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Full text of "Die culturländer des alten America"

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DIE  CULTURLÄNDER 


DES 


ALTEN  AMERICA 


VON 


A.   BASTIAN 


ZWEITER  BAND. 


BERLIN. 

WEIDMANNSCHE   BUCHHANDLUNG. 

1878. 


BEITRÄGE 


zu 


GESCHICHTLICHE!  VOEAEBEITEN 


AUP^ 


WESTLICHER  HEMISPHÄRE. 


VON 


A.  BASTIAN. 


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BERLIN. 

WEIDMANNSCHE   BUCHHANDLUNG. 

1878.     .-'^'^^^^-Va 

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V  O  R  W  ORT, 


In  dem  folgenden  Bande  sind  geschichtliche  Nachrichten  über 
die  Culturstaaten  des  alten  America  zusammengestellt,  wie  sie 
sich  besonders  aus  den  früheren  Chronisten  seit  der  Conquista, 
mit  einigen  Hülfsmitteln ,  die  neuerdings  hinzugekommen  sind, 
gewinnen  lassen.  Im  Allgemeinen  ist  dieses,  für  die  Ethnologie 
der  Menschheitsgeschichte  im  weitesten  Sinne,  viel  versprechende 
Feld  amerikanischer  Vorgeschichte  bis  jetzt  ßo  wenig  bearbeitet, 
dass  es  sich  kaum  schon  um  seine  eigentliche  Anpflanzung  mit 
gesicherten  Ergebnissen  handeln  konnte,  sondern  vielmehr  um 
eine  Beschaffung  des  vorhandenen  Materiales,  damit  zunächst  eine 
Uebersicht  dessen  gewonnen  werde,  was  hier  zu  Gebote  steht. 
Jede  der  benützten  Quellen  würde  vorher  eine  besondere  Mono- 
graphie^) verlangt  haben,  um  den  Werth  derselben  für  Einzel- 
heiten kritisch  festzustellen,  und  ebenso  hätte  sich  bei  Anstrebung 
eines  erschöpfenden  Abschlusses  nicht  nur  jedes  Capitel  zu  einer 
Monographie  erweitern  müssen,  sondern  in  verschiedenen  der- 
selben selbst  jedes  der  dort  in  Beziehung  auf  Religion,  Staats- 
verfassung, Sitten  und  Gebräuche,  das  Sprachliche  u.  s.  w.  an- 
gestreiften Themata.  Hierunter  hat  das  letztere  die  wenigste 
Berücksichtigung  erhalten,  da  sich  dafür  bereits  verschiedene  Vor- 
arbeiten^) finden,  nicht  nur  ii^den  Dictionären  und  Vocabularien 
der  älteren  Missionäre,  sondern  auch  in  den  systematischeren 
Arbeiten  Buschmann's,  Pimentel's,  Galatin's,  Hale's,  Gatchet's, 
Tschudi's  u.  s.  w.,  und  hier  ohnedem  mit  cursorischer  Berührung 
am  wenigsten  genützt  sein  könnte.  Auch  ist  diese  schon  insofern 
auf  das  geringste  Maass  eingeschränkt,  weil  nach  meinen  bereits 
verschiedentlich  dargelegten  Ansichten,  die  Grundsätze  philolo- 
gischer  Forschungen,   wie   sie   sich    für   das    Studium    klassischer 


r.  ^'  n  Q  (\ 

O  i  u  o  \ß 


VI  VORWORr. 

Schriftsprachen  als  bewährt  gezeigt  haben,  mancherlei  Modifica- 
tionen  zu  erfahren  haben  werden,  ehe  es  gestattet  sein  wird, 
ihren  Masstab  ohne  gekünstelten,  und  dadurch  entstellenden, 
Zwang  bei  den  Dialekten  schriftloser  Stämme  anzufügen.  Es  sind 
deshalb  für  diesen  Abschnitt  in  der  Hauptsache  nur  einige  all- 
gemeine Vergleichung'en  gegeben,  die  sich  zunächst  an  das  in 
den  ,, Sprachvergleichenden  Studien"  (Leipzig  1870),  in  den  Arti- 
keln der  Ethnologischen  Zeitschrift  (Jahrg.  1872  u.  a.  O.),  und 
sonst  Gesagte,  anschliessen,  das  Dortige  weit  ergänzend. 

Auch  bei  dem  das  Religiöse,  die  Sitten  und  Gebräuche,  das 
Staatliche  (mit  Zugehörigem)  Betreffenden  sind  manchmal  hie  und 
da  Parallelen  zugefügt,  um  die  für  die  Ethnologie  erforderliche 
Grundlage  der  vergleichenden  Psychologie  zu  erweitern  und  zu 
vervollständigen. 

Um  IMissverständnissen,  wie  sie  in  Beurtheilung  ähnlicher 
Veröffentiichungen  mitunter  hervorgetreten  sind,  vorzubeugen, 
will  ich  nicht  unterlassen,  nochmals  darauf  hinzuweisen,  dass  diese 
Vergleichungen,  hier  und  früher,  s  o  zugefügt  sind,  w4e  sie  sich  im 
Laufe  des  Augenblickes  geboten  haben,  und  dadurch  oft  weit 
näher  liegende,  schlagendere  und  bekanntere  übergangen  oder 
ausgelassen  sind,  w^eil  sie  sich  bereits  in  meinen  vorhergegangenen 
Behandlungen  des  jedesmaligen  Gegenstandes  berührt  finden. 
In  Betreff  des  Aufsuchens  psychologischer  Vergleichungspunkte") 
müssen  (wie  ich  bei  dieser  Gelegenheit  nochmals  wiederhole) 
meine  gesammten  Publicationen ,  welchen  andern  Gegenstand 
sie  sich  auch  jedesmal,  dem  Titel  gemäss,  zum  speciellen  Ob- 
ject  der  Behandlung  gestellt  haben,  als  ein  einheitliches  Ganze 
betrachtet  werden,  innerhalb  welches  sich  vielfache  Wieder- 
holungen allerdings  nicht  vermeiden  Hessen,  aber  doch  nie  ab- 
sichtlich gesucht  sind,  da  bei  der  grossen  Masse  des  Anzuhäufen- 
den jede  Arbeitsersparung  (also  Vermeidung  überflüssiger  Re- 
petitionen)  erwünscht  blieb. 

Zur  Erklärung  des  diesen  Werlien  zu  Grunde  liegenden  Planes 
bleibt  auf  das  zurückzuweisen,  was  bereits  in  einem  der  Ersten 
derselben  (aus  den  Jahren  1859 — 1860*)  über  die  Benöthigung  einer 
Gedankenstatistik  gesagt  worden  ist,  indem  ich  seit  jener  Zeit  an 
dieser  damals  gestellten  Aufgabe  fortgearbeitet,  so  sehr  dieselbe 
anfangs  auch  eine  „res  subtilissimae  intricationis"  (um  bekannte 
Worte  zu  entlehnen)  erscheinen  musste.  Erst  bei  langjährigem 
Fortgang  der  jeder  weiteren  Publication   zugefügten  Vermehrun- 


VORWORT.  .  VII 

gen  •')  leuchtete  allmählig  schwankende  Aussicht  auf  die  Möghch- 
keit  eines  Durchblickes  hervor,  —  des  Durch-  und  Ueberblicke^ 
der  wandelnden  Erscheinungsweisen,  welche  der  Menschheitsge- 
danke in  den  primitiveren  Formen  seiner  Phaemenologie  anzu- 
nehmen fähig  ist. 

Unter  solchem  Fortgang  zeigte  die  Arbeit^)  jedoch  nicht  Ver- 
minderung, sondern  stete  Vermehrung,  und  bald  hatte  sie  so 
weite  Dimensionen  angenommen,  dass  nicht  länger  daran  gedacht 
werden  konnte,  ihr  in  einer  Einzel-Publication,  oder  selbst  einer  be- 
grenzten Reihe  derselben,  zu  genügen.  Sollte  sie  überhc^upt  unter- 
nommen werden,  so  musste  sie,  unter  Absorbirung  der  ganzen 
Thätigkeit,  zur  hauptsächlichen  und  massgebenden  gemacht  werden, 
um  sie  in  jedem  Augenblicke,  und  auch  unter  den  verschieden- 
sten Augenpunkten  der  Forschung,  stets  als  gleichzeitige  vor 
den  Augen  zu  halten. 

So  finden  sich  die  Parallelstellen  überall,  wo  sich  Gelegen- 
heit') bot,  nicht  nur,  sondern  auch,  wie  sie  sich  bot,  hinzugefügt, 
und  dieser  gelegentliche  Character,  so  schwere  Bedenken^)  sich 
auch  sonst  dagegen  hätten  erheben  mögen,  musste  schon  deshalb 
als  ein  unvermeidlicher  '^)  zugelassen  werden,  weil  in  diesen  letzten 
Decennien,  wie  in  ihnen  die  Ethnologie  überhaupt  erst  ihre  wissen- 
schaftliche Begründung  zu  erhalten  begann,  so  auch  in  ihnen 
überhaupt  erst  durch  den  Fortgang  der  geographischen  Ent- 
deckungen eine  Menge  neuer  Perspectiven  aufgeöffnet  wurden, 
wodurch  lange  Reihen  bisher  völlig  unbekannten,  also  auch  bis 
dahin  unbenutzbaren,  Materiales  allmählig  in  die  Kenntniss  ein- 
traten, und  in  diesem  allmähligen  Nacheinander  bei  der  Ansamm- 
lung ihre  Verwerthung  zu  erhalten  hatten.  Für  die  wissenschaft- 
liche Gestaltgebung  der  Ethnologie,  welche  eben,  mit  den  Grund- 
steinen des  Vergleichungsmateriales  ^"),  die  Psychologie  nach  der 
Methode  der  exacten  Naturwissenschaften  inductiv  auszubauen 
hat,  wird  ein  ungefährer  Ueberblick^^)  der  Gedankenstatistik  als 
ein  „conditio  sine  qua  non"  betrachtet  werden  müssen,  und  dass 
eine  Art  Abschluss  nicht  ganz  unerreichbar  ist,  scheint  sich 
daraus  zu  beweisen,  dass  seit  einiger  Zeit  in  der  Mehrzahl  der 
Novitäten,  ausser  bei  scharfen  detaillirenden  Beobachtungen,  we- 
nig absolut  Neues  mehr  hinzukommt,  sondern  nur  Variationen 
einer  oder  der  andern  Art,  innerhalb  der  bereits  bekannten  For- 
men, so  dass,  wenn  der  jetzt  rascher  geförderte  Fortgang  der 
Hinzuentdeckungen  den  letzten  Winkel   des    soweit  Unbekannten 


VTII  VORWORT. 

geöffnet  haben  wird,  die  Kette,  als  in  den  Hauptgliedern  ge- 
schlossen, wird  betrachtet  w^erden  können.  Dann  hätte  zunächst 
die  methodische  Durcharbeitung  zu  folgen,  um  das  soweit  Er- 
reichte im  Zusammenhange  aufzuzeigen. 

Von  einem  in  der  Philosophie  hochgeschätzten,  und  in  diesem, 
seinem  Jubeljahre,  doppelt  verehrten  Altmeister  ist  im  Hinblick 
auf  das  obige  Werk,  welches  die  „Gedankenstatistik"  in  Erwäh- 
nung bringt,  im  Jahre  1863  bemerkt  worden:  „Bei  allem  Respect 
vor  B.  Fleiss  halte  ich  sein  Verfahren  doch  für  ein  ganz  un- 
fruchtbares und  bedauere  die  darauf  gewandte  Mühe.  Eine  Ge- 
dankenstatistik ist  ein  ungeheuerlicher  Wahn^^),  B.  hat 
einen  edlen  Sinn,  ein  reines  Streben,  allein  bei  einer  besseren  Methode 
würde  sein  grosses  Wissen  unzweifelhaft  ganz  andere  Früchte 
getragen  haben.  Das  statistische  Element  kann  für  die  Psycho- 
logie nur  eine  relative  Bedeutung  haben,  da  es  nur  auf  Verhält- 
nisse anwendbar  ist,  die  sich  wirklich  in  Zahlen  ausdrücken  lassen, 
also  bei  sinnfällig  erscheinenden  Thatsachey",  wie  dann  für  die 
Verbrecherstatistik,  die  Lebensdauer  der  verschiedenen  Arbeits- 
zweige (und  andere  der  wichtigen  Ergebnisse  aus  Quetelet's  Schule) 
w'eiter  ausgeführt  wird. 

Alles  das,  wie  leicht  ersichtlich,  bezieht  sich  auf  die  ange- 
w^andte  Psychologie  (auf  eine  pragmatische  Anthropologie  oder 
anthropologische  Statistik),  während  die  Gedankenstatistik  eine 
Verwendung  der  Statistik  in  der  reinen  Psychologie  voraussetzen 
w^ürde,  eine  Verwendung,  welche  die  deductive  Behandlung  der 
Psychologie,  in  der  Philosophie,  durch  eine  inductive  zu  ersetzen 
hätte,  und  zwar  in  Begründung  dieser,  nicht  auf  die  individuelle 
Psychologie,  (auf  die  Gedanken  des  Einzelnen),  sondern  auf  den 
Menscliheitsgedanken  (den  der  Gesellschaft),  dessen  elementare  For- 
men den  Ausgangspunkt  der  P'orschung  abzugeben  haben  werden. 

Eine  gegenseitige  Verständigung  zwischen  Philosophen  und 
Naturforscher  anzubahnen,  dürfte  es  angezeigt  sein,  das  Problem, 
das  hier  vorliegt,  unter  der  ihm  bereits  früher  gegebenen  For- 
mulirung  hier  noch  einmal  zu  präcisiren. 

Die  auf  körperlicher  Grundlage^")  (wie  von  der  Physiologie  in 
den  Berührungspunkten  mit  der  Psychologie  dargelegt),  kei- 
mende Geistesthätigkeit  entfaltet  sich  nach  organisch  fest  gere- 
gelter GesetzUchkeit  unter  den  Agentien  der  geographisch-histo- 
rischen Umgebung  zu  denjenigen  Schöpfungen  der  Volksseele^*), 
die   sich  in  dem,  die  nationale  EigenthümHchkeit  wiederspiegeln- 


VORWORT.  IX 

den  (und  meistens  durch  gemeinsames  Sprachband  geeinten),  Ho- 
rizonte reflectiren. 

Indem  sich  also  solch'  psychische  Schöpfungen,  wie  in  Reli- 
gionsauffassung, Staatsverfassung,  Brauch  und  Sitte  u.  s.  w.  verwirk- 
licht, der  Betrachtung  unterziehen  lassen,  so  studiren  wir  auf  einem, 
bequeme  Detailvergleichungen  ermöglichendem  Beobachtungsfelde 
die  makrokosmischen  .Vergrösserungen  dessen,  was  in  den  wSchich- 
ten  mikrokosmischer  Tiefen  zur  Gestaltung  aufgährt,  und  sich 
dort  einem  deutlichen  Einblick,  mehr  oder  weniger,  entzieht.  Auf 
jenem  Gesichtsfelde  dagegen  liegen  die  Beobachtungsformen  so 
klar  und  bestimmt  vor  den  Augen,  dass  ihrer  Aufzählung  und 
Einregistrirung^^),  auch  statischer  Anordnung,  wenn  man  w411,  keine 
Schwierigkeiten  entgegenstehen  würden. 

Im  Grossen  und  Ganzen  w^ar  ja  dies  auch  das  Ziel,  das  sich 
die  Philosophie  der  Geschichte^'')  gesteckt  hatte,  mit  dem  Unter- 
schiede, dass  es  für  sie  eben  nur  „im  Grossen  und  Ganzen"  galt, 
da  die  genetische  Methode,  im  Aufsteigen  vom  Einfachen  zum 
Zusammengesetzten,  erst  seitdem  zur  vollen  Geltung  gelangt  ist. 
Dieser  Unterschied,  ob  nun  gross  oder  klein,  macht  einen  vollen 
und  ganzen  Unterschied,  den  Unterschied  nämlich  zwischen  der 
von  menschhcher  Weisheit  (häufig  genug  auch  Aber- Weisheit) 
gelehrten  Deduction  und  der  aus  der  Natur  erlernten  ^^)  Induction, 
und  diese  w4rd  sich  auch  dem  Geistigen  gewachsen  zeigen,  wenn 
für  sie  eine  adäquate  Rechnungsmethode ^^)  erlangt  ist,  eine 
höhere  Analysis  (mit  dem  Begriff  der  Function  und  der  Veränder- 
lichkeit zum  Grundprincip),  als  diejenige  Methode,  mittelst  deren 
stetige  Gesetze  der  Rechnung  unterworfen  werden  (s.  Weissen- 
born).  So  lange  man  den  Culturvölkern  allein  die  Aufmerk- 
samkeit zuwendete,  mussten  die  Complicationen  der  künstlichen 
Gedankengebilde,  die  unübersehbare  Masse  der  in  einander  ver- 
schwimmenden Variationen,  jeder  Hoffnung  berauben,  das  Chaos 
solch'  labyrinthischer  Verschlingungen  zu  bewältigen^''),  und  so 
lange  mochte  die  Bezeichnung  der  Gedankenstatistik  als  eines 
„ungeheuerUchen  Wahnes"  nicht  ungerechtfertigt  erscheinen,  zu 
mal  die  Freiheit  des  Willens  in  Willkühr  zu  verlaufen  und  sich 
jeder  Controlle  zu  entziehen  schien.  Trotz  jedoch  der  den 
Willen  relativ  bevorzugenden  Freiheit  ist  derselbe,  gleich  allem 
Seienden,  von  unabänderlichen  Naturgesetzen  gefesselt""),  und  die 
organische  Verkettung  derselben  muss  sich  am  leichtesten  in  den 
Primitivform en^^),    wie  sie    das  Denken   der   Naturstämme   bietet, 


X  VORWORT. 

durchschauen  lassen,  während  der  hier  gewonnene  Schlüssel 
gesetzlicher  Einheit  im  Organismus,  dann  dazu  dienen  wird,  in 
den  von  ihm  w^eiter  aufgeschlossenen  Complicationen  zu  gesicher- 
ten Forschungspunkten  zu  führen,  um  an  ihren  Stützen,  im  Weiter- 
gange der  Untersuchungen,  einen  auch  durch  die,  wenn  nicht 
Irr-,  doch  Kreuzgänge  der  Culturschöpfungen  fortleitenden 
Faden  anzuknüpfen.  Eine  vorläufige  Klärung  wird  das  bis- 
herige Chaos  durchleuchten,  w^enn  einst  für  die  Psychologie  ein 
„denkwürdiger  Tag"  anbricht,  gleich  jenem,  von  Gerhardt  mit 
Recht  so  bezeichneten  29.  October  1675,  w^enn  auch  sie  eine 
adäquate  Rechnungsmethode  des  Denkens  erhält,  für  diejenige 
ihrer  Grössen,  welche  unter  Massenanhäufungen  in  unendliche 
Reihen  verlaufen. 

Wer  unbedenklich  in  den  Wald  hinaustretend,  dort  die  Blätter 
auf  den  Bäumen  zählen  wollte,  würde  ob  seines  Vorhabens  ver- 
lacht w^erden,  wer  vor  den  Varietäten  der  Rose  oder  andern 
Schmuckblumen  stehend,  eine  jegliche  zu  iixiren  und  zu  erklären 
dächte,  könnte  durch  jeden  neuen  Einfall  des  Kunstgärtners  ge- 
stört werden,  aber  wir  haben  trotz  alledem  eine  wissenschaftliche 
Botanik,  die  ihr  System  aus  den  pflanzlichen  Zellen  emporgebaut 
hat,  die  zwar  nicht  die  Blätterzahl  im  Walde,  aber  die  Vielfach- 
heit vorkommender  Blattformen  kennt  (und  ihre  physiologischen 
Functionen),  nicht  den  letzten  Umfang  der  Variationsmöglichkeiten, 
aber  die  darin  wirkenden  Ursächlichkeiten,  und  so  im  Voraus  die 
Erklärung  der  etwa  später  hinzukommenden.  So  lange  die  Eiche 
noch  als  Stämmchen  oder  im  Keime  lebt,  lässt  sie  sich  über- 
blicken mit  Maass  und  Zahl,  und  ebenso  das  ephemere  Krypto- 
gam,  als  pflanzlich  abgeschlossener  Organismus,  der  in  nuce  ein 
in  Vereinfachung  durchschaubares  Bild  des  Gesetzesganzen  giebt, 
wie  es  mutatis  mutandis  auch  den  höchsten  Complicationen  pflanz- 
licher Bildungen  zu  Grunde  liegen  muss. 

Aehnliche  Vorzüge  kryptogamischer  Forschung  gewähren 
der  Ethnologie  die  Gedankengebäude ")  der  Naturstämme  in  ihrer 
specifisch  gezeichneten  Einfachheit,  und  nachdem  wir  in  diesen 
primitiven  Formen  die  Elemente  des  Gedankenlebens,  ihren  polaren 
Spannungsreihen  nach,  festgestellt  haben,  w^erden  wir  sie,  durch 
vorsichtige  Analogie,  dann  auch  aus  ihren  verschiedenen  Verklei- 
dungen in  der  Geisteswelt  der  Culturvölker  wieder  herauszu- 
schälen im  Stande  sein. 


VORAVORT.  XI 

Wie  der  Entomologe,  zur  Vervollständigung  seines  Systems, 
Alles  in  sein  Fach  Fallendes  sammelt  und  keinen  Käfer,  so  krumm- 
beinig er  sei,  dieses  Defectes  wegen  vorüberlassen  wird,  so  hat 
der  Ethnologe  jeden  Völkergedanken  zu  registriren^"),  auch  den 
verkrüppelten  oder  pathologischen,  und  immerhin,  wenn  Ver- 
gleichungen  anzustellen  wären,  würde  er  eine  höhere  Rangstufe 
einnehmen,  da  er  nicht  nur,  gleich  den  übrigen  Productionen,  von 
der  Natur,  sondern  von  dieser  durch  das  Mittel  ihrer  vollendet- 
sten Organisation,  (im  Geiste  des  Menschen),  gebildet  ist.  Während 
nun  in  der  Geschichte  die  individuellen  Gedankenthaten  hervor- 
ragender Geistesheroen  (der  Talente  und  der  Genies)  vornehmlich 
ihre  Rolle  spielen,  handelt  es  sich  in  der  Ethnologie  um  den 
normalen  Durchschnitt  des  Menschheitsgedankens,  und  sie  lässt 
unter  den  individuellen  Schwankungen  den  hohlen  und  jämmer- 
lichen sowohl,  wie,  nach  einmaliger  Markirung,  den  stereotyp 
wiederholten  bald  ausser  Acht,  die  aussergewöhnlich  erhabenen 
aber  nur  insoweit  nicht,  als  sie  auf  Umgestaltung  des  Social- 
Charakters  eine  Rückwirkung  zu  äussern  vermögen. 

Die  Gedanken  freilich  wird  Keiner  zählen  ^^),  so  wenig  wie 
die  Pflanzen  in  allen  Spielarten.  Wie  es  indess  der  Botanik 
möglich  war,  mit  ihren  circa  looooo  Arten  fassbare  Ordnung  in  eine 
scheinbare  Willkühr  von  Naturzeugungen  zu  bringen,  und  die 
Gesetze  einer  Wissenschaft  festzustellen,  so  wird  mit  Hülfe  eines 
von  der  Psychologie  zu  gewährenden  „Novum  Calculi  Genus  "^'■'') 
(ohne  w^elche  es  nur  bei  Combinations-  und  Umkehrungsspielen 
einer  kabalistischen  Ars  magna  bleiben  würde)  die  Ethnologie  dahin 
zu  streben  haben,  für  die  Primitivformen,  unter  welchen  der  reli- 
giöse Gedanke,  der  sociale,  der  ästhetische,  der  staatliche  u.  s.  w. 
im  Geiste  des  Menschen  überhaupt  eine  Erscheinungsform  anzu- 
nehmen vermag,  die  massgebenden  Haupt-Typen  aufzustellen, 
und  wenn  sich  dann  auf  der  einen  Seite  die  Erweiterung  zu 
vollendeteren  Culturschöpfungen  verfolgen  lässt,  so  wird  auf  der 
anderen  das  Zurückgehen  auf  die  Differenzen  unter  den  jedes- 
maligen Wandlungen  in  den  geographisch-historischen  Provinzen 
die  im  Mikrokosmos  waltenden  Gesetze  aus  den  im  Makrokosmos 
deutlicher  erkennbaren  aufzuklären  helfen.  Dann  erst  könnte  sich 
dem  Menschen  das  angestrebte  Existenz -Verständniss  eröffnen, 
indem  er  in  dem  Unbewussten,  das  seine  Staatsgebäude  errichtet, 
das  ihm  den  Horizont  des  Gesichtskreises  mit  religiösen  Ahnungen 


XII  VORWORT. 

umgränzt,  die  Harmonien  kosmischer  Gesetze  aus  ewiger  Unend- 
lichkeit wiedertönen  hörte. 

Bei  der  Unbekanntschaft  mit  den  Principien  ethnologischer^'") 
Forschung  (d.  h.  mit  den  durch  die  Inductions-Methode  zu  be- 
gründenden) hat  bis  auf  die  neueste  Zeit  das  Bestreben  vorgewaltet, 
die  aus  den  Thatsachen  der  Völkerkunde  hervortretenden  Aehn- 
lichkeiten^'),  als  Beweise  für  historische  Zusammengehörigkeit 
geographisch  getrennter  Völker  anzusehen,  wie  man  dies  aus  der 
engeren  Ueberschau  der  bisher  sogenannten  Weltgeschichte  ge- 
wohnt war. 

Wenn  ein  Reisender,  aus  fernen  Gegenden  heimgekehrt,  es 
der  Mühe  werth  halten  sollte,  zu  erzählen,  dass  er  dort  Pflanzen 
mit  Wurzeln,  Stengeln,  Blüthenkronen  u.  s.  w.  angetroffen,  so  er- 
giebt  sich  dies,  auch  dem  Laien  sogar,  als  selbstverständlich,  und 
Niemand  wird  daran  denken,  nun  jene  Pflanzen  mit  denen  der 
Heimath,  welche  (gleich  den  dortigen)  Wurzeln  und  Stengel  be- 
sitzen, zu  identificiren ,  oder  wenn  etwa  die  Unterscheidung,  ob 
endständige,  ob  seitenständige  Blüthenkronen  oder  sonst  charak- 
teristische Merkmale,  vielleicht  auch  das  Vorkommen  von  Dor- 
nen, Haaren,  Schuppen,  oder  derartig  w^eniger  allgemein  durch- 
gehende Bildungen,  einen  Anlass  zu  näherer  Parallelisirung  der  in 
der  Fremde  gesehenen  Pflanzen  mit  bestimmten  Famihen  der 
Heimath  gewähren  möchten,  so  wird  doch  der  Kundige  selbst 
solche  Schritte  nur  zögernd  wagen,  und  gewiss  nicht  darüber 
hinaus  sich  in  ein  Feld  vager  und  haltloser  Vermuthungen  stürzen, 
sondern  vielmehr  die  deutlichere  Darlegung  des  Detail  durch 
einen  Fachmann,  wo  möglich  die  Autopsie  aus  späteren  Samm- 
lungen abwarten. 

Mit  *  hie  und  da  auf's  Gerathewohl  in  noch  unerforschten 
Ländern  abgerissenen  Blättern,  deren  Formen,  im  besten  oder 
allerhöchsten  Falle,  conjecturelle  Schlüsse  bis  auf  Familien  (bei 
Mimosen  und  Papilionaceen  in  der  Fiederung,  bei  Labiaten  in 
Gegenständigkeit,  bei  Rubiaceen  u.  s.  w.)  abgeben  möchten,  nicht 
aber  schon  bis  auf  Genus  und  Species  (wo  sich  dann  erst  von  der 
Möglichkeit  einer  Ueberführung  in  die  Variationen  reden  Hesse), 
mit  solchen,  gänzlich  ordnungslos  von  einem  Dilettanten  aus  seinen 
Reisen  zurückgebrachten,  Pflanzen-Rudimenten^^)  sind  die  Mitthei- 
lungen aus  dem  Geistesleben  entlegener  Stämme  zu  vergleichen, 
womit  sich  die  Ethnologie,  bis  zu  der  Aera  der  eigentlich  wissen- 
schaftlichen Reisen,  in  der  Hauptsache  zu  begnügen  hatte. 


VORWORT.  XIII 

Das  Geistesleben  eines  jeden  Stammes  ist  ein  psychischer 
Baum,  der  aus  ihm  herauswächst^").  Um  ihn  zu  verstehen,  um 
ihn  zu  classificiren,  um  ihn  einzuordnen,  haben  wir  ihn  nach  allen 
seinen  Merkmalen  kennen  zu  lernen,  und  ehe  das  nicht  geschehen 
ist,  ehe  er  nicht  in  seiner  vollen  Eigenthümlichkeit  vor  uns  liegt, 
bleibt,  über  die  Einregistrirung  der  Facta  hinaus,  jedes  andere  Wort 
zu  früh.  Erst  nachdem  Gelegenheit  gegeben  war,  ihn  zunächst 
in  seiner  Selbstständigkeit  einem  allseitigen  Studium  zu  unter- 
werfen, lassen  sich  die  weiteren  P>agen  eines  etwaig  histori- 
schen Zusammenhanges  für  den  einzelnen  Fall  erörtern  und  unter 
Umständen  dann  voraussichtlich  ebenso  gut,  nach  der  einen  oder 
andern  Richtung  hin,  lösen,  wie  es  der  Botanik,  auf  Grund  ihrer 
vervollständigten  Sammlungen,  betreffs  der  Verpflanzung  einiger 
Culturpflanzen,  oder  deren  eigentlichen  Heimath,  gelungen  ist. 

Zunächst  bedarf  es  aber,  wie  einer  vergleichenden  Botanik 
oder  Pflanzen-Geographie  und  einer  Thier-Geographie,  einer  ver- 
gleichenden Ethnologie,  auf  geographischer  Grundlage,  eben  einer 
Betrachtung  der  (auch  ethnischen)  Organismen,  unter  dem  Milieu 
(der  Wandlungswelt)  ihrer  geographischen  Provinzen,  die  sich  für 
die  menschlichen  Gesellschaftsstaaten  zum  geschichtlichen  Hori- 
zont erweitern,  und  dadurch  historische  Beziehungen  freilich  er- 
leichtern, aber  diese  dennoch  im  Gange  einer  methodischen  Forschung 
immer  nur  unter  dem  Charakter  secundärer  Erscheinungen  aufzu- 
fassen erlauben. 

Soll  an  eine  inductive  Durchbildung  der  Psychologie  überhaupt 
gedacht,  der  Ausbau  dieser  Wissenschaft,  nicht  in  transcenden- 
talen  Luftschlössern,  sondern  auf  realem'^")  Fundament  schritt- 
weis, pedetemtim  (wie  es  Lucrez  schon  von  der  Forschung  verlangt) 
in  Angriff  genommen  werden,  so  bleibt  die  Beschaffung  der  be- 
nöthigten  Bausteine,  des  thatsächhchen  Materials'^),  das  erste  Er- 
forderniss.  An  diesem  Verlangen  sind  die  bisherigen  Versuche 
(so  oft,  wie  bei  Beneke  u.  A.  m.,  an  eine  psychologische  In- 
duction  gedacht  wurde),  stets  gescheitert,  da  wenn  auch  durch 
Selbstversenkung ^^)  einige  Daten  geliefert  werden  konnten,  an- 
dere von  den  Pädagogen,  durch  die  Beobachtungen  der  Varia- 
tionen in  den  Wachsthumsstadien,  von  dem  Momente  der  Geburt 
an  (der  Kinderseele  u.  s.  w.),  durch  pathologische  Erscheinungen 
bei  den  Irrsinnigen,  durch  die  Erfahrungen  der  Criminalisten, 
aus  der  Thier-Psychologie  ^^)  u.  s.  w.,  so  bUeb  doch  das  Gesammt- 
resultat  ein   allzu    dürftiges  und  zusammenhangloses,   als  dass  et- 


XIV  VORWORT. 

was  wesentliches  damit  hätte  geleistet  werden  können,  und  ausser- 
dem wirkte  die  Subjectivität'"^)  nachtheilig,  die  ebenso  bei  den 
culturhistorischen  Betrachtungen  störte,  so  lange  diese  auf  den 
eigenen  Gesichtskreis  (und  der  in  diesen  mithandelnd  eintretenden 
Volksverwandten)  beschränkt  blieben. 

Für  beide  Mängel  bietet  sich  nun  die  Abhülfe  aus  derjenigen 
Richtung,  von  woher  sie  überhaupt  einzig  und  allein  erwartet  w^er- 
den  kann,  nämlich  seitens  der  Ethnologie  und  dem  von  derselben 
allmählig  angesammelten  Vorrath  von  Völkergedanken,  deren 
Studium  dem  der  Einzelgedanken  voranzugehen"')  hat  und,  nach- 
dem in  der  Umschau  vollendet,  den  Menschheitsgedanken  pro- 
jiciren  würde. 

Aus  den  Ergebnissen  ihrer  Sammlungen  können,  zur  Gewin- 
nung normaler  Durchschnittswerthe,  combinatorische  Reihen  in 
jeder  Form  und  Ausdehnung  zusammengestellt  werden,  und  die 
Objectivität  ergiebt  sich  von  selbst,  wenn  der  eigene  Horizont, 
auf  gleichem  Niveau  als  Zwischenglied,  den  übrigen  zur  Verglei- 
chung  eingefügt  wird.  Beim  Zurückrechnen  ward  sich  dann, 
unter  Integriren  der  Differentiale,  das  Selbstbewusstsein  aus 
seinen  durch  die  sinnlichen  Wurzeln  genährten  Lebensprocessen 
organisch  entfalten. 

Deutlich  klare  Anschauung  der  Beobachtungsobjecte"^)  bleibt 
Praemisse  und  Praestitut  für  sichere  Fundamentirung  der  Studien, 
welche  durch  die  sensationellen  Schöpfungsromane  der  Mode- 
richtung und  ihren  nebularen  Hypothesenschweif  (eine  dvyxsyviisvri 
VTioS^edic  in  Psellus'  Synopsis)  leider  beständig  wieder  gelockert  und 
geschädigt  werden.  England's  grosser  Reformator  hat  die  Bio- 
logie mit  neuen  Impulsen  verjüngt  und  Aussicht  auf  reiche  Ernten 
eröffnet,  wenn  die  durch  die  Logik  selbst  gesteckten  Grenzen 
eingehalten  werden,  und  obschon  die  Definirung  derselben  sich 
unter  heutiger  Weltanschauung  verschiedentlich  von  der  im  Alter- 
thum"'^)  gesteckten  zu  gestalten  hat,  darf  doch  nicht  an  Grund- 
pfeilern gerüttelt  werden. 

Nachdem  das  S-sooqhv  erreicht  ist,  denkt  der  vovg^^),  in  dem 
Denken  des  höchsten  Einen,  sich  selbst,  in  Identität  des  Denken 
und  des  Gedachten  (nach  Aristoteles),  wogegen  die  Consequenzen 
der  Induction  mit  unendlichen  Reihen  in  den  Kosmos  fortgehen, 
in  dessen  Auffassung,  über  das  Sociale  hinaus,  der  Mensch  nicht 
mehr  das  absolute  Maass  der  Dinge  ist,  sondern  nur  das  relative 
seiner  beschränkten  Beziehung. 


VORWORT.  XV 

Als  unerlässliches  Desiderat  ist  streng  exacte  Forschung  vorzu- 
schreiben, eine  selbstbewusst  scharfe  Trennung  des  Wissens  und 
Nichtwissens,  um  nicht  länger,  im  unklaren  Ineinanderrechnen  mit 
den  Suggestionen  des  Wünschen  und  des  Wähnen,  die  scharfe 
Grenzlinie  zu  verwischen,  deren  Markirung  hier  ebenso  fördernd 
auf  den  Gang  der  Wissenschaft  einwirken  wird,  wie  die  von  den 
Geographen  ^^)  seit  d'Anville's  Vorgang  gezogene  (in  Concentri- 
rung  der  Probleme  und  Beschleunigung  ihrer  Lösung  mit  dem 
Hinweis  auf  die  eigentlichen  Angriffspunkte). 

Aus  den  Reflexen  des  Mikrokosmos  und  Makrokosmos,  aus 
ihren  in  feste  Gleichungsformeln  gesetzten  Verhältnisswerthen, 
unter  Auflösung  derselben  in  die  variabeln  Incremente  des  Status 
nascens,  wird  es  mit  der  Zeit  vielleicht  gelingen,  von  dem  Transi- 
torischen  (ö  tiots  ör)  auf  das  Ansichsein  einzudringen,  das  den  wei- 
teren Bestimmungen  zu  Grunde  liegende  vtto'^sIiievov.  Vom  Ein- 
fachen hat  die  Forschung  fortzuschreiten  zum  Zusammengesetzten  ^") 
und  Vollendeten,  aber  erst  aus  den  hier  ermöglichten  Com- 
binationen  wird  im  Rückschluss  ")  sich  das  Verständniss  des  Ein- 
fachsten auf  öffnen,  in  den  Elementen  der  Existenz,  des  Werdens 
im  Sein. 

Indem  die  ovala  viaxä  tov  Aoyop  bei  den  Naturdingen  nur  die 
Stufe  des  Meistenstheils  {wg  sni  rb  noXv)  erreicht  (s.  Aristoteles), 
ergiebt  sich  das  Angezeigte  des  Probabilitäts-Calcül  (einer  Ars  con- 
jectandi  beiNicolas  Bernouilli)  in  höherer  Durchbildung,  bei  manchen 
derjenigen  Aufgaben,  die  mit  den  Formeln  gewöhnlicher  Arithmetik 
nicht  zu  lösen  sein  würden.  Bei  Aristoteles  stand  der  eigentlich 
wissenschaftlichen  oder  apodeiktischen^^)  Beweisführung  in  der 
Demonstration  die  dialektische  Methode  der  Behandlung  der 
Wahrscheinlichkeitserkenntniss  entgegen  (s.  Reinhold),  aber  hier 
eben  wird  rednerisches  Räsonnement  durch  feste  Gleichungen''^)  zu 
ersetzen  sein,  indem  nach  dem  Aufbau  der  Induction  innerhalb  des 
Allgemeinen")  die  relativen  Verhältnisse  des  Besonderen  durch 
Variationsrechnung  fixirt  würden,  mittelst  des  deshalb  auch  der 
„Schluss  schlechthin"  genannten  Deductionsschlusses  {diä  zij  sTiayon- 
yr^g  (tvX?.oyiafji6g,  oi  Xoyoi  ol  sTii  tag  aq%dg). 

Früher  sah  man  vornehm  über  die  rohen '*^)  Gedanken  der  Wil- 
den hinweg,  wHe  der  Luxusgärtner  über  die  Kryptogamen,  jetzt 
erkennt,  wie  der  Botaniker,  auch  der  Ethnologe  in  solch  ein- 
fachen Gebilden  die  geeignetsten  Objecte  für  genetische  Studien, 
für  Beobachtung   des   (schon  in  ionischer  Schule  als  Bewegung 


XVI  VORWORT. 

erkannten,  und  von  Isaac  Barrow  so  mathematisch  verwertheten) 
Entstehens,  und  auch  die  Wahl  scheinbar  geringfügiger")  Bei- 
spiele für  practische*')  Durchführung  kann  unter  Umständen 
nicht  ungeeignet  sein,  wie  Keppler  durch  den  Streit  über  Wein- 
fässer zu  jener  Schrift  (1605)  veranlasst  wurde,  in  welcher  die 
Ideenkeime  der  höheren  Analysis  ausgestreut  liegen.  Die  In- 
duction  hat  innerhalb  der  Schranken  des  erkennbar  Zulässigen  zu 
bleiben,  doch  mögen  auch  philosophische  Weiterschweifungen 
gelegentlich  anregend  wirken ,  wie  Gregorius "  a  St.  Vincentio's 
Werk  zur  Ermittelung  der  geometrischen  Quadratur  des  Kreises 
(s.  Gerhardt)  „trotz  des  verfehlten  Zieles  eine  wahre  Fundgrube 
der  schönsten  geometrischen  Wahrheiten  geworden"  (bis  auf 
Cauchy's  , »Theorie  der  Grenzen"^  und  für  die  von  Nieuwentut  der 
Infinitesimal-Rechnung  nachgewiesenen  IMängel  bieten  die  Fehler- 
compensationen  (in  Carnot's  Sinne)  einen  Ausgleich,  um  nicht  in  die 
der  Eristik  auch  hier  zu  Gebote  stehenden  Fallstricke  von  ao)QsiTi^g 
und  (fakaxQog  zu  fallen  (bis  zu  Diodor's  von  Megara  Beweisführung 
aus  der  emxQaiHa),  und  in  wieder*®)  vorzeitige  Generalisation,  ehe 
noch  die  Data  (die  Gegebenen  bei  Euclid)  vollzählig  sind.  Si  nihil 
sit  substantia  nisi  substantia  singularis,  sequitur,  quod  nulla  est 
scientia  de  substancia,  et  sie  destrueretur  metaphysica  (Gualterius 
Burleigh),  und  müsste  man  sich  damit  dann  schon  zufrieden  geben. 

Bei  dem  logischen  Verbote  in  ewiger  Unendlichkeit,  räumlich 
oder  zeitlich,  einen  Anfang*'*')  oder  ein  Ende  zu  setzen,  haben  wir 
von  den  Durchschnittspunkten  der  Mitte  auszugehen,  jene 
Maschen-Netze,  gleichsam  „ad  instar  telae  parallelis  filis  contextae 
concipiendas  (wie  sich  mitCavalieri  sagen  Hesse),  durchwandernd,  um 
dann  die  „Indivisibilia",  als  Ausgang  zu  gewinnen,  was  bei  den  steten 
Kreuzungen  durch  fortgesetzt  dichotomische  Theilung  nicht  ge- 
schehen könnte.  Aus  den  Verhältnissen  mag  zum  Ansichsein  ein 
Weg  eröffnet  werden-,  so  dass  auch  hier  in  Leibnitz'  Worten 
gelten  könnte :  „Tota  quaestio  est,  quomodo  ex  differentiis  duorum 
applicatarum  ipsae  inveniri  queant  applicatae",  und  dem  weitesten 
Schwünge  der  Gedanken  könnte  bei  einem  in  Taylor's  Auffassung 
adoptirten  Theorem  unendlicher  Reihen  Schritt  gehalten  werden. 

Wenn  sich  unter  J.  Bernouilli's  Ansichten  über  die  Ab- 
hängigkeit der  „fortune  morale"  von  der  „fortune  physique"  eine 
auf  den  statistischen  Grundsätzen  naturwissenschaftlicher  Induction 
beruhende  Morphologie  in  der  Gedankenwelt  herstellen  Hesse,  so 
müsste  dann  das  genetische  Princip  einer  Physiologie  hinzutreten, 


VOItAVORT.  '  X  XVII 

und  hier  würde  sich  bei  Ersetzung  der  Einzeln-Gedanken  durch 
die  Völkergedanken,  trotz  der  dabei  vermehrten  Zahl  eintretender 
Factoren,  der  Vortheil  bieten,  die  Verhältnisse  nicht  nur  in  mikro- 
skopischen Zersetzungen,  welche  trotz  geschärfterer  Lupen- 
gläser schliesslich  immer  (ohne  Garantie  eines  Anfanges)  den 
Beobachtungen  entschwinden,  studiren  zu  können,  sondern  in  den 
deutlichen  Vergrösserungen,  welche  am  ethnisch-socialen  Hori- 
zonte schweben  und,  in  ihren  relativen  Proportionen  wenigstens, 
fassbar  vorm  Auge  stehen.  Schematisch  würde  die  (individuelle) 
Psychophysik  vorherzugehen  haben,  aber  im  Gang  der  Unter- 
suchung lassen  sich  die  für  das  Einzelne  geltenden  Grundsätze 
oftmals    erst    aus   Betrachtungen  complexer  Phänomene   ableiten. 

„Wenn  sich  zwischen  den  verschiedenen  Organismen  jene 
Continuität  des  Bewusstseins  unterbrochen  zeigt,  vermöge  deren 
sich  eine  Vielheit  von  Sonderphänomene  in  derselben  Seelen- 
einheit verknüpft,  ungeachtet  doch  alle  Organismen  durch  die  all- 
gemeine Natur  zu  einem  einzigen  System  verknüpft  sind,  so  kann  dies 
nur  darauf  geschrieben  werden,  dass  die  psychophysische  Thätig- 
keit  sich  zwischen  ihnen  nicht  in  derselben  Weise  durch  die 
Natur  forterstreckt,  als  in  ihnen"  (heisst  es  bei  Fechner).  Indess  wird 
durch  die  ethnologischen  Beobachtungen  der  socialen  Völker- 
gedanken solch  gesetzlicher  Zusammenhang  eben  dargelegt  werden, 
und  aus  dem  Reiz ''°)  des  sinnlichen  Einfalls  wächst  der  Gedanken- 
bau empor  (durch  die  Eindrücke  der  Umgebung  beständig  neu 
genährt). 

Wir  haben  das  Ziel  im  gesuchten  Problem  als  das  Unbe- 
kannte zu  setzen,  dessen  Werth  (ohne  vorläufig  willkürliche  Sub- 
stitution) in  den  Rechnungen  zu  fixiren  bleibt,  nach  analytischen 
Operationen^^),  nicht  unter  „der  Annahme  des  Gesuchten,  als  etwas 
Gegebenen,  um'  durch  Schlüsse  zu  etwas  Wahrem  zu  gelangen". 
Dies  konnte  geschehen,  so  lange  sich  das  Denken  in  einer  räum- 
Hch  und  zeitHch  begrenzten  •^^)  Welt  bewegte,  so  lange  deshalb 
auch,  vor  der  Durchbildung^^')  des  Calcul,  die  geometrische  Con- 
struction  erst  den  Beweis  lieferte  für  den  arithmetischen  Satz. 
Für  uns,  seit  das  Unbegrenzte  in  der  Weltanschauung  auch  eine 
Infinitesimalrechnung  bedingte,  wird  in  den  Differenzen  (zunächst 
des  unendlich  Kleinen,  in  der  Form  von  Verhältnissmomenten  auf- 
tretend) der  erste  Ansatzpunkt  fernerer  Forschung  ^^)  zu  gewinnen 
sein,  und  wenn  imaginäre  Grössen  (mit  Bernouilli)  eingeführt 
werden,  wahrt  ihr  nur  temporärer  Charakter  die  Möglichkeit  der 


XVIII  '  \'ORWORT. 

Rectification,  so  oft  durch  den  Fortgang  der  Studien  benöthigt.  Hier 
wird  es  gelten,  für  die  Psychologie  (die  bis  jetzt  freilich  kaum  das 
Einmaleins  bemeistert  hat)  in  kommenden  Tagen  eine  Variations- 
rechnung zu  begründen,  wie  es  für  die  Mathematik"'^)  von  Euler 
geschah,  in  einer  Disciplin,  mit  der  Veränderung  der  analytischen 
Ausdrücke  beschäftigt,  die  sie  erleiden,  wenn  sich  Functionen 
in  ihnen  ändern  (s.  Giesel),  durch  den  Valor  differentialis  oder 
Increment  einer  Function  als  Variation  derselben. 

Das  in  halb  poetisch,  halb  philosophischer  Auffassung-  mit 
der  Sprache  (als  Logik'*'))  identiiicirte  Denken  ergiebt  sich  viel- 
mehr als  eine  Rechenkunst'"),  eine  (griechische)  Xoyiacix^,  denn 
obwohl  auf  den  unteren  Stufen  der  Naturvölker  das  Denken  eine 
Zeitlang  mit  der  Entwickelung  der  Sprache"'')  parallel  läuft  und 
deshalb  jene  complicirten  Systeme  schafft,  die  bei  wilden  Stämmen 
oft  zu  überraschen  pflegen,  wird  doch  bald  die  Unmöglichkeit 
erkannt,  auf  solchem  Wege  fortzugehen,  und  die  Sprache  fürder- 
hin  in  der  Hauptsache  dann  nur  als  Werkzeug  des  Ausdruckes  -'^) 
verwendet  (und  dass  ein  derartiges  Werkzeug  sich  dann  wieder 
für  seinen  Zweck  um  so  vollkommener  beweisen  muss,  je  einfacher 
es  ist,  gelangte  bereits  mehrfach  in  dem  Hinstreben  höherer  Cultur- 
sprachen  zur  Anerkennung). 

Indem  Aristoteles  das  apodeiktische  Wissen  (als  gesetzlich  ge- 
sichertes •'''■'))  der  (sophistischen)  Dialectik  (des  Meinens  und  Sch^i- 
nens)  gegenüberstellt,  unterscheidet  er  die  Apodeiktik  als  \^i^a- 
Xvtixd  von  der  yioyixd^  „insofern  letztere  dem  Gebiet  des  Dialecti- 
schen  näher  liegt"  (s.  Prantl),  dem  sprachlichen  Wortdenken  neben 
dem  denkenden  Rechnen. 

Als  unter  den  sieben  freien  Künsten  der  Scholastik  beson- 
ders die  Dialectica  aufgefüttert  wurde,  vertrat  der  in  Formel- 
kram'^*') verknöchernden  Logik  gegenüber  eine  lebensvollere  Rich- 
tung, die  philologisch  auf  das  Thatsächliche  der  Geschichtsan- 
schauung gedrängte  Grammatica,  während  später,  bei  erweiterter 
Auffassung  der  Natur,  die  Philologie  wieder  in  manchen  Zweigen 
resultatlos  zu  verdorren  begann.  Schon  in  der  Schlacht  der 
Autoriaux  mit  den  Quiqueliquique,  und  dem  ihnen  verbündeten 
Dom  Barbarisme  (s.  Henri  d'Andly),  wird  der  Sieg  mit  Hülfe  der 
Astronomie  erkämpft. 

Die  naturwissenschaftliche  Logik  wird  bei  den  auf  altem  Erb- 
gut eingesessenen  Weisheitsliebhabern  kaum  auf  grosse  Unter- 
stützung rechnen  können,  und  besser  thun,  sich  für  solche  ausser- 


VORWORT.  .  XIX 

dem  an  die  Mathematik  zu  wenden,  denn  „necesse  est,  iogicam  a 
mathematicis  dependere",  wie  Roger  Baco  sagt,  und:  „Logica  et 
grammatica  sunt  accidentales  scientiae  et   non  principales". 

Wie  die  in  der  elementaren  Mathematik  zur  Anwendung  ge- 
langte Methode,  wird  die  der  Logik  ihre,  der  höheren  Analysis 
entsprechende,  Modification  zu  erhalten  haben,  w^enn  die  Psycho- 
logie mit  mathematischer  Präcision  nach  der  inductiven  Methode 
auf  Grundlage  realer  Facta,  (w^ie  in  den  übrigen  Zweigen  der 
Naturwissenschaften),  zur  Ausbildung  gelangen  soll.  Es  w^ürde 
also  der  Entdecker  einer  psychologischen  Differential-  und  In- 
tegral-Rechnung zu  erwarten  stehen,  ehe  wir  befähigt  fühlen 
können,  uns  unter  der  jetzigen  Weltanschauung''^)  im  Unendlichen 
und  Ewigen  zurecht  zu  finden.  Bis  dahin  bleiben  die  Verstümme- 
lungen der  mathematischen  Constructionen  zwar  bedauerlich, 
aber  in  einer,  beim  Mangel  des  erst  nach  einander  zu  beschaffen- 
den Materials  auf  Nothbehelfe  angewiesenen,  Uebergangszeit 
einigermassen  entschuldbar,  obw^ohl  ihnen  die  Controverse  des- 
halb nicht  erspart  werden  darf  und  von  den  geübten  Vorkämpfen 
einer,  im  Waffenhandw-erk  geschulten,  Philosophie  auch  nicht  er- 
spart worden  ist. 

Soweit  die  aus  ethnologischem  Alaterial  genährte  Psychologie 
mit  der  Philosophie  zusammen  zu  gehen  vermag,  Avird  solches 
Bündniss  beiden  Theilen  zu  Gutö  kommen,  dieser  in  Realisirung*^"^) 
idealer  Schemen,  und  jener  in  dem  Mitgenusse  einer  aus  alten 
Beständen  angehäuften  Erbschaft. 

Die  Ethnologie  findet  sich  gegenwärtig  in  einem  so  gewal- 
tigen Schusse  ihres  Wachsthums,  dass  sie  deutlich  nach  baldig- 
ster Entfaltung  ihrer  BlüthenfüUe  tendirt,  aber  bei  der  augenblick- 
lich grassirenden  Modekrankheit,  welche  mitunter  die  schlimmsten 
Symptome  naturphilosophischer  Epidemien  aufzeigt,  scheint  Vor- 
sicht geboten  und  einige  Hinzögerung  rathsam.  Die  aus  den 
neuen  Ergebnissen  der  vergleichenden  Psychologie  hervortreten- 
den Enthüllungen  sind  so  reich  an  verführerischen  Verlockungen  zu 
Hypothesen,  dass  es  eher  vorzuziehen  bleibt,  sie  in  rauher  Schaale 
zu  geben,  als  eine  harte  Nuss,  die  nur  von  denen  zu  knacken  ist, 
die  durch  ernstliche  Arbeit  darum  bemüht  sein  w^erden.  Und 
wne  die  Psychologie,  bleibe  auch  die  Ethnologie  fern  zu  halten  von 
jenem  verw-üstenden  Strom,  der  alle  die  saueren  Errungenschaften 
Jahrhunderte  langen  Sammeins  und  Sichtens  wieder  in  das  gleich- 
massige    Grau   der    Theorie    fortzuschw^emmen    droht,    den    kaum 


XX  VORWORT. 

gewonnenen  Einblick  in  die  bunte  mit  harmonischen  Farbenspielen 
gebrochene  Welt  der  Wirklichkeit  durch  Zwischenschieben  nebe- 
liger Spukgestalten  *^")  trübend. 

Nicht  auf  vermeintliche  Thaten  des  Geistes  kommt  es  an, 
die,  so  gross  sie  auch  von  uns  ruhmredigen  Menschenkindern 
aufgebauscht  werden  möchten,  doch  im  Universum  nur  jämmer- 
lich klein  erscheinen  dürften.  Es  handelt  sich  vielmehr  um  die 
Lehren  der  Natur,  und  um  die  Möglichkeit  ihres  gesetzlichen 
Verständnisses,  um  jenen  ersten  und  festen  Ansatzpunkt  der  For- 
schung, wie  ihn  allein  die  strenge  Inductionsmethode  zu  gewähren 
im  Stande  sein  ward. 

Während  die  einfachen  und  untheilbaren  Molecule,  welche 
die  Körper  zusammensetzen,  als  wahrscheinlich  ungekannt  zu  be- 
trachten bleiben  (nach  Lavoisier),  würden  unter  Elemente  dagegen 
die  letzten  Bestandtheile  zu  verstehen  sein,  welche  die  Analyse 
ergiebt,  und  so  sind  alle  für  die  Chemie  unzersetzbaren  Substan- 
zen auch  Elemente,  nicht  dass  dieselben,  als  wirklich  einfache 
Körper  zu  betrachten  waren,  sondern  w^eil  sie  uns  so  lange  bis 
ihre  Zerlegung  glückt,  als  solche  erscheinen  (s.  Kopp). 

Solche  Darlegung  eines  elementaren  Principes,  das  ist  eine 
That,  die  w^ir  feiern  dürfen,  feiern  unter  dankbarer  Huldigung 
der  lehrenden  Natur,  die  uns  hierin  eine  erste  Fingerspitze  gezeigt 
und  die  Augen  dafür  geklärt  hat,  in  Wegnahme  des  bisher  ver- 
hüllenden Schleiers. 

Dieses  Heureka  Lavoisier's  bildet  den  Stützpfeiler  *^'^)  des  in- 
ductiv  aufgeführten  Wissensgebäudes.  Entfernte  man  ihn  aus  der 
Chemie,  so  w^ürde  sie  wieder  in  ein  alchymistisches  Chaos  zu- 
sammenstürzen, und  nimmt  man  der  Ethnologie,  dem  Phantom  der 
Descendenz  nachjagend,  die  in  der  Spielweite  ihrer  Variationen 
umschriebenen  Typen ^''),  so  wirft  man  das  nahrhafte  Stück  Brod 
aus  der  Hand,  um  nach  seinem  Schattenbild  im  Wasser  zu  greifen. 

Wer  trotzdem  den  Launen  seiner  Phantasie  nachzuhängen 
wünscht,  der  braucht  in  diesem  Vergnügen,  (oder  in  welch'  an- 
derem er  an  philosophischen  Deductionen  findet),  nicht  gestört 
zu  werden,  wohl  aber  erhebt  sich  gegen  falsche  Prätensionen  der 
Protest,  dass  es  sich  da  nicht  um  Naturwissenschaft  im  heutigen 
Sinne  handelt,  wo  ihre  Principien,  mit  denen  der  Indüction,  negirt 
werden. 

Wenrt  es  der  Ethnologie  im  weiteren  Verfolg  des  ihr  bereits 
eröffneten  Weges  gelingen  sollte,    die   socialen  Gedanken  in  län- 


VORWORT.  XXI 

geren  Vergleichungsreihen  zu  ordnen  und  hiemit  der  Psychologie 
die  geeigneten  Materialien  für  einen  inductiven  Ausbau  zu  be- 
schaffen, so  würde  dadurch  die  Geschichte  mit  dem  Charakter 
naturwissenschaftlicher  Sicherheit  und  Zuverlässigkeit  in  ihren 
Aussprüchen  geprägt  werden  und  unsere  gesammte  Weltan- 
schauung nothwendig  eine  radicale  Umgestaltung  gewinnen. 
Dann  würde  sich  dem  Menschen,  befreit  von  den  Fesseln  subjectiver 
Selbstschöpfungen,  in  der  objectiven  Betrachtung  des  ihn  gleich- 
falls umschliessenden  Existenz  -  Ganzen,  mit  dem  Eintritt  in 
den  genetischen  Bildungsgang  seine  wahre  Wesenheit  zu  er- 
schliessen  beginnen,  und  indem  auch  die  geistige  (die  bis  jetzt 
meta-physische)  Natur  der  Behandlung  durch  die  Inductions-Me- 
thode  unterworfen  bliebe,  würde  er  sich  nicht  nur  dem  Körper, 
sondern  auch  dem  Geiste  nach,  als  integrirender  Theil  der  dann 
vom  Terrestrischen  zum  Kosmischen  erweiterten  Natur  empfinden 
und  so  verstehen  lernen,  im  Einklang  harmonischer  Gesetze. 

Eine  Kernfrage  für  die  inductive  Forschung  liegt  darin,  zu 
entscheiden,  wie  weit  bei  dem  bereits  mehr  oder  weniger  deut- 
lich Erkannten  der  Einfluss  fremdartiger  Elemente,  wenn  er  sich 
aus  vereinzelten  Anzeichen  der  Vermuthung  aufdrängt,  bereits  in 
Rechnung  gezogen  werden  darf.  Haben  wir  für  Detailbestim- 
mungen schon  feste  Verhältnisswerthe  gewonnen,  so  dürfen  nicht 
ohne  Weiteres  Zahlen  zwischen  geschoben  werden,  die  bis  dahin 
gleichsam  nur  Ziffern  repräsentiren  und  noch  nicht  in  festen 
Proportionen  formulirt  werden  können,  da  das  Rechnen  eine  directe 
(oder  doch  indirecte)  Gleichwerthigkeit  der  Factoren  verlangt,  um 
zuverlässige  Resultate  zu  gewinnen.  Insofern  (in  Bezug  auf 
das  gegebene  Thema)  wird  es  vorzuziehen  sein ,  den  ameri- 
kanischen Continent,  ehe  wir  der  hier  und  da  nahe  liegenden  An- 
sicht über  die  Möglichkeit  eines  Contactes  mit  iVsien  oder  Europa 
in  vorgeschichtlichen  Stadien,  (und  der  besonderen  Folgewirkun- 
gen derselben),  nachzugehen  unternehmen,  zunächst  und  zuerst  als 
einen  in  sich  abgeschlossenen  zu  betrachten,  als  einen  mit  schar- 
fer Horizontlinie  umschriebenen,  um  vorher  innerhalb  derselben 
die  Erscheinungen  des  darin  spielenden  Völkerlebens  nach  genau 
bestimmten  Verhältnisswerthen  anzuordnen  und  für  den  Calcül 
vorzubereiten,  um  vorher  innerhalb  derselben  die  natürlich  gegebe- 
nen Wanderstrassen  im  Detail  festzulegen,  vorher  eben  innerhalb 
derselben  zu  einem  provisorischen  Abschluss  des  Ganzen  zu  ge- 
langen.    Dann  allerdings  wird  sich  wieder  dieses  Ganze  zu  dem 


XXII  VORAVORT. 

Ganzen  des  asiatischen  und  europäischen  Erdtheils  in  proportio- 
neile Relationen  setzen  lassen,  für  Klärung  der  in  einander  über- 
laufenden Elemente,  während  eine  zu  frühe  Hinzunahme  dersel- 
ben nicht  nur  in  Unklarheit  verbleibt,  sondern  die  soweit  beste- 
hende selbst  noch  vermehren  muss.  In  ähnlicher  Weise  liegt  ein 
Haupt-Einwand  gegen  die  Descendenzhypothese  (abgesehen  von 
dem  in  einer  unendlichen  Weltanschauung  abzuweisenden  Anschluss 
an  einen  Anfang  und  ein  Ende),  in  der  Nothwendigkeit  an  gesetz- 
lichen Typen  festzuhalten,  welche,  so  sehr  ihnen  auch  die  Spiel- 
weite zulässiger  Variationen  zuzuerkennen  ist,  doch  darum  nicht 
ihres  organisch  geforderten  Centrums  einheitlichen  Zusammen- 
hangs entrathen''*^)  können,  so  wenig  wie  die  Elemente  der  Chemie, 
in  ihrer  bis  dahin  als  unantastbar  gültigen  Selbstständigkeit,  durch 
theoretische  Deductionen  sich  würden  erschüttern  lassen.  In  Allem 
diesem  ist  unser  junges"  Wissen  noch  weit  von  endgültigem  Ab- 
schluss  entfernt  und  die  Tragweite  der  im  Laufe  der  Untersu- 
chungen hervorrufbaren  Weiterfolgerungen  noch  nicht  entfernt  ab- 
zusehen. Es  handelt  sich  jedoch  in  jedem  Stadium  der  Untersu- 
chung um  die  Opportunität  dessen,  was  ihrer  Klärung  am  förder- 
lichsten sein  dürfte,  und  dafür  ergiebt  sich  auf  dem  jetzigen 
Standpunkt  möglichst  strenge  Uebereinstimmung  mit  den  Anfor- 
derungen der  Inductionsmethode ,  also  als  Vorbedingung,  eine 
durchgängig  stete  Gleichwerthigkeit  der  Rechnungselemente  in 
definirbar  zu  fixirenden  Proportionsverhältnissen. 


ANMERKUNGEN  ZUM  VORWORT. 


^)  In  der  verschiedenen  Schreibart  der  Eigennamen  ist  gewöhnlich  die  derjenigen 
Quelle  bewahrt,  die  für  die  Citation  benutzt  war,  oder  auch  bei  etwaigem  Hinweis 
auf  die  Etymologie  die  dadurch  festzustellende  Form  verwandt  oder  zugefügt.  Weiteres 
darüber  im  Anhang  S.  949  u.  flg. 

2j  Von  den  älteren  Grammatiken  u.  s.  w.  sind  besonders  zu  nennen  (meist  im 
Ctlg.  der  K.  B.): 

Bertonio,  Rubio  (für  Aymara), 

Valdivia,  Febres,  Havestadt  (Araucanisch), 

Cepeda,  Albornoz   (Chiapanekisch), 

Tapia,  Zenteno   (Huastekisch), 

Flores  (CakcbiqueP, 

Gabriel  de  San  Bonaventura,  Beitran  de  Santa  Rosa  Maria,  Quiros,  Joaquin 

Ruz,  Diego  de  Landa  (Maya), 
Molina,  Arenas,  Antonio  del  Rincon,  Andreas    de  Olmos,    Diego   de  Galdo 
Guzman,  Carochi,  Vetancourt,  Gastelu,  Olmedo   y  Torres,  Manuel  Perez, 
Francisco  de  Avila,  Tapios  Zenteno,   Sandoval  (Mexicanisch). 
Bernardo  de  Lugo  (Chibchas), 
Haedo,    Sebastian    de   Ribero,    Horatio    Carochi,    Luis    de    Neve    y   Molina 

(Otomitisch), 
Francisco  de  Joval  (Popoluca), 

Benito  Hernandez,  Alvarado,  Antonio  de  los  Reyes  (Mixteken), 
Santo    Thomas,    Holguin,    Martinez,    Diego    de    Torres,    Alonso    de  Huerta, 
Juan  de  Vega,  Diego  de  Olmos,  Carrera,  Juan  Roxo,  Sancho  de  Melgar 
(Quichua), 
Lagunas,  Gilberti,  Angel  Serra,  Juan  Bravo,  Fernando  de  la  Carrera  (Yunga). 
Quixas  (Tarasker), 
Zambrano  Bonilla  (Totonakisch), 

Juan  de  Cordova,  Pedro  Feria,  Pedro  Cueva,  Christobal  Aguero  (Zapoteken), 
Quintana  (Mixes). 
In  der  Aufstellung  Brasseur  de  Bourbourg's  (Bibliotheque  Mexico-Guatemalienne) 
finden  sich  vorhandene  Manuscripte  angegeben.  Auf  Grund  der  Werke  Pimentel's 
und  Orozco  y  Berra's  hat  Malte-Brun  eine  ethnographische  Karte  Mexico's  (im  An 
schluss  an  die  bei  dem  letzteren  befindliche)  herausgegeben  (Nancy  1878).  Für  die 
von  ihnen  berührten  Gebiete  bleiben  bekanntermassen  Buschmann's  Arbeiten  mass- 
gebend.    Für  andere  Literaturnotizen  (Markham's,  Clavigero's  u.  A.  m.)  s.  S.  887. 


XXIV  ANMERKUNGEN  ZUM  VORWORT. 

3}  Bei  der  verwickelten  Rechnung  der  Psychologie  wird  es  sich  meist  darum 
handeln,  „zusammengesetzte  Grössen  als  Summe  von  Combinationen  nach  gewissen 
Gesetzen  in  einem  einfachen  Ausdruck  darzustellen"  (wie  bei  Anwendung  der  Com- 
binationslehre  in  der  Analysis)  und  so  hat  man  (gleich  der  combinatorischen  Analysis) 
auszugehen  von  „einer  Zusammenzählung  und  Zusammenstellung  des  Gleichartigen" 
(s.  Klügel). 

*)  Der  Mensch  in  der  Geschichte.     (Leipzig   1860). 

^)  Aristoteles  schon  nennt  es  äronov  ccucc  C^thu  i-Tnajtjfj.rjv  xal  iqottoi'  i-niarrj/Ayjg  etc., 
und  wer  also  solche  auf  inductivc  Materialbeschaffung  angelegten  Bücher  benutzen  will, 
wird  sich  erst  in  den  Sinn  hineinzudenken  haben,  für  dessen  Ziel  sie  benöthigt  wurden 
und  muss  bei  den  unter  den  verschiedensten  Beziehungen  der  Parallelen  verschlungenen 
Maschen  des  Netzes  auch  zwischen  den  Zeilen  zu  lesen  verstehen.  Plus  les  observations 
sont  nombreuses  et  moins  elles  s'ecartent  entre  clles,  plus  leurs  resultats  approchcnt  de 
la  verite  (Laplace). 

^)  Im  richtigen  Vorgefühl  des  zeitgemäss  Erforderten  hat  neuerdings  Herbert 
Spencer  solche  Materialiensammlungen  anfertigen  lassen  (in  der  Sociologie).  lieber 
H.  Bancroft's  "Werk :  ,,The  native  races  of  the  Pacific  coast"  habe  ich  mich  bereits  aus- 
gesprochen. So  sehr  die  verschiedenen  Einwendungen,  die  dagegen  erhoben  sind,  vom 
Standpunkt  der  in  anderen  Literaturzweigen  von  der  Kritik  mit  Recht  gestellten  An- 
sprüche mehr  oder  weniger  Berechtigung  haben  mögen,  so  muss  doch  hier  den  neuen 
Bedürfnissen  Rechnung  getragen  werden,  und  wer  ein  solch'  weit  angelegtes  Werk 
emsigen  und  umfassenden  Fleisses  vor  sich  sieht,  dem  dürfte  es  ein  natürliches  Gefühl 
erscheinen,  in  dankbarerAnerkennung  des  dadurch  Geleisteten  und  den  Studien  Ilinzu- 
gewonnenen,  die  unter  den  Verhältnissen  unvermeidlichen  Fehler- Verbesserungen  der  Zeit 
zu  überlassen,  welche  sie  im  Fortgang  der  Arbeiten,  wenn  im  gleichen  Sinne  weiterge- 
führt, mit  hinzutretenden  Hülfsmitteln  gewähren  wird.  Ausserdem  sind  in  der  Mitarbeit 
an  der  hier  gestellten  Aufgabe  besonders  die  Veröffentlichungen  E.  B.  Tylor's  hervorzu- 
heben, der  §^ine  feine  Beobachtungsgabe  in  ein  derselben  entsprechendes  Gewand  zu  klei- 
den versteht,  und  vor  Allem  dazu  beigetragen  hat,  in  weiteren  Kreisen  ein  erstes  Interesse 
wach  zu  rufen.  Dieser  erste  Schritt,  der  stets  der  schwierigste  (und  mitunter  die 
Hälfte  des  Ganzen),  ist  Keinem  mehr  zu  verdanken,  als  dem  Verfasser  der  „Primitive- 
Culture". 

'^)  Die  für  Förderung  dieser  jetzt  immer  dringender  gestellten  Aufgabe  angelegten 
Bücher  müssen  zunächst  in  der  Buntscheckigkeit  eines  anecdotenartigen  Charakters  er- 
scheinen, ähnlich  wie  die  ethnologischen  Museen  bis  dahin  nicht  viel  Besseres  waren, 
als  Curiositäten  -  Kabinette.  Seit  mit  der  Bedeutung  der  Wissenschaft  selbst,  diese 
Mängel  ihres  Hülfsapparates  zum  Bewusstsein  gekommen  sind,  ist  man  eifrig  bemüht,  ihm 
abzuhelfen  und  den  ethnologischen  Sammlungen,  sow^eit  es  noch  möglich  ist,  eine  ähn- 
liche Vollständigkeit  zu  gewähren,  wie  denen  der  übrigen  Naturwissenschaften.  Ebenso 
werden  die  Registrirungsbücher,  wenn  die  Hauptrubriken  gefüllt  erscheinen  dürfen, 
dann  an  die  Sichtung  und  Anordnung  gehen,  aber  das  Feld  i^  we^t,  und  so  üppig 
die  Ernte  auch  steht,  doch  der  Arbeitshülfe  nur  wenig.  „Die  Geographie  ist  wie  der 
Ocean,  unermesslich,  aber  flach",  sagt  Ritter  von  der  Geographie,  und  ähnlich  gilt  es 
von  der  Ethnographie,  auch  sie  erweisf  sich  so  unermesslich,  dass  man  zunächst  genug 
und  übergenug  mit  Befahrung  der  Oberfläche  zu  thun  hat,  obwohl  sich  dann  später 
mit  den  Tiefseemessungen  eine  noch  unermesslichere  Fülle  von  Localarbeiten  zu- 
sammenhäufen wird,  da  die  Tiefen  des  menschlichen  Geistes  zu  proben  sind,  nicht  nur 
in  jedem  Volk  im  Allgemeinen,  sondern  in  jeder  Schule  und  jeder  Secte  jeder  Schule. 


ANMERKUNGEN  ZUM  VORWORT.  XXV 

Dann  werden  auch  die  feineren  Distinctionen  folgen,  die  man  bis  jetzt  vermisst,  und 
absichtlich  noch  bei  Seite  lassen  muss,  um  den  ruhigen  Gang  naturgemässer  Ent- 
wickelung  nicht  zu  stören. 

8j  Ein  gegen  diese  Material-Ansammlungen  wiederholt  erhobener  Vorwurf  ist 
der,  dass  ihnen,  wie  eine  übersichtliche  Anordnung,  auch  die  kritische  Sichtung  fehle, 
und  da  solche  Mängel  weder  verdeckt  werden  sollen,  noch  überhaupt  verdeckt  werden 
könnten,  mag  nur  gegen  den  Vorwurf  ein  Einwurf  erlaubt  sein.  Auf  den  meisten 
Feldern  der  Literatur  wird  das  Verlangen  nach  einer  sauberen  und  zierlich  geglätteten 
Darstellungsweise  mit  Recht  erhoben,  sowohl  zum  Besten  des  behandelten  Gegenstandes 
selbst,  als  auch  aus  Rücksicht  gegen  das  lesende  Publikum,  und  wo  es  sich  um  ein 
umschriebenes  Beobachtungsfeld  handelt,  mit  den  Hülfsmitteln  von  Altersher  über- 
kommener Gelehrsamkeit  zur  Hand,  werden  solche  Ansprüche  ihr  gutes  Recht  bewah- 
ren, und  ihrer  allgemeinen  Berechtigung  sich  zu  entziehen,  kein  Sonder-Recht  zuge- 
standen werden  können. 

In  dieser  heute  an  uns,  ebenso  unerwartet  fast,  wie  gebieterisch,  herangetretenen 
Aufgabe  einer  wissenschaftlichen  Vorbegründung  der  Ethnologie  kommen  indessen  so 
weite  und  bedeutsame  Interessen  in  Frage,  dass  derjenige,  der  sich  ganz  und  voll  von 
ihnen  durchdrungen  fühlt,  zu  jedem  Opfer  persönlicher  Befriedigung  bereit  sein  muss, 
um  der  gestellten  Aufgabe  in  ihrem  vollen  Masse  zu  genügen.  Er  wird  sich  nicht 
scheuen  dürfen,  seine  Bücher  harten  Verdammungsurtheilen  auszusetzen,  ja  er  wird 
sich  selbst  zwingen  müssen,  jede  Empfindlichkeit  zu  überwinden,  wenn  manch  jugend- 
licher „Recensent,  der  tapfere  Ritter",  wie  ihn  Uhland  besingt,  sich  dieselben  als 
passendes  Object  auswählt,  um  daran  die  ersten  Sporen  zu  verdienen.  Im  Falle  die 
Ueberzeugung  berechtigt  ist,  dass  das  Möglichste  dessen  geschehen  sei,  was  Zeit  und 
Kraft  erlaubten,  um  der  künftigen  Fortentwickelung  vorzuarbeiten,  wird  dann  dem  Uebri- 
gen  freier  Lauf  gelassen  werden  müssen.     Trjg  d'  dosir^g  IdQuira  0-iol  nQonccooiS^iv  hi^tjyucv. 

Gewiss  entfaltet  sich  erst  in  kritischer  Sichtung  und  Läuterung  die  eigentliche 
Blüthe  der  Forschung,  reifen  erst  in  ihr  die  Früchte,  die  wir  zu  ernten  hoffen,  aber 
eben  dieses  Grundes  wegen  kann  auf  diese  letzten  Früchte  unmögli^  schon  gehofft 
werden,  wo  es  sich  erst  um  ein  allererstes  Anpflanzen  handelt,  und  diese  noch  in  der 
Erde  wühlende  Arbeit  den  sonst  vollberechtigten  Forderungen  nach  scrupulöser  Sich- 
tung und  Säuberung  nicht  überall  und  stets  so  zu  entsprechen  vermag,  wie  es  an  sich 
wünschenswerth  sein  würde. 

Als  plötzlich  und  unvermittelt  jene  Fluth  neuer  Thatsachen  und  Anschauungen 
auf  uns  hereinbrach,  als  es  innerhalb  des  Horizontes  der  noch  lebenden  Generation  zu 
gähren  begann  mit  chaotischen  Kreisungen,  um  eine  bis  dahin  nur  unbestimmt  vor- 
geahnte Wissen  Schaftsgöttin  zu  gebären,  als  sie  unvermuthet  vor  uns  stand,  gerüstet 
mit  Schwert  und  Schild,  um  mitzustreiten  im  "Wettkampf  der  Geister  —  da  konnte  nicht 
daran  gedacht  werden,  in  der  Studirstube  die  Bücher  zu  feilen  und  zu  glätten,  um 
der  Kritik  ein  Lächeln  abzugewinnen,  da  galt  es  vielmehr  ein  verzweiflungsvolles 
Ringen,  ein  Ringen  um  die  Existenz,  um  nicht  hinweggeschwemmt  zu  werden  in  jenem 
ringsum  aus  allen  Theilen  der  Erde  auf  uns  herniederstürzenden  Strom,  den  kaum  die 
scheinbar  best  gefestigtsten  Dämme  in  dem  bisherigen  System  der  Wirthschaftslehren 
aufzuhalten  oder  gar  einzuschliessen  vermochten.  Hier  galt  es  nur  in  Eile  und  höchster 
Noth,  das  aufzugreifen  und  zusammenzuraffen,  was  mit  reissender  Geschwindigkeit  aut 
den  Wogen  vorüberströmte,  aufzuraffen  und  zu  sammeln  jede  Beobachtung,  die  zu 
Händen  kam,  um  wenigstens  vorläufig  nur  einen  Auftritt  unter  den  Füssen  zu  erhalten, 
von   dessen  Kern   aus   sich  dann  mit  der  Zeit  ein  fester  Boden  würde  breiten  können. 


XXVI  ANMERKUNGEN  ZUM  VORWORT. 

Hoc  erat  in  votis,  und  zum  Theil  wenigstens  ist  es  in  der  That  gelungen,  so  dass  sich 
auf  diese  wilde  und  aufregende  Vergangenheit  insofern  niclit  ohne  Befriedigung  zurück- 
blicken lässt,  als  wir  jetzt  in  Wirklichkeit  bereits  den  ersten  Ansatz  zu  solch  fest- 
gesicherter Bodenbereitung  zu  gewinnen  beginnen,  und  damit  wird  dann  die  Kritik  in 
ihre  früheren  Rechte  hoffentlich  bald  schon  wieder  einzutreten  vermögen,  ja  für  manche  der 
ethnologischen  Detailarbeiten  ihre  Ansprüche  wahrscheinlich  selbst  noch  zu  schärfen  haben. 

Je  eher  dadurch  dann  solche,  auf  vorbereitende  Materialbeschaffung  angelegten, 
Werke  überflüssig  und  unbrauchbar  werden  sollten,  desto  lieber  wird  es  mir  sein. 
Ihren  Zweck  haben  sie  dann  dadurch  eben  erreicht,  wenn  sie  den  folgenden,  in  ein- 
zelnen Punkten  wenigstens,  vorzuarbeiten  vermochten. 

^)  Dass  eine  derartige  Behandlungsweise  keine  permanente  wird  werden  dürfen, 
ist  selbstverständlich,  sie  scheint  indess  in  dem  gegenwärtigen  Uebergangszustand  nicht 
nur  zulässig,  sondern  in  einiger  Hinsicht  selbst  unumgänglich,  und  wird  auch  für  die 
nothwendig  damit  verbundenen  Unvollkommenheiten  eine  Entschuldigung  beanspruchen 
dürfen,  wenn  in  dem  Apparat  vorbereitender  Hülfsmittel  allseitig  umfassend  angelegt 
und  neue  Vermehrungen  zufügend.  Im  Uebrigen  dagegen  wird  es  jetzt  vor  Allem 
auf  Monographien  ankommen,  und  an  solche  wird  dann  der  Anspruch  völliger  Er- 
schöpfung des  augenblicklich  soweit  vorhandenen  Materials,  je  nach  dem  aufgestellten 
Gesichtspunkt  der  Behandlung,  erhoben  werden  dürfen.  Da  je  enger  dieser  um- 
schrieben, desto  leichter  jenen  Anforderungen  zu  genügen  ist,  so  wird  jeder  Mitarbeiter 
seine  Kräfte  nach  den  ihm  aus  Selbstbeobachtung  oder  Literaturstudium  zu  Gebote 
stehenden  Materialsammlungen  zu  bemessen  haben,  um  seinerseits  dem  Aufbau  einen 
brauchbaren  Baustein  beizufügen. 

1^)  Der  Syllogismus  wird  definirt  als  dasjenige  Erzeugniss  des  ausgesprochenen 
Urtheils,  in  welchem,  sobald  irgend  Behauptungen  aufgestellt  sind,  eben  vermöge  des 
Stattfindens  derselben  mit  Nothwendigkeit  etwas  Anderweitiges  als  jenes  bereits  Vor- 
liegende sich  ergiebt  und  dieses  Sammeln  (ffvU.oyiCfaf^ca)  der  „an  sich  zerstreuten 
Wahrnehmungen  und  Aussagen  betreffs  eines  Gebiets"  (v.  Prantl)  bezieht  sich  bei  der 
Induction  auf  4ie  Thatsachen  selbst,  die  in  Gleichungen  gesetzt  in  der  Rechnung 
weitere  Folgerungen  ergeben  (aus  den  innewohnenden  Wahlverwandtschaften)  bei 
gegenseitiger  Bedingung  der  objectiv  wirklichen  Wesenheit  mit  dem  begrifflichen  Sein. 
Sine  experientia  nihil  sufficienter  sciri  potest  (Roger  Baco),  da  aber  die  sinnliche 
Erfahrung  dem  Menschen  nicht  genügt,  ,, oportet,  quod  intellectus  hominis  aliter  juve- 
tur"  und  dafür  giebt  Roger  Baco  „septem  gradus  hujus  scientiae  interioris",  in  mysti- 
scher Verzückung,  indem  die  damaligen  Rechenmethoden  (in  der  auf  Mathematik  basirten 
Logik)  für  die  Klärung  nicht  genügten.  Sunt  autem  sex  transcendentia,  videlicet  ens, 
res,  aliquid,  unum,  verum,  bonum,  quae  re  idem  sunt,  sed  ratione  distinguuntur  (Pseudo- 
Thomas). Als  Gebote  der  Inca  werden  Ama-quellanquichu,  Ama-llullanquichu,  Ama- 
suanquichu,  Ama-huahocchucanqui ,  Ama-huanuchinquichu  (das  Müssigsein,  Lügen, 
Stehlen,  Huren,  Tödten  verbietend)  erwähnt  u.  A.  m. 

1^)  La  metaphysique  de  l'analyse  infinitesimale  est  la  meme  dans  le  fond  que 
Celle  de  la  methode  d'exhaustion  des  anciens  geometres  (s.  Bossut),  und  so  verlangt  jede 
Induction  eine  Exhaustions-Methode.  In  der  Wahrscheinlichkeitsrechnung  oder  der 
,, Anwendung  der  Mathematik  auf  die  Gesetze  der  Wahrscheinlichkeit"  (worin  „die 
Mathematik  sich  der  scheinbar  gesetzlosen  und  zufälligen  Erscheinungen  der  Natur 
und  des  menschlichen  Handelns  zu  bemächtigen''  bemüht)  sieht  Suter  „den  Beleg  da- 
für, wie  diese  abstracteste  aller  Wissenschaften  selbst  in  diejenigen  Sphären  mensch- 
lichen Denkens,  die  auf  den  ersten  Anblick  der  wissenschaftlichen   Strenge  und  Gesetz- 


ANMERKUNGEN  ZUM  VORWORT.  XXVII 

mässigkeit  entbehren  und  nur  schwer  dem  mathematischen  Formalismus  sich  unter- 
ziehen zu  wollen  scheinen,  mit  Erfolg  eingedrungen  ist." 

1^)  Da  ich  mich,  als  dieses  Urtheil  niedergeschrieben  wurde,  auf  einer  zweiten 
Reise  in  Ost-Asien  abwesend  befand,  ist  es  mir  erst  später  zu  Gesicht  gekommen.  Doch 
würde  ich  damals  auch  nur  wenig  zu  erwidern  gehabt  haben,  indem  sich  die  geäusser- 
ten Zweifel  an  der  Ausführbarkeit  des  Vorhabens  nicht  mit  Versprechungen  und 
schönen  Worten  beseitigen  lassen,  sondern  einzig  durch  die  Ausführung  selbst,  und 
deren  Möglichkeit  damals  noch  eine  zweifelhafte  bleiben  musste.  Zunächst  galt  es 
keine  Polemik,  sondern  nur:  Carpe  diem. 

^'^)  Aux  limites  de  la  physiologie  visible  commence  une  autre  physiologie,  dont 
les  phcnomenes,  beaucoup  plus  varies  que  ceux  de  la  premiere,  sont,  comme  eux 
assujettis  ä  des  lois,  qu'il  est  tres  important  de  connaitre.  Cette  physiologie,  que  nous 
designerons  sous  le  nom  de  psychologie,  est  sans  doute  une  continuation  de  la  phy- 
siologie visible  (Laplace).  Was  wir  philosophische  Fragen  zu  nennen  pflegen,  sind 
meist  psychologische  Fragen,  bemerkt  von  Hartsen. 

1^)  Die  Wesenheit  des  Menschen  (als  Zoon  politikon)  verwirklicht  sich  erst  in  der 
Gesellschaft,  erst  innerhalb  dieser  existirt  der  Mensch.  Der  isolirte  Einzelne  ist  der 
Existenz  ebenso  unfähig,  wie  geistiger  Entwickelung,  da  sich  der  Gedanke  erst  im 
gegenseitigen  Austausch  der  Sprache  (unter  Ergänzung  der  Gesichtsbilder  im  Zutritt 
der  Hörbilder)  zum  Bewusstsein  abklärt.  Da  also  insofern  der  Einzelngedanke  einen 
integrirenden  Theil  der  socialen  Gedanken  bildet  (den  Völkergedanken),  kann  er  für 
seine  eigene  Bedeutung  erst  in  zweiter  Reihe  abgeschätzt  werden,  als  secundäres  Pro- 
duct,  und  der  Ausgangspunkt  der  Forschung  ist  in  jenem  Primären,  in  dem  Völker- 
gedanken (einer  inductiv  aufbauenden  Völker-Psychologie)   zu  nehmen. 

1^)  Ein  Hinweis  auf  die  der  Induction  erforderliche  Materialbeschaffung  liegt  be- 
reits bei  Aristoteles,  schon  mit  dem  im  Schlussverfahren  vorhergehenden  Sammeln 
( avkknyiCfoyhai,),  ausgesprochen  (während  solche  Principien  in  der  grammatisch-rhetorischen 
Logik  der  Stoiker,  und  der  aus  ihnen  das  Mittelalter  beherrschenden  Scholastik,  zum 
Wegfall  kamen),  und  immer  verlangte  die  Beschaffung  seines  aposterioristischen  Materials 
(in  der  loio^ia),  zur  exacten  Durchbildung,  erst  den  Vorbereitungscursus  der  Natur- 
wissenschaften, um  für  die  Psychologie,  in  ihrem  Anschluss  an  die  Physiologie,  aus 
der  Ethnologie  die  thatsächliche  Grundlage  der  erforderlichen  Daten  zu  erhalten. 

16)  Herder,  indem  er  seine  „Ideen"  an  die  „Verhältnisse  der  Natur"  anschloss, 
kennzeichnet  den  Beginn  des  noch  nicht  abgelaufenen  Durchgangsstadium  im  Ueber- 
gang  von  der  Geschichts-Philosophie  zur  Geschichts-Psychologie. 

1"^)  Multo  tempore  disce,  quod  doceas,  monirt  schon  der  heilige  Hieronymus,  aber 
Viele  finden  es  bequemer,  Hirngespinnste  zu  weben,  als  von  der  Natur  zu  lernen. 

18)  Die  Umgestaltung  der  „Vermögen"  zu  „Processen"  (in  der  Psychologie)  Hesse 
sich  der  Anwendung  der  Analysis  auf  die  Geometrie  vergleichen.  Die  Analysis,  als 
Theorie  der  Functionen,  führt  ein  in  die  Wandlungen  des  Werdens,  und  indem  in  der 
Analysis  Infinitorum  die  Differentialrechnung  die  Grenzverhältnisse  aus  den  ge- 
gebenen Relationen  der  Grössen  suclit,  so  bieten  sich  dadurch  Fingerzeige,  wie  bei  in- 
ductiver  Ausbildung  der  Psychologie,  auch  innerhalb  der  sinnlichen  Beschränkung  des 
Menschen  ein  annäherndes  Verständniss  des  Transcendentalen  gewonnen  werden  könne, 
während  die  Integralrechnung  (um  die  Relation  aus  den  Grenzverhältnissen  zu  gewinnen) 
hier  wohl  auch  dem  geübtesten  Rechner  verborgen  bleiben  wird  (obwohl  dieserartige 
Aufgaben  vorzugsweise  gern  von  der  Deduction  behandelt  wurden,  noch  ehe  sie  im  Liber 
Abaci  sich  sicher  wusste,  so  dass  Theologumena  Arithmetices  zu  Hülfe  zu  nehmen  waren). 


XXVIII  ANMERKUNGEN    ZUM    VORWORT. 

1^)  Der  künftige  Reformator  wird  sich  verpflichtet  fühlen  (wie  seiner  Zeit  Leib- 
nitz  in  der  Mathematik)  „d'introduire  de  nouveaux  caractcres  et  de  leur  donner  un 
Algorithme  nouveau,  c'est-a-dire  des  r^gles  toutes  particulieres,  pour  leur  addition, 
soustraction,  multiplication,  division,  puissances,  racines,  equations".  Ans  der  Erkennt- 
niss,  wie  sich  der  Ausdruck  (für  die  auf  einander  folgenden  Glieder)  <ändert,  sobald 
die  Anzahl  der  zusammenaddirten  Glieder  wächst,  lässt  sich  beurtheilen,  unter  welchen 
Bedingungen  der  Ausdruck  sich  einem  festen  Grenzwerth  nähert,  und  für  diese  Vor- 
aussetzung der  Grenzwerth  selbst  angeben,  womit  dann  der  Grenzwerth  der  vorgeleg- 
ten unendlichen  Summen  gefunden  ist.  Indem  die  Differentialen,  als  verschwindende 
Grössen,  unter  der  Bestimmtheit  des  Verhältnisses  stehen,  mit  welchem  sie  verschwin- 
den (s.  Schwarz),  so  könnte  schon  im  Flusse  des  Werdens  das  Gesetz  fixirt  werden. 
Buffon  fasst  das  Planetensystem  als   einen  Integralbruch  der  Sonne. 

20)  Oiidty  /«^jM«  fxiarjv  yivucci,  ccXku  ndi'TCi  h.  Xöyov  t«  xal  vn  aväy/.t^q  (s.  De- 
mokrit). 

21)  Als  Descartes  das  Fehlerhafte  der  falschen  Schlüsse,  die  damals  in  der  Physik 
herrschten,  erkannte  und  die  Körper  als  aus  Elementen  bestehend  betrachtete,  begann 
eine  vielversprechende  Reform  der  Philosophie,  aber  ,, durch  die  Zahl  und  Mannigfaltig- 
keit der  zu  erklärenden  Phänomene  bald  verwirrt  gemacht",  häufte  er  Hypothese  auf 
Hypothese  (s.  Bossut),  und  erst  Newton's  Arbeiten  brachten  ordnende  Klärung.  Das 
Verhältniss  der  Monade  zum  Universum  (in  der  praestabilirten  Harmonie)  ist  (bei 
Leibnitz)  nur  der  Speculation  zugängig,  während  zur  Begründung  einer  empirischen 
Psychologie  durch  die  Induction  die  Beobachtung  dorthin  vordringen  muss.  „Einer 
deductiven  Erklärung  der  allgemeinen  Wahrheiten  muss  eine  inductive  Feststellung 
derselben  vorangehen",  bemerkt  Spencer,  die  Thatsachen  der  Sociologie  prüfend,  „um 
zu  sehen,  zu  welch'  empirischen  Verallgemeinerungen  sie  sich  zusammenordnen  lassen". 
Nicht  nur  verwendete  Aristoteles  den  Ausdruck  der  Induction  oftmals  für  den  der 
Analogie,  sondern  ausserdem  zeigt  sich  die  Geneigtheit  (wie  Eucken  bemerkt),  vom 
Einzelnen  rasch  zum  Allgemeinen  überzugehen  (obwol  indess  auch  bei  der  durch 
naturwissenschaftliches  ^laterial  erleichterten  Induction  die  Controlle  der  Deduction 
stets  im  Auge  zu  halten  ist). 

22)  Die  Gleichartigkeiten  in  den  primitiven  Ideen  sind  aus  den  elementaren  Ge- 
setzen im  Wachsthumsprocess  des  Denkens  zu  erschliessen,  und  die  auch  fernerhin  in 
Annäherung  verfolgbaren  Aehnlichkeiten  bei  weiterer  Entwickelung  aus  den  Pro- 
portionen, die  sich  zwischen  unendlich  kleinen  Incrementen  einer  ,,Methodus  Fluxionum" 
(„incrementa  vel  decrementa  momentanea")  herstellen  lassen,  oder  in  den  Derivations- 
Rechnungen  beim  Ausgang  von  der  die  Veränderung  ausdrückenden  Function  und 
ihren  Derivirten  (bei  Lagrange)  oder  Differentialquoti«nten.  Wie  für  kosmische  Vor- 
gänge in  der  Astronomie,  oder  terresrische  in  Physik  und  Mechanik,  wird  die  Analysis 
des  Unendlichen  auch  für  psychologische  in  ihren  terresrisch- kosmischen  Beziehungen 
zu  verwerthen  sein.  Veniet  tempus  quo  isla  quae  nunc  latent  in  lucem  dies  extrahat 
et  longioris  aevi  diligentia;  ad  inquisitionem  tantorum  aetas  una  non  sufficit  ut  tota 
coelo  vacet.  Quid,  quod  tam  paucos  annos  inter  studia  ac  vitia  non  aequa  portione 
dividimus?  itaque  per  successiones  ista  longas  explicabuntur.  Veniet  tempus,  quo 
posteri  nostri  tam  aperta  nos  nescisse  mirentur  (s.   Seneca). 

23)  Hipparch's  „unermessliche  Arbeiten  legten  den  Grund,  auf  welchem  das  ganze 
Gebäude  der  Astronomie  ruhen  sollte",  als  man  (nach  Plinius)  die  Sterne  zu  zählen 
unternahm.  Hipparchus  (numquam  satis  laudatus  etc.)  ausus  rem  etiam  deo  inprobam, 
adnumerare  posteris  Stellas  ac  sidera  ad  nomen  expungere  organis  excogitatis,  per  quae 


ANAIERKUXGEN    ZUM    VORAVORT.  XXIX 

singularum  loca  atque  magnitudines  signaret.  Und  so  wird  bei  richtiger  Methode  auch 
ein  Zählen  der  Gedanken  nicht  ganz  hoffnungslos  erscheinen. 

2^)  Dass  von  der  Gedankenstatistik  ,,bis  zu  einer  ihr  entsprechenden  Anschauung 
der  Geschichte  hin  noch  ein  sehr  langer  Weg  ist",  bleibt  dem  geistvollen  Verfasser 
der  „Philosophie  der  Geschichte"  (Göttingen  1878)  gern  und  ohne  die  mindeste  Ab- 
schwächung  zugegeben,  aber,  ob  lang  oder  kurz,  zurückzulegen,  wird  er  sein.  Je 
länger  er  also  ist,  desto  dringender  die  Mahnung,  ihn  baldigst  zu  betreten,  denn  er- 
sparen lässt  er  sich  nicht,  unter  den  jetzigen  Aspecten  der  Culturgeschichte. 

2C j  Da  nur  eine  Geschichtsentwickelung,  und  zwar  die  eigene,  bekannt  war,  wur- 
den die  hieraus  subjectiv  abgeleiteten  Normen  zu  allgemein  gültigen  hingestellt,  ehe 
man  noch  objectiv  nach  solchen  in  Moral,  Staat,  Religion,  Aesthetik  u.  s.  w.  gesucht 
hatte.  Den  ,, musikalischen  Theoretikern  und  Historikern"  gegenüber  hebt  Helmholtz 
hervor,  dass  „das  System  der  Tonleiter,  der  Tonarten  und  deren  Harmoniegewebe  nicht 
nur  auf  unveränderlichen  Naturgesetzen  beruht,  sondern  dass  es  zum  Theil  auch  die 
Consequenz  -aesthetischer  Prinzipien  ist,  die  mit  fortschreitender  Entwicklung  der 
Menschheit  einem  Wechsel  unterworfen  gewesen  sind  und  ferner  noch  sein  werden." 
Für  uns  ist  ein  Concert  der  Chinesen  betäubender  Lärm,  für  diese  oder  Gleichgesinnte 
dagegen  unser  Kirchengesang  ein  Plundegeheul  (wie  er  wenigstens  bei  den  Unbekehrten 
unter  den  Karen  genannt  wird). 

^"^j  II  ne  viendra  certes  ä  l'idee  de  personne,  quand  on  trouve  une  hache  polie 
dans  l'Amerique  du  Nord  et  un  autre  en  France  ou  en  Belgique,  que  le  modele  de 
ces  haches,  a  du  etre  apporte  de  Tun  de  ces  pays  dans  l'autre,  bemerkt  Desor,  und 
dies  konnte  allerdings  als  sicher  gelten  im  Jahre  1872,  würde  aber  etwas  früher,  wenn 
auch  schon  Burtin  (1784)  die  lothringischen  Steingeräthe  mit  denen  der  Wilden  ver- 
glichen hatte,  allgemeinen  Theorien  haben  anheimfallen  können,  und  selbst  die  Vor- 
stellung, wodurch  die  Steinbeile,  als  Donnerkeile,  ganz  einer  geschichtlichen  (oder  vorge- 
schichtlichen) Betrachtung,  ihrer  ausser-irdischen  Herkunft  nach,  entrückt  wurden,  dauerte 
über  den  dagegen  von  Mercatori  und  Lyttelton  (früher  schon  von  Aldrovandi)  einge- 
legten Protest  lange  genug  fort.  Dieselben  Stadien  .werden  wir  auch  in  Erforschung 
der  Gedanjcenwelt  durchzumachen  haben,  deren  Erzeugnisse  von  der  Metaphysik  als 
übernatürliche  behandelt  wurden,  bis  man  sie  in  der  physiologischen  Psychologie  ihrer 
genetischen  Entstehung  nach  zu  klären  suchte,  obwohl  die  Zulassung  einer  gewissen 
Nothwendigkeit  allgemeiner  Gleichartigkeit  noch  zögernd  zurückgehalten  wird.  Trotz 
solcher  Nothwendigkeit  (wie  sie  Herbart  in  den  „mathematisch-psychologischen  Ge- 
setzen" der  Vorstellungen  erkennen  musste)  kann  die  Entfaltung  zur  Blüthe  sich  bis 
auf  relative  Freiheit  steigern  (ähnlich  der  Loslösung  des  Duftes  in  den  Aetherölen  der 
Pflanzen),  aber  auch  diese  wird  (in  einem  ,,loi  de  continuite")  dann  ihren  Wurzeln  nach 
aus  dem  organischen  Zellorganismus  zu  begreifen  sein.  Eine  praestabilirte  Harmonie 
(nicht  des  im  Vorausgegebenen,  sondern  des  im  jedesmaligen  Zusammentreffen  aus  ge- 
setzlichen Wahlverwandtschaften  Hervorspringenden)  tritt  (in  der  Berührung  des  Tellu. 
rischen  und  Kosmischen)  dann  hervor,  wenn  die  Gesetzlichkeiten,  welche  die  Gedanken 
aus  den  Schwingungen  der  kleinsten  Theilchen  im  Zellenleben  hervorbilden,  ihr  er- 
gänzendes Complement  finden  (wie  in  der  Psychologie  brahmanisch-buddhistischer  Phi- 
losophie) in  den  Gesetzlichkeiten  der  Sinneserscheinungen,  die  Grundlagen  wieder  für 
das  neue  Reich  der  Ideen  breitend  (eine  Intellectualwelt,  welche  Schelling  an  den 
Anfang  setzen  wollte  für  die  Geschichte  des  idealen  Menschen,  im  Sinne  Plato's). 

25)  Huygens  voll  Bewunderung  der  neuen  Rechenkunst,  für  welche  er  auf  allen 
Seiten  neue  Anwendungen  sah,  sagt  ihr  (in  dem  Briefe  an  den  Marquis  de  L'Hopital) 


XXX  ANMERKUNGEN    ZUM    VORWORT. 

eine  unbegrenzte  Vollendung  voraus.  Aehnlich  Delboeuf 's  „Logique  algorithmetique". 
Gleich  der  Psychophysik  in  individueller  Psychologie  Aviire  eine  solche  für  die  social- 
vergleichende  zu  suchen. 

2*^)  Ehe  sich  der  Botaniker  die  Mühe  nimmt,  aus  einem  durcheinander  geworfenen 
Wirrwarr  von  Blättern,  Blüthen,  Früchten,  "Wurzeln  u.  s.  w.    die    einzelnen  Pflanzen- 
arten   zu  reconstruiren ,    wird    er    in    der  Mehrzahl    der    Fälle    vorziehen ,    den    ganzen 
Plunder  bei  Seite  zu  werfen,    und    für  Füllung    seines  Herbariums    auf  die  besser  er- 
haltenen  Specimina  des  nächsten  Reisenden  warten.     Die  Ethnologie  ist  leider  nicht  so 
günstig  gestellt ,    denn    schon  der    nächste  Reisende  mag  den  primitiven    Charakter  des 
besuchten   Stammes  verwischt  finden ,  und  für  eine  nicht  unbedeutende  Zahl  der  völlig 
untergegangenen  Kettenglieder  in  der  menschlichen  Typen-Reihe  bieten  die  früher  von 
Matrosen,  Händlern,  Kriegsknechten,  Abenteurern  gelieferten  Daten  das  einzige  Material, 
mit  dem  Haus  zu  halten  ist,    so    gut    oder    schlecht   es   sein   mag.     Bei  solch'  völliger 
Verschiedenheit  der  Vorlagen  und  Vorbedingungen    gestatte    man   deshalb  auch  einige 
Nachsicht  für  eine  Verschiedenheit  in  der  Behandlungsweise  des  Stoffes.     ,,Die  jüngsten 
Wissenschaften  sind  die  schwersten,  denn  sie  behandeln  Probleme,    welche  man   früher 
gänzlich  übersah,  oder  gar  nicht  die  Mittel  hatte,  in  Angriff  zu  nehmen"  (s.  Rümelin), 
Zu  diesen  jungen  und  jüngsten  Wissenschaften    gehört  emphatisch    die  der  Ethnologie. 
Was  diese  inductive  Behandlung    ethnisch    vergleichender    Psychologie    zu    leisten    im 
Stande   sein    wird,    dafür   hat   sie   selbst    allerdings   das    onus  probandi    zu  übernehmen. 
Dass  Versprechungen    allein    getraut  würde,    ist    nach    den   vielfach    an    philosophisch- 
geschichtlichen Schaugerichten  erfahrenen  Täuschungen  kaum  zu  verlangen,  denn:  The 
proof  of  the  pudding  is  in  eating  it.     Möge    ein    nahrhafter  Plumpudding  daraus  wer- 
den, gespickt  mit  dem  Besten,  was  naturwissenschaftliche  Forschung  zu  liefern  vermag. 
Augenblicklich    freilich    ist    er    noch    nicht    gahr,    so    dass    für    den    an    zartere    Kost 
gewöhnten    Feinschmecker   (so    lange   ihm    aus   den  zusammengemischten   Ingredienzien 
nur    eine    olla   podrida   aufgetischt   wird)    Indigestionen    zu    fürchten    bleiben.     P^ür    die 
Ethnologie  gilt,  was  Lavoisier  Ende    des    vorigen  Jahrhunderts  von  der  Chemie  sagte: 
Cette    science    presente    des    lacunes    nombreuses,    qui   interrompent   la   serie  des  faits, 
et  qui  exigent   des   raccordemens   embarassans    et   difficiles.      Elle    n'a    pas,    comme    la 
Geometrie    elementaire,    Tavantage    d'etre    une    science    complete,    et    dont    toutes    les 
parties    sont    etroitement    liees    entr'elles,    mais    en    meme    temps    sa    marche   actuelle 
est  si  rapide,  les  faits  s'arrangent  d'une  maniere  si  heureuse  dans  la  doctrine  moderne, 
que  nous  pouvons  esperer  meme   de    nos  jours,    de    la   voir   s'approcher    beaucoup    du 
degr^  de  perfection,  qu'elle  est  susceptible  d'atteindre.     Dass  dies  geschehen  ist,  bleibt 
vor  Allem  dem  Festhalten    zu    verdanken,    an    dem    von    diesem  Meister  aufgestellten 
„loi  rigoureuse"  (de  ne  rien  conclure  au  dela  de  ce  que  les  experiences  presentent,  et 
de  ne  jamais  suppleer  au  silence  des  faits).     Vermuthungen    sind    innerhalb    der    Con- 
trolle  der  Facta   zugänglich    und    mögen    sich   dann    glänzend    bestätigen,    wie  die  (im 
Anschluss  an  das  „tableau  des  substances  simples")    über    die    weitere    Zerlegung    der 
Erden  gewagten.     Aber  vorsichtig  wird  hinzugefügt:    J'espere    que   le  lecteur    voudra 
bien  ne  pas  confondre,  ce  que  je  donne  pour  des  verites  de  fait  et  d'experience,  avec 
ce  que  n'est  encore  qu'hypothetique. 

29)  Bei  der  organischen  Gesetzlichkeit,  welche  in  den  psychologischen  Schöpfungen 
waltet,  genügen  mitunter,  (wie  dem  Zoologen  möglicherweise  ein  Zahn  für  das  Thicr), 
Einzelnheiten  thatsächlicher  Beobachtungen,  um  das  Gesammtgebäude  des  ethnischen  Ho- 
rizontes herzustellen,  und  es  wird  dabei  einer  Art  von  Derivations-Rechnung  zu  folgen  sein, 
der  „Methode,  eine  Function  einer  oder  mehrerer  veränderlichen  Grössen  so  zu  entwickeln, 


ANMERKUNGEN    ZUM    VORWORT.  XXXI 

dass  die  Glieder  der  entwickelten  P'unction  nach  einem  bestimmten  Gesetze  aus  ein- 
ander hergeleitet  werden."  Sollten  die  Unmöglichkeiten  einer  derartigen  Reconstruction 
sich  herausstellen,  so  \vürden  wir  bei  dem  (in  dem  Untergang  primitiver  Schöpfungen) 
bereits  thatsächlichen  Ausfall  so  vieler  Mittelglieder,  von  Vornherein  auf  die  Ausfüllung 
der  dadurch  klaffenden  Lücken  Verzicht  zu  leisten  haben.  Nach  Lasaulx  ist  ,,der 
Gang  der  grossen  Schicksale  der  Menschheit,  wie  die  Folge  von  Naturerscheinungen, 
durch  feste,  ewige  Gesetze  bestimmt",  denn  solch  ewig  unabänderliche  Gesetze  walten, 
wie  in  allen  Schöpfungen  der  Natur,  auch  in  den  geschichtlichen. 

•^*')  Indem  die  Psychologie  auf  den  Thatbestand  hinweist,  „dass  unser  Organismus 
auf  Bewegungen  mit  Empfindungen  reagire",  so  sind  demnach  Bewegung  und  Em- 
pfindung ,,die  bedeutungsvollen  Bestimmungen,  welche  die  psychologische  Betrachtung 
darbietet  zur  Angabe  des  realen  Weltinhaltes",  und  somit  hat  ,,die  Psychologie  den 
letzten  Schritt  gethan  und  ihre  Stellung  innerhalb  unseres  idealen  Wissenschaftskreises 
in  dessen  Centrum  selbst  errungen"  (Avenarius),  wo  sie  bei  dem  inductiven  Nachw^eis 
ihrer  natürlichen  Wurzeln  kräftig  emporwachsen  mag. 

•^ij  Nach  Aristoteles  hat  das  aposteriorische  Material  {laroQUc)  in  „ausgedehntestem 
Masse  und  lückenlosester  Vollständigkeit"  vorzuliegen,  um  an  diesem  Stoffe  das  apo- 
deiktische  Verfahren  üben  zu  können.  d'kl  yd()  id  vnao'/oi'ia  y.al  oig  vnd^)/ii  nhQv 
iry.uTtooi'  (c'^Qtlv  xui  lovnov  iog  TrhiaiM)'  ivnoQtltf  (Aristoteles).  Auf  Grund  des  an- 
gesammelten Materials  von  der  Anschaunng  ausgehend,  hat  die  Inductionsmethode 
durch  Variation  und  Combination  von  Beobachtungen  zur  Entdeckung  gültiger  Gesetze 
zu  gelangen,  in  die  Causalität  eindringend. 

^2]  Da  die  Selbstbeobachtungen  leicht  zu  „Kopfverwirrung"  führen,  suchte  Kant 
die  empirische  Psychologie  auf  die  Beobachtung  Anderer  zu  gründen. 

'^'■^)  Schon  seit  Rorarius'  (bei  Nudaeus)  „quod  animalia  bruta  saepe  rationi  utantur 
melius  homine"  (und  seit  Montaigne). 

•^1)  Die  Elimination  der  Einflüsse  vorgefasster  Ansichten  und  Neigungen  ist  das 
wichtigste  Element  des  exacten  Verfahrens,  und  dies  Element  gerade  wird  bei  den- 
jenigen Beobachtungen,  die  sich  auf  eigene  Gedanken,  Gefühle  und  Triebe  richten, 
unanwendbar  (s.  A.  Lange),  während  sich  zum  Ersatz  die  objective  Beobachtung  (beson- 
ders von  Völkergedanken)  bietet. 

'^•')  Nach  Aristoteteles  ist  der  Staat  „früher,  als  die  Gemeinde  und  jeder  einzelne 
Mensch,  in  dem  Sinne,  wie  jedes  Ganze  für  den  Begriff  seinen  Theilen  vorangeht"  (s. 
Reinhold).  In  gleicher  Wechselbeziehung  der  Deduction  und  Induction  bildet  der 
Gedanke  des  Einzelnen  einen  integrirenden  Theil  des  Gesellschaftsgedankens,  und  kann 
erst  innerhalb  der  Werthbezeichnung  des  Ganzen  seine  partielle  erhalten, 

■^'^'')  Nach  A.  Lange  liegt  der  Schwerpunkt  der  moralischen  Entwickelung  in  der 
Betrachtung  der  Menschenwelt  und  Versenkung  in  ihre  Erscheinungen  und  Aufgaben. 
,,Das  Aufgehen  in  diesem  Objecte,  wie  es  sich  uns  ebenfalls  durch  die  Sinne  als  Theil 
unseres  eigenen  Wesens  ergiebt,  ist  der  natürliche  Keim  alles  dessen,  was  in  der  Moral 
unvergänglich  ist  und  werth  erhalten  zu  werden".  Dies  wird  um  so  eher  erreicht 
werden,  je  naturgetreuer  die  Ethnologie  aus  ihrem  vervollständigten  Inductionsmaterial 
sich  in  den  Stand  gesetzt  sehen  wird,  lebensvolle  Bilder  der  vergleichenden  Beobach- 
tung vorzuführen. 

37)  Nach  Aristoteles  „kann  es  einen  schöpferischen  Wesensbegriff  nur  da  und  in- 
soweit geben,  insofern  ein  Seiendes  vermöge  der  begrifflichen  Form  aus  der  relativen 
Unbestimmtheit  eines  generellen  Seins  herausgetreten,  und  hiermit  als  specieller  Art- 
begriff das  Subject  der  prädicativen  Gattungsbestimmtheit  ist"  (s.  Prantl).     dio  dti  äno 


XXXII  ANMERKUNGEN  ZUM  VORWORT. 

7cfjv  X(cf^'  h/.((c>T(c  tni  t6  xc(0^ö).ov  uiTc.ßaivhii'  (Aristoteles).  Der  iusprün<^liclie  Ausj^an<^s- 
punkt  der  Artbegriffe,  vermöge  deren,  als  der  begrift'liclien  Formen,  das  Wissen  des 
Seienden  erfasst  \vird,  ist  (bei  Aristoteles)  die  Gattung  (reor  yf  i-iJioi'  nQycd  jct  yi-vi] 
Haiv\  so  dass  die  Gattung  im  höheren  Grade  Wahrheit  sei,  als  der  Artbegriff  (s.  Prantl). 
Die  Gattung  ist  das  individuell  abgegrenzte  Gebiet,  auf  welchem  die  P2inhcit  einer  be- 
stimmten Wissenschaft  beruht  {uia  dtnioTtjut]  iaTii'  ^  H'og  yi-povg^  oV«  ^y.  nou  nooJTwr 
Gvyxfirai  xcu  in()>]  ioTiv  r,  näx^rj  tovtiov  y.aiV  ahm).  Auch  die  Gattungsbegriffe  be- 
sitzen wesentlich  begriffliche  Bestandtheile  (nach  Aristoteles).  Auf  die  Classification 
lässt  sich  (neben  dem  künstlichen  und  natürlichen  System)  die  analytische  oder  dia- 
gnostische Methode  anwenden,  nach  welcher  mit  zwei  sich  gegenseitig  ausschliessenden 
Charakteren  so  lange  in  die  Summe  der  Arten  (Gattungen,  Familien)  dividirt  wird,  bis 
endlich  nur  noch  zwei  solcher  Charaktere,  also  auch  nur  zwei  Arten,  zur  Unter- 
scheidung übrig  sind  (s.  Sprengel).  Adanson  basirte  die  natürlichen  Familien  auf  den 
Totalhabitus  (l'ensemble),  wahrend  Jussieu  für  das  natürliche  System  die  Unterordnung 
der  Charaktere  anwendete. 

•^^)  Der  Nous  (wie  Aristoteles  bemerkt)  denkt  stets  bis  zu  einem  erreichl)arcn 
Letzten  {uh  vod,  *(üf  «*'  ((yccyi],  *<V  tovto  o  ftvTog  ö'vi'atai,  ^ay(aoi'  TioiHr).  Nach 
Occam  zeugt  der  Intellectus  aus  dem  Sinnes-Eindruck  ein  Gebilde  (fictum)  als  Bleiben- 
des. Si  intellectus  haberet  vim  productivam  realem,  sicut  habet  vim  fictivam,  illud 
productum  vere  esset  ejusdem  rationis  cum  illo  praeintellecto  (als  schöpferisch). 

^^)  Schon  die  durch  dogmatische  Hypothese  angezeigten  Radkarten  des  Mittel- 
alters, wie  sie  in  der  Romance  der  Mappa  Mundi  von  Hereford  abschlössen,  konnten 
durch  die  allmählig  fortschreitenden  Detailzeichnungen  des  zuverlässig  leitenden  Com- 
pass  seit  Petrus  Vessconti's  Portulan  und  der  Karte  Marino  Sanuto's  (bis  auf  die 
Fra  Mauro's)  jene  Gestalt  gewinnen,  die  sich  durch  eine  wissenschaftliche  Methode 
vervollkommnen  Hess.  Mit  dem  Principium  exclusi  tertii  klärte  Aristoteles  die  At- 
mosphäre von  den  sophistischen  Nebeln  schwankender  Meinungen,  indem  zwischen 
wahrem  und  falschem  Sinn  nichts  ^Mittleres  zulässig  sei  (ro  utt'  yuQ  Xtyfn'  tu  oi>  /jr] 
fh'c(t  t]  ro  ur}  Ol'  fty(ci  i/'fvJ'og,  ro  (J't  Tu  or  th'ui  xtu  lo  /urj  oy  jxrj  tlvai  ((ktj!h/g).  In- 
soweit die  Induction  {^TTctytoyrj)  Motiv  der  Beglaubigung  {niaric)  ist,  hat  auch  sie  eine 
implicite  syllogistische  Grundlage  (s.  Prantl).  Plato  giebt  tixccaia,  niang,  dia^ouc, 
vötjGig  als  Stufenreihe. 

•**^)  Die  Induction  beginnt  mit  den  Einzelheiten,  wie  sie  sich  bieten,  aber  ihr  Ver- 
ständniss  wird  sich  erst  nach  Vollendung  des  Baues  bei  dem  Rückgange  der  Deduction 
eröffnen,  in  der  Klärung  und  Fixirung  der  gegenseitigen  Verhältnisswerthe.  Darum 
auch  bedarf  es  vorher  stets  eines  ungefähr  allgemeinen  Abschlusses  statistischer  Ucbcr- 
schau,  ehe  an  Umgränzung  der  speciellen  Detailfelder  gedacht  werden  kann.  Die 
Ziffer  erhält  ihren  Zahlenwerth  erst  aus  dem  Proportions- Verhältni^ss  des  Theiles  zum 
Ganzen,  und  das  kostbare  Gut  der  Zeit  (und  der  Arbeitsfähigkeit  zu  Gute)  würde  zweck- 
los vergeudet  werden,  wenn  man  mit-  Zahlen  rechnen  wollte,  ohne  ihren  wirklichen 
Werth  zu  kennen,  da  jeder  Bruchtheil  dann  ein  Spielball  beliebigster  Willkür  bliebe, 
um  ihn  längs  der  ganzen  Reihe  denkbarer  Verschiedenheiten  hin-   und  herzuwerfen. 

^1)  In  der  Mathematik  hat  es  sich  oft  nöthig  gezeigt:  ,,erst  eine  ganze  Reihe  zu- 
sammengesetzter wissenschaftlicher  Begriffe  auszubilden,  ehe  man  die  scheinbar  ein- 
fachsten Begriffe  vollständig  erfassen  und  jene  ersten  Probleme  überhaupt  nur  in 
rechter  Weise  aufstellen  kann"  (s.  Hankel),  in  der  „Metaphysique  du  calcul  differentiel" 
(s.  Klügel).  So  hat  die  Betrachtung  des  Völkergedanken  der  des  Einzelgedanken,  der 
ein  integrirendes  Theil  jenes  bildet,  voranzugehen.     Aus  dem  Mechanismus  eines  Web- 


ANMERKUNGEN    ZUM    VORWORT.  XXXIII 

Stuhles  und  der  Art,  wie  die  Fäden  der  Kette  eingespannt  sind,  das  Muster  des  Ge- 
webes zu  errathen,  ist  mühsamer,  als  „wenn  man  das  Muster  direct  auf  dem  fertigen 
Stoffe  anschaut",  bemerkt  A.  Lange,  und  so  würde  die  in  der  Kolossalwelt  erscheinende 
Synthesis  sich  in  den  ethnischen  Gedanken  bequemer  analysiren  lassen,  als  in  den 
individuellen  (und  diese  in  den  Nervenschwingungen  des  Gehirns).  Da  später  auch 
solche  Untersuchungen  noch  blieben,  wäre  die  Controlle  eine  doppelte, 

'^^)  Nach  Agrippa  lässt  sich  bei  dem  Hinweise  (dnoö'ily.yvrai,)  des  (demonstrativen) 
Urtheils  auf  ein  anderes  (aus  dem  man  jenes  ableitet,  indem  man  es  beweiset)  im 
letzten  Grunde  gar  nicht  beweisen.  Beim  apodeiktischen  Verfahren  unterscheidet 
Aristoteles  neben  der  Gattung  der  Wissens-Objecte  (yerog  oder  nfQt  o  änoffti/.vvTav) 
und  dem  diesem  generellen  Object  wesentlich  an  sich  {y.aif  uvto)  zu  kommenden 
Gesammten  (z«,9-'  aviä  vnÜQyovia  oder  a.  änochUvvrai)  die  gemeinsamen  Axiome  der 
Beweisführung  {y.oivd  ä^nofxcacc  oder  ^|  mu  (InodiLxi'VTat). 

'^^)  Darauf  führt  jede  Analogie,  die,  als  inductio  incompleta  nur  Wahrscheinlich- 
keit gewährt,  aber  dennoch,  wenn  sie  das  von  der  Hypothese  beständig  missachtete 
Grundprincip,  dass  für  jede  Rechnung  Gleichwerthigkeit  der  Grössen  erfordert  ist,  exact 
beobachtet,  als  Uebereinstimmung  in  Beziehungen  Proportionen  ergiebt  [äi'ä  köyoy, 
proportione). 

'^^)  h.Hvo  dt  (fccPSQoi'  6n  b  TTQujToyg  y.al  ((Tikojg  oQiGfxog  y.cd  ro  rl  rjy  ilvat  roiv 
ovGiuiv  ioiiy  (Aristoteles).  Nach  Roscillinus  (der  sich  gegen  Abälard  einen  noch 
derberen  Scherz  gestattete,  als  der  turanische  Professor  gegen  den  sanscritanischen)  liegt 
die  Priorität  des  Theilbegriffes  erst  im  subjectiven  Denken.  Gegenüber  der  (philoso- 
phischen) Einheit  der  Materie  (als  „pessimus  error")  principia  propria  ingredientia 
essentiam  individui  faciunt  ipsum  (Roger  Baco).  Genus  speciebus  materia  est  (s. 
Boethius).  Nach  Avicenna  kann  der  Gattungsbegriff  nur  ,,in  eo,  quod  quid  sit"  aus- 
gesagt werden ,  und  bei  dem  Quäle ,  als  differentia  (im  Substantialen)  erscheint  das 
Quid  als  Genus,  bei  dem  Quäle,  als  proprium  (im  Accidentalen)  als  Species  in  der 
species  specialissima  (mit  der  Stufenfolge  bis  zum  genus  generalissimum).  Die  Entitas 
positiva  {t6  dt  rl  ilvia)  oder  Haecceitas  (als  causa  sine  qua  non)  ergiebt  sich  (bei  Duns 
Scotus)  als  dasjenige,  wodurch  das  Individuum  eben  zum  Individuum  wird,  nämlich 
das  in  seinem  Begriffe ,  gegenüber  allen  höheren  Begriffen  als  eigenthümlich  Liegende 
(s.  Prantl).  Die  von  den  Universalien  (neben  dem  Begleitenden  oder  comitans)  ausge- 
sagte Quidditas  (bei  Avicenna)  wurde  erst  durch  die  Uebersetzungen  arabischer 
Literatur  in  die  mittelalterliche  Latinität  eingeführt  (im  orientalischen  Anschluss  an 
indisches  TadJ.  Materia  non  quomodolibet  accepta  est  principium  individuationis,  sed 
solum  materia  signata  (s.  Thomas  von  Aquino).  Boethus  fasst  den  artmachenden 
Unterschied  als  substanzielle  Qualität  [noioTt^g  ovaiujdtjg)  auf,  eine  Mittelstufe  zwischen 
Wesenheit  und  Qualität. 

'i-'')  Wie  in  der  Biologie  muss  auch  in  den  socialen  Erscheinungen  (bemerkt 
Spencer)  die  Reihenfolge  der  aufsteigenden  Entwicklung  verfolgt  werden;  der  Schlüssel 
zu  den  verschiedenen  Glaubensansichten  wird  sich  nur  in  den  Ideen  der  niedrigsten 
Rassen  finden  lassen. 

46)  II  est  remarquable  qu'une  science  qui  a  commence  par  la  consideration  des 
jeux  se  soit  elevec  aux  plus  importants  objets  des  connaissances  humaines  (Laplace). 

't7j  Die  reinen  Wissenschaften  sind  aus  practischem  Bedüifnisse  hervorgegangen, 
die  Physiologie  aus  der  Medicin,  die  Botanik  aus  der  Kräuterkunde,  die  Mineralogie 
aus  dem  Bergbau  u.  s.  w.  Die  (physikalischen)  Elemente  des  Körperlichen  oder  Tast- 
baren sind  (bei  Aristoteles)    „nicht   unzerlegbare    Substanzen,    welche   in  den  Körpern 

C 


XXXIV  ANMERKUNGEN    ZUM    VORWORT. 

empirisch  nachweisbar  vorhanden  seien"  (s.  Kopp),  sondern  die  Träger  bedingender 
Grundeigenschaften  der  (an  sich  eigenschaftslosen)  Materie  (und  von  solchen  P^unda- 
mentalqualitäten  kommen  jedem  Elemente  zwei  zu).  So  ergeben  sich  durch  Abänderung 
der  Eigenschaften  Uebergänge  verschiedener  Körper  (b.  Plinius),  Indem  man  nun 
von  solchen  Uebergängen  besonders  die  practisch  nutzbaren  der  Metalle  anzustreben 
begann,  wurde  man  durch  das  Factische  der  Experimente  auf  das  chemische  Element, 
als  solches,  geführt,  und  ebenso  werden  in  der  theoretischen  Zoologie  die  directen  In- 
teressen der  Landwirthe  aus  den  Beobachtungen  in  der  Hausthierzucht  das  Ausschlag 
gebende  Wort  für  den  Typus  sprechen. 

*8)  Schon  in  dem  socratischen  Bestreben,  den  sophistischen  Riss  zwischen  dem  ^V 
und  TToAA«  (zum  xud-oXov)  wieder  herzustellen,  tritt  im  logischen  Verfahren  Plato's  die 
TiilQa  hervor,  dichotomisch  (vorbereitend  für  aristotelische  Syllogistik)  auf  gegenseitige 
Zugeständnisse  und  die  Consequenzen  solcher  Zugeständnisse  gerichtet,  welche  sich 
aber  in  derjenigen  Empirie,  die  auch  psychologisch  erst  die  früher  als  bereits  gegeben 
angenommenen  Zugeständnisse  prüft,  (ehe  die  speculative  Gliederung  des  Materials  ge- 
stattet sein  kann),  nicht  mit  subjectiver  Rechtfertigung  begnügen,  sondern  als  objectiv 
naturnothwendig  ergeben  müssen,  zunächst  also  die  sinnlichen  Zeugnisse  prüfend  (wäh- 
rend in  dem  Abstreifen  der  Sinnlichkeit  die  leiblichen  Augen  und  Ohren  sogar  als 
verwerflich  erschienen).  Aristoteles  (s.  Prantl)  lässt  aus  dem  Gedächtniss  die  Erfah- 
rung [^fATitiQia)  hervorgehen,  indem  ein  ruhendes  Allgemeines  in  der  Seele  festgehalten 
wird,  und  von  hier  aus  wirkt  die  schaftende  Thätigkeit  [n/yt])  und  vernunftgemässe 
Erwägung  {loyiC/nog)  zum  Behufe  des  AVissens  fort.  So  viel  Sprachen  ich  lerne,  auf 
so  viele  Arten  lerne  ich  Mensch  sein,  sagte  Carl  V.,  und  so  noch  umfassender  die 
Ethnologie  in  Vermehrung  der  Cultur-  und  Völkerkreise  (nicht  nur  in  sprachlicher  Hinsicht). 

*^)  Der  Anfang  kann  weder  in  einem  ursprünglichen  Menschenpaar  gesucht  werden, 
noch  durch  Zurückschieben  der  Schwierigkeit  bis  auf  den  Beginn  des  organischen 
Lebens,  und  ebenso  wenig  (in  der  Selbsttäuschung  des  Vogel  Strauss)  beim  Uebergang 
zu  der  bereits  mit  den  Gnostikern  spielenden  Materie,  wo  die  gleichen  Bedenken  sich 
alle  wieder  frisch  erheben  würden,  bis  zum  letzten  Atom.  „Gebt  mir  die  Eins  und 
ich  gebe  euch  alles  Uebrige  (im  Seienden)",  wird  als  Ausspruch  Zeno's  überliefert. 
[dio  xttt  Zrivisyy  iktytv ,  ii  rig  (cvrio  ro  iu  Iniö'ti^oi^  avTog  unodojoti  t6  ov],  und  aller- 
dings liegt  die  Crux  in  der  Schöpfung  der  Eins  ohne  Zwischengriff"  des,  das  Ganze 
wieder  zerstörenden,  Wunders,  eine  Klippe,  die  für  uns  nur  mit  einer  neuen  Rechnungs- 
methode des  Denkens  zu  umschiff"en  sein  wird  (und  in  der  gesetzlichen  Harmonie 
naturwissenschaftlicher  Ergebnisse  die  Wegerichtung  zur  Lösung   anzeigt). 

'•^^)  'Universalia  et  intentiones  secundae  causantur  naturaliter  sine  omni  activitate 
intellectus  et  voluntatis  a  notitiis  incomplexis  terminorum  per  istam  viam,  quia  primo 
cognosco  aliqua  singularia  in  particulari  intuitive  vel  abstractive,  et  hoc  causatur  ab 
objecto  vel  habitu  derelicto  ex  primo  actu,  et  habita  notitia  statim  ad  ejus  praesentiam, 
si  non  sit  impedimentum,  sequitur  naturaliter  alius  actus  distinctus  a  primo  terminatus 
ad  aliquid  tale  esse  objectivum,  quäle  prius  vidit  in  esse  subjectivo,  et  ille  actus  sccun- 
dus  producit  universalia,  et  intentiones  secundas  (Occam). 

^^)  ^AvuXvüig  ian  krjipig  tov  ^rjzovfxivov  (Sut  icii^  uxokov  d-tov ,  w?  ofxokoyovuivov  ini 
Tt  aktjS^tg  o/uoXoyovfid'ov.  Das  ktxTÖp  stoischer  Logik  führt  zu  nominalistischer  Ontd- 
logie  der  Kategorienlehre  (und  zum  Subjectivismus  gegenüber  der  obiectiven  That- 
sächlichkeit).  Die  (dem  apodeiktischen  Wissen  widerstrebende)  Beifügung  des  hypo- 
thetischen und  disjunctiven  Schlusses  in  der  Syllogistik  wurde  durch  die  Bedürfnisse 
des  Dialectischen  zugelassen  (seit  Theophrast).     Bei  Aristoteles    findet   sich    nichts    ,,de 


ANA[h:KKÜN(iEN    ZUM    VORWORT.  XXXV 

hypothelicis  syllogismis"  (s.  Boethus).  Aristoteles  stellte  in  der  Logik  das  dnoö'H/.Tiy.öv 
dem  duclfxn/oi'  (de  rSophisten)  entgegen.  Die  Geschichte  der  Philosophie  führt  durch 
den  von  der  Dialectic  aufgesprühten  Schaum  eines  Scheinen  und  Meinen  zu  der  auch 
auf  psychologischem  Gebiete  apodictisch  redenden  Induction,  aber  freilich  erst  dann, 
wenn  nach  vollständiger  Beschaffung  des  Materials  (aus  ethnischen  Beobachtungen)  der 
statistische  Ueberblick  gewährt  ist.  Das  Princip  der  aristotelischen  Logik  lag  im  Be- 
griff und  darin  zugleich  die  philosophische  Grundlage  des  Apodeiktischen,  so  dass  das 
logische  und  das  ontologische  Moment  zusammentreffen,  wie  in  entsprechender  Weise 
auch  bei  der  platonischen  Idee,  nur  dass  diese  „zu  keinem  entfalteten  Entwickelungs- 
process  des  Denkens  führen  konnte"  (s.  Prantl).  Und  diese  Gegensätze  wiederholen 
sich  vielfach.  Obwohl  Aristoteles  die  Mathematik  als  das  Vorbild  aller  Wissenschaften 
betrachtet,  verschliesst  er  ihrer  Anwendung  in  der  Natur  den  Weg  (wie  A.  Lange  be- 
merkt), „indem  er  überall  das  Quantitative  auf  Qualitatives  zurückführt,  also  genau  den 
umgekehrten  Gang  einschlägt,  wie  die  neuere  Naturwissenschaft". 

^2]  Mit  dem  Anschluss  der  Fluxionsrechnung  durch  die  Phoronomie  an  die  Grenz- 
methode der  griechischen  Geometer  unter  dem  Einzugsthor  der  neuen  Weltauffassung 
stehend,  weist  Newton's  Lehrer  die  Vergleichung  der  Zeit  mit  einem  rückläufigen 
Kreise  (wie  in  mystischen  Schlangensymbolen  des  Alterthums)  ab,  denn  „der  Ver- 
gleich mit  einer  unendlichen  Geraden  sei  der  allein  statthafte'-  (s.  Weissenborn). 

5'^')  Der  Ursprung  der  höheren  Analysis  (5.  Gerhardt)  „wurzelt  in  dem  Verfahren, 
das  zuerst  von  Euklid  und  Archimedes  zur  Ermittelung  der  Quadratur  krummlinig  be- 
grenzter Figuren  angewandt  wnirde"  (wo  eben  die  ,, unmittelbare  Anschauung",  die 
Messung  und  Wägung  zu  fehlen  begann).  L'analogie  est  fondee  sur  la  probabilite, 
que  les  choses  semblables  ont  des  causes  du  meme  genre  et  produisent  les  memes 
eflfets  (Laplace). 

•^^)  Euler's  grundlegende  Arbeiten  ,,in  behaglicher  Breite"  veranlassten  die  Ver- 
allgemeinerung in  Lagrange's  Abstractionen,  weil  sonst  ,,das  Material  bald  zu  einem 
nicht  zu  bewältigenden  Umfange  angewachsen"  wäre  (s.  Hankel). 

55)  als  sermonicale  Logik  (s.  Vincenz  von  Beauvois). 

5ß)  und  so  bis  zur  dogmatischen  Uebertreibung  in  der  dorischen  Philosophie 
der  Pythagoräer.  ,,Die  Zahlen  selbst,  durch  welche  die  Erkenntniss  geschieht,  sind 
körperliche  Existenzen"  (s.   Gruppe). 

57)  Jufkeyiod^ui,  (bei  Plato),  wobei  jedoch  die  Idee  des  ooog  bereits  über  das  Wort 
hinausgeht.  „Ad  intellectum  interiorem,  qui  vocatur  locutio  interior"  verhält  sich  die 
Logik  (nach  Avicenna),  wie  die  Grammatik  zur  Sprache  oder  wie  Harmonie  zum 
Metrum.  Simplex  et  multiplex  rerum  omnium  principalissima  ratio  deus  verbum  est, 
nam  a  graecis  Xoyog  vocatur  (s.  Scotus  Erigena),  und  so  wurde  der  Dialect  „vocalis"  schon 
seit  Adam,  dem  die  Geschöpfe  zugeführt  wurden,  ut  videret,  quid  vocaret  ea.  Für 
Leistungen  im  apodeiktischen  Wissen  und  Concentrirung  des  Denkens  [ccy^^ivoia)  wird 
ein  glücklicher  Tact,  das  Richtige  zu  treffen  (fvaTo/ici),  verlangt  von  Aristoteles 
(s.  Prantl),  also  durch  Fachkenntniss  und  Uebung.  Der  Mathematiker  ist  durch  ,, einen 
wissenschaftlichen  Tact"  zu  leiten,  weil  er  sonst  auf  nutzlose  Arbeiten  verfallen  mag, 
wie  in  der  combinatorischen  Analyse  (s.  Hankel).  Das  Verfahren  (der  Analysis)  heisst 
bei  Pappus  eine  umgekehrte  Auflösung  aydnaliy  Xvaig.  Derartiges  Auflösen,  um  die 
Synthese  folgen  zu  lassen,  setzte  bereits  Gegebenes  für  die  Deduction  voraus,  während 
die  Induction  (inductio,  quae  graece  inayioyri  nominatur)  die  durch  Beobachtung  des 
vorliegenden    Materials    geweckten  Gedanken    ihren     unendlichen  Reihen    nach    unter- 

C* 


XXXVI  ANMERKUNGEN    ZUM    VORWORT. 

suchend,  in  den  Glcichunfjen  den  Charakter  des  Unbekannten  bis  zur  realen  Auf- 
lösung (in  der  Werthbestimmung)  bewahrt. 

58)  Algazeli  bezieht  in  der  Logik  die  imaginatio  (als  sinnliches  Verständniss)  auf  das 
einzelne  Wort  und  die  Credulitas  (als  beifalliges  Ueberzeugtsein)  auf  die  Satzverbindung. 
Bei  Petrus  Aureolus  ist  Gegenstand  der  Logik:  ,,Vox  expressiva  conceptus". 

5^)  l^  ctvctyxcdiav  ana  GvXkoyifffiog  ^OTiy  ij  cciödfi^ig  (Aristoteles).  Durch  die 
Einheitlichkeit  eine?  inneren  Ratio  bei  der  Induction  wird  die  ars  doctrinalis,  ihres 
empirischen  Materi^les  nach,  zur  ars  perfecta  (Joh.  Buridan).  ,,A  particulari  non  valet 
consequentia  ad  generale  in  der  Induction,  nur  zur  "Wahrscheinlichkeit  führend,  im 
Gegensatz  zu  dem  apodiktischen  Wissen  eines  vollständigen  Schlusses",  heisst  ein  be- 
liebtes Argument  plumper  Selbsttäuschung ,  indem  man  über  die  in  allgemeinen  Aus- 
drücken herstellbare  Abrundung  die  darunter  in  gleicher  Stärke  wie  vorher  fort- 
dauernde Schwierigkeit  der  Detailberechnung  übersieht.  Die  Brevitas  (Kurzsichtigkeit) 
des  Denkens  lässt  das  Fernere  in  der  Undeutlichkeit  der  Allgemeinbegrifle  erscheinen, 
gegenüber  der  genaueren  Unterschiede  im  Besondern  (nach  Wilhelm  von  Auvergne). 
Unum  Individuum  excellit  omnia  universalia  de  mundo ,  nam  universale  non  est  nisi 
convcnientia  plurium  individuorum  (Roger  Baco).  Bei  Aristoteles  bezeichnet  Xoyog 
den  „ausgesprochenen  Begriff",  wobei  es  weniger  auf  die  äusserlich  grammatisch-rhe- 
torische Form,  als  >iuf  die  mathematische  Construction  des  inneren  Denkgerüstes  ankommt. 

60)  Radulph  Strodus  beweiset,  ut,  licet  imponatur,  quod  illa  „tu  es  asinus"  precise 
significet,  quod  „delis  est",  (debet  admitti  et  concedi),  um  zu  zeigen,  was  eine  rechte 
Logik  vermag.  Wie  tief  solch  logische  Wucherungen  zugleich  den  sittlichen  Standpunkt  der 
Weltanschauung  zersetzen  mussten,  zeigte  die  jesuitische  Moral,  die  für  diese  Kenner 
der  Scholastik,  und  also  der  von  Nicolettus  Venetus  erweiterten  Significatio  ad  placi- 
tum  (mit  terminus  mentalis,  terminus  vocalis  u.  s.  w.)  nahe  gelegt  ist.  Die  nomina- 
listischen  Auswüchse  fielen  gleichsam  auf  die  Vorstufe  jener  Wildstämme  zurück ,  die, 
da  sie,  wie  z.  B.  bei  den  Nicobaren  (s.  Roepstorff),  kein  Wort  für  „Name"  haben,  die 
Person  mit  der  Bezeichnung  dafür  verwechseln.  Die  Logik  lehrt  ,,wie  ainer  ein  ding 
lernen  aussrechnen  suechen  sol,  das  er  nit  kan"  (Turmair- Aventinus).  Die  Um- 
kehrung der  Urtheile  (im  (cvnoTOiifuv  avkloyiajuöy)  hat  nur  innerhalb  der  relativen  Be- 
ziehungen (wie  bei  Aristoteles)  ihren  Sinn,  wogegen  sie  in  der  formalen  Logik  zum 
tändelnden  Wortspiel  wird  (neben  der  allgemeinen  Bejahung  und  Verneinung  des 
/cccTcc  nccvrög  und  xiact  (xrjf^ivog),  wie  ähnliche  Verworrenheit  durch  unklare  Auffassung 
der  negativen  Grössen  in  der  Mathematik  hervorgerufen  werden  würde.  Zum  Schlüsse 
sind  erforderlich  (bei  Aristoteles)  die  Definition  {oQog),  das  ausschliesslich  eigenthüm- 
liche  Merkmal  {i<^iov),  Gattung  {yivog\  als  das  mehreren  der  Art  nach  verschiedenen 
Wesen  Zukommende,  und  das  nach  Vorkommniss  Zukommende  [av/ußsßtjy.ög]  ohne  be- 
griffliche Nothwendigkeit.  Die  Quinque  voces  begreifen  Gattung,  Art,  Unterschied, 
Eigenthümlichkeit  und  Zukommendes  (bei  Porphyrius).  Dialecticus  utitur  nudo,  ut  sie 
loquar,  syllogismo,  orator  autem  vestito  (Laurentius  Valla)  und  so  unter  dem  Preisen  der 
Eloquentia  (besonders  des  Ciceronianismus)  verdeckte  bei  Beginn  der  Renaissance  die 
aesthetische  Umhüllung  der  Rhetorik  das  Facbgerüst  der  Logik,  das  bei  den  Scholastikern 
allerdings  nur  ein  vertrocknetes  Skelett  blieb,  sich  unter  der  Hand  einer  naturwissen- 
schaftlichen Psychologie  aber,  statt  des  aesthetischen  Gewandes  der  Rede,  mit  Fleisch 
und  Blut  zu  bekleiden  hat.  Das  genügt  nun  freilich  nicht  den  höher  Begnadigten, 
denn  „Homo  ex  puris  naturalibus  attingere  non  potest  ad  regulas",  wie  Heinrich  Goethals, 
der  „doctor  solemnis",  proclamirt.  Die  Stoiker  machten  die  Lehre  vom  hypothetischen 
und  disjunctiven  Schlüsse    zum  Hauptinhalt    der  Syllogistik,    und    Hessen   den   katego- 


ANMERKUNGEN    ZUM    VORWORT.  XXXVII 

rischen  Schluss  ausfallen,  da  er  ihnen  zu  „wenig  grammatisches  und  rhetorisches  Inter- 
esse darbot",  bei  den  Scholastikern  galt  aber  wenigstens  die  Propositio  als  enuntiatio 
congrua,  während  die  heutzutage  zwischen  Deduction  und  Induction  umhertaumelnde 
Rockenphilosophie  naturphilosophischer  Hirngespinnste  das  Incongruenteste  durchein- 
ander wirft,  und  etwa  auch  die  Aberration  der  Fixsterne  mit  dem  Rädergeflimmer  der 
Lumbrices  in  Parallele  zu  stellen  sich  im  Stande  sehen  könnte.  Among  mathematicians, 
rendering  the  value  of  an  unknown  quantities  involving  it,  is  regarded  as  unsatisfac- 
tory,  but  among  metaphysicians  values  so  rendered  seem  very  acceptable  (Herbert 
Spencer).  Nach  Schelling  hat  die  Geschichte  mit  dem  idealen  Menschen,  mit  der  In- 
tellectualwelt  zu  beginnen.  Einer  solchen  für  die  jetzige  Anschauung  auf  dem  Kopf 
stehenden  Philosophie  gegenüber,  hat  man  jetzt  von  dem  andern  Ende  begonnen,  von 
Unten  herauf,  und  so  allein  kann  die  Induction  zu  realen  Ergebnissen  führen.  Aber 
diese  auf  Detailforschung  hingewiesene  Induction  darf  das  ihr  hier  angebotene  Gebiet 
erst  dann  überschreiten,  wenn  sie  für  das  Neue  geistiger  Schöpfung  bereits  das  ent- 
sprechende Vehikel  (in  vergleichender  Psychologie)  gefunden  haben  wird.  Und  wenn 
man  auch,  an  die  materiellen  Processe  (der  Physiologie)  anknüpfend,  das  Geistige  in 
seiner  Fortentwickelung  daraus  aufzuzeigen  vermag ,  so  gilt  das  deshalb  nicht  für  das 
Ansichsein  desselben,  sondern  nur  für  den  besonderen  Fall,  denn  wenn  aus  dem  Strei- 
fen des  Katzenfelles  Electrizität  hervorsprüht,  so  ist  das  nicht  die  Electricität  an  sich, 
nicht  die  Electricität,  die  in  Strömen  den  Erdball  umkreist,  oder,  obwohl  im  Zusammen- 
hang stehend,  doch  nicht  die  Erklärung  des  Innerlichen  im  äusseren  Zutritt  gewährend. 

61)  Bei  dem  kosmologischen  Problem  erhebt  sich  (wie  Wundt  bemerkt)  „die 
Frage,  ob  überhaupt  die  Naturwissenschaft  für  sich  im  Stande  sei,  die  Aufgabe  zu 
lösen,  und  ob  sie  nicht  vielmehr  hier  bei  einer  Grenze  ankomme,  bei  der  sie  der 
Hülfe  der  Philosophie  bedarf".  Solcher  Zweifel  werden  sich  noch  manche  erheben, 
bis  eben  die  Psychologie  selbst  eine  Naturwissenschaft  geworden  ist,  und  damit  in 
dieser  philosophischen  Saamen  anzupflanzen  vermöchte. 

62)  Der  Anthropologismus  allein  bewahrt  der  Philosophie  jene  Besonnenheit  und 
zugleich  jene  Zuversicht,  ohne  welche  beide  sie  sowohl  in  der  Methode  fehl  greifen, 
als  auch  ihren  Inhalt  sich  selbst  entstellen  wird  (Prantl).  Als  Dichter  hat  Schiller 
(wie  A.  Lange  bemerkt)  Kant's  intelligible  Welt  (eine  Welt  der  Dichtung)  anschaulich 
gemacht  (in  Plato's  Fusstapfen).  Das  verworrene  Spiel  der  Geschichte  lässt  sich  nur 
so  denken,  dass  es  ein  Geist  ist,  der  in  allen  denen  dichtet,  welche  in  diesem 
Schauspiel  eine  Rolle  frei  übernommen  zu  haben  glauben  (nach  Schelling).  Aber 
„non  ex  analogia  mentis,  sed  ex  analogia  naturae"  ergiebt  sich  das  objective  Bild, 
wenn  auch  die  Vernunft  Comte's  „necessite  invariable"  verfällt.  Layritz  giebt  als 
Psychotheologie  (1737)  „die  aus  den  Wirkungen  der  menschlichen  Seele  hervorleuch- 
tende Weisheit,  Macht  und  Güte  ihres  preiswürdigen  Schöpfers";  während  die  sitt- 
liche Erfahrung  (nach  Bouiller)   das  Gut  des  Einzelnen  verbleibt. 

63)  Dass  schematisch  nichts  im  Wege  stehen  würde,  die  morphologischen  Ergeb- 
nisse aus  vergleichender  Anatomie  mit  dem  Bilde  einer  Descendenz  aufzufassen  (wie  es 
ähnlich  auch  mitunter  in  der  Paläontologie  sich  bequem  erwiesen  hat)  kann  unbedenk- 
lich für  den  Liebhaber  zugegeben  werden.  Anders  aber,  wenn  man  solch  theoretische 
Anschauungen  als  wirkliche  Factoren  bei  Processen  mitsprechen  lassen  will,  wo  nicht 
die  Morphologie,  sondern  die  Physiologie  zu  entscheiden  hat.  Sollte  es  dem  Krystallo- 
graphen  angezeigt  erscheinen,  die  Krystalle  nach  den  Achsen  in  gradueller  Reihe  auf- 
zustellen, so  bleibt  ihm  das  unbenommen,  sollte  er  dann  aber  thatsächliche  Uebergänge 
oder  Auseinanderentwicklungen  behaupten,  so  würde  erst  die  Chemie  zu  hören  sein. 


XXXVIII  ANMERKUNGEN    ZUM    VORWORT. 

^'^)  Das  letzte  Wort  wird  auch  damit  noch  lange  nicht  gesprochen  sein,  wie  sich  aus 
der  Umgestaltung  Berzelius'  Lehre  durch  Gerhart  und  Laurent,  sowie  aus  den  Erörte- 
rungen über  Molecule  und  Atome,  chemische  oder  physikalische  u.  s.  w.  vorhersehen 
lässt,  aber  dieses  fernere  Wort,  wenn  stark  genug,  um  die  Basis  der  Elementarrcihe 
zu  entfernen,  wird  dann  gleich  eine  andere  an  die  Stelle  zu  setzen  haben,  um  auf  ihr 
nach  neuen  Prinzipien  zu  verfahren,  während  so  lange  jene  besteht ,  die  ihr  ge- 
mässen  Prinzipien  als  massgebende  zu  gelten  haben.  Dass  seit  Boyle,  der  bereits  in 
den  nicht  weiter  zerlegbaren  Substanzen  die  letzten  Bestandtheile  der  Körper  erkannt 
hatte,  noch  ein  Jahrhundert  bis  auf  Lavoisier  verloren  ging,  beruht  darin,  dass  jener, 
wenigstens  vermuthungsweise,  noch  eine  Urmaterie  zuliess,  und  so  noch  nicht  perempto- 
risch jene  Lockungen  abgeschnitten  hatte,  die  in  schwächeren  Köpfen  immer  ein  offenes 
Ohr  finden  werden.  Die  exacte  Forschung  als  solche  hat  eben  mit  Vcrmuthungen 
nichts  zu  thun,  sondern  die  trennende  Grenzlinie  zwischen  Wissen  und  Nichtwissen 
scharf  markirt  zu  halten. 

^^)  Das  Bild  einer  Descendenz  in  den  dafür  geeigneten  Erklärungen  zu  verwen- 
den, bleibt  für  die  vergleichende  Anatomie  um  so  zulässiger,  weil  in  manchen  Fällen 
dadurch  ein  anschauliches  Gleichniss  gewährt  sein  mag.  Sobald  dann  aber,  durcli  die 
Metapher  getäuscht,  dieThatsache  der  Descendenz  behauptet  werden  sollte,  tritt  ein 
jäher  Bruch  ein  mit  den  von  der  Naturwissenschaft  festgestellten  Prinzipien,  Zum  bild- 
lichen Gleichniss  erscheint  auch  die  Polarität  oft  geeignet,  im  Wachslhum  der  Pflanzen  so- 
wohl, wie  in  dem  des  Menschen.  Sobald  man  dann  aber,  sei  es  in  tölpelhafter  Treu- 
herzigkeit, sei  es  mit  der  Schlauheit  eines  Eulenspiegels,  das  Bildliche  wörtlich  nimmt, 
und  mit  magnetischen  Batterien  oder  Gesundheitszubern  an  die  Pole  des  organischen 
Wachsthums  herantritt,  so  folgt  jener  naturphilosophische  Wirrsal,  den  wir  glücklich  be- 
graben glaubten,  leider  aber  jetzt  in  verzerrterer  Fratze  wieder  aufleben  sehen.  Doch 
wird  die  Allmutter  Natur  diesen  ihr  untergeschobenen  Wechselbalg  schon  wieder  los 
zu  werden  wissen.  Gioberti  fs.  Rocholl)  fasst  das  Leben  als  Synthese  von  Progress 
und  Regress  und  (unter  der  Idee  höchster  Harmonie)  bleibt  der  Gedanke  eines  unter- 
brochenen Fortschritts  thöricht.  Ebenso  beginnt  in  jeder  Entwickelung,  soweit  natur- 
wissenschaftlich bekannt,  nach  dem  Aufsteigen  zur  Acme,  ein  Niedergang,  und  sollte 
man  sich  fähig  glauben  eine  unendliche  Reihe  in  ihr  zu  sehen,  würde  auch  vorher 
erst  ein  Terminus  technicus  dafür  zu  erfinden  sein,  um  den,  mit  der  Bedeutung  den 
Gesammtzusammenhang  zerstörenden,  Widersinn  zu  beseitigen. 

6*>)  In  Fixirung  der  ersten  Ansatzpunkte  entbehrt  die  Biologie  der  Vortheile  der 
anorganischen  Chemie  das  Element  experimentell  zu  bestimmen,  da  es  für  den,  Sub- 
stitutionsvorgängen unterliegenden,  Typus  (wie  in  der  Typentheorie  der  organischen 
Chemie)  schwieriger  ist,  einen  präcisen  Ausdruck  zu  gewinnen,  aber  solche  Schwierig- 
keiten dürfen  nicht  abschrecken,  oder  gar  zum  Aufgeben  der  Lösung  führen,  sondern 
im  Gegentheil  um  so  mehr  zu  Anstrengungen  anspornen,  um  in  gegenseitig  bedingten 
Verhältnissen  geklärte  Anschauung  zu  gewinnen.  Die  in's  Formlose  führende  Meta- 
morphose würde,  als  Centrifugalkraft,  im  Unendlichen  auflösen,  ohne  das  Gegengewicht 
im  Specificationstrieb,  im  zähen  Beharrlichkeitsvermögen  (nach  Göthe),  und  mit  Fort- 
nahme  des  centralen  Schwerpunkts,  des  aus  dem  Ganzen  sowohl,  wie  der  im  Besonderen 
(eines  Typus),  zerstiebt  Alles  in  Atome.  Bei  Quetelet  vertritt  in  der  Nation  der  mittlere 
Mensch  (l'homme  moyen)  den  Schwerpunkt  im  Körperlichen.  Die  ethnische  Psycho- 
logie hat  die  psychischen  Organismen  der  Völkerkunde  ihrem  gesetzlichen  Wachsthum 
nach  zu  studiren,  und  die  geschichtlichen  Wechselwirkungen  dadurch  bedingter 
Schöpfungen  der  Cultur. 


INHALTS -VERZEICHNISS. 


Seite 

Die  Geschichte  der  Inca  in  Peru 3 

Die  Chibchas  mit  den  Stämmen  im  Magdalenen-  und  Cauca-Thal    .      187 

Die  Stämme  des  Isthmus 251 

und  der  Antillen 285 

Guatemala  (mit  Yucatan)       '317 

Zur  Geschichte  des  alten  ^lexico 380 

Quetzalcoatl 477 

Zapoteken  und  Misteken 519 

Die  Tarasker  in  Mechoacan 538 

Religiöse  Verhältnisse 551 

Social-Politisches 649 

Ceremonielles 736 

Indianerstämme 802 

Zu  Peru  (Nachtrag  zu  Bd.  I.) 854 

Anhang 943 

Index        959 

Register  zum  letzten  Capitel  Band  1 963 

Register  zum  Nachtrag  Band  II 966 

Die  Tafel  giebt  die  Piedrahita's  Ausgabe  (1688)  entnommenen  Bilder,  in 
denen  traditionelle  Erinnerungen  bewahrt  scheinen,  da  Einiges  in 
Schmuck  und  Kleidung  aus  den  Ergebnissen  der  Gräberfunde  seine 
Bestätigung  erhält ,  worüber  Weiteres  in  Bd.  IIL  (mit  dem  Titel : 
,,Aus  der  Sammlung  americanischer  Alterthümer  in  der  ethnologi- 
schen Abtheilung  der  königlichen  Museen  zu  Berlin",  als  Reise- 
Ergebnisse). 


DIE 


GESCHICHTE  DER  INCA 


IN  PERU. 


ßastiati,  Americjt. 


In  Ttahuantin-suyu  (den  vier  Weltgegenden)  war  die  in  ihrer 
weitesten  Ausdehnung  von  den  Quillasenca  bei  Pastos  bis  zum 
Rio  Maule  in  Chile  erstreckte  Inca  -  Herrschaft  (Yncag  -  RlijxgjßX 
in  Cuzco,  bei  anfänglicher  Begründung,  auf  der  einen  Seite  um- 
geben von  den  (den  Huancas  in  Xauxa  verwandten)  Chancas,  die 
als  letzte  Ausläufer  der  in  ihren  Eroberungen  von  der  Küste 
über  Huamanga  (im  Lande  der  Poeras)  bis  Chuquibamba  vorge- 
drungenen Chincha  zurückgeblieben  waren  (die  Quechua  am 
Abancay  bedrängend),  und  auf  der  anderen,  (jenseits  der  Canas  und 
Canches),  durch  die  Collas,  deren  Vorgeschichte  sich  mit  südlichen 
Einwanderungen,  über  Bolivien  her,  verflicht  und  deren  ursprüng- 
lich (nach  Bertonius)  auch  den  (später  feindlichen)  Canches  (und 
Canas  mit  Cavinas)  zukommende  Sprache,  nach  ihrer  Annahme 
durch  die  Colonisten  der  Aymaraes  in  Juli,  den  Namen  dieser  er- 
hielt. Dagegen  wurde  die  einheimische  derjeniger  Länder,  aus 
denen  jene  fortgeführt  waren,  die  der  Quechua,  welche  seit  der 
durch  Inca  Roca  gegen  die  Huancavilcas  und  Chancas  geleisteten 
Hülfe,  mit  Cuzco,  (auch  im  späteren  Aufstande  Chincha-suyu's),  treu 
verbunden  geblieben  waren,  durch  die  Inca,  welche  in  ihren  Tra- 
ditionen wieder  auf  die  Länder  der  Collas  zurückgingen,  zur  all- 
gemeinen des  neuen  Reiches  erhoben  und  durch  spätere  Regie- 
rungsmassregeln als  solche  bestätigt. 

Bei  Ankunft  der  Chancas,  die  neben  ihrer  (auch  in  Rüstung 
und  der  Helmform  erkenntlichen)  Stammessage  des  Löw^enursprung's, 
die  unter  den  Eingeborenen  von  Andahuayla  auf  den  See  Socdo- 
caca(Herrera)  oder  Socio  cocha  zurückführende  annahmen,  herrschte 
in  Cuzco  die  vom  Titicaca-See  hergeleitete  Manco  Capac's,  schon 
aus  der  Zeit  Allcay  Vilca's,  eingesetzt  (s.  Garcia)  von  Viracocha,  der 

r 


4  DIE    GESCHICHTE    PERU  S. 

aus  dem  See  Titicaca  hervortretend,  in  Tiahuanaco  die  Sonne  und 
Sterne  geschaifen  hatte  (nach  Betanzos). 

Vom  Titicaca -See  her  war  das  kriegerische  Volk  der  Rrim- 
grim  (als  Orejones)  durch  Kapallan  Inga  oder  (s.  Barcia)  Inga  Vira- 
cocha  nach  Cuzco  geführt,  dort  hatte  man  (s.  Apollonius)  Ingam 
Zapalim  (solum  ac  supremum  regem)  erwählt,  im  Collao  waren  (s. 
Cieza)  die  Häuptlinge  Cari  und  Zapala  (die  Besieger  der  Canas 
Canches)  durch  ihre  Rivalität  zu  gegenseitiger  Bekämpfung  ge- 
führt, bis  zu  der  durch  Viracocha  eingeleiteten  Vermittlung,  und 
soweit  es  sich  in  allen  diesen  oder  ähnlichen  Erzählungen  um 
einen  vom  Süden  her  in  die  Sitze  der  Collas  gekommenen  und 
sie  nach  Cuzco  hin  durchziehenden  Kriegerstamm  handelt,  hat 
mit  den  Thaten  desselben  das,  in  der  Sternenwelt  sein  weisses 
Schaf  (das  Lama)  verehrende,  Hirtenvolk  der  Collas  ebenso  wenig 
zu  thun,  wie  die  Pavasas,  (oder  etwa  die  in  Schilfen  versteckten 
Urus)  mit  den  bis  zu  praehistorischen  und  (auf  den  Inseln  des 
Titicaca  ermordeten)  Weissen  zurückgeführten  Monumenten  Tiahu- 
anaco's,  oder  nur  in  sofern,  als  sie  dadurch  Bedrückungen  zu  er- 
leiden hatten,  wie  unter  den,  vor  den  Feldzügen  Capac  Yupanqui's, 
bis  zu  den  Collas  ausgedehnten  Einfallen  der  Chinchas. 

Als  Vernichter  jener  bärtigen  Weissen,  denen  die  (d^m  Style 
nach  den  Bauten  Huanuco's  verwandten)  Monumente  Ti-Huanuco's 
zugeschrieben  werden,  (wie  ebenfalls  verschwundenen  Weissen 
die  von  Guamanga),  wurden  die  Häuptlinge  Zapana  und  Cari  genannt, 
und  ihre  Sitze  zwischen  Ayaviri  und  Caracoto  angegeben,  oder 
der  in  der  Zeit  der  Inca  in  Colloa  herrschende  Sapana  (s.  Cieza), 
ausserdem  mit  Hatum-Colla  (Hauptort  der  Collas  neben  Paucar- 
Colla)  in  Beziehung  gesetzt. 

Nach  Collahuaya's  (Caravaya's)  Eroberung  durch  Sinchi  Roca 
unterwarfen  sich  mit  den  Collas  in  Colla-suyu  auch  Paucar-Colla 
und  Hatun-Colla  an  Lloque  Yupanqui.  Das  an  Pucara  oder  Burgen 
reiche  Land  der  schon  von  Cari  (dem  darauf  mit  Viracocha  in 
Cuzco  verbündeten)  und  Zapana  bekämpften  Canas  ^)  und  Can- 
ches am  Vilcomayufluss  wird  von  Sinchi  Roca  (Semhi-Roca)  er- 
obert und  die  spätere  Empörung  der  Canas  von  Huayna- Capac 
durch  Verschwägerung  beseitigt. 


1)  Die  Canas  waren  den  Ayaviri  verwandt,  wogegen  die  Cac-yaviri  (nach  Vega)  oder 
Pacasas  (bei  Tihuanuco)  spjraehlich  den  Lupacas  (und  mit  ihnen  den  Collas)  zu- 
gehörten. 


HERKUNFTSSAGEX. 


Bei  Zarate  wurden  die  Begleiter  Sapalla's  (Sapalla-Inga's) 
mit  den  eigentlichen  Inca's  selbst  identifizirt,  die  mit  geschorenem 
Kopf  und  ausgezogenen  Ohren  von  den  Collas  am  Titicaca  See 
gekommen  seien  und  dort  bei  den  Curacas  Huldigung  erhalten 
hätten,  und  es  wird  zugleich  erwähnt,  dass  die  Bezeichnung  Inti  , 
für  Sonnengott  von  den  Colla  zugekommen,  wogegen  in  Cuzco 
dafür  Panchao  (in  Guamachuco:  Sohn  der  Sonne)  gesagt  sei  (Antu 
in  Chili). 

Daneben  findet  sich  nun  die  Verknüpfung  mit  der  Küste» 
wenn  Manco,  Sohn  des  Atau,  (während  Quitumbe's  Herrschaft  in 
Quito)  über  Rimac  nach  Yca  und  dann  nach  Collao  gezogen  sei, 
oder  Manco  Capac  (Vater  des  Sinchi  Roca),  —  sei  es  über  Matagua 
(s.  Molina),  sei  es  unter  Bekämpfung  Copali-Mayta's,  —  nach  Cuzco 
(s.  Balboa\  während  wieder  andere  Sagen  von  den  Flosslandungen 
in  Yla  und  Arica,  oder  Einwanderungen  in  Ica  und  Arica  unter 
Manco  Capac  (Pirhua's  Nachfolger),  reden.  Garcia  hörte  ausserdem 
von  den  Indianern  Yla's  (Ilo's)  und  Arica's,  dass  sie  früher  auf 
Fellböten  westliche  Inseln  besucht  hätten,  und  Oliva  macht  Qui- 
tumbe,  den  Erbauer  von  Tumbez  zum  Ahn  der  Inca. 

Schliesslich  kommt  jener  fernere  Ausgangspunkt  hinzu,  der 
den  Vorfahren  der  Inca  (wenn  nicht  in  Paucartambo)  in  Pacari- 
tambo  (einem  Chicomoztoc  der  Mexicaner)  angewiesen  wird,  oder 
in  den  Bäumen  am  Höhleneingang  (gleich  denen  Apoala's  bei 
den  Mixteken),  und  es  liesse  sich  hier  eine  Verknüpfung  herstellen 
durch  den  in  seinem  Namen  auf  Turacapa  Hauptstadt  der  Collas 
(s.  Oviedo),  und  dann  Tarapaca,  der  Hauptstadt  der  westlich  von 
Arica  grenzenden  Landschaft  Carangas,  führenden  Propheten  Ta- 
rapaca (Uichay  camayoc)  oder  Tonapa  (dessen  Busszelle  noch  von 
Inga  Yupanqui  unter  besondere  Hut  genommen  wurde),  indem 
durch  seinen  bei  Apo  Tambu  zurückgelassenen  Stab  (mit  Einker- 
bungen zum  Zählen  der  Gebote),  die  Herrschaft  in  Cuzco  von  Apu 
Manco  begründet  sein  sollte.  Die  Erscheinung  dieses  Propheten 
fällt  zwischen  die  Wandlungsbilder  des  Prophetenkönigs  Viracocha 
und  weiteren  Beziehungen  zum  vorweltlichen  Con  (oder  Con-Tici- 
Viracocha),  sowie  zu  seinem  dem  Meer  entstiegenen  Gegner  Pacha- 
camac  oder  Pachachuihachic,  dessen  Cultus  (s.  Ondegardo)  von 
Yupanqui  unter  den  Chancas  wieder  hergestellt  wurde.  Pacha- 
paqui  fand  sich  (s.  Bertonio)  unter  den  Göttern  der  mit  den  Pa- 
casa  verwandten  Lupaca  in  Collao. 


6  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Bei  Gomara  wird  neben  den  Gründern  Cuzco's,  die  Inga  Za- 
palla  von  den  Inseln  des  Titicaca  See's  (isla  de  plomo)  ^)  herbei- 
führte, ein  Einwanderungszug  vom  Meere  her  unterschieden,  und 
als  Führer  desselben  Viracocha  (der  aus  dem  Schaum  des 
Meeres  Geborene)^')  genannt.  Bei  Acosta  wieder  ist  es  Viracocha, 
der  aus  dem  Titicaca -See  nach  Tiahuanaco  gekommen,  und  von 
den  dortigen  Gebäuden  die  Indianer  nach  Cuzco  versetzte.  Nach 
Garcilasso  wurde  der  Herrscher  als  Sapa  (der  Einzige)  in  seinem 
Titel  von  den  übrigen  Inca^)  unterschieden.  Fernandez  macht 
Mayta-Capac  zum  Eroberer  Cuzco's. 

Wenn  der  Zusammenhang  der  nach  Chincha-suyu  fallenden 
Chancas  mit  den  Chinchas  der  Küste  in  deren  Zuge  in  das  Innere 
(von  Rimac  über  die  Piedra  Parada  in  das  Land  der  Huanca  oder 
vom  Pisco-Thale  aus  nach  Guamanga)  festgehalten  wird,  so  wür- 
den die  Wurzeln  zurückreichen  über  Lambayeque  und  Punta-He- 
lena,  in  welchen  beiden  Fällen  (in  letzteren  über  Manta  und  Rio 
Esmeraldas)  die  Vorgeschichte  Quito's  hineingezogen  wird  bis  zu 
ihrer  Verbindung  (durch  Inselfahrten  und  heilige  Vogelflüge)  mit 
der  Cuzco's  auf  hoher  Sierra,  unter  den  wechselnden  Schicksalen 
der  Nachkommen  Tumbez'  (des  Eponymen  der  Stammesstadt). 
Bei  Oliva  heisst  Tumbez'  Erbauer  Quitumbe,  (der  Doppelgänger 
Quitecuani's  an  der  Küste  Mechoacan's),  Ahnherr  der  Inca,  und 
daran  schliessen  sich  die  Fabeln  bei  Stevenson  der  durch  den 
Fürsten  Cocopac  nach  der  Sierra  gebrachten  Inca-Kinder  aus 
Rimac -Malca  u.  s.  w.  Die  zauberische  Natur  derselben  tritt  in 
dem,  auch  von  Garcilasso  zur  Namenserklärung  benützten,  Blut- 
weinen Yahuar-huacac's  hervor,  indem  (nach  Montesinos)  der  durch 
dieses  Wunder  erschreckte  Feind  die  Kinder  Huayna-Cava's  aus 
der  Gefangenschaft  erlöst  hätte.  —  Für  die  südliche  Einwanderung 
geht  Herrera  bis  auf  das  Thal  von  Coquimbo,  das  noch  bei  Al- 
magro's     Zuge    über    Lua    nach    Cuncangagua    (Aconcagua)    von 


')  Titi  (plumbum  oder  laquir)  wird  auch  als  Interjection  gebraucht  (im  Chiludugu) 
(Tiki  unter  Maori  als  göttliche  Bezeichnung).  Zugleich  wird  Titi  im  Chilenischen  als 
stannum  gegeben  (chayantanca  im  Quechua). 

2)  Gegen  diese  Anadyomene-Mythe  erhebt  Garcilasso  seine  linguistischen  Bedenken, 
die  später  vergessen  scheinen. 

3)  „Zapa"  con  nombre  de  los  miembros  del  cuerpo  significa  „notable  grandeza  ö 
esceso  en  ellos"  (Holguin),  sonst  auch  „grosse  Menge"  und  mit  Zahlworten  (ebenso 
wie  „Inca",  das  präcisirende  (je)  Jeder  oder  ein  Jeder  (huc  inca,  cada  uno  uno),  als 
Numeralia  distributiva. 


HERRSCHER. 


mächtigen  Häuptlingen  (unter  ihrem  auch  über  Guasco  und  Copi- 
apo  herrschenden  Oberherrn)  bewohnt  war,  und  lässt  den  von 
dort  hergeführten  HäuptHng  Cara  die  weissen  Bewohner  Chu- 
cuyto's  am  See  Titicaca  ausrotten,  worauf  sich  dann  die  bereits 
erwähnten  Traditionen  über  Cara^)  oder  Cari,  (als  neuen  Zuwan- 
derern)  und  (Kapalla)  Zapalla  (bei  Zarate)  oder  (nach  Herrera) 
Zapana  ^),  als  seit  früheren  Einwanderungen  in  Collao  bereits  An- 
sässiger, anschliessen  würden.  Bei  Oliva  wird  in  Copacabana  (am 
Titicaca  -  See)  von  der  Ermordung  eines  bärtigen  Propheten  (als 
Bote  des  Gottes  Pachacamac  von  der  Küste)  gesprochen. 

Wenn  ein  näherer  Zusammenhang  mit  den  Collahuas^)  (und 
ihrer  der  Ankunft  der  Aymaraes  vorausgegangenen  Einwanderung 
aus  dem  Norden)  herzustellen  bleibt,  so  würde  deren  Abstam- 
mungssage in  den  vier  Sonnen,  die  der  jetzigen  voraufgegangen, 
sich  durch  die  fünf  Sonnen,  welche  die  Dämone  aus  dem  Thal  in 
Xauxa  (wie  ähnlich  bei  Shastas  in  Californien)  vertrieben,  mit  den 
(den  Hund  verehrenden)  Huancas  verbinden,  und  diese  treten,  unter 
den  aus  der  Lagune  Guarivilca's  (Guaribalia)  stammenden  und 
durch  die  Seefrau  Urochombe  Huarivilca's  (gleich  den  Chibchas  '*)) 
unterrichteten  Eingeborenen,  als  herrschendes  Eroberervolk  auf, 
das  seine  Verwandten,  wie  in  den  Chancas,  in  den  Huanca-vill- 
cas  findet,  deren  Verdoppelung  bei  Guayaquil  die  Erhebung  der 
Chancas  gegen  Inca  Viracocha,  oder  dessen  (seines  Vaters  Namen 
adoptirenden)  Sohn,  in  späterer  Zeit  wiederholt. 

Der  Culturheros  Viracocha  steht  dagegen  auch  hier  auf  der 
Seite  des  gebietenden  Volkes,  und  von  ihm  als  Tecsi -Viracocha 
oder  Tice -Viracocha  wurde  der  Huaca  Huarivilca  (der  feindliche 
Gott  der  Eingeborenen)  in  Stein  verwandelt  (wie  durch  die  Sonne 
die  Riesen  Hayti's),  und  dann  erbaut  sich  ihm,  als  Hauptgott  der 


')  Von  Kari  oder  Mensch,  wie  in  den  Cariben,  mit  Carios  am  Paraguay  (s. 
Schmidel),  von  den  mit  Scyris  verknüpften  Carangues  im  Norden  Ecuador's  bis  zu  den 
Carangas  im  Süden  Boliviens  wiederholt. 

2)  Cari,  der  Sapana  besiegt  hatte  durch  seinen  Bund  mit  Viracocha,  wurde  dann 
von  diesem  unterworfen,  worauf  der  Inca  Chile,  Colao  und  Carchas  einverleibte  (s. 
Thevet). 

')  Wanderungen  nach  der  Küste  hin  zeigen  die  Ansiedlungen  aus  Acora  und 
Ylave   (Collao's)  in  Moquegua. 

^)  Bei  den  Huancas  wird  das  Prophezeien  aus  Spinnfüssen  er^vähnt,  während  bei 
den  Chibchas  ein  Spinnfaden  die  Brücke  in  das  Jenseits  bildet,  und  in  Mexico  sich 
Tezcatlipuca  am  Spinngewebe  vom  Himmel  herablässt  (ähnlich  an  der  Goldküste). 


8  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Huancas,  in  den  von  Dämonen  befreiten  Ländern,  der  von  Cieza 
de  Leon  erwähnte  Tempel  in  Guarivilca  (Huarivilca)  im  Thal  von 
Jauja  (neben  dem  heiligen  Stammes-see). 

Baiboa  erwähnt  bei  Opferung,  der  von  Pizarro  bei  Tumbez  zu- 
rückgelassenen Spione,  des  dem  Ticci-Viracocha  Pachacamac  ge- 
weihten Tempels  im  Thale  von  Pomas  bei  Quito. 

Der  Gott  Pirhua  erhielt  in  Peru  seine  Verehrung  als  Illatici- 
Hiuracocha  und  (nach  Montesinos)  folgte  auf  Illatici-Viracocha's 
Verehrer  Ayar  Uchu  Topa,  der  als  Pirhua  Manco  in  Stein  ver- 
wandelt war,  sein  Sohn  Manco  Capac. 

Im  Süden  wo  das  Schneegebirgsland  Chili  ^)  (das  Kalte  oder 
das  Auesserste)  erst  bei  Viracocha's  Besuche  (in  Charcas)  zu  sei- 
ner Kenntniss  gebracht  wurde,  als  das  des  Ende's  der  Welt  (im 
Grenzland  Chuquisaca),  fliessen  die  Wanderungen  aus  einer  öst- 
lichen Quelle  und  verschlingen  sich  mit  den  Bewegungen  der 
Chirihuanos,  den  Abkömmlingen  der  (im  königlichen  Titel  Peru's 
und  im  religiösen  Brasilien  wiederkehrenden)  Tobas  in  Paraguay, 
Sonnenverehrer  gleich  den  (zahme  Strausse  züchtenden)  Diagui- 
tas^),  deren  Sprache  nach  (Herrera)  als  die  allgemeine  in  Tucu- 
man  oder  Tucman  geredet  wurde. 

Durch  Schleuderwurf  des  Aeltesten  der  vier  Brüder  wurde 
die  Viertheilung  hergestellt,  in  Collasuyo  des  Südens,  Chincha- 
suyo  des  Nordens,  Condesuyo  des  Westens  und  Andesuyo  des 
Ostens  (s.  Barcia)  und  so  heisst  Peru  davon  Ttuhanti  -  ntin  Suyu 
(das  viergetheilte  Reich). 

Die  (auch  den  Quiche's  geläufige)  Vierzahl  der  Brüder  be- 
greift (s.  Montesinos)  Ayar -Manco -Topa,  Ayar-Cachi-Topa,  Ayar- 
Auca-Topa  und  Ayar-Ucha-Topa,  w^ogegen  bei  Garcilasso  (der  den 
Titel  Ayar  nur  in  der  geheimen  Hofsprache  der  Inca  deutbar  er- 
klärt) Manco-Capac,  Ayar-Cachi,  Ayar-Vihu  und  Ayar-Sauca  von 
Pacaritambo  ausgezogen,  und  aus  diesem,  auch  Tombo-Toco  ge- 
nannten, und  als  Morgenhaus  oder  Fensterhaus  ^j  erklärten,  Platz 
(bei  Baiboa)  Mango -Capac,  Ayar-Cacha,  Ayar-Auca  und  Ayar- 
Uchi  (mit  ihren  Schwestern  Mama-Guaca,  Mama-Cora,  Mama-Oella 


')  Die  Türkisen  in  Copaipo  (in  Chili)  wurden  erhandelt  „bei  einem  andern  Volk, 
so  man  in  demselben  Lande  Intas  nennt"  (Brullius). 

^)  De  Moussy  rechnet  die  Diaguitas  oder  Escalones  zu  den  Quechua  redenden 
Calchaquies.  , 

^)  Die  Peruaner  erzählen,  „dass  sechs  Menschen  aus  einer  Höhle  durch  ein  Fenster 
gesprungen  kamen,  von  denen  nachmals  alle  Menschen  entsprossen"  (Dapper). 


♦       AHNENGÖTTER.  9 

und  Mama-Aragua  hervorgehen.  Nachdem  die  Inca  aus  Pacari- 
Tambo  von  Matagua  über  Collca-Tamba,  Guamanquiange,  Gua- 
naipata  nach  Curicancha  gezogen  waren,  wurde  unter  Ansiedelung 
der  Guaillas  unter  CopaU-Mayta  durch  Mango-Capac  die  Stadt 
Cuzco  gegründet,  und  die  ersten  Grenzen  des  Reiches  wurden  durch 
die  Festungen  Ollantay-tampu  im  Norden,  Paccari-tampu  im 
Süden,  Paucar-tampu  im  Osten  und  Rimac-tampu  im  Westen  be- 
zeichnet. Im  Lande  der  Allcayriscas,  Culhnchinias  und  Cajau- 
cachis  wurde  Cuzco  am  Fels  Cuzco -cara-urumi  von  den  Inca 
(Cuzco-Capac  oder  Cuzco-Inca)  unter  Ynca  Apu  Manco  Capac  (und 
seiner  Schwester  Mama  Ocllo)  gegründet  (s.  Salcamayhua). 

Da  die  Peruaner  die  abgeschiedenen  Seelen  oder  die  Todten, 
für  welche  das  Fest  Ayar-marca  gefeiert  wurde,  mit  Aya  be- 
zeichneten, könnten  mit  Ayar  die  deificirten  Heroen  des  Ahnen- 
geschlechts ausgedrückt  sein,  zumal  nur  Mango-Capac  in  der, 
auch  anderswo  (in  Asien  und  Afrika)  durch  ähnliche  Titel  ange- 
deuteten, Beziehung  zu  den  Menschen  verbleibt,  wogegen  seine  mit 
Ayar  betitelten  Brüder  sämmtlich  in  das  Schattenreich  abscheiden. 
In  ihren  Versteinerungen,  wie  in  Sano,  liegt  die  Einkörperung  der 
Huaca  festgehalten,  und  ihre  weitere  Fortführung  in  den  Gua- 
oiquies  genannten  Steinbildern,  die,  nach  Acosta,  als  Ebenbild  der 
Inca  an  ihrer  Stelle  umhergeführt  und  geehrt  wurden. 

Wie  Ayar-Manco-Capac  das  Land  (nach  einer  auch  im  ger- 
manischen Rechte  ähnlicherweise  vorkommenden  Formalität)  durch 
den  Wurf  der  Schleuder  nach  den  vier  Weltgegenden  hin  in 
Besitz  nimmt,  so  gewinnen  die  Misteken  das  ihrige  (wie  Parasu- 
Rama  am  Meere)  durch  Pfeilschuss,  indem  der  kühnere  der  aus 
den  Bäumen  von  Apoala  entstandenen  Brüder  in  dem  heissen 
Thal  von  Tilantongo  seine  Geschosse  ^)  gegen  die  Sonne,  die  das- 
selbe beherrschte,  absendete,  bis  sie  sich  gezwungen  sah,  hinter 
Wolken  niederzugehen.  Dort  in  Tilantongo,  wohin,  mit  den  Aus- 
wanderern Anahuac's  nach  Yanguitlan,  Jünger  des  Quetzalcoatl  ge- 
kommen seien,  wurde  dann  der  Tempel  Achiuhtla  gebaut,  als  der 
Sitz  des  Taysacaa  (eines  Sakya)  genannten  Hohenpriesters  oder 
Priesterkönigs,  und  auch  der  Höhlentempel  von  Yopaa  oder  Mitla, 
(des  Berges  Teutitlan),  der  Sitz  des  zapotekischen  Priesterkönigs 


^)  Die  den  Kriegsgott  Chunchu  verehrenden  Yuracares  bedrohen  den  auf  den 
Höhen  wohnenden  Donnergott  ^lororoma,  während  des  Gewitters,  mit  ihren  Pfeilen 
(s.  d'Orbigny)^  und  in  Afrika  schössen  die  Atarantes  gegen  die  brennende  Sonne, 


10  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Wiyatao,  dessen  Apostel  bis  Tehuantepec  gezogen,  wird  auf  die 
Schüler  Quetzalcoatl's  zurückgeführt,  während  er  sonst  als  Büssungs- 
ort  des  aus  der  Südsee  bei  Tehuantepec  gelandeten  Propheten 
Wixipecocha  gilt,  bei  dessen  Ankunft  das  Land  der  Zapoteken 
noch  von  dem  See  Rualo  bedeckt  gewesen  sei,  so  dass  es  sich 
auch  hier  um  eine  Trockenlegung  handelt,  wie  sie  Bochica  bei 
den  Chibchas,  dem  Bodhisatwa  Mandjusri  in  Nepaul,  dem  Pro- 
pheten Kachmir's,  und  sonst,  zugeschrieben  wird.  Nachdem 
Wixipe-cocha  oder  Visipecocha  (Vira-cocha)  auf  der  bezauberten 
Insel  Monapostiac  bei  Tehuantepec  wieder  verschwunden,  lande- 
ten am  dortigen  Berg  die  Huaves,  die  (nach  Burgoa)  von  der 
„  Vezindad  del  Peru"  (oder  auch  vom  Königreich  Nicarahua^gekommen 
waren,  wogegen  Guillemot  peruvianische  Stämme  längs  der  Cor- 
dilleren  nordwärts  fliehen  lässt  und  bei  dem  durch  die  Feuer- 
probe (die  am  Ufer  des  Sarrabia  versagt  hatte)  angezeigten 
Copinol-Baum  die  Stadt  Huixicovi  (Wixicovi,  als  einen  Aus- 
gangspunkt für  "Wixipecocha  oder  Wi-Xipe-cocha)  gründen.  Der 
(nach  Sahagun)  besonders  an  der  Küste  verbreitete  Cultus  Xipe's 
(Totec's)  fand  seinen  Mittelpunkt  in  Zapotlan  (in  Jalisco)  und  beim 
Feste  Tlacaxipehualiztli  wurde  Xipe  gleichzeitig  mit  dem  von 
einer  Jungfrau  geborenen  Gott  des  Huitzilin -Vogels,  als  Huitzilo- 
pochtli  (Vizilopochtli)  in  seiner  schrecklichen  Wandlung,  von  den 
Mexicanern  gefeiert.  In  Hindeutung  auf  die  den  Tolteken  zuge- 
schriebenen Küstenfahrten  landet  in  Ameca  oder  Jalisco  der 
Löwenfürst  Jujuh  Quitecuani,  während  sonst  die  nördlichen  Ein- 
wanderer Anahuac's  ihre  transmarinen  Elemente  vom  Osten 
empfangen. 

Avendano  erwähnt  der  Hochhaltung  der  Marcayoc,  als  Ahn- 
herrn^) unter  den  Peruanern,  und  nach  Aguirre  standen  bei  den 
Eingeborenen  oder  Huari  (Llactayoc)  die  Huaca  des  Ortes  in 
Verehrung,  bei  den  Zugewanderten  oder  Llacuazes  die  Malquis 
oder  Mumien  der  Vorfahren,  die  als  Munaos  (s.  Arriaga)  von  den 
Machay  genannten  Gräbern  (in  der  Ebene)  ihren  Cultus  empfingen. 


^)  Estan  persuadidos  no  solo  que  los  Espanoles  proceden  de  un  principio  y  los 
negros  de  otro,  sino  que  cada  Ayllo  y  parcialidad  de  los  Indios  tiene  su  principio, 
y  Pacarina,  que  ellos  llaman  particular  y  la  nombran  y  la  adoran  y  ofrecen  sacrificio, 
llamandola  Camac,  que  es  Criador,  y  cada  uno  dize  que  tiene  su  criador,  unos  dizen, 
que  tal  Cerro,  otros  que  de  tal  fuente,  otros  cuentan  de  sus  Pacarines  muchas  fabulas 
y  patranas  (s.  Arriaga). 


GENIUS    LOCI.  1  1 

Die  Peruaner  wurzelten  in  ihren  Pacarina^)  oder  Ursprüngen, 
d.  h.  in  denjenigen  Localitäten,  aus  denen  sie  sich  entstanden 
glaubten,  und  wo  allein  sie  eine  normale  Gesundheit  zu  bewahren 
vermöchten,  weshalb  d'Orbigny  auch  von  Antisstämmen  (beson- 
ders von  den  Itonamas)  bemerkt,  dass  sie  im  Falle  einer  Krank- 
heit nach  dem  Orte  der  Geburt  zurückzukehren  suchen,  um  aus 
der  Mutter,  der  Erde  (oder  Pacha-mama  in  Peru),  neue  Kraft 
und  Lebensfülle  zu  saugen,  wie  Antäus  oder  der  californische 
Heroe,  den  der  Coyote  des  von  der  Mutter  Erde  gegen  das  Gift 
bereits  bereiteten  Heiltrankes  beraubte.  Die  von  den  (mit  den 
Apolistas  in  Hahuachili  grenzenden)  Tacanas  (bei  Caupolican)  be- 
wohnten Ebenen  heissen  Irimo  (Heimathsland)  und  die  Moxos,  wie 
erzählt  wird,  vermeiden  es,  sich  von  ihren  Wohnungen  am 
Flusse,  Wald  oder  See  zu  entfernen,  woraus  sie  sich  entstanden 
glauben    (da  sie  auch  dort  zu  sterben  haben). 

Die  durch  Wanderungen,  oder  gezwungene  Versetzung,  ihrer 
Heimath  entrissenen  Stämme,  die  dadurch  ihre  ursprüngliche 
Huaca,  ihren  Ortsgott  oder  genius  loci,  (als  Stein  Guachecoal  im 
Centrum  der  Dörfer  Guamachuco's),  verloren,  knüpften  die  Ver- 
ehrung am  natürlichsten  an  die  mitgeführten  Malquis  oder  mumi- 
ficirten  Ahnherrn  an,  obwohl  sie  auch,  seitens  eines  methodisch  aus- 
gebildeten Cultus  (w4e  der  der  Inca  in  Cuzco),  mit  speciellen 
Schutzgöttern  versehen  werden  konnten,  wie  die  in  Guamachuco 
colonisirten  Orejones  mit  dem  schwarzen  Idol  Topallimillay.  Nach 
erfolgter  Ansiedelung  fanden  darauf  die  Mumien  (wie  in  Darien  ^)) 
im  Capellenraum  des  Hinterhauses  ihre  Aufstellung  und  konnten 
sodann,  wie  bei  den  Chibchas,  in  der  Schlacht  vorangetragen 
werden,  während  es  sich  auf  langen  Wanderzügen,  gleich  denen 
der  Azteken,  geeignet  zeigte,  nur  die  Reliquien  in  heiliger  Lade 
mitzuführen. 

Neben  Felsen  (oder  Höhlen)  und  Bäumen  sind  es  besonders 
die  Seen,  die  sich  als  Geburtsstätte  der  Stämme  erweisen,  wie 
die  heilige  Lagune  Ibague's  (oder  der  heilige  See  Cuzcatlan's)  bis 
zum  Titicaca,  und  wie  Bachue  mit  ihrem  Knabengemahl  in 
Schlangengestalt  zum  Wasser  zurückkehrt,  so  bilden  vielfach 
wieder  die  Seen  das  Receptaculum  für  die  abgeschiedenen  Seelen, 


1)  The  Guanucos  appear  to  have  favourite  spots  for  lying  down  to  die  (Darwin) 
neben  ihrem  (auch  den  Lamas  zukommenden)  Brauch  (that  on  successive  days  they  drop 
their  düng  on  the  same  defined  heap). 


12  DIE    GESCHICHTE    PERü's. 

wie  die  der  Cauinier  nach  dem  Sumpfe,  woraus  sie  entstanden, 
zurückkehrten,  um  die  Neugeborenen  frisch  zu  beleben.  In  Chu- 
quisaca  wurde  der  Name  des  Apuiniu  verehrt.  Als  Mama  Ciboca 
ihren  Sohn  Inga  Roca  aus  der  Höhle  Chingana  erscheinen  Hess, 
neben  einem  alten  Tempel  der  Sonne,  wurde  sie,  dahin  zurück- 
gezogen, für  die  Gattin  der  Sonne  gehalten,  die  jenes  Kind  dem 
Lande  geschenkt  (wie  Guaranchacha  den  Chibchas).  Nach  Peralta 
proclamirte  Mama-Huaco  (mit  ihrer  Schwester  Pilcosisa)  den  in 
einer  Höhle  auferzogenen  Sohn  als  ein  Kind  der  Sonne.  Für 
seinen  Sohn  Manco  Capac  II  abdankend,  zog  sich  Inti-Capac  in 
einen  Sonnentempel  zurück,  um  dort  ein  Einsiedlerleben  zu  füh- 
ren (als  Mönch  im  Kloster),  und  als  dann  unter  Manco-Capac  II 
Pest  und  Dürre  das  Land  verheerten,  nahm  dessen  Sohn  Topa- 
Capac  I  seine  Zuflucht  in  den  Wildnissen  der  Andes,  aus  welchen 
er  erst  später  zurückkehrte,  um  die  verödeten  Städte  wieder  auf- 
zubauen. 

Für  die  südlichen  Einwirkungen  auf  die  Inca- Herrschaft  in 
Peru  haben  neben  den  helleren  ^)  Stämmen  zunächst  die  von 
d'Orbigny  als  bärtig^)  gleich  den  Zenu  (b.  Oviedo)  beschriebenen 
Guarayos  (zwischen  Moxos  und  Chiquitos)  in  Betracht  zu  kommen, 
mit  Verehrung  des  Himmelsgreises  Tamoi"),  der  den  Ackerbau 
lehrte  wie  Sume  *)  (in  Brasilien),  dann  die  (im  Dialekt  der  Sprache 


')  Unter  dem  ,,Rameau  Antisien"  (von  heller  Farbe)  zählt  d'Orbigny  die  Yura- 
cares  in  Santa  Cruz  de  la  Sierra  bis  Cochabamba,  die  Maceteres  an  dem  Zuflüsse  des 
Rio  Beni,  die  Tacanas  am  westlichen  Rio  Beni,  die  Maropas  am  östlichen  Rio  Beni 
(die  drei  letzten  am  Körper  mit  weissen  Flecken)  und  die  Apolistas  am  Rio  d'Apolo. 
Angelis  beschreibt  die  Chiriguanos  als  weiss  mit  blauen  Aug'cn.  Viracocha's  Gemahlin 
hiess  Mama  Runta,  von  den  weissen  Eiern  (s.  Garcilasso)  benannt  ihrer  hellen  Farbe 
wegen  (wie  Viracocha  selbst).  Wie  unter  den  Mogetenos  finden  sich  bei  den  (von 
den  Tacanas  verschieden  sprechenden)  Lecos  (in  Bolivien)  Pintados  oder  Overos  (durch 
Hautausschlag)  und  so  am  Purus  (wie  bei  Acapulco).  Yurakani  (Yuracaes)  im  Quechua 
bedeutet  weisse  (Yurak)  Menschen  (Kari).  Nach  Dameyko  sind  bei  den  Araucanern 
die  Häuptlinge  hellerer  Farbe.  Die  mit  Medicinen  durch  Chile  und  Peru  hausirenden 
Charazanis  und  Apolobamba  sind  lichter  Färbung. 

^j  Die  Guayupes  oder  (bei  Oviedo)  Guaypies  am  Guaviare  oder  Guayare  waren 
bärtig  und  wie  die  Lamistas  (am  Huallaga)  werden  (bei  Alcedo)  die  Aguanos  als 
bärtig  beschrieben  (ebenso  die  Cashibos).  Die  Sprache  der  Maypures  ist  mit  der  der 
Moxos  verwandt  (s.  Balbi^. 

3)  In  achteckigen  Hütten  verehrt  (als  zum  Himmel  gestiegen)  unter  Taktschlagen. 

*)  Vorgänger  des  Paye  Thbme  [s.  Warden).  Bei  Catani  erstreckt  sich  die  durch 
Thome's  Sohn  veranlasste  Colonien- Aussendung  vom  Rimac  bis  Chile  und  durch  die 
Magellanstrasse.     Bei   den  Caraiben   ward   der   Ackerbau   durch   einen   Weissen   einge- 


CHIRIGÜANOS.  13 

der  Guarani  redenden  Siriones  ^)  (zwischen  Santa-Cruz  de  la  Sierra 
und  den  Moxos)  als  den  Nachkommen  der  (1430)  von  Yupanqui 
bekämpften  und  durch  die  von  Paraguay  nachdrängenden  Gua- 
rani (s.  Lozana)  weiter  aufgeriebenen  oder  nordwärts  gedrängten 
Chirihuanos,  darauf  diese  Chirihuanos  oder  Chiriguanos  selbst 
(zwischen  Santa-Cruz  de  la  Sierra  und  den  Chiquitos,  welche  vor 
den  Chiriguanos  von  Vitupue,  als  den  Titanes  und  Pirata- 
guries,  nach  Santa-Cruz  de  la  Sierra  hin  zurückflüchtete),  seit  ihrer 
jüngsten  Einwanderung^)  (1541),  und  weiter  die  mit  dem  patago- 
nischen  Stamm  der  Pampa  verwandten  Tobas ")  oder  Mbocobi,  die 
sich  bei  Sanjagb  in  Catamarca  mit  den  Quechua  redenden  Stäm- 
men berühren.  De  Moussy  rechnet  zu  diesen  als  Calchaquies, 
ausser  den  Diaguitas  oder  Escalones,  noch  die  deri  Toconotes 
oder  Juris  ^)   benachbarten  Lules   in  Tucuman,  und   aus  Tucuman 


führt,  (v.  Rochefort).  Von  den  Caboclos  (in  Brasilien)  verfolgt,  verschwindet  der  die 
Elemente  und  wilden  Thiere  beherrschende  Payetome  oder  Sume  {der  weisse  Bärtige). 
Die  Tamanaques  (in  Südamerika)  wurden  durch  Amalivaca  civilisirt.  Der  weisse 
Camaruru  fungirt  als  Sohn  des  Feuers  (in  Brasilien).  Bei  den  Yaos  (in  Guyana) 
wurde  Tamoncu   verehrt. 

^)  San  Juan  del  Oro  wurde  durch  die  Chunchas  vom  Siriregri- Stamm  zer- 
stört (1542). 

'■^]  Als  die  durch  den  Portugiesen  Alejos  Garcia  organisirten  Indianer  Paraguay's 
zwischen  Mizque  und  Tomina  bis  Presto  und  Tarabuco  vordrangen,  wurde  der  Inca 
veranlasst  zum  Schutze  der  Grenze  Festungen  in  Cuzcotoro  und  Charcas  zu  bauen 
(1526).  Bei  Mizque  wohnen  die  „Indios  originarios  denominados  Chues"  (s.  Viedma) 
mit  Pocona  (der  Yuracares)  grenzend.  Mizqui  wird  als  süss  erklärt  (vom  Honig), 
während  Mixtecan  (in  Mexico)  oder  Miztecan  Wolkenland  bedeutet. 

^)  Bei  der  Eroberung  Yupanqui's  erwähnt  Herrera  der  Orte  Topa  und  Cari  in 
Charca,  dem  Grenzland  der  Carangues  (mit  Chichas  u.  s.  w.).  Die  Chenchipe  am  Chuquimayo 
schnürten  sich   die  Waden   (nach    caribischem  Brauch,    der  im  Caucathal  geübt  wurde). 

■*)  Nach  den  als  anthropophagisch  beschriebenen  Juris  (Straussenmenschen)  stiesS 
Almagro,  auf  dem  Wege  nach  Copayapo  oder  Pocayapo  (Copiapo),  auf  Ansiedlungen 
der  (wegen  canibalischer  Gelüste  benannten)  Cariben.  Die  Landschaft  Chicoana  fand 
Almagro  durch  die  Einfälle  der  wegen  ihrer  langen  Figur  und  Schnelligkeit  Juries 
(que  quiere  decir  avestruzes)  genannten  Indianer,  die  aus  den  Cordilleren  Einfälle  machten, 
entvölkert  (Oviedo).  Von  Coquimbo  (Coquembo  oder  Coquinga)  gelangte  Almagro 
über  Lua  nach  Cuncaugagua  (gagua  oder  Sonne  in  Chibcha),  wo  der  Oberherr  der 
Caciquen  von  Chile  residirte  am  Aconcagua  (Gua  auf  Wasser  zurückgeführt  in  den 
Stammesnamen  am  Maranon).  In  der  Provinz  Chuquiapu  (Erbschaft  des  Goldes) 
wurde  La  Paz  gegründet,  und  Copa-yapu  (yapu  oder  Gold)  als  Copiapo  oder  Saatfeld 
der  Turquisen  (Kieselmalachite)  erklärt.  Vom  Thal  von  Guasco  aus  wurde  Santjago 
in  Valdivia  bei  Mapocho  gegründet.  Die  in  Felle  gekleideten  Picones  (im  südlichen 
Chili)  lebten  in  Höhlen  (s.  Oviedo).  Am  Rio  Cachapaul  oder  (s.  Gay)  Rio  Blanco 
stiess  Almagro   mit  den  Promaucaes  zusammen. 


14  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

oder  Tucman  ^)  kam  die  huldigende  Gesandtschaft,  welche  Vira- 
cocha  in  Charca  empfing,  dem  Grenzlande  Chuquisaca's,  wo  Acosta 
in  einer  Guaca  die  Verehrung  des  dreieinigen  Tangatanga^)  oder 
(nach  Skinner)  Tarigatanga  erwähnte,  neben  Apuinii,  dem  Schöpfer 
(als  Sonne),  seinem  Sohne  Churi-Inti  und  seinem  Bruder  Imic- 
Vaugui. 

Die  CoUas  betrachteten  die  Fische  als  ihre  Brüder  und  in 
Mechoacan  werden  die  Fürsten  der  Seen-Inseln  durch  die  Göttin 
Xaratanga  in  Fische  verwandelt  (bei  den  Taraskern).  In  Cari 
(in  Guaymis)  wurde  der  Gott  Tangajipe  verehrt.  Die  von  Tupa 
(wegen  später  Schöpfung)  zum  Raub  berechtigten  Mbayas  be- 
dienten sich  für  ihre  Kriege  der  zu  Sklaven  gemachten  Ghanas, 
und  Chanes  wohnten  am  Rio  Cuyaba,  während  die  Ghanas  auf 
den  Inseln  des  Uruguay  durch  die  Gharruas  vertrieben  waren. 
Die  mit  den  Ghiquitos  grenzenden  Ghanes  wurden  durch  die  Ghi- 
riguanos  in  Sklaverei  gehalten  (s.  Angelis).  Nach  Besetzung  von 
Gharcas  (durch  Ghiriguanos)  hörte  Viracocha  in  Tucuman  (Tucma) 
von  Ghilli  als  dem  Weltende  (mit  Schneemauer). 

Nachdem  Inca  Yupanqui  die  wilden  Ghirihuanas  unterworfen 
(die  Anthropophagie  abschaffend  und  Häuserbau  lehrend),  zog  er 
gegen  Ghili,  wo  der  General  Ghinchiruca  die  Bewohner  von  Go- 
payapu  unterwarf,  und  dann  über  Guquimpo  zum  Fluss  Mauli  vor- 
drang, mit  den  Purumaucas  kämpfend  (s.  Vega). 

Bei  Montesinos  kommen,  unter  Sinchi  Roca,  vor  den  Ghiri- 
guanos Fliehende  aus  dem  Gollao. 


^)  Huayna  Capac  traf  in  Chichas  die  Anordnungen  zur  Eroberung  dieses  Landes. 
Charcas  (oder  Chayanta)  mit  Paria  grenzend  wurde  von  Mayta  Capac  IV.  unterworfen. 
Die  Unglück  verkündenden  Vorzeichen  während  Inti  Capak's  Feldzug  in  Tucuman 
veranlassten  den  Rückzug  der  Dynastie  nach  den  Andes  (bei  Montesinos).  Unter 
Kayo  Manco  empörten  sich  die  Chiriguanos  in  Tucuman  und  Chili,  Huayna  Capac 
hatte  von  Quito  aus  den  Anfällen  der  Chiriguanos  einen  Damm  entgegenzusetzen. 
Neben  den  Churumatas  (gente  labradora  de  los  del  Peru)  in  der  Cordillere  zwischen 
Bermejo  und  Pilcomayu  wohnten  (Aymara  redend)  die  Chichas  Orejones  (Minen  be- 
arbeitend für  den  Incas).  Die  Indianer  des  Coveus-Stammes  am  Uaupes  hatten  die 
Ohren  langgezogen  (s.  Wallace). 

2)  In  Chuquisaba  usaban  adorar  ä  Tangatanga,  un  idolo,  que  decian,  que  en  uno 
eran  tres  y  tres  en  uno  (Herrera)  und  nach  der  Namenserklärung  als  Acatanca  (Mistroller) 
hätte  sich  (nach  Garcilasso)  die  Verehrung  an  einen  Käfer  geknüpft  (wie  bei  dem  den 
Aegyptern  heiligen  Scarabaeus).  In  Boyaca  wurde  die  Gottheit  Chuquilla,  als  Apointi, 
Churuinti  und  Intiquaoqui  (quod  est  pater  et  dominus  solis,  lilius  ipse  sol  et  frater 
solisy   verehrt  (Acosta;. 


0RL70NES.  15 

Wie  die  vom  Mamore  stammenden  Canichanas^)  unter  den 
Moxos,  wohnen  die  Chaneses  zerstreut  unter  den  zu  den  Guaranis 
gehörigen  Chiriguanos,  und  dass  die  (bei  Guzman)  Carios^)  ge- 
nannten Guarani,  die  (nach  Dobrizhoffer)  früher  Carier  geheissen, 
vom  Rio  Plata  nach  Peru  Einfälle  machten,  berichtet  auch  Cabot. 
Als  Sitz  Cari's  wird  der  Chucuito-  oder  Chuquito-See  angegeben, 
auf  die  Chiquito  führend,  die  Nachbarn  der  Moxos.  Gleich  den 
Orejones'^)  am  Xaraye-See,  heissen  Orejones  (bei  Cabeza  de  Vaca) 
die  Guaxarapos  ^) ,  die  durch  künstliche  Fehlgeburten  ihren  Stamm 
dem  Elend  der  Conquista  zu  entziehen  suchten. 

Wie  einerseits  die  gezähmten  Strausse  der  Diaguitas^)    nach 


^)  Aus  Festungen,  die  mit  Gräben  angelegt  sind,  kämpfend,  (nach  d'Orbigny\ 
während  die  Ortschaften  in  Tucuman  (nach  Herrera)  durch  Dornenhecken  befestigt  waren. 

2)  Llamanse  las  personas  pintadas  (en  el  valle  de  Majes)  Karientos  (de  kara,  enfer- 
medad  de  manchas  rojas,  blancas  y  azules)  in  Peru,  (Riverb).  Die  Portugiesen  hiessen 
Caryba  sobaygoara  (Helden  von  drüben)  und  die  Franzosen  Cariba  tinga  (lichte  Helden) 
bei  den  Tupi  (Martius). 

^)  Osculati  fand  Orejones  zwischen  Pebas  und  Tabatinga  (wie  dort  auch  sonst,  oder 
Omaguas).  An  der  Insel  der  Orejones  (am  Xarayez-See)  wohnten  Guatos  und  Guajarapos 
(s.  Guevara). 

^)  Der  Häuptling  der  (den  Guaxarapos  benachbarten)  Xarayes  empfing  die  Spanier 
(zu  Nuiiez'  Zeit)  in  einer  Hängematte  sitzend.  Die  Gegend  des  Xarayez-See  oder  Puerto 
de  los  Orejones  galt  als  Paraiso  terrenal  (am  Gran-Chacu).  Der  Gran  Chaco  bildet  (als 
Jagdgebiet  der  Wilden)  eine  nach  abwärts  geneigte  Sandebene  mit  der  Humus-Schicht 
der  Vegetation  bedeckt,  sumpfig  zwischen  den  Flüssen  und  wüste  Striche  einschliessend. 

*)  Criaban  aveztruzes  "mansos,  Gallinas  y  Patos  (Herrera).  Wie  zwischen 
Putumayo  und  lapura  finden  sich  Juris  auch  in  Tucuman  neben  den  (bei 
Salta  und  Calchaqui  wohnenden)  Diaguitas ,  welche  (gewebte  Wollenkleider 
tragend)  die  Sonne  verehrten.  Die  Uabixana  (am  Tacutu  und  Rupunury)  hielten  ge- 
zähmte Aifen  und  Vögel.  Bei  den  Apina-Ges  (zwischen  Araguaya  und  Maranhao 
bis  zum  Tocantin)  finden  sich  abgerichtete  Papageien  und  gezähmte  Strausse.  Ausser 
der  Nuiiuma  genannten  Entenart  kannten  die  Peruaner  kein  zahmes  Geflügel  (nach 
Garcilasso),  doch  wurden  neben  den  wilden  Thieren  (und  Schlangen)  von  den  Inca 
auch  Strausse  gehalten,  auf  der  Suri-hualla  (Suri  oder  Strausse)  genannten  Ebene  (bei 
Cuzco).  Appun  sah  die  den  Makuschi  und  Wapischianna  gehörigen  Vögel  am  Tage 
frei  umherfliegen,  aber  Abends  für  Futter  zurückkehren.  About  the  houses  (am  Uaupes) 
were  several  trumpeters,  curassow  birds  and  those  beautiful  parrots,  the  ancas  (dero- 
typus  accipitrinus),  which  all  wander  and  fly  about  at  perfect  liberty,  but  being  bred 
from  the  nest,  always  return  to  be  fed  (Wallace).  Zum  Schmuck  der  nach  dem 
Ausrupfen  mit  Kräuter-Einreibung  für  das  Nachwachsen  gefärbten  Federn  wurden  die 
Vögel  in  Kästen  gefüttert.  (So  im  alten  Mexico.)  Am  Rio  Venadillo  (Nebenfluss  des 
Magdalena)  fanden  die  Spanier  (s,  Perez)  gezähmte  Hirsche  (wie  die  Chinesen  in 
Fusang).  Bei  den  Peruanern  fanden  sich  Meerschweinchen,  als  Hausthiere  sowie  der 
Hund  (Alco  oder  Chono).  Die  Mexicaner  züchteten  Perros,  Gallinas,  Aves  de  Pluma, 
conejos  (nach  Herrera). 


16  DIE    GESCHICHTE    PERU*S. 

den  Pampas  weisen,  so  ergiebt  sich  der  Zusammenhang  mit  dem 
Hochlande  aus  Schmidel's  Bemerkung,  dass  bei  den  zwischen 
Meperos  oder  Peionas  wohnenden  Mapais  (durch  welche  die 
unterworfenen  Zehmies  und  Tohannas  in  Knechtschaft  gehalten 
wurden)  theils  wilde,  theils  gezüchtete  Amidas  (Ovejas  oder 
Schafe,  als  Bezeichnung  für  Llamas^)  in  Gebrauch  gewesen,  wie 
sie  in  Peru  zum  Lasttragen  (und  Reiten)  benutzt  wurden  (1549). 
Die  mit  den  Chiriguanas  grenzenden  Omaguacas  (nördlich  vom 
Jujuy)  besassen  Lamaheerden  (s.  de  Laet)  und  kleideten  sich  in 
deren  Wolle. 

An  diesem  Communicationspunkt  mit  dem  Osten  finden  die 
durch  ganz  Südamerika  getragenen  Sagen  von  goldenen  Fürsten 
und  goldig  schimmernden  Seen  einen  besonders  günstigen  Anhalt, 
und  die  den  von  erblichen  Häuptlingen  (Aramas)  in  den  Tempeln 
ihrer  Dörfer  (Manacicas)  regierten  Baures  am  Itenezfluss  benach- 
barten Cayubabas  galten  als  direct  vom  Priesterkönig  Paytiti 
[oder  Enim^)]  beherrscht.  Ein  solches  Paytiti  (oder  ein  Monovan 
am  Salzsee  Parroowan  Parrocare  Monoan)  wurde  1659  bei  Pedro 
Bohorques'  Proclamirung  als  Manco  Capac  II  von  den  Calcha- 
quies  in  Tucuman  als  Yurac  huasi  oder  das  weisse  Haus  gesucht,  und 
diesen  fernen  Schein  ^)  glaubt  man  noch  in  der  Mantana  Marcapata's 
zu  erblicken,  wo  der  vor  Kenntniss  seiner  Verbindung  mit  Beni 
als  Quellfluss  des  Purus  betrachtete  Amarumayu  von  den  Incas 
(als  Yupanqui  die  Chunchas  bekämpfen  Hess)  für  Auffindung  der 


*)  Die  wilden  Llama  am  Westabhange  des  Chimborazo  sollen  aus  der  Zerstreuung 
der  zahmen  in  Lican,  Hauptstadt  des  Conchocondo  oder  Fürsten  der  Puruay,  herrühren. 

')  Zwischen  Ucayale  und  Mamore  fand  sich  das  Reich  des  Enim  oder  Gross- 
Para,  jenseits  des  Madeira  das  des  Gross-Paititi,  während  das  des  Dorado  sich  von  Paro 
bis  Orenoko  erstreckte.  In  den  Pampas  del  Sacramento,  mit  Sipibos,  Panos  und  Co- 
cama,  findet  sich  der  Eintritt  in  das  Reich  des  Enim  und  Paytiti  (s.  Skinner). 

3)  Nach  Hortsman  lag  Dorado  am  oberen  Essequibo  (1740).  Zu  Santos  Zeit 
sollte  sich  der  Häuptling  von  Parima,  durch  Schildkrötenfett  eingeschmiert ,  mit  Gold- 
staub bestreuen  (de  Pons),  und  jenseits  solcher  unbestimmten  Erinnerung  an  den  Eldo- 
rado Guatavita's  begannen  dann  die  Fabelvölker  umzugehen,  die  Chiparemai  oder  Ewai- 
paromas  ohne  Kopf  mit  dem  Mund  auf  der  Brust  (bei  Raleigh)  oder  die  Rayas  (mit 
dem  Mund  am  Nabel)  in  den  Wäldern  von  Sipapu,  In  Chile  herrschte  der  Häupt- 
ling Leuchen  Golma  über  eine  Insel  mit  den  Amazonen  unter  der  Guanomilla  (cielo 
de  oro)  genannten  Königin  (von  Gomora).  In  Minas  Geraes  suchten  die  Paulistas  die 
Lagoa  doirada.  Raleigh  verlegt  die  goldreiche  Insel  Ipomucena  an  den  See  Amucu. 
Die  Manaos  bei  Barra  sind  den  Tupi  verwandt  (Bates).  Die  Chaymas  verehrten  die 
Sonne.  Im  Lande  der  Macusi  und  Arecunas  lag  der  (El  Dorado  genannte)  Hügel 
Acucuamo  am  See  Parime  (s.  Caulin). 


PARIME.  17 

Musu  befahren  wurde,  während  Diego  Aleman's  Expedition  (1564) 
von  Cochabamba  aus  den  Weg  ins  Land  der  Moxos  ^)  nahm. 
Mousa  am  San  Xavier-Fluss  (bei  der  Confluenz  mit  dem  Rio  de 
la  Travesita)  gehört  zu  den  Moxos  (s.  Alcedo).  Auf  der  von 
Ursua  gesuchten  Lagune  von  Parime^)  (el  mar  blanco  ö  el  lago 
de  Paranapitinca  en  la  Guayana)  sollte  sich  eine  Stadt  mit  Gold- 
dächern finden  (Angelis).  Im  Lande  Cauderi  war  (nach  Monte- 
sinos)  das  Haus  des  Fürsten  mit  Goldplatten  bedeckt.  Quesada 
suchte  von  Bogota  aus  das  goldreiche  Menza  (St.  Martin)  und 
Berrio  begab  sich  (1584)  von  Tunja  über  die  Llanos  zu  den 
Goldglänzenden  am  Rio  Dorado  (s.  Torreo),  Centurion  (von  Gui- 
riar  aus)  „avanzö  sus  descubrimientos  y  reducciones  hasta  el  dorado, 
laguna  de  Parime  y  rio"  (s.  Caulin).  Lobo  da  Almada  unternahm 
eine  Expediton  den  Uaupes  aufwärts,  zur  Einnahme  des  Gold- 
lands (1784). 

Vom  Inca  Yupanqui,  der  das  (dann  durch  den  Feldherrn 
Sinchiroca  eroberte)  Land  von  Atacama  bis  Coyapayu  erforschen 
liess,  wurden  die  menschenfressenden  Chiriguanos  (im  Gran  Chaco) 
besiegt  (die  mit  den  Bewohnern  von  Tucuman  und  Chili  nach 
Peru    gekommenen     Chiriguanos^)     durch     Marasco     Pachacuti). 


')  Padre  Thomas  de  Chaves,  der  unter  den  Moxos  am  Mamore,  als  Missionär 
lebend  (1654),  von  dem  Kaiser  der  Musus  als  Arzt  verlangt  wurde,  um  seine  (be- 
sessene) Frau  (später  durch  Taufe)  zu- heilen,  sah  am  Patiti  eine  von  Frauen  und  eine 
von  Männern  bewohnte  Stadt  (mit  angeknüpften  Amazonensagen).  Nachdem  Yahuar 
Huacac  von  seinem  Vater  (Inca  Roca)  zur  Eroberung  von  Antisuyo  geschickt  war, 
unternahm  Yupanqui-Inca  die  Expedition  auf  dem  Amarumayn.  Der  König  von  Parima 
(Beni,  Gran  Para,  Gran  Pariri,  Patiti,  Eldorado)  wurde  jeden  Morgen  mit  Oel  gesalbt 
und  dann  mit  Goldstaub  überblasen  (nach  der  Festweise  des  Guatavita).  Nachdem  Al- 
magro's  Parthei  bei  Salinas  (1538)  besiegt  worden  war,  flüchteten  seine  zersprengten 
Anhänger  nach  Carabaya,  wo  sie  San  Juan  del  Oro  bauten  und  wegen  der  reichen 
Goldsendungen  von  Karl  V.  geadelt  wurden,  (doch  den  Wilden  weichen  mussten). 
Die  von  Hernando  Pizarro  unter  Pedro  de  Candia  und  später  unter  Pedro  Anzulo 
ausgesandten  Expeditionen  sollen  bis  zum  Beni  vorgedrungen  sein, 

2)  Von  den  Guatos  wird  der  Gipfel  der  Serra  dos  Dourados  am  See  Uberaba 
(westlich  von  Paraguay)  erwähnt.  Die  Goldstadt  Manoa  am  Salzsee  Cassipo  oder  (nach 
Keymies)  Parima  wurde  von  einem  eingewanderten  Volk  gegründet,  wie  Raleigh  von 
den  Chariben  am  Orinoko  hörte.  Der  Glimmerschiefer-Fels  auf  der  Insel  Pumacena\ 
im  Sumpfsee  Amucu  galt  für  das  Dorado  und  in  den  Magellanischen  Wolken  (sowie 
dem  Sternbild  Argo)  sah  man  den  AViederschein  vom  metallischen  Glanz  der  Silberberge 
am  Parime  (s.  Humboldt), 

3)  Mit  dem  Namen  der  (von  Martins)  zu  den  westlichen  Tupis  gerechneten  Chiri- 
guanos (mit  Siriones    und   Guarayos)  wurden  im  östlichen  Peru  feindliche  Indianer  im 

Bastian,    America.  2 


18  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Huayna-Capac  Hess  von  Quito  aus  die  Grenzfestungen  gegen  sie 
sichern.  Die  Chichas  Orejones  (^im  Chaco)  stammten  von  den 
Beamten  der  Inca  (s.  Lozano).  Für  die  (s.  Skinner)  den  Omaguas 
und  Cocamas  verwandten  Panos  (bei  denen  wie  bei  den  Moxos 
Zeichenbücher  erwähnt  werden),  galt  ihre  Abstammung  von  den 
Peruanern  und  ebenso  bei  den  Chingacuchuscas,  die  sich  die 
Nasen  abgeschnitten,  um  Furcht  einzujagen.  Baiboa  erzählt,  dass 
der  erste  Inca  mit  den  Eingeweiden  des  Opferthieres  im  Munde 
sich  gezeigt  habe,  um  schrecklich  zu  erscheinen,  und  zu  den 
(früher  Nasenringe  tragenden)  Cavinas,  die  an  ihrem  heiligen  See 
(für  die  Neugeborenen  und  Verstorbenen)  das  erste  Contingent 
für  die  Bevölkerung  Cuzcos  durch  Manco  Capac  lieferten,  wird 
die  Verehrung  einer  Gottheit  in  furchtbarer  Form  vermerkt. 
Die  Piros  handelten  (nach  Lucero)  mit  einer  mächtigen  Nation 
des  Innern,  deren  König  sich  von  den  Inca  herleitete  (1681). 
Raleigh  lässt  die  Orejones  bis  zum  Orinoco  kommen  und  dort 
eine  Stadt  erbauen  (s.  Corval).  Viracocha  Inca  sandte  von  Quito 
aus  verschiedene  Expeditionen  durch  die  Andenthäler  ^)  bis  zu 
den  Cofanes,  um  die  Wege  auf  das  Hochland  zu  erforschen  und 
die  auf  Huayna  Capac's  Befehl  in  Moyabamba  abwärts  Schiffen- 
den brachten  Kunde  von  grossen  und  reichen  Staaten  jenseits  der 
Gebirge  (s.  Montesinos). 

Unterhalb  Coca  (nach  der  Mündung  des  Napo  zu),  wohnen 
am  linken  Ufer  neben  den  Anguteros  oder  Putumayos  die  Ore- 
jones (die  eine  Stufe  bis  zu  den  Monumenten  San  Agostin's  bei 
Timana  bilden  mögen).  Der  Goldsee  wird  vermuthet  unter  den 
Nachbarstämmen  der  Curuziraris  (am  Jurua)  die  von  den  durch 
die  Yumaguaris  die  Minen  bearbeitenden  Managuas  Gold  erhiel- 
ten (Acuna).  Schomburgk  identificirte  das  Mar  del  Dorado  mit 
der  Lagune  Parima  oder  dem  See  Amucu  in  der  Sierra  Parime 
(auf  der  Wasserscheide  des  Essequibo  und  Rio  Branco).  Auf 
Hayti  hörten  die  Spanier  von  dem  König  Gazichius  Canobam  (dem 
Caziken  des  goldenen  Hauses)  erzählen  (Michael  Herr).  Quesada 
suchte  Paititi  am  Guaviare.     Die  Savana  in  Pirara,  wohin  Manoa 


Allgemeinen  (wie   die  Guaycurus  in  S.  Cruz  de  la  Sierra)  bezeichnet.     Am  Yumafluss 
(südlich  von  Maracaibo)  wohnten  Chiriguanos  oder  Xiriguanos  (nach  Oviedo). 

*)  Die  Kunstprodukte  der  Inca  lassen  sich  (nach  Humboldt)  bis  zum  Yapura  ver- 
folgen, (jenseits  der  Omaguas).  Die  Sprache  der  Maypures  galt  für  der  der  Moxos  ver- 
wandt (s.  Balbi).  Nach  DobrizhofFer  fanden  sich  Quechua  redende  Stämme  in 
Paraguay. 


EL-DORADO.  19 

an  der  laguna  de  oro  verlegt  wurde,  war  (nach  Appun)  einst 
das  Becken  eines  Binnensees. 

Schmidel  redet  von  der  weisen  und  goldreichen.  Nation  der 
Carcariso,  die  nach  den  Berichten  der  mit  den  Naperos  grenzen- 
den Paiembos  oder  Payaguas  am  Paraguay  fern  im  Innern 
wohnte,  und  die  an  die  Ashkeres  (am  Rio  Parabol)  grenzenden 
Sherves  sollten  nach  einem  weit  gebietenden  Könige  genannt 
sein,  der  unter  ihnen  residire.  Nach  Lucero  stammt  der  König 
der  Piros,  zwischen  Manamabobos  und  Cuniveos  oder  Curives  von 
den  Inca  (1681).  Die  an  der  Confluenz  des  Rio  Parabol  (Para- 
guay) und  des  (in  Peru  entspringenden)  Rio  Jepido  bei  Lambre 
(Assumpcion)  wohnenden  Carlos  durchzogen  auf  langen  Reisen 
die  umliegenden  Länder  (s.  Schmidel)  und  trugen  als  Schmuck 
Krystallknöpfchen  in  den  Lippen,  (wie  die  Mexicaner,  oder  Borsten 
die  Chunchus,  und  ähnlich  wiederholen  sich  die  Nasenknochen 
von  Tlascala  bei  Punta  Helena).  Ihnen  waren  die  Timbues  unter 
dem  Häuptling  Zuche  Liemi  benachbart,  am  Rio  Parana  oder  La 
Plata,  und  bei  Buenos  Ayres  kämpften  die  Carandies  ausser  mit 
Bogen  und  Pfeil  auch  mit  Bola  de  piedra  zum  Wurfe  (vergl. 
Schmidel). 

Die  Canches  kämpften  ^)  (nach  Herrera)  mit  Ayllos  (Lanzen- 
schlingen),  womit  die  Feinde  gefangen  wurden  (neben  Pfeilen  und 
Schleudern). 

Barcia  hörte  bei  den  Stämmen  am  Paraguay  ^)  von  dem  an  einem 
See  herrschenden  Gross-Mossok,  in  dessen  von  Riesenfiguren  be- 
wachtem Tempel  aus  weissem  Stein  ein  silberner  Mond  verehrt 
wurde,  aber  die  von  Peru  (mit  dem  Titicaca-See)  ausgezo- 
genen Spanier  suchten  den  von  ihren  Landsleuten  im  Süden 
und  Osten  als  fern  liegend  verherrlichten  See  Paytiti  wieder  im 
Unbekannten    (jenseits    der    Moxos).      Die    fasslich    verwirklichte 


^)  Die  Querandis  (bei  Buenos-Ayres)  kämpften  mit  Lazo  und  Bolas,  mit  (flammen- 
den) Bolas  perdidas  die  Häuser  (der  Spanier)  anzündend. 

2)  Die  Carios  wohnten  in  Dörfern  am  Paraguay,  während  die  Payaguas  und  Agaces 
(mit  den  Tacumbus)  als  Piraten  die  Flüsse  befuhren  (de  Moussy).  Die  zu  den  Calcha-, 
quies  gehörigen  Lules  wohnten  in  Tucuman.  Die  (zu  den  Guaranis  gehörigen)  Xa- 
rayes  (am  oberen  Paraguay)  zogen  sich  in  den  Gran-Chaco  zurück,  mit  Guaycurus  (als 
Tobas  und  Mocovis)  Lenguas,  Mbayas  (Guaycurus)  u.  s.  w.  Im  Gran-Chaco  (Chaco- 
gualamba)  wohnen  die  Chiriguanos  an  den  Abhängen  der  Andes  (de  Moussy).  Die 
Calchaquies  (am  oberen  Juramento)  sprachen  Quichua.  Die  Guatos  (mit  den  Orejones) 
wohnten  in  Dörfern  am  oberen  Paraguay. 

2* 


20  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Sage  des  Eldorado  verbreitete  sich  vom  Guatavita-See  aus, 
unter  den  Moxcas  ^),  wie  Herrera  die  Muyscas  oder  Chibehas 
nennt. 

Der  See  Parima  wird  westlich  von  Amucu  gesetzt  (bei  Hart- 
sinck)  und  wurde  dort  auf  zeitweis  überschwemmten  Ebenen  Salz 
gesammelt  (s.  von  Heuvel)  in  Guayana  (der  Guayanos  oder 
Caribana).  Der  Salzhandel  leitete  auch  am  Putmayo  weitere  Be- 
ziehungen ein.  Die  Chancas  unter  Ancohuallo  sollten  am  See  jen- 
seits Moyabamba  gesiedelt  sein.  Anlass  zur  spanischen  Expedition 
gab  die  Ankunft  des  Häuptlings  Viraratu  in  Chachapoyas  (1550). 

Die  in  heissen  Thälern  (wie  denen  der  Panches)  nahe  liegende 
(ebenfalls  bei  den  Cariares  verzeichnete)  Verehrung  des  Mondes 
ertheilt  dem  auch  bei  den  Peruanern  dem  Monde  oder  Quillca 
geweihten  Metall  des  Silbers^)  seine  Heiligkeit,  die  dasselbe  noch 
unter  den  Collas  bewahrt,  während  auf  der  kalten  Sierra  der 
Sonnencultus  bevorzugt  war,  dessen  Gold  unter  dieser  Combi- 
nation  dann  wieder,  als  für  die  Diener  Viracocha's  in  Cuzo 
characteristisch  aufgeführt  wird. 

In  der  durch  Pokoh  geschaffenen  Welt  gilt  die  (ihre  Pfeile 
vertheilende)  Sonne  als  böse,  im  Gegensatz  zum  guten  Mond  (bei 
den  Pollawonap  am  Kernfluss  in  Süd-Californien).  Bei  seiner  Weihe 
wurde  der  Inca  (nach  Herrera)  mit  einem  goldenen  Monde  ge- 
schmückt, wogegen  die  Huamachucos  von  den  silbernen  Halb- 
monden benannt   waren,    die   sie   als   Kopfschmuck  trugen.     Die 


')  Der  Häuptling  der  Cayubabas  bei  den  Moxos  hiess  Paititi  (s.  Baraza). 

^)  Ultra  Titicacam  ad  orientem  plana  et  aequa  in  regione  Collaones  atque  bis 
proximi  Charcantes  adeuntur,  gens  fodinis  et  Argyreo  amne  mirifice  dives,  culta  et  po- 
litica  disciplina  insigniter  instituta,  bemerkt  Apollonius  von  Argyropolis  (bei  Potosij. 
Die  Schätze  der  Inca  wurden  in  Uracguasi  (das  weisse  Haus)  gesucht.  Im  Goldland 
Carabaya's  lag  Escay-oya  (und  später  San  Juan  del  oro).  Der  Rio  Parima  heisst  (als 
Rio  Blanco)  Rio  de  las  aguas  blancas  (s.  Humboldt).  Der  See  Parime  mit  der  Stadt 
Manoa  oder  Dorado  lag  zwischen  den  Flüssen  Essequibo  und  Amazonas.  Am  See 
Parime  oder  (bei  Yaos)  Foponowini  liegt  Manoa  oder  Dorado,  „dise  wirdt  geacht  für 
die  grösste  Stadt  in  der  ganzen  Welt"  (de  Bry).  Aehnlich  bei  den  Missionären. 
Die  Guiana  bewohnenden  Orenoquepones  erstreckten  sich  (zu  Raleigh's  Zeit)  bis 
zu  den  Guianiten  des  Thaies  von  Amariopacana  (jenseits  der  Wacarima-Berge),  wo  die 
aus  der  Ferne  einfallenden  Orejones  und  Epuremejer,  nachdem  sie  die  Eingeborenen 
(ausser  den  Awarawaquerer  und  Cassipagoter)  vertrieben,  die  Stadt  Macureguaran  er- 
bauten (cum  magnificis  aedibus).  In  den  Llanos  de  San  Juan  (s.  Piedrahita)  se  han 
descubierto  algunas  veces  provincias  riquissimas  y  de  gente  politica,  como  sucediö  ä 
Felipe  Dutre  (im  Lande  der  Omeguas).  La  casa  del  Sol,  en  la  provincia  de  los  Jaches 
suchend,  kam  Perez  Quesada  nach  Cirivita  (s.  Simon). 


HALBMOND.  21 

Aucas  in  Paraguay  hielten  ihre  neugeborenen  Kinder  zum  Monde 
empor  (siehe  Charlevoix),  indem  seine  wandelnden  Phasen  zum 
vielfach  (auch  in  Afrika)  bekannten  Symbol  der  Erneuerung  des 
Lebens  dienten.  Im  Innern  von  Guayana  wurden  Halbmonde  ge- 
tragen (s.  Martinez).  Duddley  erhielt  goldene  Halbmonde  von 
dem  Häuptling  am  Mana  (in  Guayana).  Nach  Gumella  tragen  die 
Caraiben  (am  Orinoko)  halbmondförmige  Goldplatten  als  Schmuck. 
Die  Muscogee  tragen  einen  silbernen  Halbmond  als  Brustschmuck. 
Die  Conibos  oder  Manaos  in  der  Pampa  del  Sacramento  trugen 
Silberringe  in  Lippe  und  Nase.  Die  Caraiben  wurden  von  Baba 
(Alten)  regiert,  neben  dem  erwählten  Kriegshäuptling  oder  Oboutou, 
der  durch  den  halbmondförmigen  Brustschmuck  (Caracoli  oder 
Coulloucoli)  ausgezeichnet  war  (s.  Ballet). 

Die  Canar,  deren  Sonnenkultus  (bei  Cieza)  für  die  spätere  Inca- 
Zeit  gelten  mag,  verehrten  (nach  Garcilasso)  den  Mond  (neben 
Bäumen  oder  Steinen  [besonders  jaspisartigen]),  die  in  ihren  An- 
siedelungen unter  einander  wechselnden  Puro-aucas  oder  Zamora 
(bei  Loxa)  die  Sonne  (nach  Herrera),  die  Cara  Sonne  und  Mond 
(nach  Velasco),  während  Garcilasso  in  Quito  der  Verehrung  der 
Bäume  erwähnt,  sowie  der  (in  Central-America  vielfach  verbreiteten) 
des  Wildes,  das  auch  bei  den  Huacra-chucu,  wie  ihre  Kopftracht 
zu  beweisen  scheint,  als  heilig  galt.  Raymondi  erwähnt  aus  den 
Grabfunden  eines  mit  Hörnern  gefüllten  Steinkastens.  Auch  unter 
den  Opfergaben  der  Huancas  für  die  Todten  werden  Geweihstücke 
aufgeführt. 

In  Yucatan  zeichnet  auf  den  Darstellungen  Hömerschmuck  im 
Haare  die  Frauen  aus.  Hütten  sah  in  Papamene  (bei  Timana) 
Anhängsel  in  Gold  und  Silber,  die  von  den  Uaupes  (neben  Guaypis 
und  Guayupes)  in  Macatoa  (am  Guaviare)  gekommen  (und  Aehn- 
liches  wurde  in  Chordeley  ausgegraben).  Die  Chilcha-Orejones 
(im  Gran-Chaco)  bearbeiteten  die  Silberminen  der  Inca.  Nach 
Garcia  verachteten  die  Puelche  das  Gold,  als  schlechtestes  Metall, 
während  es  die  Cubaner,  als  den  Gott  der  Spanier,  umtanzten. 

Die  von  d'Orbigny  in  der  hohen^)  Figur  der  Patagonier  (deren 
Bolas   als  Ayllos,   den   Collas    zur  Waffe    dienten)    beschriebenen 


*)  Em  corpos  son  agigantados  (s.  Anchieta)  die  Goaytaca  (zwischen  den  Flüssen 
Paraiba  und  Maccahe).  Die  Curigeres  am  Puru  galten  für  Riesen.  Die  Bewohner  Co- 
piapo's  und  weiterhin  in  Chile  (zu  Almagro's  Zeit)  werden  von  Oviedo  als  hoher  Sta- 
tur beschrieben.  Auf  Maldonado's  Expedition  in  den  Andes  (1561)  wurde  ein  Riese 
erschossen  und  von  dem  Pygmäen-Paar   die  Frau,  worauf  das  Männchen  vor  Kummer 


22  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Toba  mögen  in  den  von  Acosta,  wie  (b.  Alcedo)  die  Curigueres 
am  Rio  Cuchigara  oder  Purus,  als  agigentados  bezeichneten  Stämme 
zu  erkennen  sein,  und  auch  bei  Herrera  werden  los  Titanes  er- 
wähnt, als  Bedränger  der  Chiquitos,  die  ausserdem  durch  die 
Chiriguanos  zu  leiden  hätten.  Unter  Huilca-Nota-Amauta  (der 
die  Einfalle  aus  Tucuman  zurückgeworfen)  kamen  über  die  Andes, 
durch  Riesen  aus  ihrer  Heimath  vertriebene,  Flüchtlinge,  die  Land 
zur  Ansiedlung  suchten  (s.  Montesinos).  Am  Fluss  Cuchiguara 
(Purus)  wohnten  (nach  Acuna)  die  riesigen  Curigueres.  Nach  Santa- 
Cruz  war  Hatun-Runas  (b.  Caravaya)  von  Riesen  bewohnt  und  die 
Chicora  (nördlich  von  Florida)  sollten  ihre  riesigen  Häuptlinge  durch 
Ausstrecken  der  Glieder  in  der  Kindheit  gebildet  haben.  Ebenso 
wird  in  Florida  der  riesige  Häuptling  Tascaluza  erwähnt  (zu  Soto's 
Zeit).  Cieza  beschreibt  die  Chancas  bei  Anzerma  als  riesig.  Von 
Knochen  ausgestorbener  Giganten  wurde  (wie  bei  Manta)  bei 
Cuiocan  (in  Mexico),  bei  Mani  (in  Yucatan)  und  vielen  anderen 
Orten  geredet,  wo  seitdem  die  Palaeontologie  ihre  Entscheidung 
abgegeben  hat.  Wie  den  Diaguitas  in  Tucuman,  wird  den  Tobas 
die  Verehrung  der  Sonne  beigelegt,  welche  (bei  d'Orbigny)  als 
weiblich  (Gdazoa)  neben  dem  männlich  gedachten  Monde  (Adago) 
steht,  während  sonst  eine  den  Patagoniem  vertraute  Ausmalung  der 
Constellationsbilder  gegeben  wird,  wie  sie  sich  auch  in  peruanischer 
Mythologie  findet.  Die  in  Cuzco  versammelten  Amautas  ordneten 
den  Kalender  nach  der  Bewegung  der  Gestirne  und  führten  die 
Allacauquis  genannten  Schaltjahre  ein.  Von  ihnen  wurde  dann 
der  grosse  Jahreszirkel  geregelt,  (als  Intip-huatan),  undintip-huana 
bezeichnete  den  Westen  oder  das  Sterben  der  Sonne  (Inti)  welche 
Bedeutung  sich  in  Huanuco,  der  Todesstadt  (dem  Reflex  Tia-huanu- 
co's),  wiederholt  und  in  seinen  (wie  bei  Chavin's  Monumenten) 
unterirdischen  Gewölben,  in  welchen  geheimnissvolle  Mysterien  ge- 
feiert wurden,  gleich  denen  in  der  Gräberstadt  Yopaa  (in  Zapotecan) 
und  Mitla  (in  San  Salvador).  Als  nach  der  Dynastie  der  Pirhua^) 
(in  Cuzco)  Lloque-Ti-Sagamauta  (als  Sogamoso)  die  Dynastie  der 


starb.     Die  Waindegoos  oder  Riesen  essen   (nach   den   Ojibway)   Menschenfleisch.     Die 
Pehuenches  sprechen  von  geschwänzten  Menschen  (s.  Poeppig). 

^)  The  first  Peruvian  ruler  was  roar  Pirhua-Manca  from  Pishu  (a  bird)  and  ma- 
canna  (a  sword  or  the  morning  star).  Pirhua,  las  trojes  del  Inca  ö  tesoro  para  (la 
guerra  (Mossi),  sonst  als  vorzeitlich  „alt"  erklärt.  Die  Zauberpriester  bei  Quebec  hiessen 
Pillatoas  (s.  de  Laet).  Pilaoua  war  (bei  Algonkin)  Ausdruck  der  Bewunderung  (nach 
Lahontan).     Neben  dem  bösen  Gualichu  wird  von  den  Pampas  (mit  Machys  oder  Zau- 


SONNENSAEULEN.  23 

Amautas  begründet  hatte,  führte  unter  seinen  Nachfolgern  Mango- 
Capak-Amauta  astronomische  Reformen  ein  (wie  Hueman  auf  der 
Versammlung  der  Weisen  unter  den  Tolteken).  Die  Vilca-Uma 
oder  (b.  Torquemada)  Vilaoma  fungirten  (in  Peru)  als  Hohepriester. 

In  Quito  werden  die  Sonnensäulen  ^)  erwähnt  (bei  Velasco)  und 
(nach  Garcilasso)  beobachteten  die  Peruaner  die  Solstitien  mit  acht 
östlich  und  acht  westlich  von  Cuzco  gestellten  Säulen  (stets  eine 
höhere  zwischen  zwei  kleineren),  während  auf  den  Steinsäulen  im 
Sonnentempel  bei  den  Aequinoctien  der  Sessel  der  Sonne  gestellt 
wurde.  Capac  Yupanqui  Hess  (nach  Herrera)  die  Goldstatue  Indij 
llapac   verfertigen,  die  auf  einer  Bahre  getragen  wurde. 

Gefahrbringende  Einfalle  aus  Tucuman  werden  (bei  Montesi- 
nos)  unter  dem  55.  Inca  gesetzt,  unter  Vilca-Nota-Amauta  (Nach- 
folger des  Topa  Kari),  der  seinen  Namen  von  dem  bei  Vilcanota 
(in  dem  von  Carangas^)  bewohnten  Gebirge)  erfochtenen  Siege  er- 
hielt und  so  nicht  nur  sein  Reich  sicherte,  sondern  auch  den  vor 
den  Riesen  Flüchtigen,  welche  bei  ihm  Schutz  suchten,  dort  An- 
siedlung  gewähren  konnte. 

Dann  sei  unter  dem  64.  Inca  Titu  Jupa-Anak-Pachacutek  der 
verheerende  Einbruch  aus  Brasilien  ^)  gefolgt,  dem  der  Inca  in  der 
Pukara  (Festung),  wohin  er  sich  zurückgezogen,  erlag,  worauf  eine 
Periode  allgemeiner  Rechtslosigkeit  und  Auflösung  aller  Gesetze 
hereingebrochen  sei,  bis  Titu  in  dem  Bergdistrict  Tambo-Toko  eine 
geordnete  Macht  wiederherstellte.  Cuzco  soll  wüst  liegen  geblieben 
sein,    da  die  Priester  sich  nach  dem  vom  71.  Inca  (Huayna-Topa) 


berpriestern)  der  gute  Pillan  verehrt.  Exponen  (in  Chile),  vestido  de  su  mejor  ropa, 
sobre  un  alto  ataud,  que  llaman  pillüay,  den  nach  Gulcheman  (morada  de  los  hombres 
tramontanos)  gehenden  Todten  beim  Curicahuin  (convite  negro). 

')  Am  Sonnentempel  Quito's  fanden  sich  an  der  Thür  zwei  Säulen  für  die  Solsti- 
tien und  im  Umkreis  zwölf  Säulen,  um  jeden  Monat  durch  den  Schatten  zu  bezeichnen 
(n.  Velasco). 

2)  Die  Carangues  bei  Tarapaca  wurden  als  Schlangenverehrer  bezeichnet,  wie  sonst 
die  Antisstämme,  und  auch  auf  den  Monumenten  der  Inca  finden  sich  Schlangen,  wie 
durch  Culhuacan  in  dem  "Wappen  der  Mexikaner,  während  das  Symbol  Quetzalcoatls 
mit  Xicalanca  in  Beziehung  tritt. 

2)  Montesinos  lässt  viele  dieser  Eroberer  durch  Krankheit  vertilgt  werden,  indem 
die  (in  den  localen  Bestimmungen  über  die  Auswahl  der  Mitimaes  beachtete)  Un- 
gleichheit des  Klimas' s  eine  historisch  folgereiche  Einwanderung  aus  den  tropischen 
Andesthälern  nach  der  Sierra  Peru's,  nach  ethnologischem  Gesetze  verbietet,  wenn  nicht, 
wie  an  einigen  Flüssen  Columbiens,  Stationen  zu  vorherig,  allmähliger  Acclimatisation 
eingehalten  sind. 


24  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

gefassten  Plane  eines  Wiederaufbaues  entgegengesetzt  hätten. 
Ebenso  sei  von  ihnen  der  78.  Inca,  Topa  Kauri  Pacha  Kutek  zur 
Abschaffung  der  von  Cavi-Pyrhua  eingeführten  Schriften  auf  Papier 
(Quillca)  veranlasst  und  ihre  Ersetzung  durch  die  Quipos,  deren 
Kunst  in  der  in  Pakkari-Tambo  gestifteten  Adelsschule  neben 
der  Kriegswissenschaft  gelehrt  wurde.  Durch  seinen  Nachfolger 
Aranial  Cassi  wurde  die  Einbalsamirung  der  Leichen  gebräuchlich. 

Nach  ferneren  Einfällen  wilder  Stämme  aus  den  Andes  (von 
Panama  und  dem  Hafen  Buena-Esperanza^)  unter  dem  84.  Inca 
Tok-Koske  und  dann  unter  Inti-Kapak-Mayti,  der  die  Hundertzahl 
der  Inca  voll  macht,  ist  jener  völlige  Verfall  der  Sitten  angesetzt, 
der  die  von  Mama-Ciboca  projektirte  Reform  mit  Inthronisirung 
Inca  Roca's  benöthigt  habe.  Aus  der  Höhle  Chingana  vortretend, 
nahm  er  seinen  Sitz  in  Cuzco  und  nach  Fernand ez  war  diese  Stadt 
(von  deren  Eroberung  durch  den  Inca  ebenfalls  Baiboa  redet)  erst 
durch  Mayta  Capac-Inga,  den  Herrera  mit  Viracocha-Inca  identi- 
fizirt,  erobert  worden. 

Auch  war  es  ilach  einer  andern  Version  (b.  Herrera)  Viracocha- 
Inca,  der  den  revolutionären  Plänen  nach  der  Ermordung  Inca 
Yupanqui's,  eine  von  einem  Senat  der  Alten  regierte  Republik 
einzuführen,  entgegentrat  und  hier  den  Rath  ertheilte  (durch 
Empfehlung  einer  weisen  Frau)  die  Monarchie  festzuhalten.  Ein 
derartiger  Rath  der  Alten,  die  nationale  Institution  der  Tobas, 
findet  sich  vielfach  in  Tucuman  und  sonst  ;n  Südamerica,  auch 
bei  den  araucanischen  Stämmen.  Ebenso  wurden  die  Barbacoas 
(neben  Telembis  und  Izquandeos)  durch  den  Rath  der  Alten  regiert. 
Bei  den  Azteken  trat  der  Widerspruch  der  Priester  gegen  das 
Königthum,  der  zur  Abtrennung  der  Tlatelolcer  führte,  anfangs  zu 
Gunsten  einer  Theoratie  hervor,  während  später  bei  Acamapichtli's 
Tode  ein  Senatsrath  eingesetzt  werden  sollte,  dem  dann  ein  Kriegs- 
häuptling bei  Feldzügen  zur  Seite  stände,  wie  bei  den  nördlichen 
Stämmen. 

Nach  dem  Tode  des  Fürsten  Cuhhuacutli,  „que  era  reconocido 
por  unico  Senor"  (der  mit  seinem  Bruder  Teyohualminqui  theilte), 
wurde  in  Tlascala  eine  republikanische  Verfassung  eingeführt. 


')  Hurtado  de  Mendoca  machte  (von  Acapulco  aus)  seine  Seerüstungen  im  Puerto 
de  Buena  Esperanza  bei  Colima  (s.  Herrera).  Buena  Esperanza  in  Zula  wurde  von 
Cerecedo  gegründet  (in  Honduras).  Buena  Esperanza  (im  Land  der  Timbues-Indianer) 
lag  am  Rio  Plata  (zur  Zeit  Juan  de  Ayola's). 


FLÜTH.  25 

Acosta  bemerkt  von  Mangocapa,  der  nach  der  Fluth  aus  dem 
Höhlenfenster  von  Tambo  (bei  Cuzco)  oder  aus  Paccari-Tambo 
(Tambo-Toco)  hervorgetreten,  dass  er  zwei  Stammeslinien  ge- 
gründet habe,  die  Urincuzco's  und  die  der  Eroberer  in  Hanan- 
Cuzco  (Hatun-Cuzco ,  des  obern  und  grossen  Cuzco),  und  dass  als 
erster  König  der  letzteren,  Inca-Roca  geherrscht  habe,  Stifter  des 
Geschlechts  Vizaquirao.  Auf  seinen  Nachfolger  Yaguarguaque  (vom 
Geschlecht  Aocailli  panaca)  folgte  (mit  dem  Geschlecht  Cocco- 
panaca)  Viracocha-Inca  und  dann  Inca  Yupanqui,  der  das  Geschlecht 
Inaca-panaca  stiftete,  sowie  Huayna-Capac  das  Geschlecht  Tome- 
bamba.  Bei  der  Gründung  Cuzco's  während  der  in  Peru  bestehen- 
den Gesetzlosigkeit  findet  sich  neben  Mango -Capac  sein  Bruder 
erwähnt,  und  Inga-Roca,  im  sonnigen  Strahlenglanze  seines  Gold- 
schmuckes hervortretend,  wird  als  die  Wiederkunft  Mango's  be- 
grüsst.  Die  Erscheinung  Viracocha's  (in  Chita)  gab  sich  als  Bruder 
Mango-Capacs  und  der  Coya-Mama  zu  erkennen  (nach  Garcilasso), 
bei  Herrera  enthüllt  sich  Viracocha  dem  Capac-Yupangiti  als  Pacha 
und  Achachic,  während  (b.  Molina)  Pachayachachic  seinen  Sohn 
Ymaimana  Tocapo  als  Viracocha  aussendet,  und  b.  Herrera  wieder 
Tuapaca  als  der  Name  Tice- Viracocha's  (oder  Arnava's)  im  Collao 
gegeben  wird.  Pachacamac  wird  als  der  das  Leben  und  Dasein 
Erhaltende  erklärt  und  für  Pacha  giebt  Garcilasso  die  Uebersetzung: 
All,  Himmel,  Erde,  Boden.  Nach  Herrera  erhielt  Viracocha  im 
Tempel  Pachiamac  Opfer.  Acosta  erklärt  die  drei  Statuen,  in 
denen  die  Sonne  verehrt  wurde,  als  Sonnenherr,  Sonnensohn  und 
Sonnenbruder  (Apo-Inti,  Churi-Inti  und  Intiquaoqui).  Andagoya 
sagt  von  Inga- Viracocha  (que  vino  a  aquella  terra  solo,  sin  que 
haya  memoria  de  donde^),  dass  er  wegen  seiner  weisen  Gesetze 
von  den  Fürsten  Cuzco's  vergöttert  und  zum  Herrn  erhoben  sei. 
Auf  die  bei  der  Familie  verbleibende  Priesterwürde  deutet  die 
Angabe  (b.  Ramos),  dass  Tupac  Inca -Yupanqui  zum  Statthalter 
über  die  bei  den  Tempeln  am  See  Titicaca  angesiedelten  Colonisten 
(auf   einem  besonders    heiligen  Boden)   Apu-Inca  -  Sucsu    bestellt 


*)  Aus  dem  Fett  oder  Schaume  des  Meeres,  wie  die  von  ihm  verkündeten  Spanier. 
In  Itxtpexic  (bei  den  Zapoteken)  galten  die  Spanier  (Guilapa's)  für  Eisenmenschen, 
die  das  Meer  ausgeworfen,  als  hijos  del  Sol  (s.  Herrera).  Die  Nachbarn  der  (vom 
Westen  zu  den  Naudowessier  gekommenen)  "Winnebagos  flohen  an  die  Seeküste,  als  dort 
feuerspeiende  Ungeheuer  ausgeworfen  wurden  (s,    Carver). 


26  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

habe,  den  Enkel  des  Inca-Viracocha^).  Der  Heiligenschein  ver- 
klärte nicht  nur  den  Inca,  sondern  auch  die  von  ihm  bewohnte 
Stadt,  die  (wie  Garcilasso  bemerkt)  als  allgemeines  Heiligthum  im 
Lande  verehrt  wurde,  und  wenn  sich  zwei  Reisende  auf  der 
Landstrasse  begegneten,  empfing  der  aus  der  Richtung  von  Cuzco, 
dem  heiligen.  Kommende  die  huldigende  Begrüssung  des  Andern. 
Die  nach  Moyabamba  (in  Peru)  gelangenden  Brasilier  (1557) 
hatten  auf  ihrer  Wanderung  das  Land  der  Omaguas  durchzogen 
(s.  Piedrahita)  und  von  Machifaro  gelangte  Orellana,  unterhalb 
des  Häuptlings  Aomagua  (der  Omaguas)  am  Maranon  zu  dem 
Häuptling  Paguana,  „en  cuyo  pais  hallo  carneros  del  Peru",  während 
von  Macatoa  aus  Felipe  de  Utre  (Hütten)  die  von  dem  Häupt- 
ling Quarica  beherrschten  Dörfer  der  Omaguas  erreichte  (s.  Simon), 
deren  Thiere  ihm  beschrieben  waren  als  „carneros  del  Peru".  Die 
ersten  Nachrichten  von  diesen  Omaguas  hatte  er  in  der  vom  Flusse 
Timana's  (neben  den  Monumenten  San  Augustinus)  durchflossenen 
Landschaft* Papamene  erhalten,  indem  sie  jenseits  Macatoa  nach 
Osten  versetzt  wurden  an  den  Fluss  Guayvare  der  Guaypis  oder 
Guayupes.  In  Fosca  (zwischen  Ubaque  und  den  Llanos  de  San 
Juan)  wohnten  die  Guapis  oder  Macas  am  Papameme  (Nebenfluss 
des  Meta)  und  dort  finden  sich  die  das  Kindesopfer  der  Chibchas 
liefernden  Dörfer,  um  den  Durchzug  des  Propheten  zu  erinnern. 
Auf  dem  Wege  von  den  Motilones  nach  Machifaro  sah  Aguirre  die 
Feuer  der  Omaguas  weiterhin.  Die  Länder  der  Aomaguas 
(Omaguas  oder  Omeguas)  oder  Ditaguas  (tierras  altas  y  limpias, 
abundantes  de  gente,  oro  y  plata,  y  carneros,  semejantes  a  los 
del  Peru)  lagen  unterhalb  Machifaro  am  Maj-anon.  Lucero  hörte 
von  den  Pirros  über  die  goldreichen  Curiveos  (1681).  Nach 
Velasco  stammten  die  Stämme  der  Cingacuchuscas,  Campas» 
Comavas,  Cunivas,  Piruas,  Jibitos,  Panos  und  Chunchos  von  den 
nach  den  Andes  geflüchteten  Incas.  In  Timanä  wurde  (peruanische) 
Coca  gebaut.  Wie  der  Name  Eldorado  vom  Häuptling  auf  das 
Land  übertragen  wurde,  so  der  des  Landes  Paytiti  auf  den  Häupt- 
ling der  Cayubabas  (s.  Baraza)  und  neben  den  Payes  (wie  in 
Sume,  als  Pay-Sume)  führt  Titi  auf  dem  See  des  Felsens  Titicaca 


*)  La  lengua  Viscaina,  que  es  la  mas  antigua  de  Espana  se  parece  mucho  ä  la 
general  del  Piru,  sagt  Rocha,  nach  dem  z.  B.  Vira  in  Biscaiischen  den  silbernen  Schmuck 
der  Frauen  bedeutete,  wie  im  Quechua  das  Fette  oder  den  weissen  Schaum  des  Meeres. 
Paravey  suchte  Japanische  Deutungen,  Lopez  arische,  Hyde  Clarke  caucasische,  Ellis 
scythische,  so  dass  bald  nicht  mehr  viel  für  Hypothesen  übrig  bleiben  wird. 


SEEN. 


27 


aus  Zinn  (Titi)  oder  Blei,  der  dem  in  Paragua  Erkundigungen 
einziehenden  Spanier  das,  dann  von  Peru  aus  in  den  Wäldern  des 
Maranon  gesuchte,  Blendwerk  des  Goldsee's  vorgaukelte ,  wie  der 
Guatavita-See  dem  am  Fusse  der  Höhen  umherziehenden. 

Das  von  Montesinos  nach  der  Niederlage  Titu -Yupa-Anak 
Pachacutek's  durch  brasilianische  Wilde  eingesetzte  Interregnum 
wird  zusammenfallen  mit  der  (bei  Santa  Cruz  Pachacuti)  Purum- 
pacha  genannten  Zeit  der  Wildheit,  während  welcher  in  4  bis 
5  Abtheilungen  die  Nationen  Ttahuantu  suyu's  von  jenseits  Potosi 
her,  eingestürmt  seien,  und  hier  eröffnet  die  Aussicht  auf  eine 
bessere  Zukunft  die  Erscheinung  des  Propheten-Greis  Tarapaca 
oder  Tonapa  (Viracochanapacha  yachi  pachan),  dessen  bei  Apo- 
tambu  in  Paccari-tambu  zurückgelassener  Stab  später  dessen 
Sohn  Apo  Manco  Capac  nach  Cuzco  führte.  Bei  Montesinos  er- 
hält der  Gründer  der  vor  der  Rückkehr  nach  Cuzco  herrschen- 
den Nebendynastie  einfach  die  Bezeichnung  Titu,  und  würde 
durch  seine  Wiederkehr  in  früheren  und  späteren  Titeln  auf  Quito 
hinweisen  können  oder  durch  die  Colima-Sage  auf  Michoacan 
mit  der  Verehrung  des  Gottes  Tara  (der  Tarasker)  sowie  (in 
Viracocha)  auf  den  zapotekischen  Propheten  Wixepecocha,  der 
gleiche  Verfolgungen  und  Schicksale  unter  den  Mixes  erleidet, 
wie  Tarapaca  in  Caravaya.  In  Guamachuco  fand  sich  eine  Stein- 
figur des  kahlköpfigen  Viracocha,  den  die  Peruaner,  als  er  sie 
bekehren  wollte,  vertrieben  hatten.  Die  Tarasker  trugen  eine 
Tonsur.  Hacanse  la  Corona,  casi  a  manera  de  Frayles,  sagt 
Barcia  ^)  von  den  Küstenstämmen  Peru's. 

Molina  erwähnt  «des  Atun -Viracocha,  als  zur  Huaca  von 
Urcos  gehörig  (mit  Adler  und  Falken),  des  Chanca  Viracocha 
der  Huaca  in  Chuquichaca,  des  Apotin -Viracocha  in  Amaybamba 
und  so  des  Urusayua- Viracocha,  des  Chuquichanca -Viracocha  (in 
Huaypu.  Bei  den  Festen  im  Sonnentempel  (Curicancha  oder 
Goldhaus)  wurde  das  Idol  Panchao-Inca  (als  Sonne),  Pacha 
yachachi  (der  Schöpfer  in  Menschenform)  und  Chuqui  -  yllaylapa 
(der  Donnerer  mit  verborgenem  Gesicht)  umherggführt  (in  Cuzco). 


^)  Los  hombres  traen  unas  Camisas  cortas  hasta  el  ombligo  i  sus  verguen9as 
defuera  (bei  den  äquatorialen  Küstenstämmen  Peru's).  Die  Theochichimecen  (wegen 
ihrer  kurzen  Hemden),  descubrian  los  partes  genitales,  que  al  andar  les  azotaban  los 
muslos  (Veytia)  und  deshalb  Tarascos  genannt,  oder  weil  de  cabeza  rapada  6  raida  (s. 
Sahagun)  als   Quaochpaume. 


28  DIE    GESCHICHTE    PERu's. 

Der  als  bärtig  hagerer  Greis  beschriebene  Prophet  Tonapa 
Vihinquira  (Varivilca  oderHuari-vilca^),)  dessen  Eremitage  der  Inca 
Yupanqui  wiederherstellen  liess,  wurde  wegen  Abschaffung  der 
Menschenopfer  gefeiert,  und  weil  er  die  Dämonen  aus  dem  Gebiete 
der  Curacas  in  Asilla  und  Hucuru  vertrieben  hatte.  Ebenso  führt 
Viracocha,  der  seinen  Stab  bei  Apo  tambu  zurückliess,  den  Bei- 
namen Tonapa  oder  Tarapaca^). 

Von  Inca- Yupanqui,  der  die  Gottheit  der  Sonne,  wegen  ihres 
gleichmässigen  Ganges,  bezweifelt,  wird  die  Regulirung  des  Calen- 
ders  berichtet,  sowie,  dass  er  den  Tempel  in  Quisura-cancha  oder 
das  Haus  der  Quisura-Bäume  (Buddleia-Incana)  gebaut  und  dem 
Schöpfer  eine  Goldfigur  errichtet  habe,  mit  aufgehobener  Rech- 
ten, Daumen  und  Zeigefinger  aus  der  Faust  vorgestreckt.  Von 
Inga  Roca  wird  erzählt,  dass  er  von  den  Huldigenden  in  der 
Höhle  auf  einem  (mit  Vögeln  und  Thieren)  sculpirten  Stein  liegend 
angetroffen  sei,  wie  Are  gesehen  wurde  (nach  Art  der  Buddhen), 
die  Lehre  der  Unsterblichkeit  verkündend.  In  den  labyrinthischen 
Gängen  im  Tempel  von  Chita  wurde  eine  Nachbildung  des  Fel- 
sens verehrt,  unter  welchem  ausgestreckt  gelagert,  Viracocha 
seine  Vision  empfing  (s.  Garcilasso).  Die  Sinaloas  (nördlich  von 
Culiacan)  tanzen  zu  Ehren  Viriseva's,  der  Mutter  Vairubi's  (des 
ersten  Menschen).  Der  Viracocha  genannte  Nachfolger  des  Pro- 
pheten Arnava  (Ticce -Viracocha)  begab  sich  nach  der  Einsetzung 
AUca-Vilca's  ans  Meer,  um  sich  dort  auf  seinem  Mantel  einzu- 
schiffen. 

Unter  den  Häuptlingen,  die  nach  der  mit  der  Eroberung 
Pachacutek's  Festung  (Pukara)  durch  die  A^tisier  hereingebroche- 
nen Katastrophe  besonders  hervorgetreten  seien,  nennt  Monte- 
sinos  die  Namen  Ccaras  und  Capanas  oder  Sapana  und  Cari, 
von  denen  Cieza  de  Leon  berichtet,  dass  sie  in  CoUao  viele 
Festungen  (Pukara)  erobert,  bis  sie  durch  Viracocha  zum  Frieden 
umgestimmt  seien,  und  wenn  Garcilasso  den  Inca  Yupanqui  in 
Cotapampa  (beim  Fluss  Cochapampa)  als  Friedensstifter  unter  den 
Curacas  Cari  ui;d  Chipana  (Chapana)  handeln  lässt,  fügt  er  die 
Bemerkung  hinzu,  dass  sie  ihre  Namen  von  berühmten  Vorfahren 


^)  Wie  bei  den  Culinos  und  Maxurunas  heisst  wary  Sonne  am  obern  Jurua 
(Chandless). 

^)  Taripacuck  (der  Untersucher  oder  Richter)  war  Beiwort  der  Propheten  (im 
Quechua). 


SONNENABSTAMMUNG.  29 

her  ererbt  hätten.  In  Vater's  Erklärung  wird  Viracocha  als 
Pachayachachi  (criador  universal)  Weltenlehrer  genannt.  Durch 
ihn  (zwischen  Cuzco  und  Collao)  in  Pucara,  nachdem  er  das  Frauen- 
bild in  Cachapucara,  als  der  Prediger  des  Uicchaycamoyoc  (s. 
Pachacuti)  zerstört,  lässt  Molina  zur  göttlichen  Strafe  Feuer  vom 
Himmel  herabfallen,  sowie  die  ungehorsamen  Stämme,  in  Xauxa 
die  Huaca  Hauri-vilca,  in  Stein  verwandeln.  Cieza  verknüpft  den 
von  Tupa-Inca-Yupanqui  (Topa  oder  Feuer)  in  Cacha  gebauten 
Tempel  (für  das  Phantom)  mit  dem  bei  den  Canas  niedergefalle- 
nen Feuer. 

Die  von  Garcilasso  angedeutete  Vererbung  der  Titelnamen 
(auch  bei  den  Fürsten  Cariapasso  in  Chucuito)  bestätigt  sich 
durch  Cieza  de  Leon,  indem  derselbe  die  Fürsten  Cari  und  Yu- 
malla  vor  der  Inca-Zeit  in  Collao  herrschen  lässt,  dann  aber  dem 
Ing-a  Viracocha  die  Versöhnung  zwischen  Sapana  und  Cari  zu- 
schreibt, die  nach  ihren  Kriegen  mit  den  Canas  und  Canches 
sich  unter  einander  bekämpften.  Zarate  erklärt  den  Titel  Zapella 
Inga,  den  die  Ringrim  nach  Cuzco  geführt,  als  Monarch  und 
Alleinherrscher,  und  sagt,  dass  er  Viracocha-Inga  genannt  sei, 
weil  aus  dem  Schaum  des  Sees  entstanden  (als  männliche 
Anadyomene). 

Nach  Garcilasso  war  Sapa  oder  Einziger  der  Titel  des  Herr- 
schenden unter  den  Inca,  um  ihn  von  den  übrigen  Inca  der 
königlichen  Familie  zu  unterscheiden  und  Viracocha-Inga  wurde 
als  Sapa  von  den  Gesandten  Tucuman's  begrüsst. 

Zur  Bezeichnung  der  Sonnenabstammung  wird  für  die  Inca 
(in  Cuzco)  Punchao  erwähnt,  während  bei  den  Collao  die  Sonne 
Inti  geheissen.  Manco  Capac  (Huacha  Cuyac)  führt  (bei  Oliva) 
den  Titel  Intip  Churi  (Sohn  der  Sonne).  Die  Inca-Roca,  als 
Sonnensohn,  gezollte  Huldigung  wurde  (nach  Montesinos)  nur  von 
den  Fürsten  von  Tiguanaco ,  sowie  den  Fürsten  von  Vilcas  und 
Guaitara  verweigert. 

Eine  Rivalität  oder  dualistische  Gleich-  (vielleicht)  Rang- 
Ordnung  zwischen  den  Herren  von  Collao  und  Cuzco's  liegt  in 
Santa-Cruz'  Bemerkung,  dass  der  Fürst  von  Hatun-Collas  auf 
silbernem  Thron  die  Sonne  verehrt  habe,  der  Inca  (Viracocha) 
auf  goldenem  Thron  Viracocha  -  Pachayachachi.  In  Tempeln 
Cuzco's  war  das  Silber  dem  Monde,  das  Gold  der  Sonne  geweiht, 
während    eine    am   Esmeraldasfluss  gefundene  Maske   auf  höhere 


so  DIE    GESCHICHTE    PERu's. 

Hochachtung  \)  des  Silbers  als  des  Goldes  hinzudeuten  scheint. 
Intihui  findet  sich  (neben  Inchon,  Inbani  und  Inodon)  unter  dem 
Kalenderzeichen  Mechoacan's  (s.  Veytia). 

Bei  der  Weihe  des  Inca  wurde  derselbe  (nach  der  Ohrdurch- 
bohrung", die  Viracocha-Inga  zu  vermeiden  suchte)  mit  einem  Mond- 
bild geschmückt,  das,  wie  Herrera  angiebt,  aus  Gold  (una  luna 
de  oro)  verfertigt  war,  und  dann  war  daneben  die  (den  Chancas 
eigenthümliche)  Bekleidung  in  einer  Löwenrüstung  gebräuchlich, 
wie  auch  Huayna-Capac  das  Casi-Puma  genannte  Löwenbild  mit 
sich  geführt.  Unter  den  Chinchas  fanden  sich,  wie  Garcilasso  er- 
wähnt, von  Löwen  abgeleitete  Stämme  und  andere  des  Cuntur 
oder  Condor.     In  Pumallacta  wurden  Löwen  (Pumas)  verehrt. 

Wie  Manco-Capac,  als  Intip-Churi,  wird  auch  Inca-Roca 
(s.  Montesinos)  von  seiner  Mutter  als  Sonnenkind  ausgegeben, 
und  die  Herkunft  des  Dynastienstifters  aus  dem  vom  heiligen 
Propheten  -besuchten  Hause  Apu-Tambu's  erinnert  an  den  Sonnen- 
sohn Garanchacha  der  Chibchas,  der  aus  dem  Samen  des  dort 
durch  Wort  und  That  wirkenden  Propheten  gezeugt  war.  Die 
Santa -Concepcion  fand  hier,  wie  anderswo,  ihre  Anerkennung, 
und  obwohl  der  peruanischen  Vestalin,  gleich  der  römischen,  für 
einen  Fehltritt  schwere  Strafe,  bis  zum  Tode,  drohte,  ging  sie  doch 
frei  aus,  wen«  sie  schwören  konnte,  „que  la  emprenö  Pachacamac, 
que  es  el  Sol"  (s.  Gomara).  Bei  den  Conchucos  wurde  eine  schöne 
Jungfrau  dem  Huaca  vermählt,  und  diente  ihm  als  Priesterin,  mit 
Bewahrung  ihrer  Jungfrauschaft  (s.  Arriaga),  wie  im  Tempel 
des  Bei  (mit  einmaliger  Ausnahme  im  Jahr).  Der,  strengste 
Keuschheit  beobachtende,  Wiyatao ,  der  Priesterfürst  von  Yopaa, 
musste  sich  einmal  im  Jahr  im  Zustande  sinnloser  Trunkenheit 
mit  einer  zugeführten  Jungfrau  vermischen,  damit  die  Erblich- 
keit der  Würde  in  seiner  Familie  aufrecht  erhalten  würde.  In 
1  Tibet  werden  dagegen  orakelnde  Loose  für  den  Nachfolger  ge- 
worfen. 

Im  Anschluss  an  die  Sagen  von  den  bärtigen  Weissen^),  die 
in  der  Vorgeschichte  Peru's  als  Tempelbauer  spielen,  finden  sich 


*)  Die  Koloschen  ziehen  das  weisse  Metall  dem  gelben,  das  Silber  dem  Golde 
vor  (und  ähnlich  bei  Germanen). 

2)  Bei  den  Caraiben  war  der  Ackerbau  durch  Weisse  eingeführt  (s.  Rochefort). 
In  der  Provinz  Boroa  (südlich  von  Cauten)  finden  sich  Helle  mit  blauen  Augen  und 
blondem  Haar  (s.  Vidaure).     Bei  den  (zu  den  Coco  gehörigen)  Paravilhana  (einen  Dialcct 


WALDSTAEMME.  3l 

in  isolirter  Abgeschlossenheit  (zwischen  den  einsamen  Localitäten 
der  Moxos  und  Chiquitos)  die  (ihrer  hellen  Farbe  wegen)  von 
Huara  (Mann)  und  yu  (gelb)  erklärten  und  als  bärtig  beschriebenen 
Guarayos,  die  in  elegischen  Klagen  über  bessere  Vergangenheit  dem 
Himmelsschöpfer  Tamoi  (Grossvater  bei  den  Tupi)  in  achteckiger 
Hütte  verehren,  wie  solche  von  Oviedo  auf  Hayti  angegeben 
werden,  und  wie  auf  den  Antillen  die  Seelen  der  Abgeschiedenen 
im  Thal  der  Fruchtbäume  schwelgten,  so  werden  bei  den  Jumanos 
(am  Jupurä)  die  Seelen  von  Uauuloa  zum  Fruchtessen  geführt 
oder  gelangen  die  Seelen  der  (zu  den  Tupinambas  gehörigen) 
Apiacas  (am  Arinos)  zu  lieblichen  Gefilden,  wo  die  schönsten 
Früchte  wachsen  (s.  v.  Martins). 

Während  das  bei  diesen  Apiacas  oder  Apiahas  gebräuchliche 
Aufziehen  der  gefangenen  Kinder,  um  sie  bei  späterm  Fest  zu 
opfern,  auf  die  bei  den  Chibchas  forterhaltenen  Riten  führt, 
weisen  die  neben  den  Mitandues,  Kinder  oder  Abkömmlinge,  (am 
Tapajoz)  in  der  Sierra  Morena  wohnenden  Nabi-cuaras  (Gross- 
ohren) nach  Peru,  und  zwischen  den  Flüssen  Corumbiara  und 
Giparana  sind  bereits  die  Ababas  eingedrungen,  als  Stammes- 
genossen der  zu  den  Guarani  oder  Tupi  gehörigen  Chiriguanos. 

Aus  südlicher  Verwandtschaft  her,  sind  den  von  d'Orbigny 
zu  den  Mataguaya  gerechneten  Guanas  oder  Chanes  voraufge- 
zogen, die  Guaycurus^)  (Lengoas  oder  Albayas)  oder  Oaekakalot 
(Cocoloth),  aus  dem  Gran  Chaco  nach  Mato-Grosso  (an  den  Para- 
guay) gekommen,  und  dort  zeigen  sie,  der  ihnen  von  dem  Sperber 
(Cara-cora)  gegebenen  Anweisung  gemäss,  den  Character  eines 
Eroberungsvolkes,  das  sich  auch  in   einigen  Worten  der  Sprache") 


der  Caribi-Tamanaca  redend)  werden  Albinos,  als  mit  übernatürlichen  Kräften  versehen, 
betrachtet.  Die  Portugiesen  heissen  Caryba  sobaygoara  (Helden  von  drüben)  und  die 
Franzosen  Caryba  tinga  (lichte  Helden)  bei  den  Tupi  (s.  Martius). 

1)  Guaicuru  finden  sich  in  Paraguay  und  Californien  (s.  Vater),  Guaima  in 
Sonora  und  Veraguas  (und  Guama  am  Orinoko).  Die  (in  langen  Häusern  wohnenden) 
Guanas,  als  Leibeigene  der  kriegerischen  Mbayos  (Indios  cavalleiros)  bebauen  das  Land 
am  Pilcomaya.  Unter  den  Guayanas  (nordwestlich  vom  Paraguay  bis  Corpus)  siedelten 
Guaranis.  Die  Guayanas  (bei  San  Tome)  jagten  mit  den  Aruaco's  (zu  Berrio's  Zeit). 
„Tuquis  nennen  sie  alle  Völker,  die  nicht  von  ihrer  Nation  sind"  (die  Chiriguanos). 

^)  An  der  Grenze  der  Hauptregion  der  Crens,  Ges  und  Goyatacas  wechseln  ein- 
zelne Familien,  gleich  dem  Wild,  hin  und  her,  und  gehen  unter  einander  mannigfaltige 
Verbindungen  ein,  welche,  je  nachdem  Männer  oder  Weiber  in  ihnen  vorherrschen, 
das  Idiom  mit  Worten  bald  aus  dem  Leben  des  Mannes,  bald  aus  dem  Beschäftigungs* 
kreise  des  Weibes  ersetzen  (s.  Martius). 


32  DIE    GESCHICHTE    PERU*S. 

noch  von  der  der  Frauen,  als  aus  fremden  Stämmen  geraubter, 
unterschied.  In  Folge  der  UebergrifFe  der  Tupi  in  Goyas  redeten 
bei  den  Nheengaybas  die  Frauen  eine  von  den  Männern  ver- 
schiedene Sprache  (und  so  bei  den  Cariben  auf  den  Antillen). 
Als  unbedingtes  Eigenthum  wurden  die  Frauen  (bei  den  Guay- 
curus)  von  dem  Häuptling,  wie  Pferde  und  Hunde,  mit  seiner 
Figuren -Marke  bezeichnet  (s.  Castelnau),  da  sie  aber  zugleich 
durch  Vermeidung  der  Geburt  (unter  Abtreibung)  bis  zum  25.  Jahr, 
für  das  Wanderleben  abgehärtet  waren  und  zu  Zweikämpfen  be- 
reit, um  Streitigkeiten  zu  schlichten,  so  konnte  auch  hier  unter 
Umständen  jene  Opposition  gegen  die  männliche  Tyrannei  ein- 
treten, die  dann  zu  Zuständen  führen  musste,  wie  sie  einen  Boden 
für  die  Amazonensagen  abgaben.  Im  Uebrigen  herrschten  die 
Guaycurus,  in  dem  Adel  der  erblichen  Häuptlinge  und  in 
der  grossen  Masse  der  Krieger,  über  das  vom  Gebrauch  der 
Waffen  fern  gehaltene  Volk,  die  Abkömmlinge  von  Kriegs- 
gefangenen und  Sklaven  (s.  Martius). 

Als  Rest  des  eingeborenen  Stammes,  vor  den  erobernden 
Einwanderungen  aus  verschiedenen  Richtungen  her,  wohnen  auf 
der  Wasserscheide  zwischen  dem  Maranon  (durch  Madeira  und 
Tapajos)  und  dem  Paraguay  (also  in  dem  indifferenten  Centrum 
des  nach  Osten  abfallenden  Süd-Continents)  die  Parexis,  mit  den 
(den  Moxos  zugehörigen)  Guachi  verwandt,  deren  Sprache  sie 
den  Chiquitos  und  Canichanes   anreiht. 

Die  nach  der  Trennung^)  von  den  Guarani  in  Verbindung 
mit  den  (wie  Turkomanen  mit  Türken)  verwandten  Tupinambas^) 
(Mba  oder  Krieger),  von  denen  (als  Tamoyos)  die  Sacarus  (nach 
Itabayana)  an  der  Sierra  do  Mar  zurückblieben,  nördlichhin  (bis 
zur  Berührung  mit  den  Caraibenl  vordringenden  Tupis  drängten 
die  fremden  Stämme  in   das  Innere,    als  Tapuya  oder  Westliche 


^)  Bei  einem  Feste  (Caouen)  der  Tupinamber  (zwisclien  Paraiba  und  Maranhas) 
entstand  Streit  über  eine  getödtete  Frau,  und  seitdem  bekriegten  sich  die  als  Tabajas 
getrennten  Stämme  (s.  de  Laet). 

')  Die  (in  langen  Häusern  wohnenden)  Tuppin-Inba  (am  Meer  und  den  FIuss 
Paraeiba  aufwärts)  grenzten  nördlich  an  die  Weittaka,  südlich  an  die  Tuppin-Ikin,  nach 
dem  Innern  zu  an  die  Karaya,  sowie  (im  Gebirge)  an  die  Wayganna  und  an  die  Mar- 
kaya  (zu  Staden's  Zeit).  Varnhagen  erklärt  Tupinamba  (Mba  oder  Krieger)  oder  Tupi* 
nambazes,  als  die  von  den  Tupi  ihren  Verwandten  gegebene  Bezeichnung  (wie  Tapuya  den 
Fremden  "i. 


Tupi.  33 

(worunter  besonders  Horden  des  Gez-Stammes^)  begriffen  werden), 
und  während  der  längs  des  Maranon  eingeleiteten  Verschiebungen 
brachen  dann  von  Tapajos  her  die  Mundrucus  erobernd  vor. 

Während  an  die  Tupi  in  S. -Paulo  die  Goyanas  (1589)  Terrain 
verloren,  wurden  die  ihnen  verwandten  Goyatacas  von  den  (zu 
den  Crens  gehörigen)  Botocuden  oder  Enkeräckmung  (zwischen 
Rio-Preto  und  Rio-Patipe)  unterdrückt,  und  bei  den  auf  den  Sitzen 
der  alten  Goya  oder  Guayazes  in  Goyas  wohnenden  Gez-Stämmen 
(der  Cayapos,  Chavantes,  Cherentes,  Crans  oder  Timbiras,  Acra- 
yas  u.  s.  w.)  bildete  sich  aus  Mischungen  mit  den  (in  Wasserfahrt 
geschickten)  Tupi  die  Canoeiros  und  Bororos. 

Die  in  ihren  Mischungen  an  der  Küste  auch  mit  Elementen 
der  Tupi  versetzten  Caraiben  gehören  der  Hauptsache  nach  den 
(sprachliche  Verwandtschaft  mit  den  Moxos  zeigenden)  Coco- 
Stämmen  an,  und  zu  diesen  werden  neben  den  Cayriris,  Sabujas 
und  Pimenteiras  (zwischen  Rio- Janeiro  und  Pernambuco)  ferner 
gerechnet  die  Manaos^)  Uirinas,  Bares  und  Cariays  am  Rio-Negro, 
die  Macusi  und  Paravilhana  am  Rio-Branco,  die  Araicu  und  Cubinos 
am  Tonantin  und  Solimoes,  die  Cunamares  am  Yuruä,  die  Ma- 
rauhas  am  Jutahy,  die  Maxurunas  am  Yavary,  die  Jaun-avo  oder 
Coripuna  am  Madeira  u.  s.  w.  (in  Brasilien  oder  Gioachemo). 
Neben  Carari  lagen  die  Länder  Caricuri  und  Manicuri  im  Land 
der  Ticunas  zwischen  Ucayali  und  Yavari  (zu  Ursua's  Zeit).  In 
Machiparo  (an  der  Mündung  des  Putumayo)  herrschte  Aomagua. 

Die  aus  dem  Gebirge  der  Gujana  stammenden  Bahia  (am  Rio- 
San-Francisco)  kennen  den  Gebrauch  der  Spindel,  des  Spinnrockens 
und  selbst  die  erste  Anlage  des  Webestuhls,  einen  Flechtrahmen, 
worauf  der  Zettel  in  parallelen  Fäden  gespannt  wird,  wie  bei  den 
Indianern  am  Yupura  üblich  (s.  Martius),  und  der  Webestuhl  ^)  war 


1)  Von  den  nach  Osten  über  den  Rio  San  Francisco  nach  Minaes  Geraes  (und 
nach  Norden  über  den  Rio  Parnahiba)  und  Goyas  (bis  Bahia)  ausgewanderten  Ges- 
Stämmen,  sind  Reste  in  den  Chicriabas,  Jeicos  u.  s.  w..,  sowie  (bei  Porto  Seguro)  in  den 
Meniens  und  Camacans  zurückgeblieben. 

2)  Die  Manaos,  bei  denen  sich  die  (den  Yurucares  bekannte)  Sage  eines  die  Erde 
mit  Unfruchtbarkeit  (wie  sie  Con's  Schöpfung  in  Peru  befällt)  schlagenden  Waldbrand 
findet,  erkennen  an  den  aus  einem  glücklichen  Kampf  mit  einer  Unze  zurückgebliebenen 
Narben  die  Weihe  des  Paje  (wie  die  Moxos  an  den  Narben  dessen,  der  dem  Jaguar 
entgangen  ist).     Nach  Haenke  floss  der  Manoa  (als  Madre  de  Dios)  in  den  Beni. 

3)  Von  den  Oarikena  (Arecunas)  wird  ihr  Hervorragen  in  der  Baumwollen -In- 
dustrie bemerkt:   „Nicht  nur,  dass  sie  die  rohe  Baumwolle   auf  dem  Oberschenkel  oder 

Bastian,  America.  3 


34 

die  civilisatorische  Erfindung,  mit  welcher  der  aus  den  Wäldern 
des*Ostens  auf  das  Hochland  herautkommende  Prophet  Nemquere- 
taba  die  Chibchas  beschenkte. 

Als  mit  den  Cayriri  oder  Cairiri  (innerhalb  des  Begriffes  der 
Coco- Stämme)  ver^vandt,  galten  die  einst  (in  ihren  Resten  noch 
erkennbare)  Kegelhütten  an  der  Mündung  des  Rio-Negro  be- 
wohnenden Manaos,  und  indem  Humboldt  den  Goldsee  Manao 
(s.  Acuna)  unter  den  Omagua,  zwischen  Rio-Negro  und  Urubaxi 
verlegt,  so  zeigt  sich  auch  hier  an  dem  Reflex  des  Guatavita- 
See's  die  Beziehung  mit  dem  Quellen-Plateau  der  rechten  Neben- 
flüsse des  Maranon,  und  wurde  dieselbe  dann  durch  den  Cassi- 
quiari  von  dem  Rio-Negro  zum  Orinoco  weitergetragen  bis  zu 
den  Sagen  vom  Goldsee  Parima. 

In  dem  Namen  Cundinamarca,  den  Benalcazar  in  dem  Lande 
des  Eldorado  hörte,  liegt  eine  peruanische  Bezeichnungsform 
durch  das  in  vielen  Ortsnamen  wiederkehrende  Marca  (Hügel), 
'Und  wenn  in  Analogie  mit  Cunti-suyu  für  Cunti- marca  die  Be- 
deutung der  westlichen  Hügel  genommen  wäre,  so  würde  die 
geographische  Lagerung  zu  Riobamba  allerdings  widersprechen. 
Indess  mag  dieser  Bezeichnung  des  Westens  durch  Cunti  (Cuntur 
oder  Condor)  der  Name  des  an  der  Küste  figurirenden  Schöpfer- 
gotts Con  zu  Grunde  liegen,  Cunti -suju  (Con-ti-suyu)  also  als 
Land  des  Con  zu  erklären  sein,  und  dieser  kehrt  wieder  in  dem 
später  durch  einen  jüngeren  Cultus  in  den  Hintergrund  gedrängten 
Gott  Cum  (Cun  oder  Con)  bei  den  Chibchas,  dem  indess  als  dem 
Stammvater  der  Chibcha  (Chibcha-Cum)  ursprünglich  ihre  Ver- 
ehrung zugewendet  gewesen  sein  wird. 

Gleich  dem  Guesa-Opfer  der  Chibcha  zogen  die  zu  den  Tupi- 
namba  gehörigen  Apiaca  oder  (nach  Natterer)  Parentintim  die 
kriegsgefangenen  Kinder  zum  Opferfeste  auf,  und  sie  hatten  sich, 
die  Cahahyvas  und  Tapirapes  verdrängend,  in  den  Gegenden  des 


mittelst  einer  Spindel  zu  drillen  und  den  einfachen  Faden  weiter  zu  Schnüren  und  Bän- 
dern zu  verarbeiten  verständen,  sondern  sie  gäben  auch  den  Fäden  verschiedene  Farben. 
Rollen  von  Baumwollfäden  und  Schnüren  geben  bei  ihnen,  wie  bei  andern  Indianern  des 
Amazonasgebietes  als  Tauschmittel  oder  Münze,  wie  auf  den  Antillen  zu  Columbus'  Zeit 
üblich.  Ebensowenig,  als  andere  Indianer  im  wilden  Zustande  kennen  sie  die  Kunst 
zu  weben,  und  die  Herstellung  von  Bändern  aus  flachen  Stücken  Zeuges  geschieht  nur 
durch  ineinander  Nesteln  einzelner  Schnüre  (s.  Martins).  Nach  Laetius  lebten  die  in 
Wolle  gekleideten  Omaguacas  (mit  Llamaheerden)  nördlich  vom  Jujuy  in  Beziehung 
Peru.     (Jujuh  in  Mechoacan  und  Jupup,  als  Erdgott  der  Quiche). 


COQUETA.  35 

Tapajos  festgesetzt,  von  wo  der  spätere  Krieg-szug  der  Mundrucus 
seinen  Ausgang  nahm,  die  Parentintim  (zwischen  Tapajoz  und 
Madeira)  und  dann  die  Muros  am  Madeira  (oder  Cayari)  besiegend. 

Die  zu  den  Tupi  gehörigen  Pariquis  oder  Parentins  (Paren- 
tintim) kamen  vom  See  Saraca  (mit  befestigten  Dörfern  oder 
Tobas).  Aus  Guayana  sind  die  Einwanderungen  nach  dem  Maronon 
über  die  Gebirgszüge  Acarahy  und  Tumucuraque  gekommen. 
Die  Oyampi  (in  Cayenne)  reden  Tupi  (s.  Martins),  als  weit  ver- 
breitete lingoa  geral.  Schomburgk  traf  die  vom  Rio- Negro  ver- 
drängten Tarumas  (von  denen  dort  die  Todtenurnen  zurückbUe- 
ben)  an  dem  Quellflusse  des  Essequebo  (Cuyumini  und  Cassiquity). 
Die  (als  Mehlmenschen  erklärten)  Aruac  ^)  (Lukku  und  Arowakes) 
oder  Arubaquis  (zwischen  Rio-Negro  und  Nhamunda)  tragen  ihre 
herabhängenden  Ohrlappen  durchbohrt,  als  Orelhudos  (s.  Martins). 
Mit  den  Arowaken  (zwischen  den  Mündungen  des  Orinoco  und 
Corentyn)  verwandt,  wohnen  Araycu  oder  Maraycu  zwischen 
Jurua  und    Jutai  (bis  Tabatinga). 

Der  Caqueta  war  gleich  dem  neuerdings  für  den  Verkehr 
wiedergefundenen  Putumayu  eine  alte  Wasserstrasse,  um  auf  das 
Hochland  zu  führen,  im  Anschluss  an  die  dortigen  Civilisations- 
kreise,  und  so  bewegten  sich  an  ihm  (dem  Caqueta  oder  Rio- 
Yupura)  die  Omaguas"),  von  denen  die  Yupura  stammen,  an  deren 
Stelle  jetzt  die  durch  ihre  Begabung  die  übrigen  Stämme  des  Indio 


^)  Die  Arowaken  peitschen  einander  beim  Fest,  gleich  den  Muros  und  Mauahes, 
sowie  die  Uaupes.  Am  Rio  One,  Nebenfluss  des  Rio  Omaguaca,  der  in  den  Orenoco^ 
fliesst  (in  der  Nähe  des  Quellsee's  Caricha  oder  Caluya)  wohnen  die  (weissen)  Guaibas 
(s.  Caulin).  Die  Macusi  wohnen  zwischen  dem  Rupuruni-  und  dem  Canuku-Gebirge 
(zu  den  Caraiben  gehörig).  Nach  Wallace  fanden  sich  Macus  am  Jsanna.  Am  Japura 
wohnten  Macus  (nach  Herndon). 

•)  Neben  den  Omaguasiete  oder  eigenthchen  Omaguas.  Real  men  is  the  meaning 
of  Onkwe  Honwe,  used  by  the  Hurons  and  Iroquois,  of  Renappe,  Lenni,  Illiniwek, 
Irini  and  Nethowuk,  names  of  algonkin  tribes,  also  of  Tinne  of  the  Athabascans 
(s.  Mallery).  Die  Amajuacas  (Amahuacas)  und  Omaguacas  (zwischen  Cuja  und  Uca- 
yale)  bei  Sarayacu  (s.  Herndon)  sind  den  (vom  Huallaga  gekommenen)  Panos  verwandt. 
Die  (den  Panos  verwandten)  Setevos  (Manoa's)  am  Ucayali  (und  Manoa)  kämpften  mit 
den  Sipibos  (am  Pachitea).  Die  Tupis  (Tapis)  ocupaban  la  costa  maritima  del  Brasil 
desde  el  rio  San  Francisco  del  Sur  hasta  la  Barra  de  Santos,  y  el  pais  mediterrane© 
de  la  provincia  de  San  Vincente  (s.  Anchieta).  Die  Panos  (am  Ucayali)  stammten  von 
Jitipos  (Hibitos  oder  Xibitos)  am  Huallaga  (mit  den  Lamosas  oder  Lamistas  grenzend). 
Die  Lamas-Sprache  ist  (nach  Tschudi)  von  der  peruanischen  verschieden,  doch  wird  im 
Dorfe  Lamas  (nach  Alcedo)  Quichua  geredet.  Die  Sipibos  (Xitipos)  oder  Manan-aguas 
(Gebirgsbewohner)  wohnen  am  Ucayale.     Die    Einbäume   (Ubas)   dienen  zur  Befahrung 

3* 


36  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

do  matto  (Cao-pora)  und  Nhumpora  (Indio-camponez)  überragenden 
Passes  getreten  sind.  Nach  Girval  kamen  die  Omaguas  den 
Yapura  herab  an  den  Solimoes  (s.  Ribeiro).  Die  Mocoas  zogen 
sich  von  dem  Parifluss  nach  dem  Caqueta  zurück. 

Von  den  Cunibos  am  Jurua  führt  ein  Landweg  (jenseits  der 
Quellen  des  lutahi  und  Janori)  zum  Ucayale. 

Die  durch  ihre  Freiheit  von  der  Mosquitoplage  begünstigten  Ufer 
des  Rio  Negrq^)  waren  von  jeher  ein  mächtiger  Anziehung'spunkt 
für  die  wandernden  Stämme,  die  gerade  dorthin  von  allen  Rich- 
tungen mit  Leichtigkeit  gelangen  konnten,  nicht  nur  vom  Maranon 
und  seinen  Nebenflüssen,  besonders  dem  Caqueta  und  Putumyao, 
sondern  auch  fern  aus  dem  Osten  in  F'olge  der  durch  den  Cassi- 
quiare  eingeleiteten  Wasserverbindung  mit  dem  Orinoco. 

Als  die,  durch  die  (im  ersten  Verkehr  mit  den  Portugiesen 
erlangten)  Waffenvortheile  ihren  Stammesgenossen  (wie  die  Hu- 
ronen  bei  Quebec  durch  die  Begünstigung  der  Franzosen),  über- 
legenen Tupis  den  Maranon  in  ihren  Ubas  (oder  Einbäumen) 
hinaufgefahren,  und  in  ihren  Beziehungen  zu  den  Manaos  und  den 
aus  der  Mischung  hervorgegangenen  Bare  ein  mächtiger  Völker- 
bund an  der  Mündung  des  Rio  Negro  erwachsen  war,  dehnten 
sich,  unter  Vertreibung  der  (anthropophagischen)  Arecuna  (die 
von  Schomburghk  am  Roraima-Gebirge  angetroffen  wurden)  die 
siegreichen  Züge  bis  an  das  Gebiet  des  Guainia  und  Orinoko 
aus.  Die  Sklavenjagden  der  Manaos  an  den  Ufern  des  Rio 
Negro  nahmen  besonders  unter  dem  Häuptling  Agricaba  weitere 
Dimensionen  an  (1725). 

Die  Galibi  (Calina)  erstrecken  sich  von  Cayenne  bis  an  den 
See  Macaraibo,  in  Verwandtschaft  mit  den  Cariben,  die  durch 
Guyana  und  Venezuela  zerstreut  wohnen,  besonders  zwischen  dem 


des  Maranon  und  seiner  Nebenflüsse.  Am  Solimoes  werden  die  Bewohner  der  Mallouas 
durch  das  Schlagen  des  Trocano  (Holzpflock  mit  Schalllöchern)  zusammenberufen.  Die 
Maynas  wohnten  am  unteren  Napo  (und  am  Maranon).  Die  zwischen  Tapojoz  und 
Madeira  von  den  Mundrucus  bekämpften  Parentintin  hatten  den  Kopf  geschoren  (n. 
Martins). 

1)  Nachdem  das  Hügelland  des  unteren  Maranon  an  der  Mündung  des  Rio  Negro 
verschwunden  ist,  treten  in  dem  gleichmässig  ebenen  Walde,  der  die  Ufer  des  Soli- 
moes bedeckt,  zuerst  wieder  bei  Japura  Felsgesteine  hervor  und  jenseits  der  Mündung 
des  Issa  wird  der  Strom  eingeengt.  In  Sao  Paulo  (oberhalb  der  Mündung  des  Issa) 
fand  Bates  den  zoologischen  Character  Peru's  oder  Neu-Granada's.  Am  Rio  Negro 
(XVni.  Jahrh.)  kämpften  die  Manitivitanos  (unter  dem  Häuptling  Cucui)  mit  den 
Marepisanos  (unter  den  Häuptlingen  Imu  und  Cajamu).    ■ 


CARIBEX.  37 

unteren  Orinoco  und  den  Quellen  des  Cuiuny  und  Carony.  Die 
Raubzüge  der  Cariben  vom  untern  Orinoko  erstreckten  sich  bis 
in  das  Land  des  Apure  und  Zarare  (s.  Simon),  sowie  (1583)  bis 
in  die  Gegend  von  Valencia  (Baralt). 

Die  bis  Venezuela  verbreiteten  Macusi  (des  oberen  Rio 
Branco)  wandern  in  der  Savanna  des  Rupuruni  und  Parima,  im 
Canucu-Gebirge  und  in  der  Garacaima-Kette.  Bei  der  Quelle  des 
Orinoco  (vom  See  Cabiya  oder  Caricha)  wohnen  die  Maquiriatris 
genannten  Cariben  und  die  (den  Kopf  entstellenden)  Mato-Matos 
(s.  Caulin). 

Die  Sherves  (am  Rio  Parabel)  waren  nach  dem  Könige 
genannt  (Schmidel).  Mit  den  Carcokies  grenzten  die  Machcaries 
an  der  Grenze  Peru's.  Die  Sprache  der  Carlos  (am  Rio  Parana) 
war  der  Sprache  der  Toupines  (zwischen  Rio  Parana  und  Carei- 
seba)  ähnlich  (s.  Schmidel)  und  der  Name  führte  auf  weiten  Strecken 
nach  Norden.  Die  Payaguas  bei  Candelaria  (am  Paraguay)  be- 
kämpften die  Charneses  (zu  Cabeza  de  Vaca's  Zeit).  Die  Carlos 
wohnten  bei  Ascension.  Am  Parana  fanden  sich  Dörfer  der  Gua- 
ranies  ^). 

Die  in  den  Wäldern  Paraguay's  jagenden  Guaycurues^),  bei 
denen  die  Frauen  in  Achtung  standen,  setzten  die  in  den  Kriegen 


1)  Die  Guaranies  bei  Cagua^u  (am  Paraguay)  beschenkten  Cabeza  de  Vaca  mit 
bunten  Bogen  und  Pfeilen.  Die  Guaycuries  kämpften  mit  den  Guatataes  (neben  den 
Meschireses).  Die  Abiponen  (die  vom  Rio  Bermejo  nach  Süden  wanderten)  standen 
unter  Häuptlingen  oder  Nelareurat.  Die  Abiponen  wurden  seit  1641  mit  den  Pferden  ^ 
bekannt  (nach  Dobrizhoflfer).  Bei  den  Patagoniern  finden  sich  jetzt  Stämme  im  Ueber- 
gange  zum  Reiterleben  (s.  Darwin).  Die  in  Canoen  auf  dem  Flusse  Paraguay  Räuberei 
treibenden  Agaces  plünderten  die  Guaranies  (de  Vaca).  Wie  die  Guaranies  wurden 
die  Imperus,  Agaces,  Guatatas,  Naperues  und  Mayaes  von  den  Guaycurus  besiegt. 

2)  Bei  den  Guaycuries  hatten  die  Frauen  das  Recht  die  Gefangenen  zu  befreien 
(die  im  Stamm  aufgezogen  wurden).  Nach  Falkner  wurden  die  südlichen  Stämme  (mit 
Einschluss  der  Cnlilan-cunny,  Sehuau-cunny  und  Yacana-cunny  von  den  Araucanern 
als  Buta-Huilliches  (grosse  Huilliches)  bezeichnet.  Die  Araucaner  wurden  in  Folge  des 
Fanges  der  in  den  Pampas  verwilderten  Rinder  und  Pferde  nach  Osten  gezogen  (s. 
Azara).  Im  Osten  wohnen  (als  Wilde)  die  Mesayas,  Caquetas,  Chocues,  Mocoas,  Oma- 
guas,  Enaguas,  Amarizanos,  Guipanaves,  Macucues,  Guahibos  und  Andaquies.  Zu  den 
Indianern  am  Aguarico ,  Putumayo  und  Caqueta  flüchteten  sich  aus  Atahualpo's  Reich 
Vertriebene.  Les  Solostos  (des  Yracares)  reunis  ä  la  Mission  de  San-Carlos  recevaient 
U  nom  de  Mages  des  habitans  de  St,  Cruz  (d'Orbigny).  Bei  den  (in  Töpfen  begra- ' 
benden)  Chiriguanos  beobachtet  der  Mann  das  Wochenbett  (s.  d'Orbigny).  Die  mit 
dem  Inca  Yupanqui  kämpfenden  Chirihuanas  (und  Siriones)  erhielten  Zuwanderer  durch 
die  vom  Paraguay  nach  den  Cordillere  ziehenden  Guaranis    (1541). 


38  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

gefangenen  Frauen  wieder  in  Freiheit,  ohne  sie  zu  verletzen 
(Cabeza  de  Vaca). 

Die  Cholones  (am  Huallaga)  wohnen  von  Tingo  Maria  an 
und  die  Hibitos  weiter  abwärts.  Bei  Moyabamba  finden  sich 
Jeveros,  in  Yurimaguas  die  Cocamillas,  in  Rauta  die  Llameos, 
Cocamas  und  Omaguas,  neben  den  Iquitos  und  Pebos  die  Yaguas, 
Orejones,  Tecunas  und  (bis  zum  UcayaU^))  die  Mayorunas.  Die 
Xivaros  oder  Jivaros  (zwischen  dem  Pongo  de  Manseriche  und 
der  Mündung  des  Pastasa)  zerfallen  in  Muratos,  Huambisas, 
Aguarunas  und  Antipas. 

Die  zwischen  dem  Vichada  und  Guaviare  lebenden  Salivas 
wurden  bei  dem  Einfall  der  Caribes  und  Guaipunabis  (vom  Ori- 
noco)  in  die  Missionen  am  Meta^)  übergeführt  (1734),  Ansiedlungen 
bildend.  Die  (zu  den  Manativitanos  gehörigen)  Amarizanos  (zwi- 
schen Rio  Vua  und  Agusa  blancas)  überfielen  (unter  dem  Caci- 
quen  Cocui)  die  Indianer  am  oberen  Orinoco  (XVIII.  Jahrh.). 

Die  wie  die  Antillen  auch  die  atlantische  Küste  Nicaragua's 
umsäumenden  Canibas  (oder  Caraiben)  haben  sich  durch  den 
Isthmus  von  Darien,  w^o  die  Conquistadores  ihre  Abgrenzung  von 
anderssprachigen  Völkern  fanden,  nach  Südamerica  erstreckt,  wo 
ihr  Name  in  den  Cara  Anknüpfungen  zeigt,  und  dann  im  Osten, 
wo  sie  bis  zu  der  Mündung  des  Rio  Negro  am  Mararion  (und  an 
dessen  Mündung  bei  Para)  Spuren  lassend,  gefunden  werden, 
südlich  durch  die  Tupis  (mit  den  Caraibes  genannten  Priestern 
oder  einem  Caribe  als  Stammvater)  unter  den  Guaranies  als  Carlos  ^), 


1)  Am  Ucayali  finden  sich  die  Piros,  (Chontaquires  oder  Simirinches)  Campas, 
Amahuacas,  Remos,  Conibos,  Setebos,  Sipibos  und  Caschibos.  In  Picara  (wo  Picara, 
Chusquirugua,  Sangutama,  Chamrabiriqua,  Ancora,  Aupirimi  u.  A.  herrschten)  wurden 
vor  den  Häusern  der  Häuptlinge  die  Schädel  der  Feinde  auf  Rohrpfähle  gesteckt 
(in  denen  der  Wind  heulte). 

2)  Die  Stämme  der  Abiponen  und  Callagaes  wurden  von  den  Nelareyrat  genannten 
Häuptlingen  beherrscht.  Die  mit  den  Karaya  des  Innern  und  den  Waygama  im  Ge- 
birge, sowie  mit  den  Markaya  kämpfenden  Tuppin-Imbas  grenzen  nördlich  an  die 
"Weittaka  und  südlich  an  die  Tuppin-Ika  (Staden).  Die  unter  den  Moxes  wohnenden 
Canichanos  (den  bösen  Yinijama  fürchtend)  kämpften  aus  Festungen.  (d'Orbigny).  Im 
Hafen  Tomependa  am  Chinchipe  (in  der  Provinz  von  Jaen)  schifft  man  zum  See 
Gross-Cocamal  von  dort  (nach  Salagar)  nach  Quito  aufsteigend. 

3)  Für  die  Tupi  findet  sich  (nach  Martins)  die  Bezeichnung  als  Cari  (Menschen). 
In  ihrer  Bezeichnung  der  Zaubergeister  als  Caraiben  wiederholt  sich  der  Doppelsinn 
der  Chaldaeer  u.  A.  m.  Bei  dem  Eindringen  der  Tupi  unter  die  Gezstämme,  die  (auf 
den  Sitzen  der  alten  Goya  oder  Guayazes)  die  Provinz  Goyaz  (am  Tocantin)  bewohnen 
(als  Cayapos,  Chavantes,  Timbiras,  Acrayas  u.  s.   w.)  bildeten  sich  die  Canoeiras. 


MONTAXA.  39 

von  denen  aus  sich  dann  ein  (die  Guarayos  zurücktreibendes) 
Vordringen  bis  Carangos  mit  dem  Grenzland  Paria  (bis  zum  See 
Aullagas)  verfolgen  lässt.  Die  Chibcha  empfingen  ihre  Cultur- 
heroen  aus  der  Montana  und  Blas  Valera  will  sämmtliche  Anten- 
stämme,  als  mexikanischen  Ursprungs,  aus  Panama  und  Darien 
hergeleitet  wissen  (unter  Verehrung  der  auf  einem  Berge  ausge- 
stellten Gebeine  desjenigen  Kriegsgefangenen,  der  unter  den  Tor- 
turen ohne  Klage  gestorben). 

Die  Häuptlinge  Kakara  und  Kapana  oder  (nach  Garcilasso) 
C  ari  und  Chipana,  durch  Inga  Capac  Yupanqui  versöhnt,  wurden 
als  aus  dem  Süden  gekommen  betrachtet,  wie  unter  den  nach 
der  Tödtung  Pachacutec's  durch  die  Brasilier  das  Land  verwüsten- 
den Häuptlingen,  Scaras  und  Capana  besonders,  hervorgehoben 
sind,  und  ihnen,  als  Zapana  (in  Hatun  -  collas)  und  Cari  (mit  Yu- 
malla  in  Chucuito)  schreibt  Cieza  die  Tödtung  der  bärtigen 
Weissen  auf  den  Inseln  des  Titicaca  zu,  während  sonst  Cara  aus 
Coquimlo  (bei  Herrera)  als  Vernichter  der  Weissen  am  Chucuito- 
See  (oder  Titicaca)  genannt  wird,  sein  Gegner,  Zapalla-Inga  (aus 
Collao)  als  Bekämpfer  der  Amazonen  und  (wie  Apollonius  die 
Inga  unter  Zapalis),  führt  Zarate  den  Zapalla-Inca  aus  dem  Titi- 
caca von  den  Collas  (bei  denen  vor  den  Inca  die  Häuptlinge 
Cari  und  Gumalla  geherrscht)  nach  Cuzco,  in  welcher  von  ihm 
gegründeten  Stadt  dann  bei  Gomara  neben  dem  Zug  aus  der  Isla 
de  Plomo  (Tiqui  oder  Blei)  des  Titicaca  unter  Zapalla  Inga  (Solo 
Senor)  die  Einwanderung  von  der  Küste  unter  Viracocha  ange- 
langt, und  bei  Cieza  dieser  Viracocha  als  Versöhner  der  Fürsten 
Zapana  und  Cari  bei  ihren  inneren  Kriegen  auftritt.  Weil  Inca 
Zapana  aus  Collao,  nachdem  er  das  Frauenreich  in  Chuncara  ver- 
nichtet, vom  Titicaca-See  zur  Eroberung  Cuzco's  ausgezogen  sei, 
waren  später  seine  in  Cochabamba  zurückgebliebenen  Verwandten, 
zur  rächenden  Strafe,  von  den  Inca  unterworfen  worden.  Oliva 
lässt  Mango-Capac  von  Ica  kommen,  bei  der  Einsetzung  des  Alcay 
Vilco  in  Cuzco  ist  dagegen  der  meeresgeborene  Viracocha  bereits 
am  Titicaca  mit  der  älteren  Form  des  Con-Tici  Viracocha  amal- 
gamirt,  im  Anschluss  an  die  bei  Tiahuanacu  (nach  der  Fluth) 
stattgehabten  Theilung  der  Welt,  wobei  der  Norden  Manco-Capac 
(um  nach  Cuzco  zu  ziehen)  ertheilt  wurde,  der  Süden  Colla,  der 
Osten  Tocay  und  der  Westen  Pinahua,  und  dies  war  von  Garci- 
lasso der  in  Collasuyu  (und  Cuntisuyu)  erhaltenen  Tradition  ent- 
nommen,   während    die  Indianer    im  Osten   (und  Norden)    Cuzco's 


40  DIE    GESCHICHTE    PERu's. 

von  den  Fenstern  des  Felsens  bei  Paucartanipo  (sonst  Pacari- 
tambo  bei  Cuzco)  sprachen  und  den  daraus  hervorgegangenen 
Brüdern  (Manco  Capac,  Ayar  Cachi,  Ayar  Vehu  und  Ayar  Sauca). 

Unter  den  im  Süden  Cuzco's  lebenden  Stämmen  der  Cavifias 
mit  den  Huaruc,  Quehuar,  Ureas,  Muyna,  Quespicancha,  siedelte 
Mango  Capac  (nach  Garcilasso)  Ortschaften  der  Ayamarca  an,  in 
den  späteren  Sitzen  der  Aymaras,  die  sich,  in  ihrer  Heimath  bei 
Challhuanca,  dem  Inca  Ccapac  Yupanqüi,  für  Schutz  gegen  die 
Uma  unterworfen,  deren  Stamrä  sich  gleichfalls  in  der  Gegend 
des  Titicaca-Sees  am  östlichen  Ufer  wiederholt  (wie  durch  Miti- 
mas  der  der  Aymaras  bis  Juli  u.  s.  w.).  Aus  der  Höhle  Paccari- 
tambo  (südlich  von  Cuzco)  gehen  die  als  Ayar  betitelten  Inca 
hervor.  In  einer  Nacht  hatten  sich  durch  schöpferische  Zauber- 
kraft die  Wunderbauten  Tiahuanuco's  erhoben,  die  als  die  beabsich- 
tigte Residenz  des  ersten  Inca  (s.  Cieza)  das  Muster  abgaben  für 
die  Festungspaläste  in  Cuzco. 

Wie  in  der  Mythologie  der  Chibchas  oder  (bei  Herrera) 
Chicas  (Quiches  u.  s.  w.),  geht  eine  allgemeine  Dunkelheit^)  vor- 
her, (s.  Cieza  de  Leon)  bis  die  Sonne  aus  der  Insel  des  Titicaca- 
Sees  hervortritt,  und  dort,  wie  in  Coati,  bauten  die  Inca  ihre 
Sonnentempel,  während  der  von  Mayta-Kapak  auf  seinem  Kriegs- 
zuge zuerst  gesehene  Tempel  (Atumpa-Kasa)  in  Tiahuanucos 
(nach  Alcobasa)  dem  Schöpfer  gewidmet  war,  wie  der  Pacha- 
camac's  an  der  Küste,  und  der  in  Tiahuanuco  umherwandernde 
Schöpfer,  die  ungehorsamen  Stämme  (wie  in  Xauxa  den  Huaca 
Huarivilca)  in  Stein  verwandelnd,  heisst  (b.  Molina)  Pachayachachi 
oder  Tecsi- Viracocha,  als  Vater  des  Ymayma-Viracocha  und 
Tocapo-Viracocha.  Bei  Oliva  wird  der  bärtige  Prophet  Pacha- 
camac's  in  Copocabana  getödtet  und  dort  macht  Viracocha -Inga 
(Tapa-Inga)  Halt,  um  Bauwerke  zu  errichten,  als  er  auf  dem 
Feldzuge  nach  Chile  hindurchkam. 

Die  Schöpfung  (von  Sonne  und  Sterne)  am  See  (Collasuyu's) 
Titicaca  durch  Tice-Viracocha  oder  Contici- Viracocha  (bei  Betanzos) 
findet  ihre  Erweiterung  in  der  Fluthsage  (bei  Molina),  indem  der 
Kasten  des  aus  der  Ueberschwemmung  in  Cuzco  geretteten^)  Ehe- 


1)  Bei  den  Macuro's   wird    Macunaina  (der    bei    Nacht  Arbeitende)    als    Schöpfer 
verehrt  (wie  der  polynesische  im  Po  oder  der  Nacht). 

2)  Gleichzeitig    mit    den  Lama,    die    bei    der  Begrüssung    (Corinapa-Collguenapa) 
durch  goldene  und  silberne  Figuren   (s.   Molina)   am  Jahresfeste  verehrt  wurden.     Am 


SCHOEPFUNG.  41 

paares  durch  den  Wind  nach  Huanaco  oder  Tihuanaco  geführt 
sei,  worauf  die  in  den  dortigen  Gebäuden,  (in  Bauwerken,  die 
wie  Garcilasso  sagt,  bereits  ehe  die  Sonne  die  Erde  beschienen, 
bestanden)  lebende  Gottheit  aus  Lehm  die  verschiedenen  Völker 
mit  ihren  Trachten  und  Sprachen  bildet,  die  nach  der  Belebung 
sich  unter  der  Erde  nach  ihren  zugewiesenen  Wohnstätten,  jeder 
nach  seinem  Ursprung  (Pacarina  oder  Geburtsdämmerung,  für 
deren  Erinnerung  der  Ahn  des  Stammes  in  der  Malqui  oder 
Mumie  verehrt  wurde),  begaben  und  dort  aus  den  (den  Pijaos, 
Navajos,  mexicaniscen  Stämmen  und  häufig  sonst  bekannten) 
Höhlen  hervorkommen  (unter  der  vielfach  mit  dem  Aufgehen 
der  Sonne  verknüpften  Steinverwandlung,  die  in  diesem  Falle 
nur  auf  die  in  den  Huacas  verehrten  Erstgeborenen  beschränkt  ist). 
Die  specielle  Anknüpfung  an  die  Inca  findet  sich  dann  in 
der  Mythe,  dass  die  als  Mann  (wie  der  Usaque  von  Ramiriqui 
oder  der  Aussätzige  in  Teotihuacan)  am  Himmel  aufsteigende 
Sonne  den  Sohn  Manco  Capac  mit  dem  Suntur-paucar  (Kopf- 
schmuck) und  der  Champi  (Kupferaxt)  belehnt  habe,  um  ihn  nebst 
seiner  Schwester  durch  einen  unterirdischen  Gang  nach  Paccari- 
tambo  zu  senden,  aus  deren  Höhle  er  dann  hervortrat,  wobei  die 
Verwandlung  der  Vorfahren  in  Vögel  und  Thiere  (um  als  Huacas 
verehrt  zu  werden)  ihr  theilweises  Analogon  in  der  Metamorphose 
von  Con's  Schöpfung  findet,  deren  Menschenaffen  (gleich  denen 
der  inexicanischen  Tonatiuh  des  Windes)  dadurch  in  eine  Vor- 
periode gerückt  werden,  und  Con's  Zusammentreffen  aus  dem 
Norden  mit  dem  aus  Süden  kommenden  Pachacamac  wiederholt 
sich  (bei  Molina)  in  Ymaymana  und  Tocapo,  den  durch  Tecsi- 
Viracocha  ausgesandten  Söhnen.  Dem  ersteren  waren  die  Berge 
zur  Bennennung  angewiesen,  dem  letzteren  (Tocapo)  die  Küste, 
und  um  den  Ursprung  aus  Paucartombo  weiter  zu  führen,  erscheint 
in  Tonapa  (oder  Tarapaca)  aufs  Neue  ein  aus  dem  Meerschaum 
entstandener  (und  dann  zur  Einschiffung  auf  seinen  Mantel  zurück- 
kehrender) Viracocha  (s.  Pachacuti),  dessen  bei  Apu-tambu  (Apu 


Raymi-Fest  wurde  ein  schwarzes  Lama  als  heilig  geopfert.  Huacar  und  Yonacachi 
kämpften,  am  die  heiligen  Lama  und  unter  den  Conopas  wurden  (s.  Acosta)  Llama- 
Conopa  am  Himmel  angerufen.  Wie  Jeder  in  Peru  sein  Geschick  in  den  Sternen  ver- 
ehrte, so  beteten  die  Hirten  zu  dem  Urcuchillay  (bunter  Hammel)  genannten  Stern  als 
Heerden  schützend  und  daneben  zu  dem  Stern  Catuchillay  mit  Urcuchillay  als  Schaaf 
und  Lamm.  Der  Stern  Machuacay  hütete  die  Schlangen  und  schützte  gegen  ihre 
Bisse. 


42  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

oder  Häuptling)  zurückgelassener  Goldstab  diesses  Sohne  Apo-^) 
Manco  dieselben  Dienste  thut,  wie  der  (bei  Garcilasso)  von  Manco 
Capac  am  Titicaca  empfangene,  zunächst  zwar  den  Platz  für  die 
auf  dem  Nabel  der  Erde  zu  gründende  Stadt  anzeigend,  dann 
aber  auch  zur  Eröffnung  eines  Aufganges  für  die  in  unterirdischen 
Räumen  eingeschlossenen  Menschengeschlechter,  wie  sie  bei  Parilla 
durch  Guamansiri  (auf  Ataguju's  Geheiss)  ausgegraben  werden, 
nach  den  Tezcucern  bei  Aculma  durch  den  Sonnenpfeil  (und  so 
ähnlich  im  Norden  auf  den  Inseln). 

Solch  irdischer  Herkunft  des  gemeinen  Volkes  gegenüber, 
veredelt  sich  dann  die  der  Inca-Fürsten,  wenn  sie  nicht  bereits 
in  den  ersten  Strahlen  der  Sonne  als  ihre  geliebten  Kinder,  am 
heiligen  See  erschienen,  doch  zur  Abstammung  von  den  Bäumen^') 
(gleich  der  der  Chiapaneken  von  den  Wurzeln  des  Seiba-Baumes), 
Aputamba  (als  Vater)  und  Apachamama-achi  (als  Mutter) ,  die 
(s.  Santa- Cruz  de  Pachacutec)  am  Ausgang  der  Höhle  Paucar- 
tambo's  standen  (wie  die  der  Misteken-Fürsten  an  der  Apoala's) 
und  von  dem  Inca-Yupanqui,  der  in  der  Quelle  Susur-puquio 
(bei  Sacsahuana)  das  Sonnenbild  des  Vaters  Viracocha  erbHckte, 
(oder  nach  dem  Besuche  seines  Vaters  durch  das  Sonnenbild  des 
Quell's  den  wahrsagenden  Kristall  erhält)  wird  die  Erbauung  des 
Tempels  der  Quissuar- Bäume  (Quisura-cancha)  berichtet.  Sonst 
rühmten  sich  die  Fürsten  einer  Herkunft  von  Löwen  oder  hoch- 
fliegenden Vögeln,  vielleicht  auch  Schlangen,  während  der  Plebs 
der  Llaquacos- Indianer  aus  dem  Urin  entstanden  war,  den  nach 
der  Fluth  der  Hay  am  Hügel  von  Rao  gelassen  (s.  Avendorio). 
Der  Stein,  in  welchem  die  Vorfahren  verehrt  und  (wie  schon, 
unter  den  Ahnherrn  der  Inca,  dem  durch  den  Zauberer  des  Tempels 


1)  Bei  den  Araukanern  stand  neben  dem  Fürsten  Toqui  der  die  Rathsversammlungen 
durch  den  Con  genannten  Boten  berufen  Hess,  der  Apo-Ulmeni  (oder  Ulmeni).  In 
Polynesien  bezeichnet  Toki  die  von  den  Häuptlingen  geführte  Kriegsaxt  (Tane-Toki) 
als  Emblem.  Die  Rothhäute  vergraben  den  Tomahawk  bis  Ende  des  Krieges.  Der 
Kriegshäuptling  (Toqui)  der  Araucaner  war  von  der  Toqui  (securis  lapidea  an  lapis  se- 
curis  figuram  referens)  benannt,  tempore  pacis  illam  asservat  absconditam,  at  belli  tem- 
pore eam  profert  in  lucem,  atque  in  comitiis  illam  sanguine  tinctam  ex  paleato  fune 
suspendi  curat  (s.  Havestadt). 

2)  In  Birma  dagegen  sind  den  vom  Himmel  herabgekommenen  Byamma  gegenüber 
^  die  Eingeborenen   aus   Bäumen   und  Pflanzen    hervorgewachsen.     Als  Evander  aus  Ar- 

cadien  nach  Italien  kam,  traf  er  ein  aus  Baumstümpfen  aufgeschossenes  Menschenge- 
schlecht und  aus  Arcadien  kam  Lisanias  die  noch  in  Wildheit  lebenden  Athener  durch 
Gesetze  zu  civilisiren. 


DER    HEILIGE    BAUM.  43 

von  Chimbo  versteinerten  Ayar-Cacha  widerfuhr)  auch  verwandelt 
wurden,  mochte  dann  im  Sinne  einer  andern  Lehre  als  Ver- 
bannungsort der  verscheuchten  Dämonen  betrachtet  und  zugleich 
mit  den  neu  hinzutretenden  Gestalten  wieder  indentificirt  werden, 
wie  bei  Huari-vilca  (der  Huancas)  in  der  Beziehung  zu  Viracocha 
(Pachayachachi)  oder,  (als  Wiederhersteller  der  Verehrung  des 
Pyrhua-Huirakocha),  Huarina- Viracocha  (Sinchi-Apusqui^)).  Als 
Huari  wurde  in  Peru  der  Gott  der  Stärke  verehrt  und  die  Woh- 
nungen der  riesigen  Urmenschen  wurden  in  den  deshalb  mit 
heihger  Scheu  betrachteten  (auch  in  Chichu  und  Ampara  ver- 
ehrten) Schneegipfeln  (Rayu)  vermuthet.  Nach  Herrera  galt  (gleich 
dem  Olymp  oder  mythischen  Meru)  der  Gipfel  des  Vilcanota  als 
Sitz    der  Gottheit. 

Als  Huaracu  wurden  unter  den  Inca  die  Jünglinge  zu  Rittern 
geweiht.  Den  Conchucos  waren  die  Weidenbäume  in  der  Nähe 
ihrer  Dörfer  als  Huaralla  heilig  (wie  der  Sturmgott  Huracan  in 
den  Antillen)  und  in  Limatambo  sprach  der  Dämon  aus  einem 
Baumstamm^).  Ein  Widerstreit  zwischen  dem  neuen  Geschlecht 
baumentsprossener  Heroen  und  dem  alten  Sturmgott,  (wie  in  der 
Legende  der  Maori  zwischen  Brüdern  angedeutet)  liegt  auch  in 
der  Mythe  der  Misteken,  dass  die  beiden  Bäume,  aus  welchen 
ihre  Stammesfürsten  hervorgegangen,  die  einzigen  gewesen,  die 
sich  gegen  den  aus  den  Tiefen  der  Höhle  hervorbrausenden 
Sturmwind  an  ihrer  Stelle  hätten  erhalten  können.  Am  Flusse 
Apurimac  sprach  der  Dämon  aus  einem  Baumstumpf  (Cieza). 
Arriaga  erwähnt  des  Huaca-Huari  (bei  Huaholla)  als  eines  in  die 
Erde  eingegrabenen  Riesen,  der  als  Huaca  oder  Chani  mit  ge- 
kauter Coca  verehrt  wurde  (s.  Hernandez  Principe).  Bei  den 
Pacaguaras  (s.  d'Orbigny)  findet  sich  die  Verehrung  des  Gottes 
Huara  (oder  des  bösen  Yochina).  In  Cahacay  wurden  in  einer 
Höhle  drei  Riesen  zwischen  Mumien  verehrt  (Arriaga).  Wie 
Garcia    bemerkt,    bezog    sich    der   Ursprung    der    aus   der  Höhle 


')  Martius  vergleicht  Uara  (Mensch  oder  Herr  im  Tupi)  mit  (peruanisch)  Ayar. 
Bei  den  Chunchus  ist  Uuari  der  Häuptling.  "Wie  bei  den  Culinos  und  Maxurunas 
lieisst  Wary  Sonne  am  obern  Jurua.  Die  Huayri  bildeten  den  Rath  des  Fürsten  am 
Königssitze  Tabor  oder  Sabor  (in  Gran  Canaria),  als  Gayre  (in  Galindo)  oder  Guayre 
(bei  Viera). 

2)  Die  Molles  genannten  Bäume  (Schinus  molle)  neben  den  über  eine  Quelle  ge- 
•bauten  Tempel  Huarivilca;  war  heilig  (Cieza).  In  Guamachuco  fand  sich  ein  heiliger 
Wald  zur  Jagd. 


44  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Pacaric-tampu  (aposento  ö  casa  de  producimiento)  Hervortretenden 
nur  auf  die  Inca,  welche  das  Volk  bereits  im  Lande  antrafen. 
Nach  Garcilasso  setzte  die  Sonne  ihre  Kinder  auf  die  von  ihren 
ersten  Strahlen  getroffene  Insel  Titicaca  oder  des  Felsen  (Caca) 
aus  Blei  (Titi)  am  gleichnamigen  See,  und  Cieza  erwähnt  des 
Vorhergehens  der  allgemeinen  Dunkelheit  bis  die  Sonne  aus  dem 
See  von  Titicaca  aufgegangen  sei.  Als  erster  Fürst  wurde  Vira- 
cocha-Inca  in  Cuzco  empfangen.  (Andagoya.)  Wenn  Santa-Cruz 
den  verschiedenen  Stämmen  ihre  Pacariscas  oder  Ursprünge  (aus 
Seen,  Felsen,  Quellen  u.  s.  w.)  durch  Manco-Capac  angewiesen 
Averden  lässt,  so  wird  damit  die  Bestätigung  dieses  volksthüm- 
lichen  Cultus  durch  den  Inca  gemeint  sein  (der  den  idealisirteren 
als  esoterischen  für  sich  bewahrte),  mit  der  Erlaubniss,  dass  Dämonen 
(Hapi-riufius)  aus  ihm  redeten.  In  Erinnerungen  alter  Thierherr- 
schaft  vielleicht,  stellten  sich  die  Ureas  den  Thieren  näher  als 
den  Menschen.  Eine  natürliche  Grundlage  der  Steinverehrung 
wird  durch  Skinner  aus  Peru  (aus  der  Pampa  del  Sacramento) 
und  durch  d'Orbigny  von  den  das  Land  der  Yuracares  betretenden 
Moxos  berichtet,  indem  die  aus  ihren  morastigen  Tropenwäldern 
am  Fusse  des  Hochgebirges  Emporsteigenden  die  ersten  Stein- 
chen mit  Verwunderung  betrachtet  und  als  Kostbarkeit  aufhoben. 
Ebenso  wird  aus  Guamachuo  (1550)  erzählt,  wie  die  zufällig  ge- 
fundenen Steine  sich  dem  Priester  auf  Befragen  als  Gottheit  ent- 
hüllten und  zwar  als  Kinder  Catequil's,  der  eine  als  Tantaguaganag, 
ein  anderer  als  Tantazoro  und  sonstiger  (Tantalen).  Der  Dienst 
Catequil's  soll  durch  ganz  Peru  verbreitet  gewesen  sein,  und  so 
der  des  Zupay,  als  dessen  Hoherpriester  Huayna-Capac  selbst 
bezeichnet  wird. 

In  jedem  Dorf  Guamachuco's  wurde  (1550)  ein  Stein  als 
Schutzgott  (Guachecoal)  verehrt,  und  von  dem  Idol  Guagualmojar 
mit  ihren  sechs  Söhnen  wird  gesagt,  dass  sie  hufeisenförmige 
Kniestücke  aus  Metall  getragen  hätten,  w4e  es  bei  Thon- Idolen 
Columbien's  angedeutet  scheint  (Cagua  oder  Sonne  im  Chibchas). 
Aus  den  Urius  genannten  Steinen  wurden  die  mit  Apacheta  be- 
grüssten  Hügel  aufgerichtet.  Von  den  Cariares  wird  der  Ver- 
ehrung bunter  Steine  erwähnt  (auch  zum  Ersatz  der  Schrift). 
Die  Marka  genannten  Steine  wurden  als  Hüter  der  Grenze  ver- 
ehrt. Unter  den  (metallenen)  Conopos  wurden  die  thönernen  als 
Chankas  unterschieden,  und  seit  dem  Siege  über  die  Changas 
führten  die   Peruaner   die  Pururaucas   genannten  Steine   als  sieg- 


CHANCAS.  45 

bringend  in  den  Krieg  mit  sich.  Die  Canar  verehrten  bunte 
Steine  (neben  Bäumen  und  dem  Mond.)  Nach  Garcilasso  wurden 
in  Huamachuco  zweifarbige  Jaspersteine  als  Bild  der  Gottheit 
verehrt  (wie  bei  Canar). 

Viracocha  wurde  (wie  in  Xauxa)  von  den  Chonos  und  Punas 
vergöttert,  als  er  in  Tumbez  eine  Strasse  in's  Land  der  Canas 
anlegen  Hess,  wie  Manco-Capac  die  Stämme  der  Umgegend  durch 
das  Wunderwerk  einer  Brücke  über  den  Apurimac  unterwarf, 
und  auch  der  Mythus  von  Con  scheint  das  Eröffnen  von  Wegen 
einzuschliessen.  Nach  der  in  Chita  stattgehabten  Erscheinung  des 
Phantoms,  ein  unbekanntes  Thier  (wie  Nemterequetaba  in  Suacha) 
führend,  Hess  Viracocha  in  Cacha  den  Tempel  des  Pirhua- Vira- 
cocha (als  des  alten,  wie  Hua  im  Mexicanischen)  erbauen  und 
verkündete  dann  die  Orakel  des  Gottes  Ticci- Viracocha  über  die 
künftigen  Schicksale  des  Reichs. 

Nach  dem  mit  Hülfe  der  Quechuas^)  über  die  Chancas  er- 
fochtenen  Siege  Hess  er  das  auch  von  Garcilasso  beschriebene 
Bild  des  Doppelgeier's  aufrichten,  und  während  sich  die  mit 
Schlangen  und  Eidechsen  bedeckten  Steine,  die  Arriaga  im 
Lande  der  Chancas  zerstörte,  in  dem  durch  Raimondi  aus  Chavin 
(und  so  auf  dem  Fluchtweg  Huanca-Hualla's  über  Tarma  in  die 
Montana  Moyobamba)  bekannt  gewordenen  Stein  wiederholen, 
tritt  auf  den  Monumenten  Tiahuanaco's  der  Geier,  in  der  vielfach 
(auch  aus  Mexiko)  bekannten  Beziehung  des  Vogels  zur  Schlange 
markirt  hervor. 

Mit  seinen  Gefährten  aus  dem  See  Collasuyn  hervorgetreten, 
bildet  Viracocha  steinerne  Menschen,  die  von  den  Gehülfen  der 
Schöpfung  aufgerufen,  sich  beleben. 

Bei  der  Verehrung  Ticci -Viracochas  als  des  Höchsten,  bei 
dem  die  übrigen  Götter  als  Vermittler  der  Gebete  dienten,  er- 
wähnt Joseph  de  Acosta  jenes  auch  den  Römern,  den  Tupi  u.  A. 
bekannten  Schnalzens^)  und    sagt,   dass   es  Usapu,    (que    es   cosa 


1)  Als  Belohnung  für  ihre  Hülfe  in  dem  durch  die  Chancas  angeregten  Aufstand 
Chunchasuyu's  erhielten  die  Quechua  von  Viracocha  Inca  die  Erlaubniss  die  Kopfbinde 
(Llautu)  der  Inca  zu  tragen  (und  im  kleinern  Umfang)  deren  Ohrenschmuck. 

2)  Das  Ceremoniel  verlangte  die  Hände  zu  öffnen,  yhacer  cierto  sonido  con  los  la- 
bios,  como  quien  besä.  Bei  Erscheinung  des  Regenbogens  bedeckte  der  Peruaner  den 
Mund.  Am  Cap  St.  Augustin  (in  Brasilien)  nannte  man  den  Donner  Tupana,  que  si- 
gnifica  como  cosa  divina  e  sobreatural  (s.  Torquemada\  Manitoba  oder  Manitowapan 
(detroit  surnaturel  divin)  fand  sich  bei  den  Sauteux  (wapan,  aurore).    Die  Zauberer  (apud 


46  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

admirable),' genannt  wurde,  sowie  Pachacamac  oder  Pachayachachic. 
Auch  wird  der  von  Viracocha  in  Cacha  oder  Con  -  Cacha  (Con's 
Boten)  ^)  errichtete  Tempel  als  für  Pachacamac  (Sohn  Con's  er- 
baut bezeichnet.  Ebenso  w^ar  es  Pachacamac,  den  statt  des  Cultus 
der  Sonne  und  Mond  der  an  der  Küste  gelandete  Bärtige  predigte» 
und  dieser,  nachdem  er  seine  Verfolger  in  Hilvaya  mit  Stummheit 
geschlagen,  fand  in  Copacabana  (am  Titicaca)  seinen  Tod,  und 
wie  Oliva  zufügt,  ging  seine  in  einem  Canoe  eingeschiffte  Leiche 
im  Wasser  unter.  Wie  Pachacamac  (Hacedor  del  mundo)  und 
Pachayachachic  (Sabidor  y  el  que  entiende  el  mundo)  wurde 
Viracocha  (in  Peru)  Usapa  (admirable)  genannt  (s.  Garcia). 

Im  Beginn  der  Dinge  (Ccallac-pacha),  und  im  erst  wenig  er- 
hellten Dämmerungsdunkel  (Tutuyac-pacha),  während  der  Purum- 
pacha  (gesetzlosen  Zeit  der  Barbarei),  kamen  die  Stämme  Peru's 
von  jenseits  Potosi's  und  als  die  Dämone  (Hapi-nunus  Achacallas)  das 
Land  verlassen  hatten  (aus  Ttahuatinsuyn  durch  die  Besitzergrei- 
fung vertrieben),  erschien  der  bärtige  Stabträger,  der  zu  dem  ein 
Hochzeitsfest  feiernden  Fürsten  Apu-tambu  kommend,  bei  ihm 
einen  Ableger  seines  Stabes^)  (zum  Einkerben  der  Gebote  oder 
Cazi-cazi)  zurückliess,  und  dieser  verwandelte  sich  in  Gold  bei 
Manco  Capacs  Geburt. 

So  w^urde  durch  den  Propheten  Tonapo  der  künftige  Herrscher 
Cuzco's  geweiht,  als  der  Höhle  des  Morgenrothes  (Pacari-tambo) 
entsprossen.  Tonayan  (in  Xalapa)  significa  lugar  en  que  raya  el 
Sol  temprano  (s.  Alcedo).  Die  Tonaltecas  (aus  Cocas  und  Tecuex) 
w^ohnten  in  Xalisco  (s.  Torquemada),  und  neben  Tonala  herrschte 
(zu  Guzman's  Zeit)  der  Fürst  Cuyzco  (zwischen  Cuynab  und  Tepic), 
von  Cuyztata  bei  Oaxaca  (s.  Herrera).  Die  hohen  Stufentempel 
von  Tonala  waren  aus  Adobe's  gebaut  (gleich  denen  der  peruani- 
schen Küste).     In  Tonala  (zwischen   Colima  und  Xalisco)    fanden 


Algommequinos  et  Montagnetas)  Manitones  appellantur  (s,  de  Laet)  Manitou  wurde 
am  Caroni  verehrt  (s.  Codazzi),  von  den  Caraiben  (nach  de  Laet).  Unter  den  wilden 
Thieren  auf  der  Insel  Tobago  wurde  aufgeführt  das  (katzenartige)  Ospassum  Insula- 
ris  Grenadensibus  Manitou,  Brasiliensibus  Carigueya  dicitur  (1705). 

1)  Ein  Name  der  wenn  nicht  den  heiligen  Ort,  sondern  die  heilige  Person  be- 
zeichnend, sein  Analogon  in  Nemterequetaba's  Beiname  Chimininagagua  hat,  als  des  Ab- 
gesandten Chiminigagua's. 

2)  Bei  Veytia  heisst  Quetzalcoatl  (Cocalcan)  oder  Hueman  (Huemac)  Stabträger 
(in  Mexico).  Die  Kaufleute  (Mexico's)  trugen  einen  schwarzen  Stock,  als  Symbol  des 
Gottes  Yacacoluchqui  (Torquemada).  , 


HUACA.  47 

sich  unterirdische  Gallerien  (wie  bei  Chavin)  in  Hügeln,  und  Monu- 
mente der  Chiapas  (Jiapas  oder  Zapanes)  übrigen  bei  Tonala 
und  Tehuantepec  (am  Küstensee).  Die  Bewohner  Tonala's  (in 
Xahsco)  zeichneten  sich  durch  ihre  Geschickhchkeit  in  der 
Töpferei  aus  (und  so  die  peruanischen  Küstenbewohner).  In 
Mechoacan  (mit  den  Taraskern)  waren  die  Coras  durch  die  Thora- 
mes  nach  Nayarit  getrieben.  Zu  den  Tonaltecos  gehörten  die 
Coca  und  Tecuex.  Tonalan,  zwischen  Tlalixco  (San  Juan  del 
Rio)  und  dem  See  Patzcuaro  bildete  eine  Station  auf  dem  Zuge 
der  Azteken.  Tonaltut,  König  der  Pipiles,  wurde  durch  die 
Cakchiquel  besiegt. 

Als  höchster  Schöpfer  wurde  Tonacateotl  in  Mexico  verehrt. 
Die  Tonalpouhquin  stellten  das  Horoscop,  bei  der  Sonne  (Tonatiuh) 
zählend.  Durch  den  Hauch  Tonacatecatli's  oder  Titinatonali  war 
Quetzalcoatl  gezeugt.  Civanoatl  hiess  Tonantzin  (unsere  Mutter). 
In  Tonacatepetl  (Berg  unsers  Unterhaltes)  fand  Quetzalcoatl  durch 
die  Ameisen  den  Mais. 

Die  Zapoteken  zeichneten  bei  der  Geburt  des  Kindes  Figuren 
auf  die  Erde,  um  sein  Tona  (Schutzgott)  als  doppeltes  Selbst  zu 
bestimmen,   gleich  den  Naguales  der  Quiches,  den  Totems  u.  s.  w. 

In  Mexico  enthielt  das  heilige  Buch  Tonalamatl  die  Bestim- 
mungen über  die  Beichte,  und  so  trug  Tonapo's  Stab  die 
Bussgebete  eingezeichnet. 

Unter  den  Huaca  Chuquisaca's  wurde  (nach  Acosta)  Tanga- 
tanga  (als  dreieinig  ^)  in  der  Höhe)  verehrt  (im  Anschluss  an  Tan- 
garoa  und  sonst  polynesische  Namensformen  für  Himmel).  Von 
den  Jakuten  wird  (nach  Middendorf)  der  Himmelsgott  Tangara 
angerufen.     In  Chuquisaca  adorant  idolum  Tanga   (Blocius). 


1)  In  der  Tinimaacas  genannten  Dreifaltigkeit  der  (mit  den  Puraxis  grenzenden) 
Manacicas  (deren  Sprache  mit  der  der  Chiquitos  verwandt  war)  heisst  der  Vater  Ome- 
queturiqui  oder  Uragozoriso,  sein  (mit  der  hellglänzenden  Göttin  Quipoci  gezeugter) 
Sohn  Urasana  und  der  Geist  Urapo,  ,,Der  Vater  redet  der  erste  mit  erhobener  Stimme, 
der  Sohn  schnüffelt  durch  die  Nasenlöcher  und  der  dritte  hat  eine  donnernde  Stimme" 
(in  den  Tempelhütten  des  Caziquen  aus  den  Idolen).  "Wenn  die  mit  Tata  equice 
(Vater,  bist  Du  bereit?)  geräuschvoll  aus  der  Luft  gekommenen  Götter  zum  Chicha- 
Trinken  hinter  dem  Vorhang  sich  niedergelassen  haben,  darf  nur  der  Mapono  (Heul- 
priester)   mit    ihnen    verkehren    (1729).     Auf  Hayti    redete    er    durch    ein  Sprachrohr. 

Padre  Frai  Juan  de  Sotomayor  fand  in  Boyaca  un  cuerpo  humano  con  tres  cabezas 
ö  tres  rostros  en  una  misma  cabeza  (trino  in  persona  y  uno  en  esencia)  als  Idol  (s. 
Simon)  des  Bochica  oder  Zuhe  (nach  Oviedo).  Unos  sienten  que  fue  mi  padre  San 
Bartolome,  otros  que  fue  Santo  Tomas  y  una  otros  que  San  Simon  (1736). 


48  DIE    GESCHICHTE    PERü's. 

Der  Name  der  im  Bunde  mit  den  Musus  die  Muyscas  be- 
kämpfenden Colima  (der  Colimbas  oder  Colinibas  unter  den  Chiles 
bei  Popayan)  findet  sich  auch  bei  den  CoHma^)  (oder  Paceho)  ge- 
nannten Pirao,  die  von  Buena-Esperanza  (bei  Colima  in  Mexico), 
und  in  Wiederholungen  bis  zu  den  Colimies  mit  den  Ica  in 
Califomien,  nach  (Riobamba  oder)  Liribamba  gekommen.  Der 
durch  Atau  (Atua  westlicher  Inseln)  mit  Quito  verknüpfte  Manco 
landete  *  am  Rimac  (oder  Lima)  als  der  auch  Raleigh  bekannte 
Ingaman  Capac.  Die  Quaquas  oder  Colimas  in  Atacames  am 
Esmeraldas  wurden  die  Caras  auf  ihrem  Zuge  nach  Quito  unter- 
würfig. 

Wie  in  Xalisco  die  Verehrung  des  Windgottes  (Piltzin  teolli) 
wird  im  benachbarten  Colima  die  Verehrung  des  höchsten  Wesens 
(ohne  Bild)  erwähnt,  neben  einer  Jungfrau,  von  der  die  Menschen 
stammten.  Bei  den  Pirao  erhielt  sich  die  Verehrung  des  vor- 
weltlichen Urgottes  Con,  der  in  Liribamba  Menschenopfer  heischte» 
und  ähnlich  repräsentirt  in  Peru  die  Dynastie  der  Pirhua  (s.  Mon- 
tesinos)  eine  gew^issermassen  vorgeschichtliche  Epoche,  wie  sich 
auch  (bei  Vega)  die  dem  historischen  Viracocha  gewordene  Er- 
scheinung als  die  des  alten  Inca-Königs  Viracocha  enthüllt,  dem 
Bruder  Manco -Capac  und  sich  so  an  Ayar-Uchu- Topa  (Ayar- 
Uyssu-Topa)  angeschlossen  hat,  der,  nachdem  er  den  ältesten 
Bruder  Ayar-Manco-Topa  in  eine  Höhle  eingekerkert,  Ayar-Auca- 
Topa  vom  Fels  gestürzt  und  Ayar-Chaki-Topa  (Aj  oder  Häupt- 
ling) in  die  Wildniss  getrieben,  als  Pirhua-Manco  den  Thron  be- 
steigt, auf  dem  ihm,  durch  die  vier  Stämme  Cuzco's  erwählt,  dann 
sein  Sohn  Manco-Capac  folgt.  Nach  Blas  de  Acosta  galt  Manco- 
Kapac  als  in  Stein  verwandelt.  Paravey  findet  im  japanischen 
Pac  den  chinesischen  Fürstentitel  Pe. 

Wenn  in  der  bei  Montesinos  erhaltenen  Liste  die  Genealogien 
verschiedener  Dynastien  durcheinander  geschoben  sind,  so  könnte 
sich    der  Titel   der  Topa^)   mit  den  Toba  parallelisiren,    die  viel- 


1)  In  Florida  grenzte  Colima  mit  Quigote  (zu  Soto's  Zeit). 

2)  Eine  auch  Asien  von  den  Tibetern  und  Hymjariten  her  in  eigenthümlicher  Weise 
durchziehende  Titelform,  die  zu  den  Toba-Königen  Peru's  weitere  Anklänge  (ausser  in 
Tobet,  als  Incarnation  Chinigchinich's  bei  den  Acagchemens)  liefert  in  Topil  (Topilt- 
zien),  die  Würde  des  toltekischen  Priesterkönigs,  der  später  bei  den  Azteken  nur  als 
ein  Rex  sacrificulus  verblieb.  Vasconcellos  erklärte  Tobajaras  (Toba-uara  oder  Tob- 
ayaras)  oder  Tupi,  als    Herr  (Uara)    des  Antlitzes  (Toba).     Im    Tupi    heisst    Tobayara 


TEMPEL.  49 

fachen  Wiederholungen  von  Titu  (oder  Quitu  in  Auqui  Quitua 
Chauchi)  mit  dem  Herrschersitz  der  Scyris  oder  vor  ihnen  Tumbez' 
(bei  dessen  Landung  sich  Ansiedler  bis  Bolivien  verbreitet),  und 
dass  auch  Ata,  wie  in  Auki- Ata-Huilka,  in  Verknüpfung  mit 
Atau,  Nachkommen  der  von  Quitombe  verlassenen  Llira  und 
Vater  des  vom  Rimac  ausgezogenen  Manco,  dorthin  hinweiset, 
liegt  in  Ata-Huallpa  (Inca  Hua  Ypar  Titu  Yupa-Anaki  Ata- 
Huallpa)  angedeutet.  Das  durch  Mango  Capac  gegründete  Rimac 
tambu  (Lima  tambo)  bildete  bis  zu  den  Feldzügen  Inca  Roca's 
die  nördliche  Grenze  des  Inca-Reichs  (s.  Garcilasso).  Inti  führt 
auf  Collao  den  Durchzugsort  der  Wanderungen,  Chincha  in 
Chinchi  Roca  Amauta,  auf  Chinchasuyu,  Huaman  (wie  in  Hua- 
mantaco  Amauta)  auf  Guamanga  (Huaman  oder  Falke)  mit 
seinen  traditionell  durch  Weisse  (bei  Cieza  de  Leon)  erbauten 
Monumenten.  In  Guamachaco  wurden  die  prähistorischen  Weissen, 
die  Guachemines  (Strahlenlose  oder  Dunkelinge),  durch  Guaman- 
Siri  (Cohn  des  Ataguju)  von  der  Erde  vertilgt.  Der  Tempel  Tia- 
huanuco's  sollte  in  einer  Nacht  (der  dunklen  Nacht  der  Vorzeit) 
gebaut  sein,  wogegen  Alcedo  den  Tempel  des  Gran-Colla  in  den 
Titicaca- Inseln  bei  Atun  Colla  in  dreieckiger  Form  gibt.  Die 
Festungen  der  Cara  waren  viereckig^). 

Dass  neben  der  aus  dem  Titicaca-See  geschöpften  Sage  auch 
eine  Herabkunft  Manco's  aus  dem  Norden  geläufig  war,  zeigt  die 
Zuerkennung  dieses,  bei  der  Theilung  Tahuantinsuyus  in  Tiahuanacu 
(wie  Pirahua  oder  Piray  den  Westen,  Colla  den  Süden  und  Tocay 
den  Osten  erhielt),  und  dem  von  Norden  kommenden  Con  tritt 
aus  dem  Süden  Pachacamac  entgegen,  während  wieder  Tecsi-Vira- 
cocha^)  seine  Söhne  Ymayma  und  Tocapo  durch  Berg  und  Wüste 
sendet,  um  sich  am  Meer  zu  treffen. 


Schwager  männlicherseils  oder  Oheim  (s.  Martius).  Das  Antlitz  des  Chibcha-Fürsten 
war  zu  heilig,  um  angeblickt  zu  werden.  Der  Herrscher  Quiot  erscheint  nach  dem 
Tode  (bei  den  Playanos  Capistrano's)  tanzend  wieder,  als  Tobet  (Quiamot  oder  Chinig- 
chinig). 

*)  Von  Oliva  als  rocher  de  plombe  oder  rocher  du  chat  sauvage  erklärt.  (Vergl. 
Ternaux-Campans.)  Der  Name  der  Misteken  wird  als  „wilde  Katze"  gedeutet,  da  sie 
gleich  Wilden  in  den  Bergen  gelebt,  ehe  sie  durch  die  Baumfürsten  Apoala's  civilisirt 
wurden.  Forbes  übersetzt  Titi  mit  Zinn  und  erwähnt  der  Zinn-Minen  von  Carabuco 
(östlich  vom  Titicaca)  in  Oruro.  In  Guaxaca  lag  Titiquipa  (s.  Herrera).  In  Mizqui 
(zwischen  Marmore  und  Rio  grande)  w^ohnten  Chiriguanos. 

2)  Der  Schöpfer  Ticemiracocha  wohnte  (in  Peru)  im  Himmel  (s.  Thevet),  als  der 
Schöpfer  Teceviracocha. 

Bastian,  America.  .  4 


50  DIP:    GESCHICHTE    PERU's. 

Die  Inga  stammten  aus  dem  See  Tiquicaca  mit  der  Isla  de 
Plomo  (Tiqui  oder  Blei),  indem  sie  unter  dem  Inga  Zopalla  (Solo 
Senor)  daraus  hervorgingen,  oder  unter  Viracocha  auf  dem 
Meere  ^)  anlangten  (schreibt  Gomara).  Die  Andes  sind  vom  dortigen 
Kupfer  genannt.  In  Peru  wurde  gesagt,  „auss  dem  grossen  Pfui 
Inticaca  sei  herfürkommen  ein  Viracocha,  der  habe  zu  Tiganave 
seinen  Sitz  gehabt"  (Artus).  Als  der  in  den  Gebäuden  Tiahua- 
naco's  wohnende  Schöpfer  die  Gestirne  bildete,  begrüsste  die  in 
Mannsgestalt  am  Himmel  emporsteigende  Sonne  die  Inca  als  ihre 
Kinder,  die  dann  von  ihr  mit  dem  Sunturpaucar  (Kopfputz)  und 
der  Champi  (Axt)  versehen,  durch  das  Innere  der  Erde  fortge- 
sandt, bei  Paccari-tambo  hervorgekommen  (s.  Molina).  Die  Lan- 
dungen an  der  Küste  ziehen  sich  nach  Süden  herab  und  folgen 
periodisch.  Als  bei  der  Ausschiffung  in  Punta  Helena  sich  Qui- 
tumbe,  der  Ahnherr  der  Inca,  wie  er  bei  Oliva  heisst,  für  den 
Zug  nach  Tumbez  von  seinem  Bruder  Otoya  getrennt,  wurde 
dieser  durch  die  dort  anlandenden  Riesen  getödtet  und  Atau 
wählte  dann  für  seinen  Sohn  Manco  (mit  Thome  in  Quito)  den 
Rimac  als  Landungsplatz.  Das  für  längere  Zeit  auf  das  Binnen- 
land isolirte  Quito-Reich  wurde  darauf  von  der  Küste  aus  erst 
wieder  durch  die  Cara  eröffnet,  deren  Traditionen  gleichfalls  den 
bei  Punta  Helena  gelandeten  Riesen  die  Fortwanderung  von  der 
Bahia  de  Caracas  nach  dem  Esmeraldasfluss  zuschreiben  mit  den 
Scyris  betitelten  Fürsten.  Bei  Montesinos  findet  sich  die  Namens- 
form Scaras  (oder  Capana)  für  den  sonst  Cara  oder  Cari  (neben 
Zapalla  oder  Zapana)  in  Colloa  bezeichneten  Häuptling. 

Zapalla  Inga  (die  Baumeswurzel  des  Stammes)  erhob  sich, 
als  der  Mächtigste  aus  den  Curacas  zum  Fürsten  (s.  Zarate)  und 
gleichzeitig  mit  ihm  wird  der  Einfall  der  Stämme  Cahabambas 
(Cochabambas)  unter  Cara  gesetzt,  während  die  peruanische 
Dynastie  in  Tambo-Toko  weilte.  Nach  Herrera  durchbrachen 
(zur  Zeit  Zapana's)  Chilenische  Stämme  die  Grenze  und  gründeten 
ein  Reich  in  Cochabamba. 

Während  Manco  Capac  und  Mama  Oella  (Mama-Ayllu  oder 
Stammesmutter)  erst  als  Kinder  der  Sonne  aus  dem  Titicaca-See 


1)  El  principal  Inga,  que  saco  de  Tiquicaca  los  primeros,  y  que  los  acaudillö, 
se  nombraba  Zopalla,  que  significa,  Solo  SeiTor.  Tambien  dicen  algunos  Indios  anci- 
anos,  que  se  llamaba  Viracocha,  que  quiere  decir,  Grasa  del  Mar,  y  que  trajö  su 
gente  por  la  mar,  Zopalla,  en  conclusion,  afirman,  que  poblö  y  asentö  en  el  Cuzco 
(Gomara). 


ALLCO.  51 

geboren  werden,  war  aus  ihm  vom  ersten  Beginn  bereits  der 
Schöpfer  der  Sonne  (und  der  Sterne)  hervorgetreten  in  Con-Tici- 
Viracocha,  durch  welchen  (s.  Betanzos)  Allca  Vilca  in  Cuzco  einge- 
setzt war,  und  bei  Ankunft  der  Chanca  herrschte  nach  den  Tra- 
ditionen Allcay -Vilca  (heiliger  Priester  oder  Priesterkönig).  Alco 
war  Titel  der  Weissager  oder  Priester  in  Guamachuco  (vilca  oder 
Heiliger),  wo  zur  Zeit  Pachacutecs  ein  Gesetzgeber  (oder  Prophet) 
als  Fürst  oder  Curaca  herrschte  (tenido  por  hombre  de  mucho 
juicio  y  prudencia)  mit  seinen  Begleitern,  die  indess  noch  nicht 
gewagt  hatten,  den  Aberglauben  ihres  wilden  Volkes  zu  läutern 
und  deshalb  die  Hilfe  der  herannahenden  Inca  willkommen 
hiessen  (vgl.  Garcilasso).  Von  einer  Eroberung  des  (bereits  ge- 
gründeten) Cuzco  durch  den  Inca  redet  auch  Balbao,  sowie  von 
der  Besiegung  der  Guayllcas  (Huaillas). 

Der  (in  Guamachuco  gebräuchliche)  Name  Allco  (oder  Alco) 
für  Priester  (und  Vilca  für  die  Huaca  bei  den  Peruanern)  führt 
auf  den  Allco  (Canis  caraibicus  oder  mexikanus)  oder  Hund 
(Chono)  zurück,  der  bei  den  die  Feindeshäute,  wie  es  (nach 
Herrera)  in  Cuzco  (beim  Krieg  geg'en  die  Chanca)  geschah,  aus- 
stopfenden Huancas,  als  heiliges  Thier  vor  dem  ihm  geweihten 
Idol  gemästet  und  dann  verzehrt  wurde,  worauf  aus  den 
Knochen  des  Schädels  priesterliche  Blasinstrumente  verfertigt 
wurden.  In  Mexico  wurde  der  in  der  Tracht  des  Gottes,  als 
Krankheiten  heilende  und  Segen  bringende  Kriegsgefangene, 
wenn  wohl   gemästet,  wie  Acosta^)  bemerkt,  verzehrt. 

Der  Hund  war  ein  symbolisches  Thier  in  der  peruanischen 
Fluthsage,  und  bei  den  Zapoteken  w^urde  die  Leiche  des  P^ürsten 
Peteta  (Hund)  aus  dem  Stamme  derer,  die  aus  der  Fluth  ent- 
kamen, mit  Opfern  verehrt  (vgl.  Herrera).  Gleich  der  weitver- 
breiteten Verehrung  des  Cojote  (Canis  latrans)  unter  den  ameri- 
kanischen Stämmen  (als  Feuerbringer  bei  den  Navajos,  als  Ahn- 
herr bei  den  Soshones)  finden  sich  vielfache  Spuren  (bei  Tinneh, 
Chichimeken  u.  s.  w.)  von  der  des  Hundes,  der  bei  den  Roth- 
häuten als  Psychagoge  (bei  Eskimo  wenigstens  für  die  Kinder) 
mitbegraben  wird  und  auch  in  der  Mexikanischen  Mytho- 
logie dieselben  Dienste  leistete,  wenn  rothgelber  Farbe  (wie  auch 


1)  Quando  estaba  de  sazon  y  bien  gordo,    llegada   la  fiesta  le    abrian,    mataban  y 
comian.  * 


52  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

bei  Grabfunden  Peru's).  Wenn  sein  Cultus  durch  eine  geläuterte 
Religion,  wie  die  auf  Fasten  und  Kasteiungen  hinweisende  des 
mexikanischen  Reformators,  zurückgedrängt  wird,  wandelt  sich 
der  Gott  Chantico  (Cohuaxolotl  Chantico)  in  einen  Hund,  weil  er 
ohne  gefastet  zu  haben,  zu  opfern  wagte,  und  bei  den  Creek 
zeigt  sich  die  dämonische  Natur  in  dem  grossen  Hunde,  der  (wie 
der  Wolf  in  skandinavischer  Mythologie)  die  Sonne  in  den 
Eclipsen  zu  verschlingen  droht,  weshalb  sein  irdischer  Repräsen- 
tant gepeitscht  wird,  dass  er  durch  sein  Geheul  Mitleid  errege. 
Garcillasso  dagegen  stellte  den  Hund  als  Lieblingsthier  des 
Mondes  dar,  das  geschlagen  wurde,  um  durch  sein  Schreien  Mit- 
leid zu  erregen,  und  so  die  durch  den  Herabfall  auf  die  Erde 
drohende  Zerstörung  abzuwenden  (wie  ähnlich  bei  den  Eskimo). 

So  könnte  eine  fernere  Beziehung  mit  dem  Hunde  in  der 
Bezeichnung  des  Mondes  als  Alespaquexe  liegen,  wie  es  (neben 
Auro  oder  Sonne)  im  Collao  gebräuchlich  war  (nach  Cieza).  In 
Aegypten  wird  der  Hund  mit  dem  Monde  verbunden  gedacht, 
während  bei  den  Chinesen  der  Hund  in  den  Finsternissen  die 
Sonne  verwundet.  Der  als  Hoherpriester  des  Dämon  Supay  oder 
(nach  Herrera)  Zopa,  (mit  Orakel),  bezeichnete  Inca  Huaina  Capac, 
der  das  löwenartige  Idol  Casipoma  im  Kriege  mitführte,  stellte 
seinem  deificirten  Feldherrn  Xucalmango  eine  Bildsäule  zwischen 
zwei  Hunden  (in  Guamachuco)  auf  Herrera  erw^ähnt  der  Opfer 
schwarzer  Hunde  (Apurucos)  in  Peru. 

Wie  die  Zapoteken  leiteten  sich  die  Chancas  vom  Löwen 
her,  als  Eroberer  unter  Eingeborenen,  (den  Stämmen  der  Huanca- 
huallu,  Utunculla,  Uramarca,  Vilca),  die  aus  Flüssen,  Quellen 
oder  Hügeln  stammten,  bis  dann  der  See  Soclo-cacha  (Socdococa) 
als  Ursprungsort  in  Andahuaylas  (bei  Herrera)  allgemeinere 
Heiligkeit  erlangte.  Die  Huancas  erschienen  gleichfalls  als  ein 
Herrenvolk  unter  den  aus  dem  heiligen  See  stammenden.  Einge- 
borenen, die  in  den  schwer  zuglänglichen  Bergfesten  von  Yauyos 
an  der  Quelle  des  Canete-Flusses  unberührt  verblieben. 

In  Mexiko  spielt  ein  Hund  gelber  Farbe  (wie  ähnlich  bei 
den  Parsis)  die  Rolle  eines  Führers  über  den  Todtenfluss,  und 
als  (in  Peru)  die  in  den  Höhlen  der  höchsten  Berge  gegen  die 
steigende  Fluth  Eingedämmten,  Kunde  von  dem  Abfluss  des 
Wassers  wünschten,  brachten  sie  ihnen  die  nicht  mehr  rein  ge- 
waschenen (wie  das  erste  Mal),  sondern  mit  Schlamm  schmutzig 
zurückkehrenden  Hunde  (sonst  auch  Ziegen). 


ATUMURUNAS.  63 

Die  Inca's  Hessen  den  Huancas  ihr  aus  einem  menschlichen 
Idol  sprechendes  Orakel,  verboten  aber  die  Verehrung  der  Thiere 
und  Hunde,  und  die  früher  aus  dessen  Knochen  verfertigten 
Trompeten  mussten  dann  aus  denen  des  Wildes  hergestellt  wer- 
den. Ebenso  wurde  bei  Besiegung  der  Chunchus  durch  Pacha- 
cutec  die  Verehrung  des  Tiegers  verboten. 

Wie  in  den  Zügen  der  Chancas  (bis  Muyu-pampa  oder  Moya- 
bamba),  findet  sich  bereits  vor  ihnen  in  denen  derHatunmurunas  oder 
Atumurunas  (Muru-muru's  oder  Muyu-muyu's)  die  Verknüpfung 
der  Monumente  Tia-Huanuco's  mit  denen  Huanuco's,  sowie  der 
Zwischenstationen  bei  Guamanga  und  Xauxa.  Nach  Herrera 
wurden  beim  Glauben  an  Unsterblichkeit  Mysterien  in  unterirdi- 
schen Gewölben  gefeiert  und  Raimondi  fand  labyrinthische  Gänge 
in  den  Unterbauten  der  Architecturreste  bei  Chavin.  Nach  Garcia 
war  es  auf  der  Lehre  von  der  Unsterblichkeit  begründet,  dass 
sich  die  Vornehmen  im  Tempel  Pachacamac's  begraben  Hessen 
(mit  ihrer  Lieblingsfrau,  ihrem  Schmuck  und  ihren  Waffen),  da- 
mit die  Seele  bei  der  Gottheit  ausruhe. 

In  hac  optimatum  quorunque  defunctorum  corpora,  ut  ipsius 
numini  consecrentur,  animaeque  delictis  expiatae  in  optatis  gau- 
diis  conquiescant,  humantur,  bemerkt  Apollonius  beim  Tempel 
Pagacama's  (in  Peru).  Creian  la  immortalidad  del  alma  (in  Ge- 
wölben begrabend)  die  (über  die  Cbnchicos  herrschenden)  Huanucos. 
(Herrera.) 

Unter  Manco  Pirhua  II  kamen  (von  den  Barbären  der  Grenze 
bedrängt)  die  Hirtenvölker  der  Atumurunas,  durch  welche,  die 
Monumente  Tiahuanuco's  erbaut  waren,  nach  Peru,  um  Land  zur 
friedlichen  Ansiedlung  bittend,  worauf  sie  durch  Manco  Capac  in 
Guamanga^)  angesiedelt  wurden  (vgl.  Montesinos)  und  bis  Hua- 
nuco,  auch  wohl  bis  Huamanchuco,  wo  zur  Zeit  der  Inca  ein  als 
heilig  und  weise  geehrtes  Geschlecht  über  ein  in  barbarischen 
Sitten  verharrendes  Volk  herrschte,  und  gern  (s.  Garcilasso)  den 
Freundschaftsbund  mit  den  aus  Cuzco  sich  nähernden  CiviHsato- 
ren  schloss.  In  Huamanchuco  hatte  sich  der  Cultus  Atau's  in 
Atanguju  erhalten  (wie  sonst  Ati). 


1)  Garcia  erklärt  die  Gebäude  am  Rio  Vinaque  (bei  Guamanga)  von  denen  der 
Inca  verschieden,  porque  los  de  los  Ingas  son  largos  y  aquellos  quadrados.  Die  Soras 
und  Lucanes  (in  Guamanga)  wurden  durch    Inga  Yupangui  unterworfen  (s.  Herrera). 


54 

Muru-muru  (muru,  mancha  de  color)  gehörte  mit  Poco-ata, 
Macha,  Caracara  und  östlich  bis  Tacapri  oder  Tapacari  (vom  Rio 
Cochapampu's  oder  Cochabamba's  durchflössen)  zu  den  zwischen 
Cari  und  Chipana  streitigen  Ländern.  Cieza  nennt  jenseits  Paria 
(mit  Caponota)  am  Aullaga-See  die  Orte  Pocoata,  jNIacha,  Cöra- 
cora,  Moromoro,  und  als  zu  Chuquisaca  der  (gleich  den  Carangue 
kriegerischen)  Charcas^)  gehörig,  die  Orte  Totora,  Tapacari, 
Sipesipe,  Cochabamba,  Carangues  (oder  Caranques),  Quillanca, 
Chayanta,  Chaqui,  Chichas  (Chinchas  oder  Ccichas)  bis  Tuquma 
(Tucuman).  Mit  den  Chica  (Chicha)  bei  Potosi  grenzen  die  Tucu- 
manes  mit  Juries  und  Diaguites.  Juriae  et  Diagutae  populi  (in 
Tucuman)  pastores  sunt  ovium  (die  Lamas  der  Murumuru).  Die 
Bewohner  von  Quimnihil  (pars  gentis  Diaguitarum)  abundant 
pecoribus  Americanis  (de  Laet).  Die  (mit  den  Tucumanes  gren- 
zenden) Chica  oder  Chicha  besassen  eine  grosse  Zahl  „ovium 
Peruvianarum"  (b.  Potosi). 

Herrera  rechnet  zu  den  Charcas  die  Orte  Totora,  Topa,  Cari, 
Sipesipe  und  Cochabamba,  sowie  zu  den  Carangues  die  Quillunca, 
Chayanta,  Chaqui  und  Chichas. 

Die  Quillasenca  oder  Eisennasen  (zwischen  Quitu  und  Pasto) 
trugen  in  der  Nase  über  die  Lippen  fallenden  Schmuck  (bei 
Garcilasso)  und  ebenso  fiel  (nach  Herrera)  der  Nasenschmuck 
über  den  Mund  bei  den  (Cheriiios  benachbarten)  Indianern  in 
Perico,  die  zur  Begrüssung  dem  Häuptling  nach  dem  Anrufen 
den  Rücken  drehten  und  sich  von  ihm  anblasen  Hessen.  Am 
Flusse  Chuquimayo  (unter  den  Cherichipe)  wurde  der  Häuptling 
oder  Mocha  durch  Belecken  der  Hand  verehrt.  Die  Bezeichnung 
der  zweifarbigen  oder  bunten  Lama  (s.  Garcilasso)  kann  auf  Ein- 
führung derselben  in  den  Heerden  der  Atu-Murunas  (Muru-muru) 
zu  beziehen  sein. 

Nach  Alcedo  wurde  das  Land  Muyu-muyu  (südlich  von 
Cuzco  und  Charcas)  vom  Inca  Roca  erobert,  Muyu-pampa  durch 
Tupac-Inca-Yupanqui,  der  nach  Besiegung  der  Huaca- chucrus 
bis  Llauantu  in  Chacha  oder  Chachapoyas  vorgedrungen  war. 
Die  Mures  grenzten  an  die  Moxos.  Mossi  erklärt  Muyuni,  als 
„andar  a  la  redonda"  (muyu,  circulo)  in  Quichua,  so  dass  sich  die 
Muyu-muyu  als  Wander volk  ergeben  könnten. 


1)  Die  Chancas  berührten  sich  mit  den  Carangas  an  den  Vilcanotabergen  als  Nach- 
barn der  Charcas  am  Südende  des  Titicaca  oder  Quillacas. 


ATUN-COLLA.  55 

Als  Inca  Roca  auf  dem  Feldzuge  in  Collasuyu  zu  den  Chun- 
curi,  Pucuna  und  IMuyu-muyu  (diesseits  der  Charquas  in  Chuqui- 
saca)  gelangte,  unterwarfen  sie  sich  ihm  auf  Rath  der  Alten  (die 
die  Kriegslust  der  Jüngeren  beschwichtigten)  und  proclamirten 
den  Sohn  der  Sonne  als  Sapa-Inca  oder  Alleinherrscher  (s.  Gar- 
cilasso)  gewissermassen  als  Nachfolger  und  Erben  der  Zapana- 
Fürsten,  die  im  Sonnengeschlecht  Collao's  geherrscht. 

In  Alontesinos  Berichterstattung  wurden  die  von  Arica  durch 
Collao  nach  Cuzco  gelangten  Fremden  von  i\Ianco-Capac  als 
friedliche  Landbauer  angesiedelt  und  die  aus  ihnen  in  die  Dienste 
des  Inca  Eintretenden  Atumurunas  genannt.  Die  aus  den  Andes- 
ländern  Eingefallenen  unterwarfen  sich  freiwillig  Huilca-Nota- 
Amauta,  der  die  von  Tucuman  aus  Vorgedrungenen  mit  Waffen- 
gewalt zurückgeworfen  hatte. 

Während  der  Regierung  Manco-Capac  II  waren  die  Einfälle 
aus  Tucuman  bis  zu  den  Chichas  ausgedehnt.  Titu  Yupanqui- 
Fachacuti  fiel  gegen  die  Barbaren  und  wurde  in  Tambo-toco  bei- 
^•esetzt,  wo  ihm  sein  Sohn  Titu  folgte. 

Nach    Balbao    residirte  Manco  -  Capac    in    Matagua    vor    der . 
Gründung    Cuzco's.      Bei   Jauja    fand    sich    Matahuasi    und    beim 
Pilcomaya    die    Mataguayos    (unter    dem    Häuptling    Nao).      Auf 
dem  Hügel  Matahua  (bei  Cuzco)  wurde  das    für  Huana-cauri  be- 
stimmte Opfer  geschoren. 

Nach  Molina  waren  die  Inca  aus  dem  als  Huaca  verehrten 
Hügel  Huanacauri  von  Tampu  ausgezogen.  Die  Yngas  befahlen 
die  Verehrung  des  Aynanacauri,  „de  quien  decian  los  Yngas 
que  descendian" ^)  (1571). 

Die  bei  der  Herkunft  aus  dem  Titicaca-See  als  ursprünglich 
angenommenen  Beziehungen  zum  Collao  werden  dann  auch  wie- 
der erst  nachträglich  eingeleitet.  Unter  Viracocha  (der  nach  der 
Ermordung  Yupanqui's  zum  König  erwählt  war)  erbaten  seinen 
Schiedsrichterspruch  die  Fürsten  Capanac  von  Atuncolla  und 
Cari  von  Chucuyto,  und  als  derselbe  zu  Gunsten  des  letzteren 
gegeben,  besiegte  dieser  (mit Hülfe  des  Inca)  den  sich  nicht  fügenden 
Capanac,  und  führte  die  Tochter  Viracocha's  als  Gemahlin  heim  (s. 
Brullius).  Nach  anderer  Version  dagegen  wurde  die  Ehe  verweigert. 


1)  Neben  der  Sonne  Apangacama  (el  Sol  Apangacama)  und  andern  (hijos  del 
Viracoclia)  wurde  (unter  den  übrigen  Alquacal)  Guanacenti  (que  era  del  linaje  de  los 
Yngas)  verehrt. 


56  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Die  von  Tecsi-Viracocha  ausgesandten  Söhne  Ymaymana 
und  Tocapo  ^)  (s.  Molina)  treten  jüngeren  Gottheiten  gegenüber 
in  die  dämonische  Form  der  antiquirten  zurück,  wie  bei  der  Thei- 
lung  in  Tiahuanuco  der  mit  Manco-Capac  (Pirahua  und  Colla)  gleich- 
berechtigte Tocay  seinen  Antheil  im  Osten  empfängt ,  wogegen 
später  Tocay-Capac  als  Götzendiener  (s.  Santa-Cruz)  von  Manco- 
Capac  bekämpft  wird.  In  Guamachuco  fanden  Yamaguanca  und 
Yamoguanca  in  bewaifneten  Bildern  ihre  Verehrung,  während  die 
•als  Yananamca  (und  mit  dem  auf  Colla  weisenden  Zusatz  Inta- 
namca)  bezeichneten  Huacas  (Yananamca  Intanamca)  vor  Huall- 
lola  Caruincho  flüchten  mussten  (wie  dieser  später  vor  Pariacaca\ 

Damals,  erzählt  die  Sage,  wurde  der  in  dem  Federhause 
Huarochiri's  lebende  Reiche  als  Fürst  geehrt,  und  die  Lama 
seiner  Heerden  kamen  bereits  mit  bunter  Wolle,  roth,  blau  oder 
gelb  zur  Welt,  so  dass  die  Arbeit  des  Färbens  gespart  war,  ähn- 
lich wie  während  des  goldenen  Zeitalters  in  Tollan  (unter  Quetza- 
Icoatl's  Regierung)  die  Baumwolle^)  in  bereits  bunt  gefärbten 
Fäden  wuchs.  Damals  lag  also  noch  kein  Bedürfniss  vor,  (wie 
später  in  Guamachuco),  dem  Götzen  Guispeguanagai  beim  Färben 
der  Zeuge  zu  opfern,  damit  die  Farbe  gut  herauskäme. 

Von  dem  mythischen  IManco-Capac  (an  die  Manes  oder  Mani 
Asiens  und  Afrika's  in  der  alten  Welt  anzuschliessen)  abgesehen, 
ist  Sinchi-Roca  oder  nach  Annahme  des  neuen  Titels  Inga-Roca 
(und  derselbe  bei  einigen  der  Berichterstatter  mit  diesem  ver- 
wechselt), als  der  Gründer,  oder  doch  als  der  Wiederhersteller  der 
letzten  Dynastie  in  Cuzco  anzusehen,  und  (nach  Sahuaraura)  ist 
es  sein  Stamm  der  die  Bezeichnung  Chima-Panaca  ^)  führte,  nicht. 


1)  In  Tocapo  Viracocha  wird  Tocapo  (b.  Molina)  als  Bildner  erklärt.  Virliu  signi- 
fica  estar  estado  en  donde  la  particula  senala  (Virhuuacuni,  en  el  campo)  etc.  (Lagunas), 
so  dass  Viracocha  als  ein  Meergeborener  sich    ergeben  würde  (statt  Meeresschaum). 

2)  Zur  Anfertigung  gestreiften  Zeuges  pflanzt  der- Chiquito  eine  Furche  weisser, 
und  eine  andere  gelber  Baumwolle  und  fügte  für  blau  eine  Indigo's  hinzu,  * 

3)  Mango     Capac    Inga  war  vom  Stamm  (Ayllo)  Chima  Panaca  Ayllo. 
Sicheroca  „        „         „  „  „        Piauragua  „ 


Lloquco  Vanque  „ 

Mayta  Copa  ,, 

Capac  Yupanque  „ 

Inga  Rupa  ,, 

Yaguar  Guac  ,, 

Viracocha  „ 

Pachacoti  ,, 


Uzcamajta 

Apomayta 

Aguanin 

Vica  Cupa 

Aoca 

Cococ  Panaca 

Hatren 


GESCHLFXHTER.  57 

wie  Garcilasso  meint,  der  Manco-Capac's,  dessen  Capac-cuna^)  zum 
Ayllo  Raurahua  (Raurava-Panaca  des  Sinchi  Roca)  gehörte.  Da- 
gegen wird  als  Stamm  des  Tupac  Inca  Yupanque  der  Ccapac- 
Ayllu  genannt  und  Betanzos  erklärt  Yupangui  als  den  Familien- 
namen der  Inca,  während  (nach  Garcilasso)  wieder  Lloque  Yupan- 
gui als  Kind  der  Sonne  vergöttert  wurde.  Nach  Acosta  wurde 
es  seit  Yupangui  Sitte,  dass  sich  die  Inca  mit  ihrer  Schwester 
(als  Coya)  vermählten.  Viracocha's  Stamm  war  Socso-Panaca 
oder  (als  Pachacutek)  Inca-Panac  (s.  Acosta)  und  er  wurde  in  dem 
(der  Erscheinung  in  Chita  errichteten)  Tempel  von  Riaache  als 
der  Sieger  über  die  aus  dem  See  Soclo-cacha  hervorgekommenen 
Chancas  gefeiert,  deren  Aufstände  ihren  Namen  Auca  in  dem  auch 
in  Chili  und  Araucanien  gebräuchlichen  Sinne  ausdeuteten,  unter 
Hinweis  auf  jenen  Ayar-Auca-Topa,  der  als  der  empörungssüch- 
tiger Krieger  durch  die  friedlichen  Repräsentanten  des  Ackerbau- 
standes in  einer  Höhle  eingekerkert  wird  (durch  Tambo-Chacay 
in  Paucartambo)  oder  versteinert  (s.  Montesinos)  durch  Felsensturz. 
Die  in  der  Legende  angedeutete  Kastenscheidung,  wenn  Chaki 
als  Hirte  zugezogen  wird  (und  Manco  dem  Priesterstande  ver- 
bleibt), findet  sich  ausserdem  symbolisirt  in  den  drei  Eiern,  die 
vom  Himmel  gefallen  (s.  Avendano),  sich  ihrem  Werthe  nach  un- 
terscheiden als  von  Gold,  von  Silber  und  von  Kupfer.  Aehnlich 
kommt  bei  Huacho  und  Begueta  die  Erscheinung  von  Eiern  der 
Sonne  vor,  und  aus  dem  goldenen  kommen  die  Curacas  her,  aus 
dem  silbernen  die  Untergebenen. 

Dann  wieder  wird  Pariacaca")  mit  seinen  Falkenbrüdern  aus 


Topa  Inga  Yupangui  Inga  war  vom  Stamm  (Ayllo)  Capac  Ayllo 

Guayna  Capac  „        „         „  „  „         Tome  Bamba    „ 

Bei  Herrera  gründete  Sinclii-Roca  das  Geschlecht  Vizaquerao,  Lloque  Yupangui 
das  Geschlecht  Aocaylli  Panaca.  Nach  der  Hinrichtung  Atabalipa's  Hess  Pizarro  seinen 
Bruder  Tubaliba  mit  der  Borla  schmücken,  als  Herrscher  (s.  Xeres). 

1)  Cuna,  das  Zeichen  der  Mehrheit  in  Choco,  bei  Cuna,  Cunacana  und  sonst 
Puna  heisst  „Frauen"  in  der  Sprache  der  Bayanos  bei  Chepo  (wie  Cari-punas  u.  s.  w.). 

2)  Auf  dem  Berge  Condorcoto  (zwischen  Huarochiri  und  Chorrillo)  erschienen  neben 
der  Wohnung  Huathiacuri's  (Sohn  Pariacaca's)  fünf  Eier  (in  deren  einem  Pariacaca  ein- 
geschlossen war)  zu  der  königlosen  Zeit  Purunpacha  (wo  der  Reichste  und  Tapferste 
zum  Fürsten  gewählt  wurde).  Bei  der  Krankheit  des  als  Gott  geltenden  Reichen  in 
Anchicocha  (dessen  bunte  Lama's  die  Wolle  ohne  Färbung  zum  Weben  lieferten)  hörte 
Huathiacuri  (auf  dem  Wege  zur  See)  die  Ursache  der  Krankheit  (in  Folge  des  Ehe- 
bruchs der  Frau,  der  ein  Saamenkorn  auf  den  Schoss  gefallen)  aus  der  Unterhaltung 
zweier  Füchse,  und  heilte  nach  dem  Tödten  der  beiden  Schlangen  auf  dem  Dach  und 


58  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

den  fünf  Eiern ^)  geboren,  die  bei  dem  Incahause  in  Huarochiri 
erscheinen  (s.  Avila) ,  und  dieser  mit  Coniraya  (Con-i-raya)  in  einer 
Linie  den  Küstenpropheten  eingereihte  Vater  Hathiacuri's  figurirt 
andererseits  (mit  Ayssa-vilca,  Chinchacocha,  Huallallu,  Chuqui- 
rocra)  unter  den  als  Huacas  verehrten  Häuptlingen  in  Vilcas- 
huaman,  die,  nebst  zweien  aus  den  Canares  (s.  Santa -Cruz)  von 
Pachacuti  Inga  Yupangui  zum  Bau  der  Festung  Sacsahuaman  nach 
Cuzco  gesandt  wurden. 

In  seinen  verschiedenen  Erscheinungen  und  Avataren  tritt 
Viracocha  bald  in  nähere  Beziehung  zum  Sonnengott,  als  Vater 
des  Inca- Viracocha,  bald  zu  Illaitici-Pirhua,  als  Pirhua- Viracocha 
in  Chita,  oder  zu  Pachacamac,  als  Tice-Viracocha  im  Tempel  zu 
Cacha  sowohl,  wie  in  denen  Copacabana's,  und  dann  zu  Con^), 
nicht  nur  als  Contici -Viracocha  Tihuanuco's,  sondern  auch  in  der 
bei  Acosta  aufbewahrten  Version,  welche  die  Züge  Con's  mit  denen 
seines  Sohnes  oder  Boten  (Con  Cacha)  mischt. 

Als  unter  dem  Beten  und  Klagen  des  Volkes,  unter  der  all- 
gemeinen Dunkelheit  (wie  in  den  historischen  Liedern  der  Quiche), 
die  Sonne  aus  dem  See  Titicaca  aufgegangen  war,  erschien  vom 
Süden  der  weisse  Prophetengreis")  Arnava  (der  Tice  Virachocha 


der  Kröte  unter  dem  Mühlstein,  die  Tochter  Chaupinaca  heirathend  und  mit  Hilfe  sei- 
nes "Vaters  (im  Ei  befragt),  seinen  Schwager  in  Wettstreit  besiegend  (s.  Avila).  —  Aus  dem 
auf  dem  Berge  Condorcoto  (mit  Einsetzen  des  Windes,  der  das  Haus  des  vergötterten 
Reichen  in  Anchicocha  zerstörte)  verschwundenen  Eiern  (deren  eins  Pariacaca  ein- 
schloss)  gingen  fünf  Falken  hervor,  die  sich  in  Wundermänner  verwandelten.  Als 
Pariacaca  auszog  des  Idol  Caruyuchu  Huayallo  (dem  Kinder  geopfert  wurden)  zu  be- 
kämpfen, zerstörte  er  durch  Hagelsturm  vom  Berge  Matro-coto  das  Dorf  Huarochiri 
(wo  man  ihn  in  seiner  Bettlertracht  verachtet  hatte),  nur  ein  Mädchen  (das  ihm  Chicha 
gegeben),  durch  seinen  Rath  das  Dorf  zu  verlassen,  bewahrend,  und  brachte  dann  durch 
Canäle  Wasser  zu  den  (verdorrenden)  Pflanzungen  von  Ayllu  Copara  (durch  die  Arbeit 
der  Thiere  unterstützt) ,  nachdem  ihm  das  Mädchen  Choque-suso  (später  als  Huaca  in 
Stein  verwandelt)  ihre  Liebe  versprochen  (s.  Avila). 

1)  In  Tezcuco  fand  sich  die  Sage  (der  Acolhuas),  dass  der  Vorfahr  der  Könige 
aus  einem  Ei  hervorgegangen ,  den  ein  Riesenadler  dort  auf  einen  in  der  Mitte  des 
Marktes  stehenden  Baum  gelegt.  Bei  den  Birmanen  entsteht  die  Erde  aus  der  Scblamm- 
mischung  mit  dem  Koth  des  Riesenvogels,  der  auf  dem  aus  dem  Wasser  hervorragen- 
den Baum  genistet. 

2)  Akbal  oder  Chaos  (nach  Gavarrete)  bedeutet  im  alten  Quiche  (nach  Brasseur) 
vase,  marmite,  und  so  Con  (Comitl)  im  Mexicanischen  (s.  Chavencey). 

3)  Er  wird  als  hohen  Wuchses  beschrieben  (der  Viracocha  in  Guamachuco  als 
kahlköpfig),  wogegen  Santa  Cruz  von  dem  Tarapaca  oder  Tonapa  benannten  Prophe- 
ten als  langhaarigen  oder  dünnen  Greis  (gleich  Tonapa  Vichinquira)    redet,    Oliva   von 


PROPHETEN.  59 

der  Inca^),  der  in  Collao  unter  der  Bezeichnung  Tuapaca^)  Ver- 
ehrung empfing  (als  Anfang  der  Dinge  und  Vater  der  Sonne). 
Durch  seine  Tritte  flachten  sich  die  Berge  ab,  die  Thäler  wurden 
erweitert,  und  iNIenschen  und  Thiere  mit  den  Gaben  der  Schöpfung 
beschenkt. 

Nachdem  er,  die  Indianerstämme  civihsirend,  nach  Norden 
fortgezogen  war,  erschien  in  einer  späteren  Periode  sein  Nach- 
folger, ein  ihm  ähnlicher  Greis,  der  die  Kranken  heilte  und  den 
Blinden  das  Gesicht  zurückgab.  Als  ihn  die  Canas  (Canas)  zu 
steinigen  suchten,  rief  er  niederknieend  mit  den  zum  Himmel  er- 
hobenen Händen  Feuer  herab,  wodurch  (wie  bei  Manta)  die 
leichten  Tufsteine  ausgebrannt  verblieben,  er  löschte  es  aber,  als 
die  Sündigen  um  Erbarmen  flehten  (den  Tempel  in  Cacha  zurück- 
lassend), und  begab  sich  dann  an's  Meer,  um  auf  seinem  Mantel 
(als  Viracocha)  eingeschifft,  in  der  Ferne  zu  verschwinden,  wie 
(Quetzalcoatl  in  Alexiko  und)  Oliva's  Tarapaca,  dem  er  auch  in 
der  Krankenheilung  gleicht,  wie  Pachayachachi  in  der  Feuer- 
herabrufung.  Indem  hinzugefügt  wird,  dass  er  nach  der  Ein- 
setzung Alca-Vilca's  in  Cuzco  den  Weg  von  Cafiar  nach  der 
Küste  eingeschlagen,  geht  er  in  denjenigen  Viracocha  über,  der 
bei  Betanzos  bereits  den  Character  des  Schöpfers  annimmt  (nach 
dem  bekannten  Wandel  zwischen  dem  Propheten  und  seinem 
Gott).  Sein  Vorgänger  Arnava  empfing  auch  in  Xauxa  Ver- 
ehrung als  Tice -Viracocha.  In  Chile  wurde  (nach  Rosales)  von 
einem   bärtigen  j\Iann  geredet,    der    beschuht    zu    den  Vorfahren 


dem    in    Copacabana   getödteten   als    bärtigen,   wie    Sume    in   Brasilien,  der   Vorgänger 
Payetome's  (nacli  Warden). 

1)  Baiboa  erklärt  den  von  Ataliualpa  angenommenen  Titel  Ticci-Capac  als  Herr 
der  fernsten  Erdtheile  (oder  wohl:  höchster  Herr).  Bei  den  Yuracares  (denen  Sara- 
ruma  die  Kornpflanze  bringt)  ist  Tiri  Menschenschöpfer.  Am  Cap  Frio  stammen  die 
Menschen  (nach  der  Fluth)  von  Irin-Mage.  Nach  der  von  Montesinos  über  Ticci  ge- 
gebenen Erklärung  würde  Ticci  Viracocha,  als  der  ursprüngliche  (Ur- Viracocha)  den 
späteren  gegenüberstehen.  Als  die  eigentliche  Bedeutung  von  Ticsi  (im  Quechua)  wird 
gegeben:  der  Ursprung  oder  die  Grundlage,  und  so  (bei  Tschudi)  Ticsi  muyu  paccha 
übersetzt;  durch  die  ganze  Welt  (das  Weltall,  nämlich  das  Fundament  des  Erden- 
kreises). AVie  in  Chile  und  Colao  wurde  in  Hatuncanari  (in  Peru)  Tinirachoche  als 
Schöpfer  aller  Dinge  verehrt  (s.  Thevet). 

2)  Tucapacha,  der  Schöpfergott  der  Tarasker,  lebte  unsichtbar  im  Himmel  (s,  Sala- 
zar  y  Olarte).  Tucapacha  (in  Mechoacan)  wurde  durch  Aufblicken  zum  Himmel  an- 
gerufen, tenianle  por  hacedor  de  todas  las  cosas,  que  daba  la  vida  y  la  muerte,  los 
buenos  y  los  raalos  temporales  (Herrera). 


60  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

gekommen,  die  Kranken  heilte  und  regnen  Hess.  Als  bärtiger 
Weisser  (mit  i\Iacht  über  die  Elemente)  kam  aus  Osten  über  das 
Meer  Sume  (den  Ackerbau  lehrend  und  den  Mais  einführend) 
nach  Brasilien,  wo  er,  durch  Zurücktreten  der  Bäume  in  den 
"Wäldern  (während  die  wilden  Thiere  vor  ihm  niederlagen),  Wege 
öifnete  und  die  Waffen  der  Caboclos  (die  ihn  angriffen)  auf  diese 
zurückfallen  liess.  Dann  begab  er  sich  an  die  Ufer  des  Flusses 
und  liess  (als  er  fortgezogen  war)  die  Abdrücke  seiner  Fuss- 
spuren  an  den  Felsen  (Warden).  Nach  ihm  erschien  (als  Pro- 
phet) Paye-tome.  Bei  den  Guarais  wird  Sume  (Paye-Sume)  als 
Maire  Hamana  aufgeführt  (Meyr,  peregrino  barbado  vestido). 
Nach  Staden  lehrte  der  Prophet  Meire  Humane  bei  den  Tupi- 
nambas. 

Als  Kuru-rumany  oder  Männerschöpfer  (neben  Kulimina,  den 
Schöpfer  des  Weibes)  auf  die  Erde  zurückkehrend,  von  den 
gottlos  gewordenen  Menschen  verfolgt  wurde,  nahm  er  ihnen  das 
fortdauernde  Leben,  um  es  den  häutenden  Schlangen  zu  geben. 
Erde  und  Himmel  wurden  (nach  den  Toupinambas)  von  Monan 
(vieil  ou  ancien)  geschaffen,  aber  das  Meer  kam  erst  später  zur 
Belästigung  der  Menschen  hinzu,  unter  denen  dann  als  Prophet 
Maire-]\Ionan  (Maire  oder  Herr)  erschien   (Thevet). 

An  der  Küste  findet  sich  eine  locale  Prophetenreihe,  die 
ihrerseits  wieder  an  Con  angeschlossen  ist,  durch  Coniraya.  Gleich 
diesem  Aussätzigen  in  Bettlertracht  ^),   der  in  Huarochiri^)    durch 


1)  Am  Cap  Frio  schwängert  der  Prophet  ]Maire  Pochy  (schmutziger  und  hässlicher 
Gestalt)  durch  den  von  ihm  gefangenen  Fisch  die  Häuptlingstochter,  deren  Kind  den 
Vater  erkannte  (wie  in  Peru). 

2)  Als  das  Land  von  Huarochiri  noch  heissen  Klimas  (Yunca  oder  Ande) 
war,  und  die  Menschen  nach  dem  Tode  am  fünften  Tage  auflebten,  wurden  die 
als  Menschen  wandelnden  Huaca  (Yananamca  Intanamca)  durch  den  Huaca  Huallallo 
Caruincho,  der  Menschenopfer  forderte,  vertrieben  und  dieser  durch  den  Götzen 
Pariacaca,  der  nach  dem  Götzen  Coniraya  (Coniraya  Viracocha)  erschien  (s.  Avila). 
Während  Coniraya  (der  Schöpfer)  in  der  Bettlertracht  eines  Aussätzigen  das  Land 
durchwanderte,  die  Berge  und  Thäler  hebend,  liess  er  (den  Huacas  Streiche  spielend) 
von  einem  Baum  herab  in  Vogelform  eine  Lucma-Frucht  (aus  seinem  Samen  gebildet) 
in  den  Schoss  der  von  allen  Huaca  umworbenen  Jungfrau  Cavillacä  (die  am  Fusse 
des  Baumes  einen  Alantel  webte),  fallen,  und  wurde  bei  der  Versammlung  der  Huaca  in 
Anchicocha  (zwischen  Chorrillo  und  Huarochiri)  durch  das  zu  seinen  Füssen  kriechende 
Kind,  das  von  der  Jungfrau  geboren  war,  als  Vater  erkannt,  worauf  Cavillacä  (den 
Bettler  verabscheuend)  zum  Meere  floh,  und  obwohl  von  Coniraya,  der  sich  in  Gold- 
gewänder kleidete,  unter  Anrufungen  verfolgt,  nicht  umblickte,  so  dass  sie  mit  dem  Kinde 
im  Meer  in  die  Felsen  bei  Pachacamac  verwandelt  wurde,  und  dort  von  Urxayhuachac 


CONOPA.  6 1 

eine  Lucma- Frucht  Cavillaca  schwängert  (wie  es  ähnlich  der 
siamesischen  Prinzessin  geschieht),  erschien  ebenfalls  in  Bettler- 
tracht Pariacaca,  der  nach  der  Vertreibung  Caruyuchu  Huayallo's 
(Caruincho)  das  Dorf  Matrocoto  durch  Hagelwetter  zerstört.  Er 
war  in  einem  der  fünf  Eier  eingeschlossen  gewesen,  die  bei  dem 
Hause  Huathiacuri's  erschienen  (auf  dem  Berge  Condorcoto),  und 
in  Guamachuco  bricht  aus  den  durch  Cauptagan  mit  Verlust 
ihres  eigenen  Lebens  geborenen  Eiern  der  schreckliche  Gott 
Apo-Catequil  mit  seinem  Bruder  Piguerao  hervor,  um  nach 
Wiederbelebung  ihrer  Mutter  gemeinsam  mit  ihr  (als  Mariia-Cata- 
quil)  Verehrung  zu  empfangen.  In  Guamachuco  fand  sich  eine 
Bildsäule  des  kahlköpfigen  Propheten  Viracocha,  der  dort  durch 
die  Gottlosen  Verfolgung  erlitten  hatte.  Der  von  Tiahuanacu 
das  Land  durchziehende  Schöpfer  verwandelte  die  Aufständischen 
in  Stein,  zu  Tiahuanaco,  Pucara  (w^o  Feuer  vom  Himmel  fiel), 
zu  Xauxa  (mit  der  versteinerten  Huaca  Lluarivilca),  zu  Pachaca- 
mac,  Caxamarca  u.  s.  w.  (s.  Molina). 

Neben  den  Huaca  der  Dörfer  wurden  erblich  in  den  Fa- 
milien die  Conopa  verehrt,  und  es  werden  ausserdem  verschie- 
dene Conopa  aufgeführt,  als  Schützer  der  Feldfrüchte,  der  Kar- 
toffeln (durch  Conopa-Papas),  des  Mais  u.  s.  w.  Die  Erde  empfing 
ihre  Verehrung  als  Mutter,  da  sie  die  Neugeborenen,  die  (in 
Guamachuco)  auf  die  Erde  fallen  gelassen  wurden,  berührte,  w^es- 
halb  man  ihr  opferte,  um  Kräfte  zu  erlangen.  Beim  Tode  seines 
Vaters  begab  sich  Guascar  nach  seinem  Geburtsort  am  See 
Molina,  um  dort  zu  fasten  (Baiboa). 

Das  vornehmste  Heiligthum  Pachacamac's  stand  an  der  T<lüste, 
wo  noch  jetzt  seine  Ruinen  neben  denen  des  später  zugefügten 
Sonnentempels  erhalten  sind,  und  Montesinos  lässt  die  unter  der 
Regierung  Ayartaco  Cupo's  (des  kraushaarigen  Usurpators)  in 
Cuzco  am  Meeresstrande  anlangenden  Riesen  dort  einen  Tempel 
des  Pachacamac  ^)  erbauen,  der  später  zum  Reiche  der  Yunga  oder 
Chimus  von  Cajamarca  gehörte. 


oder  Urpihuachac  (Frau  Pachacamac's)  besucht,  von  deren  (eine  Schlange  hütenden)  Töchtern 
der  älteren  (während  die  jüngere  als  Vogel  entfloh)  von  Coniraya  (der  die  Thiere,  je  nach 
den  Nachrichten  gesegnet  oder  geflucht  hatte)  beigewohnt  wurde,  worauf  er  nach 
Huarochiri  zurückkehrte. 

1)  Pacha   (Zeit)   bezeichnet  die  Welt    in    ihrem   ztitlichen    Verlauf.     In  Polynesien 
wurde  die  Ewigkeit  als  Tuatau-ua-atu  (Zeit  fort  und  fort)  ausgedrückt  (s.  Gill). 


62  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Die  von  den  Curimancus  beherrschten  Yungas,  die  auch  das 
sprechende  Orakel  am  Rimac  besassen,  stellten  in  ihrem  dem  Pacha- 
camac  erbauten  Tempel  Bilder  von  Fischen  (wie  allgemein  von  den 
peruanischen  Seeanwohnern  verehrt)  und  Füchsen  oder  (nach  Cieza 
de  Leon)  einer  Füchsin  auf,  während  die  Inca  den  Gott  Pachacamac 
als  unsichtbaren  verehrten.  Die  Heiligkeit  des  Tempels,  der  nur 
rückwärtsgehend  betreten  werden  durfte,  wird  auch  von  Pizarro 
bemerkt,  sow4e  die  Versteckung  des  Hauptidols  in  dunkler  Nische 
und  die  Befragung  des  Hohenpriesters  in  oberster  Tempelterrasse. 
Auch  dem  Gotte  Uzorpillao  bei  Conacocha  (in  Guamachuco)  durfte 
sich  keiner  der  Pilger  nähern,  sondern  nur  der  Priester,  und  selbst 
dieser  würde  durch  den  Anblick  getödtet  sein,  wenn  er  nicht  vor- 
her gefastet  hätte.  Der  von  einer  Priesterin  bediente  Huaca  in 
Xampai  musste  mit  geschlossenen  Augen  verehrt  werden,  und  in 
anderen  Tempeln  verband  man  sich  die  Augen  oder  die  Frömmsten 
rissen  sie  sich  gar  aus.  Ebenso  war  es  bei  den  Peruanern  ver- 
boten, die  Sonne  anzusehen  und  Huayna  Capac  wurde  wegen 
solchen  Vergehens  vom  Hohenpriester  getadelt,  der  dadurch 
(s.  Garcilasso)  die  skeptische  Antwort  provozirte. 

Der  Zwiespalt  zwischen  Pachacamac,  der  vom  Süden  her  dem 
aus  dem  Norden  herabkommenden  Con  entgegentritt,  und  diesem 
als  seinen  Vater  bezeichneten  Gott,  den  er  gleich  einem  überlebten 
Uranos  oder  Kronos  beseitigt  (obwohl  als  Con-Cacha  den  Boten- 
character,  als  Propheten,  fortführend),  tritt  bereits  darin  hervor, 
dass  in  dem  nahe  benachbarten  Huarochiri  der  Fuchs,  weil  von 
Coniraya  mit  schlechtem  Geruch  behaftet,  verabscheut  wurde 
(s.  Avila),  wogegen  der  seiner  guten  Nachrichten  wegen  be- 
günstigte und  mit  langem  Leben  beschenkte  Condor  als  der 
Lieblingsvogel  Con's  für  heilig  galt. 

In  Guamachuco  w^urde  der  alte  König  Condor  verehrt  und 
seine  Leiche  unter  einem  Maishaufen  unverwes't  erhalten,  wie  die 
des  (gleich  Are  bei  den  Musos)  liegend  dargestellten  Quaayayp 
bei  den  (mit  Colimies  oder  Cochimies  grenzenden)  Pericues  in 
Unter-Californien,  die  (neben  Niparaya)  den  wilden  Wac  oder  Tu- 
paran  verehren.  Wie  die  Huacrochuais  Schlangen,  verehrten  die 
Chachapuyas  oder  Chachas  (mit  der  Festung  Cuntur-mosca)  den 
Condor  (in  Llavantes).  Als  die  Mijes  dem  gemeinsamen  Angriff 
der  zapotekischen  und  miztekischen  Könige  im  Bunde  mit  den 
Chiapas  erlagen,  verschwand  ihr  letzter  Fürst  Condoy  in  einer  Höhle, 
um  mit    seinen  Kriegern  nach  einem    fernen  Lande    fortzuziehen. 


SCHLANGEN.  63 

Die  Verehrung'  (in  Huarochiri)  des  Coniraya  Viracocha  er- 
streckte sich  längs  der  Küstenabhänge,  und  als  jüngerer  Prophet 
folgte  auf  ihn  Pariacaca.  In  Andahuaylas  wurden  die  verstorbenen 
Zauberer  als  Conopa's  oder  Huacanqui  verehrt  (s.  Arriaga^  und 
besonders  geformte  Steine  pflegte  man  als  Conopa  oder  Chancas  in 
das  Grab  mitzugeben ,  sowie  die  Canopen  überhaupt  zur  Bezeich- 
nung des  Hausgottes  dienten.  Die  Chancas  genannten  Corropaspes 
(in  Cuzco)  bestanden  in  Stein,  als  Penaten,  bemerkt  Oliva. 

Feindlich  tritt  der  menschenfressende  Riesenadler  am  Salto 
de  Aguirre  auf  (bei  den  Lamas),  bis  er  durch  den  Befreier  der 
Indianer  Saposon  getödtet  wird,  wie  der  menschenfressende  Adler 
der  Pimas  durch  Szeukha,  und  wieMieser  Riesenadler  an  der  Decke 
des  schlafenden  Erdpropheten  zerrt  (um  ihn  von  der  kommenden 
Fluth  zu  benachrichtigen),  wurde  in  Guamachuco  der  Priester 
Xulcamango  von  dem  Adler  verfolgt,  der  ihm  Nachts  die  Decke 
wegriss,  bis  er  sich  zum  Fasten  entschloss.  Auf  dem  Feldzuge 
Pachacuti's  in  Anti-suyu  tödtete  der  Adler  die  dämonische  Feuer- 
schlange Canacuay  (der  Cavinas). 

In  Guamachuco,  wo  (wie  in  Cuzco)  die  Häuser  der  Inca  Ma- 
lereien von  Schlangen^)  zeigten,  als  die  Wappen  der  alten  Könige, 
erschien  dem  Inca -Heere  unter  dem  Befehle  Chacochima's  die 
haarige  Riesenschlange  Uscaigua  mit  Glöckchen  am  Schwanz,  als 
Symbol  des  Reichthums,  sich  zum  Himmel  erhebend,  gleich  dem 
chinesischen  Drachen,  ein  Wiederspiel  der  gefiederten  Schlange 
in  Quetzcalcoatl. 

Die  Huacrachucus  verehrten  Schlangen,  die  an  die  Wände 
der  Tempel  gemalt  waren,  die  Chachapoiyas  oder  Chachai  dagegen 
den  Condor,  der  auch  in  Huarochiri  heilig  war,  weil  er  von  Con 
begünstigt  und  gesegnet,  während*  der  von  diesem  verfluchte  Fuchs 
(Atoc)  sein  Plätzchen  im  Tempel  Pachacamac's  gefunden  hatte 
und  ausserdem,  gleich  dem  Coyote  in  Nord -America,  im  Volks- 
märchen. 

Als  Volk  des  Con  ziehen  die  Puruhuas,  älter  als  die 
Quitus  (die  Vorgänger  der  Cara),  das  Hochgebirge  herauf,  und  im 
fernen  Süden  erhalten  sich  die  Purumaucas  am  Maule,  wo  sie   im 


^)  Die  Inca  nahmen  zuweilen  den  Namen  Amaru  (Schlange)  an,  para  dar  ä  enten- 
der,  que  se  distinguian  entre  los  hombres,  como  los  grandes  animales  entre  los  de  su 
especie  (Angelis).  Die  Volkssage  Hess  Atahualpa  in  Schlangengestalt  aus  dem  Gefäng- 
niss  Tomebamba's  entschlüpfen. 


64  •     DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Bunde  mit  Antallis,  Pincus  und  Caciquis  den  Siegeslauf  der  Inca 
hemmten. 

Leicht  einherschreitend  kam  der  als  knochenlos  nicht  greif- 
bare Con^)  aus  dem  Norden,  die  Thäler  hebend,  die  Berge  nie- 
drigend^),  und  die  Wege  kürzend.  Er  beglückte  die  von  ihm 
geschaffenen  Menschen  mit  einem  fruchtbaren  Erdreich,  verwan- 
delte aber  dann  dieses,  aus  Zorn  über  ihre  Sünden,  in  Sandwüsten, 
obwohl  er  aus  Mitleid  (s.  Gomara)  die  Elüsse  liess,  ähnlich,  wie 
Bochica,  nachdem  er  die  Menschen  durch  die  Oeffnung  in  Te- 
quendama  von  der  Fluth  befreit,  ihnen  doch  die  von  Chibchacum 
geschaffenen  Flüsse  Sopo  und  Tibito  Hess,  damit  sie  nicht  an 
Dürre  litten  (s.  Simon).  Bei  Petrus  Martyr  heisst  Con  ein  Sohn 
der  Sonne  und  des  Mondes,  und  ebenso  wird  Pachacamac  be- 
zeichnet, sonst  der  Sohn  des  als  unerschaffen  geltenden  Con  mit 
der  Unbestimmtheit  einer  ersten  Ursache  (wie  Chiminigagua  bei 
den  Chibchas).  Avila  spricht  von  Coniraya-Viracocha,  der  mit 
seinem  Bambusstabe  die  Abplattung  und  Erhebung  der  Berge 
bewirkt  habe.  Aus  dem  Norden  her  „vino  una  cierta  cosa  (y  11a- 
manle  asi  porque  dicen  no  tenia  nervios,  huesos,  ni  miembros  hu- 
manos)"  Menschen  schaffend  im  Lande  zu  Cuzco  (s.  Apolonio)  und 
die  früheren  Ebenen  zu  Bergen  erhebend,  sowie  Wege  öffnend. 
A  este  le  llamaban  Conn  ö  hijo  del  Sol  y  de  la  luna  (n.  Simon). 
Als  dann  aus  dem  Süden  der  mächtigere  Pagacamac  (Pachaca- 
mac) kam,  wurde  das  frühere  Menschengeschlecht  in  Thiere  ver- 
wandelt, in  Meerkatzen"),  Bären,  Löwen  (nach  Petrus  Martyr) 
oder   in  schwarze   Meerkatzen  (nach  Gomara)    und   ein  neues  ge- 


1)  Havestadt  erklärt  Con:  fidus  ainicu%  et  familiaris,  qui  illos  faciat  de  omnibus 
certiores,  et  ad  cujus  domum,  ubi  id  loci  pervenerint,  divertunt  et  ipsius  consili  om- 
nia  agunt  (im  Chilidugu)  und  Can,  als  amphora,  urna,  cantharus. 

2)  Durch  das  von  Monan  (dem  Alten)  herabgesandte  Feuer  (Tatta)  wird  (am  Cap 
Frio)  die  vorher  flache  Erde  zu  Bergen  und  Thälern  gewölbt  (n.  Thevct).  Wie  bei 
Caraiben  war  in  Tlascala  die  anfangs  flache  Erde  bekannt. 

3)  In  Mexico  wurden  die  Reste  des  durch  Sturm  untergegangenen  Menschen- 
geschlechts in  Aff"en  verwandelt.  Wie  die  Peruaner  (nach  Garcilasso)  meinten,  konnten 
die  Affen  reden,  halten  es  aber  vor  den  Spaniern  verborgen,  um  nicht  zum  Suchen 
von  Gold  und  Silber  gezwungen  zu  werden,  wie  sie  ähnlich  in  Afrika  durch  simulirte 
Stummheit  die  Arbeit  vermeiden.  Der  Spanier  Ilamanlos  (von  der  Aehnlichkeit  mit 
Negern)  Mandrugas  y  tambien  los  pueden  decir  jolofos  6  de  Guinea  (die  schwarzen 
Affen)  in  Bogota  (s.  Oviedo).  Stevenson  hörte  in  Riobomba,  dem  Sitz  der  Con's- 
Verehrer,  von  einem  traditionellen  Einfall  von  Affen  reden,  die  westlich  über  die 
Cordillere  gekommen. 


TICCI-VIRACOCHA.  -65 

schaffen.  Als  damals  unter  fünftägiger  Dunkelheit  die  Sonne 
verschwunden  war,  schlugen  die  Steine  zusammen,  die  Mörser 
und  Stösser  erhoben  sich,  wie  auch  die  Schaafe,  gegen  ihre 
Herren,  gegen  das  sündige  Menschengeschlecht  Con's  (in  Huaro- 
chiri),  um  seine  Vernichtung  zu  beschleunigen,  und  ebenso  geht 
bei  den  Quiche's  die  lebensunfähige  Generation  aus  Holz-  und 
Pllanzenwerk  unter  dem  Aufruhr  sämmtlicher  Naturgegenstände 
zu  Grunde. 

Aehnlich  einem  entthronten  Saturnus  tritt  Con  in  eine  unter- 
geordnete Stellung  zurück,  wie  Chibchacum  (Chibcha-con)  bei  den 
Chichas,  und  gleicht  darin  dem  als  knochenlosen  Fleischgespenst 
umherwallenden  Chayher,  der  unter  den  Aht  oder  Chin)  die  Seele 
der  natürlich  Gestorbenen  bei  sich  aufnimmt,  während  die  im 
Kampfe  Gefallenen  zum  glücklichen  Freudenlande  des  Schöpfers 
Quawteoht  einziehen. 

Obwohl  Schöpfer  (gleich  Con)  wird  Pachacamac  (bei  Gomara) 
zugleich  als  Sohn  der  Sonne  und  des  Mondes  bezeichnet.  Als 
dem  Sohne  Con's  wurde  Pachacamac  ein  Tempel  in  Uma  erbaut, 
und  unter  dem  im-  Tempel  Pachamac's  fastenden  Priestern  oder 
Cushipata  (s.  Vela^co)  war  der  Heiligste  als  Villac-Uma  mit  der 
Würde  des  Opferers  betraut.  Garcilasso  erklärt  Pacha,  als  das 
All,  der  Himmel,  die  Erde  und  der  Boden.  Nach  Herrera  wurden 
die  Orakel  im  Tempel  Pachacamac's  zur  Nachtzeit  erfragt  und 
gegeben.  Pachacamac,  der  Weltbeieber,  war  als  Pacharurac  Erd- 
erbauer (Feuergott). 

Der  Schöpfer  (Pachayachachi  oder  Tecsiviracocha)  von  Ti- 
huanaco  umherwandernd,  verwandelte  viele  der  ungehorsamen 
Stämme  (wie  in  Xauxa  den  Huaca  Huarivilca)  in.  Stein  (in  Pu- 
cara,  zwischen  Cuzco  und  Collao,  nachdem  Feuer  herabgefallen), 
und  sandte  dann  seinen  Sohn  Ymaymana-Viracocha  zur  Benamung 
durch  die  Berge  und  seinen  Sohn  Tocapo  Viracocha  längs  der 
Küste,  bis  sie  am  Meere  zusammentreffend,  zum  Himmel  aufstie- 
gen (Molina). 

Als  in  der  allgemeinen  Dunkelheit  bei  dem  Beten  und  Klagen 
des  Volkes  die  Sonne  aus  dem  See  Titicaca  hervorgegangen  war, 
erschien  im  Süden,  als  Tice-Viracocha  (Arnaua)  oder  (in  Collao) 
Tuapaca,  ein  ehrwürdiger  Weisser  (hohen  Körper's),  der  (als  An- 
fang der  Dinge  und  Vater  der  Sonne)  die  Berge  abflachte  und 
die  Thäler  erweiterte  (Menschen  und  Thiere  durch  seine  Schöpf- 
ungen begabend)  und  dann  nach  Norden  zog  (die  Indianer  civili- 

Bastian,  America.  t 


66  DIE    GESCHICHTE    PERu's. 

sirend).  Nach  einiger  Zeit  erschien  (als  Viracocha)  ein  dem  frü- 
heren ähnlicher  Greis  (die  Kranken  heilend  und  den  Blinden  das 
Sehlicht  gebend),  der  (als  ihn  die  Canas  zu  steinigen  suchten) 
niederkniete  und  mit  zum  Himmel  gehobenen  Händen  Feuer  her- 
abrief (wovon  die  leichten  Tuffsteine,  als  ausgebrannt,  verblieben), 
dann  aber  in's  Meer  ging  und  sich  auf  seinem  Mantel  einschiffte, 
worauf  ihm  in  Cacha  ein  Tempel  gebaut  wurde  (Acosta). 

In  Purunpacha  (Zeit  der  Wildheit)  kamen  von  jenseits  Potosi 
(in  4 — 5  Abtheilungen)  die  Nationen  Ttahuantinsuyu's,  und  nach- 
dem die  Dämone  (Hapi-nunos  oder  Hapi-nunus  Achacallas)  ge- 
flohen, erschien  ein  langhaarig  dünner  Greis  in  langem  Hemde, 
als  (Uicchaycamayoc  oder  Prediger)  Tarapaca  (Adler)  oder  (Pa- 
chaccan  oder  Uiracocharapachayachipachan)  Tonapa  (Thonapa 
Uiracocha  nipacachan),  herumreisend  und  die  Kranken  heilend. 
Bei  Apo-tampu  (Fürst  von  Paccari-tampu)  Hess  er  seinen  Stab 
(dessen  Einschnitte  zum  Bewahren  der  Gebote  diente)  und  nach- 
dem er  (das  Frauenbild  auf  dem  Hügel  Cacha-pucara  zerstört)  die 
(ihn  vertreibende  und  misshandelnde)  Stadt  Yamquerupa  (durch 
die  See  verschlungen)  verflucht  hatte,  wurde  ,er  in  Caravaya  (wo 
er  auf  den  Hügel  Carapucu  ein  Kreuz  getrageiji)  gefangen  gesetzt, 
aber  durch  die  Erscheinung  eines  schönen  Knaben  (von  der  ihn 
beschützenden  Frau  gesandt)  von  seinen  Fesseln  durch  Berührung 
befreit,  worauf  er  nebst  dem  Knaben  in  die  See  eintrat  (mit  sei- 
nem Mantel  darauf  schiffend).  Nach  zeitweisem  Verweilen  auf 
dem  Fels  Titicaca  begab  sich  Tonapa  nach  Tiyahuanacu  (die 
Tanzenden,  die  seinen  Lehren  nicht  lauschen  wollten,  in  Stein 
verwandelnd)  und  dann  zum  Fluss  Chacamarca,  wo  er  die  See 
erreichte.  Der  bei  Apu-Tampu  zurückgelassene  Stab  verwandele 
sich  bei  der  Geburt  dessen  Sohnes  Apu  Manco  Ccapac  (Inca)  in 
Gold,  als  Tupac-yauri  (Goldstange)  und  mit  seinen  sieben  Ge- 
schwistern, (die  zum  Theil  unterwegs  durch  eine  Huaca  in  Stein 
verwandelt  wurden)  begab  sich  Apu  Manco  Capac  unter  dem 
Schutze  des  Regenbogens  nach  Cuzco-pampa,  mit  seiner  Schwester 
Mama  Pella  vermählt  (Santa  Cruz  Pachacuti). 

Als  der  im  rothen  Mantel  und  violetten  Unterkleide  an  der 
Küste  (Peru's)  erscheinende  Bärtige  (der  statt  den  Dienst  der 
Sonne  und  des  Mondes  den  Pachacamac's  empfahl)  in  Hilvaya 
vor  seinen  Verfolgern  (die  mit  Stummheit  geschlagen  wurden) 
geflohen  war,  begab  er  sich  nach  Copacabana  (am  See  Titicaca), 
und   dort  wurde  nach  seiner  Tödtung  die  Leiche  auf  einen  Canoe 


TONAPA.  67 

eingeschifft,  das  für  eine  wüste  Insel  bestimmt  war,  aber  im  Wasser 
unterging  (Oliva). 

Die  Stadt  Yamquesupa,  aus  welcher  Thonapa  vertrieben  war, 
wurde  auf  seinen  Fluch  durch  Wasser  zerstört  (Salcamayhua), 
Bei  Tiahuanuco  (Tanahuacus)  erscheint  in  Oinasuyu  der  Prophet 
zwischen  Huaico  und  Carabuco,  später  als  St.  Bartholomäus  (s, 
Gomara)  und  sonst  St  Thomas  (wie  in  Indien).  Da  von  Thonapa 
die  Taufceremonie  erwähnt  wird,  könnte  sich  sein  Beiname 
Arnava  (Armava)  aus  arma  erklären,  das  im  Quechua  erklärt 
wird  (s.  Tschudi),  als:  baden,  benetzen,  mit  Wasser  übergiessen 
(und  so  taufen).  „Toyno,  ein  Frummen-Mann",  wird  aus  der  Sprache 
Hayti's  gegeben.  Ueber  die  Caraiben  am  Essequibo  herrschte 
(1810)  Mahanarva  (Maha- Arnava). 

Der  bärtige  Stabträger  Tonapa  Viracocha  Vipacachan^)  (ca- 
chan  oder  Bote)  wurde  Viracocharapacha-yachipachan  (Thonapa 
oder  Tarapaca)  oder  Pachaccan  (pachaca,  Diener  oder  Bevollmäch- 
tigte) genannt,  als  Prediger  (Vicchaycamayoc-cunacuycamayoc) 
oder  Uichaycamayoc  (der  nach  Oben  Hebende)  in  Ttahuantin-suyu. 
Bei  Santa-Cruz  wird  Tarapaca  als  Adler  erklärt.  Tonapa  zeugt 
die  Gründer  des  Sonnengeschlechts.  Bei  den  Chichimeken  galt 
die  Sonne  (Tonatiuh)  als  Gott. 

Als  der  ärmlich  dünne  Greis  Tonapa  Vihinquira  (der  blühende 
Spross)  in  Asillu  und  Hucuru  erschien,  flohen  die  Dämone  (Hapi- 
nuhus),  zu  den  Bergen  gebannt,  und  ebenso  in  Xauxa  vor  To- 
napa Varivillca,  oder  Huari-villca  (das  heilige  Haupt),  dessen  am 
Hügel  gelegene  Eremitenzelle  von  Capac  Yupangui  wieder  her- 
gestellt wurde.  Mit  Nunu  werden  die  Geister  (Dämone)  bezeich- 
net, mit  alli-nunu  die  guten  Geister,  und  die  bösen  durch  die  Ver- 
einigung: mana   alli-nunu. 

Obwohl  von  Con  gesagt  wird,  dass  er  die  Sonne  und  den 
Tag,  den  Mond,  die  Planeten  und  die  Sterne  geschaffen,  und  so 
als  Schöpfer,  der  Vater  der  Sonne  und  der  Sterne  heisst,  so  gilt 
er  doch  auch  wieder  für  den  Sohn  der  Sonne  (oder  der  Sonne 
und  des  Mondes). 

Als  Alles  noch  Nacht  war,  ohne  Licht  noch  Tag,  trat  aus  dem 
See  Collasuyu's  der  Herr  Con-Tici- Viracocha  hervor,  die  Sonne, 
den  Mond  und    die  Sterne  schaffend    (s.  Garcia),  und  die  Cosmo-^ 


1)  Bei  den  Tolucas  oder  Matlaltzincas  (Pirindas)  war  Nibunibi-neheta  die  Gottheit 
(nibana,  hocico). 

5* 


68  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

gonie  der  Chibchas  beginnt  mit  der  allgemeinen  Dunkelheit,  als 
das  Licht  noch  in  Chimininagagua  verschlossen  war.  Wie  dessen 
von  Bochica  nach  Con-Dinarmarca  gesandte  Propheten  sich  in 
Sogamoso  (neben  dem  Sagipa  oder  Zipa)  oder  Sogomoso  verkörpern, 
aus  einsiedlerischen  Höhlen  ihre  Lehren  verkündend,  so  zieht  sich 
Suganmossok  (der  Prophet  Con's)  in  die  Höhlen  des  Westens  am 
Meeresstrande  zurück  (s,  Zamorra)  und  als  Suakon  ^)  oder  Hukkon 
wurde  Con  an  der  Küste  (bei  Manta)  verehrt.  In  Con-ti  liegt  der 
Westen  (Contisuyu's)  ausgedrückt,  wie  in  Konkon  bei  Rimac. 
Nach  Apollonius  kam  vom  Norden  Sahacon  (Sahagun),  das  frucht- 
bare Land  in  Dürre  v^wandelnd,  und  verschwand  dann  bei  der 
Begegnung  mit  Pachacamac,  als  dem  Mächtigeren  weichend. 

In  Velasco's  Beschreibung  schifft  sich  Con  bei  Manta  ein,  in- 
dem er  sein  Gewand  über  das  Meer  ausbreitet,  und  am  Horizont 
den  Blicken  entschwindet,  wie  so  manch  anderer  Prophet  im 
nördlichen  und  südlichen  America. 

In  jener  Rolle  des  Heerführers  dagegen,  als  welcher  er  aus 
dem  aequatorialen  IMeere  die  Puruhuas  herabgeleitet  habe,  zieht 
sich  Con  mit  seinem  Volke  (s.  Garcia)  in  das  Meer"^)  zurück, 
während  im  Meere  durch  Pachacamac  das  Geschlecht  der  Chimu 
geschaffen  wurde.  In  den  Sagen  Huarochiri's  wieder  wird  die  vor 
Coniraya  zum  Meere  flüchtende  Jungfrau  Cavillaca  in  die  Felsen 
Pachacamac's  versteinert  neben  dem  Wohnsitz ")  Urxayhuachac's 
oder  Urpihuachac's,  der  Gemahlin  Pachacamac's,  so  dass  dadurch 
ein  Zeitraum  angedeutet  sein  würde,  in  welchen  die  Raubschiffe 
der  Chimus  noch  längs  der  Küste  umherkreuzten  und  gelegentlich 
Stationen  auf  den  Inseln  (gleich  Atau)  nahmen,  ehe  sie  sich 
dauernd  am  Strande  festsetzten.  Nach  Garcia  wurden  die  ersten 
Schiffe  der  Spanier  von  den  Bewohnern  von  Tumbez,  die  nur  an 
ihre  flachen  Flösse  gewöhnt  waren,  für  bewegliche  Felsen  gehal- 
ten, wie  die  Mexicaner  in  ihnen  die  Teocalli's  Quetzcalcoatrs  sahen. 


1)  In  Montesinos  Kriegsnamen  Lloquete-Sagamauta  (Sohn  des  Paullu-Jcar-Pirhua) 
wird  das  Epithel  ,,des  Weisen"  auf  die  Gelehrsamkeit  der  Amanta  zu  beziehen  sein, 

2)  So  erzählten    die     den    Schöpfer    von  Sonne,    Mond   und  Sternen   verehrenden 
Indianer,  welche  von  Cabe^a  de  Vaca  zwischen  Florida  und  Culiacan  angetroffen  wur- 

•  den,  dass  die  Hiramelsleute,  von  welchen  sie  Eisennägel  erhalten,  auf  den  Fluss  zurück- 
gekehrt, und  in  voller  Rüstung  mit  ihren  Lanzen  und  Schwertern  in  das  Meer  einge- 
treten, dann  aber  über  der  Sonne  gesehen  seien  (s.  Herrera). 

'•'>)  Brasseur   de  Bourbourg   giebt  (aus  der    alten  Sprache   Haiti's)   Con   als  Gottes- 
namen. 


PACHACAMAC.  69 

In  Chicora  (in  Carolina)  glaubte  man  in  den  Schiffen  der  Spanier 
einen  grossen  Fisch  zu  erkennen  (s.  Herrera).  Die  Eingeborenen 
Peru's  bedienten  sich  niedriger  Flösse  oder  der  aufgeblasenen 
Häute  aus  Seewölfen  (von  den  Changos  im  Süden  benutzt,  gleich 
den  Seehundsfellen  der  Changos  von  Huasco  bis  Cabya),  auf  denen 
(nach  Acosta)  Ica  und  Arica  von  Westen  her  nach  Arica  kamen. 
Der  Gegensatz  zwischen  den  Schöpfungen  Con's  und  der 
Pachacamac's  findet  sich  bei  der  von  Betanzos  erhaltenen  lieber- 
lieferung  in  der  doppelten  Schöpfung  Con-Tici-Viracocha's  ver- 
einigt. Nach  seiner  ersten  Schöpfung  von  Himmel  und  Erde 
deckte  noch  dunkle  Nacht  das  All,  und  in  ihr  (oder  vielleicht 
in  jenem  Halbdunkel,  das  die  Mythen  der  Quiche  bei  dem 
Reiche  Xibalba's  erwähnen)  herrschte  ein  mächtiger  Fürst,  der 
indess  durch  seinen  Abfall  vom  alten  Glauben  die  göttliche 
Strafe  auf  sich  herabrief,  als  zum  zweiten  Male  Con-Tici-Vira- 
cocha  (im  neuerer  Avatare)  mit  seinen  Begleitern  aus  der  Lagune 
*  Collasuyo's  hervorrauschte  und  das  sündhafte  Menschengeschlecht 
in  Stein  verwandelte.  Nachdem  sodann  von  Tiaguanaco  die 
Sonne  und  der  Tag,  der  Mond,  die  Planeten  und  die  Sterne  ge- 
schaffen w^aren,  die  sich  im  achten  Himmel  befinden  (s.  Garcia), 
wairden  die  Menschen  in  allen  jenen  Stellungen^)  und  Erscheinungs- 
weisen, die  sie  von  der  Geburt  bis  zum  Grabe  anzunehmen  haben, 
aus  Stein  gebildet"),  und  zwar  mit  den  unterscheidenden  Erkennt- 
nisszeichen der  verschiedenen  Provinzen,  in  denen  ihnen  ihre 
Ursprünge  angewiesen  waren.  Darauf  sandte  der  Gott  die  Fürsten 
und  Edlen  aus  dem  ihn  begleitenden  Heroengeschlecht  nach 
Osten  hin,  um  sich  in  die  einzelnen  Provinzen  zu  verth eilen,  und 
als  Jeder  derselben  in  der  ihm  angewiesenen  seinen  Sitz  aufge- 
schlagen, sprach  er  das  Schöpfungswort  der  Belebung,  und  so  wan- 
delten sich  überall  die  Steinformen  in  Menschen,  die  aus  ihren 
Ursprüngen,  den  Quellen,  Seen  und  Flüssen,  den  Flöhlen  und 
Hügeln  hervorquollen.  Durch  die  zwei  Begleiter,  die  Contici- 
Viracocha  bei  sich  zurückbehalten,  wurden  die  Bewohner  in  Con- 
desuyo  und  Andesuyo  zusammenberufen,  und  er  selbst  begab  sich 


1)  Nach  Alcobassa  waren  die  in  Tiguanuco  (im  Tempel  des  Schöpfers)  sichtbaren 
Steinfiguren  die,  weil  sie  einen  Vorübergehenden  steinigten,  in  Stein  verwandelten 
Menschen. 

2)  Nach  Lactantius  wurde  Prometheus  die  ]Menschenschöpfung  zugeschrieben,  weil 
er  zuerst  menschliche  Statuen  aus  Lehm  gebildet  (und  beweglich  gemacht).  Bei  den 
Quiche  wird  die  dritte  Generation  aus  Lehm  geformt. 


70  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

dann  nach  Cuzco,  auf  dem  Wege  die  Canas  von  Cacha  (wo  noch 
später  eine  Bildsäule  Viracocha's  zu  sehen  war)  für  ihren  frevel- 
haften Angriff  durch  herabgerufenes  Himmelsfeuer  ^),  (das  die 
Reiche  bei  Manta  vernichtet),  strafend,  aber  dann  dieses,  als  die 
Missethäter  Reue  zeigten,  durch  dreimaligen  Schlag  mit  seinem 
geweihten  Stabe  verlöschend.  Auf  der  Höhe  des  Tambo  de 
Urcos  (wo  eine  Statue  aufgerichtet  wurde),  versammelte  darauf 
Contici-Viracocha  die  Einwohner  Cuzco's  und  setzte  Alcauiva  (den 
Vorfahren  der  Inca),  als  ihren  Fürsten  ein.  Weitergehend  ge- 
langte der  Gott  nach  Puerto  viejo,  und  dort  betrat  er  mit  seinen 
(den  Tzendalen  Votan's  entsprechenden)  Begleitern  das  Meer, 
über  dessen  Wasserfläche  sie  fortschritten ,  bis  in  der  Ferne  den 
Blicken  entschwindend.  Wie  in  den  Landungen  der  Cara  spielt 
dieser  Hafen  auch  in  der  spanischen  Entdeckungsgeschichte  eine 
Rolle  wegen  seiner  geographischen  Lage.  Prima  est  et  Aequatori 
proxima  Portus  vetus  (Apollonius).  Bei  Puerto  viejo  beginnen 
die  Schwierigkeit  der  Küstenschifffahrt  nach  Süden  und  (nach 
Garcilasso)  rührt  daher  der  Name,  weil  die  Schiffer  trotz  ver- 
schiedener Versuche  zum  Vordringen  sich  immer  wieder  nach 
dem  alten  Hafen  zurückgeworfen  fanden.  Bei  Santa -Cruz  ist  es 
Mango-Capac,  der  den  Indianern  ihre  Pariscas  oder  Ursprünge 
(aus  Seen,  Felsen,  Quellen  u.  s.  w.)  zuweist,  und  aus  diesen  hei- 
ligen Localitäten  redeten  dann  die  Hapi-riunus  als  Dämone.  Die 
wie  die  Quechuas  und  Quiche's,  den  Chibchas  und  Nahuas  be- 
kannte Dunkelheit  des  Anfangs  (das  Po  der  Polynesier,  aus  deren 
Nacht  die  Urgötter  der  ersten  Ordnung  hervorgehen)  findet  sich 
auch  bei  den  Guaymi,  indem  (nach  Ufelder)  der  Schöpfer  Non- 
comala  in  dem  Dunkel  erschien,  unter  welchem  das  Volk  be- 
drückt und  bekümmert  war.  Die  schöne  Rubte  am  Plusse  Guaymi 
erblickend,  zeugte  er  mit  ihr  zwei  Söhne,  die  er  in  den  Himmel 
mit  sich  nehmend,  dort  als  Sonne  und  Mond  die  Erde  er- 
leuchten liess,  dann  aber  über  die  Gottlosigkeit  eines  undank- 
baren Menschengeschlechts  entzürnt,  dieses  vernichtete.  Einige 
Samen  indess  wurden  in  dem  Stammgott  der  Guaymi,  (als  Chib- 
chacum    bei   den  Myscas) ,    dem  Wolkenhügel,   bewahrt,   und  als 


1)  Die  Furcht  vor  dem  Himmelfeuer  wiederholt  sich  in  dem  glühenden  Schleuder- 
stein, durch  welchen  der  Inca  (Viracocha-Inca)  von  jenseits  des  Flusses  (Yucay)  die 
Häuser  auf  dem  andern  Ufer  anzündet ,  und  dadurch  die  Unterwerfung  (von  Caytamar- 
cac)  erwirkt  (Herrera). 


COPACABANA.  71 

denselben,  bei  späterer  Besänftigung  der  Gottheit,  wieder  ausgestreut 
werden  durften,  zeugten  sich  Menschen  und  Affen,  die  Erde  zu 
bevölkern. 

Ein  mit  einem  Mantel  bekleideter  Bärtiger  stieg  aus  dem 
Meer,  den  allmächtigen  Pachacamac  predigend,  (dessen  Sohn  von 
den  Menschen  getödtet  sei) ,  und  die  ihn  bei  Hilvaya  mit  Steinen 
Verfolgenden  durch  Stummheit  strafend.  Als  er  dann  später  in 
Copacabana  (am  Titicaca-See)  erschien,  wurde  er  (statt  der  Sonne 
geopfert  zu  werden)  heimlich  getödtet  und  seine  auf  einem  Canoe 
(für  die  Insel  des  See's)  eingeschiffte  Leiche  von  dem  "Wasser 
verschlungen  (nach  Catari). 

Nachdem  Monan  (der  Alte)  die  Erde  (mit  dem  Himmel)  geschaffen  und  die  Men- 
schen ihn  zu  verachten  begannen,  sandte  er  (zum  Himmel  steigend)  das  Feuer  Tatta, 
durch  welches  die  vorher  flache  Erde  in  Hügel  und  Thäler  geschieden  wurde,  indem 
er  nur  den  Menschen  Irin-Mage  zur  Rettung  in  den  Himmel  aufnahm,  und  dann  auf 
dessen  Bitten  (zur  Erlöschung  des  Feuers)  regnen  liess,  worauf  der  Fluss  Paranan  und 
dann  das  (vorher  nicht  existirende)  Meer  (bitter  durch  die  abgeschwemmten  Aschen) 
gebildet  wurde.  Von  Irin-Mange  (dem  Monan  eine  Frau  gab)  stammt  das  neue 
Menschengeschlecht,  und  aus  seiner  directen  Nachkommenschaft  der  Prophet  Maire- 
monan,  (nach  welchem  die  Europäer  als  Maire  oder  Herren  bezeichnet  werden),  der 
(da  er  die  früheren  Thierwandlungen  der  Menschen  durch  Monan  in  Erinnerung 
brachte)  im  Dorfe  Deteptan  bei  einer  Ehren  -  Ceremonie  (Itaouohgane)  verrätherisch 
verbrannt  wurde,  wobei  sein  Kopf  mit  dem  Knall  Toupan  barst  und  seitdem  in  den 
(aus  seinem  Gehirn  gebildeten)  "Wolken  der  Donner  des  Gewitters  rollt.  Dann  er- 
stand unter  seinen  Nachkommen  der  Prophet  (Page  oder  Caraibe)  Sommay,  von  dessen 
Söhnen  der  wilde  Asiconte,  aus  der  Schlacht  zurückkehrend ,  einen  Feindesarm  gegen 
die  Thür  des  Ackerbauers  Tamendonare  warf,  worauf  derselbe  (nachdem  sein  Dorf 
zum  Himmel  aufgeflogen  war)  durch  Stampfen  auf  den  Boden  die  Fluth  hervorrief. 
Zur  Rettung  bestieg  Tamendonare  den  Baum  Pindona  (mit  einer  Frau)  und  Ariconte 
(mit  einer  Frau)  den  Baum  Genipar  (durch  Herabwerfen  von  Fruchtschaalen  den  Ab- 
fluss  des  Wassers  prüfend).  Die  von  Tamendonare  stammenden  Tupinambas  oder 
Tonasseares  und  die  von  Ariconte  stammenden  Tominus  oder  Tonayatz-Hoyanas  sind 
einander  feindlich  gesinnt  (s.  Thevet).  Die  Tochter  des  Häuptlings,  dem  Maire  Pochy. 
(eine  Einkörperung  des  grossen  Monan)  als  Familiengeist  (in  hässlicher  und  schmutziger 
Gestalt)  diente ,  gebar  (durch  den  von  Pochy  gefangenen  Fisch  geschwängert)  einen 
Sohn,  der,  die  Bogen  der  übrigen  Häuptlinge  verweigernd,  den  Pochy's  annahm,  und 
als  er  so  diesen  für  seinen  Vater  erklärte,  mit  seiner  Mutter  (aus  Verachtung)  ver- 
bannt wurde,  aber  seinen  Verwandten  (zur  Zeit  einer  Hungersnoth)  von  den  dort  darauf 
Pochy  genannten  Früchten  brachte,  und  sie  zum  Besuche  einlud,  worauf  sie  durch 
Essen  der  Pflanzen  in  Thiere  (Stachelschweine,  Heuschrecken  u.  s.  w.)  verwandelt 
wurden.  Aus  seiner  Stein-Verwandlung  (zur  Trennung  von  Land  und  Meer)  ins  Leben  zu- 
rückkehrend, fungirte  Pochy's  Sohn  als  Maire  (den  Federkopfputz  erfindend),  und  als 
er  mit  seinem  Vater  Caroubsouz  (die  Sonne)  zum  Himmel  gezogen,  folgt  sein  Sohn 
Maire- Ata,  dessen  geschwängerte  Frau  auf  Anrathen  des  (den  Weg  zeigenden)  Sohnes 
in  Uterus  zu  wandern  begann  und,   nachdem  sie   durch  ihren  Wirth  Sarrigoys  Nachts 


72  DIE    GESCHICHTE    PERu's. 

mit  einem  zweiten  Sohn  geschwängert  war,  durch  den  Häuptling  Jarnare  gelödtet  und 
von  ihm  und  seinen  Leuten  verspeist  wurde.  Die  auf  einen  Misthaufen  geworfenen 
Embryonen  pflanzten  für  die  (sie  beim  Wurzelsuchen  findende  und  aufziehende)  Frau 
Früchte  auf  einer  Insel,  wohin  sie  die  Mörder  ihrer  Mutter  einluden ,  und  im  Canoe 
durch  das  aufgeregte  Meer  vernichteten.  Dann  ihren  Vater  Maire-Ata  suchend,  er- 
kannten sie  ihn  (auf  ihren  AVanderungen)  in  dem  am  Cap  Frio  durch  den  Dämon 
Houiousira  orakelnden  Propheten,  der  nach  den  auferlegten  Proben  den  legitimen  Sohn 
anerkannte  (s.  Thevct).  Der  Fasten  und  Kasteiungen  (mit  seinen  Begleitern)  übende 
Prophet  Maire  (am  Cap  Frio)  lehrte  die  Menschen,  qu'ils  se  monstroient  Angatouren, 
scavoir  bons  et  debonnaires,  et  gracieux  a  toutes  personnes,  sans  que  sa  grande  fa- 
miliarite  causait  aucun  prejudice  a  son  prochain,  und  dann  les  Cherripycouanes,  c'est 
ä  dire,  les  ames  estre  immortelles,  sans  passer  plus  autre  en  Testat  auquel  elles  sont, 
estans  sortis  de  leur  corps,  sowie  weiter  die  Unterscheidung  in  gute  und  schädliche 
Pflanzen  (mit  den  IMedicinwirkungen,  die  Enthaltung  von  gewissen  Thieren ,  da  z  B. 
das  Essen  plumper,  sie  auf  der  Jagd  träge  machen  würde),  Enthaltung  des  Ehemannes 
nach  der  Geburt  (mit  Schiessen  mit  kleinen  Pfeilen  für  die  Neugeborenen)  u.  s.  w. 
(s.  Thevet).  Nachdem  die  Brüder  Ariconte  und  Tamendonarc  durch  Ersteigen  von 
Bäumen  sich  aus  der  Fluth  gerettet,  zogen  sie  das  Feuer  aus  der  Tatta-ou  Pap  ge- 
nannten Stelle  auf  dem  Rücken  des  Thieres,  qu'ils  nomment  Ap  (Thevet).  Als  eine 
neue  Hungersnoth  (am  Cap  Frio)  die  von  ihrer  ^Mutter  zum  Kräutersuchen  ausgc- 
sandteo  Kinder  das  fremd  dort  angetroffene  Kind  (eine  Einkörperung  Maire-monan's) 
zum  Fortscheuchen  prügelten,  begannen  essbare  Wurzeln  vom  Himmel  zu  regnen, 
welche  die  Mutter  pflanzte  und  so  bewahrte  (Thevet).  Nach  dem  Tode  Maire-^Ionan's 
und  seiner  in  die  Sterne  Jachu  und  Tata  verwandelten  Gefährten,  befahl  die 
Sonne  (Caroubsouz)*den  übrigen  Sternen,  dass  sie  zur  Erinnerung  an  den  Propheten 
den  dessen  Fussspur  zeigenden  Stein  nach  dem  Cap  Frio  trügen,  wo  derselbe,  anfangs 
von  dem  Fabelthier  Moritolyf  (oder  Musup)  bewacht,  später  den  Menschen  zur  Hut 
übergeben  wurde.  Im  Besitz  des  Königs  (Morbischia  ouassoub)  von  Pinda  fand  sich 
der  eine  Fussspur  zeigende  Stein  des  grossen  Caraiben  oder  Propheten,  der  den  Ge- 
brauch des  Feuers  (Tata)  gelehrt  hatte,  sowie  das  Pflanzen  von  Wurzeln  (Thevet).  Am 
Cap  Frio,  wo  die  Propheten,  qu'ils  appellent  Caraibes  et  Pageez,  erschienen,  kämpften 
unter  der  von  den  Caraiben  oder  Canibalen  abgeleiteten  Bezeichnung  die  Toupinambas 
mit  den  (wilden)  Margageaz  (s.  Thevet). 

Während  (nach  Gomara)  Pizarra  an  Punta  Plelena  Statuen 
von  Giganten  fand,  eine  männhche  und  eine  weibHche  (nach  Za- 
rate)  und  sich  daran  die  einheimischen  Sagen  der  Brunnen  gra- 
benden Riesen  (die  in  glatten  Fahrzeugen  oder  im  Meere  watend, 
gefischt),  ^sowie  ihre,  nur  die  Knochen  als  Zeugen  lassende  Ver- 
nichtung durch  den  Himmelsknaben  anknüpfen  (während  Andere 
wieder  die  von  Huayna-Capac  vertilgten  Pachunsi  von  ihnen  ab- 
stammen lassen),  sollten  in  den  Gräbern  bei  den  Chincha  diminu- 
tive Knochen  von  Zwergen  ^)  gefunden  sein,  und  nach  Cieza  wurde 


1)  Die    Chiquitos    wurden    wegen    der    niedrigen   Hütten   ihrer    von    den   Spaniern 
verlassen    angetroffenen    Hütten    so     benannt.     Die     Carcanas   (am    Jurua)    galten    als 


CHINCHA.  73 

dieses  kleine  Vorgeschlecht  durch  die  in  die  Thäler  der  Küste 
eingewanderten  Chincha  ausgerottet.  Diese  Einwanderung  ge- 
schah (nach  Garcilasso)  unter  einem  Priesterkönig,  und  nach  der 
Ansiedelung  am  Meer  und  Erbauung  des  Tempels  von  Chin- 
chaycama  begannen  die  Feldzüg-e  nach  der  Sierra,  die  bis  zu  den 
CoUas  ausgedehnt  seien,  so  dass  sich  das  Cuzco  unter  Titu  Yu- 
panqui  bedrohende  Chicha  (oder  böse  Geschick)  als  Chincha  er- 
klären könnte  (im  Bunde  mit  südlichen  Chicha). . 

Beim  Vordringen  der  Inca  kam  dann  zuerst  Inca  Yupanqui 
mit  den  Chinchas  der  Küste  in  Berührung,  und  es  werden  Nieder- 
lagen der  Orejones  unter  dem  Feldherrn  Ccapoc  Ynca  Yupanqui 
erwähnt.  Nach  Herrera  erbauten  die  Indianer  von  Chilca  und 
Malca  (bei  Canete)  eine  Cuzco  genannte  Stadt,  als  sie  der  Inca 
am  Flusse  Guarco  besiegt  hatte,  und  sonst  wird  diese  Stadt,  als 
von  den  Inca  selbst,  und  wäre  sie  ihres  länger  dauernden  Feldzuges 
erbaut,  darg'estellt,  während  (nach  Garcilasso)  mit  dem  Namen 
und  der  Einrichtung  des  Kriegslagers  nach  'den  Plänen  der  Stadt 
Cuzco  genannt  gewesen.  Mit  seinem  Bruder  Capac -Yup*anqui 
und  seinem  Sohne  Inca  Yuquanqui  ins  Feld  ziehend,  bewog*  Inca 
Pachacutek  (von  Nanasca  aus),  die  Thäler  von  Yca  und  Pisco  zur 
friedlichen  Unterwerfung,  während  (unter  Herbeiziehung  von  Ver- 
stärkungen) mit  den  Yuncas  und  Chincha  längere  Kämpfe  ge- 
führt wurden,  bis  sie  sich  (nach  Zerstörung  der  Wasserleitungen) 
zur  Unterwerfung  entschlossen.  Nachdem  (mit  Hülfe  von  Flössen) 
der  König  Chuquimancu,  der  über  die  Thäler  Runahuanac  oder 
Lunahuanac,  Huarcu,  Malla  und  Chillca  herrschte,  besiegt  war, 
zogen  die  beiden  Inca  gegen  den  Curaca  (Häuptling)  Cuysmancu, 
der  über  die  Thäler  Pachacamac,  Rimac,  Chancay  und  Huaman 
(unter  dem  Titel  Hatun  Apu  oder  Grossherr)  herrschte,  und  mit 
den  (im  Tempel  des  Pachacamac,  nach  Abschaffung  der  blutigen 
Opfer  und  Idole,  verehrenden)  Incas  (die  er  nach  Cuzco  beglei- 
tete) den  Vertrag  abschliessend,  seinerseits  auch  die  Sonne  zu 
verehren  (und  ein  Flaus  der  Sonnenjungfrauen  neben  dem  Tempel 


Zwerg  e  (s.  Castelnau),  als  Cauanas.  Maldonado  traf  in  der  Montagne  von  Cuzco  ,,dos 
Pigmeos"  (Simeon).  In  Virginien  wohnten  (neben  riesigen  Sasqueshamekier)  die  zwerg- 
haften AVigcocomoci  (s.  de  Laet).  Die  zwerghafte  Form  polarer  Esquimo  und  Lappen 
(wie  auch  der  Pescherähs)  wiederholt  sich  äquatorial  in  den  Babongo  und  den  ihnen 
angeschlossenen  Ticki-Ticki,  denen  König  Gongo  (nach  Chaille -Long)  Munza  tribut- 
pflichtig ist.  Die  Chiquillanes  (in  der  Sierra  von  Payen)  wurden  von  den  Araucanern 
als  Lafra-Huentru-Ches  (klein  von  Gestalt)  bezeichnet. 


74  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

des  Pachacamac  bauend).  Neben  der  See  (als  Fisch)  oder  IMama- 
Cocha  (Mutter-See),  verehrten  die  das  Orakel  Camay  befragen- 
den Chincha  den  Schöpfergott  Chinchacamac  und  errichteten  ein 
Bild  desselben,  in  Nachahmung  des  von  ihren  Nachbarn  aufge- 
stellten Bildes  des  Pachacamac,  gleich  der  von  den  Inca  im  Geist 
verehrten  Gottheit,  deren  Cultus  dann  mit  dem  des  Fuchses  ver- 
bunden wurde,  sowie  der,  den  Yungas  dort  (und  am  Orakel  des 
Rimac)  heiligen,  Fische.  Nach  Xerez  fand  sich  neben  dem 
Tempel  in  Pachacamac,  zu  dem  die  Küste  bis  Catacamez  gehörte, 
auf  dem  Hügel  ein  Sonnenhaus  (das  die  Inca  zugefügt  hatten). 
Damals  (zu  Herrnando  Pizarro's  Zeit)  gebot  Chumbiauca  oder 
Tamviambea,  König  der  Chincha,  über  zehn  Vasallenfürsten, 
während  Taurichumbi  in  Pachacamac  herrschte  (die  Fürstin  Ca- 
pillana  in  Santa  Cruz).  In  Ocharan,  als  der  liuaca  von  Juliana, 
residirte  der  Cacique  Pacallas  zur  Zeit  der  Curys-mancu.  Chincha, 
wie  Alcedo  sagt,  heisst  die  von  Pachacutec  eroberte  Provinz 
Chunchasuyo  (Chinchasuyo,  zu  der  auch  Cerro  de  Pasco  gehörte) 
und  die  Chanchas  scheinen  die  Bewegung  der  Chinchas  von  den 
Huancas  bis  zu  dem  Verdrängen  der  Quechua  fortgepflanzt  zu 
haben.  Rivero  nennt  neben  den  Chinchas  an  der  Nordküste  und 
in  der  Provinz  der  Yauyos  (neben  Huarochiri)  die  Chinchas  im 
Departement  von  Junin.  Rückwanderungen  nach  der  Küste  wer- 
den erwähnt  von  den  vor  den  CoUas  fliehenden  Serranos,  die  sich 
bei  Arequipa  niederliessen,  während  andere  Einwanderer  aus  den 
Bergen  nach  Tumbez  und  Piura  kamen,  ebenso  die  verschieden- 
sprachigen Olmos  (mit  dem  Stamm  der  Tallanas  oder  Fallanas), 
und  als  der  Meeresstrich  übervölkert  war,  fanden  Einschiffungen 
auf  Flössen  statt,  um  eine  neue  Heimath  zu  suchen  (vielleicht  mit 
Zwischenstationen  in  Nicaragua  bis  Tehuantepec  und  den  Huari). 
Mexicanische  Beziehungen  (bei  Blas  Valera)  würden  sich  in  den 
mehrfachen  Namensformen  auf  Tepec  (Hügel  in  Nahuatl)  wie  Je- 
quetepeque  (bei  Pacasmayo)  finden  und  ähnliche. 

Das  Orakel  von  Rimac  erhielt  seinen  Namen  von  dem  reden- 
den Fluss  (gleich  dem  Apu-rimac),  wogegen  in  Pachacamac  der 
Hohepriester  auf  der  obersten  Terrasse  des  Tempels  befragt 
wurde. 

Als  durchgehender  Verehrungsgegenstand  an  der  Küste  der 
Yuncas  (von  Truxillo  bis  Tarapaca)  werden  die  Fische  genannt, 
und  in  Yca  ausserdem  im  besonderen  das  Meer,  als  Mama-Cocha. 
Auch    weigerten    sich    die    Strandbewohner    den  Sonnengott    der 


PIURA.  75 

Inca  anzunehmen,  da  das  Nahrung*  gebende  Meer  (Mama-cocha 
oder  mütterliche  See)  mehr  Ansprüche  auf  die  Dankbarkeit  der 
Fische  habe,  und  die  Sonne  in  ihrem  heissen  Lande  durch  ihre 
(in  der  kalten  Sierra  als  wohlthätig  gefühlte)  Strahlen  nur  be- 
lästige. Am  See  Tzintzinzan  wurde  Xaratanga  (Mutter  Mano- 
wara's)  als  Fischgöttin  verehrt. 

Peru  ^)  (Viru  oder  Piura)  oder  Biru  (Pyrhua's  oder  der  Piraos) 
woher  die  ganze  Küste  (nach  dem  Fluss  oder  Pelu)  benannt  sei, 
wird  von  Barcia  zwischen  dem  Pueblo  Quemado  (bei  Rio  San  Juan) 
und  Chinchama  (bei  Panama)  gesetzt.  Chame  oder  Chames  (el 
remate  de  la  lengua  de  Coyba)  lag  zwischen  Chiru  und  Panama 
(Herrera)  und  Cueba  erstreckte  sich  von  Comague  bis  Peruguete. 
Neben  dem  Coiba  wurde  das  Burica  und  das  Pariz  (nach  Oviedo) 
geredet.  Baiboa  hörte,  „jacere  insulam  littorum  margaritis  gran- 
dioribus  opimam,  cujus  regulus  potens  esset  ac  dives,  qui  hello 
saepe  littorales  regulos  infestaret,  Chiapen  et  Tumaccum  praeser- 
tim"  (s.  P.  Martyr).  Ehe  F.  Pizarro  seinen  Entdeckungszug  unter- 
nahm, der  zur  Besitznahme  Peru's  führte,  hatte  er  schon  Gaspar 
de  Morales  auf  seinen  Reisen  begleitet,  während  welcher  der  Ca- 
cique  Biru  oder  Biruquete  besucht  wurde.  Garcilasso  erklärt  Peru 
als  Pelu  (Fluss)  und  Feyjoo  ebenso  Viru  (aus  der  Sprache  der 
Chimu).  Bei  dem  Versuche  die  Insel  del  Gallo  zu  erreichen, 
kehrte  Pizarro  zweimal,  zur  Erholung,  nach  dem  Landstrich  Biru 
zurück.  BruUius  nennt  ,,Terram  Pelu  dictam,  quam  fluvius,  nomine 
Veru  irrigabat". 

Als  Pasqual  von  Andagoya  in  Panama,  wohin  die  Bevölke- 
rung aus  Antigua  übergesiedelt  war  (in  der  Landschaft  Cochama, 
die  er  vom  Golf  St.  Miguel* besucht)  hörte,  dass  an  den  Vollmonden 
dort  Canoes  aus  der  Landschaft  Biru  (zur  Beraubung  der  Fische- 
reien) anzukommen  pflegten,    begab    er    sich  (zur  Bestrafung  der 


1)  In  Chochamas  (mit  Cueva-Sprache)  hörte  Andagoya  (am  Golf  St.  Miguel),  como 
por  la  mar  venian  cierta  gente  en  canoas  a  hacerles  guerra  todas  las  lunas  llenas,  y 
tenian  tanto  miedo  de  aquella  gente  los  de  aquella  provincia,  que  no  osaban  ir  ä  la 
mar  a  pescar,  estos  eran  de  una  Provincia,  que  se  dice  Biru,  dondoe  corrompido  el 
nombre  se  llamö  Pirü.  Nach  diesem  Biru  zwischen  Cochama  und  San  Juan  (bei 
Buenaventura)  gelangend,  wurden  dort  den  Fluss  aufwärts  Festungen  angetroffen.  En 
este  provincia  supe  y  hübe  relacion  ansi  de  los  Senores  como  de  mercaderes  y  inter- 
pretes,  que  ellos  tenian,  de  toda  la  corta  de  todo  lo  que  despues  se  ha  visto  hasta  el 
Cuzco,  particularmente  de  cada  provincia  la  manera  y  gente  della  por  que  estos  alcan- 
zaban  por  via  de  mercaderia  mucha  tierra  (s.   Wavarrete). 


76  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Piraten)  nach  Biru  und  eroberte  dort  (aufwärts  am  P'luss)  eine 
Festung",  einem  Könige  gehörig",  dem  sieben  Fürsten  unterwürfig 
waren,  wie  ihm  die  als  Dolmetscher  dienenden  Kaufleute  mittheil- 
ten, sowie  Nachrichten  über  die  weitere  Küste  (bis  Cuzco)  1522 
(s.  Herrera)  einziehend. 

Oviedo  meint,  dass  der  auf  der  ihm  von  Almagro  (1526)  gegebe- 
nen Küstenkarte  des  Piloten  Ruyz  de  Estrada  und  Penate  diesseits 
des  Rio  de  St.  Juan  angesetzte  Fluss  Rio  de  Cartagena  dem  Rio 
del  Peru  entsprechen  würde,  (und  dann  bei  Gorgona  mit  den 
Flüssen  Patia  und  Mira  an  der  alten  und  neuen  Grenze  Peru's  zu- 
sarnmenfalle). 

Die  Häufigkeit  und  Ausdehnung  der  (im  Antillenmeer  genug- 
sam bekannten)  Küstenfahrten,  auch  im  Pacific,  geht  sowohl  aus 
der  maritimen  Einw^anderung  der  Huabi  im  Norden  (der  Erschei- 
nung Ouituani's  in  Mechoacan,  der  Seezüge  der  Tolteken  u.  s.  w.) 
hervor,  wie  aus  den  vielfachen  Anlandungen  an  der  peruanischen 
Küste,  beiEsmeraldas,  Manta,  Lambayeque,  Rimac,  Ica,  Arica  u.  s.w. 

Auch  Handelsschiffe  (wie  sie  im  atlantischen  Meere  vom  Cul- 
turlande  Yucatan  ^)  aus  Columbus  bereits  auf  der  ersten  Reise 
fand)  wurden  den  Spaniern  bald  im  Westen  ebenfalls  bekannt,  in- 
dem Bartolomeo  Ruyz,  von  der  Bay  San  Mateo  aus  nach  Coaque 
und  dann  westlich  schiffend,  auf  ein  Tumbez  angehöriges  Floss 
mit  Segeln")  (nach  Herrerei)  traf,  das  Schafwolle  führte,  sowie 
Frauen  und  Knaben,  Kunde  bringend  von  Cuzco  und  Guayna-ca- 
pac,  mit  welcher  er  von  Zalango  (zwischen  Cap  Francisco  und 
Rio  Santjago)  oder  Terapulla  zu  Pizarro  zurückkehrte.  Für  solchen 
Handelsverkehr  wurde  von  Tumbez  die  Küste  des  Choco  besucht. 
Ein  periodischer  Besuch  der  Guäno-Üiseln  (wohin  die  Bewohner 
von  FLuacho  ohnedem  durch  Seehunde  ihre  Todtenseelen  trans- 
portiren  liessen)  wird  für  Zwecke  des  Fischfangs  oder  Dungge- 
winnes (sowie  zur  Verehrung  des  Huaca,  als  Geber  des  Guano, 
mit  Lebensmittel  führenden  Barken)  mehrfach  erwähnt  und  eben- 
so wurde  die  ihrer  Heiligkeit  wegen  unberührte  Insel  St.  Clara") 
zum  Opfern  besucht  und  Pizarro  fand  dort  ein  Steinidol.     Derselbe 


1)  Die    mit    den    Untiefen    und    Klippen    der    Küste    vertrauten    Lootsen    heissen 
Corma  (in  Yucatan). 

2)  Am  Cabc   de  la  Vela  sah  man  una  grande  canoa  ö  piragua  de  Indios,  que  iba 
ä  la  vela  (Oviedo). 

'^)  Als  Huanga-Capac  an  die  Küste    gelangte,    opferten    die  Priester   von  Tumbez 
im  Tempel  der  Insel  Santa  Clara  (s.  Montesinos). 


SEEFAHRTEN.'  77 

stiess  dann  (dem  Weg  nach  Chincha  folgend)  auf  Kriegsflösse 
aus  Tumbez,  die  gegen  Puna  schifften,  und  erhielt  von  Einem  der 
Orejones  Mittheilungen  über  Guayanacapac  und  Quito  (ehe  er 
nach  dem  Vorwärtsgehen  bis  Santa,  umkehrte).  Nach  Acosta 
wurden  von  Yca  und  Arica  aus  auf  aufgeblasenen  Häuten  west- 
liche Inseln  besucht. 

Dass  die  Inca  Flotten  grosser  Schiffe  unterhalten,  wurde 
von  Peter  Martyr  berichtet. 

Comague's  Sohn^)  (in  Darien)  erzählte  den  Spaniern,  dass  auf 
der  Pacific-Küste  bei  ruhigem  Wetter  Schiffe  eines  grossen  Fürsten 
aus  dem  Süden ^)  anzukommen  pflegten  (s.  Petrus  Martyr),  wie 
auch  in  Tumaco  Handel  getrieben  wurde.  Die  Insel  Gallo  ent- 
hielt bei  der  Ankunft  der  Spanier  einheimische  Bewohner,  die 
sich  erst  vor  ihnen  auf  das  Festland  flüchteten.  In  Puerto  del 
Hambre  traf  Pizarro  fischende  Indianer,  und  so  weiterhin. 

Die  Inca  kommen  S.uf  ihren  Eroberungszügen  erst  später  an 
die  Küste,  —  der  Strich  zwischen  Arequipa  und  Tarma  wurde 
durch  Apu-Mayta  unter  Yahuarhuacac  (der  sich  dann  gegen  die 
Caranca,  Ullaca,  Llipi,  Chicha  und  Ampara  rüstete)  unterworfen 
—  doch  fand  sich  die  prophetische  Tradition,  dass  unter  Pacha- 
cuti-Inca  ein  Schiff  auf  der  See  gesehen  worden,  und  ein  in 
Cuzco  erscheinender  Jüngling  ein  Buch  überreicht  habe. 

Auf  dem  Feldzug  gegen  die  Ghanas  liess  Viracocha-Inca 
seine  Soldaten  im  Seekrieg  einüben.  Nach  Herrera  wurde  die 
Schiffahrt  auf  dem  Flusse  Guayaquili  von  den  Chonos  besorgt. 

Die  blutigen  Opfer,  die  an  der  Küste  gebräuchlich  waren 
(im  Norden  noch  zur  Zeit  der  Conquista)  bei  den  Caranques,  di^ 
das  (bei  den  Chancas  in  Andahuaylas  wie  in  Californien  für  un- 
sterblich geltende)  Herz  den  Idolen    darbrachten,    sowie    bei    den 


1)  Aus  seinen  Worten  ging  hervor  (nach  Herrera)  que  aquellas  gentes  y  los  del 
Darien,  tenian  mucha  noticia  de  las  gentes  y  riquezas  del  JPeru,  y  de  las  bahias  con 
que  navegaron  con  remos  y  velas.  „Porque  (fragten  die  Indianer)  no  sembraban  y 
cogian  sin  andar  tomando  los  bastimentos  agenos,  passando  tanto  trabajo  (Herrera)  am 
Puerto  de  la  Hambre,  wo  Pizarro  von  einem  mächtigen  König  in  den  Bergen  hörte 
und  que  otro  mas  poderoso  hijo  del  sol  habia  venido  de  milagro  quitarle  el  reino 
(Montesinos). 

2)  Von  Panama  (puerto  muy  conocido  para  los  reinos  del  Piru)  erstreckten  sich 
die  provincias  y  reinos  de  Chiribichi  hasta  dar  ä  los  reinos  grandes  del  Piru  (s. 
Torquemada),  Pizarro  begab  sich  von  Chinchama  (que  *  cerca  es  de  Panama)  nach 
Catacamez  (s.  Gomara).  Pizarro  traf  in  Tacamez  grosse  pueblos  con  sus  calles  y 
plazas. 


DIE    GESCHICHTE    PERU  S. 


Huancavillcas,  die  ausserdem  (gleich  den  Huancas  und  Xauxa) 
die  Haut  der  getödteten  Feinde  ausstopften  (wie  es  in  Antioquia 
vorkam  und  sonst),  wurden  von  dem  Inca  abgeschafft  und  Guay- 
nacapac  verbot  (nach  der  Empörung  Chimocappas  in  Truxillo) 
den  Küstenbewohnern  (s.  Zarate)  das  Tragen  von  Waffen.  Bei 
den  Huancavilcas  wurde  die  Zahnentstellung  als  eine  von  den 
Inca  aufgelegte  Strafe^)  gedeutet.  Auch  See-Expeditionen  wur- 
den unternommen  und  von  Inca  Yupanqui,  der  nach  der  Besie- 
gung Pillaguazu's  (Häuptling's  von  Quilacos)  Quito  erobert  habe, 
berichtet  Baiboa,  dass  er  die  Inseln  Haguachumbi  und  Ninachumbi 
ausplündern  liess,  und  zwar  von  Manta  aus,  nach  dessen  Unter- 
werfung Huaynacapac  (von  Coranque  aus)  gegen  die  Apichique, 
Pichunsi  u.  s.  w.,  bis  Saramissu  und  Passau  gezogen  war,  und 
bei  Manta  wird  neben  dem  Tempel  Umiria's  auf  dem  Festland, 
der  Sonnentempel  einer  Insel  erwähnt. 

Schon  vorher  war  eine  Flotte^)  ausgerüstet  worden  gegen 
den  Fürsten  Tumpalla  von  Puna,  der  (von  Chimu  aus)  während 
der  Eroberung  der  Thäler  von  Pacasmayo  bis  Tumpiz  (im  Bunde 
mit  den  Huancavillcas)  unternommen  wurde,  gegen  Huayna-Capac 
(Guaynacapal-Ynga)  aufgestanden  war.  Santa-Cruz  lässt  den  Inca 
Pachacuti,  der  bei  Besiegung  der  Canaris  und  Huancavillcas  reiche 
Beute  an  Smaragden  davongetragen,  Schiffe  aussenden  nach  den 
Inseln  der  Yungas,  um  die  dort  gefischten  Perlen  zu  gewinnen. 
Die  Tempel  von  Puerto  Viejo  lagen  auf  der  Insel  La  Plata,  und 
bei  Puna  bildete  die  Insel  Santa-Clara  ein  Heiligthum  der  Küsten- 
anwohner (s.  Herrera). 

Dass  für  die  Maispflanzungen  in  den  Thälern  von  Quilca 
(früher  Hafen  von  Arequipa)  und  Tarapaca  von  den  Inseln  Vogel- 
mist geholt  sei,  berichtet  Cieza  und  nach  Garcilasso  war  es  durch 


1)  Wegen  des  Aufstandes  gegen  Tupac  Inca  Yupanqui  legte  dessen  Sohn  Huayna 
Capac  dem  Fürsten  der  Huancavillca  die  Strafe  auf,  zwei  obere  und  zwei  untere 
Zähne  auszuziehen,  und  diese  Sitte  wurde  dann  von  allen  ihren  Unterthanen  ange- 
nommen (s.  Garcilasso). 

2)  Bei  der  Landung  der  Spanier  auf  dem  Wege  von  San  Matheo  bis  Catamez 
(1526),  vinieron  diez  y  ocho  canoas  grandes,  y  masdellas  mayores  que  no  las  avian 
visto  chripstianos  en  aquellas  partes,  las  proas  y  popas  muy  grandes  y  altas,  con 
ciertos  edificios  de  madera  en  ellos  del  altor  de  un  hombre,  y  venian  ä  la  vela  y 
al  remo,  y  llenas  de  gente  con  armaduras  de  oro  y  de  plata,  wie  Oviedo  von  Al- 
magro  hörte  (1526).  Die  nach  der  Landschlacht  (welche  das  Auseinanderfallen  von 
Ross  und  Reiter  entschied),  die  spanischen  Schiffe  in  Tacamez  umfahrenden  Canoes 
führten  Standarten. 


FISCHGOTT.  79 

den  Inca  verboten,  auf  den  Inseln,  von  wo  der  für  Arequipa  und 
Tarapaca  erforderliche  Dung  geholt  wurde,  die  denselben  erzeu- 
genden Vögel  zu  tödten.  Die  südlichen^)  Changos  fischten  auf 
Schläuchen. 

In  Yla  und  Arija  (Ica  und  Arica)  hatte  sich  (nach  Garcia) 
die  Tradition  erhalten,  dass  früher  auf  Flössen  Schiffahrten  nach 
den  westlichen  Inseln  unternommen  seien,  und  die  Häufigkeit  des 
Landverkehrs  ergiebt  sich  aus  den  Bestimmungen  Topa-Inga's 
gegen  die  Verletzung  reisender  Kaufleute,  sow^ie  für  Einrichtung 
von  Märkten  (s.  Baiboa).  Als  Inca  Roca  die  Rückkehr  nach 
dem  von  seinen  Vorfahren  verlassenen  Cuzco  beabsichtigte,  schickte 
er  vorher  Kaufleute  zur  Erforschung  des  Landes  aus,  gleich  jenen 
Kundschaftern,  die  dem  Heere  Xolotl's  (in  Mexico)  den  Weg 
nach  Tula  zeigen,  oder  den  später  für  aztekische  Könige  die  Ge- 
legenheit im  Lande  der  Zapoteken  ausspionirenden.  Unter  den 
Cariben  am  Golf  von  Uraba  fanden  sich  (zu  Ojeda's  Zeit)  algunos 
grandes  mercaderes,  que  llevaban  a  vender  la  tierra  adentro 
(s.  Herrera)  und  Cortez  traf  solche  auf  dem  Zuge  nach  Honduras. 

Das  Heiligthum  in  Pachacamac,  dem  ein  Sonnentempel  zu- 
gefügt w^urde,  erhielt  besondere  Ehrenbezeigungen  und  das  dor- 
tige Orakel  wurde  von  Huayna  Capac  auf  seiner  Rückkehr  von 
Cuzco  nach  Quito  befragt.  Der  Hohepriester  fand  sich  unter  den 
Würdenträgern,  die  von  dem  gefangenen  Atahualpa  nach  Caxa- 
marca  berufen  wurden. 

Als  Gott  der  Chimus  wurde  Pachacamac  in  menschlicher  Ge- 
stalt mit  einem  Fischschwanz  ^)  dargestellt,  und  dieses  von  ihm  in 
den  Tiefen  des  Meeres  geschaffene  Geschlecht  der  Chimu  dehnte 
sich,  nach  der  Küste  Peru's  kommend,  bis  zu  den  Yungas  aus. 
In  Chanchan  hielt  sich  dann  die  Tradition  von  grossen  Fischen 
(el  gran  pesce)  und  erstarkte  unter  den  Huaceros,  nachdem  der 
kleine  Fisch  gefunden  war.  Das  eigentliche  Fischland  war 
Mechoacan  mit  der  Verehrung  des  Gottes  Tucapacha  (unter  den 
Taraskem)  und  heiligen  Inti,  während  auf  der  Zwischenstation  in 
Tehuantepec  der  Prophet  Wixipecocha  (als  zapotekischer  Viracocha 
der  Huaves)  aus  dem  Meere  emporstieg  (gleich  den  Cannes). 
In  Collao  wurde  Viracocha  oder  Arnava   als   Tuapaca  verehrt   (s. 


1)  Die  Caucaes   (des  Festlands)   besuchen   die    Guayaneco  -  Inseln   zum   Fischen   (s. 
Morrell). 

2)  Die  Coata  Tupuiiyas  (am  Jurua)  gelten  für  geschwänzt. 


80  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Herrera).  Garcilasso  stellt  den  Fischcultus  als  einen  allgemeinen 
der  Küste  dar  (von  Truxillo  bis  Tarapaca)  neben  der  Verehrung 
der  See  (Mama-cocha  oder  Mutter-Meer). 

Auf  dem  Isthmus  hatte  sich  zur  Zeit  der  Conquista  bereits 
ein  caribisches  Element  eingedrängt,  wie  an  den  Küsten  der  an- 
tillischen  Inseln,  während  die  Urbevölkerung  derselben  sich  mit 
der  Vorcultur  der  Alleghenis  (und  anderer  Mound-builders)  jen- 
seits Florida  oder  Bimini  (im  Land  paradiesischer  Sagen)  auf  der 
einen  Seite  und  auf  der  andern  mit  Yucatan  berührt  hatte,  eine 
Forterstreckung  bis  Darien,  von  Cuba  bis  Cueva  oder  Coiba  (die 
weite  Ferne  in  der  Sprache  der  Darier).  Dort  beschreibt  An- 
dagoya  patriarchalische  Verhältnisse,  in  welchen  die  Gemeinen  den 
Edlen  oder  Tiba  (neben  den  Fürsten  oder  Piraraylos)  ^)  nur  frei- 
willig Dienst  geleistet,  zur  Wiedervergeltung  für  die  ihnen  be- 
reiteten Feste,  und  wo  Garcilasso  bei  Begräbnissen  peruanischer 
Fürsten  erzählt,  dass  sich  stets  so  viel  zur  Begleitung  gefunden, 
dass  man  nach  Vollzähligkeit  der  Opfer  die  übrigen  auf  den 
spätem  natürlichen  Tod,  um  dann  ihre  Dienste  fortzusetzen,  habe 
vertrösten  müssen  und  so  wird  in  Cueva  bemerkt,  dass  beim  Tode 
eines  Fürsten  (dessen  Leiche  über  dem  Feuer  getrocknet  wurde) 
sich  so  viele  Frauen  oder  (neben  der  legitimen  oder  Hespava  in 
Monogamie  zugelassene)  Concubinen  zum  Sterben  zu  melden  pfleg- 
ten, dass  es  sich  meistens  nöthig  zeigte,  die  Zahl  zu  beschränken. 
Wie  in  den  Chaco  Peru's  wurden  Jagdtreiben  angestellt  und  zur 
Waffe  dienten  Schleuder  und  Keule.  Auf  den  Antillen  weist 
der  Dämon  Tuira ,  mit  dem  die  Priester  oder  Tequina  (neben  den 
Piaces  oder  Cariben)  redeten,  und  seine  Erscheinung  als  schöner 
Knabe  (ohne  Hände  und  mit  drei  Krallen  an  den  Füssen)  wieder- 
holt sich  an  der  Küste  Manta's.  Wenn  ausserdem  im  Himmel 
eine  schöne  Frau  mit  Keulen  gedacht  wurde  (s.  Navarrete),  so 
deutet  das  auf  Schöpfungssagen  bei  Chibchas  und  Huancas,  und 
die  vom  Himmelsgott  Chipiripa  gesandte  Fluth,  aus  der  nur  ein 
Mann    mit    Frau     entkam,     findet    vielfache     Analogien.       Nach 


1)  Mit  Piraraylos  wird  auch  der  für  Kriegsthaten  den  Vornehmen  ertheilte  Titel  be- 
zeichnet, während  ein  Gemeiner,  der  im  Kriege  in  Gegenwart  eines  Grossen  eine 
Wunde  empfing,  zu  einem  Cabra  oder  Gutsbesitzer  erhoben  wurde,  und  seine  Frau  zu 
einer  Espave.  Der  regierende  Herr  oder  Quebi  gehörte  zu  den  Fürsten  oder  Tebi 
(der  Jura)  und  auf  diese  folgten  die  Sacos  oder  Adligen  in  ihren  Erbländern.  Als 
caribische  Entlehnung  war  (nach  Oviedo)  auch  die  Bezeichnung  Guaxiro  für  Häupt- 
linge gebräuchlich.     Mit  Cabres  bezeichnen  die  Cariben  den  Waldmenschen. 


HUAVES.  81 

Oviedo  wurde  in  Cueba  Sonne  und  Mond  verehrt,  und  bei  Tor- 
quemada  heisst  der  in  Darien  verehrte  Gott  Chiculma  (Principio 
de  todo). 

Nach  Guillemot  flohen  einige  Stämme  Peru's  nordwärts  längs 
der  Cordillere  und  versuchten  am  Flusse  Sarrabia  die  Feuerprobe, 
indem  sie  Nachts  ein  glimmendes  Holzscheit  in  eine  Höhle 
legten.  Da  dasselbe  am  nächsten  Morgen  verlöscht  war,  erkann- 
ten sie  das  Gebot,  weiter  zu  ziehen,  und  sandten  vier  Kundschafter 
aus,  das  Land  zu  erforschen.  Unter  einem  Coapinal-Baum  siedelnd, 
erbauten  sie  Huixicovi  (als  Huabi). 

Die  Huaves  aus  Nicaragua  (oder  Peru)  Hessen  sich  in 
Tehuantepec  nieder  und  gründeten  (nach  Vertreibung  der  Mijes) 
die  Stadt  Arrianjianbaj  oder  Arriangui  Umbah ,  und  dann 
Jalapa  (worauf  sie  durch  die  Zapoteken  unterworfen  wurden). 

Bei  Ankunft  der  Tolteken  verhessen  die  Ulmeken,  Xica- 
lancen  und  Zapoteken  ihre  Sitze  (in  Tlascala,  Huexotzinco  und 
Pueblo),  und  zogen  (nach  Veytia)  bis  Yucatan,  den  Inseln 
und  Peru. 

Die  in  vielen  Punkten  hervortretenden  Beziehungen  mit  Mecho- 
acan  können  in  den  Seefahrten  Jojouh  Quitecuani's  bis  nach  Ameca 
(bei  Jalisco)  verfolgt  werden,  wo  dieser  „kühner  Löwe"  betitelte 
Fürst  landet,  um  den  König  von  Mechoacan  mit  Krieg  zu  über- 
ziehen. Zwischen  Mechoacan  und  dem  Pacific  wohnten  am  Meere 
die  Cuitlateken  (oder  Quitlateken)  mit  der  Hauptstadt  Mexcal- 
tepec.  Bei  Autlan  (oder  Tala)  lag  Ameca  des  goldreichen  Berg- 
zuges Ameca  in  Guadalajara  und  Amecameca  bei  Chalco.  An 
der  peruanischen  Küste  treffen  sich  hie  und  da  mexicanische 
Namensformen,  wie  im  Rio  de  Jequetepeque  oder  Jequetepec 
(tepec,  der  Hügel)  bei  Pacasmayo  u.  dgl.  m.,  bei  den  Tolucas 
(zwischen  Indaparapeo  und  Tiripitio)  bezeichnete  Inhiabi:  dia, 
sol  (Into-hati,  Mexico),  und  das  persönliche  Pronomen,  das  empha- 
tische Er  (für  Sonne  oder  den  sie  vertretenden  Fürsten)  ist  Inthe- 
hui  (aquel),  wie  (in  Tarasco)  Hinde  (Jude,  ese),  oder  Hindeni,  wo- 
mit El  Henditare,  als  Königstitel  (in  Michoacan)  wieder  im  Zu- 
sammenhange stehen  kann. 

Mit  Landung  der  Cara  und  ihrem  durch  die  in  Felle  geklei- 
deten Riesen^)  Punta  Helenas  (von  deren  Vernichtung  durch  den 


^)  Von  Rio  de  la  Plata  (aus  den  Ländern  der  Riesen)  salieron  en  balsas  de  junco 
los  que  fueron  a  establecerse    en    Manta    (Angelis).     Nach  Herrera   waren   die  Riesen 
Bastian,   America.  q 


82  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Himmelsknaben  Herrera  die  Hochhaltung  der  Chaquira  genannten^) 
Knochenstücke  datirt)  veranlassten  Rückzug  nach  dem  Esmeral- 
das  wird  die  Küste  in  der  Geschichte  Quito's,  seit  der  (an  die 
Stelle  der  Quitu  tretenden)  Dynastie  der  Scyris  (die  sich  bei  An- 
kunft der  Inca  mit  den  Puruha  Riobamba's  verschwägert  hatten) 
hineingezogen,  aber  bereits  vorher  findet  sich  (von  den  Beziehun- 
gen mit  Tumbez  durch  Quitumbe  oder  Tumbe  abgesehen)  eine 
Verbindung  in  den  Streifzügen  der  (am  Pastaza)  mit  den  Muratas 
kämpfenden  Jibaros  (am  Rio  Napo),  die  vom  Esmeraldas  aus  nach 
Puerto  viejo,  wo  (zu  Pizarro's  Zeit)  Figuren  der  Giganten  gefunden 
wurden,  und  in  die  Sitze  der  Cara's  Einfälle  machten.  Ebenso 
werden  Sitze  der  (den  Zaparos^)  benachbarten)  Jivaros  (mit  den 
Morona  grenzend)  am  Paute  erwähnt,  wahrscheinlich  in  der  auf 
Puerto  Rico  üblichen  Gemeinbezeichnung,  und  unter  den  Para- 
moros oder  Bracomoros  in  Yaguarzongo  mit  der  Hauptstadt  Cum- 
binama.  Die  Mayos  gehörten  zu  den  Xibaros.  Bei  den  Jivaro'"') 
beschreibt  Orton  die  Verfertigung  der  eingeschrumpften  Feindes- 
köpfe ^)  als  Trophäen,  wie  Bates  '')  bei  den  Mundrucus,  und  in  Ca- 


Punta  Helena's  vom  Westtheil  der  Magellanstrasse  gekommen.  In  Hatun-runas  wohnten 
Riesen.  Onate  fand  auf  der  Insel  Cinoguahua  (bei  Californien)  die  Riesin  Cinacaca- 
hota  (Fürstin  oder  Herrin)  1604  (s.  Veytia).  Les  Geans  (zu  Magellan's  Zeiten)  se 
coupent  le  bout  des  doigts,  au  lieu  oü  est  la  premiere  jointure  (Thevet)  an  der  Süd- 
spitze America's,  wie  an  der  Africa's  bei  den  Hottentotten  und  in  Australien.  Am 
Berge  Berich  (der  Stadt  Anada)  wurden  (am .  Cap  verde)  die  aufgefundenen  Gräber 
heilig  gehalten  (XVI.  Jahrh.). 

1)  cuentas  de  hueso  menudas  (nach  Herrera),  sonst  als  Goldperlen.  La  Reina  6 
Jiganta,  auf  den  Inseln  des  californischen  Golfes,  trug  in  Halsbändern  die  in  Muschel- 
hügeln erzeugten  Perlen  und  pulverisirte  sie  (wie  Cleopatra)  zum  Trank  (s.  Cardona). 
Nach  Oviedo  gehörte  Chaquira  (ein  mit  Gold  verziertes  Muschelgehänge)  der  Sprache 
Cueva's  an  ,  (so  dass  es,  durch  den  Handel  in  Peru  eingeführt,  dort  hohen  Werth 
besass). 

2)  Die  mit  den  Macusi  (s.  Caulin)  verwandten  Zapara  (in  Guyana)  werden  zu  den 
Cariben  gerechnet.  Die  Zapara  wohnten  am  Maracaibo  -  See.  Nach  Acuna  grenzten 
die  Zapara  mit  Omagua  (b.  Quito).  Die  Zaparos  wohnten  zwischen  Pastazo  und 
Napo  (s.   Osculati). 

3)  Die  aufständischen  Jivaros  (unter  dem  Häuptling  Quirruba)  verwüsteten  bis 
Loja  (1599)- 

^)  Die  Mundrucus  heissen  Payquice,  que  significa  corta-cabe^a  (s.  de  Cazal).  Die 
Köpfe  stammen,  wenn  nicht  von  den  Muros,  von  den  Parentintin. 

^)  Die  Mundrucus  (am  Tapajos)  präparirten  die  Feindesköpfe  (nach  dem  Entfernen 
des  Hirns  und  Fleisches)  mit  bitterem  Pflanzenöl  (andiroba)  unter  Räuchern  oder 
Trocknen  an  der  Sonne  (Batesj. 


CARA.  83 

raque  (s.  Barcia)  sahen  die  Spanier  (in  den  Tempeln  ^))  muchas  ca- 
be9as  de  Indios,  que  con  cierto  cocimiento  las  consumen,  hasta  que- 
dar  como  un  puno.  Chuquinay  herrschte  als  letzter  König  über  die 
Chacagunga  als  Chaca-Inga  in  Jaen  oder  Silla.  (1548.)  Die  Yumbos 
am  Esmeraldas  gehören  zu  den  Yumbos  (westlich  von  den  Co- 
fanes)  zwischen  Quizos  (nördlich  an  die  Mocoa,  südlich  an  die 
Macas,  östlich  an  die  Mainas  grenzend)  und  Sucumbios.  Von 
den  Huancavilcas  oder  Guancavillcas  bei  Yaguache  (b.  Guayaquil) 
werden  Kriege  mit  den  Puruhaes  und  Canares  erwähnt,  ehe  Sierra 
und  Küste  unter  derselben  Herrschaft  vereinigt  wurden.  Die  Hu- 
ancavilcas (thierischen  Idolen  opfernd)  stopften  die  abgezogene 
Haut  ihrer  Feinde  aus,  wie  es  in  Antioquia  und  in  Darien  ge- 
schah. Ihr  Brauch,  die  Vorderzähne  auszureissen ,  wurde  später 
auf  eine  von  den  Inca  verhängte  Strafe  zurückgeführt,  und  in 
Cueba  wurde  (s.  Oviedo)  den  mit  dem  Stammeszeichen  des  Fürsten 
gebrandmarkten  Sklaven  (Paco)  ein  Zahn  ausgezogen. 

Die  Caras,  deren  Hauptstadt  in  die  Landschaft  Cara  (mit 
Yungan  und  Magache)  gesetzt  wird,  durchzogen  (s.  Velasco)  die 
Sitze  der  Quaques  und  Colimxas  von  Atacames  am  Rio  Esmeraldas 
(die  Tacamis  oder  Atacames  unterwerfend),  als  sie  für  die  Erobe- 
rung Quito's  (von  Quilacos  bewohnt)  aufbrachen.  Die  Tortolas, 
neben  den  Temiendo,  w^ohnten  am  San  Miguel  in  Atacama  neben 
den  Cayapas,  Nachbarn  der  Faches.  Die  Tola  wohnten  am  San- 
Jago,  in  Tumaco  die  Gorganillas'  (Gorgonas').  Die  Poeeos  wohn- 
ten am  Machala  (bei  Naranjal).  Ad  arctum  a  Colyma  (zwischen 
Puerto  viejo  und    Esmeraldas)  wohnten   die  Caraques  (s.  de  Laet). 

Die  Eingeborenen  von  Catacamez  (gegenüber  der  Isla  del 
Gallo)    traian  las  caras  con  clavos   de  Oro  en  agujeros,   que  para 


1)  Von  den  mit  den  Bathacos  gegen  die  Carios  (unter  dem  Caciken  Machkarias) 
kämpfenden  Jeperos  erzählt  Schmiedel,  dass  sie  die  abgeschnittenen  Köpfe  der  Feinde 
in  den  Tempeln  aufgehangen.  Die  Jivaros  kämpften  mit  den  den  (caribischen)  Macusi 
verwandten  Zaparos.  Xeberos  finden  sich  westlich  am  Rio  dos  Engafios,  gegen  Caguan 
hin.  Mit  Xibaros  werden  (in  Brasilien)  Mischlinge  von  Cafusos  oder  Negern  be- 
zeichnet (auf  Puerto  Rico  die  Creolen  des  Innern).  Martins  erklärt  Xeberos  (wie 
Tupi)  als  Gi-uara  (Männer,  die  von  Oben  herkommen  oder  anfallen).  Bei  den  Ein- 
wanderern in  Collao  wurden  Cari  und  Zapana  zusammen  genannt.  Cora  aus  Coquimbo 
erobert  Chucuvitu  und  tödtet  den  bärtigen  Weissen  der  Inseln  aus  Tahuanacu.  Xeres 
spricht  von  den  Cuzco  benachbarten  Cariben,  gegen  welche  Quizquiz  die  Hauptstadt 
zu  vertheidigen  gehabt.  Die  Opferköpfe  wurden  bei  den  Mexikanern  um  den  Tempel 
aufgesteckt,  dann  bei  den  Vornehmen  die  Haut  abgezogen  zum  Trocknen,  so  dass  sie 
wie  Kindsköpfe  zusammenschrumpften  (s.  Torquemadas). 

6* 


84  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

ello  tenian  hechos  (zu  Pizarro's  Zeit)  und  die  (zu  den  Api- 
chiques  gehörenden)  Mantas,  die  (unter  Erbauung  von  Manta 
oder  Cancebi)  die  Wohnplätze  der  ausgerotteten  Riesen  bei  Puerto 
Viejo  mit  den  Faches  eingenommen  hatten,  tättowirten  das  Ge- 
sicht, einen  Smaragd^)  verehrend,  sowie  das  Meer,  und  Fische 
(die  Bäume,  Steine,  Würmer  und  Insecten).  Die  in  hohlen  Bäu- 
men lebenden  Passaos,  zu  den  Cara  (zwischen  Charapoto  und 
Cap  San  Francisco  gerechnet)  bemalten  das  Gesicht.  Nach  Her- 
rera  wohnten  die  Indianer  zwischen  Rio  San  Juan  und  Pasto  auf 
Bäumen.  Die  Hinneigung  Puna's  (der  Rival  von  Tumbez)  zu 
Quito,  im  Bruderkriege  zwischen  Atahualpa  und  Huascar,  liegt 
auch  in  der  Sage  von  Quitumbe  ausgedrückt,  der  von  Puna  aus 
den  Zug  nach  Quito  unternimmt  (s.  Oliva). 

Die  (wie  die  Omaguas  am  Mararion),  den  Kopf  abplattenden 
Caras  (zwischen  Charapoto  und  San  Francisco,  neben  Apecigues, 
Caniloas,  Chonas,  Pasaos,  Silos,  Tosahuas  und  Jahuas)  besiegten 
(am  Esmeraldas)  die  Bolaniguas,  Cocaniguas,  Tambillo,  Galea, 
Nanegal,  Mindo  und  Nono  (auf  dem  Wege  nach  Quito). 

Aus  Mischung  der  aus  Cara  geflüchteten  Indianern  mit  Spa- 
niern und  Negern  (1590)  bildeten  sich  die  Yungas  und  die  (bis 
Guayaquil  erstreckten)  Mangaches  (neben  Apecigues,  Caniloas, 
Pasaos,  Chones,  Tosaguas  und  Jaguas). 

Neben  den  Esmeraldas  werden  bei  Atacama  die  Tacames 
genannt,  die  Quaquis  (bei  welchen  die  Pferde  Pizarro's  für  un- 
sterblich galten,  wie  die  Cortez'  in  Peten,  bis  die  Goldfütterung 
das  Gegentheil  bewies),  und  die  Colimas  (in  der  Landschaft  Ata- 
camez),  Silanchis  (Tumacos  und  Tolas),  die  Quaque,  Colimas,  Pim- 
paguaces,  Pechauchinchis,  Jaramijos,  Yamber,  Intas  und  Cayapas. 
In  Manta  wohnten  die  Apichiques,  Cancebis,  Charapotoes,  Picho- 
tas,  Picoasaes,  Pichunsis,  Manabies,  Jarahusas  und  Jipijapas  (so- 
w4e  die  Yzapiles).  Die  Indianer  von  Pillaro  (bei  Ambato)  stamm- 
ten vom  Vulcan.  Bei  Popayan  grenzten  (unter  verschiedener 
Sprache)  die  Jiripitipepe.  Nach  Garcilasso  durchstachen  die  den 
Coranque  benachbarten  Stämme  (Apichiqui,  Pichunsi,  Sava,  Pe- 
clansimiqui,  Pampahuasi)  das  Gesicht  mit  spitzen  Steinen,  und  die 


1)  Auf  dem  Berge  Acliiautla  wurde  ein  Idol  aus  Smaragd  von  den  ]\Iisteken  ver- 
ehrt (Clavigero).  Die  grünen  Steine  (Ita  ybymbae)  oder  Amazonensteine  heissen  Ita- 
pocanga  (Arzneisteine).  Die  Muzos  verhinderten  die  Ausfuhr  aus  ihren  Smaragd- 
minen. By  Manta  ende  Puerto  Veio  worden  seer  veel  Esmerauden  ghevonden  (s. 
de  Laet). 


QUITO.  *  85 

(Rindenkleider  tragenden)  Passao  durchlöcherten  die  Lippen. 
Nördlich  von  den  Sucumbios  und  südlich  von  den  Quijos  grenzen 
die  Cofanes  (mit  Sardinas,  Azuela,  Aguarico,  Dumo  und  Paya- 
mino).  Die  Yumbos  finden  sich  zwischen  Ibarra  und  den  Cofanes. 
Zu  den  Guancavilcas  (die  oberen  Mittelzähne  ^)  ausziehend)  gehör- 
ten die  Alanches,  Babas,  Babahoyos,  Chanduyes,  Chongones, 
Chumanas,  Colonchis,  Guafas,  Mangachis,  Nauzas,  Ozibas,  Palen- 
ques,  Pimochas,  Quilcas  und  Yaguachis,  dann  Daulis  (als  Daulis 
oder  Chunanas  am  Daule).  Am  oberen  Daule  gehören  die  Colo- 
rados de  St.  Domingo  zu  den  Colorados  de  Angamarca.  Nach 
der  Eroberung  Quito's  drangen  die  Inca  zu  den  Quillacenca 
(Nasendurchbohrer)  vor.  Im  Innern  vom  Cap  Passao  finden  sich 
die  Chimbos  (Herrera).  "Wie  Oviedo  von  Diego  de  Almagro  in 
Panama  (1526)  hörte,  erzählten  die  Indianer  des  Rio  de  Sanct 
Johan  von  einem  ebenen  Lande  jenseits,  mit  grossem  Fluss,  wo 
der  goldreiche  Cacique  Coquo  wohne. 

Die  Colimbas  wohnten  neben  den  Chiles  (bei  Popayan).  Nörd- 
lich von  Quito  finden  sich  die  Quellca-senca  (mit  Nasenringen)  an 
der  Grenze  des  Cara-Reiches,  und  auf  Beziehungen  mit  Guata- 
vita  lässt  sich  aus  dem  von  Daca  (1535)  in  Tacunga  angetroffenen 
Gesandten  schliessen,  der  die  Llülfe  Atahualpa's  in  dem  damaligen 
Kriege  zwischen  den  Zaque  und  Zipa  nachsuchen  sollte. 

Nachdem  der  mit  einem  Smaragden  in  der  Federkrone  ge- 
schmückte König  der  Cara  an  der  Bahia  de  los  Caraquis  (700  p.  d.) 
die  Stadt  Cara  gegründet,  rückten  die  Cara  nördlich  vor,  über 
Tacamez  (mit  den  Neguas)  hinaus,  an  die  Mündung  des  Rio  Es- 
meraldas  und  beschifften  ihn  aufwärts,  bis  sie  zu  der  Confluenz 
der  Flüsse  Toachi  oder  Blanco  und  Caoni  gelangten.  Als  sie 
dort  die  Bulaniguas,  Cucariguas,  Tambillus,  Gualia,  Nanegal, 
Mindu  und  Nunu  unterworfen  hatten,  die  zum  Reiche  Quitu's  ge- 
hörten, eroberten  sie  Quitu  selbst,  wo  (980  p.  d.)  der  König  Caran 
Schyri  seine  Residenz  aufschlug.  Von  dort  wurden  die  Puritacu, 
Cullahuasu  und  Linguachi,  die  Cayambi,  die  Utaballu,  die  Imbaya, 
(als  Carangui  seit  dem  Aufstand  gegen  den  4*  Scyri  unter  dem 
5*  Scyri  durch  Colonien  der  Cara),  die  Pinampiru,  die  Huaca, 
Dihuaca    und  Tusa    (im  Norden,    wo    die    der  Nasenringe  wegen 


1)  Die  Indianer  bei  Quancaviliqui  oder  Huancavillca  (b.  Guayaquil)  reissen  sich 
Oberzähne  aus  und  (um  den  Grund  befragt)  lo  fanno  per  bellezza  (wie  Benzoni  sagt). 
Sonst  wird  es  als  aufgelegte  Strafe  erklärt. 


86  •DIE    GESCHICHTE    PERu's. 

Quellca-senca  genannten  Stämme  im  Ueberg-ang  zu  denen  des 
Magdalena  und  Cauca  den  Abschluss  bilden)  einverleibt,  und 
nachdem  der  siebente  Schyri  bis  Llatancunga  vorgedrungen, 
dehnte  der  achte  Schyri  seine  Eroberungszüge  bis  Mucha  aus. 
Nachdem  die  Vermählung  des  Königssohnes  der  Schyri  mit  einer 
Prinzessin  der.  Puruhua's  (1300  p.  d.)  das  Reich  der  Puruhua^) 
zugefügt  hatte,  wurden  die  Eroberungen  fortgesetzt  bis  zu  den 
Lausi,  und  nach  Abschluss  eines  Bündnisses  mit  den  Canares  über 
Paltas,  Zarza,  Huancabamba,  Camayungas,  Cajas,  Ayavaca  und 
Calvi,  während  an  der  Küste  hinzukommen,  Paytas  (mit  Cularis, 
Amutapis,  Pilingaris  und  Piuras),  Tumbis  und  Mayavilca,  Pocios 
und  Machala,  Lapuna  (Puna),  die  Huancavilcas,  die  Mantas  (von 
Santa  Elena  bis  Charapotö),  das  alte  Land  der  Cara  (das,  ausser 
durch  die  Nachbarstämme,  von  den  Apiricuis,  Cariluas,  Chunis, 
Pasaus,  Silus,  Tusahuas  und  Jahuas  besetzt  war)  und  Tacamis 
oder  Atacames.  Die  Inca  bemächtigten  sich  Quito's  unter  Iluayna- 
Capac  (1487  p.  d.),  der  sich  mit  der  letzten  Erbin  der  nach  dem 
Gott  Scyri  (Schyri)  im  Westen  benannten  Fürsten  vermählte.  Bei  den 
bereits  seit  Duchicela  verschwägerten  Puruhuas  wird  der  Ver- 
ehrung Con's  in  Liribamba  erwähnt,  in  Kopfform  (gleich  den  Ca- 
nopen)  dargestellt,  mit  der  Oeffnung  als  nach  oben  gekehrter 
Mund,  zum  Eingiessen  des  Blutes. 

Bei  Montesinos  w^aren  die  Purues  oder  Perues  (Purugaes  oder 
Perrugaes)  bereits  auf  die  Hülfe  Manco-Cozque's  angewiesen  ge- 
wesen und  wären  nur  durch  seinen  Schutz  aus  ihrer  Bedrängniss 
gerettet,  als  sie  durch  Einfälle  von  den  Inseln  und  der  Tierra- 
firme  bedroht  waren.  Später  hatten  sie  das  Joch  wieder  abge- 
worfen, mussten  sich  aber  aufs  Neue  Viracocha  unterwerfen,  als 
er  nach  Besiegung  der  Canares  ihre  Grenzen  erreichte.  Auch 
findet  sich  die  Version,  dass  die  Indianer  Piraos  und  Paccas  von 
denjenigen  Völkern  abstammten,  die  während  der  Regierung 
Tococosque's,  von  Panama  und  dem  Hafen  Buena-Esperanza  her 
in  Peru  eingefallen  seien,  gleichzeitig  mit  den  aus  den  Andes- 
gegenden  vordringenden. 

Nach  Catari  schickte  Tumbe  oder  Tumba,  Fürst  der  in  Cara- 
cas Landenden  und  dann  nach  Sampu  (St.  Helena)  Wandernden, 


1)  Der  Sohn  des  Himmelsgottes  Pura  kam  auf  die  Erde,  um  die  Saliver  von  einer 
riesigen  Schlange  zu  befreien  (n.  Gumilla).  Die  Maipuri  verehrten  die  Gottheit  Purru- 
naminari  (puruna,  alles). 


QUITUMBE.  87 

Colonien  nach  Peru  und  Chile,  uud  während  sein  Sohn  Quitumbe 
in  Quitu  herrschte, "  sei  dessen  Verwandter  Manco  (Sohn  des  Atau) 
nach  Rimac  (und  weiter  nach  Ica)  geschifft,  und  über  Collao  nach 
dem  See  Chucuitu  oder  Titicaca  gezogen,  sich  nach  der  Höhle 
Capac-Toco  (bei  Cuzco)  zu  begeben  (s.  Olivar).  "Wenn  die  Floss- 
landung Ica's  und  Arica's  in  Arica  unter  Manco  Capac,  Pirhua's 
Nachfolger,  angesetzt  wird,  kann  damit  eine  Identificirung  aus- 
gedrückt sein. 

Die  von  Catari,  dem  Quipocamayu  (Schriftenerklärer)  und 
Häuptling  von  Cochabamba  (wohl  des  in  Huaylas,  anexo  al  Curato 
de  Llautan)  erhaltene  Tradition  (bei  B.  Cervantes)  lässt  die  An- 
landung in  Caracas  auf  die  Fluth  folgen  und  dann  die  nach 
Sampu  (Santa  Helena)  Gewanderten  ins  Innere  ziehen,  indem  Llira 
(die  von  Quitumbo  zurückgelassene  Gattin)  auf  Riobamba  oder 
Liribamba  deuten  wird.  Nachdem  die  Riesen,  welche  Otoya 
(Tumbe's  Sohn)  bedrückt  hatten,  durch  das  Himmelsfeuer  ausge- 
tilgt waren,  kehrt  Quitumbe  (Otoya's  Bruder)  aus  dem  von  ihm 
gegründeten  Tumbez  über  Puna  nach  der  Küste  zurück,  um  dann 
von  dort  sich  nach  Quito  zu  begeben,  während  die  Anknüpfung 
an  die  Ceschichte  Cuzco's  durch  die  Schicksale  des  vom  Adler 
nach  der  Insel  Guayan  getragenen  Guayanay  (Llira's  Sohn)  ver- 
mittelt wird,  sowie  die  seines  Sohnes  Atau  (Vater  Manco's),  zu 
dem  der  aus  Quito  (wegen  Ehebruches)  flüchtige  Sohn  des  dort 
herrschenden  Königs  Thome  gelangt.  Quisquis  (Quispi)  Yupangi, 
durch  welchen  Chimpo-Thome  aus  seinem  Königreiche  Quito  vertrie- 
ben w^urde,  heisst  (bei  Oliva),  als  Sohn  des  Lloque  Yupanqui,  Enkel 
des  Mayta  Capac  oder  (nach  Herrera)  eines  der  Viracocha,  und  der 
Krieg  entstand,  um  sich  für  die  Verbannung  zu  rächen,  die  ihm 
für  die  Entehrung  der  durch  Atauroca  geliebten  Prinzessin  Challcha 
auferlegt  war. 

Als  Quispi  Yupanqui,  Enkel  des  Mayta -Capac  (Sohn  des 
Lloque  Yupanqui)  die  (von  Atauroca  geliebte)  Challcha,  Tochter 
des  Chimpo-Thome  (Caciquen  von  Quito)  entehrt  hatte,  vertrieb  ihn 
ihr  Vater  aus  Cuzco,  wurde  aber  (als  ein  Heer  gesammelt  war) 
bei  Cuzco  besiegt,  und  musste  aus  Quito  in  die  Wildniss  flüchten 
(Oliva). 

Die  Ankunft  der  Chimnus  (Chimus),  der  Riesen  (böser  Natur, 
wie  die  Schimus)  wird  in  die  Zeit  gesetzt,  als  der  Landstrich 
zwischen  Tumbez  und  Arica  durch  eingebrochene  Dürre  entvöl- 
kert war  (Montesinos),  und  sie  galten  als  Brunn  en^gaujeCj^^Als  sie 


88  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

bei  Manta,  wo  ihr  Frauenrauben  den  Abzug  der  Caras  nach  Quito 
veranlasst  hatte,  von  der  Strafe  des  Himmels  getroffen,  durch 
das  Land  zerstreut  waren,  wurden  die  bis  Cuzco  Vordringenden 
bei  Lima-Tambo  (nach  dortigen  Traditionen)  von  den  Inca  zurück- 
geworfen. 

Montesinos  erzählt,  dass  gegen  die  in  den  Ebenen  siedelnden  (in 
Guaitaro  und  Quinoa  mit  [vermeintlich]  eisernen  Werkzeugen ,  wie 
sie  Columbus  unter  den  Cariben  gesehen  haben  sollte,  Gebäude  er- 
richtenden) Riesen,  oder  Chimos  (unter  dem  Inirsten  Chimo),  die  in 
Punta  Helena  durch  Himmelsfeuer  vernichtet  worden,  von  Ayar- 
tarco-Caupo,  als  sie  bis  Caxamarca  und  Guaitaro  vorgedrungen 
seien,  die  Festungen  Vilca  und  Limatambo  gebaut  worden,  und 
Marasco  Pachacuti  setzt  die  gegen  die  Chimos  gerichteten  Be- 
festigungen bis  zum  Rimac  fort,  um  sich  den  Rücken  zu  decken, 
als  er  wider  die  (unter  der  Regierung  Cao  Manco's)  aus  Tucumcin 
und  Chili,  im  Bunde  mit  den  Chiriguanos,  Eingefallenen  zu  Felde 
zu  ziehen  hatte. 

Die  Beziehungen  zwischen  der  Küste  in  Rimac  (Lima's)  und 
Lima-tambo  (zwischen  Collao  und  Callao)  können  sich  auch  in 
dem  Stamm  Chima  reflectiren,  der  bald  dem  Dynastienstifter 
Sinchi-Roca,    bald  dem  mythischen  Manco -Ciipac  beigelegt  wird. 

Xach  Fernandez  bestand  das  Inca  -  Geschlecht  ^)  (unter  14 
Linien  der  Ayllus)  aus  vier  Hauptzweigen,  nämlich  Haran-Cuzco, 
Hullin-Cuzco,  Tambo  und  Maxca. 

Die  Namen  der  gegründeten  Stammbäume  werden  sehr  ver- 
schieden gegeben: 

Manco  Capac's  Stamm  lieisst  Chima  Panaca. 

Sinchi  Roca's  ,,  ,,       Raurava  Panaca. 

Lloque  Yupanqui's  ,,  ,,       Haliuanina  Ayllu. 

Ccapac  Yupanqui's  ,,  ,,       Apu  Mayta. 

Mayta  Capac's  ,,  ,,       Usca  Mayta. 

Ynca  Roca's  ,,  ,,       Vicaquirau. 

Yahuar-huacac's  „  ,,       Ayllu  Panaca. 

Uira-cocha  Ynca's  ,,  ,,       Socso  Panaca. 

Ynca  Pachacutec's  ,,  ,,       Ynca  Panaca   (mit  Einschluss  des   Stam- 

mes seines  Sohnes  Ynca  Yupanqui). 
Tupac  Ynca  Yupanqui's   „  ,,       Ccapac  Ayllu. 

Huayna  Ccapac's  ,,  ,,       Tumipampa  (n.   d.  dort  gefeierten  Feste), 

nach    dem  an  Garcilasso  de  la  Vega  gesandten  Document  (1603). 


1)  II  reste  encore  une  famille  de  la  race  des  Incas,    qui  demeure  ä  Lima,  dont  le 
chef,    appelle  Ampuero,    est  reconnu   du  Roy  d'Espagne    pour  descendant  des  Empe- 


AYLLU.  89 


Bei  Justo  Sahuaraura  Ynca  lieisst : 

Ynca  Manco  Capac's  Stamm  Ayllu  Raurahua. 

Sinchi  Roca's  ,,        Ayllu  Chima  Panaca. 

Lloque  Yupanqui's 

Mayta  Ccapac's 

Ccapac  Yupanqui's 

Ynca  Roca's 

Yahuar  Huacac's 

Uira-cocha's 


Haliuanina  Ayllu. 

Usca   Mayta. 

Ayllu  Apu  mayta  Panac  Urin  Cuzco. 

Ayllu  Huicca  Quirau  Panaca  Hanau  Cuzco. 

Ayllu  Huaccaylli  Panaca. 

Ayllu   Susco  Panaca. 
Von  Pacliacutec  stammten  die  Familien  von  Ccacca  Cuzco  und  Analiuarques, 
„      Ynca  Yupanqui  der  Ayllu  Ynca  Panaca, 
,,      Tupac  Ynca  Yupanqui  der  Ccapac  Ayllu  Panaca, 
,,      Huayna  Ccapac  der  Ayllu  Tumipampa. 

Von  Apo  Urco  Huaman  Inti  Cunti  Mayta  stammten  die  Usca 
Mayta  Ayllu  und  von  Urco  Huaranca  die  Huanaynin  Ayllu- 
Die  Ccapac-Ayllu  stammten  von  Amaru-Tupac  (s.  Sacamayhua). 

Bei  Cuzco  zieht  sich  der  durch  die  Unruhe  seiner  Lama 
(wie  in  Huarochiri)  von  der  kommenden  Fluth  benachrichtigte 
Hirte  auf  den  Berg  Ancasmarca  zurück,  dessen  Gipfel  sich  bei 
der  steigenden  Ueberschwemmung  höher  und  höher  hebt  (gleich 
dem  des  chilenischen  Ararat),  und  bei  den  Canares  finden  die  der 
Wasserfluth  entrinnenden  Brüder  auf  dem  Berge  Huaca-ynan  ihre 
Rettung  (s.  ]\Iolina).  Als  sie  beim  Abtrocknen  der  Erde  ihre 
Hütte  bauten,  fanden  sie  Abends  vom  Kräutersuchen  zurück- 
kehrend, Essen  und  Trank  bereit,  was  bei  täglicher  Wieder- 
holung ihre  Neugier  reizte,  so  dass  sie  lauernd  zurückblieben, 
und  dann  zwei  Guacomayos-VögeP)  eintreten  sahen,  die  weib- 
liche Form  annehmend,  in  der  Wohnung  als  Hausfrauen  schafften. 
Eine  dieser  Schwanenjungfrauen  (wie  sie  in  andern  Mythen  heissen 
würden)  wurde  dann  durch  raschen  Verschluss  der  Thüren,  ehe 
sie  ihr  Federkleid  anlegen  konnte,  gefangen,  und  aus  der  Ver- 
mählung mit  ihr  erzeugte  sich  die  Nation  der  Canares.  Auf  dem 
schwerzugänglichen  Hochland  von  Carias  erscheinen  die  bei  der 
Fluth  auf  hohen  Bergen  übrig  gebliebenen  [Menschen  ohne  Tra- 
dition, woher  sie  und  ihre  als  Vogelmenschen  gefangene  Frau 
gekommen. 

Beim  Vordringen  der  (mit  der  Schleuder  kämpfenden)  Puru- 
haes  nach  Quito  geriethen   die  Canares  in  Krieg   mit  ihnen,   und 


reurs  du  Perou.     En  cette  qualite  sa  Majeste  Catholique  lui  donne    le  titre  de  Cousin 
(171 6),  eine  Art  Huldigung  vom  Vicekönig  erhaltend  (Frezier). 

-)  Als  nach  einem  Gewitter  (auf  dem  Isthmus)   mädchengesichtige  Vögel    raubten, 
wurden  sie  durch  verborgene  Spitzpfeile  getödtet  (n.  Peter  Martyrj. 


90  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

gleich  diesen  lagen  sie  in  steten  Fehden  gegen  die  Conföderation 
der  Huanvilca^  in  den  Küstenländern.  Der  durch  seine  Vermäh- 
lung mit  Toa  den  Thron  Quito's  besteigende  Puruha-Fürst  Duchi- 
cela  (Sohn  des  in  den  Schneebergen  verehrten  Condorazo)  hatte 
mit  den  Cariar  und  den  Fürsten  bis  Payta  ein  Bündniss  hergestellt. 

Nachdem  Damma,  Cacike  der  Cahares,  sich  dem  Inga  Huira- 
cocha  unterworfen  (und  für  seinen  Empfang  einen  Pallast  gebaut), 
ergab  sich  auch  das  abgefallene  Quito,  und  von  dort  gelangte 
der  Inca  (die  Chonos  bekämpfend)  nach  Guayaquil,  dann  Puna 
erobernd.  Beim  Abfall  der  Cariares  bei  Cuenca  oder  Tumi- 
Pampa  (Ebene  der  Messer)  Hess  Viracocha  alle  Alten  hinrichten, 
so  dass  (gleich  den  Carangues  nach  der  Schlacht  am  See  Yahuar- 
cocha)  die  Uebrigbleibenden  ein  Volk  von  Kinder  hätten  ge- 
nannt werden  können  (wie  die  Pipili  der  prinzlichen  Infanten  von 
Nicaragua).  Wie  Montesinos  erzählt,  hatte  Huiracocha,  als  er 
nach  Besiegung  der  Paltas,  gegen  die  Canaris  gezogen,  von 
deren  Fürsten  Dumma,  der  sich  mit  den  Macas,  Quinoa  und  Po- 
mallacta  verbündet,  eine  solche  Niederlage  erlitten,  dass  er  unter 
Verlust  eines  Theils  seines  Gepäckes  nach  Cuenca  flüchten  musste, 
und  erst  nachdem  er  sich  durch  die  anlangenden  Verstärkungen 
dort  gekräftigt  hatte,  erhielt  er  die  Huldigung  der  Canaris. 

Nach  Unterwerfung  von  Huanucu  (zur  Eroberung  Chincha- 
suyu's),  zog  Tupac  Inca  gegen  die  Cafiarines  oder  Mathiuma  und 
unterwarf  (wie  die  Quillacu  oder  Zwerge)  Tumipampa,  sowie 
Pumallacta,  Cayampi  u.  s.  w.  bis  Quito  (während  die  Küstenbe- 
wohner von  Puerto  Viejo  sich  durch  Gesandtschaften  unterwarfen). 

Nach  Besiegung  des  Heerführers  Pillaguazu  (Häuptlings  der 
Quilacos)  wurde  Quito  von  Tapa-Inga-Yupangui  (der  Eroberer 
Chacha's  bei  Pumallacta  nach  Rückzug  der  Cahares)  besetzt. 

Nachdem  Chimo-Capac  (König  der  Yungas)  besiegt  war, 
unterwarfen  sich  die  Canaris  den  Inca,  die  (neben  der  Festung 
bei  Quichicaxa)  die  Festungen  von  Azuay  und  Tiocaxas  gegen 
die  Purvaes  und  Chimbos,  sowie  die  Festung  von  Pomallacta 
gegen  die  von  den  Häuptlingen  Apoc-Chavan-Callo  und  Apoc-Anto 
beherrschten  Stämme  erbauen  Hessen  (Baiboa). 

Unter  Uainia  Abomatha,  König  (Kochokanas)  von  Likan, 
wurde  Riobamba  von  den  Inca  errobert,  und  sein  Nachfolger 
durch  Huayna-Capac  besiegt,  der  bei  Tontaqui  das  Reich  Cacha's 
beendete  und  sich  mit  dessen  Tochter  Paccha  oder  Scyri-Paccha 
vermählte. 


SUPAY.  9 1 

Nach  Eroberung  von  Quito  zog  Huayna-Capac  nach  Quilla- 
cenca  (wo  der  Nasenknorpel  durchbohrt  wurde)  und  nach  Ota- 
vallu  bis  zu  den  wilden  Caranque. 

Die  Cavinas  (welche  die  Seelen  der  Verstorbenen  sich  wieder 
in  die  Neugeborenen  einkörpern  Hessen)  entsagten  dem  Gebrauch 
der  die  Form  des  Mondes  (Quilla)  bewahrenden  Nasenringe,  nach- 
dem sie  sich  Mango-Capac  in  Erbauung  Cuzco's  befreundet  hatten, 
nach  Norden  aber  schloss  sich  das  Inca- Reich  noch  bei  seiner 
weitesten  Ausdehnung  mit  dem  im  ganzen  Cauca-Thal  (bis  An- 
tioquia  und  Zenu)  angetroffenen  Nasenringträger  oder  (bei  Cilza) 
Quillacingas  (bei  Pastos)  ab.  Doch  soll  (nach  Herrera)  Ancoallo, 
Fürst  der  Chancas  (bei  seiner  Flucht  vom  Heere  Inga  Yupangui's), 
nach  Besiegung  der  Chachapoyas  und  Guanucos  über  die  Andes 
bis  in  die  Länder  des  Dorado  vorgedrungen  sein,  uud  dass  der- 
artige Beziehungen  bestanden ,  ergiebt  sich  aus  dem  von  Luis 
Daza  in  Tacunga  angetroffenen  Gesandten  aus  Cundirumarca. 

Die  Verehrung  des  Dämon  Supay  oder  Sopa  soll  sich  durch 
ganz  Peru  bis  Lile  oder  Kali  erstreckt  haben,  wo  die  Nichten 
geheirathet  wurden,  und  von  den  Fürsten  mitunter  (nach  Herrera) 
.ihre  Schwestern.  Bei  Timana  (in  der  Nähe  der  Monumente  San 
Agostin's)  werden  Coca- Pflanzen  erwähnt.  In  Popayan  wurde 
geglaubt,  dass  die  Vorfahren  ins  Leben  zurückkehrten,  und  von 
Einigen  (wie  Herrera  zufügt) ,  dass  sie  die  Neugeborenen  be- 
lebten. 

Nachdem  Huaynacapac  ^)  die  abgefallenen  Paltas  unterworfen 
und  die  Indianer  am  Quispe-Fluss  unter  der  König^in  Quilago 
besiegt  hatte,  flüchteten  sich  die  Reste  der  Aufständischen  zum 
Fürsten  Coyambe,  der  am  See  Yaguarcocha  vernichtet  wurde. 

Dass  sich  die  von  den  Caras  in  dem  von  ihnen  besetzten  Lande 
vorgefundene  Dynastie  der  Quitus  mit  einer  Meereseinwan- 
derung, welche  Verzweigungen  nach  verschiedenen  Theilen  Peru's 
hin  aussandte,  verknüpfte,  geht  aus  verschiedenen  Ueberein- 
stimmungen. 


1)  In  der  (nach  dem  Plan  Cuzco's)  gegründeten  Stadt  Carangui  liess  Huayanacapac 
seinen  Sohn  Atahualpa  zur  Erziehung.  Huanacapac  schickte  seinen  Bruder  Hunanan- 
qui  zur  Eroberung  von  Pastos  und  Quillacinga.  Im  Kriege  mit  den  für  Guaxar  ver- 
bündeten Canares,  Chaparros  und  Paltas  wurde  Atabaliba  auf  der  Brücke  von  Tome- 
bamba  gefangen  genommen,  zerstörte  aber  (durch  die  Kupferstange  einer  Frau  aus 
dem  Gefängniss  nach  Quito  entkommen)  die  Stadt  Tomebamba  (nach  Besiegung  der 
Canares). 


92  ■  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Der  als  Vater  Manco's  gefeierte  Atau  führt  auf  die  Ver- 
götterung in  Ata-guju  und  Atau-chuma,  wo  (nach  OHva)  der 
Name  Yahuar  Hucac's,  Vorgänger  des  Viracocha  PauUu,  auf  den 
Pachacuti  Tupa  folgte.  Atau-Roca  findet  sich  als  Bruder  Quisque 
Yupanqui's  und  Curi-guju  als  Schwester  Mayta-Capac's.  In  Bra- 
silien war  der  Zauberer  Ata  von  einer  Jungfrau  geboren  (s.  The- 
vet).  'Die  Reihe  der  Quitumbe's  Quito's  setzt  sich  fort  bis  Ameca 
(bei  Jalisco),  wo  Quitecuani  (Jojauh  Quitecuani)  landet. 

Nach  dem  Quipocamayu  und  Häuptling  (in  Cocliabamba)  Catari  (s.  B  Cervantes) 
Hessen  sich  die  nach  der  Fluth  (unter  dem  Häuptling  Tumbe  oder  Tumba)  in  Caracas 
Einwandernden  in  Sampu  (Punta- Helena)  nieder  (während  die  zur  Erforschung  des 
Landes  Ausgesandten  nicht  zurückkehrten,  weil  nach  Chili,  Peru  und  Brasilien  ge- 
langend). 

Von  den  Söhnen  des  verstorbenen  Tumbe  zog  Quitombe  im  Streit  mit  seinem 
Bruder  Otoya  (und  seine  schwangere  Gattin  Llira,  Mutter  des  Guayanay  oder  Schwalbe, 
zurücklassend)  aus,  Tumbez  (nach  seinem  Vater  genannt)  gründend  (und  Auskund- 
schafter bis  Rimac  sendend).  Von  dem  Einfall  der  auf  Flössen  gekommenen  (aber 
später  nach  dem  Brunnengraben,  wegen  unnatürlicher  Laster,  durch  Himmelsfeuer  ver- 
nichteten) Giganten,  durch  welche  Otoya  unterdrückt  wurde,  hörend,  schiffte  sich  Qui- 
tumbe  nach  der  Insel  Puna  ein  und  begab  sich  dann  (Colonien  nach  ChUrcas  und 
Cuzco  sendend)  in  die  Berge  Quito's,  worauf  er  sich  (den  Tempel  Pachacamac's  zu 
gründen)  am  Rimac  niederliess,  von  wo  sein  Sohn  und  Nachfolger  Thome  Eroberungs- 
kriege begann  (s.  Oliva). 

Auf  dem  Berge  Jancar  Rache  gegen  ihren  treulosen  Gatten  (der  nicht  zurückge- 
kehrt) von  Pachacamac  bittend,  wollte  Llira  ihren  Sohn  Guayanay  opfern,  als  ein 
Adler  diesen  nach  der  (später  verschwundenen)  Insel  Guayan  trug.  Dort  aufgewachsen 
und  die  Berge  des  Festlandes  bemerkend,  begab  sich  Guayanay  in  einem  Floss  dahin, 
würde  aber  von  dem  dortigen  Caciquen  geopfert  sein,  wenn  nicht  dessen  Tochter 
Ciguar  ihn  aus  dem  Gefängniss  befreit  hätte  und  mit  ihm  in  einem  Canoe  nach  der 
Insel  zurückgeflohen  wäre.  Als  sich  die  kleine  Insel  bereits  ganz  mit  ihren  Nachkommen 
gefüllt  unter  Atau  (Sohn  des  Guayanai  und  Ciguar's),  kam  dorthin  der  (weil  wegen 
Ehebruch  mit  Todesstrafe  bedroht)  flüchtige  Sohn  des  über  die  Ebenen  und  das  König- 
reich Quito  herrschenden  Thome  und  unterrichtete  Atau  von  der  Ausdehnung  des  Fest- 
landes, so  dass  dieser  beschloss,  seinen  Sohn  Manco  dorthin  zu  schicken,  Männer  und 
Frauen  auf  Canoen  und  Flössen  einschiffend,  landete  Manco  mit  der  dritten  Abtheilung 
(während  eine  nach  Chili,  die  andere  nach  der  Magellanstrasse  gelangte)  bei  Rimac, 
begab  sich  aber  (durch  ein  Erdbeben  erschreckt)  nach  Yca  und  dann  in's  Innere  nach 
Collao,  den  See  Chucuitu  oder  Titicaca  entdeckend.  In  erbauten  Canoes  auf  dem  See 
eingeschifft,  fanden  seine  Begleiter  auf  einer  Insel  eine  mit  Gold  und  Silber  ge- 
schmückte Höhle  enger  Oeffnung,  und  ihre  Fahrzeuge  zerstörend,  erklärten  sie  den  in 
der  Zeit  des  Vollmonds  in  Canoen  herbeischiffenden  Indianern,  dass  sie  in  dieser 
Höhle  entstanden  seien,  und  ihren  Häuptling  (den  Sohn  der  Sonne)  suchten,  der  sich 
in  der,  Capac-Tato  (königliches  Fenster)  genannten  Höhle  von  Mamaota  (b,  Cuzco) 
versteckt  halte,  und  (in  Pacaritambo  erscheinend)  vor  den  versammelten  Häuptlingen 
in  goldener  Rüstung  daraus  hervorging  und  Huldigung  verlangte,  die  Dynastie  der 
Inga's    (vom    Aufgang   der    Sonne    oder    Inti)    stiftend.      Als    Thomi,    Häuptling    der 


LAMBAYEQUE.  93 

Ebenen,  den  Tribut  verweigerte,  wurde  er  dazu  gezwungen,  und  dann  erbaute  Manco- 
Capac  die  Hauptstadt  Cuzco,  wo  ihm  sein  Sohn  Sinchi-Roca  folgte,  der  mit  seiner 
Schwester  und  Gattin  Mama-Oella  den  Sohn  Lluquis  oder  Vaina-Cauri  zeugte,  den  er 
als  Reichsverweser  zurückliess,  während  er  zur  Eroberung  Quito's  auszog  und  die 
durch  den  Weltbcherrscher  Huyustus  (oder  durch  Riesen)  vernichteten  Gebäude  von 
Chucava  oder  Tyay  Vanuco  wiederherstellte.  Nachdem  er  auf  seinen  Eroberungszügen 
in  Paria  gestorben  und  in  Mamaotea  (b.  Cuzco)  beigesetzt  war,  folgte  sein  Sohn 
Yupanqui  oder  Lloque  Yupanqui. 

Einen  besonders  beachtenswerthen  Durchgangspunkt  der  Wan- 
derzüge bildete  Lambayeque,  das  im  Süden  des  Despoblado  von 
Sechura  gelegen,  in  der  peruanischen  Geschichte  eine  ähnliche 
Stellung  einnimmt,  wie  Culiacan  am  Rande  der  grossen  Wüste 
in  der  alt-Mexikanischen. 

In  dortiger  Umgegend  erhielten  sich  lange  zersplitterte  Sprach- 
reste, von  denen  einige  bei  Chiclayo  erst  in  den  letzten  Jahren 
vergessen  sind  und  der  Dialect  von  Eten  noch  heute  unberührt 
bleibt.  Bei  Fernando  de  la  Carrera  heisst  der  von  Quichua  ver- 
schiedene Dialect,  der  (1644)  in  Puira,  Zana,  Caxamarca  und  Tru- 
xillo  (dort  auch  als  Lamano)  geredet  wurde,  die  Yunga-Sprache, 
womit  indess  nur  die  Verallgemeinerung  der  Yunga,  als  Bezeich- 
nung für  Tiefländer  ausgedrückt  ist,  während  Oliva  die  bei  Lam- 
bayeque bewahrte  Redeweise  die  Puquina-Sprache  nennt.  Bei 
Sechura  wurde  der  Sek  genannte  Dialect  der  Yunga-Sprache  ge- 
redet. Die  Mochica- Sprache  ergiebt  sich  aus  den  noch  jetzt  an 
Alterthumsresten  reichen  Mochi  bei  Truxillo.  Zarate  unterscheidet 
als  Bewohner  der  Küste  die  Yungas,  Tallanes  und  Mochicas,  und 
im  Besonderen  treten  als  Mochicas  die  Chinchas  auf. 

Der  mit  seinem  Gefolge  (dessen  Würden  polynesische  Fär- 
bung tragen,  während  die  Namen  yucatanisch  lauten)  bei  Lam- 
bayeque gelandete  Häuptling  Naymlap  (Noymlap)  stellte  dort  (nach 
Unterwerfung  der  Yungas)  in  dem  von  ihm  errichteten  Tempel 
(Chot)  das  Grünstein-Idol  Llampellec  (s.  Baiboa)  auf,  das  aus  einem 
Smaragd  verfertigt  gewesen,  und  bei  den  Manta  und  Cancebi,  die 
in  dem  früheren  Riesensitze  von  Puerto  viejo  wohnten  und  als 
Steinschneider  (wie  die  Cholules  beim  grünen  Stein  Quetzcalcoatls) 
berühmt  waren,  fand  sich  die  Figur  des  Himmelgottes  Umifia  aus 
einem  Smaragd  verfertigt.  Nach  Pedro  Mexia  wurden  dem  an 
heiligen  Tagen  ausgestellten  Smaragd  des  Fürsten  von  Manta 
Opfer  gebracht.  Die  Fürsten  der  Scyri  trugen  den  Smaragd  mit 
Federschmuck  als  Zeichen  ihrer  Würde  und  der  Inca  die  Binde, 
weshalb  Huayna-Capac  nach   seiner  Vermählung  beides  vereinte. 


94  DIE    GESCHICHTE    PERu's. 

Als  unter  den  Nachfolgern  Cuym's  (der  »auf  Naymlap  gefolgt 
war)  mit  dem  Tode  Tempellec's  die  Dynastie  Naymlap's  ausge- 
storben war,  setzte  der  Chinco-Capac  (der  sich  des  Landes  be- 
mächtigt hatte)  den  Fürsten  Pongmassa  (in  Lambayeque)  ein,  und 
unter  dessen  Sohne  Oxa  wurde  das  Land  von  den  Inca  erobert. 
Dem  von  Naymlap  bei  Lambayeque  gebauten  Tempel  Chot  ent- 
sprach ein  anderer  bei  Liribamba  und  am  peruanischen  Jahres- 
fest wurde  im  Tempel  Chot  das  neue  Feuer  entzündet.  Die  Mo- 
numente von  Cuelap  bei  San  Tomas  (im  nördlichen  Peru) 
sind  in  Stockwerken  gebaut  (nach  Nieto)  und  (nach  Raymondi) 
gehen  sie  zurück  ä  una  epoca  anterior  ä  la  dominacion  de  los 
Incas. 

Naymlap  wurde  als  nicht  gestorben  oder  fortlebend  gedacht, 
und  der  Name  seines  Nachfolgers  Cuym  wird  als  der  Unsterbliche 
erklärt.  Ebenso  zog  sich  Condorazo,  Vater  Duchicela's  (nach 
dessen  Vermählung  mit  Toa)  von  Puruhua  in  die  Berge  der  Col- 
lares  zurück,  wo  er  unter  der  höchsten  Spitze  der  Cordillere  (Con- 
doraza)  begraben  sei  und  dort  als  unsterblich  verehrt  wurde.  Die 
Leiche  des  alten  Königs  (in  Guamachuco)  oder  des  Inca-Kriegers 
Condor  (und  seines  Sohnes)  wurde  mit  einem  Maishaufen  bedeckt, 
um  sie  unverwest  zu  bewahren.  Von  Inga-Roca  wurde  als  Höh- 
leneinsiedler die  Unsterblichkeitslehre  ^)  gepredigt  und  solche  fand 
(nach  Garcilasso)  im  Chumbo  ihre  Anhänger.  Avila  verzeichnet 
die  Mythe,  dass  der  Tod  nur  ein  Schlaf  gewesen  und  die  Ver- 
storbenen nach  fünf  Tagen  wieder  aufgelebt  seien,  aus  jener  Zeit 
als  der  Huaca  Huallallo  Caruincho,  der  Vertreiber  der  in  Menschen- 
form wandelnden  Huacas  Yanamamca  Intanamca,  selbst  wieder 
dem  neuen  Prophetengotte  Pariacaca  (Nachfolger  Hathiacuri's), 
der  auf  Coniraya  gefolgt,   erliegen  musste. 

Zwischen  Lambayeque  und  Manta  lag  als  ein  mittlerer  Lan- 
dungsplatz Tumbez,  wo  sich  auf  der  Sierra  Stämme  der  Fallanas 
vorgeschoben  hatten  und  dort  mit  den  (durch  Sprache  und  Sitten 


1)  In  Cliicora  (nördlich  von  Florida)  wurde  beim  Aufgraben  der  Gebeine  eines 
verehrten  Häuptlings  und  dem  Beweinen  derselben  durch  die  Frauen  (bis  zur  Wieder- 
bestattung) von  den  Priestern  (welche  die  beiden  Idole  männnlicher  und  weiblicher 
Natur  nur  am  Jahresfest  dem  Volke  ausstellten)  die  Unsterblichkeit  gelehrt  und  der 
Aufenthalt  im  Paradiese  unter  dem  Namen  Quxuga  im  Gegensatz  zu  dem  Strafort  ge- 
schildert (Herrera).  Vianle  coxo ,  den  unter  ihnen  tanzend  und  singend  erscheinenden 
Dämon  (die  Alusos). 


TUMREZ.  95 

von  ihren  Nachbarn  verschiedenen)  Olmos,  die  auch  bei  Piura^) 
(wie  in  olmekischer  Vorgeschichte)  genannt  werden,  in  Berührung 
gekommen  waren.  Nach  Oviedo  wohnten  zwischen  Tumbez  und 
Truxillö  die  Mochicas  (Steingötter  oder  Guatan  verehrend),  und 
Mochica  fanden  sich  bei  Runahuana.  Zu  Pizarro's  Zeit  war 
Tumbez  im  Kriege  mit  Puna  (wo  der  Fürst  Tomala  herrschte) 
zerstört  worden,  und  (nach  Herrera)  war  der  letzte  Zwist  ent- 
standen, weil  Puna  sich  dem  Atahualpa  von  Thitos  oder^  Quito 
unterworfen,  Tumbez  dagegen  bei  Guascar  verblieben  sei.  Als 
der  Aufstand  des  durch  die  Abschaffung  der  Menschenopfer,  die 
dem  Kriegsgotte  Tumbal  dargebracht  waren,  erbitterten  Häupt- 
lings Tampalla  unterdrückt  war,  stellte  Huayna-Capac  die  Re- 
gierung der  Insel  Puna  unter  den  in  Tumbez  eingesetzten  Statt- 
halter. 

Von  den  Fürsten  von  Caxamarca  wird  bemerkt,  dass  sie  sich 
vor  der  Thronbesteigung  so  strengen  Fasten  zu  unterwerfen 
hatten,  dass  mehrmals  Todesfälle  dadurch  eingetreten  seien 
(Baiboa),  und  ähnliches  heischten  die  Gesetze  der  Chibcha  von 
dem  Chia,  ehe  er  die  Würde  des  Zipa  erlangte.  In  Tarma  und 
Pumpu  (Bombon)  wurden  vielfache  Fasten  beobachtet,  besonders 
für  die  Todten  (s.  Garcilasso),  und  in  Cuzco  leitete  man  die  Feste 
mit  den  Cazi  genannten  Fasten  ein.  Nach  Herrera  wurde  in 
Caxamarca  die  Sprache  der  Guamachuco's  geredet,  welches  Lan- 
des Fürsten  bei  den  Inca  in  hohen  Ehren  standen. 

Caxamarca  wurde  nach  der  Eroberung  durch  die  Inca  ein 
Lieblingssitz  derselben,  aber  Pizarro  fand  die  Umgegend  bis 
Puera  erst  neuerdings  unterworfen  und  noch  zu  Aufständen  ge- 
neigt (besonders  bei  damaliger  Ausbeutung). 

Zwischen  den  Caziben  im  Thal  von  Piura  und  der  von  Ata- 
hualpas  dagegen  besetzten  Festung  Caxas  wohnte  (neben  dem 
Caciquen  Zaran)  der  Cacique  Pabor,  der  (vor  Guaynacapac's  Er- 
oberung) die  Oberherrschaft  ausgeübt  hatte.  Von  der  Festung 
Caxas  gelangte  Pizarro  durch  die  wasserlose  Wüste  (mit  den 
Ruinen  der  Festung  des  Caciquen  Copiz)  nach  dem  Thal  des 
Caciquen  Motux  und  dann  (am  Fluss)  in  die  Länder  des  Caciquen 
Cinto,  worauf  sich  später  am  Fusse  der  Sierra  der  Weg  nach 
Caxamarca  von  dem  nach  Chincha  abzweigte  (Xeres). 


\)  Puira  wurde  bei  Tangarara    gebaut.     Auf  dem  AVege   von  Piura   nach  Motupe 
liegen  in  der  Wüste  die  los  Xaguyes  genannten  Wasserplätze  (n.   Cie9a). 


96  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Die  bei  Lambayeque  aus  dem  Norden  anlang'ende  Flotte 
wurde  von  dem  Kriegerfürsten  Naymlap  geführt,  von  seiner 
Gattin  Ceterni  begleitet.  Sein  Hofstaat  schloss  als  die  vornehmsten 
Würdenträger  ein:  Petazofi,  der  das  IMuschelhorn ^)  blies,  Nina- 
coUa,  mit  der  Sorge  der  Sänfte  und  des  Thrones  beauftragt, 
Ninagentue,  den  Herold,  Tongasigde,  der  die  Bestreuung  der 
Pferde  des  Herrschers  mit  Muschelsand  beaufsichtigte,  Ochocalo, 
den  Leibkoch,  Xam,  der  die  Fettfarben  mengte,  um  das  Gesicht 
zu  bemalen,  Ollopcopoc,  der  das  Bad  bereitete,  und  LlapchiluUi 
den  Verfertiger  der  mit  Federn^)  geschmückten  Festgewänder 
(s.  Baiboa). 

An  der  Mündung  des  Flusses  Taquisllanga  landend,  Hessen 
sich  die  Fremden  im  Lande  nieder  und  bauten  den  Chot  genann- 
ten Tempel  für  das  von  ihnen  mitgebrachte  Götterbild,  das  aus 
gemeinem  ^)  Stein  verfertigt,  als  Llampallec  (Lambellec)  verehrt 
wurde,  ihren  Stammesheroen  darstellend  (in  einer  Statue  Naym- 
lap's).     Unter  den  Heroen  der  Maya  wurde  Lambat  verehrt. 

Dem  Könige  wurde  eine  zahlreiche  Nachkommenschaft  ge- 
boren, und  als  er  aus  dem  Leben  schied,  verbreitete  sich  allge- 
meine Trauer  durch  das  Land,  so  dass  seine  ehemaligen  Gefährten 
die  gegründeten  Ansiedelungen  verliessen,  und  für  weitere  Wan- 
derungen aulbrechend,  sich  nach  allen  Seiten  hin  durch  das  Land 
zerstreuten,  ihren  Fürsten  zu  suchen,  der  als  unsterblich,  sich  mit 


1)  In  Hayti  bezeichnete  Lambi  die  Muscheltrompeten  (n.  Bourbourg).  Als  Hernan 
Pouve  und  Bartolomäus  Hurtado  von  den  Chuichires  (b.  Nata)  nach  Nicoya  kamen, 
fanden  sie  zahlreiche  Canoes  und  viele  Mannschaft  zu  Wasser  und  zu  Lande  con  sus 
trompetillas  ö  cornetas   (s.  Herrera). 

2)  So  wurde  dem  König  von  Mechoacan  ins  Grab  mitgegeben  un  Plumagero,  un 
Platero  und  unter  den  andern  Dienern  Einer,  que  le  llevaba  su  silla,  und  un  car- 
pintero  de  hacer  los  instrumcntos  musicos  (y  un  bailador),  sowie  unter  den  Frauen 
eine  Mundschenkin ,  ferner  una  cocinera,  otra  que  le  servia  con  el  orinal  u.  s.  w.  (s. 
Torquemada). 

3)  Keymis  fand  Figuren  von  Grünstein  (und  Gold)  am  Corentyn.  Nach  Marchais 
trugen  die  Galiter  Grünstein,  die  (nach  Barrere)  von  den  Tapuyos  (am  Maranon)  ver- 
folgt waren.  Die  Topayos  erhielten  den  Grünstein  (piedros  hijadas)  von  den  Cougnan- 
tainsecouma  oder  Amazonen  (s.  Condamine).  Der  Grünstein  am  Rio  Negro  sollte  von 
den  Amazonen  kommen  (zu  Humboldt's  Zeiten).  Zu  Raleigh's  Zeit  trugen  die 
Caciquen  am  Orinoko  Grünsteine  zum  Schmuck.  Die  von  den  Cariben  getragenen 
Grünsteine  (piedras  de  macagua),  were  called  Macuaba  (Calicot-stone)  in  demerara  (s. 
van  Heuvel).  Nach  Charlevoix  erhielten  die  Haytier  den  Grünstein  zum  Aushöhlen 
der  Canoes  am  Maranon.  Salvado  sah  Grünstein-Idole  bei  Trujitto  in  Honduras.  In 
Mexico  verknüpfte  sich  der  Grünstein  mit  dem  Cult  Quetzalcoatl's. 


NAYMLAP.  97 

einem  Flügelgewande  bekleidet  haben  sollte,  zum  Himmel  auf- 
steigend. Bei  diesem  Exodus  blieben  nur  die  Epigonen,  als  die 
im  Lande  geborenen  Kinder  zurück,  also  gleichsam  die  Pipiles 
(prinzliche  Infanten)  in  Nicaragua,  oder  Huambraconas  (Kinder- 
volk), wie  die  Carangu's  (s.  Velasso)  nach  der  von  Huayna-Capac 
verhängten  Strafe  genannt  wurden. 

Cuim  (der  Unsterbliche) ,  der  dann  den  Thron  bestieg,  zeugte 
mit  seiner  Gattin  Zolzdoni  zwölf  Söhne,  die  Ahnherren  mächtiger 
Familien,  und  wählte  den  freiwilligen  Hungertod,  in  einem  Ge- 
wölbe verschlossen,  um  den  Glauben  an  die  Unsterblichkeit  seines 
Geschlechts  wach  zu  halten. 

Die  Reihe  seiner  Nachfolger  (Escufiain,  Mascuy,  Cuntipallec, 
Allascunti,  Nofanech,  Mulu-Muslan,  Llamecoll,  Lanipatcum,  Acunta) 
schloss  mit  Tempellec,  der  für  seinen  Frevel,  die  Figur  Naym- 
lap's  aus  dem  Chot-Tempel  zu  entfernen,  durch  eine  Regenfluth 
bestraft  wurde,  und  dann  durch  eine  Empörung  der  Priester  und 
Häuptlinge,  die  ihn  an  Händen  und  Füssen  gebunden  ins  Meer 
warfen,  um  sein  Verbrechen  zu  sühnen. 

Mit  ihm  endete  die  von  Naymlap  begründete  Dynastie  und 
das  Land  wurde  republikanisch  regiert,  bis  es  in  die  Gewalt  des 
Chimo-Capac  fiel,  der  den  Häuptling  Pongmassa  als  Statthalter 
einsetzte.  Ihm  folgten  seine  Söhne,  erst  Pallomassa  und  dann 
Oxa,  zu  dessen  Zeit  Caxamarca  von  den  Inca  erobert  wurde. 
Dann  herrschte  Llempisan  und  nacheinander  dessen  Söhne 
(Chullumpisan,  Cipromarca  und  Tellempisan)  bis  auf  Efquempisan 
und  Pecfunpisan,  der  zur  Zeit  der  Conquista  auf  dem  Thron  sass. 

Unter  den  verschiedenen  Colonisationen,  die  während  .der 
Nachfolge  Naymlap's  aus  dem  von  ihm  gestifteten  Reiche  fort- 
gesandt wurden,  wird  besonders  die  Llapchilulli's  (Naymlap's  Be- 
gleiter) hervorgehoben,  der  sich  im  Thal  von  Jayanca  (unter  den 
wilden  Penachis)  niederliess,  und  von  einem  seiner  Nachfolger, 
der  in  der  Gefangenschaft  zu  Cuzco  verstarb,  wird  (bei  Baiboa) 
erzählt,  dass  er  ausgestopft  wurde,  um  ihn  als  noch  lebendig  er- 
scheinen zu  lassen.  Von  den  Söhnen  Cium's  begab  sich  Nor 
nach  dem  Thal  von  Cinto,  Calla  nach  Cucume,  und  ebenso  wurde 
Collique  (zwischen  Cinto  und  Sanas)  besiedelt  (so  dass  in  Collao 
ein  beflügelter  Ayarache  wieder  erscheinen  könnte). 

Vor  den  Collas  fliehende  Serranos  Hessen  sich  bei  Arequipa 
nieder,  andere  Auswanderer  der  Berge  (Montafieses,  als  Sacha- 
runa    oder  Wilde)    kamen    nach  Tumbez    und  Puira,    ebenso    die 

Bastian,  America.  7 


98 

verschiedensprachigen  Olmos  (mit  den  Stämmen  der  Tallanes), 
und  als  die  Küste  übervölkert  war,  folgte  Einschiffung  auf  Flössen, 
um  andere  Orte  zur  Ansiedelung  aufzusuchen. 

In  Chanchan  oder  Truxillo  stand  der  Königssitz  der  (vom 
Fischgott  ^)  geschaffenen)  Chimu,  die  über  die  Küste  von  Tum- 
bez  bis  Supe,  und  dort  unterthänige  Vasallen-Fürsten,  herrschten, 
und  in  Paramanca  eine  Grenzfestung  erbauten ,  während  der 
Kriege  mit  Cuyz-Mancu,  König  von  Pachacamac,  und  Chuquiz- 
Mancu,  König  von  Runahuana  oder  Lunahuana.  Bisweilen 
scheint  indess  die  Grenze  bis  Chancay  vorgeschoben  zu  sein,  da 
es  als  streitiger  Punkt  erwähnt  wird,  bald  im  Besitz  der  Chimu, 
bald  als  zum  Reich  des  Cuyz-Mancu  gehörig.  Bei  Paramunca 
erlitt  der  Chimu  durch  den  Feldherrn  Yupanqui  Inca  (Sohn 
Pachacutec's)  die  Niederlage,  welche  ihn  zum  Rückzug  bis  Santa 
und  dort  zum  Abschluss  eines  Vertrages  zwang.  Sein  Reich  wurde 
dadurch  auf  die  Küstenstrecke  zwischen  Guarmey  und  Tumbez  ein- 
geschränkt, und  um  den  Süden  zurück  zu  erobern,  verband  sich 
Chimo-Capac,  den  Oviedo  als  Fürsten  von  Canda  bezeichnet,  mit  Cuz- 
mango-Capac,  Fürsten  der  Conchucos,  fiel  aber  in  der  Schlacht  gegen 
Capac-Yupanqui  und  dieser  Sieg  hatte  dann  die  Eroberung  Caxa- 
marca's  durch  den  Inca  zur  Folge  (s.  Baiboa),  während  sie  bei 
Garcilasso  vorhergeht.  Nach  dem  erfolglosen  Aufstand  Chimo- 
cappa's  gegen  Guaynacapac  (s.  Zarate)  wurde  dann  das  Land 
dem  Reiche  der  Inca  einverleibt.  Raymondi  macht  auf  die 
Aehnlichkeit  der  Felsinschriften  von  Janca  bei  Cuzma  (bei  Huar- 
mey)  mit  denen  von  Caldera  (bei  Arequipa)  aufmerksam,  und  bei 
dem  Zuge  der  Chincha  in  das  Innere  wird  Chuquibamba  als  der 
von  ihnen  weitest  erreichte  Punct  erwähnt.  Bei  Baiboa  gründet 
Llapchilulli,  der  Naymlap  bis  Lambayeque  begleitet,  ein  Erbreich 
in  Jayanca.  Die  bald  feindlichen,  bald  freundlichen  Berührungen 
mit  den  Canar  zeigen  sich  in  dem  von  Tupac  Inca  Yupanqui  er- 
oberten Chanchan  (neben  Tomebamba). 

Eine    frühere  Unterwerfung    der  Chimos  wird    bereits   in  die 


1)  Nachdem  Kalinayo,  Stammherr  der  Caraiben,  der  sie  nach  Hayti  geführt,  dort 
vergiftet  worden  war,  verwand  ehe  er  sich  in  den  Fisch  Atraioman.  Cieza  de  Leon 
bezeichnet  das  Thal  von  Pacasmayu  als  den  Sitz  mächtiger  Fürsten  vor  der  Zeit 
der  Inca.  Nach  Garcilasso  boten  die  Bewohner  von  Pacasmayu  und  Chacma  freiwillig 
ihre  Unterwerfung  an,  erfreut,  dem  Reiche  des  Inca  angehören  zu  können.  Auch 
im  Thale  Santa's  wird  von  der  Macht  und  dem  Ansehen  der  dortigen  Häuptlinge 
gesprochen. 


MOND.  99 

Zeit  des  Viracocha  gesetzt,  und  um  die  vor  demselben  in  die 
Berge  geflüchteten  Chimos  wieder  zu  unterwerfen,  soll  Topa- 
Yupanqui  die  (von  Abyssinien  gegen  Aegypten  gerichtete) 
Drohung  ausgesprochen  haben,  dass  er  nämlich  die  die  Ebenen 
bewässernden  Bäche  auf  die  Höhen  ableiten  lassen  und  so  die 
Thäler  in  Sandwüsten  verwandeln  würde  (wie  es  Con  Schuld  ge- 
geben wurde).  Die  Ausdehnung  der  alten  Cultur  zeigen  noch 
jetzt  die  Reste  alter  Wasserleitungen  (wie  im  Thal  von  Chicama 
und  die  traurigen  Folgen  des  Verfalls  die  gegenwärtig  Chimbote 
(in  der  Bahia  del  Ferrol)  umgebende  Wüste. 

Inca  Pachacutec  schickte  seinen  Sohn  Inca  Yupanqui,  der 
(aus  dem  Lande  ^der  Yauyus  zum  Orakel  des  Rimac  ziehend) 
sich  mit  dem  Cuismancu  in  Pachacamac  und  dem  Chuquiamancu 
Runahuanac  nach  Huaman  (la  Barranca)  begab,  an  die  Grenze 
des  Reichs  des  Chimu,  der  über  die  Thäler  Parmunca,  Huallmi, 
Santa,  Huanapu  und  Chimu  herrschte,  aber  sich  vor  dem  Inca 
nach  Santa  zurückziehen  und  (nachdem  aus  Cuzco  Verstärkung 
angelangt  war)  seine  Unterwerfung  erklären  musste.  Von  den 
durch  Topa  Inga  nach  dem  Kriege  mit  Marca,  Runahuana  und 
Chincha  Aufgehängten,  soll  der  Ort  den  Namen  Guarco  (Galgen) 
erhalten  haben  (s.  Baiboa),  wie  auch  der  Cerro  de  la  Horca.  Die 
Erbauung  der  Sonnentempel,  die  in  Manta  erwähnt  und  in  Pacha- 
camac ausdrücklich  den  Inca  zugeschrieben  wurden  (während  nach 
anderen  wieder  die  Inca  gerade  den  Tempel  Pachacamacs  einem 
einheimischen  zugefügt  hätten),  wäre  auf  den  Protest  der  (fischen- 
den) Eingeborenen  gestossen,  die  das  ihnen  Nahrung  gebende 
Meer  verehrten,  gegen  die  heisse  Sonne  dagegen,  so  wohlthätig 
dieselbe  in  der  Sierra  gefühlt  werden  möchte,  eher  Abneigung 
empfanden  (wie  die  Ataranten  in  Afrika).  Auch  von  den  Panches 
wird  gesagt,  dass  sie  in  ihren  schwülen  Thälern  nur  den  Mond 
verehrt,  den  Cultus  der  Sonne  dagegen  für  überflüssig  erachtet. 
Die  Huamachucos  waren  von  den  silbernen  Halbmonden  genannt, 
die  sie  als  Kopfschmuck  trugen. 

Die  Chimus  sollen  auf  Flössen  in  das  Land  der  Yunga  gekom- 
men sein,  und  diese,  als  Riesen  beschriebenen  Chimu  wären  dann, 
durch  einbrechende  Dürre  vertrieben,  in  das  Innere  gezogen,  wo  sie 
in  Quinoca  (b.  Guamanga)  von  bärtigen  Weissen  aufgerichtete  Ge- 
bäude angetroffen,  wie  ähnlich  die  Steinbauten  von  Huaraz  bei 
Piscobamba  Riesen  zugeschrieben  wurden,  die  vor  den  Inca  ver- 
schwanden   (s.    Cieza).       Durch    Anschluss    dieser    Dürre    an    die 

7* 


100  DIE    GESCHICHTE    PERu's. 

Katastrophe,  durch  welche  Con's  Schöpfung  ihr  Ende  bereitet 
wurde,  würde  dieses  Riesengeschlecht  den  Character  eines  halb  vor- 
weltlichen gewinnen,  das  aus  früherer  Erdepoche  in  die  jetzige 
hineinragt,  ähnlich  wie  die  Quinames  in  Mexico,  deren  das 
Erdbeben  überlebende  Reste  von  den  Tlascalteken  nachträglich 
vertilgt  wurden. 

Obwohl  indess  diese  Chimus  vielfach  mit  prähistorischen  Riesen 
identificirt  und  als  solche  dargestellt  werden,  findet  sich  doch 
auch  eine  andere  Version,  die  sie  neben  denselben  nennt  und 
nur  in  der  Zeit  parallelisirt. 

Gleichzeitig,  heisst  es,  mit  den  Riesen,  die  in  Puerto -viejo 
durch  den  Zorn  der  Sonne  ihrer  Laster^)  wegen  vertilgt  w^urden, 
kamen  (durch  Pachacamac  im  Meere  geschaffen)  die  (Steine  mit 
Eisen  bearbeitenden)  Einwanderer,  als  Chimos  unter  dem  Chimu, 
nach  Peru  (während  der  Regierung  Ayartarco-Cupo's  in  Cuzco) 
und  nachdem  sie  sich  in  den  Ebenen  (unter  Erbauung  des  Tem- 
pels des  Pachacamac)  sowie  bei  Caxamarca  (und  Guaitara)  nieder- 
gelassen, bedrohten  sie,  als  Huascar  Titu  auf  dem  Throne  sass, 
dessen  Hauptstadt  Cuzco  mit  einer  Belagerung,  ohne  dass  Lima- 
Tambo  zum  Schutze  der  Grenze  befestigt  wurde.  Als  darauf 
Pachacuti  einen  Feldzug  gegen  diese  Chimu  unternehmen  wollte,  ver- 
sagte ihm  der  Fürst  der  Vilcas  den  Durchzug.  In  Vilca  (undHuanco- 
Huilca)    stand   der  Haupttempel   der   Chancas   von   Andahuayllas. 

Huascar- Titu  ist  der  Nachfolger  Ayartarco  Cupo's  (des  kraus- 
haarigen Usurpators)  als  Vorgänger  des  Pachacutek  oder  Titu 
Yupac-Anak,  während  (bei  Oliva)  Quisqui-Yupangui  den  mit  dem 
Titel  Chumpo  (Chimbo  oder  Chimo)  versehenen  Thome  vertreibt, 
der  die  Küste  sowohl,  wie  Quito  und  Cuzco  in  Mitleidenschaft 
gezogen.  Nach  Hornius  führten  die  alten  Krieger  Quito's  den 
Titel  Chamba  und  (Urco  CoUa)  Chamba  fiel  als  Häuptling  der 
Canares,  von  Atahualpa  zu  Huascar  ab.  Condesuyo  grenzte  (neben 
den  Ubinas)  mit  Pomatambo  der  Chumbivilcas,  die  nach  der 
Unterwerfung  durch  Inca  Yupanqui  Tänzer  als  Tributleistung  nach 
Cuzco  zu  liefern  hatten  (s.  Herrera).  Nach  Garcilasso  geschah 
diese  Unterwerfung  der  Chumbivilcas  (bei  San  Thomas)  in  Bewun- 
derung der  von  Mayta  Capac  über  den  Apurimac  gebauten  Brücke 
(Chumpi  oder  schwarzbraun).    In  Chumbo  (bei  Puerto-viejo)  galten 


1)  Noch    zu    Pizarro's   Zeit    fanden   sich    in  Puerto    viejo    (und  Umgebung)    formas 
feas  con  miembros  deshonestos  (s.  Herrera). 


RIESEX.  101 

(n.  Herrera)  peruanische  Gebräuche  (und  Chimbo  wird  als  äusser- 
stes  erklärt).  Die  Coybas  mit  dem  Häuptling  Chima  oder  Careta 
grenzten  mit  Poncha  (auf  Darien)  zu  Balboa's  Zeit  (s.  Gomara). 

Bei  Montesino's  fallen  die  Landungen  der  Riesen,  die  sich 
an  der  Küste  festsetzten,  um-  das  Ende  der  Pyrhua- Dynastie, 
welcher  (nach  Pachacutek)  die  Dynastie  der  Amautas  folgte. 
Als  ihre  Werke  wurden  den  Spaniern  tief  gemauerte  Cisternen- 
Brunnen  gezeigt,  wie  sie  auch  in  Yucatan  angetroffen  werden. 
Von  dem  durch  seinen  Vater  unterworfenen  Thal  von  Chimu 
aus,  setzte  Huayana - Capac  die  Eroberungen  nach  Norden  fort, 
über  Chasma  und  Pacasmayu,  sowie  Canar,  Collque,  Cintu,  Tuomi, 
Jayanca,  Mutupi,  Puchiu  und  Sulluna  indem  er  auf  einem  späteren 
Feldzuge  (von  Sulluna  aus)  noch  das  Reich  von  Tumbez  seiner 
Herrschaft  zufügte.  Die  in  Felle  gekleideten  Riesen  wurden  als 
dem  Meere  befreundet  geschildert,  das  sie  auf  ihren  Fischzügen 
ungescheut  durchwatet^)  hätten,  und  das  Geschlecht  der  Chimus 
sollte  von  seinem  Fischgott  Pachacamac  in  den  Tiefen  des 
Meeres  geschaifen  sein,  während  die  Sage  wieder  Con  sich  mit 
seinen  Kriegern  in  das  Meer  zurückziehen  und  dort  verschwinden 
lässt.  Als  Huanauqui  in  Pastos  die  märchenhafte  Kunde  von  den 
Landungen  der  spanischen  Viracochas  empfing,  berichtete  er  an 
seinen  Bruder  Huaynacapac  (in  Quito),  dass  das  Meer  bärtige 
Seeungeheuer  aufgeworfen  habe,  die  auf  schwimmenden  Häusern 
herbeigetrieben  (wie  die  Oannes  nach  Mesopotamien).  Bei  Gui- 
lapa  (in  Ytztpexic)  waren  Eisenmenschen  (als  Sonnenkinder)  vom 
Meer  ausgeworfen  (Herrera), 

In  Tumbez,  wo  zu  Pizarro's  Zeit  die  Fürstin  Chilimana 
herrschte,  hielt  man  die  spanischen  Schiffe  für  „Rocas  und  Pe- 
nascos  sobre  la  Mar"  (s.  Garcia)  und  in  Mexico  für  die  Teocalli- 
Quetzcaloatl's,  mit  seinen  Göttersöhnen.  Atahualpa  erkannte  in  den 
Spaniern  (Hernandez  Pizarro  und  de  Soto)  Gestalt  und  Tracht  des 
Gottes  Viracocha,  wie  er  den  Anwesenden  bemerkte.  Der  Häupt- 
ling Nicaragua  fragte  den  Dolmetscher,  ob  die  Spanier  vom 
Himmel  gekommen,  oder  aus  den  Wolken  oder  herabgeflogen 
(s.  Herrera). 


1)  Der  durch  Lobato  an  der  Küste  des  Choco  verfolgte  Indianer  rettete  sich  durch 
Hineinwaten  in  das  Meer,  so  dass  die  über  diese  Kühnheit  erstaunten  Spanier  nicht  zu 
folgen  wagten.  In  der  christlichen  Legende  ist  St.  Christoph,  das  Wasser  durchwatend, 
gigantisch  genug,  um  den  sie  zuerst  durchschiffenden  Christobal  Colon  in  sich  aufzu- 
nehmen (als  Vorbereitung  zur  Heiligsprechung). 


102  DIE    GESCHICHTE    PERu's. 

Wie  die  Chimus  war  auch  der  Ursprung  der  seefahrenden 
Cariben  dem  Meere  angehörig,  indem  es  von  diesen,  die  einge- 
borenen Ygneris  der  Antillen  oder  die  für  entlaufene  Sklaven 
(wie  die  Avaren  der  Hiongnu)  geltenden  Arowaken  mit  dem 
Schrecken  ihrer  Giftpfeile  bekämpfenden  Piraten  heisst,  dass  ihr 
Stammvater,  als  er  vom  Festland  nach  Dominica  gekommen,  in 
einem  Fisch  verwandelt  worden  (s.  du  Tertre). 

In  zusammengefasster  Folge  würde  Cara  und  Chimu  auch  Chin- 
cha  repräsentiren,  die  w^ährend  der  historischen  Zeit  den  dominiren- 
den  Stamm  an  der  Küste  (und  im  ganzen  Chincha-suyu)  bilde- 
ten und  in  ihren  Traditionen  die  Erinnerung  an  die  fremde  Her- 
kunft mit  langen  Wanderungen,  auf  denen  sie  durch  einen 
Priesterkönig  geleitet  seien,  bewahrt  hatten,  sowie  die  Verehrung 
für  das  Orakel  Chincha  oder  Camay,  wo  die  aus  dem  Felsen 
tönende  Stimme  Halt  gebot  (s.  Cieza).  Da  sie  selbst,  wie  be- 
merkt, mitunter  mit  den  traditionellen  Riesen  identificirt  wurden, 
ist  es  erklärlich,  dass  nach  diesem  Massstabe  gemessen,  die  von 
ihnen  angetroffenen  Eingeborenen  als  Zwerge^)  erscheinen^) 
konnten  (mit  den  von  Bollaert  als  zwerghaft  geschilderten  Chan- 
g'o's  des  Südens  identificirbar). 

Ihre  Züge  in  das  Innere  sollen  sich,  nach  Einiger  Darstel- 
lung, über  Sora  und  Lucana  (und  zwar  zur  Zeit,  als  die  ersten 
Inca  Cuzco   gründeten)  bis   nach  Collao'"')  ausgedehnt  haben  (also 


1)  Unter  den  Comechingones  (bei  Cordoba)  wurde  von  Zwergen  erzählt  (nach 
Funes).  Neben  den  Tupinambas  wohnten  (nach  Acuiia)  die  zwergigen  Guayaji's  (so- 
wie die  Matayos  mit  einwärts  gekehrten  Füssen).  Die  Cauanas  oder  Carcanas  am 
Jurua  gelten  für  Zwerge.  Federmann  hörte  von  den  Aymanes  (neben  den  Xideharas), 
dass  sie  ein  kleines  Volk  von  Zwergen  wären  (s.  Klüpfel).  Als  die  Nation  der 
Ayamanes  oder  Zwerge  durch  eine  Pest  verödet  worden,  fingen  sie  an,  mit  den  bis 
dahin  friedlichen  Xideharas  sich  zu  verheirathen ,  ,,also  dass  an  disem  ortt  ettliche 
grösserer  Disposition  und  besserer  statura  alls  lenger  und  grösser  von  Leib  unther  sie 
gewachsen  seindt"  (Federmann).  Neben  den  Amazonen  (im  nördlichen  Mexiko)  fand 
sich  ein  Zwergvolk  zur  Zeit  Cabeza's  de  Vaca  (s.  Ribera).  Gongo,  König  der  Ticki- 
Ticki,  ist  Munza  tributpflichtig  (s.  Chaille-Long)  und  ihre  Verwandten  finden  sich  in 
Afrika  weiter  zerstreut. 

2)  Andagoya  sah  in  Escoria  so  grosse  Leute,  que  los  otros  hombres  eran  enanos 
con  ellos  (s.  Herrera),  wie  in  Patagonien  und  Feuerland. 

3)  Wenn  diese  Colonien  der  heissen  Küste  gleich  denen  der  aus  den  brasiliani- 
schen Tropenwäldern  gekommenen  Eroberer  (zur  Zeit  des  Titu-Jupanki-Pachacutec) 
klimatisch  zu  Grunde  gingen,  so  würden  sich  nur  die  durch  Kreuzung  mit  den 
Huancas  und  den  Chancas  dem  Milieu  accomodirten  erhalten  haben. 


CHANCHAN.  103 

bis  an  den  Chucuitu  oder  Titicaca),  zunächst  aber  bis  zu  den 
Chancas,  die  als  ihre  äussersten  Vorposten  gelten  könnten,  und 
mag  dann  auf  diesem  Wege  (auf  der  Strasse  von  Ica)  auch 
Guamanga  (und  seine  Monumente)  von  den  Chimu  berührt  sein. 
Es  wird  von  den  Chancas  im  Besonderen  erwähnt,  dass  sie  (in 
Puma-Felle  gekleidet)  von  Huamanca  (Guamanga)  und  Huanta  an's 
linke  Ufer  des  Apurimac  gekommen  sein. 

Die  Fürsten  an  der  Küste,  in  Chincha,  in  Canete,  am  Rimac, 
waren  sich  alle  (wenn  auch  mitunter  im  Streit)  ihrer  Verwandt- 
schaft mit  den  Chimu  bewusst,  und  die  durch  dieses  letztere 
Reich  erlangte  Präponderanz  wird  auf  die  enger  eingeleiteten 
Beziehungen  mit  den  Stämmen  des  Hochlandes  (besonders  mit  den 
Conchucos)  begründet  gewesen  sein,  weshalb  dann  auch  der 
Cultus  des  Heroenfürsten  Atau  in  der  erweiterten  Form  Ataguju's 
bis  nach  Guama-chuco  getragen  wurde. 

Wahrscheinlich  trat  diese  Centralisation  in  Chanchan  aber 
erst  später  ein,  dann  nämlich,  als  die  früher  nach  der  Sierra  ge- 
richtete Bewegung  der  Chincha  (von  den  Thälern  zwischen  dem 
Rimac  und  Pisco  aus)  unter  dem  Vordringen  der  Inca  nach  Nor- 
den auf  hemmende  Schranken  traf,  und  besonders  als  nach  Un- 
terdrückung der  aufgestandenen  Chancas  ihre  Führer  bis  in  die 
Montana  getrieben  wurden. 

So  auf  die  Küste  zurückgeworfen,  füllten  sich  wieder  die 
bereits  zum  Theil  verlassenen  Plätze  des  nördlichen  Meeresstriches, 
und  sobald  Chanchan  als  die  Hauptstadt  eines  mächtigen  Reiches 
aufzublühen  begann,  kam  es  bald  in  Berührung  mit  dem  in  der 
Zwischenzeit  (während  die  Chincha  mit  den  Kriegen  im  Hoch- 
lande beschäftigt  waren)  in  Lambayeque  gegründete  Staat,  der  von 
Chimo-Capac  (unter  Einsetzung  des  Fürsten  Pongmassa,  als  Statt- 
halter) annectirt  wurde. 

Bald  darauf  wurde  dann  auch  der  alte  Stammessitz  in  Tum- 
bez  wieder  in  Besitz  genommen,  wo  die  zurückgebliebenen  Olmos 
durch  die  Zuwanderer  aus  der  Sierra  allerlei  Älischungen  und 
Veränderungen  erfahren  hatten.  Die  fernere  Ausbreitung  wird 
dann  durch  die  kriegerischen  Canar  die  (nach  Velasco)  ihren 
Feinden  durch  Gebrauch  der  Pfeilschusswaffen  (gleich  Xatryas) 
überlegen  waren,  im  Innern  gehindert  sein,  während  an  der  Küste 
die  Huancavillcas  (deren  Gebrauch  zwei  Oberzähne  auszureissen 
durch  Huayna-Capac  strafweis  auf  vier  ausgedehnt  wurde)  einige 
Verwandtschaft  zu  besitzen   scheinen,    die   sich   die   ganze  Kette 


104  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

entlang  bis  zu  den  Chancas  in  Andahuayllas  (und  Vilcas)  ver- 
folgen lassen. 

Die  besondere  Beziehung,  welche  die  Gegenden  am  Rimac 
und  den  dortigen  Küstenstreif  in  den  Fabellegenden  mit  Cuzco 
verknüpft,  tritt  nicht  nur  (ausser  dem  in  Lima-tambo  wieder- 
holten Rimac)  in  dem  Doppelgänger  dieser  Stadt  hervor,  die  nach 
Besiegung  der  Inca  zu  deren  Verspottung  gebaut  sein  soll,  bei 
Cieza  dagegen  von  den  Inca  selbst  auf  dem  langdauernden  Feld- 
zug gegen  Malca  oder  Mala,  oder  (bei  Herrera)  von  Topa  Inga 
Yupangui  im  Thal  von  Guarco  (aber  nach  Beendigung  des  Krie- 
ges wieder  zerstört),  sondern  besonders  in  der  Erwähnung,  dass  die 
auf  der  in  Cuzco  zusammenberufenen  Synode  regulirten  Ceremonial- 
gesetze  von  dem  nachfolgenden  Inca,  der  zuerst  das  Gebiet  des 
Tempels  von  Pachacamac  betrat,  dort  als  bereits  gültige  vorge- 
funden worden.  Nach  Baiboa  wurde  dem  zwischen  Lima  und 
Huarochiri  (als  Pilgerort  besuchten)  Tempel  von  Topac-Inga  ein 
Tempel  des  Pachacamac  auf  dem  Hügel  zugebaut,  an  dessen 
Fusse  dann  der  Sonnentempel  gelegen  haben  würde.  Cieza  sagt 
dagegen ,  dass  der  obere  Theil  im  Tempel  des  Pachacamac  für 
den  Sonnentempel  eingerichtet  worden. 

El  principal,  a  quien  adoraban  era  el  Viracocha  Pachaya- 
chachic,  que  es  el  criador  del  mundo,  y  despues  de  el  al  sol, 
bemerkt  J.  de  Acosta  von  den  Incas  in  Cuzco,  indem  er  hinzu- 
setzt, dass  die  Sonne  und  die  übrigen  Guaca  nur  als  Vermittler 
für  den  Schöpfergott  gegolten  hätten,  für  den  „criador  universal." 

In  der  Nachbarschaft  des  dem  Pachacamac,  als  allgemeinem 
Welterhalter,  geweihten  Heiligthums,  sollen  die  Chincha  dem  spe- 
ciellen  Erhalter  ihres  Stammes  einen  Tempel  als  Chincha- camac 
(Schöpfer  der  Chincha)  gebaut  haben  (s.  Garcilasso),  der  so  dem 
Chibcha-cum  der  Chibcha  entsprochen  haben  würde.  In  Camac 
wurde  im  Allgemeinen  der  Schöpfer  verehrt  (s.  Arriaga),  dessen 
Würde  auf  locale  Landesgötter  übertragen  werden  mochte. 
Quando  invocan  la  Huaca  la  llaman  Runap-camac,  o  criador  del 
hombre  (Runa  oder  Mensch). 

Als  Bewohner  der  Provinz  Huanuco  oder  Leon,  die  mit 
grossen  Tempeln  und  Festungen  gefüllt  sei,  nannte  Herrera  die 
Conchucos,  Guailos,  Tamara  und  Bombon.  Alcedo  erwähnt  viel- 
facher Fehden  zwischen  den  Muzupies  oder  Monzupies  (in  Guanuco) 
mit   den  Panataguas   und   Cocmonomas ,   welche   letztern   zugleich 


XAUXA.  105 

mit  den  Mazupes  und  Callisecas  im  Kriege  lagen,  und  diese  mit 
den  Cepazos  und  Cocmonomas. 

Nach  Zarate  wurden  in  Huanuco  Kriegsgefangene  dem  Gotte 
Cataquilla  geopfert,  dessen  Dienst  sich  von  Guamachuco  dahin 
verbreitet  haben  wird,  als  das  Geschlecht  der  mit  den  Atumu- 
runas  verknüpften  Erbauer  der  Steinmonumente  verschwunden  war, 
w^ie  die  Guachimines  der  Schleuder  (der  Lieblingswaffe  der  Inca) 
erlagen.  Die  a,us  alten  Mythen  quellende  Heiligkeit,  die  in  Peru 
von  Tia-Huanuco  nach  Huanuco  strömte,  umkreist  auch  in  Mexico 
die  Gestirnspyramiden  von  Teotihuacan.  Die  von  den  Barbaren 
aus  Collasuyu  verdrängten  Atumurunas,  (die  Manco  in  Pamo- 
cocha,  Quinua,  Quaytara  und  Chachapoyas  ansiedelte),  werden 
(gleich  den  Tolteken  in  Anahuac)  als  Lehrer  friedlicher  Künste 
von  den  eingeborenen  Stämmen  Peru's  empfangen  und  für  Ver- 
schwägerungen gesucht. 

Die  Huanca^)  zerfielen  in  die  Xauxa  unter  dem  Häuptling 
Cuixaca,  die  Maricavilca  unter  dem  Häuptling  Huacarapara  und 
die  Llasapallanca  unter  dem  Häuptling  Alaya  (s.  Cieza). 

Bei  den  Chancas,  die  (während  der  Herrschaft  des  Alcay- 
Vilca  in  Cuzco)  aus  den  Sitzen  der  Chincha  bis  Chuquibamba 
(vielleicht  bis  zu  den  Chicha)  vorgedrungen  waren  und  dann  bei 
Andahuayllas  mit  den  zurückgetriebenen  Quechua  (sowie  mit  den 
Carangas)  grenzten,  werden  die  blutigen  Riten  der  Küste  er- 
wähnt und  erst  als  Inca  Roca  den  Tempel   von  Uramarca  (Vilca 


1)  Ynca  Pachacutec  schickte  (zur  Eroberung  Chinchasuyu's)  seinen  Bruder  Capac 
Yupanqui  (von  der  Grenzfestung  Villca)  gegen  die  Huancas  von  Sausa  oder  Jauxa, 
nach  deren  Besiegung  Tarma  und  Pumpu  unterworfen  wurden,  sowie  die  wilden 
Stämme  der  Antis  (im  Osten)  bis  nach  Chucurpu  (wo  ein  Tiger  verehrt  wurde),  und 
auch  Ancara  und  Huayllas,  Später  von  Inca  Yupanqui  (Sohn  des  Inca  Pachacutec) 
begleitet,  bewog  Inca  Capac  Yupanqui  (von  Chucurpu  aus)  die  Provinz  Pincu  sich  zu 
unterwerfen,  musste  aber  die  (in  Festungen  und  unwegsame  Gegenden  zurückgezogenen) 
Conchucu  (mit  Huara  und  Piscapampa)  durch  Hunger  bezwingen,  worauf  (nach  der 
freiwilligen  Unterwerfung  des  Curaca  von  Huamachucu)  die  Cassamarcas  besiegt  w^urden 
(und  die  Yauyus  sich  freiwillig  ergaben).  In  Caxamarca  wurde  dann  ein  Lustschloss 
der  Inca  erbaut.  Inca  Tupac  Yupanqui  unter^varf  (von  Caxamarca  aus)  die  (Schlangen 
verehrenden)  Huacrachucus  und  die  (in  der  Hauptstadt  Llavantu  Condorgeier  verehren- 
den) Chachapuyas  oder  Chachas  (mit  der  Festung  Cuntur-marca) ,  verbündet  mit  dem 
(durch  Anco  Huallpa  oder  Hancohualla  besiedelten)  Land  von  Mayupampa,  und  dann 
die  Wilden  von  Huancapampa  (mit  Cascayunca)  civilisirend  und  die  Provinzen  Cassa, 
Ayahuaca  und  Callua  besiegend.  Die  Festung  Cuntur-marca  führt  auf  den  Adler,  der, 
nach  Santa-Cruz  Darstellung,  bei  Pachacuti's  Feldzug  gegen  Antisuyu  aus  den  Höhen 
herabkam,  um  die  dämonische  Schlange  Canacuay  (der  Cavinas)  zu  vertilgen. 


106  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

oder  Hanca-Huallu)  eroberte,  hörten  die  Kinderopfer  auf.  Ihr  in 
den  verschiedenen  Revolutionen  ausgesprochener  Kriegsmuth  hat 
sich  erhalten  in  den  von  den  Procras  (die  zu  den  Chancas  ge- 
rechnet werden)  stammenden  Morochucos  und  Iquichanos. 

Von  Pachacutec  Yupangui  Inca  berichtet  Ondegardo,  dass 
er,  nachdem  die  Usco-vilca  benannten  Fürsten  der  Chanca  (mit 
Hülfe  der  Canas  und  Canchas)  besiegt  worden,  die  durch  den 
Cultus  der  Sonne  zurückgetretene  Verehrung  Pachayachachi's 
wiederhergestellt  habe.  Es  war  besonders,  um  gegen  die  Chan- 
cas und  Hanco-Huallu  (UtunsuUu  und  Uramarca)  Schutz  zu  ge- 
winnen, dass  sich  die  Quechua  eng  an  die  Inca  in  Cuzco  an- 
schlössen und  bei  dem  Aufstande  jener  die  entscheidende  Hülfe 
leisteten. 

Als  die  Chancas  aus  dem  empörten  Chinchasuyu  (unter  Hanco 
Huallo,  Tumay-Huaraca  und  Astu  Huaraca)  gegen  Cuzco  zogen, 
besiegte  sie  (von  seinem  Vater  nach  Chita  verbannt)  Viracocha 
durch  Hülfe  der  Quechuas  aus  Contisuyu  (mit  Cotapampa,  Cota- 
nera,  Aymara  u.  s.  w.).  Inca-Yupanqui  tödtete  Tomay- huaraca, 
Asto- huaraca  und  Huasco  Tomay -Rimac,  Fürsten  der  Chancas 
(s.  Salcamayhua). 

Trotz  dieser  Besiegung  von  Tomaiguarca  und  Astoguarca, 
Fürsten  der  Chancas  und  Hanco-vilcas,  (aus  deren  Schädeln^)  für 
Inca  Yupanqui  Trinkgefässe  verfertigt  sein  sollen) ,  verbündeten 
sich  die  seitdem  mit  dem  Beinamen  der  Auca  (Verräther)  ge- 
brandmarkten Chancas  aufs  Neue  mit  den  Poeras  und  Huancas 
und  erforderten  einen  zweiten  Feldzug  des  Inca.  Als  ihre  letzten 
Festungen  von  Challcumarca  und  Suramarca  gefallen  waren  ^), 
flüchtete  der  Fürst  Hanco-Huallu  mit  einem  Theil  der  Chancas 
nach  Tarma  und  Pompu,  und  wandte  sich  von  dort,  da  ihm  (wie 
Garcilasso  bemerkt)  das  Reich  der  Inca  noch  zu  nahe  war,  rechts- 
hin    in    die   Montana    der  Antis    oder    (wie    Cieza    angiebt)    nach 


1)  Nach  Xeres  benutzte  Atahualpa  die  Schädel  der  besiegten  Inca -Feldherrn  zu 
einem  Trinkgefäss. 

2)  Die  bei  Auswanderung  der  Chancas  in  das  Thal  des  Maranon  in  Huacar  zurück- 
gebliebenen Llamas  wurden  von  den  neuen  Colonisten  als  Schützer  der  Salzquelle  ver- 
ehrt, bis  sie  in  Folge  der  Liebschaft  Nusta  Atunca's  (Concubine  Viracocha's)  mit 
Munei'cur  sich  nach  Yanacachi  (eine  neue  Salzquelle  mit  ihrem  Urin  schaffend)  zurück- 
zogen,   wo    das  Älännchen    aus  Schmerz    über    Atahualpa's  Tod    starb,    das  Weibchen 

'weiter  umherirrte  (s.  Ber). 


CHANCHAS.  107 

Moyabamba^)  (auch  die  von  heller  Farbe  geschilderten  Chacha- 
puyas  mit  der  Hauptstadt  am  Tunguragua  berührend). 

Auf  den  Stationen  der  von  den  Chancas  gewanderten  Strasse 
lagen  manche  derjenigen  Monumente,  die  von  den  Atumurunas '■^) 
auf  ihren  traditionellen  Zügen  berührt  wurden,  und  (nach  Herrera) 
vermittelten  sie  überleitende  Bezeichnungen  bis  in  das  Land  des 
Dorado. 

Unter  den  von  den  Chancas  unterworfenen  Stämmen  werden 
die  Chuas  genannt.  Alte  Ruinen  (bei  Parasa,  Sipa  u.  s.  w.)  so- 
wie durch  aufrechte  Steine  bezeichnete  Gräber  (s.  Raymondi) 
werden  bei  Poma-Bamba  (der  Conchucos)  angetroffen,  auf  der 
Löwen-Ebene,  wie  sich  bei  den  am  früheren  Sitze  der  Löwen  (Puma) 
entprossenen  Chancas  der  Löwen-Ort  Poma-tambo  (neben  den 
Chumbi-vilcas)  fand,  und  ähnlich  wiederholt  sich  Ayaviri  (des 
CoUao)  in  Jaen  am  linken  Ufer  des  Maranon,  dann  Chuquibamba 
am  rechten  Ufer  des  Maranon  und  am  Rio  Oropesa  (Nebenfluss 
des  Apurimac),  Mollepata  Abancay's  am  Rio  Tablachaca  oder 
Chuquicara  u.  s.  w.  Zu  den  von  Peru  ausgewanderten  Muras  am 
Jilaranon  gehören  die  Tucumas.  Die  Pacamurus  (Bracamoros) 
rühmten  sich  (nach  Cieza)  den  Angriff  Huayna  Capac's  zurück- 
geschlagen zu  haben,  doch  war  Loxa  im  Besitz  der  Inca.  Am 
Maranon  kämpften  die  Murus  mit  den  Mundricus. 

Nach  Herrera  treffen  die  Chancas  bei  ihrem  Einfall  auf  die 
Chuas"),  welche  sie  unterwerfen,  das  Land  Andahuaylas  besetzend. 
Dann  von  der  Grösse  Cuzco's  hörend,  beschliessen  sie,  nach 
einem  feierlichen  Opfer  am  Apurimac,  den  Angriff  und  dringen 
bis  Acorumba  vor,  wo  ihnen  dann  Ynga  Yupangui  (Bruder  des 
Urcos)  entgegentritt,  indem  er  von  den  Grossen  des  Reiches  zur 
Rettung  des  Vaterlandes  aufgerufen,  auf  dem  Kriegsstein 
Cuzco's  das  Heer  ausgehoben  und  sich,  mit  einem  Löwenfell  be- 
kleidet, an  die  Spitze .  gestellt  hatte.  Wie  Montesinos  berichtet, 
unterwarfen  die  Brüder  Guaman-Huaroca  und  Guacoz-Huaroco 
von  Antiguaylas  (bei  den  Chanchas)  aus,  die  Länder  von  Contisuyo, 


1)  Die  brasilianischen  Indianer  (unter  Viraratu),  die  (eine  Zeit  lang  von  Portugiesen 
begleitet)  zu  den  Motilones  oder  Lamistas  gelangten  (bei  Ortiguera),  brachten  Nachricht 
von  dem  Goldmann  unter  den  Omaguas  (s.  Simon). 

2)  Als  Muyus  in  ]Muyabamba  von  muyumuyu  (muyu,  Kreis)  in  Kreisen  herum- 
gehen (oder  wandern). 

•^)  Chuacas  grenzten  mit  Tirroh  in  (Yucatan).  Bei  Mizque  wohnen  (an  die 
Yuracaraes  Pocona's  grenzend)  die  Indios  originarios,  denominados  Chues  (s.  Viedma). 


108  DIE    GESCHICHTE    PERu's. 

Tucaisuyo,  Collasuyo,  sowie  die  Stämme  der  Chiriguanos  und 
greifen  dann  Cuzco  an,  werden  aber  von  Inti-Capac-Yupanqui 
(Sohn  des  Sinchi  Cosque)  besiegt,  indem  die  Sonne  dem  Heere 
voranschreitet.  Sinchi-Roca  besiegt  die  Canchas  von  Andaguay- 
las  durch  den  von  der  Sonne  verliehenen  Goldreif  und  die  heiligen 
Schleudersteine.  Bei  Herrera  erhält  Capac-Yupanqui  (Nachfolger 
des  Mayta-Capac)  huldigende  Geschenke  von  den  Bewohnern 
von  Andaguaylas  in  Folge  seiner  ruhmreichen  Siege  in  Conde- 
suyo.  Zur  Zeit  der  Spanier  herrschte  der  Fürst  Guascar  über 
die  Chancas. 

Oliva  kannte  ebenfalls  die  Besiegung  der  Chancas  und  llan- 
covallos  durch  Topa  Inga  (Viracocha)  und  die  Gefangennahme 
ihrer  Fürsten  (Tomaiguarca  und  Astaguarca),  spricht  aber  bereits 
unter  Quispi  Yupangui  (Sohn  des  Capac  Yupangui)  von  dem 
Cuzco's  Existenz  bedrohenden  Aufstande  Chimpo  Thome's,  des 
Fürsten  von  Quito,  der  nach  der  schliesslichen  Besiegung  in  un- 
erreichbar ferne  Gegenden  geflohen  sei.  Auch  die  vermeintlich 
von  den  Inca  in  der  fernen  Montana  betretenen  Gegenden  erwie- 
sen sich  den  Spaniern  unerreichbar,  sei  es,  dass  sie  Yupanqui's 
Colonien  am  Tono  suchten,  oder  die  unter  dem  Häuptling  Apu- 
Huayri  am  Paititi-See  Angesiedelten. 

Die  Indianer  vonPapameme  erzählten  den  (nach  Gold  fragenden) 
Spaniern  (unter  Speier),  que  en  tiempo  pasados  avian  ydo  sus  ma- 
jores a  guerrear  con  ciertas  gentes,  que  estavan  en  las  tierras 
de  adelante,  y  aviendolas  vencido  se  volvieron  cargados  de 
aquel  metal,  que  les  ensefiavan  (s.  Simon). 

In  den  von  den  Chancas  bei  ihrer  Einwanderung  vorgefun- 
denen und  (nach  Andahuaylas)  zum  Theil  zur  Knechtschaft  ge- 
zwungenen Chua  (und  Que-Chua)  erkennt  sich  das  von  Cieza  als 
altes  und  eingesessenes  bezeichnete  Volk  der  Quechua,  und  da 
sich  diese  Chua  bis  zu  den  Yuracaraes  und  weiter  in  Bolivia 
hinein  verfolgen  lassen,  so  w4rd  das  Zwischenschieben  der 
Aymara-Sprache  auf  autochthoner  Basis  mit  den  von  Süden 
erfolgten  Einwanderungen  (bis  zu  denen  der  Fürsten  Cari  und 
Zapana)    in  Beziehung    zu  halten  sein. 

Nachdem  die  Chanchas  die  Chuas  (zu  den  Andahuailas  ge- 
hörig) unterworfen  und  gegen  Cuzco  rückten,  setzten  die  Orejo- 
nes  den  unfähigen  Urco  (Sohn  des  abgedankten  Viracocha)  ab 
und  übertrugen  die  Herrschaft  seinem  Bruder  Yupanqui,  der 
Hastaguaraca  (Fürst  der  Chancas)  besiegte,  und  dann  einen  Bund 


OMAGUAS.  109 

mit  ihm  zur  Eroberung  Collao's  (sowie  Chucuyto's)  schloss,  wäh- 
rend der  Inca  selbst  zum  Flusse  Bilca  vordrang  (und  am  Titicaca 
Tempel  baute),  und  nachdem  er  seinen  Sohn  Topa  oder  Tupac- 
Yupangui  zum  Mitregenten  angenommen,  dehnte  dieser  das  Reich 
bis  Tito  oder  Quito  aus,  wo  Colonisten  und  die  Sprache  Cuzco's  ein- 
geführt w^urden  (erzählt  Brullius).  Die  Inca  eroberten  bis  zu  den 
Chalchaqui  in  Chile.  Der  König  der  Chunchos  (bei  Tarma)  leitete 
sich  von  den  Inca  ab  (1745).  In  den  Andes -Wäldern,  aus  denen 
nach  Bogota  die  Propheten  aufsteigen,  wurden  noch  bis  in  später 
Zeit  versprengte  Reste  der  Culturvölker  aus  dem  Hochlande 
Peru's  gesucht,  und  besonders  verknüpften  sich  solche  Vorstellun- 
gen mit  den  Omaguas  (aus  Umasuyu  oder  Omasuyu). 

Die  (von  den  Aguas  der  Inseln),  Omaguasyete  oder  wirkliche 
Omaguas  genannten,  Omaguas  lebten  an  der  Quelle  des  Putu- 
mayo  (nach  Acuna).  Der  Hauptstamm  der  Manaos  (am  Padauiry) 
nennt  sich  Ere  Manao  (wir,  die  Manaos)  oder  Ore-Manao  (nach 
Martius).  Unter  den  Aguas  heissen  die  En-agua  die  guten  (ene) 
oder  ächten.  Orellana  fand  unter  den  Omaguas  die  Omagua-siete 
(als  die  echten)  bis  zur  Mündung  des  Putumayo.  Die  Aguas  (am 
Maranon)  wohnen  zwischen  den  Curinas  und  Ticunas  (s.  Acuna). 
Nach  Fritz  wohnten  die  Curinas  zwischen  Yavari  und  Yutay.  Die 
in  Pebas  mit  den  Yaguas  (neben  den  Omaguas)  grenzenden  Ore- 
jones  (in  Oran  mit  den  Mayorunas  benachbart)  bereiten  das  Gift 
für  Pfeile  und  Lanzen. 

Nach  den  Ticunas  oder  Jumanas  (bei  Tabatinga)  isst  der 
gute  Geist  oder  Nanuloa  (neben  dem  bösen  oder  Locazy)  Früchte 
mit  den  Todten  und  nimmt  sie  zu  sich,  wie  ähnlich  auf  den  An- 
tillen. Die  Panos  (mit  den  Setebos  und  Manaos,  sowie  die  Coco- 
mas)  gehören  zu  den  Omaguas.  Bei  den  Panos  sollen  Schrift- 
zeichen gefunden  worden  sein.  Zu  Orellano's  Zeit  wohnte  der 
Häuptling  Aomagua  (der  Omagua)  bei  Machiparon  an  der  Mün- 
dung des  Putumayu  (für  Schiffahrt  wichtig).  Nach  Southey 
hiessen  die  Omaguas  (im  Tupi)  Cambebas  (oder  Flachköpfe). 
Die  Cambebas  heissen  (bei  Cunha)  Omaguas  oder  Maguaz  (nach 
Fritz)  he  certo,  que  equivocadamente  (s.  Berredo). 

Die  Yuma-guaris  (Omaguas)  am  Goldfluss  oder  Yquiari 
(Nebenfluss  des  Yupuira  oder  Caqueta)  handelten  von  Putumayo 
aus  mit  den  Omaguas  an  dem  (in  der  Cordillere  Cuzco's  entsprin- 
genden) Yotan,  Nebenfluss  des  Maranon  (s.  Acuna).  Nach  de  la 
Condamine  wären  die  Omaguas   als  Einwanderer  zu  den  am  Ma- 


1  10  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

rarion  ansässig'en  Stämmen  gekommen.  Auf  der  Wasserscheide 
zwischen  Caqueta  und  Suaza  in  Fragua  (bei  Suma  Paz)  fand 
Speier  einen  Tempel  der  Sonne  und  ein  Kloster  mit  Sonnenjung-- 
frauen.  Nach  Anderen  fand  sich  dieser  Sonnentempel  (mit  Mo- 
hanes  oder  Priester)  und  Kloster  auf  dem  Wege  von  den  Llanos 
zum  Rio  Ariari  (zur  Zeit  Speier's).  Am  Orinoko  herrschte  der 
Caribenhäuptling  Topia-wari,  wie  in  Manoa  der  aus  der  Ferne 
gekommene  Pepodalappa  oder  (nach  van  Heuvel)  Atabalipa  (in 
seinem  flüchtigen  Nachkommen).  Orellana  horte  von  goldgedeck- 
ten Sonnentempeln  der  Amazonen.  Bei  den  Omaguas,  welche 
die  Todten  in  Töpfen  unter  den  Hütten  begruben,  wurden  die 
Jünglinge  in  Schmerzertragung  geprüft  (wie  bei  der  Knappen- 
aufnahme der  Inca).  Die  Kopfentstellung,  welche  von  den  Inca 
für  die  einzelnen  Provinzen  verschieden  bestimmt  w^ar,  wurde 
auch  von  den  Omaguas  und  Cambebas  (der  Tupis)  geübt.  Die 
Omaguacas  (unter  dem  Häuptling  Piltipicon)  wohnten  bei  Xuxuy 
(in  Tucuman).  Ribeiro  fand  die  Reste  der  Omaguas  in  01iven9a 
(unterhalb  Tabatinga)  am  Maranon  (1774).  Die  Yurimaguas  wohn- 
ten am  Huallaga  und  (nach  Veigl)  waren  die  Omaguas  vom 
Ucayali  gekommen.  Skinner  rechnet  die  Panos  (mit  Setebos 
und  Manoas,  sowie  Cocamas)  zur  Verwandtschaft  der  Omaguas. 
Girval  lässt  die  Omaguas  den  Jupurä  herabziehen.  Die  Yuris 
(Juris)  zwischen  Iza  (oder  Putumayo)  und  Japura  (oder  Caqueta) 
sind  den  Passes  (am  Japura)  verwandt,  welche  die  Sonne  für 
stillstehend  hielten,  die  Erde  dagegen  sich  bewegen  Hessen.  Bei 
den  Uaupes  war  die  Würde  des  Häuptlings  (Tushaua)  eine  erb- 
liche. Die  zwischen  San  Regis  und  der  Mündung  des  Napo  (s. 
Maw)  auf  der  der  Mündung  des  Ucayali  im  Maranon  gegenüber- 
liegenden Insel  (s.  Smyth)  wohnenden  Omaguas  ^)  sind  den  Ore- 
jones  benachbart,  die  früher  (nach  Maw)  mit  den  Putumayos 
(bei  Pastos)  handelten.  Die  Amoaguayes  kommen  den  Jupura  oder 
Caqueta  bis  jenseits  der  Fälle  herab,  zum  Schildkrötenfischen 
(Ohrpflöcke  tragend). 

Zwischen  Putumayo    und   Caqueta    wohnen    die  Macaguajes. 
Die  Amaguajes  am  Putumayo  finden  sich  unterhalb^  des  Rio  San 


1)  Die  Ycamiaba  (Amazonen)  am  Rio  Nhamunda  (zu  Orellana's  Zeiten)  wurden 
zu  der  Horde  der  Sorimao  unter  den  Omaguas  gerechnet  (s.  Martins).  Die  zu  den 
Coco  gehörigen  Cocamas  haben  sich  mit  den  Omaguas  gemischt.  Am  Uaupes  werden 
die  von  den  Anden  erhaltenen  Quarz-Cylinder  durchbohrt  am  Hals  getragen  und  von 
dem  Tushaua  oder  Häuptling  in  längsweiser  Durchbohrung  (Wallace). 


putuMayo.  111 

Miguel.  Auf  dem  Weg  von  Tumana  zum  Caqueta  wird  der  Pa- 
ramo  de  los  Letreros  (auch  mit  spanischen  Inschriften^)  passirt. 
In  Mocoa  führen  Wege  vom  Putumayo  nach  Caquete  (nach  Pas- 
tos, nach  Almaguer),  und  von  Mocoa  über  den  Cafio  Uchi  payaco 
zum  Guineo,  Nebenfluss  des  Putumayo.  Quesada  kam  von  Guaya- 
beo  bis  Mocoa  in  einer  jetzt  (nach  Pedro  Mosquera)  unwegsamen 
Gegend^),  aber  in  der  „epoca  de  la  conquista  se  atraveso  esta 
grande  estension  de  terreno,  lo  que  induce  a  creer,  que  por  lo 
menos  en  aquel  tiempo  habia  cerca  de  la  serrania  estensas  saba- 
nas  y  Camino  trillado  por  los  naturales."  Im  Anfang  des 
XIX.  Jahrhunderts  pflegten  noch  einzeln  die  Missionare  sich  von 
Popayan  über  Caguan  nach  Arama  (am  Guayabero)  zu  begeben. 
Speier  zog  von  Coro^)  über  Barinas  und  Apure,  dann  Casa- 
nare  und  die  Llanos  de  St.  Martin  zum  Guayabero  oder  Papa- 
mene.  Als  Hütten  über  die  Llanos  nach  Ariari  gelangt  war, 
sah  er  von  dort  indianische  Niederlassungen  mit  hohen  Gebäuden 
(als  Reflex  der  Monumente  von  San  Agostin).  Die  Omaguas  am 
Maranon  waren  von  Quixos  (bei  Quito)  dorthin  gekommen  (den 
Flussläufen  folgend)  und  ihre  Verwandten  fanden  sich  (s.  Acuiia) 
an    der  Quelle    des  Putumayo-Flusses    sowohl    (bei    Pastos),    wie 


1)  An  den  Felsen  des  Rio  Macaya  (Apoporis)  sind  Zeichen  eingegraben  und  die 
Gottheit  hat  in  die  Tiefe  einen  grünen  Koffer  geworfen,  unter  den  Guaquas  oder 
Guaguas.  Der  Häuptling  Cocue  der  (mit  den  Guaipunabis  des  Rio  Inirida  kämpfen- 
den) Manativitanos  und  Marespisanos  residirte  auf  dem,  Glorieta  del  Locui  genannten 
Fels  am  Rio  Negro  (XVIII.  Jahrh.).  Die  Guaipunabis  unter  Cuseru  (Nachfolger  des 
Häuptlings  Macapu)  herrschten  am  oberen  Orenoco  (XVIII.  Jahrh.).  Crucero ,  Häupt- 
ling der  Guaipunabis,  zog  von  Inirida  nach  Sipapo,  die  Indianer  am  Orenoko  be- 
kämpfend. Die  Guaipunabis  warfen  die  Einfälle  der  Caribcn  zurück.  Ceseru  herrschte 
über  die  Guaipunabis  in  Atabapo. 

2)  Dan  mucha  importancia  a  ciertas  formas  del  cuerpo  com^  las  ligaduras  al 
vientre  por  medio  de  una  ancha  corteza  que  usan  los  hombres,  llevando  asi  estos  como 
las  mujeres  brazaletes  de  trenzas  de  algodon.  Los  mustos  y  piernas  estan  atadas  con 
fajas  de  algodon  de  trecho  en  trecho,  entre  las  cuales  colocan  cortezas  y  hojas,  que 
despiden  un  perfume  agradable,  bemerkt  Codazzi  von  den  Indianerstämmen  am 
Caqueta,  und  so  finden  sich  Darstellungen  unter  den  thönernen  Grabgefässen  des 
Cauca-Thals. 

^)  Die  an  die  Xaguas  grenzenden  Caquetios  hatten  die  Bewohner  der  Ebene  in 
die  Berge  getrieben  und  sich  dort  niedergelassen  (bei  Variquecenentq^  in  grossen  Dörfern, 
wo  Federmann  Erkundigungen  über  das  Südmeer  anstellte.  In  Hacarigua  berührten 
sich  die  Caquetios  und  Cuybas,  Neben  den  Atisacaymas  wohnten  die  Caiquetios  am 
Apure.  Los  Caiquetios  poblaban  la  major  parte  de  la  provincia  de  Coro  (s.  Codazzi). 
Die  Cuybas  (mit  Jirajaras,  Nirvas,  Tocuyos,  Gueros,  Gayones,  Omocaros  und  Yanaconas) 
bewohnten  Barquisimeto  (y  la  serrania  de  Nirgua). 


112 

unter  den  rechten  Nebenflüssen,  am  Yotan-Fluss  (auf  dem  Wege 
nach  Cuzco). 

Die  Ingas  ^)  (Incas)  genannten  Indianer  bei  Caqueta  (an  den 
Flüssen  Pepino  und  Rumiyaco)  „hablan  la  lengua  peruana  antigua" 
(s.  Perez).  Neben  den  Agustinillos  wohnen  die  Orejones  am 
Putumayo.  Die  einen  Dialect  der  Manativitanos  redenden  Orellu- 
dos  (zwischen  Caqueta  oder  Yupura  und  Apoporis)  sind  genannt 
von  „grandes  agujeros  en  las  orejas  para  colocar  en  ellos  pedazos 
de  junco."  Die  Amiouanes  oder  Langohren  wohnten  an  der  Quelle 
des  Oyapoke  (1726).  Speier  fand  am  Caqueta  oder  Yupura  die 
Casa  del  sol  (mit  Jungfrauen -Kloster).  Herrera  erwähnt  Pflan- 
zungen von  Coca  in  Timana,  als  b'esonders  geschätzt. 

Von  Tapacunti  bei  Concepcion  (St.  Miguel)  am  Putumayo 
führt  ein  Weg  zum  Caqueta  (oder  Zaqueta).  Codazzi  traf  in 
Tapacunti  einen  Mulatten,  der  jährlich  Reisen  nach  Peru,  und 
zurück,  unternahm,  indem  er  den  Putumayo  hinab  (Mais  säend) 
zum  Marahon  fuhr,  und  diesen  aufwärts  bis  Tabatinga  und  auf  dem 
Guallaca  nach  der  Salina  von  Chapapoima,  um  Salz  zurückzu- 
bringen, und  dann  die,  wie  auf  der  Reise  der  Afrika  umschiffen- 
den Phönizier  (b.  Herodot),  angelegten  Pflanzungen  zum  Unterhalte 
auf  dem  Wege  einzuernten. 

So  können  sich  die  auf  dem  Hochlande  Timana's  (bei  San 
Agostin)  mit  Peru ^')  eingeleiteten  Beziehungen  erklären,  wenn  etwa 
die  Natagaymas  und  andere  Verwandten  (in  dem  später  von  den 
wilden  Andaquies  eingenommenen  Sitzen)  bei  Zwistigkeiten  mit 
den  Chibchas  von  dem  Salzwerk  Cipaquira's  ausgeschlossen  und 
dadurch  auf  Chapopoima  angewiesen  waren. 


1)  Audi  in  (teil  Caiquetios  (Zaiquetios)  bei  Coro  auf  den  Einfluss  der  Zaque  (Sake) 
am  Zaqueta  oder  Caqueta  führend,  während  in  Cueba  (auf  dem  Isthmus)  die  Sacos 
genannten  Fürsten  unter  dem  Tiba  (Zipa)  oder  Quebi  herrschten  und  die  Ehrentitel 
der  Cabra  verliehen.  Die  Caveres  oder  Cabres  am  unteren  Orinoco  waren  von  den 
Cariben  (unter  dem  Häuptling  Tep)  vertilgt  (s.  Codazzi).  Nach  Andagoya  wurde  das 
Cueva,  wie  in  Coiba,  in  Comagre  und  Biruqueta  geredet.  Codazzi  begreift  die 
Dialecte  der  Stämme  von  Merida  (Mucuchies,  Yaricaguas,  Escagueyes,  Miyuses,  Trica- 
guas,  Tapanos,  Mocobos,  Mucunches,  Mombunes,  Chamas,  Mucutues,  Yquinos,  Aviamos 
und  Mucupties),  elfenso  wie  die  der  Stämme  von  Truxillo  (Timotes,  Tostos,  Escuques 
und  Cuicas)  unter  die  Sprachverwandtschaft  der  Muyscas. 

2)  Ueber  den  Angasmayo  bei  Pastos  wurde  (bei  der  peruanischen  Eroberung)  von 
den  Inca  eine  Brücke  gebaut.  Im  Caucathal  werden  Ruinen  erwähnt  cerca  de  Pupiales 
(antiguo  palacio  de  los  Incas).  Aus  Peru  wurden  die  Chachas  bei  Fugasuga  und  die 
Cajamarcas  bei  Chitasuga  angesiedelt  (durch  Hernan  Perez). 


YUPANQUt.  113 

Die  Architecten  von  San  Agostin  mögen  dann  auch  für  Ra- 
ni eriqui  verwandt  sein,  und  in  Leiva,  wo  indess  die  geringere 
Geübtheit  der  Arbeiter  überall  Piedras  cansadas  zurückliess,  und 
die  Sage  des  Sonnengeschlechts  erhielt  dann  ebenfalls  bald  ihre 
Illustration  in  dem  Prätendenten  Garonchachas. 

Nach  Velasco  besassen  die  Antagaymas  (Natagaymas)  und 
Cocaymas  (Coyaimas)  früher  Hieroglyphen,  und  Hieroglyphen 
werden  in  der  Piedra  pintada  erwähnt  (unter  Anatagaymas  oder 
Antagaymas  und  Cocaymas)  in  Neiva.  Bei  Neiva  mit  den  Gua- 
nacos  (die  ihre  Zauberer  vergötterten)  und  den  Yaporrogos  wer- 
den neben  anderen  Monumenten  Höhlen  mit  Steinfiguren  erwähnt, 
und  die  Tempelruinen  von  Laboyas  bei  Timana.  In  Timana  wer- 
den bemalte  Holzgefässe  gefertigt  und  durch  den  Handel  verführt. 

Belalcazar  wurde  besonders  durch  die  starke  Bevölkerung 
bei  Timana  zur  Anlage  dieser  Stadt  veranlasst,  und  Herrera 
spricht  von  den  grossen  Märkten,  die  dort  abgehalten  wurden. 

Auf  den  Sitzen  der  Tempelerbauer  von  San  Agostin  (bei 
Timana)  streifen  jetzt  die  Andaquies.  Vollmer  erzählt  von  den 
Bildwerken  auf  den  Monumenten  von  Macoa.  Auf  dem  Wege 
von  Pasto  zum  Caquetä  und  Putumayo  wohnten  zwischen  La 
Cocha  und  dem  Pueblo  San  Miguel  die  Indianer  Mocoas,  die  sich 
vor  Benalcazar  nach  Osten  zurückzogen.  Auf  seinen  Zügen  in 
der  Umgegend  von  Pasto  kam  Hernan  Perez  de  Quesada,  „a  un 
valle,  dentro  de  las  Sierras,  que  se  llama  de  Mocoa,  adonde  se 
tomaron  algunos  Indios,  que  por  la  buena  noticia  que  daban  de 
lo  de  adelante,  fueron  a  descubrirlo  por  la  misma  Sierra"  (s.  Her- 
rera). Quesada  hörte  von  den  Mozcas:  sentian  ser  la  provincia 
de  Neyba  la  de  mas  rica  fama  y  nombre,  de  quien  se  dezia  teuer 
el  terreno  prospero  y  abundante  y  que  en  el  avia  una  laguna 
depositaria  del  mas  rico  adoratorio,  que  fundö  la  antiguedad  sobre 
colunas  de  oro,  y  en  quien  se  cifraban  inumerables  riquezas  de 
sus  cotornos  (s.  Piedrahita).  Die  Kunde  vom  Sonnentempel  wurde 
mehrfach  gehört. 

Unter  den  kriegerischen  Choques,  die  (jenseits  des  Papameme) 
in  Festungen  wohnten,  wurden  die  Spanier  (zu  Speier's  Zeit) 
von  Frauen  mit  Wassersprengen  begrüsst  (s.  Simon)  und  Martin 
fand  breite  Wege,  welche  die  Dörfer  mit  einander  verbanden  (und 
in  diesen  mit  Musikinstrumenten  gefüllte  Häuser). 

Garcilasso  de  la  Vega  erzählt  mit  Ausführlichkeit  die  Erobe- 
rung der  Küstenländer,  bei  welcher  die  drei  Inca,  Vater,  Bruder  und 

Bastian,  America.  § 


114  DIE    GESCHICHTE    PERu's. 

Sohn,  deren  Thaten  durch  den  gleichmässigen  Titel  Yupanqui 
manchmal  verwechselt  sind,  die  Feldzüge  leiteten,  und  erwähnt 
im  Verlaufe  derselben,  dass  damals  zuerst  die  Augen  des  Inca 
das  Südmeer  erblickt  hatten. 

Indess  heisst  es  bereits  von  Mayta  Capac,  als  er  nach  der 
Unterwerfung  der  CoUas  sein  Heer  zur  Ueberschreitung  der  grossen 
Hochwüste  (Hatan-Puna),  bis  an  welche  Lloque  Yupanqui  die 
Grenzen  ausgedehnt  hatte,  von  Hatun-Collas  ausschickte,  dass  es 
seine  Absicht  gewesen,  alle  Länder  bis  zur  Südsee  einzuverleiben, 
und  wurde  damals  (jenseits  der  Pässe  des  Schneegebirges)  Cuchuna 
bei  Moquegua  dem  Reiche  zugefügt,  während  ein  späterer  Feld- 
zug, nach  der  Erbauung  der  Brücke  über  den  Apurimac  (bei 
Accha)  und  der  dadurch  erwirkten  Huldigung  der  Chumbivilcas, 
sowie  nach  Anlegung  eines  Steindammes  durch  die  angetroffenen 
Moorsümpfe,  zur  Eroberung  Allca's  führte,  und  weiterhin  Tau- 
risma,  Cota-huasi,  Puma-tampu,  Parhuona-ccocha  als  Provinzen 
aufnahm,  mit  den  Besiedlungen  von  Chimpa  und  Sucahuaya  in 
dem  unbewohnten  Landstrich  Aruni  (von  Coropuna  bis  Arequipa  ^) 
abschliessend.  Von  seinem  Nachfolger  Ynca-Ccapac -Yupanqui, 
Erbauer  der  zweiten  Brücke  über  den  Apurimac  (bei  Huaca-chaca), 
wurde,  nachdem  Yana-huara  (Cotabamba),  sowie  die  Aymaraes  und 
Quechuas  sich  der  Inca -Herrschaft  gefügt  hatten,  der  Feldherr 
Auqui  Titu  zur  Fortsetzung  der  Eroberungen  in  Cuntisuyu  aus- 
geschickt und  überzog  von  Acari  aus,  wo  zuerst  der  Name  der 
Yungas  oder  Yuncas  (eine  Gemeinbezeichnung  für  die  Bewohner 
heisser  Tiefländer)  auftritt,  die  Küstenthäler  Uriia,  Camana,  Cara- 
villci,  Picta,  Quilca.  Dieser  neue  Besitz  scheint  befestigt  zu  sein 
auf  dem  nachherigen  Feldzuge,  den  der  Erbprinz  (Inca  Rocca)  von 
Rucana  nach  Nanasca  unternahm,  indem  sich  auch  dann  die  Namen 
Acari  und  Camana,  sowie  Atico,  Ocona,  Atequipa,  Quilca  als  Er- 
werbungen aufgeführt  finden.  Auch  nach  seiner  Thronbesteigung 
wandte  sich  Inca  Roca  (Rocca)  nach  Westen  der  Küste  zu  und 
hatte  nach  den  Kriegen  mit  den  Chancas  und  deren  Verbündeten, 
mit  Sullu  und  Utun-Sullu  zu  kämpfen.  Unter  ihm  wurde  zugleich 
zuerst  an  die  Eroberung  der  Antis-Länder  gedacht,  die  sein  Sohn 
Yahuar-Huacac  von  Paucartampu  aus  betrat,  aber  unter  der  durch 
Empörungen  beunruhigten  Regierung  dieses,  und  besonders  unter 
der  seines  (sonst  gefeierten)  Sohnes  Viracocha-Inca,  erweiterte  sich 


1)  Die  Colonisten  von  Arequipa  kamen   von  Cavanilla,    die  Tacna's  von  Juli  und 
Pisacoma,  die  Moquegua's  von  Acora  und  Ylave  (s.  Markham). 


YAUYUS.  115 

das  Reich  nur  längs  der  Sierra  von  Tucuman  bis  an  die  Grenzen  der 
Huancas.  Nachdem  diese  unter  Pachacutek  überschritten  und  die 
siegreichen  Banner  bis  Caxamarca  getragen  waren,  wandten  sich 
die  Blicke  w^ieder  der  Küste  zu,  nachdem  auf  dem  Rückweg  nach 
Cuzco  bereits  das  Land  der  Yauyus  besetzt  war.  Der  regierende 
Inca  (Pachacutec  Inca  Yupanqui)  nahm  sein  Hauptquartier  in  Ru- 
cana,  während  sein  Bruder  (Capac-Yupanqui)  und  der  Sohn  Inca- 
Yupanqui  (oder  später  Tupac-Inca- Yupanqui)  von^anasca  aus  die 
kriegerischen  Operationen  begannen,  zunächst  die  Aufforderung 
zur  Huldigung  an  die  Thäler  Yca  und  Pisco  richtend,  welche  der- 
selben nachkamen,  trotz  der  Hülfsanerbietungen  der  zu  bewaffne- 
tem Widerstände  aufreizenden  Chinchas. 

Mit  diesen  unter  ihrem  gleichnamigen  Häuptling  Chincha 
(oder  Chincha-camac,  als  Priesterkönig)  entbrannte  nun  ein  hart- 
näckiger Krieg,  der  indess  von  dem  (zum  Mitregenten  seines  äl- 
teren Bruders  auf  dem  Inca-Thron  ernannten)  Capac-Yupanqui 
glücklich  beendet  wurde,  und  nachdem  derselbe  noch  den  Häupt- 
ling Chuquimancu  (der  unter  Beanspruchung  des  Titel's  Hatun- 
Apu  oder  Königs  über  Runahuana  mit  den  Thälern  Huarca, 
Mala  und  Chilca  herrschte)  zur  Unterwerfung  gezwungen  (die 
Festung  von  Huarca  aufrichtend)  und  Cuismancu^)  (Fürsten  der 
Thäler  von  Pachacamac,  Rimac,  Chancay  und  Huaman)  durch 
einen  Vertrag  gegenseitiger  Zulassungen  mit  sich  verbunden,  un- 
ternahm, mit  den  Hülfstruppen  dieser  beiden  Vasallenfürsten  (Chu- 
quimancu und  Cuismancu)  unterstützt,  der  Erbprinz  Inca- Yupanqui 
(Tupac-Inca- Yupanqui)  den  Feldzug  gegen  die  Chimu,  auf  welchem 
er  nach  Eroberung  Parmuncas  (und  Erbauung  der  dortigen  Festung) 
das  Thal  von  Huallmi  oder  Huarmey  unter  steten  Scharmützeln 
durchzog,  und  nach  den  Schlachten  am  Santa-Flusse  die  Unter- 
würfigkeitserklärung des  gefürchteten  Chimu  entgegen  nehmen 
konnte,  der  Schrecken  seiner  bisher  von  ihm  mit  steten  Einfällen 
bedrohten  Nachbarn,  des  Cuismancu  und  Chuquimancu,  von  denen 
der  letztere,  nach  der  Seite  der  Chimu  hin  zwar  geschützt,  auf  der 
andern  dagegen  ausserdem  noch  den  Plünderungszügen  der  Chin- 
cha Widerstand  zu  leisten   hatte. 

Bei  Baiboa  fallen  die  Kriege  mit  den  Chimu  in  eine  frühere 
Zeit  und  verknüpfen  sich  mit  dem  Aufstand  der  Chancas  im  Heere 


1)  In  Ocliaran  (im  Huatuathal)  herrschte  (vor  der  Zeit  des  Cuys-Mancu)  der 
Häuptling  Pacallar  (s.  Hutchinson).  Mancuu  uln  bezeichnet  (im  Chili-dugu)  juramen- 
tum  reale  (unter  Ausspucken  in  die  rechte  Hand). 

8* 


116 

Capac-Yupanqui's,  indem  bei  ihrer  Verfolgung  der  in  Caxamarca 
residirende  Cuzmango-Capac  (Fürst  der  Conchucos)  angegriffen 
und  trotz  der  von  Chimo-Capac  gewährten  Hülfe  besiegt  sei.  Auf 
einem  späteren  Feldzuge  von  Caxamarca  aus  streitet  der  Inca  mit 
Chimo-Capac  in  verschiedenen  Schlachten  und  durchzieht  sieg- 
reich sein  Reich  bis  Pacasmayo.  Erst  nach  dem  Besuche  Pacha- 
camac's  folgen  die  Kämpfe  bei  Acofia,  in  denen  auch  Frauen  er- 
scheinen, und  dann  die  schliessliche  Unterwerfung  der  Thäler  von 
Mara,  Runaguana  und  Chincha.  Neben  den  Curysmancu  oder 
Cuysmancu  wird  noch  der  Häuptling  Pacallai  von  Ocharan  (der 
Huaca  von  Juliana)  angeführt. 

So  lassen  sich  längs  des  Meeres  verschiedene  Parcellirungen 
unterscheiden.  Nördlich  von  Tumbez,  bis  wohin  sich  das  Reich 
des  als  Chimu-Cauchu  mit  dem  Titel  Chimo-Capac  (mächtiger 
König)  bezeichnete  Chimu^)  erstreckte,  fällt  die  Küste  mit  den 
Huancavilcas  in  den  Geschichtsbereich  der  Caras  und  somit 
Quito's,  während  die  südliche  Küste,  die  weiterhin  in  die  ärm- 
lichen Stämme  der  Changas  verläuft,  von  den  Inca  nur  wenig  be- 
wohnt angetroffen,  zum  Theil  erst  besiedelt  wurde,  bis  sie  mit 
den  fruchtbaren  Thälern  von  Pisco  und  Ica  in  die  dichteren  Be- 
völkerungen der  Fürstenthümer  Chincha's,  Chuquimancu's,  Cuis- 
mancu's  und  Chimu-capac's  überging.  Bei  den  Chimu  sind  die 
Traditionen  der  fremden  Herkunft  klar  und  bestimmt,  sie  fehlen 
indess  auch  bei  den  Chincha  nicht ,  und  zwischen  diesen  einge- 
wanderten Volksstämmen ,  finden  sich  die  Besitzthümer  der  Mancu- 
Fürsten  eingeschlossen,  des  Chuquimancu  und  Cuismancu,  der  er- 
stere  vielleicht  durch  Verwandtschaften  in  feindlicher  und  freund- 
licher Berührung  mit  den  Chinchas  (wenn  nicht  durch  die  Mochica 
Runahuanac's  mit  Mochi  Cchanchan's)  bereits  kriegerischer  ge- 
stimmt, der  andere  dagegen  deutlich  friedlicher  Natur  und  Hüter 
des  weit  berühmten  Heiligthums,  des  einheimischen  Orakels  am 
Rimac-Flusse  (des  Sprechenden,  als  männliche  Statue  figurirend), 
dem  wahrscheinlich  an  dem  Flusse  Runahuanac  (die  warnende 
Stimme  des  Volkes,  welche  Garcilasso  freilich  anders  erklärt) 
oder  Lunaguano  ein  Doppelgänger  zur  Seite  stand,  und  des  dem 
Pachamac  geweihten  Tempels. 

1)  Im  Thal  Chimu,  „Senorio  de  unos  regulos  que  todos  se  titularon  Chimus" 
(Poderoso)  herrschte  (zur  Zeit  Pachacutec's)  der  Fürst  Chumu-Capac,  cuyo  nombre 
propio  era  Chimun  Cauchu  (Feyjoo),  sonst  unter  der  Bezeichnung  Chumuncauchu  oder 
Chimu  Chumuncauchu  (Chimu,  als  Fürstentitel). 


HUAROCHIRI.  117 

In  ihm  erscheint  jener  in  den  mannigfaltigsten  "Wandlungen 
durch  die  ganze  Weite  Peru's  spielende  Prophet,  der  sich  in 
Huarochiri  mit  den  über  Pariacaca  aus  dem  Orte  Pariacaca  (in 
Yauyos  an  der  Quelle  des  Canete-Flusses  bei  Tomas)  ausge- 
sponnenen Volksmährchen  verflicht,  und  gewissermassen  die 
Wege  anzudeuten  scheint,  auf  denen  die  Sagen  der  am  Rimac, 
im  Lande  des  Mancu-Fürsten  angetroffenen  Inca-Kinder  nach 
dem  Titicaca-See  wanderten  (von  Ayaviri  in  Mala  bei  Asia  nach 
Ayaviri  mit  Cac- ayaviri  oder  von  Paria  am  AuUagas-See  nach 
Pariacaca's  Heimath),  um  in  Manco  Capac  aufzuwachsen. 

Der  reine  Cultus  Pachacamac's  hatte  nach  Garcilasso's  Dar- 
stellung durch  Vermischung  mit  populärem  Aberglauben  Ein- 
busse  erlitten,  indem  man  nicht  nur  die  längs  der  ganzen  Küste 
verehrten  Fische,  sondern  auch  den  Fuchs  ^)  (oder  die  Füchsin), 
das  Lieblingsthier  der  Fabeln  Huarochiri's,  in  den  Tempel  aufzu- 
nehmen kein  Bedenken  getragen  hatte,  während  für  den  Inca 
schon  die  Erbauung  eines  Tempels  für  diesen  von  ihnen  unsicht- 
bar und  in  geistiger^)  Sammlung  verehrten  Gott  Anstoss  geben 
musste,  und  die  Anbetung  der  Thiergötter  ein  Gräuel  war,  den 
sie  stets  eifrigst  in  allen  ihren  Eroberungen  bemüht  waren,  bal- 
digst auszutilgen.  So  trafen  sie  auch  mit  Cuismancu  ein  Ab- 
kommen, dahin  gehend,  dass  (neben  Abschaffung  der  mitunter 
üblichen  Menschenopfer)  die  Thierfiguren  der  Fische  und  P^üchse 
aus  dem  Tempel  zu  Verstössen  seien,  und  an  ihrer  Statt  das  Bild 
der  Sonne  in  einem  neu  zu  erbauenden  Tempelraum  aufgestellt 
würde,  und  dann  auch  im  Inca  der  Sohn  derselben,  als  mit  der 
Herrscherwürde  auf  Erden  betraut,  Anerkennung  erhielte. 

Dagegen  verpflichteten  sich  die  Inca  nicht  nur  zur  Gestattung 
des    Volksorakels    am    Rimac  ^)     (neben    welchem    in    wichtigen 


1)  Adoraban  la  zorra  por  su  cautela  y  astucias,  wie  der  Fuchs  Nirgendswo  und 
Ueberall  in  China  und  Japan.  Die  Michibichi  genannte  Tiegerart  (die  schwer  zu  er- 
blicken war)  wurde  für  einen  Manitou  gehalten  (nach  Lahontan)  in  Canada  (1700), 

2)  Decian  que  era  invisible  y  que  no  se  dexaba  ver,  y  por  esto  no  le  hicieron 
templos  ni  sacrificios,  como  al  sol,  mas  de  adorarle  interiormente  con  grandisima  vene- 
racion,  segun  las  demonstraciones  exteriores  que  con  la  cabeza,  ojos,  brazos  y  cuerpo 
hacian  cuando  le  nombraban  (s.  Garcilasso).  Interiormente  en  su  corazon  le  acataban 
y  tenian  en  suma  veneracion,  tanto  que  no  osaban  tomar  su  nombre  en  la  boca  sino 
con  grandisima  adoracion  y  humildad,  die  Inca,  die  deshalb  auch  den  Unterthanen 
Cuismancu's  auferlegten,  que  al  Pachacamac  le  adorasen  en  el  corazon  y  no  le  pusiesen 
estatua  alguna. 

3)  Der  aus  den  Nischen  des  Tempels  von  Pachacamac  redende  Dämon  betrachtete 


118  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Staatsfallen  die  Befragung  des  Hohenpriesters  in  Pachacamac 
fortbestehen  blieb),  sondern  sie  nahmen  zugleich  den  Cuismancu, 
als  er  den  rückkehrenden  Triumphator  nach  Cuzco  begleitete, 
unter  die  Inca  königlichen  Geblüts  auf,  eine  Auszeichnung,  die 
keinem  andern  der  Curaca's  gewährt  war,  und  das  Bewusstsein 
verwandtschaftlicher  Bande  voraussetzt,  wie  es  sich  in  religiöser 
Hinsicht  auch  in  der  Bemerkung  Balboa's  ausspricht,  dass  der 
Inca  (Topa  Yupangui)  erstaunt  gewesen,  in  dem  (jenseits  der 
Markirungslinie  des  Civilisations  -  Monopols  gelegenen)  Tempel 
Pachacamac's  diejenigen  Bestimmungen  und  Gesetze  als  gültig 
vor  sich  zu  sehen,  welche  auf  der  Synode  Cuzco's  von  seinem 
Vater  für  das  eigene  Reich  proclamirt  waren. 

In  seinem  heiligen  Bezirke  bewahrte  der  Tempel  Pachaca- 
mac's seine  Selbstständigkeit  noch  bei  dem  Besuche  H.  Pizarro's  ^), 
und  war  das  Innere  den  gewöhnlichen  Pilgern  unzugänglich,  wie 
auch  in  Cuzco  nur  die  Inca  den  Sonnentempel  betreten  durften, 
das  Volk  sich  dagegen  (nach  Betanzos)  mit  der  Verehrung  eines 
cylindrischen  Pfeilers,  der  im  Vorhofe  stand,  begnügen  musste. 

Die  Lehre  Pachacamac's  hatte  sich  (nach  Garcilasso's  Be- 
hauptung) von  den  Inca  aus  durch  die  umliegenden  Länder  ver- 
breitet, da  er  indess  zugleich  den  bei  den  Yuncas  bestehenden 
Tempel  als  den  einzigen  im  ganzen  Peru  und  den  heiligsten 
(solemnisimo  en  edificios  y  servicio  y  uno  solo  en  todo  el  Peru) 
aufführt,  so  bewahrt  sich  für  die  Küste  der  Ursprung  dieser 
Propheten  aus  demjenigen  Element,  worin  sie  die  Legende  so 
häufig  auch  wieder  verschwinden  lässt. 

Der  Reflex  solcher  Viracocha ')  in  dem  grossen  Binnensee  des 
Titicaca  flimmert  besonders  in  Ayaviri  und  seinem  Todtencultus,  so- 
wie in  Cac-yaviri  mit  heiligem  Hügel,  hervor,  und  der  Widerstand  der 
dortigen  Fürsten  wurde  deshalb  als  doppelter  Frevel  von  der  erzürn- 
ten Sonne  (nach  der  Auslegung  der  Amautas)  in  dem  Wunder  der 
gegen  ihre  eigenen  Herren   gewandten  Waffen  bestraft,  während 


al  idolo  Rimac  que  era  su  criado  und  es  blieb  festgesetzt,  que  en  el  templo  de 
Pachacamac  se  consultasen  los  negocios  reales  y  senoriles,  y  en  el  de  Rimac  los  co- 
munes  y  pleveyos  (s.  Garcilasso).  So  wird  Sopay,  der  Kinderopfer  erhält,  als  Diener 
des  Pachamac  dargestellt. 

1)  Toda  esta  tierra  de  los   llanos  y  mucho  mas  adelante  no  tributa   al  Cuzco  sino 
ä  la  mezquita  (der  Moschee  oder  dem  Tempel  Pachacamac's). 

2)  Vira-homa    hiess   (in   Peru)   ein   Tapferer   oder    Starker,    von  Vira   (Meer)    und 
Homa  (Berg).     Ome  ist  Mann  (im  Abrayme). 


CUYS-MANCU.  119 

nach  dem  Friedensschluss  wieder  der  befreundete  Cultus  von  den 
Inca  dadurch  anerkannt  wurde,  dass  die  Curaca  ihre  Kniee 
berühren  durften  und  sich  so  als  in  die  Verwandtschaft  aufge- 
nommen betrachten.  Der  dem  Chincha-König  Tamviambea  (zu 
Pizarro's  Zeit)  gegebene  Titel  Chumbi-Auca  deutet  einerseits  auf 
die  Auca  (in  der  Erklärung  als  Helden,  oder  bei  den  Feinden 
als  Verräther)  oder  Chancas,  andererseits  nach  Norden,  wie  auch 
der  Name  des  Fürsten  Tauri-Chumbi  von  Pachacamac,  neben 
welchem  noch  die  Fürstin  Capillana  (nach  Santa  Cruz)  genannt  wird. 
Der  Cuizmangu  (Quiz-Mancu)  oder  Curismancu  Pachacamac's 
zeigt  jene  behäbige  Figur  passiver  Beschaulichkeit,  wie  sie 
durchschnittlich  mit  der  priesterköniglichen  Würde  verknüpft,  auf 
den  Inseln  des  Pacific  bei  ihrer  Entdeckung  vielfach  beschrieben 
wird,  dann  bei  dem  dicken  Kaziken  von  Cuyzco  (bei  Tepic),  bei 
dem  Zaque  von  Tunja  u.  s.  w.,  und  in  dem  Namen  des  Cuyz- 
mancu-Capac  (Cuzmangu)  als  Fürsten  der  Conchucos,  ist  dem 
alten  Titel  Mancu  oder  Manco  noch  der  spätere  Capac  (als  könig- 
liches Epithet)  zugefügt.  Der  erstere  liegt  auch  in  Chuquis- 
Mancu  eingeschlossen,  der  sich  durch  die  Zwischenglieder  des 
zur  Zeit  Topa-Inga's  (bei  den  vorgeschichtlichen  Monumenten  Gua- 
manga's)  herrschenden  Chuquiz-Guaman,  der  heiligen  Plätze  in 
(Chuqui  oder  Lanze)  Chucuito  oder  Chuquitu  längs  des  Titicaca, 
der  Colonien  Chuqui-apu's  (in  den  Andes)  und  Chuquiabo's  (La 
Paz)  forterstreckt  bis  Chuquisacaa  (mit  Sacaa,  Misqui,  Machaca, 
Caracara  unter  den  Charcas)  mit  der  Verehrung  Tangatanga's 
und  Hinweis  auf  nördliche  Beziehungen  in  dem  Tay-Sacaa,  dem 
Priesterkönig  der  Misteken  (neben  den  Misques),  den  edlen  Sacos 
in  Darien  und  ergänzende  Analogien  mit  Einschluss  der  Chucu- 
nas  und  Navigandis  unter  den  San  Blas-Stämmen,  der  Chucuna- 
queses,  als  zu  den  Cunacunas  gehörig  u.  s.  w.  Der  Durchgangs- 
punct  auf  dem  Isthmus  war  in  Cueva  gegeben,  und  dann  von 
Cueyba  in  Cuba  (in  dessen  Handelsbeziehungen  mit  Jamayca  bis 
Yucutan,  sowie  den  durch  Areytos- Tänze  gefeierten  Fasten)  die 
Fortsetzung  auf  der  atlantischen  Seite  (unter  der  durch  die 
Maya-Cultur  Yucatan's  verliehenen  Färbung).  Der  Name  Mancu 
oder  Mango  fliesst  aus  älterer  Quelle,  da  für  ihn  im  Quechua  keine 
Erklärung  gegeben  wird,  obwohl  Lopez  (nach  dessen  Methode 
freilich  Alles  möglich  ist)  die  Etymologie  in  Mani  (glauben)  findet, 
während  Markham  an  mancuni  (Holz  hauen)  erinnert.  Manes,  en 
la  lengua  de  los  Xarays,  quiere  decir  Sefior  (Angelis). 


120  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

An  der  Spitze  der  republikanischen  Verfassung  bei  den  Xa- 
rayes  oder  (nach  Schmidel)  Scherues  an  dem  (als  Paraiso  terre- 
nal  bezeichneten)  Xarayez-See  (Puerto  de  los  Orejones)  stand  das, 
Manes  genannte  Oberhaupt  (neben  den  Ackerbau  treibenden  Gua- 
xarapos  oder  Orejones). 

In  der  bei  Santa- Cruz  erwähnten  Rivalität  zwischen  dem 
Gross-CoUa  (Chuchi-capac)  und  dem  Inca  wird  die  Verehrung  der 
Sonne  für  jenen  in  Anspruch  genommen,  was  in  der  gewöhnlich 
dafür  adoptirten  Bezeichnung  als  Inti  (statt  Punchao,  und  so  als 
Intip-Churi  in  Chuquisaca)  eine  Bestätigung  findet,  wie  Alcedo 
auch  die  gewöhnlich  als  Sonnentempel  der  Inca  bezeichneten  Ge- 
bäude auf  dem  See  des  Titicaca's  Sees  dem  Fürsten  von  Hatun- 
Colla  zuschreibt,  während  die  Monumente  von  Tiahuanaco  sich 
in  die  dunkle  Nacht  der  Vorgeschichte  zurückziehen.  Garcilasso 
erwähnt  ausserdem  bei  den  aus  dem  Titicaca-See  stammenden 
Collas  die  Verehrung^)  eines  weissen  Schafes,  die  bei  den  Hirten 
gegolten  haben  wird  (als  Uruchallay).  Punchao  wird  im  Quichua 
als  Tag  übersetzt,  und  bedeutet  gewissevmassen  die  irdische  Er- 
scheinung der  Sonne  (im  Gegensatz  zur  Sonne  der  Sonnen  in 
Pachachachic) ,  wie  auch  beim  Hervortreten  Contici-Viracocha's, 
neben  der  Schöpfung  der  Sonne,  die  des  Tages  erwähnt  wird. 

Diesem  Sonnencultus  im  Collao  gegenüber  wird  als  der  den 
Incas  specifische  Cultus  der  des  Viracocha  genannt,  und  von  Pa- 
chacutec  berichtet  Ondegardo ,  dass  er  die  vernachlässigte  und 
vor  dem  Dienst  der  Sonne  zurückgetretene  Verehrung  Pachaya- 
chachic's,  der  in  den  Legenden  mit  Tecsiviracocha  identificirt 
wird,  wiederherstellend,  dadurch  die  seinen  Vater  betroffene  Him- 
melsstrafe abgewendet  und  mit  dem  Sieg  über  Usco-Vilca,  Häupt- 
ling der  Chancas,  begnadigt  sei,  so  dass  hierin  die  nach  der  Er- 
scheinung in  Chita  zum  Bau  des  Tempels  von  Cacha  führende 
Reform  ausgedrückt  bleibt.  Damit  hängt  zusammen  der  Sieg 
der  Inca  über  die  Allcay-Vilca,  die  durch  Viracocha  eingesetzt, 
von'  den  Changas  in  der  Herrschaft  angetroffen  wurden  und  zu 
ihnen  abfielen.  Im  Auftrage  seines  Vaters  Lloque  Yupanqui 
unterdrückte  Mayta  Capac  den  Aufstand  der  Allcay-Vilcas  (unter 
Umanapan^))  im  Bunde  mit  dem  Cullu-Inchima. 


1)  Das  über  den  Tieger  herrschende  Sternbild  hiess  Chuquin-chinchay  (chinka  oder 
Tieger),  und  so  nahmen  die  Peruaner  für  alle  Thiere  (Bären,  Löwen  u.  s.  w.)  ein  sie 
im  Himmel  erzeugendes  und  hütendes  Schutzbild  an  (s.  Acosta). 

2)  Bei  Montesinos  unterdrückte  Tupac-Yupanki  (der  zur  Abwendung  böser  Omen 


MAYTA-CAPAC.  121 

Von  Jahuarhuacac  wird  erzählt,  dass  er  die  bei  den  Siegen 
über  die  Chancas  erbeuteten  Schätze  unter  Sonne,  Mond  und 
Sterne  oder  (nach  Acosta)  unter  Sonne,  Donner  und  den  übrigen 
Huacas  vertheilt  habe,  ohne  Huira-cocha  (Viracocha)  zu  bedenken, 
der  als  Schöpfer  der  Welten  Nichts  bedürfe  und  Nichts  verlange. 
Nach  Montesinos  führte  Inti-Kapac,  nachdem  er  den  Aufstand  der 
Anti  -  Huayllos  gegen  seinen  Vater  Sinchi-Cosque  unterdrückt 
hatte,  den  Dienst  des  Illa-tiksi-Vira-cocha  (durch  den  er  den  Sieg 
erfochten)  neben  dem  der  Sonne,  als  höchste  Gottheiten,  ein,  ob- 
wohl er  zugleich  den  unterworfenen  Völkern  die  Beibehaltung 
ihres  nationalen  Cultus  gestattete,  und  im  Haupttempel  Cuzco's 
fand  sich  (nach  Garcilasso)  eine  besondere  Halle,  in  welcher  die 
Götter  aus  den  verschiedenen  Provinzen  des  Reiches  aufgestellt 
und  nach  ihrem  Brauch  verehrt  wurden. 

Der  melancholische  Zug,  der  die  Weltauffassung  bei  den 
Völkern  America's  characterisirt,  der  in  Mexico  dem  Schmuck 
der  Krönung  Leichenkleider  zwischenfügt  und  bei  den  Chibchas 
die  das  Todesnetz  tragenden  Greise  an  der  Thür  des  Festsaales 
Trauerlieder  singen  lässt,  färbt  die  elegischen  Psalmen  des  in 
neunstöckigen  Pyramiden  (oder  Pagoden)  anbetenden  Königs  Neza- 
hualcoyatl  von  Tezcuco  und  spricht  sich  ebenso  in  der  Schwer- 
muth  des  Inca  Mayta  Capac  aus,  der  (s.  Santa  Cruz)  bei  dem  zu 
Ehren  des  Viracocha-Pachayachachi  gefeierten  Capac-Raymi-Festes 
darüber  geklagt  habe,  dass  bald  der  Tod^)  (und  sein  Bild,  der 
Schlaf),  wie  auf  den  Tag  die  Nacht,  folge,  und  den  Freudesjubel 
meidend,  sich  in  Tococachi  strengen  Fasten  hingab,  welche  die 
Fürsten  von  Caxamarca  oftmals  bis  zur  Selbsttödtung  übten,  wie  sie 
ebenso  dem  Erbprinzen  von  Chia  vor  Besteigung  des  Thrones  von 
Bogota  jahrelang  auferlegt  waren  und  unter  den  mexicanischen 
Priestern  besonders  in  den  Tempeln  Quetzalcoatl's  beobachtet 
wurden.  Bei  Garcilasso  ist  es  Inca-Roca,  der  bei  Verehrung  des 
Pachacamac  die  Flüchtigkeit  des  Lebens  erkennt.  Unter  Mayta- 
Capac  wurden  die  Eroberungen  bis  Tiahuanuco  ausgedehnt,  und 
dann  zuerst   diese  Zeugen   einer  älteren  Civilisation   der  Inca  be- 


Knaben,   Mädchen    und    Lama    opfern    Hess)    den    Aufstand    seines    Bruders    Putano- 
Uman. 

1)  No  tenemos  vida  permaneciente  en  este  mundo,  y  es  tan  breve,  como  el  rato 
que  uno  se  pone  al  sol,  en  tiempo  de  frio,  para  calentarse,  wurde  bei  mexicanischer 
Bestattung  in  der  Anrede  an  den  Todten  gesagt  (s.  Torquemada),  ähnlich  einem  anglo- 
sächsischen  Vergleich. 


122 

kannt.  Cieza  erwähnt  von  den  Colla's,  dass  sie  in  Erbauung 
prächtiger  Gräber  mehr  Werth  auf  die  Wohnung  der  Todten,  als 
der  Lebenden  gelegt.  Wie  bei  Viracocha  Inga  ist  von  Ynca 
Yupahqui  der  (auch  in  Huanaycapac  beim  Raymi-Fest  auftau- 
chende) Zweifel  über  die  göttliche  Natur  der  Sonne,  weil  mit 
vorgemessener  Regelmässigkeit  ihren  Weg  wandelnd,  aufbewahrt, 
und  von  ihm  wurde  ein  Concil  in  Cuzco  zusammenberufen,  um 
diejenigen  Cultusbestimmungen  zu  treffen,  die  besonders  im  Tem- 
pel des  Pachacamac  ihre  Beobachtung  bewahrten.  Das  Propheten- 
thum,  in  dem  diese  Religion  ihre  Offenbarung  gefunden,  ergiebt 
sich  aus  der  Mittheilung,  dass  derselbe  Inca  das  Haus  oder  die 
Eremitenzelle,  in  welcher  Tonapa  am  Hügel  Xauxa's  seine  Büssun- 
gen  geübt,  wieder  habe  herstellen  lassen,  und  Tonapa  Varivillca 
hatte  in  Hantun  Sausa  Huanca  die  Dämone  vertrieben,  wie  To- 
napa Vihinquira  in  Asillu  und  Hucuru  unter  Festbannung  auf  den 
Schneegipfeln.  Die  höchste  Gottheit  erhielt  (nach  Baiboa)  den 
Namen  Illatici -Viracocha,  dessen  Cultus  (nach  Montesinos)  die 
Pirhua  für  ihre  Gottheit  einführten,  und  Molina  erklärt  Tecsi- Vira- 
cocha als  die  unbegreifliche  Gottheit  (Aticai  Viracocha),  welche 
Bezeichnung  des  Göttlichen,  als  Unbegreifliches,  bei  den  Dacota 
wiederkehrt.  Als  der  Hohepriester  des  Schöpfers  Pachayachachi 
fungirte  Apu-Challcu-Yupanqui.  Nach  Acosta  wurde  das  Sonnen- 
bild Punchao  im  Tempel  zu  Cuzco  (die  Sonne  der  Sonnen)  als 
Pachayachachic  (Schöpfer  des  Himmels)  verehrt,  und  diese  Gott- 
heit wurde  bildlos  gedacht,  wie  Tloque  Nahuaque  oder  Ipalne- 
moaloni  bei  den  Tolteken,  oder  in  Colima  das  höchste  Wesen 
(dem  die  Jungfrau,  von  der  das  Menschengeschlecht  stammt,  zur 
Seite  stand,  und  in  Xalisco  der  Kindgott  Piltzinteolli).  Als  Sym- 
bol des  zwischen  Mond  und  Sonne  gestellten  Schöpfers  wurde, 
als  die  wahre  Sonne  der  Sonnen  (Viracocha-Pachayachachic),  auf 
Anordnung  Mayta-Capac's  jenes  Doppelblatt  aus  feinem  Golde 
angefertigt,  als  dessen  Namen  (bei  Santa- Cruz)  Intipintin-Ticci- 
mayoc-Camac  angegeben  wird. 

Dieser  die  Sonnenverehrung  Colla's  (aus  dessen  Titicaca-See 
die  Inca  hergeleitet  wurden)  zurückdrängende  Cultus  mochte  in 
dem  heiligen  Tempel  Chimbo  Icagua  gepflegt  sein,  dessen  fastende 
und  büssende  Priester  die  auf  den  Regenbogen  (auch  Bochica's 
Symbol)  vertrauenden  Inca  mit  den  schwankenden  Spukgestalten 
eines  Ari  (im  Magdalenenthal)  zu  schrecken  suchten,  später  indess 
die  Verschwägerung   durch  Sinchi-Roca  zuliessen,    und   die   hier 


PIRUA.  123 

hervortretende  Verbindung  mit  der  Meeresküste  erhält  sich  in 
Tarapaca's  Beinamen  als  Viracocha  nipacachan,  bei  dem  den 
Prophetenstab  (Tupac-yauri)  für  die  auf  dem  Wege  nach  Cuzco 
hindurchziehenden  Inca  bewahrenden  Heiligthum  von  Paccari- 
tampu,  das  dann  wieder  als  Geburtsort  Manco  Capac's  und  seiner 
sieben  Geschwister  galt,  und  so  mit  dem  östlichen  Ursprung  aus 
der  Höhle  Paucartambu's  in  Verbindung  gesetzt  wurde. 

Es  war  nach  dem  siegreichen  Kriege  mit  den  Collas,  deren 
Fürst  Colla-Capac  auf  dem  Platze  Curicancha's  in  Cuzco  ge- 
opfert wurde,  dass  Inga-Jupangi  als  höchstes  Wesen  Pachachiat 
(Ticci-Viracocha-Pachacamac)  proclamiren  Hess  (s.  Baiboa),  und 
die  Anerkennung  des  Prophetengottes  Viracocha  wird  mit  dem 
glücklichen  Ausgang  der  Kriege,  die  durch  den  von  den  Chancas 
(und  den  ihnen  zugehörigen  Allcay-Vilcas)  angestifteten  Aufstand 
Chincha-suyu's  hervorgerufen  waren,  verknüpft,  wobei  der  dem 
königlichen  Titel  zugefügte  Name  des  Propheten  Viracocha  bald 
dem  Sieger  selbst  gegeben  wird,  bald  dem  von  ihm  entthronten 
(oder  freiwillig  abdankenden)  Vater,  wie  auch  andererseits  wieder 
die  Erscheinung  des  mythischen  Ahnherrn  in  Chito  durch  das 
aus  dem  Quell  Puqui  auftauchende  Gesicht  des  königlichen  Vaters 
ersetzt  oder  ergänzt  wird.  Wenn  Sinchi-Apuski  (bei  Montesinos) 
den  Gott  Pirhua  oder  Illatici -Viracocha  als  Huarma-Huiracocha 
(den  Jüngern  Viracocha)  verehren  lässt,  so  tritt  hier  der  Gegen- 
satz zum  älteren  (oder  Pyrhua)  hervor.  Da  der  Untergang  der 
Welt  durch  Dürre  bevorstand,  so  hatten  die  Vornehmen  Peru's 
(nach  Zarate)  Korn-Magazine  angelegt  und  bei  Garcilasso  heissen 
diese  Pirna.  Die  Heiligkeit  des  Alters  wiederholt  sich  in  dem 
indischen  Pir. 

Nach  Acosta  wurden  beim  Erntefest  Hatuncuzqui  Aymoray 
Maiskörner  in  Bündel  gelegt  und  als  Pirua  verehrt,  wenn  sich, 
auf  Befragen  der  Zauberer,  Kraft  für  das  nächste  Jahr  ergab. 

Baiboa  setzt  beide  Kriege,  den  mit  den  Changas  sowohl,  wie 
den  gegen  die  Colla's  in  die  Regierung  Topa-Inga-Yupanqui's, 
den  Sohn  und  (an  Stelle  seines  Bruders  Inga-Urco)  Nachfolger 
Viracocha-Inga's,  und  macht  ihn  zum  Vater  Huayna-Capac's,  also 
zum  Topa-Yupanqui  Garcilasso's,  bei  welchem  die  Eroberung 
Ayaviri's  und  dann  Hatun-Colla's  bereits  unter  den  Thaten  Lloque- 
Yupanqui's  (Sohn  des  Sinchi-Roca  und  Vater  des  Mayta-Capac) 
verzeichnet  steht  (nach  freiwilliger  Unterwerfung  der  einst  durch 
Viracocha's    Himmelsfeuer    bestraften    Canas),    während    erst    auf 


124  DIE    GESCHICHTE    PERu's. 

Inca  Roca,  der  nach  Capac-Yupanqui  (Sohn  Mayta-Capac's)  den 
Thron  besteigt,  Mayta-Yupanqui-Yahuar  Huatak  folgt,  als  Vater 
des  Viracocha  beibenannten  Yupanqui,  des  Besiegers  der  Chan- 
gas. Bei  Herrera  erhält  Lloque- Yupanqui  den  Beinamen  Yahuar- 
Huakak,  des  Blutweiners,  und  sein  Nachfolger  wird  als  Vira- 
cocha vermuthet,  während  auf  den  späteren  Viracocha  (der  durch 
die  Erscheinung  des  Pyrhua -Viracocha,  als  des  älteren,  seinen 
Namen  erhielt),  Urko  folgt,  und  dann  der  Usurpator  Inca- Yupan- 
qui, unter  dem  die  von  seinem  Nachfolger  Topa- Inca -Yupanqui 
zu  einem  glücklichen  Ende  geführten  Kriege  mit  den  Collas  ihren 
Anfang  nehmen.  Bei  Acosta  erhält  Viracocha  den  Titel  Pacha- 
cutec,  als  Welteroberer  (oder  Chakrawalla) ,  während  Garcilasso 
diesen  für  Titu-Mangocapac,  den  Sohn  Viracocha's,  und  (bei  Ve- 
lasco)  den  Bruder  Inca  Urco's,  reservirt. 

Bei  Santa -Cruz  fa.llt  Inca-Urcu  gegen  Yamqui-Pachacuti, 
Fürst  von  Huayra-Cancha,  und  der  dadurch  zum  Genuss  seiner 
legitimen  Rechte  gelangte  Inca -Viracocha  zieht  nach  Besiegung 
der  Chancas  und  einem  Bündniss  mit  den  Collas  gegen  die  Ca- 
ll aris.  Garcilasso  vergleicht  den  Titel  Inca  Yupanqui,  der  nach 
der  Regierung  Lloque  Yupanqui's  unter  seinen  Nachfolgern  per- 
manent geworden,  mit  Caesar  Augustus  bei  den  Römern  (und 
Hessen  sich  schon  aus  America  viele  ähnliche  gleich  dem  der 
Scyris  zufügen). 

Dass  bei  den  mit  den  Changas  unter  Viracocha  geführten 
Kriegen  die  Erinnerungen  an  alte  Traditionen  wieder  zur  Geltung 
kamen,  scheint  auch  aus  dem  Namen  Inga-Raduena  hervorzu- 
gehen, mit  welchem  einer  der  unterworfenen  Stämme  bezeichnet 
wird,  während  ein  anderer  (neben  Caitomarca,  Callca,  Suaripa- 
marca,  Pargarauri,  Mallas  und  Mallucan)  Tocai-capac  heisst, 
gleich  dem  von  Mango -Capac  besiegten  Götzendiener  im  An- 
schluss  an  die  östlichen  Tocai  (neben  Pinahua  und  Colla).  Bei 
der  Eroberung  Collasuyu's  nahm  Inca  Yupanqui  (Sohn  des  Vira- 
cocha-Inca)  den  Titel  des  besiegten  Yamqui-Pachacuti  an  (Salca- 
mayhua).  Nach  Acosta  stellte  Pachacuti  Inga  Yupanqui  die  von 
seinem  Bruder  gegen  die  Changas  erlittene  Niederlage  dadurch 
wieder  her,  dass  er  den  Zorn  Viracocha  Pachayachachic's  über 
seine  Zurücksetzung  vor  dem  Cultus  der  Sonne  besänftigte  und 
ihm  wieder  die  gebührende  Stelle  (an  einem  höheren  Platz,  als 
die  Sonne)  anwies.  Nach  Herrera  wurde  Viracocha  in  Gemein- 
schaft mit  Sonne  und  Donner  verehrt.    Auf  seinen  Vater  Lloque 


DEIFICATION.  125 

Yupanqui  (Sohn  des  Inga  Roca)  folgend,  erhielt  Maytacapac,  der 
sich  (in  Ermangelung  einer  Schwester)  mit  der  Prinzessin  Manaca 
Guapatac  vermählt  hatte,  den  Namen  Viracocha,  weil  ihm  der 
Gott  im  Traum  erschienen  (s.  Brullius). 

Die  Verehrung  Viracocha's  ^)  bei  den  Huancas  wird  auf  die 
ältere  Form  des  Tice -Viracocha  zurückgeführt,  könnte  sich  indess 
sonst  auf  die  Eroberung  des  Landes  durch  Inca  Pachacutek  be- 
ziehen, der  als  Pachacuti  Inga  Yupanqui  von  Acosta  mit  Vira- 
cocha identificirt  wird,  indem  Garcilasso  von  Inca  Pachacutek  er- 
wähnt, dass  er  nach  seinem  Tode  unter  die  Götter  versetzt  sei, 
und  zwar  (wie  hinzugefügt  wird)  gleich  seinen  Vorfahren.  Dass 
eine  solch  deificirende  Apotheose,  die  in  den  im  Tempel  aufge- 
stellten Mumien  der  Herrscher  ihre  natürlichen  Anknüpfungs- 
puncte  gefunden  haben  muss,  allerdings  stattgehabt  haben  wird, 
geht  aus  ferneren  Bemerkungen  hervor,  wenn  bei  dem  Feldzuge 
Inca  Yupanqui's  gegen  die  Antisländer  gesagt  wird,  er  habe 
diese  Eroberungen  gewünscht,  um  dort  als  Gott  verehrt  zu  wer- 
den, wie  die  anderen  Ynca  in  den  von  ihnen  eroberten  Ländern. 
Auf  dem  Sterbebette  erklärt  Ynca  Yupangui  (bei  Garcilasso), 
dass  er  von  seinem  Vater,  der  Sonne,  gerufen  würde,  um  bei 
ihm  im  Himmel  zu  wohnen.  Von  Huayna-Capac  wird  bemerkt, 
dass  er  schon  während  seines  Lebens  als  Gott  verehrt  sei  (nach 
Acosta).  Bei  den  Collas  galt  Viracocha  als  im  Himmel  wohnend 
(s.  Cieza  de  Leon). 

Ein  Zwischenglied  in  der  Kette  der  Viracocha  bis  zu  dem 
frühesten  Priesterkönig  der  vor  den  Inca  in  Cuzco  herrschenden 
Dynastie  würde  Pachachalla -Viracocha  bilden,  der  als  Rathgeber 
unter  Inca-Lloque-Yupangui  auftritt,  und  dieser  war,  als  Sohn 
Sinchi-Roca's,  von  Mama-Cauca  geboren,  der  Tochter  des  Suti- 
guaman,  Häuptling  von  Sana  (mit  dem  Tempel  Chimbo  Icagua). 
Nach  Velasco  erhielten  Mango-Capac  und  sein  Bruder  den  Namen 
Viracocha's,  weil  sie  zur  See  gekommen  waren,  während  ander- 
seits wieder  Ica  und  Arica  unter  Manco-Capac  (Pirhua's  Nach- 
folger) nach  Arica  geführt  werden,  und  unter  der  Regierung 
Mango  Capac's  II  (s.  Montesinos)  die  Atumurumas  von  Arica  nach 
CoUa  kommen,  den  Apurimac  beschiffend.  Alcedo  weist  den 
Muyumuyu  Wohnsitze    in    Charca    an    (bei    Cuzco).     Als    Bruder 


1)  Adoraban  dioses  como  heran  ä  el  Viracocha,  ä  quien  los  tenian  por  dios 
hacedor  de  todas  las  cosas,  ä  el  Sol  y  a  Virovecacaeta  de  los  Yncas,  y  se  llamaba 
Guanacaure  (1571). 


126  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Mango-Capac's  wird  auch  der  Viracocha  bezeichnet,  der  im 
Traum  dem  Inga-Ripac,  Sohn  Yahuar-huacac's,  erschien,  um  ihn 
vom  Aufstand  Chinchasuyu's  zu  benachrichtigen. 

Der  Bilder  Viracocha's,  wie  der  Steinfigur  bei  Cacha  (s.  Chur- 
ron),  wird  verschiedentlich  Erwähnung  gethan,  obwohl  sie  nach 
Garcilasso  nicht  zugelassen  waren  (da  zwischen  dem  Propheten 
und  Gott  zu  unterscheiden  sein  wird).  Bei  Salcamayhua  wird 
Viracocha-Inca  (Sohn  des  Yahuarhuacac)  mütterlicherseits  von 
Tocay  Capac  abgeleitet  (also  dem  bei  der  ersten  Erdentheilung 
schon  auftretenden  Götzendiener  des  Ostens,  den  Manco  Capac  be- 
zwang, wie  Pinahua  im  "Westen) ,  und  bei  der  Rivalität  zwischen 
Cuzco  und  CoUa,  heisst  es,  dass  Inca -Viracocha  sich  den  Forde- 
rungen Chuchi-capac's,  des  (die  Huaca  Inti  verehrenden)  Fürsten 
von  Hatun-Colla,  gefügt  habe.  Als  (um  dieses  Joch  wieder  abzu- 
werfen) sein  Sohn  Ynca  Urco  einen  Feldzug  gegen  Colla-suyu 
unternahm,  wurde  er  (nach  Durchziehen  des  Landes  der  Cavihas) 
von  Yamqui  Pachacuti,  Fürst  von  Huayra-Cancha  (der  Canches) 
mit  seinem  Heere  vernichtet,  und  dann  brach  der  Aufstand  der 
Hanco-allos  und  Chancas  aus,  die  Viracocha  in  Cuzco  belagerten, 
bis  dessen  Sohn  Ynca  Yupanqui  durch  seine  Siege  das  Ansehen 
der  Dynastie  wieder  herstellte,  und  ihr  auch  Colla-suyu  unterwarf. 

Niza  erzählt,  dass  Atahualpa  in  Soto  und  den  spanischen 
Begleitern  Fernando  Pizarro's,  die  ihn  in  den  Bädern  besuchten, 
die  von  Viracocha  prophezeiten  Fremden  erkannt  habe,  wie  sie 
durch  Yahuar-cacac  in  Stein-Statuen  dargestellt  gewesen.  Die 
Krönung  Huascar's  wurde  (nach  Baiboa)  von  dem  Hohenpriester 
Chalco-Yupangui  vorgenommen,  aus  der  Familie  des  Viracocha- 
Inga.  Acosta  erzählt  (zur  Erklärung  der  Bezeichnung  der  vSpanier 
als  Viracocha),  dass  nach  der  Gefangenschaft  Huascar's  seine 
Anhänger  dem  Viracocha  Opfer  gebracht,  und  als  dann  bald 
darauf  Atahualpa  durch  die  Spanier  gestürzt  wurde,  diese  als 
Viracocha's  begrüsst  hätten  (wie  in  Guamachuco  die  Christen  als 
die  Rächer  der  von  Catequil  erschlagenen  Guachemines  galten). 
Diese  Auffassung  knüpft  sich  wieder  an  die  wunderbaren  Hülfs- 
truppen,  die  den  Sieg  Pachacuti  Inga  Yupanqui's  über  die  Chan- 
gas entschieden,  indem  auf  sein  Flehen  zu  Viracocha  Pachaya- 
chachic  dieser  Heerescolonnen  von  Bärtigen  geschickt,  welche  in- 
dess  nur  dem  Inca  sichtbar  waren,  da  sie  sich  nach  Beendigung 
der  Schlacht  in  diejenigen  Steine  verwandelten,  welche  aus  den 
von  ihnen  aufgethürmten  Haufen  seitdem  von  den  Soldaten  unter 


QUICHUA.  127 

der  Bezeichnung  Pururaucas,  als  siegbringend,  in  den  Krieg 
mitgenommen  wurden  (s.  Acosta).  Nach  Herrera  führte  Inga- 
Viracocha  die  Verehrung  Ticeviracocha's  als  des  höchsten  Wesens 
ein,  und  ihm  wird  die  Bemerkung  zugeschrieben,  dass  er  die 
Sonne,  als  zu  unruhig  und  in  steter  Bewegung  arbeitend,  nicht 
als  höhern  Herrn  anerkennen  könne. 

Markham  glaubt,  dass  der  durchgängige  Gebrauch  des  Qui- 
chua  in  Quito  aus  den  Mitimaes  zu  erklären  sein  würde,  die  dort 
angesiedelt  worden,  und  gewiss  hat  dies  von  den  Incas  metho- 
disch festgehaltene  System  viel  dazu  beigetragen,  das  von  Pa- 
chacutec  erlassene  Gesetz,  wodurch  (s.  Blas  Valera)  zunächst  für 
die  Angestellten  die  Erlernung  des  Quichua  obligatorisch'  ge- 
macht wurde,  zur  Ausführung  zu  bringen,  besonders  in  der  grossen 
Zahl  derjenigen  Provinzen,  wo  ausdrücklich  abweichender  oder 
völlig  fremder  Sprachen  Erwähnung  gethan  wird.  Für  Quito 
dagegen  wird  es  besonders  hervorgehoben,  dass  Huayna-Capac 
bei  seiner  Ankunft  dort  erstaunt  gewesen  sei,  gleiche  Sprache 
und  Sitten  zu  finden,  und  dass  die  dadurch  erregte  Vermuthung, 
gleichen  Ursprungs  mit  den  Scyri's,  auch  die  ausserdem  aus  po- 
litischen Rücksichten  rathsame  Vermählung  mit  der  einheimischen 
Prinzessin  weiter  motivirt  habe.  Ausserdem  erwähnt  Herrera 
grade  von  Chumbo  (bei  Puerto  Viejo),  als  dem  zeitweiligen 
Stammessitz  der  in  Quito  herrschenden  Eroberer -Dynastie,  dass 
die  dort  geltenden  Gebräuche  mit  den  peruanischen  eine  Ueber- 
einstimmung  gezeigt  hätten,  und  Stevenson  fand  einen  dem  Qui- 
chua ähnlichen  Dialect  bei  den  Malabas  am  Rio  San  Miguel,  die 
sich  ihrer  directen  Abstammung  von  den  Puncay  in  Quito  rühm- 
ten und  frei  geblieben  sein  wollten,  als  der  Con-Cho-Cando  (Con- 
chocando)  von  Lican  gezwungen  worden  wäre,  sich  den  Inca  zu 
unterwerfen.  Nach  Villavicencio  bewahren  die  benachbarten 
Cayapos  neben  dem  Quichua  noch  Reste  ihrer  eigenen  Sprache. 
Während  des  Verweilens  der  Cara  an  der  Küste  (bei  der  Bahia 
de  Caracas  und  den  die  Vernichtung  der  Riesen  durch  Himmels- 
feuer bekundenden  Steingräbern)  fallen  manche  derjenigen  Züge,  die 
nach  Süden  hin  bis  auf  die  Sierra  verlängert  werden,  und  ein 
Seitenstück  zu  Carangue  im  eroberten  Ymbaya  findet  sich  in 
Caranga  Bolivien's  und  verwandten  Localitäten.  Nach  der 
Schöpfung  der  Sonne  und  Aussendung  der  belebten  Steinbilder 
in  Tihuanuco  befreite  sich  Contici-Viracocha  durch  das  bei  Cacha 
(dem   späteren  Tempelplatze  Viracocha's)   vom  Himmel   herabge- 


128  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

rufene  Feuer  von  den  Verfolgungen  der  Canas  und  begab  sich 
dann,  nachdem  Allca-Veica  (Allcay -Villca)  zum  Herrscher  in 
Cuzco  eingesetzt  war,  an  die  Küste  hinab  zu  den  Suyos  (bei 
Puerto  Viejo) ,  um  sich  über  das  Meer  zu  entfernen  (s.  Garcia), 
also  wohl,  nach  Art  der  Propheten  in  Mexico  und  Yucatan,  zu 
seinem  Ausschiffungsplatz  und  zu  den  Seinigen  (Suyos)  zurück- 
kehrend, und  auf  solchem  Wege  würde  die  Eremitenzelle  bei 
Xauxa,  die  unter  Yupanqui  neue  Heiligung  empfing,  eine  natür- 
liche Station  bilden.  Nach  Cieza  war  der  Tempel  von  Guarivilca 
(im  Thale  von  Xauxa),  dem  Ticeviracocha,  als  dem  Hauptgott 
der  Huancas,  geweiht.     Suyos  wohnten  am  Naranjal. 

bei  Santa-Cruz  zieht  Thonapa,  nachdem  er  mit  dem  Jüngling, 
der  ihn  aus  der  Gefangenschaft  von  Caravaya  befreit  hat ,  auf 
seinem  Mantel  über  den  See  von  Carapucu  geschifft  ist,  nach 
Tihuanaco,  wo  die  Tänzer  in  Stein  verwandelt  werden,  und  dann 
längs  des  Flusses  Chacramarca  weiter  zum  Meere  ^)  hinab. 

Garcilasso  unterscheidet  (von  Cuzco  oder  dem  Erdnabel  aus) 
die  südwestlichen  Traditionen,  die  den  Titicaca-See,  und  die  nord- 
östlichen, die  die  Höhlen,  bald  Pacaritambo's,  bald  Paucartambo's, 
zum  Stammsitz  der  Indianer-Rasse  machen,  und  beide  finden  sich 
verknüpft  in  der  Schöpfungsmythe  Contici-Viracocha's  in  Tihua- 
naco, der  auf  unterirdischen  Gängen  die  belebten  Steinbilder  vom 
See  zur  Höhle  sendet,  um  von  ihren  Tiefen  aus  das  Land  zu  be- 
völkern. 

Die  dort  hervortretende  Siebenzahl  der  Personen,  von  denen 
Ondegardo  die  Inca  stammen  lässt,  gelten  für  die  aus  der  Fluth 
Geretteten,  und  bei  Velasco  sind  eben  die  Inca  die  Einzigen,  die 
bei  der  Fluth  eine  Rettung  in  der  Höhle  Paucartambo's  finden. 
Dort  war  dann  die  von  den  Hunden  gebrachte  Nachricht  zu 
erwarten,  und  andere  Fluthsagen  knüpften  sich  an  die  mit  der 
Erhebung  des  Wassers  aufsteigenden  Berge,  nachdem  in  Hua- 
rochiri  sowohl,  wie  in  Angamarca  die  Hirten  durch  ihre  Heerden 
von  dem  Herannahen  der  Katastrophe  unterrichtet  waren.  Nach 
Acosta  erneute  sich  die  Welt  bei  Abfluss  der  Fluth  in  den  Inca, 
saliendo  siete  de  ellos  de  la  cueva  de  Pacaritambo  bei  Cuzco 
(während    sonst  Paucartambo    als  Ausgangspunct    genannt  wird). 


1)  Die  Festung  Cuzco's  war  gebaut,  ,,por  un  Senor  Crejione  (by  a  riqji  Crajone), 
que  vino  de  la  parte  de  Cunti-suyo  hacia  al  mar  grande,"  bis  Vilcas  erobernd  (s. 
Pedro  Sancho). 


SANUC.  129 

Herrera  entscheidet  die  in  Xauxa  und  Chiquito  gehörte  Fluth- 
sage,  welche  die  Höhle  als  Zufluchtsort  verwendete,  von  einer 
anderen  in  Peru  vorkommenden,  welcher  gemäss  sich  sechs  Per- 
sonen auf  einer  Balsa  retteten. 

Paucartampu  bildet  (bei  Garcilasso)  den  ersten  Grenzposten 
im  Osten  des  durch  die  vom  Titicaca-See  über  Paccari-tampu 
nach  Cuzco  gezogenen  Inca  gestifteten  Reiches,  das  sich  west- 
lich an  den  Apurimac  erstreckte,  nach  Süden  hin  bis  Quequesana. 

Bei  Santa-Cruz  ist  Mango-Capac,  als  der  Sohn  Apo-Tambu's  ^) 
in  Paccari-tambu  geboren,  innerhalb  der  (nach  Baiboa)  heilig  er- 
achteten Wälder,  und  als  er  den  dort  zurückgelassenen  Propheten- 
stab tragend,  unter  dem  glückverheissenden  Zeichen  des  Regen- 
bogens  den  Hügel  ersteigt,  das  Land  zu  überblicken,  sieht  er  in  der 
Ebene  die  Gestalterscheinungen  wandeln,  welche  durch  die  Zauber- 
macht des  Tempels  von  Sanuc  hervorgerufen  sind,  und  Bruder 
mit  Schwester  bei  dem  redenden  Stein  in  Versteinerungen  zurück- 
halten, so  dass  er  ohne  sie  über  Collcapampa  nach  Curicancha 
zu  ziehen  hat,  als  Cuzco-Capac.  Auch  bei  Baiboa  erkennt  Mango- 
Capac,  als  er  vom  Hügel  Guanacauri  auf  Sano  (Sanuc)  nieder- 
blickt, in  dem  Regenbogen  das  Zeichen  künftiger  Herrschaft,  ob- 
wohl hier  gleichfalls  Ayar-Cacha,  der  sich  dem  Büssergreis  im 
Tempel  Chimbo  Icagua  genähert  hatte,  bei  der  Berührung  des- 
selben mit  den  Füssen  in  der  Erde  wurzelt  und  sich  in  einen 
Felsstein  verwandelt  fühlt.  Durch  die  ihm  bei  den  Festen  zuge- 
standene Verehrung  wird  die  Verständigung  der  Inca  mit  dem 
alten  Priestersitze  eingeleitet  sein,  und  besiegelt  wurde  sie  durch 
die  Vermählung  des  bereits  in  Matagua^)  durch  die  Ceremonie 
Tocochiqui  geweihten  Sinchi  Roca  mit  Mama-Cauca,  Tochter  des 
Häuptlings  Sutiguaman  von  Sano,  während  des  temporären  Auf- 
enthalts in  Collca-bamba,  obwohl  der  Stabwurf  schon  für  Guaina- 
pata  entschieden  hatte.  Um  sich  indess  hier  festzusetzen  und  die 
Ansiedelung  von  Curicancha  (mit  Cuzco  in  Chumbi-Cancha)  zu 
gründen,  bedurfte  es  erst  längerer  Kämpfe  mit  den  Guaillas,   bis 


1)  Im  Quiche  bezeichnet  Ahpu  (ah,  derjenige,  welcher)  den  Blasenden  (pu  oder 
Blasrohr)  und  verbindet  sich  mit  Hun  (Einer),  als  Häuptlingsname  (s.  Brasseur).  Ra- 
finesque  giebt  Abo,  als  Häuptling  (auf  Haiti)  und  so  Apo  in  Chile,  wo  (nach  dem 
Range)  unterschieden  wird  Pichi-Apo,  Vuta-Apo  u.  s.  w.  (s,  Havestadt).  Atua  (Akua) 
oder  Gott  im  Polynesischen  Wurde  von  Atu  (Herr)  hergeleitet  (s.  Gill). 

2)  Am  Ccapac-Qaymi-Fest  wurden  die  für  Huanacauri  bestimmten  Opferthiere  auf 
dem  Hügel  Matahua  (b.  Cuzco)  geschoren  (s.  Molina). 

Bastian,  America.  Q 


130  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

ihr  Fürst  Copali-Mayta  sich  schliesshch  zur  Flucht  in  die  Schnee- 
berge gezwungen  sah  und  dort  verschwand. 

Aus  dem  Verkehr  Mango-Capac's  ^)  mit  seiner  Schwester  ge- 
boren, wurde  Sinchi-Roca,  wie  Baiboa  bemerkt,  für  ein  Kind  der 
Sonne  ausgegeben,  und  Montesinos  beschreibt  die  Bemühungen 
seiner  Mutter  ihn  als  solches  erscheinen  zu  lassen.  Der  eines 
Sonnenkindes  w^ürdige  Kriegschmuck  soll  für  den  von  Paucar- 
tambo  hergezogenen  Inca  aus  dem  Titicaca-See  verschafft  sein, 
und  dort  herrschte  damals  die  (den  Sapalla  oder  Sapana  ver- 
wandte) Sonnendynastie  der  Cari-Fürsten  (aus  Cochabamba)  über 
die  als  Hirten  ein  weisses  Lama  verehrenden  Collas.  Kämpfe  um 
die  heiligen  Lama  werden  von  Huacar  und  Yonacachi  berichtet, 
und  den  Sonnentempeln  wurden  zu  ihrem  Unterhalt  überall  heilige 
Heerden  geweiht. 

Bei  der  Einwanderung  der  Pirhua  (als  Piraraylos  im  gefeier- 
ten Heldenthum)  empfing  Manco-Capac  die  ihm  angebotenen 
Töchter  der  einheimischen  Fürsten  als  Gattinnen,  und  obwohl 
damals  die  wiederholten  Einfalle  in  Peru  den  Abschluss  der  Ehe- 
verbindungen hinderten,  vermählte  sich  doch  sein  Sohn  Huayna- 
Cava  mit  Mama-Michcay,  Tochter  lUaco's,  des  Königs  der  Thäler 
von  Lukay  (s.  Montesinos),  und  ähnlich  spricht  sich  in  der  Ver- 
mählung Sinchi-Roca's  mit  Mama-Cauca,  Tochter  des  Fürsten 
Sutiguaman  in  Safio  (nach  Baiboa)  die  Verschwägerung  mit  den 
einheimischen  Stämmen  aus,  wie  (in  Mexico)  bei  den  Acolhuas 
und  anderen  Zuwanderern. 

Wenn  die  aus  ihrer  Stammeshöhle  zurückkehrenden  Inca 
auf  dem  Boden  traditioneller  Heimath  einen  Priesterkönig  (nach 
der  Art  Melchisedeks)  in  Safiuc  antreffen,  so  wiederholen  sich  hier 
die  Ereignisse,  die  in  Mexico's  Vorgeschichte  spielen,  indem  die 
Stämme  der  Teo-Chichimeken  am  Priestersitze  Teotihuacan's  mit 
dem  heiligen  Pfeile  geweiht  werden.  Auch  bei  der  Einwande- 
rung Xolotl's,  als  in  Anahuac  das  alte  Tula  verödet  lag  (wie  in 
Peru  damals  Cuzco),  ist  es  der  Hohepriester  Cholula's,  dem  sich 
die  Barbarenfürsten  beugen,  ihre  Beute  darbringend,  und  eben- 
falls an  andern  Orten  werden  zurückgebliebene  Toltekenfamilien 
angetroffen. 

So    lässt    die    peruanische   Ueberlieferung ,    als    die    Fürsten- 


1)  Manco  Capac   instructed   the   men   in  agriculture   and  other  useful  arts,    Mama 
Ocollo  taught  the  women  to  spin  and  to  weave  (Robertson). 


TAMBO-TOKO.  131 

familie  aus  dem  durch  die  Barbaren  zerstörten  Cuzco  nach  Tambo- 
Toko  flüchtet,  die  Priester  des  Sonnentempels  unter  den  Trüm- 
mern der  Hauptstadt  zurückbleiben  und  von  dort  aus  durch  ihre 
Orakelsprüche  die  Handlungen  des  Regenten  von  seinem  Ver- 
steck leiten.  Es  geschah  auf  den  Rath  oder  Befehl  dieser 
Priester  Illatiksi-Viracocha's,  dass  Topa-kauri-Pachacutek  die 
Schriften  als  Ursache  der  Pest  (welche  auch  bei  Tula's  Unter- 
gang durch  beschriebene  Streifen  verbreitet  wurde)  zu  zerstören 
befahl,  und  die  Hut  der  Quipus  den  Amautas  übergab,  indem 
unter  seinem,  durch  die  Mischung  mit  den  eingedrungenen  Bar- 
baren verwilderten,  Volk  Künste  und  Wissenschaften  keine  weitere 
Pflege  fanden  (wie  sich  in  China  unter  der  Tzin-Dynastie  die 
Kenntniss  der  Schrift  verloren  haben  soll). 

Die  letzte  der  peruanischen  Dynastien,  die  durch  die  Er- 
scheinung des  Sonnensohnes  das  verödet  liegende  Cuzco  mit 
neuem  Glänze  bekleidete,  wird  (wie  im  Shanahmeh  die  Erhebung 
Kosroe's)  durch  traditionelle  Brücken  mit  der  Vergangenheit  ver- 
knüpft, um  eine  Ueberleitung  zu  gewinnen.  In  den  Vorbe- 
reitungen, die  zu  der  Neugestaltung  führen,  spricht  sich  ein 
gynäcocratischer  ^)  Einfluss  aus,  wie  er  bei  den  Chibchas  noch 
zur  Zeit  der  Spanier  angetroffen  wurde,  während  er  in  Peru  be- 
reits vorher  durch  die  Massregeln  Sinchi-Roca's  wieder  be- 
schränkt war,  sich  indess  auch  später  in  der  Ehrenstellung  der 
Pallas'  und  dem  Einfluss  der  Coya  auf  die  Succession  in  seinen 
Nachwirkungen  erhielt. 

In  Montesinos'  Darstellung  ist  die  Reform  zunächst  gegen 
die,  bei  den  Mayas  durch  den  Gott  Chin  (Cavil  oder  Maran)  ein- 
geführte Sodomie  gerichtet,  die  an  der  Küste  die  Himmelsstrafen 
auf  die  Riesen  herabruft  und  in  Darien  zu  den  Ausartungen  der 
Mannweiber  geführt  hatte,  welche  von  den  Conquistadores  den 
Hunden  vorgeworfen  wurden.  Die  Frauen,  heisst  es,  hatten  sich 
am  Hofe  Tambo-Toko's  unter  Klagen  und  Bekümmerniss  darüber 
in  ihren  Versammlungen  berathen,  wie  dem  Uebel  abzuhelfen,  da 
alle  ihre  Liebestränke  und  zauberischen  Filtren  sich  als  unnütz 
bewiesen.     Dann    habe  Mama-Ciboka    den    im  Stillen  angelegten 


1)  Die  Bekämpfung  desselben  hatte  oft  auch  in  America  die  durch  ganz  Afrika 
zu  solchem  Zweck  angetroffenen  Geheimbunde  hervorgerufen,  und  ähnlich  der  geheim- 
nissvollen Trompete  an  der  afrikanischen  Ostküste,  war  am  Uaupes-Fluss  (s.  Wallace) 
die  Juripari  (devil-music)  genannte  den  Frauen  bei  Todesstrafe  verboten  zu  sehen. 

9* 


132  DIE    GESCHICHTE    PERu's. 

Plan  durchgeführt,  ihren  Sohn  Inga-Roca  als  Sonnengeborenen 
dem  Volke  zu  zeigen,  und  zu  den  ersten  Erlassen  der  damit  be- 
gründeten Regierung  habe  es  gehört,  die  Sodomie  zu  verbieten 
und  die  Monogamie  einzuführen.  Als  indess  die  Frauen  die  Ver- 
fertigung der  einmal  erlernten  Liebestränke  fortsetzten,  und  die 
gefährliche  Natur  derselben  oftmals  zur  Tödtung  der  Gatten 
führte,  nahm  das  Unwesen  in  solcher  Weise  zu,  dass  unter  Sinchi- 
Roca  ein  entschiedenes  Einschreiten  erforderlich  wurde.  Der 
Inca  liess  die  Priester,  welche  die  Zaubermittel  lieferten,  dem 
Feuertode  überantw^orten,  die  Huacas  w^urden  zerstört,  und  damit 
endete  die  geistliche  Herrschaft,  indem  von  dann  ab  die  politische 
Regierung  das  Steuer  des  Staats  lenkte.  Es  kann  zugleich  mit 
einer  auch  in  Birma  (nach  dortigen  Geschichtsbüchern)  unter 
ähnlichen  Verhältnissen  nöthig  erachteten  Anreizung  der  Sinn- 
lichkeit zusammenhängen,  wenn  Sinchi  Roca  die  Einführung 
eines  Cultus  zugeschrieben  wird,  welcher  Lingam  (Chutarpu)  und 
Yoni  (Huanarpu)  als  Gegenstände  der  Verehrung  aufgestellt  habe. 
Nach  Catari  (bei  Cervantes)  behauptet  Oliva,  dass  Mayta  Capac, 
obwohl  mit  der  schönen  Mamacuna  Yupac  Coya  vermählt,  sich 
ihr  aus  Abneigung  gegen  die  Frauen  enthalten  und  dagegen 
mit  seinem  Liebling  Ylla  gelebt  habe,  weshalb  ihm  nicht  ein 
Sohn,  sondern  sein  Neffe  Capac  Yupanqui  (Sohn  seiner  Schwester 
Curiguyu)  gefolgt  sei. 

Ein  Nachklang  des  gynäkokratischen  ^)  Einflusses  erhielt 
sich  in  der  dominirenden  Stellung  der  Coya  oder  königlichen 
Hauptfrau  (gleich  der  in  Staaten  Asiens),  und  als  die  Orejones  an 
die  Stelle  des  unfähigen  Urcos  seinen  Bruder  Yupanqui  einsetzen 
wollten,  hatte  die  Wahl  erst  rechtsgültige  Kraft,  als  die  Coya 
beigestimmt  und  die  neue  Ehe  gebilligt  hatte.  Eine  ähnliche 
Bevorzugung  des  Weiblichen  findet  sich  auch  anderswo  wieder, 
z.  B.  in  der  Stellung  der  Lukokescha,  der  sogenannten  Königin- 
Mutter,  am  Hofe  des  Muata-Yambo,  wo  es  ihrer  billigenden  Bei- 


1)  Bei  den  Stämmen  am  Paraguay  war  den  Frauen  das  Vorrecht  zugestanden, 
Kriegsgefangene  in  Freiheit  zu  setzen  und  Miranda,  von  Coleo  gefangen,  wurde  von 
der  Fürstin  von  Copiapo  seiner  Fesseln  entledigt  (wie  ähnlich  in  Virginien).  Pizarro 
fand  auf  seiner  ersten  Reise  an  verschiedenen  Plätzen  der  Küste  die  Regierung  in 
den  Händen  von  Frauen.  Die  Theilnahme  der  Frauen  an  den  Kriegen  begünstigte 
das  "Wuchern  der  Amazonensagen  in  den  Andesthälern  und  auch  auf  dem  Hochland 
kannte  man  die  tapferen  Frauen  der  Quillacas,  durch  welche  die  Quechuas  (s.  Salca- 
mayhua)  besiegt  waren. 


MUTTERRECHT.  133 

Stimmung  bei  allen  wichtigen  Staatsactionen  bedarf.  Diese  Figur 
kann  sich  aus  dem  in  Africa  und  sonst  herrschenden  Brauch  er- 
klären, dass  der  Sohn  beim  Tode  seines  Vaters,  wie  dessen 
übriges  Eigenthum,  auch  seine  Frauen  erbt,  mit  Ausnahme  der 
leiblichen  Mutter,  die  in  unabhängig  freier  Stellung  im  Hause 
verbleibt,  und  naturgemäss  mit  einiger  Autorität.  Hat  man  sich 
nun  einmal  an  einen  solchen  Posten  gewöhnt,  so  werden  sich 
leicht  einige  Normen  feststellen  lassen,  um  ihn  auch  dann  durch 
einen  Titelträger  zu  besetzen,  wenn  es  in  Wirklichkeit  keine 
Königin-Mutter  geben  sollte,  oder  bei  deren  Tode  für  sie  eine 
Nachfolgerin  zu  finden. 

Als  während  der  gesetzlosen  Zeit  Peru's,  so  lange  die  wilden 
Stämme,  auf  Bergfestungen  verschanzt,  in  steten  Fehden  mit  ein- 
ander lebten,  in  den  Strichen  des  Collao  der  starke  und  siegreiche 
Häuptling  Sapana  sich  erhob,  hatte  er  zuerst  im  Lande  der  (den 
Canches  benachbarten)  Canas  oder  Canas  (als  Ghanas  nach  Süden 
weisend)  die  kriegerischen  Frauen  bei  Chungara  zu  bekämpfen, 
bis  ihr  Geschlecht  vertilgt  war.  Gleichzeitig  lebten  damals  auf 
den  Inseln  des  Titicaca-Sees  bärtige  Weisse  und  sie  fanden  ihren 
Untergang,  als  aus  dem  Thal  Coquimbo's  der  Häuptling  Cara 
herbeigezogen  kam  und  von  Chucuito  aus  die  Inseln  überfiel. 

Während  sich  diese  Ereignisse  im  Collao  abspielen,  lässt  nun 
Herrera  aus  Pacaritambo  (casa  de  producimiento  ö  generacion) 
oder  (nach  Garcilasso)  der  Ruheplatz  der  Morgenröthe,  drei  Män- 
ner, Ayarache,  Aranca  und  Ayarmango,  nebst  drei  Frauen,  Mar- 
macola,  Mamacona  und  Mamaragua  hervorgehen,  in  die  könig- 
lichen Gewänder  Tocabo  gekleidet.  Auf  Anregung  Ayarache's, 
der  in  goldener  Schleuder  einen  magischen  Stein  mit  sich  führte, 
wurde  durch  die  Eingeborenen  neben  Pacaritambo  eine  StadtJ^er- 
baut,  und  in  stolzer  Ueberhebung  verwandte  der  Sonnensohn 
seine  Zauberwaffe,  um  die  Berggipfel  niederzuwerfen  und  Stein- 
felsen bis  an  die  Wolken  zu  schleudern.  Sein  ob  solch  sträf- 
lichen Beginnens  erschreckter  Bruder  wusste  ihn  durch  List  zu 
bewegen,  um  von  dem  Sonnenvater  die  Herrschaft  über  die  Erde 
zu  erbitten,  nach  den  Goldgefässen  im  Innern  der  Höhle  zurück- 
zukehren, und  verrammelte  dann  dieselbe,  so  dass  er  einge- 
schlossen blieb. 

Als  darauf  eine  neue  Residenz  in  Tamboquiro  (dientes  de 
Aposento  ö  de  Palacio)  gebaut  war,  erschien  in  der  Luft,  mit 
bunten    Federflügeln    geschmückt,    Ayarache    oder    Guanacaure 


134  DIE    GESCHICHTE    PERu's. 

seinen  Brüdern,  sie  auffordernd,  da  ihnen  das  Reich  der  Inga  be- 
schieden sei,  nach  dem  unteren  Thal  zum  Bau  Cuzco's  (mit  Sonnen- 
tempel) zu  ziehen,  gleichzeitig  aber  ihm  auf  dem  Hügel  Guana- 
caure  zu  opfern,  wenn  die  Ceremonie  der  Ohrdurchbohrung  (zur 
Ritterweihe)  gefeiert  werden  würde. 

Nachdem  sodann  auf  dem  Hügel  Guanacaure  die  Insignien 
der  Inga -Würde  (mit  der  Kronenbinde)  angelegt,  verwandelte 
sich  Ayarache  in  eine  menschliche  Bildsäule,  und  ebenso  ver- 
steinerte der  andere  Bruder,  während  Ayarmango  mit  den  Frauen 
weiter  zog  und  sich  in  Curiacanche  (cercado  del  oro)  eine  Stein- 
hütte erbaute  auf  der  Stätte  des  späteren  Sonnentempels  im 
Mittelpuncte  Cuzco's. 

Oliva  führt  die  Vorfahren  der  Inca  von  der  Küste  nach  dem 
Titicaca-See  und  verknüpft  die  Ursprünge  ihrer  Genealogie  am 
Meeresstrande  mit  den  gleichfalls  von  dort  ausgezogenen  Scyri 
Quito's,  erkennt  indess  auch  auf  dem  Hochlande  eine  bereits 
frühere  Cultur  an,  da  Sinchi-Roca,  Sohn  Manco-Capac's,  nicht 
selbstständige  Bestimmungen  getroffen,  sondern  nur  die  von 
einem,  seinem  Vater  voraufgegangenen,  Weltenbeherrscher  er- 
lassenen, bestätigt  und  erneuert.  Der  diesem  das  Land  nach  den 
vier  Weltrichtungen  theilenden  Contici-Viracocha  beigelegte  Name 
Huyustus  erklärt  sich  aus  der  Adaptation  eines  einheimischen 
Klanges  (wie  in  Huaynakavi  u.  A.  m.)  von  dem  in  spanischen 
Romanzenkreisen  (zur  Zeit  der  Niederschrift)  geläufigen  Augustus, 
als  Gebieter  über  den  Erdball. 

Die  Theilung  Cuzco's  in  zwei  Stadtquartiere  ^),  ein  oberes  (Ha- 
nan-Cuzco)  und  ein  unteres  (Hurin-Cuzco  ^)) ,  führt  Garcilasso  auf 
die  Ansiedlung  des  ersten  durch  den  Fürsten,  des  anderen  durch 
die  Fürstin  zurück,  und  hatte  zugleich  seine  Onkel  einen  beson- 
deren Nachdruck  darauf  legen  gehört,  dass  hiermit  keine  Rang- 
ordnung ausgesprochen  sein  solle,  oder  höchstens  die  zwischen 
älteren  und  jüngeren  Gebrüdern.  Dass  indess  eine  rivalisirende 
Scheidung  (ähnlich  wie  zwischen  Tenuchtitlan  und  Tlatelolco  in 
Anahuac)  allerdings  bestand,  geht  aus  der  Darstellungsweise 
Herrera's  hervor,    bei  dem  sich   die  auch  sonst  erhaltene  Bemer- 


1)  Nach  Montesinos  theilte  Viracocha  Inca  auch  Quito  in  eine  Hoch-  und  Nieder- 
stadt, sowie  in  vier  Quartiere,  Huanacauri,  Anacharqui,  Lahuriac  und  Caiminga. 

2)  Hanan-Cuzco  oder  obere  Stadt  war  von  den  durch  Manco  Capac,  und  Hurin- 
Cuzco  (von  Inga  Eluque  Vaina  erbaut)  oder  untere  Stadt  von  den  durch  Mama  Oella, 
civilisirten  Indianern  bewohnt. 


DOPPELSTADT.  135 

kung  findet,  dass  aus  Anan-Cuzco  (Hanancuzco)  das  Geschlecht 
der  Edlen  und  Eroberer  hervorgegangen.  Ebenso  wird  ange- 
deutet, dass  eine  Zeitlang  Könige  abwechselnd  aus  dem  einen 
oder  andern  Geschlecht^)  geherrscht  hätten,  wodurch  sich  einige 
der  Inconsequenzen  in  der  bei  verschiedenen  Gewährsmännern 
überlieferten  Königsreihe  rectificiren  lassen  könnten. 

Bei  Herrera  beginnen  beide  Linien  mit  dem  nach  der  Fluth 
aus  einer  Höhle  (in  der  Nähe  Cuzco's)  hervorgegangenen  Mango- 
Capac,  und  zwar  folgt  ihm  in  Hanancuzco  der  bei  Montesinos  als 
der  Stifter  der  (letzten)  Inca- Dynastie,  bei  Acosta  ebenfalls  als 
erster  Inca  (wenn  auch  entfernter  Abkömmling  Manco  Capac's) 
dargestellte  Inca-Roca,  der  hier  gleichfalls  der  erste  des  Ge- 
schlechtes genannt  wird  und  der  Begründer  des  Stammes  Viza- 
quirao. 

An  ihn  würde  sich  deshalb  die  regelmässige  Reihe  der  Inca 
in  Fortsetzung  ihrer  Eroberungen  anzuschliessen  haben,  aber  dies 
geschieht  durch  Identificirung  Ingaroca's  mit  dem,  als  Sohn 
Mango -Capac's  (wie  auch  bei  Garcilasso)  mit  seiner  Schwester 
Achiolo  vermählten  Chinchiaroca  oder  Sinchi-Roca,  und  der 
letztere  ist  aus  der  Fürstenlinie  Urin-Cuzco's  zwischengeschoben, 
wo  Manco  Capac  als  Erster,  Chinchiaroca  als  Dritter,  Capac-Yu- 
pangillo  Yupangui  als  Fünfter  und  Tarcoguanan  (Vater  des  D. 
Juan  Tambo  Maytapanac)  als  siebenter  Inca  genannt  wird. 

In  der  gewöhnlichen  Succession  dagegen  folgen  (auf  Ingo- 
Roca  oder  Sinchi-Roca)  Lloqui -Yupangui,  Maytacapac,  Capac 
Yupangui,  Ingareque  (Inca  Roca)  oder  Topa  Yupangui,  Inga  Yu- 
pangui, Inga  Viracocha,  Inga  Urco,  Inga  Yupangui,  Topa  Inga 
Yupangui  und  Guaynacaba.  Bei  Sahuaraura  herrscht  Capac  Yu- 
panqui,  als  Stifter  des  Ayllu  Apu-Mayta  Panac  Urin-Cuzco,  sein 
Nachfolger  Ynca  Rocca,  als  Stifter  der  Ayllu  Huicca  Quirau  Pa- 
naca  Hanan-Cuzco. 

Baiboa  nennt  nach  Sinchi-Roca  (Sohn  Mango  Capac's),  Capac- 
Yupangui,  Inga  Roca,  Inga  Viracocha,  Inga  Yupangui  (Topa-Inga- 
Yupangui),  Topa -Inga,  Guayna- Capac  und  Velasco  bezeichnet 
ebenfalls  Sinchi-Roca  als  Sohn  Mango -Capac's,    mit  den   Nach- 


1)  mitunter  auch  (wie  für  die  Beziehungen  zwischen  Tenuchtitlan  und  Tlatetulco 
ebenfalls  beachtbar)  in  einer  Art  (siamesisches)  Doppelkönigthum  verbunden,  und  auf 
ähnliches  (unter  Tolteken)  deutet  (bei  Torquemada)  Nauhyotzin's  Bezeichnung  als  el 
segundo  Senor,  der  bei  Huemac's  Abzüge  auf  den  Thron  folgte,  wie  die  aufrückende 
Nachfolge  sich  bis  auf  vier  Glieder  (wie  bei  Quiche's)  ausdehnen  mochte 


136  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

folgern  Sinchi-Roca,  Lloque-Yupangui ,  Mayta-Capac,  Capac-Yu- 
pangui,  Inca-Roca,  Yaguar-Guacac,  Viracocha,  Inca-Urco,  Pacha- 
cutec,  Yupangui,  Tupac-Yupangui,  Huayna-Capac. 

Da  Herrera  beim  Beginn  der  Fürst^nlinie  von  Urincuzco 
immer  eine  Stelle  überspringt,  den  ersten,  dritten  und  fünften 
giebt,  nicht  indess  den  zweiten  und  vierten  (später  auch  nicht 
den  Namen  des  siebenten),  so  könnte  hierin  die  abwechselnde 
Regierung  mit  der  andern  Fürstenreihe  Hanan-Cuzco's  ausge- 
drückt sein,  und  sich  so  Inga-Roca  neben  Sinchi-Roca  (der  bei 
Montesinos  weiter  zurückges^llt  wird)  einschieben.  Seit  Yupan- 
qui  (Lloque  Yupanqui  oder  Capac  Yupanguilloqui  Yupanqui),  der 
vielleicht  mit  seinem  (bei  Baiboa)  erwähnten  Bruder  Mango -Sa- 
capa  (in  Erinnerung  an  den  verehrten  Mango-Capac)  gleichzeitig 
herrschte,  würde  dann  die  Hegemonie  bei  Hanancuzco  verblieben, 
die  weitere  Succession  also  dort  zu  suchen  sein  (weshalb  Yupan- 
qui anderswo  auch  als  der  Familienname  oder  königliche  Titel 
der  eigentlichen  Incaherrscher  gegeben  wird),  und  die  ferner  für 
Urincuzco  genannten  Namen,  die  sonst  in  der  Geschichte  nicht 
auftreten,  wären  dann  nur  als  eine  Art  zweiter  Könige  oder  Statt- 
halter, neben  dem  Souverain,  anzusehen. 

Als  Resultat  lässt  sich  ableiten,  dass  während  in  Mango-Ca- 
pac der  mythische  Ahnherr  aus  der  (auf  vorzeitliche  Reiche  wei- 
senden) Chima-Panaca-Ayllu  in  die  Vorzeit  zurücktritt,  mit  Sinchi- 
Roca  eine  neue  Dynastie  beginnt,  und  der  Namenswechsel 
zwischen  Chinchi-Roca  (Sinchi-Roca)  und  Inca-Roca,  dem  Be- 
sieger der  Chancas,  der  zuerst  (b.  Garcilasso)  die  Länder  Chincha- 
suyu  betritt,  scheint  auf  eine  Einwirkung  dieser  kriegerischen 
Löwenstämme  (deren  Symbol  auch  schon  in  der  von  Ayarache 
eingeführten  Ritterweihe  bewahrt  ist),  auf  die  Befestigung  des 
Kriegergeschlechts  in  Hanan-Cuzco  zu  deuten,  obwohl  dann  grade 
wieder  der  (bei  enger  Verwandtschaft  oftmals  am  heftigsten 
lodernde)  Familienzwist,  der  (bei  Baiboa)  Mayta-Capac  mit  dem 
(auch  seine  Vettern  genannten)  Prinzen  der  (zu  den  Chancas 
gehörigen)  Allcay - Vilcas  verfeindete,  Anlass  zu  den  erbitterten 
Kämpfen  gegeben  haben  mag,  die  während  der  Reformen  Vira- 
cocha's  zum  Abfall  der  Chancas,  ihrer  Besiegung  und  Exodus, 
führten. 

Sinchi-Roca  war  (nach  Baiboa)  in  Guamancancha  geboren, 
das  der  in  prähistorischer  Tradition  aus  der  Höhle  Fortgezogene 
über  Pachete   erreicht  hatte,    und  wurde  in  Matagua    durch   die 


HUAMAN.  137 

Ceremonie  Tocochiqui  dem  Ayar-Cacha  oder  (bei  Herrera)  Aya- 
rache  geweiht,  also  an  den  kriegerischen  Stamm  der  Ringrim 
(bei  Zarate)  angeknüpft,  den  die  heilige  Sage  bis  dahin  durch 
das  priesterliche  Geschlecht  seines  Bruders  Mango -Capac  in  den 
Schatten  gestellt  hatte.  In  Guamancancha  (wie  in  Guamanga 
mit  Monumenten  einer  verschwundenen  Rasse)  findet  sich  der 
mehrfach  bemerkliche  Zusammenhang  mit  Rimac  durch  Huaman, 
mit  diesem,  sowie  Pachacamac  und  Chancay  zum  Reich  des 
Cuismancu  gehörig.  Die  Bezeichnung  Huaman's  als  Falke  ist 
auch  bei  Huamanchuco  erhalten,  dessen  Fürsten  ihrer  Weisheit 
wegen  (s.  Garcilasso)  gerühmt  werden.  Unter  den  weisen  Rath- 
gebern  Lloqui  Yupangui's  findet  sich  (b.  Baiboa)  Guaman-Samo, 
Fürst  von  Puaro  (Guaro),  neben  Pachachulla  Viracocha. 

Wenn  Hanan-Cuzco  als  spätere  Gründung  zu  betrachten  ist, 
so  würde  sich  aus  den  verschiedenen  Versuchen,  welche  die  Inca 
bald  als  Erbauer,  bald  als  Wiederhersteller  oder  Eroberer  Cuzco's 
betrachten,  ergeben  können,  dass  die  Frauenstadt  Urincuzco  in 
die  gynäkokratische  Periode  fällt,  die  sich  bei  den  Chibchas  länger 
bewahrte,  in  Peru  dagegen  durch  Zapana,  den  Besieger  der 
Amazonen  von  Chungara,  beendet  sein  soll,  obwohl  sie  (n.  Mon- 
tesinos  Auffassung)  poch  bei  der  Installation  des  ersten  Inca 
durchgreifend  mitspielte. 

Die  jüngere  Existenz  Hanan- Cuzco's  und  die  Möglichkeit 
fremden  Einflusses  wird  bekräftigt  durch  eine  zweite  Tradition, 
die  (nach  Herrera)  neben  der  andern  bestand,  dass  der  Name 
Anancuzco's  erst  seit  der  Zeit  datire,  als  auf  Einladung  Lloqui- 
Yupangui's  sein  Schwager  dem  Chinchiaroca  gegen  die  Familien- 
bestimmungen der  Inca  (also  wohl  aus  politischen  Gründen^)  dem 
Ansinnen  des  Stärkeren  weichend)  seine  Tochter  zur  Gattin  ge- 
geben. Da  nun  das  Blutweinen  Lloque  Yupangui's,  als  Yacar- 
guaque  (Yahuar-Huaccac)  mehrfach  auf  die  Unglücksfalle  der 
Dynastie  während  einer  von  ihm  erlittenen  Gefangenschaft  bezo- 
gen  wird  und   auch  bei  Baiboa  Mayta  Capac    (Sohn   Lloque  Yu- 


^)  Ein  derartiges  Verleihen  von  Prinzessinnen  (wie  in  China  von  den  mongolischen 
Fürsten),  scheint  bei  den  Inca  aus  Staatsrü<iksichten  nicht  selten  gewesen  zu  sein,  in- 
dem auch  der  Friede  mit  den  vielfach  bekämpften  Canas  schliesslich  nur  durch  eine 
Verschwägerung  gesichert  wurde  und  ebenso  dem  Fürsten  von  Chucuyto  das  Anerbieten 
eines  Eheabschlusses  gemacht  sei,  das  (nach  Herrera)  indess  von  ihm  zurückgewiesen 
wurde.  Bei  Beauchamp  vermählt  sich  Sinchi-Roca  mit  seiner  Schwester  Mama-Oello, 
während  neben  Mango  Capac  (als  Vater)  die  Coya  Mama  de  Huaco  genannt  wird. 


138  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

panqui's)  in  dem  trotz  der  Warnungen  seines  Vaters  begonnenen 
Kriege  mit  den  AUcay -Vilca ,  ohne  das  Zwischentreten  eines 
Wunders,  besiegt  sein  würde  (also  in  Wirklichkeit  besiegt  sein 
wird),  so  könnte  es  sich  hier  um  eine,  durch  den  Ahnenstolz  spä- 
ter verschleierte,  Kreuzung  handeln,  die  durch  den  Sieger  er- 
zwungen war  und  die  vielleicht  ein  Reis  aus  den  die  Aymares 
(wie  die  Chancas  die  Quechuas)  bedrängenden  Umasuyu  nach 
Cuzco  geführt  haben  möchten,  wenn  der  bei  Baiboa  angetroffene 
Name  Umanapan  zu  berücksichtigen  ist,  als  der  des  mächtigsten 
der  damals  verbündeten  Fürsten. 

Bei  derartig  durch  die  Schwesterehe  beabsichtigten  Inzucht 
könnte  die  in  dem  Namen  Viracocha's  (als  Meeresschaum)  und 
seiner  nach  dem  Eiweiss  benannten  Gattin  ausgedrückte  Weisse 
zum  erblichen  Kennzeichen  des  Geschlechts  geworden  sein,  wenn 
durch  künstliche  Vornahmen  bei  den  der  Sonne*  (die  überall  in 
einer  Wechselbeziehung  zum  weissen  Aussatz  steht)  geweihten 
Jungfrauen^)  erhalten. 

Bei  Herrera  werden  die  Bestimmungen  über  Reinerhaltung 
des  Incablutes  nochmals  unter  Mayta  Capac  durchbrochen,  der 
sich  mit  der  Prinzessin  Manaca  Guapatac  vermählt,  und  dann  sei 
wegen  des  zerbrochenen  Wasserkruges  einer  Frau  der  Bruder- 
krieg entbrannt,  welcher  die  Stadt  (wie  aus  ähnlichen  Ursachen 
Promo  am  Iravaddi)  verheerte,  bis  er  schliesslich  mit  der  Nieder- 
lage der  Alcabiquicac  geendet  (wie  sonst  der  Alca-Vilca). 

Der  Inca  Mayta-Capac  nimmt  nun  bereits  den  Titel  Vira- 
cocha's an,  aber  wie  hinzugefügt  wird,  widerrechtlich,  da  ihm  nur 
im  Traum  die  Erscheinung  geworden. 

Einen  directen  Auftrag  von  Viracocha  (als  Pacha  oder  Acha- 
chic)  dagegen  erhält  sein  Sohn  Capac  Yupanqui,  der  demzufolge 
mit  göttlicher  Hülfe ,  die  Niederlage  seines  älteren  Bruders 
rächend,  die  Changas  von  Andahuayllas  besiegte  und  bei  der 
Rückkehr  nach  Cuzco  den  Thron  usurpirte. 


1)  Bei  Mancapara  (zu  Delgado's  Zeit)  herrschte  der  Cazique  Guaramental  in 
Häusern,  curiosamente  labradas,  und  in  dem  Dorfe  Arcupon  fanden  sich  quatro  Chinas, 
que  son  Indias  de  poca  edad  hasta  que  se  casan,  tan  blancas,  rubias  y  hermosas,  como  si 
huvieran  criadas  a  Flandes,  und  hörten  die  Spanier  que  aquella  blancura  les  venia  de 
aver  estado  desde  que  nacieron  tan  encerradas  que  jamas  las  abia  cubierto  el  vSol,  como 
se  hechava  de  ver,  pues  al  modo  de  aves  noturnas,  en  sacandolas  a  el  se  cubrian  los 
ojos,  por  lo  mucho  que  les  ofendia  su  luz  (s.  Simon), 


ALLCO-VILCAY.  139 

Darauf  folgt  dann,  mit  seiner  Schwester  Nicacocac  vermählt, 
der  um  den  Schmerz  der  Ohrdurchbohrung  (also  einer  nach  dem 
Brauch  von  dem  Inca  geforderten,  aber  ihm  ungewohnten  Cere-, 
monie)  zu  entgehen,  nach  Chaca  (Chacha)  zurückgezogene  Inga- 
reque,  und  dass  dieser  auf  den  (auch  bei  Garcilasso  dem  Inca 
Capac -Yupanqui  succedirenden)  Inga-Roca,  als  Stifter  des  Ge- 
schlechts von  Anancuzco  zurückweist,  wird  von  Herrera  selbst 
ausgesprochen,  indem  er  ihn  als  Schwiegervater  der  mit  seinem* 
Sohne  Inga  Yupangui  vermählten  Mamochiquiac  (Prinzessin  von 
Ayarmacac),  das  Haupt  der  Geschlechtsscheidung  in  Anancuzco 
nennt.  Mit  d'eser  Einführung  der  Ayarmacac-Familie  mögen  dann 
die  Traditionen  von  den  an  Paccari-tambo^)  angeschlossenen 
Ayar,  für  deren  Namen  Garcilasso  die  Erklärung  fehlte,  ihre  volle 
Ausbildung  erhalten  haben. 

Die  Aufnahme  fremdartiger  Elemente  zeigt  sich  in  der  Er- 
mordung des  Ynca,  wobei  der  miraculöse  Gewittersturm,  durch 
den  Baiboa  den  Sieg  über  die  Allco-Vilcay,  sowie  Garcilasso  den 
über  die  Changas  entscheiden  lässt,  die  Plünderung  der  Haupt- 
stadt durch  die  Condesuyos  verhindert,  und  dann  macht  sich  die 
Stimme  der  Frauen  geltend,  wie  in  Inga-Roca's  Thronbesteigung 
(bei  Montesinos),  um  Viracocha-Inga  zu  seiner  Würde  zu  erheben. 

In  ihm  beleben  sich  nun  die  heiligen  Legenden,  die  von  dem 
Himmelsfeuer  des  bei  den  Canas  verfolgten  Propheten  reden,  in  dem 
die  Häuser  Caytamarcac's,  jenseits  des  Yucay- Flusses,  anzünden- 
den Glühstein,  und  die  zwischen  Capanac  von  Atuncolla  und  Cari 
von  Chucuyto  hergestellte  Versöhnung,  wobei  das  Orakel  Zopa's 
die  Begünstigung  des  Letzteren  empfahl.  Dazwischen  hinein 
flechten  sich  Kämpfe  unter  den  Canches  und  der  Friedensabschluss 
mit  den  Canas  in  Ayabire,  der  grossen  Gräberstadt,  wo  die 
völlige  Austilgung  der  Bewohner  neue  Besiedelung  ernöthigte. 

Die  Entthronung  dieses  Viracocha")  (neben  der  seines  auch 
bei  Baiboa  unter  ähnhchen  Umständen  genannten  Sohnes  Inca 
Urco)    durch    den    in   Löwen-Rüstung    kämpfenden  Besieger    der 


1)  Pacari  (von  pacar,  der  Morgen)  wird  übersetzt  (aus  dem  Quechua)  mit  amanecer 
(Morgen  werden),  und  so  erklärt  sich  in  Eten  die  Heimath,  als:  donde  amanece. 

2)  Inca  Viracocha,  zu  dessen  Besuche  der  (auf  silbernen  Thron  als  Sonnenver- 
ehrer ,  mit  dem  Inca  auf  goldenen  Thron  als  Verehrer  des  Viracocha  Pachayachachi 
streitende)  Chuchi-capac  (Fürst  von  Hatun-Collas)  nach  Cuzco  gekommen,  dankte  zu 
Gunsten  seines  natürlichen  Sohnes  Inca-Urcu  ab,  der  auf  dem  Feldzug  gegen  Colla- 
suyu  durch  Yamqui-Pachacuti  (Fürst  von  Huayna-Cancha)  getödtet  wurde,  worauf  beim 


140  DIE    GESCHICHTE    PERU'S. 

Chancas,  Inga-Yupangui  (bei  Herrera),  macht  den  letzteren  (unter 
Berücksichtigung  der  übrigen  Vorkommnisse)  zum  Viracocha-Inga 
Garcilasso's,  als  Sohn  Yahuar  -  Huaccac's.  Die  von  Garcilasso 
dann  unter  drei  auf  einander  folgende  Inca  vertheilten  Thaten 
(die  sich  durch  das  im  Character  eines  Feldherrn  oder  Fürsten, 
vor  oder  nach  der  Thronbesteigung,  Ausgeführte,  ohnedem  durch 
einander  schieben),  werden  bei  Herrera  in  der  Hauptsache  unter 
der  Regierung  Topa-Inga-Yupangui's  zusammengefasst,  dem  Vor- 
gänger Guayna  Capac's.  Bei  Acosta  gründet  Viracc  cha  das  Ge- 
schlecht Inca-panac,  bei  Herrera  dagegen  ist  Inacap  nacac  (Inca- 
panac)  das  Geschlecht  Capac-Yupanqui's,  Cocopanacac  des  Mayta- 
capac's  (sonst  Viracocha's,  als  Cococ  Panaca  Ayllu),  Aocaylli- 
Panaca  des  Lloque  Yupanqui's  (als  Yahuarhuacac's  Aoca- Ayllu) 
und  Vizaquirao  des  Inga  Roca's  (Piauragua- Ayllu  des  Sinchi 
Roca).  Für  Huayna-Capac  findet  sich  (nach  seinem  Geburtsort) 
ziemlich  einstimmig  Tomebamba-Ayllu.  Nach  Montesinos  stamm- 
ten von  Inga  Juanta,  Bruder  des  Topa  Yupanqui  (der  seinem 
Vater  Huiracocha  folgte),  die  Succepanecas,  von  Halloque- Yupan- 
qui die  Raurao-Panacas,  von  Cincar-Roca,  der  als  Feldherr  Guar- 
guacac's  die  Chancas  besiegte,  die  Aucay-Lipaunacas,  von 
Chinchi-Roca  die  Huica-Quirau  u.  s.  w.  Dann  die  Illochibainin 
von  Aputaca,  dem  Sohn  des  Halloque- Yupanqui,  die  Rauras- 
Panacas  von  seinem  Bruder,  die  Uscamaytas  von  Putano-Uman, 
Sohn  des  Capac-Yupanqui,  der  Apu-maitas  von  Chimo-Chavin, 
Sohn  des  Capac-Yupanqui,  die  Viraquiras  von  Viraquira,  Sohn 
des  Sinchi-Roca,  die  Aucay-Lipaunacas  von  Cincar-Roca,  Sohn 
des  Guarguacac,  die  Succepanecas  von  Inga- Juanita,  Sohn  des 
Viracocha.  Nach  Garcilasso  war  mit  diesen  mehrfach  und  in 
Variationen  erwähnten  Geschlechtsstiftungen  nur  gemeint,  dass 
die  verschiedenen  Familien  ihre  Abstammung  bald  auf  den  einen, 
bald  auf  den  andern  der  verschiedenen  Könige  zurückführte,  denn 
im  Uebrigen  gehörten  alle  Inca  zum  Capac- Ayllu  oder  königlichen 
Stamm. 

Montesinos  lässt  Inti-Capac,  wie  das  Land  in  Hanansayac 
und  Hurinsayac,  so  Cuzco  in  Anan-Cuzco  (Oberstadt)  oder  Capac- 
Aillu  (Königsresidenz)    und  Hurin-Cuzco   (Niederstadt)    eintheilen. 


Aufstande  der  Chancas  der  legitime  Sohn  Inca  Viracocha's  (Inca  Yupanqui)  die  Zeichen 
der  Königswürde  anlegte  und  nach  Besiegung  der  Chancas  bei  Quizachilla  (und  im 
Bündniss  mit  den  Collas)   zur  Eroberung    der  Canaris  auszog   (s.  Santa-Cruz). 


AYAR.  141 

und  dann  in  die  erstere  den  Erbprinzen  als  Herrscher  einsetzen, 
in  die  andere  seinen  zweiten  Sohn,  so  dass  sich  daraus  eine  Art 
Doppel-Königthum  ergäbe  (wie  in  Siam  bestehend). 

Mit  den  Einwanderern,  Ayar-Mango-Topa,  Ayar-Chaki-Topa, 
Ayar-Auca-Topa  und  Ayar-Uyssu-Topa  (bei  Montesinos)  stimmen 
als  aus  der  Höhle  Paccaritambo  oder  Tambo-Toco  kommend, 
Manco-Capac,  Ayar-Cachi,  Ayar-Vihu  und  Ayar-Saucu  (bei  Gar- 
cilasso)  und  Mango-Capac,  Ayar-Cacha,  Ayar-Auca  und  Ayar- 
Uchi  (bei  Baiboa),  während  Herrera  die  Namen  Ayarache,  Aranca 
uud  Ayarmango,  als  drei  Männer  mit  den  drei  Frauen  Mamacola, 
Mamocana  und  Mamaragua  giebt.  In  der  Vierheit  heissen  die 
Frauen  Mama-Huaccan,  Mama-Cora,  Pirca-Acun  und  Hipa-Huaccan 
(bei  Montesinos),  und  Mama-Guaca,  Mama-Cora,  Mama-Oello  (Ocllo) 
und  Mama-Aragua  (bei  Baiboa).  Garcilasso  scheidet  Manco-Capac 
und  seine  Frau  Mama  OccUo^),  als  Gründer  Cuzco's,  von  den  drei 
Brüdern  Ayar  ab,  die  aus  den  drei  Fenstern  der  mittleren  Höhle 
hervorkamen.  Auch  bei  Baiboa  vermählt  sich  Mango-Capac  mit 
Mama-Oello  (obwohl  sie  erst  in  dritter  Reihe  genannt  ist),  und 
der  Tadler  Ayar-Auca,  der  die  Berge  umzustürzen  drohte,  wird 
durch  Tambo-Chacay  in  eine  Höhle  eingeschlossen,  wie  der  die 
Zauberschleuder  führende  Ayarache  bei  Herrera.  Bei  Montesinos 
wird  die  Schleuder  zur  Theilung  des  Landes  von  Ayar-Manco- 
Topa  geworfen,  und  dieser  dann  von  dem  mit  seinem  Antheil 
unzufriedenen  Ayar-Uyssu  in  eine  Höhle  eingeschlossen.  Nach- 
dem der  von  einem  Fels  gestürzte  Ayar-Aucca  in  Stein  verwan- 
delt und  Ayar-Chaki  in  eine  Wüste  geflohen,  herrscht  Ayar- 
Uyssu  ohne  Nebenbuhler  als  Pirhua-Manco.  Nach  Baiboa  wer- 
den dem  durch  den  Zauberer  von  Chimbo  Icagua  (in  Sano)  in 
Stein  verwandelten  Ayar-Cacha  die  Ehren  bei  der  Ceremonie 
Guarochiqui  reservirt,  und  ihn  anrufend,  ziehen  die  Brüder  weiter 
nach  Matagua,  sowie  später  nach  Guanaipata,  w^o  Mama-Guaco 
(als  Ayar-Uchi)  die  Guaillas  durch  Menschenopfer  schreckt,  die 
Thronbesteigung  Mango-Capac's  in  Cuzco  fördernd.  Bei  Herrera 
erscheint  Ayarache  seinen  Brüdern  im  Flügelfederschmuck,  die 
Ehren  bei  den  Weihegebräuchen  beanspruchend  und  sich  nebst 
seinem  Bruder  (Aranca)  in  Stein  verwandelnd,  während  Ayar- 
mango mit  den  Frauen  Cuzco    gründet,    und  dort  als  Mangocapa 


1)  Oclla  bezeichnet  (iiti  Quecliua):   Etwas  im  Busen  zeitigen  (s.  Tschudi),  und  so- 
mit die  Gebärende  oder  Stammesmutter. 


142  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

herrscht.  BrulHus  beschränkt  sich  auf  die  Dreizahl.  Unter  den 
aus  Pacaritambo  (mit  den  Schwestern  Mama-cola,  Mama-cona  und 
Mama-ragua)  hervorgehenden  Brüdern  Ayarache,  Aranca  und 
Ayarmango,  verwandelte  sich  der  eine  Goldschleuder  mit  Wunder- 
stein führende  Ayarache  in  eine  geflügelte  Erscheinung,  auf  dem 
Hügel  Guanacaure,  die  Gründung  Cuzco's  verkündend,  worauf  er 
mit  Aranca  in  Stein  verwandelt  wurde,  Ayar-mango  aber  als 
Mango-capac  in  Cuzco  herrschte. 

Diese  Versionen  stimmen  darin  überein,  dass  dfer  schliess- 
liche  Herrscher  Mango  ist  (mit  dem  Mango-Capac  der  übrigen 
Legenden  zusammentreffend),  und  zwar  bei  Baiboa  der  ursprüng- 
liche Mango-capac,  bei  Herrera  der  in  Mangocapa  verwandelte 
Ayarmango  und  bei  Montesinos  Ayar-Uyssu,  der  den  Titel  Pirhua- 
Manco  annimmt,  während  der  eigentliche  Ayar-Mango  bereits  in 
der  Höhle  eingeschlossen  wurde.  Dieses  Schicksal  trifft  ihn  als 
den  Schleuderer,  wie  deshalb  auch  bei  Herrera  den  Ayarache, 
und  bei  Baiboa  wird  Aehnliches  von  Ayar-Aucca  angedeutet, 
während  der  Ayar-Aucca  Montesino's  vom  Fels  gestürzt  und  dann 
in  Stein  verwandelt  wird.  Die  Rechte  eines  Cultus  werden  (bei 
Baiboa)  dem  Ayar-Cacha  zuerkannt  und  bei  Herrera  dem  Ayar- 
ache (in  der  Höhle  eingeschlossen,  gleich  Balboa's  Ayar-Auca), 
bei  dem  die  Rolle  des  versteinernden  Zauberers  von  Sano  durch 
Tambo-Chacay  gespielt  wird,  den  seinerseits  wieder  die  Flüche 
Ayar-Auca's  versteinern. 

Es  lässt  sich  aus  dieser  und  anderen  Deutungen  erkennen, 
dass  Mango-Capac  einer  mythischen  Vorzeit  angehört,  und  an  der 
Spitze  einer  Reihe  prähistorischer  Dynastien  stehend,  bei  dem 
Untergang  der  Traditionen  dieser,  durch  eine  Kluft  von  dem  zu- 
letzt in  Cuzco  gegründeten  Reich  getrennt  ist.  Die  bei  Garcilasso 
überlieferte  Sage,  die  von  ihm  selbst  zwar  nur  wenig  berücksich- 
tigt wird,  scheidet  ihn  deshalb  auch  gleich  ab  von  den  übrigen 
drei  Brüdern,  für  welche  alle  in  den  drei  Fenstern  der  Stammes- 
höhle Raum  ist,  so  dass  das  von  ihm  gegründete  Cuzco  das- 
jenige meint,  welches  schon  in  der  frühesten  Morgendämmerung 
der  Erinnerungen  (selbst  vor  den  durch  die  Pirhua  eingeleiteten 
Regentenreihen)  auf  diesem  Nabel  der  Erde  stand.  In  seinem 
die  Erde  theilenden  Schleuderwurf  wird  Mango-Capac  dem  Con- 
tici-Viracocha  parallelisirt,  der  mit  gleicher  Handlung  als  Schöpfer 
in  Tiguanuco  auftritt.  Der  Einschluss  in  eine  Höhle  deutet  bei 
ihm  nur  das  Verschwinden  in  dunkle  Vorzeit    an,  und  wird  auch 


MANGO -CAPAC.  143 

als  unter  dem  Deckmantel  göttlicher  Verehrung  ausgeführt  dar- 
gestellt. 

Bei  Baiboa  dagegen  werden  mit  Ayar-Aucca  die  räuberischen 
und  verrätherischen  Stämme  der  Auca  in  die  Höhle  eingeschlossen, 
während  sie  bei  Montesinos  in  Abgründe  gestürzt  werden,  und 
auch  der  (nach  Herrera)  in  einer  Höhle  verrammelte  Ayarcache 
scheint  nationale  Beziehungen  einzuschllessen,  da  bei  Baiboa  die 
von  Tambo-Vincays  und  Quiliscahes  beherrschten  Stämme  der 
Ayarcaches  erwähnt  werden,  die  sich  unter  Lloqui-Yupangui 
unterwarfen. 

Im  Uebrigen  vereinigt  Herrera's  Ayarache  in  sich  die  Cha- 
racterzüge  des  Mango-Capac  (bei  Montesinos)  und  des,  als  Stam- 
mesheros der  neuen  Rasse  die  Ehren  bei  der  Jünglingsweihe 
empfangenden  Ayar-Cacha  (nach  Baiboa),  indem  er  einerseits 
gleichfalls  diesen  Cultus  für  sich  in  Anspruch  nimmt,  andererseits 
dagegen  im  Schleuderwurf  die  Handlungen  Mango-Capac's  wie- 
derholt, sowie  die  des  uralten  Con^im  Abplatten  der  Berge  und 
Heben  der  Thäler.  Dass  die  (bei  den  Quiches  und  sonst  wieder- 
kehrende) Vierzahl  in  diesem  Falle  eine  künstliche  ist,  geht 
daraus  hervor,  dass  in  allen  Darstellungen  nur  über  drei  Perso- 
nen, (wie  sie  Herrera  auch  allein  giebt  und  Garcilasso  bestimmt 
abscheidet)  disponirt  wird,  indem  bei  Montesinos  der  überzählige 
Ayar-Chaki  in  die  Wüste  flieht,  ohne  dass  man  ferner  von  ihm 
hört  (wenn  er  nicht  in  den  späteren  Hirtenstämmen  zurückkehrt) 
und  (bei  Baiboa)  Ayar-Uchi  in  Stillschweigen  begraben  liegt, 
oder  vielmehr  er  als  Mama-Guaco  (die  männliche  Wandlung  von 
Mama-Guaca)  diejenige  Rolle  spielt,  welche  in  irrthümlicher  Ver- 
wechselung mit  einem  nachträglich  angenommenen  Titel  anfangs 
auf  den  älteren  Mango-Capac  mythischer  Vorzeit  übertragen 
wird,  und  dies  erweist  sich  im  besonderen  aus  der,  bei  Gleichheit 
der  zuertheilten  Charactere,  erforderlichen  Identificirung  dieses 
Ayar-Uchi's  (bei  Baiboa),  mit  Montesino's  Ayar-Uyssu,  obwohl 
dann  allerdings  der  letztere  wieder  auf  den  Anfang  der  Pirhua- 
Dynastie  zurückgeschoben  wird,  statt  des  directen  Anschlusses 
von  Sincha-Roca  in  andern  Fällen.  Dass  bei  Baiboa  ältere  Legen- 
den in  die  spätere  eingemischt  sind,  zeigt  sich  auch  in  dem  Vor- 
kommen des  Namens  Mama-Oello  (Mama-Occllo) ,  der  Schwester- 
gattin Mango-Capac's,  als  Sonnenkinder,  während  seine  ersten 
beiden  Frauennamen  mit  den  ersten  beiden  des  Montesinos  stim- 
men, der  letzte  dagegen  mit  dem  letzten  Herrera's,  so  dass  auch 


144  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

hier  die  Dreizahl  genügen  würde,  indem  bei  Montesinos  gleich- 
falls sich  eine  solche  Reduction  ergiebt,  da  der  letzte  Name  mit 
dem  ersten  zusammenfällt.  Indem  trotz  fortgehender  Verminderung 
der  Brüder  ^) ,  die  Schwestern  vollzählig  bleiben  und  Herrera  aus- 
drücklich erwähnt,  dass  der  Gründer  Cuzco's  von  drei  Frauen 
begleitet  war,  so  ergiebt  sich  schon  hieraus  die  gynaikokratische 
Präponderanz,  die  sich  bi*s  zur  jüngsten  Reform  erhielt. 

In  dem  Titel  Ayar^)  mag  eine  dämonische  Heroenverehrung 
der  Abgeschiedenen  (Aya)  ausgedrückt  sein,  die  durch  die  Ayatapuc 
(die  Sprecher  der  Todten)  bedient  wurden,  wie  die  Idole  (als 
Guacas)  durch  die  Guacar-machi  (mochi  oder  Verehrung).  Dieser 
Cultus  fand  seinen  Mittelpunkt  bei  den  Ayaviri,  die  ihren  Wider- 
stand gegen  Lloqui-Yupanqui  (b.  Garcilasso)  mit  jener  Verödung 
zu  büssen  hatten,  in  der  (s.  Cieza)  unter  Klagen  und  Weinen  die 
Geister  der  Gefallenen  gesucht  wurden,  bis  sich  in  neuer  Pracht 
der  Sonnentempel  dort  erhob.  Diesem  Inca  Lloqui-Yupanqui  war 
(nach  Baiboa)  die  Sonne  in  Gestalt  eines  Mannes  erschienen,  und 
ihm  verdankte  er  den  Sohn,  den  die  mit  Hülfe  Pachachulla-Vira- 
cocha's  (und  Mango-Sacapa's)  erworbene  Gattin  gebar,  unter  dem 
Namen  Mayta-Capac,  sowie  Usurpirung  des  Viracocha-Titels  (nach 
Herrera),  und  bei  dessen  Bekämpfung  der  Allcay-Villca  (nach 
Baiboa) ,  bezeichnet  Herrera  solche  als  ein  Stammesgeschlecht 
der  Stadt,  das  sich  von  den  übrigen  Cuzco's  abgesondert  gehalten, 
dadurch  auf  eine  ältere  Souveränität  (in  dem  von  Viracocha  ein- 
gesetzten Priesterthum  der  Alco- Vilca)  deutend,  das  sich  einer  Unter- 
werfung unter  die  neue  Herrschaft  der  Inca  noch  zu  entziehen 
suchte.  Nach  Garcilasso  unterwarf  Inca  Mayta  Capac  die  Berge 
der  Allca  auf  dem  Wege  nach  Arequipa.  Die  Ansiedlung  der 
Ayamarca  südlich  von  Cuzco  wurde  auf  Mango -Capac  zurückge- 
führt, und  ihre  Sitze  schlössen  sich  in  die  der  gleich  den  Apira- 
ges  am  Tocantin  (s.  Castelnau)  ihre  Ohren  verlängernden  Cavinas 
an.  Bei  diesen  (mit  ihrem  Tempel  Ausancata)  wird  (bei  Garcilasso) 
die  Verehrung  eines  Idoles  in  schreckender  Form  erwähnt,  und 
in    solcher   erscheint    (bei  Baiboa)  der   Inca    mit    den    Eingewei- 


1)  Los  Chilenos  Uaman  ä   los    primeros  hombres,    de    los  quales  descienden,  Peni 
Epatun  (los  hermanos  Epatun)  oder  Glyche  (hombres  primitivos  ö  del  principio). 

•  2j  Im  Chilidugu  bezeichnet  Ayarcun  (Ayar-Con)  das  Funkeln  der  Sterne  (stellas 
fulgere,  micare  astra),  in  denen  die  Seelen  abgeschiedener  Helden  strahlen,  und  Ayarn 
oder  Ayar-gen,  caneo,  canum  esse  (gen,  ene),  also  Ayar,  den  bereits  durch  sein  Alter 
in  das  Jenseits  hineinragenden  (oder  den  Abgeschiedenen  naher  Stehenden). 


MENSCHENOPFER.  145 

• 

den^)  des  Menschenopfers  aus  dem  IMunde  hängend.  Auf  An- 
stiften der  Huaca  Canacuy  erregte  der  Curaca  von  Capacuyos 
den  Aufstand  der  Cavinas  gegen  Inga  Yupanqui  (Sohn  Viracocha- 
Inga's). 

Bei  Oliva  gilt  erst  der  auf  Sinchi  Roca  (Sohn  des  Manco 
Capac)  folgende  Lloque  Yupanqui  für  den  Gründer  Cuzco's  oder 
auch  Eluque  Vaina  Cauri,  der  (bei  Montesinos)  Inca  Roca's  Nach- 
folger Halloque  Yupanqui  (Bruder  Manco -Capac's)  entsprechen 
würde. 

Als  Manco  Capac,  (Sohn  Apu  Tampu  Pacha's  und  Mama 
Achi's),  Tonapa's  Stab  Tupac-yauri  (und  seinen  Goldbecher  Tupac- 
usi)  tragend,  vom  Regenbogen  umkränzt,  auf  der  Höhe  des  Ber- 
ges in  der  Ferne  die  Gestalt  von  Menschenähnlichkeit  erblickte, 
traf  sein  dorthin  gesandter  Bruder  auf  einen  mit  blutunterlaufenen 
Augen  dreinschauenden  Mann,  der  ihn  neben  dem  Stein  seiner 
Huaca  (bei  Sanuc)  festbannte,  und  Manco  Capac  wurde  nur 
durch  seinen  Prophetenstab  gegen  das  Schicksal  seiner  durch 
den  Huaca  versteinerten  Geschwister  geschützt. 

Dapper  giebt  folgende  Darstellung: 

Unter  den  in  Gemeindeverfassungen  lebenden  Einwohnern 
des  Thals  von  Kusko  erhob  sich  als  Erbauer  der  Festung  Pukara, 
die  Umwohner  bezwingend,  Ingaroka,  der  sich  von  einem  der 
sieben  Ingas,  die  bei  der  Fluth  in  der  Höhle  Pakaritambo  be- 
wahrt worden,  entsprossen  ausgab,  und  zwar  von  dem  (aus  dem 
Fenster  Tambo  der  Höhle  Pacaritambo  gekletterten)  Vorfahren 
Mangokava,  Stifter  des  Geschlechts  Urin  Kusko  und  des  (herr- 
schenden) Geschlechts  Hanan  Kusko,  seinerseits  das  Geschlecht 
Vikakikirao  gründend,  wie  sein  Nachfolger  Jaguarguake  das  Ge- 
schlecht Aokaillipanaka  und  dessen  Sohn  Virakocha-Inga  das 
Geschlecht  Koko-Panaka.  Als  dessen  ältester  Sohn  in  Be- 
kämpfung der  Changas  von  Andaguaillas  gefallen,  wurde  an  der 
Stelle  seines  Vaters,  der  ihn  als  künftigen  Welteroberer  prophe- 
zeite, der  jüngere  Sohn  Inga  Pachacuti  Jupangui  zum  König  er- 
hoben, der  die  Verehrung  des  himmlischen  Schöpfers  Virakocha 
Pachaiachachik    predigend,    ein  genügendes  Heer  zur  Besiegung 


1)  Beim  Aufstande  der  Volksparthei  (besonders  in  Huexocingo)  gegen  die  Adligen 
(welche  Hülfe  von  Texuco  baten  und  heimlich  auch  von  dem  mexicanischen  König 
Matzaliutzin  unterstützt  wurden)  wui'de  der  erste  Kriegsgefangene  dem  Idol  Camaxtle 
geopfert,  und  abgehäutet,  y  vistiendose  uno  el  pellejo,  con  las  tripas  arrastrando ,  se 
presentö  al  Idolo,  adonde  los  sacerdotes  oraban,  y  pedian  victoria  (s.  Herrera). 
Bastian,   America.  J^Q 


146  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

• 

der  Aufständischen  versammelte,  mit  Hülfe  der  nur  seinem  Auge 
sichtbaren  Bärtigen,  deren  Versteinerungen  in  den  Pururanka  ge- 
nannten Steinen  von  dem  Heere  auf  einen  Haufen  zusammen- 
getragen wurden.  Nachdem  er  das  Geschlecht  Inakapakaka  ge- 
gründet und  die  goldene  Bildsäule  Indillapa  auf  einer  goldenen 
Sänfte  zur  Verehrung  aufgerichtet,  folgte  ihm  Topa-Inga  und 
dann  dessen  Sohn  Topa-Inga  II  (Gründer  des  Geschlechts  Apak 
Aillo),  nach  welchem  Guainakava  den  Thron  bestieg,  der  Eroberer 
Quito's  (als  Gründer  des  Geschlechts  Tamebamba). 

Acosta  spricht  von  der  königlosen  Zeit  oder  Purunpacha  ^)^ 
als  Pariacaca  noch  im  Ei  verschlossen  ist,  wahrscheinlich  (da  sein 
Sohn  Hathiacuri  bereits  unter  den  Menschen  lebt),  als  zweite  In- 
carnation  Coniraya's  (nach  Art  Ischl's  bei  den  Koloshen  oder  der 
Quiches-Heroen  in  Guatemala).  Eine  ebensolche  Purunpacha  oder 
königliche  Zeit  kennt  Santa  Cruz,  und  da  während  derselben, 
ehe  Tonapa  bei  Apotampu  in  Erscheinung  trat,  verschiedene 
Heere  von  jenseits  Potosi  nach  Peru  gekommen  seien,  so  wird 
dies  Interregnum  mit  der  allgemeinen  Zerrüttung  zusammenfallen, 
die  Montesinos  unter  Titu  Jupanqui  Pachakutek  anbrechen  lässt, 
und  die  er  von  Titu  (in  Tambo-Toco)  bis  Inti  Capak  Mayta  ver- 
längert, bei  dessen  Tode  dann  Mama  Ciboca  ihren  Sohn  Inca  Roca 
mit  der  Inca -Würde  bekleidet. 

Da  in  dieser  Fürstenreihe  Topa  Hauri  Pachakutek,  der  Ein- 
führer  der  Quipus  eine  Schule  in  Paccari-tambo  gründet,  so 
tritt  die  damalige  Bedeutsamkeit  dieses  Ortes  hervor,  den 
der  Prophet  Thonapa  zum  Mittelpunct  seiner  Thätigkeit  wählte, 
und  der  als  Gespenst  erklärte  Name  Aranial  Cassi's  (Nachfolger 
des  Topa  Hauri  Pachacutek)  könnte  auf  die  schattenhaften  Phan- 
tome deuten,  die  der  Inca  den  Zauber-Tempel  von  Chimbo  Icagua 
umschweben  sah.  Unter  Tok-Koske  fanden  darauf  neue  Einfälle 
fremder  Stämme,  theils  von  der  Küste,  theils  aus  den  Andes  statt, 
und  in  ihnen  Hessen  sich  dann  (wie  aus  den  früheren  Kämpfen 
der  Caras  und  Sapanas  zu  den  Anfangen  der  CoUas-Fürstenthümer) 
die  Wege  öffnen  für  den  vom  Meere  folgenden  Viracocha  und 
die  aus  östlicher  Höhle  hergeleiteten  Stifter  eines  neuen  Reiches. 

Erkennt  man  in  den  Inca  die  Reste  einer  nach  den  Schluch- 


1)  Purun-pacha  (mit  den  Yananamca  genannten  Menschengeschöpfen  oder  vormaligen 
Bewohnern)  bezeichnet  die  falsche  Welt,  als  vor  der  Fluthkatastrophe  (eine  "Welt  der 
Maya).     Pun  (in  Chilidugu)  nox  (po  oder  pu  im  Polynesischen). 


CHINCHA-SUYU.  147 

ten  Paucartambos  geflüchteten  Dynastie,  die  in  dunkler  Erinnerung 
an  die  einstige  Herrlichkeit  von  Tiahuanaco  die  Tradition  einer 
Abstammung  vom  Titicaca-See  bewahrte  (und  deshalb  die  beiden 
Localitäten  unterirdisch  verband),  so  scheint  bei  ihrer  Rückkehr 
auf  das  Hochland  die  politische  Lage  ungefähr  die  folgende  ge- 
wesen zu  sein. 

Nach  den  Kämpfen  der  bei  Cieza  erwähnten  Häuptlinge  in 
Colla,  war  dort  (unter  den  durch  die  Verehrung  eines  weissen 
Lama  gekennzeichneten  Hirtenstämmen)  ein  den  Sonnen-Cultus  der 
Tobas  und  anderer  Südstämme  ausbreitendes  Reich  in  Hatun- 
Colla  gegründet,  das  seinen  Einfluss  bis  zu  den  Canches  und 
Canas  erstreckt  haben  mag. 

In  Curicancha,  auf  der  Stätte  des  späteren  Cuzco,  war  durch 
den  Propheten  Viracocha  die  Dynastie  des  Allcay-Vilca  einge- 
setzt, die  in  der  Form  des  Viracocha  genannten  Fürsten*  (oder 
Priesterkönig-s)  zur  Friedensstiftung  bei  den  inneren  Kriegen  der 
Collas  (durch  Verhandlungen  mit  den  Ringrim^  Sapalla's)  beige- 
tragen hatte. 

Diese  Installation  hatte  während  des  Aufenthalts  der  Dynastie 
in  Pakkari-Tambo  statt,  und  sie  betraf  vielleicht  einen  Zweig  der- 
selben, der  nachher  bei  den  neuen  Einfallen  in  seinen  Sitzen  blieb, 
während  der  andere  in  die  Montana  zurückflüchtete  (und  dort 
bei  Paucartambo  die  zum  Schutz  gegen  Einfalle  von  der  Sierra 
her  gerichteten  Festungen  baute). 

Bei  der  neuen  Wiederkehr  waren  die  priesterlich  gekrönten 
Könige  unter  der  Uebermacht  der  Changas  (die  aus  Chinchasuyu 
vorgedrungen  waren)  gefallen,  und  die  in  Matagua  weilenden  Inca 
knüpften  deshalb  mit  dem  alten  Nationälheiligthum  in  Chimbo 
Icagua  Beziehungen  an,  weshalb  sie  sich  auch  als  Hohepriester 
Supay's  bezeichnet  finden.  Gleichzeitig  veranlasste  sie  der  da- 
malige Glanz  des  Königreichs  von  Colla  und  die  noch  nicht  ganz 
erloschene  Erinnerung  an  die  eigene  Vergangenheit  den  Ursprung 
der  Dynastie  in  der  Sonne  zu  suchen,  und  dieses  Symbol  dem 
Volk  als  Verehrung  aufzustellen,  um  Achtung  vor  den  Sonnen- 
kindern einzuflössen,  wie  es  die  Spanier  in  Mexico  angezeigt 
fanden,  dem  Namen  Teules  seine  Achtung  zu  bewahren.  Der  eso- 
terische Cultus  der  Inca  dagegen  war  auf  die  Prophetenlehre  be- 
gründet, die  sich  in  der  ursprünglichen  Verehrung  Con's  später 
auf  Pachacamac  übertragen  hatte,  und  befestigte  sich  mit  Einver- 
leibung der  Quechuas  (am  Pachacaca). 

10* 


148  DIE    GESCHICHTE    PERU'S. 

Der  Sonnencultus  wird  also  als   der  orthodoxe  der  Collas  zu 
gelten    haben    und  während  der  Präponderanz   ihres  Staates  war 
er  auch  in  Cuzco  zu  hervorragender  Geltung  gekommen,    bis  bei 
den  Siegen  über    die   Collas  und   dem   der  Sonne   dargebrachten 
Opfer    ihres  Fürsten,    jene  Reaction    eintrat,    die    sich    sowohl  in 
den    spöttischen   Zweifeln    des  Inca    über    die    Gebundenheit    des 
Sonnengottes,  wie  in  der  Herstellung  des  dem  Pachayayic  schul- 
digen Dienstes   während    der  Feldzüge    gegen    die  Changas   aus- 
spricht.   Deshalb  tritt  in  dieser  Periode  auch  der  Name  des  Vira- 
cocha    wieder    auf,    bald  als  der    des    den    Thron    usurpirenden 
Sohnes,  bald  als  der  seines  Vaters,  und  angeknüpft  an   den  älte- 
ren Viracocha,  als  Pyrhua,  in  welchem  sich  die  vielfach  geläufige 
Identificirung  des  Propheten  mit  der  von  ihm  verkündeten  Gott- 
heit zeigt.     Die  Chancas  aber,    denen  in  Folge  ihrer  Verbindung 
mit  den  Allcay-Vilca  eine  natürliche  Verehrung  Viracocha's  hätte 
innewohnen  sollen,  wurden  in  Folge  ihres  aufständischen  Abfalles 
mit    dem  Beiwort    der  Auca   oder  Verräther  wegen    solcher  Ab- 
trünnigkeit gebrandmarkt  (und  noch  jetzt  sind  die  ihnen  aus  den 
Poeras  zugehörigen  Morochucos  in  Cangallo  und  Yquichanos  bei 
Huanta  als  Rebellen  gefürchtet). 

Wenn  in  Viracocha  (wie  in  der  bei  Brullius  gegebenen  Dar- 
stellung) ein  neuer  Dynastienstifter,  der  dem  Priesterstande  ent- 
nommen war,  zu  sehen  ist,  so  würde  seine  auf  Frauen-Einfluss 
zurückgeführte  Erhebung  die  Stellung  Inga-Roca's  (als  Sohn 
Mango-Capac's  mit  Sinchi-Roca  identificirt)  erklären  und  die  der 
Mutter  desselben  in  der  Höhle  Chingana  zugeschriebene  Rolle. 
Bei  Oliva  erbaut  Huayna-Capac  das  Chingana  genannte  Laby- 
rinth in  Cuzco. 

Als  sich  mit  dem  Aufstand  Atuncolla's,  der  Condesuyo's 
(dessen  Heer  durch  Gewitter  aufgehalten  wurde)  verband  und 
beim  Auszug  aus  Cuzco  Yupangui  oder  Mamachiquiac  (Sohn 
Ingaroca's  oder  Topayupangui's)  bei  einem  Aufstand  getödtet  war, 
wurde  über  Einrichtung  einer  Republik  unter  einem  Senat  der 
Weisesten  berathen,  als  eine  Frau  den  frommen  Viracocha  zum 
Inga  empfahl  und  dieser  (beim  Fasten  angetroffen)  gekrönt  wurde, 
die  bei  seiner  Abwesenheit  auf  dem  Feldzuge  in  Caytamarca 
ausbrechende  Verschwörung  des  Acapaco  (Bruder  seines  Vor- 
gängers) an  dessen  Anhängern,  die  sich  selbst  vergiftet,  bei  der 
Rückkehr  strafend.  Als  es  ihm  nicht  gelang,  an  die  Stelle  seines 
lasterhaften  Sohnes  Urco  (der  in  ein  Kloster  verwiesen  war)  seinen 


REPUBLIK.  149 

zweiten  Sohn  Yupanqui  auf  den  Thron  einzusetzen,  zog"  er  sich 
in  die  Einsiedelei  des  Thals  Yucay  oder  Xaquixaguana  zurück, 
aber  bei  ausbrechendem  Kriege  wurde  an  Stelle  Urco's  (von 
den  Orejones)  Yupangui  eingesetzt,  unter  Beistimmung  der  Coya 
(oder  Hauptfrau),  die  die  neue  Ehe  billigte. 

Die  republicanische  Verfassung,  auf  welche  bei  der  entschei- 
denden Krisis  in  der  Geschichte  des  Inca-Reichs,  als  auf  eine 
w^ahrscheinlich  ältere  Reminiscenz,  angespielt  wird,  fand  sich,  wie 
unter  den  Araucanern  (oder  Aucas)  bei  den  Jarayes  (den  Orejones 
am  Xaraye-See),  und  indem  Guzman  dem  an  der  Spitze  stehen- 
den Häuptling  den  Titel  Manes  verleiht,  so  kann  derselbe  eine 
Brücke  schlagen  von  dem  gleichnamigen  der  alten  Welt  zu  Mango  ' 
und  Mancu. 

Die  durch  verwandtschaftliche  Bande   mit  den  Stämmen  des 
Chinchasuyu   verknüpften   Chancas   (die   Nachbarn    der  Carancas) 
waren  über  Huamanga  und  Huanta   an   das   linke  Ufer  des  Apu- 
rimac  gekommen,  während  sie  (nach  Cieza)   den  Weg  über  Chu- 
quibamba  nach  Andahuaylas  eingeschlagen  hatten.     Durch  dieses 
Vorschieben    waren    die   Quechua    (an    den  Ufern    des  Amancay 
oder  Abancay)    aus   ihren   Sitzen   gedrängt,    und    um    gegen    die 
Bedrückungen  der  Chancas   und  Hancohuallas  Schutz^)  zu  erhal- 
ten, unterwarfen  sie  sich  freiwillig  dem  Inca-Roca,  der  die  Kinder- 
opfer   der    Chancas    in   Uramarca    (oder  Vilca)    verbot,    und    die 
Länder    Sulla    und    Utumsulla    (zwischen    den    Chancas    und    der 
Meeresküste)  seinem  Reiche  zufügte.     Die   den  Quechua  benach- 
barten oder  (mit  Cotapampas,  Cotaneras,  Yanahuaras,  Chumpivilcas, 
Umasuyus)   zu  ihrem  Stamm  gerechneten  Aymaraes   (neben  wel- 
chen die  Umasuyus  mit  ihren  Heerden   am  Rio  Pampas  wander- 
ten) wurden   als  Colonisten  in   der  Mehrzahl  nach  SuUi  oder  Juli, 
westlich  vom  Titicaca-See,  versetzt,    und    die    dort  von  ihnen  an- 
genommene Landessprache  wurde,   als  durch  sie,  wegen  der  mit- 
gebrachten   Kenntniss    des    Quichua,    verdollmetscht ,    mit    ihrem 
Namen    bezeichnet.     Bertonius    nennt    den    Dialect    der    mit    den 
Lupaca   verwandten  Pacasa    den   hauptsächlichen    der  Aymaraes 
und  rechnet  ausserdem  zu  diesen  die  Canchis,  Canas,  Collas,  Colla- 
guas,    Carancas    und    Charcas.     Am    Pachacaca    (Nebenfluss    des 
Apurimac)   war  Chalhuanca  ihre  Hauptstadt    gewesen,    an   Cata- 
bamba   (mit   der  Hauptstadt  Tambobamba)   grenzend.     Mossi  be- 


1)  Incan  wird  in  Chili-dugu  als  Jielfer  erklärt  (s.  Havestadt). 


150  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

zeichnet  mit  Quechua  das  mittlere  Klima  (also  die  Sierra),  im 
Gegensatz  zum  heissen  Lande  (Yunga)  und  zum  kalten  (Puna), 
so  dass  die  Küstenbewohner  dann  von  dem  ihnen  bekannten 
Volke  der  Sierra  die  Sprache  von  Cuzco  (als  der  Serranos)  mit 
dem  Namen  Quechua  bezeichnet  haben  würden. 

V  Als  das  centrale  Heiligthum  der  Chancas  galt  der  Sumpf 
Soclococha,  und  während  sie  selbst  von  den  Puma  abgestammt 
sich  rühmten,  mit  dem  P'ell  des  Löwen  und  seinem  Kopf  als 
Helmesrüstung  bekleidet,  waren  die  von  ihnen  beherrschten  Stämme 
(der  Utunsullu,  Uramarca,  Huanco-huallu,  Villca  u.  s.  w.)  als  ein- 
heimische den  Quellen,  Seen  und  Hügeln  des  Landes  entsprossen. 

'  Der  Löwe  war  das  geeignete  Symbol  einer  kriegerischen  Nation, 
wie  auch  der  Erobererfürst  Huayna  Capac  das  gleich  einem 
Löwen  brüllende  Götzenbild  Casipoma  (mit  aufgeschlitztem  Munde ^ 
um  Lama  zu  verschlingen)  auf  den  Feldzügen  mit  sich  führte. 

Wie  bei  den  mexicanischen  Menschenopfern  das  Herz  als 
das  Prinzip  des  Lebens  (wofür  es  auch  in  Californien  sowohl,  wie 
in  Guatemala  galt)  den  Göttern  dargebracht  wurde,  so  betrach- 
teten   ebenso    die   Chancas    das  Herz    oder   Sonccon   als   die  un- 

/sterbliche  Seele  und  übten  blutige  Riten.  Hierzu  scheint  die 
reinere  Lehre,  die  der  Prophet  Viracocha  unter  den  bei  Ankunft 
der  Chancas  in  Cuzco  herrschenden  AUcay-Vilca  eingeführt  hatte, 
ausgeartet  zu  sein,  und  heisst  es  von  Pachacutec  Yupanqui  Inca, 
dass,  nachdem  er  mit  Hülfe  der  Canes  und  Canches  den  Usco- 
vilca  (Fürsten  der  Chancas)  besiegt  hatte,  die  vor  dem  Cultus  der 
Sonne  zurückgetretene  Verehrung  Pachayachachic's  wiederher- 
gestellt sei  (s.  Ondegardo). 

Dem  Siege  Viracocha -Inca's  über  Tomaiguarca  und  Asto- 
guarca,  Häuptlinge  der  Chancas  und  Huancovillcas  (s.  Oliva), 
folgte  grausame  Bestrafung  des  Abfalles,  und  auch  das  Bündniss 
der  Poeras  und  Huancas  mit  den  Chancas  wurde  von  den  Inca 
zersprengt,  aber  dennoch  konnte  der  Exodus  dieser  aus  ihren 
letzten  Rückzugsplätzen  in  Challcumarca  und  Suramarca  nicht 
verhindert  werden,  als  sie  unter  Hanco-Huallu  von  Huacar  (am 
Huacarmayo)  nach  jenseits  der  Berge  Rondoni  in  das  Wasser- 
gebiet des  Runguragua  oder  Marafion  zogen  und  (nach  Cieza) 
bis  Moyobamba. 

Die  Changas,  die,  nach  ihnen  Chankas  genannten,  Conopas 
verehrend,  hatten  den  Dienst  Con's  aus  dem  Norden  mitgebracht 
und  ihm   den   im  Süden  angetroffenen  Pachacamac  zugefügt,  und 


BÄRTIGE.  151 

SO  werden  sie  bei  ihrem  Rückzug  im  Lande  der  Conchucos  viele 
verwandte  Elemente  angetroffen  haben.  Nach  Herrera  wurden 
unter  den  Chiachapoyas  und  Chachapoyas  Abkömmlinge  der  mit 
Ancoallo  ausgewanderten  Chancas  vermuthet. 

Der  Sieg  über  die  Chancas  wurde  durch  den  schliesslich 
rechtzeitigen  Hülfszug  der  Quechua  entschieden,  während  ihnen 
anfanglich  besonders  mit  den  verbündeten  Collas  Widerstand  ge- 
leistet war,  und  deren  Mitwirkung  spricht  sich  auch  in  dem  Namen 
Inti-Kapak's  aus,  des  Siegers  über  Guman-Huaroka  und  Guakos- 
Huaroka,  die  Häuptlinge  der  Stämme  von  Anti-Huaillas ,  welche 
(nachdem  sie  Contisuyu,  Tokaisuyu,  Collasuyu  und  die  Länder 
der  Chiriguanos  unterworfen)  Sinchi  -  Cosque  von  Cuzco  nach  der 
Festung  Zakra-Huana  trieben,  aber  dann  dem  Vorkämpfer  Ylla- 
tiksi-Huiracocha's  weichen  mussten  (worauf  sich  auch  der  König 
von  Huitara  unterwarf). 

Wie  die  Bauten  am  Flusse  Vinaque  bei  Guamanga  (im  Lande 
der  Pocra)  bärtigen  Weissen  zugeschrieben  wurden  (s.  Cieza),  so 
traf  Yupangui  in  Xauxa  Bauten,  die  von  Weissen  riesigen 
Wuchses  aufgerichtet  w^aren  (nach  Baiboa),  und  aus  solcher  Zeit 
wird  die  Verehrung  Tice- Viracocha's ,  als  Hauptgottes  der  Huan- 
cas,  im  Tempel  von  Guarivilca  datiren  (s.  Cieza).  Dieser  Cultus, 
der  sich  mit  einem  weitberühmten  Orakel  verband,  war  indess 
bereits  im  Laufe  der  Zeiten,  und  ohne  die  Erneuerung  durch 
Prophetenjünger,  deren  Kette  unterbrochen  war,  zu  einem  dä- 
monischen geworden,  und  so  heisst  es,  dass  der  Inca  seinen 
Sonnentempel  bei  der  Eroberung  auf  die  Opferstätte  des  Teufels 
Huarivilca,  zu  dessen  Ehren  die  mit  der  Haut  geschundener 
Feinde  bezogenen  Trommeln  geschlagen  wurden,  gesetzt  habe. 
Die  Gräuel  waren  so  scheussliche  geworden,  dass  eine  Sonne 
nicht  zu  genügen  schien,  und  fünf  Sonnen  erscheinen  mussten, 
die  satanischen  Dämone  aus  dem  Thal  zu  vertreiben.  Da  eine 
solche  Vermehrung  des  leuchtenden  Gestirns  auf  die  Dauer  den 
Bestand  auch  des  Menschengeschlechts  bedroht  haben  würde, 
wird  es  eines  Retters  bedurft  haben,  um  dieses  zu  befreien,  und 
vielleicht  leistete  der  in  Xauxa  verehrte  Hund,  der  Thiergott  der 
Huancas,  ihnen  seine  Dienste,  wie  den  Chastas  der  Coyote,  als  er 
die  neun  heissen  Brüder  der  Sonne  erschlug  (und  dann  die  neun 
kalten  des  Mondes). 

Herrera    nennt    die  Indianer  von  Xauxa  Nachkommen   eines 
Mannes  und   einer  Frau,    die    aus   der  Lagune  Gueribalia  (Huari- 


152  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

yilca)  stammten,  die  einheimische  Schöpfungssage  leitet  sie  aber 
ab  von  der  Frau  Urochombe,  die  mit  einem  Knaben  aus  dem 
Quell  Huarivilca  hervorgekommen,  wie  Bachue  mit  ihrem  jugend- 
lichen Begleiter  aus  dem  See  Ibague  bei  den  Chibchas.  Auf  die 
Gebräuche  dieser  führen  auch  die  strengen  Plasten,  die  in  Tarma 
und  Pumpu  beobachtet  wurden,  welche  Plätze  (nach  Garcilasso) 
Stationen  für  die  Chancas  (mit  den  Huancas)  bildeten,  ehe  sie 
sich  rechtshin  in  die  Montana  der  Antes  schlugen.  Nach  der 
Eroberung  von  Huancapampa  kriegte  Tupac-Inca-Yupanqui  mit 
den  Ayahuaca,  die  sich,  gleich  den  Cassa  und  Callua,  in  P'estungen 
verschanzt  hatten. 

Aus  den  Notizen  Cieza's  lässt  sich  die  frühe  Existenz  eines 
Reiches  in  der  See-Region  Collasuyu's  construiren,  das  bei  seiner 
Erstreckung  bis  Cochabamba  dort  wahrscheinlich  die  Aus-  und 
Eingangsthore  fand  für  die  in  den  Wäldern  der  Riesenströme 
umherwogenden  Stämme  der  Andes  sowohl,  wie  für  die  weit 
geöffneten  Regionen  der  Pampas. 

In  die  Urzeit  reichte  bei  den  CoUas  der  alte  Dienst  des 
Viracocha,  als  des  Schöpfergottes  im  Himmel,  die  Verehrung 
ihrer  inspirirten  Priester  (s.  Cieza),  die  Errichtung  kostbarer  Grab- 
mäler  und  von  heiligen  Traditionen  umflorter  Tempel,  denen  ent- 
sprechend sie  nach  der  Unterwerfung  durch  die  Inca  diesen 
andere,  reich  und  prächtig,  auf  den  Inseln  des  Titicaca-Sees  er- 
richteten. 

Die  Bezeichnung  Collas  ist  indess  (gleich  dem  weiten  Colla- 
suyu)  eine  unbestimmte  Generalisation,  welche  neben  autochthonen 
Stämmen  südliche  Einwanderungen  und  durch  nördliche  Einwir- 
kung hervorgerufene  IMischungen  begriff.  Wie  auf  der  einen 
Seite  die  in  den  Schilfen  des  grossen  Sees  verkommenen  Urcos 
oder  Ochozumas,  sind  andrerseits  die  jüngeren  Einwanderungen 
aus  der  peruanischen  Vagina  gentium  im  Süden  (und  ebenso 
spätere  Ansiedlungen,  wie  der  Mitimaes  aus  dem  Aymaraes- 
Lande)  bei  Seite  zu  lassen,  um  in  der  mittleren  Schichtung  die 
Materialien  für  die  Originalität  der  dortigen  Cultur  zu  treffen. 

In  Cari  scheint  der  letzte  der  Eroberungsfürsten  vor  der 
Inca-Zeit  eingedrungen  zu  sein,  obwohl  bereits  unter  Huayna- 
Capac  die  Chiriguanos  ihre  (nach  Herrera)  siegreichen  Angriffe 
erneuerten,  deren  fernere  Verwüstungen  bald  darauf  die  Spanier 
zu  erfahren  hatten. 


AYAVIRI. 


153 


Als  Herkunft  Cari's  und  seiner  Krieger  (die  von  Carangues 
bis  Caraiben  eine  weite  Verwandtschaft  finden  würden)  wird 
Coquimbo  angegeben,  sein  späterer  Wohnsitz  (mitunter  zusammen 
mit  Yumalla)  an  den  Chucuito-See  (oder  Titicaca)  gesetzt,  und 
nicht  weit  von  dessen  Ufern,  in  Hatun-CoUas ,  residirte  Zapana, 
der,  als  Repräsentant  der  mit  den  Inca's  in  Cuzco  rivalisirenden 
Sonnendynastie,  einer  früheren  Epoche  der  Einwanderung  ange- 
hört, als  noch  die  Amazonen  im  Lande  lebten.  Diese  wurden 
von  ihm  vernichtet  (s.  Herrera),  wie  die  bärtigen  Weissen  auf 
den  Inseln  des  Titicaca  durch  Cari,  und  mit  dem  letzteren  waren 
die  Wurzeln  der  einheimischen  Geschichtsentwicklung  (wie  bei 
den  Monumenten  Vinaque's  bei  Guamanga,  von  Huanuco  u.  s.  w.) 
abgeschnitten,  so  dass  nur  die  dunkle  Nacht  vor  der  Sonnen- 
schöpfung für  die  Architectur  von  Tihuanaco  übrig  blieb. 

Nach  Garcilasso  waren  die  Titel  Cari  und  Chipana  oder  Cari 
und  (Zapana)  Zapalla  (deren  Trägern  ihre  Sitze  auf  einer  vorher- 
gehenden Station  näher  dem  Paria-  oder  AuUaga-See  angewiesen 
worden),  stereotyp  in  Collasuyu  forterbende,  und  ähnlich  wieder- 
holt sich  die  von  Herrera  dem  Viracocha-Inga  (unter  Cari's  Be- 
günstigung) zugeschriebene  Versöhnung  bei  ihnen  in  Ynga  Capac 
Yupanqui,  während  sie  sonst  dem  vorzeitlichen  Propheten  Vira- 
cocha  angehören  sollten,  von  dem  der  erste  Alcay-Vilca  in  Cuzco 
eingesetzt  sei. 

Mit  den  Geschicken  dieser  Stadt  werden  Cari  und  Zapana 
bereits  in  Berührung  gekommen  sein  durch  die  wider  Canas  und 
Canches  geführten  Kriege,  ehe  sie  dann  die  Waffen  gegen 
einander  kehrten  und  jenen  Bruderkrieg  zu  einem  erblichen 
machten. 

Aehnliche  Erbfeindschaft  bestand  bei  den  am  Vilcomayu- 
Fluss  gegenüber  lebenden  Canas  und  Canches,  die  letzteren  ein 
fröhliches  und  geselliges  Volk,  im  Verarbeiten  von  Metalle  ge- 
schickt, die  ersteren  dagegen  mit  dem  düsteren  und  melancho- 
lischen Character  der  Eingeborenen,  auf  einsamen  Bergfestungen 
verschanzt  (bis  sie  die  Inca  zur  Ansiedlung  in  den  Ebenen  be- 
wogen). 

Die  Ayaviri  der,  wie  in  ihrem  Gräbertempel,  ein  Heiligthum 
von  Anconcagua  (Acocagua)  verehrenden  Canas  vermittelte  die 
Beziehung  mit  den  (den  westlichen  Lupacas  verwandten)  Pacasas 
am  Ostufer,  und  die  eigentlich  sogenannte  Collas  am  nördlichen 
Ufer  des  Titicaca-See's  werden  so  verschiedene  Uebergangsstadien 


154  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

dargestellt  haben,  während  sich  im  Süden  unter  den  nach  ursprüng- 
licher Sitte  noch  Nasenringe  tragenden  Quillacas  die  aus  der 
Fremde  hinzugekommenen  Carangas  niedergelassen  hatten  (und 
die  Collahuayas  der  Berge  von  Larecaja  das  Wanderleben  der 
Zauberer  oder  Kräuterärzte  führten).  Nach  Cieza  erstreckten  sich 
die  Collas  bis  zu  den,  den  Canas  angehörigen  Ayavire. 

Wenn  gegenüber  den  am  Boden  haftenden  Canas  die  Canches 
eine  jüngere  Bildung  darstellen,  so  Hessen  sich  die  zwischen  oder 
neben  ihnen  angetroffenen  Cavinas  als  ein  im  Contact  erzeugtes 
Product  auffassen,  die  als  Nasenringträger  eine  Mittelstufe  von 
den  Quillacas  des  Südens  bis  zu  den  Quillacingas  fern  im  Norden 
darstellten,  und  als  sie  im  Anschluss  an  Mango  Capac  bei  Cuzco's 
Erbauung  ihre  barbarischen  Sitten  milderten,  doch  zugleich  die 
heilige  Verehrung  ihres  im  Tempel  von  Ausancata  erscheinenden 
Ahn  auf  den  Inca  übertrugen.  Manco  Capac  wurde  (wie  Cieza 
bemerkt)  bei  der  Gründung  Cuzco's  durch  die  Cavinas  unterstützt, 
so  dass  in  diesen  durch  ihren  grossen  Ohrschmuck  gekennzeich- 
neten Orejones  gewissermassen  die  Grundlage  des  Inca- Reiches 
zu  suchen  ist,  ehe  der  sprachliche  Einfluss  der  Quechua  überwog. 

Unter  dieser  Lagerung  der  verschiedenen  Stämme  machten 
sich  dann  von  Norden  her  die  Kriegszüge  der  Changas  bemerk- 
bar, zu  der  Zeit,  als  noch  das  königliche  Priesterthum  der  Alco- 
Vilca  Huldigung  erhielt.  Dass  sich  ihm  auch  die  wilden  Stämme 
beugten,  liegt  in  der  Legende  vom  Propheten  Viracocha  (bei 
Betanzos)  ausgesprochen,  der  zwar  in  den  Bergen  der  Canas  von 
ihnen  verfolgt  und  gezwungen  wird,  himmlisches  Zornesfeuer 
auf  sie  herabzurufen,  dieses  aber  wieder  erlöschen  kann,  um  die 
reuige  Bitte  um  Verzeihung  zu  gewähren  (während  z.  B.  die 
Riesen  Manta's  in  gleichem  Falle  von  der  Erde  vertilgt  werden). 
So  war  auch  in  ihrem  Lande  Viracocha's  weitberühmter  Tempel 
von  Cacha  gebaut,  mit  besonderem  Hinblick  auf  die  Erscheinung 
in  Chita  und  Viracocha  Inga,  mit  dem  und  dessen  Vorgängern 
die  Canches  Kämpfe  führten,  bis  sich  schliesslich  das  Niveau  der 
Inca-Herrschaft  als  gleichmässige  Decke  ausbreitete. 

Die  bei  den  Canches  geschätzten  Kunstfertigkeiten,  die  ihnen 
in  Peru  die  Stellung  der  Tolteken  Cholula's  in  Mexico  geben, 
werden  nun,  wenn  nicht  erst  Belebung,  doch  weitere  Anregung 
in  den  Wanderungen  der  Atumurunas  (Atimurunas  oder  Atau- 
murunas)  oder  Hatun-murunas  aus  Muyu-muyu  oder  Muru-muru 
gefunden   haben,    als    diese    bei    den    drohenden    Anzeichen    der 


HATUN-COLLA.  155 

Völkerverschiebungen  im  Süden,  die  peruanischen  Grenzen  über- 
schritten, um  friedliche  Ländereien  für  Ansiedlungen  zu  ge- 
winnen. 

Als  sich  in  Collas  der  tapfere  Zapana  erhoben  und  im  Lande 
der  Carlas  (zwischen  Canches  und  Collas)  die  kriegerischen  Frauen 
bei  Changara  (Chungara)  ausgerottet,  nachdem  auch  sodann  Cara 
aus  dem  Thal  von  Coquimbo,  nach  Chuquito  kommend  auf  der 
Insel  des  See's  die  Bärtigen  getödtet,  stieg  auf  die  Klagen  des 
in  Dunkelheit  lebenden  Volkes  die  Sonne  aus  dem  See  Titicaca 
empor,  und  darauf  erschien  (die  Höhen  abflachend  und  die  Thäler 
erweiternd) ,  ein  ehrwürdiger  Riesengreis ,  als  Tice  -  Viracocha 
(Arnava  oder  Tuapaca),  dem  (die  Kranken  heilend)  ein  ähnlicher 
als  Viracocha  folgte,  der  (nachdem  er  die  Verfolger  in  Canas 
durch  Himmelsfeuer  vernichtet)  sich  ans  Meer  begab,  zur  Ein- 
schiffung auf  seinem  Mantel,  worauf  aus  der  Höhle  Pacaritambo 
drei  Brüder  mit  ihren  Schwestern  hervorgingen,  als  Vorfahren 
der  Inca  (s.  Herrera). 

Nachdem  Inga  Yupangui  in  Collasuyo  (auf  dem  Feldzuge 
gegen  den  übermüthigen  Fürsten  von  Atuncolla)  durch  die  auf- 
ständischen Condesuyos  getödtet  und  statt  der  beabsichtigten 
Einführung  einer  Republik  der  fromme  Viracocha -Inga  (auf 
Rath  einer  Frau)  auf  den  Thron  erhoben  war,  wurde  derselbe  in 
dem  Kriege  zwischen  Capanacac  oder  Zapanac  (de  cuyo  nombre 
hubo  muchos)  in  Atuncolla  und  Cari  in  Chucuyto  zum  Schieds- 
richter erwählt  und  entschied  sich  (auf  Rath  des  Orakel)  für 
den  Letzteren,  der  (nach  Besiegung  seines  Gegners)  die  zur 
Gattin  angebotene  Tochter  des  Inca  (seines  Alters  wegen)  zurück- 
wies, aber  einen  Freundschaftsbund  abschloss. 

In  diesen  beiden  Mittheilungen  Herrera's  liegt  eine  Doppe- 
lung fast  gleichartiger  Verhältnisse,  wie  sie  zum  Theil  durch  die 
Natur  der  Bedingungen  als  ähnlich  wiederkehrend  gegeben  sind, 
zum  Theil  durch  die  Volksmythe  bei  undeutlich  verbleichenden 
Erinnerungen  ineinander  geschoben  sind. 

Derartige  Wiederholungen  finden  sich  mehrfach  bei  Monte - 
sinos,  der  seine  Inca -Reihe  durch  Verlängerung^)  der  Jahrhun- 
derte in  Jahrtausende  ausdehnt,  und  darin  sind  dann  zugleich  die 


1)  In  den  Namenswiederholungen  Montesinos'  (zur  Ausfüllung  seiner  Listen)  findet 
sich  auch  schon  der  des  etwa  christlichen  Inca-Paullu-Inak-Pyrhua  (Payllu-Tote-Kapak, 
Pailly-Atauchi  u.  dgl.).    Ebenso  kommt    ein  Viracocha -Paullu  (Vorgänger   des   Pacha- 


156  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

von  den  nur  auf  die  Chronik  der  Inca  beschränkten  Annalisten 
ignorirte,  oder  höchstens  in  abgerissenen  Bruchstücken  berührte, 
Ereignisse  aus  den  vorher  abgelaufenen  Epochen  herüberge- 
nommen. 

Dass  einer  solchen  Manco-Capac  angehört,  ist  auch  aus  andern 
Darstellungen  deutlich,  und  bei  Montesinos  zeigt  dieser  Sohn  des 
in  Stein  verwandelten  Pirhua-lManco  allerdings  bereits  die  Absicht 
durch  Vermählung  mit  einer  eingeborenen  Eürstentochter  ^)  einen 
sichereren  Fuss  im  Lande  zu  fassen,  wird  aber  in  den  darüber 
eingeleiteten  Verhandlungen  durch  die  Ankunft  der  Atumu- 
runas  unterbrochen,  (deren  civilisirende  Keime  dann  zur  Pflanzung 
des  eigentlichen  Inca-Stammes  beigetragen  haben  mögen). 

Unter  seinem  Sohne  Huainacavi  würde  die  Gründung  der 
Inca  durch  die  feindliche  Reaction  der  Urbewohnerschaft  auch 
wieder  vertilgt  sein,  wenn  jener  nicht  den  früheren  Plan  ausge- 
führt und  durch  Vermählung  mit  Mama-Micay,  Tochter  Hillaco's 
(Fürst  von  Sucay),  sich  den  naturgemässen  Halt  gegeben,  obwohl 
es  für  seinen  nicht  aus  dieser  Ehe  entsprossenen  Sohn  Sinchi- 
Cosque  noch  der  Bekräftigung  durch  die  Waffen  galt  und  sein 
Sohn  Inti-Capac  dann  durch  Vermählung  mit  Xuaic  (Tochter  des 
Fürsten  von  Choc)  wieder  in  die  einheimische  Verwandtschaft 
eintritt. 

Dieser  Sinchi-Cosque,  Vater  des  Inti-Capac  (des  Ahnherrn 
der  Inca)  gilt  nun  für  den  eigentlichen  Gründer  des  von  ihm  be- 
nannten Cuzco,  das  er  durch  Steinbauten  verschönerte,  wie  bei 
andern  Geschichtsschreibern  Manco-Capac  zwar  als  der  nominelle, 
sein  Sohn  Sinchi-Roca  (oder  Inca  Roca)  aber  als  der  wirkliche 
Stifter  der  Inca-Dynastie  auftritt.  * 

Zugleich  spielt  Sinchi-Cosque  (in  seiner  Flucht  vor  den  durch 
seinen  Sohn  Inti-Capac  besiegten  Antahuayllos)  bei  Montesinos 
die  yon  Balbao  auf  Viracocha-Inca  übertragene  Rolle,    welcher 


cutek  Tupa)  bei  Oliva  vor,  der  die  Geschiclitserzählung  mit  Liebesgeschichten  aus- 
schmückt, wie  Baiboa.  Von  Rodrig'uez  wird  Montesinos  für  den  besten  Kenner  der 
peruanischen  Geschichte  erklärt,  während  das  moderne  Urtheil  weniger  günstig  klingt. 
1)  Die  beabsichtigte  Vermählung  Manco-Capacs  (Sohn  des  in  Stein  verwandelten 
Pirhua-Manco)  wurde  durch  die  Ankunft  der  Aturaurunas  unterbrochen,  und  obwohl 
sein  Sohn.  Huainacavi  (nach  erlittenen  Niederlagen)  Mama-Micay,  Tochter  des  Hillaco 
(Fürst  von  Lucay)  zur  Gattin  annahm,  folgte  ihm  doch  aus  anderer  Ehe  sein  Sohn 
Sinchi  -  Cosque,  der  (nach  Besiegung  der  aufständischen  Fürsten)  Cuzco  neu  erbaute 
(s.  Montesinos).  Die  Vermählung  seines  Sohnes  Inti-Capac  mit  Xuaic  (Tochter  des 
Fürsten  von  Choc)  wurde  bis  nach  Besiegung  der  Antahuayllas  verschoben. 


PROPHETEN -MANTEL.  157 

anderswo  (nach  seinem  priesterlichen  Character)  in  AUco-Vilca  den 
ersten  Herrscher  in  Cuzco  ansetzt. 

So  wird  auch  der  Streit  zwischen  Zapana  und  Cari,  bald 
durch  den  Priester -Propheten  Viracocha,  bald  durch  Inca  Vira- 
cocha,  als  Schiedsrichter  beigelegt. 

In  der  älteren  Version  Herrera's  zeigte  sich  erst  nach  der 
Rivalität  Zapana's  und  Cari's  der  Schöpfer  Viracocha  (Tice- Vira- 
cocha), und  dann  seine  Incarnation  als  Prophet,  dessen  Name  seine 
Herkunft  aus  dem  (von  den  Serranos  auf  den  ihnen  bekannten 
Landsee  übertragenen)  Meere,  wohin  er  zur  Einschiffung  auf  seinem 
Mantel  zurückkehrt,  anzeigt. 

Zapana,  als  der  erste  der  einheimischen  Fürsten  (im  Ge- 
gensatz zu  dem  in  seinem  Namen  auf  die  Südamerika  durchstrei- 
fenden Wanderstämme  führenden  Cari),  bekämpft  die  gynaikokra- 
tische  Präponderanz,  deren  Reminiscenzen  sich  unter  den  Zipa 
und  Zaque  der  Chibchas  erhalten  hatten,  und  zwar  hier  deutliche 
und  bestimmte,  weil  das  dort  gleichfalls  aus  dem  Saamen  des 
predigenden  Propheten,  in  Garanchacha  zurückgelassen  (wie 
ähnlich  bei  Apu-Tambu),  aufspringende  Sonnengeschlecht  keine 
Wurzel  zu  fassen  vermochte,  also  von  den  einheimischen  In- 
stitutionen (wie  es  bei  den  Anfängen  auch  in  Peru  einige  Male 
gedroht  hatte)  wieder  überwuchert  worden  war. 

Bei  den  so  vielfach,  vor  der  vom  Meere  her  erfolgten  Zuwan- 
derung, auf  südUche  Beziehungen  hinweisenden  Traditionen  lässt 
sich  der  Faden  weiter  verfolgen  bis  zu  jenen  Promaucas,  die  zwar 
bei  Yupanqui's  Vordringen  bis  zum  Flusse  Rapel  (und  zeitweis  bis 
zum  Maule)  zurückgeworfen  wurden  (s.  Eyzaguirre),  die  indess  ihre 
verwandtschafthchen  Beziehungen  mit  Coquimbo  und  Copiapo  be- 
wahrten. Die  araucanische  Bezeichnung  Pilan^)  oder  Pillan  für  den 
Höchsten  (auch  für  die  Gottheit)  Hesse  sich  um  so  eher  mit  Pirhua 
(Pilhua)  verknüpfen,  da  bei  ihnen  die  in  der  Vorgeschichte  der  Inca 
(wie  bei  den  Quiche)  massgebende  Viertheilung  wiederkehrt,  wie 
in   der   Ordnung   der  Ulmenen  unter   den  Toqui^).      Im  Uebrigen 


1)  Guenu-Pillan  (Geist  des  Himmels)  oder  Buta-gen  (grosses  Wesen),  zugleich  als 
Donnerer  (Thaliove)  verehrt  mit  der  Bezeichnung  des  Unendlichen  (Aonolu).  Gen-Piru, 
qui  habent  supremum  dominium  in  vermes,  pestem  (gen,  dominus)  bei  den  Chilenen 
(s.  Havestadt).  Gay  bezieht  die  araucanische  Gottheit  Pillan  auf  die  rauchenden  Vul- 
cane.  Die  Chilener  nannten  die  Gottheit  Pillan,  cui  attribuunt  majora  et  insolita,  e.  g. 
fulmina,  tonitrua,  terrae  motus,  inundationes  etc. 

2)  Wenn  aus  Molina's  Bezeichnung  für  Seele,  pulli  oder  pilli,  auf  solchen  Laut- 


158  DIE    GESCHICHTE    PERu's. 

herrschten  nicht  Personen,  sondern  die  Gesetzesbräuche  oder 
(Almapus)  Adamapus,  (gleich  dem  Hadat  der  Malayen). 

Wie  die  Peruaner  in  Ayllos,  waren  die  Bewohner  ChiU's') 
(ChiH-mapu)  in  Aylla-rehues  (und  Rehues)  getheilt,  sowohl  im 
Norden  (die  Copayapu,  Cuquimbu,  Mapuche,  Promauca  u.  s.  w.), 
wie  südlich  von  Biobio  die  vier  grossen  Bezirke  (Butanmapus  oder 
Utammapu),  nämlich  Llanquen-Mapu  (an  der  Küste)  oder  Seen- 
land (mit  Arauco,  als  Sitz  des  Häuptling  Colocolo),  Lelvun-mapu 
(in  den  Ebenen)  oder  Flächenland  (mit  den  Puren,  Encol  oder 
Angol,  Repocura,  Huilliches''^)  u.  s.  w.),  Inapiremapu  (an  den 
Bergen)  oder  Schneeland  (mit  Chacaico,  Colhue  u.  s.  w.)  und 
Piremapu  (im  Inneren)  oder  Fichtenland  (mit  Pehuenches 
und  Puelches).  Las  tres  primeras  de  esas  grandes  secciones, 
exclusive  los  Cuncos,  Huilliches,  Guanahues,  formaban  el  estado 
federativo  araucano,  del  cual  eran  aliados  sus  vecinos  australes, 
asi  como  los  limitaneos  por  la  parte  del  norte  (Asta-Buruaga). 
Später  aber  wurden  auch  die  kriegerischen  Puelches  Piremapu's, 
die  früher  nur  als  Verbündete  ^)  betrachtet  waren,  in  den  Bund  der 
Auca  (Arauker)  oder  Freien  (Franken,  wie  in  Melle)  mit  aufge- 
nommen, und  dann  durchschnittlich  das  Amt  des  Stellvertreters 
für  den  Toqui  (der  gewöhnlich  aus  Arauco  und  Tucapel  oder 
Encol  und  Puren  genommen  war)  aus  ihnen  besetzt. 

Von  den  4  Uthalmapu  zerfiel  jeder  in  5  Ailla-Regues  und 
von    diesen    jeder    in    q    Regues.     Die    erblichen    Ulmenes    oder 


Wechsel  zu  schliessen  ist,  so  könnte  sich  Toqui  auch  an  Tequi  (Ticci)  anreihen  (als 
Bezeichnung  des  Ersten).  Nach  Guzman  wurde  Toquichen  (gobernador  de  la  gente) 
als  gutes  Wesen   bei  den  (araucanischen)  Moluches  verehrt  (neben  dem  bösen  Huecusu). 

1)  Chili  wurde  dem  Inca  (in  Bolivien)  als  das  äusserste  Land  (des  Schnees)  erklärt 
und  von  Valdivia  als  Nuevo-Extremo  bezeichnet  nach  seiner  Heimath  (Nueva-Estre- 
madura). 

2)  Die  mit  den  Cuncos  (an  der  Küste  Valdivia's)  grenzenden  Guanahues  (am  Calla- 
calla) wurden  Huilliches  (als  Südliche)  genannt  (als  unterschieden  von  den  Huenuhue). 

3j  Neben  den  Copiaper,  Coquimber,  Quilloter,  Mapocher,  Promocaer,  Curer,  Cau- 
quer  und  Penconen,  unterscheidet  Vidaure  als  Gebirgsvölker  die  Chiquillaner  im  Osten, 
westlicher  die  (mit  den  Pampas  kämpfenden)  Pehuenches  und  die  in  östliche  und  west- 
liche getheilten  Puelches  (als  Nachbarn  der  Arauker),  als  Flächenvölker  dagegen  die 
Huilicher  (am  Rio  Bueno),  die  Cuncher  (bei  Valdivia)  und  die  Arauker  (bis  Bio  Bioy. 
Die  Guarpes  in  Cujo  (zwischen  Tucuman  und  den  Pampas)  wurden  den  Inca  unter- 
worfen. Zu  den  Patagoniern  (mit  einer  von  den  Chibchas  verschiedenen  Sprache)  ge- 
hören die  Payas.  Zwischen  Rapel  und  Maule  wohnten  die  Promaucaes  (baylarines 
libres).  Todos  los  Tehuelches  hablan  diferente  lengua  de  los  otros  Puelches  y  Mo- 
luches (Guzman). 


TOQUI.  159 

Häuptlinge  standen  unter  den  Apo-Ulmenes  und  darüber  herrschte 
unter  dem  Beisitze  des  Rathes  (Auca-Cojau  oder  Butha-Cojau)  der 
Toqui  (toquin  oder  richten),  und  dieser  legte  bei  Ausbruch  eines 
Krieges  die  das  Zeichen  seiner  Würde  bildende  Streitaxt  nieder, 
welche  dann  von  dem  als  tapfersten  (meist  aus  den  Ulmenen) 
zum  Befehl  an  die  Spitze  Gestellten  während  seiner  Dictatur  ge- 
führt wurde.  Zum  Friedensschluss  wurde  auf  der  Ebene  zwischen 
Biobio  und  Duqueco  ein  Parlament  oder  Palaver  (Huincacogay) 
abgehalten,  nachdem  bei  der  Pruloncon  (Kopftanz)  genannten 
Ceremonie  ein  Gefangener  den  Manen  der  Gefallenen  geopfert 
worden. 

Der  Name  der  Cuncos  (Cunco  oder  Ramo)  oder  Cunches 
(zwischen  dem  Valdivia-Fluss  und  der  Enge  von  Chacao)  wird  er- 
klärt als  Con-che  (hombres  del  poniente),  und  so  könnte  sich, 
wie  in  den  Picunches  oder  Pi-con-che  (zwischen  Coquimbo  und 
Santiago)  ein  Anschluss  an  Con  ergeben,  wenn  von  Süden  herauf- 
kommend, während  Pachacamac's  Chimus  von  Norden  herabge- 
führt würden,  (obwohl  in  der  Tradition  für  Beide  die  entgegen- 
gesetzte Richtung  vorwaltet).  Die  (im  Westen  mit  den  Rey-yus 
grenzenden)  Yacana-cunis  (als  südlichste  der  Tehuel)  an  der  Ma- 
gellanstrasse,  welche  sie  in  den  (auf  Chiloe  gebrauchten)  Floss- 
böten nach  der  Tierra  del  fuego  kreuzen,  werden  von  den 
HuilHches  und  übrigen  Tehuelches  für  Sklaven  gejagt.  Die 
Calilli-che  grenzen  mit  den  Chulilau-cunis,  indem  sich  che  (Leute) 
weiter  südlich  durch  cunis  ersetzt,  das  dort  an  der  äussersten 
Spitze  übrig  geblieben  ist,  wie  cuna  im  Winkel  des  Choco  (oder, 
wie  bei  den  Arecunas,  im  Flussgebiet  des  Maranon). 

Nach  Guzman  zerfallen  die  Molucas  (Moluches  oder  Krieger) 
oder  Aucas  (Araucanos)  in  Picunches  (von  Coquimbo  bis  Santiago 
mit  den  östlichen,  als  Puelches,  bei  Mendoza),  Pehuenches  bis 
Valdivia  (in  den  südlich  an  die  Picunches  Angrenzenden  als 
Huilliches)  und  in  die  HuilHches,  getheilt  in  die  (kleinen)  Pichi- 
Huilliches  und  in  die  (grossen)  Buta-Huilliches  (mit  Chonos  und 
Peyes  oder  Pay-yuy). 

Nach  Osten  grenzen  mit  den  Moluches  die  bis  zur  Magellan- 
strasse  erstreckten  Puelches  mit  den  Tehuelches  im  Norden,  den 
Diviheches  im  Westen,  (mit  den  Tehuelches,  die  früher  bis  in  die 
Nähe  von  Buenos-Ayres  reichten,  die  Pampas  bildend)  und  den 
Tehuel-Kuni  der  südlichen  Tehuelches  im  Süden,  als  Patagones 
mit  den  Leubuches  oder  Casu-leubu  am  Rio  negro,  den  Calilliches 


160  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

an  den  Bergen,  den  Chulilaucunis,  Lehuau-cunis  und  Yacana- 
cunis.  Die  Chichilau-cunis  und  Sehau-cunis  sind  die  letzten 
Stämme,  welche  Pferde^)  gebrauchen,  während  diese  den  südlichen 
(an  der  Magellanstrasse  wohnenden  und  nach  Tierra  de  fuego  in 
Böten  passirenden)  Yacana-cunis  fehlen. 

Unter  den  durch  ihre  Einfalle  zum  Sturz  der  älteren  Pirhua- 
Dynastie,  deren  Reconstruction  aus  den  undeutlich  verbleichenden 
Erinnerungsbildern  der  Quipocamayoc  eine  unsichere  (bei  Monte- 
sinos)    bleiben  musste,    mitwirkenden  Stämmen,    traten    besonders 


1)  Die  Mbayas  nördlich  vom  Pilcomayu  (in  Gran  Chaco),  über  die  Guanas  herr- 
schend, machten  Einfalle  nach  Paraguay,  besonders  seit  Annahme  des  Pferdes  (als  In- 
dios cavalleiros).  Die  Mocovis  (durch  welche  die  Abipones  unterworfen  wurden)  bil- 
deten mit  den  Tobas  die  Guaycurus  südlich  vom  Rio  Vermejo  (in  Gran  Chaco).  Die 
Chiriguanos  im  westlichen  Chaco  (am  Fusse  der  Andes)  waren  von  Paraguay  ge- 
kommen. Im  XVI.  Jahrh.  passirten  die  Spanier  ohne  Hinderniss  durch  die  Länder 
nördlich  vom  Paraguay  (bis  Moxos  und  Chiquitos),  wo  von  den  Stämmen  der  Guanas 
(neben  den  eingedrungenen  Guaranis,  wie  Parexis,  Bororos  u.  s.  w.)  Hausthiere  gehalten 
wurden,  wogegen  im  XVII.  Jahrh.  die  Einfälle  der  Guaycurus  und  Mbayas  die  Wege 
schlössen.  Im  südlichen  Chaco  sind  die  Mocovis  oder  Montaraces  von  den  Tobas  (von 
denen  die  Guarani  unterworfen  waren)  an  den  Vermejo  zurückgetrieben.  Im  nördlichen 
Chaco  wohnen  die  Chiriguanos  oder  Cambas  (am  Pilcomayu).  Die  Querandis  zogen  sich 
nach  dem  Rio  Salado  zurück.  Die  Minuanes  (und  Abiponen)  in  Timbus  (von  Parana) 
waren  den  Charruas  (in  der  Banda  oriental)  verwandt.  Die  Querandis  (bei  Buenos 
Ayres)  verbanden  sich  mit  den  guaranischen  Stämmen  (Albeguas  und  Ghanas)  bei  San 
Isidro  am  La  Plata  (gegen  die  Spanier),  wurden  dann  aber  von  ihnen  vertrieben.  Die 
Eingeborenen  am  oberen  Parana  kämpften  mit  den  Tupis  und  in  Corrientes  (zwischen 
Parana  und  Paraguay)  waren  die  (canibalischen)  Carlos  (mit  anderen  Guaranic- 
Stämmen)  eingedrungen.  Die  Agaces  oder  Payaguas  befuhren  den  Paraguay  als 
Flusspiraten.  Neben  den  Orejones  wohnten  (zu  Schmidel's  Zeit)  die  Xarayes  und 
Gatos  am  oberen  Paraguay.  Die  Guayonas  wohnen  bei  Corpus  in  Paraguay.  Die 
Guayanas  (als  Caroni)  wohnen  in  der  Sierra  Imataca  (in  Guayana).  Zu  den  Quichua 
redenden  Calchaquies  (in  den  Salinen  von  Catamarca),  die  durch  Yupanqui  (1453) 
unterworfen  wurden,  gehörten  die  Quilmez  bei  Aconquiza  (und  die  Andalgalas),  die 
Acalier  von  Anucan,  die  Lules  bei  Tucuman,  die  Juris  in  der  Sierra  de  la  Rioja,  die 
Comechigones  bei  Cordova,  die  Michilenguer  bei  San  Luis,  die  Calingaster  am  Men- 
doza-Fluss,  die  (jagenden)  Diaguitas  und  Escalonen  (s.  de  Moussy).  In  Jujuy  wohnten 
die  Humaguacas  und  Tumbayas.  Bei  den  Moluches  (mit  dem  bösen  Wesen  als  Huecusu, 
wie  Valichu  bei  den  Puelches)  wird  als  gutes  Wesen  Toquichen  (gobernador  de  la 
gente)  verehrt,  Soychu  (Presidente  de  la  tierra)  bei  den  Taluheches  und  Diviheches 
und  Guayava-cuni  (Herr  der  Verstorbenen)  bei  den  Tehuelches  (s,  Guzman).  Calcha- 
quies fanden  sich  in  Salta  an  der  Grenze  Atacama's  (s.  Lozana)  und  die  (kupferne 
Amulette  tragenden)  Calchaquies  im  südlichen  und  westlichen  Tucuman  (im  südlichen 
Chaco  am  Salado)  verehrten  (in  Tempelhütten)  Idole  (als  Donner  und  Blitz)  im  Kreise 
mit  Blut  bestrichener  Federstäbe  (s.  Guevara).  ^ 


CAXAMORCA.  161 

die  mit  den  Riesen-Landungen  bei  Punta  Helena  (bis  Puerto  viejo) 
in  Beziehung  gesetzten  Chimus  hervor,  von  deren  Ankunft  auf 
Flössen  und  Canoes  (als  Schöpfungen  des  Gottes  Pachacamac) 
zuerst  unter  Ayartarco-Cupo  gehört  sei. 

Der  anfanglich  in  das  Innere  beabsichtigte  Zug  wurde  unter- 
brochen, um  zunächst  die  Küste  zu  besiedeln,  und  im  Gebirge 
werden,  ausser  in  Caxamarca,  Niederlassungen  (in  welchen,  bereits 
vorgefundene,  Gebäude  vollendet  wurden)  in  Quinoa  und  Guai- 
tara  erwähnt,  sowie  bei  weiterer  Verbreitung  andere,  oder  Freund- 
schaftsbündnisse, wie'  mit  Vilcas,  das  anfangs  auch  dem  Inca 
(ebenso  wie  Lima-tambo)  zur  Schutzfestung  gegen  diese  An- 
griffe gedient  hatte,  und  mit  Tiguanuco  erwähnt,  also  gerade  an 
Plätzen,  die  durch  ihre  Bauwerke  hervorragten.  Den  berühmten 
von  Vilca  (im  Mittelpunct  des  Reiches)  hatte  Inca  Yupanqui  die 
seinigen  (wie  es  sonst  auf  den  Inseln  des  Titicaca  und  bei  Pacha- 
camac g'eschehen  war)  zugefügt,  diejenigen  von  Tiguanuco  fielen 
dagegen  für  die  Chroniken  der  späteren  Inca-Dynastie  ganz  in 
die  prähistorische  Zeit,  zum  Theil  gewissermassen  noch  über  die 
den  bärtigen  Riesen  (s.  Cieza)  zugeschriebenen  Werke. 

Die  Chimus  erweisen  sich  als  so  geschickte  Architecten,  dass 
man  ihnen  eiserne^)  Instrumente  für  das  Bearbeiten  der  Steine 
beilegte,  und  ihre  Neigung  zu  weitläufigen  Baulichkeiten  zeigt 
sich  in  denen  der  Küste,  wo  man,  soweit  die  Regenlosigkeit  dies 
erlaubte,  mit  Luftziegeln  baute,  jenseits  Guayaquil  dagegen  schon 
(in  Manta)  wieder  mit  Steinen  (wie  in  der  Sierra). 

Die  Ausdehnung  der  Küstenzüge,  um  selbst  das  entfernte 
Tiguanuco  zu  berühren,  schliesst  sich  an  die  von  Garcilasso  de  la 
Vega  mitgetheilte  Tradition,  dass  die  Chinchas  bis  Colla  gekom- 
men, indem  unter  Chincha  anfangs  die  ganze  Küstenregion  der 
Yunga  zusammengefasst  wurde,  in  welcher  die  Chimus  von  Chan- 
chan (ein  bis  zu  den  Canas  verfolgbarer  Name,  wie  die  Schritte 
der  Caras  von  Manta  bis  Quito)  später  einen  umschriebenen,  und 
dann  mächtigsten,  Theil  bildeten. 

D;e  sonst  in  den  Gebirgsbauten  seltenen  Figuren  von  Tiahua- 
naco  (Tiguanuco)  wiederholen  sich  in  dem  Characteristischen  ihrer 
Stellung  und  ihrer  Attribute  in  den  gestickten  Hemden,  die  in  den 


1)  Nach  den  Shawannos  war  das  Land,  durch  Weisse,  die  Eisen  kannten,  coloni- 
sirt  (nach  der  Entdeckung).  H.  Colon  erklärt  das  in  Guadalupe  gefundene  Eisen  als 
spanisches. 

Bastia  n,  America.  11 


162  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Gräbern  der  Küste  (wie  bei  Ancon)  gefunden  wurden,  und  ebendort 
herrschte  der  Gebrauch  mumificirte  Papageien  mitzugeben,  wäh- 
rend bei  den  (mit  den  Vilcas  verbündeten)  Fürsten  von  Guan- 
carrama  (der  Huancas)  die  Verehrung  eines  Papageies  in  seiner 
Huaca  erwähnt  wird  (und  bei  den  Chibchas  diese  Vögel,  in  der 
Sprache,  vicarirende  Opfer  bildeten).  Auch  andere  Bräuche  der 
Küste,  wie  die  (bis  Darien  verbreitete)  Sodomie  (die  in  Punta 
Helena  den  Himmelszorn  herabrief^  werden  als  eine  Zeitlang  über 
die  Sierra  verbreitet  dargestellt,  und  es  soll  eben  der  diesen 
Missbräuchen  abgeneigte  Sinn  der  dortigen  Bevölkerung  gewesen 
sein,  der  die  zur  Einsetzung  der  letzten  Inca-Dynastie  führende 
Reaction  verwirklichte. 

Nach  verschiedentlichen  zur  Vertreibung  der  aus  dem  Meere 
emporgestiegenen  Fremdlinge  entworfenen  Plänen,  unter  welchen 
der  Titu-Yupangui-Pachacuti's  (Vater  des  Titu  Capac)  an  dem 
vom  Fürsten  von  Vilcas  (einer  also  damals  bereits  verlorenen 
Station)  verweigerten  Durchzug  scheiterte,  folgte  dann  im  Laufe 
der  Successionen  die  Accumulation  der  Katastrophen,  wodurch 
der  Untergang  der  Dynastie  oder  ihr  traditioneller  Rückzug  nach 
Tambo-Toco  veranlasst  sei,  während  in  dem  preisgegebenen 
Cuzco  nur  der  Sitz  eines  priesterlichen  Orakels  verblieben  sei. 

Bewahrte  sich  nun  während  dieser  gesetzlosen  Zeit,  wo 
in  allen  Provinzen  selbstständige  Könige  aufstanden,  (und  die 
Kämpfe  zwischen  Cara  und  Zapana  statthatten),  die  den  Chimus 
an  der  Küste  zugestandene  Präponderanz  auch  in  der  Sierra,  so 
könnte  sich  hier  die  Einsetzung  der  Dynastie  der  Alco-Vilca  in 
Cuzco  durch  Viracocha,  den  vom  Meere  gekommenen  und  dort- 
hin zurückkehrenden  Propheten  anschliessen,  und  aus  dem  von 
diesen  (als  Verwandten  der  Chimu)  unter  den  Cavifias  im  Thal  des 
Yucay  oder  Vilca-mayu  mit  den  (von  Rivero)  als  vor-incanisch 
bezeichneten  Bauwerken  von  Ollantay  tambo  zurückgelassenen 
Samen  würde  der  Stamm  der  letzten  Inca-Dynastie  entsprossen 
sein,  der  in  mehreren  seiner  adligen  Geschlechter  den  Namen 
Chima  oder  Chimu  fortführte.  , 

Es  erklärte  sich  dann  zugleich,  weshalb  neben  dem  Fürsten 
von  Tiguanuco  (dem  Rivalen  des  Sonnendienstes  in  Collao)  gerade 
die  von  Guaitara  und  Vilcas,  sowie  die  der  (mit  den  Chincha  in 
Beziehung  zu  setzenden)  Chancas  in  Andahuaylas,  zu  denen  die 
Vilca  gerechnet  werden,  eine  Opposition  gegen  die  Anerkennung 
der  Inca-Dynastie    und    ihres    solaren  Ursprungs    zeigten,    indem 


SINCHI-COSQUE.  163 

hier  rivalisircnde  Verwandte  den  künstlich  angelegten  Plan  zur 
Gewinnung  der  Obergewalt  durchschauten,  wie  auch  für  die  Ver- 
mählung Inca-Roca's  mit  seiner  Schwester  Mama-Cora  als  Grund 
aufgeführt  wird,  dass  hier  eine  Mitwissenschaft  unschädlich  ge- 
macht werden  sollte,  um  das  Familiengeheimniss  zu  bewahren. 
Als  dauernd  befestigt  galt  das  neue  Reich  erst  nach  der  Erobe- 
rung von  Andahuaylos,  und  der  dadurch  veranlassten  Huldigung 
des  Königs  von  Vilcas,  worauf  die  Inca  feierliche  Opfer  für  Illa- 
tici-Viracocha  anstellten,  und  wie  sich  dadurch  der  Viracocha  des 
Meeres  in  dem  des  Titicaca-Sees  spiegelt,  oder  der  Pachacamac  der 
Küste  in  dem  Reflex  des  auf  dem  in  Cuzco  abgehaltenen  Concil 
proclamirten ,  so  in  Manco-Capac  der  Cuismancu  am  Orakel  von 
Rimac  (Lima)  und  dieses  in  Lima-Tambo. 

Die  (mit  weiteren  Fabeleien  entstellte)  Herleitung  der  Inca 
von  der  Küste,  findet  sich  bei  Oliva  durchgeführt,  und  hat  sich 
hier,  wie  bemerkt,  die  Erinnerung  an  die  auf  dem  Hochlande  be- 
reits abgelaufene  Geschichte  in  dem  (bei  der  spanischen  Wan- 
derschaft zu  vertrauterem  Klang  adoptirten)  Namen  Huyustus  be- 
wahrt, dem  die  Erde  theilenden  Weltenbeherrscher,  dessen  Ein- 
richtungen und  Gesetze,  als  eines  Vorgängers  Mango -Capac's, 
durch  Sinchi-Roca  wieder  hergestellt  wären.  Titu  (in  Titus)  findet 
sich  aus  dem  Quechua  mit  der  Bedeutung  „augustus"  erklärt.  Die 
Bruchstücke,  die  sich  aus  Blas  Valera  (in  Chuquiabo)  über  die 
frühei-e  Fürstenreihe  erhalten  hatten  (ohne  dass  Garcilasso  de  la 
Vega  ihrer  erwähnt),  stimmen  ziemlich  mit  den  von  Montesinos 
mitgetheilten,  indem  bei  jenem  Capac-Yupanqui-Amautet)  (Amauta) 
die  47*  Stelle,  Cujus  Manco  die  64^  Lloque  Yupanqui  die  95*  Stelle 
einnimmt,  bei  diesem  dagegen  sich  die  resp.  Nummern  45  \  61*  und 
92*  ergeben  würde. 

In  der  Dynastie  der  Pyrhua  (bei  Montesinos)  wird  die  älteste 
Reihe  (neben  den  noch  der  Mythe  angehörigen  Gestalten  des 
Pyrhua  Manco  und  Manco  Capak)  von  Huaynä-Cavi  repräsentirt, 
unter  dem  das  traditionelle  Alter  der  Schreibekunst  (wie  später 
wieder  unter  Toca-Corca-Apu-Capac)  in  voller  Blüthe  gestanden 
habe. 

Die  zweite  Reihe  wird  mit  Sinchi-Cosque  eingeleitet,  als  dem 
eigentlichen  Gründer  Cuzco's,  und  in  ihr  ragt  besonders  sein  (die 
Rolle  des  späteren  Viracocha  anticipirender)  Sohn  Inti-Capac-Yu- 
panqui  hervor,  der  grosse  Gesetzgeber  und  Ordner  des  Landes 
nach  jenen  Einrichtungen,  wie  sie  als  dauernde  fortbestanden. 

11* 


164  DIE    GESCHICHTE    PERU'S. 

Dieser  in  einer  Statue  seinen  Vorfahren  angereihte  Fürst 
zieht  sich  aus  der  Welt  in  den  Sonnentempel  zurück,  und  schon 
mit  seinem  Sohn  (also  einem  Sohn  der  Sonne  oder  Inti)  Manco 
Capac  II,  der  den  Einfallen  aus  Tucuman  in  Chichas  entgegen- 
zutreten hat,  zeigen  sich  die  Vorzeichen  periodischen  Verfalles  in 
jener  die  Küste  von  Tumbez  bis  Arica  wüst  legenden  Dürre,  wie 
sie  in  den  kosmogenischen  Legenden  das  Ende  der  auf  Con  zu- 
rückgeführten Schöpfung  (die  dann  durch  die  Pachacamac's  er- 
setzt wird)  bezeichnet. 

Mit  seinem  Sohne  Topa-Kapak  verschwindet  die  Dynastie 
im  Dunkel  der  (wasserreichen)  Andesthäler,  aus  welchen  erst 
dessen  Sohn  Titu-Capac-Yupanqui  (als  Sohn  Tini-Capac's)  zurück- 
kehrt, um  das  verfallene  Cuzco  wieder  aufzubauen  und  die  frühere 
Herrschaft  in  den  empörten  Provinzen  herzustellen.  Damals 
würden  sich  dann  die  Küstenlandungen  des  von  Pachacamac  im 
Meere  geschaffenen  Geschlechts  unter  den  fortdauernden  Unruhen 
vorbereitet  haben,  welche  auch  die  Verbannung  seines  vSohnes 
Titu  oder  Inti- Capac -Amauri  zur  Folge  hatten,  der  aber  nach 
seinen  Siegen  in  CoUao  (dem  Endpunct  der  den  Chinchas  beige- 
legten Züge)  und  Charcas  den  Thron  besteigen  konnte,  auf  wel- 
chem ihm  Capac -Say-Huacapar  folgte,  Vater  des  Capesinia-Yu- 
pangin  (s.  Temaux-Compans)  oder  (bei  Lopez)  Kapac-Sunya-Yu- 
panqui,  und  unter  dessen  Sohn  Ayatarco-Cupa  drangen  dann 
beunruhigende  Gerüchte  von  der  Bedrohung  Cuzco's  durch  die 
von  den  bei  Punta  Helena  erscheinenden  Riesen  vorwärts  ge- 
schobenen Küstenvölker  (den  Erbauern  des  Tempels  von  Pacha- 
camac) in  die  Sierra. 

Vielleicht  war  es  damals  die  gemeinsame  Gefahr,  die  den 
Fürsten  von  Vilcas,  der  später  mit  dem  von  Guaitara  (Huaytara^)) 
und  Quinoa  (bei  Huanta)  gegen  Cuzco  vereinigt  ist,  auf  die  Seite 
Ayartarco-Cupa's  stellt,  und  sein  Sohn  Huascar-Titu  verstärkt 
die  von  ihm  in  Lima-Tambo  gegen  die  Chimus  (oder  Riesen)  an- 
gelegten Befestigungen. 

Die  Rüstungen  werden  unter  seinem  Enkel  Titu-Yupangui- 
Pachacutek  (Sohn  des  Quispi-Tutu)  fortgesetzt,  aber  damals  stand 
bereits  der  Fürst  mit  Vilcas  in  den  Reihen  der  Gegner. 

Auf  Pachacuti's  Enkel,    Paullu-Icar-Pirhua   (Sohn    des  Titu- 


1)  Nördlich  von    Cuzco    in    der    von    Viracocha    Inca    erorberten    Landschaft    (s. 
Alcedo). 


KALENDER.  165 

Capac)  folgt  (der  weise)  Lloquete  Sagamauta  ^) ,  Vater  des  Cayo 
Manco  Amanta,  und  diesem  Huascar  Titupac,  der  eine  militärische 
Organisation  des  überall  von  Feinden  bedrohten  Reiches  unter- 
nahm. 

Seine  Einführung  eines  Rathes  von  20  Greisen  königlichen 
Blutes  macht  bereits  den  Einfluss  der  südlichen  Völker  bemerk- 
bar, und  obwohl  er  selbst  genügend  den  Frieden  erhielt,  um 
seinem  Sohne  Manco -Capac -Amanta  Müsse  für  Kalender  -  Refor- 
men zu  gewähren,  beginnen  unter  Cayo  Manco,  dem  Nachfolger 
des  Letzteren  Enkels,  Paullu-Toto-Kapac  (Sohn  des  Ticatua)  die 
(den  friedlichen  Stämmen  folgenden)  Wilden  heranzustürmen,  die 
Chiriguanas,  sowie  die  Horden  aus  Tucuman  und  Chili.  Mit 
kräftiger  Fland  sei  es  dann  seinem  Sohne  Marasco  Pachacutek 
gelungen,  das  wankende  Reich  zu  stützen,  indem  er  nicht  nur 
die  südliche  Fluth  durch  seine  Siege  hemmte,  sondern  auch 
gegen  die  Chimus  in  den  bis  Rimac  und  Huanuco  vorgeschobe- 
nen Festungen  einen  Damm  zog. 

Es  öffnet  sich  dann  die  als  besonders  glücklich  beschriebene 
Regierung  Paullu-Atanchi-Capac's,  sowie  die  Lluqui  oder  Lloque 
Yupanqui's  und  Lluqui  Ticac's,  dessen  Nachfolger  Capac- Yupan- 
qui  die  Bewohner  der  Ebenen  aufs  Neue  zur  Ruhe  zwang,  und 
auch  sein  Enkel  Manco  Avitopa  Achacuti  (Sohn  des  Topa-Yu- 
panqui),  der  Kalenderverbesserer,  schützte  das  Land  durch  seine 
Siege,  doch  bemerkt  sich  der  Keim  zu  inneren  Zwistigkeiten  in 
der  Enterbung  seines  ältesten  Sohnes  zu  Gunsten  des  zweiten 
Sinchi-Apusqui,  und  ein  neuer  Wendepunkt  in  dem  eingeführten 
Dienst  des  Huarma-Huiracocha,  also,  im  Verhältniss  zum  älteren 
Pyrhua,  des  jüngeren  der  Küste. 

Wenn  hiermit  eine  neue  Reihe  in  der  Dynastienliste  zu 
schhessen,  oder  vielmehr  durch  den  Namen  Sinchi  (wie  auch 
sonst)  einzuleiten  wäre ,  so  würde  sein  Nachfolger  Auqui  -  Quitua 
Chauchi  (Vater  des  Kalender -Verbessers  Ayay  -  Manco)  durch 
Quito  an  die  dort  von  der  Küste  her  (schon  vor  denen  der 
Cara)  auslaufenden  Wanderungen  anknüpfen  und  die  Hindeutun- 
gen auf  nördliche  Herkunft  derselben  unter  der  Regierung  des, 
die  Reformen  des  Kalenders  gleich  seinem  auf  Huiracocha-Capac 


1)  Mit  ihm  lässt  Lopez  eine  (in  Cayo-Manco  erlöschende)  Dynastie  der  Amanta 
beginnen,  welcher  Titel  von  Montesinos,  der  über  die  Regierungen  der  Vorgänger,  als 
ausdrücklich  ereignisslos,  hinweggeht,  bei  Manco-Capac-Amauta    hervorgehoben  wird. 


166  •  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

folgenden  Grossvater  Chinchi-Roca- Amanta  (Vater  des  Amauro- 
Amauta)  fortsetzenden  Capac-Raymi^)- Amanta  in  der  Einführung 
der  Ritterorden  (neben  den  gegen  Entheiligung  des  Viracocha- 
Namens  gerichteten  Gesetzen)  fortwirken,  sowie  unter  Toca-Corca- 
Apu-Capac,  Enkel  des  auf  Illa-Topa  (Sohn  des  Capac-Raymi- 
Amauta)  folgenden  Topac-Amauri  (Vater  des  Huana-Cauri  II.),  in 
dem  damals  besonders  als  durchgehend  bezeichneten  Gebrauch 
der  Schrift. 

Diese  Ausbreitung  der  Schreibekunst,  die  von  Toca-Corca- 
Apu-Capac,  Sohn  des  Huana-Cauri  (in  dessen  Namen  der  Ur- 
sprungshügel der  ahnherrlichen  Ayar  symbolisirt  liegt)  erwähnte 
Gründung  von  Schulen^)  und  Förderung  gelehrter  Studien  könnte 
auch  bei  ihm  (besonders  in  Bildungsschulen  für  die  Jüng- 
linge des  fürstlichen  Geschlechts)  auf  Einführung  fremder  Kennt- 
nisse durch  eine  neue  Dynastie  hinweisen  und  das  über  seine 
Nachfolger,  Huangar-Sairi-Topa,  Hina -Chuilla- Amanta -Pacha- 
cuti,  Capac  -  Yupangui  -  Amanta ,  Huapar- Sarritopa,  Caco  oder 
Cao  -  Manco  -  Auqui,  Hina-Huella  (Huillac),  Inti  -  Capac  -  Amanta, 
beobachtete  Schweigen  mag  zu  Gunsten  des  damaligen  Zu- 
standes  des  Landes  reden,  bis  unter  Ayar-Manco  wieder  von 
den  Andes  her  die  Erschütterungen  des  Reiches  begannen,  die 
vielleicht  zum  Sturze  der  Dynastie  führten,  denn  in  dem  Namen 
seines  Nachfolgers,  Yahuar-Huquiz  (Yahuar  Huk-iz),  soll  die  Be- 
deutung eines  Neu-Stifters  ausgedrückt  liegen.  In  der  (in  Bezie- 
hung auf  die  Einschaltungen)  erwähnten  Ausmerzung  der  Be- 
zeichnung Allca-AUca  (durch  Huquiz)  könnte  eine  Rückweisung 
auf  frühere  Alco-Vilcay  liegen,  die  bald  mit  Ayay-Manco  (Vor- 
gänger des  Huiracocha-Kapak),  bald  mit  Ayar-Manco-Capac  (der 
Abstammung  aus  Huanacauri)  in  Zusammenhang   gesetzt  wäre. 

Unter  dieser,  mit  ihren  Wurzeln  zu  den  Collas  verzweigten 
Dynastie  soll  dann  nach  dem  von  Huilca  Nota  Amauta's  —  Sohn 
des  mit  seinem  Vater,  Enkel  des  Capac-Titu-Yupanqui  (Vater  des 
Topa-Curi- Amanta) ,    gleichnamigen  Topa-Curi  —  über   die  Tucu- 


1)  Blas  Valera  (bei  Torres  Vasquez)  kennt  neben  dem  Kalender- Verbesserer  Raymi 
(der  die  Solstitien  bestimmte)  noch  zwei  Könige  dieses  Namens  und  lässt  jenen  vor 
unserer  Zeitrechnung  herrschen  als  39.    Monarchen  (als  38.  bei  Montesinos). 

2)  Nach  Ternaux-Compans'  Uebersetzung  war  die  in  Cuzco  eingerichtete  Universität 
in  den  indianischen  Reichen  durch  ihre  Unordnung  (par  le  peu  d'ordre,  qui  y  egnait), 
berühmt,  und  wenn  Montesinos  sich  so  ausgedrückt  hat,  würde  er  ihren  Nachfolgerinnen 
in  Süd-America  den  Ruhm   erleichtert  haben. 


FAUSTRECHT.  167 

maner  erfochtenen  Sieg  (und  Aufnahme  der  aus  den  Andßs  her- 
geflüchteten Vertriebenen)  das  Reich  zu  seinem  Höhepunkt  der 
Macht  gekommen  sein;  während  der  nach  Topa-Yupangui  II,  der 
die  Prinzen  königUchen  Geblütes  als  Vice-Könige  in  die  Provin- 
zen einsetzte,  successiven  Regierungen  von  Illac-Topa-Capac,  Titu- 
Raymi-Cosque,  Huqui-Ninaqui  und  Manco  Capac  III.  Dieser  ge- 
feierte Name  wiederholt  sich  in  seinem  Nachfolger  Cayo-Manco- 
Capac  IV.  und  dann  in  Sinchi  Ayar-Manco,  aber  unter  Huaman- 
taco- Amanta  sollen  bereits  die  bösen  Omen  geschreckt  und  den 
Untergang  verkündet  haben,  als  für  die  Leiche  des  gegen  die 
Barbaren  gefallenen  Titu-^)  Yupangui  in  Tambo-toco  ein  Asyl  und 
Versteck  gesucht  werden  musste. 

Während  dieser  königslosen  Zeit  lag  Cuzco  wüst  und  öde, 
um  das  von  den  Priestern  in  der  Mitte  der  Ruinen  aufrecht  ge- 
haltene Orakel,  und  sie  missriethen  die  von  Huayna-Topa,  Enkel 
des  auf  Huica-Titu,  Sohn  des  Cayo- Manco  (Sohn  des  Cozque- 
Huaman-Titu  in  der  durch  Titu  fortgeführten  Herrscherreihe)  fol- 
genden Tupa -Yupangui  (Vater  des  Sivi-Topa)  kund  gegebene 
Absicht,  die  alte  Residenz  wieder  zu  bevölkern.  Ebenso  miss- 
langen die  Versuche  des  auf  Huaman-Capac,  Enkel  des  Guana- 
cauri  (Vater  des  Huilca  Haman),  folgenden  Auqui-Atavilque  zu 
einer  Restauration  der  früheren  Monarchie,  und  der  mit  könig- 
licher Priesterwürde  bekleidete  Vilca  (Huilca)  mochte  geneigter 
sein,  den  Königen  ihren  Titel  zuzugestehen,  als  weltliche  Macht. 
So  schleppte  die  in  Tambo-Toco  versteckte  Königsfamilie  ihre 
bedeutungslose  Existenz  fort  unter  Manco-Titu-Capra  und  Huayna- 
Topa,  bis  es  Topa-Cauri-Pachacuti  gelang,  seiner  verspotteten 
Autorität  durch  Waffengewalt  wieder  einiges  Ansehen  zu  ver- 
schaffen, und  obwohl  auch  ihn  die  Erdbeben  von  Cuzco's  heiligem 
Boden  vertrieben,  in  Pacaritambo  die  schwachen  Grundlagen  eines 
vorübergehenden  Staatenbaues  zu  legen. 

Freilich  war  es  eine  von  der  glänzenden  Vergangenheit  ver- 
schiedene Umgebung,  welche  das  aus  der  Morgenhöhle  hervor- 
schimmernde Dämmerlicht  beschien.  Künste  und  Wissenschaften 
lagen  darnieder  in  dem  verheerten  Lande  und  die  aus  den 
Trümmern  der  einstigen  Residenz  hervorhallenden  Orakelstimmen 


1)  Nachdem  Titu-Yupanqui  durch  den  Einfall  wilder  Nationen  aus  den  Andes  be- 
siegt war,  blieb  das  Königreich  auf  Tambotoco  (Haus  der  Fenster)  oder  Pacaric-tambo 
(südlich  von  Cuzco)  beschränkt  (von  Inca-Capac -Yupanqui  erobert). 


168  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

warnten  unheilverkündend  vor  bösem  Zauberwerk  und  schwarzen 
Künsten,  die  von  den  der  Buchstaben  Kundigen  (Amauta)  ge- 
trieben würden,  und  dass  an  ihrer  Statt  die  Erklärung  der  Quipos 
priesterlichen  Quipocamayoc  anzuvertrauen  sei.  In  dieser  düstern 
Scenerie  lodern  die  Scheiterhaufen,  andersgläubige  Ketzer  zu 
verbrennen,  und  Spukgestalten  gehen  um,  seit  Arantial  oder 
Aranial  Cassi  (Sohn  Topa  Kauri's)  die  Mumificirung  der  Leichen 
und  die  ihre  Beisetzung  begleitenden  ^lenschenopfer  einführte. 
Das  Land  entvölkert  sich  unter  den  ausbrechenden  Epidemien, 
und  die  Ueberbleibsel  der  Bewohnerschaft  zerstreuen  sich  in  den 
Andes  oder  nach  Xauxa  (also  unter  die  Huanca,  wo  die  Inca 
später  auf  die  Nebenbuhlerschaft  des  Guancarrama  stiessen)  hin, 
so  dass  der  König,  wie  gesagt  wird,  fast  allein  geblieben  sei, 
ohne  Unterthanen,  und  unter  solcher  Vereinsamung  scheint  die 
Dynastie  nach  den  Regierungen  Huari-Titu-Capac's  und  Huapa- 
Titu-Auqui's  mit  der  Tococosque's  ausgestorben  zu  sein,  indem 
bei  ihm  die  Ankunft  der  Barbarenhorden  aus  Panama  und  dem 
Hafen  Buena-Esperanza  ^)  verzeichnet  steht,  von  denen  die  Piraos 
oder  Paccas  (Paca-murus  oder  Bracamoras)  abgeleitet  w^urden. 
Diese  ausserdem  als  Purues  (Purugaes  oder  Pesrugaes)  oder 
Perues  bezeichneten  Stämme  sollen  sich  bei  der  gegen  die  von 
den  Inseln  unter  dem  Winde  und  Tierra  iirma  einbrechenden  Ge- 
fahr geleisteten  Hülfe  dem  Manco-Cosque  (Toco-cosque  oder  eher 
Ayar-manco)  unterworfen  haben  und  später  von  Viracocha-Inca 
an  ihre  Pflicht  gemahnt  sein.  Cieza  de  Leon  erwähnt  der  Pilla- 
ros  (Nachbarn  der  Sichos)  neben  den  Puraes  oder  Puruhas  und 
so  Hessen  sich  hier  in  späterer  Reduplication  die  Con-Sagen  ver- 
folgen von  den  Puraes  (Riobamba's  oder  Lliribamba's)  bis  zu  (den 
Paccas  von)  Paccari-tambo. 

Diese  Zuwanderer  hätten  dann  in  ihrer  Mischung  mit  den 
spärlichen  Resten  der  Eingeborenen  das  Material  abgegeben,  aus 
dem  diejenige  Bevölkerung  erwuchs,  über  welche  die  von  Ayar- 
Manco  eingeleitete  Dynastie  herrschte,  und  in  seinem  Namen  liegt 
eine  Vereinigung  der  ancestralen  Eponymen,  wie  in  dem  seines 
Nachfolgers  Condoroca-Cuntur-Rocca  (während  in  Amaru  der 
Vogel    durch    die    Schlange    ersetzt    ist)    die    Nordweisung     (und 


.  1)  Naco  (in  der  Fonseca-Bay)  wurde  gute  Hoffnung  (ab  omine)  genannt  und  sonst 
an  der  Nordküste.  Pedro  de  Mendo9a  gründete  unter  den  Timhues  und  Carcanes  (bei 
Buenos  Ayres)  einen  Ort    ,,Bonae    Spei  nomine". 


DYNASTIEN.  169 

eine  gleiche  in  der  unter  Chinchiroca  eingesetzten  Einführung 
der  Gold  Verarbeitung  zu  Amuletten  und  Figuren). 

Nach  den  Regierungen  lUa-Toca's  (Illa-Roca's),  Lluqui  Yu- 
pangui's  und  Rocca-Titu's  schliesst  dann  unter  der  Inti-Capac- 
Maita's  die  vorgeschichtliche  Periode  unter  allgemeiner  Unord- 
nung und  dem  Herabsinken  der  menschlichen  Gesellschaft  auf 
gleiche  Linie  mit  den  Thieren,  bis  Roca  von  den  Orakelpriestern 
des  Tempels  als  der  von  seinem  Vater  (Inti)  im  Strahlenglanz 
zum  Himmel  erhobene  und  dann  nach  Cuzco  zurückgesandte 
Sonnensohn  proclamirt  wurde  und  so  das  Zeitalter  der  Inca  er- 
öffnet. 

In  der  sodann  von  Montesinos  mitgetheilten  Reihe  folgen 
mehrfach  Wiederholungen  mit  den  früheren  Dynastien,  wie  sie 
auch  innerhalb  dieser  auftreten,  und  nach  den  sonst  aufgeführten 
Reihen^)  sich  modificiren. 


1)  Nach  Salcamayhua  herrschten: 

Ynca  Manco  Capac.  Yahuar  Huaccac  Inca  Yupanqui. 

Sinchi  Rocca  Ynca.  Uiracocha  Inca  Yupanqui. 

Yna  Lloque  Yupanqui.  Pachacuti  Inca  Yupanqui. 

Ynca  Mayta  Capac.  Tupac  Inca  Yupanqui. 

Ccapac  Yupanqui.  Huayna  Ccapac. 
Ynca  Ruca. 

Nach  Balbao  herrschten : 

Mango  Capac.  Yaguar  Huacac. 

Sinchi  Ruca.  Inga  Viracocha. 

Lloqui  Yupanqui.  Inga  Yupangui. 

Mayta  Capac.  Topa  Ynga  Yupanqui. 

Capac  Yupangui.  Huayna   Capac. 
Inga  Ruca. 

Nach  Ohva  herrschten: 

Manco  Capac.  Yahuar  Huacac. 

Sinchi  Roea.  Topa  Inca  Viracocha. 

Yupanqui.  Pachacuti. 

Mayta  Capac.  Topa  Inca  Yupanqui. 

Capac  Yupanqui.  Huayna  Capac. 
Quispe  Yupanqui. 

Nach  Herrera  herrschten: 

Manco  Capac.  Inga  Yupanqui. 

Sinchi  Rocca.  Viracocha. 

Lloke  Yupanqui.  Urko. 

Mayta  Capac.  Inca  Yupanqui. 

Capac  Yupanqui  Pachacuti.  Topa  Inca  Yupanqui. 

Ingareque.  Huayna   Capac. 


170  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Bei  Oliva  findet  die  erste  Landung  der  Fremdlinge  zu  Cara- 
cas statt  (an  der  Caraquis-Bay) ,  und  von  dort  zieht  der  Häupt- 
ling Tumbe  oder  Tumba  nach  Sampu  (Punta  St.  Elena).  Unter 
den  nach  seinem  Tode  ausbrechenden  Zwistigkeiten  begiebt  sich 
sein  Sohn  Quitumbe  nach  Tumbez  (die  nach  seinem  Vater  ge- 
nannte Stadt  gründend)  unter  Zurücklassung  seiner  schwangeren 
Gattin  Llira,  von  der  sein  Sohn  Guayanay  in  seiner  Abwesenheit 
geboren  wurde,  bei  seinem  Bruder  Otoya,  und  als  über  diesen, 
mit  der  Ankunft  der  Riesen,  die  Katastrophe  hereinbricht,  die 
dessen  Reich  zerstört,  würde  auch  sein  Geschlecht  zu  Grunde  ge- 
gangen sein,  ohne  die  wunderbare  Errettung  des  jungen  Guaya- 
nay, den  ein  von  Pachacamac  gesandter  Adler  vom  Berge  Jan- 
car  nach  einer  schwimmenden  Insel  trägt,  für  deren  Bevölkerung 
er  nach  seinem  Aufwachsen  und  Besuch  der  Küste  in  Ciguar, 
der  Häuptlingstochter  unter  den  in  Fellen  gekleideten  Wilden, 
eine  Gemahlin  verlangt. 

Quitombe  zieht  sich  aus  Furcht  vor  den  Unheil  bringenden 
Riesen,  denen  sein  Bruder  in  Sampu  erlegen  ist,  erst  nach  der 
Insel  Puna  und  dann  in  das  Hochland  Quito's  zurück.  Nachdem 
er  dort  seinen  Sohn  Thome  eingesetzt  hat,  begiebt  er  sich  aufs 
neue  an  die  Küste,  um  unter  Erbauung  des  TempeFs  von  Pacha- 
camac, am  Rimac  zu  siedeln,  von  wo  der  unter  Führung  des 
(wegen  Ehebruches)   aus   Quito    verbannten    Prinzen    von    seinem 


Nach  Montesinos   herrschten: 
Inca   Rocca   als   Sohn   Mamali-       Inca  Sinchi  Rocca. 

boca's.  Inca  Yahuar  Huaccac. 

Inca  Hualloque  Yupanqui.  Inca  Topa  Yupanqui. 

Inca  Maytu  Capac.  Inca  Topa  Yupanqui  II. 

Inca  Capac  Yupanqui.  Inca  Inti  Kusi   Huallpa    (Huayna    Capac^ 

Nach  Garcilasso  herrschten: 

Manco  Kapak.  Mayta  Yupanqui  Yahuar  Huakkak. 

Sinchi  Rocca.  Yupanqui  Viracocha. 

Lloque  Yupanqui.  Capac  Pachacuti. 

Mayta   Capac.  Yupanqui. 

Capac  Yupanqui.  Topa  Yupanqui. 

Inca  Rocca.  Huayna  Capac, 

Nach  Acosta  herrschten: 
Manco  Capac.  Topa  Ingua  Yupanqui. 

Inguaroca.  Topa  Jupanqui. 

Inguarguaque.  Huayna  Capac. 

Viracocha. 


TÜMBEZ.  171 

Vater  Atau  ^)  (Sohn  Guayanay's)  aus  der  Insel  fortgesandte  Manco 
sich  nach  Ica,  einer  auch  sonst  (neben  Arica)  als  Landungsplatz 
bezeichneten  Oertlichkeit,  begiebt,  um  dann  Chucuyto  und  den  Titi- 
caca-See  zu  erreichen,  und  so  dem  den  Chinchas  zugeschriebenen 
Zug  von  der  Küste  nach  Callao  ausführend.  Das  Hervortreten 
aus  dem  königlichen  Fenster  (Capac-Toco)  oder  der  Höhle  Ma- 
macota  gleicht  der  bei  Montesinos  von  Inga-Roccas  Erscheinung 
gegebenen  Darstellung,  und  der  von  Garcilasso  bei  Huayna-Capac's 
Feldzug  erkannte  Zusammenhangt)  zwischen  Cuzco  und  Quito 
spricht  sich  in  den  Begleitern  des  Quito-Prinzen  aus,  sowie  wie- 
der in  ihrer  Ermordung  der  oft  in  naher  Verwandtschaft  aus  Ri- 
valität grimmigste  Hass,  wie  auch  die  erste  Anordnung  des 
anerkannten  Inca  die  Bedrückung  des  in  der  Ebene  herrschenden 
Fürsten  Thomi  (also  eines  Seitenstückes  zu  Thome  von  Quito) 
gewesen  sein  soll. 

Montesinos  lässt  unter  den  Stämmen  des  Quito -Reiches  die 
Relationen  der  Inca,  in  Wiederaufnahme  der  von  Coske  gewon- 
nenen Rechte  durch  Viracocha-Inca  besonders  für  die  Puruaes  be- 
stehen, und  dass  nach  deren  Sitzen  zunächst  der  Zug  Quitombe's 
vcn  Tumbez  aus  gerichtet  war,  zeigt  die  Gründung  der  nach 
seiner  Gattin  Llira  genannten  Stadt  Llirabamba  oder  Riobamba, 
Seit  Duchicela  bestieg  das  dortige  Herrschergeschlecht  auch  den 
Thron  Quito's,  aber  in  den  Caras,  den  ursprünglichen  Eroberern, 
werden  diejenigen  Verwandten  Tumbe's  zu  sehen  sein,  die  bei 
seinem  Fortzuge  nach  Sampu  in  Caraquis  zurückblieben,  und  als 
sie .  von  der  Vertilgung  ihrer  (an  der  Weiterwanderung  nach 
Tumbez  nicht  betheiligten)  Genossen  durch  die  Riesen  hörten,  sich 
zur  Vermeidung  derselben  nach  dem  Rio  Esmeraldas  wandten, 
und  diesen  aufsteigend,  von  der  Confluenz  des  Silanchi,  Tocachi, 
Blanco  und  Taoni  ihre  kriegerischen  Operationen  begannen,  w^o- 
durch  sie  sich  der  Ortschaften  Bolaniguas,  Tocaniguas,  Tambillo, 


1)  In  der  Verehrung  Ataguju's  (unter  den  Guamachucos)  als  heilige  Erinnerung 
bewahrt.  Atabei  oder  Mamona  galt  (auf  Hayti)  als  Mutter  des  Gottes  Jocahuna  und 
Gua-maonocon.  Bei  den  Huronen  wurde  Ata-Wakan  (Ataouacan  oder  Yoscaha)  als 
Schöpfer  verehrt,  der  sich  beim  Altern  im  Himmel  stets  wieder  verjüngte  (s.  Sagard). 
Die  Grönländer  fragten  den  Jüngern  Egede,  ob  denn  der  Gott  des  Himmels  und  der 
Erde  nie  sterbe,  und  meinten  beim  Verneinen  verwundert,  dass  dies  ein  grosser  Gott 
sein  müsse. 

2)  Estos  dos  reinos  debieron  ser  establecidos  en  su  orijen  por  dos  hermanos. 


172  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Galeä,  Nanegal,  Mindo  und  Nono  bemächtigten  (s.  Velasco)  und 
dann  des  Königreiches  Quito. 

Unter  der  schwimmenden  Insel,  die  von  Pachacamac  zum 
Zufluchtsort  für  Guaynay  im  Meere  geschaff"en  war,  wird  das  den 
an  der  Küste  streifenden  Piraten  zur  Wohnung  dienende  Schiff 
verstanden  sein,  und  das  Bestreben,  die  ihnen,  wie  den  Riesen, 
mangelnden  Frauen  zu  verschaffen,  mag  sie  weiter  nach  Süden  zu 
den  in  Felle  gekleideten  Fischern  geführt  haben,  bei  denen 
Guaynay  zum  Opfer  gefallen  sein  würde,  ohne  weibliche  Bei- 
hülfe, wie  solche  später  in  Copiapo  die  gefangenen  Spanier  ret- 
tete. Als  sich  aus  der  von  Atau  gezeugten  Nachkommenschaft, 
Mango  Capac  abzAveigte,  um  (auf  den  Wegen  der  Chincha)  nach 
Collao  zu  wandern,  kann  der  Hauptkörper,  nachdem  fester  Fuss 
an  der  Küste  gefasst  war,  über  Chanchan  (und  Caxamarca)  mit 
den  Conchucos  und  Guamachucos  in  engere  Beziehung  ge- 
treten sei. 

Die  von  Juan  de  Santa-Cruz  Pachacuti  Yamgui  Salcamayhua 
erhaltene  Version  der  Inca-Geschichte  stimmt  im  Ganzen  mit  der 
Balboa's  überein,  geht  indess  weiter,  als  diese,  die  erst  mit  dem 
Hervortreten  aus  der  Höhle  Pacaritambo's  beginnt,  auf  Ursprung- 
lichere  Vorstadien  zurück. 

Nach  Ankunft  der  im  Beginn  der  Dinge  (Ccallac-pacha)  über 
Potosi  herbeigezogenen  Stämme  in  der  Periode  der  Wildheit 
(Purun-pacha)  und  des  Dunkels  (Tutugac-pacha)  wird  dann  jene, 
die  Sonne  und  den  Mond  schaffende  Gottheit  aus  dem  See  Titi- 
caca's  emporgetaucht  sein,  die  (nach  Garcilasso)  den  Süden  Colla, 
den  Osten  Tocay,  den  Westen  Pinahua  und  den  Norden  (in  pro- 
phetischer Anticipation)  Manco  zuertheilte. 

Als  dann  ihr  Prophet,  der  bärtige  Stabträger,  das  von  den 
Dämonen  (Hapi-nunus  Achacallas)  gereinigte  Land  durchzog, 
blieb  in  der  Behausung  Apo-tambu's  sein  die  Gebote  (Caci)  ein- 
gekerbt zeigender  Stab  zurück,  und  mit  ihm  (vielleicht  nach 
dem  den  Piaches  und  sonst  beim  Hochzeitsfest  zustehenden  jus 
primae  noctis)  der  Saame  für  den  künftigen  Stammhalter  des 
Königsgeschlechts,  als  Stifter  der  Dynastie. 

Diesem  wurde  dann  der  bei  seiner  Geburt  in  Gold  verwan- 
delte Stab  (statt  eines  direct  von  der  Sonne  empfangenen)  über- 
geben, und  er  sei  beim  Fortzuge  aus  dem  Vaterhause  durch  sie- 
ben Brüder  und  Schwestern  begleitet  gewesen,  von  welchen  aber 
nur  Ayar-cachi,  Ayar-uchu   und  Ayar-raeca   nahmhaft   gemacht 


SANUC.  173 

werden.  Da  ausser  der  in  Stein  verwandelten  Schwester  nachher 
neben  Ypa-mama-huaco  noch  Mama  Oello  (die  spätere  GemahUn 
Manco  Capac's)  erwähnt  wird,  so  wird  der  Zutritt  dieser  drei 
Schwestern  zu  den  vier  Brüdern  die  auch  sonst  erwähnte  Sieben- 
zahl voll  gemacht  haben.  Dieser  Zug,  dass  einer  der  Brüder  im 
Coelibate  bleibt,  kehrt  auch  in  indischen  und  andern  Sagen  viel- 
fach wieder.  Baiboa  dagegen  (und  ebenso  Montesinos)  macht  die 
Vierzahl  auch  bei  den  Schwestern  voll,  obwohl  die  Namen 
zwischen  ihnen  sowohl ,  als  von  den  bei  Garcilasso  gegebenen 
diiferiren. 

Bei  Salcamayhua  schreitet  Manco-Capac ,  von  dem  günstigen 
Vorzeichen  des  Regenbogens  umglänzt,  siegesgewiss  vorwärts, 
das  Triumphlied  Chamay-huarisca  anstimmend,  und  folgt  sogleich 
dem  Weg  nach  Collcapampa,  während  Baiboa  erst  einen^fVufenthalt 
in  Guamancancha  einschaltet,  wo  Ayar-Auca  auf  Anstiften  seiner 
Brüder  durch  den  Diener  Tambo-Chacay  in  eine  Höhle  einge- 
schlossen wurde,  ein  Schicksal,  das  Manco  selbst,  bei  Montesinos, 
trifft,  der  dann  eine  Umsiedlung  nach  dem  Hügel  Guanacauri  statt- 
haben lässt. 

Hier  geschieht  es  ebenfalls  unter  dem  Strahlenkranz  des 
Regenbogens,  dass  Manco  Capac  in  der  Ferne  die  am  Tempel 
Chimbo  Icagua  umherschwankende  Gestalt  des  Magier's  von 
Sano  oder  (nach  Salcamayhua)  Sahuc^)  erblickt,  und  die  Verstei- 
nerung trifft  bei  Baiboa  durch  Berührung  des  Eremiten  den  Bru- 
der (Ayar-Cacha),  bei  Salcamayhua  an  dem  Stein  der  Huaca  auch 
die  nachgesendete  Schwester. 

Salcamayhua  führt  dann  Manco  Capac  sogleich  nach  Collca- 
pampa und  von  dort  ohne  weitern  Aufenthalt  über  Huamantiana 
nach  Coricancha,  zur  Gründung  Cuzco's,  im  Lande  der  Allcay- 
riesas  (Cullinchinas  und  Cayaucachis).  Bei  Baiboa  fällt  vorher 
ein  längerer  Aufenthalt  in  Matagua^)  dazwischen,  und  dort  wurde 
erst  durch  "Werfen  der  zwei  Goldstäbe  die  günstige  Localität  er- 
probt, als  nur  in  Guanaipata  (der  Stätte  des  einstigen  Cuzco)  der 
dort  niedergefallene  in  die  Erde  eindringt,  nicht  dagegen  in  Collca- 
Bamba. 


1)  Wie  Chimbo  könnte  Sanuc  auf  die  Küste  weisen  in  ihren  Adobe-Bauten,  indem 
Sanu-huasi  ein  Haus  aus  Backsteinen  (s.  Tschudi)  im  Quechua  bedeutet,  und  dann  auf 
die  geschickten  Topfarbeiten  der  Chimu  (sanu  camayok,  Töpfer). 

2)  Am  Ccapac  Raymi-Feste  wurde  das  für  Huanacauri  bestimmte  Opfer  auf  dem 
Hügel  Matahua  (bei  Cuzco)  geschoren    (s.  Molina). 


174;  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Dennoch  hat  sich  Manco-Capac  (und  sein  Sohn  Sinchi-Roca) 
zunächst  mit  Collca-Bamba  zu  begnügen,  und  obwohl  er  seinem 
Ziele  bis  Guanaipata  näher  rückt,  darf  doch  noch  kein  Angriff 
auf  die  volkreiche  Stadt  gewagt  werden,  den  damaligen  Markt- 
platz der  Guaillas.  In  der  ausbrechenden  Fehde  unterliegt  Manco- 
Capac  und  wird  von  Capali-Mayta ,  dem  Häuptling  der  Guaillas, 
nach  Guanaipata  zurückgetrieben,  weiss  indess  von  dort  aus  eine 
günstige  Gelegenheit  zum  Ueberfall  zu  benutzen,  und  zwingt 
Capali-Mayta  sich  in  die  Schneegebirge  zu  flüchten.  Dann  wird 
auf  Curicancha  die  neue  Residenz  Cuzco  gegründet,  in  vier  Quar- 
tire getheilt. 

Nach  Salcamayhua's  Darstellung,  führt  Manco  Capac  die 
(den  Lehren  des  Propheten  Thonapa  entnommene)  Verehrung  des 
SchöpfergiPttes  in  flacher  Ringform  ein,  und  bekämpft,  als  Feind 
der  Huacas,  die  götzendienerischen  Curacas'  Pinao  Capac  und 
Tocay-Capac,  also  die  Eroberungen  nach  dem  Westen  Pinahua's 
und  dem  Osten  Tocay's  ausdehnend. 

Aus  dem  Stamm  des  Letzteren  wird  dann  mütterlicherseits 
Viracocha-Inca  hergeleitet,  der  sich  der  Oberhoheit  Chuchi-capac's, 
des  die  Sonne  (Inti)  verehrenden  Fürsten  von  Hatun-Collas  (und 
damit  Tihuanaco's)  fügen  muss,  und  als  sein  Sohn  Inca  Urco  ge- 
gen Yamqui  Pachacuti,  Fürst  von  Huayra-Cancha,  gefallen  ist, 
wird  Cuzco  durch  den  Aufstand  der  Hanco-allos  und  Chancas 
von  jener  Gefahr  bedroht ,  aus  der  es  nur  die  Tapferkeit  Inca- 
Yupanqui's  rettet,  und  dieser  nimmt  dann  nach  dem  bei  der  spä- 
tem Eroberung  CoUasuyu's  über  Yamqui- Pachacuti  erfochtenen 
Sieg,  den  Titel  Pachacuti  (und  das  Emblem  der  Sonne)  an,  wo- 
mit die  Eroberungslaufbahn  der  Inca  beginnt,  nachdem  der  von 
den  Priestern  der  Huaca  Canacuy  aufgestachelte  Widerstand  der 
Cavinas^)  (unter  dem  Curaca  Capacuyos)  gebrochen  ist. 

Der  Prophet,  aus  dessen  Samen  der  von  Paccaritambo  aus- 
ziehende Dynastienstifter  (Manco  Capac)  erzeugt  war,  tritt  in  die- 
sem Character  als  Tonapa  ^)  Uiracocha  nipacachan   auf,   war  aber 


1)  Unter  den  Araonas,  Taromonas  und  Pacaguaras  am  Umuramayu  oder  Rio 
Mayu-tata  (Nebenfluss  des  Beni)  wohnen  die  Caviiias  (Fidel). 

2)  Als  Stabträger,  wie  Quetzalcoatl  (bei  Las  Casas),  der  (nach  Ixtlilxochitl)  das  kreuz- 
artige Zeichen  Tonaca-Quehuitl  aufrichtete,  als  Quauhcahuizteotl-Chicahualizteotl  oder 
Tonaca-Quehuitl  (Gott  des  Regen's  oder  der  Gesundheit  und  Baum  des  Lebens  oder 
der  Nahrung).  Im  Codex  Chimalpopoca  bringt  Quetzalcoatl  die  Mais-Nahrung  der  Götter 
von  Tonacatepetl. 


CURICANCHA.  175 

auch  in  andern  Localitäten  erschienen,  in  Asillu  und  Hucuru, 
als  Tonapa  Vihinquira  und  als  Tonapa  Varivillca  bei  den  Huan- 
cas,  wo  seine  Eremitenzelle  bei  Xauxa  von  Ccapac  Yupanqui 
restaurirt  wurde,  der  auch  von  dem  durch  Tonapa  geweihten 
Wasser  im  heiligen  See  Titicaca's  für  die  Taufe  seines  Sohnes 
Inca  Roca  hatte  holen  lassen. 

Feindlicher  steht  der  im  Tempel  Chimbo  Icagua  zurückge- 
zogene Heilige,  und  Mango  Capac,  der  in  den  Pinahua  die  Er- 
innerungen an  die  Pirhua  oder  Puruha  vernichtet  haben  mag, 
scheint,  obwohl  auch  als  Sieger  über  Tocay  bezeichnet,  es  doch 
gerathener  gefunden  zu  haben,  die  Freundschaft  Sutiguaman's, 
Fürsten  von  Safio,  durch  Heirathsverträge  zu  sichern,  indem 
dessen  Tochter  Mama-Cauca  mit  seinem  Sohne  Sinchi-Roca  ver- 
mählt wurde.  Später  aber  ertheilt  Baiboa  seiner  Gattin  den  in 
der  Inca-Familie  heimischen  Namen  Mama-Oello,  und  da  die  Erb- 
folge nicht  auf  Mango  Sacapa,  den  Sohn  Mama-Cauca's  über- 
geht, sondern  auf  Lloque- Yupanqui,  so  dürfte  dafür  die  Legitimität 
des  letzteren,  als  aus  reinerem  Blut,  entscheidend  gewesen  sei. 
Auch  erzählt  Santa-Cruz  bei  dieser  Gelegenheit  eine  Verführungs- 
geschichte, die  auf  solche  Ahnenproben  Bezug  haben  könnte. 

Der  dauernde  Besitz  von  Cuzco,  oder  doch  der  heiligen 
Tempelstätte  innerhalb  der  Stadt,  scheint  erst  unter  Lloque 
Yupanqui  stattgehabt  zu  haben,  und  indem  auf  SÄte  dieses  (bei 
Garcilasso  als  Besieger  der  zu  den  Canas  gehörigen  Ayaviri  dar- 
gestellten) Inca  sowohl  die  in  der  Mythe  von  den  Ayar  verwand- 
ten Häuptlinge  der  Ayaraches  (Tambo-Vincays  und  Quiliscahes) 
treten,  als  auch  (neben  Guaman  Saco  von  Guaro)  Pachachulla 
Viracocha,  wird  in  diesem  letzteren  der  Nachfolger  jener  hohen 
Priester  zu  verstehen  sein,  deren  Prophetenfürst  die  AUcay-Vilca 
in  Cuzco  eingesetzt  hatte.  So  brechen  unter  Lloqui  Yupanqui's 
Sohn  Mayta-Capac  die  Kriege  mit  den  Allcay-Villca  (s.  Herrera) 
aus,  die  Baiboa  noch  in;  die  Jugendzeit  dieses  unter  wunder- 
baren Umständen  in  Curicancha  geborenen  Prinzen  legt,  der 
bereits  aus  dem  Mutterleibe  redet  (wie  Huitzlipochtli  in  Mexico), 
und  schon  als  Kind  Heldenstärke  zeigt. 

Zu  dieser  festeren  Fundamentirung  des  Inca-Reiches  scheint 
nun  die  Verbindung  mit  Omasuyu  (Umasuyu)  oder  (bei  Baiboa) 
Umanapan    (mit    mexicanischer  ^)   Endung)    und    somit    die  Rück- 


1)  Als  „am  Wasser  gelegen' 


176  DIE    GESCHICHTE    PERU's. 

Wirkung  aus  dem  classischen  Mutterboden  der  Monumente  von 
Tiahuanacu  beigetragen  zu  haben,  und  Mayta-Capac,  dem  der 
Fürst  von  Umanapan  seine  Unterwerfung  anzeigte,  war  selbst 
(nach  Baiboa)  der  Sohn  einer  Fürstentochter  von  Oma  (Mama- 
Cava's).  Bei  Garcilasso  wird  die  den  Aymaraes  angrenzende 
Landschaft  Umasuyu^)  (mit  der  Hauptstadt  Chiriqui)  von  Ynca 
Capac  Yupanqui  erobert,  die  Unterwerfung  Umasuyu's  mit  den  Minen 
von  Blei  (Titi  oder  Tiqui)  bei  Asillu  (zwischen  den  zu  den  Canas 
gerechneten  Ayaviri  und  Omasuyu  am  Titicaca)  fallt  dagegen 
unter  Sinchi-Roca,  als  derselbe  seine  Herrschaft  bis  Chuncara  (süd- 
lich von  den  Puchina  und  Canchi)  ausgedehnt  hatte. 

In  Chuncara  waren  in  alter  Legende  die  Amazonen  bekämpft 
durch  Zapana  oder  (bei  Gomara)  Zopalla,  der  seine  Begleiter  von 
der  Insel  Tiqui  (Plomo)  in  Tiquixaca  (Titicaca)  nach  Cuzco  führt, 
um  dort  mit  Viracocha  vom  Meere  her  zusammenzutreffen,  und 
noch  Capac-Yupanqui  hat  (bei  Baiboa)  die  Suyos  (bei  Cuzco)  zu 
bekämpfen,  während  Suyos  ^)  (die  Seinigen)  im  Gefolge  Con's  an 
der  Küste  genannt  werden.  Inca-Roca  wird  (bei  Garcilasso)  als 
Sapa  (Zapa)-  Inca  begrüsst,  als  er  (auf  dem  Wege  nach  Chuqui- 
saca)  Chucuri  (zu  den  Charcas  gehörig)  besetzt,  auf  dem  Grenz- 
district  Pucuna's  und  Muyu-muyu's  (Muru-muru's). 

Von  Mayta-Capac  bemerkt  Baiboa,  dass  er  nach  altem 
Brauch  eine  Prinzessin  von  Taucaraz  (Mama-Cauca)  geheirathet 
habe,  und  da  bei  Salcamayhua  auch  Mayta  Capac's  Mutter 
(Mama  Taucarayacchi  Chimpu  Cuca)  als  die  Tochter  eines  der 
Huacas  in  Taucar  (Tancar)  verzeichnet  steht,  so  wird  der  in 
Tocay  eingewurzelte  Götzendienst  noch  fortgewuchert  haben. 
Auch  wird  trotz  der  Anstrengungen  Ccapac  Yupanqui's,  den  reinen 
Dienst  Tonapa's  unbesudelt  zu  erhalten,  unter  seinem  Sohn  Inca 
Ruca  eine  Periode  des  Rückfalls  geschildert,  sowie  sinnliche 
Ausschweifungen  und  Unordnungen.     Dadurch  sank  unter  seinem 


1)  Uma  oder  Oma  bezeichnet  Kopf  (in  Quechua),  aber  (im  Veragua)  llaman  Ome 
al  hombre  (s.  Gomara).  Bei  den  Tolucas  steht  Huema  für  Mensch  (s.  Pimentel).  Die 
Omaguas  heissen  Cambebas,   als  Flachköpfe. 

2)  Quand  les  fils  de  Capac-Yupanqui  furent  en  äge  de  porter  les  armes,  ils  firent 
une  expedition  contre  les  Suyos,  nation  des  environs  de  Cuzco,  qui  comptant  sur  les 
retraites  inaccessibles  que  lui  offraient  les  Andes,  pres  desquelles  eile  avait  fixe  sa 
demeure,  s'etait  insurgee  contre  l'Inga  (s.  Ternaux-Compans).  Dann  folgte  Inga  Ruca 
(nach  Baiboa).  Das  Pueblo  Suya  liegt  am  Rio  Suya,  neben  dem  Guayaquil  mün- 
dend, aus  der  Sierra  de  Atuncanar  (Alcedo).  Der  Fluss  Naranjal  antes  se  llamaba. 
Suya,  asi  como  la  tribu  que  habitaba  este  pais  (Villavicencio). 


GUAMACHUCO.  177 

Sohne,  dem  schon  als  Kind  in  der  Gefongenschaft  Blut  weinen- 
den Yahuar-huaccac  das  Reich  in  völlig'e  Verarmung  und  in  jene 
Machtlosigkeit,  die  seinen  von  Mama-Chuqui-Checya  (Ur-Ur- 
Enkelin  Tocay-Capac's)  aus  Ayamarca  (neben  den  Cavinas  auf 
dem  Wege  nach  Collasuyu)  geborenen  Sohn  Viracocha-Inca  als 
Vasallen  des  Monarchen  von  Hatun-Collas  herabdrückt,  und  in 
dem  Aufstand  der  Changas  den  Untergang  herbeig"eführt  haben 
würde,  wenn  nicht  an  die  Stelle  des  in  der  Schlacht  gefallenen 
Inca  Urcos  sein  siegreicher  Bruder  Inca  Yupanqui  getreten  wäre, 
der  gefeierte  Pachacuti  (oder  Chakrawalla). 

Die  Indianer  Guamachuco's  waren  bei  Parrilla  an  der  Mün- 
dung des  Santa  mit  einer  Hacke  von  Gold  und  Silber  aus  der 
Erde  gegraben,  aus  einem  Loch,  wie  es  in  Aculma  (in  Anahuac) 
der  Sonnenpfeil  schoss,  und  solcher  Mythus  (wie  der  von  dem 
früher  dürren  Lande  in  Huarochiri)  deutet  auf  die  Herstammung 
von  der  Küste,  indem  in  felsiger  Gegend  die  Höhlen  von  Chico- 
moztoc  bis  Paucartambo  als  Vagina  gentium  dienen.  Eine  solche 
wurde  in  Guamachuco  ausserdem  symbolisirt  durch  die  zwischen 
den  Idolen  Tantuzoro  und  Guarasgaide  ihre  Pudenda  zeigende 
Frau  Guagalmojon,  umgeben  von  ihren  sechs  Söhnen  mit  huf- 
eisenförmigen Metallstücken  unter  dem  Kinn. 

Um  nicht  allein  zu  sein,  schuf  Ataguju  die  Götter  Sagad- 
Vavra  und  Vaun-gavrad,  um  die  Welt  zu  regieren,  und  dann  (in 
einer  späteren  Weltepoche)  die  Diener  Uvigaicho  und  Unstiqui, 
sowie  seinen  Boten  Guamansiri,  den  Vater  des  endgültig  letzten 
Göttergeschlechts  in  Guamachuco,  des  Apo-Catequil  und  seines 
Bruders  Piguerao,  die  mit  ihrer  Mutter  Mama-Catequil  Verehrung 
empfingen. 

Zwischen  diesen  beiden  Perioden  spielt  dann  die  Existenz 
einer  prähistorischen  Rasse,  derjenigen  Weissen,  die  als  Riesen 
auch  unter  den  Conchucos  die  Monumente  von  Huaraz  errichten, 
(wie  die  von  Xauxa  und  Guamanga  nebst  denen  von  Tia- 
huanaco)  und  die  in  Guamachuco  als  Guachemines  ^)  den  vom 
Himmel  herabgesandten  Guamansuru  (Guamansiri),  weil  er  ihre 
Schwester  Cauptaguan  geschwängert,  mit  Feuer  verbrennen,  und 
zur  Rache  dafür  von    der  Schleuder  seines  Sohnes  Apo-Catequil, 


1)  Bei  den  Guacliichiles  am  Jalisco  bestand  der  Gebrauch,  dass  sie  ihre  Frau,  wenn 
unfruchtbar,  verlassen  konnten,  und  in  Guamachuco  wurden  die  Mädchen  erst  eine 
Zeitlang  auf  Probe    genommen. 

Bastian,  America.  12 


178  DIE    GESCHICHTE    PERu's. 

der  aus  dem  von  seiner  Mutter  geborenen  Ei  hervorgebrochen 
war,  erlegt  werden.  Um  Vergeltung  zu  üben,  kamen  dann  die 
Christen  nach  Peru,  die  spanischen  Viracochas,  während  von 
jenem  kahlköpfigen  Viracocha,  der  wegen  seiner  Busspredigten 
verfolgt  und  ausgetrieben  war,  noch  eine  Steinfigur  in  Guama- 
chuco  gezeigt  wurde. 

Nach  Vernichtung  dieses  dem  Untergang  geweihten  Ge- 
schlechts der  Vorzeit,  grub  darauf  Catequil  die  jetzige  Menschen- 
rasse aus  dem  Erdboden,  und  die  bei  der  Geburt  durch  das  Neu- 
geborene berührte  Erde  wurde  als  allgemeine  Erdenmutter  (Pa- 
chamama  oder  Chucomama)  verehrt,  damit  sie  (wie  bei  den 
Moxos)  Kräfte  und  Gesundheit  gäbe  (ausserdem  auch  den  Mais 
wachsen  lasse  und  die  Werkzeuge  der  Feldarbeiter  nicht  zer- 
bräche). Nach  den  Menschen  wurden,  in  Huanuco,  Vögel  und 
Thiere  geschaffen,  und  die  Thiere  wurden  (neben  Felsen  und 
Flüssen)  bei  den  Huancapampas  verehrt  (im  Anschluss  an  die  in 
den  Anden  erhaltenen  Traditionen  einer  früheren  Herrschaft  der 
Thiere),  während  unter  den  Vögeln  in  Guamachuco  der  Papagei 
heilig  war,  als  Gott  Paucar.  Zum  vicarirenden  Opfer  wurde  er 
nach  dem  Sprechenlernen  von  den  Chibchas  dargebracht,  die 
in  ihren  Tempeln  jene  Pfahlstangen  errichteten  (in  dem  Valle  de 
los  alcazares),  welche  in  ihren  Umzäunungen  (gleich  denen  cali- 
fornischer  Vanquech)  die  Tempel  des  Ataguju  auszeichneten. 
Dort  wurden  die  Menschenopfer  geweiht  und  auch  den  aus  den 
Weidenbäumen  Guamachuco's  redenden  Huaraclla  (in  Tauca)  wur- 
den Mädchen  geopfert. 

Aus  Guamachuco  hatte  sich  der  Dienst  Catequil's  weiter 
durch  Peru  verbreitet,  und  bei  den  Conchucos  stand  ein  von 
weither  befragtes  Orakel  Catequilla's,  das  den  Tod  Topa-Inga's 
vorhersagte  (s.  Arriaga).  Eine  ähnliche  Prophezeiung  des  Gottes 
Catequil  in  Guamachuco  verschuldete  seine  Zerstörung  durch 
Atahualpa's  Zorn. 

Gleich  den  verhüllten  Göttern  Etruriens  und  der  in  Mexico 
von  den  dienenden  Menschen  als  Reliquien  ihrer  Heroengötter 
getragenen  Tlaquimilloli-Bündel  wurden  die  Götzen  Guamachuco's, 
damit  sie  nicht  entwichen,  in  einem  verstopften  Korbe  bewahrt, 
und  diesem,  nach  Umwickelung  mit  Tüchern,  eine  Puppe  einge- 
fügt, die  ihre  Sklaven  zur  Bedienung  erhielt  und  Hirten  mit 
geheiligten  Heerden. 


CHACO.  1 7  9 

Die  Weihe  der  Alcos  oder  Priester  durch  Hinbhcken  auf  das 
Spiel  der'  Calabassen  im  Wasser  wird  von  Maras  beschrieben 
und  dieser  Name  der  Alcos  in  Guamachuco,  als  Diener  Apo- 
Catequil's,  führt  auf  jene,  eine  künftige  Herrschaft  der  Inca  bei 
Apo-Tampu  vorbereitende  Vergangenheit,  als  noch  die  Alcay- 
Vilca  auf  der  Stätte  des  späteren  Cuzco  herrschten. 

In  der  Vergötterung  Atau's^)  in  Atauguju  (Atuguju)  durch  den 
Einfluss  der  an  der  Küste  Gelandeten  ergiebt  sich  die  Herkunft 
von  der  Küste,  wie  sie  in  der  Erdentstehung-  der  Eingeborenen 
(gleich  einem  libyschen  Jarbas)  an  der  Mündung  des  Santa  vor- 
liegt. 

Zur  Zeit  der  Entdeckung  fanden  sich  die  (im  Gegensatz  zu 
den  hohen  Indianern  des  Chaco  und  der  Pampas)  untersetzt  flei- 
schigen und  dunkeln  Charruas  in  der  Banda-Oriental,  und  ihnen 
gegenüber  (bei  Buenos- Ayres)  die  sich  nach  Süden  zurückziehen- 
den Querandis. 

Am  oberen  Paraguay  und  weiter  am  Chaco,  vielleicht  bis 
zur  Berührung  mit  den  bereits  peruanisch  beeinflussten  Calchaquies 
(den  Besitzer  der  Salz  werke  von  Catamarca)  und  (im  Norden)  den 
Chiquitos,  fand  sich  als  Grundlage  der  eingeborenen  Stämme  der 
der  Guanas,  der,  wenn  nach  Mato-Grosso  erstreckt,  die  Flusswege 
am  linken  Ufer  des  JMararion  nach  dem  rechten  hätten  finden 
können,  um  mit  den  Guayanos  des  Caroni  (in  der  Sierra  Imataca) 
in  Berührung  zu  treten  (in  Guayana). 

Wie  die  einheimischen  Stämme  am  Parana  mit  den  Tupi 
des  Cap  Frio  zu  kämpfen  hatten,  waren  die  dort  von  diesen  ab- 
gezweigten und  als  canibalisch  gefürchteten  Carlos  in  das  Flussthal 
des  Paraguay  (dessen  Wasserstrasse  durch  die  Agaces  oder 
Payaguas  unsicher  gemacht  wurde)  vorgedrungen,  und  ausser  der 
Mischung  mit  den  unterworfenen  Autochthonen  hatte  sich  eine 
als  guaranisch  aufgefasste  Völkerschicht  (worin  auch  die  Orejones 
mit  Guatos  und  Xarayes  verschwanden)  über  weite  Länder- 
strecken gelagert,  bis  zu  den  westlichen  Chiriguanos  oder  Cambas 
am  Fusse  der  Andes  von  Chuquisaca. 

Im  XVI.  Jahrhundert  passirten  die  Expeditionen  ohne  grosse 
Hindernisse  durch  die  Länder  nördlich  vom  Paraguay  (bis  Moxos 
und    Chiquitos),    wo   sich   die  Producte    der  Guanas   mit  hinzuge- 


1)  Yahuar-Huacac  (Vorgänger  des  Viracocha  Paullu,    auf  welchen  Pachacuti  Tupa 
folgte)  liiess  Atau-cliuma. 

19* 


180  DIE    GESCHICHTE    PERu's. 

tretenen  Guaranis  (und  Parexis,  Bororos  u.  s.  w.)  in  halbge- 
sittetem Zustand  fanden,  mit  Haltung  von  Hausthieren,  aber  im 
XVII.  Jahrhundert  wurden  die  Wege  geschlossen ,  in  Folge  des 
in  Gran  Chaco  ausbrechenden  Aufruhr's.  Dort,  wo  die  vom 
Süden  herauflaufende  Ebene  sich  an  den  hohen  Bergwällen 
bricht,  waren  die  jagend  wandernden  Stämme  der  Pampa  in  einer 
Sackgasse  durch  einander  geworfen,  und  so  bildeten  sich,  (be- 
sonders nach  erlernter  Zähmung  der  Pferde)  kriegerische  Ge- 
nossenschaften, die  Indios  cavalleiros  der  Mbayas,  denen  die 
Guanas  Sklavendienste  zu  leisten  hatten,  nördlich  vom  Pilco- 
mayu,  und  (südlich  von  Rio  Vermejo)  die  als  Guaycurus  zusam- 
mengefassten  Tobas  und  die  IMocavis  (die  Besieger  der  Abiponen), 
welche  dann  wieder  unter  sich  in  Streit  geriethen,  mit  Unter- 
liegen der  letzteren. 

Das  centrale  System  der  Sierra  von  Cordova,  das  durch  die 
Erhebungsreihen  von  Ambargasta  und  Sumampa  auch  Santjago 
del  Estero  hineinzieht,  und  (südlicher)  der  Sierra  de  San  Luis, 
trennt  die  Ebenen  des  geneigt  abfallenden  Chaco  und  die  der 
Pampas,  und  in  ganzer  Länge  der  oberen  Grenzkette  hatten  die 
Inca,  die  am  südlichsten  durch  die  Tambillitos  in  der  Richtung 
nach  Mendoza  (bis  wohin  später  der  araucanische  Einfluss  in 
Cuyo  reichte)  bezeugten  Pässe  durch  die  Andes  geöffnet,  wie  auch 
noch  in  Santjago  del  Estero  das  Quechua  geredet  wurde. 

So  lange  also  das  peruanische  Reich  bestand,  und  dadurch 
auch  die  (den  Calchaquies  verwandten)  Comechingones  in  Cor- 
dova, die  Luhes  in  Santjago  del  Estero,  die  Michilengues  in 
St.  Luis  gekräftigt  waren,  fanden  sich  die  Wanderstämme  des 
Chaco  und  der  Pampas,  obwohl  bereits  durch  die  Causalität  ihrer 
geographischen  Provinzen  in  einer  für  das  Detail  wieder  modi- 
ficirten  Verwandtschaft,  von  einander  abgeschlossen,  und  erst 
nachdem  mit  dem  Umsturz  der  alten  Ordnung  die  bisherigen 
Schranken  gefallen  waren,  begannen  sie  von  Norden  aus  dem 
Chaco  her,  und  von  Süden  aus  den  Pampas  in  die  Ansiedlungen 
vorzudringen,  während  vom  Westen  her  die  in  ihren  Unabhängig- 
keitskriegen trainirten  Araucaner  hinzutraten. 

Anfangs  hatten  sie  ihre  eigenen  Reihen  aus  den  an  Jagd 
und  Krieg  gewöhnten  Jägervölkern  der  Puelches  von  jenseits  der 
Cordillere  recrutirt,  als  sie  dann  aber,  von  diesen  mit  militäri- 
schem Geist  durchdrungen,  solchen  in  ihrer  geordneten  Verfassung 
fester  organisirt  hatten,  mussten  sie  als  Phalanx  ein  Uebergewicht 


PAAPAS.  181 

Über  die  unstät  schweifenden  Horden  gewinnen,  und  so  dominir- 
ten  sie  auch  im  Osten  durch  die  aus  verschiedenen  Elementen, 
unter  Ueberwiegung  des  araucanischen,  an  den  Lagunen  der 
Salinas-Grandes  zusammengeschlossenen  Genossenschaft  der  Ran- 
quilches  (besonders  seit  der  Häuptlingsschaft  Calfucura's)  und 
brachten  ihr  Ansehen,  weit  durch  die  Pampas  hin,  zur  Geltung. 

Die  auf  Pferden  die  Pampas  durchschweifenden  Stämme 
(deren  durch  die  Himmelsrichtungen  ertheilte  Namen  in  ihren 
Wiederholungen  vielfache  Verwechselungen  hervorgerufen  haben) 
enden  unter  den  (die  pferdelosen  Che-Huel-Ches  einschliessenden) 
Tehuel-Ches  in  der  Berührung  der  Calilli-Ches  mit  den  Chililau- 
Cunis  und  Sahau-Cunis,  und  dann  an  der  (zeitweis  auch  von  den 
araucanisch  gemischten  Huili-Ches  auf  Streifzügen  besuchten) 
Magellanstrasse  folgen  (als  Vuta-Huili-Ches  oder  grose  Huilliches 
im  Süden  zusammengefasst)  mit  den  Inaken  die  der  Pferde  ent- 
behrenden (und  von  den  berittenen  Stämmen  der  Huili-Ches  und 
Tehuel-Ches  für  Sklaven  gejagten)  Yacana-Cunis,  welche  (als  Be- 
wohner im  nordöstlichen  Theil  des  Feuerlandes  angetroffen)  auf 
den,  auch  *  von  den  (den  Cocaus  oder  Caucahues  des  Chonos- 
Archipelago  verwandten)  Huyhuenches  oder  Cunchos  der  Insel 
Chiloe  (und  Reloncavi's  in  Berührung  mit  den  Poyas  oder  Payu- 
ches)  gebrauchten  Flossböten  die  Meerenge  nach  dem  Feuerlande 
kreuzen,  dem  Aufenthaltsort  der  Tiremenen  (Languedi-Ches  oder 
Aveguedi-Ches).  Die  Feuerländer  (mit  den  zu  Tekeenica  gehö- 
rigen Yapoos  und  westlichen  Alikoolip)  erstrecken  sich  südlich 
bis  Hermit-Island  bei  Cap-Horn  und  sollen  (nach  d'Orbigny)  durch 
den  Bergzug  der  Halbinsel  Brunswick  von  den  Patagonen  (in 
der  Hauptsache)  getrennt  sein.^) 


1)  Nach  Falkner  wohnen  südlich  vom  Rio  Negro  die  Moluches  und  Pehiielches,  die 
Chechehuet  bei  St.  Julian  (am  Atlantic),  die  Serranos  bei  Tandil,  die  Tehuelches  längs 
der  Cordillere  bis  zur  Magellanstrasse,  während  sich  nördlich  am  Rio  Xegro  die  Tal- 
huet  (mit  den  durch  Mendoza  von  Buenos  Ayres  vertriebenen  Querandis)  finden. 
(XVIII.  Jahrh.)  D'Orbigny  unterscheidet  (1827)  die  Tehuelches  oder  (nach  Pigafetta) 
Tehuelches  (die  vom  Rio  Negro  bis  zur  Magellanstrasse  zogen)  mit  den  (bis  Cordova 
reichenden)  Puelches  (die  den  Mocovis,  Tobas,  Abipones  u.  s.  w.  verwandt  sind) 
und  die  (nach  Chili  ausgewanderten)  Araucaner,  als  Ranqueles,  Pehuenches,  Huilli- 
ches, (längs  der  Cordillere).  Seit  Rosas  Expedition  (1833)  übervviegen  die  Araucaner, 
als  Ranqueles  mit  Pehuenches,  worin  die  Puelches  grösstentheils  aufgegangen  sind, 
mit  den  Huilliches  (an  der  Cordillere)  die  Pampas  bildend,  während  die  Patagonier 
oder  Tehuelches  sich  nach  Süden  gezogen  haben  (s.  Moussy).  Die  Tehuelches  wohnen 
in  Patagonien  und  neben    den  Pehuen-Ches  (mit  Chiquillanes  oder  Lafra-Huentu-Ches) 


182  DIE    GESCHICHTE    PERu's. 

Die  mit  der  Zeit  der  Conquista  über  die  offenen  Pampas  hin- 
brausenden Umwälzungen,  die  sich  an  den  Küsten  der  Strasse 
noch  mit  den  letzten  Wellenausläufern  der  Huilliches  bemerkbar 
machten,  stimmen  mit  der  kosmogonischen  Theorie  der  Patagonier, 
welchen  zufolge  die  Schöpfung  der  Welt,  (die  sich  vielfach  in  dem 
periodischen  Kalpen-Rade  renovirt  findet),  selbst  in  der  actuellen 
Periode  noch  nicht  vollendet  ist,  und  dazu  gehört  dann  das  nach- 
trägliche, mit  dem  der  Spanier  gleichzeitige.  Erscheinen  der 
Rinder  aus  den  Stammeshöhlen,  welche,    als  mit   den  schnelleren 


und  Puelches  (Che-He-Ches,  Calli-He-Ches,  Tolu-Chcs,  Caiiecau-Ches  und  Poyu-Ches 
werden  die  Pampas  gebildet  von  den  Auca,  als  Mamuel-Ches,  Ranquil-Ches,  Aneco- 
Ches,  Coliqueo-Ches,  Calfucurahs-Ches,  Catriel-Ches,  Llan-quetru-Ches,  Quinie-Ches, 
Renangueco-Ches,  Lincon-Ches,  Epunam-Ches,  Mochitue-Ches,  Huili-Ches  u.  s.  w.) 
(Moussy).  Von  den  Tehuelches  (mit  den  Che-Huel-Ches  ohne  Pferde)  in  Patagonien 
(in  dessen  Norden  auch  Pampäer  und  Puelches,  wenn  sie  den  Rio  Negro  kreuzen,  schweifen) 
wohnen  die  Chao-Ches  bis  Port  Dcsire,  die  Pilma-Ches  und  Yakanah-Ches  im  Süden, 
die  Che-He-Ches  im  Norden  (mit  den  Molu-Ches  grenzend),  die  Poyu-Ches  südlich 
von  Nahuel-Huapi,  die  Tani-Ches  jenseits  der  Quellen  des  Chupat,  und  diese  Stämme 
werden  von  den  Pampäern  als  Huili-Ches  (Puel-Tu)  zusammengefasst  (nach  Guinard). 
Die  als  Inaken  an  der  Magellanstrasse  wohnenden  Patagonier  bezeichnen  die  Feuerliin- 
der  als  Tiremenen.  Die  Pehuenches  (an  der  Grenze  Mendoza's  und  San  Luis'  bis  zum  Rio 
Ouinto)  haben  sich  mit  den  (araucanichen)  Auca  gemischt,  während  die  (südlichen)  Huilli- 
ches von  der  Grenze  Buenos  Ayres'  bis  zur  Magellanstrasse  streifen.  Die  Ranqueles  oder 
Ranquilches  (un  melange  de  plusieurs  anciennes  tribus,  qui  se  sont  fondues  ensemble) 
beherrschten  (von  dem  Hauptsitz  an  den  Salinas-Grandes-Lagunen)  die  Pampa  (unter 
dem  Häuptling  Calfucura).  Die  Puelches  (am  Rio  Colorado)  stehen  (in  kleinen  Stäm- 
men aufgebrochen)  zum  Theil  im  Solde  von  Buenos  Ayres.  In  den  Wüsten  von  Pa- 
tagonien schweifen  (südlich  vom  Rio  Negro)  die  Tehuelches  (1860).  Nach  INIolina 
waren  die  (zur  Araucanischen  Sprache  gehörigen)  Dialecte  der  Puelches,  Pampas  und 
Tehuelches  verschieden.  Die  Chiquillanes  (mit  den  Pehuenches  grenzend)  wohnten 
am  Ostabhange  der  Andes,  die  Poyas  (Poyuches)  an  den  Seen,  die  Cunchos  auf  Chiloe 
und  am  Golf  Reloncavi,  die  Cocaus  auf  den  Inseln  südlich  von  Chiloe,  während  die 
Patagonier  als  Nomaden  schweiften.  Die  bei  Einwanderung  der  Araucaner  über  die 
Cordillere  gebildeten  Pampas  theilen  sich  in  Ranqueles  und  Pehuenches  (n.  Moussy). 
Im  Osten  an  die  Pampas  grenzed  trat  der  fünfte  Bezirk  Mamil-Mapu  (mit  den 
Huilli-ches  von  Changolo,  Goyoltne  und  Rucachoray)  zu  den  zwei  Bezirken  Arauca- 
niens,  als  Lauquen-Mapu  (mit  Arauco,  Tucapel,  Illicura,  Biroa  und  Nagtolten),  Lelbun- 
Mapu  (mit  Encol,  Puren,  Repocura,  Maquegua,  ]Sloriquina)  Inapire-Mapu  (mit  Maroen 
Colhue,  Chacayco,  Quecheregua  und  Guanaga)  und  Pire-Mapu  (mit  Changolo,  Goyaltne, 
•Rucachoray  und  Malal-gue).  Die  Puelches,  Pehuenches  und  Chiquillanes  von  Malal- 
gue  wurden  die  Puelches  und  Pehuenches  von  Maule,  Chillan  und  Antuco  unter  einen 
(den  Spaniern  verbündeten)  Toqui  (s.  Molina).  Die  Bewohner  des  Feuerlandes  heissen 
Laguedi-Ches  oder  Aveguedi-Ches  (bei  den  Patagoniern).  Die  Cocaus  wohnen  auf  dem 
Archipelago  der  Chonos-Inseln. 


CHILE.  183 

j£igdthieren  die  Indianer  daraus  hervorgekommen  waren,  von 
diesen,  weil  durch  die  Hörner  erschreckt,  darin  wieder  verbarrica- 
dirt  waren,  bis  sie  später  losbrachen. 

Im  vorigen  Jahrhundert  zerfiel  das  Land  zwischen  dem 
Biobio-Fluss  und  Valdivia  in  vier  Vutan-mapu,  nämlich  Lafquen 
Vutan-mapu  (Lafquen  oder  Meer),  das  Küstenland,  Ragitun  Vatun 
mapu  (Ragi,  die  Hälfte  oder  Mitte),  als  die  (von  der  Küste  er- 
streckten) Ebenen,  Ina-Pire  Vutan-Mapu  (ina,  nahe  bei),  als  die 
zu  den  Andes  ansteigenden  Hügel,  und  Pire  Vutan-mapu  (pire 
der  Schnee,  und  so  der  Schneeberg)  oder  das  Land  der  Andes- 
Gebirge.  Von  den  Chili-Che  oder  Chilli-che  (Bewohnern  Chili's 
oder  Chilli's)  heissen  die  in  Huilu  oder  Huillu-mapu  (dem  süd- 
lichen Theil  Chili's)  Huilluche  oder  Huiliche,  und  in  ihrem  Lande 
wurde  wieder  der  nördliche  Theil  oder  Picu-mapu  (picu,  der  Nor- 
den) jenseits  des  Rio  Biobio,  und  der  südliche  Theil  oder  Huillu- 
mapu  unterschieden.  Daneben  werden  die  Pehuenches  (Indi  qui 
montes  Andes  incolunt)  oder  Fichtenmänner  (Pehuen,  pinus),  als 
Gebirgsbewohner  genannt  und  jenseits  der  Berge  im  Lande  des 
Ostwindes  oder  Puel  Cruf  (cruf,  der  Wind)  die  Puelches,  mit 
einem  Schimpfnamen  belegt,  als  die  Fresser  oder  die  Ekelhaften. 
Die  Bewohner  der  Ebene  heissen  Lelvun  ^lapu  Che  (Lelvun  oder 
Ebene).  Die  Berge,  wohin  sich  die  Vorfahren  bei  der  Fluth  ge- 
rettet, wurden  Tegteg  genannt.  Damit  verbindet  sich  dann,  neben 
Llin-Mapu  (von  dem  die  herrschenden  Eroberer  ausgezogen)  das 
mythische  Land  Rehuetun,  wo  die  Geicurehue  (geicun,  zittern) 
oder  Zaubersitzungen  der  ]\Iachi  (Priesterärzte)  abgehalten  werden, 
und  dies  wird  als  Ailla-Rehue  (ailla,  novem)  in  neun  Kreise  ge- 
theilt,  wozu  als  fünfter  (quechu,  quinque)  Quechu-Rehue  (rehue, 
tractus,  regio)  gehört  (als  vierter  Meli-Rehue  u.  s.  w.). 

Quine,   Epu,    Cula,    Meli,    Quechu,   Cayu,  Rehue,  Pura,  Ailla, 
12345  6789 

Mari,  Pataca,  Huaranca   im  Chili-Dugu  und  in  Quechua; 
10  100  1000 

Hue,    Ycay,  Quimza,  Ttahua,  Pichca,  Zocta,   Canchiz,  Pussac, 
123  A  ö  ^  7  8 

Yzcun,  Chunca,  Pachac,  Huaranca,  Hunu. 
9  IG  100  1000       1 000000 

Yzcun  chunca  pachac  huarana  hunuy  hunu, 
Novecientes  mil  millones  de  millones. 


DIE  CHIBCHAS 


MIT    DEN 


STÄiMMEN  IM  MAGDALENA-  UND 
CAUCATHAL. 


Aus  der  Dunkelheit  des  in  sich  verschlossenen')  Wesens 
Chiminigagua  flogen  schwarze  Vögel  hervor,  die  aus  ihren  Flügel- 
schlägen''') Funken  sprühend  einiges  Licht  ^)  verbreiteten  und  erst, 
als  der  in  Sogamoso  herrschende  Usaque  (oder  Cazique)  zum 
Himmel  aufgestiegen  war,  um  in  der  Sonne  zu  leuchten  und 
seinen  Neffen  in  Ramirique  oder  Tunja  aufgefordert  hatte,  ihm 
als  Mond  zu  folgen''),  war  die  Schöpfung  vollendet,  die  sich  mit 
Menschen  bevölkerte,  als  die  Gottfrau  Bachue  aus  dem  See 
Iguaque  hervorgegangen  war,  einen  dreijährigen  Knaben  an  der 
Hand  führend,  mit  dem  sie  sich  nach  seinem  Aufwachsen  ver- 
mählte. 

Das  so  gezeugte  Geschlecht  wandte  sich  indess  in  Gottlosig- 
keit ab  von  Bochica,  der  im  Himmel  herrschenden  Manifestation 
des  höchsten  Wesens,  und  durch  die  Sünden  der  Erde  bedrückt, 
Hess  Chibchacum  •'^)  die  Giessbäche  Sopo  und  Tibito  anschwellen, 
so    dass  der  Funzha-Fluss  das  Land  überschwemmte. 

Auf  die  Spitze  der  Berge  geflüchtet,  wandten  sich  die  Uebrig- 


1)  Bei  den  Thlinkeeten  stiehlt  Yehl,  als  Rabe,  den  Kasten  mit  Sonne,  Mond  und 
Sternen  (in  der  Dunkelheit). 

2)  Der  Riesenvogel  der  Chipeweyer  (gleich  dem  Tootoch  der  Aht)  blitzte  mit  seinen 
Augen  und  donnerte  durch  den  Flügelschlag. 

3)  Es  war  nur  noch  wenig  Licht  (heisst  es  in  den  Traditionen  der  Quiche's,  die  unter 
dem  Baalam  betitelten  Führer  nach  Guatemala  einwanderten)  als  Exbalanque  den 
Herrscher  Xibalba's  Vukub-Cakix  in  den  Abgrund  drückte  (wie  Vishnu  den  Riesen 
Bali). 

'i)  Wie  Nanahuatzin  (und  Tecuzistecatl)  in  Teotihuacan,  oder  Hunahpu  und  Xbalan- 
que  bei  den  Quiche's.  Nach  den  Südaustraliern  wohnten  Sonne  und  Mond  erst  auf 
Erden,  stiegen  aber  nach  oben,  von  den  Sternen  begleitet  (s.  Schayer). 

5)  Neben  dem  Himmelsherrn  verehren  (nach  Viedma)  die  Patagonier  in  Camalasque 
(dem  Tapferen)  den  mächtigen  und  strengen  Herrscher  der  Erde. 


188  DIE    CHIRCHAS. 

gebliebenen  reuig  zu  Bochica,  der  im  Regenbogen  herabsteigend, 
mit  seinem  goldenen  Stabe  den  Abfluss  der  "Wasser  bei  Tequen- 
dama  öffnete,  und  die  Erde  auf  Chibchacum's  Schultern  lud,  der 
sie  jetzt  nur  noch  in  den  Erdbeben  zu  erschüttern^)  vermag. 

Als  dann  auf's  Neue  Bachue  in  der  weiblichen  Wand- 
lung des  Mondes  oder  Chia,  als  Huitaca  oder  Xubchasgaqua  auf 
der  Erde  erschien,  um  die  Menschen  zu  ihrem  früheren  Wandel 
auf  Lasterwege  zu  verführen  und  die  Werke  des  männlichen 
Principes  zu  stören"),  wurde  sie  durch  Chiminzigagua,  den  Ge- 
sandten und  Propheten  Chiminigagua's  ^),  in  eine  Eule  verwandelt, 
um  nur  noch  bei  Nacht  sich  herzuwagen,  und  dieser  aus  den 
Ebenen  des  Casinare  und  Orinoco  nach  Pazca  gekommene  Götter- 
bote, der  in  Xue  oder  Zuhe  (Sonne  oder  Gagua)  eine  Einkörpe- 
rung  des  Fürsten  von  Sogamoso  darstellt,  begab  sich  auf  seinen 
Wanderungen  über  Boza  (wo  das  mitgeführte  Wunderthier  ver- 
starb), Suacha  (wo  seine  Gebeine  als  Reliquien  verehrt  wurden), 
Hontibon  oder  Fontibon,  Zerezuela,  Zipacao  und  Cota  (wo  er  aus 
der  Höhle  die  Eingeborenen  belehrte  und  im  Weben  unterrich- 
tete) nach  Guane  (wo  sich  sein  Bildniss  einem  Felsen  einfügte)  und 
dann  über  Tunja  nach  Sogamoso,  wo  er  als  Nemquerequeteva 
verschwand,  und  eben  dort  weihte  dann  der  (beim  Wasserabfluss 
von  Gameza)  in  Toizi  auftretende  und  (nachdem  er  die  Caciquen 
von  Gamza,  Busbanza,  Socha,  Tasco,  Topaga,  Mongui,  Tutasa, 
Mongua,  Lesca,  Yacon,  Bombaza,  Totaguaquira  und  Satoba  be- 
stätigt), nach  Otga  ziehende  Bxogmoa  (Sadiquiasonada  oder 
Sugunsua)  oder  Sogundomoso  den  Fürsten  Nompanemi  (von  Soga- 
moso oder  Iraca)  als  Priesterköng  mit  der  Würde  des  Idacanzas, 
um  dann  in  Yza  zu  verschwinden. 

Wenn  gesagt  wird,  dass  Bochica  (Nenquetheba  oder  Zuhe) 
2000  Jahre  in  Sogamoso^)   gelebt  habe,    und   dann  zum  Himmel 


1)  Wie  Maui  in  Polynesien,  oder  in  Neuseeland  der  durch  Maui  seines  einen 
Arm's  beraubte  Riese. 

2)  Die  "Werke  des  Schöpfers  (Yoscaha  oder  Ataouacan)  wurden  oft  (bei  den  Hu- 
ronen)  durch  seine  böse  Grossmutter  Ataensiq  gestört,  und  wie  bei  den  Eskimo,  wohnte 
bei  den  Maori  eine  böse  Alte  in  der  Unterwelt. 

3j  Chemignum  (Chemi)  wird  aus  der  Sprache  der  Antillen  dialectisch  (neben  Zemi) 
gegeben  (genie,  divinite). 

•i)  Sogonmoso,  als  Suha-Cun  oder  Suhu-Chum-Su  (bei  Camera)  würde  einen  An- 
schluss  mit  dem  prähistorischen  Con  Peru's  sowohl,  wie  mit  Can  (in  Ahi-Can-Mai) 
Yucatan's  bilden  können. 


RociircA.  189 

aufgestiegen  sei,  seinen  Nachfolger  im  Tempel  Sugamuxi  lassend, 
so  tritt  daduch  der  Dynastienstifter  (wie  Manco  Capac  Peru's) 
in  eine  dunkel  verhüllte  Vorzeit^)  zurück,  die  durch  eine  unüber- 
brückte  Kluft  von  den  historisch  handelnden  Persönlichkeiten  und 
ihrer,  durch  eine  jüngere  Incarnation  der  Prophetengestalt  einge- 
leitete, Periode  abgeschnitten  ist. 

Der  auf  Bochica's  Geheiss  (durch  Nemqueretaha,  den  Son- 
nensohn) in  Tunja^)  eingesetzte  Usaque  Hunzahua  vollzog  die 
Schwesterehe  ^),  und  als  dieselbe  während  seiner  Abwesenheit  im 
Lande  der  Chipataes  durch  seine  Mutter  (die  beim  Verschütten 
der  Chicha  die  nach  Donato  genannte  Quelle  bildete)  entdeckt 
war,  entzog  er  sich  den  Verfolgungen,  indem  er  mit  seiner 
Schwester  zu  den  Laches  flüchtete  und  (nachdem  das  auf  dem 
Wege  geborene  Kind  dort  zurückgelassen  war)  nach  Tequendama, 
wo  Beide  in  Stein  verwandelt  wurden. 

Sein  Nachfolger  wurde  durch  Garanchacha  gestürzt,  aus  dem 
Smaragd^)  oder  Huacata  geboren,  den  die  Jungfrau  in  Guacheta 
von  dem  in  Sogamoso  verschwundenen  Propheten  erhalten  hatte, 
und  als  dieser  Fürst  die  begonnenen  und  seinem  Vater  (der  Sonne) 
bestimmten  Steintempel  in  Ramiriqui  und  Moniquira  nicht  zu  voll- 
enden vermochte,  verschwand  er,  den  künftigen  Untergang  des 
Reiches  durch  den  Einfall  einer  fremden  Nation  vorhersagend. 

In  Tunja  herrschte  dann  der  vieräugig  geschwänzte  Thoma- 
gata ')  oder  Themagata,  der  seinen  Neffen  Tutazna  (Ahnherr  Mi- 
chua's)  als  Nachfolger  einsetzte  und  in  nächthchen  Reisen^)  zur 
Anbetung  Sogamoso  besuchte,  wo  durch  den  Propheten  Bxogmoa 
oder  Sogundomoxo  der  in  Iraca  herrschende  P^ürst  Nompanemi 
als   Idacanzas   gew^eiht  war,    indem    die   Wahl    den   Kurfürsten') 


1)  Der  Mikotto  (Mikaddo)  stammt  in  Japan   von  der  Urzeit. 

2)  Tunja  war  Hunsa  genannt  por  el  primero  senor  qua  tuvo,  llamado  Hunsahua 
(s.  Ocariz). 

•'^)  "Wie  die  Sonne-entsprossenen  Inca. 

*)  Quetzalcoatl  wurde  aus  dem  Smagrad  Chimalma's  (Chimamatrs)  geboren. 

5)  In  Nagrando  (in  Nicaragua)  wohnte  Tamagostat  am  Sonnenaufgang  (mit  Ci- 
pattonal). 

C)  In  Kambodia  fanden  solch'  nächtliche  Reisen  zwischen  Boribun  und  Nakhon 
Vat  statt,  und  König  Kantarakhata  in  Konjeverani  begab  sich  allnächtlich  mit  Gunst 
der  Götter  zum  Tempel  Madhura's,  um  anzubeten;  cf.  Völker  des  Östl.  As.    Thl.  IV,  273. 

'^)  In  Mechoacan  standen  neben  dem  in  Pasquaro  residirenden  Könige  die  Fürsten 
von  Eneani,  Zacapu,  Heriti  und  Vanacaye,  von  denen  die  Sänfte  mit  dem  Verstorbenen 


190  DIE    CHIBCHAS. 

von  Gameza,  Busbanza,  Tezca  und  Toro  (Toca)  überlassen  wurde 
(bei  Stimmengleichheit  unter  endgültiger  Entscheidung-  des  Für- 
sten von  Tundama)  zwischen  den  fürstlichen  Familien  aus  den 
Edlen  von  Tobaza  (Fobaza)  und  den  Edeln  von  Firabitoba 
wechselnd.  Als  der  rothbärtige  Usurpator  aus  Firabitoba,  der 
den  Kurfürst  von  Gameza  getödtet  hatte,  durch  gemeinsamen 
Aufstand  getödtet  war,  wurde  Nompanim  (aus  Tobasa)  eingesetzt, 
auf  den  Sugamuai  folgte. 

Die  bei  den  Chibchas  beobachtete  Gynaikokratie  spricht 
sich  bereits  in  der  Schöpfungssage  aus,  die  sich  mit  Bachue 
von  dem  Weiblichen  ableitet.  Dagegen  wird  die  Erfindung  des 
Webens,  sonst  eine  weibliche  Arbeit,  die  in  Peru  durch  Mama 
OcUo  den  Frauen  gelehrt  wird,  von  den  Chibchas  dem  männlichen 
Propheten  Nemterequetaba  zugeschrieben. 

Die  Frauen  erhielten  nicht  nur  (gleich  denen  Nicaragua's)  beson- 
dere Achtung,  sondern  sie  herrschten  sogar  über  die  Fürsten,  indem 
diese,  welche  ihren  Unterthanen  gegenüber  absolut  ohne  jede 
Rechenschaft  schalten  und  walten  konnten,  unter  der  Disciplin 
ihrer  Frauen  standen,  und  Quesada  traf  einen  derselben  an  einen 
Pfahl  seines  eigenen  Hofes  festgebunden  unter  der  Geissei  dreier 
seiner  Gattinnen,  die  ihn  für  einen  am  Abend  vorher  verschulde- 
ten Rausch  bestraften.  So  hätten  hier  die  von  Plutarch  dem 
Themistocles  (oder  Cato)  in  den  jMund  gelegte  Witzrede  gelten 
können:  „Alle  Menschen  befehlen  ihren  Frauen,  wir  befehlen 
allen  Menschen  und  uns  unsere  Frauen." 

Nach  Beseitigung  des  Prätendenten  von  Firabitova  lässt 
Simon  die  Fürstenwürde  auf  Nompanem  aus  Tobasia  übertragen 
werden,  auf  welchen  Suhammox  (el  Encubierto)  in  Sogamoso 
folgte,  und  der  Name  wird  von  dem  durch  die  Spanier  angetroffe- 
nen Caciquen  Suamox  hergeleitet,  aus  dem  älteren  Stamm  des 
Sogamoso  ^).  In  Cueba  herrschte  über  die  Häuptlinge  oder 
Sacos  der  Tiba  oder  Quebi  betitelte  Fürst.  Auf  den  Canarien 
herrschte  der  König  oder  Quebehi  über  die  Landesfürsten 
(oder  Mensey).  ^ 

Tunja  oder  Iduncaque  wurde  von  dem  ersten  Fürsten  Dhun- 


zum  Tempel  getragen  wurde,  nachdem  er  selbst  seinen  Nachfolger  noch  bei  Lebzeiten 
bestimmt  hatte. 

1)  Oder  Sogamon  und  Sahagun,  als  Saha-Con.     Bei  Cartagena  wird  eine  Ortschaft 
Sahagun  erwähnt. 


TUN  JA.  191 

zahua  benannt  (bemerkt  Simon),  und  von  diesem  Huncahua  (Dhun- 
zahua)  wird  bemerkt,  dass  er,  als  der  erste  Zak  (Saka)  durch 
seine  Eroberungen  die  Chibcha-Sprache  (der  Mozcas  oder  Muyz- 
cas)  verbreitet  habe.  Die  Residenz  des  Zaque  (Zak)  erhält  dann 
auch  die  Bezeichnung  Hunca,  als  von  Hunca-hua  gegründet,  und 
als  die  Dynastie  dieser  Zaque  stiftend,  figurirt  Hunzahua  in  Hunza 
(Hunca  oder  Hunga  oder  Tunja),  der  als  weltlicher  Fürst  an 
der  Seite  des  Idacanzas  (unter  den  Nachfolgern  Bochica's)  ge- 
herrscht. Bei  derartiger  Nebeneinanderstellung  beansprucht  der 
mit  der  geistlichen  oder  priesterlichen  Würde  ^)  bekleidete  die 
Suprematie,  und  so  heisst  es,  dass  der  Hohepriester  Bochica,  der 
vor  seinem  Verschwinden  den  Sonnendienst  in  Sogamozo  (Saca- 
Muza)  oder  Iraca")  eingeführt,  vier  Wahlherren  eingesetzt  habe, 
um  Huncahua  (den  Gründer  Tunja's)  zu  krönen,  als  Ahnherr  der 
Zaques  von  Cundinamarca  (denen  der  Zippa  Bogota's  tributpflich- 
tig gewesen).  Mitunter  ist  es  Bochica ,  der  Sohn  der  Sonne  in 
eigener  Person,  der,  als  ein  Wahlstreit  die  Chibchas  veruneinigte, 
Huncahua  als  Zaque  (König)  einsetzte  und  dann  zu  Iraca  (bei 
Tunja  oder  Hunca)  verschwand. 

Nach  einer  andern  Version  dagegen  besass  Hunxa  (Hunza) 
von  Tunja  (als  Sonnensohn)  ein  erbliches  Anrecht,  indem  er  (mit 
seinem  in  Ramiriqui  herrschendem  Verwandten)  auf  den  ersten 
Fürsten  folgte,  der  in  die  Sonne  verwandelt  war.  Dass  indess 
dieses  Sonnengeschlecht  in  der  spätem  Auffassung  als  ein  hete- 
rodoxes  bei  Seite  geschoben  wurde,  das  wegen  sündhafter  Miss- 
bräuche (wie  der  Schwesterverliebung  der  Inca)  von  der  Erde  zu 
vertilgen  war,  geht  aus  dem  ferneren  Verfolg  der  Sage  hervor, 
indem  Hunxa  mit  der  ihm  vermählten  Schwester  durch  den 
Fluch  seiner  Mutter  verfolgt,  vom  Donato-Teiche  bei  Tunja  die 
Heimath  flieht,  und  dem  Geräusch  des  abgeschossenen  Pfeiles 
folgend,  in  die  Fremde  hinauswandert,  wo  er  den  bei  der  Geburt 
in  vStein    verwandelten  Sohn    in    einer  Höhle    zurücklassend,    zu- 


1)  Die  Stämme  der  Tucuna's  (am  linken  Ufer  des  Amazonas  zwischen  Loreto  und 
Japura)  stehen  jeder  unter  einem  Priester  und  einem  König, 

2)  El  Jefe  de  Iraca  participaba  del  caracter  relijioso  como  sucesor  designado  por 
Nemterequetaba,  civilizador  de  estas  rejiones,  el  cual  llego  ä  ellas,  segun  la  tradicion 
universal,  por  la  via  de  Oriente  del  lado  de  Pasca,  i  desapareciö  en  Suamos,  que  hoi 
decimos  Sogamoso,  de  cuyo  punto  hacia  los  llanos  habian  construido  los  habitantes 
una  ancha  calzada  de  la  cual  se  veian  todavia  restos  h  fines  del  siglo  XVII  (Uri- 
coechea). 


192  DIE    CHIBCHAS. 

sammen  mit  seiner  Schwester  gleichfalls  das  Ayar-Cacha  mit  sei- 
ner Schwester  (bei  den  Inca  treffende)  Geschick  der  Versteine- 
rung erleidet,  und  zwar  am  Wasserfall  von  Tequendama,  den 
Bochica  zur  Entleerung  der  Fluth  geöffnet. 

Sonst  tritt  Huncahua  auch  als  der  Sohn  Bochica's  auf,  der, 
nachdem  er  ihm  die  Herrschaft  übergeben,  sich  in  das  Thal  von 
Tunca  zurückgezogen,  auf  den  Berg  Idacanzas  des  heiligen  Thaies 
Iraca.  Seine  Nachkommen  (die  Tuncas)  herrschten  2000  Jahre 
über  die  Muyscas-Americaner  (s.  Braunschweig).  Auch  erscheint 
der  Zaque  noch  in  seinen  letzten  Ausläufern  in  jener  Wohl- 
behäbigkeit ^)  des  körperlichen  Umfangs,  welche,  wie  die  Buddha- 
figuren der  Bonzen,  so  vielfach  die  Person  des  Priesterkönigs 
kennzeichnet. 

Obwohl  im  Allgemeinen  der  Zaque  von  Tunja  als  Kronfeld- 
herr neben  dem  Idacanzas,  dem  Nachfolger  Bochica's,  in  Soga- 
moso  steht  (wie  der  Taikun  Yeddo's  früher  neben  dem  Micado 
in  Kioto),  so  erscheint  Hunzahua  doch  auch  in  der  selbstständi- 
gen Stellung  eines  Dynastienstifters,  und  dann  nimmt  der  Zaque 
selbst  einen  religiösen  Character  an  in  dem  frommen  Zaque  Tho- 
magata^),  der  keusch  im  ehelosen  Leben  verbleibt  (so  dass  die 
Erbfolge  für  Brüder  und  Neffen  einzurichten  ist),  aber  doch  be- 
reits durch  nächtliche  Luftfahrten  von  Tunja  aus,  um  bei  den 
Einsiedlern  anzubeten,  in  Verbindung  mit  Sogamoso  gebracht 
wird. 

Unter  der  Regierung  des  Zaque  Michua  erlangte  in  der 
gegen  die  kriegerischen  Panches  (und  Musos)  bestellten  Mark- 
grafschaft Saguanmachica  (Saguamachica)  durch  seine  Rebellion 
die  selbstständige  Würde  des  Zipa,  als  Bacata  oder  Bogota  (1470), 
in  Muequeta  (Mequeta)   oder  Funza   residirend   (mit  dem  Landsitz 


1)  Der  Zaque  Quemimchatocha  era,  aunque  de  mucha  edad,  de  alta  estatura,  cor- 
pulento  y  de  gesto  feroz,  no  manifesto  el  mas  leve  indicio  de  temor  ni  de  alteracion 
a  la  entrada  de  los  forasteros  en  actitud  tan  liostil  (Acosta).  Era  el  Tunja  de  figura 
espantable,  hombre  de  gran  corpulencia  y  muy  grueso  (Simon).  Nach  dem  Tode 
Quimuinchatecha    wurde  Akimen  zum  Zaqne  erwählt. 

2]  AI  Zaque  de  Hunsa  estuvo  sujeto  todo  el  territorio  cliibcha,  cuando  para  evitar 
las  guerras  intestinas  nombrö  el  potifice  de  Iraca  ä  Hunsaliua  por  jefe  superior,  ä  quien 
sucedieron  sus  descendientes  hasta  Thomagata  (gran  liechicero,  teniendo  poder  para  con- 
vertir  los  hombres  en  animales).  No  teniendo  hijos,  le  sucediö  su  hermano  Tutama. 
Poco  a  poco  fueron  perdiendo  sus  suces  ores  el  dominio  en  el  territorio  del  norte,  hasta 
verse  amenazados  bajo  el  ultimo  Zaque  Quemunchatocha  de  ser  incorparados  en  las 
tierras  del  Zipa  de  Bogota  (Uricoechea). 


ZAQUE.  193 

bei  Bogota  nebst  den  Lustschlössern  von  Tena  und  Tenjo)  und 
begann  dann  mit  seiner  aus  den  Tapfersten  gebildeten  Leibwache 
der  Guechas  die  Eroberungen  auszudehnen.  Auf  Thiquesuzha 
(rey,  aunque  intruso)  folgte  (in  Bogota)  Sacrefasiqua  (s.  Florez 
de  Ocariz).  Nach  dem  Tode  des  Cipa  Tisquesusha  (in  Facata- 
tiva)  bemächtigte  sich  Zaquesacipa  der  Macht,  bis  ihm  von  den 
Generalen  Quicsinimpaba  und  Quicsinimegua  der  legitime  Cipa 
Chiaizaque  entgegengestellt  wurde. 

Der  neben  dem  Zaque,  der  seinen  Sitz  von  Ramiriqui  nach 
Tunja  oder  Hunsa  verlegt  hatte,  in  Sogamoso  residirende  Herr- 
scher galt  als  der  Nachfolger  Nemteretequetaba's ,  von  dessen 
mitgeführtem  Thiere  in  Bosa  eine  Rippe  verehrt  wurde.  Der 
Fürst  von  Tundama  residirte  in  Duitama,  und  in  Tundama  fand 
sich  der  Sitz  des  Priesters  Suamoz  (als  Theocratie).  Das  Reich 
der  Chibchas  ^)  (ein  sonst  mit  Muyscas  gleichbedeutender  Name) 
wird  auch  als  durch  die  Unterwerfung  der  Hunsas  und  Sogamo- 
sos  begründet  dargestellt,  also  specieller  im  Sinne  der  Zipa^)  ge- 
fasst. 

In  der  Schlacht  bei  Busangote  (bei  Zippaquira)  wurden 
Mumien,  als  die  Körper  alter  Heldenfürsten,  den  Kämpfenden 
vorangetragen.     Auf  den  getödteten  Bogota'^)  folgte  Sagipa. 

Die  Stiftung   der  Dynastie'')    der  Zipa  wird  auf  einen  Frem- 


1)  El  pueblo  Chibcha  estaba  dividido  en  tres  naciones  independientes  de  gobierno 
patriarcal,  i  algunos  cacicazgos,  con  todos  tributarios  de  aquellas  y  sometidos  por  las 
armas,  tres  jefes  principales  ejercian  al  poder  supremo  el  Zipa,  que  daba  las  leyes,  ad- 
ministraba  justicia,  mandaba  las  tropas  y  era  el  senor  mas  poderoso  de  los  gobernantes, 
residia  en  Muequeta  (Funza),  el  Zaque  (con  las  mismas  privilegias)  habia  trasladado  su 
residencia  de  Ramiriqui  ä  Hunsa  (Tunja),  i  el  Jeque,  o  jefe  de  Iraqua^  pontifice  chibcha 
i  sucesor  de  Xemterequetaba,  con  residencia  en  Suamoz  (Sogamoso).  Ademas  de  estos 
habia  los  usaques  ö  gobernadores  (s.  Uricoechea). 

2)  Saguanmachica  (1470  p.  d )  besiegte  Ubaque  und  fiel  dann  (ebenso  wie  der 
Zaque  Michua)  in  der  Schlacht  von  Choconta.  Ihm  folgte  (als  Zipa)  Nemequene,  der 
(nach  Unterwerfung  der  Sutagaos  und  Guatavitas)  die  Truppen  von  Ubate,  Susa  und 
Simijaca  besiegte  (bei  Tausa),  dann  aber  gegen  den  Zaque  von  Hunsa  (dem  sich  Sua- 
moz anschloss)  fiel  (bei  Las  Yueltas),  worauf  ihm  (als  Zipa)  Thisquezuza  folgte  (zur 
Zeit  Quesada's). 

3)  Roulin  erklärt  Bogota  als  Bacata  (Feldgrenze),  das  Fnde  des  Bebauten,  wie  die 
Bergkette  hinter  der  Ansiedlung  geheissen.  Quesada  berief  den  Fürsten  von  Suesca  nach 
dem  Thal  von  Bogota,  um  über  die  Wiederbesetzung  des  Thrones  zu  berathen  (s.  Oviedo). 
Le  dicen  Bogota,  que  es  como  decir  Soldan  ö  Preste  Johan  ö  Emperador  ö  el  Su- 
premo titulo  (Oviedo). 

*)  Der  von  seinem  Bruder  (Usaque  von  Chia)    vertriebene  Fürst    wurde    von  Bo- 

Bastian  ,  America.  IQ 


194 


DIE    CHIBCHAS. 


den  zurückgeführt,  und  es  heisst,  dass  Bacata  oder  Bogota,  der 
nach  der  Besiegung  des  Zaque  den  Titel  Zippa  (Zipa)  angenom- 
men, aus  Chia  stammte,  der  späteren  Apanage  des  Thronfolgers, 
als  Dauphin,  ähnlich  (wie  Oviedo  zufügt)  dem  Titel  des  Duque 
de  Calabria  (im  Königreich  Neapel)  und  des  Principe  de  Asturia 
(in  Castilla). 


gota,  den  er  im  Kriege  mit  Ubague,  Guatavita  und  Guasca  unterstützt  hatte,  zum  Nach- 
folger eingesetzt,  als  Zippa,  und  als  sich  ihm  beim  Vordringen  bis  Choconta  sein  Bru- 
der (in  Caxica)  unterworfen,  wurde  bestimmt,  dass  ihr  Neflfe  (Bruder  der  schwangern 
Schwester)  zuerst  die  Staaten  des  Usaque  von  Chia  erben  sollte,  und  beim  Tode  des 
Zippa  den  Thron  von  Muequeta  oder  Bogota  (izco  p.  d.).  Nach  Kriegen  mit  den 
Panches  besiegte  Saguanmachica  (Fürst  von  Bogota  oder  Muequeta)  mit  Unterstützung 
der  (unterworfenen)  Chazcas  und  Chyayzaques  den  General  Usathama  des  Usaquen  von 
Fugasuga,  der  sich  (auf  Rath  Tibacuy's)  dann  ihm  unterwarf  (1470  p.  d.).  Nachdem 
Saguamachica  (als  Zippa)  den  Usaque  von  Guatavita  besiegt  und  den  von  diesem  zu 
Hülfe  gerufenen  König  von  Tunja  (mit  Hülfe  des  Usaquen  von  Soppo)  zurückgeworfen, 
unterwarf  er  den  abgefallenen  Uzaquen  von  Ubague,  und  dann  im  Kriege  mit  den 
Panches  und  mit  Guatavita,  die  gleichzeitig  angriffen,  lieferte  er  (bei  Choconta)  dem 
Michua  (Zaque  von  Tunja)  eine  Schlacht,  in  der  beide  Könige  fielen,  worauf  als  Zippa 
(in  Bogota)  Nemequene  (Löwenknochen)  folgte,  und  in  Tunja  (als  Zaque)  Quimuin- 
chatecha  (1490  p.  d.).  Nachdem  Quesada  durch  den  Verrath  des  Usaquen  von  Boga- 
nique  den  Zaque  von  Tunja  (Quemenchatoca  oder  Quimuinchatecba)  gefunden  (und 
den  Sogamuxi  bekehrt  hatte),  besiegte  er  (bei  Bonsa)  den  Usaquen  von  Duytama  (mit 
den  Usaquen  von  On9aja,  Serinza,  Satiba,  Susa,  Soata  und  Chitagoto  verbündet).  Bei 
Quimuinchatecha's  Tode  folgte  sein  Neffe  Aquiminzaque  (bei  der  Vermählung  mit  der 
Prinzessin  von  Gameza  getödtet).  Nachdem  der  Zippa  Nemequene  mit  den  Panches 
Krieg  geführt  und  durch  seinen  General  Thyzquesuzha  (Usaque  von  Chia)  das  abge- 
fallene Fusagasuga  wieder  unterworfen  hatte,  basiegte  er  den  (durch  Guatavita  und 
Ebaque  zum  Kriege  gereizten)  Usaque  von  Zippaquira  bei  Caxica,  und  eroberte  dann 
Guatavita,  indem  er  die  von  dort  bezogenen  Goldarbeiter  durch  seine  Unterthanen 
(wie  es  verlangt  war)  ersetzt  hatte.  Nach  Besiegung  des  Usaquen  von  Ubague,  sowie 
der  Usaquen  von  Ebate,  Simijaca  und  Susa,  eroberte  Nemequeme  die  Stadt  Fuquene 
und  dehnte  seine  Eroberungen  bis  zu  den  Muzos  aus,  worauf  er  {nachdem  sein  General 
Zaquezazippa  sich  aus  Turmeque  zurückgezogen)  gegen  den  (mit  Nompareme,  König 
von  Sogamoso  verbundenen)  König  von  Tunja  (in  der  Schlacht  bei  Choconta)  fiel. 
Sein  Nachfolger  Thyzquesuzha  Hess  durch  seinen  General  Zaquezazippa  die  Provinz 
Sutaten9a  verheeren,  und  drang  (nach  Besiegung  der  Machetas,  Zunubas  und  Tybyri- 
tas)  bis  zum  Flusse  Garagoa  vor,  die  Usaquen  von  Somondoco  und  Ubague  (die  ab- 
gefallen waren)  unterwerfend.  Als  er  dann  gegen  Quimuinchatecha  (von  Tunja)  zog 
(mit  den  Usaquen  von  Guazca  und  mit  Quiximpaba),  vermittelte  (in  Turmeque)  der  So- 
gomoso  einen  zwanzigmonatlichen  Waffenstillstand  (worauf  er  Zaquezazippa,  gegen  die 
Caciquen  von  Ebate  und  Susa  sandte).  Nachdem  Zaquezazippa,  von  Quesada  bei  Zip- 
paguira  besiegt,  sich  in  die  Festung  Sumumgota  zurückgezogen,  flüchtete  der  Zippa 
Thyzquesusha  nach  Tenaquasa  und  wurde  bei  Facatativa  getödtet,  worauf  Zaquezazippa, 
der  (statt  Quiximinpaba-Chia)  den  Thron  usurpirte,  die  Spanier  in  Bogota  belagerte, 
aber  sich  dann  unterwarf. 


ziPA.  195 

Als  Markgraf^)  gegen  die  räuberischen  Panches,  zu  deren 
Bewachung  die  Grenzfestung  bei  Tocaima  erbaut  war,  besiegte 
der  Zipa  die  Usaques  (Fürsten)  von  Ebaque,  Guasca,  Guatavita, 
Zipaquira,  P'usagasuga  und  Ebate,  und  schritt  dann,  nachdem  aus 
dem  Kriegsadel  der  Guechas  ein  Nachfolger  ernannt  war,  zum 
Angriff  auf  den  Zaque  vor.  Die  Besiegung  des  Guatavita  wird 
listiger  Benutzung*  einer  Bestimmung  desselben  zugeschrieben, 
nach  welcher  die  Auswanderungserlaubniss  für  einen  seiner  in 
Goldarbeiten  geschickten  Unterthanen  nur  dann  ertheilt  worden, 
wenn  in  doppelter  Zahl  Ersatz  geleistet  war,  so  dass  der  Zipa  in 
solcher  Weise  eine  grössere  Anzahl  ihm  ergebener  Krieger  in 
das  Reich  seines  Nachbarn  hatte  einführen  können,  und  dann 
mit  deren  Hülfe  sich  in  einem  plötzlichen  Ueberfall  der  Herr- 
schaft bemächtigte. 

Der  über  die  Sutagaos  herrschende  Häuptling  Usathama,  der 
sich  mit  dem  Fürsten  Tibakui  verbündet  hatte,  wurde  im  Thai 
von  Fusagasug'a  vom  Zipa  Saguanmachica  besiegt,  der  weiter  bis 
Pasca  vordrang,  und  dann  folgte  die  Schlacht  des  Zipa  mit  dem 
Zaque  Michua,  in  welcher  beide  Könige  fielen,  der  Sieg  indess 
auf  Seite  des  Zipa  blieb.  Als  Nemequeme,  der  den  Thron  des- 
selben bestiegen,  in  der  Schlacht  gegen  den  mit  dem  Priester- 
fürsten von  Suamoz  vereinigten  Zaque  seinen  Tod  gefunden,  be- 
reitete sich  sein  Nachfolger  Thisquezuza,  nachdem  er  die  Häupt- 
linge von  Cucunuba,  Tibirita  und  Garagoa  unterworfen,  zu  einem 
neuen  Angriff  auf  den  Zaque  vor,  wurde  aber  durch  Nopaneme 
von  Suamoz  zum  Abschluss  eines  Vertrages  bewogen. 

Wie  der  Kronprinz  von  Tunja  in  Ramiriqui,  wurde  der  von 
Bogota  in  Chia  erzogen,  und  ehe  der  Fürst  von  Chia  zu  dieser 
Würde  ernannt  werden  konnte,  musste  er  vorher  untergeordnete 
Stellen  bekleidet  haben. 

Die  Residenz  des  Chia  fand  sich  zu  Meuqueta  oder  Muqueta 
(mit  Funzha  identificirt) ,  wo  er  mit  seinen  neben  der  legitimen 
Gattin  gehaltenen  Concubinen  oder  Thiguyes  in  den  Gärten  von 
Fabio  lebte,  und  während  der  kalten  Zeit  das  gemässigtere  Klima 
von  Tenasuca  aufsuchte  (wie  die  Inca  das  Thal  von  Yucai),  oder 
für  die  Ernte  sein  Schloss  in  Theusaquillo.  Der  Herold,  als  den 
Willen  des  Zipa  kennend,  nahm  die  erste  Stelle  unter  den  Staats- 


1)  Der  Fürst  Zonzota,  an  der  Grenze  der  Smaragd-Minen,    war  dem  Bogota  unter- 
tlian  (s.  Oviedo). 

13* 


196  DIE    CHIBCHAS. 

beamten  ein  (wie  einer  ähnliche  Rolle  bei  der  Herrschaft  Quetzal- 
coatl's  in  Tula  g*edacht  wird). 

Als  Erbprinz  war  der  Schwestersohn  des  Zipa  anerkannt, 
und  erst  nachdem  derselbe,  im  Kloster  von  Chia  eingeschlossen, 
längeres  Fasten  erduldet,  wurde  er  mit  einem  Diadem  bekränzt, 
unter  Darbringung  von  Vögeln  und  Blumen  zum  Jeque  (Fürsten) 
von  Chia  eingesetzt. 

Während  gewöhnlich  der  Zipa  als  ein  Rebell  gegen  den 
Zaque  dargestellt  w^ird,  und  dann  in  Beziehung  zum  Sogamoso 
dazu  die  Stellung  des  Hojo  (im  XIII.  Jahrhundert)  neben  dem 
Shogun  in  Japan  einnahm,  findet  sich  eine  anderer  Version,  der 
zufolge  die  älteste  Herrschaft  über  das  Land  der  Alosca  oder 
Muysca  in  den  Händen  des  Priesterkönigs  ^)  am  heiligen  See  von 
Guatavita  lag,  und  würde  dann  neben  diesem  der  Zipa  in  dem- 
selben Character  des  Kronfeldherrn  dastehn,  den  der  Zaque  dem 
Sogamoso  (dem  Mikado  entsprechend)  gegenüber  bekleidete. 

Dieser  Guatavita,  dessen  Reich  sich  bis  zu  den  Chios  in  den 
Llanos  erstreckte ,  hatte  die  Prärogative  der  Krönung  bei  den 
Fürsten  der  Hochebene,  und  von  ihm  soll  in  der  Herrschaft  von 
Bogota  ein  aus  der  Ferne  gekommener  Ausländer  eingesetzt  sein, 
von  welchem  sich  die  späteren  Zipa  ableiteten. 

Es  heilst,  dass  der  Bogota,  der  Kronfeldherr  des  Guatavita, 
als  er  in  glänzenden  Siegen  die  Rebellen  der  Ubaque,  Chipaque, 
Pascas,  Fozcas,  Chiguachi,  Une,  Fusagusaga  niedergew^orfen,  von 
seinen  triumphirenden  Soldaten  zum  Souverain  proclamirt  sei, 
„porque  Guatavita  solo  servia  de  estarse  en  su  cercado  con  sus 
teguyes   (mancebas)  en  sus  contentos  sin  ocuparse  en  la  guerra." 

Nachdem  der  Fürst  von  Guatavita  (durch  den  Verrath  des 
Kaziken  Guasca)  unterworfen  w^ar,  besiegte  der  Zipa  Nemequene 
Löwenknochen)  den  Fürsten  von  Ubaque  (in  Caqueza)  und  den 
(mit  den  Häuptlingen  von  Susa  und  Simijaca  verbündeten)  Fürsten 
von  Ebate  (Ubate). 

Der  Guatavita  verband  sich  mit  dem  Ramiriqui  von  Tunja 
gegen  den  aufständischen  Bogota,  erhielt  aber  von  ihm  (nach 
seiner  Niederlage  bei  Guasca)  Nachricht  von  fremdartigen  Leuten, 


1)  Der  Graf  (der  Graue  oder  Alte),  als  Repräsentant  der  Mark  (la  famille  accrue 
et  developpee)  war,  wie  Kriegsfürst  und  Richter  (comes  et  grafio)  auch  (bis  zum 
Christenthum)  Oberpriester  (s.  Koutorga),  wie  der  König,  der  die  AVürden  des  (später 
dem  römischen  Comes  angenäherten)  Grafen,  als  Richter  und  Opferer  mit  der  des  (ger- 
manischen) Herzogs  (oder  dux)  verband. 


SOGAMOSO.  197 

die  über  Velez  kämen,  und  der  Bogota,  davon  hörend,  schickte 
ihnen  Auskundschafter  entgegen,  während  sein  Heer  aufbrach, 
um  die  eingefallenen  Panches  zurückzuwerfen  (als  Quesada  seine 
Grenzen  betrat).  Federmann  erhielt  Nachricht  über  Bogota  durch 
die  Indianer  Opesiguas  und  Salsillos  (bei  Fragua)  in  San  Juan  de 
los  Llanos  und  zog  dann  über  Fosca  nach  Pasca  (s.  Piedrahita). 

Die  Beziehungen  der  Chibchas  zu  den  an  den  Marafion  führen- 
den Flussthälern  zeigt  der  beständig  in  Stand  gehaltene  Weg  des 
Propheten,  der  von  dort  gekommen.  Mit  dem  oberen  Magdalenen- 
thal,  mit  den  Nataymas  und  deren  Nachbarn,  bis  wohin  sich  der 
Einfluss  der  nach  Pastos  vordringenden  Incas  unter  den  Umwohnern 
Timana's  bemerkbar  machte,  bestand  feindliche  Rivalität,  wie  in 
der  wiederholten  Unterbrechung  des  Salzhandels  hervortritt.  Da- 
gegen scheint  ein  Verkehr  mit  dem  mittleren  Caucathal  unter- 
halten zu  sein  und  zu  Robledo's  Zeit  ging  von  dem  Thal  von 
Aburra  eine  alte  Handelsstrasse  ^)  nach  Osten,  auf  welcher  die 
Kaufleute  zu  reichen  Stämmen  gelangten  (s.  Cieza  de  Leon). 

Von  Suamos  oder  Sogamoso  (wo  der  von  Pasca  her  ange- 
langte Nemterequetaba  verschwunden  war)  bis  zu  den  Llanos 
„habian  construido  los  habitantes  una  ancha  calzada,  de  la  cual  se 
veian  todavia  restos  ä  fines  del  siglo  XVII"  (Uricochea).  War  ein 
Fest  (in  Cumana),  so  wurden  die  Wege  nach  dem  LIause  des  Cazi- 
quen  rein  gefegt  (s.  Simon).  Am  Cap  St.  Augustin  (in  Brasilien) 
kündete  sich  zu  gewissen  Jahren  die  Ankunft  von  Zauberern  (als 
göttUcher  Propheten)  an,  die  auf,  für  sie  gereinigten.  Wegen 
empfangen,  aus  dunkler  Hütte  durch  ihre  in  Menschenfigur  ge- 
schnitzte Calabasse  mit  Kinderstimmen  redeten,  ein  müheloses 
Leben  (worin  die  Feldgeräthschaften  von  selbst  arbeiten  und  die 
Pfeile  von  selbst  in  den  Bergen  jagen  würden),  sowie  Verjün- 
gung- der  Alten  versprechend,  an  welchen  Verheissungen  aber 
nur  diejenigen  Theil  hätten,  die  dann  unter  Zittern  in  einen  eksta- 
tischen Zustand  fielen,  während  die  Uebrigen  ihrer  nicht  würdig 
waren  (s.  Torquemada).  Der  Weg  von  Pastos  zum  Territorio  der 
Mocoa  führt  nach  Caqueta  am  Putumayo  und  dann  zum  Maranon. 

An  Iduncaque  oder  Tunja  schloss  sich  der  Titel  Idacanzas 
in   der    Tempelstadt    (am    heiligen   Idus).     Alle  Naturgegenstände 

1)  Auf  dem  Wege  von  (Arma  und)  Cenufana  bis  Avurra  hay  grandes  asientos  de 
pueblos  antiguos  y  muy  grandes  edificios,  de  caminos  hechos  ä  mano  e  grandes,  por 
las  Sierras  e  medias  laderas,  que  en  el  Cuzco  no  los  hay  mayores.  Y  todo  esto  perdido 
e  destruido,  no  liay  Indio  que  sepa  decir  conio  lia  sido  ni  de  que  se  ha  despoblado  (1540). 


198  DIE    CHIBCHAS. 

besonderer  Existenz  besitzen  (bei  den  Hidatsa)  ihren  Idaha  oder 
Schatten,  als  geistige  Belebung  (s.  ^latthews).  Bei  den  Cayuvavas 
stand  dem  bösen  Macnaje  (ein  Agromainyus  gleichsam),  Idaapa ^), 
als  gutes  Wesen,  gegenüber  (s.  d'Orbigny). 

Bei  den  Propheten-Erscheinungen  auf  der  Hochebene  Colom- 
bien's  lässt  sich  sowohl  eine  chronologische  Folge,  wie  Verschie- 
denheit der  Richtungen  unterscheiden. 

In  Sogamoso^),  wo  Sadiguia-Sonoda  gelehrt,  war  die  vStrasse 
heilig,  auf  Avelcher  Bochica  aus  den  Llanos  gekommen  (und  in 
periodischen  Intervallen  das  Opfer  aus  den  Llanos  herbeigeführt 
Avurde),  meistens  aber  wird  den  Propheten  der  Umweg  über  Bosa 
angewiesen,  mit  dortiger  Niederlegung  der  Thier-Rehquien. 
Direct  von  San  Juan  de  los  Llanos  kommt  Bochica  als  Zuhe,  um 
den  Fürsten  Sugamuxe  in  Sogamoso  einzusetzen,  und  dort  wäre 
dann  die  Unsterblichkeit  der  Seelen  nebst  der  Auferstehung  ge- 
predigt worden  von  Sadiguya  (unser  Vater)  oder  Sugan  moxe  (der 
verschwundene  Heilige).  Nachdem  Bochica  sein  zurückgezogenes 
Einsiedlerleben  in  Sogamoso  beschlossen,  wurde  er  in  den  LIimmel 
versetzt  (s.  Piedrahita),  und  wenn  ihm  anderswo  eine  zweitausend- 
jährige Herrschaft  zugeschrieben  wird,  so  liegt  darin  die  Andeu- 
tung auf  ein  früheres  oder  vorgeschichtlichen  Zeitalter  (oder  Bxog- 
moa).  Als  Zeichen  der  nützlichen  Wirksamkeit  dieser  Propheten 
war  an  dem  Felsen  der  AVebstuhl  eingegraben,  in  dessen  Ge- 
brauch sie  unterrichtet  hatten. 

Die  Cairiris  (in  den  inneren  Gebirgen  zwischen  Rio  Janeiro 
und  Bahia  und  am  Rio  San  Francisco)  kennen  den  Gebrauch  der 
Spindel,  des  Spinnrockens  und  selbst  die  erste  Anlage  des  Webe- 
stuhls, einen  Flechtrahmen,  worauf  der  Zettel  in  parallelen  Fäden  ge- 
spannt wird,  wie  bei  den  Indianern  am  Yupurä  üblich  (s.  Martins). 
Als  nach  den  vier  Zeitaltern  (oder  Bxogmoa)  der  Cazique 
Nompanem  in  Sogamozo  herrschte,  erschien  der  (den  Ilimmels- 
gott  und  die  Unsterblichkeit)  predigende  Kireuzträger,  mit  drei 
Namen  als  Sadiguia-Sonoda  (nuestro  pariente  y  padre),  Sugundo- 
moxo  (santo  que  se  hace  invisible),  Sugunzua  (Hombre  que  se 
desparece).     Nachdem  er    in   den  Höhlen  von  Toyci    bei  Gameza 


1)  Auf  Palma  wurden  lose  Stein-Pyramiden  umtanzt,  unter  Opfern  bei  dem  Fels 
Idafe  (s,   Glas).     Auf  den  heiligen  Bergen  Ida  wird  ein  Iddio  (im  Italienischen)  verehrt. 

2)  Sagomos  heissen  die  Fürsten  der  Soeriquosier  in  Acadien  (s.  de  Laet),  Der 
Hohepriester  Sugumuxi  residirte  in  der  Stadt  Sogomoso  (in  der  Provinz  Iraca).  So- 
gomachayachini,  agradar,  a  otros  im  Quechua  (Domingo  de  St,   Thomas). 


CHTBCHACUM.  199 

von  den  Caciquen  von  Gameza,  Busbanza,  Socha,  Tazco,  Topaga, 
Mongui,  Tutaza,  Mongua,  Lesca,  Yacon,  Bombaza,  Tata,  Guaquira 
und  Sutoba  (nach  ihrer  Rangordnung)  besucht  war,  unterrichtete 
er  in  Otga  den  Fürsten  Nompanem  mit  seinem  Volk  (im  Weben 
und  Färben),  dann  bei  Yza  (mit  Rücklassung  der  Fussspur)  ver- 
schwindend. Nompanem  erhess  darauf  die  ihm  gelehrten  Gesetze, 
die  auch  unter  seiner  Schwester  Bununguay  (die  auf  den  Thron 
folgte)  beobachtet  wurden,  bis  sie,  in  einen  Indianer  von  Firabi- 
tova  verliebt,  sich  mit  diesem  vermählte  und  sodann  die  Herr- 
schaft lässiger  führte  (Simon). 

Der  rothhaarige  Prophet  ,,caminaba  en  un  camello"  (nach  Me- 
drano)  und  indem  sich  die  Felsen  öffneten,  bildeten  sich  breite 
Strassen  (bei  Bojaca  und  Bogota,  sowie  bei  Sogamoso).  Nach- 
dem er  in  Sogamozo  begraben  war,  erschien,  „dogmas  contrarios 
(a  los  de  aquel  hombre  santo)"  predigend,  die  Greisin  Bague,  deren 
vier  Söhne  (Cuza,  Chibchacum,  Bochica  und  Chiminiguagua)  in 
Tempeln  verehrt  wurden.  Die  Priester  stammten  von  der  Sonne. 
Die  Götzen  wurden  Tunjos  genannt  von  dem  Caciquen  Tunjo,  der 
Tunja  gegründet.  Algunos  traen  al  pecho  una  lamina  de  oro  con 
los  nombres  de  muchos  de  sus  dieses,  y  ä  estas  nöminas  6  listas 
llaman  Chagualas. 

Bochica  (Nemterequetaba  oder  Zuhei)  kam  aus  dem  Osten 
nach  der  Hochfläche  Bogota's,  und  als  diese  von  seiner  Frau 
Chia  (Yubecai-guaia  oder  Huilaca)  überschwemmt  war,  warf  er  sie 
in  den  Mond  und  öffnete  dem  Wasser  einen  Ausgang.  Nombro 
dos  jefes  entre  los  cuales  dividiö  el  poder  civil  y  el  eclesiastico  y  se 
retiro  luego  bajo  el  nombre  de  Idacanzas  al  valle  santo  de  Iraca, 
cerca  de  Tunja  (Hunsa  o  Hunca),  ciudad  que  debe  su  nombre 
a  Huncahua,  primer  sei,  que  instituyo  Bochica  y  que  reinö  cien 
ciclos  chibchas  6  dos  mil  afios  (Uricoechea).  Als  Chibchacun 
die  Flüsse  Tibito  und  Sopo  (Nebenflüsse  des  Funza)  zur  Ueber- 
schwemmung  der  Ebene  von  Bogota  (die  Schlechtigkeit  der  Men- 
schen zu  strafen)  sandte,  erschien  Bochica  den  auf  die  Berg- 
spitzen Fliehenden  auf  dem  Regenbogen  (als  Cuchavira  verehrt) 
und  öffnete  mit  einer  Goldstange  den  Wasserfall  Tequendama, 
während  Chibchacum  zum  Tragen  der  Erde  verurtheilt  wurde 
(Erdbeben  verursachend,  indem  er  sie  beim  Wechseln  auf  den 
Schultern  erzittern  macht). 

Ehe  die  Erde  dem  Chibchacum  (Stütze  der  Chibcha)  zum 
Tragen  gegeben,  ruhte  sie  auf  Säulen  von  Guayacan. 


200  DIE    CHIBCHAS. 

Als  Gott  der  Weber  und  Maler  wurde  Nencatacoa  (als  Bär) 
verehrt,  als  Gott  der  Saaten  Chaquen,  während  der  stumpfe  Gott 
Baco  Chibcha  (Fo  oder  Sorra),  der  an  Tänzen  und  Gesängen 
Theil  nahm,  keine  Beachtung  fand. 

Bochica^)  vertrieb  seine  Frauen  Chia,  die  als  böses  Prinzip 
die  Erde  mit  Plagen  und  dann  Ueberschemmungen  heimsuchte, 
von  der  Erde  in  den  Mond,  nachdem  er  durch  sein  Schwert  das 
Thal  trocken  gelegt. 

Im  Anfang  war  das  Licht  in  ein  undefinirbares  Etwas  ein- 
geschlossen (Chiminigagua  genannt)  bis  aus  denselben  schwarze 
Vögel  herflogen,  Strahlen  verbreitend  (Gagua")  oder  Sonne). 

Nachdem  die  Sünden  der  von  der  Gottheit  abgewendeten 
Menschen  Chibchacum's  Zorn  (wie  die  Con's  in  Peru)  erregt, 
brach  die  Fluth  ein,  zu  deren  Hemmung  es  einer  neuen  Avatare 
Bochica's  bedurfte,  um  die  Welt  zu  retten,  und  zur  Begründung 
des  Gesetzes  wiederholt  sich  dann  die  Erscheinung  des  Propheten 
in  Xue,  als   Nemterequetaba   oder   Chinzapagua"'),  der  von  Osten 


1)  Bochica  lehrte  das  Säen  von  Mais  und  Ouinoa  (Chenopodium    Quinoa). 

2)  Guagua  heisst  nino  ö  nina  (im  Quichua)  Gue-gue  (Hue-hue)  alt  (im  Nahuatl), 
In  dem  Busen  Chiminigagua's  (des  Schöpfers)  verschloss  sich  das  Licht  (während 
schwarze  Vögel,  Funken  aus  dem  Schnabel  strahlend,  hervorflogen),  bis  die  Sonne  (als 
befruchtender  Vater)  entstand  und  dann  der  Mond  (seine  Begleiterin).  Segun  los  Chib- 
chas,  al  principio  del  mundo  la  luz  estaba  encerrado  cn  una  cosa,  que  no  podian  de- 
scriber  y  que  llamaban  Chiminigagua  o  El  Criador  (woraus  zuerst  schwarze  Vögel  zum 
Erleuchten  flogen).  Als  die  (vor  Verheirathung  mit  dem  Mond)  einsame  Sonne  zu  er- 
leuchten ermüdete,  entstand  die  Fluth  (s.  Uricoechea)  AI  principio  del  mundo  la  luz 
estaba  encerrada  en  una  cosa  grande  que  llaman  Chiminigagua  6  el  creador,  lo  primero, 
que  saliö  de  alli,  fueron  unas  aves  negras  (die  Welt  erleuchtend),  Despues  de  Chi- 
minigagua los  seres  mas  venerados  eran  el  sol  y  la  luna.  Die  Welt  wurde  durch  die  schöne 
Bachue  oder  Fuzachogua  bevölkert,  die  mit  einem  nino  de  tres  anos  aus  der  Laguna  in 
Iguaque  hervorkommend,  mit  ihm  (bis  zur  Mannheit)  auf  der  Ebene  lebte  und  dann 
in  den  Wassern  des  See's  verschwand  (convirtiendose  en  serpientes).  Adoraban  ä 
Bochica  (dios  particular  de  los  Usaques  y  capitanes  y  sus  familias)  como  dios  bien- 
hechor  y  ä  Chibchacum,  (como  dios  encargado  particularmente  de  la  nacion  Chibcha  y 
con  especialidad  de  ayudar  ä  los  labradores,  mercaderes  y  plateros).  Nencatacoa  (Fo 
ö  Sorra)  era  el  dios  de  los  pintores  de  manta  y  tejedores,  y  presidia  ä  las  borracheras 
y  ä  las  rastras  de  maderas  que  bajaban  de  los  bosques  (el  dios  de  la  torpeza,  für  den 
man  sich  betrank).  El  Dios  Chaquen  tenia  ä  su  cargo  los  linderos  de  las  sementeras 
y  los  puestos  en  las  provincias  y  fiestas.  Fieberkranke  und  Gebärende  verehrten  den 
Regenbogen  (Cuchavira).  Bochica  Hess  Chibchacum  die  Erde  tragen,  antes  sostenida 
por  firmes  estantillos  de  guayacan  (Uricoechea). 

3)  Mit  Gua  (guan)  wurde  (auf  den  Canarien)  der  Sohn  und  mit  Achi  (atchi)  der 
Abkömmling  bezeichnet. 


WEBER.  201 

kommend,  in  Bosa  seine  Lehren  begann.  Als  Nachfolger  dieses 
Nemterequetaba  war  der  Priesterfürst  von  Iraca,  aus  der  Gegend 
von  Pasca  her,  bei  Suamos  verschwunden.  Es  wird  auch  die 
AVanderung  in  entgegengesetzter  Richtung  angegeben,  wenn 
Nemterequetaba  (Chunzapagua  oder  Gottesgesandter)  als  Xue  (vom 
Orinoco  ausgegangen)  sich  als  Idacanza  im  heiligen  Thal  von 
Iraca,  auf  einer  Wohnstätte  zu  Suamos,  niederlässt  und  dann  von 
Sugamuxi  (Ort  des  Verschwindens)  oderSogamoso  nach  den  Ebenen 
des  Casanare  fortzieht,  Knochen  des  von  ihm  geführten  Thieres 
in  Bosa  zur  Verehrung  zurücklassend.  Als  in  den  berührten 
Stationen  einbegriffen,  bewahrte  Suesca  (Suesusa)  die  Heiligkeit 
einer  Freistätte.  Die  dreiköpfige  Figur  in  Boyaca  wurde  auf  den 
Propheten  Suquenzua  zurückgefüht.  Wie  so  oft,  gewinnt  auch 
hier  der  Prophet  mitunter  die  Bedeutung  der  Gottheit,  und  die 
Viertheilung  der  Muyscas  wird  von  den  vier  Häuptlingen  herge- 
leitet, die  der  Gott  Nemqueteba  schuf. 

Chimizapagua  (Chiminigagua's  Bote)  oder  Xue  (Nemptere- 
quetava)  kam  aus  den  Llanos  von  Venezuela  über  Pasca  nach 
Bogota  und  Boza,  ,,donde  se  le  murio  su  camello  que  trahia",  und 
die  Rippe  dieses  Thieres  wurde  von  den  Indianern  Boza's  und 
Suacha's  in  der  Lagune  Bozacio  verehrt  (Simon).  Den  vorher  in 
rohe  Baumwolle  Gekleideten  das  Weben  lehrend  (und  zur  Er- 
innerung die  AVebergeräthe  auf  Felsen  zeichnend)  begab  er  sich 
(Wege  öffnend)  von  Boza  über  Hontibon,  Bogota,  Serrezuela, 
Cippacon  nach  Cota  (wo  er  aus  einer  Höhle  lehrte)  und  dann 
nach  Guane  (wo  für  eine  Höhle  Sogamozo's  sein  Bild  in  Stein 
gearbeitet  wurde),  worauf  er  über  Tunja  nach  Sogamozo  gelan- 
gend, dort  verschied,  (Büssungen  und  die  Auferstehung  predigend). 
Ihm  folgte  (als  Einkörperung  Bachue's)  die  schöne  Frau  Haytaca 
(Xubchasgagua)  oder  Chie,  welche  (zu  Vergnügungen  und  Lüsten 
verführend)  von  Chimmizagagua  in  eine  lechuza  (nur  Nachts  um- 
gehend) verwandelt  wurde. 

Aus   der  Lagune  Iguaque   ging^)   Furachogue")  (Fuzachogua 


1)  Die  Scythcn  leiteten  sich  von  Scytha,  durch  die  aus  der  Erde  hervortretende 
Jungfrau  geboren  (s.  Diodor.  Sicul.). 

2)  Fuzachagua  (gute  Mutter)  oder  Bachue  verschwand  (nach  der  Geburt  von  fünf 
Kindern)  im  See  von  Iguaque,  als  Schlange  (mit  dem  Knabengemahl).  Im  Tempel 
von  Iguaque  fand  sich  die  Goldfigur  eines  Knaben  neben  einem  goldenen  Reibstein 
(Simon).  AI  amanecer  del  primer  dia,  salio  la  mujer  Bachue  (Fucha  cho  gue)  de  la 
laguna  de  Iguaque,    al  norte  de  Tunja,  con    un  nino    de  tres  anos.     Juntos  bajaron  al 


202  DIE    CHIBCHAS. 

oder  gute  Frau)  oder  Bachue  hervor,  mit  einem  dreijährigen 
Knaben,  dem  bei  der  Mannheit  vermählt,  sie  auf  ihren  Wan- 
derungen überall  Vierlinge  gebar,  und  dann  die  Nachkommen- 
schaft zusammenrufend,  mit  ihrem  Gatten  im  See  als  Schlange 
verschwand  (Simon).  Im  Dorf  Iguaque  fand  sich  ein  Goldbild 
des,  Bachue  (Bague)  begleitenden,  Knaben,  in  dem  Alter,  wie  er 
aus  dem  See  herkam. 

Bochica  in  der  Vergötterung  des  Propheten  mit  der  Sonne 
identificirt,  wird  dem  Mond  ^)  vermählt,  indem  er  nach  diesem 
seine  Böses  stiftende  Gefährtin,  Huythaca,  verbannt  hatte,  als 
er  noch  auf  Erden  wandelte. 

So  vertritt  vielfach  der  Mond  das  böse  Princip  und  bei 
Stürmen  glaubten  die  Ouenebigonhelinis,  dass  der  Mond  in  das 
Meer  hinabgestiegen  sei,  weshalb  sie  ihm  Opfergaben  zuwarfen 
(s.  Bacqueville). 

Die  mit  dem  Mond  (der  in  Finsternissen  verwundet  sei)  als 
seine  Frau    vermählte  Sonne  ^)    wurde    (in  Cumana)    verehrt,    und 


llano,  en  donde  vivieron  hasta  que  adulto  este  fue  el  esposo  de  Bachue  i  el  padre  del 
jenero  humano  (worauf  sie  als  Schlangen  im  See  verschwanden).  Esta  diosa  tenia  a 
SU  cargo  el  cuidado  de  las  sementeras  y   de  las  legumbres  (Uricoechea). 

^)  Quichemanitou  (le  dieu  de  prosperite)  und  Matchimanitou  (le  dieu  fatal)  sont  le 
soleil  et  la  lune  (in  Canada)  bei  Fort  Nelson  (wo  Kistinaux,  Assiniboels  u,  s.  w.  zum 
Handel  kamen)  an  der  Hudsonsbay. 

2)  Am  Feste  Huan  (am  Jahrestage,  wo  der  erste  König  Ramiriqui's  zum  Himmel 
gestiegen  war,  um  zur  Sonne  zu  werden)  wurden  Klagelieder  über  die  Vermoderung 
des  Körpers  gesungen  (worauf  Orgien  folgten).  Der  Sonne  (die  nicht  in  Mauern  ein- 
zuschliessen  war)  opferten  die  Priester  auf  den  Bergen  ein  Kind,  um  mit  dem  Blute 
die  von  den  ersten  Strahlen  gerötheten  Felsen  zu  bestreichen  (bei  den  Chibchas).  In 
Menza  (jenseits  Bogota)  wurde  (nach  Ximenes)  die  Sonne  verehrt  in  (Steinhäusern). 
A  Bochica  (colocado  en  el  sol  y  su  muger  Chia  en  la  luna)  daban  dos  compaiieros  ö 
hermanos  (los  Chibchas),  ä  que  simbolizaban  de  un  cuerpo  con  tres  cabezas,  porque 
decian  que  tenian  un  corazon  y  una  alma  (Duquesne).  El  sol  habia  despojado  (al  za- 
que)  Tomagata  ö  al  cacique  rabon  (teniendo  un  ojo  solo,  pero  cuatro  orejas)  de  la  po- 
tencia  generativa  la  noche  anterior  ä  su  matrimonio,  para  que  le  heredase  su  hermano 
Tutasua.  Die  Spanier  wurden  (Uchie  oder  Ochios)  Vehies  (s.  Zamora)  oder  Nachkom- 
men der  Sonne  (Usa)  und  des  Mondes  (Chia)  genannt  oder  Gagua  (Sua  oder  Sonne), 
sowie  später  Suegagua  (Teufel  des  Lichtes)  oder  Suegaga  (Gagua  oder  Sonne)  von  dem  Dä- 
mon Suetiva.  In  Santa  Marta  wurden  die  Spanier  Yares  (Dämone)  genannt  (s.  Las  Casas), 
in  Darien  als  Tuyra  (Teufel)  bezeichnet.  Die  Eingebornen  bei  Sant  Gregorio,  warfen  erst 
Alte,  dann  Kinder  zur  Speise  vom  Fels  und  nannten  die  Spanier  Usachies,  porque 
al  sol  dicen  Usa  y  a  la  luna  Echia  (Oviedo),  als  Kinder  von  Sonne  und  Mond.  Die 
Indianer  bei  Segovia  in  Venezuela,  die  Sonne  mit  dem  Mond  verehrend,  opferten 
(bei  Dürre)    eine   Jungfrau   im   Fluss,    sie    der   Sonne    als   Gemahlin  weihend  (Herrera). 


GARANCHACHA.  203 

galt  bei  Gewittern  für  erzürnt  (Gomara).  Das  Kreuzzeichen 
schützte  gegen  Gespenster  bei  Nacht. 

Nachdem  die  Usaquen  von  Sogamoso  und  Ramiriqui,  als  Sonne 
und  Mond  zum  Himmel  gestiegen,  und  der  von  Idacanzas  in 
Hunza  oder  Tunja  eingesetzte  Hunzahua,  in  seine  Schwester  ver- 
liebt, mit  derselben  (wegen  Beleidigung)  zornig  weggezogen,  und 
beide  beim  Wasserfall  von  Tequendama  in  Felsen  verwandelt 
waren,  folgte  (zwischen  Tunja  und  Sogamoso  reisend)  Thomagata, 
Onkel  des  Tutazna  (Vorgänger  des  Michua)  in  späterer  Wieder- 
holung der  älteren  Gestalt. 

Der  geschwänzte  ^)  Cacique  Tomagata  (brausendes  Feuer), 
von  der  Sonne  in  der  seiner  Vermählung  vorhergehenden  Nacht 
(durch  Bochica)  der  Männlichkeit  beraubt  (damit  sein  Bruder 
Tutama  erbe),  war  einäugig  und  vierohrig  (unter  den  alten  Za- 
quen),  deren  Gründer  von  dem  Priester  von  Iraca  zur  Friedens- 
stiftung eingesetzt  war. 

Es  liegen  hier  die  disjecta  membra  dreier  Dynastien  vor, 
deren  erste  kosmogonisch  in  die  Götterwelt  zurücktritt  (in  den 
Personificationen  von  Sonne  und  Mond),  und  deren  zweite  eben- 
falls noch  der  Mythe  angehört,  einen  Cultus  für  die  Versteine- 
rungen ihrer  Heroen  verlangend,  während  die  dritte  nur  mit 
Zauberkräften  begabt,  aber  durch  die  Entmannung  in  der  P'ort- 
führung  abgeschnitten  ist,  so  dass  mit  dem  Nachfolger  eine  neue 
Reihe,  als  die  letzte  und  historische,  beginnt. 

Dann  tritt  indess  eine  nochmaHge  Störung  ein  durch  die 
Usurpation  des  Sonnensohnes,  und  diesem  zum  Fürsten  von  Gua- 
cheta  erhobenen  Garanchacha  wird  ein  geschwänzter  Herold  bei- 
gesellt, der  also  seine  Botendienste  in  den  Thomagata  zugeschrie- 
benen Luftfahrten  verrichten  konnte. 

Die  wunderbare  Geburt  dieses  Sonnenkindes  in  Gacheta 
(Guacheta)  (zwischen  Turmeque  und  Guatavita),  als  Garanchacha 
(des  Smaragdes),  verknüpft  sich  hier  gleichfalls  mit  dem  Durchzug 
eines  Propheten,  wie  ein  solcher  im  Hause  Apo-Tambu's  seinen 
Ableger  zurücklässt,  aus  dem  der  Dynastienstifter  Peru's  erwuchs, 


In   Bogota   und    Tunja   hielt   man    Sonne  und    Mond    für    criadores    de  todas  las   cosas 
(s.  Oviedo). 

1)  Für  den  geschwänzten  Herold  Garanchacha's  wurde  in  den  Mänteln,  womit  man 
ihn  bedeckte,  eine  Oeffnung  für  den  Schwanz  gelassen,  damit  er  sich  setzen  könne. 
(Simon.) 


204  DIE    CHIBCHAS. 

Die  in  Moniquira  und  Ramiriqui  begonnenen  Steinbauten  finden 
ihre  nächste  Analogie  in  San  Agostin  (bei  Timana)  um  von  dieser 
Zwischenstufe  zu  denen  Peru's  zu  führen. 

Aus  einer  fernen  Gegend,  wo  man  mit  der  Sonne  sprach 
(nach  Abschneiden  des  Nabels,  damit  die  Sonne  das  Blut  ver- 
zehrte), entnahmen  die  Fürsten  in  Bogota  die  Mojas  genannten 
Knaben  (durch  eine  Narbe  am  Nabel  ^)  gekennzeichnet),  die  in 
ihren  Häusern  sangen  (während  die  Indianer  weinten),  und  wenn 
sie  zur  Mannbarkeit  gelangt,  fähig  waren,  den  Frauen  beizuwohnen, 
durch  Kopfabschlagen  geopfert  wurden  (Oviedo). 

Unter  der  Bezeichnung  Chunsna  oder  höchstes  Heiligthum 
bildete  der  Tempel  des  Bochica  in  Sogamoso  neutralen  Grund, 
auf  dem  die  Pilger  auch  in  Kriegszeiten  ungefährdet  passirten. 
Das  mit  Opfergaben  gefüllte  Thongefäss  wurde  heimlich  an  einem 
(Chuncho  genannten)  Ort  begraben.  Für  Opfergaben  hatten  die 
Chibchas  (ausser  in  der  Erde  mit  der  Oeffnung  nach  Oben  ein- 
gegrabenen Thongefässen,  auf  dem  Boden  der  Tempel)  Thongefasse 
in  Älenschenform,  „sin  pies,  toda  hueca,  abierto  todo  el  casco  de 
la  cabeza"  (für  Einwerfen  der  Goldfiguren)  und  bedeckt  mit  vier- 
spitziger Kappe  aus  Palmenfaser  oder  aus  Thon  (Simon). 

Nach  den  von  Idacanzas  oder  Nemterequetaba  hinterlassenen 
Vorschriften  wurde  aus  den,  abwechselnd  von  den  Dörfern  To- 
baza  und  Firabitaba  gestellten,  Candidaten  durch  die  Fürsten  von 
Gameza,  Busbanza,  Pesca  und  Toca  der  Hohepriester  gewählt, 
und  vor  der  Einkleidung  hatte  dieser  Fürst  von  Sogamoso  sieben 
Jahre  lang  im  Tempel  zu  fasten,  im  DunkeP)  eingeschlossen, 
ohne  Sonne  noch  Licht  zu  sehen  (s.  Zurate). 

1)  Auf  den  Antillen  saugten  die  Zaubergespenster  am  Nabel,  damit  das  Leben  in 
Krankheit  dahin  sieche.     Jenseitige  werden  vielfach  am  Fehlen  des  Nabel's  erkannt. 

2)  Die  für  das  Fürstenthum  bestimmten  (Männer  und  Frauen)  wurden  in  der  Ju- 
gend sieben  Jahre  eingeschlossen,  ohne  die  Sonne  zu  sehen,  y  los  que  tienen  carga  de 
esto,  entran  en  el  encerramiento  ä  ciertos  dias  y  les  dan  terribles  azotes,  bis  dann  zur 
Weihe  Nasen  und  Ohren  durchbohrt  werden  mit  Goidschmuck  (Herrera).  Die  Sonnen- 
jungfrauen von  Meta  waren  weiss  und  konnten  (weil  stets  eingeschlossen)  die  Sonne 
nicht  ertragen,  so  dass  sie  mit  einem  breiten  Plut  ausgingen.  Coreal  hörte  die  Indianer 
bei  Popayan  von  einer  Klasse  von  Weissen  im  Innern  des  Landes  erzählen,  die  bei 
Tage  niemals  ausgehen  und  während  desselb^  schliefen,  weil  sie  in  der  Helle  nicht 
zu  sehen  vermochten,  sondern  Alles  beim  Mondlicht  abmachten  (XVII.  Jahrh.).  Die 
Sagen  von  ]Mondvölkern  erstrecken  sich  durch  Mexico  bis  Florida.  Die  Gattin  Vira- 
cocha's  war  wegen  lichter  Farben  von  dem  Weissen  des  Eies  benannt,  wie  er  selbst 
als  hell  erscheint.  Maupertuis  vergleicht  die  (hellen)  Darier  mit  „Eulen  und  Fleder- 
mäusen" weil  sie,  die  Sonne  vermeidend,    sich  nur  Nachts  hervorwagten.     Sowohl  der 


SEEN.  205 

Damit  aber  gewann  er  solche  Heiligkeit,  die  schon  das  Aus- 
sprechen seines  Namens  verbot  und  die  ihn  zum  Herren  machte 
des  Wassers  und  der  Regen  nicht  nur  (s.  Zamora),  sondern  über- 
haupt des  Wetters,  das  (s.  Piedrahita)  vom  Willen  des  Idacanza's 
abhing. 

In  diesem  von  den  Chuquez  oder  Priestern  bedienten  Tempel 
Sogamoso  ^)  des  Priesterkönigs  Sugamuxi^),  der  von  seinen  mit 
Goldstaub  bestrichenen  Händen  den  Götterbildern  goldene  Körn- 
chen zubliess,  wurde  alle  15  Jahre  ein  Knabe  geopfert,  der  aus 
einem  bestimmten"')  Dorf  der  Llanos  zu  stellen  war,  nach  erblicher 
Belastung  einer  Familie.  Die  Chque  oder  Xeque,  die,  von 
Greisen  beaufsichtigt,  unter  strengen  Fasten  im  Kloster  erzogen 
waren,  erhielten  ihre  Weihe  als  Priester  von  den  Fürsten.  Kein 
Opfer  (bemerkt  Simon)  konnte  ohne  einen  Chque  dargebracht 
werden  (wie  in  Persien  keines  ohne  einen  Magier). 

Um  das  Thal  (bei  Gottlosigkeit)  mit  Krankheit  zu  verfluchen  ^), 
kleidete  sich  der  Hohepriester  Sogamoso  auf  dem  heiligen 
Berge  in  rothe  Gewänder,  für  Aussatz  in  zerrissene,  für  Trocken- 
heit in  weisse  (unter  Zerstreuen  von  Asche  in  die  Lüfte). 

Wie  Sogamoso,  als  das  Thal  eines  abgeflossenen  Sees  (gleich 
Tunja),  waren  auch  die  noch  übrigen  Seen  heilig,  so  die  Lagune 
von  Boza  (b.  Bogota),  der  Teich  Bochachio  (Bazazio)  bei  Suacha, 

faltigen  Augenlieder  wegen,  als  weil  sie  beim  Mondschein  besser,  als  am  Tage-  sahen, 
wurden  die  Darier  mondäugige  genannt  (nach  Wafer). 

1)  Der  von  Pilgern  besuchte  Tempel  in  Sogamozo  war  ein  heiliges  Asyl  und  Ora- 
kel des  Idacanzas  (Luz  grande  de  la  tierra) ,  y  aun  por  esta  causa  y  el  conocimento, 
que  de  Idacanzas  tenian  los  Zippas  y  de  que  por  su  mano  se  distribuian  los  buenos  y 
malos  temporales,  le  daban  cierto  tributo  en  cada  Luna  para  tenerle  grato  y  le  ser- 
vian  con  muchos  dones  siempre,  que  por  medio  de  sus  Embaxadores  le  consultaban 
(Piedrahita).  El  Sugamuxi  tenia  continuas  platicas  con  el  demonio,  de  que  salia  tan 
desvanecido,  que  avia  hecho  creer,  que  solo  el  cra  dueno  de  las  aguas,  que  llovian  ä 
su  voluntad  y  se  suspendian  segun  su  beneplacito  (Zamora)  in  Sogamoso,  wo  der  Ca- 
cique   Sugamuxi  über  die   (Chuquez  genannten)  Priester  herrschte. 

-)  Iraca  6  Sagamuxi  (el  desaparecido)  era  jefe  i  sacei'dote,  elejido  alternativa- 
mente  de  entre  los  naturales  de  los  pueblos  de  Tobaza  y  Firabitoba,  y  por  los  caciques 
Gameza,  Busbanza,  Pesca  y  Toca,  que  asi  lo  dejo  establecido  politicamente  Nemte- 
requetaba  6  Idacanzas,  cl  instructor  de  los  Chibchas.  Die  Idibaes  grenzten  mit  den 
Cunas  (am  Isthmus).     Die  Idakarinches  wohnten  (neben  den  Klamath)  im  Shasta-Thal. 

^'}  In  Mangaia  hatten  die  jedesmal  schwächeren  Stämme  das  Menschenopfer  für 
Rongo  erblich  zu  liefern  (s.   Gill). 

■^)  Die  Athener  hatten  die  Verfluchungen  aus  Argos  bekommen,  wo  Phoroneus, 
Sohn  des  Inachus,  Gesetze  gegeben  (als  ein  Pharao)  und  dann  verkehrte  sich  das  Ana- 
thema in  Anathema. 


206  DIE    CHIBCHAS. 

dann  der  See  Ibaque,  aus  dem  die  Stammesmutter  (Bachue  mit 
ihrem  Knaben)  hervorgegangen,  und  besonders  der  See  Guatavita, 
in  welchem  der  untertauchende  Zauberer  das  von  dem  Fürsten 
verehrte  Drachelchen  (dragoncillo)  in  dem  Schoss  seiner  ertränk- 
ten Frau  (s.  Simon)  antraf  (wie  in  den  indischen  Bergesseen  der 
Naga-König  lebt).  Die  Chibchas  versenkten  ihre  Opfer  von  einem 
Floss  in  die  Seen  (besonders  den  von  Guatavita),  die  Prinzessin 
Bachue  und  ihre  Tochter  anrufend.  Am  Jahresfest  warfen  die 
mit  Goldstaub  beriebenen  Fürsten  Kostbarkeiten  hinein. 

Noch  bei  Ankunft  der  (Ochies  genannten)  Spanier  unter  Que- 
sada  übten  die  Guatavita  jenen  Opferbrauch,  der  Federmann  und 
seine  Vorgänger  mit  Eldorado-Sagen^)  täuschte  und  der  durch 
die  in  Quito  über  Cundinamarca  oder  Cundirumarca  (Cunturmarca) 
gehörte  Nachricht")  Benalcazar  herbeilockte,  obwohl  das  Missver- 
hältniss  des  wirklich  Gefundenen  zu  dem  in  phantastischen  Hoff- 
nungen Ausgesponnenen  das  Phantom  dann  wieder  in  das  ge- 
heimnissvolle Dunkel  ferner  Wälder  entrückte. 

Der  Indianer  aus  Aluizqueta  (des  Caciquen  Bogota),  der 
Benalcazar  in  Quito  die  Nachricht  über  das  Dorado^)  gegeben, 
starb  (als  Führer  Ampudia's)  in  Cali,  wo  er  die  Lage  seiner  Hei- 
math nach  rechts  angegeben,  obwohl  die  Spanier  nach  Norden 
weiter  zogen  (nach  dem  Platze  des  späteren  Cartago). 


^)  Die  Nachbildung  des  Flosses,  auf  dem  der  mit  Gold  bestreute  Cazique  sich  im 
See  badete,  wurde  bei  der  Entwässerung  der  Siecha-Lagune  gefunden.  In  Cumana 
schmückten  sich  die  Indianer  mit  Federn  siembran  dellas  todo  el  cuerpo,  sobre  un 
baiio  de  trementina  ö  azeyte  de  canime  (als  los  Angeles  de  Cariaco). 

2)  Nach  Piedrahita  traf  Luis  Daza  in  Latacunga  einen  Indianer  aus  Cundinamarca, 
dessen  König  (von  den  Chibchas  bedrängt)  vom  Inca  hatte  Hülfe  bitten  wollen.  Die 
Spanier  wurden  Ochies  genannt  (in  Tundama)  und  Viracochas  in  Peru. 

3)  Quesada  hörte  dass  die  Bewohner  von  Menza  (mit  einem  vSonnenhaus)  „viven  en 
casas  de  piedra  y  andan  vestidos  y  calzados  y  pelean  con  lan9as  y  porras"  (s.  Oviedo). 
Im  See  von  Guatavita  erschien  der  Dämon  als  Schlange  oder  Drachen  (s.  Simon).  Der 
mit  Gold  bestrichene  Cacique  badete  am  Jahresfest  in  dem  See  von  Guatavita  (b.  d, 
Chibchas).  Nach  sechsjährigen  Fasten  in  einer  Höhle  wurde  der  Neffe  des  Fürsten 
Guatavita  (als  sein  Nachfolger)  auf  einem  Floss  (gran  balsa  de  junco?)  von  vier  Caci- 
quen in  die  Mitte  des  See's  geführt  und  mit  Gold  besalbt  (zum  Opfer).  In  der  La- 
guna  Guatavita  wurde  die  Fürstin  angerufen,  die  sich  im  Streit  mit  ihrem  Gatten  dort 
mit  ihren  Kindern  ertränkt  hatte.  Die  Lagunen  von  Guatavita,  Guasca,  Siecha,  Ten- 
saca  und  Ubaque  bildeten  die  hauptsächlichsten  Heiligthümer  (in  Processionen).  Da- 
bei galt  es  einen  Wettlauf,  um  zuerst  auf  der  Höhe  anzukommen,  und  die  dabei  Ster- 
benden wurden  mit  Reichthümern  in  Höhlen  begraben,  als  Heilige.  In  Guatavita  (wo- 
hin von  allen  Orten  Wege  führten)  wurde  durch  Stricke  die  Mitte  des  See's  ausge- 
messen, wo  sich  dann  der  Vergoldete    badete  (Simon). 


GUESA.  207 

In  dem  Sonnentempel,  wohin  in  Bogota  gewallfahrtet  wurde, 
zog  man  der  Sonne  geheiligte  Knaben  auf,  bis  zum  Opfer.  Diese 
wurden  Moja  genannt,  und  wenn  die  Pilger  davon  zurückbringen, 
erziehen  sie  die  Fürsten  sorgsam  als  heilige  Sache  und  lassen 
sie  auf  den  Armen  täglich  zum  Bad  tragen  (dass  sie  den  Boden 
nicht  berühren),  und  im  Tempel  singen.  Aus  ihrem  Teller  darf 
Niemand  essen,  selbst  nicht  der  Cacique,  und  wer  eine  Sünde  be- 
gangen hat,  wagt  nur  in  ihrer  Begleitung  den  Tempel  zu  betre- 
ten. Beim  Erreichen  der  Pubertät  werden  sie  geopfert,  aber  aus- 
gestossen,  wenn  sie  sich  mit  einer  Frau  vergangen  haben  (Oviedo). 
Die  Mojas  genannten  Knaben  (aus  den  Llanos)  wurden  bis  zum 
lo.  Jahre  im  Tempel  auferzogen,  und  dann  von  Kaufleuten  der- 
jenigen Caciquen  oder  der  Ortschaften  Einer  verkauft,  die  ihn 
im   15.  Jahre  opferten  (Piedrahita). 

Der  Guesa  (Irrender  oder  Heimathloser)  oder  Quihica  (Thür, 
als  Durchgang  zum  neuen  Zeitabschnitt),  wurde  schon  jung  aus  dem 
Hause  seiner  Eltern  genommen  und  im  Sonnentempel  zu  Soga- 
mozo  erzogen,  im  zehnten  Jahre  durch  alle  Orte  geführt,  die  Bot- 
schika   auf  seiner  Wanderung  berührt  hatte ^),   und   dann,    an  die 


')  Der  Guesa  aus  Tenisuca  hatte  vor  den  Opfern,  dem  von  Bochica  gewanderten 
Weg  zu  folgen  (nach  dem  Auferziehen  im  Tempel).  Gada  quince  anos  hacian  (los 
Chibchas)  el  sacrificio  humano  de  Gueza,  joven  que  educaban  cuidadosamente  y  al 
cual  arrancaban  al  corazon  (con  gran  pompa).  Los  sacerdotes  o  jeepcs,  el  chyquy 
chibcha,  seguian  a  la  victima  y  estaban  enmascarados,  als  dreiköpfige  Bochica,  dessen 
Frau  Chia  (Mond),  Froschkopf  (des  Neujahr's),  der  Luftgeist  Fomagata  (mit  einem 
Auge,  zwei  Ohren  und  Schwanz).  Mit  dem  Blut  der  Kriegsgefangenen  wurden  die 
bei  Aufgang  der  Sonne  getroffenen  Steine  besprengt.  El  Guesa  (sin  casa)  ö  Quichica 
(puerta),  era  un  mancebo  de  un  pueblo  (hoy  San  Juan).  Horadabanle  las  orejas,  le 
criaban  desde  mediane  en  el  templo  del  Sol,  en  llegando  ä  diez  anos,  le  sacaban 
para  pasearle,  en  memoria  de  las  peregrinaciones  del  Bochica  su  fundador,  (ä  quien  se 
figuraban  colocado  en  el  sol).  Vendianle  en  precio  muy  alto  y  era  depositado  en  el 
templo  del  sol  hasta  cumplir  15  anos,  en  cuya  edad  hacian  el  sacrificio  (los  Chibchas), 
sacandole  vivo  el  corazon  y  las  entranas  para  ofrecerlas  al  sol  (Duquesne).  Die  Pawnee 
opferten  das  Sioux-Mcädchen  Haxta  beim  Kornpflanzen  (1838).  La  victima  destinada 
ä  solemnizar  las  cuatro  lunas  intercalares,  que  partian  el  siglo,  era  un  mozo,  que  habia 
de  ser  natural  de  cierto  pueblo  (sito  en  los  llanos  de  San  Juan).  Horadabanle  las 
orejas,  le  criaban  desde  mediano  en  el  templo  del  sol,  en  llegando  ä  diez  anos,  les 
sacaban  para  pasearle,  en  memoria  de  las  perigrinaciones,  del  Bochica,  su  fundador.  Ven 
dianle  en  precio  muy  alto  y  era  depositado  en  el  templo  del  sol,  hasta  cumplir  quince 
aüos,  en  cuya  precisa  edad  hacian  el  sacrificio,  sacandole  vivo  el  corazon  y  las  entra- 
iias  para  ofrecerlas  al  sol.  A  este  mozo  llamaban  Guesa,  este  es  sin  casa,  por  lö  dicho. 
Llamabanle  tambien  Quihica,  que  quiere  decir  puerta  (alusion  al  principio  del  ano). 
Significa  tarabien  boca,  porque  llevaba  la  voz  de  su  nacion  para  hablar  de  cerca  ä  la 
luna  intercalar  y  sorda,  que  no  oia  desde  aca  abajo    sus  lamentos  (Acosta). 


208  DIE    CHIBCHAS. 

Sonnensäule  angebunden,  von  den  maskirten  Priestern  (Xeques) 
erschossen. 

Alcedo  lässt  von  den  (jenseits  des  Sogamoso-Flusses  dem  in 
Duitama  residirenden  Tundama  gegenüber  wohnenden)  Laches^) 
(von  Cocuy),  mit  denen  die  Chitareros  (bei  Pamplona)  gemischt 
gewesen,  die  Tames  stammen,  und  ebenso  die  Ipuyes.  Auch  die 
(das  Gesicht  durch  ein  Pflaster  enthaarenden,  aber  Schnurrbarte 
einschneidenden  und  durch  Kräutersaft  fixirenden)  Achaguas^) 
(zwischen  den  Llanos  des  Casanare  und  Meta)  werden  zu  den 
Laches  gerechnet,  nebst  den  Caquesios.  Später  drangen  die  wil- 
den Guahibos  und  Chiricoas  zwischen  Casanare  und  Meta  vor, 
unter  den  Ele. 

Neben  den  Steinen,  als  Zeugen  eines  ursprünglichen  Men- 
schengeschlechts (und  der  die  Wiederbelebung  erwartenden  Ver- 
wandlungen desselben),  verehrten  die  Laches  (nach  Piedrahita) 
ihren  Schatten"),  wie  die  Muzos  oder  Colima  den  als  Schatten'') 
schwankenden  Are  ■'),  der  aus  den  in  den  Fluss  geworfenen  Holz- 
schnitzeln die  Menschen  belebte.  Bei  den  Macusi  belebt  der  die 
mit  einer  Steinaxt  abgehauenen  Ruderstücke  des  Baumes  in  den 
Fluss  werfende  Schöpfer  Macunaina  dieselben  zu  Thieren  und 
bildet  dann  die  Menschen. 

Die  Muzos,  als  alteingeborener  Stamm,  hielten  sich  für  älter 
als  Sonne  und  Mond  (obwohl  sie  diesen  Gestirnen  die  Bezeich- 
nung von  Vater  und  jMutter  gewährten),  während  bei  den  Muys- 
cas  bereits  jene  auf  die  in   den  Llanos  und  am  Papameme  ange- 


1)  Das  Land  der  Zapoteken  hiess  Lachea  (s.  Orozco)  und  in  Nexapa  (Oaxaca's) 
werden  Lachigojani,  Lachigiuri,  Lachivea,  Lachixila,  als  pueblos  genannt,  sowie  bei 
Comaltepec  die  pueblos  Lachijoba,  Lacliirrio,  Lachichuna.  Ausser  dem  (brasilischen) 
Lacha-Fluss  (bei  Tapicu)  findet  sich  Lachas   beim  Esmeraldas. 

2)  Achalaqui  (in  Florida)  grenzte  mit  Cofachi  (zu  Soto's  Zeit). 

3)  Bei  den  Tupi  wurde  Anhanga  (sombra,  espirito)  als  Gott  der  Jagd  verehrt  (s. 
Magalhaes). 

*)  Die  Musos  verehrten  un  hombre  que  llamavan  Are  (que  siempre  estava  echado 
y  que  no  era  hombre  sino  como  sombra  de  hombre),  aus  Holz  Gesichter  von  Men- 
schen schnitzend,  die  sich  in  das  Wasser  geworfen,  lebendig  erhoben,  und  vermählte 
sie  (die  Erde  zu  bebauen),  worauf  Are  nach  dem  andern  Ufer  des  Magdalena  über- 
kreuzte (s.  Herrera). 

5)  Tenian  (los  Musos)  como  tradicion,  que  al  principio  del  mundo  apareciö  un 
hombre  6  mas  bien,  cierta  sombra  ö  figuro  en  postura  reclinada,  que  designaban  con 
el  nombre  de  Are,  el  cual  fabricaba  de  madera  ciertos  rostros  de  hombres  y  mujeres  y 
echandolos  al  agua,  vivian  y  se  multiplicaban,  dedicändose  luego  ä  trabajar  la  tierra. 
Entonces  el  Are  pasö  a  la  otra  banda  del  rio  Magdalena  y  desapareciö  (s.   Acosta). 


SUTAGAOS.  209 

troffenen,  und  Avie  mit  Omaguas,  mit  den  Monumenten  in  San 
Agostin  verknüpften  Sonnentempel  führende  Einwirkung  zur  Gel- 
tung kam,  welche  die  von  Garachancha  erhobenen  Prätensionen 
zwar  umsonst  zu  verwirklichen  suchte  und  den  von  ihm  begonne- 
nen Tempel  nicht  zu  vollenden  vermochte,  aber  sich  doch  auch 
in  dem  späteren  Cultus  forterhielt.  Die  Indianer  von  Sogamoso 
(sagt  Simon)  stammten  von  einem  alten  Fürsten  und  seinem  in 
Ramiriqui  und  Tunja  herrschenden  Neffen  (also  den  Personi- 
ficationen  der  Sonne  und  des  Mondes). 

Ueber  Sumapazes,  (Doas  und)  Cundayes  und  Neybas  herrsch- 
ten durch  den  Einfluss  ihrer  Zauberer  die  Sutagaos  ^),  deren  Gott- 
heit nur  geraubte^)  Gaben  als  Opfer  willkommen  waren,  und 
die  mit  den  Coyaimas  (und  Aipes)  verbündeten  Natagaimas  (am 
Rio  Saldaria)  bildete  eine  Stufe  zu  dem  Sitze  der  Fürstin  Gaitana 
bei  Timana  und  weiter  in's  Innere. 

Der  Magdalenenfluss  bildete  einen  Leitungsfaden  für  Einfälle, 
wie  für  die  (1610)  auf  der  Wasserstrasse  räubernden  Yareguies  nach 
Velez,  und  indem  die  Colimas")  (Tolimas)  oder  Tapaces  den  da- 
durch vom  Joche  der  (nach  dem  Carare  zurückgedrängten)  Pauras 
und  Muyscas  befreiten  Muzos  beigetreten  waren  (bis  Palma  sie- 
delnd), bildeten  sich  im  Contacte  Beider  die'Canapayes  (Cana- 
Paeyes). 

Die  Musos  sagten  von  den  verehrten  Steinfelsen:  que  eran 
madre  y  hija,  dioses,  und  verwehrten  jedem  Fremden  den  Zugang, 
doch  machten  die  Muyscas  mitunter  den  Versuch,  heimlich  eine 
Pilgerfahrt  dorthin  zu  unternehmen,  indem  sie  der  Heiligkeit  des 
Ortes  wegen  das  Risico  liefen,  ihren  Feinden  in  die  Hände  zu 
fallen  (s.  Zamora). 

Mit  den  im  Centrum  der  Erde  entstandenen  und  auf  die 
Oberfläche  derselben  zwischen  dem  Fluss  Cacarayma  und  dem 
Thal  von  Anayma  hervorgekommenen  Paezes  (Payes)  vereinigten 


1)  Die  den  Tausas  benachbarten  Sutas  stürzten  sich  bei  der  spanischen  Eroberung 
von  den  Felsen  ihrer  letzten  Festung,  um  der  Unterjochung  zu  entgehen.  Zu  Suta- 
marchan  gehörte  Chiquinquira,  (wo  sich  der  heidnische  Cult  in  dem  christlichen 
fortsetzte). 

2)  Jamas  ofrecian  nada  de  su  hacienda,  pareciendoles  que  el  idolo  no  quedaria 
contento,  si  no  era  cosa  de  hurto  (also  eine  Art  Thugs  in  America). 

3)  Die  (von  Buena  Esperanza  bei  Colima  in  Mexiko  nach  der  Küste  und  dann  in 
das  Innere  gekommenen)  Pirao  (Paceha  oder  Colima)  oder  Puruhu  brachten  Menschen- 
opfer im  Tempel  des  Con  in  Liribamba. 

Bastian,  America.  J^ 


210  DIE    CHIRCHAS. 

sich  die  vom  Choco  eing-ewanderten  Pijaos^)  und  sie,  die  die  Du- 
hos  oder  Rahaduhos  für  die  cannibalischen ")  Mahle  (des  Cauca) 
mästeten  (s.  Fresle),  wurden  bald  der  Schrecken  der  Stämme  im 
Magdalenenthal,  unter  ihren  riesigen  Fürsten,  wie  Calarca  (bei 
Buga).  Nach  Herrera  gehörten  die  Paezes  und  Pisaos  (bei  Ti- 
mana) zu  den  Cariben.  Zu  Andagoya's  Zeit  dienten  die  Tijajos 
(Pijaos)  den  Caciquen  von  Apirama  (zwischen  Bogota)  als  Söld- 
linge in  ihren  Kriegen. 

Gleich  den  Natagaymas  und  Coyaimas  platteten^)  die  Pijaos 
die  Köpfe  ab,  und  ebenso  die  (mit  Calandaymas,  Parryparryes 
und  Amurcas  verbündeten)  Panches,  welche  dem  Mond  Verehrung 
bezeigten,  aber  die  der  Sonne,  als  unnöthig,  vermieden  (s.  Pie- 
drahita).  Die  Musos  riefen  die  Hülfe  des  Mondes  in  Stürmen  und 
Gewitter  an,  die  sie  wegzublasen  suchten.  Die  Panches  wussten 
für  die  Pfeile  ihrer  Bogen  Giftstoffe  zu  bereiten  und  kämpften, 
wie  mit  Lanzen  und  Schwertern,  mit  den  Schleudern  (Peru's),  die 
Köpfe  ihrer  Feinde  an  den  Thüren  der  Häuser  aufhängend.  Von 
ihrer  Hauptstadt  Tocaima  aus  führten  die  Panches  im  Bunde  mit 
den  Ambalemas,  Easaimas,  Anapoimas  und  Guataquies  (unter  dem 
Caciquen  Vituima)  Kriege  mit  dem  Zipa,  dessen  Länder  vielfach 
durch  ihre  Einfälle"  verwüstet  wurden. 

Aehnlich  führten   die  von  einem  Rath  der  Alten'*)    regierten 


^)  Die  Pijaos  in  Tunja  hatten  Idole  mit  drei  Köpfen,  als  drei  Personen  mit  einem 
Herz. 

2)  Das  grausame  und  wilde  Volk  der  Antis  (Andes),  das  aus  dem  mexicanischen 
Gebiete  herkam,  Panama  und  Darien  bevölkernd,  breitete  sich  (nach  Blas  Valera)  von 
da  aus  in  den  weiten  Berggegenden,  welche  auf  der  einen  Seite  bis  zum  neuen  König- 
reich Granada  und  auf  der  andern  bis  nach  Santa  Marta  reichen.  (Garcilasso  de  la  Vega). 

3)  Der  Schädel  der  Panches,  war  aplanado  por  la  parte  posterior  y  anterior  con 
tablillas  (Acosta)  in  pyramidalischer  Form.  Die  Musos  hingen  die  Kinder  in  der  Wiege 
mit  den  Füssen  höher,  als  den  Kopf,  para  que  se  hagan  las  cabezas  recias  y  redon- 
das  (Herrera).  Den  Kopfentstellungen  hätte  mitunter  die  Regulirung  der  Denkthätigkeit 
zu  Grunde  gelegen,  wie  wenn  die  Tahitier  durch  verschiedene  Formungen  Krieger  oder 
Staatsmänner  zu  bilden  suchten.  Wie  die  Descendenzlehre  in  der  Alchemie  hatte  auch 
bereits  die  Craniologie  ihre  magischen  Vorläufer.  Der  Teufel  könne  (nach  dem  Hexen- 
hammer) aus  dem  Gedächtniss,  das  im  Hinterkopf  sitzt,  das  Gebilde  eines  Pferdes  nach 
dem  mittleren  Kopf  bewegen,  wo  die  Einbildungskraft  ihre  Zelle  hat,  und  sonach  auch 
in  den  Vorderkopf,  wo  der  Sensus  communis  haus't,  und  dies  so  schnell,  dass  solche 
Gebilde  für  wirklich  gehalten  werden.  Alles  das  verursacht  keine  Kopfschmerzen." 
(Roskoff). 

*)  Die  Izquandeos  am  Telembi-Fluss  (bei  Barbacoas)  wurden  durch  einen  Rath  von 
Alten  regiert  (und  so  vielfach  auch  im  Norden). 


MUSOS.  211 

Musos  Kriege  mit  den  Muyscas,  um  Gefangene  für  Menschenopfer 
zu  gewinnen.  Die  Smaragdberge,  die  durch  das  Aufleuchten 
eines  darüber  eintretenden  Sternes  erkannt  wurden,  fanden  in  den 
Musos  eifersüchtige  Hüter,  so  dass  diese  Steine  königlichen 
Schmuckes  nur  einzeln  in  die  Nebenländer  gelangten  und  dadurch 
einen  um  so  höheren  Preis  bewahrten.  Aus  diesen  Smaragdminen 
waren  die  Moscas  durch  die  Muzos,  als  diese  den  Magdalenen- 
fluss  heraufgekommen  waren,  vertrieben  worden,  und  im  Gange 
der  Ereignisse  mengten')  sich  dort  und  anderswo,  an  verschie- 
denen Punkten,  die  Stämme  fremder  Eroberer  und  unterworfene 
Eingeborene.  In  Tunja  w^urde  die  Sprache^)  Chiaizake  (Chia  und 
Zake)  geredet  (s.  Herrera). 

Am  Flusse  Zarbique  wurde  von  den  Musos  das  Ehepaar 
Furatena  in  den  Felsen  Tena  (Mann)  und  Fura  (Frau)  verehrt, 
wie  Herrera  bemerkt,  und  Furatena  sei  von  den  Smaragdfürsten 
Muzo's  als  in  Stein  verwandelte  Götter  betrachtet.  Dann  heisst  es, 
dass    die    vom    Caziquen    Quinimaca    beherrschten    Mussos    (oder 


1)  Dos  tipos  destintos  (der  von  Pereira  Gamba  1867  gefundene  Schädel)  son  los 
del  Llano  de  la  Iglesia,  en  la  Picota,  al  borde  del  rio  Tunjuelo  i  los  que  en  profusion 
se  encuentran  en  Fontibon  en  la  cercanias  de  la  laguna  i  dentro  de  los  cercados  de 
la  poblacion,  pero  sobre  todo  en  El-Cerrito,  especie  de  cementerio  que  ha  formado  una 
colina  artiiicial ,  de  donde  se  sacaron  varias  de  ellas  juntamente  con  algunos  vasos  de 
barrcs,  esmeraldas,  tunjos  de  oro  i  tejuelas  de  plata  (Uricoechea).  Los  habitantes 
de  Tunjuelo  eran  de  orijen  caquesio  i  los  de  Fontabon  Chibchas  de  la  raza  conquista- 
dora  (Aun  despues  de  la  conquista  espanola  era  notable  la  diferencia  entre  el  lenguaje 
de  los  bogotanos  i  de  los  tunjanos).  Die  in  Tunja  gefundene  Mumie  war  (nach  Joly) 
brachycephalisch.  Los  craneos  de  los  Indios  de  la  provincia  de  Velez  muestran  la 
depresion  del  hueso  frontal  (Uricoechea).  Die  Panches  platteten  den  Kopf  hinten  und 
vorne  ab  (wie  es  geschehen  mochte,  um  neue  Mischungen  und  Rasseneigenthümlichkeiten 
zu  wahren).  El  idioma  de  Bogota  ö  Bacata  (que  es  la  lengua  Chybcha  6  Mozca)  ver- 
breitete sich  mit  den  Eroberungen  des  Zippa  (Gran  Senor)  im  Reich  (Piedrahita).  Casi 
todo  el  vasto  terreno  del  nuevo  Reyno,  konnte  mit  Kenntniss  des  Muysca  durchreist  wer- 
den, da  man  dieses  oder  Dialecte  sprach  (Cassani).  Zwischen  Spaniern  und  Indianern 
in  Bogota  bildete  sich  una  tercer  lengua  de  Gitanos,  als  eine  media  lengua  (1604). 

2)  Die  Muiscas  und  Almaguerenos,  sowie  die  Calamares  von  Cartajena  und  Santa 
Marta,  haben  ihre  Sprache  verloren.  Respondieron  los  preguntados  en  lengua  dici- 
endo  ,,musca  picemanga"  que  es  lo  poprio  que  decir  „mucha  gente".  Los  espaiioles  que 
lo  oyeron  dijeron  ,,dicen  que  son  como  moscas."  (Fresle),  Beim  Ueberschreiten  der 
Sierra  von  Opon  wechselte  die  bis  dahin  am  Rio  Grande  gesprochene  Sprache  (des 
Valle  de  Upar)  bei  Quesada's  Zug  (Oviedo).  Wie  die  Mucuchies,  Yaricaguas,  Esca- 
gueyes,  Miyuses,  Tricaguas,  Tapanos,  Mocobos,  Mucunches,  Mombures,  Chamas,  Mu- 
cutues,  Iguinos,  Avianos  und  Mucupties  (bei  Merida)  redeten  die  Timotes,  Tostos,  Es- 
cuqües  und  Cuicas  (bei  Trujillo)  dialecte  der  Muiscas  (s.  Codazzi). 

14* 


212  DIE    CHIBCHAS. 

Nauros),  an  Ubate  grenzend,  zwei  hohe  Säulen  (der  götthchen 
Mutter  und  Tochter)  statt  Sonne  und  Mond  verehrten,  sich  älter 
glaubend,  als  diese  Gestirne  (que  estos  astres  se  hizieram  des- 
pues,  que  fueran  criados  los  Mussos  ^),  wie  proselenische  Arcadier. 

Die  Laches  erwiesen,  neben  ihrem  Schatten^),  Steinen ^^)  Ver- 
ehrung, die  einstens  Menschen  gewesen,  und  bei  den  Chibcha 
wurde  der  nebst  seiner  Schwester  vertriebene  Fürst  Hunza  bei 
Tequendama  in  Stein  verwandelt. 

Die  Musos  nannten  die  Sonne  Vater  und  den  Mond  Mutter, 
verehrten  indessen  nicht  die  Sonne  als  Gott,  weil  sie  früher  ge- 
schaffen als  Sonne  und  Mond  (Herrera),  ellos  fueron  criados  pri- 
mero  que  el  Sol  y  la  Luna  (die  Musos).  In  Mondfinsternissen 
(während  welcher  die  Mutter -Mond  klagend  zur  Wiederkehr  an- 
gerufen wurde)  erneuete  sich  durch  Umwendung  (nach  den  Musos) 
die  Klarheit  des  Himmels  (Herrera):  que  se  queria  volver  el  cielo 
con  SU  claridad  de  arribaabaxo. 

Die  (Colimas  und)  Musos  verehrten  das  Wasser  und  hielten 
es  für  keinen  Vortheil,  zum  Himmel  aufzusteigen  (Herrera) :  no  es 
bueno  subir  al  cielo  (sus  oraciones  y  santerias  eran  por  el  Agua). 
Unter  den  Musos  wanderte  der  Dämon  umher,  tanzend  und  sin- 
gend (ohne  Tempel),  vianle  coxo,  con  un  pie  de  Gallo,  cabe9a  de 
perro,  cuerpo  de  hombre,  manos  de  garavatos,  con  unas  de  Aguila 
(Herrera). 

Nachdem  der  nur  liegend  erscheinende  Menschenschatten  Are 
Gesichter  von  Männern  und  Frauen  aus  Holz  geschnitzt  und  nach 
Inswasserwerfen  belebt  hatte  (um  sie  zu  vermählen,  dass  sie  das 
Land  bauten),  kreuzte  er  nach  dem  anderen  Ufer  des  Magdalena  (s. 
Herrera).  Labrö  en  unos  palos,  rostros  de  hombres  y  mugeres  (Are)  *). 


1)  Die  Musos  hatten  keinen  Tempel  y  andaba  el  demonio  entre  ellos  tan  descu- 
biertamento,  que  bailaba  con  ellos,  y  mostraba  que  bebia;  vianle  coxo,  con  un  pie 
de  gallo,"  cabe9a  de  perro,  cuerpo  de  hombre,  manos  de  garavatos,  bon  unas  de  aguila, 
y  facilmente  (Herrera). 

2)  Neben  dem  grünen  Stein  verehrten  die  Mexicaner  die  Federn,  als  Schatten  der 
Götter  (Duran).  Maunssell  leitet  Atua  (Gott)  in  Polynesien  von  Ata  (Schatten).  Die 
Seele  (bei  den  Mickmack)  hiess  Mcheejacmih  oder  Schatten  (1755).  Die  Seele  oder 
O-jee-chau-go-mau  (Schatten)  wird  bei  heftiger  Krankheit  vom  Körper  gelöst.  Die 
Ojibway  tadeln  einen  unvorsichtigen  Kranken,  telling  him  that  his  shadow  was  not  well 
settled  down  on  him,  and  that  therefore  he  was  in    danger  of  losing  it  (s.  Tanner). 

3)  Die  Acaxee  verehrten  die  in  Stein  verwandelte  Ahnfrau  von  Topia  in  Topf- 
form  (s.  Alegre)  neben  Neguncame  als  Höchstem  der  Tesaba  (Götzen). 

*)  According  to  the  tradition  of  the  Muzos  (in  continual  wars  with  the  Muiscas  of 


PANCHES.  213 

Die  den  Panches  benachbarten  Colimas^)  wohnten  bei  Palmas, 
mit  den  Muzos  verwandt,  die  sich  unter  Carares  und  Yareguies 
zerstreuten,  bei  San  Christoval  die  Tororos,  bei  Remedios  die 
Guasquias  und  Guarinoes  u.  s.  w. 

Zwischen  Chicamocha  (bei  Tunja)  und  Sogamoso  wohnten'-^) 
die  Paipa,  Duitama,  Serinza,  Sativa  und  Chitagoto,  dann  die 
Chopo,  Teguaraguache ,  Arcoguali  (neben  Servita,  Icota  und  Co- 
cota),  zwischen  Pamplona  (durch  Ursua  gegründet)  und  Cucuta 
wohnten  die  Surataes,  Cachiras,  Cacheguas,  Uchamas,  Babichas, 
Camias,  Bocalemas,  Chebas  und  Ogamoras  (1549). 

Nach  Acosta  begriff  das  Land  der  Chibchas^)  die  Ebenen  von 


Bogota)  tliere  was,  in  ancient  times,  on  the  otlier  side  of  the  Magdalena,  the  shadow 
of  a  man,  called  Ari  (Aryah  in  einer  Maya-Mirage) ,  which  amused  itself  with  making  woo- 
den  faces  of  men  ad  women,  casting  them  into  the  stream,  from  whence  they  issued  in 
form  of  human  beings,  and  these  he  taught  to  cuUivate  the  earth;  they  then  disappeared 
and  from  this  stock  came  the  Indians  of  the  surrounding  regions  (Buddha,  als  Schatten 
bei  den  chinesichen  Pilgern).  The  Muzos  did  not  worship  the  sun  and  moon  (as  the 
Bogotans  did),  saying  these  bodies  were  created  after  the  wooden  faces,  in  order  to 
give  them  light,  when  they  became  living  beings. 

1}  Las  naciones  vicinas  de  los  Chibchas,  eran  los  Sumapaces  por  el  Sur,  por  el 
Oriente  lindaban  con  los  Ipuyes,  Achaguas  i  Tames,  por  el  occidente  con  los  Muzos, 
Colimas  i  Panches,  tribus  guerreras  i  feroces,  con  quienes  vivian  en  perpetua  hostilidad, 
i  con  los  Calandaimas,  Parriparries  i  Amurcas,  i  por  el  norte  con  los  Agataes,  Chi- 
pataes  i  Guanes  (Uricoechea). 

2)  Die  Pantagoras  (am  linken  Ufer  des  Magdalena)  begriffen  die  Camanaes,  Gua- 
rinaes,  Marquetones,  Guascuyas,  Pijaos,  Gualyeas  und  Doymas.  Die  Panches  (am  rechten 
Ufer  des  Magdalena)  begriffen  die  Calandaymas,  Parryparryes  und  Amurcas.  Die  Su- 
tagaos  begriffen  die  Sumapazes,  Cundayes  und  Neybas.  Die  Chitareros  begriffen  die 
Tymotos,  Barbures,  Cayos,  Chinatos,  Surataes,  Motylones,  Capachos.  Die  Laches  be- 
griffen die  Ypuyes,  Caquesios,  Tamez  und  Achaguas.  Die  Mozcas  begriffen  die  Guane 
(bei  Velez),  die  Muzos  und  Colymas.  Zu  den  Mozca  gehörten  die  Muzos  und  Coly- 
mas  (sowie  die  Stämme  von  Guane  in  Velez).  Den  Panches  (mit  Calandaymas,  Parry- 
parryes und  Amurcas)  am  Magdalenenfluss  wohnten  an  der  andern  Seite  die  Pantago- 
ras (mit  Camanaes,  Guarinoes,  Marquetones,  Guascuyas,  Pijaos,  Gualyes,  Guaguas  und 
Doymas) ,  gegenüber.  Die  Sutagaos  (mit  Sumapazes ,  Cundayes  und  Neybas)  wohnten 
südwestlich  von  Bogota.  Die  Chitareros  (mit  Tymotos,  Barbures,  Cayos,  Chinatos,  Sura- 
taes, Motylones  und  Capachos)  wohnten  bei  Pamplona.  Zu  den  Laches  (im  Norden) 
gehörten  die  Ypuyes,  Caquesios,  Tamez  und  Achaguas.  Die  Smaragdminen  wurden 
nur  durch  die  Unterthanen  des  Fürsten  Somindoco  (Somondoco)  bearbeitet,  und  unter 
Beobachtung  bestimmter  Ceremonien  (s.  Oviedo).  Tocaima  war  Hauptstadt  der  (den 
Mond  verehrenden)  Panches,  die  nicht  in  demselben  Dorf  heiratheten,  weil  verwandt. 

3)  In  ihrer  Zusammengehörigkeit  bestanden  die  Chibcha  oder  Muyscas  (bei  An- 
kunft der  Spanier)  de  los  antiguos  cantones  siguientes :  Bogota,  Caqueza,  Funza  y 
Facatativa  de  la  antigua  provincia  de  Bogota,  Cipaquira  y  Guatavita  de  la  de  Cipaquird, 


214  DIE    CHIBCHAS. 

Bogota  und  Tunja,  die  Thäler  von  Fusagasuga,  von  Pacho,  von 
Caqueza  und  von  Tenza,  das  g'anze  Terrain  der  Bezirke  von 
Ubate,  Chiquinquira,  jMoniquira  und  Leiva,  und  dann,  durch  Santa 
Rosa  und  Sogamoso,  bis  zum  Gipfel  der  Cordillere,  wo  sich  die 
Ebenen  des  Casanare  abscheiden. 

Die  Chibchas^)  zwischen  Cerinza  im  Norden  und  Suma  Paz 
im  Süden,  berührten  sich  nach  Westen  mit  Alusos,  CoUmas  und 
Panches,  nach  Norden  mit  Laches,  Agatas  und  Guaes,  nach 
Osten  mit  wilden  Stämmen  (des  Casanare  u.  s.  w.)  unter  dem 
Zipa  in  Bacata  (]\Ioquete  oder  Funza),  und  dem  Zaque  in  Tunja 
(Hunsa,  früher  in  Ramiriqui),  während  Panches  in  Mesa  und  To- 
caima,  Sutagoas  in  Fusagasuga,  Musos  bei  la  Palma,  Colimas  bei 
Villeta,  die  Yalcones  bei  Apirma  wohnten. 

Wenn  die  Chibchas,  mit  dem  Hauptvolk  der  IMuysca"^),  in 
ihrer  Ausdehnung  von  Pastos  bis  zum  oberen  Zuila  erstreckt 
werden,  berühren  sie  sich  mit  den  Chitareros. 


Choconta,  Guateqiie  y  Ubate  de  la  de  Cipaquira,  Clioconta,  Guateque,  y  Ubatc  de  la 
de  Cipaquira,  Choconta,  Guateque  y  Ubate  de  la  de  Cundinamarca,  del  canton  Chiquin- 
quira (von  Muzo)  y  parte  del  de  Moniquira  de  la  de  Vclcz,  de  todos  los  cantones  de 
la  antigua  provincia  de  Tunja,  y  de  la  de  Sogamoso,  Ricaurte,  Santarosa  y  parte  del 
de  Soata  de  la  de  Tundama.  Acia  el  S.  y  S.-O.  lindaban  los  Muyscas  con  los  Sutagaos 
ö  Fusagasugaes  y  con  los  belicosos  Panches,  moradores  de  Gaduas,  la  Mesa  y  Tocaima. 
Seguian  despues  acia  al  Sur  los  Piyaos ,  los  Coyaimas  y  otras  tribus  menos  notables, 
y  por  ultimo  los  yalcones  y  los  terribles  Paeces ,  ocupadores  de  la  rama  central  de 
.los  Andes.  De  Cundinamarca  para  el  N.  estaban  los  Agataes  y  los  numerosos  Guanes 
(projenitores  de  los  Socorranos) ,  los  Citareros ,  los  Chinacotas ,  los  Motilones  y  otros 
hasta  la  raya  de  Venezuela.  Acia  el  N.-O.  se  encontraban  los  Colimas  y  los  valientes 
Muzos ,  y  por  el  E,  del  otro  lado  de  la  Cordillera  Oriental ,  los  Tiricos ,  los  Jirares, 
Betoyes ,  Guahibos.  los  Salivas,  poseedores  de  dilatadas  tierras,  y  los  nomades  Guai- 
punabis,  agrestes  habitadores  de  impenetrables  selvas  y  todas  las  hordas  pobladoras  de 
la  grande  hoya  hydrogräfica  del  Orinoco  y  sus  inumerables  afluentes  (Perez). 

1)  Reste  der  Chibcha  haben  sich  erhalten  bei  den  Tarievos  (nördlich  von  Bogota) 
und  den  Itocos  (bei  Muzo).  Les  Bogotes  et  Tuniens  sont  appellos  d'un  nom  commun 
Moxes  (de  Laet).  Bogota  wird  (in  Tena  und  Tenjo)  als  Lustschloss  des  Zipa  genannt, 
vor  der  Stadtgründung  durcli  den  anfangs  in  Boza  weilenden  Quesada.  Suesca  bildete 
eine  Freistatt  oder  Asyl  unter  der  indianischen  Herrschaft  und  Turmaque  die  Grenz- 
festung Tunja's  gegen  die  Muyscos  (wie  Choconta  des  Zipa).  Der  Cacique  von  Tundama 
residirte  in  Duitama  (Guasca-Jotocui  in  Guasca)  und  der  Guateques  stand  unter  den 
Usaquen  von  Tunja  (mit  den  Brüdern  in  Ramiriqui).  Der  Hauptmarkt  wurde  in  Nemocon 
abgehalten.     Die  Panches  (mit  Cipacon)  erstreckten  sich  bis  Anolaima. 

2]  Zu  den  Muyscas  gehören  (bei  Merida)  die  Mucuchies,  Yaricaguas,  Escagueyes, 
Miyuses,  Tricaguas,  Tapanos,  Mocobos,  Mucunches,  Mombunes,  Chamas,  Mucuntues, 
Iquinos,    Aviamos    und   Mucupties    und   (bei  Trujillo)    die   Timotes,    Tostos,    Escuques 


OPFER.  215 

Bei  den  Chibchas  konnte  kein  Opfer  ohne  einen  Priester 
(Chques)  gebracht  werden  (s.  Simon),  wie  die  Perser  (nach  Hero- 
dot)  des  Magiers  bedurften.  Unter  den  Chibchas  verehrte  Jeder 
einen  See,  Fels,  Berg  oder  andern  Gegenstand,  der  sich  ihm 
durch  ein  Erzittern  beim  Vorübergehen  enthüllt  hatte,  und  be- 
reitete sich  auf  die  Anrufung  (zur  Unterstützung)  durch  das  (als 
Zaga  mit  Opfergaben  verbundene)  Plasten  vor.  In  Bogota  wur- 
den Smaragden  geopfert.  In  Tunja  hatten  die  Indianer  hohle 
Holz -Idole  mit  Smaragden  gefüllt.  An  den  heihgen  Seen  (der 
Moscas)  durfte  weder  ein  Baum  gefällt,  noch  Wasser  entnommen 
werden  (Herrera).  Papageien  wurden  geopfert,  nachdem  sie  einige 
Worte  sprechen  gelernt  (auf  der  Messe  von  Coyaima  gekauft). 
Smaragden  (von  Muzo)  wurden  dem  Regenbogen  (Cuchavira) 
dargebracht  (Viracocha).  Schwangere  Frauen  opferten^)  dem 
Regenbogen  (Cuchavira)  Smaragden.  Jede  Familie  der  Chibchas 
hatte  ihren  heiligen  Opferort  in  Felsen  oder  am  Flusse,  durch 
besondere  Zeichen,  Aussehen  oder  Ereignisse  (wie  ein  Wirbel- 
wind, Unwetter  u.  s.  w.)  oder  auch  durch  Zittern  der  Hände  beim 
Vorübergehen  angezeigt  (Simon).  In  den  heiligen  Bergen,  wo 
kein  Ast  abgebrochen  werden  durfte,  begruben  die  Indianer 
Kostbarkeiten  (in  Bogota). 

Vor  einem  Unternehmen  wurde  in  Bogota    durch  Essen    des 


und  Cuicas.  In  Velez  wohnten  die  Chauchones,  Opones,  Guanes  und  Calalaes  (mit 
Fuquenes,  Sussas  und  Simaxas  grenzend).  In  Lengupa  grenzten  die  Chibcha  mit  den 
Teguas  oder  Llanos.  Die  Chimilas  (worin  die  Reste  der  alten  Tayronas  aufgegangen 
sind)  raubten  von  St.  Martha  bis  Tamalameque  und  am  Magdalenenfluss  (1787).  Die 
Motilones  raubten  zwischen  Pamplona  und  Merida  (besonders  bei  Ocana).  Die  (mit 
den  Cocinas  kämpfenden)  Guagiras  (am  Rio  de  la  Hacha)  handeln  mit  Perlen.  Los 
Indios  Laches  dichos  Chitas  o  Cocuyes,  wohnten  am  Cazanare  (Simon).  Die  (gleich 
den  Moscos)  von  den  Musos  vertriebenen  Nautas  se  retiraron  ä  una  provincia  entre  el 
Rio  Grande  y  el  Carare  (s.  Herrera). 

1)  Die  Chibchas  übergaben  nach  dem  Fasten  (Zaga)  ihre  Opfergaben  dem  Priester. 
Die  Chibchas  warfen  ihre  Opfergaben  (der  Sicherheit  wegen)  in  den  Guatavita.  Die 
Moscas  (ob  zum  Landbau  oder  in  den  Krieg  gehend)  siempre  havian  de  llevar  su 
idolo,  y  con  un  bra9o  peleaban  y  con  el  otro  tenian  el  Idolo  (s.  Herrera).  In  Bogota 
M'urde  die  Gottheit  Chuquulla  als  Apointi,  Churuinti  und  Intiquaoqui  (quod  est  pater 
et  dominus  solis,  filius  ipse  sol  et  frater  solis)  verehrt  (s  Acosta^  Tenian  al  Sol  y  a 
la  luna  por  criadores  de  todos  (die  Moscas)  und  gebrauchten  als  Fürsprecher  bei  den- 
selben multitud  de  Idolos,  como  santos  (Herrera).  Bei  Tabaco  wurde  in  Felsritzen 
Gold  geopfert  (für  den  Fischfang).  Fray  Francesco  de  Molina  fand  in  einer  ver- 
steckten Capelle  (bei  Iguaque)  das  Goldbild  eines  Knaben  neben  einem  Mahlstein  (und 
Opfergaben  an  Zeugen  u.  dgl.)   1572. 


216  DIE    CHIBCHAS. 

Krautes  Yop  oder  Osca  die  Sonne  befragt,  deren  Antwort  aus 
dem  Zucken  bestimmter  Gelenke  erklärt  wurde  (s.  Oviedo).  Um 
einer  Festung  Dauer  zu  geben,  wurde  mit  den  Pfählen  ein  Mäd- 
chen eingestampft  und  war  das  eine  Ehre  für  die  Familie,  der 
man  es  entnahm  (bei  den  Chibchas)  nach  einer  weit  verbreiteten 
Sitte.  Von  den  Pantagoras  wurde  der  auf  dem  Wege  ange- 
troffene Fremde  für  einen  Monat  als  Gott  verehrt,  und  dann  nach 
seinem  Opfer  ein  neuer  gesucht. 

Der  von  Goldschmieden  und  Webern  verehrte  Gott  Nemia- 
tacoa  erschien  als,  in  einen  Alantel  g'ekleideter,  Bär  bei  Kriegen, 
(bei  den  Chibchas),  auch  die  Gestalt  des  Fuchses  (Fo)  annehmend 
(bei  Opfern  in  Chicha).  Der  Gott  Chuquen  wurde  von  Wettläu- 
fern angerufen.  Chaquen  (Gott  der  Grenzwege  auf  den  Aeckern) 
erhielt  Blumen  und  Goldschmuck  zum  Opfer,  Bauche  (die  Göttin 
der  Lagune  Iguaque's)  Weihrauch  verbrannt.  Chibchacum  ^)  war 
Gott  der  Ackerbauer,  Kaufleute  und  Silberschmiede.  Dem  Regen- 
bogen (Cuchavira)  wurden  Smaragden  und  Goldperlen  darge- 
bracht. 

Als  Gott  des  Wassers  wurde  der  (im  Kalender  fungirende) 
Frosch  verehrt.  In  Cumana  wurde  der  Frosch  als  Gott  verehrt 
und  bei  Dürre  geschlagen,  um  Wasser  zu  g-eben  (Caulin).  König 
Mitl  in  Tula  erbaute  den  Tempel  •'')  des  Frosches  als  Hauptheilig- 
thum  der  Tolteken.  Die  Göttin  Bachue  schützte  die  Nährpflanzen 
in  verschiedener  Beziehung  zur  männlichen  Wandlung  (in  Bochica)"'). 

Bei  den  periodischen  Festen  der  Chibchas  spielten  zwjei  alte 
Indianer    auf    einem    choismia    (Blasinstrument)     und    mit    einem 


1)  Die  Muiscas  oder  Moscas  (Menschen)  nannten  sich  Chibchas,  von  ihrer  Gottheit 
Chibchacum  (apoyö  i  baculo  de  los  Chibchas).  Der  Teufel  (bei  den  Chibchas)  hiess 
Suetiva  (Simon).  In  den  Tempeln  (von  Priestern  oder  Chques  bedient)  fanden  sich 
männliche  und  weibliche  Idole,  paarweis  zusammen.  Bochica  war  Gott  der  Fürsten, 
Chibchachum  des  Volkes  (der  Goldschmiede,  Kaufleute),  Nemcatacoa  (als  Bär  mit 
Schwanz)  der  Feste  und  ebenso  Fo  (Fuchs).  Die  Feldgrenzen  wurden  durch  Chukem 
gescljützt,  die  Gemüse  durch  Bachue,  die  Gebäude  durch  Chuchavira  (den  Regenbogen). 

2)  Neben  dem  Guate  oder  Heiligthum  wurden  die  Götzen  in  den  Cuca  verehrt 
(bei  den  Chibchas).  In  Boyaca  wurde  ein  dreiköpfiges  Idol  verehrt  (zu  Quesada's 
Zeit).  Nach  der  Bekehrung  des  Zaque  verehrten  die  Indianer  in  Ramiriqui  noch  ein 
geschmücktes  Vogelbild  in  einer  Höhle  (bis   1590). 

3)  Bochica  war  dios  particular  de  los  Usaques  y  capitanes  y  sus  familias  (wogegen 
Chibchacum  der  Ackerbauer).  Seine  weibliche  Hälfte  wurde,  als  Unfrieden  säend, 
vertrieben.  Als  die  Khonds  (in  Jeypore)  im  Einverständniss  mit  dem  Gott  Bona 
Peimu  lebten,  säete  seine  weibliclfe  Hälfte  Tari-Peimu  (in  Frauengestalt  als  Umbala 
Bilee  incarnirt)  und  Bhoomi  davee  (Erdgöttin)  Zwietracht  (s.  Shorttj. 


MOJANES.  217 

Fischnetz  bekleidet,  als  das  Symbol  des  Todes,  das  auch  in  der 
Freude  vor  Augen  gehalten  werden  muss  (Acosta).  Bei  jedem 
P'est  hielten  sich  zur  Seite  des  Caziken  zwei  nackte  Alte  mit 
dem  Fischernetz  (als  Bild  des  Todes  trübe  Melodien  klimpernd). 
Bei  der  Weihe  eines  neuen  Gebäudes  (bei  den  Chibchas)  wurden 
Spassmacher  gerufen,  während  an  der  Thür  zwei  nackte  Bettler- 
greise (ein  Netz  in  der  Hand)  klagende  Weisen  sangen.  Beim 
Erntefest  wurden  Orgien  (unter  den  Chibchas)  gefeiert  (s.  Simon). 

Die  geheime  Wissenschaft  der  Chibcha  (mit  den  Chques  als 
Priester)  wurde  von  den  Gegues  bewahrt. 

Im  Tempel  Suamoz  (des  Thaies  von  Iraca)  fanden  die  Spanier 
(wie  es  mit  Verwunderung  beschrieben  wird)  „un  Indio  Xeque^) 
ö  sacerdote  con  larga  barba  cana"  (Acosta),  der  beim  Anzünden 
des  Tempels  während  der  Plünderung  mit  verbrannte. 

Die  Mojanes  genannten  Greise  gaben  (bei  den  Aloscas)  die 
Antwort  des  Dämon  im  Tempel^')  (de  Torres). 

Ausser  den  Tempeln  in  Suamoz  oder  Sogamoso  (in  Bacata  und 
Guatavita)  hatten  die  Chibchas  Seminarien '")  (Cuca)  für  die  dem 
Priesterstand  gewidmeten  Knaben. 

Der  Cacique  Ydacanza  hatte  durch  Offenbarung  unter  Beob- 
achtung der  Gestirne  die  von  ihm  eingeführte  Kalenderrechnung  ^) 
gelernt  (in  Sogamoso). 


^)  Jeque  (sacerdote)  en  su  propicdad  se  llama  cheque  (Simon),  ein  Name,  den 
man  auf  den  arabischen  Scheikh  (als  von  den  Spaniern  eingeführte  Bezeichnung)  hat 
zurückleiten  wollen.  Bei  den  Cunas  fungiren  Alte  als  Priester  (Seher  und  Aerzte)  und 
bewahrten  die  Geschichte  in  überlieferten  Traditionen  (s.  Perez).  Der  Priester  von 
Tamalameque  redete  mit  dem  Dämon  und  heilte  (Herrera).  In  the  sides  of  the  moun- 
tain  (of  Montserrate  zwischen  Bogota  und  Tiquendama)  are  built  little  cells  (of  anchorites 
or  penitents)  for  the  pilgrim  (s.  Stewart),  wenn  aus  alter  Zeit  durch  die  Mönche 
bewohnt.     Neben   den  Chuques  (der  Chibchas)  opferten  die  Jeques. 

2)  In  Carex  übte  der  Häuptling  Caron  zugleich  das  Amt  des  Zauberpriesters  oder 
Mohan-  (bei  Calamar  oder  Cartagena).  Llaman  a  sus  sacerdotes  mojas  (Oviedo)  die  In- 
dianer (Bogota's)  und  Opferknaben.  Coime  es  ayuno  de  Mohan  (quando  quiere  con- 
sultar  al  demonio)  in  St.  Martha  (s.   Simon). 

^]  Qualquiera  persona  principal ,  assi  hombre  como  muger ,  en  tiempo  de  su 
mo9edad,  ha  de  estar  ciertos  anos  encerrado  en  un  sanctuario  (in  Bogota)  sin  ver 
al  sol  (s.  Oviedo).  Vor  der  Wahl  wurden  die  Fürsten  Keuschheitsproben  unterworfen 
(n.  Bogota).  Vor  der  Thronbesteigung  wurden  die  Fürsten  Bogota's  sieben  Jahre  im 
Tempel  eingeschlossen  gehalten  (ohne  die  Sonne  zu  sehen)  und  durch  Ertragen  von 
Schlägen  geprüft  (s.  Herrera).  , 

•i)  Nachdem  sie  (von  Ata  od«r.  Eins)  bis  fünf  (an  den  Fingern)  und  dann  bis  zehn 
gezählt,    fuhren   die  Müyscos   an  den    Zehen   des   Fusses  (Quihicha)    fort   (Quihicha    ata 


218  DIE    CHIBCHAS. 

Die  IMoscas  beobachteten  lo  Tage  des  Monats  Fasten  unter 
Essen  des  purgierenden  Hayo-Krautes,  bearbeiteten  lo  Tage  lang 
das  Land,  und  wohnten  lo  Tage  lang  (in  besonderen  Gemächern 
von  einander  abgeschlossen)  mit  ihren  Frauen  (Herera). 

Mit  den  Tempeln  waren  CoUegien  (Cuca)  zur  Erziehung  der 
Priester  (Geques)  oder  Gueques  (durch  das  Hayo-Kraut  geweiht) 
und  dort  verblieben  die  Neffen  der  Fürsten,  bis  sie,  nach  Durch- 
bohrung von  Ohren  und  Nase,  in  das  politische  Leben  eintraten, 
aber  erst  Keuschheitsproben  zu  bestehen  hatten,  ehe  sie  ihr  Amt 
verwalten  durften.  Die  Fürsten  (in  Bogota)  blieben  im  Tempel, 
je  nach  ihrer  Würde  7  oder  6  Jahre,  die  Vornehmen  i  Monat, 
die  Gemeinen  14  Tage,  bis  zum  Durchlöchern  der  Ohren 
(Oviedo). 

Wie  bei  den  Totonaken  hatten  heilige  ^länner  durch  lauteres 
Leben  (in  klösterlicher  oder  einsiedlerischer  Abgeschlossenheit) 
die  Gunst  des  Himmels  zu  sichern,  und  griff  man  auch  für  solche 
Zwecke  (wie  in  den  Opfern)  auf  die  Unschuld  der  Kinder  zurück. 
Im  Kriege  wurden  in  Cumana  zwei  Knaben  zum  Fasten  in  einen 
Käfig  gesetzt  (s.  Caulin). 

Der  Sonne  wurden  auf  dem  durch  die  Morgensonne  geröthe- 
ten  Altar  Menschenopfer  dargebracht,  und  der  aus  einem  Stamm 
der  östlichen  Llanos  entnommene  Knabe  ^)  (als-Guesa  oder  haus- 
los) wurde  bis  zu  10  Jahren  eingeschlossen,  dann  umhergeführt 
und  nach  neuem  Einschluss  im   15.  Jahre  geopfert. 


oder  11).  Entsprechend  waren  die  Symbole  der  Monate.  Zur  Zeit  der  Conquista 
rechneten  die  Chibchas  14  Jahrhunderte  in  ihrer  Geschichte  zurück.  Escribian  sus 
historias  en  jeroglificos  pintandos  en  mantas  ilos  Catios  en  la  provincia  de  Antioquia). 
Creian  en  un  dios,  en  la  immortalidad  del  alma,  algunos  en  la  metempsicosis  (Simon). 
Schriftzüge  der  Chibchas  fänden  sich  auf  dem  Grabmal  von  Sagamuxi.  Die  "Woche 
bestand  aus  vier  Tagen,  und  nach  je  drei  Tagen  wuide  der  ]SIarkt  in  Turmcque  abge- 
halten. Aus  zehn  Wochen  (von  drei  Tagen)  bestand  der  Monat  (Suna)  bei  den 
Chibchas.  In  den  „Seminarios  llamados  Cuca"  wurden  die  Knaben  (der  Chibchas)  zum 
Priesterstande  (mit  Fasten)  erzogen  (Uricoechea).  Nachdem  der  Knabe  in  den  Cuca 
(Seminarien)  erzogen  war,  wurde  er  durch  Einziehen  eines  Näsenringes  geweiht.  Nach- 
dem der  im  Tempel  erzogene  Prinz  schwur,  die  Gebote  gehalten  zu  haben,  wurde  er 
in  Chia  eingesetzt  (bis  sich  mit  dem  Tode  Nemequitere's  die  Nachfolge  ändert).  Die 
(im  Bündniss  mit  den  Chaphuallas)  mit  den  Pijaos  und  Manipos  kämpfenden  Anta- 
gaymas  (Xatagaymas)  und  Cogaymas  (bei  Neiva)  gebrauchten  Hieroglyphen  (wie  Thiere^ 
Blumen  und  nummerische  Zeichen),  welche  sie  (besonders  an  der  Piedra  pintada)  in 
Halbrelief  auf  Felsen  skulpirten   (s.  Velasco). 

1)  Von  Bachue    oder  Fuzachogua  verfertigten    die  Chibchas    estatuas    pequenas    de 
oro  y  de  madera,  representandola  con  el  nino  en  diversas  edades  (s.   Uricoechea). 


FÜRSTENWEIHE.  219 

In  Bogota  wurden  auf  hohen  Bergen  Knaben  der  Sonne  (die 
das  Blut  trank)  geopfert,  unter  Anstimmung  von  Gesängen  (Le- 
brixa).  Die  Panches  verzehrten  die  Gefangenen^)  aus  Bogota 
auf  dem  Schlachtfeld,  während  die  Bogotaer  die  Köpfe  der  ge- 
fallenen Panches  in  ihren  Tempeln  aufhingen  (Lebrixa). 

Den  Chibchas  galt  es  Ehrerbietung,  dem  Fürsten  bei  der 
Ansprache  den  Rücken^)  zuzuwenden  und  ihn  nicht  anzusehn. 

Das  Ausspucken  des  Bogota  empfingen  kniende  Pagen  en 
unas  tovallas  de  algodon  muy  blancas  (Gomara).  In  den  Kriegen 
des  Zaque  und  Zipa  wurden  beide  Fürsten  auf  Sänften"')  getragen 
(und  so  in  Abibe). 

Vor  der  Weihe  eines  Fürsten  wurde  er  vom  Volk  am  Fluss 
mit  Wasser  bespritzt  (bei  den  Chibchas).  Unter  den  Fürsten  (der 
Chibchas)  standen  die  Ubzaques  und  dann  die  Guiquaes  (Fresle). 
Als  Häuptlinge  waren  die  Tittuia  den  Dörfern  vorgesetzt  (in  Bo- 
gota). Die  Utas  oder  Vornehmen  bildeten  den  Rath  des  Häupt- 
lings von  Pasca  (s.  Piedrahita).  Tapfere  Krieger  wurden  (in  Bo- 
Bogota)  zum  Rang  der  Guechas  erhoben.  Die  Grenzfestungen 
wurden  von  den  Ubzaques  genannten  Alarkgrafen  gehütet.  Der 
Suba  fungirte  als  Vicekönig  des  Bogota,  der  Tibacuy  in  Hof- 
stellen, der  Guatabita  und  Ubaque  mit  fürstlichem  Rang  (s.  Si- 
mon). Die  Guechas  (Leibwächter  des  Zipa)  trugen  (nach  Zahl 
der  erschlagenen  Feinde)  Schmuck  in  Mund,  Nase  und  Ohren. 
In  Tunja  fanden  sich  die  Thytuas  genannten  Magazine  mit  Zeu- 
gen, als  Tribut  für   die  Zaque  (s.  Piedrahita).     Der  Cacique  Gua- 


^)  Die  ISIusos  (in  Muusa)  trieben  nach  dem  Kriege  die  Gefangenen  wie  Hunde 
fort,  und  bei  Mangel  davon  mataban  al  hijo  ö  al  padre  ö  a  la  muger,  para  dar  ä 
comer  al  huesped  (n.  Herrera).  Bei  Menschenopfern  für  Sonne  und  Mond  (am  Jahres- 
umlauf) tanzten  die  Muyscas  (mit  Thiermasken).  Zum  Opfer  wurde  ein  Kind,  an  die 
Spitze  eines  Pfeilers  gebunden,  mit  Pfeilen  erschossen  (b.  d.  Chibchas).  Bei  Dürre 
verbrannte  der  Priester  harziges  Holz  auf  der  Spitze  der  Befge.  In  den  Ortschaften 
der  Moscas  fanden  sich  Tempel  (con  mucho  numero  de  Hermitas  en  montes  y  caminos). 
Sacerdotes  eran  unos  Ninos,  que  iban  ä  comprar  treinta  leguas  de  aquel  reino,  ä  la 
provincia  de  los  Mojos ,  ä  la  casa  del  Sol,  y  entendian  los  Indios,  que  estos  hablaban 
con  el  Sol  y  los  tenian  en  gran  veneracion,  y  los  regalaban,  hasta  la  edad  viril,  y  luego 
los  mataban,  y  sacrificaban  con  su  sangre  (Herrera). 

2)  Beim  Empfang  sahen  sich  die  Macuci  nicht  an  (um  nicht  den  Hunden  zu 
gleichen).  Der  Häuptling  bei  Coro  wurde  als  Schöpfer  der  AVeit  verehrt.  AVie  das 
Amt  der  Cheques  oder^  Priester  war  das  der  Usaques  erblich. 

3)  Manuare,  Häuptling  der  Caquefios  (bei  Coro)  wurde  auf  Sänften  getragen  (zur 
Ampues'  Zeit).  Der  Usaque  von  Chia,  Nachfolger  des  Zippa,  oder  Bogota -Usaque 
(höchster  Usaque)  wurde  im  Tempel  erzogen. 


220  DIE    CHIBCHAS. 

ramental  (oder  Maracapana),  mit  einer  steten  "Wache  in  seinem 
Hause,  hatte  mit  Waffen  ^)  gefüllte  Magazine  (s.  Simon). 

In  der  Schlacht  von  Busongote  (bei  Zippaquira)  trugen  die 
Truppen  des  Zipa^)  die  Mumien  ihrer  berühmten  Heerführer 
voran  (das  Skelett  eines  alten  Kriegers  in  Tibito). 

Die  Könige  von  Bogota  wurden  mit  Goldschmuck  in  einem 
hohlen  Baum  begraben.  Die  Leichen  der  Fürsten  wurden  (nach 
Herausnehmen  der  Eingeweide)  mit  dem  Harz  Mocoba  gefüllt 
und  (mit  einem  Wurfstock  in  der  Hand)  in  Gewölben  beigesetzt, 
mit  Frauen  und  Sklaven  durch  Rauschtrank  betäubt.  Andere 
trockneten  die  Leichen  an  dem  Heerd,  um  sie  in  den  Häusern 
aufzubewahren,  oder  begruben  sie  in  Zeug  gewickelt  im  Felde, 
einen  Baum  darüber  pflanzend  (s.  Simon).  Der  Zipa  wurde  in 
einem  mit  Gold  ausgelegten  Sarg  in  ein  verstecktes  Grab")  ge- 
legt, das  die  Usaques  am  Tage  seiner  Krönung  zu  graben  be- 
gonnen. Bei  Guatavita^)  wurde  der  Fürst  in  Nischen  in  Felsen, 
die  Gemeinen  gemeinsam  unter  einem  Stein  begraben. 


1)  Die  Panches  gebrauchten  (neben  Lanzen)  Schleudern  (Herrera).  Die  Waffen  der 
Bogotaner  bestanden  meist  in  Macanas,  sowie  in  quisques  und  tiradcras  (Fresle).  Usaques 
waren  die  einem  Oberherrn  unterworfenen  Fürsten,  en  especial  los  que  estavan  en 
fronteras  de  sus  enemigos  (Simon).  Sacan  los  ojos  al  Senor  ö  Capitan  que  prenden 
(Gomara)  in  Bogota.     Die  Laches   feierten    ^Momas   genannte    Kampfspiele    (Piedrahita). 

2)  Die  Muyscas  nahmen  die  Bogen  der  Tapfersten  in  die  Schlacht  mit,  para  que 
con  SU  ejemplo  lo  fuesen  otros,  llevaban  los  hombres  para  ello  senalados  acuestas  y 
compuesto  todo  el  arma^on  de  el  cuerpo  con  cierto  pegun,  que  no  se  despegaba 
(s.  Herrera).  Das  zum  Angriff  auf  ^die  Spanier  am  Oppon  herbeigezogene  Heer  wurde 
durch  die  Nachts  losgerissenen  Pferde  verjagt.  Die  Indianer  von  Bogota  in  Tunja 
kämpften  mit  flechas  y  tiraderas,  con  estöricas  ö  amientos,  y  con  lan^as  luengas  de 
i8  — 20  palmas  y  con  macanas  (n.  Oviedo).  Der  Macanas  der  (mit  Schleuder  kämpfen- 
den) Panches  war  zweischneidig.  An  den  Wurfpfeilen  am  Oppon  war  die  Spitze  im 
Feuer  gehärtet.     In  Tunja  kämpfte  das  User  in  geordneten  Reihen. 

3)  Die  Körper  der  Könige  der  Zipas  in  Bogota  wurden,  den  ausgenommenen  Leib 
mit  Harz  gefüllt,  in  einem  Gewölbe  beigesetzt,  das  am  Tage  ihrer  Thronbesteigung  in 
entfernten  Provinzen  zu  arbeiten  begonnen  wurde  (Acosta). 

•*)  Der  Vornehme  wurde  (beim  Tode)  im  Tempel  niedergelegt,  unter  Herausnahme 
der  Eingeweide  und  Einfüllung  von  Kostbarkeiten,  während  der  Fürst  in  die  See  ver- 
senkt wurde  und  ihm  Reichthümer  nachgeworfen.  Beim  Tode  eines  Fürsten  legte 
die  Hausfrau  den  Kopf  auf  die  Knie  und  die  übrige  Leiche  wurde  von  den  anderen 
Frauen  auf  den  Knieen  gehalten  bei  Ablösung  während  drei  Tagen,  worauf  die  Leiche 
getrocknet  und  balsamirt  wurde  (Herrera)  bei  den  Musos.  Dje  Caquetios  (bei  Coro) 
trockneten  die  Leichen  der  Häuptlinge.  In  Santa  Martha  sassen  die  Idole  auf  Stühlen 
(zu  Davila's  Zeit).  Bei  den  Cariben  (der  Antillen)  wurden  die  Todten  auf  niedrige 
Sessel    gesetzt.      Nach  Quesada    wurden    in   Bogota   Kreuze    auf    die    Gräber    der    am 


SEELENWEG.  221 

In  Bogota  wurde  der  durch  Blitz  oder  sonst  plötzlich  Ster- 
bende, weil  schmerzlosen  Todes,  für  glücklich  gehalten  (Simon). 
Nach  Herrera  genossen  bei  den  Chibchas  besonders  die  im  Kriege 
Gefallenen  und  die  im  Wochenbett  gestorbenen  Frauen  ein  glück- 
liches Leben  im  Jenseits. 

Auf  dem  Wege^)  zur  Unterwelt  (im  Mittelpunct  der  Erde) 
musste  von  den  Seelen  ein  Fluss  auf  Balsas  (Flössen)  aus  Spinn- 
geweben passirt  werden. 

Neben  den  Thiguyes  oder  Concubinen  besass  der  Zippa  eine 
Hausfrau,  die  ihm  beim  Tode  eine  Enthaltsamkeit  für  fünf  Jahre 
auferlegen  konnte.  Ehe  der  Zippa  den  Nachfolger  eines  Usaque 
weihte,  musste  der  den  Guechas  oder  Kriegern  entnommene 
Candidat  einer  schönen  Frau,  die  ihm  nackt  zugeführt  wurde,  sich 
ohne  sinnliche  Regungen  zeigen.  Bei  der  ersten  Reinigung  blieb 
das  Mädchen,  mit  Mäntel  bedeckt,  in  einem  Winkel  des  Hauses 
sitzen  und  wurde  dann  von  dazu  angewiesenen  Indianern  in  einer 
Trage  nach  dem  Fluss  getragen  und  dort  gewaschen,  worauf  ihr 
der  Name  Ipaque  beigelegt  wurde  (Simon). 

Bei  den  Chibchas  hatten  die  Frauen^)  der  Fürsten  das  Züch- 
tigungsrecht über  ihre  Männer,  die  sonst  unverletzlich  waren,  und 
Quesada  fand  Einen  derselben  unter  den  ihn  für  Trunkenheit 
strafenden  Händen  der  Frauen  seines  Hauses.  Vor  einem  Kriege 
fand  (in  Mexico)   eine  Volksversammlung  statt,    und  wurden  alte 


Schlangenbiss  Verstorbenen  gestellt.  An  den  Felsen  zwischen  Boza  und  Suaclia  fanden 
sich  Kreuze  (s.  Simon).  Die  Fürsten  von  Tunja  (oder  Tanja)  bei  ihrem  Tode  no  se 
ponen  debaxo  de  la  tierra,  sino  encima  (Oviedo). 

1)  Beim  Tode  geht  die  Seele  (in  Cumana)  nach  einem  See,  in  den  Bauch  dort 
lebender  Schlangen,  las  cuales  las  transportan  a  una  tierra  muy  deliciosa,  donde  han 
de  permanecer  en  continuados  bailes  y  embriaguejes  (s.  Caulin).  Creian  que  despues 
de  muertos  irian  al  otro  mundo  (los  Chibchas)  por  unas  barrancas  i  caminos  de  tierra 
amarilla  i  negra,  pasando  antes  por  un  gran  rio  en  unas  balsas  fabricadas  de  tela  de 
arana,  que  en  su  lengua  llaman  Sospcua  zine  (balsa  de  arana),  por  cuyo  motivo  no  era 
permitido  matar  estos  insectos  (Uricoechea).  Die  Leichen  wurden  nach  dem  Tode  durch 
Schläge  gestraft  (in  Bogota),  aber:  los  que  morian  por  la  patria,  decian,  que  aunque 
fuesen  malos,  descansaban  con  los  buenos,  y  que  por  tanto,  el  hombre,  que  moria  en 
la  guerra,  y  la  muger  que  fallecia  de  parto  (aunque  fuesen  malos)  se  iban  dereitos  al 
descanso,  por  la  voluntad,  que  tuvieron  al  bien  de  la  republica  (s.  Herrera). 

2)  Des  Ehebruchs  verdächtige  Frauen  (bei  den  Chibchas)  mussten  Aji  essen.  Die 
Frauen  der  Indianer  am  Caqueta  und  Putumayo  hacen  de  sus  maridos  lo  que  quieren, 
siendo  complacientes  con  ellos  (Codazzi).  Bei  den  Huronen  (mit  Ausnahme  der  Iroquois 
canton  of  Onneyouth,  amongst  whom  the  power  resides  alternately  in  either  sex)  the 
women  have  the  chief  anthority  (Jeffreys)  1760. 


222  DIE    CHIBCHAS. 

und  erfahrene  Frauen  zum  Rath  zugezogen  (s.  Thevet).  Beim 
Geheimbund  der  Männer  am  Orinoko  diente  die  Trompete  oder 
Botuto  (der  SaHvas),  um  die  Frauen  unter  der  Zuchtruthe  zu 
halten,  wie  durch  den  Mumbo  Yambo  in  Africa. 

Die  Panches  heiratheten  nicht  in  demselben  Dorfe,  weil 
(durch  Fiction)  verwandt.  Da  es  bei  den  Panches  für  eine  Schande 
galt,  Töchter  (als  durch  Einfluss  des  Dämon)  zu  gebären,  suchten 
die  Frauen  in  solchem  P'all  das  Kind  zu  tödten,  indem  sie  den 
Bauch  mit  Steinen  schlugen  und  mit  Kräutern  wuschen  (s.  Her- 
rera).  Von  Zwillingen  wurde  Einer  getödtet  (bei  den  Chibchas). 
Wenn  bei  den  Faches  eine  Frau  nur  Söhne  (ohne  Mädchen)  ge- 
bar, wurde  der  eine  Knabe  (als  Cusmo)  zum  Mädchen  gemacht 
und  verheirathet. 

Wenn  bei  den  Musos  der  Mann  sich  über  die  schlechte  Be- 
handlung seiner  Frau  ärgerte,  zerbrach  er  alles  Geschirr  im 
Hause  und  baute  sich  eine  einsame  Hütte,  bis  ihn  die  Frau 
(nach  Anschaffung  neuen  Geschirres)  aufsuchte  und  an  den  Haa- 
ren (unter  Schlägen)  zurückbrachte.  Hatte  er  sich  aber  durch 
Erschiessen  mit  Pfeilen  den  Tod  gegeben,  so  legten  die  Ver- 
wandten die  Leiche  auf  die  Knie  dßr  Frau,  die  sie  drei  Tage, 
ohne  zu  essen,  tragen  musste,  und  vertrieben  diese  dann,  bis  nach 
dem  Begraben  zwischen  den  Verwandten  des  Mannes  und  der 
Frau  Versöhnung  eingetreten  war  (s.  Herrera).  Nach  Lallement 
galt  bei  den  Muzos  der  Gebrauch,  dass  der  Mann  von  der  Frau 
im  ersten  Monat  der  Ehe  durchzuprügeln  war. 

Nachdem  die  Braut  (bei  den  Muzos  ^)  drei  Tage  lang  den 
Bräutigam  durch  Schläge  zurückgetrieben  hatte,  folgte  sie  ihm 
mit  ihrer  Mutter  oder  Verwandtin  in  sein  Haus,  das  Essen  zu 
kochen  und  zusammen  zu  schlafen,  ohne  indess  für  den  nächsten 


1)  Bei  den  Musos,  die  Ehen  unter  gleich  Benannten  mieden,  folgten  die  Kinder  der 
Mutter  im  Namen  und  der  Verpflichtung  zur  Blutrache  (s.  Herrera).  Ajustado  el  trato,  iba 
el  deposado  a  ver  a  la  novia  y  la  assistia  tres  dias  continuos  halagandola  a  que  ella 
correspondia  todo  aquel  tiempo  dandole  de  palos  y  punadas,  mas  aviendo  passado  los 
tres  dias  se  aplacaba  y  le  guisaba  la  comida,  embiandosela  con  su  madre  o  parienta 
mas  cercana  (Piedrahita)  bei  den  Musos.  Bei  den  Muusa  oder  Muso  (von  Chiguachi) 
kämpften  (bei  ihren  Streitigkeiten)  Sohn  und  Vater,  und  obwohl  sie  Nachts  zusammen 
schliefen,  trennten  sie  sich  am  Tage  wieder  nach  den  Parteien  (Herrera).  Die  Musos 
jagten  Feinde  zum  Verzehren,  und  beim  Mangel  derselben  schlachteten  sie  eine  der 
Frauen  oder  ein  Kind  für  die  Gäste  (Herrera).  Die  Panches  hingen  die  Köpfe  ihrer 
Feinde  an  die  Thüren  (Herrera).  Der  Bräutigam  (bei  den  Musos)  schenkte  der  Braut 
unas  faldillas  con  cascaveles,  a  su  uso,  que  suenan  ä  la  sorda,  quando  andan  (Herrera). 


AVOHNUNGEN.  223 

Monat  den  Beischlaf  zu  vollziehen,  während  der  Ehemann  das 
Feld  bestellte,  von  der  Schwiegermutter  unterstützt,  die  Geschenke 
von  Glöckchen  enthält  (Alcedo). 

Die  Holzhäuser^)  (in  Bogota)  waren  labyrinthartig  gebaut. 
Die  Wohnung  des  Bogota  (s.  Oviedo)  „para  ser  de  paja,  se  podria 
teuer  por  una  de  los  mejores  que  se  han  visto  en  Indias"  (bemerkt 
der  Zeitgenosse).  Squier  beschreibt  „one  of  the  most  remarkable 
monuments  of  antiquity  in  Peru,  the  Sondor-huasi,  which  retains 
its  original  thatched  roof  after  a  lapse  of  .over  300  years,  showing 
as  how  much  skill  and  beauty,  as  well  as  Utility  may  be  achieved 
and  displayed  even  in  a  roof  of  thatch  (im  Cöllao). 

Hinsichtlich  der  Strohdächer  fand  Oviedo  die  Hausbedeckung 
in  America  weit  besser,  als  in  Flandern. 

Die  den  Ohrschmuck  cultivirenden  Inca  scheinen  dagegen 
die  Nasendurchbohrung  bei  den  eingeborenen  Stämmen,  wo  sie 
vorkamen,  nach  Unterjochung  derselben  abgeschafft  zu  haben, 
und  drängten  so  die  Quillasenca^)  (Metall-Nasen),  als  barbarisch, 
bis  an  die  Grenzen  zurück.  Die  Ausdehnung,  mit  der  solche  Ent- 
stellungen im  Cauca-Thale  geübt  wurden,  tritt  aus  den  von  dort 
erhaltenen  Bildwerken  entgegen.  Und  ähnliches  findet  sich  bei 
mehreren  Stämmen  des  Maranon-Thales. 

1)  Die  Häuser  der  Vornehmen  (bei  den  Moscos)  sind  como  Alca9ares,  con  muclios 
cercas  al  rededor,  h  manera  de  laberinto,  y  tienen  grandes  Patios  y  usan  molduras  de 
bulto  y  pinturas  (s.  Herrera).  In  Grenzbezirken  von  Tunja  se  sustentaban  de  hormigos, 
criandolos,  por  que  tenian  abundancia,  y  amasandolas,  les  servian  de  Pan,  y  unas  son 
grandes  y  otras  pequeiias,  y  los  tenian  en  Corrales  (Herrera).  Auf  den  Märkten  Mexico's 
wurde  eine  Pasta  aus  gebrannten  Ameisen  verkauft.  Cierran  sus  huertos,  con  solo 
hilo  de  algodon  ö  bexuco,  no  mas  alto  que  la  cintura,  y  tienen  por  pecado  quien  lo 
quebranta,  y  que  muera  luego,  quien  entra  por  aquel  cercado  (Herrera)  in  Cumana. 
In  Cumana  wurden  die  Gärten  mit  einem  Faden  eingefasst,  und  es  galt  für  ein  grosses 
Verbrechen  darüber  oder  darunter  einzutreten,  indem  darauf  der  Tod  als  Strafe  folgen 
würde  (Gomara),  der  durch  den  Fetisch  erfolgt  (in  Africa).  Cenianse  una  manta  y  se 
cobijaban  con  otra,  atadas  las  puntas  sobre  el  hombro  izquierdo,  como  el  legislador 
de  los  Chibchas  su  maestro  (en  la  provincia  de  Guane)  am  Suarezfluss  (s.  Acosta).  Era 
preciso  licencia '  superior  para  poder  llevar  las  narices  y  orejas  horadadas  y  colgase 
joyas,  escepto  los  xeques  y  usaques,  a  quienes  se  otorgaba  el  permiso  al  tiempo  de 
darles  possession  de  sus  oficios  (bei  den  Chibchas).  Die  Cariben  trugen  in  der  Nase 
halbmondförmige  Scheiben  aus  Gold  (wie  die  Arowaken).  Die  Chibchas  suchten  ihre 
Haare  noch  schwärzer  zu  färben.  In  Cumana  färbten  sich  die  Indianer  die  Zähne 
schwarz,  llaman  muger  al  que  las  tiene  blancas  y  animal  a  quien  sufre  barba 
(Herrera).  In  Cumana  färbte  man  die  Zähne  schwarz,  al  que  los  trae  blancos,  se  dizen 
que  es  muger,  y  al  que  cria  barba,  como  Espanol,  le  llaman  mono  (s.  Simon). 

1)  Mit  den  Quillacingos  grenzten  die  Pastos  (bei  Pasto). 

m 


224  DIE    CHIBCHAS. 

Die  Miranhas  am  unteren  Yupura  tragen  Holzcylinder  oder 
Muschelschälchen  in  den  durchbohrten  Nasenflügeln,  deren  Aus- 
dehnung oft  so  weit  getrieben  wird,  um  die  Nasenknorpel  bloss- 
zulegen,  so  dass  die  Nasenflügel  gestützt  werden  müssen,  weshalb 
man  auf  ihrer  Innenseite  das  spieralig  eingerollte  Bändchen  eines 
Palmenwedels  herumlegt,  die  Frauen  auch  zuweilen  die  Ringe  der 
Nasenflügel  über  die  Ohren  zu  stülpen  haben  (s.  IMartius). 

Im  Cauca-Thal,  wie  die  Thonfiguren  zeigen,  bestand  die  Sitte, 
durch  Knie-  ^)  und  Knöchelbänder  die  Waden  dick  zu  schnüren 
(wie  auch  Oberschenkel  oder  Arme)  nach  caribischer  Sitte. 

In  Aipe  (am  linken  Ufer  des  Magdalena),  dessen  Markt  von 
den  Chibchas  besucht  wurde,  finden  sich  die  Hieroglyphen  der 
Piedra  pintada.  Nemocon  bildete  einen  Handelsmarkt  ^)  (der 
Chibchas). 

Die  Indianer  von  Pasca  handelten  mit  Neiva,  indem  sie  ihr 
Salz  gegen  das  dortige  Gold  vertauschten  (s.  St.  Martin). 

Die  Moscas  -(in  Posco)  handelten"')  mit  den  (vom  Fürsten 
Yapotocos  beherrschten)  Poyras  oder  Yapotoges  am  Magdalenen- 
fluss  bis  zur  Mündung  des  Lache  (gegenüber  Neiva's). 

Die  goldenen  Filigran-Arbeiten  (in  Thierform)  von  Uraba  bis 
Cabo  de  la  Vela  kamen  von  den  Tayromas  (s.  Piedrahita).  Die 
Pocabuyes  (mit  Blasebalg)  bearbeiteten  das  Gold  mit  steinernen 
Hämmern.  Am  unteren  Orinoco  wurde  das  Gold  in  Tiegeln  ge- 
schmolzen (s.  Simon),  im  Inneren  in  Oefen  (s.  Oviedo).  Abundaba 
de  muchos  idolos  este  pueblo  de  Gacheta,  porque  estando  en  el 
una  famosa  salina,   kamen  Händler  von  den  verschiedenen  Stäm- 


1)  Durch  feste  Bänder  ober-  und  unterhalb  der  "Waden  unterschied  sich  (bei  den 
Cariben)  die  freie  Frau  von  der  Sklavin  (du  Tertre)  und  gleiche  Sitte  fand  sich  (nach 
de  Laet)  bei  den  Arowaken.  In  Cumana  (mit  den  Piaches,  als  Priester)  schnüren  sich 
die  Mädchen  Bänder  über  und  unter  den  Waden.  Las  doncellas  van  del  todo  desnudas, 
y  tienen  por  hermosura  teuer  los  muslos  y  pantorillas  gordas,  y  para  esto  se  ligan  las 
piernas  por  encima  de  las  rodillas  (Herrera)  in  Cumana.  Some  of  the  women  and 
children  wore  two  garters,  one  below  the  knee,  swelling  out  the  calf  enormously,  which 
they  consider  a  very  great  beauty  (Wallace)  am  Uaupe. 

2)  Der  Markt  von  Zorocota  (bei  Velez)  wurde  alle  acht  Tage  abgehalten  oder 
nach  der  fünftägigen  "Woche  (wie  am  Benin).  Die  Chibchas  gebrauchten  Goldgeld  in 
Gestalt  von  Discus.  In  Coro  oder  Curcana  (wo  Märkte  abgehalten  wurden)  fand  Ojeda 
(1499)  collares  de  perlas,  ranas  y  otros  sabandijas  hechas  de  oro  (Simon). 

3)  Auf  die  Märkte  von  Curcana  (in  Cumana)  wurde  Goldschmuck  in  Form  von 
Thieren  gebracht  (s.  Helps).  Bei  Tolu  (in  St.  Martha)  erwähnt  Joaquim  Acosta 
Arbeiten  in  Holz  und  Stein. 


GÖTTERBILDER.  225 

men  zusammen    und  alle    mit  den   ihnen   eigenthümlichen  Götter- 
bildern^) (Zamora). 


1)  Bei  Saboya  findet  sich  ein  Hieroglyphenstein  (am  Rio  Suarez).  Bei  Ramiriqui 
finden  sich  die  Reste  der  Bäder  des  Zaque  (bei  Tunja).  Bei  Itoco  findet  sich  ein  Fels- 
eindruck (des  St.  Thomas).  Acia  Gameza  se  descubren  frequentamcnte  sepulcros  anti- 
guos  con  momias,  loza,  manta  y  adornos  indianos.  (La  piedra  pintada  de  Saboya,  con 
jeroglificos  in  Boyaca).  Ein  Fels  mit  Figuren  findet  sich  am  Durchbruch  des  Sogamoso- 
flusses.  Cerca  de  la  confluencia  de  los  Rios  Gameza  y  Sogamoso  se  encuentra  una 
gran  piedra  piramidal,  con  jeroglificos  tallados  a  cincel.  La  Piedras  pintadas  (halladas 
en  Pandi  y  Facatativa)  zeigen  Zeichen,  wie  la  piedra  pintada  de  Aipe.  Hai  en  Salazar 
la  cueva  Milpesos  y  cerca  de  la  villa  una  piedra  con  jeroglificos  grabados  en  forma  de 
circulos  y  culebras.  Bei  Tunja  finden  sich  Bilder  der  Sonne  auf  den  Felsen  Cojines. 
Auf  dem  "Wege  von  Timana  zu  Caqueta  findet  sich  die  Pampa  de  los  Letreros  (auch 
mit  spanischen  Inschriften).  In  Boyaca  findet  sich  ein  Pyramidenstein  mit  Hieroglyphen 
bei  Topaya  (bei  Tunja)  am  Zusammenfluss  des  Gamezo  und  Sogamoso.  Zeichen  auf 
Felsen  finden  sich  bei  Pandi.  Die  Steinschrift  bei  Simigaca  soll  sich  auf  Nemequere's 
Sieg  bezogen  haben.  Historian  las  cosas  sucedidas  Mediante  hieroglificas  senales.  En 
mantas  y  otras  cosas  esculpidas  (Castellanos)  los  Catios.  Die  Nachricht  von  Feder- 
mann's  Ankunft  ward  Quesada  von  einem  Indianer  auf  Fell  gemalt  überbracht.  Wie 
Tempelruinen  bei  Moniquira  in  Leiva  (b.  Tunja)  finden  sich  solche  westlich  von  Tunja 
und  Vigas  del  Diablo  bei  Ramiriqui.  Von  dem  Material  jenes  Sonnentempels,  den 
Garanchacha  seinem  Vater  bauen  wollte,  finden  sich  Säulen  bei  Ramiriqui  und  bei 
Moniquira,  weil  von  verschiedenen  Puncten  gebracht  (Simon).  Die  Cojines  von  Tunja 
dienten  bei  Gebet.  Wie  die  Calzada  del  Llano  de  Pataqui  als  Strassen,  finden  sich  die 
Ruinen  von  Infiernito  als  Reste  der  Architectur  der  Chibchas.  Ruinen  einer  Festung 
bei  Cobalö  (in  Neu  Granada)  werden  genannt.  Tempel  fanden  sich  in  Sugamuxi,  Bo- 
gota, Guacheta,  Chia  (des  Mondes),  Guatavita  und  bei  der  Lagune  von  Fuquene.  Stufen 
sind  am  See  Guatavita  erhalten.  Bei  Pupiales  finden  sich  Reste  eines  Inca- Palastes 
erwähnt.  Goldidole  werden  ausgepflügt  bei  Sapaquiera  (Cipaquira),  Thonfiguren  bei 
S^nta-Martha.  Waffen  sind  ausgegraben  bei  Santa  Rosa  (in  Antioquia).  Saffray  hörte 
von  den  Nachkommen  des  Caciken  in  Turbaco  oder  Yurmaco,  dass  ,,le  temple  des 
Volcans  6tait  consacre  au  Cemi  ou  FEsprit  des  guerisons",  so  dass  sich  also  der  an- 
tillische  Stamm  dort  bewahrt  hät|e,  wenn  nicht  aus  spanischer  Einführung  in  früherer 
Zeit.  Von  den  (den  neuseeländischen  gleichenden)  Keulen  erhielt  Rivero  eine  in  Tunja, 
während  Tschudi  eine  andere  in  der  Nähe  von  Huacho  (bei  Peru)  aus  einem  Grabe 
erwähnt  (1841).  Von  Sogamoso  führte  ein  Indianerweg  (100  leguas  de  larga)  nach  den 
Llanos  de  San  Juan,  auf  welchem  Bochica  gekommen  (s.  Alcedo).  Für  die  Reise  des  Zippa 
war  eine  Strasse  von  Subya  nach  Chia  hergestellt  (s.  Piedrahita).  Von  einer  Brücke 
der  Inca  über  den  Angasmayo  (bei  Pasto)  "vfird  gesprochen.  Die  Häuser  der  Vornehmen 
in  Bogota  gleichen  aquella  pintura,  que  suelen  los  vulgares  llamar  „labyrintho"  (s.  Oviedo). 
Los  templetes  y  estatuas  colosales  hallados  en  el  valle  de  San  Augustin  (der  Andaquies) 
in  Tolima  beziehen  sich  auf  fremden  Cultus.  Der  Cazique  von  St.  Augustin  sandte  seine 
Botschaft  nach  Norden  (bei  Inando  und  Timana)  durch  einen  mit  Flosshölzern  den 
Magdalena  hinabschwimmenden  Boten  (s.  Hesse).  Die  Monumente  bei  San  Agostin  wer- 
den Las  Chinas  genannt  (nach  Stübel).  Calendersteine  sind  bei  San  Diego  (bei  Bogota) 
gefunden.  Gehämmerter  Piatina-Ring  (aus  Choco)  fand  sich  im  Museum  in  Bogota  (1827). 
Bastian,  America.  ]^5 


226  DIE    CHIBCHAS. 

In  Pastos  werden  Thongefässe  mit  dem  von  Boningault  er- 
wähnten Firniss  rother  Farbe  verfertigt  und  weithin  verführt.  Die 
Maypures  überzogen  die  Thongefässe  mit  Firniss  von  Algoroba. 


Neben  oro  fino  und  oro  baxo  wurde  (in  Bogota)  unterschieden,  otro  oro,  que  se  llama  cha- 
fallonia  (s.  Oviedo).  En  Coromoro  se  descubren  sepulcros  antiguos  con  momias  y  loza 
fina.  En  las  alturas  de  Rio  frio  cerca  de  Piedecuesta  se  hallan  vestijios  de  antiguas  liabi- 
taciones  y  sepulcros  labrados  en  figura  de  pozos  (der  1548  dahin  geflüchteten  Chitareros- 
Indianer).  En  Bochalema  se  encuentran  cuevas  con  momias  y  esequeletos  antiguos.  En 
la  loma  de  San  Ignacio  (canton  Bucaramanga)  se  hallan  bövedas  artificiales  con  esque- 
letos  antiguos  y  grandes  ollas  labradas,  llamadas  Ures.  Es  wurden  gefunden  Gräber  mit 
Leichen  (am  Cerillo  del  Santuario,  westlich  von  Bogota),  Gräber  mit  Leichen  und 
Schmuck  bei  den  Cerillos  de  Caqueza,  dann  Mumien  in  Höhlen  bei  Gachantiva  (in 
Leyva),  Gräber  mit  Mumien,  Geräthe  und  Schmuck  bei  Chameza.  Bekleidete  Mumien 
(hockend)  wurden  ausgegraben  bei  Tunja.  Eine  künstliche  Höhle  mit  Skeletten  und 
Ures  (Thongefässe)  im  Loma  de  San  Ignacio  (canton  Bucaramanga)  wird  in  Socorro 
erwähnt.  Mumien  bei  Bochalema  (in  Socorro)  sind  ebenso  bei  Tibacui  und  in  Paramo 
de  Corales  gefunden  (Gräber  bei  Coromoro).  Thonfiguren  ausgegraben  am  Ufer  des 
Cauca  (bei  Cartago).  Schomburgk  fand  bei  Einem  der  Macusi  eine  auffällige  Aehn- 
lichkeit  mit  Napoleon,  und  hieran  erinnern  die  thönernen  Figuren  von  Suesca.  Im 
Tempel  des  Dorfes  Quarica  fanden  sich  Gold-Idole  (zu  Hutten's  Zeit).  In  den  Gräben 
von  Medellin  und  Arma  sind  Schmucksachen  gefunden.  Goldschmuck  wurde  aus 
Gräbern  bei  St.  Bartolomeo  entnommen  und  bei  Aburra  am  Aburra-Fluss  (Nebenfluss 
des  Magdalenenflusses)  in  Antioquia.  Goldschmuck  wurde  in  Gräbern  (im  Berg  von 
Cucuana  am  Paramo  von  Banegar)  an  Skeletten  (in  Thonkrügen)  gefunden.  Begräb- 
nissplätze auf  dem  Hügel  des  Sanctuarium  bei  Puente  Grande  (westlich  von  Bogota) 
und  in  den  Hügeln  von  Caqueza  (sowie  in  den  Hügeln  von  Tunja)  finden  sich  ge- 
öffnet, und  Steingräber  am  Rande  des  Kegelberges  bei  Guatavita.  Erwähnt  werden 
die  Monumente  bei  Neyba  (Schmuck  und  Kleider  bei  Leiva),  Steinfiguren  in  Höhlen 
bei  Neyba,  Piedra  pintada  bei  Neyva,  Huacas  bei  Call  und  Vyges  (am  Cauca),  Tem- 
pelruinen bei  Laboyas  und  Timana.  En  un  socavon  descubierto  en  el  cerro  de  las 
minas  de  Marmato  y  hecho  per  los  Indios  se  encontrö  una  especie  de  instrumento 
para  romper  y  cortar  la  roca ,  de  oro  combinado  con  cobre  y  de  un  temple  igual 
al  del  acero,  como  tambien  brazaletes  de  oro  para  los  puiios  y  las  piernas,  especie  de 
casquetas  y  fajas  de  oro  de  un  esquisito  trabajo,  argollas  para  las  orejas  y  narices, 
delgadas  y  caladas,  idolos  de  un  grandor  regulär,  figuras  (representando  aves,  anfibios, 
reptiles,  cuadrupedos).  Lo  que  mas  suele  encontrarse  son  aguilas,  lagartos  y  ranas, 
hai  tambien  iguanas,  tortugas  y  grupos  de  pajaros  (Greiff  fand  Geräthe  aus  Gold 
und  Kupfer).  Der  Dominicaner  Cardenas  fand  bei  Suesca  eine  heilig  verehrte  Höhle 
mit  dem  (einen  Turban  tragenden)  Cazil«n  in  der  Mitte  der  Leichen  (s.  Touron). 
Bei  La  Ruysa  (bei  La  Florida)  am  rechten  Ufer  des  Cauca  führte  ein  schräger  Ein- 
gang bis  zum  Stein,  unter  welchem  die  Todten  auf  der  Erde  lagen.  In  Guenque 
(am  rechten  Ufer  des  Cauca)  wurde  ein  viereckiger  Kasten  gefunden,  unter  welchem 
Steine  den  Eingang  schlössen,  wohinter  die  Leichen  in  Steinsärgen  lagen.  Bei  Las 
Pavas  wurden  grosse  Grabkrüge  gefunden.  Die  Muyscas  nahmen  die  Eingeweide  aus 
den  Leichen  und  füllten  sie  mit  Kostbarkeiten  (s.  Herrera).  In  Tunja  hing  man  an 
Stangen   todte    Gebeine    und    Skelette    berühmter    Krieger,    als    Feldzeichen    (de  Bry). 


ZENU.  227 

In  Nao  oder  Zamba  (zwischen  Cartagena  und  St.  Martha) 
pflegten  die  Frauen,  die  unverheirathet  die  Keuschheit  zu  be- 
wahren wünschten,  Bogen  und  Pfeil  zu  tragen,  den  Männern  in 
den  Krieg  folgend,  bemerkt  Oviedo,  und  Aehnliches  erzählt 
Gomara,  der  zugleich  von  frauenhaft  gekleideten  IMännern  spricht. 
Am  Flusse  Zenu  wurde  eine  Cacica  oder  Fürstin  angetroffen  (1534), 
und  bei  den,  der  Cariben  ähnlichen  Eingebornen  Cartagena's  misch- 
ten sich  (nach  Ojeda)  auch  Frauen  in  den  Kampf  (1509).  Here- 
dia  traf  (jenseits  Sinsenu)  die  Cazikin  Sotota  in  Tinsenu  (nach 
Pansenu  weiter  ziehend).  Oviedo  erwähnt  bärtiger  Indianer  in 
Zenu^). 


Mumien  wurden  bei  Tibacui  (in  Felsgrotten)  gefunden,  sowie  auf  dem  Param.o  de  Pasca 
(bei  Chusaea).  In  St.  Martha  wurden  die  Leichen  der  Häuptlinge  getrocknet  (s.  Petr. 
Martyr).  Die  Caquetios  (von  Coro  bis  Maracaibo)  trockneten  Leichen  der  Häuptlinge 
(s.  Oviedo).  Die  Warau  warfen  die  Leiche  ins  Wasser  und  sammelten  das  von  den 
Fischen  gelassene  Skelett  (Gumilla).  Am  Ature  fanden  sich  Begräbnisshöhlen  (s.  Hum- 
boldt) mit  Thongefässen.  Die  Atorai  (in  Guyana)  verbrannten  die  Todten  (s.  Schom- 
burgk).  Thongefasse  mit  Knochen  (bei  Barra  do  Rio  negro)  waren  reihenweis  aufge- 
stellt. Edwards  grub  Todtenurnen  bei  Mixiana  (bei  Marajo)  aus.  Der  am  Feuer 
getrocknete  Krieger  in  Cumana  wurde  nach  Jahresfrist  beim  Fest  begraben  und  der 
Kopf  der  Hausfrau  gegeben  (Herrera).  Die  (ihre  Zauberer  als  Götter  verehrenden) 
Guanacas  setzten  die  Todten  in  die  Mitte  der  Hütte,  die  verlassen  wurde  (wie  auch 
die  Hütte,  wo  eine  Frau  niedergekommen  war).  Nachdem  (in  Cumana)  der  Körper 
des  Caziquen  in  einer  Hängematte  über  dem  Feuer  getrocknet  war,  schnitt  man  das 
Fleisch  ab,  um  die  Knochen  in  einem  Korb  in  der  Hütte  zu  bewahren  (s.  Simon). 
Cerca  de  Yorumal  (en  la  loma  Pajarito)  se  encontrö  una  especie  de  templo  sub- 
terraneo  con  entrada  al  Oriente  y  formando  en  el  centro  un  gran  salon  Ueno  de 
nichos  mas  o  menos  profundos.  Le  hallaron  en  el  diferentes  imajenes  o  idolos,  y 
varios  adornos  de  oro,  que  representaban  una  grande  aguila  con  varios  sapos,  figuras 
humanas,  en  diversas  attitudes,  vasos  grandes,  instrumentos,  lamparas,  incensarios,  can- 
delabros  y  tambien  moldes  de  yeso  para  las  piezas  de  oro  que  se  debian  fundir  (en 
cuanto  a  la  forma  de  los  sepulcros,  unos  son  redondos,  otros  cuadrados  y  otros  cuadri- 
longos,  teniendo  la  entrada  debajo  del  agua).  Los  puntos  de  que  se  ha  estraido  en  los 
tiempos  modernos  mayor  cantidad  de  oro  de  los  sepulcros  o  guacas,  han  sido:  el  cerro 
de  Peperita,  cerca  del  Cauca  i  de  Arma,  San  Juan,  Caramanta,  Remedios,  Yolombo 
Angostura,  Eliconia,  Guina,  y  de  las  serranias  que  abrazan  los  nacimientos  de  los  rios 
del  Sinu,  Leon,  Urama,  S.  Jorje  e  Ituango,  las  vertientes  del  Cauca  entre  Antioquia 
y  Cazares,  y  la  cordillera  del  Frontino  (s.  Perez).  Los  Tunjos  de  oro  pueden  provenir 
de  tres  partes  ö  de  las  sepulturas  de  los  receptäculos  de  los  adoratorios  o  se  pueden 
encontrarse  en  los  lagos  y  los  rios  (Uricoechea)  en  Nueva-Granada. 

1)  Los  Indios  que  actualmente  habitan  el  Estado  de  Antioquia  pueden,  respecto 
a  sus  actuales  circunstancias  clasificarse  en  de  vestidos  y  desnudos  (neben  den  Mischungen 
aus  Chocö  Antioquia  und  Chami  haben  sich  die  des  Alto  Sinu  und  San  Jorge  reiner 
erhalten,    während   die   von    Canasgordas  .bei   Frontino    schon    beeinflusst    sind).      Los 

15* 


228  DIE    CHIBCHAS. 

Heredia  zog  (von  Cartagena)  durch  das  Land  der  Guatenas 
wo  ihm  der  Cazike  ein  Kind  als  Speise  anbot  und  über  Abibe 
nach  Sinsenu  (in  Ayapel),  wo  die  Cazikin  Sotota  in  Tinsenu  (wo 
vergoldete  Thontöpfe  gefunden  wurden)  herrschte  (neben  einem 
Tempel  mit  riesenhaften  Holzfiguren,  die  mit  Gold  bekleidet  eine 
Hängematte  trugen)  mit  Goldglocken  an  den  Bäumen,  sowie  dann 
nach  Pansenu  (1534). 

Zenufana  (mit  Caceres,  Guamoco,  Zaragoza  und  Simiti)  lag 
zwischen  der  Cordillere  des  Cauca  (mit  Sinu^),  Tinsinu  und  Pan- 
sinu)  und  dem  Magdalena. 

An  den  Putumayo  werden  die  Omaguasyete  (Omaguas  ver- 
daderos)  gesetzt  (s.  Rodriguez)  zwischen  den  Omaguas  bei  den 
Quixos  und  den  Omaguas  von  Yetau,  und  nach  den  Wasser- 
strassen des  Putumayo  und  Caqueta  weisen  die  Wegerichtungen 
zur  Verbindung  alter  Culturen  von  Südamerika.  Unter  den 
Aguas  hiessen  die  En-aguas,  die  guten  (ene)  oder  ächten.  Der 
Hauptstamm  der  Manoas  (am  Padouiry)  nennt  sich  Ore-Manao 
oder  Ere-]\Ianao  (Wir,  die  Manaos).     Die  Ingas  (Incas)  genannten 


Indios  de  raza  pura  que  conservan  todavia  sus  costumbres  naturales  se  hallan  situados 
sobre  los  rios  Verde,  Sucio,  Urama  y  las  partes  altas  del  Murri,  Sinu,  San  Jorge  y 
Leon  (s.  Perez),  besonders  von  Jagd  und  Fischfang  lebend  (nach  Carlos  Greiff). 

1)  In  Zenu  fanden  sich  bärtige  Indianer  (Oviedo).  Neben  Finzenu,  hoja  del  Sinu, 
jenseits  der  Cordillere  (zwischen  Sinu  und  San  Jorje)  fand  sich  Panzenu  oder  Zenu- 
frana  mit  Zaragoza  und  Remedios).  El  cementerio  de  Zenu  (bei  Cartagena)  se  componia 
de  una  infinidad  de  tumulos  de  tierra,  unos  en  forma  cönica  y  otros  mas  6  menos  cua- 
drada  (con  objetos  de  oro,  que  eran  imitaciones  de  figuras  de  toda  especie  del  anima- 
les).  El  duelo  duraba  mientras  que  habia  que  beber,  y  entre  tanto  seguian  amonto- 
nando  tierra  sobre  los  sepulcros  (Acosta).  In  Cenu  errichteten  die  Bewohner  Erdhügel 
über  ihren  Gräbern  mit  Niederlegen  von  Gold  (nach  Andogoya)  in  allerlei  Formen 
(von  Mensch  bis  Ameise).  Le  mot  Tairona  (in  der  Sprache  der  Taironas  in  St.  Martha) 
„signifie  fonderie",  und  die  Spanier  Cartagena's  bereicherten  sich  aus  ihren  Schmelzwerken, 
wo  Goldsachen  gearbeitet  wurden  (s.  Saffray).  In  Bonda  (bei  St.  Martha)  wurden  grosse 
Dörfer  bewohnt.  Oviedo  sah  die  Aguilas  von  Maracaybo,  goldene  Adler  mit  ausge- 
breiteten Flügeln  (in  verschiedener  Feinheit  und  Grösse).  In  Zomico  fand  Alfinger 
einen  Manari  genannten  Korb  mit  Gold  (im  Tempel),  sowie  Gefässe,  die  von  den 
Indianern  auf  die  andere  Seite  des  Flusses  Yuma  gebracht  waren  (s.  Oviedo).  Als 
Oviedo  einen  Streifzug  Pedrarias  Davila's  (gobernador  de  Castilla  de  Oro)  begleitete, 
nahm  sein  Neger  ,,la  ca^ica,  muger  mo9a"  (und  weiss,  wie  eine  Castillanerin)  gefangen, 
(der  die  übrigen  Frauen  unter  den  Gefangenen  nur  stehend  und  mit  niedergeschlagenen 
Augen  sprachen)  und  unter  der  Beute  fand  sich  ein  grosses  Gewand,  con  muchos  pin- 
turas  entretexidas,  y  en  ellas  muchas  piedras  cornelinas  y  plasmas  de  esmeraldas  y 
casidonias  y  jaspes  y  otras,  y  ovieronse  muchas  pie9as  de  oro  labrado  (für  den  könig- 
lichen Schatz  bestimmt,  aber  später  verloren  gegangen). 


MOCOA.  229 

Indianer  bei  Caqueta  (an  den  Flüssen  Pepino  und  Rumiyaco) 
hablan  la  lengua  pesuona  antigua  (Perez). 

Die  Länder  der  Aomaguas  (Omagus  oder  Omeguas)  oder 
Ditaguas  (terras  altas  limpias,  abundantes  de  gente,  oro  y  plata 
y  Carneros  semejantes  a  los  del  Peru)  lagen  unterhalb  von  Machi- 
faro  am  Mararion  (s.  Piedrahita).  In  Machifaro  gelangte  Orellana 
zu  dem  Häuptling  Paguana  (en  cuyo  Pais  hallo  Carneros  del  Peru), 
unterhalb  des  Häuptlings  Aomagua  am  Maranon  (und  Inseln). 
Die  (auf  den  Inseln  des  Mananon  lebenden)  Omaguas  (die  den 
Kopf  länglich  pressten)  redeten  dieselbe  Sprache  (und  Dialecte) 
mit  den  Aguas,  Tupis  und  Guaranis  (s.  Velasco). 

Nach  dem  Caciqen  Macatoa  besassen  die  Omaguas  Thiere, 
die  sie  (die  Pferde  der  Spanier  sehend)  besteigen  möchten  (podian 
tambien  montar),  son  carneros  del  Peru  (s.  Piedrahita).  Jenseits 
Macatoa,  (Stadt  der  Guaypen),  wohnten  (zu  Hutten's  Zeit)  die 
Omaguas^)  unter  dem  Priesterkönig  Quareca  (mit  Lamaheerden). 
Die  zu  den  Payaguas  gehörigen  Agaces  sprachen  Guarani  (s. 
Angelis). 

In  Mocoa  führen  Wege  vom  Putumayo  nach  Caqueta  (nach 
Pastos,  nach  Almaguer  u.  s.  w.),  von  Mocoa  über  die  Cano  Uchi 
payaco  zum  Giomeo,  Nebenfluss  des  Putimayu.  Von  Tapacunti 
bei  Concepcion  (St.  Miguel)  am  Putumayo  geht  ein  Weg  zum 
Caqueta.  Ein  Mulatte  in  Tapacunti  machte  (zu  Codazzi's  Zeit) 
jährliche  Reisen  nach  Peru,  vom  Putumayo  zum  Maraiion,  auf- 
wärts nach  Tabatinga  und  auf  dem  Huallaga  nach  der  Salina  in 
Chapapoima  (Mais  säend  am  Putumayo  zur  Rückkehr). 

Alfinger  kam  in  Ciribita  dem  Reiche  der  Chibchas  nahe,  und 
als  Speier  durch  einen  Gefangenen  am  Opia-Flusse  davon  hörte, 
schickte  er  von  den  Cocuhi  oder  Chita  (Chiscas  Olaches)  Villegas 
dahin  ab,  der  aus  dem  Dorf  Beute  an  Salz  und  Tüchern  zurück- 
brachte (Simon).  Limpias  fand  Salz^)  am  Tegua-Fluss  (zu  Feder- 
mann's  Zeit). 


1)  Der  von  Yurimaguas  bewohnte  District  von  Maynas  gehörte  zu  dem  der  Oma- 
guas (am  Zusammenfluss  des  Maranon  und  Ucayali).  Dit  Omaguas  am  Maranon  waren 
von  Quixos  (bei  Quito)  dahingekommen  (nach  Acuiia)  und  andere  fanden  sich  an  der 
Quelle  des  Putumayo  (bei  Pasta)  sowie  am  Yotan-Fluss.  Die  Yuma-guaris  (Oma- 
guas) am  Goldfluss  oder  Iquiari  (Nebenfluss  des  Yupura  oder  Caqueta)  handelten  vom 
Putumayo  mit  den  Omaguas  an  dem  (in  den  Maranon  fliessenden)  Yotanfluss,  der  bei 
Cuzco  entspringt  (s.  Acuna).  Im  Quichua  bezeichnet  Oma-zapa,  hombre  con  gran  ca- 
beza  (oma  oder  homoa,  cabe9a,  Cingo-Zapa,  narigudo). 

2)  Huvo  grandes    guerras    (unter    den  Musos)  über    die  Tupa   genannte  Salzquelle 


230  DIE    CHIBCHAS. 

Als  die  durch  die  Behandlung  ihrer  Inca-Herren  (unter  Inga 
Yupanqui)  unzufriedenen  Changas  (unter  Acoallo)  über  Chacha- 
poyas  uud  Guanuco  fortzogen,  gelangten  sie  (nach  Herrera)  bis 
ins  Land  des  Dorado.  Pedro  Bohorquez  (buscando  a  sus  Yngas)  ^) 
kam  zu  den  Pelados  (nach  Luzero).  Die  nach  dem  Orinoco  kom- 
menden Orejones  bauten  (nach  Raleigh)  dort  eine  Stadt  (s.  Corral). 

Auf  den  Meta")   kamen   (zu  Ortal's  Zeit)   las   majores  y  mas 


(s.  Herrera),  bei  Trinidad  (wie  unter  Germanen).  Comien^a  ä  las  espaldas  de  la  villa 
de  Timana  por  tener  alli  b.  la  parte  del  Leste  sus  primerias  corrientes  el  gran  rio  de 
Papamene,  und  dort  hörte  Hütten  von  einem  durch  seine  Kenntniss  des  Landes  be- 
merkenswerthen  Indianerhäuptling,  dass  er  zum  Erreichen  der  Gold  enthaltenden  Länder 
nach  Macatoa  am  Flusse  Guaivare  zurückzukehren  habe  (s.  Simon).  Nachdem  Hütten 
erst  den  Spuren  von  Perez  de  Quesada  gefolgt  war  (auf  dem  Wege  nach  Pastos)  kehrte 
er  dann  nach  Fragua  (oder  Villavicencio)  zurück  und  gelangte  von  dort  (nach  den  Nach- 
richten über  das  Land  Ditagua  oder  Omegua)  nach  Macatoa  am  Guayuare  (von  Guay- 
pes  oder  Guaiupes  bewohnt).  Unter  Führung  des  Häuptlings  gelangte  Hütten  (nach 
neuntägiger  Reise  über  Savannen)  in  ein  Dorf  an  der  Grenze  der  Omaguas,  und  dann, 
von  dem  dortigen  Häuptling  (5  Tage)  geführt,  auf  engen  Wegen  in  die  Nähe  des 
grossen  Ortes  des  Häuptlings  Quarica,  dessen  zum  Tempel  (mit  weiblicher  Goldfigur) 
benutztes  Haus  in  der  Mitte  der  breiten  Strasse  des  seiner  Ausdehnung  nach  nicht  zu 
übersehenden  Dorfes  hervorragte  (en  medio  de  todas,  que  las  sobrepujava  con  mucho 
excesso). 

1)  Aus  Peru  wurden  die  Chachas  bei  Fusagasuga  und  die  Cajamarcas  bei  Chita- 
suga  angesiedelt  (durch  Hernan  Perez).  Speier  hörte  die  Nachricht  der  Chogues,  dass 
sich  jenseits  der  Guaypies  Goldländer  mit  Schafen  (Llamas)  fänden,  von  den  Indianern 
am  Rio  Bermejo  bestätigt  y  poniendose  en  quatro  pies,  para  ser  entendidos,  balaban 
como  ovejas  (s.  Oviedo).  Tuvieron  algunas  noticias  de  la  gente  de  los  Llanos,  que 
demoravan  a  la  parte  del  Sur,  a  quien  ya  el  Pedro  de  Liropias  le  comencava  ä  llamar 
el  dorado  (s.  Simon),  bei  Hutten's  Expedition  (1541),  nachdem  Benalcazar  bereits  aus  den 
Mittheilungen  geschlossen  auf  „laProvincia  del  dorado"  (1536).  Wie  von  Perez  de  Quesada 
und  Hütten  wird  das  Eldorado  gesucht  von  Pedro  de  Sylva,  Hernandez  de  Serpa,  Do- 
mingo de  Vera  u.  A.  m.  (s.  Simon).  Der  Salzsee  mit  der  Stadt  Monovan  hiess  Par- 
roowan  Parrocare  Monoan  (nach  M.  Fischer),  als  Goldland.  Manoa  lag  am  See  Cas- 
sipa  oder  (nach  Keymies)  Parime.  Der  Rio  Parima  heisst  (als  Rio  Blanco)  Rio  das 
aguas  blancas  (s.  Humboldt).  In  Minas  Geraes  wurde  durch  die  Paulisten  die  Lagoa 
doirade  gesucht.  Alonso  de  Herrera  hörte  unter  den  Gandules  von  reichen  Gold- 
ländern, wo  kein  Eisen,  wohl  aber  Kupfer  bekannt  war  (s.  Simon).  Sylva  hört^  vom 
Dorado  (am  Flusse  Barraguan  und  Meta)  auf  der  Reise  von  Chachapuyas  nach  San 
Juan  de  los  Llanos  (1568).  Die  langen  Häuser  in  der  Festung  Salsillas  oder  Palenque 
(zwischen  Cocuhi  und  Juan  de  los  Llanos)  waren,  ^vie  Speier  von  den  Indianern  hörte, 
gegen  (mit  der  Schleuder  kämpfende)  Fremde  befestigt,  welche  bereits  dort  alt  ge- 
worden und,  mit  Indianerinnen,  bereits  erwachsene  Kinder  gezeugt,  so  dass,  wie  Simon 
bemerkt,  die  Nachricht  sich  nicht  auf  die  (unter  Cortejo  bei  der  Expedition  von  Ordas) 
verlorenen  Spanier  beziehen  konnte. 

2)  Am  Meta  streiften  (zu  Federmann's  Zeit)  raubend  die  Guayguas  ohne  feste 
Wohnsitze    (s.  Simon).     In  Fosca   (zwischen   Ubague    und    den  Llanos   von    San   Juan) 


MENZEY.  231 

gruessas  riquezas  der  Chibchas,  die  sich  später  vom  Magdalena- 
fluss  aus  entdeckten  (Simon).  Die  Expedition  Sedeno's  wurde 
veranlasst  durch  die  vom  Meta  herabkommenden  Reichthümer 
(de  esmeraldos,  oro,  sal  y  telas  de  algodon),  und  so  folgen  sich 
die  Wege  der  Dorado-Sagen. 

Federmann  hörte  von  den  Aymares  (neben  den  Xideharas), 
„dass  sie  ein  kleines  Volk  von  Zwergen  seien"  (v.  Klüpfel). 

Als  Riesen  wurden  die  menschenfressenden  Gaimurier  von 
dem  Landsee  de  los  Isleos  (bei  Porto  Seguro)  durch  die  Tupi- 
namber  und  Tupirachier  vertrieben  (Dapper). 

Quesada^)  hörte  in  Bogota,  dass  am  andern  Abhang  der 
Berge  sich  das  goldreiche  Land  Menza  finde,  mit  Steinhäusern 
und  einem  Tempel  der  Sonne  (St.  IMartin). 

Berrio  begab  sich  (1584)  von  Tunja  über  die  Llanos  zum  Rio 
dorado  (mit  der  Insel  Maranon),  wo  goldglänzende  Indianer  wohn- 
ten, und  nach  den  Bergen  jenseits  der  Amazonen,  die  sich  die 
rechte  Brust  abschnitten  (Simon  de  Torres)  im  Anschluss  an  ver- 
goldeten Amazonensagen  (und  Cultur  der  Omaguas)^). 


wohnen  die  Guapis  und  Macas  am  Papamene  (Nebenfluss  des  Meta).  Die  durch  den 
Rio  negro  von  den  Sabanas  de  Apuai  getrennten  Indianer  von  San  Martin  erstreckten 
sich  bis  zum  Ariare  und  San  Juan  liegt  zwischen  Ariare  und  Guizar.  Die  Paezes 
verbanden  sich  mit  den  Pixaes  und  Manipes  in  den  Llanos  von  San  Juan.  Bei  San 
Juan  de  Pedraza  wohnten  die  Jiraras.  San  Martin  (Medina  de  las  torres)  durch  Daza 
(1585)  gegründet,  wurde  (nach  der  Zerstörung  durch  die  Indianer)  von  Zarate  (1641) 
wiederhergestellt  (als  San  Martin  del  Puerto  del  Ariari).  Hai  un  paraje  mas  allä  del 
Ariari  entre  este  rio  y  el  Guijar,  llamado  San  Juan,  als  San  Juan  de  los  Llanos,  ge- 
gründet (1555)  durch  Avellaneda  (s.  Perez).  Speier  zog  von  Cono  über  Barihas  und. 
Apure,  dann  Casanare  und  Llanos  de  St.  Martin  zum  Guayabero  oder  Papamene; 
Hütten  zog  über  die  Llanos  zum  Ariari  und  sah  von  dort  Dörfer  der  Indianer  mit 
hohen  Gebäuden. 

1)  Quesada  suchte  Patiti  am  Guaviare.  Von  Tunja  begaben  sich  die  Spanier  (über 
Pasca)  al  valle  de  Neiva,  en  demanda  de  la  casa  de  Sal  (s.  Simon).  Fernan  Perez  de 
Quesada,  das  Eldorado  suchend,  zog  (von  Bogota)  über  Fragua  nach  Pasto  (bei  Popa- 
yan).  Quesada  kam  von  Guayalero  bis  Mocoa  in  jetzt  (nach  P.  Mosquera)  unweg- 
samer Gegend,  aber:  en  la  epoca  de  la  conquista  se  atravesö  esta  grande  estension  de 
terreno,  lo  que  induce  a  creer  que  por  lo  menos  a  aquel  tiempo  habia  cerca  de  lo 
serranio  estensas  sabanas  y  Camino  trillado  por  los  naturales.  Im  Anfang  des 
XIX.  Jahrhunderts  zogen  die  Missionare  von  Popajan  über  Caguan  nach  Arama  am 
Guayabia. 

2)  Die  Insel  der  Omaguas  liegt  der  Mündung  des  Ucayali  gegenüber  (Smyth). 
Die  Omaguas  lebten  besonders  von  Fischen.  Die  mit  den  Yaguas  benachbarten  Ori- 
gones  (am  Pebas),  die  Gift  für  Pfeil  und  Lanze  verfertigten,  handelten  früher  mit  den 
Putumayos  bei  Pastos  (s.  Maw).     Die  Omaguas   wohnen   zwischen  San   Regis  und  der 


232  DIE    CHIBCHAS. 

Jenseits   des  Sonnentempels   (mit  Jungfrauen)   kam  Speier  zu 
dem   Guati    am  Fluss  Ariare,    und   dann    (jenseits   der  Guayupes 


Mündung  des  Napo  (s.  Maw).  Die  Omaguas  grenzen  mit  den  Mayorunas  bei  Oran 
(s.  Condamine).  Die  Lamistas  wohnten  bei  S.  Regis  del  Baradero  (s.  Velasco).  Die 
Cocamas  verbanden  sich  mit  den  Omaguas.  Die  (weissen)  Mayorunas  am  Maranon 
umherschweifend)  sind  bärtig  (als  Barbudos)  mit  Löchern  in  Lippen  und  Backen  (um 
Stöckchen  hineinzustecken)  beschrieben.  Nach  Girval  waren  die  Omaguas  den  Yupura 
herab,  oder  (nach  Veigl)  auf  dem  Ucayale  zum  Amazonas  gekommen.  Die  (1558)  um 
Menschenfleisch  und  Ansiedlungen  zu  suchen  aus  Brasilien  zu  den  Motilones  oder 
Lamistas  (mit  Kreuzen  und  anderen  Zeichen)  am  Fels  des  Salto  de  Aguirre  kommenden 
Indianer  (mit  Portugiesen)  erzählten  Canete  von  dem  Goldmanne  der  Omaguas.  Ueber 
die  Stadt  der  Omaguas  (neben  den  Uaupes)  zwischen  Guaviare  und  Caqueta  herrschte 
Quarica  (zu  Hutten's  Zeit).  Die  Omaguas  (Cambebas  oder  Flachköpfe)  wurden  wegen 
ihrer  Wasserfahrten  mit  den  Phöniziern  verglichen  (1645).  Die  mit  den  Ticunas  und 
Curinas  kämpfenden  Omaguas  erstreckten  sich  (nach  Acuna)  bis  nach  Quijos  (bei  Quito). 
Die  Omaguas  oder  Aguas  bewahrten  die  Köpfe  der  feindlichen  Häuptlinge  in  ihren 
Hütten,  trennten  sich  aber  nicht  durch  Verkauf  von  den  Sklaven,  die  sie  in  ihren 
Familien  aufnahmen  (1660)  am  Tumburagua  oder  Amazonas.  Die  Omaguas  am  Putu- 
mayo  wurden  von  den  Aguas  der  Inseln  als  Omaguasyete  bezeichnet.  Am  Yetau 
(Jutay)  lebten  die  Omaguas  nach  Peru  zu.  Die  Sprache  der  (in  Wasserfahrten  geübten) 
Omaguas  hatte  sich  unter  Aguas,  Tupis  und  Guaranies  verbreitet.  Die  Caschibos 
verständigen  sich  mit  den  Setebos,  Sipibos  und  Conibos  durch  die  Pana- Sprache. 
Unter  den  Jeveros  (in  Loreto)  wird  das  Quechua  verstanden.  Die  Orejones  (in  Loreto) 
verzierten  die  Ohren  con  grandes  rodelas  de  palo.  Die  Piros  (Chontaquiros)  färben 
die  Zähne  schwarz,  wie  Setebos,  Sipibos  und  Conibos  (in  Loreto),  die  Campas  in  Loreto 
(und  Chanchamayo)  durchbohren  das  Septum  der  Nase  (wie  die  Piros).  Die  Remos 
bemalen  sich  und  prickeln  die  Haut  mit  Dornen  zum  Tättowiren  (zwischen  den  Cerros 
in  Canchahuaya  und  dem  Rio  Tamaya  am  rechten  Ufer  des  Ucayali).  Die  mit  den 
Omaguas  handelnden  Conivos  (am  Ucayali)  raubten  Sklaven  von  den  Mayorunas  oder 
Barbudos.  Die  Panos  in  Sorayacu  (den  Omaguas  und  Cocamas  verwandt)  hatten  ihre 
Ansiedelungen  am  See  gegen  Flusspiraten  befestigt  (die  Chipeos  bekämpfend).  Pozuzo 
wurde  von  Francisco  de  St.  Joseph  (Erbauer  von  Ocopa)  unter  den  Omaguas  am 
Tuctani  gegründet  (17 12).  Der  Cerro  del  Sal,  jenseits  Chanchamayo,  von  Tarma  und 
durch  Ximenez  (1652)  besucht,  diente  zum  Vereinigungsplatz  verschiedener  Indianer- 
stämme (von  den  Campas  geplündert).  In  Quisopango  im  Pajonal  (durch  den  Pachutea 
von  der  Pampa  del  Sacramento  getrennt)  erhob  sich  Juan  Santos  (1742).  Die  Indianer  des 
Flusses  Huanuco  oder  Huallaga  (unter  Cholones  und  Hibitos)  plünderten  die  Districte 
von  Condurmarca  und  Collay  bis  zur  Errichtung  der  Missionen,  von  denen  (1751) 
die  (1726)  entdeckte  Pampa  del  Sacramento  durchzogen  wurde,  seit  Cedirung  von 
Ocopa  (1754)-  Die  (riesigen)  Gaes  (weisser  Farbe)  machten  Einfälle  nach  Maynas. 
Die  Panos  beschnitten  die  Mädchen  vor  der  Heirath  (durch  eine  Priesterin),  mit  Manoas 
und  Pelados  die  Sprache  der  Xitipos  redend.  Unter  den  Panos  sind  mehrere  Stämme 
der  Chepäer  (Mananagua  oder  Gebirgsbewohner)  oder  Chipäer  (Zipivos  oder  Xitipos 
inbegriffen  (nebst  den  Chamicuros).  Neben  der  Pana -Sprache  findet  sich  die  Cuniva 
oder  Cuniba,  Comova,  Campa  und  Pira.  Bei  den  Panos  (mit  Manaos  und  Setebos 
verwandt)  wohnen  die  Familien  in  grossen  Häusern    zusammen  (Juan  Duenos),  mit  den 


PAPAMENE.  233 

neben    dem    Fluss   Guayare    oder    Canicamare)    nach    dem    Fluss 
Papamene.     Speier   fand   einen  Sonnentempel    und  dort  erzogene 


Vipacochas  kämpfend  (und  für  Sklaven  mit  den  Nianaguas,  Remos,  Mayorunas,  Parata- 
guas,  Omaguacas,  Chipeos).  Gleichzeitig  mit  dem  Franciscaner  Manuel  Biedma,  der 
von  Ycuya  aus  die  Mission  Santa  Cruz  de  Sonomora  (1673)  gründete  und  den  Ucayali 
befuhr,  gründeten  die  Franciscaner  von  Tarma  die  Missionen  des  Cerro  del  Sal  und 
im  Pajonal.  Obwohl  in  Santo's  Aufstand  (1742)  die  Missionäre  von  Ocopa  (gegründet 
1712  durch  P.  Francisco  de  San  Jose)  getödtet  wurden,  fand  der  Marquis  von  Minaher- 
mosa  (1750)  die  Kirche  in  Quimiri  wohl  erhalten,  mit  brennenden  Kerzen  vor  den 
Bildern.  The  missions  established  on  the  Ucayali  by  Father  Biedma  and  Caballero 
(1677—  1686)  were  lost  by  the  insurrections  of  the  Indians  (1704).  In  1726  the  con- 
verted  Indians  about  the  head  of  canoe  navigation  on  the  Huallaga  (converted  by  Felipe 
Luyendo  1631)  crossing  the  hills  that  border  that  river  on  its  eastern  bank,  discovered 
a  wooded  piain,  which  was  named  Pampa  del  Sacramento,  from  the  day  of  its  discovery 
being  the  festival  of  Corpus  Christi.  The  fathers  of  the  College  at  Ocopa  reestablished 
(1760)  the  missions  of  Manoa  (1760).  Father  Narciso  Girbal  reestablished  (1790)  the 
missions,  destroyed  by  the  Cashibos  Indians  of  the  Pachitea  (s.  Herndon)!  Die  auf 
Betrieb  von  Huanuco  zerstörten  Cocopflanzungen  zu  Chanchamayo  wurden  (nachdem 
La  Mar  sie  wieder  geöffnet  1827)  von  Tarma  aus  (unter  San  Roman)  hergestellt 
(1847).  Nachdem  die  Brüder  Poblete  (1849)  Gold  im  Flussnetz  Challuhuma  gefun- 
den, leitete  Pimentel  (der  Subpräfect  von  Carabaya)  von  Crucero  aus  grössere  Unter- 
nehmungen ein,  und  obwohl  Deustua  (der  Präfect  des  Departements  der  Compagnie  des- 
cubridora)  Brücken  und  Wege  (um  abzuschrecken)  zerstören  Hess,  zog  er  dadurch  nur 
um  so  mehr  Goldsucher  herbei.  Die  jungen  Leute  von  Paucatambo  wurden  (unter 
Führung  Don  Manuel  Ugaldi's)  1852  zur  Erforschung  der  Montana  geweiht  (nach  dem 
Comercio  von  Lima).  Die  mit  den  Muyscas  vervvandte  Cultur  der  Omaguas  erstreckte 
sich  über  das  Maraiion-Thal  (zu  Orellana's  Zeit).  Die  Omaguasyete  (Omaguas  Verdaderos) 
wohnen  am  Putumayo  (s.  Rodriguez)  zwischen  den  Omaguas  bei  Quixos  und  den  Oma- 
■guas  am  Yetau.  Zwischen  Putumayo  und  Caqueta  wohnen  die  Macaguajes.  Unterhalb 
des  Rio  San  Miguel  wohnen  die  Amaguajes  am  Putumayo.  Die  nach  Peru  gelangenden 
Brasilier  (1557)  hatten  das  Land  der  Omaguas  durchzogen  (s.  Piedrahita).  Aguirre,  von 
den  Mahlones  nach  iMachifaro  schiffend,  sah  die  Feuer  der  Omaguas  weiterhin  (s. 
Piedrahita).  Von  Macatoa  aus  gelangte  Felipe  de  Utre  zu  den  vom  Häuptling  Quarica 
beherrschten  Dörfern  der  Omaguas  (s.  Simon).  Am  Putumayo  wohnen  die  Yurunas, 
Guataycus,  Yacatiguaras,  Parianas,  Ziyus,  Atucus,  Cunas  (neben  den  Omaguasyete\  Am 
Yetau  wohnen  die  Tipunas,  Guanarus,  Ozuanas,  Moruas,  Naunas,  Conomomas,  Marianas 
(Rodriguez).  Alfinger  (aus  Coro)  zog  über  Tamalameque  nach  Ocana  und  wurde  im 
Thal  von  Chinacota  getödtet,  worauf  Fr.  Martin  über  Cucuta  zurückkehrte.  Speier 
(von  Coro)  zog  über  Tocuyo,  San  Juan  de  los  Llanos,  Rio  Ariari,  Rio  Quayare  oder 
Canicamare,  Rio  Papamene  (bis  zu  den  Choques),  über  den  Apure  zurückkehrend.  In 
Papamene  (neben  dem. Fluss  von  Timana)  hörte  Felipe  de  Utre  (Hütten)  von  den  Omaguas 
jenseits  Macatoa  im  Osten  (am  Fluss  Guayrare)  der  Guaypis  oder  Guayupes  (s.  Piedrahita). 
Federmann  (von  Coro)  zog  über  St.  Juan  de  los  Llanos,  die  Sümpfe  von  Arechora  in 
Caocao,  Rio  Paute,  Casanare,  Meta,  Pascote,  Sumapay,  Pasca,  Fugasuga.  Die  Indianer 
von  Timana  „son  tan  Caribes,  que  en  tiempo  tienen  carniceria  publica  de  los  Indios  que 
cautiban."     Im  Bunde  mit  König  Pritigaba  bekämpften  die  Tapuijer  (unter  dem  Haupt- 


234  DIE    CHIBCHAS. 

Jungfrauen  unter  einem  alten  Mohan  oder  Priester  in  Juan  de 
los  Llanos  (s.  Simon),  während  Perez  den  Ort  Asuncion  nicht  mit 
San  Juan,  sondern  mit  San  Martin  identificirt  (sonst  Fragua  bei 
Suma  Paz). 

In  den  befestigten  Dörfern  der  Choques  (am  Papamene)  wur- 
den die  Spanier  (zu  Speiers  Zeit)  von  Frauen  mit  Wasser- 
besprengung  durch  Zweige  begrüsst  (wie  in  Guatemala  mit  Be- 
räucherungen). 

San  Agostin  war  bisher  nur  aus  Codazzi's  Beschreibungen 
bekannt,  doch  sind  jetzt  bald  authentische  Nachrichten  durch 
Dr.  Stübel  zu  erwarten^). 

Von  den  Quillasingas  (mit  den  Stämmen  der  Ipiales,  Gual- 
mataes,   Funes,    Tuquerres,   Mallamas,   Yascuales,    Imazacamales, 


ling    Jandin)     die    Könige    Arigpoich,     Wanasewarig,     Tschering    und    Dremmenige 
(s.  Dappcrj.     Die  Tapuijer  oder  Kariner  verfertigen  den  Rauschtrank  Aipii  (s.  Dapper). 
Ingano,  dios  -  Abue,  alma 

Jaco,  madre  Conocaguia,  el  cacao 

Jaque,  padre  Guegue,  correr 

Joa,  fuego  bica,  hablar 

Jesa,  tierra,  cosa  baxa  chaomea,  honda, 

Guesaco,  amiga,  manceba  Qua  cariba,  este  blanco 

Guesaque,  amigo,  mancebo  Qua  ageahua,  este  hombre 

Guesa,  casarse  Jaicoa,  grandes  ö  principales 

Ocomue,  cielo  Jaico,  niuger  principal 

Nanaque,  luna  Jaique,  hombre  principal 

Oco,  agua  Jai,  grande  (por  lo  abultado) 

Ocogua,  las  aguas  Jai  saxo,  puerta  grande 

Pain,  hambre  Jao  huati,  el  demonio 

Pai,  estar,  haber  ye  bicayo,  yo  hablo 

Sisumbue,  la  cabeza  ye  bicabue,  yo  hablaba. 

Lengua  Zeona. 
Zeunas,    nacion   barbara    de   Indios    que   habita    en    las   selvas   al   Norte   del   Rio 
Maranon  (Alcedo),  im  Kriege  mit  den  Aguas. 

Yonisiai,  yo  duermo  Ugui  caeno,  yo  soy 

Emecxe  nonisiai,  tu  duermes  Emexexe  caene,  tu  eres 

Möge  nonisiai,  aquello  duerme  Möge  caene,  eile  es 

Axomoxii  nonisiai,  vos  duermistes  Giuixi,  hombre. 

Ugui  uai,  yo  estoy 
Guanau  cathecumo  irrico:  Ria  siaya  dios,  Erri,  Querri,  cuni,  Enotaba  ya:  Coaque- 
tayas,  meenami  imedanicaimi  dios    oyuai  imedepimi  Exxi   Carinabe  Jaba    meenami  Jaba 
yerricay  rinaco.     (Von  Schöpfung   der  Welt  in  der  Lengua  Achagua). 

1)  Die  Monumentos  relijiosos  de  San  Agostin  (die  Belalcazar  bei  der  Gründung 
Timana's  verborgen  blieben),  werden  bezeichnet  bei  Codazzi,  als  el  grande  adoratorio 
central  de  los  antiguos  Andaquies,  lugar  esclusivamente  relijioso. 


BUGA.  235 

Bejondinos  und  Meondinos)  an  der  Grenze  des  Inca-Reiches,  ge- 
langte Benalcazar  auf  seinem  von  dem  Berichterstatter  des  Meu- 
queta  geleiteten  Entdeckungszuge  zu  den  Pastusos  (Chapanchicas, 
Masteies,  Abades)  am  Pasto,  wo  die  erste  Gründung  von  Ma- 
drigal (1539)  durch  Aldana  nach  Villaviciosa  (San  Juan  de  Pasto) 
verlegt  wurde  im  Lande  der  Isconsales,  Panganes,  Zacuampues 
und  Chorros.  Das  Thal  von  Lili  oder  Cali  (im  Lande  der  Jamun- 
dies  und  Gorrones)  fand  Ampudia  von  dem  Häuptling  Petecui 
beherrscht. 

In  Buga  bewahrte  der  Häuptling  Calarca,  in  der  Bergfeste 
von  Barragan  verschanzt,  seine  Unabhängigkeit  bis  1570.  Caloto 
wurde  1601  durch  die  Pyaos  und  Paeces  zerstört.  Bis  zum  Jahre 
1600,  wo  die  im  Jahre  1590  begonnenen  Züge  zur  Unterwerfung 
führten,  hatte  der  durch  die  Unzugänglichkeit  der  aus  Popayan 
herüberführenden  Wege  gesicherte  Landstrich  von  Barbacoas 
seine  Unabhängigkeit  bewahrt,  in  der  geschlossenen  Republik 
dreier  Stämme  (der  Barbacoas,  Telembies  und  Iscuandes),  deren 
jeder  drei  Greise  für  seine  Regierung  wählte,  um  aus  ihrem  ge- 
meinsamen Zusammentritt  einen  Neuner-Rath  zu  bilden. 

Die  Missionen  von  Choco  begannen  1654,  unter  den  Noana- 
mas  (bei  Novita),  den  Citaräes  (bei  Quibdo)  und  den  Chocoes  (bei 
Morro  de  Baudo). 

Von  Popayan  erstreckten  sich  die  Coyaimas  zur  Berührung 
mit  den  Natagaymäs  bei  Neiva.  Die  Paezes  (am  Plusse  Paiz) 
wurden  als  Verbündete  der  zu  den  Pantagoros  (mit  Guazquias, 
Gualyes,  Tamanaes,  Marquetones,  Guarinoes)  gehörigen  Pijaos 
genannt,  und  neben  diesen  Paezes  und  Pijaos  erwähnt  Piedrahita 
in  Popayan  die  Omaguas,  die  (nach  Condamine)  bei  der  Con- 
quista  sich  zurückgezogen,  den  Nebenflüssen  des  Maranon  ab- 
wärts folgend. 

Die  von  Benalcazar  in  Popayan  angetroffenen  Stämme  der 
Pijaos,  Omaguas  und  Paezes,  die  über  viele  andere  herrschten, 
erkannten  in  den  (von  Ibague  her  erstreckten)  Pijaos  eine  Hege- 
monie an,  als  Schutzherren  (s.  Piedrahita).  An  der  Quelle  des 
Cauca  wohnten  die  Coconucos  (zu  Benalcazar's  Zeit). 

Bei  dem  gefährlichen  Aufstande  der  von  den  Pijaos  unter- 
stützten Yalcones,  die  zwischen  Timana  und  Popayan  die  Truppen 
der  Capitäne  Ariasco  und  Ossorio  (nebst  ihren  Hauptleuten)  ver- 
nichteten, und  fast  auch  die  des  (gleichfalls  auf  dem  Schlacht- 
felde bleibenden)  Gouverneurs  Juan  de  Ampudia,  wurde  von  den 


236  DIE    CHIBCHAS. 

Indianern  die  Taktik^)  wiederholt  fortgesetzter  Angriffe  adoptirt, 
wie  sie  auch  in  Araucanien  durch  die  so  herbeigeführte  Ermü- 
dung der  numerisch  geringen  Spanier  zu  deren  Untergange 
führte. 

Die  Guanes  (bei  Velez)  mit  den  Muzos  und  Colymas  (sowie 
die  Panches)  in  der  Nachbarschaft  der  Mozcas  einbegreifend, 
unterscheidet  Piedrahita  ausserdem  die  Laches  (mit  den  Ypuyes, 
Caquesios,  Tamez  und  Achaguas),  die  Chitareros  (mit  den  Tymo- 
tos,  Barbues,  Cayos,  Chinatos,  Surataes,  Motylones,  Capachos), 
die  Sutagaos  (mit  den  Sumapazes,  Cundayes  und  Neybas) ,  die 
Panchez  (mit  den  Calandaymas,  Parryparryes  und  Amurcas)  und 
die  Pantagoros  (mit  den  Camanaes,  Guarinoes,  Marquetones,  Gu- 
ascuyas,  Pijaos,  Gualyes,  Guaguas  und  Doymas). 

In  Anserma  (wo  Märkte  oder  Tianguez  abgehalten  wurden) 
führten  die  auf  den  Schultern  getragenen  Häuptlinge  lo — 12 
Frauen  mit  sich,  muy  bien  adreszadas  y  hermosas,  y  cuando  lo 
abajan  de  los  hombros  de  los  indios,  los  toman  estas  mugeres 
sin  que  toquen  al  suelo  y  los  asientan  encima  de  sus  muslos  y 
otras  le  toman  los  pies  porque  no  le  lleguen  al  suelo,  por  mayor 
veneracion  (1540).  In  Anzerma^)  oder  (früher)  Umbra  wurde  der 
Dämon  Xixarama  verehrt  (Thevet)  ähnlich  dem  Chibchacum  oder 
Chicha,  als  böses  Geschick  in  Peru. 

In  Arma  lebten  die  Familien  in  grossen  Häusern  beisammen 
(s.  Oviedo).  Von  den  Eingeborenen  in  Arma  hörte  Cieza  von 
mächtigen  Stämmen  am  Fluss  jenseits  der  östlichen  Berge.  In 
Puara  (zwischen  Pozo  und  Cartago)  wurde,  von  dem  fruchtbaren 
Thal  Arbi  jenseits   (östlicher  Berge)    erzählt.     In    Arma'^)    wurde 


1)  Dispusieron  dividirse  en  dos  batallones,  que  peleassen  uno  en  pos  de  otro 
(Piedrahita).  Bei  den  araucanischen  Kriegen  wird  von  sechs  Abtheilungen  und  mehr 
gesprochen. 

2)  Birumia  grenzt  mit  Anzerma  (nach  Las  Casas).  Zur  Zeit  der  Conquista  herrschte 
bei  San  Juan  der  Cazique  Potrerillo.  Las  Casas  beschreibt  die  Grausamkeiten  der 
Spanier,  wodurch  die  Indianer  in  der  Umgegend  Lilia's  (in  Xamundua,  Palonia,  Soli- 
mania  und  Bolonia)  in  die  Berge  getrieben  wurden  (nach  Palomina).  Auf  dem  von 
Cartago  Viejo  nach  Ibague  geöffneten  Wege  hat  sich  die  Stätte  des  von  Indianern 
zerstörten  Ibague  viejo  durch  Antioquenier  wieder  aufgebaut.  Auf  der  anderen  Seite 
des  Cauca  (bei  Irca  übersetzend)  fand  Robledo  den  Caziquen  der  Carrapas,  und  dann 
(bis  Arbi)  die  Picaras,  Pacoras  (unter  dem  Caziquen  Pimapaque)  die  Pozos,  sowie 
(jenseits  der  Arma)  den  Caziquen  Maitama.  Bei  Anserma  herrschte  Quimbaya.  Der 
in  Arma  residirende  Cazique  Maitama  herrschte  über  die  Stämme  der  Umgebung. 

3)  In  Arma  bestreuten  sich  die  Indianer  über  das  eingeschmierte  Harz  mit  Pulver 


ANSERMA.  237 

auf  einer  Plattform  geopfert  innerhalb  eines  befestigten  Zaun's 
(Cieza). 

Oestlich  von  Anserma^)  wurden  die  Leichen  der  Häuptlinge 
in  einer  Hängematte  getrocknet  und  dann  begraben  (in  Tauya)  auf 
Höhen  (mit  den  Frauen).  Von  dem  Thal  Aburra  führte  eine  alte 
Strasse  östlich  für  den  Verkehr  der  Indianer  (nach  Ciez  de  Leon), 

Quimboya  lag  zwischen  Ybaque  und  Anserma  (bei  Festen 
kämpften  die  Indianer  in  Parthien  getheilt),  Carthago  wurde 
zwischen  den  Flüssen  Otun  und  Quindiu  gegründet.  Zwischen  dem 
Gebiete  des  Caciquen  Calambaz  (von  der  Cordillera  Huilas  nach 
Norden)  und  Quimbaya^)  (bis  Hoch-Antioquia)  oder  Cartago  viejo 
wohnten  die  Indianer  Jamundo's  und  Kali's. 


zum  Schutz  gegen  die  Sonne  (zu  Robledo's  Zeit).  Toro  wurde  in  der  Provinz  Arma 
gegründet  (von  dem  Santiago  de  Arma).  Auf  der  Platform  in  der  Mitte  der  Rohr- 
festungen  fanden  sich  Stricke  in  Netzart  zum  Festbinden  der  Gefangenen  zum  Opfer 
(bei  Arma).  Im  Grabe  des  Häuptling  Yayo  (in  Arma)  wurden  die  Chagualetas  ge- 
nannten Goldstücke  gefunden. 

1)  Bei  Anserma  (anser  oder  Salz)  wohnten  die  Tabuyas,  Guaticas,  Supias  (altos  y 
bayos)  unter  der  Herrschaft  der  Quinchias  (mit  aufgesteckten  Schädeln  an  der  Woh- 
nung des  Häuptlings).  In  Cauca  wurde  (zur  Eroberung  Antioquia's)  im  Lande  des 
Fürsten  Anserma  der  Ort  Anserma- Vieja  gegründet  und  dann  nach  Anserma  nueva 
verlegt.  Tamarapiunga,  Bruder  des  Häuptlings  von  Pirsa  (bei  Anserma)  wurde  (1549) 
von  pfeifenden  Dämonen  verfolgt  (in  Gestalt  der  Aura-Vögel),  die  Steine  warfen  und 
ihm  das  Glas  wegrissen,  in  sein  Gesicht  spuckten,  ihn  in  die  Luft  hoben  u.  s.  w. 
(s.  Cieza)  nach  Art  der  Spiritisten  (des  XIX.  Jahrhunderts).  In  der  Landschaft  An- 
serma (Salz)  und  Humbra  wurden  die  Wolken  durch  Blasen  und  Ausspucken  vertrie- 
ben. Die  Fürsten  trugen  Nasenringe  und  Binden  an  Armen  und  Beinen,  um  Waden 
zu  erzeugen  (1540).  Die  Kleidung  war  so  angelegt  um  einen  Schwanz  zu  bilden,  und 
ähnlich  wurde  der  Teufel  dargestellt.  Krankheiten  wurden  durch  Reiben  geheilt. 
Die  Fürsten  hatten  hölzerne  Götzen.  In  Anserma  (mit  dem  Teufel  Xixarama)  wurden 
die  Nasenscheidewände  geschlitzt  für  Schmuck.  (Die  Spanier  hiessen  Tamaraca).  In 
Anserma  (wo  die  Waden  eingeschnürt  wurden)  trug  man  Caricorie  oder  Nasenringe, 
und  ebenso  in  Arma,  wo  ausserdem  in  Löcher  der  Unterlippe  Goldstücke  gesteckt 
wurden  (1540).  Die  Chancos  (bei  Anserma)  trugen  Rindenkleider  (s.  Cieza).  Die 
Indianer  von  Ancerma  handelten  auf  den  Tianguez  (in  Mexico)  genannten  Märkten. 
In  Tauya  (bei  Anzerma)  wurden  die  Leichen  in  Hängematten  geräuchert  (Cieza).  Der 
Körper  des  Diao  genannten  Häuptlings  in  Venezuela  wurde  in  einer  Hängematte  über 
Feuer  getrocknet  (s.  Oviedo). 

2)  Die  Indianer  von  Quimbaya  wohnten  in  Buga,  Cartago,  Masia,  Manizalez  und 
Salamina  (bis  zu  Paezes  und  Pijaos  im  Westen  der  Central  -  Cordillere).  In  Quimbaya 
(Cartago)  wurde  das  Haar  in  Räder  aufgedreht  (s.  Cieza).  Der  Fürst  Tacarumbi  oder 
Tacurumbi  herrschte  in  Quimbaya  oder  Cartago  (zu  Robledo's  Zeit).  Quimbaya  (Car- 
tago) wurde  durch  eine  Pest  entvölkert,  als  ein  Indianer  mit  aushängenden  Eingewei- 
den   (zwei  Knaben   an  der  Hand)    den  Frauen   erschienen    war  (s.  Cieza).     Die  Pijaos 


•238  DIE    CHIBCHAS. 

In  Paucura^),  wo  der  Häuptling-  Pimana  (zu  Cieza's  Zeit) 
herrschte,  wurde  einem  nach  Osten  gerichteten  Holz-Idol  mit  aus- 
gebreiteten Armen  geopfert. 

In  Pozo ")  herrschte  der  Häuptling  Pierequito  (zu  Belalcazar's 
Zeit).  Die  Köpfe  (als  Todtenschädel)  auf  den  Götzen  in 
Pozo  (durch  die  Bewohner  von  Arma  erobert)  waren  aus  Wachs 
gebildet,  und  so  wird  es  auch  sonst  in  den  Beschreibungen  be- 
richtet, dass  in  Pozo  (wohin  Einwanderer  von  Arma  gekommen 
waren),  sich  bei  den  Häusern  der  Häuptlinge  Holzfiguren  mit 
Schädeln  aus  Wachs  gefunden  hätten  (wie  Wachsmasken  in 
Mexico).  T'volc  was  van  de  selve  tale  ende  maueren  als  dee 
van  Arma  (in  Pozo,  während  in  Paucura  eine  andere  Sprache 
geredet  wurde). 

Der  Cacique  Cauroma  herrschte  in  Caramanta^)  (zu  Cieza's 
Zeit).  In  Sopia  (wurden  die  Spanier  als  Taramacas  bezeichnet 
und)  hiessen  die  bösen  Geister  Xixiramas. 

Der  Cacique  Peticui  herrschte  (bei  Ankunft  Ampudia's)  im 
Thal  von  Lili,  wo  Kali  durch  Munoz  (1536)  verlegt  wurde.  Die 
Bewohner    von    Call"*)    trugen    eine    Art    gewundener    Goldnägel 


gehören  zu  den  Pantagoros  von  Quimbaya.  Der  Häuptling  Yrrua  in  Quimbaya  (Car- 
tago)  eroberte  Carrapa.  In  Carrapa  wurde  ein  Panier  mit  Goldsternen  getragen  (Cieza). 
Die  Noanamaes  griffen  Cartago  mit  brennenden  Pfeilen  an.  Am  Rio  viejo  trafen  die 
Spanier  eine  mit  Gold  bedeckte  Greisin,  worauf  sie  von  Anserma  nach  den  Indianern 
Gorrones  zurückkehrten,  und  dann  nach  Quito,  von  wo  sich  Benalcazar  zu  seiner  zwei- 
ten Reise  ausrüstete.  Nach  erster  Eroberung  Quito's  durch  Belalcazar  waren  Anasco 
und  Ampudia  über  Popayan  in  das  Thal  des  Cauca  vorgedrungen  (Cartago  gründend). 
Die  Yaporogos  wohnten  bei  Neyva. 

1)  In  Paucura  wurden  die  in  einem  Käfig  gemästeten  Gefangenen  durch  einen 
Schlag  auf  den  Nacken  lautlos  zum  Essen  getödtet.  Am  Hause  des  Häuptlings  Pimana 
(in  Paucura),  der  in  Gefässen  räucherte,  stand  ein  Holzgötze  mit  ausgebreiteten  Armen 
gegen  Sonnenaufgang. 

2)  Pozo  (bei  Sopia)  grenzte  an  Cartama.  In  Pozo  (b.  Cartago)  wurden  die  Götter 
in  den  Häusern  gehalten ,  in  Zahl  nach  der  Macht  des  Caziquen.  Die  Indianer  von 
Arma  (loma  de  los  Armados)  wohnten  in  grossen  Rundhäusern  zusammen  (s.  Oviedo). 
Neben  dem  guten  Gott  (Abira)  wurde  der  böse  (Cunicuba)  als  Schöpfer  verehrt  (b.  d. 
Catios). 

3)  Als  Toro  durch  die  Zitaraes  zerstört  war,  wurde  Caramanta  verl-assen.  Bei 
Caramanta  lag  die  reiche  Provinz  Birü  (zu  Vadillo's  Zeit)  bei  den  Minen  von  Cuyr- 
cuyr  (s.  Oviedo).  Im  Thal  von  Nare  (bei  Antioquia)  wurden  die  Fürsten  in  künst- 
lichen Hügeln  beigesetzt,  die  ausgewölbt  waren  (s.  Cieza).  Als  Stämme  werden  Eleji- 
cos,  Pequis,  Pencos.  Noriscos,  Tuangos,  Pubies,  Seracunos,  Peberes,  Nitanos,  Tuines, 
Cuisas,  Araques,  Guamsecos,  Teces  und  Caties  in  Antioquia  aufgezählt. 

4)  In  Cali  und  Popayan  wurden  Todtenfeste  gefeiert,  wie  bei  den  Coiba  und  Cueva 


ABURRA.  239 

(Caricuris)  in"  der  Nase  (nach  Cieza).  Im  Hause  des  Häuptlings 
Petecuy  wurden  die  Häute  seiner  Feinde  mit  Asche  ausgestopft 
(und  Waffen  in  den  Händen)  aufgestellt  (b.  Cali). 

Als  Robledo  die  Indianer  im  Thal  von  Aburra  (St.  Barto- 
lome)  fragte,  warum  sie  sich  erhängen  wollten,  dijeron  que  porque 
se  espantaban  de  ver  ä  los  espanoles  e  de  las  barbas.  In  An- 
tioquia^)  wurden  die  Gefangenen  in  Käfigen  gemästet  (s.  Oviedo) 
und  nach  d'Escobar  die  eigenen  Kinder.  In  einigen  Theilen  An- 
tioquia's  wurden  die  Erstgebornen  geopfert. 

Zwischen  Otavalo  und  Popayan^)  fand  Benalcazar   die  Popa- 


(nach  Andagoya).  Die  (sich  in  Rindenzeuge  kleidenden)  Chancos  (zwischen  Cali  und 
Anzerma)  deformirten  die  Köpfe  der  Kinder.  Im  Lande  des  Häuptlings  Jamindi 
wurde  in  verschiedenen  Sprachen,  als  in  Cali  und  Lili,  geredet,  und  so  in  Tunceta 
und  am  Fluss  Ciaman.  In  Lile  wurden  die  Leichen  mit  Asche  und  Stroh  ausgestopft, 
dass  der  Dämon  (Jopa)  aus  ihnen  rede  (Herrera).  Im  Hause  des  Häuptlings  Petecuy 
(bei  Cali)  standen  mit  Asche  ausgestopfte  Leichen  (Cieza).  In  Cali  wurden  Nichten 
geheirathet,  und  von  den  Fürsten  mitunter  Schwestern  (Herrera).  Die  Frauen  (bei 
Cali)  trugen  in  den  durchbohrten  Nasen  gedrehte  Nägel  oder  Caricuris  in  Gold  (Cieza). 
Nachdem  Andagoya  in  der  Bay  von  Buenaventura  angelegt  hatte,  gründete  er  neben 
Cali  (Benalcazar' s)  den  Ort  Lile.  Andagoya  zog  über  Atanzeta  nach  Lili  oder  Cali 
(1540),  von  Buenaventura  in  der  Bay  von  Zinzy  (in  d.  Provinz  von  Yolo  gegründet).  Die 
Gorriones  (bei  Cali)  bewahrten  Hände  und  Füsse  als  Trophäen  (s.  Cieza).  Die 
Gorriones  (Gorron  oder  Fisch)  wohnten  zwischen  Cali  und  Barbacoos  (Cieza),  vom 
Fischfang  lebend.     Lisupete  herrscht  bei  Cali  (Herrera). 

^)  In  Antioquia  wurde  Menschenfleisch  auf  den  Märkten  verkauft.  Der  Cazike 
in  Antioquia  gebrauchte  zwei  Frauen  zum  Bett,  die  dritte  für  ein  Kissen  und 
eine  vierte  zum  Essen.  Die  Spanier  wurden  Aina  (que  quiere  decir  hijo  de  su  seno) 
genannt  (in  Catia).  La  principal  en  este  es  Catia,  a  la  segunda  llaman  Ibijico  que  es 
a  lo  de  Antioquia  mas  cercana.  Hebexico  (mit  der  Stadt  Antioquia)  grenzte  an  Guamas 
(unter  dem  Caciquen  Zuzaburruco).  Cabrera  verlegte  das  von  Robledo  in  den  Bergen 
gegründete  Antioquia  an  den  Fluss.  Die  Bewohner  von  Rionegro,  Marinilla,  Arma, 
Senson  und  Medellin  (bis  Santa  Rosa)  gehörten  zum  gleichen  Stamm.  Jone  war 
Cacique  der  Indios  Catios  bei  Santa  Fe  de  Antioquia  (bis  Caramanta).  Die  Jagd  und 
Fischfang  treibenden  Indianer  Antioquia's  haben  sich  nur  aus  Noth  aplicado  algo  a  la 
cultura  de  los  campos  (GreifF).  Cieza  fand  (in  Antioquia)  beschnitzte  Holztafeln  ver- 
ehrt. Nach  dem  Verfasser  des  Espejo  de  Variedades  fanden  sich  in  Antioquia  mehr 
Sprachen  als  Leguas  (1575).  Yaivanos  hiessen  die  Zauberer  der  Indianer  in  Antioquia. 
In  Antioquia  wurden  Todtenhügel  errichtet  (Cieza).  Wenn  die  Eingeborenen  Antio- 
quia's die  Leiche  nicht  begruben,  trockneten  sie  dieselbe  über  einem  Feuer  (i575)- 
Die  abgezogenen  Häute  der  Feindesleichen  wurden  mit  Stroh  ausgestopft  und  an  den 
Wänden  der  Hütte  angelehnt.  In  Antioquia  bereitete  die  Mutter  der  Braut  mit  den 
Fingern  für  die  Hochzeitsnacht  vor. 

2)  Ueber  Popayan  herrschte  der  Cazique  Popayan,  Bruder  des  Calambar  (d'Escobar). 
Zwischen  La  Plata  und  Popayan  wohnten  die  Indianer   von  Totoro   und  Indianer  von 


240  DIE    CHIBCHAS. 

yaneses,  Calambazos,  Timbios,  Omeguas,  Paezes  und  Pijaos,  dann 
die  Jamundi,  die  Timbios,  Agiiales,  Guamba,  Malvasa,  Polindera, 
Palace  und  Colaza,  sowie  die  Papis  (am  Magdalena)  und  die  Coco- 
nucos.  Die  Timanaes  wohnten  bei  Neyva,  die  Pastuzos  bei  Pasto. 
In  Popayari  erbten  die  Neffen  und  verheirathete  Frauen 
hatten  für  Bezahlung  sich  Jedem  zu  überliefern  (1575).  Der  zu 
Verheirathende  erprobte  alle  Mädchen  des  Dorfes  und  behielt  die 
Geschwängerte.  Nach  den  Coconucos  (in  Popayan)  kommt  das 
Böse   vom  Mond   oder  Puil    (und    seinem    Dämon  ^)    Panzig)    das 


Panikita,  Die  Purases  (neben  den  Coconucos)  wohnten  am  See  Papas.  Die  Quillas 
wohnten  in  Almaguer.  Die  Quillacingas  (von  Ipiale)  in  Pastos.  In  Popayan  wohnten 
Paes  und  Timanaes  neben  Quaquas.  Neben  den  Quaquas  am  Orinoko  finden  sich 
Paes  und  Timanas.  Die  Quillas-Indianer  wohnten  bei  Almaguer.  Bei  Villaviciosa  (bei 
Pasto)  wohnten  die  Quillacingos  mit  den  Tuquerres,  Papiales,  Mallama,  Funes,  Chapal, 
Turca,  Cumba  und  Lagunas  (durch  Aldana  unterworfen).  In  Caramanta  herrschten  die 
Caziquen  Ocusca  und  Umbruza.  Die  Izquandeos  am  Telembi-Fluss  (in  Barbacoas)  wur- 
den durch  einen  Rath  der  Alten  regiert.  Neben  den  Jalkonern  (bei  Timana)  wohnen 
die  Paezer,  Piraoer  und  Maniper  (s.  Dapper).  In  Popayan  wurde  geglaubt,  dass  die 
Vorfahren  zum  Leben  zurückkehrten,  und  bei  Einigen,  dass  sie  die  Neugeborenen  be- 
lebten (Herrera).  Die  Indianer  von  Pastos  verehrten  mit  Tänzen  oder  Tagues  (s. 
Escobar). 

1)  Bei  den  Llanos  wurde  Yabatan  (Yahalan)  und  Canambim  verehrt. 

Manche:  Geist  (Gottheit). 

Palash :  Himmel. 

Pansig:  Teufel.     (Puil:   Mond.) 

Cuai:  Dämon. 

Piuchr:  Sonne  (Gott), 
in  der   Sprache   der  Coconucos,    über   welche   der    Yasguen  (König)   herrschte.     Unter 
den  Caziquen  standen  die  Cashu  und  dann  folgten  die  Carabic  (als  Häuptlinge). 

Das    Zählen    ging    bis    Sieben    (während    8,  9,  lo    von    den    Spaniern    ent- 
lehnt sind). 

Mais:  bura. 

Arracacha:  huahue. 

Ullucus  tuberosus:  ulluco  (wie  im  Quichua),  chivia  oder  hibia  im  Muisca. 

Oxalis  tuberosa:  oca. 

Solanum  tuberosum:  papa  (wild  in  der  Montana  von  Paletara). 

Das    Böse   wurde    dem    Mond   (Puil),    das   Gute    der    Sonne   (Puichr)    zuge- 
schrieben. 

Sil:  Fixsterne. 

Silg  (süll):  Planeten. 

Site-silg:  Pleyaden. 

Canapuil:   Monat  (ein  Mond). 
Die  Coconucos  zerstörten  ihre  Saaten,  damit  die  Spanier  mit  ihnen  Hungers  stürben, 
und  viele  der  Indianerstämme  zerstreuten  sich,  der  Sklaverei  zu  entgehen,  in  der  Wildniss. 
Die  Coconucos  (mit  Pubenanos  und  Chisquios)  bewohnten   das  obere  Thal  des  Cauca, 


PAEZES.  241 

Gute  von  Puiteher  (s.  Mosquera).  Die  Planeten  hiessen  Silg  (Süll) 
die  Fixsterne  Sil,  die  Plejaden  Site-silg. 

Die  Duhos  und  Bahaduhos  wurden  von  den  Pijaos,  die  aus 
den  Chocö  zu  den  Paezes  gekommen ,  unterworfen  (Fresle). 
Die  Paezes  (Nachbarn  der  Yalcones)  im  Thal  Abirama  waren 
mit  den  Pijaos  verbündet,  die  Pantagoras  wohnten  zwischen 
Popayan  und  Neiva.  Die  Pijajos^)  dienten  den  Fürsten  von  Apirama 
für  Sold  (zwischen  Popayan  und  Bogota). 

Die  Natagaymas  wohnten  in  der.  Ebene  von  Neyva,  die 
Coyaimas  in  der  Sierra  de  Popayan.  Neben  den  Pijaos  gehören 
zu  den  Pantagoras  (am  Ufer  des  Magdalena)  die  Guazquias, 
Gualyes  (in  hohen  Gegenden),  die  Tamanas,  Marquetones  und 
Guarinoes  in  warmen  Gegenden.  Der  auf  dem  Wege  Angetroffene 
wurde  nach  dem  Opfer  als  Gott  verehrt,  einen  Monat  lang,  bis  ein 
neuer  gesucht  war. 

Francisco   Cesar   erstieg    von    San    Sebastian    die    Sierra    de 

Abibe  bis  zum  Hochthal  Guaca  (und  Antioquia),  wo    der  Cazique 

• 

sowie  die  östliche  und  westliche  Cordillere,  und  in  den  Ortschaften  von  Coconuco, 
Purave,  Polindara  und  Silvia  bewahren  sich  die  besonderen  Sprachen.  In  Vereinigung 
mit  ihnen  kämpften  (zur  Zeit  der  Conquista)  die  Indianer  von  Pastos  mit  den  Incas 
(von  denen  sich  das  Zählen  in  Knotenstricken  bewahrt  hat ,  sowie  das  Kauen  der 
Coca).  Die  Coconucos  wohnen  südlich  von  Popayan  (mit  besonderer  Sprache).  Zwi- 
schen Pasto  und  Popayan  wohnten  die  Indianer  Quillacingas,  als  Chapanchicas,  Masteies 
und  Abades  (zu  Benalcazar's  Zeit).  In  dem  Küstendistrict  wurde  die  Sprache  Jitirigiti 
(bis  Jamindi)  geredet,  und  dann  die  Sprache  von  Popayan  (bis  Timana).  Die  Häupt- 
linge von  Apirama  (b.  Popayan)  mietheten  die  Tijajos  genannten  Indianer  von  den 
Nachbarländern.  Von  den  Rinkonern  am  Flusse  Guali  bemerkt  Dapper,  ,,dass  sie  das 
Fleisch  der  geschlachteten  Gefangenen  in  offenbahren  Fleisch-schärren  zu  kauff  bringen." 
Der  Cacique  Payan  (Popayan's)  residirte  in  Puben.  Die  Sebondayes  und  Pastusos 
(mit  den  Patias)  kämpften  mit  den  Incas.  In  den  Häusern  der  Fürsten  (b.  Popayan) 
fand  sich  (als  Capelle)  ein  mit  Matten  ausgelegtes  Zimmer,  donde  avia  muchos  recen- 
sarcos  de  barro  (Torquemada).  Die  eine  Goldplatte  (Patenas)  im  Kriege  auf  dem 
Bauch  tragenden  Indianer  von  Popayan  begruben  die  Leichen  oder  räucherten  sie  über 
Feuer;  die  abgezogene  Haut  der  Feinde  wurde  ausgestopft  am  Hause  aufgestellt,  oder 
zum  Verfertigen  von  Trommeln  benutzt  (neben  Muscheltrompeten  oder  Folutos). 
Die  Krieger  von  Antioquia  trugen  auf  dem  Magen  eine  Patenas  genannte  Goldplatte 
(1575).     In  Popayan  sprachen  die  Zauberer  aus  einem  Tiegerfell  (Torquemada). 

1)  Die  Pijaos  entzündeten  (wie  die  Muzos)  die  Holzhäuser  der  Spanier  (im  Kriege) 
durch  Pfeile,  die  mit  Baumwolle  umwickelt,  dann  in  Terpentin  getaucht  waren  (1610) 
unter  dem  Caziquen  Calarea  (s.  Plaza).  Quilichao  oder  Jamyea  (b.  Caloto)  wurde 
durch  die  Pijaos  und  Paez  zerstört,  sowie  Caramanta  und  Caloto  (1641).  Calarea 
herrschte  über  die  Pijaos  in  Buga  (1588).  Die  Paezes  (zwischen  den  Quellen  des 
Cauca  und  des  Magdalena)  schöpften  "Wasser  mit  dicht  geflochtenen  Binsenkörben  (s. 
Rodriguez),  wie  in  Californien. 

Bastian,  America.  ^Q 


242  DIE    CHIBCHAS. 

Nutibara^)  herrschte  (1537).  Badillo  erstieg  die  Cordillere  (nach 
dem  Cauca  zu),  indem  er  den  Dabeiba  (Seitenstück  des  Dorado) 
suchte  (s.  Perez). 

Die  Sprache  der  Cunas  (am  Atiato)  wurde  auch  am  Cauca 
geredet^  von  Quinchia  und  Caramanta  bis  zum  untern  Antioquia 
(und  Choco)-).    Ueber  die  Sprache  des  Choco  (Z.  f.  E.  1876,  Hft.  V.) 

Die  mit  den  Erzeugnissen  ihrer  Schmelzwerke  Handel  trei- 
benden Tayronas  (von  denen  die  Bondas  aus  der  Sierra  Nevada 
stammen)  wurden  mit  den  übrigen  Indianerstämmen  Santa-Martha's 
oder  (nach  Peter  Martyr)  Cariai's  durch  die  Einfälle  der  Chimi- 
las  bedrängt,  und  w^ährend  sich  die  Goajiros  auf  der  Halbinsel 
festsetzten,  flüchteten  später  die  Aruacos  (zu  Alfinger's  Zeit)  von 
der  Sierra -nevada  an  die  Ufer  des  Orinoco,  wo  sich  Bewohner 
aus  Santo  Domingo,  Puerto  rico,  Trinidad,  Margarita  u.  s.  w., 
mit  den  Cariben  mischten.  Bei  Santa -Martha  (unter  den  Tan- 
gongo) wurden  Thonfiguren  der  Arauco  gefunden. 

Der  Stamm  der  Macaren,  Schmiede  bei  St.  Martha,  sculptir- 
ten  die'  Felsen  an  der  Confluenz  des  Carare  und  ^lagdalena. 

In  der  Provinz  Santamartha  machten  die  (mit  langen  Pfeilen 
bewaffneten)  Chimilas  Einfälle  auf  die  übrigen  Indianerstämme, 
und  neben  den  Tairona's "'')  (mit  Pocigueica  als  Hauptstadt)  wohn- 


^)  Xutibara,  Cacique  in  Abibe,  wo  der  Dämon  in  Tigergestalt  als  Guaca  (s.  Cieza) 
erschien,  verehrte  die  Sonne  (s.  Herrera).  Die  Bewohner  von  Dabaybe  kamen  von 
jenseits  des  Flusses  Darien.  Unter  dem  Caciquen  Nutibara  (Sohn  Anunaybe's)  herrsclitc 
Quinuchu  über  die  Bewohner  des  Berges  Abibe.  Die  Sprache  von  Guaca  wurde  auch 
in  Nore  (b.  Antioquia)  geredet.  In  Guanchicoa  oder  Tinya  herrschten  Antibara  (zu 
Vadillo's  Zeit)  und  Mutibara  (Quinochu's  Bruder)  bei  Peta.  Bei  Nori  hatten  sich  die 
Indianer  (zu  A^adillo's  Zeit)  verschanzt,  wegen  der  Einfälle  (von  jenseits  des  Flusses) 
durch  indios  pequenos  barbudos  (s.  Oviedo). 

2)  ]3ie  Jesuiten  bekehrten  die  Noanamas,  Zitaraes  und  Chocoes  (1654).  Agregada 
oder  Malaga  la  nueva  wurde  zwischen  den  Flüssen  Telembi  und  Patia  unter  den  Indianern 
von  Pichilimbies  und  Cuiles  gegründet  (1541),  sowie  Barbacoas  am  Rio  Telembe  mit 
Indianern  von  Barbacoas,  Iscuande  und  Telembi.  Parada  besiegte  die  Indianer  von 
Barbacoas. 

•^)  Die  Bondos  bei  St.  Martha  stammen  von  den  Tayronas  der  Sierra  nevada. 
Nach  Piedrahita  finden  sich  Aruacos  in  der  Sierra  nevada  von  St.  Martha  (neben  den 
Tayrones  bis  zum  Magdalena).  Nach  Untergang  der  (den  Bondas  und  Bodiguas  be- 
nachbarten) Tayronas  (mit  der  Stadt  Posigueyca)  folgten  die  wilden  Chimiles.  Die 
Tayronas  (in  St.  Martha)  herrschten  bis  über  die  Urabaes  (zwischen  Carthagena  und 
Darien).  La  palabra  Tayrona  quiere  decir  fragua  (s.  Julian).  In  der  Sierra  nevada 
(bei  St.  Martha)  wohnten  die  Aruacos  und  Tupes.  Das  von  Frances  gegründete  Dorf 
der  Aruacos  am  Orinoco  wurde  von  den  Cariben  zerstört  (vor  den  Conquistadores  von 


CUMANA.  243 

ten  die  Bondas,  Gairas,  Tagangas,  Goajiros,  Cayalmas,  Tupes, 
Itotos,  Motilones,  Canchas,  Pocabuses,  Alcoholados,  Zipuasas, 
Tamalameques,  Taironas  (in  Pozigueica),  die  Jiribocas,  Bodiguas, 
Zacas. 

In  den  Provinzen  von  Riohacha,  Upar  und  Santamartha  wohnen 
(als  Wilde)  die  Goajiros,  Motilones,  Guainetas  und  Cosinas.  Die 
Indianer  zwischen  Santa  Maria  in  Venezuela  lebten  in  gemein- 
samen Häusern  (zur  Zeit  Ojeda's).  In  Upar  wurden  die  Mahones 
oder  Zauberer  verehrt  (Herrera). 

In  Rio  Hacha  finden  sich  auf  der  Halbinsel  die  Goajires  ^) 
(bei  Gewitter  brennende  Holzstücke  werfend)  und  in  den  Bergen 
die  Aruaquen  (deren  Priester  oder  Mamma  die  Bergspitzen  an- 
rufen). 

Als  allgemeine  Sprache  wurde  (in  Cumana)  die  der  Cumana- 
gota  geredet,  dann  die  der  Pariagotos,  die  der  Chaimas,  die  der 
Cabres  und  Maypures,  sowie  die  der  Caribes  (s.  Caulin).  '* 

Die  Raubzüge  der  Cariben  am  unteren  Orinoco  erstreckten 
sich  bis  in  das  Land  des  Apure  und  Zarare  (s.  Simon)  sowie 
(1583)  bis  in  die  Gegend  von  Valencia  (s.  Baralt). 


den  Inseln  flüchtend).  In  den  Gräbern  de  Sierra  nevada  wurden  goldene  Thierfiguren 
und  bearbeitete  Steine  gefunden  (nach  Julian),  Tienen  los  Salvajes  la  misma  figura 
externa  del  honibre ,  a  excepcion  de  los  pies,  que  se  extienden  con  los  dedos  hacia 
atras,  y  el  talon  va  por  delante  (in  St.  Martha),  son  especie  de  monos  (St.  Julian). 
In  den  Höhlen  bei  Ocana  fanden  sich  hockende  ^Mumien  mit  Kleidern  und  Schmuck 
(s.  Julian).  Die  Erzeugnisse  der  Schmelzwerke  der  Tayronas  bei  Santa  Martha  wurden 
(zur  ZeitUrsua's)  vom  Cabo  de  la  Vela  bis  Vraba  verführt  (Piedrahita).  Julian  sah 
Marmorsäulen  bei  Santa  Martha.  Bei  Santa  ^Martha  wohnten  die  Tupes  (unter  dem 
Caziquen  Coropomeima),  die  Guanaos,  Chimilas,  Itolos  und  Cariachilas  (1576).  Nach 
Oviedo  wohnten  Aruacanas  südlich  vom  Maracaibo-See.  In  St.  Martha  wurden  nur 
die  auf  Zeug  oder  von  Gold  gebildeten  Figuren  verehrt  (Andagoya\ 

^  Die  Guajiros  haben  eine  Frau  für  die  Feldbestellung  und  eine  für  den  Krieg 
(s.  Mosquera).  Die  Malambo's  wohnten  an  der  Mündung  des  Magdalena,  die  Turbacos 
bei  Cartagena.  Nach  Piedrahita  wohnten  Tupes  im  Upar-Thal.  Die  Opones,  Agatages 
und  Guanes  wohnten  von  Suarez  bis  Jiron.  Zwischen  Chinacota  und  Cucuta  wohnten 
Verwandte  der  Motilones.  Die  Tamaleques  (am  Magdalena)  kämpften  mit  den  Zipuajas. 
Neben  den  (eingeborenen)  Cairi  oder  Carai  auf  Trinidad  (s.  de  Laet)  fanden  sich  die 
eingewanderten  Jaoi  (zu  den  Caraiben  gehörig)  bei  Parico,  die  Arwacae  bei  Carao,  die 
Sebay  oder  Salvaj  bei  Puerto  del  Gallo,  die  Nepoy  bei  Puerto  de  Galera,  die  Carine- 
pagoto  bei  San  Jose  und  die  Naparimas.  Die  Cuicas  und  Timotes  wohnten  bei  Me- 
rida,  ebenso  die  Chinatas  und  Lobateras.  Die  Chitareros  wohnten  in  Pamplona. 
Zwischen  Santa  Martha  und  Maracaybo  waren  die  Stämme  der  Bonda,  Malambo  und 
Tayrona  als  Macar-Ona  verbunden  (b.  Castellanos).  Die  Guagiros  von  Santa  Martha 
grenzten  mit  den  Chimilas  (s.  Piedrahita). 

16* 


244  DIE    CHIBCHAS. 

Die  Sprache  der  Maypures  (am  Einfluss  des  Vichada  in  den 
Orinoko)  ist  (wie  die  der  Tamanaken)  der  der  Moxos  verwandt. 
Die  Sprache  der  Tamanaken  (am  rechten  Ufer  des  Orinoko) 
diente  zum  Verkehr  zwischen  den  Stämmen  am  unteren  Orinoko 
(s.  Gihj).  Die  Tamanaken  bedienten  sich  (zu  Handelsrechnungen) 
der  Knotenschnüre  (wie  die  Cariben).  Der  Prophetengreis  Amah- 
vaca  (bei  den  Tamanaken)  liess  die  Felsschrift  zu  Encaramada 
am  Orinoco  (Humboldt). 

Die  Zauberärzte  (Jaci  bei  den  Parechi)  hiessen  Piaci  bei  den 
Tamanaken.  Bei  den  Tamanaken  kamen  (nach  der  Fluth)  die 
neuen  Menschen  aus  den  Früchten  der  Mauritia- Palme,  welche 
die  Geretteten  hinter  sich  warfen  (s.  Humboldt). 


Caribana  (Guayana)  ist  von  den  Caribes  benannt  (Alcedo)  ein  Land  der  Guayanos. 
Muchos  vomitan  para  beber  de  nuevo  (Gomara)  in  Cumana  (wie  unter  den  Huastekcn  in 
Paniico).  Die  Cumanas  schwärzten  sich  die  Zähne,  llaman  muger  al  que  los  tiene  blancos, 
como  en  Curcana  (Gomara).  In  Cumana  wurden  die  Gefangenen  gemästet  (s.  Gomara). 
Die  den  Arekunas  (und  Zapara)  in  der  Sprache  verwandten  Macusi  (zwischen  Ru- 
pununi,  Parima,  Pacaraima  und  Canuku- Gebirge)  gehören  (bei  Schomburgk)  zu  den 
Cariben.  Neben  den  Zapara  (am  westlichen  Eingang  des  Maracaibo-See)  wurden  die 
Quiriquires  (in  Zulia)  zu  den  Cariben  gerechnet.  Die  Zapana  wohnten  -  (nach  Acuna) 
in  der  Nähe  der  Omagua  (bei  Quito)  Camuraray.  Zu  den  Zaparos  (zwischen  Pastazo 
und  Napo)  gehörten  (nach  Osculati)  die  Jaquitos  (am  unteren  Napo).  Die  Jivaros 
kämpfen  mit  den,  den  (Caribischen)  Macusi  verwandten  Zaparos.  Die  Guaranchias 
wohnten  in  Paraguay  (s.  Carli).  Akawai  oder  Arawaak  (der  in  der  Nacht  Arbeitende), 
als  Schöpfer  der  AVeit  bei  Caraiben  (wie  Makunaima  bei  Macusi  und  Aluberi  bei 
Arowaak)  verwandelte  die  vom  Baum  gehauenen  Zweige  in  Thiere  und  schuf  den 
Mann,  sowie  bei  seinem  Schlaf  die  Frau,  und  als  der  böse  Epel  die  Fluth  sandte,  er- 
fuhr der  in  einem  Canoe  Gerettete  durch  die  Maiskolben  der  Ratten  das  Verlaufen 
und  schuf  Menschen  durch  das  Hinter-sich-werfen  von  Steinen  (s.  Schomburgk).  Bra- 
i  silien  hiess  Gioachemo  (zur  Zeit  des  Columbus).  Die  Otomaken  (zwischen  Apure  und 
'Sinaruco)  waren  vom  Meta  hergekommen.^  Bei  den  Arowaken  schuf  Kurumany  den 
Mann  und  Kulimina  die  Frau.  Unter  den  Gandules  bei  Carora)  wurde  (zu  Alonso  de 
Herrera's  Zeit)  ein  Aruaco  angetroffen,  der  sich  aus  den  Guayanas  dort  niedergelassen 
(s.  Simon)  1535  (neben  Cariben).  Die  Cariben  nahmen  auf  ihren  Fahrten  Balken  und 
aus  Stöcken  geflochtene  Bollwerke  mit,  zu  Verschanzungen  (s.  Navarrete)  oder  Palen- 
que's.  Der  Häuptling  der  Cariben  hiess  Guaxiro.  Die  Zaparos  (unter  den  Quiriquires) 
waren  von  Nigale  beherrscht  (am  See  Maracaybo).  Die  Quaipunabis  (unter  Cuserii) 
(Nachfolger  des  Häuptlings  Macapu)  herrschten  am  oberen  Orinoco  (XVIII.  Jahrhun- 
dert). Crucero  (Häuptling  der  Quaipuralus)  zog  von  Inirida  nach  Sipapo,  die  Indianer 
am  unteren  Orinoco  bekämpfend.  Die  Quaipuralus  trieben  die  Cariben  zurück,  Ceseru 
herrschte  über  die  Guaipuralus  in  Atabapo.  Der  Häuptling  Cocui.  der  (mit  den  Guai- 
purabis  des 'Rio  Inirida  kämpfenden)  Manativitanos  und  Marespisanos  residirte  auf  dem 
(Glorieta  del  Cocui  genannten)  Fels  am  Rio  negro  (XVIII.  Jahrhundert).  Im  Innern 
von    Guayana    wurden    metallene    Halbmonde    getragen    (nach    Martinez).     Die    Cuicas 


STÄMME.  245 

(zwischen  Tocuyo  und  Truxillo)  opferten  den  aus  Baumwollfäden  gefertigten  Idolen 
im  Tempel,  wo  der  Mohan  oder  Priester  mit  dem  Dämon  redete  (s.  Simon).  Die 
Cuicas  und  Timotes  (bei  Truxillo)  opferten  den  Idolen  aus  Erde  und  Holz  Cacaobutter 
(als  Brandopfer)  sowie  Baumwolle  und  edle  Steine  (s.  Piedrahita).  In  dem  (Canapot 
benachbarten)  Ort  Taragoaco  (im  Krieg  mit  Zarnaco)  fand  Heredia  Köpfe  aufgesteckt 
(bei  Cartagena).  Die  Tucuyos  (bei  Maracaybo)  trugen  die  Genitalien  in  einer  Cala- 
basse.  Der  Häuptling  Uri  apari  herrschte  an  der  Küste  von  Poria  (zu  Sedeiio's  Zeit). 
Die  Yaruros  wohnten  am  linken  Ufer  des  untern  Apure.  Die  Motilones  wohnten  am 
Zulia,  die  Curates  bei  Ocana,  die  Bolures  zwischen  San  Pedro  und  Gibraltar  (zwischen 
Cucuta  und  Tocoyo),  die  Nirvas  mit  den  Girahares  am  Flusse  Nirva.  Die  Cuybos 
grenzten  mit  den  Caquetios  bei  Bariquisimeto  (zu  Federmann's  Zeit).  Die  Macanaes 
(von  Maracapuna)  waren  aus  Venezuela  nach  Calamar  gekommen  (als  Eroberer)  und 
bewohnten  (als  von  Heredia  bekämpft)  die  Insel  Carex  (mit  dem  Propheten  Caron). 
Oca  und  Tubara  waren  den  Cipacuas  (im  Krieg  mit  den  Mahates)  unterworfen,  die 
ein  goldenes  Stachelschwein  verehrten  (sowie  ihre  Unterwerfer  in  Camapacua  goldene 
Enten)  1532.  In  Calamar  wohnten  die  Yurbacos.  Neben  den  Chiugotos  (bei  Maraca- 
pana)  wohnten  die  Zabanas  (Herrera).  Die  Cuybays  oder  Coyones  wohnten  in  Mara- 
caybo. Barbacoas  (bei  Tocuyo)  liegt  in  der  Provinz  Barquisimeto  (Venezuela),  von 
den  Jirajaras,  Nirvas,  Cuibas,  Tocuyos,  Gueros,  Gayones,  Omocaros  und  Yancaconas 
(in  Verwandtschaft  mit  den  Tacariguas  am  See  Palencia  und  den  Caiquetias  in  Coro) 
bewohnt  (auf  der  Serrania  de  Nirgua).  Unter  Bäumen  lebend,  kochten  die  Cunariguas, 
Atatiguas,  Coyones,  Quibores,  Baraquicimetos  und  Andere  (bei  Tocuyo)  das  "Wild  in 
seinem  eigenen  Fell  auf  heisser  Asche  (s.  Simon).  Die  Baraquicimetos  (mit  Cunari- 
guas, Atariguas,  Coyones,  Quiborez  u.  s.  w.)  wohnten  unter  Bäumen.  Die  Corianas 
bei  Coro  (unter  dem  Caciquen  Manaure)  bedeckten  sich  die  Genitalien  mit  Calabassen 
(Herrera).  In  Maracaybo  fanden  sich  Häuser,  mit  Waffen  auf  Pfeilern  über  dem 
"Wasser  (Herrera).  Die  Caracas  wohnten  auf  den  Lagunen  von  Tocarigua.  Die  Bobu- 
res  (neben  den  Coromochos  des  Gebirges)  hatten  Tempel,  um  mit  dem  Dämon  zu 
reden  (Herrera).  Federmann  traf  Zwerge  im  Gebirge  der  Ayamanos.  Dalfinger  fand 
bei  den  Alkoholados  (bei  Rio  de  Cartagena)  goldene  Rüstungen  in  Form  eines  Har- 
nischs. In  Manicuri  wurde  gleiche  Sprache  mit  Caricuri  geredet  (zu  Ursua's  Zeit). 
Jipijapa  wurde  genannt  von  einem  antiguo  cacique.  Neben  den  Pocabuyes  wohnten 
am  See  Maracaybo  die  (gesitteten)  Alboholadi  und  in  den  Bergen  die  (wilden)  Coro- 
mochi  (s.  de  Lact).  Die  Pariagotos  bildeten  den  ältesten  Stamm  in  Cumana.  In  Cu- 
mana  wurde  der  (nicht  getödtete)  Frosch  als  "Wassergott  verehrt  und  wurde  im  Topf 
gehalten,  um  bei  Dürre  gepeitscht  zu  werden  (s.  Caulin).  Die  Seelen  gehen  beim  Tode 
zu  einer  Lagune  im  Bauche  einer  ungeheueren  Schlange,  die  sie  nach  glücklichen 
Gegenden  führt,  um  beim  Tanz  und  im  Trunk  sich  zu  erfreuen  (in  Cumana).  Dem 
getödteten  "Wild  giessen  die  Palenques  Getränk  in  den  Mund,  damit  die  über  diese 
gute  Behandlung  erfreute  Seele  die  Uebrigen  rufe  (in  Cumana).  Beim  Kriege  wur- 
den zwei  Knaben  im  Dorfe  gepeitscht  (damit  ihre  Standhaftigkeit  den  Ihrigen  den 
Sieg  erringen  lasse)  und  wurden  dieselben  in  eine  Hängematte  gesetzt,  um  nach  einem 
Ziel  so  viel  Pfeile  zu  schiessen,  wie  Feinde  zu  tödten  sind  (in  Cumana).  Cuando 
alguna  india  pare,  acostumbran  sus  maridos  quedarse  algunos  dias  encerrados,  por  el 
aguero  de  que  saliendo  a  trabajar,  enferma  y  muere  el  recien  nacido  (Caulin)  in 
Cumana. 

In  Venezuela   (s.    Codazzi)  gehörten   (zur  Zeit   der  Conquista)   zu   der   sprachlichen 
Familie  Caribe-Tamanaco : 


246 


DIE    CHIBCHAS. 


die  Cariben  am  untern  Orinoco, 

Tuapacos  und  Cuneguaras  zwischen  Caripe  und  Maturin, 
Yaos  in  Trinidad, 

Vayamaras  an  der  Quelle  des  Paragua, 
Arecunas  an  der  Quelle  des  Caroni, 
Chaimas  in  Cumana, 
Cumanogotos  bei  Barcelona, 
Palenques  und  Guarives  bei  Caracas, 
Pariagotos  in  Paria, 

Tamanacos    zwischen    Cuchivero    und  Suapurc  (unter  Guaiquires), 
Vara-Mucurus  am  Cuchivero, 
Guiriguiripas  am  Caura  (und  Armacotos), 
Ariguas  in  Angostura, 
Guayanos  an  der  Sierra  Imataca, 
Guaraunos  am  Delta  des  Orinoco, 
Guaiqueries  auf  der  Insel  Margarita, 
Aruacas  am  Atoparan  und  Mazaruni, 
Arecunas  an  der  Quelle  des  Caroni, 
Gandules  an  der  Küste  Coracas, 
Caracas  zwischen  Tui  und  Guaira, 

Tumusas  und  Quiriquires  in  den  Thälern  von  Chupaquire  und  Cupira, 
Tacoriguas  am  See  Valencia, 
Amaibos    zwischen    Orituco    und  Tisnados, 
Curaguas  in  Camaguan. 

Besondere  Sprachen  redeten : 

die  Guahibos  an  der  Quelle  des  Orinoco, 

,,  Quiriscanas  und  Ririchanay  in  der  Sierra  Parima, 

„  Guaicas  am  Caroni   und  Nebenflüssen  des  Cuyuni, 

„  Guahibos  am  Meta  und  zwischen  Orinoco  und  Vichada, 

„  Chiricoas  am  Apure  und  zwischen  Meta  und  Vichada, 

,,  Otomacos  und  Guamas  zwischen  Apure  und  Orinoco  (sowie  Guacuaros), 

,,  Yaruros  und  Yoapines  bei  Caicara,     * 

„  Yaruros   in  Betoyes    am  Casanare  und  Apure, 

,,  Gyros  am  Suripa, 

„  Taparitos  am  Caura, 

,,  Manitivitanos  am  Rio  Negro  (in  Venezuela), 

„  Marepisanos  am  Rio  Negro  (in  Brasilien), 

,,  Cheravichehanas  am  Guainia, 

„  Barias  in  Guayana  (der  Portugiesen), 

„  Banibas  am  Casiquiare, 

„  Vaupes  am  Ucayari, 

„  Salivas  am  Meta  und  Casanare,  i 

,,  Atures  bei  Atauripe, 

„  Quaquas  und  Mapoyes  bei  Barraguan,  ] 

„  Macos  und  Piaroas  am  Sipapo  und  Cuchivero, 

,,  Guainares  und  Guinaos  am  Padamo, 

„  Mavitza  am  Merevari, 


VENEZUELA.  24' 

die  Goajiros  mit 

Cocinas, 

Sabriles  und  Cucinetas, 

Caveres  oder  Cabres  am  untern  Orinoco, 

Guaipunabis  am  obern  Orinoco  und  am  Guainia,  I 

Etenamos  zwischen  Mariate  und  Camari  (und  Parenes),  I 

jSIaipures  am  obern  Orinoco,  | 

Panares  am  Afato,  ^ 

Ecuanabis  am  Casiquiare  und  Rio  Negro,  ■ 

Achaguas  am  Apure,  t 

Maquiritares  am  Padamo  und  obern  Orinoco  (mit  Arivianos),^ 

Carasicanas  am  Mapichi,  ' 

Muyscas  in  Cundinamarca,    \ 

Mucuchies  bei  Merida,  ( 

Timotes  bei  Trujillo,  ^ 

Zaparas  am  Maracaibo  (mit  Aliles,    Tamanares,  Bobures,  Toas,  Quiriquires, 

Carates,  Alcoholados), 

Motilones  bei  Santa  Marta, 

Jirijaros  bei  Barquisimeto  (mit  Nirvas,  Cuibas,  Tocuyos,  Gueros,  Gayones, 

Omocaros  und  Yanaconas), 

Caiquetias  bei  Coro, 

Guaranaos  in  Paraguana, 

Topuros  im  Gebirge, 

Baraures  am  Araure, 

Turariguas  am  Cojede. 
Die  Curivanas  fanden  sich  am  Mavaca, 

Curuchupanos  am  Gheta, 

Guaipunabis  am  Inirida, 

Maquiritares  am  See  Carida, 

Guahibos  am  Vichada  und  Meta, 

Amorua  am  Vichada, 

Macos  am  Pargueni  und  Anaveni  (sowie  in  Mapichi  und  Padamo), 

Piaroas  am  Cataniapo  und  Sipapo, 

Mariani  am  Samariapo, 

Etanamos  am  Mariata  und  Camani, 

Averianos  am  Mataza, 

Curachicanas  am  Mapichi  und  Yavitari, 

Avirianos  am  Paruname, 

Yocuras  am  Yao, 

Guainares  und  Guinaos  am  Continamo, 

Guaicas  am  Ocamo, 

Guaharibos  am  Orinoco. 

Quirisicanos  in  der  Sierra  Parima, 

Maqueritares  am  Ventuari, 

Mandavacas  am  Pacimoni, 

Barias  am  Barima, 

Cunipusanas  am  Siapa, 

Tapiras  am  Castano, 


248  DIE    CHIBCHAS. 

die  Yabanos  am  Turvaca, 

„  Azaneni  am  Guainia, 

,,  Macuenis  am  Macuenis, 

„  Panares  am  Cuchivero, 

„  Aguamonos,  Guaiquires  und  Parecas  am  Chivapari  und  Suapure, 

,,  Mapoyes  und  Piaroas  am  Augacoa  und  Parguaza, 

„  Panares  am  Mato, 

„  Taparitos  am  Nicare, 

„  Cadupinapos  zwischen  Erevato  und  Caura, 

„  Arinacotas  und  Armacotos  am  Caura, 

,,  Mayoncong,  Quevacu  und  Mavitzi  am  Merevari, 

,,  Guaicas  am  Macapa  und  Camuran, 

,,  Camaragotos  am  Camarata, 

„  Cachiragotos  am  Poragua, 

,,  Arinagotos  am  Yuruari, 

„  Barinagotos  am  Caroni, 

„  Arecunas  in  der  Sierra  Rocaima, 

„  Acavai  am  Sibaroni, 

„  Aruacas  am  Atoxaran, 

„  Caribes  am  Arascari  und  Cuyuni, 

„  Guaicas  am  Guainia, 

,,  Guaraunos  am  Barima, 

„  Guaraunos  und  Mariusas  am  Delta  des  Orinoco, 

,,  Guajiros  bei  Macaraibo, 

„  Yaruros,  Chiricoas,  Guamas  und  Otomacos  in  den  Ebenen  des  Apure 
als  Indianerstämme  Venezuela's. 


DIE 

STÄMME  DES  ISTHMUS 

(IN  DARIEN  UND  NICARAGUA). 


Unter  den  mit  dem  Häuptling  von  Nata  (bei  Santjago) 
kämpfenden  Escoria  (den  Besitzern  der  Salzwerke)  fand  sich  eine 
Menschenart  riesrgen  Körperbaues  (s.  Andagoya),  que  se  precia- 
ban  de  cavalleros  y  valientes  (s.  Herrera)  oder  (nach  Navarrete) 
eran  caballeros  y  tenian  gran  presuncion  de  valientes  ^)  (auf  Brust 
und  Armen  tättowirt). 

Sie  gingen  in  den  Kriegen  mit  dem  Häuptling  Pariz  meist 
zu  Grunde ,  und  dieser  Cutatura  genannte  Fürst  der  Pariza 
(bei  Parita),  der  die  Länder  Quema  (Suema),  Chicacotra  (Chica 
Cotra)  Sanganä  (Saganä)  und  Guarage  (Guarare)  erobert  hatte 
(und  von  dem  Häuptling  Ubsaguco  Vasallenhuldigung  erhielt), 
vernichtete  auch  die  von  Nicaragua  eingefallenen  Alenschenfresser, 
die  nach  der  Gründung  von  Tauraba  oder  Tubrava  sich  wegen 
ausgebrochener  Krankheiten  wieder  auf  dem  Rückweg  fanden. 

Neben  Pananome,  Bruder  des  blinden  Caciquen  Totonaga 
(bei  Taracuen),  herrschte  (bei  Tavor)  Cheru,  Nachbar  Nata's,  der 
mit  dem  Caziquen  Pariza  grenzte  (zu  Badajoz'  Zeit). 

Wegen  seines  Kriegsglückes  wurde  dem  Cutara,  Häuptling 
von  Pariza,  Macht  über  die  Tuyraes  oder  (antillische)  Dämonen 
zugeschrieben,  und  ebenso  galt  sein  Bundesgenosse  der  Fürst 
von  Chicapora,  (zwischen  Quema  und  Uragara)  als  von  Dämonen 
oder  Tuyraes  beschützt  (s.  Gaspar  de  Espinosa). 

Von  Gracias  ä  Dios  bis  Portobello  mit  vielen  Häusern  (und 
mit  Anpflanzungen  bis  Nombre  de  dios)  trugen  (zu  Colon's  Zeit) 
die  Eingebornen  Spiegel   (und  Adler)   von  Gold   in  Cariari,  Cara- 


1)  Die  Indianer  in  Chiriqui  wurden  ihrer  Tapferkeit  wegen  Valientes  (Indios  bravos) 
genannt.  Die  Dorachos  wohnten  im  westlichan  Chiriqui.  Die  Chiru  wohnten  zwischen 
Panama  und  Nata. 


252  DIE    STÄMME    DES    ISTHMUS. 

raro,  Catiba,  Huriran,  Cubiga.  In  Guiga  wurde  Schmuck  in 
Ohren  und  Nasen  getragen.  Zu  Balboa's  Zeit  herrschte  der 
Cacique  Comague  an  der  Nordküste  Darien's. 

Vom  Häupthng  von  Chiape,  sowie  dem  durch  ihn  zum  Frie- 
den bewogenen  Häupthng  Tumaco  hörte  Baiboa,  esse  in  eo  sinu 
caeteris  grandiorem  insulam  (s.  Peter  Martyr)  potente  uno  rege 
contentam  (der  Raubflotten  aussandte).  Nach  Gomara  fand  Bai- 
boa Neger  in  Quareca.  In  Ochus  wurde  von  den  Chiapaneken 
der  schwarze  lalahan  verehrt  (nach  Las  Casas). 

Die  mit  dem  Häuptling  Bagatto  (Bogota),  Nachbarn  der  die 
Sonne  verehrenden  Indianer  von  Tunia  (Tunja),  kämpfenden  Ca- 
ribbees  des  Flusses  (s.  Santa  Martha)  brachten  ihrem  Kriegsgott 
Chiappe  Menschenopfer  (s.  Benzoni).  Die  Cariben  (von  St.  Martha) 
, »führen  ihren  Abgott  Chiappam  mit  jhnen  im  Krieg"  (mit  Blut 
der  Menschenopfer  bestrichen).  In  Chama,  neben  Nata,  an  Paris 
oder  Parita  (bei  Panama)  grenzend,  herrschte  der  Häuptling 
Chiapes.  In  Cartagena  wurde  der  Götze  Chiappe  in  den  Kriegen 
mitgeführt. 

Von  den  Apalachen  in  einen  Ueberfall  besiegt,  wurden  die 
Kofachiter  als  Karaibaner  bezeichnet,  „welches  so  viel  heisset, 
als  unversehens  übergekommene"  (s.  Dapper).  Menschenopfer 
fanden  sich  bei  den  „Indiani  Caribi  e  quelli  che  si  chamano  Cho- 
rothegas"  (s.  Ramusio).  Caribbi  usano  in  guerra  armature  d'oro, 
Caragoli  y  Tamburi  per  sonare.  Die  Cariben  (der  Musquito-Küste) 
gelangten,  durch  die  Engländer  von  San  Vincente  nach  der  Insel 
Roatan  gebracht  (1796),  nach  der  Küste  von  Honduras,  als  rothe 
und  (in  Folge  afrikanischer  Mischung)  schwarze.  Die  Engländer 
heissen  (bei  den  Brasiliern)  Ajuru-juba,  die  übrigen  Europäer  aber 
Karaiba  oder  Pero  (s.  Dapper).  In  Darien  wurden  die  Spanier 
Guacci  (wilde  Thiere)  genannt. 

Die  Sprachen  von  Escoria  und  Nata  waren  so  verschieden, 
um  für  die  Unterhandlungen  Dolmetscher  zu  benöthigen.  Wieder 
eine  andere  Sprache  wurde  in  Chiru  geredet  und  in  Chame, 
(s.  Navarrete),  an  Pariz  grenzend,  (zwischen  Chiru  und  Panama) 
die  Sprache  von  Coyba.  Nach  Perez  wurde  die  Cueva-Sprache 
in  Chocamas^)  geredet,  und  in  Comagre  und  Biruqueta,  sowie 
am  Golf  St.  Miguel  und  in  Coiba  (nach  Andagoya). 


^)  Von  den  (Cueva  redenden)  Chocamas  stammen  die  Terevis  und  Knapas  in  Chi- 
riqui,  die  Guaimies  in  Veragua,    die  Mandingas,  Anachunas   und    Cunas    bis    Portobelo 


D  ARIEN.  253 

Die  auf  beiden  Seiten  des  Isthmus  von  Darien  wohnenden 
Cueva  ^)  erstreckten  sich  (nach  von  Frantzius)  im  Westen  bis  zum 
Golf  von  Nicoya.  Von  dort  bis  nördhch  zur  Fonsecabay  dehnten 
sich  (mit  Mexicanern  gemischt)  die  zwischen  der  Lagune  von 
Nicaragua  und  dem  Pacific  wohnenden  Chorotegas  aus,  während 
nach  der  nordöstlichen  Abdachung  die  Halbinsel  von  den  wilden 
Jägerstämmen  der  Chontales  bewohnt  wird  (unter  dem  allge- 
meinen Namen  der  Barbaren  begriffen). 

Die  bei  Nombre  de  Dios  aus  Honduras  eingewanderten  Chu- 
chures  redeten  eine  von  dem  (über  Darien  verbreiteten)  Cueva 
verschiedene  Sprache,  und  die  Sprache  der  (den  Cariben  ange- 
näherten) Cuibas  (bei  Tucuyo)  spaltete  sich  (nach  Herrera)  in  eine 
Mehrzahl  von  Dialecten. 

Während  am  Nordmeer  der  Häuptling  Pocorosa  residirte, 
erstreckte  sich,  an  das  dem  Acla  verwandte  Cueva  (mit  Santa 
Cruz)  stossend,  Peruqueta,  vom  Golf  von  St.  Miguel  bis  zum  andern 
Meer.  Cueba  oder  Coyba  bezeichnet  weit  entferntes  (Land)  in  der 
Sprache  der  Darier  (s.  Ternaux  Compans).  Coaibai  oder  Coyaba 
bezeichnete  das  Land  der  Ahnen  (aufHayti).  Die  Bewohner  von 
Tocuyo  (wo  Baumwolle  verwebt  wurde)  sunt  e  gente  Cuibarum 
(s.  de  Laet). 

Auf  Darien  folgt  die  Landschaft  Caretä  und  dann  Acla  (wo 
die  feindlichen  Brüder  kämpften,  weshalb  Menschenknochen  ge- 
nannt) weiterhin  (nach  Westen)  Comagre,  darauf  Cueva  bis  Piru- 
queta,  mit  den  Behetrias  (ohne  Fürsten)  grenzend,  und  wurde 
überall* dieselbe  Sprache  von  Acla  geredet,  sowie  auch  (aber  ver- 
feinertes) Chiame  und  Coyba  (s.  Herrera).  In  Tobie  und  Trota 
(bei  Panama)  herrschen  vier  Fürsten  verschiedener  Sprachen  neben 
Nata  (mit  Escoria  kämpfend),  dann  folgten  Chini,  weiterhin  Chame 
(mit  der  Coyba-Sprache)  und  so  Paris  (mit  Escoria  kämpfend) 
mit  den  Fürsten  Cutatura  (Herrera). 


und  die  Tules,  Chucunaques,  Darienes  und  Paparros  auf  Darien.  Oviedo  unterscheidet 
die  Sprachen  von  Coiba,  Burica  und  Paris,  und  neben  den  Simarones,  sowie  den  Sprache 
von  Acla  (s.  Andagoya)  und  den  Cueva  (in  Comagre,  Biruqueta,  Coiba,  Chuchura) 
werden  die  Sprachen  von  Tobreytota,  Nata,  Chiru,  Chame,  Paris,  Escoria,  Chicacotra, 
Sangana,  Guarare  erwähnt. 

1)  In  Coiba  (zwischen  Peruqueta,  oder  Biruqueta  und  Adechame)  wurde  die  Sprache 
von  Acla  gesprochen,  wie  in  Cueva  (neben  Peruqueta).  Die  Cuibas  bei  Tocuyo  redeten 
verschiedene  Sprachen.  Das  Cueva  wurde  in  Coyba  geredet  (Comague  in  Darien), 
ebenso  in  Biruqueta. 


254  DIE    STÄMME    DES    ISTHMUS. 

Von  dem  Gebiet  des  Caciquen  Careta  durch  das  Land  des 
Caciquen  Ponca  in  das  Reich  des  Caciquen  Quarequa  (dessen 
Widerstand  besiegt  wurde)  gezogen,  erbhckte  dann  Baiboa  beim 
"Weitermarsch  von  der  Höhe  der  Sierra  das  Meer,  von  dem  ihm 
der  Sohn  des  Caciquen  Comagre  (als  von  goldreichen  Königen 
umwohnt)  gesprochen  hatte.  Nachdem  bei  Absteig  (nach  dem 
Siege  der  Spanier)  mit  den  Chiapes  des  Kaziken  Chiapa  Frieden 
geschlossen  war,  sandte  Baiboa  Kundschafter  auf  die  Wege  zum 
Meere,  in  w^elches  Alonso  Martin,  zwei  bei  der  Ebbe  trocken  ge- 
legte Canoas  antreffend,  nach  der  Fluth  hineinfuhr  und  Nachricht 
brachte,  w^orauf  Baiboa  folgte  und  (einige  Canoas  der  Chiapes 
mitnehmend)  dann  nach  einigen  Kämpfen  mit  dem  Kaziken 
Coquera  sich  (trotz  der  Warnungen  der  Chiapes  wegen  der 
schlechten  Jahreszeit)  auf  Canoas  einschiffte  (bei  St.  Miguel). 
Auf  die  Botschaft  des  Caciquen  Chiape  kam  (aus  einem  Winkel 
des  Golfes)  der  Cacique  Tumaco  und  brachte  (neben  Gold)  Perlen 
(von  einer  durch  einen  Caciken  beherrschten  Insel),  von  der  Aus- 
dehnung der  Küste  bis  Peru  (wo  Lastthiere,  durch  eine  Figur 
aus  Lehm  versinnlicht ,  gebraucht  wurden)  erzählend  (und  eine 
Karte  zeigend).  Auf  dem  Rückweg  wurde  in  Poncra,  w^o  der 
tyrannische  Cacique  getödtet  war,  weitere  Nachricht  über  Peru 
gehört  (s.  Herrera). 

Am  Golf  St.  Miguel  herrschte  der  Häuptling  Chiapa  über 
die  Chiapeses  (neben  dem  Häuptling  Coquera).  Mit  dem  Häupt- 
ling Careta  oder  Chima  grenzte  der  Häuptling  Ponca,  sowie  Co- 
magre, dessen  Sohn  Ponquiaco  an  Balbao  Nachricht  über  das 
goldreiche  Land  Tumanama  gab  (s.  Gomara).  Mit  Tumanama 
grenzte  Pocorosa,  in  der  Nachbarschaft  des  Häuptlings  Corizo 
und  der  Eroberer  Pocra  mit  dem  Häuptling  Teoca.  Acla  hiess 
Careta  bei  den  Indianern  von  Cueva  (s.  Oviedo)  mit  den  Tradi- 
tionen alter  Schlachten.  In  Cueba^)  oder  Castilla  del  Oro  wurde 
Sonne  und  Mond  verehrt  (nach  Oviedo)  durch  die  Tequimas 
(Zauberpriester). 

Die  Chiapes  an  der  Küste  bei  St.  Miguel  befahren  das  Meer 
in  zusammengebundenen  Canoes  (zu  Balboa's  Zeit)  und  die  Cuevas 
bedienten  sich  in  ihren  Fahrzeugen  der  Segel  (nach  Oviedo). 
Von    Comagre's    Sohn    wurde    den    Spaniern    erzählt,     dass    bei 


^)  Der  Chagre  floss   in   der   Nähe   Panama's    en  la  provincia  de  Cueva,  qua  agora 
se  llama  Castilla  del  Oro  (s.  Oviedo;. 


COMAGRE.  255 

ruhigem  Wetter  auf  dem  Pacific  die  Schiffe  aus  grossen  Fürsten 
aus  dem  Süden  ankämen,  wie  auch  Tumaco  Handel  trieb 
(s.  Petrus  Alartyr). 

Baiboa  hörte  von  dem  Caciquen  Tumaco,  dass  in  Peru: 
usavan  (los  naturales)  ciertos  animales,  adonde  ponian  sus  cargas, 
que  eran  las  ovejas  de  aquellas  provincias,  y  de  tierra  hizo  una 
figura  para  que  mejor  se  entendiesse.  Estavan  los  Castellanos 
admirados,  unos  dezian  que  eran  Camellos,  otros  que  Ciervos  6 
Dantas,  de  las  cuales  ay  muchas  en  Tierra  firme  (s.  Herrera). 

Aus  den  Erzählungen  von  Comagres  Sohn  über  das  Südmeer 
und  dessen  Könige,  die  aus  goldenen  Gefässen  ässen  u.  s.  w.  ging 
hervor,  que  aquellas  gentes  y  los  del  Darien,  tenian  mucha  noticia 
de  las  gentes  y  riquezas  del  Peru,  y  de  las  balsas  con  que 
navegavan  con  remos  y  velas  (Herrera).  Panquiaco  ,  Sohn 
Comagre's,  benachrichtigte  die  Spanier  (Nicuesa's)  von  den  reichen 
Goldländern  in  Tumanama  (s.  Gomara). 

Nach  Dapper  erhielt  Baiboa  durch  den  gefangenen  Fürsten 
Pankinako  die  erste  Nachricht  von  Peru. 

Auf  der  weiteren  Reise,  von  Honduras  bis  zum  Puerto  de 
Mosquitos  hörte  Columbus  von  der  Südsee  (1503),  von  deren 
Existenz  er  in  Chiriqui  erfahren  hatte  (1502),  und  beschifft  wurde 
sie  zuerst  von  Beruito  (mit  Balboa's  Expedition).  Bei  den  Chiriqui- 
Inseln  hörte  Colon  (durch  den  Häuptling  Cuzarro  aus  Cariari)  von 
den  reichen  Eändern  Ciguare  im  Westen  (am  andern  Meer). 

In  Chochama  (am  Golf  San  Miguel)  wurden  beim  Vollmond 
Einfälle  durch  Canoes  gemacht  aus  dem  Lande  Biru,  wo  sich 
Festungen  am  Flusse  fanden  (bis  San  Juan).  Die  Bewohner  von 
Biru  schützten  sich  durch  Schilde  gegen  die  (menschenfressenden) 
Cariben^)  (aus  Darien)  unter  den  Häuptlingen  Capucigra  und 
Tamasagra.  Die  Peties  (Nachbarn  von  Chasquio)  handelten  mit  dem 
Häuptling  Jangono. 

Zu  den  Anfahrten  der  Küste  kamen  Landwanderungen, 
zwischen  welche  die  von  Soconusco  nach  Nicaragua  ihre  Aus- 
läufer erstreckte,  und  sie  bewegten  sich  auf  einem,  in  heimischen 
Traditionen,  von  geflügelten  Zuwanderern  redenden  Boden. 

Als  nach  einem  Gewitter  mädchengesichtige  Vögel  Menschen 
raubten,  wurden  sie  durch  verbogene  Spitzpfeile  getödtet  (s.  Peter 


1)  Runak-miccu  (micuni,  essen)   giebt  Holguin  als  Caribisch  und  bei  Domingo  de 
St.  Thomas  findet  sich  Cari,  als  Hombre  varon. 


256  DIE    STÄMME    DES    ISTHMUS. 

Martyr)  auf  dem  Isthmus  (Harpyenartig,  oder  bei  den  Canar  mehr 
gleich  den  Sirenen). 

Die  Guaimies  oder  Huamies  (s.  Hervas),  als  Bewohner  von 
Veraguas  (mit  den  Dorachos  im  Westen  und  den  Savaneric  im 
Norden)  waren  (nach  Cieza  de  Leon)  von  dem  Darienfluss  ^)  dort- 
hin ausgewandert. 

Nach  Herrera  waren  die  (bei  Oviedo)  bärtigen  Zenu  den 
Uraba  verwandt.  Am  Golf  von  Uraba  wohnten  die  Cuna  (Cunas). 
Zenu  (bei  Uraba)  olim  vicinarum  gentium  veluti  coemeterium  fuit, 
wohin  man  aus  der  ganzen  Umgegend  die  Leichen  zum  Begraben 
brachte  (s.  de  Laet).  Der  Cacique  Dabeyba  am  Rio  San  Juan 
kämpfte  mit  Cemaco  in  Darien  (Gomara).  In  Abibe  wiederholten 
sich  Dorado- Sagen.  Am  Rio  Negro  herrschte  Abenamaguey. 
Neben  den  Baumwohnungen-)  am  Rio  de  Abibeyba  herrschte 
Abraybe  (zu  Balboa's  Zeit). 

Unter  den  (bei  den  Caraiben)  als  Guaxiro  bezeichneten  Fürsten 
(Tebi  oder  Quebi),    (Tiba''^)    oder  Jura)    standen    (bei    den  Cuevas; 


1)  Decian  los  Indios  de  esta  region  que  habia  sido  su  naturale9a  pasado  el  Gran 
Rio  Darien  (am  Golf  Uraba).  Nach  Biru  zwischen  Chochama  und  San  Juan  (bei 
Buenaventura)  gelangend,  fand  Andagoya  den  Fluss  aufwärts  eine  Festung.  En  este 
provincia  supe  y  hübe  relacion  ansi  de  los  seiiores  como  de  niercaderes  y  interpretes 
que  ellos  tenian,  de  toda  la  costa  de  todo  lo  que  despues  se  ha  visto  hasta  el  Cuzco, 
particularmente  de  cada  provincia  la  manera  y  gente  della,  porque  estos  alcanzaban  por 
via  de  mercaderia  mucha  tierra  (bei  Navarrete).  Andagoya  entdeckte  (1522)  die  Land- 
schaft Biru.  In  Chochama  (mit  Cuvea-Sprache)  hörte  Andagoya  (am  Golf  S.  Miguel) 
como  por  la  mar  venian  cierta  gente  en  canoas  a  hacerles  guerra  todos  las  lunas  llenas, 
y  tenian  tanto  miedo  de  aquella  gente  los  de  aquella  provincia,  que  no  osaban  ir  ä  la 
mar  ä  pescar,  estos  eran  de  una  Provincia  que  se  dice  Biru,  donde  corrompido  el 
nombre  se  Hämo  Pirü  (s.  Andagoya). 

2)  In  Abieiba  (am  Zufluss  des  Rio  Negro)  wurden  die  Häuser  auf  Leitern  er- 
stiegen (zu  Vasco  Nufiez*  Zeit).  Der  Wohnsitz  des  Caciquen  Abibeiba  (in  mezzo  dl 
grandissimi  paludi)  mit  den  übrigen  Behausungen  erano  fabricate  in  questo  modo : 
„Sopra  li  rami  d'un  grossissimo  arbore,  che  da  ogni  canto  si  vedeuano  spessi  e  folti, 
havevano  intraversati  molti  legni  e  di  quelli  fatto,  como  un  palco,  quäl  poi  era  diviso 
in  altre  parti,  lequali  d'intorno  erano  serrate  da  legni,  con  tanto  artificio  collegati  in- 
sieme,  che  potevano  sopportar  ogni  impero  di  vento,  per  grande  che'l  fusse,  di  sopra 
poi  con  alcune  herbe  e  foglie  erano  coperti  (bei  Ramusio). 

3)  Der  König  (Mencey  oder  Herr)  hiess  (auf  den  Canarien)  Quebehi  oder  Quebe- 
chi  (Quebechiera  oder  Kabeheira),  neben  dem  Mencey  (Fürsten)  herrschend.  Berthelot 
findet  Aehnlichkeiten  in  Localnamen  der  Canarien  mit  Hayti.  Die  Bewohner  von 
Tenerif  heissen  AVandsch-tinerfe  (Wandhs  oder  Mensch).  Die  Edlen  (auf  den  Canarien) 
heissen  Guayre  (s.  Viera)  und  Gayre  (b.  Galindo),  Huairi  bei   Chunchos.     Die  (von  der 


cuEVAS.  257 

die  Adligen  oder  Saco  ^)  (s.  Valdez)  und  durch  kriegerische  Tüch- 
tigkeit ausgezeichnete  Gemeine  wurden  (in  Pocorosa)  zu  dem 
Rang  eines  Cabra  erhoben,  worauf  sich  ihre  (wenn  legitim  ähnlich 
bezeichneten)  Frauen  den  Titel  Espave  (Hespobe)  beilegten.  In 
Cueba  begleiteten  die  Frauen  in  den  Kriegt),  die  in  Uraba  selbst 
die  Anführers chaft  übernahmen  (s.  Oviedo),  und  die  als  Frauen 
gekleideten  Männer  (w4e  Baiboa  in  Quarequa  traf)  oder  Camoysas 
(während  die  Huren  Irachas  hiessen)  umgaben  die  Fürsten.  Die 
Häuptlinge  oder  Saco  (Sagamo  im  Norden),  vor  deren  Hause  die 
grosse  Lärmtrommel  (bei  den  Cuebas)  stand,  wurden  (s.  Oviedo) 
in  Hängematten  getragen  (besonders  von  den  hautschwieligen 
Caratas),  wie  die  von  Abibe  in  Sänften. 

Bei  den  Cuebas  bemalten  sich  die  Häuptlinge  mit  bestimm- 
ten Zeichnungen,  die  auch  von  allen  ihren  Vasallen  angenommen 
wurden,  vom  Kinn  abwärts  (während  die  Sklaven  an  der  Stirn 
und  auf  den  Backen  gekennzeichnet  w^urden).  Der  Thronfolger 
enthielt  sich  der  Zeichnung,  bis  er  selbst  die  Fürstenwürde  be- 
kleidete, um  dann  ein  neues  Wappen  einführen  zu  können 
(s.  Oviedo).  In  ähnlicher  Weise  wie  bei  den  Azteken  die  Stam- 
meszeichen, dienen  die  Totem's  des  Nordens  und  die  Kobong  in 
Australien,  während  die  Neger  am  Niger  ihr  Stammeszeichen 
blasen  (nach  Art  schottischer  Clan's)  und  die  des  Südens  es  tanzen. 

Auf  dem  Isthmus  von  Panama  wurden  diejenigen,  welche 
Narben  aus  den  Kämpfen  davongetragen  hatten,  als  Cabra  ge- 
ehrt. In  Cueba  adoptirte  jeder  Fläuptling  ein  Bemalungswesen 
des  Ranges,  den  seine  Vasallen  einnahmen,  und  der  Sohn  unter- 
schied sich  von  dem  Vater  (Oviedo).  l 

Die  Indianer  (zwischen  Casina  und  Gracias  a  dios)  brannten 
sich  Figuren  ein  und  bemalten  sich  bei  Tänzen  (mit  vergrösser- 
ten  Ohren). 

Bei  den  Cuevas  wurde  den  Sklaven  das  Wappen  des  Häupt- 


den  übrigen  Canarien  unterschiedenen)  Sprache  von  Tenerif  seems  to  have  some  re- 
semblance  to  the  Peruvian  or  some  other  American  tongues  (s.  Glas).  In  Veragua 
wurde  der  Häuptling  Quibio  angetroffen  (zu  Colon's  Zeit).  Die  von  Tiba  beherrschten 
Unterthanen  heissen  Churigras  (s.  Despinosa).  Neben  den  (unter  den  Sagamores)  herr- 
schenden Tyhee  finden  sich  Sitkum  Tyhee  (half  chiefs)  über  den  Tenass  Tyhee  (gent- 
lemen  commoners)  in  Vancouver-Island  (s.  Macfie). 

1)  Die  Zwistigkeiten  der  Fürsten  mit  Lancerote  wurden  durch  die  Seherin  Tibiatin 
und  ihre  Tochter  Tamonante  geschlichtet  (s.  Glas). 

2)  An  der  Mosquitoküste  bilden  die  Sokee  die  Beschwörer  (s.  Henderson). 


Bastian,  America. 


258  DIE    STÄMME    DES    ISTHMUS. 

lings  eingebrannt  (s.  Oviedo),  den  Paco  genannten  Sklaven  wurde 
zum  Kennzeichen  ein  Vorderzahn  ausgerissen  (bei  den  Cuevas). 

In  Coyba  (wo  Yuana  herrschte)  wurden  den  Sklaven  die 
Backen  mit  Knochen  oder  Gräten  schwarz  geprickelt  (s.  Gomara). 
In  Darien  wurde  dem  im  Gesicht  gezeichneten  Sklaven  ein  Zahn 
ausgezogen  (s.  Gomara).  In  Darien  waren  die  Hirsche  heilig 
und  wurden  die  abgefallenen  Geweihe  aufgesteckt  (s.  Wafer). 

Die  Cuevas  wechselten  ihre  Anpflanzungen  mit  Erschöpfung 
des  Bodens,  gingen  aber  in  ihren  "Wanderungen  nicht  über  den 
Bereich  des  Caciquen  hinaus  (s.  Oviedo).  Die  Dorachos  w^aren 
(nach  Wafer)  geschickt  im  Weben.  In  Nicaragua  waren  den 
Männern  weibliche  Beschäftigungen  zugetheilt.  In  Darien  zogen 
die  Frauen  mit  den  Männern  in  den  Krieg  (Gomara).  In  Cumana 
kämpften  die  Frauen  wie  die  Männer  (Gomara).  In  Paria  führ- 
ten die  Frauen  Waffen  (s.  Gomara). 

Wie  der  Titel  Saco  im  Isthmus  auf  den  vSaque  der  Muyscas 
führt,  so  der  Cabre  auf  den  Cabres  oder  Cavere,  welche  nach 
langen  Kämpfen  am  untern  Orinoco  mit  den  Cariben,  durch  deren 
Häuptling  Tep  vertrieben  oder  vernichtet  wurden,  bis  auf  die  am 
Rio  Negro  versprengten  Reste.  Die  ihnen  verwandten  Guaipu- 
nabis  dagegen  beschränkten  unter  ihrem  Häuptling  Macapu  und 
seinem  Nachfolger  Cuseru  den  Fortschritt  der  Cariben  am  oberen  Ori- 
noco, wanderten  indess  zum  Theil  unter  dem  Häuptling  Crucero  von 
Inirida  nach  den  Bergen  von  Sipapo.  Von  ihnen  stammen  die 
Etenamos  zwischen  Alariate  und  Camani,  die  mit  den  Maquiritares 
kämpften  und  sich  unter  Crucero  bei  Atabapo  niederliessen.  Die 
Zauberpriester  hiessen  Leles  (auf  dem  Isthmus).  Leli,  vigilans, 
attentus,  expertus  (in  Chilidugo). 

Als  Oberherr  herrschte  in  Coyba  der  Quebi,  wie  der  Que- 
behi^)  in  Tenerif,  wo  die  Harimaguadas  genannten  Jungfrauen  in 
den  (in  Mexico  und  Peru  bekannten)  Klöstern  erzogen  wurden, 
während  Acha-Hurahan  als  Name  des  Gottes  (Achaman)  den 
Huracan  der  Antillen  zurückruft  und  der  auf  Canaria  als  Fels 
verehrte  Idafe  den  Idacanzas  und  die  Felsverehrung  der  Faches. 

Dass  unter  den  Bevölkerungsklassen  heller  und  dunkler  Fär- 
bung (auf  den  Canarien)  die  letzteren  (wie  schon  viele  Namen  be- 


1)  Quebehi  wird  mit  Kebir  in  Beziehung  gesetzt,  wie  die  canarischen  Worte 
Faycan  (Priester),  Echeyden  (Hölle  oder  Unterwelt)  und  Eraohanhan  (als  Gottesname) 
mit  Faquair  (Fakir),  Echeitan  (Satan)  und  Rahhman  (der  Barmherzige;. 


MANDINGES.  259 

weisen)  auf  islamitische  Beziehungen  späterer  Einwanderung  deu- 
ten, zeigt  sich  auch  in  dem  (in  Canaria)  in  der  Höhle  Asteheyta  als 
Schutzherr  (Aranfaybo)  gefütterten  Schwein,  gleichsam  das  heihge 
Thier  eines  früheren  Cultus,  das  man  vor  dem  ihm  feindlichen 
Himmelsgotte  verborgen  hielt,  ausser  dass  man  es  (wenn  bei 
langer  Dürre  kein  Gebet  Regen  gebracht)  frei  umherlaufen  liess, 
also  gewissermassen  durch  die  Noth  dazu  bewogen,  um  nun  wieder 
durch  seinen  verhassten  Anblick  den  Himmelsgott  zum  Herab- 
senden des  Regens  zu  zwingen,  der  dieses  unreine  Thier  in  seine 
dunkle  Höhle  zurücktreiben  würde. 

Die  Mandingas  wohnen  auf  dem  Isthmus  an  der  Bay  von 
Caledonien.  Bei  den  Virginiern  wurde  Madinga  oder  Madeczunga 
verehrt  (s.  Hörn). 

Nach  Gomara  traf  Mendoga  una  tierra  de  Negros^)  (bis  zur 
Estrecho  de  Magallanes).  Die  Quaqua  wohnen  am  Cap  Lahu. 
Neben  den  Mandingues  (an  der  Bay  von  Caledonien)  wohnten  die 
Chucunaques.  Beim  Vorgebirge  San  Francesco  (bei  Passao)  Qua- 
que  montes  sese  ostentant  (de  Laet). 

Nuhez  de  Balbao  fand  (nach  Peter  Martyr)  bei  Quarequa  (im 
Golf  von  Darien)  eine  Colonie  von  Negern^)  (Mancipia  ibi  nigra 
repererunt,  ex  regione  distante  a  Quarequa  dierum  spatio  tantum 
duorum,  quae  solos  gignit  nigritos  et  eos  feroces  atque  admodum 
truces).  Die  Condaguas  (zu  Alfinger's  Zeit)  traen  las  caras  negras 
de  pintura  fixa  (Oviedo). 

In  Cueba  wurden  die  in  Künsten  Geschickten  (als  Tultecas) 
und  Verständigen  Tequimas  genannt,  und  diese  Bezeichnung  er- 
hielten auch  die  mit  dem  Dämon  (Tuyra)  redenden  Priester. 
Die  Candidaten  der  Priesterschaft  wurden  von  den  Tequinas  (unter 
den  Piaces)  erzogen  (bei  den  von  Quebi   beherrschten  Cuebas). 

Neben  dem  in  hölzernen  oder  goldenen  Bildern  dargestellten 


1)  Se  hallaron  ciertos  Negros  en  Quareca,  quando  Vasco  Nunez  de  Baiboa  descu- 
briö  la  mar  del  Sur  (Gomara),  hallo  algunos  esclavos  del  Sefior  (Baiboa  en  Quarequa), 
deren  Herkunft  unbekannt  war  (aber  habia  hombres  de  aquel  color  cerca  de  alli,  con 
quien  tenian  guerra  muy  ordinaria).  Los  Africanos  (nach  Panuco,  Yucatan,  Nicaragua 
u.  s.  w.  kommend}  waren  conducidos  de  los  vientos  bonancibles  a  ser  los  primeros 
Americanos   Pobladores. 

2)  Auf  Grund  der  Bewilligung  des  Negerhandels  durch  die  päpstliche  Bulle  (1440) 
wurde  das  Monopol  desselben  für  Amerika  dem  Herrn  von  Chievres  zugestanden 
(1516),  der  es  den  Genuesen  verkaufte,  deren  Compagnien  1517  die  ersten  Neger  in 
St.  Domingo  einführten  (nachdem  einige  schon  an  König  Ferdinand  15 10  geschickt 
waren).  ' 

17* 


260  DIE    STÄMME    DES    ISTHMUS. 

Tuyra,  (als  händeloser  Knabe  mit  drei  Krallen  an  den  Füssen  er- 
scheinend), der  durch  Stürme  drohte  und  strafte  (als  Huracon)  und 
seinen  Namen  den  Spaniern  gab,  verehrten  die  Cueba  (nach 
Oviedo)  die  Sonne  und  als  Frau  in  Darien  (s.  Gomara)  den  Mond- 
in Cubeya,  zwischen  Bayamo  und  Comaguey  (in  Cuba),  wurde  mit 
Areitos  (Tänzen)  verehrt  (Herrera),  oder  sonst  Mitotes.  Die  in  dem 
(von  keuschen  Priestern  bedienten)  Tempel  von  Uraba  durch  Pil- 
ger besuchte  Göttin  Dabaiba  (Mutter  des  Schöpfer's  der  Sonne 
und  Mond  bildete)  sandte  (zur  Strafe)  Donner  und  Blitz  (s.  Peter 
Martyr).  In  Darien  wurde  Chicune  (Aller  Anfang)  verehrt  (Las 
Casas).  In  Pocorosa  lenkte  der  Regengott  Chipiripe  (mit  schöner 
Frau  und  Kind  am  Himmel  lebend)  den  Lauf  der  Gestirne.  Der 
im  Himmel  lebende  Gott  Chipiripa  liess  (in  Cueva)  die  Fluth  reg- 
nen, aus  der  Mann  und  Frau  im  Canoe  entkamen  (und  ausserdem 
fand  sich  im  Himmel  eine  schöne  Frau  mit  Knaben).  Beim  Tode 
des  Fürsten  meldeten  sich  soviel  Frauen  mit  ihm  zu  sterben,  dass 
die  Zahl  zu  beschränken  war.  Die  Leiche  w^urde  über  Feuer  ge- 
trocknet. In  Comagre  wurden  geschmückte  Mumien  verehrt  (und 
der  Platz  eines  auswärts  im  Kampfe  gefallenen  Caziken  wurde 
offen   gelassen). 

Der  Cacique  Comagre  bewahrte  im  Grabzimmer  seines  auf 
Steinen  aus  Holz  gebauten  Hauses  die  geschmückten  Körper  der 
Vorfahren  (zu  Baiboas  Zeit).  In  Comagre  und  Chiman  wurden 
die  getrockneten  Mumien  der  Häuptlinge  im  Hause  aufgestellt, 
und  von  denjenigen,  die  (weil  im  Kriege  gefallen)  in  der  Reihe 
fehlten,  ein  Gedächtnisslied  (d^-s  sich  in  Lehren  erhielt)  verfertigt. 
(Oviedo.) 

In  Pocorosa  (auf  dem  Isthmus)  wurden  die  geschmückten 
Todten  (für  welche  ihre  Speisegeräthe,  Waffen,  Canoe-Modell 
u.  s.  w.  bewahrt  wurde)  von  den  Frauen  (in  einem  Kreis  sitzend 
Singender)  an  dem  Feuer  getrocknet  (um  das  Fett  zu  sammeln) 
und  nach  einem  Jahre  verbrannt,  worauf  der  Rauch  dahin  zog, 
wo  sich  die  vSeele  fand  (Herrera).  In  Cueva  tödteten  sich  die 
Diener  beim  Leichenbegängniss  des  Fürsten,  um  mit  ihm  in  den 
Himmel  einzugehen,  weil  sonst  die  Seele  mit  dem  Körper  stirbt 
und  in  Luft  vergeht  (s.  Oviedo). 

Nach  den  mit  Baumw^ollzeugen  bekleideten  Indianern  folgten 
an  der  Costa  de  Oreja  (bei  Cabo  de  Gracias  de  Dios)  mit  Thier- 
figuren  bemalte  Indianer  (negerartig)  mit  langen  Ohren  (zu  Colon's 
Zeit).     In   Cariai   (Ortschaft   in   Quiriviri),   wo    die    Indianer    durch 


MUMIEN.  261 

Weihrauch  Staiub  entgegentrieben,  fanden  sich  in  den  Häusern 
einbalsamirte  Körper  mit  Bildern  der  Verstorbenen,  sowie  von 
Thieren  auf  Holztafeln.  In  Ceraboca  trugen  die  Indianer  Gold- 
spiegeP)  am  Hals  und  goldene  Adler.  In  Guaiga  (bei  Aburema) 
bereiteten  sich  die  Indianer  unter  dem  Schall  von  Hörnern  und 
Trommeln  zum  Kampf.  In  Cateba  (wo  sich  der  Cazique  unter 
einem  Blatt  gegen  Regen  schützte)  fanden  sich  Gebäude  aus 
Stuck  und  jenseits  von  Cobrara  in  Cubigo  (bis  wohin  von  Cera- 
bora  aus  gehandelt  wurde)  bunte  Häuser,  sowie  viele  Ortschaften 
bei  Porto  Belo.  Von  da  folgte  auf  Guigua  (Beragua  und  Ce- 
ragua)  der  Hafen  Retrete,  wo  die  Indianer,  um  dem  Donner  der 
Kanonen  zu  antworten,  mit  den  Rudern  auf  die  Bäume  schlugen. 
In  Pluiva  wohnten  die  Indianer  auf  Bäumen  (zu  Colon's  Zeit). 

Auf  dem   Rückweg    vom    Golf  St.   Miguel    durchzog  Baiboa 
die  Länder   der   Caciquen  Teoachan,  Ponera,  Bononiamä,  Buche- 


1)  An  dem  Fluss  Belen  oder  Kiebra  (neben  dem  Fluss  Beragua)  wurde  vor  dem 
Sammeln  des  Goldes  gefastet  (zu  Colon's  Zeit).  Der  König  (Quibio)  von  Belen 
kämpfte  mit  Vrira,  an  Dururi  grenzend  neben  Cateba  (zu  Colon's  Zeit).  Der  Quibio 
(Cacique)  von  Veragua  wohnte  am  Rio  Belen  (zu  Colon's  Zeit).  In  Jamayca  herrschte 
der  Indianer  Aoamaquique.  Die  Indianer  von  Chiriqui,  der  Küste  von  Veraguas  bis 
Goajira  gehörten  zur  caribischen  Rasse,  ähnlich  der  brasilisch-guarinischen  mit  den 
Alocoas,  Sebondayes,  Pastusos,  Almaguereüos  und  Patias  (aus  den  östlichen  Stämmen 
bis  zur  Cordillera  central).  Die  Indianer  von  Tuquerres  gehörten  zur  Ando  -  peru- 
vianischen  Rasse.  Die  Indianer  von  Chocö,  Antioquia,  Cauca,  Popayan  und  Neivas 
gehörten  zur  aztekisch-mexicanischen  Rasse.  Die  (isolirten)  Muiscas  gleichen  mehr  den 
Ando-peruvianern  (s.  Mosquera).  Der  Fluss  Sabirü  communicirt  mit  dem  Docampadö 
und  Dotenadö.  Wie  in  Jella  und  Nuqui,  sowie  in  Chorri,  finden  sich  Indios  Chocoes 
am  Docampadö  und  Dotenadö,  und  auch  an  der  Mündung  des  San  Juan.  Südlich 
von  Gracias  a  dios  lag  Cariai  und  Cariari  im  Golf  von  Cariaco  (in  Cumana).  Cariai 
(b.  S.  Martha)  wurde  von  einem  König  beherrscht.  Von  den  (Sibu  verehrenden) 
Indianern  bei  Boca  del  Toro  sprechen  die  Stämme  der  Valientes,  Guatusos ,  Tiribis, 
sowie  die  Küstenbewohner  verschiedene  Idiome,  als  die  Blancos  und  Montaneros,  deren 
Sprache  auch  von  den  Talamanca-  und  Chiripo-Indianern  verstanden  wird  (s.  Scherzer). 
Die  Buricas  wohnten  neben  den  Guatusos.  Bei  Nombre  de  dios  herrschte  Dururua 
(zu  Gutierrez's  Zeit).  Baiboa  führte  die  bei  Acla  gebauten  Böte  zu  Land  nach  dem 
Fluss  (Fluvius  de  las  Balsas).  Im  Tempel  an  der  Laguna  de  Uraba  wurden  Goldmarken 
gefunden  (Oviedo).  Von  den  Stämmen  Veraguas  finden  sich  Reste  der  Doraces  (Do- 
rachos),  Guaimics  (bei  der  Lagune)  und  Juries  in  Chirigui,  während  zwischen  Remedios 
und  Tole  die  Savaranic  wohnen.  Bei  Comayagua  (in  Honduras)  wohnten  die  Lencas. 
Die  Bayamos  wohnen  am  Fluss  Chepo.  Die  Stämme  der  Burica  wohnten  am  Flusse 
Vara  (am  Golf  Duke)  bis  zum  Fluss  Chiriquiri.  Von  den  Kämpfen  der  Brüder  in 
Careta  nennt  sich  das  Schlachtfeld  Acla  (huesos  de  hombres).  Als  Nachbarn  der 
Coybas  grenzten  die  Cariga  mit  den  Cayones  in  Cariqui9imeto  (zu  Speier's  Zeit). 


262  DIE    STÄMME    DES    ISTHMUS.' 

buia,  und  (nach  Empfang  einer  Gesandtschaft  des  Caziquen  Chio- 
riso,  der  mit  einem  goldreichen  Fürsten  Krieg  führte)  die  Länder 
des  Caciquen  Pocorosa  und  des  mächtigen  Tubanama  (der  mit 
seinen  80  Frauen  gefangen  genommen  wurde)  bis  zu  dem  Ca- 
ciquen Comagre  und  dann  (über  das  Gebiet  des  Caciquen  Ponca) 
nach  Darien^). 

Bei  der  Flucht  Dabayba's  verbanden  sich  die  Häuptlinge  Abi- 
beyba,  (in  Leiterhäusern),  Cemaco  von  Darien,  Abrayba  und  Abe- 
namechey  von  Rio  Negro  gegen  die  Spanier  (zu  Balboa's  Zeit). 
Neben  Dabaybe  lag  Abrayme.  Mensch  hiess  Ome  im  Dialect 
von  Abrayme  und  Chug  bei  den  Cuevas  (s.  Oviedo).  Chui  hiess 
Mann  und  Ira  Frau  (in  Cueba).  Llaman  Ome  al  hombre  (s.  Go- 
mara)  in  Veragua.  Mensch  heisst  Umo  bei  den  Jtonama  (am 
Beni). 

Dem  Belenfluss  aufwärts  fand  Colon  den  Sitz  des  Fürsten 
Quibia  (in  Veragua)  ^)  und  in  Urira  den  Fürsten  Dururi  mit  grossem 
Hause.  In  Zabralia  finden  sich  Maispfianzungen  und  in  Cateba 
Goldspiegel  in  Kelchform. 

Quibiam  (König  von  Quibio  oder  Quibia)  hätte  in  Darien, 
über  die  Ufer  des  Flusses  Yebra  (mit  den  Doraces  und  Gumies 
auf  den  Höhen)  geherrscht,  über  die  Stämme  der  Chirayas  und  Junies, 
über  das  Land  der  Cariary,  über  die  Stämme  der  Cubigaes,  über 
die  Lagune  von  Chiriqui  (von  den  Antillen  zum  Pacific)  und  von 
dort  wurde  (unter  der  Aufsicht  des  Cayayuaga)  ein  Handel  in 
verzierten  Stoffen  mit  dem  Archipel  getrieben,  (aus  der  Residenz 


1)  Die  Gugures  wohnten  auf  dem  Wege  von  Darien  zum  Dabeyba  (von  Balbao 
bekämpft).  Im  Lande  des  Häuptlings  Tabraba  fand  Albitez  Festungen.  Ojeda  zog 
am  Golf  von  Uraba  gegen  den  goldreichen  Fürsten  Tirufi  (Herrera).  Antigua  del 
Darien  ward  beim  Tod  des  Häuptlings  Lemaco  gegründet,  der  mit  Canoes  angriff  (En- 
ciso).  Vom  Rio  San  Juan  aus  schickte  Pizarro  ein  Schiff  zur  Erforschung  der  Küste 
bis  Cancebi  (b.  Quaque). 

2)  Nach  Columbus  bildete  Veragua  einen  Theil  der  Provinz  Mango  in  Kathay.  Mit 
der  Tochter  Mayrimas,  Vater  des  Quibiam  (König  von  Darien),  vermählt,  habe  der 
Cacique  (und  Prophet)  Caimara  den  District  Onofay  in  Cuba  verboten,  Uhima,  General  des 
Quibiam  (Königs  von  Darien)  die  Cariben  von  Vara  und  Burica  besiegt.  Der  Weise 
Aicoroa  wohnte  in  Onofay  (in  Cuba)  nach  Guell  y  Rente's  Romanze  der  ,,Tradiciones 
de  America".  Ubima,  Cazike  von  Guaniguanito  (gegenüber  der  Enge  von  Bahama),  der 
(bis  zum  Hafen  von  Jaruco)  über  Mayanaso  und  Guanabacoa  bis  Vaynoa  oder  Jecay 
(bei  Matanzas)  geherrscht,  schloss  sich,  auf  seiner  Reise  mit  Quibiam  (König  von 
Veragoa)  zusammentreffend,  an  dessen  Seezüge  an ,  die  Herrschaft  seinem  Bruder  Ari- 
granabo  überlassend  (in  den  Dichtungen  der  Tradiciones  de   America). 


TEQUINA.  *.  263 

in  einer  mit  Bäumen  und  Blumen  bedeckten  Höhle  am  Yebra) 
indem  der  König  nach  dem  Lauf  der  Sterne  die  SchifFfahrt  leitete 
(wie  in  den  Tradiciones  de  America  dichterisch  besungen).  Quibian 
führte  (1502)  Krieg  mit  den  Stämmen  von  Nicaragua,  die  sich 
von  ihm  unabhängig  gemacht  hatten.  Columbus  traf  an  der  Isla 
de  los  Pinos  (1494)  die  Handelsschiffe  des  Königs  Quibian  (Maya- 
rima's  Sohn)  unter  dem  Agenten  Cayaguayo,  mit  den  Stämmen 
der  luanahacabibes  am  Cap  St.  Antonio  (gegenüber  dem  Cap 
Catoche)   verkehrend. 

In  Chiriqui ')  finden  sich  die  Terevis  und  Knapas,  in  Veragua 
die  Guaimies,  zwischen  San  Blas  bis  Urabä  die  Mandingas,  Ana- 
chunas  und  Cunas,  im  Innern  von  Darien  die  Tules,  Chucunaques, 
Darienes  und  Paparros. 

Die  Mandingas  und  Tule  wohnten  in  Darien^),  die  Dorachos 
in  Chiriqui.  Die  Terada  wohnen  (oberhalb  der  Mündung  des 
Mursi)  am  linken  Ufer  des  Atrato  und  weiter  unten  (am  rechten 
Ufer)  die  Cerrasones  (Greiff). 

Die  San  Blas-Indianer  stammen  von  den  Chuchurries,  die  aus 
Honduras  auswanderten. 

In  Cueva  (bei  Panama)  werden  kunstfertige  Tequima  (Meister) 
genannt,  und  ebenso  die  Zauberer,  deren  fehlschlagende  Pro- 
phezeiungen durch  die  Sünden  des  Volkes  erklärt  wurden 
(s.  Oviedo).  Vor  dem  Kriege  wurde  der  Tuyra  (Dämon)  befragt. 
Der    Cazike    (der  Antillen)    oder    Guaxico    (der    Caraiben)    heisst 

1)  Chiriqui  lag  zwischen  Burica  und  Nisca.  Die  Chomes  wohnten  in  Costa  Rica 
(s.  de  Laet).  Die  Gumies  bewohnten  am  Fluss  Matinino  die  Cordillere  des  Pic  Blanco 
und  Pic  Rabalo  bis  zum  Fluss  der  Doraces  (und  jenseits  des  Puerto  Veragoa).  Zu 
den  Panos  (mit  Cuniva)  gehören  die  Chepaer  oder  Chipäer.  Santa  Maria  de  la  Anti- 
gua wurde  bei  dem  Fluss  Tanela  (Tarena  oder  Darien)  gegründet.  Bei  San  Sebastian 
(in  Uraba)  herrschte  der  Cazique  Tiruli  (1510). 

2)  Die  Cunas  (Darienes)  oder  Tiragones  bewohnen  den  Isthmus  an  der  Mündung 
des  Turena.  Die  Cunas  und  Caimanes  wohnten  am  Golf  Uraba.  Die  Tiricos,  Jirares, 
Betoyes  und  Guahibos  (am  Meta  und  Guaviare)  kämpften  mit  vergifteten  Pfeilen  (den 
Indianern  von  Atabäpo,  Irinida,  Rionegro  und  Orinoco  verwandt).  Der  Häuptling 
am  Rio  Belen  hatte  den  Titel  Quirio.  Der  Cacique  Cemaco  herrschte  in  Darien.  Bei 
Santamarta  wohnten  die  Gairas,  Tagangas  und  Dorcinos.  Bei  Cartajena  (Calamar) 
herrschte  in  Bocachica  der  Häuptling  Cares  von  Codego ,  und  ihm  gegenüber  fanden 
sich  die  Pueblos  der  Matarapa,  Cocon,  Cospique  und  Bahaire.  An  den  Zuflüssen  des 
Atrato  und  der  Küste  Darien's  wohnen  die  Darier,  Cunas  und  Chocoes  (als  Wilde). 
Die  Noanamos  im  Choco,  die  Coconucos  in  Popayan,  die  Paezes  und  Pijaos  in  Popayan 
und  Neiva,  die  Sebondayes  und  Mocoas  in  Mocoa  bewahren  ihre  besondere  Sprache. 
In  Lechamani  (bei  Comayagua)  bewahren  die  Reste  der  Indianer   ihre  eigene  Sprache. 


264  DIE    STÄMME    DES    ISTHMUS. 

Quevi  (oder  Saco)  in  Cueva  (Coyba)  und  Tiba  oder  Jura  in 
Castilla  del  Oro  (s.  Oviedo).  Die  Häuptlinge  oder  Cabra,  die 
Vasallen  besitzen,  stehen  unter  dem  Ober-Häuptling  oder  Saco. 
Die  Sklaven,  denen  (wie  sonst  erwähnt)  ein  Vorderzahn  ausgeschlagen 
ward,  hiessen  Paco.  Ein  in  der  Schlacht  ausgezeichneter  Krieger 
wurde  vom  Saco  zum  Cabra  erhoben  und  seine  Frau  zur  Espave. 
Die  Camagoa  oder  ^Männer  in  Frauenkleidern  (neben  den  Irachas 
oder  Huren)  thaten  Hausdienste.  Neben  Armringen  (Chaquira) 
w^urden  Nasenringe  getragen.  Die  Traditionen  wurden  in  Ge- 
sängen bewahrt.  Ausser  der  zeitweisen  Bemalung  (für  Krieg 
und  Feste)  gab  es  eine  dauernde,  die  der  Freie  (als  Wcippen)  auf 
Brust,  Armen  oder  Kinn  trug,  der  Sklave  auf  Stirn  und  Backen. 
Die  Vasallen  folgten  der  Bemalung  des  Fürsten.  Die  Seelen  der 
auf  gewöhnliche  Weise  sterbenden  Gemeinen  (im  Wald  mit  AVasser 
und  Speise  verlassen)  erlöschen  mit  dem  Tode,  aber  die  derjeni- 
gen, die  sich  bei  dem  Begräbniss  eines  Häuptlings  (wie  seine 
Frauen)  tödten,  gehen  mit  ihm  in  den  Himmel  ein,  das  Leben  fort- 
zusetzen (die  Ackerbauer,  als  solche,  weshalb  ihnen  ]\Iaisähren  mit- 
gegeben werden)  durch  Gifttrank.  Der  Dämon  Tuyra  straft  durch 
Orkane.  In  Castilla  del  Oro  wird  die  Leiche  des  Caziken  sitzend 
getrocknet  und  längs  der  Wand  des  Hauses  mit  den  Vorgängern 
auf  bew^ahrt,  während  für  solche,  die  in  Abwesenheit  (wie  beim  Kriege) 
starben,  ein  Gesang  (Areyto,  antillisch)  verfasst  wird,  der  von  den 
Jünglingen  auswendig  gelernt  und  oft  w^iederholt  werden  musste, 
um  das' Andenken  zu  erhalten  (in  Comagre  und  Chiman).  Andere 
legen  den  getrockneten  Leichnam  des  Caziken  in  die  Hängematte, 
und  andere  wieder  begraben  ihn  in  einer  grossen  Gruft  mit  den 
Frauen,  die  w^ährend  der  Tänze  berauscht  und  dann  bedeckt 
werden.     Die  Chupadores  sogen  Nachts  am  Nabel. 

Unter  dem  obersten  Fürsten  Ouboutou  (mit  dem  Stellvertreter 
Ouboutou  !Maliarici)  Avurden  die  Cariben  in  den  Dörfern  (mit 
einem  gemeinsamen  Rathshaus  oder  Karbet)  von  dem  Häuptling 
Tiouboutouli  hauthe  beherrscht,  während  der  Tiouboutouli  canaoa 
im  Kriege  und  der  Nhalene  die  Flotte  befehligte,  neben  welchem 
für  jeden  Feldzug  aus  den  Hauptleuten  oder  Ouboutou  noch  ein 
Führer  gewählt  wurde  (s.  Dapper).  Die  Keulen  heissen  Boutous 
bei  den  Cariben.  Die  unter  dem  blauen  Himmel  von  den  frei- 
willigen Erzeugnissen  der  Natur  lebenden  Cariben  wurden  durch 
einen  vom  Himmel  kommenden  Weissen  besucht,  der  ihnen  die 
scharfen  Steine    am  Ufer,    als    zum  Fällen    der  Bäume 


KOFACHITES.  265 

zeigte,  und  aus  den  in  die  Erde  gesteckten  Stücken  seines  Stabes 
die  Maniok  erwachsen  liess  (Dapper). 

Die  Boje  oder  Priester  (neben  den  Piais  oder  Zauberärzten) 
vertrieben  die  bösen  Maboja  bei  den  Kariben,  deren^  gute  Geister 
(Akambove)  im  Himmel  wohnen,  während  die  Seele  sich  nach 
dem  Tode  mit  dem  Gotte  Icheiri  oder  Chemin  vereinigte  (s.  Dap- 
per). Die  Seelen  der  Krieger  gehen  nach  glücklichen  Inseln,  wo 
ihnen  die  AroAvaker  als  Sklaven  dienen. 

Als  ein  Theil  der  Apalaches  von  Florida  nach  Mexico  ge- 
zogen (ein  Ebenbild  der  Stadt  Apalache  erbauend)  und  die  Ko- 
fachiten  (unter  dem  König  Pora-Kaussis)  den  freigewordenen 
Boden  in  Beschlag  genommen,  erhielten  sie  nach  einem  Kriege 
mit  den  zuückgekehrten  iVpalachen  durch  Vertrag  die  Landschaft 
Amana  und  wurden  (weil  unversehens  überfallen)  Karibaner  ge- 
nannt. Nachdem  sich  die  Kariben  von  Bemarin  (unter  dem 
Häuptling  Ragasin)  gegen  die  Apalachen  empört  und  sich  dem 
Reich  Matika  unterworfen  hatten,  versuchten  die  Priester  (Jaouas) 
der  Apalachen  den  Dienst  des  bösen  Mabouja  bei  den  Kariben 
durch  den  Cultus  der  Sonne  (auf  dem  Berge  Olaimi)  zu  ersetzen, 
und  als  Tetlabin,  der  in  der  Hauptstadt  Melilot  (in  Bemarin)  resi- 
dirende  König  der  Apalachen,  diese  Verehrung  der  Sonne  d^mn 
zum  Gesetz  machen  wollte,  flüchteten  diejenigen  Kariben, 
die  sich  nicht  fügen  wollten,  auf  das  ^leer  und  begaben  sich 
über  die  Insel  Santa  Cruz  oder  Ajai  in  die  Länder  der  Arowaker, 
Jaoer  und  Sappajoer,  bis  nach  Brasilien  (s.  Bristok). 

Die  von  Nicaragua  eingewanderten  Chiapaneken  (deren- 
Königreich  durch  einen  Bruder  Nima-Quiche's  gestiftet  wurde) 
stammten  von  dem  Seiba-Baum^),  dem  Symbol  ihres  Ahnherrn 
Imox  oder  Mox,  und  an  ihn  schliesst  sich  eine  längere  Reihe  von 
Heroen^'),  in  welcher  erst  nach  Votan  (der  auf  Igh  folgt)  Chanan 
steht,  der  Repräsentant  der  Chanes.  Später  noch  tritt  Been  auf, 
der  durch  Chiapas  wandernd,  dort  an  verschiedenen  Plätzen  die 
Spuren  seines  Besuches  zurückgelassen  (wie  Zamma  in  Yucatan) 
und  die  heiligen  Steine  beschrieben. 


1)  Der  den  Kalender  der  Chiapas  beginnende  Mox  (Imos  oder  Ninos)  wurde 
durch  den  Seyba-Baum  reprasentirt  (Emilio  Pineda).  Been  beschrieb  die  heiligen 
Steine  mit  seinem  Namen  (Chiapas  durchwandernd). 

2)  Imox  oder  Mox,  neben  dem  (als  Heroen)  genannt  werden  Igh,  Votan,  Cha- 
nan, Abah,  Tox,  Moxic,  Lambat,  Molo  oder  Mulu,  Elab  ,  Batz,  Evob,  Been,  Hix, 
Tziquin,  Chabin,  Chic,  Cliinax,  Chabogh,  Aghual. 


266  DIE    STÄMME    DES    ISTHMUS. 

Clavigero  rechnete  die  Chiapaneken  ^)  zu  den  ältesten  Nationen 
Anahuac's  und  (nach  Herrera)  waren  sie  ganz  Mexico  durch- 
wandert und  dann  von  Guatemala  nach  Nicaragua  gezogen, 
wie  sie  sich  auch  noch  durch  den  Isthmus  fortverfolgen  lassen 
bis  zur  Küste  St.  Miguel.  Die  am  Flusse  Chiapas  mit  den  Zoqui, 
Mizes  oder  Mixii  und  Misteken  grenzenden  Chiapaneken  werden 
durch  ihre  Abstammung  von  den  Vitznahuac  (Huitz-Nahuac)  zu 
dem  ältesten  Riesengeschlecht  der  Quinames  (und  Chanes)  in  Be- 
ziehung gesetzt,  und  zugleich  in  der  Verwandtschaft  zu  den  Wabi 
in  Tehuantepec  auf  maritime  Einwanderung  verwiesen,  um  zur 
Vermittelung  zwischen  Giapa  und  Giapon  beizutragen. 

In  ihrer  autochthonen  Form,  als  dem  Baume  ihres  Landes 
entwachsen,  reden  die  Chiapaneken  von  Votan  (Tepanaguaste 
oder  Sehor  del  palo  hueco),  als  dem  allein  mit  seiner  Familie  in 
einem  Boot  aus  der  Fluth  Geretteten,  der  dann  (unter  den  Er- 
bauern des  Himmelsthurmes)  die  Länder  geordnet,  und  (Anahuac 
seinem  Neffen  überlassend)  für  die  Chiapaneken  sowohl  Soconusco 
wie  Nicaragua  angewiesen. 

So  ergiebt  sich  jene  Kreuzung  der  Wanderungen  in  ent- 
gegengesetzte Richtungen,  wodurch  bald  die  Emigranten  Soco- 
nusco's  nach  Nicaragua  gekommen  sein  sollen,  bald  die  Chiapas 
aus  Nicaragua  hergeführt  sich  am  Fluss  Chiapan  niederlassen  (als 
Chiapaneken). 

Nach  Nunez  de  la  Vega  dagegen  gehört  die  Abstammungs- 
sage vom  Seiba-Baum  (und  auch  die  Votan  in  der  Fluth  zuge- 
schriebene Rolle)  den  Tzendalen  an,  also  den  von  den  Chiapas 
unterworfenen  Eingeborenen,  oder  wenn  diese  Tzendalen  selbst 
als  Begleiter  des  (aus  dem  Lande,  wo  die  Fluth  verlief)  einge- 
wanderten Votan  zu  betrachten  sind,  würde  der  Stammbaum 
auf  der  von  ihnen  bereits  vorgefundenen  Schicht  gekeimt  sein 
(unter  Zoques  oder  den  Quelenes  Copan-Avaztla's). 

Für  eine  Einwanderung  aus  Nicaragua  bot  sich  Soconusco 
zum  früheren  Landungsplatz,  als  ihn  später  die  Huabi  in  Tehuan- 
tepec fanden,  und  gegenüber  den  in  den  Häfen  des  Atlantic  Ge- 


1)  Consta  de  los  Cliiapanecos ,  por  sus  tradiciones  y  por  el  sentir  de  los  historia- 
dores,  que  era  un  pueblo  antiquisimo  en  Anahuac,  y  lo  mismo  sc  corrobora  par  la 
manera  en  que  conserva  el  uso  del  calendario  (s.  Orozco  y  Berra).  Un  pueblo  desco- 
nocido  (entre  Chiapos,  Yucatan  y  Guatemala)  poreyö  una  civilisacion  muclio  mas  ade- 
lantada  (als  die  mexicanische  im  Norden). 


CHIAPAS.    '  267 

landeten,  würden  sich  hier  die  Weltgegenden  schärfer  scheiden, 
als  bei  den  Küsten  Yucatan's. 

Nach  Herrera  stammten  die  Chiapas  aus  Nicaragua  und  auch 
Remesal  lässt  die  aus  Nicaragua  eingewanderten  Bewohner 
Chiapa's  über  die  Zoques,  Tzeltales  (Tzendales)  und  Quelenes 
(mit  der  Hauptstadt  Copanavaztla)  herrschen. 

Bei  Clavigero  trennen  sich  die  nördlichen  Einwanderer  von 
Soconusco,  um  auf  der  einen  Seite  Nicaragua,  auf  der  anderen 
Chiapa  zu  besiedeln,  um  (wie  Garcia  zufügt)  nach  Vertreibung 
der  Zoques  mit  Zotziles,  Tzendales  und  Quelenes  zu  kriegen, 
durch  den  König  von  Tehuantepec  gegen  die  Angriffe  von  Mexico 
unterstützt. 

Nach  anderer  Version  sollen  es  die  bei  der  Auswanderung 
nach  Nicaragua  in  Soconusco  zurückgebliebenen  Chorotegen  ge- 
wesen sei,  die  durch  ihre  Eroberung  ein  Reich  am  Chiapaflusse 
stifteten  (als  Chiapaneken),  und  von  ihnen  hätten  sich  Reste  in  den 
Dörfern  Suchiapa  und  Acala  erhalten.  Im  Rückzug  vor  den 
Nahuas  und  Olmeken  seien  die  (mit  Zoqui,  Mixi  und  Wabi  ver- 
wandten) Chiapaneken  Soconusco's  nach  Nicoya  gekommen,  und 
dann  nach  Nicaragua  ^). 

Im  Uebrigen  wird  der  Weg  in  mehrfachen  Wiederholungen 
durchmessen,  und  nachdem  die  ursprünglichen  Choluteken  (Cho- 
lulas)  nach  Nicaragua  gewandert  sind,  lässt  ihnen  Bobadilla  die 
zur  Zeit  Topiltzin-Axcitl's  fortgewanderten  Tolteken  aus  Ticomega- 
Emaguatega  folgen,  als  Niquiras  oder  Quauhcapolcas,  und  das 
Land  (nach  den  Siedlungen  in  Nombre  de  dios  und  Chiriqui)  bei 
der  Rückkehr  an  den  San  Juan  in  Besitz  nehmen.  .  Diese  Her- 
kunft der  sich  durch  Flucht  nach  Nicaragua  heimathlicher  Be- 
drückung Entziehenden  aus  Ticomega  und  Maguatega  kennt  auch 
Oviedo. 

Weiterhin  treibt  eine  Dürre  die  Mexicaner  (mit  den  Zeichen- 
büchern der  Culhuas)  nach  Nicaragua  (s.  Gomara)  und  für  solche 
Einwanderung  (wodurch  die  Choluteken  nach  Nicoya  geschoben 
seien)  wird  auch  der  Ausgangspunct  in  den  von  den  Mexicanern 
in  Guatemala  gegründeten  Städten  Mictlan  und  Yzcuintlan  (Stadt 


1)  Der  Häuptling  Nicaragua  herrschte  über  das  Land  Quauhcapolca,  das  später 
(mit  Nadayma,  Mombacho  u.  s.  w.  bis  Nagarando  oder  Leon)  seinen  Namen  erhielt. 
Nach  Oviedo  bezeichnete  Nicoya  die  Ebenen  (llanuras)  in  Nicaragua.  In  Nicoya 
herrschte  Nambi  (Hund  im  Chorotegischen). 


268  DIE    STÄMME    DES    ISTHMUS. 

der  Kaninchen)  genommen.  Ebenso  wird  von  den  Olmeken  ein 
Vordringen  bis  Nicoya  und  Leon  angegeben  (s.  Lacroix).  Nach 
Torribio  Motihnia  fand  diese  durch  Dürre  veranlasste  Auswande- 
rung der  ]\Iexicaner  nach  Nicaragua  (als  Nahuales)  in  Canoas^und 
Schiffen  statt  (deren  es  viele  gab  im  Mar  del  Sur). 

Zuletzt,  als  Vorläufer  der  aztekischen  Eroberungen,  seien 
dann  die  Pipiles  (deren  Bezeichnung  aber  nachträglich  auch  wie- 
der auf  Früheres  übertragen  wurde)  nach  Nicaragua  gekommen, 
und  wie  Gomara  bemerkt,  unterschieden  sich  dort  die  INIexicaner 
in  Sprache  und  Opferweise  scharf  von  den  Chorotegen^)  als  den 
älteren  Zuwanderern. 

Nach  Torquemada  wohnten  die  Indianer  von  Nicaragua  und 
die  von  Nicoya  (als  Mangues)  ursprünglich  im  Despoblado  de 
Xoconochco.  Los  de  Nicoya,  descendientes  de  los  Chololtecas,  mora- 
ron  acia  la  Sierra,  la  Tierrci,  adentro,  y  los  Nicaraguas  que  son  de 
la  de  Anahuac,  Mexicanos,  habitaban  acia  la  Costa  del  Mar  del  Sur. 

Beim  Vordringen  der  Nahuas  gründete  ein  Theil  der  Choro- 
tegen  (am  See  Managua)  Nagrando,  während  ein  anderer  Theil 
sich  um  die  Küste  des  Golfes  von  Nicoya  herumzog. 

Nach  LIerrera  wurde  der  Adel  der  Chorotegen  von  den  Cho- 
luteken  gebildet,  also  den  ächten  Abkömmlingen  aus  dem  Priester- 
sitze Cholula. 

Die  in  ^Sprache  und  Opferweise  von  den  Alexicanern  (die 
während  einer  Dürre  in  Anahuac  zu  Schiffe  nach  Nicaragua 
kamen)  verschiedenen  Chorotegas")  (ihren  Frauen  unterworfen) 
waren  die  reichen  und  tapferen  Eingeborenen  des  Landes,  neben 
Coribici,  Chondal  und  Orotiho  oder  Mame  (s.  Gomara). 

Nach  der  Auswanderung  aus  Soconusco  gründeten  die  Nica- 
ragua oder  Pipiles  die  Orte  von  Ezalcos  (in  Guatemala),  und 
Mictlan  und  Yzcuintlan  und  zogen  dann  (nachdem  die  Nicoyer 
sich  niedergelassen)  vom  Desaguadero  nach  Nombre  de  dios  an 
die  Küste,  von  wo  sie  an  den  Landsee  zurückkehrten  und  nach 
dem  anderen  Läiidsee  von  Leon  (mit  Xolatlan  oder  Nagrando) 
von    den    dort    wohnenden  Nicoyern    gewiesen   wurden.     Als    sie 


1)  La  lengua,  ritos  e  cerimonios  e  costumbres  waren  bei  den  Chorotegen  in  Ni- 
caragua verschieden  von  denen  der  anderen  Stämme  (s.  Oviedo). 

2)  Los  Chorotegas  tan  diferentemente  sacrificam  a  sus  idolos,  quanto  hablan,  wäh- 
rend die  aus  Anahuac  Gekommenen  (mexicanisch  redend)  die  Bücher  Culhua's  be- 
nutzten (Gomara). 


TOLTEKEN. 


k\ 


indess  (daselbst  nicht  zufrieden)  wieder  zum  Landsee  der  Nicoyer 
g"ekommen  waren,  bemächtigten  sie  sich  verrätherischer  Weise 
des  Landes  (wo  sie  von  ihren  Wirthen  Tamenes  oder  Lastträger 
erbeten  hatten)  und  die  der  Unterwerfung  abgeneigten  Eingebore- 
nen fueron  huiendo,  adonde  aora  se  dice  Nicoya,  y  adonde  aquel- 
los  Traidores  quedaron,  se  dice  Nicaragua  (Torquemada). 

Die  von  Tula  ausgewanderten  Nahuas  gründeten  (von  der 
Küste  zwischen  Esciuntla  und  Zozonate  ins  Innere  ziehend)  die 
Priesterstadt  Mitla  (am  See  Guixa)  im  Königreich  Cuzcatlan  und 
erreichten  den  Atlantic  an  der  Mündung  des  San  Juan.  Dann 
zogen  sie  nach  Darien  (zwischen  Nombre  de  dios  und  Portobelo), 
die  Liseln  des  Golfes  von  Chiriqui  bevölkernd,  und  erreichten  den 
Pacific  durch  Veragua  und  Costa-Rica,  am  See  von  Nicaragua 
m.it  den  (früher  vor  ihnen  geflohenen)  Chorotecas  zusammen- 
treffend, welche  aufs  Neue  vertrieben,  theils  Nagarando  am  See 
Managua  gründeten,  theils  nach  Nicoya  zogen,  wo  sie  mit  ihren 
vorher  dort  angelangten  Verwandten  sich  niederliessen.  Die 
Nachkommen  der  Nahuatl  in  Nicaragua  hiessen  Niquira. 

Wenn  es  sich  um  eine  mehr  oder  weniger  direct  mit  dem 
Culturkreis  der  Tolteken  verknüpfte  Wanderung  nach  Süden 
handelt,  so  würde  sich  ausser  der  beim  Fall  Tula's  eingetretenen 
(und  an  der  Bewahrung  des  letzten  Königsnamens  angedeuteten) 
eine  frühere  damals  annehmen  lassen,  als  Huemac  in  der  Ver- 
folgung Quetzalcoatl's  die  Priesterschaft  Cholula's  bedrohte,  und 
Torquemada  giebt  den  Bericht,  dass  sich  zu  ihm  Anhänger 
Quetzalcoatl's  aus  Cholula  nach  Soconusco  geflüchtet. 

Diese  durch  Huemac  aus  Cholula  vertriebenen  Tolteken  nah- 
men, als  Xuchiltepeken  (oder  Pipiles),  zwischen  Soconusco  und 
Tehuantepec  ihre  Wohnsitze,  bis  sie  durch  die  Olmeken  ange- 
griffen wurden.  Als  sie  nach  der  Auswanderung  aus  Chiapas  sich 
in  Cuzcatlan  von  den  Pipiles  getrennt  hatten,  siedelten  diese 
Xuchiltepeken  am  Golfe  von  Conchagua,  als  Choluteken  unter 
den  benachbarten  Chorotegen  (die  Orotiher,  Dirier  und  Nagran- 
daner  einschliessend). 

Die  (später  mit  Pipiles  gemischten)  Küstenbewohner  (zwi- 
schen Tehuantepec  und  Soconusco),  die,  als  die  Anhänger  Quetzal- 
coatl's durch  Huemac  bei  der  Eroberung  Cholula's  vertrieben 
wurden,  von  dort  ausgewandert  waren,  wurden  bei  dem  Einfall 
wilder  Olmeken  unterjocht,  flüchteten  aber  (bei  den  Bedrückun- 
gen)   auf    den    Orakelspruch    der   Priester    und    gründeten    (nach 


27^ 


DIE    STÄMME    DES    ISTHMUS. 


einem  Aufenthalt  am  Flusse  Michatoyatl,  wo  der  Hohepriester 
krank  wurde)  die  Stadt  Itzcuintlan,  worauf  sie  nach  dem  Vulcan 
von  Cuscutlan  weiterzogen  (in  die  späteren  Sitze  der  Pipiles) 
und  sich  theils  dort  niederliessen ,  theils  nach  dem  Conchagua- 
Golf  (als  Xuchiltepeken)  wanderten,  wo  sie  sich  auf  das  Geheiss 
ihres  (dort  sterbenden)  Priesters,  der  als  Führer  gedient  hatte, 
ansiedelten,  als  Choluteken. 

Durch  den  Einfall  der  Olmekas  (mit  denen  bereits  gekämpft 
war)  bedrückt,  wanderten  auf  Rath  der  Alfaquies  (von  denen 
zwei  auf  dem  Wege,  der  letzte  in  Choluteca,  starben),  von  den 
Chiapanecas  (in  Soconusco)  vier  Stämme  aus  (durch  Quatemallan 
und  Choluteca  bis  Nicaragua),  während  der  fünfte  (und  zurück- 
gebliebene) durch  die  (den  Olmeken  folgenden)  Tulteken  (unter 
Nimaquiche)  unterworfen  (bei  der  Theilung  des  Reiches  unter  die 
Fürsten  der  Mames  gestellt)  und  dann  durch  das  unter  General 
Tliltol  von  dem  mexicanischen  König  Ahuitzotl  nach  Guatemala 
geschickte  Heer  (1502  p.  d.)  bekämpft  wurden. 

Als  die  aus  Cholullan  Ausgewanderten  aus  ihren  Sitzen 
zwischen  Tehuantepec  und  Soconusco  ^)  durch  die  Olmeken  ver- 
trieben waren,  machten  sie  auf  ihrem  Zuge  den  ersten  Halt  am 
Flusse  Michatoyatl  (als  der  Hohepriester  erkrankt  war),  wo  Itz- 
cuintlan (Ezcuntla  oder  Panatacat)  oder  die  Stadt  der  Hunde 
(Tepetzcuintli)  erbaut  wurde,  und  dann  zog  der  Rest  über  einen 
in  Cuzcatlan  (Salvador)  genommenen  Halteplatz  nach  dem  Golf 
von  Conchagua  (als  Cholutecas  oder  Verbannte). 

Die  (durch  die  Olmeken  aus  Chiapas  vertriebenen)  Niquirer 
oder  Nicaraguer  wanderten  (nach  dem  Tode  ihres  Hohenpriesters), 
vom  Golf  von  Conchagua  an  die  atlantische  Küste  (bis  Nombre 
de  Dios)  und  kehrten  dann  nach  Nicoya  (bei  Leon)  zurück,  von 
wo  sie  später  nach  Nicaragua  zogen,  die  Eingeborenen  durch 
Kriegslist  vertilgend  und  das  Land  besetzend. 

Aus  Soconusco  ausgetrieben,  Hessen  sich  die  Choluteken 
nördlich  und  westlich  vom  Golf  von  Conchagua  an  der  Grenze 
von  Honduras  und  Nicaragua  nieder. 

Vor  den  Olmeken  fliehend,   kamen  die  Chorotegen  zum  Golf 


1)  Die  aus  Soconusco  (mit  der  von  Votan  gegründeten  Hauptstadt  Huehuetan) 
ausgewanderten  Choluteken  Hessen  eine  Colonie  am  Flusse  Michatoyatl  (Nebenfluss  des 
Amatitlan-Flusses),  welche  am  Fusse  des  Vulcans  Hunahpu  die  Stadt  Itzcuintlan 
(Yzcuintlan)  gründete  (bei  der  Weiterwanderung  nach  Nicaragua). 


CHOLUTEKEN.  271 

von  Nicoya  und  kehrten  dann  zur  Niederlassung  an  dem  See  von 
Nicaragua  zurück. 

Die  beiden  Emigrationen  der  Tolteken  werden  in  Richtung 
und  Ausdehnung  unterschieden,  indem  die  vor  Huemac  aus  Cho- 
lula  nach  Soconusco  und  Tehuantepec  Geflüchteten  über  das  am 
Flusse  Michatoyatl  gegründete  Itzcuintla  und  Mictlan  (in  Cuzcal- 
tan)  nach  Conchagua  (unter  Zurücklassung  einer  Colonie  in  Izalco) 
gezogen  seien,  um  sich  beim  Tode  des  Hohenpriesters  in  Cholu- 
teca  (als  Pipiles)  niederzulassen,  während  die  zur  Zeit  Topiltzen- 
Acxitl's  fortgewanderten  Tolteken  ihren  Weg  über  Honduras, 
Nicaragua  und  Costa -Rica  nach  Veragua  genommen  und  in  Pa- 
nama (bei  Nombre  de  Dios)  angesiedelt  hätten,  bis  nach  Chiriqui 
vordringend. 

Die  letztere  Wanderung  (aus  dem  vor  Xolotl's  Einbruch  zu- 
sammengesunkenen Tula)  wird  daher  für  die  äussersten  Ausläufer 
der  mexicanischen  Cultur  ihre  hohe  Bedeutung  besitzen,  eine  ge- 
ringere dagegen  für  die  Chorotegenfrage ,  von  welcher  sie  auch 
durch  das  Herüberlenken  zur  atlantischen  Küste  abzuweichen 
beginnt. 

Die  für  Nicaragua  den  Ausschlag  gebende  Einwanderung 
hat  dagegen  an  Cholula  anzuknüpfen  und  an  die  vor  Huemac's 
Drohungen  nach  Soconusco  geflüchteten  Anhänger  Quetzalcoatl's. 
Möglicherweise  waren  sie  noch  an  ihren  temporären  Sitzen  ver- 
blieben, als  die  geschlagenen  Reste  der  Toltekenfürsten  die 
Strasse  nach  Honduras  einschlugen  und  vor  ihnen  bereits  Nicara- 
gua berührten. 

Die  Ansiedlungen  von  Soconusco  wurden  möglicherweise  erst 
später  gestört,  damals  nämlich,  als  die  Nonahualcos  genannten 
Chichimeken  nach  der  Ermordung  des  Knabenkönigs  die  Ruinen 
Tula's  verliessen,  um  ihren  Eroberzug  zu  beginnen,  der  sie  nach 
Quetzaltepec  und  dann  nach  Tecpantlan,  im  Lande  der  Zoqui, 
führte. 

Von  hier  aus  mögen  sie  die  Colonien  der  Choluteken  in  So- 
conusco beunruhigt  haben,  und  da  diese  wahrscheinlich  Kunde  hatten 
von  dem  Blutb^de,  das  unter  Hinschlachten  der  Priesterfürsten 
Tlachiach  uud  Aquiach  die  verwandten  Teochichimeken  auf  dem 
heiligen  Boden  ihrer  früheren  Heimath  von  Cholula  angerichtet 
hatten,  so  legten  sie  diesen  Tempelschändern  den  Namen  der  von 
ihren  ererbten  Traditionen  bereits  gebrandmarkten  Olmeken  bei, 
und  sahen   so   noch   immer   diese    in   den  Verfolgern,    obwohl  ihr 


272  DIE    STÄMME    DES    ISTHMUS. 

Platz  in  der  Geschichte  längst  durch  jüng*eren  Nachwuchs  er- 
setzt war. 

Indess  kann  die  Verfolgung  auch  in  die  frühere  Zeit  gesetzt 
werden,  von  der  Gomara  redet,  wenn  er  nach  dem  beim  Tode 
Topil's  (den  die  unter  Totepeuch  eingewanderten  Chichimeken 
in  Tula  auf  den  Thron  erhoben)  eingetretenen  Interregnum, 
zwei  Könige  erwählen  lässt,  von  denen  Nauhiocin  sich  am  mexica- 
nischen  See  festsetzt  (und  dort  unter  seinem  Nachfolger  Quauh- 
texpetak  die  fortlaufende  Königsreihe  beginnt),  während  sich 
Demac  (Huemac)  nach  der  Küste  begiebt,  also  etwa  auf  den 
Spuren  der  durch  ihn  aus  Cholula  Vertriebenen. 

Nach  Antonio  de  Mendocas  (bei  Ramusio)  vino  de  la  parte 
del  Norte  hacia  la  provincia  de  Panuco  un  capitan  que  llamaban 
Orchilobos  con  400  hombres,  bien  ordenados  a  su  modo,  und  die 
Mexicaner  im  Kriege  gegen  Tlascala  unterstützend,  baute  derselbe 
am  Sonnenbaum  die  Stadt  Temistitan  im  See,  Gesetze  gebend, 
worauf  er  sich  nach  Guatemala  (und  „para  el  Peru")  begab,  wäh- 
rend die  Mexicaner  ohne  König  blieben,  bis  der  durch  die  von 
Orchilobos  träumende  Tempeljungfrau  (aus  dem  Federball)  gebo- 
rene Guatezuma  aus  dem  Verbannungsort  seiner  Mutter  zurück- 
kehrte und  zum  König  erhoben  wurde.  Oviedo  fügt  hinzu,  dass, 
wie  Cortez  von  Montezuma  gehört  habe,  Orchilobos  nicht  aus 
dem  Norden,  sondern  von  Westen  gekommen,  undnoch  mehrmals 
zurückgekehrt  sei,  ehe  er  fortgezogen  sei,  seine  eigene  Ansicht 
aussprechend,  „que  no  del  Peru,  sino  de  Nicaragua  ovieron  origen 
essos  Indios  e  su  capitan  Orchilobos." 

In  Nicaragua  knüpft  sich  der  autochthone  Sagenschmuck  an 
die  Stadt  Nagrando,  w^elche  in  aller  ihrer  Herrlichkeit,  und  wäh- 
renden Festgesängen,  in  Tanz  und  Spiel  durchtönt,  vom  Meere 
verschlungen  wurde,  freilich  zur  Strafe  ihrer  Gottlosigkeit,  welche 
aber  dennoch  als  Sünderin  in  den  Gesängen  der  Indianer  trauernd 
beklagt  wurde  (s.  Torquemada),  da  es  ein  fremder  und  aus  der 
Ferne  herbeigezogener  Gott  gewesen  sein  werde,  dessen  Zorn  sie 
erregt  hatte. 

Auf  ihrem  Boden,  in  Martiaca  (Martiari),  war  das  Menschen- 
geschlecht erwachsen,  die  Kinder  der  Ureltern,  Nembrita's  und 
seiner  Frau  Nenguitamali's,  damals  als  noch  die  Gottheit  Tipotan 
im  Himmel  weilte  und  der  Vulcan  von  Masaya  die  gebührende 
Verehrung  (bei  den  Diriern)  erhielt.  Daneben  zeigt  sich  (am 
Sonnenaufgang  wohnend)  Tamagostad,    der   seine  Verwandtschaft 


TEOTES.  273 

im  Süden  findet,  und  durch  die  aus  dem  Norden  herabgekomme- 
nen Eroberer  in  Cipattonal  eine  Genossin  erhalten  haben  mag; 
wie  auch  Oxomoyo,  Chachitguegue  und  Chicoziagat  (s.  Oviedo) 
auf  ähnhche  Einwirkung  deuten  (gleich  der  Mehrzahl  der  übrigen 
Namen).  Neben  der  Ueb erliefe rung,  welche  die  Stationen  der 
aus  Mexico  herabführenden  Strasse  fixirt  hatte,  war  auch  die  Er- 
innerung von  einer  Einwanderung  aus  Ticomega  Emaguatega 
nach  Nicaragua  bewahrt.  Die  den  San-Juan-Fluss  aufwärts  nach 
Nicaragua  schiffenden  Niquiras  (Nicaraguas)  oder  Quauhcapolcas 
kamen  (nach  Bobadilla)  aus  dem  Lande  Ticomega  Emaguatega, 
die  Inseln  des  Sees  besiedelnd  (wie  Chomi-Tinamit  oder  Zapatero 
und  Ometepe)  in  Mischung  mit  den  Choroteguen  oder  Choluteken. 

Der  politischen  Umwälzung  wurde  eine  kosmogonische  zum 
Hintergrunde  gegeben,  und  so  gehörte  die  Neuschöpfung  nach 
der  Fluth  den  Göttern  oder  Teotes,  die  auf  Geheiss  Famagostad's 
(Tamagostad's)  und  Cipattonal's  die  Erde  wieder  herstellten.  Der 
sonst  als  Quetzalcoatl  gefeierte  Windgott  hatte  sich  in  der  Form 
Hecat  (Ehcatl)  erhalten  und  in  Chiquinaut  einen  Gefährten  er- 
langt. Dem  Namen  des  Regengottes  (Quiateot)  war  die  auslän- 
dische Endung  zur  Deutung  beigefügt,  er  selbst  aber  war  dem 
altersgrauen  Göttergeschlecht  entsprungen,  als  Sohn  des  Homey- 
Atelite  und  Homey-Ateciguah,  den  Urhebern  der  durch  die  Fluth 
zerstörten  Schöpfung,  unter  alleiniger  Erhaltung  Famagostad's 
und  ZipaltonaFs  (Cipattonal),  die  für  ihr  Erneuerungswerk  die 
Hülfe  Ecalchot's  und  Ciagat's  erhielten. 

Der  Hohepriester,  mit  der  Fürstenwürde  bekleidet,  beauftragte 
den  Priesterältesten  Papa  mit  der  Erziehung  der  Prinzensöhne  im 
Tempel,  und  ihn  umgaben  die  heiligen  Tamagast  oder  Tlamacaz- 
qui,  auch  um  gegen  die  bösen  Zauberer  oder  Texoxes  zu 
schützen,    welche  Kinder  mit  ihrem  Blick  zu  tödten  vermochten. 

Aehnlich  fürchten  die  Cariben  in  Nicaragua  die  Nachstellun- 
gen des  Dämon  (Ulaser  oder  Lerrirre),  und  wenn  derartig-es  zu 
besorgen  ist,  ändert  man  das  jeder  Familie  eigenthümliche  Muster 
der  Körperbemalung,  um  unerkannt  zu  bleiben  (s.  Levy),  während 
sonst  der  Volksglaube  in  solchem  Falle  als  probates  Mittel  vor- 
schlägt, den  Namen  zu  wechseln. 

Die  Choluteken  wohnten  an  der  Bay  von  Fonseca  (von  So- 
conusco  gekommen),  die  Choroteger  zwischen  dem  See  Managua 
und  dem  Ocean  (bis  zur  Bay  von  Fonseca)  und  in  Nicoya  (als 
Orotinas  bis  zum  See  Nicaragua),  die  Niquires  am  See  von  Nica- 

Bastian,    America.  10 


274  DIE    STÄMME    DES    ISTHMUS. 

ragua,  die  Maribios  bei  Leon,  die  Dirier  zwischen  dem  See  Ma- 
nagua und  dem  See  Nicaragua  (bei  Granada),  die  Mangues  oder 
Nagrandaner  am  See  Managua  (bei  Subtiaba),  die  Chontales^) 
zwischen  dem  See  Nicaragua  und  dem  Caribischen  Meer. 

Die  Nicaragues  siedelten  auf  einer  Insel  (en  la  quäl  ai  dos 
Sierras  altas  redondas)  in  einem  Landsee.  Ometepetl  (que  quiere 
decir  dos  Sierras)  findet  sich  in  der  Laguna  de  Granada.  Bei 
einer  Dürre  waren  die  Mexicaner  (mit  den  Zeichenbüchern  Cul- 
huas)  nach  Nicaragua  eingewandert,  w^o  neben  der  ursprünglichen 
Sprache,  dem  Chorotega,  das  Coribici  und  Orotina  oder  Mama, 
sowie  (in  den  Bergen)  das  Chontal  geredet  wurde  (s.  Gomara). 

In  der  Stadt  Managua   (zwischen  Leon  und   der  Lagune   mit 


1)  Squier  unterscheidete  unter  den  wilden  Stämmen  zwischen  Carataska-Laguna  und 
Rio  San  Juan,  sowie  (sonst  an  der  Mosquitoküste)  Toacas,  Tonglas,  Ramas,  die  Lencas 
(mit  Chontales,  sowie  Xicaques  und  Payas)  und  (zu  den  Maya  gehörig)  die  Chorti 
oder  Sesenti.  Nach  Herrera  wurde  in  Choluteca  das  Coribizi  geredet.  Die  Chori 
wohnen  neben  den  Weeyot  bei  Trinidad.  Südlich  von  den  Cholutekcn  wohnten  die 
Chorotegen.  Die  Mangue's  oder  Nagrander  (zwischen  Dirier  und  Cholutekcn)  waren 
(nach  Ludwig)  ein  Stamm  der  Chorotegen  und  wohnten  zwischen  Ocean  und  See 
Managua.  Neben  den  Valientes  wohnten  die  Rama  an  der  Grenze  Nicaragua's  (zwischen 
Punta  Gorda  und  der  Lagune  von  Chiriqui).  Nach  Juarros  redete  sich  das  Pipil  (das 
rohe  Idiom  des  gemeinen  Volkes)  in  den  Curaten  von  Texacuangos,  Dolores-Izalco, 
Asuncion-Izalco,  Apaneca  und  Ateos  (in  Guatemala).  Die  Zacatecas  sprechen  mexica- 
nisch,  und  so  die  Mazapiles,  wie  auch  die  den  Conchas  verwandten  Chinarras ,  ebenso 
die  Acaxees  (in  Topia)  mit  den  Sabaiba  (Xixime  und  Tebaca)  und  die  Jaliscos.  Die 
Bewohner  Cinoloa's  waren  (wie  die  Mexicaner)  aus  dem  Norden  gekommen  (s.  Ribas). 
Die  Nachkommen  der  Nahuatl  in  Nicaragua  heissen  Niquira.  Teytc  war  Häuptling  (in 
Nicaragua).  Nicaragua  ist  Herr  des  Wassers  oder  (in  San  Salvador)  Nica.  Die  Ni- 
quiraner  sprachen  (nach  Oviedo)  mexicanisch  (in  Nicaragua),  die  Chontal  stammten  von 
den  Maya  und  die  eingeborenen  Choroteger  zerfielen  in  die  Dirier,  Nagrandiner,  Cho- 
luteker  und  Orotiner.  Gomara  unterscheidet  die  Sprache  der  Niquirer  (oder  Mexicaner), 
Choroteger,  Orotiner,  Chontal  und  Caribsi  (in  Nicaragua).  Nach  Herrera  erstreckten 
sich  die  Chontal  bis  Oaxaca.  Gott  hiess  Goposeme  im  Dialect  der  Choroteger  (s. 
Squier).  Die  Sprache  der  Caribsi  wurde  in  Chiriqui  geredet.  Nördlich  vom  See 
wohnten  die  wilden  Chontalen  zwischen  Olocoton  und  Palangagaspa.  Auf  die  Oroti- 
nas  (an  den  Golf  von  Nicoya  grenzend)  folgten  die  Dirier  (die  Alte  vom  Berge  auf 
dem  Vulcan  von  Masaya  verehrend).  Die  Mangues  (bei  Torquemada)  oder  Nagarandas 
(bei  Oviedo)  wohnten  zwischen  Dirias  und  Cholutecas.  Gomara  bezeichnet  die  Sprache 
der  Chorotegen  als  eine  alte  (in  Nicaragua).  Das  Coribici  (in  Nicaragua)  wurde  be- 
sonders in  Choluteca  gesprochen  (nach  Herrera).  Die  Sprache  der  Orotina  oder  (nach 
Oviedo)  Orotinaruba  hiess  (nach  Gomara)  Mama.  Am  Golf  von  Nicoya  wohnten  die 
Orotines.  Das  Charibizi,  Cholotekische,  Chontal,  Orontinische  und  Mexicanische  wurde 
in  Nicaragua  geredet  (nach  Herrera).     Chiriqui  lag  zwischen  Burica  und  Nisca. 


CUSCUTLAN.  2 


den  Caciquen  der  Itipilapa  an  der  Küste)  wurde  das  Chorotega  ^) 
geredet  (s.  Oviedo). 

Südlich  von  den  Niquirianos  zwischen  See  und  Pacific  (und 
auf  Ometepec  und  Zapatero)  wohnten  (unter  Nicoya)  die  (mexi- 
canischen)  Orotinanos  und  nördhch  von  der  Bay  Fonseca  die 
(mexicanischen)  Cholutecanos ,  von  den  verwandten  Niquiranos 
durch  die  Nagrandanos^)  getrennt  (aber  in  Waldungen  unter  den 
Pipiles  an  der  Küste  San  Salvador's).  Zwischen  den  beiden  Seen 
(im  Centrum  Nicaraguas)  wohnten  die  Choroteganos,  als  Dirianes 
(der  Hochländer)  und  Nagrandanos  (der  Tiefländer).  Die  (Maya 
redenden)  Chontales  (deren  Sprache  sich  durch  die  fernere  Cor- 
dillere  von  Nicaragua  bis  Oaxaca  erstreckt  habe),  wohnten  jen- 
seits der  Seen  an  den  Abhängen  der  Cordillere.  Die  Caribsi 
wohnten  am  Atlantic  (in  Nicaragua). 

Die  einheimische  Sage  von  Cuscutlan  lässt  aus  dem  See  von 
Huixa  (bei  Santa  Maria  Mita)  einen  in  blaue  Gewänder  geklei- 
deten Greis,  in  Begleitung  einer  schönen  Jungfrau,  hervorgehen, 
und  während  diese  weiterzieht,  von  seinem  Bergsitze  aus,  die 
Erbauung  des  Tempels  von  Mitlan  oder  Mictla  leiten,  um  dann 
das  Land  durch  eine  gesittete  Regierung  zu  ordnen. 

Dieser  dem  Boden  entwachsene  Mythenkreis,  der  seine  Seiten- 
bilder bei  den  Chibchas,  Huancas  u.  s.  w.  findet,  verschiebt  sich 
nun  in  Folge  fremder  Eindringlinge,  als  durch  die  wilden  Olmeken 


^)  Gomara  nennt  die  Sprachen  der  Coribici,  Chorotega,  Chondal,  Orolina  und 
Mexicana  in  Nicaragua.  Chontalli  (Chontal)  bedeutet  Fremder  (im  Aztekischen),  Die 
Chortises  in  Sensenti  waren  den  Quiches  (Cakquichels  und  Mayas)  verwandt.  Zwischen 
San  Salvador  und  Comayagua  wohnten  neben  den  Lencas  die  Chontales,  als  Payas 
und  Hicagues.  Die  Cariai  grenzten  mit  den  Mosquitos.  An  der  Balsamküste  wird  ein 
dem  Mexicanischen  verwandter  Dialekt  gesprochen.  Die  Caria  (Cares)  oder  Choles 
wohnten  in  Copan.  Bei  den  Mosquito- Indianern  geht  der  Begriff  des  Bringens  (to 
bring)  aus  der  Verbindung  von  Nehmen  und  Kommen  (to  take-come)  hervor,  wie  im 
Tscheremissischen  (nach  Wiedemann)  und  sonst  (s.  Pott).  Die  Indianer  an  der  Mos- 
quito-Küste  bezeichnen  sich  selbst  als  Waikna  (Menschen).  Die  Poyais  in  Tegucigal- 
pan  waren  mit  den  Chontales  verwandt.  Die  Uluas  (Woolwa)  wohnten  im  Nordosten 
von  Honduras,  In  Nicaragua  fanden  sich  die  Mangue,  Maribi  und  Pontoa,  Der 
Häuptling  Dirianges  (Diriaya)  grenzte  mit  Nicaragua  (zu  Gonzales'  Zeit). 

^)  Von  den  Dirianes  besiegt,  hatten  sich  die  Nagrandanos  in  das  Gebiet  der  Ni- 
quiranos gezogen  (s.  Levy).  Die  Huatusos  wohnen  am  Rio  Frio.  Zu  den  Smoos  (am 
Atlantic)  gehören  die  Pantasma,  Poyas,  Carcas  (Siquia  oder  Woobra),  Mosquitos,  Zum- 
bos,  Caraibes  negros,  Civa  oder  Montezuma,  Wawas,  Toakas,  Toanglas,  Rama.  Unter 
den  Dämonen  (Ulaser)  verehren  die  Cariben  (in  Nicaragua)  die  des  Wassers  als  Lerrirre. 
Die  Talamancos  grenzten  mit  den  Guaimies,  Doraces  und  Changuines. 

18'= 


276  DIE    STÄMME    DES    ISTHMUS. 

vertrieben,  die  Choluteken  über  Tehuantepec  und  Soconusco  süd- 
lich flüchtend,  nach  der  Gründung  von  Itzcuintlan,  bis  Cuzcutlan 
weiter  ziehen. 

Dann  gilt  Mictlan  durch  Acxitl,  letzten  König  der  Tolteken 
erbaut,  und  dort  hätten  auch  die  Quiche's  und  Cakchiquel  die 
Bestätigung  ihrer  neu  gestifteten  Herrschaft  nachgesucht. 

Die  Beziehungen  zu  Cholula^)  ergeben  sich  in  dem  Cultus 
Quetzalcoatrs,  aber  dieser  sonst  strenge  und  keusche  Büsser,  er- 
hält in  einem  Lande,  bis  wohin  sich  (auch  unter  den  zuge- 
wanderten Pipiles)  die  gynaikokratischen  Verhältnisse  Nicaraguas 
fühlbar  machen,  eine  weibliche  Hälfte  zugelegt,  in  seiner  Gattin 
Itzqueye,  dem  Cultus-Object  der  Frauen,  wie  ihm  selbst  von  den 
Männern  geopfert  wird,  (in  einer  auch  sonst  in  der  Paarung  der 
Götter  hervortretenden  Geschlechtstrennung,  die  bei  den  Cariben 
auch  sprachlich  festgehalten  wurde). 

Als  Repräsentant  Quetzalcoatl's  empfing  (neben  der  Gattin 
Itzcueye)  auch  der  Oberpriester  Mictla's  (Teucti  betitelt)  Verehrung, 
und  seinen  Anordnungen,  oder  denen  seines  Stellvertreters  (Tehua 
Matlin),  den  im  Tempel  (Teupa)  wieder  Teupixqui  umgaben,  hatte 
selbst  der  Fürst  Folge  zu  leisten. 

Der  in  Mictla  (in  San  Salvador)  neben  dem  Fürsten  residirende 
Oberpriester  oder  Tuti  (der  Priester  oder  Teupas)  trug  einen 
Federbusch  des  Quetzal- Vogels  (Palacios).  Sein  Rath  wurde  von 
vier  Priestern  (Teupixquis  genannt)  gebildet,  und  dem  (prophezei- 
enden) Zauberer  Tschu-a-matlini.  Beim  Tode  des  (sitzend  in 
seinem  Hause  begrabenen)  Oberpriesters  wurde  sein  Nachfolger 
von  den  P'ürsten  durch  das  Loos  gewählt  aus  einem  der  Teu- 
pixquis, und  dieser  durch  den  Sohn  eines  Priesters  (Teupas)  er- 
setzt. Der  durch  Fasten  und  Tänze  (Mitotes)  begrüsste  Erwählte 
zog  sich  Blut  aus  Zunge  und  Penis  und  empfing  das  Herz  des 
geopferten  Knaben  in  einem  Beutel,  der  (nach  Blutsprengen)  der 
zu  begrabenden  Leiche  eingefügt  wurde.  Die  Idole  Quetzalcoatl 
(als  Mann)  und  Itzqueye  (als  P'rau)  wurden  mit  Blut  besprengt. 
Vor  einem  Kriegszuge  durften  die  Krieger  ihren  Frauen  nicht 
im  Hause  beiwohnen,  sondern  nur  an  dem  Calpal  genannten  Ort. 

1)  Der  mit  einem  Mädchen  aus  dem  See  Huixa  hervorgegangene  Greis  gründete 
Mictlan  (n.  Salvador).  In  Mictlan,  wo  (neben  dem  Hohenpriester  Qiietzalcoatl's)  die 
Göttin  Itzcueye  verehrt  wurde,  herrschte  ein  König  und  ein  Priester  oder  Tuti  mit 
seinem  Stellvertreter  oder  Tohuatmalini,  unter  welchem  vier  Teopixqui  den  Teupa  (oder 
Geistlichen  der  Provinzen)  vorstanden. 


HONDURAS.  277 

Bei  den  Pepiles  von  Mictla  in  San  Salvador  erhielten  die 
Kinder  die  Namen  des  Grossvaters  oder  der  Grossmutter  (Pala- 
cios).  Wenn  der  Bräutigam  seinem  Schwiegervater,  Schwieger- 
mutter oder. Schwägern  begegnete,  wich  er  ihnen  aus,  weil  er 
sonst  keine  Kinder  haben  würde.  In  einem  Baum  mit  sieben 
Zweigen  waren  die  Verwandtschaftsgrade  dargestellt,  innerhalb 
welcher  nicht  geheirathet  werden  durfte  (ausser  durch  die  in 
Kriegsthaten  Berühmten,  die  im  dritten  Grade  heirathen  konnten), 
und  ein  Baum  mit  vier  Zweigen  stellte  die  Collateral-Linien  dar, 
die  das  Heirathen  verboten.  In  den  Wochen  musste  die  Frau 
beichten.  Der  (bekleidet  in  seinem  Hause  begrabene)  Cazique 
wurde  fünf  Tage  beweint,  bis  der  Priester  erklärte,  dass  er  zu 
den  Göttern  eingegangen  sei.  Das  Opfer  Navitia  bestand  darin, 
dass  die  ein  Kind  verlierende  Frau  vier  Tage  ihre  Milch  bewahrte, 
um  von  den  Todten  keinen  Schaden  zu  erleiden.  Bei  schwerer 
Entbindung  wurde  ein  Kleidungsstück  des  Mannes  (oder  des 
Ehebrechers)  von  ihm   selbst   gebracht   und   auf  die  Frau   gelegt. 

In  den  Schöpfungssagen  an  der  (von  yucatanischen  Handels- 
boten besuchten)  Küste  von  Honduras,  zeigen  sich  in  der  Auffassung 
der  Stammes-Frau  Comicahual  (tigre  que  buela)  am  löwengesich- 
tigen  Fels  Anklänge  an  mistekische  Mythen,  wie  anderseits  der 
heilige  Stein  der  Quiche's  dort  auch  wiederkehrt  (die  Feinde 
besiegend)  oder  der  Name  Tlapalan  (bei  Ibueras)  das  Ziel  mexi- 
canischer  Wanderungen  zurückruft,  und  Torquemada  lässt  sich 
die  Teochichimeken ,  nach  ihren  Kriegen  mit  Tlascala  und 
Huexotzinco,  bis  Hibueras  oder  Honduras^)  verbreiten. 

Die  weisse  Zauberin  Coamigagual  (fliegender  Tieger)  nach 
Cerquin  (in   Honduras)   kommend ,    vertheilte  an   dem  mit  Löwen- 


1)  Die  Xuchiltepeken  (als  die  von  den  Pipiles  bei  Cuzcatlan  abgetrennten  Küsten- 
stämme in  Chiapas)  siedelten  (als  Choluteken)  an  den  Grenzen  von  Honduras,  Salvador 
und  Nicaragua.  Die  Colhuas  von  Xibalba  (mit  Tlapallan  am  Golf  von  Honduras) 
galten  für  Riesen  oder  Quinames  (in  Guatemala).  Traian  los  genitales  atados  adentro 
por  honcstidad,  diciendo  que  las  bestias  los  llevaban  sueltos  (in  Nicaragua).  Topiltzin- 
Acxitl-Quetzalcohuatl,  letzter  König  der  Tolteken  (von  Colhuacan  bei  Mexico,  Otompan 
und  Tula)  in  Anahuac,  flüchtete  nach  Honduras,  ein  Reich  in  Huey-Tlatopan  gründend. 
In  Hueyapan  eingeschifft,  flüchtete  Topiltzin  Acxitl  nach  Tlapallan  (während  sein  Vater 
Huemac  in  Chapultepec  verschwand).  Die  in  Cerquin  (in  Honduras)  erschienene  Him- 
melsfrau liess  den  geschmückten  Tempel  von  Calcoquin  erbauen  (mit  dem  magischen 
Steindreieck)  und  verschwand  (in  ihrem  Bett  auf  die  oberste  Terrasse  des  Pallastes  ge- 
tragen) unter  Donner  und  Blitz,  als  Comizahual  (fliegende  Tiegerin). 


278  DIE    STÄMME    DES    ISTHMUS. 

gesichtern  verzierten  Stein  das  Reich  unter  ihre  drei  Söhne 
(ohne  Vater)  oder  drei  Brüder  (s.  Herrera). 

In  dem  von  den  Böten  Yucatan's  zum  Handel  besuchten 
Honduras  (mit  der  Hauptsprache  der  Chontalen)  kam  nach  Ceal- 
coquin  (in  Cerquin)  zu  dem  Fels  mit  Löwengesichtern  die  weisse 
Frau  Comi^ahual  (tigre  que  buela),  ihre  Feinde  durch  Erhebung 
des  heiligen  Steines  besiegend,  und  theilte  (nachdem  sie  im  Ge- 
witter von  den  Höhen  des  Palastes  als  Vogel  zum  Himmel  ge- 
stiegen) das  Land  unter  ihre  drei  (vaterlosen)  Söhne  (s.  Torque- 
mada).  Estimaban  en  mucho  al  Tigre  in  Honduras,  wo  der  Fels 
mit  drei  Zackengesichtern  neben  dem  Fels  mit  Löwengesichtern 
(bei  Cealcoquin)  verehrt  wurde  (s.  Torquemada). 

Nicht  das  Herz  lebte  fort,  (das  dafür  in  Californien  vom 
Scheiterhaufen  hüpfte),  sondern  die  flüchtige  Essenz  desselben  im 
lulio  (bei  den  Nicaraguanern).  In  Honduras  hiess  das  Jahr  Jolar 
(das  Vorübergehende). 

In  Mexico  waren  Herzen^)  zu  opfern,  um  durch  die  in  ihnen 
concentrirte  Lebenskraft  die  göttliche  Erhaltungsmacht  des  Uni- 
versums beständig  aufzufrischen. 

Das  Herz  oder  Yulio  (Leben)  der  Todten  ging  (in  Nicaragua) 
zu  den  am  Sonnenaufgang  wohnenden  Göttern  Famagostad  und 
Zipaltonal,  die  mit  dem  alten  Ecalchot  und  jungen  Ciagat  Alles 
geschaffen  hatten  (Bobadilla).  Der  Regen  wurde  von  Quiateot, 
Sohn  des  Home-Atelite  und  der  Home-Ateciquat,  gesendet.  Der 
Gott  Mixcoa  wurde  durch  geschnitzte  Steine  angerufen.  Der 
Gott  des  Hungers  hiess  Vizetot.  Chiquinau  und  Hecact  herrschten 
in  der  Luft.  Den  Göttern  (Teot)  wurden  in  Teobat  Menschen- 
opfer") gebracht  von  den  Indianern  in  Nicaragua,  die  von  Tico- 
mega  Emaguatega  gekommen.  Auf  den  Tezarit  genannten  Hütten 
(vor  dem  Tempel)  sprengte  der  Priester  (Tamagoz)  Opferblut  (in 
Nicaragua). 


1)  No  sale  el  cora^on,  sino  aquello  que  aca  los  tenia  vivos  y  el  ayre  que  Ics  salc 
por  la  boca,  que  llaman  yulio  (ques  el  aniraa)  in  Nicaragua  (s.  Oviedo).  In  Nicara- 
gua, wo  sich  neben  dem  Gott  Thomotoyo  (mit  dem  auf  die  Erde  gesendeten  Sohn 
Teotbilahe)  die  Engel  oder  Tamachaz  (unter  den  Führern  Taracazcati  und  Tamacaztobal) 
fanden,  entflog  den  Sterbenden  (ausser  den  zu  Grunde  gehenden)  der  Hauch  Xulio 
(um  in  der  Sonne  mit  den  Teotes  zu  leben),  während  die  Schlechten  (wenn  nicht  ver- 
nichtet) von  Miquetanteot  in  der  Unterwelt  bewacht  wurden. 

-}  Every  chief  maintains  certain  persons  for  sacrifice,  who  are  fed  daintily  (in 
Nicaragua).  Im  Kriege  beugten  sich  die  Priester  (in  Nicaragua)  zum  Fahnenspecr, 
flüsternd  (nach   Cerezada). 


AHGIH.  279 

Bis  zum  Tode  des  Fürsten  Xostoval,  Vater  des  Cuylomegilte, 
redeten  die  Priester  mit  den  Göttern  in  den  Tempeln  (in  Nica- 
ragua). En  muriendo  sale  por  la  boca  una  como  persona  que  se 
dige  yulio  und  diese  (während  der  Körper  zurückbleibt)  lebt  fort 
in  der  Unterwelt  (Miqtanteut)  oder  im  Himmel  (in  Nicaragua). 
Ausser  Blut  assen  die  Teotes  (Götter)  die  Herzen  von  Menschen 
und  einig'er  Vögel  (in  Nicaragua),  sowie  Pflanzenherzen.  Beim 
Tode  verfault  der  Körper,  aber  das  Herz  steigt  nach  Oben  (in 
Nicaragua). 

Bei  öffentlicher  Calamität  zogen  die  Ahgih  (Astrologen) 
magische  Kreise,  um  durch  Körnerwerfen  die  Art  des  Opfers  zu 
bestimmen  (bei  den  Pipiles).  Mit  Hülfe  Huehue's  (des  Alten)  und 
Ciagat's  (des  Kleinen)  schufen  (im  Osten)  Tamagostat  (männlich) 
und  Cipattonal  (weiblich)  die  Welt  (in  Nicaragua).  Quiateot, 
Sohn  des  Omeyateite  und  der  Omeyatezigoat,  war  Gott  des 
Regens  und  so  verehrt.  Der  grosse  Gott  Tipotani  sandte  seinen 
Sohn  Tomaoteot  zur  Erde  (in  Nicaragua).  Die  Dirians  verehrten 
die  Göttin  des  Vulcan  von  Masaya.  Neben  den  Priestern  (Tama- 
gast)  fanden  sich  Zauberer  (Texoxes  oder  Tetotes). 

Um  den  Teotes^)  (Tamgostat  und  Cipattonal,  wie  Oxomogo 
mit  Calchitguegue  und  Chicoziagat)  ihre  Speise  zu  geben,  ward 
das  Blut  der  gefallenen  Indianer  nach  allen  Seiten  ausgeschüttet, 
da  man  nicht  wusste  (in  Nicaragua)  „en  quäl  de  las  partes  estän'' 
(wie  in  Aegypten).     Die  im  Bett  Sterbenden  gingen  in  die  Unter- 


1)  Die  Idole  (der  Nagrandiner)  zeigen  ein  Gesicht  auf  dem  Bauch  (bei  Subtiaba). 
Auf  der  Zapotero-Insel  wurden  phallische  Bilder  gefunden.  Nach  der  Fluth  (in  Nicara- 
gua) stellten  die  Götter  oder  Teotes  (mit  den  Schöpfern  Tamagostat  oder  Famagoztai 
und  Cipattonal)  die  Erde  wieder  her.  Die  Seelen  der  erschlagenen  Krieger  wurden  (in 
Nicaragua)  von  Tamagostat  und  Cipattonal,  als  „unsere  Kinder"  empfangen,  während  die 
Bösen  in  der  Wohnung  Miquetanteot's  vernichtet  wurden.  In  Nigrando  (in  Nicaragua) 
schufen  (im  Sonnenaufgang  wohnend)  die  Götter  Tamagostat  und  Cipattonal  mit  Ecal- 
chot  (Huehue  oder  der  Alte)  und  Ciagat  (der  Kleine)  die  Welt.  Der  Gott  Tomaoteot 
und  sein  (auf  die  Erde  gesandter)  Sohn  Teotbilche  wurden  von  den  geflügelten  Engeln 
Taraacazcati  und  Tamacaztobal  bedient  (in  Nicaragua).  Aus  der  auf  die  Schöpfung 
durch  Homey-Atelite  und  Homey-Ateciguat  (mit  ihrem  Sohn  Quiateot)  folgenden  Fluth 
wurden  Tamagostad  und  Zipaltonal  gerettet,  die  (mit  Ecalchot  und  Ciagat)  die  Schöpfung 
wieder  herstellten.  Mazat  und  Teotost  standen  der  Jagd  vor,  Mixcoa  den  Märkten, 
Cacaguat  dem  Cacao-Bau.  Auf  einer  bei  Yarumela  (in  Honduras)  ausgegrabenen  Vase 
findet  sich  eine  fliegende  Gottheit  (s.  Squier).  Die  (Bisteot  genannten)  Steine  wurden 
(in  Nicaragua)  an  die  Wege  gelegt,  um  nicht  zu  ermüden.  Auf  dem  Stein  des  (Tescuit 
genannten)  Treppenhügels  vor  dem  Tempel  opferte  der  Priester  (Tamagast)  die  Men- 
schen. 


280  DIE    STÄMME    DES    ISTHMUS. 

weit,  die  im  Kriege  fallenden  a  servir  a  los  teotes  (s.  Oviedo). 
Die  vor  dem  Maisessen  und  noch  während  des  Säugens  sterbenden 
Kinder  wurden  im  Hause  ihres  Vaters  neu  belebt  (in  Nicaragua). 

Nachdem  der  Gott  Tamagostat  und  die  Göttin  Zipaltonal  die 
vom  Wasser  zerstörte  Erde  wieder  hergestellt  hatten,  wurden  von 
den  Göttern  Huehue  oder  Guegue  und  Kiateot  Thiere  und  Men- 
schen mit  anderen  Dingen  geschaffen  (in  Nicaragua).  Cachilt- 
guegue  oder  Chicociagat  war  ältester  der  Götter  in  Nicaragua 
(s.  Oviedo).  Unterstützt  durch  Ealchot  (Huehue  oder  den  Alten) 
oder  Calchithuehue  und  Ciagat  (der  Kleine)  oder  Chicoziagat  (der 
Vater)  stellte  (nach  der  Fluth)  Tamagostat  (Tamagostad)  und  die 
Frau  Cipattonal  (Zipattoval)  die  Schöpfung  wieder  her  in  Nica- 
ragua, w^o  Chiquinaut  und  Hecat  als  Götter  des  Windes  verehrt 
wurden. 

Nachdem  so  Tamagostad  und  Zipattonal  Himmel  und  Erde 
geschaffen,  wurde  von  Omeyateite  und  Omeyatezigoat  der  Sohn 
Quiateot  geboren,  dem  für  Regen  im  Tempel  (Teoba)  Menschen 
geopfert  wurden. 

Bei  Verträgen  wurde  in  Nicaragua  die  Zunge  durchbohrt  für 
den  Gott  Mixcoa,  im  Stein  verehrt.  Die  in  Nicaragua  gestorbenen 
Söhne  wurden  (in  einen  Mantel  gewickelt)  an  der  Hausschwelle 
begraben.  In  Matiari  (mit  dem  Gott  Tipotani)  stammten  die 
Menschen  von  dem  Mann  Nenbithia^)  und  der  Frau  Nenguitamali 
(s.  Oviedo).  In  Nicaragua  wurden  Mazat  und  Teotost  (Macat  und 
Toste)  als  Götter  der  Jagd  (in  Wildgestalt)  verehrt. 

Neben  den  Priestern  (Tamagast  oder  Tlamacazqui)  wanderten 
die  Zauberer  (Texoxes)  in  Thierform")  (oder  Thierfellen)  umher, 
Schaden  verursachend  (in  Nicaragua). 


1)  Nenbithia  hiess  die  Urmutter  des  Menschengeschlechts  und  Nenguitamali  der 
erste  Mann  (in  Matiari).  Tipotani  war  der  Schöpfergott  (in  Matiare) ,  wie  Tane  im 
Polynesischen.  Am  Aufgang  der  Sonne  wohnt  der  Vater  Omeyateite  und  die  Mutter 
Omeyatecigoat,  und  Quiateot  schickt  Regen  auf  die  von  Tamagastad  und  Zipattoval 
geschaffene  Erde  (in  Nicaragua).  Der  Gott  Thomaotheot,  Vater  des  Theotbilche,  war 
(in  Nicaragua)  von  angelos  pequenos  bedient  oder  Tamachas  unter  den  Oberen  Ta- 
raacazcati  und  Tamacastoval  (s.  Oviedo).  Neben  dem  Tamacastoval  (angel)  verehrten 
die  Nicaraguaner  die  im  Boden  lebenden  Schutzgeister  oder  Tamacha.  Taruacascati 
waren  die  Botengeister  des  Himmelsgottes  (in  Nicaragua).  Oxomogo  war  höchster  Gott 
(in  Nicaragua).  Thomaotheot  (der  höchste  Gott)  sandte  seinen  Sohn  Theotbilche  auf 
die  Erde. 

2)  Die  Idole  des  Tempels  am  Cap  Honduras  trugen  Thierköpfe.  In  Truxillo 
orakelte    das   weibliche    Idol    aus    Chalchicuitle   (unter  Opfer).      Die    Texoxe    genannten 


COMIZAHUAL.  281 

Die  Himmelsfrau  Comizahual  herrschte  in  Cealcoquien  in  Cer- 
quin  (bei  Gracias  in  Honduras).  Die  schöne  Frau  Comizahual 
(fliegende  Tiegerin)  führte  (vom  Himmel  nach  Cealcoquin  zur 
Gründung  niedersteigend)  die  Cultur  bei  den  Cerquin  (in  Hon- 
duras) ein.  In  Abibe  erschien  der  Dämon  in  Tiegergestalt 
(Herrera).  In  Cerquin  (avo  die  Idole  des  Grossvaters  und  der 
Grossmutter    verehrt    wurden)   verschwand    die   Herrscherin^)    als 


Gespenster  saugten  am  Nabel  (in  Nicaragua).  In  Ouauhcapolca  wurde  das  Gesicht  der 
Götzen  oder  Teobat  mit  Menschenblut  gewaschen.  Die  Gottheit  Tipotan  wurde  in 
Martiaca  (bei  Nagrando)  verehrt,  wo  die  Menschen  von  Nembrita  und  Nenguitamali 
(Mann  und  Frau)  stammten.  Im  Haupttempel  Nicaragua's  betete  für  Regen  ein  Caci- 
que,  der  (nachdem  ihm  die  Nase  durchbohrt  war)  am  Ende  des  Jahres  durch  einen 
anderen  ersetzt  wurde  (s,  Oviedo).  In  Nicoya  wurde  der  Gott  Tabia  verehrt.  Tha- 
motheot  bezeichnete  (in  Nicaragua)  grosser  (thomao)  Gott  (theot).  Auf  seine  Fragen 
in  Teoca  (in  Nicaragua)  hörte  Francisco  de  Bobadilla  von  dem  Häuptling  Miserboy, 
dass  bei  den  Opfern  zur  Nahrung  der  Teotes  Blut  umhergesprengt  wurde,  nach  allen 
Seiten  hin,  da  man  nicht  wüsste,  wo  sie  sich  fänden  (s.  Oviedo).  Die  Priester  (Tama- 
gast)  opferten  auf  pyramidalischen  Erhöhungen  (Tescuit)  vor  den  Tempeln  (in  Nicara- 
gua). Die  Götter  Mazat  und  Teotost  (Wild  und  Kaninchen)  schützten  die  Jagd,  Mix- 
coa  den  Handel,  Cacaguat  die  Cacao- Pflanzungen,  neben  Miquentanteot  (Gott  der 
Unterwelt)  und  (in  Nicaragua)  Tomaoteot,  der  seinen  Sohn  Teotbilche  auf  die  Erde 
sandte  (mit  den  Engeln  Taraacazcati  und  Tamacaztobal).  In  Martiari  wurde  Tipotani 
verehrt  (bei  den  Diriern  die  Greisin  des  Vulcanes  von  Masaya).  Die  Götter  (in  Nica- 
ragua) wurden  in  den  Teobat  genannten  Bildern  verehrt.  Von  der  Pyramide  Tezarit 
(oder  Tescuit)  vor  den  Tempeln  verkündet  der  Priester  die  Feste.  Für  den  Fang  der 
Hirsche  wurde  der  Gott  Ma9at  und  für  den  der  Kaninchen  der  Gott  Toste  angerufen 
(in  Nicaragua).  In  dem  Tempel  von  Chiarapotum  sah  Benzoni  idolum  e  creta  tigridis 
effigie  ac  duos  pavones  aliasqne  aves(i54i)  bei  Manta  (wo  ein  Smaragd  verehrt  wurde). 
Das  alte  Weib,  das  (in  Nicaragua)  aus  dem  Vulkan  Masaya  (dessen  Flammen  die 
Indianer  baile  de  los  demonios  nennen)  hervorzukommen  pflegte,  musste  mit  Menschen- 
opfern gesühnt  werden  (Oviedo).  Mamea  war  die  (feurige)  Unterwelt  für  böse  Seelen 
(bei  den  Chorotegas).  Migtanteot  hiess  das  (unterweltliche)  Land  der  Vorfahren  in 
Nicaragua  (s.  Oviedo),  wie  Awaii  in  Polynesien.  Die  Gestalten  der  Götzen  (Teobat) 
waren  von  den  Vorfahren  überliefert  (in  Nicaragua).  Die  Nahual  wohnten  an  der 
Balsamküste  (Salvador's). 

1)  Die  Cerquin  civilisirende  Himmelsfrau  Comizahual  kehrte  aus  Cealcoquin  als 
Vogel  zurück.  Bei  Cisori  (in  Honduras)  wurde  das  Idol  Ycelaca  mit  zwei  Gesichtern 
und  vielen  Augen  verehrt  (  Palacios).  Begegneten  Reisende  in  Honduras  einem  Puma 
oder  Jaguar,  so  riefen  sie  ihn  an,  nicht  zu  tödten,  unter  Beichte  ihrer  Sünden  nieder- 
sitzend (nach  Roman).  Das  auf  dem  Berge  Escurruchan  unterhaltene  Feuer  (der  Choles 
und  Manches)  w^urde  von  Reisern  genährt  (in  Vera-Paz).  Der  Choluteca-Fluss  (in 
Honduras)  entspringt  auf  den  Lepaterique-Bergen.  Auf  der  Insel  Guanaya  (bei  Hon- 
duras) wurden  Steinsessel  in  Felsen  gefunden.  Die  Cehontales  in  Ybuera  oder  Hon- 
duras, wohin  die  Yucatanesen  zu  Schiff"  handelten,  gehörte  zu  Nicaragua  (Herrera).  In 
Honduras    wurde    dem    Todten    das    Haus    verboten    (s.   Herrera)    und    dort    wandelten 


282  DIE    STÄMME    DES    ISTHMUS. 

Vogel  (Herrera).  In  Cerquin  (bei  Comayagua)  oder  Gracias  (in 
Honduras)  wurden  zwei  Idole,  als  Grossvater  und  Grossmutter 
verehrt,  sowie  der  Sonne  und  den  Sternen  (nach  Torquemada)  ge- 
opfert. Dem  dreigesichtigen  Orakelstein  Icelaca  wurde  in  Cezori 
geopfert  (s.  Palacios).  Bei  den  Chontalen  von  Cisori  wurden 
Knaben  beschnitten,  um  das  doppelgesichtige  Idol  Ycelacac  (das 
mit  seinen  vielen  Augen  Alles  sah)  mit  Blut  zu  bestreichen,  und 
(wie  in  Gotera)  schlitzte  sich  der  Priester  den  Penis  auf,  als 
Zeichen  des  Muthes  (in  Honduras). 

In  Cerquin  schlief  der  Indianer  (nach  dem  Opfer)  in  der 
Wüste,  wo  ihm  im  Traum  sein  Nagual  (Schutzgeist  oder  Gefahrte) 
erschien,  der  ihm  verkündete,  in  Avelcher  Gestalt  eines  Vogels 
(oder  andern  Thieres)  er  sich  zeigen  würde,  um  ihm  Glück  zu 
geben,  und  mit  dem  Tode  des  Vogels  starb  auch  der  Indianer 
(Herrera),  wie  JMeleager's  Leben  an  das  Holzscheit  geknüpft  war. 

Die  Erscheinungen  des  Dämon  in  Thierg'estalten  (den  in  der 
Einsamkeit  opfernden  Indianern  in  Honduras)  llaman  Naguales 
(guardadores  ö  compaheros)  y  quando  moria  el  pajaro,  tambien 
moria  el  Indio,  que  estava  con  el  prendado  (in  Honduras)  de  sola 
imaginacion  y  cuydado  enferma  y  muere  (s.  Herrera). 

Beim  Begraben  eines  Häuptlings  zünden  die  Tsugur  oder  Priester  der  Bri-bri  (in 
Costa-Rica)  heiliges  Feuer  (das  nicht  zu  gewöhnlichen  Zwecken  benutzt  werden  darf) 
durch  Holzdrehen  an,  bis  es  (unter  Gesängen)  durch  Chocolate  erlöscht  wird.  Die 
Leiche  wird  mit  roh  aus  Yuca  geschnitzten  Figuren  (sowie  Saamcn,  Fruchtstücken 
u.  s.  w.,  um  Eigenthumsgegenstände  zu  bezeichnen)  in  ein  Bündel  aufgewickelt  und 
in  einem  abgelegenen  Theil  des  Waldes  (damit  kein  Vorübergehender  von  der  Bu-ku-ru 
oder  Unreinigkeit  getroffen  wird)  auf  eine  niedrige  Bank  gelegt  (kastenartig  mit  Planken 
bedeckt).  Wenn  nach  einem  Jahr  Zersetzung  eingetreten  ist,  werden  die  Knochen  in 
dem  Bündel  neu  geordnet  (mit  einem  bemalten  Zeug,  die  Art  des  Todes  zu  bezeichnen, 
umwickelt)  und  dann  (während  des  Tanzfestes)  in  der  Nähe  des  Hauses  aufgehängt, 
um  schliesslich  (nachdem  der  Priester  den  Todesgesang  gemurmelt)  in  der  mit  Steinen 
ausgelegten  und  überdachten  Familiengruft  beigesetzt  zu  werden  (s.  Gabb).  Im  ersten 
Jahr  schweift  der  Geist  umher,  von  wilden  Früchten  lebend,  aber  nach  dem  Jahresfest 
(und  Priestersang)  passirt  der  Todte  Flüsse  mit  Alligatoren ,  Schlangen  am  AVege, 
steile  Berge,  Abgründe,  dann  singende  Vögel  und  bunte  Schmetterlinge  bis  zum  Lande 
Si-bu's  (am  Zenith)  gelangend,  um  ein  sorgenloses  Leben  zu  führen  (bei  den  Bri-bri). 
Bei  dem  Leichenfest  der  in  der  Schlacht  gefallenen  Krieger  erscheint  beim  Tanz  eine 
in  Perrücke  und   Maske  gekleidete  Person,  die   Kinder  zu  schrecken  (bei  den  Bri-bri). 


sich  die  Zauberer  in  Löwen  und  Tieger,  In  Honduras  bewahrte  man  die  Knochen 
des  Wildes  im  Haus,  weil  es  bei  Vergraben  flöhe  und  die  Jagd  umsonst  sei.  Von 
den  drei  Idolen  in  Ybueras  (Honduras)  fand  sich  eins  in  Gestalt  einer  Frau  (aus 
grünem  Stein)  bei  Truxillo,  von    einem  langhaarigen  Priester  (Papa)   bedient  (Herrera). 


COSTA-RICA.  283 

Der  Pfad  in's  Todcsland  ist  nur  dem  Seelengeist  (Wig'bru)  sichtbar  (bei  den  Bri-bri). 
Die  Häuptlingswürde  der  (über  Cabecar  und  Tiribi  herrschenden)  Bri-bri  ist  erblich. 
Neben  dem  (die  Todten  aufnehmenden)  Gott  Si-bu  der  Bri-bri  (Zi-bo  der  Tiribi  und 
Zu-bo  der  Terraba)  oder  Si-buh  der  Borucas  finden  sich  die  teuflischen  Bi  der  Bribris 
und  Cabecars  (Kagro  in  Boruca)  oder  Au  der  Tiribi  ( Auh  der  Terrabah),  die  Beleidi- 
gungen durch  Krankheit  strafen.  Die  nackten  Berggipfel  (Ujum)  werden  durch  das 
dort  wohnende  Völkchen  der  Ujum  unrein  (bukuru)  und  in  Sarwe  hörte  man  das 
Singen  und  Trommeln  der  Leute  auf  dem  Gipfel  (durch  Echo).  Der  Hohepriester 
(U-se-ka-ra)  aus  dem  (verachteten)  Stamm  der  Cabecar  herrscht  über  die  Bri-bri  und 
die  Cabecar  (selbst  von  den  Fürsten  Huldigung  erhaltend  und  als  Geschenke  alles  Ge- 
fallende ohne  Dank  annehmend)  und  bleibt  bei  jedesmaliger  Rückkehr  aus  seiner 
Höhle  zeitweis  stumm  (nur  durch  Vermittler  redend),  in  bestimmten  Perioden  allge- 
meine Fasten  anordnend  (in  Costa-Rica),  Die  Priester  oder  Tsugur  singen  beim  Lei- 
chenfest (in  unverständlicher  Sprache).  Die  (Krankheiten  heilenden  und  durch  Tabaks- 
rauch den  Regen  fortsendenden  (oder  auch  die  zu  bereisenden  Wege  von  Schlangen 
durch  Blasen  klärenden)  Awa  oder  Zauberärzte  tragen  als  Talismane  Concretionen  aus 
Thier  -  Eingeweiden  oder  glatte  Kalkstücke  (s.  Gabb).  Die  Würde  der  Tsugur 
(Priester)  ist  in  bestimmten  Familien  erblich  (bei  den  Bri-bri),  ebenso  die  Würde  des 
Usekara  (oder  Hohenpriesters)  aus  einer  am  Coen-Fluss  lebenden  Familie  (der  Cabecar). 
Die  Awa  (Zauberärzte)  reinigen  die  von  Awa  (Unreinigkeit)  behafteten  Personen  (wäh- 
rend bei  Bukuru  nur  von  den  Tsugur  bestimmte  functioniren). 

Der  Usekara  oder  (erbliche)  Hohepriester  stammt  von  den  Cabecars,  die  unter 
dem  Häuptling  der  Bri-bri  stehen,  während  andere  Familien  der  Bri-bri  (am  Coen- 
Fluss)  die  erblichen  Priester  oder  Tsugur's  liefern  (s.  Gabb).  Bei  den  Tiribri  (in 
Costa-Rica)  darf  das  heilige  Feuer,  das  (unter  Gesang)  durch  Drehen  des  Stockes  an- 
gezündet war,  nur  mit  einem  Becher  Chocolade  durch  den  Priester  erlöscht  werden. 
Der  Usekara  spricht  (wenn  aus  seiner  Höhle  zurückkehrend)  nur  durch  seine  Begleiter, 
und  während  des  von  ihm  angeordneten  Fastens  darf  kein  Feuer  angezündet  werden 
(und  muss  die  Sonne  vermieden  werden).  Die  bis  zum  Jahresfest  bei  den  Bri-bri  (in 
Costa-Rica)  in  den  Wäldern  umherschweifende  (und  von  wilden  Früchten  genährte) 
Seele  (Wig-bru)  geht  dann  nach  Si-bu  im  Zenith  (s.Gabb).  Der  Maskirte  beim  Todten- 
fest  der  Tiribis  (in  Costa-Rica)  schützt  gegen  den  Bi  oder  bösen  Geist.  Die  Ujum 
wohnen  auf  den  Felshöhen,  als  Herren  der  Tapire  (in  Costa-Rica),  wie  bei  Pico 
Blanco.  Wie  eine  Frau  in  der  ersten  Schwangerschaft,  ist  (bei  den  Bri-bri's  in 
Costa-Rica)  die  Leiche  Bu-ku-ru  (unrein)  und  darf  nur  durch  den  Awa  (Zauberarzt) 
berührt  werden,  während  der  Bi-ka-kra  genannte  Beamte  das  Jahresfest  vorbereitet.  Plätze, 
die  lange  nicht  besucht  sind,  und  Gegenstände,  die  ausser  Gebrauch  waren,  wurden  (bei 
Bri-bri  in  Costa-Rica)  Bu-ku-ru  (unrein)  und  müssen  vor  dem  Berühren  mit  einem 
Stock  geklopft  werden,  weil  sonst  Krankheit  bringend.  Wer  eine  Leiche  berührt, 
wird  nya  (unrein)  und  wird  (nach  Waschen  der  Hände  in  warmem  Wasser)  durch  die 
Priester  mit  Tabacksrauch  gereinigt  (s.  Gabb).  Als  die  Missionäre  (1686)  zu  den 
Talamancas  kamen,  fanden  sie,  neben  den  Caciquen,  una  sacerdotiza,  la  cual  conven- 
cida  en  disputas  que  tuvo  con  los  padres,  allanö  el  territorio,  que  senoreaba  (Pelaos) 
und  so  bei  Bekehrung  der  Caziken  Nicoya  und  Nicaragua  beim  Zuge  Davila's  (1522), 
Die  Guatusos  oder  Pranzos  am  Rio  Frio  (in  Costa-Rica)  werden  als  hellfarbig  be- 
schrieben. Nach  Acuiia  fanden  sich  Reste  einer  alten  Strasse  (mit  Lava -Blöcken  ge- 
pflastert) zwischen  Cartago  und  Matina  (in  Costa-Rica).  Neben  den  Terrabas  wohnen 
die  Bruncas  oder  Borucas  an  der  Pacific-Küste  (in  Costa-Rica).     An    der    atlantischen 


284  DIE    STÄMME    DES    ISTHMUS. 

Küste  wohnen  die  Cabecar  westlich  an  dem  Coen-Zweig  des  Tiliri-  oder  Sicsola-Flusses, 
die  Bri-bri  östlich,  die  Tiribri  dagegen  am  Tilorio-  oder  Changinola-Fluss  mit  ausster- 
benden Changina,  und  weiter  abwärts  an  der  Küste  (neben  den  verschwundenen  She- 
Jaba)  die  Yalientes  (s.  Gabb).  Die  Gatusos  wohnen  an  der  Quelle  des  Rio  Frio  (und 
südlich  von  dem  See  Nicaragua's).  Die  Indianer  Costa-Rica's  (in  den  Gebirgen  süd- 
östlich von  Roca)  trugen  das  Bild  des  Schutzgeistes  (der  ihnen  nach  mehrtägigen  Fasten 
erschien)  als  goldenes  Amulet.  In  Costa-Rica  bildeten  die  Tojas  das  cultivirteste  Volk 
(neben  den  Changuenes  an  der  Lagune  von  Chiriqui^.  Die  Guatisos  wurden  (als 
freundliche  Indianer)  den  (feindlichen)  Cariben  gegenübergestellt  (Iziabalete),  Von  den 
Tiribris  des  atlantischen  Meeres  (am  Fluss  Tilorio)  wanderten  die  Terrabas  in's  Land 
der  Borucas  oder  Bruncas  (am  Pacific).  Die  Cabecars  (in  den  Bergen)  sind  den  im 
Thal  des  Tiliri-Flusses  lebenden  Bri-bri  unterwürfig,  zu  deren  Stamm  der  hohe  Priester 
(Usekara)  gehört  (neben  den  Tsugur  oder  Priestern).  Nachdem  die  Bri-bri  jenseits  des 
Berges  die  Tiribri  als  ihre  Nachbarn  entdeckt  hatten,  besiegten  sie  dieselben  im  Kriege. 
Die  Guatusos  wohnen  an  der  Quelle  des  Rio  Frio  (vom  Agouti  benannt).  Die  Shelabas 
sind  in  Costa-Rica  verschwunden  (und  ebenso  fast  die  Changinas).  Die  Blancos  ge- 
hören zu  den  Bri-bri.  Neben  den  (untergegangenen)  Shelabas  wohnten  die  Valientes 
(an  der  Küste  Costa-Rica's).  In  Talamanca  fanden  sich  Cabecar,  Bri-bri  und  Tiribi 
(s.  Gabb).  Die  Valientes  wohnen  südlich  und  südöstlich  von  der  Chiriqui-Lagune. 
Die  Rama  wohnen  in  Nicaragua  hinter  der  Mosquito-Küste  In  Costa-Rica  trägt  die 
Mutter  während  der  Schwangerschaft  Amulette,  (Fischaugen,  damit  das  künftige  Kind 
die  Fische  unter  dem  Wasser  sieht,  Tiegerzahne  für  Stärke  und  Schnelligkeit  auf  der 
Jagd  u.  s.  w.).  Der  Nabelstrang  (in  Costa-Rica)  darf  nur  mit  einem  Bambus-Messer 
getrennt  werden,  das  der  Gebärenden  (um  ihre  Bu-ku-ru  oder  Verunreinigung  zu  ver- 
meiden) von  "Weitem  gereicht  wird,  worauf  der  Awa  (Zauberer)  von  dem  Nya  (Schmutz) 
reinigt.  In  Costa-Rica  sind  die  Stämme  ("Wak)  in  Clan's  getheilt,  die  nicht  unter  ein- 
ander heirathen  dürfen,  so  wenig,  wie  Verwandte  (s.  Gabb).  Bei  den  Bri-bri  (in  Costa- 
Rica)  dienen  Goldadler  als  Zeichen  der  Häuptlingswürde,  sowie  ein  Rasselstab  mit  einer 
Thierfigu*  auf  der  Spitze.  Die  Priester  (Tsugur)  der  Bri-bri  sangen  in  einer  den  Ge- 
meinen unverständlichen  Sprache  (bei  den  Bri-bri).  Nachdem  eine  Familie  in  Uren 
getödtet  war,  sahen  die  Bri-bri  die  Tiribri  von  den  in  Tilorio  niederblickenden  Bergen. 
Die  Gebärende  (in  Costa-Rica)  ist  bu-ku-ru  (verderblich),  so  dass  sich  Niemand  nähern 
darf,  und  später  bleibt  sie  nya  (unrein)  und  wird  vom  Awa  (Zauber-Priester)  gereinigt. 
Zur  Reinigung  vom  Nya  dient  Waschen  in  warmem  Wasser  und  Tabaksblasen  des 
Awa,  wogegen  der  durch  Bukuru  Unreine  vorher  noch  drei  Tage  fasten  muss  (ohne 
Salz,  Chocolate,  Tabak)  und  (wenn  verheirathet)  sich  seiner  Frau  enthalten  (s.  Gabb). 
Ehe  der  Indianer  den  (von  Giftschlangen  beschützten)  Stock  (zum  Häuptlingszeichcn) 
schneidet,  muss  er  sich  reinigen.  Die  Tiribri  tättowirten  Gesicht  und  Arme,  (während 
in  Südamerika  meist  nur  Bemalung  verbleibt). 


DIE  ANTILLEN, 


Neben  Guarianex  in  der  Vega  real  herrschte  (zur  Zeit  der 
Conquista)  Guacanaguari  in  der  Vega  Marien  und  die  Wittwe  des 
Königs  Higuanama  (Haniguayaba)  in  Higuey,  wo  König  Cotuba- 
nama  von  Behechio  oder  Bechio  in  Xaragua  (Behechio  oder  Kö- 
nig Xaragua)  abgefallen  war,  während  dessen  Schwester  Anaca- 
ona  sich  (nach  Torquemada)  dem  Fürsten  Caonabo  in  Maguana 
vermählt  hatte  (de  otras  islas  convecinas,  llamadas  de  los  Lu- 
cayos).  Die  kriegerischen  Stämme  der  Guahava,  Sabana,  Ami- 
gayahua  und  Guacayarima  (auf  Hayti)  wohnten  in  Höhlen  (bei 
Santa  Maria  de  la  Paz).  Ueber  die  Provinzen  in  Hayti  herrschten 
die  Häuptlinge  Guarinex,  Guacanagari,  Behechio,  Caonabo  und 
Higuey  (nach  Las  Casas)  ein  Wechsel  der  Landes-  und  Herrscher- 
namen. 

Dem  Caciquen  Guarionex,  dessen  (dem  der  Yucayos  der  An- 
tillen verwandter)  Dialect  als  Verkehrssprache  neben  den  Sprachen 
Marolis  oder  Maronis  und  Huhuici  (s.  Roman)  über  die  Insel  ver- 
breitet war,  (obwohl  von  den  langhaarigen  Ciguayos,  dem  Caciquen 
Mayomanex  oder  Mayobanex,  sowie  von  den  Mazorigas  nicht  adop- 
tirt)  leistete  Uxmatex  (un  cosi  valente  huomo)  in  Ciboa  (oder 
Hayti)  Vasallendienste,  wogegen  Mayobanex  (Fürst  der  Ciguayos) 
sich  unabhängig  gemacht  hatte.  Im  Norden  herrschte  der  König 
Guacanagari  (dem  König  Guarionex  in  der  Mitte  der  Insel  unter- 
würfig), im  Westen  der  Behechio  (in  Xaragua),  im  Osten  (bis  zum 
Plusse  Flaina)  Caonabo  in  dem  Gebirge  der  Ciguayos  oder  Pfeil- 
schiesser (mit  Giftverwendung  bei  Cariben).  Im  Gegensatz  zu  den 
friedlichen  Bewohnern  von  Magua,  Marien  und  Jaragua  waren  die 


286  t)IE    ANTILLEN. 

von  Maguana  und  Higuei  kriegerisch  (auf  Hayti).  Neben  der  all- 
gemeinen Sprache  (lengua  cortesana  oder  Taino)  in  Hayti  wurden 
zwei  verschiedene  Dialecte  in  den  Provinzen  ]\[acorix  de  arriba 
und  Macorix  de  abajo  gesprochen.  Die  Tradition  w^urde  in  den 
Tanzgesängen  ^)  der  Areytos  bewahrt. 

Die  von  den  (den  caribischen  benachbarten)  Inseln  nach  Hayti 
(in  Caonabo)  gekommenen  Ciguayos  gebrauchten  die  Pfeile  der 
Cariben,  aber  ohne  Gift,  obwohl  Caonabo  wieder  als  Caribe  sich 
bezeichnet  findet  (während  er  sonst  von  den  Lucayen  hergeleitet 
wird).  Caonabo  cioe  signor  de  la  casa  del  oro.  In  Hayti  hörten 
die  Spanier  von  (dem  König)  Gazichius  Canobam  (dem  Caziken  des 
goldenen  Hauses)  erzählen  (Michael  Herr).  Nach  Ziguayo  em- 
pörte sich  Tamayo  auf  Hayti. 

Der  Cacique  Hatuey  hatte  sich  aus  Guahaba  (in  Haiti)  nach 
Cuba  begeben  und  dort  in  Maysi  niedergelassen.  Nach  Gomara 
war  die  Sprache  Cuba's  von  der  Hayti's  etwas  verschieden. 

Die    Könige    (Hayti's)  ^)    wurden    mit    dem    Titel    Mathusery 

^)  Ay-el-Ay  (in  Cuba),  canto  vulgär  muy  comun  y  favorito  de  los  campesinos, 
cuyas  letrillas  (decimas  regularmente)  principian  las  mas  de  las  vezes  con  esta  inter- 
jeccion,  y  en  que  compiten  los  travadores  entusiasmados  y  a  gritos,  acompanado  del 
Tiple,  guitarra  o  harpa.  Dicenle  otros  el  Ey  ö  el  Llanto.  No  deja  de  ser  sentimental 
(Pichardo).     [Linos]. 

-)  In  Hayti  herrschten  die  Könige  Guarionex  in  der  Vega  real  (mit  seinem  Va- 
sallen Uxmatex  in  Ciboa  oder  Hayti),  Guacanaguari  in  Marien,  Behechio  in  Xaragua, 
Caonabo  in  Maguana  (mit  Behechio's  Schwester  Anacaona  vermählt)  und  Higuanama 
(neben  Cotubanama)  in  Higuey,  sowie  (im  Norden)  der  König  Haniguayaba  und  Mayo- 
banex,  als  König  der  Ciguayos  (s.  Torquemada).  Die  Sprache  auf  Hayti  war  der  auf 
den  Antillen  verwandt.  „Turci,  Himmel,  Boa,  Haus,  Cauni,  Gold,  Toyno,  ein  frommer 
Mann,  Maxani,  nichts,  Gazichius,  König"  (auf  Hayti) 
und  in  Cuba  : 
Coa,  Ackerbaugeräth.  Guaco,  Mikonia  Tlaxicoyan. 

Cocona,  Belohnung.  Guagua,  Cochenille. 

Cocuyo,  Leuchtkäfer.  Guaiboso,  klagend. 

Jibe,    Sieb    (auch    für   die  Materialien  aus          Guairo,  Boot. 
Geflecht,  wie  von  Jipe-Jipe).  Guata,  Lüge. 

Guabina,    Philipnus    dormitator    (und    an-  Guin,   Schoss. 

deren  Fischarten).  Higuana,   Iguana  Cyclura. 

Guaco,  Mikonia  Coriacea.  Jaba,  Sack. 

,,         repanda   (Huaco  macho).  Cuyuji,   Quarz-Gestein. 

,,         angulata  (Huaco  hembra). 
Aus  der  Sprache  der  Darier  giebt  Wafer: 

Tautah,  Vater.  Poonah,  Weib. 

Xaunah,  Mutter.  Roopah,  Bruder. 


SCHÖPFUNGSHÖHLE.  287 

angeredet,  die  Edlen  als  Bahari,  die  Vornehmen  als  Guaoxori 
(s.   Torquemada). 

Guajiro  (campesino  in  Cuba)  entre  los  Indios  de  Yucatan  si- 
gnificaba  Serior  (Pichardo).  Zur  Anrede  diente  Guajoti  (Usted). 
Mit  Guamiquini  wurde  das  Oberhaupt  bezeichnet  (in  Cuba).  Zi- 
baro  (Orejano  in  Santo  Domingo)  montaraz,  rustico,  indomable  (in 
Cuba),  auch  perro  (s.  Pichardo).  Der  neu  angekommene  Neger 
heisst  Guari-guari  (in  Cuba).  Die  Mexicaner  heissen  Guachirange 
auf  den  Antillen  (von  dem  alten  Sang  Guachinanga). 

Als  erste  Ansiedler  Quizqueia's  oder  des  (steinigen)  Hayti 
sollen  aus  Matutine  (Mantinino  oder  Martinique)  Vertriebene  am 
Flusse  Camotece  gelandet  sein  (s.  Thevet),  oder  in  Cahonao  (s. 
Petrus  Martyr)  und  das  am  Flusse  Bahaboni  erbaute  Haus  Ca- 
mateia  wurde  noch  von  späteren  Generationen  (wie  die  Casa  Ro- 
muli in  Rom)^)  heilig  gehalten,  als  Tempel  Camoteia  neben  dem 
Höhlentempel  Jouanaboina  (bei  Cap  Francis).  Von  ihnen  wurden 
sprachlose  Menschen  angetroffen,  die  man  noch  später  im  Lande 
Guaccaiorima  (zum  Reiche  Goacamari  gehörig)  lebend  vermuthete. 
Dagegen  galten  die  menschenfressenden  Cariben  (Bohio's  oder 
Hayti's)  als  einäugig  auf  Cuba. 

Nach  den  einheimischen  Mythen  führte  Gua-ha-hiona  oder 
Vagoniano  die  aus  der  Sonnenhöhle  in  Caunau  geraubten  Frauen 
nach  der  Insel  Mantinino  (Martinique),  ein  Frauenreich  zu  stiften, 
und  als  er  nach  dem  Antreffen  Cobo's  (mit  Seemuscheln),  durch 
die  Verführungen  einer  schönen  Frau  in  der  Unterwelt  zurück- 
gehalten, bringt  er  (als  Zeichen  seines  Zusammentreffens  mit 
Handelsvölkern)  aus  dem  Wasser^)  die,  Libas  (Cibas)  genannten, 
Perlstückchen,  die  von  den  Häuptlingen  Hayti's  zu  hohem 
Werthe  geschätzt  wurden  (s.  Garcia),  auf  Wanderungen  umher- 
irrend, wie  Votan  (dessen  Erinnerung  im  Vaudouxdienst  ver- 
muthet  wird). 

Nee,  Mond.  Caupah,   Hängematte. 

Cotcha,  Schlaf,  Doolah,  Wasser, 

lieber  die  Tula  s.  Zeitschr.  f.  Erdk.    1873. 

1)  Bei  der  Rückkehr  zum  Himmel  liess  Izanagi  no  Mikoto  eine  Hütte  in  Awaji, 
als  Zeichen  seiner  Anwesenheit  auf  der  Erde.  In  Polynesien  wurde  mit  Awaii  oder 
Hawaii,  wie  die  Unterwelt,  die  Heimath  der  Vorfahren  bezeichnet. 

2)  Die  auf  Hayti  Maguacochios  (bekleidete  Menschen)  genannten  Spanier  hiesscn 
Balanaele  (Meermenschen)  bei  den  Caraiben,  weil  im  Meer  geboren.  Colon  wurde  als 
Guamiquuna  (grosser  Häuptling)  auf  Hayti  bezeichnet.  Aus  Cibao  (bei  Maguana) 
schloss  Colon  auf  Cipango. 


288  DIE    ANTILLEN. 

Eben  dieser  Vaguoniona  (Yocahu)  aber  wieder  ist  es,  der  die 
Besiedler  aus  Matinino  nach  dem  Fluss  Bahoboni  gebracht  und 
dort  das  erste  Haus  Camoteia  baute  (nach  anderer  Version). 

Von  der  ersten  Frau  Atabeira  (Ataves  oder  Jiella),  oder  Ma- 
mona  (Guacarapita  oder  Guimozoa)  geboren,  sandte  der  höchste 
Gott  Yocauna  (Guamaonocon)  oder  Yocahu-vaguaniao-vocoti  (Bru- 
der des  Guaca)  seinen  aufständischen  Sohn  Jaiel  in's  Exil  und 
als  er  getödtet  war,  verwandelten  sich  seine  in  einer  Calabasse 
im  Hause  des  Vaters  aufgehängten  Knochen  in  Fische.  Indem  das 
gleichzeitig  (mit  dem  Tode  seiner  Mutter  Itaba  tahuana)  geborene 
Brüderpaar  auf  Anrathen  des  Aeltesten  (des  aussätzigen  Caraca- 
racol)  die  Fische  zu  essen  begann,  erschreckte  die  Erscheinung 
Yocauna's,  so  dass  mit  dem  Niederfallen  der  Calabasse  das  Wasser 
die  Seen  und  Flüsse  bildete.  Als  die  nicht  in  den  Sonnenschein 
sich  wagenden  Männer  einst  im  Regen  aus  waren  und  schlüpfrige 
Creaturen  sahen,  fingen  sie  dieselben  mit  Hülfe  Caracaracol's  und 
seiner  Brüder  und  verwandelten  sie  in  Frauen  (s.  Pane)  auf  Hayti. 
Nach  anderer  Version  hatten  sich  die  von  Jaia  (und  seiner  Frau)  in 
einer  Calabasse  unter  dem  Dach  des  Hauses  aufbewahrten  Knochen 
Jaiael's  in  Fische  verwandelt,  und  als  beim  Essen  davon,  die 
Brüder  des  Aussätzigen  Dimivan  (Söhne  der  Itiba  Tahuvava), 
durch  Jaia's  Rückkehr  überrascht,  die  Calabasse  fallen  Hessen, 
kam  soviel  Wasser  daraus  hervor,  um  das  Meer  zu  bilden,  worauf 
sie  sich  (nach  Begegnung  des  stummen  Conel)  nach  Basamanaco 
begaben,  und  als  dort  Dimivan  von  Aiamavaco,  den  er  um  Casabe 
gebeten,  mit  einer  (mit  Cogioba  gefüllten)  Calabasse  einen  Schlag 
auf  die  Schulter  erhalten,  schnitten  die  Brüder  aus  der  dadurch 
entstandenen  Geschwulst  mit  einem  Rohr  eine  Schildkröte 
hervor,  die  sich  zum  Haus  verarbeitete   (auf  Hayti). 

Die  Eingeborenen  Cuba's  wurden  Cibuney's  genannt,  wie  Ig- 
neri  die  der  Antillen  (und  Ciguayos  auf  Hayti).  Von  den  Bewoh- 
nern Hayti's  (Quisqueia's  oder  Bohio's)  wurden  die  Insulaner  Cuba's 
oder  Bayaquitiri's,  als  Ciboneyes,  oder  (nach  Las  Casas)  Siboneyes 
bezeichnet.  Am  Cap  San  Antonio  wohnten  (nach  Bernal  Diaz) 
die  wilden  Guanataneyes.  Diese  Cibuneys  oder  Cibonays  in  Cuba 
(und  den  Bahama)  waren  dann  durch  Einwanderer  aus  Hayti 
unterworfen. 

Die  Fischer  Cuba's  besuchten  die  umliegenden  Inseln,  und 
Columbus  fand  in  Wachs  und  andern  Artikeln  Spuren  eines  Han- 
delsverkehr's  (aus  Yucatan)    mit    Cuba,  wohin    später    auch    Böte 


PORTO -RICO.  289 

von  Florida  gelangten.  Auf  hoher  See  traf  Columbus  einen  In- 
dianer aus  San  Salvador  oder  Guanahani  in  seinem  Canoe  auf  der 
Reise  nach  der  (mit  Isabela  oder  Saometro)  benachbarten  Insel 
Fernandina  (bis  Juana  oder  Cuba).  Die  Indianer  von  Guanahani 
bezeichneten  die  von  Colon  entdeckte  Insel  als  Cuba  (1492).  Vom 
Rio  de  Mares  (Nuevitas)  schickte  Columbus  seine  Gesandtschaft 
nach  der  Stadt  Cuba  des  Inneren.  Grijalva  traf  bei  der  Landung 
in  Cozumel  eine  (spanisch  redende)  Indianerin,  die  auf  dem  Fisch- 
fang von  Jamayca  dorthin  verschlagen  war  (Torquemada). 

Caimara,  Cacique  von  Ornofay  (zwischen  der  Bay  von  Jagua 
und  Cap  del  Cruz),  w^ird  (in  Cuba)  als  über  die  Guamuhaya,  Ha- 
namanaya  und  Guamaroce  herrschend  dargestellt,  die  Menschenopfer 
verbietend  und  Gastfreundschaft  empfehlend.  Cabrera  hörte  in 
Cuba  von  dem  aus  der  Fluth  Geretteten,  der,  als  (nach  dem  Aus- 
bleiben des  Raben)  die  Taube  einen  Zweig  der  Hoba- Frucht 
brachte,  sich  berauschte  (und  entblösst  gefunden  wurde).  Ver- 
ehrt wurde  in  Tänzen  (wie  in  Mikronesien).  Bei  der  Pest  in  Rom: 
wurden  Tänzer  aus  Etrurien  berufen  (nach  Livius). 

In  Cuba,  wohin  Colon  Dolmetscher  aus  Guanahani  mitge- 
nommen, lebten  die  Indianer  in  grossen  Häusern,  jede  Familie 
mit  ihrem  Feuer  (in  glimmenden  Scheiten  getragen),  und  Baum- 
woll-Hängematten  und  Sitze  verfertigend,  sowie  aus  Holz  die 
Duchi  genannten  Sitze  in  Thierform  (mit  erhobenem  Schwanz  als 
Lehne)  indem  Augen  und  Ohren  mit  Gold  verziert  waren,  das 
aus  der  Isla  Espanola  oder  Haiti  (Baveche  oder  Bochio)  gebracht 
war.  Auf  dem  Wege  dorthin  fand  Colon  in  den  eingelaufenen 
Häfen  Cuba's  grosse  Canoes,  sowie  in  einem  Hause  einen  Todten- 
kopf  und  aufgehängte  Rippen.  In  Espanola  wurden  goldene 
Nasengehänge  getragen.  Der  auf  einer  Sänfte  getragene  Cazique 
(Guanacari)  redete  beim  Niedersetzen  durch  zwei  Alte,  die  zu 
seinen  Füssen  Platz  nahmen.  Am  Halse  wurden  Goldmasken  mit 
grossen  Augen  und  Ohren  getragen. 

Ocampo  fand  (in  Jagua)  lagunas  artificiales  de  barro  y  en- 
cafiadas  a  manera  de  viveros  ö  depositos  de  pesca  (auf  Cuba). 
Tatu  ist  der  Armadill  bei  den  Cariben.  Der  Dämon  hiess  Tutu 
huaha  bei  den  Sirineyris  (bei  Pauca  Tumbo). 

Die  im  Innern  Porto-Rico's  wohnenden  Eingeborenen  oder  in 
der  Weibersprache  Eyeri  (Ouekelli  oder  Männer)  hiessen  (als 
Waldmenschen)  Cavres  (bei  den  Cariben)  und  gleiche  Namens- 
formen  erstrecken    sich    von  Darien    bis   Guayana.     Die   Cariben 

Bas  ti an,  America.  19 


290  DIE    ANTILLEN. 

hiessen  auf  den  kleinen  Antillen:  Benaree  (Leute  von  jenseits 
des  Meeres).  In  Caribana  (cabe^a  ö  solar  solariego  de  los  Ca- 
ribes)  der  Name  Caribe  no  quiere  de9ir  sino  bravo  6  ossado  6 
esfozado  (s.  Oviedo).  In  Cuba  wurden  die  Cariben  Bohio's  (Haiti's) 
als  einäugige  Menschenfresser  gefürchtet.  Mit  Jigue  (oder  Guije) 
wurden  in  Cuba  kleine  Zwerge  (schwärzlicher  Farbe)  bezeichnet, 
die  aus  Quellen,  Seen  und  Flüssen  hervorkamen  (s.  Pichardo). 

In  Jamayca  wurden  lange  Kriegs-Canoe  angetroffen.  Auf 
Jamayca  wurden  die  wilden  Gänse  gefangen,  indem  die  Indianer 
Calabassen  zwischen  ihnen  schwimmen  liessen,  und  wenn  sie  sich 
daran  g-ewöhnt  hatten,  sich  darunter  verbargen  (Oviedo)  [China]. 
Der  Fisch  Manati  hätte,  von  dem  König  Karatamairis  mit  Brod 
gefüttert,  im  Meer  von  Guainabo,  Knaben  zum  Umherschwimmen 
auf  den  Rücken  genommen,  bis  er,  bei  Ankunft  der  Spanier  von 
einem  Pfeile  getroffen,  nicht  wieder  gekommen  (als  Delphin).  Nach 
Oviedo  war  in  den  Antillen  der  kleine  Fisch  Guaican  oder  Re- 
verso  zum  Fischf^mg  für  Jagd  auf  grössere  abgerichtet  (wie  P'alken 
in  der  Vogelbeize,  oder  Jagdleoparden  und  Hunde). 

Pichardo  zweifelt,  dass  unter  den  Vierfüssern  Cuba's  der 
Guabiniquimar  mit  Jutia  Carabalis  zu  identiiiciren  sei.  Jutia,  als 
Capromys  Furnieri  (Jutia  Conga). 

Zum  Unterschied  von  Buhio  war  das  Caney  genannte  Haus 
rund  mit  konischem  Dach,  und  beide  Arten  von  Wohnung  hiessen 
Causi,  wenn  Sitz  des  Caciquen  (in  Cuba).  Auf  Hayti  fand  sich 
auch  das  als  Eracra  bezeichnete  Haus.  Die  Tempel  waren  acht- 
eckig^). Conuco  bezeichnete  den  zu  einem  Buhio  (Haus)  gehöri- 
gen Landbesitz  der  Familie  (auf  Cuba).  In  Hayti  folgte  auf  den 
Fürsten  der  älteste  Sohn  (einer  der  Frauen),  und  wenn  diese  keinen 
Sohn  hatte,  ihm  der  Sohn  der  Schwester,  wogegen,  wenn  über- 
haupt kein  Sohn  vorhanden  gewiesen,  der  Bruder  folgte,  und 
zwar  väterlicher  Seits,  wenn  das  Erbgut  vom  Vater,  mütterlicher 
wenn  von  der  Mutter  kommend  (Oviedo). 

r  War  der  Bräutigam  (auf  Cuba)  ein  Cacique,  so  schliefen  vor 
ihm  alle  Caciquen  mit  der  Braut;  wenn  ein  Kaufmann,  alle  Kauf- 
leute ;  wenn  ein  Landmann,  der  Fürst  oder  Priester  (Gomara). 
Auf  Cuba  trugen   die  Eingeborenen   (zu  Columbus  Zeit)   angezün- 


1)  Die  Wohnung  des  Häuptlings  war  sechseckig    mit   zugespitztem  Dach   (bei  den 
Saskesanahok  in  Virginien). 


LUCAYEN.  291 

dete  Holzscheite  (Herrera).  In  die  Federkleider  (auf  Cuba) 
wurden  Bilder  der  Idole  eingewirkt  (Thevet). 

In  Hayti  trugen  die  Frauen  goldene  Nasenringe  (zu  Colum- 
bus  Zeit).  Der  Cacique  wurde ^  auf  einer  Sänfte  getragen.  Auf 
Hayti  wurden  die  Gebeine  der  Fürsten  in,  sie  darstellende,  Figu- 
ren g-elegt,  aus  deren  Flöhlung  ein  darin  versteckter  Priester  auf 
Fragen  antwortete  (s.  Torquemada). 

Die  allmälig  verschwundenen  Eingebornen  von  Martinique 
wurden  Ygneris  genannt,  und  ihnen  wurden  die  mit  Helm  ge- 
schmückten Baumwollen-Idole  zugeschrieben,  welche  die  Cariben 
dort  antrafen.  Die  Ygneris  (in  Guadeloupe)  estoient  restez  des 
Premiers  habitans  que  les  Galibis  avaient  massacrez  (du  Tertre). 
Columbus  fand  auf  der  Insel  Guadelupe  Frauen,  die  allein  dort 
lebten  und  nur  zu  gewissen  Zeiten  Männer  zuliessen  (s.  Klun- 
zinger),  und  so  gründete  Vaganiono  in  Hayti  das  Frauenreich 
Martiniques  (im  Anschluss  an  weitere  Amazonensagen). 

"Auf  der  Insel  Guadelupe  (mit  Todtenköpfen  an  den  Häusern 
und  Körben  mit  Knochen),  von  wo  der  Cacique  mit  einer  Flotte 
auf  einen  Plünderungszug  ausg'efahren  war,  fanden  sich  Gefangene 
aus  der  Insel  Borichen  oder  San  Juan,  von  wo  mit  Zuania  oder 
Espanola  gehandelt  wurde.  Auf  dem  Wege  dahin  fand  Colon 
auf  den  Inseln  Gefangene,  die  von  den  Cariben  entmannt  waren, 
um  sie  zu  mästen.  In  Borichen  (San  Inan)  fanden  sich  Thürme 
aus  Rohr  in  den  Dörfern.  Auf  dem  Wege  nach  den  Minen 
Cibao's,  in  Espanola,  fanden  sich  Häuser  mit  niedrigen  Thüren. 
Beim  Landen  an  der  Südküste  Cuba's  (wo  der  Cacique  im  Westen 
wohnte)  wurde  unter  den  Indianern  ein  weiss  Gekleideter  gesehen. 
„Kein  Knecht  oder  Magd  entzieht  sich  einer  aufgelegten  Last 
oder  Bürde,  ob  sie  schon  so  schwer  ist,  dass  man  darunter  todt 
bleiben  möchte"  (in  Cuba),  da  es  die  grösste  Schande  war,  unge- 
horsam zu  scheinen  (s.  Dapper).  Dieser  Zug  aus  dem  Volks- 
character,  den  sich  die  Spanier  zu  Nutze  machten,  erklärt  das 
Aussterben  leicht  genug. 

Nach  den  Indios  Yucayos  (der  Lucayen)  war  ihr  Land  von 
dem  Continent  und  den  übrigen  Inseln  aus  bevölkert,  und  die  Be- 
wohner der  Lucayos  oder  Antillen  (Antiglia's)  verstanden  den 
Dialect  der  Yucayos,  der  im  Centrum  de  la  Vega  auf  Ayti  oder 
Hayti  geredet  wurde. 

Herrera  hielt  es  für  wahrscheinlich,  dass  die  Islas  de  Barlo- 
vento  von  Florida    aus  bevölkert  wurden.     Ponce    gelangte  nach 

19* 


292  DIE    ANTILLEN. 

Bimini  oder  Florida,  als  er  nach  der  Insel  Bayuca  suchte  und 
ihrer  Jugendquelle,  von  der  (nach  Herrera)  auf  Cuba  erzählt 
wurde.  Unter  König  Seuquene  (Vater  des  Carlos)  siedelten  in 
Florida  Indianer  aus  Cuba,  welche  die  Verjüngungsquelle  gesucht 
hatten  (s.  Fontaneda). 

Nach  den  Hawaiern  reiste  Kamapiikai  zu  der  Leben  geben- 
den Quelle  Waiora,  deren  Wasser  alle  Krankheiten  heilte  (s.  EUis). 
Auf  Cuba,  Domingo  und  Porto  Rico  wurde  von  einer  verjüngen- 
den Quelle  im  Norden  erzählt,  für  welche  Colonien  gestiftet  waren 
(nach  Navarrete).  Maundeville  setzt  die  duftende  Quelle  der 
Jugend  an  den  Indus. 

Im  Gegensatz  zu  den  Cariben  bezeichneten  sich  die  Bewoh- 
ner der  Antillen  als  Taini  (Edle)  oder  (s.  Peter  Martyr)  Nitaino 
(Wir,  die  Edlen),  und  so  umgeben  auf  Hayti  die  adligen  Nitaynos 
den  Caciquen. 

Bei  den  Cariben  dagegen  wurden  diese  Taini,  als  die  Be- 
wohner der  Antillen,  Inerou  (sesshafte  Eingeborene)  genannt  oder 
Ygneri  (Ineri  oder  Igneri). 

Der  Name  Lukkairi  (der  Yucayos)  für  die  Bewohner  der 
Bahama  oder  Lucayos  wird  erklärt  als  Lukku-Kairi  oder  Männer 
(lukku)  der  Inseln  (Kairi)  oder  Lukku-Iri  (Airi  oder  Eri).  Der 
Name  der,  die  Rolle  der  Karier  aus  der  alten  Welt  spielenden, 
Cariben  führt  auf  Cariai  und  weiter  zu  Caras  und  Carlos  mit 
ihren  Verzweigungen. 

Als  Culturheros  der  Antillen  wurde  Boitio  verehrt,  der  das 
Brodbacken  gelehrt;  auf  ihn  führen  die  priesterlichen  Butios  (die 
Bohitos  oder  Piaces),  die  sich  im  Kraut  Cohobda  (Taback)  oder 
im  Maguey  berauschten,  um  die  Inspirationen  der  Zemes^)  zu 
verstehen,  deren  Figuren  dem  Körper  auftättowirt  wurden  (und 
in  der  Schlacht  vorgebunden,  sowie  in  den  Canoes  geführt). 

Der  erste  Mensch  bildete  sich  aus  der  Nasenflüssigkeit  einer 
Frau  oder  (nach  Peter  Martyr)  entstand  das  erste  Weib  (nach 
ostasiatischen  Analogien)  aus  der  wassersüchtigen  Geschwulst, 
die  sich  an  Einem  der  vier  Söhne  Jaya's  bildete,  während  seines 
Verweilens  in  einem  Bäckerladen  (als  der  Aufenthalt  des  Pro- 
pheten, der  die  Brodbereitung  gelehrt  hatte). 


1)  Unter  den  Aruacas  (deren  Seele  oder  Gaguche  wenn  gute  zu  dem,  mit  einer 
Senora,  im  Himmel  lebenden  Senior,  wenn  böse  zu  Camurespitan  geht),  hay  viejos 
sabios  a  quien  ellos  dicen  Cemetü  (s.  Rodrigo  de  Navarrete). 


SCHÖPFUNG.  293 

In  Ostasien  entsteht  die  Frau  aus  einem  am  Bein  des  ersten 
Mannes  ausgebrochenen  Geschwür,  und  obwohl  solch  unästhe- 
tische Auffassung  des  rohen  Volksglaubens  sich  bei  Verfeinerung 
der  Natur auffassung  bald  mildern  musste,  liegt  doch  Aehnliches 
noch  manchem  höher  entwickelten  Religionssystem  zu  Grunde, 
wie  auch  die  Loslösung  einer  Rippe  zur  Frauenbildung  einen 
pathologischen  Process  als  Vorbedingung  setzen  würde.  Wurde  die 
Frau  aus  ihrer  verachteten  Stellung  zu  näherer  Gleichberechti- 
gung mit  dem  Mann  erhoben,  so  erblüht  sie  neben  ihm  am 
persischen  Schöpfungsbaum  oder  das  Urwesen  wird  doppelge- 
schlechtig gedacht  (wie  Ardhanagari  in  Indien). 

Wie  in  Polen,  el  oficio  que  tenian  los  Reies  de  estos  Lu- 
cayos,  era  como  el  de  los  Reies  de  las  Avejas  (estos  vocablos 
Mio,  Tuio  y  otros  semejantes,  que  huelen  a  particular  posesion 
y  dominio,  no  se  oyeron  jamas).  Die  Bewohner  der  Lucayos 
(nicht  an  Fleischessen  gewöhnt)  „danse  mucho  al  placer",  schöner 
und  weisser,  als  Cubaner  und  Haitier,  especial  las  mugeres,  por 
cuya  hermosura  muchos  hombres  de  tierra  -  firme ,  como  es  la 
Florida,  Chicora  y  Yucatan,  se  iban  ä  vivir  ä  ellas  (Gomara). 
Auf  den  Inseln  Lucayos  oder  Yucayos  fanden  sich  Lebensmittel- 
Magazine,  aus  denen  der  Cacique  vertheilte  (s.  Gomara). 

Der  von  Hayti  (Caitinlateaaith)  nach  Cuba  geflohene  Cacique  ^) 
Hathuey  verweigerte,  als  dort  von  den  ihm  folgenden  Spaniern 
mit  dem  Feuertode  bedroht,  die  von  den  Franciscanern  angebotene 
Taufe,  weil  er  dann  das  Paradies  der  Spanier  zu  betreten  habe 
(s.  Las  Casas),  in  dem  Gedankengang  jenes  Friesenkönigs.  Auf 
Hayti  assen  die  Todten  Nachts  die  Mamey-Früchte  am  See  Tibu- 
ron.     In  Hayti  gingen  die  Todten  nach  Coaybay  (in  Soraya). 

Nachdem  die  Leiche  am  Feuer  getrocknet  war,  wurde  der 
eingewickelte  Cazique  auf  einer  Bank  unter  einem  Holzdach  (dass 
die  Erde  nicht  auf  ihn  falle)  begraben  (auf  Hayti).  Nachdem  die 
dem  Tode  Nahen  ertränkt  oder  ausserhalb  der  Hütte  geschafft 
waren,  wurde  bei  den  Caciquen  der  ganze  Körper  über  Feuer  ge- 
trocknet (bei  andern  nur  der  Kopf),  um  dann  in  Höhlen  begraben 
zu  werden  (mit  einer  Wassercalabasse  und  Brodstücken  neben 
dem  Kopf),  während  andere  in  ihrer  Hütte  verbrannt  wurden  (auf 


1)  Das  Wort  Cazique  ist  nicht  americanisch,  sino  arabigo,  usado  entre  los  alarbes 
de  Africa  en  el  Reyno  de  Mazagan,  con  el  quäl  nombran  al  principal  y  cabe9as  de 
los  aduares,  como  tambien  le  nombran  Xeque  (meint  Simon). 


294  DIE    ANTILLEN. 

Hayti).  Von  dem  Caciquen  Caunabo  hörte  Colon,  dass  nach  dem 
Tode  jeder  Cacique  nach  einem  ihm  gehörigen  Thal  sich  begebe, 
um  sich  dort  mit  ihren  angetroffenen  Vorfahren  zu  erfreuen.  Die 
Seelen  der  Abgeschiedenen  (in  Hayti)  weilten  in  der  westlichen 
Einöde  Soraya  unter  dem  Todtengott  Machetaurie  Guavava.  Die 
Leichen  der  Caciquen  wurden  getrocknet,  denen  der  Gemeinen 
der  Kopf  abgeschnitten,  um  ihn  in  einem  Korb  in  der  Hütte  zu 
bewahren. 

Die  Traditionen  Yucatan's\),  welche  aus  entgegengesetzten 
Richtungen  Colonisten  herbeiführen,  wiederholen  sich  in  den  Lu- 
cayos,  wo  Himmel  und  Erde  durch  drei  Personen  geschaffen 
wurden,  die  von  verschiedenen  Gegenden  gekommen. 

Torquemada  erwähnt  der  Ansicht,  dass  Christoval  de  Colon 
bei  seinem  Aufenthalt  in  Madeira  den  Piloten  eines  spanischen 
Schiffes,  (das  nach  fernen  Inseln  verschlagen  dort  in  solcher  Er- 
schöpfung ankam,  dass  sämmtliche  Schiffer  starben),  in  seinem 
Hause  verpflegt  und  so  bei  seinem  Tode  dessen  Papiere  geerbt 
habe,  beklagt  auch  zugleich,  dass  man  Nachforschungen  unter- 
lassen, aus  welcher  Provinz  dieses  Schiff  gewesen,  obwohl  es 
meistens  für  ein  biscayisches  gehalten  sei.  Herrera  dagegen  ver- 
wirft diese  Erzählung,  besonders  weil  der  Pilot  ein  portugiesi- 
scher gewesen  sein  solle.  Im  Uebrigen  stimmen  beide  überein, 
dass  der  Name  Indien,  im  Anschluss  an  die  Nachrichten  von  den 
doppelten  Indiern,  die  auch  Aethiopien  besiedelt,  besonders  nach 
der  Entdeckung  von  Mexico  und  Peru  entstanden  sei,  um  durch 
die  Aussicht  auf  Reichthum  zu  reizen  (während  Columbus  in 
seinen  Inseln  nach  Catai  und  Cipango  suchte  und  bei  schweren 
Strafen  die  Anerkennung  Cuba's^')  als  Festland  seiner  Mannschaft 
befahl). 

Der  Mathusery  betitelte  König  (in  Hayti)  setzte  als  Beamte 
der  Provinzen  Adlige  oder  Nitaynos  an,  welche  nach  ihrem  Range 
mit  Guaoxori  oder  Bahari  angeredet  wurden  (s.  Torquemada).  Die 
Caciquen    in   Boriquen    (Puerto    Rico)    heissen    Ditayno.      In    den 


1)  Maja  bezeichnet  (nach  Pichardo)  die  grösste  Schlange  Cuba's  (culebra  la  mas 
grande  de  esta  Isla,  nuestro  Boa).  Maya  (Bromelia  Tinquin),  auch  als  Magucy.  En 
Yucatan  Maya  significa  lengua  (Herrera). 

2)  Mavana  wurde  (s.  Ocampo)  Puerto  de  Carenas  genannt.  In  Sagua  (Cagua)  er- 
hielt sich  der  Aufstand  des  Caziquen  Guama  (1523)  und  so  in  Baracoa  (1530).  Der 
Hafen  Baracoa  wurde  von  Velasquez  nach  Besiegung  des  Caziquen  Hatuec  gegründet 
(15 12)  und  dann  die  Cathedrale  nach  Santiago  de  Cuba  verlegt  (1522J. 


ORAKEL.  ■      295 

Cancies  genannten  Häusern  der  Caciquen  (auf  Hayti)  hacian  sus 
cohobas,  que  eran  sus  sacrificios  (Torquemada).  Die  Butios  (Bo- 
hitos)  oder  Piaces  berauschten  sich  mit  Kräutern  um  zu  heilen 
oder  zu  orakeln  (auf  den  Antillen).  Quisque  regulus  suum  habet 
zemem,  quem  colat  (in  Hayti),  die  Priester  „Boitios  vocant" 
(Peter  Martyr).  In  der  Höhle  der  Sonne  und  des  Mondes  waren 
zwei  Zemes  sculpirt  Binthaitelles  und  Marohus  (in  Hayti).  Trajo 
entönces  el  almirante  muchas  cosas  entretejidas  de  algodon  y 
un  diablo  figurado  en  figura  de  gato  o  de  cara  de  lechuza,  er- 
zählt Andreas  Bernal  bei  Colon's  Besuch  (1496).  Die  Königin 
Anacaona  (in  Xaragua)  schenkte  den  Spaniern  Holzschnitzereien 
und  Kissen  mit  Baumwolle  (quatro  ovillos  de  algodon). 

Jouanaboina  war  die  Höhle,  aus  der  Tenatiks  (Sonne)  und 
Tona  (Mond)  hervorgingen,  und  von  ihren  Bildern  wurden  beson- 
ders Binthaitell  und  Maroh  verehrt  (in  Hayti).  Als  an  den  Him- 
mel gestiegen,  sandte  Tonatiks  als  Stellvertreter  Jokahuna  (nach 
Hayti)  und  Tona  ebenfalls  Jemao  (als  Mutter  des  grossen  Geistes) 
im  Anschluss  an  Tonatuih  (Sonne  in  Mexico). 

Guaca  war  Bruder  des  von  Atabex  (in  Hayti)  geborenen 
Gottes  (s.  Torquemada)  in  peruanischer  Heiligkeit  des  Huaca  oder 
Guaca.  Aus  Hayti  wiederholte  sich  der  Sturmgott  Huracan  in 
Guamatemala  (Ehecatl  oder  Quetzalcoatl  in  Cholula)  und  der  Dä- 
mon Tuyra  in  Darien  (Turey  oder  Himmel  in  Cuba). 

Orakel  wurden  von  den  Zemes  verlangt,  den  Hausgöttern 
der  Insel,  während  bei  den  Arowaken  die  Zauberpriester  Semeti 
hiessen  (eine  vielfach  bekannte  Ueb ertragung).  In  Hayti  wurden 
die  Bohitos  um  die  Zukunft  befragt.  In  den  Areytos  wurde  der 
Orakelsang  getanzt,  worin  Guarenoex,  König  von  Haiti,  über  die 
Ankunft  bärtiger  T^Iänner  unterrichtet  war.  In  den  Lucayos 
heissen  die  Zauberpriester  Behiques.  Den  fastenden  Königen  ent- 
hüllten die  Zemes  die  kommende  Eroberung  durch  die  bärtigen 
Maguacoches  (auf  die  Spanier  gedeutet).  Jeder  König  (in  den 
Antillen)  besass  seine  berathenden  Zemes,  und  da  er  die  Elemente 
zu  controlliren  vermochte,  war  er  (gleich  africanischen  Potentaten) 
auch  dafür  verantwortlich,  sowie  für  anderes  Unglück,  ähnlich 
wie  die  Burgunder  den  Hendinos  betitelten  König  bei  jNIisserfolg 
in  der  Schlacht  abzusetzen  pflegten  (s.  Amm.  Marc).  Am  oberen 
Nil  schneidet  man  dem  Regenkönig  bei  anhaltender  Dürre  den; 
Bauch  auf,  um  darin  das  zurückgehaltene  Wasser  zu  finden. 
Götzenbilder  auf  Cuba   und  Domingo    sind    in  Gestalt  von  Affen, 


296  DIE    ANTILLEN. 

obwohl  solche  sich  nicht  auf  diesen  Inseln,  sondern  nur  auf  Bar- 
bados fanden. 

Hinsichtlich  der  Cariben  bestanden  zwei  Traditionen,  w^ eiche 
sie  theils  von  Norden,  theils  aus  dem  Festland  des  Südens  her- 
führten. 

Die  Cariben,  heisst  es,  seien  aus  dem  Lande  oberhalb  Flo- 
rida gekommen,  indem,  als  bei  der  Beschlagnahme  von  Wohn- 
sitzen durch  die  Apalachiten,  die  Cofachiten  (Cofachi)  sich  ihnen 
anschlössen,  als  Cariben,  (der  die  Unabhängigkeit  vorziehende 
Theil  des  Stammes),  nach  St.  Croix  in  Trinidad  zogen  und  dann 
nach  der  Küste  Südamerika's. 

So  leitete  Peter  Martyr  die  Cariben  der  Antillen,  die  ihre 
Herstammung  von  den  Galibis  Guayana's  behaupteten,  von  den 
Apalachiten  Florida's  ab,  wogegen  d'Orbigny  die  auf  den  Antillen 
erobernden  Cariben  mit  den  Guarani  identificirt  (wie  es  sprach- 
lich mit  den  Tupis  geschehen  ist).  Bei  Labat  heisst  das  böse 
Prinzip  (das  die  Cariben  neben  dem  guten  anerkannten)  Manitou 
(im  nördlichen  Wiederklang).  Nach  Codazzi  wurde  am  Caroni, 
dem  Sitze  der  Cariben  (bei  Caulin),  Manitou  verehrt,  als  el  grande 
espiritu,  que  arregla  las  estaciones  y  favorece  las  cosechas. 

Dass  die  auf  Trinidad  (s.  Rochefort)  mit  den  Cariben  käm- 
pfenden Arowaken  sich  über  die  Inseln  verbreitet,  soll  aus  ver- 
schiedenen Angaben  hervorgehen,  denn  nach  Alcedo  fanden  sich 
Arowaken  auf  Mayaguana  oder  Mariguana  (der  Lucayen)  und  (nach 
du  Tertre)  Arowaken  (neben  Cariben)  auf  den  kleinen  Antillen. 

Früher  seien  die  Arowaken  die  mächtigeren  gewesen,  und 
im  Aufstande  gegen  ihre  Herrschaft  flüchteten  die  Cariben  nach 
Tobago,  die  Arowaken  der  Inseln  fortan  bekämpfend.  Von  Tobago 
zogen  sich  die  Cariben  nach  St.  Vincent   zurück  (s.    Rochefort). 

In  den  am  unteren  Orinoco  gelieferten  Kämpfen,  in  welche 
die  Arowaken  gleichfalls  hineingezogen  wurden,  besiegten  die 
Cariben  (unter  dem  Häuptling  Tep)  die  Caveres  oder  Cabres  (s. 
Codazzi).  Die  zwischen  Essequibo  und  Mararion  herrschenden  Yaos 
oder  Jayri  wurden  von  den  Arowaken  nach  dem  unteren  Maroni 
getrieben. 

Die  Cariben^)  kamen  nach  den  Antillen  von  den  Galibis  (Nach- 
barn der  Alouagues)  auf  dem  Festland  (Laborde). 


1)  In  Venezuela  leben  die  Cariben  von  Cuyuni  und  Caroni,    die  Guahibos   in  der 
Ebene  des  Rio  Meta  und  Orinoko,    die  Guaraunos  im  Delta  des  Orinoko,  und  Maqui- 


CANIBALES.  297 

Auf  den  Antillen  bezeichnet  du  Tertre  die  Arowaken  als 
entlaufene  Sklaven  und  unterscheidet  dann  neben  ihnen  und  neben 
den  Cariben^)  die  eingeborenen  Ygneris,  (wobei  im  Gegensatz 
zu  den  Cariben  die  Adelsklasse  der  Taine,  Edle,  auftritt).  Auf 
den  Cariben  -  Inseln  (von  Trinidad  bis  Porto  Rico)  wurden  die 
Männer  unter  den  Eingeborenen  (Ineri  oder  Igneri)  von  den  ein- 
wandernden Cariben  erschlagen  und  die  Frauen  aufgenommen, 
unter  Bewahrung  ihrer  Sprache  (dem  Arowakischen  verwandt). 
Die  Arowaken  wollen  von  Norden  aus  auf  die  Insel  Kairi  (Trini- 
dad) gekommen  sein.  In  der  Männersprache  der  Cariben  heisst 
der  Mond  nonum,  die  Sonne  Huyeyou,  in  der  Weibersprache 
Kati  und  Kachi  (auf  St.  Christophe). 

Am  Festlande  wohnten  die  Cariben  oder  (s.  Humboldt)  Cara- 
iben-Carina  in  Caribana  (am  Golf  von  Uraba),  und  nach  Go- 
mara  fanden  sich  die  Caribes  de  Caribana  zwischen  Cabo  de  Vela 
bis  Paria. 

Die,  Los  Canibales  (Canibal  oder  hombre  valiente)  genannten, 
Inseln  waren  (nach  Herrera)  im  Besitz    der  Cariben. 

Die  Cariben  unterscheiden  sich  als  Callinago  Oubaöbanum 
(der  Inseln)  und  Callinago  Balouebonum  (des  Festlandes)  und  die 
der  Inseln  waren  vom  Festland  gekommen,  unter  einem  kleinen, 
aber  tapferen  Häuptling,  der  die  Eingeborenen  (ausser  den  Frauen) 
ausrottete  und  deren  Köpfe  in  Felshöhlen  bewahrte.  Die  folgen- 
den Könige  wurden  von  den  Abouyou  genannten  Dienern  auf 
den  Schultern  getragen.  Die  Arrouaguen  wurden  Etoutou  (Feinde) 
genannt  und  die  Europäer  Etoutou  noübi  (ennemis  contrefaits). 
Bei  dem  Geheimfest  Eletobac  macht  der  Häuptling  Einschnitte 
in  die  Haut  der  Theilnehmenden  und  giebt  ihnen  das  Herz  der 
getödteten  Raubvögel  zu  essen  (bei  den  Cariben). 

Von  Guadalupe^)  oder  Coloncuera  aus  machten  die  Cariben 
Raubzüge  nach  Boriquen  oder  Puerto  Rico,  und  die  Ciguayos  auf 


ritares  am  Padomo  und  Ventuari  (die  Goajiros  auf  der  Halbinsel).  Neben  den  Ame- 
guaes  (am  Paraguay)  wohnten  (nach  de  Laet)  die  Carioes  (qui  alibi  Caribes  appel- 
lantur). 

1)  Les  Ciguayens  et  les  habitants  de  Higuey  etaient  presque  entierement  Caraibes, 
tandis  que  ceux  de  Maguena  l'etaient  de  moins  en  moins,  ä  mesure  qu'ils  approchaient 
les  limites  nord  et  ouest  de  ce  territoire  (s.  Nau)  in  Haiti. 

2)  Colon  fand  in  Guadalupe  (1493)  die  Trümmerstücke  eines  europäischen  Schiffes 
(nach  Las  Casas)  und  einen  eisernen  Topf  (s.  F.  Colon),  der  indess  als  europäisch 
vermuthet   wurde.     Die  (roth,    schwarz    oder    weiss    bemalten    und    mit  Federputz   ge- 


298 


DIE    ANTILLEN. 


Hayti  galten  als  caribische  Einwanderer.  Bei  ihren  Raubzügen 
mit  den  (nach  Thevet)  Marechbe  genannten  Böten  führten  die 
Cariben  die  schützenden  Götter,  wie  die  Indianer  des  Maranon, 
auf  ihren  Canoe's  (s.  Acuha). 

Die  Cariben "')  fügten  ihren  Canoes  die  schreckbaren  Bilder 
des  Maboya  an,  um  ihren  Feinden  (den  Allouagues  am  Orinoco) 
Furcht  einzujagen. 

Während    des    Krieges    herrschte    der    Ouboutou    genannte 
Führer    über    die   Cariben,    sonst   leiteten    die    Alten   (Baba  oder 
Väter). 
Oubao,  isle 
Oualadli,  Antigua 

Caloucaeta,  Guadeloupe  (Gardeloupe) 
Camahogne,  La  Grenade 
Chaleibe,  La  Trinite 
Aichie ,  Marie-Galande 
Aitij,  St.  Dominique 
Alliouägana,  Mon-Serrat 
Aloi,  S.  Eustache 
Borrigal  (Oubouemoin),  Porteric 
Caaroucaeta,  Les  Saints 
Jahi,  St.  Croix 
Ichirouganaim,  La  Barbade 
Jouanacaeta,  Martinique 
Jouanalao,  Saint-Alousie 
Jouloumain,  vSt.  Vincent 
Liamäiga,  S.  Christophle 
Ouahömöni,  la  Barboude 
Ouaitoucolbouli,  La  Dominique 

Zabana  (in  der  Sprache  Hayti's)  quiere  decir  Mano  (Herrera). 


bei  den  Cariben  (s.  Breton) 
1665. 


schmückten)  Indianer  an  der  Bay  von  Samana  mit  Bogen  und  Rohrpfeilen  (mit  Fisch- 
gräten auf  einem  feuergehärteten  Stocke  bespitzt)  zeigten  nach  Osten,  als  Wohnsitz  der 
Cariben,  die  zeitweis  die  Frauen  der  Insel  Matinino  besuchten,  von  wo  die  geborenen 
Knaben  den  Vätern  zurückgeschickt  wurden  (zu  Colon's  Zeit). 

•^)  Les  Cara'ibes  (faisant  des  descentes  sur  les  cotes  du  royaume  Higuey  en  Hayti) 
tuaient  d'abord  les  hommes ,  en  mangeaient  les  entrailles  et  en  salaient  les  chairs  ,  ils 
chätraient  les  enfants  mäles  afin  de  les  engraisser,  et  de  s'en  servir  dans  leurs  festins, 
pour  cela  ils  les  enfermaient  dans  des  parcs  (comme  les  troupeaux),  ils  gardaient  les 
filles  et  les  femmes,  pour  en  avoir  des  enfans,  les  vieilles  et  les  infirmes  demeuraient 
esclaves  (Charlevoix). 


KALLINAGO.  299 

Mit  den  feindlichen  Cofachiten  (Confachiqui)  als  Cariben 
(tapfere  Fremde)  Frieden  schliessend  (mit  Cedirung  von  Omana) 
vertrieben  später  die  Apalachiten  diese  Confachito  -  Cariben  nach 
den  Antillen,  in  Folge  von  Religionsstreitigkeiten  (s.  Bristock). 
Nach  Herrera  waren  die  Bewohner  der  Antillen  von  Florida  ge- 
kommen. 

Als  der  Häuptling  Kallinago,  der  die  Cariben  nach  Domi- 
nica geführt,  durch  seine  Kinder  getödtet  war,  lebte  er  wieder 
auf  in  dem  Flussfisch  Atraioman,  gleich  einem  Cannes,  wie  Pacha- 
camac  der  Chimu.  Der  Stammvater  der  Cariben  (vom  Festland 
nach  Dominica  kommend)  wurde  in  einen  Fisch  verwandelt  (Du 
Tertre).  Bei  Torquemada  wurden  die  Chichimeken  in  Panuco  als 
Gente  Caribe  bezeichnet.  Caraibas  vocant  (die  Brasilier)  die 
Zauberer  (s.  de  Laet)  [Chaldäer].  Mulieres  haud  vescuntur,  verum 
eas  ad  prolem,  veluti  nos  gallinas  ad  ova.servant  (die  Canibalen) 
zu  Columbus'  Zeit  (s.  Grynaeus). 

Von  den  Bewohnern  Guadalupe's  glaubte  man,  alias  insulas 
tot  suavium  fructuum  semina  habuisse,  indem  die  Cariben  von  ihren 
umherschweifenden  Zügen  von  allen  Seiten  das  Nützliche  nach 
der  Heimath  gebracht  haben  (Peter  Martyr).  Die  Canibalen  der 
Insel  Buchema  (bei  Guadalupe)  waren  vom  Häuptling  Chiasichius 
beherrscht.  Die  alten  Frauen  heissen  Bibi  (Grossmutter),  die  alten 
Männer  Baba  (Grossvater)  bei  den  Cariben  oder  Banare  (qui 
veut  dire,  homme  de  mer  un  homme  qui  est  venu  par  mer). 

Unter  den  an  den  Wasserfällen  des"  Essequibo  wohnenden 
Cariben  (mit  Pyais  oder  Zauberpriestern)  erkunden  sich  die  Ver- 
wandten eines  Verstorbenen  nach  der  Todesursache,  si  autem 
hariolus  alicui  infensus  respondeat,  hujus  aut  illius  causa,  nun- 
quam  quiescent  agnati  illi  ante  quam  designatum  e  medio  sus- 
tulerint  (s.  de  Laet).  Auf  den  Antillen,  wo  die  Eingeborenen 
weder  Pfeile  noch  Bogen  (die  Cariben  Giftpfeile)  hatten,  hiess 
der  Pfeil  Maya  (als  durch  Handel  erlangt).  Die  Cariben  ver- 
wüsteten die  Insel  Buricchenam  (s.  Peter  Martyr). 

Die  Bewohner  Trinidad's  wurden  gemeinsam  Cairi  oder  Carai 
genannt,  mit  zwei  Provinzen  quorum  una  dicebatur  Camucarum, 
quibus  praeerat  regulus  Baucumar,  altera  Chacomarium,  qui  Mar- 
vani  parebant  (de  Laet).  Der  vornehmste  Rang  der  Cariben 
(juxta  Cillicademum  montem  in  Guyana)  dicebatur  Arrawicary 
(de  Laet).  Unter  dem  höchsten  Herrscher  oder  Ouboutou  (mit 
dem  stellvertretenden  Ouboutou  Maliarici)   stehen  die  Ortschaften 


300  DIE    ANTILLEN. 

der  Cariben  (mit  dem  allgemeinen  Haus  oder  Karbet)  unter  dem 
Tiouboutouli  hauthe,  während  im  Kriege  der  Tiouboutouli  canaoa 
befehligt,  und  über  die  Flotte  der  Nhalene  (Dapper). 

Die  Caribes  (bei  Carthagena  und  St.  Martha)  „führen  ihren 
Abgott  Chiappam  mit  sich  in  den  Krieg"  (de  Bry).  In  Chili 
wurden  die  Spanier  als  Chiape  (vile  soldier),  sonstige  Fremde 
als  Morro-winca  (winca  or  assassin)  bezeichnet  (s.  Stevenson). 
Die,  Onbaobonon  (Bewohner  der  Inseln)  genannten  Canibalen 
oder  Caribaner  waren  mit  den  Calibites  verwandt,  die  sich 
in  Guiana  gegen  die  Arovager  empört  hatten  (s.  Dapper). 
Se  eorum  lingua  Charaibi,  hoc  est  magna  sapientia  viros  vo- 
cantes  (Vespucci).  Bei  den  Tupi  wurden  die  Zauberpriester  als 
Cariben  bezeichnet,  und  A.  v.  Humboldt  weist  auf  die  Analogie 
mit  den  Chaldäern  hin  (in  übertragener  Bedeutung  der  Namen). 

Anfanglich  war  die  Erde  von  Louquo,  dem  Schöpfergott  der 
Cariben,  flach  geschaffen  (wie  in  Tlascala  und  bei  Con's  perua- 
nischer Schöpfung)  und  erhielt  erst  später  die  Scheidung  in  Berg 
und  Thal  durch  das  Wasser,  wobei  das  des  Meeres,  das  auch 
den  Tupi  (s.  Thevet)  unbequem  war,  aus  dem  Schweiss  und  Urin 
der  Zemes  hervorgeht.  In  Louquo  oder  Luku  zeigte  sich  der  erste 
Mensch  (des  Nordens,  aufLoki  und  Loke  führend  in  indischer  Welt). 

Als  gutes  und  böses  Princip  wurden  von  den  Cariben  (mit 
den  Boyez  genannten  Priestern)  Icheiri  und  Maboya  (Ma-Boyez) 
verehrt  neben  dem  Gott  Akambou.  Der  Teufel  (Maboya  oder 
Mapoya)  verfolgt  den  Mond  (Nonun)  und  die  Sonne  (Huoiou)  und 
macht  sie  (nach  Abschneiden  der  Haare)  krank  durch  Trinken- 
lassen von  Kinderblut,  so  dass  Finsternisse  folgen.  Die  Cariben 
begrüssten  den  neuen  Mond  und  träufelten  sich  Kräutersaft  in 
die  Augen,  das  Gesicht  zu  schärfen. 

Ausser  Akambou,  als  höchstem  Wesen  (s.  Labat),  verehrten 
die  Cariben  (auf  Dorfaltären)  die  guten  Geister  oder  Icheiri,  die 
Ernte  gaben  und  von  Krankheit  heilten,  während  der  (Stürme 
sendende)  Maboya  durch  den  Zauberpriester  (Boyez  oder  Boyer) 
gesühnt,  und  (bei  der  Weihe  eines  Boyez)  in  eine  Hängematte 
herabgerufen  wurde  (unter  Harzverbrennung).  Im  Gegensatz  zum 
bösen  Geist  (Maboya)  war  Icheiricou  der  gute  Gott  der  Cariben, 
während  jeder  Boye  seine  Chemiin  (mit  deren  Kindern  und  Fa- 
milie) besass  und  sie  bei  Weihen  in  ihre  Schüler  niedersteigen  Hess. 
Als  die  den  bösen  Maboya  verehrenden  Caribaner  (unter  dem 
Häuptling  Ragasin)  sich  dem  von  den  Javuas  genannten  Priestern 


SEELEN.  .  30 1 

eingeführten  Sonnendienste  der  Apalacher  (unter  König  Tetlabin) 
nicht  fügen  wollten,  wurden  sie  nach  den  Inseln  vertrieben 
(s.  Dapper). 

Die  Youanni  oder  Lanichi  genannte  Seele  (der  Cariben) 
wohnt  im  Herzen,  und  steigt  nach  dem  Tode  zum  Himmel  auf, 
während  die  übrigen  Seelen  (des  Kopfes  sowohl,  wie  der  ver- 
schiedenen Pulsirungen)  nach  dem  Tode  in  Thiere  verwandelt 
werden  oder  in  die  Maboya's  genannten  Gespenster  (Laborde). 
Die  guten  Seelen  (mit  Frauen)  jagten  in  fruchtbarem  Lande  (mit 
Arouaguen,  als  Sklaven).  Die  schlechten  bauten  mühsam  die 
Erde  jenseits  der  Berge,  als  Sklaven  von  Arrouaguen  (nach 
den  Cariben).  Die  Helden  der  Cariben  gingen  in  Sterne  über 
(mit  Piaches  als  Priester)   [Maori]. 

Als  die  Menschen  durch  die  (unsichtbaren)  Pfeile  (yauhahu 
simaira)  der  Gottheit  Yauwahu  oder  Yauhahu  in  Krankheit  ver- 
fielen, erhielt  Arawanili  von  der  Wassermutter  Orehu  die  Cala- 
bassen-Rassel  mit  weissen  Kieseln  (Maraka)  und  Belehrung  über 
die  Ceremonien  der  Sühne  (bei  den  Arowaken). 

Als  die  Arowaken  von  der  nördhchen  Insel  nach  dem  Fest- 
lande wanderten,  folgte  Orehu,  am  Ufer  des  Pomeroon  ihren 
Aufenthalt  nehmend.  Jeder  Piaye  oder  Boye  hat  seinen  beson- 
deren Chemeen,  als  Orakel  (bei  den  Cariben).  Die  Boye  singen 
(unter  Verbreiten  von  Tabaksrauch),  dass  ihr  Gott  herabsteigt. 
Die  Boye  (Karenati,  mit  Flügeln)  fliegen  bis  zum  Himmel  des 
Mondes  (bei  den  Cariben).  Die  in  das  Meer  einfahrenden  Seelen 
stürzen  bei  den  Cariben  die  Böte  um,  während  bei  den  Römern 
die  Lares  permarini,  als  die  Seelen  Ertrunkener,  zu  Schutzgöttern 
der  Seefahrenden  euphemisirt  werden. 

Aus  dem  Nabel  des  (vom  Himmel  gestiegenen)  Louquo,  sowie 
aus  den  Einschnitten  in  den  Hüften  entstanden  die  Menschen,  die 
sich  von  den  aus  Holzschnitzeln  geschaffenen  (und  stets  jungen) 
Fischen  (während  die  Landthiere  erst  später  entstanden)  nährten, 
und  deshalb  ohne  Krankheit  (bis  zum  Tode)  alterten,  bis  sie  einen 
von  Louquo  (der  nach  dreimaligem  Wiederauferstehen  nach  dem 
Himmel  zurückgekehrt  war)  zurückgelassenen  Garten  von  Manioc 
fanden,  wo  ihnen  die  Erscheinung  eines  Alten  die  Fortpflanzung 
durch  Schösslinge  und  das  Cassave-Brod  (Aleba  der  Männer  und 
Marou  der  Frauen)  lehrte.  Louquo  schuf  die  Erde  flach  (ohne 
Berge)  und  weich,  dann  wurde  sie  von  der  Sonne  gehärtet,  und 
als  Coualina,  Fürst  der  Chemeer  oder  Götter,   den  Regen  sandte 


302  DIE    ANTILLEN. 

(Über  die  Menschen,  die  weder  Cassava-Brod,  noch  Ouicou-Trank 
opferten,  erzürnt),  grub  die  Fluth  die  Thäler  und  Berge  aus  und 
riss  die  Inseln  ab  (wobei  sich  nur  wenige  in  Canoen  retteten). 
Im  Himmel  finden  sich  (nach  den  Cariben)  Häuser  für  die  Zemeer 
und  die  Verstorbenen,  sowie  Flüsse  (mit  Ouicou-Bier)  und  Gärten. 
Das  Wasser  stammt  von  dem  Urin  und  Schweiss  der  Zemeer 
und  kommt  nach  der  Ansammlung  als  bitteres  Meerwasser  (das 
durch  die  Erde  in  den  Flüssen  filtrirt  und  trinkbar  ist)  auf  die 
Erde.  Nach  der  Schöpfung  der  Erde  folgte  der  Mond  und  dann 
die  Sonne,  vor  deren  Schönheit  sich  der  Mond  aus  Scham  in  der 
Nacht  verbarg.     Die  Sterne  wurden  von  der  vSonne  beherrscht. 

Als  erster  Alensch  wurde  Racumon  von  Louquo  g-eschaffen 
und  dann  in  eine  menschenköpfige  Schlange  verwandelt,  die  sich 
auf  einem  Baume  aufhielt,  von  seinen  Früchten  lebte,  und  den 
Vorübergehenden  davon  mittheilte,  bis  er  zum  Stern  wurde  (unter 
den  Cariben).  Der  Caribe  Savacou  wurde  (als  Stern)  in  einen 
Vogel  verwandelt,  als  Fürst  der  Stürme  und  Gewitter.  Der  Ca- 
ribe Achinaon,  als  Stern,  ist  Gott  der  Winde.  Der  Caribe  Cou- 
roumon  beherrscht  die  Wellen,  die  Canoes  umstürzend,  sowie 
Ebbe  und  Fluth.  Wenn  Savacou  das  Feuer  anbläst,  entsteht  der 
Blitz,  und  beim  Donner  verjagt  der  Fürst  der  Zemeer  kleine  Ze- 
meer, die  nicht  Marigat  sind,  worauf  sie  auf  ihrer  Flucht  die 
Erde  beben  machen  und  in  Thiere  verwandelt  werden.  Wenn 
erzürnt,  sendet  Coualina  (Fürst  der  Zemeer)  den  Cometen  Lima- 
9ani,  um  Böses  zu  thun.  Der  mit  bunten  Federn  bedeckte  Zemi 
Joulouca  (der  Regenbogen),  der  sich  von  Fischen,  Eidechsen,  Co- 
libris  u.  s.  w.  nährt,  macht  die  Cariben  krank,  wenn  er  nichts  zu 
essen  findet.  Auf  dem  Meere  gewährt  er  gute  Reise,  aber  wer 
ihn  auf  dem  Lande  sieht,  versteckt  sich  in  sein  Haus,  als  vor 
einem  fremden  Zemi,  der  keinen  Herrn  hat. 

Bei  der  Pilgerschaft  nach  der  Höhle  Toaboyna,  wo  die  Holz- 
idole Marobo  und  Bintatel  verehrt  wurden,  reizte  sich  (auf  Hayti) 
der  Eintretende  mit  Stäbchen  zum  Erbrechen,  um  nichts  schlech- 
tes zu  bewahren  (s.  Gomara),  sondern  auch  das  Innere  zu  völliger 
Reinigung  umzukehren  (wie  bei  südlichen  Rothhäuten  und  Napo- 
Stämmen). 

Der  durchgehende  Gegenstand  der  Verehrung  auf  den  An- 
tillen war  der  Sturmgott  ^)  oder  Hurakan,  der  sich  in  den  ver- 
wüstenden Orkanen  der  Cyclone  manifestirt. 

1)  Die  Nootka  verehrten  Quahootze,  der  Stürme  sandte  (auf  dem  Hausdacli).     Bei 


HURACAN.  303 

Oviedo  bemerkt,  dass  er  überall  auf  den  Antillen  das  Idol 
des  im  Huracan  schreckenden  Dämon  oder  Tuira  (Bauja  oder 
Buyo)  gefunden  habe  en  muchas  y  diversas  maneras  pintado  ö 
esculpido  o  de  bulto  con  muchas  cabezas  e  colas,  e  diformes  y 
espantables  e  caninas  feroces  dentaduras,  con  grandes  colmillas, 
e  desmesuradas  orejas,  con  encendidos  ojos  de  dragon  e  feroz 
serpiente,  e  de  muy  diferenciadas  suertes  (besonders  auf  Hayti). 
Neben  den  Figuren  der  Zemes  (Idolen)  fanden  sich  solche  von 
Ciguayos  oder  Alciguaves  (bösen  Wesen)  in  Hayti  (s.  Montzan). 

Auf  Hayti  sprach  der  Priester")  aus  einer  hohlen  Thonfigur 
(zum  Orakel)  durch  eine  Trompa  ö  Cerbatana  (s.  Torquemada), 
und  als  die  Spanier  einen  als  Priester  fungirenden  Häuptling  bei 
diesem  Betrug  überraschten,  bat  er  um  Verschwiegenheit,  da  ohne 
diesen  Kunstgriff  die  Unterthanen  nicht  in  gehörigem  Respect  zu 
halten  seien,  und  es  ihm  also  unmöglich  wäre,  die  Anforderungen 
der  Spanier  zu  Dienstleistungen  zu  erfüllen. 

Der  Gott  Jocaima  oder  Gamaonocon  (von  Guacarapita  oder 
Guimazoa  geboren)  gab  den  Caciquen  die  Cemi  oder  Tuira  als 
Diener,  deren  Antworten  von  den  Baites  (oder  Priestern)  mitge- 
theilt  wurden  (s.  Thevet).  Den  Cemis  wurde  der  Name  der  Vor- 
fahren gegeben  (auf  Hayti).  Die  Caciquen  hatten  drei  heilige 
Steine,  einen  für  Ernten,  einen  für  Geburten  und  einen  für  Sonne 
oder  Regen.  Der  Bucio  (Priester)  fastete  mit  den  Kranken  und 
wurde  beim  Tode  derselben  verantwortlich. 

Die  Höhle  Guaccaiarima  (carima  oder  podex)  galt  (auf  Hayti) 
als  Anus  der  Naturgöttin,  die  sich  durch  das  dort  Hervorgestossene 
zu  reinigen  strebte  (s.  Peter  Martyr),  so  dass  die  überall  durch 
America  von  den  Höhlen  ausgeworfenen  Menschen  nicht,  wie 
sonst,  als  Kronen  der  Schöpfung  erscheinen  würden,  sondern  als 
ihre  Excremente.  Aus  der  grossen  Höhle  Cazibaxagua  und  der 
kleinen  Amaiauna  in  Caunana  kamen  die  Menschen,  neben  den 
Gestirngöttern  (Jocauna  und  Guamaonocon)  Attabecram,  Mamona, 
Guacaparitam ,  Jellam,  Guimazon  verehrend.     Die    aus  der  Höhle 


den  Peruanern    war  Con    knochenlos.     Huracan   (Juracan)  oder    (nach  Irving)  Furican 
(Jurican)  stürmt  in  den  Antillen  (als  Cyclon). 

2)  Lorsque  les  Butios  (en  Hayti)  consultaient  les  Zemes  en  public,  jamais  on  n'en. 
tendait  la  reponse  du  Dieu,  mais  on  jugeoit  de  l'oracle  par  la  contenance  du  Pretre. 
S'il  dansait  et  chantait,  c'etait  un  bon  signe,  si  au  contraire  le  ministre  du  dieu  avait 
l'air  triste,  on  s'abandonnait  aux  larmes  et  on  jeunoit,  jusqu'ä  ce  que  le  courroux  etait 
appaise  (Charlevoix).     Man  raubte  einander   die  Cemes  oder  Götter  (in  Hayti). 


304  DIE    ANTILLEN. 

Hayti's  kommenden  Männer,  als  sie  die  glatten  Weiber  (durch 
rauhe  Hände)  fingen ,  „haben  einen  schönen  Specht  gefangen, 
welcher  •  ihnen  die  Scham  mit  seinem  langen  Schnabel  hatt  ge- 
öffnet" (Peter  Mart.).  Der  Riese  Machakael  hütete  die  Menschen- 
höhle, und  als  die  Menschen  hervorgegangen,  fand  Vaguoniona 
ein  schönes  Weib  auf  dem  Grunde  der  See. 

In  Hayti  glaubte  man  Solem  et  lunam  e  quodam  antro  pro- 
diisse,  et  cucurbitam  velut  sacrum  monumentum  habebant,  unde 
dicerent  mare  et  pisces  profluxisse.  Duo  simulacra  lignea  cole- 
bant,  velut  omnis  abundantiae  largitores  et  praesides  deos,  quo- 
rum  delubras  quotannis  Indi  peregrinabundi  frequentare  consue- 
verant.  Erat  insuper  illis  Idolum  quadrupes  instar  canis,  quod 
(ut  fertur)  quoties  illi  bilis  commota  erat,  in  saltus  ac  montes 
aufugeret,  ipsi  vero  sollenni  pompa,  sollicite  quaesitum  ac  inven- 
tum,  humeris  in  fanum  reportabant  (s.  Benzoni). 

Sonne  und  Mond  kamen  aus  der  Höhle  Jonanaboina  im  Lande 
Machic's  (auf  Hayti)  und  in  den  zwei  Höhlen  von  Caunana  waren 
die  Menschen  eingeschlossen,  bis  Vagoniona  hervorkam  (s.  Thevet). 
Schon  zu  Benzoni's  Zeit  prophezeieten  die  Spanier  aus  dem  ge- 
fahrlichen Aufstande  der  flüchtigen  Cimaroni  auf  Hayti,  dass  die 
Insel  einst  in  die  Hände  der  Neger  fallen  würde  (1541).  De 
Mercy  fand  Reste  von  Sculpturen  in  den  Höhlen  von  Dondon  in 
Hayti  (1789).  Von  den  neuerdings  auf  Hayti  gefundenen  Idolen 
scheinen  einige  den  Negern  anzugehören. 

Die  mit  Zemes  sculpirte  Höhle  (mit  Nischen)  von  Dondon  (bei 
Cap  Francais)  hat  ein  Loch  im  Gewölbe,  durch  welche  KuppelöfF- 
nung  Sonne  und  Mond  aufstiegen.  In  St.  Domingo,  wo  Sonne  und 
Mond  aus  der  Höhle  hervorgegangen,  besassen  die  Indianer  einen 
Kürbiss  (der  mit  allen  Fischen  aus  der  See  hervorgekommen) 
als  Reliquie  (s.  Belzoni).  In  dem  Höhlentempel  Jouanaboina  (auf 
Hayti)  waren  Figuren  von  Zemes  eingehauen.  Beim  Zerbrechen 
der  Calabasse  mit  dem  Kopfe  von  Jaia's  Sohn  überfloss  das 
Wasser  Hayti  und  die  Inseln,  so  dass  nur  die  Spitzen  hervor- 
ragend blieben.  Die  Cariben  auf  Dominique  (und  St.  Vincent)  er- 
kennen zwei  Principien,  „l'un  bon,  et  l'autre  mauvais;  ils  appellent 
le  second  Manitou  et  croyent  qu'il  est  la  cause  de  tout  le  mal 
qui  leur  arrive"  (s.  Labat). 

Die  aus  den  Höhlen  Cazibanagua  und  Amaiuna  (in  Caunana) 
Hervorgegangenen  (in  Hayti)  wurden  durch  Vaguoniona  zu 
Menschen  geformt   und  die  Frauen  durch  den  Specht  (Juriri)  ge- 


GÖTTERMUTTER.  305 

bildet  (Peter  Martyr).  Die  die  Höhle  verlassenden  Menschen 
wurden  durch  die  Sonne  in  Mirabolanos- Bäume  verwandelt  (in 
Hayti). 

Aus  der  Höhle  Jovobaba  (im  Land  des  Caciquen  Mauciatibol) 
war  Sonne  und  Mond  hervorgegangen,  und  die  steinernen  Idole 
wurden  für  Regen  verehrt.  An  dem  Eingang  der  Höhlen,  aus 
welchen  Sonne  und  Mond  hervorgingen  (auf  Hayti),  waren  Cemes 
oder  Götterbilder  eingehauen,  die  bei  Regenbitten  Feuchtigkeit 
ausschwitzten. 

Dem  Sonnengott  (Tonatiks)  waren  Säulen  geweiht  (auf  den 
Antillen)  mit  seiner  Gattin  Tona  (aus  Höhlen  hervorgekommen, 
in  Jouanaboina  auf  Hayti).  Als  sie  zum  Himmel  aufgestiegen, 
sandten  sie  Stellvertreter  (Jokahuna  und  Jemao). 

Von  der  Mutter  Atubei  (Jemao  oder  Guacar)  oder  Apito 
(Zuimaco)  wurde  der  anfangslose  Jocahuuague  Maorocon  (auf 
Hayti)  geboren.  In  den  Bergen  Canta  der  Provinz  Caanau  (auf 
Hayti)  fanden  sich  in  der  Höhle  Cacibagiagua  (neben  der  Höhle 
Amauiba)  die  Menschen,  bewacht  von  Marocael,  der  bei  Aufgang 
der  Sonne  in  Stein  verwandelt  wurde,  wie  die  zum  Fischen  aus- 
gezogenen in  die  Bäume  Jobos.  Als  der  von  Guagugiona  zum 
Sammeln  des  Krautes  Digo  ausgesandte  Jadruvaba  von  der  Sonne 
getroffen,  in  einen  Vogel  verwandelt  wurde  und  auch  die  übrigen 
Boten  nicht  zurückkehrten,  kam  Guagugiona  zornig  aus  der  Höhle 
mit  den  Frauen  (darunter  auch  die  Fürstin  Aracacugia)  hervor, 
die  er  aufforderte,  ihre  Ehemänner  zurückzulassen  und  fortzuziehen, 
worauf  er  sie  in  der  Insel  Mantinino  Hess  und  selbst  nach  Guanin 
zog,  wo  er  (nach  Heilung  von  seinem  Uebel)  sich  mit  der  im  Meer 
zurückgelassenen  Frau  Guanara  oder  Biberoci  Guagagiona  ver- 
mählte, und  diese  dann  mit  Guaninis  geschmückt  weiterzog.  In  den 
Guanini  war  Hia-GuaiU-Guanin,  Sohn  des  Hiauna,  Vater  des  Albe- 
borael  (neben  Guabonito  und  Guagagiona)  verwandelt  (s.  Roman). 
Die  geschlechtslosen  Wesen,  die  im  Regen  vom  Baum  schlüpften, 
wurden  durch  die  Aussätzigen  festgehalten  und  vom  Vogel  Inriri 
Cahuvaial  in  Frauen  verwandelt   (auf  Aiti  oder  Bouhi). 

In  der  bemalten  Höhle  Jovovava  oder  Jovobaba  (im  Lande 
des  Caciquen  Maucia  Tivuel),  aus  der  die  Sonne  hervorgegangen^ 
wurden  zwei  schwitzende  Cemis  aus  Stein  (Boiniael  und  Maroio)  für 
Regen  angerufen.  In  der  Höhle  Coaibai  (in  Soraia),  wohin  die 
Seelen  der  Verstorbenen  gingen,  wohnte  als  Erster  Machetaurie 
Guauaua  (als  Herr   des  Todtenhauses)   auf  Hayti.     Bei  Tage   ein- 

Bastian,  America.  orv 


^ 


306  DIE    ANTILLEN. 

geschlossen,  kamen  die  (am  Fehlen  des  Nabels  erkannten)  Todten 
(als  Operito)  Nachts  hervor,  die  nur  Nachts  sprossende  Frucht  Gua- 
baja  zu  essen.  Ausser  den  Todtengespenstern  (Opia)  fanden  sich 
auch  Erscheinungen  Lebender  (Goeiz),  die,  wenn  man  sie  zu  um- 
armen dachte,  sich  in  Bäume  verwandelten,  aber  dann  wieder  die 
Gestalt  von  Verwandten  oder  sonstige  annahmen.  Die  Bohutis  oder 
Zauberärzte  redeten  mit  den  Todten  (auf  Hayti).  Beim  Heilen  eines 
Kranken  (dessen  Uebel  zum  Berge  geschickt  wird)  muss  der 
Buhuitihu  oder  Zauberarzt  dieselbe  Diät  beobachten,  und  ob  das 
geschehen,  wird  nach  dem  Tode  von  der  Leiche  erfragt,  indem 
man  ihr  entweder  den  Absud  des  Krautes  Gueio  in  den  Mund 
giesst  oder  sie  unter  der  Erde  verbrennt  (damit  die  Flamme  in 
das  Haus  des  Buhuitihu  gelange  und  ihm  Krankheit  bringe) ; 
der  (wenn  schuldig)  von  den  Verwandten  des  Verstorbenen  zer- 
schlagene Buhuitihu  wird  Nachts  durch  die  als  bunte  Schlangen 
ihn  beleckenden  Cemis  wieder  belebt,  weshalb  man  ihm  dann  zur 
Rache  (weil  er  nicht  getödtet  werden  kann^  Augen  und  Testikel 
ausreisst.  Nach  dem  Fasten  hatten  die  Indianer  Erscheinungen 
der  Zemis,  um  sie  über  die  Zukunft  zu  befragen.  Quemi  wird 
als  ein  in  Cuba  ausgestorbener  Vierfüsser  aufgeführt  (bei  Oviedo). 

Ehe  der  völlige  Tod  des  Caziquen  eingetreten  war,  schnitten 
ihm  die  Butios^)  den  Kopf  ab  und  vertheilten  das  Cazabebrod 
unter  die  Venvandten  (auf  Hayti). 

Bewacht  durch  Machakael  (um  nicht  die  Sonne  zu  sehen) 
wurden  die  Menschen  in  den  Höhlen  Caribaxagua  und  Amayauna 
in  Caunana  auf  dem  Gipfel  des  Canta  durch  Vagoniona  (Vater 
der  Menschen)  gehalten,  der  seinen  Freund  Huacani  (den  Fischer) 
einst  an  das  Ufer  des  Meeres  schickte.  Als  er  neugierig  bis  zum 
Morgen  verrveilend,  in  eine  Nachtigall  verwandelt  wurde,  suchte 
ihn  trauernd  Vagoniona,  nachdem  er  die  Frauen  (für  die  Insel 
Matinino)  und  die  Kinder  (die,  weil  durstig,  am  Ufer  eines  Flusses 
Toa  Toa  oder  Mama-Mama  rufend,  in  Frösche  venvandelt  wurden) 
aus  der  Höhle  genommen  (wo  die  zurückgebliebenen  Männer  sich 
in  den  Abgrund  stürzten,  (und  dort  den  glatten  Wesen,  die  an  den 


1)  Die  Butios  berauschten  sich  mit  Maguey  für  ihre  Inspirationen. 

HajTian,  Fluss 

Cinato  (Cinotl),  traurig 
in  Hayti.     Im  Eyeri  (Puerto-Rico's)  bezeichnet  Mona  den  Mond  (mani  essen  in  Hayti); 
Gua-maonocon,  nom  de  dieu  (in  Hayti),  ebenso  Jovana  oder  Yocahuna  (Huna,  unique). 


PRIESTERARZT.  B07 

Mirabolanos-Bäumen  auf-  und  abschlüpften  und  durch  die  rauhen 
Hände  der  Caracoles  gefangen  waren,  durch  den  Vogel  Pico  das 
Geschlecht  öffnen  Hessen),  und  als  er  auf  dem  Grunde  des  Wassers 
eine  schöne  Frau  sehend,  zu  ihr  hinabgestiegen  war,  erhält  er 
die  Cibas  (Marmorbälle)  und  die  Guaninos  (Perlmuttertafeln),  als 
Zeichen  der  Königswürde  (in  Hayti). 

Aus  der  Grotte  Giououana  (mit  den  Cimin  Boinaiel  und 
Maroio)  im  Lande  des  Caziquen  Mancia  Tiuuel  gingen  Sonne  und 
Mond  hervor  (Pane)  in  Hayti.  Die  Todten  (Operito)  werden  er- 
kannt, weil  ohne  Nabel,  am  Bauch,  und  die  Seele  (Goeiz)  wird 
zum  Opia  (in  Hayti). 

Der  Buhu-itibu  zieht  entweder  dem  Kranken  die  Substanz 
aus,  die  der  Cemi,  weil  sie  gegen  seinen  Willen  gegessen,  in  ihn 
gesetzt,  oder  einen  Stein,  der  sorgsam  bewahrt  wird  (in  Hayti). 
Erklärt  der  Todte  durch  Schuld  eines  Buhu-itibu  gestorben  zu 
sein,  suchen  die  Verwandten  ihn  zu  tödten.  Der  zwei  Kronen 
tragende  Cemi  Corocote  (des  Vornehmen  Guaunarete)  spielte  vom 
Hausdach  aus  mit  den  Frauen  und  ihm  wurden  Kinder  zuge- 
schrieben, die  besondere  Zeichen  auf  dem  Scheitel  oder  am  Halse 
trugen  (in  Hayti). 

In  Hayti  nahm  der  Arzt  dieselben  Arzneien  als  der  Kranke, 
der  durch  seinen  Cemi  bestraft  war,  und  jagte  die  Dämonen  (durch 
Ziehen  der  Glieder)  in  die  Berge.  Starb  der  Kranke,  wurde  die 
Leiche  durch  ein  aus  Wurzel  und  Hörn  bereitetes  Getränk,  das 
eingegossen,  gefragt,  ob  der  Arzt  nicht  die  rechte  Diät  beobachtet 
und  dann  dieser  von  den  Verwandten  getödtet  (Herrera). 

In  Hayti  hatte  man  Götter  „6  imagenes  de  piedra,  las  cuales 
hacian  entender  los  Sacerdotes  al  pueblo,  que  los  sacaban  de  los 
cuerpos  de  los  enfermos",  und  zwar  dreierlei  Art  für  Ernten,  gute 
Witterung  und  andere  „aplicaban  a  los  partos  de  las  mugeres, 
paraque  en  ellos  no  peligrasen  y  pariesen  las  criaturas  sin  riesgo" 
(Torquemada). 

Auf  Domingo  fanden  sich  Götterbilder  mit  mehreren  Gesich- 
tern oder  Händen  (nach  Kraft).  Von  der  Metamorphose  in  eine 
Nachtigall  auf  den  Antillen  spricht  Peter  Martyr.  In  den  Cues 
wurde  geopfert.  Am  Feste  des  Schlangengottes  Vaudoux  auf 
Hayti  wurde  Opferblut  getrunken  (seit  der  Negerzeit). 

Bei  den  Berathungen  vor  einem  Kriege  erklärte  der  durch 
das  in  die  Nase  aufgezogene  Pulver  Cogioba  Berauschte  seine 
Visionen   in   einer  Hütte   (in  Hayti).     Beim  Fasten  des   Caciquen 

20* 


308  DIE    ANTILLEN. 

Cacibaquel  erschien  ihm  der  Himmelsgott  Jocavvag-hama  und 
verkündete  die  Ankunft  Bekleideter,  als  Eroberer  auf  Hayti  (s. 
Roman).  Die  Indianer  von  St.  Domingo  baten  den  Mond  um 
Hülfe  gegen  ihre  Feinde  (s.  Champlain).  Aus  dem  Kürbiss, 
worin  laca  die  Gebeine  seines  Sohnes  aufbewahrte,  kam  die  Fluth 
(in  Hayti).  Als  laca  seinen  Sohn  erschlagen,  brach  aus  dem 
(seine  Gebeine  enthaltenden)  Kürbiss  die  Fluth  hervor. 

Getrennt  von  jedem  Dorf  fand  Colon  in  einem  besonderen 
Haus  Relief-Figuren,  als  (die  Vorfahren  darstellender)  Cemis, 
und  auf  den  Kopf  derselben  wurde  eine  Schaale  mit  Pulver  ge- 
stellt, das  die  Indianer  in  die  Nase  zogen  und  dann  in  Extase 
fielen.  Die  Cemis  (die  man  sich  gegenseitig  des  Vorzuges  wegen 
stahl)  redeten  mit  den  Caciquen  durch  ein  Trompetenrohr,  wohinein 
ein,  in  einem  hintern  Theil  der  Hütte,  unter  Buschwerk  versteckter 
Indianer  redete,  weshalb  die  Spanier  in  das  Innere  nicht  zuge- 
lassen wurden,  und  als  sie  dennoch  eindringend,  die  Gaukelei  aus- 
fanden, bat  sie  der  Cacique  nichts  davon  seinen  Unterthanen  zu 
sagen,  „porque  con  aquella  estratagema  los  tenia  obedientes"  (um 
Tribut  zu  zahlen).  Ausserdem  hatten  die  meisten  Caciquen  drei 
Steine,  einen  für  die  Früchte,  den  zweiten  für  Geburt  der  Frauen, 
den  dritten  für  Wasser  und  Sonne.  Der  Tiura  (Dämon)  heisst 
Bayko  in  Cuba. 

Die  vier  Brüder  Jaia's,  die  durch  Umwerfung  des  Kürbiss 
(mit  der  Leiche  seines  Sohnes)  die  Wasserfluth  angerichtet  (auf 
Quisqueja  oder  Hayti),  irrten  in  der  Wildniss  umher,  bis  sie  aus 
Hunger  in  ein  Bäckershaus  getrieben  wurden,  und  als  dort  durch 
das  Bespeien  des  Bäckers,  der  um  Brod  gebeten  war,  die  Wasser- 
sucht entstand,  wuchs  aus  dem  Eiter  ^)  einer  mit  einem  Steine  ge- 
öffneten Geschwulst  eine  Frau  (s.  Dapper). 

Die  Mutter  des  unsterblichen  Jocahuna  oder  Gua-maonocon 
hiess  (auf  Hayti)  Atabei  (Attabeira  oder  Attabech)  oder  (Mamona 
oder  Guaca)  Jemao  (Apito  oder  Guimaco).  Die  ursprüngliche 
Mutter  (Jo-Cahuva  oder  Gua-Maorocon)  heisst  (in  Domingo)  Ata- 
bei (Atabex  in  Cuba)  Jermao,  Zuimaco  und  Guacarapito  (Atta- 
basa,  Mamoma,  Jiella,  Guimazoa).  Neben  dem  Himmelsgott  Jo- 
cauna  oder  Guamonocon  und  seiner  Mutter  Mamona  (als  Sonne 
und  Mond)  wurden  in  Hayti  die  Stürme  (Huracani)  verehrt,  durch 


1)  A    few    days   after  the  birtli    of  Rongo    his   motlier  Papa  suffered  from  a  very 
large  boil  on  her  arm  (in  Mangaia)    und  daraus  wurde   Tangaroa  geboren  (Gill). 


THEOGONIE.  309 

die  Göttin   (oder  Gott)  Guabancex   (im  Haus  des  Häuptlings  Au- 
maner  oder  Aumatex)  gesandt  (in  Hayti). 

Wenn  zornig,  sandte  der  Sturmgott  Guabancex  (in  Stein- 
figur verehrt)  als  Boten  voraus  Guatauva,  die  Winde  zu  versam- 
meln, in  Begleitung  Coatrischie's,  der  die  Regenwolken  aus  den 
Höhen  in  die  Thäler  stürzte  (in  Hayti).  Die  Götzen  Bugi  und 
Aipa  waren  den  Menschen  feindlich  (in  Hayti).  Auch  die  weibliche 
Cemi  Guabancex  erzeugte  Gewitter,  indem  sie  ihren  Boten  Gua- 
tauva aussandte,  Stürme  zu  erregen,  und  ihre  Botin  Coatrisquia 
für  Wasserfluthen  (im  Lande  des  Caciquen  Aumatex  auf  Hayti). 
Die  (Guarani  redenden)  Guarayos  wohnen  in  achteckigen  Hütten 
(d'Orbigny)  und  tragen  Nasenschmuck  (von  Alten  regiert).  Auf 
Hayti  fanden  sich  achteckige  Hütten  (nach  Oviedo).  Die  Ge- 
räusche an  der  Quelle  des  Flusses  Nisao  machten  die  AVohnung 
des  Caziquen  Biautex  unzugänglich  (in  Hayti). 

Wenn  ein  Indianer  (auf  Hayti)  „acaso  veia  algun  arbol,  que 
con  el  viento  se  movia  mas,  que  los  otros",  fragte  er  erschreckt 
den  Baum  um  sein  Begehr  und  erhielt  dann  Auftrag  einen  Bohi- 
que  oder  Priester  zu  rufen,  der  unter  Ceremonien  (und  Herzäh- 
lung der  Fürstentitel  des  Landes)  sich  nach  der  Absicht  erkun- 
digte, und  dann  Unterweisung  von  dem  Dämon  des  Baumes  er- 
hielt, in  welcher  Weise  derselbe  abzuhauen  und  fortzutragen  sei, 
um  in  einer  Tempelhütte  ein  Bild  daraus  zu  schnitzen  (s.  Torque- 
mada).  Wenn  Jemand  auf  dem  Wege  einen  Baum  trifft,  der  die 
Wurzeln  bewegt  und  auf  Befragen  hört,  dass  er  Buhuitihu  heisse, 
so  verfertigt  er  aus  seinem  Holz  einen  Cemis,  wie  es  ihm  der 
Zauberarzt  angiebt  (in  Hayti).  Von  den  steinernen  Cemis  (zum 
Theil  mit  Spitzen  oder  in  anderen  Formen)  dienten  die  aus  dem 
Körper  des  Kranken  durch  den  Arzt  ausgezogenen  bei  Geburten 
(s.  Roman).  Die  vom  Baum  (im  Regen)  fallenden  Wesen  wur- 
den durch  den  Specht  in  Frauen  verwandelt,  zum  Ersatz  derer, 
die  nach  andern  Inseln  gegangen  waren,  in  Hayti  (Herrera). 

Die  Cemis  (oft  mit  den  Knochen  der  Vorfahren)  Hessen 
regnen,  gaben  Früchte  (in  Hayti).  Beim  Kriege  wurden  die 
Cemis  Bugia  verbrannt  und  dann  durch  Waschen  mit  Yuca-Saft 
wieder  hergestellt  (in  Hayti).  Der  Cemi  Braidama  sandte  Krank- 
heiten (auf  Hayti).  Der  vierfüssige  Cemi  (in  Hundeform)  als 
Cazique  Cavavaniovava  begab  sich  Nachts,  obwohl  angebunden, 
in  den  Wald,  und  verschwand  (bei  Ankunft  der  Spanier)  in  einer 
Lagune    (Herrera).      Der    auf    das    Haus    des   Caziquen    von   Co- 


310  DIE    ANTILLEN. 

rete  gesetzte  Cemi  Corocote  (mit  zwei  Scheiteln),  der  beim  Ver- 
brennen des  Hauses  sich  in  die  Luft  erhob,  schlief  mit  den 
Frauen  des  Caziquen,  der  ihn  erwarb,  wie  später  Guatabanex  in 
Sacaba  (auf  Hayti).  Die  als  Schlingpflanzen  aufgefundenen 
Cemis  des  Caciquen  Guaiaronel  wanderten  nach  Belieben  umher, 
obwohl  in  einen  Sack  aufgebunden  (auf  Hayti).  Ausser  dem 
vierfiissigen  Idol  Epilguanita  wurde  Sorocoro  vom  Caciquen  Gua- 
marato  in  Hayti  verehrt  (Gomara).  Die  Gespenster  auf  Hayti 
hatten  keinen  Nabel.  Babujal  sind  böse  Dämone,  von  denen  die 
Körper  der  Hexen  besessen  sind  (auf  Cuba). 

Turey  (Himmel)  bezeichnete  (nach  Herrera)  das  Kupfer  (auf 
den  Antillen).  Gold  (Caona)  hiess  in  haitischen  Dialecten  auch  Tuob 
oder  Nucai  (Nosai)  und  in  Mischung  (Guanin)  Guarin  ^)  (s.  Pichardo). 

Von  den  heiligen  Steinen,  welche  die  Zauberpriester  (der 
Antillen)  aus  den  Körpern  der  Kranken  gewannen,  diente  der 
eine  für  Ernte,  der  andere  für  Geburten  und  der  dritte  für  Regen 
(sagt  auch  Torquemada).  Die  Antillenos  füllten  hohle  Holzfiguren 
mit  den  Knochen  des  Fürsten  und  nannten  sich  nach  diesem  (nach 
Columbus).  Nach  Ramon  waren  die  Cemi  der  Antillen  aus  Holz, 
Stein  oder  anderem  Material.  Die  Insel  Guanabba  war  von  Ver- 
fertigem von  Götzenbildern^)  bewohnt. 

1)  Xo  era  isla,  como  espresa  Colon,  sino  el  oro  bajo  (nach  Las  Casas).  Als  die 
Männer  der  Höhle  in  Hayti  ausgestorben  waren,  wurde  in  der  Höhe  des  Pani  die  Frau 
Adonaya  in  einem  Canoe  nach  Onofay  geführt  und  begab  sich  nach  den  von  dem  hei- 
ligen Aicoroa  (letzter  Abkömmling  der  gelben  Rasse,  der  von  Machokael  stammte)  einst 
bewohnten  Höhlen  in  Canimax,  um  dort  durch  Tinima  mit  Tuey  vermählt  zu  werden, 
der  aus  seiner  Verwandlung  in  eine  Nachtigall  durch  Vagoniona  wieder  die  mensch- 
liche Form  erhielt  (am  Fluss  von  Yumuri).  Vagoniona  zeugte  mit  dem  Frauenschatten 
in  den  Tiefen  des  Meeres  seine  Tochter  Tinima,  von  deren  Haupte  das  Wissen  geboren 
w^urde.  Unter  den  von  Huacani  abstammenden  Menschen,  die  sich  bei  der  Fluth  in 
der  Höhle  von  Cazibaxagua  einschlössen,  fand  sich  als  einzige  Frau  Adonaya  (jüngste 
Tochter  des  Caziquen  Machokael),  mit  welcher  Tuey  (aus  der  Höhle  vom  Gipfel  des 
Pani  nach  Onofay  in  Cuba  geflüchtet)  die  Menschen  zeugte  (in  den  dichtenden  Tra- 
dicionen  Guell  y  Rente's). 

2)  Ex  gossampio  namque  intexto  stipato  interius  sedentes  imagines  formant  (zemes 
appellant)  frontibus  alligant  (auf  den  Antillen),  lemuribus  similia  (Peter  Martyr).  Die 
Gestalt  der  Zemes  wurde  auf  den  Körper  tätowirt,  Charlevoix  erwähnt  Götterbilder  mit 
mehren  Händen  und  Köpfen.  Die  Cariben  trugen  Federn  als  Nasenschmuck  (nach  du 
Tertre).  Kranke  wurden  durch  Zauberer  (Payes)  geheilt  (bei  den  Guarayos).  Die  Gua- 
rayos  bedecken  die  Grabgruft  mit  Zweigen  und  Thon.  Die  nächtlichen  Angriffe  der 
-  Cariben  wurden  bei  Vollmond  unternommen.  Unter  den  Mabojas  oder  bösen  Geistern 
der  Cariben  warfen  die  Umekus  im  Meer  die  Böte  um.  Les  meres  (en  Hayti)  avaient 
soin  de  tenir  serr6  avec  des  mains  ou  entre  deux  petits  aix  le  haut  de  la  tete  de  leurs 


GESCHLECHTER.  311 

Beim  Arbeiten  der  Hängematten  dürfen  die  Frauen  der  Ca- 
riben  keine  Feigen  essen,  weil  sie  dann  rasch  verfaulen  würden, 
sowie  keinen  scharfzahnigen  Fisch,  weil  sie  dann  bald  zerreissen 
würden  (nach  Laborde).  Ehe  sie  eine  Seereise  machen,  essen  die 
Cariben  keine  Krabben  oder  Eidechsen,  weil  diese  Thiere,  die 
immer  am  Platze  bleiben,  es  unmöglich  machen  würden,  eine  Insel 
zu  erreichen.  Wenn  das  Land  gesehen  wird,  darf  man  es  nicht 
mit  dem  Finger  zeigen,  sondern  nur  mit  vorgestrecktem  Mund, 
sonst  ist  die  Landung  unmöglich.  Wenn  eine  Wolke  aufzieht,  suchen 
sie  die  Cariben  durch  ihre  Hände  und  Blasen  zu  zerstreuen  (s. 
Laborde).  Soll  der  Sohn  zum  Häuptling  geweiht  werden,  lässt 
ihn  der  Vater  das  Herz  des  Ouachi- Vogels  verschlucken  (bei  den 
Cariben).  Die  Cariben  befestigten  das  Preputium  an  ihren  Gür- 
teln (Breton).  Die  Cariben  führten  ihre  Zeitrechnung  nach  der 
Constellation  Chirities.  Als  Schriftsubstitute  dienten  Steinchen, 
Kerbhölzer  oder  Knoten.  Die  Sterne  sind  verstorbene  Cariben. 
Clibar  hiessen  die  Muschelgehänge  der  Cariben  (Laborde). 

Bei  Geburt  eines  Kindes  fastet  der  Vater  (bei  den  Cariben) 
in  der  Hängematte,  und  nach  mehreren  Tagen  ward  ihm  von  den 
Aeltesten  des  Dorfes  durch  Einschnitte  in  den  Körper  Blut  ent- 
zogen, worauf  er  von  diesen  und  den  Frauen  mit  kleinen  Bissen 
wie  ein  Kind,  gefüttert  wurde,  und  dann  nochmals  einige  Tage 
in  die  Hängematte  verblieb  (s.  Laborde).  Beim  Tanz  wurden 
Thiere  nachgeahmt  (b.  Cariben).  Der  Mann  darf  die  Verwandten 
der  Frau  nicht  sehen  (bei  den  Cariben).  Les  vieux  ont  un  bara- 
gouin,  lors  qu'ils  prennent  quelque  dessein  de  guerre,  que  les 
jeunes  n'entendent  point  (bei  den  Cariben). 

Bei  den  Cariben  der  Inseln  verehrten  die  Männer  Juluca  und 
die  Frauen  Chemiin.  Les  hommes  ayant  des  dieux  et  les  femmes 
des  Deesses,  les  uns   et  les   autres  leurs   approprient   le   nom   de 


enfans  nouvellement  nes,  afin  de  l'applatip  peu  ä  peu,  d'oü  il  arrivait  que  le  cräne  re- 
plie  en  quelque  sorte  sur  lui-meme  devenait  si  dur,  que  les  Espagnols  ont  souvent 
casse  leur  epees  (Charlevoix).  Die  mit  Cannon  nach  Barbadoes  kommenden  Engländer, 
„funden  hier  gewisse  Häfen  und  Pfannen,  allerhand  Art,  wie  Leinen,  aber  so  wohl 
und  artig  gedreht,  das  sie's  nicht  für  wilde  Arbeit  halten  konnten"  (entweder  von  Ca- 
riben oder  den  Negern  Angola's).  Im  A-^otan  führt  die  Vauderie  auf  den  Vaudoux- 
Dienst.  Tonatiks  ist  Sonnengott  in  den  Antillen  (als  Tonatiuh  in  Centralamerica)  mit 
geweihten  Säulen.  Die  Butios  weissagten  aus  den  Zemes.  Neben  dem  Höhlentempel 
Jouanaboina  (bei  Cap  Francis)  fand  sich  auf  Hayti  der  Tempel  Camoteia.  Beim  Jah- 
resfest (des  Zemes  des  Fürsten)  reinigte  man  sich  im  Tempel  durch  Erbrechen.  Kin- 
der mit  zwei  Scheitelwirbel  waren  von  Zemes  gezeugt  (wie  auch  sonst,  oder  Zwillinge). 


312  DIE    ANTILLEN. 

Chemiin^),  avec  les  deux  genres  qui  a  aussi  un  pluriel,  s9avoir 
Chemeignum,  Dieux  (s.  Breton)  bei  den  Cariben.  Die  Cariben  (in 
Guadeloupe)  nannten  sich  Callinago  (s.  Breton).  Tacaoua  (pierre 
verte)  wurde  von  den  Cariben  gegen  Schwangerschaftsunfälle 
und  fallende  Sucht  getragen  (s.  Breton).  Die  Cariben  der  Dörfer 
Sepencoa  und  Petua  (in  der  Sierra  nevada)  verehrten  die  Knochen 
eines  in  alter  Zeit  verstorbenen  Priesters  (nach  Beitran)  1560. 
Die  Arruacos  der  Sierra  nevada  (von  St.  Martha)  verehrten  eine 
geschmückte  Affenkinnlade  in  einem  Caney  oder  Haus  (XVIII.  Jahrh.). 
Die  mit  den  Arruacos  handelnden  Tupes  der  Sierra  nevada  (b. 
St.  Martha)  begrüssten  die  durchreisenden  Missionare,  als  vom 
Himmel  gekommen  (1721). 

Die  Cariben  glaubten  die  Gefasse,  in  denen  ihren  Göttern 
Opfer  dargelegt  wurden,  in  den  Hütten  sich  bewegen  zu  hören 
und  die  Töne  der  Kinnladen  der  schmausenden  Götter  zu  ver- 
nehmen. Den  Neumond  betrachteten  die  Cariben  durch  ein  auf- 
gerolltes Pisangblatt,  um  einen  augenstärkenden  Thautropfen  auf- 
zusaugen. Die  eines  Todesfalls  als  Hexe  beschuldigte  Frau  muss 
die  dazu  gebrauchte  Muschel  ausgraben  und  wird  dann  an  den 
Füssen  aufgehängt  zu  Tode  gemartert  (s.  Laborde)  bei  den  Ca- 
riben (wie  an  derLoango-Küste  Afrikas).  Die  Fledermäuse  (Boulliri) 
sind  die  Häuser  zum  Bewohnen  umflatternde  Zemeer  (nach  den 
Cariben),  und  sie  bewahrten  ihre  Heiligkeit  auch  bei  den  Cak- 
chiquel.  Die  caribischen  Indianer  bei  Santa-Martha  waren  der 
Sodomiterei  ergeben,  indem  sich  ein  Goldstück  fand,  an  hombre 
sobre  un  otro  (Oviedo). 

Die  Wehemütter  verbreiterten  die  Stirn  auf  Hayti  (asperega) 
oder  Quizqueia  (tierra  grande),    um    die  Schädel   hart  zu  machen 


1)  Chemiin,  Zemes,  Cemi,  Semi  u.  s.  w.,  wie  Vagoniona,  Vangoniona,  Guagugiona, 
Guagagiona  u.  s.  w.,  dann  Buhitis,  Buhios,  Buhuitihu  u.  s.  w.  (Boyes  oder  Piaches 
bei  den  Cariben,  und  Piaces  auf  dem  Isthmus)  und  so  in  anderen  Namen,  je  nach 
den  Abschreibern  bei  den  verschiedenen  Berichterstattern.  Buutios  en  la  Espanola,  decian 
que  hablaban  los  muertos  (Herrera).  Piaches,  sacerdotes  medicos  y  adivinos  en  Cumana, 
y  como  nigromanticos  (chupaban  y  lamian  adonde  havia  dolor,  para  sacar  el  humor, 
escupian  aquello  fuera  de  la  casa).  El  Bohique,  que  era  Sacerdote  ö  Satrapa  ö 
Hechicero  (en  las  Islas)  cortaba  el  arbol  y  hacia  de  el  una  estatua  o  Idolo  de  mala 
y  de  asacada  figura,  llevabalo  y  haciale  casa  y  sementeras  y  con  ciertas  ceremonias, 
era  cada  ano  celebrado ,  al  quäl  tenian  recurso ,  como  k  oraculo  (Torquemada).  Tenian 
ciertos  hombres  entre  si  que  llaman  Buhiti,  que  servian  de  aurispices  ö  agoreros  adi- 
vinos (en  las  Islas  y  tierra  firme),  les  daban  ä  entender,  que  el  ^emi  es  senor  del 
mundo  e  del  cielo  y  de  la  tierra  y  de  todo  lo  demas  (Oviedo). 


PFEILGIFT.  313 

(s.  Gomara).  Im  Kriege  banden  sich  die  Indianer  in  Hayti  kleine 
Idole  an  die  Stirn  (Gomara).  Die  Duho  (Gebetbank)  der  Caziquen 
(auf  Hayti)  war  mit  Sculpturen  verziert. 

Um  die  nach  der  Entbindung  schädliche  Begattung  zu  ver- 
hindern, musste  der  Vater  für  längere  Zeit  von  einfachen  Speisen 
und  Getränken  leben,  unter  Blutentziehungen  und  in  der  Hänge- 
matte bedient,  bis  nach  6  Monaten  das  Kind  seinen  Namen  er- 
hielt (Ballet),  bei  •  den  Cariben  (im  Anschluss  an  die  Sitte  der 
Couvade). 

Die  Männer  tragen  Armbänder  um  den  fleischichten  Theil 
ihrer  Arme,  die  Weibsperson  aber  um  ihre  Gelenke,  die  Knie 
umgeben  sie  mit  Rossada-Ketten  (unter  den  Cariben  auf  St. 
Christopher).  Die  von  der  Macana  (der  Chaco-Indianer)  verschie- 
dene Keule  der  Cariben  (in  Gucana)  heisst  Potu  (s.  Wood)  [Patu- 
Patu  in  Neuseeland].  Die  Sapakana  genannte  Keule  (in  Guiana) 
ist  „something  like  that  of  the  New  -  Zealand  Merai."  Den 
Pfeilen  wird  der  Schaft  mit  Baumwollfäden  umwunden  (in 
Guiana)  und  „the  tread  is  woven  in  patterns  almost  as  neat  as 
those  employed  by  the  Polynesian  islanders". 

Die  Bewohner  Dariens  heissen  Cariben  (bei  Peter  Martyr). 
Die  mit  vergifteten  Pfeilen  kämpfenden  Bewohner  von  Uraba  waren 
von  jenseits  des  Flusses  Dariens  (Atrato)  gekommen  (s.  Cieza). 
Die  Condaguas  am  Atrato  tättowirten  (s.  Oviedo).  Die  Sprache 
Coribici  (Caribici)  Nicargua's  wurde  besonders  in  Choluteca  ge- 
sprochen (s.  Herrera).  Die  Chorotegen  heissen  Cariben  (s.  Ra- 
musio).  Die  Cariben  erscheinen  als  Kanibalen  [Kanaka].  Nach 
d'Orbigny  war  die  Sprache  der  Cariben  dem  Tupi  verwandt. 
In  Tupi  wurde  der  Rauschtrank  Ava  genannt  (Kava  in  Poly- 
nesien). In  den  Areitos  auf  den  Antillen  waren  die  Gesänge  mit 
Tänzen  verbunden,  wie  die  Ceremonien  der  Areoi  in  Polynesien. 

Der  von  Burenquen  (Puerto  Rico)  aus  durch  Colon  (1494)  er- 
reichte Theil  der  Insel  Espanola^)  hiess  Hayti,  daran  schloss  sich 


1)  Entonces  fue  que  supo  el  Almirante  con  toda  certeza  el  estado  de  la  poblacion 
y  la  grandiosidad  del  territorio,  y  de  que  manera  estaban  divididos  los  cacicatos  de  la 
Isla.  En  aquella  fecha,  quo  era  el  mes  de  Mayo  de  mil  cuatrocientos  noventa  y  cinco, 
ecsistian  en  ella  cinco  cacicatos  mayores,  de  quienes  dependian  otros  menores,  que 
ascendian  a  un  nümero  considerable,  teniendo  algunos  hasta  treinta,  y  los  denominaban 
Naytianos.  El  de  Magna  era  el  primero ,  cuya  palabra  significaba  la  llanura ,  donde 
liabia  agua,  que  era  la  Vega  Real:  su  Soberano  se  llamaba  Guarionex  y  en  la  po- 
blacion de  SU  residencia ,    que    estaba    al  pie    del    cerro  donde    se    diö  la  batalla  de  la 


314  DIE    ANTILLEN. 

die  Provinz  Xamana  und  eine  andere,  Bohio  genannt.  Der  Ca- 
zique  Guacamari'  schob  die  Schuld  für  die  Ermordung  der  zurück- 
gelassenen Spanier  auf  den  Caziquen  Caonabö  und  Mayreni,  von 
denen  er  überfallen  sei  (s.  Monte  y  Tejada). 


Vega,  acababa  de  establecer  el  Almirate  el  fuerte  de  la  Concepcion.  Principiaba  este 
cacicato  en  el  cabo  Rafael,  linea  recta  häcia  el  centro  del  grupo  de  Cibao  por  sobre 
la  cadena  de  montanas  que  la  rodean:  de  alli  en  otra  linea  recta  a  la  punta  Isabelica, 
como  se  denomina  hoy,  y  en  la  cual  se  fundö  la  Cindad  de  la  Isabela.  De  modo  que 
tenia  por  limites  al  Norte  y  al  Este  el  mar  Atlantico,  al  Sur  el  Cacicato  de  Iguayagua, 
y  al  Oeste  el  del  Marien.  El  segundo  era  el  del  Marien,  ö  Mariel,  como  le  llamaron 
mas  tarde:  su  Soberano  Guacanagari,  cuya  residencia  la  tenia  en  las  immediaciones  del 
cabo  Hayti  ö  Guarico.  Su  estension  estaba  comprendida  desde  punta  Isabelica  a  la 
boca  del  rio  Jatibonico :  de  alli  por  su  curso  hasta  el  grupo  de  Cibao.  De  manera 
que  lindaba  con  el  de  Magna  por  el  Este,  con  el  mar  Atlantico  por  el  Norte  y  Oeste 
y  por  el  Sud  con  los  cacicatos  de  Maguana  y  Jaragua.  El  tercero  era  el  de  Iguayagua, 
SU  Soberano  Cayacoa,  cuya  capital  estaba  donde  ecsiste  la  Ciudad  de  Higüey,  poblada 
posteriormente  por  los  Espanoles.  Sus  limites  eran  desde  el  cabo  Rafael  hasta  el 
centro  del  grupo  de  Cibao,  y  de  alli  hasta  la  embocadura  del  rio  Jayna:  lindaba  por 
el  Norte  con  el  de  Magna,  por  el  Oeste  con  el  de  Maguana,  y  por  el  Este  y  Sud 
con  el  mar  de  las  Antillas.  El  cuarto  era  el  de  Maguana:  su  Soberano  Caonabo,  cuya 
residencia  estaba  al  pie  del  grupo  de  Cibao  en  donde  existe  en  el  dia  S.  Juan  de  la 
Maguana.  Sus  limites  eran:  al  Este  el  curso  del  rio  Jayna  hasta  Cibao :  al  Norte  con 
el  de  Magna  y  Marien:  al  Oeste  con  Jaragua  ö  Aniguayagua,  y  al  Sud  con  el  mar 
de  las  Antillas.  Y  por  ultimo,  el  quinto  era  el  de  Jaragua,  conocido  entre  los  Indios 
por  Aniguayagua,  que  principiaba  en  las  montafias  del  Baoruco  y  seguia  toda  la  banda 
del  Sud  y  Oeste  por  el  mar  de  las  Antillas,  para  lindar  con  el  cacicato  del  Marien 
en  la  del  Norte,  y  en  la  del  Este  con  el  de  Maguana.  El  Cacique  de  este  territorio 
era  Behequio:  tenia  su  residencia  donde  los  franceses  fundaron  posteriormente  la 
Ciudad  de  Puerto  Principe. 


GUATEMALA 

(MIT  YUCATAN). 


Von  Chiclabaleih  nach  den  Sieben  Höhlen  (Nucucinam)  ge- 
langt (bei  den  Maislanden  Pambibil),  kamen  die  Quiche  unter 
Tamub,  Vorgänger  des  (den  schwarzen  Stein  bringenden)  Copi- 
hoch,  nach  Mexico  (wo  die  Yaqui^)  zurückblieben)  und  als  Stam- 
messitze werden  Amag-Dan,  Hauptstadt  der  Dan  oder  Tamub 
(zwischen  den  Bergen  Tohil  und  Mamah),  sowie  Uquincat,  Haupt- 
stadt der  Ilocab,  angegeben,  in  Verwandtschaft  mit  den  dreizehn 
Stämmen  der  Tecpan  (als  Uxab  und  Pocomam)  in  Nimpokon  (bei 
Rabinal),  während  die  Mames  bei  Huehuetenango  oder  Quetzal- 
tenango  herrschten. 

Als  Nachfolger  Ahpop's,  mit  dem  das  Königthum  in  Tule  zu 
Ende  ging,  wird  Nimaquiche  angegeben,  als  Vater  des  ersten 
Königs  Axcopal  oder  Oceloxoch  (Acxopil),  und  dann  wird  (nach 
Jiutehmal)  unter  dem  Nebel  jener  Mythenzeit,  in  welcher  Huh- 
napu's  übernatürliche  Wunderthaten  spielen,  die  Knechtschaft  unter 
der  Tyrannei  des  mächtigen  Xibalba- Reiches  verschleiert,  bis 
später  die  eine  Befreiung  von  dem  harten  Joche  Ankämpfenden, 
nachdem  sie  beim  Auszuge  aus  Tulan-Zuioa  den  Anerbietungen 
der  Abgesandten  aus  Xibalba  (mit  Ausnahme  der  Zotzil)  wider- 
standen, unter  Klagen  und  in  schwerer  Bedrängniss  unter  den 
vier  Häuptlingen  Balam-Quitze,  Balam-Ayab,  Mahucutah  und  Iqui- 
balam    auf    dem   Berge   Chipixab    oder    Chipal    (am   Chixoy)    zu- 


1)  Nach  Brasseur  war  Copan ,  die  Hauptstadt  von  Pagaqui  (bei  den  Yaqui  oder 
Nahuas)  von  dem  aus  Peten-Itza  eindringenden  Eroberern  gegründet.  Die  (lautsprechen- 
den) Yaqui  wohnten  in  Sonora  und  ihre  Sprache  heisst  (bei  Ribas)  la  mas  general  de 
Cinaloa.  Pimentel  unterscheidet  in  Cahita  die  Dialecte  des  Mayo,  Yagui  und  Tehueco 
oder  (bei  Balbi)  Maya,  Yaqui  und  Zuaque. 


318  GUATEMALA. 

sammentraten ,  die  Sonne  der  Freiheit  erwartend  (nach  dem  Po- 
pul  Vuh). 

Dann  nach  langen  Büssungen  und,  durch  die  Raubzüge  be- 
reicherten, Opfern  enthüllten  sich  ihnen  ihre  Götter,  der  Gott  Ha- 
cavitz,  der  in  der  Grotte  des  Berges  Hacavitz  versteckt  gewesen, 
und  die  Götter  Tohil,  Hvilix  und  Hacavitz,  die  unter  Gras  und 
Moosen  verborgen  gelegen,  der  Gott  Avilix  in  der  Schlucht  des 
Berges  Avilix,  und  als  erster  erhob  sich  Tohil,  der  das  auf  der 
Wanderung  im  kalten  Venzivan  leitende  Feuer  an  Balam-Quitze 
verliehen  hatte  und  jetzt  von  ihm,  in  seinem  Bilde  angehängt^ 
getragen  wurde  (bis  die  Steinverwandlung  der  Götter  durch  den 
Sonnenaufgang  eintrat). 

Nachdem  dann  vom  König  Nacxit  im  Osten  die  bestätigende 
Verleihung  der  Königswürde  durch  die  priesterliche  Gesandtschaft 
erlangt  war,  gründeten  die  Quiche-»  nach  siegreichem  Ausgang 
der  mit  den  (den  Tecpan  verwandten)  Pokomamen  geführten 
Kriege,  die  Hauptstadt  Izmachi,  und  von  dort  dehnten  sich  die 
Quiche  aus,  indem  sie  Utatlan  oder  Gumarcaah,  wo  auf  die  Fa- 
milie der  Tamub  (der  Gründer  Tule's  zwischen  Santjago  de  los 
Valles  und  Xilotepeque)  die  der  (Ilhuicatl)  Ilocab  gefolgt  war, 
eroberten,  so  dass  den  alten  Geschlechtern  der  Tamub  und  Ilocab 
das  Scepter  durch  das  Haus  Cavek  (der  Fürsten  Xurcah  und 
Totomay)  entrissen  wurde.  Von  dem  mit  den  Geheimnissen  von 
Himmel  und  Hölle  vertrauten  König  Gucumatz  oder  Ahpop- 
Cumha  (an  der  Seite  des  Nebenkönigs  Iztayul  regierend)  wurde 
dann  für  Tohil,  den  Stammesgott  der  Quiche's,  ein  Tempel  in 
Utatlan  erbaut,  und  dort  der  Hohepriester  Ahau-ah-Tohil  einge- 
setzt, sowie,  als  sein  Stellvertreter,  Ahau- ah -Gucumatz.  Unter 
König  Quicab  erlangte  das  Reich  von  Utatlan  seine  weiteste  Aus- 
dehnung, und  trat  nach  einer  Reihe  innerer  Fehden  eine  Ver- 
schmelzung der  alten  Stämme  Tamub's  und  Ilocab's  mit  den 
Quiche's  ein. 

Bereits  von  Num-ä-Quiche  oder  Nima-Ouiche  wird  ein  Vor- 
dringen bis  zu  dem  durch  das  Orakel  angezeigten  See  von  Atit- 
lan  erwähnt,  aber  derselbe  verknüpft  sich  näher  mit  den  Sagen 
der  Cachiquel,  und  die  zu  ihnen  gehörigen  Ahtziquinihayi  er- 
zwangen von  den  Tzutohiles  die  Abtretung  eines  Theiles  des 
Küstenlandes. 

In  dem  auf  dem  Berge  Tepeu-Oloman  geschlossenen  Bunde 
hatten  die    (unter  Gagahuitz  und  Zactecauh  von  Tula  ausgezoge- 


HACAVITZ.  319 

nen)  Cachiquel  an  den  Kämpfen  gegen  die  Nonohualcat  und 
Xulpiti  Theil  genommen,  und  traten  nach  dem  Fehlschlagen  ihrer 
Unternehmungen  die  lange  in  den  Waldöden  Zakicojol's  verlore- 
nen Wanderungen  durch  die  Barbarenländer  Cholamah  und  Zu- 
chitan  an,  wodurch  sie  zu  den  Mames  (Stummen)  geführt  wurden, 
und  dann  über  Zactzuy  zu  den  Pokomamen,  deren  Macht  sie  die 
ihrige  indess  nicht  gewachsen  fühlten. 

In  dem  durch  die  Verschanzungen  der  Fürsten  Xekagueh, 
Cibakihay  und  Cahuec  auf  den  Bergen  Pantzio,  Paraxone,  Cina- 
nihay,  Pacikabul  und  Pacahuec  Quehil  befestigten  Reich  erlangte 
Bakahol,  der  Verehrer  des  grünen  Steins,  die  Königswürde  als 
Ahpop  (s.  Xahila),  neben  dem  Ahpop-Camha  (oder  Erbprinz). 

Von  dem  Verehrungsplatze  Abah's  am  See  Atitlan,  wo  von 
den  Zutagil  (flor  de  las  naciones)  oder  Tzutuhil  (Izutuhiles)  die 
Hälfte  der  Küste  erlangt  war,  zog  Gagawitz  (im  Bunde  mit  den 
Atziniquinihay  und  den  Tzutohiles)  nach  dem  Walde  von  Panche 
Chiholom.  In  Vereinigung  der  Stadt  Tziquinihay  der  Ahtziquini- 
hay  (Stamm  der  Cakchiquel)  und  der  Stadt  Amag-Tzutohil  (der 
Tzutohilen)  bildete  sich  die  Stadt  Atitlan  beim  Vulcan  Atitcil- 
Huyu  (Cerro  de  Oro)  oder  Berg  der  Greisin. 

Als  auf  Hacavitz's  Zorn  ein  Nebel  den  See  von  Atitlan  (cor- 
reo  de  agua)  bedeckte,  verliessen  die  Cachiquel  ihre  Stadt  Abah, 
wo  nur  (in  Verbindung  mit  den  Zutugil)  die  Ah-Tziquinihay  zu- 
rückblieben. So  gilt  Atitlan  als  der  Sitz  der  Zutugil,  wie  Utat- 
lan  für  den  der  Quiche  und  Tecpan-Guatemala  der  Cachiquel. 

Bei  Ansiedlung  der  Cachiquel  in  Iximche  oder  Tecpan-Gua- 
temala wurde  der  Häuptling  der  Familie  Baquahol  auch  von 
denen  der  Gekaquchi  und  Cibakihay  anerkannt. 

Herrera  erklärt  Cachequil  (Quachequil)  als  Adler,  indem  der 
Fürst  einen  Adlerschmuck  im  Kriege  getragen.  Im  Nahuatl 
kann  Quautemallan  (oder  Guatemala)  von  Quauhtli  (Adler)  oder 
Quahuatl  (Baum)  erklärt  werden,  und  schlösse  sich  im  letzteren 
Falle  an  die  Deutung  von  Quiches  (viele  Bäume). 

Die  Könige  der  Zutugil  führten  ihre  Herstammung  auf  die 
Ahnfrau  Atit  ^)  (die  Sonne)  zurück. 


1)  Ati  ou  Atit  est  la  mere  et  l'aieule  ou  la  vieille,  l'Ancienne  par  excellence,  et 
lorsqu'on  dit  v'ati,  mon  aieul,  les  deux  syllables  va  et  ti  expriment  ä  la  fois  egalement 
le  pain  et  la  viande  (Brasseur  de  Bourbourg).  Von  Vatea  (halb  Mensch  und  halb 
Fisch),  in  der  unsichtbaren  Welt,  entsprang  Rangi,  als  erster  Mann  (in  Mangeia). 


320  GUATEMALA. 

Als  von  den  Töchtern  Balam-Akan's,  der  mit  seinen  Brüdern 
in  Utatlan  herrschte,  die  eine  durch  einen  Verwandten  Zutugel 
Epop's  (Königs  der  Quiche),  die  andere  durch  einen  Verwandten 
des  Königs  von  Atitlan  entführt  worden,  brach  ein  mehrere 
Generationen  fortdauernder  Krieg  aus  (worin  sich  die  Atitlan 
mit  Mam  und  Pipiles  am  See  verschanzten).  In  Amatitlan  wohn- 
ten Pokomanes,  die  Chol  wohnten  im  Osten  Guatemala's  (die 
Anahuilac  in  Acasaguastlan). 

Utittlan  oder  Gumarcaah  war  Hauptstadt  der  Tamub,  bis  vom 
Berge  Hacavitz  oder  Tohohil  (bei  Santa  Cruz  de  Quiche)  die 
Quiche  und  Cakchiquel  es  eroberten. 

Die  zwischen  den  Bergen  der  Lacandones  und  Verapaz  leben- 
den Quiche  (Rabinalier,  Cakchiquel,  Ah-Tziquinaha  und  Cavek), 
die  (unter  Xurcah  und  Totomay)  aus  Tulan  (zusammen  mit  Ta- 
mub und  Ilocab^))  ausgezogen  (und  von  Acxitl,  letzten  Fürsten  der 
Tolteken)  das  eingehüllte  Feuer  erhielten,  befestigten  sich  unter 
den  Fürsten  Balam-Quitze,  Balam-Agab,  Mahucutah  und  Iqui- 
Balam  auf  dem  Berg  Chipal  (bei  Chixoy)  und  (nach  Verbindung 
mit  Coluha,  Fürst  von  Cakulgi,  der  den  heiligen  Stein  Tzutuka 
im  Tempel  Cahbaha  hütete)  dehnten  sie  ihre  Eroberungen  über 
die  Tamub  (als  Canil  in  Sacapulas)  und  Ilocab  (am  See  Atitlan) 
aus,  bis  zur  Revolution  unter  Ahpop. 

Die  Lacandones^)  am  Rio  de  la  Pascon  und  am  Usumacinta 
sprechen  die  Maya-Sprache.  Die  Payaqui  wohnten  in  Quirigua. 
Itzcuintlan  oder  Ezcuintla  (Ville  des  chiens)  hiess  Panatacat  (bei 
den  Cakchiquel). 

Die  Maya  redenden  Eingeborenen  wurden  Mem  (Stotterer) 
oder  Mames  genannt.  Mam  bedeutet  alt  (in  den  Mames)  oder 
(in  Yucatan)  abuelo  (Vorfahr).    Mama  heisst  (bei  den  Zaklohpakab 


1)  Die  bei  Izmachi  residirenden  Ilocab  wurden  durch  Cotulia  (König  der  Quiche) 
besiegt.     Uquincat  war  Hauptstadt  der  Ilocab. 

^)  Die  Agaab  wohnten  am  Flusse  Chixoy  oder  Lacandon  (Rio  Grande  de  Saca- 
pulas). Die  Pocanche  wohnen  in  Tucuru.  Die  Pinalenos  oder  Pinols  wohnen  am 
Salinas,  Nebenfluss  des  Gila  (s.  Steck).  Nach  Herrera  waren  die  Pinoles  die  ältesten 
Bewohner  Guatemala's.  Pinole  bedeutet  gedörrter  Mais  (im  Aztekischen).  Die  Pinotl- 
Chochons  gehörten  zu  den  Tlapaneken  (und  Yopimes)  in  Chilapan  (als  Nachbarn  der 
Mixteques).  Cariben  (aus  St.  Vincente)  finden  sich  bei  Livingston  (am  Rio  dulce),  die 
Chorti  in  Santa  Catarina  Mita.  The  vast  region  lying  between  Chiapa,  Tabasco,  Yu- 
catan and  the  republic  of  Guatemala  ist  (nach  Squier)  bewohnt  in  den  Lacandones,  die 
von  Escobar  in  die  Chamma- Berge  (an  der  Grenze  von  Guatemala  und  Chiapas)  ge- 
setzt werden  (am  Usumasinta  bei  Galindo). 


YAQUI.  321 

oder  Mames)  alter  T^Iann  (s.  Reynoso).  Gueguetenango  (bei  Gua- 
temala) war  Hauptstadt  der  Mames  (s.  Squier)  als  Zacaleu.  Die 
Mames  ^)  (unter  dem  Häuptling  Lahuquieh)  wurden  durch  Quicab 
(König  von  Utatlan)  vertrieben. 

Von  Tulan  durch  das  Land  der  Yaqui  (Tepeu  und  Oliman 
zurücklassend)  nach  dem  Berge  Hacavitz  wandernd,  sahen  die 
Quiches  dort  die  Sonne  (nach  dem  Popul  Vuh).  Als  Freunde  wurden 
die  Toltecas  oder  Nahaos  (in  Guatemala)  Yaqui  (Opferer)  genannt 
(s.  Brasseur).  Nach  Ximenes  wohnten  die  Yaqui  in  Acasaguast- 
lan.  Die  Cavek  (als  Yaquis  von  Cunen  und  Yaquis  von  Chahul) 
stammten  aus   Cunen  oder  Chahul. 

Yolcuat  Quitzalcuat,  Gott  der  Yaqui  (in  Tulan),  hiess  (bei  den 
Quiches)  Tohil  (im  Popul -Vuh),  Mit  Yaqui  wurden  in  Guatemala 
die  Gebildeten  bezeichnet  oder  die  Wohlredenden  und  im  Besonde- 
ren die  Nahuatl  aus  dem  Norden,  wie  mit  Yaqui- ah- Culhua- 
can  die  Mexicaner.  Yaqui  (Heuschrecke)  bezeichnete  (für  die 
Quiches)  die  Mexicaner  (Chapultepecs).  Yaquis  (Huaquis)  wohn- 
ten am  Rio  Mayo  (in  Sonora). 

In  Utatlan  herrschten  drei  Häuptlinge^),  der  erste  unfer  drei 
Federschirmen,  der  zweite  unter  zwei,  der  dritte  unter  einem 
(s.  Zurita).  In  Utatlan  folgen:  der  erste  Herr  (mit  drei  Mänteln), 
zweite  (mit  zwei  Mänteln),  der  dritte  (mit  einem  Mantel)  aufein- 
ander (Herrera).  Der  Ahpop  Camha  oder  Erbprinz  (der  Quiches 
von  Utatlan)  residirte  in  Atitlan  (Hauptstadt  der  Zutugiles).  Bei 
den  Galla  hatten  immer  je  sieben  Stämme  einen  aus  vier  Can- 
didaten  erwählten  König,    dem    die  Macht    auf   sieben  oder  acht 


1)  Auf  Nimakitsche,  König  der  Mam,  folgt  Acxopil,  der  das  Reich  theilte,  und 
dann  Hunahpu,  der  das  (durch  Quetzalcoatl  geschwächte)  Reich  von  Xibalbay  zer- 
störte. Die  den  Choluteken  oder  Chorotegas  nach  Guatemala  folgenden  Quiche  und 
Kakquichel  (den  Mayas  verwandt)  gründeten  (die  Mam  verdrängend)  Utatlan.  Socoleo 
(oder  Gueguetenango)  war  Hauptstadt  der  Mames  (unter  dem  König  Caibilbalam). 
Amititlan  hiess  die  von  den  Bewohnern  gebrauchte  Schrift.  Die  Canchebiz  oder 
Ganehebis  grenzten  mit  den  Mames.  Die  Pocomames  und  Pocomchies  gehörten  zu 
den  dreizehn  Stämmen  von  Tecpan.  In  Escuintla  wohnten  die  Sinca-Indianer.  Nach 
Eroberung  Mischco's  (Hauptstadt  der  Pocomanes)  wurden  die  Bewohner  nach  Mischco 
(bei  Guatemala)  versetzt.  Cipactonal  oder  Imox  heisst  Mam  (der  Alte).  Ehecatl  (als 
Teotl)  heisst  (im  Quiche)  Toh  oder  Tohil  (la  pluie,  le  bruit  du  tonnerre  et  le  cliquetis 
des  armes)  und  (im  Maya)  Hun-pic-tok  (un  chef  de  huit  mille  lances)  als  Tecpatl  im 
Mexicanischen  (s.  Brasseur).  Von  den  Tecpan,  die  (mit  den  Tamub  und  Ilocab)  nach 
Guatemala  kamen,  stammten  die  Pokamames. 

2)  Aehnliches  Nachrücken  findet  sich  auf  den  Carolinen. 

Bastian,  America.  21 


322  GUATEMALA. 

Jahre  übertragen  wurde.  Und  so  war  in  Meroe  (wie  in  Cochin) 
die  Zeit  limitirt. 

Neben  dem  Staatenbund  der  Quiches^),  Kachiquel  und  Zutu- 
gil,  bestand  der  der  Quelenes  und  Chapanecos,  der  der  Mames 
und  Pocomames  und  (in  Verapaz)  der  der  Zocotepiquiles  (in 
Guatemala). 

In  Guatemala  scheint  die  aufrückende  Reihenfolge  Utatlan's 
(nach  mikronesischen  Analogien)  unter  Federschirmen  oder  Feder- 
mänteln auch  für  andere  Staaten  gegolten  zu  haben,  unter  all- 
mähligem  Zurücksinken  der  Epigonen  unter  das  Niveau  des  Volkes 
(wie  in  Slam  und  sonst).  El  electo  para  rey,  tenia  tambien  su 
dosel,  pero  no  era  de  cuatro  colgaduras  (labradas  de  rica  pluma), 
wie  der  vierfache  des  Königs  (in  Guatemala),  sondern  von  drei, 
und  von  den  folgenden  hatte  der  vornehmere  zwei,  der  nächste 
einen  (s.  Torquemada).  Vor  der  Thronbesteigung  hatte  der  er- 
w^ählte  König  (in  Vera  Paz)  ehrerbietig  niederhockend,  die  An- 
sprache eines  Fürstengreises  entgegen  zu  nehmen  (s.  Torquemada). 
Durch  Belehnung  erhielten  die  Könige  Guatemala's  von  Acxitl 
den  Tiiel  Ahpop  (König)  oder  Herr  (Ah)  der  Matte  oder  des 
.Teppichs  (Pop).  Die  Kriegerkaste  der  Quiche  stammte  von  Chay- 
Abah  (Obsidianstein). 

Centeotl,  als  Teteo"inan  (Mutter  der  Götter)  und  Toci  (unsere 
Ahnin\  heisst  (im  Quiche)  Atit,  Frau  des  Copichoch  (aus  dem 
Stamm  Dan^)  oder  Tamub)  und  auf  einem  Baumstumpf  des  Fel- 
sens am  Vulcan  von  Atitlan  (Atital-huyu)  erschien  sie  Nachts  als 
schreckendes  Gespenst.  Nanahuatl  und  Tecuziztecatl  wurden  in 
Teotihuacan  in  Sonne  und  IMond  verwandelt  (wie  Hunhun-Ahpu 
und  Vukub-Hun-Ahpu  in  Xibalba). 


1)  Nach  Begründung  ihrer  Herrschaft  und  Erbauung  der  Hauptstadt  Izmachi  er- 
hiehen  die  Fürsten  der  Quiche  ihre  Belehnung  von  dem  Toltekenkönig  Topiltzin- 
Acxitl.  Era  el  primero  de  todos  el  rei  actual,  es  ä  saber,  el  Abuelo,  luego  el  Rey 
electo  para  despues  de  sus  dias,  tras  el,  el  que  tenia  nombre  de  electo,  para  seguir 
al  hermano,  y  tras  el,  el  Sobrino  de  este,  y  hijo  major  del  rey  electo,  y  tras  de  el,  el 
Capitan  menor,  primo  hermano  de  este  dicho  Capitan  mayor  (in  Utlatlan),  und  so' 
folgten  sie  einander  in  der  Reihe  aufrückend  (s.  Torquemada).  Cuando  faltaba  el  rey 
del  Quiche,  entraba  en  su  lugar  en  el  reino  el  rey  de  Guatemala,  y  pasaba  al  gobierno 
de  Guatemala  el  Zotahil,  y  elegian  para  el  gobierno  del  Zotahil  uno  de  la  sangre 
real  que  llamaban  segundo  electo. 

2)  Nachdem  die  Stämme  der  Familie  Dan  oder  Tamub  aus  Tula  (in  Xibalba)  nach 
Guatemala  gezogen,  folgten  ihnen  die  Quiche  (später  traditionell  in  der  toltekischen 
Verwandtschaft  wieder  geeinigt). 


SCHÖPFUNGSVERSUCHE.  323 

Als  aus  der  Dunkelheit  die  Stimme  des  Schöpfer  Tepeu- 
Gucumatz  (der  mit  den  übrigen  Schöpfern  aus  dem  Schatten- 
reiche Camuhibal  gekommen)  zur  Berathung  aufgefordert,  wurde 
durch  den  mit  Blitz  und  Blitzschlag  aus  der  Nacht  des  Himmels- 
Herzens  hervorgegangenen  Hurakan  (Donnergebrüll)  die  Erde 
geschaffen  und  durch  die  magischen  Würfe  der  Zauberer  Xpi- 
Yacoc  und  Xmucane  der  Mann  aus  Holz,  die  Frau  aus  Pflanzen- 
mark, nachdem  aber  dieses  verstandslose  (und  gottlose)  Menschen- 
geschlecht durch  Ueberfall  der  Thiere  (und  Naturgegenstände)  zu 
Grunde  gegangen,  der  (von  Quetzalcoatl  vollendete)  Mensch,  als 
durch  die  schwarze  Ameise  (von  Tlatlauhqui  Azcatl,  als  gelbe 
Ameise,  geführt)  die  Nahrung  des  Mais  gefunden  war.  De  Xibal- 
bay,  del  rico  y  poderoso  Xibalbay,  salio  el  Chay-abaj.  El  hombre 
es  obra  de-su  creador  y  formador.  Nach  dem  verunglückten  Ver- 
such, Menschen  aus  Holz  und  Kräutern  zu  schaffen  (ohne  Fleisch 
und  Blut),  theilten  die  Barbaren  Utiuh  und  Koch  das  Vorhandensein 
der  Nahrung  in  Paxil  mit,  und  als  Utiuh  bei  der  Ernte  gestorben, 
knetete  Jiutiuh  aus  dem  Blut  des  Tapir  und  der  Schlange  (vom 
Meere)  den  Mais,  womit  sich  die  13  Männer  und  14  Frauen  (von 
denen  stets  zwei  einen  Mann  heirathen)  belebten  in  Tula  (von 
einer  Fledermaus  bewacht).  Im  Dunkel  der  Nacht  zogen  auf 
Geheiss  des  Orakels  die  13  Stämme  und  7  Nationen  aus,  den 
Weg  nach  Tulan  in  Xibalbay. 

Nachdem  der  älteste  Sohn  des  göttlichen  Vaters  Xchmel 
und  der  göttlichen  Mutter  Xtmaua  bei  dem  Versuch  der  Schöpfung 
nur  nutzlose  Töpfergeräthe  zu  Wege  brachte  (und  zur  Unterwelt 
gestürzt  war),  gelang  es  den  beiden  Brüdern  (Hunchevan  und 
Hunavan)  auf  ihr  Gebet  Himmel  und  Erde  und  aus  diesen  Mann 
und  Frau  zu  schaffen  (nach  G.  Roman)  in  Guatemala.  Die  drei 
Söhne  des  ersten  Wesenpaares  (Xchmel  und  Xtmana)  schufen 
die  Welt  (s.  Garcia)  in  Guatemala  (mit  dem  Gotte  Hun  Ahpu 
Vuh  und  Hun  Ahpu  Utiu).  Xibilba  ist  der  böse  Geist  (in  Yuca- 
tan).    Xibalba  ist  Hölle  (in  Guatemala). 

Bei  der  ersten  Dämmerung  nach  dem  Dunkel  treten  als  die 
Wandlungen  des  Schöpfers  hervor:  Hunapu-Vuch  (Schiesser  mit 
dem  Blasrohr  nach  dem  Opossum),  Hunahpu  Utiu  (Schiesser  mit 
dem  Blasrohr  nach  dem  Coyote),  Zaki-Nima-Tzyiz  (grosser  weisser 
Prickler),  Tepac  (der  Beherrscher)  und  Gucumatz  (die  feurige 
Schlange),  das  Herz  der  Teiche,  der  Seen,  der  grünenden  Ebene 
und  Meister  der  blauen  Ebene.     Als    das  Licht    erschien,    wurde 

21* 


324  GUATEMALA. 

die  Erde  mit  der  Pflanzenwelt  durch  Gucumatz  (den  Begleiter 
des  Schöpfers)  gebildet  (auf  das  Wort  Hurakan's  oder  des 
Donnerkeils,  als  Herz  des  Himmels)  und  die  als  Hüter  der  Berge 
und  Wälder  vertheilten  Thiere  und  Vögel  wurden  zum  Lobe  der 
Namen  ihrer  Schöpfer  aufgefordert,  vermochten  es  indess  nicht, 
trotz  zweimaligen  Versuches.  Auch  der  Mensch,  der  dann  aus  Erde 
geschaffen  wurde,  blieb  (obwohl  er  sprechen  konnte)  verstandlos, 
unfähig  aufrecht  zu  stehen,  und  da  er  mit  dem  Wasser  zerfliessend, 
Lehm  bildete,  wurde  er  von  dem  über  ihn  Ekel  empfindenden 
Schöpfer  wieder  vernichtet.  Unter  Befragen  der  Zauberer  Xpi- 
yacoc  und  Xmucane  (Ahnen  der  Sonne  und  des  Mondes)  wurde 
dann  (mit  dem  Häuptling  von  Toltecat)  durch  Looswerfen  der 
Mensch  aus  Holz  und  Pflanzenmark  geschaffen,  aber  auch  er  ent- 
behrte des  genügenden  Verständnisses  (oder  verlor  es  wieder), 
und  obwohl  er  sich  in  Vermehrung  über  die  Erde  verbreitete, 
wurde  er  von  den  erzürnten  Göttern  durch  eine  Fluth  und  Pech- 
regen vertilgt,  wobei  die  Häuser,  Bäume,  Thiere  und  selbst  die 
Geräthschaften  sich  gegen  die  Plolzmenschen  zu  ihrer  Zerstörung 
wandten  (von  denen  nur  wenige  als  Affen  überblieben). 

Als  sich  (vor  Schöpfung  der  Sonne)  Einer  des  Stammes 
Vucub-caquix  in  seinem  Stolze  überhob,  wurde  er  (während  noch 
wenig  Licht  war)  durch  die  Jünglinge  Hun  -  ahpu  und  Xbalan- 
que,  Söhne  von  Xpiyacoc  und  Xmucane,  (durch  Ersetzen  des 
Edelstein -Zahnes  durch  Mais)  vernichtet,  mit  seinen  Söhnen 
Zipacna  oder  Bergethürmer  und  Cabrakan  oder  Bergerschütte- 
rer, und  (nachdem  der  Hunahpu  geraubte  Arm  wiedergewonnen 
war)  zogen  sie  (auf  die  Botschaft  Hurakan's  durch  Voc)  nach 
Xibalba,  wo  durch  Essen  von  dem  in  Kürbissfrucht  verwandelten 
Kopf  des  Hunahpu  (nachdem  er  mit  seinem  Bruder  in  dem  Palast 
von  Hun-Came  und  Vucub-Came  geopfert  war)  die  Prinzessin 
Xquiq  (Tochter  des  Cuchumaquiq)  die  jüngeren  Hunahpu  und  Xba- 
lanque  gebar,  welche  (nach  dem  Ballspiel  mit  den  Grossen  in 
Xibalba  wiedererstanden),  als  Hunahpu's  Kopf  durch  Camazotz 
oder  den  Fledermausfürsten,  der  von  Oben  kam,  abgeschlagen 
war  (nachdem  sie  sich  freiwillig  auf  dem  Scheiterhaufen  ver- 
brannt hatten),  wiederkamen  (erst  als  Fischmenschen,  dann  als 
Bettlergreise)  und  den  zur  Probe  gezeigten  Versuch  der  Auf- 
erstehung an  Hun-Came  und  Vukub-Came  vornahmen  (ihren 
Körper  zerstückelnd).  Damit  war  das  Urtheil  über  die  Xibalbes 
gesprochen  (die  indess  noch  nach   ihrem  Untergang    als  Dämone 


FLEDERMAUS.  325 

angerufen  wurden)  und  Hunahpu  und  Xbalanque  (deren  in  Gu- 
marcaah  zurückgelassene  Stäbe  mit  ihrem  Sterben  und  Beleben  ver- 
trocknet oder  neu  aufgeschossen  waren)  stiegen  zum  Himmel  (als 
Sonne  und  Mond).  Dann  wurde  das  neue  Menschengeschlecht 
in  Paxil  oder  Cayala  geschaffen,  und  unter  Balam-Quitze,  Balam- 
Agab,  Mahucutuh  und  Iqui-Balam  (durch  Gucumatz  und  seine 
Gefährten  gebildet)  erwarteten  die  Quiche  auf  den  Bergen  das 
Erscheinen  der  Sonne. 

Die  den  Gott  Chamalcan  verehrenden  Zotzil  (mit  dem  Symbol 
der  Fledermaus)  stehlen  (als  Boten  von  Xibalba)  das  vom  Gott 
Tohil  (durch  Balam-Quitze)  den  Quiche  gegebene  Feuer.  Die 
fürstliche  Familie  in  Guatemala  stammte  von  der  Königin  Atit. 
Der  alte  Mann  Zaki  Nim  Ak  und  die  alte  Frau  Zaki  Nima  Tzyiz 
entfernte  aus  der  zerbrochenen  Kinnlade  Vucub  Cakix  (der  gleich 
der  Sonne  und  dem  Mond  über  die  Erde  herrschen  wollte,  als  es  noch 
wenig  Licht  zwischen  Himmel  und  Erde  gab),  nachdem  er  durch 
Hunahpu  und  Xbalanque  angeschossen  war. 

Zipacna  (Sohn  des  Vucub  Cakix)  schuf  die  Berge  und  wurde 
am  Berge  Meavan  in  Stein  verwandelt,  während  sein  Bruder 
Cabrakan  (der  Zerstörer  der  Berge)  auf  Befehl  Hurakan's  (des 
Donnerkeils)  durch  Hunahpu  und  Xbalanque  getödtet  wurde. 

Hunbatz  und  Hunchuen,  Sohn  des  Xpiyacoc  und  der  Xumcane 
(Grossvater  und  Grossmutter  der  Sonne  und  des  Mondes),  von 
Hun  Game  und  Vukub  Game  (Königen  von  Xibalba)  zum  Ball- 
spiel eingeladen,  im  Palast  durch  Phantasmagorien  verhöhnt,  wur- 
den geopfert,  aber  durch  den  Speichel  von  Hunhunapu's  Haupt 
empfing  (durch  Huracan)  die  'Prinzessin  Xquiq  und  gebar  (zum 
Opfer  ausgeführt,  aber  durch  Unterschiebung  von  Blut  gerettet) 
im  Hause  der  Xmucane  die  Söhne  Hunahpu  und  Xbalanque 
(Ekbalanque). 

Als  nach  der  Fluth  der  Tyrann  Vucub  Gakix  göttliche  Ver- 
ehrung für  sich  in  Anspruch  nahm,  wurde  er  durch  die  Jünglinge 
Hunahpu  (Hunhunahpu)  und  Xbalanque  (durch  Ausziehen  seiner 
kostbaren  Edelsteine  und  Ersetzen  derselben  durch  Maisstumpfe) 
geschwächt  und  starb  (nach  dem  Popul  Vuh  der  Quiche),  und 
ebenso  seine  (Berge  aufthürmenden  und  stürzenden)  Söhne  Zipacna 
und  Gabrakan. 

Als  Hunahpu  und  Xbalanque,  nachdem  sie  (ohne  durch  die 
Phantasmagorien  der  Holzmenschen  getäuscht  zu  werden)  die 
Könige   Hunbame    und  Vukub   Game    (in  Xibalba)    im    Ballspiel 


326  GUATEMALA. 

Überwunden,  sich  freiwillig  dem  Tode  überlassen  und  daraus  wie- 
der auferstanden,  wollten  auch  die  Könige  das  Experiment  der 
Verjüngung  versuchen,  blieben  aber  todt,  und  dann  zerfiel  Xibalba, 
worauf  die  letzte  Generation  der  Menschen  aus  Mais  geschaffen 
wurde  (unter  Balam-Quitze)  durch  Gucumatz. 

Als  nach  dem  Zerfliessen  der  Lehmgebackenen  Menschen 
im  Wasser,  die  aus  Holz  und  Mark  Gebildeten  durch  den  Zorn 
der  Götter  vernichtet  sind,  bleiben  (im  Popul  Vuh)  nur  einige 
Affen  übrig  (wie  nach  den  Windzeitalter  den  Nahuatl). 

Indem  der  am  Baum  aufgehängte  Kopf  des  Hunhunahpu 
(nach  seiner  Opferung)  in  die  Hände  der  Prinzessin  Xquiq  (von 
Xibalba)  spuckte  (und  die  mit  ihrem  Tode  beauftragten  Boten 
statt  ihres  Herzens  den  coagulirten  Saft  des  Blutholzes  zurück- 
brachten), wurden  die  Zwillinge  Hunahpu  und  Xbalanque  geboren. 
Nachdem  die  wiederbelebten  Hunahpu  (dessen  Kopf  durch  Ca- 
mazotz  oder  Herrscher  der  Fledermäuse  abgehauen  war)  und 
Xbalanque  auf  dem  Scheiterhaufen  verbrannt  waren  (unter  Zer- 
streuung ihrer  Asche  in  den  Fluss)',  lebten  sie  als  junge  Leute  wie- 
der auf,  und  dann  wollten  die  Könige  von  Xibalba  (Hun-Came  und 
Vukub-Came)  diese  Auferstehung  an  sich  erproben,  blieben  aber 
todt.  Die  Tukuches  (Häuptlinge  der  Kachiquel)  wurden  Zotziles 
(Fledermäuse)  in  Tzinacantla  (Stadt   der  Fledermäuse)  ^)   genannt. 

Aus  Carchah  oder  Nimxob  Carchah  (in  Vera-Paz)  zogen 
Hunhunahpu  und  Vucub  Hunahpu  gegen  Palenque  (zur  Zeit  des 
Reichs  von  Xibalban),  während  ihre  Söhne  Xbalanque  und  Hu- 
nahpu von  Utatlan  aus  die  Könige  von  Xibalba  bekämpften,  im 
Gumarcaah  (Haus  der  verdorrten  Stämme)  oder  Utatlan,  zwei 
Reiser  bei  ihrer  Mutter  lassend,  die  mit  ihrem  Tode  verdorren 
würden.  In  Otlatla  (Utatlan)  war  der  Gott  Exbalanquen  geboren, 
der  den  König  der  Unterwelt  wieder  niederstiess ,  als  nur  noch 
wenig^)  Licht  war,  da  erst  eine  halbe  Sonne  leuchtete  (wie 
Vischnu  den  Bali). 

Nach  der  Verbreitung  der  Völker  über  die  Erde  wurde  es 
bekannt  (s.  Torquemada),    dass   in  Otlatla  (^Utatlan)   in  Vera  Paz 


1)  Unter  den  Thongefässen  der  Chibchas  (im  Berliner  Museum)  findet  sich  die 
Darstellung  der  Fledermaus  in  halbmenschlicher  Form. 

2)  Das  „seltzame  Fewer"  der  Hölle  hat  (nach  Meyfart)  „die  Art  zu  brennen  und 
doch  nicht  hell  zu  leuchten.  Unterdessen  muss  es  soviel  scheinen  und  leuchten,  dass 
die  Verdampten  ihre  Marter  und  ihre  Mitgenossen  sehen  können,  ihnen  selbst  zu 
grösseren   Schmertzen"  (1640).     Solamen  miseris. 


XIBALBA.  327 

ein  Gott  geboren  sei,  Exbalanquen  genannt,  der  gegen  den  König 
der  Hölle  auszog  und  ihn  hervorschleppte,  aber  als  er  schon  im 
Lichtscheine  war,  ihn  gehen  Hess  und  mit  einem  Fussstoss  in  die 
Unterwelt  zurückstiess.  Als  Exbalanquen  bei  seiner  Rückkehr 
nach  Verapaz  dort  nicht  mit  den  gebührenden  Ehren  empfangen 
wurde,  begab  er  sich  in  ein  anderes  Land,  wo  man  ihn  freundlich 
aufnahm.  Exbalanquen  stiess  den  Gott  die  Unterwelt  zurück,  als 
dieser  hervorgezogen,  ihn  bat,  que  no  le  sacase  de  alli,  porque 
estaba  ya  tres  ö  quatro  grados  de  la  luz  (Torquemada). 

Der  Dämon  (in  Yucatan)  hiess  Xibilba  (der  Verschwindende). 
Bei  Xibalba  wurde  der  Häuptling  Toltecat  als  Schöpfer  gefeiert. 

Hun-Ahpu  und  Xbalänque  bekämpften  auf  Hurakan's  Geheiss 
Vukub-Caquix  mit  seinen  Söhnen  Zipacna  und  Cabrakan  (den 
Bergeroller).  Coniraya-Viracocha  ^)  erhebt  und  erniedrigt  Berge 
mit  einem  Bambus  (s.  Avila). 

Der  Zug  der  Fürsten  Hunhunahpu  und  Vucub  Hunahpu  ge- 
gen Xibalba  (Palenque)  wurde  von  Carchah  oder  Nimcox  Carchah 
(in  Verapaz)  unternommen  (im  Popul  Vuh),  und  deren  Nachkom- 
men Xbalänque  und  Hunahpu  zogen  (um  ihre  Vorfahren  zu 
rächen)  von  Utatlan  oder  Gumarcaah  (Haus  der  verdorrten  Stäbe) 
aus,  indem  sie  bei  ihrem  Fortgang  zwei  Rohrstäbe  pflanzten,  deren 
Blühen  ihren  Erfolg,  deren  Verdorren  ihren  Untergang  anzeigen 
sollte.  Als  die  Aschenreste  von  Hunhunahpu  (Blasrohr-Schiesser) 
und  Wucub  Hunahpu  (siebenfacher  Blasrohrschiesser)  aus  Xibalba 
wieder  ausgegraben  wurden,  verwandelten  sich  diese  Heroen  in 
Sonne  und  Mond  (nach  den  Quiche)  in  dem  Auferstehungsschlaf, 
als  Sohn  von  Xmucane  und  Xpi'-Yacoc  (Ahnfrau  und  Ahnherr 
der  Sonne  und  des  Mondes).  Exbalanque  (Sohn  des  Hunahpu) 
gründete  Utatlan  (in  den  Bergen  der  Quiche),  wo  in  dem  Tempel 
Cabha-ha  der  schwarze  Stein  bewahrt  wurde. 

Votan,  in  Tabasco  landend,  baute  (nach  Unterwerfung  der 
Wilden)  die  Stadt  Nachan  oder  Culhuacan  (Palenque),  und  dann 
Huehueüan  (in  Soconusco),  Zacatlan,  Utatlan  oder  Comarcaah, 
Chiquimula,  Copantl  u.  s.  w.,  das  Reich  Xibalbay  gründend,  dessen 
dreizehn  Könige  (in  Yucatan,  Chiapa,  Guatemala,  Honduras,  San 
Salvador  und  einem  Theil  Oajaca's)  dem  Grosskönig  von  Nachan 


1)  Ehe  es  das  Meer  gab ,  Avurden  die  Fische  durch  die  Frau  Urpay-Unchac  in 
einem  Sumpf  zurückgehalten,  bis  Coniraya,  ihre  beiden  Töchter  schwängernd,  das 
Wasser  als  Meer  befreite  (und  so  hält  Torngarsuk's  Grossmutter  die  Fische  der  Eskimo 
zurück).     Hunab-Ku  wurde  als  unkörperlicher  Gott  verehrt  (in  Yucatan). 


328  GUATEMALA. 

unterworfen  waren,  bis  die  unter  Führung  Quetzalcoatl's  oder 
Gucumatz  einwandernden  Nahuales  oder  Nahoas  aus  der  von 
ihnen  gegründeten  Stadt  Tula  oder  Ocosingo  siegreiche  Kriege 
mit  Nachan  führten.  Beide  Reiche  wurden  von  Unglücksfällen 
betroffen,  unter  welchen  ein  Theil  der  Bewohner  nach  Mexico 
wanderte,  Tula  oder  Tollan  gründend  (als  Toltecas),  ein  Theil 
nach  Yucatan  und  Guatemala  (sich  mit  den  Eingeborenen  mischend^ 
und  während  dieser  Verwirrungen  kamen  vom  Norden  (unter 
Tamub  und  Iloacab)  die  Mames,  welche  Utatlan  eroberten  und 
unter  ihren  Königen  Hunahpu  und  Xbalanque  die  Reste  der 
Reiche  von  Tula  und  Nachan  vernichteten.  Nachdem  das  Reich 
des  mexicanischen  Tula  unter  Katastrophen  untergegangen  war, 
kamen  die  unter  dem  König  Topiltzin  Acxitl  oder  Nacxit  Aus- 
wandernden nach  Süden,  das  Reich  Payaqui  (in  Chiquimula, 
Honduras  und  San  Salvador)  mit  der  Hauptstadt  Copantl  oder 
Copan  gründend,  und  gleichzeitig  wanderten  an  den  Küsten  des 
mexicanischen  Golfes  die  Quiches  (unter  Bakmquich  und  seinen 
Brüdern)  zum  Usumacinta,  von  den  Gebirgen  Nebaj's  aus,  die 
Mames  bekriegend  (sowie  Mexicaner  aus  Cholula  längs  der  Küste 
bis  Escuintla). 

Die  unter  den  Brüdern  Balanquich,  Balamacab ,  Mahucutah 
und  Icbalam  zum  Usumacinta  (vom  Norden)  kommenden  Quiches 
setzten  sich  auf  den  Gebirgen  von  Nebaj  fest  und  trieben  die 
Mames  ^)  theils  nach  Huehuetenango,  theils  nach  Guatemala  und 
Salvador,  worauf  sich  die  Zutuhiles  südlich  des  See's  von  Atitlan 


1)  Das  Mam  wurde  in  den  Dörfern  der  Sierra  von  Chiantla  und  San  Marcos 
geredet,  das  Pocoman  in  Amatitlan,  sowie  in  Mixco,  Pinula,  Xilotepeque  und  Clial- 
chuapa,  das  Quiche  zusammen  mit  Cachiquel  und  Zutuhil,  das  Quecchi  in  Coban,  Lan- 
quin  und  Cahabon,  das  Poconchi  in  Tactic,  Cajcoj,  Tucuruh  und  Tamahu,  das  Ixil  in 
der  Sierra  von  Nebaj,  das  Xinca  in  Guazacapam  und  Umgegend,  das  Pupuluca  in 
Conguaco ,  Azulco  und  Moyuta ,  das  Alahuilac  in  Acasaguastlan ,  das  Maya  in  Peten 
(und  unter  den  Lacandones),  das  Chol  und  Chorti  in  Chiquimula,  am  Golf  und  an  den 
Ufern  des  Polochie,  das .  Mexicanische  in  Salama  und  Almolonga,  das  Nahuatl  (oder 
Pipil)  an  südlicher  Küste  vom  Fluss  Naguala  bis  Marialinda.  Ximenes  identificirt  das 
Chorti  (bei  Copan)  mit  dem  Chol  oder  Echolchi  (language  of  the  cornplanters)  spoken 
in  some  villages  in  the  neighbourhood  of  the  ruins  of  Palenque,  by  a  few  old  Indian 
families  in  the  towns  of  Santo  Domingo  and  Tenosique,  and  by  the  western  branch  of 
the  Lacandones  (H.  Berendt).  Ueber  die  alte  Geschichte  Guatemala's  existiren  neben 
den  von  Fuentes  y  Guzman  benutzten  Schriften  Francisco  Gomez'  (ersten  Ahjib  Quiche) 
und  Juan  Torres'  die  Manuscripte  des  Popol-Vuh  (von  Ximenes, in  Chichicastenango 
gefunden)  und  das  Memorial  des  Francisco  Dias  Xebutah  Queh  (früher  im  Kloster  des 
St.  Francisco  in  Guatemala  aufbewahrt). 


QUICHE.  329 

niederliessen,  die  Cachiqueles  nördlich  und  östlich,  die  Quiches 
dagegen  sich  von  der  Sierra  madre  bis  zur  Küste  von  Suchite- 
pequez  verbreiteten,  unter  dem  Könige  Quicab  ihre  Eroberungen 
von  Chiapa  bis  Nicaragua  ausdehnend  (obwohl  bald  darauf  das 
Reich  in  innern  Unruhen  und  Bürgerkriegen  zerfiel). 

Von  den  vier  Königen  der  Quiche  stammte  der  Erste  aus 
der  Familie  Cahuec  (des  Balamquiche),  als  Ahau-Ahpop,  der  Zweite 
aus  der  Familie  Nihaib  (Balamacab's),  als  Ahau-Calel,  der  Dritte 
aus  der  Familie  Ahau-Quiche  (Mahucutah's),  als  Ahsihhuinac, 
während  der  Vierte,  als  Ahau-ah-Tohil  das  Hohepriesterthum  ver- 
sah und  aus  bestimmten  Familien  erwählt  wurde,  da  Ixbalam  keine 
Nachkommen  hinterlassen  hatte.  Der  König  der  Quiche  herrschte 
in  Camarcaah  oder  Utlatan,  der  König  der  Cachiquel^)  in  Ixinche 
(bei  Tecpan-Guatemala),  der  König  der  Zutuhiles  in  Tziquinahay 
(bei  Atitlan\  der  König  der  Mames  in  Tzac-uleu  (bei  Huehuete- 
nango).  Von  den  Pocomames  lebte  ein  Theil  (den  Mames  unter- 
würfig) in  Saloma  und  Jacaltenango,  ein  anderer  in  Amititlan  und 
Petapa,  dann  an  der  Confluenz  der  Flüsse  Piscaya  und  Motagua, 
sowie  in  Mita,  Jalapa,  San  Luis  Xilotepeque  und  in  Chachuapa. 
Copantl  oder  Copan  war  Hauptstadt  des  Königreichs  Payaqui  an 
dem  See  Izabal,  in  Chiquimula  und  einem  Theil  Honduras'.  In  Vera- 
paz  waren  die  Poconchies  (mit  der  Hauptstadt  Tucuruh)  und  die 
Quecchies  den  Quiche  unterwürfig.  Tayazal  oder  Peten-itza  (an 
dem  See  Peten)  war  Hauptstadt  der  Ah-itzaes  (neben  den  La- 
candones).  An  der  Küste  bestanden  die  Reiche  von  Escuintla 
und  Guazacapam. 


1)  El  reino  Cachiquel  comprendia  los  valles  de  San  Martin  Xilotepeque,  Chimal- 
tenango  y  La  Antigua,  el  territorio  de  Solola,  la  Sierra  de  Sacatepequez  y  la  costa  de 
Cozumalguapa ,  und  das  Quiche-Reich  comprendia:  los  valles  de  Rabinal,  Cubulco, 
Joyabaj,  Sacabaja,  Sacapulas,  Quetzaltenango,  Totonicapam ,  Santa  Catarina  y  la  parte 
Occidental  de  la  costa-grande  (s.  Gavarrete).  Als  Könige  der  Tzendales  herrschten  in 
Culhuacan  oder  Nachan  über  das  Reich  Xibalbay :  Votan ,  Sohn  des  Imox  (Herz  des 
Volkes),  Chanan  oder  Ganan  (Schlange  der  Erde),  Abagh,  Tox,  Moxic,  Lambat,  Muluc 
oder  Molo,  Elab ,  Batz-Eguob,  Been  oder  Ben  (der  Eroberer),  Hix,  Tziquin,  Chabin, 
Chin,  Chinax,  Cahogh,  Akbal.  Als  Könige  der  Mames  (aus  dem  Hause  Tamub  und 
Ilocab)  herrschten:  Tamub,  Copichoc,  Calel  Ahau,  Ahpop,  Nimaquiche,  Acxopil,  Hu- 
nahpu,  Xbalanque,  Als  Könige  der  Quiches  herrschten:  Balamquiche,  Balamacab, 
Älahucutah,  Ixbalam,  Cocaib,  Coacul-Balamconache,  Cochahuh,  Cotuha,  Ixtayul,  Gucu- 
matz,  Cotaha  II,  Tepepul,  Ixtayul  II,  Quicab,  Cahuisimah,  Tepepul  II,  Ixtayul  III, 
Tecum,  Ixtayul  IV,  Guaxaquicaan,  Quicab  II,  Vucubnox,  Caguatepech,  Tecum-Uman, 
Oxibguieh  (oder  Chignavicelut),  Belehetzi,  Tepepul  III  (oder  Sequechul). 


330  GUATEMALA. 

Nach  den  Stämmen  von  Ilocab,  Tamub  und  den  (von  den 
Tecpan  stammenden)  Pokomamen  kamen  die  (die  Götter  Tohil, 
Avilix  und  Hacavitz  verehrenden)  Quiche  (unter  Balam-Quitze, 
Balam-Agab,  Mahucutah  und  Iqui-Balam  nach  Vera-Paz  (als  Land 
der  Lacandones)  mit  den  Cakchiquel,  den  Rabinal  und  den  Ah- 
Tziquinaha.  Balam-Quitze's  Urenkel,  Ahcan  (Vater  des  Qocaib 
und  Qocavib)  herrschte  am  Berge  Hacavitz  über  die  Quiche. 
Nach  Besiegung  der  Pocomame  (durch  die  Quich6)  reiste  Qocaib 
östlich  (nach  dem  Reiche  Nacxih),  um  die  königliche  Investitur 
zu  erhalten,  die  sein  Bruder  Qocavib  vergeblich  in  dem  durch 
Revolution  zerrissenen  Anahuac  suchte  (aber  bei  der  Rückkehr 
mit  Qocaib's  Gattin  den  Sohn  Balam  Conache  zeugte,  als  Ahpop- 
Camha  oder  Erbprinz).  Die  mit  den  Stämmen  Tamub's  und  Iloa- 
cabs  von  Tula  ausgewanderten  Quiche  gehörten  (unter  ihren 
Fürsten  Xurcah  und  Totomay)  zum  Hause  Cavek  (wie  die  Rabi- 
nalier,  Cakchiquel  und  Ah-Tziquinaha).  Auf  Befehl  des  Gottes 
Tohil  (neben  Avilix  und  Hacavitz  verehrt) ,  vereinigten  sich 
die  Quiche  auf  dem  Berge  Chipal  in  Chixoy  (Lacandon)  bei  der 
Pyramide  des  Hacavitz  unter  den  vier  Häuptlingen  Balam-Quitze, 
Balam -Abgab,  Mahucutah  und  Iqui-Balam.  Nachdem  ein  Theil 
der  Fürsten  Tecpan's  zum  Tributzahlen  gezwungen,  sandte  Ahcan 
seine  Söhne  nach  Osten  für  die  Krönung  (durch  den  Herrscher 
der  Tolteken)  und  nachdem  die  Nachfolger  ihre  Eroberungen  aus- 
gedehnt hatten,  verlegte  Gucumatz  oder  Ahpop-Cumha  (mit  Iztayul 
zusammenregierend)  die  Residenz  von  Izmachi  nach  Gumarcaah 
oder  Utatlan,  wo  das  Reich  unter  König  Quicab  die  grösste  Aus- 
dehnung erhielt  (aber  dann  ein  Aufstand  der  alten  Stämme  Ta- 
mub's  und  Ilocab's  folgte,   zur  Vereinigung  mit  den  Quiche). 

Als  die  in  Panutla  Gelandeten  nach  Tamoanchan  (bei  Gua- 
temala) weitergezogen  und  dort  von  ihren  (mit  den  eingewickelten  ^) 
Göttern  zurückkehrenden)  Priestern  (Amoxcaque)  verlassen  waren, 
gaben  sie  sich  (durch  Oxomoco,  Cipactonal,  Tlalleteciu  und  Xu- 
chicaoaca^  Gesetze  und  opferten  in  Teotihuacan.  Nachdem  die 
Olmeken  Vixtoti  aus  Tamoanchan  in  das  Land  der  Olmeken  und 
Huasteken  gew^andert,   wurde   das   Reich   von  Tamoanchan  nach 


1)  Die  Götter  in  dem  durch  Tarclion's  Einwanderung  gegründeten  Reich  der 
Tyrrhener  (wo  Tages  weissagte)  waren  verhüllt,  und  wie  das  Palladium  im  Verborgenen 
gehütet  wird,  treten  wieder  die  Götter  eines  überlebten  Geschlechtes  (wenn  nicht  durch 
Medea's  Kunst  zu  verjüngen)  in  das  Dunkel  zurück. 


TOLTEKEN.  331 

Xumiltepec  verlegt,  und  die  von  dort  nach  den  Sieben  Höhlen 
wandernden  Tolteken  wurden  auf  das  Geheiss  ihres  Gottes  zur 
Rückkehr  veranlasst  und  kamen  über  Tollancingo  nach  ToUan 
(s.  Sahagun).  Die  Stämme  Tepeuh,  Oloman,  Cohah,  Quenech  und 
Ahan  wanderten  aus  dem  Osten  nach  Tula  (nach  den  Quiches). 

Das  zu  dem  Teo-Amoxtli  (heiligen  Buch)  der  Tolteken  ge- 
hörige Popul-Vuh  (Nationalschrift)  wurde  im  Tempel  Tohil  in 
Utatlan  bewahrt,  und  dann  nach  der  Conquista  copirt,  um  im  Be- 
sitz indianischer  Familien  in  Chichicastenango  durch  den  Franzis- 
caner  Ximenez  aufgefunden  zu  werden  (XVII.  Jahrh,).  Auf 
Scherzer's  Veröffentlichung  ist  später  die  durch  Brasseur  de 
Bourbourg  gefolgt. 

Die  (in  Pan-Paxil  oder  Tulan)  den  Quinames  (Chanes  oder 
Colhuas)  unterworfenen  Nahuas  erhoben  sich  gegen  Xibalba  nach 
dem  Bau  der  Pyramide  Tlachihualtepec  in  Cholullan.  Die  Stadt 
Zotzlem  (demeure  des  Chauve-souris  in  Zotzlem  und  Tzendal)  oder 
Tzinacantlan  gehörte  zum  Reich  Ghovel  (Ciudad  Real  in  Chiapas). 
Nachdem  die  aus  Anahuac  ausgewanderten  Tolteken  die  Stadt 
Tlapallantzinco  in  Soconusco  gegründet^  trennten  sich  bei  der 
Weiterwanderung  die  Stämme  Tamub's  und  Iloacab's  von  den 
Yaqui. 

Bei  dem  Aufstande  der  (mit  den  Chichimeco-Tolteken  streiten- 
den) Chichimecen  von  Nonohualco  in  Huey-ToUan  gegen  den 
letzten  Chane-Fürst,  zog'en  (nach  Ermordung  dieses)  die  Nono- 
hualcos  unter  (dem  für  den  jMond  büssenden)  Xelhua  (nachdem 
das  Orakel  in  Culhuacan  befragt  war)  nach  dem  Lande  der  Zo- 
ques,  um  Quetzaltepec^)  (als  Hauptstadt  der  Nonohualcos)  zu 
gründen,  während  später  auch  die  Tolteken,  die  sich  des  Thrones 
bemächtigt  hatten,  Tulha  verliessen,  um  nach  Tlachihualtepec  oder 
Cholula  (in  das  Land  der  Olmeken  und  Xicalancas)  zu  ziehen 
(nach  dem  Codex  Gondra).  Nach  dem  Kriege  mit  den  Städten 
Nonualcat  (der  Nonohualcas)  und  Xulpiti  vereinigten  sich  die 
Quiche-Stämme  auf  dem  Berge  Oloman,  um  dann  nach  Vera-Paz 
zu  ziehen. 

Von  Qocaib  und  Qocarib,  Söhnen  des  Ahcan  (Enkel  des  Ba- 
lamquitze)    auf  Berg  Hacavitz,    zog    der   Jüngere    nach  Anahuac 


1)  Quetzaltepec  lag  (mit  Juquila  und  Atilan)  im  Lande  der  Mijes.  Auf  den 
Chichimekenkönig  Nonohuaba  folgte  Huetzin.  Auf  Nauhyotl  (König  von  Culliuacan) 
folgte  Totepeuh  (Mixcohua  Camaxtli)  oder  Nonohualcatl. 


332  GUATEMALA. 

an  den  Hof  der  Tolteken  von  Culhuacan  (wo  allgemein  Anarchie 
herrschte),  der  Aeltere  (um  die  Investitur  zurückzubringen)  öst- 
lich in  die  Residenz  des  Königs  Nacxit  in  Copan,  wohin  Acxitl 
Quetzalcoatl  (der  letzte  Toltekenkönig)  geflohen,  in  Honduras  (um 
das  Reich  von  Tlapallan  zu  gründen).  Nach  Fuentes  stammen 
die  Fürsten  Guatemala's  von  der  Königin  Atit  (Ahnherr  oder 
Sonne).  Die  in  Wucub-Ciwan  oder  Wucub-Pek  (die  sieben  Höhlen) 
Gelandeten  und  über  Xenimam  (Unter  dem  Grossen  Kaiman) 
nach  Tolan  Gewanderten  wurden  aus  dem  gegründeten  Tula  (Tolan) 
nach  den  Bergen  von  Quiche  getrieben. 

Von  Acxitl,  letzten  König  der  Tolteken,  hatten  die  Quiche 
den  Giron-Gagal  (la  Majeste  ou  le  feu  enveloppe)  erhalten  (der 
bei  Nacht  orakelte).  Tohil  war  Gott  des  Hauses  Cavek,  Avilix 
des  Hauses  Nehaib  und  Hacavitz  des  Hauses  Ahau-Quiche.  Bei 
den  Plagen  unter  Topiltzin  zerstreuten  sich  die  Tolteken  nach 
Onohualco  oder  Yucatan  und  Guatemala,  während  andere  sich 
(ausser  in  Tula)  in  Cholula  und  Tlaximoloyan  niederliessen 
(s.  Clavigero). 

Unter  Topiltzin  (von  dessen  nach  der  Tagune  von  Tetzcuco 
geflüchteten  Söhnen  Xilotzin  und  Pochotl  die  Könige  von  Cul- 
huacan stammten)  zogen  die  Tulteken  theils  nach  Norden,  theils 
nach  Osten,  Campeche  und  Quauhthemala  besiedelnd  (nach  Tor- 
quemada). 

Während  die  Mames  bei  Huehuetenango  und  Quetzaltenango 
lebten,  liessen  sich  (bei  der  Einwanderung)  die  Tamub  in  Amag- 
dan  (nördlich  von  Utatlan)  nieder,  die  Ilocab  (als  Gale-Ziha  und 
Tzununi-ha)  in  Uquincat  (nordwestlich  von  Utlatan)  und  die  1 1 3 
Stämme  der  Tecpan  (als  Uxab  und  Pokomam)  in  Nimpokom  (bei 
Rabinal),  während  die  Quiche  (mit  Cakchiquel,  Rabinal  und  Ah- 
Tziguinaha)  in  den  Bergen  der  Lacandonen  (bei  Verapaz)  ver- 
blieben (als  Waldmenschen)  und  dann  (durch  die  Toltekenfürsten 
Balam-Quitze,  Balam-Ayab,  Mahucutah  und  Iqui  Balam  auf  Berg 
Hacavitz  unter  den  Göttern  Tohil,  Avilix  und  Hacavitz  vereinigt) 
mit  der  Bekämpfung  der  Pokomamen  die  Eroberung  Guatemala's 
begannen,  indem  (mit  Unterstützung  Cotaha's,  Fürsten  von  Cakulgi, 
der  den  heihgen  Stein  von  Tzutuka  im  Tempel  von  Cahbaha 
hütete)  der  Fürst  Qocavib  seine  Residenz  in  Cawinal  nahm  und 
dessen  Nachfolger  Balam-Conache  in  Izmachi,  als  Ahpop  oder 
König  (neben  dem  Ahpop-Camha  oder  Erbprinz). 


WANDERUNGEN.  333 

Von  den  drei  Auswanderung-en  aus  (Tulan  und  Zuiva)  Xibalba 
(an  den  Flüssen  Usumacinta  und  Tabasco^  ging  eine  westlich 
(nach  Mexico),  während  die  östliche  sich  in  Tepeu  und  Oliman 
(zwischen  Peten  und  Yucatan)  trennte,  indem  Tamub  und  Ilocab 
nach  Soconuzco  zogen.  Die  (in  Nahuatl  Itzcuin  (Hund)  genannte 
Familie  (Toltekischen  Ursprungs)  von  Nihaib  oder  Quiche  nannte 
sich  nach  den  in  Verbindung  mit  den  Familien  von  Cavek  ge- 
führten Kriegen  Husi-tzi  (Hund  im  Quiche). 

Nachdem  sich  die  Tamub  in  Amay-dan  (bei  Utatlan)  und  die 
Ilocab  (als  Gale-Zika  und  Tzununi-ha)  in  Uquincat  niedergelassen, 
begannen  beim  Sturz  Xibalba's  (durch  Exbalanquen  oder  Xba- 
lanque  und  Hunahpu  aus  Otlatla  oder  Utatlan  auf  Geheiss  des 
Gottes  Tohil)  die  Kriege  der  (mit  Cakchiquel,  Rabinal  und  Ah- 
Tziquinaha)  im  Lande  der  Lacandonen  (in  Vera-Paz)  wohnenden 
Quiche's  (unter  Ahcan,  Enkel  Balam-Quitze's)  mit  den  Pocomamen. 

Nach  Fuentes  y  Guzman  (bei  Juarros)  führte  (unter  den  Nach- 
kommen des  Toltekenkönigs  Tamub)  Nemaquiche  (auf  Geheiss 
des  Orakels)  die  Quiche  (mit  Cakchiquel  und  Zutugil)  nach 
dem  See  von  Atitlan  und  sein  in  Utatlan  (über  die  Quiche) 
herrschender  Sohn  Acxopil  setzte  von  seinen  Söhnen  Jiutemal^) 
(als  den  ältesten)  zum  König  der  Cakchiquel  ein  (und  Acxiquat 
als  König  der  Zutugil). 

Im  Popul-Vuh  folgt  auf  Balam  Conache  (Sohn  Qocavib's)  der, 
mit  Iztagul  als  Ahpop  Camha,  herrschende  Cotuha  in  Izmachi, 
und  nachdem  im  Aufstande  gegen  die  Ilocab  deren  Hauptstadt 
Uquincat  zerstört  ist,  führt  er  (in  Begleitung  Gucumatz's)  die 
Quiche  zur  Ansiedlung  nach  Gumarcaah  oder  Utatlan.  Nachdem 
Gucumatz  .oder  Hunahpu)  die  alten  Palläste  Utatlan's  wieder  her- 
gestellt und  Tempel    hinzugefügt    hatte,    bewirkte    er   die  Unter- 


')  Auf  Juihtemal  folgen  Hunahpu,  Balam  Kiclie  (Quiche),  Balam  Acam,  Mauco- 
tah,  Iquibalam,  Kicab  I,  Cacubraxechein,  Kicab  II,  Iximche,  Kicab  III,  Kicab  IV, 
Kicab  Tamub,  Tecum  Umam,  Chignavincelut,  Sequechui.  Bei  Ximenes  erscheint  im 
königlichen  Hause  Cawek  (der  Quiche)  als  Balam  Quitze's  Nachfolger  Qocavib ,  und 
dann  folgen:  Balam  Conache  (als  erster  Ahpop),  Cotuha  und  Iztayub,  Gucumatz  und 
Cotuha,  Tepepul  und  Iztayul,  Quicab  und  Cavizimah,  Tepepul  und  Xtayub,  Tecum 
und  Tepepul,  Vahxaki-Caam  und  Quicab,  Vukub  Noh  und  Cavatepech,  Oxib-Quieh 
und  Beleheb  Tzi,  Tecum  und  Tepepul,  während  aus  dem  Hause  Nihaib  folgen :  Balam- 
^gäb,  Qoacul  und  Ooacutec,  Qochahuh  und  Qotzibaha,  Beleheb  Gih,  Cotuha,  Batza, 
Ztayul,  Cotuha,  Beleheb  Gih,'Quema,  Cotuha,  und  aus  dem  Hause  Ahau  Quiche  nach 
einander:  Mahucutah,  Qoahau,  Caklacan,  Qocozom,  Comahcan,  Vukub-Ah,  Qocamel, 
Coyabacoh,  Vinak-Bam. 


334  GUATEMALA. 

werfung  der  umwohnenden  Stämme  durch  seine  Wunderzeichen, 
indem  er  zum  Himmel  aufwärts-,  zur  Unterwelt  Xibalba  hinabstieg", 
indem  er  als  Schlange,  als  Adler,  als  Tiger  erschien,  indem  er 
sich  in  geronnenes  Blut  verwandelte.  Fester  begründet  wurde 
das  Reich  der  Quiche  durch  König  Quicab,  der  zur  Belohnung 
seiner  Krieger  die  Vorrechte  des  Adels  ertheilte.  Die  politischen 
Berührungen  mit  Mexico  beginnen  in  den  Kriegen,  wodurch  Ah- 
uitzotl  die  Grenzen  Guatemala's  bedrohte. 

Die  Quiches')  kamen  von  Chiclabaleih  nach  den  Sieben  Höhlen 
unter  Copichoch,  Cochoelam,  Mahquinalo  und  Ahacanail,  dann 
unter  Xur,  Xbit,  Xpuch  und  Xtas  weiterwandernd  und  unter  der 
Führung  Nimaquiche  (Acxopil  Nimaquiche  Tamub  mit  der  Gattin 
Exclisoc)  aus  der  königlichen  Familie  Tamub  (durch  welche  Tula 

1)  Als  die  Quiche  bei  den  kalten  Wanderungen  in  Venzivan  des  Feuers  entbehr- 
ten ,  erhielten  sie  solches  von  ihrem  Gotte  Tohil  (unter  dem  König  Tamu).  Vom 
Gross-Quiche  geführt,  kamen  die  Tolteken  aus  Tula  nach  Guatemala,  als  Quiches.  Die 
beim  Auszuge  von  Tabasco  geschlagenen  Quiche  (mit  Tepeu  und  Oloman)  sammelten 
sich  auf  dem  Berge  Oloman  (nach  Vera-Paz  zu  ziehen).  Die  Mayas  wurden  von  den 
Quiche's  Guatemalas  angegriffen.  Als  die  Quiche  und  verwandte  Stämme  auf  dem 
Berge  Chipixab  die  Sonne  erwarteten  (und  den  Gott  Hacavitz  in  einer  Grotte  des 
Berges  Hacavitz  versteckt  hatten),  \varen  ihre  Herzen  schwer,  weil  die  Götter  Tohil, 
Avilix  und  Hacavitz  noch  in  Gras  und  Moosen  verborgen  blieben.  Der  Gott  Huntoh 
wurde  von  den  Rabinal  verehrt  und  der  Gott  Tzotziha  Chamalian  von  den  Cakchiquel. 
Als  Qocaib,  Qoacutec  und  Qoahau  (die  Söhne  der  Opferpriester)  nach  Osten  gezogen 
(um  von  dem  König  Nacxit  die  Belehrung  zu  erhaltej?^)  und  nach  Berg  Hacavitz  zu- 
rückgekehrt waren,  gründeten  die  Quiche  (nach  den  siegreichen  Kriegen  mit  den  Po- 
kamamen)  die  Hauptstadt  Izmachi  (mit  Hülfe  Cotuha's,  Fürsten  von  Cakulgi)  durch 
Balam  Conache  (Sohn  des  Qocavib).  Nachdem  die  Ilocab  ,  die  auf  die  Herrschaft  der 
Tamub  in  Utatlan  gefolgt  waren,  besiegt  worden,  zogen  die  Quiche  von  Izmachi  nach 
Gumarcaah  oder  Utatlan  (wo  die  Fürsten  durch  Cotuha  und  Gucumatz  versammelt 
worden  waren).  Unter  den  aus  dem  Hause  Cawek  in  Izmachi  (wo  Acxopal  das  Reich 
mit  seinen  Söhnen  getheilt  hatte)  herrschenden  Fürsten  der  Quiche  bekämpften  sie  (unter 
Cotuha)  den  Stamm  Ilocab.  Nachdem  Iztahul,  Nachfolger  Cotuha's  (in  Izmachi)  die  Ilocab 
besiegt,  setzte  er  Caynoh  und  Caybatz  (Söhne  des  Gagawitz)  als  Fürsten  der  Cakchi- 
quel ein  (mit  Prinzessinnen  der  Atziquinihay  vermählt).  Gucumatz,  Nachfolger  Iztahul's, 
verlegte  die  Residenz  von  Izmachi  nach  der  alten  Stadt  Utatlan  (mit  Tamub's  schwar- 
zem S;ein  im  Tempel  Cahba)  oder  Gumarcaah  (verfallene  Gebäude),  von  wo  Exbalan- 
que  die  Kriege  gegen  Xibalba  geführt  hatte.  Bei  dem  in  Utatlan  (vom  König  Gucu- 
matz) erbauten  Tempel  Tohil's  wurde  als  Hoherpriester  Ahau-ah-Tohil  eingesetzt,  und 
sein  Stellvertreter  Ahau- ah -Gucumatz  (beide  aus  königlichem  Stamme).  Gucumatz 
(König  der  Quiche  ,  Himmel  und  Hölle  besuchend,  konnte,  in  Schlangen,  Vögel  oder 
wilde  Thiere  verwandelt,  die  Zukunft  vorhersagen.  Der  Erbprinz  von  Utatlan  (der 
Quiche)  residirte  in  Atitlan.  Unter  Balam-Quiche  wurde  das  Reich  Payaqui  oder 
Chiquimula  (mit  der  Hauptstadt  Copan)  mit  Quiche  vereinigt. 


UTATLAN.  335 

zwischen  Santiago  de  los  Valles  und  Xilotepeque  gegründet  war) 
den  durch  das  Orakel  angezeigten  See  von  Atitlan  erreichend. 
Nach  Theilung  des  Reiches  wurden  in  Utatlan  als  Fürsten  Ilocab, 
Balam,  Quichebalam  und  Acab  eingesetzt,  später  aber  von  Nima- 
quiche  die  Fürsten  Tanub,  Ilocab,  Rabinalet,  Cacchequelah,  Zutu- 
g'ileh,  Acahaluinac,  Macucal,  Simanabah,  Ahchumilalia,  Camakib, 
Cumatz,  Tzakahib  und  Balamquiche  oder  Quiche-balam. 

Balam  Quitze^),  sanftlächelnder  Tiger  (als  tückischer  Zerstö- 
rer), Balam  Agab,  Tiger  der  Nacht  (mit  dem  Idol  Avilix),  Mahu- 
cutah  (mit  dem  Idol  Gagavitz)  herrschten  vereinigt. 

Iqui  Balam,  Tiger  des  Mondes  (mit  dem  Idol  Niquaq-ah-Ta- 
gah)  als  Häuptling  der  Quiches,  die  (mit  den  Häusern  Tamub  und 
Ilocab)  über  Tulan,  Zuywa,  Wucub-Pec  (Sieben  Höhlen)  und  Wu- 
cub-CiAvan  (Sieben  Grotten)  wanderten,  den  Gott  Awilix  in  den 
Schluchten  des  Berges  Awilix,  und  den  Gott  Gagawitz  auf  dem 
Berge  Gagavitz  verbergend,  während  die  von  Tamub  und  Ilocab 
sich  auf  dem  Berge  Dan  niederliessen.  Tohil,  der  erste  Gott, 
der  sich  (in  Tulan)  enthüllte,  wurde  von  Balam  Quitze  am  Körper 
getragen.  Mit  den  Häusern  von  Tamub  und  Ilocab  zogen  aus 
Tulan  drei  Stämme  fort,  sowie  die  dreizehn  Fürsten  von  Tecpan 
(um  der  Tyrannei  zu  entfliehen). 

In  dem  Pyramidentempel  Tohil's  zu  Utatlan  wurde  in  Ablö- 
sungen der  Priester  ein  beständiger  Gottesdienst  in  Beten  und 
Räuchern  gehalten.  Gucumatz  erneuerte  die  Verehrung  des 
schwarzen  Stein's  im  Opferhaus  (Kahba)  zu  Utatlan.  In  dem 
schwarzen  Steine  zu  Iximche  spiegelten  die  Götter  ihren  Willen. 
Um  einen  Hausgott  (Chahalha)  zu  gewinnen,  begruben  die  Quiche 
eine  befreundete  Leiche  unter  dem  Hause.  Die  Reisenden  ver- 
ehrten die  Kapelle  Mumah  an  der  Strasse  (in  Guatemala).  Mictlan 
(beim  Huixa-See)  wurde  von  dem  Greis  gebaut,  dessen  Begleite- 
rin verschwand. 

Die  am  See  Atitlan  ansässigen  Tzutohiles  wurden  durch  die  (zu  den  Cakclii- 
quel  gehörigen)  Ahtziquinihayi  gezwungen ,  einen  Theil  ihres  Landes  abzutreten.  Die 
Fürsten  von  Nihaib,  Ahau-Quiche  und  Cumatz  residirten  (neben  dem  König  der 
Quiche)  in  Izmachi  (dort  grosse  Palläste  unterhaltend).  Das  Priesterthum  im  Tempel 
der  Cahba  (beim  schwarzen  Stein)  wurde  durch  den  Stamm  Zakik  versehen  (in  Utatlan). 


1)  Balam-Quitze,  tigre  de  dulce  sonrisa,  Balam -Ayab,  tigre  de  la  noche,  Mahu- 
cutah ,  nombre  senalado,  Iqui-balam ,  tigre  de  la  luna.  Die  Berge  Mamah- Avilix  und 
Tohil  (bei  Santa  Cruz  del  Quiche)  hiessen  Zakenibal-Tohil  (Morgendämmerung  Tohil's) 
neben  Patohil. 


336  GUATEMALA. 

Der  Fürst  Hunahpu  (von  Atitlan)  führte  den  Cacao  ein  (zur  Chocolate-Bereitung)  und 
die  Baumwolle.  Die  Priester  aus  Votan's  Stamm  fungirten  in  Teopixca  Am  See  von 
Atitlan  zum  Fürsten  der  Cakchiquel  eingesetzt,  zog  Gagawitz  (nach  dem  Bunde  der 
Atziquinihayi  und  Tzutohiles)  nach  dem  Walde  von  Panche-Chiholom.  Der  Atzigui- 
nihai  betitelte  König  von  Atitlan  herrschte  mit  dem  (Araac-Tzutuhile  genannten) 
Fürsten  (mit  Tecpanutlatlan,  Tecpanguatimola  und  Tecpantecocitlan  Krieg  führend). 
Das  von  Tzinacantan  oder  Zotzlem  (in  Chiapas)  ausgezogene  Geschlecht  Zotzil  (mit 
dem  Symbol  der  Fledermaus)  gründete  das  Reich  der  Cakchiqueles  in  Guatemala.  Die 
Familie  Xahila  herrschte  in  Solola  oder  Tecpam-Atitlan  und  die  Familie  Tzotzil  in 
Tecpam-Guatemala.  Die  Zutugil  (Zutug  oder  flor  de  la  mazorca  de  maiz)  kamen  mit 
Kiches  und  Kacchiquels  nach  Xeu-Mexico.  Mit  den  Kakchiqueles  redeten  die  Götzen 
Belihetoh  und  Huntihar  auf  den  Wanderungen  (los  tecolotes  son  los  mensageros,  que 
los  idolos  enviaron).  Im  Calender  der  Cakchiquel  entsprach  der  ]Monat  Pariche  (Feuer- 
holz) dem  Monat  Che  (Baum)  der  Quiches.  Bei  Tsata  lag  Pariz.  Tolgom,  Sohn  des 
Sumpfes  (am  Berge  Cakbatzulu),  wurde  (singend  den  Gesängen  antwortend)  als  Ge- 
fangener der  Kakchiquel  mit  Pfeilen  (am  Baum)  erschossen  (und  so  später  die  geopfer- 
ten Knaben),  worauf  von  den  Izutuhiles  die  Hälfte  des  Sees  (an  dem  Abah  verehrt 
wurde)  verlangt  wurde.  In  den  Fledermäusen  (Boulliri)  umflatterten  schützend  Zemcs 
die  Häuser  (bei  den  Cariben).  Chamalan  oder  Chimalacan  (Gott  der  Cakchiquel) 
erschien  als  Fledermaus.  In  Paraxone  wurde  Gagahuitz  begraben ,  der  die  Kakqui- 
cheles  aus  Tula  geführt.  Ichat,  König  der  Akahales  (in  Holom ,  Gugulunya  und 
Kaxkan)  wurde  von  den  Cakchiqueles  in  Iximche  getödtet.  Nimahuinac ,  König  der 
Cachiquelen,  besiegte  die  Pipiles  unter  König  Tonaltut.  Vereinigt  auf  dem  Berge 
Tepeu-Oloman  bekämpften  die  Cakchiqueles  und  verwandten  Stämme  die  Nonohualcat 
und  Xulpiti,  auf  den  erbeuteten  Böten  das  Wasser  passirend,  aber  von  der  Stadt  zu- 
rückgeschlagen, und  nachdem  sie  auf  den  Zügen  durch  verschiedene  Länder  das  Herz 
der  Berge  und  Zakicojol  (die  Flöte  spielend)  angetroffen ,  kamen  sie  von  den  unver- 
ständlich redenden  Barbaren  Cholamah  und  Zuchitan  zu  den  ]Mames  (Stummen)  und 
dann  nach  Zactzuy  (der  Nimpocom  und  Raxchich)  im  Reich  der  Pocomames  bis  zu 
den  Loch  und  Xet,  wo  die  Quiche  die  Grenze  setzten.  Die  Cakchiquel  dienten  eine 
Zeitlang  als  Grenzwächter  des  Reiches  Xibalba  unter  den  Tukuches  oder  Zotziles  (in 
Tzinacantla)  genannten  Fürsten,  bis  sie  sich  nach  dem  Hochlande  zogen.  Itzcuintepec 
(Ezcuintla)  oder  die  Stadt  der  Berghunde  (Tepetzcuintli)  hiess  Panatacat  bei  den  Cak- 
chiquelen.  Alvarado  gründete  bei  Ixinche  die  Stadt  Santiago  de  los  caballeros  de 
Guatemala  (1524)  und  nach  dem  Aufstande  der  Cachiqueles  bei  Almolonga  die  Stadt 
Santjago  de  Guatemala  (1527),  worauf  nach  deren  Zerstörung  (1541)  La  Antigua  ge- 
gründet wurde  und  (1773)  Xeu-Guatemala.  In  den  gegen  die  Zapoteken  geführten 
Kriegen  der  Mexicaner  wurde  ein  Theil  derselben,  als  die  Zapoteken  die  Hügel  von 
Tehuantepec  befestigt  hatten,  von  der  Verbindung  mit  ihrer  Heimath  abgeschnitten 
und  zog  dann  nach  Soconusco  und  Guatemala  (de  Torres).  Quahutemallac  oder 
Guatemala  (s.  Herrera)  begriff  Utatlan,  Chiapa  und  Soconusco.  Als  die  Mames  nach 
Soconusco,  die  Quiche's  nach  Suchiltepeque  und  die  Cachiqueles  nach  Cotzumalguapa 
vordrangen,  blieben  die  letzteren  durch  den  Fluss  Achilmate  von  den  Pipiles  getrennt. 
Die  nach  dem  Falle  des  Toltekenreichs  auswandernden  Choluteken  Hessen  sich  von 
Soconusco  bis  Choluteca  nieder,  die  Ortschaften  Escumtepec,  Guazacape,  Cucutlan 
u.  s.  w.  gründend  (als  Pipiles).  Cachequil  (nach  Herrera)  significa  Aguila,  weil  der 
Häuptling  einen  Adler  als  Helmschmuck  trug.  Montezuma  unterhielt  Grenztruppen 
in  Soconusco,     Die  Cakchiqueles    unterschieden    vier  Tulhas   (als  Tulham  am  Sonnen- 


TOHIL.      '  337 

auff^ang,  Tulham  von  Ocotziiigo  in  Xibalbay ,  Tulham  am  Sonnenuntergang  und  Tul 
ham  ,  wo  Gott  weilt)  und  kamen  von  dem  Tulham  des  Westens  jenseits  des  Meeres 
Die  Familien  der  Tzotzil  (in  Tecpam  -  Guatemala)  und  die  nächste  der  Xahila  (in  So 
lola  oder  Tecpam-Atitlan)  wurden  als  Ahpop-tzotziles  und  Ahpop-xahilas  bezeichnet, 
Gagahuitz  und  Zactecauh  waren  Vorfahren  der  Kakchiquel  von  Tula  (nach  Xahila) 
Nachdem  die  Zakchiquel  sich  (nach  Nimahay's  Vermählung)  auf  den  Bergen  Pantzio 
Paraxone ,  Cinanichay ,  Pacikabul  und  Pacahuec  Quehil  niedergelassen ,  bauten  die 
Fürsten  Xekaguch,  Cibakihay  und  Cahuec  Festungen,  aber  der  zuletzt  gekommene 
Bakahol  verlangte  die  Herrschaft,  versprechend:  esta  esmeralda  que  tiene  manos  y  pies 
con  sus  dedos ,  und  obwohl  seine  eigene  Festung  durch  die  Eingeborenen  zerstört 
wurde,  erhielt  er  als  Ahpop  die  Königswürde  (s.  Xahila).  Den  alten  Geschlechtern 
Tamub  und  Ilocab  unter  den  Quiche  wurde  durch  das  Haus  Cavek  das  Scepter  ent- 
rissen. Nimaquiche  kam  auf  seinen  Wanderungen  zum  See  Atitlan.  Nach  Schöpfung 
von  Sonne,  Mond  und  Sternen  wurden  (von  den  anderen  Göttern)  Tohil,  Avilix  und 
Hacavitz  in  Stein  verwandelt  (bei  den  Quiche).  Hurakan  oder  Tohil  wird  von  Gucu- 
matz  (Federschlange)  oder  Tepeu  als  Schöpfer  angerufen.  Nachdem  die  Quiche  nach 
Tulan  (zwischen  Palenque  und  Comitlan)  gekommen,  verlangte  der  Gott  Tohil 
Menschenopfer.  Tohil  (die  Sonne)  wurde  bei  den  Quiches  identisch  erklärt  mit  Yol- 
cuat  und  Quitzalcuat,  dem  Gott  der  Yagui.  Als  nach  der  Schöpfung  der  ersten 
Menschen  Balam-Quitze,  Balam-Agab,  Mahucutah  und  Iqui-Balam  Frauen  gegeben 
waren ,  unter  den  östlichen  Stämmen  Tepeuh,  Oloman,  Cohah,  Quenech  und  Ahau  (zu 
denen  aus  dem  Osten  die  Tamub  und  Ilocab  gekommen),  zogen  sie  mit  den  dreizehn 
Tecpan,  (mit  den  Rabinal,  Cachiquel,  Tziquinaha  und  Zacaha)  nach  dem  Erscheinen 
der  Sonne  (bei  der  Vereinigung  mit  den  Yaqui  oder  Nahuas),  aus  nach  Tulan  Zuiva, 
wo  sie  die  Götter  Tohil  (auch  von  den  Tamub  und  Ilocab  verehrt),  Avilix,  Hacavitz 
und  Nicahtagah  erhielten.  Als  das  von  Tohil  gegebene  Feuer  durch  Balam  Quitze 
wieder  angezündet  war,  suchte  ein  (als  Fledermaus  den  Zotzil  erscheinender)  Abge- 
sandter aus  Xibalba  die  Stämme  von  den  Quiche  für  das  Feuer  abwendig  zu  machen, 
aber  nur  der  Stamm  der  Zotzil  (unter  den  Cakchiquel)  wurde  abtrünnig,  während  die 
anderen  (die  Quiches,  Tamub,  Ilocab,  Cakchiquel,  Rabinal,  Tziquinaha)  nach  dem 
Berge  Chipixab  weiter  zogen,  das  Wiedererscheinen  der  Sonne  zu  erwarten.  Während 
von  den  Tamub  und  Ilocab  (in  den  Wäldern  von  Dan),  von  den  Rabinal  und  Cak- 
chiquel Städte  gegründet  wurden,  verblieben  die  Quiche  in  den  Bergen  (Raubzüge  auf 
den  Strassen  unternehmend).  Amag-Dan,  Hauptstadt  der  Dan  oder  Tamub,  lag 
zwischen  den  Bergen  Tohil  und  Mamah  und  südlich  davon  Uquincat,  Hauptstadt  der 
Ilocab.  Auf  Tamub  (Vorfahren  des  königlichen  Hauses  von  Tula  und  der  Quiche), 
der  die  Wanderung  über  die  Gewässer  nach  Tulan  führte,  folgte  (als  erster  König  der 
Tolteken)  Capichoch,  und  später  fiel  die  Herrschaft  an  den  Stamm  der  Ilocab.  Die 
den  Arowaken  benachbarten  Yaiyer  verehrten  den  Luftgott  Tamuk  (s.  de  Laet).  Bei 
den  aus  dem  Osten  gekommenen  Geschlechtern  Tamub  und  Ilocab  wurde  der  Gott 
Tohil  verehrt.  Der  Tempel  wurde  (auf  den  Canarien)  als  Tamogantacoran  oder  Tamo- 
nantacoran  (Haus  Gottes)  bezeichnet  (Tamogantin  oder  Haus).  In  Quauhtemallan  oder 
Ototlan  wurde  im  Himmel  der  grosse  Vater  und  die  grosse  Mutter  verehrt,  und 
nach  der  Fluth  veränderte  die  Erscheinung  der  heiligen  Frau  den  Namen  Gottes  (s.  Tor- 
quemada).  Gomara  erklärt  Quauhtemallan  als  Arbol  (quauh)  podrido  (tematli)  oder 
als  lugar  de  arboles.  Der  Fürst  von  Atitlan  (Abah  oder  Abayh)  stammte  von  der 
Königin  Atit.  Hacavitz  w^ar  Gott  der  Berge.  Atit  (Ahnfrau  der  Königsfamilie  in 
Guatemala)    erschien    als    Gespenst,    die   Namen    der    Götter    ändernd    [Chinigchinich], 


Bastian,  America. 


22 


338  GUATEMALA. 

Die  grossen  Adelshäuser  der  Quiche  bildeten  (neben  den  Familien  der  Abau  Quiclie) 
das  Haus  Cawek  mit  den  Vasallen  Fürsten  der  Nim  Chocoh  Cawek  (der  grosse  Er- 
wählte Cawek's)  und  A.  m.  und  das  Haus  Nihaib  mit  dem  Nima  Camha  Nihaib  (grosser 
Marschall,  Nihaib),  Nim  Chocoh  Nihaib  u.  s.  w.  Quiche  wird  erklärt  von  qui  (viel) 
und  che  (Baum)  als  Waldmenschen.  Die  Wuk-Amag  bildeten  sieben  Stämme  bei  den 
Quiche.  Zu  den  Chinamital  (Vasallenfürsten)  der  Quich6  gehörte  der  Nim  Chocoh 
Cawek,  der  Grosse  von  Cawek  Erwählte.  Die  Quiche  verehrten  den  Chahalha  als 
Hüter  des  Hauses.  Tepeuh  veut  dire  une  grande  Syphilis  ou  celui  qui  en  a  bcaucoup 
(Brasseur).  Gucumatz  oder  Ahpop-Camha,  nachdem  er  die  Hauptstadt  von  Izmachi 
nach  Utlatlan  (Otlatlan)  oder  Gumarcaah  verlegt,  eroberte  bis  zum  Pacific.  Aus 
Potonchan  zurückkehrend,  starb  Kukulcan  in  Tlapallan.  Tepeuh-Gucumatz  ist  der 
Schöpfer  (nach  dem  Popul-Vuh).  Gucumatz,  als  Tepeu,  wechselte  alle  sieben  Tage 
seine  Gestalt,  Himmel  und  Hölle  besuchend  (nach  den  Quiches).  Gucumatz  war  aus 
Camuhibal  (Land  des  Schattens)  ausgewandert.  Nach  den  Cakchiquel  wu.^de  der 
Barbar  Utiuh,  der  Gucumatz  zum  Mais  in  Paxil  geführt,  durch  Hunahpu  Utiu  (den 
nach  der  Coyote  mit  dem  Blasrohr  schiessenden)  getödtet.  Als  beim  Weihrauch-Opfer 
der  Quiche-Fürsten  (der  Opferer  von  Tamub  und  Ilocab  und  der  Yaquis  von  Tepeu) 
auf  Berg  Gagawitz  die  Sonne  aufging,  wurden  die  Götter  Tohil,  Avilix  und  Gagawitz, 
sowie  die  Idole  des  Tiegers,  der  Viper,  der  Schlange  und  das  Vampire-Gespenst  (Zaki- 
quoxol)  in  Stein  verwandelt.  Seit  dem  Berge  Gagawitz  wurde  die  Sprache  verschieden, 
indem  man  sich  nicht  mehr  verstand  (unter  den  Quiche,  wenn  Leute  aus  Tulan  kamen). 
Nach  Tamub  leitete  Copihoch  den  Auszug  aus  Tula,  während  dessen  Calel-Ahan  und 
Ahpop  herrschten,  sowie  Nima-Quiche  bei  der  Ankunft  in  Quiche,  mit  Axopil,  als 
erstem  König,  dann  (nach  Jiutemal)  folgte  Hunahpu,  der  die  Rindenkleider  durch 
Baumwolle  ersetzte  (mit  der  Hölle  kämpfend),  und  nach  Vereinigung  der  Quiche  mit 
Copan  herrschte  Balam-Quiche  (König  der  Payaqui)  als  Zauberer  (in  Löwen ,  Tiger 
und  andere  Thiere  wandelnd),  dann  Balam-Acan  (im  Krieg  um  Frauen),  Mahucotah, 
Iquibalam,  Kicab,  Kacubra  Xechehim,  Kicab,  Iximche,  Kicab  III,  Kicab  IV,  Kicab 
Tamub  und  (zu  Zeit  Alvarado's)  Tecum  Umam.  Bei  der  Wanderung  von  Tamub  und 
Ilocab  nach  Guatemala  blieben  die  Yaqui  in  Mexico.  Auf  Tanub,  unter  welchem  die 
Quiche  nach  Mexico  kamen ,  folgte  Copichoch  und  dann  Calel-Ahau ,  und  auf  Ahpop 
(letzten  König  von  Tule)  Nimaquiche,  Vater  Acxopil's  und  dann  (in  Guatemala  oder 
Cachiquel)  Jiutemal,  ferner  Hunahpu  (der  die  Cacao  und  Baumwolle  fand),  Balam- 
quiche,  Balam-Acan,  Mahukotah,  Iquibalam,  Kicab,  Cacubraxechelim ,  Don  Kicab, 
Iximche,  Kicab,  Kicab,  Kicab  Tanub,  Tecum  Umam  (zu  Zeit  Alvarado's).  Als  die 
Quiche  von  Vucucinam  (sieben  Höhlen)  auswandernd  von  Hunger  gedrückt  wurden,, 
fanden  sie  Mais  in  Pambilil  und  pflanzten  ihn  durch  Säen  fort.  Tohil,  Avilix  und 
Hacavitz  (die  Götter  der  Quiche)  wurden  nach  dem  Erscheinen  der  Sonne  auf  dem 
Berge  Hacavitz  in  Stein  verwandelt.  In  Guatemala  wurden  (als  vom  Himmel  gefallen) 
verehrt  (nach  Torquemada)  ciertos  cuchillos  de  piedra  de  navajo  muy  agudos  (manos 
de  Dios).  In  Guatemala  fand  sich  ein  Idol  (in  Topfform)  representando  teuer  sacados 
los  ojos  y  los  vasos  de  ellos  vacios,  y  parecia  que  siempre  corria  de  ellos  sangre  (Tor- 
quemada). Los  hechiceros  que  con  encantamiento  mataban  a  otros  y  sabian  la  diabolica 
metamorfosis  de  transformarse  en  tigres  y  leones  eran  ahorcados  (Sanchez)  in  Guate- 
mala. Unter  dem  Tumulus  bei  Guatemala  sind  die  Aschen  der  verbrannten  Todten 
begraben.  In  Calche  (zwischen  Escuintla  und  Suchiltepequez)  wurde  eine  Stein- 
pyramide gefunden  (s.  Brasseur).  Bei  Colche  findet  sich  eine  Steinruine  des  Quich6- 
Königs  Quicab  (an  der  Küste  Pelatayul).     Die  Guechecoros  verehrten  eine  Statue  von 


UTATLAN.  339 

Cortez.  Dem  Gott  der  Wege  wurden  Capeila  oder  Mumach  am  Wege  gebaut  (bei  den 
Quiclie).  Bei  Tamucha  wurde  in  einer  Höhle  vor  dem  Steinbild  einer  Kröte  Copal 
verbrannt  (in  Vera  paz).  In  Istlavacan  wurde  (neben  Noj,  Ajmak,  Kanil  und  Ik)  der 
gute  Ky  und  böse  Junip  verehrt.  Die  Kinder  werden  vom  Nagual  (Schutzgeist)  ge- 
geben (in  Guatemala).  Zakiqoxol  (das  Gespenst)  ist  der  nächtliche  Vampir  (in  Guate- 
mala). Ruiatcot  war  der  Regengott  (in  Guatemala),  Sohn  von  Omeyateite  und  Omeya- 
tezigoat,  der  neben  Quiateot  verehrt  wurde  (in  Nicaragua).  Da  das  menschliche  Vier- 
paar zu  scharfblickend  war,  warfen  ihm  die  Gölter  einen  Nebel  um  die  Augen  (bei 
den  Quiches).  Mit  Atit  (Ahnfrau)  vermählt,  brachte  Copichoch  (Sohn  Tamub's)  den 
schwarzen  Stein  (im  Tempel  von  Cahba)  von  Tulan  nach  Utlatlan.  Unter  den  Tempeln 
in  Utatlan  wurde  der  bei  Chiquimula  als  gemeinsames  Heiligthum  betrachtet  (Herrera). 
In  Guatemala  wurde  Tecpan  (heiliger  Ort)  verehrt.  In  Chiquimila  fand  sich  das  Heilig- 
thum von  Utlatlan.  Chiquimula  (mit  vielen  Cues  oder  Tempeln)  war  die  heilige  Stadt 
für  die  Indianer  von  Utatlan  (Zurita).  Als  die  Quiche  die  Stadt  Utlatlan  oder  Gu- 
marcaah  (wohin  die  Tamub  den  schwarzen  Stein  von  Cahba-ha  gebracht)  erobert 
hatten,  führten  sie  Kriege  mit  den  Ilocab,  die  zwischen  den  Bergen  von  Nebah  und 
dem  See  von  Atitlan  herrschten.  Auf  dem  Berge  Tohohil  (oder  Gagawitz)  verschanzt, 
bekämpften  die  Quiche  die  Pokomamen.  Die  Häuptlinge  des  Hauses  Rabinal  begrün- 
deten ihre  Herrschaft  auf  dem  Berge  Rabinal.  Von  den  Pokomamen  besiegt,  zogen 
sich  die  Cakchiquel  von  den  Bergen  der  Mem  oder  Mame  (nach  Westen).  Von  den 
Brüdern  Nimaquiches  (Vorfahren  der  Quiches,  Cakchiquel  und  Zotugil)  gründete  der 
Eine  ein  Reich  unter  den  Quelenes  und  Chiapanecas,  der  Andere  in  Tezulutan  oder 
Tezulutlan  (Vera  Paz)  und  der  Dritte  unter  den  Mames  und  Pokomames.  Axcopal 
oder  Oceloxoch  (Sohn  des  Nima-Quiche-Cotzutun)  wurde  zum  ersten  König  der  Quich6 
erwählt.  Unter  Cotuha  und  Gucumatz  kamen  die  Quiche  nach  Utatlan.  Tulan  Zuiva 
(der  Quiche)  wird  als  sieben  Höhlen  erklärt  (s.  Chicomoztoc).  Kicab  II  (von  Utatlan) 
kämpfte  mit  Lahuhquich  (Fürst  der  Mames).  Die  Quiche  kamen  von  Tulan-Zuiva  oder 
Tulanzu  (Sieben  Höhlen)  unter  vier  Häuptlingen.  Die  Quich6  kamen  von  den  sieben 
Höhlen  Tulanzu  (s.  Ximenes).  Bei  den  ISIenschenopfern  in  Utatlaö  wurde  das  Herz 
des  Opfers  mit  einem  Löffel  dem  Munde  des  hohlen  Idoles  eingeflösst.  Gumarcah 
(choza  de  canas  vigas)  oder  (im  Mexicanischen)  Utatlan  (las  canas).  Auf  der  Fläche 
nördlich  von  Utatlan  und  Gumarcaah  (Civan-tinamit)  finden  sich  die  Ruinen  von  Ilocab 
und  südlich  die  von  Izmachi.  Zamaneb  (an  dem  Berge  von  Xolaha)  war  Hauptstadt 
der  Rabinaler,  Iximche  der  Cachiqueles,  Atitlan  der  Tziquinaha.  Chichicastenango 
(Chuvi-La  im  Quiche)  vient  de  chichi-caztli  (arbre  ä  feuilles  tres  caustiques),  de  tenan 
(aupres)  et  co  (lieu)  en  langue  nahuatl  (s.  Brasseur).  Xeluhuh  (Quetzaltenango)  stand 
unter  der  Herrschaft  von  zehn  Häuptlingen.  In  Coban  (in  Verapaz)  wohnen  die 
Aktsche.  Alvarado  besiegte  die  Sinca  von  Taxisco  und  Guazacapan  in  Escuintla  oder 
Escuintepeque.  Unter  den  Pipiles  in  Mimilla  fand  sich  neben  dem  Fürst  ein  Priester 
(Herrera).  In  Guatemala  fanden  sich  Bräuche  der  Chontales  von  Nicaragua  (Herrera). 
In  Guatemala  wohnten:  die  Lacandones  (in  den  Chamma-Bergen  an  der  Grenze 
Guatemala's  und  Chiapa's),  die  Mames  im  District  von  Gueguetenango  (von  Quezal- 
tenango)  und  der  Provinz  von  Soconusco,  die  Pokoman  oder  Poconchis  im  District 
von  Vera  Paz  in  Guatemala,  die  Quiches  im  Innern  von  Guatemala  (in  den  Districten 
Quiche,  Totonicapan,  einem  Theil  Quezaltenango's  und  dem  Dorfe  Rabinal,  die  Cak- 
chiquel in  den  Provinzen  von  Chimaltenango  und  Sacatepeques,  und  dem  District  von 
Solola,  die  Zutugil  beim  See  Atitlan,  die  Chortis  am  Montagua-Fluss,  die  Chontal  in 
den  Bergen  nordöstlich  vom  See  Nicaragua,  -die  Pipiles    an    der  Küste  des  Pacific  (in 

22* 


340  GUATEMALA. 

der  Provinz  von  Itzcuintlan),  die  Nonohualcas  am  Vulcan  San  Vicenle,  die  Tlascalteken 
in  San  Salvador  (bei  Isalco,  Mexicanos,  Nahuisalco),  die  Choluteken  längs  des  Golfes 
von  Fonseca,  die  Maribios  in  den  Bergen  bei  Leon,  die  Clioroteger  zwischen  Pacific 
und  See  Managua,  die  Dirier  am  Fluss  Tipitapa,  die  Nagrander  bei  Leon,  die  Niquirer 
zwischen  Pacific  und  dem  See  Nicaragua,  die  Orotiiier  am  Golf  von  Nicoya.  In  Hon- 
duras, östlichen  Nicaragua  und  längs  der  Mosquito-Küste  wohnen :  die  Xicagues  zwischen 
dem  Rio  Ulua  und  Rio  Tinto,  die  Payas  zwischen  den  Flüssen  Aguan  und  Barbo,  die 
Towkas  im  südlichen  Theil  des  Districtes  Taguzgalpa,  die  Toonglas  am  Twaka-Fluss, 
die  Smoos  zwischen  Blewfield  und  Patook,  die  Cookras  in  der  Nähe  der  Mündung 
des  Rio  Escondido,  die  Cariben  vom  Hafen  Truxillo's  bis  zur  Carataska-Lagune,  die 
Ramas  von  Greytown  bis  Blewfield,  die  Mosquitos  oder  Sambos  bei  Cap  Gracia  ä  Dios. 
Auf  dem  Isthmus  wohnen :  die  Guatusos  am  Rio  Frio,  die  Guetares  in  den  Gebirgen 
des  Hafen  von  Herradura,  die  Blancos  in  der  Nähe  von  Angostura,  die  Valientes  (Ra- 
mas) zwischen  Punta  Gorda  und  der  Lagune  von  Chiriqui,  die  Guaimies  in  Veragua 
mit  den  Savaneries  im  Norden  und  den  Dorachos  im  Westen,  die  Mazanillo  oder  San- 
Blas-Indianer  bei  San  Blas,  die  Mandingos  an  der  Bay  von  Caledonia,  die  Bayanos  am 
Flusse  Chepo,  Cholos  am  Golf  von  San  Miguel  bis  zur  Bay  von  Choco,  die  Cunas 
am  Golf  von  Uraba,  die  Cunacunas  am  Cunacuna- Fluss,  die  Chocos  am  Atrato,  die 
Caimanes  zwischen  Punta  Arenas  und  Turbo,  die  Urabas  in  der  Provinz  Uraba,  die 
Idibas  in  Panama,  die  Payas  am  Paya-Fluss. 

Unter  den  die  (Cueva-Sprache  redendenden)  Chocamas  oder  Indianern  Panama's 
(mit  Leles  oder  Zauberern)  wohnen  die  Terevis  und  Knapas  in  Chiriqui,  die  Guaimies 
in  Veragua,  die  Mandingas,  Anachunas  und  Cunas  von  San  Blas  bis  zum  Golf  von 
Uraba  und  die  Tules,  Chucunagues,  Darienes  und  Paparros  im  Innern  Darien's  (nach 
Perez).  Neben  den  Darienes  (caraibischen  Ursprungs,  wie  die  Cunas  oder  Irraiques) 
wohnen  die  Citaraes  am  Buei-Fluss,  die  Noanames  an  den  Quellen  des  Taparal  und  die 
Chocoes  an  der  Mündung  des  San  Juan.  Das  Tlacacebastla  ( Acacebastla)  bildete  einen 
Dialect  des  Maya-Quiche.  In  Choluteca  wurden  die  Sprachen  Mangue  und  Chontal 
geredet.  Die  Choluteken  wohnten  am  Golf  von  Fonseca.  In  Choluteca  (in  Nicaragua) 
wurde  das  Coribizi  geredet  (nach  Herrera).  Die  Nagrandones  oder  Mangues  wohnten 
zwischen  Dirias  und  Cholutecas.  Die  Chorotegen  wohnten  nördlich  von  Niquirans  bis 
zum  See  Managua.  Von  den  Bonaris  (bei  Santa  Anna  do  Atuman)  lebte  nur  noch 
eine  Frau  (1874).  Die  Pocomames  werden  bei  den  Chiapas  der  Calabassen  wegen 
Chujes  genannt  (s.  Berendt).  Die  Maribios  (in  Maribichoa)  bewohnten  die  Berge  bei 
Leon.  In  Honduras  wurden  die  Sprachen  Ulba,  Chontal  und  Pipil  geredet.  Die  Ulucas 
wohnten  am  Napo  (in  Californien).  In  Taguzgalpa  wurde  das  Taguzgalpa  und  mexi- 
canische  geredet.  Die  Inselbewohner  der  Seen  in  Nicaragua  sprechen  die  Nahuatl- 
Sprache  Mexico's.  Die  Sprache  der  Darias  in  Nicaragua  ist  der  der  Ahcpaneken  in 
Mexico  verwandt.  La  Kiche  se  distinque  mas  de  la  Cakchiquel,  que  esta  de  la  Zu- 
gutil.  Verwandt  mit  der  Maya-Sprache  war  das  Mopan ,  Peten  und  Chol,  sowie  (ein 
Uebergang  zu  dem  Quiche-Dialect  Yucatan's)  das  Tzendal,  Zotzil  und  Mam.  In  Ca- 
vacevaselan  und  Chiquimula  wurde  die  Sprache  Apay  und  Hacacebastleca  geredet. 
Die  Sprachen  der  Hicaques  und  Payas  waren  mit  der  der  Lencas  verwandt  (in  Hon- 
duras.) In  S.  Miguel  wurden  die  Sprachen  Poton,  Taulepa  und  Ulua  geredet  (Palacios) 
Die  Sprache  der  Mames  und  Pocomames  (sowie  der  Lacandones)  gleicht  der  Sprache 
in  Yucatan.  Das  Tzendal  (ein  Dialect  des  Zotzile)  ist  dem  Maya  in  Yucatan  verwandt. 
Neben  den  (Chol  redenden)  Lokenes  wird  das  Maya  von  den  Taitzaes ,  Cehatches, 
Campim,  Chenamilas,   Ytzaes   und    Lacandones   geredet.     In    Guatemala   fand    sich    der 


BÜCHER.  341 

Stamm  Acul.  Die  Acul  Vinak  j^ehörten  zu  den  Maya.  In  Nicaragua  wurde  das  Pipil 
(verdorben),  Mangue,  Maribio,  Poton  und  Chontal  geredet.  In  Copan  wird  das  Chocti 
gesprochen.  En  cabildo  de  29.  Julio  1692  el  capitan  Don  Antonio  de  Fuentes  y  Guz- 
man,  dice  el  acto,  trajo  este  sala  siete  peticiones  escriptas  en  cortessas  de  arbol  (Pe- 
lacz).  Nach  Carli  wurde  in  Amatitlan  Papier  aus  Palmblätter  für  Bücher  verfertigt. 
Nach  Bernal  Diaz  erhielt  Cortez  eine  Landkarte  auf  Papier  und  Zeug  gemalt  (in  Ta- 
basco).  Con  una  syllaba  misma,  v.  g.  ,,cic"  significaban  tres  y  cuatro  cosas,  y  a  pro- 
firiendola  con  suavidad  como  suena,  ya  dura,  y  con  otra  disposicion  en  los  labios,  y  a 
entrada  alld  dentro  azia  al  palador  ya  tan  gutural,  que  castaüeteaba  el  gutural  pro- 
nunciarla  (Vasquez)  en  las  lenguas  Kiche,  Kachiquel  y  Zutugil.  Tenian  los  Indios 
de  Yucatan  libros  de  cortezas  de  arboles  con  un  betun  blanco  y  perpetuo  de  10 — 12 
varas  de  largo,  que  se  cogian  doblandolos  como  un  palmo.  En  estos  pintaban  con 
colores  la  cuenta  de  sus  anos,  las  guerras,  inundaciones,  huracanes,  hombres  y  otros  su- 
cesos  (Cogulludo).  Habia  entre  los  Mayas  dos  clases  de  poesia,  una  de  los  sabios  y 
otra  del  pueblo  (Carrillo).  Bei  der  Zählung  nach  2,0  Jahren  wurde  am  Ende  dieses 
Cyclus  ein  beschriebener  Stein  (Katun)  auf  die  übrigen  in  den  Tempel  gelegt  und 
mit  Mörtel  befestigt  (in  Yucatan).  Die  Kachiquel  comenzaban  por  la  quinta  cacilla 
que  esta  en  el  centro  del  Ulzilaquih  (almanaque)  desde  donde  comenzaran  a  entar  y 
marcar  su  primer  dia  de  mes,  tal  cual  la  traduccion  al  margen  de  numeros  romanos 
que  se  ven  a  los  lados,  desciende  abajo,  continua  arriba  y  luego  salta  al  lado  opuesto, 
hasta  llegar  al  No.  13,  mas  como  esto  Calendario  en  perpetuo  se  vuelve  a  comenzar 
en  la  misma  cacilla  hasta  cuja  dupla  repeticion  llegue  al  numero  de  26  dias,  que  es  el 
complemento  de  su  mes,  resultando  que  el  ano  compuesto  de  365  dias  de  la  revolucion 
de  la  tierra  en  derredos  del  sol,  resulta  un  ano  de  14  meses  y  i  dia  y  siendo  en  su 
cielo  de  52  anos  agregando  dos  y  medio  meses  que  son  65  dias  queda  cerrada  ese  cu- 
adro  reuniendo  en  el,  el  quebrado  de  un  dia  de  cada  ano  y  los  treze  dias  intercalares 
de  los  anos  vicieztos  que  hay  en  todo  este  periodo,  para  ajustar  su  cielo  completo  de 
52  aiios  y  comenzar  el  siguiente  dia  esta  nueva  revolucion  (Morales),  In  Chiapa 
wurde  (neben  Chiapachil  und  Mexicanisch)  das  Hoques,  Zeldaquelen  und  Zozil  geredet 
(nach  Palacios).  Unter  den  wilden  Stämmen  am  Sacramento  finden  sich  die  Hock  (und 
Hokandika,  als  Stamm  der  Soshonen).  Momi  ist  Wasser  bei  den  Huke  westlich  vom 
Sacramento  (Haies).  Das  Zedal-Quelen  war  ein  Dialect  der  Tzendalen.  Tzimacatlan 
war  Hauptstadt  der  Quelenes  oder  Tzotziles.  Comitan  war  Hauptstadt  der  Quelenes 
(zu  den  Maya  gehörig).  Die  Zoques  oder  Soques  kamen  von  Chiapa  nach  dem  Isth- 
mus von  Tehuantepec  (Garay).  Das  Ulbetlateca  war  einheimische  Sprache  von  Soconusco 
(neben  Mexicanischem)  als  Vebetlateca.  Bei  Mexico  fand  sich  die  Stadt  Vetzinco  oder  Cha- 
pultepecuitlapilco.  Bei  den  Izalcos  und  an  der  Küste  Quazacapan  wurde  das  Popolu- 
kische  und  Pipil  geredet,  in  San  Salvador  das  Pipil  und  Chontal,  in  Verapaz  das  Po- 
conchi,  Calchi  (Caechi)  und  Colchi.  Das  Zaklop-pakap  (Mame  Soconusco's)  bildete 
einen  alten  Dialect  des  Maya,  während  das  Mame  Guatemala's  (bei  Huehuetenango)  zur 
guatemalischen  Sprachgruppe  gehört  (Brasseur).  In  Comitan  wurde  das  Chanabal  ge- 
sprochen. Das  Ixil  (von  Nebah)  steht  (mit  dem  Lacandon)  zwischen  Maya  und  Quichc 
(Brasseur).  In  Suchiltepeque  und  Cuahutemala  wurde  dasMamey,  Achi,  Cuahutehmal- 
teque,  Chienauteque,  Chirichota,  und  Huateque  oder  Hutateque  geredet  (Palacios).  Im 
Manuscript  Cakchiquel  werden  4  Tulan  unterschieden  (Brasseur).  Toltecatl  oder  Tla- 
chicatzin  war  Hauptstadt  der  Nahuas  in  Huehuetlapallan  (Sahagun).  In  Nimxob-Car- 
chah  erhoben  sich  die  Nahuas  oder  Tolteken  gegen  die  Chichimeken  Quinanes  (in  Vera^ 
guas)  unter  Hun-Ahpu  und  Xbalanque  (gegen  Xibalba).     Nachdem  das  Reich  der  von 


342  GUATEMALA. 

Tulan  (in  Xibalba)  ausgewanderten  Stämme  der  Dan  oder  Tamub  in  Guatemala  unter- 
gegangen war,  folgte  das  Reich  der  Quicli(5.  Während  die  Cocomes  in  Yucatan  herrsch- 
ten, kamen  von  Chiapa  die  Tutul-Xiu,  das  Reich  Uxmal  gründend,  das  mit  Chichcn 
und  Mayapan  das  Land  der  ISIaya  bildete  (Herrera).  Die  Sprache  der  Chiapaneken  ist 
mit  der  der  Dirias  und  Chorotecas  in  Nicaragua  verwandt    (Brasseur)  wie  der  Zoqui. 

Die  Einwanderung  nach  Guatemala  wird  (bei  Juarros)  geleitet  von  Tanub,  the 
stock  from  which  spruug  the  families  of  the  kings  of  Tula  and  Quiche,  and  the  first 
monarch  of  the  Tultecas.  The  second  was  Capichoch;  the  third.  Calci  Ahus;  the 
fourth,  Ahpop;  and  the  fifth,  Nimaquiche,  who  being  more  beloved  than  any  of  his 
predecessors,  was  directed  by  an  oracle  to  leave  Tula  with  the  people,  who  had  by 
this  time  multiplied  greatly,  and  conduct  them  from  the  kingdom  of  Mexico  to  that 
of  Guatemala.  In  performing  this  journey  they  expended  many  years,  suflFered  extra- 
ordinary  hardships  and  wandered  over  an  immense  tract  of  country,  until  they  disco- 
vered  a  large  lake  (the  lake  of  Atitan) ,  and  resolved  to  fix  their  habitations  in  a  con- 
venient  place  at  a  short  distance  from  it,  which  they  called  Quiche,  in  commemoration 
of  their  king  Nimaquiche,  who  died  during  their  peregrination.  Nimaquiche  was  ac- 
companied  by  his  three  brothers,  and  it  was  agreed,  that  they  should  divide  the  coun- 
try between  them;  one  was  to  have  for  his  share  the  province  of  the  Quelenes  and 
Chapanecos;  another,  Tezulutlan,  or  Verapaz;  the  third  to  become  chief  of  the  Mames 
and  Pocomanes;  and  Nimaquiche  of  the  Quiches,  Kachiquels,  and  Zutugiles;  the  latter 
dying,  was  succeeded  by  his  son  Acxopil,  who  was  at  the  head  of  his  nation  when 
they  settled  in  Quiche,  and  the  first  monarch  who  reigned  in  Utatlan.  This  prince, 
seeing  that  the  monarchy  soon  rose  to  a  high  degree  of  splendour,  for  its  better  go- 
vernment,  and  to  relieve  himself  from  some  of  the  fatigues  of  administration,  appointed 
13  Capitains  or  governors.  The  manuscripts  before  mentioned  add,  that  Acxopil,  ha- 
ving  attained  a  very  advanced  age,  determined  upon  dividing  the  empire  into  three 
kingdoms;  namely,  the  Quiche,  the  Kachiquel,  and  the  Zutugil:  the  first  he  retained 
for  himself;  the  second  he  gave  to  his  eldest  son,  Jiutemal;  and  the  thind  to  his  young- 
est  son,  Acxiquat :  this  division  was  made  on  a  day  marked  by  the  extraordinary  cir- 
cumstance  of  three  suns  being  visible  at  the  same  time,  an  incident  that  has  induced 
some  persons  to  think  the  partition  was  effected  on  the-day  of  our  Saviour's  birth,  as 
it  is  commonly  asserted  such  a  phenomenon  then  occured;  but  as  a  parhelion  is  a 
meteor  which  has  been  so  frequently  observed,  this  does  not  appear  to  be  sufficient 
authority  for  fixing  the  division  to  that  particular  day.  The  Tultecan  emperors  who 
reigned  in  Utatlan,  the  capital  of  Quiche,  whose  names  have  reached  posterity,  wcre 
the  following  17:  i.  Acxopil,  2.  Jiutemal,  3.  Hunahpu,  4.  Balam  Kiche,  5.  Balam 
Acan,  6.  Maucotah,  7.  Iquibalam,  8.  Kicab  L,  9.  Cacubraxechein,  lo.  Kicab  II.,  11. 
Iximche,  12.  Kicab  III,,  13.  Kicab  IV.,  14.  Kicab  Tanub,  15.  Tecum  Umam,  16.  Chi- 
gnavincelut,  17.  Sequechul,  or  Sequechil.  Of  these  the  most  disiinguished  was  Acxo- 
pil, who  led  his  nation  into  this  country,  established  in  it  the  empire  of  Quiche,  and 
divided  it  into  three  domains.  Jiutemal,  who,  before  he  succeded  his  father  on  the 
throne  of  Utatlan,  was  first  king  of  the  Kachiquels,  by  which  he  was  rendered  next 
in  dignity  to  the  monarch  of  Quiche.  Hunahpu  rendered  himself  celebrated  by  dis- 
covering  the  use  of  cocoa  and  cotton   (s.  Baily). 


YUCATAN.  ^  343 

Nach  Lozana  war  die  westliche,  nach  Cogolludo  die  östliche 
Einwanderung,  bei  welcher  (nach  Landa)  das  Meer  einen  Weg 
öffnete,  die  bedeutendere  in  Yucatan^),  und  als  Führer  werden 
abwechselnd  der  mit  dem  (von  den  Ameisen  in  Tonacatepetl  zum 
Mais  geführten)  Quetzalcoatl  identificirte  Kukulcan  genannt,  oder 
Itzamnä. 

Der  letztere  dagegen,  zeitlich  der  Erste,  tritt  zugleich  als  der 
eingeborene  Göttersohn  auf,  als  die  Repräsentation  des  das  Land 
befruchtenden  Himmelsthaues,  und  in  seiner  Begleitung  wird  Ki- 
nich-Kakmo  genannt  (ein  Kaneka-putra  neben  Samana). 

Er  wanderte  durch  das  Land,  den  Orten,  Bergen  und  Flüssen 
(s.  Cogulludo)  Namen  gebend,  um  in  Suiva  oder  Zuivan  (Tula  Zui- 
van)  zu  lehren,  und  in  seiner  Identificirung  mit  Kukulcan  kommt  er 
von  Champoton  an  die  Küste  südlich  von  Campeche.  Sonst  ist 
Kukulcan  von  langgewandigen  Gefährten  (20  an  Zahl)  begleitet, 
die  (nach  Mendieta)  das  Fasten  in  Yucatan  einführten.  Doch 
werden  andererseits  diese  ascetischen  Lehren  dem  Cozas  zuge- 
schrieben, der  neben  Kukulcan,  und  an  seiner  Seite,  eine  selbst- 
ständige Rolle  spielt  (unter  Rückgreifung  auf  Zamnä). 

Dem  (in  Izamal  oder  Chichinica  begrabenen)  Zamna  (als  Kab- 
ul vergöttert),  wird  wie  die  Gründung  Chichen-Itza's  auch  die 
Mayapan's  zugeschrieben,  (das  Ordonez  mit  Nachan  und  Tulan 
das  Reich  Votans  bilden  lässt),  dem  Prophetenfürsten  Kukulcan 
dagegen    die    (nach    der  Zerstörung  Chichen-Itzas   durch   die    aus 


1)  In  der  Familie  Huaxteca-Maya-Quiche  begreift  Orozco  y  Berra: 
das  Huaxteca  (mit  Tantoyoc), 
,,    Totonaco  mit  Tetiquilhati, 
Chacahuaxti, 
Tatimolo, 
Ipapana, 
„    Maya  mit  Lacandon, 
Feten, 

Caribe  (Tabasco's  und  Guatemala's), 
Chanabal, 
Punctunc, 
„    Chontal  (mit  der  Sprache  Cuba's  Hayti's,  Boriquen's,  Jamayca's), 
„    Quiche  (mit  Zutuhil  und  Cakchiquel), 
Mam, 
Tzendal, 
„    Tzotzil, 
„    Chol  (und  Mopan). 


344  YUCATAN. 

Westen  gekommenen  Brüder  angesetzte)  Wiederherstellung  die- 
ser letzteren  Stadt,  wo  (bei  Kukulcan's  Fortgang  und  Verschwin- 
den in  Patonchan)  Ah-Cocom  die  Herrschaft  der  aus  den  Bergen 
der  Lacandones  gekommenen  Cocomes  (als  Nachfolger  der  Ytzaes 
in  Chichen-Itza)  einsetzte,  die  bei  ihrer  Verbindung  mit  den  Mexi- 
canern  Tabasco's  durch  die  Tutul-Xiu,  die  aus  dem  Gebirge  der  La- 
candones (nach  Torquemada)  oder  [nsLch  Landa)  aus  Chiapa 
eingewandert  waren,  gestürzt  wurde.  Die  vier  Tutul-Xiu  des 
Hauses  Nonoual,  westlich  von  Zuina  (Zuiva)  kamen  aus  dem 
Lande  Tulapan  nach  der  Halbinsel  Chacnouitan  oder  Yucatan 
(s.  Perez),  und  herrschten  bei  der  zweiten  Wiederkehr  in  Uxmal. 

Nachdem  Mayapan  beim  Tode ,  des  letzten  Königs  (Alochan 
Xiu)  zerfallen  war,  zogen  die  Tutul-Xiu  (von  denen  die  Itzaes 
aus  Chichen-Itza  vertrieben  waren)  nach  Mani.  So  wanderten  die 
Itza,  welche  in  Chichen  Itza  herrschten,  nach  Peten  aus,  als  Mayapan 
durch  die  Bergvölker  der  Uitzes  zerstört  war.  Als  von  den  aus 
dem  Westen  gekommenen  Brüdern  Itzaob,  die  über  die  Itza 
(Itzamna^s)  in  Chichen  oder  Chichen-Itza  herrschten,  sich  der  Eine 
entfernt,  waren  die  andern  beiden  vom  Pfad  der  Tugend  abge- 
wichen, und  so  das  Reich  dem  Untergang  geweiht. 

Bei  Herrera  ist  es  Cuculcan,  der  mit  zwei  Brüdern  über  die 
Itzas  von  Chichen  herrscht  und  dann  nach  Mayapan  zieht,  worauf 
das  Reich  von  Chichen  zerfiel. 

In  ihrer  Erhebung  gegen  die  Cocomes  in  ]\Iayapan  waren 
die  Tutul-Xiu  mit  dem  Itza-König  Ulmil  verbündet,  und  nach 
dem  Siege,  als  das  von  dem  Itzas-König  Ulmil  bedrängte  Maya- 
pan von  den  Uitzes  oder  Hochländern  zerstört  war,  wurde  der 
Hohepriester  aus  dem  Hause  der  Cheles  in  Izamal  eingesetzt, 
während  die  Reste  der  geflüchteten  Cocomes  die  Stadt  Tibulon 
in  Zotuta  gründeten.  Die  fremden  Kreuzungen  der  Xicalancas, 
welche  Hurac  Eel  (König  von  Mayapan)  ins  Land  gezogen,  er- 
hielten von  den  Tutul-Xiu  Land  in  Canul  oder  Ahcanul  (zwischen 
Uxmal  und  Campeche)  angewiesen  (aber  ohne  Erlaubniss,  sich 
mit  den  Frauen  des  Landes  zu  verheirathen). 

Als  Führer  der  westlichen  Einwanderung  landet  Zamna  oder 
Ytzamat-ul  im  Osten  Yucatan's  (s.  Cogolludo),  und  dieser  bei  den 
Itzaes  verehrte  Prophetenfürst  verkündet  Orakel  nach  seinem 
Tode.  In  der  Form  Hun-Itzamna  oder  Yax-Coc-Ahmut  wird  er 
(bei  Cogolludo)  zum  Sohn  des  Gottes  Hunab-Ku  (oder  Kinehahau) 
erhoben.     In  Uxmal  wurde    dem  Könige  Ytzmat-ul,  der  orakelte, 


ZAMNA.  345 

Kranke  heilte  und  Wunder  that,  nach  dem  Tode  ein  Altar  er- 
richtet (s.  Cogolludo).  Als  der  Zwerg  die  in  der  Schatzkammer 
seiner  Grossmutter  gefundenen  Musikinstrumente  (in  Kabah)  er- 
tönen Hess,  zitterte  der  König  von  Uxmal  und  er  musste  (besiegt) 
seinen  Thron  dem  Zwerge  abtreten,  dessen  Gottlosigkeit  den 
himmlischen  Zorn  (nach  seiner  Grossmutter  Tode)  auf  das  da- 
durch zerstörte  Uxmal  herabzog. 

Die  Traditionen  Yucatan's  gehen  zurück  bis  auf  den  deificir- 
ten  Zamna  oder  Itz-Zamma  (Hun-Itzamna  oder  Yaxcocahmut ,  als 
Sohn  des  unkörperlichen  Schöpfergottes  Hunab-Ku)  und  in  Bra- 
silien erscheint  (nach  Thevet)  unter  den  Nachkommen  Maire- 
Monan's  der  Prophet  Sommay,  nach  dessen  Tode  die  Fluth  ein- 
brach. Ichi  (Itzi)  war  (nach  den  Chinesen)  der  königliche  Titel 
in  Fusang. 

Itzamna  wird  erklärt  als  die  Essenz  (Itz  oder  Thau)  des  Him- 
mels, und  Zamna's  Gründung  Chichen-Itza,  als  das  Wasser  des 
Thaues  am  Brunnenrande.  Nach  Veytia  stammten  die  Chichi- 
meken^)  (von  d'Alva  als  Adler  erklärt)  von  dem  Häuptling  Chi- 
chen  und  in  Peru  (s.  Montesinos)  waltet  Chichi  (der  Chinchas)  als 
dämonische  Macht,  während  der  in  Anserma  und  Umbra  verehrte 
Gott  Xixirama  (Chichirama)  auf  Chibchacum  der  Chibcha  oder 
Muyscas  führte. 

Nach  Perez  stammten  die  Bewohner  von  Mayapan  oder 
Chucnouitan  von  den  Tulteken,  und  nach  Veytia  wanderten  (von 
den  Tolteken  vertrieben)  die  Olmeken  und  Xicalanken  oder  (nach 
Boturini)  die  Olmeken,  Xicalanken  und  Zapoteken  von  Anahuac 
nach  Yucatan.  Mit  den  Olmeken  und  Xicalanken  dehnten  sich 
die  Nonohualco  von  der  atlantischen  Küste  aus  (bis  Tabasco)  und 
die  Tutul-Xiu  hiessen  Nonohualcos.  Bei  ihren  Eroberungen  in 
Valum-Votan  und  Na-Chan  werden  sie  aus  Tulapan  oder  dem 
Tula  der  Chiapas  hergeleitet,  und  mit  Tulha  wird  (bei  Juarros) 
Ocosingo  (Tonima)  oder  Tonila  (Steinhäuser  in  Tzendal)  identifi- 
cirt.  Von  Nonoual  mit  den  4  Tutul-Xiu  (westlich  von  Zuina)  in 
Tulapan  ausziehend  (unter  Tolonchantepeuj),  gelangten  die  Tol- 
teken (unter  Ajmekat  Tutul-Xiu)  nach  Chacnouitan  (der  i\Iaya) 
und    dann    w^urde    Chichen-Itza    (der    Izaes    oder    Heiligen)    ent- 


1)  Nach  Cogulludo  kamen  die  Chichimeken,  welche    die  Länder    der  Tlascalaner 
und  Acolhuas  erobert  hatten,  aus  dem  Westen  nach  Yucatan. 


346  YUCATAN. 

deckt,  das  mit  dem  später  gegründeten  Uxmal  in  Krieg  gerieth 
(s.  Stephens). 

Nach  Besiegung  der  in  Yucatan  herrschenden  Cocomes  bauten 
die  aus  Chiapas  (nach  Herrera)  kommenden  Tutul-Xiu^)  die  Stadt 
Uxmal,  im  Bunde  mit  dem  Könige  von  Chichen  und  Mayapan 
das  Reich  der  Maya  gründend. 

Die  aus  Florida  (im  Süden  das  irdische  Paradies  suchenden) 
bei  Panutla  Gelandeten,  schiiften  längs  der  Küste  bis  Tamoan- 
chan,  wo  (als  die  Amoxoaques  oder  Priestergelehrten  mit  den 
eingehüllten  Göttern  zurückgekehrt  waren)  die  verbliebenen 
Häuptlinge  (Oxamoco,  Cipactonal,  Tlaltetecui  und  Xuchicavaca) 
den  Kalender  regelten  (in  Schriften,  die  unter  Itzcoatl  in  Mexico 
verbrannt  wurden,  damit  sie  nicht  dem  Volke  in  die  Hände 
fielen),  unter  Opfern  in  Teotihuacan,  wo  in  dem  Hause  der  Gott- 
heit (Teotl)  die  Fürsten  (deren  Erwachen  aus  dem  Schlaf  erwartet 
wurde)  begraben  lagen  (mit  Besiedelung  von  Olmecca  Vixtoti). 
Von  Tamoanchan  nach  Xumiltepec  wandernd,  und  (über  Teoti- 
huacan) nach  den  sieben  Höhlen,  Hessen  sich  die  Tolteken  dann 
in  Tollancingo  nieder  und  später  in  Tulan  (s.  Sahagun). 

Itzamna  oder  Zamna  kam  von  Champoton  nach  Suiva^) 
(Tulan-Zuiva  oder  Tulanzu),  und  während  sein  Grab  in  Itzamal 
gezeigt  wurde,  galt  Chichen-Itza  als  die  von  ihm  gegründete 
Stadt.     Auch  die  Erbauung  Mayapan's  ^)  (das  Zeichen  der  Mayas) 


1)  Die  Tutul-Xiu  kamen  aus  Nonoual  (bei  Tabasco)  westlich  von  Zuiva  im  Lande 
Tulapan.  Nach  der  siegreichen  Schlacht  der  Teochichimeken  mit  den  Huexotzincas 
(zur  Besetzung  Tlascala's)  verbreiteten  sich  bei  Friedensschluss  die  Chichimeken  und  Acul- 
huas  bis  Honduras  und  damals  kam  (unter  Zamna)  die  westliche  Einwanderung  nach 
Yucatan,  als  Nohnial  (grosse  Herkunft),  wie  (in  Genial  oder  kleine  Herkunft)  aus  Cuba 
die  östliche  (s.  Cogulhido).  Nach  der  Zerstörung  Mayapan's,  Hauptstadt  der  Mayas,  in 
der  Revolution  zog  sich  Tutul-Xiu  (der  letzte  König)  nach  Mani  zurück.  Die  Olme- 
ken,  Xicalanken  und  Nonohualcos  dehnten  sich  an  der  atlantischen  Küste  (von  Anahuac) 
bis  Tabasco  aus.  Die  Tutul-Xiu  heissen  Nonohualcas  (aus  Tulan),  In  Chacluitan  (bei 
Tabasco)  begannen  die  Wanderungen  der  Maya,  um  Bacala  und  Tschampoton  zu  grün- 
den. Im  Kriege  mit  den  Chichimec-Tolteken  wegen  des  getödteten  Chane-Fürsten  in 
Tollan,  zogen  (nach  Befragung  des  Orakels  in  Culhuacan)  die  Chichimeken  von  Nono- 
hualco  (unter  Xelhua)  nach  dem  Lande  der  Zoques,  die  Stadt  Quetzaltepec  gründend 
(nach  dem  Codex  Gondra)  und  die  später  gleichfalls  vertriebenen  Tolteken  (unter  Jeyx- 
cahuatl)  zogen  zu  den  Olmeken  und  Xicalanken   von   Tlachihualtepec    (oder   Cholula), 

2)  In  dem  mit  Chicomoztoc  identificirten  Tulan-Zuiva  suchen  die  Quiches  ihre 
Götter. 

3)  Auf  dem  Schiffbruch  (zwischen  Hayti  und  Jamaica)  trieb  Aguilas  nach  „una 
provincia  que  dicen  Mala"  neben  Xamancana  unter  dem  Caciquen  Aquinquz  (Vorgän- 


347 

wird  ihm  mitunter  zugeschlNi^^|ij,P(5:^^^j^dann  die  Thätigkeit 
Cuculcans  dort  als  eine  Wie  derber  st  eTIung  aufgefasst  wird. 

Neben  diesem  als  deificirten  Helden  gefeierten  Cukulcan 
zeigt  CoguUudo  nun  die  Figur  des  im  Apostelamt  mit  seinen  Be- 
gleitern umberwandelnden  Coza^),  der  die  Belebte  in  Yucatan 
eingeführt,  und  (nach  Art  der  übrigen  Propheten  America' s) 
Ascese  predigte  (gleichsam  wie  Buddha -Gbosa  oder  Buddha- 
cosa). 

Wenn  Fuentes  von  Steinfiguren  ^)  in  spanischer  Tracht  bei 
Copan  erzählt,  so  könnten  diese  später  zugefügt  sein,  als  sich  in 
das  Innere  die  Kunde  (und  vielleicht  die  Abbildung)  von  der  Zu- 
sammenkunft Grijalva's  mit  dem  Caciquen  von  Tabasco  verbreitete, 
indem  dieser,  für  die  goldene  Rüstung,  die  er  Grijalva  angelegt 
hatte,  von  ihm  in  spanische  Tracht  eingekleidet  wurde  (nach 
Torquemada).  Die  Spanier  hiessen  (inYucutan)  Kul  uinicob  (hei- 
lige Männer). 

Von  Chiapas,  unter  Holon-Chan-Tepeuh  oder  Tolonchantepeuj 
ausgewandert,  wurden  die  Tutul-Xiu  von  Ahmecat  Tutul-Xiu 
nach  Chacnouitan  (Yucatan)  geführt  und  Hessen  sich  in  Bacalar 
(Ziyan-caan)  oder  Chectemal  nieder,  bis  sie  über  Chichen-Itza  und 
Champoton  nach  Uxmal  zogen,  und  dort  in  den  durch  Cukul- 
can gebildeten  Dreibund  mit  Chichen-Itza  und  Mayapan,  als 
Hauptort,  eintraten. 

Die  mexicanischen  Sympathien  der  Fürsten  von  Mayapan 
führten  zur  Eroberung  dieser  Stadt  durch  die  Tutul-Xiu  und  der 
Ermordung  der  Cocomes,  mit  Ausnahme  des  gerade  in  Tibulon 
abwesenden  Prinzen,  der  dort  mit  den  Cocomes  (von  Ulua  aus) 
das  Reich  (Sohuta)  Sotuta  oder  Zotuta  gründete, 

Nachdem  die  Tutul-Xiu  dann  die  Itzaes  in  Chichen-Itza  und 
die  Cheles  in  Izamal  zum  Dreibunde  mit  Uxmal  geeinigt,  verleg- 


ger  Taxmar's),  und  sein  Gefährte  Gonzalo  lebte    (zu  Cortez'    Zeit)  bei  Nachanzan,  Fürst 
von  Chetemal  (Gomara). 

1)  Cozaana  war  Gott  der  Fischer  (und  Jäger)  bei  den  Zapoteken. 

2)  In  Campech  (Lazaro)  oder  Quinpech  (lugar  recido)  sah  Cordova  auf  dem  Stein- 
thurm  un  idolo,  con  dos  fieros  animales  a  los  Hijadas  como  que  lo  comian  (Torque- 
mada). Cordoba  fand  in  Eccampi  (in  Yucatan)  turritas  domos,  templa  magnifica,  vias 
ordine  stratas  ac  plateas,  und  die  Eingebornen  erzählten  durch  den  Dolmetscher,  tran- 
siisse  aliquando  virum  quendam  formosissimum  per  eos  tractus,  qui  eis  id  insigne  in  sui 
memoriam  reliquerit.  Alii  obiisse  lucidiorem  sole  hominem  in  eo  opificio  (Petrus 
Martyr). 


348  YÜCATAN. 

ten  sie  die  Residenz  nach  dem  wieder  aufgebauten  Mayapan, 
nachdem  über  Uxmal  jene  in  der  Volkssage  von  der  Zwergherr- 
schaft aus  Kabah  verhüllte  Katastrophe  hereingebrochen  sein  wird. 

Die  Einfälle  der  Uitzes  ^),  als  wilder  Bergstämme,  vor  deren 
Plünderung  selbst  die  Hauptstadt,  Mayapan,  nicht  geschützt  wer- 
den konnte,  führte  allmälig  tief  greifende  Zerrüttungen  herbei, 
während  welcher  ein  Theil  der  von  den  Tutul-Xiu  in  Chichen-Iza  be- 
drängten Itzas  unter  dem  Fürsten  Canek  an  den  See  Chaltuna 
nach  Peten  auswanderte.  Schliesslich,  unter  fortgehender  Locke- 
rung des  Staatsverbandes,  brach  ein  allgemeiner  Aufstand  aus, 
durch  welchen  Mayapan  (unter  dem  letzten  König  Mochan-Xiu)  zer- 
stört wurde,  und  die  gestürzten  Tutul-Xiu  nach  Mani  (bei  Telcha- 
quilla)  flüchteten  (zur  Ansiedlung  unter  Ahoixi). 

Die  in  die  Länder  der  Uitzes  zurückgekehrten  Itzaes  von 
Peten  (Peten-Itza)  zeigen  ihre  Beziehungen  zu  den  Quiche  an  dem 
Namen  des  Erobererfürsten  Balam,  der  Copan  als  die  Hauptstadt 
von  Payaqui  (Pa-Yaqui)  oder  Chiquimula  erbaut  und  Opfer  für 
Xbalanque  gebracht  habe.  War  diese  Besetzung  eine  gewalt- 
same Eroberung,  so  würde  sich  die  Gründung  vielleicht  auf  die 
mit  den  Chorotegen  sprachverwandten  Chiapaneken  zurückführen 
lassen  und  deren  Hauptstadt  Copanahuaxtla  (Copan -Ahuaxtla) 
reflectiren  (oder  Copanabastla  in  Acala).  Die  Choles  waren  mit 
INIanches  und  Axoyes  verwandt.  Zu  den  Itzaes  gehörten  Chea- 
ques,  Mopanes,  Caboxes,  Uchines,  Poyes,  Tirampes,  Choles,  Ojete- 
nes,  Lacandones,  Chinamitas. 

Bei  Perez  ziehen  die  vier  Tutul  Xiu  aus  Nonoual,  westlich 
von  Zuina  (Zuiva  oder  Tulan-Zuiva)  nach  Tulapan,  und  dann  nach 
Yucatan  oder  Chacnouitan  gelangt,  herrschen  sie  in  Chichen-Itza. 
Beim  Falle  dieser  Stadt  wohnten  die  heiligen  Itzas  eine  Zeitlang 
in  Champoton  und  wanderten,  nach  Zerstörung  desselben,  in  den 
Wäldern,  bis  sich  Acuitok  Tutul-Xui  in  Uxmal  niederliess,  einen 
Dreibund  in  Chichen-Itza  und  Mayapan  abschliessend.  In  dem 
ausbrechenden  Zwist  (bei  Verlegung  der  Hauptstadt  nach  Maya- 
pan) wurde  Chacxibchac  (Fürst  der  Itzaes  in  Chichen-Itza)  durch 
Tunac-eel  (Hunac-Eeel),  Fürsten  vonMayalpan  oder  Mayapan,  unter- 
worfen, und  auch  sein  Nachfolger  Ulmil  besiegt,  dann  aber  Maya- 
pan durch  die  aus  den  Hochlanden  herabkommenden  Uitzes 
(Quiche's)  verwüstet,  und  schliesslich  folgte  die  Zerstörung  mit  einer 


1)  Uitz  heisst  Berg  im  Maya. 


cocoMEs.  349 

Periode  der  Gesetzlosigkeit  (wie  mehrfach  in  peruanischer  Ge- 
schichte wiederkehrend). 

Die  in  Deozacuancu  zusammengeschlossenen  Stämme  der 
Cakchiquel  zogen  nach  dem  Berge  Oloman,  von  wo  sie  unter 
ihren  Fürsten  Hacavitz  und  Zactecauh  die  Städte  Nonualcat  und 
Xulpiti  bekriegten,  und  dann  (nachdem  die  Anträge  des  Fürsten 
von  Xibalba  zurückgewiesen  waren)  in  das  Land  der  Mem  oder 
Mames  gelangten.  Die  Quiche's  (im  Popul  Vuh)  ziehen  aus  Tulan 
(im  Lande  der  Yaqui)  nach  Berg  Hacavitz,  einen  Theil  der  Stämme 
in  Tepeu  und  Oliman  zurücklassend. 

Die  den  Auszug  aus  Tulan  leitenden  Fürsten  treten  in  der 
Vierzahl  auf.  Es  sind  die  vier  von  den  Göttern  (der  Feder- 
schlange Gucumatz)  zuerst  Geschaffenen,  welche  die  Stämme  nach 
Tulan-Zuiva  (den  sieben  Höhlen)  führen,  und  nachdem  dort  die 
Götter  erlangt  sind,  in  der  noch  fortdauernden  Dunkelheit  zum 
Berg  Hacavitz,  wo  die  Sonne  erscheint. 

Chichinica  (Izamal)  gilt  als  der  Centralpunct ,  von  welchem 
sich  die  Colonien  der  Mayas  (oder  Macegual)  über  Yucatan  ver- 
breiteten, und  würde  durch  Chichen  auf  die  Chichimeken  führen, 
wenn  die  dort  herrschenden  Brüder  als  aus  Mexico  gekommen 
dargestellt  werden.  Die  Cocomes  in  Sohuta  oder  Sotuta  (wo 
Nachi-Cocom  herrschte)  werden  zu  den  Nahuatl  gerechnet  und 
Perez  leitet  die  Bewohner  Mayapan's  oder  Chacnouitan  (inYaca- 
tan)  von  den  Tolteken.  Nach  Torquemada  kam  Kukulcan  mit 
bärtigen  Priestern  aus  Mexico  nach  Yucatan.  Am  Altar  des 
Gottes  Itzamat-ul  fand  sich  das  Symbol  Kab-ul's,  als  arbeitende 
Hand^)  (s.  Lizana),  das  Zeichen  des  Besitzers  (wie  auf  den  Felsen 
Neu-Mexico's  und  in  asiatischen  Siegeln),  viventes  in  munduim 
(mundium  de  munt  oder  manus). 

An  Izamal  (das  Land  der  Cheles)  oder  Itzamal  (Chichinica), 
wo  der  Prophet  Zamna  (Itzamma)  begraben  lag,  schlössen  sich 
zunächst  die  Ahizaes  oder  Itzaes  an ,  und  ihrer  Siedelung  von 
Chichen-Itza  wurde  ein  Character  der  Heiligkeit  aufgeprägt  durch 
die  fromme  Herrschaft  der  aus  dem  Westen  gekommenen  Brüder 
Itzaob,  bis  mit  dem  Fortgang  des  Einen,  die  ausbrechende  Zwie- 
tracht den  Untergang  herbeiführte.     Mit  ihnen   macht  Landa   die 


1)  Besonders  vor  dem  XII.  Jahrh. ,  bevor  man  sich  überhaupt  an  eine  anthropo- 
morphische  Darstellung  Gottes  wagte,  wurde  Gott  Vater  zuweilen  durch  eine  oder  zwei 
Hände,  die  aus  den  Wolken  hervortreten,  angedeutet  (s.  Wessely). 


350  YUCATAN. 

westliche  Einwanderung  Kukulcan's  (der  als  Cezalconati  aus 
Mexico  gekommen  und  so  dahin  zurückkehrt)  nach  Yucatan 
(Ulumil-Cuz  oder  Etel-Ceh)  gleichzeitig,  während  bei  Herrera 
gerade  Cukulcan  mit  zwei  Brüdern  über  die  Itzas  in  Chichen 
herrscht  und  dann  (das  Reich  von  Chichen  seinem  Untergang 
überlassend)  nach  Mayapan  zieht.  Bei  seinem  Aufbruch  nach 
Anahuac  habe  er  in  dem  von  ihm  gegründeten,  oder  wiederher- 
gestellten, Mayapan  mit  der  Krönung  Ahcocom's,  die  Herrschaft 
auf  die  (als  Nachfolger  der  Itzaes  in  Chichen -Itza  betrachteten 
oder  auch  direct  von  ihrer  Königsfamilie  von  Zamna  hergeleite- 
ten) Cocome^)  übertragen,  und  diese  (mit  dem  Gott  Cocopitl  der 
Acolhuas)  provocirten  durch  ihre  Hinneigung  zu  Mexico  die 
nationale'")  Reaction  der  Tutul-Xui,  die  aus  Mani  eine  Herrschaft 
in  Uxmal  begründet  hatten  und  nach  der  Eroberung  Mayapan's 
(unter  Ermordung  der  Cocome)  ihre  Stadt  zum  Hauptort  in  dem 
Dreibunde  mit  Chichen -Itza  (der  Itzaes)  und  Izamal  (der  Cheles) 
erhoben,  dann  jedoch  ihre  Residenz  nach  dem  wieder  aufgebauten 
Mayapan  verlegten.  Mit  dessen  späterer  Zerstörung  war  dann, 
oder  (nach  Herrera)  schon  mit  der  durch  die  Tutul-Xiu  verschul- 
deten Zerstörung,  das  politische  Einigungsband  in  Yucatan  zer- 
rissen; unter  Zerstreuung  der  heihgen  Bücher,  führte  ein  jeder  der 
Fürsten  davon  nach  seinem  Stammesschloss,  einen  Tempel  für  sie 
zu  bauen,  „y  esta  es  la  principal  causa  de  los  muchos  edificios 
que  ay  en  Yucatan". 

Während  die  Ueberbleibsel  der  Cocomes  die  Stadt  Tibulon 
in  Zotuta  gründeten,  wurde  der  Hohepriester  aus  der  Familie  der 
Cheles  mit  der  Königswürde  in  Izamal  bekleidet,  indem  Achhel 
(Achel),  der  Hohepriester  von  Mayapan,  seinen  Sitz  in  Terraho  oder 
Tirroh  nahm,  von  wo  die  Cheles  über  Aharrinchel  oder  Yzamal 
herrschten,  mit  den  Cocomes  und  den  Xinis  (s.  Herrera)  kämpfend. 
In  den  Cheles  (in  Rückgreifung  auf  die  Itzaes  von  Chichen-Itza) 
tritt    eine    Anknüpfung    an    den    ältesten    (und    in    Mexico's    ge- 


1)  Bei  Herrera  kamen  nach  dem  Feldzuge  Kukulcan's,  der  über  Potonclian  nach 
Mexico  zurückgekehrt  war,  die  Cocomes  aus  den  Bergen  der  Lacandonen,  und  dann 
folgten  ihnen  die  Tutul-Xiu  aus  Chiapas  (nach  Landa)  oder  von  den  Lacandones  (bei 
Torquemada), 

^)  Die  durch  Hunac-Eel,  König  von  Mayapan,  in  Yucatan  bereits  (aus  den  Grenz- 
städten bei  Tabasco)  eingeführten  Mexicaner  (oder  Xicalancas)  wurden  ohne  Erlaubniss 
sich  mit  den  Frauen  des  Landes  zu  verheirathen,  in  Canul  oder  Ahcanul  (zwischen 
Uxmal  und  Campeche)  von  den  Tutul-Xiu  angesiedelt  (als  Calkini). 


KUKULCAN.  351 

schichtlichen  Zeiten  bereits  in  den  Hintergrund  getretenen)  Sohn 
Iztac-Mixcohuatl's  hervor,  an  Xelhua  (Chelhua),  dem  Gründer 
Itzocan's  (bei  Torquemada). 

Aus  dem  Maya^)  wird  Kuk  identisch  mit  Quetzal  (als  Feder 
des  Quetzal -Vogel's),  als  Kukul  und  Can  als  Schlange  erklärt 
(in  Kukulcan).  Im  Quiche  entspricht  Guc  mit  Quetzal  und  Cu- 
matz  der  Schlange  (wie  Quetzalcoatl  in  Mexico). 

Beim  Abzug  Kukulcans^)  aus  Yucatan  wurde  ihm  in  Cham- 
poton  (an  der  Westküste)  ein  Tempel  errichtet  (Herrera)  auf  einer 
Insel  (an  der  Bucht  von  Patonchan). 

Neben  Cukulcan^)  kam  Cozas  (mit  19  Begleitern)  nach  Yuca- 
tan die  Beichte  einführend  (Cogolludo).  Las  Casas  lässt  Cukulcan 
in  Yucatan  landen. 

Nach  Yucatan  war  Kukulcan  (Quetzalcoatl)  vom  Westen  (aus 
Mexico)  gekommen  (nachTorquemada).  Quetzalcohuatl  wurde  durch 
Ameisen  nach  Tonocatepetl  geführt,  (Mais"^)  suchend).  Quetzal- 
coatl nach  einer  in  Xicalanco  (bei  Tabasco)  gefundenen  Schlange 


^)  Die  von  Columbus  in  Cuba  gehörte  Namensform  Magon  für  Maya  Hesse 
sich  fortführen  zu  der  weiten  Verbreitung  der  Maguas,  Aguas,  Aomaguas,  Omaguas 
u.  s.  w.  (mit  dem  nördlichen  Ome  als  Mensch  und  dem  südlichen  Uma  als  Kopf).  Ad 
diversam  ab  oppido  Assumcionis  plagam  degunt  Mayae  juxta  viam  quae  ad  Peruviam 
ducit  (de  Laet).  Mayab  (Mayas,  habitans  du  Yucatan)  est  une  contraction  pour  Maya- 
ob  (Charencey).  Von  Cozumella  (turres  ibi  vetustas  dirutarum  vestigia  redolentes)  be- 
gab sich  Grijalva  nach  Coluacam  oder  Oloan  et  hie  Cubenses  interpretes  sat  commode 
conveniebant  in  lingua  (s.  Peter  Martyr).  In  Beziehnung  auf  die  doppelte  Einwan- 
derung nach  Yucatan  wurde  der  Osten  (Li-kin)  Genial  (kleine  Landung)  und  der  Westen 
(Chi-kin)  Nonial   (grosse  Landung)  genannt  (s.  Lizano). 

2)  Nach  Remesal  kam  Cocolcan  mit  20  Begleitern  nach  Yucatan.  Aus  dem  "Westen 
nach  Yucatan  kommend,  herrschte  Cocolcan  (mit  seinen  beiden  Begleitern)  in  Izamal 
und  kehrte  (nach  der  Gründung  von  Mayapan)  nach  Mejico  zurück,  die  Cocomes  als 
Herrscher  (in  Mayapan)  einsetzend  (s.  Herrera\ 

•^)  Gucumatz  im  Quiche,  Quetzalcoatl  im  Mexicanischen  und  Cukulcan  im  Maya 
bedeutet  die  Schlange  mit  grünen  Federn.  Als  Gucumatz  nach  Payil  und  Cayala  (bei 
Palenque)  kam,  zeigten  ihm  vier  Barbaren  (Yac,  Utiuh,  Quel  und  Höh  oder  Wuch) 
die  Reichthümer  des  Landes.  Die  Aculhuas  mit  dem  Gott  Cocopitl  (Cocome)  waren 
in  Ledergewänder  gekleidet. 

^)  In  Pän-Paxil  oder  Pan  Cayala  (am  Usumacinta)  wurde  der  Mais  entdeckt.  Die 
Cocomoes  genannten  Könige  Yucatan's  stammten  von  Quetzalcoatl,  in  Gotzacoalco 
(Schlangenecke)  verschwunden.  Quetzalcoatl  (aus  Tula)  kam  von  Yucatan  nach  Cho- 
lula  (s.  Mendieta).  Nach  der  Eroberung  Culhuacans  gründete  Quetzalcoatl  oder  Gucu- 
matz mit  den  Nahuatl  die  Stadt  Tula  bei  Ocosingo  (in  Chiapas)  und  von  dort  aus  Tula 
(der  Tolteken)  in  Mexico. 


352  YUCATAN. 

genannt,  begab  sich  von  Tula  nach  Cholula  und  dann  nach  Yuca- 
tan  (s.  Torquemada)   als  Kukulcan. 

Mit  der  älteren  Epoche  der  Olmeken  (Oliman's  oder  Olo- 
man's)  verknüpfen  sich  —  durch  die,  in  den  Zapoteken  bis  zu  den 
Misteken  (und  wieder  mit  den  Yaqui  Mexico's)  verzweigte  Aus- 
wanderung nach  Nonohualco  —  die  Züge  der  Cakchiquel  (und 
Quiche)  in  den  Kriegen  mit  Nonualcat  und  der  ebenfalls  vier- 
getheilten  Tutul-Xiu,  deren  Wanderungen  in  Nonoual  ihren  Aus- 
gangspunkt nahmen. 

In  die  Geschichte  Yucatans  treten  die  Tutul-Xiu  erst  später 
ein,  und  sie  erscheinen  bei  ihrer  Opposition  gegen  die  auf  Kukul- 
can zurückführenden  (und  Hinneigung  zu  mexicanischer  Ver- 
wandtschaft beweisenden)  Cocomes  in  Mayapan  als  aus  dem 
Hochlande  (der  Lacandones)  gekommen,  wie  ebenso  später  die 
Mayapan  zerstörenden  Uitzes,  und  der  gleiche  Name  wird  für 
eine  einzelne  vSchichtung  der  Bevölkerung  (ähnlich  der  anderswo 
gleichfalls,  später  besonders  auf  die  Berge  beschränkten  Otomi- 
ten)  bereits  zur  Zeit  Zamna's  und  seiner  Gründung  von  Chichen 
oder  Chichen-Itza  ^)  gegolten  haben.  In  den  Chanes  (der  Lacan- 
dones) bildet  sich  die  Ueberleitung  von  Na-Chan  zu  den  Cocomes 
(Cocopitl's  bei  den  Acolhuas),  und  Cogulludo  macht  mit  der  Ein- 
wanderung Zamna's  nach  Yucatan  die  der  nördlichen  Acolhuas 
bis  Honduras  gleichzeitig.  Dem  Chan  oder  Chanes  (Schlangen) 
genanntem  Stamm  der  Lacandonen  in  der  Nähe  Palenque's  wird 
die  Bezeichnung  Quinames  oder  Colhuas  beigelegt.  Die  Chanes 
oder  Pacheken  grenzten  mit  Baxeab,  Chocmoes  und  Chumpues. 

In  Gucumatz  der  Quiche  ist  die  euhemeristische  Form 
weniger  prägnant,  als  in  Quetzalcoatl  (und  Kukulcan),  der  aus 
der  Gestalt  eines  Häuptlings  oder  Priesterhäuptling's^)  als  Pro- 
phet deificirt,  und  dann  in  der  göttlichen  Auffassung  schliesslich 
ganz  von  der  Erde  abgelöst  wird. 

Gucumatz  zeigt  umgekehrt  einen  zum  Propheten  und  dann 
zum  Priesterhäuptling  herabgestiegenen  Gott,  und  manifestirt  sich 
dadurch  als  einer  dem  geschichtlichen  Auftreten  der  Quiche  vor- 
angehenden Epoche  angehörig. 


1)  Auch  in  der  späteren  Auffassung  werden  die  Itzaes  in  Chichen,  die  Xeles  (die 
durch  Xelhua  auf  die  Chichimeken  Nonohualco's  oder  von  Xelahu  auf  die  Mames 
führen  würden)  oder  Cheles  (in  Izamal)  nebengereiht. 

2)  Der  (ursprüngliche)  König  (s.  Koutorga)  est  revetu  du  triple  caractere  de  chef 
militaire,  d'administrateur  el  de  pontife  (bei  Chopin). 


STURMGOTT.  353 

Im  Rathe  mit  den  andern  Göttern,  obwohl  indess  bereits  im 
Hinblick  auf  den  altern  Hurakan  (der  auch  für  Quetzalcoatl's 
Form  als  Ehecatl  den  Hintergrund  des  antillischen^)  Sturmgottes 
bildet),  tritt  er  als  Schöpfer  auf,  unternimmt  dann  aber  über  die 
schon  von  eingeborenen  Barbarenstämmen  bewohnte  Erde  jene 
Wanderungen,  die  zu  der  Entdeckung  der  nährenden  Maispflanze 
in  Paxil  und  Cayala  führen,  und  dadurch  erst  die  Möglichkeit 
gewähren,  die  Menschen  xaS^  ^"^oxrjv,  eben  die  Vorfahren  der 
Quiches,  ins  Leben  zu  rufen. 

Bei  den  von  Vierfürsten  geleiteten  Wanderungen  derselben 
ist  nun  Gucumatz  (wie  bisher  mit  Tepeuh  zusammengehend)  der 
menschlichen  Hülle  bereits  gänzlich  entkleidet,  und  wird  dann  in 
den  göttlichen  Anrufungen  genannt,  neben  Tohil,  oder  als  Doppel- 
gänger dieses,  der  in  seinen  Bezeichnungen  als  Yolcuät^)  Quitzal- 
cuat  gleichfalls  die  Beziehung  auf  Quetzalcoatl  documentirt,  und 
unter  Zufügung  deificirter  Häuptlinge,  wie  Avilix  oder  Hacavitz 
(und  Nicahtagah).  Diese  Darstellungsweise  deutet  auf  den  Ein- 
tritt eines  roheren  Stammes  in  den  Bereich  eines  Culturvolkes, 
dessen  Heroengestalten  bei  ihnen  Vergötterung  fanden,  und  so 
werden  auch  die  Tutul-Xiu  chronologisch  noch  in  der  Kukulcan 
zugewiesenen  Periode  angesetzt.  In  den  Traditionen  der  Quiche 
ist  diese  Zusammenschiebung  zweier  verschiedener  Mythenkreise 
erst  so  wenig  vollzogen,  dass  sie  noch  in  den  Fugen  offen  steht. 

Das  erste  Menschengeschlecht  (im  Popul-Vuh)  geht  im 
Wasser  unter,  das  zweite,  unter  theilweiser  Affenverwandlung, 
durch  den  Zorn  der  Götter,  nämlich  durch  jene  im  rächenden 
Sturm  dahinbrausende  Windsbraut,  die  auch  in  Anahuac  nur  die 
Menschenaffen  der  Bäume  übrig  lässt,  und  die  eben  in  der  direc- 
ten  Beziehung  zu  Quetzalcoatl  steht,  als  dem  Propheten  der 
Olmeken,  deren  dem  stürmischen  Windgott  geweihter  Tempel  zu 
Cholula  noch  bei  d'Alva  in  diese  Catastrophe  hineingeflochten  wird. 

Im  Popul-Vuh  wird  nun,  scheinbar  ganz  unmotivirt,  die  Epi- 
sode Xibalba's  zwischen  geschoben,  in  welcher  bereits  die  Heroen 
der  Quiches  spielen,    während   diese,    dem  Gange    der  Erzählung 


1)  Ordonez  lässt  die  Erbauer  Culhuacan's  oder  Palenque's  (in  Chiapas)  aus  Cuba 
einwandern.  Bei  Cogo]ludo  wird  die  kleine  Emigration  oder  Genial  (der  westlichen 
Nohnial  Zamna's  gegenüber)  aus  Cuba  hergeleitet.  Statt  für  Tempel  dient  Ku  (in 
Yucatan)  zur  Bezeichnung  der  Götter,  während  sich  Zemes  an  beiden  Plätzen  für 
Penaten  erhalten  hatte. 

2)  Sahagun  nennt  Yoalli-Ehecatl  als  höchsten  Gott  der  Chichimeken. 
Bastian,  America.  23 


354  YUCATAN. 

zufolge,  noch  gar  nicht  existiren  sollten,  sondern  erst  später  (nach- 
dem die  Heldengeschichte  Hunahpu's  und  Xbalanque's  mit  der 
ihrer  Epigonen  abgelaufen  ist\  überhaupt  nur  geschaffen  werden 
könnten,  eben  nach  der  Auffindung  des  Mais  durch  Gucumatz  in 
Paxil  oder  Cayala  mit  Hülfe  Utui's  und  der  übrigen  Barbaren. 

Während  nun  dieses  (in  Ayala  wieder  erkennbare)  Land  des 
Ackerbau's  bei  den  Quiche  eine  geographische  Unterlage  hat, 
da  es  später  von  ihnen  unter  Ermordung  des  Häuptlings  Utui  in 
factischen  Besitz  genommen  wird,  erhält  im  Chimalpopoca  die- 
jenige Gegend,  in  welcher  Quetzalcoatl  durch  die  Ameise  oder 
Azcatl  zum  Mais  ^)  geführt  wird,  nur  den  allegorischen  Namen 
Tonacatepetl  (Berg  unseres  Unterhaltes),  kann  indess  auch  hier 
durch  die  hergestellte  Beziehung  mit  Tamoanchan,  das  bei  Saha- 
gun  eine  locale  Färbung  besitzt,  einigermassen  verificirt  werden. 

Im  Codex  Chimalpopoca  ist  es  Quetzalcoatl,  der  den  nach 
Bildung  von  Himmel  und  Erde  durch  die  Gottheit  g'eschaffenen 
Menschen  vervollkommnet.  Dem  wirklichen  Auftreten  desselben 
gehen  aber  auch  hier  Weltzerstörungen  voran ,  jedenfalls  eine 
durch  Wasser,  vielleicht  indess  noch  eine  zweite,  indem  es  nach 
der  zweiten  Periode  von  Quetzalcoatl  heisst,  dass  er  allein  übrig 
geblieben  sei.  Dann  beginnt  das  Suchen  des  Mais  in  Tonacate- 
petl und  das  Zurückbringen  desselben  zu  den  Göttern  von  Tamo- 
anchan, also  nach  einer  Götterstadt,  die  als  solche  über  irdische 
Katastrophen  erhaben  gedacht  werden  müsste.  Auch  bei  Saha- 
gun  treten  die  über  den  Landungsplatz  Panutla  oder  Panoia  nach 
Tamoanchan  gelangenden  Häuptlinge  in  einem  gottähnlichen 
Charakter  auf,  oder  vielmehr  in  demjenigen  von  Halbgöttern,  wie 
er  auch  in  andern  Schöpfungssagen  JNIexico's  die  Fürsten  dem 
Volke  gegenüber  kennzeichnet.  Bei  dem  Feueropfer  in  Teotihuacan 
werden  sie  nach  Nanahuatzin's ,  oder  (im  Codex  Chimalpopoca) 
Nanahuatl's,  Apotheose  als  Sonne  vernichtet,  aber  schon  waren  in 
den  Höhlen  Chicomoztoc's  aus  dem  Knochen  der  Unterwelt  die 
Vorfahren  der  Alenschen  in  Iztac-Mixcohuatl  und  Ilancueitl  gross- 
gezogen (s.  Mendieta),  und  von  diesen  Ahnen  leiten  sich  die 
Völker  der  actuellen  Geschichte  Anahuac's  (unter  Zulassung  einer 
besonderen  Mutter  für  Quetzalcoatl). 

Bei  Sahagun  wird  (bis  zu  der  durch  Tezcatlipoca  angestifte- 
ten Verfolgung)  Quetzalcoatl  in  Tula  mit   gottgleichen  Ehren  ge- 

1)  Den  Culturheros  des  Ackerbau's,  wie  Triptolemos    in  Griechenland  oder  Satur- 
nus  'zu  Janus'  Zeiten)  in  Italien,  kannten  auch  die  Brasilier. 


TAMO  ANCHAN.  355 

feiert,  aber  es  fehlt  die  Erwähnung  seines  Namens  unter  den  in 
Tamoanchan  eingezogenen  Fürsten.  Dagegen  finden  sich  bei  der 
(nach  dem  Abzug  der  übrigen)  zurückgebHebenen  Vierzahl  (neben 
Tlaltetecui  und  Xuchicaoaca)  als  Erste  Oxomoco  und  Cipactonal 
aufgeführt,  und  eben  diese  gleichen  Namen  werden,  bei  Mendieta, 
als  die  der  Eltern  Quetzalcoatl's  (Oxomoco  des  Vaters  und  Cipac- 
tonal der  Mutter)  überliefert,  und  zwar  in  der  (auch  sonst  zum 
Stammsitz  gewählten)  Höhle  Cuemavaca's  wohnend,  so  dass  bei 
Zulassung  der  späteren  Wanderung  von  Tamoanchan  über  Xu- 
miltepec  (Teotihuacan  und  Chicomozotoc)  nach  Tollancingo  und 
Tulan  der  Sohn  ganz  folgerichtig  erst  in  Anahuac  (in  dessen 
Nähe  die  Legende  dann  auch  seine  Eltern  unter  Geschlechtsmeta- 
morphosen versetzt  hatte)  eine  mithandelnde  Existenz  erhalten 
würde. 

Da  Sahagun  zwei  Wanderungen  von  Tamoanchan  nach 
Teotihuacan  unterscheidet,  von  denen  die  zweite,  auf  dem  Umwege 
über  Xumiltepec  und  mit  den  nördlichen  Zuzügen  aus  den  Sieben 
Höhlen^)  durchkreuzt,  erst  weit  später  stattgehabt  habe,  so  dürf- 
ten vorwiegend  an  diese  die  jüngeren  Geschichtsvölker  anzu- 
schliessen  sein,  während  sich  die  erste  wahrscheinlich  im  Beson- 
deren um  Quetzalcoatl  drehte,  und  deshalb  auch  die  Olmeken, 
als  Olmeca-Vixtoti,  mit  in  ihren  Kreis  zog. 

Es  ergiebt  sich  daraus,  dass  die  in  Tamoanchan  (bei  Saha- 
gun) oder  in  dem  mit  Paxil  (des  Popol-vuh)  identischen  Tonaca- 
tepetl  abgelaufenen  Ereignisse  der  historischen  Zeit  der  Quiches 
vorangehen,  dass  sie  dagegen  mit  der  Blüthe  des  Xibalba-Reichs 
synchronistisch  eine  Ueberführung  zu  den  Sagenkreisen  der  Vo- 
taniden  anbahnen  werden,  und  auch  mit  Yucatan,  wenn  Votan 
(bei  Ordonez)  in  Na-Chan  (Palenque),  wie  über  Tula  (Ocosingo) 
auch  über  Mayapan  herrscht. 

Nach  Palacios  war  Copan  durch  einen  mächtigen  Fürsten 
aus  Yucatan  erbaut,  der  dorthin  von  seiner  Expedition  zurück- 
kehrte. Zugleich  aber  wird  die  Aufrichtung  dieser  von  Copan- 
Calel    gegen    die    Spanier   vertheidigten  Monumente    dem  König 


^)  Die  Priesterschaft  der  Papahua  Tlemacazque  (s.  Veytia)  wird  in  Teotihuacan 
eingesetzt  sein,  als  sich  die  Umgegend  noch  im  Besitz  der  zur  Erbauung  der  Pyramiden 
herbeigezogenen  Totonaken  fand,  und  als  diese  vor  den  vom  Norden  herabdrängenden 
Chichimeken  sich  nach  der  Küste  gezogen,  wurden  die  wilden  Stämme  in  den  Sold 
des  Sonnengottes  genommen  und  der  Belehnung  durch  den  heiligen  Pfeil  gewürdigt. 

23* 


356  YUCATAN. 

Nakschich  zugeschrieben,  unter  welchem  die  Tolteken  aus  Mexico 
ausgewandert. 

Von  den  Chiapas^)  wird  gesagt,  dass  sie,  aus  Nicaragua 
kommend,  die  Zoques  (nebst  den  Quelenes)  unterworfen  und  auch 
über  die  Zotziles  und  Zeltzales  oder  Tzendalen  (bei  Palenque  oder 
Ototiun^))  ihre  Herrschaft  ausgebreitet  hätten,  wogegen  sie  mit 
den  Chinanteken  Chinantla's  (seit  Besetzung  der  Grenze  durch 
mexicanische ")  Garnisonen)  in  feindHcher  Berührung  standen. 
Wenn  ihnen  für  solche  Eroberung  Nima-Quiche  oder  (bei  Fuentes) 
ein  Bruder  desselben  zum  Fürsten  gesetzt  wird,  so  vertritt  dieser 
den  gemeinsamen  mythischen  Ahn,  der  auch  für  die  Quiches  gilt, 
aber  von  der  geschichtlichen  Zeit  dieser  durch  eine  unausgefüllte 
Kluft  getrennt  bleibt. 

Während  Votan,  Sohn  des  Ik  oder  Jogh,  der  seinem  in  Chia- 
pas  gesiedelten  Vater  Imos  (Mox)  oder  Imox  gefolgt  war,  bei 
den  Tzendalen  herrschte,  sollen  in  Nachan  (Xibalbay  oder  Cul- 
huacan)  oder  Palenque,  das  (nach  Ordonez)  durch  Einwanderer 
aus  Cuba  erbaut  war,  die  Tzequiles  angekommen  sein,  und  (nach 
Cabrera)  war  es  eben  Votan  selbst,  der  die  sieben  Schilf  brüchigen, 
als  Tzequiles  (in  lange  Gewänder  Gekleidete)  herbeiführte,  indem 
er  aus  Valum  Chivim  (und  so  zu  den  Chivim  gerechnet)  nach 
Valum  Votan  ^)  ziehend,  von  der  Laguna  de  Terminos  den  Usu- 
macinta  aufstieg,  während  sonst  gesagt  wird,  dass  Votan'')  bei 
der  Rückkehr  von  seiner  zweiten  Reise  unter  den  von  ihm  an- 
gesiedelten Familien  (aus  dem  Stamm  der  Chanes  oder  vSchlan- 
gen)  die  Tzequiles  angetroffen,  und  ihnen  gegen  Unterweisung  in 
der  Gotterkenntniss  die  sociale  Gesittung  gelehrt  habe. 

Nach  einer  andern  Version  werden  die  Votan  (oder  Tanub) 
begleitenden  Chanes  (oder  Lacandones ''),    als  sie  den  Usumacinta 


^)  Die  Chiapes  des  Isthmus  waren  als  Schiffer  geübt  und  bedienten  sich  (zu  Bal- 
boa's  Zeiten)  zusammengebundener  Canoes  für  ihre  Seefahrten  (an  der  Küste  St. 
Miguel).     Bei  den  Okanagan  (in  Columbia)  wurde  Skyappe  verehrt. 

2j  Palenque  (am  Otula-Fluss)  hiess  Ototiun  (Steinhaus). 

^)  Grijalva  fand  am  Banderas-Fluss  mexicanische  Wachtposten  mit  Fahnen. 

■^)  Valum-Votan  findet  sich  bei  Tcopixca  (in  der  Nähe  von  Cuidad-Real  de  Chia- 
pas)  in  "Wiederholung. 

ö)  Die  Urkunde  der  Geschichte  Votan's  erhielt  sich  in  der  Uebersetzung  oder  Er- 
klärung (in  der  Chondalsprache)  nach  dem  bilderschriftlichen  Original. 

^•)  Die  Lacandones  (bei  Palenque)  heissen  Chanes  oder  Schlangen  (Colhuas  oder 
Quinames).  Die  Can  oder  Chanes  (Schlangen  im  Tzendal)  kamen  unter  Votan  aus 
Valum  Votan  nach  den  Mündungen  des  Tabasco  und  Usumacinta. 


CHANES.  357 

hinauffahrend  Na-Chan  (Stadt  der  Schlangen)  gründeten,  von  den 
Tzendales  als  Tzequiles  bezeichnet,  und  dann  seien  noch  sieben 
Schiffbrüchige  hinzugekommen,  denen  Votan  die  Bequemlichkeiten 
des  Lebens  geliefert.  Clavigero  lässt  Votan  aus  dem  Norden 
nach  Chiapas  kommen. 

Für  die  Chiapaneken  war  Votan  der  Enkel  des  aus  der  Fluth 
Geretteten  (s.  Nuhez  de  la  Vega)  und  nach  der  Gründung  des 
Dunkelhauses  (mit  heiligen  Tapiren  ^))  am  Huehuetan-Fluss,  wo  die 
Priesterhüter  oder  Tlapiones  unter  der  Oberin  oder  Priesterin  stan- 
den, verschwand  Votan  ein  Kreuz  zurücklassend. 

Nach  Ordohez  kam  Votan '^)  mit  den  Chanes  von  den  Antillen 
nach  Tabasco,  und  auf  grossen  Schiffen  folgten  die  Tzequiles 
oder  Nahuatlaques,  die  sich  mit  den  Einheimischen  verheiratheten, 
worauf  Votan  in  Na-Chan  über  die  Vasallenstaaten  Yucatan,  Gua- 
temala und  Tulha  des  Reiches  Xibalba  (der  Quiche)  oder  Xibal- 
bay  (der  Cakchiquel)  herrschte. 

Die  Chiapaneken  bekunden  in  ihrer  Sprachverwandtschaft  mit 
den  Dirias  und  Chorotecas  in  Nicaragua  die  Richtung  ihrer 
Wanderungen,  sowie  die  der  ausgeschickten  Colonien.  Sie  sollen 
bei  ihrer  Ankunft  aus  Nicaragua  nicht  nur  die  ihnen  auch  später 
unterthänigen  Zotziles  und  Quelenes,  sondern  auch  die  Tzendales 
und  Zoqui  unterworfen,  und  dieses  Reich  von  ihrer  Hauptstadt 
Theo-Chiapan  (oder  Copanahuaztlan)  aus  beherrscht  haben,  als 
Votan  landete  und  im  Gebiet  der  Tzendalen  mit  den  Tzetziles 
den  Grund  zur  Erbauung  Palenque's  legte.  Wie  in  dem  von  dort 
ausgebreiteten  Xibalba-Reich  bestand  auch  bei  den  Chiapaneken 
ein  Doppelkönigthum ,  und  dass  sich  beide  Machtgebiete  über- 
einanderschoben ,    geht  daraus  hervor,    dass  die  als  Vasallen  der 


1)  Votan  (die  Dantas  oder  Tapir  einführend)  fabricö  a  soplos  die  Gebäude  am 
Flusse  Huehuetan  in  Soconusco  (nach  Nunez).  Votan  erfand  den  Zayi  (Tapir)  genann- 
ten Tanz  (nach  Carillo). 

-)  Votan  kam  aus  Valum-Votan  (Havana)  nach  Campeche  und  dann  nach  der 
Mündung  des  Usumacinta,  welchen  Fluss  hinauffahrend,  er  Palenque  gründete  (in  der 
Cen-ial  oder  kleinen  Landung).  Die  (nach  Motolinia)  von  Tezcatlipoca  geschaffenen 
Quinames  (Tlaloc  verehrend)  wurden  von  den  Votaniden  vorgefunden.  Valum-Votan 
war  von  den  Xibes  bewohnt.  Nach  Nunes  wohnten  Nachkommen  Votan's  in  Teopixca. 
Votan,  der  (als  der  dritte  Votan)  die  sieben  Familien  von  Valum-Votan  nach  Valum- 
Chivim  (Palenque  in  America)  führte,  reiste  bis  zu  den  Wurzeln  des  Himmels,  um 
seine  Verwandten  (die  Schlangen)  zu  finden  (nach  Ordoüez). 


358  YUCATAN. 

Chiapas  betrachteten  Zotziles^)  in  den  Annalen  der  Quiche's  mit 
diesen  von  Seiten  Xibalba's  unterhandeln. 

Von  den  Tzetziles,  als  Begleitern  Votan's,  wird  vorzugsweise 
immer  die  Bekleidung  (mit  langen  Gewändern)  hervorg-ehoben,  als 
Zeichen  der  Gesittung  gegenüber  den  nackten  Wilden,  und  auch 
die  Spanier  wurden  zur  Characterisirung  auf  Hayti  als  Maga- 
cochios  (von  Kopf  bis  zu  Fuss  bekleidet)  bezeichnet  (nach  Thevet). 
In  Ornofay  auf  Cuba  hörte  Colon  von  den  geschwänzten  Magon 
(]\Iaya),  die  zur  Verdeckung  ihrer  INIissgestalt  Kleider  trügen 
(in  Yucatan).  In  Maguana  (auf  Hayti)  wurde  Martin  Alonso 
erzählt,  dass  (1493)  das  von  Handelsböten  besuchte  Festland  durch 
bekleidete  Leute  bewohnt  sei  (in  Yucatan). 

In  dem  Lande  der  intermittirenden  Quellen  und  der  (zum 
Theil  im  Tempel  ausgearbeiteten  oder  von  Dämonen  heimge- 
suchten) Höhlen  (mit  den  Sprachen  der  Chiapanecas,  Zoques, 
Zeltales  und  Quelenes)  befestigten  sich  auf  einem  steil  den  Fluss 
überhängenden  Fels  die  aus  Nicaragua  gekommenen  Chiapaneken^) 
(im  Pueblo  de  Chiapa),  die  gegen  die  mexicanischen  Garnisonen 
von  Cinacatlan  ihre  Unabhängigkeit  vertheidigend,  die  Zoques 
tributpflichtig  unterworfen  hatten. 

In  den  Canoen  der  (isthmischen)  Chiapes,  deren  Häuptling  nach 


1)  Zwischen  Zotziles  (Fledermäuse)  oder  Quelenes  (in  Comitan)  und  Zoqui  wohnten 
die  Chiapaneken  in  Chiapas  oder  Zacatlan.  Die  Sprache  der  Tzendalen  war  der  der 
Zotziles  verwandt.  Xibalba  verhandelte  durch  Zotziles  mit  den  Quiche.  Die  Tukuches 
oder  Häuptlinge  der  Cakchiquel  nahmen  in  Tzinacantla  den  Titel  Zotziles  an.  "Wie 
die  Tzendales  (bei  Palenque)  und  Zoqui  wurden  die  Zotziles  und  Quelenes  von  den 
Chiapas  aus  Nicaragua  unterworfen,  und  dann  landete  Votan  mit  den  Tzequilcs.  Chia- 
penses  non  modo  inter  hos  populos  primi  censentur ,  sed  et  reliquis  Novae  Hispa- 
niae  populis  ingenio  et  moribus  praestant  (de  Laet).  Die  Sprache  der  Chiapaneken, 
Nachbarn  der  das  Zozil  (Dialect  des  Tzendal)  redenden  Quelenes  mit  der  Hauptstadt 
Copanahuaztlan  (zwischen  Ghovel  und  Soconusco)  hat  Verwandtschaft  mit  der  Sprache 
der  Dirias  und  Chorotecas  in  Nicaragua,  wohin  Colonien  geschickt  waren.  Die  (in 
Xibalba)  von  zwei  Königen  beherrschten  Chiapaneken  wurden  von  den  (aus  Xibalba 
vertriebenen)  Nahuas  angegriffen. 

2)  Son  los  Indios  de  este  pueblo  singulare»  entre  los  de  Nueva-Espaua  en  sus 
tratos  y  inclinaciones,  sahen  criar  caballos  y  andan  en  ellos,  son  musics,  en  todo 
genero  de  musica,  y  pintores,  y  qualquier  oficio,  que  consiste  en  arte,  aprenden  bien, 
usan  entre  si  de  mucha  cortesia,  son  muy  respetados  los  principales  (Herrera).  Als 
sie  in  ihrem  Aufstande  von  Diego  de  Mazariegos  auf  einen  abschüssigen  Felsen  (nach 
tapferer  Vertheidigung)  zurückgetrieben  waren,  und  keine  Hoffnung  zum  Entkommen 
sahen,  los  mas  de  ellos,  con  sus  hijos  y  mugeres  acuestas,  se  despenaron  por  la  parte 
de  un  Rio,  que  es  altisima  (im  Selbstmord). 


CHIAPA.  359 

einer  Vasco  Nunez  Baiboa  gelieferten  Schlacht  die  angetragene 
Freundschaft  annahm,  befuhr  Alonso  Martin,  als  Erster,  das  Süd- 
meer, und  nachdem,  wie  der  Häuptling  Coquera,  sich  auch  der 
Häuptling  Tumaco  auf  die  Gesandtschaft  des  Häuptling  Chiapes 
zum  Bund  mit  den  Spaniern  veranlasst  gesehen,  hörten  diese  von 
beiden  Häuptlingen  hinsichtlich  des  Häuptlings  der  Perleninsel  und 
erhielten  von  Tumaco  zugleich  eine  Bestätigung  der  bereits  von 
Comagre  gegebenen  Nachricht  über  das  mächtige  Reich  an  der 
südlichen  Küste,  „que  en  ella  havia  gran  cantidad  de  oro  y  que 
usaban  los  naturales  ciertos  animales,  adonde  ponian  sus  cargas" 
(s.  Herrera).  Auf  den  von  Chiapes  und  Tumaco  gelieferten  Fahr- 
zeugen besetzte  später  Gaspar  de  Morales  (in  Begleitung  von 
Francisco  Pizarro)  die  Perlinsel,  die  von  dem  Holzthurm  (torre- 
cilla  de  madera)  des  Königs  überblickt  wurde,  und  bei  seiner 
Rückkehr  nach  Darien  (nach  Besiegung  des  Häuptlings  Chirucä) 
,,tenia  nueva,  que  a  la  parte  oriental  del  Golfo  de  St.  INIiguel  havia 
un  Cacique  Poderoso,  llamado  Birü,  que  otros  llamaron  Biruquete*' 
(der  unterworfen  wurde),  und  von  dort  wurden  der  Name  Peru's 
abgeleitet. 

Bei  Benalcazar's  Durchzug*  wird  in  Popayan  das  hochgelegene 
Bergland  von  Chiapanchica  (Chapanchica)  oder  Madrigal  (mit 
Goldminen)  erwähnt  und  an  der  Küste  Santa-Martha  des  in  den 
Canoen  mitgeführten  Kriegsgottes  Chiapes,  während  sich  in  Chia 
ein  alter  Fürstentitel  im  Reiche  des  Zipa  bewahrt  hatte  (einer 
Monddynastie,  gegenüber  der  spätem  Sonnendynastie  oder  So- 
mavansa). 

Das  Herz  war  das  Symbol  Votan's  von  Chiapas,  (oder  Teo- 
Chiapan),  wie  das  Schilfrohr  Quetzalcoatl's  in  Mexico.  Votan  be- 
deutet Herz  ^)  in  Tzendal.  Nach  dem  Tode  Votan's  (der  in  seine 
Heimath  zurückkehrt)  wurden  ihm  Tempel  erbaut,  als  dem  Herz 
des  Königreichs  oder  Herz  des  Volkes.  Im  Quiche  wird  mit  Herz 
des  Himmels  (oder  Herz  des  Berges)  die  Gottheit  bezeichnet. 


1)  Jo  (god)  properly  means  „pith"  or  „core"  of  a  tree.  AVliat  the  core  is  to  the 
tree,  the  god  was  believed  to  be  to  the  man  (in  Mangaia).  Nach  Ordonez  erbauten 
Einwanderer  aus  Cuba  die  Stadt  Culhuacan  oder  Palenque  in  Chiapa  und  dann  wurden 
die  Reiche  Yucatan,  Culhuacan,  Tulha  und  Chiquimila  gegründet,  später  beherrscht 
von  den  in  Tulha  oder  Ocosinga  siedelnden  Einwanderern  (vom  östlichen  Meere),  die 
(als  Tolteken)  unter  Huitsiton  bis  California  weiter  wanderten,  während  andere  in 
Zacatlan  (Ciudad-Realj  und  Soconusco  verblieben,  sowie  (in  San  Salvador)  die  Stadt 
Couhatltepetl  erbauten. 


360  YUCATAN. 

Als  Herr  des  hohlen  Holzes  oder  der  Trommel  wurde  Votan 
als  Tepanahuastle  bezeichnet  (El  Seiior  del  palo  hueco). 

In  Yucatan  gebrauchte  man  „trompetas^)  largas  y  delgadas 
de  palos  huecos  y  al  cabo  calaba9as  longas  y  tuertas"  (Herrera). 

Tanub  oder  Votan  ^)  (Sohn  des  Imox)  gründete  von  Tabasco 
aus  Culhuacan  oder  Palenque  in  Xibalbay,  sodann  Zacatlan  in 
Chiapas  und  Utatla  in  Guatemala. 

Die  Verehrung  des  weissen  Tapir,  als  heiligen,  wurde  in 
Soconusco  auf  Votan's  Besuch  zurückgeführt.  Unter  einer  der 
Pyramiden  in  Merida  wurden  Knochen  des  Tapir  und  anderer 
Pachydermen  gefunden  (s.  Waldeck).  Als  Schöpfer  oder  Schützer 
(Grossvater  und  Grossmutter  von  Sonne  und  Mond)  wurde  Hun 
Ahpu  Vuh  und  Hun  Apu  Utiu  (Xpiyacoc  und  Xmucane)  bei  den 
Quiche  verehrt  (mit  Tapir-Nasen). 

Von  Votan  ^)  steht  eine  Mehrheit  der  Wanderungen  vermerkt, 
sei  es  (nach  Art  der  Buddhen)  in  einer  Reihenfolge  derselben 
Figuren  (bis  zur  Dreizahl  bei  Ordonez),  sei  es  in  einer  Wieder- 
holung seiner  Reisen,  und  bei  der  Rückkehr  von  den  spätem 
(den   Usumacinta  aufwärts)   fand   er  in   der  Zwischenzeit    in   dem 


1)  Die  heilige  Trompete  Botuto,  deren  Anblick  den  Frauen  (am  Orinoco)  bei 
Todesstrafe  verboten  war,  diente  bei  der  Weihe  der  zu  keuschem  Leben  verpflichteten 
Piaches,  besonders  auf  dem  heiligen  Hügel  an  der  Confluenz  des  Tomo  und  Guainia 
oder  Rio  Negro  (s.  Codozzi).  Este  instrumento  no  es  otra  cosa  que  un  palo  hueco 
(am  Guainia  beim  Tanz  dienend).  Die  Begleiter  Votans  hiessen  Chanes  (Schlangen),  wie 
die  Cocomes  (von  Maya)  Hörer.  Die  Chanes  (Votan's)  entsprechen  den  (älteren)  Cul- 
huas.  In  Chiapa  fanden  sich  Zoques,  Chontales,  Llanos  und  Xiquipila.  Votan  (aus 
dem  Stamme  des  Chan)  begab  sich  auf  seiner  Reise  nach  Chivim  zu  den  AVurzeln  des 
Himmels,  seine  Verwandtschaft  zu  den  Schlangen  aufzufinden  (und  daran  knüpfen  sich 
in  den  Missionsberichten,  neben  dem  Babelsthurm,  die  Pilgerreisen  nach  Rom). 

2)  Votan  (Nachkomme  des  Imos),  aus  dem  Stamm  der  Chan,  gehörte  zu  den 
Chivim,  aus.  Valum  Chivim  nach  Valum  Votan  ziehend  und  in  der  Laguna  de  Termi- 
nos,  den  Usumacinta  aufsteigend,  um  durch  die  Tzequiles  (mit  langen  Gewändern) 
Nachan  (Schlangenort)  oder  Palenque  zu  gründen.  En  lugar  de  los  cuatro  Caracteres 
Tecpatl,  Calli,  Tochtli,  Acatl  (Süden,  Osten,  Westen,  Norden  bei  den  Mexicanern) 
se  sirven  los  de  Chiappa  de  4  figuras  de  Senores:  Votan,  Lambat,  Been  y  Chinax 
(im  Calender)  zwischen  20  (s.  Boturini),  mit  Mox  (Imos  oder  Ninus)  beginnend  (nach 
sieben  Schwarzen  zählend).  Votan  schrieb  sein  Geschlecht  in  Hieroglyphen  der  Tzendal- 
sprache  auf  einen  Stein  in  Soconusco  (als  Häuptling  der  Tzendalen). 

3)  II  est  curieux  de  voir  les  noms  de  Boud-var,  Wodans-dag  et  Votan  designer, 
dans  rinde,  en  Scandinavie  et  en  Mexique  le  jour  d'une  petite  periode  (s.  A.  v.  Hum- 
boldt). Die  Chilener  bezeichneten  den  höchsten  Oberherrn  als  Mu  Vuta  Apo  (für  den 
spanischen  König),  und  die  Würde  des  Papstes  drückten  die  Missionäre  aus  durch  Mu 
Vuta  Apo  Patiru  (einen  Häuptling  durch  Vuta  Apo). 


NA -CHAN.  361 

neu  zu  besiedelnden  Lande  noch  Andere  seiner  Verwandten  an- 
gekommen, die  gleich  den  ersten  Begleitern  von  den  Tzendalen 
als  Tzequiles  bezeichnet  und  von  ihm  selbst,  als  zum  Geschlecht 
der  Chanes  (oder  Schlangen)  gehörig,  erkannt  wurden.  Davon 
wird  dem  bei  Palenque  ansässigen  Stamm  der  Lacandones  der 
Name  der  Chan  geblieben  sein,  wie  er  auch  den  der  Quinam^s 
und  Culhuas  erhielt,  in-  welchen  beiden  die  Natur  des  Riesigen 
sowohl  ausgedrückt  liegt,  wie  die  eines  vorzeitlichen  Architec- 
ten.  Die  alten  Gestaltungen  der  Culhuas,  wie  sie  sich  mit  den 
Quetzalcoatl  betreffenden  Mythen  durchkreuzen,  erneuern  sich  mit 
den  jüngeren  Namensträgern  in  der  Geschichte  Anahuac's,  wo- 
gegen das  Reich  der  Quinames  mit  der  Ausbreitung  der  Olmeken 
vom  Boden  vertilgt  wird,  ausser  an  den  Plätzen  unzerstörbarer 
Monumente.  Bei  Motolinia  werden  die  von  Tezcatlipuca  geschaf- 
fenen Quinames  (die  Verehrer  Tlaloc's)  auch  von  den  Votaniden 
schon  vorgefunden. 

Von  den  historischen  Völkern  Mexico's  reichen  die  Otomiten 
am  weitesten  zurück,  und  bei  ihnen  tritt  als  Eponym  der  Häupt- 
ling Oton  auf,  der  in  seiner  Vergötterung  als  Otontecuhtli  (neben 
dem  Gott  Yocipa)  verehrt  ward. 

Aehnlich  diesem  Vertreter  mexicanischer  Autochthonen,  ge- 
hört nach  einer  andern  Version  auch  Votan,  dessen  Neffen  (nach 
Mendieta)  Anahuac  unter  sich  theilten,  einer  seit  Imos  oder  Mox 
in  Chiapas  ansässigen  Herrscherreihe  an,  und  folgt  auf  Ik  oder 
Igh  im  Fürstenthum  der  Tzendalen,  wo  unter  seiner  Regierung 
die  Palenque  als  Na-Chan  (Schlangenstadt)  erbauenden  Tzequiles 
anlangen  und  Chan  oder  Ghanan  als  König  einsetzen. 

In  der  Reihe  der  Nachfolger  fanden  sich  die  neben  Votan 
im  Calender  der  Chiapa  angeführten  Namen,  Lambat  sowohl,  wie 
Been  oder  Be  (Gründer  Comitans)  und  der  tzendalische  National- 
heros Chinax,  der  durch  Fremde  vertrieben  oder  von  der  Na- 
gual  (Zauberei)  eines  bösen  Feindes  vernichtet  wird. 

Wenn  bei  dem  Zuendegehen  des  Reiches  die  Dynastie  der 
Votaniden  durch  die  Nahoas  aus  Tulha  ersetzt  wird,  so  führt 
dies  auf  Quetzalcoatl,  der  in  der  Form  des  Gucumatz  mit  seinen 
Nahuatl  die  wStadt  Tula  bei  Ocosingo  (in  Chiapa)  gegründet  habe, 
und  dann  Tula  (der  Tulteken)  in  IMexico. 

Hier  wird  sich  also  der  Wendepunct  ergeben,  an  welchem 
die  Chroniken  der  Quiches  eingreifen,  indem  sie  unter  dem  Schutz 
des  neuen  Culturvolk's  von  der  Tyrannei   des   altern   (in  Xibalba) 


362  YUCATAN. 

befreit,  jetzt  den  Heroen  jenes  in  Gucumatz  als  ihren  eigenen  feiern. 
Aus  verehrungsvoller  Scheu  mag  auch  Votan  in  seiner  Identifici- 
rung"  mit  Tamub  bewahrt  werden,  der  dann  nicht  nur  als  Gründer 
Palenque's  oder  Culhuacan's  (in  Xibalbay),  sondern  auch  Zacat- 
lan's  in  Chiapas  und  Utatlan's  in  Guatemala  gilt. 

Eine  Unterscheidung  beider  Perioden  zeigt  sich  bei  Ordonez, 
der  Einwanderer  aus  Cuba  die  Stadt  Palenque  (in  Chiapa)  oder 
Ototiun  und  dann  die  Reiche  Yucatan,  Culhuacan,  Tulha  und 
Chiquimula  (Copan)  gründen  lässt,  die  spätere  Beherrschung  aber 
den  in  Tulha  oder  Ocosingo  siedelnden  Einwanderern  zuschreibt, 
die  vom  östlichen  Meere  hergekommen,  und  darauf  als  Tulteken 
weiter  ziehen.  Die  Trennung  der  nach  verschiedenen  Richtungen 
auswandernden  Chichimeken  Nonohualco's  unter  Xelhua,  und  der 
Tolteken  unter  Jeyxcohuatl  wird  aus  der  Ermordung  des  Chane- 
Fürsten  in  Tollan  hergeleitet. 

Die  auch  bei  Votan  festgehaltene  Siebenzahl  der  Familien 
wiederholt  die  bei  anderen  Einwanderungen  gleichfalls  beobach- 
tete Anordnung,  und  so  wird  von  den  gewöhnlich  für  die  yuca- 
tanischen  Propheten  aufgebrauchten  Landungen  der  Nohen-ial 
(Chi-kin)  und  Cen-ial  (Li-kin)  die  letztere  mitunter  für  Votan  ^) 
zurückbehalten. 

An  einen  einheimischen  Stamm  knüpft  Votan's  Herleitung  von 
Imox  oder  Nimus  (Xinus),  die  Repräsentation  des  Seiba-Baumes,  aus 
dessen  Wurzeln  die  Chiapas  sowie  (nach  Nunez  de  la  Vega)  die 
Tzendalen  entstanden,  und  zugleich  (bei,  den  Tzendalen)  der  Er- 
neuerer des  Menschengeschlechts  nach  der  Fluth,  bei  welcher  er 
allein  gerettet  worden.  Die  locale  Modification  eines  sonst  wei- 
ter verbreiteten  Cultus  ergiebt  sich  in  den  am  Flusse  Huehuetan 
von  Votan  für  die  Heilighaltung  der  Dantas  oder  Tapir  ^)  er- 
richteten Gebäuden. 

In    seine  Reisen    zur    See    und    die   Vielheit    der    besuchten 


1)  Vutan  mapu  Toqui  (Supremus  Bellidux),  der  (zuerst  in  Liucurra  angetroffenen) 
Pehuenches,  wohnte  am  Vulcan  Punmahuida  (in  der  Nähe  des  Vuta  Covudleuvu,  Neben- 
fluss  des  Biobio)  und  die  Missionäre  besuchten  zugleich  terras  Pehuenchium,  quae  ad 
Vire  Vutan  Mapu  pertinent  (1752}.  Territorium  Indorum  Chilensium  in  quatuor 
Uütan,  Vutan,  Uüdan  mapu,  id  est  hospitates,  vastas  differentesque  provincias  dividitur 
(s.  Have Stadt). 

-)  Besonders  der  weissen,  wie  (in  Ostasien)  des  weissen  Elephanten  (und  anderswo 
wieder  des  Hirsches).  Bei  den  Okanagan  (in  Columbia)  diente  das  Fell  des  weissen 
Wolfes  als  Zeichen  des  Königthums  (wie  sonst  der  weisse  Hund  heilig  gilt}. 


SEEHANDEL.  363 

Küsten  mögen  auch  Beziehungen  zu  caribischen  Fahrten  hinein- 
gezogen sein,  und  die  in  den  Gewölben  Palenque's  begangenen 
Mysterien  ihren  Schatten  in  denen  des  Botuto  unter  dem  Wald- 
dache am  Orinoco  gelassen  haben. 

Durch  das  bei  Gunaja  am  Golf  von  Honduras  (1502)  ange- 
troffene Handelsschiff  hörte  Columbus  von  den  Maya  oder  Taya 
genannten  Ländern,  und  Handelsschiffe  von  dort  (aus  Yucatan) 
durchfuhren  die  Gewässer  Cuba's,  wo  Velasquez  (nach  Las  Casas) 
Wachs  aus  Yucatan  fand  und  Columbus  ausserdem  noch  silberne 
Nasenringe  vom  Festlande.  Der  aus  Yucatan  gebürtige  Dol- 
metscher Grijalva's  vermochte  sich  in  Yucatan  zu  verständigen 
und  am  Cap  Catoche  wurde  von  den  Spaniern  (15 18)  eine  Frau 
angetroffen ,  die  in  Begleitung  der  zum  Fischfang  Ausgefahrenen 
von  Jamayca  nach  Yucatan  verschlagen^)  war. 

Die  frühesten  Bevölkerer  Yucatans  sollen  von  Osten  ^)  ge- 
kommen sein,  und  indem  hinzugefügt  wird,  dass  für  sie,  die  aus 
fremder  Knechtschaft  befreit  seien,  die  Gottheit  einen  Pfad  am 
Meere  geöifnet")  habe  (s.  Herrera),  so  Hessen  sich  auf  Küstenver- 
änderungen im  Canal  von  Yucatan  zwischen  Catoche  und  dem 
Cap  San  Antonio  (Cuba's)  Deutungen  suchen. 

Vom  Westen  kamen  dann  nach  Chicheniga  die  drei  Brüder, 
die  dort  hohe  Gebäude  errichteten,  und  ebenso  erschien  aus  Westen 
(während  diese  Izaes  genannten  Brüder  in  Chichenica  herrschten) 
der  deificirte  Cuculcan"'),    der    nach    der  Gründung  von  Mayapan 


1)  Grijalva  fand  in  Cozumel  von  Jamaica  (wo  die  Sprache  Cuba's  geredet  wurde) 
dahin  verschlagene  Indianer  (bei  Santa-Cruz).  Juan  diaz  de  Solis  und  Vicenle  Janez 
l*in9on  (1505)  kamen  vom  Golf  Dulce  nach  der  Baia  de  Natividad  (in  Yucatan),  dann 
die  Sierras  de  Caria  entdeckend,  y  volvieron  al  norte  y  descubrieron  mucha  parte  de 
el  reino  de  Yucatan  (s.  Herrera).  Die  Schiffbrüchigen  Valdivia's  (zwischen  St.  Do- 
mingo und  Jamayca)  gelangten  (mit  den  später  von  Cortez  angetroffenen  Aguilar)  nach 
der  Maya  genannten  Provinz  Yucatan's  (s.  Landa). 

^)  In  Yucatan  war  überliefert,  que  aquella  tierra  havian  poblado  ciertas  gentes, 
venidas  por  la  parte  de  Oriente,  und  wurde  dieser  Emigration  der  Seeweg  an  die 
Küste  zugewiesen.  Bei  Cukulcan  wird  die  Einwanderung  aus  Westen  festgehalten,  bei 
Zamna  einzeln  auch  eine  östliche  angenommen,  obwohl  ihn  dies  in  einen  Gegensatz 
zu  dem  von  Westen  kommenden  Izaob  stellen  würde  (wie  in  der  Mehrzahl  auch  bei 
ihm  die  westliche  Richtung  überwiegt). 

«']  Von  periodischer  Unterbrechung  des  Wasserlaufs  fanden  sich  Sagen  bei  einem 
Fluss  in  Chiapa  (s.  Torquemada). 

^)  Cuculcan  (aus  dem  Westen  nach  Yucatan  gekommen)  fue  grand  republica  y  por 
esto  tenido  por  dios  (no  le  conocieron  muger  ni  hijos)  nach  Mexico  zurückkehrend, 
(s.  Herrera), 


364  YUCATAN. 

und  Erbauung  des  Cuculcan  (Cu-cul-can  oder  Cu-Culhua-Can) 
genannten  Tempels^),  ein  politisches  Reich  (wie  Votan  unter  den 
Can  oder  Chanes)  stiftete  und  das  Land  unter  die  Fürsten  aus- 
theilte,  worauf  er  nach  Mexico^)  (Culhua)  zurückkehrte. 

Von  Süden ^)  zogen  darauf  über  die  Berge  von  Lacandö  (der 
Lacandones)  die  Tutulxius^)  (Tutu-Xue  oder  Tutu-Xive)  herbei, 
aus  Chiapas,  wde  (nach  Herrera)  vermuthet  wurde,  und  also  wohl 
in  Aveiterer  Beziehung  zu  Tutu-Tepec'*),  der  am  Rio  Verde  ge- 
legenen Hauptstadt  von  Gnuundaa  (von  Unter-Misteca) ,  oder  zu 
dem  Chivin  (Xivim  oder  Xue)  Votan's. 

Die  vielfach  im  Allgemeinen  w^iederholten  Aussagen,  welche 
bei  der  Zerstörung-  Tula's  die  Tulteken  nach  Yucatan,  Guatemala 
nebst  den  Nachbarländern  flüchten  lassen,  und  welche  in  Cuscutlan 
eine  bestimmtere  Anknüpfung  an  den  letzten  König  Topiltzin  er- 
halten, lassen  sich  ausserdem  in  einzelnen  Zügen  präcisiren  für 
die  unter  dem  Streite  der  Nonohualcos  genannten  Chichimeken 
mit  den  toltekischen  Chichimeken  nach  der  Ermordung  des 
Knabenkönigs  Huemac  III  erfolgte  Auswanderung  oder  für  die 
bei  dem  Aufstande  der  Teo-Chichimeken  gegen  die  Priesterfürsten 
in  Cholula  veranlasste  Verwüstung  dieses  Göttersitzes. 


1)  Die  Götter  heissen  Ku  in  Yucatan  (wie  in  Cuba  die  Tempel).  Den  grössten  der 
von  Cuculcan  in  Mayapan  gebauten  Tempel  llamaron  Cuculcan  (s.  Herrera),  als  Cu- 
Culcan. 

2)  Cuculcan  (in  Yucatan)  entrö  por  la  parte  del  poniente,  nach  Cliicheni9a  (wo  die 
Izaes  genannten  Brüder  herrschten)  kommend  und  dann  ]Mayapan  gründend,  unter  Er- 
bauung grosser  Tempel  und  Austheilung  des  Landes  unter  die  Fürsten  (Herrera).  Sa- 
cerdotes  vivunt  celibes  et  incorrupti  (Potanchanus  hie  regulus  dicitur)  in  bevölkerten 
Städten  (s.  Peter  Martyr). 

'^)  De  parte  de  mediodia  vinieron  a  Yucatan  muchas  gentes  con  sus  senores  y 
parece  aver  venido  de  Chiapa,  und  diese  Tutul-Xiu  (unter  dem  Fürsten  Xiui)  traten 
dann  in  einen  Bund  mit  Mayapan  (Landa). 

-^)  De  la  parte  de  ]\Iediodia,  de  las  faldas  de  las  Sierras  de  Lacandö,  entraron 
grandes  companias  de  gente,  que  tienen  por  cierto  eran  de  Chiapas,  als  Tutuxius, 
welche  (nachdem  sie  viele  Jahre  in  den  AVüsten  Yucatan's  gewandert  waren)  sich  auf 
den  Hügeln  bei  Mayapan  (viele  Gebäude  errichtend)  niederliessen ,  und  dann  auf  Ein- 
ladung der  Cocomes  von  Mayapan  mit  diesen  siedelten ,  en  tanta  paz ,  que  no  tenian 
ningun  genero  de  armas  porque  la  ca9a  con  la^os  y  trampas  las  mataban,  bis  von  den 
durch  die  Cocomes  in  Mayapan  (zur  Befestigung  einer  despotischen  Regierung)  einge- 
führten Mexicanern  der  Krieg  gelernt  ward,  und  dann  in  der  (durch  die  Tutuxius 
aufgewiegelten)  Empörung  die  Cocomes  getödtet  wurden,  unter  Zerstörung  von  Maya- 
pan (s.  Herrera), 

5)  Tutruane  war  Titel  der  Fürsten  in  Nicaragua  (s.  Calverton).  Regulos  et  prin- 
cipes  Tutruane  appellant  (Tutu-ane). 


NONOHUALCO.  365 

Die  Bezeichnung  des  gestürzten  Königs,  als  letzten  der  Chane- 
Fürsten,  deutet  auf  Quetzalcoatl's  Schlangensymbol,  das  zwar 
nach  Cholula  übertragen,  aber  bei  der  zu  seinen  Gunsten  nach 
seines  Feindes  Huemac  I  Tode  in  Tula  eingetretenen  Reaction, 
auch  in  dem  dortigen  Fürstengeschlecht  wieder  zur  Anerkennung 
gekommen  sein  mag. 

Von  diesem  Gesichtspunkt  lassen  sich  Chanes  oder  deren 
Vasallen  vom  Norden  herabführen  und  der  den  Chichimeken  durch 
das  von  ihnen  in  Tula  besetzte  Quartier  gegebene  Name  der 
Nonohualcos  nach  Süden  übertragen,  während  zugleich  die  ein- 
getretene Berührung  mit  den  Tolteken  mit  jener  Culturfärbung 
überzog,  die  noch  gesättigter  aus  Cholula  selbst  ausströmen 
würde. 

Als  Gründung  dieser  chichimekischen  NonoTiualcos  wird  neben 
Quetzaltepec  im  Lande  der  Zoqui,  noch  deren  Hauptstadt  Zoquiapan 
genannt,  und  so  kann  bei  dem  dortigen  Durchzugs-  oder  Ausgangs- 
punkt der,  Nonohualco  oder  Onohualco  (mit  Nanaual  oder  Nana- 
huatl)  bezeichneten,  Tutul-Xiu  (des  Nahuatl-Stammes  in  Tulan)  der 
Name  mit  ihren  Wanderungen  bis  Yucatan  fortgetragen  werden, 
und  bei  den  Azteken  (s.  E.  Mendoza)  hiess  Yucatan  (Yucaltepen 
oder  Mayapan)  Onohualco  (pays  muy  poblado).  Auch  heisst  es, 
dass  Xelhua  (nach  Ermordung  Huemac's  III)  die  Nonohualcos  über 
Nonahualco  (bei  Tabasco)  nach  Quetzaltepec  geführt  und  dann 
sein  Nachfolger  (Huehuetzin)  Tecpantlan,  die  Hauptstadt  der  Zoqui 
(in  Zoquiapan),  gegründet  habe.  Bei  dem  Tode  des  letzten  Chane- 
Fürsten  in  Tulha  oder  FIuey-Tollan  wurde  der  unmündige  Prinz 
unter  den  Schutz  der  zwei  Familien  gestellt,  der  Chichimeco-Tol- 
teken  und  der  Chichimeken  von  Nonohualco  (nach  dem  Codex 
Gondra).  Als  in  dem  zwischen  beiden  ausbrechenden  Streit 
(unter  der  Ermordung  des  Prinzen)  die  Nonohualcos  unter  Xelhua 
(auf  Rath  des  Orakels  von  Culhuacan)  fortgewandert  waren  und 
im  Lande  der  Zoques  die  Stadt  Quetzaltepec  gegründet  hatten, 
wurden  auch  die  Tolteken  (unter  Jeyxcohuatl)  vertrieben  und 
zogen  zu  den  Olmeken  und  Xicalanken  bei  Tlachihualtepec  der 
Cholula. 

Nachdem  Mayapan  (in  Folge  der  dort  eingeführten  IMexica- 
ner)  zerstört  war,  siedelten  die  Tutuxius  in  Mani  und  die  in 
Ulua  zurückgebliebenen  Cocomes  zu  Tibulon  (in  Zututa) ,  während 
sich  Achal,  ein  Abkömmling  der  Priester  von  Mayapan,  nach 
Terrohö  begab  und  „estos  Senores  Cheles"  (die  das  Priesterthum 


366  YUCATAN. 

erhielten)  gründeten  dort  eine  Herrschaft,  „que  se  llama  Ahar- 
rinchel  (Aharrin-Chel),  que  es  la  de  Ygamal"  (s.  Herrera). 

Diesen  Cocomes  und  Cheles  (unter  A-Chel)  wird  als  drittes 
Reich  das  der  Xives  ^)  zugefügt,  die  so  im  Zusammenhange  den 
Tutulxiu  (Tutuxiu  oder  Tutu-Xive)  entsprechen  werden.  Als  sich 
nach  der  Zerstörung  Mayapan's,  die  Völkerschaften  Yucatan's 
aufs  Neue  mit  den  Herrschaften  der  Cocomes,  Cheles  und  Xives 
geeinigt,  brachen  allerlei  Plagen  über  das  Land  herein  (Pest, 
Fieber,  Krieg)  und  zunächst  ein  „Huracan  de  quatro  vientos",  der 
alle  hohe  Gebäude  umstürzte,  nur  die  niedrigsten  verschonend 
(s.  Herrera),  wie  in  den  Weltzerstörungen  wiederkehrend. 

Sieht  man  in  den  zuerst  vom  Osten")  durch  das  Meer  gezo- 
genen Ankömmlingen  die  Erbauer  Palenque's  zu  Votan's  Zeit  (in 
den  Brüdern  der  Izaes  den  Ausdruck  des  einheimischen  Prophe- 
ten Zamna  und  in  Cukulcan")  die  mexicanisch-toltekischen  oder 
olmekischen  Beziehungen),  so  würden  die  (aus  Chiapa  hergeleiteten) 
Tutuxiu  (Tutu-Xives)  eine  Rückwanderung  der  Votaniden  (Chivim's 
oder  Xivim)  nach  Uxmal  darstellen,  wo  (wie  die  doppelköpfige 
Thierfigur)  die  Hieroglyphen-Tafeln  (auch  im  nahen  Kabah)  mit 
Palenque  (und  Copan)  verknüpfen  und  das  Rüssel- Ornament  auf 
den  heiligen  Tapir  (Votan's)  führt. 

Wenn  die  Chanes  oder  Canes  aus  Norden  herabgeführt  wer- 
den, liegt  eine  Anknüpfung  an  die  Culhuas  zum  Grunde,  und 
obwohl  ihnen  auch  dann  Votan  als  Führer  gegeben  wird,  so 
deutet  doch  der  in  Begleitung  seiner  Tzendalen  in  Nonohualco 
(an  der  Mündung  des  Usamacinta)  erscheinende  Gott  Hurakan 
darauf  hin,  dass  unter  dem  heimathlichen  Camuhibal  (dem  Ort  der 
Dunkelheit)  antillische  Berührungspuncte  verhüllt  liegen. 

Nachdem,  während  Zamna's  Herrschaft  in  Yucatan  das 
Schlangenhaus  Nachal's  gegründet  und  die  Einwanderung  Gucu- 
matz's  nach  Xicalanco  (an  der  Lagune  de  Terminos)  gefolgt -war. 


1)  Ghib  ist  das  Armadill  (in  Tzendal),  Chib  la  patrie  (s.  Brasseur).  Im  Calendcr 
der  Tzendalen  findet  sich  Chuie  oder  Chic  neben  anderen  Heroen  der  Tagesnamen, 
Neben  den  (in  Tabasco  lebenden)  Xibes  oder  Chivim  (in  Xibalba)  kamen  vom  Norden 
die  Chanes  (unter  Votan)  nach  Chiapa. 

2)  Yucatan  war  bevölkert  durch  „ciertas  gentes,  venidas  por  la  parte  de  Oriente, 
a  las  cuales  havia  dios  librado  de  otras,  abriendoles  Camino  por  la  mar"  und  während 
die  Yzaes  in  Chichen-Itza  herrschten ,  kam  vom  Westen  Kukulcan ,  der  später  über 
Champoton  nach  Mexico  zurückkehrte  (s.  Herrera). 

3)  Quetzalcoatl  oder  Cuculcan  kam  (nach  Torquemada)  de  las  partes  del  Poniente 
(que  es  de  estas  partes,  porque  respecto  de  ellas,  esta  Yucatan  al  Oriente). 


TEMPELBAUTEN.  367 

langten  auf  grossen  Schiffen  jene  Fremden  an ,  die  wegen  ihrer 
langen  Gewänder  Tzequiles  (Alänner  in  Frauenkleidern)  genannt, 
von  Votan's  Tzendalen  (aus  Chivim  oder  Valum-Chivin)  als  Ver- 
bündete aufgenommen  wurden  und  diese  in  den  Künsten  unter- 
richteten (so  dass  bei  der  Verknüpfung  Panuco's  mit  Tabasco 
Quetzalcoatl  oder  Cuculcan  hineingezogen  werden  würde). 

Vielleicht  war  ihnen  die  Herkunft  ebenso  unbegreiflich,  wie 
die  der  europäischen  Entdecker  dem  P^ürsten  Nicaragua,  der  sich 
bei  Gonzales  erkundigte,  ob  die  Spanier  aus  dem  Himmel  auf 
den  Wolken  herabgekommen  oder  frei  fliegend  (s.  Gomara).  Auch 
Davila,  als  er  sich  von  Nicoya  nach  Nicaragua  begab,  hatte 
mancherlei  Fragen  zu  bestehen,  über  die  Fluth,  den  Weltunter- 
gang, Sonne  und  Mond,  die  Seele  u.  s.  w.  (los  Castellanos  estu- 
vieron  espantados).  Bald  genug  freilich  wird  es  mit  dieser  Wiss- 
begierde vorbei  gewesen  sein,  da  es  Anderes  und  Wichtigeres 
zu  thun  gab,  und  zwar  so  unerträg'lich  Vieles,  dass  die  Nicara- 
guaner, (wie  Gomara  erzählt),  sich  ihrer  Frauen  enthielten,  um 
nicht  Sklaven  für  die  Spanier  zu  gebären,  bis  sich  Pedrarias  zu 
besserer  Behandlung,  oder  wenigstens  zum  Versprechen  einer 
solchen,  herbeiliess. 

Durch  neuere  Reisende  ist  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass 
die  grossen  Bauten  in  Yucatan  nicht  als  Städte  zu  betrachten 
seien,  sondern  als  die  Stätten  von  Tempeln,  da  die  Indianer  zur 
Wohnung  Hütten  der  jetzigen  Art  benutzt  haben  würden,  und  es 
ist  das  nur  eine  Bestätigung  dessen,  was  bereits  verschiedene  der 
alten  Chronisten  mit  bestimmten  Worten  sagen,  die  man  damals 
im  ersten  Erstaunen  bei  dem  Hervortreten  der  so  lange  begrabe- 
nen Monumente  übersehen  hatte.  Indess  darf  andererseits  der 
Begriff  der  Stadt  nicht  ganz  entfernt  werden,  da  die  Ansiedlungen 
sich  in  der  Nähe  des  priesterlichen  Tempelsitzes  fanden,  und  auch 
die  Fürsten^)  (neben  der  Priesterschaft)  dort  ihren  Aufenthalt 
nehmen  konnten.  Ausserdem  die  langen  Häuser  noch  in  den 
Casas  grandes  Analogien  finden. 


^)  Das  Anoantal  genannte  Pueblo  (des  Fürsten  Guaramental)  es  solamente  los 
pala9ios  y  apossentamientos  deste  senor  (zu  Sedeno's  Zeit).  Die  erste  Umzäunung 
diente  für  seine  Wohnung,  die  zweite  für  die  Frauen,  die  dritte  für  die  Dienerinnen, 
die  vierte  für  die  Waffen,  die  fünfte  für  die  Kinder,  die  sechste  für  die  Lebensmittel, 
die  siebente  für  die  Küche  (s.  Oviedo).  Der  Name  Cacique  (Seiior  principal)  se  dice 
alli  Acribano  (in  Anoantal).  Der  Acribano  Gueregueritar  herrschte  in  Pacamaria  (zu 
Miranda's  Zeit). 


368  -  YUCATAN. 

Als  Cuculcan  seinen  Sitz  von  Chichen-Itza  (unter  der  Herr- 
schaft dreier  Brüder)  nach  Mayapan  verlegte,  „hicieron  un  Cerco  ^) 
(de  una  pared,  en  piedra  seca,  dexando  solo  dos  puertas)"  und: 
„hicieron  sus  templos  y  ediiicaron  tambien  cerca  del  Cercado 
las  casas  de  los  Senores"  (s.  Herrera).  Als  dann  die  Regierung 
auf  die  Dynastie  der  Cocomes  übertragen  wurde,  befahlen  diese: 
„que  pues  el  Cercado  no  era  para  mas  de  los  templos,  se  labra- 
sen casas  fuera  de  el,  adonde  tuviesen  sus  mayordomos"  (zur  Tri- 
buterhebung), und  setzten  Gouverneure  über  die  Ortschaften,  die 
von  dem  die  Fürsten  berathenden  Oberpriester  ausserdem  Priester 
erhielten  (proveia  de  Sacerdotes  a  todos  los  pueblos).  Als  die 
Tutul-Xiu  (in  Chiapa)  dorthin  kamen,  wurden  sie  eingeladen 
„edificasen  moradas  para  los  Senores,  en  el  asiento  de  la  ciudad". 

Damals  habe  ungetrübter  Friede  bestanden,  und  das  Waffen- 
handwerk sei  erst  gelernt,  als  Einer  der  Fürsten  aus  ehrgeiziger 
Herrschsucht  mit  den  Garnisonen  der  mexicanischen  Grenzfestun- 
gen in  Unterhandlung  trat  und:  „metio  en  Mayapan  gente  de 
guerra,  con  que  tyrannizö  la  republica". 

Obwohl  sich  in  Yucatan  kein  Metall  findet  (bemerkt  Landa), 
werden  viele  gut  bearbeitete  Gebäude  angetroffen,  w^elche  Tem- 
pel darstellen  und  in  solchen  Mengen  vorkommen,  weil  sie  bei 
der  veränderlichen  Lebensweise  der  Indianer  in  jeder  Ansiedlung 
neu  gearbeitet  wurden,  denn  „en  cada  pueblo  labravan  un  Templo 
por  el  gran  aparejo  que  ay  de  piedra  y  cal,  y  cierta  tierra  blanca 
excellente  para  edificios"  (und  die  darauf  ausgeführten  Bildwerke 
zeigen  die  Rasse  der  von  den  Spaniern  angetroffenen  Indianer 
als  die  Erbauer). 

Die  drei  Brüder,  welche  in  Chicheniga  grosse  Gebäude^)  er- 
richteten, kamen  dorthin  „de  la  parte  de  Poniente"  (nach  Herrera). 

Yucatan  hiess  U  Cuumil  cutz,  u  Cuumil  ceb  (tierra  de  pavos  y  venados)  oder 
Ulumil  Cuz  und  Etel  Ceh  (nach  Landa),  auch  Ulunuluyz  Yetelzeh  (s.  Herrera).  Vom 
Westen  gekommen,  herrschte  Cuculcan  mit  den  drei  Brüdern  der  Yzaes  in  Chicheniza. 
Dann  wurde  Mayapan  gegründet  mit  dem  Tempel  Cuculcan's,  der  von  Champoton 
nach   Mexico    zurückkehrte    (Herrera).     Zwischen    Catoche    (casa)    und    Campeche    ant- 


1)  Mayapan  (pendon  de  la  Maya)  oder  Ychpa  (dentro  de  las  Cercas)  wurde  von 
Cukulcan  gegründet  (s.  Landa).     Stephens  beschreibt  die  Ummauerung  von  Copan. 

2)  Die  Dachformen  der  Denkmäler  von  Palenque  haben  chinesische  und  japanische 
Aehnlichkeit,  ebenso  das  Bizarre  in  den  Sculpturen  und  Ornamenten,  während  Körper- 
gefühl und  Bewegung  der  Gestalten  mehr  mit  ostindischer  Kunst  verwandt  zu  sein 
scheinen  (s.  Kugler).  Der  Horizontal -Bogen  in  Räumen  der  Casa  de  las  Monjas  in 
Uxmal  entspricht  dem  etruscischen  oder  pelasgischen  (nach  Fergusson). 


ITZAES.  369 

werteten  auf  Cordova's  Fragen  die  Indianer  mit  Tectetan,  tectetan  (no  te  entiendo),  und 
daraus  entstand  Yucatan  (Gomara),  Zamna  (in  Paduco  erscheinend)  wurde  in  Izamal 
begraben,  aber  dann  als  Kab-ul  vergöttert  (Panuco  als  Landungsplatz).  Im  Lande  der 
Mazotecas  war  das  Wild  zahm,  viel  verehrt,  und  deshalb  nicht  erschreckt  (zu  Cortez 
Zeiten).  Die  Comanches  heissen  (bei  den  Pawnees)  Padukas  (s.  Pike).  Die  aus  Chiapa 
gekommenen  Einwanderer  Hessen  sich  in  der  Nähe  von  Mayapan  nieder,  wo  durch 
ihre  friedliche  Gesinnung  und  Bildung  der  Fürst  der  Tutuxiu  weite  Achtung  erwarb. 
Als  der  König  Cocom  aus  den  mexicanischen  Grenzstädten  (von  Tabasco)  Soldaten 
einführte,  um  aus  seinen  Untcrthanen  Sklaven  zu  machen,  verbanden  sich  die  Vor- 
nehmen mit  den  Tutuxiu,  um  die  Cocomes  zu  ermorden,  mit  Ausnahme  eines  abwe- 
senden Prinzen,  der  bei  der  Rückkehr  Tibulon  in  Zututa  oder  Sotuta  gründete.  Unter 
den  Itzaes  (heiligen  Männern),  den  Gründern  von  Chichen-itza  und  später  von  Mayapan 
(wo  Stephens  a  dome-shaped  edifice  fand,  wie  die  Dagobas  in  Ceylon)  there  was  a 
character  corresponding  in  many  respects  with  Quetzalcoatl,  named  Kukulcan  (Kubilac- 
Khanj  or  God-feathered-Serpent,  der,  als  Gesetzgeber,  vom  Westen  (nach  Herrera) 
kam  (s.  Squier).  Die  Itzaes  verliessen  Yucatan  im  achten  Zeitalter  (Vaxachaau).  Nach 
Veytia  fiedelten  die  Olmeken  und  Xicalances  in  Yucatan.  Die  nach  der  Schlacht  der 
Huexotzingos  sich  in  Yucatan  niederlassenden  Teochichimeken  (s.  Torquemada)  nahmen 
die  dortige  Sprache  an.  Die  Nunualcas  (Nonohualcas)  wohnten  am  Vulcan  San  Vin- 
cente. Godoy  traf  bei  Clatipilula  von  Chiapa  nach  Quichula  ausgewanderte  Zapotecas. 
Die  Yucatanesen  passirten  durch  die  aufgetrocknete  See  bei  ihren  Wanderungen.  Der 
König  Ytzmatul  (el  que  recibe  y  posee  la  gracia  y  rozio  ö  substania  del  cielo)  wurde 
in  Ytzamal  vergöttert  (s.  Lizana),  als  Kab-ul  (mano-obradora).  Nach  dem  Fall  von 
Chichen-Itza  herrschte  in  Ytzmal  der  Gottessohn  Ytzamatul,  als  Thau  des  Himmels, 
und  bei  seinem  Tode  wurden  über  die  Glieder  des  vertheilten  Körpers  Tempel  gebaut. 
Unter  den  Caziquen  der  Typu  stammte  Cumux  von  den  Fürsten  der  Insel  Cozumel. 
Die  Chinamitas  kämpften  mit  den  Itzaes.  In  Champoton  herrschte  die  Familie  der 
Covoh.  Der  Fürst  Chiapoton  von  Aguanil  wohnte  in  Moscobo  (zu  Cordoba's  Zeit). 
An  die  Stelle  der  Chomes  traten  (XVII.  Jahrh.)  die  Urinamas,  Cavecanas,  Talamancas 
und  Terrabas  (s.  Pelaos).  Montejo  unterstützte  die  Cheles  in  Tirroh  (mit  Chicheniza) 
gegen  die  Covohes  in  Chianpotan  (in  Yucatan).  Neben  Canek,  König  der  Taika,  auf 
der  Inselstadt  am  See,  herrschte  Amohan  in  Tlesean.  Der  aufständische  Fürst  von 
Chetemal  befestigte  sich  in  Chequitaquil  (in  Yucatan).  Nachdem  die  Spanier  durch 
den  Aufstand  der  Indianer  in  Yucatan  gezwungen  waren ,  sich  über  Cilam  aus  Cam- 
peche zurückzuziehen,  wurden  die  während  der  Dürre  ein  Opfer  bei  dem  Brunnen  von 
Chicheniza  beabsichtigenden  Mani  von  den  Cocomes  auf  dem  Wege  getödtet,  worauf 
die  Tutuxius  die  Länder  der  Cocomes  verheerten,  und  während  dieses  Krieges  die 
Spanier  zurückkehren  konnten  (Herrera).  Wie  die  Tzotziles  sind  die  Zoques  von  der 
Fledermaus  (Zoo)  genannt.  Neben  den  Itzcaes  und  Lacandones  wohnten  zwischen 
Guatemala  und  Yucatan  die  Choles,  Mopanes,  Queaches,  Tirampies  u.  A.  m.  Der 
(zu  den  Lacandones)  gehörige  Stamm  der  Chanes  (Chan  oder  Schlangen)  hiess  Colhuas 
oder  Quinames  (bei  Palenque).  In  Verapaz  finden  sich  neben  den  Lacandones  in 
Acala  die  Pochutecas  (Herrera).  Die  westlichen  Lacandones  (an  der  Grenze  Chiapas) 
sprechen  die  dem  Maya  verwandte  Sprache  Putum  oder  Chol  (Berendt).  Das  Maya 
ist  mit  der  Sprache  Zotzile,  Tzendal  und  Chamha  oder  Chamula  verwandt.  Neben 
Coribizi,  Chonal  und  Orotina  war  die  Sprache  von  Choluteca  die  älteste  und  ein- 
heimische in  Mexico,  und  die  der  mexicanischen  Sprache  tenian  por  letras  las  figuras 
de  los  de  Culua  (in  Folge  einer  Dürre  aus  Anahuac  ausgewandert).  Gesetze  und  Ge- 
Bastian  ,  Ameiica.  9_i 


370  YUCATAN. 

brauche  waren  nach  Art  der  Mexicaner  gemalt,  y  esto  hazen  solos  los  Chorotegas,  y 
no  todos  los  de  Nicaragua,  y  tambien  son  diferentes  en  los  sacrificios  (s,  Herrera). 
Bien  qu'elle  renferme  un  grand  nombre  de  racines  communes  ä  la  langue  maya,  eile 
differe  de  celle-ci  d'une  maniere  essentielle;  pour  ce  qui  concerne  sa  grammaire ,  eile 
parait  6tre  un  dialect  de  la  langue  Diria  ou  Choroteca  du  Nicaragua,  qui,  ä  son  tour, 
se  rattache  ä  plus  d'un  titre  h  des  idiomes  de  l'Amerique  m^ridionale  ,  bemerkt  Bras- 
seur  von  der  langue  chiapaneque  (in  Chiapa  de  los  Indios).  Chinabahul  oder  Huehue- 
tanango  war  Hauptstadt  der  Tzitzol,  Die  Chinamitas  redeten  Maya.  In  Chinamila 
(bei  Quirigua)  finden  sich  Monolithen.  Die  Azteken  zogen  über  Xaltocan  und  den 
See  Chinamitl.  Chinandega  war  Stadt  der  Nagrandaner.  Die  Chinanteken  oder  Tenez 
wohnten  in  Teotitlan.  Chinantla  war  Hauptstadt  der  Chinanteken  (bei  den  Mazateken 
in  Oajaca).  Die  Parascer  gründen  Chincila  oder  Tzintzunzan  (Guayangareo)  am  See 
Patzcuaro.  Chindoy  war  der  böse  Geist  der  Navajos.  Chinigchinig  war  Gott  der 
Acagchemem.  Die  Chin  wohnten  nördlich  vom  Atnah  in  Columbien  (mit  Chinook). 
Die  Tlapaneken  oder  Chinquimes  wohnten  in  Chilapan.  Chinapa  war  Stadt  der  Opatos 
in  Sonora.  Die  Chinipos  wohnten  bei  San  Andres  Chinipa.  Kinich  Kakmo  (als 
Sonne  mit  Vogelschnabel)  wurde  in  Itzamal  verehrt.  Der  Gott  Kabul  (des  Lebens  und 
Schaffens)  in  Yucatan  wird  unter  dem  Symbol  der  rothen  Hand  verehrt.  Alquin  ist 
hijo  del  Sol  (in  Yucatan).  Hun  Itzamna  oder  Yaxcocahmut  war  Sohn  des  unkörper- 
lichen Gottes  Hunab  Ku ,  von  dem  alle  Dinge  herrührten  (in  Yucatan).  Aus  dem 
Westen  nach  Chichen-Itza  kommend,  vereinigten  die  (ohne  Frauen  lebenden)  Fürsten- 
brüder die  Eingeborenen  (Tempel  bauend),  bis  Einer  aus  den  Dreien  nach  Bac-halal 
zurückkehrte  (Landa).  Bei  den  Itzas  war  das  Wild  heilig  (wie  bei  den  Lacandonen). 
Von  dem  Beori  (danta)  oder  Tapir  wollten  die  Eingeborenen  (in  Vera  Paz)  die  Blut- 
entziehungen gelernt  haben,  nam  ubi  sanguinis  nimia  copia  se  gravari  sentit,  illico 
petrarum  attritu  venas  crurum  sibi  aperit  et  sanguinem  derivat  (de  Laet).  In  Yucatan 
zeugte  der  Gott  Izona  mit  der  Jungfrau  Chibirias  (Tochter  des  Ischel)  den  Sohn 
Bacab,  der  durch  Eopuco  getödtet,  wieder  auflebte  und  zum  Himmel  emporstieg, 
worauf  Echuah  (der  Kaufmann)  die  Welt  erneuete  (nach  Casas).  In  Yucatan  (wo 
Chylamcabal  die  Ankunft  der  Spanier  prophezeite)  hatte  Cozas  (mit  19  Gefährten)  das 
Fasten  und  die  Beichte  eingeführt,  unter  Verehrung  des  Vaters  als  Yzöna  (im  Himmel), 
des  Sohnes  als  Bacab  (mit  seiner  Mutter  Chyribirias)  und  des  heiligen  Geistes,  als 
Yschel  (s.  Remesal)  oder  Echuah  (als  Dritter  hinzutretend).  Ausser  Chilam-Balam 
hatten  (in  Peten)  die  Hohenpriester  Patzin-Yaxan ,  Nahau-Pec,  Ahnapuc-Tun  das 
Christenthum  prophezeit  (s.  Villagutierre).  Canal  Bacab  wurde  bei  den  Maya  verehrt 
(als  Himmelsträger  mit  seinen  Brüdern).  Zamna  oder  Itzamna,  als  Sohn  Hunabku's, 
des  einzig  Heiligen  (b.  Cogullado).  Der  Frömmste  unter  den  drei  Brüdern,  die  in 
Chichen-Itza  herrschten,  zog  sich  nach  Bac-Halal  zurück  (Landa).  Die  Tutul-Xiu 
wanderten  unter  Holon-Chan-Tepeuh  nach  Yucatan.  Die  von  den  Tutul-Xiu  vertrie- 
benen (Ahizaes)  Itzaes  oder  Izaes  hiessen  Kuyen  Vinkob  (heilige  Männer).  Nach 
Clavigero  rühmte  sich  der  Adel  Yucatan's  seiner  Abstammung  von  Quetzalcoatl.  Die 
Cocomes  in  Yucatan  stammten  von  dem  aus  Westen  gekommenen  Quetzalcoatl  oder 
Kukulcan  (Torquemada).  Der  Prophet  Napuctum  (in  Yucatan)  prophezeite  die  Zer- 
störung durch  Feuer  (s.  Lizana).  Unter  den  12  Priestern  Mayapan's  sagte  der  Vater 
Achchel's  die  Zerstörung  der  Hauptstadt  voraus,  worauf  sein  Sohn  nach  der  Küste 
auswanderte  und  Tikoch  gründete  (in  Ahkin-Chel  oder  Yzamal)  als  Stadt  der  Cheles 
(im  Kriege  mit  den  Cocomes  und  Xius).  Neben  den  Prophezeiungen  des  Priesters 
Chilam  Calam  (in  Yucatan)  finden    sich    die  Napuctum's,  Ahkuil-Chel's,  Nahau-Pech's, 


CHINANTECA.  371 

Natzin  Yabun-Chan's.  Die  Tutuxiu  (den  Cocomes  feindlich)  schlössen  sich  in  Folge  der 
Prophezeiung  Chilancambal's(Chilamcabars)  an  die  Spanier  an.  Die  Propheten  Chilanibalam 
schrieben  ihre  Prophezeiungen  in  Maya-Bücher.  In  Mini  (in  Yucatan)  Hess  der  Prophet 
Chilancalcat  Prophezeiungen.  In  Yucatan,  wo  die  Heroen  dem  Kreis  der  Götter 
(Ku)  zugefügt  wurden,  hiessen  die  Götzen  (bei  Villagutierre)  Zemes.  Die  Kriegsgötter 
Pakoc  und  Hunchunchan  orakelten  (bei  den  Itzas).  Nachan  (Schlangenort  in  Maya) 
oder  Hochan  (der  Tzendalen)  bei  Palenque  wird  von  Ordonez  mit  Culhuacan  identifi- 
cirt.  Nach  Las  Casas  hatte  Cocolcan,  mit  20  langbewandeten  Bärtigen  nach  Yucatan 
kommend,  die  Beichte  und  das  Fasten  eingeführt.  Als  ganz  Yucatan  mit  Ansiedlungen 
bedeckt  war ,  zerstörte  ein  Sturmwind  alle  hohen  Gebäude ,  so  dass  nur  die  kleinen 
Hütten  blieben ,  in  denen  die  Kinder  (von  ihren  Eltern  getrennt)  lebten.  Nach 
15  Jahren  folgten  tödtliche  Fieber,  nach  wieder  15  Jahren  blutige  Kriege,  nach  15 
bis  20  Jahren  Pestilenz,  und  dann  prophezeite  in  dem  Gebirge  von  Mani  (in  Tutuxiu) 
der  Priester  Chilam  Chambal  von  der  Einführung  des  Kreuzes,  wie  sich  auch  in  den 
Büchern  der  Cocomes  (nach  D.  Juan  Cocom)  eine  Prophezeiung  mit  Abbildung  sonder- 
barer Hirsche  fand,  die  eingeführt  werden  würden,  den  Kühen  der  Spanier  entspre- 
chend (s.  Herrera).  Canek  (in  Peten)  bemerkte  den  von  den  Typu  kommenden 
Missionären,  dass,  obwohl  sein  Vater  die  Annahme  des  Christenthums  versprochen 
hatte,  noch  keine  Zeit  sei,  weil  man  sich  erst  im  dritten  Zeitalter  (Oxahau)  fände 
(Yillagutierre).  Die  Itzaes  nannten  die  Spanier  Xolopes,  desde  que  vieron  ä  los  pri- 
meros  comer  Anonas,  que  es  Truta  de  Tierra  caliente.  Chilan-Balam ,  Grosspriester 
von  Tixcacayon  Cabich  (in  Mani),  hätte  die  Ankunft  des  Kreuzes  im  13.  Zeitalter 
prophezeit.  Die  wilden  Yucatanesen  am  Rio  Hondo  (mit  der  Hauptstadt  Chan  Santa 
Cruz)  werden  von  dem  Patron  oder  Totich  genannten  Priesterkönig  (der  das  Kreuz 
befragt)  regiert,  mit  dem  Tata  Polin  (interprete  de  la  cruz  o  de  dios)  und  dem  El 
organo  de  la  divina  palabra,  als  dritten  (Aldherre).  Von  Mayapan  nach  Mexico  zurück- 
kehrend, Hess  Cuculcan  bei  Champoton  zu  seiner  Erinnerung  un  edificio  dentro  de  la 
mar  (Herrera).  Ytzamma,  Sohn  des  Gottes  Kincliahan  mit  Ixkaleox  (Erfinderin  des 
Webens),  erfand  die  Schreibekunst  (in  Yucatan).  Bei  Dürre  wurden  Mädchen  in  die 
Cisterne  (Zenote)  eingetaucht  (bis  sie  ertranken)  in  Yucatan.  Hun-Itzamna  oder  Yax- 
Cok-Ahmat  war  Sohn  des  Gottes  Hunab-Ku  (Einzigen  Heiligen)  in  Yucatan  (Cogul- 
ludo).  Neben  den  Naturgöttern  (Xoj,  Ajmak,  Kanil  und  Ik)  wurde  in  Istlavacan  der 
Lichtgott  Kij  und  der  (böse)  Erdgott  Juiup  verehrt  (nach  Scherzer).  Die  Tutul-Xiu, 
weil  ohne  Waffen  (bis  zur  Zeit  der  Mexicaner),  bedienten  sich  nur  der  Schlingen  und 
Fallen  zum  Thierfange  (nach  Landa).  Die  von  dem  Hohenpriester  des  Gottes  Turanga 
geführten  Tongaiti-Akareva-moana  (der  durch  die  Himmelslüfte  segelnden  Tonganesen) 
brachten  die  Verfertigung  der  WafiFen  nach  Mangaia  (s.  Gill).  Von  Nicaragua  ge- 
kommen, unterwarfen  die  Chiapas  die  Zoques,  verblieben  aber  in  Zwist  (ohne  Ver- 
heirathung)  mit  den  Cinantecas  in  Chinantlan  (wo  mexicanische  Garnisonen  lagen), 
qualquier  oficio,  que  consiste  en  Arte,  aprenden  bien,  usan,  entre  si,  de  mucha  cortesia 
(s.  Herrera),  singulares  (son).  Chinanthla  (b.  Zazatula)  lag  ausserhalb  der  mexicanischen 
Grenze  (zu  Cortez  Zeit),  In  Chinanteca  (von  Montezuma  unterworfen)  lieferten  die 
Herren  ihre  eigenen  Sklaven  zum  Opfer.  In  der  Schlacht  der  Tuatecas  (in  Chinanteca) 
zogen  die  Fürsten  (mit  den  Haaren  federartig  aufgeputzt)  voran.  Der  Fürst  Chiapes 
(neben  den  Quarequa)  führte  Baiboa  zum  Südmeer.  Im  Chinantekischen  sind  die 
Vozes  tan  equivocas,  que  con  un  mesmo  termino  mas  blando  ö  mas  reciö  dicho,  significa 
disonante  sentido  (Remesal)  [chinesischer  Betonung].  Das  Tzendalische  ist  ein  Dialect 
des  Zotzilischen,  zum  Maya  gehörig  (wie  das  Chiapa).    (Giapon  und  Japan).     In  Chiapa 

24* 


372  •  YUCATAN. 

finden  sich  neben  Chiapaneken  (und  unterworfenen  Zoques)  die  Zeltzales  und  Quelenes. 
Juarros  rechnete  die  Chiapaneken  zu  den  Kichc  (Nachkommen  der  Tuheken).  In 
Chiapas  fanden  sich  (verschiedensprachig)  die  Chiapanecas,  Zoques,  Zeltales  (mit  Yuca- 
tan  grenzend),  Quelenes  (mit  Guatemala  und  Soconusco  grenzend).  Mayapan  bildete 
einen  Bund  mit  Tulha  und  Palenque  in  Chiapa.  Die  Zotziles  (murcielagos)  stammten 
von  Tzinacantan,  Hauptstadt  der  Quelenes.  Die  Tzendalen  wohnten  in  Chiapan  oder 
Zacatlan.  Von  der  letzten  Felsenfestung,  auf  welcher  die  Chiapas  von  Mazariegos 
eingeschlossen  waren,  stürzten  sie  sich,  als  alle  Hoffnung  des  Widerstandes  aufzugeben 
war,  mit  Frauen  und  Kindern  in  den  Abgrund  (s.  Herrera).  Tzinacantlan  (Stadt  der 
Fledermäuse)  oder  Zotzilha  (der  Tzotziler)  war  Hauptstadt  der  Quelenes.  Neben  den 
Chiapaneken  finden  sich  in  Teochiapan  die  Zoques,  Cendales  oder  Zeldalcs  und  Mamcs. 
Die  Chiapaneken  unterwarfen  neben  den  Tzendalen  (bei  Palenque)  und  Zoquen  die 
Zotzilen  und  Quelenes  (in  Chiapa).  Die  Tzendalen  in  Soconusco  gehören  zu  den 
Mayas  in  Uxmal,  von  wo  das  Reich  der  Itzaes  in  Peten  gegründet  wurde.  Nachdem 
sich  Imos  (Mox)  in  Chiapas  niedergelassen,  folgte  Ik  oder  Igh  und  dann  (bei  den 
Tzendalen)  Votan  (unter  dem  die  Tzequiles  in  Nachan  oder  Palenque  ankamen). 
Darauf  herrschten  Chan  oder  Ghanan,  Abagh,  Tox,  Moxic,  Lambat,  Muluc  oder  Molo, 
Elab,  Batz,  Ewab,  später  Been  oder  Be  (der  Gründer  Comitan's),  weiter  Hix,  Tziquin, 
Chabin,  Chin  (als  Einführer  der  Sodomie  deificirt)  und  Chinax,  der  durch  die  Nagual 
(Zauberei)  eines  mächtigen  Gegners  vernichtet  wurde.  Ihm  folgten  Cahogh  und 
Akbal,  nach  denen  die  Dynastie  der  Votaniden  durch  die  Xahoas  aus  Tulha  ersetzt 
wurde.  Bis  zur  Zeit  der  mexicanischen  Kriege  wurden  die  von  Votan  stammenden 
Chiapas  von  zwei  Priestern  regiert  (Clavigero).  Im  Königreich  der  Otomies  (mit  der 
Hauptstadt  Xilotepec)  war  Chiapa  (neben  Tula,  Tepexic,  Xiquipilco,  Atocpan  und 
Queretaro)  einbegriffen  (Torquemada). 

Imox  oder  Ninus  wurde  durch  den  Seiba-Baum  repräsentirt,  aus  dessen  Wurzel 
die  Chiapas  entstanden  waren.  Imos  (Nimus)  rettete  sich  (nach  den  Tzendalen)  aus 
der  Flutli  in  einem  Boot  (wie  Tezpi  in  Mechoacan).  Die  Tzendalen  glaubten  sich  den 
Wurzeln  des  Seiba-Baums  (dem  Ymos  oder  Imos  heilig)  entsprossen  (Nunez  de  la  Vega). 
Lambat  findet  sich  unter  den  Heroen  die  in  Chiapa  siedelten.  Izamal  wurde  von  Zamma 
gegründet.  Die  Cheles  bildeten  den  Priesterstand  in  Izamal.  Die  Chiapaneken  setzten 
die  Calchiguites  (mit  den  Bildern  ihrer  Heiligen)  in  eine  Urne  zu  Tlacoaloya  bei  Hue- 
huetlan  (in  Soconusco)  bei,  zu  Ehren  Votan's  unter  Hut  von  Priestern  (con  tapianes). 
Der  Hohepriester  (gran  sacerdote),  que  llamavan  Ahkin-Mai  y  por  otro  nombre:  Ahau- 
Can-Mai,  que  quiere  decir  el  Sacerdote  Mai  o  el  Gran  Sacerdote  Mai,  lebte  (in  Yucatan) 
nur  von  freiwilligen  Gaben  (s.  Landa).  [Mai,  gross,  oder  Maha  mit  Con.]  Nach  Landa 
kamen  westliche  und  östliche  Einwanderungen  nach  Yucatan.  Der  Osten  wurde  (bei 
den  Maya)  Li-kin  (Sonnenaufgang)  oder  Cen-ial  (kleines  Herabkommen),  der  AVesten 
Chi-kin  (Sonnenuntergang)  oder  Nohen-ial  (grosses  Herabkommen)  genannt  (nach  Landa). 
Zamna  (Sohn  des  Hunab-ku),  der  sich  als  Ytzen-Caan,  Ytzen-Muyal  (rosce  ou  substance 
du  ciel,  rosee  des  nuages)  bezeichnete,  galt  als  inventeur  des  caracteres  dits  calculiformes 
(s.  Charencey).  Cuculcan  nannte  die  von  ihm  gebaute  Stadt  Mayapan,  que  quiere  decir, 
la  vandera  de  la  Maya,  porque  Maya  significa  la  lengua  (Herrera).  Nach  der  Zerstö- 
rung Mayapan's  theilte  sich  die  Herrschaft  Yucatan's  zwischen  los  Cocomes,  Cheles  y 
Xives  (s.  Herrera).  Die  Ah-Itza  wurden  durch  die  Tutuxiu  (zu  Nahuatl  gehörig)  aus 
Potachan  und  Chichen-Itza  vertrieben.  Die  wilden  Chontal  (deren  Sprache  sich  bis 
Oaxaca  erstreckte)  wohnten  nördlich  vom  See  Nicaragua,  zwischen  welchen  und  den 
Pautli  die  (mexicanischen)    Niquiran  wohnten,    neben    den  Choroteyes    (als  Diries,  Na- 


SEIBA. 


373 


grandes,  Cholutekcs  und  Orotines).  Die  aus  Soconusco  durch  die  Olmeken  nach  Ni- 
caragua Getriebenen  bauten  (auf  dem  "Wege)  Escuintla  (nach  Torquemada).  Nach  Ix- 
tlilcochitl  wanderten  die  Reste  der  Tolteken  nach  Nicaragua.  Der  Gott  Itzamna  (in 
Yucatan)  galt  als  Erfinder  der  Schrift  (nach  Cogulludo).  Ix-Kanleox  war  Mutter  der 
Götter.  Kukulkan  (die  Luft)  war  Gott  der  Gesetze  und  des  Krieges.  Citbolontum 
war  Gott  der  Medicin  (wie  die  Göttin  Ixchel).  Xocbitum  war  Gott  des  Gesanges. 
An-kin-Xoc  war  Gott  dichterischer  Begeisterung  (wie  Pizlimtec).  Htubtun  war  Gott  Metnal 
der  Beredsamkeit.  Als  höchster  Gott  wurde  Hunabku  verehrt  (in  Yucatan),  während 
der  Böse  als  Xibilba  erschien.  Die  Seelen  (Pixan)  der  Guten  genossen  Seligkeit  unter 
der  riesigen  Ceiba  (Yaxche),  während  die  bösen  in  der  Hölle  (Metnal)  gestraft  wurden. 
Der  Stamm  des  Seiba-Baum's  (Cha-Yaxche)  war  heilig,  als  Votan  oder  Zamna  (Itzama- 
tul).  Die  Mädchen  wurden  als  Jungfrauen  des  Feuers,  und  die  Knaben  in  Klöstern 
(von  Hohenpriestern)  erzogen.  La  denominacion  comun  del  afio  era  hab,  del  siglo 
katun,  sincope  de  la  fräse  kat  tun,  que  significa  atravesar  una  piedra  (in  Yucatan)  und 
diese  monumentalen  Steine  wurden  im  Tempel  der  Stadt  Tixualahtun  aufgestellt  (Car- 
rillo).  Bis  zur  Zeit  Nunez  de  la  Vega  fand  sich  (in  Teopixca)  generacion,  que  llaman 
de  Votantes,  als  von  Votan,  que  es  el  Senor  del  Palo  Hueco  (que  llaman  Tepanaguaste) 
stammend.  Durch  den  spiegelnden  Stein  Zatzun  wurde  Krankheit  entdeckt  (in  Yuca- 
tan). Rakalku  war  Gott  des  Todes  (in  Yucatan).  Die  Shasta  stammen  von  dem  Bär 
mit  der  Tochter  des  Grossen  Geistes.  Die  Tempel  in  der  Boca  de  Terminos  (aus  Stein 
und  Kalk)  enthalten  Götzen  von  Thon  und  Holz.  In  der  Nähe  des  Flusses  Lagartos 
steht  auf  dem  freien  Platz  der  Stadt  Mani  ein  kegelförmiger  Steinpfeiler.  In  Campeche 
fand  Cordova  in  einem  Stufenthurm  Steinbilder  von  wilden  Thieren  und  Schlangen. 
In  Champoto  (unter  dem  Caciquen  Mochocoboc)  beantworteten  die  Indianer  den  Donner 
der  Geschütze  mit  Geschrei.  Im  ISIonat  Chen  wurde  der  neue  Götze  von  den  fasten- 
den Verfertigern  dem  Eigenthümer  übergeben  (in  Yucatan).  Die  Jungfrau  Chibirias 
war  Tochter  der  Arzneigöttin  Ixchel  (in  Yucatan).  In  Yucatan  wurde  ein  durchsich- 
tiger Stein  (Zalzun)  befragt,  um  die  Ursache  der  Krankheit  zu  erkennen  (s.  Baeza). 
Die  Königstochter  Ix-Zuhuy-Kak  im  Feuerkloster  (unter  der  Aufseherin  Ixnacanka- 
tum)  sterbend,  wurde  vergöttert  (in  Yucatan).  Nach  Las  Casas  führte  der  Gott  Chin 
(Cavil  oder  ISIaran)  die  Sodomiterei  ein  (bei  den  Mayas).  Bei  Aht  oder  (bei  den  Ta- 
kali) Chins  (Fremdlinge)  gehen  die  Seelen  der  natürlich  Gestorbenen  zu  dem  als  knochen- 
loses Fleischgespenst  umherwandelnden  Chayher,  die  Seelen  der  im  Kampfe  Gefallenen 
zum  glücklichen  Lande  des  Schöpfers  Quawteaht.  Neben  dem  bönen  Chindoy  verehrten 
die  Navajo  den  guten  Gott  Whaillahay.  Den  Acagchemem  (bei  San  Juan  de  Capis- 
trano)  erschien  Quiot  als  Chinigchinich.  Der  Gott  Chin  (Cavil  oder  Maran)  führte  in 
Verapaz  die  Sodomiterei  ein  und  seitdem  verheiratheten  die  Väter  ihre  Söhne  mit 
Knaben.  Die  Chin  lebten  nördlich  von  den  Atnah  oder  Shushwap  (in  Columbia), 
Can  findet  sich,  als  Schlange,  im  Quiche-Calender.  Die  Priesterin  (Sclavin  des  Ober- 
priesters Quincanek)  Hess  sich  von  ihren  Geliebten  in  Gestalt  von  Löwen  oder  Tiger 
besuchen  (am  See  von  Itza).  Beim  Fest  Pocam  (der  Maya)  wurde  der  Tanz  Okot  nuil 
abgehalten.  In  Chiapas  wurde  Costahuatox  (mit  Widder-Kopf)  verehrt.  Bei  den  Llanos 
wurde  Yabalan  (Yahalan)  und  Canamlum  verehrt.  In  Chiapas  wurde  eine  fette  Greisin 
(von  den  Spaniern  getödtet),  als  Göttin  verehrt  (s.  Diaz).  In  Chiapa  verehren  die  In- 
dianer neben  den  Sternen  Thiere  als  Naguals  (Fetischgötter).  Bei  Huehuetan  wurden 
Tapire  verehrt.  Vom  Looswerfen  (Kinyah)  wurden  die  Priester  (Yucatans)  Ahkin  (Ala- 
kin)  genannt  (Lizana).  Bei  den  Guechecoros  wurde  ein  Bild  des  Cortez  verehrt.  Der 
erste  Mensch  (in  Yucatan)  war  aus  Erde  und  dem  (Zacate  genannten)    Stroh  verfertigt, 


374  YUCATAN. 

die  Knochen  aus  Erde,  Haut  und  Haare  aus  Stroli  (CoguUudo).  In  Yucatan  waren 
vier  Erdepochen  vorübergegangen,  die  durch  Pestilenzen  (plötzlichen  Tod),  Sturm  und 
Fluth  vernichtet  waren.  Der  Schöpfergott  Hunab-ku  zeugte  den  Sohn  Hun  Ytzamna 
oder  Yaxcocahmut  (in  Yucatan).  Gott  wurde  als  Kue  angerufen  (in  Yucatan),  unter 
Seufzen  (s.  Cogulludo).  Neben  den  Kriegsgöttern  Pakoc  und  Hexehunchan,  verehrten 
die  Itzaex  den  Gott  Hobo  durch  Menschenopfer  (s.  Fancourt).  Quincanak  fungirte 
als  Hoherpriester  in  dem  Tempel  Itza's  (s.  Villagutierre).  Der  Priester  Tut  (in  Ilza) 
erhielt  von  seinem  Gott  Prophezeiungen.  Das  Wild  war  (bei  den  Itzaes)  heihg  und 
durfte  nicht  gejagt  werden.  Jachel  war  Göttin  der  Geburten  (in  Yucatan).  Die  die  Seele 
in  Blumen  (Acat)  verwandelnde  Dämonen  wurden  verehrt  (in  Yucatan).  Der  Gott  Kin- 
chakau  zeugte  mit  der  Göttin  Ixazalvah  (der  Erfinderin  des  Webens)  den  Sohn  Itzamna 
(der  Erfinder  der  Schrift),  während  die  übrigen  Götter  von  der  Göttin  Ix-Kanleox  ge- 
boren wurden  (in  Yucatan).  Die  Göttin  Ixchebelyax  erfand  die  Malerkunst,  die  Zauberin 
Ixbel  (neben  dem  Arznei-Gott  Cixbolontum)  die  Heilkunst.  Neben  Xocbitum,  dem 
Gott  des  Gesanges,  wurde  der  deificirte  Sänger  Ah  Kin  Xooe  verehrt,  als  Gott  der 
Dichtkunst  oder  Pizlimtec.  Neben  dem  Häuptling  Kukulcan  wurde  Kakupacat  (mit 
Feuerschild)  verehrt.  Chac  wurde  als  Erfinder  des  Ackerbaues  verehrt.  Der  Gott  JNIul 
Tul  Tzec  herrschte  über  die  Gewitter  (in  Yucatan).  Neben  dem  Gott  Tel-cuzan  (mit 
Schwalbenfüssen)  wurde  der  Gott  Lakunchan  (mit  verwachsenen  Zähnen)  verehrt.  Der 
Gott  Htubtun  (in  Yucatan)  excretirte  kostbare  Steine  (Cogulludo).  Die  vier  Bacab  (der 
Maya)  stützten  die  Weltgegenden  und  die  Eingeweide  der  Todten  wurden  in  Bacab 
genannten  Gefässen  begraben.  Unter  den  Göttern  (in  Yucatan)  herrschten  die  vier 
Brüder  (Bacab)  in  den  vier  Weltgegenden  den  Himmel  tragend.  Am  Fest  Pocom  des 
ersten  Priesters  Chinchau-Yzamna  reinigten  die  Priester  (nachdem  sie  den  bösen  Geist 
vertrieben)  die  heiligen  Bücher  mit  Wasser,  das  aus  einem  nur  von  Frauen  betretenen 
Gehölz  geholt  war  (in  Yucatan).  Yzamna,  Citbolantum  und  Atau-Chamahez  waren  die 
Götter  der  Medicin  in  Yucatan).  Am  Feste  Chic-Kaban  kam  der  zum  Himmel  auf- 
gestiegene Prophet  Kukulcan  zur  Erde,  die  Opfer  persönlich  zu  empfangen  (in  Mani). 
In  Süd-Californien  legte  der  Schöpfer  die  Erde  auf  den  Rücken  von  vier  Riesen,  die 
sich  im  Erdbeben  schütteln.  In  Yucatan  tragen  die  vier  Brüder  Bacab  die  Erde. 
Dem  Gott  Kinchachau  haban  wurden  (in  Campechc)  Menschen  geopfert.  In  Tihoo  (bei 
Merida)  wurde  Ahchun  caan  verehrt  und  (früher)  Vaclomchaam.  In  Cozumel  wurde 
Ahulane  oder  Ahulneb  verehrt.  In  Itzmal  wurde  neben  Itzamat-ul  (der  Thau  des 
Himmels)  Kab-ul  (die  arbeitende  Hand)  und  das  Sonnengesicht  Kinsch  Kakmo  (dessen 
Strahlen  in  dem  Vogel  Vacamaya  hernieder  kamen)  verehrt  (s.  Cogulludo).  Die  vier 
Bacab  (in  den  vier  AVeltgegenden)  waren  der  Fluth  entkommen  (in  Yucatan).  Ra- 
kalku  (Gott  des  Todes)  wurde  auf  der  Opferinsel  verehrt  (Cogulludo).  Die  Priester 
(in  Yucatan)  communicirten  mit  dem  Dämon  Xibilba  (der  Verschwindende).  Die  vier 
Götter  Zakal  Bacab,  Canal  Bacab,  Chacal  Bacab  und  Ekel  Bacab  trugen  die  Erde  (in 
Yucatan).  Beim  Fest  Vayeyab  wurde  ein  Stock  ausgekleidet  (als  Mam  oder  Grossvater) 
und  verehrt  (in  Yucatan).  In  der  Schlacht  wurde  der  Gott  Ahchuy  kak  von  vier 
Häuptlingen  getragen.  Auf  der  Insel  Uloa  fand  Grijalva  die  Verehrung  des  Kreuzes. 
Aus  dem  Kreuz  in  Yucatan  schloss  man  auf  Ankunft  der  Spanier  tiempo  del  rey  don 
Rodrigo  (Gomara).  Boturini  identificirte  das  Kreuz  mit  dem  Baume  des  Lebens  (To- 
nacaquahuitl).  Die  Itzaexes  verbrannten  die  Menschenopfer  in  der  Höhlung  eines  me- 
tallenen Kreuzes  unter  Tromraellärm  (Waldeck).  Das  Kreuz  oder  Tonacaquahuitl  (dios 
de  las  lluvias)  hiess  Quiahuitziteotl  (dios  de  madera)  oder  Chicahualizteotl  (dios  fuerte 
e  poderoso).     Nach  Quauhtolco    oder  Guatulco    wurde    das  Kreuz    durch    einen    weiss 


KREUZE.  375 

gekleideten  Bärtigen  gebracht.  Auf  dem  Berge  Escurruchan  oder  Esclicurruchan,  als 
Gottheit  der  Gebirge,  wurde  ein  beständiges  Feuer  unterhalten  (bei  Cahabon).  Die 
Kaufleute  in  Yucatan  verehrten  den  Gott  Ekchua.  Von  Kaufleuten  wurden  Steine  dem 
Haufen  an  dem  Bilde  des  Gottes  Echuah  auf  Reisen  zugefügt  (in  Yucatan).  Die  In- 
dianer von  Zaclun  (und  die  Typu)  stellten  längs  der  Wege  estatuas,  ä  traza  de  Es- 
panoles  ridiculos  und  davor  Götzenbilder,  als  die  Figuren  de  dioses  de  los  Caminos,  die 
den  Spaniern  die  Wege  verlegen  sollten  (Villagutierre).  An  der  Puntade  las  mugeres 
fand  Cordova  an  den  Steinthüren  weibliche  Idole.  Dem  Gott  Mam  (Ahnherr)  waren 
in  Yucatan  die  Unglückstage  geweiht.  In  dem  Tempel  Ppapp-Hol-Chac  (casa  de  las 
cabe^as  y  rayos)  wurden  in  Yucatan  Orakel  ertheilt  (Lizana),  im  Ppappismus.  Die  Yu- 
cataner  feierten  la  fiesta  del  dios  Mam,  abuelo  (Pio  Perez).  Beim  Fest  Pocam  (in  Yu- 
catan wurde  (unter  Oeff'nen  der  Bücher)  Kinchau-Izamna  (als  erster  Priester)  angerufen 
(Landa).  Bei  den  Maya  wurde  Ixchel  als  Mutter  der  Götter  verehrt  (nach  Carillo). 
Das  Buch  Hun-Yecil  (der  Mayas)  sprach  (nach  Aguilar)  von  der  Abtrennung  Cuba's 
von  Yucatan  durch  eine  Wasserfluth.  Mit  der  petite  figure  accroupie  (mit  gekreuzten 
Beinen  sitzend  und  auf  das  Knie  gelegter  rechter  Hand)  in  der  Casa  de  monjas  (in 
Uxmal)  vergleicht  Eichthal  einen  Buddha,  sculpte  sur  muraille  du  temple  de  Indra- 
Saba  ä  Ellora  (mit  analogem  Kopfputz).  Nach  den  Japanern  (des  Budsdo-Dienstes) 
ist  Buds  oder  (bei  Kircher)  Butzen  (Buddha)  in  Makattakokf,  einer  Provinz  des  Reiches 
Tencikf  geboren.  Wie  Sommonocodom  (der  Samanäer)  Zamna,  Hesse  sich  dem 
Bogdo-Lama  (neben  dem  Tischi  Lama)  Bogota  Bochica's  annähern  und  Nemi  (von  den 
Jainas  als  Neminath  deificirt)  im  Nim-lap,  Nemi-Quiche,  Nompa-nemi  u.  s.  w.  suchen.  Die 
Rundbauten  mit  einer  cylindrischen  Masse  im  Innern,  deren  Reste  sich  in  Yucatan 
(Mayapan,  Chichen,  Uxmal)  erhalten  haben,  erinnern  an  die  Anlage  asiatisch-buddhisti- 
scher Dagopbauten  (Kugler).  Die  Teocalli  in  Yucatan  erheben  sich  nicht  in  Terrassen, 
sondern  neigen  sich  allmälig  aufwärts  (wie  die  Teil).  Das  Kreuz  in  Cozumel  war 
durch  einen  Fremden  aufgestellt,  der  die  Ankunft  seiner  bärtigen  Brüder  aus  dem 
Osten  verkündete  (s.  Mendieta).  In  Acuzamil  oder  Cozumel  (mit  Calchunis  oder  Cazi- 
quen)  fand  sich  in  dem  viereckigen  Stufenthurm  ein  hohles  Thon-Idol  an  der  Wand 
befestigt,  aus  welchem  der  Priester  redete,  und  das  Kreuz  wurde  für  Regen  verehrt 
(s.  Gomara).  In  Gasperien  (Accadien  und  Neu-Schottland)  trugen  (XVII.  Jahrhundert) 
die  Eingeborenen  Kreuze  als  Amulette  (Le  Clerq).  In  Xalisco  wurden  Kreuze  ge- 
tragen. Una  aspa,  como  la  de  San  Andres  (un  quadro,  como  signo  de  Escrivano  qua- 
drado,  cerrado  y  atravesado  en  cruz,  de  esquina  a  esquina)  wurden  in  Cumana  zum 
Schutz  gegen  Gespenster  verehrt  (Herrera).  Unter  den  Beschnittenen  der  Insel  Ulloa 
fand  Grijalva  die  Verehrung  eines  Kreuzes,  auf  dem  Einer,  glänzender  als  die  Sonne, 
gestorben  sei.  Pilger  (Yucatan's)  besuchten  den  Tempel  von  Xicalanca  (wo  ein  Jahr- 
markt abgehalten  wurde)  und  von  Acu9amil,  in  denen  sich  Kreuze  fanden  (Gomara). 
Bei  Merida  wohnten  die  Priester  Alquimpech.  Am  Punta  de  Cotoche  fand  Cordoba 
aus  Stein  und  Kalk  aufgeführte  Tempel  mit  Thongötzen  (zum  Theil  in  Holzkästen) 
und  Goldfiguren.  An  den  Tempeln  (aus  Stein  und  Kalk)  in  Campeche  waren  Schlangen- 
figuren und  Kreuze.  Die  Kaziken  in  Potonchon  trugen  Baumwollmäntel.  In  einem 
am  Kreuz  befestigten  Menschen,  durch  Thiere  auf  beiden  Seiten  zerfleischt,  neben  der 
Schlange,  die  einen  Löwen  umschlang,  zeigte  sich  in  Campeche  (in  Yucatan)  der  Ort  der 
Qualen  (Torquemada).  Die  Walliser  (unter  Madok)  landeten  in  Akuzamil,  w^o  Gomara 
wahrgenommen,  dass  die  „Einwohner  das  Kreutz  anbähteten"  (Dapper).  Die  Schama- 
nen heissen  Cha-pa  in  Tibet.  Les  aborigenes  du  Darien  (de  race  caraibe)  appartiennent 
aux  tribus  des  Indiens  Cunas  ou    Irraiques   (s'appellant   Tule    en    leur   langue).     Vasco 


376  YÜCATAN. 

Nunez  de  Baiboa  erblickt  das  Südmeer  von  der  Höhe  des  Pirri  (15 13).  The  Lenca 
Indians  were  the  ancient  inhabitants  of  Chontales  (s.  Bell).  Bland  (s.  Kingsley)  states 
his  opinion,  that  Porto  Rico,  the  Virgins,  the  Anguilla  group,  Cuba,  the  Bahamas 
and  Hayti,  once  formed  continuous  dry  land  that  obtained  its  land  molluscs  from 
Central- America  and  Mexico.  The  land-molluscs  of  the  Islands  to  the  south,  on  the 
contrary,  from  Barbuda  and  St.  Kitt's  down  to  Trinidad,  is  of  two  types,  one  Vene: 
zuelan,  the  other  Guianian,  the  western  side  of  the  supposed  continuous  land,  namely, 
Trinidad,  Tobago,  Grenada,  the  Grenadines,  St.  Vincent  and  St.  Lucia  belonging  to 
the  first  type,  the  eastern  side,  from  Barbados  to  Antigua,  to  the  sccond.  Le  Clerc 
fand  bei  den  Gaspesiern  (in  Acadien  oder  Markland)  die  Verehrung  der  Crux  immissa 
(1691).  Einige  Jahre  vor  Ankunft  Montejo's  in  Yucatan  hatten  die  Tutulxiuh  von 
Mini,  auf  die  Prophezeiung  des  Priester's  Chilancalatl  über  die  Ankunft  weisser  Frem- 
der, ein  steinernes  Kreuz  aufgestellt  (s.  Torquemada).  Nachdem  Palenque  (der  Tzen- 
dales)  nach  der  spanischen  Eroberung  noch  ein  Jahrhundert  lang  in  der  Besitzung  der 
Indianer  verblieben,  richtete  Lorenzo  Mugil,  der  als  Missionär  direct  aus  Rom  kam, 
das  Kreuz  unter  ihnen  auf,  und  sein  Gewand  wird  noch  als  heilige  Reliquie  verehrt, 
auch  nach  dem  Abfall  vom  Christenthum  (i/oo)  im  Aufstand  gegen  die  Spanier  bis 
zur  Wieder-Unterwerfung  (s.  Stephans).  Das  Manuscript  Votan's,  dessen  Nachkommen 
1696  in  Teopixca  (bei  Ciudad  Real)  lebten,  wurde  1692  von  Nunez  de  la  Vega  (Bischof 
von  Chiapas)  verbrannt,  aber  Cabrera  fand  (Ende  des  XVIII.  Jahrhunderts)  eine  Copie 
im  Besitz  von  Ordoiiez  (zu  Ciudad  Real  in  Chiapas).  Es  ist  so  leicht  erklärlich,  wie 
sich  die  Erzählungen  von  Rom,  vom  Thurm  zu  Babel,  die  Landkarten  u.  A.  m.  mit 
den  aus  einheimischer  Erinnerung  an  Votan  geknüpften  Traditionen  aufmischten,  zumal 
bei  der  eigentlichen  Entdeckung  Yucatan's  (durch  Cordova,  Grijalva,  und  dann  Cortez), 
oder  bei  der  noch  späteren  Eroberung,  bereits  für  Jahrzehnte  hindurch  Nachrichten 
über  die  geheimnissvollen  Besucher  der  Antillen  dorthin  gelangt  sein  mussten,  und 
auch  die  Küsten  selbst  verschiedene  Male  vorübergehend  berührt  waren. 


ZUR 

GESCHICHTE  DES  ALTEN 
MEXICO. 


Die  bei  Panuco  oder  Panoctlan  Landenden,  und  dann  mit  Er- 
laubniss  der  Votaniten  in  Paxil  oder  Cayala  (am  Usumacinta) 
dem  Lande  des  Barbaren  Utui,  zur  Gründung  Huehue-Tlapallan's 
(das  Ixtlilxochitl  dagegen  nach  Sonora  verlegt)  Siedelnden,  wur- 
den aus  Chicomoztoc  (unter  Quetzalcoatl  oder  Gucumatz)  herge- 
leitet oder,  von  Sahagun,  aus  Florida  zur  Auffindung  des  Tamo- 
anchan  oder  irdischen  Paradieses  (in  Guatemala),  von  wo  (nach- 
dem die  Mehrzahl  der  verhüllte  Götter  tragenden  Priesterfürsten 
dieser  in  die  Generalisation  der  Nahoas  Einbegriffenen  bereits 
früher  den  Heimweg  eingeschlagen),  eine  Rückwanderung  nach 
Chicomoztoc  (über  Teotihuacan)  stattgefunden,  um  von  hier  aus  wie- 
der Tulancingo  zu  erbauen,  und  die  dortigen  Tulteken  erhalten 
darauf  (nach  Ixtlilxochitl)  von  den  aus  Chicomoztoc  stammenden 
Chichimeken  bei  Panuco  ^)  (vor  deren  Einwanderung  nach  Ana- 
huac)  ihren  König  ^). 


1)  Die  bei  Panutla  (Panoaia)  oder  Pantlan  (aus  Florida)  Landenden  (als  Nahoas) 
siedelten  (der  Küste  bis  Guatemala  folgend)  in  Tamoanchan ,  von  wo  ihre  Gelehrten 
oder  Amoxoaque  (hombres  entendidos  en  las  pinturas  antiguas)  mit  den  eingehüllten 
Göttern  (und  der  Bilderschrift)  nach  Osten  zurückkehrten  (ausser  Oxamoco,  Cipactonatl, 
Tlaltetecui  und  Xuchicaoaca).  Nach  Ordnung  des  Kalenders  und  dem  Besuche  von 
Teutioacan  oder  Teotihuacan  (um  nach  der  Errichtung  von  Pyramiden  für  Sonne  und 
Mond  die  Fürsten  unter  Erdhügel  im  Hause  der  Gottheit  oder  Teotl  bis  zum  Wieder- 
erwachen zu  begraben)  und  nach  der  Auswanderung  einiger  Familien  nach  Olmeca 
Vixtoti  (der  Dlmeken  und  Huasteken)  zogen  die  Ansiedler  in  Tamoanchan  nach  Xu- 
miltepec  und  dann  nach  Teutioacan,  wo  sie  sich  unter  ihren  Fürsten  vertheilten.  Bei 
der  Weiterwanderung  zogen  die  Tultecas  voran  und  mit  ihnen,  da  die  Otomiten  unter 
dem  Fürsten  Coatepec  in  der  Sierra  verblieben ,  dje  Mexicaner  oder  Nahoas  bis  zu 
dem  Felsenthal  der  sieben  Höhlen,  wo  in  der  Bedrängniss  geopfert  wurde.  Nachdem 
dann  die  Tultecas  über  Tullantzinco  nach  Xicocotitlan  (zur  Gründung  Tulla's)  gezogen, 
folgten  die  Michoaques  (unter  Amimitl)  und  darauf  die  Nahoas  (als  Tepanecas,  Acol- 
hoaques,  Chalcos,  A'exotzincas  und  Tlascaltecas),  worauf  zuletzt  (über  Culhuacan)  die 
Mexikaner  angelangt  seien. 

2)  Die  (aus  Chicomoztoc    stammenden)  Chichimeken  (unter    Chichimecatl)    mit   den 


380  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

Camargo  leitet  die  bei  Panuco  Gelandeten  vom  südlichen 
Meere  her,  indem  sie  über  den  Isthmus  gekommen,  bei  Motolinia 
dagegen  langen  sie,  als  die  Vorfahren  der  (sonst  weit  jüngeren, 
und  mit  der  aztekischen  Einwanderung  verknüpften)  Tlascalaner 
von  Nordosten  an,  und  seine  Schifffahrt  auf  dem  Südmeere  ist 
umgekehrt  nach  Nicaragua  hin  gerichtet,  wo  die  Eingeborenen 
besiegt  werden.  Algunos  traen  becotes  ä  la  manera  de  los  In- 
dios de  Panuco,  bemerkt  Torquemada  von  Nicoya. 

Bei  Veytia  sind  es  die  Ulmekas^)  und  Xicalancas'"^),  die  in 
Begleitung  der  Zapoteken  (bei  Panuco)  landen  und  dann  nach 
Tlascallan  (als  ältere  Tlascalaner  auffassbar)  und  Huexotcingo 
ziehen,  um  am  Flusse  Atoyoc  die  Riesen  (Quinametli  oder  Qui- 
nametzin)  bei  dem  verrätherischen  Fest  zu  vernichten,  und  sich 
später  (in  Folge  gememeinsamer  Nahuatl-Sprache)  mit  den  Tol- 
teken  zu  mischen. 

In  Ergänzung  hierzu  unterscheidet  Torquemada  zweierlei 
Landungen,  der  in  schwarze  Gewänder")  Gekleideten    (unter  dem 


Hauptstädten  Amaquemecam  und  Oyomc  im  Lande  Amaquemecam  der  Nacuix 
(Necuametl)  sandten  von  Panuco  aus  einen  König  zu  den  Tolteken  und  wanderten 
dann  (mit  Xolotl)  nach  Analiuac  (s.  Ixtlilxocliitl).  ^Martinez  unterscheidet  die  Stämme 
der  Chichimeken  bei  Panuco  nach  ihren  Gesichtsstreifen. 

1)  Die  Ulmecas  und  Xicalancas  landeten  (von  den  Zapotecas  begleitet)  bei  Panuco 
und  zogen  nach  Tlaxcallan  und  Huexotcingo,  am  Fluss  Atoyoc,  beim  Feste  die  Riesen 
(Quinametli  oder  Quinametzin)  vernichtend,  worauf  sich  die  Zapotecen  bei  Teotihuacan 
niederliessen ,  die  Xicalancas  bei  Atlisco  und  die  Ulmecas  bei  Cholollan  (s.  Veytia), 
sich  später  mit  den  Tultekas  mischend,  weil  in  der  Sprache  (Xahuatl  oder  Mexicanisch) 
gemeinsam. 

2)  Die  Ulmeken  und  Xicalancen  (vom  Osten  gekommen)  landeten  in  Potonchan 
und  zogen  nach  Cholula,  die  Riesen  vernichtend  (s.  Ixtlilxochitl).  Nach  Gongora 
kamen  die  Ulmeken  von  Osten.  Siguenza  lässt  die  Olmeken  von  den  atlantischen 
Inseln  kommen,  während  sie  (nach  Boturini)  dorthin  (auf  Antillen,  caribische  Inseln 
und  Centralamerika)  vertrieben  wurden. 

3)  Nachdem  die  in  lange  und  schwarze  Gewänder  Gekleideten  (unter  dem  weissen 
und  bärtigen  Quetzalcoatl)  aus  Panuco  über  Tulla  nach  Cholula  gekommen  (Colonien 
nach  dem  oberen  und  unteren  Mizteca,  sowie  nach  Huaxyacac  und  Zapotecan  sendend), 
begab  sich  (bei  den  Verfolgungen  durch  Huemac,  König  von  Tulla,  und  durch 
Tezcatlipoca)  Quetzalcoatl  nach  Onohualco  (que  son  vecinos  del  mar)  oder  der  See- 
küste von  Yucatan,  Tabasco  und  Campeche  (nach  Torquemada).  Die  Gaditaner  trugen 
(nach  Strabo)  schwarze  Langkleider  und  die  Bewohner  der  Cassiteriden  schwarze  JNLäntel. 
Cortez  bemerkt  in  seinem  Bericht  (1528),  dass  er  die  Bewohner  von  Churultecal  (Cho- 
lula) mehr,  als  ihre  Nachbarn,  bekleidet  gefunden  habe,  und  so  in  Tamazulapa  (bei 
Oajaca). 


OLMEKEN.  381 

weissen  und  bärtigen  Quetzalcoatl),  die  aus  Panuco^)  über  Tulla 
nach  Cholula  ziehen,  und  die  der  zur  See  angelangten  Riesen^), 
die  neben  hohen  Gebäuden  (die  sonst  dem  als  Riese  auftretenden 
Xelhua  zugeschrieben  werden)  Steinbrunnen  (wie  in  Yucatan  und  am 
Punta  Elena)  bauen,  bis  sie  (wenn  nicht  durch  einen  Huracan) 
durch  Feuer  vom  Himmel  (wie  ihre  Doppelgänger  in  Punta  Elena) 
vernichtet  werden,  und  die  übrig  gebliebenen  Reste  durch  spätere 
Einwanderer  nach  Tlascala  getrieben.  Die  durch  Erdbeben  ver- 
nichteten Riesen  heissen  (bei  d'Alva)  Quinametzin  Tzocuilhioxime^). 

Xelhua,  der  auch  als  ältester  Sohn  des  Iztac  Mixcohuatl  (und  so 
in  Verknüpfung  mit  der  Nahua-Einwanderung)  figurirt,  tritt  zugleich 
bei  Erbauung  der  Pyramide  von  Cholula  ^)  als  Heros  der  Olmeken 
auf,  gilt  aber  sonst  als  der  Architect  unter  den  sieben  Brüdern,  die 
sich  bei  der  die  Riesen  vertilgenden  Fluth  nach  den  sieben 
Höhlen  am  Berge  Tlaloc '')  retteten,  also  ein  Chicomoztoc  oder 
(für  die  ihre  Götter  suchenden  Quiches)  Tula-Zuiva.  Ausserdem 
erscheint  Xelhua,  in  seiner  Gründung  Cholula's,  als  der  Gefährte 
des  nach  Tulha  wandernden  Quetzcalcoatl  (oder  Gucumatz),  unter 
dessen  Führung  die  in  sieben  Schiffen  aus  Chicomoztoc  in  Pa- 
noctlan  gelandeten  Nahoas  nach  Tamoanchan  (Temoanchan,  vamos 
a  nuestra  casa)  weiter  geschifft  waren. 

Die  (aus  Florida)  bei  Panutla  (Panoaia  oder  Pantlan)  oder 
Panuco  Landenden  zogen  nach  Guatemala,  auf  dem  Wege  Tamo- 
anchan gründend,    von  wo    (mit  Ausnahme  von  Oxomoco,  Cipac- 


^)  Despues  de  la  fundacion  de  Mexico  y  de  toda  la  tierra,  fueron  nuevas  gentes, 
de  hacia  el  Xorte,  aportaron  a  Panuco  (in  langen  Kleidern  wie  Tänzer) ,  die  (als  Tu- 
lotecas  wegen  ihrer  Geschicklichkeit)  nach  Tulo  und  dann  nach  Cholula  zogen,  dort 
in  Guaxaca,  Misteca  alta   und  baja,    und   unter   den  Zapoteken  siedelnd  (Herrera). 

-)  Die  auf  dem  Meer  angelangten  Riesen  bauten  (nach  Bekämpfung  der  Einge- 
borenen) grosse  Gebäude  und  „un  P090  hecho  de  Piedras  de  gran  valor,"  bis  durch 
Feuer  vom  Himmel  vernichtet,  ausser  dem  in  Tlascala  gebliebenen  Reste,  die  durch 
die  Einwanderer  später  erschlagen  wurden  (s,  Torqüemada). 

^)  Die  (mit  den  Tzendalen  grenzenden)  Zoques  (oder  Tzockes)  bildeten  (mit  den 
Zotziles  and  Quelenes)  die  eingeborene  Bevölkerung,  welche  in  Chiapas  (Jiapan)  durch 
die  Einwanderung  aus  Nicaragua  unterworfen  wurde.  Chiappe  wurde  auf  der  Piraten- 
flotte als  Kriegsgott  mitgeführt. 

'*)  Nach  Siguenza  war  die  Pyramide  von  Cholula  von  den  Olmeken  erbaut. 

^j  Bei  Sahagun  wird  Tlalocan,  das  Land  der  Reichthümer,  (zu  den  jSIixteken 
verlegt)  mit  Tamoanchan  (dem  irdischen  Paradies)  identificirt.  Von  der  Höhe  des 
Berges  Tlalocan  (dem  Sitz  Tlaloc's  mit  dem  Toltekentempel)  erblicken  (bei  Camargo) 
die  (von  Tezcuco  kommenden)  Teochichimeken  ihr  gelobtes  Land  (Tlascala's  und 
Cholula's). 


382  ZUR  GESCHICHTE  DES  ALTEN  MEXICO. 

tonal,  Tlaltetecui  und  Xuchicaoaca)  die  schrifterklärenden  Priester 
oder  Amoxoaque  nach  Osten  (mit  ihrem  eingewickelt  getragenen 
Gott)  zurückkehrten  (Wiederkunft  verkündend).  Nach  Ordnung 
des  Calenders  wurden  von  Tamoanchan  aus  die  Pyramiden  der 
Sonne  und  des  Mondes  in  Teotihuacan  (als  Gräber  der  Fürsten) 
erbaut,  während  andere  Familien  in  Olmeca  Vixtoti  siedelten  (und 
in  Huasteca).  Die  Residenz  wurde  dann  von  Tamoanchan  nach 
Xumiltepec  verlegt,  und  als  der  Gott  die  Auswanderung  beüihl, 
wurde  diese  in  das  Thal  der  sieben  Höhlen  unternommen,  wo 
später  dann  vom  Orakel  zur  Rückkehr  aufgefordert,  die  Tol- 
teken  nach  Tulancingo  (ToUancingo)  zogen  und  von  dort  nach 
Tulan  oder  Tollan  (Sahagun). 

Mit  dieser  Traditions-Verkettung  wird  nichts  weiter  gesagt 
sein,  als  dass  die  Wanderstämme  in  ein  reiches  Culturland  ein- 
traten, auf  das  sie  später  sehnsüchtig  zurückblickten,  als  sie  es 
zu  verlassen  gezwungen  w^aren  und  sich,  trotz  ihrer  Hinwendung 
zu  den  Priester-Orakeln,  in  die  Wüsten  der  Berge  und  Höhlen 
zurückziehen  mussten,  ehe  sie  genügende  Kraft  gewonnen,  das 
verlorene  Terrain  dauernd  zurück  zu  erobern. 

Bei  Torquemada  sendet  Quetzalcoatl  bei  seiner  Hegira  (oder 
Flucht  nach  Cholula)  Colonien  nach  Mistekan  und  Zapotekan,  so- 
wie bis  Onohualco  (mit  Einschluss  von  Yucatan),  wogegen  Saha- 
gun die  Olmeka  Vixtoti  in  Teotihuacan  von  den  später  aus  Ta- 
moanchan nach  Xumiltepec  und  (mit  neuer  Berührung  Teoti- 
huacans)  bis  Chicomoztoc  Wandernden  abtrennt. 

In  den  Traditionen  der  Quiches  kamen  die  Nahuas  unter 
Leitung  der  Stämme  Camub  und  Tlocab  in  sieben  Schüfen  (den 
Höhlenöffnungen  entsprechend)  aus  dem  Osten  nach  Panuco  und 
Hessen  sich  dann  unter  Genehmigung  der  Votaniden^)  in  Paxil 
oder  Caxala  (das  Land  der  vier  Barbaren)  nieder,  worauf  Huhue- 
Tlapallan  durch  die  Götterbündel  tragende  Priester  erbaut  wurde. 
Las  Casas  stellt  die  20  Häuptlinge,  die  in  Yucatan  landen,  unter 
die  Führung  Cukulmam's  oder  Cukulcan's,  doch  fanden  auf  dieser 
Halbinsel   Landungen^)   von   verschiedenen  Richtungen   her   statt. 


1)  Von  den  Votaniden  wurden  bereits  die  von  Tezcatlipoca  geschaffenen  Quinames 
oder  Riesen  (Tlaloc  verehrend)  im  Lande  vorgefunden  (s.  Motolinia).  Die  Chiapas, 
als  ältestes  der  Völker,  leiteten  sich  von  Votan  (s.  Clavigero),  Die  Choctaws  und 
Chickasavt^s  leiteten  sich  von  den  Chickamicaws  in  Mexico  (s.  Boudinot).  Die  Crcek 
oder  Muscogee  unterwarfen  die  Alabamas  und  Uchees. 

2)  In  langen  Kähnen  (Maracatim)    mit    einer  Zauberklapper  (um    das  Zeichen  zum 


pANücö.  383 

Von  dem  Handel  der  Yucatanesen  an  der  Küste  von  Honduras 
berichtet  Torquemada,  und  Columbus  fand  sie  im  Antillenmeer  ^) 
bei  Cuba.  Ihnen  sind  sprachlich  die  Huastekas  oder  Cuextecas 
(Toveiome)  verwandt,  die  als  Panotecas^)  bei  Pantlan  oderPanuco^) 
(am  Landung'splatz)  wohnten,  mit  Chila  grenzend  (s.  Gomara). 
Nach  Sahagun  waren  die  Guaxtecas^)  unter  dem  Fürsten  Cuex- 
teco  dorthin,  nach  Panoia  (lugar  por  donde  pasan),  zu  ihren 
Verwandten  Tooampohoan  (nuestros  proximos)  zurückgeflohen, 
als  sie  sich  beim  Fest  der  Pulque  (oder  Chicha)  auf  dem  Berge 
Chichinauhia  oder  Popoconaltepetl  (Schaumberg)  von  den  Olmeko- 
Vixtoti  (den  Vorfahren  der  Anoacamixteca) ,  die  den  Tulteken 
gefolgt  waren,  abzutrennen  hatten. 

Angriff  zu  geben)  am  Schnabel  (Tim),  befuliren  die  Tupis  die  Küsten  der  Guyanas 
bis  zum  Isthmus  von  Panama,  mit  Stationirungen  in  Uraba  oder  Caribana  (s.  Martins). 
Die  Seminolen  (bei  Talahasotschte)  fahren  auf  ihren  aus  den  Stämmen  der  Cypressen- 
bäume  (Cupressus  disticha)  verfertigten  Kanots  (von  denen  einige  20—  30  Krieger 
tragen  können)  des  Handels  und  der  Jagd  wegen  den  Fluss  hinunter  nach  der  See- 
kiiste,  den  benachbarten  Inseln  und  Felsenklippen,  bis  ganz  zu  der  Spitze  von  Florida 
hin,  ja,  zuweilen  auch  über  den  Meerbusen,  bis  nach  den  Bahama-Inseln  und  selbst 
bis  Cuba  (s.  Bartram).  Die  englischen  Handelsschiffe  stets  in  demselben  Hafen  landen 
sehend,  meinten  die  Sewees  (am  Santee-Fluss)  that  way  was  the  exact  road  to  England, 
und  um  in  directen  Verkehr  einzutreten,  bauten  sie  heimlich  eine  Flotte  von  Canoes 
(durch  lange  Jagdparthien  mit  Proviant  und  Gütern  beladen)  und  segelten  mit  den 
Mattensegeln  in  den  Atlantic  hinaus,  wo  einige  durch  Sturm  untergingen ,  andere  von 
englischen  Schiffen  zu  Sklaven  gemacht  wurden  (s.  Lawson). 

1)  Die  aus  Mexico  eingewanderten  Cofachiten  wurden  von  den  Apalachiten  der 
Berge  in  Amana  angesiedelt  (als  Cariben),  und  diejenigen,  welche  sich  nach  einem  Kriege 
nicht  dem  Dienst  der  Sonne  fügen  wollten,  wanderten  (auf  Anlass  der  in  Florida 
landenden  Schiffer  aus  den  Bahama)  nach  der  Insel  Santa  Cruz,  von  wo  sie  sich  weiter 
über  den  Archipelago  verbreiteten  und  dann  bis  zum  südamerikanischen  Festland  (nach 
Bristock). 

2)  Die  Cuextecatl  (Huaxteken)  oder  Toveio  heissen  Panuco  (Pantlan  oder  Panotlan) 
oder  Panoia  (lugar  por  donde  pasan)  in  Panteca  oder  Panoteca,  weil  sie  auf  Schiffen  ge- 
kommen nach  Tunacatlalpan  (lugar  de  bastimentos)  oder  (Xuchitlalpan  oder  lugar  de 
rosas)  Huaxtecapan  (tierras  de  los  Huaxtecas)  in  Mexico  (s.  Sahagun). 

^)  In  Panuco  wird  das  Guasteca  geredet ,  ausser  bei  den  Bewohnern  von  Tama- 
polipa,  que  hablan  la  olive  chichimec-a. 

■*)  Den  Tultekas  (beim  Auszuge  aus  Tullan  folgend),  wanderten  die  Olmecavixtoti 
(unter  dem  Fürsten  Olmecatlvixtotli)  oder  Olmeca-Vixtoti  (Vorfahren  der  Anoacamixteca) 
nach  Osten  (mit  ihren  Zauberbildern)  und  feierten  (da  sie  am  Hafen  nicht  das  Meer 
passiren  konnten)  mit  der  durch  die  Frau  Maiavel  erfundenen  Pulque  ein  Fest  auf 
dem  Berge  Chichinauhia  oder  Popoconaltepetl  (oder  Schaumberg)  und  als  Cuexteco 
(Fürst  der  Guaxtecas)  sich  dort  berauschte  (seine  Scham  entblössend) ,  floh  er  zurück 
nach  dem  Landungsplatz  Panuco  (Pantla  oder  Panutla)  und  Hess  sich  dort  mit  den 
Cuextecas  (Taosiomes)  oder  Taoampohoan  (nuestros  proximos)  nieder  (s.  Sahagun). 


384  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

Mit  den  Olmecatl  (Gummileuten  oder  Bewohnern  von  Olman) 
oder  Olmeken  (als  Olmeka-Vixtoti  oder  Anoaca-Mixteca)  werden 
in  ihren  alten  Sitzen,  neben  den  Zapoteken  (die  sie  bei  der  Aus- 
wanderung aus  Anahuac  begleiten),  die  (nach  Gomara)  zum  Theil 
in  Maxcalcinco  (bei  Vera-Cruz),  zum  Theil  bei  Tabasco  siedeln- 
den Xicalancas^)  verbunden,  obwohl  insofern  verschieden,  als  sie 
die  Nahua-Sprache  redeten. 

Veytia  erwähnt  von  den  Olmeken  in  Yancluitlapan  oder 
Natividad  (in  Tlascalla),  dass  sie  mexicanisch  gesprochen,  aber, 
wie  Sahagun  bemerkt,  wurden  die  (von  den  Tulteken  hergelei- 
teten) Olmeken,  Vixtoti  und  iMixteken,  die  als  Söhne  Quetzal- 
coatl's  in  Tlalocan  (hacia  el  nacimiento  del  Sol)  wohnten,  ihrer 
barbarischen  Sprache  wegen  Tenimes"')  genannt. 

Von  dieser  Sprache  der  Ulmeken  heisst  es  dann  weiter,  dass 
sie  von  der  der  Riesen  oder  Quinames  (Tzocuilloque)  zwar  ver- 
schieden, aber  doch  mit  ihr  verständlich  (also  nur  dialectisch  ab- 
weichend) gewesen  sei,  und  die  Olmeken  werden  auch  sonst  mit 
den  aus  einer  prähistorischen  (oder  vorweltlichen)  Erdperiode 
(der  Schöpfung)  hereinragenden  Riesen ''^^)  identificirt,  oder  doch  in 
ihren  (mit  denen  der  Xicalancas  gemeinsamen)  Sitzen  am  Plusse 
Atoyac  zwischen  Tlascallan  und  Quetlaxcoapan  als  Nachfolger 
der  Quinametin  als  Hueytlacame  (hombres  grandes  y  diformes) 
bezeichnet.  Zugleich  w^erden  die  Olmeken  (in  der  auf  dem 
Schaumberg  spielenden  Legende)  in  nahe  Verbindung  zu  den 
die  Maya-Sprache  redenden  Huasteken  gesetzt,  und  hinsichtlich 
der  Erbauung  der  Pyramiden  Teotihuacan's  —  die  (bei  Siguenza) 
den  Olmeken,  (oder  dem  olmekischen  Stamm  der  Matlacueje),  wie 
sonst  den  Totonaken,  zugeschrieben  wird  —  mit  den  ihr  eigenes 
Idiom   bewahrenden  Totonaken"^)    (deren   politische   Selbstständig- 


1)  Die  mit  den  Olmeken  (Olmecatrs)  bei  Panuco  landenden  Xicalancas  zogen 
(unter  Xicalancatl)  in  das  Land  der  Nonoliualcas  am  Goazacoalco. 

2)  Als  Tlapanecas  oder  Yopes  wohnten  die  Tenimes  (mit  den  Mixteken  grenzend} 
an  der  Küste  des  Pacific  (s.  Montufar).  Die  Tlapanecas  wohnten  (mit  den  Tenimes) 
in  Chilapan.  Die  Huasteken  erstreckten  sich  bis  Chila.  Unter  den  Ost-Tupis  stammten 
von  den  Tamoyos  (Grossvater)  die  Temiminos. 

^)  Die  Giganten  (nach  Oleastro)  waren  los  mayores ,  asi  en  dignidad ,  como  en 
cuerpo,  de  los  de  la  Republica,  escogiendo  tambien  mugeres  corpulentas  y  muy  crcci- 
das  para  sus  ayuntamientos  (s.  Torquemada),  also  in  künstlicher  Züchtung  gebildet, 
wofür  sich  bis  zu  einem  gewissen  Grade  aus  Polynesien  und  sonst  dem  alten  America 
bestätigende  Analogien  finden  Hessen. 

*)  Die    (mit   den  Xalpaneken)   aus  Chicomoztoc  (wo    die  Chichimeken  noch  einge- 


ÜLMECATL.  385 

keit  mit  dem  Verschwinden  des  Königs  Umeacatl  oder  Ulmecatl 
bei  der  Chichimeken-Eroberung-  endete)  und  die  Sprachverschie- 
denheit bewahrt  sich  dann  in  den  Mixteken  und  Zapoteken,  als 
sich  die  Olmeken  (oder  Mixteken)  und  Zapoteken  (nebst  den 
Xicalankern)  bei  Ankunft  der  Tolteken  aus  ihren  Sitzen  (in  Tlas- 
cala  und  Huexotczinco)  zurückgezogen  und  jene  Wanderungen 
begonnen,  die  sie  bis  Yucatan,  die  Inseln  und  Peru  geführt  haben 
sollten.  In  jüngerer  Auffassung  wird  die  Vertreibung  der  Ulmeken 
und  Zacatecas  den  Tlascaltekas  zugeschrieben  (die  auch  mitunter 
an  Stelle  der  Teochichimeken,  mit  den  Riesen  selbst  zu  kämpfen 
haben),  und  wenn  Clavigero  die  am  Berge  Matlalcueje  ansässigen 
Olmeken  sich  von  den  Teochichimeken  und  Tlascalanern  nach 
den  Küsten  des  mexicanischen  Golfes  hinwenden  lässt,  so  tritt 
hier  wieder  die  Beziehung  zu  Huasteken  (und  Totonaken)  hervor. 
In  der  entgegengesetzten  Richtung  erscheinen  die  Olmeken  (jen- 
seits der  Sitze  der  Zapoteken  und  Mixteken)  in  Soconusco,  von 
wo  sie  die  Mames  nach  Guatemala  trieben  oder  Colonien  am 
Golf  von  San  Lucar  bei  Chira  (Chila)  gründen,  und  nach  Tor- 
quemada  waren  es  die  Unterdrückungen  ^)  der  Olmeken,  wodurch 
die  Südwanderung  der  Cholulteken  oder  Chorotegen  bis  Nicaragua 
veranlasst  wurde.  In  der  ursprünglichen  Heimath  dagegen  trat 
nun  der  verschwundene  Stamm  der  Olmeken,  der  (bei  Boturini) 
nach  den  Antillen,  den  caribischen  Inseln  und  Südamerica  ver- 
trieben wurde,  für  die  Volkserinnerung  in  jene  (vielfach  unter 
gleichen  Verhältnissen  bekannte)  Schattengestalt  zurück,  die  zu 
wunderbaren  Zauberdeutungen  ^)  verführte  (s.  Sahagun). 

Von  den  Olmeken  wird  ausdrücklich  hervorgehoben,  dass  sie 
nicht,  gleich  den  übrigen  Völkern  Mexico's,  von  Westen  (und 
Norden)  gekommen,  sondern  aus  dem  Osten  (und  zwar  zur  See), 
doch    findet    sich    auch    in   einer  anderen  Version   die  später  ge- 


schlossen blieben)  einwandernden  Totonaken  erbauten  die  Pyramiden  von  Teotihuacan, 
wo  die  aus  dem  zersprungenen  Kieselmesser  (Tecpatl)  der  Göttin  Citlalicue  (neben  dem 
Gott  Citlalatonac,  oder  als  Göttin  Omehicuatl  mit  Ometeuctli)  geborenen  Götter  der 
Hoble  von  Chicomoztoc  (nachdem  Xolotl  die  Knochen  belebt)  das  Opfer  für  Sonne 
und  Mond  brachten. 

1)  Die  bei  der  Unterdrückung  durch  die  Olmeken  (welche  die  Töchter  für  Frauen 
verlangten)  Auswandernden  verloren  einen  Priester  auf  dem  Marsch  nach  Quauhte- 
mallan  und  einen  andern  in  Cholulteca  oder  Chorotega  (Torquemada). 

2)  Die  Olmeca  Vixtoti  übten  Zaubereien,  indem  sie  Feuersbrunst  oder  Quellen  mit 
Fischen  vorspiegelten,  sich  scheinbar  tödteten,  in  Stücke  zerhackten  u.  s.  w.  (Sahagun). 

Bastian,  America.  95 


386  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

läufige  Herleitung  aus  Chicomoztoc  (als  gemeinsamer .  vagina 
gentium),  und  würde  solche  für  Olmeken  und  Xicalancas  (bei  Go- 
mara)  geltende  Abstammung  wieder  den  Totonaken  nähern, 
durch  welche  die  Chichimeken  in  den  sieben  Höhlen  noch  ver- 
schlossen zurückgelassen  wurden;  doch  werden  (im  Codex  Telle- 
rianus)  neben  diesen  Totonaken  (und  Xicalancas)  die  Chichimeken 
(ebenso  wie  Nonohualcas,  Michinacas,  Couixas  und  Cuextecas) 
als  Begleiter  der  Olmeken  bei  der  Fortwanderung  aus  den  Höh- 
len genannt,  und  (bei  Camargo)  ziehen  im  Gefolge  der  Olmeken 
und  Xicalanken,  als  sie  (über  Mexico,  Tochimilco,  Atlixo  und 
Calpan)  aus  den  sieben  Höhlen  nach  Huexotango  und  Tlascala 
wandern,  auch  die  Zacatecas,  zu  denen  (bei  Laet)  Cazcanes,  Gua- 
maras  und  Guachachiles  (gleich  den  vorzeitlichen  Guachemines 
in  Guamachuco)  gerechnet  werden. 

Die  Aluskhogees  w^aren  (der  Tradition  zufolge)  aus  einer 
Höhle  in  Alabama  hervorgekommen,  nachdem  ihre  (Hichittees 
genannten)  Vorfahren  vom  Himmel  gefallen.  Als  Zweig  der 
aus  der  Erde  hervorgekommenen  Choctaws  waren  die  Chicasas 
von  Westen  her  eingewandert.  Die  Caddoes  oder  Caddokies 
wohnten  neben  dem  Hügel,  worauf  ihre  Stammes-Familie  von 
dem  Grossen  Geist  gesetzt  wurde,  als  die  Erde  von  der  Fluth 
bedeckt  war  (s.  Sibley).  Die  Mandan  kommen  unter  der  Erde 
herauf,  an  einer  Ranke  emporkletternd. 

Die  maritime  Einwanderung  der  Olmeken  führt  (bei  Veytia) 
unter  den  Häuptlingen  Olmecatl  und  Xicalancatl  nach  dem  be- 
liebten Landungsplatz  Panuco's,  soll  indess  bei  Seguenza  (der 
freilich  Anahuac  als  Zielpunkt  festhält)  von  den  atlantischen 
Inseln  ausgegangen  sein,  wohin  auch  die  Traditionen  Yucatan's 
verweisen.  So  ergiebt  sich  für  Mendieta  der  Hafen  Goazoalco 
als  der  Boden,  auf  welchem  die  Begleiter  Xicalancatl's  siedeln, 
und  wie  die  Stadt  Xicalanco  bei  Vera  Cruz  findet  sich  in  Anahuac- 
Xicalanco  eine  gleiche  Stadt  Xicalanco  an  der  Lagune  de  Ter- 
minos. 

An  der  Lagune  de  Terminos,  beim  Papuha  oder  Sumpffluss 
(bei  Tabasco  und  Usumacinta)  landen  (nach  Ixtlilxochitl)  die  von 
Florida  (mit  den  Xicalanken)  ausgezogenen  Olmeken,  und  zwar 
im  dritten  Weltalter.  Mit  ihnen  jedoch  bricht  die  geschichtliche 
Aera  des  vierten  oder  jetzigen  an,  denn  ihnen  (den  Olmeken  und 
Xicalanken)  erscheint  der  sie  einleitende  Prophet  (oder  Menschen- 


QUINAMES.  387 

Schöpfer)  Quetzalcoatl,  nachdem  die  viehisch  beim  Fest  berausch- 
ten Quinames  ausgerottet^)  sind. 

Die  gleichen  Vorgänge  werden  indess,  statt  nach  Anahuac- 
Xicalanco,  nach  dem  centralen  Anahuac  verlegt,  indem  die  in 
Canoen  und  Flössen^)  bei  Panuco  gelandeten  Olmeken  (und  Xicalan- 
ken)  nach  dem  Flusse  Atayoc  ziehen,  um  die  Riesen  zu  vertilgen 
und  dann  bei  der  zum  Tempel  Quetzalcoatl's  bestimmte  Pyramide 
Cholula's  siedeln,  die  als  durch  den  Riesen  Xelhua  für  die  Olme- 
ken erbaut  bezeichnet  wird.  Veytia  nennt  Cholula  (Cholollan)  die 
Hauptstadt  der  Olmeken.  Von  den  dortigen  Colonien  aus  Tula 
strömten  Cultur-Einflüsse  nach  Süden  über,  und  nachdem  die 
Gründung  des  Chichimeken- Reiches^)  ihre  Rückwirkung  ge- 
äussert, wurde  schliesslich  die  Auswanderung^)  der  Olmeken  und 
Xicalancen  (unter  Fürst  Colopechtli)  erzwungen. 

In    der  Darstellung  Gomara's  vermitteln    sich    die  nördlichen 


1)  Die  Tultecas  waren  segundos  pobladores  (despues  de  los  Gigantes,  die  in 
Tlascala  von  den  Ulmeken  und  Xicalantlen  ausgerottet  wurden).  Bei  Yancuitlapan 
(Pueblo  de  Natividad)  und  bei  St.  Miguel  del  Milagro  (bei  Tlascala)  finden  sich  Reste 
der  Olmeken  (nach  Ternaux-Compans).  Xochitecatl  gehörte  zu  den  Ansiedlungen  der 
Olmeken  (von  Cholulan). 

2)  In  Canoen  und  Flössen  nach  Panuco  kommend,  zogen  die  Ulmeken  (unter 
Ulmecatl)  und  die  Xicalanken  (unter  Xicalancatl)  nach  dem  Fluss  Atayoc  (b.  Puebla), 
die  Reste  der  durch  den  Huracan  vernichteten  Riesen  (Quinametli  oder  Quinametzin) 
zu  vertilgen  (in  Berauschung  bei  einem  Feste).  Die  Zapoteken  Hessen  sich  dann  bei 
Teohuacan  nieder,  die  Ulmeken  bei  Cholula  und  die  Xicalanken  bei  Atlisco,  mit  der 
Nahuatl-Sprache  (wie  die  Tulteken).  Nach  einem  (mit  Sonnenfinsterniss  verbundenen) 
Erdbeben  (das  das  in  Huehuetpallan  prophezeite  Ende  des  dritten  Zeitalters  fürchten 
Hess)  erschien  aus  dem  Norden  der  weisse  Kreuzträger  Quetzcalcohuatl  (Cocolcan)  oder 
Hueman  in  Cholula. 

3)  Nachdem  die  Ulmeken  die  Stadt  Yancuietlalpan  und  die  Tolteken  die  Stadt 
Tepetupac  gegründet,  wurde  Tlascala  von  dem  Chichimekenkönig  Huetzin  oder  Tloltzin 
seinem  Sohne  Culhua  Tecuhtli  Quanex  (noble  Culhua  que  manda  ö  es  cabeza)  gegeben, 
wie  Huexotzingo  seinem  dritten  Sohne  und  Tezcoco  den  beiden  ältesten  (Payno). 

*)  Bei  Payauhtlan  (zwischen  Tezcuco  und  Chemalhuacan)  ansiedelnd,  wurden  die 
von  den  Chichimeken  stammenden  Tlascaler  oder  Teochichimeken  (wegen  ihrer 
Räubereien)  durch  einen  Bund  der  Sochimilken,  Colhuas,  Tepanecas  und  Calcheser 
vertrieben  und  wandten  sich  theils  nach  Norden  (unter  den  Königen  von  Chechemecan 
in  Tollantzinco  und  Quauchinaca  siedelnd),  theils  nach  Süden  (vom  Popocapetec  nach 
Quauhquecollan  bei  Atrisco  ziehend  und  sich  von  Amahliacan  bis  nach  dem  Berg 
Orizaba  streckend),  während  der  Rest  über  Cholula  nach  dem  Berge  Matlalcueye 
ziehend,  die  Olmecas  und  Xicalancas  (unter  dem  Fürsten  Colopechtli)  vertrieb  und 
sich  (unter  dem  Fürsten  Colhuatateuctli)  niederliess,  um  (nach  Kriegen  mit  den  Huexo- 
zincas)  Tlascala  zu  gründen. 

25* 


388  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

und  südlichen  Landungsplätze,  indem  sich  von  Ulmecatl  (dem 
Gründer  Totomiuacan's,  Vicilapan's,  Cuetlaxcoapan's  u.  s.  w.)  sein 
Begleiter  Xicalancatl  abtrennt,  und  der  Küste  folgend,  ein  Xica- 
lanco  in  Maxcalcinco  (bei  Vera  Cruz),  sowie  ein  anderes  bei  Ta- 
basco  gründet.  Die  Ulmecas  und  Xicaloncas  (s.  d'Alva)  venieron 
en  navios  y  barcas  por  la  parte  del  Oriente  hasta  la  tierra  de 
Papuha,  desde  donde  comenzaron  a  poblarla  (die  Quinametitsuchil 
oder  Riesen  am  Fluss  Atthoiac  vertilgend). 

Mit  den  Quinametin  ging  in  der  Erdbebenkatastrophe  zu- 
gleich ein  Theil  der  Chichimeken,  sowie  der  ihnen  benachbarten 
Tulteken,  zu  Grunde,  und  diese  übernahmen  von  den  Quinametin 
oder  Riesen  den  (der  Verehrung  Tonacateuhtli's  oder  der  Sonne  zu- 
gefügten) Cultus  des  Tlaloc  oder  Regengottes,  die  Deification  eines 
alten  Zauberfürsten  unter  den  Quinametin  (s.  d'Alva),  wie  seine 
auf  hohem  Berge  stehende  Bildsäule  schon  von  den  Einwanderern 
angetroffen  wurde. 

Aus  der  mehligen  Substanz  der  Maiskörner  wird  das  als 
lebensfähig  fortdauernde  Menschengeschlecht  geschaffen,  und  in 
der  späteren  Version  das  Menschengeschlecht  mit  dem  von 
Quetzalcoatl  aufgefundenen  Mais  durch  die  Götter  ernährt,  die 
den  Menschen  Speise  in  den  Mund  stecken  (wie  es  in  dem 
Schöpfungsliede  heisst). 

Modius  Fabidius  (dius  Fidius  oder  Semo  Sancus,  Vater  des 
Sabus  oder  Sabinus,  als  Stammherr  der  Sabiner)  wird  (bei  Pfund) 
als  der  „Gott  mit  dem  Bohnenscheffer'  erklärt  (und  die  Bohnen, 
als  das  irdische  Leben  in  der  Mauserung  schaffend  und  erhaltend, 
werden  so  umgekehrt  wieder  von  den  auf  das  geistige  Fortleben 
unter  Vernichtung  oder  Abschwächung  des  Körperlichen  in 
buddhistisch  vertrauter  Anschauung  hinweisenden  Pythagoräern 
zur  Speise  vermieden). 

Wie  Ceres  bei  Isidor  erklärt  wird,  als  quasi  creans  res,  so 
hiess  Centeotl  (s.  Torquemada)  Tonacayohua  (la  sustentadora  de 
nuestra  carne)  und  die  Göttin  Toci  (nuestra  abuela)  wurde  als 
Teteoyuna  (madre  de  los  dieses)  verehrt. 

Nanabusha,  der  Fürsprecher  der  Menschen  beim  Grossen 
Geist  (oder  Gitsche-Manitu),  hatte  für  jene  die  Jagdthiere  ge- 
schaffen, und  der  Hut  seiner  im  Wigwam  verbleibenden  Gross- 
mutter (unter  finnischen  Analogien)  übergeben,  wie  bei  den 
Eskimos  die  Grossmutter  Torngarsuk's  die  Seethiere  aussendet, 
oder  (wenn  nicht  von  den  Angekok  bezwungen)  sie  auch  zurück- 


AFFEN.  389 

halten  mag,    und  so    leitet  die  Kette  weiter    zu    der  Grossmutter 
des  Teufels,  wie  sie  im  Volksglauben  spukt. 

Die  neben  den  Olmeken  und  Xicalanken  das  dritte  Sonnen- 
alter (im  Umlauf  der  Kaipen)  bewohnenden  Menschen  blieben 
aus  der  Sturmeskatastrophe  unter  der  (auch  in  Arabien  bekann- 
ten) Verwandlung  in  Affen  übrig,  und  von  den  Affen  (in  Panama) 
dicen  los  Indios,  que  son  personas,  sino  que  no  quieren  hablar 
por  no  trabajar  (s.  Garcia),  wie  an  afrikanischer  Westküste. 
In  Tibet  veredeln  sich  die  Affen  zu  Menschen  (wie  bei  Malacca). 
Nach  der  Erbyggia  Saga  fing  Thorfinn  an  der  Wunderküste 
Furdustrandir  (Nauset-Bay)  duo  animantia,  simiae  quam  homini 
similiora,  quae  Hakcum  et  Hekjam  appellavit  (s.  Rafn),  und  so 
Hanno  auf  seinen  Fahrten  Gorilla-Menschen. 

Als  die  vom  Himmel  gefallene  Sonne  Gdazoa,  Frau  des  Mon- 
des Cidiaga,  durch  einen  Mocobi  zurückgesetzt  war,  und  zum 
zweiten  Mal  fiel,  verbrannte  Alles  und  die  in's  Wasser  flüchten- 
den Menschen  wurden  Caymane  und  Reptilien  ausser  den  in 
Bäumen  verborgenen,  die  mit  geschwärztem  Gesicht  zu  Affen 
wurden. 

Tezcatlipuca,  aus  den  Schultern  redend,  erschien  in  Mexico 
in  der  Form  eines  Affen  (s.  Thevet)  oder  mit  einem  Affen  auf 
den  Schultern,  und  als  Reliquie  Quetzalcoatl's  wurde  in  Cholula 
ein  von  Stein  geschnittener  Affenkopf  verehrt,  (wie  Buddha's 
Affenzahn  in  Ceylon). 

Durch  die  (ihre  Feinde  scalpirenden)  ^)  Chichimeken  verknüpfen 
sich  bereits  zur  Zeit  der  Tolteken  die  Beziehungen  mit  der  Um- 
gegend Panuco's,  die  diese  auf  ihren  Wanderungen  durchzogen, 
und  solche  treten  bei  der  Ansiedlung  der  Chichimeken  nochmals 
hervor. 

Auf  Rath  Huematzin's  erbaten  die  Tultecas  oder  Huey-Tlapa- 
lanecos  einen  König  von  den  Chichimeken  aus  dem  (auf  ihrer 
Wanderung  nach  Tullantzingo  durchzogenen)  Lande  Zuihcohuac 
und  Huexutla  (bei  Panuco  oder  Tampico). 


^)  Die  Floridaner  hingen  die  Scalpe  der  verzehrten  Dominicaner  in  Tempeln 
auf  (Gomara).  Die  jenseits  des  Papamene  wohnenden  Choques  (zu  denen  Speier  vor- 
drang) führten  ein  Rohrmesser,  um  dem  gefallenen  Feind  den  Kopf  abzuschneiden  (zur 
Zeit  der  Conquista).  In  Tocuyo  wurden  (zu  Speier's  Zeit)  die  Schädel  der  Feinde  zu 
Trinkgefässen  verarbeitet.  Nach  Centenera  bewahrten  die  Charruas  die  abgezogene 
Gesichtshaut  als  Trophäe.  Die  Tobas  (im  Chaco)  bewahren  die  abgezogene  Kopf- 
haut als  Trophäe,  die  Xivaros  die  getrockneten  (und  so  die  Mundrucas  den  Kopf). 


390  ZUR  GESCHICHTE  DES  ALTEN  MEXICO. 

Xolotl  war  (nach  d'Alva)  mit  der  Fürstin  Tomigauh  vermählt 
(senora  de  las  provincias  dePanuco,Tampico  und  Tomigauh  Tecuhtli). 

Die  Cuextecas  im  nördlichen  Mexico  schlössen  sich  dem 
Maya-Quiche  an,  und  Sahagun  lässt  von  den  den  Cuestecas  ver- 
wandten Totonaken  Einige  das  Cuextekische  reden.  Andere  Nahua 
(seit  der  Eroberung)  und  Otomie  (als  einsilbig  vermuthete  Sprache). 
La  antigua  Huasteca  se  hallaba  comprendida  entre  el  Pais 
de  los  Tamaulipas,  el  de  los  Pames,  Chichimecas,  Metztitecas, 
Otomies  y  Totonaques  (mit  nördlicher  Einwanderung). 

Im  Totonakischen  unterscheidet  Zambrano  die  Dialecte  Teti- 
kilhati  der  Tatikilhatis  (in  der  Sierra  alta),  Chakahuaxti  (in  Xalpan 
und  Pantepec),  Tatimolo  (in  Naolingo)  und  Ipapana  (der 
Ipapanes).  De  los  Totonacos  hablaban  algunos  el  otomi  ö  el 
nahoa  o  el  huaxteco  (Orozco).  Zum  Lande  der  Totonaken  (Gu- 
astemas)  oder  Totonacapan  (Totonachi  mit  der  Hauptstadt  Mizqui- 
huacan)  gehörte  ,,la  bella  citta  di  Cempoallan  suUa  costa  del  Golfo" 
(s.  Clavigero),  wo  Cortez  seine  ersten  Bundesgenossen  in  den  das 
neu  aufgelegte  Joch  der  Mexicaner  nur  unwillig  tragenden  Ein- 
geborenen fand. 

Das  Land  der  Huasteken  comprende  la  parte  Norte  del 
Estado  de  Vera-Cruz  y  una  fraccion  lindante  del  de  San  Luis, 
confinando  al  Oriente,  con  el  Golfo  de  Mexico,  desde  la  barra 
de  Tuxpan  hasta  Tampico  (Pimentel).  In  den  Ebenen  der  Huaste- 
ken bildete  Yagualica  die  Grenzfestung  gegen  das  gebirgige 
Meztitlan^)  (de  Chaves). 

Die  in  20  Stämmen  aus  dem  Norden  nach  Teotihuacan  ge- 
wanderten (und  dort  Pyramiden  bauenden)  Totonaken  wurden 
durch  die  (bis  Nepoalco  vordringenden)  Chichimeken  nach  Tena- 
mitic,  und  dann  (über  Atenamitic)  bis  zur  Küste  getrieben,  rühm- 
ten sich  aber  in  Begleitung  der  Xalpaneken  aus  den  Sieben 
Höhlen^)  fortgezogen  zu  sein,  als  sich  die  Chichimeken  dort  noch 


1)  Der  Fürst  von  Meztitlan  (im  Kriege  mit  Mexico,  Tlaxcalla  und  Guasteca)  war 
Oberherr  aller  Chichimeken  (nach  Nicolas  de  "Witt).  II  n'y  avait  pas  de  seigneur  uni- 
versel  dans  la  Guasteca,  et  seulement  des  chefs  particuliers  (s.  Ternaux-Compans).  Als 
bei  Nacht  angreifend  wurden  die  Meztitlanecas  (in  deren  Lande  sich  ein  Felsen  mit 
Mondbild  fand)  gens  de  la  lune  genannt  (s.  Ternaux-Compans).  Meztitlan  (im  Norden 
von  Tezcuco)  grenzte  westlich  in  Xelitla  mit  den  Chichimeken, 

2j  Die  aus  den  sieben  Höhlen  (mit  den  Xalpanecas)  über  Teotihuacan  nach  Cem- 
poala  gezogenen  Totonaken  wurden  in  Mizquihuacan  durch  Umeacatl  beherrscht  (der 
in  ein  Temazal  oder  Bad  eintretend,  verschwand)  und  unter  seinem  Nachfolger  Xaton- 
tan    langten    die  Chichimeken    an.     Während    innerer  Kriege    bestieg    der  Chichimeke 


NAHOAS.  391 

eingeschlossen  gefunden.  In  dem  alten  König  Umeacatr)  oder 
Ulmecatl  symbolisirte  sich  den  Totonaken  (oder  Otonaken)  die 
Vorzeit  eines  selbstständigen  Tolteken-Reiches,  auf  welche  dann 
unter  wunderbaren  Ausschmückungen  die  Herrschaft  der  Chichi- 
meken^)  folgte. 

Bei  Sahagun  kommen  die  Nahoas  aus  sieben  Höhlen  (als 
siete  cidades)  oder  sieben  Schiffen  (um  nach  Tamoanchan  weiter 
zu  fahren)  nach  Panuco,  während  sonst  die  Wanderungen  der 
am  5*  Tochtli  die  Sieben  Höhlen^)  verlassenden  Nahuas,  die  von 
der  mit  Mixcohuatl  ^)  oder  Iztac  Mixcohuatl  (Sohn  Acamapichtli's) 
vermählten  Königin  Cohuatlicue  aufgenommen  werden,  sich  zu 
Lande  vollziehen.  Nach  Camargo  zogen  die  aus  den  Sieben 
Höhlen  ausgewanderten  Nahuas  über  Amaquetepec  und  Tepeneco 
(Berg  des  Echo)  nach  Culhuacan.  Dann  wird  als  ihre  Heimath 
Aztlan^)  (Culhuacan  oder  Teo-Culhuacan)  und  Aquilasco    angege- 


Xihuitlpopoca  (vaterlos)  den  Thron,  sich  in  verschiedene  Gestalten  (als  Kind,  Mann, 
Frau,  Alter)  wandelnd  und  (nach  der  Prophezeiung  des  Reichsunterganges  durch  An- 
kunft Fremder)  verschwindend,  worauf  der  Chichimekenfürst  Montezuma  geherrscht,  und 
unter  seinem  Nachfolger  Quauhtlaebuna  die  Totonaken  durch  die  Mexicaner  unter- 
worfen wurden. 

1)  Umeacatl,  Fürst  der  Totonacen  in  Mizquihuacan,  verschwand  (während  einer 
Hungersnoth)  in  einem  Temazcal  (Bano),  ohne  zu  sterben  (Torquemada).  Unter  seinem 
Sohne  Xatontan  liessen  sich  die  (von  Westen  gekommenen)  Chichimeken  in  Nepoalco 
nieder.  Auf  seinen  Sohn  Teniztli  folgten  Panin,  Kahuacatl,  Ithualtzintecuhtli  (der  mit 
Tecpanquimichtlan  kämpfte),  Tlaixehuatemitzli  und  Catoxan,  unter  dessen  beiden  Söhnen 
Bürgerkriege  ausbrachen,  worauf  sich  die  Chichimeka  unter  dem  (ohne  Vater  geborenen) 
Xihuitlpopoca  des  Landes  bemächtigten  (s.  Torquemada). 

2)  Die  unter  Umeacatl  aus  Chicomoztoc  ausgewanderten  Totonaken  (in  der  Haupt- 
stadt Niquihucan)  wurden  durch  den  (ohne  Mann  von  seiner  Mutter  geborenen  und 
in  Gestalten  wandelnden)  Chichimeken  Xihuitlpopoca  unterworfen.  Auf  ihn  folgte 
(neben  Moztecuhzuma)  Quohutlaevana  in  Zempualan  (zu  Cortez'  Zeit).  Ome-Acatl, 
der  die  Totonaken  (mit  den  Xalpaneken)  aus  den  sieben  Höhlen  nach  Mizquihuacan 
geführt,  verschwand  (ohne  zu  sterben).  Ome-Acatl  war  Gott  der  Feste  und  Gast- 
freunde. Zu  Techotl's  Zeit  herrschte  Omeacatl,  als  Omaca,  in  Tlalmanalco.  Unter  den 
Totonaken  gehörten  die  Edlen  den  Huasteken  und  die  Häuptlinge  den  Tlastalteken 
an.  Der  Name  der  Totonaken  wird  (bei  Dominguez)  aus  toto  (drei)  und  naco  (Herz) 
erklärt. 

3)  Die  Nahoa  gelangten  beim  Auszuge  aus  Tamoanchan  über  Xumiltepec  in  das 
Thal  der  sieben  Höhlen,  wo  jeder  Stamm  sich  einer  derselben  als  Tempel  zum  Opfern 
bediente  (nach  Sahagun).  Nach  den  Nahuas  (den  Erbauern  der  Casa  grande  in  Neu- 
Mexicü)  folgten  die  Tolteken  und  dann  (nach  den  Chichimeken)  die  Nahuatlacas. 

4)  Im  Tempel  Mixcoatlyteopan  opferten  die  Mexicaner  dem  Gott  Mixcoalt,  que 
tambien  lo  era  de  los  Matlatzincas  (s.  Torquemada). 

^)  Die  Nauatlacas  (gente  que  se  explica  y  habla  clarö)  kamen  aus  Neu-Mexico  mit 


392  ZUR  GESCHICHTE  DES  ALTEN  MEXICO. 

ben.  Torquemada  rechnet  die  Cuitlahuaca  und  Mizquica,  Clavigero 
die  Tlahuiques  zu  den  Nahuatlaques,  aber  im  Allgemeinen  um- 
fassen sie  die  Xochimilcas,  Chalcos,  Tepanecas,  Colhuas,  Tlahuicas, 
Tlascalaner  und  Mexicaner,  und  im  Besonderen  wird  ihre  Ein- 
wanderung^) auch  nach  der  Niederlassung  Xolotl's  in  Tenayuca 
angesetzt,  zwischen  der  Ankunft  der  Chichimeken  und  der  Acol- 
huas.  Wie  vielfach  unter  der  Bezeichnung  Chichimeken  die 
wilden  Völker  überhaupt  einbegriffen  wurden,  während  ihnen  gegen- 
über die  Tolteken  die  Civilisation  repräsentirten,  so  verstand  man 
unter  den  Nahuas,  als  den  deutlich  Redenden  (oder  Deutschen)  ^), 
die  mit  der  (gebildeten) '')  Nahuatl-Sprache  Vertrauten ,  und  so 
musste  ihr  ethnischer  Begriff  ein  schwankender  und  unbestimmter 
bleiben,  obwohl  er  am  geeignetsten  für  diejenige  Einwanderungs- 
reihe festgehalten  wird,  die  mit  der  letzten  Staatengründung  ab- 
schliesst,  also  für  jene  Siebenzahl ^)  der  Höhlenstämme '^),  die  mit 
den  Azteken  abschliesst. 

Sahagun  macht  alle  Nahoas,  als  mexicanisch  redend,  zu 
Nachkommen  der  Tultekas  oder  Tulanos  und  auch  unter  den 
Olmecas,  Vixtoti  und  Mixtecas  finden  sich  Nahoas  aufgeführt. 
In  Nicaragua  ward  das  Nahuatl,  als  Niquiran,  geredet,  und  in 
Guatemala,  sowie  in  den  Curaten  von  Cojutepeque,  San  Pedro 
Mazagua   und  Texistepeque.     Nach   Anahuac,   dem   dominirenden 


den  Districten  Aztlan    (lugar  de  gar^as)  und  Theuculhuacan    (tierra  de    los  que  tienen 
Abuelos  divinos)  in  sieben  Nacionen  (s.  Garcia). 

1)  Die  aus  einem  Nachbarlande  Amaquemeca's  (aus  Norden),  gekommenen  Nahuatl- 
achi  (unter  6  Häuptlingen)  wurden  von  Xolotl  in  Tenayuca  aufgenommen  und  nach 
Verlegung  der  Residenz  nach  Tezcuco  die  aus  Teo-acolhuacan  (von  Norden)  einge- 
wanderten Acolhuas  unter  drei  Fürsten  aus  dem  Hause  Citin,  von  denen  sich  zwei 
mit  Töchtern  Xolotl's  vermählten,  dessen  Sohn  Nopaltzin  die  Prinzessin  Azcaxochitl 
(Tochter  des  Tolteken  Pochotl)  geheirathet  hatte. 

2)  Für  Fremde  dagegen  die  Niemci  oder  Stummen,  und  die  den  Quiches  unver- 
ständlichen Mames  hiessen  deshalb  die  Stotterer  oder  Stammler. 

3)  El  Nahoa  es  un  mexicano  (culhua)  menos  perfecto  y  puro  (Orozco  y  Berra),  in 
Tezcuco  verfeinert,  und  Quetzalcoatl's  Aufgabe  war  es  eben,  dieses  Perfectmachen  zu 
vollenden. 

*)  Die  Nantikoll  stammten  von  7  Vorfahren  aus  einem  See  (Loskiel). 

5)  Die  im  Innern  der  Erde  geschaffenen  Piyaos  kamen  zwischen  dem  Fluss  Caca- 
rayma  und  dem  Thal  Anayma  aus  den  Bergen  hervor  (wie  die  Navajos  in  Mexico). 
Die  (von  Barton)  aus  Mexico  hergeleiteten  Chikkasaw  waren  von  Westen  gekommen, 
während  die  (mit  den  Choctaw  verwandten)  Muskoghee's  aus  der  Höhle  des  Alabama- 
flusses hervorgekommen  (oder  vom  Himmel  gefallen)  waren  (s.  Gallatin). 


ANAHUAC.  393 

Hochlande  wurden  als  Centrum  von  allen  Richtungen  die  Wan- 
derungen gelenkt. 

Ausser  Anahuac  oder  Anahuatl  (cerca  del  agua)  im  Thal 
von  Mexico  fanden  sich  (seit  Auswanderung  der  Tolteken)  in 
Central- Amerika  ein  Anahuac-Ayotlan  (ayotl  oder  tortuga)  zwischen 
Tutotepec  und  Guatemala  und  im  Norden  ein  Anahuac-Xicallanco 
(Xicalli  oder  vaso  de  calabaza)  zwischen  Vera-Cruz  und  Tabasco 
(s.  E.  Mendoza). 

Nach  der  Fluth  vereinigten  sich  im  Schneegestöber  die  Lina- 
pewi  (Lenape)  mit  den  Tapfern  der  Schildkröten  in  der  Haus- 
grotte Talli  (Loskiel).  Nach  Las  Casas  kamen  die  Nahoas 
(mit  Quetzalcohuatl)  aus  Tula  (in  Florida)  nach  Panuco. 

Zur  Zeit  der  Entdeckung  war  der  Name  Culhua  der  in  der 
Fremde  bekanntere  für  das  mexicanische  Reich  und  wurde  auch 
zuerst  von  den  Spaniern  gehört.  Derselbe  geht  zunächst  zurück 
auf  jene  alte  Stadt  Culhuacan  am  nordöstlichen  Ufer  des  See's, 
wo  zu  Veytia's  Zeit  die  Ruinen  noch  unter  dem  Wasser  sichtbar 
waren,  und  ihre  Hegemonie,  mit  Otompan  und  Tollan  verbunden 
in  der  Dreiherrschaft  des  Tolteken-Reiches.  Auch  nach  dem 
Untergang  derselben  gründeten  die  von  den  Chichimeken  (die 
Tollan  zerstört  hatten)  unbelästigten  Reste  das  Reich  Culhuacan 
am  See,  oder  erhielten  vielmehr,  durch  abgeschlossenen  Vertrag, 
das  bereits  bestehende,  und  der  alte  Glanz  desselben  wurde  nach 
der  Einwanderung  der  Acolhuas  (neben  den  Tepaneken  unter 
Acolhua)  in  Tezcuco  erneuert,  wo  sich  auch  unter  den  in  Netza- 
hualcayotl  (nach  Völkerscheidungen)  angeordneten  Quartieren  der 
Name  Culhuacan  (neben  Tlailotlacan,  Chimalpaneca,  Huitznahuac, 
Tepanecapan  und  Mexicapan)  erhielt.  Los  Aculhuas  eran  Tezco- 
canos.  Die  Culhuas  oder  Toltekas  gründeten  das  Reich  Coloa- 
can^),  wo  zweimal  die  Tenuchcas  siedelten. 

Indessen  sollte  dies  in  der  See-Region  gelegene  Culhuacan 
selbst  (dessen  Gründung  auch  auf  die  Chichimeco-Culhuas  unter 
Mixcohuatl  zurückgeführt  wurde)  nur  der  Wiederschein  eines  vor- 
angegangenen sein,  das  die  Nahuatl-Stämme^),  als  sie  vonTlapallan 


1)  Yohuallatonac  oder  Huetzin  bildete  (in  Culhuacan  herrschend)  als  Tlatocat- 
Achcauh  (Kaiser)  den  Bund  zwischen  Culhuacan,  Otompon  oder  Tezcuco  (wo  Nach- 
kommen Camaxtli's  herrschten)  und  Tollan. 

^)  Die  sieben  Nahuatl-Stämme,  als  bei  der  Sprachverwirrung  gleichsprachig  blei- 
bend, wanderten  zum  Rio  Colorado  am  californischen  Golf,  (mar  bermejo),  wo  Tlapallan 
(la  Bermeja)  gebaut  wurde  (Veytia),  und  dann  (nach  dem  Passiren  der  Meerenge)  Cul- 


394  ZUR  GESCHICHTE  DES  ALTEN  MEXICO. 

(am  Mar  Bermejo)  die  Meerenge  gekreuzt,  berührt  hätten,  und 
in  dessen  Erinnerung  dann  die  Tolteken  später  (wie  Veytia  be- 
merkt) die  Stadt  Culhuacan  (lugar  de  la  culebra)  am  See  Chalco 
gegründet. 

Dieses  auf  den  späteren  Zügen  nach  Quivira  und  Cibola^) 
wiedergefundene  Culhuacan  besass  seine  Bedeutung  für  die 
Wanderstämme  in  der  Lage  am  Ausgang  der  Wüste  als  erster 
oder  letzter  Rastort. 

Von  den  in  Aztlan  lebenden  Azteken  wird  erzählt,  dass  sie 
jährlich  einen  Fluss  passirten,  um  dem  Gott  Tetzauh  in  Teo- 
Culhuacan^)  Opfer  zu  bringen,  und  dieser  Ort  Aztlan  selbst  (oder 
Aquilazo),  von  dem  die  Nahuas  gekommen,  erhielt  den  Namen 
Culiacan  (Culhuacan  oder  Teoculhuacan).  Beim  Auszug  von  den 
sieben  ^'^)  (chicome)  Höhlen  (moztoc)  gelangten  die  Mexicaner 
westlich  nach  Colhuacan.  Nach  Gomara  waren  die  der  Sonne 
Schlangen  und  Eidechsen,  sowie  Vögel  und  Schmetterlinge  opfern- 
den Chichimeken  von  jenseits  Xalisco  her,  aus  Aculhuacan  ge- 
kommen. Im  Süden  ruhte  der  Name  Culhuacan  auf  Palenque, 
als  Nachan^)  oder  Schlangenstadt. 

Motolinia  unterscheidet  die  von  Osten  gekommene  Einwande- 
rung der  Culhuas,  die  über  Tollantzinco  nach  Tullan,  und  dann 
von  Tezcuco  nach  Culhuacan  gezogen,  von  der  der  bei  Tollan 
eintretenden  Mexicaner,  die  in  Atzcapotzalco  und  dann  in  Cha- 
pultepec  siedelten. 


huacan  (lugar  de  la  culebra),  in  deren  Erinnerung  die  Tolteken  später  am  See  Chalco 
die  Stadt  Culhuacan  gründeten.  Beim  Durchzug  der  acht  Stämme  schlössen  sich  die 
Colhuacan  den  Azteken  an,  mit  vier  Trägern  für  den  Gott  (und  die  Frau  Chimalma). 

1)  Culhuacan  (bei  Ankunft  der  Spanier)  era  governada  de  reies  y  seiiores  en 
estado  politico  y  monarquico,  y  lo  mismo  la  de  Xalisco  (Torquemada). 

-)  Aus  Aztlan  (unter  den  Priestern  Huitziton  und  Tapatzim)  ausgezogen,  erhielten 
die  Azteken  in  Huey-Culhuacan  durch  die  Erscheinung  des  Huitzilopuchtli  den  Auf- 
trag der  Tragung  (Theomama),  indem  der  Götze  von  vier  Theotlamacatzin  (Quauhco- 
huatl,  Apanecatl,  Tezcacohuatl  und  Chimalman)  auf  dem  Sessel  (Theoycpalli)  getragen 
wurde,  und  als  sie  sich  auf  Geheiss  (am  Baum  von  Chicomoztoc)  von  den  übrigen 
acht  Stämmen  (Chalca,  Matlatzinca,  Tepaneca,  Malinalca,  Xochmilca,  Cuitlahuaca,  Chi- 
chimeca,  Misquica)  oder  drei  (Tlacochcalca,  Chalmeca,  Calpilco)  getrennt  hatten,  wurde 
der  Name  Azteken  in  Mexicas  verwandelt,  als  Ausgewählte  Gottes  (Torquemada). 

3)  Die  Misteken  kämpften  zu  je  sieben  unter  einem  Führer  (s.  Herrera)  salian  de 
siete  en  siete. 

*)  Ausser  Na-Chan  wurden  von  Votan  die  Städte  Tulha,  Zacatlan  oder  Ghowel 
(bei  Ciudad-Real),  Chiquimula,  Huehuetan,  Mayapan,  sowie  Utatlan  und  Copan  ge- 
gründet.     Cabrera  setzt  Amaquecan  nach  Palenque. 


CULHUACAN.  395 

Die  unter  Huetzalin  aus  Aquilazco  (in  Aztlan)  ausgewander- 
ten Xochimilcos  zogen  über  Tollan  nach  Culhuacan  und  von  dort 
vertrieben,  nach  Teyahualco,  bis  sie  (vom  König  von  Culhuacan) 
Erlaubniss  erhielten,  Xochimilco  zu  gründen. 

Von  den  Nahuatlacas  wanderten  nach  den  Suchimilicos  die 
Chalcos  ein,  dann  die  Tepanecas  (gente  de  la  Puente)  oder  Tec- 
paneken  (Tecpan  oder  Steinpallast)  nach  Azcapuzalco,  weiter  die 
Culhua  nach  Tezcuco  und  darauf  die  Tlatluicas  (Quahunahuac's 
oder  Cuernavaca's),  die  Tlascalas  und  die  Azteken  (s.  Acosta). 

De  las  partes  del  Poniente  kamen  die  drei  Fürstenbrüder 
der  (riesigen)  Acolhuas  (den  Chichimeken  fremdartig)  und  die 
beiden  Aeltern  (Aculhua  und  Chiconquauh)  erhielten  Töchter  des 
Xolotl,  während  der  Jüngste  (Tzontecomatl)  sich  später  mit  einer 
Prinzessin   aus  dem  Stamm  der  Culhuas  und  Tulteken  vermählte. 

Durch  Culhua  Teuchtli  Quanex  oder  Xiuhquetzaltzin  waren 
die  Tlascalaner  den  Tezucanern  verwandt.  Cortes  passirte  auf 
dem  "Wege  von  Cholula  nach  Amecameca  (bei  Chalco)  die  Pro- 
vinz Culua  (s.  Herrera). 

In  Auslegung  des  Namens  Culhuacan  oder  Culiacan  (pais 
de  los  Colhuas  ö  Culhuas)  gehen  die  Erklärungen  auseinander. 
Bald  wird  Culhuacan  als  Stadt  der  Beugen  (colhi.  Gebogenes),  oder 
der  Schlangen  gedeutet,  bald  (s.  Gallatin)  als  Land  der  Vorfahren 
(coltzin),  und  Acolhuas,  los  que  rodearon  el  agua  (coloa,  rodear), 
als  Leute  an  der  Biegung  (coloa,  biegen)  des  Wassers  (atl).  Nach 
Duran  fand  sich  in  Aztlan  (blancura)  der  Hügel  Culhuacan  (cerro 
tuerto). 

Los  Culhuaques  dijeron  al  reino,  de  Acolhuacan,  „que  es  tanto 
como  decir,  tierra  y  provincia  de  los  hombres  hombrudos,  y  rop 
la  misma  razon  al  lenguaje  que  generalmente  en  toda  esta  orp- 
vincia  hablan,  Uamaron  Acolhuatlatoli"  (Orozco). 

Die  aus  Aztlan  fortgewanderten  Mexicaner  erhielten  in  Hui- 
Colhuacan  (Huey-Colhuacan)  oder  Culiacan  (wohin  sie  über  Tara- 
humara  gekommen)  ihren  Schutzgott  Huitzilopochtli  zum  Führer  ^) 
und  trennten  sich  dann  in  Chicomoztoc  von  den  Nahuatlaken. 

Nachdem  die  Chichimeken  einen  neuen  Zustand  der  Dinge 
von  Anahuac   angeführt  hatten,    tritt    als    das    bedeutungsvollste 


^)  Mit  der  von  den  Minitari  (to  cross  the  water)  oder  Hidatsa  (willows)  angenom- 
menen Frau  zeugte  die  Sonne  den  Propheten  Itamapisa  (Enkel)  zur  Führung  auf  den 
Wanderungen  (Matthews). 


396  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

Ereigniss  die  Einwanderung  der  Acolhuas  hervor,  deren  Fürsten 
sich  mit  Xolotl  ^)  (sowie  auch  mit  den  Tolteken)  ^)  verschwägerten, 
und  vor  Allem  dazu  beigetragen  haben  sollen  die  noch  rohen 
Eroberer  allmählig  zu  civilisiren.  Sie  gelten  (bei  Veytia)  als 
Nachkommen  toltekischer^)  Colonisten,  die  an  der  Küste  des 
Pacific^)  zurückgeblieben  waren,  und  leiteten  sich  (nach  Rios) 
von  dem  edlen  Stamme  der  Citin"^)  oder  Uluca^)  ab.  Solchen 
Acolhuas  (oder  den  in  Tezcuco,  Hauptstadt  von  Acolhuacan  sie- 
delnden Colhuas),  waren  (nach  Gomara)  die  Mexicaner  verwandt, 
die  sich  bei  der  Einwanderung  von  Tulla  aus  in  Azcapuzalco 
niederliessen,  dann  in  Tlacopan  und  Chapultepec,  bis  sie  Mexico 
erbauten. 

Von   diesen    (unter  Xolotl's  Regierung)    aus  Michoacan    an- 


1)  Von  den  Fürsten  der  (mit  ihrem  Gott  Cocopitl)  aus  den  äussersten  Grenzen 
Michoacan's  anlangenden  Acolhuas  vermählte  Xolotl  den  Fürsten  der  Tecpanequen 
(Acolhua)  und  den  Fürsten  der  Otomiten  (Chiconquauhtli)  mit  seinen  Töchtern,  den 
Fürsten  der  Acolhuas  dagegen  (Tzontecomatl)  mit  einer  Tolteken-Prinzessin  (aus 
Chalco)  in  Coatlichan.  Die  Tochter  Xolotl's,  der  (nach  Icahuatzin)  über  die  Chichi- 
meken  herrschte,  vermählte  sich  mit  dem  Caziken  der  eingewanderten  Acolhua 
(s.  Garcia). 

2)  Die  (Cocopitl  verehrenden)  Acolhuas  (aus  der  californischen  Halbinsel)  ver- 
schwägerten sich  mit  der  toltekischen  Fürstenfamilie  in  Chalco.  Aculhua  wurde  mit 
Xolotl's  Tochter  Cuetlaxochitzin  (als  Fürst  von  Azcapuzalco)  vermählt,  Chiconquauhtli 
mit  Cihuaxochitl,  als  Fürst  von  Xaltocan  (Hauptstadt  der  Otomiten),  und  Tzontecomatl 
(als  Fürst  von  Coatlichan)  mit  Quatetzin,  Tochter  des  toltekischen  Fürsten  Chalchiu- 
chlatonac  (in  Chalco). 

3)  Den  Tolteken  in  Huhue  Tlapallan  benachbart,  kamen  (nach  Ixtlilxochitl)  die 
zu  den  Chichimeken  gehörigen  Acolhuas  aus  Teoacohuacan  bei  Amaquemecan  (nach 
Clavigero),  als  Nachkommen  toltekischer  Colonisten  an  der  Küste  des  Pacific  (nach 
Veytia),  mit  den  Nahuatlacas  verwandt  (von  Citin  stammend),  nach  Anahuac. 

•*)  Gegen  das  zum  Südmeer  erstreckte  Tutepeque  (Tultepec)  waren  die  mexicani- 
schen  Grenzfestungen  in  Tecomastla  und  Pucla  (in  Guadalajara)  besetzt. 

5)  Die  Unterthanen  Zitin's  oder  Citin's  (Vater  des  Aculhua,  Chiconquauhtli  und 
Tzontemacatl)  redeten  das  Nahuatl.  Der  Stammherr  Citli  wird  als  Hase  erklärt.  Micha- 
pous  wohnte  zwischen  Huronen-  und  Michigan- See  (am  Berge  Michilimakinak)  ä  la 
figure  d'un  lievre  (wie  der  Grosse  Geist,  als  Hase). 

6)  Die  aus  dem  Stamm  Citin  oder  Ulcua  abgeleiteten  und  nach  dem  tapferen  und 
riesigen  Häuptling  Acoli  (Schulterknochen)  benannten  Acolhuas  boten  mit  den  Tepa- 
neken  (und  Otomiten)  dem  Chichimekenkönig  Xolotl  II.  (Vater  des  Nopaltzen)  ihre 
Huldigung  an  und  wurden  von  ihm  zum  Rang  seiner  ersten  Barone  (ihrer  Cultur  wegen) 
erhoben,  indem  sie  Acapuzalco  zur  Hauptstadt  erhielten,  sowie  später  Xaltocan  (für  die 
Otomiten)  und  Coatlichan.  Huetzin,  Enkel  des  Acolhua-Häuptlings  Tzontecoma  (in 
Coatlichan)  erhielt  von  den  Chichimeken  den  Thron  Culhuacan's.  Aculhua  (Schwieger- 
sohn Xolotl's)  oder  Huetzintecuhtli  herrschte  als  erster  König  von  Azcaputzalco. 


ACOLHUA.  397 

langenden  Stämmen  der  Teepaneken,  Otomiten  und  Aculhuas  be- 
merkt Ixtlilxochitl,  dass  sie,  obwohl  den  Chichimeken  verwandt, 
jeder  eine  verschiedene  Sprache  geredet  hätten,  die  Teepaneken 
unter  dem  Fürsten  Acolhua,  die  Otomiten  unter  Chiconquauhtli 
und  die  Aculhua  unter  Tzontecomatl.  Sie  brachten  von  den  jen- 
seitigen Grenzen  Michoacan's  das  Idol  Cocopitl  oder  Schlangen- 
sohn (cocome,  Schlange,  wie  in  Yucatan)  nach  Anahuac,  sowie 
Zeichenbücher  (nach  Gomara)  bei  der  Einwanderung  aus  Tulla^). 
Clavigero  leitet  die  Aculhuas^)  aus  Teo-acolhuacan  (bei  Amaque- 
macam)  ab. 

Die  verwandtschaftliche  Beziehung  zu  den  Chichimeken 
scheint  in  verschiedenen  Zügen  der  Sage  angedeutet,  wie  auch, 
wenn  Motolinia  die  Aculhuas  vom  Häuptling  Acoli,  Mendieta  vom 
Häuptling  Aculli^)  (als  Aculhuaques  von  Tezcuco)  stammen  lässt, 
Gomara  dagegen  von  dem  Häuptling  Chichimecatl,  der  seine 
Stärke  bewies,  indem  er  dem  Gott  Quetzalcoatl  den  Arm  an  die 
Schulter  band. 

Bei  den  Semiten  erwies  sich  die  Gottheit  überlegen,  indem 
sie  ihrem  Gegner  die  Hüfte  verrenkte,  und  auch  Wodan  beim 
Wandern  über  die  Erde  findet  keinen  Ebenbürtigen.  In  Mexico 
dagegen  konnten  die  Kühnen   im    nächtlichen  Ringen    mit    dem 


1)  Die  (mit  Zeichenbüchern)  aus  Tulla  eingewanderten  Aculhua  gründeten  erst 
Tullancinco,  dann  Tulla  und  später  Tezcuco,  und  zogen  darauf  über  Covatlichan  nach 
Culhuacan  oder  Coiocan  (von  wo  auf  einer  Insel  des  Sees  die  Stadt  Mexico  Tenoch- 
titlan  erbaut  wurde)  unter  Civilisirung  der  Chichimecas  (s.  Gomara).  Die  Mexicaner 
wurden  durch  Xaltocamecatl  Huixton,  Fürst  von  Xaltocan,  aus  Chapultepec  ver- 
trieben. 

2)  Auf  den  Zügen  der  Tolteken  zurückgeblieben,  kamen  aus  Nayarit  über  Mechoacan 
an  den  Hof  Xolotl's  (in  Tenayocan)  die"  Fürsten  Aculhua  (mit  den  Teepaneken),  Chicon- 
quauh  (mit  den  Otomiten)  und  Tzontecomatl  (mit  den  Acolhuas)  den  Gott  Cocopitl 
(Sohn  der  Schlangen)  mit  sich  führend  (s.  Veytia).  Die  Aculhuas  (unter  Tzonteco- 
matl) verschwägerten  sich  mit  den  Tolteken  in  Chalco  (s.  d'Alva). 

3)  Die  Aculhuas  (in  Tezcuco)  leiteten  sich  von  dem  riesigen  Ahnherrn  Aculli  (der 
Breitschulterige)  ab  (Aculli  es  hombro,  aun  que  tambien  quiere  decir  el  hueso,  que 
baxa  del  hombro  al  codo).  Der  Fürst  von  Mexiko  führte  sich  zurück  auf  den  starken 
Häuptling  Chichimecath,  der,  weil  er  den  Arm  des  lehrend  umherziehenden  Quetzal- 
koatl  mit  einem  Riemen  an  der  Schulter  festband,  Alculhuatli  (Aculli  el  es  hueso  del 
codo  al  hombro)  genannt  wurde  und  wegen  dieser  That  (Hombre  que  atö  a  un  dios, 
atara  todos  los  mortales)  verherrlicht  wurde  (s.  Gomara).  Von  Chichimecatl,  der  (als 
er  Quetzalcohuatl's  Arm  mit  einem  Lederriemen  hoch  auf  die  Schultern  gebunden) 
Acolhuatl  genannt  wurde,  stammten  die  Colhua,  Vorfahren  Montezumas  und  Könige 
von  Mexico  und  Coluacan  (nach  Motolinia), 


398  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

Gott,  ihn  zur  Gewährung  der  dargelegten  Wünsche  zwingen.  Die 
Verehrung  des  Sturmgottes  hatte  sich  in  den  Antillen  verbreitet, 
wo  das  Naturereigniss  des  Cyclon's  denselben  Eindruck  des 
Ueberwältigenden  machte,  wie  anderswo  der  Ausbruch  des  Vulcan's 
(in  Centralamerika  oder  Honolulu).  Die  mildere  Form  des  Luft- 
gottes in  Mexico  liess  die  Mythe  erstehen,  dass  ihm  sein  Arm 
gebunden  sei,  wie  bei  den  Maori  dem  dort  weniger  gefährlichen 
Erdbebengott  von  Maui  ein  Arm  abgedreht  war. 

Wenn  der  Gott  Tezcatlipuca,  als  Tlacanexquimilli  (als 
Todtenskelett)  erschien  (sowie  auch  das  riesige  Phantom  Tlaca- 
hueyac),  fielen  Schwache  ohnmächtig  nieder,  die  Starken  und 
Muthigen  aber  hielten  ihn  fest,  um  mit  ihm  bis  zur  Morgenröthe 
zu  ringen,  und  wenn  das  Gespenst  dann  seine  Entlassung  forderte, 
gewährten  sie  dieselbe  nicht  eher,  als  bis,  durch  Ueberreichung  von 
Dornennägel,  Glück  und  Ruhm  im  Kriege  versprochen  war  (s. 
Torquemada).  Andere  rissen  der  offnen  Brust  das  Herz  aus  (das 
durch  Verwandlung  in  Federn  oder  Kohlen  günstige  oder  un- 
günstige Vorbedeutungen  gab)  oder  trugen  das  Phantom  auf  dem 
Rücken  nach  ihrem  Hause  (in  Mexico). 

Den  Acolhuas  (aus  Citin)  mag  die  (bei  Andres  de  Olmos 
erhaltene)  Stammessage  angehören  von  den  zersprungenen  Split- 
tern des  von  Citlalicue  (Frau  des  Gottes  Citlalatonac)  geborenen 
Feuersteins  oder  Tecpatl  und  von  den  daraus  in  Chicomoztoc, 
wohin  er  durch  seine  Vollbrüder  im  Himmel  geworfen,  entstandenen 
Halbgöttern  oder  Heroen,  die  sich  auf  die  Botschaft  des  Habichts 
(Tlotli)  aus  dem  durch  Xolotl  von  der  Behausung  Mictlanteuctli's  in 
der  Unterwelt  heraufgebrachten  Knochen  die  von  den  sechs  Söhnen 
des  Ersten  Menschen  Iztacmixcuatl  (mit  seiner  Frau  Ilancueitl 
aus  Regen  und  Schmutz  gebildet)^)  hergeleiteten  Menschen  (in 
Jalisco)  zu  Dienern  schufen. 

Als   dann   durch  das   Opfer  Nanahuatzin's    die   Sonne  ^)    (und 


1)  wie  Motolinia  zufügt,  während  sonst  die  Splitter  des  (auf  Xolotl's  Flucht  aus 
der  Unterwelt  bei  seinem  Fall  zerbrochenen)  Knochen,  durch  das  Blut  der  Götter  be- 
netzt, erst  einen  Knaben  und  dann  ein  Mädchen  entstehen  lassen,  welche  Kinder  durch 
Xolotl  mit  dem  Saft  der  Maguey  zu  den  Stammeseltern  der  Menschen  auferzogen 
werden.     Ketumalea  wurde  wegen  Menschengeruches  aus  dem  Himmel  verjagt. 

2)  Als  nach  verschiedenen  "Weltgegenden  ausgeblickt  wurde,  riethen  die  nach 
Osten  Gewandten  richtig  über  den  Ort  des  Sonnenaufgangs.  Dicen  que  los  que  miraron 
acia  el  Oriente  fueron  Quetzalcoatl,  que  tambien  se  llama  Ecatl,  y  otro,  que  se  llama 
Totec,  y  por  otro  nombre  (Anoatl  y  Tecu),  y  por  otro  nombre  Anaoatlytecu  y  por  otro 


HEROEN-GESCHLECHT.  399 

Später  durch  das  des  Tecuziztecatl  oder  Tezcociztecatl  der  Mond)  in 
Teotihuacan  entstanden  war,  blieb  das  am  Himmel  aufgestiegene 
Gestirn  trotz  der  durch  Tlotl  gesandten  Botschaft  unbeweglich 
stehen  und  bedrohte  mit  seiner  Gluth  die  Helden,  den  von  Citli 
abgeschossenen  Pfeilen  ausweichend  und  ihn  selbst  mit  einem 
zurückgeschleuderten  durchbohrend.  Es  folgt  darauf  das  Selbst- 
opfer der  Heroen  (mit  Ausnahme  Quetzalcoatrs)  durch  Xolotl, 
der  zuletzt  nach  verschiedene  Metamorphosen  sein  eigenes  Leben 
in  der  Form  des  Axolotl-Fisches  darbringt,  und  die  Bündel 
(Tlaquimilloli)  der  verhüllten  ^)  Götter  wurden  den  Menschendienern 
zum  Tragen  übergeben.  Bei  der  Wiedererscheinung  Tezcatli- 
poca's  ^)  wurde  seinem  in  Trauer  versunkenen  Lieblingsschüler  der 
bezaubernde  Sang  gegeben,  durch  den  es  ihm  gelang  die  Musiker 
aus  dem  Haus  der  Sonne  auf  die  Erde  herabzulocken,  so  dass 
Feste  gefeiert  werden   konnten. 


nombre  Tlatavictezcatlipuca ,  y  otros  que  se  llaman  Mimizcoa  (Minizcoa),  que  son 
inumerables,  y  cuatro  mugeres,  la  una  se  llama  Tiacapan,  la  otra  Teicu,  la  tercera 
Tlacoeoa,  la  quartoXocoyotl  (s.  Sahagun).  Estando  esperando  por  donde  avia  de  salir  el  Sol, 
en  el  entre  tanto,  dizen,  apostaron  con  las  codornices,  langostas,  mariposas  y  culebras, 
que  no  acertaban  donde  saldria.  Y  los  unos,  que  por  aqui,  los  otros,  que  por  alli,  en 
fin,  no  acertando,  fueron  condenados  a  ser  sacrificados  (Torquemada).  Nachdem  die 
von  der  Göttin  Citlalicue  nach  Theotihuacan  vom  Himmel  gesandten  Kinder  (i6oo)  zu 
Grunde  gegangen,  und  sich  (in  der  anbrechenden  Dunkelheit)  die  Götter  Tezcatlipuca 
und  Ehecatl  mit  der  Göttin  Citlaleene  zur  Berathung  versammelt,  überredete  der  Gott 
Pilciuteutli  (der  Choquipile  mit  seiner  Frau  Chuquiquecal  gezeugt)  seinen  Pflegesohn 
Nanauaton  (Sohn  des  Izpatl  und  Cuzcamianh),  in  das  Feuer  einzutreten,  um  aus  der 
Unterwelt  Schätze  zu  bringen,  die  ihn  zur  Sonne  machten  (s.  Thevet). 

1)  Auch  bei  den  Quiches  fanden  sich  solche  Umhüllungen,  wie  bei  den  Azteken 
die  heilige  Lade  mit  Knochen-Reliquien  getragen  wurde.  Wie  bei  den  Chibchas 
Figuren,  wurden  in  Peru  auch  im  gewöhnlichen  Leben  zur  Huldigung  Lasten  auf  dem 
Rücken  getragen.  An  der  Hudsonsbay  wurde  (17Z2)  die  Tehipaye  genannte  Puppe 
beim  Tode  des  Kindes  (dessen  Haare  in  seinen  Kleidern  aufgewickelt  wurden)  bewahrt 
(Bacqueville). 

2)  Die  (durch  Xolotl)  geopferten  Götter  Hessen  ihr  Gewand  (que  era  una  manta) 
den  ihrem  Dienst  Ergebenen  zurück,  y  estos  devotos  ö  servidores  de  los  dieses  (muer- 
tos)  embolvian  estas  mantas  en  ciertos  palos  y  haciendo  una  muesca  e  agugero  al  palo 
le  ponian  por  corazon  unas  pedrue^elas  verdes,  y  cuero  de  culebra  y  tigre,  y  a  este 
emboltorio  decian  Haquimilolli,  y  cada  uno  le  ponia  el  nombre  de  aquel  demonio,  que 
le  avia  dado  la  manta  (Torquemada).  Andaban  tristes  y  pensativos,  cada  uno  con  su 
manta  embuelta  acuestas,  buscando  y  mirando,  si  podrian  ver  a  sus  dioses,  ö  si  les 
aparecirian  (bis  am  Meeresufer  Tezcatlipoca  seinen  Jüngern  erschien).  Kommt  ein  Iro- 
kese zu  einem  der  unterthänigen  Stämme,  die  als  Vettern  bezeichnet  werden,  so  muss 
ihm  dort  sein  Bündel  von  einem  Dienstmann  getragen  werden  (s.   Loskiel). 


400  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN     MEXICO. 

In  dieser  Mythe  liegt  die  Hindeutung  auf  ein  verschwundenes 
Geschlecht,  das  obwohl  vom  Himmel  entsprossen,  doch  den  aus 
der  Unterwelt  hervorgerufenen  Menschen  erlag,  da  von  diesen 
Einer,  um  den  hohen  Preis  zu  gewinnen,  sich  kühn  in's  Feuer 
stürzte,  und  da  er  so  ausgeführt,  was  Keiner  der  Heroen  gewagt, 
jetzt  dieselben,  nachdem  er  als  strahlende  Sonne  am  Himmel  auf- 
gestiegen, unerbittlich  dem  Tode  weihte,  seine  Menschenbrüder 
dagegen  unbeschädigt  Hess  und  sie  selbst  mit  Musik  und  Lust- 
barkeiten aus  dem  Pallast   des  Sonnenhimmels  beschenkte. 

Neben  diesen,  gleich  den  Arcadiern,  proselenischen  Menschen 
gab  es  noch  eine  ebenfalls  in  Tezcuco  ^) ,  dem  Hauptsitz  der  Acol- 
huas,  heimische  Legende,  welche  die  Menschen  zu  directen  Sonnen- 
kindem  erhebt,  wie  es  das  Inka-Geschlecht  Peru's  von  seiner  Ab- 
stammung rühmte  (während  das  gemeine  Volk  mit  einer  Hacke 
hatte  ausgegraben  werden  müssen). 

Bei  Aculma  (zwischen  Tezcuco  und  Mexico)  heisst  es,  schoss 
in  der  Morgenstunde  die  Sonne  einen  Pfeil  hernieder,  der  in  die 
Erde  eindringend,  ein  Loch  eröffnete,  und  aus  demselben  hob  sich 
die  Gestalt  eines  Mannes  hervor,  anfangs  nur  bis  zu  den  Achsel- 
höhlen, weshalb  er  Aculmaitl  (Schulterhand)  genannt  wurde,  und 
dann  folgte  die  weibliche  Hälfte,  so  dass  damit  das  Paar  der 
menschlichen  Urahnen  gegeben  war.  Nach  Galvez  war  dieser 
Pfeil  durch  die  Sonne  auf  Befehl  des  Schöpfergottes  Tezcatlipoca 
abgeschossen,  und  Tezcatlipoca  (der  Stammherr  Tezcuco's)  galt 
auch  für  den  Schöpfer  der  Riesen  (die  bald  mit  den  Acolhuas, 
bald  mit  den  Tulteken  identificirt  werden,  wenn  aus  der  ihnen 
jenseits  der  Olmeken  angewiesenen  Vorzeit  in  den  geschichtlichen 
Tag  hineingezogen).  Als  Vorfahren  (der  Tezcucaner)  kamen  zu 
Tezcalque  aus  dem  vom  Himmel  herabgeworfenen  Pfeil  Loli  und 
seine  Frau  Compahli  hervor,  mit  menschlichem  Obertheil,  „et  en- 
gendroit  ledit  Loli,  en  mettant  sa  langue  dans  la  bouche  de  sa 
femme,"  und  sandte  (nach  Gründung  von  Texcinq,  in  dessen  Nähe 
das  Idol  Tezcatlipuca  gefunden  wurde)  seine  6  Söhne  und  6  Töchter 
zum  Wandern  aus,  indem  die  in  Höhlen  Lebenden  aus  Chalio 
(Chalco)  den  Mais  erhielten  (s.  Thevet)  oder  aus  Culuacan  (über 
Tula  zu  den  Chichimeken). 

Indem  der  Sohn  Loli's,  der  Tezcinq  (Tezcucu)  gegründet,  sich 


1)  Nach  Lorenzo  waren  die  Bewohner  Tezcuco's    von   dem  Opferplatz   der  Götter 
und  aus  der  Höhle  von  Chicomoztoc  gekommen. 


CHALCO.  401 

mit  einer  Tochter  des  Fürsten  von  Culhua  vermählt,  entstanden 
die  Otomis  (Thevet). 

Bei  den  Chichimeken  könnte  die  Namenserklärmig  auf  die 
bis  zu  den  Aleuten  mehrfach  wiederholte  Hundeabstammung  deu- 
ten, während  die  Azteken  sich  näher  dem  Vogel  anschliessen. 
Die  Peguaner  (oder  Mon)  wollen  von  einer  Frau  und  einem  Hunde 
stammen,  die  allein  aus  einer  vom  Sturm  zerstörten  Flotte  von 
Chinesen  entkamen,  die  zur  Entdeckung  über  die  Strasse  von  Sin- 
capur  geschickt  waren  (nach   Mancaned). 

Die  von  Xolotl  aufgenommenen  Acolhuas,  die  in  Fellgewän- 
der gekleidet  und  den  Chichimeken  verwandt  waren,  verschwä- 
gern sich  (bei  d'Alva)  durch  ihren  Häuptling  Tzontecomatl  mit 
den  Tolteken  in  (Chalco-Atenco)  Chalco,  so  dass  sich  daraus 
die  in  Bezug  auf  civilisirenden  Einfluss  oft  gleichgeltende  Bedeu- 
tung beider  Namen  erklären  könnte,  wie  auch  die  Acolhuas  als 
Saamen  und  Pflanzungen  bringend  geschildert  werden,  w^ährend 
sonst  dieser  Ackerbau  von  den  Resten  der  zurückgebliebenen 
Tolteken  erneuert  wird.  Die  vereinigten  Acolhuas  und  Tolteken 
wohnten  in  Chalco  Atenco,  während  bei  Torquemada  bei  Tren- 
nung der  von  ihm  als  Otomiten  geltenden  Teochichimeken  die 
nicht  die  Sierra  übersteigende  Hälfte  nach  Chalco  zieht,  und,  bei 
Herrera,  Chalco  als  ein  religiöser  Centralsitz  dasteht. 

Der  Gebrauch  der  Menschenopfer  (in  Tlascala)  „havia  proce- 
dido  de  la  Provincia  de  Chalco  y  la  idolatria  y  el  sacarse  sangre 
de  sus  proprios  cuerpos  y  hacer  ofrenda  de  ello  ä  los  dioses" 
(Herrera).  Bei  Gomara  ist  Chalco  der  grosse  Handelsmarkt  für 
Tlascala  und  die  Küste. 

Bei  Torquemada  bringen  die  von  den  Aculhuas  und  Tetzcu- 
canos  als  Verwandte  aufgenommenen  Teochichimeken,  die  sich, 
obwohl  Otomiten,  als  Chichimeken  bezeichneten  und  das  von  ihrer 
Sprache  verschiedene  Mexicanische  angenommen  hatten,  die  Ver- 
ehrung des  Gottes  Camaxtle  mit. 

Die  zu  den  früheren  Bewohnern  hinzugewanderten  Teochi- 
chimeken werden  von  Torquemada  mit  den  Otomiten  identificirt 
und  die  Ansiedlungen  (in  Tullantzinco)  theilten  sich  in  die  des 
südlichen  Tlatohcan  mit  Mexicanern,  Acolhua  und  Tetzcucanern, 
und  des  nördlichen  Tlaixpan,  wo  die  otomitische  Sprache  geredet 
wurde,  (unter  der  Bezeichnung  als  Chichimekisch),  und  dann  wurde 
die  mexicanische  Sprache  zur  allgemeinen,  obwohl  die  Unter- 
scheidung   zwischen  Acolhuas    und    Chichimeken    zu    gelten    hat. 

Bastian,  America.  26 


402  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

Weiter  im  Norden,  von  Tlaixpan  abhängig,  fanden  sich  Ansied- 
lungen  der  Otomiten,  die  ihre  Sprache  bewahrten,  während  im  Süden 
die  von  Tlatohcan  Abhängigen  Mexicanisch  redeten.  Mit  der 
Unterscheidung  zwischen  Acolhuas  und  Chichimeken  (fügt  Tor- 
quemada  hinzu)  wird  Alles  umfasst,  da  die  Nahuatlaken,  welche 
mexicanisch  reden,  mit  den  Tezcucanern  identisch  sind,  und  man 
kann  deshalb  auf  die  eine  Seite  die  Nahuatlacas  und  Acolhuas 
stellen,  auf  die  andere  die  Chichimeken   und  Otomiten. 

Clavigero  bemerkt,  dass  die  in  ihrer  Gesittung  den  alten 
Tolteken  (Huehue-Tlapallan's)  nahe  kommenden  Acolhuas  (des 
edlen  Hauses  Citin)  sich  dem  Könige  in  Tenayucan  vorstellten,  als 
aus  Teo-Acolhuacan  stammend,  in  der  Nachbarschaft  Amaqueme- 
can's,  der  Heimath  der  Chichimeken,  und  dass,  als  sich  Zwischen- 
heirathen  eingeleitet,  die  höhere  Bildung  der  Acolhuas  überwog, 
so  dass  das  Land  den  Namen  Acolhua  erhielt,  während  diejenigen 
unter  den  Chichimeken,  welche  dem  weichlichen  Leben  des  Acker- 
bauers abgeneigt,  bei  der  Jagd  ihrer  Voreltern  verblieben  seien, 
sich  in  den  Bergen  mit  den   wilden  Otomies  vermischt  hätten. 

Verschieden  von  den  Acolhuas  (aus  Teo-Colhuacan  neben 
Amaquemecam)  gründeten  die  zu  den  Nahuatlacas  gerechneten 
Colhuas  das  Reich  Colhuacan  (s.  Clavigero),  wie  auch  die  Tapa- 
necas,  welche  sich  des  Reiches  von  Acolhuacan  bemächtigten,  zu 
den  Nahuatlacas  gehörten,  den  Verwandten  der  aus  Aztlan  aus- 
gewanderten Alexicaner. 

Bei  der  Verwandtschaft  der  Azteken  zu  den  übrigen  Nahuatl- 
Stämmen  wird  meistens  für  alle  ein  gemeinsamer  Exodus  (vielleicht 
mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Tepaneken  Azcapuzalco's ')  wegen 
zeitweiser  Hegemonie)  ang'enommen,  der  indess  nicht  für  Chico- 
moztoc^)  gelten  darf,  sondern  nur  für  das,  im  wSpecielleren  den 
Xochimilcos ")  zugewiesene,  Land  Aquilasco  oder  Aztlan^),  indem 


')  Azapuzalco  (Ameisenhügel)  wurde  wegen  der  Menge  der  Tepcacos  so  genannt 
(s.  Herrera),  als  Myrmidonenstadt. 

-)  Aus  Chicomoztoc  (sieben  Höhlen)  und  Aztlan  (Reiherland)  zogen  auf  Geheiss 
des  (die  Blume  Aztaxochitl  tragenden)  Huitzilopochtli  die  Aztlantlacas  oder  Aztecas 
Mexiton  (mit  Tlalocateotl)  in  sieben  Stämmen  (Yapica,  Tlacochcalca,  Huitznahuac, 
Cihuatepaneca,  Chalmeca,  Tlacatecpaneca  und  Izquiteca)  durch  Culhuacan,  Xalisco, 
Mechoacan  nach  Tula,  Tacuba  und  Chapultepec  (s.  Tezozomoc). 

3)  Als  Aquilasco  (in  Atzlan)  zogen  die  Xochimilcos  (unter  Huetzalin)  nach  Tollan 
und  siedelten  dann  (beim  Angriff  auf  Culhuacan  zurückgeschlagen)  bei  Ocopetlayuca 
(unter  Tlahuil  Tecuhtli),  Xochimilco  bauend. 

*)  Als  der  Priester  Huitziton    dem  Häuptling  Nahuatlaca    die  Sprache  des  Vogels 


CHICOMOZTOC.  403 

in  Chicomoztoc  ^)  vielmehr  die  Zerstreuung  statt  hatte,  obwohl 
freilich  auch  dort  von  einer  vorherigen  Vereinigung^)  geredet 
wird  und  mitunter  der  Weg  von  Chicomotztotl  ^)  erst  nach  Atzlan 
führen  soll.  Für  die  speciellere  Wanderung  der  von  Mendieta 
aus  Chicomoztoc  über  Jalisco  hergeleiteten  Mexicaner  aus  Aztlan^) 
im  Norden,  (die  nach  Chapultepec  gekommen,  von  den  Fürsten 
von  Culhuacan  in  Tizaapan  angesiedelt  wurden  und  dann  an  den 
See  zogen,  Tenochtitlan  zu  gründen),  wird  berichtet,  dass  sie  nach 
Berührung  Culhuacan's ')  (mit  dem  Patriarchen  Coxcox)  aus  Aztlan 


erklärt,  wanderten  die  Stämme  der  Xaliuatlacas  aus  Aztlan  nach  Chicomoztoc  (wo  sich 
die  Azteken  abtrennten),  als  Xochimilcas,  Chalcas,  Tepanecas,  Acolhuas,  Tlahuicas, 
Tlascaltecas,  Aztecas  und  Mexicaner  (dann  Tarascos,  Matlatzincas,  Malinalcas,  Cholul- 
tecas,  Huexotzincas  Cuitlahuas,  Mizquicas,  Cohuixcas). 

1)  Die  unter  einem  dichten  Laubbaume  in  Chicomoztoc  speisenden  Stämme  hörten 
(während  eines  Geräusches  in  den  Aesten)  die  Stimme  ihres  Gottes  aus  der  Urne,  den 
Fortzug  von  acht  Familien  anbefehlend,  worauf  den  Zurückbleibenden  angekündigt 
wurde,  dass  sie  als  die  geliebten  Kinder  des  Gottes  ihren  Namen  der  Azteken  in  den 
der  Mexikaner  zu  verwandeln  hätten,  indem  sie  zugleich  Bogen  und  Pfeile  (für  den 
Kampf)  sowie  ein  Xetz  für  den  Fischfang  erhielten. 

2)  Bei  der  Vereinigung  der  Stämme  von  Chicomoztoc  erschienen  in  ihrer  Mitte 
zwei  Bündel,  deren  eines  (wie  die  Eröffnung  zeigte)  einen  Smaragd  enthielt,  um  dessen 
Besitz  Alle  stritten,  ausser  dem  Stamm  Huitziton's,  der  bei  Oeffnung  des  anderen 
Bündels  zwei  Stäbe  fand,  durch  deren  Reibung  das  Feuer  erzeugt  wurde,  und  so 
theilte  sich  das  Volk  in  zwei  Abtheilungen,  die  auf  der  Wanderung  zwar  zusammen 
blieben,  bis  sich  später  die  Besitzer  des  Smaragdes  in  Tlatelolco  (von  den  Alexicanern) 
abtrennten  (als  die  Adligen).' 

3)  Als  die  neun  Stämme  aus  der  Höhle  von  Chicomoztotl  nach  Aztlan  und  dann 
zu  dem  Opferbaum  gelangt  waren,  gebot  Huitzilopochtli  den  Mexicanern  allein  weiter 
zu  ziehen,  worauf  die  übrigen  (acht  Stämme)  als  Tarasker  nach  Mechoacan  wanderten. 

'^j  Aus  Aztlan  zogen  die  Fürsten  Yopica,  Tlacochalco,  Huitznahuac,  Cihuatecpa- 
neca,  Chalmeca,  Tlacatecpaneca  und  Izcuintecatl  (mit  den  Göttern  Quetzalcohuatl, 
Tlazolteotl,  Macuilxochiquetzalli,  Chichilticcenteotl,  Pilzinteuhtli,  Tezcatlipuca  und 
Mictlanteuhtli)  unter  Huitziton,  der  nach  dem  Tode  durch  den  (in  Drachengestalt  ihn 
empfangenden)  Gott  Tetzauhteotl  (dios  espantoso)  oder  Tezcatlipoca  von  den  neun 
Himmeln  herab  seinem  Volke  der  Tlamacazques  (Priester)  in  den  Gebeinen  des  Huitzi- 
lopochtli (Huitziton  sentado  ä  la  mano  siniestra)  als  Führer  zurückgegeben  wurde,  in 
einer  Urne  aufbewahrt  (Veytia),  als  dios  in  pyxide.  Camaxtli,  dessen  Gebeine  von  den 
Teochichimeken  auf  ihren  Wanderungen  getragen  wurden,  war  von  Mixcohuatl  be- 
gleitet (oder  Ocelopan).  Huitziton  oder  Ocelopan,  der  Führer  der  Mexicaner,  war  von 
den  Fürsten  Itzcahui,  Yopiatzone  und  Cuexpalatl  umgeben.  Nach  Chimalpain  begleitete 
Tenunctzin  die  Mexicaner  bis  Chicomoztoc  (als  Chalchiuhtatlonac),  Mexitzin  blieb  in 
Michoacan  (auf  der  AVanderung  der  Mexikaner). 

^)  Die  aus  dem  Norden  über  den  Fluss  Gila  und  durch  Chihuahua  nach  Culiacan 
gezogenen  Mexicaner,  die  dort  ihren  Schutzgott  Huitzilopochtli  erhielten,  trennten  sich 
in  Chicomoztoc  (von  den  Xochimilcas,  Tepanecas,  Chalcheses,  Tlahuicos  und  Tlascalas 

26* 


4Ö4  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN     MEXICO. 

(Land  der  Flamingos)  nach  Chicomoztoc  oder  Quinehuayan  (am 
Flussufer)  gekommen  und  dort  den  in  Chicomoztoc  ^)  herrschenden 
Chalchiuh  Tlatonac,  der  sich  mit  den  Azteken^)  verbunden,  zum 
höchsten  Rang  neben  Huitziton  erhoben.  Der  zweite  Auszug'') 
aus  den  Höhlen  von  Chicomoztoc  vernichtete  die,  in  ihren  Ruinen 
zurückgebliebenen,  Monumente  bei  Quemada.^) 

Die  Xuchimilcas  (gente  artificiosa  de  traje  muy  conjunto  ä 
los  Tultecas,  y  la  lengua  en  alguna  manera  la  misma,  y  grandes 
maestros  de  obras  de  arquitectura  y  carpinteria  y  otras  obras 
mecanicas)  wanderten  (unter  Huetzali)  aus  Aquilazco  (in  der  Nach- 
barschaft der  Aztlanecas  oder  Alexicaner)  aus  und  siedelten  (unter 
der  Regierung  desChichimecakönigsTlotzin)  in  Xochimilco  (dAlva). 


in  Chicomoztoc  (in  Zacatecas),  um  dann  über  Colima  und  Coatlicomac  (wo  der 
Zwist  über  die  Bündel  die  Tlaltclolcen  und  Tenuchcas  trennte)  nach  Tula,  sowie  nach 
Zampanco  (des  Königs  Tochpanecatl)  zu  ziehen  und  w^eiter  über  Tepeyacac  nach  Cha- 
pultepec,  von  wo  sie  vor  den  Bedrückungen  des  Fürsten  von  Xaltocan  nach  den 
Inseln  von  Acocolco  flüchteten  und  dort  von  dem  Fürsten  von  Culhiacan  zu  Sklaven 
gemacht  wurden,  bis  zu  der  im  Kriege  gegen  die  Xochimilcas  geleisteten  Hülfe.  Durch 
Coxcox,  König  der  Colhuas  (wegen  der  Menschenopfer  der  gefangenen  Xochimilcas) 
entlassen,  zogen  die  Mexikaner  am  See  zur  Gründung  von  Mexico  (unter  dem  Menschen- 
opfer eines  aufgegriffenen  Colhuas),  wo  die  Tlatelolcas  sich  in  Xaltilolco  abtrennten 
(einer  später  mit  Tenochtitlan  verbundenen  Insel). 

1)  Nach  Acamapictli  herrschte  Izlac  Mixcohuatl  in  den  sieben  Höhlen  und  unter 
seinem  Sohne  Tenuch  oder  Teuch  (A^orgänger  des  Ouaunahuac)  wurde  Culhuacan  und 
Tenayucan  von  den  Mexicanern  erobert. 

^)  Die  Aztlantlacas  (Aztecas-Mexiton  oder  Mexico-Chichimeca)  von  Aztlan  (Reiher- 
land) auf  Gottesheissung  über  Guadalajara  und  Mechoacan  herbeiziehend,  flüchteten 
(durch  die  Culhuas  besiegt)  nach  der  Insel,  Tenuchtitlan  bauend  (s.  Tezozomoc)  als  die 
Stämme  Yapica,  Tlacochcalca,  Huitznahuac,  Cihuatapaneca,  Chalmeca,  Tlacatecpancca 
und  Itzquiteca  (mit  den  Göttern  Huitzilopochtli,  Tlacolteutl  und  Mictlanteuctli)  an  den 
Halteplätzen  (wo  gepflanzt  wurde)  Cu  (Tempel)  bauend  (Culhuacan  und  Xalisco  durch- 
ziehend). Melinalxoch,  Schwester  des  Huitzilopochtli,  in  Mechoacan  (schwanger)  zu- 
rückgelassen, siedelte  unter  den  Otomiten  in  Coatepec  (den  Sohn  Cohuil  gebärend). 
Zwischen  den  Culhua  und  Aculhua,  den  Bewohnern  von  Atzcaputzalco  und  Tezcuco 
siedelnd  (auf  dem  See)  wurden  die  Mexicaner  dem  Tecpanekenkönig  Tezozomoctli  von 
Atzcaputzalco  dienstpflichtig. 

-')  Nach  Tello  folgte  auf  die  Einwanderung  aus  Chicomoztoc  nach  Sinaloa  (durch 
Petatlan,  Culiacan,  Chiametla,  Zentispac,  Xalisco,  el  valle  de  Banderas  u.  s.  w.)  bis 
zum  lago  de  Chapala,  ein  zweiter  aus  Chicomoztoc,  welcher  durch  Cohuatlicamac,  Mat- 
lacahualan,  Panuco,  Chimalco,  Sain,  Fresnillo,  Truxillo,  Valparaiso,  Zacatecas  zum 
valle  de  Tuitlan  ziehend,  dort  die  Monumente  der  Quemada  gründete  (s.  Beaumont). 
Die  Abalichi  (von  Panuco)  fischten  Perlen  im  Fluss  Guascacaesquique  (zwischen  Aba- 
lichi  und  Olagale). 

4)  Die  Erdfestungen  zur  Beschützung  der  Ansiedlungen  der  Chikkasah  hiessen 
(s.  Ardair)  Nanne  Yah  (Hügel  der  Berge  Gottes). 


ATZLAN.  405 

Wie  den  Tolteken  wird  auch  den  Suchimilken  (Xochimilken) 
das  Verdienst  beigelegt,  den  ersten  Samen  zu  Anpflanzungen  den 
Jägervölkern  gebracht  zu  haben. 

In  Aztlan  lebten  die  Azteken  unter  einem  Priester  ^)  und  einem 
König,  und  die  Rivalität  des  (levitischen)  Priesterthums  (der  Träger 
der  heiligen  Gotteslade)  ^)  und  des  monarchisch  gesinnten  Adels 
tritt  nicht  nur  während  der  (durch  orakelndes  Vogelgezwitscher") 
veranlassten)  Wanderungen  verschiedentlich  hervor,  sondern  auch 
noch  später  nach  Gründung  der  Stadt.  Nach  ihrer  Ansiedlung 
führten  sie  anfänglich,  in  den  Rohrsümpfen  des  See's  versteckt, 
ein  ärmliches  Leben,  bis  sie  sich  (wie  die  Irokesen  gegen  die 
Algonkin)  gegen  ihre  Unterdrücker  erhoben,  und  dann  (nach 
römischer  Art)  sich  zum  Eroberervolk  heranbildeten. 

Gegen  die  Unterdrückung  der  Arowaken  aufständisch,  flüch- 
teten die  Cariben  (vom  Festlande)  nach  Tobago  (s.  Rochefort), 
und  begannen  dann  Raubzüge  gegen  die  Inseln. 

Die  Priester  widersetzten  sich  verschiedentlich  der  Krönung 
eines  Königs  (wie  bei  den  Hebräern),  so  bei  der  Thronerhebung 
Huitzilihuitl's  in  Chapultepec  und  späterhin. 

In  der  späteren  Geschichte  Mexico's  zeigen  mehrmals  Zwischen- 
fa-lle  den  scharfen  Gegensatz  zwischen  Adel  und  Volk,  gleich  den 
Kämpfen  zwischenPatriziern  und  Plebejern,  und  auch  dieSecessionen 
fehlen  nicht.  Bisweilen  intriguirt  der  Fürst  mit  dem  Adel  des 
feindlichen  Volkes  und  finden  auch  gegenseitige  Einladungen 
statt,  die  vor  dem  Volke  geheim  gehalten  werden. 


^)  Die  Passe's  werden  von  einem  Paje  (Zauberer)  oder  Häuptling  (Tabixaua)  be- 
herrscht. Die  Araonas,  Toromonas,  Pacaguaras  und  Cavinas  leben  unter  einem  Häupt- 
ling und  einem  Priester  (Church). 

^)  Die  Mexicaner  wanderten  von  Aztlan  oder  Theoculiacan  aus,  llevando  ä  un 
idolo,  metido  en  una  arca  de  juncos,  la  cual  llevaban  cuatro   sacerdotes  (Garcia). 

^)  Auf  dem  (im  Rath  beschlossenen  und  durch  Gesandtschaft  angezeigten)  Kriegs- 
zug (auf  den  sie  sich  durch  Fasten  unter  Genuss  des  Reinigungstrankes  vorbereitet 
haben)  trägt  der  Anführer  der  Chikkasah  die  heilige  Lade  und  ernennt  den  Etissu 
(Diener)  zur  Vertheilung  der  Speise  (s.  Ardair).  Der  (Freundes- oder  Unglücksbote  genannte) 
Vogel  dient  als  Orakel.  ,,Wenn  er  neben  ihnen  singt,  so  erweckt  er  Furcht,  wenn  er 
sich  aber  über  dem  Feldlager  auf  einen  Ast  setzt  und  singt,  so  brechen  sie  geschwind 
auf."  Nach  den  polynesischen  Mythen  sprachen  die  Götter  anfangs  durch  die  Vögel, 
da  aber  solche  Mittheilungen  zu  unbestimmt  und  undeutlich  waren,  wurde  die  Priester- 
schaft der  Pia-atua  (Gefässe  der  Gottheit)  oder  der  (gottbesessenen)  Priester  eingerich- 
tet, obwohl  noch  immer  in  wichtigen  Fällen  der  Bote  der  Götter,  als  Vogel,  herab- 
gesandt wurde  (s.  Gill).  Von  dem  Sperber  (Cara-cara)  erhielten  die  Guaycuru  die  An» 
Weisung  zum  Räuberleben. 


406  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

Als  die  Mexicaner  sich  gegen  die  von  Alaxtla  (der  seine 
Residenz  von  Coyuhuacan  nach  Atzcaputzalco  verlegt  hatte)  auf- 
gelegten Erniedrigungen  erhoben,  wurde  ein  Vertrag  abge- 
schlossen, zwischen  Adel  und  Volk,  dass  sich  die  ersten,  im 
Falle  einer  Niederlage  den  Göttern  opfern  würden,  wogegen  sich 
das  letztere,  nach  Erkämpfung  des  Sieges,  in  die  Sklaverei  geben 
solle.  In  Coyuhuacan  wurden  den  Mexicanern  Frauenkleider 
angelegt,  wie  den  Delawaren  von  den  Irokesen. 

Nach  Padre  Tello  hatte  (zur  Zeit  Nuno  de  Guzman's)  der 
Cacique  Pantecal  von  seinem  Vater  (in  Nueva-Galicia  oder  Xalisco) 
gehört,  dass  zwei  nördliche  Einwanderungen  aus  Aztatlan  statt- 
gehabt, die  erste  friedlicher  Stämme,  (die  auch  in  Nueva-G^dicia 
Ansiedlungen  Hessen),  durch  Neu-Mexico,  Zibola,  Sonora,  Sin£iloa, 
Tonala,  Avalos,  Colima,  Michoacan  bis  Texcuco,  die  zweite 
kriegerischer  Stämme  (welche  Menschen  opferten)  durch  Topia, 
Guadiana,  Zacatecas,  Xuchipila,  Teul,  Nochistlan,  Tlaltenanco, 
Teocualtichi,  Queretaro  bis  Mexico. 

In  Nueva-Galicia  wurde  Teopiltzintli  (als  Kind),  Heri  (der 
Gott  der  Weisheit)  und  (als  Kriegsgott)  Nayarit  (mit  Bogen  und 
Pfeil)  verehrt  (s.  ]\Iota  Padilla). 

D'Alva  lässt  die  aus  ihrem  Vaterlande  vertriebenen  Tolteken 
die  Küste  Californien's  entlang  schiffen  und  dann  von  Huehuet- 
lapallan  (Tierra  de  Cortez)  die  Küste  Xalisco's  befahren  bis  zur 
Landung  in  Huatulco,  um  über  Tochtepec  nach  Tollantzingo  zu 
gelangen  und  Tollan  zu  erbauen  unter  sieben  Pläuptlingen  (Tla- 
comihua  oder  Acatl,  Chalchiutlanetzin ,  Ehcatl,  Cohuatzin,  ^laza- 
cohuatl,  Tlapalhuitz  und  Huitz),  giebt  indess  auch  eine  andere 
Route  (unter  den  beiden  Führern  Chalcultzin  und  Tlacamalitzin) 
über  Tlapallantzinco,  Hueyxallan,  Xalisco,  Chimalhua-Atenco  (an 
inselreicher  Küste),  Toxpan,  Quiahuitlan-Anahuac  (wo  ein  Meeres- 
arm überschifft  wurde),  Zacatlan,  Totzapan,  Tepetla,  Matzatepec, 
Ziuhcohuatl,  Ixtachuexucha,  Tollantzingo,  worauf  Tula  gegründet 
wurde. 

Das  für  26  Jahre  bei  dem  Auszug  von  den  Tolteken  über- 
nommene Gelübde  der  Keuschheit  endete  bei  der  Erreichung  von 
Chimalhuacan-Atenco  (nach  dem  Passiren  der  Inseln  diesseits 
Xalisco),  und  begannen  dort  Männer  und  Frauen  wieder  zusammen 
zu  leben  (s.  d'Alva). 

Aus  Aculhuacan  (jenseits  Xalisco)  kamen  nach  dem  vSee  von 
Tenuchtitlan     die     Chichimeken,    als    Jäger    lebend,    bis    gesittet 


EUNDESLADE.  407 

durch  Ankunft  der  (den  Mais  bringenden)  Aculhuaques,  die  erst 
in  Tullancinco  und  dann  in  Tulla  siedelnd,  sich  darauf  in  Tezcuco, 
Covathchan,  Culhuacan  oder  Coioacan  niederliessen. 

Die  (mit  den  Aculhua  verwandten)  Mexicaner  (aus  Chico- 
muztotlh),  die  über  Tullan  eingewandert,  in  Azcapuzalco,  Tlacopan 
und  Chiipultepec  siedelnd,  dann  Mexico  bauten,  stammten  von 
Iztac-Mixcoatl,  der  mit  Ilancueitl  die  Söhne  Xelhua,  Tenuch, 
Ulmecatl,  Xicalancatlh,  Mixtecatlh,  Olomith  zeugte,  sowie  mit 
Chinatmatlh  den  Sohn  Quezalcoatl. 

Die  in  dem  Suchen  verknüpfender  Fäden  bis  Cinaloa  und 
Quivira  verfolgte  Verwandtschaft  der  Mexicaner  wird  auch  nach 
Osten  weitergeführt,  wenn  Barton  die  Chikkasah  aus  Neu-^lexico 
herleitet.  Sie  hätten  sich  von  ihrem  am  Pacific  ^)  sitzenden  Haupt- 
stamm abgelöst,  und  „crossed  the  Missisippi  nearly  apposite  the 
Chikkasah-Bluff."  Die  früher  in  Florida  angetroffenen  Apalachen 
waren  von  den  aus  Nordwesten  herabgekommenen  Aluskoghee 
oder  Cree  (von  denen  sich  die  Seminolen  ableiten)  vernichtet 
worden. 

Weitere  Handelsbeziehungen  scheinen  in  La  Potherie's  Er- 
zählung angedeutet,  dass  als  die  Franzosen  (1683)  in  die  Baye  des 
Puans  (am  Lac-Dauphin)  kamen,  neue  Stämme  aus  dem  Süden 
angelangt,  „oü  ils  avaient  vü  de  beaux  pais  et  dont  ils  avaient 
apporte  des  pierres  bleues  et  vertes,  qu'ils  etaient  attachez  au 
nez  et  aux  oreilles"  (s.  La  Potherie).  In  „el  Valle  que  llamaron 
de  Coracones"  (zwischen  Florida  und  Culuacan)  sah  Nunez  (1528) 
„saetas  con  puntas  de  Emeraldas"  (s.  Gomara), 

Auf  die  Schöpfung  durch  Tloque  Nahuaque  folgte  die  Fluth, 
und  von  den  daraus  in  einer  Toptlipetlacali  (arca  cerrada)  ge- 
retteten ^lenschen  (denen  beim  Bau  des  Zacuali  genannten  Thur- 
mes  die  Sprachen  verwirrt  wurden)  zogen  die  sieben  Stämme 
der  Tolteken  nach  Huehue-Tlapalan,  und  als  sie  (nach  der  Sturm- 
Katastrophe)  dort  horvorkamen,  trafen  sie  Affen  (als  verwandelte 
Menschen).  Nachdem  die  Sonne  durch  Mosquitostiche  in  Be- 
wegung gesetzt  war,  folgte  das  Erdbeben,  in  welchem  (neben 
vielen  Tolteken  und  benachbarten  Chichimeken)  die  Quinametin 
(Riesen)  zu  Grunde  gingen,  und  dann  vereinigten  sich  die  Weisen 


1)  Nach  Romans  beobachteten  besonders  die  Chikkasah  eine  Abschliessung  der 
Frau  während  der  Menstruation  (doch  auch  der  Choktah,  Cheerokees  und  Creek),  nach 
dem  bei  den  Kolochen  und  anderen  Stämmen  des  Pacific  geübten  Brauch. 


408  ZUR  GESCHICHTE  DES  ALTEN  MEXICO. 

der    Tolteken    (in    Huehue-Tlapalan)    zur    Calender-Orclnung    (bei 
Ixtlilxochitl). 

Wegen  ihres  Aufstandes  wurden  die  Tolteken  (unter  Chalcatzin 
und  Tlacamihtzin)  aus  Tlachicatzin  (bei  Huehue-Tlapallan)  vertrieben 
und  aus  ungefähren  Daten  findet  sich  eine  Chronologie  ^)  versucht. 


533  p.  d.  Auszug  der  Tolteken  aus  Hueliuetlapalan  und  Chalchicalzin, 

6i6  ,,  in  Xaliscü, 

713  ,,  in  Tollan, 

719  König  Clialchiutlanctzin  (Sohn  des  Chichimekenfürsten  Huctzin), 

771         „       Ixtlilcuechahuac, 

823        ,,       Huctzin, 

875        „       Totepeuh, 

927        ,,       Nacaxoc  (Gründer  von  Teotihuacan), 

979        „       Mitl, 
1035  Königin  Xiuchtlaltzin, 
1039  König  Tecpancaltzin  (mit  Xochitl  vermählt), 

11 16  Niederlage  des  Königs  Topiltzin  (Sohn  des  Tecpancaltzin), 

11 17  Einwanderung  der  Chichimeken  unter  Xolotl, 
II 20  Gründung  Tenayuca's  (Residenz  Xolotl's), 

1135  Vermählung  der  Chichimeken-Prinzessin  mit  Pochotl  (Sohn  Topiltzin's), 

1168  Einwanderung  der  Aculhuas, 

1220  Fürstenthümer  von  Tlaxcalan,  Zacatlan,  Tcnamitec, 

1230  Nopaltzin  (Sohn  Xolotl's),  als  König  der  Chichimeken, 

1263  Tlotzin  Pochotl  ,,         ,,  (Wiederherstellung  Tezcuco's), 

1270  Quinantzin  (Sohn  Tlotzin's)  „         ,,         in  Tczcuco, 

1271  Einwanderung  der  Xochimilcas,  Teochichimecas,   Mexicas    und  Tlaltelolcas 
(aus  Aztlan), 

1303   Acamapichtli,  König  von  Culhuacan, 

131 8  Acamapichtli  folgt  seinem  A^iter  Huitzilihuiil,  als  Fürst  der  ^Mexicaner, 

1325  Wanderung  der  Mexicaner  von  Chapollcpec  nach  Mexicaltzingo, 

1326  Mixcohuatl,  als  König  von  Tlaltelolco, 

1327  Gründung  von  Mexico  (mit  Trennung  von  den  Tlaltelolken), 

1357  Techotlalatzin  folgt  seinem  Vater  Quinantzin,  als  König  der  Chichimeken, 

1361    Acamapichtli,  König  von  Mexico, 

1409  Ixtlilxochitl  IV  folgt  Techotlalatzin,  als  König  der  Chichimeken, 

141 4  Chimalpopoca  folgt  Huitzilihuitl,  ,,         ,,         von  Mexico, 

141 8  Tetzozomoc  von  Atzcapotzalco  stürzt  seinen  Vater  Ixtlilxochitl, 

1422  Maxtla  folgt  seinem  Vater  Tetzozomoc, 

1423  Ixcohuatl     folgt    seinem    (im     Gefängniss    zu    Atzcapotzalco     gestorbenen) 
Vater  Chimalpopoca  in  Mexico, 

1427  Quautlatohuatzin  folgt  Tacalcotzin,  als  König  von  Tlaltelolco, 

1428  Xetzahualcoyotl  (König  von  Tezcuco)  besiegt  Maxtla, 
1431   Netzahualcoyotl  stellt  das  Reich  Tezcuco  her, 

1436  Moctheuzoma  Ilhuicamina  folgt  Ixcohuatl,  als  König  in  Mexico, 
1441   Moquihuix  folgt  Quauhtlatohuatzin,  als  König  in   Tlaltelolco, 
1464  Axayacatl  folgt  Moctheuzoma  Ilhuicamina,  als  König  in  ]SIexico, 


TOÜLAN.  409 

Als  ersten  König  wählten  die  Tolteken  in  Tollan  (s.  d'Alva) 
Chalchiuhtlanetzin  oder  Chalchiutlatonac,  Vorgänger  des  Ixtlique- 
chahuac  Tlalchinotzin,  und  dann  (bei  dem  Tode  des  Propheten- 
priesters Hueman)  folgten  Huetzin,  Topeuh,  Nacaxoch,  Ilacomihua 
oder  jNIitl  (den  Froschtempel  bauend),  Xiuhquentzin  (als  verwitt- 
wete  Königin),  Iztacquauhtzin  (oder  Tecpancaltzin),  Topiltzin,  Vater 
des  (durch  seine  Amme  Tocheneil  g-eretteten)  Pochotl  (und  Xilotzin). 

Es  wird  gesagt,  dass  die  Tolteken  ihren  König  (auf  Rath 
Huemac's)  von  den  Chichimeken  bei  Panuco  und  Tampico  erbeten 
hatten,  und  auch  £iuf  den  Wanderungen  der  Tolteken  wird  unter 
den  Steitionen  Panuco  erwähnt.  Wie  bei  Tampico,  lag  Panuco 
bei  Zacatecas  (in  der  Alcadia  mayor  de  Frenel)   [s.  Alcedo]. 

Das  Gesetz  der  Tulteken  (eine  52jährige  Regierungszeit  der 
Könige  bestimmend)  „se  guardo  inviolablamente  hasta  el  tiempo 
del  rey  ^litl,  el  cual  quebranto  la  orden  de  sus  pasados  y  gobernö 
59   ahos"  und  ihm  folgte  die  Königin  Xiuhzaltzin   (s.  d'Alva). 

So  wiederholt  sich  unter  einem  thatkräftigen  König  die  auch 
in  der  Geschichte  Meroe's  und  Cochin's  gezeigte  Reaction  gegen 
priesterliche  Hegemonie. 

Als  die  siegreichen  Feinde  (nach  Zerstörung  Tula's)  wieder 
abgezogen  waren,  sammelten  sich  die  noch  übrigen  Tolteken  in 
vier  Stämme,  um  nach  verschiedenen  Richtungen  fortzuwandern, 
während  (nach  d'Alva)  nur  Wenige  im  Lande  zurückblieben,  und 
zwar:  in  Culhuacan  (Suitemolcan  mit  Frau  Ozalaxochitl  und  Sohn 
Nauhyotl ,  sowie  Catauhtlixcan  mit  Frau  Ilmixuch  und  Sohn  Axo- 
quauh),  in  Tlazalan  (]\Iitl  mit  Frau  Cohuaxochitl  und  den  Söhnen 
Pixahua  und  Axopal),  in  Tototepec  (Nacaxoch  mit  seiner  Frau 
und  dem  Sohne  Ouetzalpopoca),  in  Chololan  (einige  Priester  mit 
der  Ehebrecherin). 

Auf  Totepeuh,  König  von  Tullan,  folgte  (nach  Torquemada) 
Topil,  dann  Huemac,  bei  dessen  Auszug  für  Eroberungen,  der 
zweite  König  oder  Nebenkönig  (el  segundo  Senor)  Nauhyotzin 
(natural  de  los  Chichimecas)  auf  den   Thron  gesetzt  wurde,  (wor- 


1470  Nctzaliualpilli  folgt  seinem  Vater  Netzaliualcoyotl,    als  König  in  Tezcuco, 
1477   Titzotl   folgt  Axaj-acatl,  als  König  in  Mexico, 
1482  Ahuitzotl  folgt  Titzotl,     „         ,,  „ 

1502  Moctheuzoma  Xocoyotzin   folgt  Ahuitzotl,  als  König  in  Mexico, 
15 16  Cacamatzin  folgt  Netzahualpilli,  „         ,,         „  Tezcuco, 

1520  Cuitlahuatzin  folgt  Moctlieuzoma,  ,,        ,,         „  Mexico, 

dann  Ouauhtimoc  u.  s.  w. 


410  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

auf  er  gleichfalls  für  Eroberungen  an  den  See  zog).  Darauf  folgte 
Quauhtexpetlatl,  Huetzin  Nonohualcatl ,  Achitometl  (der  bei  Ein- 
wanderung der  Mexicaner  in  Culhuacan  herrschte),  Quauhtonal 
(unter  dem  die  Mexicaner  nach  Chapultepec  kamen),  dann  ^lazatzin 
(Nachfolger  Achitometl's,  der  in  Culhuacan  herrschte),  Quetzal, 
Chalehuichtonal,  Quauhtlix,  Yohuallatonac,  Tziuhtecatl  (unter  dem 
die  Mexicaner  die  Stadt  Mexico  gründeten) ,  Xiuhtemoctzin,  Cox- 
cotzin. 

Die  in  lange  Gewänder  gekleideten  Künstler  oder  Tultecas, 
welche  aus  dem  Norden  kommend,  in  Panuco  landeten,  zogen  von 
dem  bereits  übervölkerten.  Tullan  unter  ihrem  (von  Tezcatlipucan, 
Huemac  und  andern  Fürsten  beleidigten)  Häuptling  Quetzalcoatl 
nach  Cholula,  Colonien  nach  Huaxyacac  (sowie  nach  Mixteca  alta 
y  baja)  aussendend  (und  Alixtlan  bauend),  bis  Quetzalcoatl  (von  dem 
Anzüge  seines  Feindes  Huemac  hörend)  sich  nach  seinen  £im  Meer 
gelegenen  Colonien  von  Onohualco  (Yucatan,  Tabasco  und  Cam- 
pech) fortbegab  (Torquemada). 

Von  den  Chichimeken  in  Teotihuacan  als  Tolteken  -  König 
erwählt,  herrschte  Nauhyotl  oder  Nauhyotzin  (in  Culhuacan),  als 
Vorgänger  des  Totepeuh  (]\Iixcohua  Camaxtli)  oder  Nonohualcatl, 
der  (mit  der  Fürstin  Chimalman  von  Huitznahuac)  den  Sohn  Ceacatl 
oder  Quetzalcoatl  zeugte,  welcher  von  der  Flucht  bei  seines  Vaters 
Ermordung  (dem  Yohuallatonac  folgte)  zurückkehrend,  in  Tollan 
auf  Ihuitemal,  Nachfolger  des  Huetzin  (Nachfolger  des  Mixcohual 
Mazatzin)  folgte,  aber  von  Huemac  (mit  Tezcatlipoca  und  Nacaxoc) 
vertrieben  wurde  (als  Nachfolger),  und  dieser  (beim  Feldzug  gegen 
Cholula)  wurde  durch  Nauhyotl  oder  ^litl  (Erbauer  des  Frosch- 
tempels) gestürzt. 

Auf  Yohuallatonac  (in  Culhuacan)  folgten  Quetzallacxoyatl,  Ca- 
chiuh  Tlatonac,  Totepeuh  II,  dessen  Sohn  (Huemac  II)  den  Thron 
von  Tollan  bestieg,  (Vater  des  Topiltzin  Acxitl  Quetzalcoatl,  unter 
dem  Tollan  zerstört  wurde),  während  sein  Sohn  Nauhyotl  IL  in 
Culhuacan  folgte. 

Nach  dem  Tode  Totepeuch's,  der  über  die  eingewanderten 
Chichimeken  herrschte,  vereinigten  sich  diese  in  Tullan,  um 
(s.  Gomara)  Topil  (Totepeuch'  Sohn)  zum  König  zu  wählen,  und 
nachdem  bei  seinem  Tode  eine  republicanische  Verfassung  be- 
standen, wurden  (nach  1 1  o  Jahren)  Doppelkönige  (von  den  ver- 
schiedenen Stämmen)  erwählt,  in  Huemac  und  Nauhiacin,  welche 
beide  mit  ihren  Heeren  auszogen,  und  zwar  Nauhiacin  nach  dem 


THRONFOLGE.  411 

See,  worauf  bei  seinem  Tode  Ouauhtexpetlatl  folgte,  dann:  Vecin, 
Nonovalcatl,  Achitometl,  Quauhtonal  (unter  dem  die  Mexicaner 
nach  Chapultepec  kamen),  Mazazin  (Nachfolger  des  Achitometl), 
Queza,  Chachiuhtona,  Quauhtlix,  Johuallatonac ,  Ciuhtetl  (unter 
dem  die  jNlexicaner  sich  in  ^lexico  festsetzten),  Xiuiltimoc, 
Cuxcux,  Acam.apictli,  der  in  dem  Aufstande  Achitometl's  (in 
Aculhuacan)  getödtet  wurde,  worauf  (als  die  Tyrannei  Culhuacan's 
durch  die  Fürsten  von  Azcaputzalco,  Quauhnavac,  Chalco,  Couat- 
lichan  und  Huexocinco  gestürzt  war)  Achamapich,  (der  durch^ 
seine  Mutter  Ilancueitl  nach  Couatlichan  gerettete  Sohn  Acama- 
pictli's)  von  den  Mexicanern  auf  den  Thron  gehoben  wurde  (seinen 
Sohn  Nauhiozin  in  Culhuacan  einsetzend)  und  ihm  folgte  sein  Sohn 
Viciliuitl. 

AufAcamapich  (Sohn  des  von  Achitometl  getödteten  Königs 
Acamapictli)  folgte  Viciliuitl  (in  Mexico) ,  dann  Chimalpopoca, 
Izcova  (mit  Necavalcoiocin,  König  von  Tezcuco  und  von 
Tlacopan),  Montezuma  (Sohn  Viciliuitrs ) ,  auf  dessen  zur  Kö- 
nigin eingesetzte  Tochter,  (mit  einem  Edlen  vermählt),  ihr  Sohn 
Axaiaca  folgte,  und  dann  Tizocica,  Auhico,  Moteccuma  (Sohn 
Axaiaca's),  zu  Cortes'  Zeit  (s.  Gomara). 

Unter  sieben  Fürsten  (Zacatl,  Chalcatzin,  Checatzin,  Cohuatzon, 
Tzihuacoatl,  Metzotzin  und  Tlapalmetzotzin)  von  Huehuetlapallan 
über  Tollantzinco  nach  Tula  gewandert,  wurden  die  Tolteken  be- 
herrscht (nach  Clavigero)  durch  Chalchuitlanetzin,  Ixtlicuechahuac, 
Huetzin,  Totepeuh,  Nacaxoc,  Mitl,  Xuitzaltzin  (Königin),  Topiltzin. 
Xolotl  (Brüder  des  Chichimekenkönigs  Achca,utli  in  Amaqueme- 
kan)  gründete  Tenayuca,  wo  ihm  sein  Sohn  Nopaltzin  folgte,  dann 
Tlotzin,  Quinaltzin,  Techotlalla,  Ixtlilxochitl  und  (nach  der  Tyrannei 
Tezozomoc's  und  Alaxtla's)  folgte  (in  Acolhuacan)  Nezahualcoyolt, 
Nczahualpilli,  Cacamatzin,  Cuicuitzcatzin,  Coanacotzin. 

Auf  Tlaltecatzin  (König  der  Chichimeken)  in  Tezcoco  folgt 
(nach  Sahagun)  Techotlala  Chichimeca,  dann  Ixtlilxuchitl,  Netza- 
hoalcoiotzin,  Netzahoalpilli,  Cacamatzin.  Die  (nach  Tezcoco  oder 
Aculhoaca)  einwandernden  Chichimeken  siedelten  in  Vexotla,  unter 
dem  König  Macatzintecutli,  welchem  folgte  Tochintecutli,  dann 
Ayotzintecutli,  Quatlavicetecutli ,  Totomochtzin  und  dann  (indem 
die  ]\racehuales  zum  Tribut  vonTepanoaiantlaca  gezwungen  wurden), 
Xilotzitecutli,  Ixtlacauhtzin  (wegen  seiner  Unterstützung  Maxtla's 
durch  Netzahualcoyotl  besiegt),  Tlacuiliautzin ,  Tezontemoctzin, 
Cuitlaoatzin,  Tezapocuctzin,  Cuitlavatzin, 


412  ZUR  GESCHICHTE  DES  ALTEN  MEXICO. 

Nach  dem  Tode  Totepeuch's  (unter  dem  die  Chichimeken 
eingewandert  waren)  wurde  in  Tullan  sein  Sohn  Topil  zum  König- 
erwählt, und  bei  dessen  Tode  folgte  eine  Trennung  zwischen 
Vemac  (der  auswanderte)  und  Xauhiocin,  der  sich  am  See  nieder- 
liess,  wo  auf  ihn  Quauhtexpetlatl  folgte,  dann  Vecin,  nach  diesem 
Nonovalcatl,  darauf  Achitometl,  unter  dessen  Nachfolger,  Quauh- 
tonal,  die  Mexicaner  einwanderten  (nach  Chapultepec),  und  dimn 
folgten:  ^lacacin  (SohnAchitometrs),Queca, Chalchiuhtona,  Quauht- 
^lix,  lohuallatonac,  Ciuhtetl  (zu  dessen  Zeit  Mexico  gegründet 
wurde),  Xiuiltimoc,  Cuxcux,  Acamapichtli,  dessen  (bei  dem  Auf- 
stande des  Achitometl  nach  dem  Gebirge  geretteter)  Sohn  Aca- 
mapichcin,  nachdem  (unter  Erhebung  der  Fürsten  von  Azcaput- 
zalco,  Ouauhnavac,  Chalco,  Couatlichan  und  Huexocinco)  Culhua- 
can  zerstört  war,  aus  Couatlichan  nach  ^Mexico  gebracht  und 
dort  (als  aus  dem  alten  Stamm  von  Culhua)  zum  König  eingesetzt 
wurde,  worauf  ihm  (nachdem  Culhuacan  durch  Einsetzung  seines 
Sohnes  Nauhiocin  wieder  hergestellt  war)  in  IMexico  sein  Sohn 
Viciliuitl  folgte  und  diesem  sein  Bruder  Chimalpopoca  (s.  Gomara). 

Als  Ixtlilxochitl  über  das  (von  Tenayucan  nach  Tezcuco)  ver- 
legte Chichimekenreich  herrschte,  vertrieb  ihn  Tezozomoc  von 
Atzcaputzcalco  (Ameisenhaufen),  der  Besieger  der  Otomiten  (wie 
Acamapichtli,  König  der  Tenuchcas,  Culhuacan  zerstört  hatte), 
von  ^[exico  unterstützt  (einen  Bund  von  Atzaputzcalco  mit  Cohuat- 
lichan  und  Acolman  herstellend)  und  verfolgte  den  Prinzen  Netza- 
hualcoyotzin,  der  indess  (nachdem  beim  Tode  Tezozomoc's  sein 
Sohn  Maztla  gefolgt  war)  mit  Hülfe  von  Tlaxcallan  und  Huexot- 
zinco  die  Tepaneken  besiegte,  und  als  auch  Mexico  unter  Itzco- 
atzin  (in  Folge  der  Tyranneien  Maztla's)  auf  seine  Seite  getreten 
war,  die  Stadt  Atzcaputzalco  zerstörte,  worauf  der  Dreibund 
zwischen  den  Königen,  Netzahualcoyotzin  von  Tezcuco  (als 
Aculhua  Tecuhtli  oder  Chichimecatl  Tecuhtli),  Itzcoatzin  von 
Mexico  (als  Culhua  Tecuhtli)  und  Totoquihuatzin  von  Tlacopan 
(als  Tecpanecatl  Tecuhth)  geschlossen  wurde  (s.  Ixthlxochitl). 
Nachdem  Netzahualcoyotzin  beim  Schlüsse  des  Krieges  einige 
Jahre  in  Mexico  residirt  hatte,  kehrte  er  nach  Tezcuco  zurück. 

Die  Gemeinsamkeit  der  Nahua-Stämme  soll  in  der  genealogi- 
schen Sage  ausgedrückt  hegen,  die  auf  den  mythischen  Ahn  Iztac  ') 


')  Iztac,  cosa  blanca   (bei  Olmos). 


OTOMITEX.  413 

Mixcohuatl  zurückgeht,  der  neben  seinem  ältesten  Sohn  Xelhua') 
(dem  Gründer  von  Quauhquechola)  die  Söhne  Tenuch,  Olmecatl, 
Xicalancatl,  Mixtecatl  und  Otomitl  zeugt  mit  seiner  Frau  Ilan- 
cueitl")  (und  in  zweiter  Ehe  Quetzalcoatl).  Den  ältesten  der 
sieben  Brüder  aus  Chicomoztoc  lässt  Motolinia  in  Cuauhquechallan 
(Quauhquechola)  siedeln,  und  dann  in  Cozcatlan.  Mixcohuatl^) 
(Mixcohuatl  Mazatzin)  stammte  von  den  Chichimeko-Culhuas,  die 
über  Xalisco  und  Michoacan  nach  der  Umgebung  des  Popoca- 
tepetl  einwanderten.  Als  Erbauer  der  Pyramide  von  Cholula  ist 
Xelhua  den  sieben  Riesen  verbrüdert,  die  bei  der  Fluth  in  die 
Höhle  von  Tlaloc  gerettet  wurden. 

Wie  weit  die  mit  ihrer  vermeintlich  monosyllabischen  Sprache 
isolirten  Otomiten"^)  als  Autochthonen  zu  betrachten  seien,  bleibt 
bei  ihrer  Aufführung  unter  den  Wanderstämmen  in  Frage  gestellt. 

Motolinia  macht  die  von  Oton"')  stammenden  Otomiten 
oder  (nach  Izcabalete)  Otonca  zu  Stammvätern  der  Chichi- 
meken ,  und  eine  Verwandtschaftsneigung  ergiebt  sich  aus 
Clavigero's  Mittheilungen,  dass  die  den  civilisatorischen  Bestre- 
bungen der  Acolhua  abgeneigten  Chichimeken  sich  in  die  Berge 
gezogen  und  mit  den  Otomiten  gemischt  hätten.  Als  das  Cultur- 
Reich  der  Tolteken  Tula  oder  Tollan  (auf  der  Stätte  des  alten 
Otomitensitzes  Mamheni)  zu  Grunde  gegangen,  besetzten  wieder 
die  Otomiten  das  Land,  und  die  mit  ihnen  verwandten  Mazahuis 
bewohnten  die  Ebenen  bei  Ankunft  der  Nahoas,  durch  deren 
sieben  Stämme  die  Otomiten  aus  ihren  Ansiedlungen  bei  Xilotepec 
vertrieben  wurden. 

Die  Tolteken  °)  hatten  die  Otomiten  bei  ihrer  Ankunft  bereits 


1)  Xelhua  (Gründer  von  Ouauliqucchola),  Tenuch  (der  Tenuchcas),  Uhnecatl  (der 
Olmeken),  Xicalancatl  (der  Xicalancen  mit  Kaufleuten  gemischt),  Mixtecatl  (der  Mix- 
teken)  und  Otomitl  (der  Otomiten)  stammte  von  dem  (nebelgrauen)  Iztac  Mixcuatl  in 
den  Sieben  Höhlen. 

2)  Die  Xachkommen  Xelhua's,  der  (mit  seinen  Brüdern  Tenuch,  Ulmecatl,  Xica- 
lancatl, Mixtecatl  und  Otomitl)  von  Iztac  Mixcohuatl  mit  seiner  Frau  Ilancueitl  in 
Chicomoztoc  erzeugt  war,  Hessen  sich  im  Südosten  nieder. 

•^)  Mixcoatzin,  als  Schlange  (Coatl)  der  Wolken  (Mixtli). 

■*)  Fueron  estos  Otomies  Senores  y  Possedores  de  todas  estas  lierras,  muy  antiguos 
en  ellas  (Herrera). 

^)  Der  erste  Krieger  bei  den  Nadowessiern  hiess  Ottah  ton  yoom  lisheah  oder 
der  grosse  Vater  der  Schlangen  (ottah   oder  Vater). 

^)  Xachdem  sich  die  Tolteken  (unter  dem  Priester  Hueman)  in  Tula  am  Flusse 
Quetzalati   niedergelassen,    wurde    vom  Chichimeken-König  Icauchtzin   in  Huehue  Tla- 


414  ZUR  GESCHICHTE  DES  ALTEN  MEXICO. 

vorgefunden,  und  ebenso  fällt,  im  Anschluss  an  die  Herstammung 
von  Iztac-Mixcohuatl  ^),  die  Begründung  des  Priestersitzes  ^)  in 
Teotihuacan  in  ein  graues  Alterthum,  und  dort  traten  die  kriege- 
rischen Wanderstämme  in  den  Dienst'^)  der  Sonne  mit  dem  hei- 
ligen Pfeil ^)  der  Götterstadt"')  belehnt,    womit  die    den  Olmeken'') 


pallan  sein  Sohn  Chalcliiuh  Tlatonac  zum  König  erbeten,  und  auf  ihn  folfjjte  sein 
Sohn  Ixtlilcuechahuac  oder  Tlatecall  (unter  welchem  Hueman  nach  Vollendung  des 
Teoamoxtli  oder  heiligen  Buches  starb),  dann  Huetzin,  dann  Totepeuh,  dann  Nacaxoc, 
dann  Mitl.  Als  Huemac  nach  Cholula  gezogen  war  (um  Quetzcalcoatl  zu  vertreiben^, 
wurde  bei  einem  Aufstande  in  Tula  (mit  Unterstützung  Quetzallacxoyatl's ,  Königs 
von  Culhuacan)  der  König  Xauhyotl  oder  j\Iitl  (durch  den  Pluemac  besiegt  wurde, 
worauf  er  verschwand,  als  Tezcatlipoa)  erwählt,  den  Tempel  der  Wassergöttin  (Chalchi- 
huitlicue  oder  Tocij  bauend  in  Froschgestalt.  ]Slit  Camaxtli  wurde  Tlaloc  (als  Wasser- 
gott) in  Tlascala  und  Huexotcinco  verehrt. 

1)  Die  unter  Mixcohuatl  einwandernden  Chichimeco-Culhuas  gründeten  (am  See)  die 
Stadt  Culhuacan  (während  die  Chichimeken  des  Chicon  Tonatiuh  oder  siebenfachen 
Sonne  die  Städte  Huehuetocan  und  Macuexhuacan  gründeten)  und  erklärten  sich  der 
Priesterschaft  (der  Nahuas)  in  Teotihuacan  als  Vasallen  der  Sonne  (wobei  die  später 
aufständischen  Mixcohuas  von  Chachiuhapan  oder  Tolteken  mit  Hülfe  neu  eimvandernder 
Chichimeken-Stämme  wieder  unterworfen  wurden),  während  die  von  Tulancingo  nach 
der  Otomiten-Stadt  Mamheni  (Xocotitlan)  ziehenden  und  Tula  (Tollan)  erbauenden 
Tolteken  in  Chalcbiuh-Tlatonac  (Sohn  des  Chichimekenkönigs  Icauhtzin)  einen  König 
erhielten. 

-)  Unter  dem  herrschenden  Priesterlhum  in  Teotihuacan  erwählten  die  Chichimeco- 
Culhuas  (unter  Mixcohuatl  Mazatzin)  zusammen  mit  den  Chichimeken  Quauhtitlan's  (wo 
Chicon-Tonatiuh  herrschte)  und  Tollan  den  (in  Teotihuacan  gekrönten)  König  Nauhyotl 
von  Culhuacan  (als  Tlataoni  oder  Topiltzin).  Auf  Nauhyotl  folgte  Mixcohua  Camaxtli 
oder  Totepeuh  (vergöttert  als  Camaxtli  oder  Kriegsgott)  und  dann  sein  Sohn  Huetzin 
(vergöttert  als  Tezcatlipocaj.  Als  Totepeuh  oder  Totepeuh  Nonohuacatl  (Camaxtli), 
der  mit  der  Prinzessin  Chimalman  von  Huitznahuac  den  Ceacatl  Quetzalcoatl  zeugte, 
im  Aufstand  ermordet  war,  folgte,  in  Culhuacan,  Yohuallatonac  oder  (der  in  Tollan 
herrschende)  Huetzin  (während  in  Tollan  König  Ihuitimal,  Vorgänger  Quetzalcoatrs, 
herrschte).     Auf  Yohuallatonac  folgte  (in  Culhuacan)  Quetzallacxoyatl. 

^)  Die  Priesterschaft  von  Teotihuacan  wurde  unter  den  Chichimeco-Culhuas  (Mix- 
cohuatl's)  und  (in  Culhuacan)  beendet  durch  die  Erwählung  des  Nauhyotl  oder 
Nauhyotzin  zum  König,  der  den  Titel  Topiltzin  oder  Tlatoani  annahm,  und  denselben 
Titel  Tlatoani  empfing  Chicon  Tonatiuh  in  Quauhtitlan,  worauf  Mixcohuatl  Mazatzin, 
dessen  (als  Tezcatlipoca  vergötterter)  Sohn  Tezcatlipocatl  die  Stadt  Tezcuco  gründete^ 
den  Thron  von  Tollan  bestieg  und  seinen  zweiten  Sohn  Mixcohuatl  nach  Huitalapa 
oder  Tlascala  schickte. 

'^)  Die  Indianer  jenseits  Ante  (neben  Apalachen)  dan  una  saeta  en  senal  de  amistad 
y  besanla  (s.  Gomara). 

«')  Teotihuacan  viile  des  dieux  (s.  Ternaux-Compans)  hiess  Veitioacon  oder  Toltecat. 

C)  Bei  Einwanderung  der  Chichimeken  erhielten  die  Mixcohuas  (Chichimeko- 
Mixcohuas)    aus  Chalchiuhapan    von    den  Priestern   in  Teotihuacan    den    heiligen  Pfeil, 


THEOCRATHIE.  4l5 

zuzuweisende  Periode  durch  eine  neue  verdrängt  wurde.  Noch 
währte  indess  das  heroische  Zeitalter,  ehe  die  Geschichtssonne 
den  Nebel  zerstreute,  und  bei  der  unbestimmt  verbleibenden 
Scheidung  der  Götter-  und  Menschenwelt,  gingen  die  Deifi- 
cirungen  fort,  wie  die  Mixcohuatl  ^)  Mazatzin's,  auf  den  Huetzin 
(oder  Tezcatlipoca)  in  Tollan  folgte,  als  Kriegsgott. 

Tiuxl  oder  Teul  (s.  Mota  Padilla)  war  der  befestigte  Tempel 
der,  Teules  Chichimecos  genannten,  Chichimeken  (in  Zacatecas^), 
die  mit  den  Cazcanes,  sow4e  den  Tecuexes  und  Tepecanos  neben 
Cuachililes  (Guachichiles  oder  Huachichiles)  mit  den  Zacatecas 
(zwischen  Mezquital,  Durango  oder  Cuencame  und  dem  Fluss  Nazas) 
wanderten  (s.  Orozco). 

Aus  der  Theocratie  lös't  sich  später,  in  der  politischen  Be- 
wegung, das  ritterliche  Königthum  ab,  und  auch  die  Würde  des 
Priesterkönigs  zerfiel  bald  in  eine  geistliche  und  weltliche 
Hälfte,  so  dass  der  diese  bei  den  Tulteken  als  König  kennzeich- 


um  für  die  Sonne  (Tonatiuh)  zu  kämpfen  gegen  die  feindlichen  Otomiten,  und  als  sie 
beim  Abfall  unter  Hülfe  anderer  Chichimeken  (gleichfalls  durch  die  Pfeile  geweiht) 
wieder  zur  Unterwerfung  bewogen  waren,  erschienen  (über  Popocatepetl  einwandernd) 
unter  Mixcohuatl  (Mayatzin  oder  Jäger)  die  Chichimeko-Culhuas  (aus  Xalisco),  darauf 
die  Stadt  Culhuacan  gründend,  nach  Unterwerfung  der  Olmeken  bei  Huitzilapan  durch 
Xuchnel  und  Mimich.  In  Quauhtitlan  (im  nordwestlichen  Waldland)  wird  durch  den 
Chichimekenhäuptling  Chicon  Tonatiuh  (Sieben  Sonnen)  (als  Stifter  der  heiligen  Schaar 
der  Teules)  die  Stadt  der  alten  Leute  oder  Huehuetocan  und  Macuexhuacan  oder  Stadt 
der  Halsgcschmeide  gebaut,  während  die  von  Huehuetlapallan  nach  Tulancingo  ge- 
wanderten Tolteken  (unter  Hueman)  bei  den  Otomiten  von  Mamheni  siedeln  und 
dort  (bei  Xocotitlan  am  Fluss  Quetzalati)  die  Stadt  Tollan  oder  Tula  gründen,  wo 
Chalchiuh  Tlatonac,  der  erbetene  Sohn  des  Chichimekenkönigs  Icauchtzin  in  Huehuet- 
kapallan,  den  Thron  besteigt    (worauf   die  Xicolancen  und  Olmeken  sich  unterwerfen). 

1]  Nachdem  Mixcohuatl  ^lazatzin  (der  Chichimeco-Culhuas)  den  Thron  von  Tullan 
bestiegen,  wurde  durch  seinen  Sohn  Tezcatlipocatl  (als  Tezcatlipoca  vergöttert)  Tezcuco 
gegründet,  während  sich  in  Huitzilapan  oder  Tlascala  sein  zweiter  Sohn  Mixcohuatl 
(Mixcohua  Camaxtli)  oder  Nonohualcatl  niederliess,  welcher  (als  Totepeuh)  auf  Nauhyotl 
(König  von  Culhuacan)  folgte.  Xach  der  Ermordung  Xiuhmel's,  Sohnes  des  Chicon 
Tonatiuh  (der  den  Königstitel  in  Quauhtitlan  angenommen  hatte),  folgten  (durch  die 
zauberische  Prinzessin  Xochitzin  angeregt)  neue  Kriege  (zwischen  Tolteken  und  Chi- 
chimeken), bis  der  Häuptling  Huactli  (mit  Xochitzin  vermählt)  das  Königthum  in 
Quauhtitlan  herstellte. 

^)  Nachdem  die  Spanier  zur  Besiedelung  von  Zacatecas  Festungen  angelegt  hatten, 
caminaban  (die  Reisenden)  en  caravanas  y  acostumbraban  llevar  entre  otros  un  carro 
en  forma  de  fortaleza,  de  madera  bastante  fuerte,  para  resistir  d  las  piedras  y  a  las 
flechas,  con  sus  troneras  para  disparar  por  dentro,  y  en  el  cual  se  abrigaban  en  caso 
de  ataque  las  mugeres,  los  ninos  y  cierto  nümero  de  defensores  (Orozco). 


416  ZUR  GESCHICHTE  DES  ALTEX  MEXICO. 

nende  Titel  Tolpitzin  in  Mexico  nur  für  priesterliche  Functionen 
fortbestehen  blieb  (als  rex  sacrificulus),  obgleich  indess  auch  hier 
noch  die  Königswürde  eine  Heiligung  bewahrte,  was  sowohl  £ius 
Montezuma's  priesterlichen  Handlungen  hervorgeht,  wie  auch 
daraus,  dass  es  nöthig  wurde,  bei  der  Thronerhebung  Huitzili- 
huitl's  II.  noch  die  Wahl  eines  Kriegsfürsten  (als  Taikun  gleichsam) 
vorzunehmen.  Von  Topiltzin,  dem  letzten  König  der  Tolteken,  wird 
(bei  d'Alva)  gesagt,  dass  an  ihm  die  Prophezeiung  erfüllt  gewesen, 
von  dem  Untergang  des  Reiches  „lorsqu'un  roi  qui  aurait  les  che- 
veux  herisses  en  maniere  de  panache,  depuis  le  front,  jusqu'a  la 
nuque,  monterait  sur  le  trone"  (s.  Ternaux-Compans),  und  ähnliche 
Haartracht  fand  sich  (wie  in  Melanesien)  als  iVuszeichnung^)  bei 
nördlichen  Indianerstämmen. 

Bei  weiterem  Umfang  der  Einwanderungssagen  wurden  auch 
die  Tolteken  (bei  Sahagun)  in  das  Felsenthal -)  mit  eingeschlossen, 
wie  sich  ebenso  die  Menschenschöpfung"')  (nach  Alendieta)  an  die 
in    Chicomoztoc   zersprungenen   Steinsplitter   anschliesst,    und  von 


1)  Die  Priester  (in  Virginia)  trugen  das  Haar  sliaved  close,  except  a  tliin  crest, 
like  a  cock's  comb,  whicli  Stands  bristling  up,  and  runs  in  a  semicirclc  from  tlie  forc- 
licad  up  along  the  crown  to  tlie  nape  of  the  neck  (s.  Bcverley).  His  haire  the  one 
syde  was  long ,  the  otlier  sliorne  close ,  with  a  ridge  ovcr  his  crowne  like  a  coxcomb, 
sagt  Strachey  von  dem  Häuptling  der  Susquehannah. 

-)  Als  die  in  ein  felsiges  Thal  Eingewanderten  dort  Hunger  und  Durst  litten, 
opferten  sie  (ihr  Leid  beklagend)  in  den  sieben  Höhlen,  und  dann  (auf  Geheiss  des 
Gottes)  wanderten  zuerst  die  Tultecas  aus  (über  Tullantzinco  nach  Xicocotitlan  oder 
Tulla),  darauf  die  Michoaques  (unter  dem  Fürsten  Amimitl)  und  nach  ihnen  die  Nahoas 
(als  Tepanecas,  Acolhoaques,  Chalcas,  Vexotzincas  und  Tlascaltequas),  bis  zuletzt  die 
Mexicaner  folgten,  die  in  Culhuacan   die  Aufträge   ihres  Gottes  erhielten  (s.   Sahagun). 

3)  Aus  den  von  den  Kindern  Citlalicue's  (und  des  Gottes  Citlalatonac)  auf  die  Erde 
geworfenen  Steinen  (Tecpatl)  entstanden  (in  Chicomoztoc  zersprungen)  die  Götter,  die 
aus  dem  von  Xolotl  aus  der  Unterwelt  ]SIictlan  Tacutli's  geraubten  (und  in  die  .Stücke 
der  Grossen  und  Kleinen  bei  der  Flucht  zerbrochenen)  Knochen  (des  früher  Verstorbe- 
nen) mit  ihrem  Blute  in  vier  Tagen  einen  Knaben  und  vier  Tage  später  ein  Mädchen 
brauten,  die  Menschen,  als  ihre  Diener,  zu  erzeugen,  und  als  bei  dem  Feueropfer  Eines 
dieser  in  Teutiuacan  die  Sonne  (und  aus  dem  in  der  Höhle  Verborgenen  der  Mond) 
aufgegangen  war,  und  sie  (trotz  der  Botschaft  Tlotli's)  stillstehend,  dem  Pfeile  Citli's 
durch  Bücken  ausgewichen,  dann  aber  solchen  tödtlich  auf  ihn  zurückgeschleudert  hatte,  um 
die  Götter  (die  sich  verwettet  hatten)  zu  vernichten,  opferte  sie  Xolotl  und  dann  sich 
selbst,  indem  Jeder  seinem  menschlichen  Verehrer  den  Mantel  Hess,  der  mit  Stäben 
(und  Einfügung  eines  grünen  Steines)  zum  Bündel  (Tlaquimilloli)  aufgebunden  wurde 
(nach  Olmos).  Als  die  Menschen,  diese  Bündel  auf  dem  Rücken  tragend,  ihre  ver- 
schwundenen Götter  suchten,  erschien  Tezcatlipuca  seinem  Verehrer  am  Strande  des 
Meeres,  und  sandte  ihn  (von  Fischen  und  Schildkröten  eine  Brücke  bauend)  mit  einem 


TITLACAHUON.  417 

den  15  Söhnen  des  mit  seiner  Frau  Xochiquetzal  aus  der  Fluth 
in  einem  Boot  nach  dem  Berg  Culhuacan  geretteten  Coxcoy  (und 
seine  Frau  Xochiquetzal)  stammten  die  Tolteken,  Azteken  und 
Acolhuas. 

Solcher  Fluthsagen  vom  Teocipatli  oder  von  Nata  und  Nemi, 
denen  Titlacahuan  Warnung  gegeben,  gab  es  in  Auswahl,  bald 
die  Riesen^)  betreffend,  oder  auf  die  Aifen^)  zurückgehend,  dann 
wieder  die  Sprachverwirrung")  und  eine  Arche  Noah's  für  die 
Rettung  verwendend,  sowie  an  den  Thurmbau"^)  knüpfend,  und 
eine  Arche  Noah  für  die  Rettung  verwendend,  sowie  den  Zu- 
sammenhang mit  früheren  Weltperioden'')  festhaltend,  und  die  Zer- 


Gesang zur  Sonne,  und  die  darauf  Antwortenden  (trotz  der  "Warnung  der  Sonne) 
mussten  ihm  folgen,  so  dass  für  die  Feste  die  Musikanten  gewonnen  waren  (s. 
Mendieta). 

1)  Die  Anahuac  bewohnenden  Riesen  (Tzocuillixeque)  wurden  in  Fische  ver- 
wandelt, bis  auf  sieben,  welche  sich  in  Höhlen  retteten,  und  bei  Abnahme  des  Wassers 
kam  daraus  der  Riese  Xelhua  (der  Baumeister)  hervor,  um  zum  Andenken  an  den 
Berg  Tlaloc  (der  ihm  mit  seinen  sechs  Brüdern  zum  Zufluchtsort  gedient)  durch  die  in 
Tlamanalco  Geknechteten  die  Pyramide  von  Cholollan  zu  bauen,  die  (^von  den  Göttern 
durch  herabgeworfenes  Feuer  zerstört)  als  unvollendeter  Teocalli  dem  Gott  der  Luft 
und  Stürme  (Quetzalcoatl)  geweiht  wurde  (nach  Pedro  de  los  Rios). 

2)  Nach  der  Fluth  führte  der  Sturm  (unter  Rettung  in  Höhlen)  die  Affen  herbei, 
und  dann  wurden  die  Riesen  durch  Erdbeben  vernichtet,  worauf  die  durch  Feuer 
unterzugehen  bestimmte  Epoche  einbrach,  in  der,  in  der  Versammlung  zu  Huehuetla- 
pallan,  das  Jahr  geregelt  wurde.  Von  dem  nach  der  Fluth  als  Zufluchtsplatz  errichte- 
ten Thurm  Zacuali  (wo  die  Sprachen  verwirrt  wurden)  wanderten  sieben  Tolteken  (mit 
ihren  Frauen)   nach  Huehue-Tlapallan. 

•"')  Nachdem  aus  der  die  Berge  Caxtolmolictli  bedeckenden  Fluth  die  in  einem 
Hauskasten  oder  Tlaptlipetlacalli  Geretteten  (8  an  Zahl)  die  Erde  wieder  bevölkert 
hatten,  wurden  beim  Thurmbau  in  Zacuali  (als  Zufluchtsort  bei  neuer  Fluth)  die 
Sprachen  (durch  einen  Vogel)  ausgestreut,  worauf  sich  in  dem  Wirrwarr  die  sieben 
Familien  der  Nahuatl  zusammenschlössen  und  nach  Tlapallan  (La  Bermeja)  am  Rio 
Colorado  (mit  Huehuetlapallan  oder  dem  alten  Tlapallan)  sich  niederliessen ,  dann 
Culhuacan  gründend,  nach  welchem  die  Tolteken  ihre  spätere  Gründung  benannten  (s. 
Veytia). 

*)  Als  von  den  durch  die  Fluth  vernichteten  Riesen  oder  Tzocuillicxeque  der  allein 
Gerettete  (Xelhua)  in  Cholulan  einen  Thurm  baute,  der  vom  Blitz  getroffen  wurde, 
bekehrte  sich  (aus  Schreck)  Quemoque,  Fürst  der  Mexicaner,  zu  dem  Gott  Toseque. 
Ausser  dem  auf  den  Baum  Ahuehuete  (Fichte)  geretteten  Paar  in  dem  (durch  Wasser 
zerstörten)  Alten  Zonistal  oder  Weisskopf  (testa  blanca)  wurden  sieben  in  einer  Höhle 
bewahrt,  und  unter  diesen  wurde  Hulhueteotli  als  Stammherr  der  Tepanechi  verehrt, 
Quetzalcouatl,  der  Chichimeke,  und  Tzinacouatl,  der  Culhue. 

^)  Als  am  Ende  der  ersten  Sonne  die  Erde  durch  die  aus  der  Fluth  Geretteten 
wieder  bevölkert  und  bei  dem  Bau  des  Thurmes  die  Sprache  verwirrt  war,  wanderten 
Bastian,   America.  cyj 


418  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

Störung  des  Himmelthurms  ^)  durch  göttlichen  Zorn  wurde  dann 
weiter  für  die  Sprachverwirrung  und  Völkerzerstreuung  ausgemalt. 

Als  vier  Sonnen  wurden  geschaffen  Chalhiuch-Tonaio  (unter 
der  die  nicht  Ertrunkenen  sich  in  Fische  verwandelten,  von  dem 
Flusskraut  Aciantli  genährt),  Chalchiuh-tonaiuh  (worin  die  von 
dem  Kraut  Centencupi  Genährten  verbrannt,  ausser  denen  in 
Schmetterlinge  und  Hunde  Verwandelten),  Yioanoatiuh  (wo  di(i 
von  Myrrhe  und  Harz  Genährten  durch  Erdbeben  oder  von  den 
Wildthieren  Quenamenti  vernichtet  w^urden)  und  Ecatonatiuh  (wo 
die  durch  die  Frucht  Misquitl  Genährten  durch  den  Sturm  in 
Affen  verw^andelt  w^urden)  bis  zur  fünften  Sonne  (s.  Thevet). 

In  Dunkelheit  wandernd,  gelangten  die  Tulteken  nach  Hue- 
hue-Tlapallan  (dem  rothen  Land  am  Rio  Colorado),  und  nach  Ix- 
tlilxochitl  kamen  dorthin  die  sieben  Stämme  der  (das  Land  aus- 
theilenden)  Tolteken,  die  bei  der  Sprachenverwirrung  am  hohen 
Thurm  (oderZacuatli),  den  die  in  einem  Toplipetlacali  (verschlossenen 
Kasten)  aus  der  Fluth  Geretteten  erbaut  hatten,  getrennt  wurden. 
Das  Land  TlapuUan  (tlapalli,  roth)  wurde  gleich  Tamoanchan,  wo  die 
aus  Panuco  kommenden  Nahoas  nach  Rückkehr  ihrer  Amoxcaquez 
oder  Priester  (ausser  Oxomoco,  Cipactonal,  Tlatetecui  und  Xuchi- 
coaca)  gesiedelt,  als  die  ersehnte  Heimath  gesucht,  und  Sahagun 
wurde  auf  seinem  Wege  nach  Mexico  befragt,  ob  die  Spanier 
aus  Tlapallan^)    gekommen   und   w^o    dieses  Land  läge.     Die  Cu- 


die  sieben  Familien  der  sich  gleichsprachig  Verstehenden  nach  Huehuetlapallan,  worauf 
in  der  zweiten  Periode  ein  Theil  der  Menschen  durch  Sturm  in  Affen  verwandelt 
wurde.  Als  dann  die  Quinames  oder  Riesen  durch  ein  Erdbeben  gestört  worden  und 
die  in  Tlachicatzin  aufständischen  Tolteken  zur  Auswanderung  aus  Huehuetlapallan 
gezwungen  waren,  verkündete  (an  dem  entdeckten  Tlapallanconco)  Hueman,  dass  im 
Osten  ein  glückliches  Land  (seit  Vernichtung  der  Quinames)  wüst  läge  und  ihnen  durch 
astrologische  Zeichen  bestimmt  sei,  worauf  sie  nach  Tulancingo  ziehend,  dort  ein  grosses 
Haus  für  den  Stamm  bauten  (nach  Ixtlilcochitl).  Nach  den  Chiapaneken  erhielt  Votan 
(Enkel  des  aus  der  Fluth  Geretteten),  als  die  Völker  beim  Thurmbau  zerstreut  wurden, 
von  der  Gottheit  (Teotl)  den  Auftrag  zur  Besiedelung  von  Anahuac  (s.  Nuüez  de 
la  Vega). 

1)  Nach  den  (mit  den  Ges-Stämmen  verwandten)  Acroas  (bei  denen  ein  Knieband 
getragen  wird),  soll  (n.  Spix  und  Martins)  die  Gottheit  am  Anfang  der  Dinge  ein  hohes 
Haus  nach  dem  Himmel  hinauf  gebaut  haben,  durch  dessen  Einsturz  die  Verschieden- 
heiten der  Thiere  und  Nationen  entstanden  seien  (zwischen  dem  Rio  das  Balsas  und  To- 
kantin  oder  Cotzheioikonä). 

2)  Tengo  noticia  de  muy  grandes  y  ricas  provincias,  y  de  grandes  Sefiores  en  ellas 
de  mucha  manera  y  servicio ,  en  especial  de  una  que  llaman  Hueitapalan  y  en  otra 
lengua  Xucutaco,   schreibt   Cortez  vom  Hafen  Truxillo    (50 — 60  leguas  entfernt).     In 


SIEBEXZAHL.  419 

baner  suchten  den  (in  Florida  vermutheten)  Fluss  Jordan  in  der 
Nähe  der  von  Otopali  und  Olagatano  (unter  dem  Häuptling  Zer- 
tepe)  bewohnten  Seen  bei  Panuco  neben  Abalochi  (Fontanedo). 

Die  ersten  Einwanderer  kamen  aus  dem  Norden,  Tamoanclan 
(das  irdische  Paradies)  oder  Tictemoatochan  (buscamos  nuestra 
casa  natural)  im  Süden  suchend  und  die  Stadt  Tulla  bauend,  von 
wo  aus  (als  der  König  Quetzalcoatl  nach  dem  östlichen  Sonnen- 
haus Tlapallan  geflohen  und  die  Sonne  geworden  war)  die  Stadt 
Cholula  gegründet  wurde,  worauf  die  Mexicaner  das  Land  er- 
oberten (Sahagun).  Titlacuahua  rieth  die  Auswanderung  nach 
Tlapallan.  ^) 

Nach  Ixtlilxochitl  schifften  die  verbannten  Tolteken  die  Küste 
der  Südsee  herab  bis  Huitlapan  oder  Huitlapatlan  (am  Golf  von 
Californien)  und  dann  bis  Xalisco,  worauf  sie  von  Guatulco  über 
Tochtepac  oder  Tullitepeque  nach  Tulancingo  zogen. 

Nach  Ixtlilcoxchitl  kam  die  Einwanderung  der  Tolteken  aus 
Tamaulipas  (mit  den  Huasteken). 

Die  Tolteken  zogen  von  Tulancingo  nach  Osten,  um  Tulan 
zu  gründen  (unter  Acapichtzin).  Nach  Arlegui  kamen  die  Tol- 
teken von  "Westen  nach  Mexico,  das  Land  unter  sieben  Häupt- 
linge vertheilend. 

Trotz  verschiedener  Ansichten  „kamen  Alle  überein",  que  su 
origen  es  de  äcia  aquellas  partes  de  Jalisco,  que  es  al  Poniente, 


der  Nähe  von  Ihueras  (Honduras)  lag  Tapalan  oder  Tlapalan.  Tollan  ChoUollan  hiess 
Tultecatl  Chachihuatlon  azia  Ecatepetl  (monumento  o  piedra  preciosa  de  la  Nacion 
Tulteca,  que  anda  con  su  cerviz  buscando  ä  la  region  del  Ayre).  Tulan  gehörte  zu 
Teotlapan  (tierra  de  los  dioses),  se  le  decia  tierra  de  los  dioses  porque  era  muy  abun- 
dante  en  producir  semillas  (nach  Padilla).  Tlachiatzin,  die  Stadt  der  Nahuas,  erhielt, 
weil  von  weisen  und  geschickten  Männern  gegründet,  den  Beinamen  Toltecatl.  Nach 
der  Gründung  Mexico's  kamen  vom  Norden  die  geschickten  Tultecas,  die  in  Panuco 
landend,  nach  Tulo  zogen  und  dann  nach  Chololan,  von  wo  sie  sich  nach  Guaxaca, 
nach  Misteca  baxa  y  alta  und  nach  Zapoteca  verbreiteten  (Herrera).  Ixtlilxochitl  ver- 
gleicht die  langen  Gewänder  der  Tolteken  denen  der  Japaner  (und  so  sind  auch  Vo- 
tan's  und  Cukulcan's  Gefährten  gekleidet,  sowie  die  Quetzcalcoatl's).  Chicon-Tonatiuh 
(von  Quetzaltepec  nach  Quauhtitlan  gezogen)  herrschte  in  Macuexhuacan  und  Mixcohuatl. 
Mazatzin  wurde  zum  König  von  Tollan  erwählt. 

1)  Nach  Cabrera  lag  Tlapalla  im  Südosten.  Von  Tulan  aus  fanden  drei  Aus- 
wanderungen statt,  eine  nach  Mexico  und  zwei  nach  Tepeu  und  Oliman,  welche  Länder 
(nach  den  Cakchiquel)  zwischen  Peten  und  Yucatan  lagen.  In  ihrer  Urheimath 
Huehuetlapallan  waren  die  Tolteken  zuerst  von  Tanub  beherrscht.  Die  Tolteken 
wanderten  unter  Tanub   nach  Guatemala. 

27* 


420  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

respecto  de  Mexico  (Torquemada).  Die  Tolteken  kamen  von  Westen 
(über  Xalisco),  die  Chichimeken  von  Norden  (s.  Galvez). 

Als  Chichimecatl  (aus  dem  Stamm  Chichen)  in  Huehuetla- 
pallan  das  Reich  der  kriegerischen  Chichimeken  stiftete,  trennten 
sich  die  friedhchen  Tolteken  ^)  und  erbauten  die  Stadt  Tlachicatzin 
und  bei  andern  Auswanderern  ging  die  Nahuatl-Sprache  verloren 
(s.  Veytia). 

Die  Tolteken  werden  auch  unter  den  Chichimeken  einbe- 
griffen, während  (nach  Sahagun)  die  Nachkommen  der  Tolteken, 
als  deutlich  Redende  Nahoas  g-enannt  wurden  und  sonst  bei  der 
Auswanderung  der  Tolteken  (nach  dem  Fall  Quetzalcoatl's)  die 
Nahoas  zurückblieben;  die  Könige  von  Tilantango  leiteten  sich 
von  den  Tolteken. 

Von  der  Stadt  Chichen  (Cichen)  oder  Huehuetlapallan  von 
den  Tolteken  (aus  Tlachicatzin)  gegründet,  wurden  die  Chichi- 
meken^) benannt  (s.  Veytia),  als  Verwandtschaft  (mecatl  oder 
Strick)  von  Chichen.  Nach  dem  Untergang  des  Reiches  der 
Quinames  (Chichimekes-Quinames)  folgten  die  Tolteken-Nahoas. 

Aus  ihrem  Vaterland  vertrieben,  schifften  die  Tolteken  die 
Küste  Californien's  herab  und   gelangten    nach  Huehuetlapallan'') 


1)  Die  Tolteken  in  Huehue-Tlapallan  waren  den  wilden  Azteken  benachbart.  Die 
in  Tlachicatzin  oder  Toltecatl  das  Reich  Tlapallan  bewohnenden  Nahuas  (oder  Tolteken) 
erhoben  sich  gegen  die  Chichimeken.  Vor  Ankunft  der  Tolteken  in  Anahuac  war 
Teotihuacan  die  Hauptstadt  der  Nahnas.  Die  Tolteken  w^anderten  in  7  Stämmen.  Die 
friedlichen  Tolteken  trennten  sich  von  den  Chichimeken  (mit  dem  Hcäuptling  Chichi- 
mecatl oder  Cichen),  um  die  Stadt  Tlachicatzin  zu  gründen  (s.  Echeverria). 

2)  Vor  den  Chichimeken  über  Allapan  (am  Südmeer)  nach  Huehuetlapallan  flüch- 
tend, wurde  Axcitl  (König  von  Tollan)  durch  Acauhtzin,  König  der  Chichimeken,  in 
die  Hauptstadt  Oyome  aufgenommen.  Chichimec  (chichimac)  ist  Plural,  von  Chichi 
(Hund).  Im  Guatemaltekischen  bedeutet  Tzi  (Chi)  Hund  oder  Sklave.  Die  Tolteken 
wurden  (mit  Baugeräthen  in  der  Hand)  neben  westlicher  Sonne,  wegen  ihrer  Herkunft, 
dargestellt ,  die  Chichimeken  als  Jäger  mit  w^eissen  Flocken  (des  Schnees) ,  aus  dem 
Norden  gekommen  (Galvez).  Herrera  setzt  die  Ankunft  der  aus  dem  Norden  in  Panuco 
landenden  Tulotecas  (porque  en  Tulo  comencaron  a  ensenar)  in  Chololan  (mit  Aussen- 
dung von  Colonien  zu  Misteken  und  Zapoteken)  in  die  späteste  Zeit,  despues  de  la 
fundacion  de  ]SIexico  y  de  toda  la  tierra  (und  geht  dann  gleich  auf  die  Erwählung  des 
Königs  Acamapixtli  über).  Siendo  algun  hombre  de  prudencia  y  industiia,  le  llamaban 
Tuloteca  (s.  Herrera).  Die  Gesetze  des  Toltekenkönigs  Topiltzin  wurden  durch  Netza- 
hualcoyotzin  erneuert  (s.  d'Alva). 

3)  Die  gegen  den  König  (in  Huehue-Tlapallan)  aufständischen  Häuptlinge  Chal- 
catzin  uud  Tlacamihtzin  wanderten  (aus  Tlachicatzin  durch  die  Tolteken  von  Tlaxico- 
luican  vertrieben)  nach  Tlapallanconco  (Klein-Tlapallan)  und  dann  (auf  Rath  des  Hueman 
oder  Huematzin)  in  das  Land  der  (durch  Erdbeben  vernichteten)  Quinames  oder  Riesen 


TOLLANTZINGO.  42 1 

(tierra  de  Cortez).  Von  dort  schifften  die  aufständischen  HäuptUnge 
Chalcultzin  und  Tlacamahtzin  (Tlacamihtzin)  nach  Xahsco*  in  Hua- 
tulco  landend,  und  zogen  über  Tochtepec  nach  Tollantzingo,  von  wo 
durch  die  sieben  Häupthnge  (unter  ihrem  Oberfürsten)  Tollan 
gegründet  und  dann  der  König  Chalchintlanetzin  erwählt  wurde, 
aus  dem  Königshause  der  Chichimeken  (mit  einer  Prinzessin  der 
Tolteken  vermählt).  Die  Toltekenkönige  regierten  52  Jahre,  in- 
dem bei  früherem  Sterben  die  Republik  eingeschaltet  w^urde 
(Ixtlilcochitl). 

Aus  Huehuetlapallan  (im  Königreich  Tollan)  vertrieben,  kamen 
die  Tolteken  aus  dem  Nordwesten  nach  Tollantzingo  und  dann 
nach  Tollan  oder  Tula  (Chavigero).  Die  Tolteken  kamen  (mit 
sieben  Fürsten)  aus  dem  Westen  nach  Tulantzinco,  Sämereien 
und  kostbare  Steine  bringend  (s.  Torquemada). 

Unter  den  Häuptlingen  (Zacatl,  Chalcatzin,  Checatzin-Cohuat- 
zon,  Tzihuacoatl,  Metzotzin  und  Tlopalmetzotzin)  kamen  die  Tol- 
teken nach  ToUantzinco  und  dann  nach  Tullan,  wo  als  Könige 
folgten:  Chalchintlanetzin,  Ixtlicuechahuac,  Huetzin,  Totepeuh, 
Nacaxoc,  ^litl,  Xintzaltzin  (die  Königin)  und  Topiltzin. 

In  Folge  von  Unruhen  in  Huehuetlapan  oder  Chalchicatzin 
zogen  die  Tolteken  (607  p.  d.)  durch  Xalisco  über  Texpan, 
Tuzapan  und  Tulantzinco^)  nach  Tollan  (713  p.  d.),  wo  Chalchint- 
lanetzin (zweiter  Sohn  des  Chichimekenkönigs  Huetzin)  als  erster 
König  herrschte.  Nachdem  die  Tolteken  vom  Westen  gekommen 
Tulla  gegründet,  herrschte  dort  Chalchiuhtlanetzin. 

Als  die  (Nahoa  redenden)  Toltekas  sich  in  Tollan  niederge- 
lassen, erbaten  sie  einen  Fürsten  von  den  Chichimeken,  dessen 
Nachkommen  herrschten,  bis  (zur  Zeit  des  Propheten  Quetzal- 
coatl)  die  Priester  von  den  Soldaten  besiegt  wurden. 

Im  Aufstande  gegen  Chichimecatl,  König  von  Huehuetlapallan, 
leiteten  die  Häuptlinge  Chalcaltzin  (Chalcultzin)  und  Tlacamihtzin 
mit  fünf  anderen  Häuptlingen  (Checatl,  Cohuatzin,  Mazacohuatl, 
Tlapalhuitz  und  Huitz)  die  Auswanderung  der  Tolteken  aus  Tlachi- 


(wohin  die  Chichimeken  nicht  gelangten)  über  Hueyxalan  (Sandwüste),  Xalisco,  Chimal- 
huacan  Atenco  (an  der  Küste),  Toxpan,  Quiyahuitzlan  Anahuac  (an  Seebuchten), 
Zacatlan,  Totzapan,  Tcpetla,  Mazatepec,  Ziuhcohuatl,  Yztachuexucha  bis  Tulancingo, 
von  wo  die  Hauptstadt  nach  Tollan  (im  Osten)  verlegt  wurde  (nach  Ixtlilcoxchitl). 

1)  In  Tollantzingo  bauten  die  Tolteken  ein  grosses  Haus  für  das  ganze  Volk  (ehe 
sie  nach  Tula  weiterzogen).  Einige  Familien  der  Tolteken  blieben  auf  der  Wanderung 
in  Xalisco  zurück. 


422  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

catzin  (oder  Tlaxicoluican)  um  Tlapallan  oder  Tlapalkmconca  (das 
kleine  Tlapallan)  zu  gründen  (indem  sie  gelobten  sich  2^  Jahre 
ihrer  Frauen  zu  enthalten).  Auf  Rath  des  weisen  Hueman  oder 
Huemantzin  weiterwandernd,  zogen  die  Tolteken  über  Xalisco 
und  Quiyahuitztlan  Anahuac  (sowie  Zacatlan)  nach  Tolantzinco, 
und  dann  nach  Tula  (s.  Veytia).  Durch  eine  Gesandtschaft  der 
Tolteken  nach  dem  Hof  des  Chichimekenkönigs  Icauchtzin  wurde 
einer  seiner  Söhne  (Chachiuhtlanetzin)  als  König  erbeten  (aus 
Panuco). 

Während  die  Chichimeco-Culhuas  (unter  Mixcohuatl)  die 
Stadt  Culhuacan  gründeten,  zogen  die  aus  Huehue-Tlapallan  Ver- 
triebenen (unter  Hueman)  von  Tulancingo  nach  Xocotitlan  oder 
Tula  (Tullanatl  oder  Montezuma)  am  Fluss  Quetzalati,  Tollan 
neben  der  Otomiten  Stadt  ]\Iamheni  gründend  und  holten  den 
König  Chalchiuh  Tlatonac  von  Huehue-Tlapallan.  Gleichzeitig 
wurde  von  Tollan,  Quauhtitlan  (unter  König  Chicon  Tonatiuh) 
und  Culhuacan,  in  Teotihuacan  als  Oberkönig  Nauhyotl  oder 
Nauhyatzin  erwählt,  der  seinen  Sitz  in  Culhuacan  nahm.  Die 
vergötterte  Fürstin  Xochitzin,  die  durch  ihr  Orakel  die  Eroberung 
Quauhtitlans  durch  Huactli  unterstützt  hatte,  vermählte  sich  mit 
diesem  König. 

Die  Fürstin  Xochitzin  wurde  in  ihrem  Thurm  am  Flusse 
Quauhtitlan  als  Seherin  (mit  dem  Geist  des  durch  IMimich  auf 
dem  Berge  Tepenec  getödteten  Itzpapalotl  verkehrend)  durch 
den  Fürst  der  Chichimeken  befragt  und  reizte  sie  zu  Kriegen 
an  [wie  Veleda]. 

Auf  den  in  Teotihuacan  in  Tullan,  Quauchtitlan  und  Culhua- 
can erwählten  Oberkönig  Nauhyotl  folgte  (in  der  Residenz  Cul- 
huacan) Totepeuh  (Alixcohua  Cam.axtli  oder  Nonohualcatl)  und 
dieser  zeugte  mit  der  besiegten  Fürstin  Chimalman  (in  Huitznahuac) 
den  Sohn  Quetzalcoatl  Chalchimitl  oder  Ceacatl  Quetzalcoatl,  der 
beim  Tode  seiner  Älutter  im  Wochenbette,  durch  deren  priester- 
liche Schwester  Cohuatl  auferzogen  wurde. 

Auf  Totepeuhs  Ermordung  folgte  in  Culhuacan  der  König 
Huetzin  (Yohuallatonac)  von  Tollan  und  dann  (unter  Begründung 
des  Dreibundes  von  Tullan,  Otompan  und  Culhuacan)  der  König 
Ihuitimal,  worauf  Ceacatl  Quetzalcoatl  (Totepeuh's  Sohn)  den 
Thron  (in  Tollan)  bestieg,  als  Priesterkönig  (Topiltzin  Ceacatl 
Quetzalcoatl),  während  (neben  ihm)  als  weltlicher  Herrscher  (mit 
Yohuallatonac,  König  von  Culhuacan  verwandt)  Huemac   (Tezcat- 


FROSCHTEMPEL.  423 

lipoca  oder  Nacaxoc)  oder  Matlacxochitl  regierte.  Als  Huemac 
den  nach  Cholula  vertriebenen  Quezcalcoatl  verfolgte,  wurde  bei 
seiner  Abwesenheit  (mit  Hülfe  des  in  Culhuacan  auf  Yohuallatonac 
gefolgten  Quetzallacxoyatl  in  Tullan  der  König  Nauhyotl  oder 
JMitl  (der  Quetzalcoatrs  Lehre  wiederherstellte)  eingesetzt. 

Der  Toltekenkönig  Ilacomihua  baute  den  Tempel  des  Frosches 
und  nach  der  Königin  Xiuhquentzin  folgte  Istacquauhtzin,  der 
mit  der  Ehebrecherin  Quetzalxochitzin  den  Sohn  Topiltzin  zeugte 
(s.  Ixtlilxochitl).  Tollan^)  Cholollan  war  von  den  Tulteken  erbaut. 
Unter  Iztacquauhtzin  (Vater  des  Topiltzin)  rissen  (unter  den  Tol- 
teken)  durch  die  Zauberer  Tezcatlipoca  und  Tatlauhquizatlepuca 
Unordnungen  ein,  und  die  nach  Cholula  pilg'ernde  Fürstin  von 
Tula  wurde  dort  von  dem  Hohenpriester  Texpolcatl  mit  dem 
Sohn  Ixcax  geschwängert,  in  dessen  Familie  das  Hohepriester- 
thum  erblich  blieb  (s.  Ixtlilxotxitl). 

Gegen  den  Toltekenkönig  Iztacquauhtzin  (Vater  des  Topiltzin) 
erhoben  sich  die  am  nördlichen  Meere  herrschenden  Fürsten 
Coanacotzin,  Huetzin  und  Misiotzin  (Ixtlilxochitl).  Bei  der  Empö- 
rung der  Fürsten  Quauhtli  und  Matlatzin  gestand  ihnen  der 
König  Tecpaucaltzin  die  Aufnahme  ihrer  Staaten  in  den  Bund 
unter  Tula  zu  (d'Alva). 

Nach  Totepeuh,  der  die  Mexicaner  nach  Tulla  führte,  folgt 
Topil  und  diesem  (zur  Zeit  Quetzalcoatl's)  Huemac,  dann  Nau- 
hyotzin,  Quauhtexpetlatl ,  Huetzin  Nonohualcatl,  Achitometl, 
Quauhtonal,  unter  welchem  die  Mexicaner  nach  Chapultepec  ge- 
langten (s.  Torquemada).  Bei  Gomara  folgt  nach  Topil  (Nach- 
folger Totepeuh's)  ein  Interregnum  in  ToUan  und  dann  ward  zum 
Fürsten  erwählt  Vemac  und  der  Chichimeke  Nauhiocin,  welche 
beide  mit  ihren  Begleitern  Tollan  verlassen,  wo  sich  dann  Vecin, 
Nonoualcatl,  Achitometl  und  Quauhtonal  (unter  dem  die  Mexi- 
caner nach  Chapultepec  kamen)  folgen.  Tula  (bei  Mexico)  wurde 
auf  der  Stätte  der  Otomiten-Hauptstadt  Mamheni  oder  Xocotitlan 
erbaut  (nach  Motolinia). 

Unter  den  Tolteken,  die  von  Huehuetlapallan  (Residenz  des 
Chichimeken- Kaisers)  ausgezogen  waren,  um  Tlachicatzin  zu 
gründen,    wanderten    die    aufständischen    Fläuptlinge    Chalcaltzin 


1)  In  Tollan  reinö  muchos  anos  un  rey  llämado  Quetzalcoatl,  gran  nigromantico, 
inventor  de  las  nigromancias  (Sahagun).  Von  den  den  Tulteken  beim  Auszug  aus  Tula 
folgenden  Olmeca-Vixtoti  trennten  sich  auf  dem  Berge  Toponocaltepetl  die  Huasteken. 


424  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    ISIEXICO. 

und  Tlacamihtzin  (mit  Checatl,  Cohuatzon,  Mazacohuatl,  Tlapcil- 
huitz  und  Huitz)  aus,  um  (in  Verbindung  mit  Auswanderern  aus 
Tlaxicoluican)  die  Stadt  Tlapallan  oder  Tlapallan-conco  (la  pe- 
quena  Tlapallan)  zu  gründen.  Durch  Hueman  (el  de  las  grandes 
manos)  oder  Huemantzin  zur  Auswanderung  (wegen  Uebervölke- 
rung)  veranlasst,  kamen  die  Tolteken  dann  nach  dem  von  ihnen 
gegründeten  Hueyxalan  (arenal  grande),  und  später  die  Wande- 
rung fortsetzend,  nach  Xalisco  an  der  Küste,  von  dort  über 
Chimalhuacan  Atenco,  Toxpam,  Quiyahuitzlan  Anahuac,  Zacatlan, 
Tutzapan  oder  Tuzal,  Tepetla,  !Mazapetec,  Ziuhcohuatl,  Itztachue- 
xuxa  nach  Tolantzinco  (697  a.  d.)  gelangend,  von  wo  die  Gründer 
Tollan's  (als  Hauptstadt)  ausgeschickt  wurden.  Auf  Rath  Hueman's 
wurde  nach  dem  Chichimekenkaiser  Icauhtzin  oder  Icoatzin  eine 
Gesandtschaft  geschickt,  um  in  der  Person  des  zweiten  Sohnes 
Chalchiuhtlanetzin  oder  Chalchuitlatonac  (piedra  preciosa  que 
alumbra)  einen  König  für  Tollan  zu  erbitten,  wo  sich  derselbe  mit  der 
Tochter  des  Tolteken-Häuptlings  Acapichtzin  vermählte  (Echeverria). 

Bei  Ankunft  der  Tolteken  wanderten  die  Ulmeca,  Xicalanca 
und  Zapoteca,  die  in  den  früheren  Ländern  der  Giganten  (Tlax- 
calan,  Huexuctzinco  und  Puebla  de  les  Angeles)  wohnten,  aus  und 
„pasaron  ä  poblar  las  provincias  de  Yucatan,  las  islas  de  Barlo- 
vento  y  parte  del  reino  del  Peru."  Nachdem  das  Tolteken-Reich 
unter  Topiltzin  im  Kriege  mit  den  drei  Königen  der  Südküste 
(los  tres  regulos  de  la  costa  del  Sur)  zu  Grunde  gegangen,  schickte 
der  Chichimekenkaiser  Achauhtzin  seinen  Bruder  Xolotl  zur 
Besiedlung  des  Landes,  von  Xoloque  aus  Tenayocan  gründend 
(Echeverria  y  Veytia). 

Der  Toltekenkönig  Huetzin  flüchtete  von  Chapultepec  über 
Michoacan  nach  Aztlan  (bei  Xalisco),  wo  auf  seinen  Sohn  Ozolo- 
pan,  sein  Enkel  Aztlal  folgte,  dessen  Sohn  Ozolapan  IL  die  Aus- 
wanderung der  Mezetin  nach  Mexico  leitete  (dAlva).  Die  prophe- 
zeite Rückkehr  des  Toltekenkönigs  Topiltzin  wurde  aus  der  Höhle 
Xicco  erwartet,  w^o  er  mit  den  Königen  Netzahualcoyotzin, 
Netzahualpiltzintli,  Aloquihuix  und  andern  Helden  weilte  (s.  d'Alva). 

Die  sieben  Nationen  der  Nahuatl-Sprache,  die  (nach  Zerstö- 
rung des  Himmelsthurms)  auszogen,  um  Tlapallan  (la  Bermeja) 
oder  Huehuetlapallan^)    (Tlapallan    la  vieja)    zu    gründen,    kamen 


1)  Nach  der  Gründung  Huehuetlapallan's,    wo    das  Land  wegen    des  Fürsten  Clii- 
chimecaÜ  (der  die  Wanderung  geleitet)  den  Namen  Chichiraecatlali   (tierra    de  los  Chi- 


ciTiN.  425 

aus  Culhuacan  (lugar  de  la  culebra),  und  gründeten  nach  dem 
Passiren  des  californischen  Busen's  an  der  a.ndern  Küste  eine 
gleichnamige  Stadt  Culhuacan,  wie  auch  später  die  Tolteken  am 
See  von  Chalco  eine  Stadt  Culhuacan  erbauten  (s.  Echeverria). 

Als  Tula  unter  den  hereingebrochenen  Katastrophen  unter- 
gegangen war,  folgte  bei  Einwanderung-  der  Chichimeken  jene 
Zerstreuung  der  Tolteken,  wodurch  ihr  Name  mit  den  schon  früher 
von  ihnen  beeintlussten  Culturkreisen  für  weiterhin  noch  näher 
verknüpft  wurde. 

Indem  sich  die  durch  die  Chichimeken  aus  Chapultepec  ver- 
triebenen Tolteken  mit  den  einwandernden  Azteken  verbanden, 
wurde  eine  directe  Beziehung  zu  diesem  späteren  Herrschervolke 
hergestellt,  und  die  Tlaltelolken  auch  als  Nachkommen  der  Tol- 
teken bezeichnet  (1357  P-  d.).  Damit  hängt  dann  die  andere  Version 
zusammen,  nach  welcher  die  durch  Amacui  (Nachfolger  Xolotl's) 
aus  Chapultepec  vertriebenen  Tolteken  (unter  Huetzin  und  seinem 
Sohne  Ocelopan)  durch  Michoacan  nach  Aztlan  geflüchtet  seien, 
um   dann  als  Mexico- Azteken  zurückzukehren. 

Nach  dem  Untergange  Tula's  und  der  Zerstreuung  der  aus- 
gewanderten Bevölkerung,  verblieben  die  Priester  in  dem  Tempel 
Cholula's,  und  dort  feinden  die  einwandernden  Tolteken  die  Fürsten- 
familie Xilzin's  (drei  Hasen  oder  Citli)  mit  Gattin  und  Sohn  unter 
den  Tolteken.  Als  Nachkommen  dieser  galten,  als  dem  Stamm 
Citin  oder  Ulcua  angehörig,  die  drei  Fürsten  aus  Westen,  die 
von  Xolotl's  Heimath  in  Amaqueme  nach  Tenayucan  folgten  (nach 
Galvez),  als  Acolhuas.  In  Cholula  bildeten  sich  die  Chichimeco- 
Tolteken  und  Nopaltzin,  Sohn  Xolotl's,  vermählte  sich  mit  einer 
bei  den  Priestern  Cholula's  zurückgebliebenen  Prinzessin  der  Tol- 
teken. 

Von  Xolotl  zur  Erforschung  der  Seeufer  geschickt,  traf  Aca- 
tomatl  (durch  den  Rauch  geleitet)  in  Chapultepec  den  alten  Tul- 
teken^)  Ecitin  (mit  seiner  Frau  Axochiatl),  der  mit  einigen  andern 


chimecas)  erhielt,  wurde  durch  una  gran  Junta  de  astrologos  der  Kalender  geordnet. 
Nachdem  die  Tultecas  in  Tullantzinco  den  Cu  (Tempel)  Vapalcalli  gebaut,  gründeten 
sie  bei  Xocotitlan  die  Stadt  Tula  oder  Tullan  mit  dem  Schlangenwerk  Quetzalli. 

1)  Nach  der  Zerstörung  Tullan's  durch  die  Teo-chichimeken  flüchteten  die  Reste 
der  Tolteken  nach  Azcapotzalco  (Tzihuactlatonac  auf  den  Thron  erhebend),  während 
die  Ueberbleibsel  aus  der  königlichen  Familie  (Topiltzin-Acxitl's^  sich  (unter  Acapol) 
in  Chalco  niederliessen  und  die  Verwandten  Nauhyotl's  II  in  Culhuacan  (unter  Xiuhte- 
mal),  die  alte  Stadt  wiederherstellend. 


426  ZUR  GESCHICHTE  DES  ALTEN  MEXICO. 

in  der  Nähe  (und  zwei  Priestern  in  Cholula)  beim  Abzug  zurück- 
geblieben, aber  „en  lengua  no  se  entendian"  (s.  Torquemada). 

Rückwanderungen  der  Tolteken  fanden  besonders  unter  Qui- 
nantzin  statt,  als  die  Residenz  der  Chichimeken  von  Tenayuca 
nach  Tezcuco  verlegt  war,  und  damals  kamen  die  (von  Tempantzin 
oder  Aztatlitexcan  geführten)  Tlailotlaques  (als  Verehrer  Tezca- 
tlipoca's)  aus  Oajaca  (oder  von  den  ^lixteken)  über  Chalco,  sowie 
die  Chimalpaneken  und  später  die  Huitznahuac.  Tezcuco  war 
(nach  den  Stämmen)  in  die  Quartiere  Tlailotlacan,  Chim^ilpanecan, 
Huitznahuac,  Tepanecapan,  Culhuacan  und  ]\Iexicapan  getheilt. 

Bei  dem  alten  Stamm  der  Huitznahuac  hatte  sich  noch  wäh- 
rend des  Tolteken-Reichs  in  Tula  gynaikokratischer  Einfluss  er- 
halten, als  König  Totepeuh  die  Fürstin  Chimalman  bekämpfte, 
deren  Namen  sich  dann  mit  dem  Cultus  Ouetzalcoatrs  verknüpft, 
und  als  Huitznahuac-Tehuatzin  verblieb  eine  hohe  Priesterw^ürde 
(neben  Tepan-Tehuatzin)  im  Dienste  des  IVIexicatl-Tehuatzin,  als 
Hoherpriester  Huitzilopochtli's  (mit  dem  der  Priester  Quetzalcoatfs 
gleich  standV  Die  bei  Tetela  del  Rio  wohnenden  Cuitkiteken, 
die  bei  der  ^lündung  des  Mexcala  am  Pacific  siedelten,  w^aren 
bereits  vor  den  Chichimeken  eingewandert. 

Als  die  Reste  der  Tolteken,  die  sich  unter  König  Nauhyotzin 
in  Culhuacan  niedergelassen,  nur  die  Sonne  für  ihren  Herrn  an- 
erkennen wollten,  Hess  sie  Xolotl  durch  seinen  Sohn^  Nopaltzin 
unterjochen  und  dann  wurde  Achitomemetl  als  König  der  Cul- 
huas  eingesetzt.  Die  unter  Topiltzin  (in  Tenayocan)  aus  Apuilasco 
einwandernden  Nachkommen  der  Tolteken  (unter  Xochimilco) 
wurden  am  See  von  Chalco  angesiedelt,  wo  sie  Xochimilco  grün- 
deten (s.  Veytia). 

Unter  der  Herrschaft  des  Kaisers  Techotlalatzin  in  Tezcuco 
kamen  toltekische  Zuzüge,  theils  aus  Michoacan  (wo  atzlanekische 
]\Iexikaner  zurückgeblieben  waren)  als  Metzintzin  oder  Mexicas 
(unter  Tenahuacatzin) ,  die  vom  König  Huitzilihuitl  angesiedelt 
wurden,  theils  aus  der  Südküste  (der  Länder  von  Culhuacan  jen- 
seits Xalisco),  als  die  (den  früheren  Tepaneken  unter  Acolhuan 
in  Azcapuzalco  verwandten)  Tepaneken,  die  in  Azcapuzalco  an- 
gesiedelt wurden,  und  als  die  (aus  Tlaxicalincan  in  Cibola  stam- 
menden) Culhuaques  (unter  Nauhyotl)  und  Huitznahuaques  (unter 
Tlaminatzin),  die  bei  Tezcuco  angesiedelt  wurden  (s.  Veytia). 

Die  wilden  Chichimeken,  die  (gleich  den  nördlichen  Indianer- 
stämmen) ihre  Feinde  scalpirten  —  wie  auch  in  Panuco  (s.  Arlegui) 


SCALPIREN.  427 

oder  in  Huaxteca  (mit  Torquemada's  „muchedumbre  de  Chichimecas, 
gente  caribe  y  brava")  ein  Stück  der  feindlichen  Kopfhaut  am 
Gürtel  als  Trophäe  getragen  wurde,  —  sollen  aus  den  von  den 
Tolteken  zurückgelassenen  Körnern  den  Ackerbau  gelernt  haben, 
und  als  sich  dann  die  civilisatorischen  Einflüsse  unter  ihnen  prä- 
dominirend  geltend  machten,  sanken  die  weniger  davon  berührten 
in  die  Gleichstellung  mit  rohen  Otomiten  zurück,  als  die  späteren 
Eroberer  hinzugetreten  waren.  So  heisst  es,  dass  die  Nahoas  ge- 
kommen, als  die  Chichimeken  von  den  Colhuas  unterjocht  ge- 
wesen. Tecpocho  Achcauhtli,  auf  dem  Fels  Xicco  wohnend, 
lehrt  den  Chichimeken  unter  Huetzin,  Sohn  des  Nopaltzin,  den 
Ackerbau.  Catlenichco,  von  den  Tolteken  gegründet,  wurde  von 
den  Chichimeken  (unter  Quinautzin)  wiederhergestellt,  als  Tezcuco. 

Die  aus  Aculhuacan  (jenseits  Xalisco)  nach  der  Lagune  von 
Tenuchtitlan  kommenden  Chichimeken  verehrten  die  Sonne  (s.  Go- 
mara).  Ihnen  folgten  die  (den  Ackerbau  einführenden)  Acolhuas, 
die  sich  in  Tullancinco  oder  Tulla,  dann  in  Tezcuco  und  Covatli- 
chan,  sowie  in  Culhuacan  oder  Coiocan  niederliessen  (s,  Gomara). 
Die  ihnen  folgenden  Mexicaner  siedelten  in  Azcapuzalco,  dann 
in  Tlacopan  und  Chapultepec,  bis  Mexico  erbaut  wurde. 

Die  wilden  Chichimeken  wurden  durch  die  Colhuas  in  Be- 
bauung des  Bodens  unterrichtet,  und  dann  kamen  die  (mexikani- 
schen) Nahuas  von  Iztac-Mixcohuatl  stammend,  Vater  des  Xelhua 
(der  Teepaneken),  Tenuch's  (der  Mexicaner),  Ulmecatl's  (der  Olme- 
ken),  Xicalancatl's  (der  Xicalancas),  Mixtecatl's  (der  Mixteken), 
Otomitl's  (der  Otomiten)  von  der  ersten  Frau  (Ilan-cueitl)  und 
des  Quetzalcohuatl  von  der  zweiten  Frau  (Chimalmatl).  Bei  Her- 
rera  sind  unter  den  sieben  Stämmen  die  Suchimilcos  (gente  de 
sementeras  y  de  flores)  die  ersten,  welche  unter  den  (als  Jäger 
lebenden)  Chichimeken  in  die  Seen-Region  einwanderten. 

Die  wilden  Chichimecas  und  Otomies  wurden  durch  die  Cul- 
hua  im  Ackerbau  unterrichtet,  und  dann  kamen  die  Mexicaner 
mit  dem  Götzen  Mexitle  oder  Texcatlipoca  (Motolinia).  Nach  den 
Chichimecos,  die  in  Höhlen  lebten,  kamen  (den  Ackerbau  lehrend) 
die  Culhuaques  nach  Tezcuco  und  dann  (die  Idole  bringend)  die 
Mexicaner  (nach  Olmos). 

Unter  den  jagenden  Chichimeken  Hessen  sich  ackerbauende 
Stämme  (der  siebenthorigen  Höhle)  nieder,  die  aus  dem  Norden 
Neu-Mexico's  (von  Nauatlacan)  nach  Mexico  kamen  (als  Suchi- 
milcos, Chalchas,  Tepeacas,  Culuas    von  Tezcuco,  Tlatleucas    und 


428  ZUR  GESCHICHTE  DES  ALTEN  MEXICO. 

Tlascaltekas,  worauf  als  siebenter  Stamm  die  Mexicaner  (Mexi) 
folgten,  nach  deren  Stadtgründung  die  (späteren)  Tulteken  in  Panuco 
landeten  (s.  Herrera).  Da  der  von  den  Tulteken  nach  Mexiko  mit- 
gebrachte Mais  an  der  dauernden  Trockenheit  zu  Grunde  ge- 
gangen war,  hatten  die  von  den  Chichimeken  angetroffenen  Reste 
seinen  Gebr^iuch  vergessen,  bis  Xiuhtlato  (in  Quauhtepec)  einige 
übriggebliebene  Körner  fand,  die  ausgesäet,  sich  vermehrten  unter 
Nopaltzin,  Sohn  Xolotl's  (s.  Torquemada).  Die  (um  das  Jäger- 
leben zu  bewahren)  die  toltekische  Gesittung  hassenden  Chichi- 
meken verbanden  sich  mit  dem  Rebellen  Yacanex  gegen  König 
Quinantzin.  Coxcox,  König  der  Culhuas  (als  Nachfolger  des  Cal- 
cozametzin),  schützte  den  Hohenpriester  von  Cholula  gegen  die 
Chichimeken. 

Die  wild  von  der  Jagd  lebenden  Chichimeken,  als  erste  Be- 
wohner [Mexico's,  überliessen  die  zum  Anb^iu  geeigneten  Lände- 
reien einem  gebildeten  Volke,  das  von  Norden  aus  den  sieben 
Höhlen  gekommen  war  (mit  Büchern  der  Traditionen)  von  Nauat- 
lan,  als  vSuchimilcos,  Chalchas,  Tepeacos,  Culuas,  Tlatleucas  (in 
Quahunahuac),  Tlascaltecas,  und  später  den  Mexicanern  unter  dem 
Häuptling  IMexi  (Herrera). 

Noch  in  späteren  Zeiten  galt  es  für  ehrenhaft,  von  Bog-en  und 
Pfeil  zu  leben,  (nach  „sus  cantares,  que  dijeron  a  sus  hijos"),  wie  „en 
el  tiempo  de  aquellos  dieses  Chichimecos  nuestros  antepassados" 
(Herrera). 

Nach  Herrera  passirten  die  sieben  wStämme  aus  Navatlacan 
(in  Neu-Mexico)  einen  Meeresarm,  um  nach  den  Sieben  Höhlen  zu 
gelangen,  von  wo  sie  auszogen,  um  (die  iMonumente  ihrer  Gebäude 
auf  dem  Wege  lassend)  nach  den  Ufern  des  See's  zu  gelangen, 
wo  sie,  als  Suchimilcos,  Chalchas,  Tepeacas,  Culuas  (und  die 
Tlatleucas  in  Quahunahuac)  siedelten,  den  Ackerbau  einführend 
(wie  die  Irokesen  unter  Algonkin)  unter  den  in  die  Berge  fliehen- 
den Chichimeken,  (während  die  die  Sierra  Nevada  passirenden 
Tlascalteken  .die  Riesen  auszutreiben  hatten),  und  dann  folgten 
(unter  dem  Häuptling  Mexi)  die  Mexicaner,  welche  über  Mechoa- 
can  nach  Tulo  (die  Festung  Coatepec  bauend)  gelangten,  aber 
als  der  dort  gegrabene  Flusscanal  austrocknete,  sich  nach  Chapul- 
tepec  begaben  und  dann  Tenuchtitlan  gründeten. 

Hieraus  ergiebt  sich,  dass  in  Cholula  allerdings  schon  eine  ältere 
Cultur  existirend  gedacht  wurde,  welche  durch  die  Tlascalteken 
ihren   Untergang  fand,  Avogegen   die  (nach  anderen  Versionen)  in 


ACKERBAU.  429 

Tula  voraufgegangene  in  directer  Beziehung  zu  den  Azteken  ge- 
setzt wurde. 

Es  wird  deshalb  auch  so  dargestellt,  als  ob  die  Tolteken  unter 
sieben  Häuptlingen  (nach  einander)  eingewandert  seien,  und  als  der 
letzte  derselben  wird  dann  Metzotzin  (Metzi  oder  Mexi)  genannt, 
also  in  nämlicher  Weise,  wie  die  Azteken  (unter  Mexi  der 
Mexicaner)  als  letzte  unter  den  sieben  Stämmen  der  Nahuatlaken 
marschiren. 

Diesen  Azteken  wird  dann  die  Erbauung  von  Coatepec  oder 
Quauhtepec  in  Tula  (der  Tolteken)  zugeschrieben,  in  Coatepec 
aber  wieder  (heisst  es  bei  Torquemada)  wurde  zum  zweitenmal 
durch  die  Epigonen  der  Tolteken  der  Mais  ausgesäet,  nachdem 
er  durch  die  wiederholten  Jahre  von  Dürre  und  Misswachs  fehl- 
geschlagen und  bei  Ankunft  der  Chichimeken  verloren  gegan- 
gen war.  Bald  sollen  dann  diese  den  Anbau  des  Mais  den  Acol- 
huaken  gelehrt  haben,  bald  ihn  Chichimeken  und  Acolhuaken  von 
den  Nachkommen  der  Tolteken  gelernt  haben. 

Diese  Jahre  der  Dürre,  während  welcher  (wie  bei  Untergang 
der  Schöpfung  Con's  in  Peru)  die  Civilisation  in  Barbarei  zurück- 
fiel, schieben  gleichsam  die  Existenz  in  eine  vorzeitliche  Periode 
zurück,  und  trennen  sie  durch  eine  Kluft  von  der  geschichtlichen 
Periode,  in  deren  Annalen  deshalb  auch  die  Tolteken  mitunter 
ausfallen. 

Als  die  fortdauernde  Dürre  die  Ansiedlungen  der  Tolteken 
ruinirt  hatte,  hörten  diese  auf,  die  wenigen  gebliebenen  Felder  mit 
Mais  (oder  in  den  warmen  Theilen  mit  Baumwolle)  zu  bepflanzen,  um 
nicht  von  den  Chichimeken  beständig  zur  Ablieferung  desselben  ge- 
zwungen zu  sein,  bis  unter  d'er  Regierung  des  Kaisers  Nopaltzin 
der  von  den  Tolteken  stammende  Fürst  von  Quauhtepec  einige  von 
seinen  Vorfahren  übrige  jNIaiskörner  findend,  dieselben  pflanzte,  und 
als  dann  die  Chichimeken  und  Aculhuas  die  daraus  erwachsenden 
Vortheile  sahen,  (weil  sichrere  Nahrung,  als  die  Jagd  gebend)  „tuvieron 
por  bien  de  bajar  el  cuerpo  y  sembrarlo,  y  gocar  de  su  fruto" 
(para  mantenerse),  und  so  (s.  Torquemada)  mit  der  Baumwolle  (de 
aqui  finalmente,  tuvo  origen,  la  segundaez  el  Maiz  y  se  fue  cun- 
diendo  por  toda  la  tierra).  Nach  Andres  (von  Tezcuco)  wurde  den 
jagenden  Chichimeken,  die  in  Höhlen  lebten,  bei  Einwanderung 
der  Colhuaques  von  diesen  das  Säen  des  Mais  (und  Kochen  des 
Fleisches)  gelehrt  (Torquemada). 


430  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

Bei  der  Unbestimmtheit  des  Namens  der  Cliichimeken  findet 
sich  derselbe  unter  vielfachen  Combinationen ,  ähnlich  dem  der 
Kelten  oder  Geten  (oder  Scythen)  im  Alterthum.  Betancourt 
leitet  das  Wort  von  Chichimi  (Hundeknochen) ,  während  Torque- 
mada  es  als  Blutsauger  erklärt ,  und  dann  wieder  mit  edler  Be- 
deutung", als  Musterbilder  der  Vorfahren.  Die  Aleuten  stammen 
von  einer  alten  Frau,  die  von  einem  Hunde  g-eschwängert  ^)  Avurde. 

Zu  den  Chichimeken  gehörten  die  Tezcucanos,  Tlaxcaltecas, 
Mezcas,  Totonaques,  Queztecos,  Mexicanos  (mit  Aculhuas  und  Te- 
panecas),  sowie  die  späteren  Otomiten  (s.  d'Alva). 

Zu  den  Tultecas  gehören  die  Bewohner  von  Culhuacan, 
Cholula,  Chalco,  Quecholan,  sowie  der  Küste  des  südlichen  und 
nördlichen  Meeres  (mit  der  Abstammung  aus  Colihuacan,  Xalisco, 
Tlaxicatzinca,  Huihuitlapalan). 

Je  nach  der  jedesmaligen  Auffassung  wechseln  die  vStämme, 
die  in  die  verschiedenen  Klassen  bei  versuchter  Eintheilung  ge- 
setzt werden,  und  ihre  zu  den  autochthonen  Riesen  am  Flusse 
Atoyac  (atojatl,  Bach)  hergestellte  Beziehung. 

Obwohl  im  Allgemeinen  mit  der  Bezeichnung  Chichimeken 
die  rohen  Wanderstämme  begriffen  werden,  liegt  doch  zugleich 
in  dem  Namen  der  Chichimeken  der  Begriff  des  Edlen  und  Freien 
(des  Gothen  als  Geten),  und  das  Verhältniss  der  in  ansässigen 
Siedlungen  Ackerbau  treibenden  l^olteken  zu  diesen  unstäten,  aber 
als  kriegerisch  gefürchteten  Jägervölkern,  wiederholt  sich,  wie 
unter  den  Pueblos  und  Apaches,  so  auch  bei  den  Irokesen  zu  den 
Algonkin. ") 

Auch  hier  erscheinen  die  Algonkin  als  die  gebietenden  Flerren, 
die  den  Irokesen  gelegentlich' Geschenke  von  ihrem  Wildpret'^)  zu- 


1)  Saturn  in  Pferdegestalt,  zeugte  mit  der  (in  eine  Linde  verwandelten)  Philyra 
den  Sohn  Chiron,  den  Stammvater  eines  so  mit  den  Pferden  verwachsenen  Geschlechts, 
dass  sie  für  Eins  gehalten  wurden  (wie  die  Spanier  in  America). 

2)  Die  im  Lande  Outaouak  jagenden  Algonkin  wurden  im  Aufstand  der  (von 
Montreal  stammenden)  Irokesen,  die  sie  (gegen  gelegentliche  Geschenke  an  Wild)  zum 
regelmässigen  Tribut  von  Feldfrüchten  gezwungen  hatten  (oder  als  Träger  auf  die  Jagd 
mitnahmen),  nach  der  (französischen)  Stadt  des  Trois-Rivieres  getrieben,  und  dann  ver- 
nichteten die  Irokesen  die  (bei  Quebec  wohnenden)  Huronen  (s.  Bacqueville). 

3)  Im  Allgemeinen  hatte  sich  bei  den  nordamerikanischen  Wanderstämmen  die 
Arbeit  zwischen  den  Geschlechtern  in  solcher  Weise  getheilt,  dass  der  Mann  aus  seiner 
Jagdbeute  das  Fleisch  zur  Mahlzeit  lieferte,  die  Frau  dagegen  die  von  ihr  gepflanzte 
Pflanzenkost. 


LAXGHAXS.  43 1 

kommen  lassen,  dagegen  aber  einen  stetigen  Tribut  an  Körnerfrucht 
verlangen,  und  zugleich  Trägerdienste  zur  Begleitung  auf  der 
Jagd,  bis  dann  der  Aufstand  ausbricht,  unter  dessen  Erfolgen 
sich  die  Irokesen,  wie  die  früher  verachteten  Azteken  in  Mexico 
(und  die  Römer  der  Fiebersümpfe)  zu  einem  Eroberervolk  heraus- 
bilden. Die  in  langen  Häusern  wohnenden  Guanas,  als  Leibeigene 
der  kriegerischen  Mbayas  (Indios  cavalleiros),  bebauen  am  Pilco- 
mayu  das  Land. 

Die  Alandan  vertheidigten  sich  in  befestigten  Dörfern^)  gegen 
die  Sioux  und  riefen  in  Zeiten  der  Bedrängung  die  Crih  zu  Hülfe, 
oder  auch  die  (von  den  Sioux  abtrünnigen)  Assiniboin,  sowie  die 
Ojibways,  und  wenn  die  letzteren  in  der  Nähe  der  von  den  Sioux 
durchstreiften  Gründe  jagten,  pflegten  sie  ihre  Lager  zu  be- 
festigen (s.  Tanner). 

Die  dreifach  als  Otomies  und  Teochichimeken  mit  ihren  Pfeil- 
schiessern oder  Tamimes  unterschiedenen  Chichimeken^)  aus  den 
campos  llanos  y  espac.iosos,  que  estan  hacia  el  Norte  (Tlaot- 
lapan,  Tlacohcalco,  Mictlampan)  im  Geg'ensatz  zu  den  östlichen 
Stämmen  (Olmekas,  Vixtoti,  Nonoalca),  die  Mexicaner  oder  Atlaca- 


1)  Die  Dorfbauer,  nach  dem  Gila  fortschreitend,  wurden  dann  (unter  den  Apaches) 
weiter  nördlich  (an  dem  Canon  des  Colorado)  nach  Osten  abgelenkt,  Zuni  (die  Haupt- 
stadt von  Cibola)  bauend,  und  weiterhin  Dorffestungen  der  Moqui.  Von  dem  an  der 
Quelle  des  Rio  San  Juan  (nach  Kreuzung  des  Rio  Grande)  von  Norden  nach  Süden 
(mit  Grenzfestungen  gegen  die  Utes)  zur  Ansiedelung  durchzogenen  Thal,  sandten  die 
Pueblos  in  das  Bassin  des  Colorado  die  Colonien  von  Pecos  und  Quarra  oder  Gross- 
Quivira  hinab  im  Lande  der  Buffaloes  (Arrapahos  und  Comanches),  sowie  der  Laguna 
von  Acoma  im  Lande  derXavajoes,  dann  auch  durch  El  Paso  sich  zum  Rio  Corralitos 
und  der  Lagune  von  Guzman  ausdehnend  (s.  Bell). 

2)  Los  Chichimecos  se  extendian  desde  Zacatecas  hasta  Queretaro,  serviendo  de 
limite  al  Sur  el  rio  Tololotlan,  avanzando  al  Este  ä  ocupar  San  Luis  Potosi  y  la  parte  Sur 
de  Tamaulipas  (s.  Orozco).  Die  Chichimeken  wanderten  als  Tonases,  Mecos,  Cazcanes, 
Zacatecos,  Mazapiles,  Cuachichiles,  Cocas,  Tecuexes  in  Queretaro,  Guanajuato,  Aguas- 
calientes ,  Zacatecas ,  Jalisco ,  San  Luis  (als  Teules  und  Chichimekes).  Die  Teules 
Chichimecas  (in  Xalisco)  gehörten  zu  den  Stämmen  der  Cazcaner  und  Cuachichiles 
(s.  Orozco).  Die  Chichimeces,  von  chicha  oder  perros  altaneros  (s.  Padilla)  begreifen  die 
Pamies,  Capuzes,  Samues,  Zan^as,  Maiolias,  Guamaves,  Guachichiles  etc.  (Herrera). 
Wie  die  Mexicaner  oder  Atlacachichimeca  (pescadores),  nannten  sich  auch  die  Nahoas 
(als  die  Tepanecas,  Acolhoacas,  Chalcas,  die  Bewohner  der  Heissländer  und  die  als 
Tlascaltecas,  Vexatzincas  und  Chololtecas  jenseits  der  Sierra  lebenden  Tlateputzcas) 
Chichimeken,  und  ebenso  die  Tultecas  (sowie  die  Otomies  und  Michoacas),  aber  die 
im  Osten  lebenden  (die  Olmecas,  Vixtoti  und  Nonoualca)  wurden  nicht  als  Chichimeken 
bezeichnet  (s.  Sahagun). 


432  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

chichimeca  (Fischer),  die  Nahoas  der  sieben  Höhlen  (mit  den 
Tepaneken,  Acolhoacas,  Chalcas,  Tlalteputzas,  Tlaxcaltecas,  Vexot- 
zincas  und  Cholohecas  u.  s.  w.),  die  Tolteken,  die  Otomies  und  die 
Michoacas  einschhessend,  bildeten  mit  den  Nahuas  die  Nahua- 
chichimecas,  mit  den  Otomis  die  Otonchichimecas  und  mit  den 
Guaxtecas  die  Cuextecachichimecas  (s.  Sahagun). 

Die  einwandernden  Yconipixoanimexiti  (los  que  primero  pobla- 
ron,  que  se  llamaron  mexiti)  bauten  den  Tempel  Amantla  (in 
Mexico)  unter  den  Amantecas  für  den  Gott  Ciotlinaoatl,  als  Gott 
der  zuerst  siedelnden  Chichimecas  (s.  Sahagun). 

Nach  Einwanderung  der  Chichimecen  folgte  auf  Totepeuch 
sein  Sohn  Topil  von  TuUan  (s.  Gomara),  dann  folgten  nach  dem  Inter- 
regnum Nemac  (der  ausgewanderte)  und  Nauhiacin,  der  die  Chichi- 
mecen auf  die  See  führte,  worauf  ihm  Quauhtexpetlatl  folgt  (s.  Gomara) . 

Während  die  Teochichimeken  als  Quauhtinchanes,  Moquihui- 
canes,  Totomihuas,  Acotl-Chichimecas,  Tzauhtecas,  Zacatecas,  Tex- 
caltecas  (Tlascaltecas)  und  Malpanecas  in  Culhuacan  einfielen, 
drang  Huehuetzin  (aus  Xalisco)  gegen  Tullan  vor.  Matlacxochitl, 
als  Huemac  III.  durch  die  Teo-Chichimeken  auf  den  Thron  von 
Tollan  erhoben,  wurde  (bei  Yaotl's  Aufstand)  während  der  Streitig- 
keiten der  Tolteca-Chichimeken  (unter  Icxicohuatl  und  Quetzalte- 
hueyac)  und  der  Nonohualcas  (unter  Xelhua  und  Huehuetzin), 
worin  die  Teo-Chichimeken^)  zerfallen  waren,  getödtet  (und  dann 
wanderten  die  Nonohualcas  aus). 

Unter  Chichimecatl  (oder  unter  Nequametl  und  Namocuix) 
waren  die  Chichimeken  nach  Amaquemecam  (unter  Oyome)  ge- 
kommen, und  (^bei  Ixtlilxochitl)  herrschen  nach  diesem  ersten 
König  Chichimecatl,  dann  Mixcohuatl,  Huitzilopochtli,  Huemac, 
Nauhyotl,  Quauhtepetla,  Nonohualca,  Huetzin,  Quauhtonal,  Ma- 
satzin,  Quetzal,  Icoatzin  oder  Icautzin  (Achcauhtzin),  dessen  Sohn 
Chalchiuh  Tlatonac  von  den  Tolteken  (auf  Hueman's  Rath)  als 
erster  König  aus  Huhue-Tlapallan  nach  Tollan  gebracht  wird, 
weiter  Mozeloquitzin,  Tlamacatzin,  Acauhtzin  (Bruder  Xolotl's). 

Aus  Tlachicatzin  (im  Chichimekenreich  Huehuetpallan)  wan- 
derten (nach  Veytia)  unter  Chalcaltzin  und  Tlacamihtzin  die  Tol- 
teken über  Tallantzinco  nach  Tullan,  wo  Chalchuihtlanetzin  (Sohn 
des  Chichimekenkönigs    Icauhtzin)    den  Thron    bestieg,    welchem 


1)  Die  Chichimeko-Tolteken  zogen  nach  Cholula.    Die  Teules-Chicliimecas  sprachen 
das  Tepecano,  wie  (nach  Orozco)  die  Colotlanes. 


NACHFOLGER.  433 

folgte  Ixtlilcuechahuac  (unter  dem  der  Weise  Hueman  stirbt), 
dann  Huetzin,  der  nach  Abfluss  der  ^2  Jahre  die  Krone  cedirte 
an  seinen  Sohn  Totepeuh,  Mitl  (der  das  Gesetz  der  52  Jahre 
brach  und  fortregierte),  in  dem  in  Teotihuacan  gebauten  Frosch- 
tempel begraben,  Xiuhtlaltzin  (seine  Wittwe),  Tecpancaltzin  (unter 
dem  die  Pulque  erfunden  wurde),  Topiltzin  (unehelicher  Sohn) 
nach  der  Höhle  von  Xicco  flüchtend  und  (nach  Einsetzung  Xiuh- 
temoc's  in  Culhuacan)  zu  den  Chichimeken;  Xolotl,  Sohn  des  Chichi- 
mekenkönigs  Achauhtzin,  gründet  Tenayocan  und  schickt  seinen 
Sohn  Nopaltzin  gegen  Nauhyotl  in  Culhuacan  (nach  Xiuhtemoc's 
Tode),  um  Achitometl  (Enkel  Topiltzin's)  einzusetzen,  Nopaltzin 
folgt  seinem  Vater  Xolotl,  dann  Tlotzin  Pochotl,  Quinantzin  (nach 
Tezcuco  übersiedelnd  und  Tenancacaltzin  in  Tenayocan  zurück- 
lassend), nach  der  Einigung  durch  Aculhua  und  Azcapuzalco  restituirt, 
Techotlalatzin,  Ixtlixochitl  (Vater  des  Nezahualcoyotl),  beim  Auf- 
stande Tezozomoc's  in  Azcapuzalco  getödtet.  In  Culhuacan  folgten 
Xiuhtemoc,  Nauhyotl,  Achitometl,  Xohualatonac ,  Calquiyauhtzin, 
Coxcox  (durch  Acamapuchtli ,  Bruder  Acolhua's ,  gestürzt).  Auf 
Acamapichtli  folgt  Xiuhtemoc,  dann  Acamapichtli.  In  Azcapuzalco 
folgt  Aculhua  I,  Aculhua  II,  Tetzozomoc,  Maxtla.  Die  nach  Cha- 
pultepec  eingewanderten  Mexicaner  wählen  Huitzilihuitl  zum  König 
und  bei  dessen  Tode  Xiuhtemoc  von  Culhuacan,  wo  sie  sich  nieder- 
lassen, bis  sie  (von  dort  vertrieben)  Tlatelolco  gründen  (unter  dem 
König  Mixcohuatl,  Sohn  Aculhua's)  und  dann  Tenuchtitlan,  wo 
(nach  der  Regierung  des  Häuptlings  Tenuhctzin)  Acamapichtli 
(von  Culhuacan)  zum  König  gewählt  wird  (und  seine  Residenz 
nach  Mexico  verlegt).  Auf  Mixcohuatl  (in  Tlatelolco)  folgte 
Quaquauhpitzahuac,  dann  Tlacateotzin,  Quauhtlatohuatzin,  Moqui- 
huix.  Auf  Acamapichtli  (in  Mexico)  folgte  Huitzilihuitl,  dann 
Chimalpopoca,  Itzcohuatl,  Montezuma,  Ilhuicamina,  Axayacatl, 
Tizoc,  Ahuizotl,  Motezuma  II.  Auf  Nezahualcoyotl  in  Tezcuco 
folgte  Nezalhualpilli  (als  König  von  Acolhuacan).  In  Tlacopan 
folgten  Totoquiyautzin,  Chimalpopoca  und  Totoquiyauhtzin  IL 

Auf  Chichimecatl ,  unter  welchem  die  Chichimecen  nach 
Huehuetlapallan  einwanderten,  folgten  (nach  Veytia)  Nequametl, 
Namacuix,  Mixcohuatl,  Huitzilopochtli,  Huemac,  Nauyotl,  Quauh- 
tepetla,  Nonohualca,  Huetzin,  Quauhtonal,  Masatzin,  Quetzal, 
Icoatzin  oder  Icauhtzin,  dessen  Sohn  (Chalchuihtlanetzin  oder 
Chalchiuhtlatonac)  den  Thron  der  Tolteken  in  Tullan  bestieg. 

Bas  ti an,  America.  28 


434  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEX    MEXICO. 

In  den  Otomiten  wurde  ein  eingeborener  Stamm  angenom- 
men, der  bald  den  Character  roher  Wilden,  bald  den  eines  gesun- 
kenen Calturvolkes  annimmt,  und  auf  der  Stätte  seiner  alten 
Hauptstadt,  Mamheni  oder  Xocotitlan,  soll  (nach  Motolinia)  Tula 
erbaut  sein.  Damals  war  es,  wo  Las  Casas  von  den  mächtigen 
Helden  redet,  welche  die  eingeborene  Bevölkerung  bezwungen 
und  die  Herrschaften  Mexico,  Tezcuco  und  Tlascala  begründet 
hätten.  Mamheni  (bei  Alexico)  wurde  (bei  Einwanderung  der 
Tolteken)  Tula  oder  Tollan  genannt.  Odon  oder  In-Odon  fand 
sich  im  Kalender  der  Tarasquer  (in  IMichoacan).  Die  Vornehmen 
der  Otomiten  nannten  sich  Otonila  Macaaque  von  dem  ersten 
Fürsten  Oton  oder  Oton-Teuctli.  Die  Sprache  der  Otomiten  hiess 
Hiang-Hiung. 

In  Begleitung  der  Teepaneken  (unter  Aculhua)  und  der  Acul- 
huas  (unter  Tzontecomatl)  kamen  (unter  Chiconquauhtli)  die  Oto- 
miten aus  der  fernsten  Heimath  jenseits  des  rothen  Meeres  bei 
Californien  (nach  d'Alva). 

Am  Otulaflusse  gelegen,  heisst  Palenque,  als  Platz  zusammen- 
gefallener Steine,  Otolum  oder  Ototiun.  Nach  dem  Untergang 
der  Theocratie  in  Ototiun  kamen  Flüchtlinge  nach  Yucatan,  Bau- 
werke errichtend  (Waldeck). 

Die  in  den  Bergen  von  Izmiquilpan  lebenden  Otomiten  wur- 
den (unter  der  Herrschaft  von  Acolhuacan)  zur  Ansiedelung  ver- 
anlasst unter  Gründung  von  Xilotepec  und  Huitzapan,  während 
sich  andere  unter  den  Matlatzincas  und  Tlascalanern  niederliessen 
(s.  Clavigero).  Die  Matlatzincas  (in  Toluca)  wurden  durch  den 
mexicanischen  König  Axayocatl  unterworfen.  Die  den  Otomiten 
verwandten  Mazahuas  wohnten  in  Mazahuacan  (in  Tacuba).  Nach 
Torquemada  waren  die  Teochichimeken  (oder  Tlascalaner)  Otomiten. 

Nach  Torquemada  vertauschten  die  Chichimeken  die  Sprache 
der  Otomiten  mit  der  Mexicanischen  (bei  ihrer  Verbindung  mit 
den  Acolhuas).  Otompan  war  Hauptstadt  der  Hia-Hiu  oder 
Otomiten  (Teo-Chichimeken)  mit  Xilotepec.  Die  von  (den  Otomi- 
ten verwandten)  Macahui  bewohnte  Provinz  Mazahuacan  gehörte 
zum  Königreiche  Tacuba^). 

Nach  Betancourt  wanderten  die  Otomiten  später  ein,  als  die 
Mexicaner,  indem  sie  sich  unter  der  Herrschaft  des  mexicanischen 


1)  In  Anahuac    finden    sich    die  Reiche  Tlacopan    oder  Tacuba,  Acolhuacan   (mit 
Tezcuco)  und  Mexico.     Nach  Ixtlilxochitl  gehörten  die  Otomiten  zu  den  Acolhua. 


OtOMITEJ^.  435 

Königs  Chimalpopoca  in  Xaltocan  niederliessen.  Als  Xaltocan, 
Hauptstadt  der  Otomiten,  durch  die  Mexicaner  und  Teepaneken 
verwüstet  war,  wurden  die  Flüchtlinge  wegen  ihrer  Bildung  in 
Tezcuco  aufgenommen,  und  ebenso  die  Aculhuas  bei  Zerstörung 
Culhuacans  durch  die  Tenuchcas.  Bei  der  Eroberung  Mexico's 
zerstreuten  sich  Einige  der  Otomiten  unter  den  Chichimecas, 
während  die  von  dem  Kaufmann  Conin  geführten  sich  bei  Quere- 
taro  niederliessen  (s.  Herrera). 

Odon,  der  Gesetzgeber  der  Otomiten,  der  im  Kalender  von 
Mechoacan  verblieben  war,  weist  in  seiner  Beziehung  zu  Votan 
auf  eine  frühere  Epoche  der  Cultur  -  Verbreitung  zurück.  Die 
alten  Gebäude  in  dem  Lande  der  wilden  Chichimeken  (von  Za- 
catecas,  bis  California)  rührten  von  den  vertriebenen  Otomies  (als 
Ackerbauern)  her  (nach  Herrera).  Zu  den  Chichimeken  gehörten 
die  Otomies  oder  Tamimes  (tirador  de  arco  y  flechas)  und  die 
Teochichimecas  (del  todo  barbados)  oder  Cacachimecas,  und  aus 
der  Mischung  der  Chichimeken  mit  den  Nahoas  entstanden  die 
Nahuazchichimecas,  mit  den  Otomis  die  Otonchichimecas,  mit  den 
Guaxteca  die  Cuextacachichimecas. 

Bei  d'Alva  sind  die  Teepaneken  unter  Acolhua  und  die 
Aculhuas  unter  Tzontecomatl  von  den  Otomiten  unter  Chicon- 
quauhtli  begleitet,  und  während  die  beiden  ersten  als  nähere  Ver- 
w^andte  der  bereits  unter  Xolotl  ansässigen  Chichimeken  darge- 
stellt sind,  wird  für  die  letzteren  ein  entfernterer  Ausgangspunkt 
angenommen,  da  ihre  Heimath  jenseits  des  rothen  Meeres,  nach 
California  zu,  gelegen  sei.  Für  ihre  Niederlassung  erhalten  sie 
Xaltocan,  dessen  Fürst  Xaltocamecatl  Huixton  später  die  in 
Chapultepec  siedelnden  Mexicaner  von  dort  vertreibt  (bei  Torque- 
mada).  In  solcher  Auffassung  wäre  auch  für  die  Otomiten  (wie 
es  für  die  Chichimeken  gilt)  eine  Reihenfolge  verschiedener  Zu- 
züge anzunehmen,  indem  bereits  die  Tulteken  bei  ihrer  Einwan- 
derung Otomiten  angetroffen  hatten,  und  so,  da  sie  selbst  in  einer 
Verwandtschaft  zu  (ungesitteten)  Chichimeken  auftreten,  in  T^Iam- 
heni,  dem  alten  Sitz  der  Otomiten,  wo  Tulla  gegründet  wurde,  civili- 
sirt  sein  könnten.  Indem  die  von  den  neuen  Ankömmlingen 
unterjochte  Bevölkerung  in  die  Berge  gedrängt  wurde  und  dort 
verwilderte  (oder  sich  mit  den  wilden  Eingeborenen  mischte), 
mochte  für  sie  der  Name  der  Otomiten  (wie  anderswo  der  der 
Rumänier  Rom's)  bleiben,  und  dieser  selbst  zum  Typus  der  Roh- 
heit werden.     Dass    sich    aber    auch    umgekehrt  gerade   mit  den 

28* 


43G  ZUR  GESCHICHTE  DES  ALTEN  MEXICO. 

Otomiten  die  Darstellung  und  Erinnerung  höherer  Bildung  ver- 
knüpfte, geht  aus  der  Angabe  von  Granados  y  Galvez  hervor, 
dass  Netzahualcoyotl  seine  Dichtungen  in  otomitischer  Sprache, 
also  wohl  einer  archaistischen  abgefasst  habe. 

Den,  wenn  nicht  an  antediluvianische  Perioden^)  oder  in  weiterem 
Rückgang^)  (auf  Riesenknochen)  an  die  Atlantis  oder  kroni- 
sche Insel  angeschlossenen  Hypothesen  über  amerikanische  Ein- 
wanderung der  Aegypter,  Etrusker,  Phönicier,  sowie  aus  Carthago 
und  andern  Theilen  Afrika's  bis  zu  den  Römern '"),  schliesst  sich 
der  Cosmograph  Henrico  Martinez  an,  der  America  aus  Curland 
(wie  Jones  aus  Wales)  bevölkert  werden  lässt  (und  sonst  aus 
Irland).  Auf  die  von  den  Sagen  des  Mittelalters  verhüllten  Heili- 
genfahrten ^)  folgen  von  Thule  oder  Tula  (der  Papas)  die  (noch 
heidnischen)  Normannen  mit  Wodan  oder  Votan  und  dem  Fries- 
land der  Brüder  Zeni.  An  der  Westküste  glaubt  man  Japaner 
und  nach  Fusang  reisende  Chinesen  zu  erkennen,  und  von  Lan- 
dungen hörte  Vasquez  Coronado,  als  er  von  Cibola  aus  in's  Land 
der  Kühe  vordrang  (1541).  In  Quivira  sah  man  (nach  Gomara) 
„des  vaisseaux  ä  proues  argentees  et  vergues  dorees"  (Vaugondy) 
auch  mit  Verzierungen  von  Reihervögeln  am  Bug.  Die  Tolteken 
(nach  d'Alva)  „venaient  du  cote  du  couchant  et  avaient  debarque 


1)  Bei  den  Bergwerksbauten  von  Pirci  (bei  Callao)  trafen  die  Conquistadorcs  tief  im 
Berge  ein  fremdartiges  Schiff,   que  en  el  diluvio  avia.quedado  enterrado  (Simon). 

2j  The  difficulty  of  supposing  man  to  have  been  introduccd  into  America  during 
the  Quarternary  lies  in  the  fact  that  he  must  have  been  in  the  stone  age  when  the 
migration  was  made.  This  difficulty  vanishes  if,  as  I  suppose,  man  entered  upon 
possession  of  this  continent  during  the  Pliocene,  and  before  the  Ice-period  had  intcr- 
fered  with  a  warm  climate  in  the  north.  This  will  leave  us  free  to  consider  American 
civilizations  indigenous.  The  idea  is  here  suggested  that  the  Ice-period  acted  as  a 
barrier  to  inter-communication  between  Asia  and  North  America.  The  part  allowed 
hitherto  by  anthropologists  to  accidental  migration  in  the  peopling  of  North  America 
will  be  found,  I  think  exaggerated.  We  may  conceive  that  this  peopling  was  effectcd 
during  the  Tertiary;  that  the  ice  modified  races  of  Pliocene  man,  existing  in  the  north 
of  Asia  and  America,  forced  them  southward,  and  then  drew  them  back  to  the  locality 
where  they  had  undergone  their  original  modification  (s.  R.  Grote). 

''')  Die  römischen  Münzen  des  Isthmus,  wie  die  (nach  Freitas)  in  tierra  firme  ge- 
fundenen des  Kaisers  Claudius,  stiessen  schon  bei  den  Zeitgenossen  auf  Widerlegung. 
In  Minen  bei  Panama  auch,  sei  eine  Goldmünze  des  Augustus  angetroffen  (nach  Marin). 

'^)  Machutes  oder  Maclovius  (Bischof  von  Alete)  gelangte  nach  der  Insel  Imo  und 
der  von  Brandan  im  Grabe  belebte  Gigante  erzählte  von  der  durch  eine  Goldmauer 
umgebenen  Insel  im  fernen  Ocean,  wohin  es  die  Stürme  unmöglich  machten,  zu  ge- 
langen. 


STRÖMUNGEN.  437 

sur  les  bords  de  la  mer  du  Sud"  (s.  Ternaux  Compans).  Leurs 
vetements  etaient  de  larges  tuniques  semblables  ä  Celles  que 
portent  les  Japonais  (mit  denen  die  Spanier  in  Mexico  Gesandt- 
schaften wechselten   1610  p.  d.). 

Die  Zahl  der  durch  Strömungen  nach  den  Küsten  Californiens 
vertriebenen  Schiffe  Japan's  ist  seit  den  genauen  Beobachtungen, 
mit  americanischer  Besitzergreifung,  sehr  gewachsen.  Der  Strom 
von  Tessan  und  der  Kouro-Siwa  führen  von  Japan  nach  Cali- 
fornien. 

Ein  auf  der  Fahrt  von  Lanzerote  nach  Tenerif  befindliches 
Schiff  wurde  durch  Strömungen  bis  in  die  Nähe  von  Caracas '  ge- 
trieben (s.  Glas)  und  Gumilla  erzählt  von  einem  Schiff,  das  auf 
der  Fahrt  von  Tenerif  nach  Gomera  bis  nach  Trinidad  (bei  Paria) 
verschlagen  war. 

Die  von  Cannon  auf  der  (von  den  Cariben  nicht  besuchten) 
Insel  Barbadoes  angetroffenen  Hafen  und  Pfannen  sollten  von  den 
Negern  Angola's  hinübergebracht  sein  (s.  Ligon).  Auf  dem  Isth- 
mus wird  von  den  ersten  Eroberern  über  Schwarze  gesprochen, 
die  sie  dort  gefunden. 

Buffon  vermuthete  einen  früheren  Zusammenhang  America's 
mit  Africa.  Paracelsus  ertheilt  jeder  Hemisphäre  ihren  besonderen 
Adam.  Columbus  erfuhr  von  den  Bewohnern  des  Cap  de  la 
Verga  (auf  den  Azoren),  dass  sie  Almadias  oder  bedeckte  Bar- 
ken (barcas  cubiertas)  gesehen  mit  unbekannten  Menschen.  Die 
von  den  Canarischen  Inseln  (aus  den  Antillen)  antreibenden 
Früchte  wurden  (nach  Viera)  als  von  der  Insel  des  heiligen 
Brandan  (vor  der  Entdeckung  America's)  betrachtet  (s.  Humboldt). 

Vater  findet  in  keiner  Sprache  soviel  Aehnlichkeiten  mit  der 
amerikanischen  (hauptsächlich  ihren  Conjugationen),  wie  im  Bas- 
kischen (und  dann  in  der  Kongo-Sprache). 

Atlantis  wurde  durch  ein  Erdbeben  begraben,  wie  auch  die 
griechische  Insel  Euboea  durch  solche  Katastrophe  vom  Festland 
getrennt  sei.  Als  Magusanus  sollte  Herkules  die  Reise  nach  der 
Atlantis  unternommen  haben  und  (nach  Diod.)  erbaute  Herkules 
die  Stadt  Alecta  in  Septimania.  Plerodot  stellte  den  ältesten 
Herkules  unter  die  zwölf  Götter  der  Egypter,  die  dagegen  Posei- 
don nicht  kannten.  Poseidon  zog  die  Kreise  für  seine  Söhne  auf 
der  Insel  Atlantis  und  Poseidon  verehrten  die  Carthager  in  feier- 
lichen Opfern,  im  Kriege  mit  Gelon,  und  in  dem  gegen  Agri- 
gent. 


438  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

Poseidons  Sohn  Agenor  sandte  seine  Söhne  aus,  Europa  zu 
suchen,  deren  mit  dem  arabischen  Gharb  oder  Westen  zusammen- 
gestellter Name,  von  Hesychius  als  xcoqa  ttjq  övctsck^  j]  (rxoreiv^  er- 
klärt, auf  das  Land  des  Dunkels  in  den  Liedern  der  Tolteken  führe. 
Das  Popol-Vuh  nennt  das  Land  der  Schatten,  wie  Brasseur  über- 
setzt, Ombraculum,  als  Heimath  der  Quiches,  und  in  den  scan- 
dinavischen  Sagas  wird  von  der  Reise  nach  der  Bucht  des  Schattens, 
ad  sinum  Skuggam  (Umbram)  gesprochen. 

Nach  Grotius  zogen  die  Norw^eger  von  Island  nach  Estotiland 
(auf  dem  Festlande  Americas)  mit  Norimbegua,  und  (nach  Lact) 
Agguncia  (am  Fluss  Pemtegoüet).  Von  dort  seien  die  Mexicaner, 
den  californischen  Alävarden  (Longobarden)  verwandt,  gekommen. 

Nach  Bembo  traf  ein  französisches  Schiff  in  der  Nähe  der 
englischen  Küste  ein  Schiff  mit  amerikanischen^)  Eingebornen  (1508). 

Nach  Pallas  waren  Grönländer  (als  Finn-men)  nach  den  Orkaden 
getrieben,  nach  der  Insel  Eda  (1680)  und  nach  Westram  (1684) 
und  in  der  Kirche  der  Insel  Burra  sollte  ein  americanisches  Canoe 
aufbewahrt  werden  (und  so  zur  Römerzeit). 

Nach  Proclus  sah  Crantor  (bei  Plato)  die  Inschriften  in  Sais, 
von  denen  der  Priester  dem  Solon  von  der  atlantischen  Insel  er- 
zählt ;  rj  s'^ü)  (STrj)Jo)p  ^ciXaGüa  ^  ^AiXavTiq  xaXsofjiSPfj  (Herodot). 
Westlich  von  den  Ataranten  wohnte  das  nichts  Lebendes  essende 
Volk  der  Atlanten.  Nach  Beckmann  kamen  die  Carthager  nach 
Brasilien. 

An  den  grossen  Athenäen  wurde  der  Sieg  der  Götter  über  die 


1)  Die  Quiche  prefigirten  Baalam  den  Namen  ihi-er  Stammheroen  und  als  National- 
gott führte  Baal  den  Namen  Melkarth  (Herakles)  oder  König  der  Stadt  in  Carthago, 
wo  die  mit  Car  zusammengesetzten  Namen  (Hamilcar,  Bomilcar  u.  s.  w.)  den  in  Mexico 
mit  Coatl,  das  in  Mixcoatl,  Quetzalcoatl  u.  s.  w.  Schlange  bedeutet,  parallelisirt  werden 
könnten  und  so  einen  ähnlichen  Zusammenhang  herstellen,  wie  er  in  Folge  der  Grün- 
'dung  auf  dem  Boden  des  Erdendrachens  zwischen  Naga  und  Nagara  in  Indien  besteht, 
während  die  Verknüpfung  der  eingeborenen  Naga  mit  dem  mystischen  Zauberdienst 
der  Naga  (und  ihres  Nakharaxa)  im  mexicanischen  Nahualismus  wiederkehrt,  da  zugleich 
Nahuatl  als  Bezeichnung  ältester  Bewohnerschaft  auftritt.  Unter  den  sonstigen  Ana- 
logien findet  sich  das  im  Pa-Hom  gespielte  Ballspiel  der  Quiche,  bei  welchem  der 
Ball  (Hom)  mit  verschiedenen  Körpertheilen  aufgefangen  wurde,  wie  im  birmanischen 
:  Ballspiel  und  anderswo  in  Ostasien.  Nach  Wytfliet  waren  die  verschlagenen  ,,Indi", 
'.  die  Metellus  Celer  vom  König  der  Boier  (s.  Nepos)  oder  Sueonen  (bei  Plinius)  erhielt, 
amerikanische  Fischer  von  Labrador.  Unter  Barbarossa  wurden  Indier  nach  Deutsch- 
land verschlagen  (s.  Aeneas  Sylvius).  Nach  Bembo  wurden  (1508)  blau  tättowirte 
Eskimo  nach  der  Bretagne  verschlagen  (und  dem  König  Ludwig  XII.  in  Rouen  vor- 
gestellt). 


OKEANOS.  439 

Giganten  verherrlicht,  an  den  kleinen  trug  man  einen  Peplos,  den 
Sieg  der  Athener  über  die  Atlanten  darstellend.  Der  Okeanos 
der  Barbaren  hiess  die  grosse  See  bei  den  Asiaten  und  das 
Atlantische^)  Meer  bei  den  Hellenen  (nach  Phavorinus).  Morima- 
rusa  bildet  den  Uebergang  der  Todten  in  den   nördlichen  Ocean. 

Auf  der  Flucht  vor  Annius  in  Baetis  landend,  erhielt  Ser- 
torius  durch  lusitanische  Seecapitäne  Bericht  von  den  Insulae  for- 
tunatae  oder  (nach  Statins  Sebosus)  den  Hesperiden. 

Nach  dem  Siege  der  Araber  bei  Guadelete  zogen  sich  die 
sechs  Bischöfe  unter  dem  Erzbischof  von  Porto  nach  der  Insel 
der  Septe  Cibdades  zurück.  Die  Spanier  des  XVI.  und  XVII.  Jahr- 
hunderts sprechen  von  den  Siete  ciudades  des  Landes  Quivira, 
(eines  der  nördlichen  Eingangsthore  nach  Mexico),  wie  sich  auch 
eine  Siebentheiligkeit  überall  bei  den  Indianern  in  Santa  Fe  am 
obern  Theil  des  Rio  Grande  findet.  Vivien  de  St.  Martin  bemerkt 
dazu:  Au  nombre  des  traditions  qui  se  conservaient  encore,  au 
temps  de  la  conquete  espagnole,  une  des  plus  uniformement  re- 
produites,  et  en  meme  temps  des  plus  caracteristiques ,  etait  le 
Souvenir  d'une  division  de  la  nation  en  sept  tribus.  Cibola  hiess 
das  Siebenkönigreich  (sagt  Brasseur)  rappelant  les  Sept-Grottes, 
les  Sept-Ravins.  Nach  Diodor  erbaute  Hercules  (der  als  Magusa- 
nus  die  Reise  nach  der  Atlantis  unternahm)  die  Stadt  Alecta  in 
Septimania.  Nach  Marcellus  (bei  Proclus)  fanden  sich  in  der 
Aussensee  sieben  Inseln,  die  der  Persephone  heilig  gewesen  und 
drei  mehr  des  Plato,  Amnion  und  Poseidon.  Ultra  Gorgades 
Hesperidum  insulae  sunt,  sicut  Sebosus  afirmat,  und  diese  gorga- 
dischen  Inseln  seien  die  des  Cabo  verde,  jenseits  welches,  sitae 
sub  Athlanteum  littus  in  intimis  maris  finibus  (b.  Isidor)  dann 
(bei  Oviedo)  die  Hesperiden  liegen  sollten,  von  (dem  spanischen 
König)  Hesperus,  Bruder  des  Athlantes  (b.  Calpinus),  benannt  (dem 
Gefährten  des  libyschen  Herakles). 

Saturn  auf  der  Insel  ^)  Ogygia  durch  Briareus  bewacht,  träumte 
das,  was  Jupiter  dachte,  oder  die  Genien  vermittelten  (s.  Plutarch). 

Nach  Pseudo-Aristoteles  w^ar  jenseits  der  Säulen  des  Hercules 


1)  Si  los  Cares  eran,  segun  Eckstein,  Cari  como  los  seiiores  del  viejo  mundo,  do- 
minando  sobre  todos  los  mares  antes  de  los  Aryas  y  los  predecesores  de  los  Phenicios, 
könnte  man  sie  (heisst  es  weiter)  in  America  wiederfinden  (mit  den  Göttern  der  Macarcs). 

2)  Fertiles  in  oceano  jacere  terras  ultraque  eum  rursus  alia  littora  alium  jacere 
orbem  (Avienus).  Die  Mexicaner  waren  durch  die  Herkunft  der  Spanier  um  so  mehr 
überrascht,  „por  tener  el  mar  por  inavegable"  (Torquemada). 


440  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

ein  Gebirgsland  gefunden  worden  von  den  Carthagern,  oder  (nach 
Diodor)  von  den  Phöniziern  (die  Tyrrhenier  wurden  verhindert, 
dorthin  Colonien  zu  schicken),  ^fjalrj  fjnsiqog  nordwestUch  von  der 
Bretagne  (Plutarch).  Als  die  Phönicier  durch  einen  Sturm  von 
der  Küste  Afrikas  nach  einer  fruchtbaren  Insel  verschlagen  waren, 
verhinderten  die  Carthager  die  Ansiedelung  durch  die  Tyrier. 
(Diodor).  An  den  Canälen  der  Städte  in  der  Atlantis  wurden 
grosse  Märkte  abgehalten  (nach  Plato),  wie  Solon  hörte. 

Lamprias  hörte  von  Sylla  die  Erzählung  des  carthagischen 
Fremden  (aus  alten  Pergamenten),  dass  in  dem  cronischen  Con- 
tinent  (des  durch  Jupiter  gefangenen  Saturn)  oder  Ogygia  (wo 
ein  Monat  lang  Nacht  blieb  ohne  Sonne)  die  griechischen  Colonien 
am  schlammigen  Golf  bereits  ihre  Sprache  vergessen,  bis  Hercu- 
les sie  an  ihre  alten  Sitten  erinnerte  (b.  Plutarch).  Auf  dem 
Continent  Cronion  (jenseits  der  Insel,  wo  die  Sonne  einen  Monat 
kaum  unterging)  ^),  im  Westen  von  Britannien,  wurden  Cyklusfeste 
gefeiert  (nach  Lamprias). 

Die  InseP)  Atlantis  zum  Eigenthum  erhaltend  zeugte  Posei- 
don mit  Klito,  Tochter  des  Euenor  und  der  Leukippe,  die  dort 
aus  der  Erde  gewachsen  waren,  fünf  Paare  von  Söhnen  und  theilte 
die  Insel  unter  ihnen  zehnfach,  den  ältesten  Sohn  Atlas  in  der 
Mitte  als  Oberkönig  einsetzend. 

In  einem  Gespräch  mit  Midas  (König  von  Phrygien)  erzählt 
Silenus  von  den  grossen  Städten  der  Insel,  die  jenseits  des  Eu- 
ropa, Asien  und  Afrika  umgebenden  Meeres  lägen  (b.  Theopom- 
pus),  indem  in  dem  meropischen  Continent  mit  dem  Fluss  der 
Freude,  der  verjüngte  (und  dem  der  Trauer),   die  friedlichen  Eu- 


1)  Quidqtiid  homo  operari  voluerit,  vel  pediculos  de  camisa  abstraliere,  tanquam 
in  presentia  solis  potest  (Dicuil)  in  der  Mitternacht  des  Sommers  (auf  Thule).  Insel 
Ogygia  (bei  Plutarch),  Berg  Ogygia  im  Norden  bei  den  riphäischen  Gebirgen  (nach 
Strabo).  Scylla  erzählt  dem  Lamprias,  einen  von  der  saturnischen  Insel  gekommenen 
Reisenden  in  Carthago  gesehen  zu  haben  (bei  Plutarch).  Nach  Scylla  ist  wegen  des 
dicken  Meeres  die  Ueberfahrt  von  den  cronischen  Inseln  bei  der  Insel  Ogygia  (im 
fernen  Ocean)  langsam.  Nach  Timäus  lag  die  Insel  Mictis  (Mictlan)  jenseits  Britannien  (s. 
Plinius).    Der  Samier  Colaeos  habe  in  den  Hesperiden  die  Inseln  des  Cap  Verde  besucht. 

2)  noog  x^alaoGrig  uti'  y.aia  dl  /ubgou  naorig  nsdioi'  ?j,  o  dt]  nävToii^  nt6i(s}v  y.äl-^ 
XioTov  (cQtrrj  Tf  'r/.ayoi'  yivio(^«v  liytTca  (nach  Critias)  auf  der  Atlantis  (bei  Plato). 
Als  in  der  Vorzeit  die  Götter  die  Welt  unter  sich  verlosten  (wobei  die  Insel  Atlantis 
dem  Poseidon  zufiel),  lebte  das  Kriegsgeschlecht  abgetrennt  von  den  Handwerkern  (die 
durch  Minerva  und  Vulcan  unterrichtet  wurden),  an  Schönheit  und  Tugend  ausge- 
zeichnet (s.  Plato). 


VORENTDECKUNGEN.  441 

sebier  und  die  kriegerischen  (goldreichen)  Makimer  lebten,  die 
sich  mit  Keulen  und  Steinen  erschlügen,  von  sehr  grosser  Ge- 
stalt, sowie  grosse  Thiere  neben  rauchenden  Vulkanen. 

Xach  Strabo  kannten  die  Phönizier^)  (jenseits  Lixus  fahrend) 
die  Inseln  der  Glücklichen,  wo  sich  (nach  Juba)  Reste  alter  Ver- 
ehrungen finden. 

Die  wüste  Insel  (mit  schiffbaren  Flüssen)  am  Ocean,  deren 
Klima  (und  Flora)  Diodor  rühmt,  wurde  von  den  (von  der  afrika- 
nischen Colonie  verschlagenen)  Phöniziern  entdeckt  und  galt  be- 
reits den  Etruskem  bekannt,  die  indess  (obwohl  der  carthagische 
Senat  die  Auswanderung  verbot)  fern  gehalten  w^urden,  um  sich 
in  Unglückszeit  einen  Zufluchtsort  zu  bewahren.  Mit  den  Einge- 
borenen (Phöniziern  und  Nigritiern)  kämpfend,  wurden  die  Phö- 
nizier der  afrikanischen  Colonie  zur  Auswanderung  gezwungen. 

Als  Publius  Crassus  die  Cassiteriden  oder  (nach  Gravier) 
Azoren  entdeckte,  wanderten  die  Phönizier  aus.  Die  Römer  fan- 
den die  Canarien  (mit  Junonia)  unbewohnt,  aber  Reste  von  Ge- 
bäuden der  (Juno  verehrenden)  Phönizier. 

Nach  den  Wallisern  war  Arthur  nach  der  w^estlichen  Insel 
Avallon  (der  Apfelreichen)  versetzt.     Von    dem  Barden  jNIereditti 


')  Hörn  findet  Poenus  in  Panucus.  In  Panuco  hat  man  die  Wurzel  Poenus 
gesucht  (s.  GaflFarel).  Jomard  findet  in  der  Inschrift  aus  dem  Tumulus  von  Grave- 
Creek  bei  Wheeling  (in  Ohio)  die  (von  den  Phöniziern  stammenden)  Zeichen  der  Tuareg 
der  Sahara.  In  Corvo  (auf  den  Azoren)  wurden  (phönizische)  Münzen  gefunden  (1749). 
Rufus,  Erzbischof  von  Cosenza,  schenkte  dem  Papst  eine  in  americanischen  Minen  ge- 
fundene Münze  des  Augustus  (s.  Sanson).  Flamländische  Münzen  wurden  auf  Neu- 
Fundland  (nördlich  St.  John)  gefunden  (nach  Lacroix).  Nach  Buchan  wurden  in  Con- 
ception  Bay  (bei  St.  John)  neben  alten  Ruinen  flamändische  Münzen  gefunden  (s. 
Barron).  Der  Padre  Joseph  de  Guerra  (Dominicaner)  erhielt  von  einer  Indianerin  aus 
San  Juan  Zacatepeque  (in  Guatemala)  eine  von  den  Vorfahren  ererbte  Münze  Trajan's 
(Aqua  Trajana).  Die  Maghrurin  (El  Maghrourga  oder  die  Getäuschten)  gelangten 
(1147)  "^'on  Lissabon  aus  nach  einer  Insel  im  Nebelmeer,  wo  sich  ein  arabischer  Dol- 
unetscher  fand  (nach  Ibn-al-Quardi).  Ibn-Fatimah  (XIII.  Jahrh.)  kam  von  Noul- 
Lamtha  (nördlich  vom  Cap  Non)  nach  dem  schwimmenden  Berg  (Aldjebel-Mamas)  oder 
Cap  Blanco  (nach  Ibn-Said).  Huetius  hält  die  Nephthuim  für  Americaner,  Arias 
Montanus  sucht  Ophir  in  America,  Hornius  den  Namen  Cham's  in  Yucatan,  Gomara  die 
Kanaanäer  (wie  Escarbot  und  Lery),  Le  Comte  die  Phönizier,  Moraez  die  Karthager, 
Charron  (mit  Postel)  die  Gallier,  Milius  die  Gelten,  Valancey  die  Irländer,  Genebrand 
und  Malverda  leiten  die  Aufspürungen  der  zehn  Stämme  ein.  Fischer  vergleicht  die 
Peruaner  (Volney  die  Miami)  mit  den  Chinesen,  Jones  mit  den  Hindu,  Bell  (und  Anter- 
mony)  mit  Tungusen  und  Canadensern.  Brerewood  lässt  America  von  den  Tataren  be- 
völkert werden,  Forniel  von  Japan,  (Paravey    das  Land  der  Chibchas)  u.  s.  w. 


442  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

besungen,  zog  Madoc,  Sohn  des  Owen  Guyneth  (König  von 
Wales)  nach  einem  wesüichen  Lande  und  kehrte  wegen  der  Vor- 
züge desselben  für  neue  Einwanderer  zurück  (Powel).  Nach  den 
Triaden  schiffte  sich  Gafran  ab  Aeddan  (in  der  Bretagne)  nach  Gwer- 
donau  Llion  (grüne  Inseln  der  Strömung)  ein,  und  ebenso  Madawg 
ab  Owain  für  Entdeckungsfeihrten  auf  dem  Meere,  ohne  zurück- 
zukommen, und  auch  der  Barde  INIenddyn  (im  Glashaus).  Perez 
findet  Reste  des  Irländischen  im  Algonquin. 

Behaim  identificirt  Antiglia  mit  den  Siete  Cidades  der  734 
geflüchteten  Christen. 

Die  Insel  Antifia^)  (des  Ptolemäos)  findet  sich  auf  der  Karte 
Bianco's  (1436).  Lancelot  besucht  die  Canarier  (1275).  Neben  An- 
tilia  finden  sich  die  Inseln  Rayllo,  Satamaxio  (San  Atanagio)  und 
Tamnar  oder  Damnar  (s.  Formaleoni).  Die  Insel  Antiglia,  wohin 
nach  der  Schlacht  am  Guadalete  der  spanische  Erzbischof  mit 
6  Bischöfen  geflüchtet,  wurde  (14 14)  von  Portugiesen  besucht. 

Gunnbjorn  (877)  entdeckt  Grönland  von  Island  aus,  d^mn 
Erik  der  Rothe  (883  in  Igalikko).  Bjarn  begiebt  sich  von  Nor- 
wegen nach  Island  und  folgt  seinem  Vater  LIerulf  nach  Grönland 
(994),  nachdem  er  südwestlich  Länder  gesehen  (Neufundland 
u.  s.  w.).  Leif,  Bruder  Thorstein's  (Sohn  des  Erik),  durch  Olaf  I. 
bekehrt,  wird  nach  Grönland  zurückgeschickt.  Die  Orte  der 
irländischen  Älönche  wurden  von  den  Normannen  als  Papey  (Inseln 
westlich  von  Irland)  oder  Papyli  (östlich)  bezeichnet  (von  den 
Papa).  Der  norwegische  Name  Vestmenn  (Leute  des  Westens) 
für  die  Norweger  verblieb  auch  in  Island. 

Biarn  (vor  dem  Zorn  Snorro's  fliehend)  schiffte  sich  in  Island  ^) 


1)  Ortelius  fand  in  der  ^iyäktj  rjnHQog  (bei  Plutarcli)  jenseits  Britannien  (nach 
Nordwest)  die  Antillen  und  Amerika.  Florida  (Cautio)  galt  als  Theil  von  Asien. 
Schoner  identificirte  (1533)  Mexico  mit  Quinsay  (Hang-tscheu-fu).  Auf  Bianco's  Atlas 
findet  sich  das  neu  gefundene  Land  der  Insel  Scorafixa  oder  Stocafixa (Stockfischinsel),  das 
durch  den  Basquen  Juan  de  Echaide  entdeckt,  an  andere  Fischer  übergegangen  war 
(1436).  Les  Canadois  ne  traittoient  parmy  les  Fran9ois  en  aultre  langue,  quien  celle 
des  Basques  (Pierre  de  l'Ancre).  Auf  dem  medcäischen  Portulan  findet  sich  die  Insel 
Bracie  (Bresil)  oder  Brasil  (1351)  und  auf  der  catalanischen  Karte  (1363)  die  Inseln 
Maida  (Asmaides)  und  Isla  Verde. 

2)  Este  nombre  Gruntlandia  quiere  decir  arenosa  tierra  'y  en  la  parte  que  la  isla 
de  Islandia  mira  ä  Gruntlandia  esta  un  monte  altissimo  que  sc  llama  Huitsark ,  que 
quiere  de^ir  monte  blanco  (Oviedo). 

^  Hollur  Geit  sah  zusammenschlagende  Berge  (Eisfelsen),  als  er  sich  von  Island 
nach  Grönland  begab.     Von  den  Inseln  am  Chouacoet-Fluss  (mit  den  Almouchiquosier) 


ISLAND.  443 

ein,  und  wurde  durch  einen  Nordostwind  vertrieben,  ohne  dass 
man  weiter  von  ihm  hörte  (99g  a.  d.).  Vinland  oder  Finland  wird 
von  Oderic  Vital  unter  den  Besitzungen  des  norwegischen  Königs 
Sigurd  I.  aufgezähh.  Der  sächsische  Bischof  Jonus  begab  sich 
(XII.  Jahrhundert)  von  Island  nach  Vinland,  die  Heiden  zu  be- 
kehren (und  wurde  getödtet).  Eric,  Bischof  von  Grönland,  pre- 
digte in  Vinland  (1121).  Erzbischof  Jon  Hess  für  Papst  Nicolas  II 
den  Zehnten  in  Island  (aus  Fellen,  Wallfischzähnen  u.  s.  w.)  ein- 
sammeln (1279),  ebenso  Arin,  Bischof  von  Gardar  (1325)  und  Ger- 
vais (1335).  Der  Brief  des  Priesters  Halldor  an  seinen  Collegen 
Arnold  spricht  von  dem  Besuche  Sniofell's  (mit  langen  Tagen). 

Are  war  nach  der  Taufe  von  den  Weissen  (oder  weiss  geklei- 
deten Papas)  in  Hvitramannaland  zurückgehalten  (durch  Sturm 
verschlagen)  und  von  Jarl  Thorfinn  Sigurdson  dort  gesehn. 

Bjoern  Breidhvikengakappe,  nach  Gross-Irland  verschlagen, 
wurde  zu  einem  Häuptling  gemacht  und  wurde  durch  den  (vom 
Sturm  verschlagenen)  Gudhleif  angetroffen  (als  hoher  Greis  unter 
Fahne  oder  Schirm),  der  vor  den  Eingebornen  (welche  die  Frem- 
den für  Opfer  gebunden)  w^arnte. 

Thorfinn  hörte  von  den  Skrälingen,  dass  Hvitramannaland 
oder  Irland  ik  mykla  von  Weissgekleideten^)  bewohnt  sei. 


unam  a  vinearum  multitudine  Galli  quidem  insulam  Bacchi,  nostrates  vero  "Wijngaerden 
Eylandt  vocant  (s..  de  Lact).  Henrici  Christian!  insulam  (die  Holländer  ,  Angli  autem 
Vineam  Marthae  videntur  appellare  (de  Laet).  Die  Bewohner  von  Tenerif  (Achineche) 
heissen  Vincheni  (s.  Glas).  Philipp  Marsh  hätte  (1862)  bei  der  Kirche  von  Skalholt 
(im  Jahr  1057  erbaut)  das  Manuscript  der  Skalholt-Saga  gefunden,  demzufolge  Hervador  (auf 
dem  Wege  von  Vinland  nach  Hvitramannaland)  bei  den  Wasserfällen  Hvidsaerk  über- 
winterte und  dort  durch  den  Pfeil  eines  Wilden  getödtet  wurde,  ebenso  wie  die  Frau 
Syasi,  die  dort  begraben  wurde  (105 1)  und  Raffinson  hätte  (neben  Bronzesachen,  Knochen 
und  byzantinischen  Münzen  des  X.  Jahrh.)  bei  den  Wasserfällen  des  Potomac  (bei 
Washington)  eine  Runen-Inschrift  unter  dem  Felsdach  über  dem  Grab  der  Syasa,  Wittwe 
des  Kjoldr  (i  867)  gefunden.  Die  isländischen  Priester  Adalbrand  und  Thorwald  Helgason 
besuchten  (mit  Wallfischfängern)  Nordsetur  (1285).  Königin  Margarethe  machte  den 
Handel  mit  Grönland  zum  Monopol  der  Krone.  Nach  Rafn  wurde  Markland  (1347) 
von  Grönland  aus  besucht.  Hakon,  Bischof  von  Bergen,  schickte  Ivar  Bardson  nach 
Grönland  (1341).  Ein  1383  von  Norwegen  einlaufendes  Schiff  brachte  die  Nachricht 
vom  Tode  des  grönländischen  Bischofs  (zehn  Jahre  vorher).  Friedrich  III.  von  Däne- 
mark Hess  Grönland  vergeblich  suchen.  Der  Priester  Egede  (aus  Norwegen)  begründet 
die  Mission  in  Grönland  (1725).  Die  von  Thorfinn  in  New- York  (ohne  Eisen)  ange- 
troffenen Skrälinger  kämpften  mit  Schleuder  (oder  Pfeilen),  beim  Gebrüll  der  Ochsen 
erschreckt.  Thorhall  Gamlason  wurde  mit  seinen  Gefährten  von  den  Eingeborenen 
gefangen  (in  Markland). 

1)  Nach    den    Shawanis    fanden    sich    in   Florida  Weisse,    die    den  Gebrauch    des 


444  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

Nach  dem  im  XVI.  Jahrhundert  in  Venedig  gefundenen 
Manuscript  wurde  (von  Nicolo  gerufen)  Antonio  Zeni  durch  Fürst 
Zichumi  nach  Estland  und  (1395)  nach  Engroveland  (mit  einem 
Kloster  des  St.  Thomas)  geschickt,  sowie  (nach  der  Erzählung 
der  nach  Estoteland  verschlagenen  und  dort  einen  fremdsprachi- 
gen Schiffbrüchigen  als  Fürsten  antreffenden  Schiffer,  bei  ihrer 
Rückkehr  nach  Drogeo)  nach  Icaria,  wo  Zichumi  eine  Stadt 
gründete.  Die  Faroer  ^)  heissen  Reslanda  (b.  Edrisi)  als  Fereys- 
land  (Fers-ey-land)  oder  Friesland. 

St.  Brandan  in  Cluainfort  hörte  von  dem  Mönch  Barintus, 
dass  sein  Verwandter  jNIernoc  in  der  Mitte  des  Oceans  die  lieb- 
liche Insel  Ima  entdeckt  habe,  und  fand  auf  seiner  Reise  Inseln 
mit  duftender  Vegetation,  schönen  Vögeln,  Vulcanen  etc.  Auf 
der  Karte  von  Picignano  findet  sich  die  Insel  von  St.  Brandan 
(1367)  und  Emanuel  von  Portugal  reservirte  sie  für  sich  (15 17). 
Nach  der  Schlacht  bei  Xeres  de  la  Frontera  flüchtete  sich  der  Erz- 
bischof von  Porto  nach  Inseln  der  Sette-Cidade  (mit  sechs  Bischö- 
fen oder  Begleitern). 

Nach  Thevet  finden  sich  Schlangen  eingegraben  auf  den 
Höhlen  der  Insel  St.  MicheP)  (in  den  Azoren). 


Eisens  kannten.  Die  in  Canada  wild  wachsenden  Trauben  hiessen  (bei  den  Einge- 
borenen) Oroba  (Thevet),  Yinland  wurde  nach  den  von  Tyrker  aufgefundenen  Trauben 
benannt,  Thorfinn  (s.  Leifsbudir)  soll  nach  Süden  bis  zum  Potomac  gelangt  sein  (loii). 
In  Island  wurde  kostbares  Masur-Holz  durch  einen  Kaufmann  aus  Bremen  zu  hohem 
Preis  gekauft  (1015), 

'^)  Nach  Schroeter  bildeten  die  Friesen  von  Akraberg  (auf  den  Faroer)  ein  -ab- 
geschlossenes Gemeinwesen,  als  Piraten.  Als  Harald  Harfargr  die  geflüchteten  Scandi- 
navier  nach  den  Orcaden  verfolgte,  rottete  er  dort  (in  Pettoland)  die  Peti  (Picten)  aus, 
sowie  die  Papae  (irländische  Priester).  Nach  den  Sagas  glaubte  man  Vinland  das  Gute 
nahe  bei  Afrika  (XVIII,  Jahrh,)  nach  der  Gripla. 

2)  In  einer  Höhle  auf  St,  Michel  (des  isles  des  Essores  oder  Azoren)  wurden  zwei 
Steinpfeiler  (von  Schätzesuchern)  gefunden,  mit  zwei  Schlangen  jeder  umwunden, 
zwischen  denen  sich  Zeichen  eingehauen  fanden,  die  der  Jude  Maranna  als  hebräische 
erklärte  (s,  Thevet),  auf  die  nach  Afrika  ausgewanderten  Cananäer  bezogen.  Nach 
Lund  finden  sich  in  der  Provinz  Bahia  Stadtmauern  (aus  behauenen  Steinen)  mit  einer 
nach  Norden  weisenden  Figur  auf  einer  Säule  (1840).  Hojeda  en  su  primer  viaye 
hallö  a  ciertos  ingleses  por  las  inmediaciones  de  Coquibacoa  (Navarrete).  Italienische 
Kaufleute  schifften  (aus  Lissabon)  nach  der  wiedergefundenen  Insel  (der  Canarien)  1341, 
Do  legname  (Madeira)  findet  sich  auf  Bonis  Portulan  (1351)  und  ebenso  die  Azoren  (Cabre- 
ran,  Brazi  u,  s.  w,),  J,  Contereal  (Garpandi's  Vater)  entdeckte  Neufundland  (1463)-  Mar- 
tinez  correspondirte  mit  Toscanelli  über  die  westlichen  Seewege  (zu  Columbus'  Zeit), 
Columbus  fand  in  Guadalupe  die  Trümmer  eines  europäischen  Schiff"es.  Nach  Las 
Casas    erzählte    man    auf    Hispaniola   den    ersten  Entdeckern,    dass    bereits    vor    ihnen 


OSTASIEN.  445 

Buddhistische  Priester,  die  499  p.  d.  nach  Hingchau  kamen, 
erzählten,  wie  das  Volk  in  Fusang,  unter  dem  (459  p.  d.)  Bettel- 
mönche Tractätchen  und  Bilder  vertheilt,  kein  Eisen,  sondern  nur 
Kupfer  besässen,  und  aus  dem  Mark  der  Maguey-Pflanze^)  Papier 
verfertigten. 

Nach  Melendez  fanden  sich  (an  der  Küste  der  Catacualcer) 
Wracke  chinesischer  Schiffe  (s.  Acosta)  bei  Quivira. 

Vieron  por  la  costa  naos  que  traian  arcatra9es  de  oro  y  de 
plata  en  las  proas,  con  mercaderias  y  pensaron  ser  del  Catayo 
y  China  por  que  senalavan  aver  navegado  triginta  dias,  bemerkt 
Gomara,  bei  Cardenas  und  Vasquez'  Entdeckung  von  Quivira  (mit 
vacas  fieras  y  bravas),  wo  der  (angeblich  ein  Kreuz  verehrende) 
König  Tatarrax  herrschte  (1542). 

Nach  Dali  Hessen  sich  die  Bogenleute  (der  Tuski),  durch  die 
Lippenpflockleute  (Okee  —  Ogmut  —  Innuit)  von  den  Diomedes- 
Inseln  vertrieben,  an  der  Felsküste  der  Rennthier -Leute  (der 
mit  den  Koriaken  verwandten  Chukchi)  nieder  (bei  Plover-Bay 
in  Ost-Sibirien). 

Japanische")   Schiffe    scheiterten    in   Oahu    (Sandwichgruppe) 


bärtige  AVeisse  dort  angekommen  seien.  Alonzo  de  Hojeda  fand  in  Venezuela  An- 
zeichen dorthin  gekommener  Engländer.  Huelva  wurde  auf  der  Reise  von  Madeira 
nach  den  Canarien  bis  Dominique  getrieben  (1484).  Nach  Antonio  Leone  wäre  America 
auf  einer  Reise  nach  Irland  entdeckt.  Wie  Coussin  aus  Dieppe  (1488)  wurde  Cabral 
(1500)  durch  Strömungen  an  die  Küste  Brasiliens  getrieben.  Ein  Schiff  der  Canarien 
wurde  (1731)  nach  Trinidad  durch  Stürme  getrieben,  ein  anderes  (1770)  nach  La 
Guayra  bei  Caracas,  und  Cabral  (auf  seiner  Fahrt)  nach  Brasilien. 

^)  George  Hörne  (der  die  Mexicaner  von  einer  chinesischen  Einwanderung  unter 
Ti-pin  abstammen  lässt)  apprend  qu'ä  l'occident  du  pays  des  Epiceriniens,  voisins  des 
Hurons,  habitait  un  peuple,  chez  lequel  on  voyait  aborder  des  Marchands  etrangers, 
qui  n'avaient  pas  de  barbes  et  qui  montaient  grands  vaisseaux.  Fran9ois  Vasquez  de 
Coronado  raconte  aussi,  que  l'on  a  trouve  ä  Quivir  des  vaisseaux  dont  les  poupes 
etoient  dorees  et  Pierre  Melendez  (dans  Acosta)  parle  des  debris  de  vaisseaux  Chinois 
vüs  sur  les  cötes.  C'est  encore  un  fait  constant,  qu'il  venoit  autrefois  chez  ces  Catual- 
cans  des  Marchands  etrangers,  vetus  de  soie  (s.  De  Guignes).  Jenseits  Tahan  (Alaska) 
neben  den  Bemalten  (der  Aleutischen  Inseln)  kam  Hoei-schin  (aus  Hukuang)  nach 
Fusang  (499  p.  d.j,  wo  die  Lehre  Buddha's  durch  fünf  Mönche  aus  Kipin  verbreitet 
war  (458  p.  d.). 

2)  Von  der  Kamtschatka- Strömung,  welche  die  japanische  Djonke  (1862)  nach  der 
Insel  von  Attou  trieb,  abgezweigt  the  main  body  of  the  stream  Stretches  directly 
towards  the  coast  of  America,  is  deflected  to  the  southward  and  eastward,  runs  down 
the  east  coast  of  Oregon  and  California,  and  finally  sweeps  back  into  the  great  northern 
äquatorial  current.  The  existerce  of  this  current  is  well  demonstrated  by  the  wrecks 
of  Japanese  junks  upon  the  coast   of  Washington  Territory    and  Oregon.     Many  years 


446  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

1832,  und  bei  Königin-Charlotte-Insel  1834,  ^^^  seitdem  sind  in 
Californien  viele  Fälle  bekannt.  Hieronymus  d'Angelis  bewun- 
derte (16 18)  die  Geschicklichkeit  der  Eingeborenen  (Yesso's)  in  der 
Schifffahrt,  und  auch  die  Schifffahrt  der  Chinesen  war  eine  aus- 
gedehnte (jenseits  Indien  bis  zum  persischen  Golf),  ehe  das  Ver- 
bot der  Yuen  die  nautischen  Kenntnisse  sinken  liess. 

Auf  den  Charlotten-Inseln  bemerkte  man  (1790)  „mausolees 
ou  tombeaux  qui  ont  beaucoup  de  ressemblance  avec  les  Morais 
des  lies  du  Grand  Ocean"  (s.  Marchand)  und  Roblet  beschreibt 
kreuzw^eis  sitzende  Figuren  (ses  cuisses  etendues  ä  l'horizon  ä  la 
maniere  des  tailleurs  assis),  gleich  Buddha's. 

Joseph  de  Acosta  (16 13)  erzählt,  dass  er  einen  chinesischen 
Satz  habe  niederschreiben  lassen,  ,,hallandome  en  Mexico  con  unos 
Chinas"  (vielleicht  von  Manilla  eingewandert). 

Nach  Barton  finden  sich  sprachliche  Uebereinstimmungen 
zwischen  Polynesien  und  America  (und  so  nach  Pickering). 

Nach  Li  yan  tcheou  brachten  unter  der  Sung-Dynastie  fünf 
Pi  Khieou  oder  Missionäre  den  Buddhismus  nach  Fusang.  Nach 
dem  ursprünglichen  Riesenbaum  Fusao  Boku  (aus  dem  später 
Fusigamä  hervorging)  wurde  Japan  als  Fusao  oder  Fusang  be- 
zeichnet (s.  Goble). 

Hinsichtlich  der  Erzählung  Hoei-schin's,  dass  fünf  Bonzen  aus 
Kipun  oder  Kophen  das  im  Westen  nach  der  dortigen  Pflanze 
Fusang  genannte  Land  besucht  hätten  (458  p.  d.),  ist  zunächst 
im  Auge  zu  behalten,  dass  der  angegebene  Zeitpunkt  allerdings 
derjenige  ist,  in  welchem  sich  die  geographischen  Kenntnisse  der 
Chinesen  mehr,  wie  in  einem  andern  ausdehnten,  durch  die  wei- 
ten Reisen  nach  Indien  sow^ohl,  wie  in  Central- Asien,  und  dass 
damals  auch  der  Buddhismus  in  Japan  eingeführt  wurde,  das 
Land  des  Fusiyama. 


ago,  upon  the  beach  south  of  Point  Adams,  at  the  entrance  to  the  Columbia  River, 
there  was  cast  away  a  Chinese  or  Japanese  junk,  with  many  hands  and  a  cargo  of 
beeswax.  The  ship  was  totally  lost,  but  the  crew  saved.  In  support  of  this  Indian 
tradition  pieces  of  this  wax,  coated  with  sand  and  bleached  nearly  white,  are  occasio- 
nally  thrown  upon  the  beach  after  great  storms.  Formerly  a  great  deal  was  found, 
but  now  it  is  rarely  met  with.  In  1851  we  saw  many  pieces  of  it.  In  1833  a  Japa- 
nese junk  was  wrecked  near  Cape  Flattery,  of  which  accounts  can  be  found  in  Belcher's 
narrative  and  in  that  of  the  United  States  exploring  expedition.  Nach  Kotzebue 
(1815  — 18)  traf  Adams  (1815)  eine  von  Osaka  vertriebene  Djonke  mit  drei  Japanern 
in  der  Nähe  der  Californischen  Küste,  und  die  Besatzung  einer  später  auf  See  getroffe- 
nen Djonke  wurde  nach  San  Francisco  gebracht  (s.  Davidson). 


FUSANG.  447 

Im  Falle  also  länger  dauernde  Seereisen  unternommen  wur- 
den, lag  damals  sowohl,  wie  es  später  aus  factischen  Beobach- 
tungen bewiesen,  die  Möglichkeit  vor,  dass  Schiffe  durch  die 
Strömungen  an  die  Küste  America's  geführt  seien,  und  die  von 
heiligem  Eifer  geleiteten  Bettelmönche,  wie  sie  bis  fern  in  den 
Westen  vordrangen,  auch  nach  dem  Osten  ihre  Lehren  zu  tragen 
versucht  haben  könnten,  als  die  fünf  Pi-Khieu  oder  Missionäre 
der  Sung-Dynastie  (nach  dem  Li-yan-tcheou) ;  und  Neumann  ver- 
gleicht die  Uebertragung  des  Namens  Tahan,  als  Gross -China, 
mit  der  Gross-Irland's  von  der  andern  Seite   her  auf  America. 

Die  zunächst  berührte  Küste  würde  allerdings  nicht  die 
Mexico's  gewesen  sein,  doch  wurden  damals  die  Wohnsitze  der 
Tolteken  eher  nördlich  gesetzt,  neben  dem  mythischen  Stammland 
Culhuacan,  dass  Montezuma  durch  eine  Gesandtschaft  besuchen 
Hess  und  das  die  Spanier  später  zu  identificiren  suchten,  auf  jener 
Expedition,  wo  sie  Schiffe  ^)  aus  Katay's  getroffen  zu  haben  meinten, 
mit  buntverzierten  Bugsprieten. 

Wie  die  Fusang-Pflanze,  wenn  als  Agave  gefasst,  aus  deren 
Rinde  (nach  Hoei-schin)  Papier  für  die  Schriftzeichen  Fusang's 
verfertigt  wurde,  nicht  auf  Mexico  beschränkt  ist,  so  würden  die 
von  Deguignes  für  Bison  erklärten  Ochsen  nach  Norden  deuten, 
und  wenn  die  in  Fusang  gehaltenen  Hirsche'-^)  (oder  Rennthiere) 
mit  den  Kühen  China's  verglichen  werden,  so  liegt  die  Mittheilung 
Gomara's  nahe  über  Heerden  von  Ciervos  (in  Chicora),  aus  deren 
Milch  Käse  gemacht  worden. 

Dass  die  americanische  Sitte  der  Frauen,  ihre  Kinder  in 
Wiegenkörben  auf  dem  Rücken  zu  tragen,  und  mitunter  dort 
durch  Ueberwerfen  der  Hängebrüste  zu  säugen,  Anlass  zu  einer 
Fabel,  wie  sie  bei  Hoei-schin  (neben  der  in  America  geläufigen 
von  den  Amazonen)  erzählt  wird,  gegeben  haben  könnte,  bedarf 
keiner  Ausführung,  und  ebenso  finden  sich  americanische  Ana- 
logien zu  dem  Werbebrauch  der  Jünglinge  in  Fusang,  die  neben 
der  Wohnung  ihres  künftigen  Schwiegervaters  eine  Hütte  bauen 
sollten. 

Dann  ist  für  die  Culturstaaten  America's  die  Bemerkung  cha- 


1)  Nach  Melendez  wurden  Trümmer  chinesischer  Schiffe  an  der  Küste  Quivira's 
gesehen  (und  die   Catacualcer  wurden  von  seidegekleideten  Kaufleuten  besucht). 

-)  Am  Rio  Yenadillo  (Xebenfluss  des  Magdalena)  fanden  die  Spanier  gezähmte 
Hirsche  (schreibt  Perez),  und  milchgebende  Hirsche  in  Carolina  (s.  Herrera). 


448  ZUR  GESCHICHTE  DES  ALTEN  MEXICO. 

racteristisch,  dass  in  Fusang  kein  Eisen  in  Gebrauch  gewesen, 
aber  Ueberfluss  an  Kupfer. 

Wie  wenig  indess  solche  Allgemeinheiten  entscheiden  können, 
so  lange  sie  nicht  im  Einzelnen  präcisirt  sind,  geht  ex.  gr.  aus 
den  folgenden  Citationen  hervor,  die,  obw^ohl  sie  fast  eine  wört- 
liche Uebersetzung  von  einander  bilden,  doch  für  die  Beziehung 
Fusang's  zu  Mexico  nichts  entscheiden  können,  da  sich  ein  Inter- 
vall von  tausend  Jahren  für  eine  Einrichtung  findet,  deren  beson- 
dere Form  so  sehr  von  den  durch  die  Umstände  gegebenen  Zu- 
fälligkeiten abhängt,  dass  sie  in  jedem  Jahrhundert  hundertmal 
wechseln  konnte. 

Leland  führte  aus  Hoei-schin  an:  There  are  two  prisons,  for 
light  and  confirmed  criminals  (in  Fusang)  und  Bussierre  sagt  von 
Mexico :  II  y  avait  dans  l'Anahuac  deux  sortes  de  prisons,  in  Be- 
ziehung auf  die  von  den  Chronisten  angeführte  Unterscheidung 
zw^ischen  Schuldgefangenen  und  schweren  Verbrechern.  Der 
Häuptling  von  Campeche  mostro  ä  los  primeros  descubridores 
un  lugar  donde  eran  puestos  y  castigados  los  malhechores  (nach 
Pedro  Martyr). 

Die  in  Fusang  als  üblich  angegebene  Bestrafung  der  Ver- 
gehen an  der  Nachkommenschaft  findet  sich  besonders  streng  in 
Peru  durchgeführt,  und  wenn  die  Gerichtssitzungen  .(in  Fusang) 
in  einer  Grube  abgehalten  wurden,  so  liesse  sich  an  die  Estufas 
der  Pueblos  denken. 

Nach  dem  Liang-sze-kung-ki  brachte  der  Gesandte  von  Fu- 
sang (als  Tribut)  gems  for  observing  the  sun,  like  Square  and 
round  mirrors  (s.  Leland),  wie  sie  in  der  letzten  Form  in  den 
Sammlungen  mexicanischer  Alterthümer  häufig  sind  (aus  Schwefel- 
kies) % 

In  der  Angabe,  dass  beim  Tode  des  Königs  (in  Fusang)  die 
Söhne  sich  für  drei  Jahre  der  Staatsgeschäfte  enthalten  hätten, 
könnte  eine  Hindeutung  auf  die  klösterliche  Zurückgezogenheit 
des  Thronfolgers  liegen,  wie  bei  den  Chibchas  und  in  einigen 
Staaten  Mexico's  vorgeschrieben,  und  wie  weit  'der  Titel  des 
Königs,    als  Ichi  und  Itzae^),    oder    der  der  Edlen,    als  Tuilu  mit 


1)  Ausserdem  findet  sich  jetzt  im  Berliner  Museum  ein  ähnlicher  Spiegel  aus  den 
Grabfunden  der  Chibchas. 

2)  Neben   dem  König   oder  Ichi  (in  Fusang)    fanden    sich    die    Edlen    (Teules    in 
Mexico)  oder   Tuilu  (mit  den  Kleinen  Tuilu)  und  die  Na-to-sha. 


SCHIFFBRÜCHIGE.  449 

Teules  Hessen  sich  weiter  in  Betracht  nehmen,  sowie  die  als 
buddhistische  Uebertragungen  aufgefasste  Rehgionsgebräuche  oder 
Anklänge  an  die  Propheten-Namen  (in  Zamna,  dem  Samanaer,  in 
Kukulcan,  in  Botz  oder  Bochica,  Fo,  Thomagata,  Hiracocha  oder 
Viracocha,  Thonapa  u.  s.  w.). 

Eine  aprioristisch  weder  von  Westen  noch  von  Osten,  auf 
America  hin,  auszuschliessende  Einwirkung  würde  sich  für  das 
Studium  nur  dann  fruchtbringend  erweisen,  wenn  sie  sich  unter 
den  neuen  Phasen,  in  welchen  sie  sich  bei  ihrer  Inoculation  in 
den  auf  dem  heimischen  Boden  America's  erwachsenen  Cultur- 
stamm  metamorphosirt  hätte,  auffassen  und  verstehen  Hesse. 

Scamma  fand  auf  der  Insel  Attou  das  Wrack  einer  japa- 
nesischen Djonke  (1871)  und  hörte  von  dem  alten  Häuptling,  dass 
bereits  drei  solcher  Fälle  vorgekommen,  und  als  segenbringend 
zu  betrachten  seien,  weil  dem  Holzmangel  abhelfend.  Die  im 
Jahre  1864  auf  der  Insel  Attou  Gestrandeten  waren  2 — 3  Monate 
von  Japan  unterwegs  gewesen. 

In  the  year  1853  there  was  found  on  the  southest  and  largest 
of  the  San  Benito  Group,  the  remains  of  what  was  supposed  to 
be  a  Japanese  junk.  Belcher  (1839)  spricht  von  einem  früheren 
Schiffbruch  (einer  Wachsladung)  am  Point  Adams  (am  Columbia- 
Fluss).  Nach  Wyeth  strandete  eine  japanische  Djonke  (1833) 
zwischen  Point  Greenville  und  Cape  Flattery,  und  drei  der  Ueber- 
lebenden  wurden  durch  Capitän  Mo  Neal  aus  der  Sklaverei  be- 
freit. Die  aus  der  in  der  Nähe  von  Sitka  gestrandeten  Djonke 
Ueberlebenden  wurden  nach  der  Insel  Japonski  gebracht  (1804). 
Die  Ueberlebenden  aus  der  auf  den  Aleuten  (1780)  gestrandeten 
Djonke  (s.  Tichmeneff)  wurden  durch  Lakmann  nach  Japan  zurück- 
gebracht (1792).  Die  Djonke  Maru  von  Mats  Saka  (Provinz  Ise) 
wurde    (18 11)   nach   der  Atka-Insel  verschlagen  (mit  Reisladung). 

Eine  mit  Fischen  beladene  Djonke  aus  Japan  wurde  nach 
Oahu  verschlagen  (1833).  Nach  Brooks  wurden  (1859)  Wrack's 
gestrandeter  Djonken  aus  Japan  auf  den  nordöstlichen  Inseln  der 
Hawaii-Gruppe  gefunden  (ebenso  an  Ocean-Island).  Auf  offener 
See  wurden  entmastete  Djonken  Japans  angetroffen  von  Capitän 
Cox  (1848)  und  Capitän  Brooks  (1855).  Perry  fand  japanische 
Djonken  an  den  Bonin-Inseln  gestrandet.  Im  Jahre  187 1  wurden 
japanische  Schiffbrüchige  durch  das  Schiff  Annie  und  später 
durch  den  Dampfer  China  nach  San  Francisco  gebracht.  Stran- 
dung  japanischer  Djonken  wird  bei  Petropaulowski   und  an  der 

Bastian,  America.  29 


450  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

Insel  Kauai  verzeichnet.  We  have  in  the  ninety  years  1781  — 1871 
nine  junks,  either  stranded  on  our  shores  or  drifted  to  their  imme- 
diate  neighbourhood  and  one  at  Oahu,  and  in  every  case,  where  we 
have  a  record  of  the  wreck,  a  part  of  the  crew  saved  aHve,  ad  this 
too  at  a  period,  when  the  Japanese  commercial  regulations  were 
most  unfavourable  to  such  voyages,  as  brought  their  vessels  within 
the  influence  of  the  Great  Stream,  which  could  bear  them  to  our 
shores  (Davis). 

Beim  Landen  in  der  Bay  von  San  Francisco  überzeugte  sich 
Pickering  mit  dem  ersten  Anbhck  der  CaHfornier  „of  their  Malay 
affinity"  (auch  in  der  Sprache,  „as  soft  and  as  rapidly  uttered  as 
the  Polynesian  dialects")  und  wurde  darin  bestärkt  (ausser  durch 
Nuttall)  durch  Agate  (who  had  entered  California  by  Land)  und 
(am  Sacramento)  durch  Alden  (1841). 

Die  Traditionen  der  Tolteken  sprechen  von  einem  Hinab- 
schiffen an  derjenigen  Küste,  wo  die  mit  der  americanischen  Co- 
lonisation  seit  dem  Jahr  1848  erleichterte  Beobachtungsgelegen- 
heit bereits  viele  Fälle  durch  die  Strömungen  aus  Japan  herge- 
triebener Djonken  hat  beobachten  lassen,  welche  zur  Zeit  der  freien 
Schifffahrt  (wie  unter  der  Ming-Dynastie  auch  in  China)  noch 
häufiger  sein  mussten. 

De  Laet  bespricht  die  Unklarheit  der  Berichte,  in  welchen 
Quivira  (das  Benavides  im  Westen  und  Osten  Neu-Mexico's  ver- 
doppelt) mitunter,  statt  nach  dem  Osten  (auf  dem  Wege  nach 
Panuco)  westlich  gelegt  wurde,  unter  der  Beschreibung  Californiens 
als  Insel,  und  daraus  sei  wohl  Gomara's  Angabe  zu  erklären,  Hispa- 
nos  illo  tempore  naves  quasdam  juxta  littora  vidisse,  variis  merci- 
bus  onustas,  quarum  prorae  avibus  deauratis  erant  ornatae,  quas  e 
Catayo  aut  Sinarum  regno  venire  suspicabantur. 

Der  ursprünglichen  Heimath  der  Chichimeken,  die  auch  über 
Tolteken  und  Acolhuas  ausgedehnt  wurde,  verblieb  der  Schein 
einer  Oberhoheit,  die  dort  die  Installation  der  Fürsten  (wie  der 
Quiche's  in  Tula)  auch  für  die  fortgewanderten  nachsuchen  Hess. 
Seit  Xolotl  Hueitlacohuani  Chichimecatl  Tecuhtli  führten  die 
Könige  (der  Chichimeken)  den  Titel  Huactlatohuani  (senor  del 
mundo  ö  sehor  de  mar  ä  mar)  oder  Hueitlacohuani. 

Da  die  kriegerischen  Chichimeken  ihre  Fürstengeschlechter 
auf  den  Thron  Anahuac's  eingesetzt  hatten  (wie  Gothen,  Mongo- 
len, Turkomanen  u.  A.  m.  in  den  Culturstaaten  der  alten  Welt), 
so  verblieb  ihren  Namen,  trotz  des  andererseits  wieder  damit  (wie 


AMAQUEMECAN.  -  451 

bei  jenen  östlichen  Eroberungsvölkern)  verknüpften  Begriffs  der 
Wildheit,  eine  adlige  Weihe,  als  dem  des  Kriegsstamm,  dem  das 
reinste  Blut  entquollen. 

Den  Kindern  von  Mexico  wurde  zum  rühmlichen  Beispiel  die 
Vergangenheit  vorgehalten,  wo  man  mit  Bogen  und  Pfeil  den  Lebens- 
unterhalt erwarb,  que  fue  en  el  tiempo  de  aquellos  dioses  Chichime- 
cas,  nuestros  Antepasados  (Herrera),  ebenso  wie  bei  Germanen.  Die 
von  Früchten  und  Kräutern  lebenden  Menschen  (in  Mexico)  lernten 
von  Tlaominqui  den  Gebrauch  von  Bogen  und  Pfeil  (s.  Echeverria). 

Aus  dem  Stamm  des  Chichimacatl  herrschte  über  die  Chichi- 
meken  der  König  Icauhtzin  oder  Tzcauhtzin,  Vater  des  Mocelo- 
quitzin,  der  die  Söhne  Achcauhtzin  und  Xolotl  zeugte. 

Nach  Ixtlilxochitl  stammte  Xolotl  von  den  Teochichimeken, 
die  in  Necuametl  und  Nacuiz  wohnten.  Chichen  war  erster  Häupt- 
ling der  Chichimeken  (nach  Veytia).  Die  Tlalmanalcos  wohnten 
in  Amaquemecan  oder  Amecameca  (bei  Cuitlahuac). 

Moceloquichtli,  Vaters  des  Tlamacatzit  (Vater  des  Achcauht- 
zin und  Xolotl)  folgte  auf  seinen  Vater  Icuahuatzin  in  Amaqueme. 
Als  erster  König  herrschte  Chichimecatl  in  Huehuetlapallan  über 
das  Reich  Chichimecatlali  (der  Chichimeken)^). 

Von  den  nördlichen  Königen  der  Städte  Nequametl  und 
Nacuiz  (als  Nachkommen  des  Xolotl  -  Tochinteuctli)  herrschte 
Xolotl  (Sohn  des  Tlacamatzin)  über  Amaqueme  (wohin  seine  Vor- 
fahren aus  Chicomoztoc  gekommen)  und  führte  die  Teochichimeken 
nach  Anahuac  (wo  Tullan  durch  die  Fürsten  von  Xalisco  und 
Tonalan  zerstört  war)  in  Xoloc  siedelnd,  von  wo  die  Residenz 
nach  Tenayocan  oder  Oztopolco  verlegt  wurde  und  durch  seinen 
Nachfolger  Amacui  (Xolotl- Amacui)  nach  Quauhyacac  (bei  Tezcuco). 

Xolotl's  Zug  in  das  von  den  Tolteken  verlassene  Land  er- 
öffnet die  Reihe  der  Wanderungen,  die  sich  dann  bis  zum  Ein- 
tritt der  Mexicaner  nach  einander  folgen.  Aus  Norden  kommend 
(mit  den  Chichimeken)  traf  Xolotl  die  Reste  der  Tulteken  (unter 
Nauhtyotl)  in  Culhuacan  und  nach  seiner  Ansiedlung  in  Tenayuca 
kamen  aus  Mixhuacan  (von  Westen)  die  Aculhuas,  Tlacahuehue- 
yaque  und  Mixhuaque    (s.  d'Alva).     Als  in  Verbindung    mit    den 


1)  Die  Chichimeken  (aus  Chicomoztoc)  wohnten  in  Amaquemecan  (mit  Oyome) 
oder  Necuametl  (Nacuix).  Chichimecatlalli  (Land  der  Chichimeken)  lag  nordöstlich 
von  Tenayocan.  Amquemecam  war  durch  Xolotl  Tochinteuctli  gegründet.  Nach 
Boturini  lag  Amaquemecam  in  Michoacan. 

29* 


452  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

Aculhuas  König  Nauhtyotl  (von  Culhuacan)  den  Tribut  verwei- 
gerte, wurde  er  durch  Nopaltzin  (Sohn  Xolotl's)  besiegt,  und 
König  Achitometl  (Enkel  Topiltzin's)  an  seine  Stelle  gesetzt. 

Die  von  den  theils  nach  Quauhtemallan  theils  nach  Campeche 
abziehenden  Tulteken  verlassenen  Länder  liess  Xolotl  (Fürst  der 
Chichimeken)  durch  seinen  Sohn  Nopaltzin  besetzen.  Nachdem 
die  Residenz  von  Tenayuca  nach  Tezcuco  verlegt  war,  belehnte 
Xolotl^)  den  eingewanderten  König  Aculuhatl  (als  Schwieger- 
sohn) mit  dem  Reich  Tecpaneca  (und  der  Hauptstadt  Atzca- 
putzalco).  Die  Chichimeken  kamen  aus  den  sieben  Höhlen  (im 
Osten)  nach  dem  Norden  in  Amaqueme. 

Die  nach  Tezcoco  oder  Aculhoacan  kommenden  Chichimeken 
Hessen  sich  zuerst  nieder  in  Vexotla  (unter  dem  König  Macatzin- 
tecutli).  Xolotl,  Bruder  des  Achautzin  (Kaiser  der  Chichimeken), 
zog  mit  dem  Aufgebot  über  Quaztecatl  oder  Guasteca  nach  Tula 
(Tenayocan  gründend). 

Die  der  Sonne  Kräuter  und  Pflanzen  darbringenden  Chichi- 
meken kamen  von  Norden  aus  Amaquemecan,  indem  Xolotl  (Bru- 
der Achcautli's)  sich  nach  Erforschung  des  Landes  durch  seinen 
Sohn  Nopaltzin  (unter  Abschiessung  der  Pfeile)  in  Tenayocan 
niederliess  und  durch  den  Heerführer  Achitometl  die  Reste  der 
Tolteken  auffand.  Nopaltzin,  von  seinem  Vater  Xolotl  zur  Be- 
sitznahme des  Landes  abgeschickt,  schoss  auf  einem  Berge  bei 
Mexico  vier  Pfeile  nach  den  vier  Weltgegenden  ab. 

Die  in  Anahuac  festgesetzten  Chichimeken  nahmen  die  Acol- 
hua  mit  ihren  Verwandten  bei  sich  auf,  und  dann  die  verschiedene 
Zahl  derjenigen  Stämme,  die  sich  mit  den  Azteken  als  Nahoas 
abschliessen.  Die  aus  Michoacan  kommenden  Acolhuas  wurden 
von  Xolotl  in  Aculhuacan  angesiedelt  (s.  d'Alva). 

Bei  den  Chichimeken,  deren  Namen  d'Alva  (nicht  von  den 
Hunden,    sondern)  von  den  Adlern^)    erklärt,    werden    unter    den 


1)  Beim  Untergang  des  Tolteken-Reichs  wanderte  Xolotl,  Bruder  des  Chichimeken- 
königs  Acauhtzin  (Sohn  des  Tlamacatzin)  aus  Amaquemecan  über  Choyocan  nach 
Anahuac  bis  Tollan  und  gründete  die  Stadt  Tenayocan  (am  See),  von  wo  die  Haupt- 
stadt nach  Quauhyacac  verlegt  wurde,  indem  der  Rest  der  Tolteken  von  Culhuacan, 
Cholula  u.  s.  w.  die  Oberherrschaft  der  Chichimeken  anerkannte  (in  einem  späteren 
Kriege  aber  Culhuacan  unter  König  Nauhyotl    von  den  Chichimeken    erstürmt  wurde). 

2)  Ixtlilxochitl  erwähnt  einer  in  ihren  Resten  erhaltenen  Mythe,  dass  das  aus  dem 
Ei  eines  auf  dem  centralen  Baum  Tezcucco's  nistenden  Adlers  geborene  Kind  zum  König 
gewählt    sei.      In    Shinaki    (Fichtenland)    erhoben    die    Delawaren    den    weissen    Adler 


TENAYOCAN.  453 

umherschweifenden  Jägerstämmen,  die  in  Huehue-Tlapallan  (Ama- 
quemecan's)  Gesiedelten  und  durch  den  Contact  mit  einem  an- 
sässigen Ackerbau -Volk  (gleich  den  verwandten  Tolteken)  zur 
Gesittung  Geführten  zu  unterscheiden  sein.  Die  letzteren,  durch 
die  Künste  der  Civilisation  begünstigt,  erlangten  dann  die  Supre- 
matie und  traten,  ihren  kriegerischen  Sinn  gleichzeitig  bewahrend, 
als  mächtige  Eroberer  auf,  ihren  sonst  verachteten  Namen  zu  dem 
edlen  der  Heroen  erhebend  (wie  ähnlich  bei  den  Mongolen),  und 
die  dadurch  eingeleitete  Beziehung  der  Chichimeken  zu  höherer 
Bildung  bekundet  sich  in  ihrer  Herleitung  (bei  Veytia)  von  Chi- 
chen,  dem  alten  Sitz  der  Maya  Yucatan's  (in  Chichen-Itza),  wie 
auch  die  ihnen  (bei  d'Alva)  zugerechneten  Aculhua's  durch  ihren 
Gott  Cocopitl  mit  den  Cocomes  in  Verbindung  treten. 

In  den  auf  die  Einwanderungen  der  Chichimeken  und  ihrer 
Verwandtschaften  folgenden  Azteken  erhält  sich  eine  directe 
Genealogie  in  Anknüpfung  an  die  alten  Tolteken,  welche  indess 
selbst  wieder,  schon  bei  dem  Auszuge  aus  ihrer  Heimath,  in 
naher  Beziehung  zu  den  Chichimeken  stehen.  Der  letzte  Tolteken- 
könig  Huetzin  flüchtet  (bei  d'Alva)  von  Chapultepec  über  Michoa- 
can  nach  Aztlan  (bei  Xalisco),  wo  auf  seinen  Sohn  Ozalopan  sein 
Enkel  Aztlal  (also  ein  Eponym)  folgte,  dessen  Sohn  Ozolapan  II 
die  Auswanderung  der  Mezetin  (oder  Mexicaner)  nach  Mexico 
leitete,  und  diese  (ehe  sie  nach  Chapultepec  gelangen)  siedeln  dann 
wieder  (s.  Herrera)  auf  ihren  Wanderungen  in  Tulo  (Tula),  die 
Bauten  von  Coatepec  (oder  Cohuatepec)  errichtend,  während  sich 
(bei  Torquemada)  die  Teochichimeken  unter  Quezalxiuhtli  in 
Cohuatepec  niederlassen. 

Nachdem  Xolotl  sich  in  Tonayocan^)  niedergelassen,  kamen 
andere  Chichimeken  unter  Xiotecua  und  dann  weitere  Zuzüge 
(aus  Norden)  unter  Xiotzonca,  Zacatitexcochi,  Huihthuatzin,  Tepo- 
zotecua,  Itzcuintecatl,  die  angesiedelt  wurden  (s.  Veytia).  Nopaltzin 
(Sohn  Xolotl's)  unterwarf  die  Tolteken  in  Culhuacan,  wo  Achito- 
metl  (Enkel  Topiltzin's)    als  König    eingesetzt    wurde,    und    dann 


(Wapanelewa)  zum  König,    gegen    die  Schlangen    zu   schützen  und   sie  auszurotten  (s. 
Loskiel). 

1)  Unter  der  Herrschaft  Tlotzin's  in  Tenayocan  wanderten  die  Teochichimeken 
nach  Tlascala  und  die  Mexicaner  siedelten  in  Chapultepec  (s.  Veytia).  Nach  den 
Chichimeken  kamen  sechs  Stämme  der  Nahuatlacas  (Sochimilcas,  Chalcheser,  Tepanecas, 
Colhuas,  Tlahuicas  und  Tlascaner)  und  dann  (als  siebenter)  die  Mexicaner,  welche  bei 
der  Trennung  in  Chicomoztoc  zurückgeblieben  waren. 


454  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

langte  von  der  Küste  Mechoacan's  (aus  Nayarit)  eine  neue  Zu- 
wanderung an,  der  Tepaneken  unter  Acolhua,  der  Otomiten  (unter 
Chiconquauh)  und  der  Aculhuas  unter  Tzontecomatl  (s.  Veytia), 

Als  Xolotl^)  in  Tenayuca  residirte,  kamen  6  Häuptlinge  der 
Nahuatlachi  von  Norden  aus  einem  Nachbarlande  des  Königreiches 
Amaquemecam  und  (als  die  Residenz  nach  Tezcuco  verlegt  war) 
drei  Fürsten  der  Acolhuas  (vom  Hause  Citin)  aus  dem  nördlichen 
Lande  Teoacolhuacan.  Die  einwandernden  Acolhuas  fanden  die 
Stadt  Azcapozalco  (Azcaquizalca)  bereits  von  den  Tepanecas 
gegründet  und  Colhuacan  von  den  Colhuas. 

Nach  den  auf  die  Chichimeken  folgenden  Aculhuas^)  oder 
Tetzcucanos  kamen  zur  Lagune  die  Chalmecas,  Tepanecas,  Xoch- 
milcas,  Tlalhuilcas  und  (die  Sierra  passirend)  die  Hulmecas  oder 
Xicalancas,  worauf  die  Teochichimeken  nach  Tlascala  einwander- 
ten (s.  Torquemada),  Mit  den  Tepaneken,  Culhuaz  und  Mexica- 
nern  wanderten  Huitznahuacs  ein  (um  Tezcuco,  Atzcapuzalco  und 
Mexico  zu  gründen). 

Die  von  Gomara  gegebene  Völkertafel,  in  welcher,  wie  auch 


1)  Auf  Xolotl  folgten  sechs  Fürsten  aus  Amaqueme  (Heimath  der  Chichimeken) 
und  dann  otros  tres,  que  vinieron  del  Poniente,  del  linage  esclarecido  Citin  o  Ulcuas 
(s.  Galvez). 

2)  Nachdem  Xolotl  sich  in  Tenayucan  niedergelassen,  kamen  zur  Ansiedlung  sechs 
andere  Fürsten  (Tecuatzin,  Tzontehuayel,  Gacatitechcochi,  Huihuatzin,  Tepozotecua  und 
Itzuincua)  aus  derselben  Richtung,  ,,aunque  convecinos,  no  de  sua  lengua"  (s,  Torque- 
mada). Nach  dem  Fall  der  Tolteken  folgten  auf  die  Chichimeken  die  Aculhuas  oder 
Tetzcucanos,  die  Chalmecas,  Tepanecas,  Xochimilcas,  Tlahuicas  an  den  Seen,  während 
die  Hulmecas  und  Xicalancas  den  Vulcan  und  die  Sierra  Nevada  kreuzten,  nach  Tla- 
scalla  (in  Huexotzinco) ,  bis  zur  Eroberung  durch  die  Teochichimeken,  die  (mit  dem 
Gott  Camaxtli)  nach  Tezcuco  gekommen,  aber  durch  Aculhuas  und  Tepanecas  ver- 
trieben waren  (s.  Torquemada),  Nach  Herrera  kamen  unter  den  Einwanderern  zuerst 
die  Suchimilcas  nach  Anahuac  und  dann  die  Chalcas.  Als  die  Chichimeken  das  Thal 
Anahuac  (nach  den  Tolteken)  besetzt  hatten,  kamen  die  Acolhua's  (als  Teepaneken 
unter  Acolhua,  Otomiten  unter  Chiconquauhtli  und  Acolhua  unter  Tzontecomatl)  aus 
Michoacan  und  später  (von  Xalisco)  die  Mexicaner  aus  Aztlan,  wohin  die  Tolteken  von 
Chapultepec  zurückgeflüchtet  (Ixtlilxochitl).  Nach  der  Ansiedelung  Xolotl's  in  Te- 
nayocan  folgten  andere  Einwanderer  der  Chichimeken  unter  Amacui  (und  dann  die 
Acolhuas).  Nach  der  Niederlassung  Xolotl's  wanderte  Amacui  (mit  Erlaubniss  zur 
Ansiedlung)  ein  und  folgte  bei  Xolotl's  Tode  als  Amacui  Xolotl  (Xolotl  IL),  die 
Hauptstadt  von  Tenayocan  nach  Quauhyacac  (bei  Tezcuco)  verlegend.  Nachdem 
Amacui  (Nachfolger  Xolotl's)  die  Acolhuas  und  Tepaneken  aufgenommen  und  ange- 
siedelt, wanderten  die  aztekischen  Stämme  der  Culhuas,  Xochimilcas,  Chalcas,  Tlaxcal- 
tecas  ein.  Als  unter  dem  Nachfolger  (Xolotl's)  der  König  Quinatzin  oder  Tlaltecatzin 
über  die  Chichimeken  herrschte,  langten  die  Mexicaner  an  (vom  Westen  her). 


MIXTECATL.  455 

sonst,  der  priesterliche  oder  begünstigte  Sohn  einer  besonderen 
Mutter  zugewiesen  wird,  stellt  den  mythischen  Iztacmixcoatl  ^)  an 
die  Spitze  der  Eponymen,  die  bei  ihrer  Besiedelung  das  Land 
vertheilen. 

Diese  aus  Chicomuztotlh  ausgewanderten  Stämme  finden  bereits 
die  Chichimeken  im  Lande,  die  zwar  gleichfalls  auf  eine  gemein- 
same Heimath  in  Aculhuacan  (jenseits  Xalisco)  zurückgeführt  wer- 
den, aber  sonst  den  Character  von  Eingeborenen  tragen,  und 
zwischen  ihnen  die  Aculhuaques,  die  bei  ihrer  Ansiedelung  in 
Culhuacan  oder  Coioacan  (von  wo  Mexico  Tenuchtitlan  gegründet 
wurde)  die  Künste  des  Ackerbau's  mit  sich  gebracht  hatten,  die 
"Wilden  zu  civilisiren.  Ihnen  war  der  mexicanische  Stamm  aus 
Chicomuztotlh  verwandt,  da  sie  bei  Gomara  als  gleichsprachig 
bezeichnet  werden,  und  so  erhielt  Chichimecatl,  der  (von  der  ein- 
geborenen Bevölkerung  eingeschlossene)  Stammvater  derMexicaner 
den  Beinamen  'Aculhuatli,  da  er  den  Arm  Quetzalcoatl's  (beim 
Bruch  der  priesterlichen  Macht  durch  die  weltliche)  gebunden,  und 
die  Fürsten  Tezcuco's  (in  Aculhuacan)  leiteten  sich  sogleich  direct 
von  dem  starken  Helden  AcuUi. 

Bei  den  durch  Ilancueit  geborenen  Söhnen  drückt  sich  in  dem 
ältesten,  Xelhua,  die  weite  Verbreitung  des  civilisatorischen 
Elementes  bis  nach  Cuzcutlan  in  Central-America  aus.  Xicalanca 
zeigt  die  durch  den  Handel  vermittelten  Verbindungen  an  der 
Küste  von  Xicalanco  bei  Vera  Cruz  bis  Xicalanco  bei  Tabasco, 
die  sich  also  von  den  Huasteken  Panuco's  bis  zu  den  Mayas 
erweitern  könnten.  Die  besondere  Hervorhebung  Mixtecatl's,  in 
dem  sich  die  mixtekische  und  zapotekische  Cultur  symbolisirt, 
scheint  auch  in  dem  Namen  zu  liegen,  der  sich  am  nächsten  an 
den  des  gemeinsamen  Vater's  (Iztac-Mixcoatl)  anschliesst.  Tenuch 
ist  der  Repräsentant  des  später  in  Mexico  dominirenden  Stammes. 
Unter  den  Besiedlungen  Ulmecatl's  (der  Olmeken)  wird  Vitzilapan 
(Huitzilapan)  genannt,  wodurch  sich  eine  Beziehung  für  die  Vitz- 
toti  (Vixtoti)    gewinnt    (und  Huitzinahuac).     Otomitlh's    Otomiten, 


1)  Von  IztacmixcoaÜ's  (in  Chicomuztotlh)  mit  Ilancueit  gezeugten  Söhnen,  siedelten 
Xelhua  in  Quauhquechulan,  Izcuzan,  Epatlan,  Teupantlan,  Teovacan,  Cuzcatlan,  Teu- 
titlan  u.  s.  w.,  Tenuch  in  Tenuchtitlan,  Ulmecatlh  in  Totomucacan,  Vicilapan  (Vitzi- 
lapan, Cuetlaxcoapan),  Xicalancatlh  in  Xicalanco  bei  Vera-Cruz  und  Xicalanco  bei 
Tabasco  (als  Handelsplatz),  Mixtecatlh  am  Südmeer  bis  Tutupec,  Otomitlh  in  Xilotepec, 
Tullan  und  Otompan,  wogegen  durch  Quetzalcoatl  (Sohn  seiner  Frau  Chimalmatlh) 
Cholula,  sowie  Tlascala  und  Guexocinco  wieder  aufgebaut  wurde  (s.  Gomara). 


456  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

als  Gründer  Tullan's,  stehen  hier  an  der  Stelle  der  Tolteken,  die 
sich  sonst  für  Erbauung  dieser  Stadt  auf  dem  alten  Otomiten-Sitz 
Mamheni  niederlassen. 

Wenn  dann  Quetzalcoatl  nicht  sowohl  der  Erbauer,  sondern 
der  Wiederhersteller  Cholula's  genannt  wird,  so  eröffnet  sich  da- 
mit der  Rückbhck  auf  jene  frühere  Culturperiode ,  in  der  sich 
die  Pyramiden  Teotihuacan's  erheben,  die  später  bald  den  Toto- 
naken,  bald  den  Olmeken  zugeschrieben  wurden. 

War  diese  Genealogie  nachträglich  gebildet,  um  den  that- 
sächlichen  Sachverhalt  auszudrücken,  so  würden  mit  dem  patrony- 
mischen  Otomitl  die  Otomiten  bezeichnet  sein,  die  nach  dem 
Falle  Tula's  ihre  alten  Sitze  wieder  eingenommen  hatten,  mit 
den  Olmeken  die  Reste  der  nach  der  früheren  Auswanderung 
in  einzelnen  Ansiedlungen  Zurückgebliebenen,  in  Mixtecatl  die 
bei  dem  spätem  Vordringen  erkannte  Verwandtschaft,  in  Xelhua 
eine  unbestimmte  Erinnerung  an  einstige  Verbreitung  ausgedrückt 
liegen,  in  Xicalancatl  die  kaufmännische  Organisation  ihren  Heros 
gesucht  haben,  und  Quetzalcoatl  als  Repräsentant  des  Priester- 
thums  bewahrt  sein. 

AlsMexiten  undAzteca^)  lebten  die  Vorfahren  der  Mexicaner 
in  den  Höhlen  des  am  Wasser  stehenden  Hügels  Culhuaca  (cerro 
tuerto)  in  dem  Atzlan  (blancura)  genannten  Land  (Duran).  Nach 
Tetzotzomoc  nannten  sich  die  Azteken  Aztlantlacas  oder  Aztecas- 
Mexiton.  Der  weise  Huitziton  erklärte  die  Wanderungsbotschaft 
des  Vogels  dem  Häuptling  Tecpatzin  (in  Aztlan). 

Tezozomoc  lässt  die  Azteken  von  St.  Barbara  ausziehen,  dem 
(durch  die  Apaches  verwüsteten)  Minenplatz,  wie  von  Chihuahua. 
Nach  Lorenzo  kamen   die  Mexicaner^)  von  Norden,    aus  Quivira. 


1)  Die  Aztecen  zogen  von  Cohuatitlan  über  Huexachtitlan  nach  Tecpayocan  (auf 
ihrer  Wanderung  aus  Chicomoztoc  bis  Chapultepec).  Die  Azteken  zogen  über  Tonalan 
zwischen  Tlalixco  (San  Juan  del  Rio)  und  dem  See  Patzcuaro.  Nach  Beaumont  wan- 
derten die  Mexicaner  (aus  Chicomoztoc)  über  Culiacam  durch  Xalisco  nach  Zacatecas 
(die  Stadt  Quemada  gründend).  Die  im  Norden  einwandernden  Mexicaner  verweilten 
einige  Zeit  (nach  Tello)  in  Tuitlan  (Quemada  in  Zacatecas).  Indem  Tochpanecatl 
(Fürst  von  Tzompanco)  seinen  Sohn  ühuicatl  mit  der  Mexicanerin  Tlacapantzin  ver- 
mählt, und  seine  Tochter  Tlaquilxochitl  mit  dem  Mexicaner  Tozcuecuex ,  erhielten  die 
Azteken  (nach  der  Geburt  Huitzilopochtli's)  den  Besitz  von  Tizayocan.  Die  unter 
dem  Häuptling  Mexi  über  Mechoacan  nach  Tulo  (lugar  de  Tuna)  gelangenden  Mexicaner 
bauten  die  Festung  Coatepec,  wanderten  aber  (als  der  von  ihnen  gegrabene  Flusscanal 
aufgetrocknet  war)  nach  Chapultepec  weiter  (s.  Herrera). 

2)  Ochenta  anos  cumplicron  quando  fueron  los  chripstianos  d  aquella  tierra,    qucl 


CIBOLA.  457 

Quivira,  von  wo  die  Azteken  ausgezogen,  wird  an  den  See  Te- 
guayo  oder  Timpanogos  verlegt  (im  Königreich  Tatarrax).  Nach 
Siguenza  stammten  die  Mexicaner  von  Naphtuhm,  Sohn  Me- 
zraim's  (Sohn  Cham's),  und  phönizische  und  punische  Fabeleien 
kehren  in  Yucatan  wieder.  Am  Cap  Antonio  wohnten  die  Gamata- 
bein.  Cibola  wird  auch  mit  den  Casas  Grandes  am  Gila  in  Sonora 
identificirt.  Die  Mexicaner  heissen  Yaqui  in  den  Traditionen  der 
Quiches,  und  die  Yaqui  wohnten  am  Flusse  Yaqui  oder  Aztatlan  ^).  Bei 
d'Alva  werden  in  Begleitung  der  Acolhua  die  Tlaca-Huehue-Yaque 
und  die  Mixhuaque  genannt  (wie  sonst  Tepaneken  und  Otomiten). 
Nachdem  auf  der  Schifffahrt  nach  Norden  von  Cibola's  An- 
grenzung mit  Florida  gehört  war,  schickte  (1538)  der  Provincial 
(Antonio  de  Ciudad-Rodrigo)  Franciscaner  über  Xalisco  und  Nueva 
Galicia,  und  auf  dem  Küstenweg  (nach  Norden)  tuvo  noticia  de 
una  Tierra  my  poblada  de  gente  vestida  y  que  tienen  casas  de 
terrado,  y  no  solo  de  un  alto  sino  de  muchos  altos  y  sobrados. 
Y  otros  Gentes  decian  estar  pobladas,  ä  las  riberas  de  un  gran 
rio,  adonde  hay  muchos  pueblos  cercados  (y  que  pasando  aquel 
rio  estaban  otros  pueblos  majores  y  de  gente  mas  rica).  Nachdem 
dann  Marco  de  Nisa  weitere  Nachricht  nach  Mexico  zurückge- 
bracht, schickte  der  Vizekönig  Antonio  de  Mendoza  (1540)  Vazquez 
Coronado,  y  pasadas  las  provincias  de  Chiametla,  Culhuacan  y 
Cinaloa,  que  ya  estaban  descubiertas,  entraron  por  el  Valle  de 
cora9ones,  y  llegaron  ä  las  provincias  de  Cibola^),  Tihuix,  Quivira 
y  otras  muchas,  hasta  dar  en  la  terra  de  Florida  (s.  Torquemada). 


abuelo  e  padre  de  Monte9uma  avian  ydo  a  ella,  hörte  Oviedo  von  Cortez.    Die  Gründung  der 
Tripelallianz  Mexico's  wird  1431  p.  d.  angesetzt,  die  Krönung  des  ersten  Königs  1350  p.  d. 

1)  Die  ,,Provincia  que  se  llama  Aztlatan"  grenzt  mit  dem  in  der  Nähe  des  Rio 
del  Espiritu  Santo  (bei  Xalisco)  gelegenen  Orte  Omitlan,  wo  Guzman  (1530)  ,, hallo 
ciertos  nahuatatos"  und  Abgesandte  aus  Centiquipaque  (worauf  Samaniego  über  Chia- 
metla nach  Culiacan  zog  und  in  die  "Wüste  gelangten).  Azatlan  (in  einer  Ebene  amFluss)  lag 
zwischen  Omitlan  und  Chiametla.  Die  Mexicaner  wurden  bei  der  Einwanderung  von  Ocelca- 
pan  (Sohn  Ocite's  oder  Mexiti's),  sowie  von  Yopiatzane  und  Iscahui  geführt  (s.  d'Alva). 

2)  iSTach  Gomara  brachte  Nisa  Nachricht  von  der  Biete  Cuidade  de  Cibola,  wo 
die  Häuser  in  Leitern  erstiegen  werden  (mit  Estufa  vor  jedem  Haus,  als  Höhlenge- 
wölbe). Zwischen  Cicuic  (bei  Tiguex)  und  Quivira  trafen  die  Spanier  (zu  Coronado's 
Zeit)  un  nuevo  genero  de  Vacas  (de  ellos  comen,  beben,  visten,  ca^an  y  hacen  muchas 
cosas)  die  Bewohner  von  Quivira  (s.  Gomara).  Bei  Antonio  d'Espejo's  Expedition  in 
Neu-Mexico  fanden  die  Spanier  bei  Cibola  blaue  und  weisse  Helme  (der  Chinesen) 
und  hörten  von  einem  15  Tagereisen  entfernten  Lande,  in  dem  Völker  wohnten,  die 
an  Kleidern  und  Gold  reich  seien  (s.  De  Laet).  Wie  in  Zibola  finden  sich  im  (süd- 
westlich gelegene)  Tukujan  sieben  Flecken  (längs   des  Flusses  Huex  ,, steinerne  Häuser 


458  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

Unter  der  Herrschaft  Quinatzin's  über  die  Chichemeken  kamen 
mit  den  Einwanderern  nach  der  Laguna  von  Chapultepec  die 
Mexicaner  (und  Tlatilulken),  die  den  König  Coxcox  von  Culhua- 
can  (einem  aus  den  Nachkommen  der  Tolteken  gegründete  Reich) 
im  Kriege  unterstützten,  und  als  mit  dessen  Tochter  ihr  König 
Acamapuh  in  Tenochtitlan  vermählt  war,  die  Herrschaft  in  Cul- 
huacan  erlangten  (s.  Botturini).  Die  mit  den  Mexicanern  einge- 
wanderten Teochichimeken  Hessen  sich  in  Tlascalla  nieder.  Vi- 
tzihpustli  (der  dem  Stamm  Mexi's  das  Ziel  seiner  Wanderungen 
ansagte)  wurde  (auf  dem  IMarsche  in  einer  Lade  aus  Rohr  von 
den  Priestern  getragen)  im  Lager  auf  einen  Altar  gestellt,  und  für 
die  Ansiedlungen  befragt,  und  dieser  Dämon  quiso  en  todo  imitar 
a  la  salida  de  Egypto,  y  Camino,  que  hicieron  los  hijos  de  Israel 
(s.  Herrera). 

Als  auf  den  Wanderungen  Viele  der  Mexicaner  in  Tulo  (wo 
sie  durch  Wassercanäle  einen  See  gebildet  und  das  Land  frucht- 
bar gemacht  hatten)  zu  bleiben  wünschten,  erzürnte  sich  der  Gott, 
und  nach  einer  Nacht,  in  der  erschreckende  Geräusche  gehört 
waren,  fanden  sich  am  Morgen  die  Widersacher  der  Priester  todt, 
„abiertos  los  pechos  y  sacados  los  corazones,"  worauf  der  Weiter- 
zug nach  Chapultepec  beschlossen  wurde  (Herrera).  Dort  wurde 
die  als  Königin  erbetene  Tochter  des  Königs  von  Culhuacan  nach 
dem  Opfer  vergöttert  (als  Tocci),  die  Mexicaner  aber  von  dem 
erzürnten  Vater  in  den  See  getrieben,  wo  (durch  Offenbarung 
Vitzlipuztli's),  nachdem  ein  Sohn  der  Zauberin  Malinalco  geopfert 
worden,  auf  einem  aus  dem  Fels  wachsenden  Cactus  ein  Adler 
erschien,  der  (in  einer  Kralle  ein  schönes  Vögelchen  haltend)  den 
Verehrenden  zunickte  (s.  Herrera).  Die  bei  der  Landvertheilung 
Unzufriedenen  wandten  sich  nach  Tlatelulco,  und  um  die  Einig- 
keit herzustellen  (und  den  Frieden  mit  Culuacan)  wurde  der  mexi- 
canische  Fürst  Acamapixtli ^),    als  König,   mit   einer   Tochter  des 

mit  zween  Uebersätzen"),  und  jenseits  des  Flusses  Zikuike  noch  weiter  nördlich  ziehend, 
von  Wüsten  nach  einem  von  Vieh  durchschweiften  Lande  ablenkend,  gelangte  Kornado 
(Coronado)  nach  Quivira  und  kehrte  dann  nach  Kuliakan  zurück  (s  .Dapper).  Ueber  Zivola 
ziehend,  hörte  Coronado  in  Tiguexa,  dass  jenseits  Quivira  der  König  Tatarrax  herrsche  (s, 
Dapper).  Unter  den  Stämmen  in  Konibas  (zwischen  Florida,  Mexico,  Quivira,  Hoche- 
laga  und  Tolin)  sind  die  Avananer  der  mächtigste  (und  daran  stösst  Neu-Granada  oder 
Zibola  mit  sieben  Flecken).  Nach  Dapper  gehörte  Quivira  zu  Neu-Albion  (von  Drake 
entdeckt).  Von  den  Pintados  hörte  Niza,  dass  sich  jenseits  Zibola  die  Reiche  Marata, 
Tonteak  und  Akus  fänden  (s.  Dapper). 

1)  Von  den  20  Häuptlingen  der  Mexicaner  wurde  zum  König  Acamapitzin,  Sohn 


TLATELULCO.  459 

Königs  von  Culuacan  vermählt  (Herrera).  Die  von  den  Mexi- 
canern  in  Mechoaca  zurückgelassene  Zauberin  gründete  Malinalco. 

Als  der  Chichimekenkaiser  Quinantzin  seine  Residenz  nach 
Tezcoco  verlegt  hatte  und  sein  in  Tenayocoan  als  Statthalter  ein- 
gesetzter Onkel  Tenancacaltzin  (mit  Hülfe  des  Königs  von  Azca- 
puzalco)  die  Kaiserkrone  usurpirte,  wendete  sich  Coxcox,  König 
von  Culhuacan  in  seiner  Bedrängniss  durch  die  von  Chalco  her 
sich  ausdehnenden  Xochimilken  um  Hülfe  an  die  Azteken  (unter 
Huitzilihuitl,  Vater  des  Acamapichtli)  in  Chapultepec.  Nachdem 
die  Mexicaner  (für  Culhuacan)  die  Stadt  Xochimilco  erobert  hatten, 
wurden  sie  zur  Zerstörung  Tenayocan's  veranlasst  durch  Aculhua 
(König  der  Azcapujalco),  der  (bei  der  Flucht  Tenancacalzin's)  als 
Kaiser  gekrönt  wurde.  Nachdem  die  Mexicaner  dann  für  Acama- 
pichtli, Bruder  des  Acolhuacan  (König  von  Atzcapuzalco)  die 
Stadt  Culhuacan  erobert,  Hessen  sie  sich  auf  seinem  Gebiet  nieder 
bis  sie  (ihrer  Räubereien  wegen)  unter  Xiuhtemoc  (Nachfolger  des 
Acamapichtli's)  erst  nach  Acatzintitlan  oder  Mexicaltzinco  und 
dann  nach  Nextipac  oder  Ixtacalco  vertrieben  wurden,  obwohl  sie 
ihn  nach  dem  Tode  Huitzilihuitli's  zu  ihrem  Könige  gewählt 
hatten,  trotz  des  Widerspruches  der  Priester.  Als  dann  die  Priester 
aufs  Neue  das  Verlangen  des  aus  der  Urne  redenden  Gottes  nach 
einer  Priesterherrschaft  erklärt  hatten,  trennten  sich  die  Adeligen 
zur  Niederlassung  auf  der  Insel  Xaltelolco  oder  Tlaltelolco  (wo 
sie  mit  Quinantzin's  Bewilligung  von  Aculhua,  König  von  Atz- 
capuzalco, seinen  Sohn  Mixcohuatl  oder  Epcoatzin  zum  Könige 
erhielten),  während  das  von  den  Priestern  geleitete  Volk  das  ver- 
heissene  Zeichen  des  Nopal  (mit  Adler  und  Schlange)  suchte. 

Vor  den  Nahuatl  besetzten  die  Suchimilcos  (gente  de  Semen- 
teros de  flores),  Chalcas  (gente  de  las  bocas),  Tepanecas  (gente 
de  la  puente),  erweitert  bis  Azcapuzalco  (Hormiguero),  Culua  (gente 
curva   vom   krummen  Berg)   in  Tezcuco   das   Thal   der    Seen,  so 


des  Atzteken  Opochtli  (der  von  Tochpanecatl,  Fürst  von  Zumpanco,  stammte)  und  der 
Prinzessin  Atoztli  (aus  Colhuacan),  gewählt  und  mit  Ilancuaitl,  Tochter  des  Acolmitzli, 
(Fürst  von  Coatlichan)  vermählt,  während  die  Tlatelolcer  sich  von  Azcapozalco,  König 
der  Tepanecaner,  seinen  Sohn  Quaquauhpitzahuac  zum  König  erbaten.  Nach  der 
Gründung  Mexico's  baten  die  Mexicaner  um  die  Tochter  des  Königs  von  Culhuacan, 
um  sie  als  Mutter  ihres  Schutzgottes  zu  weihen,  und  vergötterten  sie  (nachdem  sie 
unter  Schinden  geopfert  war)  als  Teteoinau  (die  Mutter  Huitzilopochtli's  und  aller 
Götter).  Nach  Acosta  wurde  Tozi,  Tochter  des  Königs  von  Colhuacan,  als  Schwester 
Huitzilopochtli's  geopfert  (in  Mexico). 


460  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

dass  die  Tlatluicas  (gente  de  la  Sierra)  sich  jenseits  der  Sierra 
nach  Quauhnahuac  (lugar  donde  suena  la  vez  del  Aguila)  oder 
Cuernavaca  zu  ziehen  hatten,  und  die  Tlascala  (gente  de  Pan) 
jenseits  der  Sierra  nevada  im  Osten,  die  Riesen  durch  List  be- 
kämpfend (während  sonst  die  scheuen  Chichimeken  sich  in  Höhlen 
und  Wäldern  verborgen  hatten).  Schliesslich  kamen  die  Mexicaner. 

Nach  dem  Tode  Huetzalin's  oder  Quetzalin's,  der  die  Xochi- 
milken  und  Aquilazco  bis  zur  Ruinenstätte  Tollan's  geführt  hatte, 
folgt  Tlahuil  Teuchtli  bis  Culhuacan,  wo  die  Wanderer  durch  Huetzin 
nach  Teyahualco  getrieben  wurden  und  (nach  der  Plünderung  von 
Culhuacan)  ^)  Erlaubniss  erhielten,  die  Stadt  Xochimilco  zu  bauen. 

Die  Azteken  aus  Atzlan  (am  Wasser)  oder  Aztalixtecan 
(Land  der  Riesen)  wurden  von  Huitzilopochtli  als  Mexiton 
(Mexitil  im  Diminutiv)  oder  Mexcatl  (mi  corazon)  angeredet,  mit 
einem  Ehren-Namen,  wie  ihn  die  Mongolen  erhielten.  Huitzilo- 
pochli  hiess  Mexitil  (Xilti,  ombligo)  oder  Mecitli,  weil  „su  cuna 
fue  el  centro  de  un  maguey",  von  einer  Jungfrau  aus  der  edlen 
Familie    Citli    (libre   y   abuela)    geboren    (E.  Mendoza).     Mexico^) 


1)  Culhuacan  wurde  neben  dem  Tempel  Quilatzli  erbaut,  den  Mixcohuatl-Matzatzin 
in  der  Vereinigung  der  Seen  von  Tenochititlan  und  Xochimilco  gegründet  hatte.  Nach 
Einwanderung  der  Azteken  herrschte  der  Bund  des  (erneueten)  Culhuacan  mit  Azca- 
puzulco  (der  Tepaneken)  und  Tezcuco  (der  Acolhuas)  und  wurde  zeitweis  Tezcuco  von 
den  Tepaneken  beherrscht,  während  nach  dem  Fall  Culhuacan's  sich  die  Azteken  er- 
hoben. Die  von  den  Grenzen  Xaliscos  nach  Aculhua  kommenden  Mexicaner  stellten 
sich  unter  den  Schutz  Atzacaputzalco's  und  eroberten  dann  die  Stadt  Culhuacan. 
Azcapuzulco  wurde  Ameisenhügel  genannt,  wegen  der  zahlreichen  Bevölkerung. 
Tecpantlan  war  Hauptstadt  der  Tzoqui  oder  Teepaneken.  Von  den  verwandten  Te- 
paneken unterdrückt,  erkämpften  die  Acolhuas  von  Tezcuco  ihre  Oberhoheit  (im  Bunde 
mit  den  Mexicanernj  zurück.  Cuernavaca  war  Hauptstadt  der  Tlahuicas,  Acapulco 
war  Hauptstadt  der  Copuixcas.  Zacatula,  Hauptstadt  von  Zacatollan  (an  die  Cuitlateken 
grenzend),  wurde  durch  Tezcuco  erobert  (XV.  Jahrh.).  Neben  den  Ocuiltequas  wohnten 
die  Macaoaquez  (des  Fürsten  Macaoas)  in  Xocatitlan  in  der  Sierra  von  Xocotepetl. 
Die  Meztitlanecas  wohnten  nördlich  von  Tezcuco  (bis  zu  den  Huasteken).  Die  Chi- 
nanteken  oder  Tenez  wohnten  in  Teotitlan.  Nach  Basalenque  Hess  Characu  die  Mat- 
latzingas  die  Stadt  Charo  gründen.  Die  Quachichiles  (Guachichiles  oder  Huachichiles) 
wohnten  bis  Zacatecas  (als  Chichimecas). 

2)  Sieben  Familien  des  Stammes  Mexitzin  gründeten  Mexico.  Mexico  wurde  von 
den  Mexiti  gegründet  (s.  Molinia).  An  der  Stelle,  wo  der  von  dem  Priester  geopferte 
Copil,  Sohn  der  Zauberin  Malinalxochitl  (Schwester  Huitziton's),  ins  "Wasser  geworfen 
war,  erwuchs  der  Nopal,  bei  dem  später  Mexico  gegründet  wurde.  Mexico  wurde 
Tenuhctitlan  von  den  Cactus  (nochtli)  auf  dem  Gründungsplatze  genannt,  und  nach 
dreijähriger  Priesterherrschaft  wurde  der  Greis  Tenuhctzin  zum  Anführer  im  Kriege 
gegen  die  Culhuas    und  Xochimilcos    erwählt.     Die    von    den    Mexicanern    gegründete 


PROPHEZEIUNGEN.  461 

hiess  (bei  den  Otomiten)  Nbonda  (s.  Neve)  und  die  mexicanische 
Sprache:  Na  Nhtamandezna  (die  otomitische :  Na  Nhianhiu). 

Montezuma^)  erinnert  (beiOviedo)  seine  ihm,  wie  seinen  Vorgän- 
gern,   untergebenen  Yasallenfürsten    daran,    dass    ihre  Vorfahren 


Stadt  wurde  nach  Tenuch  (dem  Vornehmsten  ihrer  Fürsten)  Tenochtitlan  (Tenochtitlan- 
Mexico)  genannt  (s.  Mendoza).  Payno  erklärt  Teuhnochtitlan  als  ,,Tunal  de  dios  cerca 
de  las  piedras."  Mexico  war  nach  der  Erscheinung  eines  Mondes  (Mexitli)  bei  seiner 
Gründung  genannt  (nach  Florencia).  Nach  Clavigero  ist  Mexitli  oder  corazon  del 
maguey  (nach  Torquemada)  heiliger  Name  Huitzilopochtli's  (der  der  Stadt  den  Namen 
gab) ,  des  den  Wanderungen  in  einer  Lade  vorangetragenen  Gottes.  Die  Mexicaner 
(in  Aztlan)  zerfielen  in  vier  Stämme,  als  Mexicana,  Hacochcalca,  Chalmeco  und  Cal- 
pilco  oder  in  9  Stämme,  Chalco,  Matlazinco,  Tepaneca,  Malmalca,  Xochmilco,  Cuitla- 
huaca,  Chichimeca,  Mizquica,  Mexica  (s.  Torquemada).  Die  Azteken  waren  von  der 
Zauberin  Quilaztli  begleitet.  Mexico  zerfiel  in  Tenochtitlan  und  Tlatelolco.  Die 
Indianer  am  Curana  hatten  stets  ihre  Götzen  bei  sich,  die  bei  Wasserfahrten  im  Canoe 
geführt  und  auf  Landreisen  von  dem  Priester  auf  einer  Stange  voran  getragen  wurden 
(s.  Coreal).  Die  Tripel-Allianz  zwischen  den  Königen  von  Acolhuacan,  Mexico  und 
Tacuba  (Tlacopan)  sicherte  jeden  gegen  die  beiden  andern  und  alle  drei  gegen  ihre 
Unterthanen  (s.  Clavigero).  Tenia  el  Aguila  en  las  ufias  un  Paxaro  muy  galano  (von 
reich  gefiederten  Vögeln  umgeben)  mit  der  anderen  Kralle  auf  dem  Tunal  sitzend,  als 
Zeichen  Mexico's  (s.  Herrera).  Mexico  wurde  bei  der  Gründung  in  vier  Quartiere  ge- 
theilt,  unter  die  Gottheiten,  als  Capultutco  (s.  Herrera).  Mexico  war  in  vier  Calpulli 
(Quartiere)  getheilt,  als  Teopan  (place  of  God),  Aztacalco  (house  of  the  heron),  Moyotlan 
(place  of  the  mosquito)  and  Cuepopan  (s.  Bandelier).     Aehnlich  Tezcuco. 

1)  Tuvose  noticia  de  la  venida  de  los  cristianos  por  algunos  mercaderes  que  habian 
ido  a  las  ferias  de  estas  costas  Xilanco,  Ulüa,  y  Champoton,  especialmente  cuando 
rescataron  con  Grijalva;  y  asi  tenian  por  muy  ciertas  las  profecias  de  sus  pasados,  que 
esta  tierra  habia  de  ser  poseida  por  los  hijos  del  sol,  demas  de  las  senales  que  hallaban 
en  el  cielo,  de  lo  cual  estaban  todos  con  grandisima  pena  en  considerar  que  se  les 
acercaban  sus  trabajos  y  persecuciones:  acordandose  de  aquellas,  crueles  guerras  y  pesti- 
lentias  que  tuvieron  los  tultecas  sus  pasados  cuando  se  destruyeron,  que  lo  misrao  seria 
con  ellos;  aunque  de  todo  esto  no  le  daba  mucha  pena  a  Mocthecuzoma  por  hallarse 
en  el  mayor  trono,  que  jamas  el  y  sus  pasados  se  habian  visto,  y  teuer  debajo  de  su 
mano  todo  el  imperio;  porque  lo  que  era  de  Tezcoco  y  sus  reinos,  y  provincias,  lo 
mandaba  todo,  pues  que  el  rey  Cacama  era  su  sobrino  y  puesto  por  su  mano,  y  el 
de  Tacuba  era  su  suegro  y  hombre  muy  antiguo,  y  que  ya  no  tenia  fuerzas  para 
poder  gobernar;  y  asi  con  este  gran  poder  que  tenia,  no  creia  que  pudiese  ser  subdito 
de  ningun  principe,  aunque  fuese  el  mayor  del  mundo.  En  el  aiio  de  Ce  Acatl,  cana 
nüm.  lO.  y  a  la  nuestra  15 19,  que  es  en  el  que  senalö  Netzahualcoyotzin  que  se  habia 
de  destruir  el  imperio  Chichimeca,  enviö  Teopiti ,  o  Teuhtlile  gobernador  de  Mocthe- 
cuzoma, que  era  de  Cotaztlatl,  ö  Cuetlachtlan  sus  mensageros  por  la  posta,  y  en  un 
dia  y  una  noche  trajeron  una  pintura  con  el  aviso  de  la  venida  de  los  espaiioles,  y 
como  que  rian  verle ,  que  venian  por  embajadores  del  emperador  D.  Carlos  nuestro 
senor,  y  en  la  pintura  venian  pintados  los  trajes  y  la  traza  de  los  hombres,  y  la  can- 
tidad  de  ellos,  armas  y  caballos  y  navios,  con  todo  lo  demas  que  traian  (Alva  Ixt- 
lilxochitl).    In  Peru  erinnerte  man  sich  Huayna  Capac's  Prophezeiungen. 


462  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

aus  einem  fernen  Lande  (muy  lexana  tierra)  zu  ihrem  Wohnort^) 
gebracht  seien  durch  einen  Häupüing,  der,  als  er  sie  bei  seiner 
Rückkehr  mit  den  Frauen  des  Landes  verheirathet  und  seiner 
Aufforderung,  ihm  zu  folgen,  ungehorsam  fand,  bei  seinem  Fort- 
zuge den  Ausspruch  hinterliess,  dass  er  mit  genügender  IMacht 
zurückkehren  würde,  um  sie  wieder  in  seine  Gewalt  zu  bringen 
(wie  es  jetzt  durch  die  Spanier  geschehen  sei). 

Nach  dem  Tode  Huitzilihuitl's,  König  der  Mexikaner  in  Cha- 
pultepec,  usurpirten  die  Priester  die  Herrschaft  (indem  Huitzilo- 
pochtli  aus  seiner  Todtenurne  redete  und  Gebote  gab),  bis  sich 
das  Volk  (bei  der  Unmündigkeit  des  Acamapichtli,  als  Sohn 
Huitzilihuitl's)  der  LIerrschaft  des  Xuihtemoctevoac,  Königs  von 
Culhuacan,  unterwarf.  Als  sie  aber  dort  (wegen  steter  Räube- 
reien) vertrieben  wurden,  legten  die  Priester  oder  Tlamacazquis 
dies  als  eine  Strafe  Gottes  aus,  der  sein  Volk  durch  die  Priester 
regiert  wünschte,  während  sie  wiederholt  sich  einen  König  ein- 
gesetzt hatten,  und  deshalb  ein  abgelegener  Ort  für  ungestörte 
Priesterherrschaft  gesucht  werden  müsse  (s.  Veytia). 

Nachdem  die  Priester  Quauhcohuatl  und  Axolohua  auf  einer 
Insel  (neben  Tlatelolco  der  Adeligen)  für  die  Gemeinen  das  durch 
Huitzilopochtli  verheissene  Zeichen  des  Nopal's  (mit  Adler  und 
Schlange)  gefunden  hatten,  wurde  dort  die  Stadt  Mexico  gebaut 
und  unter  der  Gottesherrschaft  der  Priester,  als  weltlicher  Statt- 
halter, der  Greis  Tenuhctzin  (in  Mexico  Tenuhctitlan)  erwählt,  bei 
dessen  Tode  (nach  einem  Interregnum  von  vier  Jahren)  die  Krone 
(trotz  des  Widerspruchs  der  Priester)  dem  Acamapichtli  (Sohn 
des  Huitzilihuitl),  der  bei  dem  Tode  Xiuchtemoc's  auf  den  Thron 
von  Culhuacan  gefolgt  w^ar,  angeboten  wurde,  worauf  derselbe 
seine  Residenz  von  Culhuacan  nach  Mexico  verlegte. 

Der  Toltekenfürst  Huetzin  hatte  sich  nach  Chapultepec  zu- 
rückgezogen und  flüchtete  (bei  Zerstörung  dieses  Platzes  durch 
die  Chichimeken)  durch  Mechoacan  nach  Aztlan,  wo  sein  Sohn 
Ozolopan  folgte  und  dann  sein  Enkel  Atzlal,  Vater  des  Ozolopan  II, 
der  die  Mexicaner  oder  Mezeten  (mit  dem  Gott  Huitzilopochtli) 
nach  Aculhua  führte  (]\Iexico  zu  gründen).  Techotlalatzin,  Sohn 
des  Quinantzin,  führte  die  Nahuatl-Sprache  bei  den  Chichimeken 
ein  (^s.  Ixtlilxochitl).  Zu  den  Otomiten  (von  dem  Häuptling  Oton 
stammend)    gehörten    die  Matlaltzincas  und  die  Mazahuas.     Nach 


1)  Y  los  truxo  un  Senor,  que  en  ella  los  dexö,  cuyos  vasallos  todos  eran. 


THEOCRATIE.  463 

Veytia  wanderten^)    (von  den  Tolteken    vertrieben)    die  Olmeken 
und  Xicalanka  von  Anahuac  nach  Yucatan. 

Nach  dem  Tode  Acamapichtli's  erneuerten  die  Priester  die 
Ansprüche  auf  eine  Theocratie  während  eines  viermonatHchen 
Interregnums,  indem  die  Herrschaft  dem  Senat  verbleiben  und 
nur  ein  Kriegsanführer  gewählt  werden  sollte.  Da  indess  die  könig- 
liche Partei  den  Ausschlag  gab,  wurde  Huitzilihuitl  (Sohn  des  Aca- 
mapichtli)  auf  den  Thron  erhoben,  zugleich  jedoch  sein  Bruder  Itz- 
cohuatl  (Ixcohuatl)  Quatlecohuatzin  zum  Feldhauptmann  (Tlacochal- 
catl)  eingesetzt  (s.  Veytia).  Nach  dem  Tode  Huitzilihuitli's  wurde 
durch  den  Senat  sein  Bruder  Chimalpopoca  zum  König  erwählt, 
indem  Ixtlilxochitl  (Kaiser  von  Tezcuco)  und  Tezozomoc  (in  Acol- 
huan)^)  Anzeige  gemacht  wurde.     Ixcohuatl  (Bruder  des  Chimal- 


1)  Nach  der  Ansiedelung  XoloÜ's  wanderten  die  Häuptlinge  Xicotecua,  Xiyot- 
zoncua,  Xacatlitechcochi,  Huihuatzin,  Tepotzoteuca  und  Itzcuintecua  ein,  und  dann 
kamen  die  Acolhuas  (d'Alva).  Huexotzinco  war  von  den  Teochicliimeken  gegründet. 
Teo-Colhuacan  war  die  Hauptstadt  der  Tarahumaras  in  Chihuahua.  Die  Calpas  und 
Huexotzingos,  durch  deren  Bund  die  Quauhquecholtecas  vertrieben  wurden ,  stammten 
aus  Ocopetlayoca  (Thoxmilco)  oder  Tuclimilco  (s.  Torquemada).  Nach  d'Alva  ver- 
breitete sich  die  Auswanderung  der  Tolteken  bis  Nicaragua.  Nach  Torquemada  Hessen 
sich  flüchtige  Tolteken  in  Guatemala  nieder  an  der  Küste  von  Tepilhan  und  Cam- 
peche. Die  unter  Totepeuch  eingewanderten  Chichimeken,  die  sich  in  Tula  unter 
König  Topil  vereinigten,  erwählten  (nach  dem  Interregnum  bei  seinem  Tode)  zwei 
Könige,  Demac,  der  nach  der  Küste  zog,  und  Nauhiocin,  der  sich  am  mexicanischen 
See  niederliess,  wo  ihm  Quauhtexpetatl  folgte  (s.  Gomara).  Auf  Teuch,  unter  welchem 
Culhuacan  und  Tenyaucan  von  den  Mexicanern  erobert  wurde,  folgt  Acamapich  (bei 
Purchas).  Amaquemecam  findet  sich  neben  Chalco  (bei  Torquemada).  Los  Cholutecas 
se  llaman  por  excelencia  grandes  Tultecas,  porque  son  grandes  artifices  (Torquemada). 
Die  Tolteken  zogen  von  Xalisco  über  Zacatlan  nach  Tollantzingo.  Nach  Duran  war 
Teo-Culhuacan  oder  Aztlan  (das  Land  der  Sieben  Höhlen)  mit  Florida  verbunden. 
Nach  Madison  kamen  die  Azteken  von  Ohio  (wo  sie  die  Erdarbeiter  zurückliessen). 
Die  Colhuac  fanden  sich  unter  den  Einwanderern  aus  Aztlan  oder  Teo-Aco7huacan, 
denen  die  von  Xolotl  in  seine  Familie  aufgenommenen  Acolhuas  folgten.  Buschmann 
erklärt  Olmecatl  als  Bewohner  der  Stadt  Olman.  Camargo  lässt  die  Olmeken  und 
Xicalanken  (in  Begleitung  der  Zacateken)  von  den  sieben  Höhlen  ausziehen  (bis  Tlascala). 
Cabrera  hält  die  Gegend  von  Palenque  für  das  Königreich  Amaguecan  (der  mexicanischen 
Sagen),  woraus  der  Culturheros  Votan  vertrieben  wurde.  Der  im  Streit  mit  seinem 
Bruder  in  Echi  (Quivir  oder  Teucan)  oder  Tholman  durch  seinen  Gott  Fortgeführte, 
gelangte  (mit  den  Gattinnen  Tezcathpuca,  Yhim  und  Cylopuchtli)  über  Culiacan  in  das 
mit  Metl-Bäumen  gefüllte  Thal  von  Metl-Echic  oder  Mexico  (s.  Thevet). 

2)  Die  vereinigten  Chichimeken  und  Acolhuer  (zusammen  Acolhuer  genannt),  zur 
Blüthezeit  ihrer  Macht  (141 8)  von  den  Tepaneken  (ein  Stamm  der  nach  den  Chichi- 
meken und  gleichzei:jig  mit  den  Acolhuern  eingewanderten  Nahuatlaken  oder  Anahuat- 
laken)  unterjocht,    befreiten    sich   unter  Nezalhuatcoyatl    mit  Hülfe   der  Azteken  (ihrer 


464  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

popoca)  bekleidet  auch  hier  die  Stelle  des  Tlacochcalcatl  oder 
Feldhauptmanns. 

Nachdem  Quinantzin  ^)  (der  die  Residenz  von  Tenayocan  nach 
Tezcuco  verlegte)  die  Empörungen  unterdrückt  und  von  Acolhua, 
König  in  Azcapuzalco,  die  dem  Usurpator  Tenancacaltzin  in  Tena- 
yocan abgenommene  Kaiserkrone  (trotz  des  Widerspruchs  seines 
Sohnes  Tetzotzomoc,  der  damit  das  ihm  verliehene  Tenayocan 
wieder  abtreten  musste)  zurückerstattet  erhalten  hatte,  kamen  aus 
den  Südküsten  (jenseits  Misteca)  die  von  zerstreuten  Tolteken 
stammenden  Tailotlacas  (unter  Itempantzin)  und  wurden  von  Qui- 
nantzin in  dem  Tlailotlan  genannten  Quartier  angesiedelt  (Veytia). 

Nachdem  Tezozomoc  (von  Atzcaputzalco)  das  Chichimeken- 
reich  in  Tezucco  gestürzt  hatte,    verband  er  mit  sich  in  der  Re- 


Untergebenen  und  Verbündeten,  die  anfangs  den  zu  den  Naliuatlaken  gehörigen  Col- 
huanern  dienstbar  gewesen)  und  zerstörten  Azcapuzalco,  worauf  Tezcuco  mit  (dem 
später  mächtiger  werdenden)  Mexico  und  Tlacapan  einen  Staatenbund  bildeten.  Bei 
dem  Streit  um  die  Bündel  wählten  die  Tlaltelolcer  den  kostbaren  Stein,  während 
Huitziton  die  Tenuchcas  lehrte,  auf  den  zwei  Hölzern  Feuer  zu  reiben.  Moquihuiz, 
König  von  Tlatelulco  (mit  König  Axayacatl  in  Tenochtitlan  verschwägert),  baute  den 
Tempel  Cohuaxotl  für  die  alten  Culhuas  oder  Chichimeca.  Die  früher  (wie  die  Mexi- 
caner)  Azteken  genannten  Tlatelulca  trennten  sich  von  den  Tenuchcanern  und  erhielten 
von  Tezozomoctli  in  Azcaputzalco  den  König  Quahuautizahual.  Die  von  den  Te- 
nuchcas oder  Aztekas  abgetrennten  Tlatelulcanas  (oder  Azteken) ,  auf  ihrem  Wege 
durch  einen  Windstoss  geleitet,  erhielten  auf  ihr  Verlangen  von  Tezozomoctli,  König 
der  Tepanecos  in  Azcapotzalco,  seinen  Sohn  Quahuautizahual  als  König  (s.  Galvez). 
Tlacateötzin  (König  in  Tlatelolco),  der  siegreiche  Feldzüge  für  Tezozomoc  geführt 
hatte ,  wurde ,  weil  den  zweiten  Sohn  Tayauh  (den  sein  Vater  zum  Nachfolger  von 
Acapozalco  bestimmt  hatte)  begünstigend,  nach  dessen  Ermordung  durch  seinen  älteren 
Bruder  Maxtla  (der  die  Frau  des  Chimalpopoca,  Königs  von  Mexico,  entehrt  hatte) 
verfolgt  und  auf  der  Flucht  getödtet,  Chimalpopoca  aber  gefangen.  Der  mexikanische 
König  Axajacatl  eroberte  im  Süden  Tehuantepec  und  später  Tlatimalojan  und  die 
Grenze  Michoacan's.  Unter  Montezuma  I.  (Vorgänger  des  Axajacatl)  eroberte  in  sei- 
nem Auftrage  Moquihuix  (König  in  Tlalelolco)  das  am  mexicanischen  Busen  gelegene 
Land  Cuetlachtlan  oder  Cotasta.  Von  seinem  Schwager  Axayaca,  König  in  Mexico, 
besiegt,  stürzte  sich  Moquivixth  (letzter  König  von  Tlaltelolco)  von  den  Stufen  des 
grossen  Tempels  (s.  Sahagun)  und  seitdem  wurde  die  Kaufmannsgilde  in  Tlaltelolco 
von  zwei  Consuln  regiert  (nach  Veytia),  bis  Axayacatl  einen  Statthalter  einsetzte. 

2)  Auf  Techotlatatzin  (Nachfolger  Quinantzin's  in  Tezcoco)  folgte  Ixtlixochitl 
(Vater  des  Nezahualcoyotl),  der  durch  die  Empörung  Tezotzomoc's,  Königs  von  Azca- 
puzalco (im  Bunde  mit  Chimalpopoca  in  Mexico  und  Tlacateötzin  in  Tlatelolco)  ver- 
trieben wurde,  bis  der  flüchtige  Nezahualcoyotl  durch  den  Beschluss  des  Volkes  von 
Chalco  (dem  der  König  TotzintecuhtU  den  Gesandten  zur  Entscheidung  überlassen 
hatte),  mit  einem  Heer  ausgerüstet  (von  Mexico  unterstützt)  den  König  Maxtla  (Nach- 
folger des  Tezozomoc)  stürzte,  die  Tepanecen  Acapuzalco's  besiegend. 


NEZAHUALCOYOTL.  465 

gierung  die  Fürsten  von  Cohuatlichan  und  Acolman.  Als  die 
Tepaneken  in  Cuyoacan  unter  den  Völkern  Anahuac's  einen  Bund 
gegen  die  Mexicaner  bilden  wollten,  sagte  sich  Netzahualcoyotl  in 
Tezcuco  ^)  davon  los,  weil  den  Mexikanern  die  Zukunft  gehöre 
(s.  Tezozomoc). 

Der  Gesetzgeber  (Architect  und  Verfasser  von  Elegien)  Netza- 
hualcoyotzin  (oder  Yoyontzin),  (der  vor  seiner  Thronbesteigung 
viel  Fährlichkeiten  auf  der  Flucht  zu  bestehen  gehabt)  gab  den 
Tlascalanern  geheimen  Auftrag,  den  Edlen  Quauhquauhtzin  (in 
dessen  Pflegekind  Azcalxochitzin  er  sich  verliebt)  in  der  Schlacht 
zu  tödten  und  musste  seinen  aufständischen  Sohn  Tehzauhpiltzintli 
hinrichten  lassen  (so  aus  der  Geschichte  eines  andern  Psalmen- 
Sängers  die  Namen  Bethseba  und  Absalon  in  seine  Lebensver- 
hältnisse übersetzend).  Netzahualcayotl,  der  seine  heiligen  Gesänge 
in  dem  Landhaus  von  Tezcotzinco  abfasste,  musste  (obwohl  den 
blutigen  Opfern  abgeneigt)  den  Bau  mexikanischer  Tempel  in 
Tezcuco  gestatten,  ihnen  gegenüber  dem  unbekannten  Gott  eine 
vierstöckige  Pyramide  errichtend,  in  neun  Terrassen,  gekrönt  von 
der  zehnten,  als  Himmel  (im  schwarzen  Grund  mit  Sternen).      Der 


^)  In  dem  Bunde  mit  Otompan  (mit  Tezcuco  und  Teotihuacan)  und  Tollan  nahm 
Culhuacan  den  ersten  Platz  ein.  Zum  Schutz  des  Netzahualpiltzintli,  Sohn  des  Netza- 
hualcoyotl, residirte  Axayacatyn,  König  von  Mexico,  eine  Zeitlang  in  Tezcuco.  Nach- 
dem die  Azteken  die  Tezcoker  in  Besiegung  der  Tepaneker  unterstützt  (und  dann  die 
Oberherrschaft  erhalten  hatten),  bildete  sich  der  Bund  zwischen  Mexico,  Tezcuco  und 
Tlacopan,  Tezcatlipocatl  (Sohn  des  Mixcohuatl)  gründete  Tezcuco.  Nachdem  Tezozo- 
mac  in  Acapuzalco  (als  in  der  Verwandtschaft  dem  grossen  Xolotl  näher)  den  Kaiser 
Ixtlilxochitl  in  Tezcuco  gestürzt  hatte,  Hess  er  durch  den  Feldherrn  Huitziltetzin  bei 
dem  alten  Tempel  der  Tolteken  in  Quauhyacac  sein  Mandat  proclamiren,  wodurch  in 
Tezcuco  die  Tolteken  unter  Tlotzin  und  die  Chichimeken  unter  Chicatzin  Quinantzin 
gestellt  wurden  (s.  Veytia).  Die  Xuchiltepeken  und  Icpactepeken  w^urden  durch  Monte- 
zuma  unterworfen.  Axayacatl  sandte  ein  Heer  gegen  die  Provinz  Xuchiltepec  in  Gua- 
temala. Gleichzeitig  mit  Motecuh9uma  in  Mexico  herrschte  Nezahualpilli  in  Tetzcuco 
und  Tatoanihuatzin  in  Tlacapan  (Torquemada).  Nachdem  Ixtlilxochitl  (Sohn  des  Te- 
chotlalatzin)  gegen  die  Aufständischen  gefallen  (und  sein  Sohn  Netzahualcoyotl,  Vater 
des  Netzahualpilli,  geflohen  war),  setzte  Tetzotzomoc  (König  von  Azcapotzalco)  in 
Tezcuco  zwei  Gouverneure  ein  (bei  einem  alten  Tempel  der  Tolteken) ,  uno  de  la 
misma  nacion  tolteca  llamado  Tlotzin  y  otro  de  la  chichimeca,  llamado  Chicatzin 
Quinantzin  (s.  Boturini)  1418  p.  d.  Ixtlilxochitl  Hess  durch  Tazatzin  (Hohenpriester 
am  Tempel  zu  Huexotla)  und  Talhuacanamatzin  (Hohenpriester  am  Tempel  zu  Cohuat- 
lican)  in  Huexotla  seinen  Sohn  Nezahualcoyotl  (fastender  Prairien-Wolf)  zum  Nach- 
folger (als  Kaiser  in  Tezcuco)  weihen.  Die  Huasteken  wurden  durch  Nezalhualcoyotl 
von  Tezcuco  unterworfen. 

Biistian,   America.  QQ 


466  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

Frühlingsgesang  (Xompacuicatl)  enthielt  die  Prophezeiungen 
Netzahualcoyotzin's. 

Die  Colhuas^)  besiegten  Xochimilco  mit  Hilfe  der  Azteken, 
die  dann,  durch  Menschenopfer  schreckend,  vertrieben  wurden  und 
Mexico  gründeten,  wo  die  zur  Vergötterung  (als  Mutter  Huitzilo- 
pochtli's)  erbetene  Prinzessin  aus  Colhua  geschunden  wurde  (s. 
Clavigero). 

Während  der  inneren  Kriege  der  Teo-Chichimeken  in  Ahua- 
yopan,  trennte  sich  der  Häuptling  Itzcohuatl,  um  in  Zacatlan  zu 
siedeln.  Die  von  dem  Berg  Poyauhtlan  (östlich  von  Tezcuco) 
auswandernden  Tlascalteken  Hessen  sich  zum  Theil  am  Vulcan 
von  Orizaba  nieder. 

Auf  die  Aculhuas  (nach  den  Chichimeken)  folgend,  zogen 
(von  den  Chalmecas,  Tepanecas,  Xochimilcas  und  Tlalhuicas  ge- 
trennt) die  Hulmecas  (mit  den  Xicalancas)  von  Xochimilco  (Xochi- 
milco) über  Atlixco,  Calpan  und  Huexotzinco  nach  Tlascala  (s.  Tor- 
quemada).  Während  Coxanatecuhtli  über  die  Ulmecas  in  Tlascala 
herrschte,  wurden  die  Teochichimeken  von  Chimal  dorthin  ge- 
führt (s.  Galvez).  Die  in  Poyauhtlan  gesiedelten  Teochichimeken 
zogen,  obwohl  siegreich  über  die  angreifenden  Aculhuas  und 
Tepanecas,  auf  Gebot  ihres  Gottes  Camaxtli  (Teotlixco  Anahuac 
im  Osten  suchend)  mit  Führer  Tezcuco's  nach  Tlascala  (Tor- 
quemada.) 

Tlotzin  Pochotl  (Kaiser  von  Tenayocan)  setzte  seinen  Sohn 
Quihquetzaltzin  oder  Culhua  Tecuhtli  Quanex  (el  caballero  Culhua 
que  es  cabeza  nach  siamesischer  Phraseologie)  in  Tlascalla^)  ein 
(s.  Veytia),  wo   später  die  Teochichimeken  einwanderten. 


^)  Nezahualcoyotl  (Haupt  aller  Aculhuas) ,  der  als  König  über  die  Tezcucer  von 
Culhuacan  herrschte,  wurde  durch  Montezuma  (den  Alten),  König  von  Mexico  (in 
Tecziztlan)  zur  Abtretung  der  warmen  Länder  in  Tlahuic  (Oaxaca)  gezwungen, 

2)  Xiuquetzaltzin,  Sohn  des  Chichimekenkönigs  Tlotzin,  gründete  (nach  Belehnung 
mit  dem  Fürstenthum  Tlascala)  Tepetipac.  Die  (mit  den  Nahuas  gleichzeitigen)  Teo- 
Chichimecen,  auf  dem  AVege  von  Chicomoztoc  (s.  Camargo)  bis  Tezcuco  (um  dann  in 
Tlascala  zu  siedeln),  kämpften  in  Teo-Huiznahuac  mit  der  Königin  Coatlicue.  Die 
bei  der  Fluth  im  Tlaptlipetlacalli  (casa  como  arca  cerrada)  genannten  Boot  geretteten 
Personen  (8  an  Zahl)  bauten  zum  Gedächtniss  den  Thurm  Zacuali,  bei  dem  sich  die 
Sprache  verwirrte  (bei  den  Tlascalteken).  Tepanahuaste  (el  Senor  del  palo  hueco)  war 
(als  Stammherr  der  Chiapas)  beim  Bau  der  grossen  Mauer  und  der  Sprachverwirrung 
zugegen  (s.  Veytia).  Malinche  (Matlalcuey  der  Sierra  de  Tlascala)  wanderte  lange 
umher,  bis  sie  sich  auf  Einladung  der  Tlascalteken  westlich  von  Pinar  zwischen  Tlata- 
panga  und  Amazoque  niederliess.     Gleichzeitig   mit   den  (unter  Xochimilco)  aus  Aqui- 


CAMAXTLI.  467 

Nach  der  Schlacht  von  Payauhtlan  ^)  (worin  Quinantzin,  Kai- 
ser von  Tezcoco  seinen  aufständischen  Sohn  besiegte)  gründete 
der  Flüchtige  die  Stadt  Tlascalla  neben  dem  alten  (^Tezcaltipec) 
Tepeticpac,  wo  Ouetzalcoatl  gelehrt  hatte. 

Die  Tlascaler  bewahrten  (als  Augurium  im  Kriege)  die  Pfeile 
ihrer  Vorfahren,  die  sie  bei  ihrer  Auswanderung  aus  Nordwesten 
während  der  Schifffahrt  von  dem  ältesten  Häuptling  erhalten 
hatten. 

Bei  den  Tlascalanern  waren  zwei  Pfeile  heilig,  die  aus  dem 
Besitz  der  beiden  Häuptlinge  der  Einwanderung,  zum  Losen  vor 
dem  Kriege  dienten  (s.  Torquemada). 

Nachdem  der  (später  als  Camaxtli  vergötterte)  ^lixcohua  (König 
von  Culhuacan)  die  Olmeken  in  Chlachiuhapan  oder  Tlascala  be- 
kämpft hatte,  flüchtete  (von  Tollan  durch  Tezcatlipoca  oder  Hue- 
mac  vertrieben)  Ceacatl  Quetzalcoatl  (Sohn  Camaxtli's)  nach  Cho- 
lula.  Als  nach  Einwanderung  der  Chichimeco  -  Tolteken  oder 
Tolteco-Chichimeken  (aus  dem  im  Kampf  mit  Maxtlatzin  zerstörten 
Tula)  einige  Horden  der  (gleichzeitig  mit  den  Nahuatlaken)  nach 
Anahuac  eingewanderten  Teochichimeken  gefolgt  waren,  kamen 
dann  die  von  dem  König  von  Tezcuco  in  Payauhtlan  angesiedel- 
ten Teo-Chichimeken  in  ihrer  Hauptmacht,  als  sie  dort  durch  den 
Bund  der  umliegenden  Städte  (ihrer  Räubereien  wegen)  bedrängt 
wurden  (1272  p.  d.)  nach  den  Bergen  von  Tlalocan  (auf  Rath  des 


lazco  ausgewanderten  Toltekensprösslingen ,  die  bei  Clialco  siedelnd  die  Stadt  Xoclii- 
milco  gründeten,  kamen  die  Mejicaner  nach  Cliapultepec  und  die  Teocliichimeken  nach 
Tlascala  (s.  Veytia).  Aus  Atrisco  oder  Huehuequauhquecholla  (bei  Puebla)  durch  die 
von  den  Huexotcingas  unterstützten  Calpas  aus  Tuchmilco  oder  Tocmilco  (Ocopet- 
layoia  stammend)  vertrieben,  gründeten  die  Quauhquecholtecas  die  Stadt  Quauhque- 
cholla  (Torquemada). 

1)  Die  Huexotxincas  (im  Bunde  mit  den  Tepanecas)  wurden  (1355  p.  d.)  von  den 
Tlascalanern  besiegt  (in  der  Schlacht  von  Poyauhtlan).  Nach  Besiegung  der  Huexot- 
zincas  wurde  Tlaxcalan  gegründet  (1384).  Die  Bewohner  Tlascala's  wurden  Otomis 
genannt  (Sahagun).  In  Tecoac  bewachten  die  Otomies  die  Grenze  von  Quauhtexcalla 
oder  Texcalla  (Tlascalla).  Die  Tlaxcalteken  (Tlascalaner)  zwangen  die  friedlichen  Otomie  zu 
Kriegsdiensten.  Nach  der  Vertheidigung  der  Grenzen  gegen  die  Mexicaner  wurden  die 
Otomiten  von  den  Tlascalern  zu  Heirathen  zugelassen.  Die  Tlascalla  umgebende 
Mauer  war  von  den  Mexicanern  gegen  die  Einfälle  von  dort  gebaut  (Gomara).  Der 
vor  Tezozomac  flüchtige  Nezahualcoyotl  fand  Aufnahme  in  Huexatzinco  und  in  Tlas- 
callan.  Die  Totonaken  (mit  Tlascalanern  verbündet)  wurden  (als  sie  die  aufständischen 
Huasteken  unterstützten)  von  Ahuitzotl  unterworfen.  In  Tlascalla  (Casa  de  Barranca) 
wurde  neben  Camaxtli  oder  Mixcoatl  (in  Ocotelulco)  Motlalcueye,  der  Gott  des 
Wassers,  und  Otetochtli,  als  Gott  der  Trunkenheit,   verehrt  (^Gomara). 

30* 


468  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

Gottes  Camaxtli)  und  (nach  Besiegung  der  Cholula-Fürsten  Tla- 
chiach  und  Aquiach)  Hess  sich  unter  ihren  Fürsten  der  HäuptHng 
Quanez  (Colhua-TeuctH-Quanez)  bei  Tepeticpac  nieder,  die  Stadt 
Texcalticpal  (Texcalla  oder  Tlaxcallan)  oder  Tlascala^)  bauend. 
Dort  durch  die  übrigen  Colonien  der  Chichimeken  unter  Führung 
Xiuhtlehui's  (Fürsten  in  Huexotzinco)  angegriffen  (gegen  ihre 
Ansprüche  auf  Oberhoheit),  errangen  die  (anfänglich  besiegten) 
Tlascalaner  unter  Quanez  (mit  Hülfe  des  von  dem  König  von  Tezcuco 
gesendeten  Feldherrn  Chinametl)  den  Sieg  (da  die  ihren  Feinden 
von  Coxcoxtli,  König  in  Culhuacan,  versprochene  Hülfe  sich  un- 
thätig  verhielt)  und  seitdem  begehrte  Tlascala  die  Hegemonie, 
die  Priester  Cholula's  (wo  Quetzalcoatl  als  Sohn  Camaxtli's  be- 
trachtet wurde)  gegen  die  Chichimeken  von  Quauhquelchula 
schützend  (129g  p.  d.). 

Die  Tlascalaner  werden    häufig    in    gleicher  Reihe    mit    den 
übrigen  der  zaO^'  t^o^riv  so    genannten  Nahuatl-Stämme    genannt, 


1)  Das  Gebiet  Tlascala's  war  von  einer  Mauer  umzogen,  wie  ähnlich  in  Serbien 
(und  auch  africanischen  Besitzthümern).  Bei  der  Einwanderung  der  Chichimeken  (nach 
dem  Fall  Tula's)  zogen  (beim  ^  Tode  Huemac's  III.)  die  Chichimeco-Tolteken  (unter 
Icxicohuatl,  Quetzaltehueyac,  Tatolohuitzil  u.  A.  m.)  östlich  und  traten  in  den  Dienst 
der  Fürsten  Tlachiach  und  Aquiach  in  Cholula,  bis  sie  (auf  Rath  des  Nationalgottes 
Tezcatlipoca)  bei  einem  Fest  ihre  Herren  niedermetzelten  und  sich  Cholula's  bemäch- 
tigten, worauf  die  Vertriebenen  neue  Staaten  gründeten  vom  mexicanischen  Golf  bis 
Acapulco.  Nach  der  Flucht  Topiltzin  Acxitl's  verschanzte  sich  der  Toltekenfürst 
Maxtlatzin  unter  den  Ruinen  von  Tula,  während  die  Chichimeken  (als  Toltec-Chichi- 
meken  und  Nonohualcos)  den  Knaben  Matlacxochitl  als  Huemac  III.  krönten,  und  als 
dann  zwischen  den  beiden  Horden  der  Chichimeken  unter  Huehuetzin  und  Icxicohuatl 
(den  Dienern  Tezcatlipoca's  unter  Yaotl)  und  Maxtlatzin  Krieg  ausbrach,  wurde  Tula 
schliesslich  verlassen  (1064  p.  d.).  Der  auf  dem  Stein  Tehuehuetl  büssende  Eremit 
Yappan  wurde  von  dem  durch  die  erschreckten  Götter  über  ihn  gesetzten  Spion  Yaotl 
(Feind)  verrathen,  als  durch  die  Frau  Tlahuitzin  (als  Göttin  Tlazolteotl)  verführt  (s, 
Boturini).  Als  die  Nachkommen  von  Quetzalcoatl's  Hohepriestern  Iztantzin  und  Nacaz- 
pipilolxochi ,  durch  die  Teo-Chichimeken  aus  Cholula  vertrieben  waren ,  wandten  sie 
sich  an  Coxcoxtli  (König  von  Culhuacan)  um  Hülfe  und  wurden  dann  mit  Unter- 
stützung der  Tlascalteken  und  ihrer  Bundesgenossen,  durch  welche  die  Teo-Chichimeken 
von  Quauhquelchula  (nebst  denen  von  Cuetlaxcoapan  und  Ayotzinco)  besiegt  wurden, 
nach  Cholula  zurückgeführt,  wo  das  Hohepriesterthum  Iztantzin  im  Dienst  Quezcalcoatl's 
(des  Sohnes  von  Camaxtli)  wieder  hergestellt  wurde  (1280  p.  d.).  Nach  Veytia  be- 
siegte Xiuhtemoc  (König  von  Culhuacan)  in  Verbindung  mit  Nacazpipilolxochi  die 
Fürsten  von  Quaxihquelchula  (von  Cuetlaxcoapan  und  Ayotzinco),  durch  welche  Izta- 
mantzin  oder  (nach  Ixtlilxochitl)  Iztamatzin  (Yztacima),  der  Hohepriester  Cholula's, 
bedrängt  war,  und  stellte  die  priesterliche  Macht  (neben  einem  Rath  von  Edlen  mit 
dem  Kriegerfürsten)  wieder  her. 


TLASCALA.  469 

welche  (den  Acolhuas  folgend)  die  Reihe  der  Einwanderungen 
mit  Errichtung  der  mexikanischen  Herrschaft  abschliessen.  Und 
dafür  datirt  die  genealogische  Zusammenstellung  aus  der  Zeit  des 
als  Staat  bereits  begründeten  (und  so  anerkannten)  Tlascala. 

Andere  Darstellungen  dagegen  gehen  auf  die  Vorstadien  zurück, 
ehe  noch  die  eintretenden  Wandervölker  der  Chichimeken  zu  festen 
Ansiedelungen  übergegangen  waren,  und  dann  erscheinen  neben 
den  Nahoas  noch  die  Teo-Chichimeken,  die,  weil  in  Anahuac  keinen 
Raum  mehr  findend,  das  scheidende  Grenzgebirge  nach  Osten 
kreuzen.  Dass  indess  die  ihnen  gegenüber  als  Nahoas  bezeichne- 
ten Stämme  im  Grunde  ebenfalls  unter  die  Chichimeken  einbe- 
griffen waren,  und  sich  damals  von  diesen  nur  durch  den  bei 
ihnen,  in  der  Nähe  der  Cultur-Centren,  rascher  zum  Durchbruch 
gekommenen  Umwandlungsprocess  unterschieden,  geht  daraus 
hervor,  dass  der  Stammherr  der  Mexicaner  mit  seinem  ursprüng- 
lichen Namen  als  Chichimecatl  auftritt,  und  erst  in  Folge  einer 
Legende  die  classischere  Form  des  Aculhuatli  annimmt. 

Gleich  den  (den  Otomiten  verwandten)  Mecos  ^)  in  Mechoacan 
stellten  die  Mixes  (oder  Mijes)  unter  den  von  ihnen  zu  Mixtecas 
veränderten  Zapoteken  (der  Faches)  einen  eingeborenen  Stamm 
dar,  von  dem  das  schreiende  Sprechen^)  der  (in  Guatemala)  die 
Mexicaner  repräsentirenden  Yaqui  (bei  Culiacan)  erwähnt  wird, 
und  sie  führen  auf  den  auch  den  Matlatzincas  beigelegten  Gott 
Mixcohuatl  ^),  der  als  Stammherr  in  Iztac-Mixcohuatl  erscheint  und 
im  Tempel  Micohuapan  an  seiner  Seite  die  Göttin  Cihuacohuatl 
erhielt,  die  Erste,  die  auf  Erden  gebar,  und  also  die  Ahnmutter 
des  IMenschengeschlechtes. 

Die  mit  der    nördlichen  Einwanderung  über    die  autochthone 


1)  El  Meco  de  los  indios  Jonases  ö  Tonases  (en  Queretaro  y  Guanajuto)  parece 
corresponder  al  otomi  (s.  Orozco).  Die  Macoaques  gleichen  den  Bewohnern  von  To- 
luca  (nach   Sahagun). 

2)  Hablan  siempre  ä  gritos,  sagt  von  den  Mixes  (auf  ihren  Bergen)  Burgoa  (und 
ähnliches  wird  von  den  Yaqui  erwähnt).  Neben  den  Tahus  (deren  Oberpriester  die 
Bräute  entjungferte)  wohnten  (bei  Culiacan)  die  menschenfleischfressenden  Stämme  der 
(sculpirte  Steine  verehrenden)  Pacasas  und  der  (auf  schwerzugänglichen  Felsen  bauen- 
den) Acaxas  (s.  Castaneda). 

^)  Bei  der  Jagd  des  Königs  (v.  Mexico)  wurde  dem  Gott  Mixcohuatl  geopfert,  por 
ser  el  dios  de  los  Otomies,  y  a  quien  tenian  dedicado  el  Arco,  y  Flechos  de  la  9a9a 
(Torquemada).  Im  Tempel  Micohuapan  (des  Gottes  Mixcohuatl)  wurde  die  Göttin  Ci- 
huacohuatl oder  Quilaztli  verehrt  (fue  la,  que  primera  pariö);  daneben  fand  sich  das 
Erziehungshaus  (Calmecac). 


470  ZUR  GESCHICHTE  DES  ALTEN  MEXICO. 

Schichtung  hingebreitete  Decke,  die  mehr  und  mehr  in  die  Gene- 
ralisation  der  Nahoas  auslief,  erhielt  dann  ihre  überseeische 
Sprenkelung  durch  die  Landungen  im  Osten  sowohl,  bei  Panuco 
oder  Tabasco,  sowie  im  Westen  durch  die  Huaves^)  in  Tehuan- 
tepec,  und  dann  in  Ameca  (in  Bezug  auf  den  Stammsitz  der  Chi- 
chimeken)  oder  in  Jalisco  durch  Jojuh  Quitecuani,  dessen  die 
Küstenfahrten  der  Tolteken  symbolisirende  Legende  ihre  Fäden 
weiterspinnt  zum  transmarinen  Quitumbe  Quito's. 

Torquemada  nennt  unter  den  Städten  der  zu  den  Chichimeken 
gerechneten  Otomies  auch  Tula,  wo  fremde  Ansiedler  sich  nieder- 
liessen  unter  dem  König  Totepeuh,  welchem  Topil  folgte,  und 
diesem  Huemac,  als  erster,  und  Nauhyotzin  (aus  dem  Stamm  der 
Chichimeken)  als  zweiter  König.  Damals  waren  die  in  Panuco 
(mit  Quetzalcoatl)  Gelandeten  nach  TuUa  gezogen  und  dort  als 
künstlerische  Tulteken^)  aufgenommen,  hatten  sich  aber  dann 
nach  Cholula  weiter  begeben,  wohin  auch  (in  Folge  der  Nach- 
stellungen Huemac's)  Quetzalcoatl  folgte,  um  (nach  Ansiedlungen 
in  Huaxyacac,  Mixteka  und  Tzatopecas)  Mixtlan  bauen  zu  lassen 
und  sich  später  (vor  Huemac's  Anrücken)  nach  Onohualco  (Yucatan, 
Tabasco  und  Campeche)  zurückzuziehen,  von  wo  er  (als  Huehiac 
auch  dorthin  vordrang)  verschwand. 

Nachdem  (wie  Huemac  auf  den  Spuren  Quetzalcoatl's)  Nau- 
hyotzin nach  den  Seen  ausgezogen  war,  wurde  bei  seinem  Tode 
Quauhtexpetlatl,  als  König  von  Tulla'),  eingesetzt,  und  dann 
folgte  (auf  Huetzin  Nonohualcatl)  der  König  Achitometl  (zu  dessen 
Zeit  die  Mexicaner  nach  Chapultepec  gelangten).  In  Tula  regier- 
ten darauf  weiter  (der  Reihenfolge  nach)  Mazatzin,  Quetzal,  Chal- 
chiuhtona,  Quauhtlix,  Yohuallatonac  und  Tziuhtecatl,  während 
dessen  Regierung  Mexico  von  den  Mexicanern  gegründet  wurde, 
und  in  Tulla  folgte  auf  Xiuhtemotzin  dann  Coxcotzin. 

Nach  dieser  Darstellung  würde  der  Untergang  des  Tolteken- 
Reiches  in  die  Zeit  der  Verwirrung  fallen,  während  welcher  die 
Sage  die  Flucht  Quetzolcoatl's  mit  den  Abenteuerzügen  Hue- 
mac's und  Nauhyotzin's  verwebt,  und  in  der  Folge  ist  dann  die 
Geschichte  TuUa's  mit   der  Culhuacan's  in  einander  geschoben. 


1)  Die  von  Peru  oder  Nicaragua  's.  Burgoa)  hergeleiteten  Huaves  aus  Guatemala 
redeten  die  (s.  Orozco)  zum  Maya-Quiche  gerechnete  Sprache  Huave  (huavi  oder  guave) 
oder  Guazonteca   (Huazonteca). 

-)  Clavigero  erklärt   Toltecatl  (im  Mexicanischen)  als  Eingeborene  von  Tollan. 

•'^)  Tollan  am  Tula-Fluss. 


HUEMAN.  471 

In  einer  andern  Version  lässt  Torquemada  die  Tulteken  selbst 
(unter  sieben  Häuptlingen)  von  Westen  kommen,  und  in  dem 
(von  Tulantzinco  ^)  aus  gegründeten)  TuUa  als  ersten  König  Chal- 
chiuhtlancxtzin  herrschen,  mit  seinen  Nachfolgern  Huetzin,  Tote- 
peuh,  Nacazxoc,  Mitl  und  der  Königin  Xiuhtzalztzin,  unter  deren 
Nachfolger  Topiltzin  die  Herrschaft  der  Tulteken  gestürzt  wurde, 
während  von  seinen  Söhnen  (Xilotzin  und  Pochotl)  die  Könige 
Culhuacan's  stammten,  und  hier  entstehen  weitere  Complicationen 
(nach  dem  Codex  Chimalpopoca)  durch  die  Usurpacion  Nauhyotl's, 
Sohnes  des  von  Topiltzin  für  den  unmündigen  Pochotl  eingesetzten 
Vormund  und  Reichsverweser's  Xiuhtemoc. 

Die  Einzelheiten  hat  Bancroft  mit  Rücksichtnahme  auf  die 
von  Brasseur  benutzten  Quellen  auseinander  zu  legen  gesucht,  unter 
der  Verknüpfung  der  Geschichte  der  Culhuas  mit  der  der  Azteken 
in  der  Inthronisirung  Acamapichtli's  II.  (des  nach  Tezcuco  ge- 
flüchteten Sprossen  der  legitimen  Könige  von  Culhuacan)  zu 
Mexico  (Tenochtitlan).  Die  aus  dem  Westen  nach  Tullantzingo  ge- 
zogenen Tolteken,  die  als  Flüchtlinge  aus  dem  Reich  der  Chichi- 
meken  in  Huehue-Tlapallan  bezeichnet  werden,  hätten  auf  Rath 
ihres  weisen  Propheten  Hueman  von  dem  Chichimeken-König 
Ihcauhtzin  (zur  Versöhnung)  seinen  zweiten  SohnChalchiuh-Tlatonac 
zum  König  von  ToUan  erbeten,  wo  er  sich  mit  der  Tochter  des 
einheimischen  Toltekenfürsten  Acapichtzin  vermählte,  und  gleich- 
zeitig sei  dann  von  den  vereinigten  Chichimeken  Culhuas,  denen 
von  Tollan  (Tula)  und  Quauhtitlan,  der  von  den  Priestern  in  Teo- 
tihuacan  gekrönte  Nauhyotl  oder  Nauhyotzin  zum  Oberkönig  in 
Culhuacan  eingesetzt. 

In  Tula  folgte  auf  den  Begründer  der  Dynastie  der  König 
Ixtlilcuechahuac  (unter  welchem  Hueman,  nach  Verkündigung  des 
göttlichen  Buches  Teoamoxtli  und  seinen  Vorhersagungen,  von 
der  Erde  abschied),  und  dann,  in  laufender  Reihe,  Huetzin,  (auch 
als  Vorgänger  Ihuitimal's  genannt),  dem  Quetzalcoatl  folgt  (und 
diesem  Huemac's^)  Besieger  Nauhyotl),  Totepeuh,  Nacaxoc  und 
Mitl  oder  Nauhyotl,  der  Erbauer  des  Froschtempers  (und  Xochi- 
calco's),  worauf  nach  der  Königin  Xuihtlaltzin  (auch  an  der  Stelle 


1)  Nach  Camargo  verweilte  auch  Quetzalcoatl    auf  seinem   Zuge   von  Panuco  nach 
Tulla  eine  Zeitlang  in  Tulantzingo. 

2)  Gleichsam    der    Reflex    der    an    den    einheimischen   Propheten    Hueman    ange- 
schlossenen Reaction. 


472  ZUR  GESCHICHTE  DES  ALTEN  MEXICO. 

eines  sonst  erwähnten  Interregnum's  ^) ,  mit  Zwischenschiebung 
von  Matlaccoatl  und  THlcoatzin)  der  König  Tecpancaltzin  (Hue- 
mac  II.)  oder  Yztaccaltzin  (Atecpanecatl  oder  Iztacquauhtzin)  ^) 
folgte,  Vater  des  im  Ehebruch  gezeugten  Acxitl  (Topiltzin  Acxitl 
Quetzalcoatl)  oder  Topiltzin,  der  aus  dem  zerstörten  Tula  (über 
Xico)  nach  Culhuacan  zu  fliehen  hat. 

Im  Reiche  Culhuacan  war  auf  den  Wahlkönig  Nauhyotl 
(als  Tlatoani  oder  Topiltzin)  der  König  Totepeuh  (Mixcohua 
Camaxtli)  •'^)  oder  Nonohualcatl^)  gefolgt,  der  —  nach  der,  auf  das 
Verschlucken  eines  Chalchiuitl  (s.  Mendieta)  zurückgeführten  Ge- 
burt Quetzalcoatl's  Chalchiuitl  (Ceacatl  Quetzalcoatl)  durch  Chi- 
malman^),  die  besiegte  Königin  von  (Vitznahuac)  Huitz- 
nahuac*^),  —  durch  die  aufständischen  Edlen  Apanecatl,  Zolton 
und  Cuilton,  ermordet  wurde,  worauf  mit  Yohuallatonac 
(der  mit  Ihuitimal  in  Tula  gleichzeitig  gemacht  wird)  eine 
neue  Dynastie  in  Culhuacan  begonnen,  als  Vorgänger  Quetzal- 
lacxoyatl,  dem  Totepeuh  IL  folgt,  und  diesem  sein  (wieder  in 
Tula  herrschender)  Sohn  Huemac  IL  oder  Tecpancaltzin  (dessen 
Sohn  nach  Culhuacan  flüchtet). 

Nachdem  die  ^Mixcohuas  von  Chalchuihapan  (Tlascala)  sich 
unter  ^litwirkung  der  übrigen  Chichimeken  den  Priestern  von 
Teotihuacan  (in  der  Pfeilbelehnung)  unterworfen  hatten,  vereinigten 
sie  sich  mit  den  von  Xiuhnel  und  Mimich  (den  Besiegern  der 
Olmeken  bei  Huitzilapan)  Beherrschten,  als  Chichimeco-Culhuas 
(Gründer  von  Culhuacan),  und  auf  Chicon-Tonatiuh,  der  das  Reich 
der  Chichimeken  in  Quauhtitlan  stiftete,  folgte  Xiuhnel,  als  König 
der  Tolteken,  die  dem  Aufstande  der  Eingebornen  erlagen,  w^äh- 
rend  in  Culhuacan  auf  Nauhyotl  (als  ersten  König   der  Tolteken) 


1)  Durch  dieses  Interregnum  von  48  Jahren  sollte  nach  der  im  fünften  Regie- 
rungsjahre gestorbenen  Königin  unter  der  Verwaltung  der  Grossen  die  vorgeschriebene 
Zeit  von   52  Jahren  voll  gemacht  werden  (nach  Clavigero). 

-)  In  finaler  Wiederholung  ältester  Namen  (Iztac-Mixcoatl)  oder  Titel  (Topiltzin), 
wie  bei  Romulus  Augustulus. 

•^)  Im  Dienst  Cholula's  wurde  der  (chichimekische)  Jagdgott  Camaxtli  (oder  Mixcoatl, 
auch  in  weiblicher  Wandlung)  im  Tempel  Tlascala's  als  Vater  Quetzalcoatl's  anerkannt. 

'i)  Auf  Quetzalcoatl's  Beziehungen  zu  Onohualco  hinweisend. 

^j  Als  aus   dem  Süden,  nackend  kämpfend. 

ß)  Den  Ländern  zwischen  dem  Innern  der  Halbinsel  Yucatan  und  Chiapa  bis  So- 
conusco  und  Guatemala,  sowie  der  Quellen  des  Motagua  ,,les  Mexicains  donnaient  gene- 
ralement  le  nom  vague  de  Vitznahuac  ou  Meridionaux"  (Vitzlampa  oder  Südrichtung) 
im   Lande  der  Itzaes. 


QUIVIRA.  473 

Totepeuh  oder  Nauhyotl  folgte,  der  Sohn  des  Königs  von  Tollan, 
und  das  Reich  in  Quauhtitlan  wird  wieder  hergestellt,  als  Huactli, 
der  Führer  der  weiter  zugewanderten  Chichimeken,  sich  mit  der 
von  den  Fürsten  als  Orakel  befragten  Fürstin  Xochitzin  (nach 
Art  einer  Weleda  oder  Vila)  vermählt. 

Nach  Boturini's  Manuscript  (bei  Aubin)  ziehen  (von  der  Frau 
Chimalma  begleitet)  die  Mexicaner  in  acht  Stämmen  (den  Hue- 
xotzincas,  Chalcas,  Xochimilcas,  Cuitlavacas,  Mallinalcas,  Chichi- 
mecas,  Tepanecas  und  Matlatzincas)  aus  Aztlan  über  Quinevayan 
nach  Colhuacan,  wo  Bundesgenossenschaft  angeboten  wird,  und 
die  dann  abgetrennten  Azteken  werden,  als  sie  an  den  Seen 
(und  bis  Mizquitl  erstreckt)  die  von  Xuihneltzin  und  ^limitzin 
(Xiuhnel  und  Mimich)  mit  ihrer  älteren  Schwester  (Hueltiuh)  be- 
herrschten Mixcoas  angetroffen,  von  dem  auf  vier  Trägern  (Quauh- 
Covatl,  Apanecatl,  Tezca-Covacatl  und  Chimalman)  erhobenen 
Dämon  Vitzillopochtli  als  Mexicaner  begrüsst  und  im  Pfeil- 
schiessen unterrichtet  (nach  Cuextecatl-y-Chocayan  und  Cohuatl- 
y-Camac  gelangend). 

Achachalintlan  grenzte  mit  der  Sierra  de  Metztitlan  (bei  Pa- 
nuco),  als  Mondstadt,  und  die  Bewohner  solcher  Mondstädte  waren 
für  nächtliche  Angriffe  gefürchtet. 

Soto  fand  in  Achalaqui  (bei  Atalpaha)  „pocos  Indios  mo(;:os, 
los  viejos  cortos  de  vista  y  muchos  ciegos"  (Herrera).  DieCherokees 
vertilgten  die  halbblinden  Mondäugigen,  die  sie  bei  der  Iiinwan- 
derung  antrafen  (die  nicht  am  Tage,  aber  desto  besser  bei  nächt- 
lichen Angriffen  sahen). 

Cibola  (mit  der  Hauptstadt  Ahacus)  grenzte  an  das  Reich 
Totonteac  und  Acus  (nach  Markos).  Die  Bewohner  von  Quivira 
bekleideten  sich  mit  den  Fellen  der  Vacas  que  matan  (Coronado). 
In  den  sieben  Städten  Cibola's^)  (jenseits  Culhuacan  an  den  Gren- 
zen Mexico's)  wurden  die  Häuser  (jedes  mit  einer  estufa)  durch 
(Nachts  emporgenommene)  Leitern  erstiegen  (s.  Gomara).  Quivira 
w^urde  zu  den  Sieben  Städten  Cibola's,  als  eine  derselben  (in  den 
die  Siete  Cidades)  gerechnet.  In  Quivira  herrschte  (zur  Zeit  Coro- 
nado's)  Tatarrax  (s.  Gomara).  Der  Name  Cibola  (der  Siebenstadt) 
wird  von  cibolo  (bos  bison)  hergeleitet.     Die  (in  Fleerden   gehal- 


1)  Neben  Aliacum  (Hauptstadt  Cibola's)  lag  die  Stadt  Tonteac,  zu  Hiza's  Zeit,  der 
auf  dem  Wege  als  Hayota  (Gottmenscli)  gefeiert  wurde.  Provinciam  attigerunt  indigcnis 
quidem  Zuny,  Hispanis  vero  Cibolam  dictam  (zu  F.  Vasquez'  Zeit).  Die  Capoques 
■wohnten  in  Malhado  (zu  Cabe^a  de  Vaca's  Zeit). 


474  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

tenen)  Ochsen^)  in   Quivira    (wo    das  Fleisch    wegen    mangelnder 
Töpfe   nur   gebraten  oder  am  Feuer  gedörrt  wurde)  „tienen  una 
gran  giba  sobre  la  cruz;  i   mas   pelo   de   medio  adelante,   que   de 
medio  atras,  i  es  lana'*  (Gomara). 
^  Nach   den   Pimas    streckte    sich    im   Anfang    das   All  wie  ein 

Spinngewebe  über  das  Nichts  und  der  in  Gestalt  eines  Schmet- 
terlings darüber  hinfliegende  Schöpfer  Chiowatmahke  knetete  aus 
Lehm  den  Körper  des  INIenschen  in  Mischung  mit  seinem  Schweiss, 
worauf  er  ihn  durch  Daraufblasen  belebte.  Durch  die  Fluth  wurde 
(da  der  Prophet  am  Gila  die  Warnungen  des  Adlers  nicht  gehört 
hatte)  das  Menschengeschlecht  vernichtet,  und  nur  ein  Wesen  rettete 
sich,  auf  einem  Gummiball  schwimmend,  nämlich  Szeukha,  Sohn 
des  Schöpfers  (Chiowatmahke  oder  Erdenprophet).  An  der  Mün- 
dung des  Saltriver  in  einer  Höhle  lebend,  erstieg  Szeukha  an  einer 
Strickleiter  den  Felsenhorst  des  Adlers  (der  in  Gestalt  einer  alten 
Frau  Kinder  raubte  und  frass),  und  tödtete  ihn,  sich  mit  einer 
im  Nest  gefangenen  Frau  vermählend  und  sie  mit  ihren  Kindern 


1)  Zwischen  Tiguex  (bei  Cibola)  und  Axa  oder  Quivira  (wo  Tatarrax  herrschte)  traf 
Cardenas  in  Cicuic  un  nuevo  genero  de  vacas.  Die  (mit  den  Tepehuana  in  Durango 
wohnenden)  Acaxee  (in  Topia)  verehrten  eiren  Steinkrug  zum  Andenken  an  eine  alle 
Indianerin,  die  in  Stein  verwandelt  war  (nach  Alegre).  Die  Humes  gehörten  zu  den 
Xiximes  (in  Durango).  Ubamari,  Gott  der  Tepehuanes,  wurde  als  Stein  verehrt  (in 
Durango).  Bei  Zape  (in  Durango)  finden  sich  Ueberreste  vom  Durchzug  der  Mexi- 
;caner  (nach  Alegre).  In  Chihuahua  wohnten  die  Tarahumanes.  Bei  den  Sinaloas  gab 
.das  Alter  den  Adel.  Die  Huites  (flecheros)  wohnten  in  den  Bergen  (in  Sinaloa).  In 
den  Gebirgen  von  Nueva-Galicia  erhielt  sich  (nach  dem  Durchzug  der  Mexicaner)  die 
Sprache  Nayarit  in  den  Bergen.  In  Sinaloa  wurden  Festungen  auf  den  Bäumen  an- 
•  gelegt  (mit  Erde  zum  Feuermachen).  Die  (mit  den  Zoes  an  der  Quelle  des  Rio  de 
Fuerte)  aus  dem  Norden  gekommenen  Ahomes  (mit  der  Sprache  Vacoregue  oder  Gua- 
zave)  schlössen  in  ihrem  Lande  den  Aufenthalt  der  Seelen  ein  für  die  Stämme  Sinaloa's 
(wo  das  Mexicanische  als  Verkehrssprache  diente).  Zwischen  Puerto  de  Caballos  und 
Sancto  Thomas  wohnten  die  Toqueguas  genannten  Indianer.  In  den  Grenzländern  von 
Neu-Mexico  wohnten  einige  Stämme  dentro  de  unos  cercados  quadrados,  formados  de 
madera,  en  cuyas  esquinas  ai  algunos  agujeros,  a  manera  de  troneros,  para  divisar  y 
atalaiar  por  ellos  lo  que  pasa,  por  la  parte  de  afuera,  y  ver  si  viene  gente  ä  inquie- 
tarlos,  estos  son  ä  manera  de  corrales  grandes,  sin  cubierta,  ni  techo  (s.  Torquemada). 
Die  in  den  (nördlichen)  Ebenen  weidenden  Querechos  (entre  infinidad  de  vacas,  de  las 
cuales  comen  y  se  mantienen)  erstreckten  sich  bis  zu  den  Chichimecas  in  Zacatecas  (s. 
Torquemada).  Die  Tahuacanos  (in  Texas)  reinigen  sich  durch  Purganzen  und  Vomi- 
tive vor  den  Festen.  Die  Lipanes  kamen  aus  dem  Norden  nach  Texas  (Teran). 
Papasquiaro  (bei  Durango)  wurde  im  Lande  der  Tepehuana  gegründet  (Antonelli). 
Nach  dem  Tanz  schworen  die  Fürsten  der  Cocenser  ihrem  Könige  Hülfe  gegen  die 
Napochies  (in  Florida). 


piMAs.  475 

auf  die  "Wanderung  sendend.  Von  ihnen  stammte  das  Volk 
der  Hohocam  (Alten  oder  Gross väter),  die  auf  ihren  Zügen  bis 
Mexico  durch  drei  Adler  geleitet  wurden.  Zu  diesen  Hohocam 
gehörte  Sivano,  der  die  Casa  Grande  am  Gila  baute,  und  sein 
Sohn  führte  einen  Theil  der  Hohocam  zum  Salt  river,  Gebäude 
errichtend  und  Wasserleitungen  anlegend.  Als  eine  Frau  auf 
einem  Thron  aus  blauem  Stein  über  die  Hohocam  herrschte,  warnte 
sie  der  dienende  Zaubervogel  vor  den  Feinden  am  Rio  Verde, 
und  als  dies  nicht  beachtet  wurde,  kamen  die  östlichen  Stämme 
heran  und  zerstörten  die  Städte  der  Hohocam,  die  Einwohner 
tödtend  oder  vertreibend  (nach  Stout).  Die  Pueblos  wollten  von 
Montezuma  stammen  ausser  den  Moquis,  deren  Vater  am  Auf- 
gang, die  Mutter  am  Untergang  der  Sonne  lebt. 

Nach  den  Pimas  (am  Gila)  geht  die  Seele  (Estupec)  nach 
Osten,  im  Sonnenhause  mit  Sehuiab  (Sohn  des  Schöpfers)  ein 
glückliches  Leben  zu  führen,  soweit  nicht  durch  den  bösen  Chia- 
wat  zerstört  (s.  Walker).  Nach  den  Maricopas  (von  Colorado) 
Averden  die  Theile  des  Körpers  (bei  Rückkehr  der  Seele  zu  den 
Sandhügeln)  in  Thiere  verwandelt,  der  Kopf  in  Eulen,  die  Hände 
in  Fledermäuse,  die  Füsse  in  Wölfe  (s.  Bartlett;.  Nach  den  Yu- 
mas^)  (an  der  Mündung  des  Colorado)  leben  die  guten  Seelen  in 
glücklichen  Thälern  (in  dem  Canon  des  Colorado),  während  die 
bösen  in  Höhlen  aufgeschlossen  werden  (s.  Day). 

Nach  den  Pimas  fertigte  der  Schöpfer  Mann  und  Frau  aus 
einem  Erdklumpen,  den  er  mit  seinem  Schweisse  knetete  und 
durch  Daraufblasen  belebte.  Nach  den  Papagos  wurden  die 
Menschen  aus  Töpferthon  geformt.  Aus  der  Fluth  überlebten 
(nach  den  Papagos)  nur  der  Heros  Montezuma  und  sein  Freund, 
der  Coyote  (der  sie  vorhergesagt).  Nach  den  Papagos^)  (zwischen 
Gila  und  californischem  Golf)  kamen  die  Stämme  (die  der  Apachen 
zuletzt)  mit  Montezuma  aus  der  Erde,  der,  nachdem  er  (durch  den 


1)  Die  Maricopas  wurden  von  den  (zu  den  Apachen  gehörigen)  Yuma  vertrieben. 
Vom  Yuma  verschieden  gehört  das  Pirna  zur  asteco-sonorischen  Gruppe  der  Sprachen. 
Die  Opas  reden  die  Sprache  der  Yumas  und  Cocomaricopas.  "Während  die  Mojaves 
an  den  flachen  Uferstrecken  des  Colorado  leben ,  finden  sich  in  den  unzugänglichen 
Bergen  des  Canon  die  ärmlichen  Hualpais.  Dann  jenseits  der  Hochebene  folgen  zwischen 
den  Felsen  die  Ansiedlungen  der  Moquis,    von   den  Navajoes   der  Grasebene  belästigt. 

2)  Nach  Davidson  sprechen  Pagos,  Pimos  und  Maricopas  dieselbe  Sprache.  Die 
Sprache  der  Papago  ist  ein  Dialect  der  Pima-Sprache.  Das  Maricopa  ist  dem  Yuma 
(der  Apachen)  verwandt.  Die  Sprache  der  Pirna  (südlich  vom  Gila)  ist  dem  Opata  und 
Eudeve  verwandt  (im  Azteko-Sonorischen). 


476  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

Coyote)  aus  der  Fluth  errettet  war,  ein  Haus  baute,  zum  Himmel 
zu  steigen,  bis  der  Schöpfer  durch  ein  nach  Osten  gesendetes 
Insect  die  Feinde  herbeirief,  die  ihn  vernichteten. 

Neben  den  ihre  Häuser  (a  manera  de  esteras,  sostenidas 
sobre  quatro  arcos  pequenos,  los  quales  arman  luego,  donde  quiera 
pue  llegan)  auf  dem  Rücken  tragenden  "Wanderstämmen  (in  Florida) 
fanden  sich  (unter  Fürsten)  Pueblos  muy  asentados  y  bien  orde- 
nados  (s.  Torquemada),  Estas  son  las  provincias  de  Coca,  Talisco, 
Oycasqui,  Tanico  y  Latayasa,  y  otras,  que  van  ä  dar  ä  Cibola 
(Nuevo-Mexico).  Unter  den  königlichen  Persönlichkeiten  fue  una 
(bei  Ankunft  der  Spanier)  salirlos  a  recibir  sentados  en  Andas, 
y  no  hablar  ellos,  sino  Farautes  6  Interpretes,  que  llevaban  con- 
sigo  y  ä  SU  lado,  para  esto  proposito  (mit  gut  gebauten  und 
hohen  Häusern),  und  ähnlich  en  los  reinos  de  Cibola,  Tigues, 
Quivira,  Tucayan  y  Uraba  (wie  auch  bei  der  späteren  Besitz- 
nahme von  Neu-Mexico).  Die  Manos  de  Ferro  wohnten  am  Rio 
de  San  Antonio.  Die  Payas  wohnen  in  Taguzcalpa  (Tegucigalpa) 
zwischen  den  Flüssen  Aguan  und  Barbo. 

Als  bei  Abnahme  des  Regens  die  Dürre  zunahm,  wanderten 
die  Pueblos  (vom  Rio  San  Juan)  nach  Süden  unter  Montezuma 
(wie  die  Pecos),  der  zurückzukehren  versprach  und  bei  dem 
immerwährenden  Feuer  der  Estufa's  erwartet  wurde  (Loew).  Nach 
La  Hontan  bewohnten  die  Mirambec  ummauerte  Städte  (bei  einem 
Salzsee).  Die  Wohnsitze  der  Moqui^)  lagen  auf  isolirten  Felsen 
in  Painted  Desert. 


^)  Neben  den  Moquis  wohnten  die  bärtigen  Yahipais.  Bei  den  Papayos  (südlicli 
vom  Gila)  kamen  die  Indianer  (und  zuletzt  die  Apachen)  aus  dem  vom  grossen  Geist 
gegrabenen  Loch,  worauf  der  Coyote  die  Fluth  prophezeite.  Die  Pueblos  leiten  sich 
von  Montezuma.  Zwei  lange  Häuser  bildeten  das  Dorf  der  Taos  (in  Neu-Mexico). 
Das  lange  Haus  in  Hungo  Pavie  war  in  Terrassen  gebaut.  Die  Ansiedlungen  bei 
Cicuye  und  Quivira  wurden  von  den  nomadisirenden  Querechos  und  Teyas  besucht. 
(Castaiieda.)  Zu  Castaiieda's  Zeit  war  Cicuye  von  den  eingewanderten  Teyas  belagert 
worden.  Nach  den  Moquis ,  die  nicht  (wie  die  übrigen  Pueblos)  von  Montezuma 
stammen,  schuf  die  erste  Mutter  neun  Stämme,  des  Wildes,  des  Sandes,  des  Wassers, 
des  Bären,  des  Hasen,  des  Wolfes,  der  Schlange,  des  Tabaks,  des  Schilfes.  Bei  den  Mo- 
quis kehrten  die  Seelen  in  Thiere  zurück,  aus  denen  sie  entstanden  waren.  Neben  den 
■Zuni  (bei  Acoma)  wohnten  die  Moqui  (nach  Benavides).  Die  Zuni-Städte  sind  in 
Cibola  begriffen  (s.  Loew).  Die  Moqui-Städte  sind  in  Tusayan  begriffen.  Die  Stämme 
am  Rio  Mancos,  Rio  de  las  Animas,  Rio  San  Juan,  Canon  largo  und  Canon  del  Go- 
vernador  gehören  zu  Aztlan  (das  Thal  des  Rio  San  Juan  mit  seinen  Nebenflüssen  be- 
greifend).    Die  (den  Papagos  verwandten)    Pimas    wohnen  vom    Yaqui-Fluss    bis  Gila. 


CASAS    GRANDES.  477 

Der  (böse)  Vater  der  Moquis  lebt  am  Sonnenaufgang-,  die 
(gute)  Mutter  am  Sonnenuntergang  und  von  diesen  wurden  Thiere 
in  die  Stämme  der  verschiedenen  Dörfer  verwandelt. 

Die  Navajos  kamen  (beim  Trocknen  des  Schlamms)  dem 
Racun  folgend,  aus  der  Höhle,  wie  die  Pueblos  und  übrigen 
Nationen,  und  als  (nach  dem  Schmieden  von  Sonne  und  Mond) 
zwei  bedeckte  Gefässe  zu  wählen  waren,  nahmen  die  Navajos 
das  bunte  mit  Spielereien,  die  Pueblos  das  einfache  mit  Heerden 
und  Reichthümern  (Ten  Broeck).  Die  Sinoloer  (zwischen  Culiacan 
und  dem  Yaquifluss)  tanzen  zur  Ehre  Viriseva's,  Mutter  des  ersten 
Menschen  Vairubi.  Niporaja,  der  Schöpfer,  wohnt  im  Himmel 
(der  Pericues). 

Neben  den  Tepehuanes,  Yanos,  Acotlames  und  Cocoyames, 
sowie  (im  Süden)  den  Tarahumaras  und  den  Apaches  mimbrehos 
in  der  Sierra  de  los  Mimbres  streifen  in  Chihuahua  (mit  den 
Casas  grandes  oder  Casas  de  piedras  zwischen  den  Presidios  San 
Buenaventura  und  Llanos)  die  (mit  den  Cumanches  kämpfenden) 
Apaches  Mescaleros  und  Faraones  im  Bolson  de  Mapimi  (und 
den  Grenzgebirgen  de  los  Pilares).  Ausser  den  Keres  oder  Keras 
finden  sich  in  Neu-Mexico  die  Pira,  Xumana,  Zura,  Pecuri,  Manso, 
Suhi,  Peco  oder  Pegoa  und  Thano.  Am  Rio  San  Francisco  finden 
sich  die  Stämme  der  Casas  grandes  oder  Hottai-ki.  Das  Jahres-, 
fest  der  Keres  endet  mit  Orgien  in  der  Höhle;  bei  den  Pueblos 
stellt  das  Mädchen  den  Antrag  auf  Verheirathung. 


Die  Maricopas  wohnen  an  beiden  Seiten  des  Gila.  Die  Pueblos-Dörfer  liegen  am  Rio 
Grande.  Die  Zuiii  wohnen  am  Zuni-Fluss  und  west-nordwestlich  davon  die  Moquis. 
In  sechs  Dörfern  der  Moqui  wird  das  (von  der  Pueblo-Sprache  verschiedene)  Moqui 
geredet,  während  im  siebenten  (Harno)  die  Tegua-Sprache  (eines  Pueblo-Dorf's  in  Neu- 
Alexico)  geredet  wird.  Bei  den  Pueblos  werden  fünf  Sprachen  geredet,  das  Queres, 
Tegua,  Picoris,  Jemez  und  Zuiii.  Die  Maricopas  sprechen  im  Dialect  des  Yuma.  In 
der  Soshones-Sprache  finden  sich  Anklänge  an  das  Aztekische.  Die  Yosemite-Indianer 
wurden  durch  die  Monos  ausgerottet.  Von  den  Spaniern  Andreas  und  Caspar,  die  sich 
(aus  Cornaro's  Zeit)  in  Zuhi  oder  Zibola  niedergelassen,  hörte  Espinis,  „dass  sechzig 
Tagereisen  weiter  ein  wüstes  Meer  gelegen  sey,  an  dessen  Ufer  unterschiedliche  herr- 
liche Flecken  stünden,  darinnen  ein  Volk  wohnete,  das  güldene  Armringe  mit  zierlichen 
Ohrengehänken  trüge'^  (s.  Dapper).  An  der  Küste  von  Quivira  (bei  Aza)  sahen  die 
Spanier  (zu  Vasquez  Zeit)  „naos,  que  traian  alcatraces  de  Oro  y  de  Plata  en  las  proas, 
con  mercaderias,  y  pensaron  ser  del  Catayo  y  China,  porque  senalaban  haver  nauegado 
trcinta  dias"  (Gomara).  Der  Golf  von  Californien  wurde  (1535)  das  Meer  des  Cortez 
genannt.  Das  menschenleere  Innere  der  aleutischen  Inseln  gilt  von  den  westlichen 
Vaygeli  oder  Veygali  bewohnt  (s.  Dali)  neben  den  Kagataga  Koung  (oder  Männer  des 
Ostens). 


478  ZUR    GESCHICHTE    DES    ALTEN    MEXICO. 

Die  Coyoteros,  Stamm  der  Apachen  (nördlich  von  Gila),  leb- 
ten wie  die  Navajos  und  Pueblos  in  vorgeschichtlicher  Hohle. 
Die  Navajos  nennen  sich  Tenuai  'Menschen)  und  heissen  Yutahkah 
bei  den  Apachen,  die  zur  Einneh-Familie  der  Athapasken  gehören. 
Die  den  Apaches^)  angeschlossenen  Lipanes  sind  blond  (Mühlen- 
pfordt). 

The  Utahs  (Uinta,  Yampa  and  Weminuche)  drove  the  ,.ancient 
Pueblo  races"  from  their  fastnesses  (bemerkt  Barber). 

•Bei  den  Apaches")  wird  der  Häuptling  nur  für  Kriegszeiten 
gewählt,  und  muss  im  Frieden  wieder  abdanken,  erwirbt  indess 
dauernde  Macht  beim  längeren  Währen  des  Krieges.  Die  Reichen 
haben  eine  Anzahl  der  Gemeinen,  die  von  ihnen  abhängen.  Mit- 
unter bewahren  einzelne  Familien  ihrer  Tapferkeit  wegen  die 
Häuptlingswürde  als  erblich  (s.  Henry)  für  einige  Zeit.  Die 
Navajos  halten  ihre  Gefangenen  als  Sklaven.  Unter  zwei  stum- 
men Flötenbläsern  im  Halbdunkel  der  Berghöhle  (am  Flusse  San 
Juan)  lebend,  fanden  die  Navajoes  beim  Hervorkommen  die  Erde 
noch  lehmig  durch  die  vier  Bäche,  welche  beim  Fortfliegen  der 
vier  Riesen-Schwäne  ihre  Wasser  ergossen  hatten  (bis  der  Wolf, 
durch  sein  Dazwischenfahren  in  der  Werkstatt  des  Himmel- 
Schmidt,  die  Sternfunken  umherstreute). 


')  Los  Tobosos  eran  los  precursores  de  los  Apaches  en  Coaliuila  (Orozco).  Die 
Uli-Chichimecas  grenzten  mit  Jabico  (und  Chamola).  Die  Comanches  tödten  die  ver- 
wachsenen Gefangenen  und  ziehen  die  Kinder  als  Sclaven  auf  (s.  Dillon).  In  Neu-Mexico 
wohnten  neben  den  Passaguates  (Nachbarn  der  Conchi)  die  Tobosi  (s.  Ruys).  Die 
Comanches  am  Bolsom  de  Mapimi  wurden  von  einer  Frau  geführt  (nach  Langberg). 

2)  Der  Apache  (mit  seiner  „knowledge  ofthe  assimilalion  of  colors")  can  conceal  his 
swart  body  amidst  the  green  grass,  behind  brown  shrubs  or  gray  rocks  (s.  Cremony). 
Sometimes  they  will  envelop  themselves  in  a  gray  blanket  and  by  an  artistic  sprinkling 
of  earth  will  so  resemble  a  granite  boulder  as  to  be  passed  within  near  ränge  without 
suspicion.  At  others,  they  will  cover  their  persons  with  freshly  gathered  grass  and 
Ijdng  prostrate,  appcar  as  a  natural  portion  of  the  field.  Again  they  will  plant  themsel- 
ves among  the  Yuccas  and  so  closely  imitate  the  appearance  of  that  tree  as  to  pass  for 
one  of  its  species  (in  bewusster  Mimicry,  wie  bei  indischen  Bheel). 


QUETZALCOATL. 


Seinen  Boten  ^)  zu  der  gebenedeiten  Jungfrau  ^)  Tollan's  sendend, 
zeugte  Tonacatecutli  oder  Citinatonali  den  von  ihr,  als  Chachi- 
huitzli,  in  Kraft  eines  Opfer's  (oder  eines  Edelstein's)  geborenen 
Schöpfergott  Quetzcalcoatl,  dem  Pedro  de  Rios  seinen  Geburtsort 
in  Ziven-avitzcatl  anweis't. 


1)  Tangoroa  stieg  auf  seinem  Gürtel  (dem  Regenbogen)  zur  Erde,  sich  mit  Ina- 
ani-vai  zu  vermählen  (in  Mangaia).  Kaxa-Klau,  der  von  Chinauta  geborner  Sohn  Jova's, 
verschwand  (nachdem  er  die  Karen  gelehrt)  nach  Osten  (Plaisant).  Ilamapisa  oder! 
Enkel  (Prophet  der  Hidatsa)  wurde  durch  die  von  der  Sonne  aufgenommenen  Frau  ge-f 
boren  (Matthews).  Unter  den  Tupis  bei  Santarem  zeigte  sich  die  Tochter  des  Häupt4 
lings  schwanger,  und  bei  der  Bestrafung  durch  ihren  Vater  erschien  diesem  in  Traume 
ein  Weisser,  der  das  Mädchen  von  jeder  Schuld  frei  sprach.  Das  geborene  Kind, 
weiss  glänzend  und  schön  (Mani  genannt),  starb  nach  einem  Jahre,  und  aus  dem  Grabe 
wuchs  eine  Pflanze,  die  beim  Aufbrechen  den  Manioca  zeigte,  als  Transformation  (oca) 
Mani's  (s.  Magalhaes).  In  Virginien  wurde  zuerst  eine  Frau  geschaffen  und  aus  deren 
göttlicher  Schwängerung  das  Menschengeschlecht  geboren  (de  Lact).  Xaca  oder  La 
war  Sohn  der  Lamoghiupral  (der  jungfräulichen  Mutter  La's).  Als  Robespierre  unter 
die  Schüler  Katharina  Theot's,  der  Mutter  Gottes,  trat,  wurde  er  als  ihr  ,, lieber  Sohn" 
anerkannt.  Die  Macenicos  (in  Paraguay)  feierten  eine  Jungfrau,  die  ohne  Mann  ge- 
boren hatte  (nach  Muratori).  Der  Schöpfer  Purrunaminari  (bei  den  Maipuris)  zeugte 
mit  der  Jungfrau  Taparimarru  den  Sohn  Sisiri.  Nach  Thevet  wurde  der  Zauberer  Ata 
von  einer  Jungfrau  geboren  (in  Brasilien)  und  so  vielfach.  Nazareth  Miriam  ou  Bibi 
Miriam  (dame  Marie)  con9ut  de  la  salive  d'Adam  (s.  Chardin)  nach  den  persischen  Ma- 
homedanern  (indem  bei  Adam's  Husten  im  Paradies  der  Auswurf  durch  Gabriel  in  den 
Busen  Maria's  getragen  wurde). 

2)  In  China  gebiert  die  Halbgöttin  Puzza,  von  dem  Genüsse  einer  Lotusblume 
geschwängert,  einen  grossen  Gesetzgeber  und  Fürsten  (und  so  bei  den  Mongolen).  Nach 
den  Pueblos  wurde  die  reiche  Frau,  die  in  Zeit  der  Hungersnoth  ihre  Magazine  öffnete, 
durch  den  Sonnenregen  befruchtet  und  gebar  den  Sohn  Montezuma. 


480  QUETZALCOATL. 

Bei  Mendieta  ist  es  Chimalma,  die  den  beim  Ausfegen  des 
Tempels  gefundenen  Grünstein  (wie  bei  den  Chibchas)  verschluckend, 
den  Quetzalcoatl  gebiert,  während  sonst  Huitzilopochtli  durch 
einen  Edelstein  oder  einen  Federball  concipirt  wurde,  als  eben- 
falls d^sog  ix  naq&svov. 

Nach  Motolinia  gebiert  Chimamatl,  die  zweite  Frau  des  (auch 
mit  Camaxtli  identificirten)  Iztac-^lixcoatl  (als  Ersten  Menschen) 
den  einzigen  Sohn  Quetzalcoatl,  der  dann  als  Gott  der  Winde 
Verehrung  erhielt,  und  in  der  Geschichte  der  Tolteken  wird  Chi- 
malma (Fürstin  von  Huitznahuac)  zur  Mutter  Quetzalcoatl's  oder 
(nach  den  Tultecas)  Huitzilopochtli's  gemacht,  der  durch  das 
Bergen   eines  Federballes  im  Busen  empfangen  ist. 

Iztacmixcoatl ,  Stammherr  der  Mexicaner  (in  Chicomuztotlh) 
zeugte  mit  seiner  Frau  Ilancueitl  den  Sohn  Xelhua  (der  in  Quauh- 
quechulan,  Izcuzan,  Epatlan,  Teupatlan,  Teovacan,  Cuzcatlan,  Teu- 
titlan  siedelte),  Tenoch,  Ulmecatlh,  Xicalancatlh,  JMixtecatlh,  Oto- 
mitlh,  und  mit  seiner  Frau  Chimamatl  (^oder  Chimalmatlh)  den  Sohn 
Quetzalcoatl  ^)  (Gomara). 

Die  Amazonen  (unter  der  Prinzessin  Chimalman)  w^urden  (in 
Huitznahuac)  von  dem  Tolteken-König  Totepeuh  (in  Culhuacan) 
besiegt,  worauf  er  sich  mit  Chimalman  vermählte,  und  diese  (von 
einem  Chalchiuitl  oder  Grünstein  in  ihrem  Leibe  träumend)  gebar 
Quetzalcoatl  Chalchiuitl  oder  Ceacatl,  im  Wochenbett  sterbend, 
worauf  das  Kind  von  ihrer  Schwester,  als  Priesterin  im  Tempel  der 
Cihuacoatl  oder  Cicacoatl  (Göttin  des  Wochenbettes),  erzogen  wurde. 

Camaxtli  (Gott  der  Jäger  und  Fischer)  zeugte  Quetzalcoatl 
mit  Chimalma  (Mendieta). 

In  Chimalma^),  Fürstin  von  Huitznahuac"),  die  von  Totepeuh, 


1)  Quetzalcoatl  durch  den  Hauch  des  höchsten  Gottes  (Tonacatecotli  oder  Citina- 
tonali)  von  der  Jungfrau  Chalchihuitzli  geboren,  wurde  aus  der  Fluth  nach  seiner  Hei- 
math Zivenaritzcatl  gerettet  (bei  Kingsborough).  Als  die  Quiche  (unter  Balam-Quitze) 
nach  ihrer  Heimath  in  Tulan-Zuiva  (Sieben  Höhlen)  kamen,  erhielten  sie  ihre  Götter 
(Tohil,  Avilix,  Hacavitz  und  Nicahtagah). 

2j  Iztacmixcoatl  zeugt  Quetzalcoatl  mit  Chimamatl.  Chimalacan  oder  Chamalcan 
(Gott  der  Cakchiquel)  wurde  als  Fledermaus  verehrt.  Chimalmat  ist  Gattin  Kubuk 
Cakix,  Vaters  von  Zabracna  in  Cabrakan  (bei  den  Quiche).  Die  Tolteken  berührten 
auf  ihren  Wanderungen  Chimalhuacan  Atenco  (an  der  Küste  gelegen).  Die  Teochichi- 
meken  unter  dem  Häuptling  Chimalcuixintecuhtli  trennten  sich  von  den  nach  Tlascala 
Ziehenden,  um  sich  bei  Tulancingo  niederzulassen.  In  Chimalhuacan  Tlachialco  (bei 
Ozumba)  wurden  sculpirte  Steine  gefunden  (s.  Dupaix). 

3)  Die  von  Culhuacan  über  Teotla  Cochoalco    weiter    gezogenen    Teochichimeken 


HUITZNAHUAC.  481 

König  der  Tolteken,  besiegt,  mit  ihm  in  Ehebündniss  trat,  ver- 
mitteln sich  die  Beziehungen  des  (im  Codex  Chimalpopoca  als 
Menschenschöpfer  dargestellten)  Quetzalcoatl  zu  den  in  feindlichen 
oder  freundlichen  Zusammenhang  zu  den  (in  Peru  mit  den  Chimu 
identificirten)  Riesen  gesetzten  Olmeken  (Huitztoti)  oder  Vixtoti- 
Olmeken. 

Die  Andeutungen  früherer  Gynaikokratie  in  Huitznahuac  durch 
die  Quetzalcoatl  betreffende  Mythe  bestätigen  sich  auch  in  der 
auf  Huitzilopochtli  Bezug  nehmenden,  und  indem  Torquemada  das 
Verschlucken  des  Chalchiuitl  erwähnt,  in  dessen  P^olge  Quelzal- 
coatl  geboren  sei,  fügt  er  hinzu,  dass  die  Tolteken  an  dessen 
Stelle  Huitzilopochtli  setzten.  Doch  findet  sich  auch  eine  andere 
Version : 

Als  Mutter  der,  Centzun-Huitznahuac  genannten,  Söhne  und 
der  Tochter  Coyolxauhqui  wurde  Coatlycue  (faldellin  de  la  cu- 
lebra),  als  sie  auf  der  Sierra  von  Coatepec  (bei  Tulla)  den  Platz 
des  Heiligthums  fegte,  durch  einen  in  der  Luft  schwebenden 
Federball,  den  sie  unter  ihre  Gewänder  gesteckt,  geschwängert, 
und  der  sie  durch  eine  Stimme  aus  dem  Leibe  tröstende 
Huitzilopochtli  tödtete,  im  Federschmuck  als  Tetzahuitl  (Espanto 
ö  Asombro)  hervortretend,  die  zur  Tödtung  ihrer  Mutter  heran- 
gekommenen Söhne,  sowie  die  sie  führende  Schwester  Coyolxauhqui, 
indem  er  dieselbe  durch  seinen  Soldaten  Tochancalqui  (mit  der 
brennenden  Schlange  Xiuhcoatl)  umarmen  Hess  und  die  ganze 
Beute  seiner  Mutter  übergab  (Torquemada). 

Mit  der  Göttin  Chimalma  (die  bei  der  Geburt  in  Nichatlauco 
starb)  zeugte  Comachtli  den  Gott  Quecalcoatl,  der,  den  Nach- 
stellungen seiner  Brüder  auf  dem  Berg  Chalchonoltepetl  (wo  er 
sich  dem  Feuer  in  einer  Höhle  entzog)  und  auch  dem  Baum  (wo 
er  durch  todtenähnliches  Herabfallen  die  Pfeilschüsse  vermied) 
entgangen,  von  dem  Fels  (in  welchen  sein  durch  die  Brüder  ge- 
tödteter  Vater  versteinert  sein  sollte),  aus  seiner  Heimath  (nach- 
dem aus  den  Schädeln  der  mit  dem  Tode  bestraften  Brüder 
Trinkgefässe  gefertigt  waren)  fortwanderte  und  über  Tulancinzo 
nach  Tula  zog  (die  Tempelopfer  einführend).  Dorthin  kam  in 
Bettlertracht  Tezcatlipuca,  der  (durch  verschiedene  Formverwand- 


bekämpften  in  Teo-Huiznahuac  die  Königin  Coatlicue,  um  sich  dann  mit  ihr  friedlich 
zu  befreunden  (s.  Camargo).  Nach  Mendieta  war  Quetzalcohuatl  der  siebente  Sohn 
des  Iztac-Mixcohuatl  in  Chicomoztoc. 

Bastian,  America.  3| 


4-82  QUETZALCOATL. 

lungen  schreckend)  während  des  Schlafens  der  Wächter  aus  dem 
Tempel  den  Spiegel  raubte  (durch  welchen  Quetzalcoatl  dem 
Lande  Regen  verschaffte),  und  eine  Greisin  mit  der  Botschaft 
darüber  beauftragend  (sowie  seine  Haare  abschneidend).  In  Furcht 
gesetzt  durch  die  Zaubereien  des  in  wandelnden  Gestalten  er- 
scheinenden Tezcatlipuca  (der  die  Statue  Quetzalcoatl's  im  Tempel 
umstürzte),  entflohen  die  Bewohner  Tula's,  und  Quetzalcoatl  begab 
sich  über  Tenacuia  und  Cullinacan  nach  Quantiquchula,  sowie 
über  Maclalchochitl  nach  Acholula  (wo  ihm  ein  Tempel  gebaut 
wurde),  und  dann  nach  Cempoala.  Als  Tezcatlipuca  auch  dort- 
hin folgte,  floh  er  in  die  Wüste,  seine  Pfeile  in  einen  Baum 
schiessend,  neben  welchem  er  starb,  worauf  seine  Begleiter  den 
Körper  verbrannten.  Aus  dem  aufsteigenden  Rauch  des  Feuers 
bildete  sich  der  Abendstern  (s.  Thevet). 

Wenn  gesagt  wird,  dass  von  Chimamatl  oder  Chimama,  der 
zweiten  Frau  Iztacmixcoatl's  ^)  oder  Camaxtli's  geboren,  Quetzalcoatl 
sich  einem  keuschen  Leben  ergeben,  dann  aber  an  seinem  Arm 
gebunden  sei  durch  Acolhuatl,  von  dem  die  Culhuas  stammten, 
die  Vorfahren  Alontezuma's,  sowie  die  Fürsten  von  Alexico  und 
Coluacan,  so  liegt  in  dieser  Darstellung  eine  Vereinigung  der  aus- 
einandergehenden Characterzüge. 

Als  Sohn  der  bevorzugten  Frau  des  mythischen  Ahnherrn 
steht  Quetzalcoatl  seinen  Halbbrüdern  gegenüber  in  der  geheilig- 
ten Würde  des  Priesters  da  und  mit  der  Macht  desselben,  die 
sein  Priesterkönigthum  in  der  Tempelstadt  über  die  wandernden 
Kriegerstämme  ausübte,  und  diese  Traditionen  gehen  dann  in  die 
halbgeschichtlichen  Zeiten  der  Tolteken  übej,  wo  Quetzalcoatl's 
Name  noch  ein  verehrter  ist,  aber  bereits  der  eines  gestürzten 
Herrschers. 

Unter  den  Chichimeken  waren  die  Teo-Chichimeken  in  den 
Dienst  des  Gottes  getreten,  aber  mit  den  Acolhua  leitet  sich  eine 
neue  Geschichtsperiode  ein.  Sie,  die  einen  eigenen  Cultus  mit- 
bringen, brechen  mit  den  alten  Ueberlieferungen,  und  der  priester- 
lichen Macht  wird  ihr  Arm  gebunden,  indem  sie  fortan  vor  der 
weltlichen,  die  in  den  vollen  Schwung  der  politischen  Entwicke- 
lung  tritt,  zurückzuweichen  hat.    Die  Acolhuas  handeln  darin  um 


1)  Izt  oder  Yizt  (Hix  oder  Ix  im  Maya)  bezeichnet  den  Zauberpriester  im  Quiche, 
früher  auch  als  königlicher  Titel  (in  Yucatan).  Nach  Hoei-schin  hiess  der  König  Ichi 
(in  Fusang). 


CUERNAVACA.  483 

SO  rücksichtsloser,  weil  sie  durch  keine  Verwandtschaftsbande 
mit  den  sieben  Höhlen  verknüpft  sind  und  im  dortigen  Stamm- 
baum keinen  Repräsentanten  besitzen,  sich  vielmehr  von  Citin 
herleiten.  Da  sie  indess,  weil  schwach  an  Zahl,  in  einer  der  in 
den  Allgemeinbegriff  der  damals  herrschenden  Chichimeken  ein- 
fügbaren Völkerschaften  eine  Stütze  suchen  mussten,  schlössen 
sie  sich  an  Tenuch  an,  als  dessen  letzte  Stammesgenossen  die 
Mexicaner  einwanderten,  die  in  Folge  des  von  den  Acolhua  aus- 
geübten Einflusses  den  Namen  ihres  Ahn  aus  Chichimecatl  in 
AuUi  verw^andelten.  Ihrerseits  verstanden  sich  auch  die  Acolhuas 
zu  einem  Compromiss,  um  die  in  den  roheren  Stämmen  wurzelnde 
Priesterscheu  nicht  allzu  sehr  durch  ihr  Vorgehen  gegen  den 
Tempelfürsten  zu  verletzen.  Sie  beraubten  ihn  zwar  seiner  irdi- 
schen Alacht,  erhoben  ihn  aber  im  Himmel,  wo  Raum  genug  für 
ung-estörte  Herrschaft  war,  zu  desto  höherem  Rang,  indem  sie 
den  bisherigen  Sohn  des  antediluvialen  Höhlenmenschen  jetzt 
direct  von  ihrem  höchsten  Gott  Citin-atonali  gezeugt  sein  und 
von  ihm  den  Lebenshauch  empfangen  lassen. 

Schon  als  civilisirender  Stammesheros  hatte  Quetzalcoatl  die 
Bedeutung  eines  Schöpfergottes  gewonnen,  indem  von  ihm  ge- 
sagt wurde,  dass  er  die  von  der  Gottheit  gebildeten  Menschen 
(in  dem  Sinne  der  stufenweis  folgenden  Schöpfungen  bei  Quiches 
und  sonst)  bis  zur  Vollendung  fortgebildet,  oder  die  Geschöpfe 
gleichsam  erst  in  Menschen  verwandelt  habe.  Nachdem  der 
Schöpfer  die  Erde  gebildet,  wurde  der  Mensch  durch  Quetzal- 
coatl vervollkommnet  (heisst  es  im  Codex  Chimalpopoca).  Diese 
Vermenschlichung  wird  dann  in  directe  Beziehung  zur  Schriftein- 
führung gesetzt.  Als  dem  geschaffenen  Menschen  die  Bücher 
fehlten,  beriethen  in  der  Höhle  Cuernavaca's  der  Gott  Oxomoco 
und  seine  Gattin  Cipactonal^)  mit  ihrem  Enkel  Quetzalcoatl  (in 
Cholula)  über  die  Zeichen,  und  die  beiden  Alten,  in  der  Nähe 
der  Tempelfestung  Xochicalco^)    (auf  dem  Platz  gebaut,    wo    die 


1)  In  männlicher  Wandlung  neben  Oxomoco  (sowie  Tlaltetecui  und  Xuchicaoaca) 
unter  den  Amoxoaque  oder  Priesterfürsten  genannt,  die  in  Tamoanchan  zurückblieben. 

2)  Als  gleichzeitig  mit  der  Erbauung  des  Froschtempels  der  Wassergöttin  sich  der 
Dienst  Camaxtli's  und  Tlaloc's  in  Tlascala  und  Huexotzinco  (wie  der  Quetzalcoatl's  in 
Cholula)  erneuerte,  wurden  im  Süden  durch  die  Tolteken  grosse  Tempel  gebaut,  be- 
sonders bei  Quauhnahuac  oder  Cuernavaca  (in  Xochicalco).  Wie  die  kreuzweis  sitzen- 
den Figuren  an  der  Aussenwand  der  Terrassen  (zu  Xochicalco)  an  die  der  Mayas,  er- 
innern Thierfiguren  an  solche,    die    sich   auf  den  Kalendersteinen   der  Chibcha  finden, 

31* 


484  QUETZALCOATL. 

Helden  Xochicatli  und  Xicatetli  mit  Keulen  kämpften)  wohnend, 
befragten  (s.  Mendieta)  diesen  ihren  Nachkommen  in  Cholula  über 
das  Niederschreiben  der  Kalenderfiguren  (oder  die  Erfindung  der 
Buchstaben)  für  den  Menschen.  Es  wird  dann  hinzugefügt,  dass 
Quetzalcoatl  aus  Yucatan  (oder  Tulla)  nach  Cholula  gekommen 
sei,  um  den  Kalender  zu  ordnen,  also  mit  der  Wissenschaft  der 
Mayas,  deren  Kunststil  sich  auch  in  der  Töpferei  Tula's  bemerk- 
bar macht. 

Als  die  Menschen  nach  der  Fluth  in  Hunde  (Chichime)  ver- 
wandelt waren,  vollendete  Quetzalcoatl  den  von  Gott  geschaffenen 
Menschen  und  suchte  durch  die  Ameise  Azcatl  Nahrung  für  die 
Götter  von  Tamoanchan  (nach  dem  Codex  Chimalpopoca). 

In  solchem  Dienst  der  Götter  wird  Xolotl  von  Citlalicue  (Ge- 
mahlin des  Gottes  Citlalatonac)  und  Mictlanteuctli  gesandt,  um 
ein  Todtengebein  für  Menschenschöpfung  zu  holen ,  und  auch 
Quetzalcoatl  steigt  in  die  Unterwelt  hinab,  den  Hüter  derselben 
seiner  Seemuscheln  beraubend,  durch  deren  Blasen  er  das  Ge- 
würm erweckt  und  bei  dem  Oeffnen  der  Thore  Mictlan's  den 
Jaspis-Knochen  holt,  um  Menschen  zu  schaffen. 

Bei  dem  Zusammenhang  Xolotl's  mit  den  aus  den  Splittern 
des  Feuersteins  (Citlacue's)  geborenen  Stämmen,  deren  Gesammt- 
heit  die  Chichimeken  darstellen,  ergiebt  sich  die  zwischen  beiden 
Persönlichkeiten  eingeleitete  Beziehung,  indem  Xolotl  den  aus 
den  Höhlen  ausgezogenen  Stammes  -  Heros  darstellt,  Quetzal- 
coatl den  aus  der  Fremde,  als  den  von  Osten  (aus  olmekischer 
Vorzeit)  hinzukommenden ,  dann  adoptirten  und  in  die  einheimi- 
sche Genealogie  aufgenommenen. 

In  der  Form  des  Luftgottes  verschwindend  ^),  —  oder  (wie 
Gomara  sagt)  als  Luftgott  verehrt,  weil  bei  Coazocalco  ohne  Kennt- 
niss  seines  Todes  verschwunden  — ,  durchdringt  Quetzalcoatl  fortan 
das  All  mit  dem  belebenden  Princip,  und  dies  wird  dann  bei 
Versinnlichung  wieder  zunächst  in  dem  befruchtenden  Regen  auf- 


und  die  Colossalgestalt  des  Drachen  oder  Crocodiles  an  jeder  der  Seiten  correspondirt 
mit  den  Eckfiguren  auf  dem  Plan  Tumebamba's.  Die  Tempelfestung  Xochicalco 
(Blumenhügel)  war  auf  dem  Platz  gebaut,  wo  die  Helden  Xochicatli  und  Xicatetli  mit 
Keulen  gekämpft  hatten. 

1)  In  Brasilien  verschwindet  der  weisse  Bärtige  Sume  oder  Paye-tome ,  der  (von 
Osten  gekommen)  die  Elemente  und  wilden  Thiere  beherrscht,  nachdem  sich  die  Pfeile 
der  ihn  verfolgenden  Caboclos  gegen  diese  gekehrt. 


FROSCHGOTT.  485 

gefasst,  so  dass  der  in  einem  runden^)  Tempel  (s.  Ixtlilxochitl) 
verehrte  "Windgott  Quetzalcoatl  die  Wege  rein  fegt  für  die  Tla- 
loques  genannten  Regengötter  (s.  Torquemada),  die  die  Wolken 
öffnen. 

So  stellt  sich  auch  die  Beziehung  zur  "Wassergottheit  des 
Frosches  oder  (bei  Gomara)  der  Kröte  her,  der  der  Toltekcn- 
König  ]\Iitl  seinen  Tempel  erbaute,  indem  gesagt  wird,  dass,,  als 
der  Tempel  des  Luftgottes  Quetzalcoatl  in  Cholula  durch  ein 
Gewitter  (ähnlich  wie  der  Thurm  der  Riesen)  zerstört  worden  sei, 
vom  Himmel  ein  Stein  in  Krötenform  ^)  herabgefallen,  und  seit- 
dem die  Kröte  verehrt  sei.  Zugleich  gilt  dann  als  Symbol  Quetzal- 
coatl's  der  (grüne)  ^)  Stein,  und  wenn  solchem  (in  buddhistischer 
Erinnerung)  der  Ausdruck  eines  Affen'')  gegeben  wird,  so  führt 
dies  auf  das  durch  den  Sturmgott  (Huracan  der  Antillen)  zerstörte 
Weltalter,  dessen  letzte  Menschen  auf  die  Bäume  des  Waldes  ge- 
schleudert, dort  in  Affen  verwandelt  wurden. 

Quetzalcoatl  wehte  in  vier  Winden,  als  der  (der  Schifffahrt 
günstige)  Tlalocacutl  von  Tlalocan  (dem  irdischen  Paradies)  vom 
Osten,  als  der  (heftige)  Mictlampachecatl  (von  der  Unterwelt)  vom 
Norden,  als  der  (kalte)  Cioatecaiotl  von  dem  Frauenland  Cioapi- 
pilti  vom  Westen,  und  als  der  (den  Schiffen  gefährliche)  Vitz 
lampa  checatl  (oder  Wind  aus  den  Wohnungen  der  Göttin  Vit- 
znava)  vom  Süden  (s.  Sahagun).  Der  Südwind  wurde  durch  einen 
Todtenkopf  bezeichnet  (in  Mexico);  für  den  Süden  stand  das 
Zeichen  Tochtli  (Kaninchen). 

Tecpancaltzin,  König  von  Tula,  baute  den  Tempel  Ce  Acatl 
in  Cholula. 

Bei  Zerstörung  des  von  den  Ulmeken  bei  Cholula  gebauten 
Thurmes  wurde  der  Tempel  Tzalcohuatl  (por  el  Dios  del  aire) 
an  die  Stelle  gesetzt  (d'Alva). 

Das  mit  dem  Luftgott  ■')  das  All  durchdringende  Lebensprincip 


^)  Aedes  autem  rotundas  tribus  diis  dicunt  fieri  debere,  Vestae  Dianae  ve  Herculi 
vel  ISIercurio  (s.  Servius),  wie  dem  athenischen  "Windgott  (die  inaugurirten  templa 
waren  nach  den  Himmelsgegenden  inaugurirt).  In  Cumana  fand  sich  ein  runder  Tempel 
(zur  Zeit  Colon's). 

2)  In  Tirol  dürfen  besonders  am  Allerseelentage  Kröten  (oder  Frösche)  nicht  ge- 
tödtet  werden,  „weil  arme  Seelen  darin  sind"  (s.  Zingerle). 

•^)  Votan  wurde  als  grüner  Stein  verehrt. 

4)  Tenia  semejan^a  de  cabe^a  de  Mona,  muy  al  natural  (s,  Herrera). 

5)  Neben  dem  (ein  Rad  tragenden  und  mit  einem  Gürtel  aus  Menschenköpfen 
umschlungenen)  Windgott  (mit  einem  Pfeil  aus  dem  Munde)  verehrten  die  Powhataner 


486  QUETZALCOATL. 

verlangt  bei  verfeinerter  Auffassung  seinen  ethischen  Hintergrund 
und  lässt  dann  die  Welt  (wie  in  der  buddhistischen  Lehre  vom 
Nirvana)  durch  die  moralischen  Tugendkräfte  des  Heiligen  erhal- 
ten. In  strenger  Busse  und  unter  dem  Gelübde  der  Keuschheit 
lebend,  steigerte  Quetzalcoatl  seine  Kasteiungen  bis  zu  Blutent- 
ziehungen aus  eignem  Körper,  besonders,  zur  Strafe  der  Lüge, 
aus  der  Zunge  (und  aus  den  Ohren).  Daraus  folgten  dann,  wie 
Gomara  bemerkt,  die  blutigen  Thier-  und  Menschenopfer,  so  dass 
also  der  in  Tulan  als  der  Lehrer  eines  reinen  und  schuldlosen 
Gottesdienstes  dastehende  Apostel,  der  Eiferer  gegen  die  Gräuel 
des  Blutvergiessens,  seinerseits  wieder  (bei  missverstandener  Ueber- 
treibung  seiner  Casteiungen)  zur  Ursache  desselben  wird,  und  in 
der  späteren  Zeit  gerade  die  bei  seinem  (und  Totec's)  Feste  dar- 
gebrachten Menschenopfer  scheusslichster  Natur  waren,  weil  mit 
dem  Abschinden  der  Haut  verbunden. 

Im  Uebrigen  lag  hier,  wie  bei  sämmtlichen  Opfern,  der  be- 
dingende Sinn  in  der  Darbringung  des  Herzens,  um  mit  den  in- 
dividuellen Lebensatomen,  besonders  höchster  Organisationen, 
gleich  der  des  Menschen,  das  allgemeine  Lebensprincip  in  seinem 
göttlichen  Walten  beständig  zu  erneuern  und  in  frischer  Kraft 
zu  erhalten. 

In  dem  von  Quetzalcoatl  selbst  eingeführten  Dienst  dagegen 
war  nur  etwa  die  Zerstörung  des  Schädlichen  (im  Sinne  Zoroaster's) 
erlaubt,  wie  durch  das  Opfer  der  (giftigen)  Schlangen  oder  der 
(auch  in  Peru  Krankheiten  verbreitenden)  Schmetterlinge,  die  dem 
Gott  Quetzalcoatl  durch  die  gleichnamigen  Priester  geopfert  wurden. 

Zu  Ehren  Quetzalcoatl's,  der  dem  Schöpfer  der  Sonne  und 
des  Himmels  Gebäude  errichten  Hess,  mit  Darbringungen  von 
Wachteln  und  sonstiger  Jagdbeute  (ohne  Menschenopfer),  wurden 
in  Cherula  grüne  Steine  verehrt,  „e  la  una  de  ellas  era  una  cabeza 
de  una  mona"  (s.  Tapia). 

Als  Reliquien  des  (weissgekleideten)  Propheten  Quetzalcoatl 
in  Cholula  bewahrte  man  grüne  Steine  als  Reliquien.  Una  de 
ellas  es  una  Cabe9a  de  Mona  muy  al  propio  (Gomara).  Auf 
einem  der  ChalchiuitU),  welche  die  Choluler  als  Reliquien  Quet- 
zalcoatl's beAvahrten,  fand  sich  ein  Affenkopf  (s.  Torquemada). 


den  Dämon  Oke,  dem  Pawooranzes  (Götzenhöhen)  in  den  Feldern  aufgerichtet  wurden 
(s.  Dapper).  Die  Mandan  peinigten  sich  beim  Fest  Okipa  (Oki  oder  Feder  in  der 
Sprache  der  Minetari). 

1)  Beim  Besuch  der  "Wirisamoca  (Amazonen)  erhielten  die  Arowaken  (am  Mazuruni) 


GRÜNSTEIN.  487 

In  Cuicas  wurden  den  Götzen  aus  Baumwolle  baumwollene 
Puppen  geopfert  mit  grünen  Steinen  (s.  Simon).  Grünstein  wurde 
bis  zu  den  Huronen  verhandelt. 

Die  Aruacas  (mit  verlängerten  Ohren,  wie  die  Peruaner) 
machen  sich  nicht  soviel  aus  dem  Golde,  wie  ,,de  unas  piedros  que 
llaman  ellos  ,,abas",  que  son  ä  manera  de  jaspes  labradas  y  de 
que  ha9en  sartales"  (Oviedo\ 

Quetzalcoatl's  Bild  in  Tollan  war  (nach  Sahagun)  liegend  dar- 
gestellt, in  Buddha's^)  Lage  beim  Nirvana  (und  des  Inca  Roca's 
in  Peru).  Das  Bild  Quetzalcoatl's  wurde  bedeckt  und  liegend 
dargestellt,  weil  er  vom  Schlafe  erwachend,  zurückkehren  würde, 
und  so  erinnerte  man  sich  in  Peru  einer  glücklichen  Vorzeit,  wo 
der  Tod  nur  ein  fünftägiger  Schlaf  gewesen. 

Der  (bärtige)  Quetzalcohuatl ,  von  den  (im  Verfertigen  der 
Chalchiuitl  oder  Grünstein  geübten)  Tlanquacemilhiyme  bedient, 
wurde  in  dem  Cu  (Tempel)  zu  TuUa  in  liegender  Position  darge- 
stellt (bemerkt  Sahagun).  Nach  Torquemada  lag  Quetzalcohuatl's 
Bild  im  Schaf  (in  Cholula). 

Beim  Verschwinden  Quetzalcoatl's  (als  Sonne  und  Mond  sich 
verfinsterten)  erschien  der  Stern  Tlahuizcalpan-Teuctli  (Herr  des 
leuchtenden  Zeichens).  Quetzalcoatl's  Seele  ging  in  einen  Ko- 
meten über. 

Mit  den  Ahizaes  oder  Itzaes  in  Chichen-Itza  herrschte  in 
Yucatan  (Ulumil-Cuz  oder  Etel-Ceh)  der  Fürst  Cuculcan,  der  vom 
Westen  gekommen  war  und  nach  seinem  Fortgang  in  Mexico, 
als  Cezalconatli  vergöttert  wurde  (s.  Landa). 

Der  in  Cholula  (als  Quetzalcoatl) ,  sowie  in  Huexotzinco  und 
Tlascalla  (als  Camaxtli)  unter  verschiedenen  Namen  verehrte  Gott  war 
in  Yucatan  als  Kukulcan  vergöttert  (bemerkt  Torquemada).  Beim 
Fest  des  Camaxtli  in  Tlascala  brachten  ihm  die  Priester  die  Klei- 
der seines  Sohnes  Quetzalcoatl  (Gott  der  Tulteken  oder  Künstler), 


grüne    Steine    (Macagua    oder   Calicot).     Neben    Fusang    wird    eines   Frauenlandes    er- 
wähnt. 

1)  Die  Nachrichten  des  buddhistischen  Priesters  Hui-shen  über  Fu-Sang  finden 
sich  in  den  Geschichtsbüchern  der  Liang-Dynastie  (502 — 556)  mit  Wiederholung  bei 
Matuanlin  and  in  other  historical  works  (nach  Bretschneider).  Auf  das  Zwergland  Chu- 
ju-kuo  (der  Lew-chew-Inseln)  folgt  Lo-kuo  (der  nackten  Schwarzzähnigen)  oder  (zur 
Zeit  der  Han)  der  schwarzen  AVeissäugigen ,  dann  "Wen-shen  (d^  Tättowirten)  und 
weiter  (das  zur  Tang  -  Dynastie  nach  Sibirien  verlegte)  Tahan ,  sowie  östlich  davon 
Fu-sang. 


488  QUETZALCOATL. 

und  bei  dem  Fest  des  Quetzalcoatl  in  Cholula  die  Priester  Tlas- 
cala's  diesem  die  Kleider  des  Camaxtli.  In  Cholula  wurde  (im  hohen 
Tempel)  Quetzalcoatl  (als  Mann  mit  Vogelkopf)  verehrt  (Herrera). 

Quetzalcoatl's  Menschenfigur  mit  Vogelkopf  (in  Cholula)  zeigte 
die  ausgestreckte  Zunge  (Acosta).  Xelhua,  Quetzalcoatl's  Ge- 
fährte, baute  die  Pyramide  von  Cholula. 

Quetzalcoatl's  Mantel  war  mit  Kreuzen  besetzt  (nach  Herrera), 
rother  Farbe  (auf  dem  Obergewand).  Quetzalcoatl  (bei  Panuco 
landend)  trug  Kreuze  auf  seinem  Gewand  (nach  Las  Casas).  Quet- 
zalcoatl wurde  mit  einer  Sichel  in  der  Hand  dargestellt. 

Die  Pipiles  in  Mulla  (in  San  Salvador)  verehrten  neben  Quet- 
zalcoatl die  Frau  Itzqueye.  Von  Quetzalcoatl  ^),  als  Kukulcan,  der 
von  Westen  gekommen,  stammten  in  Yucatan  die  Cocomes  (Oido- 
res)  genannten  Könige  (Torquemada). 

Quetzalcoatl  baute  unterirdische  Häuser  (Mictlancalco)  und 
balancirte  grosse  Steine,  die  mit  dem  kleinen  Finger  bewegt  wer- 
den konnten,  obwohl  durch  keine  Gewalt  umzustürzen  (nach 
Sahagun),  nach  Art  der  "Wiegesteine.  Das  Schilfrohr  war  das 
Symbol  Quetzalcoatl's. 

Die  im  Namen  Quetzalcoatl's  (gefiederte  Schlange)  ausge- 
drückte Schlange  findet  sich  in  Xicalanco  (an  der  Grenze  Yuca- 
tan's),  bei  Tabasco  (s.  Torquemada).  Die  in  Meztitlan  gesehenen 
Kreuze  datirten  von  Quetzalcohatl's  Aufenthalt  in  Tulancingo. 

Die  in  Panuco  aus  dem  Norden  Landenden  zogen  unter 
Führung  Quetzalcoatl's  nach  Tulla  und  von  dort  durch  König 
Huemac  (und  Tezcatlipoca)  vertrieben  nach  Cholula,  von  wo  Co- 
lonien  nach  Mixteca  und  Zapoteca  (Mictlan  erbauend)  gesandt 
wurden  (s.  Torquemada).  Als  Huemac  nach  Cholula  folgte,  zog 
Quetzalcoatl  nach  Onohualco  (Yucatan,  Tabasco  und  Campeche). 
Nach  Sahagun  schifften  die  in  Panuco  Landenden  nach  Tamoan- 
chan  (bei  Guatemala)  und  zogen  dann  (in  Teotihuacan  opfernd) 
über  die  Sieben  Höhlen  nach  Tullan  (wo  Quetzalcoatl  als  Gott 
verehrt  wurde). 

Wie  Cortez  von  Montezuma  hörte,  stammte  der  von  den 
Spaniern  proclamirte    Fürst    von  Quetzalcoatl,    dem    Beherrscher 


1)  Die  Mexicaner  (vom  Norden  gekommen)  allegaron  hasta  Gua9acalco  con  un 
senor  que  se  llamaba  Quezalcoat  (Antonio  de  Mendoza).  Nachdem  Quetzalcoatl  in 
den  verzerrenden  Doppelspiegel  Tezcatlipoca's  geblickt  hatte,  Hess  er  sich  zur  Be- 
deckung des  Gesichtes  eine  Maske  mit  zwei  Hauer-Zähnen  (nach  dem  Codex  Chimal- 
popoca)  verfertigen  (n.  Brasseur). 


opu.  489 

der  sieben  Höhlen  der  Navatlachos  und  rechtmässigem  König  der 
sieben  Nationen,  die  das  Reich  Mexico  stifteten. 

Quetzalcoatl  von  der  Küste  (bei  Panuco^.  mit  Künstlern  über 
Tulancingo  nach  Tulan  gekommen  und  von  dort  nach  Cholula 
(von  Huemac  oder  Tezcatlipoca  vertrieben),  dachte  (von  dem 
Zauberer  Titlacaaon  oder  Titlacahua  berauscht),  nach  der  Heimath 
Tlapallan  (um  seine  Jugend  wieder  zu  gewinnen)  zurückzukehren 
und  verschwand  in  Goazacoalco.  Von  Cholula  kehrte  Quetzalcoatl 
zu  seiner  Heimath  am  Usumasintu  zurück.  Nachdem  Xelhua, 
Häuptling  der  Olmeken,  die  Pyramide  in  Cholula  erba,ut,  erschien 
dort  der  Prophet  Quetzalcoatl. 

Von  Norden  kam  der  Stabträger  Quetzalcoatl  (Cocolcan)  oder 
Hueman  (Huemac)  zu  den  Ulmeken  in  Cholula  (s.  Veytia).  In 
Peru  ist  Tonapa  Stabträger.  Las  Casas  bezeichnet  Quetzalcoatl 
als  Stabträger.  Quetzalcoatl^)  kam  von  Osten  über  Californien 
nach  Mexico  (s.  Bustamente). 

Nach  Herrera  landete  Quetzalcoatl  aus  dem  Norden  in  Panuco 
und  begab  sich  nach  Tollan  mit  seinen  Begleitern,  von  dort  nach 
Chololan  ziehend,  und  dann  bis  Huaxaca  und  Misteca.  Die  mit 
Quetzalcoatl  in  Panuco  Landenden  zerschnitten  sich  das  Gesicht 
und  assen  Menschenfleisch,  in  Feldarbeit  geschickt,  sowie  in 
Metallverarbeitung  (s.  Garcia).  Quetzalcoatl's  Schüler  verbrannten 
seinen  Körper,  so  dass  er  als  Luftgott  im  Rauch  verschwand. 

Der  Zauberer  Tezcatlipoca,  der  als  der  Hausirer  Toveyo 
(nackt  nach  dem  Brauch  seiner  Heimath)  Huemac's  oder  Vemac's 
Tochter  heirathet,  bezauberte  die  Tolteken  durch  seine  Musik, 
so  dass  sie  den  Abgrund  (nach  Abbrechung  der  Brücken)  bei, 
Texcalapa  hinabtanzten,  und  verursachte,  als  der  erschlagene 
Tlacavepan  oder  Acexcoch  (der  die  Puppe  Huitzilipochtli  auf 
seiner  Hand  tanzen  Hess),  die  Pest. 

Als  Opu  (der  Unsichtbare)  oder  Yohualli  Ehecatl  (der  Nacht- 
wind) landete  Quetzalcoatl  mit  den  Amoxoaques  oder  Schriftge- 
lehrten (der  Nahoa)  in  Panuco  und  schiffte  dann  weiter  nach 
Tamoanchan  bei  Tabasco  (nach  Sahagun),  wo  (nach  Las  Casas) 
Cukulcan  landete  (als  Gucumatz  in  Guatemala).  Die  Olmeken 
und  Xicalancen    landeten    (nach  Ixtlilxochitl)    in  Papuha  (bei  der 


1)  Quetzalcoatl  landete  in  Panuco  unter  den  Cuextecas.  Nach  Las  Casas  landete 
Quetzalcoatl  in  Xicalanca.  Quetzalcoatl  zog  über  Tulancingo  nach  Tula  (s.  Camargo). 
Auf  seiner  Abreise  von  Tulla  durchschoss  Quetzalcoatl  einen  Baum  mit  seinem  Pfeil 
kreuzweis  (Sahagun). 


490  QUETZALCOATL. 

Laguna  de  Terminos)  oder  (nach  Veytia)  bei  Panuco.  In  Ta- 
rn oanchan  gelandet,  wurde  Quetzalcoatl  durch  den  Barbaren  Utiuh 
nach  den  Maispflanzungen  in  Tonacatepetl  oder  Paxil-Cayala  ge- 
führt, und  schifl"te  sich  dann  (zur  Rückkehr  nach  Osten)  wieder 
ein,  vier  Häupthnge  zurücklassend  (Oxomoco,  Cipactonal,  Tlalte- 
tecui  und  Xuchicaoaca),  die  den  Calender  ordneten  (und  das  Reich 
Xibalba  stürzten). 

Ome-Acatl,  der  die  Totonaken  (zugleich  mit  den  Xalpaneken) 
aus  den  sieben  Höhlen  nach  Mizquihuacan  geführt  hatte,  ver- 
schwand (ohne  zu  sterben).  Quetzalcoatl  verschwand  in  Coatza 
cualco  oder  das  Verborgene  (Coatzalan)  ^)  der  Schlangen  (coatl),  als 
Schlangenland.  d'Alva  citirt  Quetzalcoatl  unter  den  altern  Ge- 
schichtsgelehrten, sowie  Netzahualcoyotzin ,  Xiuhcozatzin  (Sohn 
des  im  Anfang  des  XV.  Jahrh.  regierenden  und  14 14  gestorbenen 
Königs  Huitzilihuitzin  oder  Huitzilihuitl)  u.  A.  m.  Huemactzin  oder 
Huemac,  der  als  Prophet  die  Tolteken  auf  ihrer  Wanderung 
leitete,  verfasste  das  göttliche  Buch  Teoamoxtli.  Weil  zum 
Beweis  der  Wahrheit  seiner  Prophezeiungen  Quetzalcoatl  seine 
Hand  einem  Fels  eingedrückt  hatte,  erhielt  er  den  Beinamen 
Huemac ")  oder  Starke  Hand  (s.  dAlva). 

Der  von  Quetzalcoatl  verkündete  Gott  (Teotl)  hiess  Teotloque 
oder  mit  seinem  vollen  Namen  (bei  d'Alva) :  Teotloque-Nahuaque- 
Hachiguale-Ipalnemoani-Ilhuicahua-Halticpaque  (der  Gott  der 
Welt,  der  Schöpfer  aller  Dinge,  der  von  sämmtlichen  Geschöpfen 
in  Gehorsam  Verehrte,  der  Herr  des  Himmels  und  der  Erde). 

Teotloque  erklärt  sich  als  der  Göttliche,  Nahuaque  als  der 
Allgegenwärtige,  Hachiguale  oder  (nach  Buschmann)  Tlachiguale 
als  Schöpfer,  Ipalnemoani,  der  Gehorsam  Empfangende,  Ilhui- 
cahua,  der  himmlische,  Halticpaque  oder  Tlalticpaque  als  der 
Herr  oben  (in  Prof.  Buschmann  Correction\ 

Das  von  Quetzalcoatl  oder  Huemac  aufgestellte  Kreuz  (Quauh- 
cahuizteotl-Chicahualizteotl  oder  Tonaca-Quehuitl)  wurde  als  Gott 
des  Regens  oder  der  Gesundheit  und  als  Baum  der  Nahrung  oder 
des  Lebens  verehrt)    (s.  d'Alva).     Tonaca  -  Quauhuitl    würde    sich 


'1)  Die  Gefährten  von  Quetzalcohuatl  oder  Quetzalli  wurden  Cocomes  (Plur.  von 
Cohuatl)  genannt.  Die  Bewohner  Tlallocan's  (zwischen  Oaxaca,  Cliiapas  und  Tabasco) 
hiessen  (nach  Sahagun)  Kinder  des  Quetzalcohuatl. 

-)  Huemac  wird  ,, Starke  Hand"  erklärt  (als  Beiname  Quetzalcoatl' s).  In  der 
Kirche  der  Furcht  Marie  (bei  Nazareth)  wurde  ein  Stein  mit  den  Eindrücken  von 
Marien's  Knien  gezeigt. 


FEDERSCHLANGE.  49 1 

als  der  Baum  (Quauh)  ^  /  unsers  Fleisches  (Tonaca)  erklären  (nach 
Buschmann). 

Wie  Quetzalcoatl  selbst,  erscheinen  die  im  Osten  Gelandeten 
als  weissgekleidete^)  Bärtige  und  (gleich  den  Tzequiles)  in  langen 
Gewändern,  denen  d'Alva  bei  den  westlichen  Tolteken  Japanischen 
Schnitt  giebt. 

Während  die  Acolhuas  in  näherer  Beziehung  zu  Tezcatlipoca 
stehen,  dem  Gegner  Quetzolcoatl's,  so  bringen  sie  aus  Culhuacan 
(der  Schlangenstadt)  den  Schlangengott  Cocopitl  mit,  wie  in  den 
südlich  von  Votan  (der  sieben  Schlangen)  berührten  Ländern 
Nachan's  (Schlangenstadt)  die  Cocomes  (Schlangen)  als  Begleiter 
des  zu  Coatzacualco  '^)  in  einem  Schlangenboot  verschwindenden 
Quetzalcoatl's  (oder  Kukulcan's)  erscheinen,  und  als  Stabträger  tritt 
Quetzalcoatl  oder  (Kukulcan)Cokolcan  (bei  Veytia)  selbst  in  demCha- 
racter  Hueman's  oder  Huemac's  (der  Personification  Tezcatlipoca's) 
auf.  Die  Federschlangen,  nach  denen  Quetzalcoatl  benannt  war, 
„se  crian  en  la  Provincia  de  Xicalanco,  que  estä  en  la  entrada 
del  Reino  de  Yucatan  yendo  de  la  de  Tabasco"  (Torquemada). 

In  seiner  Rückwanderung  aus  Yucatan  berührt  Quetzalcoatl 
den  Hafen  Panuco  auf  dem  Weg  nach  TuUan,  kehrt  aber  dann 
nach  den  Ländern  zurück,  die  ihm  bereits  zur  Heimath  geworden. 
Mendieta  lässt  Quetzalcoatl  von  Yucatan  nach  Cholula  kommen. 
Bei   Torquemada    dagegen    begiebt    sich    Quetzalcoatl    von    Tula 


1)  Quaulitli,  Ort  des  Baumes,  Quäuhtli  (des  Adlers). 

2)  Nach  den  Okanagan  (zu  den  Shushwap  gehörig)  war  aus  dem  östlichen  Meere 
ein  weisses  Paar  angetrieben ,  das  die  Seereise  gebräunt  hatte  (s.  Ross).  Einige  der 
(weissgekleideten)  Culdäer  oder  Papas  (irländische  IMönche)  ,,emigraverunt,  desertum  in 
pelago  intransmeabili  invenire  optantes",  und  deshalb  ersuchte  St.  Columban  den 
schottischen  Brudeus  (König  der  Picten),  seinen  Beamten  in  den  Orcaden  Auftrag  für 
gute  Behandlung  zu  geben,  wenn  sie  dahin  kommen  sollten  (s.  Adamnan).  Nach  den 
Hatteras-Indianern  (auf  Ranoak- Island)  erschien  zuweilen  (seit  Raleigh's  Zeit)  das 
Phantom-Schiff  der  weissen  Männer  (s.  Lawson).  Die  Papas  (Hvritammanaland's)  waren 
weiss  gekleidet  (als  Culdäer).  Die  (zu  Thorfinn's  Zeit)  von  den  Königen  Avalldania 
und  Valldidida  beherrschten  Skrälinger  (Markland's)  grenzten  mit  dem  Land  weiss  Ge- 
kleideter (er  voru  i  hvitum  klaedhum).  Durch  Tezcatlipoca  von  Cholula  nach  Tlillapa 
oder  Tizapan  getrieben,  wurde  Quetzalcoatl  bei  seinem  Tode  durch  seine  Gefährten 
verbrannt. 

•')  Der  Verbergungsort  der  Schlangen  oder  Coatl  (coatzalan,  sich  verbergen).  Wie 
Monlezuma  an  Cortez  erzählte,  war  der  Häuptling,  der  seine  Vorfahren  herbeigeführt, 
nach  seinem  Geburtsland  zurückgekehrt  und  kam  später  von  dort  wieder ,  entfernte 
sich  aber  aufs  Neue ,  als  die  bereits  mit  Familien  Angesiedelten  ihm  nicht  länger 
folgen  wollten,  noch  seine  Herrschaft  anerkennen. 


492  QUETZALCOATL. 

nach  Cholula  und  dann  als  Kukulcan,  nach  Yucatan.  Titlacahuan 
machte  Quetzalcoatl  glauben,  „que  en  el  nacimiento  del  Sol  estaba 
un  varon  viejo,  que  le  Uamaba"  (s.  Torquemada)  und  ein  anderer 
am  Wege  (in  buddhistischer  Vervielfältigung). 

Neben  Quetzalcoatl  erscheint  (wie  der  die  Beichte  einführende 
Cozas  neben  Kukulcan  in  Yucatan)  ein  ihm  ähnlicher  Doppel- 
gänger in  Totec  oder  Xipe^),  der  oft  als  sein  Schüler,  oder 
unter  den  Schülern,  als  sein  Lieblingsschüler  dargestellt,  mit 
dem  der  Meister  umherwandert,  während  sich  die  Felsen 
öffnen,  ihnen  Durchgang  zu  geben  (w^ie  bei  Wixepecocha  unter 
den  ]\lijes).  Beide  werden  schon  beim  Schöpfungsopfer  der  Sonne 
in  Teotihuacan  unter  den  nach  Osten  Blickenden  zusammen  ge- 
nannt, Quetzcalcoatl  oder  Ecatl  und  Totec  (Tlatavictezcatlipuca) 
oder  Anaoatlytecu  (Anoatl  y  Tecu). 

Wie  Quetzalcoatl  als  der  Gott  der  Künstler  in  Cholula, 
wurde  auchXipe^)  von  den  Goldschmieden  insbesondere  und  von 
den  Silberschmieden ")  verehrt,  wie  Quetzalcoatl  übt  Totec  oder  Xipe 
strenge  Kasteiungen  und  Büssungen  mit  jenen  Blutentziehungen, 
die  dann  durch  extravagante  Uebertreibungen  der  Fanatiker  zu 
jenen    Opfergreueln  ^)   führen,    die    besonders    die  diesen,    gerade 


1)  Xipe-Totec,  der  stete  Begleiter  Quetzcalcoatl's  et  Ic  precurseur  du  Pontifc 
(s.  Brasseur). 

-)  Xippe  heissen  die  mit  der  abgezogenen  Haut  der  Menschenopfer  Bekleideten. 
(Torquemada). 

^)  Nach  Clavigero  wurde  Xipe  (Xipetotec)  oder  Totec  (Thipetotec)  besonders  von 
den  Goldschmieden  (in  Mexico)  verehrt.  Torquemada  erklärt  Xippe  (Totec)  oder  Xipe 
(Gott  der  Silberschmiede)  als  calvo  ö  ate^ado.  Der  Gott  Xippe  (calvo  ö  ate^ado) 
oder  Totec  wurde,  als  Krankheiten  sendend,  gefürchtet  (Torquemada\  In  Xipixapa  (auf 
dem  Wege  von  Planta  nach  Riobamba)  oder  Jipijapa  fand  Alvarado  grossen  Reich- 
thum  an  Gold  und  Silber,  sowie  Smaragden  (s.  Herrera). 

'^)  Die  bei  dem  Fest  Xipe's  Geopferten,  als  Xipeme  (Geschundene)  oder  Tototecti 
(die  zu  Ehren  Totec's  Gestorbenen),  wurden  (nach  dem  Ausreissen  des  Herzens)  abge- 
häutet, und  dann  tanzten  die  mjt  der  Haut  bekleideten  Jünglinge  (als  Tototecti)  im 
Scheingefecht  (in  Mexico).  Die  mit  der  Haut  des  Menschenopfers  Bekleideten  wurden 
(in  Tlascala)  Chipe  genannt  bei  der  Verehrung  Camaxtli's  (s.  Veytia).  Beim  Fest  Tla- 
caxipehualitztli  wurden  für  Xipe  (Gott  der  Silberschmiede)  Menschenopfer  geschunden, 
um  den  nach  Silber  und  Gold  Begierigen  Furcht  einzujagen  (Torquemada).  Der  Gott 
der  Goldschmiede,  Xipe,  wurde  mit  Opferung  von  Kriegsgefangenen  und  Golddieben 
verehrt.  Letztere  schleppte  man  an  den  Haaren  auf  den  Tempel,  wo  sie  geschunden 
wurden,  um  mit  ihrer  Haut  die  Priester  zu  bekleiden.  Das  Unterlassen  solcher  Opfer 
rächte  der   Gott  durch  Augenleiden,  Krätze  und  Kopfschmerzen. 


TOTEC.  493 

einen  reinen  Gottesdienst  predigenden,  Lehrern  geweihten  Feste  ^) 
noch  mehr  entstellten,  als  die  übrigen.  Bei  Thipe  (Xipe  oder 
Chipe)  oder  Totec  wird  dann  noch  im  besondern  die  Kahl- 
köpfigkeit hervorgehoben,  die  in  den  bei  Xalisco  angetroffenen 
Tonsuren  wiederkehrt,  und  im  Allgemeinen  bewahrt  er  mehr  den 
rein  geistlichen  Character  des  Priesters  oder  Eremiten,  während 
der  seines  Meisters  und  Herrn,  Quetzalcoatl's,  in  politische  Wür- 
den übergeht  und  bis  zum  König  aufsteigt. 

Daneben  findet  sich  indess  noch  eine  andere  Version,  in 
welcher  Totec  die  erste  Rolle  zugewiesen  wird  und  umgekehrt 
Quetzalcoatl  als  sein  Gefährte  (oder  Schüler)  erscheint,  und  zwar 
in  der  Gestalt  einer  Menschen  verschlingenden  Schlange,  um  ihn  zu 
schützen,  w4e  über  Buddha  der  Naga-König  als  sieben-  oder 
neunköpfige  Schlange  w^acht  und  ihn  in  seinen  Wölbungen  hütet. 

Indem  nun  Sahagun^)  den  Cultus  des  Totec  (Toltec)  oder 
Xipe  aus  Zapotlan  (bei  Jalisco)  eingeführt  sein  lässt,  so  mag  sich 
darin  ein  Faden  bieten,  um  in  den  vielfach  räthselhaft  verschlun- 
genen Windungen  der  Legende  von  Quetzalcoatl  einen  leitenden 
Pfad  zu  finden.  Zugleich  wird  von  den  Otomiten  gesagt,  dass 
sie  neben  dem  Gott  Otontecuhtli^)  (dem  alten  Häuptling  Oton, 
als  vergöttertem  Heros)  den  Gott  Yocipa  verehrt  hätten,  und  zwar 
in  Tempeln  aus  Stroh  (wie  ähnlich  im  Reiche  der  Zipe). 

Quetzalcoatl  ist  scheinbar  so  eng  mit  der  Geschichte  der 
Tolteken  verwebt,  dass  man  sich  geneigt  fühlen  musste,  ihn  schon 
als  einen  Begleiter  ihrer  Wanderungen  anzunehmen.  Die  Mythe 
redet  aber  wieder  bestimmt  von  seiner  Herkunft  aus  Osten  und 
erst  späterm  Eintritt  in  Tullan,  während  dagegen  die  von  ihm  ein- 
geführten Institutionen  w^eit  mehr  ein  westliches  Gepräge  tragen. 
Dann  auch  ist  der  militärische  Häuptlingscharacter,    der   so   ent- 

1)  Während  des  Festes  des  Gottes  Xipe  (und  Totek)  wurden  kriegerische  Kampfe 
gefeiert  (in  Mexico).  Boturini  erklärt  Totec  als  „dios  Seiior  nuestro"  und  Oxipe  (oder 
Xipe)  als  „dios  del  deshollamiento".  Xipetotec,  que  quiere  decir  dessoUado  (Sahagun). 

^)  Nachdem  Ceacatl  oder  Quetzalcoatl  durch  einen  unterirdischen  Gang  die  Festung 
Cuitlahuac  erobert  hatte,  wohin  sich  die  Mörder  (Apanecatl,  Zolton  und  Cuilton)  seines 
Vaters  (des  Königs  Totepeuh  in  Culhuacen)  gerettet,  Hess  er  sie  nach  dem  Schinden 
mit  Pfeffer  bestreichen  und  seinem  als  Camaxtli  vergötterten  Vater  (König  von  Cul- 
huacan)  opfern. 

^)  Nach  Sahagun  wurde  Xipe  oder  Totec  (Xipetotec  oder  Thipetotec)  besonders 
an  der  Seeküste  bei  Zapotlan  (in  Jalisco)  verehrt. 

*)  Bei  den  Tlascalanern  wurde  Otetochtli,  als  Gott  des  Weines  verehrt.  Palenque 
die  Gründung  Votan's  (Uotan's  oder  Otan's)  am  Otula-Fluss,  hiess  (nach  Waldeck) 
Ototiun  (Steinhaus). 


494  QUETZALCOATL. 

schieden  für  ihn  festgehalten  wird,  mit  dem  ihm  zugeschriebenen 
Lehramt  schwer  vereinbarUch,  und  würde  eine  Anomahe  unter 
den  übrigen  Propheten  America's  bilden,  den  Tonapas,  Nemere- 
quetabas,  Sumes,  Wixepecoches  u.  s.  w. 

Erkennt  man  dagegen  in  Totec  (Thipe)  oder  Xipe  (mit  der 
königlichen  Wandlung  des  Zipe  im  Süden),  als  der  bereits  mit 
den  Otomiten  verknüpften  Gestalt  des  Yocipa,  den  eigentlichen 
Apostel  der  Tolteken,  den  Bussprediger  und  einsiedlerischen  Mönch, 
in  Folge  welches  Lehren  sich  die  Klöster  mit  Cönobiten  füllten 
und  die  Götzentempel  verödeten,  lässt  man  diese  für  die  Cultur  des 
alten  Mexico  wichtige  Erscheinung  auf  Totec  ruhen,  so  würde  sich 
der  Zusammenhang  mit  Quetzalcoatl  ohne  Schwierigkeit  erklären. 

Unter  seiner  auf  den  Thron  erhobenen  Heroengestalt  gelangte 
die  reformatorische  Religion  zu  ihrer  höchsten  Blüthe  und  Ent- 
faltung, und  beim  sehnsüchtigen  Rückblick  auf  den  Glanz 
solch'  goldener  Zeit  verklärte  sich  das  tragische  Schicksal  des 
Herrschers  zu  seiner  Apotheose,  und  der  das  Mönchthum  be- 
günstigende König  wurde  dann  später  selbst  als  Eremitenfürst 
aufgefasst,  dem  gegenüber  der  in  undeutlich  verschwimmende  Vor- 
zeit zurücktretende  Prophet  zum  Diener  und  Begleiter  herabsank. 

Dass  auch  bei  den  Zapoteken  Thipetotec  als  büssender  Ere- 
mit verehrt  wird,  deutet  gleichfalls  auf  eine  ältere  Epoche,  und 
wie  Quetzalcoatl  mit  der  Geschichte  der  Maya,  verknüpft  sich 
Totec  oder  Xipe  enger  mit  der  Mechoacan's.  Die  Einführung 
der  Feste  Zitacuarencuaro  (Auferstehung)  und  Peranscuaro  wurde 
auf  einen  Moral-Prediger  zurückgeführt,  der  auf  einen  von  Sonnen- 
aufgang zu  erwartenden  Reformator  oder  Paracleten  hingewiesen 
(bei  den  Matlacingas  oder  Pirindas),  als  Surites  (neben  dem  Gott 
Coltzin)  ^).  Die  Tarasker  oder  Quaochpanme  (hombres  de  cabeza 
rapada  ö  raida),  von  denen  der  Gott  Taras  (Mixcoatl)  verehrt  wurde 
(s.  Sahagun),  bewahrten  die  Prophezeihungen  des  Hohenpriesters 
Surites. 

Als  specieller  Bussort  wird  dem  Eremiten  Totec  oder  Thipe 
das  Trauerhaus  (Tlaxipuchicalco)  auf  den  Berge  Calcitepetli  (der 
redende  Berg)  angewiesen,  für  die  Büssungen  Quetzalcoatl's  da- 
gegen der  Vulcan  Coxcitepec  (bei  Tullan)  reservirt. 

Eine  die  Intriguen  der  indischen  Götter  gegen  die  sie  durch 
accumulirende  Verdienste  der  Frömmigkeit  bedrohenden  Einsiedler 


Von  Coltzin  (Ahnherr)    wurde    der   Name    der  Acolhuas  (Vorfahren)  abgeleitet. 


YAPPAN.  495 

wiederholende  Mythe  [des  Caucasus]  findet   sich   auch   in  Mexico 
erzählt : 

Als  der  Büsser  Yappan  sich  auf  dem  Fels  Tehuehuetl  (zum 
Wohlgefallen  der  bewundernden  Götter)  kasteiete,  veranlasste  der 
ihn  beobachtende  Yaotl  (Feind)  oder  Yao  die  Göttin  der  Liebe 
(Ixauna)  vom  neunten  Himmel  herabzusteigen  und  ihn  als  schöne 
Frau  (Göttin  Tlazoteotl)  zu  bitten,  ihr  für  ihre  Büssung  hinaufzu- 
helfen, worauf  sie  (als  er  sie  berauscht  umarmte)  in  Staub  zerfiel, 
der  gefallene  Büsser  aber  von  der  Göttin  in  einen  Scorpion  (und 
Yaotl  in  eine  Heuschrecke)  verwandelt  wurde  (s.  Boturini). 

Die  einstige  Heiligkeit  dieses  später  gefallenen  Büssers  hat 
sich  in  dem  Schul-Kloster^)  Yopicocalmecac  erhalten,  und  seine 
Beziehung  zu  Xipe  zeigt  das  zur  Aufnahme  der  bei  dessen  Fest 
Geopferten  dienende  Beinhaus  ^)  im  Tempel  Yopico.  Der  Dienst 
im  Tempel  des  Yocipa  (Gott  der  Otomiten)  war  zwei  Priestern 
(Tlamacazque)  übertragen.  Der  Wiyatao  (Hoherpriester  der  Za- 
poteken)  residirte  in  Yopaa. 

Die  drei  Zauberer  suchten  den  von  Tulla  fortziehenden  Quetz- 
alcoatl  durch  Vorstellungen  über  die  bei  seiner  Abwesenheit  der 
Religion  drohenden  Gefahren  zur  Rückkehr  zu  bewegen  (s. 
Torquemada),  da  er  sich  indess  weigerte,  weil  sein  Geschick  ihn 
rufe,  hielten  sie  wenigstens  von  ihm  die  Instrumente  und  Vor- 
richtungen der  mechanischen  Künste  zurück,  damit  solche  dem 
Reiche  nicht  verloren  gingen.  Bei  Sahagun  hat  Quetzcalcoatl 
den  von  dem  Magier  angebotenen  Rauschtrank  zu  schlucken,  weil 
er  jeden  der  andern  Lebenden  tödten  würde  [Siva],  fällt  dann  aber 
aus  der  Trunkenheit  erwachend,  in  bittres  Klagen  und  zerreisst 
sein  Haar.  Die  herrschende  Klasse  in  Yacapuhtla  und  Huaxtepec 
(in  Quauhnahuac)  enthielt  sich  der  Rauschtränke  (Torquemada). 

Die  von  dem  Gott  Taras  oder  Mixcoatl  (als  Iztac-Mixcoatl, 
Ahnherr  der  Mexicaner)  stammenden  Tarasker  verehrten  den 
Schöpfergott  Tucapacha")  (der  Unbegreifliche)    als  unsichtbar  im 


1)  Das  Kloster  Yopicocalmecac  (für  Erziehung  von  Knaben)  war  verbunden  mit 
dem  Höhlentempel  Yopico  des  Gottes  Tequiztlimayehuel  (Torquemada). 

2)  Die  Häute  der  zu  Ehren  des  Gottes  Xipe  (und  Tlalocatecuhtli)  Geschundenen 
wurden  in  den  Keller  des  Tempels  Yopico  geworfen  (s.  Torquemada).  Im  Knochen- 
haus oder  Yopoch  des  Tempels  Quauhxicalco  (für  den  Gott  Titlacahua)  verbrannten 
die  Priester  Weihrauch  (Torquemada).  Yoppi  der  Tlapaneken  hiess  Tinames  (Quinames). 

3)  Su  principal  dios  era  Tucapacha,  tenianle  per  Hacedor  de  todas  las  cosas,  que 
daba  la  vida  y  la  muerte,  los  buenos  y  los  malos  temporales,  llamabanle  en  sus  tri- 
bulaciones,  mirando  al  Cielo,  entendiendo  que  alli  estaba  (in  Mechoacan)  sagt  Herrera. 


496  "  QUETZALCOATL. 

Himmel  weilend,  und  neben  ihm  die  Fischgöttin  Xaratanga 
(Mutter  Alanovapa's),  sowie  den  von  den  Chichimeken  eingeführ- 
ten Gott  Curicanery  oder  Curicaweri,  und  der  Hohepriester  Curi- 
nacanery  erhielt  von  dem  Guangua-Pagu  (Majestät)  oder  (in 
Mönchstracht)  Caltzonzi  betitelten  Könige  Mechoacan's  (unter  dem 
El-Henditare)  Huldigung  zur  Zeit  der  Erstlingsfrüchte. 

Wie  in  Camaxtli  in  den  Schutzherrn  der  Jäger  übergehend, 
wird  Quetzalcoatl  auch  von  den  Räubern  (in  einer  heiligen  Ver- 
einigung, ähnlich  der  der  Thug)  in  Anspruch  genommen,  so  dass 
er,  gleich  Mercur,  den  Kaufleuten  und  Dieben  zugleich  vorstehen 
würde.  Die  (in  Mexico)  mit  dem  Zeichen  Ceacatl  Geborenen 
waren  von  der  Natur  zu  Räubern  (Temacpalztotique)  bestimmt, 
welche  nach  Opfern  für  den  Gott  Ceacatl  oder  Quetzcalcohuatl 
mit  dessen  Bildniss  auszogen  und  mit  dem  Arm  einer  in  der 
ersten  Geburt  gestorbenen  Frau  Thür  und  Schwelle  des  zu  be- 
stehlenden Hauses  schlugen,  um  die  Bewohner  stumm  festzu- 
bannen (s.  Torquemada). 

Quetzalcoatl  spielt  in  Tullan  eine  doppelte  Rolle,  bald  als 
der  weltliche  Herrscher  der  Geschichte,  bald  als  der  mythische 
Prophetenkönig. 

Nach  dem  Tode  Ihuitimal's  (König  von  Tollan)  wurde  Quetzal- 
coatl^) erwählt,  bis  durch  Huemac  vertrieben,  der  von  Nauhyotl 
(von  den  Cintin  von  Cuitlahuac  stammend)  gestürzt  wurde  (mit 
Hülfe  Quetzallacxoyatl's,  Königs  von  Culhuacan). 

Als  König  von  Tullan  verkühdete  Quetzalcoatl  seine  Gebote 
dem  Volke  in  Anahuac  von  dem  Berge  Tzatzitepetl.  Auf  Ihuiti- 
mal  (König  von  Tollan)  folgend,  nahm  Ceacatl  Quetzalcoatl  den 
Titel  Topiltzin  an  (s.  Torquemada).  Nach  Sahagun  herrschte 
Quetzalcoatl  als  Zauberer  in  Tula.  Nach  dem  Trunk  des  Zaube- 
rers Titlacaaon  oder  Titlacahua  (als  Greis  ^)  verschwindend)  wurde 
Quetzalcoatl  durch  Huemac  oder  Tezcatlipoca  (in  Gestalt  eines 
Tigers)  von  Tula  nach  Cholula  getrieben  und  verschwand  dann 
in  Goatzacoalco. 


1)  Quetzalcoatl,  Sohn  Camaxtli's,  zeugte  fünf  Söhne  mit  seiner  Frau  Chimalma 
(Torquemada). 

2)  Aus  Tollan  (durch  die  Anhänger  Tezcatlipoca's)  vertrieben,  Hess  sich  Quetzal- 
coatl am  dicken  Baum  Quauhtitlan  einen  Spiegel  geben  und  nannte  ihn  (über  sein 
altes  Aussehen  klagend)  Huehue-Quauhtitlan  (die  alte  Stadt  des  Baumes  oder  der  Baum 
des  alten  Mannes)  und  der  Stamm  wurde  mit  Steinen  bespickt. 


GOLDENES    ZEITALTER.  497 

Quetzcalcoatl  (nach  dem  Trank  Tezcatlipoca's)^)  begab  sich 
(unter  Verbrennen  seiner  Paläste)  von  Tullan  nach  Quauhtitlan 
(unter  Einblick  in  den  Spiegel  Steine  in  den  grossen  Baum 
werfend)  oder  Vevequauhtitlan,  dann  nach  Temacpalco  (mit  dem 
Stein  der  Thränenspuren  beim  Rückblick  auf  Tullan,  dem 
Stein  seine  Figur  einpressend),  dann  die  Brücke  über  den  Fluss 
bei  Tepanoaya  bauend,  dann  von  dem  Zauberer  (der  ihn  nach 
Tlapalla  gehen  hörte)  der  Instrumente  zur  Edelsteinbearbeitung 
beraubt,  dann  nach  Cohcaapa  gelangend  (den  Schmuck  in  eine 
Quelle  werfend),  dann  nach  Cochtoca,  wo  ihn  der  Trank  des  Zau- 
berers schlaftrunken  macht,  dann  über  die  Berge  (einen  Ballplatz 
oder  Tlachtli  bauend)  nach  der  Küste,  um  sich  im  Schlangenboot 
nach  Tlapallan  einzuschiffen  (s.  Sahagun). 

Quetzalcoatl  trank  den  Rauschtrank  Titlacahua's  (Tezcatlipo- 
ca's),  weil  er  unsterblich  zu  w^erden  wünschte  (sagt  Torquemada). 
Nach  Sahagun  schiffte  sich  Quetzalcohuatl  auf  dem  Schlangen- 
boot (Coatlapechtli)  an  der  Seeküste  ein,  um  nach  Tlapallan 
(dem  Lande   der  Jugend)  zu  fahren. 

Noch  später  feierten  die  Sagen  die  goldene  Zeit  Tula's,  als  ^), 
während  eines  durch  keinen  Krieg  unterbrochenen  Friedens'"'), 
Quetzalcoatl  in  einem  Hause  von  Silber  und  Muscheln  und  edlen 
Chalchiuitle  wohnte,  in  behaglicher  Ruhe  gelagert,  (doch  von  den 
schnellfüssigen  Tlanquacemilhiyme  zur  Ueberbringung  seiner  Bot- 
schaften umgeben),  als  die  Baumwolle  bereits  farbig  wuchs,  so 
dass  die  Arbeit  des  Färbens  gespart  wurde,  und  die  Sorge  auf 
Erden  unbekannt  war.  Früchte  und  Blumen  sprossten,  wie 
Torquemada  beschreibt,  in  Ueberfluss  und  bunte  Vögel  *)  erfüllten 
die    Luft    mit    lieblichem    Gesang.     Die    Kornähren    bildeten   die 


1)  Durch  Tezcatlipoca  aus  Cholula  vertrieben,  kam  Quetzcalcoatl  (auf  dem  Weg 
nach  Tlapalla)  nach  Goatzacoalco ,  wo  er  sich  einschiffte,  seine  Jünger  nach  Cholula 
zurücksendend.  In  den  Schneebergen  auf  dem  Weg  nach  Poyautecatl  starben  Quetzal- 
coatl's  Gefährten,  die  Buckligen  und  Zwerge.  Quetzalcoatl  stellte  einen  Wiege- 
stein auf. 

2)  Delos  blühte  unter  dem  Priesterkönig  Anios,  dessen  Töchter  (Oeno,  Spermo  und 
Elais)  durch  ihre  Berührung  Alles  in  Wein,  Getreide  und  Oel  verwandelten. 

3)  Auf  Mangaia ,  wo  man  unter  der  Herrschaft  Rangi's  keinen  Krieg  kannte ,  bis 
derselbe  durch  die  Häuptlinge  von  Rorotonga  eingeführt  war,  musste  der  Friede  durch 
Menschenopfer  bestätigt  werden  (s.  Gill). 

*)  Als  Quetzalcoatl  Tula  verliess,  sandte  er  alle  die  bunten  Singvögel  nach  Ana- 
huac  voraus  (Torquemada). 

Bastian,  America.  32 


498  QüETZALCOATL. 

Last  eines  Mannes  (s.  Clavigero)  und  die  Kürbisse  wuchsen  zur 
Mannsgrösse  aus. 

Dann  folgte  die  Verschwörung  der  neidischen,  und  über 
dieses  Glück  der  Menschen  erschreckten  Götter.  Drei  traten  sie 
zusammen,  Tlacavepan  und  Huitzilipochtli  mit  Tezcatlipoca,  der 
an  einem  Spinngewebe  (sonst  die  Seelenbrücke)  sich  vom  Himmel 
herabgelassen,  in  der  Form  eines  alten  Mannes  (als  Titlacahua), 
den  Lethe-Trank  der  Vergessenheit  einflösst,  der  für  den  Un- 
sterblichkeitstrank der  Gottheit  gehalten,  aber  die  Wirkungen  des 
(damals  aus  der  Maguey  erfundenen)  Rauschtrankes  übend,  den 
in  Klagen  und  Schmerz  von  dem  sehnsüchtigen  Wunsch  nach 
Verjüngung  ergriffenen  Quetzalcoatl  zum  Wandern  treibt,  und  ihn 
mit  dem  Heimweh  erfüllt,  (Tlapallan)  Tullan-Tlappallan  (Thule)  zu 
suchen,  oder  die  die  Wegstationen  (gleich  früheren  Buddhas)^) 
markirenden  Greise. 

Als  Quetzalcoatl  sich  in  dem  von  Tezcatlipoca  vorgehaltenen 
Spiegel  entstellt  sieht  und  Tollan  zu  verlassen  beschliesst,  wird 
ihm  (um  sich  seinen  Unterthanen  zu  zeigen)  von  einem  Magier 
eine  Maske  verfertigt  mit  vorstehenden  Schlangenzähnen. 

Als  Quetzalcoatl  auf  seinem  Abzüge  von  Tullan  die  Schnee- 
berge kreuzte,  kam  sein  aus  Buckligen  und  Zwergen  bestehendes 
Gefolge  in  der  Kälte  um,  worauf  er  unter  schmerzlichen  Klagen 
und  Weinen  seinen  Weg  allein  nach  Toyautecatl  fortsetzte  (wie 
die  Begleiter  des  Perser-Königs  in  den  Schneeregionen  verschwin- 
den). Bei  Tezcatlipoca's  Verfolgungen  begab  sich  Quetzalcoatl 
(Hoherpriester  von  Tullan)  nach  Cholula  und  verschwand  dort, 
nachdem  er  den  Calender  regulirt  hatte  (nach  Clavigero).  Der 
Eingang  in  Quetzalcoatl's  Tempel  zu  Mexico  war  gleich  einem 
Schlangenrachen  (nach  Gomara),  and  which  was  a  thing  to  fear  by 
those,  who  entered  in  thereat  (s.  Squier). 

Durch  die  vier  Schüler,  die  bei  Einschiffung  Quetzalcoatl's 
von  Goatzacoalco  nach  Cholula^)  zurückkehrten,  wurde  der  Staat 
in  (vier)  Tetrarchien  getheilt. 


1)  Stetiger  Dauer,  gleich  dem  ewigen  Juden,  der  (nacli  Libavius)  als  Buttadeus 
figurirt. 

2)  Durch  Huemac  aus  Tollan  vertrieben,  flüchtete  Quetzalcoatl  zu  den  Olmeken 
in  Cholula.  Von  Quetzalcoatl  wurde  Tlascallan,  Guexocinco  und  Chololla  wieder  auf- 
gebaut (Gomara).  Montezuma,  der  mitten  im  Wasser,  Nezahualpilli ,  der  am  Ufer  des 
Sees,  und  Totoquihuazin ,  der  im  Gebirge  residirende  Fürst,  legten  bei  den  Huexot- 
zinca's  Protest  ein  gegen  die  Zerstörung  von  Quetzalcoatl's  Tempel  in  Cholula. 


FELSZEICHEN.  499 

Durch  den  am  Spinnengewebe  aus  dem  Himmel  herabklettern- 
den Tezcatlipoca  als  Tiger  nach  Cholula  und  dann  nach  der  Küste 
von  Tlillapa  oder  Tizapan  verfolgt,  verwandelte  sich  Quetzalcoatl 
in  die  Strahlen  eines  schiessenden  Stern's  (als  Cometen).  Quetzal- 
coatl wurde  beim  Ballspiel  mit  Tezcatlipoca,  von  dessen  Verwand- 
lung in  einen  Tiger,  nach  Tlillapa  oder  Tizapan  getrieben^) 
(s.  Mendieta). 

Huemac  (Hueman)  wird  bald  mit  Quetzalcoatl  identificirt,  bald 
erscheint  er  als  sein  Feind  und  Gegner,  und  dann  wieder  steht 
er  gleichberechtigt  neben  ihm,  der  weltliche  Fürst  zur  Seite  des 
Priesters. 

Hueman  wird  als  „de  las  grandes  manos"  erklärt,  von  huey 
(grande)  und  Maitl  (mano),  um  seine  Macht  zu  bezeichnen  (nach 
Veytia)  und  Quetzalcoati,  Prophet  der  Ulmeken  (in  Cholula),  heisst, 
weil  seine  Hand  den  Felsen  eindrückend,  Huemac  (mächtige 
Hand),  dem  Kabul  Yucatan's  entsprechend. 

Huemac  (oder  Matlacxochitl)  herrschte  als  weltlicher  Fürst 
in  Tula  neben  Quetzalcoatl  als  Oberpriester.  Huemac  (oder  Tez- 
catUpoca)  war  mit  Yohualloctonac  (Tezcatlipoca  und  Huetzin) 
verwandt.  Nach  der  Ermordung  Totepeuh-Nonohualcatl's,  der  mit 
der  Prinzessin  Chimalman  (mit  einem  Grünstein  schwanger)  den 
Sohn  Ceacatl  (Quetzalcoatl)  gezeugt,  verlegte  Huetzin  die  Herr- 
schaft von  Tollan  (wo  Ihuitimal  folgte)  nach  Culhuacan.  Nach 
Mendieta  wird  Quetzalcoatl  von  Chimalman  (Gemahhn  Camaxtli's) 
durch  Verschlucken  eines  Chalchiuitl  geboren. 

Quetzalcoatl,  der  die  Kunst  den  Chalchiuitl  oder  grünen 
Stein  zu  bearbeiten  lehrte,  wurde  von  der  Göttin  Chimalma  aus 
einem  grünen  Stein  geboren,  den  sie  in  ihrem  Busen  verwahrt 
hatte.  Die  Göttin  des  Wassers  hiess  Chalchiutlicuye  oder  die 
Frau  der  Chalchiuitl's.  In  den  Mund  eines  gestorbenen  Häupt- 
lings wurde  ein  Chalchiuitl  gelegt,  als  Herz  (s.  Torquemada).  Die  aus 
Smaragd  gearbeiteten  Stücke  hiessen'Quetzalitzli.  Der  Schlachten- 
gott in  Tayasal  war  aus  einem  rohen  Smaragd  ^)  gearbeitet  (nach 
Villagutierre). 


1)  Cholula,  lugar  de  huida  y  por  metafora  del  asilo  (s.  Mendoza)  für  die  Hegira 
Quetzalcoatl's.  Nach  Rivero  hat  der  Beiname  des  Apostel  Thomas  (Didimus  oder 
Zwilling)  dieselbe  Bedeutung,  wie  Quetzalcoatl  im  Mexicanischen.  Die  Kranken 
Hessen  sich  von  Quetzalcoatl  in  Cholula  heilen. 

2)  In  Neu-Mexico  wurden  die  (Cacona  genannten)  Türquisen  als  Schmuck  in  Nasen 
und  Ohren,    sowie    als  Halsbänder   oder  Gürtel  getragen   (nach  De  Ni9a).     Die   (unter 

32* 


500  QUETZALCOATL. 

Neben  dem  Quetzalitztli  oder  Smaragd  hatten  die  Mexicaner 
den  Quetzalchalchivitl  (dunkelgrün  und  durchsichtig) ,  Chalchivites 
(grün  und  undurchsichtig),  THlaiotic  (Mischung  von  Grün  und 
Schwarz),  Iztachalchiuitl  (Mischung  von  Weiss  und  Grün).  Der 
grüne  Xoxouhquitecpatl  oder  TeceHc  war  weich  (und  leicht  be- 
arbeitbar). Der  aus  Kristallen  gefertigte  Chopilotl  w^urde  am 
Handgelenk  getragen.  Der  Kopfputz  Quetzalalpitoai  hing  in 
Federn  herunter. 

Indem  Panuco  als  Ausgangs-  und  zum  Theil  auch  als  Rück- 
zugsort Quetzalcoatl's  angegeben  wird,  so  repräsentirt  er  gewisser- 
massen  das  Vorschieben  einer  Maya-Colonie  nach  TuUa,  von  wo 
dieselbe  wieder  nach  den  Huasteken  zur  Küste  hinabgedrängt 
wurde,  wie  diese  in  der  Sage  der  Olmeken  vom  Popocatepetl 
dorthin  fliehen,  und  an  den  Hafenplatz  knüpft  die  Mythe  dann  in  der 
bis  Yucatan  verlängerten  Schifffahrt   die  verknüpfenden  Fäden. 

Das  im  Schlaf  liegende  Bild  Quetzalcohuatl's  (in  Cholula) 
wurde  bedeckt  gehalten,  und  erwachend  bei  seiner  Rückkehr, 
hatte  er  sich  zu  erheben,  um  wieder  die  Herrschaft  zu  überneh- 
men (s.  Torquemada),  damit,  wie  früher,  das  goldene  Zeitalter 
(reicher  Ernten)  herrsche.  Nach  den  vier  Weltperioden  wurde 
die  fünfte  erwartet,  als  Yztapal  Nanazcaya  (das  Alter  der  Rosen 
und  Kieselsteine)  mit  Quetzalcoatl's  Wiederkehr.  Quetzalcoal 
war  Sohn  des  grossen  Gottes  von  Tollan  und  als  man  die 
weissen  Segel  der  Spanier  sah,  glaubten  die  Mexicaner  ihn  im 
Teocalli  zurückkehren  zu  sehen,  erkannten  aber  dann,  dass  es 
viele  Götter    seien    (Motolinio). 

König  Topiltzin  wird  aus  der  Höhle  Xiecco  oder  Xicco,  wo- 
hin er  sich  nach  seiner  Niederlage  zurückzog  (um  in  Tlapallan 
zu  herrschen),  wiederkommen,    die  Indianer   zu    befreien.     Mocte- 


Huemac)  gegen  das  Priesterkönigtlium  Quetzalcoatl's  aufgestandenen  Edlen  wurden 
durch  die  Königreiche  Otompan  und  Culhuacan  (wo  die  Priester  durch  das  Verbot  der 
Menschenopfer  erbittert  waren)  unterstützt,  und  während  Huemac  oder  Nacaxoc  als 
König  von  Tula  folgte,  zog  sich  Quetzalcoatl  (durch  dessen  Vater  Camaxtli  die  Stadt 
Tlascala  gegründet  war)  nach  Cholula  (über  Quauhtitlan)  zurück.  Ce-acatl  (Priester- 
könig von  Tollan)  war  Sohn  des  die  Chichimeken  beherrschenden  Quetzalcohuatl  (Sohn 
des  Nonohualcatl)  und  der  Fürstin  Chimalman,  die,  im  Frauenreich  Huitznahuac  re- 
gierend ,  von  ihm  besiegt  war.  Vor  Huemac ,  König  von  Tula ,  nach  Cholulla  ge- 
flüchtet, Hess  Quetzalcoatl  die  Provinzen  der  Tzapotecas,  Huaxyacac  oder  Guaxaca, 
Mixteca  alta  und  baja  u,  A.  m.  bevölkern.  Unter  den  vier  Jüngern  Quetzalcoatl's  in 
Cholula  herrschte  der  Oberpriester  (als  Tlachiach  oder  der  Herr  von  Oben)  neben  dem 
weltlichen  Fürsten  (oder  Aquiach). 


ANTIQUITÄTEN.  501 

zuma  in  Mexico  den  Untergang  des  Reiches  vorhersagend, 
suchte  sich  durch  magische  Künste  in  die  Unterwelt  zu  retten, 
wo  Huemac  von  Zincalco  herrschte  (s.  Tezozonioc).  Nach  Huizi- 
mengazi  stand  die  vSchwester  des  Königs  von  Tangapan  in 
Michoacan  (auch  über  die  Teochichimeken  herrschend)  von  den 
Todten  auf,  um  das  künftige  Reich  der  Spanier  zu  verkünden 
(Ixthtxochitl).  Ome-Acatl,  der  die  Totonaken  (mit  den  Xalpane- 
ken)  aus  den  sieben  Höhlen  nach  Mizquihuacan  geführt,  ver- 
schwand (ohne  zu  sterben). 

Als  die  Fürsten  von  Tlacoban  und  Tezcuco  die  von  Cortez 
an  Montezuma  geschickten  Säbel  sahen,  erklärten  sie  sie  für 
Waffen  ihrer  Vorgänger,  wie  auch  die  spanischen  Kleider  diesen 
angehörig  (Gomara).  Die  Mexicaner  glaubten  in  Cortez  und  den 
Spaniern  den  letzten  Toltekenkönig  Topiltzin  mit  seinen  Gefähr- 
ten (dem  Versprechen  gemäss)  zurückkehren  zu  sehen.  Nezal- 
hualcoyotzin,  der  die  Gesetze  Quetzcalcoatl's  annahm,  wird  einst 
aus  der  Höhle  von  Xicco  hervorkommen,  wo  er  mit  Topiltzin 
(oder  Quetzalcoatl,  als  König  von  Tulla)  und  andern  tapferen 
Kriegern  weilt. 

Von  Vorahnungen  gequält,  schickte  Montezuma  Magier  an 
Huemac  im  glücklichen  Zincalco,  dort  mit  Zwergen  und  Mimen 
zu  leben,  oder  sonst  als  Ausfeger  in  dunkler  Vergessenheit. 
Montezuma's  Abgesandte  erkannten  in  der  spanischen  Sturmhaube 
eine  Aehnlichkeit  mit  der  von  altersher  vererbten  des  Gottes 
Huitzilopochtli  (nach  Bernal  Diaz  de  Castillo). 

IMontezuma  glaubte  bei  den  spanischen  Schiffen  (als  schwim- 
menden Thurmbergen)  an  die  Rückkehr  Quetzalcoatl's,  nachdem  er 
die  übrigen  Götter  in  Tlapallan  und  Tula  jenseits  des  Meeres  be- 
sucht hatte.  Nach  den  Traditionen  in  Chalco  sollte  das  Land 
einst  durch  die  Götter  Tezocuilyoxique  und  Zenteicxique  erobert 
werden  (s.  Tezozomoc). 

In  Xochimilco  wurde  die  Ankunft  der  fremden  Coayxaques 
(Fischköpfe)  erwartet,  die  auf  hohen  Hirschen  (Tenacamazatl) 
ritten.  Der  Priester  Chilam-Cambal  prophezeite  die  Ankunft  der 
Spanier  von  Westen  (in  Yucatan). 

Als  die  Mexicaner  (Teudilli's)  den  Geschützdonner  (der  Spa- 
nier) hörten,  „pensaban,  que  se  hundia  el  cielo  a  truenos  y  rayos, 
y  de  las  Naos  decian,  que  venia  el  Dios  Quetzalcovatl,  con  sus 
templos  acuestas,  que  era  Dios  del  aire,  que  se  habia  ido  y  le 
esperavan"  (Gomara). 


502  QUETZ.VLCOATL, 

Nachdem  der  Gesetzgeber  Zamna  (Ytzamna)  von  Osten  ge- 
kommen, Mayapan  gebaut  und  in  Itzamal  begraben  war,  herrsch- 
ten (von  Westen  gekommen)  in  Chichen  die  drei  Brüder  der 
Itzaob  (in  Chichen-Itza),  die,  als  beim  Fortgang  des  Einen  die 
andern  Beiden  den  bisherigen  Tugendpfad  verhessen,  getödtet 
wurden,  während  der  von  Westen  kommende  Cukulcan  die  Stadt 
Mayapan  wieder  aufbaute,  dort  die  Cocomes  (Horcher  oder  Schlan- 
gen) einsetzend,  und  dann  in  Potonchon  oder  Champoton  (wo  ihm 
ein  Tempel  erbaut  wurde)  verschwand.  Die  von  Süden  kommenden 
Tutul-Xiu,  die  sich  bei  Mayapan  niederliessen,  stürzten  in  einem 
Aufstand  die  Herrschaft  der  Cocomes,  die  als  Nachfolger  der 
Itza-Brüder  herrschten  (in  Yucatan).  Nach  Pio  Perez  kamen 
(unter  Holonchan  Tepeuh)  die  vier  Tutul-Xiu  des  Hauses  Nonoual, 
westlich  von  Zuina  (Zuiva  oder  sieben  Höhlen)  aus  dem  Lande 
Tulapan  (Hauptstadt  Tula's)  nach  Chacnouitan  (Yucatan).  Die  (im 
Osten  lebenden)  Quiche  (die  Stämme  Tepeuh,  Oloman,  Cohah, 
Quenech  und  Ahau)  wanderten  nach  Tula.  Votan,  Nachkomme 
des  Imox  (aus  dem  Hause  Chan  in  Chivim)  führte  aus  der  Woh- 
nung der  dreizehn  Schlangen  sieben  Familien  des  Landes  Valum- 
Votan  zu  der  Niederlassung  der  (als  Verwandte  erkannten)  Tze- 
quiles  und  baute  Nachan  (Stadt  der  Schlangen  oder  Chanes)  oder 
Palenque.  In  den  Tempel  der  Dunkelheit  am  Flusse  Huehuetan 
(Stadt  der  Alten)  legte  Votan  die  Traditionen  seines  Stammes 
nieder  unter  Hut  der,  Tlapianes  (Hüter)  genannten,  Greise  und 
eines  Orden  von  Priesterinnen,  deren  Oberin  auch  über  den 
Priestern  stand. 

Votan  (Herz)  wurde  dargestellt  durch  den  Chalchicuitl,  der 
dem  Todten  zwischen  die  Lippen  gelegt  wurde.  Votan  ^)  war 
von  sieben  Tzequiles  (in  langen  Gewändern)  begleitet.  Odon  fand 
sich  im  Calender  von  Michoacan,  der  Häuptling  Oton  war  von 
den  Otomiten  vergöttert. 

In  Yucatan  als  Kukulcan,  wie  unter  den  Quiches  als  Gucu- 
matz  (der  aus  Camuhibal  oder  dem  Lande  der  Schatten  ausge- 
wandert war)  auftretend,  hat  Quetzalcoatl  verschiedene  Wande- 
rungen zu  unternehmen,  oft  in  entgegengesetzter  Richtung. 

Bei  Torquemada  zieht  Quetzalcoatl  oder  Kukulcan  von  Cho- 


1)  Votan  soll  in  Cholula  verehrt  sein.  Oton  (Odon)  war  Gesetzgeber  der  Oto- 
miten. Im  Tzendal-Dialect  von  Chiapas  bedeutete  Votan  Herz  (nach  Cabrera).  Nach 
Gonzalez  wurde  in  Yucatan  der  Prophet  Chilamcambal  verehrt. 


MAISNAHRUNG.  503 

lula  (wohin  er  sich  aus  Tula  begeben)  nach  Yucatan,  bei  Herrera 
dagegen  herrscht  (Cocolcan)  Kuculcan  mit  seinen  beiden  Brüdern  zu 
Izamal  in  Yucatan  (wo  er  von  Westen  angelangt)  und  kehrt  nach 
der  Gründung*  von  Mayapan  (und  dortiger  Einsetzung  der  Cocomes, 
als  Herrscher)  nach  Mexico  zurück.  Diese  Cocomes  genannten 
Könige  Yucatan's  werden  auch  wieder  von  Quetzalcoatl  herge- 
leitet, der  in  Goatzacoalco  (Schlangenecke)  verschwunden  sei. 

Aus  Potonchan  den  Rückweg  einschlagend,  stirbt  Kukulcan 
in  Tlapallan,  und  bei  Mendieta  ist  Kukulcan,  als  er  in  Yucatan 
das  Fasten  einführte,  von  20  Gefährten  in  langen  Gewändern  be- 
gleitet, ähnlich  Votan's  Gefolge  bei  den  Tzequiles,  und  auch 
Votan  wird  mit  Mexico  (vielleicht  bis  Odon  an  den  Grenzen 
IMechoacan's)  in  Verbindung  gesetzt,  indem  Anahuac  (nach  Men- 
dieta) unter  Votan's  Neffen  vertheilt  wurde  (s.  Pifieda).  Neben 
Otontecuhtli  (dem  ersten  Ahnherrn)  und  der  Göttin  Yoxippa  ver- 
ehrten die  Otomiten  den  Gott  Atetein,  dem  auf  Bergeshöhen 
geopfert  wurde  (s.  Sahagun). 

In  Tonacatepetl  (Berg  unseres  Unterhalts)  findet  Quetzalcoatl 
(durch  die  Ameise  geführt)  den  Mais,  und  der  Barbar  Utiu  (oder 
Jackal)  führt  Gucumatz  zu  dem  Mais  in  Paxil  oder  Cayala  (wo 
Menschen  aus  Mais  gebildet  waren). 

Nach  Mendieta  kam  Quetzalcoatl  von  Yucatan  (oder  Tulla) 
nach  Cholula,  den  Kalender  (mit  dem  alten  Oxomoco  und  seiner 
Frau  Cipactonal  in  der  Höhle  von  Cuernavaca)  ordnend,  und  die 
Kunst  der  Silberschmiede  lehrend,  um  sich  dann  nach  Goatza- 
coalco,  von  wo  er  seine  Gefährten  zurückschickte,  hinzubegeben. 

In  seiner  ältesten  Form  tritt  Quetzalcoatl  in  der  Geschichte 
.der  Olmeken  auf,  und  gehört  mit  denselben  noch  einem  vorzeit- 
lichen Weltalter  an,  dem  dritten  oder  Ehcatonatiuh,  indem  nach 
Zerstörung  desselben  durch  Sturm  ^)  auf  den  Trümmern  des  um- 
gestürzten Thurmes  von  Cholula  der  Tempel  Quetzalcoatl's  oder 
Ce-Acatli,  als  Gott  der  Luft  (oder  des  Windes)^)  erbaut  wurde 
(s.  d'Alva). 


1)  Mit  dem  die  Gebäude  niederwerfenden  Sturmwind  begannen  die  die  Reiche 
Yucatan's  zerstörenden  Catastrophen  (indem  die  der  Fieber,  der  Kriege,  der  Pestilenz 
folgten)  und  dann  prophezeite  der  Priester  Chilam  Chambal  (im  Gebirge  Mani)  nach 
den  Büchern  der  (von  Quetzalcoatl  eingesetzten)  Cocomes  das  Einbrechen  einer  neuen 
Zeit  (s.  Herrera). 

2)  indem  der  Prophet,  wie  so  vielfach,  zur  Gottheit  aufsteigt,  denn  unter  den 
Priestern,  welche  die  verhüllten  Gottheiten  (der  Nahoas)  tragen,  wird  dem  Quetzalcoatl 


504  QUETZALCOATL. 

Gegenüber  den  Göttern  des  vierten  (gegenwärtigen)  Zeitalters 
(Tlatonatiuh),  gegenüber  Tezcatlipoca,  Camaxtli,  Huitzilopochtli  (den 
jedesmaligen  Stammesgöttern  Tezcuco's,  Tlascala's,  Mexico's)  wird 
Quetzalcoatl  dadurch  in  die  antiquirte  Schattengestalt  eines  Kronos 
oder  Uranus  zurückgeschoben,  und  erhält  erst  eine  Auffrischung 
als  in  einer  das  Wiedererstarken  der  Priestergewalt  in  Cholula 
begünstigenden  Geschichtsphase  sein  Dienst  auf's  Neue  hervor- 
gezogen wird. 

Die  den  heiligen  Quetzalcoatl  oder  Huemac,  —  nach  Vernich- 
tung der  aus  der  Erdbeben-Katastrophe  (des  zweiten  Zeitalters 
oder  Tlalchitonatiuh)  übriggebliebene  Riesen  im  verrätherischen 
Fest,  —  bei  sich  aufnehmenden  Olmeken  oder  Xikalanken  waren 
von  (Champoton  oder)  Potonchan  (wohin  zurückkehrend  Kukulcan 
in  Tlapallan  starb)  nach  Cholula  gekommen,  und  in  jener  Loca- 
lität  war  der  Name  der  Xikalanken  zurückgeblieben,  wie  Tor- 
quemada  von  Quetzalcoatl  bemerkt,  dass  er  nach  einer  in  Xika- 
lanka  (bei  Tabasco)  vorkommenden  Federschlange  benannt  sei, 
und  dort  verknüpft  sich  der  Schlangencultus  dann  weiter  mit 
Votan  und  seinen  Tezquiles  in  Nachan  oder  (nach  Ordoriez)  Schlan- 
genort   (wie    Culiacan    im  Norden). 

Die  Riesen  Xelhua's,  des  im  ersten  Zeitalter  (Atonatiuh)  aus 
der  Fluth  Geretteten ,  zeigen  sich  (in  der  Künstlerweise  der  Tol- 
teken)  als  grosse  Architekten  in  Errichtung  mächtiger  Bauwerke, 
und  da  die  Olmeken,  wie  in  ihren  Beziehungen  zu  den  Cholu- 
teken  oder  Chorotegen  und  sonst,  mit  den  Zügen  eines  roheren 
Barbarenthums  geschildert  werden,  so  ist  die  ihnen  durch  Quet- 
zalcoatl gebrachte  Cultur  als  eine  fremde  zu  betrachten,  vermuth- 
lich  noch  in  den  Schöpfungen  ihrer  Vorgänger  wurzelnd,  da  Quet- 
zalcoatl auch  direct  zu  den  Riesen  gerechnet  wird,  und  dann  als 
Gefährte  Xelhua's  (der  die  Pyramide  Cholula's  erbaut)  erscheint, 
wie  sonst  unter  den  Heroen  bei  der  Sonnenschöpfung  Teotihua- 
can's,  und  ihre  Opferung  überlebend. 

Nach  einer  anderen  Version  (bei  Sahagun)  findet  das  ver- 
derbliche Fest  der  Olmeken  bei  Erfindung  der  Pulque  (die  auch 
in  der  Geschichte  Tula's  die  Unglückszeit  einleitet)  auf  dem 
Schaumberg  Popoconaltepetl  statt,  und  der  Fürst  Cuextecas  wird 
in  Folge  damaliger  Vorgänge  aus  dem  Lande  vertrieben  und  zur 


das  Bündel  des  Yoliualli  Ehecatl   (des  Windes   der  Nacht)  oder  Opu  (des  Unsichtbaren) 
übergeben.     Chiquinaut  oder  Hecat  war  Gott  der  Luft  (in  Nicaragua). 


PANUCO.  505 

Flucht  nach  Panuco  gezwung-en,  wo  damals  die  Huasteken  sie- 
delten (die  Sprachverwandten  der  Mayas  in  Yucatan),  welche 
dort  an  der  Küste,  wo  sie  die  Adelsklasse  der  eingeborenen 
Totonaken  bilden,  die  aristokratische  Stellung  bewahren,  welche 
die  Riesen  gegenüber  den  von  ihnen  in  Sklaverei  herabgedrück- 
ten Olmeken  anfänglich  eingenommen  hatten. 

Die  bei  den  verschiedenen  Chronisten  beständig  wiederholten 
Beziehungen  zwischen  Panuco  und  Tabasco  finden  in  dem  kürz- 
lich linguistisch  festgestellten  Bande  zwischen  Huasteken  und 
Mayas  ihre  Rechtfertigung,  sie  verwirren  indess,  bei  der  stattge- 
habten Wechselwirkung,^)  durch  das  Betonen  entgegengesetzter 
Richtung,  so  dass  der  primäre  Ausgangspunkt  ein  schwankender 
blieb.  Dass  die  nacheinander  in  Anahuac  siedelnden  Stämme 
von  Norden  (und  meist  auch  von  Westen)  gekommen,  darüber 
kann  bei  dem  übereinstimmenden  Zeugniss  der  Geschichtsschrei- 
ber (die  nur  für  die  Olmeken  eine  ausdrücklich  die  Regel  bestäti- 
gende Ausnahme  zulassen),  sowie  nach  den  Lehren  der  geogra- 
phischen Configuration  kein  Zweifel  sein,  die  Cultur- Anregungen 
scheinen  indess  vielfach  nach  dem  Süden  zu  weisen,  als  ob  von 
dort  herauf  gekommene  Civilisatoren ,  in  der  Gestalt  geheimniss- 
voller Propheten,  die  wilden  Jägerhorden  zu  gesittetem  Leben 
übergeführt. 

Indess  bedürfen  auch  hier  die  gegenseitigen  Verschlingen  einer 
sich  kreuzenden  Wechselwirkung  weiterer  Klärung. 

Sieht  man  in  den  Olmeken,  die  gleich  den  Riesen  oder 
Quinames  beim  Festgelage  der  Tücke  ihrer  Wirthe  erliegen, 
nicht  die  Genossen  dieser,  sondern  eben  jene  Quinames  selbst, 
(die  von  den  Olmeken  in  ihrer  Rebellion  gestürzten  Herren) ,  so 
könnten  sie  unter  den  in  architectonischen  Monumenten  fortleben- 
den Quinames  als  derjenige  Zweig  derselben  betrachtet  werden, 
der  die  Pyramiden  Teotihuacan's  vollendete,  welche  späterhin, 
als  der  numerisch  schwächere  Adel  der  Huasteken  bei  den 
Totonaken  unter   der  Namensbezeichnung   dieser  mit  einbegriffen 


1)  Von  Yucatan  oder  von  Tulla  nach  Cbolula  kommend  und  dort  die  Kunst  der 
Silberschmiede  (durch  welche  sich  diese  Stadt  auszeichnete)  lehrend,  kehrte  Quetzal- 
coatl  auf  demselben  Wege  zurück  und  sandte  von  der  Küste  in  Goatzacoalco  seine 
Begleitung  wieder  nach  Cholula  (s.  Mendieta).  Vom  Westen  gekommen,  herrschte 
Cocolcan  (mit  seinen  zwei  Gefährten)  in  Izamal  und  kehrte  (nach  Gründung  von 
Mayapan)  nach  Mejico  zurück.  Nach  Remesal  kam  Cocolcan  mit  2o  Begleitern  nach 
Yucatan,  Coza  (bei  Cogulludo)  als  der  2ote  (mit  19). 


506  QUETZALCOATL. 

war,  deshalb  eben  den  Totonaken  (dem  ältesten  der  aus  Chico- 
moztoc  ausgezogenen  Völker)  zugeschrieben  wurden. 

Bei  den  Olmeken  w^ird  freilich  auch  Florida  im  Norden  als 
Ausgangspunct  angeführt,  doch  überwiegt  die  Herkunft  von  Osten, 
und  sie  würden  damit  in  den  Strudel  der  caribischen  Seefahrten 
vom  Orinoco  bis  Florida  hereingezogen  werden. 

Indem  im  Besondern  Potonchan  oder  Champoton  (an  der 
Westküste  Yucatan's),  als  der  genauere  Ausgangspunkt  der  Olme- 
ken erwähnt  wird,  so  dürften  sie  dort  bereits  mit  Votan's  Reich 
in  Xibalba,  zu  dem  von  Ordonez  neben  Palenque,  Tulan  und  Copan 
auch  Mayapan  (die  Gründung  Zamna's  oder  Kinich-Kakmo's)  ge- 
rechnet wird,  in  Berührung  gekommen  sein,  und  in  Potonchan  er- 
hielt (nach  Herrera)  Kukulkan,  (neben  dem  CoguUudo  noch  den 
die  Beichte  einführenden  Propheten  Cozas  nennt)  einen  Tempel, 
als  er  bei  seinem  Rückzug  von  Chichen  dort  verweilte. 

Im  Allgemeinen  werden  die  Einwanderungen  ^)  nach  Yucatan 
(gleich  der  neueren  der  Tutul-Xiu)  aus  Chiapa  gekommen  sein, 
wo  die  Verknüpfungen  mit  der  Westküste  nahe  liegen  und  in  den 
Landungen  bei  Tehuantepec  auch  nach  Norden  führen,  so  dass 
sich  bereits  in  der  von  Zamna  repräsentirten  Cultur  ein  Knoten 
schürzt,  dessen  Fäden  durch  Votan  nach  den  Antillen  verlängert 
werden.  Dagegen  gehört  Kukulcan  (Gucumatz  der  Quiches)  einer 
späteren  Periode  an  und  bildet  in  seiner  Identificirung  mit  Quet- 
zalcoatl  die  Brücke  zwischen  Panuco  und  Potonchan. 

Wird  diese  nun  in  der  Rückzugszeit  der  Huasteken  nach  der 
Küste  geschlagen,  so  lässt  sich  eine  bereits  während  der  Herr- 
schaft der  Quinames  über  die  Olmeken  mit  dem  Auszugsort  dieser 
in  Xicalanca  hergestellte  Verbindung  voraussetzen,  und  dass,  als 
die  Revolution  im  Norden  ausbrach.  Einige  der  bei  der  ersten 
Verfolgungssucht  über  das  Meer  geretteten  Priester,  bei  Milderung 
derselben  die  Rückkehr  wagen  durften,  dass  auch  dann  der  mit  dem 
Federschmuck  des  Süden's,  in  dessen  Schlangen,  gezierte  Quetzal- 
coatl    oder  Huemac^)    (mit  Kabul's    rother  Hand)    aus   Xicalanca 


1)  neben  den  Landungen  an  der  Küste,  wo  Lizana  Einwanderer  nach  Yucatan 
von  Cuba  und  Berra  von  Florida  über  Cuba  hinführt. 

2)  Nachdem  die  aus  Osten  gekommenen  Olmeken  und  Xicalanca  (in  Potonchan 
gelandet)  nach  Cholula  gezogen,  die  Riesen  vernichtet  hatten,  kam  der  heilige  Quetzal- 
coatl  oder  Huemac,  das  Kreuz  Quauhcahuizteotl-Chicahualizteotl  oder  Tonaca-Quehuitl 
(Gott  des  Regens  oder  der  Gesundheit  und  Baum  der  Nahrung  oder  des  Lebens)  auf- 
richtend, und  verschwand  dann  in  Coatzacoalco  (Ixtlilxochitl). 


STURMWIND.  507 

gastlichen  Empfang  finden  konnte,  zumal  zugleich  die  Erinnerun- 
gen an  ein  heimathliches  Tula  oder  das,  paradiesische  Freuden 
versprechende,  Tamoanchan  Befriedigung  finden  mochten,  wobei 
für  das  (von  Torquemada  als  Rückkehr  nach  Yucatan  ausgelegte) 
Verschwinden  die  Bühne  in  Coatzacoalco  (s.  d'Alva)  gewählt  wurde. 

Indem  mit  diesem  Verschwinden,  und  dem  über  die  Länder 
hinfegenden  Sturmwind,  das  vorige  Zeitalter  abschliesst  und  das 
neue  mit  dem  Auftreten  der  geschichtlichen  Tolteken  beginnt,  so 
ist  die  durch  ihren  Einzug  bedingte  Entfernung  der  von  dem 
Fürsten  Xiuhmel  und  Mimich  bekämpften  (und  bei  Huitzilapan 
auf's  Haupt  geschlagenen)  Olmeken,  Xicalanken  und  Zapoteken 
(s.  Boturini)  nach  Süden  gewissermassen  als  eine  Rückwanderung 
nach  bereits  von  diesen  Stämmen  berührten  Culturländern  aufzu- 
fassen, wo  sie  theils,  gleich  den  Olmeken,  im  rohen  Zustand  ver- 
harren (und  so  die  Chorotegen  Soconusco's  bedrängen),  theils  als 
Zapoteken  eine  neue  Blüthenphase  der  dortigen  Cultur  inauguriren 
(während  die  Xicalanken  die  Handelsfahrten  unterhielten). 

Die  Einführung  Quetzalcoatl's  in  die  Geschichte  der  Tolteken 
wurde  dann  dadurch  ermöglicht,  w^eil  mit  muthiger  Selbstauf- 
opferung, (von  der  auch  Cortez  auf  dem  Zuge  nach  Honduras  Bei- 
spiele fand),  unter  den  Ruinen  der  heihgen  Stadt  Cholula  (wie 
im  verödeten  Cuzco  bei  der  Flucht  der  Dynastie  nach  Tambo- 
toco)  die  Priester  zurückgeblieben  waren  und  ihrer  Gottheit,  als 
dem  Alles  durchwaltenden  Luftkreis,  einen  neuen  Tempel  auf- 
richteten, an  dem  die  (bei  Mendieta)  durch  Quetzalcoatl  in  Coatza- 
coalco zurückgesandten  (und  in  Kunstfertigkeiten  geschickten) 
Begleiter  mitgewirkt  haben  mögen.  Gucumatz  ^)  (die  Federschlange) 
oder  Tepeuh  (bei  den  Quiches)  ruft  Hurakan  (den  Sturmgott  der 
Antillen)  oder  Tohil  als  Schöpfer  an,  während  er  (im  Popul-Vuh) 
selbst  als  der  Schöpfergott  (Tepeu-Gucumatz)  bezeichnet  wird. 

Bei  d'Alva  fehlt  Quetzalcoatl  in  der  Reihe  der  toltekischen 
Könige.  Dagegen  spricht  er  von  der  (der  Erfindung  der  Pulque 
beschuldigten)  Ehebrecherin  Quetzalxochitzin,  Mutter  Topiltzin's, 
und  dass  damals  unter  der  Regierung  des  Iztacquauhtzin ,  des 
Nachfolgers  der  Königin  Xiuhquentzin  (nach  der  Erbauung  des 
Froschtempels  durch  Ilacomihua  oder  Mitl)  die  durch  die  Zauberer 


1)  Gucumatz  als  Tepeuh,  wechselte  alle  sieben  Tage  seine  Gestalt,  Himmel  und 
Hölle  besuchend.  Er  war  aus  Camuhibal  (Land  der  Schatten)  hervorgegangen,  wie  die 
Vorfahren  der  Quiche's  lange  im  Dunkel  zu  wandern  hatten,  ehe  sie  die  Sonne  sahen. 


508  QUETZALCOATL. 

Tezcatlipoca  und  Tatlauhquizatlepuca  (statt  der  von  Torquemada 
als  Gegner  Quelzalcoatl's  genannten  Zauberer  Tezcatlipuca,  Tlaca- 
vepan  und  Huitzilopochtli)  angestifteten  und  zum  Untergange 
Tula's  führenden  Unordnungen  begonnen,  unter  denen,  als  das 
entsetzlichste  der  Verbrechen,  die  Schwängerung  der  von  Tula 
nach  Cholula  pilgernden  Fürstin  durch  den  dortigen  Hohenpriester 
Ixcax  hervorgehoben  wird,  in  dessen  Familie  das  Hohepriester- 
thum  von  dann  an  (wie  in  der  des  Wiyatao)  erblich  blieb,  so  dass 
wohl  ein  dem  zapotekischen  in  Yopaa  (oder  auch  im  babylonischen 
Belustempel  bekannter)  Brauch  der  landesübliche  gewesen  sein 
muss.  Die  Pipiles  verehrten  neben  Quetzalcoatl  die  Göttin 
Itzcueye. 

Bei  der  Ueberleitung  Quetzalcoatl's  nach  Tula  schiebt  sich 
Culhuacan  (oder  Culiacan)  zwischen,  also  das  nördliche  Seiten- 
stück zum  südlichen  Nachan. 

Er  wird  als  Quetzalcoatl-Chalchiuitl  oder  Ceacatl-Quetzalcoatl 
mit  der  zur  Huldigung  gezwungenen  Fürstin  Chimalman^)  von 
Huitznahuac  gezeugt  durch  König  (To-Tepeuh)  Totepeu  (Mixcohua 
oder  Camaxtli)  oder  Nonohualcatl,  Nachfolger  des  Nauhyotl,  des 
von  Culhuacan,  Tullan  und  Quauhtitlan  gemeinsamen,  aber  unter 
dem  überwiegenden  Einfluss  der  Chichimeco-Culhuas  unter  Mix- 
cohuatl  Mazatzin^)  (der  Jäger),  im  alten  Heiligthum  zu  Teotihua- 


1)  Mitunter  spielt  bei  ihrem  Empfängniss  (wie  für  den  Sonnensolm  unter  den  Chib- 
chas)  der  grüne  Stein  (als  Bild  des  Herzens  oder  des  Lebens),  und  ausserdem  theilt  sie 
das  Loos  so  mancher  Propheten-Mütter,  im  Wochenbett  zu  sterben,  so  dass  in  der 
Auferziehung  (wie  für  Mama-Ciboca  in  der  Auferziehung  Inca  Roca's)  die  schwester- 
liche Hülfe  der  Priesterin  Cohuatl  erforderlich  wird.  Te  (das  von  christlichen  Missio- 
nären für  Gott  in  chinesischer  Uebersetzung  gebrauchte  Wort)  applied  to  a  divine  per- 
son  of  gigantic  stature,  in  whose  footsteps  Keang-yuen  trod  and  conceived  How-tseih 
(den  Ahn  der  Chow-Dynastie)  in  a  miraculous  manner  (Medhurst). 

2)  Wie  die  Söhne  Mixcohuatl-Mazatzin's  (in  Tollan)  gründete  Texcatlipocatl  die 
Herrschaft  in  Tezcuco  (wo  er  als  der  Stammesherr  Tezcatlipuca  deificirt  wurde)  und 
sein  Sohn  Mixcohuatl  (als  Camaxtli  deificirt)  die  Herrschaft  in  Huitzilapan  und  Tlas- 
cala.  Damals  (wie  Las  Casas  sagt)  traten  mächtige  Helden  auf,  welche  die  Otomiten 
bezwangen,  die  Herrschaft  in  Mexico,  Tezcuco  und  Tlascala  begründend,  und  bei  der 
dortigen  Verehrung  der  (nach  Camargo)  von  Westen  gekommenen  Dämone  (Camaxtli 
und  Tezcatlipuca)  hatte  sich  Tlascala  dem  nahen  Cholula  befreundet,  wogegen  Tezcuco 
im  feindlichen  Gegensatze  verharrte.  Der  Tempel  Cholula's  war  (in  Rivalität  mit  dem 
von  Mitl  gebauten)  durch  eine  vom  Himmel  gefallene  Kröte  (oder  Frosch)  zerstört. 
Die  Franken  führten  Bienen,  die  in  Gallien  für  Kröten  gehalten  und  dann  in  Lilien 
verwandelt  wurden  (s.  Pauw).  In  Kärnthen  irren  die  „armen  Seelen"  in  Kröten - 
gestalt  umher  und  in  Tirol  wird    den    grossen  Kröten    (aus  Barmherzigkeit    gegen  die 


CULHÜACAN.  509 

can  erwählten  Oberkönigs,  der  seine  Residenz  in  Culhuacan  auf- 
schlägt. 

Nach  Totepeuh's  Ermordung  folgt  in  Culhuacan  der  König 
Huetzin  (Yohuallatonac)  von  Tollan  und  dann  (unter  Begründung 
des  Dreibundes  von  Tullan,  Otompan  und  Culhuacan)  König  Ihui- 
timal,  bis  Quetzalcoatl  nach  längerer  Abwesenheit^)  (und  der  an 
den  Mördern  seines  als  Camaxtli  deificirten^)  Vater's  genomme- 
nen Rache)  zurückkehrend,  oder  (nach  anderer  Version)  als  fal- 
scher Prinz  die  Persönlichkeit  des  echten  adoptirend,  die  Schlan- 
gendynastie der  Fürsten  von  Culhuacan  wieder  zur  Geltung  bringt, 
sich  indess  schon,  bei  der  inzwischen  angewachsenen  Macht 
Tullan's,  bewogen  fühlen  muss,  dort  seinen  Sitz  aufzuschlagen, 
und  so  (obwohl  aus  dem  Blut  der  Fürsten  von  Culhuacan)  als 
König  von  Tullan  herrscht'^). 

Da  indess  das  in  Culhuacan,  aus  den  Tempeltraditionen  Teoti- 
huacans,  unbestrittene  Priesterkönigthum  unter  den  Tolteken,  die, 
auf  Rath  ihres  weisen  Hueman  oder  Huematzin  sich  von  dem 
Chichimeken-Kaiser  in  Huehue-Tlapallan  einen  König  erbeten 
hatten,  keine  volle  Autorität  besass,  so  tritt  neben  ihm,  als 
Priesterkönig  mit  dem  Titel  Topiltzin  (Topiltzin  Ceacatl-Quetzalcoatl) 
ein  weltlicher  Herrscher  auf  in  Huemac  (Tezcatlipoca  oder  Na- 
caxoc)  oder  Matlacxochitl ,  der  durch  seine  Verwandtschaft  mit 
Yohuallatonac  auf  toltekische  Abstammung  (wenn  auch  von  Tul- 
lan nach  Culhuacan  versetzt)  zurückführt. 

Als  Tezcatlipuca  (neben  Titlacahua)  figurirt  dann  Huemac 
unter  den  Quetzalcoatl  entgegen  tretenden  Zauberern,  während  (je 
nach  dem  Standpunct)  auch  Quetzalcoatl  selbst  wieder  als  Zau- 
berer erschien.  In  Tollan  (sagt  Sahagun)  „reinö  muchos  anos 
un  rey  llamado  Quetzalcoatl,  gran  nigromantico  y  inventor  de  la 
nigromancia."  Nach  Boturini  wurde  Tezcatlipuca  mit  Orgien  als 
Gott  sinnHcher  Lüste  verehrt  (in  Mexico),   und  wird  dadurch  der 

„armen  Seelen")  kein  Leid  getlian  (s.  Wuttke).     Im  Aargau  wird  eine  Kröte  im  Keller 
als  schützender  Hausgeist  betrachtet. 

1)  Nach  Camargo  kam  Quetzalcoatl  (von  Künstlern  begleitet)  über  Tulancingo  nach 
Tollan  (in  Panuco).  Die  Kreuze  an  den  Bergen  von  Meztitlan  wurden  Quetzalcoatl's 
Aufenthalt  in  Tulancingo  zugeschrieben. 

2)  In  Tlascala,  durch  die  Mixcohuas  (von    Chachiuhapan)  gegründet. 

3)  Während  der  Regierung  Totepeuh-Nonohualcatl's  in  Tula  landete  Quetzcolcoatl 
in  Panuco  und  begab  sich  über  Cuextlan  nach  Tollantzinco  (eine  Theocratie  gründend), 
von  wo  er  (nach  dem  Tode  Ihuitimal's)  auf  den  Thron  Tula's  berufen  wurde,  als  To- 
piltzin-Ceacatl-Quetzalcohuatl  (von  Chimalman  geboren). 


510  QUETZALCOATL. 

natürliche  Gegner  des,  büssende  Entsagung  predigenden,  Quetzal- 
coatl,  wie  (Mara  des  Buddha). 

Torquemada  setzt  ebenfalls  Huemac,  der  auf  Topil  (den  Nach- 
folg'er  Totepeuh's)  folgt,  in  die  Zeit  Quetzalcoatl's,  während  (bei 
Gomara)  unter  den  am  Schluss  des  Interregnums  (nach  Topil, 
Nachfolger  Totepeuch's)  gewählten  Fürsten,  neben  Vemac  (Hue- 
mac) der  Chichimeke  Nauhiocin  erscheint,  so  dass  hier  also  bei 
priesterlicher  und  weltlicher  Vertheil^ng  die  erstere  mehr  für 
Huemac  passen  würde. 

Beide  verlassen  mit  ihren  Begleitern  Tollan  (wo  nach  Vecin 
der  Thron  von  Nonaualcatl  ^)  bestiegen  wird)  nach  verschiedenen 
Richtungen  hin,  um  Colonien  anzulegen,  und  auch  sonst  veran- 
lasst der  Abzug  Quetzalcoatl's  nach  Cholula  in  seiner  weiteren 
Verfolgung  durch  Huemac  die  Entfernung  beider  Fürsten  von 
Tollan,  wo  dann  mit  Hülfe  des  in  Culhuacan  auf  Yohuallatonac 
gefolgten  Quetzalacxoyotl  der  König  Nauhyatl  oder  Mitl  einge- 
setzt und  (nach  der,  Huemac  auf  seiner  Rückkehr  beigebrachten, 
Niederlage)  die  Lehre  Quetzalcoatl's  wieder  hergestellt  Avird. 
Dieser  Dienst  erhielt  sich  dann  von  dem  in  Cholula  verbleiben- 
den Centralsitz  aus  vorzugsweise  in  Mexico  neben  dem  Huitzilo- 
pochtli's^),  während  in  Tezcuco  der  Cultus  des  Tezcatlipoca  ^') 
(increado  y  invisible,  obwohl  beim  Umherwandeln  in  Knaben- 
form auf  den  Momoztli  genannten  Sitzen  ausruhend),  als  anima 
del  mundo  (s.  Torquemada),  weiter  zu  dem  des  Teotloque-Nahua- 


1)  Als  sich  in  Tulha  (nacli  dem  Codex  Gondra)  die  Cliichimeken  Nonohualco's 
(nach  Tabasco  weisend)  gegen  die  Chichimeco-Tolteken  erheben,  werden  nach  der  Er- 
mordung des  jungen  Königs  die  Nonohualcos  unter  dem  Fürsten  Xelhua  zur  Flucht 
gezwungen  und  durch  die  Stimme  des  Orakels  von  Culhuacan  nach  Quetzaltepec  (im 
Land  der  Zoques)  geführt,  während  die  später  gleichfalls  vertriebenen  Tolteken  (unter 
Jeyxcohuatl)  nach  Tlachihualtepec  oder  Cholula  gelangen. 

2)  Des  links  gefiederten  Gottes,  wie  der  Fischergott  Opuchtli  als  linker  Hand  er- 
klärt wird,  und  so  wird  schon  Quetzalcoatl  das  Bündel  oder  Tlaquimilloli  des  Gottes 
Opu  übergeben. 

3)  Nach  Sahagun  war  Titlacahua  der  allmächtige  Schöpfergott,  und  für  Titlacoa 
oder  Tezcatlipoca  (Necocyaotl  oder  Tonacatlecotle)  leuchtete  der  heilige  Stern  Titla- 
cahuan  (s.  Gallatin),  so  dass,  als  über  den  terrestrischen  Horizont  erhoben,  Titlacahuan 
auch  Hülfe  leisten  konnte,  um  Nata  mit  seiner  Frau  Nena  aus  der  Fluth  zu  retten 
(im  Codex  Chimalpopoca).  Als  der  von  dem  angezündeten  Feuer  aufsteigende  Rauch 
die  Götter  Citlallinicue  und  Citlallatonac  (estrella  que  resplandece)  belästigte,  stieg 
Titlacahuan  Tezcatlipoca  auf  die  Erdje  herab ,  um  die  zum  Kochen  fertigen  Fische  in 
Hunde  zu  verwandeln. 


ZEITALTER.  511 

que-Hachiguale-Ipalnemoani-Ilhuicahua-Halticpaque  (s.  d'Alva)  ge- 
läutert wurde. 

Quetzalcoatl  wird  (wie  es  einem  lehrenden  Propheten  zu- 
kommt) als  der  specielle  Menschenschöpfer  in  seiner  Apotheose 
gekennzeichnet.  Im  Zeichen  Tochtli  wurde  die  Erde,  im  Zeichen 
Acatl  der  Himmel,  und  im  Zeichen  Tecpatl  das  Thierreich  ge- 
schaffen und  dann  am  siebenten  Tage  (Ehecatl)  der  Mensch,  dem 
Quetzalcoatl  seine  Vollendung^)  gab  (n.  d.  Cod.  Chimalpopoca). 

Seine  Functionen  als  Stammesfürst  und  Hirtenpfleger  gehen 
schon  auf  diluviale  Zeiten  zurück. 

Als  nach  der  Fluth  die  Diener  der  Götter  Apantecutli  (Herr 
der  Flüsse),  Huictlollinqui  (die  Ursache  der  Erdbeben),  Tlallama- 
nac  (Fürst  der  Erde)  und  Tzontemoc  (mit  niederhängendem  Haar) 
geschaffen  waren  und  Quetzalcoatl  allein  blieb,  suchte  er  für  die 
Nahrung  der  Götter,  durch  die  Ameisen  (Azcatl)  nach  Tonacate- 
petl  geführt,  und  brachte  Mais^)  nach  Tamoanchan,  um  ihn  den 
Göttern  als  Nahrung  zu    geben  (nach  dem  Codex  Chimalpopoca). 

Die  Olmeken  ragen  aus  einer  früheren  Erdperiode  in  die 
jetzige  hinein,  und  zwar  (bei  d'Alva)  aus  der  dritten  in  die  vierte, 
während  sonst  auch  bereits  vier  Weltalter  als  untergegangen  ge- 
dacht und  (das  gegenwärtige  dann,  als  das  fünfte  betrachtet),  eine 
Wiederholung  des  Cyclus  gleichfalls  wieder  mit  der  Feuerzerstö- 
rung (eines  Suturbrandes)  zu  schliessen  haben  würde,  wie  bereits 
das  erste  der  Reihe. 

Während  in  der  gewöhnlichen  Reihenfolge  die  grosse  Fluth- 
überschwemmung,  die  alles  Vorweltliche  (als  antediluvianisch)  mit 
Vergessenheit  bedeckt,  der  actuellen  Generation  des  Menschen- 
geschlechtes vorhergeht,  lässt  d'Alva  bereits  das  erste  Weltalter 
im  Wasser  untergehen,  so  dass  die  beiden  folgenden  Zerstörun- 
gen, durch  Erdbeben  und  Wind,  nur  als  partielle  gelten  können, 
ohne  den  Faden  völlig  abzureissen,  der  erst  wieder  im  Feuer 
seine  gänzliche  Vernichtung  zu   finden  hat,    wenn  nicht  etwa  die 


1)  Nach  der  dämonischen  Rasse  der  Ulhaipa  (bei  den  Chinook)  oder  Sehuiab  (bei 
Clallam)  folgten  die  Menschen  in  unvollkommenem  Zustand,  bis  ihnen  der  Geist  Ikanam 
mit  einem  Stein  die  Augen  öffnete  und  Arme  und  Füsse  leicht  machte. 

2)  Als  in  der  Berathung  der  Götter  Tepeuh-Gucumatz  (der  Schöpfer)  durch  die 
Barbaren  (Fuchs,  Jackal,  Papagei  und  Krähe)  die  Nahrung  des  Mais  gefunden,  wurden 
die  Menschea  geschaffen  (nach  dem  Popul  Vuh).  Der  Barbar  Utiu  (der  Jackal)  führte 
Gucumatz  zu  dem  Mais  in  Paxil  oder  Cayala  (wo  Menschen  aus  Mais  gebildet  waren). 


512  QÜETZALCOATL. 

in  der  für  sie  aufbewahrten  Höhle  Geretteten,  als  Samenbehälter 
der  künftigen  Saat,  zu  überdauern  vermögen. 

In  der  Fluth  dieser  Wasser -Sonne  (Atonatiuh)  ging  (nach 
d'Alva)  Alles  zu  Grunde,  alle  Menschen  und  alle  Geschöpfe,  da 
indess  im  zweiten  Alter,  der  Erdensonne  oder  Tlalchitonatiuh,  die 
Riesen  (Quinametzin  Tzocuilhioxime)  auftreten,  so  wird  hier  die 
sonst  erwähnte  Rettung  des  Riesen  Xelhua  (des  auch  von 
den  Olmeken  beanspruchten  Erbauers  von  Cholula)  zu  substi- 
tuiren  sein.  Dass  bei  dieser  zweiten  Weltzerstörung,  durch  Erd- 
beben, einige  Gerettete  übrig  blieben,  wird  ausdrücklich  bemerkt, 
und  geht  auch  daraus  hervor,  weil  die  Olmeken  und  Xicalanken 
Reste  der  Riesen,  als  vorweltliche  Antiquitäten,  [gleich  Og]  in 
dem    ihnen  verheissenen  Lande  antreffen. 

War  also  der  aus  der  Fluth  gerettete  Noah  der  ihrige,  so  galt 
ihnen  die  Erdbeben-Katastrophe  nur  als  eine  partielle  für  ein  im 
Laufe  der  Wanderungen  berührtes  Land,  und  dort  traten  sie  nun  wäh- 
rend der  Dauer  des  dritten  Alters  (der  Luftsonne  oder  Ehcatona- 
tiuh)  ihrerseits  selbst  in  die  Rolle  der  Riesen  ein  für  die  Augen 
des  jüngsten  Menschengeschlechts  (der  geschichtlichen  Völker 
der  laufenden  Periode),  von  welchen  ebenfalls  die  Zerstörung 
durch  Sturmwind  nur  als  locale  (zunächst  den  Tempel  Cholula's 
betreffende)  anzusehen  war  (da  ihre  eigene  Heimath,  der  Aus- 
gangspunkt der  nach  dem  Schauplatz  führenden  Wanderungen, 
nicht  darin  miteinbegriffen  sein  konnte),  und  überhaupt  nur  als 
vorübergehende,  wiegen  der  für  das  Tlatonatiuh  oder  Feuer-Sonne 
nicht  in  Frage  gestellten  Fortexistenz  der  Olmeken  und  Xica- 
lanken, deren  (den  Tolteken  Raum  gebender)  Hinabzug  nach 
Süden  dann  die  Deutung  der  bis  dahin  nicht  gesehenen  Affen 
erklärt,  und  lag  die  Metamorphose  bei  Vergleichung  mit  tropi- 
schen Rassenstämmen  um  so  näher,  wie  auch  Rama's  Kriegern 
die  Eingeborenen  des  Dekkhan  in  Affenähnlichkeit  erschienen. 

Eine  neue  Epoche  schliesst  gewissermassen  mit  dem  Zusam- 
menbruch des  Toltekenreichs,  indem  im  besondern  erwähnt  wird, 
dass  nur  Einzelne  aus  den  Menschen  denselben  überdauert,  also 
nicht  mehr  noch  weniger,  als  bei  den  früheren  Katastrophen. 
Da  beständig  die  Höhlen  als  schützende  Zufluchtsorte  dargestellt 
sind  (in  Codex  Mend.),  so  nimmt  die  Einwanderung  zur  Wiederbe- 
völkerung ihren  naturgemässen  Ausgang  von  den  Höhlen,  woher 
sich  dann  die  Stämme  der  Chichimeken,  unter  Zwischenschiebung 


TAMPICO.  513 

der  Acolhuas,  bis  zum  Abschluss  der  Nahuas  in  den  Azteken, 
nach  einander  folgen. 

Die  räumliche  Beschränktheit  der  zerstörenden  Katastrophen 
liegt  zugleich  darin  ausgedrückt,  dass  die  Tolteken  (bei  d'Alva) 
bald  nach  dem  Atonatiuh  in  Huehuetlapallan  anlangen,  und 
dort  während  der  folgenden  Zeitalter  verweilen,  indem  sie  die 
Zertrümmerung  des  Ehcatonatiuh  sowohl,  wie  den  Sonnenstill- 
stand überdauern,  ausserdem  auch  noch  die  auf  die  Calender- 
Ordnung  folgenden  Finsternisse  und  Erdbeben,  bis  dann  politischer 
Zwist  die  Auswanderung  veranlasste. 

Nachdem  die  (aus  Osten)  bei  Potonchan  gelandeten  Olmeken 
und  Xicalanken  sich  am  Flusse  Atoyac  von  dem  Joche  der  Gi- 
ganten befreit  hatten,  erscheint  bei  ihnen  (s.  d'Alva)  der  heilige 
Quetzalcoatl  oder  (unter  dem  Namen  seines  Feindes)^)  Huemac, 
der  einen  längeren  Aufenthalt  in  Chololan  (bei  dem  geringen  Ein- 
druck seiner  Lehren)  als  fruchtlos  erkennend,  nach  dem  Ort  seines 
Auszuges  zurückkehrt  und  an  der  Küste  Coatzacoalco's  ver- 
schwindet. Dann  bricht  zur  Strafe  über  das  gottlose  Geschlecht 
die  Natur-Revolution  herein,  die  das  Ehcatonatiuh  abschliesst  und 
in  verwüstend  dahin  brausendem  Sturmwind  den  himmelanstre- 
benden Thurmbau  Chololan's  niederwirft.  Auf  den  Ruinen  des- 
selben erhebt  sich  jedoch  für  die  kommende  Zeit  der  Tempel 
des  Quetzalcoatl,  der  zur  Sühne  in  derjenigen  Form  verehrt 
wird,  in  welcher  er  die  Rache  geübt,  als  Gott  der  Luft  oder  als 
Sturmgott  (der  Huracan  der  Inseln). 

Für  die  dann  beginnenden  Wanderungen  der  Tolteken  giebt 
d'Alva  ein  genaues  Itinerarium^),  das,  wie  er  selbst  bemerkt,  die 
westliche  Richtung  zeigt,  in  welcher  sie  von  Huehuetlapallan  nach 
Tula  gekommen,  wo  auf  Hueman's  Rath  (nach  Echeverria)  der 
Chichimekenkönig  eingesetzt  wird. 

Wenn  also  Torquemada  die  (aus  dem  Norden)  in  Panuco 
gelandeten  und  (nach  einem  Besuche  Tullan's)  in  Cholula  siedelnden 


^)  Als  Huemac,  nach  Cholula  kommend,  von  dem  Fortzuge  QuetzalcoaÜ's  hörte, 
richtete  er  grosse  Verwüstungen  an  und  Hess  sich  dann  (in  Folge  des  Schreckens,  der 
sich  verbreitete)  als  Gott  verehren,  pretendiendo  en  esto  destruir  y  obscurecer  la  forma, 
que  avia  dejado  en  aquella  ciudad  Quetzalcoatl  (Torquemada). 

2)  Dass  diese  Wanderungen  in  der  Hauptsache  (wie  die  der  Hebräer)  sich  im 
Kreise  umherbewegten,  zeigten  die  ausführlicheren  Wegeregister  und  die  Zahl  der 
Stationen  zwischen  Xalisco  und  Tullantzingo. 

Basti  au,  America.  33 


514  QUETZALCOATL. 

Begleiter  Quetzalcoatrs  als  Tultecas  bezeichnet,  so  ist  dieser  Aus- 
druck nur  im  Hinblick  auf  ihre  Kunstfertigkeit  verwendet,  wie 
auch  aus  solchem  Grunde  zunächst  die  sonst  mit  der  Geschichte  der 
Chichimeken  verwebten  Tultecas  in  Tula  im  besondern  als  Künstler 
(auch  als  Chichimeka-Tultecas)  hervorgehoben  sein  werden.  Tul- 
teca  quiere  decir  hombre  artifice   (oder  Bewohner  von  Tula). 

Der  nördliche  und  südliche  Hafen  ^),  Panuco  und  Potonchan, 
wird  bei  andern  Darstellungen  in  derselben  Seefahrt  berührt, 
und  die  Rückkehr  Quetzcalcoatl's  nach  Goatzacoalco  knüpft  in 
Kukulcan  mit  Bestimmtheit  an  die  Traditionen  der  Maya  an.  Dort 
wird  von  fremden  Einwanderern  die  Körnerfrucht  ängstlich  ge- 
sucht, während  die  Tolteken"),  gleich  den  Acolhuas,  als  einhei- 
mische Träger  derselben  dargestellt  werden,  die  Chichimeken  zur 
Gesittung  führend. 

Der  Eintritt  Quetzalcoatl's  in  die  Geschichte  der  Tolteken  unter- 
liegt dabei  weiterer  Erörterung.  In  d'Alva's  Königsliste  Tollan's 
fehlt  sein  Name  ganz,  da  eben  die  Rolle  der  Olmeken,  denen  er 
angehörte,  bereits  vor  Gründung  dieser  Stadt  ausgespielt  hatte. 

Reinö  muchos  anos  un  rey  llamado  Quetzalcoatl,  gran  negro- 
mantico  (in  Tollan),  sagt  dagegen  Sahagun,  und  auch  sonst  findet 
sich  Quetzalcoatl  der  toltekischen  Königsreihe  zwischengefügt, 
als  Priesterkönig,  zu  dessen  Seite  der  Kriegsfürst  Huemac  ^)  steht 
(die  starke  Hand).  Die  Rivalität  zwischen  geistlicher  und  weltlicher 
Macht  mag  sich  nun  auch  (wie  bemerkt)  in  der  Legende  der  Acol- 
huas spiegeln,  dass  ihr  Ahnherr  mit  starker  Hand  den  Arm  Quetzal- 
coatl's  gebunden,  und  in  Tula  muss  derselbe  den  Ränken  Hue- 
mac's  *)  (im  Bunde  mit  Tezcatlipoca  und  Nacaxoc)  nach  Cholula 
hin   entweichen,  Huemac  selbst   (bei   seiner   Verfolgung)   dem   in- 


1)  Die  in  Künsten  geschickten  Tultecas  (Mais ,  Baumwolle  und  andere  Sämereien 
bringend)  vinieron  de  äcia  la  parte  del  Poniente  (unter  sieben  Häuptlingen). 

2)  Die  Seminolen  von  Westflorida  handelten  auf  Canoe  mit  den  Bahama-Inseln  in 
Cuba  (Bartram).  Nach  Lawson  bauten  die  Indianerstämme  (in  Süd-Carolina)  eine 
Flotte,  um  direct  mit  England  Handel  zu  treiben. 

^)  Wenn  Quetzalcoatl  selbst  den  Namen  Huemac  erhält,  wird  eine  Identificirung 
mit  dem  Prophetenfürsten  Hueman  (dem  das  heilige  Buch  Teoamoxtli  zugeschrieben 
wird)  unterlaufen. 

^)  Huemac  II.  (Topiltzin's  Vater)  soll,  als  den  Dienst  Quetzalcoatl's  wieder  be- 
günstigend, dessen  Namen  dem  seinigen  zugefügt  haben.  Huemac  I.  dagegen  (Nacaxoc 
oder  Matlacxochitl)  bestieg  «bn  Thron  als  der  Hohepriester  Tezcatlipoca's. 


SECTEN-RIVALITÄT.  515 

zwischen    in    Tula    gekrönten  Nauhyotl    oder     (bei  Torquemada) 
Nauhyotzin^)  (als  Chichimeke  der  Nationalität  nach  bezeichnet). 

Die  von  der  durch  den  Prophetenfürsten  Hueman  unter  den 
Tolteken  eingesetzten  Dynastie  verschiedene  Liste  der  in  Tollan 
(bis  in  die  mexicanische^)  Zeit)  regierenden  (und  von  Torquemada 
auch  als  Tolteken  bezeichneten)  Könige,  die  sich  mit  der  Reihe 
der  in  Amaquemecam  ^)  (vor  Xolotl's  Auswanderung)  herrschen- 
den Könige  (bei  d'Alva)  kreuzt,  gehört  zugleich  (bei  Gomara) 
Culhuacan  an,  und  als  Sohn  des  Königs  Totepeuh'')  (Mixcohua 
Camaxtli)  oder  Nonohualcatl  von  Culhuacan,  besteigt  (durch 
die  kriegerische"^)  Königin  Chimalman  aus  Huitznahuac  ge- 
boren) Ceacatl  oder  Quetzalcoatl  den  Thron  Tollan's  (als 
Nachfolger  Ihuitimal's),  nachdem  er  aus  der,  durch  die  Er- 
mordung seines  Vaters  benöthigten,  Flucht  von  Osten  (also  über 
Cholula)  zurückkehrte.  Auch  hier  ruft  die  mönchische  Religion 
passiver  Entsagung,  die  Religion  der  Fasten  und  Kasteiungen, 
sowie  schuldloser  Darbringungen  von  Blumen  und  Weihrauch,  die 
kriegerische  Reaction  der  sich  der  Blutopfer,  selbst  menschlicher, 
freuenden   Secte^)    Tezcatlipoca's    hervor,    von    Huemac    geleitet. 


1)  Nauhyotzin,  als  König  von  TuUan,  stammte  von  den  Chichimeken,  die  sich  mit 
den  Acolhuas  gemischt  hatten  (nach  Torquemada). 

2)  Auch  sonst  finden  sich  derartige  Confusionen.  Als  die  Tolteken,  welche  vier 
Orte  mit  Tempeln  auf  dem  Berge  Quexachtecatl  gegründet  hatten,  durch  Coxcox, 
König  der  Culhuas,  vertrieben  wurden,  flüchteten  sie  als  die  Stämme  der  Mexitin 
(unter  Ayocan),  der  Culhuas  (unter  Noyotl),  der  Huitzinahuakes  (unter  Tlacosnihua) 
und  der  Pancas  (unter  Achitometl),  nach  Tezcuco  und  wurden  dort  (von  Techotlalatzin) 
als  Culhuas  angesiedelt,  Erlaubniss  erhaltend  zu  den  (durch  Quinantzin  verbotenen) 
Opfern  (für  Huitzilopochtli  und  Tlaloc). 

3)  Das  Verzeichniss  würde  (bei  d'Alva)  auf  ein  hohes  Alterthum  zurückgehen, 
weil  auch  Icoatzin  einschliessend  (Vater  des  ersten  Toltekenkönigs  Chalchiuh-Tlatonac), 
aber  bei  Gomara  folgte  er  erst  einige  Namen  nach  Quauhtonal,  unter  dem  die  Mexi- 
caner  bereits  nach  Chapultepec  gekommen  seien,  und  dessen  Vorgänger  Achitometl 
mag  in  diesem  WirrM'arr  für  den  von  Nopaltzin  (Xolotl's  Sohn)  in  die  Stelle  Nauhyotl's 
in  Culhuacan  eingesetzt  sein,  so  dass  etwa  nur  bis  Nonohualca  und  Nonovalcatl 
theilweise  Identificirung  zulässig  wäre. 

*)  Nachfolger  Nauhyotl's  oder  Nauhyotzin's ,  der  von  den  Chichimeken  in  Teoti- 
huacan  zum  Toltekenkönig  gewählt,  in  Culhuacan  residirte,  während  Mixcohuatl  Ma- 
zatzin  in  Tollan  über  die  Chichimeko-Culhuas  herrschte. 

ö)  Die  Amazonen  unter  der  Königin  Quetzalxochitl  vereinigten  sich  mit  dem 
Heere  Huemac's,  um  Tollan  gegen  die  Teochichimeken  zu  schützen.  Für  die  zur 
Thronbesteigung  Huactli's  in  Quauhtitlan  führenden  Kriege  war  der  Einfluss  der 
Fürstin  Xochitzin  massgebend. 

6)  Bei  den  Khonds  streiten  die  Secte  Bura's,  der  keinen  Schaden  thut  (und  seine 

33* 


516  QUETZALCOATL. 

und  ebenso  als  später  aus  Culhuacan  der  Königssohn  Huemac  II. 
oder  Tecpancaltzin  den  Thron  Tollan's  besteigt,  und  durch  seine 
Bemühungen,  dem  Dienste  Quetzalcoatl's  neue  Anerkennung  zu 
schaffen,  zwar  seiner  eigenen  Regierung  hohen  Glanz  verleiht, 
aber  den  unter  seinem  Sohn  Topiltzin  Axcitl  Quetzalcoatl  ein- 
tretenden Untergang  des  Reiches  herbeiführt. 

Das  ist  auch  bei  d'Alva  darin  ausgesprochen,  dass  er  die  in 
Tula  unter  Topiltzin  zerrüttenden  Unordnungen  ^)  dem  Hohenpriester 
Cholula's  (also  der  Incarnation  Quetzalcoatl's)  zur  Last  legt,  und 
zwar  beschuldigt  er  denselben  besonders  eines  Vergehens,  das 
in  dem  Priesterberufe  des  Wiyatao  unter  den  Zapoteken  seine 
Beschönigung  finden  wird,  wie  auch  die  in  deren  Land  gesandten 
Colonien  besonders  betreffs  der  Ergebnisse  der  Thätigkeit  Quetzal- 
coatl's unter  den  Olmeken  (bei  Torquemada)  hervorgehoben 
werden. 

Nach  der  bei  Herrera  gegebenen  Version  siedelten  unter  den 
als  Jäger  umherschweifenden  Chichimeken  gesittete  Landbebauer, 
und  zwar  waren  diese  aus  „Nuevo-Mexico"  (de  hacia  el  Norte)  ge- 
kommen, in  Siebenzahl  (nach  ihren  Traditionen)  aus  sieben  Höhlen 
hervorgehend,  welche  von  ihrer  Heimath  (in  Navatlan)  zu  erreichen, 
atravesaron  un  bra90  de  Mar  en  troncos  de  Arboles. 

Auf  Geheiss  ihrer  Götter  ein  verheissenes  Land  suchend, 
wanderten  sie  von  Station  zu  Station  (y  hasta  ahora  se  hallan 
rastros  del  camino,  que  traxeron,  con  grandes  edificios  derribados), 
bis  sie  nach  der  Seen-Region  Mexico's  gelangten,  und  sich  dort 
niederliessen,  die  Suchimilcas  (in  Xochimilco  oder  Suchimilco), 
die  Chalchas  (in  Chalco),  die  Tepeacas  in  Azapuzalco,  die  Culua 
in  Tezcuco,  und  zwar  die  letzteren,  als  die  Gebildetsten  (su  lengua 
es  la  mejor  y  mas  polida).  Die  roheren  Tlatleucas,  welche  nach- 
kamen, zogen  über  die  Sierra  weiter  (da  die  Ebenen  bereits  be- 
setzt waren)  und  bauten  Quahunahuac  (Cuernavaca),  während  die 
noch  später  anlangenden  Tlascaltecas  das  Gebirge  im  Osten  über- 


böse Hälfte  Tari  in  Zügel  hält)   und    die    an   das  Uebergewicht  Tari's  und  die  nöthige 
Versöhnung  durch  Menschenblut  glaubende  Secte  (Tari's)  eines  Sakti-Cultus. 

1)  Die ,  als  Texpolcatl  (der  Hohepriester  von  Cholula)  im  Ehebruch  den  Sohn 
Ixcax  zeugte,  ausbrechende  Unordnung,  welche  (unter  König  Topiltzin)  den  Untergang 
des  Toltekenreiches  herbeiführte,  wurde  den  Anstiftungen  der  Zauberer  Tezcatlipoca 
und  Tatlauhquizcatlepuca  zugeschrieben  (s.  d'Alva).  Der  gespenstische  Todtentanz,  der 
nach  einander  die  Fürsten  der  Tolteken  in  seinen  Reigen  schlingt,  wird  (bei  Sahagun) 
von  Tezcatlipoca  geführt. 


KÜNSTLER.  517 

schritten,  jenseits  der  Sierra  nevada,  und  die  an  den  Vulcanen  an- 
getroffenen Giganten^)  beim  verrätherischen  Fest  ermordeten. 

Als  Letzte  erschienen  dann  (unter  dem  Häuptling  Mexi)  die 
Mexicaner  (la  nacion  mexicana),  die  eine  Zeitlang  in  Mechoacan 
verweilt  hatten  und  dann  in  Tulo  (lugar  de  tuno)  grosse  Bauten 
und  Anpflanzungen  bei  Coatepec  unternahmen,  auf  Befehl  ihres 
Gottes  Vitziliputztli  indessen  (unter  Erduldung  verderblicher  Pla- 
gen) zum  Weiterzuge  sich  gezwungen  sahen,  erst  nach  Chapul- 
tepec  und  dann  nach  Atlacuyabaca  (ihrem  Aztlan)  im  Lande  der 
Culua,  von  dem  sie  indess  (unter  dem  König  Coxcox^)  von  Culua- 
can)  nach  der  Lagune  getrieben  werden,  und  dort  auf  dem  pro- 
phetisch angezeigten  Ort  die  Stadt  Tenuchtitlan  (in  vier  Quartie- 
ren) erbauen,  unter  Zufügung  Tlatelulco's  in  Folge  einer  durch 
einen  Zwist  veranlassten  Secession. 

Nach  Allem  diesem  erst  (despues  de  la  fundacion  de  Mexico 
y  de  toda  la  tierra)  landen  (de  hacia  el  Norte)  in  Panuco  in  lange 
Gewänder  gekleidete  Künstler,  Tulotecas  genannt  (porque  en 
Tulo  comencaron  a  ensenar),  die  sich  anfangs  nach  Tulo  be- 
gaben, und  dann  (der  dortigen  Uebervölkerung  wegen)  nach 
Chololan,  y  desde  alli  poblaron  a  Guaxaca,  y  a  la  Misteca  baxa 
y  alta,  y  Zapotecas. 

In  dieser  Version  tritt  also  die  sonst  auf  eine  längst  unter- 
gegangene Zeitperiode  verwiesene  Cultur  des  alten  Tula  in  directe 
Beziehung  zu  dem  jüngsten  der  eingewanderten  Stämme,  den  zur 
Zeit  der  Conquista  herrschenden  Azteken,  wie  sich  in  den  zusam- 
mengewürfelten Genealogien  eine  Menge  solcher  Netzmaschen 
durch  einander  flechten. 

In  dem  heiligen  Pilgerort  Cholula  wurde  (wie  Herrera  an 
einer    andern  Stelle    zufügt)   als    höchster  Gott  Quetzalcoatl  (dios 


1)  Es  ergiebt  sich  also  hieraus,  dass  die  Sierra  nevada  die  Grenze  der  östlich  (auf 
dem  Seewege)  hergekommenen  Einwanderungen  darstellt,  und  jenseits  derselben  stiessen 
deshalb  die  Ansiedler  auf  kriegerische  Stämme,  welche  in  den  Olmeken  (und  weiter 
in  den  Huasteken)  ihre  Verwandtschaften  finden ,  während  die  auf  der  andern  Seite 
(zwischen  den  Seen)  jagenden  Chichimeken  als  friedlich  und  furchtsam  geschildert 
werden,  und  die  höhere  Gesittung  willig  annehmend. 

2)  Sonst  tritt  Coxcox  in  dem  alten  Culhuacan  des  Nordens  auf,  das  die  Mexicaner 
bald  nach  ihrem  Auszuge  aus  Aztlan  erreichen,  und  Coxcox  fungirt  zugleich  (mit  seiner 
Frau  Xochiquetzal)  als  der  auf  dem  Cerro  de  Culhuacan  aus  der  Fluth  Gerettete,  wäh- 
rend nach  Ramirez  die  von  Clavigero  in  solchem  Sinn  gedeuteten  Bilderschriften  nur 
auf  die  Wanderungen  der  Mexicaner  unter  den  Sumpfländern  der  Seen  (Anahuac's) 
Bezug  nehmen. 


518  QUETZALCOATL. 

del  aire)  hochgehalten,  primer  fundador  de  aquella  Ciudad  (que 
fue  virgen  y  instituidor  del  ayuno,  y  de  sacar  sangre  de  la  lengua 
y  orejas,  y  de  sacrificar  codornices  y  palomas),  und  derselbe  wird 
ausserdem  Dios  de  las  mercaderias  genannt,  in  Bezug  auf  Mexico, 
wo  man  neben  ihm  al  Idolo  Vitzilipuztli  (del  llover,  de  los  sem- 
brados,  de  la  guerra  y  de  la  generacion)  ^)  und  Tezcaltlipuco  (dios 
de  la  penitencia  y  de  los  Jubileos  y  perdon  de  pecados)  verehrte, 
sowie  den  Himmelsgott  (Supremo  dios,  Senor  y  Hacedor  de  todo) 
und  die  Sonne  mit  andern  Naturgegenständen  (al  sol  y  tras  el 
la  luna,  al  Lucero,  ä  la  mar,  y  a  la  tierra).  In  der  Form  des 
durch  Gucumatz  repräsentirten  Schöpfergottes  (des  Popul-Vuh) 
schwebt  dann,  im  Gefolge  der  sprossenden  Götter  (als  Mehrheit 
der  Elohim),  die  gefiederte  Schlange  (Quetzalcoatl)  über  grün 
schimmernden  Wasser  (als  nebliger  Schweif  des  Erlkönigs),  und 
in  Chimalpopoca  wieder  ist  es  Quetzalcoatl,  der  die  von  der  Gott- 
heit aus  Asche  (dem  Staube  untergegangener  Generationen)  her- 
vorgerufenen Geschöpfe  zur  menschlichen  Natur  veredelt  (wie  es 
in  den,  seinem  Character  als  Prophet  zugeschriebenen,  Lehren 
weiter  geführt  wird). 


1)  Als  das  irdische  Leben  erhaltend,  bedurfte  Huitzilopochtli  der  Opfer  von 
Menschenherzen,  als  concentrirter  Lebensessenz  oder  des  lebendigen  Prinzipes  (und  so 
bedingten  sich  die  blutigen  Kriege),  wie  daraus  auch  das  symbolische  Verzehren  des 
Gottes  in  der  aus  Saaraen  mit  Blut  gekneteten  Figur  folgte. 


ZAPOTEKEN  UND  MISTEKEN. 


Wie  die  an  den  Pacific  grenzende  Küste  der  Zapoteken  mit 
Anahuac  Ayotlan  wird  die  atlantische  (oder  die  ihrem  Lande 
nach  dem  Atlantic  zu  vorliegende)  als  Anahuac  Xicalanco  (bei 
Tabasco)  bezeichnet,  und  durch  die  Xicalanca  vermittelt  sich  die 
Beziehung  der  Zapoteken  zu  den  Olmeken  (und  den  nach  Süden 
folgenden  Mixteken,  als  Olmeka-Vixtoti  oder  Anoacamixteca), 
von  welchen  sie  sich  abtrennten,  um  die  Huati-Quinames  (Huati- 
guinames)  und  Guanitiquinames  (also,  wie  früher,  die  Riesen  oder 
Quinames)  in  dem  von  ihnen  besetzten  und  (nach  den  Mixes 
Lachixila's)  Lachea  genannten  Lande  zu  unterjochen,  worauf  durch 
ihre  Eroberungen  von  der  einen,  und  durch  die  der  Mayas  von 
der  anderen  Seite,  die  einst  unter  der  alten  Cultur  der  Tzendalen  (wie 
in  der  Kalenderrechnung)  verknüpften  Mixes  (nebst  den  Zoques) 
in  die  Berge  gedrängt  wurden,  mit  Ausnahme  der  (zur  Bewahrung 
ihres  Handelsverkehrs)  sich  unterwerfenden  Beni-Xonos. 

In  den  Traditionen  der  Zapoteken  wurden  die  Helden  Baali 
(Baalachi  oder  Baa-Lachi)  und  Baalao  (Balam)  von  Macuilxuchil 
als  Besieger  der  Barbaren  auf  den  Sonnenbergen  (im  Gebirge 
Teutitlan)  gefeiert  (noch  in  ihren  Gräbern  bei  Zeetopaa),  und  hier 
scheint  ein  Kampf  gegen  die  Sonne,  oder  deren  Verehrer,  ange- 
deutet, wie  er  bestimmter  bei  dem  Ahnherrn  der  Misteken  her- 
vortritt. 

Unter  den  Nachfolgern  des  in  Mictlan  (dem  alten  Sitz  des 
Priesterkönigthums)  herrschenden  Ozomatli  gründete  Zaachilla  die 
Stadt    Zaachilla- Yoho    oder    Teotzapotlan,    wie    Meneyadela    (aus 


520  ZAPOTEKEN    UND    MISTEKEN. 

Mexico)  als  Gründer  von  Coatlan^)  (der  Zufluchtsort  des  aus  der 
Fluth  entkommenenen  Häuptlings  Petela,  des  Vermittlers  mit  der 
Gottheit  Bezelao)  galt,  und  der  Sohn  des  Königs  Pichina- Vedella 
von  Miguitlan  (Ort  der  Trauer)  oder  Mitlan  (Yoppaa  oder  Lioba) 
auszog,  um  nach  Besiegung  der  Chontales  die  Kriegerstadt  (Oce- 
lotepeque  oder  Quiavechi)  zu  gründen. 

Gegen  die  Angriffe  der  Azteken  kräftigten  sich  die  Zapote- 
ken  im  Dreibunde  mit  den  mixtekischen  Königen  von  Tilantongo 
und  Tutupec  (alten  Hader  vergessend),  und  von  dem  See  Rualo's 
aus,  wo  die  Chontales  von  Nexapa  unterworfen  waren,  begannen 
sie  ihre  Kriege  gegen  die  an  der  Küste  gelandeten  Huabi,  die 
auf  die  Inseln  von  Duic-Quialoy  der  Lagune  von  Monapostiac  (in 
Tehuantepec)  getrieben  wurden. 

Von  dort  war  Wixipecocha's  Prophetenbotschaft  in  das 
Innere  getragen,  wo  sich  die  Zapoteken  von  Löwen  und  andern 
Wildthieren,  sowie  von  schattigen  Bäumen^)  (bei  Santa  Marta  de 
Tule  von  dem  alten  Stamme  einer  Cypresse)  und  Felsen  (s.  Bur- 
goa)  herleiteten,  während  sie  den  fürstlichen  Vorfahren  in  Gestalt 
eines  licht  glänzenden  Vogels  auf  den  Berg  ven  Teutitlan  (Tla- 
colula  oder  Teotitlan)  oder  Huaxyacac  (bei  Oaxaca)  vom  Himmel 
herabkommen  lassen  (s.  Mühlenpfordt)  und  seine  Stimme  im  Orakel 
befragten.  Dieser  in  Erscheinung  eines  Meteors,  als  göttliche  In- 
carnation,  niedergeschossene  Vogel  Ära  wurde  von  den  der  Me- 
ditation und  Extase  hingegebenen  Eremiten  heiliger  Höhlen  ge- 
pflegt, und  dass  auch  der  aufsteigende  Weg  zum  Himmel  offen 
blieb,  zeigt  die  in  einem  weissen  Stein  verehrte  Prinzessin  Pino- 
piaa,  deren  zum  Himmel  emporgehobener  Körper  in  solcher  Form 
zurückkehrte.  Sonst  wurden  die  zapotekischen  Fürsten  in  Liobaa 
(Yo-baa  oder  lugar  del  decanso)  oder  (im  Mexicanischen)  Mictla 
beigesetzt.  Mictlantecuhtli  oder  Miquilantecutli  (Michilatecotle) 
war  der  Herr  der  Unterwelt  oder  des  Todes  (Miqui^),  sterben). 

Nach  Sahagun  lag  Tlalocan  (das  irdische  Paradies)  im  Lande 
der  Misteken,  die  (als  Tolteken)  von  Quetzalcoatl  hergeleitet  wurden. 

1)  Der  für  Frauenopfer  dienende  Tempel  Coatlan  in  Tenuchtitlan  war  in  Rivalität 
zu  dem  Coaxolotl  genannten  Tlatelulco's  für  den  Dienst  der  Götter  des  besiegten 
Huexotzinco  errichtet. 

2)  Der  Baum-Ursprung  (wie  bei  den  Chiapas)  übertrug  sich  (in  Südamerica)  auch 
auf  die  fortblühenden  Aarons-Stäbe  der  Propheten. 

3)  Bei  den  Muskolgee  herrschten  die  Micos  oder  Kriegsfürsten  in  den  rothen 
Blutstädten  (des  Todes).  Der  Fürst  von  Janguitlan  (bei  den  Misteken)  se  llamaba  el 
Senor  Tres  Micos  (s.  Herrera). 


AVIXIPECOCHA.  521 

Das  durch  Wixipecocha  in  Yoppaa  oder  Mitlan  eingesetzte 
Priesterkönigthum  des  Wiyatao  wurde  in  Folge  der  einmal  im 
Jahre  (im  Zustande  der  Trunkenheit)  erfolgenden  Begattung  mit 
einer  (auch  im  Belus-Tempel  der  Gottheit^)  zugeführten)  Jungfrau 
zu  einem  erblichen,  und  indem  die  jüngeren  Söhne  des  Wiyatao 
mit  der  weltlichen  Fürstenwürde  von  Zaachilla-Yoho  belehnt 
wurde,  bewahrten  sie  die  Hochhaltung  gegen  den  Hohenpriester, 
als  zugleich  den  älteren  Bruder.  Die  priesterlichen  Functionen 
wurden  von  den  Wiyana  oder  Wizaechi  versehen,  während  von 
den  Colonii-Cobee-Pecala  die  Orakel  gedeutet  wurden,  und  die 
Copapitas  (Copa-Pitao)  dem  Mönchsleben  gewidmet  waren. 

Vom  Süden  her  war  der  Prophet  Wixipecocha  bei  Huatulco 
in  Tehuantepec  gelandet,  um  den  Felsentempel  von  Yopaa  (in 
seiner  dazu  später  ausgebauten  Eremitenhöhle)  zu  gründen,  und 
unter  den  Verfolgungen  der  Mixi  an  dem  (damals  das  Land  über- 
schAvemmenden)  See  Rualo  verschwunden,  auf  dem  Gipfel  des 
Berges  Cempoaltepec  in  gespenstigen  Umrissen  [eines  Brocken- 
gespenstes] wieder  zu  erscheinen,  dann  noch  einmal  auf  der 
Insel  Monapostiac  sich  zeigend,  aber  fernerhin  nicht  mehr  ge- 
sehen, wenn  nicht  in  der  Doppelgestalt  seines  Nachfolgers  (s. 
Burgoa). 

Während  nun  dieser  bärtige  und  langhaarige  Greis,  Enthalt- 
samkeit und  Fasten  predigend,  von  Tehuantepec  am  Südmeer 
nach  dem  noch  mit  Wasser  bedeckten  Thal  des  Sees  Rualo  her- 
aufzieht, kommen  von  Cholula,  um  über  der  zu  seinen  Büssungen 
dienenden  Felsgrotte  den  Tempel  von  Yopaa  oder  Mictlan  zu 
bauen,  die  Apostel  Quetzalcoatl's  herab,  ihre  Lehren  bis  Tehuan- 
tepec verbreitend.  In  Wixipecocha,  als  (peruanischen^))  Viracocha 
spiegelt  sich  der  Prophet  Bochica's,  und  in  der,  Peruaner  und 
Chibchas  verbindenden,  Abstammung  aus  dem  See  (Cocha)  der 
blau  gekleidete  Greis,  der  mit  einem  Mädchen  aus  dem  See 
Guixa  oder  Huixa  hervortretend,  den  Tempel  des  südlichen  Mict- 


1)  Aus  den  Lectisternien  des  Tempels  erwuchsen  die  Vorrechte  der  Leviten- 
Kinder.  Paulina  hatte  bei  einem  von  ihrem  eigenen  Gatten  vorgesehenen  Mahl  mit  ihrem 
Geliebten  in  der  Form  des  von  Aegypten  gekommenen  Gottes  Anubis  nächtliche  Zu- 
sammenkunft im  Tempel  der  Isis  zu  Rom  durch  Vermittlung  der  (von  Tiberius  ge- 
kreuzigten) Priester  (bei  Josephus). 

2)  Die  peruvianischen  Stämme,  die  längs  der  Cordillere  nordwärts  gezogen  waren, 
gründeten,  als  die  (am  Ufer  des  Sarrabia  versagende)  Feuerprobe  sich  bei  einem  Co- 
pinol-Baum  bewährt  hatte,  dort  die  Stadt  (Wixicovi)  Huixicovi  (s.  Guillemot). 


522  ZAPOTEKEN    UND    MISTEKEN. 

lan  baut  und  von  einem  Steinsitz  seine  Gesetze  verkündet,  wäh- 
rend seine  weiter  wandelnde  Begleiterin  in  der  Ferne  verschwin- 
det (um  mit  dem  etwa  in  der  Zwischenzeit  geborenen  Knaben 
wieder  am  See  Iguaque  aufzutauchen). 

Im  einheimischen  Cult  wurde  der  (als  Chichimeke)  aus  der 
Fluth  in  Gestalt  des  (in  peruanischen  Mythen  die  Botschaft  ihres 
Abflusses  bringenden)  Hundes ')  gerettete  Häuptling  Petela,  in  der 
mumificirten  Leiche  des  Stammesherrn,  verehrt,  als  Fürsprecher 
bei  der,  Krankheit  sendenden,  Gottheit  Bezelao  oder  Pezelao,  und 
dieser  (zugleich  als  Todesgott  aufgefasst)  begeisterte  beim  Opfer- 
fest den  Wiyatao  zu  seinen  Prophezeiungen,  während  unter  den 
in  Yohopehelichi-Pezelao  (dem  erhabenen  Feste  des  Pezelao)  aufge- 
stellten Göttern  der  Pitao  ^)  als  höchstes  Wesen  bezeichnet  wurde. 

Die  Mixtecas  oder  IMixtoguijxi  im  Wolkenlande  oder  Mixte- 
capan  (Nuriuma  oder  Nebelland)  bezeichneten  ihre  Heimath  als 
Gnudzavui  -  Gnuhu  (Regenland)  im  oberen ,  und  als  Ganundaa 
(Meeresküste)  im  unteren  Mixteca  (mit  der  Hauptstadt  Tutupec 
am  Rio  Verde),  und  während  sich  ihre  Könige  (im  westlichen 
Oaxaca),  gleich  denen  der  Zapoteken  (im  östlichen  Oaxaca)  von 
den  Tolteken  hergeleitet  haben  sollen,  herrschte  (nach  Carriedo) 
als  erster  König  Mixtecatl  (Sohn  des  Nebelfürsten  Iztac-Mixco- 
huatl)  über  die  Mixteken  Tilantongo,  wo  sie  auch  Torquemada 
durch  diese  Abstammung  aus  Chicomoztoc  ableitet.  Sahagun  ver- 
legt in  das  Land  der  Mixteken,  als  (toltekischer)  Nachkommen 
Quetzalcoatl's,  die  gesegneten  Gefilde  Tlalocan's  (des  irdischen 
Paradieses).  Aus  dem,  wie  in  Cholula  bei  den  Mijes  heiligen 
Symbol  eines  Grünstein's  (oder  Smaragdes)  war  das  als  Herz  des 
Volkes  (wie  Votan)  verehrte  Götterbild  der  Mixtecas  gearbeitet 
(s.  Clavigero),  auf  dem  Berge  Achiantla  oder  Achiutla,  nach 
welchem  Orakelsitz  sich  der  zauberische  Kriegerfürst  Dzahuin- 
dande  zurückgezogen. 

Die  aus  Anahuac  ausgewanderten  Stämme,  die  nach  Besie- 
gung der  Chochos  (Yopes  oder  Chuchones)  und  Vertreibung  der 
Chontales,  die  (den  Namen  Mixtecatl's  als  ihres  Erbauer's  auffüh- 


1)  Die  (im  Nahuatl)  Itzcuim  (Hund)  genannte  Familie  (toltekischen  Ursprungs)  von 
Nihaib  der  Quiche  nannte  sich  nach  dem  in  Verbindung  mit  der  Familie  von  Cavek 
geführten  Kriege  Hun-tzi  oder  (im  Quiche)  Hund  (wie  Chichimeken).  Der  Hund  war 
den  Huancas  heilig  (aus  dem  Norden). 

2)  Brasseur  giebt  für  Pitao  den  Sinn  des  Grossen  Geistes  (also  eines  Manito  oder 
Manitu  Man-itao). 


HERAKLES.  523 

rende)  Stadt  Tilantongo  (mit  dem  Tempel  Achiutla)  gegründet, 
betraten  in  Yanguitlan  (neues  Land)  die  Berge  von  Apoala,  und 
dort  war  die  einheimische  Tradition  verwachsen,  in  den  zwei 
Laubbäumen,  die  durch  den  vorbeiströmenden  Fluss  gekräftigt, 
so  fest  am  Eingang  der  Höhle  von  Apoala  wurzelten,  um  dem 
daraus  hervorbrausenden  Sturmwind  zu  widerstehen  und  unter 
den  Stammesfürsten  auch,  als  Gründer  von  Tilantango,  die  kühnen 
Bekämpfer  der  Sonne  zu  beleben,  während  das  gemeine  Volk 
noch  als  ein  Heer  wilder  Katzen  in  den  Bergwäldern  umhersprang. 

Dort  hatte  sich  indess  bereits  eine  vorzeitliche  Epoche  ab- 
gespielt, als  während  der  noch  allgemeinen  Dunkelheit  (in  jener 
Urzeit,  wo  in  Peru  die  wilden  Thiere  herrschten)  die  (auch  bei 
den  Lacandones)  im  Wilde  personificirten  Gottheiten  erschienen 
waren,  der  männliche  Wildgott,  als  Löwenschlange,  und  der 
weibliche  Wildgott,  als  Tigerschlange.  Auf  der  obersten  Spitze 
des  zum  Himmel  ragenden  Hügel's  in  Apoala  erbauten  sie  einen 
Palast,  auf  dessen  höchster  Plattform  eine  mit  der  Schneide  nach 
oben  gestellte  Kupferaxt  das  Firmament  stützte  und  trug  (so  dass 
damit  die  in  dem  Thurmbau  Cholula's  durch  die  Riesen  angestrebte 
Himmelsstütze  erreicht  ward).  Als  dann  die  Fluth  einbrach, 
durchschweiften  ihre  Söhne,  der  Wind  der  neun  Schlangen  und 
der  Wind  der  neun  Höhlen,  den  Luftkreis,  über  den  Wassern 
schwebend,  bis  sie  bei  Abfluss  derselben  sich  auf  die  neue  Erde 
niederlassen  konnten,  um  durch  Anpflanzung  der  Bäume  von 
Apoala  den  Keim  zum  Menschengeschlecht  zu  legen  (die  Sturm- 
epoche überdauernd). 

Wie  die  Birmanen  den  Sonnensohn,  feierten  die  Mijes  oder 
Mixes  (als  Eingeborne  den  Vorfahren  der  Mixtecas  verwandt)  in 
dem  Heros  der  Höhle  von  Atitlan  (wohin  sich  später  der  letzte 
Fürst  Condoy  zurückzog)  ihren  Befreier  von  der  Thierherrschaft, 
indem  er  ihnen  (als  Nimrod)  die  wilden  Thiere  zur  Jagd  übergeben. 

Die  Auswanderung  aus  Anahuac  in  das  Land  der  Mixes  wird 
während  der  durch  die  Priester  Teotihuacan's  gegen  die  eidbrüchi- 
gen Mixcohuas  gepredigten  Kreuzzüge  stattgehabt  haben,  als  zu- 
gleich, zur  Zeit  des  Jäger's  Mixcohuatl  Mazatzin's,  die  Olmeken 
ihre  Niederlage  bei  Huitzilapan  durch  Xiuhnel  und  Mimich  er- 
litten, so  dass  auch  die  Zuzüge  der  davon  mitbetroffenen  Vixtoti 
(oder  der  mit  den  Olmeken  identificirten  Olmeka- Vixtoti)  einfliessen 
konnten,  um  sich  in  Tilantongo  mit  der  ursprünglichen  Landes- 
quelle zu  vereinigen. 


524  ZAPOTEKEN    UND    MISTEKEN. 

Hier  nun  besiegen  die  der  Tyrannei  der  Sonnenpriester  Teoti- 
huacan's  entronnenen  Fürsten  das  feindliche  Gestirn  durch  ihre 
Pfeilschüsse,  während  in  den  mexicanischen  Traditionen,  ebenso 
folgerichtig,  die  bei  Teotihuacan  versammelten  Heroen  dem 
Sonnengott  erliegen  müssen. 

Am  Tempel  Achiutla's  in  Tilantongo  erneuerte  sich  dann 
das  alte  Priesterkönigthum  des  Tay-Sacaa,  der  auch  von  dem 
Könige  des  oberen  ^lixteca  Huldigung  empfing  und  als  Hoher- 
priester  dem  Collegium  der  Sacaa  oder  Priester  vorstand,  während 
in  Cueba  der  Titel  Saco  auf  eine  weltliche  Würde  übergegangen 
war,  ähnlich  wie  später  derSagamo's  (des  Erscheinenden)  im  Norden. 

Aus  Nicaragua  oder  Peru  (n.  Moro)  und  dann  von  Pinahuac, 
als  dem  "Westen,  kommend,  landeten  die,  den  Beichtgott  Pino-piaa 
mit  sich  führenden  Huaves  (Wabi)  oder  Gozantecas  bei  Wachi- 
laif  (oder  bei  San  Francisco) ,  und  nachdem  sie  sich  (unter  Ver- 
treibung der  Mijes)  auf  dem  P'els  Arrianjianbay  oder  Arriangui- 
Umbah  festgesetzt  hatten,  wurde  Jalapa  gebaut,  als  Hauptstadt 
des  Reiches,  das  dann  durch  die  Kriege  mit  den  Zapoteken  und 
Mixteken  seine  Beschränkung  auf  die  Lagunen  erhielt. 

Die  Zapoteken^)  in  Oajaca  (im  Gebirge  von  Huixazo  wohnend 


1)  Zapothequen  hatten  sich  von  Chiapa  nach  Quicula  begeben  (Godo'i).  Theozapatlan 
oder  Zachila  (Zaachillatoo)  war  die  Hauptstadt  der  Zapoteken.  Nach  längeren  Kriegen  mit 
den  Mexicanern  schnitten  diese  den  Zapoteken  durch  Befestigung  des  Hügels  von 
Tehuantepec  die  Verbindung  ab,  so  dass  die  Zurückbleibenden  sich  nach  Soconusco 
und  Guatemala  zogen  (s.  de  Torres).  Das  Reich  der  Zapoteken  erstreckte  sich  von 
Oaxaca  bis  Tehuantepec  und  Soconusco.  Bei  San  Juan  de  los  Cues  (mit  Resten  von 
Pyramiden)  wohnen  die  Mazateken  (in  Oajaca).  Cuicatlan  war  Hauptstadt  der  Cuica- 
teken.  Cuyztata  lag  bei  Oaxaca  (Herrera).  Bei  Guaxaca  wohnten  in  den  Bergen  die 
Indianer  von  Titiquibo  (Herrera).  Tlacuechahuaya  gehörte  ursprünglich  zu  Tectipac, 
von  den  Häuptlingen  Baalao  und  Baalachi  unterworfen  (s.  Carriedo).  Los  Zapotecos 
(s.  Orozco)  llamaban  ä  su  tierra  Lachea  (y  los  mexicanos  le  decian  Tzapotecapan). 
Lachixila  ist  von  Mixes  oder  Mijes  bewohnt  (ebenso  Zilotepec,  Totonlepec  u.  s.  w.). 
Die  Festung  von  Huaxyacac  oder  Monte  Alban  (bei  Oajaca  oder  Antequerra)  wurde 
von  dem  König  der  Zapoteken  gegen  die  Mixteken  erbaut  (nach  Garcia).  Cosijuesa, 
König  der  Zapoteken,  gründete  (nach  Besiegung  der  Chontales)  Quiegolani,  als  Grenz- 
festung gegen  die  Chontales  und  Mijes.  Neben  den  Pintados  findet  sich  die  Festung 
Soyaltepec  (in  Tuxtepec).  Von  den  Zapoteken  fanden  Auswanderungen  nach  Soco- 
nusco statt.  Guajolotillan  bildete  die  Grenzfestung  der  Zapoteken  gegen  die  Misteken 
und  Cuicateken.  Im  Dialect  der  Matlatzincas  (los  que  hacen  redes)  se  decian  Netam- 
bati, los  del  medio  del  valle,  y  Nepintatuhui,  los  de  la  tierra  del  maiz,  por  estar  ave- 
cindados  en  el  valle  de  Toluca,  tierra  muy  abundante  en  la  produccion  de  aquel  cereal 
(s.  Orozco  y  Berra).  Im  Kriege  gegen  die  Tecos  (oder  gegen  die  Tochos  und  Te- 
cuexes)  siedelte  Characu  (nach  dem  Siege)  die   Hülfsvölker  aus  Toluea   zwischen  Inda- 


BAAL.  525 

und  bei  Quiechapa  mit  den  Mijes  grenzend)  bezeichneten  ihr  Land 
als  Lachea. 

Die  Zapoteken  ^)  leiteten  sich  von  Löwen  und  anderen  wilden 
Thieren  her,  von  schattigen  Bäumen  und  Felsen  (s.  Burgoa),  wie 
Stämme  Peru's. 

Die  Fürsten  von  Loohoanna  (Ort  der  Ernährung)  oder  Villa 
de  Etla,  woher  der  zapotekische  König  die  Provision  für  sein 
Heer  bezog,  zahlten  für  ihr  erbliches  Lehn  Tribut.  Der  Fürst 
von  Cuitlacan  traf  (mit  den  Zapoteken)  die  Anordnungen  über 
das  Land.  In  Etla  zahlten  die  Mannlehn  Tribut  dem  Könige 
(in  Kriegen  der  Zapoteken). 

Die  Gräber  der  Helden^)  Baali  und  Baaloo,  die  für  den  König 
der  Zapoteken  die  Stadt  Macuilxuchil  auf  dem  Sonnenberge 
erobert  hatten,  wurden  bei  Zeetopaa  verehrt  (s.  Burgoa). 

Die  zapotekischen  Könige  von  Zaachilla-Yoho  oder  Teotza- 
potlan  waren  mit  den  mixtekischen  von  Tilantongo  und  Tutupec 
verbündet.  Zur  Besiegung  der  Barbaren  auf  dem  Sonnenberge 
(im    Gebirge    Teutitlan)    zogen    die    zapotekischen    Helden    Baali 

parapeo  und  Tiripitio  (in  der  Mitte  oder  Pirinta  Mechoacan's)  an  (als  Characos  oder 
Charences).  Tambien  se  llaman  Matlatzincas  de  hondas,  que  se  dicen  Tlematlate  (nach 
Sahagun). 

^)  Der  in  der  Montana  von  Teotitlan  oder  Huaxyacac  (bei  Oajaca)  verehrte  Gott 
(der  Zapoteken)  war  als  Vogel  vom  Himmel  gekommen.  Die  Traditionen  vom  Atoyac 
wurden  mit  Zalatlacox  (in  Oajaca)  verknüpft.  Im  Orte  Coatlan  wurde  die  Mumie  des 
Caziquen  Petela  (Hund)  bewahrt,  als  eines,  der  aus  der  Fluth  entkommen  (s.  Carriedo). 
In  Quichapa  (unter  den  Zapoteken)  wurden  von  Salazar  heihge  Bücher  der  Schöpfung 
gefunden. 

2)  Die  Helden  Baali  oder  Baaloo  (die  Eroberer  des  Sonnenberges  in  Teutitlan) 
führen  auf  die  mythischen  Heroen  der  Balam  in  Guatemala.  Die  Yopes  von  Yopitzinco 
son  los  que  llaman  propriamente  Tenimes,  Pinome,  Chinquime,  Chochonti,  y  ä  uno 
solo  llaman  Pinotl-Chochon  (s.  Sahagun).  Die  (handelnden)  Beni-Xono  (Nexicha  oder 
Cajones)  unterwarfen  sich  den  Zapoteken.  Mictla  (infierno  im  Mexicanischen)  oder  Lio- 
baa  (Lyobaa  oder  Lioba)  war  Begräbnissplatz  der  Zapotekischen  Könige  (Bustamante). 
Die  Fürsten  wurden  in  ihren  Häusern ,  die  Priester  im  Tempel  beigesetzt  (in  Zapoteca). 
In  Petalcingo  fanden  sich  Gräber  mit  Goldschmuck.  Verschiedene  Sprachen  wurden 
geredet  von  den  Zapotecas,  Mijes  und  Chinantecas  (s.  Padilla).  In  Mitla  fand  sich 
das  Begräbniss  der  Könige  von  Zachila.  Carriedo  erklärt  Yo-baa  (im  Zapotekischen)  als 
lugar  de  descanso  (Lioba).  In  Teitipac  oder  Zeetobo  fanden  sich  Gräber  der  Caciquen 
(bei  den  Zapoteken).  Die  Priester  oder  Papas  erzogen  die  Kinder  in  den  Klöstern 
(bei  den  Zapoteken).  Der  Priester  in  Ixcatlan  führte  den  Heirathslustigen  in  den  Tem- 
pel, und  nachdem  er  ihm  die  Haare  abgeschnitten,  übergab  er  ihm  (proclamirend,  dass 
er  sich  vermählen  wolle)  die  erste  Frau,  die  er  antraf  (s.  Carriedo).  Wenn  der  Priester 
in  Ixcatlan  sich  mit  einer  Frau  verirrte,  wurde  er  abgesetzt.  Bei  den  Indianern  Oajaca's 
wird  die  Braut  von  den  Huehuete  genannten  AUen  des  Dorfes  umworben.    Bei  Geburt 


526  ZAPOTEKEN    UND    MISTEKEN. 

(Baalachi)  und  Baalao  aus  als  Gründer  Macuilxuchirs.  Unter  den 
Nachfolgern  des  in  Mictlan  herrschenden  Königs  Ozomatli  gründete 
Zaachilla  die  Stadt  Zaachilla-Yoho.  Die  wilden  Mijes^)  in  Teiti- 
pac  wurden  von  den  Zapoteken  unterworfen. 

Zaachilla,  Nachfolger  des  Ozomatli  (Königs  der  Zapoteken) 
eroberte  die  Stadt  Nexapa  (der  Chontalen)  und  vertrieb  dann  die 
Mijes  aus  der  Stadt  Zoquitlan. 

Nachdem  Zaachilla  III.  König  der  Zapoteken  die  Huaves  aus 
Jalapa  vertrieben,  eroberte  er  (im  Bunde  mit  dem  mixtekischen 
König  von  Tilantongo)  das  von  den  Mexicanern  besetzte  Tehuan- 
tepec,  wurde  aber  durch  Ahuitzotl  daraus  wieder  vertrieben. 
Sein  Nachfolger  Coayoeza  schloss  mit  den  Mexicanern  (die  Yopoa 
oder  Mitla  erobert  hatten)  Frieden  und  heirathete  die  mexicanische 
Prinzessin  Pelaxilla,  Mutter  des  Cociyopu  (der  eine  Gesandtschaft 
an  Cortez  schickte). 

Nach  den  Quinameten  (oder  Riesen)  folgten  am  Rio  Atoyac 
(bei  Pueblo  de  los  Angeles)  die  Hulmecos  (Olmekas)  und  Xica- 
lanco  mit  den  ihnen  verwandten  Tzapotecas.  Die  Mixtecas  (von 
dem  Stamm  der  Tzapotecas)  folgten  den  Tzapotecas  nach  Süden 
(die  Chuchones    oder  Chochos  unterwerfend)    bei    ihrer    Auswan- 


des  Kindes    wurden  Figuren    auf    die  Erde   gezeichnet    (bei    den  Zapoteken)    für    sein 
Tona  (Schutzgott)  als  doppeltes  Selbst, 

1)  Der  König  der  Zapoteken  (in  Teozapotlan)  kämpfte  mit  den  Mixes  des  Ge- 
birges und  mit  dem  Fürsten  von  Tututepec  im  Süden.  Der  in  Zaachila  Yoho  oder 
Teotzapatlan  residirende  König  der  Zapoteken  dehnte  seine  Eroberungen  über  die 
Nebenländer  aus.  Meneyadela,  Gründer  von  Coatlan  (mit  zapotekischer  Sprache),  kam 
von  Mexico.  Nachdem  die  Zapoteken  (des  Berges  Santa  Cruz  oder  Wijajoo)  vom  See 
Rualo  aus  die  Chontales  (bei  Nexapa)  unterworfen,  trieben  sie  die  Wabi  auf  die  Inseln 
von  Duic-Quialoy  der  Lagunen  von  Monapostiac  (in  Tehuantepec).  Cosijoesa,  König 
der  Zapoteken  in  Teozapotlan  (im  Bunde  mit  den  Mixtekenj,  besiegte  die  mit  Gua- 
temala Krieg  führenden  Mexicaner  (unter  Montezuma)  und  besetzte  Tehuantepec  (später 
mit  der  Tochter  Montezuma's  vermählt,  von  der  Cosizopi  geboren  wurde).  Quegolani 
wurde  vom  König  der  Zapoteken  an  seinen  zum  König  von  Tehuantepec  erhobenen 
Sohn  abgetreten.  Der  Zapotekenkönig  Cosizoesa  gab  seinem  Sohne  Cosijopy  den 
Thron,  Tehuantepec's  (Carriedo).  Der  älteste  Sohn  des  Königs  Pichina  Vedella  in 
Miguatlan  überliess  den  Thron  seinem  Bruder  und  zog  aus  zur  Besiegung  der  Chonta- 
len, worauf  er  Ocelotepeque  (Tigerstadt)  oder  (zapotekisch)  Quiavechi  (mit  zapotekischer 
Sprache)  gründete.  Amatlan  (mit  zapotekischer  Sprache)  wurde  durch  Cochicaguala  (el 
que  pelea  de  noche)  gegründet.  Auf  Nopaltzin  folgte  sein  Sohn  Tlatzinpochotl,  wäh- 
rend die  Söhne  Atzotgocoltzin  und  Totzin  über  Zacatlan  und  Tenamitec  herrschten,  so- 
wie über  die  Mixteken  (und  Zapoteken),  die  Xolotl  untergeben  waren  (d' Alva).  Die  zu 
den  Mijes  gehörigen  Beni-Xonos  unterwarfen  sich  (als  Handeltreibende)  dem  Könige 
von  Zapotecapan.     Die  Mijes    verehrten  einen  flachen  Stein  mit  rothen  Streifen. 


WODAN.  527 

derung  aus  Anahuac,  wo  sie  als  Olmecauixtoti  oder  Anoacamix- 
teca  (unter  dem  Fürsten  Olmecauixtoti)  in  der  Provinz  Olmeca^) 
Vixtoti  gewohnt  hatten. 

Nach  den  Chiapanesen^)  (unter  Votan)  waren  die  ersten  Be- 
siedler  von  Norden  gekommen  und  hatten  sich  in  Soconusco  ge- 
trennt, indem  ein  Theil  nach  Nicaragua  zog,  ein  anderer  nach 
Chiapa  (s.  Clavigero)  unter  einem  Fürsten,  der  durch  Priester 
gewählt  war.  Nach  Huemac's  Ermordung  von  Tollan  ausgezogen, 
gründeten  die  Nohohualcas  (unter  Xelhua,  nach  Coatzahualco 
gezogen)  die  Stadt  Quetzaltepec  und  (nach  ihren  Eroberungen) 
Zoquiapan  unter  den  Zoqui. 

Wixipecocha,   in  Tehuantepec  landend,   gründete  (unter  den 


1)  Verschieden  von  den  Ulmecas  oder  Mixtecas  und  den  Zapotecas  redeten  die 
Xicalancas  das  Nahoa  (nach  Orozco).  Bei  ihrer  Auswanderung  nach  Süden  unter- 
warfen die  Zapoteken  die  Huatiquimanes  oder  Guanitiquimanes,  sowie  die  Triquis,  die 
Chinantecos,  Mazatecos,  Chatinos,  Papalucos,  Soltecos,  Chontales  und  die  (zapotekisch 
redenden)  Cuicatecos  (auch  Chochos  und  Amuchcos).  Die  Huaves  kamen  zur  See  aus 
Süden.  Als  Reste  der  Eingeborenen  verblieben  die  Chuchones  oder  Chochos  (bei 
Oaxaca),  die  Popolocos  (bei  Puebla),  die  Tlapanecos  (in  Guerrero),  sowie  die  Tecos  in 
Mechoacan.  Bei  südlicher  Herwanderung  der  Huaves  wird  Nicaragua  als  Ausgangs- 
punct  genannt  oder  auch  Peru  (Biru  oder  Biruqueta).  Die  Olmekas  erbauten  die 
Pyramide  von  Cholullan,  und  bei  Einwanderung  der  Tolteken  wurden  die  Xicalancas, 
Mixtecas  und  Zapotecas  südlich  getrieben. 

2)  Die  von  Nicaragua  ausgezogenen  Chiapaneken  Hessen  sich  auf  dem  Fels  von 
Chiapan  nieder.  Die  Bewohner  von  Soconusco  kämpften  mit  Quauhtemallon  (s.  Go- 
mara).  Der  Cacique  von  Tecoantepec  kämpfte  mit  Tututepec  (s.  Gomara).  Der  König 
von  Tutupec  (bei  Mechoacan)  führte  Kriege  mit  Montezuma.  Während  der  Kriege 
mit  Mexico  eroberte  Cosijoeza  (König  der  Zapoteken)  Chiapa.  Zur  Vorbereitung ,  für 
die  durch  Montezuma  jährlich  zweimal  bestimmten  Opfer  enthielten  sich  die  Chinan- 
tekas  140  Tage  lang  ihrer  Frauen,  unter  Fasten  und  in  Blätterbekleidung  (s.  Herrera). 
Die  für  Riesen  geltenden  Chinantla  sprechen  besondere  Sprache  (neben  den  Chon- 
tales). Xaltepec  war  von  Chiapa  erobert.  Die  Zoques  rasirten  sich  eine  Glatze.  Die 
Zoques  wurden  von  den  Chiapas  zum  Tributzahlen  gezwungen.  Die  Chinantecas  oder 
Tenez  (in  Teotitlan)  lebten  in  Baumdickichten.  Die  Hualies  lebten  vom  Fischfang. 
Die  Sprache  der  Amusgo  war  der  mixtekischen  verwandt.  Wie  die  Begleiter  Quite- 
cuani's  (an  der  Küste  Mechoacan's)  leiteten  sich  die  Zapoteken  von  Löwen  ab  (und  so 
die  Chancas  in  Peru).  In  Uzila  und  Atlatlatica  (chinantekischer  Sprache)  bestimmten 
die  Fürsten  beliebige  ihrer  Unterthanen  für  Opfer.  Beim  Jahresfest  der  Mazateken  in 
Teutitlan  (mit  den  Mistecas  grenzend)  durchliefen  die,  welche  die  Thierfelle  gebracht 
hatten,  Ort  und  Feld,  um  die  Begegnenden  durch  Abschneiden  des  Haupthaars  als  für 
das  Opfer  im  nächsten  Jahre  bestimmt  zu  kennzeichnen  (Herrera).  Der  Seiba,  aus 
dessen  Wurzeln  die  Chiapas  entstanden,  war  der  heilige  Baum  des  Mox  oder  Imox. 
Die  Chiapas  trugen  die  (Iboboca  genannten)  Schlangen  um  den  Hals  (nach  Montanas). 
In  Chiapas  wurden  Costahuntox  mit  Widderhörnern  verehrt. 


528  ZAPOTEKEN    UND    MISTEKEN. 

Zapoteken)  den  Tempel  von  Yopaa  oder  Mictlan  (einen  Hohen- 
priester einsetzend),  erschien  (unter  den  Verfolgungen  der  Mixi) 
als  Gespenst  auf  dem  Berge  Cempoaltepec  (Fussspuren  im  Felsen 
lassend)  und  verschwand  dann  auf  der  Insel  Monapostiac, 
nachdem  der  Hohepriester  (Wiyatao)  eingesetzt  war.  In  der 
Station  bei  Magdalena  (in  Tehuantepec)  wurde  Wixepecocha 
sitzend  dargestellt  (einer  Frau  die  Beichte  hörend). 

In  Tehuantepec  landend,  begab  sich  der  (weisse)  Wixipe- 
cocha  (ein  Kreuz  tragend)  nach  dem  Thal  der  Zapoteken  (Ent- 
haltsamkeit und  Plasten  predigend  am  damaligen  See  Rualo)  und 
als  von  Mixteken  verfolgt,  verschwand  er  in  dem  Berge  Cem- 
poaltepec, um  auf  der  Höhe  desselben  für  einen  Augenblick 
wieder  zu  erscheinen  (bis  er  später  auf  der  Insel  Monapostian 
bei  Tehuantepec  gesehen  wurde).  Der  Hohepriester  oder  Wiyatao 
(Huijatao  oder  Grosshüter)  herrscht  in  Yopaa  oder  Lyobaa  (Grä- 
berplatz) über  den  König  (der  Zapoteken).  Die  (Colanii  Cobee 
Pecala  genannten)  Priester  erklärten  Träume  (bei  den  Zapoteken). 
Neben  den  Priestern  der  (^in  Orden  getheilten)  Wiyanas  und  der 
Wizaechi  fanden  sich  Mönche  oder  Copapitas. 

Von  Südwesten  kommend  predigte  der  weisse  Greis  (bärtig 
und  langhaarig)  in  Huatulco    den    Oajaken,    dann  verschwindend. 

Der  blau  gekleidete  Greis,  der  mit  dem  schönen  Mädchen 
aus  dem  See  Guixa  oder  Huixa  hervorkam,  baute  den  Tempel 
von  Mictlan  (in  San  Salvador),  indem  er  auf  einem  Steinsitz  des 
Hügels  seinen  Platz  nahm  (während  das  weiterwandelnde  Mäd- 
chen verschwand)  und  Gesetze  gab. 

Der  weisse  Prediger  (mit  Kreuz  fastend  und  kniend)  erschien 
von  Südwesten  (zur  See  landend)  in  Huatulco  (als  "Wixepecocha, 
von  dem  sich  Wiyetao,  der  Oberpriester  von  Zapotecapan  her- 
leitete) und  (nachdem  er  in  Mictlan  gelehrt)  verschwand  er  (nach 
dem  Berg  Cempoaltepec  getrieben)  auf  der  Insel  Monapostiac, 
indem  er  sich  in  Tehuantepec  einschiffte.  Wie  in  Mictlan  (mit 
den  Gräbern  der  Vornehmen)  fand  sich  am  Eingang  der  Höhle 
von  Xuitlahuaca  (in  Mistecapan)  ein  Bild  des  Wixepecocha,  dessen 
Füsse  auf  dem  Fels  von  Cempoaltepec  eingedrückt  waren  (und 
eine  auf  Fellen  geschriebene  Tradition  bei  den  Mijes). 

Nachdem  die  Schüler  Quetzalcoatl's  Mitla  oder  Yopoa  in 
Zapotecapan  gegründet,  verbreitete  sich  ihre  Lehre  bis  Tehuan- 
tepec.    In   der   Statue    (des    Felsens    beim    Dorf   Magdalena)    ist 


PEZELAO.  529 

Wixipecocha's  Darstellung  auf  die  Beichte  bezüglich,  da  er  sich, 
wie  gesagt  wurde,  der  Frauen  enthielt,  und  sie  nur  zur  Ohren- 
beichte zuliess.  Die  Höhle  in  welcher  Wixipecocha  gelehrt  hatte, 
wurde  durch  die  Priester  in  Yopoa  (j\Iitla)  in  einen  Tempel  ver- 
wandelt. 

Der  Hohepriester  von  Mictlan  (dem  kein  Gemeiner  in's  Ge- 
sicht sehen  durfte,  um  nicht  zu  sterben)  fiel  in  seiner  bemalten 
Tracht  in  Verzückung,  um  zu  prophezeien  (s.  Burgoa). 

Das  Priesterthum  war  erblich  (in  Mictlan),  pues  aunque  no 
se  casaban  con  mugeres,  solo  en  ciertas  solemnidades  que  cele- 
braban  con  bebidas  y  embriaguezes  les  traian  sefioras  solteras, 
y  si  alguna  habia  concebido  la  apartaban  hasta  el  parto,  por  que 
si  naciere  varon  se  criase  para  la  succession  del  sacerdocio  que 
tocaba  al  hijo  ö  pariente  mas  cercano,  y  nunca  se  eligia  (Burgoa). 

Nachdem  der  Gottheit  Pezelao  geopfert  war,  setzte  sich  der 
Wiyatao  (der  Zapoteken)  auf  den  Priestersitz  und  indem  er  (von 
der  Gottheit  ergriffen)  unter  Verzerrungen  Geschrei  ausstiess, 
sammelten  die  Priester  durch  Aufzeichnungen  die  unzusammen- 
hängenden Worte,  um  daraus  das  Orakel  zusammenzustellen  (nach 
Burgoa).  Damit  die  Hohepriesterwürde  in  der  Familie  des 
Wiyatao')  (in  Yopaa)  erblich  bleibe,  wurde  ihm  bei  der  Be- 
rauschung am  Tanzfest  einmal  im  Jahre  eine  geheiUgte  Jungfrau 
zugeführt,  und  der  älteste  Sohn  folgte  (sonst  der  nächste  Ver- 
wandte). 

Der  geheiligte  Pontif  in  Yoppaa,  in  dessen  Gegenwart  die 
Fürsten  selbst  einen  niedrigeren  Sitz  einnahmen  (mit  niederge- 
schlagenen Augen  und  barfuss  eintretend)  lebte  keusch,  im  Fel- 
sentempel verschlossen,  und  wurde  in  meditirender  Haltung  dar- 
gestellt, als  Einsiedler. 

Unter  den  in  Yohopehelichi  Pezelao  (die  höchste  Feste  des 
Pezelao)  verehrten  Göttern  oder  Pitao  (der  Zapoteken)  wurden 
verehrt,  neben  Piyetao-Piyexoo,  als  höchstem  Wesen  (ohne  An- 
fang und  ungeschaffen),  Pitao -Cozaana,  Schöpfer  der  Wesen, 
Wichaana,  Schöpfer  der  Menschen  und  Fische,  Coquiza-Chibatiya, 
Cozaanatao  (der  Stützer  und  Beherrscher  aller  Dinge),  Coqui- 
Cilla,  Xeetao,  Piyeexao,  Cillatao  (unendhcher  Herr  ohne  Anfang 
noch    Ende).     Die    Ernten    wurden    von    Pitao-Cocobi    geschützt, 


1)  Indem  der  jüngere  Sohn  des  Wiyatao  mit  der  Fürstenwürde  von  Zaachilla-Yoho 
belehnt  wurde,  ging  das  Hohepriesterthum  (unter  den  Zapoteken)  an  die  Könige  über. 
Bas  tian,  America.  34: 


530  ZAPOTEKEN    UND    MISTEKEN. 

Fischfang  und  Jagd  durch  Cozaana,  Erdbeben  verursachte  Pitao- 
Xoo,  Regen  gab  Cociyo.  Für  Lebensfreuden  wurde  den  Göttern 
Pitao-Pezee,  Pitao-Quille,  Pitao-Yaaye  geopfert,  gegen  Unglücks- 
fälle den  Göttern  Pitao-Ziij,  Pitao-Yaa  uud  Pitao-Pee.  Träume 
wurden  eingegeben  von  Pitao-Pecala,  als  Gott  der  Hühner  galt 
Coqui-Lao,  als  Gott  der  Vorbedeutungen  Pitao-Peeci.  Die  Colo- 
nii-Cobee-Pecala  genannten  Priester  legten  die  M^ahrsagungen  aus. 
Als  Göttin  der  Saaten  wurde  Copiiapaa  verehrt  (bei  den  Za- 
poteken).  Als  Vermittler  mit  der  (Krankheit  sendenden)  Gottheit 
Bezalao  wurde  in  Coatlan  (in  Oaxaca)  dem  Caciquen  Petela^) 
(Hund)  geopfert,  dessen  Stammherr  aus  der  Fluth  gerettet 
w^orden  war. 

Votan  hiess  der  Herr  des  hohlen  Baumes  (Tepahuaste  oder 
Teponaztli).  In  Itxitpexic  (bei  den  Zapoteken)  galten  die  Spanier 
(Guilapa's)  für  Eisenmenschen,  die  das  Meer  ausgeworfen  als  hijos 
de  Sol  (s.  Herrera).  Die  Abstammung  wechselt  (wie  schon  bei 
Homer)  von  Holz  oder  Stein. 

Bei  Quijechapa  (in  Oajaca)  wurde  das  Bild  der  steinernen 
Frau  verehrt  auf  dem  Felsen,  dem  die  Quelle  des  Trinkwassers 
entsprang  (s.  Mühlenpfordt).  Die  Zapoteken  verehrten  ihre  Haupt- 
gottheit, als  Seele  und  Herz  des  Volkes,  in  einer  Höhle  bei  San 
Francisco  de  la  Mar,  wohin  die  (von  den  Zapoteken  vertriebenen) 
Huabes  (von  Tehuantepec)  flüchteten. 

Die  Zapoteken  (und  Misteken)  hatten  durch  die  älteren  Be- 
ziehungen der  unterworfenen  Eingeborenen  zu  den  Mayas  Ein- 
flüsse aus  deren  Cultur  herübergenommen,  zum  Theil  auch  im 
Kalender. 


1)  In  der  Hölile  von  Coatlan  wurde  die  getrocknete  Leiche  des  Petela,  alten 
Häuptling  der  Zapoteken,  verehrt.  Unter  den  Guechecoros  (der  Zapoteken)  wurde  eine 
Statue  des  Cortez  verehrt.  Der  Vogel  Ära,  der  (als  die  Incarnation  eines  Gottes) 
gleich  einem  Meteor  vom  Himmel  herabgestiegen,  war  den  Zapoteken  (wie  in  Polynesien) 
heilig  und  wurde  von  den  der  Meditation  und  Extase  Hingegebenen  in  Höhlen  gepflegt.  In 
den  heiligen  See  zwischen  Tanetze  und  Talea  wurden  Opfergaben  geworfen.  In  Santa 
Maria  de  Tule  wurde  von  den  Zapoteken  der  alte  Stamm  einer  Cypresse  verehrt.  Im 
District  der  Llanos  wurde  Yabalan  (Häuptling  der  Schwarzen)  oder  Yahalan  und  Ca- 
namlum  verehrt.  Nach  Diaz  wurde  die  dicke  Frau ,  welche  die  Eingeborenen  gegen 
die  Spanier  führte,  von  denselben  vergöttert.  Heiliges  hiess  Njuhu  (Feuer)  bei  den 
Zapoteken.  Auf  dem  Berge  bei  Teutitlan  fand  sich  ein  Orakel  (der  Zapoteken).  Der 
hohe  Priester  in  Yxcatlan  wurde  durch  die  anderen  Priester  erwählt  (unter  den  Zapo- 
teken). Die  in  den  Tempeln  dienenden  Priester  hiessen  Bijanaas  (bei  den  Zapoteken). 
Dem   Pezelao  (Gott  des  Todes)  stand  Pitao-Cocobi  (Gott  des  Ueberflusses)  zur  Seite. 


MONATE. 

Die  Monate  (der  Mayas)  hiessen: 

Pop, 

Yax, 

Uo, 

Zac, 

.Zip»  , 

Geh, 

Tzoz, 

Mac, 

Tzec, 

Kankin, 

Xul, 

Muan, 

Yaxkin, 

Pax, 

Mol, 

Kayab, 

Chen, 

Cumhu, 

wogegen  bei  den  Nahuas: 

Titil, 

Huey-Tecuilhuitl, 

Itzcalli, 

Miccailhuitzintli, 

Alcahualco, 

Hueymiccailhuitl, 

Tlacaxipehualitzli, 

Ochpaniztli, 

Tozoztontli, 

Teotleco, 

Hueytozoztli, 

Hueypachtli, 

Toxcatl, 

Quecholli, 

Etzalqualitzli, 

Panquetzaliztli, 

Tecuilhuitzintli, 

Atemoztli; 

und  die  Tage  folgten,  als: 

Cipactli, 

Ozomatli, 

Ehecatl, 

Malinalli, 

Calli, 

Acatl,                    ^ 

Cuetzpalin, 

Ocelotl, 

Coatl, 

Quauhtli, 

Miquiztli, 

Cozaquauhtli, 

Mazatl, 

Ollin, 

Tochtli, 

Tecpatl, 

Atl, 

Quiahuitl, 

Itzcuintli, 

Xochitl. 

531 


In  Aufzählung  der  Feste '  beginnt  Sahagun  die  1 8  Monate  mit 
Tlacaxipeoaliztli,  (und  ebenso  Valades),  mit  Izcalli  endend.  Sonst 
wird  auch  Atemoztli  als  erster  Monat  genannt,  wogegen  bei  Mo- 
tolinia  (s.  Clavigero)  sich  Atlacahualco  an  die  Spitze  gestellt  findet. 
Die  20  Monate  der  Chiapas  werden  (bei  Clavigero)  von  Mox  bis 
Aghual  aufgeführt. 

Die  Könige  der  Mixteken  (im  westlichen  Oaxaca)  und  der 
Zapoteken  (im  östlichen  Oaxaca)  wurden  von  den  Tolteken  herge- 
leitet (oder  sonst  von  den  Olmeken). 

34* 


532  ZAPOTEKEN    UND    MISTEKEN. 

Die  von  Anahuac  nach  Yanguitlan  (neues  Land)  in  den  Ber- 
gen von  Apoala  ausgewanderten  Stämme  gründeten  die  Stadt 
Tilantongo  und  von  dem  dort  erbauten  Tempel  Achiuthtla  wur- 
den die  iMizteken  civilisirt.  Sayacamazompane  herrschte  in  Tizat- 
lan,  damals  als  Hauptort  betrachtet  (in  Mizteca  alta  y  baxa).  In 
Tlalocan  (tierra  de  riquezas  y  paraiso  terrenal)  oder  dem  Land 
der  Mixtecan  ^)  hiess  der  bergige  Theil  Nunuma  (Nebelland). 

Wie  die  Gründer  der  Mixteken-Königsfamilie  mit  der  Sonne 
kämpften,  so  schössen  die  Indianer  von  Campeche  bei  Finster- 
nissen Pfeile  gegen  die  Sonne  und  den  Alond,  um  dasjenige 
Gestirn,  das  das  andere  verschlingen  wollte,  zu  verscheuchen  (siehe 
Waldeck)  und  ähnlich  die  Ataranten.  Ou-y,  Kaiser  der  Chang, 
schoss  Pfeile  gegen  den  Himmel,  der  seine  Bitte  nicht  erhörte, 
und  liess  Blasen  mit  Blut  aufhängen,  damit  es  heruntertropfe 
(1198  a.  d.). 

Tututepec  (mit  menschHchen  und  thierischen  Steinbildern) 
wird  als  Hauptstadt  von  Mixteca  baja  genannt.  Bei  Achiutla 
(mit  alten  Ruinen)  lag  der  Haupttempel  der  Mixteken.  Die  Mix- 
teken  eroberten  das  Land  der  Chochos,  Verwandte  der  Chochonti 
(Yope)  oder  Tlapaneca  in  Guerrero^). 


1)  Die  Mixteken  hiessen  Mixtoguijxi  (gatos  salvajes  o  montaneses)  bei  den  Za- 
poteken.  Mistecatl  (Sohn  des  Iztac  Mizcuatl)  herrscht  als  erster  König  der  Misteken 
in  Tilantongo  (s.  Carriedo).  Nach  Besiegung  der  Zapoteken  siedelten  die  Misteken  in 
Cuylapa.  Nach  Rückzug  der  Zapoteken  eroberten  die  Misteken  (in  Oajaca)  Tlapo- 
collan  (oder  Santa  Ana)  mit  den  (El  Bano  del  Sol  genannten)  Monumenten.  Unter 
den  von  Mann  und  Frau  aus  den  Bäumen  der  Höhle  von  Apoala  (bei  Tzotzolan  oder 
Sosola)  stammenden  Mixteken  gründete  Mixtecatl  (Sohn  des  Iztac-Mixcohuatl)  die  Stadt 
Tilantongo,  neben  welcher  (im  Tempel  von  Achiuhtla)  der  Hohepriester  (als  Herz  des 
;  Volkes)  oder  Taysaa  herrschte.  Die  Vorfahren  der  Italiener  galten  baumentsprossen, 
gensque  virum  truncis  et  duro  robore  nata  (Virgil). 

^)  Die  aus  Guerrero  durch  die  Mexicaner  südlich  nach  Oaxaca  getriebenen  Chon- 
tales  wurden  bei  der  Einwanderung  der  Mixteken  theils  in  die  Berge  gedrängt,  theils 
nach  Tabasco  und  von  dort  durch  die  Maya-Quiche-Stämme  nach  Guatemala.  Vom 
Norden  kommend,  besiegten  die  Mixteken  die  Chuchones  oder  Chochos.  Die  Chuchones 
wurden  von  Ulmeken  und  Mixteken  vertrieben.  Die  Sprache  Musga  oder  Amusca 
war  dem  Mixtekischen  verwandt.  In  Teotitlan  (an  der  Grenze  der  Misteken)  sprach 
sich  das  Masatekische  oder  Cuicatekische.  Die  vom  Norden  einwandernden  Misteken 
Hessen  sich  auf  den  Höhen  von  Achiutla  und  Tilantongo  nieder  (s.  Carriedo)  und  Tilan- 
tongo war  Hauptort  der  Misteken,  die  vorher  in  Sosola  gesiedelt.  In  Teotza- 
cualco  herrschte  Oconana  aus  Tilantongo  über  die  Mixteken.  Die  Mixteken  (im  Bunde 
mit  Tlascala)  wurden  von  den  Azteken  besiegt  (1458)  und  unter  Axayacatl  die  Zapo- 
teken, die  sich  dann  wieder  (ausser  Soconusco)  unabhängig  machten.  Die  Misteken 
kämpften  mit  dem  König  von  Tututepec  in  Yuuquane.     Tutupec,  am  Rio  Verde,  war 


MÖNCHS  ERZIEHUNG.  533 

Die  Fürsten  von  Apuale,  als  Yutatnaho  (rio  donde  salieron 
los  Senores)  oder  yuta  tnuhu  (rio  de  los  linajes)  vertheilten  das 
Land  in  vier  Theile  Njudza  oui  nuhu  (Mixteca  alta),  Tocuijnuhu 
(der  Chuchones),  Tocuisi  nuhu  (bei  Goaxaca)  oder  Nunina  (nuriuma) 
und  Nundaa  (Nufiuama  oder  Nundeui)  oder  Sahaandeoui  (an  der 
Seeküste).  Tlaxiaco  war  zeitweis  Hauptstadt  im  oberen  Mixteca. 
Der  Fürst  von  Nochixtlan  erhielt  sein  Land  als  Lehn  vom  König 
von  Mixtecapan.  Der  König-  von  Mixteca  alta  residirte  in  Tilan- 
tongo.  Die  jährlich  gewählten  Beamten  (bei  den  Mizteken)  riefen 
täglich  zur  Arbeit. 

Bei  dem  Leichenbegängnisse  des  Königs  der  Mixteken  wurde 
der  ihn  repräsentirende  Sklave  mit  begraben  (Herrera).  Mit  der 
Zauberin  Itzpapalotl  wurde  Mixcohuatl  in  Cuitlahuac  (oder  Mix- 
coatepetl)  begraben.  Die  Mixteken  und  Zapoteken  leiteten  ihre 
Ahnherren^)  aus  verschiedenen  Naturreichen. 

In  den  Klöstern  der  Älisteken  wurden  die  Knaben  erzogen, 
und  der  älteste  Sohn  des  Caziquen  musste  ein  Jahr  als  Mönch 
eintreten,  mit  Harz  schwarz  beschmiert,  bis  beim  Austritt  am 
Fest  gewaschen  (Herrera),  muy  negro  del  Humo  de  la  Tea,  como 
andaban  de  ordinario  los  Sacerdotes  que  parecian  Negros  de 
Etiopia.  Jeder  (auch  die  Söhne  des  Königs)  hatte  für  eine  ge- 
wisse Zeit  im  Kloster  zu  wohnen  in  Tilantonga  (dem  oberen 
Miztecapan)  unter  dem  Taysacaa  (Oberpriester  von  Achiuhtla). 


Hauptstadt  des  unteren  Mixteca.  Die  Hauptstadt  der  Beni-Xono  (Cäjones  oder  Nexicha) 
lag  bei  San  Francisco  (bei  Oajaca).  Guaxolotitlan  (am  Rio  Atoyac)  lag  auf  der  Grenze 
der  Mixteken  und  Zapoteken,  Die  Zapotecas  (in  Lachea  oder  Tzapotecan)  führten 
Kriege  mit  den  verwandten  Mixteken.  Nach  Unterwerfung  von  Teotzapotlan  besiegten 
die  Mixteken  von  Cuilapa  die  Zapoteken  von  Oaxaca  (in  :Mitla  und  Teticpac).  Als 
die  Mixtecas  von  den  Mexicanern  angegriffen  wurden,  kamen  ihnen  die  Zapoteken 
(trotz  alter  Feindschaft)  zu  Hülfe.  Die  Mixteken  wurden  von  den  Mexicanern  zum 
Tribut  gezwungen.  Die  in  Guaxaca  stationirten  Mexicaner  (unter  den  Penoles)  herrschten 
über  die  Misteken  (Herrera).  Der  (von  Montezuma  I.  besiegte)  Dzawindanda,  König 
von  Cohuaixtlahuacan  (Ober-Miztecapan) ,  zog  sich  im  Kriege  auf  die  Höhe  eines 
Berges  zurück,  wo  er  betend  niederkniete  und  aus  einem  Sacke  Truppen  schüttelte, 
die,  hinabsteigend,  den  Feind  angriffen  (s.  Burgoa).  Durch  die  Miztequen  zurückge- 
schlagen, Hess  Montezuma  die  tapferen  Caziken  von  Yanguitlan  verrätherisch  tödten  und 
besetzte  dann  das  Land.  Nauhyotl  II,  König  von  Culhuacan,  flüchtete  beim  Vor- 
dringen der  Chichimeken  (nach  der  Zerstörung  Tullans)  zu  den  Misteken  (in  Coatolco 
sterbend). 

1)  Je  nach  der  Abstammung  von  Thieren  oder  Pflanzen  wurden  die  neuen  Dörfer 
der  Moqui  von  der  Urmutter  auf  ihre  Plätze  gestellt,  und  beim  Tode  kehren  die 
Seelen  in  das  Prototyp  des  Stammes  zurück. 


534  ZAPOTEKEN    UND    MISTEKEN. 

Con  sus  musicas  de  atambores  sordos,  chirimias  de  carias  y 
de  caracoles,  y  de  conchas  de  tortugas  begleitet,  traten  die  Söhne 
der  Fürsten  (in  Misteca)  ins  Kloster  ein,  wo  sie  in  Mönchsgewand 
gekleidet,  ein  Jahr  unter  dem  Priester  blieben,  und  dann  unter 
Festlichkeiten  ins  Leben  zurückkehrten  (s.  Herrera).  Die  Misteken 
gebrauchten  Bilderschrift  (nach  Burgoa).  Bei  den  Mixteken  wurde 
die  Braut  huckeback  getragen  (s.  Gomara),  als  ob  mit  Gewalt 
fortgeführt. 

Der  Taysacaa  (Oberpriester)  als  Herr  der  Sacaa^)  (Priester) 
in  Tilantongo  im  oberen  Miztecapan)'*^)  gehörte  zur  königlichen 
Familie  und  ihm  war  Achiuhtla  als  Residenz  zugewiesen. 

Die  neben   den  Chontales   in  Tehuantepec  wohnenden  Mijes 


1)  Wie  in  Cundinamarca  und  Mixteca  findet  sich  in  Unaba  der  Titel  Sako  (neben 
Quevi).  Der  aus  der  königlichen  Familie  erwählte  Tay-Sacaa  oder  Hohepriester  von 
Achiuhtla  (in  Tilantongo  oder  dem  oberen  Mixtecapan)  stand  über  dem  König.  Die 
nach  langjährigen  Büssungen  und  Kasteiungen  in  die  Klöster  aufgenommenen  Priester 
(Sacaa)  unternahmen  Pilgerfahrten.  Der  König  der  Misteken,  dessen  Rath  aus  früheren 
Papas  (der  Tempel)  oder  Priester  gebildet  wurde,  si)rach  zu  den  Fürsten  aus  den 
inneren  Gemächern  des  Pallastes  durch  Boten  (s,  Ilerrera).  Chiapas  (im  Süden  durch 
die  Ouelenes  oder  Zotziles  bewohnt)  mit  den  Tzendalen  (bei  Palenque)  wurde  durch 
die  Chiapaneken  unterworfen. 

-)  Als  Tlalocan  (das  irdische  Paradies  bewachend)  werden  die  (nach  Torquemada) 
von  Mixtecatl  (Sohn  des  Iztac  ^Nlixcohuatl)  stammenden  Mizteken  (bei  Sahagun)  von 
Quetzalcoatl  abgeleitet  (dem  Windgott).  Bei  den  Mixtecas  fand  sich  (im  Anfang,  als 
Alles  dunkel  und  Wasser  war)  un  dios  que  tuvo  por  nombre  un  ciervo  y  por  sobre- 
nombre  Culebra  de  leon,  und  una  diosa,  que  su  nombre  fue  un  Ciervo  y  por  sobre- 
nombre  culebra  de  tigre.  Der  Himmel  ruhte  auf  der  Spitze  einer  Kupferaxt,  die  auf 
verzierte  Steine  (welche  allein  aus  den  Wasserfluthen  hervorragten)  bei  Apoloa  gelegt 
war,  und  die  gezeugten  Götter  (Viento  de  nueve  cuevas  y  Vicnto  de  nueve  cavernas) 
suchten  durch  das  Sprinkeln  des  aus  ihrem  Körper  gezogenen  Blutes  die  Welt  der 
Ptlanzen  zu  befruchten.  Als  aber  Alles  durch  eine  Fluth  zerstört  war,  schuf  der 
Criador  de  todas  las  cosas  genannte  Gott  die  neue  Welt  mit  dem  Menschengeschlecht. 
Der  Wassergötze  der  Mistecas  und  Chochones  (Popolucas  und  Pinultecas)  no  era  hecho 
wurden  (in  Misteca  baja)  Kriegsgefangene  durch  Herabstürzen  geopfert.  Die  ]Mixteken 
opferten  bei  der  Höhle  von  Totomachapa.  Das  Winderauschen  in  der  Grotte  von 
Coatlan  (bei  Xexapa),  wo  der  Fürst  Petela  begraben  war,  diente  den  Mixteken  als 
Orakel.  Bei  den  Penoles  (westlich  von  Misteca)  wurde  (für  Orakel)  in  der  Höhle 
Totomachiapa  geopfert.  Beim  Erntefest  der  Mixteken  suchten  die  Priester  die  schwersten 
Aehren  aus  und  bewahrten  sie  eingewickelt  auf  dem  Altar  für  ein  Jahr.  Auf  den 
Bergen  des  Orakels  in  Achiutla  (der  Misteken)  lebte  der  Kriegsfürst  Dzahuindande, 
der  aus  seinem  Beutel  Soldaten  schüttelte  (s.  Carriedo).  Das  aus  einem  Smaragd  gearbeitete 
Götzenbild  der  Mixtecas  auf  dem  Berge  Achiautla  wurde  als  Herz  des  Volkes  verehrt 
(Clavigeroj  wie  Votan.     Auf  dem  Fels  bei  Tecomastlahuacan  wurden  (in  Misteca  baja) 


MixES.  535 

wurden    durch   die    zur  See   (von  Nicaragua)  kommenden  Huaves 
besiegt,  und  dann  das  Land  von  den  Zapoteken  unterworfen. 

Die  von  den  Zapoteken  in  die  Berge  von  Cempoaltepec  ge- 
triebenen Mixi  (mit  einem  Dialect  der  Maya)  bedienten  sich  des 
Kalenders  der  Tzendalen. 

Die  zur  See  von  Nicaragua  nach  Wachitaif  (in  Tehuantepec) 
kommenden  Wabi,  durch  welche  die  IMixi  zurückgetrieben  waren, 
wurden  durch  die  Zapoteken  unterjocht.  Die  Sprache  der  Mijes 
Dialect  der  Zoques.  Die  Mixes  in  Tehuantepec  grenzen  mit  den 
Chiapas  (s.  Orozco).  Die  bei  Wachilaif  gelandeten  Wabi  setzten 
sich  (nach  Vertreibung  der  Mixi)  auf  dem  Fels  Arriangui-Umbah 
(Alte  Burg)  fest  und  herrschten  dann  in  Xalapa,  als  Haupt- 
stadt (bis  zum  Festungsbau  der  Mexicaner). 

Condoy  ^)  der  (aus  der  Höhle  von  Atitlan  hervorgegangene) 
P'ürst  der  Mixi  verschwand  nach  Eroberung  der  Hauptstadt  Xal- 
tepec  (durch  die  Zapoteken)  im  Gebirge  und  flüchtete  sich  durch 
einen  unterirdischen  Gang  in  ein  fernes  Land,  wo  er  ein  neues 
Reich  stiftete  (unter  versahiedenen  Versionen  der  Sage). 

Ehe  die  Huaves  dem  Gott  Pinopiaa,  (der  sie  in  Nöthen  schützte) 
opferten,  beichteten  sie  dem  Priester,  indem  jeder  einen  Faden 
auf  den  von  diesem  g'ehaltenen  Teller  niederlegte,  mit  so  vielen 
Knoten,  als  er  sich  Sünden  bewusst  war,  und  ebenso  viele  Male 
wickelte  ihn  der  Priester  um  die  Hand,  um  das  Blut  dem  Gotte 
darzubringen  (s.  Carriedo). 

Die  Huaves  sind  völlig  unbekannt  mit  Wasserfahrt  (s.  Garay) 
[obwohl     auf    Schiffen    angelangt].      Bei    einigen    Stämmen    der 


Kriegsgefangene  durch  Herabstürzen  geopfert.  Zoquitlan  war  Hauptstadt  der  Mixi. 
Die  Mijes  wohnten  in  Zuquila,  Quezaltepec  und  Atilan.  Nachdem  der  weisse  Alte 
bei  Huatulco  das  vom  Bischof  Cervantes  (i6ii)  erneuerte  Kreuz  aufgestellt,  erschien 
ein  zweiter  Prediger  vom  Südmeer  her,  und  verschwand  (von  den  Mixes  verfolgt)  am 
Berge  Zempualtepec,  den  Eindruck  seiner  Füsse  zurücklassend  (als  St.  Thomas  aus 
Peru ,  nach  Burgoa).  Als  die  Mijes  von  den  Königen  der  Zapoteken  und  Misteken 
im  Bunde  mit  den  Chiapa's  angegriffen  wurden ,  verschwand  der  letzte  Fürst  Condoy 
in  einer  Höhle ,    um    mit  seinen  Kriegern  nach  fernem  Lande  fortzuziehen. 

1)  Condoy,  Gott  der  Mijes,  wohnte  in  einer  Höhle  auf  der  Höhe  von  Atitlan  (s. 
Carriedo)  und  dann  von  dort,  aus  der  Nachbarschaft  des  Pueblo  de  Atitlan  hervorge- 
gangene, hatte  dieser  Gott  Condoy  den  Mijes  die  Thiere  zur  Jagd  übergeben,  und 
wachte  Nachts  (während  sie  schliefen)  für  ihre  Sicherheit  auf  dem  Gipfel  des  ZempoaL* 
tepec  (mit  den  Caziquen  berathend).  Dem  Gott  der  Saaten  (Ouiegolani)  wurden  die 
grössten  Maisähren  dargebracht  (bei  den   Huaves). 


536 


ZAPOTEKEN    UND    MISTEKEN. 


(bärtigen)  Mixi  findet  sich   die  Beschneidung  ^)   (und   der   tzenda- 
lische  Kalender). 

Als  Sitze  der  Mixes  giebt  Orozco  y  Berra  in  Totontepec: 


Jagacastepec, 

Ocotepec, 

Amatepec, 

Tepitongo, 

Jareta, 

Moetun ; 

Tonaguia, 

in  Mitlan: 

Sacatepec, 

Metaltepec, 

Alotepec, 

in  Ayutla: 

Ayacaxtepec; 

Tepustepec, 

Tepantlali, 

Temasulapan, 

Tlahuitoltepec ; 

in  Chichicastepe( 

:: 

Mixistlan, 

Tiltepec, 

Huitepec, 

Yacochi, 

Metepec, 

Cotzocon, 

Puxmecatan, 

Chisme; 

Candayö, 

in  Acatlan: 

Tutla, 

Malacatepec, 

Mazatlan, 

in  Jilotepec: 

Chimaltepec; 

Angua  blanca, 

Santa  Cruz, 

San  Pedro, 

Nizaviquinta, 

San  Sebastian, 

Lachixonaxe ; 

in   Juquila : 
Cacalotepec,  Ocotepec,  Acatlancito; 

in  Guichicovi: 
Boca  del  Monte; 

in  Lochixila: 
Quiavicusas,  Xovaguia, 

Lachixela,  Camatlan, 

Quetzaltepec,  Ixcuintepec, 

Coatlan,  Huitepec. 


1)  Die  für  die  Priesterschaft  bestimmten  Kinder  der  Alijes  wurden  beschnitten. 
In  Folge  der  von  den  Spaniern  auferlegten  Abgaben  enthielten  sich  die  Chontales  und 
Mixes  ihrer  Frauen  und  Hessen  sie  abortiren,  um  nicht  ihre  Kinder  für  ein  mühsames 
Leben  zu  erziehen  (Zurita). 


MixES.  537 

Nach  Mühlenpfordt  (über  die  Stämme^)  im  Staat  Oäjaca)  woh- 
nen im  Norden  (einem  Theile  des  Partido  von  Teutitlan)  Aztecos, 
südlich  und  südöstHch  Mazatecos  und  Cuicatecos  (in  den  Partidos 
Teutitlan  und  Teutila,  Departement  Teutitlan  del  Camino);  unter 
ihnen  wohnen  in  einigen  Dörfern  die  Ixcatecos.  Westlich  gränzen 
an  diese  die  Chöchos.  Gegen  Süden  gränzt  an  die  Cuicatecos 
das  einst  mächtige  Volk  der  Zapotecos,  welche  die  Mitte  des 
Staates,  das  grosse  Thal  von  Oajaca  bewohnen,  sich  im  Osten 
über  die  Gebirge  von  Huixazo,  Iztlan  und  Tanetze  und  die  Thäler 
Los  Cajönos  ausbreiten,  und  im  Süden,  im  Partido  Quiechapa 
(Departement  Tehuantepec)  mit  den  Mijes,  im  Partido  von  Po- 
chütla  (Departement  Ejütla)  aber  mit  den  Chontales,  Nachbarn 
jener,  gränzen.  Diese  Letzteren  bewohnen  die  Gebirge  von 
Quiegolani  und  die  Küstengegenden  um  Tilapan,  Tonemäca,  die 
Häfen  von  Huatülca  und  San  Diego  und  die  Ufer  der  Flüsse  Del 
Conuin  und  Aycitla.  Gegen  Ost-Nord-Ost  stossen  an  die  Huäbes, 
in  einigen  Dörfern  der  Küste,  im  Partido  von  Tehuantepec  und 
in  und  um  dem  Flecken  gleiches  Namens  wohnend.  Die  Länder 
der  Mijes  und  Chinantecos  (von  Quiechapa  gegen  Nordosten)  um- 
fassen die  Partidos  Quiechapa  (Departement  Tehuantepec)  Jalaläg 
und  Chuäpam  (Departement  Villälta).  Unter  ihnen  wohnen  in 
einzelnen  Dörfern  die  Huatequimänes  und  an  die  Mijes  stossen 
genau  im  Osten  die  Zoques,  welche  sich  nördlich  von  Tehuantepec 
bis  weit  über  den  Staat  Chiäpas  ausbreiten.  Westlich  der  Zapo- 
tecos, bei  San  Francisco  Huizo  im  Norden  und  bei  Santa  Cruz 
Miztepec  im  Süden  des  grossen  Thaies  von  Oajaca  beginnen  die 
Misteken,  (im  ganzen  westlichen  Theil  des  Staates  und  südlich 
bis  an  die  Küste  bei  Jamiltepec  und  Tututepec).  Unter  ihnen 
wohnen  die  Pabücos  (im  Dorfe  San  Juan  Elotepec).  Die  Almo- 
löyas  in  den  nach  ihnen  benannten  sieben  Dörfern,  die  Amüsgos 
(nur  in  einem  Dorfe)  Soltecos  und  Triques.  Zwischen  die  Misteca 
alta  und  Misteca  baja  schiebt  sich  im  Partido  Juquila  (Departement 
Jamiltepec)  der  von  den  Chatinos  bewohnte  Landstrich  ein. 


1)  Zapatecos,  Mistecos  (Miztecos  odee  Mixtecos),  Mijes  oder  Mixes,  Chinantecos, 
Chontdles,  Cuicatecos,  Chöchos  oder  Chochönes,  Chatinos,  Aztecos  oder  Mexicanos, 
Almolöyas,  Huabes  oder  Guaves,  Huatequimänes  oder  Guatinicamaes,  Ixcatecos,  Meza- 
tecos,  Soltecos,  Triques,  Pabücos,  Amüsgos,  Zoques  oder  Soques. 


DIE  TARASKER  IN  MECHOACAN. 


Die  (in  Abstammung  von  dem  Gott  Taras)  mit  der  Durch- 
wanderung der  Azteken  verknüpften  (Michoques  oder  Michoaques) 
Quaochpanme  (hombres  de  cabeza  rapada  6  raida)  oder  Tarasker 
(deren  in  Tzintzunzan  residirende  Fürsten  später  durch  die  Göt- 
tin Xaratunga  in  Fische  verwandelt  wurden)  hatten  im  Lande  der 
(mit  den  durch  die  Mixteken  bekämpften  Chuchines  verwandten) 
Tecos  ein  Reich  gegründet,  das  dann  durch  die  eingewanderten 
Wanaceer  (zu  den  Chichimeken  gehörig)  von  Patzcuaro  aus  (unter 
Verehrung  des  Gottes  Curicaneri  mit  ewigem  Feuer)  beherrscht 
wurde.  Der  Hohepriester  dieses  Gottes  Curicaneri  wohnte  in  Tza- 
capu  bei  Tzintzunzan  (am  See  Patzcuaro)  und  erhielt  Huldigung 
von  dem  in  Tzintzunzan  residirendem  König  Mechoacan's. 

Von  Characu,  König  von  Mechoacan  waren  (wegen  der  gegen 
die  Tecos  geleistete  Hülfe)  die  Matlaltzincos  (von  Toluca)  an- 
gesiedelt worden,  und  diese  hatten  den  Menschenopfer  heischen- 
den Dienst  des  Gottes  Coltzin  mitgebracht. 

Dann  aber  wurde  noch,  als  der  Stifter  des  Hohenpriester- 
thums,  der  Prophet  Surites  verehrt,  der  die  Auferstehung  ver- 
kündet und  den  Cultus  des  unsichtbaren  Schöpfergottes  Tucapacha 
(durch  den  der  Patriarch  Tezpi  aus  der  Fluth  gerettet  wurde) 
gelehrt  hatte  (wohl  im  Anschluss  an  die  Seelandung  des  Jo- 
jouh  Quitecuani  und  seine  Beziehungen  zu  Ameca). 

Nach  Leyva  (bei  Icazbalceta)  kam  Jojouh  Quitecuani  ^eon 
cruel  y  bravo),  als  erster  Fürst  von  Ameca  (Jalisco),  zur  See  mit 
einem  Kriegsheer  und  setzte  sich  erobernd  im  Lande  fest,  ^vorauf 


TUCAPACHA.  539 

mit  dem  König  von  Michoacan  Kriege  geführt  wurden  (s.  Orozco). 
Los  habitantes  de  Amecan  hablaban  entre  si  el  cazcan  y  el  toto- 
naco  (aunque  generalmente  us  aban  la  lengua  mexicana). 

Die  (nach  Mönchsart)  Geschorenen  von  Tuito  (an  der  Küste 
Colima's)  wollten  ihre  religiösen  Ceremonien  (unter  Verehrung 
des  Kreuzes)  von  einem  Schiffbrüchigen  gelernt  haben,  der  ge- 
tödtet  worden,  als  er  die  Gebräuche  des  Landes  zu  ändern  ge- 
dachte (s.  Mota  Padilla). 

Das  Zerfliessen  der  von  Tucapacha  geschaffenen  Lehm- 
Menschen  findet  seine  Analogien  in  den  Mythen  der  Quiche's  und 
der,  aus  der  (durch  die  Metall-Menschen  herabgezogenen)  Fluth 
gerettete,  Tezpi  führt  auf  Tezcatlipoca,  der  in  dem  Nahui-Atl 
genannten  Weltalter  die  Rettung  Nata's  (mit  seiner  Frau  Nena) 
vorbereitet,  und  dann  (durch  Umwandlung  der  halbgerösteten 
Fische  in  Hunde)  das  Auftreten  der  Chichimeken,  während  Taras 
(Ahnherr  der  Tarasker)  mit  Mixcoatl  (der  Nahuas)  zusammen- 
gestellt wird. 

Als  die  Chichimecas  vanaces  aus  Bayameo  in  dem  Walde 
Viriu-Caranpejo  erschienen,  verlangte  ihr  Häuptling  Iri-Ticatame 
von  den  Taraskern  (Alichoacan's)  in  Naranjan  (unter  dem  Häupt- 
ling Ziranziran  Camaro)  Opferholz  für .  seinen  Gott  Curicaveri  und 
zeugte  mit  einer  Verwandten  Ziranziran's  den  Jäger  Sicuiracha, 
von  den  Priestern  des  Gottes  Vacancuaro  (in  Zacapo)  in  dem 
Gebirge  Oricuaparejo  auferzogen.  Als  im  Aufstand  Naranjan's 
im  Bunde  mit  Presto  (Priesterkönig  des  Gottes  Tiresupeme  in 
Cumachin  oder  Cumachon)  Iri-Ticatam.e  getödtet  war,  besiegte 
der  aus  den  Berg-en  zurückkehrende  Sicuiracha  die  durch  Krank- 
heit geschwächten  Tarasker  und  führte  sie  als  Sklaven  nach  der 
von  ihm  gegründeten  Stadt  Bayameo  oder  Vayameo  (Hauptstadt 
Michoacan's),  den  Dienst  des  Gottes  Curicaveri  wiederherstellend. 
Als  unter  Pavacume  und  Vapeani  (Söhne  des  verstorbenen  Sicui- 
racha) die  Fürsten  von  Tzintzuntzan  durch  den  Zorn  der  von  dem 
Priester  Vatarecha  bedienten  Göttin  Xaratanga  über  ihre  Trunken- 
heit) in  Schlangen  verwandelt  waren,  dehnten  die  Chichimeken 
ihre  Eroberungen  aus,  indem  der  Häuptling  Torapecha-Chanchori 
sich  mit  seinem  Gott  Odecavecara  in  Cureneuaro,  der  Häuptling 
Ipinchuani  mit  seinem  Gott  Tiripine  in  Pechetaro  festsetzte  und 
die  Arche  des  Gottes  Curicaveri  (durch  Vapeani  und  Pavacume) 
auf  dem  Berg  Capacureo.  Als  Vapeani  (in  Tarini  Chundiro) '  mit 
einer  Frau  aus  den  von  dem  Häuptling  (El-Henditare)  beherrsch- 


540  DIE    TARASKER    IN    MECHOACAN. 

ten  Chichimeken  (unter  dem  Gott  Guangari)  auf  den  Inseln  des 
See's  Xaracuaro  den  Sohn  Turiacuri  gezeugt,  wurde  auf  dem  von 
den  Göttern  Zacapu,  Homocutin  und  Patzcuaro  angedeuteten  Ort 
Petezehua  die  Stadt  Patzcuaro  (Hauptstadt  von  jMichoacan)  ge- 
gründet. 

Nachdem  Vapeani  (Vater  des  Cuvatame  mit  seinen  Brüdern 
Xetaco  und  Aramen)  und  Pavacume  in  dem  Kriege  mit  Curin- 
cuaro  gefallen,  wurde  von  den  Priestern  der  (in  den  Tempeln  von 
Ziripimeo  und  Acuaracohuas  dienende)  Tariacuri  (Sohn  des 
Pavacume)  zum  Fürsten  aller  Chichimeken  erwählt  und  eroberte 
das  Königreich  Zirumbo,  bei  seinem  Tode  seinen  Sohn  Huicipan 
in  Coyucan  (mit  dem  Stein  des  Gottes  Curicaveri)  einsetzend, 
seinen  Sohn  Hicucaxe  (dessen  vom  Blitz  erschlagener  Sohn  Hicu- 
caxe  vergöttert  wurde)  in  Patzcuaro  und  in  Tzintzuntzan  seinen 
Sohn  Tangaxoan,  unter  dessen  Sohn  Ziziz-Pandacuare  das  Reich 
der  Chichimeken  wieder  vereinigt  wurde  (s.  Manuel  Payno). 
Zwang'a  oder  Sihuanga  (Nachfolger  des  Ziziz-Pandacuare)  kämpfte 
mit  den  Mexicanern  (1485 — 1490  p.  d.)  und  sein  Nachfolger  Tau- 
ganxoan  IL  wurde  von  Nuno  de  Guzman  (1525)  verbrannt  (in 
Michoacan).  Neben  dem  Gott  Curicaveri  wurden  die  Götter 
Hereti,  Encani-Zacapu,  Vanacio  u.  s.  w.  in  Michoacan  verehrt. 

Cuseravaperi,  madre  de  todos  los  dieses  terrestres  (in  Micho- 
acan) liess  (dem  Könige  die  Ankunft  der  Spanier  anzuzeigen) 
das  INIädchen  von  Ucareo  durch  den  weissen  Adler  (des  Gottes 
Curicaberi)  nach  dem  Götterberge  Xanaota  hucazio  tragen,  wo 
sich  neben  Coritacaheri  (Bruder  des  Tiripamequarencha)  oder 
dem  Götterboten  (und  Xaratonga,  Nurendequavecara  und  Queren- 
doangapeti)  alle  Götter  rechter  und  linker  Hand  vereinigt  fanden 
(nach  dem  Codex  des  Escorial  bei  Janer). 

Der  Sohn  des  (nach  dem  Hause  des  Gottes  Achuhirepe  ge- 
zogenen) Gottes  Cutruri-Nirepe,  der  von  dem  Gott  Cupanzueri  im 
Spiel  überwunden  und  (in  Xaconna)  geopfert  war,  warf  den  aus- 
gegrabenen Leichnam  seines  Vaters  zwischen  Rebhühner,  worauf 
sich  derselbe  in  ein  mähniges  Wild  verwandelte,  und  in  diesem 
glaubten  die  vom  König  Zuangua  befragten  Weisen  Mechoacan's  ^) 


1)  Mechoacan  ist  das  Fischland,  Muchos  tiempos  haque  estd  fundado  Mejico  y 
es  reino,  y  este  de  Mechoacan.  Estos  dos  reinos  eran  nombrados,  y  en  estos  dos  reinos 
miraban  los  dioses  des  de  el  cielo  y  el  sol  (dijo  el  Cazonci  ä  los  Senores).  Venian 
en  unos  venados  (y  aquellos  venados  traen  calzadas  cotoras  de  hierro)  berichteten  die 
gegen  die  unbekannten  Fremden   bei  Cazonzi  Hülfe  suchenden  Gesandten  Montezuma's. 


TECOS.  541 

die  Wildthiere  zu  erkennen,  auf  welchen  nach  der  Botschaft 
der  Mexicaner  die  unbekannten  Fremden  ritten  (que  es  lo  que 
nos  ha  accontecido,  quel  sol  estos  dos  reinos  soha  mirar,  el 
de  Mejico  y  este,  y  no  habemos  oido  en  otra  parte  que  haya 
otra  gente). 

Nach  Orozco  waren  die  Tecos  die  Eingebornen  Michoacan's. 
Auf  die  von  Westen  kommenden  Culhua's  (bis  Zacatollan)  folgten 
(in  Mechoacan)  die  Coras  im  Acaponela-Thal  (bis  Zentipac)  und 
diese  wurden  von  den  Tanahumaras  nach  Nayarit  getrieben.  Dann 
folgten  die  Azteken,  die  sich  im  Tuitlan-Thal  niederliessen  und 
später  bei  Teul.  Darauf  kamen  barbarische  Stämme  (s.  Gill). 
Die  Tarascos^)  sprachen  verschieden  von  den  Mexicanern. 

Die  von  den  Mexicanern  zurückgelassenen  Tarasker  gründe- 
ten Tzintzuntzan  oder  Guayangareo,  wo  nach  Characu  (der  Knaben- 
könig) Zioanga  (Vater  des  Tangaxoa)  herrschte  (s.  Granados). 
Von  den  im  Kriege  mit  den  Mexicanern  durch  die  Tarascos  ge- 
fangenen Matlaltzincas  (aus  Toluca)  wurde  Charo  gegründet  (und 
die  Tecos  siedelten  in  Patzcuaro). 

Die  Chuchones  (Tlapanecos  oder  Tecos)  ^)  wurden  durch  die 


1)  Herrera  unterscheidet  Chichimeken,  Mexicaner,  Otomiten  und  Tarasces  (in  Mecho- 
acan). Die  Mexicaner  Hessen  nach  dem  Zuge  landende  Gefährten  in  Mechoacan  zurück. 
Die  Thorames  oder  Totorames  wohnten  bei  Tzentipac.  Die  mit  den  Tecos  (in  Mechu- 
acan)  verwandten  Tecoxines  (Tecojines  oder  Tecoquines)  von  Xalisco  hatten  sich  (mit 
den  Cazcanes)  bis  Ameca  ausgedehnt,  und  die  Teules  Chichimes  sprachen  das  Tepecano 
(mit  den  Colotlanes  in  Nayarit  verwandt).  Die  (dem  Tarasco  verwandte)  Sprache  der 
Tlatlacingos  war  (nach  Sahagun)  von  der  Mexicanischen  verschieden.  Michoacan  war 
von  Chichimeken  (das  Pame  redend),  Mexicanern  (der  Nahuas)  Otomiten,  (Mazahuas  im 
Norden  und  Matlatzincos  im  Südwesten)  und  Taraskes  bewohnt.  Die  (zu  den  Nahua 
bei  dem  Auszuge  gehörigen)  Matlaltzincas  (Tolucas)  oder  Pirindas  wohnten  bei  Toluca 
(zwischen  Mexico  und  Michoacan).  In  Xalisco  (bei  Tepic)  wohnten  die  Tecojines,  den 
Tecos  verwandt.  Neben  dem  Otomi  wurde  das  Pame  in  Queretaro  geredet.  Die  zu 
den  Tofliases  oder  Yonases  gehörigen  Chichimeken  (in  Guanajuato)  redeten  Meco  (neben 
dem  Guaxabana).  Caltzonzin  herrschte  in  Tzintzon  (Huitzitzila)  oder  Chincila  (Haupt- 
stadt von  Mechoacan)  über  Xalisco.  Das  Fürstenthum  Colima  grenzte  mit  Michoacan. 
In  Queretaro  (von  Otomiten  bewohnt)  machten  die  Yztaechichimecas  (Chichimecas  blan- 
cos)  oder  Chichimecas  tonases  Einfälle.  In  Mechoacan  wurde  die  Sprache  der  Chichi- 
mecen  Tarascer,  Otomites  und  Mexicaner  geredet  (Herrera).  Neben  Otomiten,  Tarasker 
und  Mexicaner  wohnten  (nach  Herrera)  in  Mechoacan  die  Chichimeken  mit  der  Sprache 
der  Pame,  die  in  den  Bergen  von  Tzichu  (bei  Guanajuato)  gesprochen  wird.  Die 
Tarascos  mischten  sich  mit  den  Tecos  (zu  den  Popolocas  gehörig). 

2)  Chanacu  (König  in  Mechoacan),  durch  die  Mexicaner  und  Tecos  angegriffen, 
siedelte    die    verbündeten  Matlaltzincos  in  Toluca  als  Pirindas  an,  bei  Tiripito,  wo  das 


542  DIE    TARASKER    IN    MECHOACAN. 

Ulmeken  oder  Mixteken  ausgetrieben,  die  vor  den  Nahua-Ein- 
wanderern  zurückgewichen  waren. 

Nachdem  MaHnalxochitl  (Schwester^)  Huitziton's)  auf  dem 
Berg  Texcaltepec  (wo  Copil  in  der  Stadt  Mahnalco  geboren 
wurde)  zurückgelassen,  trennten  sich  in  Mechoacan  die  Tarascos 
(beim  Baden  ihrer  Kleider  beraubt)  von  den  Azteken.  Die 
Mexicaner  oder  Mechoacanes  leiteten  sich  aus  Chicomoztoc. 

In  Mechoacan  (wo  die  Begleiter  der  Azteken  auf  der  Wan- 
derung unter  den  Taraskern  zurückblieben)  lebte  der  Hohepriester 
abgeschlossen  in  einem  Tempel  bei  der  Hauptstadt  Tzintzuntzan 
und  zeigte  sich  nur  einen  Tag  im  Jahre  ,  wenn  er  vom  König 
besucht  wurde,  der  ihm  knieend  Geschenke  darbrachte  und  nur 
in  solcher  Stellung  zu  ihm  redete,  als  Haupt  der  heiligen  Männer  oder 


Volk  die  Stadt  Undameo  und  die  Edlen  Charo  gründeten.  Die  unter  Montezuma  I. 
Michoacan  angreifenden  Azteken  (mit  Teos  und  Matlaltzincos  verbündet)  wurden  (durch 
ein  Festmahl  berauscht)  besiegt,  worauf  die  gefangenen  Tecos  in  der  Hauptstadt  Patz- 
cuaro,  die  Matlaltzincas  in  Charo  angesiedelt  wurden.  Teo-Colhuacan  war  die  Haupt- 
stadt der  Tarahumaras  oder  Tahues.  Die  Thorames  oder  Totorames  (und  Tzayaquecos) 
wohnten  hei  Tzentipac.  Taras  war  höchster  Gott  der  Taraskes.  Die  Sprache  der 
Gachachiles  (bei  Zacatecas)  ist  vom  Mexicanischen  verschieden,  und  so  die  der  Cazcanes 
und  Guamora  (Herrera).  Die  Mecos  wohnten  im  Staat  von  Queretaro.  In  Mechoacan 
(mit  Taraskes)  wurden  die  Coras  durch  die  Thorames  nach  Nayarit  getrieben.  Tzint- 
zuntzan (Stadt  der  grünen  A'ögel)  hiess  (mexicanisch)  Michoacan  (Plschplatz). 

')  Die  Schwester  Huitzipolochtli's  gründete  die  Stadt  Malinalco.  In  der  Um- 
gegend von  Tula  von  den  Tenucas  getrennt,  gründeten  die  Mechoacanes  die  Haupt- 
stadt Zinzunzan  oder  Guayangareo  (bei  Valladolid)  in  der  Lagune  Patzquaro,  wo 
Hicahuazitzicatzin  (Vorfahre  des  Cinzica)  als  erster  König  herrschte  (und  Calzontzin 
zur  Zeit  Cortes).  Aus  den  Verschwägerungen  in  Mechoacan  entstand  der  Name 
Tarascer  (Tarasque  oder  Schwager)  bei  den  Spaniern  (Herrera).  Die  Michoacaneser 
trafen  bei  ihrer  Ansiedlung  mit  den  Tecos  (in  der  Sprache  der  Popolucos)  zusammen. 
Die  Tecoxines  (Tecojines)  oder  Tecoquines  (bei  Tepic)  gehörten  zu  den  Tecos  von 
Michoacan.  Die  Mecos  (von  Soledad  de  las  Canoas)  wohnen  bei  Queretaro  (mit  den 
Pames).  Die  Michoacanenser  oder  Tarasker  riefen  die  Matlaltzincas  (Characos  oder 
Charences)  oder  Pirintas  (Pirindas)  gegen  die  Tecos  (Tochos  oder  Tecuexes)  zu  Hülfe. 
Die  Bundesgenossen  aus  Toluca  gegen  die  Tecos  wurden  nach  deren  Besiegung  durch 
Characu  (König  von  Mechoacan)  zwischen  Indaparapeo  und  Tiripitio  angesiedelt.  Ta- 
rascos wird  als  Schwäger  erklärt.  Als  der  König  (Tlatoane)  Chimaltecutlit  von  den 
Mexicanern  (mit  Axaiacaan)  unterworfen  war,  wanderten  viele  der  Matlacingos  (aus 
Conacantepec)  nach  Mechoacan,  als  Tlaulan  (s.  Herrera).  Axayacatl  von  Mexico  er- 
oberte Tallocan  unter  Xiquijulco  (1473),  worauf  sich  die  Matlatzinger  mit  den 
JMichoanern  verbündeten.  Die  Grenzfestungen  Mechoacau's  lagen  gegen  Mexicaner, 
Xalisker,  Calimas  und  Matalzingos  (Herrera).  Bei  Irimbo  (in  Mechoacan)  finden  sich 
Reste  von  Befestigungen  (nach  Beaufoy).     Olid  besetzte  Tzintzuntzan. 


FISCHGÖTTINNEN.  543 

Curicaneri  in  dem  Pyramidentempel  von  Tzacapu  (Izacapu),  beim 
Darbringen  der  Erstlinge  (s.  Rea)» 

Neben  Tzintzuntzan ,  Hauptstadt  der  Tarasker  am  See  Patz- 
cuaro,  galt  so  Tzacapu  als  Priesterstadt. 

Bei  den  (dem  Gotte  Coltzin  Menschen  opfernden)  Matlacin- 
gas  (Tolncos)  oder  Pirindas  zwischen  Mexico  und  Mechoacan 
hatte  der  Hohepriester  die  Feste  Zitacuarencuaro  (der  Auferstehung) 
und  Peranscuaro  eingerichtet,  Moralität  predigend  und  Verbesse- 
rung von  Sonnen-Aufgang  her  verkündend. 

Nach  den  Traditionen  von  Quc^etaro  kamen  alle  Geburten 
von  den  Göttern  (padre  viejo  y  madre  vieja),  die  aus  den  (Chiapa 
genannten)  Höhlen  (bei  Xilotepec)  hervorgegangen.  Die  Götter 
Tariacuri,  Nirepani  und  Tangaxoan  wohnten  im  Himmel  (in  Mechoa- 
can), während  Cuseravaperi^)  die  Mutter  der  irdischen  Götter  ge- 
nannt wird. 

Nachdem  die  Fürsten  der  Taraskes  in  Tzintzuntzan  durch  die 
Göttin  Xaratanga  in  Fische  verwandelt  waren,  besetzten  die  Chi- 
chimecas  in  "vVayameo  das  Land  (unter  Wapeani)  und  nachdem 
sie  durch  Vermählungen  mit  dem  König  Curicateni  (als  El  Hen- 
ditare)  auf  den  Inseln  Xaracuero  und  Pacondan  (mit  Stämmen 
der  Chichimecas)  in  Verbindang  getreten,  wurde  Patzcuaro  am 
See  erbaut,  bis  Wapeani  im  Kriege  von  dem  Könige  von  Curin- 
cuaro  getödtet  wurde  und  sein  Sohn  Curatame  folgte. 

Tariacuri,  Sohn  Paivacume's  (Bruders  des  Wanacaces-Fürsten 
Wapeani,  der  Patzcuoro  gegründet)  eroberte  die  Inseln  des  Sees 
und  gründete  das  Königreich  Mechoacan,  welches  unter  seinen 
Söhnen  getheilt,  durch  Ziziz  Pandacuare  in  Tzintzuntzan  wieder 
vereinigt  wurde. 

Von  den  Teules-Chichimecas  waren  viele  dem  Könige  von 
Mechoacan    unterworfen,    wo    die    Residenz    von  Pazquaro    nach 


1)  Für  das  von  den  Göttern  Cueravaperi  verlangte  Menschenopfer  benachrichtigte 
der  Fürst  (in  Mechoacan)  al  sacerdote  de  Araro  llamado  Baricha  y  al  de  Zinapequaro. 
Die  Tiripimenchas  genannten  Götter  kehrten  von  Cuyacan,  wo  kein  Holz  geliefert 
wurde,  über  Mechoacan  nach  ihrer  Heimath  Bayameo  zurück  (bei  Santa  Fe).  Nach 
Herrera  erwarteten  die  Tarascos  ein  künftiges  Gericht.  Die  Könige  von  Michoacan 
brachten  dem  Hohenpriester  Curinacanery  ihre  Huldigung.  Unter  Zivanga,  König  der 
Taraskes,  prophezeite  der  Priester  Surites  die  Einführung  einer  neuen  Religion.  Der 
König  von  Michoacan  (wo  die  Priester  Fächer  tragen)  opferte  die  Erstlinge  dem 
Priesterkönig  Curinacanery  in  Izacapu  (und  so  werden  solche  dem  Tuitonga  dargebracht 
und  sonst,  wenn  nicht  Wein  und  Brod). 


544  DIE    TARASKER    IN    MECHOACAN. 

Guayangareo  (bei  Valladolid)  verlegt  wurde  (s.  Torquemada). 
Ueber  die  Staaten  der  Betamas  und  Escomachas  (in  Mechoacan) 
herrschte  als  Oberfürst  der  El  Henditare^)  (Herr  über  Alle)  auf 
der  Insel  des  Patzcuaro-Sees. 

Nachdem  Iri  Ticatame,  König  der  Chichimec  -Wanacaces  au? 
Bayameo  (und  Priester  des  Gottes  Curicaneri)  mit  der  "Rrmzessin 
aus  Naranjan  (unter  Ziranziran  Camaro)  den  Sohn  Sicuiracha  ge- 
zeugt, zog  er  nach  Zichajucuero,  und  d'as  dort  von  Naranjan  (im 
Bunde  mit  Oresta,  König  von  Camachen)  zerstörte  Reich  wurde 
durch  die  Siege  Sicuiracha's  wiederhergestellt,  dessen  Söhne 
(Pavoacume  und  Wapeani),  nachdem  sie  ihre  Eroberungen  im  Ge- 
biet von  Tzintzuntzan  (dessen  Priester  und  Pursten  durch  die 
erzürnte  Göttin  in  Schlangen  verwandelt  waren)  ausgedehnt 
hatten  (Cujupuri  als  Oberpriester  Xaratanga's  in  Tzintzuntzan 
lassend),  sich  aus  der  (von  Betamas  und  Escomachas  bewohnten) 
Insel  Pacandan  (mit  dem  Gott  Cuangari  Changatun)  an  dem  See 
Patzcuaro  (unter  dem  El-Henditare  oder  König  Curicater»"»^  e.\ne 
Frau  (Mutter  des  Tariacuri)  verschafften  und  dar.'ri  (als  Tempel- 
platz aller  Götter  der  Chichimeken)  die  Stadt  Patzcuaro  erbauten, 
die  (nach  den  Kriegen  mit  Curincuaro)  durch  die  Siege  Taria- 
curi's  zur  Hauptstadt  Mechoacan's  erhoben  wurde.  Auf  Ziziz 
Pandacuare,  Sohn  Tagaxoan's  (Sohn  Tariacuri's)  folgte  Zoanga 
(Vater  des  Tangaxoan  II)  in  Mechoacan. 

Die  Tarasken  nannten  den  König  Irecha  (el  escogido  por 
todos),  obwohl  der  Thron  später  erblich  war  (s.  Mendoza)  und 
der  König  hatte  zngleich  den  Titel  Guangua-Pagua  (Magestad) 
oder  Caltzonzin. 

Der  König  von  Mechoacan  wurde  Caltzontzin  (Haupt  des 
Hauses)  oder  Caltzonzin  (der  stets  beschuhte)  genannt,  weil  er  nicht 
länger  barfuss  (als  Vasall)  vor  dem  mexicanischen  König  erschien. 
Tangajuan  oder  Bimbicha    (wegen    seiner   einfachen  Tracht  unter 


1)  Bei  Einwanderung  Wapeanis  aus  AVayameo  herrschte  Curicaten,  als  El  Hendi- 
tare  über  die  Inseln  Xaracuero  und  Pacandan.  Zwanziran  Camaro  in  Naranjan  (mit 
dem  Henditare  in  Patzcuoro  grenzend)  versöhnte  die  Chichimeces  Wanacaces  (mit  dem 
Gott  Curicaneri)  aus  Bayameo  durch  Vermählung  einer  Prinzessin  (den  eingehüllten 
Gott  Wasoricuare  tragend)  mit  dem  Häuptling  Iri  Ticatame  (Vater  des  Sicuiracha). 
Die  mit  Iri  Ticatame,  Häuptling  der  Wanacaces  (mit  dem  Gott  Curicaneri),  vermählte 
Prinzessin  aus  Naranjan  trug  den  in  ein  Tuch  gewickelten  Gott  Wasoricuare.  Die 
mit  den  Quatalas  (que  se  ceriian  la  cabeza  con  sus  hondas)  von  Matlalzingo  verwandten 
Michoaner  stammten  von  dem  am  See  Patzcuaro  (wo  der  El-Hindetare  oder  El  Senor 
residirte)  zurückgelassenen  Stamm  aus  Aztlan. 


jALisco.  545 

geschmückten  Edeln  Cazonzin  genannt),  König  von  Mechoacan, 
opferte  statt  der  Spanier  (zur  Sühne  der  Getödteten)  ihre  Hunde 
(Herrera). 

Tzintzuntzan  ^)  Ort  der  himmlischen  Vögel)  wurde  von  den 
Taraskern  (die  dadurch  ihre  Federmosaik  lernten)  auf  dem  Platz 
gebaut,  wo  glänzende  Vögel  eine  Wölbung  über  die  aufgestellte 
Gottesfigur  bildeten. 

Neben  dem  Mexicanischen  redete  man  Cazcan  und  Totonaco 
in  Ameca  (von  Xalisco),  dessen  erster  Fürst  (Jojouh  Quitecuani 
oder  kühner  Löwe)  zur  See  anlangte  und  von  Mechoacan  An- 
sitz  erkämpfte. 

Die  Michoacaques  (Tarascos)  oder  Quaochpaume  (hombres  de 
cabeza  rapada^)  ö  raida)  verehrten  den  Gott  Taras  oder  (bei  den  Chi- 
chimeken)  Mixcoatl,  dem  Schlangen,  Vögel  und  Kaninchen  geopfert 
wurden  (Sahagun).  In  Michoacan  wurden  besonders  Blumen  cultivirt. 

Die  Göttin  Xaratanga  (Mutter  des  Manovapa)  hütete  die 
Fische  im  See  von  Tzintzuntzan.  Neben  dem  Gott  Curicaneri 
(der  Wanacaces)  verehrte  die  Königin  (aus  Naranjon)  den  Gott 
Wasoricuare. 

Neben  dem  (unsichtbar  im  Himmel  weilenden)  Schöpfer  Tu- 


^)  Huahuzitzicatzin  herrschte  (als  erster  König  von  Mechoacan)  in  Zinzunzan  (bei 
Valladolid)   oder  Guayangareo. 

2)  Die  Indios  coronados  (del  pueblo  de  Tuito  al  sur  del  valle  de  Banderas)  heissen 
so,  weil  sie  den  Spaniern  entgegen  kamen  mit  escapularios  blancos  (Tonsur  und  Kreuzen 
und  der  Caciqne  gekleidet  in  eine  tunica  talar,  como  religioso  de  Santo  Domingo  (Pa- 
dilla).  Unter  dem  sculptirten  Kreuz  an  dem  Teich  bei  Chacala  (in  Michoacan)  finden 
sich  unbekannte  Buchstaben  mit  Punkten  (s.  Gutierrez).  Von  den  Predigten  Mateo's 
oder  Matias',  der  in  Chacala  getödtet  wurde,  hatte  sich  der  Gebrauch  der  Tonsur  be- 
wahrt, den  die  Conquistadores  fanden  (s.  Gutierrez).  In  Mechoacan  fanden  sich  Grenz- 
festungen gegen  die  Mexicaner,  Xalisker,  Colimas  und  Matalzingos  (s.  Herrera).  Unter 
der  Herrschaft  Zwanga's  (in  Mechoacan)  prophezeite  der  Hohepriester  Surites  die  Ein- 
führung einer  neuen  Religion '^ aus  Osten).  Taras,  Ahnherr  der  Tarasker  (b.  Sahagun) 
wird  mit  Mixcoatl  (der  Mexicaner)  identificirte.  Ueber  die  Trunkenheit  des  Fürsten 
Tarigaran  erzürnt,  hielt  die  Göttin  Xaratanga  (oder  Tarigaran),  Mutter  des  Manovapa, 
die  Fische  im  See  zurück,  so  dass  nur  Schlangen  erlangt  wurden,  und  die  davon 
Essenden  verwandelten  sich  in  Fische  (in  Mechoacan).  Die  Matlatzincas  (Nentambati 
oder  Nepintatuhui)  wurden  nach  ihrer  Ansiedlung  in  Mechoacan  (zwischen  Indaparapeo 
und  Tiripitio)  Characos  oder  Charences  genannt  (s.  Orozco).  Vor  dem  Gott  Cunica- 
neri  brannte  Feuer  (in  Michoacan).  Die  Priester  (Watarecha)  der  Göttin  Xaratanga 
(Mutter  des  Manovapa)  trugen  eine  Glatze.  In  Chapala  (in  Jalisco)  wurde  der  Geist 
des  See's  verehrt.  In  Zentipac  und  Acaponeta  wurde  Piltzinteolli  (der  Kindgott) 
verehrt. 

Bastian,   America.  05 


546  DIE    TARASKER    IN    MECHOACAN. 

capacha  (als  unbegreiflich  und  nicht  darstellbar)  verehrten  die 
Tarasker  die  Gottheit  Xaratanga  und  dann  den  durch  die  Chichi- 
meken  eingeführten  Gott  Curicaneri  oder  Curicaweri).  Iri  Tica- 
tame,  Häuptling  der  Wanacaces,  trug  den  Gott  Curicaneri  (bei 
der  Einwanderung  in  Mechoacan).  Die  Taraskos  in  Michoacan 
(Fischland)  oder  Quaochpanme  leiteten  sich  von  Gott  Taras. 

Der  (höchste  und  bildlose)  Gott  Tacupacha  (der  Tarasken) 
bildete  zuerst  Menschen  aus  Thon,  die  sich  beim  Baden  im  Fluss 
auflösten,  und  ebenso  das  zweite  Geschlecht  aus  Asche,  während 
die  Menschen  aus  IMetall  aushielten  und  weiterzeugten,  indem 
sich  bei  der  Fluth  Tezpi  (mit  Frauen,  Samen  und  Thieren  im 
Canoe  eingeschifft)  rettete,  und  durch  die  Colibri  (während  die 
ersten  Vögel  im  Fressen  der  Leichen  ausgeblieben)  bei  der  Rück- 
kehr durch  das  Aufhören  der  Fluth  unterrichtet  wurde,  im  Bringen 
eines  Zweiges  (Herrera).  In  IMechoacan  (wo  Tucapacha  als 
Schöpfer  verehrt  wurde)  rettete  sich  Tezpi  ^)  aus  der  Fluth,  aber 
von  allen  ausgesandten  Vögeln  kam  nur  der  kleine  mit  glänzen- 
den Federn  (der  deshalb  verehrt  wurde)  als  Bote  zurück  (Herrera). 

In  dem  Weltalter  Nahui-Atl  rettete  sich  (nach  dem  Codex 
Chimalpopoca)  Nata  (mit  seiner  Frau  Nena)  aus  der  Fluth,  auf 
Rath  des  Gottes  Titlacahuan  oder  Tezcatlipuca,  der  die  (halb- 
gerösteten) Fische  in  Hunde  verwandelte  (als  Chichimeken). 

Neben  Xalisco  grenzte  Chiametla  mit  Tonala  (oder  Cocas 
Tequexes)  an  Cuixco  Chiamulan  Culhuacan  oder  Culiacan  (s.  Tor- 
quemada).  Die  Fürsten  von  Xalisco^)  (JaUsco)  residirten  am  Rio 
Seco  (zur  Zeit  F.  Cortez'). 

Nach  Flerrera  wohnten  in  Michoacan  (mit  den  Tecos  als  Ein- 
geborenen)   die  Chichimeken    (das   Pame    der  Berge    von  Tzichu 


1)  Tezpi  (mit  Samen  und  Thieren)  landete  in  der  Nähe  des  Berges  Colhuacan  (bei 
der  Fluth  Mechoacan's).  Tezcatlipuca  (Espejo  muy  pulido  y  resplandeciente)  wurde 
im  Tempel  Tezcacalli  (casa  de  espejos)  verehrt  (in  Mexico). 

2)  Die  Tarascos  Michoacan's  gehörten  zu  Jalisco.  Zwischen  Tonala  (mit  den  Cocas 
Tequexes)  oder  Jalisco  (nördlich  von  Colima)  und  Chiamula  (bei  Culhuacan  oder  Cu- 
liacan) lag  Cuixco.  Die  Culhuas  von  Aztlan  (der  Heimath  der  Nahuatlacas)  kommend, 
Hessen  sich  in  Sonora,  Jalisco  und  südlich  in  Atzatlan  und  Tonala  nieder.  Die  Tho- 
ramas  und  Tzayaquecas  wohnten  bei  Zentipac.  Die  Pame  wohnten  bei  Queretaro.  Bei 
Ameca  (in  Jalisco)  wohnten  die  Jaqualuzos  (s.  Torquemada).  Die  Tecos  (bei  Tepic 
in  Jalisco)  machten  Einfälle  in  Ameca.  Jenseits  von  Ulichichimecas  uud  Jalisco  lag 
Culiacan  mit  Chamola  (s.  Oviedo).  Die  Teules  Chichimecas  (in  Jalisco)  gehörten  zu 
den  Cazcanes  und  Cuachichiles. 


DIALECTE.  547 

redend),  die  Mexicaner  (aus  den  am  See  Patzcuaro  Zurückgeblie- 
benen), die  Otomis  (als  Mazahuas  und  Matlaltzincas)  und  die  Ta- 
rascos  (deren  Herrschaft  die  Chichimeken  anerkannten).  Nach 
Ixtlilxochitl  wanderten  Tolteken  nach  Mechoacan  (Fischplatz) 
oder  (nach  Beaumont)  Tzintzuntzan.  Nach  Sahagun  wanderten 
Tolteken  aus  von  Michoacan.  Von  den  Matlaltzincas  (Tolucas) 
siedelten  die  Pirindas  in  Mechoacan.  Die  Tonaltecas  (als  Cocas 
und  Tecuex)  wohnten  in  Jalisco  (Torquemada).  Jalisco  war  Von 
den  Cazcanes,  Guachichiles    und  Guamanes   bewohnt. 

Neben  der  Landschaft  Tonala  herrschte  der  Fürst  Cuyzco 
(zu  Guzman's  Zeit)  zwischen  Cuynab  und  Tepic  (Herrera).  Tana- 
yan  (in  Xalapa)  significa  lugar  en  que  raya  el  Sol  temprano 
(s.  Alcedo).  Tonala  ^)  wird  bis  Guadalaxara  erstreckt  und  Huame- 
lula    (mit  Tonameca)  und  Oaxaca  stösst  an  das  Meer. 

Als  in  Mechoacan  geredete  Sprachen  nennt  Orozco  y  Berra: 
El  Tarasco, 
„    Mexicano, 
„    Mazahua, 
„    Otomi, 
„    Matlaltzinca 
während  das  Teca  verloren  gilt. 

Unter  den  Dialecten  in  Oaxaca  werden  aufgezählt: 
Zoque,  Cajonos, 

Huave,  Serrano  de  Miahuatla, 

Mixe,  Tehuantepecano, 

Zapoteca,  Triqui, 

Nexitza,  Chontab, 

Serrana  de  Istepeji,  Chinanteco, 


^)  Die  Königin  von  Tonala  regierte  als  Wittwe  für  ihren  Sohn  über  die  Caciquen 
von  Tlapepaque  (San  Pedro),  Coyula,  Tetlan  u.  s.  w.  Der  Guestlacatl  (Häuptling) 
Tonat  (der  Nayaritas)  wurde  von  Flores  de  la  Torre  besiegt.  Tonala  quiere  decir 
lugar  del  sol,  ö  porque  los  orientales  veian  que  alli  era  su  ocaso ,  ö  porque  los  occi- 
dentales  le  veian  nacer  en  aquella  altura,  dando  primero  sus  rayos  en  la  poblacion 
que  eii  los  demas  valles,  asi  como  Mexico  se  interpreta  lugar  de  la  luna  (s.  Mota  Pa- 
dilla).  Die  Bewohner  von  Tonala  (in  Xalisco)  zeichneten  sich  durch  die  Töpferei  aus. 
Die  Chinquimes  (Tlapanecas  oder  Yopis)  oder  Tecos  (Tenimes  oder  Quinames)  grenzten 
(westlich  von  den  Mixtecas)  im  Süden  an  den  Pacific.  Tzecanda,  General  des  Tsint- 
suha  oder  Catzontzi  (König  von  Mechoacan),  eroberte  die  Provinz  der  Tecos.  Tanga- 
wan  Bimbicha,  König  von  Mechoacan,  erhielt  den  Beinamen  Cazonzin.  Dem  Könige 
von  Colima  waren  die  Fürsten  von  Xicotlan,  Autlan,  Zapotlan  und  Zaulan  oder  Sayula 

35* 


548  DIE    TARASKER     IN    MECHOACAN. 

Mazateco,  Cocho, 

Cuicateco,  Mexicario, 

Chatino,  Papaluco, 

Mixteco,  Solteca, 

und  bereits  ausgestorben: 
Huatiquimane, 
Chantaleno, 
Ixcateco. 
Popoloca  (hablar  lenguage  barbaro)  significa  barbaro  (s.  Orozco 
y  Berra).     Das   Musga   oder   Amusca   entbehrt   der   Vocale   (nach 
Ramirez)   neben  andern  Dialecten  schwieriger  Aussprachen  (unas 
narigales,  otras  guturales  etc). 

Die  Laimones  oder  Icäs  gehörten  zu  den  Cochimies  oder 
CoHmies,  nördhch  von  Loreto  (in  Unter-CaUfornien).  Die  Guachi- 
chiles^)  (Huachichiles)  wohnten  in  Zacatecas  und  südhcher  Ana- 
logien zu  traditionellen  Riesen.  Am  Flusse  Nayarit^)  oder  Jesus 
Maria  wohnten  Coras  (bei  Nuevo-Toledo).  In  Sinaloa  wohnten  süd- 
lich die  Coras,  Najantes,  Hueicolhues,  nördlich  von  Culhuacan 
die  Cinalaos,  Cochitas  und  Tuvares  und  bei  El  Fuerte  die  Mayos 
mit  Quasare,  Ahomes   und  Ocoronis. 

Taraumara  ist  Hauptort  der  Yaquis  (der  laut  Redenden)  am 
Flusse  Yaqui  (in  Sonora)  neben   den  Mayos   (oder  Grenzlern)   am 


imterwürfig.  Die  Huachi  wohnten  bei  Santa  Cruz  (in  Californien  mit  Tuca).  Unter 
den  Nahuatlacas  siedelten  die  Cohuixcas  in  Guerrero.  Unter  den  Nahuatlacas  liessen 
sich  die  Tlahuicas  bei  Quauhnahuac  (oder  Cuernavaca)  nieder. 

1)  Die  Cazcanes  (an  der  Grenze  von  Zacatecas)  redeten  verschieden  von  den  Gua- 
chichiles  und  Guamares.  Die  Cocohiomes  wohnten  bei  Zaque.  Die  Zacatecas  kämpften 
mit  den  wilden  Guachichiles.  Zu  den  Coras  (in  Cinaloa)  gehören  die  Nayarites  und 
Hueicolhues.  Culhuacan  (Hueyculhuacan)  lag  am  Rio  Culhuacan  (bei  Cinaloa).  Nach 
dem  Aufstand  der  Indianer  verlegte  sich  Guadalaxara  nach  dem  Thal  von  Atemaxac. 
Die  Aquamish  wohnen  am  Nutka-Sund.  Acapulco  pertenecia  a  los  Yopes  (zwischen 
den  Cohuixques  und  den  Mixtecas).  Die  Thorames  (und  Tzayaquecos)  wohnten  bei 
Tzentipac  (bei  Mutoacan).  Der  Ort  Toro  gehörte  den  Mayos  in  Sonora  (bei  Alamos). 
Nachdem  die  Thorames  die  Culhuas  und  die  (später  eingewanderten)  Coras  nach  Nayarit 
getrieben,  kamen  die  Azteken  nach  Mechoacan  (mit  den  Eingebornen  Tecos).  Die 
Coras  wohnten  bei  Puerto  de  la  Paz  (in  Californien).  Die  Icas  zwischen  S.  Thomas 
und  S.  Vincente  gehörten  zu  den  Limonies  (in  Californien).  Die  Colimies  oder  Co- 
chimies wohnten  bei  S.  Loreto.  Die  Tecos  oder  Tlapaneken  in  Chilapan  grenzten  mit 
den  Mixteken. 

2)  Bei  Nayarit  finden  sich  die  von  den  Cori  angelegten  Gräben,  um  sich  gegen 
die  Mexicaner  auf  ihren  Zügen  von  Huicolhuacan  nach  Chicomoztoc  zu  schützen  (s. 
Clavigero).     In  Nayarit  wohnten  die  Teules  Chichimecas  (und  Cascanes). 


CULIACAN.  549 

Rio  Mayos  (von  Feinden  umgeben).  Die  Provinz  Culiacan  liegt 
an  der  Grenze  Sinaloa's  (mit  dem  Fluss  Culiacan)^).  Unter  den 
Tepehuanes  (mit  dem  Steingott  Ubamari)  fanden  sich  (aus  dem 
Durchzug  der  Mexicaner)  Reste  von  Gebäuden  und  Idolen  bei 
Zape  (sowie  Spuren  der  Sprache)  in  Durango  (s.  Alegre).  Die 
aus  Sonora  nach  Sinaloa  gewanderten  Pimos  reden  mexicanisch 
neben  dem  Pima.  Sinaloa  erstreckte  sich  (nach  Villasenor)  bis 
zum    Rio  de  Culiacan^)  (Mazatlan  gehörte   zu  Copala).     Die  Län- 

1)  Coronado  zog  von  Culiacan  nach  Chichilticale  an  die  Grenze  der  Wüste  und 
erreichte  am  Rio  Vermejo  die  Grenze  von  Cibola,  worauf  er  in  Tiguex  Führer  für 
Quivira  erhielt.  Culiacan  (an  der  Grenze  von  Nueva  Galicia)  war  durch  die  Tahus, 
Pacasas  und  Acaxas  bewohnt  (s.  Castaneda).  La  terre  (de  Chichilticale)  est  rouge 
(Ternaux  Compas).  Xalisco  (Compostella)  und  Tonala  (Guadalaxara)  bildeten  Nueva- 
Galicia,  das  auslief  in  Culiacan  (zwischen  Chiametla  und  Cibola).  Antonio  de  Mendo^a 
schickte  den  Franciscaner  Marcos  de  Niza,  um  von  Culiacan  aus  Cibola  zu  erforschen 
und  rüstete  dann  die  Expedition  Coronado's  aus  (s.  Castaiieda)  1540.  In  Tiguex  be- 
wohnten die  Männer  die  Estuvas,  die  Frauen  die  Häuser  (Castaiieda).  Die  alten  Ge- 
bäude zwischen  Cicuye  und  Quiria  (in  Cibola)  waren  bei  dem  Einfall  der  Teyos  oder 
Querechos  (bis  Quivira  bei  Florida  wandernd)  zerstört.  Die  Häuser  von  Quivira  (auf 
den  die  Ebene  begrenzenden  Bergen  mit  der  Quelle  des  Flusses  Espirito-Santo  in 
Florida)  waren  rund  (nach  Castaneda). 

2)  Cibola  verlassend,  erreichte  Coronado  (nach  dem  Durchziehen  der  AVüste)  in 
Petatlan  den  ersten  Ort  Culiacan's  (nach  Castaneda).  Zu  den  südlich  von  den  Cochi- 
mis  lebenden  Guaycuris  (in  Magdalena-Bay  von  Californien)  gehören  die  Guaycuros, 
Coras,  Conchas,  Uchitas  und  Aripas.  In  Cinaloa  wohnen  im  Süden  die  Coras,  Na- 
jorites  und  Hueicolhuas,  nördlich  von  Culiacan  die  Cinaloas,  Cochitas  und  Tuvares, 
sowie  bei  El  Fuerte  die  Mayos  mit  Quasare,  Ahome  und  Ocoronis.  Die  Coras  oder 
Ateakari  wohnen  am  Rio  Nayarit.  Die  Korbböte  der  Pirnas  und  Maricopas  heissen 
Cora.  Die  Thoramas  wohnten  bei  Zentipac.  Die  Mecos  wohnten  in  Queretaro,  Die 
Tecos  oder  Tlapanecas  wohnten  in  Chilapan.  In  Pecos  wurde  das  heilige  Feuer  der 
Pueblos  bewahrt.  Teo-Colhuacan  war  Hauptstadt  der  Tarahumaras  oder  Tahues  (in 
Chihuahua).  Die  Guachachiles  wohnten  bei  Zacatecas.  Die  Mayos  sind  mit  den 
Yaqui  (Opferern)  verwandt  (am  Rio  Yaqui).  Mit  dem  Fürsten  von  Iscuintla  (in 
Xalisco)  grenzte  Ocalotl,  Fürst  von  Zentispac,  der  über  die  Coras  und  Tepehuanas 
herrschte  (s.  Tello).  Die  Vorfahren  der  Ahome  und  Guayave  waren  vom  Norden  ge- 
kommen (Ribas).  Die  Tepehuanes,  in  deren  Land  sich  (nach  Alegre)  Töpfe  und 
Figuren  der  durchgewanderten  Mexicaner  fanden,  verehrten  den  Gott  Ubamari,  als 
Stein.  Die  ins  Acaponeta-Thal  (bis  Zentipac)  eingewanderten  Coras  wurden  von  den 
Thorames  nach  Nayarit  (in  Nuevo  Toledo)  getrieben  (aus  Mechoacan).  Die  von  Pima 
und  Maricopa  verfertigten  Korb-Boote  hiessen  Cora.  Bei  Tzentipac  wohnten  die  Co- 
rarus.  Die  Coras  nannten  die  Kinder  nach  Onkeln  und  Tanten  (die  Seele  des  Ge- 
storbenen fortbeschwörend).  Zur  Cahita- Sprache  gehören  die  Dialecte  Mayo,  Yaqui 
und  Tehueco.  Die  Sprache  der  Cora  (Ateacari)  ward  in  Nayar  geredet.  Den  Tara- 
humares benachbart,  bauten  die  Tepehuanes  (und  Acaxees)  auf  schwer  zugänglichen 
Klippengipfeln.  Die  Trümmerspuren  der  „Cliff-houses"  erstrecken  sich  durch  die  jetzt 
verödete  Wüste  des  Nordens. 


550  DIE  TARASKER  IN  MECHOACAN. 

der  des  Caciquen  Coringa,  über  die  Coxas,  Guamamotas,  Toco- 
nios  und  Tequales  herrschend,  grenzten  an  Culiacan  (s.  de  la 
Marcha).  Colombo  wurde  von  einem  Bruder  des  Fürsten  von  Cu- 
Uacan  beherrscht  (zu  Guzman's  Zeit). 

In  Cuhacan  wurden  zahme  Schlangen  in  den  mit  Zeichnungen 
verzierten  Häusern  gehalten  (nach  Guzman).  Die  Tebacas  (zu 
Acaxees  gehörig)  wohnten  am  Flusse  Culiacan  (in  Sinaloa).  Die 
Landschaft  Culiacan  fiel  in  einen  Ausläufer  der  Berge  von 
Xalisco  und  der  von  Guamuchiles  bewohnten  Sierra  nach  dem 
Meere  hin  ab,  mit  den  Ortschaften  längs  des  Flusses  (zu  Guzman's 
Zeit),  la  mas  poblada,  que  se  ha  visto  en  el  Mer  Oceano  (die  Be- 
wohner in  baumwollene  Gewänder  gekleidet,  während  sich  jen- 
seits der  dort  beginnenden  Wüste  umherschweifende  Jäger  in 
Fellen  antrafen). 


RELIGIÖSE  VERHÄLTNISSE. 


Die  mexicanische  ]\Iythologie  bietet  Analogien  zu  den 
Schöpfungsepochen,  die  sich  in  der  griechischen  Kosmogonie  so- 
wohl, wie  in  indischen  antreffen,  und  ebenso  spielt  in  ihr  die  so 
vielfach  wiederkehrende  Idee  des  Opfers  in  der  Wechselbeziehung 
des  Schaffenden  und  Geschaffenen. 

Wie  Bure's  (Bör's  Vater)  Söhne  (Odin,  Wile  und  We)  aus 
dem  Leibe  des  Riesen  Ymir  die  Welt  bildeten,  so  die  Götter 
Mexico's  aus  dem  des  Gottes  Tlacopile  (des  Vielgeliebten)  oder 
Ciuteutl,  des  in  dunkler  Höhle  von  dem  Gott  Piecuiteutli  mit  der 
Göttin  Choquyceli  gezeugten  Sohnes,  indem  sie  aus  seinen  Haaren 
Baumwolle  schufen,  aus  den  Nägeln  den  Mais,  aus  den  Fingern 
Früchte,  aus  den  Augen  Saamen  (s.  Thevet).  Die  Götter  Calcoatl^) 
und  Tezcatlipuca  brachten  vom  Himmel  die  (mit  den  an  allen  Ge- 


1)  Tani  (auf  Tahiti)  zeugte  (mit  Taroa):  Aveii  (frisches  Wasser),  Ateii  (die  See), 
Awa  (Wasserhose),  Areii  (Himmel),  Po  (Nacht),  und  dann  wurde  in  Gestalt  eines  Mannes 
(Oiroa-Tabua)  die  Sonne  (Mahanna)  geboren,  deren  Bruder  und  Schwester  Erde  wurde, 
ausser  der  Tochter  Taunu,  mit  der  Oiroa-Tabua  die  13  INIonate  zeugte,  und  nachdem 
er  mit  dem  Fels  (Poppahara-Harriha)  einen  Sohn  (Tetubu-Amata-Hatu)  gezeugt,  zu 
Staub  wurde.  Sein  Sohn  zeugte  mit  dem  Sand  der  See  den  Sohn  Thi  und  die  Schwester 
Opira,  Eltern  der  Tochter  Ohira-Rini-Munoa,  mit  der  ihr  Vater  die  Söhne  (Ora,  Wanu, 
Teitorei)  und  die  Töchter  (Hennatumorruru ,  Henaroa,  Noweia)  zeugte,  aus  deren  Ver- 
mählung die  Menschen  geboren  wurden  (nach  Andres).  Taaroa  etait  son  nom,  il  se 
tenait  dans  le  vide.  Point  de  terre,  point  de  ciel,  point  de  mer,  point  d'hommes. 
Taaroa  appelle,  mais  rien  ne  lui  repond  [Java],  et  seul  existant,  il  se  changea  en  l'uni- 
vers,  wie  auf  dem  Bananenblatt  geschrieben,  das  Moerenhout  von  dem  Priester  in  Ra'i- 
atea  empfing.  Nachdem  er  (als  Vater)  aus  der  Grundlage  (der  Mutter)  die  sieben  Himmel 
als  Anhalt  fortgeschleudert,    entsteht    das   Licht,    die   Finsterniss  vertreibend.     Mit  der 


552  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

lenken  geöffnete  Münden  um  sich  herumbeissende)  Göttin  der 
Erde  oder  Atlaltentli,  und  zerrissen  dieselbe  (nachdem  sie  sich  in 
Schlangen  verwandelt  hatten),  aus  der  untern  Hälfte  (während 
die  obere  Hälfte  zum  Himmel  entfloh)  die  Erde  bildend,  auf  der 
die  vom  Himmel  herabsteigenden  Götter,  aus  den  Haaren  der 
Göttin  die  Bäume  und  Blumen,  aus  ihrer  Haut  die  Kräuter,  aus 
ihren  Augen  die  Quellen  und  Seen,  aus  ihrem  Alund  die  Flüsse  und 
Höhlen,  aus  Nase  und  Schultern  Thal  und  Berg  schufen,  ihr  zu- 
gleich zur  Tröstung  die  blutigen  Menschenopfer,  unter  Darbringung 
der  abgezogenen  Haut  versprechend  (ähnlich,  wie  in  Tahiti,  im 
Selbstopfer  Brahma's).  Nach  Torquemada  wurde  die  Erde  als 
Frosch  mit  blutigen  Mäulern  in  allen  Gelenken  dargestellt,  weil 
Alles  verschlingend. 

Aus  der  in  die  Unterwelt  hinabführenden  Höhle  bringt  Xolotl 
den  geraubten  Knochen,  dessen  mit  der  Götter  Blut  besprengte 
Splitter  sich  zu  dem  Manne  Iztacmixcohuatl  und  der  Frau  Ilan- 
cueitl  beleben  (s.  Mendieta). 

Hierbei  wird  indess  bereits  eine  frühere  Schöpfung  vorausge- 
setzt, indem  Xolotl  von  seiner  Himmelsmutter  nach  den  Gebeinen 
eines  Verstorbenen  ausgeschickt  wird,  also  der  Herabkunft  seiner 
Begleiter    vorangehender    Menschejibewohner,     und    diese    erste 


Aussen-Göttin  (dem  Meere)  schlafend,  erzeugte  Taaroa  Wolken  und  Regen,  mit  der 
Luftgöttin  den  Regenbogen  und  den  Mond,  mit  der  Innen-Göttin  (der  Erde)  die  Pro- 
ductionen  der  Erde  und  die  Schönung  mit  der  innersten  Göttin  (dem  Schooss  der  Erde) 
das  unterirdische  Getöse  (Tefatou  ou  Fatou,  le  genie  ou  l'intelligence,  qui  animait  la 
terre),  mit  der  jenseitigen  Göttin  die  3  Götter  (Teiri,  Tefatou,  Rouanoua).  Alors  le 
dieu  Roo,  saississant  ce  que  renfermait  le  sein  de  sa  mere,  en  sortit  par  la  cote  und 
half  bei  der  Entbindung  des  Windes,  des  Sturms,  des  Orkans,  der  Windstille  (des  be- 
ruhigten Zornes).  Taaroa  (Tangata-roa  ou  grand  homme  von  laa  (loin)  roa  (grand)  tres 
eloigne  ou  tres  etendu.  Dans  le  principe,  il  n'y  avait  rien  et  Ic  dieu  supreme  Ihoiho-Taa- 
roa  habitait  dans  le  vide.  II  crea  d'abord  ses  eaux,  dont  il  recouvrit  les  abimes,  et  le 
dieu  jeune,  Tino,  se  mit  ä  flotter  ä  la  surface  (Jacolliot).  Der  Gott  Ihoiho  theilte 
sich  männlich  (als  Taaroa)  und  weiblich  (als  Ina),  Oro  zeugend  [Horus].  Taaroa  (in  der 
Muschel)  steckte  die  Hand  durch  (dass  Licht  ausströmte)  und  kam  zum  Sand  des  Meeres  (die 
Schöpfung  mit  Mond  und  Sonne  hervorrufend).  Als  er  zur  Abfahrt  sich  in  ein  Canoe 
verwandelte,  fanden  die  Insulaner  dies  beim  Sturm  mit  Blut  gefüllt,  das  sie  nur  zum 
Theil  ausschöpfen  konnten  (in  die  Morgen-  und  Abendröthe),  und  dann  (nach  Tahiti 
zurückkehrend)  trafen  sie  das  Skelett  Taroa's.  An  der  Spitze  der  Eatua  (auf  Tahiti) 
standen  Tani  oder  Ti  Medua  (der  Vater),  Oromattau  oder  Tua  Ti  Te  Medua  (Gott 
in  dem  Sohn)  Taroa  oder  Mannu  Te  Hua  (Vogel,  oder  Geist),  als  Thanau  Po 
(J.  Wilson).     Die  Götter  traten  aus  der  Nacht  (Po)  hervor. 


ACULMA . 


553 


ursprüngliche  Schöpfung  wird  die  aus  der  Erde  (wie  beim  Autoch- 
thonen  Jarbas  in  Libyen)  hervorgeschobene  gewesen  sein,  in 
Aculma  (bei  Tezcuco),  gleichsam  die  aus  den  Höhlen,  worin  der 
Anus  der  Naturgöttin  (auf  den  Antillen)  erkannt  wurde,  hervor- 
geworfenen Excremente. 

Neben  der  Abschiessung  des  Pfeiles  nach  Aculma  von  der 
Sonne,  die  selbst  erst  als  weit  spätere  Schöpfung  zu  erscheinen 
hätte,  steht  die  Fassung,  dass  derselbe,  um  Lohli  und  seiner  Frau 
Compahli  den  Weg  auf  die  Oberfläche  der  Erde  zu  öffnen^),  vom 
Himmel  herabgeworfen  sei  (s.  Thevet),  so  dass  sich  hier  eine  Be- 
ziehung zu  dem  in  Chicomoztoc  zersplitterten  Kiesel,  dem  die 
Halbgötter  entsprungen,  (zumal  eine  andere  Version  auch  Acul- 
maitl  aus  einem  niedergefallenen  Stein  sich  beleben  lässt),  her- 
stellen könnte,  und  es  würde  deshalb  auf  eine  noch  primitivere 
Form  zurückzugehen  sein. 

Eine  solche  liegt  in  der  Mythe  angedeutet,  dass  (nach  der 
Weltschöpfung  durch  Tloque  Nahuaque)  die  ^lenschen  aus  dem 
schwangern  Leibe  Oxomozco's  (Tonacacihuatl)  oder  Titil's  (s.  Eche- 
verria)  hervorgetreten,  denn  diese  Göttin  heisst  zugleich  Teyao- 
minqui  oder  Teayaomiqui  und  w^eilt,  als  „la  diosa  que  recoge  las 
almas  de  difuntos,''  in  jener  Unterwelt,  aus  welcher  XolotP)  den 
Schöpfungsknochen  heraufbringt.  Ihre  männliche  Hälfte  erscheint 
bald  im  Ersten  Menschen,  als  Cipactli,  bald  in  der  Sonne 
(Tonacatecuhtli)  als  Tlatizpaque  (el  que  envia  la  luz  ä  la 
tierra),  und  dem  (irdischen)  Gatten  zugewandt,  weilt  in  steter 
Trauer  weinend  die  Erste  Frau  (Isnextli),  da  sie  den  Himmel 
nicht  zu  schauen  vermag. 

Dieses  sonst  in  mexicanischer  Kosmogonie,   welche   in   einer 


ij  Die  Navajos  kommen  aus  der  Unterwelt  durch  das  vom  Erdwurm  gebohrte  Loch 
herauf.  Die  Irokesen  lebten  unter  der  Erde  bis  Ganawagahha  den  Weg  an  die  Ober- 
fläche fand  (s.  Pyrläus).  Auf  Neufundland  sind  die  Menschen  aus  Pfeilen  entstanden, 
die  die  Gottheit  in  die  Erde  steckte  (Vischer).  Die  Minsi  lebten  in  der  Erde  unter 
einem  See,  bis  der  Weg  zur  Oberfläche  gefunden  wurde  (Heckewelder)  mit  der  Hülfe 
des  Wolfs.  Die  nordamerikanischen  Indianer  nennen  sich  Erdgeborene  oder  Metok- 
theniake  (s.  Volney). 

2)  Die  aus  den  Splittern  des  Kieselsteins  der  Göttin  Citlalicue  (Gattin  des  Citla- 
latonac)  in  Chicomoztoc  geborenen  Götter  sandten  Xolotl  in  die  Unterwelt,  um  von 
Mictlanteuctli  die  Knochen  zu  erhalten,  aus  denen  mit  Blut  ein  Knabe  und  Mädchen 
gekocht  wurde,  als  die  ersten  Menschen  Iztacmixcuatl  und  Ilancueitl.  Die  aus  Nana- 
huatzin's  Opfer  entstandene  Sonne  weilte  am  Horizont,  bis  durch  Citli's  Bogen  ge- 
troffen ^^sonst  vom  Mosquito  gestochen). 


554  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Kaipenreihe  Welterneuerungen  und  Weltz  er  Störungen  gesetzlich  in 
einander  zu  schlingen  pflegt,  ungewöhnliche  Eingreifen  eines 
Schöpfers  (durch  Tloque  Nahuaque)  liegt  ausgeprägter  vor  bei 
den  Taraskern,  deren  Schöpferg'ott  Tucapacha  (ähnlich  wie  Gucu- 
matz  mit  seinen  Elohim  bei  den  Quiches)  verschiedene  Versuche 
zur  Menschenschöpfung  macht.  Das  erste,  aus  Lehm  (wie  Ejoni 
mit  der  Frau  Ae  durch  Nocuma  bei  den  Playanos  Capistrano's) 
geknetete  Geschlecht,  —  gleich  dem  auch  in  Mexico  (s.  INIotolinia) 
aus  Staub  und  Regen  (aus  dem  Zusammenwirken  von  Erde  und 
Himmel  oder  Uranus  und  Gaea)  gebildeten  (engendrada  de  la 
lluvia  y  del  polvo  de  la  tierra),  —  wurde  beim  Baden  schmutzig 
und  zerfloss,  das  zweite,  dem  Metall  eingefügt  war,  zog  dadurch 
die  Electricität  der  Gewitter  und  also  die  Fluth  herab,  aus  der  sich 
nur  Tezpi  rettet  (s.  Herrera),  als  noachischer  Ahnherr  der  Epi- 
gonen (wie  Coxcox  mit  seiner  Frau  Xochiquetzal  in  Mexico),  wo- 
gegen die  Quiche  durch  Zufügung  einer  dritten  Menschenbildung 
(nach  den  aus  Thon  und  Holz),  nämlich  aus  den  Nährpflanzen 
(und  nach  Auffindung  derselben)  auf  einen  noch  jüngeren  Nach- 
wuchs deuten. 

In  Yucatan  überlässt  der  älteste  Sohn  Xchel's  und  Xtcamna's 
(Zamna's),  als  die  von  ihm  aus  Thon  gekneteten  Menschen  keine 
Consistenz  besassen,  die  Neuschöpfung  seinen  Brüdern  Hun-Cheuen 
und  Hun-Ahau  (s.  Roman),  und  sie  führen  dann  durch  Hun-Ahpu 
und  seinen  Bruder  wieder  zu  Gucumatz,  wie  dieser  auf  Quetzalcoatl. 

Von  Quetzalcoatl  wird  gesagt,  dass  er  den  von  Gott  aus 
Asche  gebildeten  Menschen  vollendet  habe,  oder  dass  er,  durch 
den  Athem  Tonacatecotle's  oder  Citinatonali's  gezeugt,  von  ihm 
auf  die  Erde  herabgesandt  sei,  um  die  vielfach  durch  Sünden 
zerstörte  Welt  zu  erneuen. 

Im  Zeichen  Tochtli  wurde  die  Erde,  im  Zeichen  Acatl  der 
Himmel,  im  Zeichen  Tecatl  das  Thierreich  und  dann  am  siebenten 
Tage  (Ehecatl)  der  Mensch  geschaffen,  dem  Quetzalcoatl  seine 
Vollendung  gab. 

In  Ehecatl  oder  Ce-Acatl  tritt  die  Form  des  Luftgottes  her- 
vor oder  des  stürmischen  Huracan  und  so  heisst  es  von  dem 
Grossen  Manne  der  Mattoles,  dass  er  im  nebligen  Wirbelwind  die 
Erde  mit  Leben  bedeckt  habe,  wie  bei  den  Mixteken  die  Menschen 
durch  die  Eltern  der  Winde  der  neun  Schlangen  und  neun  Höhlen 
geschaffen  werden. 


KALPAS.  555 

Wenn  die  durch  "Winde  zerstörte  Sonnenzeit  Coneuztuque 
(goldenes  Alter)  genannt  wird,  so  deutet  das  auf  die  beglückende 
Regierung  Quetzalcoatl's,  mit  dessen  Fortzug,  unter  dem  Sturz  des 
Thrones  Cholula,  die  Zerstörung  des  Ehcatonatiuh  eintrat. 

Der  zerstörende  Orkan  (in  Yucatan)  heisst  (nach  Cogolludo) 
Hun-Yecil  (Wegfegen  der  Wälder). 

Nach  dem  Codex  Chimalpopoca  stieg  auf  den  Willen  des 
Himmelsherzen  aus  dem  Wasser  die  Erde  auf  mit  den  Bergen, 
Pflanzen  tragend  und  von  Thieren  durchwandert.  Dann  schuf 
durch  Einblasen  die  Gottheit  aus  einem  Holzstück  den  Alann  und 
aus  dem  Pflanzenmark  Cibaque  die  Frau.  Da  diese  Menschen  aber 
zu  stumpf  waren,  um  die  Gottheit  (Cabobil)  zu  verehren,  wurden 
sie  in  Affen  verwandelt,  und  aus  iMaisfrüchten ,  welche  reichbe- 
fiederte Vögel  brachten,    neue  Menschen    gebildet  mit  Belebung. 

Als  Auffinder  des  Mais  durch  die  Ameisen  berührt  sich 
Quetzalcoatl  mit  Gucumatz  in  dem  Charakter  eines  Culturheros, 
und  als  solcher  wird  er  von  der  Tigerform  Tezcatlipoca's  ver- 
scheucht, während  nach  einer  andern  Version  aber  Quetzalcoatl, 
in  einen  Tig'er  verwandelt,  seinen  Gegner  Tezcatlipoca  stürzt 
(s.  Chavero),  und  dieser  wird  bei  der  Schöpfung  der  Giganten  in 
die  halbe  Sonne  verwandelt,  die  nur  wenig  Licht  verbreitet  (wie 
im  Dämmerreiche  Xibalba's).  Umgekehrt  ist  es  wieder  Quetzal- 
coatl, der  in  diese  Halbsonne  verwandelt,  durch  die  glänzendere 
Sonne  Tezcatlipoca's  verdunkelt  wird  (nach  dem  Codex  Zumär- 
raga),  freilich  in  deutlich  späterer  Interpretation,  da  in  Schaffung 
dieser  halben  Sonne  durch  Quetzalcoatl  auch  Huitzilopochtli  (der 
aztekische  Schutzpatron)  mithilft,  w^ährend  sich  in  der  anfänglichen 
Fassung  Quetzalcoatl  mit  Tlaloc  associirt  findet,  dem  ältesten  der 
Landesgötter  (aus  der  Tolteken-Zeit). 

Nach  dem  durch  Quetzalcoatl  (wie  durch  den  peruanischen 
Propheten)  herabgesandten  Feuerstrom  und  der  durch  Regen  er- 
zeugten Fluth  wurde  der  Sohn  Quetzalcoatl's  in  die  Sonne,  und 
Tlaloc's  Sohn  in  den  Älond  metamorphosirt. 

Die  neben  der  weiter  verbreiteten  Fluth  (in  Mexico)  im  ersten 
der  vier  Sonnenalter  eingetretene  und  für  das  fünfte  vorhergesagte 
Feuerzerstörung  sah  (nach  Camargo)  die  Götter  auf  die  Erde 
zum  Tödten  der  Menschen  (in  diesem  Ragnarökr)  niedersteigen 
und  die  Sterne  vom  Himmel  herabfallen.  Die  Rettung  der  allein 
Uebriggebliebenen  in  Höhlen  findet  sich  auch  bei  den  Yuracares 
(s.  d'Orbigny),  als  Sararuma  die  Welt  verbrannte. 


556  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Nach  einigen  Darstellungsweisen  würden  die  fünf  Sonnen  nach 
der  Art  andern  Schöpfungsmythen  (in  welchen  es  eines  Heros 
zu  ihrer  Bekämpfung  und  Verminderung  bedarf)  zu  verstehen 
sein,  als  ob  sie  nicht  in  zeitlicher  Folge,  sondern  räumlich  neben 
einander  erschienen  seien. 

Huvo  cinco  soles  en  los  tiempos  passados,  en  los  cuales  no  se 
criaban  bien  los  bastimentos  y  frutos  de  tierra,  so  dass  die 
Menschen  starben  (Torquemada). 

Nach  Mendieta  folgte  auf  die  fünf  unvollkommenen  Sonnen 
(oder  Zeitalter),  in  welchen  die  Früchte  nicht  zur  genügenden 
Reife  gelangen  konnten,  die  jetzige  oder  sechste,  in  welcher 
Alles  seine  richtige  Entwicklung  erhält. 

Die  Mexicaner  glaubten  (s.  Gama)  qua  el  sol  habia  muerto 
quatro  veces,  so  dass  man  sich  jetzt  ^)  im  fünften  Sonnenalter  fin- 
den würde,  wogegen  die  Tlascalaner  überhaupt  nur  vier  gezählt 
zu  haben  scheinen,  von  denen  das  eine  durch  Wasser  zerstört, 
das  zweite  durch  Stürme  (unter  Degradirung  der  Menschen 
zu  Affen)  und  das  dritte,  indem  sich  die  Welt  von  Unten  nach 
Oben  kopfüber  kehrte  und  in  diesem  Umsturz  die  Giganten  er- 
schlug (s.  Herrera).  Die  Zerstörung  durch  Feuer  hatte  dann  zu 
folgen.  Eine  ähnliche  Aufstellung  findet  sich  bei  d'Alva,  nur, 
dass  er  die  Erdbeben  der  Sturmkatastrophe  voransetzt,  doch  mag  in 
beiden  Fällen  das  einleitende  Feueralter  deshalb  ausgefallen  sein, 
weil  man  es  in  der  Bestimmung  für  das  jüngste  Gericht  bereits 
verbraucht  glaubte,  während  es  bei  der  periodischen  Wieder- 
holung des  Cyclus  aus  dem  Anfang  eben  am  Ende  zu  wiederholen, 
oder  aus  dem  Ende  im  Anfang  zu  praesupponiren,  sein  würde. 

Diese  Weglassung  scheint  nun  Gomara  in  Verlegenheit  ge- 
bracht zu  haben,  bei  der  (auch  Mendieta)  bekannten  Fünfzahl 
unter  den  Sonnenaltern,  die  er  mit  dem  Atonatiuh  beginnen  sah, 
seine  Feuersortne  zu  placiren,  und  so  ist  sie  von  ihm  zwischen 
zweites  und  viertes  Alter  als  drittes  eingeschoben,  wo  jedenfalls 
kein  Platz  dafür  sein  kann. 

x\ls  fünfte  Sonne  betrachtet  er  die  nach  der  (auf  die  Dunkelheit, 
•w^elche  bei  der  Sturmkatastrophe  eingesetzt  hatte,  folgenden)  Men- 


1)  Nach  Teller  beschränkt  sich  die  Ewigkeit  (der  Höllenstrafen)  auf  die  gegen- 
wärtige Epoche,  indem  später  eine  Nachweltsepoche  folgen  wird,  wie  eine  Vorwelts- 
epoche vorhergegangen  (1785).  Pistorius  stellt  dem  Evangelium  und  der  Predigt  von 
Gottes  Gnade  (der  Chiliasten)  das  „ewige  Zorngericht"  entgegen,  ,,weil  Gott  in  der 
Ewigkeit  wider  den  Teufel  und  die  gottlosen  Menschen  wil  zürnen"  (1700). 


TERRASSENHIMMEL.  557 

schenschöpfung  hervortretende  (und  den  Tod  der  Götter  bewir- 
kende) Sonne,  also  die  auch  von  den  Quiche  auf  ihren  Wanderun- 
gen erwartete. 

In  Chimalpopoca  folgen  Ocelo-Tonatiuh  (Sonne  des  Tigers 
oder  Hungers),  Eheca-Tonatiuh  (Sonne  des  Windes),  Quia-Tona- 
tiuh  (Sonne  des  Feuer's,  und  Ah-Tonatiuh  (Sonne   des  Wasser's). 

In  diesem  Umlauf  der  Kaipen  gab  es  kein  willkürliches 
Eingreifen  eines  deus  ex  machina,  sondern  der  Gang  der  Dinge 
w^ar  durch  das  gesetzliche  Walten  eines  Dharma  bedingt,  das  von 
dem  eines  esoterischen  Einblicks  in  das  System  Ermangelnden  als 
Zufall  abgeschätzt  werden  würde.  Entendieron  que  no  avia  sido 
criado  el  mundo,  sino  que  ä  caso  se  habia  hecho,  ni  que  fueran 
criados  los  cieclos,  sino  que  eran  sin  principio  (die  Tlascalaner). 

Indess  war  durch  das  Weltgesetz  zugleich  die  Existenz  der  Göt- 
ter in  den  g  oder  1 2  Himmeln  bedingt,  und  die  Weltzerstörungen 
werden  (wie  im  Buddhismus)  verschiedentlich  hoch  in  diese  Terras- 
sirungen  des  Firmament's  hinaufgereicht  haben. 

Unberührt^)  war  jedenfalls  derjenige  Himmel  geblieben,  in 
welchem  die  Göttin  Citlalicue  oder  Omecihuatl  mit  dem  Gotte 
Citlalatonac  oder  Ometeuctli  weilte,  als  das  Ahnenpaar  der  nach 
Chicomoztoc  herabgesandten  Heroen. 

Dass  indess  auch  diese  Terrasse,  obwohl  sie  eigentlich  den 
Gestirnhimmel  repräsentiren  würde,  durch  die  zuletzt  auf  der  Erde 
vorgegangene  Revolution  in  nächste  Nähe  gebracht  war,  geht 
aus  der  dortigen  Belästigung  durch  den  Rauch  hervor,  als  nach 
dem  Verlauf  der  ersten  Fluth  Nata  und  Nena  ihr  erstes  Feuer 
anzündeten. 

Als  bei  der  Fluth  Himmel  und  Erde  sich  zusammengezogen, 
schloss  Titlacahuan  Tezcatlipoca  den  Mann  Nata  und  seine  Frau  Nena 
in  einen  hohlen  Baum  ein,  verbot  ihnen  aber  das  Feuer,  da  der 
Rauch  die  Götter  Citlallinicue  und  Citlallatonac  belästigte  (nach  dem 
Chimalpopoca  Manuscript).  In  Chalco  kamen  die  Götter  Cemecatl, 
Tezcatlipuca,  Chiconaui  und  Ehecatl  von  den  Kindern  der  Göttin 
Atlatime  (welche  die  Gestirne,  sowie  Sonne  und  Mond  geschaffen) 
auf  die,  nach  dem  Wasser,  gebildete  Erde  herab,  den  Menschen 
in's  Leben  zu  rufen  (s.  Thevet). 


1)  Nach  der  Fluth  kamen  die  Teotes  vom  Himmel,  die  Welt  zu  erneuern  (in  Ni- 
caragua). Nach  Duncan  sprachen  die  Tsimshean  von  einer  Fluth,  aus  der  nur  wenige 
entkamen. 


558  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Auf  dem  Isthmus  lebten  während  der  Fluth  (aus  welcher  sich 
die  Vorfahren  der  Menschen  in  einem  Canoe  retteten)  der  Regen- 
macher im  Himmel  mit  einer  schönen  Frau  nebst  Knaben 
(s.  Herrera)  und  in  Nicaragua  stellten  nach  der  Fluth  Tamagostad 
und  Cipattonal  die  Erde  wieder  her  unter  Beihülfe  der  Teotes 
oder  Götter. 

Wie  Tezpi  Mechoacan's  landete  der  mexicanische  Coxcox 
(Teo-Cipactli)  oder  Cipactli  (dessen  von  der  Frau  Xochiquetzal 
stumm  geborene  Kinder  erst  durch  einen  Vogel  Zungen  ausge- 
theilt  erhielten)  am  Berge  Culhuacan,  die  aus  der  Fluth  geretteten 
Riesen  dagegen  am  Berge  Tlaloc,  wo  Xelhua  die  Pyramide  von 
Cholula  baute. 

Die  Thlinkiten  lassen  das  Schiff,  auf  welchem  sich  die  die 
Fluth  Ueberlebenden  befanden ,  auf  einem  Fels  zerbrechen  ,  und 
begehren  die  eine  Hälfte  für  sich,  während  sich  auf  der  andern 
die  verschieden  redenden  Stämme  fanden. 

Die  Ayricos  und  Jinaras  verehrten  den  die  Erde,  die  von 
ihm  aus  Nichts  geschaffen  war,  durch  eine  Fluth  zerstörenden 
Gott  und  seinen  herabgesandten  Sohn,  der  den  Tod  erlitt. 

Von  Skomelten  (Skoi  oder  Mutter)  ohne  Mann  geboren  schuf 
Amotkan  (der  auf  der  Bergespitze  Sitzende)  viele  Welten,  die 
erste  Generation  der  Menschen,  weil  sie  lahm  und  taub,  durch  eine 
Fluth  zerstörend,  die  zweite  (doppelt  so  grosse)  durch  Feuer,  die 
dritte  durch  Pest,  bis  bei  der  vierten  dann  seine  Mutter  Für- 
.sprache  einlegte.  In  der  allgemeinen  Dunkelheit  gab  zuerst 
der  Präriewolf  (Sinchlep)  einiges  Licht,  und  als  er  (weil  sich 
in  die  Angelegenheiten  der  Familie  mischend)  am  Schwanz 
befestigt  gefangen  gehalten  war,  an  seiner  Stelle  die  Krähe,  die 
indess  als  schwarz  verlacht  wurde,  so  dass  Amotkan  seinen  Sohn 
Spakani  sandte,  der  sich  vorher  mit  einer  Frau  unter  den 
Menschen  vermählen  wollte,  und  da  ihm  dies  versagt  wurde,  mit 
einer  Frau  aus  der  (neben  dem  Dorfe  in  einer  Hütte  wohnenden) 
Froschfamilie,  die  zur  engeren  Vereinigung  mit  ihm  an  seine 
Backe  sprang,  so  dass  die  Sonne,  dadurch  beschämt,  sich  am 
Tage  das  Gesicht  verschleierte,  und  nur  Nachts,  (wenn  unter  dem 
Wasser  hindurch  tanzend)  mit  dem  Frosch  zu  sehen  ist,  im 
Monde  (Mengarini).  They  have  but  one  and  the  same  w^ord,  to 
express  both  sun  ad  moon,  namely  Spakani  (die  Flatheads  in  Oregon). 

Die  Natliskaliguten  (Menschentödter)  genannten  Riesen  wur- 
den durch  Sinchlep  (den  Prärien- Wolf)  in  Steine  verwandelt,  und 


FLUTH.  559 

umherliegende  Feuersteinstücke  galten  für  die  Pfeile  der  Menschen- 
tödter  (s.  Mengarini). 

Nach  den  Flathead  bedeckt  der  Himmel  als  hohler  Berg  die 
flache  Erde,  gleich  einem  Kessel  (s.  Mengarini). 

Bei  den  Pari  (im  Osten  Borneo's,  als  Dayak)  haben  die  Eltern 
von  Sonne  und  Mond,  der  Gott  Minjanni  (mit  der  Göttin  Sem- 
pulu)  die  Erde  erschaffen  und  aus  Steinen  Menschen  und  Thiere. 
Die  Krieger,  welche  viele  Köpfe  erbeutet  haben,  gehen  nach  dem 
Himmel  Langit-Suka,  die  an  Krankheiten  oder  gewöhnlicherweise 
Sterbenden  nach  dem  Himmel  Lamur-Niang,  die  in  Kindesnöthen 
sterbenden  Frauen  nach  dem  Himmel  Tai-Assoh,  diejenigen,  deren 
Köpfe  in  Feindeshand  gefallen  sind,  gehen  nach  dem  Himmel 
(oder  Hölle)  Rarau-Saban. 

Die  Dayak  (im  Norden  von  Central-Borneo)  verehrten  Di-Battah 
oder  Ju-Battah  (als  allmächtigen  Schöpfer),  auf  dessen  Befehl 
Pa-Nitah  die  Welt  schuf,  wie  Pa-Nampa  das  Licht  schuf  und  Pa- 
Jadzih  (Pa-Jädi)  die  Erde  und  Menschen  schuf,  welche  von  Pa- 
Niring  erhalten  werden.  Pa-Jihrah  ermahnt  die  Menschen  zum 
Guten,  der  böse  Pa-Nadu  verleitet  zum  Bösen.  Die  Erde  steht 
in  der  Mitte  der  Welt  (halbkugeliger  Form).  Von  den  bösen 
Geistern  weilt  Nesi-panjang  (Kamang)  bei  den  Waldflüssen  (den 
Canoen  gefährlich),  und  Belauwan  (weiblich)  bringt  Verderben. 
Von  den  guten  Geistern  wird  Tepang  zum  Schutz  der  Reisfelder 
angerufen,  Tetingi  gegen  wilde  Thiere,  Tukar  bei  Kriegszügen, 
Tugan  bei  Krankheiten,  Inaija  im  Walde,  Auwi  bei  Anfertigung 
von  Waffen,  Mudjang  als  Beherrscher  des  Feuer's,  Eijong  (als 
Beherrscher  der  Winde);  Bankit  ist  der  Geist  des  Verstorbenen 
oder  (wenn  ermordet  und  unbegraben)  Pugak  oder  Bukang,  dessen 
Spuk  durch  Umzäunung  vorgebeugt  wird  (Kessels). 

Die  Caddoes  wohnten  neben  dem  Hügel,  auf  welchen  ihre 
Vorfahren  von  dem  Himmelsherrn  gesetzt  wurden,  als  die  Erde 
von  der  Fluth  bedeckt  war.  Bei  der  Fluth  wurde  (nach  den 
ApalachernX  nur  der  Sonnentempel  auf  dem  Berge  Olaimi  mit  den 
dorthin  Geflüchteten  gerettet,  bis  man  in  dem  Erscheinen  der 
Tonatzuli  genannten  Vögel  die  Wiederkehr  der  Sonne  begrüsste 
(s.  Dapper). 

Die  Wiederbevölkerung  der  Erde  (wofür  in  Mexico  gleich 
das  Ehepaar  der  Stammeltern  reservirt  ist)  geschieht  bei  den 
Tupi  durch  einen  der  wunderkräftigen  Zauberer  oder  Caraiben, 
während  die  (von  dem  bei  Nacht  arbeitenden  Macunaima  aus  den 


560  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

in  den  Fluss  geworfenen  Baumrindenstücken  geschaffenen)  Macusi  ^) 
(Deucalion  und  Pyrrha  nachahmend)  Steine  hinter  sich  warfen,  die 
Maipuris  dagegen  vom  Berge  Tamanaku  (als  Tamanaken)  die 
Früchte  der  Mauritia-Palme. 

Als  (der  gute)  Mauri  oder  Mauaröba  (neben  dem  bösen  Sa- 
raua  oder  Umauari)  sich  nach  der  Fluth  allein  sah,  bildete  er 
eine  Frau  aus  Baumharz,  nach  den  Paravilhana  (am  Rio  Branco), 
bei  denen  als  Gespenster  umgehen:  Matuzu  (mit  verkehrten 
Füssen),  Curiquan  (als  Riese),  Goajazi  (als  Zwerg),  Tipito  (als 
Gerippe)  und  geschwänzte  Menschen  (Coata-  und  Guariba-Ta- 
puija)  bekannt  sind  (s.  Sampayo). 

Die  Neuschöpfung  aus  dem  Wasser  macht  das  Schweben 
des  göttlichen  Geistes  darüber  nothwendig,  und  wenn  in  Polynesien 
die  Gottestöchter  auf  die  Meeresfläche  herabschweben,  gebiert 
am  Orinoco  eine  durch  die  Luft  fliegende  Frau  den  ersten  Warrau, 
von  dem  die  übrigen  Stämme  entsprangen. 

Michapous  (s.  Bacqueville)  lässt  sich  in  der  späteren  Landenge 
zwischen  Huronen-  und  Michigansee  von  den  Thieren  (von  denen 
sonst   vorwiegend   die  Schildkröte   verwandt  wird)    eine  Brücke^) 


1)  Der  neben  dem  bösen  Epel  oder  Horuich  verehrte  Gott  Macunaima  (der  bei 
der  Nacht  Arbeitende)  warf  (nach  den  Macusis)  die  mit  einer  Steinaxt  abgehauenen 
Rindenstücke  eines  Baumes  in  einen  Fluss,  wo  sie  sich  in  Thiere  verwandelten,  worauf 
der  Mann  (und  während  seines  Schlafes  die  Frau)  geschaffen  wurde  (s.  Schomburgk). 
Als  der  aus  der  Fluth  Gerettete  durch  die  Ratten  (in  Ueberbringung  eines  Mais- 
kolbens) von  dem  Abfluss  der  Wasser  benachrichtigt  war,  warf  er  Steine  hinter  sich, 
um  die  Erde  neu  zu  bevölkern  (bei  den  Macusis).  Die  Erde  mit  seinen  Flügeln  be- 
rührend, rief  der  Riesenvogel  alles  Lebende  daraus  hervor,  ausser  den  Tinneh,  vom 
Hunde  stammend,  der  in  Gestalt  eines  schönen  Jünglings  auftretend,  von  den  anlan- 
genden Riesen  zerstückelt  wurde.  Franklin  fand  unter  den  Tinneh  einen  Propheten, 
der  ihnen  die  Sünde  gezeigt ,  ihren  Vorfahren ,  den  Hund ,  zum  Arbeiten  zu 
benutzen,  weshalb  sie,  um  nicht  weiter  verleitet  zu  werden,  alle  Hunde  tödteten.  Nach 
den  Totoyantes  (in  Californien)  entwickelten  sich  die  Coyotes  (seitdem  durch  Verbrennen 
der  Leichen  das  Fortfliegen  der  entstehenden  Würmer  als  Geister  zum  Monde  verhindert 
war)  in  Menschen  (den  Schwanz  indess  bedauernd).  Chareya  (der  Alte  von  Oben) 
schuf  die  Welt  auf  dem  Stuhl  (des  Hohepriesters)  sitzend  (bei  den  Cahrocs  am  Kla- 
math-Fluss).  Der  aus  dem  Himmelsloch  auf  Berg  Shasta  herabgestiegene  Schöpfer 
pflanzte  Bäume. 

2)  Die  bei  Quebec  lebenden  Stämme  verehrten  gemeinsam  den  Gross-Onontio  ge- 
nannten König  (des  höchsten  Berges).  Der  Himmel  wurde  von  Michapous  geschaffen 
und  dann  alle  Thiere ,  welche  auf  dem  Wasser  eine  Brücke  bildeten ,  für  Michapous 
darauf  zu  schwimmen,  und  als  der  Wassergott  Michipisi  Erde  versagte,  wurden  durch 
die  Moschusratte  einige  Körner  an  die  Oberfläche  gebracht  und  durch  das  Umherlaufen 
des  Fuchses  (Wolfes)  das  Land  ausgedehnt,  das  Michapous  durch  sein  Umhergehen  noch 


CARDINALPUNCTE.  561 

Über  das  Wasser  bauen,  und  weiss,  als  der  (feindliche)  Wasser- 
gott Michipisi  Erde  versagt,  die  von  den  Moschusratten  gebrach- 
ten Körnchen  nach  dem  Hinstreuen  auf  dem  Wasser  durch  das 
Umlaufen  des  Fuchses  auszubreiten. 

Die  Birmanen  lassen  aus  dem  Wasser  der  vierten  Weltzer- 
störung nur  den  (in  Peru  zur  Rettung  von  Menschen  dienenden) 
Baum  Gondom  hervorragen,  auf  welchem  ein  Vogel  nistet,  dessen 
Koth  die  Substanz  zu  einer  teigigen  Masse  abgiebt,  aus  der  sich 
dann  die  Erde  bildet  (s.  Carpanius). 

Von  den  fünf  Göttern  (Virginien's)  schuf  der  grosse  Hase  die 
Menschen  (sie  in  einem  Sack  vor  den  canibalischen  Riesen  be- 
wahrend) und  dann  ein  riesiges  Wild,  und  als  dieses  durch  die 
von  den  vier  Weltgegenden  (Ost,  Nord,  West,  Süd)  kommenden 
Götter  getödtet  und  verzehrt  war,  streute  er  (für  neue  Thierbildung) 
die  Haare  desselben  über  die  Erde  aus  und  setzte  dann  die 
Menschen  frei  (s.  Strachey).  Als  ein  Einbruch  von  Riesenthieren 
(der  Mammuth)  Verwüstungen  unter  den  Heerden  des  Jagdwdldes 
anrichtete,  erschlug  sie  von  einem  Fels  der  grosse  Geist  mit 
Blitzen,  ausser  dem  Leiter,  der  jenseits  der  grossen  Seen  nach 
Norden  entfloh  (nach  den  Delawaren). 

Die  vier  Götter  der  Weltgegenden  (auch  als  Himmelsträger) 
finden  sich  sowohl  in  Yucatan,  wie  bei  den  Navajos. 

Von  den,  den  Arowaken  benachbarten  Jayer,  (deren  Zauber- 
priester oder  Peeeiais  behaupten,  se  crebro  cum  daemone  sermones 
facere,  quem  Wattipam  nominant)  wird  gesagt,  pro  numine 
venerari  Tamoucum,  ut  vocant,  quem  in  superiore  aeris  regione 
degere  et  inferiora  haec  pro  nutu  gubernare  (s.  de  Lact). 

Auf  eine  von  den  jüngeren  Zuwanderungen  nicht  (oder  wenig) 
beeinflusste  Fassung  der  heiligen  Sage  deutet  die  gleichzeitige 
Theilnahme  Tezcatlipuca's  und  Ehecatl's  am  Schöpfungswerk,  in- 
dem jener  durch  den  Alund,  dieser  durch  den  Nabel  der  Göttin 
Tlalteutl  in  sie  eintreten,    und  dann  im  Herzen    (dem  Mittelpunkt 


beständig  (nach  Süden  hin)  erweitert.  Um  die  bei  seiner  Abwesenheit  unter  sich  un- 
einig gewordenen  Thiere  zu  strafen,  schuf  Michapous  für  ihre  Jagd  die  Menschen, 
welche  (aus  einem  langen  Schlaf  erwachend)  neben  sich  eine  riesige  und  eine  zwergige 
Rasse  fanden,  und  dann  in  der  Hütte  Michapous  von  der  Aufgabe  des  Mannes  zu 
jagen,  der  Frau  zu  dienen  unterrichtet  wurden  (s.  Bacqueville).  Als  Gott  des  Eis 
wird  Meteomex  verehrt  (1722).  Von  Manito  (Kije-Manito  und  Matchi-Manito)  oder 
Göttlichen  kommt  Manitowatan  (bei  den  Cris)  zur  Bezeichnung  des  Geheiligten  (wie 
der  Hase  u.  s.  w.). 

15  ast  ia  n  ,  j\inerica.  og 


562  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

der  Erde)  zusammentreffen,  um  das  schwere  Himmelsgewölbe 
emporzuheben,  worauf  auch  die  Thurmbauten  der  Riesen  abge- 
zielt haben  mögen.  Dass  von  den  mithelfenden  Göttern  einige 
zur  Stütze  (als  Atlas)  zurückblieben  (s.  Thevet)  zeigt  sich  auch  in 
den  vier  Bacab  Yucatan's.  Aus  dem  Chaos  hervortretend,  brachte 
Quaor  auf  seinen  Schultern  sieben  Riesen  und  schuf  dann  die 
Menschen  (bei  Los  Angeles). 

Bei  den  Maori  als  Vater  und  IMutter  (gleich  Uranos  und 
Gaea)  einander  vermählt  (und  aus  ihrer  Umarmung  durch  den 
aufwachsenden^)  Baumgott  geschieden),  wurden  Himmel  und  Erde 
von  den  Acagchemem  als  Bruder  und  Schwester  gefasst  und 
ihnen  Ouiot  zum  Sohn  gegeben,  der  nach  dem  Tode  als  das  Ge- 
spenst Chinigchinig  wiedererschien  oder  in  der  durch  Nocuma  auf 
dem  Fels  Tosaut  gestetigten  Welt  der  Playanos  Capistrano's 
(s.  Boscana)  als  Sohn  Sirout's  im  Tobet  tanzend. 

In  den  Mund  der  Erdgöttin  Tlalteutl  eintretend,  vereinigte 
sich  Tezcatlipuca  mit  dem  durch  den  Nabel  eingetretenen  Ehecatl 
im  Herzen  (dem  ]\Iittelpunkt  der  Erde)  und  erhoben  sie  (mit  Hülfe 
anderer  Götter)  das  schwere  Himmelsgewölbe,  worauf  durch  den 
Gott  Citlaltona  und  seine  Frau  Citlalcue  die  Sterne,  durch  Yoal- 
teutli  und  seine  Frau  Yacahuiztli  die  Nacht,  sowie  durch  Tlaloc 
das  Wasser,  mit  den  aus  den  Bergen  hervorgehenden  Wolken 
(Tlatoqs  oder  Herren)  geschaffen  wurden,  und  dann  durch  Mitlan- 
teutli  die  Unterwelt.  Als  nach  Berathung  mit  Tezcatlipuca  über 
die  Menschenschaffung  Ehecatl  in  die  Unterwelt  hinabgestiegen, 
erhielt  er  (neben  Todtenasche)  einen  langen  Knochen,  der  bei  der 
Verfolgung  durch  JMitlanteutli  zerbrach,  so  dass  die  Menschen 
(statt  riesig)  nur  klein  gebildet  wurden,  und  nachdem  sie  von  den 
durch  das  Buch  Paztli,  worin  ihre  Namen  verzeichnet  waren,  zu- 
sammenberufenen Göttern  durch  Blut  aus  ihren  Zungen  belebt 
waren,  durch  den  Gott  Cholutl  mit  eingeweichtem  Brod  gross- 
gezogen werden  mussten.  Um  dann  die  Nachkommen  des  ersten 
Menschen  (der  in  der  Höhle  Tamoachan  in  Quahuahuac  oder 
Cuernavaca  entstand)  zu  erheitern,  damit  sie  den  Preis  der  Götter 
sängen,    brachte    der    Luftgott    Ehecatl    die    jungfräuliche   Göttin 


1)  Als  unter  Mischung  des  weiblichen  (me)  und  männlichen  Prinzips  (o)  Himmel 
und  Erde  noch  verbunden  waren,  wuchs  die  Äshi-Pflanze  als  Kami  auf,  die  Ursprung 
gab  für  Izanagi  no  Mikoto  und  (dem  weiblichen  Geist)  Izanami  no  Mikoto,  von  deren 
Tochter  Ten-sho-dai-jin  (als  Sonne  am  Himmel)  der  Mikado  stammt  (unter  Verehrung 
der  Kami  im  Sinto-Dienst). 


ATLAS.  563 

Mayanetl  (Enkelin  der  Göttin  Cicimitl)  auf  die  Erde  herab,  und 
aus  ihrer  Baumverwandlung  wurde  der  Rauschtrank  bereitet 
(s.  Thevet). 

Indem  Tezcatlipuca  in  den  Mund  und  Ehecatl  in  den  Nabel 
der  Göttin  Tlaltentl  (Tlalteutl)  eintraten,  trafen  sie  sich  in  ihrem 
Herzen  (dem  Mittelpunkt  der  Erde),  und  begannen  emporsteigend 
den  schweren  Himmel  ^)  zu  erheben,  mit  Hülfe  anderer  Götter,  von 
denen  einige  zur  Stütze  zurückblieben,  damit  er  nicht  wieder 
herabfalle. 

Nachdem  Tloque  Nahuaque  die  Welt  geschaffen,  gingen  aus 
deren  schwangerem  Leibe  Oxomozco  (Otzmosco)  oder  Tititl 
(nuestra  madre  oder  el  vientre  de  donde  salimos),  als  Teoyaomin- 
qui  (la  diosa  que  recoge  las  almas  de  difuntos),  die  Menschen 
hervor,  die  sich  von  Früchten  und  Kräutern  nährten,  bis  Tlao- 
minqui  Bogen  und  Pfeile  erfand  (s.  Echeverria).  In  der  Bildung 
aus  Wasser  tritt  der  Frosch^)  hervor,  der  auch  später  in  den 
Cultus-Ceremonien  für  Regen  seine  Stellung  bewahrt. 

In  ihrer  Beziehung  zu  den  Olmeken  treten  die  Zapoteken 
(und  Misteken)  der  geschichtlichen  Periode  der  Nahuas  gegen- 
über in  eine  prähistorische  Vergangenheit  zurück,  als  ihrem  Ur- 
sprung nach  einer  vorweltlichen  Epoche  angehörend,  je  nach  den 
Tonatiuh  oder  Sonnen.     Als  solche  finden  sich  unterschieden: 

Ocelo-Tonatiuh  (des  Tigers  oder  der  Hungersnoth), 

Ollin-         „  (der  Bewegung), 

Quia-         „  (des  Regens), 

Eheca-      „  (des  Sturmwindes), 

Atonatiuh  (des  Wassers  oder  Atl), 

1)  Die  in  eine  Cocuss-Nuss-Schaale  eingeschlossene  Welt  (in  Mangaia)  ist  gradually 
tapering  to  a  point,  which  represents  the  very  beginning  of  all  things.  This  point  is 
a  spirit  or  demon,  without  human  form  and  is  named  Te-aka-ia-Roe  or  The-root-of- 
all-existence  (Gill).  Auf  Nukunau  der  Gilbert-Gruppe  (wo  der  Gott  Tapu-Ariki  sich 
im  Donner  manifestirt)  hoben  die  Brüder  Naleau  und  Laki  den  auf  der  Erde  ruhenden 
Himmel  in  die  Höhe  und  warfen  dann  das  rechte  Auge  ihres  jüngeren  Bruders  als 
Sonne,  das  linke  als  Mond  hinauf  (s.  Turner).  In  Mangaia  erhoben  Maui  und  Ru 
den  auf  der  Erde  liegenden  Himmel,  erst  ihn  am  Rücken  tragend,  dann  auf  die  Kniee 
gestemmt,  weiter  mit  den  Schultern,  und  schliesslich  mit  aufgerichteten  Händen  (s. 
Gill).  Kircher  giebt  die  Abbildung  eines  Idols  (variis  animalium  capitibus,  tanquam 
figuris  quibusdam  hieroglyphicis  concinnatum) ,  es  als  Anni  dominum  bezeichnend  (in 
Mexico). 

2)  Bei  der  Schöpfung  (in  Canada)  durchhieb  Juskeha  einen  Frosch,  unter  dessen 
Achseln  die  "Wasser  verborgen  gelegen,  und  eröffnete  dann  eine  Höhle,  aus  der  die 
Thiere  hervorkamen  (s.  Dapper).     Als  Numank-Machana    (der  erste  Mensch  der  Man- 

3G* 


564  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Tlaltonanatiuh  (der  Erde)  oder 
Tlalchitonatiuh, 
Tletonatiuh  (des  Feuers), 
dann  des  Nahui-Atl  u.  A.  m,  wobei  die  Folge  in  der  vorwiegen- 
den Vierzahl  wechselt. 

Vierfach  theilt  sich  auch  der  (im  Alter  der  Huehuetilitztli 
verdoppelte)  Cyclus  von  52  Jahren,  und  die  Zählung  wieder  nach 
vierfacher  Benennung  durch 

Tochtli  (Kaninchen), 
Calli  (Haus), 
Tecpatl  (Feuerstein), 
Acatl  (Rohr), 
wobei  die  Xiuhtlapohualli  (Jahresrechnung)  durch  die  Monate  (mit 
5  Nemontemi)  gebildet  wurde. 

In  der  von  Clavigero  adoptirten  Reihenfolge  der  Zeitalter 
(Atonatiuh,  Tlaltonatiuh ,  Ehecatonatiuh,  Tletonatiuh)  wird  das 
vierte  (des  Feuers)  als  das  jetzige  betrachtet,  während  sonst  (wie 
gesagt)  seine  Wiederholung  (unter  Ablauf  des  Cyklus)  im  fünften 
auftritt. 

Sahagun  führt  die  20  Constellationen   auf,  von  Cecipactli  bis 
Cexuchitl,  und  in  jedem   13  Häuser,  so  im  letzten: 
Cexuchitl  Chicueyquauhtli 

Umecatl  Chiconavicozcaquauhtli 

Eyetzcuintli  Matlactliolin 

Naviocumatl  Matlacthocetecpatl 

Macuillimalinali  Matlactliomomequiavitl 

Chicuacenacatl  Matlactliomeyxuchitl 

Chicomeocelutl 
Die  grün  auf  dem  Wasser  schimmernden  Gucumatz  bildeten 
(nachdem  Hurakan,  das  Himmelsherz,  die  Erde  geschaffen)  den 
Menschen  erst  aus  Thon,  dann  aus  Holz,  schliesslich  aus  Mais 
(nach  den  Popul  Vuh)  als  vier  Männer,  die  (mit  ihren  Frauen)  in 
den  sieben  Höhlen  (Tulan-Zuiva)  Götter  erhalten,  Balam  Quitze 
den  Tohil,  Balam-Agab  den  Avilix,  Mahucutuh  den  Hacavitz, 
während  Iqui-Balam,  als  kinderlos  auf  keinen  Gott  zählte  (in 
Guatemala).  Aus  dem  von  der  Sonne  bei  Aculma  gebohrten  Loch 
kam  der  erste  Mann  Aculmaitl  (Schulterhand)  nur  als  Kopfbüste 


daren),  auf  dem  Lande  (das  er  aus  der  vom  Vogel  aus  dem  AVassser  gebrachten  Erde 
gebildet)  umherwandelte,  fand  er  die  Kröte,  die  er,  M^eil  sie  so  alt  aussah,  seine  Gross- 
mutter nannte  (Neuwied). 


ÄRA.  565 

und  dann  folgte  die  Frau  (nach  den  Tezcucern).  Aehnliche 
Autochthonen  entspringen  in  Guamachuco  (Peru's). 

In  eine  Höhle  hinabsteigend,  fanden  die  Götter  (Mexico's) 
den  Gott  Picciuteutli  mit  der  Göttin  Choquyceli  schlafend,  und 
bemächtigten  sich  des  daraus  geborenen  Sohnes,  des  unter  der  Erde 
verborgenen  Gottes  Ciuteutl  oder  Tlacopile  (der  Vielgeliebte),  in- 
dem sie  aus  seinen  Haaren  die  Baumwolle  bildeten,  aus  dem 
einen  Auge  den  Samen  Sanctlhquez,  aus  dem  andern  Auge  den 
Samen  Chia,  aus  den  Fingern  die  Frucht  Camotl,  aus  den  Nägeln 
den  Mais  u.  s.  w.  (s.  Thevet). 

Die  Göttin  Citlalicue  (mit  dem  Gott  Citlalatonac  im  Himmel) 
gebar  den  Stein  Tecpatl,  aus  dessen  Splittern  (von  ihren  Söhnen 
auf  die  Erde  geworfen)  in  den  sieben  Höhlen  von  Chicomoztoc 
die  1600  Götter  (oder  Heroen)  geboren  wurden,  die  durch  ihren 
Boten  (den  Habicht  oder  Tlotli)  über  die  Schöpfung  von  Men- 
schen bei  ihrer  Mutter  anfragend,  angewiesen  wurden  (um  die- 
nende Menschen  zu  erhalten)  von  dem  Gott  der  Unterwelt  (Mic- 
tlanteuctli)  einen  Knochen  (oder  Todtenasche)  zu  erhalten,  aus 
dem  (durch  Xolotl,  trotz  seines  Beinbruches,  geraubt)  mit  Opferblut 
der  erste  Mensch  Iztacmixcuatl  mit  seiner  Gattin  Ilancueitl  (am 
vierten  Tage)  gebildet  und  durch  den  Saft  von  Disteln  grossge- 
zogen wurde  (und  dann  folgte  die  Schöpfung  von  Sonne  ^)  und  Mond). 

Die  irdischen  Kinder  Citlalicue's  senden  den  Habicht  (Tlotli) 
nach  Oben,  um  Menschen  zu  erbitten.  Am  Jahresfest  wurde  (bei 
den  Acagchemen)  der  (Panes  genannte)  Geier  getödtet  (als  die 
in  Chinigchinich  verwandelte  Frau).  Quaroteaht,  der  erste  Mensch 
(haarig  und  dick)  zeugte  mit  dem  Donnervogel  Tootooch  den 
Menschen.  Als  der  Donnervogel  aus  der  mit  Wasser  gedeckten 
Erde  alle  Schöpfung  hervorgerufen,  entstanden  die  Chepewyer 
vom  Hunde,  der  deshalb  nicht  gegessen  wird  (s.  Mackenzie). 

Nach  dem  Codex  Zumärraga  wurde  (während  eine  halbe 
Sonne    nur    wenig  Licht    verbreitete)  Tezcatlipoca    in    die   Sonne 

1)  In  Aegypten  wurden,  als  die  Welt  beherrschend,  zwei  ewige  Götter  in  Sonne 
und  Mond  angenommen ,  während  das  Feuer  zur  Hervorbringung  aller  Dinge  wirke 
(s.  Diodor).  Insunt  enim  corporeis  rebus  per  omnia  elementa  mundi  quaedam  occultae 
seminariae  rationes  quibus  cum  data  fuerit  opportunitas  temporalis  ac  causalis,  prorum- 
punt  in  species  debitas  suis  modis  et  finibus.  Et  sie  non  dicuntur  angeli,  qui  ista 
faciunt,  animalium  creatores,  sicut  nee  dicendi  sunt,  quamvis  noverint  praebere  quasdam 
visibiles  opportunitates  et  causas,  ut  illa  nascantur.  Quod  autem  isti  faciunt  visibiliter, 
hoc  angeli  invisibiliter ,  deus  vero  solus  verus  creator  est,  qui  causas  ipsas  et  rationes 
seminarias  rebus  inseruit  (Augustin). 


566  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

verwandelt  bei  Schöpfung  der  Giganten,  welche  durch  Quetzal- 
coatl  (durch  den  Tezcatlipoca  gestürzt  wurde)  verschlungen  wurde 
bei  seiner  Verwandlung  in  einen  Tiger  (s.  Chavero).  Nach  dem 
Feuerregen  Quetzalcoatl's  und  der  durch  Regen  erzeugten  Fluth 
(im  Zeitalter  Chalchiuhtlicue  wurde  der  Sohn  Quetzalcoatrs  in  die 
Sonne  verwandelt  und  Tlaloc's  Sohn  in  den  Mond.  Da  die  Sonne, 
worin  Quetzalcoatl  verwandelt  war,  nur  wenig  Licht  gab,  als 
halbe  Sonne,  wurde  sie  durch  die  glänzendere  Sonne  des  Tezcat- 
lipoca ersetzt  (wie  auch  in  anderer  Version).  Die  halbe  Sonne 
wurde  durch  Huitzilopochtli  und  Quetzalcoatl  geschaffen.  Wie 
der  erste  Mensch  als  Cipactli  (mit  der  Frau  Tonacacihuatl  und 
Oxomoco)  war  der  Gott  Toacatecuhtli  die  Sonne  ^),  als  Tlatizpa- 
que  (el  que  envia  la  luz  a  la  tierra). 

Von  Himmel  und  Erde,  als  Bruder  und  Schwester,  geboren, 
zeugte  Quiot  (mit  einem  "Wei  b)  die  Menschen  und  starb  im  Alter 
als  der  Coyote  (Eno  oder  Dieb)  den  von  seiner  Mutter  (der  Erde) 
gebrauten  Heiltrank  umgestossen  (nach  den  Acagchemem).  Als 
das  Gespenst  Chinigchinig  wiedererscheinend,  weihte  Ouiot  (als 
Schöpfer)  seine  Nachkommen  als  Zauberer  für  die  aus  Lehm  ge- 
bildeten Menschen  (s.  Boscana).  Nach  den  Playanos  (bei  San 
Juan  Capistrano)  stetigte  der  unsichtbare  Nocuma  die  geschaffene 
"Welt  auf  dem  Fels  Tosaut  und  bildete  (aus  Lehm)  den  Mann 
Ezoni  und  die  Frau  Ae,  unter  deren  Nachkommen  Sirout  mit 
Ycaiut  den  Sohn  Quiot  (Herrscher)  zeugte,  der  als  er  vergiftet 
gestorben  war  (nachdem  die  Erscheinung  Attajen  die  Zauberer 
geweiht  hatte)  als  Tobet  (Quiamot  oder  Chinigchinich)  tanzend, 
wieder  erschien  und  die  Macht  der  Zauberer  (Puplem)  bestätigte, 
die  Vanquech  genannten  Tempel  (als  Asyle  für  Verbrecher) 
bauend,  während  von  dem  Gott  Touch  (im  Innern  der  Erde  woh- 
nend) jedes  Kind  den  Schutzgott  in  Thiergestalt  zugesandt  erhielt. 

Nach  mexicanischen  Traditionen  verlor  sich  die  erste  Sonne 
durch  Wasser,  die  zweite  durch  Einsturz  des  Himmels  (die  Riesen  er- 
schlagend), die  dritte  durch  Feuer,  die  vierte  durch  Sturm  (die 
Menschen    in  Affen    verwandelnd).     Dann    folgte    eine    25  jährige 


1)  In  Florida  wurde  neben  dem  Schöpfer,  als  Sonne,  der  böse  Toja  verehrt. 
Nach  den  Agreskoui  oder  Iroquesen  stieg  von  den  sechs  Vorfahren  einer  zum  Himmel, 
sich  mit  Atahensic  vermählend,  die  dann  durch  den  Himmelsherrn  herabgeworfen,  auf 
die  Schildkröte  fiel  (Jeffreys).  Bei  Erdbeben  schüttelte  sich  die  trageude  Schild- 
kröte (bei  den  Lenape),  denn  diese  Schildkröte  trägt  die  Erde  auf  dem  Rücken 
Heckewelder). 


EDOM.  567 

Dunkelheit,  und  in  15  Jahren  bildeten  die  Götter  einen  Mann  und 
eine  Frau  (die  Kinder  zeugten),  worauf  10  Jahre  später  die  Sonne 
(als  fünfte-  Sonne)  erschien  am  Tage  des  Kaninchen  (mit  dem 
seitdem  die  Jahre  beginnen)  und  drei  Jahre  später  starben  die 
früheren  Götter,  indem  die  neuen  entstanden  (s.  Gomara). 

Nach  den  Tlascalanern  war  die  Welt  einmal  durch  Wasser 
zerstört,  dann  durch  Stürme  (die  Menschen  in  Affen  verwandelnd), 
und  als  sie  sich  von  oben  nach  unten  umgestürzt  hatte,  gingen 
die  Giganten  zu  Grunde.  Eine  Zerstörung  durch  Feuer  wird  fol- 
gen (Herrera). 

Als  nach  dem  Fortzuge  Quetzalcoatl's  oder  Ce-Acatl's  von 
Cholula  die  Zerstörung  des  dritten  Zeitalters  (Ehatonatiuh)  durch 
Sturm  eintrat  und  der  Fall  des  Thurmes  von  Cholula,  wurde  auf 
den  Trümmern  desselben  der  Tempel  des  Quetzalcoatl  oder  Ce- 
Acatl  (als  Gottes  der  Luft)  erbaut  (s.  Ixtlilxochitl).  Dabei  sei  die 
Sprachverwirrung  (des  Babelthurms)  gefolgt.  Um  die  Welt,  die 
vielfach  durch  Sünder  zerstört  war,  zu  retten,  sendete  Tonacate- 
cotle  oder  Citinatonali  den  durch  seinen  Athem  gezeugten  Sohn 
Quetzalcoatle  auf  die  Erde. 

Nachdem  die  anfangs  sprachlosen^)  Narrinjeri  (als  Alaloi 
am  Untern  Murray)  durch  das  Essen  der  Eingeweide  der  an  einer 
Krücke  hinkenden  Alten  verschiedene  Sprachen  erlangt  hatten, 
verfolgte  Narrunderi  seine  treulosen  Frauen,  und  als  diese  von 
der  Fluth  verschlungen  waren,  stieg  er  mit  den  Kindern  zum 
Himmel  (Weürrewarre)  auf,  den  Regenbogen  hinstellend  und  im 
Donner  redend  (s.  Jung).  Beim  mexicanischen  Weltuntergang 
(durch  Feuer)  hatten  die  Götter  zum  Tödten  der  Menschen  nie- 
derzusteigen und  die  Sterne  herabzufallen,  in  Wild  verwandelt 
(Camargo).  Aus  der  Schulter  Dimivan  Caracol's  kam  die  Schild- 
kröte hervor,  die  nach  der  Fluth  die  Unterlage  der  neuen  Erde 
bildete  (P.  Martyr).  Den,  wie  in  Yucatan  und  Guatemala  gekne- 
teten Lehm  mengt  der  Schöpfer  bei  den  Nutka  mit  seinem 
Schweiss  für  die  Menschenschöpfung.  Bei  dem  Ain-el-Dschudeide 
(ausgehöhltem  Brunnen)  Hebron's  wird  die  rothe  Erde  ge- 
zeigt, aus  der  Adam  geformt  wurde.  Der  aus  der  von  Izrail 
trotz     der   Einwendungen    von     der    Stätte     der     spätem    Kaaba 


1)  On  taking  off  my  hat  I  received  a  compliment  I  did  not  expect.  „How  like 
a  galdesa  (monkey)  he  is,"  exclaimed  one.  This  was  in  allusion  to  the  colour  and 
straitness  of  my  hair,  but  perhaps  rather  to  its  shortness,  erzählt  New  (im  Galla- 
Lande). 


568  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

genommenen  Erde  durch  die  Hände  Gottes  geknetete  Mensch 
blieb  an  einem  Ort  zwischen  Mekka  und  Thaif  bis  zur  Be- 
seelung (nach  Abulghazi).  Der  aus  der  Wasserfluth  (mit  sei- 
ner Frau  Xochiquetzal)  gerettete  Cocox  (mit  einem  Bart)  sandte 
erst  einen  Geier,  der,  von  den  Leichen  der  Riesen  zehrend, 
nicht  wieder  kam,  dann  einen  Colibri,  der  einen  Zweig  zurück- 
brachte. Die  Taube  ertheilte  seinen  Söhnen  15  Zungen.  Die 
sechs  Sterne  Tzontemocque  fielen  bei  der  Fluth  vom  Himmel  (in 
Mexico)  und  in  Peru  wird  der  Hirt  (nach  Älolina)  vom  Nahen  der 
Fluth  unterrichtet,  als  seine  trauernden  Thiere  bei  der  Finsterniss 
den  Lauf  der  Sterne  und  ihre  Anhäufung  in  Sechszahl  betrachteten. 
Als  die  auf  die  Erde  gefallene  Sonnenfrau,  durch  einen  Mocobis 
am  Himmel  wieder  angebunden,  zum  zweiten  Male  herabfiel, 
brachen  überall  Flammen  aus,  so  dass  sich  die  Mocobis  in  Flüsse 
und  Seen  stürzten  (wo  sie  in  Caimane  verwandelt  wurden),  ausser 
einem  auf  der  Höhe  eines  Baumes  geretteten  Paar,  das  mit  seinen 
durch  den  Rauch  geschwärzten  Gesichtern  in  Affen  verwandelt 
wurde  (s.  Guzman). 

Nach  den  Moluches  und  Puelches,  welche  die  Schöpfung  un- 
vollendet und  noch  nicht  völlig  an  das  Licht  getreten  glauben, 
wurden,  wie  die  Menschen,  die  Thiere  in  Höhlen  geschaffen,  aus 
welchen  die  schnellsten  zuerst  hervorkamen,  während  die  Ochsen 
und  Kühe  (/da  die  über  die  Hörner  erschreckten  Menschen  die 
Oeffnungen  verschlossen)  bis  zur  Zeit  der  Spanier  darin  geblieben 
sind  (s.  Guzman).  Als  zur  Zeit  des  Königs  Maido  der  Apalacher 
(in  Florida)  die  Sonne  sich  verdunkelte  und  die  Fluth  ^)  einbrach, 


1)  Bei  der  Fluth  rettete  sich  Tamanduare  (Stammvater  der  Guaranis)  auf  eine 
Palme.  In  Canada  stellte  Messou",  als  das  Wasser  eines  Pfuhls  überlief,  die  Welt 
wieder  her  mit  der  von  einer  Ratte  gebrachten  Erde.  In  der  Quia-Tonatiuh  regnete  es  die 
Xoltetl  genannten  Steine,  die  sich  zerstreut  finden,  und  siedete  das  poröse  Tetzontli-Gestein 
in  Mexico).  Beim  Erdbeben  flohen  die  Araucaner  (wie  einst  bei  der  Fluth)  auf  den  Berg 
Thegtheg  mit  Holzplatten  als  Kopfdeckel  gegen  das  Verbrennen  (beim  Aufsteigen  des 
Berges  zur  Sonne).  Nach  den  Manaos  bei  Barra  (am  Rio  Negro)  verzehrte  ein  Welt- 
brand die  Wälder  (in  denen  mit  rückwärts  gekehrten  Füssen  Motacu  umgeht).  Nach 
den  Papagoes,  deren  Ahn  dem  Rath  des  Coyote  bei  der  nahenden  Fluth  folgte, 
stammen  die  Pimas  von  dem,  dem  Adler  ungläubigen,  Propheten  (s.  Spring).  Ueber 
die  von  selbst  entstandene  Welt  herrschen  (nach  den  Jaruris)  die  Götter  des  Himmels 
Andeconome),  der  Erde  (Dabuconome) ,  der  Wälder  (Inaiconome) ,  des  Wassers  (Vico- 
nome),  der  AViesen  (Ciriconome).  Bei  den  Rothhäuten  der  Seen  bildete  Kichi-Manitu 
die  Erde  aus  dem  Wasser  (und  so  in  Polynesien).  Angelorum  habitatio  coelum  est, 
atqui  ex  aquis  coeli,  terra  hominum  locus  atque  ex  aquis  terra  [dk/J  l'^  vdccnoi^  rj  v^) 
et  ante  omne  rerum  creatarum  opificium  sex  dierum  (Cyrill.  Hier.). 


ABHISARA.  565 

blieb  nur  der  Berg  Olaimi   übrig,    auf   dem    die  Wiederkehr  der 
Tonatzuli  genannten  Vögel  begrüsst  wurde  (s.  Dapper). 

Als  Alles  Wasser  war,  schuf  Kiantitowit  den  Geistbildner 
Manito-Manitoak  mit  dem  Ersten  Wesen  oder  Owiniwak  (sowie 
mit  den  Engeln  oder  Angelatawiwak  und  den  Seelen  oder  Chi- 
chankwak),  sodann  die  Menschen  (Tinwis),  während  der  böse 
Makimani  neben  den  Alakowini  die  schwarzen  Schlangen  (Nako- 
wak)  und  reptilische  Ungeheuer  (Amangamek)  hervorrief  (nach 
den  Delawaren).  Als  während  der  Fluth  die  Schlangen  und 
Luftengel  kämpfen,  entsteht  in  Tula  der  kriechend  geborene  Nana- 
Bush  (der  Hase  Nana),  als  Vorfahre  der  Wesen  und  Menschen, 
die  sich  auf  dem"^  Rücken  der  Schildkröte  sammeln,  als  Tulapewi 
(oder  Schildkröten -Menschen),  und  dann  wohnten  die  starken 
Lenapewi  zusammen  in  dem  Höhlenhause  Talli  (s.  Loskiel).  Phae- 
tontis  inflammatio  und  Deucalionis  inundatio  (bei  Clem.  AI.)  ist 
auch  auf  Vancouver-Island  bekannt  (s.  Mache). 

In  der  (nach  den  Canadiern)  durch  Atahokan  geschaffenen 
Welt  entstand  die  Fluth,  als  Messou  den  Wölfen,  mit  denen  er 
jagte,  in  das  Loch,  wohinein  sie  ein  Ungethüm  gezogen,  folgte, 
und  so  die  Wasser  zum  Ueberlaufen  verursachte,  bis  er  (nach 
vergeblicher  Absendung  des  Raben)  von  der  Ratte  einige  Erde 
zur  Neubildung  erhielt.  Die  Pillotoas  oder  Zauberer  stammten 
aus  dem  Himmel,  indem  Atanaentsik  (über  den  Sternen  wohnend), 
als  ihr  kranker  Ehegemahl  Gelüste  nach  den  von  den  Himmels- 
bewohnern genossenen  Früchten  spürte,  den  Baum  umhauen  Hess, 
und  als  sie  ihn  (die  Himmelsbewohner  der  Nahrung  beraubend) 
aus  dem  Himmel  auf  die  Erde  fallen  sah,  dorthin  abstieg,  im 
schwangeren  Zustand,  eine  Tochter  gebärend,  die  Mutter  von 
Toaviskaron  und  Juskeha.  Bei  der  Schöpfung  lagen  die  Ge- 
wässer unter  den  Achseln  eines  Frosches  verborgen,  und  als 
Juskeha  diese  durchhauen,  bildeten  sie  die  Flüsse  und  Seen,  wäh- 
rend aus  einer  von  Juskeha  geöffneten  Höhle  die  Thiere  hervor- 
kamen. Der  Donner  entsteht,  wenn  der  Dämon  Manitu  eine 
Schlange  auszubrechen  sucht.  Als  der  Zwerg  Takabech  auf 
einem  sich  allmälig  hebenden  Baume  in  den  Himmel  geklettert, 
und  erfreut  über  die  Sternengefilde  seine  Schwester  nachholen 
wollte,  fand  er  die  Sonne  in  die  für  Wild  gestellten  Netze  verstrickt, 
bis  dieselben  (denen  er  sich  wegen  der  Hitze  nicht  nahen  konnte) 
durch  eine  von  ihm  aufgeblasene  Maus  aus  einander  geknabbert 
waren.  Oki  herrscht  über  die  See  und  die  Jahreszeiten  (s.  Dapper). 


570  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Die  Strasse  nach  dem  (westlichen)  Seelendorfe  beginnt  (in 
Canada)  am  Steinfels  Ekaregniendi,  wo  die  Gesichter  bemalt  wer- 
den, und  führte  dann  vorüber  an  der  Hütte,  wo  der  Greis  Osko- 
tarach  das  Hirn  aus  dem  Kopfe  nimmt,  worauf  die  hirnlos  Weiter- 
wandernden an  einen  breiten  Strom  gelangen,  den  sie  auf  einem 
schmalen  Brett  zu  kreuzen  suchen,  aber  durch  den  Anfall  eines 
Hundes  hineingestürzt  werden,  und  von  der  Fluth  nach  dem 
Seelendorfe  hingetrieben  werden  (s.  Dapper). 

Gleich  der  ursprünglichen  Schöpfung  Peru's  stellten  sich  die 
Mexicaner  die  Erde  als  eine  Fläche  ^)  dar,  die  am  Meere  mit  der 
gleichen,  aber  dichteren  Substanz,  wie  der  Himmel,  in  diesen  über- 
gehend, damit  verschmolz.  Das  die  Erde  umgebende  Meer  wurde 
(bei  den  Mexicanern)  Teoatl  (dios  agua  oder  agua  maravillosa,  en 
profundidad  y  grandeza)  oder  Ilhuicaatl  (agua  que  se  juntö  con 
el  cielo)  genannt  (Sahagun).  Die  Flüsse  (atoyatl)  entsprangen  in 
Tlalocan  (que  es  como  paraiso  terrenal)  des  Gottes  Chalchihuit- 
lycue  (aus  den  Bergen  strömend). 

Neben  diesem  auf  dem  Gipfel  eines  Olymps  (zur  Residenz 
des  alten  Gottes  Tlaloc)  localisirten  Paradiese^)  (gleichsam  dem 
Meru,  als  Göttersitz,  entsprechend)  erhob  sich  nun  über  die  Erde 
eine  Stufenpyramide  von  Terrassenhimmeln,  deren  Zahl  verschie- 
dentlich angegeben  wird,  bei  neun  stehen  bleibt,  oder  bis  zu  zwölf 
weitergeht. 


')  Die  von  den  Yurimauas  (am  Solimoes)  stammenden  Passes  am  Yupura  und  Rio 
Negro  (wo  früher  die  Juris  herrschten)  lassen  die  Strömung  der  Flüsse  von  der  Bewe- 
gung der  Erde  (um  die  feststehende  Sonne)  entstehen,  zwei  Sphärenhimmel  unterschei- 
dend, einen  oberen  und  einen  unteren  (durch  ein  durchsichtiges  Gewölbe  geschieden), 
von  denen  der  obere  ganz  Licht,  als  Aufenthalt  des  Schöpfers,  durch  seine  Strahlen 
die  Sterne  in  dem  unteren  erleuchtet  (s.  Ribeiro  de  Sampaco).  Die  Waicurier  (in 
Californien)  bezeichneten  den  Himmel  als  Tekerekadatemba  (gebogene  Erde)  oder  Aena 
(Oben),  die  Hölle  als  unerlöschliches  Feuer  (s.  Hassey). 

2)  Für  Homer  bilden  die  elysäischen  Gefilde  ein  begünstigtes  Land  im  "Westen, 
als  die  (westlichen)  Inseln  der  Glückseligen  bei  Hesiod,  der  den  Atlas  zum  Nachbar 
der  hesperidischen  Xymphen  macht.  Perdita  Insula  Oceani,  ad  quam  Brandanus  venit 
(als  Latomia  oder  Antilia)  Porcacchius  dicit  Islandiam  esse  (s.  Ortelius),  quam  Honorius 
Perditam  vocat,  Ima  vocatur  in  Speculo  Historiali  Beluacensis.  Bei  Dante  liegt  das 
irdische  Paradies  auf  dem  zur  Läuterung  durch  das  Fegefeuer  bestimmten  Berge.  Wie 
fromme  Mönche  in  Mesopotamien,  glaubte  Columbus  sich  am  Orinoco  dem  Paradiese 
zu  nähern.  Während  die  Tapferen  „ad  campos  Elyseos''  gehen  (bei  den  Tapuyern), 
credunt  a  diabolo  statim  post  mortem  cruciari  (die  Feigen)  und  (s.  INIargrave)  sie 
nennen  „diabolum" :  Anhanga,  Jurupari,'  Curupari,  Taguaiba,  Temoti,  Taubimama. 


FIRMAMENT.  571 

Ein  doppelter  Himmel  findet  sich  auch  bei  den  Cherokesen^), 
die  ihre  Zauberpriester  aus  dem  unteren  Himmel  oder  Feuer- 
himmel (Cheera  oder  Feuer)  stammen  lassen  (s.  Ardair),  und  ähn- 
lich unterschieden  die  Passe's  am  Yupura  zwei  Sphärenhimmel, 
durch  ein  durchsichtiges  Kristallgewölbe  getrennt.  Während  die 
Gottheit  keine  Wohnung  hat,  findet  sich  über  der  Scheidewand 
des  blauen  Himmels  die  Wohnung  der  guten  Geister,  und  von 
einem  hohen  Felsen,  über  welchem  sich  der  Himmel  mit  grossem 
Getöse  auf  und  nieder  bewegt,  lässt  sich  in  das  Reich  der  guten 
Geister  gelangen  (nach  den  Delawaren). 

Bei  den  Mexicanern  umfasste  das  kosmologische  System  (wie 
bei  den  Peruanern)  die  drei  Welten,  die  obere,  mittlere  und 
untere,  als  Himmel,  Erde  und  Unterreich.  Auf  Ylhuicatl  Tetlali- 
coe  (Citlalicoe  oder  Sternenhimmel)  und  Ylhuicatl  Tlalocaypan- 
metzli  (der  Mondhimmel  Tlaloc's)  folgt  Tlaltipac  (die  Erde),  dann 
Apano  Huaya  (der  Wasserweg),  Tepetli  Monanamycia  (die  zu- 
sammenschlagenden Berge),  Yztepetl  (der  Messerberg),  Yee  He- 
caya,  Pacoecoe  Tlacaya,  Temimina  Loya  (der  Ort  schiessender 
Pfeile),  Teocoylqualoya  und  Yzmictlan  Apochcaloca. 

Die  HimmeP)  selbst  werden,  neben  der  Bezeichnung  als  Ciu- 
teotle  (der  gute  Himmel)  und  Iztle  (der  böse  Himmel)  nach  den 
Farben  abgestuft,  unterhalb  der  im  Götterglanz  verklärten  Region. 
Der  dreifache  Gott  Hometeutli  (Ome  oder  zwei)  oder  Olomris 
weilte  in  Zivenavichnepaniucha  oder  Homeiocan  (Cipatenal  mit 
der  Frau  Xumio,  als  die  Eltern  Tocatuitle's  schaffend),  und  auf 
Hometeutli  folgte  Teotl  Tlatlaucha  (rother  Himmel),  Teotl  Cocaucha 
(gelber  Himmel),  Teotl  Yztaca  (weisser  Himmel),  Yztapal  Nanaz- 
caya  (rosiger  Himmel) ,  Ylhuicatl  Xoxoucha  (grüner  Himmel), 
Ylhuicatl  Yayaucha  (blauschwarzer  Himmel),  Ylhuicatl  Mamalua- 
coca  (Himmel  der  Mutter),  (Ylhuicatl  Huixtutla  (Himmel  der  glänzen- 
den Greisin),  Ylhuicatl  Tunatiuh  (der  Sonnenhimmel).  Eine  andere 
Version  zeigt  inHomeyocan  (dem  Himmel  der  Himmel)  Tonacatecutli 
weilend,  dann  folgte  der  grüne  oder  hellblaue  Himmel,  der  schwarze 
oder  dunkelblaue  Himmel,  (der  rothe  Himmel).  Im  fünften  Himmel 
wohnte   Chalchiuitlicue    (die  Mutter   Quetzalcoatl's).     Der    sechste 


1)  Die  Zauberer  der  Cheeraken  Messen  Cheera-tahge  (Männer  voll  himmlischen 
Feuers)  nach  dem  Unterhimmel  Cheera  oder  Feuer  (Adair). 

2)  Der  Himmel  besteht  aus  Aether,  als  einer  von  den  vier  Elementen  durch  hohe 
Vollkommenheit  verschiedene  Substanz  (nach  Aristoteles).  In  Cibao  verehrte  man  Turey, 
que  quiere  decir  cielo  (nach  Chr.  Colon). 


572  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Himmel  hiess  Ylhuicatl  Tunatiuh  (Himmel  der  Sonne),  der  siebente 
Ylhuicatl  (Tetlalicoe  oder)  Citlalicoe  (Himmel  der  Sterne),  der 
achte  Ylhuicatl  Tlalocaypanmeztli  (der  Himmel  des  Gottes  Tlaloc 
im  Paradies  des  Mondes),  der  neunte  Himmel  Tlalticpac  (oder 
Himmel  der  Erde). 

In  dem  Kristallhimmel  folgen  (bei  Dante)  auf  die  sieben 
Himmel  der  Planeten  der  achte,  als  der  Fixsternhimmel,  und 
dann  der  neunte  Himmel  (primum  mobile),  der  die  gesammte  Ein- 
wirkungskraft  ungetheilt  vom  Empyreischen  empfängt  und  sie 
dann  ebenso  auf  den  Himmel   der  Fixsterne   überträgt  (s.  Witte). 

Der  neunte  Himmel  ^)  (in  Mexico)  entspricht  dem  siebenten 
Mara's  in  der  buddhistischen  Uranologiej  als  der  Himmel  sinnlicher 
Lust,  und  so  wohnt  dort  Tlazoltecotl  oder  Ixcuina,  die  Göttin  der 
Liebe,  umgeben  in  ihren  Gärten  von  Musikern,  Buckligen,  Zwergen 
und  Possenreissern  mit  Spiel  und  Tanz  (wie  Siwa  in  Kailasa). 

Bei  Herrera  lebt  diese  „diosa  de  los  enamorados"  hoch  in  der 
Luft,  noch  über  dem  neunten  Himmel,  in  einer  lieblichen  Gegend, 
wo  sie  sich  an  den  Spässen  ihrer  Gaukler  und  Narren  ergötzt, 
aber  zugleich  spinnend  und  webend  im  Kreise  göttlicher  PVauen. 

Sie  gilt  als  Xochiquetzal,  für  die  durch  Tezcatlipuca  ent- 
führte Gattin  Tlaloc's,  die  durch  ihren  Liebhaber  nach  diesem 
neunten  Himmel  versetzt  wurde,  während  der  alte  Wassergott 
sich  dann  ^letlacueycati  vermählt,  der  Mutter  der  Hexen,  die  auf 
nebligen  Bergspitzen  den  Hokuspokus  des  Sabbath's  treiben. 

Vielleicht  ist  diese  Mythe  unter  der  Erklärung  einer  Götter- 
verdrängung aufzufassen  (ähnlich  wie  die  Asuren  aus  Indra's 
Himmel  entweichen  mussten),  indem  Tloque-Nahuaque,  der  einst 
neben  der  Sonne,  als  Nauholin,  und  dem  Mond  angerufen,  mit 
Tlaloc  an  den  Würden  und  Ehren  der  höchsten  Gottheit  partici- 
pirte,  sich  (bei  Camargo)  als  Beherrscher  des  neunten  Himmels 
angegeben  findet. 

Ihm  erbaute  der  König  Tezcuco's  einen  neunstufigen  Pyra- 
midentempel im  keuschen  und  strengen  Büsserdienst,  während  es 
im  neunten  Himmel  damals  schon  anders  aussah. 


2)  In  all,  there  were  said  to  be  ten  separate  heavens,  rising  one  above  the  other 
into  immensity  in  dem  früher  durch  den  Pfeiler  Ru  des  Centralberges  (auf  Alangaia) 
getragenen,  aber  dann  von  Maui  dauernd  nach  oben  gehobenen  Gewölbe  (s.  Gill).  Lla- 
man  ä  los  espacios  Celestes  Guenu-mapu,  los  paises  del  cielo,  y  la  luna  Cuyen-mapu, 
el  pais  de  la  luna,  die  Chilener,  welche  noch  ausser  der  Erde  bewohnbare  Welten  an- 
nahmen (s.  Molina). 


MARA.  573 

„Wer  durch  eine  Blume  der  Xochiquetzal  (Göttin  der  Liebe) 
im  Tamotamohuanicha-Xochitlycacan-Chitamihuany-Cicuhnauhue- 
paniuhcan-Tuhecayan  (der  Ort  Tamohuan  und  der  Platz  des  blü- 
henden Baumes  Xochitlihcacan ,  mit  frischen  Lüften  jenseits  der 
neun  Himmel)  berührt  war,  musste  sich  in  Liebessucht  verzehren." 

Als  eines  aus  dem  Himmel  vertriebenen  Gottes  wird  Yxpa- 
palotl's  erwähnt,  der  früher  Xomunco  hiess  (als  Messer  aus  Schmet- 
terlingen) und  sich  nur  in  den  Füssen  eines  Adler's  zeigte.  Er 
habe  auf  "Geheiss  Tqnacateuhtli's  und  seiner  Gattin  die  seeligen 
Gefilde  verlassen  müssen,  als  er  im  Paradiese  eine  Rose  ab- 
brach, und  so  das  Blut  der  Pflanze  vergoss. 

Im  Paradies^)   der  wolkigen   Berge   thront  Tlaloc   als  Tlalo- 

1)  Von  den  Atua  fanau  po  oder  den  in  der  Nacht  geborenen  Göttern  in  Raiatea 
(in  den  Leewards-Inseln  der  Gesellschaftsgruppe)  schuf  Taaroa  (in  der  ersten  Klasse) 
die  Göttin  Hina,  die  Welt,  die  erste  Abtheilung  der  lo  oberen  Götter,  die  zweite  Ab- 
theilung der  andern  Götter  als  Herolde,  Gott  Raa  und  seine  Nachkommen,  Gott  Oro 
und  seine  Nachkommen.  Die  zweite  Klasse  begriff  die  Götter,  die  einst  Menschen 
waren.  Die  dritte  die  Schutzgötter  der  Handwerke,  der  Familien,  der  Localitäten.  Die 
vierte  die  Oromatuatii  und  Tii.  In  Tahiti  standen  Taaroa,  Tane  und  Oro  an  der  Spitze. 
In  Tonga  zerfielen  die  Götter  (mit  Tali-y-Taobo  als  Schutzgott  des  How  oder  Königs) 
in  i)  die  oberen  Götter  (300),  2)  die  obere  Klasse  der  vergötterten  Todten,  3)  die 
untere  Klasse  der  vergötterten  Todten,  4)  die  Diener  der  Götter,  5)  die  Hotua-po, 
6)  die  Maui.  One  of  Langi's  daughters  having  lost  immortality  by  eating  of  the  pro- 
ductions  of  Tonga,  where  her  beauty  had  excited  wars,  he  cut  the  head  of  the  other, 
which  falling  in  the  water  turned  into  a  turtle.  Ruhuta  noanoa  (das  duftende  Paradies) 
Tahiti's  lag  auf  der  Spitze  des  höchsten  Berges  von  Raiatea  in  zehn  Schichtungen  bis 
zum  Po  (oder  Fanau  Po).  Das  von  dem  ältesten  Könige  Akea  und  Miru  gegründete 
Reich  in  der  Kapapa  hanau  moku  (felstragenden  Insel)  lag  unter  der  Erde.  Der 
Göttersitz  Bolotu  (Tonga's)  lag  im  Nordwesten.  Das  Todtenreich  Reinga  (Neuseeland's) 
bildet  eine  Höhle  am  Abhang  des  nördlichsten  Ausganges  der  Inseln.  Die  Vornehmen 
wurden  in  den  Po  aufgenommen  (die  andern  Seelen  schweiften  in  der  Nähe  der  alten 
Wohnungen  umher,  die  der  Gemeinen  wurden  von  den  Göttern  gefressen),  und  von 
den  Göttern,  nachdem  das  Fleisch  von  den  Knochen  abgekratzt  war,  empfangen, 
um  als  Götter  wieder  hergestellt  zu  werden.  Die  Too  (Idole)  waren  in  Tahiti  aus 
Flechtwerk  und  heiligem  Holz  (Casuarina  equisetifolia)  mit  rothen  Papageienfedern. 
Der  Gott  besuchte  den  Tempel  als  Reiher,  Eisvogel,  Seeschwalbe  und  die  Haie  w^urden 
als  Boten  der  Götter  verehrt.  In  Hawaii  durfte  nur  der  König  Menschenopfer  brin- 
gen. Das  Auge  der  Geopferten  (aus  den  geweihten  Familien)  wurde  (in  Tahiti)  dem 
Könige  dargereicht.  In  Tonga  war  meistens  die  Operation  Tutunima  (Abschneiden 
des  kleinen  Fingers)  an  Stelle  der  Menschenopfer  getreten  (für  Kranke  vorgenommen(. 
In  den  Formeln  der  Ubu  (auf  Tahiti)  oder  Lotu  (auf  Tonga)  wurde  gebetet.  Tanga- 
loa  (Taaroa)  war  in  Samoa  höchster  Gott  und  Schöpfer  (Tonga  und  Tahiti).  Tane, 
Vater  der  Götter  in  Huahine  (in  Hawaii).  Kaili,  Kriegsgott  in  Hawaii.  Lono,  ver- 
götterter König  von  Hawaii.  Korungo,  Gott  des  Regens  auf  den  Gambierinseln.  Ku 
Gott  der  Tapfern  auf  Hawaii  (Tu  in  Neuseeland).     Oro  (Sohn    des  Taaroa)   erhielt  (in 


574  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

cateuctli,  als  Herr  der  Gewässer  (des  Luftraum's  und  des  Erdinnern). 
Für  die  vier  Höllenkönige,  die  vom  Himmel  gefallen  waren,  wurde 
das  Fest  Quecholi  gefeiert.  Bei  den  Mixteken  lag  das  Paradies 
in  der  Höhle  von  Chalcatongo  und  bei  den  Zapoteken  in  der 
Höhle  Mictlan. 

Jenseits  des  neunten  (eilften)  Himmel's  sobre  los  once  cielos  ^) 
(s.  Torquemada)  erhob  sich  (im  12.  Himmel)^)  eine  glanzstrahlende 
Stadt  (una  ciudad  gloriosa),  wo,  das  Weltall  mit  Leben  und  Wärme 


Tahiti)  Menschenopfer  (Vater  des  Hiro,  dessen  Schädel  in  Opoa  gezeigt  wurde,  bis  181 6) 
"Wiro,  böser  Geist  auf  Neuseeland.  Hikolea  (Todesgott)  wacht  über  das  Inachi-Fest 
auf  Tonga.  Akua  mahiai  war  Gott  des  Landbau's  (in  Maui).  Maui  erfand  das  Feuer 
und  erzeugte  Erdbeben  (an  der  Schöpfung  Theil  nehmend)  auf  Tahiti.  Maui  bevölkerte 
die  Inseln  (auf  Hawaii).  Maui  trug  die  Erde  (auf  Tonga),  erschütternd.  Maui  ordnete  die 
Menschenwelt  (auf  Neuseeland).  Maui's  Frau  Hina  (in  Neuseeland)  ist  in  Tahiti  die 
Gemahlin  Taarora's,  der  die  Inseln  (in  Tonga)  heraufzog  (als  Tongaloa).  In  den  So- 
cietätsinseln  wurde  Taaroa  nur  auf  der  kleinsten  Insel  (Maiaoiti)  als  Schutzgott  verehrt. 
Die  Priester  (Tahua  oder  Tahunga)  besorgten  das  Tättowiren  (Beschneiden)  und  die 
Tradition  (als  Begeisterte  aus  den  Ariki  auf  Tonga).  Die  Uu  genannten  Krieger  halfen 
beim  Menschenopfer.  Beim  Fest  Paeatua  wurden  die  Götter  Tahiti's  in  den  Haupt- 
tempel gebracht  und  neu  gekleidet.  Das  Fest  Maoa  raa  matahiti  (Vollendung  des 
Jahres)  galt  den  Verstorbenen.  Fest  Takurua  in  Atui.  Bei  dem  Fest  des  Lono  wurde 
seine  Statue  umhergetragen  (in  Hawaii).  Inachi-Fest  der  Erstlingsfrüchte  (in  Tonga).  Kava- 
feste  vor  Unternehmungen  (auf  Neuseeland).  Am  Tea-Spiel  durften  auf  Tahiti)  nur 
Vornehme  Theil  nehmen.  Makahiki-Spiel  mit  Ring-  und  Kampf  Übungen  (auf  Hawaii). 
Durch  die  an  die  Opfer  gebundenen  Cocosstiel-Flechten  (Tapaau)  genossen  die  Götter 
(auf  Tahiti)  das  Geistige  der  Speise.  Augurien  aus  Vogelflug,  Zuckungen  der  Ster- 
benden, Opferthiere,  Meteore.  Der  Priester  (in  Tahiti)  sah  den  Dieb  in  einem  Wasser- 
becken (Wai-horru  in  Hawaii).  Durch  Tubu  (growing  or  causing  to  grow)  sandten 
die  tahitischen  Zauberer  einen  bösen  Geist  in  den  Körper  eines  Andern.  Zur  Be- 
zauberung:  (Anana  in  Hawaii,  Tahutahu  in  Tahiti,  Tatau  in  Tonga,  Makutu  in  Neu- 
seeland), mussten  die  Priester  etwas  zu  der  Person  Gehöriges  erhalten.  Im  Gegenzauber 
(Faatere)  wurde  die  Hülfe  mächtigerer  Götter  angerufen.  Erskine  fand  den  allgemeinen 
Glauben  an  Zauber  und  Hexen  in  Tana  (Neu-Hebriden),  da  der  Tod  nie  natürlich  ist 
(wie  sonss)  Bei  der  Schöpfung  war  die  Insel  Samoa  (durch  Tangaloa)  vom  Himmel 
geworfen.  Auf  Fiji,  wo  der  Zimmermann  Rokova  mit  Doppel-Canoe  aus  der  Fluth 
gerettet  wurde,  schaffte  der  Gott  Ove  (im  Mond)  die  Menschen,  während  der  Gott 
Ndengei  in   der  Schlange  lebt  (Hunt). 

1)  En  una  cuidad  gloriosa,  asentada  sobre  los  once  cielos,  cuyo  suelo  era  mas  alto 
y  supremo  de  ellos  wohnten  (die  Natur  beherrschend)  Ometehcuhtli  (dos  hidalgos  ö 
Caballeros)  und  Omecihuatl  (dos  mugeres)  mit  dem  Beinamen  Cillalatonac  (Estrella  que 
resplandece  o  resplandeciente)  und  Citlalicue  (faldellin  de  la  estrella),  als  Mann  und 
Frau  (Torquemada). 

^j  Im  höchsten  der  zwölf  Himmel  wohnte  (nach  den  Tulteken)  Ometecutli  (el 
gran  Sefior)  mit  seiner  Gattin  Omecioatl  (Senora),  und  von  ihm  aus  wurde  alles  mit 
Leben  durchdrungen  und  die  Kinder  gezeugt  im  Leibe  der  Mutter  (s.  Sahagun). 


ASTROLOGIE.  575 

durchdringend,  die  Urgötter  weilten,  Ometecuhtli  (el  Gran  Senor) 
und  Omeahuatl  (criador  de  las  animas  ^),  die  im  nächtlichen  Dun- 
kel des  Sternenhimmers^)  eingehüllt  (als  Citlalatonac  und  Citlali- 
cue),  durch  die  magischen  Kräfte  desselben  auf  die  Natur  sowohl, 
Wie  auf  das  Menschenleben  einwirkten.  Von  dort  aus  incarnirte 
sich  deshalb  auch  der  Prophet,  der  als  Bote  der  höchsten  Gott- 
heit die  Erde  durchwanderte. 

Aus  der  von  dem  Gott  Citlallatonac  (in  der  Milchstrasse  am 
Himmel)-  an  die  Jungfrau  Sochiquetzal  (der  Rosenträgerin)  oder 
(Schild)  Chimalman,  Prinzessin  von  Tula  (deren  Schwestern  Tzo- 
chitlique  und  Conatlique  aus  Schreck  sterben)  gesandten  Botschaft 
ward  Quetzalcoatl  geboren  und  seine  Mutter  als  Chachuihtlotonac 
(Königin  des  Himmels)  vergöttert. 

In  Verbindung  mit  dem  Bilde  des  Mixcoatl  spricht  Sahagun 
bei  den  Chichimeken  von  dem  Dienst  des  unsichtbaren  Gottes 
JooalUehecatl,  worin  (als  Jooalli-Ehecatl)  die  Verehrung  des 
Quetzalcoatl  einbegriffen  gewesen  sein  wird,  in  seiner  Beziehung 
zu  Camaxtli  (oder  Mixcoatl). 

Opu  (der  Unsichtbare)  oder  Yohualli-Ehecatl  (der  Wind  der 
Nacht)  wurde  von  Quetzalcoatl  als  verhüllte  Gottheit  (im  Bündel) 
getragen,  während  die  aus  Chicomoztoc  kommenden  Nahoas  in  Pa- 
notlan  landeten  und  nach  Tamoanchan  zogen.  Neben  Omeyateite 
und  Omeyatezigoat  (Homey-Atelite  und  Homey-Ateciguat)  wurde 
(in  Nicaragua)  Quiateot  (der  Regengott)  verehrt  (s.  Oviedo). 

In  Pocorasa  bewohnte  Chipiripe  den  Himmel,  in  Dreiheit  mit 
Mutter  und  Kind.  In  XaUsco  wurde  der  Mann  Aguar  im  Himmel 
verehrt  (zu  Cabe9a  de  Vacä's  Zeit),  in  Durango  der  Gott  Cachi- 
ripa.  Die  Totonaken  beteten  zu  ihrer  Gottheit  um  himmlische^') 
Fürsprache. 


^)  Das  (in  Mexico)  von  den  Göttern  Ometecuhtli  und  Omeichuatl  (Seiiores  del 
doceno  cielo),  als  Seelenschöpfer,  in  die  traurige  Welt  gesandte  Kind  wurde  mit  dem 
Wasser  der  Göttin  Chalchihuitlycue  oder  Chalchiuhtlatonac  gewaschen  (s.  Torque- 
mada). 

2)  Als  die  Gattin  (mit  welcher  sich  der  gute  Gott  über  den  Sternen  erlustigte)  aus 
dem  Himmel  herabstieg  (nach  den  Manhatter)  und  im  Wasser  ertrunken  war,  bildete 
sich  ein  Klumpen  Erdreich,  worauf  sie  Hirsch,  Bär  und  Wolf,  und  dann  in  weiterer 
Vermischung  mit  diesen  die  anderen  Thiere,  sowie  die  Menschen  gebar  (s.  Dapper). 

3)  Die  Jakuten  rufen  den  Himmelsgott  als  Tangara  an  (s.  Middendorf).  Tangaloa 
bewohnt  den  polynesischen  Himmel.  In  Colima  wurde  der  höchste  Himmelsgott  ver- 
ehrt mit  einer  Jungfrau,  von  der  die  Menschen  abstammten  (s.  Beaumont).     Die  Dela- 


576  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

An  der  Spitze  der  zwölf  Götter  stand  als  dreizehnter  (in  dem 
Kreis  von  13  Göttern)  Rinteutli,  der  Gott  der  Jahre  und  dann 
begann  die  Reihe  mit  der  Erdgöttin  Rontli. 

Die  Monhataner  (b'ei  Staten-Insel)  „gleuben  zwar,  dass  ein 
Gott  über  den  Sternen  wohnt,  aber  dass  er  sich  um  das  Thun 
der  Teufel  auf  Erden  bekümmere,  gleuben  sie  nicht,  weil  er  sich 
mit  einer  schönen  Göttin,  deren  Ursprung  unbekannt  sei,  fort  und 
fort  erlustige."  Indem  sich  unter  dieser  aus  dem  Wasser  ein 
Hügel  erhob  und  darum  das  Erdreich  ansammelte,  gebar  die 
Göttin  einen  Frosch,  Bär  und  Wolf  und  indem  sie  sich  weiter 
mit  diesen  Thieren^)  vermischte,  gebar  sie  verschiedene  andere 
Thiere  vielfacher  Form  und  Art,  sowie  Menschen,  (furchtsam  wie 
Hirsche,  grausam  wie  Bären  oder  betrügerisch  wie  Wölfe)  und 
kehrte  dann  wieder  nach  dem  Himmel  zurück  (s.  Dapper). 

Die  Unterwelt  (Mictlan)  w^urde  in  das  Innere  der  Erde  ver- 
legt, nach  Tlalxicco,  wo  der  Tempel  Mictlantecuhtli's  ^)  stand,  und 
dort  fand  sich  auch  der  Strafort ^)  der  Bösen,  den  Zontemoqui 
regierte.  Dieses  unterweltliche  Mictlan  (des  Norden's)  hiess  (bei 
den  Chichimeken)  Niduü  (s.  Galvez).  Als  Todesgott  wurde  auf 
der  Insel  de  los  Sacrificios  dem  Rakalka  geopfert,  und  der  Todes- 
gott mit  seiner  weiblichen  Hälfte  weilte  in  Chiconahui- Mictlan 
(dem  neunten  Mictlan). 

Mictlan  (die  Unterwelt)  zerfiel  in  neun  Abtheilungen,  und  in 


waren  stammen  von  Zwillingen  ab,  die  eine  vom  Himmel  gefallene  Frau  gebar  (s. 
Loskiel).  Auf  das  Paar  männlicher  und  weiblicher  Gottheit  (unter  Wak  oder  Himmels- 
herr) folgen  die  Untergottheiten  oder  Zaren  (doppelten  Geschlechtes)  und  neben  dem 
männlichen  Gott  Oglia  wird  der  weibliche  oder  Atatia  (als  Göttin  der  Fruchtbarkeit) 
verehrt   (bei  den  Galla). 

1)  Baumgarten  sah  einen  Heiligen  in  Aegypten  nackt  auf  den  Sandhügeln  sitzen. 
Ejusmodi  vero  genus  hominum  libertatem  quandam  effrenem  habent,  domos  quos  vo- 
lunt  intrandi,  edendi,  bibendi  et  quod  majus  est,  concumbendi,  ex  eo  concubitu,  si  pro- 
les  secuta  fuerit,  sancta  similiter  habetur,  His  ergo  hominibus,  dum  vivunt,  magnos  ex- 
hibent  honores,  mortuis  vero  vel  templa,  vel  monumenta  extruunt  amplissima,  eosque 
contingere  ac  sepelire  maximae  fortunae  ducunt  loco.  Audivimus  haec  dicta  et  dicenda 
per  interpretem  a  Mucrelo  nostro,  insuper  sanctum  illum,  quem  eo  loci  vidimus,  publi- 
citus  apprime  commendari  eum  esse  hominem  sanctum,  divinum  ac  integritate  praeci- 
puum,  eo  quod,  nee  foeminarum  unquam  esset,  nee  puerorum,  sed  tantummodo  asel- 
larum  concubitor  atque  mularum. 

2)  Mictlantleuhtli  (Gott  des  Todesortes)  wird,  ein  Kind  verschlingend,  mit  rüssel- 
artiger Verlängerung  der  Oberlippe  dargestellt  (s.  A.  v.  Humboldt). 

3)  Die  Seelen  der  Guten  gingen  nach  einem  lieblichen  Ort,  unter  einem  schattigen 
Baum  zu  ruhen  (in  Yucatan),  die  Bösen  litten  Hunger  und  Kälte  (s,  Herrera). 


MICTLAN.  577 

dem  unteren  (Chicohuahuimictlan  oder  neunten  Mictla.n)  wohnte 
(im  Norden  von  Mictlampa)  der  Unterweltsg"ott  (Mictlantecuhtli) 
und  seine  Gefährten  (während  über  Tlalxicco  oder  Holle  Tzonte- 
moc  herrschte). 

Neben  dem  Miquitlantecotl  oder  Zitzimitl  genannten  Höllen- 
fürsten wohnte  auch  in  der  Hölle  der  böse  Gott  Yzpuzteque  (der 
lahme  Dämon,  in  den  Strassen  mit  Hahnenfüssen  erscheinend), 
Nextepehua  (der  Aschenzerstreuende),  und  Contemoque  (der  mit 
dem  Kopf  voran  herabfallende  oder  an  einem  Spinngewebe  herab- 
kletternde) und  Zon,  dann  Nexoxocho,  IMicapetlacoli,  Chalmeca- 
cuiatl.  Colon  hörte  (in  Hayti)  von  zwei  Seelenwegen  (einem  hellen 
und  einem  dunklen)  reden  (s.  Peter  Martyr).  Die  guten  Seelen 
gehen  (in  Virginien)  nach  einem  lieblichen  Ort,  die  bösen  nach 
dem  Popogusso  genannten  Feuerpfuhl  (s.  de  Laet). 

Bei  der  (auch  sonst  häufigen)  Identificirung  von  Hölle 
und  Unterwelt  herrscht  Miquitlamtecotl  (Tzontemoc)  oder  Zitzi- 
mitl (mit  der  Göttin  Miquitecacigua  oder  Mictecacioatl),  über 
den  lahmen  (mit  dem  Hahnenfuss  erscheinenden)  Dämon  Yzpun- 
teque  (mit  der  Göttin  Nexoxocho),  den  Aschenstreuer  oder  Nex- 
tepelma  (mit  der  Göttin  Micapetlacoli)  und  den  mit  dem  Kopf 
voran  herabsteigende  Contemoque  (mit  der  Göttin  Chalmecaciuatl). 

Miquitlantecotli  oder  Michitlatecotle  führte  die  Seelen  der 
Todten  (Alichitla)  nach  der  Unterwelt  (Mictlan),  ausser  den  von 
der  Sonne  aufgenommenen.  In  Mictlan  wohnte  er  als  Mictlantecutli 
(Michitlatecotle  oder  Miquilantecotli)  mit  der  Göttin  Mictlancihuatl 
(Mictecacioatl),  als  Gefährtin. 

In  Nicaragua  herrschte  Miquetanteot  über  die  Unterwelt^). 
Während  die  Bösen  vom  Dämon  Han-hau  in  der  Unterwelt  (Mit- 
nal)  gequält  wurden  (in  Yucatan)  ruhten  die  Seelen  der  Guten 
unter  dem  Baume  Yaxche  im  Paradiese,  wohin  die  Gehängten 
von  der  Göttin  Ixtab  getragen  wurden  (s.  Landa).  In  Chicora 
am  Rio  Jordan  (bei  Cap  Santa  Elena),  wo  im  warmen  Paradies 
(neben  kalter  Hölle)  der  lahme  Quexuga  herrschte,  wohnten  (neben 
der  Wassergöttin ,  die  beim  Tode  eines  Fürsten  Feuer  erscheinen 
Hess)  „muchas  gentes  en  el  cielo  y  muchas  debajo  la  tierra,  como  sus 
antipodes"     (wie    in    den  Gesängen    der  Priester    erzählt).      Beim 


1)  Jede  Insel  (von  der  Hervey-Gruppe)  was  supposed  to  be  the  body  or  outward 
form,  to  whicli  a  spirit,  bearing  a  district  name,  located  in  Avaiki,  belongs  (Gill).  Der 
Dämon   Hun-Came  wohnte  in  der  Unterwelt  (bei  den  Quiche's).  ■ 

Bastian,  America.  37 


578  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Jahresfest  wurden  die  Gebeine  eines  alten  Fürsten  oder  Priesters 
ausgegraben  und  auf  ein  Gerüst  gestellt.  Lloranlo  las  mugeres 
solamente,  andando  ä  la  redonda  (bis  zum  Wiederbegraben).  Beim 
Erntefest  wurde  ein  Idol  aufgestellt,  und  das  von  denVerheiratheten 
verehrte  Bild  auf  einen  Pfeiler.  Descuelzan  la  estatua  en  anoche- 
ciendo,  y  echanla  on  el  Rio,  ö  en  la  mar,  si  esta  cerca,  para  que 
se  vaia  con  los  dioses  del  agua,  en  cuyo  honra  la  fiesta  se  hizo 
(s.  Gomara) ,  wie  beim  Winter- Austragen.  Auch  nach  Herrera 
war  es  der  hinkende  Quxuga,  der  in  Chicora  oder  Gualdape  am 
Rio  Jordan  (in  Florida)  die  guten  Seelen  im  Paradies  empfing. 

In  der  mexicanischen  Unterwelt,  wohin  den  Todten  Pässe  ^)  mit- 
gegeben wurden  und  ein  rother  Hund  zum  Passiren  des  Flusses, 
empfing  sie  Mictecacioatl,  Frau  des  Mictlantecutli  oder  Tzontemoc. 

Mictecacihuatl  (Frau  des  Mictlan-Teutli)  hiess  (mit  neun  Hun- 
den) Ixcuina  (Doppelgesichtig),  weil  das  Gesicht  bis  zur  Nase 
schwarz,  am  Mund  roth  bemalt. 

Ning-gah-be-ar-nong-Manito  (der  westliche  Gott),  als  der  (ge- 
tödtete)  Bruder,  Na-na-bou-jou's,  herrschte  über  die  Todten  in  den 
Städten  Je-bi-ug  (im  Westen)  bei  den  Ottawa.  Nach  den  Chepewyer 
werden  die  Seelen  in  einem  steinernen  Canoe  nach  der  lieblichen 
Insel  eines  See's  übergeführt,  bringen  dasselbe  aber  (wenn  mit 
Sünden  beladen)  zum  Sinken.  Bei  den  (Torngarsuk  oder  Anguta 
verehrenden)  Eskimo  besuchen  die  Angekok  das  Paradies  Akillnek. 

In  Sawania  (im  Südosten  Neu-England's)  weilte  der  Gott  Caw- 
tantouwih  mit  den  Seelen  der  Abgeschiedenen  (nach  Roger  Wil- 
liams). Die  Pimas,  deren  Seelen  durch  die  Eulen  in  das  Jenseits 
getragen  werden,  verehren  neben  dem  Erdpropheten  den  bösen 
Sche-a-Vurl,  und  die  Hexen  werden  von  den  Ma-ke  (Medicinmän- 
ner)  verfolgt. 

Tloque  Nahuaque  wird  als  Gott  der  Chichimeken,  der  frei 
das  Weite  durchwandernden  Nomaden,  genannt,  die  ausserdem 
in  Sonne  und  Mond  ihren  Vater  und  ihre  Mutter  verehrten,  und 
diesen  Eltern  das  zuerst  am  Tage  Angetroffene  darbrachten. 

Mit  Tloque  Nahuaque  (dios  Supermo)  Ipalnemohualoni  (s. 
Veytia)    sollte    gesagt    sein    „que   este  Solo,  Poderoso  y  Clemen- 


1)  Noch  im  Jahre  1764  wurde  in  einer  deutschen  Universitätsstadt  ein  Verbrecher 
zum  Galgen  geführt,  der  in  der  einen  Hand  eine  Citrone  und  in  der  andern  einen 
versiegelten  vom  Pater  unterschriebenen  Pass  an  den  heiligen  Petrus  hatte  (Leistner), 
und  so  von  russischen  Popen  ausgestellt.  In  französischen  Gräbern  ist  ein  Geldstück 
mit  der  Inschrift  tributum  Petri  neben  dem  Schädel  eines  Todten  gefunden  (s.  Rochholz). 


SCHÖPFER.  579 

tissimo  Dios"  (s.  Boturini).  Tloque  Nauaque,  cabe  quien  esta  el 
ser  de  todas  las  cosas,  conservandolas  y  sustentendolas  (s.  Moli- 
nia).  Als  sich  der  mit  blutigen  Opfern  verbundene  Götzendienst, 
den  die  Mexicaner  bei  den  Culhuas  eingeführt  hatten,  auch  unter 
den  Chichimeken  zu  verbreiten  begann,  hielt  Techotlatatzin,  Kai- 
ser von  Tezcoco,  an  der  Verehrung  des  Schöpfer's,  Tloque  Nahua- 
que,  fest  und  Nezahualcoyotl  errichtete  später  zu  seiner  Verehrung 
einen  hohen  Thurm  von  neun  Stockwerken. 

Netzahualcoyotl  (in  Tezcuco)  „labrö  una  Torre  de  nueve  altos, 
simbolo  de  los  nueve  cielos,  y  sobre  ellos  un  chapitel  con  cornijas 
de  oro,  que  llamaba  Tloque  Nahuaque"  (s.  Galvez).  Netzahualcoyotl 
erbaute  (in  Tezcuco)  den  Callitli  genannten  Tempel  dem  „Dios 
Todopoderoso  criador  de  todas  las  cosas,  oculto  y  no  conocido", 
für  den  er  im  Walde  Tezcutzinco  fastete. 

Die  oberen  Götter  (in  Alexico)  hiessen  (nach  Torquemada) 
Tloquenahuaque  (junto,  6  por  de  quien  esta  el  ser  de  todas  las 
cosas)  oder  Ypalnemohualoni  (por  quien  vivimos  y  somos),  sowie 
die  Sonne  Ypalnemohuani  (aquel  por  cuya  virtud  vivimos).  Der 
Höchste  der  Götter  (Teteu)  hiess  (in  Mexico)  Tetlamachtiani 
(Glorificador)  oder  Ypalnemohuani  (dador  de  vida),  sowie  Tetlaoco- 
liani  (Misericordioso)  oder  Tetla90tlani  (Amador  de  los  hombres), 
während  die  Dämone  (Tzitzimime  [zemes])  als  Coleleti  oder  Tlat- 
lacatecolo  bezeichnet  wurden  und  die  Zauberer  als  Nanahualti 
[Nana-bosho's]  (s.  Torquemada).  Neben  dem  höchsten  Wesen 
Tloque-Nahuaque  (dem  Alles  Enthaltenden)  verehrten  die  Tlascaler 
(in  verschiedenen  Himmeln)  die  neun  Götter  Chicuhnauhnepa- 
niuhcanilhuican.  Der  Gott  Ometochtli  (des  Weins)  wurde  am 
Jahresfest  gefeiert.  In  der  durch  Zufall  entstandenen  Welt  galt 
Tlaltecutli,  als  Gott  des  (von  jeher  bestehenden)  Himmels  oder 
der  Erde  (in  Tlascala). 

Der  Schöpfer  Tloque-Nahuaque  w^urde  (in  Santa-Cruz)  als 
Quiahuitziteotl  (el  dios  de  madera)  oder  (Tanacaquahuitl  oder 
Gott  der  Regen)  Chicahualizteotl  (mächtiger  Gott)  verehrt.  Tloque- 
Nahuaque  (criador  de  todas  las  cosas)  hiess  (bei  den  Tolteken) 
auch  Ipalnemohuatoni  (por  quien  vivimos  y  somos). 

Neben  Tloque-Nahuaque  (criador  de  todas  las  cosas)  oder 
Ypalnemohualani  (s.  Veytia)  wird  Tonacateotl  als  Schöpfer  be- 
zeichnet und  als  der  Erhalter,  dessen  Thätigkeit  bereits  in  seinem 
Namen  ausgedrückt  liegt  (gleich  der  Sonne). 

Ebenso  erscheint   die  Maisgöttin   Centeotl  (Tzinteotl   oder  die 

37* 


580  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

ursprüng"liche  Göttin)  oder  Cioaaioatl  als  Tonacajohua  (Sie,  die  uns 
erhält)  als  Tocitzin  (unsere  Mutter),  und  weiter  als  Teteionan 
(Mutter  der   Götter)  oder  Cihuatcoatl  (Schlangenfrau). 

Der  höchste  Schöpfergott  Tonacateotle  erhielt  dann  den  Titel 
Tloque-Nauaq-Tlalticpaque-Teotlalale-Matlava-Tepeva.  In  Durango 
wurde  neben  Meyuncame  (Schöpfer  aller  Dinge)  der  Gott  Cha- 
chiripa  verehrt,  und  solche  Schöpfergötter  finden  sich  bis  über 
Nicaragua  hinaus,  wo  auf  die  Frage  des  Caciquen  Nicaragua's 
respondiole  Gil  Gonzales  como  christiano,  y  lo  mas  filosofiha- 
mente  que  supo  (Gomara).  In  Darien  wurde  der  Gott  Chicuhna 
(Principio  de  todo)  oder  Chiculma  im  Himmel  erkannt  (Torque- 
mada).  In  Yucatan  fand  die  Dreiheit  des  Schöpfers  Izona,  seines 
Sohnes  Bacab  (von  Chibirias  geboren)  und  dem  auf  die  Erde 
g-estiegenen  Echuah  einen  Cultus  (nach  Remesal).  Die  Tlascala- 
ner  boten  Cortez  (der  Zerstörung  der  Idole  verlangte)  an,  seinen 
Gott  mit  den  ihrigen  aufzustellen  (Camargo),  im  Eclectismusr  ömi- 
scher  Kaiserzeit. 

Da  den  Mexicanern  das  Herz  als  concentrirte  Essenz  des 
Lebensprincip's  galt,  wurde  den  Göttern,  um  die  das  All  durch- 
waltenden Naturkräfte  stets  auffrischend  zu  verjüngen,  Herzen 
geopfert,  wie  in  Guatemala  auch  die  Gottheit  selbst  im  Herzen 
symbolisirt  wurde.  En  el  corazon,  como  en  fuente,  colocaban  la 
vida,  la  alma  y  el  espiritu  (die  Mexicaner);  die  Seele  heisst  Anxe- 
notal  (in  Mexico)  und  bei  den  Otomiten  bezeichnete  Muy  Seele 
oder  Herz  (s.  Galvez).  Die  Nagos  oder  Djedjis  (bei  Dahomey) 
verehren  die  Seele,  die  den  Körper  durchwandert  und  auch  in 
den  Bauch  hinabsteigt,  wenn  sie  sich  im  Kopfe  befindet  und  über- 
legt (Bouche). 

;■  In  Itzamal  wurde  der  Götterkönig  Ytzamat-Ul  (der  Thau  oder 

die  Wesenheit  des  Himmels)  unter  dem  Bilde  einer,  (Kranke 
heilenden  und  Todte  erweckenden),  Hand  oder  Kab-ul,  (mano 
obradora)  verehrt  (s.  Lizana).  Waka,  formlos  im  Himmel  lebend, 
bei  den  Gallas,  geht  mit  dem  Neumond  zu  ihren  Feinden,  den 
Somali,  für  welche  er  gleichfalls  zu  sorgen  hat  (weshalb  die 
dann  geborenen  Kinder  im  Kampfe  mit  ihnen  fallen),  kehrt  aber 
bei  Veränderung  des  Halbmonds  in  Vollmond  wieder  zurück  (mit 
Tanz  und  Musik  empfangen).  Während  des  Sonnenfestes  der 
Aethiopier  war  die  Gottheit  abwesend  (schon  im  Alterthum). 

Gott  oder  Njakupong  (der  Hohe  oder  Onjamä),  als  Odaman- 
kama    'Schöpfer),    Amosu   (Regengeber),    Amovua    (die    Sonnen- 


DÄMONE.  58  l 

wärme  verbreitend)  u.  s.  w.  weilt  als  geistige  Wesenheit  im 
Himmel  (in  Akwapim). 

Neben  Mahopa  oder  Mahopaictias  (the  Great  Spirit)  wird 
Itsikamahidis  (the  first  ^)  made)  oder  Itakatetas  (old  man  immor- 
tal)  verehrt  (bei  den  Alinnetaris). 

Der  Ojibway  glaubt  sich  in  Zeiten  der  Noth  in  Träumen  von 
dem  Grossen  Geist  selbst  geleitet,  den  er  dann  auch  mit  Gesang 
und  Gebet  anzurufen  pflegt.  Bei  seinem  einsamen  und  unabhän- 
gigen Leben,  auf  selbstständige  Thatkraft  hingewiesen,  meint  er 
auch  seitens  des  Grossen  Geistes  (der  unbestimmten  Auffassung  des 
göttlich  Allgemeinen)  directer  Gunstbezeugungen  würdig  zu  sein, 
und  solche  beanspruchen  zu  dürfen,  wie  sie  der  gedrückte  und 
geknechtete  Neger  nur  von  seinem  durch  langen  Umgang  familiär 
gewordenen  Specialfetisch  zu  heischen  wagen,  die  Gottheit  ihm  da- 
gegen in  einer  allzu  fernen  Himmelshöhe  sitzt,  als  dass  die  Gebete  bis 
dorthin  dringen  könnten,  wenn  sie  nicht  etw^a  schon  an  sich  taub 
ist,  wie  in  Melanesien.  Sollte  nun  freilich,  beim  Uebergang  zu 
einem  engeren  Lebenskreis,  oder  in  seinem  Beruf  als  Zauberpriester 
dazu  veranlasst,  die  Indianer  sich  länger  und  öfter  mit  seinen 
^lanitu  beschäftigen,  dann  schrumpfen  diese  auch  bald  für  ihn 
in  die  ^lonstruositäten  der  Fetische  zusammen,  wie  der  Gesundheits- 
gott (bei  Jones) ,  Quiosan  (in  Virginien)  u.  s.  w.,  und  der  Kitche- 
]\lanitu,  wenn  überhaupt  noch  erinnert,  wird  w^eiter  zurückgeschoben, 
oder  in  anderer  Form  verstanden. 

Während  das  höchste  Wesen  (Aluberi)  sich  um  die  ^lenschen 
nicht  kümmert,  sind  (wie  die  Frauen  von  Kulimina)  die  Männer 
von  Kurumany  (bei  den  Arowaken)  geschaffen,  und  seine  Frauen 
heissen  Wurekaddo  (im  Dunkeln  arbeitend)  und  Emisiwaddo,  (die 
in  der  Erde  wühlenden)  oder  Ameisen  (s.  Schomburgk). 

Nach  den  Feuerländern  geht  ein  schwarzer  Riese  in  Wäldern 
und  Bergen  um,  der  jedes  gesprochene  Wort  hört,  und  darnach 
das  Wetter  gut  oder  schlecht  einrichtet  (s.  King).  Neben  den 
Nachts  umgehenden  (und  so  durch  Feuer  fern  zu  haltenden)  Dä- 
monen der  Höhlen  und  Schluchten  (s.  Nixon)   kannten  die  Tasma- 


1)  Unter  Utixo  verehren  die  KaflFer  den  Umshologu  (Geist)  ihres  frühesten  Häupt- 
lings oder  Vorfahren  (s.  Maclean).  Bei  den  Galla  in  Limmu  verehren  Männer  und 
Frauen  verschiedene  Götter.  Für  Gott  sagen  die  Tarahumara  (s.  Ochs)  Tepagatigameke 
oder  Repogatigameke  (der  oben  ist).  Gott  hiess  Shimanyet  lakkah  oder  der  Häuptling 
(shimanyet)  oben  (lakkah)  bei  den  Tsimshean ,  die  ihn  in  Unglücksfällen  schelten  (s, 
Duncan). 


582  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

nier  einen  guten  Geist,  der  von  den  Frauen,  bei  Abwesenheit 
ihrer  Männer,  singend  um  deren  Beschützung  gebeten  wurde  (s. 
Jeffreys).  Bei  den  Patagoniern^)  erscheint  Achekena-Kanet,  bald 
böse,  bald  gut  (Moussy).  When  a  Hidatsa  dies,  his  shade  lingers 
four  nights  around  the  camp  or  village,  in  which  he  died,  and 
then  goes  to  the  lodge  of  his  departed  kindred  in  the  Village  of 
the  dead  (s.  Matthews).  Die  Todtengeister  wurden  durch  den 
Geruch  verbrannten  Leders  fern  gehalten  und  Kinder  durch  die 
Gespenster  (Nohidahi)  geschreckt.  (In  Folge  der  Vierfachheit 
der  Seelen  kann  der  Tod  im  allmähligen  Absterben,  von  den 
Extremitäten  aus,  eintreten). 

Wie  die  in  der  Schlacht  gefallenen  Krieger  und  die  auf  der 
Reise  gestorbenen  Kaufleute,  gingen  die  den  Geburtswehen  ^)  er- 
legenen  Frauen  in  die  P>euden  des  Sonnenhauses  ein,  die  dem 
Tlaloc  geopferten  Kinder  oder  die  Ertrunkenen  zu  den  Genüssen 
Tlalocan's,  die  Erhängten^)  (s.  Herrera)  zum  Tanz  in  der  Luft,  die 
Säuglinge  zum  Himmel  Chichiualquauitl  (mit  dem  Milchbaum),  die 


2)  Neben  dem  (guten)  Himmelsgott  verehren  die  Patagonen  den  strengen  Be- 
herrscher der  Erde  (s.  Viedma)  als  Camalasque  (der  Mächtige  oder  Tapfere).  Bei  den 
Moluches  und  Puelches  verehrt  jeder  Stamm  seinen  Schöpfer  (als  Tiger,  Guanaco, 
Strausse,  Löwen  u.  s.  w.),  der  seine  Indianer  mit  den  ihnen  eigenthümlichen  Waffen  (inner- 
halb von  Höhlen)  schuf  und  seinen  besonderen  Wohnsitz  (in  einem  See,  am  Berg  u.  s.w.)  hat, 
wohin  sich  die  Seele  beim  Abscheiden  begiebt  und  in  den  Sternen  der  Milchstrasse  er- 
scheint. Ueber  die  Seen  und  Jahreszeiten  herrschte  Oki  (in  Canada).  Der  Gott  der 
Winde  (in  Virginien)  hielt  ein  schildartiges  Rad  oder  Kreis  in  der  Hand  (s.  Dapper). 
Gualichu  oder  Arraken  wurde  von  den  Pampas  als  höchstes  Wesen  verehrt  (s.  d'Or- 
bigny).  Ilsikamahidis  (der  zuerst  Seiende)  wird  (von  den  Hidatsa)  als  Itakatetus  (der 
unsterbliche  Alte)  verehrt  (Matthews).  In  Cayenne  heisst  Gott  oder  (bei  den  Galibis) 
Tamoucicabo  (der  Alte  des  Himmels  oder  Cabo)  Maire  bei  den  Xouraguas  und  Aco- 
quas  (s.  Grillet).  Der  böse  Geist  Bohem  Cülleh  überfällt  einsam  Wandernde  zur 
Nothzucht  (bei   den  Neeshenam)  in  Australien. 

1)  Die  Guten  ruhten  im  Jenseits  aus ,  wogegen  die  Schlechten  viel  Arbeit  zu 
dulden  hatten  (bei  den  Moscas),  el  hombre  que  moria  en  la  guerra  y  la  muger  que 
fallecia  de  parte  (aunque  fuesen  malos)  se  iban  derechos  al  descanso  (Herrera).  Wäh- 
rend die  natürlichen  Todes  Gestorbenen  zur  Nacht  gehen  (are  ki  te  po) ,  gehen  die  in 
der  Schlacht  Gefallenen  (in  Mangaia)  zum  Licht  (are  ki  te  ao),  indem  sie  auf  der 
westlichen  Klippe  (als  Heuschrecken)  vom  Kriegsgott  Kongo  verschlungen,  durch  die 
Eingeweide  gleiten,  und  in  den  Höhen  schwebend,  sich  in  Gewölk  verwandeln  (s.  Gill). 
Ehe  in  Keewuck-kow  (life  above)  mit  ewiger  Jugend  eingehend,  müssen  (nördlich  von 
Vancouver)  die  natürlich  Gestorbenen  durch  Seewuck  kow  (life  in  purgatory)  passiren 
(s.  Macfie). 

2)  Die  Seelen  derjenigen,  die  sich  erhingen  (den  Leiden  des  Lebens  zu  entgehen), 
wurden  von  Ixtab  (Göttin  der  Galgen)  nach  einem  glücklichen  Ort  geführt  (in  Yu- 
catan)  beim  Yakche-Baum.     Die  Bösen  litten  Hunger. 


WALHALLA.  583 

gewaltsam  oder  plötzlich  Sterbenden,  die  an  Krankheiten  Dahin- 
gesiechten, die  Alten,  die  Hingerichteten,  die  Elternmörder,  die 
Fürstenmörder  ^)  (s.  Gomara)  an  die  für  sie  bestimmten  Plätze,  die 
übrigen  Seelen  aber,  wenn  sie  von  Yautequiba,  dem  Boten  ^)  Mict- 
lantecuhtli's,  in  der  Stimme  des  Käuzchens  gerufen  waren,  zur 
Unterwelt,  von  der  nur  bei  der  Einladung  zum  Jahresfest  durch 
die  Verwandten  eine  kurze  Frist  der  Rückkehr  gestattet  war. 

Im  schallenden  Waffengetöse  die  Schilder  zusammenschlagend, 
zogen  die  Krieger  in  glänzender  Rüstung  die  Sonnenbahn  hinauf, 
um  am  Zenith  mit  den  Frauen  in  festlichen  Tänzen  zusammenzu- 
treffen, und  so  waren  ihren  Seelen  in  diesem  Walhalla  fröhlichere 
Genüsse  beschieden,  als  denen  hellenischer  Helden,  von  welchen 
selbst  die  des  Achill  das  Loos  des  niedrigsten  Tagelöhners  einem 
traurigen  Schattenleben  vorziehen  würde. 

Die  Piaches  (der  Insel  Trinidad)  hörten  im  Echo  die  Seelen 
der  Verstorbenen  (s.  Thevet).  Auf  Mangaia  bewohnte  die  Fee 
des  Echo  das  Land  vor  dem  Ersten  Menschen,  der  erstaunt  war 
ihre  Stimme  zu  hören  (s.  Gill).  Am  Orinoco  gehen  die  Seelen 
(Nande)  jenseits  des  Meeres,  um  die  von  den  Europäern  entwen- 
deten Kunstsachen  zu  verfertigen  (s.  Gilij). 

In  Nayarit  (bei  Rosario)  wurden  die  Seelen  gewaltsam  Ge- 
storbener (verschieden  von  den  an  Krankheit  Gestorbenen)  zu 
Sternschnuppen,  während  die  übrigen  nach  Mucchita  gingen  (von 
•Kahlköpfigen  gepflegt)  und  von  dort  am  Tage  als  Fliegen  (um 
Nahrung  zu  suchen)  ausflogen,  Nachts  daselbst  in  Menschengestalt 
tanzten.  Die  von  ihrem  Ehemann  mit  Pfeilen  verw^undete  Frau 
kehrte  aus  Mucchita  (wohin  sie  von  den  Geistern  gewinkt  w^ar) 
Nachts  in  das  Haus  zurück,  wurde  aber  bei  lautem  Ausruf  zur 
Leiche. 

Nach  Jahresfrist  wurden  die  begrabenen  Knochen  des  Caci- 
quen  ausgegraben  und  verbrannt  (in  Cumana),  und  die  Seelen 
gingen  zum  Essen  und  Trinken  nach  ihrem  Lande,  im  Echo  ge- 
hört (s.  Gomara).  Die  vom  Jenseits  zurückkehrende  Seele  Vee- 
tini's  (in  Mangaia)  lehrte  die  Todtenopfer  (s.  Gill).  Ensene  be- 
freite die  Seele  seiner  Frau  Kura  aus  der  Unterwelt  (in  JNIan- 
gaia),    wie    in   griechischen  Mythen.     In  Oldenburg    (s.  Stracker- 


1)  In  Nicaragua  gingen  die  Seelen  der  Bösen  im  tiefen  Miquetanteot  zu  Grunde, 
während  die  Guten  mit  Tamagostat  und  Cipattonal  lebten.  Die  Mayas  begruben  Cacaö 
mit  der  Leiche,  das  Wegegeld  zu  zahlen. 

^J  Der  Vogel  Voc  (in  Guatemala)  war  der  Bote  Hurakan's,  als  Herz  des  Himmels." 


584  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Jahn)  können  fromme  Priester  die  Seelen  der  Gestorbenen  auf 
den  Altar  beschwören  und  besonders  während  des  Todtenamts 
sie  um  deren  Schicksal  befragen  (s.  Wuttke). 

Neben  dem  Medecinfels  oder  jMihopas  (Mihopinis)  diente  den 
Hidatsa  zum  Orakel  die  Makadistati  (^House  of  the  Infants)  ge- 
nannte Höhle,  aus  der  die  in  Pygmäengestalt  hervorlauschenden 
Kinder  von  unfruchtbaren  Franen  durch  Spielzeug  (Bälle  oder 
in  Bogen  und  Pfeile)  angelockt  wurde  (s.  Matthews). 

Beim  Tode  stirbt  man  (nach  den  Platheads)  nur  halb,  indem 
die  andere  Hälfte  (Singapens)  zu  Amötkan  geht,  um  sich  (wenn 
gut)  bei  ihm  zu  erfreuen  (s.  jNIengarini).  The  Dayaks  think  that 
in  sleep  the  soul  sometimes  remains  in  the  body,  and  sometimes 
leaves  it  and  travels  far  away  (eiders  and  priestesses  often  assert- 
ing,  that  in  their  dreams  they  have  visited  the  mansion  of  Tapa). 
In  dreams  Tapa  and  the  spirits  bestow  gifts  in  the  shape  of 
magic  stones,  washed  in  cocoanut-milk  (to  anoint  the  people  at 
the  harvest  feasts). 

In  Oregon  wurde  die  Seele  vom  Priester  gehascht,  um  zur 
Wiedergeburt  erlangt  zu  werden.  Die  Priester  in  Pukapuka 
hingen  Seelenschlingen  (Ere  Vaerua)  an  Bäumen  in  der  Nähe 
eines  Kranken  auf,  und  wenn  die  Seele  sich  darin  verfing,  wurde 
sie  von  Vaerua  (dem  Geist  der  Unterwelt)  hinabgezogen  (s.  Gill). 
Auf  den  Fiji  stellte  man  Sonnenschlingen,  den  Tag  zu  verzögern 
(auf  der  Reise).  Die  alte  Frau  Tempuleaque  trägt  als  Walfisch 
die  Seele  ins  Jenseits,  fordert  aber  (bei  mangelnder  Bezahlung) 
ein  x\uge  (in  Araucanien).  * 

Die  von  Blitz  ^)  Erschlagenen,  Ertrunkenen,  die  Wassersüch- 
tigen und  Aussätzigen,  die  (nicht  verbrannt,  sondern)  begraben 
wurden,  gingen  zum  irdischen  Paradies  Tlalocan,  wo  die  lang- 
haarigen Tlaloques  weilten. 

Die  Pimas  halten  „einen  vom  Donner  getroffenen  ]\Ienschen 
für  die  verabscheuungswürdigste  Creatur,    als    welcher    von  Gott 


1)  When  lightning  strikes  a  Kraal  or  an  individual  or  the  property  of  any  onc, 
the  inhabitants  of  the  Kraal  are  considered  unclean,  until  a  sacrifice  has  been  ofTered, 
and  puritication  has  been  performed  by  a  doctor  (unter  den  Kaffern).  Who  is  a  nianito? 
asks  the  mystic  meda-chant  of  the  Algonkins.  ,,He,  is  the  reply,  he  who  walketh  with 
a  serpent,  Walking  on  the  ground,  he  is  a  manito"  (Brinton).  Nach  den  Algonquin 
ist  der  Blitz  eine  gewaltige  Schlange,  hörte  Buteaux  (1637),  und  unter  den  getroffenen 
Bäumen  werden  oft  grosse  Schlangen  gefunden.  Nach  den  Shawnees  ist  der  Donner 
das  Zischen  einer  grossen  Schlange. 


WASSERGOTT.  585 

selbst  auf  der  Erde  herumzugehen,  unwürdig  erachtet  worden" 
(s.  Ochs).  When  a  man  is  killed  in  battle,  the  thunder  is  sup- 
posed  to  take  him  up  (according  to  the  Konzas).  In  going  to 
battle  each  man  traces  an  imaginary  figure  of  the  thunder  on  the 
soll  (Say).  Todte  werden  mit  Mocassin  und  Speise  begraben  (für 
die  lange  Reise).  Mayne  beschreibt  (representing  thunder  under 
its  native  name  Tuturruh)  a  carving  of  two  eagles  with  a  dove 
in  their  centre  and  two  serpents  in  the  rear,  with  a  whale  seem- 
ingly  seeking  protection  from  the  serpents  (in  Vancouver-Island). 
Bei  den  Flatheads  gilt  das  Tödten  durch  Blitz  für  ein  böses  Vor- 
zeichen, und  der  Regenbogen  wird  als  ein  für  seine  Beute  nieder- 
blickender Blitz  betrachtet  (s.  Mengarini). 

Die  Tlaloc  geopferten  Kinder  wurden  nach  den  Gärten^) 
Tlalocan's  (des  irdischen  Paradieses)  versetzt,  bis  sie  auf  Erden 
wiedergeboren  wurden.  Das  Paradies  Tlaloca.n's  oder  Ylhuicatl's 
(agua  de  los  festos  de  Cielo)  hiess  (bei  den  Otomiten)  Magetzi. 
Die  durch  das  Feuer  des  Popocatepetl^)  gereinigte  Seele  gelangte 


1)  Die  mit  der  Angel  des  Dämon  Agnen  gefangenen  Fische  wurden  von  den 
Todten  (am  Cap  Frio)  an  dem  Agnen  pinaiticane  genannten  Ort  geröstet  und  getrocknet 
(s.  Thevet).  Die  Seelen  der  Verstorbenen  lebten  als  göttliche  Wesen  (dii  manes)  in 
der  Unterwelt  fort  (in  Rom).  Bei  den  Floridanern  heisst  der  Vater  Iti  (während  des 
Lebens),   Siki  ibei  Nachkommenschaft),  naribica  pasano,  wenn  kinderlos  sterbend. 

2)  Die  Seele  der  Apiacas  (zu  den  Tupinambas  gehörig)  am  Arinos  (sowie  zwischen 
Tocantin  und  Xingu)  gelangt  beim  Tode  in  Gefilde,  wo  die  schönsten  Früchte  ohne 
Pflanzen  wachsen  (s.  Martins).  Nach  den  Karaiben,  deren  Priester  (Boje)  den  bösen 
Maboje  vertreiben,  wohnen  gute  Geister  (Akambove)  über  dem  Mond  (s.  Dapper).  Der 
vielgestaltig  neckende  Wisakketjak  der  Cri  (die  Seele  als  Atchak  oder  Wok  bezeich- 
nend) heisst  Nenaboj  (bei  den  Sauteux)  und  (bei  Pieds-Noirs)  Napiw  (Lacombe).  Bei  den 
{mit  den  Chiquitos  grenzenden)  Manacicas  fliegt  der  Mapono  (Priester)  mit  der  durch) 
Wassersprengen  gereinigten)  Seele  des  Abgeschiedenen  (um  nachher  den  Hinterbliebe- 
nen Nachricht  über  ihr  Schicksal  bringen  zu  können)  in  die  Höhe,  und  führt  sie  auf 
den  durch  eine  Wilderniss  von  Bergen  und  Wäldern  führenden  Weg,  bis  an  die 
Holzbrückc  des  von  dem  in  Lumpen  gehüllten  Gotte  Tatusiso  bewachten  Flusses,  wo 
die  Schmutzigen  ins  Wasser  geworfen  werden.  Im  jenseitigen  Paradies  finden  sich  die 
Wohnungen  der  Götter  um  den  Palast  der  Göttin  Quipoci  und  die  Seelen  leben  von 
dem  abtröpfelnden  Gummi  der  (von  schwarzgesichtigen  Affen  bewohnten)  Bäume, 
während  ein  grosser  Adler  durch  die  Zweige  fliegt  (1729).  Ngaru  (in  Mangaia)  be- 
kämpft den  Dämon  Amai-te-rangi,  der  in  einem  Korb  ^Menschen  zum  Fressen  hinauf- 
zieht (s.  Gill).  Nachdem  sich  die  Seelen  (Canada's)  am  Steinfels  Ekaregniendi  das 
Gesicht  bemalt,  wird  ihnen  bei  der  Hütte  des  alten  Askotarach  das  Gehirn  aus  dem 
Kopf  genommen,  worauf  sie,  durch  einen  Hund  angefallen,  in  einen  Strom  stürzen, 
der  sie  nach  dem  Dorf  des  Westens  treibt  (s.  Dapper).  Der  Blitz  wird  (nach  den 
Kaftern)  von  dem  Umshologu  (Geist)  ihres  grössten  Häuptlings  oder  Inkosi  (der 
emphatische  „Inkosi")  gesandt,  und  der  von  demselben  Erschlagene    darf  nicht  beklagt 


586  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

nach  Phajaa,  dem  Lande  Tlaloc's.  Die  Priester  der  Preussen 
sahen  aus  dem  Haus  des  Griwe  die  Seelen  der  Abgeschiedenen 
in  schimmernder  WafFenrüstung  hoch  zu  Ross  in  das  himmHsche 
Land  des  Jenseits  einreiten. 

Die  gefallenen  Krieger  wurden  in  den  Armen  (der  Walkyre) 
Teoyaomique  (Gefährtin  Huitzilopochtli's)  zum  östlichen  Sonnen- 
haus getragen,  von  wo  die  Seelen  täglich  die  Sonne  zum  Zenith 
begleiteten,  um  dort  mit  den  Seelen  der  im  Kindbett  Verstorbe- 
nen zusammenzutreffen  (worauf  die  Sonne  Nachts  von  den  Todten 
durch  Mictlan  getragen  wurde).  Die  im  Kriege  Gefallenen  ziehen 
zum  Himmel,  w^o  die  Sonne  aufgeht  (war  auch  mexicanischer 
Ausdruck). 

Die  auf  der  Reise  gestorbenen  Kaufleute  gingen  mit  den  in 
der  Schlacht  gefallenen  Kriegern  (die  später  in  bunte  Vögel 
verwandelt  wurden)  in  das  Sonnenhaus  ein.  Die  in  der  ersten 
Geburt  gestorbenen  Frauen  wurden  als  Civapipilti  vergöttert  und 
erhielten  von  den  Kreuzwegen  Brod  in  verschiedner  Form  (auch 
von  Schmetterlingen)  um  den  Kindern  keinen  Schaden  zu  thun 
(s.  Sahagun)  in  Mexico. 

Die  im  Sonnenhaus  versammelten  Helden  ^)  (heisst  es  dann) 
begleiten  täglich  mit  Musik  und  Tänzen  die  Sonne  bis  zum  Mit- 
tage, wo  ihnen  die  im  Kindergebären  gestorbenen  Weiber  be- 
gegnen, mit  denen  sie  sich  bis  zum  Sonnenuntergang  vergnügen. 
Alle  vier  Jahre  werden  sie  theils  in  Wolken,  theils  in  Kolibris'-^) 
verwandelt  und  können  als  solche  auf  die  Erde  zurückkehren,  zu 
singen  und  den  Saft  aus  den  Blumen  zu  saugen. 

El  alma  va  ä  cimentarse  ä  la  otra  parte  del  mar  (bei  den 
Peguenches),  und  damit  sie  an  diesem  kalten  Ort  nicht  leide,  se 
queman  con  un  tizon  los  brazos,  las  piernas  y  por  todo  el  cuerpo, 

werden,  da  er  zum  Dienst  benöthigt  war  (Maclean).  Die  zu  demselben  Kraal  Gehörigen 
dürfen  erst  wieder  Verkehr  mit  den  Uebrigen  haben  und  Milch  geniessen  ,  nachdem 
sie  durch  den  Priester  gereinigt  sind  (unter  Einstreuen  der  Kohle  des  verbrannten 
Opfers  in  Hauteinschnitte).  Wie  Gumilla  mittheilt,  hielt  man  in  Encaramada  den 
Regen  für  den  Urin  eines  gewissen  Canepo  (Conopa),  der  mit  seinen  Söhnen  auf  dem 
Berge  wohne  (s.  Gilij). 

1)  Die  Häuptlinge,  wie  die  in  der  Schlacht  Gefallenen,  gehen  (bei  den  Aht)  zu 
dem  glücklichen  Lande  Ouawteahti  (oben  im  Himmel) ,  während  die  natürlich  Ver- 
storbenen (im  Lande  der  Frauen)  in  der  Unterwelt  bei  der  (knochenlosen)  Fleischmasse 
Chayher,  (der  herumgehend  Seelen  stiehlt),  verbleiben  (in  einem  Niflheim).  Xuchitlalpa 
war  das  irdische  Paradies  in  Mexico. 

2)  Die  Märtyrer  des  Islam  umfliegen  als  Vögel  die  in  schattigen  Grotten  duften- 
den "Wasser  des  Paradieses. 


ELYSIUM.  587 

diciendo,  que  es  guardar  fuego,  para  que  dios  no  le  de  alli  frio 
(Guzman).  Am  Caroni  gehen  die  Seelen  zu  einem  See,  um  von 
einer  Riesenschlange  verschlungen  zu  werden,  welche  sie  nach 
lieblichen  Gefilden  des  Tanzes  und  der  Berauschung  führt 
(s.  Codazzi).  Durch  den  Dämon  Iris  werden  die  Seelen  der 
Frauen  (bei  den  Caraiben)  um  die  Sonne  und  durch  die  Gefilde 
des  Jenseits  getragen  (s.  du  Tertre).  Die  Seelen  der  Araucaner 
werden  von  der  alten  Frau  Tempulagy  westlich  über  das  Meer 
geführt  (s.  Stevenson). 

Die  Guten  (in  Guyana)  gehen  zum  Himmel  (Kaupo)  die  Bösen 
in  die  Unterwelt  (Soi).  Nach  den  Mahatanern  gingen  die  Seelen 
der  Guten  nach  einer  massig  warmen  Gegend  in  Süden,  während 
die  der  Bösen  umherschweiften  und  in  dem  kläglichen  Geheul 
der  wilden  Thiere  gehört  wurden  (Dapper).  Seelen  ^)  der  Häupt- 
linge und  Priester  (whom  they  esteem  half  quioughcosughes) 
gehen  zu  lieblichen  Gefilden  des  Sonnenunterganges,  aber  „they 
suppose  that  the  common  people  shall  not  live  after  death"  (s. 
Strachey).  Nach  Plato  sind  die  in  der  Schlacht  Fallenden  als 
gute  Genien  zu  schätzen  unter  Verehrung  ihrer  Gräber  und  da- 
mit rechtfertigt  Eusebius  den  Heiligencultus  im  Reliquiendienst. 

Die  unsterbliche  Seele  (Cherapicouare)  wurde  (am  Cap  Frio) 
vom  Dämon  Aiguan  fortgeführt,  ausser  den  in  der  Schlacht  Aus- 
gezeichneten, die  zu  lieblichen  Gefilden  gingen. 

Bei  den  Arowaken  schweift  die  Seele  der  Feigen  (Maggu- 
lurugua)  in  einer  unbewohnten  Gegend  umher,  während  die  Seele 
des  Tapfern  (Gagguburugua)  in  der  Luft  über  ihrer  Hütte  wohnt 
(vSchomburgk).  Auf  den  Antillen  assen")  die  Seelen  Nachts  die 
Früchte  immergrüner  Thäler. 

Für  das  geknechtete  Volk  in  Cueva  war  keine  Hoffnung  im 
Jenseits,  ihre  Seelen  starben  rettungslos  dahin  (wie  auf  vielen 
Inseln  Polynesiens),  sie  lösten  sich  in  Luft  auf  (gleich  denen  der 


^)  Every  human  being  lias  four  souls  in  one  (nach  den  Hidatsa)  und  bei  Karen 
eine   Siebenzahl  der  Seelen. 

2}  Nach  Tung-fang-so  (II.  Jahrh.  a.  d.)  findet  sich  in  Fusang  (im  blauen  ]Meer 
gelegen)  der  Maulbeerbaum ,  dessen  Früchte  die  unsterblichen  Menschen  geniessen. 
Der  Fu-mu  im  Osten  (zur  Zeit  Yü's)  wird  {IV.  Jahrh.  p.  d.)  als  der  Baum  Fusang 
erklärt  (s.  Bretschneider).  In  der  Geschichte  der  Liang-Dynastie  (502 — 557),  die  im 
Süden  China's,  gleichzeitig  mit  der  Wei-Dynastie  (386—558)  im  Norden,  regierte, 
findet  sich  das  Original-Document  der  Nachrichten  über  Fusang  (s.  Bretschneider). 
Nach  dem  Liang  sze  kungi  ki  (VII.  Jahrh.  p.  d.)  brachten  Gesandte  aus  Fusang 
Spiegel  aus  Nephrit  als  Geschenke  für  den  Kaiser  von  China. 


588  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Thiere),  ausser  dessen,  der  sich  freiwillig  am  Grabe  seines  Häupt- 
lings geopfert  hatte  und  ihn  deshalb  in's  Jenseits  begleiten  durfte 
(s.   Oviedo). 

Jedes  Volk  pflegt  seinen  Himmel  für  sich  zu  bewohnen,  doch 
wird  einer  Ausnahme  bei  den  Irokesen  zu  Gunsten  Washington's 
erwähnt,  für  den  sie  vor  der  Pforte  eine  Gartenumzäunung 
eingerichtet,  wo  er  einsam  wohnte,  wie  Henoch  in  seinem 
Himmelsbezirk. 

Neben  den  in  moderner  Reformation  (in  Uebereinstimmung 
mit  russischen  Popen)  von  den  mexicanischen  Priestern  einge- 
führten Pässen  in  das  Jenseits,  bedurfte  es  noch  aus  alter  Tra- 
dition zur  Führung  einesHundes,  wie  durch  den  ganzen  Norden 
bis  zu  den  Eskimos.  In  Mexico  musste  dieser  geheiligte  Hund  ^) 
rothgelber  Farbe  sein  (s.  Sahagun),  und  im  Vendidad  schützt  der 
Hund  mit  gelben  Augenbrauen,  sowie  gelben  und  weissen  Ohren 
die  Todten  gegen  die  Dämone.  Das  Todtenopfer  für  den  Jaga  (in 
Cassange)  erforderte  un  cäo  grande  de  cor  amarella. 

In  Tlascala  verwandelten  sich  die  Seelen  der  Fürsten  in 
"Wolken,  Nebel,  in  bunte  Vögel  und  kostbare  Steine,  die  des 
Volkes  in  Insecten  und  Gewürm  (s.  Torquemada),  in  Stinkkäfer 
und  Ratten  (oder  in  Reptile)").  Bei  den  Icannas  gehen  die  See- 
len der  Tapfern  in  schöne  Vögel  (die  der  Goyatacas  in  die  ge- 
huppte Krähe)  über,  die  der  Feiglinge  in  Reptilien,  und  so  (nach 
Villavicencio)  bei  den  Zaparos  (s.  INIartius).  Bei  den  Goyatacas 
(in  Brasilien)  wanderte  die  Seele  in  den  Krähenvogel  Sacy  oder 
Lanambuch  (Coracina  ornata). 

Die  Peguenches  leben  im  Jenseits  mit  ihren  Frauen,  aber 
ohne  Kinder  zu  zeugen,  „porque  las  almas  no  tienen  alli  cuerpo, 
que  es  preciso  para  la  generacion"  (s.  Guzman).  Als  Tekauae's 
Seele  aus  IMiru's  Unterwelt  zurückkehrte,  erzählte  er  von  dem 
dort  eingesetzten  Gericht  der  Antipoden  und  zeigte  den  Weg 
zum  glücklichen  Lande  Joa's  (in  Mangaia).  Die  für  unsterblich  ge- 
haltene Seele  (der  Cumanaer)  wanderte  (zu  essen  und  zu  trinken) 
in  ein  Thal,  w^o  sie  durch  das  Echo  gehört  wurde  (Herrera). 


1)  Das  Phantom  Tibicena  erschien  (auf  den  Canarien)  als  bärtiger  Hund  (s.  Ga- 
lindo).  Die  Eingeborenen  von  Tenerif  (Chinet)  hiessen  Guanchinet  (guan  oder  Mensch) 
oder  Guanche  (de  la  Pena).  Der  auf  orientalischen  Talismanen  als  Wächter  symbolisirte 
Hund  der  Siebenschläfer  hat  (nach  dem  Koran)  seine  Herren  ins  Paradies   begleitet. 

2)  Die  Samogiter  verehrten  Eidechsen  (nach  Skaliger).  Das  kleine  Himmelsvolk 
(Ke-zhe-ko-we-ning-ne-wug)  hilft  den  Menschen  (bei  den  Algonkin). 


TODTENPASS.  589 

Von  den  dem  Todten  mitgegebenen  Pässen  (in  Mexico)  diente 
der  erste,  um  die  zusammenstossenden  ^)  Berge  zu  passiren,  die 
folgenden  für  die  von  der  Schlange  bewachte  Strasse,  geg-en  das 
grüne  Crocodil  (Xochitonal),  in  der  Wanderung  durch  die  acht 
Wüsten  und  über  acht  Hügel.  Dann  war  der  Messer -Wind  (Itze- 
hecaya)  zu  passiren  und  weiter  (auf  dem  Rücken  eines  röthlichen 
Hundes)  der  Fluss  Chiconahuapan,  worauf  der  Todte  seine  Gaben 
Mictlantecutli  überbrachte  und  seinen  Platz  angewiesen  erhielt. 
Für  den  Flussübergang  w^urde  ein  Hund  mitbegraben. 

Splamente  el  perro  de  pelo  vermejo  podia  pasar  (Sahagun) 
den  Todtenfluss  (Mictlan's).  Bei  den  Huronen  begaben  sich  die 
Seelen  auf  dem  Sternenweg  (Atiskein  andahaley  oder  Seelenstrasse) 
zu  Yoscaha  (und  Ataensiq),  w^ährend  die  Hundeseelen  sie  auf  dem 
Gagnenon  andahatey  (Hundestrasse)  genannten  Sternenweg  beglei- 
ten (Sagard).  Die  Todtenseelen  (in  Canada)  wohnten  in  einem 
grossen  Dorfe  (nach  Westen),  „daraus  sie  zuweilen  auf  eine  Zeit 
verhauseten,  klopften  des  Nachtes  an  die  Tühren  ihrer  alten 
Freunde  und  besäeten  verlassene  Aecker"  (Dapper). 

Nachdem  die  Seelen  der  Todten  eine  Rohrbrücke  passirt 
haben,  wandern  sie  am  Strom  (getrocknete  Fische  für  die  Reise 
bereitend)  und  folgen  dann  einem  engen  Weg,  ,,lequel  a  pour  bar- 
riere  deux  gros  pilons  qui  se  levent  et  s'abaissent  alternativement" 
(und  den  Todtenseelen  Durchgang  gestattend,  aber  Lebende  zer- 
schmetternd), und  dann  gelangen  sie  nach  einer  schönen  Ebene, 
sich  in  Jagd  und  Tänzen  zu  erfreuen  (unter  den  Indianerstämmen 
bei  Quebec)   1722   (s.  Bacqueville). 

Die  Seelen  der  Ottomachier  eilen  nach  Westen,  wenn  ihnen 
indess  der  Riesenvogel  Tighitigh  begegnet,  müssen  sie  sich 
tapfer  vertheidigen,  um  nicht  von  ihm  verschlungen  zu  werden 
(Schomburgk). 

Bei  den  Opata  wurden  Kleine  und  Verwachsene  in  Ehren 
gehalten,  als  Repräsentanten  des  Zwerges  Butzu  Uri,  der  die 
Seelen  über  die  See  führte  (s.  Orozco  y  Berra). 

Nur  wenn  die  Lieder  der  Zauberer  singend,  vermögen  die  Seelen 
(am  Orinoko)  den  im  Feuer  brennenden  Baum  zu  überfliegen,  um 

^)  Zum  Beweise  ihrer  Abkunft  von  Maire-Ata  hatten  seine  vSöhne  unbeschädigt 
durch  die  zusammenschlagenden  Felsen  (Itha  Irapi)  zu  passiren  (am  Cap  Frio),  wobei 
der  Bastard  zerdrückt  wurde  (s.  Thevet\  Die  Todtenseelen  oder  Je-bi-ug  (bei  den 
Otawwas)  haben  über  einen  schaukelnden  Balken  (vom  Hund  bewacht)  zu  passiren  (s. 
Tanner).  Nach  den  Cree  ging  der  Geist  des  Sterbenden  (po  yau  fic  chau),  der  Sonne 
folgend,  westlich  (Timberlake). 


590  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE- 

in  das  Seelenland  zu  gelangen  (s.  Schomburgk).  Die  Seele  der 
Grönländer  muss  (um  nach  Torngarnsuk  zu  gelangen)  fünf  Tage 
einen  rauhen  Felsen  hinabrutschen,  und  dass  sie  dabei  nicht  im 
stürmischen  Wetter  zu  Schaden  kommt  und  den  andern  Tod 
stirbt,  müssen  sich  die  Verwandten  in  solcher  Zeit  aller  geräusch- 
vollen Arbeiten  enthalten.  Die  Seelen  der  Frauen  kommen  in 
den  Himmel  (und  Mond)  an  den  See,  der  beim  Ueberlaufen  Regen 
verursacht,  und  spielen  Ball  im  Mondschein,  sind  aber  mager  (weil 
ohne  Nahrung),  während  sich  unter  der  Erde  Jagdgründe  finden.  Zu- 
letzt kommen  die  Seelen  in  die  stillen  Wohnungen  (eines  Nirwan^i). 
Kallak  (der  erste  Alensch)  wuchs  aus  der  Erde  und  die  erste 
Frau  aus  seinem  Daumen.  Nach  der  Fluth  schlug  der  allein 
übriggebliebene  Grönländer  die  Erde  und  eine  Frau  kam  hervor. 
Nach  St.  Clemens  lag  das  Paradies  jenseits  des  Oceans.  Auf  der 
catalanischen  Karte  liegt  das  Paradies  jenseits  der  durch  Hitze 
unberührbaren  Zone  des  Aequator  (1375).  Columbus  vermuthete 
das  Paradies  an  der  Mündung  des  Orinoco. 

Bei  den  Jägervölkern  des  Nordens  war  früher  der  Weg  in 
das  Jenseits  leicht  und  fröhlich  gewesen,  da  sie  frei  geblieben 
waren  von  den  Banden  einer  Hierarchie,  die  durch  die  Ausmalung 
der  Hindernisse  die  Nothwendigkeit  der  Pässe  bewies,  um  die, 
ohne  solche  verschlossenen,  Thore  zu  öffnen. 

Am  Potawomek-Fluss  erstiegen  die  Seelen  einen  hohen  Baum 
und  sahen  dann  einen  breiten  Pfad  vor  sich,  der  sie  an  dem 
Halbw^eghaus  der  Göttin  (wo  ein  Mahl  zur  Erfrischung  bereit 
steht)  nach  dem  Haus  des  grossen  Hasen's  im  Osten  führt,  und 
dort  wohnen  sie  in  Freuden  mit  ihren  Vorfahren,  bis  im  hohen 
Alter  sterbend,  um  auf  der  Erde  wiedergeboren  zu  werden 
(s.  Strachey).  Die  Kluft,  durch  welche  die  Geister  der  Unterwelt 
heraufstiegen  Krankheit  verbreitend,  wurde  durch  das  Hinab- 
rollen der  schönen  Tiki  geschlossen,  und  seitdem  nahmen  die 
Seelen  einen  anderen  Weg,  den  Geisterbaum  erklimmend,  der 
sich  hinabsenkt,  worauf  sie  von  Miru  (der  Beherrscherin  der 
Unterwelt)  gekocht  und  gegessen  werden  (in  Mangaia). 

Später  wurde  es  auch  hier  offenbart,  dass  durch  Beherrschung 
des  Jenseits  Alacht  über  die  Fortlebenden  erlangt  werden  könne, 
obwohl  zunächst  wenigstens  noch  der  Einfluss  für  Förderung 
patriotischer  Zwecke  verwandt  wurde. 

Der  Propheten-Prediger  der  Delawaren  in  Cayahaga  (am 
See  Erie)  zeigte  (1762)  auf  seiner  vom  Grossen  Geiste  erhaltenen 


PROPHETEN-REISEN.  591 

Karte,  wo  die  Weissen  den  Eingang  zum  Seelenlande  besetzt 
hätten,  so  dass  auf  dem  jetzt  zunehmenden  Umweg,  ein  Graben 
zu  überspringen  sei  mit  der  Gefahr,  in  die  Oeden  des  bösen 
Geistes  zu  fallen.  Es  wurden  deshalb  Opfer  und  besonders  Ent- 
haltung von  Branntwein  gerathen  (s.  Heckewelder). 

Der  nach  dem  Himmel  gereiste  Prophet  (der  Delawaren) 
hatte  einen  gefährlichen  Ort  zu  passiren,  wo  ihm  der  böse 
Dämon  auflauerte  (s.  Loskiel).  Der  den  Himmel  suchende 
Prophet  kam  oft  nahe  genug,  um  die  Hähne  krähen  zu  hören, 
oder  den  Rauch  des  himmlischen  Schornstein's  aufsteigen  zu 
sehen  (bei  den  Delawaren).  Die  Seelen  der  Mocobis  stiegen 
früher  auf  den  Baum  Nalliagdigua  zum  Himmel  auf,  um  einen 
lieblichen  See  zu  beschiffen,  bis  die  Seele  einer  Alten,  die  im  Fischen 
erfolglos,  von  den  übrigen  Fischern  keine  Hülfe  erhielt,  sich  so 
erzürnte,  „que  transfigurada  en  capiguara,  tomö  el  ejercicio  de 
roer  el  arbol,  por  donde  subian  al  cielo"  (Guzman).  Von  Attestupa, 
den  Felswänden  des  Halleberg's  stürzten  sich  lebenssatte  Alten 
herab  (s.  Schubert),  gleich  Hyperboräer.. 

Nach  den  Pimas  (und  Maricopas)  werden  die  verschiedenen 
Glieder  des  Körpers  in  Thiere  verwandelt,  der  Kopf  in  Eulen, 
die  Füsse  in  Wölfe  u.  s.  w.  (s.  Bartlett).  Die  Seele  ^),  als  Estupec 
(Herz)  oder  Eeep  (Athem),  geht  bei  den  Pimas  (wenn  dem  bösen 
Chiawat  entkommend)  nach  dem  östlichen  Sonnenhaus,  mit  Se- 
.huiab  (dem  Sohn  des  Schöpfers)  zu  leben. 

Das  Vögelchen^)  (llamado  Huitzitzilin)  diente  (in  Mexico)  zum 
Bilde  der  Auferstehung  (bei  den  Missionären),  indem  es  sich 
während  der  trocknen  Jahreszeit  in  Baumzweigen  verbirgt  (für 
sechs  Monate) ,  bis  es  „con  las  primeras  aguas  y  truenos  revive,  y 
despierta  de  aquel  misterioso  sueno,  como  si  huviora  estado  dor- 
miendo"  (s.  Torquemada).  Animorum  immortalitatem  credunt,  sed 
corporum  resurrectionem  desperant  (Caxamalcani). 

Zur  Heilung  wurden  die  Kranken  in  den  Tempel  Kabul's  ge- 


1)  Los  Opatas  creian  que  las  almas  de  los  muertos  iban  ä  una  espaciosa  laguna, 
en  cuya  orilla  septentrional  era  sentado  un  Enano  nombrado  Buizu  Uri,  dieser  schaffte 
sie  zu  der  Greisin  Vatecom  hoatziqui,  welche  die  Bemalten  in  den  See  stürzte,  die 
übrigen  verschlang,  um  sie  im  Magen  zu  hegen  (in  Sonora).  In  Canada  wurden  Kranke 
todtge'schlagen,  bei  plötzlichem  Todesfall  aber  die  Seelen  durch  Geschrei  (Ove,  ove) 
aus  den  Hütten  vertrieben  (Dapper). 

2)  BuUok  erzahlt  aus  Mexico,  wie  der  Muth  des  kleinen  Kolibri  (Symbol  von 
Huitzilopochtli)  ihn  weit  grössere  Vögel  anfallen  lässt. 


592  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

bracht,  und  der  von  Göttern  gezeugte  König  Itzamatul  (der  Thau 
des  Himmels)  erweckte  die  Todten  zum  Leben. 

Die  vom  Tode  wieder  Aufgestandenen  erzählen  von  der 
Stadt  des  Geisterlandes  im  Süden,  Avohin  der  Weg  der  Milch- 
strasse am  Himmel  führt  (bei  den  Delawaren).  Der  Menschen- 
geist steht  (bei  Averroes)  unter  dem  Intellectus  agens  (der  höchsten 
Gottheit).  Bei  den  Evveern  kehrt  die  Seele  nach  der  Seelen- 
heimath  zurück,  von  der  sie  Mawe  hereibgesandt  (wie  in  den 
AVanderungen  buddhistischer  Metempsychosen).  Mit  Zähnen  ge- 
borene Kinder  zeugen  (bei  den  Chepewyern)  von  der  Wieder- 
geburt. 

Von  den  verschiedenen^)  Seelen  der  Caraiben  begiebt  sich 
eine  zu  dem  Gott  Icheiri  oder  Chemin,  um  mit  ihm  fortzuleben 
(Dapper). 

Im  Geg*ensatz  zum  Körper  (anca)  ist  die  Seele  (am  oder 
puUi)  anconolu,  unkörperlich  oder  mugcalu,  ewig  (in  Chili). 

Bei  Xuchipitepetl  wurde  (nach  Villa-Sehor)  das  geschmückte 
Skelett  eines  Königs  in  einer  Höhle  verehrt  (in  Mechoacan).  In 
Comague  wurden  die  geschmückten  Körper  der  Vorfahren  verehrt. 
Der  Häuptling  Mixcohuatl  war  im  Tempel  Mixcohuatepec  begra- 
ben. Als  tapfere  Heroen  wurden  Quitzicquaquatzin,  Maceuhcatzin, 
Tlacahuepantzin,  Ixtlilcuechavac,  Ihuitlternuc,  Chavacuetzin  (s.  Sa- 
hagun)  geehrt  (in  Mexico).  Die  Knochen  der  Zauberer  wurden 
am  Amazonas   in  Hängematten  als  Reliquien   bewahrt  (s.  Acuna). 

Xach  einem  Opfer  für  den  Gott  Chiappe  begaben  sich  die 
(die  Sonne  verehrenden)  Bewohner  von  Tunia  in  die  Schlacht, 
indem  sie  den  Körper  eines  verstorbenen  Caziken,  der  durch 
Tapferkeit  berühmt  war,  an  einer  Stange  vortrugen  (s.  Belzoni), 
An  der  Hudsonsbay  wurde  beim  Tode  eines  Kindes  eine  Puppe 
aus  seinen  Kleidern  (mit  Einlegung  des  abgeschnittenen  Haares) 
gemacht  und  als  Tehipaye  im  Hause  bewahrt  (s.  Bacqueville). 

Den  Hausgöttern  wurden  so  viele  W^ollpuppen  aufgehängt, 
wie  sich  Personen  in  der  Familie  fanden  (Torquemada).  Die  vom 
Töpfer  verfertigten   Tepitotun   (die   Kleinen)    dienten   zum  Privat- 


1)  Yalo,  na:  spirit,  soul,  shadow  of  a  person  in  the  water.  A  yalo  bulu,  a  yalo 
sa  bula  voll  na  kena  totolo:  a  spirit  which  leaves  a  man's  body  when  still  alive,  but 
generally  when  asleep,  and  goes  and  enters  or  troubles  some  other  men,  wlien  asleep. 
A  yalo  ni  mato  (yalo  ni  moku):  the  spirits  of  dead  men  or  slain.  The  Fijians  are 
peculiarly  afraid  of  a  yalo  ni  tica_  ni  yone,  the  spirit  of  a  woman,  who  dies  in  child- 
bed  (Hazlewood).     In  Calabar   ist   die    Seele  Schatten  (Waddell). 


TEZCATLIPOCA.  593 

Gottesdienst  der  Laren.  In  jedem  Quartier  fanden  sich  Bilder 
der  Schutzgottheiten  Capultutco  in  Mexico  (Herrera).  Die  Nana- 
IshtohooUo  oder  Schutzgeister  enthüllen  sich  den  Chikkasah  in 
Träumen  (s.  Ardair).  Die  Indianer  (bei  Quebec)  fasteten,  jusq'uä 
ce  qu'il  ayent  reve  ä  quelqu'une  de  ces  divinitez  qui  sont  Tours, 
le  leopard,  le  boeuf,  la  couleuvre,  et  la  loutre  (1722),  zur  Ver- 
ehrung (s.  Bacqueville). 

Each  person  has  his  own  guardian  spirit,  called  his  tamamus 
(unter  den  Twana),  an  der  Thür  oder  dem  Bett  auf  Pfosten  ge- 
malt (n.  Eells).  The  Totem-posts  oder  Tamanamus-posts  (der  Twana 
im  Washington  territory)  are  intended  to  support  the  ridge-pole 
(s.  Eells). 

Die  Camacan  oder  Mongoyo  (zwischen  Rio  Pardo  und  Rio 
de  Contas)  legen  den  Todten  das  Fleisch  verschiedener  Thiere^) 
hin,  und  dasjenige,  w^as  nach  einigen  Tagen  verschwunden  ist, 
wird  als  besonders  willkommen  angesehen,  und  deshalb  das  Thier, 
welches  es  liefert,  für  längere  Zeit  nicht  gegessen  (s.  Martius). 

Der  bei  den  Playanos  Capistrano's  im  Innern  der  Erde  woh- 
nende Gott  Touch  sendet  jedem  Kinde  seinen  Schutzgeist  in 
Thiergestalt  zu  (s.  Boscana). 

Beim  Fest  der  Seelen  legen  ihnen  die  Delawaren  Speise  hin 
und  bitten  damit  zufrieden  zu  sein  (s.  Loskiel). 

Den  guten  Göttern  oder  Akambue  (Opoyem  bei  den  Frauen), 
von  denen  jeder  Mensch  einen  besonderen  hat,  opfern  die  Cariben 
die  Erstlinge,  während  sie  von  den  Maboya  (oder  bösen  Geistern) 
ein  Bild  machen,  in  der  Gestalt,  wie  sie  glauben,  dass  sie  ihnen 
erschienen  sind,  und  hängen  solches  an  den  Hals." 

Tezcatlipoca  wird  bald  mit  den  Epitheten  der  höchsten  Gott- 
heit geschmückt,  bald  wird  er  gehässig  dargestellt,  als  der  Wider- 
sacher des  frommen  Propheten,  also  je  nach  dem  Sectenstand- 
punkte.  In  diesem  Angriff  auf  das  Reich  in  Tule  soll  er  sich  an 
einem  Spinnfaden  vom  Himmel  herabgelassen  haben,  da  indess 
auch  von  ihm   gesagt    wird,    dass    er    in    seiner    (mit    Vogelkopf 


1)  Bei  den  mit  den  Chiquitos  grenzenden  Manacicas  wurden  die  Isituus  genannten 
Wassergeister  bei  Fischfang  angerufen.  Die  in  das  Meer  eingefahrenen  Seelen  stürzten 
bei  den  Cariben  die  Böte  um.  Die  Lares  permarini  waren  die  Seelen  der  im  Meer 
Ertrunkenen  (als  Schutzgötter  des  Seefahrers).  Die  Lares  compitales  waren  Dii  animales 
oder  die  Seelen  von  A^erstorbenen,  deren  Gräber  an  den  Compitis  lagen  (und  ebenso 
die  Lares  rurales,  Lares  viales  u.  s.  w.)  Bei  Entlassung  einer  Seele,  die  ihre  Läuterung 
vollendet  hat,  zum  Himmel,  entstehen  Erdbeben  (bei  Dante). 

Bastian,  America.  3g 


594  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

dargestellten)  Manifestation  als  Chalchiuhtotolli  sich  nur  durch 
den  Fuss  eines  Adler's  (oder  Hahnes)  gezeigt,  so  konnte  er 
mit  dem  aus  dem  Himmel  verstossenen  Gotte  Yxpopalotl  (als 
Adlerfuss  erscheinend)  zusammenfallen,  oder  mit  den  kopfüber 
(wie  Lucifer  oder  der  Gott  der  Ssabäer)  vom  Himmel  gestürzten 
Höllengöttern. 

Wie  aus  dem  höchsten  der  Sonnenhimmel  Mara  herabkommt, 
die  Werke  Buddhas  zu  zerstören,  so  steht  Tezcatlipoca  in  Be- 
ziehung zum  neunten  Himmel,  wo  er  die  von  ihm  entführte  Ge- 
liebte verborgen. 

Der  Gott  Tezcatlipuca  erschien  in  der  Gestalt  eines  Vogels, 
,,lequel  frappant  et  battant  des  aisles  faisoit  grand  bruit  et  resveil- 
loit  ceux  ausquels  il  vouloit  parier"  (Thevet),  also  wie  der  Adler 
in  der  aus  Spinngeweben  geschaffenen  Welt  Chiawatmahkes  an 
der  Decke  des  schlafenden  Propheten  zerrt  (bei  den  Pima).  Tez- 
catlipoca, als  Vorfahre  der  Göttin  Suchiquecal,  wurde  mit  einem 
Schwanz  dargestellt  (in  Mexico),  wie  Fo  der  Chibchas. 

Als  der  nackte  Marktverkäufer  Toveyo,  verführte  Tezcatlipoca 
die  Tochter  Huemac's  und  (im  Kriege  mit  Cacatepec  und  Coa- 
tepec  siegreich)  vernichtete  er,  im  Tanz  zum  Abgrund  die  über  die 
Missheirath  erzürnten  Tolteken  [Huarachiri].  Als  der  Zauberer 
Tlacavepan  oder  Acexcoch  erschien  Tezcatlipoca  unter  den  Tol- 
teken mit  dem  Puppentänzer  Huitzilopochtli.  Als  unter  dem  Stein- 
regen, mit  dem  Tezcatlipoca  die  Tolteken  erschlug,  der  Stein 
Techcatl  fiel,  verkaufte  die  alte  Frau  in  Chapultepecuitlapilco  oder 
Vetzinco  die  Krankheit  verbreitenden  Papierfähnchen  (als  Gohei). 
Als  Teguioa  tödtete  Tezcatlipoca  mit  einer  Keule  die  in  der  Feld- 
arbeit helfenden  Tolteken.  Der  Greis  Titlacahua  bestimmte  Quetz- 
coatl  zum  Wandern  (s.  Torquemada). 

Titlacahuan  (somos  sus  criados)  war  (nach  Torquemada)  ein 
vergötterter  Zauberer.  Wenn  Tezcatlipoca,  wie  im  Himmel  oder 
Unterwelt,  über  die  Erde  wanderte,  säete  er  dort  Streit  und  Krieg, 
als  Necocyautl  (s.  Sahagun). 

Als  Träger  des  Spiegels^)  wiederholt  Tezcatlipoca  das  Sym- 
bol der  Reinheit  in  den  Kami-Tempeln   des  Sinto-Cultus  Japan's. 


1)  Tezcatlipoca  hielt  den  Spiegel  Itlacheaya  (s.  Acosta).  Im  Dienst  der  Sintu  oder 
im  Kami-no-Mitsi  (Weg  der  Kami)  wird  von  den  Kami-Nusi  (Wirthe  der  Götter)  ge- 
nannten Priestern  die  Reinheit  der  Tempel  (Mia)  neben  dem  Spiegel  durch  die  Papier- 
streifen der  Gohei  repräsentirt. 


ZAUBERSPIEGEL.  "      '  595 

Solche  Spiegel,  wie  sie  sich  in  mexicanischen  Gräberfunden  er- 
halten haben,  werden  unter  den  Tributgegenständen  Fusang's  bei 
den  Chinesen  erwähnt.  Die  leitenden  Intelligenzen  der  Planeten, 
und  mittelbar  die  Planeten  selber,  heissen  (bei  Dante)  Spiegel, 
weil  sie  das  göttliche  Licht  von  Oben  empfangen  und  nach  Unten 
zurückstrahlen  (s.  Witte). 

Die  Mexicaner  hielten  Tezcatlipuca  (espejo  resplandenciente) 
por  increado  y  invisible  (als  anima  del  mundo).  Decian  tam- 
bien  que  era  como  aire  y  oscuridad,  als  Moyocayatzin  (el  que 
hace  quanto  quiere)  Krankheiten  sendend  oder  Himmel  und  Erde 
(nach  Belieben)  zerstörend  oder  in  Menschengestalt,  besonders  als 
Knabe  Telpuctli,  in  Erscheinungen  umgehend  und  sich  auf  dem 
Sitze  Ichialoca  (donde  se  aguarda)  oder  Momoztli  ausruhend,  unter 
der  Bezeichnung  Titlacahua  (cuyos  esclavos  y  siervos  somos)  ver- 
ehrt (Torquemada).  Als  höchster  Gott  (Tezcatlipuca)  war  Titla- 
cahua (in  dessen  Sklaverei  die  Menschheit  liegt)  die  (unsichtbare) 
Luft  (oder  Dunkelheit),  in  Menschenform  erscheinend  und  auf  den 
Ichialoca  oder  Momoztli  genannten  Sitzen  an  den  Kreuzwegen 
unter  einem  Laubdach  verehrt,  aber  im  Zorn,  als  Moyocayatzin 
(el  que  hace  quanto  quiere)  Krankheiten  sendend  (und  Vergehen 
strafend). 

Nach  Mendieta  waren  Himmel  und  Erde  von  Tezcatlipoca 
(Uzilopuchtli)  oder  Ocelopuchtli  geschaffen.  Der  Titel  Titlacahua 
(sinnlicher  Allgewalt)  wurde  nur  Tezcatlipuca  beigelegt  (auch  als 
Jupiter  oder  Juvans  pater).  Decian  tambien,  que  era  como  aire 
y  obscuridad  (s.  Torquemada),  wie  Chiminagagua  (der  Chibchas). 

Tezcatlipoca^)  hatte  Himmel  und  Erde,  (nicht  jedoch  den 
Menschen),  geschaffen  (der  von  Quetzalcoatl  vollendet  war). 

Vor  dem  an  seinem  Fest  auf  Sänften  in  Procession  getrage- 
nen Gott  Tezcatlipuca  räucherten  die  Priester,  die  Hände  empor- 
streckend zum  Flehen,  dass  ihre  Gebete,  wie  der  Rauch,  zum 
Himmel  emporsteigen  mögen  (Torquemada).  Tezcatlipoca  wurde 
angerufen  als  Titlacoan,  Yautl,  Telpuchtli,  Tlamatzincatl,  Moiocoiat- 
zin,  Jaotzin,  Necociautl,  Necavalpilli  u.  s.  w.  (s.  H.  Bancroft),  dann 
als  Yoalliehecatl,  Yautluecoeiautlmonenequi,  Teiocoiani,  Techimatini, 
Titlacaoamoquequeloa.  Vor  der  Schlacht  ward  zum  Tetzcatlipoca 
gebetet,  dass  er  die  Aufnahme  der  Helden  zu  den  ewigen  Freu- 


1)  Era  il  dio  della  Providenza,  l'aniina  del  mondo,    il    creator    del    cielo    e    della 
terra,  ed  il  Signor  di  tutte  le  cose  (s.  Clavigero)  Tezcatlipoca  (il  maggior  dio). 

38* 


596  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

den  der  Sonne  vermittele  (Sahagun).  Tezcatlipuca  wurde  nach 
dem  durch  aufsteigenden  Weihrauch  dampfenden  Spiegel  genannt 
(bemerkt  Thevet).  Tezcatlipoca  erschien  (mit  Spiegel)  auf  dem 
Berge  Tezcatepec  und  von  ihm  wird  gesagt,  dass  er  in  den  Spiegel 
Itlachia  blickte. 

Nach  Sahagun  w^ar  Titlacuaon  (in  Mexico)  allmächtiger 
Schöpfergott.  Auf  dem  Ohrring  des  (einen  Spiegel,  um  die  Vor- 
gänge zu  sehen,  haltenden)  Tezcatlipoca  waren  Wolken  von  Dunst 
gemalt,  die  Gebete  der  Nothleidenden,  die  von  ihm  erhört  wurden, 
darzustellen,  und  in  der  Hand  trug  er  Pfeile,  Missethaten  zu 
strafen  (s.  Acosta).  An  den  Haaren  des  Tezcatlipoca,  der  die  Ge- 
bete der  Flehenden  hört,  hing  ein  goldenes  Ohr  herab. 

Die  (Momuztli  genannten)  Sitze  an  den  Kreuzwegen  waren 
Titlacahuan  (besonders  in  seiner  Form  als  Huemac)  geweiht  (zum 
Ausruhen).  Bei  St.  Martha  sassen  Bilder  der  Dämone  auf  Stühlen 
(nach  Davila),  und  heilige  Sessel  werden  auf  den  Antillen  erwähnt. 
Neben  den  Steinsitzen  an  den  Strassen-Ecken  (Mexico's)  zum  Aus- 
ruhen für  den  Gott  Tezcatlipoca,  wenn  er  auf  Erden  umherwanderte, 
deren  Laubdach  alle  fünf  Tage  erneuert  w^urde,  fanden  sich  für 
den  Handelsgott  Mixcoa  Steinhaufen  längs  der  Wege  oder 
an  den  Plätzen  aufgerichtet.  In  dem  Tempel  (dessen  Dach  in 
chinesischer  Art  zurückgebogen  war)  fanden  sich  Bänke  (seats  of 
the  gods)  aufgestapelt  (in  Fakaafo).  So  oft  in  dem  Quauhxicalco 
genannten  Tempelraum  (wo  die  getrockneten  Köpfe  der  Menschen- 
opfer aufbewahrt  wurden)  der  Gott  Titlacahua  seine  Trompete 
hören  liess,  trat  der  Priester  ein,  um  W^eihrauch  zu  spenden 
(s.  Torquemada). 

Nach  Bologna  war  Tezcatlipuca  ein  Häuptling,  dessen  Knochen 
zur  Verehrung  aus  dem  Grab  genommen  waren.  Die  Dämone 
Camaxtli  und  Tezcatlipuca  waren  von  Westen  gekommen  (Ca- 
margo).  Tezcatlipoca  trug  eine  Brille,  um  Alles  zu  sehen  (was 
ihm  sonst  im  magischen  vSpiegel  erscheint). 

Tezcatlipuca  figurirte  als  der  Stammesgott  von  Tezcuco  und 
bei  Nata  (und  seiner  Frau  Nena),  die  Titlacahuan  aus  der  Fluth 
gerettet,  verwandelte  Titlacahuan  Tezcatlipoca  (als  Citlallinicue 
und  Citlallatonac  sich  oben  über  den  Rauch  des  Feuers  be- 
klagten) die  Fische  in  Hunde  (nach  dem  Codex  Chimalpopoca). 
Tezcatlipoca  wurde  dargestellt,  eine  Lanzenschleuder  als  Waffe 
in  der  Hand  haltend. 

Mit  einem  durch  Opfer  blutigen  Dorn  dem  von  ihm  geschaf- 


VOGELORAKEL.  597 

fenen  Luftgott  erscheinend,  beauftragte  Tezcatlipuca  denselben, 
sich  in  das  Sonnenhaus  (zu  den  dortigen  Musikanten,  Dreifüssigen, 
Grossohrigen  etc.)  zu  begeben,  über  eine  von  seinen  Enkeln  Esa- 
capachtli  (Schildkröte),  Acilmatl  (Fischfrau)  und  Altcipatli  (Wal- 
fisch) im  Wasser  gebildete  Brücke,  und  obwohl  die  Sonne  bei 
seiner  Annäherung  ihren  weiss,  roth,  gelb  und  grün  gekleideten 
Musikanten  jede  Antwort  verboten  hatte,  wurde  doch  einer  der- 
selben durch  den  Sang  des  Luftgottes  verführt,  und  folgte  ihm 
zur  Erde,    dort  die  Musik  bei  den  Festen  einführend  (s.  Thevet). 

Huitzilopochtli  war  der  Stammesgott  der  Azteken,  denen  er 
durch  das  Vogel -Orakel  den  Auszug  gebot,  sie  auf  den  Wande- 
rungen durch  die,  seine  Reliquien  einschliessende,  Arche  ^)  geleitend. 
Bei  dem  von  der  Tempeljungfrau  aus  der  im  Herabfallen  unter 
ihr  Busentuch  verborgenen  Feder  geborenen  Guatezuma  wird  hin- 
zugefügt, dass  seine  Mutter  von  Orchilobos  (mit  der  Sonne  iden- 
tificirt),  geträumt  habe  (wie  Rhea  Silvia  von  Mars  bei  Romulus 
und  Remus'  Empfängniss). 

Als  Gott  des  plötzlichen  Kriegslärms  oder  Landsturms,  galt 
Painalton  der  Gefährte  des  Huitzilopochtli  (Bernal  Diaz).  Ochi- 
lobo  oder  Ochilobus  ward  auch  als  Hauptgott  in  Mexico  darge- 
stellt (ochi  oder  Yaguar).  Alezcatepoco  wurde  als  Kriegsgott  ver- 
ehrt, und  den  Zancual  vertrauten  die  Mexicaner  als  Schutzgeister 
im  Kriege. 

Huitzilopochtli  wurde  geboren  mit  dem  grünen  Federbusch, 
mit  Kolibrigefieder ^)  am  linken  Bein,  mit  blauen  Streifen  auf 
Gesicht,  Armen,  Beinen.  Der  Kolibri  vermittelt  die  Blüthenbe- 
gattung,  indem  er  mit  dem  Schnabel  unter  den  Staubfäden  wüh- 
lend, den  Blumennektar  trinkt  (Wagner). 


1)  Die  bewegliche  Stiftshütte  ist  noch  bei  den  wandernden  Mongolen  gebräuchlich 
(Meiners).  Nach  der  Schöpfung  bildete  Tupa  noch  einen  Mbaya  und  seine  Frau,  und 
da  Alles  auf  der  Erde  vergeben  war,  Hess  er  deren  Nachkommen  durch  den  Raub- 
vogel Caracara  das  Recht,  ihre  Nachbarn  zu  berauben,  anzeigen  (s.  Angelis).  Durch 
den  Schreckensgott  Tetzauhteotl  (in  Drachengestalt)  nach  Chicnautopan  (los  nueve  lu- 
gares  oder  los  nueve  cielos)  versetzt,  Hess  der  Kriegsfürst  Huitziton  den  ihre  Blut- 
bahn ziehenden  Mexicanern  neben  seinem  Skelett  seinen  Schädel,  der  Orakel  gab. 
Huitzilopochtli  hiess  Tezahuitl  (Schrecken)  oder  Tetzauhteotl  (der  Schreckensgott).  Die 
Araucaner  verehrten  Epunamun,  als  Kriegsgott. 

2)  Der  Specht,  sich  auf  das  Vexillum  der  Sabiner  setzend,  führte  sie  in  die  Gegend 
von  Picenum,  wie  ein  Rabe  den  Battus  führte,  eine  Taube  die  Chalcidier,  ein  Delphin 
die  Kreter,  ein  Stier  den  Kadmus,  ein  Wolf  die  Hirpiner.  Auf  den  Katharineninseln 
bei  Californien  werden  die  Raben,  als  Dolmetscher    des  göttlichen  Willens,  verehrt. 


598  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

In  Michoacan  sterbend,  wurde  Huiziton,  als  von  dem  Gott 
Tetzauh  oder  Tezcatlipoca  zu  sich  berufen,  vergöttert,  als  Huitzi- 
lopochtli  und  für  die  Lade  mit  seinen  Knochen  wurden  die  vier 
Teomama  (Gott-Träger)  ernannt  (unter  Quauhtlequetzqui). 

Auf  der  Wanderung  der  Azteken  liess  Huitziton  seine 
Schwester  Malinalxochitl  (wegen  ihrer  Zaubereien)  schlafend  am 
"Wege  zurück,  mit  vier  Greisen  (Quauhtlonquetzqui,  Axoloa,  Tla- 
macazqui  und  Ococaltzin),  mit  denen  sie  klagend  nach  dem  Berg 
Texcaltepetl  zog  und  dort  den  Sohn  Cohuitl  gebar  (s.  Veytia). 

Vor  dem  Auszuge  zum  Krieg  nahm  Maquihix  (für  guten 
Erfolg)  vor  dem  Bilde  Huitzilopochtli's  den  geweihten  Trank 
Itzpactli  (in  Tlaltelolco).  Nach  Boturini  wurde  der  mexicanische 
Fürst  Huitziton  (Huitzilopochtli)  durch  den  Gott  Tezauteotl  in  den 
Himmel  erhoben,  vor  den  Augen  des  Volkes  (wie  Romulus), 
während  seine  Gebeine  zur  Verehrung  blieben  und  orakelten  (wie 
die  Lade  der  Stiftshütte  mit  Aaron's  Reliquien). 

Die  aus  Samen  und  Teig  mit  Blut  geknetete  Figur  Huitzi- 
lopochtli's wurde  beim  Fest  zum  Verzehren  vertheilt.  Als  Em- 
pedocles  bei  einem  Fest  in  Agrigent  dem  Volke  ein  Gastmahl 
hergerichtet  hatte,  bei  dem  das  Schlachten  eines  Ochsen  gewöhn- 
lich war,  liess  er,  weil  ihm  als  Pythagoräer  dieses  verboten  war, 
die  Figur  eines  Ochsen  aus  Teig  bilden  und  als  Gericht  auftragen. 

Huitzilopochtli  wurde  im  Waffenschmuck  von  seiner  Mutter 
Coatlicue  geboren,  die  ihn  durch  Auffangen  eines  Feder-Ei's  (auf 
der  Sierra  von  Coatepec)  concipirt  hatte.  Durch  den  Chalchiuitl 
gebar  Chimalma  den  Sohn  Quetzalcoatl  oder  (nach  den  Tulteken) 
Huitzilopochtli  (Torquemada). 

Die  fromme  Coatlycue  heisst  Mutter  der  Söhne  Centzunhuitzna- 
hua  und  der  Tochter  Coyolxauhqui,  als  sie  auf  dem  Berg  Coatepec 
(bei  Tula)  aus  einem  Federball  Huitzilopochtli  gebar.  Nach  Cla- 
vigero  war  Huitzilopochtli  von  der  tugendhaften  Coatlicue  in 
Tula  durch  einen  Federball  empfangen,  und  tödtete  (aus  dem 
Mutterleibe  tretend)  die  sie  tadelnden  Kinder,  als  er  bewaffnet 
geboren  wurde. 

Neben  dem  Cu  des  Tezcatlipoca  fand  sich  in  Tezcuco  der 
Haupttempel  mit  Huitzilopochtli  auf  der  höheren  und  Tlaloc  (dem 
Wassergott  der  Berge)  auf  der  niedrigem  Terrasse  (nach  Pomar). 
Wie  Tezcatlipuca  und  Huitzilopochtli  galt  Ocelopuchtli  als  Schöpfer. 
Le  dieu  supreme  de  la  grand  ville  de  Mexico  se  nommait  Hor- 
chilouos,  dans  une  autre  ville  Chuennila,  dans  une  autre  Quecad- 


HUITZILOPOCHTLI.  599 

quaal  etc.  Huitzilopochtli  zeigte  ein  doppeltes  Gesicht,  das  hin- 
tere im  Bilde  eines  Todtenkopfes  (als  Gott  des  Todes  sowohl,  wie 
des  Lebens).  Huitzilopochtli  hielt  vom  Himmel  gesendete  Pfeile 
(s.  Acosta),  womit  die  Priester  belehnten. 

Die  Figur  Huitzilopochtli's :  tenia  otra  cara  en  el  celebro,  a 
manera  de  hombre  muerto,  para  denotar,  que  asi  como  en  el  esta 
la  vida  esta  tambien  la  muerte,  y  en  su  voluntad  darla  quando 
quisiere  (Torquemada).  Die  Figur  Huitzilopochtli's:  tenia  una 
mascara  de  orOj  para  denotar  que  la  deidad  es  encubierta,  y  que 
solo  se  manifiesta  con  mascara  (Torquemada).  Als  Cortez  im 
Kriege  mit  Quauhtemoc  in  den  Tempel  Huitzilopochtli's  eindrang, 
bemächtigte  er  sich  der  Goldmaske  des  Götzen  (s.  Ixtlilxochitl). 
Die  Figur  Huitzilopochtli's  hatte  „ojos  de  espejuelos  muy  relucien- 
tes,  para  denotar,  que  todo  lo  ve  y  nada  ignora,  y  que  nunca  duerme, 
sino  que  siempre  vela  y  atalaia  sobre  las  criaturas"  (Torquemada). 
Auf  des  Missionairs  Fragen,  „was  die  Sonne  sei  und  wie  das 
Korn  wüchse"  u.  s.  w.  antworteten  die  Pimas  mit  Huquays  mat 
(dies  wer  weiss),  Unquays  mat  (es  ist  halt  so),  Tamacatum  (er  ist 
über  uns)  u.  s.  w.  (s.  Murr). 

In  die  Sonne  wurde  die  Quelle  des  Lebens  versetzt,  und  durch 
ihre  das  All  durchdringenden  Aetherschwingungen  hielt  sie  die  be- 
wegenden Kräfte  im  steten  Impuls  (nach  mexicanischer  Philosophie). 

Naolin  bezeichnete  die  zitternde  Schwingbewegung,  wodurch 
•die  Sonne  Alles  belebte  und  zeugte  (bei  den  Mexicanern),  il  sole 
con  le  sue  trepidazioni  e  moti,  al  quäle  attribuiscono  la  produzione 
de  tutte  le  cose  ordinarie. 

Tititonatiuh  (accelerado  movimiento  del  Sol)  wurde  als  Fest 
der  Mexicaner  gefeiert,  und  es  wird  gesagt,  dass  die  Sonne  (To- 
natiuh)  zugleich  als  Naolin  (in  ihren  vier  Bewegungen)  verehrt  sei. 

Aelter  als  die  Sonne  und  vor  ihr  war  Tlavizcalpantecutli  ge- 
schaffen, der  Gott  der  Morgenröthe,  und  nachdem  die  Sonne 
hervorgetreten  war,  bedrohte  sie  bei  ihrem  Stillstand  (während 
des  Gründungstages  von  Huehuetlapallan)  durch  die  zunehmende 
Hitze  die  Existenz  der  Erde,  bis  die  durch  eben  diese  Hitze ^) 
erzeugte  Mücke  (Mosquito)  die  Sonne  ins  Bein  stach,  und  sie  so, 
an  ihre  Pflicht  erinnert,  zum  Weitergang  bewegte. 


1)  Als  die  Sonne  mit  ihren  neun  Brüdern  so  heiss  brannte,  dass  die  Welt  unter- 
zugehen drohte,  erschlug  der  Coyote  die  Brüder,  und  ebenso  mit  einer  heissen  Feuer- 
steinmasse die  neun  Begleiter  des  Mondes,  durch  deren  Kälte  die  Menschen  erfroren 
(nach  den  Neeshenam  in  Californien).      Die   Araucaner   verehren:    „Antumalguen,   das 


600  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Die  Mythen  über  Sonne  und  Mond  verfallen  vielfach  dem 
Volkswitz  unter  familiärer  Behandlung  jener  Himmelsgestirne  (die 
in  Holstein  am  Seil  geleitet  wurden),  und  die  über  die  Pferde  der 
Spanier  (zu  Speier's  Zeit)  so  sehr  erschreckten  Indianer  (am 
Ariare),  dass  sie  den  Kopf  in  die  Büsche  steckten,  „como  suele 
hazer  la  perdiz"  (als  der  Vogel  Strauss),  bedrohten  unverzagt 
den  Mond  mit  Steinwürfen  und  Keulenschläg'en  (an  den  Bäumen), 
indem  sie  über  die  Verfinsterung'  „se  mostraban  ayrados"  (s.  Simon). 
Aus  Aerger  wurden  bei  der  Verfinsterung  Steine,  Brände,  Stricke 
u.  s.  w.  gegen  den  Mond  geworfen  (como  si  ella  tuviera  la  culpa). 

Andererseits  verknüpft  sich  die  Vorstellung  der  Lebens- 
erneuerung mit  den  Phasen  des  Mondes  (von  Hottentotten  bis 
Eskimo),  und  bei  Delawaren  und  Irokesen  bemerkt  Loskiel,  dass 
das  Neu-Erscheinen  des  Mondes  sein  Wiederaufleben  genannt  sei, 
da  er  vorher  gestorben  gewesen. 

Als  (in  Canada)  der  Zwerg  Takabech  auf  einen  Baum  ge- 
klettert, mit  dessen  Erhebung  in  den  Himmel  gelangte,  und  dann 
für  seine  Schwester  auf  die  Erde  zurückkehrend,  diese  über  die 
Sterne  führte,  fand  er  in  seinen  (für  Wild  gesetzten)  Netzen  Alles 
voll  Feuer,  da  die  Sonne  gefangen  war  und  durch  die  Hitze 
keine  Annäherung  erlaubte,  bis  sie  (indem  eine  Maus  das  Netz 
zerknabberte)  wieder  in  Freiheit  gesetzt  wurde  (s.  Dapper),  wie  in 
den  Mythen  vom  Schlingenfanger  in  Neuseeland  (und  sonst).  Maui 
(in  Mangaia  (stellte  dem  Sonnengott  (Ra)  Schlingen,  um  seinen 
Lauf  zu  regeln,  (s.  Gill),  und  bei  den  Maori,  seine  Hitze  zu  massigen. 

Bei  der  Schöpfung  Hess  Tezcatlipuca  aus  der  Sonne  auf  die 
Erde  ^)  einen  Pfeil  herabschiessen,  la  quäl  cayö  en  la  de  Aculma, 
y  abriendo  un  hoyo,  saliö  un  hombre  de  medio  cuerpo  para 
arriba  y  de  la  otra  mitad  la  muger,  tomando  la  tierra  el  nombre 
de  SU  formacion,  porque  Acul  quiere  decir  ombro  y  Maytl  brazo 
(s.  Galvez),  als  Aculmaitl  (bei  Mendieta). 

In  Birma  war  das  gemeine  Volk  aus  Büschen  gesprosst  oder 
aus  der  Erde  hervorgekrochen,  der  Adel  dagegen  vom  Himmel 
herabgekommen  (bei  Singpho  auf  goldener  Leiter).  Jarbas,  aus 
der  Erde  aufgewachsen,    galt   als  Sohn    der  Nymphe  Garamantis 


"Weib  der  Sonne,  welcher  sie  die  Gottheit  zuschreiben,    ob    sie    gleich    dieselbe    ihrem 
!Manne  absprechen,  den  sie  sogar  für  todt  halten"  (s.  Vidaure). 

1)  Tuisconem  deum,  terra  editum  et  filium  Mannum  originem  gentis,  conditoresque 
Manno  tres  filios  assignant  (Tacitus). 


SONNE.  60 1 

und  des  Ammon,  als  er  seinem  Vater  ewiges  Feuer  weihte  und 
eine  Priesterschaft  dafür  dotirte. 

Als  den  Quiche  auf  dem  Berge  Hacavitz  die  erwartete  Sonne 
aufging,  (aber  nur  als  schwaches  Spiegelbild  der  jetzigen),  und 
zuerst  der  Vogel  Queletzu  zu  singen  begann,  wurden  die  Stammes- 
götter Tohil,  Avilix  und  Hacavitz  in  Stein  verwandelt,  ebenso 
wie  die  Götter  der  Löwen,  Tiger,  Schlangen  und  anderer  wilden 
Thiere,  die  vorher  die  Menschen  bedroht  hatten.  Während  die 
Navajos  mit  den  Pueblos,  Coyoteros  und  Weissen  in  der  Höhle 
von  San  Juan  (vom  Wurm  durchbohrt)  lebten  (und  die  Dunkel-, 
heit  nur  durch  die  beiden  Flötenbläser  erheitert  w^urde),  verfertig- 
ten die  Alten  Sonne  und  Mond  für  die  sich  erweiternde  Erde. 
Als  in  der  Dunkelheit  der  Habicht  ins  Gesicht  des  Coyoten  flog, 
gab  ihm  derselbe  Schilfgras  und  Feuerstein,  um  am  Himmel  die 
Sonne  zu  entzünden  (im  *Russian  Valley  in  Sonoma).  Die  Black- 
feet  opfern  (beim  Auszug  zum  Kriege)  Stücke  Fleisch  aus  ihrem 
Körper  der  Sonne  oder  Natosa  (zu  alten  Bäumen  betend ,  das 
gleiche  Alter  zu  erlangen). 

Von  den  durch  Xolotl  bei  Entstehen  der  Sonne  g'eopferten 
Göttern  (aus  Kieselsplittern),  deren  Bündel  (Tlaquimolli)  von 
ihren  menschlichen  Dienern  getragen  wurden,  erschien  Tezcatli- 
poca  dem  seinigen ,  und  liess  ihn  aus  der  Sonne  die  Musiker  zu 
Festen  holen.  Nanahuatzin,  der  sich  im  Feuer  für  die  Sonne  ge- 
opfert hatte,  wurde  als  Gott  verehrt.  Bei  Mendieta  stürzt  sich 
Nanahuatzin  in  das  Feuer,  die  Sonne  zu  bilden,  und  nachdem 
diese  den  Helden  getödtet,  kommt  aus  der  Höhle  Tecuzistecatl 
hervor,  um  gleichfalls  aus  dem  Feuer  als  Mond  aufzusteigen. 

Als  die  Menschen  auf  einem  Felde  um  den  feuerspeienden 
Kessel  versammelt  waren,  forderte  der  Gott  Centeotl  (des  Maiz) 
oder  Inopintzin  (el  dios  huerfano,  solo  y  sin  padres)  den  Aus- 
sätzigen auf,  sich  in  das  P'euer  zu  stürzen,  worauf  ein  herab- 
schiessender  Adler  den  Flammenkörper  forttrug  und  als  Sonne 
an  den  Himmel  stellte,  während  der  Nachfolger  (da  die  Flammen 
bereits  einen  Theil  der  Kraft  verloren)  nur  den  Glanz  des  Mon- 
des gab  (Veytia). 

In  Hispanien,  wo  die  Neug'eborenen  zur  Reinigung  durch 
das  treuer  gezogen  wurden,  stürzten  sich  lebensmüde  Greise  in 
die  Flammen  (wie  anderswo  von  Felsen).  Esta  ley  tenian  esta- 
blecida  los  Tultecas,    (como  los  Garamantes)   de  matar  a  las  mu- 


602  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

geres  luego  que  cumplian  los  40  anos  y  a  los  hombres  los  50  de 
SU  edad  (Galvez). 

Nach  dem  Codex  Chimalpopoca  opferten  sich  (bei  der  Ver- 
einigung der  Götter  in  Teotihuacan)  der  Fürst  Nanahuatl,  als 
Sonne,  und  Meztli,  als  Mond.  Von  dem  Berge  Chipixab  (nach 
der  Wanderung  am  Meere)  begaben  sich  die  Quich6  (den  Mor- 
g-enstern  zu  erwarten)  nach  dem  Berge  Gagavitz  (mit  den  Tamub 
und  Ilocab,  sowie  den  Yaquis  von  Tepeu)  und  als  die  Sonne 
(freilich  nur  noch  mit  schwachem  Lichte)  aufging,  wurden  die 
Götter  Tohil,  Awilix  und  Gagawitz,  sowie  die  Idole  des  Tigers, 
der  Schlange  und  des  Gespenstes  oder  Zakiquoxal  in  Stein  ver- 
wandelt (wie  die  Riesen  in  Hayti). 

In  den  heiligen  Bündeln  Tlaquimilolli  wurden  die  Reliquien 
der  Helden  oder  Götter  aufgenäht.  Nachdem  die  Sonne  Citli's 
Pfeil  auf  auf  ihn  zurückgeworfen,  und  die  Götter  sich  durch  Xo- 
lotl  geopfert,  Hessen  sie  den  dienenden  Menschen  die  Gewänder, 
woraus  die  Bündel  verfertigt  worden,  mit  dem  Grünstein  als  Herz. 

Als  die  Götter  sich  in  Teotihuacan  zusammenfanden  und  über 
die  Beleuchtung  der  Welt  beriethen,  übernahm  sie  Tecuzistecatl, 
der  bei  dem  auf  dem  F'els  Teutezcalli  angezündeten  Feuer  kost- 
bare Federn  und  Schmuck  (statt  der  gewöhnlichen  Opfer)  dar- 
brachte, aber  beim  Anlauf  zögerte,  so  dass,  einer  Aufforderung 
folgend,  der  aussätzige  Nanaoatzin  sich  zuerst  ins  Feuer  stürzte, 
und  dann  Tecuzistecatl  erst  als  zweiter  folgte  (worauf  sich  ein 
Adler  die  Federn  schwarz  verbrannte  und  ein  Tiger  durch  die 
Hitze  gefleckt  blieb).  Als  die  Götter  knieend  die  Wiederkunft 
Nanaoatzin's  erwarteten,  und  bei  der  den  ganzen  Horizont  er- 
hellenden Morgenröthe  nach  allen  Weltgegenden  blickten  (nur 
Quetzalcoatl  mit  den  Seinigen  nach  Osten),  stieg  Nanaoatzin  als 
Sonne  herauf  und  nach  ihm  Tecuzistecatl  als  Mond,  dessen  gleich- 
starkes Licht  durch  das  Hineinwerfen  eines  Kaninchen  (in  den 
Flecken)  gedämpft  w^urde.  Als  sie  im  Horizont  stehen  blieben, 
gerieth  die  Luft  in  Aufruhr,  die  Götter  zu  tödten,  und  obwohl 
Xolotl  weinend  den  Tod  ablehnte,  und  fliehend  sich  erst  in  Maiz 
dann  in  Maguey,  dann  in  den  Fisch  Axolotl  verwandelte,  wurde 
er  schliesslich  doch  als  solcher  getödtet.  Dann  setzte  der  Wind  die 
Sonne  in  Bewegung,  und  da  erst  später  der  Mond  zu  folgen  ge- 
zwungen wurde,  erleuchten  sie  jetzt  abwechselnd  den  Tag  und 
die  Nacht  (Sahagun). 


MOND.  603 

Die  Papahua^)  Tlemacazque  genannten  Priester  des  Sonnen- 
gottes Tonacateuctli  (dios  del  sustento  o  dies  de  nuestros  carnes) 
auf  der  Höhe  der  Sonnenpyramide  Tonatiuh  Itzaqual  (casa  dedi- 
cada  al  Sol)  in  Tezcuco ,  neben  der  Metzli  Itzaqual  (casa  de  la 
luna)  und  den  Pyramiden  der  Wandersterne,  vertheilten  am  Ende 
des  Cyclus  das  neue  P^euer  (s.  Boturini).  Bei  Sonnenuntergang, 
um  Mitternacht  (Yohuanepantla  Ticatla)  und  bei  Sonnenaufgang 
wurde  in  den  Tempeln  der  Mexicaner  Gottesdienst  gehalten  (s.  Ca- 
margo)  unter  Blasen  und  Lärmen.  Die  Tlamaceuhque  genannten 
Büsser  besuchten  den  Tempel  Nachts. 

Tonatiuh  Itzacual  (oder  Sonnenhaus)  neben  dem  Mondhaus 
oder  MetzliTtzacual  wird  Tonacatecuhtli  als  Gott  des  Unterhalts 
erklärt  in  Teotihuacan  (mit  Tlalteles  oder  Grabhügel).  Cortez 
wurde  in  Mexico  als  Sohn  der  Sonne  ^)  bezeichnet  (s.  Acosta), 
wie  (in  Peru)  der  Inca  (und  Garachacha  der  Chibchas). 

Zwischen  Culiacan  und  dem  Rio  de  Petatlan  wurde  die  Sonne 
verehrt  (zu  Guzman's  Zeit.)  An  der  Bay  San  Dionisio  herrschte 
(in  Unter-Californien)  der  Cacique  Ho  (Sonne)  zu  Salvaterra's 
Zeit  (s.  Alegre).  Die  Lacandones  (mit  den  Puchutla  verbündet) 
verehrten  die  Sonne  ohne  Tempel  (in  Verapaz).  Die  Arkansas 
verehrten  die  Sonne  durch  Tänze  (s.  Ash).  In  Virginien  wurde 
die  Sonne  beim  Auf-  und  Untergang  verehrt  (s.  Strachey).  Taru 
(der  Mond)  oder  die  Zeit  heisst  (nach  Neuwied)  die  Sonne  (bei 
den  Botocuden)  als  Taru-ti-po  (der  Läufer  am  Himmel). 

Die  Totonaken  verehrten  in  einem  (von  fastenden  Mönchen 
bedienten)  Haupttempel  die  Frau  der  Sonne  als  Göttin.  Sonne 
und  IMond  wurden  als  vermählt  verehrt  und  Stürme  waren  der, 
Zorn  der  Sonne  (in  Cumana).  Nach  den  Tupi  frisst  bei  Finsterr-' 
nissen  der  Jaguar  die  Himmelslichter. 

Die  Chichimeken  verehrten  die  Sonne  als  Vater  und  die 
Erde  als  Mutter  (s.  d'Alva).  Als  höchsten  Gott  verehrten  die 
Tultecas  die  Sonne  in  Tonocateuhtli  (unser  Erhalter)  mit  der  Mond- 
göttin, als  Gattin  (s.  d'Alva).  Neben  Tloque-Nahuaque  (der 
Schöpfer)  verehrten  die  Tolteken  (im  Tempel  von  Teotihuacan)  die 
Sonne  als  Tonacatecuhtli  (Gott  der  Erhaltung)  mit  seiner  Frau 
(dem  Mond)    die  Sterne    zeugend   (s.  Veytia).     Die   Chihuahuaner 


1)  Neben  Rongo  und  Motoro  wurde  (in  Mangaia)  Tane  besonders  als  Tane  Papa- 
kai verehrt  (s.  Gill). 

•^)  Basilea,  Tochter  des  Uranus  (als  Himmel)  und  der  Tithaea  (als  Erde),  gebar 
(den  Hyperion)  Helius  (die  Sonne)  und  Mene  (Selene  oder  Mond). 


604  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

verehrten  (wie  die  Sonne)  den  Fürsten  des  Himmels  als  eine 
Untergottheit,  welche  die  Priester  begeisterte. 

Bei  den  Finsternissen  opferten  die  Mexicaner  Menschen  mit 
weissen  Haaren  und  weissen  Gesichtern.  InTlascala  waren  die  Finster- 
nisse Ursache  eines  häuslichen  Streites  bei  der  Vermählung  von 
Sonne  und  Mond,  und  der  Sonne  wurde  dann  ein  röthlicher  Mensch 
geopfert,  dem  Mond  ein  Albino.  Sonnenfinsterniss  hiess  Tonatiuh 
qualo,  als  Gegessenwerden  der  Sonne  (bei  den  Aztecen).  Guaraci 
(Sonne)  ^)  wird  als  der  höchste  Schöpfergott  verehrt  (bei  den  Tupi). 

Die  (den  Coras  benachbarten)  Nayaritas  in  Nayarit  unter  dem 
Hohenpriester  Tonati  verehrten  in  ihrem  Tempel  oder  (casas 
grande)  Huei  CaUi  das  Idol  Tonati  oder  die  wSonne  (esculpida  en 
el  vaso)  und  die  mit  Chalchihuites  geschmückte  Leiche  des  Häupt- 
lings Nayari  oder  Guayco  (der  dritte),  aus  der  der  Teufel  orakelte 
(nach  Urquiola).  In  Caliguei  „los  Indios  tributaban  adoraciones 
a  un  gran  sol  de  piedra  y  veneraban  la  osamenta  del  indio  tuerto 
Nayarit,  que  dio  nombre  ä  la  provincia,  y  tambien  se  hallaron 
otros  idolos  de  diversas  figuras"  (s.  Mota  Padilla)  in  Nueva  Galicia. 
Der  Schöpfer  Pokoh  zeigte  dem  Coyoten  den  Weg  zur  Sonne,  einst 
einem  Manne,  der  allen  Thieren  Pfeile  gab,  aber  keine,  um  Men- 
schen zu  tödten  (nach  den  Pallawonap  am  Kernfluss  in  Californien). 

Bei  den  Olchones  (bei  San-Francisco  in  Californien)  wurde 
die  Sonne  mit  dem  dicken  Mann,  der  die  Erde  gemacht  hatte, 
(im  Himmel  wohnend)  identificirt.  In  ^lonterey  wurden  die  Erst- 
linge der  Sonne  geopfert.  Die  Puyacantes  (Priester  der  Coman- 
ches)  rufen  in  Gesängen  die  Sonne  als  Quelle  des  Lebens  an, 
die  Erde  als  Bewahrsstätte  (Erzeugung)  desselben.  Beim  Fest 
der  Sonne  wurden  derselben  i8  Seelen  der  Geopferten  (mit  Auf- 
trägen der  Priester)  gesandt.  Die  Eingeborenen  in  Florida  ver- 
ehrten Sonne  und  ]Mond  (nach  Garcilasso  de  la  Vega).  Die 
Lacandoner  und  Icalaner  verehrten  die  Sonne.  In  Petatlan,  an 
Tamochala  grenzend,  wurde  die  Sonne  verehrt  (zu  Guzman's 
Zeit).  Nach  den  Lules  w^rd  die  Sonne  bei  der  Finsterniss  von 
den  Flügeln  eines  grossen  Vogels  verdeckt  (s.  Guzman).  Die 
Chiquito  bezeichnen  den  Mond  als  Mutter  und  schiessen  bei  den 
Finsternissen  gegen  den  sie  blutig  beissenden  Hund. 


1)  Die  Tecoxquines  verehrten  die  Sonne  in  einem  Tempel  in  Oztoticpac  (s.  Tor- 
quemada).  Camoi  ist  Sonne  (bei  den  Atoras),  Kapoi  ist  Mond  (bei  den  Macusi).  Jeden 
Neumond  tödtet  die  Sonne  ihren  Mann,  der  Mond  aber,  indem  er  stirbt,  wird  wieder 
neu  belebt  (in  Süd- Australien). 


ECLIPSE.  605 

Auf  dem  Kopf  des  Bildes  für  den  Mond  oder  Metzli  (über 
Geburten  wachend)  fand  sich  eine  Schnecke,  indem  der  Mensch 
aus  dem  Uterus,  wie  die  Schnecke  aus  dem  Gehäuse  herkam  (in 
Mexico).  MetzH  (JoaltecutU  oder  Nachtgott)  schützte  die  Geburten 
(wie  Lucina).  Die  Mickmach  riefen  den  Mond  (der  ihnen,  als  P>au 
der  Sonne,  nächst  dieser  Leben  gegeben)  an,  um  den  Frauen  in 
der  Geburt  beizustehen.  Netpe,  Göttin  der  Geburt,  bedeckte  die 
Todten  mit  ihren  schützenden  Flügeln,  in  Gestalt  der  geflügelten 
Sonne  (Re)  durch  den  Scarabäus  repräsentirt  (und  solcher  ,,winged 
globe"  findet  sich  in  Ocozingo"). 

Im  Neumond  schämt  sich  der  Mond,  weil  er  (als  Frau)  drei 
Nächte  mit  der  Sonne  geschlafen  hat,  und  zeigt  deshalb  nur  einen 
Theil  des  Gesichtes  (nach  den  Muskokulgee).  In  Dabayba  sah 
man  in  dem  Mond  einen  Mann,  der  Incest  begangen  hatte.  Im 
Monde  sah  man  das  hineingeworfene  Kaninchen,  um  den  Glanz 
zu  mindern  (in  Mexico).  Die  Sonne  w^urde  als  Gatte,  der  Mond 
als  Gattin  verehrt  (in  Cumana),  und  bei  Mondfinsternissen  war  der 
Mond  von  der  zornigen  Sonne  verwundet  (Herrera). 

Im  Codex  Chimalpopoca  ahmt  Metzli  ebenfalls  das  Beispiel 
seines  Gefährten  Nanahuatl  nach,  sich  ins  Feuer  stürzend,  um  dann 
(nach  der  Sonne)  als  Mond  aufzusteigen.  Nach  Champlain  riefen  die 
Indianer  (Mexico's)  bei  ihren  Festen  den  Mond  an.  Neben  Tou- 
pan  verehrten  die  Toupinambas  (unter  Häuptlingen  oder  Morbicha) 
die  Sonne  (Carabsoub  oder  Jachu-tata)  mit  dem  Mond  oder  Jachuc 
(s.  Thevet).  Nach  den  Neeshenam  existirte  zuerst,  "vor  allen  Din- 
gen, der  Mond,  der  anfangs  einen  Stein  und  dann  eine  Pleisch- 
masse  schuf,  die  sich  zu  dem  Mann  Eicut  und  seiner  Frau  Yoa- 
totowee  ausbildete  (s.  Powers).  Die  Amaquinas  (bei  Xarcia) 
opferten  der  auf  einer  Tafel  geschnitzten  Sonne  Männer,  und  dem 
auf  eine  Tafel  geschnitzten  Mond  Frauen  (zu  Aguirre's  Zeit).  Die 
Meztitlanecas  oder  Mondleute  waren  von  den  nächtlichen  Angriffen 
benannt  (s.  Chaves).  Die  Stämme  Virginien's  wählten  besonders 
die  Nacht  zu  Angriffen,  beim  Mondschein  (s.  de  Laet). 

Bei  Mondfinsternissen  nahmen  Schwangere  ein  Stück  Obsi- 
dian  (IztU)  in  den  Mund,  damit  der  Embryo  nicht  in  eine  Maus 
verwandelt  würde  (in  Mexico).  Bei  Mondfinsternissen,  in  welchen 
Mahoya  den  Mond  ass,  wurde  unter  Klageliedern  getanzt  (bei 
den  Caraiben).  In  Sinaloa  wird  der  Mond  in  der  Finsterniss  durch 
den  Staub  der  Schlachten  verdunkelt  und  man  kommt  ihm  durch 
Geschrei    zu    Hülfe.     Bei    Mondfinsternissen,    wo    der    durch    die 


G06  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Ameise  Xalab  gebissene  Mond  sterben  will,  schlugen  die  Yuca- 
.tanesen  die  Hunde,  dass  sie  heulten,  und  machten  sonstigen  Lärm. 
Nach  den  Mocobis  stellt  der  Mond  einen  Mann  vor,  dessen  Flecken 
die  durch  Hunde  (in  der  Finsterniss)  herausgerissenen  Eingeweiden 
anzeigen  (s.  Guzman). 

Der  Mond  entwickelte  die  formlos  geschaffene  Fleischmasse 
zum  ersten  Menschen,  Eicut  und  seiner  Frau  Yoatotowee,  und  um 
den  Incest  ihrer  Kinder  zu  verhüten,  schuf  der  Mond  ein  neues 
Paar  zur  Zwischenheirath  nach  den  Neeshenam  (am  Yuba-  und 
Feather-Fluss)  in  Californien  mii  den  Meidoo  am  Bear-river  zu- 
sammenstossend).  Als  Eicut  auf  dem  Grabe  Yoatotowee's  klagte, 
stieg  ihr  Geist  herauf,  zum  Seelenlande  oder  Oshwooshe  Kbm 
(Tanzhaus  der  Geister)  zu  ziehen,  und  der  Gatte  folgt  bis  zu  der 
Spinngewebbrücke  des  Flusses,  dann  aber  (als  er  im  Schmerzes- 
ruf gestorben  war)  auch  hinüber,  so  dass  beide  jetzt  im  Jenseits 
weilen,  als  Schutzgötter  der  Neeshenam  (s.  Powers). 

Bei  der  Geburt  eines  Menschen  entseht  ein  neuer  Stern 
(Siquehoham)  am  Himmel  (Quemhia),  während  beim  Tode  eines 
Menschen  ein  Stern  verschwindet,  bei  den  Indianern  Baualeos 
(s.  Thevet).  Bei  Miskou  und  Port-Royal  redete  der  Geist  Cudou- 
agni  zu  den  Indianern,  die  nach  dem  Tode  als  Sterne  zu  glück- 
lichen Gefilden  gingen  (s.  Sagard).  Der  den  Sonnengott  als 
seinen  Vater  erkennende  König  von  Tezcuco  erbaute  den  Ge- 
stirnen einen  Tempel  mit  neun  Stockwerken,  als  Himmel. 

Tonacatecotl,  der  Schöpfergott  (als  Erster  Mensch)  wohnte 
in  der  Milchstrasse  (bei  den  Mexicanern).  Die  Seelen  der  Pata- 
gonier  jagen  Strausse  auf  der  Milchstrasse.  Die  Sterne  im  Orion 
(Tineinyara)  sind  ein  Haufen  Jünglinge,  die  auf  der  weiten  Him- 
melsebene (Womma)  auf  Känguruh  und  Emu  jagen,  während  die 
des  Siebengestirn's  Mädchen  sind  (Manghamanna) ,  und  nach 
Wurzeln  graben  (in  Süd- Australien).  Canopus  hiess  Noteste  (the 
thing  of  the  day),  Mars  Tapa  (forward).  Jupiter  Ichmawook,  Ca- 
pella  Cuchara  (spoon)  oder  Löffel  (spanisch)  und  das  Südliche 
Kreuz  Nebo   (dew-fall)  bei  den  Sencis  am  Sarayacu  (s.  Smyth). 

Der  (mit  verbundenen  Augen  dargestellte)  Gott  der  Sünde 
(Yztlacoliuhqui)  wurde  von  den  Mexicanern  in  einem  am  Himmel 
rückwärts  gehenden  Stern  gesucht.  Die  Feuerlöschung  der 
Druiden  bestimmte  sich  nach  den  Plejaden,  zu  deren  Culminiren 
die  Peruaner  ihre  Gräber  besuchten,  und  (nach  Hesiod)  begann 
bei  den  Griechen  der  Sommer,    wenn   die  Plejaden  des  Morgens 


STERNE.  607 

aufgingen,  der  Winter  mit  ihrem  Untergang.  Nach  den  Omaguas 
üben  die  Plejaden  (Seso  Sisytama)  einen  Einfluss  auf  menschhche 
Schicksale.  Keebet,  der  Stammvater  der  Abiponen  (mit  Zauber- 
kraft oder  Keebet),  wird  in  den  Plejaden  verehrt. 

Im  Tempel  Ilhuicatitlan  (junto  al  Cielo  6  entre  los  Cielos) 
wurde  (in  Mexico)  bei  der  ersten  Erscheinung  des  Planeten  Venus 
geopfert  (Torquemada).  Quetzalcoatl  wird  mit  Planet  Venus  identifi- 
cirt.  Dem  Titlacoa  oder  Tezcatlipoco  (Necocyaotl  oder  Tonacatle- 
cotle)  war  der  Stern  Titlacahuan  heilig  (s.  Gallatin).  Der  Pic  von  Ori- 
zaba  heisst  Citlaltepetl  (Sternberg)  oder  Poyauhtlan  ^)  (Zeuctepetl) . 

Zu  Ehren  des  die  Feuer-Reibstöcke  repräsentirenden  Stern- 
bildes Mamalhoatzli  (in  der  Nähe  des  Taurus)  brannten  sich  die 
iMexicaner  Narben  in  das  Handgelenk  (wie  ähnlich  in  Africa). 

Der  Luftengel  erzeugte  Gewitter  (nach  den  Mexicanern). 
Magalhaes  erklärt  den  Namen^)  Tupi  (oder  Tupinambas\  als  filho 
do  raio,  ein  Diminutiv  von  Tupa  (raio).  Die  (Donner  und  Blitz, 
als  Tupan  verehrenden)  Brasilier  (deren  Seelen  nach  Feldbäumen 
gehen  zum  Tanz)  legen  für  die  bösen  Geister  (Taguain,  Pigtan- 
gua,  Machera,  Aukanga)  Geschenke  bei  aufg-esteckten  Stöcken  nie- 
der (s.  de  Laet).    Als  die  von  der  auf  der  Schildkröte  ruhenden  Him- 


^)  Hacia  esta  gente  particular  reverencia  y  tambien  particulares  sacrificios  a  los 
mastelejos  del  cielo,  que  andan  cerca  de  las  cabrillas  qua  es  el  signo  del  toro.  Eje- 
cutabanlos  con  varias  ceremonias,  cuando  nuevamente  parecian  por  el  Oriente,  acabada 
la  fiesta  del  sol.  Despues  de  haberle  ofrecido  incinso  decian:  ,,Ya  ha  salido  Yoalte- 
cutli  y  Yacaviztli,  que  acontecera  esta  noche,  ö  que  fin  tendra,  pröspero  o  adverso?" 
Tres  veces  pues  ofrecian  incienso,  y  debe  ser  porque  ellos  son  tres  estrellas:  la  una 
vez  d  prima  noche,  la  otra  a  hora  de  las  tres,  la  otra  cuando  comienza  a  amanecer. 
Llaman  ä  estas  estrellas  mamalhoaztli ,  y  por  este  mismo  nombre  llaman  ä  los  palos 
con  que  sacan  lumbre,  porque  les  parece  que  tienen  alguna  semejanza  con  ellas,  y  que 
de  alli  les  vino  esta  manera  de  sacar  fuego.  De  aqui  tomaran  por  costumbre  de  hacer 
unas  quemaduras  en  la  murieca  los  varones,  a  honra  de  aquellas  estrellas.  Decian  que 
el  que  no  fuese  senalado  con  ellas  cuando  se  muriese ,  que  alla  en  el  infierno  habian 
de  sacar  el  fuego  de  su  mufieca,  barrenandola  como  cuando  acä  sacan  el  fuego  del 
palo.  A  la  estrella  de  Venus  la  llamaba  esta  gente  Citlalpulveycitlalin  (estrella  grande 
ö  de  la  alba)  y  decian  que  cuando  sale  por  el  Oriente,  hace  cuatro  arremetidas,  y  a 
las  tres  luce  poco,  y  vuelvese  ä  esconder;  y  a  la  cuarta  sale  con  toda  su  claridad  y 
procede  por  su  curso;  y  dicen  de  su  luz  que  procede  de  la  de  la  luna.  En  la  pri- 
mera  arremetida  tenianla  de  mal  agiiero,  diciendo  que  traia  enfermedad  consigo,  y  por 
esto  cerraban  las  puertas  ö  ventanas,  porque  no  entrase  su  luz ,  y  a  veces  la  tomaban 
por  buen  agiiero,  segun  el  principio  del  tiempo  en  que  comenzaba  a  aparecer  por  el 
Oriente  (Sahagun). 

2j  Une  hiess  Feuer  (auf  Vandiemensland}  und  Blitz  Une  bura  oder  Feuer  des 
Donners  (bura)   1803   (Paterson). 


608  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

melsfrau  (nach  Schwängerung  durch  einen  herabkommenden  Geist) 
aus  der  Seite  geborenen  Söhne  inZwist  gerathen  (am  St.  Laurent), 
stieg  der  von  dem  wilden  Jäger  verfolgte  zum  Himmel  auf,  um 
dort  über  dem  Kopf  seines  Bruders  zu  donnern   (s.  Hennepin). 

Während  (nach  den  Irokesen)  Hä-wen-ne-yu-geh  (the  Ruler) 
alle  gute  Dinge  geschaffen  hat,  hat  sein  Bruder  Hä-ne-go-ate-geh 
(obwohl  mit  geringerer  Macht)  die  bösen  zwischengestreut  (s.  Mor- 
gan). Heno  führt  den  Donnerkeil  und  wirft  (durch  die  Wolken 
reitend)  Feuersteinscherben  gegen  die  Hexen,  Ga-oh  (der  Wind- 
geist) wohnt  in  Da-yo-da-do-go-wä  (das  Haus  der  Winde),  von 
wo  er  hervorbricht.  Three  sisters,  the  spirit  of  corn,  the  spirit  of 
beans  and  the  spirit  of  squashes  werden  als  De-o-ha-ko  (Our  Life 
or  Our  Supporters)  verehrt.  Als  Diener  Hä-wen-ne-gu's  wurden 
die  Ho-no-che-no-keh  (invisible  aids)  verehrt.  Den  Athapaska 
war  das  Nordlicht  [sonst  Geistertanz]  ein  Hirsch,  weil  ein  Hirschfell, 
wenn  mit  der  Hand  gestrichen,  Funken  giebt  (Hearne).  A  la 
inundacion  ö  huracan  Uamaron  Hunyeecil,  anegacion  de  ärboles 
(in  Yucatan).  M^enn  der  Dämon  Manitu,  als  grosse  Schlange, 
auszubrechen  sucht,  erschallt  die  Luft  von  Donnerschlägen.  Die 
Calchaquis  verehrten  Donner  und  Blitz  (s.  Guzman). 

Als  eine  Heerde  (der  in  den  Knochen  als  ausgestorben  gefun- 
denen Riesenthiere)  nach  dem  Bigbone-River  kam,  Verheerun- 
gen unter  den  zum  Nutzen  der  Menschen  erschaffenen  Thiere 
anrichtend,  bestieg  der  Grosse  Geist  einen  Felsberg  (wo  sein  Sitz 
und  seine  Fusstapfen  eingedrückt  geblieben),  um  die  Ungethüme 
mit  seinem  Blitz  zu  vernichten,  ausser  dem  grossen  Bull,  der  über 
den  Ohio,  Wabasch  und  Illinois  setzend,  nach  jenseits  der  grossen 
Seen  entfloh  (nach  den  Traditionen  der  Delawaren).  Nachdem 
die  Götter  der  vier  Weltgegenden  das  durch  den  Hasengott  in 
Virginien  geschaffene  Riesenwild  getödtet,  entstanden  aus  den 
umhergestreuten  Haaren  desselben  die  Jagdthiere  (s.  Strachey). 
Die  Guaycurus  lärmten  beim  Gewitter,  um  gegen  die  bösen  Geister 
der  Luft  zu  kämpfen  (Lozano). 

In  Uraba  fand  sich  der  Tempel  Dabeiba's,  Göttin  des  Ge- 
witters (Huracan's  auf  den  Antillen).  Der  Geist  des  Donners  (bei 
den  Rothhäuten)  wohnte  in  den  Bergen  (s.  Loskiel). 

Die  von  ihrer  Grossmutter  Cicimitl  bewachte  Jungfrau  Maya- 
netl  wurde,  im  Himmel  schlafend,  durch  den  Luftgott  Ehecatl  auf 
seinen  Schultern  zur  Erde  herabgebracht,  wo  sich  beide  in  einen 
Baum  mit  zwei  Aesten  verwandelten,  den  Quecalhuexotl  genann- 


METAMORPHOSEN.  609 

ten  (Ehecatl's)  und  den  Choquicauitl  genannten  (der  Jungfrau). 
Als  beim  Erwachen  die  Göttin  Cicimitl  mit  andern  Göttinnen 
(Cicimime)  ihre  Enkelin  suchte,  kamen  sie  auf  die  Erde,  und  nach- 
dem sie,  die  Zweige  des  Baumes  auseinander  biegend,  den  ihrer 
Enkelin  erkannte,  vertheilte  sie  denselben  unter  die  übrigen  Göt- 
tinnen zur  Speise.  Nachdem  diese  zum  Himmel  zurückgekehrt 
waren,  nahm  Ehecatl  aus  dem  Baumzweig  wieder  seine  frühere 
Gestalt  an  und  sammelte  die  Knochen  der  Jungfrau,  aus  denen 
(bei  ihrem  Eingraben)  der  Metl  genannte  Baum  hervorwuchs, 
von  welchem  der  Rauschtrank  (unter  Mischung  mit  den  Wurzeln 
Tepochtli)  bereitet  wird  (s.  Thevet).  Mayaguil  (Frau  mit  400 
Brüsten)  wurde  in  die  Maguey-Pflanze  verwandelt,  und  aus  dem 
Rausch  entstanden,  durchschweiften  die  Dämone  Tlamatzatzguex 
die  Luft  (Kinder  schädigend).  Seit  Christianisirung  der  Setebos 
hatten  die  Stämme  der  Manoa  Reste  des  Christenthums  bewahrt 
und  liessen  die  Jungfrau  an  der  Schöpfung  theilnehmen. 

Mayagil  (die  Frau  des  Maguey)  gebar  durch  ihren  Gatten 
(Tatecatle)  die  Kinder  Adler  und  Tiger  (als  vielbrüstige  Frau 
Mayaguil).  Der  Gott  des  Rauschtranks  findet  sich  mit  einem  Mör- 
ser auf  dem  Kopf  dargestellt,  zum  Eingiessen  (Torquemada), 
wie  ähnlich  Serapis  mit  Scheffel.  Die  Figur  des  Weingottes 
(Ometochtli)  hatte  auf  dem  Kopf  einen  Becher,  um  mit  Wein 
gefüllt  zu  werden  (in  Mexico).  Matlolcoie,  der  Gott  des  Wassers 
(in  Mexico^  war  blau  gekleidet  (s.  Gomara). 

Tlatzolteatl  (Göttin  der  Sinnenlust)  wurde  als  augenloser  Kopf 
dargestellt.  Die  neben  Centeotl  verehrte  Göttin  aparecia  en 
figura  de  muger  moja  y  hermosa,  y  andaba  por  los  Tianguez  o 
mercados,  enamorandose  de  los  mancebos,  y  provocabalos  ä  su 
ayuntamiento ,  y  consumado  los  mataba  (Torquemada).  Der  Lie- 
besgöttin Tla^olteutl  (dios  del  estiercol  ö  de  la  vasura)  wurde 
für  Verzeihung   fleischlicher  Fehltritte   geopfert   (s.  Torquemada). 

Im  Monat  Quecholli  opferten  die  Huren,  welche  (als  Maqui) 
die  Soldaten  begleiteten,  und  los  hombres  afeminados  y  mugeri- 
les,  en  habito  y  trage  de  muger  (s.  Torquemada).  Die  Mexicaner 
bestraften  unanständige  Reden,  die  gegen  das  Herkommen  ver- 
stiessen,  mit  dem  Tode,  Ehebrecher  wurden  hingerichtet, 
den  Unverheiratheten  war  die  Hurerei  erlaubt.  Yxcuina  die 
Göttin  der  Scham  (Frau  des  Migiutanlecotli,  des  Gottes  der  Unter- 
welt) wurde  von  den  Freudenmädchen  verehrt. 

üastiau,  America.  QQ 


610  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Yxcuina  (Göttin  der  Fleischeslust)  wurde  doppelgesichtig 
dargestellt  (in  Mexico).  Den  Göttinnen  der  Sinnenlust  (Xochi- 
quetzal,  Xochitecatl  und  Tlazolteotl)  wurden  Mädchen  (besonders 
Prostituirte)  geopfert  (in  Tlascala).  Xochiquetzal,  Göttin  der  Liebe, 
hiess  (bei  den  Azteken)  Itzcuinan  (mütterliche  Hündin). 

Tlazulteotl  war  Gott  der  Laster  (in  Mexico).  Neben  Coco- 
huame  (,Tod)  wurde  Bamusehua  (Gott  der  Wasser),  Sehuatoba 
(das  Vergnügen)  und  Ouraba  (Krieg)  verehrt  (nach  Ribas)  bei 
den  Sinaloa. 

In  Ococingo  fanden  sich  Thoniiguren  als  phallische  Amulette. 
Die  sculptirten  Pfeiler  in  Copan  sind  phallische  nach  Squier.  In 
Mexico  wurde  der  Frühlingsgott  Xopancalchuey  als  sculpirter 
Pfeil  dargestellt  (s.  Gama).  Das  Kreuz  wurde  (in  Mexico)  als 
Tonacaquähuitl  (Lebensbaum)  verehrt.  Der  Pfeiler  Picotl  in  Ux- 
mal  wird  als  Priapus^)  gedeutet.  In  Yucatan  finden  sich  an  den 
Bildwerken  (nach  Stephens)  membra  conjuncta  in  coitu  und  oft 
das  membrum  virile  (s.  Catherwood).  Auf  seiner  Küstenfahrt  sah 
Grijalva  Goldfiguren  im  Act  der  Sodomiterei. 

In  Panuco  verehrte  man  (in  den  Tempeln  aufgestellt)  phalli- 
sche Darstellungen  obscöner  Art  (und  die  durch  Weintrinken  Er- 
müdeten Hessen  sich  mit  emporgehobenen  Beinen  Weinklystiere 
geben).  Der  Gott  Chin"-)  (Cavil)  oder  Maran  führte  in  Vera  Paz 
die  Sodomie  ein  ^nach  Las  Casas). 

Grijalva  fand  geschlechtliche  Bilder  in  den  Tempeln  der  La- 
guna  de  los  Terminos  (nach  Gomara).  In  Panuco  (bei  Ramusio) 
adorano  il  membro  che  portano  gli  huomini  fra  le  gambe. 
Einige  Tage  vor  der  Aussaat  enthielten  sich  die  Pipiles  ihrer 
Frauen,  um  die  Begattung  am  Festtage  desto  kräftiger  zu  üben. 
Die  Erntegebräuche  verbinden  sich  meist  mit  geschlechtlichen 
Festen  und  an  africanischer  Westküste  wird  eine  Figur  mit  be- 
weglichen Phallus  umhergetragen. 

Otetochtli  war  Gott  des  Weins  in  Tlascala.    Muchos  vomita- 


1)  In  Panuco  wurde  das  männliche  Glied  verehrt  (als  Lingam)  und  in  den 
Tempeln  Bilder  unnatürlicher  Lust  dargestellt.  In  Tlascala  wurde  die  Vereinigung  der 
Zeugungsglieder  verehrt,  besonders  beim  Fest.  Quecholli  oder  Tlazolteotl  (Xochiquetzal 
oder  Xochitecatlj  war  die  Göttin  sinnlicher  Lust.  Auf  der  Zapotero-Insel  fand  sich 
das  Membrum  generationis  virile  in  erectione.  Bei  Cezori  (in  Honduras)  wurden  be- 
schnittene Kraben  vor  dem  Idol  Icelacat's  als  runder  Stein  (mit  Augen  bedeckt)  ge- 
opfert (s.  Palacio). 

2)  Die  Kretenser,  weil  Sklaven  eines  schändlichen  Lasters,  ersannen  die  Sage  von 
Ganymedes,  um  sich  mit  dem  Beispiel  Jupiters  zu  beschönigen  (Plato). 


PANTHEON.  611 

ban  para  bever  de  nuevo  bei  dem  Feste  in  Cumana  (Herrera) 
wie  bei  den  Huasteken.  Die  Eskimo  (in  Prinz  William's  Sound) 
essen  eine  Schirlingsart  als  berauschendes  Mittel,  ausserdem  wird 
aus  Himbeeren  und  Blaubeeren  ein  Getränk  gegohren  (s.  Billings). 

Die  Mexicaner  verehrten  (nach  Boturini) 

Tezcatlipoca  (im  Himmel), 

Tlaloc  (Gott  des  Wassers)  und  seine  Gattin 

Macuilxochiquetzall, 

Tiazolteotl  (Liebesgöttin), 

Piltzinteuctli  (dios  de  los  nirios), 

Teotlacanexquimilli  (Vulto    de    oscuridad  6  dios    sin    piez    ni 
cabeza), 

Xiuhteuctli  (Feuer), 

Tlatocaocelotl  (hombre  tigre), 

Quetzalcohuatl  (durch  das  Kaninchen  symbolisirt), 

Chalchiuhcueiti  (der  Edelsteine), 

Teoyaotlatohuahuitzilopochtli    (dios,  que  manda  y  publica  las 
guerras), 

Hahuiatlteotl  (Gott  der  Vagabonden  und  Jongleure). 

Macuilxochiquetzalli  schützte  die  Ehe,  Mictlanteuctli  die  Be- 
gräbnisse, Tlatocaocelotl  den  Ackerbau. 

Als  Gott  Centaotl-inopitlzin  (el  dios  huerfano,  solo  y  sin  pa- 
labras)  den  beim  Opfer  versammelten  Fürsten  (der  Mexicaner) 
.erschien,  stürzte  sich  Nanahuatzin  (el  Buboso)  in's  Feuer,  aus  dem 
die  Sonne  (Tonatiuh)  hervorging,  und  als  der  Weise  (uno  de  los 
Sabios)  folgte,  vermochte  ihn  das  schon  geschwächte  Feuer  nur 
zu  Asche  zu  verbrennen,  so  dass  der  entstehende  Mond  (Meztli) 
mit  Flecken  behaftet  blieb. 

Dem  Schöpfergott  (Tloque  Nahuaque)  war  in  Tezcuco  ein 
blauer  Tempel  geweiht. 

Der  gute  Schöpfergott  (Ahone)  verlangte  keine  Opfer  (in 
Virginien),  wol  aber  das  schwarz  gekleidete  Idol  Okeus,  der, 
„looking  into  all  men's  accions,  and  examining  the  same  according 
to  the  severe  scale  of  justice,  punisheth  them  with  sickness,  beats 
them,  strikes  their  ripe  corne  with  blastings,  stormes  and  thun- 
der  clapps,  stirrs  up  warre,  and  makes  their  women  falce  unto 
them"  (s.  Strachey).  Neben  dem  Pillam  (bei  de  la  Cruz)  genannten 
Schöpfer  verehren  die  Pehueches  den  bösen  Gueculbu.  Neben 
dem  grossen  Hasen  (Michabou  oder  Atahocan)  und  seinem  Gegner 
verehren  die  Algonkin  (im  Winter)  den  Gott  Matcomek  (s.  Jeffreys). 

39* 


612  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Der  Grosse  Geist  (Tongo-Wakon  oder  Wakon)  ist  die  Quelle 
alles  Guten  (bei  den  Naudo wessiern).  Bei  den  Mocobis  wurde 
Gdoapidalgate  als  Schöpfer  verehrt  (Guzman). 

Neben  Huitzilopochtli  nennt  Sahagun    in    der  Götterwelt  den 

dios  Paynal,  que  siendo  hombre  era  adorado  por  dios, 

dios  llamada  Texcatlipoca, 

dios  llamado  Tlaloctlamacazqui, 

dios  Quetzalcoatl, 
als  Göttinnen: 

diosa  Chicomecoatl,  6  sea  otra  Ceres, 

diosa  Centeotl,  6  sea  otra  Civeles, 

diosa  Tzaputlanea, 

diosas  Uamadas  Civapipilti, 

diosa  Chalchiuhtlicue,  6  sea  otra  Juno, 

diosa  Tlaculteutl,  6  sea  otra  Venus  carnal,  dann: 

dioses  menores  Xiuhtecutli,  ö  sea  Vulcano, 

dios  Macuilxuchitl,  que  tiene  cargo  de  dar  flores, 

dios  Omecatl,  ö  sea  de  los  convites, 

dios  Ixtlilton,  o  sea  el  Negrillo, 

dios  Opuchtli, 

dios  Xipetotec,  que  quiere  decir  desoUado, 

dios  Yacatecutli,  de  los  mercaderes, 

dios  Napatecutli, 

dioses  imaginarios,  llamados  Tlaloques, 

dios  Texcatzoncatl,  uno  de  los  dioses  del  vino. 
Die  von  ihrem  Häuptling  Oton  hergeleiteten  Otomiten  ver- 
ehrten (neben  dem  Gott  Otontecutli)  den  Gott  Yocipa.  Yocipa 
wurde  (bei  den  Otomiten)  in  Strohtempeln  angebetet.  Neben  den 
Göttern  Yoxippa  (beim  Feste  Totopaina  Ciocippatotoca)  und  Oton- 
tecutli (dem  ersten  Ahnherrn)  verehrten  die  Otomiten  den  Gott 
Atetein,  dem  auf  der  Höhe  der  Berge  geopfert  wurde  (s.  Sahagun). 
Bei  den  Otomies  hiess  Gott  Okha  oder  Okhua  (recuerdo 
interior),  der  Böse  Uschkua,  die  Seele  Tzahhia  (aliento),  die 
Schlange  Keya  (s.  G.  Alendoza).  Beim  Fest  der  Zwietracht  riefen 
die  Otomiten  den  Gott  Quequecoyotl  an.  Bei  Pestilenz  opfer- 
ten die  Otomiten  auf  hohem  Berge  eine  Jungfrau,  der  das  Herz 
herausgenommen  Avurde  (Herr era). 

Mixcoatl,  Göttin  der  Jagd,  wurde  von  den  Otomiten  verehrt 
(s.  Clavigero),  die  in  Okha  (Ogha)  die  allgemeine  Gottheit  sahen. 
Ocki    war  Gott  bei  den  Huronen. 


HERMES.  613 

Die  Mattenverfertiger  verehrten  den  Gott  Nappatecuhtli,  von 
den  Steinschneidern  wurden  die  Götter  Chicuhnahuiitzciuntli  und 
NahualpiUi,  sowie  die  Göttinnen  Macuicalli  und  Centeutl  verehrt 
(Torquemada).  Die  Göttin  Tzapotlatenan  hatte  den  Firniss  erfun- 
den^). OpuchtU  (der  Linkshändige)  oder  (in  Cuitlahuac)  Amimitl 
wurde  als  Gott  der  Fischer  verehrt  mit  Ratteln  (in  Mexico).  Te- 
mazcaltoci  war  Gott  der  Medicin. 

Der  Kriegsgott  (im  Tempel  von  Peten)  war  un  „idolo  de 
esmeralda  bruita"  (Magutierre).  In  Zumpahuacan  wurde  auf 
einem  Berge  die  Erntegöttin  Chicomecoatl  verehrt  (s.  Alegre). 
Als  Götter  der  Medicin  wurden  Oxomococipactonatl  und  Tlate- 
cuinxochicaoaca  verehrt  (als  Erfinder  und  Lehrer  der  Arzneikunde). 
Nach  Las  Casas  fanden  sich  hospitales  dotadas  de  rentas  y  va- 
sallos,  donde  se  resabian  y  curaban  los  enfermos  pobres  und  in 
Cortez'  Briefen  heisst  es:  Hay  calle  de  herbolarios  donde  hay 
todas  las  raices  y  yerbas  medicinales  que  en  la  tierra  se  hallan. 
Hay  casas  como  de  boticarios  donde  se  venden  las  medicinas 
hechas,  asi  potables  como  unguentos   emplastos   (in  Tenuchtitlan). 

Die  ihre  (Abends  beim  Lager  zusammengebundenen)  Stäbe 
(Utatl)  verehrenden  Kauf  leute  ^)  (Mexico's)  erkannten  als  Schutzgott 
den  Führerherr  lyacatecuhtli  (Yiacatecutli  oder  Jacateuctli)  oder 
(Jacacoliuhqui)  Yacacoliuqui  (der  Bogennasige)  mit  seiner  Schwester 
Chalmecacioatl  und  seinen  fünf  Brüdern  (Chiconquiavitl,  Xomo- 
cuil,  Nacxitl,  Cochimetl  und  Yacapitzaoac).  Die  Kauf  leute  opferten 
dem  Nahuihehecatli  (Gott  der  vier  Winde).  Torquemada  vergleicht 
die  Bezeichnung  des  Kaufmannsgottes  lyacacoliuhqui  (nariz  agui- 
leiia)  mit  Nasutus  (como  deus  sagaz  y  prudente,  y  Hombre  de 
vive9a  y  agude9a  de  ingenio),  als  Mercurius  oder  (nach  S.  Isidor) 
Medius  currens  (im  Zwischenlaufen  der  Rede  beim  Handeln). 

Die  den  Gott  lyacatecutli  (der  Herr  mit  der  Adlernase)  in 
ihren  Stäben  verehrenden  Kaufleute  markirten  die  für  die  ver- 
schiedenen Götter    geschnittenen  Papierstreifen    mit  Tropfen  von 

1)  Die  Tagalen  verehrten  (in  ihren  Gesängen)  den  Gott  Barhala-May-Capal  (c'est- 
ä-dire  Dieu  Fabricateur). 

2)  Los  Mercaderes  tuvieron  Dios  particular ,  al  quäl  llamaron  Jyacatecuhtli  y  per 
otro  nombre  se  llamö  Yacacoluihqui,  que  quiere  decir :  El  que  tiene  la  nariz  aguilena, 
que  propriamente  representa  persona  que  tiene  vive9a  o  habilidad,  para  mofar  graciosa- 
mente  ö  enganar,  y  es  sabio ,  y  sagaz,  (que  es  propia  condicion  de  mercaderes)  in 
Mexico  (s.  Torquemada).  Nach  H.  Bancroft  ist  es  auffällig,  that  this  type  of  face,  so 
generally  connected  with  the  Hebrew  race  and  through  them  with  particular  astuteness 
in  trade,  should  be  the  characteristic  of  the  Mexican  god  of  Trade. 


614  RFXIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Ulli  oder  Caoutschuck  (in  Mexico).  Der  Gott  Ekchuah  (Kauf- 
mann) wurde  von  Reisenden  angerufen  (in  Yucatan).  Für  die  Göttin 
Mixcoatl  (Erfinderin  des  Webens)  wurde  das  Fest  Tititl  gefeiert. 
Suchiquecal,  Frau  des  Tzinteutl,  wurde  (als  Göttin  des  Webens) 
von  Schwangeren  angerufen.  Xipe  oder  Peteuh  war  Gott  der 
Goldschmiede  (bei  den  Mexicanern).  Camaxtli  wurde  als  Gott 
der  Jagd  und  des  Fischfangs  verehrt.  In  Cozumel  wurde  Hhulane 
oder  Khulneb  mit  Pfeilen  verehrt. 

Als  alter  Gott  wurde  Chico9iagat  als  Cachiltguegue  bezeich- 
net (in  Nicaragua).  Die  Göttin  Illematecutli  (beim  Fest  Tititl) 
trug  zwei  Masken,  eine  vorn  und  eine  hinten  (Sahagun).  Um 
von  dem  Gott  Cozio  Regen  zu  erbitten,  bestieg  der  Priester  (Papa) 
einen  hohen  Mastpfahl  im  Tempel  und  tanzte  dort  singend,  worauf 
er  sich  an  einem  Strick  schwingend  wieder  herabliess  (in  Mexico). 
Die  Schlachtgötter  Pakoc  und  Hunchunchan  (Orakel  gebend) 
mischten  sich  unter  die  Tänzer  (bei  den  Itzas  in  Peten).  Der 
Haupttempel  der  (zu  den  Teules  Chichimecas  gehörigen)  Cazca- 
nes  an  Zacatecas)  fand  sich  in  Teul  oder  Tiuxl). 

Cipac  war  Gott  der  Pipiles.  In  Matalcingo  wurde  dem  Gott 
Suchiquecal  geopfert,  Vixtocioatl  wird  als  Göttin  des  Salzes  ver- 
ehrt (in  ^lexico).  Die  Mixtecas  hatten  Idole  ^)  aus  Papier,  mit 
Federn,  Blut  u.  s.  w.  gefüllt. 

In  Meztitlan  (mit  den  Göttinnen  Xotchitlachpa  und  Tecpaxoch, 
sowie  den  Göttern  Huytecpatl,  Tentetemic,  Nanacatlatzi  und  Izcuin) 
wurde  neben  der  (von  ihren  Kindern,  den  Dämonen,  zur  Einfüh- 
rung der  Opfer  getödteten)  Hueytonantzin  (notre  grand'mere)  der 
Gott  des  Weins  (Ometochtli)  verehrt  und  Tezcatilpuca,  der  den 
Weingott  mit  seinem  eigenen  Einverständniss  tödtete,  um  ihn  un- 
sterblich zu  machen.  ,,La  mort  de  cet  Ometochtli  etait  semblable 
au  sommeil  d'un  homme  ivre  qui,  apres  s'etre  reveille,  est  rede- 
venue  sain  et  bien  portant,"  und  die  Unsterblichkeit  bestand  in 
der  Verewigung  durch  die  Jahresrechnung,  welche  mit  dem 
ersten  Jahre,  als  Ce-Tochtli,  begann  (nach  de  Chaves).  Von  den 
(Huehue  Teopixqui  genannten)  Priestern  hütete  Chiquey-Nochi- 
tonal  und  Chiquey-Ocelotl  (die  mit  Muschelklang  zum  Opfern 
riefen)  ein  stetes  Kohlenfeuer  im  Tempel,  zu  dem  Jeder  alle  fünf 
Tage  Brennholz  lieferte  (s.  Ternaux  Compans).     Auf  der  Insel  de 


^)  Para  cada  cosa,  de  que  sentian  tener  necesidad  avian  fabricado  Idolos  diferentes, 
los  quales  occurrian  ä  pedir  aquello,  de  que  nccessitaban  (los  Tipus). 


IDOLE.  615 

los  Sacriiicios  (in  Yucatan)  wurde  der  von  schwarz  gekleideten 
Priestern  bediente  Todesgott  (Rakalku)  verehrt.  Der  von  dem 
Caciquen  Ovando  geschenkte  Götze  hielt  einen  Fliegenwedel. 
Die  Mexicaner  verehrten  die  fünf  Kaninchen,  sieben  Schlangen 
und  viele  Schlangengötter  (nach  Pierre  de  Gand).  Macat  und 
Toste  (Mazat  und  Teotost)  wurden  in  Nicaragua  als  Götter  des 
Wildes  und  der  Kaninchen  (Teotochtli  der  Kaninchen  bei  den 
Mexicanern)  verehrt. 

Die  Torames  und  Tepehuanes  (bei  Centizpaz)  verehrten  den 
Gott  Theopiltzintle  in  Kindesgestalt  (Padilla).  Der  Cazique  von 
Atzatlan  hielt  gezähmte  Caimane  und  Tiger  zum  Kampf  (zu  Zei- 
ten Guzman's).  Im  Tempel  Tetlanma  wurde  der  Gott^)  Cantico 
(cabega  de  lobo)  verehrt  (Torquemada). 

Im  Ceni  (in  Guayma)  hiess  die  Gottheit  Tanjappe.  Der  Frühlings- 
gott Xopancalehuey  wurde  durch  einen  Pfeil  dargestellt  in  Mexico 
(s.  Gama\  Stein-Idole  (der  Niquirer  oder  Azteken)  sind  auf  der 
Insel  Zapotero  gefunden  (in  Nicaragua).  Ausser  den  Idolen  mit 
wildem  Ausdruck  oder  (nach  Pim)  der  Azteken  finden  sich  andere 
mit  geschlossenen  Augen  im  Lande  der  Chontales  (nach  Bayle). 
Neben  Manito  (dem  Göttlichen)  hiessen  die  Dämone  und  Genien 
(bei  den  Cris)  Atayokkan  (s.  Lacombe).  Der  Hase  (wabus  oder 
wok)  heisst  (als  Präirienhase)  Mistabus. 

In  der  Ortschaft  Teul  (bei  Guadalajara)  wurde  das  Bild  des 
Gottes  Toix  verehrt  und  in  der  Höhle  Cuicon  hörten  sich  Stim- 
men und  Geräusche  (s.  Tello).  Dem  Gott  Macuilxochitl  (fünf 
Blumen)  wurde  Brod  in  versciedenen  Formen  (auch  von  Schmetter- 
lingen) dargebracht.  Der  Gott  Yxtlilton  wurde  in  Tänzen  (Maie- 
vahistli)  gefeiert. 

Bei  Acapulco  fanden  sich  Idole  mit  Mützen  (Gomara).  Die 
Mexicaner  ,,tenian  Idolos  de  Mariposos"  (Gomara).  Die  Frösche 
wurden,  um  Fische  zu  geben,  verehrt  (in  Mexico).  Die  Mexica- 
ner verehrten  Flöhe  und  Mosquitos,  um  nicht  gebissen  zu  werden 
(nach  Gomara).  Adoraban  los  Chinches,  Pulgas  y  Piojos,  porque 
no  les  picasen  (Torquemada). 


1)  In  Tabasco  wurden  Idole  von  Holz  und  Thon  verehrt.  Die  Yayos  verehrten 
Tamoncu  (s.  de  Lact).  Die  Tagalen  stellten  unter  die  (über  Berge,  Ernten,  Häuser 
u.  s.  w.  wachenden)  Anitos  (Davatas  der  Bisayos)  ihre  verstorbenen  Ahnen,  sowie  die 
im  Krieg  oder  durch  Blitz  Umgekommenen  (auch  die  von  Crocodilen  Gefressenen) 
[Manitu].  Bei  den  Yaos  (in  Guyana)  wurde  Tamoncu  verehrt.  Bei  den  Aino  wird 
Gott  als  Kamui  (Vorgesetzter)  verehrt. 


616  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Neben  Diose  (Gott)  kennen  die  Bayanos-Indianer  den  bösen 
Dämon  Butara  (Wagner).  Die  Zaparos  verehren  den  Gott  Piatzo 
(neben  dem  bösen  Mungia\  Die  Tlacanexquimilli  genannten  Ge- 
spenster ohne  Kopf  und  Füsse  (bei  Nacht  erscheinend)  verkün- 
deten Unglück  (auf  dem  Boden  rollend)  in  Mexico  (s.  Sahagun). 
In  Connecticut  wurde  der  gute  Gott  Kichtan  verehrt,  neben  dem 
bösen  Habomchon. 

Die  Chippeway  leiten  sich  von  Hund. 

Die  Delawaren        „         „        „     Adler. 

Die  Tonkaway        „         „         „     Wolf. 

Die  Osagen  „         „        „     Schnecke. 

Nach  den  Nanticokes  erhielten  die  Menschen  die  Weisheit 
von  der  Eule,  die  Gefrässigkeit  vom  Bären,  den  Blutdurst  vom 
Wolf.  Die  Athapasker  leiten  sich  von  Raben  (im  Westen\  von 
Hunden  (im  Osten).  Bei  den  Athapasken  heisst  die  Seele  i-yune 
(yani  oder  Knochen).  Irokesisch  heisst  Gott  oder  (bei  Cherokee) 
Oonalahnunghe  (Hochtahli  der  Choctaw),  Lawaneen  (bei  den  Mo- 
hawk"»  und  Tamaindezue  (bei  den  Wyandot),  als  Hihsagita  himise 
oder  Herr  des  Athems  (bei  den  Muschkoghee).  Dem  Kitchee- 
Manitu  stand  der  (böse)  Matchi-Manitu  gegenüber.  Am  Caroni 
wurde  als  gutes  Princip  Cachimana  verehrt  und  Jolo-Kiamo  als 
böses.  Manitou  es  el  grande  espiritu  que  arregla  las  estaciones  y 
favorece  las  cosechas  (s.  Codazzi).  Nach  Labat  wurde  Manitu 
bei  den  Caraiben  verehrt. 

Die  Ticunas  oder  Jumanas  verehrten  als  guten  und  bösen 
Geist  den  Nanuloa  und  Locazy.  Der  böse  GuecuUcu  (neben  der 
guten  Gottheit)  „causa  todos  los  males"  (s.  Guzman).  Der  Dämon 
heisst  (Hori)  Hosi  (bei  Macusi),  Yawahu  (bei  Arowaken),  Youmie  (bei 
Caraiben),  Papa  (bei  Akawai).  Gott  hiess  Kwarisabarote  (bei 
Warrau),  Wumiri  (bei  Atorai).  In  Istlavan  wurde  dem  guten 
Gott  Kij  gegenüber  das  böse  Princip  in  Jujup ,  Gott  der  Erde, 
verehrt. 

Neben  dem  Schöpfer  ^)  Yoscaha  (oder  Ataouacan)  wurde  des- 


1)  Als  der  Gott  Waka  (der  Galla)  die  Menschen  schuf,  rief  er  zuerst  die  Besitzer 
der  Kühe  (als  Galla),  dann  die  Besitzer  der  Kleider  (als  Suahili)  und  zuletzt  die 
Feldbauer  (Pokomo),  Neben  dem  bösen  Cäushi  wird  der  Gott  Getünt  von  den  Mun- 
drucus  verehrt.  Am  Orinoco  wird  der  böse  Jolochiano  gefürchtet  (Gilij).  Die  Arau- 
caner  verehrten  die  guten  Meulen  (neben  dem  bösen  Guecubu).  Neben  dem  Schöpfer 
(als  grossem  Vater)  kannten  die  Cariben  gute  und  böse  Geister  (Icheiri  und  Mapoya). 
Neben    dem    bösen  Guecu  (Quecubu)    wird  Pillan  (Guenupiglian)    als   höchstes  Wesen 


SPUKGESTALTEN.  617 

sen  Grossmutter  (Ataensig)  von  den  Huronen  verehrt  (Sagard). 
Von  seinem  fernen  Aufenthalt  liegt  die  Mittheilung  eines  alten 
Attiuoindaron  (Heroenkönigs)  vor,  sowie  als  Beweis  ein  Fuss- 
eindruck  in  Stein.  Wenn  der  (gute)  Yoscaha  (dessen  Werke  oft 
durch  seine  böse  Grossmutter  verdorben  werden)  alt  wird,  ver- 
jüngt er  sich  im  Augenblick  (als  unsterblich). 

Der  Waldgeist  (der  Kinder  raubt  und  in  hohlen  Bäumen 
füttert)  erscheint  in  Unzengestalt,  als  Caypora,  oder  neckend  als 
Gusupira,  der  Wassergeist  Ypupiara  mit  rückwärts  gekehrten 
Füssen  (in  Brasilien),  Uaibuara  als  Hund  mit  klappernden  Hänge- 
ohren. Den  Alp  verursacht  der  Seelensauger  Pitanga  oder  Pitan- 
hanga,  und  schreckende  Traumgesichte  wurden  von  Morangigoana 
herabgespieen  (s.  Martins).  Die  Sacka-runas  sind  in  Quito  als 
Gespenster  gefürchtet  (s.  Osculati).  Ein  Indianer  Amaquemecani 
erzählte,  seinem  Vater  sei  der  Teufel  erschienen  „en  figura  de 
mona,  a  las  espaldas,  sobro  el  un  hombro,  y  volviendo  ä  mirarle, 
se  le  volvia  al   otro  y  asi    andaba  jugando  de  una  parte  ä  otra". 

Le  renard  ä  jeun  ou  ä  deuil  (Nezahualcoyotl  Mexico's)  etait 
un  fetiche  adore  (ä  qui  on  offrait  de  la  chicha,  comme  au  Fo 
de  Bogota). 

Der  (gelenklose)  Teufel  (als  Löwe  oder  Tiger)  erschien  ohne 
Augenbrauen  mit  runden  Augen  (in  Texcalla^  „vianle  sin  cejas,  y  sin 
pestarios  los  ojos  rodondos,  sin  nirietas  y  sin  blancos"  (Herrera). 
•Die  Botocuden  fürchten  die  Janchon  genannten  Schwarzgeister. 

Nach  Bekehrung  der  Mexicaner  zum  Christenthum ,  erschien 
ihnen  Nachts  Tezcatlipoca  als  kopfloser  Riese,  an  die  Hausthüren 
schlagend  (s.  Torquemada),  sowie  die  Zwergin  in  Kindesgestalt 
als  Cuitlapantin  (böser  Vorzeichen),  Die  Tupinambas  fürchteten 
den  bösen  Dämon  Ingange  (zu  Stade's  Zeit).  Um  die  Hexen 
vom  Hause  abzuhalten  wird  ein  schwarzes  Steinmesser  in  einer 
Wasserschale  hinter  die  Thür  gestellt  (in  Mexico). 

Kanaima  (der  Dämon  der  Rache)  straft  Vergehen  (bei  den 
Macusi).     Der  Dämon  Tlacatecolotl  erschien  als  Eule. 

Der  von  den  Riesen  in  Cholula  gebaute  Thurm  wurde  durch 
einen  Chalcuitl  zerstört,  der  in  Gestalt  einer  Kröte  vom  Him- 
mel fiel. 


bei  den  Araucanern  verehrt.  In  Chihualiua  wurden  Untergottheiten  (unter  dem 
Himmelsherrn)  anerkannt.  Von  den  Mattaugwessauks  heisst  es,  dass  sie  kein  höchstes 
Wesen  verehren,  und,  wenn  sie  im  Kriege  glücklich  sind,  das  Verdienst  des  Sieges  ihrer 
eigenen  Stärke  und  Geschicklichkeit  beimessen  (Long),  gleich  den  Vermessenen  der  Wüste, 


618  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

^  Die  Erscheinungen  des  Teufels  ^)  wurden  an  dem  Mangel  des 
"  Schatten's,  an  den  gelenklosen  Gliedern  und  an  runden  Augen 
(ohne  Weisses)  ohne  Augenbrauen  und  Wimpern  erkannt  (unter 
den  Tlascalaj. 

In  den  Seen  von  Vancouver-Island  springen  mit  Stöcken  die 
in  Ellbogen  und  Knieen  gelenklosen  Sim-moquis  (s.  Macfie). 

Unter  den  Seelen,  die  bei  der  Fluth  in  einer  Höhle  gerettet 
wurden,  fand  sich  Xolotl,  Gott  der  Zwillinge  und  sonstiger 
Monstra. 

Bei  den  Neeshenam")  am  Yuba-  und    Feather-Fluss  (in  Cali- 


1)  Der  Teufel  (gleich  philippinischen  Idolen)  besass  nach  Caesarius  keine  Hinter- 
seite (licet  Corpora  humana  nobis  assumamus,  dorsa  tarnen  non  habemus)  und  so  sagt 
videbis  posteriora  mea,  der  Widersacher  im  guten  Sinn  (in  der  Sprache  der  Vulgata). 
Le  dieu  Pet  (que  les  Romains  ont  revere  sous  le  nom  de  Crepitus)  findet  sich  bei 
Caylus  (T.  VI). 

2)  Nach  den  Neeshenam  stammen  die  Männer  vom  Coyote ,  die  Frauen  vom  Reh 
(s.  Powers).  Der  heilende  Medicin-Mann  (der  Neeshenam)  verwandelt  sich  (bei  der 
Extase)  in  einen  Bären.  Die  Küstenbewohner  von  San  Lucas  führten  Kriege  mit  den 
Guaycures  des  Innern  (s.  Cosanate).  Die  Laimones  und  Icas  gehören  zu  den  Cochimies 
oder  Colimies  (in  Unter-Californien)  nördlich  von  den  Gaicuras  (mit  Coras  und  Conchas). 
Der  Uchita  (in  California)  ist  verschieden  vom  Guaicura  oder  Waicura  (s.  Orozco). 
Bei  Sebastian  Vizcayno's  Zuge  nach  Californien  (y  mas  adentro  al  Cabo  ;^^endocino) 
saliö  a  la  mar  una  Canoa,  que  la  venian  remando  cuatro  remeros,  y  dentro  un  solo 
hombre,  con  grande  Magestad  y  Autoridad,  que  dijeron  Senor  y  Rey  de  todas  aquellas 
riberas  y  tierra-firme,  pegada  al  dicho  Mar  (die  Spanier  einladend),  esto  sucediö  en  el 
Cabo  de  Santa-Barbara  (s.  Torquemada).  Unter  den  Stämmen  des  Pudget-Sound 
wohnten  die  Hohs  am  Quinaielt-Fluss.  Die  Shapta  wurden  vom  grossen  Geist  mit 
einer  Bärin  gezeugt.  Unter  den  Felszeichnungen  bei  Sanjiago  fand  sich  die  rothe 
Hand  (in  Unte^j-Californien).  Als  die  Stämme  des  nördlichen  Californien  aus  Norden 
herabkamen ,  landeten  an  der  Küste  aus  einem  Boote  die  Hohgates  (sieben  an  Zahl) 
und  bauten  hohe  Häuser,  von  Jagd  und  Fischfang  lebend,  und  aus  den  Ueberresten 
die  Muschelhügel  am  Point  St.  George  (bei  Crescent  City)  errichtend.  Als  sie  einst 
einen  grossen  Seelöwen  harpunirt  hatten,  wurden  sie  von  ihm  nach  dem  nordwestlichen 
Seestrudel  Chareckquin  (wo  die  hinabsteigenden  Seelen  in  dem  kalten  Nordwestwind 
Charreck-rawek  frieren)  geschleppt,  und  während  das  Seeungeheuer  niedergezogen 
wurde,  erhob  sich  wirbelnd  das  Boot  in  die  Luft,  und  die  Hohgates  leuchten  jetzt  als  Sieben 
Sterne.  Die  Hohs  leben  am  Quinaielt-Fluss  (bei  Cape  Flattery).  Die  Hokandikahs 
(Salt  Lake  diggers)  am  grossen  See  gehören  zu  den  Snakes.  Die  Hohilpos  gehören 
zu  den  Tushepaws  (an  den  Quellen  des  Missouri  und  Columbia),  als  Flatheads.  Die 
Ciasset  (am  Cape  Flattery)  durchbohren  die  Nase.  Als  der  Riese  Wappeckquemow 
am  Klamath  river  wegen  Ungehorsam  gegen  die  Gottheit  vertrieben  war,  wanderten  die 
Stämme  des  Trinity  river  ein,  aber  als  auch  sie  von  der  Gottheit  abfielen,  wurden 
Plagen  gesandt,  als  Omaha  (in  Gestalt  eines  Graubären,  Krankheiten  sendend),  Makalay 
(als  Einhorn,    das  beim  Sehen  tödtet),    Kalicknateck  (als  Donnervogel,    mit  dem  Wal- 


GLAUKOPIS.  619 

formen)  nothzüchtigt  das  Gespenst  Bohem  Cülleh  (im  Walde) 
Frauen,  die  sich  verirren.  Coyote  und  Fledermaus  (mit  Augen 
beschmiert  und  halb  durch  den  Wind  geöffnet)  stritten  um  die 
den  Tauben  vermählten  Reh-Frauen  (bei  den  Neeshenam). 

Am  Ende  des  Saeculums  fürchteten  die  Mexicaner  das  Herab- 
kommen der  Menschenfressenden  Tzitzimimes  (s.  Torquemada). 

Nächtliche  Phantasmen  nannten  die  Mexicaner  Hupia  (el 
anima  del  hombre). 

Die  Peeajos  oder  Priester  verkehren  mit  den  Dämonen  (Wat- 
tipa  und  Jarakin)  in  Guyana  (Dapper),  und  auch  in  Darien  wur- 
den sie  begeistert.  Neben  dem  guten  Gott  (Yerri  Yuppon)  erscheint 
der  böse  (Yaccyma)  als  schwarzer  Mann  (im  Feuerlande\ 

Wenn  die  zwerghafte  Frau  Cuitlapanton  (Cintanaton)  oder 
Cintlatlapachoto  (in  Gestalt  eines  kleinen  Mädchens  mit  fliegenden 
Haaren)  erschien,  war  es  Zeichen  des  Todes  (in  Mexico). 

Am  Salzsee  bei  Cartago  erschien  den  Indianern  ein  Mann 
mit  den  Eingeweiden  aus  dem  offenen  Bauch  hängend  (und  zwei 
Hunde  führend)  die  Pest  zu  verkünden  (s.  Cie9a). 

Kann  der  Bluträcher  (Kanaima)  sein  Opfer  nicht  tödten  (bei  den 
Macusi),  so  verfällt  er  in  ein  wild  umherschweifendes  Leben  (und 
oft  werden  Todesfalle  einem  unbekannten  Kanaima  zugeschrieben). 

Neben  den  Dämonen  oder  Tzitzimime  (Coleleti  oder  Tlatlaca- 
tecolo)  fanden  sich  die  Tecocolianime  (Verfolger),  sowie  die  Nana- 
hualti,  als  Hexen. 

Die  Wassergöttin  Chalchihuitlicue  (der  grüne  Stein)  lebte 
(als  Gattin  Tlaloc's)  im  grünen  Schilf  (in  Mexico).  Der  Böse  er- 
schien als  Eulen-Mann  (Hombre  Buho)  in  Mexico.  Quid  quod  istas 
nocturnas  aves,  cum  penetraverint  larem  quempiam,  soUicite  pre- 
hensas  foribus  videmus  adfigi,  ut  quod  infaustis  volatibus  familiae 
minantur  exitium  suis  luant  cruciatibus  (Dobneck).  Der  Dämon 
(wayota)  erschien  (in  den  Canarien)  als  toller  Hund  oder  Tibisena 
Irvene  oder  Hu-candscha. 

In  Verehrung  der  Vulcane  hiess  der  Popocatepec  der 
rauchende  Berg,    der  Istacihuatl  die  weisse  Frau. 


fisch  kämpfend)  u.  s.  w.  Yehl  trank  das  Trinkwasser  im  (nebligen)  Quell  Koniath 
(oder  "Wolfes),  um  es,  fortfliegend,  in  den  Menschenansiedlungen  auszuspeien  (nach  den 
Thlinkeet).  La  Reina  ö  giganta  in  der  Insel  der  californischen  Golfbildung  trug  an 
Halsbändern  die  in  Muschelhügeln  erzeugten  Perlen  und  pulverisirte  sie  zum  Trank 
(Cardona),  nach  Kleopatra's  Geschmack.  Onate  fand  auf  der  Insel  Cinoguahua  (bei 
Californien)  die  Riesin  Ciiiacacahota  (Fürstin  oder  Herrin)  1604  (s-  Veytia). 


620  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Auf  dem  Vulcan  von  Tuxtla  wusch  die  Zauberin  Malintzin 
ihren  Mais  im  gelben  Wasser  der  Lagune  Nextamalapon  und 
badete  sich  im  grünen  der  nebenhegenden  (s.  Mühlenpfadt). 

Die  Tlahuipuchtli  genannten  Zauberer  spieen  Feuer  aus  dem 
Munde  (s.  Torquemada). 

Die  Chiriguanos  fürchten  den  nächtHchen  Dämon  Anaguazu 
(s.  AngeUs).  Die  Yuracaes  wurden  durch  den  Dämon  Pepezu 
geschreckt.  Die  Tuppin-Inba  gehen  Nachts  nur  mit  Feuer  aus 
der  Hütte  heraus,  aus  Furcht  vor  dem  bösen  Ingange  (s.  Staden) 
und  ähnhch  in  Austrahen.  Neben  dem  bösen  Gabco  oder  Gabiot 
wurden  (auf  den  Canarien)  die  Phantome  Mahio  und  Tibicen  ge- 
fürchtet, sowie  (bei  den  Haourythen)  das  Gespenst  Yruene  oder 
Irvene  (s.  Galindo).  In  Gran  Canaria  the  devil  appeared  to  them 
in  the  shape  of  an  animal  resembhng  a  shock  dog  and  sometimes 
in  other  figures,  which  the  natives  call  Tibicenas. 

Bei  den  Lules  kamen  alle  Krankheiten^)  vom  Ayaquä  (el 
gorgojo  de  Campo),    der  seine  Steinpfeile  abschiesst  (s.  Guzman), 

Nach  den  Pericues  (in  Californien)  zeugte  Niparajo  (im  Himmel) 
mit  seiner  Frau  Anajicojondi  drei  Söhne  (ohne  Begattung). 

Wie  Xippe  wurde  Gott  Amimitl  für  Krankheiten^)  gefürchtet. 


1)  Nach  den  Guaicuras  wohnt  im  Norden  Guamongo,  der  Krankheiten  sendet.  Die 
Cochimies  feierten  ein  Fest  für  den  Wohlthäter  Jama  ambei  ucamba  tevivichi  (el 
hombre  venido  del  cielo).  Die  Apaches  (nach  Cordero)  verehrten  Yastasitasitan-ne 
(Capitan  del  Cielo).  Der  Vogel  Guirapuru  dient  zu  Omen  (bei  den  Tupi).  Der 
Wassergott  Uauyara  (über  die  Fische  herrschend)  stellt  den  Frauen  nach  (bei  den 
Tupi).     In  Sonora  verehrte  sich  Yastasitasitan-ne,  als  Himmelsherr  (s.  Hernandez). 

2)  There  is  a  disease,  called  ahiwataka-roga  (in  Ceylon),  supposed  to  be  caused  by 
a  pestilential  blast,  mixed  with  the  breath  of  poisonous  serpents,  that  comes  upon  a 
dwelling,  when  the  flies  first  die;  then  the  lizards  and  other  reptiles,  afterwards  cats, 
dogs,  goats  and  cattle,  and  last  of  all  human  beings.  There  is  no  escape  from  it  but 
by  bursting  through  the  wall ,  to  depart  through  the  door  would  be  certain  death 
(Hardy).  Hardy  nennt,  als  Buddhisten-Priester,  die  Srawakas  {axovanxoi') ,  Theros 
(eiders),  Bhikshus  (mendicants)  and  Sarmanas,  from  srama,  the  performance  of  asceticism, 
answering  to  the  ccay.rjrai,  exercisers,  of  the  ancient  church.  By  the  Chinese  the  word 
is  written  Cha  men  and  Sang  men  and  it  is  said  by  Klaproth  to  mean,  ,,celui,  qui 
restreint  ses  pensees,  ou  celui,  qui  s'eff'orce  et  se  restreint."  It  is  probable,  that  the 
epithet  Samanean,  as  applied  to  the  religious  System  of  Tartary,  is  derived  from  the 
same  word.  It  is  to  the  priests  of  Buddha,  that  Strabo  refers,  when  he  speaks  of  the 
Garmanas  of  India.  By  Clemens  Alexandrinus  they  are  called  Sarmanas,  though  he 
afterwards  mentions  the  followers  of  Butta  (Budha),  as  belonging  to  a  separate  Commu- 
nity. In  other  works  of  the  fathers,  they  are  called  Semnoi;  Porphyrius  calls  them 
Samanaeani  (s.  Hardy).  Shahrastani  unterscheidet  von  denjenigen,  die  ihr  Wissen  aus 
der  Lichtnische  der  Prophetie  empfangen  haben,  diejenigen,  welche  in  der  ersten  Zeit 


FEST-KALENDER.  621 

Der  in  Cuiüahuac  verehrte  Gott  Amimitl  (cosa  de  pesca  6 
ca9a  en  agua)  „daba  romadico  y  catarro,  hipo,  como  el  que  les 
da  ä  los,  qu  estan  a  la  muerte"  (Torquemada).  Kranke  Kinder 
wurden  zur  Heilung  in  den  Tempel  des  Gottes  Yxtlilton  (cara 
tiznada  o  negra)  gebracht  (zur  Heilung  durch  diesen  Aesculap). 

Mictlan-Teuctli  (Tzontemoc  oder  Aculnaoacatl)  hess  aus  der 
Tiefe  der  Gewässer  das  Ungeheuer  Cipactli  oder  Capactli  hervor- 
gehen. Der  im  Delphin  personificirte  Wassergeist  Bouto  des  Ma- 
rahon  erscheint  oft  als  reizende  Frau,  Jünglinge  ins  Wasser  zu 
ziehen  (s.  Bates),  wie  ähnlich  in  Hellas.  Gegen  die  Wellen  der 
See  rufen  die  Chippewäer  den  Manitto  des  Wassers  an  (den 
Manitto   der  Luft  bei  bedrohendem  Sturm). 

Durch  die  Sukia  (Hexen)  wurden  (bei  den  Mosquitos)  die 
nächtlich  umgehenden  Wulacha  beschworen,  dann  der  die  Baden- 
den niederziehende  Wassergeist  Leewa,  das  wieder  zur  See  zurück- 
kehrende Zauberpferd  Wichwin  (die  Hügel  durchstreifend),  die 
von  weissen  Ebern  in  den  Bergen  bewachte  Warrees  (Königin 
der  Wildschweine),  die  giftigen  Eidechsen  u.  s.  w. 

Cocopitl  oder  Sohn  (Pitl)  der  Schlange  (Cocome)  war  Gott 
der  Acolhua.  Die  Schüler  des  Quetzalcoatl  oder  Cocolcan  hiessen 
Cocome  (Schlangen)  und  mit  Opfern  von  Vögeln  und  Thieren 
wurde  dieser  Gott  Cocopitl  oder  Sohn  Cocome's  (Cohuatl  oder 
Schlange)  verehrt.  Nach  Veytia  war  Cocopitl  ein  Schüler  Quet- 
zalcoatl's  (oder  Kokolcan's). 

Die  von  Sahagun  aufgeführten  Feste  folgen  in  der  Reihe,  als : 
(fiestas  fijas). 

Fiesta  del  mes  Tlacaxipeoalixtli. 

Fiesta  del  mes  Tozoztontli. 

Fiesta  del  mes  Veytocoztli. 

Fiesta  del  mes  Toxcatl. 

Fiesta  del  mes  Etzacualiztli. 

Fiesta  del  mes  TecuilhuitontH. 

Fiesta  del  mes  Veytecuilhuitl. 

Fiesta  del  mes  llamado  Tlaxonchimaco. 
.  Fiesta  del  mes  llamado  Xocahuetzi. 

Fiesta  del  mes  llamado  Ocpamiztli. 


gelebt  haben,  Materialisten,  Haschischyn  (Haschich-Esser),  Naturalisten  und  Theisten, 
die  durch  ihre  Kenntnisse  verleitet  wurden  und  sich  nur  an  die  eigene  Erfindung 
ihres  Kopfes  hielten. 


622  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Fiesta  del  mes  llamado  Tloteco. 

Fiesta  del  mes  llamado  Tepeilhuitl. 

Fiesta  del  mes  llamado  Quecholli. 

Fiesta  del  mes  llamado  Pancuetzaliztli. 

Fiesta  del  mes  llamado  Atemoztli. 

Fiesta  del  mes  llamado  Tititl. 

Fiesta  del  mes  Uamano  Izcalli. 

Nach  den  „cinco  dias  valdios  del  ario,  llamados  Nemontomi" 
folgte:  la  fiesta  del  mes  llamado  Atlacaolo,  6  Quavitleloa. 

Dann  werden  beschrieben: 

Ceremonias  y  sacrificios  que  hacian  en  el  segundo  mes  que 
Uamaba  Tlacaxipeolalixtli. 

Fiestas  y  sacrificios  que  hacian  en  el  postrero  dia  del  segundo 
mes  llamado  Tlacaxipeoalixtli. 

De  la  fiesta  y  ceremonias  que  hacian  en  las  kalendas  del 
cuarto  mes  que  se  llamaba  Veytocoztli. 

De  la  fiesta  que  se  hacia  en  las  kalendas  del  quinto  mes 
llamado  Tozcatl. 

De  la  fiesta  y  sacrificios  que  se  hacian  en  las  kalendas  del 
sesto  mes  llamado  Etzaqualiztli. 

De  la  fiesta  que  se  hacia  en  las  kalendas  del  setimo  mes  que 
se  llamaba  Tecuilhuitontli. 

De  la  fiesta  que  se  hacia  en  las  kalendas  del  octavo  mes 
llamado  Veytecuilhuitl. 

De  la  fiesta  que  se  hacia  en  las  kalendas  del  noveno  mes 
llamado  Tlaxochimac. 

De  la  fiesta  que  se  hacia  en  las  kalendas  del  decimo  mes 
llamado  Xocotloctzi. 

De  la  fiesta  que  se  hacia  en  las  kalendas  del  undecimo  mes 
llamado  Ochpaniztli. 

De  la  fiesta  que  se  hacia  en  las  kalendas  del  duodecimo  mes 
llamado  Teutleco. 

De  la  fiesta  que  se  hacia  en  las  kalendas  del  decimotercio 
mes  llamado  Tepeilhuitl. 

De  la  fiesta  que  se  hacia  en  las  kalendas  del  decimocuatro 
mes  llamado  Quecholli. 

De  la  fiesta  que  se  hacia  en  las  kalendas  del  decimoquinto 
mes  llamado  Panquetzaliztli. 

De  la  fiesta  que  se  hacia  en  las  kalendas  del  decimosesto 
mes  que  se  llamaba  Atemuztli. 


BAUM-CULTUS.  623 

De  la  fiesta  que  se  hacia  en  las  kalendas  del  decimosetimo 
mes  que  se  Uamaba  Tititl. 

De  la  fiesta  que  se  hacia  en  las  kalendas  del  decimooctavo 
mes  que  se  Uamaba  Izcalli. 

De  la  fiesta  llamada  Oauquiltamalqualiztli  que  se  hacia  ä  honra 
del  dios  llamado  Ixcocauhqui. 

Als  heilige  Bäume  wurden  Cypressen  und  Palmen,  in  Gruppen 
zu  drei,  in  der  Nähe  der  Tempel  gepflanzt  (in  Mexico)  und  be- 
sonders verehrt  war  der  Seiba-Baum  (bis  nach  Süden). 

Als  ein  Bauer  in  Jägerndorf  die  Birke  umhieb  und  nach  dem 
Zerspalten  verbrannte,  welthe  seine  Frau  allnächtig  als  Alp  zu 
drücken  hatte,  wurde  sie  krank  und  starb  (s.  Peter),  wie  bei  den 
Dualla  das  Leben  mit  dem  Baume  verknüpft  ist  (und  so  in 
Hellas).  Ehe  ein  Baum  gefallt  wurde,  befahl  der  Rajah  von 
Coorg  den  Bhutas  sich  von  dort  fortzubegeben. 

Reisst  der  Missouri  einen  Baum  hinab,  sagen  die  Minitaris, 
„that  the  spirit  of  tree  cries,  while  the  roots  yet  cling  to  the  land" 
(s.  Matthews)  und  ähnlich  bei  den  Dryaden  (der  Griechen),  auch  in 
römischen  Vorschriften  (Cato's).  In  der  Oberpfalz  bitten  die  Holz- 
fäller, wenn  sie  einen  schönen,  gesunden  Waldbaum  fällen  müs- 
sen, ihn  um  Verzeihung,  denn  die  Bäume  haben  Leben,  „sie  reden 
mit  einander",  auch  in  Franken  vergreift  man  sich  nicht  leicht  an 
Waldbäumen,  ,,das  ist  viel  sündlicher,  als  einen  von  Menschen  ge- 
pflanzten Baum  umhauen''  (s.  Wuttke). 

Von  Cioacoatl  (Schlangenfrau)  oder  Civacoatl,  die  eine  Wiege 
trug  (und  darin  verborgen  das  Steinmesser  für  Menschenopfer), 
wurde  das  Kinderpaar  (Cocohua  oder  Schlangen)  geboren,  von 
denen  die  Menschen  stammten,  als  Tonantzin  (unsere  Mutter)  oder 
Cihuacoatl.  Tonacacigua,  Frau  Tonacatecotle's,  hiess  Suchipuetzal 
oder  Chicomecoual  (sieben  Schlangen)  weil  die  (sieben)  Plagen, 
Dürre,  Hungersnoth  u.  s.  w.  sendend.  Die  Göttin  Cihuacohuatl  (die 
Schlangenfrau)  gebar  (als  ursprüngliche  Mutter)  stets  Zwillinge 
(paarweis).  Die  Göttin  Toci  hiess  Teteoynna  (madre  de  los  dioses). 
Für  Verehrung  der  Hügel  verfertigten  die  Mexicaner  aus  Holz 
oder  Wurzeln  eine  Schlange  (mit  Schlangenkopf),  welche  (nach 
Umlegung  durch  einen  aus  Saamen  bereiteten  Teig)  mit  (Eca- 
totontin  genannten)  Kinderpuppen  auf  einem  Holzgerüst  befestigt 
wurde  (s.  Torquemada). 

Nach  den  Zauberpriestern  der  Tuscaroras  wurde  die  ver-1 
schlingende  Schlange   im  Neus-Fluss   durch  einen  Adler  getödtet 


624  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

'  (s.  Lawson).  Die  Indianer  nannten  die  gefiederte  Schlange,  von 
Squier  an  einer  Felsenwand  in  Nicaragua  gesehen,  die  Sonne. 
Der  Kolibrigott  (Kolibri  links)  Huitzilopochtli  (Sohn  der  Schlan- 
gengöttin Coatlicue)  trug  in  der  rechten  Hand  einen  Stab,  der  in 
der  Gestalt  einer  wellenförmigen  Waldschlange  geschnitten  war. 
Der  mit  einem  Vogel  (Sperlings-)  Kopf  dargestellte  Quetzalcoatl 
wird  zugleich  die  gefiederte  Schlange  genannt.  Der  Schlangengott 
Votan  erhielt  später  einen  Vogelkopf,  w4e  die  Egypter  Schlan- 
gengötter mit  Vogelköpfen  darstellten  und  die  geflügelten  Gorgonen 
der  Griechen  von  Schlangen  umgürtet  waren. 

Zwischen  Chametla  und  Culiacan  wurden  zahme  Schlangen 
verehrt  (zu  Guzman's  Zeit).  In  Tenayuca  wurden  (nach  Bernal 
Diaz)  Schlangen  verehrt.  Die  Tahus  (bei  Culiacan)  in  Sinaloa 
verehrten  Schlangen  (nach  Castarieda).  Die  Aht  stammten  vom 
riesigen  Quacoteaht  und  dem  Donnervogel. 

Der  Priester  Powako  führte  insgeheim  die  Verehrung  der 
Schlangen  (Inihako)  ein  im  Cultus  des  Schlangengottes  oder 
Wakon  (bei  den  Delawaren). 

Der  böse  Hobbamok  oder  Abamocho  erscheint  (bei  den  Roth- 
häuten) als  Schlange  (der  Schöpfergott  als  Riesenvogel). 

Die  Schlange,  welche  das  Ei  zu  erschlagen  droht,  wird  von 
dem  Vogel  getödtet  (bei  den  Rothhäuten),  und  Bauwerke  sollen 
die  Schlange  mit  dem  Ei  im  Munde  darstellen. 

Cihuacohuatl  (la  muger  culebra)  oder  (Oxomozco)  Otzmosco 
(la  preriada  golosa)  hiess  Teoyaominqui  (la  diosa  que  recoge  las 
almas  de  los  difuntos)  oder  Tititl  (nuestra  madre). 

Civacoatl  (muger  de  la  culebra)  oder  Tonantzin  (nuestra 
madre)  Hess  sich  Nachts  in  der  Luft  hören  (eine  Wiege  den 
Frauen  bringend). 

Bei  Ankunft  der  Acolhuas  (zur  Zeit  der  Chichimeken)  fanden 
sie  auf  der,  Tlaloc  genannten,  Bergspitze  bei  Tezcuco  das  Bild 
des  Wassergottes  Tlalocatecuhtli  (senor  del  paraiso  ö  lugar  de 
sumos  deleites)  oder  Tlaloc  (in  einem,  Sämereien  enthaltenden, 
Gefass  sitzend,  um  ihnen  Regen  zu  geben),  und  derselbe  herrschte 
über  die  Untergötter,  die  auf  all  denjenigen  Bergspitzen  verehrt 
wurden,  wo  man  sich  die  Wolken  ansammeln  sah  (Torquemada). 
Als  Nezahualpilli  (König  von  Acolhuacan)  ein  hartes  Steinbild 
(weisser  Farbe)  an  die  Stelle  setzen  Hess,  wurde  es  (durch  Strafe 
des  Himmels)  vom  Blitz  getroffen.  Neben  der  Sonne  (Tonaca- 
teuhtli)   verehrten   die  Tulteken   den  Regengott  Tlaloc,   die  Ver- 


WASSERGÖTTIN.  625 

götterung  eines  alten  und  zauberkräftigen  Fürsten  unter  den 
Quinametin  oder  Riesen  (d'Alva).  Tlaloc,  als  Gott  der  Wasser 
und  Gewitter,    wurde   an  zwei  Jahresfesten  gefeiert  (in  Tlascala). 

Wenn  die  Priester  am  Wasserfeste  des  Tlaloc  Schilf  aus  dem 
See  holten,  durften  sie  dem  Begegnenden  wegnehmen,  was  ihnen 
beliebte.  Beim  Ersäufen  der  Kindesopfer  wurden  nachlässige 
Tempeldiener  im  Wasser  geschwemmt.  Tlaloc  hielt  einen  zuge- 
spitzten Schlangenstock  (als  Gott  der  Gewitter),  Camaxtli  zehn 
Pfeile.  Die  Misteken,  bei  denen  Njuhu  (Feuer)  die  Gottheit 
bildete,  verehrten  das  Wasser  als  Säule  in  heiligen  Höhlen.  Neben 
den  Quellen  waren  4  Altäre  gebaut  (Torquemada).  Mit  Vachom- 
choam  wurde  auf  einem  Hügel  von  Tcho  (bei  Merida)  Hehuncaan 
verehrt. 

Auf  der  Bergspitze  Chiauhtempan  (bei  Tlascala)  verehrten 
die  Tlascalteken  (als  Gefährten  Tlaloc's)  die  Göttin  Matlalcueye 
(die  Blau-Bewandete)  oder  (grüne)  Chalchichuitlycue  (Gewand  der  Ge- 
wässer), welche  als  Apozonallotl  oder  Acuecueyotl  (la  onda  ö  y 
hincha9on  de  las  aguas)  die  Namen  Atlacamani  (tempestuosa  y 
Alborotadora),  Ahuic  oder  Ayauh  (hin-  und  herbewegt),  Xixiqui- 
pilihui  (Auf  und  Nieder)  erhielt  (Torquemada).  Auf  der  Berghöhe 
von  Tolucan  wurde  der  riesige  Wolkensee  als  Ursprung  der 
Wasser  heilig  geachtet.  Beim  Fest  der  Huixtocihuatl  oder  Göttin  des 
Salzes  (die  beim  Streit  mit  ihrer  Schwester,  der  Wassergöttin,  in's 
Salzwasser  getrieben  war)  wurde,  neben  der  in  die  gelbe  Farbe 
der  Gottheit  gekleideten  Frau,  die  Haixtoti  genannte  Gefangene 
geopfert  (für  die  Salzmacher  in  Mexico).  Bei  den  Goldarbeitern 
erhielt  der  Gott  Xipe  Verehrung  (auch  in  der  Form  Quetzal- 
coat's).  Für  Tlaloc  wurden  von  den  auf  Sänften  (unter  Gesang 
und  Tanz)  getragenen  Kindern  die  weissen,  aus  Canoen,  in  dem 
See  versenkt,  die  dunkeln  den  Wolkengöttern  der  Höhen  (auf  der 
Bergspitze  Cohuatepec)  geopfert  (s.  Torquemada).  Die  Reste  der 
Tlaloc  geopferten  Kinder  wurden  in  einem  Steinkasten  bewahrt 
(s.  Torquemada\ 

Die  Teteuhpoalti  genannten  Kinder,  die  den  Göttern  Tlaloques 
(der  Quellen)  geopfert  waren,  stiegen  in  das  Haus  Quauhxicalco 
hinab,    um  in  Freuden  zu  leben  (s.  Torquemada). 

Der  Feuergott  Xiuhtecuhtli  oder  Ixco9auhqui  (cara  amorilla) 


2)  Die  Najaden    weilten  im  Wasser,  die  Göttin  Collina  herrschte  über  die   Hügel, 
Vallonia  über  die  Thäler.     Tlaloc  thronte  auf  wolkigem  Olymp. 

Bastian,  America.  ^Q 


626  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

hiess,  als  der  älteste  Gott,  Huehue-Teutl  (s.  Torquemada).  Xiuh- 
tecutli  (der  Gott  des  Feuers)  heisst  der  Vater  aller  Götter,  als 
ältester  Gott  (bemerkt  Sahagun).  El  dios  antiguo,  que  es  el  dios  del 
fuego,  que  esta  (en  medio  de  las  llores  y)  en  medio  del  albergue 
cercado  de  cuatro  paredes,  y  esta  cubierto  con  plumas  resplan- 
decientes  que  son  come  alas  [und  so  Agni]  beim  Gebet  an  Tezcatli- 
poca  (in  Mexico).  Den  Songhie,  die  früher  die  Fische  roh 
assen,  wie  die  Esquimaux,  brachte  ein  Vogel  auf  seinem  Kopf 
das  Feuer  (s.  Macfie). 

Auf  dem  Berge  Vixachtlan  oder  Huixachtla  (zwischen  Izta- 
palapa  und  Culhuacan)  Avurde  (durch  die  Priester  von  Copolco) 
das  neue  Feuer  entzündet  (in  Mexico).  Das  Knistern  des  P'euers 
(in  Mexico)  war  Vorzeichen,  dass  ein  Störenfried  kommen 
würde  (s.  Torquemada).  Die  Powhatans  (welche  am  Jahresfest 
das  alte  Feuer  erlöschten,  um  neues  zu  entzünden)  verehrten, 
(neben  den  Schutzgöttern  der  Städte)  den  Gott  Okee  (Quioccos) 
oder  Kiwasa  (als  sitzende  Figur)  in  Virginien  (s.  Howe).  Am 
Ende  des  Cyclus  von  52  Jahren  wurde  das  Geräth  in  Töpfen 
u.  s.  w.  im  Hause  zerbrochen,  und  das  Feuer  erlöscht,  um  dann 
mit  neuem  Feuer  Alles  zu  erneuern  (in  INIexico). 

In  Argos  wurde  nach  dem  Begräbniss  das  Feuer  des  Hauses 
ausgelöscht  und  neues  von  einem  anderen  Heerde  geholt  (s.  Plu- 
tarch).  Bei  dem  Reinigungsfest  auf  Lemnos  w^urde  nach  Erlöschung 
des  Feuers  neues  von  Delos  geholt.  Zum  Opferfeuer  in  Olympia 
durfte  nur  das  Holz  der  Weisspappel  verwandt  werden.  An  dem 
Erntefest  fasten  die  Muskokulgec  drei  Tage  unter  Erlöschung 
aller  Feuer,  bis  der  Oberpriester  neues  aus  trockenem  HLolz  reibt 
(Batram).     Die  Römer   erneuerten  jährlich   das   Feuer   der  Vesta. 

Der  Feuergott  war  in  Tlascala  „dios  de  la  senectitud".  Im 
Tempel  Huitznahuac  wurde  von  den  Priestern  ein  stetes  Feuer 
unterhalten.  Der  Tempel  Zonmolco  war  dem  Feuergott  geweiht 
(in  Mexico).  Aus  dem  Tempel  des  Camaxtli  (mit  einer  Mosaik- 
Maske  in  Türquisen)  wurde  das  Feuer  mitgetheilt.  Die  Pecos- 
Indianer  unterhalten  ein  stetes  Feuer  in  dem  Tempel  Montezuma's 
an  den  Quellen  des  Pecos  (auf  der  Strasse  von  Missouri  nach 
Santa  Fe).  Nach  den  Asinais  würde  die  Menschheit  aussterben, 
wenn  das  von  dem  Oberpriester  oder  Chenesi  erhaltene  Feuer 
erlöschen  sollte. 

Der  Gott  Tepeyolotli  w^urde  Tesciulutli  genannt,  das  Herz  des 
Berges  (als  im  Echo  gehört).     In  Cumana   galt  das  Echo  für  Ant- 


HEPHÄSTOS.  627 

wort  der  befragten  Seelen  (Herrera).  Der  Hauptgott  in  Zoguio 
war  der  Gott  der  Erdbeben,  (una  mano  labrada  de  una  piedra 
preciosa)  bei  den  Alixteken  (s.  Davila).  Der  Vulcan  Maxaya  wurde 
(zu  Toribio's  Zeit)  von  den  Spaniern  für  den  Eing'ang  der  Hölle  ge- 
halten. Bei  dem  Kitchee  Manittos  genannten  Felsen  des  Lac 
Superior  ward  von  Vorüberfahrenden  Tabak  geopfert  (nach  Volney). 
Die  Indianer  in  Verapaz  (und  die  Choles)  verehrten  den  Berg 
Escurruchon,  auf  dessen  Höhe  ein  Feuer  brannte,  damit  die  Rei- 
senden Copal  anzünden  könnten. 

Die  Götter  der  Zauberei,  der  Bettelei,  der  Habsucht  u.  s,  w. 
wurden  (in  Tlascala)  dadurch  erinnert,  dass  Berge  nach  ihnen 
benannt  waren.  Der  Cazique  von  Lenderi  und  der  benachbarte 
hatten  Berathungen  (Monexico)  mit  der  aus  dem  Vulcan^)  von 
Massaya  (auf  dessen  Sierra  Chorotegen  lebten)  hervorgehenden 
Alten  über  die  Witterung  (s.  Oviedo). 

Während  der  Kriege  in  der  Sierra  de  Topia  (bei  Guadala- 
jara) fasteten  die  zurückgebliebenen  Frauen.  Neben  Neyuncame 
(el  que  todo  lo  hace)  wurden  Idole  oder  Tesaba  verehrt  und  zum 
Schutz  der  Pflanzungen  (um  nicht  durch  Kaninchen  und  Wild 
beschädigt  zu  werden)  der  Gott  der  Kaninchen  und  des  Wildes. 
Bei  Dürre    wurden  Steine    besonderer  Form ,    als  Götzen,    in  den 

^)  Die  Mamea  (Hölle)  fand  sich  auf  dem  rauchenden  Hügel  bei  Leon  (in  Nica- 
ragua). Am  Flusse  Sagadahok  quälte  beim  Neumond  der  böse  Tanto  (s.  Dapper).  Die 
Manche  hatten  keine  Götzen  sondern  opferten  ,,a  los  montes  y  sierras  muy  altas  y  fra- 
gosas,  y  a  los  passos  peligrosos,  y  en  cruzijados  de  los  caminos  y  a  los  grandes  remansos 
de  los  rios,  porque  entendian  que  por  esto  vivian  y  se  multiplacaban  y  que  de  alli  les 
venia  todo  su  sustento  y  las  cosas  necessarias  para  la  vida  humana"  (Remesalj.  Die 
Asinais  verehrten  als  Gottheit  den  im  Himmel  wohnenden  Häuptling  Caddi  oder  Anjo, 
aus  dem  (von  der  zu  der  Mutter  geflüchteten  Jungfrau  bewahrten)  Blutstropfen  der 
Schwängern  Schwester  (von  Riesen  zerrissen)  entstanden.  Die  Apaches  verehrten  Yasta- 
silasitan,  als  Schöpfer  des  Himmels.  Lonouoyroya  est  le  moyen  plus  propre,  pour 
chasser  les  diables,  qui  causent  les  maladies  (dans  les  villages  des  Hurones),  le  soir  les 
hommes  commencent  ä  casser  tout  (schreiend  und  durch  die  Strasse  laufend).  Sie  den- 
ken sich  dann  irgend  einen  Gegenstand,  und  gehen  am  nächsten  Morgen  bei  allen 
Hütten  herum,  um  ein  Geschenk  zu  bitten,  aber  nur  das  Geträumte  (das  Glück  bringt) 
behaltend  (Sagard).  The  Lower  Pend  d'Oreilles  of  Oregon  believed  that  illness  and 
bad  luck  generally  were  the  effects  of  the  anger  of  a  fabulous  old  woman.  Gott  hiess  Nuiste- 
pochpochot  (Old  Man  above).  Böser  Geist,  Taia  ni^ot  (bad  below)  unter  den  Selish 
(s.  Haie).  Akom-kiniko  (the  one  above),  Gott  ist  Inim-kiniko  (the  one  below)  der  Teufel  (in 
Sahaptin).  The  Musquito-Indians  hold  in  dread  the  Wulasha  or  evil  spirit  and  the 
Liwaia  or  water-spirit  (s.  Cotheal).  DieMinnetarees  sühnen  den  Man-ho-pa  (Grossen  Geist) 
am  Me-ma-ho-pa  (Medicin-Stein)  der  Prärien. 

40* 


628  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Fluss  gelegt,  und  wenn  sie  nicht  nützten,  andere  (Alegre).  In 
Chili  kündete  der  Ehegott  ^)  Maruapounte  den  Männern  im  Traume 
an,  wann  sie  ihren  Frauen  beiwohnen  sollen  (Rudolphi). 

In  Jalisco  wurde  der  Kindgott  (Piltzinteolli)  verehrt.  Die 
(von  den  Pimas  stammenden)  Nayarit  (mit  der  Sprache  der  Cora 
oder  Chota)  verehrten  in  einer  Höhle  ein  thronendes  Königsskelett. 
Nayarit  (mit  Coras)  grenzte  an  Acaponeta  (wo  die  Sterne  verehrt^') 
wurden)  in  Nuevo  Toledo. 

Nach  den  Shoshones*^)  leben  in  den  Bergen  von  Montana 
kleine  nackte  Kinderteufel  (Ninumbees),  die  Kinder  verwechseln, 
ebenso  wie  die  Pahonahs  (Wasserkinder),  die  Kinder  und  Frauen 
verschlingen. 


1)  In  Chiapas  wurde  Costahuntox  (mit  Widderhörnern)  verehrt.  In  Tetlan  (bei  To- 
nala)  wurde  der  Gott  mit  einem  Stein  in  der  Hand  verehrt  (neben  einer  piedra  move- 
diza).  Bei  den  Mojaves  (mit  dem  bösen  Ne\vathie)  lebte  der  Schöpfer  Matevil  oder 
Mathowelia  (dessen  Sohn  Mastamho  das  Wasser  schuf  und  Bäume  pflanzte)  in  einem 
grossen  Hause,  bis  er  bei  dessen  Zusammenbruch  fortzog,  aber  zurückerwartet  wird 
(zu  den  Apaches  gehörig).  Llaman  a  sus  idolos  Tesaba  y  al  principal  Neyuncame,  el 
que  todo  lo  hace,  el  dios  que  cuidaba  las  sementeras  tenia  la  forma  de  conejo  o  ve- 
nado  para  que  estos  animales  no  las  talaran,  el  que  cuidaba  de  la  caza  de  los  ciervos 
que  se  cogian  para  hacer  tamales  al  recoger  las  sementeras,  eran  unas  grandes  astas  de 
venado,  una  äguila  muerta  era  el  numen  para  la  volateriä  y  un  navajon  de  pedernal 
servia  para  que  las  flechas  no  se  decompusieran.  Otros  idolos  habia  en  figuras  huma- 
nas  ö  solo  las  Cabezas  (bei  den  Acaxee  in  Durango).  Die  Acaxees  curiren  mit  Saugen 
und  durch  ein  Rohr  blasend.  In  Nayarit  (mit  der  Chota-Sprache)  wurden  die  Götzen 
Tayoapa,  Täte  und  Cuanamoa  verehrt  (s.  Alegre).  Die  Ricaries  pflanzen  am  Jahresfest 
eine  (immergrüne)  Ceder  vor  die  Hütte  der  Alten,  und  beschmieren  sie  mit  Roth,  wie 
auch  einen  daneben  gestellten  Felsstein  (das  Symbol  der  in  Stein  verwandelten  Helden), 
beide  zu  verehren. 

2)  In  Chapala  (in  Jalisco)  wurde  der  Geist  des  See's  verehrt.  In  Ubamari  (Haupt- 
stadt der  Tepehuanes)  wurde  ein  Kopf  auf  einer  Säule  angebetet  (Tarayre).  In  Aqu- 
9amil  fand  sich  (zu  Cortez'  Zeit)  ein  hohles  Thon-Idol,  in  das  durch  eine  geheime  Thür 
ein  Mensch  eintreten  konnte,  um  daraus  zu  den  Verehrern  zu  reden  (Topia).  Neben 
der  Sonne  wurde  in  Chihuahua  der  Herr  des  Himmels  verehrt  und  ein  die  Priester 
begeisternder  Untergott.  Mazahuacan  der  Mazahuas  (in  die  Otomiten  bcgriff'en)  gehörte 
zu  Tucuba.  Spiritus  malignes  (die  Tapuyer)  Curipura,  Taguai,  Macachora,  Jurupari, 
Marangigoana  vocant,  sed  diversis  significationibus,  nam  Curipura  significat  numen  mentium 
Macachera  numen  viarum,  viatores  praecedens.  Petiguares  fingunt  boni  nuntii  para- 
nymphum,  contra  Tupiguaos  et  Caryos  medicum  humanae  salutis  hostem.  Juripari  et 
Anhanga  significant  simpliciter  diabolum.  (Marangigoana  animam  vel  aliud  quid,  in- 
stantem mortis  praenuntians ,  ipsis  Brasilianis  non  satis  notum  et  tarnen  illud  vel  maxime 
timent).  Bei,  der  Erde  eingesteckten,  Stäben  wurden  die  Geister  durch  Aufhängen  von 
Armbändern  gesühnt  (s.  Piso). 

^)  Von  Wankanaga  stammend,  trennten  sich  die  Shoshones  und  Comanches  beim 
Streit  an  den  Soda-Springs. 


VOGEL    GREIF.  629 

Von  den  Kindern  der  von  dem  durch  Szeukha,  Sohn  des 
Schöpfer's  erschlagenen  Adler  geraubten  Frau  stammten  die 
(fortwandernden)  Hohocam  (nach  den  Pimas). 

Beim  AVirbelwinde  warfen  sich  die  Indianer  (in  Zacatecas)  auf 
die  Erde  und  riefen  den  bösen  Geist  (Cachimipa)  an.  Bei  Santa 
Fe  (in  Neu-Mexico)  wurden  für  den  Dämon  Neneca  Maskentänze 
abgehalten.  In  Neu-England  galt  der  Südwesten  als  die  Heimath, 
wohin  die  Todten  zurückkehren  würden.  Durch  die  Flügel  des 
Riesen  Hrsuelgur,  der  als  Adler  an  dem  Ende  des  Himmels  sitzt, 
entsteht  der  Wind  (nach  den  Sagas). 

Ueber  dem  Wasser  schwebte  (nach  den  Tinneh)  der  Riesen- 
vogel, der  durch  das  Niederfahren  die  Erde  hervorgehen  Hess, 
und  diese  mit  dem  Schnabel  prickelnd,  die  Menschen  (ausser  den, 
vom  Hunde  stammenden,  Tinneh).  Der  von  dem  Himmelsgott 
gesandte  Rabe  bracht  das  Licht  (nach  den  Konyagaes).  Bei  der 
Fluth  ^)  trennten  sich  (nach  den  Thlinkeet)  Bruder  und  Schwester, 
indem  Chehtl  (Donnerblitz)  in  Vogelkleidern  nach  Südwesten  flog, 
während  Agishanakou  (die  unterweltliche  Frau)  in  eine  Oeffnung 
auf  dem  Berg  Edgecomb  (bei  Sitka)  verschlungen  wurde  (und 
neben  den  Erdtragenden  Pfeilern  eine  Dunkelheit  herrschte). 

Der  Riesenvogel,  aus  den  Augen  Blitze  sprühend  und  mit 
den  Flügeln  donnernd,  findet  sich  vergöttert  bei  Chipewäyas, 
Tlinkeets,  Ätnas,  Koltschanes  und  Kenai.  Nach  den  nordöstlichen 
Eskimo  kommt  allen  Thieren  die  Fähigkeit  der  Seele  zu,  beson- 
ders aber  den  Vögeln.  *Die  Californier ")  in  der  Santa  Catalina- 
Insel  verehrten  zwei  schwarze  Raben  (zu  Viscaino's  Zeit). 

Manitu  Kichton  (der  Lenape)  auf  dem  Wasser  schwimmend, 
schuf  Mann  und  Weib  aus  einem  Baumstamm,  und  nach  Unter- 
gang  der  Menschen   durch   die   Fluth,    verwandelte    er  Seethiere 


^)  Bei  der  Fluth  entflog  Yelil,  als  (weisser  Rabe),  die  Gestirne  zu  rauben  (nach 
den  Thlinkeet)  in  "Wiedergeburt.  Die  Yopimes  (Yopes)  und  Tlapanecas  (Pinomes  oder 
Chinquimes)  oder  (Chochonti)  Tenimes  (Pinotl-chochon)  verehrten  das  (roth  gekleidete) 
Idol  Totectlatlauhquitezcatlipuca  (s.  Sahagun)  in  Yopinzinco.  Im  District  der  Llanos 
wurden  die  Götter  Yabalan  oder  Yahalan  und  Canamlum  verehrt  (und  eine  fette 
Greisin,  die  im  Kriege  anführte).  In  Piraera  (in  Honduras)  erschien  der  Dämon  als 
Neger  (nach  Herrera). 

2)  Die  Californier  verehrten  den  gelbköpfigen  Geier  (nach  Taylor).  Der  Raub- 
vogel Calhartes  Californianus  wurde  (in  Californien)  verehrt  (s.  Reid).  Nach  Herrera 
wurde  Quetzalcoatl  in  Menschenform  mit  Vogelkopf  dargestellt.  Die  Aht  stammen  vom 
Gott  Quawteaht,  mit  dem  (weiblichen)  Riesenvogel  Tootooch  vermählt. 


630  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

in  Menschen,  Nach  den  Mmgos  liess  Michabu  durch  eine  Ratte 
ein  Sandkorn  aus  dem  Wasser  holen. 

Michabu  (als  Gott  des  Wassers)  ist  Gegner  des  grossen  Ha- 
sen (Atahocan),  der  mit  seinem  Hofstaat  über  den  Wassern 
schwebend,  die  Erde  aus  einem  aus  der  Tiefe  geholten  Sandkörn- 
chen bildete. 

Als  ein  Greis  die  vom  Baume  gehackten  Spähne  ins  Wasser 
warf,  wurden  Fische  daraus  (in  Grönland),  wie  in  Are's  Schöpfung. 

Nach  den  Odjibway  rettete  sich  ^lanabozho  bei  der  Pluth 
auf  einen  Baum.  Bei  der  Fluth  ergriff  ein  Weib  den  Fuss  eines 
vorbeifliegenden  Vogels  und  wurde  nach  einer  Klippe  getragen, 
wo  sie  gebar  (bei  den  Knistineaux).  Manabozho^)  (als  Michabu, 
der  grosse  Hase)  bekämpft  die  Schlange,  die  die  Fluth  verursacht 
(bei  den  Chippeways). 

Wie  bald  die  Einführung  der  Nährpflanzen  (bei  Triptolemos 
und  Hiawatha),  bald  technische  Erfindungen,  wie  der  Töpferscheibe, 
der  Stahlbereitung  u.  s.  w.  auf  Culturheroen  zurückgeführt  werden, 
so  lehrte  Bochica  bei  den  Chibchas  den  Gebrauch  des  Weber- 
stuhls ^)  und  finden  sich  auch  in  Mexico  ähnliche  Deificirungen. 

Der  in  einem  Tempel  (mit  stets  rein  gefegten  Matten)  auf- 
gestellte Nappatecuhtli  (quatre  veces  Senor)  wurde  von  den  Matten- 
verfertigern  verehrt,  als  Tepalipaca  oder  Teaaltati  (limpiar  6  labar), 
weil  die  Sünden  vergebend,  als  Quitzetzelohua  (cernir  o  esparcir, 
derramando  cosa  molida  y  hecha  polvo),  weil  Güter  ausstreuend 
(oder  Tlaitlanililoni) ,  als  Tlanempopoloa  (der  Freigebige),  als 
Teatzelhuia  (el  que  rocia  con  agua),  weil  barmherzig,  als  Amo- 
tenenqua  (muestrase  agradecido),  indem  den  verschiedenen  Vor- 
nahmen bei  der  Mattenverfertigung  zugleich  ethische  Bedeutung 
gegeben  wurde. 

Auf  den  Antillen  führte  Boitio  das  Brodbacken  ein  und  in 
Mexico  wurde  Chicomecoatl  als  Erfinderin  des  Brodbackens  ver- 
ehrt, Opuchtli,  als  Erfinder  der  Fischereigeräthe,  Yiacatecutli, 
als  Erfinder  des  Handels,  (neben  dem  Gott  der  Schilfmatten^, 
Tzaputlatena ,    als    Erfinder  des  Oelpressens.     Die  Göttin  Tzapot- 


1)  Nach  Verrichtung  seiner  Thaten  in  den  Nordwestwind  verwandelt,  richtet 
^Manabozho  (durch  klappernden  Ton  angekündigt)  grosse  Verheerungen  an  und  ist 
verdammt,  im  Jslärz  über  die  Felder  zu  rennen.  Der  Teufel,  der  den  Menschen 
schadet,  heisst  Muhaptura  (der  Mörder)  in  Sonora. 

2}  Bei  den  Chinesen  lehrte  die  Kaiserin  Si-ling-chi,  Gattin  Hoangti's,  das  Spinnen. 


p:rfindungen.  •  631 

latenan  war  Erfinderin  des  in  der  Arznei  verwandten  Harzöl's 
Uxitl  (s.  Torquemada). 

Opuhtli  (El  Izquierdo)  invento  la  arte  de  la  Pesqueria  (auch 
Opuchtli).  Die  ersten  Menschen  nährten  sich  von  Kräutern  und 
Früchten  (nach  den  Mexicanern),  bis  Tlaominqui  (el  que  mato 
con  flecha)  die  Jagd  einführte  (s.  Veytia).  Die  Steinschneider  (in 
Xuchimilco)  verehrten  die  Götter  ChicuhnahuiitzcuintU  (nueve 
perros)  und  Nahualpilli  (caballero  encantador  ö  Hechicero)  und  die 
Göttinnen  Macuilcaüi  (cinco  casas)  und  Centeutl  (diosa  de  las 
Mieses)  unter  den  beim  Zeichen  Chicuhnahuiitzcuintli  gefeierten 
Festen  (s.  Torquemada). 

Die  Göttin  Ixazalvoh  erfand  das  Weben  (wie  Bochica  in 
Bogota)  und  die  Göttin  Yxchebelyax  das  Färben  der  Fäden  (in 
Yucatan).  Bei  den  Cariben  war  der  Ackerbau  durch  einen 
Weissen  eingeführt  (s.  Rochefort).  Nachdem  (bei  den  Tamanaken) 
der  Schöpfer  Amalivaca  mit  seinem  Bruder  Vocci  darüber  be- 
rathschlagte ,  wie  der  Orinoko  gleich  bequem  zum  Hinauf-  und 
Hinabfahren  (mit  Hülfe  der  Fluth)  einzurichten  sei,  begab  er  sich 
in  einem  Boot  auf  die  andere  Seite  des  Salzwassers  (s.  Gilij). 
Beim  Abschied  (zur  Rükkehr)  verkündet  Amalivaca  den  Tama- 
naken, dass  sie  sich  wie  die  häutende  Schlange  verjüngen  soll- 
ten, aber  auf  den  Zweifel  einer  Frau  bestimmte  er,  dass  sie 
sterben  sollten. 

Von  Einem  der  alten  Attiuoindaron  (Heroenkönige) ,  dessen 
Fusseindruck  im  Stein  zurückgeblieben  war,  hatten  die  Huronen 
die  Kunde  von  dem  Schöpfer  (Yoscaha)  erhalten  (s.  Sagard). 

Die  Erde  wurde  aus  dem  Wasser  durch  Micaboche  (Michabu) 
gebildet,  wie  aber  der  Himmel  geschaffen  sei  (antworteten  die 
Indianer  auf  Henepin's  Fragen)  könnten  sie  nicht  wissen,  da  ihre 
Seelen  nicht  dorthin  gelangten  (XVII.  Jahrhundert).  Für  die  See- 
len des  gemeinen  Volkes  wurde  das  Tlaxochimaco  (kleine  Fest  der 
Todten)  gefeiert,  für  die  der  Edlen  das  Xocotlhuetzin  in  ver- 
schiedenen Monaten  (in  Mexico).  Am  Seelentage  wurde  ein  Fest 
im  Hause  angerichtet  und  die  Seelen  mit  Fackeln  zum  Herbei- 
kommen eingeladen  (bei  den  Mizteken).  In  Goazaoalco  wurden 
die  Knochen  des  Todten  an  einem  Baum  aufgehängt  in  einem 
Beutel,  damit  der  Geist  sie  fände.  Die  Aleuten  riefen  die  Hülfe 
der  Geister  (besonders  in  Blutrache)  an.  Die  Seelen  der  Chepewyan 
wurden  in  einem  Stein-Canoe  eingeschifft.  Bei  den  Tinneh  em- 
pfängt Chutsain    die  Seelen.     Tlalxico    (das  Erdinnere)    war    der 


632  RELtGlÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Tempel  des  Mictlantecuctli  (in  ^lexico).  Bei  den  Pericues  er- 
langten die  natürlich  Gestorbenen  Seligkeit,  und  ähnlich  auch  die 
Mexicaner,  wo  die  Seelen  gewaltsam  Gestorbener  in  den  Kerker 
der  Unterwelt  eingeschlossen  wurde,  während  bei  ihren  kriegeri- 
schen Nachbarn  gerade  jene  zur  Glorie  des  Jenseits  eingingen. 
Nach  den  Californiern  (bei  Monterey")  gingen  die  Seelen  nach 
grünen  Inseln  des  Westens,  dort  die  Geburt  der  Kinder,  die  sie 
zu  beleben  hatten ,  erwartend.  Die  gleiche  Sprache  eines  ent- 
fernten wStammes  wurde  von  den  Nutka  erklärt,  weil  die  abge- 
schiedenen Seelen  dorthin  flögen,  sich  neu  zu  verfleischlichen. 
Der  von  dem  Grossen  Geist  inspirirte  Prophet  Wangomend 
(der  Monsey)  war  (in  der  Extase  aufgehoben)  dem  Himmel  so 
nahe  gekommen,  um  das  Krähen  der  Hähne  zu  hören,  und  konnte 
einen  Blick  in  die  drei  Himmel  (der  Indianer,  Neger  und  Weissen) 
thun  (1766),  wo  die  Indianer  Seligkeit  genossen,  die  Weissen  ge- 
quält wurden  (s.  Heckewelder).  Doch  hatte  man  später  für 
Washington  einen  besonderen  Pavillon  einrichten  lassen,  wo  er 
sich,  gleich  Henoch,  in  seinem  Paradiese  allein  befand,  von  den 
zur  Seligkeit  eingehenden  Rothhäuten  indess,  wenn  sie  dort 
vorüberzogen,    beobachtet  werden  konnte. 

Das  Characteristische  der  mexicanischen  Teocalli  liegt  im 
Anschluss  der  terrassenartigen  Pyramidenbauten  an  eine  natür- 
liche Hügelunterlage,  während  die  Architectur  Yucatan's  selbst- 
ständig und  freier  gegliedert  ist,  aber  dennoch  Eigenthümlichkeiten 
der,  sonst  dem  mexicanischen  Styl  angeschlossenen,  Casas  grandes 
des  Nordens  bewahrt.  Die  (über  Florida  die  Mounds  fortsetzenden) 
Cues  der  Antillen  (wenn  neben  den  Höhlentempeln  zulässig)  gehen 
dann  in  die  südlichen  Erdhügel  über  (noch  bei  den  Caras),  wäh- 
rend in  Peru  eine  neue  Originalität,  unter  verschiedenen  Variationen, 
zu  Tage  tritt. 

Die  Denkmäler  Yucantan's  tauchten  unerwartet  aus  den  Ur- 
wäldern auf,  da  die  Entdeckung  bei  der  ersten  Conquista  fast 
bereits  wieder  vergessen  war,  wie  die  frühere  bei  den^)  cambo- 
dischen,  als  diese  neuerdings  hervortraten.  Die  bei  der  mexica- 
nischen Eroberung  erwähnten  liegen  jetzt  meist  in  Trümmer,  als 
in  den  Kriegen  oder  durch  die  Missionäre  zerstört. 

1)  Im  Jahre  1570  wurde  in  Canibodgia  (Cambodja)  eine  Stadt  entdeckt  in  Mauern 
und  Sculpturen  (nach  Christoval  de  Jaque  de  los  Rios  de  Mancared).  Cette  ville  se 
nomme  Angor  (s.  Ternaux-Compans),  zu  Zeiten  des  Königs  Nacaparas  Prabantul  (1606), 
als  Ancon  oder  Nakon  (Nngara). 


TEOCALLI.  633 

In  Teotihiiacan  war  der  Sonncntempel  (Tonatiuh  Itzaquall  rund  (in  vier  sich  ver- 
mindernden Stockwerken),  der  ISIondtempel  (Miztli  Iztaqual)  pyramidalisch  (s.  d'Alva). 
Neben  der  Pyramide  der  Sonne  und  des  Mondes  -in  Teotihuacan)  fanden  sich  die 
Tlalteles  oder  Coccillos  genannten  Erhebungen  (s,  Almaraz).  Auf  der  Insel  de  los 
Sacrificios  traf  man  Treppentempel  (Diaz  de  Castillo).  Monumente  mit  "Wendeltreppen 
fanden  sich  bei  Xuchiltepetl  (bei  Tepic),  und  so  bei  Xuchipiltepetl  ein  Hügeltempel 
mit  gewundenem  Weg  (in  Mechoacan).  Bei  Papantla  oder  Tajin  stiess  (nach  Nebel) 
auf  Reste  einer  Stadt.  Bei  Chicualoque  (in  der  Nähe  von  Papantla  finden  sich  die 
Ruinen  der  alten  Stadt  Tuzapan.  Nach  Velarde  finden  sich  zerstörte  Gebäude  in 
3  Stockwerken  an  der  Confluenz  des  Salado  und  Verde  (sowie  Salado  und  Gila). 
Bei  Papantla  (El  Tajin  oder  Donnerkeil)  wurde  eine  Goldfigur  (Ouetzalcoatl's)  gefun- 
den (s.  Gondra),  ■  Dupaix  fand  hölzerne  Teponastle  (Trommeln)  bei  Tlascala.  In 
Xochimilco  wird  ein  steinerner  Todtenkopf  erwähnt  (bei  Dupaix).  Aus  Tlahuac 
werden  sculptirte  Steingefässe  erwähnt,  Opferzahn  und  Stein  bei  Orizava  u.  s.  w.  Der 
hohe  Stufentempel  Tonala  war  aus  Adobes  gebaut  (s.  Hei-rera).  Clavigero  identificirt  die 
iMonumente  von  Ouemada  (als  CohuatHcamac)  mit  Chicomoztoc.  Bei  Veracruz  sieht 
man  Ruinen  alter  Festungen  (s.  Sartorius).  An  der  Pacific-Küste  (in  der  Nähe  von 
Huehuetan  in  Soconusco)  fanden  sich  Ruinen  bei  Tlazoaloyan.  Die  Monumente  von 
Tonala  (der  Chiapas)  in  Tehuantepec  lagen  an  einem  See  der  Küste.  Bei  Ciudad 
Real  (in  Chiapas)  werden  die  Ruinen  von  Valum  Votan  gesucht.  Am  Ulua-Fluss  (bei 
Comayagua)  fanden  sich  alte  Terrassen.  Im  Lande  der  Chontales  traf  man  recht- 
eckige Steinsetzungen  auf  Hügelgipfeln  (in  Nicaragua).  Zerstreute  Steinsäulen  wurden 
bei  David  und  Veragua  gefunden.  Die  Augen  der  Götzen  waren  von  einheimischen 
Spiegeln  (Tezcat)  gemacht,  an  dem  Bild  Tezcatlipuca's  (Bernal  Diaz).  In  Xochimilco 
wurden  mit  Zierrathen  sculptirte  Steine  gefunden ,  die  in  Mauern  eingefügt  gewesen 
waren  (s.  Dupaix).  An  den  Steinen  von  Xochicalco  fanden  sich  Oalmetas  oder 
Maeander,  Bei  Casasano  in  Yahualica  (nördlich  von  Mecamecan)  wurde  ein  runder 
Stein  mit  geometrischen  Figuren  gefunden  (s.  Dupaix).  The  Mexican  mosaic  forms  its 
figures  by  means  of  the  head  or  outer-part  of  oblong  shaped  pieces  of  stone,  that  are 
inserted  the  rest  of  their  lenght ,  in  the  spaces  left  for  them  in  front  of  the  minor 
portion  of  the  wall  (aus  Sandstein)  in  Mitla  (s.  Tempsky).  In  Tlalmanaco  wurden 
thierische  Steinfiguren  gefunden.  In  Cuernavaca  werden  Steine  mit  Wappen  er- 
wähnt. Bei  Santa  Teresa  (in  Mexico)  wurde  ein  Steinkopf  gefunden  mit  Thränen- 
zeichen  auf  den  Backen  (und  ähnlich  bei  St.  Lucia  de  Cotzamalyuqas,  als  ausgedrückte 
Augen\  In  Tula  wurden  Thongefässe  gefunden,  ornamented  with  figures  in  intaglio, 
resembling  those  found  on  the  monuments  in  Yucatan  (s,  Mayer).  Zickzack-Ornamente 
auf  Thonsachen  finden  sich  bei  Tololatlon  bei  Tepic.  (Tola,  Mond  der  Syris).  Auf 
dem  Platz  Tlatelulco  in  Mexico  wurde  ein  Gefäss  mit  Flügelkugel  gefunden.  Auf 
den  Zuni-Gefässen  findet  sich  das  Bild  des  Frosches  (s.  Whipple).  In  der  Hacienda 
St.  Hieronymo  (der  Dominicaner  von  Guatemala)  sollen  Porcellanarbeiten  gefunden  sein 
(wie  im  alten  Aegypten).  The  Earthen  Pots,  die  in  Nord-Carolina  in  der  Erde  gefunden 
wurden,  waren  von  den  (zu  Lawson's  Zeit)  von  den  Indianern  gebrauchten  verschieden 
(1700  p.  d.).  Neben  den  Steininschriften  finden  sich  sculptirte  Steine  (bei  David)  in 
Alanje  oder  Chirigui  (s.  Pim).  Der  ,, Büste  d'une  pretresse  azteque"  aus  Mexico  ähn- 
liches Idol  aus  Tezcuco  findet  sich  in  Berlin  (durch  Humboldt),  ,,als  Idol  azteque  en 
basalte"  wie  ähnliche  Anahuac's.  Das  Relief  mexicain  aus  Oaxaca  (Huaxyacac),  dessen 
Zeichnung  Humboldt  durch  Cervantes  erhielt  (Professor  der  Botanik),  zeigt  sich  dem 
Yucatanischen    ähnlich.     Das   Obsidian-Armband  (Humboldt's)  aus   Mechoacan   war    in 


634  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

einem  Grabe  gefunden.  Zwischen  Pueblo  de  los  Angeles  und  Tlascala  finden  sich  die 
Ruinen  von  Mixco,  Xochitecatl ,  Tenexotzin ,  Hueyxotzin  und  Cacaxtlan.  Bei  San 
Antonio  de  Tula  (in  Zacatecas)  findet  sich  eine  alte  Opferpyramide.  In  Huizteco 
(bei  Tasco)  sind  alte  Ruinen  n.  Guerrero)  erhalten.  Ruinen  finden  sich  am  Novillo- 
fluss,  sowie  zwischen  Acoyapa  und  Yuyagalpa.  Bei  Nayarit  werden  (von  Hervas) 
alte  Ruinen  genannt.  Auf  dem  Cerro  de  la  Ciudad  (in  der  Sierra  de  Canoas)  Wn- 
äen  sich  ausgedehnte  Befestigungen  (s.  Morfi)  in  Queretare  (mit  vielen  Cuicillos 
oder  Todtenhügeln).  Nach  Ballesteros  bildeten  Canoas  und  Ranas  alte  Befestigungen 
für  die  in  der  Mitte  gelegene  Hauptstadt  (in  Queretaro).  Cabrera  fand  bei  San  Luis 
Potosi  Grabhügel  oder  Cuiztillos  (Cuicillos).  In  Quedhula  finden  sich  Ruinen  des 
alten  Tempels  (Jule).  Zwischen  Tula  und  St.  Barbara  (in  Tamaulipas)  findet  sich  eine 
Lehmpyramide  (s.  Lyon).  Bei  Santa  Catarina  (in  Guanajuato)  traf  man  durch  eine 
Mauer  verbundene  Pyramiden  (s.  Berlandier).  Löwenstein  fand  bei  Tepatitlan  eine  Stufen- 
pyramide (in  Mechoacan).  Die  meisten  Gebäude  Mexico's  bestehen  aus  dem  Tetzontli 
genannten  Stein  (ein  poröser  Amygdoloid).  In  Teremendo  (bei  Valladolid  oder  Mo- 
relia)  fanden  sich  gebrannte  Gebäude  (nach  Villa-Senor  y  Sanchez).  Die  Erdwälle  bei 
Nayarit,  wo  das  (dem  Mexicanischen  verwandte)  Cora  geredet  wird,  werden  den  Azteken 
zugeschrieben.  In  Xuchipiltepetl  (bei  Tepic)  findet  sich  ein  Steintempel,  sowie  Alter, 
thümer  bei  Sanjago  Ixcuintla  (bei  Tepic).  Bei  Sanjago  de  Ixcuintla  (am  Rio  Grande 
oder  Tololotla  bei  Jalisco)  wurden  Stein-Crocodile  gefunden.  Bei  Santjago  (Jalisco) 
sind  Thonstempel  angetroffen  (s.  Retes).  Im  Cerro  de  Los  Edificios  (Tuitlan  oder  Quc- 
mada)  hat  sich  das  Bild  einer  Schildkröte  gefunden.  Die  Ruinen  der  Quemada  (in 
Zacatecas)  unterscheiden  sich  von  den  casas  grandes  (in  Chihuahua),  dass  sich  dort  zu- 
erst die  Form  der  Pyramide  bemerklich  macht  (s.  Orozco).  In  Tzintzuntan  (bei 
Ignatzio)  finden  sich  (in  Michoacan)  Reste  der  (Yacatas  genannten)  Königsgräber 
(s.  Beaumont)  und  Trümmer  von  Pyramiden  zerstreut.  In  den  Bergen  von  Tequicis- 
tepeca  (in  Misteka)  fand  sich  ein  Labyrinth ,  zu  einem  mittleren  Platz  (mit  heiliger 
Quelle)  führend  (s.  Herrera).  Unter  den  Pimas  am  Gila  finden  sich  Reste  labyrinthi- 
scher Bauten  (s.  Johnston).  In  Tonala  (zwischen  Colima  und  Xalisco)  fanden  sich 
unterirdische  Gallerien  in  einem  Hügel.  In  den  Ruinen  des  Chaco  (in  den  San  Juan 
^  fliessend)  findet  sich  ein  Bogen  überkreuzender  Steine.  In  einer  Höhle  bei  Achiuhtla 
(bei  Oajaca)  wurde  ein  (mit  Schlange  und  Vogel  verzierter)  Chachicuitl  als  Herz  des 
iVolkes  verehrt  (Burgoa).  Für  eine  geheime  Botschaft  erhielt  der  Indianer  (bei  den 
Rothhäuten)  den  Auftrag,  sie  unter  der  Erde  zu  überbringen  (s.  Heckeweldcr)  und 
ähnlich  in  Kambodia.  Nach  Villa-Senor  y  Sanchez  waren  die  Steine  der  Gewölbe 
von  Teremendo  bei  Valladolid  oder  Morelia  (in  Michoacan)  durch  Feuer  zusammenge- 
schmolzen (bei  /  Hassel).  Bei  den  Cerro  de  los  edificios  (hacienda  de  la  Quemada) 
findet  sich  ^in  Zacatecas)  die  Ojo  del  Monarca  genannte  Höhle  (von  Chicomostoc) 
neben  dem  Piedra  del  Monarca,  en  que  se  halla  esculpida  una  mano  y  un  pie 
(Ballesteros).  Nach  Alzate  fand  sich  zwischen  Xochicalco  und  Miacatlan  der  Schluss- 
stein eines  unterirdischen  Ganges,  on  the  face  of  which  was  sculptured  an  eagle 
tearing  a  prostrate  native  Prometheus  (s.  Bancroft)  und  ähnlich  scheinbar  in  St.  Lucia. 
Bei  Bolaiios  wurde  eine  Höhle  mit  Steinfiguren  gefunden  (in  Xalisco).  Bei  Tupa- 
taro  (in  Guanajuato)  finden  sich  künstlich  ausgearbeitete  Höhlen  (s.  Bustamente).  Die 
Malereien  in  den  Höhlen  von  Unter-Californien  werden  den  Riesen  zugeschrieben.  An 
den  Klippen  bei  Santiago  finden  sich  rothe  Hände.  In  den  kreuzbeinig  sitzenden 
Figuren  (in  Xochicalco)  finden  sich  Aehnlichkeiten  mit  the  Maya  sculptures  and 
stucco-reliefs  of  Central  America  (und  so  Goldfiguren   in  Leiva).     In  Guadalajara  wurden 


MONUMENTE.  635 

unterirdische  Gewölbe  mit  bemalten  "Wänden  gefunden  (in  Michoacan).  Die  der  Höhle 
von  Chicomuzclo  benachbarte  enthielt  Altäre  und  Figurenzeichen  in  Chiapa  (s.  Her- 
rera).  Der  Eingang  der  Höhle  bei  Coatlan  (in  Zapoteca)  sollte  unterirdisch  salir  a  la 
ciudad  de  Chiapa  (s.  Herrera).  Von  den  Thürmen,  die  Grijalva  an  der  Küste  Yuca- 
tan's  (bei  der  Insel  Cozamel  oder  Cucuniel)  sah,  kamen  Canoes  zum  Schiff  (151 8). 
Die  Abgesandten  (am  Rio  de  los  Lagartos)  trugen  vergoldete  Masken.  An  den  Stein- 
gebäuden (beim  Rio  Grijalva)  fanden  sich  Thierköpfe  (wie  Löwen  u.  s.  w.)  und  (seit- 
lich blickende)  Idole.  Die  Ruinen  bei  Ococingo  oder  (nach  Juarros)  Tulha  heissen 
Tonila  (Steinhäuser)  bei  den  Tzendal.  Copan  war  Hauptstadt  Payaqui's  oder  Chiqui- 
mula's.  Die  Steinplatten,  auf  demsich  die  Statuen  als  Reliefs  befinden,  waren  in 
Zwischenräumen  von  einander  aufgestellt  (nach  Mendez)  in  den  Ruinen  von  Tikal 
(und  so  wohl  in  Cozamalguapan).  Copan  wurde  (1530)  durch  Hernando  de  Chaves 
erobert  (indem  sich  der  Cacique  in  den  Ruinen  verschanzt  hatte).  Die  Ruinen  von 
Palenque  (Xhembobel-Moyos  oder  Ghocan)  oder  Otoliun  (Nachan)  werden  als  casas 
de  piedras  bezeichnet.  Die  Monumente  Yucatan's  haud  dubie  templa  et  adoratoria 
fuerunt,  nam  privatorum  aedes  fere  ligneae  erant  et  ,, Stramine  tectae"  (de  Laet). 
Stephens  vergleicht  die  Sculptur  eines  zerbrochenen  Steins  in  Ocosingo  (Tonila  oder 
Steinhaus)  oder  Tulha  mit  dem  ,,AVinged-Globe"  der  ägyptischen  Tempel.  Als  ge- 
flügelte Sonnenscheibe  tritt  Horus  dem  Typhon  entgegen  (und  ähnliches  in  den 
Schnitzereien  der  Papuas).  Am  Tabasco-Fluss  fand  Grijalva  Goldfiguren  von  Enten 
und  Eidechsen.  Die  Ruinen  (Culiacan's)  bei  Palenque  heissen  (in  Yucatan)  Xlap  pahk 
(alte  Mauern).  Die  Monumente  auf  dem  Hügel  Ahancab  (Hand  des  Herren)  bei 
Ocosingo  waren  mit  Zeichen  verziert,  (die  Jacinto  Garrido  für  chaldäische  hielt).  Die 
Erdhügel  am  Balize-Fluss  dienten  (nach  Henderson)  als  Zufluchtsplätze  bei  Fluthen. 
Bei  den  Ruinen  von  Labphak  (in  Yucatan)  fanden  sich  inwendig  Treppen.  Waldeck 
identificirt  die  Ruinen  von  Uxmal  mit  Itzalane.  Roulin  vindicirt  den  Rüssel  des 
mythischen  Thieres  Me  (bei  den  Chinesen)  dem  Tapir  (in  rüsselartiger  Priesterkleidung 
in  Mexico).  Wie  die  Sculpturen  Oajaca's  zeigen  die  Yucatan's  vorspringende  Nasen 
und  zurücktretende  Stirn.  Nach  Plato  lag  etwas  erhaben  Königliches  [ßaailiy.oi')  in 
einer  grossen  Nase).  Ruinen  finden  sich  bei  S.  Lucia  Cozumalguapan,  Tzoc  Uleu  (bei 
Huehuetenango),  Utatlan  bei  S.  Cruz  de  Quiche,  Ixinche  oder  Patimanit  bei  Tecpan- 
Guatemala,  Rabinal,  Flores,  Ouirigua  (in  Yzabal),  Nebay  (am  Rio  Chixoy),  bei 
Socoleo  oder  Sac-uleuh  Jocotan  (Brücke  bei  Copan),  an  der  Laguna  von  Atitlan 
(Cerro  de  oro)  u.  s.  w.  Asmitia  (Smith)  fand  am  Vulcan  des  Fuego  einen  Aquäduct 
und  Steinfiguren.  Bei  Santjago  Ixcuintla  w^urde  (am  See  San  Juan)  ein  aus  dem  Fels 
gehauenes  Crocodil  geftinden  und  sonstige  Thierbilder  (in  Xalisco).  In  Mixquiahuala 
(bei  Actopan)  wurden  Alterthümer  gefunden.  In  der  Nähe  von  Payaque  fanden  sich 
Reste  von  Befestigungen  (in  Verapaz).  In  der  Nähe  von  Zacabaya  finden  sich  die 
Ruinen  von  Tuhal  oder  Tuhalha.  Die  Ruinen  von  Chulimal  lagen  zwischen  Lemöa 
und  Chichicastenongo.  Zwischen  Guadalajara  und  Sayula  wurden  Reste  eines  alten 
Steinweges  gefunden  (in  Michoacan),  an  einer  Stelle,  wo  früher  die  Stämme  Kriege 
um  die  Salzgewinnung  führten  (s.  Rio).  Die  Reste  einer  alten  Strasse  finden  sich 
zwischen  Guadalajara  und  Sayula.  Zwischen  Tiho  (bei  Merida)  und  Yzamal  existiren 
die  Reste  einer  alten  Indianerstrasse  (nach  Landa).  Die  Baulichkeiten  auf  dem  Hügel 
Los  Edificios  (der  Quemada  oder  Tuitlan)  am  Rio  de  Villanueva  sind  durch  Wege 
verbunden  (in  Zacatecas).  In  der  Nähe  von  Rabinal  fanden  sich  Erdhügel  als  Cakhay 
oder  rothe  Häuser  (Brasseur).  Tohil's  Tempel  war  konisch  in  Utatlan  (in  Guatemala). 
Das    Scioto-Thal    (voll   Alterthümer)    wurde    später    von    den    Shawanees    durchzogen, 


636  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

Die  Altertliümer  in  Indiana  und  Michigan  hängen  mit  dem  Kupferbau  am  Lake  Su- 
perior  zusammen,  wo  der  geringe  Baumwuchs  erst  seit  dem  XII.  Jahrh.  stammen 
kann.  Specimens  of  the  blood-red  pipe  stone  (of  the  Coteau  des  Prairies  west  of  St. 
Peters)  occur  in  ancient  burial-grounds,  as  far  east  as  New-York.  Auf  Pfeifen  (in  den 
Hügeln  Ohio's  gefunden)  ist  der  Manatee  oder  Lamantin  (ähnlich  den  Funden  in 
Florida)  dargestellt  (Squier).  Die  alt -amerikanischen  Bauwerke  wurden  noch  von 
den  Creek-,  Natchez-  und  Florida-Stämmen  (im  Süden)  aufgeführt  (nicht  im  Norden). 
Nach  Garcilasso  de  la  Vega  liebten  die  Floridaner  auf  Höhen  zu  bauen  und  bauten 
in  Ebenen  künstlich,  um  darauf  das  Haus  des  Häuptlings,  sowie  das  Dorf  zu  stellen* 
The  garden  beds  (in  Southern  Michigan)  are  vestiges  of  ancient  field  labor  (in  rows). 
M'Coy  schloss  aus  den  Jahresringen  dort  gewachsener  Eichen  auf  1502  p.  d.  als  Jahr 
der  verlassenen  Arbeit.  In  Wisconsin  unterscheidet  man  neben  den  Monumenten  in 
Thiergestalt  die  garden-beds.  In  a  burialground  at  Kinderhook  (near  the  spot,  where 
Ive  Smith  discovered  copper-plates  with  hieroglyphics)  an  earthen  vase  (with  the  bones 
of  a  rattlesnake)  were  found  with  the  skeleton  (flint  spear-head,  bone-awls  etc.)  1843 
(of  Indians  driven  out  by  the  Sioux)  in  Illinois.  In  the  Georgian  excavation  (at  Flint 
river)  was  found  an  unfinished  vessel  on  the  wheel  (according  to  Hitchcock).  Bartram  fand 
Ruinen  (im  Lande  der  Chirokesen)  bei  Sticoc.  In  der  Nähe  von  "Wrigtsborough  (am 
Little  River)  sah  Bartram  die  Ueberbleibsel  einer  alten  Stadt  der  Indianer.  Auf  den 
Inseln  des  Georgs-See  (mit  dem  St.  Johann-Fluss)  sah  Bartram  die  Reste  einer  india- 
nischen Stadt  und  in  der  Nähe  Moundts  sowie  eine  indianische  Heerstrasse.  Jenseits  des 
Gila  fanden  sich  die  Casas  de  piedras  als  die  Ruinen  der  Stadt  Hottai-Ki  (s.  Mühlen- 
pfordt).  Nach  den  Jahresringen  der  Bäume  war  das  Erdwerk  in  Ohio  (nach  Locke) 
1238  p.  d.  verlassen,  der  Tumulus  zu  Grave  Creek  in  Virginia  (nach  den  Ringen  der 
quercus  albus)  1328  p.  d.  (nach  Tomlinson).  Bei  den  indianischen  Befestigungen  führt 
das  Thor  (wie  in  Tlascala)  in  ein  Labyrinth  von  Passagen  (im  Zickzack).  Atwater 
beschreibt  (1820)  die  Werke  von  Circleville,  Marieta  u.  s.  w.  (Arch.  Am.),  Squier 
und  Davis  (1848)  die  des  Missisippi-Thals  (Smiths.  Trans.).  Die  als  Teiche  oder  Brun- 
nen beschriebenen  Vorrichtungen  neben  den  Tumuli  im  Lande  der  Cherokesen  lieferten 
die  Erde,  um  jene  aufzurichten,  und  die  sie  verbindenden  Dämme  der  offenen  Allee 
mögen  bei  den  mechanischen  Vorrichtungen  zur  Fortschaffung  gedient  haben.  Am 
Rio  Gila  (östlich  von  der  Mündung  in  den  Colorado)  finden  sich  Figurenzeichen  auf 
Felsen  (s.  Bartlett).  Das  Rothe  Haus  oder  Chichilticale  (bei  Coronado)  war  (nach 
Castaneda)  aus  rother  Erde  gebaut,  als  Casa  Grande  oder  Casa  de  Montezuma  zwischen 
den  Pima-Dörfern  und  der  ^lündung  des  San  Pedro  am  Gila  (mit  angebrannten  Balken 
aus  Sabino-Holz  oder  Ceder).  Am  Chelly-Canon  (Nebenfluss  des  San  Juan)  finden 
sich  (nur  auf  Leitern  zugängliche)  Steinbauten  unter  überhängenden  Felsen  (bei  Simp- 
son). Sedelmair  fand  Ruinen  zwischen  Gila  und  Salado.  Adobe-Bauten  finden  sich  im 
Salado-Thal  (s.  Emory).  Leroux  fand  Steinbauten  im  Verde-Thal.  Nach  Whipple 
finden  sich  Befestigungen  bei  Pueblo  Creek  (an  der  Quelle  des  Rio  Verde).  Am 
oberen  Gila  finden  sich  (unter  den  Pimas)  labyrinthische  Bauten  (Johnston).  Nach 
Espejo  hiess  das  (von  Coronado  besuchte)  Cibola  (der  Spanier)  Zuni  (bei  den 
Eingeborenen).  Die  Casa  Grande  (Casa  de  Montezuma)  findet  sich  am  Gila 
zwischen  den  Pima-Dörfern  und  der  Mündung  des  San  Pedro,  als  Chichilticale  odcj- 
rothes  Haus  (bei  Coronado)  1 540.  In  den  Ruinen  des  Pueblo-Dorfes  Pecos  finden  sich 
Adobes  (Emory).  Die  Ruinen  des  Pueblo-Dorfes  Quivira  (östlich  vom  Rio  Grande)  zeigen 
Steinbauten  (s.  Greggs).  Froebel  fand  Felsinschriften  im  Thal  des  Rio  Grande.  In  Tezique 
ist  das  indianische  Dorf  auf  alten  Ruinen  gebaut  (s.  Abert).    In  der  Sierra  de  los  Mimbres 


RUINEN.  637 

finden  sich  alte  Kupferminen  (bei  der  Quelle  des  Gila).  Die  stufenförmigen  Wände 
der  Casa  Grande  (an  der  Mündung  des  San  Pedro  in  den  Gilaj  oder  Chichilticale 
(rotlies  Haus)  waren  von  einem  ,,barro  algo  colorado"  (s.  Bernal)  mit  Resten  alter  Wasser- 
leitungen. Die  dort  gefundenen  Scherben  (verschiedener  Farben)  sind  (nach  Font)  ver- 
schieden von  dem  Töpferwerk  der  Pimas.  Nach  Hutton  hat  die  Erde  ringsum  ein 
röthliches  Aussehen,  obwohl  die  Casa  Grande  durch  den  Kiesel  weisslich  erscheint. 
Nach  Bartlett  waren  Figuren  in  rothen  Linien  auf  den  Zimmerwänden  eingezeichnet. 
Leroux  fand  am  Rio  Verde,  Nebenfluss  des  Salinas  (der  in  den  Gila  fliesst),  Reste  von 
Steinbauten.  Am  Fluss  San  Pedro  (Nebenfluss  des  Gila)  fanden  sich  Bauten  aus 
Adobe  auf  Steinfundamenten  (bei  Emory).  Die  Casas  Grandes  (in  Chihuahua)  am 
Casas  Grande-Fluss  (zwischen  Sanos  und  Galeana)  sind  aus  sonnegetrocknetem  Lehm 
und  Kies  gebaut  (s.  Bartlett)  in  Etagen  (mit  grossen  und  kleinen  Räumen).  In  den 
Ruinen  des  Rancho  de  las  Piedras  bei  Topila  (in  Tamaulipas)  finden  sich  viereckige 
und  runde  Hügel  aus  Steinblöcken.  Auf  der  rothen  Erde  von  Chichilticale  (bei 
Culiacan)  finden  sich  die  Ruinen  zerstörter  Gebäude  eines  aus  Cibola  eingewanderten 
Stammes  (nach  Castaneda).  Das  viereckige  Haus  Montezuma's  (mit  drei  Etagen)  beim 
Rio  Gila  (in  der  Nähe  der  Pimas  Gilaiios)  war  durch  die  Mexicaner  auf  ihrem  Durch- 
zuge gebaut  (s.  Pedro  Font)  1775.  Culiacan  (am  Nebenflusse  des  Umaya  oder  Culia- 
can) wurde  auf  der  Stätte  des  alten  Hueicolhuacan  erbaut  (von  den  Spaniern).  Die 
(viereckigen  und  runden)  Klippenhäuser  in  den  Canons  der  Flüsse  Mancos  und  M'Elmo 
(Nebenflüsse  des  San  Juan)  wurden  von  einem  ackerbautreibenden  und  heerdenhalten- 
den  Volke  (die  Sonne  verehrend)  gebaut,  als  ihre  vom  Norden  herabkommenden  Feinde 
(die  Vorfahren  der  Utes),  die  sie  jeden  Sommer  unterdrückt  hatten,  auch  im  Winter 
blieben ,  und  als  sie  sich  nicht  länger  vertheidigen  konnten ,  errichteten  sie  neue 
Festungen  im  Süden,  aus  welchen  gleichfalls  vertrieben,  sie  sich  in  Arizona  nieder- 
liessen,  in  den  Pueblos  der  Moqui  (nach  Ingersoll).  Am  Chaco  (Nebenfluss  des  San  Juan 
finden  sich  die  Ruinen  des  Pueblo  Pintado,  als  Steinbauten  röthlicher  Färbung  (s. 
Simpson).  Im  Pueblo  Chettro  Kettle  waren  die  Wände  mit  rothem  Lehm  belegt.  Im 
Pueblo  bonito  (neben  dem  Pueblo  Hungo  Pavie)  finden  sich  Balken  unter  dem 
Zimmerdach,  mit  stumpfen  Instrumenten  (nach  Hammond)  bearbeitet.  Die  Bogen  waren 
aus  überkreuzenden  Steinen  gearbeitet.  Die  Pueblo -Dörfer  am  Rio  Grande  del  Norte 
sind  in  Terrassen  aufgebaut  (s.  Meline).  Die  Moqui-Dörfer  (zwischen  Chelly-Canon 
und  Colorado  Chiquito)  liegen  auf  überhängenden  Klippen  (s.  Ives).  Dass  sich  in 
unfruchtbaren  oder  durch  spätere  Verhältnisse  spärlicher  bewohnten  Gegenden  Monu- 
mente häufiger  erhalten  finden  müssen,  als  in  dicht  bevölkerten,  hätte  vor  Aufstellung 
jener  gekünstelten  Theorien  bedacht  werden  können,  durch  welche  die  locale  Verbrei- 
tung der  Dolmen  in  Europa  und  Nordafrica  (oder  gar  in  Verbindung  mit  Indien  u.  s.  w.) 
erklärt  werden  sollte.  Gegenüber  Major's  Ansicht  hinsichtlich  der  in  Nord-Cimberland 
häufigen  Gräber,  findet  Arnkiel  zu  erinnern,  „dass  in  der  Marsch  und  fruchtbahren 
Gegend,  weit  mehr  Heyden-Gräber  zerstöhrt  seyn,  als  auff  der  Heyde,  da  man  wegn 
Unfruchtbarkeit  des  Landes  nicht  so  eiff"rig  gewesen,  die  Gräber  der  Heyden  zu  ver- 
wüsten (1702)". 


638  OPFER. 


Von  den  Totonaken  wird  gesagt,  dass  sie  ihrer  Göttin  Cen- 
teotl  Blumen^)  und  Früchte  geopfert,  statt  der  sonst  in  Mexico 
üblichen  Menschenopfer,  und  deren  Einführung"  wird  der  auf  Furcht- 
einjagung  (wie  das  Alenschenfleischessen  der  Kreuzfahrer  zu 
Tyrus)  berechneten  Tragödie  der  Azteken  bei  dem  den  Krieg  be- 
schhessenden  Hochzeitsfest  in  Culhuacan  zugeschrieben. 

Nach  Herrera  war  der  Gebrauch  der  Menschenopfer '^)  von 
Chalco  nach  Tlascala  gekommen,  und  unter  den  Chichimcken 
sollen  die  Menschenopfer  bis  zur  Zeit  des  Kaisers  Ixtlilxochitl 
verboten  gewesen  sein.  Auch  wird  von  Netzahualcoyotl  gesagt, 
dass  er  unfähig  die  jMenschenopfer  abzuschaffen,  wenigstens  (wie 
Numa)  auf  ihre  Alilderung  gesonnen,  und  so  den  eigenen  Kindern, 
die  früher  (wie  in  Cartago)  von  den  Priestern  gefordert  wurden, 
die  Kriegsgefangenen  substituirt  habe,  sich  also,  wie  es  scheint, 
unfähig  fand,  bis  zu  einem  rein  symbolischen^)  Opfer,  (wie  es 
auch  bei  den  Argeen  auf  dem  Pons*)  sublicius  statt  fand)  weiter 
zu  gehen,  doch  kam  man  zu  sacramentalen  Gottesmahlen  und 
zu  der  sacramentalen  Kraft  des  sündenlosen  Kindes  oder  der 
seines  Blutes. 

Nach  langem  Fasten  (und  Tanzen  in  Blätterkleidern)  opferten 
die  Tuateken  ein  Kind,  das  noch  keine  Sünde  gekannt  hatte 
(s.  Herrera).  Bei  den  mit  Tänzen  (in  Blätterkleidung-)  gefeierten 
Festen  der  Chinantecas  wurde  ein  unschuldiges  Kind,    sowie  ein 


1)  Auf  dem  ßcojuog  urcu^ay.Tog  im  Tempel  Apollo's  wurden  nur  Opferkuchen  ohne 
Feuer  dargebracht. 

2)  Das  steinerne  Opfermesser  war  von  den  mexicanischen  Frauen  in  einer  AVicge 
gefunden,  welche  die  Göttin  Civacoatl  in  dem  Tempel  niedergesetzt  hatte  (Sahagun). 

3)  Die  Oscilla  genannten  Wollpuppen  wurden  beim  Fest  der  Mania  aufgehängt 
(in  Rom),  und  bekleidete  Puppen  fanden  sich  in  peruanischen  Mumiengräbern. 

*)  Die  Chicoranos  (deren  Priester  beim  Tode  des  Königs  Feuer  anmachten,  um 
die  zum  Himmel  aufsteigende  Seele  zu  zeigen)  warfen  das  auf  einem  hohen  Pfahl 
verehrte  Götzenbild  nach  dem  Fest  in  einen  Fluss  (Gomara)  wie  beim  Winteraus- 
treiben. 


MENSCHENOPFER.  639 

Huhn  geopfert,    und   die  Körper  für  die  Vögel  auf  das  Feld  ge- 
worfen,    dann    aber    gekaufte    Sklaven    geopfert    und    gegessen 
(s.  Herrera).    Neben  der  Capelle  Huitzilopochtli's  und  Tezcatlipoca's 
fand  sich  die  des  mit  Kinderblut  gekneteten  Sonnengottes  (in  den 
edle   Steine    und    sonstige   Kostbarkeiten    zu   Opfergaben    hinein- 
gedrückt   wurden),    und   die  Mexicaner  opferten  ihm  (unter  Ver-  ; 
theilung   von  Teigsachen  zum   Essen)    für  den  Mais,    „quando  las 
canas     estaban     pequenitas     sacrificaban    Ninos     recien     nacidos,  / 
i  quando  mas  crecidas,  mayores,  y  asi  iban  subiendo,  hasta  que  el  ] 
J\Iayz  estaba  en  macorca  y  maduro,  que  entonces  sacrificaban  hom-  ^ 
bres  viejos"  (Herrera). 

Nachdem  den  drei  Knaben,  die  alle  drei  Jahre  getödtet  wur- 
den, das  Herz  herausgenommen  war,  wurde  aus  ihrem  Blut  mit 
Saamen  ein  Teig  verfertigt,  der  (als  Seelen-Nahrung)  verzehrt 
wurde  (s.  Mendieta).  Die  wenig  der  Religion  ergebenen  Chichi- 
meken,  die  auf  die  Tolteken  gefolgt  waren,  nahmen  von  den 
Acolhuas  den  Cultus  der  Sonne  (mit  Darbringung  von  Blumen 
und  Räucherwerk)  an,  und  dann  brachten  die  Mexicaner  die 
Menschenopfer  (nach  Olmos).  Die  auf  der  Wanderung  bei  der 
um  Tulla  gebildeten  Lagune  zu  bleiben  Geneigten  wurden  am 
Morgen  der  nächsten  Nacht  mit  ausgeschnittenen  Herzen  gefun- 
den, so  dass  die  Mexicaner  daraus  die  Herzen  als  Lieblingsspeise 
des  Dämons  erkannten,  und  dann,  als  sie  bei  Culhuacan  später 
gesiedelt,  die  Culhuas  gegen  die  Xuchimilcos  unterstützten,  die 
ersten  vier  Kriegsgefangenen  dieser  in  gleicher  Weise  opferten 
(s.  Torquemada).  Grijalva  hörte  in  San  Juan  de  Ulua  (Culhua), 
dass  die  Menschenopfer  auf  Befehl  des  Fürsten  von  Culhua  ge- 
bracht wurden  (s.  Torquemada). 

Eine  der  indischen  ähnliche  Opferscala  war  auch  in  Mexico 
bekannt,  und  wenn  die  Verehrer  der  blutigen  Kali  von  Elephanten 
selbst  bis  zum  Menschen  weiter  gehen  mochten,  so  war  den  Azte- 
ken eine  Steigerung  bis  zum  Opfern  der  Gottheit  selbst  geläufig 
(in  deren  irdischen  Repräsentanten).  Auch  intensiv  konnte  der 
Werth,  und  also  die  magische  Opferkraft,  erhöht  werden,  wie 
bei  den  Carthagern  durch  Auswahl  der  den  Eltern  liebsten  Kin- 
der, und  in  Mexico  mussten  die  in  ihrem  Herzen  der  Gottheit 
Geweihten  frisch  vom  Schlachtfeld  von  den  Kriegsgefangenen  ge- 
bracht sein,  während  das  Anerbot  von  Haussklaven  und  ihr  mattes 
Lebensblut  nichts  Grosses  zu  schaffen  vermochte.  Als  concen- 
trirte  Lebensessenz  galt  das  Herz,    das   deshalb    den  Göttern  zur 


640  OPFER. 

Speise  dargebracht  wurde,  besonders  in  Mexico,  doch  auch  in 
Peru  und  anderswo.^) 

In  Yucatan  suchte  man  „prender  hombres  principales  para 
sacrificar,  porque  mientras  el  sacrificado  era  de  major  caUdad, 
mas  acepto  el  servicio  les  parecia,  que  hacian  ä  dios"  (s.  Herrera). 

Um  Gelübde  zu  erfüllen,  pflegte  man  (in  Mexico)  viele  neu- 
geborne")  Kinder  (wie  Herrera  sagt)  zu  verkaufen  und  in  den 
Tempeln  zu  opfern  (como  nosotros  las  candelas). 

Während  die  Tlascalaner  früher  dem  Gott  Camaxtli  nur 
Wachteln,  Kaninchen,  Papier  und  Kräuter  dargebracht  hatten, 
wurde  bei  dem  i^durch  die  Botschaft  der  ihre  Hülfe  versprechen- 
den Mexicaner  angezeigten)  Aufstand  gegen  Culhua  Tecuhtli 
Quanex  (König  von  Tlascala)  auf  das  Gebot  des  Gottes  ein  neues 
Opfer  eingeführt,  indem  der  erste  Kriegsgefangene  geopfert  und 
abgehäutet  wurde.  Der  Priester  Achautli  drückte  aus  dem  grösseren 
der  beiden  Busen  eines  Mädchens  einen  Tropfen  Milch,  der  in  ein  aus 
Teotetl  (piedra  de  dios)  gefertigtes  Steingefäss  (schwarzer  Farbe) 
auf  den  Altar  getröpfelt  wurde,  und  am  dritten  Tage  das  Gefäss  mit 
einem  weissen  Schaum  füllte,  in  welchen  die  Krieger  ihre  Pfeile 
(um  sicher  das  Ziel  zu  treffen)  tunkten,  und  indem  dann  der 
Priester  das  Gefäss  über  die  mit  der  Menschenhaut  Bekleideten 
entleerte,  verbreitete  sich  ein  dichter  Nebel,  durch  den  die  Feinde 
verwirrt  und  besiegt  wurden  (s.  Veytia),  wie  in  der  Mongolenschlacht. 

Die  in  Chichen-Itza  geopferten  Jungfrauen  erhielten  Aufträge 
zu  Fürsprache  bei  den  Göttern.  Um  den  Altar  des  Jungfrauen- 
sohnes ^)  Huitzilopochtli  zu  versehen,  wurden  blutige  Kriege  ge- 
führt. Die  Zapoteken  opferten  den  Göttern  Männer,  den  Göttinnen 
Frauen  und  geringeren  Gottheiten  Kinder.  In  Chicomucelo  finden 
sich  in  einer  Flöhle  Altäre  zum  Opfer  (Herrera). 


1)  Nach  Marcgrav  opferten  die  Araucaner  Kriegsgefangene  (mit  Herausnehmen 
des  Herzen's).  Tenian  por  santos  (die  geopferten  Menschen)  in  Yucatan  (hostia,  ab 
hoste  sacrificato).  Pour  nous  la  victime  la  plus  sainte  n'est  pas  seulement  un  homme, 
c'est  un  dieu,  immole  pour  nous  sauver,  so  sagt  Brasseur  de  Boui'bourg  (als  katholi- 
scher Priester).  Die  Mojas  genannten  Knaben  (aus  den  Llanos)  wurden  bis  zum  lO. 
Jahr  im  Tempel  auferzogen,  und  dann  von  Kaufleuten  denjenigen  Caciquen  der  Ort- 
schaften verkauft,  die  ihn  im   15.  Jahre  opferten  (Piedrahita). 

2)  Die  Bevölkerung  der  Insel  Funafuti  wurde  (aus  Furcht  vor  Hungersnoth)  nie- 
drig gehalten  by  the    practice    of  foeticide  and  occasional   infanticide  (A.  W,  Murrayj. 

3j  Natus  est  de  pater  semper  et  matre  semel,  de  patre  sine  sexu,  de  matre  sine 
usu;  Apud  patrem  quippe  defuit  concipientis  uterus,  apud  matrem  defuit  seminantis 
amplexus  (Augustin.). 


WASSEROPFER.  641 

Bei  Ung-lücksfällen  (in  Yucatan)  wurde  das  Menschenopfer 
blau  bemalt  und  die  Priester  con  una  flecha  en  la  parte  verenda, 
fuese  muger  ö  hombre,  le  heria  worauf  die  Uebrigen  mit  Pfeilen 
erschossen  (Landa). 

Für  das  Fest  Toxcatl  wurde  unter  den  (von  den  Capilxques) 
in  feiner  Lebensart  auferzogenen  Knaben  einer  zum  Opfer  bestimmt 
(nach  welchem  er  durch  einen  anderen  ersetzt  w^urde),  um  während 
eines  Jahres  (von  acht  Pagen  begleitet)  als  Bild  des  Tezcatlipoca  ver- 
ehrt zu  werden,  und  nachdem  er  für  die  letzten  zwanzig  Tage 
ein  Mädchen  zur  Ergötzung  erhalten,  wurde  er  in  königlicher 
Barke  übergefahren  nach  dem  Berge  Acapilcan,  w^o  er  (von  dem 
übrigen  Gefolge,  ausser  den  acht  Pagen,  verlassen)  die  Stufen 
des  Tempels  erstieg,  auf  jeder  der  einen  Terrasse  eine  der  Flöten 
(auf  denen  er  bis  dahin  gespielt)  zerschlagend,  um  auf  der  Höhe 
durch  Herausreissen  des  (der  Sonne  geweihten)  Herzens  geopfert 
zu  werden,  ebenso  wie  der  Tlacalepan  genannte  Knabe,  der  in 
seinem  Ornate  den  Vitzlopochtli  repräsentirte  (s.  Sahagun). 

Im  ersten  Monat  des  Jahres  wurde  (in  Mexico)  Tlaloc  (Gott 
des  Wassers)  verehrt.  Beim  Fest  Xipe's  (Gott  des  Reichthums 
und  der  Goldschmiede)  bekleideten  sich  die  Priester  mit  der  Haut 
der  Menschenopfer.  Der  Göttin  Centeotl  wurde  eine  Frau  ge- 
opfert. Beim  Fest  Tezcatlipoca's  wurde  gefastet.  Beim  Fest  des 
Huitzilopochtli  wurde  die  gebackene  Statue  mit  einem  Pfeil  durch- 
bohrt, indem  der  Priester  ausrief:  „Der  Gott  ist  todt".  Im  zwölf- 
ten Monat  verkündete  der  Priester,  wann  die  ersten  Strahlen  des 
Morgens  auf  die  vor  den  Tempel  Tezcatlipoca's  gestellte  Säule 
fielen:  „Die  Götter  sind  angekommen,  verehrt  sie". 

Nachdem  die  Mexicaner  (auf  ihrer  Wanderung)  in  Tulla  die  Menschenopfer  (durch 
Herzausschneiden)    gelernt    hatten,    opferten    sie    in   solcher  Weise    (als  bei  Culhuacan 
gesiedelt)  die  Kriegsgefangenen    der  Xochimilcos    (im  Kriege    mit    den  Culhuas),    und 
idann  (auf  Anordnung  Huitzilopochtli's)  die  (als  Königin  erbetene)  Tochter  des  Königs 
von  Culhuacan   durch  Schinden ,    ihre  aufgehängte  Haut  als  Schwester    (zur  Gefährtin) 
Huitzilopochtli's    weihend    (s.   Torquemada).     Beim    Fest    des    Monats   Xul    (in    Mani) 
stieg  Kukulcan  vom  Himmel  herab,    die  Opfer    zu   empfangen  (Landa),    wie    auf   den 
Sculpturen  St.  Lucia's.     Für  Tlaloc    wurde    ein  Knabe    und    ein  Mädchen    ersäuft  im 
See  (Mexico's)  und  beim  Jahresfest  drei  Knaben  in  eine  Höhle    gesperrt,    um  zu  ver- 
hungern.    Der  auf  der  Höhe    des  Tempels   befindliche  Stein   für  Menschenopfer   era  ä 
manera  de  Piramide,  mas  pantiaguda,  que  llana,    para  mejor  atesar  los  hombres*     und 
während  zwei  Priester  die  Füsse,  zwei  die  Hände,  einer  den  Kopf  (mit  Niederdrückung 
der  Kehle    durch   einen  Stock)    hielten,    schnitt     der    sechste    (mit   dem  Quetzalli    ge- 
nannten Federschmuck  und  grünen  Steinen    in   den  Ohren  zur  Zierde) ,    als  (erblicher) 
Papa  oder  Topiltzin,    das  Herz  aus  (Torquemada),    während    die  fünf  Gehülfen  traian 
Bastian,  America.  a] 


642  OPFER. 

las  cabelleras  muy  encrespadas  y  rebueltas  (und  alle  sechs  Priester  Gesicht  und  Hände 
schwarz  gefärbt  hatten).  Mit  dem  Tecpatl  genannten  Steinmesser  wurde  dem  Opfer 
die  Brust  geöffnet  (in  Mexico).  Vor  Ausschneiden  des  Herzens  gaben  die  Priester 
dem  Menschenopfer  Auftrag  an  den  Gott  (in  Mexico).  Die  Priester  (beim  Menschen- 
opfer) hechaba  la  corma  o  argolla  de  madera  ä  la  garganta  (s  Torquemada).  Das  mit 
Aufträgen  in  das  Jenseits  für  Verwandte  und  Geschenken  (für  die  Opferer)  versehene 
Opfer  wurde  an  den  Rücken  des  Götzen  (auf  der  Treppe  des  Tempels)  mit  Hand  an 
Hand  und  Fuss  an  Fuss  gebunden,  damit  ihm  das  Herz  ausgenommen  wurde  (im 
Teocalli).  Die  Papa  oder  Papaua  genannten  Priester  zerbrachen  dem  ]\Ienschenopfer 
den  Rücken,  um  das  Herz  auszuschneiden  (s.  Mendieta).  Bei  den  Chinantecas  be- 
stimmten die  Fürsten  nur  ihre  Sklaven  für  Menschenopfer  (Herrera).  Monlezuma 
sandte  Menschen  zu  Cortes  (als  Quetzalcoatl)  zu  opfern,  wenn  er  Blut  zu  trinken 
dächte.  Centeotl,  Göttin  des  Mais,  wurde  von  den  Totonaken  (als  Hauptgottheit)  mit 
Blumen,  von  den  Mexicanern  mit  Menschenopfern  verehrt.  Zu  dem  vom  König  der 
Culhuaner  gesandten  todten  Vogel  legten  die  Azteken  ein  wohlriechendes  Kraut  imd 
ein  Messer  vom  Stein  Ixtli ,  ehe  sie  die  Gefangenen  opferten.  Die  Arnaquinas  oder 
Arekainas  (am  Rio  Negro)  opferten  der  Sonne  ISIänner  und  dem  Mond  Frauen  (zu 
Aguirre's  Zeit).  Auf  Vorschlag  des  Tlascaler  Xicotencatl  acceplirtc  Netzahualcoyotzin 
(in  Tezcuco)  das  monatliche  Schlachtfeld  (zwischen  Quauhtepcc  und  Ocelotepec)  für 
die  häuslichen  Feindschaften,  indem  die  drei  Königreiche  Tezcuco,  Mexico  und  Tla- 
copan  (mit  den  Göttern  Tezcatlipoca,  Huitzilopochtli  und  Tlaloc)  den  drei  Republiken 
Tlaxcallan,  Huexotzinco  und  Chololan  (mit  den  Göttern  Camaxtli ,  Matlalcueitl  und 
Quetzalcoatl)  entgegengestellt  wurden  (während  sie  gegen  äussere  Feinde  vereinigt 
waren),  um  die  Götter  in  den  Menschenopfern  mit  frischer  und  wMrmer  Speise  zu 
füttern  (mit  Fremden,  statt  eigenen  Kindern).  Um  die  Götter  Mexico's  zu  versöhnen, 
genügten  nicht  die  Gefangenen  aus  politischem  Kriege  an  fernen  Grenzen,  sondern  die 
in  den  Kämpfen  mit  den  inneren  Feinden  gemacht,  ohne  Eroberungen.  Im  Kriege 
mit  Huexocingos,  und  Nachbarn,  opferten  die  Tlascaler  die  ersten  Kriegsgefangenen 
dem  Camaxtli,  y  aun  no  bien  acabado  de  morir  le  desollaron  y  vistiendose  uno  el 
pellejo,  con  las  tripas  arrostrando  se  presentö  ante  el  Idolo,  donde  los  Sacerdotes  oraban 
y  pedian  la  victoria  (Herrera).  Im  Tempel  Huitznahuacteuhcalli  wurde  den  Göttern 
Centzonhuitznahuac  geopfert  (s.  Torquemada)  durch  den  Priester  des  Hauses  Huitzna- 
huaccalmecac  (casa  junto  ä  la  de  las  espinas  y  puas).  Der  Tempel  Cinteupan  (mazorca 
del  Maiz),  wo  dem  Gott  Cinteutl  (der  Ernten)  geopfert  wurde,  war  der  Göttin  Chico- 
mecohuatl  geweiht  (s.  Torquemada).  Den  Gottheiten  Tlaloc  und  Coatlicue  wurden  die 
zuerst  aufblühenden  Blumen  geopfert,  dem  (Cinteutl)  Centeotl  der  erste  Mais  (in  Mexico).  Als 
die  Indianer  von  Tabasco,  nach  dem  "Wiehern  der  Pferde  fragend,  hörten,  dass  sie  über 
den  Kampf  erzürnt  seien,  brachten  sie  ihnen  Blumen  zur  Versöhnung  (zu  Cortez'  Zeit). 
Beim  Heranreifen  der  Feldfrüchte  wurden  durch  freiwillige  Gaben  gekaufte  Kinder 
geopfert,  indem  man  sie  in  einer  verschlossenen  Höhle  verhungern  und  bis  zum  nächsten 
Jahre  dort  Hess  (Torquemada).  In  Chiapa  finden  sich  heilige  Höhlen  (mit  Altären 
zum  Opfer).  Das  zum  Beschmieren  der  Figur  des  Gottes  Kanal-Acantum  verwandte 
Körperblut  wurde  dem  Gott  Kan-u-llayeyab  dargebracht  (in  Yucatan).  Vor  dem  Früh- 
stück wurde  dem  Gott  Ixcozauhqui  von  Speise  und  Trank  eine  Libation  ins  Feuer 
geworfen  (Torquemada).  Octli  (das  Getränk  aus  Maguey)  wurde  im  Opfer  dargebracht. 
Das  Fest  Atemoztli  wurde  für  den  Gott  gefeiert,  durch  welchen  die  Erde  nach  der 
Fluth  wieder  sichtbar  wurde  (in  Mexico).  Dem  Götzen  Ubamari  opferten  die  Tepe- 
huanes  Pfeile,  Thierknochen  und  Blumen  (s.  Alegre).    Der  Göttin  Umacotzitzin   wurde  im 


RELIQUIEN.  643 

Tempel  Tzumpanlli  geopfert  (s.  Torquemada).  Die  Zapoteken  opferten  in  den  Höhlen 
Totomachiapu  um  Wasser  für  ihre  Pflanzungen.  Bei  Dürre  wurde  in  Venezuela  dem 
verbrannten  Boden  ein  Mädchen  geopfert,  zur  Vermählung  (s.  BallufFi).  Im  Tempel 
Tecucizcalco  (casa  de  caracoles  marizcos)  wurde  dem  Mond  (Tecucciztecatl)  geopfert 
(Torquemada).  Dem  Gott  Huitznahuac  wurde  im  Tempel  Tezcathachco  (juego  de 
Pelota)  geopfert  (unter  „el  Signo  llamado  Umacatl")  beim  Ballspiel  (Torquemada). 
In  den  Mumah  genannten  Verehrungsplätzen  wurde  geräuchert  in  Guatemala  (s.  Roman). 
In  der  dem  Umacatl  geweihten  Kapelle  opferten  die  Mexicaner  diesem  Zeichen  (Tor- 
quemada). In  Nicaragua  wurde  auf  Tezarit  (hohen  Plätzen  oder  Pyramiden)  geopfert 
(s.  Cerezada).  Die  den  Göttern  dargebrachten  Zweige  wurden  von  den  Araucanern 
mit  dem  Blut  der  Chilihueques  genannten  Schafe  besprengt.  Auf  den  Pawcorance 
genannten  Steinen  wurde  geopfert  (in  Virginien).  Dem  Mixcoatl  wurden  Hasen,  Rehe, 
Coyotes  und  Kaninchen  geopfert,  dem  Huitzilopochtli  (in  der  Sonne)  Wachteln.  Auf 
den  nordamerikanischen  Seen  opfern  die  Indianer  bei  Sturm  einen  Hund  dem  Wasser 
(s.  Charlevoix).  Bei  Dürre  wurde  dem  Heuyteucylhuitl  geopfert,  einem  der  den  Himmel 
tragenden  Götter  (in  Mexico).  Die  Indianer  am  Amazonenfluss  bewahrten  die  Knochen 
ihrer  Zauberer  in  der  Hängematte,  worin  sie  geschlafen,  als  Reliquien  (s.  Acuna).  Nach 
dem  Opfer  der  Kriegsgefangenen  wurde  der  Kopf  jedesmal  an  denjenigen  Baum  auf- 
gehängt, der  nach  dem  feindlichen  Volk  benannt  war  (in  Nicaragua).  Die  Schädel  der 
im  Kriege  Gefallenen  wurden  auf  Planken  gezogen,  in  dem  Tlatzolli  Tzonpontli  (kost- 
barer oder  Wünschenswerther  Tod)  genannten  Platz  aufbewahrt  (in  Mexico).  Die  im 
Kriege  befehligenden  Nacon  brachten  die  Menschenopfer  (in  Yucatan);  der  Chilan 
vermittelte  die  Antworten  der  Dämone  und  die  vier  Chac  genannten  Greise  wurden  in 
jedem  Dorf  als  Gehülfen  des  Priesters  gewählt.  Wenn  bei  den  Haeel-tzuk  (der  Haidah) 
der  Beschwörer  oder  Tzeetzaiak  aus  dem  Walde,  wo  er  als  Taamish  (fastend  und  Gras 
essend)  geweilt  hat,  zurückkehrt,  beisst  er  Menschenfleisch  aus  den  Armen  der  Begeg- 
nenden ,  die  dadurch  Verdienst  erwerben.  Von  dem  Menschenopfer  (in  Nicaragua) 
wurde  das  Herz  dem  Priester,  Hände  und  Füsse  dem  Fürsten,  die  Schenkel  Bevorzugten, 
die  darum  baten,  die  Eingeweide  den  Trompetern,  das  Uebrige  dem  Volk  gegeben 
(zum  Essen),  der  Kopf  an  den  Bäumen  aufgehangen  (s.  Herrera).  Die  bei  dem  Fest 
der  Kaufleute  zum  Opfer  bestimmten  Sklaven  (in  Mexico)  wurden  in  der  letzten  Nacht 
mit  Nasensteinen  (in  Form  von  Schmetterlingen)  geschmückt,  und  mit  Gewändern,  auf 
denen  Schädel  und  Knochen  als  Verzierungen  angebracht  waren  (s.  Sahagun).  Auf 
dem  spitzen  Stein  Quauxicalli  wurde  der  Rücken  des  Menschenopfers  zerbrochen  (in 
Mexico).  Die  Alexicaner  steckten  um  die  Idole  auf  Lanzenspitzen  die  Köpfe  i)  der 
Geopferten  (s.  Torquemada),  y  si  eran  de  Senores  y  Capitanes  de  cuenta,  las  desolla- 
ban  con  sus  cabellos  y  barbas,  y  secabanlas  (no  se  creiera  ser  rostros  de  hombres,  y 
porque  se  avian  revenido  y  arrugado  tanto,  que  parecian  de  ninos,  y  causabalo  el 
averse  enjugado    y    secado  mucho).     Auf  Tlacaeltzin's  Vorschlag    Hess  Montezuma  auf 


1)  Die  Köpfe  der  aufständischen  Soldaten,  die  Caesar  auf  dem  Campus  durch  den 
Flamen  Martialis  opfern  Hess,  wurden  in  der  Regia  angeheftet  (s.  Dio  Cassius).  Las 
cabezas  de  los  que  sacrificaban  en  especial  de  los  tomados  en  guerra,  desolläbanlos, 
y  si  eran  senores  o  principales  personas  los  asi  presos,  desoUäbanlas  con  sus  cabellos 
y  secabanlas  para  las  guardar.  De  estas  habia  muchas  al  principio,  y  si  no  fuera  porque 
tenian  algunas  barbas,  nadie  juzgara  sino  que  eran  nostros  de  ninos  de  cinco  a  seis 
anos,  da  sie,  wie  Mendieta  zufügt ,  in  Folge  eines  austrockenden  Präparationsprocesses 
zusammenschrumpften  (wie  die  Trophäenköpfe  am  Napo). 

41* 


644  OPFER. 

dem  Opferstein  Schlachtscenen  aus  Besiegung  von  Cuyoacan  und  Alzcaputzalco  ein- 
hauen. Nachdem  der  Gefangene  (angebunden)  auf  demselben  (mit  einem  Holzschwert 
ohne  Stein)  gegen  mexicanische  Krieger  gefochten,  wurde  er  geopfert.  Bei  dem  Auf- 
stand in  Cuetlaxtlan  wurde  der  Körper  der  getödteten  Mexicaner  ausgestopft,  und  auf 
Armsesseln  (zum  Aufrechthalten)  höhnisch  mit  Speisen  bedient  (s.  Tezozomocj.  Die  vier, 
den  Kriegsgefangenen  an  Armen  und  Beinen  haltenden  Opfercr  (in  Mexico)  le  cchaban 
encima  de  aquella  piedra  puntiaguda,  donde  el  quinto  de  estos  ministros  le  echaba  el 
collar  a  la  garganta  (s.  Acosta).  Ouando  estaba  de  sazon  y  bien  gordo,  llegada  la 
fiesta,  le  abrian,  mataban  y  comian,  den  (mexicanischen)  Kriegsgefangenen,  der  als  Bild 
der  Gottheit  geehrt  wurde  und  Kranke  heilte  (s.  Acosta).  Die  Irokesen  schmückten 
die  Gefangenen  mit  Corallenhalsbändern  und  sonstigen  Kostbarkeiten,  um  ihnen,  wenn 
sie  in  Qualen  gestorben  waren,  das  Herz  auszureissen  (s.  La  Patherie).  Die  Gefangenen 
(am  Cap  Frio)  wurden  in  bequemen  Häusern  (mit  den  Frauen  des  zu  Rächenden  ver- 
heirathet)  gemästet  bis  zum  Fressen  (s.  Thevet).  Die  Guaranies  (bei  Ascension)  mästeten 
ihre  Gefangenen ,  unter  sorgsamer  Pflege  und  Tanz  durch  die  Frauen ,  und  liessen  sie 
dann  am  Fest  durch  ein  Keulenschwert  während  des  Tanzes  niederschlagen,  worauf 
Knaben  mit  Kupfer-Aexten  ihnen  den  Kopf  abhackten,  und  der  erste  derselben  (der 
Sohn  des  Häuptlings)  fortan  den  Namen  des  so  Getödteten  annahm  (s.  Cabeza  de  Vaca). 
Bei  den  Poes  (in  Canada)  erhielten  die  Kriegsgefangenen  die  Klapper  Chessaquoy  beim 
Todesgesang  zu  schütteln.  Beim  Opfer  des  Xipototec  und  Huitzilopochtli  wurde  das 
Opfer  auf  die  Steine  an  Füssen,  Händen  und  den  Kopf  gehalten,  beim  Nacken  durch 
ein  Joch  niedergedrückt.  Die  Göttermutter  genannte  Göttin  (Centeotl)  wurde  in  Tänzen 
verehrt  und  erhielt  zum  Opfer  eine  Frau,  die  geschunden  wurde  (la  desollaban  y  un 
hombre  ö  Satrapa  vestiase  su  pellejo).  Von  den  dem  Gott  Cintcotl  (in  Mexico)  ge- 
opferten Gefangenen  wurde  der  Eine  als  Iztaccinteotl  (dios  de  las  Mieses  blancas),  der 
Andere  als  Tlatlauhquicinteotl  (dios  de  las  mieses  encendidas)  und  die  Frau  als  Atlan- 
tona  (que  resplandece  en  el  Agua)  gekleidet  (s.  Torquemada).  Beim  Fest  des  Wasser- 
gottes wurde  ein  Sklave  und  eine  Sklavin,  als  Gott  und  Göttin  gekleidet,  bei  Tanz 
geopfert  (in  Mexico).  Die  nördlichen  Indianer  (Indios  bravos)  opferten  Sklaven,  als 
Stellvertreter  der  Götter.  Die  Dirier  (des  Häuptlings  Diriangen)  von  Salteba  (Granada) 
opferten  der  runzligen  Alten  (mit  scharfen  Zähnen)  im  Vulcan  von  Masaya  Mädchen. 
Der  Orakelpriester  Chilan  wurde  von  den  vier  Alten  (Chac)  unterstützt  und  der  Nacon 
genannte  Priester  riss  dem  ^Menschenopfer  das  Herz  aus  und  bekleidete  sich  im  Tanz 
mit    der    abgezogenen  Haut  (in  Yucatan).     Die   sorgsam    gepflegten  Opfert)  (männliche 


^)  Si  era  comprado  al  que  sacrificaban,  scpultaban  las  entranas,  manos  y  pies  me- 
tidos  en  una  calaba^a  y  quemaban  el  cora^on  y  todo  lo  demas,  salvo  que  ponian  la 
cabeza  en  los  arboles  (Herrera)  die  Chorotegas  (in  Nicaragua).  Von  Alten ,  die  als 
Priester  fungirten,  wurden  dem  Vulcan  von  Massaya  die  ihm  geweihten  Menschen  geopfert. 
Nach  dem  Menschenopfer  am  Jahresfest  (inNicoya)  flohen  die  Frauen  schreiend  in  die  Berge 
und  mussten  von  den  Männern  zum  Zurückholen  gesucht  werden  (Oviedo).  Kinder 
ohne  Fehl  (die  schönsten)  wurden  von  den  Inca  geopfert,  ,,que  tubieren  salud  y  buenos 
maizales  y  buen  suceso  en  todo".  In  dem  Roca  Xipe  Valitzli  genannten  Opfer  wurden 
die  Sklaven  geschunden  in  Mexico  (s.  Acosta).  In  dem  Metall-Idol  Hobo  verbrannten 
die  Itzaes  (von  denen  im  Kriege  die  Götter  Pakoc  und  Hexchunchan  vorangetragen 
wurden)  die  Menschenopfer.  (Tulunqui  war  Hauptstadt  der  Chinamitas,  als  Festung 
von  Maguey  und  die  Quehaches  grenzten  mit  Yucatan.)     Die  Druiden  verbrannten  ein 


ANTHROPOPHAGIE.  645 

lind  weibliche)  wurden  (bei  besonderen  Katastrophen)  nackt  mit  Pfeilen  erschossen, 
nachdem  die  Priester  vorher  die  Geschlechtstheile  mit  einem  Steinmesser  geritzt  hatten, 
um  das  Gesicht  des  Götzen  mit  Blut  zu  bestreichen.  Die  Mexicaner  mästeten  i)  die 
Menschenopfer  in  hölzernen  Käfigen  (Bemal  Diaz).  Die  Gefangenen  wurden  in  Zem- 
poalla  in  hölzernen  Käfigen  gemästet  (Bernal  Diaz),  wie  in  Arma.  Sandoval  fand  in 
dem  erbeuteten  Gepäck  von  Matlalzinco  gebratene  Kinder  zum  Mundvorrath.  Männer 
und  Frauen  wurden  in  Tlascala  in  Holzkäfigen  gemästet  (zur  Conquista-Zeit).  Für  die  durch 
die  Mexicaner  in  Yucatan  eingeführten  Menschenopfer  suchte  man  besonders  Vornehme 
porque  mientras  el  sacrificado  era  de  mayor  calidad,  mas  acepto  servicio  les  parecia 
que  hazian  a  dios  (Herrera),  wie  in  Carthago.  Die  Tolucas  (am  Berge  Tolutzin),  die 
ihre  jMenschenopfer  in  einem  Netz  erdrückten,  verehrten  den  Gott  Coltzin  (Sahagun) 
als  Matlaltzincas.  Die  Otomies  zerrissen  die  geopferten  Menschen  und  verkauften  das 
Fleisch  auf  dem  Markt.  Das  Fleisch  der  vor  dem  Pyramidenhügel  (Tescuit  oder  Te- 
zarit)  geopferten  Frauen  wurde,  als  unrein,  vom  Oberpriester  nicht  gegessen  (in  Nica- 
ragua). In  Tocuyos  wurden  Menschen  geopfert.  Die  Cariben  opferten  Menschen  dem 
Gott  Chiappe  (s.  Benzoni)  als  Kriegsgott.  Im  Gebiete  Guaramental's  (bei  Maracapana) 
wurde  der  gefangene  Häuptling  lebendig  in  Stücke  geschnitten ,  zum  Verzehren  (s. 
Simon).  Bei  den  Cariben,  in  Brasilien,  in  Popayan,  in  Guatemala  u.  s.w.  wurde  Menschen- 
fleisch gegessen,  in  Mexico  aber  nur  bei  den  Opfern,  ,, porque  la  tenian  cosa  sagrada  y 
mas  se  movian  ä  esto  por  religion  que  por  vicio"  (s.  Torquemada).  El  primer  empe- 
rador  mexicano  se  comiö  ä  su  esposa  en  la  noche  de  sus  bodas  y  ante  el  sol  del 
siguiente  dia  la  convirtiö  en  diosa  (J.  Ramirez).  Die  Otomiten  zerstückelten  die  ge- 
opferten Menschen,  um  das  Fleisch  zum  Essen  zu  verkaufen.  Von  den  getödteten 
Spaniern  trugen  die  Mechoacaner  bei  ihren  Festen  las  manos  y  los  rostros  con  sus 
cabellos  e  los  pies,  puestos  como  mäscaras  (s.  Oviedo).  Die  Apiaba  oder  Apiaca  (oder 
Tupinambas)  zogen  die  gefangenen  Kinder  2)  bis  zu  12 — 14  Jahren  auf,  um  sie  dann 
beim  Fest  zu  verzehren,  wobei  nur  diejenigen,  denen  die  AVangenlinie  und  die  Mund- 
linien zugefügt  sind,  ein  Recht  haben,  Menschenfleisch  zu  essen  (s.  Castelnau).  Wie 
die  erschlagenen  Feinde,  verzehren  die  Maxurunas  (in  Javary)  Alte  und  Kranke  (vor 
dem  Abmagern)  des  eigenen  Stammes  (s.  Martins).  Vadillo  fand  die  Ansiedlungen  im 
Thal  Buy  ausgestorben,  da  die  von  den  Indianern  Nori's  Besiegten  von  diesen  nach 
einander  aufgegessen  wurden  (poco  ä  poco,  a  manera  de  monteria,  los  mataban  e  se  los 
comian).  Die  (den  bösen  Yinijama  verehrenden)  Canichanas  bekriegten  die  Itonamas 
(sowie  die  Itenes  und  Cayuvavas),  die  Kriegsgefangenen  verzehrend.     Die  den  Kriegs- 


Geflecht.  Die  mexicanischen  Priester  öffneten  die  Brust  con  una  piedra  de  pedernal 
con  que  sacaban  lumbre  (Motolinia). 

1)  Nach  Apion  befreite  Antiochus  aus  dem  Tempel  Jerusalems  einen  Griechen, 
der  dort  zum  Verzehren  aufgefüttert  wurde  (wogegen  Josephus  polemisirt), 

~)  Auf  dem  Vulcan  von  Masaya  (El  infierno  de  Masaya)  wurden  (nach  Oviedo) 
Kinder  geopfert,  um  das  Feuer  zu  beruhigen.  Quizquiz  bewachte  Cuzco  für  Atabaliba, 
weil  die  Stadt  an  die  Caraiben  und  andere  Krieg  führende  Stämme  grenzte,  wie  Xerez  be- 
merkt, nach  welchem  der  von  Quito  zur  Befreiung  Ataliba's  gegen  Caxamarca  ziehende 
Lluminabi  viele,  Menschenfleisch  fressenden,  Caraiben  in  seinem  Heere  hatte  (s.  Külb). 
Der  Usurpator  Ruminagui  in  Quito  liess  (nach  Zarate)  Illescas  (den  Bruder  Ataba- 
liba's)  lebendig  schinden  und  seine  Haut  über  eine  Trommel,  woran  der  abgeschnittene 
Kopf  (Neger  der  Goldküste)  befestigt  war,  spannen. 


646  OPFER. 

gefangenen  abgezogenen  Häute  wurden  (in  Mexico)  aufgebläht  und  mit  Baumwolle 
ausgestopft,  im  königlichen  Hause  (zur  Erinnerung)  aufgehängt  (Torquemada).  In  der 
Exquinan  genannten  Ceremonie  bekleideten  sich  die  Opferer  mit  der  Haut  des  ersten 
Kriegsgefangenen,  der  geschunden  wurde  (in  Mexico).  Nach  dem  Tanz  wurde  um 
Mitternacht  der  Scheitel  der  Gefangenen  rasirt,  um  am  Morgen  durch  die  Quaquacuiltin 
(Schinder)  geopfert  zu  werden,  und  die  (als  Tototecli)  bestimmten  Jünglinge  bekleideten 
sich  mit  der  abgezogenen  Haut,  denen  die  mit  Krätze  und  Hautausschlägen  Behafteten 
(die  sich  gegen  Xipe  vergangen  hatten)  Gaben  darbrachten  (in  Mexico).  Der  Kampf- 
stein Temalacatl  stand  neben  dem  Yopico  genannten  Tempel  des  Totec  oder  Xipe  (in 
Mexico).  Die  in  Darfur  als  Gnum-Gnum  bezeichneten  Heiden  are  in  the  habit  of 
Stripping  off  the  skin  of  the  hands  and  faces  of  their  slaughtered  foes,  which  after- 
wards  undergo  some  preparation,  and  are  worn  as  a  mark  of  triumph  (s,  Browne).  In 
Campeche  wurden  Kinchahauhaban  Menschen  geopfert.  Dem  zu  Ehren  des  Quetzal- 
coatl  40  Tage  von  den  Kaufleuten  bewirtheten  Gefangenen  verkündete  mit  demüthi- 
ger  Geberde  trauernd  der  Priester,  9  Tage  vor  Ablauf  der  Frist,  dass  er  dann  geopfert 
würde.  Liess  er  sich  dadurch  nicht  in  seiner  Fröhlichkeit  stören,  so  war  es  ein  gutes 
Zeichen.  Zeigte  er  Furcht,  so  gab  man  ihm  ein  Getränk  von  Blut  und  Cacao,  um  die 
Erinnerung  zu  verwischen.  Im  Tempel  Tolnahuac ,  dedicada  al  Signo  o  Caracter, 
llamado  Cemiquiztli  que  quiere  decir,  Una  muerte,  wurden  diesem  Gotte  Menschen 
geopfert  (Torquemada).  Im  Tempel  Tezcacalli  (Haus  der  Spiegel)  wurde  dem  Gott 
Tezcatlipuca  geopfert  (Torquemada).  In  Coyna  (bei  Mechoacan)  wurden  Menschen  in 
grossen  Oefen  (hornos  muy  grandes)  durch  Verbrennen  geopfert  (s.  Oviedo).  Der  auf 
dem  Kampfstein  (Temalacatl)  besiegte  Kriegsgefangene  wurde  von  dem  Priester  Cha- 
chiuhtepehua  (vestido  con  el  piel  de  un  Oso)  geopfert.  Nachdem  der  König  (in  Mexico) 
in  der  Hueyquauhxiccalco  genannten  Capelle  gefastet,  wurden  die  Chachame  (Tontos) 
genannten  Gefangenen  geopfert  (Torquemada).  Neben  Tharonhijouagon  (der  göttliche 
Schutzgeist)  wird  bei  den  Mahakabas  oder  Mohawks  (Azotzolnoa),  von  welchen  die 
Mahakinbaas  oder  Kajingahaga  unterworfen  sind ,  der  dämonische  Otskon  oder  Aires- 
kuoni  (durch  Bärenopfer)  verehrt.  Dem  Idol  Yzamna-Cauil  wurde  (beim  Fest  des 
Südens)  ein  Mensch  oder  Hund  geopfert  (in  Yucatan)  und  ein  junger  Hund  mit 
schwarzen  Schultern  (beim  Fest  des  Ostens)  dem  Yax-Coc-Ahmut  (oder  Zamna).  In 
Dürre  wurde  dem  in  Sänfte  nach  dem  Tempel  Xoloteupan  getragenen  Hunde  ^)  (ohne 
Haare)  das  Herz  ausgeschnitten.  In  Misswachs,  Pest  und  Hungersnoth  zeigten  die 
Götter  ihren  Zorn,  und  waren  (nach  den  mexicanischen  Priestern)  durch  frische  Schlacht- 
opfer zu  versöhnen,  nicht  durch  die  schwach  und  ermüdet  aus  entferntem  Kriege  an- 
langenden Kriegsgefangenen.  Beim  Fest  des  Gottes  Xipe  bekleideten  sich  die  Priester 
mit  der  Haut  der  Geopferten  (wie  auch  sonst).  In  Teutitlan  wurde  in  der  Bekleidung  der 
geopferten  Menschenhäute  gebettelt  und  am  Jahresfest  durchlief  mit  der  Trommel  des 
Tempels  der  Diener  der  Priester  die  Umgegend ,  um  alle  die  Angetroffenen  durch 
Schneiden  einer  Tonsur  als  Opfer  für  das  nächste  Jahr  zu  bezeichnen  (s.  Herrera).  In 
Quauhtitlan  bekleideten  sich  die  Priester  mit  der  Haut  der  Geopferten  und  erschossen 
die  am  Baum  befestigten  Gefangenen  mit  Pfeilen).  "Wenn  die  mit  der  Haut  der  ge- 
opferten Frauen  Bekleideten    (ihre   Schenkelknochen    als    Flöte    tragend)    vom   Tempel 


1)  Die  Bewohner  von  Palma,  (denen  der  Dämon  Irvene  in  Hundegestalt  erschien) 
verehrten  neben  dem  Gott  Abora  im  Himmel,  den  auf  dem  (mit  Fall  drohenden)  Opfer- 
fels Idafe  Wohnenden. 


ABHÄUTUNG.  647 

herabkamen  (in  Cuauütlan),  wurden  sie  mit  dem  Rufe :  „schon  kommen  unsere  Götter'* 
empfangen,  und  dann  wurden  die  an  die  Spitze  der  aufgerichteten  Pfähle  gebundenen 
Gefangenen  mit  Pfeilen  durchschossen,  um  sie  beim  Herabfallen  (nach  Durchschneiden 
der  Bande)  zu  opfern  (s.  Motilinia).  Wenn  beim  Fest  Izcalli  (in  Quahutitlan)  die  in  die 
Häute  der  geopferten  Frauen  gekleideten  Häuptlinge  die  Stufen  des  Tempels  herab- 
stiegen, schrie  das  Volk,  dass  schon  die  Götter  kämen  (sagt  auch  Gomara),  Beim  Fest  der 
Salzgöttin  Vixtocioatl  wurde  einer  straff  über  den  Stein  (um  das  Blut  spritzen  zu 
lassen)  ausgestreckten  Frau,  deren  Kehle  (um  nicht  zu  schreien)  mit  einer  Holzrolle 
zusammengepresst  war,  das  Heiz  ausgeschnitten  (s.  Sahagun).  "Wenn  beim  Fest  der 
Toci  die  sie  darstellende  Frau  geopfert  war,  wurde  sie  (nach  dem  Köpfen)  enthäutet 
und  lo  primero  qua  la  desollaban  era  el  muslo,  worauf  die  Haut  zum  Tanz  diente.- 
Die  Häute  der  geschundenen  Frauen  wurden  in  der  Höhle  neben  dem  Teich  Aticpac 
verwahrt  (Torquemada).  Im  Tempel  zu  Mictla  (in  Guatemala)  wurden  dem  Gott  Quet- 
zalcoatl  und  der  Göttin  Itzqueya  bei  Aenderung  der  Jahreszeiten  auf  dem  Cue  (Teo- 
calli)  Knaben  geopfert  (nach  Palacio).  Beim  Fest  Xocothueci  wurden  die  Menschen- 
opfer verbrannt  (in  Mexico).  Die  als  Opfer  für  die  Göttin  Xilonem  bestimmte  Frau 
tanzte  in  deren  Ornat  mit  den  Cioatlamaiazque  oder  Priesterinnen  des  Tempels  (s. 
Sahagun).  Für  Toci  (Mutter  der  Götter)  oder  Ahnfrau  wurden  Frauenopfer  geschunden 
zum  Bekleiden  der  Priester.  Am  Jahresfest  wurde  die  als  Bild  der  Mutter  Gottes 
gekleidete  Frau  auf  den  Schultern  eines  Mannes  an  den  Hüften  geschunden,  um  diese 
Haut  nach  dem  Tempel  Centeotl's  (Sohn  der  Toci)  zu  schicken,  während  sich  der 
Priester  mit  dem  Rest  bekleidete.  Am  Fest  der  Xilonem  (Göttin  des  jungen  Mais) 
wurde  einer  von  einem  Mann  über  seinem  Rücken  gehaltenen  Frau  das  Herz  ausge- 
schnitten. Für  die  (als  Cioapipilti  vergötterten)  Seelen  der  im  Kindbett  Gestorbenen, 
die  auf  Kreuzwegen  schweiften,  wurden  Schmetterlinge  (und  Donnerkeile)  aus  Teig  ge- 
knetet (in  Mexico),  ausser  den  (bei  muthvollem  Ertragen)  zum  Westhimmel  (Mocioa- 
quezque)  gehenden,  um  die  im  Krieg  Gefallenen  am  Zenith  (Nepantlatonatiuh)  zu 
treffen.  Bei  dem  ohne  Musik  in  Stillschweigen  und  lautlosen  Tänzen  gefeierten  Fest 
der  Göttin  Teteuynan  wurde  einer  durch  Spiele  erheiterten  Frau,  ohne  ihr  Schicksal 
zu  ahnen  (um  nicht  traurig  zu  werden),  rasch  der  Kopf  abgeschnitten  (y  en  este  modo 
fenecia  su  vida,  la  que  pensaba,  que  iba  ä  teuer  alegre  aquella  noche,  y  regalada, 
cuya  alma  iba  ä  ser  sepultada  con  su  diosa).  Für  die  Göttin  Ilamatecuhtli  (Principala 
vieja)  wurde  dagegen  eine  Frau,  die  bei  Vorstellung  des  zu  Erwartenden  jammerte  und 
klagte,  geopfert,  und  dann  schlugen  durch  die  Strassen  laufende  Jünglinge  die  begeg- 
nenden Frauen  mit  Riemenbeutel,  bis  sie  vor  Schmerz  weinten  (s.  Torquemada).  Im 
Tempel  des  Gottes  Tlaloc  im  Gebirge  von  Texcoco  wurden  Mädchen  geopfert.  Wenn 
die  in  den  gelben  Gewändern  der  Göttin  des  Salzes  (Huixtocihuatl)  tanzende  Frau  von 
den  Priestern  auf  den  Stein  geworfen  worden  war,  zum  Herausschneiden,  drückte 
man  die  Gurgel  mit  den  Knochen  des  Schwertfisches,  das  Schreien  zu  hindern. 
Bei  dem  Fest  Teotleco  (das  Kommen  der  Götter)  kam  Tezcatlipoca  (der  jüngste 
und  stärkste  Gott)  zuerst,  und  wenn  der  Priester  auf  dem  ausgestreuten  Mehl 
seine  Fusstapfen  bemerkte,  rief  er  aus:  ,, Seine  Hoheit  ist  da",  worauf  unter 
einschlagender  Musik  die  Opfergaben  dargebracht  wurden.  Der  beim  Fest  des 
Feuergottes  in  Quauhtitlan  zum  Opfer  geschundenen  Frau  wurden  die  Schenkelknochen 
ausgeschnitten,  für  Blasflöten  der  Priester  (Torquemada).  Nachdem  die  Frau  (auf  dem 
Rücken  eines  Priesters)  der  Göttin  Xilonem  geopfert  war,  wurde  es  erlaubt,  das  neue 
Brod  zu  essen  (s.  Sahagun).  Der  Göttin  Teteoinan  wurde  eine  Frau  auf  dem  Rücken 
einer  anderen  enthauptet  (in  Mexico).     Unter  den  Bäumen    erhielt  besonders  der  weit- 


648  •  RELIGIÖSE    VERHÄLTNISSE. 

ästige  Seiba  Verehrung  (gleich  der  Banyane  in  Indien).  Auf  dem  Wege  verehrend 
hingen  die  Assiniboins  die  Opfergaben  (Puk-ketch-gun-nan)  an  die  Bäume  (s.  Tanner). 
Die  Chichimeken  setzten  den  abgeschlagenen  Kopf  des  gejagten  Wildes  der  (verehrten) 
Sonne  als  Opfer  aus  und  hingen  ihn  an  einen  Baum  (Alegre).  Neben  dem  von 
Papahua  Tlamacazque  (der  unter  beweglichen  Steinen  Menschenopfer  brachte)  bedienten 
Sonnentempel  (Tonatiuh  Itzacal  oder  Sonnenhaus),  mit  der  Figur  der  Sonne  darauf, 
fand  sich  der  Mondtempel  (Meztli  Itzaqual  oder  Mondhaus)  und  kleinere  Pyramiden 
der  Sterne.  Der  Sonne  und  dem  Mond  wurden  in  Mexico  viele  Menschen  geopfert, 
damit  sie  (neubelebt)  nicht  aufs  Neue  stürben,  wie  es  schon  vier  Mal  geschehen  (Go- 
mara).  Centeotl  (der  Gott  des  Mais)  oder  Inopintzin  (el  dios  huerfano,  solo  y  sin 
padres)  forderte  den  geschwürigen  Alten  zum  Opfer  für  die  Sonne  auf.  In  dem 
Tempel  Ilhuicatitlan  des  Planeten  Venus  wurden  bei  ihrem  Erscheinen  Menschen  ge- 
opfert (Clavigero).  Bei  dem  Sonnenfest  Nauholin  sendeten  die  Cuacuauhtin  (Adler) 
genannten  Ritter  ein  roth  beschmiertes  Menschenopfer  als  Boten  zur  Sonne  (Duran), 
Bei  Finsternissen  (in  welchen  Sonne  und  Mond  sich  schlugen)  wurden  in  denen  der 
Sonne  röthliche  Menschen  geopfert,  in  denen  des  Mondes  Albinos  (in  Mexico).  Beim 
Opfer  der  Gefangenen  wurde  der  Topiltzin  oder  Papas  von  den  Chachalmua  genannte 
Priester  unterstützt.  ,,Der  Topilzin  lief  sehr  eilend  die  Treppe  hinunter  nach  dem 
Gefängnisse  zu  und  Hess  jedem  Gefangenen  absonderlich  ein  Bild  sehen,  dabcy  er  sagte: 
,, Dieses  ist  euer  Godt".  Das  Bild,  welches  aus  einem  Teige  von  Bledos,  Mais  und 
Honig  zusammen  geknähten  war,  hatte  an  stat  der  Augen  grüne  Korallen  und  die 
Maiskörner  machten  die  Zähne.  Darnach  wurden  die  Gefangenen  nach  obenzu  geführt 
und  allda  mit  dem  Rükken  auf  den  spitzigen  Stein  Quauxicalli  gelegt.  Die  fünf  Prie- 
ster Chachalmua  fasseten  ein  jeder  ein  Bein,  einen  Arm  und  das  Haupt.  Derselbe, 
der  das  Haupt  niederdrückte,  warf  dem  ringenden  Menschen  ein  hölzernes  Halsband, 
das  eben  als  eine  Schlange  gekrümmt  war,  um  den  Hals.  Unterdessen,  dass  die  Brust 
gespannen  lag,  kehrte  sich  der  Topilzin  nach  dem  Abgotte  und  erwiese  ihm  eine 
niedrige  Ehrerbietigkeit.  Hierauf  schnitt  er  mit  einem  steinernen  Messer  dem  Gefan- 
genen, der  auf  dem  spitzigen  Stein  lag  und  kärmte  die  Brust  auf,  rückte  das  Herz 
aus  dem  Leibe  und  hielt  es  noch  rauchend  nach  der  Sonne  zu,  warf  es  endlich  dem 
Abgotte  ins  Angesicht  und  stracks  darauf  den  ermordeten  Leib  zur  Treppe  hinunter." 
Und  so  vielfach  ähnliche  Beschreibungen. 


SOCIAL-POLITISCHES. 


Während  wie  die  Caquetios^)  (nach  Simon)  und  die  Puris^) 
(nach  Eschwege)  auch  die  Misteken  ^)  in  engen  Verwandtschafts- 
graden heiratheten,  herrschte  sonst  die  exogene  Ehe,  und  waren 
bei  den  Pipiles*)  wie  am  Lempa-Fluss  sieben  Verwandtschafts- 
grade") verboten,  in  Verapaz  die  männhche  Verwandtschaft,    auf 


')  Die  Caquefios  (Caquetios)  heiratheten  (b.  Coro)  „con  sus  hijas,  primas  y  parientes" 
(s.  Simon),  und  die  Inca  folgten  persischem  Königsbrauch  aus  der  Achamänidenzeit. 

-)  Nach  Eschwege  heirathen  die  Puris  (Brasilien's)  in  den  nächsten  Verwandt- 
schaftsgraden, 

3)  Die  Misteken  heiratheten  in  der  Verwandtschaft,  es  mussten  jedoch  erst  die 
Gelehrten  befragt  w^erden,  ob  in  den  Namen  kein  Hinderniss  läge,  und  die  Priester 
hatten  dann  den  geeigneten  Tag  zu  bestimmen  durch  Loosen  (s.  Herrera),  wie  auch  in 
Ostasien  der  Astrologe  entscheidet, 

'^)  Bei  den  Pipilen  (am  See  Uxaca)  waren  sieben  Grade  der  Verwandtschaft  ver- 
boten und  nur  der  im  Kriege  Ausgezeichnete  konnte  schon  im  dritten  Grade  heirathen 
(nach  Palacios).  Am  Lempa-Fluss  war  das  Heirathen  in  sieben  Verwandtschaftsgraden 
verboten,  ausser  den  tapfern  Kriegern,  die  indess  gleichfalls  erst  innerhalb  vier  Ver- 
wandtschaftsgraden heirathen  durften  (heisst  es  bei  Herrera).  Bei  den  Berbern  war 
Heirathen  bis  zum  dritten  Verwandtschaftsgrad  verboten.  Die  Bauzorigames,  Cabezas, 
Contotoses  und  Tehuecos  heirathen  innerhalb  der  Familien  (die  Acaxees  und  Tahues 
übten  Incest).  Bei  Ceris,  Chinipas,  Tiburones  und  Tepocas  waren  Familienheirathen 
verboten.  Die  Pecos  heirathen  innerhalb  des  Dorfes.  It  is  said,  that  the  Salineros 
sometimes  eat  their  own  excrement  (in  Sinaloa).  Any  relationship,  what  may  be  traced 
to  whatever  distance  is  considered  as  Coming  within  the  bounds  of  consanguinity 
(Brownloe)    bei  den  Kaffern. 

^)  In  Verapaz  galten  die  Verwandtschaften  väterlicher  Seits  und  deshalb  alle  des- 
selben Dorfes  verschwistert,  weshalb  die  Frauen  in  fremden  Ortschaften  gesucht  wurden, 
und  dort  konnte  auch  die  nächste  Verwandte,  weil  fremd,  geheirathet  werden.  Bei 
den  Arowaken  heirathen  die  (27)  Geschlechter  unter  einander  (s.  Hilhouse). 


650  SOCIAL-POLITISCHES. 

der  Insel  Malhado')  die  zwischen  Landsleuten  überhaupt  und  in 
Yucatan  (wie  in  China)  die  der  Gleichnamigen^). 

In  den  exogenen  Ehen,  wo  das  Kind  der  Mutter  folgte  (und 
sich  unter  Umständen  Privilegien  des  Mutterrechtes  entwickeln 
konnten)  fand  vor  allen  die  in  der  Verwandtschaft  begründete 
Blutrache  ^)  zum  Besten  des  Stammesganzen  ihre  Milderung ,  da 
sich  bei  Ausübung  derselben  leicht  Vater  und  Sohn  in  verschie- 
denen Partheien  einander  gegenüber  gestellt  finden  mochten. 

Im  Allgemeinen  wurden  die  Frauen  als  dienstbare  Klasse^) 
betrachtet  und  wie  bei  den  Irokesen  (im  Gegensatz  zu  den  Lenape) 
auch  in  Mexico  unterdrückt.  Bei  den  Choluteken  dagegen  herrschte 
eine  Art  Gynaikokratie  ^)  (wie  bei  den  Chibchas)  und  so  überhaupt 


1)  Auf  der  Insel  Malhado  (bei  Florida),  -vvo  nicht  mit  den  Landsleuten  (weil  ver- 
wandt) geheirathet  werden  durfte,  kaufte  man  vom  Feinde  die  Frau  mit  Pfeilen  oder 
einem  Fischernetz  und  tödtete  alle  die  Töchter,  damit  sie  nicht  wieder,  von  dem  Feinde 
geheirathet,  diesen  Söhne  gebarten  (s.  Torquemada). 

2)  Gleichnamige  betrachteten  sich  in  Yucatan  als  Verwandte,  und  durften  nicht 
heirathen  (Landa).  Ninguma  muger  ö  hombre  se  casava  con  otro  del  mismo  nombre 
(in  Yucatan).  In  Yucatan  (wo  nicht  innerhalb  des  Ortes  vcrheirathet  wurde)  zählte 
die  Verwandtschaft  nur  vom  Vater,  so  dass  Heirathen  unter  Verwandten  von  der  Mutter- 
seite her,  erlaubt  waren  (nach  Torquemada).  Bei  den  Molopaquen  (trans  fluvium  Parae- 
wam)  plures  quam  subditi  alit  uxores  der  König  (quem  vocant  Moroshovam)  in  Brasilien 
(de  Laet).  Qui-pu,  hermana,  dize  la  muger  mayor  ä  la  menor,  y  ä  su  sobrina  menor, 
(Qui-pu-me,  cunado)  im  Guarani  (s.  Montoya).  In  Corolina  folgte  dem  Häuptling  der 
Schwestersohn  (s.  Lawson),  wie  vielfach  im  Neffenrecht. 

^)  Die  Verwandten  (mütterlicher  Seits)  üben  Rache  (in  Australien)  an  den  mit 
der  Blutschuld  (jeedyte)  Behafteten.  Thevet  erzählt  von  einer  Frau  (bei  Cap  P>io),  die 
(weil  keine  Verwandten  ihren  erschlagenen  Gatten  rächen  wollten)  selbst  in  den  Krieg 
zog  (in  männlicher  Tracht)  und  den  Gefangenen  ihren  Kindern  zum  Tödten  gab.  Solche 
Ceremonien  der  Adoption,  welche  die  Wiederholung  der  Mantras  verlangen  ,,cannot  be 
performed  by  a  female  adopter  personally,  she  must  go  through  the  essential  form  of 
taking  the  adoptee  in  her  lap  and  supply  funds  for  Brahmin  Agency  in  other  respects'* 
(in  Indien).     Bei  den  Circassiern  wird  gesäugt.    [Here  und  Herakles]. 

*)  Da  die  Indianer  in  Tobasco  die  Spanier  (Cortez')  ohne  Frauen  sahen,  brachten 
sie  solche  für  weibliche  Dienste,  wie  Mahlen  u.  s.  w.  (s.   Gomara). 

5)  Bei  den  Morotocos  (neben  den  Chiquitos)  waren  die  Männer  den  Frauen  unter- 
worfen (und  ähnlich  bei  Manacicas).  Bei  den  Guanos  von  Cuyaba  (und  im  Chaco)  er- 
hielten die  Frauen  Achtung.  Smith's,  durch  Opechankanough  (Häuptling  von  Pamunkee) 
gefangen,  wurde  durch  Pocahontas,  Tochter  des  Königs  Powhatan,  befreit.  Bei  den 
Chorotegen  (in  Nicaragua)  hatten  die  Frauen  grossen  Einfluss  (s.  Gomara).  Bei  den 
Delawaren  ist  für  die  Frau  doppeltes  AVehrgeld  zu  zahlen,  weil  sie  hätte  Kinder  ge- 
bären können  (s.  Arischer).  Da  der  weibliche  Schöpfungsgeist,  vor  dem  männlichen 
redend,  diesen  erzürnte,  musste  die  Liebe  erst  von  den  Vögeln  gelernt  werden  (in  Japan). 
Unter  den  mexicanisch   redenden  Nicaraguern    arbeiteten   die  Mädchen  für  ihre  Heirath 


MITGIFT.  651 

in  Nicaragua^),  wo  in  Folge  dessen  auch  die  Mädchen,  die  sich 
vorher  ihre  Aussteuer^)  selbst  verdienten  (wie  in  Babylon),  das 
Recht  des  „Leap-year**")  besassen,  ihrerseits  zu  werben,  wie  sich 
demgemäss  auch  die  Beschäftigungen  unter  den  Geschlechtern 
verschieden  vertheilten. 

Wie   im   Norden   der  Totem "^)   bei   den  Indianern,    verbot    in 


und  behandelten  die  Männer  als  Diener  (von  dem  Oberpriester  bei  einer  Goldfigur  ent- 
jungfert). Neben  Herzen  wurden  bei  Opfern  die  Zungen  mit  einem  rasirmesserartigen 
Stein  ausgeschnitten.  Dem  Vulcan  von  Masaya  wurde  eine  Jungfrau  geopfert  (nach 
Andogoya). 

1)  In  Nicaragua  waren  die  Ehemänner  so  sehr  ihren  Frauen  unterworfen,  dass 
diese  sie  aus  den  Häusern  vertreiben  und  für  sich  dienen  lassen  konnten,  wenn  nicht 
die  Nachbarn  vermittelten  (s.  Herrera).  In  Nicaragua  zwangen  die  Frauen,  die  Handel 
trieben,  ihre  Gatten  Hausarbeit  zu  thun,  oder  verjagten  sie  nach  Belieben  u.  s.  w. 

^j  In  Nicaragua  mussten  die  Mädchen  vor  der  Hochzeit  durch  Hurerei  dem  Vater 
Geld  verdienen  (Herrera).  Die  heirathsfähigen  Mädchen  wurden  von  ihren  Vätern  aus- 
geschickt, sich  (durch  das  Land  ziehend)  Eigenthum  zu  erwerben,  worauf  sie  vermählt 
wurden  (heisstes  von  dort).  In  Guiana  wird  ein  Gebrauch  beobachtet,  welcher  die  jungen 
Mannspersonen  verbindet  die  ältesten  Wittwen,  und  die  jungen  Mädchen  die  abgeleb- 
testen Greise  zu  heirathen  (Baumann).  Bei  den  Kaffir  wird  die  Ehe  durch  Zahlung 
von  Vieh  geschlossen,  und  bei  Geburt  des  ersten  Kindes  meist  eine  Nachzahlung  ver- 
langt, deren  Nichtgewährung  Rücknahme  der  Frau  durch  ihre  Verwandten  veranlassen 
kann  (s.  Brownlee).  Auch  sonst  vertritt  vielfach  Vieh  das  Geld  (als  Pecunia). 
In  einigen  Theilen  Nicaraguas  werben  die  Frauen  um  die  gemeinsam  speisenden 
Jünglinge  (Gomata).  „Eine  Jungfrau,  welche  Lust  hat  sich  zu  verehelichen,  bedeckt 
ihren  gantzen  Leib  und  setzt  sich  also  vermummt  bei  dem  Wege  nieder.  Ein  vor- 
beigehender Frager  macht  bald  darnach  den  Kauf  blindlings"  (bei  den  Mahatanern).  In 
Darien  nimmt  der  Brautvater  die  Braut  erst  sieben  Nächte  zu  sich  (s.  Wafer).  Im  Böh- 
merwald enthalten  sich  die  Neuvermählten  die  ersten  drei  Nächte,  weil  sonst  die  Ehe 
unglücklich  ist.  Auf  den  Samballues-Inseln  schläft  erst  der  Vater  mit  der  Braut  des 
Sohnes  und  die  übrigen  Verwandten  (s.  Wafer).  In  Lancerote  bestand  Polyandrie  (bis  zu 
drei  Gatten).  Bei  Maypures  und  Avanos  fand  sich  Polyandrie.  Unter  den  Poyas  (Pata- 
gonien's)  bestand  Polyandrie  (nach  Molina).  Bei  den  Goajiras  findet  sich  Bigamie, 
indem  eine  Frau  für  Feld  und  Krieg,  eine  geringere  für  das  Haus  diente. 

•*)  Die  Stämme  des  Raben  (mit  Frosch,  Gans,  Seelöwe,  Eule  und  Lachs)  und  die 
des  Wolfes  (mit  Bär,  Adler,  Delphin,  Hai  und  Alca)  müssen  kreuzheirathen,  obwohl 
mit  einander  Kriege  führend  (nicht  dagegen  unter  sich).  Bei  den  Arowaken  kreuzen 
die  Familien  bei  Heirathen,  und  wird  die  Abstammung  nach  der  Mutter  geführt  (Shom- 
burgk).  Die  Kutchin  sind  in  drei  Kasten  getheilt,  als  Chitcheah,  Tengratsey  und  Nat- 
sahi,  each  occupying  a  distinct  territory.  Two  persons  of  the  same  caste  are  not  allow- 
ed  to  marry,  but  a  man  of  one  caste  must  marry  a  woman  of  another.  The  mother 
gives  caste  to  the  children,  so  that  as  the  fathers  die  ofF,  the  caste  ofthecountry  con- 
stantly  changes  (s.  H.  Bancroft).  No  conocian  carnalmente  ä  las  parientas  en  primer 
grado,  ni  se  casaban  con  ellas,  porque  vivian  en  la  creencia  que  los  incestuosos  morian 
de  mala  muerte  (en  Puerto-Rico).     Children  belong  solely  to  their  father  and  the  mother 


652  SOCIAL-POLITISCHES. 

Australien  der  Kobong  die  Heirath  und  herrschte  so  die  exogene 
Ehe,  (während  die  endogene^)  besonders  auf  die  Fälle  adliger 
Abscheidung  bei  Eroberungen  beschränkt  ist). 

Die  Vorstellung  der  Unreinigkeit^)  der  Frau,  wie  sie  sich  in 
Florida  sowohl,  wie  bei  Eskimo,  Samojeden  und  sonst  findet, 
trat  besonders  in  der  Periode  der  Reinigung")  hervor,  die  des- 
halb,   wie  bei  Koluschen  u,  s.  w.,  bei  Brasiliern   sowohl,    wie  bei 


has  no  claim  whatever    to    them    under   any    cincumstances ,    and   when   the  father  dies, 
they  pass,  together  with  his  otlier  property,  to  his  heirs  (bei  den  KafFir). 

^)  Marriages  must  always,  among  the  Karens,  be  contracted  by  relations  (second 
Cousins  are  the  most  suitable  matches).  Beyond  third  cousins  marriages  are  forbidden 
(s.  Mason).  In  der  Institution  Vinalua  hielten  verschiedene  Brüder  mit  ihren  Frauen 
oder  verschiedene  Schwestern  mit  ihren  Männern  (auf  Hawaii)  zusammen  Haus  (s.  An- 
drews). In  der  östlichen  Ebene  von  Mocoa  finden  sich  Verheirathungen  in  dritter 
Linie.  Casaban  con  sobrinas  y  algunos  de  los  senores  con  hermanas  (n.  Cali).  Mem- 
bers  of  the  same  tribe  may  and  do  marry,  but  those  of  the  same  crest  can  not 
(s.  Mayne)  in  Vancouver-Island.  ,,Ihre  Muhmen  sind  ihnen  auf  gewisse  Masse  der  Ge- 
burt nach  zuständig,  sie  können  davon  nehmen,  welche  sie  wollen,  und  dürfen  sie  nur 
ohne  weitere  Ceremonien  in  ihre  Hütten  führen"  (die  Cariben),  wie  bei  den  Arabern 
(und  sonst). 

2)  Nachdem  das  Mädchen  bei  erster  Menstruation  sich  während  der  Intonjane  ge- 
nannten Ceremonie  in  Abgeschlossenheit  der  Milch  enthalten  hat,  wird  sie  als  Intombi 
unter  die  Frauen  aufgenommen  erklärt  (bei  den  Kaffir).  Während  der  monatlichen 
Unreinheit  (Ukuzila)  dürfen  die  Frauen  (der  KafHr)  keine  Milch  trinken.  Während 
der  Ukufukama  oder  Unreinheit  des  Wochenbettes  beobachtet  die  Frau  (bei  den  KafFir) 
die  Zila  (Enthaltung)  von  Milch,  bis  durch  die  Ukuquaba  genannte  Ceremonie  gereinigt 
(s.  Maclean).  Formerly  a  woman  was  not  seen  by  her  husband  for  about  a  month  after 
the  birth  of  a  child  (bei  den  Kaffir).  In  Schlesien  darf  eine  Frau  während  der  Men- 
struation nichts  Eingemachtes  berühren,  weil  es  verderben  würde,  in  Thüringen  in  keine 
Brauerei  eintreten,  damit  das  Bier  nicht  umschlägt,  in  Schlesien  nichts  pflanzen,  da  es 
nicht  aufgehen  würde  (im  deutschen  Volksglauben).  Die  Albardaos  (b.  Florida)  essen 
Nichts,  was  ein  Gewand  der  Frau  berührt  hat,  und  schütten  ihre  Kochtöpfe  aus,  wenn 
(ohne  dass  sie  zugedeckt  waren)  eine  Frau  vorüberging  (Gomara).  Bei  den  Alabardaos 
verheirathete  man  sich  mit  weibisch  gekleideten  Männern  (s.  Gomara).  Die  Männer, 
who  make  themselves  women,   hiessen  (bei  den  Ojibway)  Agokwa  (Tanner). 

3)  Vor  der  ersten  Reinigung  wird  den  Mädchen  mit  einem  Fischzahn  das  Haar 
entfernt  und  auf  dem  Rücken  von  der  Schulter  abwärts  ein  Kreuz  geritzt  und  die 
Wunde  mit  Asche  eingerieben.  Nachdem  in  die  Hängematte  aufgebunden,  die  Zeit 
bis  zur  zweiten  Blutung  hingebracht  ist,  wird  es  auf's  Neue  auf  den  Stein  getragen, 
wo  man  Bauch  und  Hinterbacken  blutig  ritzt,  bis  zur  Wiederzulassung  in  die  Gesell- 
schaft (s.  Thevet).  Nach  Bacqueville  wurde  bei  den  Ouenebigonhelinis  (in  der  Hudson- 
bay)  das  Mädchen  bei  der  ersten  Menstruation  in  eine  abgelegene  Hütte  entfernt  (1722). 
Bei  den  Nadowessiern  blieben  die  Frauen  während  ihrer  Reinigung  in  einem  beson- 
deren Gebäude  abgeschlossen  (s.  Carver),  Dos  anos  ante  que  se  casasse  la  donzella, 
avia  de  estar  encerrada,  sin  salir  de  un  aposento  (in  Cumana)  mit  festgeschnürten 
Wadenringen  (s.  Simon),  gleich  der  casa  de  tinta. 


REINIGUNG.  653 

Nadowessiern  und  ihren  Nachbarn  eine  Abschliessung"  bedingte. 
Die  Männer  enthielten  sich  dann  ihrer  Frauen,  und  ebenso  (in 
Mexico)  während  der  Säug'ezeit^)  (und  Schwangerschaft)  wie  bei 
den  Alabardaos  (und  ähnlich  in  Africa). 

Bei  den  Guaraunos  (am  Orinoco)  hält  die  Frau  ihre  ]\Ien- 
struation")  in  abgesonderter  Palmwedelhütte  ab  (s.  Appun)  und 
ähnlich  bei  Delawaren  (bis  an  die  Nordwestküste  und  weiter). 

Die     Ceremonien      in     Schliessung'"')      der     Ehe'^),      die     den 

1)  Die  mexicanischen  Frauen,  während  der  vierjährigen  Säugezeit,  ,,escusavan  de 
ajunlarse  con  sus  maridos"  (Herrera).  Die  Alabardaos  enthielten  sich  der  Schw-angeren" 
und  Säugenden  (s.  Gomara).  Die  Floridaner  enthielten  sich  der  Frauen  während 
der  Schwangerschaft  (bemerkt  Correal).  Nach  dem  deutschen  Volksglauben  soll  die 
Frau  bei  der  ersten  Schwangerschaft  von  einem  zum  erstenmal  tragenden  Fruchtbaum 
essen,  indem  dann  beide  fruchtbar  werden  (in  Schwaben).  Die  Nicaragues  enthielten 
sich  ihrer  Frauen ,  keine  Sklaven  zu  gebären  (zur  Zeit  der  Conquista),  Die  Aculhua 
enthielten  sich  ihrer  Frauen  bei  der  Schwangerschaft  und  nach  den  "Wochen  (in  Afrika 
auch  während  des  Säugens).  Die  Frauen  wurden  meist  nach  der  Geburt  bei  den  Guana 
getödtet  (im  Gran  Chaco).  In  Melicoas  und  Coaios  war  die  Beiwohnung  für  zwei  Jahre 
nach  der  Niederkunft  verboten  (ebenso  während  der  Menstruacion),  und  so  vielfach 
sonst  für  die  ganze  Säugezeit  (in  natürlicher  Hinführung  auf  polj'gamische  Verbin- 
dungen). Die  Indianer  Popayan's  entschuldigten  die  Polygamie  damit  (bemerkt  Corealj, 
weil  viele  Felder,  gleichzeitig  bebaut,  grösseren  Vortheil  brächten,  als  wenn  einer  im 
Einzelnen  arbeite  (Afrika). 

2)  Die  Frauen  der  Freineger  in  Surinam  ziehen  sich  bei  der  Menstruation  in  das 
Kay-Haus  zurück  (Riemer).  Bei  den  (den  guten  Idaapa  und  den  bösen  Mainaje  ver- 
ehrenden) Cayuvavas  enthielten  sich  die  Männer  der  Arbeit  während  der  Menstruation: 
ihrer  Frauen,  und  so  lange  der  Wittwenstand  dauerte,  durfte  nichts  unternomrnen  wer- 
den (d'Orbigny). 

•^)  In  jedem  Dorfe  (in  Mexico)  fand  sich  ein  Cihuatlanqui ,  um  die  Ehe  (zu  der 
die  Tlamacaxques  oder  Priester  ein  geschmücktes  Hochzeitsgewand,  mit  einem  Skelett 
in  der  Mitte,  gaben)  zu  weihen,  und  wenn  sich  das  Hemd  der  Vermählten  blutig  fand, 
wurde  es  im  .Tanz  umhergetragen,  sonst  dagegen  ein  durchlöchertes  Gefass  zur  Schande 
vor  die  Thür  gesetzt  (s.  Echeverria  y  Veitia).  Bei  den  Naudowessiern  wird  die  Neu- 
vermählte von  dem  Bräutigam  auf  dem  Rücken  getragen  (Carve).  Der  Bräutigam  trug 
die  Braut  auf  dem  Rücken  (bei  den  Mixteken),  nachdem  Beiden  ein  Haarbüschel  ab- 
geschnitten und  die  Kleider  zusammengebunden  waren  (Torquemada).  In  Ixcatlan  bei 
Tilcazete  in  Zapotekan  (wo  alle  Vergehen  durch  Gaben  an  den  Tempel  vergeben  wur- 
den) musste  sich  der  zum  Hohenpriester  Erwählte  von  seiner  Frau  scheiden,  und  wer 
sich  (nach  Erziehung  im  Tempel)  verheirathen  wollte,  wurde  von  den  Priestern  öffentlich 
ausgestellt  und  dann  der  ersten  Frau,  die  beim  Hinaustreten  angetroffen  wurde,  ver- 
ehelicht (s.  Herrera).  Vor  der  Heirath  muss  (am  Cap  Frio)  ein  Gefangener  gemacht 
sein,  da  die  von  Manem  (Feigen)  geborenen  Kinder  Mebek  (furchtsam  und  nichts- 
nutzig) sein  würden  (s.  Thevet).  Nach  der  Ehe  ,, Pater  aut  Socer  (in  Brasilien)  acuta 
silice  palum  ligneum  caedit,  nepotum  procreandorum  caudas  se  hoc  facto  amputare 
somniant,  atque  ex  eo  sine  caudis  nasci"  (de  Lact). 

"*)  AVenn    der    Priester    die    Ehe    durch  Zusammenbinden    der    Gewänder    schloss. 


654  SOCIAL-POLITISCHES. 

Frauen^)    der   Chichimeken    erst    im    40.    Jahr^)  erlaubt    gewesen 
sein    soll,  wechselten  in  vielfacher  Weise. 

Bald  war  das  Eheband  lax^'),  so  dass,  wie  in  Africa,  die  Frau 
dem   Gast*)    angeboten   werden    mochte,    auch     Probenächte    er- 


wurde sieben  Mal  das  Feuer  umwandelt  (in  Mexico).  Nach  vier  Tagen  Enllialtsam- 
keit  in  Fasten  und  Gebet  wurde  das  Hochzeitsbett  bereitet.  Der  Cazique  nahm  die  zu 
Vermählenden  bei  dem  kleinen  Finger  der  linken  Hände  mit  seiner  rechten  Hand  und 
führte  sie  in  ein  kleines  Haus  mit  einem  Feuer,  wo  sie  bis  zum  Verbrennen  einiger 
Holzbrände  allein  zusammenbleiben  (in  Nicaragua).  Auf  der  Insel  Mocha  (bei  Chile) 
wurden  die  Mädchen  zur  Heirath  für  Ochsen  verhandelt  (s.  de  Laet)  [Kru,  KafiFer's]. 
Einen  dem  Köpfeschnellen  (Ostasien's)  ähnlichen  Brauch  erwähnt  Strabo  aus  Pcrsien 
und  bei  den  Sarmaten  musste  (nach  Pomponius  Mela)  beim  Freien  um  die  Frau  vor- 
her ein  Mensch  getödtet  sein.  Die  Zeles  (Zauberer)  weihen  die  Ehe,  indem  die  Neu- 
verheiratheten  in  ein  Boot  den  Fluss  abwärts  gesandt  werden  (auf  dem  Isthmus).  Vor 
der  Heirath  (durch  Zusammenbinden  der  Kleider)  wurden  die  Geburtszeichen  (in 
Mexico)  befragt,  ob  sie  zu  einander  passten  (Torquemada).  Bei  Eheschliessung  unter 
den  Quelenes  wurden  Braut  und  Bräutigam  von  den  älteren  Gästen  auf  dem  Rücken 
nach  dem  Hause  getragen  und  auf  das  Bett  geworfen  (Herrera).  Beim  Bus-ke-tau-Fest 
zündeten  die  Frauen  mit  dem  neuen  Feuer  das  ihres  Heerdes  an  (du  Pratz). 

1)  Bei  den  Towkas  (an  der  Mosquito-Küste)  werden  Kinder  verlobt,  und  dem 
Halsband  des  Knaben  jährlich  eine  Muschel  zugefügt,  um  ihn  bei  Zehn  zum  Muhasal 
(halben  Mann)  zu  machen  und  bei  Zwanzig  zum  ,,AH"  (vollen  Mann),  worauf  die  Hei- 
rath statthat  (s.  Squier).  There  are  8  kinds  of  marriage  (in  the  Shastras),  Bruhm, 
(where  the  charges  are  incurred  only  by  the  girl's  father),  Dyv  (where  the  girl's  father 
give  her  in  marriage  to  a  Brahmun  during  the  Hom  sacrifice),  Ursh  (where  the  girl 
is  given  in  exchange  for  a  cow  or  a  bullock),  Prajaputyu  (given  with  the  view  of  an 
ofFspring),  Usoor  (taken  in  exchange  for  wealth  and  married),  Gandhurvu  (where  the 
marriage  is  agreed  on  by  the  parties  without  the  parents  knowledge),  Rakshus  (where  the 
girl  is  seized  and  married  with  tumult  and  violence),  Pysach  (where  the  girl  is  stolen 
at  night  from  her  place  of  sleep).  Die  Indianer  Popayan's  trinken  bei  der  Hochzeit 
das  Chicali  genannte  Getränk  und  dann  helfen  die  Gäste  mit  den  beim  Tanz  in  der 
Hand  gehaltenen  Aexten  die  Bäume  umhauen  auf  dem  neuen  Terrain,  das  anzubauen 
ist  (s.  Coreal).  Beim  Hochzeitsfest  in  Nicaragua  wurden  Hunde  (Xulos)  gegessen  (s. 
Oviedo). 

2)  Bei  den  Chichimeken  war  den  Frauen  die  Heirath  verboten  „hasta  no  cumplir 
cuarenta  anos",  bis  sie  sich  mit  den  Tolteken  vermischt,  wo  die  Frauen  im  zwanzigsten 
Jahre  heirathen  konnten  (Veytia).  In  Taumulipas  heiratheten  die  Frauen  erst  bei 
40  Jahren  (s.  Gomara),  und  zu  der  Zeit  erst  waren  Heirathen  in  Panuco  erlaubt. 

3)  Die  Guachichiles  (in  Jalisco)  verliessen  ihre  Frau,  wenn  sie  schwanger  wird. 

*)  Bei  den  Killistinoes  wurde  die  Frau  dem  Gast  angeboten  (s.  Carver).  In 
Mallorca  und  Minorca,  sowie  in  Corsica  wohnten  alle  Eingeladenen  der  Braut  bei 
(nach  Diodor).  In  Rom  konnten  die  Frauen  leihweis  überlassen  werden,  wie  die 
Cato's  an  Hortensius.  Unter  den  Cahyapos  (in  Matto  Grosso)  herrscht  Frauen-Gemein- 
schaft (s.  Magalhaes).  Der  Bräutigam  Hess  vorher  seine  Braut  von  allen  Freunden 
derselben  Kaste  beschlafen  (auf  Cuba),  Herren,  Kaufleuten,  Fischern  u.  s.  w.  (s. 
Dapper). 


HAREM.  655 

laubt^)  waren,  dann  wieder  wird  sie  eifersüchtig  gehütet,  und  der 
Unterscied  zwischen  legitimen")  Frauen  und  Concubinen  auch 
rechtsgrundsätzUch,  (wie  bei  den  verschiedenen  Eheformen  der 
Römer)  aufrecht  erhalten,  während  anderswo  wieder  die  Würde 
des  Häuptlings  das  Anrecht  auf  zwei  Frauen"')  und  mehr  gab 
(wie  dem  König  von  Dahomey  auf  alle  im  Lande  Geborenen).  In 
Mexico  waren  öffentliche  Mädchen  erlaubt,  und  dann  verschiedene 
Arten  des  Zusammenlebens,  ausser  der  förmlichen  Ehe.  Die 
Mädchen  (Temecauh),  die  von  den  Jünglingen  beim  Mannbarwer- 
den von  ihren  Eltern  zum  Zusammenleben  erbeten  werden,  hiessen 


1)  In  Guamacliuco  leben  die  Indianer  auf  Probe  mit  der  Frau.  Bei  den  Guachi- 
chiles  werden  die  Frauen  auf  Probe  genommen.  In  Choco  wird  die  Frau  für  ein 
Jahr  auf  Probe  gegeben. 

2j  Die  legitimen  Frauen  hiessen  Espobe  auf  dem  Isthmus  (Herrera).  Die  von  dem 
Priester  geschlossene  Ehe  wurde  vom  Richter  nur  indirect  wieder  gelöst.  Ausser  der 
rechtmässigen  Frau  (Cuiatlantli)  wurden  Concubinen  (Temecauh)  gehalten,  und  von  den 
Edlen  ausserdem  noch  Beischläferinnen  (mit  Erlaubniss  der  Eltern),  oder  (ohne  solche) 
als  Tlaciuaantlie.  Der  unverheirathete  Mann  konnte  mit  einer  Grisette  (Tlaca- 
cavili)  leben  (in  Mexico).  Die  legitimen  Frauen  (am  Cap  Frio)  sind  die  weiblichen 
Nichten  (Cheraindit-mebut) ,  die  bei  der  Geburt  von  dem  mütterlichen  Onkel  von  der 
Erde  erhoben  werden,  ihm  aber  erst,  wenn  nach  der  ersten  Reinigung  das  dann  ge- 
schnittene Haar  bis  über  die  Schultern  gewachsen,  von  den  Müttern  zum  Beischlaf 
gegeben  werden,  obwohl  sie  in  der  Zeit  oft  mit  einem  Souaragi  oder  Beischläfer  leben 
und  (bei  Abneigung  gegen  den  mütterlichen  Onkel)  einen  vorübergehenden  Gatten 
(Atoussap)  wählen,  sowie  (beim  Mangel  oder  Tode  des  mütterlichen  Onkels)  einen 
kriegerischen  Gatten  (Kereumbau)  sich  verbinden,  der  dann  seinen  Schwiegereltern  und 
Schwägern  Dienste  zu  leisten  hat,  während  die  Frau  ohne  Verwandten  bei  den  Schwie- 
gereltern wohnt,  als  Comsa-mene  (s.  Thevet).  Nachdem  der  Häuptling  (bei  den  Kaffern) 
die  Hauptfrau  (Omkulu)  und  die  rechter  Hand  Frau  (Owasekunene)  in  der  Versamm- 
lung bestimmt  hat,  folgt  der  Sohn  der  Ersteren  in  der  Häuptlingsschaft,  der  der  Letzten 
baut  ein  neues  Haus  für  Abzweigung  eines  Theils  des  Stammes  (s.  Dugmore).  Mit 
dem  zunehmenden  Alter  des  Häuptlings  pflegen  ihm  (wegen  seines  wachsenden  An- 
sehens) die  Töchter  eines  angesehenen  Nachbarn  als  Bräute  zugeschickt  zu  werden, 
die  es  bedenklich  wäre  zurückzuweisen,  wogegen  sie  durch  ihren  eigenen  Rang  zu  der 
Rangerhöhung  als  Erste  Frau  sich  empfehlen,  die  deshalb  oft  erst  sehr  spät  be- 
stimmt wird. 

■')  Von  den  Wäldern  am  Marauia  (Nebenfluss  des  Rio  Negro),  wo  am  Bache 
Ata  pana-pischi  derTuxaua(Häuptling)  in  Bigamie,  mit  zwei  Frauen  lebte  (während  sonst  nur 
Monogamie  erlaubt  war),  wurden  die  Jabaana  nach  dem  Pacimoni  vertrieben.  Die 
ältere  Frau  gab  ihrem  zweiten  Ehemann  die  Tochter  erster  Ehe  zur  Gattin  in  Me- 
choacan  (Torquemada),  Bei  der  Entführung  in  Araucanien  suchen  die  Frauen  durch 
Begiessen  mit  "Wasser  und  durch  Feuerbrände  das  Mädchen  zu  schützen,  während  die 
Männer  des  Hauses  sich  unbetheiligt  verhalten,  dann  aber  dem  Paar  nachjagen,  um 
einen  Vergleich  für  die  Ankaufssumme  (als  Brautgabe)  zu  schliessen. 


656  SOCIAL-POLITISCHES. 

Tlacatlalcahuilli  (überlassene  Person),  und  blieben  bis  zur  Geburt 
eines  Kindes,  indem  dann  regelmässige  Eheschliessung,  oder  Ent- 
lassung eintreten  musste.  Auch  ein  freies  Zusammenleben  bei 
gegenseitiger  Vorliebe  hatte  statt,  und  wenn  dies  einige  Zeit  ge- 
dauert hatte,  bedurfte  es  gewünschten  Falles  nur  der  Erklärung- 
vor  den  Verwandten,  um  es  in  den  eigentlichen  Ehebund  zu  ver- 
wandeln, worauf  dann  der  bisherige  Tepuchtl  (Knabe)  die  Be- 
zeichnung Tlapalihui  (gemachter  Mann)  und  das  ]\Iädchen  die  als 
Cinuatlantli  oder  Nocihuauh  (die  Erbetene  oder  reine  Frau)  erhielt. 
Ausserdem  nahmen  die  Vornehmen  neben  der  gesetzlichen  Gattin 
oder  Cihuapilli  noch  Nebenfrauen   (s.  Torquemada). 

Streit  zwischen  Mann  und  Frau  wurde  den  Richtern  (in  Tez- 
cuco)  vorgelegt,  welche  die  in  wilder  Ehe  Lebenden  sich  selbst 
überliessen  (mit  den  gesetzlichen  Strafen  belegt),  die  ceremoniell 
Verheiratheten  dagegen  zur  Einigkeit  ermahnten,  obwohl  bei  ihrer 
Weigerung  die  öffentliche  Erklärung  dann  als  Thatsache  der  Schei- 
dung galt,  ohne  einen  directen  Spruch  (Torquemada).  In  Mexico 
übernahm  der  Sohn  beim  Tode  seines  Vaters  nur  diejenigen 
Frauen,  die  nicht  von  ihm  geboren  hatten  (Torquemada). 

Bei  den  Tlascalanern  erbten  die  Brüder  (s.  Camargo),  wie 
anderswo  die  Neffen.  Bei  den  Mayas  wurde  die  Erbschaft  unter 
die  Söhne  vertheilt,  wobei  derjenige,  der  am  meisten  dem  Vater 
in  der  Erwerbung  geholfen  hatte,  den  bedeutendsten  Antheil  er- 
hielt.    In  Cumana^)  erbte  der  jüngste  Sohn  die  Hausfrau. 

Die    gegenseitige    Vermeidung^)    der    Schwiegerverwandten 


1)  In  Cumana  (s.  Simon)  el  menor  de  todos  los  hijos  era  el  sucessor,  y  si  moria 
antes  de  heredar,  entrava  el  que  naciö  antes  que  el,  y  asi  de  los  demas. 

2)  In  Yucatan  wurde  der  Schwiegervater  von  dem  Schwiegersohn  und  die  Schwieger- 
mutter von  der  Schwiegertochter  vermieden  (Palacios)  und  ebenso  bei  den  Pipiles. 
Bei  den  Mayas  hatte  der  Bräutigam  im  Hause  des  Schwiegervaters  Dienste  zu  leisten. 
Nach  Powers  „a  Modoc  may  kill  his  mother-in-law  with  impunity"  (s.  H.  Bancroft). 
In  Panuco  fand  für  ein  Jahr  kein  Verkehr  zwischen  Schwiegervater  und  Schwieger- 
sohn statt.  In  Florida  hatte  der  Bräutigam  die  Schwiegereltern  zu  vermeiden  (Torque- 
mada). Während  der  Jagdzeit  (in  Apalache)  ni  los  suegros  entran  en  casa  del  yerno, 
ni  el  yerno  en  casa  de  los  suegros ,  ni  tampaco  los  cunados ,  ni  se  hablan ,  c  si  acaso 
se  topan,  se  desvian  (Oviedo).  Durch  denUkuhlonipa-Brauch  die  Schwiegertochter  (bei  den 
Kaffern)  is  required  to  ,,hlonipa"  her  father-in-law  and  all  her  husbands  male  relations 
in  the  ascending  line,  that  is,  to  be  cut  off  from  all  intercourse  with  them.  She  is 
not  allowed  to  pronounce  their  names,  even  mentally,  and  whenever  the  emphatic 
syllable  of  either  of  their    names  occurs    in    any    other    word,    she    must  avoid  it,    by 


ZWILLINGE.  657 

finden  sich  ausser  in  Africa  auch  im  südHchen  America  (bei  Abi- 
ponen  u.  s.  w.)  sowohl,  wie  im  nördhchen.  Bei  den  Pipilen  ver- 
mied man  die  Begegnung  des  Schwiegervaters^),  der  Schwieger- 
mutter und  der  Schwäger,  weil  sonst  die  Ehe  unfruchtbar  bleiben 
würde. 

Wie  das  ebenso  in  Africa  häufige  Tödten^)  der  Zwillinge^) 
kommen  auch  die  Gebräuche  der  Couvade  *)  in  vielfachster  Wieder- 
holung vor. 


either  substituting  an  entirely  new  word,  or  at  least  an  other  syllable  in  its  place  (s. 
Maclean).  Manatji-mew,  il  le  respecte,  il  le  menage  dans  ses  paroles.  On  se  sert  de 
ce  mot  pour  parier  du  gendre  avec  son  beau-pere  et  sa  belle-mere,  qui  ont  honte  de 
se  parier,  bei  den  Cris  (s.  Lacombe).  Acostumbravan  a  volver  las  espaldas  a  los 
hombres  quando  los  topavan  en  alguna  parte  (s.  Landa)  die  Frauen  Yucatan's  (wie  der 
canarischen  Inseln).  In  Malhado  (wo  das  Haus  der  Schwiegereltern  ein  Jahr  lang 
vermieden  wurde)  begrub  man,  aber  die  Priester  wurden  verbrannt  (s.  Gomara). 

1)  Wenn  (bei  den  Arowaken)  der  vom  Vater  zum  Schwiegersohn  Ausersehene  das 
von  der  Tochter  hingesetzte  Essen  annimmt,  gilt  die  Ehe  für  geschlossen  (Schomburgk). 
Die  Cariben  hatten  die  Verwandten  der  Frau  zu  meiden  (und  so  in  Südafrika).  Wenn 
(bei  den  Assiniboins)  der  Schwiegersohn  die  Hütte  betritt,  ziehen  die  Schwiegereltern 
ihre  Decken  über  den  Kopf.  If  a  man  enters  a  dwelling  in  which  his  son-in-law  is 
seated,  the  latter  conceals  his  face,  until  he  departs.  While  the  young  men  remain 
with  the  parents  of  their  wives,  they  have  a  little  separate  lodge  within,  or  a  part 
divided  ofF  by  suspending  mats  or  skins,  and  into  this  little  apartment  the  wife  retires 
at  night,  by  day  she  is  the  organ  of  communication  with  those  without.  A  man  ra- 
rely,  if  ever,  mentions  the  name  of  his  father-in-law  (Tanner).  In  Araucanien  spricht 
d.er  Ehemann  nicht  mit  seiner  Schwiegermutter  (und  vermeidet  sie  zu  sehen),  weil  sie 
ihn  (bei  Entführung  der  Tochter)  hatte  verbrennen  und  ertränken  wollen  (durch  Ueber- 
giessen  mit  heissem  Wasser),  und  der  Schwiegervater  vermeidet  seine  Schwieger- 
tochter aus  Achtung.  Wie  Plutarch  bemerkt,  bestand  noch  zu  Cato's  Zeit  eine  ge- 
wisse Zurückhaltung  zwischen  Eidam  und  Schwäher,  so  dass  sie  sich  nicht  zusammen 
badeten. 

2)  „Kam  eine  Frau  mit  Zwillingen  nieder,  so  hielten  sie  solches  für  ein  Wunder 
und  nannten  Mutter  und  Kind  Huaca,  krönten  sie  mit  Blumen,  trugen  sie  öffentlich 
durch  die  Strassen,  tanzten  um  sie  her,  und  stimmten  zu  Lobe  der  Mutter  und  ihrer 
Fruchtbarkeit  Lieder  an"  (in  Peru).  Wenn  Zwillinge  gebärend,  tödtete  die  Mutter  das 
eine  Kind,  um  nicht  dem  Spott  ihrer  Nachkommen  ausgesetzt  zu  sein  und  von  den 
Männern  öffentlich  ausgescholten  und  mit  Ruthen  gestäupt  zu  werden  (in  Guayana). 

^)  Von  Zwillingen  (Cocomes  oder  Schlangen)  wurde  einer  getödtet  (in  Mexico).  Die 
Abiponen  erziehen  nur  zwei  Kinder  in  der  Familie,  und  tödten  die  Uebrigen,  der 
Lästigkeit  wegen. 

*)  Nach  dem  Baden  des  Neugeborenen  legt  sich  die  Mutter  bei  den  Marauas 
(zwischen  Jutai  und  Jupary)  drei  Wochen  in  die  Hängematte,  und  beobachtet,  wie 
der  Mann  bestimmte  Diät,  und  ebenso  fasten  die  Männer  der  Culinos  (für  fünf  Tage), 
während  die  Wöchnerin  Diät  hält  (s.  Martins).  Bei  den  Jivaros  hütet  der  Mann 
(bei  Entbindung  der  Frau)  die  Hängematte  (s.  Orton)  wie  in  Afrika  und  Asien  (sowie  im 
Bastian,  America.  42 


658  SOCIAL-POLITISCHES. 

Die  Frauen  der  Guaycurus  (denen  Zweikämpfe  zur  Schlich- 
tung von  Streitigkeiten  dienen)  treiben  bis  zum  25.  Jahre  die 
Frucht  ab,  um  dem  Manne  im  Reiterleben  und  Kriege  folgen  zu 
können  (nach  Castelnau). 

Viven  muchos  casados  ^)  en  una  casa,  ö  por  estar  juntos  los 
hermanos  y  Parientes,  que  no  parten  las  heredades,  6  por  la  estre- 
chura  del  pueblo  (bemerkt  Gomara  aus  Mexico). 

Das  Kind,  das  schon  im  Embryonalenzustand^)  Fürsorge  er- 
langt hatte,    wurde   bei  Eintritt")    in   die  (buddhistische)  Leidens- 


alten Euiopa).  The  Lagunero  and  Aliomama  husbands  after  the  birth  of  a  child,  remain 
in  bed  for  six  or  seven  days,  during  which  time  they  eat  neither  fish  nor  meat  (in  Nord- 
Mexico),  the  father  being  intoxicated  and  in  that  State  sorrounded  by  a  dancing  multi- 
tudo,  who  score  his  body  tili  the  blood  flows  freely  (in  other  tribes).  Die  Chiriguanos 
ehren  ihre  Vorfahren  und  legen  sich  nach  der  Entbindung  der  Frau  ins  Bett. 

1)  Die  Spanier  bestimmten  zwangsweise  Verheirathungen  von  Kindern  in  den 
Dörfern  Guatemala's  um  die  Zahl  der  Steuer  zahlenden  Familien  zu  vermehren  (s.  Gage). 
Bei  Avicenna  führt  sich  die  Lehre  des  Triptolemus  auf  drei  Vorschriften  zurück,  die 
Götter  zu  ehren,  die  Eltern  zu  lieben  und  kein  Fleisch  zu  essen  (s.  Rodigini).  Tienen 
por  gran  fealdad  mirar  a  los  hombres  y  reirseles  (die  Frauen  Yucatan's).  Das  Haus 
der  Hauptfrau  heisst  Ibotire  (bei  den  Kaffir). 

2)  Eine  schwangere  Frau  durfte  keine  Eclipse  sehn,  weil  sonst  das  Kind  mit  Hasen- 
scharte geboren  würde  (in  ^Mexico).  Als  mociaquezqui  (tapfere  Frauen)  erhalten  die 
Cioapipilti  oder  im  Kindbett  gestorbenen  Frauen  an  den  Kreuzwegen  Opfer  von  Brod, 
das  in  verschiedene  Gestalten  geknetet  war  (besonders  von  Donnerkeilen  oder  Schmetter- 
lingen), und  an  ihre  Bilder  wurden  die  Amatetevitl  genannten  Papiere  aufgehängt.  Die 
Sechswöchnerinnen  essen  ihre  eigene  Nachgeburt  auf  (s.  Dapper)  bei  den  Tapujer  (zu 
Baron's  Zeit).  Die  aufgehobene  Nabelschnur  wird  dem  Kinde  im  6.  Jahr  in  einer 
Eierspeise  gehackt  zu  essen  gegeben,  um  den  Verstand  zu  öffnen  (in  Franken),  Die 
:Eskimo  bewahren  den  dem  Kinde  abgeschnittenen  Nabelstrang,  als  langes  Leben  sichernd 
(s.  Kink),  wie  in  Melanesien. 

3)  Yohualticitl  (diosa  de  las  cunas)  w^urden  von  den  Hebammen  um  die  Hut  des 
Neugeborenen  gebeten  (in  Mexico).  As  soon  as  a  male  child  was  brought  into  the 
World ,  he  was  sprinkled  with  some  drops  of  his  father's  blood  (bei  den  Caraiben)  und 
je  geduldiger  der  Vater  den  Schmerz  ertrug,  desto  mehr  glaubte  er  seinen  Muth  auf 
den  Sohn  zu  übertragen  (s.  Edwards).  In  Tenerife  wurden  die  Neugeborenen  durch 
heilige  Jungfrauen  gewaschen  (s.  Glas).  Dem  Säugling  wird  im  sechsten  Monat  (unter 
den  Kaffir)  bei  der  Isiko  Lobulunga  (Ubulunga)  genannten  Ceremonie  aus  dem  Schwanz 
von  (dann  als  heilig  betrachteten)  Rindern  ein  Halsband  umgelegt,  das  gegen  Uebel 
zu  schützen  hat,  und  in  der  Isiko  lengquiti  (Ingquiti)  genannten  Ceremonie  schneidet 
die  Mutter  das  erste  Glied  des  kleinen  Fingers  ab  und  klebt  es  in  Lehm  gesteckt  der 
Wand  des  Hauses  ein  (s.  Maclean).  The  Nicobarians  compress  with  their  hands  the  occi- 
put  of  the  new-born  child,  in  order  to  render  it  flat.  By  this  method  the  hair  remains 
close  to  the  head,  and  the  upper  fore-teeth  very  prominent  out  of  the  mouth. 


SCHUTZENGEL.  G59 

welt^)  mit  Klagen  empfangen  und  erhielt  (nach  sühnenden^) 
und  symbolischen^)  Weihen,  dem  Geschlecht^)  entsprechend) 
zum  Führer  durch  dasselbe  seinen  Schutzgeist  ■'^)  ausgewählt, 
anfangs   in  der   Unmündigkeit  (auch  unter  astrologischer^)  Befra- 


1)  Die  Les  Pleureurs  genannten  Biscantonges  beweinten  (nach  Heckewälder)  die 
Geburt  eines  Kindes  (als  den  Eintritt  in  ein  leidenvolles  Leben).  Nach  Gomara  flachten 
die  Mexicaner  das  Hinterhaupt  mit  dem  Brett  der  Wiege  ab.  Dem  festgebundenen  Knaben 
(unter  den  Tapuiyern)  werden  bei  der  Pubertät  von  Teufelsbannern  Lippen  und  Ohren 
durchbohrt  unter  den  weinenden  Klagen  der  Mutter  (s.  Dapper). 

2)  Nachdem  das  von  den  (im  zwölften  Himmel  weilenden)  Göttern  Ometecuhtli  und 
Omeahuatl  (criador  de  las  animas)  mit  dem  (auf  Erden  Leben  gebenden)  Wasser  der 
Göttin  Chalchihuitlycue  gewaschen  war  (um  das  Uebel  aus  den  verschiedenen  Gliedern 
zu  vertreiben),  wurde  es  von  der  Mutter  der  Göttin  der  Wiege  (Yohualticitl)  zum  Schutz 
und  dem  Gott  der  Nacht  (Yohualtecuhtli)  für  guten  Schlaf  empfohlen  (s.  Torquemada). 
Die  Kinder  der  Mayas  wurden  gebadet,  da  das  Eintauchen  die  Sünden  fortwusch. 

3)  Nachdem  (in  Guatemala)  der  Nabel  des  Kindes  mit  einem  neuen  Messer  (das 
in  einen  Fluss  weggeworfen  wurde)  auf  einem  Maiskolben  abgeschnitten  war,  wurde 
der  Mais  gesäet,  und  aus  der  Frucht  zwei  Kuchen  (für  Kind  und  Priester)  gemacht, 
der  Rest  der  Körner  aber  bewahrt,  um  von  dem  Kinde  nach  dem  Aufwachsen  gesäet 
zu  werden  (s.  Torquemada).  Der  vom  Knaben  abgeschnittene  Nabel  wurde  den  Krie- 
gern gegeben,  damit  er  muthig  werde,  und  der  des  Mädchens  beim  Hause  beerdigt, 
damit  sie  häuslich  werde  (in  Mexico).  Bei  Eclipsen  nahmen  die  Frauen  ein  Obsidian- 
stück  in  den  Mund,  damit  der  Embryo  sich  nicht  in  eine  Ratte  verwandle  (in  Mexico). 

^)  Si  era  hijo,  le  ponian  una  saeta  en  la  mano,  si  era  hija  un  huso  (bei  der  Ge- 
burt) in  Misteka  (Herrera). 

^)  War  eine  Frau  bei  den  Zapoteken  der  Entbindung  nahe,  so  zeichneten  die  Ver- 
wandten Gestalten  von  Thieren  auf  den  Boden,  die  mit  der  Verfertigung  auch  ausge- 
löscht wurden,  und  das  gerade  mit  der  Geburt  des  Kindes  correspondirende  galt  als 
Tona  oder  Zweites  Selbst,  welches  von  dem  Individuum  heilig  zu  halten  war.  Der 
Zauberarzt  (Paje  oder  Bogaier)  oder  Semetti  (der  Arowaken)  ist  für  die  Namengebung 
(aritin)  zu  bezahlen,  da  ein  Unbenannter  (Morikai)  den  Nachstellungen  des  bösen  Dämon 
(Jawahu  oder  Yawahu)  ausgesetzter  ist. 

6)  Bei  der  Taufe  des  Kindes  (in  Mexico)  urtheilten  die  Verwandten  aus  Kalender- 
zeichen über  sein  Geschick.  Astrologisch  ist  der  unter  dem  Einfluss  der  Venus  Ge- 
borene zur  Sinnenlust  geneigt,  während  die  Culraination  des  Mars  bei  der  Geburt  zur 
Gewaltthätigkeit  prädisponirt  (Mercur  zum  Handel  u.  s.  w.).  Nach  Chinigchinich's 
Vorschriften  geben  die  Californier  dem  Kinde  im  5 —  6.  Jahr  ein  Thier,  als  Beschützer, 
worin  der  unsichtbar  in  den  Bergen  lebende  Teufelsgott  El  Touch  in  schreckenerre- 
genden Gestalten  erschien.  Das  durch  den  berauschenden  Trank  der  Pibal-Pflanze 
besinnungslos  gemachte  Kind  war  von  alten  Männern  und  Frauen  umgeben,  die  es 
warnten  nicht  zu  schlafen,  da  der  Coyote,  der  Bär,  die  Klapperschlange  kommen  möchten, 
und  es  aufforderten,  ihr  Benehmen,  ob  freundlich  oder  feindlich,  zu  beachten  und 
nach  den  Wünschen  des  zuerst  Kommenden  zu  fragen.  Wenn  die  entsprechenden 
Visionen  gekommen  waren,  wurde  das  Fasten  unterbrochen.  Andere  Kinder,  ohne 
jenen  Trank  zu  erhalten,  wurden  phantastisch  gekleidet  und  bemalt,  in  den  Tempel 
geführt  und  dort  drei  Tage  strengen  Fastens    neben    einer   zur  Darstellung   des  Gottes 

42* 


660  SOCIAL-POLITISCHES. 

gung,  mit  dem  Namen  ^),  während  der  zur  Mannheit  reifende 
Jüngling  sich  im  prophetischen  Traum  selbst  die  Offenbarung  zu 
suchen  hatte. 


Chinigchinich  gezeichneten  Figur  gelassen,  mit  der  "Warnung,  dass  jeder  Bruch  der 
Vorschriften  von  dem  Gott  gesehen  und  bestraft  werden  würde.  Als  ein  Indianer 
einst  sich  rühmte,  ungestraft  heimlich  gegessen  und  selbst  den  Gott  mit  den  Füssen 
gestossen  zu  haben,  wurde  er  sogleich  von  den  erzürnten  Zuhörern  mit  Pfeilen  er- 
schossen (Boscana). 

^)  Bei  den  Chichimeken  ging  die  Hebefrau  mit  geschlossenen  Augen  in  das  Haus 
und  gab  dem  Kind  den  Namen  nach  dem  zuerst  gesehenen  Gegenstand.  Bei  den 
Otomi  wird  das  Kind  nach  dem  Onkel  oder  der  Tante  genannt  (an  der  Goldküste 
nach  dem  Grossvater).  Das  auf  ein  Aschenbett  gelegte  Kind  erhielt  nach  den  Fuss- 
tapfen  den  Namen  des  Thieres  (in  Yucatan).  El  primer  hijo  se  llamaba  Skob,  el  sc- 
gundo  Put,  el  tercero  Oktz  (in  Mixe).  En  Tarasco  el  hombre  llama  b.  su  hermano 
Hero  y  la  mujer  la  dice  Ueze,  en  Huasteco  el  hijo  del  padre  se  llama  Atik  et  de  la 
madre  Tam  (s.  Pimentel).  Ausser  dem  von  einem  Thiere  oder  anderm  Gegenstande 
entlehnten  Beinamen  (Kangarlta)  hat  der  Jüngling  (in  Südaustralien)  auch  einen  ge- 
heimen Namen  und  wird  in  die  Mysterien  eingeweiht,  von  welchen  "Weiber  und  Kinder 
ausgeschlossen  sind  (Schayer).  Bei  einem  Todesfall  (unter  den  Guaycurus)  verändert 
der  Hcäuptling  alle  Namen,  damit  der  zurückkehrende  Geist  das  Gesuchte  nicht  wieder- 
finde (s.  Lozano).  A  sus  hijos  y  hijas  siempre  llamavan  del  nombre  del  padre  y  de 
la  madre,  el  del  padre  como  propio  y  de  la  madre  appellativo  (in  Yucatan).  Auf  dem 
Isthmus  von  Chiriqui  (wo  die  Leiche  auf  vier  Pfeiler  gesetzt  wurde)  erhält  das  Kind 
(nach  dem  Fasten)  seinen  Gott,  in  Thiergestalt  (J.  Cook).  Protracted  ceremonies  involving 
Isolation,  fasting,  purgation,  self-denial  and  ablution  were  religiously  observed  under 
the  personal  supervision  of  the  Is-te-puc-cau-chau-thluc-co  or  grcat  leader,  before  the 
Creek-youth  was  admitted  to  the  dignity  and  privileges  of  manhood  (C.  Jones).  Neben 
dem  Schöpfer  Ikanam,  der  sich  auf  dem  heiligen  Berge  in  Stein  verwandelte,  verehren 
die  Chinook  den  Coyote,  der  die  Menschen  belehrte  (die  Personalgeister  oder  Tama- 
nowas  gehen  vom  Vater  auf  den  Sohn  über).  Die  zwerghaften  Ninumbccs  in  dem 
Berge  der  Soshones  wechseln  Kinder  aus  und  die  Wasserkinder  oder  Pahonahs  ver- 
schlingen Frauen.  Neben  Chareya  (der  alte  Mann  droben)  wird  der  Coyote  verehrt 
(bei  den  Cahrocs).  Chinigchinich  (in  California)  durfte  nicht  begraben  werden,  indem 
er  sich  rächen  würde,  wenn  man  auf  sein  Grab  träte  (Boscana).  Nach  Heckerwälder 
müssen  sich  die  Knaben  bei  Irokesen  und  Delawaren  durch  Fasten  (bis  sie  Gesichter  sehen) 
auf  die  Männerweihe  vorbereiten,  bei  den  Mönnitarris  am  Missouri  schleppen  sie  an 
den  ausgeschnittenen  Hautstücken  einen  BüflFelkopf  (nach  Neuwied)  und  bei  den  Man- 
danen  werden  an  dem  mit  thierischen  Masqueraden  verbundenen  Frühlingsfest  Okippe 
Fingerglieder  abgeschnitten,  oder  es  wird  geschwungen  mit  Aufhängen  am  Rückenmuskel, 
bei  den  Tschippewäern  werden  (nach  Long)  Figuren  aufgeprickelt.  Die  Caraiben  ritzen 
bei  der  Wehrhaftmachung  die  Knaben  mit  dem  Agutizahn,  die  Dorier  geisselten  im  Tempel 
der  Artemis,  bei  den  Passes  (in  Brasilien)  werden  die  Knaben  mit  einem  Sperber- 
schnabel verwundet.  Der  Edelknabe  wurde  durch  den  Ritterschlag  wehrhaft  gemacht, 
die  Jägerburschen  (s.  Fleming)  durch  eine  Maulschelle.  Beim  Hobeln  der  Kirmess- 
burschen in  Udestedt  (zwischen  Weimar  und  Erfurt)  wurde  der  Candidat  mit  einem 
Hülzmesser    barbirt. 


HEIRATHEX.  661 

«Die  in  Peru  (und  Tahiti)  gesetzlich  regulirten  Kopfentstellun- 
gen fanden  sich,  wie  bei  noch  andern  Stämmen  in  Südamerica 
(neben  den  Omaguas)  auch  unter  den  nördlicheren  (bis  zu  den  Chi- 
nuk).    In  Yucatan  wurden  Stirnen  und  Köpfe  ^)  abgeflacht  (Herrera). 

Wie  in  den  gemeinsamen  Häusern  des  indischen  Archipelago 
schliefen  die  unverheiratheten  Jünglinge  in  der  Galpon  genann- 
ten Vorhalle  des  Tempels  zusammen.  i 

In  Yucatan  schliefen  die  Jünglinge  in  einem  grossen  Hause 
zusammen  (s.  Landa)  und  auch  in  Guatemala  waren  die  Kinder 
von  den  Eltern  getrennt  (nach  Ximenez). 

In  jeder  Ansiedelung  der  Quelenes  fand  sich  ein  Capul  (casa 
del  Comun)  für  Abschluss  von  Heirathen  (Herrera). 

Beim  Mannbarwerden  waren,  wie  in  Südamerica  (wo  auch 
die  Mädchen  bei  der  ersten  Menstruation  gepeinigt  wurden),  Muths- 
prüfungen^)  (neben  religiösen  Riten)  zu  bestehen. 

Bei  Herausforderung  wegen  Liebschaft  mit  einem  Mädchen 
durfte  (in  Mexico)  der  Zweikampf  erst  beim  nächsten  Feldzug 
abgehalten  werden  (s.  Torquemada). 

Dem  Ehebrecher  zerschlug  der  Gatte  den  Kopf  mit  einem 
Stein  und  die  Frau  wurde  (in  Mexico)  gepfählt  (s.  Francesco 
de  Bologna). 

Die  Fussstapfen  eines  Bären  erblickend,  brechen  die  Weiber 
der  Koloschen^)    in  Lobsprüche  aus,    um  nicht  von    ihm   in  den 


1)  Cuando  nace  un  niiio,  no  se  hace  otra  practica,  que  marcarlo  en  el  oertice  de 
la  cabeza  con  una  piedra  aguda  y  candente  (zum  Schutz  gegen  Hexerei)  bei  den 
Cariben  in  Nicaragua  (Levy).  Queda  por  medio  de  la  cabeza  un  grand  hoyo  de  parte 
a  parte  durch  das  Zusammendrücken  der  Kinderköpfe  (für  Lastentragen)  in  Nicaragua 
(s.  Oviedo). 

2)  Auf  den  Cacao  erbittenden  Jünglingen  aus  Nachbardörfern  wurden  vorher  von 
dem  Caciquen  (in  Tecoatega)  verschiedene  Stöcke  zerbrochen,  um  ihre  Ausdauer  und 
Muth  zu  prüfen,  ehe  man  ihnen  die  Cacaokörner  gab. 

3)  Mit  dem  Ostwinde  erhalten  die  Koloschen  Kunde  Von  der  Existenz  des  Jeshl 
(der  schon  existirte,  bevor  er  geboren  wurde,  nicht  älter  wird  und  nie  stirbt),  an  den 
Quellen  des  Flusses  Nass  weilend.  Auf  den  Rath  eines  Delphins  einen  aus  dem  Meere 
genommenen  Stein  verschluckend,  wurde  Jeshl's  Mutter  mit  ihm  schwanger,  und  in 
die  Haut  eines  Kranich  gehülj^t,  flog  Jeshl  zu  den  Wolken,  bis  sich  die  Fluth  seines  Oheims 
verlaufen.  Verschieden  von  den  mit  Rennthieren  wandernden  Tschüktschen  wurden 
die  Namolli  (durch  Verlust  der  Heerden)  zu  ansässigen  Fischern  und  Jägern.  Die 
Ostjaken  (in  Obdorik)  dienen  in  Waflfentänzen  dem  Jelan  (Gott).  Die  Tadaby  sind 
Schamanen  der  Samojeden.  Die  Aleuten  gebrauchten  zur  Heizung  und  Beleuchtung 
ihrer  Wohnuneen    die    Jirniki    oder    Fettlampen   (in   ausgehöhlten    Steinen).      Für   den 


662  SOCIAL-POLITISCHES. 

Wald  entführt  zu  werden.  Die  mannbaren  Jungfrauen  wurden  als 
unrein  eingeschlossen  und  mit  einem  breitkantigen  Hut  bekleidet, 
um  nicht  durch  ihre  nach  oben  gewendeten  Blicke  den  Himmel 
zu  verunreinigen. 

Wie  in  Peru  waren  die  Spanier  in  Mexico  erstaunt^)  über 
die  vollendeten  Arbeiten^)  ohne  Kenntniss  des  Eisens^),  das 
(ausser  dem  bereits  durch  Fernando  Colon  erklärtem  Missverständ- 
niss  bei  den  Caraiben)  eine  der  späteren  Traditionen  (bei  Monte- 
sinos)  den  mythischen  Architecten  der  Chimu  zuschreibt,  während 
diese  selbst  bei  der  Conquista  dessen  entbehrten,  wie  ihre  Nach- 


Uebergang  in  den  akadan  kujudak  (eine  bewohnte  Welt,  von  wo  das  Sonnen-  und 
Sternenlicht  ausging),  statt  in  den  sitchudik  kujudak  (eine  bewohnte  Unterwelt  der 
Finsterniss)  übten  die  Aleuten  bei  der  Morgendämmerung  im  Wasser  das  Lichtschlucken 
(mit  offenem  Munde  nach  Osten  gewandt).  Von  dem  Dämon  (Kugan)  inspirirt,  tanz- 
ten die  Zauberer  (der  Aleuten)  mit  Masken.  Auf  den  westlichen  Inseln  der  Aleuten 
fanden  sich  Götzenbilder  (in  Menschengestalt)  oder  Taijaguliguk  (Kugadakh  auf  Una- 
lashka);  die  Kugagikh  oder  Zauberer  (der  Aleuten)  repräsentirten  Thiergeschlechter. 
Nach  Jakow  unterscheiden  die  Aleuten  den  Kujudam  ajugu  (Himmelsschöpfer)  und 
Atschidam  ajugu  (Erdschöpfer). 

1)  Herrera  spricht  seine  Verwunderung  aus,  dass  trotz  des  Mangels  an  jeder  Art 
von  Metall  sich  in  Yucatan  erbaut  haben  :  tan  grandes  edificios,  los  cuales  parece  havcr 
sido  templos,  porque  sus  casas  siempre  las  usaron  de  madera,  cubiertas  de  paja,  (Ad- 
mira  que  no  hallandose  ningun  genero  de  metal,  se  ayan  podido  labrar  tan  grandes 
edificios.)  In  Tenerife  wurden  (beim  Mangel  an  Metall)  Instrumente  aus  schwarzem 
Stein  (Tavonas)  gefertigt. 

2}  Durch  die  Töpferei  zeichnete  sich  Cholula  aus,  durch  die  Goldschmiedekunst 
Azcapozalco,  durch  die  Malerei  Tezcuco,  durch  Steinbildnerei  Tenajocan,  durch  Matten- 
weben Quauhtitlan,  durch  Blumenzucht  Xochimilco,  durch  die  Jagd  Xilotepec,  durch 
die  Fischerei  Cuitlahuac  (sagt  Clavigero). 

3)  Die  Eisen-Minen  von  Ancoriames  sollten  von  den  Inca  bearbeitet  sein  und 
(nach  Montesinos)  hätte  das  Eisen  seinen  einheimischen  Namen  in  der  Sprache  Chili's  ge- 
habt. Nach  Velasco  machten  die  Peruaner  keinen  Gebrauch  von  dem  Eisen  (Quillay),  weil 
sie  das  Kupfer,  wie  Stahl,  zu  härten  verstanden.  Nach  Montesinos  brachten  die  Riesen 
oder  Chimus  Eisen  mit  und  schreckten  durch  ihre  daraus  gefertigten  Waffen  die  Ein- 
geborenen. Die  südlich  von  den  Thlinkiten  und  Tun-Ghaasen  wohnenden  Kaiganen 
bezeichnen  die  Amerikaner  als  Jez-hata  oder  Eisenmänner  (nach  Scouler).  Zwischen 
den  ^skimo-Dialecten  und  der  Sprache  der  Ugalachmut  oder  Ugalenzen  (westlich  vom 
Vorgebirge  Elias)  besteht  keine  Verwandtschaft  (nach  Radioff).  Neben  Fusang  fand 
sich  das  Land  der  Amazonen  (Nio-mujok).  Nach  Tongtien  (im  Wa-kan-san-tai-dzon- 
ye)  werden  in  dem  östlich  von  China  gelegenen  Fusang  von  den  schriftkundigen  Ein- 
wohnern (die  Milch  zahmer  Hirsche  trinkend)  aus  der  Rinde  des  Fusang-Baumes  (Hi- 
biscus  rosa  sinensis)  Kleider  verfertigt.  Le  sol  ne  renferme  point  du  fer,  mais  on  y 
trouve  du  cuivre  (s.  Leon  de  Rosny).  Gegen  Ende  der  Tscheou-Dynastie  begann  man 
im  südlichen  Königthum  Thsou  Eisen  zu  verarbeiten  (neben  der  bisherigen  Bronze). 


METALL.  663 

barn,  auch  in  Chile.  Mit  Quillay  wird  Metall  im  Allgemeinen 
bezeichnet.  Als  Geräthschaften  wurden  Steine^)  benutzt,  beson- 
ders der  (die  Stelle  des  Feuersteins^)  vertretende)  Obsidian, 
und    (neben    Knochen    oder    Muscheln)    das    Kupfer^)    oder    der 


1)  Die  Brasilier  (bei  der  Insel  Coröa  Vermelha)  hauten  Holz  mit  Steinen  in  Keil- 
form, in  einen  Stiel  eingefügt  und  festgeschnürt  (nach  Vaz  de  Caminha).  Para  labrar 
la  madera  se  servian  de  piedras  de  rios  muy  duras  y  agudas  (in  Guanahani).  Die 
Chikkasah  wickelten  2 — 3  zähe  Zweige  vom.  weissen  Wallnussbaum  um  den  einge- 
kerbten Griff  der  Steinaxt  (s.  Adair). 

2j  Das  Messer  (der  Soshones)  bildet  a  piece  of  flint,  with  no  regulär  form,  and 
the  sharp  point  of  it  no  more  than  one  or  two  inches  long,  the  edge  of  this  is  renewed, 
and  the  flint  itself  is  formed  into  heads  for  arrows  by  means  of  the  point  of  a 
deer  or  elk  hörn  (s.  Clark  and  Lewis).  Flints  neatly  formed  into  arrowheads  are  fre- 
quently  found  throughout  Texas  (Burnet).  Am  Ogden-Fluss  (in  Utah)  wurden  Obsidian- 
Spitzen  gefertigt.  Das  Schild  der  Snakes  wird  vom  Medicin-Mann  geweiht.  Manche 
haben  einen  eiförmigen  Stein  mit  oder  ohne  Leder  an  einem  Stock  befestigt  oder 
eiserne  Streitäxte  (Ohmanah-Tchamaha)  bei  den  Mandan  (Neuwied).  Die  Holzkeule 
hiess  Manna-Pauishä.  Das  Messer  (Itaquice),  wenn  aus  Stein  gefertigt,  hiess  Itaque 
(bei  den  Brasiliern),  item  ex  arundine,  quos  dicunt  Taquoaquice  (Marcgrave).  Primero 
sacan  una  piedra  de  navajas  que  son  negras  como  azabache  y  puesta  tan  larga  como 
un  palmo  6  algo  menos,  hacenla  roUiza  y  tan  gruesa  como  la  pantorilla  de  la  pierna  y 
ponen  la  piedra  entre  los  pies  y  con  un  palo  hacen  fuerza  a  los  cantos  de  la  piedra, 
y  d  cada  empujon  que  dan,  salta  una  navajuela  delgada  con  sus  filos  como  de  navaja 
(s.  Motilinia)  in  Mexico  (s.  auch  Torquemada  ad  I,  3.  B.  34.  Capt.).  Die  ,,Indians,  who 
make  arrow  as  a  specialialty  (unter  den  Veeards  in  California)  employ  for  this  purpose 
a  pair  of  buck-horn  pincers,  tied  together,  at  the  point  with  a  thong.  They  tirst 
hammer,  out  the  arrow  head  in  the  rough,  and  then  with  these  pincers  carefully  nip 
off  one  tiny  fragment  after  another"  (nach  Powers).  The  Shastas  especially  excelled  in 
making  obsidian  arrows  (s.  H.  Bancroft).  The  arrow-point  maker,  who  is  one  of  a 
regulär  guild,  places  the  obsidian  pebble  upon  an  anvil  of  talcose  slate  and  splits  it 
with  an  agate  chisel  to  the  required  size,  then  holding  the  piece  with  his  finger  and 
thumb  against  the  anvil,  he  finishes  it  off  with  repeated  slight  blows  (nach  Wilkes). 
Their  knives  were  sharpened  needs  or  shells,  their  axes  sharp  stones  (in  Virginien),  no 
iron  tools  (s.  Carew).  Während  Lewis*  und  Clark's  Anwesenheit  unter  den  Shoshonen 
erbeutete  Drewyer  ,,an  Instrument  made  of  bone  for  manufacturing  the  flints  into  heads 
for  arrows"  (1804).  One  of  the  Pitt  River  Indians  (of  California)  made  from  a  frag- 
ment of  quartz,  with  a  simple  piece  of  round  bone,  one  end  of  which  was  semi-sphe- 
rical,  with  a  small  crease  in  it  (as  if  worn  by  a  thread)  the  sixteenth  of  an  inch  in 
depth,  an  arrow-head,  which  was  very  sharp  and  piercing,  and  such  as  they  use  on 
all  their  arrows  (Beckwith).  Von  dem  mit  den  Füssen  gehaltenen  Obsidianstück  wur- 
den (in  Mexico)  die  Messer  mit  einem  an  die  Brust  gestemmten  Holz  abgedrückt  (Tor- 
quemada). Una  von  Iti  (oder  Tahiti)  führte  in  Mangaia  die  künstliche  Befestigung 
der  Steinäxte   in  den    Holzgriff  ein  (als  Erfindung  Tane-mata-ariki's). 

^)  Zum  Holzfällen  wurden  (in  Mechoacan)  Kupferäxte  verwandt  (Torquemada).  In 
Mechoacan  benutzte  man  das  Kupfer  einer  dortigen  Mine  „en  lugar  del  hierro,  porque 
corta  como    acero"  (Herrera).     In   Veragua  wurde    die    Guanin    genannte  Goldlegirung 


664  SOCIAL-POLITISCHES. 

Legirungen  desselben  in  verschiedenen  Verbindungen  (nach 
der  erforderlichen  Härte).  Bei  den  Eskimo  fanden  sich  Messer 
aus  gediegenem  Kupfer.  Nach  alten  Traditionen  der  Koluschen 
soll  einst  ein  Weib  in  Tschischikhath  die  Kunst  zu  schmieden 
erfunden  haben,  weshalb  ihr  auch  eine  fast  göttliche  Verehrung 
zu  Theil  ward  (Holmberg). 

Neben  den  auch  in  Peru  als  Chaquira  ^)  bezeichneten  Arm-  und 
Halsbändern,  wurde  verschiedener  Schmuck^)  gefertigt  (in  Peru 
auch  aus  blauem   Schmelz  ^) ,    gleich    dem   ägyptischen,  in  Africa 


verwandt.  Die  von  den  Schiffen  Dieppe's  (unter  Florentin)  besuchten  (1524)  Indianer 
(südlich  von  Nueva  Francia)  besassen  „laminas  de  Cobre",  sowie  ,,arcos  y  flechas,  labradas 
curiosamente  armada  de  pedernal"  (s.  Herrera).  Die  Atnah  (unter  den  Kenai)  üben 
die  Verarbeitung  von  Kupfer.  Bei  dem  Caciken  Diriangen  erhielt  Davila  goldene 
Aexte  (Herrera).  Die  Hachas  de  Oro  (de  catorce  quilates  i  aun  menos)  brauchte 
man  (in  Nicaragua)  en  la  Guerra  y  Edificios  (s.  Gomara).  Der  Seythe  Lydus  erfand 
die  Bronze-Bereitung  (nach  Aristoteles).  Michael  Rossi  fand  in  den  etruskischcn 
Gräbern  von  Valentano  und  Narni  (unter  einer  Peperino-Schicht  der  albanischen 
Lava)  Gelte  (mit  Tüllen)  und  Paalstäbe  (mit  rechtwinklig  aufgebogenen  Seitenflügeln), 
sowie  sichelartige  Messer  u.  s.  w.  Nach  Aristoteles  waren  die  chirurgischen  Instru- 
mente von  Kupfer,  weil  "Wunden  dann  leichter  als  durch  Eisen  heilten.  Die  Mexi- 
caner  verfertigten  aus  den  entsprechenden  Metallen  die  Sonne  aus  Gold,  den  Mond 
aus  Silber  zur  Verehrung  (Gomara).  Tenian  hachuelas  de  cierto  metal  (s.  Landa)  in 
Yucatan  (durch  Schlagen  mit  einem  Stein  geschärft).  Die  Künstler  in  Gold  oder  Tul- 
tecas  opferten  dem  Gott  Totcc  (in  Mexico)  im  Kriegsspiel  (s.  Sahagun).  Die  Stein- 
schneider (Mexico's)  waren  von  Xochimilco  gekommen  (Sahagun).  Die  riesigen  Stein- 
figuren (Huitzilopochtli's  und  Tezcatlipoca's)  estaban  cubiertos  de  nacar  y  encima 
muchas  perlas,  piedras  y  pie^as  de  oro  en  gastadas,  con  engrudo  de  ^acotl,  y  aves, 
sierpes,  animales,  peces  y  flores,  hechas  ä  lo  Musaico  de  Turquesas,  Esmeraldas,  Cal- 
cedonas,  y  otras  piedrecitas  finas  (Gomara)  in  Mexico.  Mascaras  musaicas  de  pedre- 
citas  finas  con  las  orejas  de  oro,  con  los  colmillos  de  hueso  fuera  de  los  labios 
(s.  Gomara)  fanden  sich  in  Mexico. 

')  Die  Armbänder  werden  auch  als  Chaquira  bei  den  Cuebas  bezeichnet.  Zur  Verferti- 
gung der  Angeln  aus  Knochen  und  Schildkrötenschale  (zu  Colon'sZeit)  die  Eingebornen  (in 
Veragua) :  los  cortaban  con  hilo  de  cierta  especie  de  Canamo,  que  en  la  Espanola  llaman 
Cabuya,  de  la  manera,  que  los  que  hacen  cuentas,  cortan  con  una  Sierra  delgada  los  huesos, 
y  no  hai  huerro,  que  de  aquella  manera  no  corten  (Herrera).  Der  Fischfang  wurde  mit 
Netzen  betrieben  oder  durch  Pfeilschiessen,  nach  dem  narcotischen  Betäuben  der  Fische. 
Zum  Vogelfang  (in  Brasilien)  utuntur  certis  instrumentis ,  quae  vocant  Incana,  quae 
illis  sunt  trium  generum,  nimirum  Incanabipiara ,  quod  aves  pedibus  capit,  Incanajuri- 
piara,  quod  eas  cervice  apprehendit,  Incanapitereba,  quod  medio  corpore  (Marcgrav). 

2)  Yacaxuitl,  Nasensteine  (aus  Chalcuitl),  Tentetl,  Lippensteine,  Nacochtli,  Ohr- 
ringe, Matzopetzli  oder  Matemecatl,  Armringe,  Cozcatl,  Halsband.  Die  mexicanischen 
Spiegel  (aus  polirtem  Stein)  zeigten  das  menschliche  Gesicht  besser  und  correcter,  als 
die  spanischen  (bemerkt  Peter  Martyr). 

3)  Bei  den  Mandan  werden  blaue  Perlen    angefertigt  (s.  Catlin).     In   peruanischen 


TÖPFEREI.  665 

mit  Agries-Perlen),  und  die  Tradition,  dass  dem  Thon  der  Töpfer- 
waaren  ^)  Gold  beigemischt  sei,  hat  zur  Zerstörung  manch'  werth- 
vollen  Gefässes  geführt.  Besonders  berühmt  für  Töpferwaaren 
war  Cholula.  Das  bunte  und  schwarze  Töpferwerk  (heisst  es)  kam  von 
Chohche  (Cholula),  die  Arbeiten  der  Goldschmiede  von  Ezcapuzalco. 
Bei  der  Ansiedlung  in  Nacapahuazcan  lernten  die  Teochichimecen 
die  Kunst,  Fleisch  in  irdenen  Töpfen  zu  kochen  (nach  Camargo). 

Der  auf  der  Sacramento-Ebene  die  Indianer  (zur  Speise)  in 
einem  Steinmörser  zerstampfende  Riesen-Greis  wurde  vom  Coyote 
getödtet  (nach  den  Neeshenam). 

Die  in  Cahfornien  gefundenen  Steinmörser  waren  (nach  den 
Neeshenam)  vom  Geisterfürst  Haylin  Kakeeny  gefertigt  (s.  Powers). 

Die  Figuren  in  den  Gemälden  sind,  beim  Uebergang  zu 
Schriftzeichen,  conventionell  abgekürzt  oder  entstellt,  wogegen 
die  Sculptur  an  den  Thieren  Naturnachahmung  zeigt  und  auch 
bei  den  Menschen   Portrait- Aehnlichkeit^)  angestrebt  haben  soll. 


Gräbern  wurden  (ähnlich  den  afrikanischen  Agries)  blaue  Schmelzperlen  gefunden 
länglicher  Form  (wie  in  den  ägyptischen).  Zinniu  wird  (in  Japan)  mit  einem  Hals- 
schmuck dargestellt,  der  an  den  in  Polynesien  gewöhnlichen  erinnert,  und  in  den 
jener  Zeit  zugeschriebenen  Gräbern  finden  sich  Längsröhren,  sowie  die  dieselben  unter- 
brechenden Zähne  (in  Nachahmung  aus  Glasschmelz). 

1)  In  Yucatan  ist  zuweilen  statt  gewöhnlichen  Sandes,  goldhaltiger  mit  dem  Lehm 
des  Topfgefässes  gemischt  (nach  Berendt).  Havia  oficiales  de  loca  y  de  vasijas  de 
barro,  para  comer,  y  beber  en  ellas,  muy  bien  hechas,  pintados  y  galanas  (in  Mexico), 
und  dann  verfertigte  man  Xicaras  y  Tecomates  (de  ciertas  calaba9as),  mit  bunten 
Figuren  bemalt  (die  im  "Wasser  fest  blieben).  Verschiedene  Arbeiter  stellten  aus  Federn 
ein  Gemälde  zusammen  (s.  Torquemada).  Die  Mexicaner  suchten  den  Spaniern  die 
Glasur  abzulauschen.  The  Muscogee  Brass  plates  (nur  bei  Festen  gezeigt,  aber  nicht 
berührt)  appear  to  have  been  Covers  for  pots,  or  some  other  vessels,  (from  the 
Spaniards  in  Florida)  1852  (s.  Loughridge).  Maka-c6ga,  an  earthen  vessel  or  pot,  such 
as  the  Dakotas  are  said  to  have  made  and  used  before  their  intercourse  with  white 
people  (Riggs). 

2)  Torquemada  rühmt  (besonders  wegen  zwei  steinernen  Königsfiguren  in  Chapultepec, 
que  parecen  mas  labradas  de  cera,  que  de  la  materia,  que  son)  die  Escultores  de  canteria, 
que  labraban,  quanto  querian  en  piedra,  con  otras  Piedras  guijarenas  y  pedernales, 
porque  carecian  de  Hierro  y  Acero  (in  Mexico).  Los  Carpinteros  y  Entalladores  la- 
braban la  madera  con  instrumentos  de  Cobre,  pero  los  Lapidarios  cortaban  y  labraban 
las  Piedras  preciosas,  con  cierta  arena,  que  ellos  conocian,  aunque  aora  la  cortan  con 
Esmeril,  y  hacian  ellos  las  figuras,  que  tjuerian.  Die  Silberschmiede  (Plateros)  ar- 
beiteten ,,con  una  piedra  sobre  otra"  und  waren  besonders  geschickt  (auch  im  Wechsel 
von  Gold  und  Silberbelegung)  im  Giessen  und  Modelliren  (haciendo  mucha  ventaja  ä 
nuestros  plateros  Espanoles),  bis  sie  sich  bei  der  spanischen  Unterdrückung  durch  die 
Armuth  verloren    (hay    ya  muy    poco  ö  casi  ninguno).     Ausgezeichnet   waren  die  En- 


ßQQ  SOCIAL-POLITISCHES. 

Wie  überall  bei  wenig  bekleideten  Völkern  sucht  der  Hang 
zum  Schmuck  zunächst  (wie  im  polynesischen  Tättowiren)^)  in 
oder  auP)  der  Körperhaut  ihre  Thätigkeit  zu  äussern,    und  dann 


talladores  (und  die  Maler  für  Pflanzen  und  Thiere)  und  auch  die  Künstler  in  Knochen- 
schnitzereien (und  Figuren  aus  Rohr).  Zuniga  (f  1606)  sah  in  Chapultepec  aus  Fels 
gearbeitete  Statuen  mexicanischer  Könige  in  Rüstung  und  Federschmuck,  que  parecen 
mas  labradas  de  cera,  que  de  la  materia,  que  son,  tan  lisas  y  limpias,  que  no  parecen 
hechas  ä  mano.  Tode  esto  labraban  con  otras  piedras  y  pedernales  (in  langer  Zeit- 
dauer). Havia  plateros ,  pero  faltabales  las  herramientas  necesarias ,  para  labrar  de 
martillo  o  ma9oneria,  pero  con  una  piedra  sobre  otra,  hacian  una  ta9a  llana  y  un  plato. 
Para  las  cosas,  que  dicen  de  fundicion  y  vaciado,  eran  muy  habiles,  y  hacian  una  joia 
de  oro  6  plata,  con  grandes  primores,  (saccaban  de  la  fundicion  una  pie^a  la  mitad  de 
oro  y  la  mitad  de  plata,  oder  einen  hohlen  Fisch  mit  Schuppen  abwechselnd  aus  Grold 
und  Silber,  de  que  se  maravillaron  mucho  los  plateros  de  Espana). 

1)  Les  Coradjis  incisent  d'abord  la  peau  avec  un  coquillage  tranchant,  puis  brü- 
lent  ou  irritent  la  plaie  pendant  plusieurs  mois,  jusqu'ä  ce  qu'il  survienne  un  bourrelet 
cicatriciel  allant  jusqu'ä  la  grosseur  du  petit  doigt  (beim  Tättowiren  in  Australien). 
The  ingredients  for  tattooing  or  pricking  marks  (won  by  victory  with  men  or  bears) 
on  the  ehest  are  red  ochre  (tzo\v-gwit-zo\v)  or  black  lead  (toong-e-rillery)  and  indigo 
(Hooper)  bei  den  Tschuktschi.  Maxima  illorum  pars  corpus,  brachia,  femora  pingit  ele- 
gantibus  et  concinnis  figuris,  qiiarum  color  numquam  obliteratur,  in  ipsa  enim  cute 
sunt  impressae  notae  sive  puncturae  (in  Florida).  The  women  have  their  bodies  painted 
(s.  Ribault).  Les  emblemes  armorials  tatoues  ä  l'aiguille,  parfois  par  scarification,  sur 
la  figure  principalement  parmi  les  indigenes  des  mers  du  Sud,  correspondent  au  signe 
de  tribu  ,  que  les  Australiens  se  scarifient  sur  la  cuisse  et  placent  sur  un  arbre  voisin 
apres  la  mort  (Topinard).  Men  and  women  are  tattooed  (in  the  Pelew-islands)  or  mel- 
gothed  (Keate).  Das  Manka- Verfahren  Neu-Hollands  beschränkt  sich  auf  Narben- 
bildung. Nach  Thevenot  fügten  die  Bisayer  ihren  schwarz  gefärbten  Zähnen  Gold  ein. 
und  ebenso  trug  der  Mangellan  besuchende  Fürst  in  Mindanao  Gold  in  den  Zähnen 
(wie  die  Goldzähner  Central- Asiens). 

2)  Bei  den  Gruguanas  oder  Giriguanas  (zu  Alfinger's  Zeit)  bemalten  sich  die 
Frauen  Brust  und  Arme  unauslöschlich  mit  ihrem  Blut  (Oviedo).  Die  Delawaren 
ritzten  sich  mit  Nadeln  Figuren  in  die  Haut,  durch  Pulver  schwarz  gebeizt  (Loskiel). 
Die  Cupulen  in  Yucatan  tättowirten.  Die  Pa-Utah  durchbohren  die  Nase.  Für  jeden 
erbeuteten  Kopf  schneiden  sich  die  Itucalis  (in  der  Pampa  del  Sacramento)  kleine 
Stücke  der  Nasenhaut  ab,  und  indem  sie  Kernschaalen  der  Palme  in  die  Wunde  ein- 
fügen, bildet  sich  ein  Fleischauswuchs,  so  dass  sich  oft  eine  Reihe  Knöpfe  von  der 
"Wurzel  der  Nase  bis  zur  Spitze  findet  (s.  Skinner),  wie  die  Knopfkneuzen  in  Afrika. 
Victuris  in  cute  punctis  milites  scripti  (Vegecius).  Wie  Britannier  tättowirteji  die  Illyrier 
und  Nachbarstämme  (in  Adels-Wappen).  In  Panuco  war  das  Tättowiren  das  Zeichen 
der  Adligen  (de  Witt).  Bei  Tödtung  des  ersten  Feindes  bemalten  die  Caquetio  (bei 
Coro)  einen  Arm,  beim  zweiten  die  Brust,  beim  dritten  echava  una  raya  desde  el 
estremo  del  ojo  a  la  oreja,  y  este  era  su  blazon  (Simon).  Labravanse  los  cuerpos  y 
quanto  mas,  tanto  mas  valientes  y  bravosos  se  tenian  (wegen  der  Schmerzertragung 
beim  Tättowiren)  in  Yucatan  (Landa). 


OHRDURCHLÖCHERUNG.  667 

besonders  am  Haar  ^),  so  dass  z.  B.  in  Melanesien  der  Kopf  oft  3 — 4 
verschiedene  Frisuren  gleichzeitig  zeigt ,  um  das  Beste  ^)  daraus 
zu  machen. 

Neben  (peruanischer)   Ohrdurchbohrung  ^)   oder   Ohrverlänge- 
rung'^)  kamen  Einlochungen  der  Lippen "')  und  auch  Durchlöcherung^) 


1)  Wer  (in  Mexico)  eine  Kriegsthat  ausgeführt  hatte,  erhielt  die  Erlaubniss,  die 
Haare  aufzubinden  mit  dem  Titel  Quachictin  (Gran  Capitan).  Auf  den  Sulpturen 
Yucatan's  bezeichnen  Hörner  in  den  Haaren  die  Frau  (als  Schmuck).  Die  Misteken 
rissen  den  Bart  mit  Goldzangen  aus  (s.  Herrera).  Die  Comanches  verfertigen  Silber- 
Zierrath  aus  dem  Silber  der  Minen  von  San  Saba  (nach  Domenech).  Am  Cap  Frio 
wurden  die  Haare  am  Körper  den  Männern  von  den  Frauen  ausgerissen,  und  den 
Frauen  von  ihren  Liebhabern  (Thevet). 

2)  Die  Tupinambas  schnitten  die  Haare  mit  einem  Steinkeil  unter  Darunterhalten 
einer  Steinplatte  (s.  Stade).  Die  Zoques  bei  St.  Miguel  und  Santa  Maria  Chimalapa 
rasirten  die  Scheitel.  Bei  den  Souriquois  in  Neu-Schottland  (mit  Autmoins  oder 
Zauberpriestern)  trugen  nur  die  Vornehmen  Barte ,  da  ihn  die  Gemeinen  ausrupfen 
mussten  (s.  Vischer).  In  Guyana  gilt  langes  Haar  als  Zeichen  der  Freiheit,  weshalb 
es  den  Sklaven  abgeschnitten  ward  (nach  Barrere).  Die  Osagen  haben  den  durchge- 
henden Gebrauch  des  Kopf-Rasirens,  so  as  to  leave  only  a  scalp  on  the  back  part  and 
above  (Long).  Bei  den  Mandan  wird  der  Tanz  des  halbgeschorenen  Kopfes  (Ichohä- 
Kakoschochatä)  aufgeführt.  Die  Floridaner  schoren  die  Hälfte  des  Kopfes  (nach 
Coreal).  Die  Pallotepallors  oder  Flatheads  rissen  den  Bart  mit  Holzzangen  aus  (s. 
Lewis).  Wie  die  nordwestlichen  Nationen  flechten  die  Sioux  ihr  langes  Haar  in 
Zöpfe  (s.  Paul  von  Würtemberg).  The  women  at  a  dance  wear  huge  paste  board 
coiff"ures,  like  turrets,  which  are  painted  symbolically  and  adorned  with  feathers.  These 
headdresses  are  similar  to  those  used  by  the  Aztecs,  from  whom  the  Pueblo-Indians 
(Moqui)  are  supposed  to  be  derived  (Broeck). 

3)  Während  die  Mexicaner  oder  Culhua  Ohren  und  Lippen  nur  mit  kleinem 
Schmuck  durchbohrt  hatten,  \varen  die  Ohren  der  anders  redenden  Indianer  aus 
Cempoallan  (deren  Nasenlöcher  durchbohrt  waren)  faustgross  ausgedehnt  und  fiel  die 
Unterlippe  durch  die  Schwere  der  in  die  Löcher  eingefügten  Stücke  auf  das  Kinn 
herab  (Gomara).  Die  Otomis  (nach  Sahagun)  trugen  Ohrschmuck  von  Thon  oder  von 
Schilf.  Die  Nachbarn  von  Punta  Casinas  hatten  die  Ohren  verlängert  (zu  Colon's 
Zeit).  The  Chipaway  Young  Men,  who  are  emulous  of  excelling  their  companions  in 
finery,  slit  the  outward  rim  of  both  ears  (Lewis). 

:  ^)  In  Nicaragua  wurden  die  Ohrläppchen  durch  eingefügte  Knochen  vergrössert 
(Oviedo).  Todos  los  hombres  usaban  espejos  (in  Yucatan).  Die  Mexicaner  trugen 
metallnen  Ohrschmuck  (Nacochtli  genannt).  Neben  Thierknochen  war  es  (in  Virginien) 
besonders  rühmlich,  getrocknete  Feindeshände  als  Schmuck  zu  tragen  (s.  de  Lact).  Die 
Durchbohrung  des  Nasenknorpels  (bei  beiden  Geschlechtern)  heisst  Gnah-noong  (in 
Australien). 

5)  Die  Chorotegen  (in-  Nicoya)  durchbohrten  die  Unterlippe  (um  runde  Knochen 
einzufügen).  Die  Grijalva  in  Sanct  Antonio  besuchenden  Indianer  hatten  die  Ohren 
eingeschnitten  oder  zerfetzt  und  das  Gesicht  blutig,  este  sajamiento  de  orejas  es  entre 
aguella  gente  como  una  compurgacion  ö  ceremonia  para  aplacar  el  demonio  (Oviedo). 
Die  Frauen  Yucatan's  schnitten  sich  die  Zähne   sägeartig  ein. 


668  SOCIAL-POLITISCHES. 

der  Nase  ^)  vor,  sowie  Zustutzen  der  Zähne ^).  Lippenpflöcke  (Ten- 
teotl)  und  Armbänder  (matzopeztli)  wurden  getragen,  und  beson- 
ders gern  wurden  edle^)  Metalle  zu  Verzierungen  verwandt  oder 
grüne  Steine. 

Die  Darier  trugen  eine  Decken-Kapsel  von  Gold,  Silber  oder 
Blättern,  worin  das  Glied  gezwängt  und  an  dem  Gürtel  um  die 
Lenden    fest  gebunden  wurde,    „die   Geilen   aber   lassen   sie   frei 


ß)  Nach  Azissevski  trugen  die  Tapuijer  in  den  durchlöcherten  Lippen,  Ohren, 
Wangen  und  Nasenknorpel  einen  Zierrath  von  Stein,  Knochen,  Holz  und  Federn  hän- 
gend (s.  Dapper).  Als  Ehrenzeichen  trugen  die  Mexicaner  den  Stein  Tentetl  in  der 
Unterlippe.  Die  Nicoyes  trugen  zwischen  Unterlippe  und  Kinn  einen  Knochen  oder 
Goldknopf,  der  beim  Essen  und  Trinken  herausgenommen  wurde  (s.  Oviedo).  In  Ni- 
coya  (Hauptstadt  der  Provinz)  algunos  traen  Be9otes  b.  la  manera  de  los  Indios  de 
Panuco  (Torquemada). 

1)  Die  Frauen  trugen  Nasenschmuck  in  Yucatan  (Herrera).  Die  Alannssbildt  haben 
ein  löchlin  auff  der  Nasen,  darinnen  sie  zur  Zier  ein  Pappegoy  Fcderlein  stecken 
(Schmidt  von  Straubingen).  Die  Frauen  malen  das  Gesicht  blau  (bei  den  Mapennis). 
Nach  Azara  drückten  die  Tapuyas  den  Kindern  die  Nasen  ein.  Die  Parienser  (b.  Para) 
pflegen  (s.  Höges)  durch  die  Nasen,  Läpfchen  und  Ohren  Löcher  zu  boren  und  Ring 
daran  zu  henken  (s.  Bentzon  von  Meylandt).  Der  Quetzalalpitoai  genannte  Federschmuck 
hing  in  zwei  Büscheln  vom  Kopf  herunter.  Die  Aleuten  oder  Kagataya  Koungus 
(Männer  des  Ostens)  erweitern  ihre  Nasenlöcher  durch  einen  cylindrischen  Bogen,  den 
sie  darin  tragen.     Die  Eskimo  begrüssen  sich  durch  Nasenreiben  (wie  die  Maori). 

2)  Die  Frauen  in  Yucatan  feilten  die  Zähne  (s.  Landa).  Schielende  Augen  galten 
für  schön  (in  Yucatan).  Die  Souriquosi  oder  Acadier  rissen  den  Bart  aus.  Die  Hu- 
ancavelicas  zogen  Ober-Zähne  aus. 

3)  AVie  am  Golf  von  Uraba  trugen  die  edlen  Frauen  (Espaves)  in  Cucba  eine 
Goldplatte  mit  Figuren,  um  den  Busen  zu  stützen,  und  ebenso  dienen  Goldplattcn 
(Adler,  Federbüsche  u.  s.  w.)  zum  Hauptschmuck  für  Mann  und  Frau  (Oviedo).  Auf 
dem  Isthmus  trugen  die  Frauen  Goldplatten  (über  der  Schulter  befestigt)  unter  den 
Brüsten,  zum  Aufrechthalten  derselben.  Die  Mexicaner  trugen  den  Siegelring  am  Arm 
(nach  Lorenzo).  Die  Tlapiloni  (Stirntroddel)  dienten  als  Schmuck  in  Mexico. 
Muchas  veces  en  la  fabricacion  del  Uni  (corteza  del  arbol  die  hule  für  Kleider) 
se  emplea  una  maseta  estriada  y  se  dan  golpes  de  tal  modo,  que  dejan  en  la 
estofa  impresiones  estampadas  en  realce  ornamentales  (bei  den  Cariben)  in  Nicaragua 
(Levy).  Analogien  dafür  finden  sich  im  Museum  aus  Ostasien,  Polynesien,  afrika- 
nischen Bari,  Alt-Mexico  u.  s.  w.  Cuaxinguba  (en  lingua  Tupy),  chamada  no  Rio 
Negro  Uapuim  uassu,  pelos  Portuguezes  Lombrigueira,  arvore  de  que  os  Jurupixunas 
fasiao  tangas,  camizas  (Gon^alvas  Dias).  In  Nicaragua  wurde  die  vordere  Hälfte  des 
Kopfes  rasirt  und  bei  den  kriegerischen  der  ganze  Kopf  ausser  dem  Scheitel  (s.  Herrera), 
wie  die  Rothhäute  den  Schopf  Hessen.  Tenian  por  gala  ser  vizcos  lo  quäl  hazian 
por  arte  las  madres,  colgandoles  del  pelo  un  pegotillo  que  les  llegava  al  medio  de  las 
cejas  desde  ninos,  y  alcan^ando  los  ojos  siempre  como  les  andava  alli  jugando  venian 
a  quedar  vizcos  (Landa).  En  la  lengua  de  Yucatan  Zihil  (bautismo)  quiere  decir  nacer 
de  nuevo  ö  otra  vez  (s.  Landa), 


BEKLEIDUNG.  669 

hangen"  (s.  Wafer).  Die  Cuevas^)  trugen  die  Genitalien  in  einer 
Muschel  oder  Röhre  (s.  Oviedo). 

„Die  männliche  Ruhte  binden  sie  mit  einem  Bande  von  Baum- 
wolle oder  aber  mit  zahrten  Reisern  zusammen,  weil  sie  es  für 
eine  Schande  halten ,  wenn  sie  eine  fleischliche  Bewegung  sehen 
Hessen"  (nach  Arzissevski)  die  Tapujer  (s.  Dapper). 

Wie  die  Camacan  stecken  die  Botocuden  das  Zeugungsglied 
in  ein  von  trockenen  Issara-Blättern  geflochtenes  Futteral  (Guican 
oder  Taconhoba).  „Bei  Befriedigung  der  natürlichen  Bedürfnisse 
muss  dieses  Futteral  jedesmal  abgenommen,  nachher  aber  wieder 
aufgezwängt  werden"  (Neuwied). 

Die  Careta  bedeckten  sich  die  männlichen  Genitalien  mit 
Muscheln  (und  so  die  Insulaner  der  Admiralitätsgruppe).  Auch  in 
Acla  (in  Darien)  wurden  Muscheln  über  den  Genitalien^)  getra- 
gen (s.  Herrera). 

Die  Mexicaner  arbeiteten  Kleider  aus  bemalten  Thierfellen, 
oder  aus  Baumwolle.  Otras  hacian  de  pelo  de  Conejo,  entre- 
texido  de  hilo.de  Algodon  (Torquemada).  In  Yucatan  trugen  die 
Frauen  Körper  und  Kopf  bedeckt^)  (zu  Cordova's  Zeit). 


1)  Die  Indianer  von  Coyba  (fern)  oder  Cueva  (im  Istmus  von  Panama)  trugen  eine 
Röhre  über  dem  Penis  (nach  Oviedo).  Die  Edelfrauen  im  Golf  von  Uraba  (wo  die 
Frauen  ihre  Ehemänner  in  die  Schlacht  begleiten  oder  selbst  commandiren)  trugen 
eine  Goldplatte,  um    den  Busen  zu    stützen. 

2j  Cinense  un  hilo  tan  delgado  ö  menos  como  una  pluma  de  escribir,  ö  como  un 
alfiler  grueso,  de  algodon  torcido,  y  desde  la  cinta  baja  por  sobre  el  ombligo  otro  hilo 
no  mas  gordo  quel  de  la  cinta,  y  aqueste  passa  por  mitad  de  la  natura  de  la  muger, 
y  va  a  fenes9er  entre  las  nalgas,  con  un  nudillo  al  cabo,  con  que  entra  en  el  purga- 
torio  ö  parte  mas  sucia  de  su  persona  (die  Frauen  bei  Maracaiboj.  Todos  los  Indios 
(in  Venezuela)  traen  sus  verguen9as  metidas  en  un  palo  ö  canuto  hueco  ö  cuello  de 
calaba^a  (s.  Oviedo).  Trahian  los  genitales  atados  adentro  por  honestidad,  diziendo, 
que  los  bestias  los  llevavan  sueltos  (s.  Herrera)  in  Nicaragua.  Traian  los  hombres  las 
partes  deshonestas  metidas  en  caracoles  de  oro  fino  y  de  huessos  (in  Uraba). 

3)  Auf  den  von  Columbus  angetroffenen  Schiffen  hatten  die  Frauen  den  Kopf  be- 
deckt mit  Gewandschleier.  Die  Choluler  glichen  in  der  Bekleidung  den  Zapoteken.  Die 
gegerbten  Felle  der  Mexicaner  waren  (in  allerlei  Farben)  tan  blandos,  que  hacen  oi 
dia  guantes  de  ellos.  Die  Weber  verfertigten  feine  oder  grobe  Tücher  aus  Baumwolle, 
unterwirkt  mit  Kaninchenhaar  (s.  Torquemada).  Habia  oficiales  de  curtir  cueros  y  muchos 
de  adovarlos  maravillosamente  (Las  Casas),  tan  suaves  que  se  vestian  (Sahagun)  in 
Mexico  (auch  als  Pergament  zum  Schreiben).  Los  Tarascos  curtian  perfectamente  las 
pieles  de  los  animales  (Payno).  Los  hombres  traen  unas  camisas  cortas  hasta  el  om- 
bligo y  sus  verguen^as  defuera  (Barcia),  wie  die  äquatorialen  Küstenstämme  Peru's 
(und  ähnliches  von  den  Taraskern  Mexico's  gesagt  wird).  Quitzaxi-calcolihuhqui,  Feder- 
kleid, Omacacalle,    Muschelkleid,    Centtozcatlxiuacl ,    Halsband    aus    Steinchen,    Aiatl, 


670  SOCIAL-POLITISCHES. 

Die  Olmeken  verwebten  Hundshaare,  und  (nach  Humboldt) 
verarbeiteten^)  die  Misteken  (zu  Montezuma's  Zeit)  einheimische 
Seide.    Als  Gürtel  wurden  Stricke  ')  umwunden  (wie  in  Polynesien). 

Das  Färben  der  Baumwolle  mit  festen  Farben,  wie  es  die 
Spanier  zu  ihrer  Verwunderung  in  America  antrafen,  war  damals 
in  Europa  noch  nicht  bekannt  (bemerkt  Carli). 

Die  Bekleidung  aus  Baumwolle  wurde  unter  dem  König 
Huitzilihuitl  eingeführt  (cominciarano  in  questo  tempo  a  vestirsi 
di  cottone).  Ausserdem  w^urden  Palmfasern,  Zeuge  aus  Aloe, 
Haargeflecht,  Felle  u.  s.  w.  verwandt. 


Palmgeflecht  als  Gehänge  (in  Mexico)  als  Schmuck.  Vuah  (Vuampuvak)  goldenes 
Halsband,  Ximbal  (nupam),  Gürtel,  Calca,  Knöchelband,  Napca,  Ring,  Chuncu, 
Armband  aus  Federn.  Pavakim  chuncu,  Armband  aus  Gold.  Unampuvak,  Kette  aus 
Gold  (oder  Silber).  Rupahay,  Schmuckstein,  (in  Guatemala).  Die  Bisonroben  (Mih-Ihä) 
der  Mandan  sind  verziert.  Hatte  ein  Stutzer  unter  den  Mandans  mit  einer  Person 
vertrauten  Umgang,  die  die  weisse  Bison-Robe  trug,  so  wird  ein  Stück  solchen  Felles 
oben  an  dem  Liebesstocke  angebracht,  hat  sie  eine  rothe  wollene,  oder  eine  Bisonrobe 
getragen,  so  befestigt  man  ein  rothes  Tuchläppchen  daran  (Neuwied). 

3)  Hilan  teniendo  el  copo  en  una  mano  y  el  huso  en  otra.  Tuercen  al  reves  que 
aca,  estando  el  huso  en  una  escudilla.  No  tiene  hueca  el  huso  mas  hilan  a  priesa  y 
no  mal  (s.  Gomara).  In  Puebla  erhielt  sich  die  Baumwollfabrication  aus  der  Zeit  der 
Azteken  unter  den  Spaniern.  In  Mexico  wurden  die  Bauchhaare  der  Haasen  und  Ka- 
ninchen seidenartig  versponnen.  Aus  Mixtepan  erwähnt  Humboldt  eine  Art  einhei- 
mischer Seide.     Die  Chayennes  brennen  ihren  Kleidern  Figuren  ein. 

2)  Als  Montezuma  gegen  die  Spanier  (worunter  anfangs  Topiltzin  oder  Quetzal- 
coatl  vermuthet  wurde)  seine  Zauberer  abschickte,  „gingen  ihrer  sehr  viele  aufF  die 
Strasse  naher  Chalco ,  durch  welche  die  Spanier  ziehen  mussten ,  daselbst  stiegen  sie 
aufF  eine  Höhe,  und  als  sie  hinaufFkamen,  erschien  ihnen  Tezcatlipuca,  einer  auss  ihren 
vornemblichen  Göttern,  der  kam  auss  dem  Spanischen  Läger  und  trug  sich  mit  Klei- 
dungen, wie  in  Chalcos,  seine  Brust  ward  gegürded  mit  einem  Seyl  von  Sparto ,  von 
welchem  Gewächs  man  in  Spanien  die  Feygen-Körbe  machet,  dasselbig  ging  ihm  acht- 
mals  um  den  Leib  und  stellt  sich,  als  ob  er  wahnsinnig  trunken,  müd  oder  toll  war. 
Sobald  er  nun  bei  dem  Hauffen  Zauberer  kam,  blieb  er  stehen ,  und  sagt  mit  grossem 
Zorn  wider  sie:  Warumb  kompt  ihr  abermals  her.?  Was  sucht  Montezuma  durch  ewer 
Mittel.?  Er  hat  sich  zu  spät  bedacht,  es  ist  schon  beschlossen,  dass  man  ihn  sein  Ehr, 
Reich  und  Alles,  was  er  hat,  wegen  der  grossen  Tyranney,  die  er  an  seinen  Under- 
thanen  getrieben,  von  ihm  nemme.  Er  hat  nicht  regiert  als  ein  Herr,  sondern  als  ein 
Tyrann  und  Verräther,  Als  die  Zauberer  diess  hörten,  erkannten  sie  ihren  Abgott, 
demüthigten  sich  für  ihm  und  richteten  einen  steinernen  Altar  aufF,  denselben  bedeck- 
ten sie  mit  Blumen,  so  umbher  stunden.  Er  aber  acht  solches  nicht,  schalt  sie  und 
sagt:  Warumb  seyt  ihr  Verräther  hierher  kommen?  Kehrt  euch,  kehrt  umb,  und  sehet 
Mexico  an,  wie  es  ihr  ergehen  wirdt.  Als  sie  sich  umbwendeten,  da  däucht  sie,  als 
ob  die  gantze  Stadt  in  Fewer  stünde.  Nach  solchem  sey  der  TeufFel  verschwunden." 
(Humberger). 


KUNSTFERTIGKEIT.  671 

Sahagun  unterscheidet  in  den  mexicanischen  Goldschmieden^) 
neben  den  Tlatlahani  (6  por  otro  nombre  se  Uaman  Tulteca),  die 
in  Gold  oder  Silber  arbeiteten,  die  Martilladores  oder  Amajado- 
res,  die  das  Gold  hämmerten  (con  piedras  ö  con  martillos). 

Edelsteine  wurden  mit  Kupfer-Instrumenten  und  Kieselgrus 
gearbeitet  (in  Mexico).  Die  Peruaner  bearbeiteten  Steine  mit 
dem  Huihana  genannten  Schwarzkiesel. 

Nach  Gama  gebrauchten  die  Mexicaner  zum  Härten  des 
Kupfers,  ausser  Zinn,  auch  Silber  und  Gold.  Nach  Clavigero 
wurden  in  Zacatollan  zwei  Arten  Kupfer  gefunden,  hart  und 
weich.  Oviedo  erwähnt  Zinnschüsseln  in  Mexico.  In  der  Pro- 
vinz Tasco  waren  zu  Cortez'  Zeit  Zinn-Münzen  im  Umlauf.  Nach 
Peter  Martyr  wurden  Harzfackeln  in  Kupferständer  (als  Leuchter) 
gesteckt  (in  Mexico). 

Besonders  gerühmt  werden  die  Federarbeiten'),  für  welche 
sich   die  Geschicklichkeit    noch  in  Mechoacan    erhalten    hat,    und 


^)  Los  Plateros  de  Madrid  gestanden  (nach  Boturini)  (dass  manche  Goldarbeiten 
Mexico's  unnachahmbar  wären  (besonders  die  „Brazeletes  de  Oro'*j.  Los  plateros  de  aca 
no  alcan^an  el  primor  (s.  Gomara)  in  goldenen  Kunstwerken  (Mexico's).  Die  Nürn- 
berger Rothschmiede  hatten  (XIV.  Jahrh.)  eine  Theilung  der  Arbeit  unter  sich  ein- 
geführt, indem  der  Eine  sich  nur  mit  dem  Formen  abgab,  der  Andere  nur  den  Guss 
besorgte,  ein  Dritter  nur  den  Schaft  der  Leuchter,  ein  Vierter  nur  den  Fuss  und  ein 
FÜHfter  nur  den  Henkel  derselben  (s.  Kriegk). 

2)  Die  den  (Yiacatecutli  verehrenden)  Pochtecas  (die  als  Kaufleute  die  Federn 
nach  Mexico  brachten)  benachbarten  Federarbeiter  Amantecas  (Tultecas)  weihten  ihre 
Söhne  dem  Gott  Coiotlinaoatl,  damit  sie  in  dem  Gewerk  des  Tultecaiotl  vollkommen 
würden,  und  ihre  Töchter  in  der  Färberei  (des  Tochomitl)  für  Federn  und  Kaninchen- 
felle (s.  Sahagun).  Die  mexicanischen  Maler  retrataban  al  natural,  en  especial  aves, 
animales,  arboles,  flores  y  verduras  (zu  Wandausschmückungen),  pero  formas  humanas, 
asi  como  rostros  y  cuerpos  de  hombres  y  mugeres,  no  los  pintaban  al  natural,  antes 
algunos  tan  feos,  que  parecian  monstruos.  Die  Holzschnitzer  übertrafen  zum  Theil  die 
spanischen  (nach  Torquemada)  und  auch  aus  Knochen  wurden  bis  nach  Spanien  ver- 
führte Figuren  gefertigt  (in  Mexico).  Die  das  Material  zu  den  Federkleidern  liefernden 
Vögel  fanden  sich  besonders  in  Vera-Paz  y  se  juszgaba  por  gran  pecado  matar  estas 
aves,  sino  pelarlas  y  dejarlas  (Herrera).  Adair  erwähnt  Federkleider  bei  den  Choctaw 
und  Dupratz  (neben  Zeugen  aus  Papiermaulbeer)  Federkleider  in  Louisiana.  Die  feine 
Federarbeit  bildete  sich  in  Mexico  aus,  als  die  Tecunenenque  genannten  Kauf  leute  die 
schönen  Federn  aus  Anaoac  brachten  (unter  dem  König  Avitzotl).  Am  Golfo  dülce 
wurden  Federarbeiten  gefertigt  (Herrera).  Die  Federarbeiter  wohnten  in  dem  Amantla 
genannten  Quartier  der  Hauptstadt.  Die  Mönnetarris  halten  lebende  Eulen  (strix  vir- 
giniana)  in  ihren  Hütten,  als  Wahrsagevögel,  sowie  den  Königsadler,  (Aquila  chrysaetos), 
der  ihnen  seine  Schwanzfedern  liefert  (Neuwied).     " 


672  SOCIAL-POLITISCHES. 

wie  Cortez  in  seinem  Briefe  an  den  Kaiser  versichert,  dass  die 
mexicanischen  Goldschmiede  in  manchen  Stücken  die  von  Sevilla 
überträfen,  finden  sich  auch  sonst  ähnliche  Vergleichungen  ^)  zu 
Gunsten  der  im  Uebrigen  verachteten  Indianer. 

In  den  Tropen  boten  die  Naturproducte  ^)  selbst  die  Grund- 
lage des  Hausrathes,  und  die  Gartenanlagen  ^)  wurden  durch  die 
Besonderheiten  des  Sees  von  Mexico,  auch  als  schwimmende  be- 
günstigt. Als  Sandoval  (während  der  Belagerung  Mexico's  durch 
Cortez)  Huaxtepec  erstürmt  hatte  ,, dankte  er  Gott  dem  Allmäch- 
tigen und  überliess  sich  der  Erholung  in  einem  überaus  schönen 
Garten,  der  in  dieser  Ortschaft  war".  Die  ganze  Anlage,  wie 
Bernal  Diaz  de  Castillo  zufügt,  war  eines  grossen  Monarchen 
würdig  und  von  solcher  Ausdehnung,  dass  es  einer  ziemlichen 
Zeit  bedurfte  sich  darin  umzusehen  (s.  Rehfues). 

Die    Schwierigkeit    der    Feueranzündung  ^) ,    deren  Erfindung 


1)  Bernal  Diaz  meinte  in  Mexico  indianische  Künstler  zu  kennen,  die  sich  mit 
Apelles  oder  mit  Michael  Angelo  und  Berruguete  vergleichen.  Torquemada  vergleicht 
die  Töpferarbeit  von  Cholula  mit  den  schönsten  Arbeiten  Italiens,  selbst  deAen  von 
Florenz.  Herrera  rühmt  die  mexicanische  Töpferwaare  (loza  tan  hermosa  y  delicada  como 
la  de  Faenza  en  Italia).  Die  nach  spanischen  Mustern  verfertigten  Pfeilspitzen  in  Mexico 
waren  schöner,  als  die  spanischen  (sagt  Bernal  Diaz).  Betancourt  erwähnt  bei  den  mexicani- 
schen Töpferwaaren  „un  barniz".  Die  Bildhauer  labraban  quanto  puerian  en  piedra,  con 
guijarros  ö  pedernales  (in  Mexico).  Los  carpinteros  y  entalladores  labraban  la  madera 
con  instrumentos  de  cobre,  las  piedras  preciosas  los  lapidarios  con  cierta  arena  (los 
plateros  con  una  piedra  sobre  otra  hacian  una  ta^a  llana  y  un  plato).  Carecian  de 
Hierro  (cf.  Torquemada). 

-)  Xicalli,  vaso  de  calabaca  (Molina).  Mit  der  äussern  Bastlage  des  Stengels 
aus  Calathea  flechten  die  Arowaken  Körbe  mit  altgriechischen  Desseins,  Pegals  genannt 
(s.  Schom.burgk).  In  Duracai  und  Cobiores  (in  Nicaragua)  webten  die  Männer,  deren 
nackte  Arme  bemalt  waren  (s.  Herrera),  während,  wenn  ein  kriegerisches  Volk  das 
Land  besetzte,    solche  Arbeit    den  Frauen  überlassen  wurde, 

3)  Cortez  fand  die  Gartenanlagen  in  Huaxtepec  schöner,  als  irgend  andere  und  diese 
Stadt  Huastepec  (Huaxtepec)  zeichnete  sich  durch  Blumencultur  aus.  Der  erste  bo- 
tanische Garten  Europa's  wurde  1545  in  Padua  angelegt,  und  für  ihn  sollen  die  Gärten 
mit  Nutz-  und  Heilpflanzen  als  Vorbild  gedient  haben,  wie  sie  Bernal  Diaz  de  Castillo 
bei  Pallästen  der  Fürsten  in  Mexico  beschreibt. 

*)  El  fuego  lo  encendian  con  tres  palos  delgados  (zwei  zusammengebunden)  in 
Puerto  Rico  (Acosta  y  Calbo).  At  the  great  feast  of  the  year  (among  the  Creeks)  or 
the  Boos-ke-tau  (an  occasion  of  general  purification  and  of  universal  amnesty  for  all 
crimes  committed  during  the  year,  murder  excepted)  all  fires  were  extinguished  and  were 
new  lighted  from  the  spark,  kindled  by  the  high  priest  (s.  C.  Jones).  Der  Coyote 
reis't  östlich,  wo  ein  Feuerstein  glitzerte,  und  brachte  den  Menschen  Feuer  (nach  den 
Neeshenam).  Ehe  die  Kunst,  das  Feuer  aus  Holz  zu  reiben,  erfunden  war,  wurde  es 
durch  Aneinanderschlagen  von  Kieselsteinen  erzeugt,    durch   die   Tolteken,  y  por    esta 


PYREIA.  673 

oft  auf  einen  Prometheus  zurückgeleitet  wird^),  führte  (wie  sich 
von  den  Damara  Afrika's  bis  Perser  verfolgen  lässt)  zur  Erhal- 
tung immerwährenden  Feuers  (statt  des  ghmmenden^j  Scheites  in 


causa  eligieron  esta  piedra  para  el  geroglifico  del  fuego,  dandole  el  primer  lugar  entre 
los  cuatro  principales  que  servian  de  clave  a  sus  computos  (s.  Zeytia),  indem  das  ter- 
restische  Feuer  älter,  als  das  der  Sonne  war.  Neben  den  frommen  Carmani,  die  täg- 
lich Feuer  vom  Himmel  erhalten,  wohnen  die  Brahmanen  (350  p.  d.).  Feuer  wurde 
angemacht  (bei  den  Shoshones)  by  means  of  a  blunt  arrow  and  a  piece  of  well-seasoned 
wood  of  a  soft  spongy  kind,  sucjh  as  the  willow  or  cottonwood  (s.  Clark  et  Lewis).  In  dem 
Temescal  oder  Schwitzhaus  (Nord-Californien)  wird  ein  Feuer  bis  zum  Frühling  brennend 
erhalten  (auch  für  Versammlungen).  Die  Floridaner  machten  (zum  Trocknen  der  mit 
scharfen  Rohrstücken  abgeschnittenen  Scalpe)  in  Erdgruben  Feuer,  ,, welches  sie  in 
Moss  fassen  und  in  den  Falten  ihres  Fells,  damit  sie  umbgürtet  seyn,  eingewickelt, 
stäts  bey  sich  tragen"  (s.  Le  Moyne).  Feuer  wurde  bei  den  Pauhatanern  angezündet 
,, durch  ein  dürres  scharfes  Holtz,  welches  sie  in  einem  viereckichten  Loche  eines  an- 
dern Holtzes  mit  Kraft  umdrehen."  Als  Etwas  im  Osten  glänzte ,  brachte  der  Coyote 
von  dort  den  Feuerstein  den  Shastas,  um  Feuer  zu  machen  (nach  Powers).  Bei  Er- 
wählung eines  Königs  aus  dem  Dageou-Stamm  (in  Darfur)  wurde  Feuer  entzündet  und 
bis  zu  seinem  Tode  brennend    erhalten  (Browne). 

1)  On  arriving  at  the  surface  of  the  earth,  the  Navajoes  found  themselves  without 
fire.  The  animals  now  found  on  the  earth  were  then  already  in  existence.  The 
Coyote,  the  bat  and  the  squirrel  were  the  special  friends  of  the  Navajoes  and  agreed 
to  aid  each  other  in  procuring  fire  for  them  [Statue  der  Lateiner].  The  animals 
(neither  deer  nor  moose  being  yet  created)  were  engaged  in  playing  the  moccasin  or 
shoe-game,  having  a  fire  to  play  by.  The  coyote,  having  some  slivers  of  gummy  pine 
wood  tied  to  his  tail,  went  to  the  scene  of  sport  and  wliilst  the  attention  of  the  ani- 
mals was  absorbed  in  the  play,  ran  quickly  into  and  through  the  fire,  by  which  the 
pine  slivers  were  ignited.  He  then  ran  ofF,  pursued  by  all  the  animals  and  when 
tired,  by  a  previous  arrangement,  the  bat  took  the  fire  from  him  and  flying  hither  and 
thither,  dodging  first  to  one  side  and  then  to  the  other,  he  escaped  from  pursuit, 
when  becoming  in  his  turn  exhausted,  the  fire  was  quickly  turned  over  to  the  squirrel, 
who  by  great  agility  and  endurance  of  body,  was  successful  in  conveying  it,  to  the 
Navajoes  (s.  Eaton).  Vatipa  or  the  god  of  evil  (the  immediate  minister  of  the  Great 
Spirit)  is  said  to  appear  to  the  priests  of  the  Aricoris  in  various  forms,  in  the  wild 
fruits  of  luxurious  Vegetation  (Schooleraft).  On  the  river  Parussa  skulls  are  prepared 
and  decorated  with  art  (s.  Edwards).  The  fact  remains  uncontroverted ,  that  insanity 
is  much  more  prevalent  among  a  civilized,  than  it  is  among  a  savage  people  (Pitcher). 
To  escape  death  and  ensure  immortality,  Xolotl  changed  himself,  first  into  a  species 
of  maize  and  successively  into  a  species  of  maguey  and  a  fish  and  was  finally  killed 
by  the  god  of  the  air.  The  medicine-men  of  the  Dacotahs  are  divided  in  Zuya  Wakan 
and  Wapiya  (War-prophet  and  Renovator).  The  Onkteri  (gods  of  the  Dacotahs,  res- 
sembling  the  ox)  can  instantaneously  extend  their  tails  and  horns,  so  as  to  reach  the 
skies.     The  water  is  addressed  as  Grandfather,  the  earth  as  Grandmother. 

2)  Die  Lenape  führten  früher  glimmenden  Baumschwamm  auf  Reisen  mit  (s.  Loskiel). 
Die  Mohaves  (am  Rio  del  Tinzon)  tragen  stets  einen  Feuerbrand  bei  sich  (und  so  die 
Feuerländer). 

Bastian,  America.  ^o 


674  SOCIAL-POLITISCHES. 

Australien)  und  die  Fütterung  mit  oft  unreinen  Materialien  bedingte 
dann  weiter,  neben  den  Sühnungen,  die  periodische  Erlöschung  und 
Wieder-Erneuerung  aus  reinen  Elementen.  Durch  Leckerbissen, 
wie  sie  ihm  in  Taximaroa^)  gewährt  waren,  wurde  dieser  stets 
hungernde  Feuerschlund  besonders  erfreut. 

Ehe  die  Mexicaner  ein  neues  Haus  bezogen,  empfahlen  sie 
es  (um  nicht  zu  sterben)  dem  Schutzgott  durch  ein  Tanzfest  (s. 
Boturini).  Die  Yucatanesen  bewohnten  kein  neues  Haus,  bis  nicht 
der  Zauberer  eingetreten  und  es  geweiht  hatte  (Cogulludo).  Beim 
Hausbau  wurde  der  innere  Theil  dem  Hausgott  (Chahalka)  ge- 
weiht in  Guatemala  (Roman).  Vor  dem  Hause  des  Häuptlings  in 
den  Dörfern  (der  Antillen)  fand  sich  (zum  Ballspiel)  der  Batey 
genannte  Platz  (Torquemada).  Die  Häuser  der  Vornehmen  (in 
Nicaragua)  lagen  um  die  Höfe  der  Tempel,  und  in  der  Mitte  die 
Arbeitsstätten  der  Goldschmiede  (s.  Herrera).  Die  Zeltales  be- 
malten ihre  Häuser^). 

Nach  Clavigero  verfertigten  die  Mexicaner  aus  den  Axajatl 
genannten  Sumpffliegen  und  deren  Eiern  ein  Gebäck,  wie  sie 
auch  Ameisen  gegessen  hätten.  Die  Mexicaner  rauchten  den 
Tabak    in    zwei  Sorten  (Picietl    und  Quaujetl)    in    kleinen  Pfeifen 


1)  Wegen  des  Sieges  über  die  Mexicaner  wurde  in  der  Grenzfestung  Taximaroa 
(in  Mechoacan)  das  alte  Holz  (das  herauszunehmen  war)  nur  für  Opfer  verbrannt  (aus 
Dankbarkeit  des  Schutzes)  und  das  neue  unter  priesterlicher  Weihe  eingefügt  (s. 
Herrera).  Xiuhtecuhtli,  Gott  des  Feuers  (dem  beim  Essen  der  erste  Bissen  vom  Hcerde 
geweiht  wurde),  wurde  verehrt  als  Huehueteutl  (dies  viejo  y  antiguo)  oder  als  Ixco- 
^auhqui  (cara  amarilla  6  ojos  amarillos),  und  mit  andern  Beinamen,  die  sich  bei  Agni 
wiederholen  (dem  Vater  der  Götter).  Der  Reibapparat  entsprach  dem  anoQtvg  der 
Griechen.  Dem  mit  I2  Manitto  (Thieren  oder  Pflanzen)  umgebenem  Feuer  (als  Gross- 
vater aller  Stämme)  wird  (bei  den  Delawaren)  Tabak  (auf  heissen  Steinen)  aus  der 
Pfeife  geopfert  (s.  Loskiel).  Auf  der  Oster-Insel  zündeten  die  Eingeborenen  (mit 
ihren  kahl  geschorenen  Priestern)  bei  den  steinernen  Coloss-Götzen  Feuer  an  und  warfen 
sich  bei  Sonnenaufgang  mit  dem  Gesicht  nach  Osten  zur  Erde  nieder  (s.  Roggeveen). 

2)  Die  Indianer  von  St.  Barbara  bauten  (1769)  Dörfer  mit  Häusern  pyramidaler 
Form  und  überzogen  die  Binsen-Gefasse  im  Innern  mit  Asphalt,  um  sie  wasserdicht 
zu  machen  (s.  Mühlenpfordt).  In  Quauhuahuac  bauten  die  Tolteken  einen  Steinpalast 
ohne  Mörtel.  Die  Uaupes  leben  in  grossen  Familienhäusern.  Nach  Raleigh  wurden 
die  Feuer  der  Tivitiven  und  Qua-rau-eten  (Guaraunen)  hoch  auf  Bäumen  gesehen 
(1595).  Die  Pames  leben  in  Baumhütten  des  Waldes  (s.  Vigneaux),  wie  die  Chichi- 
meken  in  Höhlen.  In  Abrayme  wohnten  die  Indianer  auf  den  Bäumen  (s.  Valdez). 
Hinsichtlich  der  „Separation  of  the  Maize-eating  from  the  Mandioca-eating  Indigenes  of 
America",  bemerkt  Bell:  In  the  West-Indian  Islands  Cuba  and  Hayti  seem  to  have 
been  peopled  from  Yucatan  and  Florida,  Porto  Rico  and  all  the  Islands  to  the  South- 
wards  from  Venezuela.     Die  vierfüssige  Kopfbank   hiess  Duho  in  Nicaragua  (Oviedo), 


WAFFEN.  675 

mit  Storax  und  sonstigen  Riechkräutern  (s.  Clavigero).  Der  Tabak 
(Petimaoba)  wurde  von  den  Tapuyern  aus  den  Petimbuaba  (Catim- 
baba)  genannten  Röhren  geraucht  ^)  (s.  Marcgrav). 

Die  Yucataner  gebrauchten  warme  Bäder  (Temazcalli  der 
Mexicaner  oder  Tuh  der  Quiches)  neben  den  kalten  (nach  Art 
der  Estufas).  In  den  Dammwegen  wurde  der  Stadt  Tenustitan 
(Tenochtitlan)  Trinkwasser  zugeführt,  das  über  die  überbrückten 
Schleusen  in  Röhren  gelegt  war,  damit  das  salzige  Wasser  darun- 
ter flösse  (s.  Oviedo).  Hunahpu  in  Guatemala  lehrte  den  Gebrauch 
der  Baumwolle  und  des  Cacao  (nach  Juarros).  In  Guyana,  wie 
in  Polynesien  w^urde  die  nährende  Cocos  durch  Metamorphose 
im  Selbstopfer  gewonnen. 

Neben  den  seitlichen  oder  (als  zweihändig)  Maquahuitl 
genannten    Schwertern^)     aus    Obsidian,    fanden     sich     mit     den 


sonst  der  Sitz.  On  trouve  (en  Haiti)  des  meubles  des  anciens  Indiens,  comme  de  leurs 
pots  et  marmites  de  terre  et  certains  cailloux,  couleur  de  fer,  d'un  giain  fin  et  com- 
pact, dont  quelques  bords  de  la  mer  sont  tous  remplis.  Ils  ont  pour  l'ordinaire  deux 
pieds  ä  deux  pieds  et  demi  de  longueur,  quinze  ä  dix-huit  pouces  de  large,  et  environ 
neuf  pouces  d'epaisseur,  arrondis  par  les  extremitez.  Ils  avoient  l'industrie  de  les 
fendre  par  le  niilieu  de  leur  longueur  et  de  leur  epaisseur  et  de  creuser  le  dedans,  de 
maniere  qu'ils  en  faisoient  des  especes  de  tourtieres  ovalles  ou  de  lechefrittes  d'un  peu 
plus  d'un  pouce  d'epaisseur  qui  resistoient  au  feu  (s.  Labat).  The  meals  of  Monte- 
zuma  were  served  on  thick  cushions  or  pillows.  This  was  probably  on  account  of  tlie 
rgunded  bases  of  the  bowls  and  dislies  used.  The  gourd  forms  of  bowls  probably 
often  originated  in  the  clay  having  been  moulded  over  gourds,  whicli  were  burnt  out 
in  the  baking  process  (Bell). 

1)  Nach  Abulensis  rauchten  die  Thracier  berauschende  Saamen  am  Feuer  (zu 
Eusebius'  Zeit). 

^)  Otlatl,  Wurfspeer,  TlauitoUi,  Bogen,  Mitl,  Pfeil,  Tepuztopilli,  Speer,  Maccuahuitl, 
Schwert,  Tematlatl ,  Schleuder  (zum  "Werfen  von  Steinen) ,  Quauhololli,  Keule ,  Chi- 
malli,  Schild,  Tlauiztli,  Helm,  Quetzalpatzactli,  Federhelm,  Ichcahuipilli,  Baumwollen- 
rüstung. Porras  claventadas  de  hierro ,  cobre  y  oro  erwähnt  Ixtlilxochitl  unter  den 
Waffen  Mexico's.  Die  Wotawe,  weapons  consecrated  by  religious  ceremonies,  werden 
bei  Dacotah  erwähnt.  Als  Waffen  der  Virginier  nennt  Heriot  des  arcs  en  noisetier, 
des  fleches  en  roseaux  et  des  massues  en  bois,  plates  et  tranchantes  (leurs  armes  defen- 
sives consistaient  en  boucliers  d'ecorce  et  en  une  espece  d'amure,  faite  avec  des  bätons 
enlaces  et  lies  ensemble  avec  du  fil).  Die  Steinäxte  (im  Lande  der  Chontales)  are 
called  thunderbolts  by  the  natives  (s.  Bell),  wie  über  die  ganze  Erde  (Columbien, 
Ecuador,  Birma ,  Japan,  Indonesien,  Frankreich  und  sonst  in  Europa).  Der  Cacique 
Quarequa  kämpfte  mit  angebrannten  Wurfgeschossen  (unas  tiraderas  con  que  arrojavan 
baras  tostadas)  in  Darien  (zu  Balboa's  Zeit).  Die  Mozcas  kämpften  mit  tiraderas,  que 
son  ciertos  dardillos  de  varillas  livianas  a  manera  de  carrizos,  con  puntas  de  Macana, 
los  quales  tiran  no  con  amientos  de  hilo  sino  con  un  palillo  de  dos  palmas  del  grossor 
del  jaculillo,  prolongando    con    el  la  tercia  parte    de    la    cana  (s.  Piedrahita).     In  den 

43* 


676  SOCIAL-POLITISCHES. 

andern  offensiven  Waffen  die  mit  einem  (neu-caledonischen)  Amen- 
tum^)  oder  auch  dem  Wurfbrett  geschleuderten  Spiesse,  sowie 
Keulen  zu  Steinschleudern,  ebenso  Rüstungen^),  Schilde  und  andere 
Vertheidigungsmittel  ^). 


Llanos  gebrauchte  man  unas  fleclüllas  o  virotes,  que  despiden  por  servetanas  (mit  Gift). 
Mit  den  Xiuhatlatli  wurden  Speere  geworfen  (von  den  Azteken).  Die  Eskimo  biegen 
unter  einem  gefrorenen  Schneeball  eine  Fischbeinspitze  ein  und  umhüllen  sie  mit  Fett, 
um,  nach  dem  Verschlucken  aufspringend,  den  Bär  zu  tödten.  Die  Tlacochcalco 
(Geschosshäuser)  genannten  Zeughäuser  zum  Aufbewahren  der  Waffen  waren  mit  den 
Tempeln  verbunden  (in  Mexico).  "Wie  Marius  im  Kriege  mit  den  Cimbern  die 
Spitzen  des  Pilum  lose  mit  Holz  befestigen  Hess,  so  dass  sie  beim  Auftreffen  ab- 
brechen mussten  und  nicht  zurückgeworfen  werden  konnten,  schnitten  die  Kaffern 
ihren  Assegaien  die  Spitzen  ein  zum  Abbrechen  beim  Auftreffen  (s.  Wood).  In 
the  western  mounds  rows  of  chert  heads  (made  by  cleavage)  have  been  found, 
lying  side  by  side,  like  teeth  (s.  Morgan),  als  Ueberreste  eines  Schwerts  (in  den 
Vereinigten  Staaten).  Bei  der  Härte  der  Indianerschädel  (in  Cueva)  sprangen  die 
Klingen  der  Spanier,  wenn  auf  den  Kopf  schlagend  (Oviedo).  Die  Snakes  führen 
einen  in  Leder  gewickelten  Stein  (an  einer  Schnur  gehalten)  als  Keule  (oder  Poggamoggon). 

1)  Nach  Bernal  Diaz  schössen  die  Mexicaner  ihre  Wurfspiesse  mit  einem  Riemen 
ab.  Die  Schwungsteine  der  Pehuenches  heissen  Laques  (nach  Vidaure).  In  Honduras 
gebrauchte  man  Macanas  (aus  Madera  senenosa)  oder  giftige  Holzschwerte  (als  Macanas), 
deren  Splitter  die  Wunden  unheilbar  machten  (s.  Herrera).  Die  Netzkämpfer  in  Mexico  (als 
Retiarii)  zogen  wenig  bekleidet  in  die  Schlacht.  In  Cueva  wird  ein  Wurfbrett  ge- 
braucht, und  wenn  für  Feste  verwandt,  eine  Rassel  dem  Wurfspiess  angefügt. 

2)  Nach  Landa  waren  die  Rüstungen  in  Yucatan  (Ichcahuipil  im  Mexicanischen) 
gemacht  aus:  Sal  y  algodon  (in  Kristallisationen  im  trocknen  Klima).  Die  mit  den 
Uainumas  verwandten  Juris  (am  Yupura  und  Solimoes)  führen  Schilder.  Die  am 
Purus  oder  Cuchiguira  wandernden  Casipunas  und  Zuronas  schnitzten  Holzgötzen  und 
Sitze  in  Thierform,  sowie  Wurfbretter  (s.  Acuna).  Die  glattpolirte  Kriegskeule  aus 
dem  Norden  (bei  Tupi  u.  s.  w.),  die  auch  bei  kriegerischen  Gez-Stämmen  vorkommt, 
fehlte  bei  den  Botocuden  (s.  Martins).  Am  Paraguay  werden  Bolas  (Libes)  gebraucht 
(zur  Waffe).  Die  Lacandones  bei  Palenque  gebrauchen  steinerne  Pfeile  aus  Kiesel 
oder  Obsidian  (s.  Woeikof).  Cantidad  de  flechas  de  Crystal,  en  lugar  de  hierro,  o 
pedernal  (y  de  Quentas  muy  gruessas  de  lo  mismo)  fanden  die  Spanier  in  Peten.  Wie 
die  Chichimeken  mit  dem  Bogen ,  kämpften  die  Matlatzincas  (bei  Toluca)  mit  der 
Schleuder,  die  sie  um  den  Kopf  gewunden  trugen.  Die  Cayapos  verstehen  mit  ihren 
langen  Bogen  (Itsche)  die  Pfeile  (Caschone)  nicht  uur  in  grader  Richtung,  sondern 
auch  in  einer  krummen  Linie  herabfallend  zu  schiessen  (nach  Pohl). 

3)  D'Alva  spricht  von  Panzerkleidern  der  Tolteken  und  nennt  als  ihre  Waffen  „de 
longues  lances,  des  javelots  et  des  massues  garnies  de  fer.  Ils  avaient  des  casques  en 
fer,  en  cuivre  et  en  or"  (s.  Ternaux-Compans).  Die  mit  Baumwolle  gepanzerten  Indianer 
der  Insel  Cebo  hatten  lange  Lanzen  (s.  Espinosa),  dont  le  bout  etait  garni,  dans  la 
longueur  d'une  aune  et  demie,  de  dents  de  requin  (Ternaux  Compans).  Bei  Alfinger's 
Zug  werden  Harnischrüstungen  aus  Gold  bei  den  Alkoholados  (am  Rio  de  Cartagena) 
erwähnt.  Die  Büffelhaut,  um  den  Schild  (der  Soshones)  zu  verfertigen,  wird  während 
eines  Festes  (um  gemeinsam  darauf  zu  stampfen)  verfertigt,  damit  ihm  durch  den  Medicin- 


KURFÜRSTEN.  677 

Die  tapfersten  Krieger  der  Mexicaner  zogen  nackend  in  die 
Schlacht,  nur  mit  einem  Netzwerk  bekleidet  (als  Beserker).  Die 
(von  den  Juris  am  Yupura  gebrauchten)  Schilde  waren  rund. 
Schleuder  und  Keule  dienten  auch  auf  der  Jagd  neben  dem  Zu- 
sammentreiben des  Wildes.  Der  Atlatl  (Riemen),  um  den  Wurf- 
speer zu  schleudern,  war  in  Tacubaya  erfunden  (s.  Ramirez). 

Die  mit  steingespitzten  Pfeilen^)  (und  einem  Lederring  am 
Arm  für  das  Rückschnellen  des  Bogens)  kämpfenden  Chichime- 
ken  skalpirten  (zu  Luys  de  Velasco's  Zeit)  die  gefallenen  Feinde 
(s.  Herrera). 

Neben  den  vier  (aus  königlichem  Geschlecht)  ernannten  Tla- 
cohecalcatl     (Pfeilherren)     oder    Wahlherren  ^)     des    Königs    von 


mann  die  geeignete  Zauberkraft  des  Schutzes  verliehen  wird  (s.  Rees).  Die  Mexicaner 
(nach  Torquemada)  kämpften  mit  Pfeillanzen,  que  tiraban  con  cierto  artificio,  que  11a- 
maron  Atlatl  (die  in  Tacubaya  erfundenen  Ballesta).  Unter  den  AVaffen  der  Lenguas  er- 
wähnt Demersay  (neben  den  Macana)  une  hache,  quil's  appellent  Achagy  (Assagai  in 
Afrika).  Die  Araucaner  spitzten  hastas  suas  quondam  aere,  ehe  sie  Eisen  aus  Spanien 
erhielten  (s.  de  Lact).  Wird  das  von  dem  Stammespriester  (Intonga  yakwomkulu)  un- 
verwundbar gemachte  Heer  geschlagen ,  so  tÖdtet  man  ihn  (bei  den  Kaftern).  Die 
Cariben  führten  die  (Butus  genannten)  Keulen  (s.  Labat).  Die  Eskimo  werfen  hölzerne 
Fischbilder  in  die  Eislöcher  zum  Anlocken  (beim  Fischen).  Die  Koniagen  stellen  ein 
aus  aufgeblasenen  Därmen  verfertigtes  Bild  eines  Seehundes  zum  Anlocken  auf  das 
Eis  (bei  der  Jagd). 

^)  Die  Pfeilspitzen  zwischen  Guadalajara  und  Sayula  stammen  von  den  alten 
Kämpfen  um  die  Salzwerke  (s.  Rico).  Die  Matlaltzincas  waren  von  den  Schleuderern 
(Tlematlate)  benannt.  Der  Bogen  hiess  (bei  den  Tapuyern)  Guirapara  oder  Urapara, 
die  Sehne  (aus  Baumwolle)  Guirapacuma,  die  Pfeile  Vuba,  die  Holzspitze  Anha  und 
die  Grätenspitze  Iperu  (s.  Marcgrav).  Japema  waren  die  Keulen  aus  schwarzem  Holz 
(bei  den  Tapuyern),  die  mit  Baumwolle  umwundenen  Wessen  Jatirana,  ihr  Feder- 
schmuck Atirabebe  und  Jatirabebe.  The  sling  was  a  piece  of  wood  about  two  feet  in 
lenght  with  a  notch  made  en  it,  wherein  the  head  of  the  dart  was  fixed  (Keate)  auf 
den  Pelew-Inseln.  In  Mexico  wurden  Blasrohren  zur  Jagd  gebraucht.  Die  Coiba  ge- 
brauchten Schleuder  statt  Bogen  und  Pfeil.  Die  Lanzen  der  Chinanteken  waren  mit 
einer  zweischneidig  scharfen  Spitze  von  Feuerstein  versehen  (nach  Bernal  Diaz).  Für 
Cortez'  Soldaten  wurden  sie  durch  das  Kupfer  des  Landes  ersetzt.  Sus  armas  son 
frechas  en  lugar  de  hierros,  porque  no  poseen  ningun  hierro,  ponen  unas  puntas  fechas 
de  huesos  de  tortugas  los  unos  e  otros  de  otra  isla  ponen  unas  espinas  de  una  pez 
fechas  dentadas,  schreibt  Colon  von  den  Caribes  (1494).  Die  Azteken  kämpften  mit 
Speeren  (Tlacochtli  oder  Tlatzontectli),  Wurfspiess  (Otlatlj,  Bogen  (Tlauitolli)  und 
Pfeil  (mitl),  Lanze  (Tepuztopilli),  Schleuder  (Tematlatl),  Schwert  (Maccuahuitl),  Schild 
(chimalli),  Wattenpanzer  (Ichcahuipilli) ,  Helm  (Tlauiztli  oder  Quetzalpatzactlij.  In 
Camula  wurden  (zu  Godry's  Zeit)  die  zusammenfaltbaren  Schilde  Pavesi  gebraucht  (s. 
Carli).  Der  mexicanische  Helm  war  (s.  Mc.  Gull  och)  precisely  similar  to  those  used 
in  early  ages  among  the  Greeks  (und  so  auf  Hawaii). 

2)  Vom  Adel  ernannt,   bestimmten   sechs    Wahlherren,    zu  denen  die  Fürsten  von 


678  SOCIAL-POLITISCHES. 

Mexico  (zur  Erwählung  der  Doppelkönige  von  Tezcuco  und  Ta- 
cuba)  bildete  sich  dessen  Rath  aus  den  Tlacatecatl  (Opferern), 
den  Ezuahuacatli  (den  Blutvergiessern)  und  den  Tlillancalqui  (Herren 
des  schwarzen  Hauses).  Den  Städten  waren  die  Tectli  genann- 
ten Beamten  vorgesetzt,  als  Richter  fungirten  die  Mixcoatlayotloc, 
Ezguagacatl,  Acatlyacapanecatl  und  Tequixquinahuacatl.  Für 
Berichte  aus  fernen  Provinzen  wurden  die  Tepuchtli  ausgeschickt, 
und  den  dortigen  Tribut  erhoben  die  Petlacalcatl,  während  die 
Steuererhebung  von  den  Calpixque  besorgt  wurde.  Die  Aufträge 
der  Edlen  oder  Tecuhtles  wurden  von  den  Tlayacanque  oder 
Tequitlatoque  mit  ihren  Gehülfen  oder  Topileque  (Alguaciles)  über- 
nommen (in  j\Iexico\ 

,  Als  die  erobernden  Azteken  einwanderten,  unter  dem  Geheiss 

des  Gottes  die  Völker  am  Wege  mit  der  Schärfe  des  Schwertes 
zu  schlagen,  zog  ihnen  voran  die  heilige  Lade,  welche,  von  vier 
Priestern  getragen,  die  Gebeine^)  des  verstorbenen  Häuptlings 
(des  Führers  im  Exodus)  barg. 

Die  Besitzrechte  ^)    auf    das    Land,    wie    aus    der    Natur    der 

Tezcuco  und  Tacuba,  sowie  ein  königlicher  Prinz  gehörte,  den  Nachfolger  aus  der 
erblichen  Familie  (in  Mexico).  In  Honduras  konnten  nur  die  Fürsten,  die  sich  unter 
einander  verheiratheten,  die  Priester  befragen  (n.  Herrera). 

1)  Nachdem  der  Chef  Mihti-Pihha  oder  Mihti-Schi  (dessen  Schädel  und  Schi- 
schikue  als  heilige  Reliquie  im  Medecine-bag  der  Nation  aufbewahrt  werden)  die  Ban- 
den der  Mandan  gebildet,  gab  er  ihnen  'die  die  Sonnenblume  und  die  Maißähre  vor- 
stellendeu  Stangen,  um  im  Kampfe  vorangetragen  zu  werden  (Neuwied).  Die  geweihte 
Pfeife  ist  eine  Schutz-Medicin  gegen  Pfeilschüsse  bei  den  Mandanen   (Neuwied). 

-)  In  jeder  Ortschaft  (Tezcuco's)  fanden  sich  die  Ländereien  Tlotocatlali  (Tlatoca- 
mili  oder  Anpflanzung  des  Herrn)  oder  Herrenland,  Itonatlintlacatl  oder  Ernten  des 
Herrn,  die  durch  die  vom  Calpixque  (Aufseher)  bestimmten  Taglöhner  für  den  Herrn 
bearbeitet  wurden,  und  dann  die  Ländereien  Tecpatlantli  (Pallastland),  die  zum  Unter- 
halt der  königlichen  Palläste  diente,  neben  den  Ländereien  Calpollali  oder  Gemeinde- 
land (s.  Veytia).  Der  Eigenthümer  des  Grundes  und  so  des  Jagdrechts  hat  (wenn  fremde 
Stämme  zu  Treibjagden  eingeladen  sind)  ein  Anrecht  auf  den  Wurm  in  der  Xanthorr- 
hoea,  als  Leckerbissen  (s.  Palacky),  in  Australien.  Wer  in  Nicaragua  aus  einem  Ort 
fortwanderte,  konnte  sein  Land  nicht  verkaufen,  sondern  musste  es  dem  nächsten  Ver- 
wandten lassen  (Herrera).  Die  Kutchin  (der  Tinneh)  und  die  Eskimo  hüten  die  Rechte 
auf  ihre  Jagdgebiete  an  der  Grenze,  indess  erlauben  die  Kutchin  das  auf  ihrer  Seite 
getödtete  Thier  den  Eskimo  unter  Zurücklassung  des  Felles  für  das  nächste  Dorf.  Die 
Aht  besassen  (zu  Cook's  Zeit)  eine  so  bestimmte  Vorstellung  von  ihrem  Anrecht  auf 
das  Land,  dass  sie  selbst  für  Holz,  W^asser  und  Gras  Zahlung  verlangten  (und  das  Be- 
sitzthum  der  Stämme  ist  genau  bestimmt).  Neben  dem  Umzi  wakwomkulu  oder  dem 
hauptsächlichsten  Erbtheil  von  dem  Vieh  des  Vater's,  setzt  sich  das  Einkommen  des 
ihm  nachfolgenden  Sohnes  (bei  den  Kaffir)  zusammen  aus  dem  Amawakhe  (die  Ge- 
schenke   bei    der  Einweihung),    die    Ukuqola    (gelegentliche    Höflichkeitsgaben),    sowie 


LANDRECHT.  679 

wSache  (unter  den  politischen  Vorgängen)  ersichtlich,  gestalteten 
sich  in  verschiedener  Weise.  In  Chalco  (und  Mexico)  unterschei- 
den sich  die  Altepetlalis  (terres  appartenant  aux  villes)  und  die 
CalpuUalis  (terres  appartenant  au  quartier)  neben  den  Tecutlallis 
(terres  qui  appartenaient  en  propre  aux  chefs),  wo  Flüchtlinge 
(in  Asylen)  aufgenommen   wurden  (Domingo  de  la  Annunciacion). 

Die  Ländereien  Tlatocatlatli  (Saat  des  Herrn),  Tecpantlali^) 
(Schlossfreiheit)  und  Colpollali  (Stadtgemeinden)  gehörten  dem 
Könige  und  Fürsten,  die  Pillali  den  Prinzen,  die  Tecpilali  den 
Adligen  (in  Tezcuco).    Die  Loatkiti  wurden  vom  Könige  belehnt. 

Die  im  Kriege  gemachten  Eroberungen  bildeten  die  Sklaven- 
tribut zahlenden  Provinzen  des  mexicanischen  Reiches,  und  diese  Te- 
quitintlacotl  (Sklaventribut ^)  zahlend)  genannten  Provinzen,  als 
im  Kriege  durch  Mexico  unterworfen,  hatten  ihren  Tribut  durch 
die  Steuererheber  (Calpixques),  die  über  ihren  Fürsten  standen, 
nach  der  Hauptstadt  einzuliefern. 

Von  den  Kronländereien  oder  Tecpantlalli  (des  Königs)  hatte 
der  Palastherr  (Tecpanpouhque  oder  Tecpantlaca)  den  Niess- 
brauch  (gegen  die  Verpflichtung,  den  Palast  im  baulichen  Stand 
zu  halten).  Die  Pillalli  oder  Ländereien  des  Adels  waren  erblich 
(und  durften  nicht  an  Bürgerliche  veräussert  werden).  Die  Alte- 
petlalli  oder  Communal-Ländereien  wurden  in  so  viele  Quartiere 
getheilt,  als  sich  in  der  Stadt  fanden,  und  die  zur  Provision  der 
Armen  bestimmten  hiessen  Cacalomilli. 

Von  den  Tecpantlalli  (Kronländereien)  wurde  an  die  Tec- 
pantlaca (Leute  des  Palastes)  abgegeben.  In  den  eroberten  Pro- 
vinzen wurden  die  Ländereien  Yaotlalli  (Kriegsland)  für  den 
König,  als  Mexicatlalli  (für  Mexico),  als  Acolhua-Tlalli  (für  Acol- 


Strafen  für  vergossenes  Blut  (da  die  Person  dem  Häuptling  gehört),  und  ausserdem  Mit- 
theilungen aus  den  bei  Appellationsfällen  entschiedenen  Confiscationen   (s.  Maclean). 

1)  Ein  Theil  der  Kronländereien  (in  Mexico)  wurde  als  Tecpantlalli  (Pallastland) 
den  Tecpanpouhque  oder  Tepantlaca  (Pallastleute)  genannten  Tecuhtli  als  in  einer  di- 
recten  Linie  erbliches  Lehn  (so  lange  der  Wohnsitz  nicht  verändert  wurde)  überlassen, 
gegen  Dienste  an  die  Krone.  Nach  Eroberung  des  Landes  durch  Axayacatzin  (in 
Mexico)  wurde  das  Land  unter  seine  Vasallen  vertheilt,  während  die  Güter  früher  ge- 
meinsam (conzegiles)  gewesen  waren.  Charlemagne  constitua  de  grands  fiefs,  qui  rele- 
vaient  immediatement  de  la  couronne  d'Aquitaine,  et  dont  les  possesseurs,  aux  termes 
de  capitulaires,  etaient  appeles  Vassi,  et  ceux  qui  tenaient  de  ceux-ci  d'autres  terres  en 
arriere-fief,  etaient  appeles  Vassali  (Castillon).  Cotuha-ztayub,  König  der  Quiche,  theilte 
das  Land  unter  24  Grosse  (Ximenes). 
L.        ^)  Die  Länder    unterworfener  Stämme    in    Fiji    heissen  Vanua-Kaisis  (slave-lands). 


680  SOCIAL-POLITISCHES. 

hua)  u.  s.  w.  bebaut.  Die  Pillalli  (Ländereien  des  Adels)  waren 
belehnt  (oder  auch  allodial). 

Von  den  Altepatlalli  (Stadtländereien)  wurden  die  Milchimalli 
für  den  Unterhalt  der  Soldaten  im  Kriege  niedergesetzt,  die  Cal- 
pulli  genannten  Ländereien  aber  an  die  Gemeinden  vertheilt, 
und  diese  überliessen  sie  den  Stammesmitgliedern  unter  dem 
Vorbehalt  des  Anbaues. 

Für  kriegerische  Auszeichnung^)  wurden  (neben  Titel  und 
Ritterrang)  Wappen,  auch  in  Tätto wirungen  ^')  (bei  den  Guasteken, 
wie  im  Reiche  Pawhattan's  in  Virginien)  verliehen,  und  die  Adli- 
gen ^)  oder  Pilli  (Teuctli)  vererbten  ihre  angestammten  Besitz- 
thümer  (Mayeguez),  während  die  Gemeinen  oder  Mazehuales  (s. 
Zurita)  nur  ein  Anrecht  auf  das  Communenland  besassen. 

Nach  der  Vereinigung  Tlatilolco's"^)  (mit  Mexico-Tenochtitlan) 


1)  Die  gemeinen  Soldaten  (yaoquizqui)  avancirlen  bei  Tapferkeit  zu  den  Achcaut- 
zin,  Quauhtin  und  Ocelo  (oder  Tequiliua,  Cuachic  und  Otomitl).  Die  Matlatcincas 
hiessen  Quaquatas  (coatl  im  Singular)  oder  Quatlatl  (hombre  quc  trae  la  honda  en  la 
cabeza  por  guirnalda),  weil  mit  Schleudern  kämpfend.  Die  Cuachies  und  Otomis  bil- 
deten, als  Tapferste,  die  Vorhut  des  mexicanischen  Heeres.  Als  Ehrentitel  wurden  ver- 
liehen: Tequihua  (Raubthiere),  Cuachic  oder  Cuachimcc  (starke  oder  alte  Adler),  Oto- 
mitl (schweifende  Pfeile). 

2)  Adlige  Würde  wurde  (mit  Wappen)  durch  kriegerische  Auszeichnung  erlangt, 
während  ,,la  gente  populär"  (dem  nur  der  Gebrauch  von  Thongefässen  erlaubt  war)  keine 
Schuhe  und  nur  einfache  Kleider  gebrauchen  durften  (Herrera).  Zur  Prüfung  wurden  die 
Häuptlinge  der  Caraiben  (nach  den  Fasten)  mit  Ameisen  in  einer  Hängematte  aufge- 
bunden (s.  Schomburgh).  Die  Indianer  in  Ancerma  bemalten  das  Gesicht,  auch  die 
Frauen,  y  quanto  mas  principales  son,  mas  pintados  andan  (Oviedo).  In  Tenerif  wur- 
den die  Königlichen  oder  Achimencey,  die  Adligen  oder  Chichiciqui^o  und  die  (nach 
den  andern  aus  Erde  und  Wasser,  aber  ohne  Hcerden,  und  desshalb  für  Dienstbarkeit 
geschaffenen)  Achicaxna  unterschieden  (s.  de  la  Peiia).  Den  Stand  der  Ehrbaren  bestimmte 
der  Gegensatz  zu  den  Handwerkern  oder  den  Zünften,  und  im  Unterschied  von  diesen 
bildeten  sie  die  Aristocratie  in  der  Bürgerschaft  (s.  Hegel)  in  Nürnberg.  Der  Rang  des 
Adels  (vor  der  Aufnahme  schmerzhafte  Ceremonien  erfordernd)  wurde  durch  persönliche 
Tapferkeit  erworben  und  die  Edlen  bezeichneten  ihre  Namen  durch  Anhängesilben  (bei 
den  Abiponen). 

''^)  Nur  die  Arbeiter  oder  Macehuales  und  die  Kaufleute  zahlten  Tribut  (in  Mexico), 
nicht  die  (als  Hatriant,  Pipiltic  und  Tiachan  unterschiedenen)  Edlen,  die  in  Guasteca  an 
der  Tättowirung  zu  erkennen  waren  mach  de  Witt).  Die  Diener  in  Mexico  sprachen 
mit  ihren  Herren  niederhockend  (s.  Zuazo)^  Der  Adlige  wurde  Pilli  genannt  (in 
Mexico),  die  Reichen  Axcahua,  die  Grundbesitzer  Tlaquihua.  Gegen  König  Quicab 
empörte  sich  der  Adel  der  Quiche  (wegen  Eingriffen).  Die  (zu  den  Tinneh  gehörigen) 
Kutchin  (am  Yukon)  sind  in  drei  Gasten  getheilt  (Chitcheah,  Tengratsey  und  Natsahi), 
die  zwischenheirathen. 

4)  Bei  der  Niederlassung  der  Matlaltzincas  oder  Pirindas  in  Tiripito,  gründeten  die 


RANGSTUFEN.  681 

bildete  sich  auf  diesem  Hauptmarkt  Anahuac's  der  Honoratiorenstand 
der  Kaufleute  (unter  Quauhpozchualtzin)  als  Pochtecas  (mit  Staats- 
ämtern bekleidet),  Nahualoztomekas  (Verkleidete  oder  Spione)  und 
Teyaohualohuani  (Sklavenhändler) ,  mit  den  Hueycomatzin  als  Vor- 
stehern (zur  Zeit  Montezuma's  II.). 

Als  Sohn  des  Mixcohuatl  -  Mazatzin  stiftete  Mixcohuatl- 
Camaxtli  oder  Totepeuh-Nonohualcatl  (dessen  Bruder  Texcaltepo- 
catl  die  Stadt  Tezcuco  gegründet  hatte)  den  Ritterorden^)  der 
Nahual-Teteuctin  (nach  der  Eroberung  Cuitlahuac's),  in  Culhuacan 
herrschend. 

Als  militärische  Belohnung  wurde  in  Mexico  der  Orden 
Achcautin^)  den  Prinzen  mit  Baumwolle-Troddeln  an  der  Kopf- 
binde, der  Quauhtin  (der  Adler)  und  der  (buntgefleckte  Waffen 
tragende)  Ococelo  oder  Tiger  verliehen  (s.  Clavigero). 

Der    zur  Führung    des    ausgehobenen  ^)    (und    in  Steinhaufen 


Vornehmen  Undeo  und  die  Gemeinen  Charo  (in  Michoacan).  Die  Fürsten  von  Nica- 
ragua waren  von  den  Galpones,  als  Leibwachen,  begleitet  (s.  Oviedo).  Die  durch 
Tapferkeit  Ausgezeichneten  (oder  Tapaligui)  hatten  den  Kopf  bis  auf  einen  Haarschopf 
geschoren. 

1)  Zur  Auszeichnung  wurde  (bei  den  Tupinambu's)  der  Titel  Eugatoresme  ver- 
liehen, und  den  im  Kriege  hervorragenden  Häuptlingen  der  Titel  Treresimbaue  oder 
Toubicha  Agathou  (s.  Thevet).  Acxitl  setzte  Cempoal-Taxuch  unter  dem  Titel  Orbaltzam 
(Perce-Nez  oder  Nasendurchbohrten)  in  Vera-Paz  ein.  Die  zum  Ritter  geschlagenen 
Jünglinge  der  Mexicaner  erhielten  die  Nase   durchbohrt. 

2)  Die  Leibgarde  der  Könige  (in  Mexico)  wurde  von  dem  Ritterorden  der  Ach- 
cauhtzin  (Fürsten),  Quauhtin  (Adler)  und  Ocelome  (Tieger)  gebildet.  Die  im  Gegen- 
satz zu  den  Marabuten  als  Ungläubige  bezeichneten  Thiedo  bilden  die  militärische 
Macht  des  Damel  (s.  Balat).  Wer  im  Zweikampf  zwischen  den  beiden  Heeren  siegte, 
hatte  sich  den  Kopf  zu  scheren  bis  auf  einen  Haarbüschel  in  Nicaragua  (s.  Oviedo). 
Vornehmen  Gefangenen  wurde  der  Kampf  auf  dem  Temalacatl  genannten  Stein 
gestattet,  wobei  der  Ausgang  als  Vorzeichen  für  den  Feldzug  galt.  Die  Mexi- 
caner zeigten  (durch  Herolde)  Krieg  mit  Aufsteckung  von  Pfeilen  längs  der  feind- 
lichen Grenze  an.  Neben  der  Häuptlingshütte  (bei  den  Tapuyern)  liegen  zwei  Baum- 
stämme, die  im  Wettlauf  getragen  wurden  (s.  Dapper).  Der  durch  Tapferkeit  erlangte 
Adelsrang  wurde  (bei  Coro)  durch  Bemalung  ausgedrückt,  indem  man  bei  den  Fingern 
anfing,  über  die  Brust  zum  Gesicht  aufsteigend,  und  wenn  Alles  bis  zur  Stirne  gefüllt 
war,  ein  Stirnband  aus  Tigerfell  zufügte,  schliesslich  aber,  als  höchsten  Grad  ein  Hals- 
band aus  Zähnen  (s.  Oviedo).  Der  mexicanische  Ritterorden  Nahual  Teteuctin  stammte 
aus  der  Stadt  Cuitlahuac   (durch  Totepeuh  erobert). 

3)  Die  Holcanes  genannten  Soldaten  wurden  ausgehoben  (in  Yucatan)  für  den 
Feldzug  (s.  Landa).  In  Centiquipaque  (bei  Tepic)  führten  die  Officiere  Stöcke,  um  den 
lässigen  Soldaten  in  der  Schlacht  anzutreiben  (s.  Oviedo).  Nach  Ixtlilxochitl  fanden 
sich  zwei  Nopohualcos  oder  Zählplätze  (mit  Steinen)  für  das  Heer  Xolotls  bei  Ozto- 
tipac  und  Ecatepec. 


G82  SOCIAL-POLITISCHES. 

gezählten)  Heeres  in  Mexico  ernannte  Feldherr  hiess  Tlacochcalcatl 
(Herr  der  Pfeile),  da  die  Waffen  in  Magazinen  verwahrt  wurden, 
wie  im  alten  Schweden  (nach  Tacitus).  Auch  fanden  sich  Vor- 
rathshäuser  dafür,  wie  die  Spanier  (südlich)  in  Pozo  trafen,  und  in  der 
Schlacht  wurde  die  Feldstandarte  ^)  (Tlahuizmatlaxopilli)  voran- 
getragen (als  Netz  zum  Einfangen  und  Auffcmgen).  In  die  Grenz- 
plätze wurden  Garnisonen  verlegt,  auch  längs  der  Küste  ^).  Die 
Kriege  wurden  durch  Gesandte  oder  symbolisch'')  angesagt. 

Nachtangriffe  waren  (zu  Cortez'  Zeit)  im  Allgemeinen  von 
den  Mexicanern  gemieden,  indessen  bei  den  Meztitlanecas  (als 
Mondleuten)  beliebt  (s.  Chaves),  und  die  Cherokesen  sprachen  von 
den  in  ihrem  Lande  angetroffenen  Mondgesichtigen,  die  bei  Tage 
nicht  zu  sehen  vermochten,  vielleicht  freilich  wohl  desto  besser  bei 
Nacht  (indessen  von  den  Einwanderern  ausgerottet  wurden). 

Verrätherische  Spione  (in  Mexico)  wurden  auf  dem  Markt  in 
Stücke  zerschnitten,  indem  man  mit  Abschneiden  der  Lippen  be- 
gann (s.  Torquemada).  Nach  Molina  tragen  die  Araucaner  Zweige 
des  heiligen  Baumes  (drymis  punctata)  als  Friedenszeichen 
(symbolisch). 

Bei    dem  Kriege^)    der  Mexicaner  schickten  sich    die    feind- 


1)  Die  Schawanesen  trugen  (1774)  ihre  Krieger -Beson  auf  einer  Stange  in  die 
Schlacht,  damit  die  Kugeln  sie  nicht  treffen  sollten  (s.  Loskiel)  und  so  dienten  den 
Mongolen  ihre  Standarten  (wie  sonst  die  Fahnen  der  Heiligen)  zum  schützenden  Fe- 
tisch. Haogni  compagnia  il  suo  alfiere  con  la  sua  insigna  inhastata  (in  Mexico).  Bei 
Kriegen  (in  Nicaragua)  trug  der  älteste  Priester  das  Bild  des  Gottes  auf  einer  Lanze 
voran  (Herrera). 

2)  Die  zur  Bewachung  der  Küste  beorderten  Obersten  der  Calpixques  (unter  den 
Pinotl,  als  Calpixque  in  Cuextecatl)  brachten  Montezuma  Nachricht  von  den  Schiffen 
Grijalva's  (s.  Sahagun),  Die  mexicanisehe  Feldstandarte  (Tlahuizmatlaxopilli)  wurde  (als 
goldenes  Netz)  von  dem  Oberfeldherrn  (Matlaxopilli)  getragen. 

^)  Vor  einem  Kriege  schickte  der  Fürst  von  Cumanagoto  einen  Pfeil  umher  an 
seine  Verbündeten,  von  denen  die  ihn  Annehmenden  Hülfe  versprachen  (s.  Oviedo). 
Durch  Einstecken  von  Pfeilen  in  die  feindliche  Grenze  kündeten  die  Mexicaner  den 
Krieg  an  (nach  Art  der  Fetialen)  und  ähnlich  in  Guatemala  (durch  geopferte  Hunde). 
Auf  dem  Wege  von  Pazuco  nach  Acayucatl  fand  Alvarado  aufgehängte  Pfeile  und 
zerstückelte  Hunde  als  Herausforderung  (s.  Gomara).  Auf  dem  Wege  nach  Quetzalte- 
nango  fand  sich  das  Opfer  einer  Frau  und  eines  Hundes  bei  einer  Brücke,  was  als  Heraus- 
forderung erklärt  wurde  (s.  Herrera; , 

^)  ,,Der  Krieg  ist  bey  allen  diesen  Völkerschaften  die  feyerlichste  und  wichtigste 
Unternehmung.  Wegen  ihrer  rachsüchtigen  Gemüthsart,  sind  sie  zu  jeder  Zeit  leicht 
zum  Kriege  zu  bewegen,  und  sie  schlagen  es  selten  ab,  sich  darinn  einzulassen,  wenn 
sie  von  ihren  Bundesgenossen  darum  ersucht  werden,  welches  durch  Uebersendung  einer 
grossen  Muschelschale    geschiehet.     Die  Axt   aufheben    heisst    den    Krieg    ankündigen, 


ARISTOKRATIE.  683 

liehen   Fürsten    geheime   Gesandtschaften,    in   Verkleidung   ihren 
Festen  beizuwohnen,  ohne  von  dem  erbitterten  Volke  bemerkt  zu 


und  jede  Privatperson  hat  ein  Recht  dazu:  wenn  aber  von  einem  Kriege  zwischen 
zwoen  oder  mehrern  Völkerschaften  die  Rede  ist,  so  sagt  man,  den  Kessel  aufliängen. 
Die  Begierde,  die  Todten  durch  Gefangene  zu  ersetzen,  oder  ihre  Schatten  zu  besänf- 
tigen, ein  Traum  und  anderer  Vorwand  machen  oftmals,  dass  ein  Haufen  Abentheurer 
in  den  Krieg  zieht,  die  den  Tag  zuvor  an  nichts  weniger  gedacht  haben.  Ihre  kleinen 
Privathändel  werden  oft  auf  diese  Art  entschieden ,  und  dergleichen  Feldzüge  werden 
ohne  Wissen  oder  Einwilligung  der  Rathsversammlung  vorgenommen,  ohne  eine  förm- 
liche Kriegserklärung.  Man  sieht  dabey  durch  die  Finger,  weil  diese  kleinen  Kriege 
ein  Mittel  sind,  ihre  jungen  Leute  wachsam  zu  erhalten  und  sie  im  Kriege  zu  üben. 
Wenn  aber  der  Krieg  eine  Nationalangelegenheit  wird,  so  lassen  sie  sich  darinn  mit 
vielen  Ueberlegungen  und  Feyerlichkeiten  ein,  und  setzen  denselben  mit  der  grössten 
VerscliAviegenheit,  Munterkeit  und  Sorgfalt  fort.  Zuerst  rufen  sie  eine  Versammlung 
der  Sachems  und  vornehmsten  Krieger  zusammen,  und  die  Frauenspersonen  haben  bey 
einigen  Völkern  hierbey  so  gut  eine  Stimme,  als  die  Mannspersonen.  Der  Vorsitzer 
trägt  die  Sache  vor,  hebt  das  Beil  auf  und  fragt,  wer  mitgehen  und  fechten  will. 
Hierauf  hält  einer  von  den  vornehmsten  Kriegern  eine  Rede  und  wendet  sich  hernach 
an  die  jungen  Leute  und  fragt,  welche  von  ihnen  mitgehen  wollen;  denn  da  gemeinig- 
lich einer  nach  dem  andern  aufsteht  und  sich  mit  ihm  vereiniget.  Bey  dieser  Zusammen- 
kunft lassen  sie  ein  Thier  ganz  braten,  wovon  jeder  ein  Stück  abschneidet,  es  verzeh- 
ret und  dabey  sagt:  so  will  ich  unsere  Feinde  verzehren.  Denn  fängt  der  Tanz  an 
und  sie  singen  in  einem  traurigen  und  fürchterlichen  Tone  ein  Kriegslied,  dessen  In- 
halt sich  auf  ihren  beschlossenen  Feldzug  und  Sieg  beziehet.  Die  Beredsamkeit  und 
Macht  der  Weiber  ist  in  ihren  Berathungen  so  gross,  dass  der  endliche  Entschluss  oft 
davon  abhängt.  Will  irgend  eine  Frauensperson  jemanden,  der  nicht  unmittelbar  von 
ihnen  abhängt,  bewegen,  dass  er  an  dem  Kriege  Antheil  nehme,  so  schickt  sie  ihm 
durch  einen  jungen  Krieger  die  Schnur  des  Wampums;  und  diese  Einladung  ist  selten 
ohne  die  gewünschte  Wirkung.  W^enn  sie  um  das  Schutz-  und  Trutzbündniss  einer 
ganzen  Nation  Ansuchung  thun,  so  fertigen  sie  eine  Gesandschaft  mit  einem  breiten 
Gehänge  des  Wampums  und  mit  einem  blutigen  Beile  ab.  Die  Gehenke,  die  in  allen 
Bündnissen,  Kriegserklärungen  und  wichtigen  Unterhandlungen  von  einer  Nation  an 
die  andere  kommen,  werden  in  den  Kabanen  der  Häupter  sorgfältig  aufgehoben,  und 
dienen  nicht  nur  statt  einer  Urkunde  sondern  auch  zu  einem  gemeinen  Schatze.  Ein 
anderes  Werkzeug,  dessen  sie  sich  bei  dieser  Gelegenheit  bedienen,  ist  der  Tomahahk, 
eins  von  ihren  alten  Waffen.  Es  siehet  fast  wie  ein  Beil  aus  und  hat  einen  Stiel.  Der 
Vordertheil  ist  eine  runde  Kugel  von  dichtem  Holze  und  stark  genug,  einem  Menschen 
den  Kopf  einzuschlagen.  Auf  der  andern  Seite  ist  statt  der  Schärfe  eine  etwas  krumme 
Spitze,  und  wo  der  Stiel  durchgehet,  raget  eine  andere  lange  Spitze  hervor,  mit  welcher 
sie  wie  mit  einer  Lanze  werfen  können.  Der  Tomahahk  ist  mit  Federn  und  Figuren 
geschmückt,  die  in  vielen  bedeutenden  Gestalten  abgeändert  werden.  Wird  über  den 
Krieg  gerathschlagt,  so  ist  er  ganz  roth,  und  wenn  der  Krieg  beschlossen  ist,  so  nimmt 
der  Anführer  der  jungen  Krieger  denselben  auf,  tanzt  damit  herum  und  singet  sein 
Kriegslied.  Alsdann  wird  er  durch  einen  Kriegsmann  an  einen  jeden  Stamm  geschickt 
und  mit  demselben  ein  Gehenke  des  Wampums.  Er  trägt  seine  Botschaft  vor,  indem 
er  das  Beil  auf  die  Erde  legt,  und  will  man  sich  mit  ihnen  vereinigen,  so  wird  das 
Beil  von  einem  der  erfahrensten  Krieger  aufgehoben". 


684  SOCIAL-POLITISCHES. 

werden.  Als  der  Gesandte  Nezahualcoyotl's  auf  die  erbetene 
Hülfe  von  Totzintecuhtli  (König  in  Chalco)  eine  Verständigung 
erhalten,  wurde  er  (bei  Appellation  an  das  Volk)  an  Händen  und 
Füssen  gebunden  auf  dem  Markt  ausgestellt,  bis  ihn  die  günstige 
Zusage  befreite. 

Die  Menschen  nährten  sich  mit  Früchten  und  Kräutern ,  bis 
Tlaominqui  (el  que  matö  con  flecha)  den  Gebrauch  ^)  von  Bogen 
und  Pfeil  erfand  (nach  den  jNIexicanern),  und  auf  den  Antillen 
(wo  Hayti    zu  Colon's  Zeit  in  fünf  Cazicate  getheilt")    war)    hatte 


1)  Auf  der  Insel  Burica  wurde  (wie  in  Huysu  auf  dem  Isthmus)  mit  Netzen  ge- 
jagt (Herrera).  Die  Tlatilulcas  tödteten  Vögel  mit  der  dreizackigen  Lanze  Minaca- 
challi,  mit  dem  Stock  Atlatli  geworfen  (Tezozomoc).  Bei  dem  beabsichtigten  Krieg 
mit  Izkoatl  (König  von  Mexico)  zwangen  die  Kujoakaner  die  einem  Fest  beiwohnen- 
den Mexicaner,  „Frauenkleider  anzuziehen  und  verwiesen  ihnen  mit  überaus  spöttischen 
und  schimpflichen  Worten,  dass  sich  ihr  männlicher  Muht  in  einen  weiblichen  verändert" 
(s.  Dapper)  und  solches  erlitten  die  Delawaren  (unter  den  Irokesen).  Schlechte  Jäger  erhiel- 
ten Frauenkleider  als  Cueitl  bei  den  Teochichimeken  bei  Mechoacan  (Gomara).  Die  Häupt- 
linge bei  Cumana  hatten  Jagdpark  und  Fischerei.  Roulin  erzählt,  wie  die  bei  St.  Fe 
in  Mexico  Wild  jagenden  Hunde  dasselbe  gelernt  haben,  am  Bauche  zu  fassen  und 
umzuwerfen,  während  nicht  damit  betraute  und  nach  dem  europäischen  Gebrauch  ja- 
gende oft  durch  die  Grösse  des  Thieres  sich  beschädigen.  A  new  instinct  has  be- 
come  hereditary  in  a  mongrel  race  of  dogs,  employed  by  the  inhabitants  of  the  Magda- 
lena, almost  exclusively  in  hunting  the  white-lipped  pecari,  bemerkt  Lyell.  Sie  halten 
die  Heerden  zusammen,  während  europäische  Hunde  die  einzelnen  Individuen  angreifen, 
die  von  den  Uebrigen  umringt  und  getödtet  werden.  Die  von  den  englischen  Mineuren 
im  mexicanischen  Hochlande  zur  Hasenjagd  mitgebrachten  Hunde  verloren  bald  den 
Athem,  während  die  von  diesen  dort  geworfenen  Jungen  in  der  dünnen  Luft  trefflich 
ausdauern.  In  the  retired  parts  of  the  mountains,  where  hunters  had  seldom  pene- 
trated,  there  is  no  difficulty  in  approching  the  Rocky  Mountain  sheep,  which  there 
exhibit  the  simplicity  of  character  so  remarkable  in  the  domestic  species,  but  where 
they  have  been  often  fired  at,  they  are  exceedingly  wild,  alarm  their  companions  on 
the  approach  ot  danger,  by  a  hissing  noise  and  scale  the  rocks  with  a  speed  and  agi- 
lity,  that  baffles  pursuit  (Richardson).  Um  die  Affen  zu  fangen,  zündeten  die  Mexi- 
caner ein  Feuer  an  über  einem  Stein,  und  wenn  die  Affen  herbeikamen,  sich  zu 
wärmen,  flohen  sie,  wenn  der  erhitzte  Stein  zerplatzte,  und  Hessen  ihre  Jungen  zurück, 
die  von  den  versteckten  Jägern  mitgenommen  wurden  (Sahagun).  Creian,  que  sabian 
hablar  y  que  el  no  hacerlo  era  porque  no  los  obligasen  ä  trabajar  (s.  Veytia)  die 
Mexicaner  (von  den  Affen),  und  so  in  Afrika. 

2)  La  tierra  se  cultivaba  en  gran  parte  de  su  estension,  y  era  muy  abundante  de 
name,  maiz  y  yuca,  de  que  los  Indios  sacaban  mucho  provecho;  y  quiza  diö  causa  al 
renombre  de  Yucayas  con  que  se  designaban  estas  Islas,  que  producian  con  tanta 
abundancia  esta  raiz.  Tenian  ademas  otras  cosechas  y  frutos  de  que  se  abastecian 
ordinariamente ,  ya  para  las  curaciones  de  sus  dolencias,  ya  para  su  regalo  y  placer. 
Entre  las  primeras  se  encontraba  el  cardo  santo,  la  toatua  ö  frailecito,  la  cana  fistola, 
el  almäcigo,    el  pinon,    las  malvas,    la  brusca,    el  guaguasi,    maboa  y  otros  productos 


KRIEGSRECHT.  685 

sich  gewissermassen  bis  zur  Ankunft  der  Caraiben  ein  kriegloser 
Frieden  erhalten. 

Gleich  den  Mitimaes  von  Peru  wurden  auch  in  Mexico  Colo- 
nisten^)  ausgeschickt,  die  neben  der  Verbreitung  der  General- 
sprache dazu  dienten,  die  unterworfenen  Provinzen  in  Unterwürfig- 
keit zu  erhalten.  In  den  eroberten  Staaten^)  oder  Tequitin-Tlacotl 
(den  Sklaventribut  zahlenden)  wurden  vom  Könige  von  Mexico 
die  aus  den  Adligen  (Pilli)  erwählte  Tributerheber^)  oder  Cal- 
pixques  unter  der  Aufsicht  der  Huey-Calpixques  eingesetzt.  „Die 
Rechte  des  Adels  w^aren  unter  den  Mexicanern  meistens  erblich ; 
manche  Familien,  die  von  den  edlen  Aztecas,  die  Mexico  gründeten, 
abstammte,  erhielten  sich  bis  zum  Umsturz  der  Monarchie  im  grössten 
Glänze,  und  einige  Zweige  der  ältesten  Häuser  sind  noch  vorhanden, 
wenn  gleich  in  elenden  Umständen",  heisst  es  bei  Clavigero  (1780). 


medicinales ,  cuya  nomenclatura  ha  desaparecido :  entre  las  segundas  se  hallaba  el  ta- 
baco,  el  algodon,  el  anil  y  la  bija,  el  mamey,  la  pina,  la  guanabana,  el  mamon,  el 
anon,  la  chirimoya,  la  guayaba,  el  caimoni,  el  escobon,  el  memiso ,  la  gina,  la  guama, 
el  arrayan,  el  aguacate,  el  uvero ,  y  otra  infinidad  de  frutas  que  escusamos  por  no 
hacer  muy  estenso  este  catalogo.  Los  instrumentos  de  su  labor  se  reducian  a  un  sen- 
cillo  palo  duro,  quemado  por  la  punta,  que  llamaban  Coa,  y  de  que  se  servian  para 
formar  hoyos  y  hacer  sus  siembras,  y  de  hachas  de  piedra  para  cortar  maderas  y  otros 
usos,  ä  que  probablemente  las  aplicaban.  En  sus  casas  tenian  piedras  llanas  ö  conca- 
vas  para  moler,  con  bolillos  de  la  misma  especie,  pilones  para  triturar  los  alimentos, 
ollas  de  barro  para  cocinar  sus  viandas,  bacias  para  depositar  sus  bebidas,  y  güiros  ö 
calabazos  para  conservar  el  agua  potable  y  fresca  en  sus  viviendas. 

^)  Nach  der  Zerstörung  im  Kriege  schickte  Ahuitzotl  mexikanische  Colonisten 
nach  Oztoman  und  Alahuiztlan  (s.  Guerrero).  Um  die  im  Kriege  zerstörten  Orte 
wieder  herzustellen ,  schickte  Montezuma  I.  mexicanische  Colonisten  nach  Huaxaco 
(aus  Cuauhtochpan,  Tuctepec  und  Teotlitec),  nach  Jancuitlan  und  Cuzcatlan. 

2)  Ein  Theil  jedes  Gemeindelandes  war  als  Milchimalli  (oder  Cacolomilli)  für  den 
Kriegsbedarf  niedergesetzt  und  wurde  gemeinsam  bearbeitet  (in  Mexico),  wie  die 
Yaotlalli  genannten  Ländereien  in  den  eroberten  Provinzen  für  den  Staatshaushalt  der 
Central-Regierung.  Das  (Kashim  genannte)  Gemeindehaus  diente  in  den  Dörfern  der 
Eskimo  für  Festversammlungen.  Das  Versammlungshaus  in  Guiana  hiess  Tabui  (s.  Baumann). 

•*)  Torquemada  meint,  dass  die  Läuse,  die  Ojeda  als  Tribut  in  Säcken  bei  Monte- 
zuma sah,  vielleicht  Würmer  gewesen  (gusanillos  de  seda,  als  Seidenwürmer)  oder 
auch  Cochenille  (s.  Rehfues).  Den  Bewohnern  von  Tlatelulco  lag  die  Verpflich- 
tung auf,  den  Tempel  von  Huitznahuac  zu  unterhalten  (s.  Purchas).  Die  Armen  (in 
Nicaragua)  bettelten  nicht  por  amor  de  dios,  sondern  sagten  einfach,  dies  habe  ich 
nöthig,  gieb  es  mir,  um  ihren  Bedürfnissen  abzuhelfen  (wie  Bobadilla  hörte).  Cortez 
leitete  den  Anspruch  der  Mexicaner  auf  den  Rang  eines  Culturvolkes  von  dem  Vor- 
handensein von  Bettlern  ab ,  die  sich  besonders  in  Cholula  fanden,  der  Stadt  von  400 
und  mehr  Tempeln.  Dort  wurde  gebettelt,  „como  hacen  los  pobres  en  Espana  y  en 
otras  partes,  que  hay  gente  de  razon". 


686  SOCIAL-POLITISCHES. 

Der  Ueber^ang  des  Wanderlebens  ^)  zur  Ansässigkeit  ist 
unter  den  geographischen  Verhältnissen  durch  historische  Be- 
dingungen gegeben,  und  leitet  sich  oft  (wie  in  Ostasien  nach  Be- 
raubung der  Heerden)  durch  die  Noth  ein,  die  Ackerbauer 
mit  dem  Charakter  der  Unterdrückten,  wie  (vor  ihrer  später  aus 
gleichen  Ursachen  folgenden  Erstarkung)  die  Irokesen  unter  den 
Algonkin,  stempelnd.  Die  Ansiedlung  selbst  ist  anfangs  noch 
beweglich,  wie  in  den  wechselnden  Dörfern  der  Karen ;  und  ähn- 
lich wie  bei  Lappen  und  Samojeden  die  Wohnsitze  von  den 
Zügen  der  Rennthiere  abhängig  sein  mögen,  so  richteten  sich 
die  der  Delawaren  vielfach  nach  dem  Waldbestand,  indem  sie 
mit  zunehmender  Lichtung  ihre  Dörfer")  verlegten,  um  den  Holz- 
bedarf bequemer  nahe  zu  finden  (s.  Loskiel). 

Die  von  dem  mexicanischen  Dreibund  gemachten  Eroberun- 
gen wurden  nach  einem  festgesetzten  Verhältniss  unter  die  Staaten 
vertheilt,  und  wie  die  unterworfenen  Fürsten  brachte  man  :iuch 
deren  Götter"^)  nach  der  Hauptstadt. 

Nachdem  sich  der  mexicanische  Staat  bereits  (unter  dem 
Zurücktreten    der  Wappen-Geschlechter)^)    als   Ganzes    organisirt 


1)  Die  Apalachiten  wurden  durch  den  Häuptling  Parausti  oder  Mayrdock  zur  An- 
siedlung nach  Melilot  geführt,  während  die  Hustamin  und  Elamin  ein  nomadisches 
Leben  bewahrten  (XVIII.  Jahrh.). 

^')  Cultivation  (amongst  the  Indians  from  the  Atlantic  to  the  Mississippi)  appears 
to  have  been  confined  to  the  maize,  some  species  of  beans  (phaseolus)  and  pumpkins 
(Cucurbita) ,  and  in  some  quarters  the  sweet  patato  (convolvulus) ,  the  watermelon  and 
tobacco. 

•'')  „A  manera  de  carcel"  bewahrten  die  Mexicaner  die  besiegten  Götter  in  ,,una  pie9a 
hecha  ä  manera  de  jaula,  toda  de  red,  donde  tenian  encerrados  todos  los  Idolos,  que 
habian  traido  de  las  provincias  que  avian  conquistado"  (Torquemada),  und  so  in  Cuzco 
(wie  ähnlich  in  Rom).  Die  Götter  der  besiegten  Nationen  wurden  (in  Mexico)  in 
einem  Tempel-Gefangniss  aufbewahrt  (sagt  Clavigero). 

•*)  Die  Banden  der  Mönnitarris  sind :  die  Steinbande,  die  Bande  der  grossen  Säbeb 
die  Rabenbande,  die  Bande  der  kleinen  Prairie-Füchse,  die  Bande  der  kleinen  Hunde, 
iie  Bande  der  alten  Hunde,  die  Bande  der  Bogenlanzen,  die  Bande  der  Feinde,  die 
Bande  der  Stiere,  die  Rabenbande,  die  Bande  des  heissen  Wassers  (die  nackt  zwischen 
glühenden  Kohlen  tanzen  [wie  die  Hirpiner]  und  Fleisch  aus  einem  Topf  mit  kochen- 
dem Wasser  nehmen),  identisch  mit  der  Steinbande,  Die  Vereine  der  Weiber  sind: 
die  Bande  der  wilden  Gänse,  der  Feinde,  die  Stinkthierbande  (s.  Neuwied).  Die  Familie  der 
Mönnitarris,  die  eine  weisse  Bisonhaut  besitzt,  stellt  sie  oft  zur  Schau  und  schneidet 
schmale  Streifen  zum  Schmuck  auf.  Nach  4  Jahren  schenkt  man  sie  durch  einen 
Medicinmann  der  Gottheit,  indem  man  sie  auf  einem  abgelegenen  Platze  verfaulen 
lässt,  und  zuweilen  ein  an  Füssen  und  Maul  geknebeltes  Pferd  dabei  lässt.  Wollte 
ein  anderer  Indianer  dieses  Pferd  stehlen,    so  würde  man  von  ihm  sagen:    „Er  ist  ein 


GLEBAE    ASCRIPTI.  687 

hatte,  wurden,  im  Unterschiede  von  den  bei  der  ersten  Besitz- 
nahme zu  Leibeigenen  herabgedrückten  Eingeborenen,  die  später 
Unterworfenen  als  Tequitin-tlacotle  (tributan  como  esclavos)  be- 
zeichnet, in  Annäherung  an  eine  eigenthche  Sklaverei  (der  Helo- 
ten). Dagegen  wurden  in  den  erblichen  Stammesländem  manch' 
neue  Kataster-Eintheilungen,  in  Folge  der  Palastländer,  der  Staats- 
länder (die  für  die  öffentlichen  Magazine^)  den  Unterhalt  des 
Heeres  lieferten,  u.  s.  w.),  der  Tempelländer ^)  u.  A.  m.  er- 
forderHch,  denn,  wie  Herrera  bemerkt:  ehe  die  königliche  Herr- 
schaft in  Mexico  begründet  wurde,  waren  die  Ländereien  ge- 
meinsam und  Jedem  zugänglich,  ausser  den  den  Herren  gehörigen. 
So  verblieb  auch  der  Gemeinde  ein  Rückkaufsrecht,  das  dem 
Einzelnen  (als  individuell  rechtlos)  nicht  zustand. 

Von  den  Pillalli  genannten  Ländereien  der  Adhgen  (die  von 


Thor  oder  Narr,  dass  er  den  Herrn  des  Lebens  bestiehlt"  (Neuwied).  Der  Ehsicka 
Wahäddisch  (erste  Mensch)  oder  Herr  des  Lebens  hat  Alles  aus  der  vom  Vogel  ge- 
brachten Erde  gemacht  bei  den  Mönnitarris,  zugleich  schuf  eine  umherziehende  Alte 
die  Sandratte  (Goffer)  und  die  Kröte ,  und  schmückte  die  heiligen  Töpfe  zur  Erinnerung 
an  die  grossen  Wasser,  woraus  die  Thiere  hervortanzten,  um  Regen  zu  bitten.  Die 
Banden  der  Arikkaras  sind  die  Bande  der  Bären,  der  tollen  Wölfe,  der  Füchse,  der 
tollen  Hunde,  der  tollen  Stiere,  der  Soldaten.  Ihre  Tänze  sind  der  heisse  Tanz,  der 
Tanz  des  Vögeleins,  der  Tanz  des  jüngsten  Kindes,  der  Tanz  der  Prairie-Füchse ,  der 
weisse  Erdtanz,  der  Geistertanz,  der  Tanz  der  ausgestreckten  Robe  u.  s.  w.  Die 
Arche  des  ersten  Menschen  (Ihkochu)  oder  Wolfes  (Sziritsch)  zu  verehren,  hatten  die 
Arrikaras  zu  Neuwied's  Zeit  aufgegeben.  Der  Herr  des  Lebens  sagte  den  Arrikaras: 
,,wenn  sie  von  dem  bei  der  Busse  getragenen  Fleische  den  Armen  gäben  (die  dafür 
Medicingesänge  singen),  so  würden  sie  allezeit  dafür  wieder  Glück  und  Segen  bei 
ihren  Unternehmungen  haben"  (s.  Neuwied).  Die  Banden  der  Crows  sind:  die  Sihrapichte 
(Bisonstiere),  Ihchochke  (Prairie-Füchse),  Pahriskichte  (Raben-Bande),  Zohta-Girack- 
schohke  (die  Bande  des  halbgeschorenen  Kopfes),  die  Padachishi,  die  Wih-Wa-Uhpake 
(die  Bande  des  steinernen  Kopfbrechers  oder  Casse-tete),  die  Wiske-Kahte  (der  kleinen 
Hunde),  die  Wischkissah  (die  Bande  der  grossen  Hunde).  Der  erste  Stamm  der 
Huronen  (welche  die  Nation  des  Stachelschweins  bildeten)  trug  den  Namen  des  Bären, 
die  beiden  andern    den  Namen  des  Wolfes  und  der  Schildkröte  (Neurohr). 

^)  Die  Matalzingos  bearbeiteten  ein  Feld  für  den  König  von  Mexico  (zum  Unter- 
halt des  Heeres).  Von  den  unter  die  Calpules  (oder  Quartiere)  vertheilten  Kriegsländern 
wurden  die  Milchimalli  für  die  Provisionen  und  die  Cacalomilpan  für  die  Bereitung 
des  Getränkes  bebaut  (bemerkt  Torquemada).  Die  Lieferung  von  Fackeln  (Acayetl)  für  den 
königlichen  Hof  gehörte  zum  Tribut  Tollantzinco's,  und  ausserdem  waren  die  ver- 
schiedenen Bedürfnisse  für  den  Hof  unter  bestimmte  Städte   vertheilt. 

~)  Durch  Schenkungen  an  Tempel  wurde  die  Weihe  eines  Tecle  erlangt  (in  Cholula). 
Die  Tacatecle  oder  tetuan  waren  von  Abgaben  ausgenommen  (Fuenleal)  in  Mexico 
(1532). 


(588  SOCIAL-POLITISCHES. 

Leibeigenen  bebaut  wurden)  waren  einige  erblich  und  durften 
verkauft  werden  (aber  nicht  an  Macehuales  oder  Gemeine,  son- 
dern nur  an  die  Gemeinheit  des  Calpulh),  andere,  die  als  Gnaden- 
geschenke für  Verdienste  gewährt  waren,  gingen  an  die  Erstge- 
borenen über,  fielen  aber  bei  Ermangelung  von  Nachkommen  an 
den  Fürsten  zurück  und  konnten  nicht  veräussert  werden. 

In  Zapotecapan  und  Miztecapan  durfte  der  Landbesitz  nur 
bei  Nothbedrängniss  verkauft  werden,  und  auch  dann  blieb  dem 
Sohn  oder  nächsten  Anverwandten  für  einige  Jahre  das  Vorrecht 
des  Rückkaufs  reservirt  (s.  Burgoa). 

Die  Tlamaitl  (Pächter  oder  Tlalmaites)  oder  Mayeguez  (Mace- 
huales oder  Gemeine) ,  die  zur  Heeresfolge  verpflichtet  waren, 
arbeiteten  auf  fremdem  Land  bald  als  Tagelöhner,  bald  (obwohl 
von  den  Sklaven  verschieden)  als  Leibeigene  (für  den  Grund- 
herrn), und  sie  gehörten  in  der  Hauptsache  den  unterworfenen 
Eingeborenen  an,  während  sich  der  Adelsstand  in  den  Eroberern 
vom  König  abwärts  gliederte,  und  sich  dann  in  die  politisch  er- 
forderten Beamtenordnungen  verlor.  Auf  die  Könige  oder  Tlato- 
ques  (tlatoa,  reden)  folgten  in  Mexico  in  ihren  Teccalli  (Calli  oder 
Haus)  oder  Palästen  die  Teutley  (Tee  Tecutzin),  dann  die  Chinan- 
callec  (CalpuUec)  und  darauf  die  Pipiltzin  oder  Söhne  der  Tlato- 
pipiltzin  (Infanten)  mit  den  Tequivac  oder  Tecuyva,  als  von 
Adligen  stammend  (s.  Zurita).  Die  Calpiques  erhoben  die  Ab- 
gaben in  den  Dörfern.  Die  den  Fürsten  erbthümlichen  Län- 
der hiessen  Magueys  (mit  Maguey  bepflanzt).  Um  die  Macht 
des  erblichen  Adels  zu  brechen,  schuf  Quikab  (König  in  Guate- 
mala) den  militärischen  Adel  der  Achihab. 

Der  auf  den  Gütern  der  Edlen  zum  Unterhalt  des  Herren- 
hauses verpflichtete  Landbauer  wurde  (in  Tlascala)  Teixhuihuan 
(Enkel  des  Herrenhauses)  genannt.  Die  Tlamaitl  leisteten  Frohn- 
dienste  ^)  auf  dem  Herrenland  (in  Mexico),  und  auch  in  den  Städten 
fanden  die  Spanier  ihre  Ganapanes  oder  Tagelöhner. 

Neben  dem  königlichen  Eigenthum  (Yococlali)  und  dem  adli- 
gen Grundbesitz    (Clatocacali)    fanden    sich    (in  Mexico)    die    Ge- 


1)  Die  Tlacoti  (Sklaven)  bildeten  die  Tetlan  nenque.  Die  Vasallen  (Tequitlatos) 
brachten  bei  den  Matlacingas  Tribut  den  drei  Fürsten,  die  in  Zeit  des  Nothstandes  aus 
ihren  Magazinen  das  Volk  erhalten,  und  sie  bezeichneten  sich  untereinander  als 
Padres,  Hermanos  hijos,  (Herrera).  In  Neu-Seeland  wurden  neben  dem  Ariki  (König) 
und  den  Prinzen  (Tana)  die  Rangatiras  (Häuptlinge),  Tutua  (Bürger),  Ware  (Gemeinen) 
und  Taurakarika  (Sklaven)  unterschieden  (s.  Thomson). 


LÄNDEREIEN.  689 

meindeländer  der  Dörfer  (Capulali),  die  oft  durch  jährliche  Loo- 
sung  ausgetheilt  wurden.  Das  Gemeindeland  (Altepatlalli)  der 
Städte  war  in  verschiedene  Calpulli  (Quartiere)  nach  den  Strassen 
(Tlaxicalli)  getheilt  und  wurde  von  den,  Calpullec  genannten, 
Beamten  für  erblichen  Besitz  (während  der  Bebauung)  verpach- 
tet, wogegen  die  (Milchimalli  oder)  Cacalomilli  genannten  Lände- 
reien für  den  Unterhalt  der  Armen  reservirt  blieben.  Die  Tempel- 
ländereien  wurden  von  den  Priestern  verwaltet  (in  Mexico).  Das 
den  Tempeln^)  zugehörige  Land  hiess  Teotlalpan. 

Auch  w^erden  die  Ländereien  (Altepetl)  der  Dörfer  unterschie- 
den von  den  in  den  Städten  Hueyaltepetl  genannten  nach  den  in 
Strassen  (Tlaxilacales  oder  Tlaxicalli)  geordneten  Quartieren  (Calpu- 
les  oder  Calpullec)  ausgetheilt,  indem  der  Kaiser  Techotlalla  (um  die 
königliche  Macht  zu  befestigen)  das  überschüssige  Besitzthum  der 
Adligen  in  andern  Localitäten  anwies,  und  so  ihren  Einfluss  schwächte 
(und  da  diese  Ländereien  der  Gemeinde  gehörten,  konnte  sie  der  Ein- 
zelne bei  Auswanderung  nicht  verkaufen).  Den  adligen  Besitzern 
wurde  Tribut  in  Naturalien  und  persönlichen  Diensten^)  geleistet. 

Auf  den  erblichen  Ländereien  (en  la  heredad  que  tienen  por 
suya)  der  Herren  zogen  die  Tiquitlato  von  den  Bebauern  Tribut 
ein,  die  Zahlungsunfähigen  auf  den  Märkten  in  die  Sklaverei  ver- 
kaufend (s.  Oviedo).  In  Tlascala  besassen  die  Töchter  kein  Erb- 
recht, damit  der  Landbesitz  nicht  in  fremde  Hände  überginge.  In 
Panuco  ging  der  Landbesitz  auf  den  ältesten  Sohn,  als  Erben, 
über,  der  seinen  Brüdern  davon  in  Pacht  gab  (s.  Witt). 

Jeder  Familie  war  die  Hun-uinic  genannte  Landausmessung 
für  den  Ackerbau  zugetheilt  (in  Yucatan). 

Neben  den  zur  Bebauung  des  Bodens  an  die  Scholle  gebun- 
denen Macehuales")  wurden  auch  die  Tamemes  (oder  Lastträger) 


1)  Das  Enterben  seiner  Verwandten,  zu  Gunsten  der  Kirche  oder  der  Klöster  heisst 
(in  Peru)  dejar  su  alma  heredera. 

2)  Jeder  Ackersmann  bezahlte  den  Drittheil  als  Ertrag  des  Landes,  so  er  bearbei- 
tete, die  Handwerksleute  mussten  von  dem  Preise  ihrer  Arbeit  ebensoviel  entrichten, 
die  Armen  mussten  unentgeltlich  alles  dasjenige,  was  die  andern  beitrugen,  nach  Hofe 
bringen  und  Handdienste  thun  (Baumann)  in  Mexico.  Auf  den  Sandwich-Inseln  the 
common   people  are  generally  considered  as  attached  to  the  soil  (s.  Ellis). 

3)  Indem  die  Macehuales  auf  dem  Lande  eines  Edlen  arbeiteten,  so  sicherten  sie 
sich  dadurch  den  Schutz,  der  auch  in  Siam  im  Nai  gesucht  werden  muss.  Von  den 
Tributzahlern  (in  Mexico)  war  die  erste  Klasse  der  Teccallec  (Vornehmen)  den  (durch 
Verdienst  belehnten)  Tecteclutzin  (den  Gutsherren  auf  Lebenszeit)  untergeben,  die  zweite 
Klasse  der  Chinancalla  (guten    und  bekannten  Familien  des  Stadtviertels)  oder  Capullec 

B  a  s  t  i  a  n ,  America.  44 


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■'V 


690  SOCIAL-POLITISCHES. 

aus  der  Klasse  der  Tagelöhner  in  die  der  Leibeignenen  herab- 
gedrückt, da  alle  sonst  durch  Hausthiere  (oder  später  durch  die 
von  Aristoteles  vorhergesehenen  Maschinen)  verrichteten  Arbeiten 
in  Mexico  die  Menschenhände  erforderten. 

Der  wegen  kriegerischer  Verdienste  ertheilte  Rang  der  Tec- 
quivac  befreite  von  Tribut^),  obwohl  er  nicht  von  andern  Dienst- 
pflichten entband.  Die  Tecpanpouhqui  oder  Tecpantlaca  (gente 
del  palacio  y  recamara  del  Rey)  bebauten  ihre  Ländereien  ohne 
Tribut  (nur  Pflicht -Geschenke  gebend  bei  königlichem  Besuch), 
hatten  aber  die  Gärten  des  Königs  und  die  Palläste  in  Ordnung 
zu  halten. 

Die  Fürsten  waren  in  Folge  der  Immunität  ihrer  Beneficien 
(durch  deren  Belehnung  sie  indess  zur  Stellung  von  Heeresschil- 
den verpflichtet  wurden)  jedes  ferneren  Tributes  enthoben,  wogegen 
solcher,  ausser  von  den  als  tributpflichtig  unterworfenen  Prinzen, 
auch  in  dem  Herrscherlande  von  den  Gemeinen  oder  Macehuales 
zu  zahlen  war,  und  von  den  Kaufleuten  ^),  wenn  sie  je  nach  dem 


arbeitete  in  den  Quartieren  des  Stammes,  die  dritte  Klasse  wurde  von  den  Kaufleutcn 
gebildet  (mit  Privilegien),  die  vierte  Klasse  der  Tlalmeiten  oder  Mayegues  arbeitete  auf 
fremdem  Land  (aber  an  die  Scliolle  gebunden).  Die  Tlalocamilli  genannten  Ländereien 
waren  erblich  (Zurita).  Der  Tribut  an  den  königlichen  Hof  war  unter  die  verschiede- 
nen Städte  nach  Naturallieferungen  vertheilt  (in  Mexico).  Bei  den  Guaycurus  (deren 
Frauen  sich  in  der  Sprache  von  den  Männern  unterschieden)  finden  sich  neben  dem 
Adel  der  erblichen  Häuptlinge,  die  Krieger,  und  das  vom  Gebrauch  der  Waffen  fern- 
gehaltene Volk,  als  Abkömmlinge  von  Kriegsgefangenen  oder  Sklaven  (Martius).  Die  zur 
Dienstbarkeit  gezwungenen  Sklaven  (Mero  oder  Cini)  heissen  (bei  den  Caraiben)  Poiti 
(Gilij).  In  Tonga  zerfallen  die  Gemeinen  oder  Tuas  in  die  Landbauer  und  in  die 
von  den  Fürsten  oder  Matabules  (neben  den  Muas  oder  Fürstensöhnen)  Abhängigen, 
als  Cow-tangata  (Begleiter  oder  Gefolge)  und  Köche.  Von  den  Ueberbleibseln  der  ty- 
rannischen Rasse  und  der  versklavten  am  See  Tahoe  Hessen  die  Ersteren  (als  die  Erde 
durch  eine  Fluthwelle  zerstört  war)  durch  die  Letzteren  einen  hohen  Tempel  (mit  der 
Verehrung  des  ewigen  Feuers  auf  der  Spitze)  erbauen,  während  die  Sklaven,  denen 
(als  die  Erde  auf's  Neue  durch  Erdbeben  bedroht  wurde)  dieser  Zufluchtsort  versagt 
war,  in  ihren  Canoes  nach  dem  Humboldt-Flusse  ruderten.  Bei  dem  ausbrechenden 
Gewitter  versank  der  Thurm  (den  See  Tahoe  bildend)  und  die  auf  der  Spitze  Geret- 
teten wurden  durch  den  Zorn  des  grossen  Geistes  gleich  Kieselsteinen  in  die  Geister- 
höhle geworfen  und  dort  (wo  man  noch  ihr  Klagen  hört)  eixngeschlossen,  bis  sie  ein 
neues  Erdbeben  befreien  wird  (s.  Wadsworth). 

1)  Every  weroance  knoweth  his  owne  meeres  and  lymitts  to  fish,  fowle  or  hunt 
in  (in  Virginien),  but  they  hold  all  of  their  great  Weorance  Powhattan,  unto  whome 
they  pay  eight  parts  of  ten  tribute  of  all  the  commodities,  which  their  contry  yeldeth 
(s.  Strachey). 

2)  Die  nicht    zu  Anpflanzungen  (Milpas)    verpflichteten    Kaufleute    zahlten  Tribut 


STEUERN.  691 

Einflüsse  einer  auf  ihr  blaues  Blut  stolzen  Aristocratie  die  (durch 
Ahuitzotl  verliehene)  Erhebung  in  den  Adelsstand  zeitweis  wie- 
der verlieren  mochten,  wie  es  z.  B.  unter  Montezuma  II.  geschehen. 

Neben  den  Adligen  der  fremden  Eroberer  erkannte  das  Volk 
seine  einheimischen  Oberen  in  den  CalpuUes  (Calpulli),  als  den 
(älterem  Stamme  entsprossenen)  Häuptern  in  den  Quartieren  des 
Gemeindelandes,  das  nach  dem  Loos  vertheilt  wurde. 

Zur  Schlichtung  der  kreuzenden  Ansprüche  verschiedener 
Gerechtsame  tenian  un  principal,  come  consul,  para  tratar  sus 
cosas  con  los  Seriores  (s.  Herrera). 

Die  zweite  Klasse  der  Steuerzahler  wurde  (nach  den  Teccallec) 
von  den  (über  den  Mayeguez  und  Tlalmeiten  stehenden)  Capullec 
oder  Chinancallec  gebildet  (s.  Zurita),  nämlich  den  guten  ^)  und 
bekannten  Familien  der  Stadtviertel  (also  den  Honoratioren  des 
Bürgerstandes). 

Der  Gemeinde  war  in  Mexico  eine  Art  Selbstverwaltung  ge- 
blieben und  für  öffentliche  Angelegenheiten  versammelte  man 
sich  (bei  den  Quelenes)  im  Capul,  que  es  una  casa  del  Comun,  en 
cada  Barrio  (Herrera). 

Es  wurde  dann  den  Alten  oder  den  durch  Erfahrung  "Weisen 

von  ihren  Waaren  (und  ebenso  die  Beamten  von  ihren  Einnahmen).  Die  Milpas  ge- 
nannten Ländereien  wurden  gemeinsam  bebaut  (in  Mexico).  Während  die  Kaufleute 
unter*  Ahuitzotzl  die  Ehren  der  Adligen  genossen,  wurden  sie  unter  Montezuma  II. 
(der  alle  Plebejer  von  Ehrenstellen  ausschloss)  unterdrückt.  Der  militärische  Rang  der 
Tecuhlli  wurde  nur  den  Adligen  ertheilt  (unter  den  Chichimeken  durch  Xolotl  be- 
gründet). 

1)  oder  den  begüterten,  wie  die  „guten"  Joloff,  die  buenos  hombres  (bei  den  West- 
gothen)  u.  s.  w.  Among  the  Natchez  the  common  people  or  Miche-Miche-Quipy 
(Stinkards)  were  to  the  last  degree  submissive  to  the  nobility,  consisting  of  Suns, 
Nobles  and  Men  of  rank,  Those  Suns  claimed  to  be  the  descendants  of  the  man  and 
woman,  who  came  down  from  the  sun,  and  their  children,  to  the  remotest  degree,  were 
distinguished  above  the  bulk  of  the  nation  and  enjoyed  an  exemption  from  capital 
punishment  (the  nobility  being  transmitted  only  through  the  women).  The  great  chief 
of  the  Natchez)  bore  the  appellation  of  The  Sun,  succeeded  in  his  office  by  the  son  of 
the  woman  (woman  chief),  who  was  most  nearly  related  to  him  (s.  C.  Jones).  Nach 
Charlevoix  wurde  die  Sonne  jeden  Morgen  durch  den  nach  Osten  aus  der  Hütte  tre- 
tenden Häuptling  der  Natchez  begrüsst.  Die  zuerst  um  St.  Juan  angesiedelten  Indianer, 
die  von  Sejat  kamen,  unter  Oyaison  und  Sirorum,  deren  durch  einen  Nabelbruch  aus- 
gezeichnete Tochter  Coronne  später  in  einen  Erdhaufen  aufschwoll,  gaben  die  Führer- 
schaft dem  Aeltesten  der  Familie  (Nu)  und  nannten  den  ihm  Nächststehenden  Eyacque, 
und  die  Frau  Jenes  Coronne,  die  Dieses  Tepi,  wie  auch  von  den  Insecten  (lady  bug) 
die  rothen:  Coronnes,  die  gelben:  Tepis  genannt  werden  und  diese  Namen  zu  Rang- 
unterscheidungen dienen,  wie  P.  Boscana  ausführt    (s.  Robinson). 

44* 


692  SOCIAL-POLITISCHES. 

(Senatoren  oder  Geronten)  der  Vorrang-  gelassen,  wie  überall, 
nachdem  das  rohe  Vorstadium  alleiniger  Anerkennung  des  körper- 
lich Stärksten  überwunden  ist.  Da-gä-no-we-dä,  der  Gesetzgeber 
der  Irokesen,  ermahnte  zur  Hochachtung  der  Alten  (Morgan). 
Die  mehr  als  Sechszigjährigen  wurden  ihrer  Erfahrung  wegen, 
als  Capagehe  geachtet  (in  IMexico),  mit  dem  Recht  des  Rausches. 
Im  Uebergang  von  den  erblich  dem  Grundherrn  verflichteten 
Leibeigenen,  Macehuales  (als  an  die  Scholle  gebunden)  und  den 
Tamemes  (Lastträger)  zu  den  Sklaven  (von  denen  wieder  die 
in  der  Familie  geborenen  Haussklaven  ^)  eine  verschiedene 
Behandlung  von  den  im  Kriege  Erbeuteten  oder  auf  dem  Markte 
Erkauften  erfuhren),  schoben  sich  die  auch  bei  den  Fantih  und  Sia- 
mesen  bekannten  Pfandsklaven  ein,  und  zwar  gleichfalls  in  wech- 

^)  Die  Sklaven  wurden  als  Angehörige  des  Hauses  gehalten  (in  Mexico)  und  oft 
verheiratheten  sich  die  Herren  mit  ihren  Sklavinnen  oder  Herrinnen  mit  ihren  Sklaven 
(s.  Torquemada).  Nach  dem  Brauch  Huehuetlatlacali  (culpa  ö  servidumbre  antigua) 
verpflichteten  sich  in  Zeiten  von  Hungersnoth  einige  Familien  gemeinsam  einen  Sklaven 
zu  stellen  (und  „h  teuer  siempre  aquel  esclavo  vivo"),  welcher  in  seinem  eigenen  Hause 
verblieb  und  sich  nach  einigen  Jahren  durch  ein  anderes  Mitglied  der  Familien  er- 
setzen lassen  konnte,  aber  stets  zur  Arbeit  bereit  sein  musste.  Dieser  Gebrauch  wurde 
(nach  Toribio)  bei  der  Hungersnoth  im  Jahre  1505  durch  König  Nezahualpilli  in  Tetz- 
cuco  abgeschafTt.  Die  Kinder  der  Sklaven  (welche  Vermögen  erwerben  und  selbst 
wieder  Sklaven  halten  konnten)  waren  frei  (in  Mexico).  Familien,  die  sich  in  Noth 
fanden,  konnten  ein  Kind  (vor  Zeugen)  als  Sklaven  verkaufen,  dasselbe  aber  nach 
einigen  Jahren  durch  ein  anderes  (mit  Nachzahlung  eines  Theil's  des  Preises)  ersetzen 
(in  Mexico).  Es  costumbre  de  pecheros,  que  el  hijo  major  herede  al  padre,  en  toda 
la  hacienda,  raiz  y  mueble,  y  que  tenga  y  mantenga  todos  los  hermanos  y  sobrinos 
con  tal  (in  Mexico),  pagan  al  Sefior  por  cabe^as  und  fallen  bei  Zahlungsunfähigkeit  in 
Sklaverei,  während  bei  Fehlen  der  Erben  das  Gut  an  den  Herrn  oder  an  die  Gemeinde 
zurückfällt  (s.  Gomara).  Anderswo  erben  die  Söhne  gemeinsam,  oder  bestimmt  die 
Gemeinde  aus  ihnen  den  Erben  (oder  der  Vater).  Bei  Tode  eines  Schuldners  konnten 
die  Gläubiger  sein  Eigenthum  in  Anspruch  nehmen  (in  Mexico),  aber  nicht  Frau  und 
Kinder,  „en  su  gentilidad,  pero  los  Castellanos,  que  hoy  viven  en  el  Christianismo" 
(s.  Torquemada)  führten  dies  ein.  Mit  Toxcatl  wurde  der  Halskragen  bezeichnet,  über 
welches  Wort  sonst  im  Sinne  des  Monats  Tepopochuilitzli  verschiedene  Erklärungen 
gegeben  werden.  Verkaufbare  Sklaven  trugen  Halskragen.  In  Yucatan  wurde  den 
Gefangenen  (mit  den  Händen  auf  den  Rücken  gebunden)  ein  Holzkragen  umgelegt  und 
dieselben  in  einen  Holzkäfig  gesteckt  (Cogolludo).  In  Honduras  wurden  die  Sklaven 
(mit  abgeschnittenen  Nasen)  zum  Landbau  verwandt  (Herrera).  Für  Vergehen  wurde 
den  Sklaven  ein  hölzerner  Halskragen  umgelegt,  wenn  er  sich  indess  mit  demselben  in 
den  Pallast  des  Königs  retten  konnte,  war  er  frei,  und  wer  ihn  daran  zu  hindern  suchte, 
wurde  zum  Sklaven  gemacht  (in  Mexico).  Im  wiederholten  Vergehen  wurden  die 
Sklaven  (in  Mexico)  zum  Opfer  bestimmt  (s.  Torquemada.)  Der  Kriegsgefangene  (in 
Mexico)  wurde  als  Opfer  in  die  Tracht  des  Gottes  Ixco9auhqui  (que  es  el  Sol)  ge- 
kleidet (s.  Torquemada).     Kriegsgefangene    heissen  Malli  (in  Mexico). 


SKLAVEN.  693 

selnden  Formen.  Nach  der  Huehuetlatlacolli  (oder  althergebrach- 
ten Dienerschaft)  verpflichteten  sich  verarmte  Familien  ein  an 
einen  Edlen  verkauftes  Mitglied  stets  lebendig  zu  erhalten,  indem 
sie  beim  Tode  Ersatz  zu  leisten  hatten. 

Die  im  Spiel  ^)  Patolli  Verlierenden  verkauften  sich  (um  es 
fortzusetzen)  als  Sklaven,  meist  für  eine  Cenanquimilli  (eine  Last 
von  20  Tüchern),  und  ebenso  die  öffentlichen  Mädchen,  welche 
in  Armuth  fielen.  Die  Diebe  (wenn  die  Verwandten  nicht  Er- 
satz geben  konnten)  wurden  als  Sklaven  (von  den  Richtern)  ver- 
kauft, und  wenn  sich  zwei  vereinigt  hatten,  eine  Maisscheune  zu 
bestehlen,  derjenige,  welcher  in  dieselbe  zum  Herauslangen  ein- 
gestiegen war  (s.  Torquemada).  Wer  einen  Dieb  auf  dem  Markt- 
platze ertappte,  erhielt  denselben  als  Sklaven  (in  Mexico).  Der 
Dieb  wurde  (in  Nicaragua)  der  Sklave  des  Bestohlenen  bis  zum 
Wiederersatz  (Herrera). 

Unter  den  Gemeinen  oder  Macehuales  (in  Mexico)  standen 
die  Sklaven,  als  Kriegsgefangene,  Verbrecher  oder  Schuldsklaven 
(die  ihre  Kinder  verpfändeten  oder  sich  selbst).  Der  hauptsäch- 
lichste Sklavenmarkt  wurde  in  Azcaputzalco  abgehalten  (sowie 
an  der  Küste  Yucatan's). 

Niemand  durfte  den  Sklaven^)  verkaufen,  ehe  er  ihm  nicht 
die  Strafe  des  Halskranzes  auferlegt  hatte ,  und  das  konnte  nur 
aus  Gründen,  die  der  Richter  gebilligt  hatte,  geschehen  (Gomara) 
in  Mexico. 

Bei  den  Condaguas  am  Atrato  wurde  den  Sklaven  das  Zei- 
chen des  Eigenthümers  aufgedrückt  (s.  Oviedo).  Wenn  der  Grön- 
länder Treibholz  als  Eigenthum  zu  bezeichnen  wünscht,  legt  er 
einen  Stein  darauf  (s.  Baumann).  „Auf  ihren  Rücken  haben  die 
Inwohner  der  gantzen  Provinzen  ein  ausdrücklichs  Markzeichen  ^), 


1)  Nach  Tacitus  verspielten  sich  die  Germanen.  Den  athenischen  Sklaven  durften 
die  Namen  Harmodius  und  Aristogeiton  nicht  beigelegt  werden  (s.  Gellius),  während 
die  Amerikaner  in  ihren  Negertaufen  selbst  Washington  nicht  verschonten. 

2)  Sklaven  konnten  Sklaven  halten  (in  Mexico).  Kinder  wurden  als  Sklaven  ver- 
kauft. Auf  dem  Todtenbette  wurden  oft  die  Sklaven  in  Freiheit  gesetzt  (in  Mexico). 
Von  den  Sklaven  (bei  den  Kimbonda)  sind  die  Dongo  (als  Kriegsgefangene)  unbe- 
schränktes Eigenthum,  wogegen  die  Fuka  oder  Hafuka  als  Pfänder  bis  zur  Auslösung 
dienen  (Magyar).  Auch  Verstösse,  als  Kesila- Verbrechen,  führen  in  die  Sklaverei. 
Ausser  durch  Vatira  (Flucht  in's  Ausland)  kann  sich  der  Sklave  durch  Schimbika  der 
Gewalt  seines  Herren  entziehen,  indem  er  in  dem  Hause  des  Neugewählten  ein  Thier 
tödtet,  und  sich  dafür  zum  Ersatz  anbietet,  oder  einen  Riss  in  das  Kleid  macht. 

^)  Gada  cacique    traia    senal    propria    para    su   gente  en    la  guerra  (in  Nicaragua). 


694  SOCIAL-POLITISCHES. 

daran  man  erkennen  möge,  welches  Fürst  Untersessene  sie  sein 
und  aus  was  Landschaft  sie  geboren"  (in  Virginia). 

AehnUch  den  (Hausmarken-artigen)  ^)  Zeichen  bei  den  Samo- 
jeden  und  denen  dertscheremissischen  Bienenwärter  (s.  Schiefner) 
finden  sich  (bei  Pallas)  die  Tamgha  im  Kaukasus. 

Die  Tecuhtli  genannten  Beamten  der  Dörfer  (in  Mexico)  tru- 
gen in  der  linken  Hand  einen  Stab")  und  in  der  rechten  einen 
Fächer,  als  Zeichen  der  königlichen  Bestallung.  Die  Magistrate 
(Achcacaulitin)  wurden  gewählt. 

Die  Nahualoztemekas  dienten  als  Geheimpolizisten  zur  Be- 
aufsichtigung der  übrigen  Beamten  (wie  die  Spione  Japan's), 
ähnlich  spartanischen  Ephoren,  oder  den  Censoren  Rom's. 

In  jedem  Saale  des  Palastes  in  Tezcuco  sassen  (mit  den 
Schreibern  der  Bilder)  je  zwei  Richter  oder  Tecuhtlatoque  (die 
ihre  Mahlzeiten  aus  der  Hofküche  erhielten)  für  grössere  oder 
geringere  Vergehen,  und  alle  zehn  Tage  hielt  unter  ihrer  Bei- 
ziehung der  König  die  NapoallatoUi  genannte  Sitzung '')  (mit  seinem 
Rath)  zur  Appellation  ab  (s.  Torquemada). 


The  principal  mark  was  a  sort  of  triangle,  with  the  apex  downwards,  imprinted  on 
each  haunch  (on  Oatafu).  Some  had  rüde  figures  representing  torloises,  imprinted  on 
breast  and  sides  (Haie).  Einige  der  auf  Vaitupu  tättowirten  Stämme  hatten  „to  represent 
pigeons"  (Cupe).  Bei  den  Guaycurus  werden  die  Frauen  (wie  Pferde  und  Hunde)  von 
dem  Häuptling  mit  seiner  Figuren-Marke  zum  Eigenthum  gezeichnet  (s.  Castclnau). 
Les  habitans  de  Sainte-Domingue  et  de  l'Isle  ä  Vache  marquent  leur  negres,  quand  ils 
les  achetent.  Ils  se  servent  pour  cela  d'une  lame  d'argent  mince,  tournee  de  fa^on 
quelle  forme  leur  chiffre,  eile  est  jointe  h  un  petit  manche,  pour  la  pouvoir  tenir 
(Labat). 

1)  Wer  die  Gestützeichen  der  Circassier  fälscht,  verfällt  der  Blutrache  (Colenati). 
Auf  der  Steinspitze  der  "Walfisch-Lanze  ist  die  Marke  des  Eigenthümer's  eingezeichnet 
(bei  den  Koniagas).  In  California  wurden  die  Pfeile  bemalt,  um  das  Eigenthum  zu 
unterscheiden. 

2)  Die  Caluac,  Diener  der  Cocomes,  in  Yucatan ,  trugen  kurze  Stöcke  (Landa). 
Die  Tithuas  waren  mit  der  Tributerhebung  beauftragt  (im  Reiche  der  Zipa).  Die 
Dienstleistungen  der  Macehuales  oder  Gemeinen  wurden  durch  die  eingesetzten  Aufseher 
(Calpisques)  geleitet  (in  Mexico).  t)ie  Dörfer  (Altepetl)  und  Städte  (Hueyaltepetl) 
waren  in  Quartiere  (Calpules)  und  Strassen  (Tlaxilacales)  getheilt  (in  Mexico)  und  die 
Länder  wurden,  als  der  Gemeinde  gehörig,  vertheilt.  Die  Tequitlatos  (Tequitlocos) 
genannten  Beamten  erhoben  den  Tribut  (Tequitl).  Die  Centecpanpixques  (Beamten  über 
loo)  wurden  aus  den  Stadtvierteln  erwählt  (s.  Torquemada). 

^)  Während  die  Amapakats  zu  Busa  gehen,  am  Sitz  des  Häuptlings,  bilden  sie 
die  Beisitzer  in  Rechtsfällen  (bei  den  Kaffir)  und  durch  den  Upundhlo  genannten  Ge- 
brauch (im  Fortschleppen  von  Mädchen)  wurden  sie  an  Statt  der  zurückgebliebenen 
Frauen    versehen    (s.  :Maclean).     Bei  Verbrechen    ist    dem  Häuptling    (der  Kaffir)    die 


RICHTER.  695 

Neben  dem  vom  König  (in  Mexico)  ernannten  Oberrichter 
(Cihuacohuatl)  stand  der  Richter  oder  Tlacateccatl  mit  zwei  Bei- 
sitzern (Quaunuchtli  und  Tlaylotlac);  die  Aufsicht  über  die  Teyl- 
piloyan  (für  Civil-Sachen)  und  Quauhcalco  (für  Criminalsachen) 
genannten  Gefängnisse  führte  der  Quauhnochtli  mit  dem  Herold 
oder  Tecpayutl  (s.  Torquemada).  Von  der  Entscheidung  des 
Oberrichters ^)  (Cihuacoatl)  lag  keine  weitere  Appellation,  selbst 
nicht  an  den  König  (in  Mexico).  Der  MaisdiebstahP)  wurde  mit 
Erhängen  bestraft  (in  Mexico),  doch  war  es  den  Reisenden  er- 
laubt, einige  Kolben  am  Wege  abzupflücken  (s.  Torquemada). 
In  IMichoacan  g-ab  es  (nach  Herrera)  kein  Strafgesetz ")  über  Mord, 
weil  derselbe  nicht  begangen  wurde  (wie  einst  in  Athen).  In 
Mexico  wurde  der  Codex  der  Gesetze^)  auf  das  göttliche  Buch 
Huemac's  zurückgeführt.  Clavigero  nennt  neben  dem  höchsten 
Richter  oder  Cihuacoatl,  das  Tribunal  des  Tlacatecatl  (neben  Quauh- 
nochtli und  Tlanotlac  als  Beisitzer)  im  Saal  Tiatzontecojan  (mit  dem 
Ausrufer  oder  Tepejotl\  die  Teuhtli  (der  Quartiere)  und  die  Centec- 


Izizi  genannte  Bussstrafe  zu  zahlen.     Für  Berathungen  versammelten  sich  die  Indianer 
Buenaventura's  zu  einem  gemeinsamen  Mahl  unter  ihren  Alten  (s.  Coreal). 

1)  Neben  dem  Oberrichter  oder  Cihuacoatl  bestand  das  Tribunal  Tlacatecatl  in 
Mexico  (s.  Gil).  Die  Tlatoques  (tlatoa  oder  reden)  genannten  Herren  übten  die  Gerichts- 
barkeit aus  (in  Mexico).  Die  (Tequitlatos  genannten)  Alten  sprachen  Recht  (in  Mez- 
titlan).  Unter  den  Rejangs  (s.  Marsden)  wird  nach  dem  Adat  (Brauch)  entschieden 
(und  nur  bei  mangelndem  Präcedenzfall  weiter  berathen).  Neben  dem  Schuldgefäng- 
nisse (Teilpilojan)  wurden  die  zu  Opfern  Bestimmten  in  Käfigen  (Quauhcallo)  gehal- 
ten (in  Mexico).  Strafgelder  wurden  in  Mexico  in  kostbaren  Federn  gezahlt,  die  im 
Verkehr  circulirten.  No  havia  pena,  para  quien  mataba  Cacique,  diciendo  que  no 
podia  acontecer  (Herrera)  in  Nicaragua  (wie  deshalb  Drako  in  Athen  keine  Strafe  auf 
den  Vatermord   gesetzt  haben   sollte).     In  Mexico   sei  aus  Furcht  nicht  gemordet. 

2)  Im  Viehdiebstahl  muss  (bei  den  Kaffir)  zehnfacher  Ersatz  geleistet  werden  (s. 
Maclean).  Die  (12)  Richter  (in  Mexico)  standen  unter  zwei  Oberen  oder  Tecuitlato 
(Gomara).  Die  Mexicaner  hatten  Gesetze  (leyes)  escritas  ö  pintadas  y  de  palabras  6 
costumbres  (s.  Torquemada). 

3)  No  havia  castigo  seiialado  para  el  homicida,  porque  por  el  gran  miedo  no 
acontecia  (Herrera)  in  Mechoacan.  Nezuahalpilli,  Sohn  des  Nezahualcojotl  (in  Tezcuco) 
liess  seinen  eigenen  Sohn  hinrichten,    weil  er  das  Gesetz  gebrochen  hatte  (wie  Brutus). 

•^)  The  divinity  Tarenyawagon ,  who,  in  his  social  State,  while  on  earth,  assumed 
the  name  of  Hiawatha,  taught  the  Irokese  the  knowledge  of  all  things  essential  to 
their  prosperity.  Atotarho  (erster  Herrscher  der  Irokesen)  wird  als  ein  von  Schlangen 
umwundener  Mann  dargestellt.  Von  den  in  grossen  Häusern  lebenden  Bewohnern  des 
Landes  Ukanat,  das  Anaguman  von  Tomil  (Wuap's)  auf  seiner  Seefahrt  besuchte,  wurde 
es  gelernt,  Feuer  anzumachen.  Beile  aus  Muschelstücken  zu  verfertigen  und  grosse 
Häusser  zu  bauen  (hörte  Miklucho  von  Rongnibai). 


696  SOCIAL-POLITISCHES. 

tlapixqui  oder  Commissarien,  sogar  die  Taquitlatque  zum  Benach- 
richtigen und  die  Topilli,  welche  in  Haft  nahmen.  „Indem  der 
König  das  Urtheil  sprach,  zog  er  mit  einem  Pfeil  einen  Strich 
auf  dem  Kopf  der  schuldigen  Person,  welche  auf  der  Abbildung 
des  Processes  gemalt  war". 

Columbus  hatte  bereits  Gelegenheit,  auf  Cuba^)  sowohl,  wie 
auf  den  andern  Inseln^)  die  Ausdehnungen  der  Seefahrten  von 
Yucatan  aus  zu  bemerken  und  die  mexicanischen  Kaufmannsgilden  ^), 
die  wie  die  Beni-Xonos  (zwischen  ]\lixteken  und  Zapoteken)  oder 
die  Nachkommen  Xicalancatl's  nationale  Besonderheit  gewinnen 
konnten,  der  auch  in  der  physischen^)  Erscheinung  ein  (dem  jüdi- 
schen Namen  entsprechender)  Ausdruck  gegeben  wurde,  durch- 
zogen um  so  weiter  und  ungehindert  die  Stämme,  als  sie  nicht 
nur  oft  von  den  Fürsten  mit  Aufträgen  versehen  waren,  sondern 
bei  etwaigen  Unbilden  stets  auf  deren  Schutz  rechnen  konnten, 
und  so  sich  überall  Zutritt  verschafften,  ausser  bei  den  Stämmen 
der  Chichimeken,  die  (nach  Gomara)  kein  Kaufmannsgut'')  zulies- 
sen,  wie  die  nördlichen  Indianer  in  neuerer  Zeit  oft,  aber  vergeb- 
lich, gegen  die  Einfuhr  des  Feuerwassers  protestirt  haben  (und 
so  in  Guatemala  am  See  Atitlan). 

Die  Kaufleute  ^)  von  Xicalanco,  Ulua  und  Champoton  brachten 


1)  Von  den  Küsten  Cuba's  wurde  mit  der  Küste  Mangon  des  Festlandes  ge- 
handelt (zu  Columbus  Zeit). 

2)  Zwischen  der  Insel  von  Guanara  (bei  Honduras)  und  dem  Cabo  de  Gracias  ä 
dios  traf  Columbus  ein  Handelsschiff  der  Indianer,  deren  sich  den  Körper  und  das 
Gesicht  (wie  die  Mohrinnen)  bedeckende  Frauen  und  Kinder  mit  den  Waaren  unter 
einer  dem  Gondeldeck  (Felzi)  der  Venetianer  ähnlichen  Decke  sich  fanden.  Als  Handels- 
artikel wurden  Metalläxte  geführt  (aus  Mexico  stammend).  Die  Küsten-Indianer  erhiel- 
ten das  Gold  aus  Apalache  (zu  Narvaez  Zeit)   1527. 

'^)  Die  Nachkommen  des  Xicalancatl,  die  als  Kaufleutc  umherzogen,  siedelten  in 
Xicalanco  bei  Vera  Cruz  und  in  Xicalanco  bei  Tabasco  (Gomara).  Unter  den  Cariben 
am  Golf  Uraba  fanden  sich  (zu  Ojeda's  Zeit)  algunos  grandes  mercaderos,  que  llevaban 
a  vender  la  tierra  adentro  (s.  Herrera).  Die  Charazanis  bei  Apolobamba  wandern  mit 
Medicinen  von  Argentina  bis  Peru. 

'*)  lyacatecuhtli,  Gott  der  Kaufleute,  wurde  als  Yacacoluihqui  verehrt  (s.  Torque- 
mada),  que  quiere  decir:  El  que  tiene  la  nariz  aguilena,  que  propriamente  representa 
persona,  que  tiene  vive9a  ö  habilidad  pora  mofar  graciosamente  ö  enganar,  y  es  sabio 
y  sagaz  (wie  die  Indier  der  Beni-Xonos  in  Oajaca). 

5)  Das  Schiff  aus  Yucatan,  das  Columbus  auf  der  Isla  de  Pinas  (Guanaja)  antraf, 
führte  als  Waare  muchas  mantas  de  algodon,  muy  pintadas,  y  de  diversos  colores  y 
labores  y  camisetas  sin  mangas  y  sin  cuellos  cortas  hasta  la  rodilla  y  etc.  (Herrera), 
sisoles  para  fundir  el   cobre,    hachuelas   de    cobre    para   cortar  lena,    espadas  etc. 

ß)  Statt     wie     früher    mit    Lamuten ,     Jukagiren     und    Tschuwanzen    handeln    die 


KAUFLEUTE.  697 

die  erste  Nachricht  über  die  Spanier  nach  Mexico  (s.  Ixtlilxochitl). 
In  Acalan  war  man  durch  die  Kaufleute  von  Xicalanco  und 
Tabasco  von  Cortez  Thaten  unterrichtet  (s.  Gomara).  Canec  (Fürst 
von  Taico)  war  durch  die  von  Tabasco  aus  die  Jahrmärkte  Be- 
suchenden über  Cortez'  Zug  in  Kenntniss  gesetzt. 

Die  Kaufleute  ^)  theilten  sich  auf  der  Reise  zum  Besuch  von 
Anahuac  (Anaoac)  Ayotlan  und  Anaoac  Xicalanca. 

Starb  ein  Kaufmann  auf  der  Reise,  so  wurde  sein  Körper  ein- 


Tscliukten  (auf  den  Jahrmärkten  Ostrownoje,  Gijiga  und  Anadyr)  mit  den  Russen, 
ihre  Waaren  den  Küsten  -  Tschukten  (Namalloh)  bringend,  die  sie  an  die  Insulaner 
{Zahnmenschen)  und  die  Amerikar  (Ekargi  Elem  oder  Bartmenschen)  verhandeln.  Die 
Tschukten  handeln  auf  der  Insel  Imaklit  (in  der  St.  Diomed-  oder  Gwosdew-Gruppe) 
mit  den  Amerikanern.  Die  Pastolinjuten  kaufen  den  Stämmen  des  Binnenlandes  ihre 
Waaren  ab  und  vertauschen  sie  an  die  Asiakmjuten,  die  sie  nach  der  Insel  Imaklit 
bringen  und  an  die  Tschukten  vertauschen.  Die  Tschukten,  die  zu  den  Namallohs 
kommen,  unterhalten  einen  stummen  Handel  mit  den  Wilden  auf  der  Insel  (s.  Lorenz). 
Die  Tschukten,  die  den  Russen  nicht  Tribut  (Jasak)  zahlen,  unterscheiden  sich  in 
Rennthier-Tschukten  (Olennyje  Tschuktschi)  und  Stand-Tchukten  (Osjedlyje  oderSidjat- 
schie)  an  der  Küste.  Die  Rennthier-Tschukten  verstehen  sich  mit  den  Korjaken,  die 
Stand-Tchukten  und  Namollas  mit  den  Kadjaken  (nach  Lütke).  Der  geschätzte  Bern- 
stein (den  das  Meer  besonders  nach  Erdbeben  auswirft)  bildete  einen  einträglichen 
Handelsartikel  der  Konjagen,  die  ihn  unter  den  Völkern  an  der  BriStolbai  und  noch 
weiter  an  dem  Flusse  Nuschagak  absetzten  (s.  Holmberg).  Die  AValfischfänger  (auf 
Kadjak)  bewahrten  die  Leichen  ausgezeichneter  Verstorbenen  auf  und  legten  sie  in 
entlegene  Höhlen  vor  der  Jagd  in  Bäche,  um  von  dem  Wasser  zu  trinken  (nach 
Davydow).  Das  Haus  eines  Verstorbenen  (der  sich  in  einen  Teufel  verwandelt)  wurde 
auf  Kadjak  niedergerissen.  Der  Sinn  der  Teufelsspiele  auf  Kadjak  wurde  von  den 
Kasjat  (Weisen)  erklärt.  Als  die  von  Shljam  Schoa  (Herr  der  Welt)  auf  die  Erde 
geschickte  Schwester  trotz  der  Warnung  des  Bruders  Gras  gegessen  und  darauf  das 
Licht  hervortrat,  so  schämten  sie  sich,  ihren  nackten  Körper  zu  sehen  und  trennten 
sich,  bis  sie  auf  der  Himmelstreppe  zusammentreffend  Kinder  zeugten,  die  anfangs 
starben  (s.  Holmberg),  bei  den  Konjagen.  Ijak,  der  Gott  des  Bösen,  wohnte  in  der 
Erde  (bei  den  Konjagen),  die  Schamanen  unterstützend. 

^)  Die  Sklaven  wurden  auf  dem  Sklavenmarkt  von  Atzcapotzalco  durch  die  Kauf- 
leute zum  Verhandeln  auf  der  Reise  gekauft.  Los  Aruacas  (quando  captivan  a  sus 
enemigos  caribes)  bezeichnen  sie  dieselben  als  pretos  ö  moavis  (e  sirvense  dellos  en  sus 
labores  como  de  esclavos).  Wenn  die  Cariben  die  Araucaner  zu  Gefangenen  machen, 
los  que  estan  gordos ,  matan  y  comen  (Oviedo).  Für  die  Reisen  der  Kaufleute  (in 
Mexico)  war  das  Zeichen  Cecohuatl  (Schlange)  günstig  (Torquemada).  Marina  war  aus 
Viluta  (in  Xalisco)  durch  Kaufleute  geraubt,  auf  dem  Sklavenmarkt  in  Xicalanca  (bei 
Coatzoqualco)  an  den  Fürsten  von  Potonchan  verkauft  (Gomara).  In  Canada  wurde 
der  Steinfels  Tsanhohi  Arasta  verehrt  (weil  früher  ein  Mensch) ,  zum  Schutz  auf  der 
Reise  (bei  den  Irokesen).  Die  mexicanischen  Couriere  zum  Postdienst  wurden  von 
Kind  auf  im  Laufen  geübt  (s.  Clavigero).  Die  Frucht  des  Baumes  Copalxocotl  und 
de  Wurzel  der  Amolli    (Saponaria  Americana)  dienten    anstatt   der  Seife    (in    Mexico'. 


698  SOCIAL-POLITISCHES. 

gewickelt  auf  der  Spitze  eines  Berges  beigesetzt,  damit  er  zum 
Hause  der  Sonne  ginge  (in  Mexico). 

Die  wegen  eines  Mordes  an  Kaufleuten  oder  weil  Gesandte 
(welche  Aufnahme  der  mexicanischen  Götterbilder  in  den  Tem- 
pel und  Anerkennung  des  mexicanischen  Königs  als  Oberherrn  ver- 
langt hatten)  getödtet  waren,  entstandenen  Kriege  wurde  in 
Uebersendung  von  Schilden  und  Mänteln  angezeigt  (s.  Torquemada). 

Vor  dem  Kriege  mit  Tutupec  (in  Oajaca)  sandte  Montezuma  II. 
Kaufleute  als  Spione.  Unter  den  Kaufleuten  besuchten  die  Na- 
hualoztomecas  fremde  Länder  als  Kundschafter. 

Diese  auch  Naoaloztomeca  genannten  Kaufleute  (Mexico's)  er- 
handelten in  der  Provinz  Tzinacantlan  (in  Verkleidung)  den  Amber 
(Balsam)  und  Vogelfedern  u.  s.  w.  mit  Obsidianmessern  (Schwe- 
fel u.  s.  w.). 

Während  Auitzotzin  (Ahuitzotl)  in  Mexico  herrschte,  eroberten 
die  Kaufieute  in  Tlatelolco  (nachdem  sie  die  Belagerer  in  Quauchte- 
nanco  besiegt)  die  Provinzen  Ayotlan^)  und  Anaoac  (s.  Sahagun)  und 
bei  der  Rückkehr  verbanden  sich  mit  ihnen  die  Kaufleute  von 
Mexico. 

Auf  den  Tianguez  oder  Märkten  wurden  Abgaben  von  der 
Verkaufswaare  erhoben.  In  die  Märkte  von  Nicaragua  durften 
keine  Frauen  eintreten,  noch  Knaben  vor  der  Pubertät  (s.  Oviedo). 
An  allen  Anlegeplätzen  der  Canoe  in  Mexico  standen  Zollhäuser 
zur  Erhebung  der  Accise  (s.  Oviedo).  Die  Märkte  (Tianguez^)  oder 
Tianquiztli)  wurden  alle  5  Tage  abgehalten  (Torquemada). 

Für  Bewahrheitung  der  Verträge  in  Kauf  und  Verkauf  wur- 
den die  Zungen  geschUtzt  (in  Nicaragua)  zu  Ehren  des  Steingottes 
Mixcoa  (s.  Oviedo). 


^)  Als  Avitzotzin  (Ahuitzotl)  von  der  Belagerung  der  Kaufleute  aus  Tlatelolco  in  Ayot- 
lan  hörte,  schickte  er  den  Feldherrn  Mocthecuzoma  oder  Tlacochcalcatl  zu  Hilfe,  der  sie 
aber  bereits  siegreich  fand,  und  seitdem  blieb  der  Weg  nach  Anaoac  oder  Anaocatl 
offen ,  ohne  dass  ihn  weder  die  Tzapotecas ,  noch  die  Anoacas  sperren  konnten.  Die 
mit  Rom  und  Constantinopel  bekannten  Gefährten  Cortez'  fanden  den  Markt  in  Mexico 
grösser  und  besser  geordnet  (nach  Bernal  Diaz),  den  von  Salamanca  dreifach  über- 
treffend (s.  Ramusio).  In  Zempoallan  wurde  alle  20  Tage  ein  Markt  abgehalten.  In 
Mexico  diente  für  die  Märkte  oder  Tianguez  (Tianquitli  oder  Tianquisco)  der  Catebulco 
genannte  Platz. 

2)  The  Mexicans  were  a  great  trading  people  and  had  money  of  several  kinds  in 
general  use,  but  the  art  of  weighing  was  utterly  unknown  to  them,  while  on  the  other 
hand,  the  Peruvians  habitually  used  seals  and  weights,  but  had  no  idea  of  the  use  of 
money  (s.  Tylor). 


VERKEHR.  699 

Den  Aufsehern  auf  dem  Markt,  wo  falsches  Maass^)  bestraft 
wurde,  zahlten  die  Verkäufer  eine  Abgabe  für  den  von  dem 
Fürsten  gegen  Räuber  gewährten  Schutz  (in  Mexico). 

Auf  den  Märkten  (in  Mexico)  wurde  ausgetauscht,  und  sonst 
diente  als  Geld^)  entweder  Cacao  oder  Federposen  mit  Goldstaub» 
auch  kleine  Tuchstücke  (Patolquachtli),  sowie  unas  monedas  de 
cobre,  casi  de  hechura  de  Tau  T,  de  anchor  de  tres  o  quatro  de- 
dos,  y  era  planchuela  delgada,  unas  mas  y  otras  menos,  donde 
havia  mucho  oro  (s.  Torquemada). 

Ausser  Steinen  (s.  Landa)  und  Cacao-Körnern^)  dienten  Glöck- 
chen  und  Schellen  von  Kupfer  als  Geld  (nach  CogoUudo)  in 
Yucatan  (wo  sonst  Metall  fehlte,  und  nun  die  Seltenheit  zum 
Austauschwerth  um  so  mehr  befähigte).  Nach  Lizana  zahlten  die 
Yucatanesen  die  Cuzcas  genannten  Geldstücke  als  Tribut. 

„Ihren  kleinen  Handel  treiben  sie  durch  Umtausch  der  Waa- 
ren,  oder  sie  haben  gewisse  schwarze  und  weisse  Körner,  welche 


1)  Die  Pacabyes  (von  Pauxoto)  in  Tliamara  (zu  Altinger's  Zeit)  lienen  unas  romanas 
sotiles  con  que  pesan,  y  son  de  un  huesso  blanco  que  quiere  pares^er  marfil,  y  tam- 
bien  las  hay  de  un  palo  negro,  como  ebano.  Tienen  sus  muecas  e  puntos  para  cres9er 
y  menguar  en  el  pesso,  como  nuestras  romanas  (Oviedo).  Die  von  Ruyz  auf  der 
Balsa  angetroffenen  Kaufleute  trahian  unos  pesos  chiquitos  de  pesar  oro  como  hechura 
de  Romana  (in  Peru). 

-)  In  Virginien  gebrauchte  man  de  coquillages  et  particuHerement  de  ceux  du 
dam  (venus  mercenaria)  en  guise  de  monnaie  (s.  Warden).  In  Nord-Californien  bildet 
die  Allicochik  genannte  Muschel  das  Austauschmittel.  A  scalp  of  the  red-headed 
woodpecker  is  equivalent  to  about  five  dollars  (Boston-money  unter  den  Klamath).  Nach 
Key  wurden  die  Wampum  (Weegis)  als  Geld  verwandt.  Bei  den  Tacullies  circuliren 
die  Hiaqua-Muscheln  als  Austauschmittel.  Neben  dem  Ueberwurf  (als  Kleid  ge- 
tragen) diente  (am  Cape  Flattery)  die  Hiaqua  genannte  Muschel  zum  Verkehrsmittel 
(ebenso  bei  Chinuk).  Bei  den  Mojaves  dienen  die  Pook  genannten  Muschelschnüre 
als  Austauschmittel  (Whipple).  Usus  ferri  apud  eos  nullus  invenitur  (P.  Martyr)  in 
den  Antillen.  Als  Hühner  nach  Mexico  gebracht  waren,  züchteten  sie  die  Indianer  in 
solcher  Menge,  dass  sie  bei  Tausenden  auf  den  Märkten  verkauft  wurden  (s.  Molina), 
bis  in  einer  plötzlich  ausgebrochenen  Epidemie  (1539)  die  meisten  starben  (s.  Torque- 
mada). Die  (von  den  Nahuas)  als  Geld  gebrauchten  Kupfergeräthe  wurden  bei  Monte 
Alban  (der  Zapoteken)  in  einem  Topf  gefunden  (s.  Castaneda).  Nach  d'Alva  war 
unter  den  Tolteken  Kupfergeld  im  Gebrauch.  Landa  fand  in  einer  bemalten  Todten- 
urne.  Yucatan's  „tres  cuentas  de  piedra  buenas  de  las  que  usavan  los  indios  por 
moneda". 

3)  Zum  Handel  wurden  in  Guatemala  die  Cacaobohnen  gezählt  zu  400,  8000  und 
24000  (contles,  xequipiles  und  cargas).  Ausser  Cacao  (und  Kupferstücken)  dienten  zum 
Geld  unas  mantas  pequenas,  que  llaman  Patolquachtli  in  Mexico  (Torquemada).  Hatten 
die  mexicanischen  Kaufleute  das  Zeug  auf  dem  Markte  nicht  verkauft,  legten  sie  für 
die  Nacht  Aji  hinein,  damit  es  am  andern  Tage  besser  abginge. 


700  SOCIAL-POLITISCHES. 

ihnen  statt  der  Gold-  und  Silbermünzen  dienen;  jedoch  mit  dem 
Unterschiede,  dass  ein  schwarzes  Korn  ebensoviel  als  zwanzig 
weisse  am  Werth  enthält.  Die  Indianer  am  Meere  machen  diese 
Art  der  Münze  aus  den  äussern  Theilen  der  Muscheln,  die  sie 
besonders  achten.  Sie  machen  Ketten  daraus,  und  schmücken 
sich  damit,  wenn  sie  im  vollen  Putz  etscheinen  wollen.  Diese 
Münze  hat  ihren  Lauf  nicht  nur  unter  den  Eingebornen  im  mitter- 
nächtlichen Amerika,  sondern  sie  gilt  auch  in  den  englischen 
Colonien**  (in  Florida). 

In  Mexico  wurde  der  Tabak  ^)  sowohl  geraucht  (unter  Zu- 
halten der  Nasenlöcher)  wie  auch  geschnupft  (s.  Clavigero).  Das 
Kraut  Hado  (s.  Venezuela)  hiess  (in  Nicaragua)  Yaat  (Coca  in  Peru). 

Das  (mexicanische)  Spiel'^)  Patolli  (que  en  algo  parece  al 
juego  de  las  tablas  reales)  wurde  mit  Bohnen  gespielt  (hechos 
puntos  en  ellos,  ä  manera  de  dados  de  arenillas),  und  mit  Linien, 
die  auf  einer  Matte  gezogen  waren  (Torquemada). 

Wie  bei  Peruanern  und  Chibchas  waren  auch  bei  den  Mexi- 
canern  die  Feste  vielfach  mit  Wettläufen")  verbunden. 

Die   Frau   Maiavel   erfand  die  Weinbereitung'')  aus  Pflanzen- 


1)  Bei  den  Mauhes  und  bei  den  Muras  (am  Madeira)  wird  mit  dem  Pulver  der  Parica 
aus  dem  Samen  der  Parica-uva  (Mimosa  acacioides  Benth.)  nicht  nur  durch  Bambus- 
röhren (tabocas)  die  Nase  aufgeblasen  (zur  Aufregung  bei  Freundschaftsschluss),  sondern 
dasselbe  auch  als  Klj'stier  genommen  (s.Martius).  In  Africa  wird  geschnupft,  Byron  sah 
Pfeifen  aus  rother  Erde  bei  den  Patagoniern  (wie  im  Norden).  Die  Mandan  cultivirten 
für  Rauchtabak  Nicotiana  quadrivalvis.  Die  Saskesanahok  rauchen  ,,aus  künstlich  ge- 
schnittenen Pfeifen"  (s.  Dapper).  Tapaco  (in  Weslindien)  oder  Petum  hiess  (nach 
Drake)  Tobah  (in  Nordamerika)  oder  (in  Virginien)  Uppöwoc  (nach  Hariot).  In  jedem 
Dorf  der  Jeberos  wurde  die  Tunduli  oder  Trommel  für  die  Versammlung  geschlagen. 
Teponastle  ist  die  geschlitzte  Trommel  der  Mexicaner.  Die  Maske  Macehuaz  diente 
bei  den  Mitote-Tänzen  in  Tlatilolca.  Patoliztli  war  ein  Brettspiel  in  Vierecken  mit 
geworfenen  Bohnen  (in  Mexico). 

2)  Ad  lapidis  jactum  a  reguli  tabernaculo,  duo  trunci  arbore  humi  jacent,  die  von 
den  Tapuiyern  im  Wettstreit,  von  zwei  Partheien,  getragen  werden,  berichtet  Piso  (e 
relatione  Jacobi  Rabbi). 

3)  Ardair  erzählt  von  zwei  Mohawks-Indianern ,  die  bei  einem  Zuge  gegen  die 
Chirokesen  durch  Uebermacht  verfolgt,  die  Verfolger,  als  sie  sich  im  Nachlaufen  ge- 
trennt, nach  einander  tödteten,  1747  (in  römischer  Analogie).  Hippisley  sah  den 
(spanisch)  Palo  Volador  genannten  Tanz  (der  alten  Mexicaner)  in  Angostura  (am 
Magdalena). 

4)  Xochitl,  Tochter  des  Papantzin,  erfand  in  Tulan  das  berauschende  Getränk  aus 
Maguey  (nach  Veytia).  Die  Frauen  in  Florida  mussten  fern  bleiben,  wenn  die  Männer 
ihren  Rauschtrank  bereiteten  (nach  Cabe9a  de  Vaca).  Nozalcoyotl  (in  Tezcuco)  be- 
strafte das  Pflanzen  von  Maguey.  Die  Koniagas  verfertigten    einen  Rau.schtrank  aus  Bee- 


BERAUSCHUXG.  701 

saft  und  Pantecatl  die  Zufügung  der  Wurzeln  zum  Saft,  sowie 
Tepuztecatl,  Quatlapanqui,  Tliloa  und  Papatztactzocaca  die  Her- 
stellung der  Pulque  (s.  Sahagun)  oder  (bei  Oviedo)  Panicaca. 

Hatten  sich  die  Huasteken  so  voll  gesoifen,  dass  der  Magen 
nichts  mehr  annahm,  Hessen  sie  sich  den  Rest  des  Rauschgeträn- 
kes in  Klystieren  beibringen,  und  so  in  Südamerika.  Wüste 
Feste,  bei  denen  die  Trinker  an  Ort  und  Stelle  das  eingenommene 
Getränk^)  auch  wieder  von  sich  Hessen,  wurden  mehrfach  von 
alten  Reisenden  beschrieben. 

In  den  Erziehungssprüchen  wurde,  wie  andere  Laster,  auch 
die  Trunkenheit  gerügt,  die  ausserdem  mit  schweren  Strafen  sei- 
tens des  Staates  belegt  war,  aber  denjenigen,  die  das  70.  Jahr  über- 
schritten hatten,  freigestellt  war,  um  sich  von  den  Mühen ^)  des 
Lebens  zu  erholen  (in  Mexico). 

Von  den  Guasteken  werden  phallische  Riten")  erwähnt  (und 
ähnlich    aus   Yucatan).     Als    nach    der  Abdankung    Huemac's  IL 


ren.  Das  Getränk  aus  gegobrenem  Mais  heisst  Viru  (bei  den  Botocuden),  sonst  Awa 
in  Brasilien  (Kavi  in  Polynesien).  Das  Rauschgetränk  (Chicha  in  Cuba)  hiess  Chica  in 
Cueva.  Nach  Pichardo  ist  das  Wort  Chicha  aus  (oder  über)  Panama  nach  Cuba  ge- 
kommen (in  Peru  im  Gebrauch).  Die  Polynesier  bereiten  ihren  Rauschtrank  von  der 
wilden  Pfefferpflanze  Cava,  indem  junge  Leute  sie  kauen  und  ausspeien.  Die  Brasilier 
bereiten  den  Piwarry  genannten  Rauschtrank  aus  der  Cassava-Pflanze,  die  von  Frauen 
gekaut  und  ausgespuckt  wird  (zum  Gähren)  wie  ähnlich  Chicha  (in  Lima).  Die  Ranke 
Tuba  wird  auf  Sumatra  in's  Wasser  geworfen,  um  Fische  zu  betäuben  (nach  ]Marsden) 
und  so  auf  Tahiti  (nach  Cook).  Nach  Hillhouse  fängt  man  in  Guiana  Fische  durch 
betäubende  Pflanzen.  Nach  Marsden  erstreckte  sich  das  Betelkauen  östlich  bis  zu  den 
Pelew-Inseln,  aber  Hunter  fand  es  (1791)  auf  Neu-Irland. 

1)  Los  Moros  se  rerajan,  los  Gentiles  mean  en  cuclillas,  que  de  ambas  Leies  ai 
(s.  Gomara)  in  Borney  (zur  Zeit  Barbosa's).  Der  christianisirte  Indianer  rechnet  sich 
zu  Master's  caste  (reason:  piimp  ship  Standing):  Die  Brasilier  (mit  den  Göttern  Tam- 
merkaj  ,,truncken  die  Getrenke,  welche  sie  Kawi  nennen"  (s.  Staden),  wie  in  Polynesien. 
Auf  dem  Feldzug  gegen  die  Guasteken  fand  Cortez  in  unterirdischen  Gewölben  Kufen 
mit  dem  Wein  des  Landes  (Pulque).  Hatte  der  Tapuyer  zuviel  getrunken,  vomitum 
sibi  excitat  et  denuo  haurit  (um  als  starker  Trinker  zu  gelten).    So  bei  lucullischen  Mahlen. 

-)  Bei  den  Sokulks  am  Columbia  (und  Mündung  des  Chinnapum)  bemerkten  Lewis 
und  Clarke :  the  great  respect,  which  was  shown  to  cid  age.  Old  people  are  treated 
with  contumely,  both  men  and  women  (in  Californien).  Der  abgelebte  Greis  hat  bei 
den  Chipewyern  die  Wahl,  auf  einer  Insel  ausgesetzt  oder  beim  Fest  von  seinem  Sohn 
getödtet  zu  werden  (s.  Long).  Im  Jammerholz  bei  Lüchow  (im  Lüneburgischen)  wurden 
die  abgelebten  Eltern  von  den  Kindern  erschlagen  (n.  E.  A.  W.  Zimmermann).  Bei 
den  Gallas  tritt  der  älteste  Sohn  in  die  Rechte  seines  Vaters,  wenn  er  durch  Alter 
zum  Kriege  untüchtig  wird  (s.  Bruce). 

"^)  Zu  Demothenes  Zeit  fanden  sich  Cultgenossenschaften  mit  dem  Ithyphallus  als 
Patron  (in  Athen).     Auch    in  Rom    kamen    die    festlichen  Bekränzungen    des  Phallus 


702  SOCIAL-POLITISCHES. 

Tollan  unter  Topiltzin  Acxitl  durch  Zwistigkeiten  zerrüttet  wurde, 
verbreitete  die  aus  Cuextlan  (wo  der  Phallus  verehrt  wurde) 
stammende  Secte  der  Ixcuinames  ihre  Orgien,  während  die  Teo- 
chichimeken    vordrangen.     Auf    dem   Isthmus    reden  die   Spanier 


vor.  In  Culiacan  the  liouses  were  decorated  with  obscene  paintings  (zu  Guzman's 
Zeiten).  Son  muy  corpulentos  y  membrudos,  y  por  esto  llevan  muy  grandes  cargas 
(in  Florida),  die  Hombres  mariones  impotentes,  que  andan  vestidos,  con  traje  mugeril  y 
hacen  los  mismos  oficios  (Torquemada).  Die  Sodomiten  (Cuylon)  wurden  gesteinigt  (in 
Nicaragua).  In  Tamanlipas  fanden  sich  Bordelle  für  Männer  in  Frauenkleidcrn.  Die 
Frauen  (in  America)  faciunt  intumescere  maritorum  inguina  in  tantam  crassitudinem,  ul 
deformia  videantur  et  turpia  et  hoc  quodam  earum  artiticio  et  mordicatione  quorundam 
animalium  venenosorum  (Vespucci).  Die  Aleuten  nennen  die  Mannweiber  Bardachas, 
die  Saukes  und  Foxes  (Mih-däcka  der  Mandans)  Shopan.  Nach  Firmicus  kleideten  sich 
die  assyrischen  Priester  zu  Ehren  ihrer  Gottheit  in  Frauentracht.  Die  Hermaphroditen 
(in  Frauentracht),  die  die  Spanier  bei  der  ersten  Entdeckung  Amerika's  dort  anzutreffen 
meinten,  wurden  meist,  wegen  ihrer  unnatürlichen  Laster,  von  Hunden  zerrissen.  Nach 
Pierre  de  Gand  hielten  die  unverheiratheten  Priester  Knaben  an  Stelle  der  Frauen  (in 
^Mexico).  In  Tabasco  fanden  sich  Figuren  im  Act  der  Sodomiterei  in  den  Tempeln 
(nach  Oviedo).  Bei  den  Tenucas  wurde  beschnitten  sowie  am  Rio  Negro.  Die  To- 
tonaken  beschnitten  (s.  Mendieta).  Die  Mixi  beschnitten  (nach  Brasseur).  Zu  den 
Scarificationen  (in  Yucatan)  gehörte  das  Aufschlitzen  des  Praeputium  (nach  Landa). 
Nach  Lawson  fand  sich  Beschneidung  bei  einigen  Stämmen  der  Machapunger  in  Nord- 
Carolina.  Bei  den  Chontales  (in  San  Salvador)  wurde  der  Penis  aufgeschlitzt  (nach 
Palacio).  Aos  machos  fazem  uma  pequena  e  imperceptivel  incisao  no  prepucio  e  as 
femeas  cortando-llieer  parte  da  crescencia  dos  vasinhos  (die  Tecunas)  bei  der  Be- 
schneidung (s.  de  Souza).  Die  zu  den  Jitipos  (aus  Peru  stammend)  gehörigen  Panos 
(am  Ucayali)  beschnitten  am  Jahresfest  der  Tambos  am  Rio  Guallaga  die  zu  Prieste- 
rinnen geweihten  Mädchen  (nach  Vidman).  Am  Marindö,  Nebenfluss  des  Atrato,  wird 
den  neugeborenen  Mädchen  die  Clitoris  abgeschnitten.  Nach  Gumilla  beschnitten 
die  Salivas  nicht  nur  die  Knaben,  sondern  auch  die  Mädchen.  In  Zempoalla 
fanden  sich  Knaben  in  Weiberkleidern  zur  Sodomiterei.  In  Zamba  oder  Nao  (bei 
St.  Martha)  fanden  sich  als  Frauen  gekleidete  Männer,  während  die  die  Keusch- 
heit bewahrenden  Frauen  im  Kriege  kämpften  (Gomara).  Die  Indianer  auf  der  Insel 
Ulua  waren  beschnitten  (zu  Grijalva's  Zeit).  Beim  Ueberliefern  der  Braut  (in 
Cartagena)  la  madre  de  la  mo9a  en  presencia  de  algunos  de  su  linaje  la  corrompe 
con  los  dedos  (Cieza).  Die  Chontalen  (bei  Gracias  a  Dios)  schlitzten  sich  den 
Penis  auf  (zur  Busse)  und  das  Blut  wurde  dem  Gott  Yvelaca  dargebracht.  Ausser 
dem  Vernähen  der  Frauen  oder  Anlegung  eines  Ringes  ist  eine  dritte  Art  der  Infibu- 
lation  im  Gebrauch,  eile  consiste  ä  mettre  aux  femmes  une  ceinture  tressee  de  fil  d'ai- 
rain  et  cadenacee  audessus  des  hanches,  par  le  moyen  d'une  ferrure  composee  de  cercles 
mobiles,  oü  l'on  a  grave  un  certain  nombre  de  caracteres  ou  des  chiffres  entre  les- 
quels  il  n'y  a  qu'une  seule  combinaison  possible  pour  comprimer  le  ressort  du  cade- 
nat,  et  cette  combinaison  est  le  secret  du  mari  (s.  Pauw),  In  Menda  (und  andern  In- 
seln) wurde  (für  die  Keuschheit  der  Frauen)  gebraucht:  une  certaine  ceinture  pourvue 
d'un  anneau  ä  charniere  en  argent  ou  en  autre  metal,  d'une  forme  particuliere  et  ac- 
compagne  d'un  petit    cadenas,    dont   on   garde   le   clef    (n.  Boudyck-Bastiaanse).     Pour 


BESCHNEIDUNG.  703 

Überall  von  der  Ausübung  unnatürlicher  Laster.  In  Coazacoalco 
herrschte  die  Beschneidung  (nach  Herrera)  und  in  Iluta,  wie  bei 
den  Totonaken  (nach  Torquemada). 

Fehlte  der  im  Tempel  lebende  Priester  von  Ichcatlan,  der 
mit  keiner  Frau  Umgang  haben  durfte,  gegen  seine  Pflichten, 
so  wurde  er  in  Stücke  zerrissen,  um  seine  Glieder  dem  Nach- 
folger als  warnendes  Beispiel  vorzulegen  (s.  Clavigero).  Ebenso 
wurde  bei  den  Priestern  in  Teotihuacan  jede  Ausschweifung  hart 
geahndet  und  bei  den  der  Aufsicht  des  Tepanteohuatzin  über- 
gebenen  Mädchen  des  Tempels  streng  ihre  Keuschheit  gehütet. 
„Jedes  Vergehen  dieser  Art  war  ohne  Verzeihung"  und  blieb  es 
verborgen,  so  suchte  die  Verbrecherin  den  Zorn  der  Götter  durch 
Fasten  und  Kasteiungen  zu  besänftigen,  weil  sie  sich  einbildete, 
dass  ihr  Fleisch  zur  Strafe  verfaule. 

Die  „Ruthe  wird  mit  einem  Faden  zugebunden"  bei  den 
Enoo  (als  Kemeneter,  Kenneker  und  Karaiker)  bei  den  (riesigen) 
Tirimenern  (s.  Dapper). 

Auf  der  Insel  Capul  (zwischen  Ladronen  und  Philippinen) 
wurden  die  Knaben  mit  einem  Nagel  infibulirt  (s.  Candish). 

Als  Numank-Machane  und  der  Herr  des  Lebens  dem  ge- 
schaffenen Menschen  das  Zeugungsglied  an  die  Stirn  ansetzte, 
änderte  der  Frosch  die  Stelle,  erhielt  aber  einen  Schlag,  der  sei- 
nen Rücken  krümmte  (Neuwied).  Da  die  Dorfbewohner  den 
ersten  Menschen  (der  Mandanen)  und  seine  Begleiter  weder  durch 
Todtfüttern  noch  durch  Rauchen  vernichten  konnten,  versuchte 
man  es  durch  die  Weiber.     Numank-Mächana  autem  partis  natu- 


brider  les  gar9ons  on  leur  mettoit  dans  le  prepuce  un  anneau  d'or  ou  d'argent, 
tellement  rejoint  par  les  extremites  qu'on  ne  pouvait  plus  Touvrir  qu'avec  une 
lime ,  et  c'est  ce  que  les  Romains  nommoient  „refibulare"  (s.  Pauw).  Infibulare 
quoque  adolescentulos  interdum  valetudinis  causa  quidem  consuerunt  (Celsus).  Die 
griechischen  Bussmönche  der  Caloyer  trugen  Eisenringe  am  Penis.  Viri  membri  sui 
fistulam  in  se  contrahunt,  et  involvunt  taeniola  quadam,  vocantque  id,  quo  ligant  mem- 
brum,  Tacoynhaa,  religant  autem,  quando  opus  est,  ut  mejant  (Margrave)  in  Brasilien. 
Alibi  in  eodem  tractu,  intra  vaginam  mentularem  nervum  reducunt  funiculoque  prae- 
putium  aliigant  (Peter  Martyr).  Von  der  Hottentotten-Schürze  der  Mandan-AVeiber  sagt 
Neuwied:  Haec  deformitas  a  viris  ipsis,  ut  dicunt  tractibus  saepe  repetitis  producitur, 
nonnullis  labia  externa  in  orbem  tres  ad  quatuor  digitos  transversos  prominent,  in 
aliis  labia  interna  valde  pendent,  immo  virorum  ars  in  partibus  ipsis  figuras  artificiose 
fictas  format.  Foemina,  hac  raritate  carens  parvi  aestimata  et  neglecta  est.  Moris 
est  in  Mandans,  Mönnitaris  et  in  Crows  magis  autem  in  Mönnitaris,  in  Mandans  a 
mulieribus  dissolutis  magis,  quam  ab  uxoribus  hie  mos  perversus  adhibitur  (s.  Neuwied). 


704  SOCIAL-POLITISCHES. 

ralis  loco  cauda  vaccina  usus  erat,  incolae  loci  valde  stupefacti 
praestantes  et  assiduas  primi  hominis  vires  admirarunt  (Neuwied). 
Durch  die  Beschneidung  suchen  die  Kaffir  von  Inushologu 
die  Entfernung  des  bösen  Einflusses  (oder  Isixake)  zu  erhalten, 
„Das  Volk,  welches  durch  Guazakuallo  Iluta  und  Kueztxatla 
sich  ausbreitet,  haben  die  Beschneidung,  nach  einer  alten  Ge- 
wohnheit, wie  sie  vorgeben"  (s.  Dapper).  Nach  Clavigero  haben 
die,  wie  an  andern  Stellen  des  Körpers,  auch  am  Präputium  übli- 
chen Blutentziehungen  (für  Büssungen)  Anlass  zur  Vorstellung 
von  der  Beschneidung  (in  Mexico)  gegeben. 

Die  Nahuall  unterscheiden  sich  als  die  deutlich  Redenden  von  den  mit  Chontal 
oder  anderen  Barharen-Namen  bezeichneten  Fremden.  Der  höfische  Dialect  des  Nahuatl 
wurde  in  Tezcuco  gesprochen,  und  dort  als  Sitz  der  Chichimekenherrscher  wurde  von 
Techotl,  der  von  seiner  Amme  aus  Culhuacan  die  von  den  Acolhuas  erneuerte  Sprache 
der  Tolteken  gelernt  hatte,  diese  als  rechtsgültige  im  Reiche  proclamirt,  während 
Tezozomoc  noch  sein  Edict  zweisprachig  veröffentlichen  liess,  nicht  nur  in  der  Sprache 
der  Tolteken,  sondern  auch  der  Chichimeken,  deren  Sprache  sich  bis  1582  (nach 
Pomar)  an  abgelegenen  Punkten  bei  Mexico  erhielt.  Tcchatlalatzin,  Sohn  Quinantzin's 
(durch  die  toltekische  Amme  Papaloxechutli  erzogen),  nahm  die  Nahuatl-Sprache  an 
und  liess  sie  die  Chichimeken  (die  sich  mit  den  Tolteken  mischten)  erlernen  (s.  Ixtlilxochill). 
Der  Kaiser  Techotlala  machte  (nach  Ixtlilxochitl)  die  mexicanische  Sprache  zur  allge- 
meinen, aber  im  Jahre  1582  fanden  sich  (wie  es  heisst)  noch  chichimekische  Namen, 
die  Niemand  übersetzen  konnte,  und  in  Pueblo  wie  Pachuca  wurden  (1579)  drei  einander 
unverständliche  Sprachen  geredet  (nach  Alontufar),  nämlich  das  Otomi,  Mexicanische 
und  Chichimekische.  Todos  los  que  hablan  claro  la  lengua  mexicana  que  los  llaman 
Nahoas,  son  descendientes  de  los  Tultecas  (Sahagun).  Los  Nahuatlacas,  que  hablan 
esta  lengua,  que  llamamos  Mexicana,  tienen  su  lenguage  y  pronunciacion,  como  los 
mismos  Tezcucanos  (s.  Torquemada).  Nach  Villa- Manrique  war  die  allgemein,  als 
mexicanische,  geredete  Sprache  die  alte  der  Chichimeken  von  Tezcuco,  als  ältester  An- 
siedler nach  den  Tulteken,  doch  glaubt  Torquemada,  dass  überhaupt  bereits  eine  gleiche 
Sprache  der  Aculhuaques  (in  Tezcuco)  und  der  Mexicaner  anzunehmen  sei  (so  dass 
also  die  unter  den  Chichimeken  eingewanderten  Aculhuaques  nach  ihrer  Verschwäge- 
rung mit  jenen  den  Ehrennamen  derselben  für  sich  in  Anspruch  nahmen  und  so  für  ihre 
Sprache,  die  bei  dem  spätem  politischen  Uebergewicht,  als  eine  höhere  Bildung  reprä- 
sentirend,  die  herrschende  wurde,  und  auch  von  den  hinzukommenden  Mexicanern  ge- 
braucht). Die  mit  den  Nahuatlacas  ausgewanderten  Azteken  zogen  von  Aztlan  durch 
Oztotlan  (das  Schluchtenland)  nach  Anahuac.  Der  Codex  Chimalpopoca  (in  der  Col- 
lection  Boturini's)  ist  im  Nahuatl  geschrieben  und  dieser  in  der  Sammlung  Boturini's  als 
Historia  de  los  reynos  de  Culhuacan  y  Mexico  befindliche  Codex  Chimalpopoca  wurde 
durch  Brasseür  de  Bourbourg  nach  dem  Manuscript  Ixtlilxochitl's  copirt  und  von 
Aubin's  Copien  wurde  die  eine  von  Gama,  die  andere  von  Pichardo  angefertigt.  Wie 
bei  Quechua  und  Tupi  oder  bei  Chinuk  haben  sich  solche  General-Sprachen  auch  in 
Afrika  und  Asien  (sowie  Polynesien)  vielfach  gebildet.  Von  den  14  Sprachen  am 
Golfo  dulce  wählten  die  Dominicaner  eine  zum  allgemeinen  Gebrauch.  Bei  den 
Choctaw,  Chickasaw,  Creek,  Seminoles  und  Cherokees    diente    das  Comanche    als  Ver- 


GEHEIMSPRACHE.  705 

kehrssprache  (s.  Boudinot).  Unter  den  algischen  Stämmen  zwischen  Labrador  und 
Rocky  mountains  wird  neben  den  Stammessprachen  das  Crih  als  allgemeine  Sprache 
geredet.  Die  Verkehrssprachen  werden  um  so  nothwendiger  bei  der  aus  feindseliger 
Stimmung  zu  einander  vorliegenden  Neigung  zu  Besonderheiten  im  Dialect,  wie  auch 
sonst.  Von  den  Häuptlingen  der  Mandans  rauchte  Charatä  der  Numakschis  nie  aus 
einer  steinernen  Pfeife,  sondern  nur  aus  einer  hölzernen,  Matö-Töpe  rauchte  nie  mit 
andern  Leuten  Tabak,  sondern  immer  für  sich  allein  und  bei  verschlossenen  Thüren. 
Die  Dolmetscher  (in  Mexico)  hiessen  Naguatatos  (s.  Oviedo).  La  langue  des  Sioux  se 
rattache  par  quelques  mots  au  vocabulaire  caribe  (d'Eichthal),  doppelter  Sprachen. 
Die  Geheimsprache  (Sikowscher  oder  Schakobsche)  der  Tscherkessen  wird  auf  Räuberzügen 
gebraucht  (n.  Reineggs).  Ausserdem  haben  die  Kabardiner  noch  eine  geheime  Art,  sich 
auszudrücken  (Farschipse  genannt),  indem  zwischen  jede  Silbe  der  Sprache  entweder  ri  oder 
fe  gesetzt  wird  (s.  Klaproth).  Au  IV  si^cle  Tarmenien  litteraire,  l'ostanie,  n'etait  pas 
une  langue  nationale  et  vivante  (Patkanoffj,  c'etait  une  langue  artificiel  en  usage  ä  la 
cour  et  dans  les  chancelleries,  de  lä  sa  denomination  de  langue  litteraire  (grabar),  par 
Opposition  k  la  langue  vulgaire  (askharhabar).  La  maniere  de  s'exprimer  est  bien 
differente  dans  les  harangues,  les  supplications  etc.  et  dans  la  conversation  ordinaire.  II 
y  a  une  phrascologie  particuliere  dans  les  narrations  d'evenements  passes  et  anciens  et 
un  autre  pour  ce  qui  se  passe  presentement.  Pareillement ,  quand  il  s'agit  de  songes 
et  d'idees  superistitieuses  (bei  den  Cris).  The  Kyans  have  a  language  peculiar  and 
sacred  for  invoking  the  spirits  (according  to  Hupe).  Die  „Cris  des  prairies"  (in  Zelten,  wie 
die  Cris  des  bois  in  Rindenhütten  lebend)  parlent  leur  langue  avec  beaucoup  de  purete 
et  d'elegance  (s.  Lacombe)  [Beduinen].  The  hereditary  appellation  of  the  chief  of 
Pango-Pango  (in  Tutuila)  being  Maunga  (Mountain) ,  that  word  must  never  be  used 
for  hill  in  his  presence,  but  the  courtly  term  substituted  (Erskine)  1853.  Indem  die 
Mayas  beim  Schreiben  spanischer  Lautworte  die  Silbenschrift  in  eine  alphabetische  zu 
verwandeln  suchten,  schrieben  sie  (nach  Landa's  Erklärung)  buchstabirend,  wie  Le,  als 
E,  L  (=  1)  e  (=  e)  =  le  (Schlange),  oder  a,  h  =  ha  (Wasser),  indem  sie  erst  jedem 
der  Buchstaben  eins  ihrer  Zeichen  hinzufügten,  und  dann  ein  anderes  Zeichen,  neu 
componirt  (mit  partieller  Zufügung  des  Nebenlautes  zum  Hauptlaut),  der  daraus  ge- 
bildeten Silbe,  und  es  wird  auch  der  Grund  zugefügt,  „haviendoles  nosotros  hecho 
entender,  que  son  dos  letras"  (le).  Landa  scheint  in  seinem  Alphabet  Maya  aus  all' 
den  Silbenzeichen  nur  diejenigen  bewahrt  zu  haben,  welche  dem  Klang  der  Buchstaben 
im  spanischen  Alphabet  am  nächsten  kamen,  und  durch  Beitran  de  Santa  Maria  Er- 
weiterungen erhielt.  The  sounds  of  m,  b  and  w  are  interchangeable,  so  also  those 
of  d,  1,  n  and  r  (in  der  Sprache  der  Hidatsa). 

Niya  (ich)  bei  Knistinaux  des  prairies, 

Nira      ,,       „    Cris, 

Nitha    „       „    Cris  (des  bois), 

Nila       ,,       ,,    in  Labrador  (bei  Cris), 

Nina      ,,       ,,    Maskegon, 

Nin        „       „    Sauteux  (oder  Algonkin). 

Nichic,  mein  Fuss, 

Bichic,  dein       „ 

Lichic,  sein        „ 

Tichic,  des         ,, 
bei  den  Caraiben  (Dapper)  im  promoninalem  Wechsel 
Bastian,  America.  •  45 


706  SOCIAL-POLITISCHES. 

In  der  Sprache  der  Mascliacaris  (s.  Neuwied)  bilden  sich  Vorsilben  mit  Id,  wie  Idpata 
(Fuss),  Idcussän  (Botocude),  Idnooy  (Bruder),  Idkäng  (Blut),  Idcay  (Auge),  ebenso  bei 
Maconis,  wie  Idcasche  (Bein),  Idcutö  (Kind),  Idcaai  (Auge).  The  chief  peculiarity  of 
the  Ihanktonwan-dialect  as  compared  with  that  of  the  Dakotas  of  the  Minnesota  is  the 
almost  universal  Substitution  of  k  for  h.  The  Titonwan-dialect  g  (hard)  is  used  for  h 
of  the  Isanties  and  k  of  the  Ihanktonwans ,  and  rejecting  d  altogether ,  they  use  1  in 
its  stead.  By  the  bands  of  the  Dakotas  east  of  James  river,  g  is  not  heard,  except  as 
final  (s.  Riggs).     Hund  heisst: 

Anum  im  Dialect  der  Cowweset. 

Arum     ,,  „  ,,    Nariganset, 

Alum      „         „         „    Neepmuck, 

Ayim      ,,  ,,  ,,    Nariganset. 

Aigu:  matchila  (Tonga  midritou,  marangit)  in  Madagascar. 
T  (in  she  Adelaide-dialect)  is  changed  in  Y  (by  the  Parnkalla)  or  dropped,  Ta  (mouth) 
—  ya,  turti  (arm)  —  yurti,  tidna  (foot)  —  idna  (s.  Schürman).  Die  Damara  sprechen 
den  zwischen  r  und  1  schwankenden  Laut,  wie  d  (Baines).  L  verwandelt  sich  in  R 
oder  D  an  der  Goldküste  (Riis).  Rond,  boto-boto  (Tonga  vola,  bola)  in  Madagascar. 
The  Nitinahts  pronounce  almost  every  m  as  b  (Sproat).  Ein  russisches  Mädchen,  wenn 
man  es  lateinisches  ecclesia  auszusprechen  aufforderte,  konnte  es  auf  keine  Weise  aus- 
sprechen, sondern  sagte  stets  dafür  Kjeza,  wie  italienisches  chiesa  (Baudouin  de 
Courtenay).  Wie  bei  andern  Völkern  sprechen  auch  bei  den  Polen  viele  Kinder  und 
einzelne  Erwachsene  d,  t  für  g,  k.  —  Am  Tabasco  wurde  von  Mexico  als  Culhua  ge- 
sprochen und  unter  Acolhua  verstand  man  (s.  Bemal  Diaz)  die  Unterthanen  Monte- 
zuma's.  Motolinia  lässt  die  Mexicaner  gleiche  Sprache  mit  den  Culhua  reden,  wogegen 
nach  d'Alva  die  Azteken  das  Mexicanische  erst  in  Tezcuco  erlernten  und  also  vorher 
linguistisch  mit  den  von  ihnen  zurückgelassenen  Taraskern  (deren  Sprache  von  der 
toltekischen  verschieden  war)  übereingestimmt  haben  könnten.  Diese  allgemeine 
Sprache,  die  dann  die  Sprache  der  Tolteken  genannt  wird,  wurde  (nach  Veytia)  auch 
von  den  Ulmeken  geredet.  Die  Chichimeken  werden  wiederholt  als  fremdsprachige 
bezeichnet,  bis  Techatlalatzin  das  Erlernen  des  Nahuatl  obligatorisch  machte,  und  da 
die  Mischung  der  Chichimeken  und  Tolteken  allmählig  vor  sich  ging,  so  unterschied 
man  eine  Zeitlang  die  Nahua-Chichimeken ,  welche  das  Nahuatl  adoptirt  hatten  (s. 
Sahagun),  von  den  übrigen  Chichimeken  (wie  Celtiberer,  Rossolanen  u.  s.  w.).  Zu 
Mendieta's  Zeit  hatte  sich  in  Tezcuco  bei  Einigen  noch  das  Chichimekische  bewahrt, 
während  sonst  im  Allgemeinen  mexicanisch  geredet  wurde.  Die  Annahme  der  Nahua- 
Sprache  durch  die  Chichimeken  wird  auch  von  Torquemada  erwähnt,  obwohl  er 
anderswo  bemerkt,  dass  als  die  nach  Tezcuco  gekommenen  Chichimeken  sich  mit  den 
Mexicanern  verheirathet,  die  Sprache  dieser  verloren  gegangen  und  die  der  Chichimeken 
zurückgeblieben  sei.  D'Alva  unterscheidet,  neben  der  Sprache  der  Otomiten,  noch 
zwischen  der  Sprache  der  Acolhua  und  der  Tepaneken.  Nach  Veytia  änderten  die 
Colonien  der  Tolteken  am  Pacific  ihre  Sprache,  wogegen  das  Mexicanische  bis  zur 
atlantischen  Küste  vorgedrungen  war.  Das  bei  Tabasco  geredete  Anualulco  oder 
Onohualco  wird  als  verderbtes  Mexicanisch  bezeichnet  und  in  Chapaxina  und  Papaica 
(bei  Nako)  verstand  man  die  mexicanische  Sprache  Marina's,  obwohl  im  verschiedenen 
Dialect  (Gomara).  Neben  dem  Chontal  und  (in  der  Sierra)  dem  Zoque  wurde  in  Ta- 
basco das  in  die  Festungen  Zimatlan  und  Xicalango  eingedrungene  Mexicanische  ge- 
redet (s.  Herrera).  Techotlatatzin  (Nachfolger  Quinantzin's,  als  Kaiser  in  Tezcoco) 
durch  die  toltekische  Dame  Papaloxochitl  in  der  Nahuatl-Sprache  unterrichtet,  adoptirte 


AUSSPRACHE.  707 

sie  (statt  der  Sprache  der  Chichimeken)  und  verbot  (sie  bei  dem  Gerichte  einführend) 
den  Gebrauch  der  anderen  Sprachen,  aus  Mexico  und  Tlaltelolco  Lehrer  berufend  (s. 
Veytia).  So  gingen  eingeborene  Dialecte  damals  schon  in  grössere  Verkehrssprachen 
auf  und  ihr  Verdrängen  durch  das  Spanische  konnte  neuerdings  Behrendt  noch  in 
Nicaragua  beobachten,  wie  sich  ähnliche  Verhältnisse  auch  sonst  wiederholen.  Im 
Jahr  1404  starb  in  Jasmund  auf  Rügen  die  Frau  Gulitzin,  die  mit  ihrem  Mann  die 
letzten  waren,  welche  wendisch  reden  konnten  (nach  Kantzow^).  Da  der  Landgraf 
Friedrich  mit  der  gebissenen  Wange  (1327)  bei  Leibesstrafe  verbot,  wendisch  zu  reden  oder 
sich  dieser  Sprache  vor  Gericht  zu  bedienen,  lernten  die  von  den  Sorbenwenden  stam- 
menden Altenburger  Deutsch.  Wie  Torquemada  die  Teochichimeken  (in  Tlascala) 
mit  den  Otomiten  identificirt,  deren  Sprache  von  der  mexicanischen  verschieden  war, 
so  bemerkt  er  auch  von  den  Chichimeken ,  dass  sie  in  der  mit  den  Acolhuas  einge- 
leiteten Verbindung  die  otomitische  Sprache  gegen  die  mexicanische  vertauscht  hätten. 
Wenn  also,  wie  Granados  y  Galvez  meint,  die  Lieder  Netzahualcoyotl's  im  Otomiti- 
schen  abgefasst  gewesen,  so  würde  dies  auf  einen  archaistischen  Fortgebrauch  der  an- 
gestammten Sprache  deuten  für  poetische  Zwecke.  In  Tlascala  wurde  neben  der  Hof- 
sprache oder  Nahuatl  das  Otomix  (in  den  Bergen)  geredet  und  das  Pinomex  (s.  Go- 
mara).  Die  Sprache  der  Totonaken  galt  dem  Otomitischen  verwandt,  wogegen  Pimentel 
erklärt  Hia-hiu  (der  Otomiten)  von  hia  (lengua)  und  hiu  (sentarse,  permanecer  ö  descan- 
sar).  Unter  den  Totonaques  oder  Guastemas  (Guastelas)  wurde  neben  der  eigenen 
Sprache  die  der  Nahoas,  der  Otomiten  und  der  Guastecos  geredet  (sagt  Sahagun).  In 
Pachuca  (bei  Tlahuelilpa)  wurden  drei  einander  unverständliche  Sprachen  (das  Otomi, 
Mexicanische  und  Chichimekische)  geredet  (1579)-  Neben  dem  Pinomen  redete  sich 
(in  Tlascala)  das  Mexicanische  in  der  Stadt,  das  Otomi  auf  dem  Lande  (s.  Gomara). 
Die  Otomies,  Chichimecas  und  Cuextecas  nahmen,  als  mit  den  Nahoas  zusammen- 
grenzend, zum  Theil  deren  Sprache  an.  Neben  dem  Mejicanischen  wurde  in  Quauchi- 
nango  das  Otomi  und  das  Jotonaca  geredet  (1609).  lieber  die  Aussprache  des  Othomi 
berherkt  Najera:  „Como  pueden  bastar  las  letras  para  hacer  entender  algunas  palabras 
que  apenas  comienzan  ä  sonar,  cuando  espiran  en  los  labios,  y  otras  que,  ä  lo  mas, 
constan  de  dos  silabas  separadas  la  una  de  la  otra  por  el  tono,  que  unas  veces  les  da 
la  nariz,  otras  la  garganta,  y  en  el  que  en  otras  tiene  parte  la  mayor  ö  menor  fuerza 
para  aspirar  ö  respirar?  Esta  dificultad  se  presentö  como  insuperable  ä  los  que  al  prin- 
cipio  quisieron  escribir  la  lengua  con  solo  las  letras,  y  bajo  de  ella  sucumbieron,  con- 
fundiendose  y  haciendose  ininteligibles,  pues  inventaron  agregar  ä  la  palabra  las  letras 
h,  ng,  nn,  n,  ug,  mm;  con  lo  que  despues  no  se  sabia  si  eran  parte  de  la  voz,  ö  solo 
el  signo  musical  de  ella.  Grande  esfuerzo  de  ingenio  necesito  D.  Luis  Neve  y  Molina 
para  descubrir  el  sistema  bajo  del  cual  publicö  su  obra,  ünica  por  donde  se  viene  en 
conocimiento  de  la  naturaleza  de  la  lengua.  De  lo  expuesto  se  sigue  que,  en  el 
sistema  de  escritura  hebrea,  griega  y  la  actual  europea,  no  puede,  sin  gravisimas  difi- 
cultades,  escribirse  el  othomi.  En  esos  sistemas  nos  seria  imposible  distinguir  y  anotar 
las  palabras  homönimas,  cuya  significacion  varia,  non  por  la  mutacion  de  las  letras, 
sino  ya  por  la  expresion,  ya  por  la  modulacion  de  la  voz,  y  ä  veces  por  el  solo  signi- 
ficado  de  la  palabra.  Luego  el  othomi  necesita  para  escribirse  con  perfeccion  de  un 
sistema  propio  y  peculiar  de  ortologia.  En  el  no  solo  deberia  haber  las  letras  que 
representasen  los  sonidos,  sino  tambien  los  signos  de  los  tonos  que  dan  la  expresion  ä 
las  letras,  pues  una  misma  palabra,  segun  los  diversos  tonos,  signihca  diversas  cosas. 
Aun  cuando  para  atender  ä  todo  esto,  usäramos  de  algunos  puntos,  como  los  de  la 
Mashorra,  nos  quedaba  un  hijeco  que  llenar,  pues  muchas  palabras,    aun  con  los  mis- 

45* 


708  SOCIAL-POLITISCHES. 

mos  tonos,  significan  distintas  cosas,  segun  sus  distintas  raices;  clasificacion  que  no 
podria  hacerse  con  solos  los  puntos  musicales.  He,  es  el  monte  o  cerro;  he,  elhielo; 
he  fingir:  muy,  el  corazon;  muy,  el  alma;  muy,  la  indole;  muy,  afectos  del  animo : 
nho,  bueno;  nho,  hermoso;  nho,  apto;  nho,  justo;  nho,  perfecto;  nho,  urbano,  y  aun 
significa  otras  muchas  cosas :  por  lo  tanto ,  el  othomi  necesita  de  un  genero  de  escri- 
tura  en  el  que  hubiere  signos  con  que  fijar  el  significado  de  las  palabras  que  con  las 
mismas  letras  y  tono  pueden  tenerlo  diverso.  Esto  se  podria  conseguir  acaso  con  la 
escritnra  china."  In  wieweit  die  mexicanischen  Hieroglyphen  einer  Erweiterung  fähig 
waren,  ergiebt  sich  aus  der  in  der  ersten  Zeit  der  Spanier  versuchten  Uebertragung  in 
fremde  Sprachen.  Die  Bücher  in  Mexico  bildeten  eine  tabella  plicatilis  (wie  ähnlich  in 
Siam).  Unter  den  zn  den  Setebos  (am  Ucayali)  gehörigen  Panes  (am  Huallaga,  Ma- 
ranon  und  Ucayali)  wurden  Schriften  auf  Papier  gefunden,  das  aus  den  Blättern  der 
Platanen  verfertigt  war.  Nach  Kalm  sah  Verandrier  eine  westlich  von  Montreal,  1746 
entdeckte  Schrifttafel,  die  durch  den  Gouverneur  Beauharnois  an  Maurepas  (oder  Denon) 
geschickt  sei  (s.  Humboldt).  In  Virginien  wurden  die  Traditionen  in  den  Sagkokok 
genannten  Malereien  (in  Radform)  bewahrt  und  Lederer  sah  einen  astrologisch  geord- 
neten Cirkel  in  Pomanacomek.  Die  Zeichen  der  Alfuren  in  der  Minahasa  fanden  sich 
auf  schwarzem  Holz,  mit  weiss  kalkartiger  Masse  ausgefüllt  (nach  Tiele).  In  Neu- 
Caledonien  finden  sich  Bambus  mit  Zeichnungen  (und  Tafeln  auf  der  Oster-Insel). 
Unter  der  Herrschaft  Ixtlalcuechahuac  in  Tula  verfasste  (nach  den  Traditionen  der 
Tolteken)  Huematzin  das  göttliche  Buch  Teoamoxtli  (s.  Boturinij.  Vor  seinem  Tode 
stellte  der  weise  Hueman  (die  künftige  Geburt  des  kraushaarigen  Propheten  vorher- 
sagend) in  Tula  das  heilige  Buch  Teoamoxtli  zusammen,  das  in  den  Archiven  von 
Tezcuco  und  später  in  Mexico  bewahrt  wurde  (bis  zum  Brande).  Die  Tlascalaner 
hatten  ihre  Kriege  auf  Nequen  (Leinwand  des  Landes)  gemalt  (auch  von  Maguey-Faser 
gefertigt).  In  Virginien  wurden  historische  Begebenheiten  auf  den  Sagkokok  genann- 
ten Gemälden  dargestellt.  La  Rea  berichtet  von  einem  „lienzo,  en  el  cual  (die  Tarasker) 
conservaban  parte  de  su  historia"  (s.  Pimentel).  Nach  Herrera  hielten  die  Caziquen  in 
Nicaragua  eine  Art  Fahne  in  der  Hand,  worauf  ihre  Gesetze  und  andere  Sachen  ge- 
schrieben waren  (tenian  por  letras  las  figuras  y  sus  libros  son  de  papel  y  pergamina 
en  forma  de  fuelle  doblados).  Der  auf  die  Königin  Xiuhtlatzin  (Wittwe  Mitl's)  fol- 
gende König  Tecpancaltzin  liess  die  Geschichte  der  Tolteken  auf  die  Wände  der 
Paläste  von  Toluca  und  Quauhnahuac  eingraben  (s.  d'Alva).  Das  Buch  Votan's  war 
in  Tzendal  geschrieben.  Transmiten  por  medio  de  geroglificos  ihre  Traditionen  (die 
Comanchen)  nach  der  durch  Ugartecha  erhaltenen  Bilderschrift  (s.  Garcia  Rejon)  1861. 
Die  aus  sechszigjährigen  Wittwern  gewählten  Priester  der  Cinteutl  (bei  den  Totonaken) 
hatten  zu  „escrivir  por  figuras,  muchas  historias,  la  quales  puestas  en  estilo,  y  bien  con- 
certadas  las  daban  ä  los  Summos  Sacerdotes,  los  quales  las  referian  despues,  en  sus 
platicas  y  sermones,  ä  las  republicas  y  pueblos"  (Torquemada).  Die  Bücher,  worin 
Palastbeamte  (Mexico's)  die  Chroniken  führten,  wurden  (al  principio  de  la  conversion) 
meist  verbrannt,  doch  hatten  sich  (zu  Torquemada's  Zeit)  einige  Bruchstücke  erhalten, 
und  besonders  „un  libro,  que  se  hallo  entero,  en  poder  de  un  Senor  Teztcucano,  nieto 
del  Rei  Ne^ahualpilli ,  llamado  Don  Antonio  Pimentel"  (hombre  muy  curioso).  Nach 
Brasseur  bildet  der  americanische  Codex  von  Dresden  ein  Tonalamatl  (Rituel  religieux) 
oder  Todtenbuch.  Diego  de  Landa  wurde  durch  Don  Juan  Cocom  aus  den  Büchern 
Mayapan's  unterrichtet.  Aehnlich  der  Bücherzerstörung  in  China  unter  Tsin-chi-hwang-ti 
(und  der  ägyptischen  durch  die  Araber)  fand  eine  solche  auch  in  Peru  (bei  Einführung  der 
Quipos)  statt  und  ebenso  im  alten  Mexico  findet  sich  darauf  bezügliche  Erwähnung.  Unter 


ZÄHLEN.  709 

der  Herrschaft  Itzcoatl's  in  Mexico  verbrannten  die  Adligen  die  alten  Bilderschriften, 
damit  sie  nicht  in  die  Hände  des  Volks  fielen  und  verachtet  würden  (s.  Sahagun). 
Hallamosles  grande  numero  de  libros  destas  sus  letras  y  porque  no  tenian  cosa  en  que 
no  uviesse  supersticion  y  falsedades  del  demonio  se  les  quemamos  todos,  lo  quäl  a 
maravilla  sentian  y  les  dava  pena,  sagt  Landa  von  der  Literaturzerstörung  in  Yucatan. 
Bei  Ankunft  der  Spanier  an  der  Küste  wurden  durch  die  Boten  Montezuma's  die 
Schiffe  mit  ihrer  Bemannung  und  sämmtlichen  Einzelheiten,  um  an  den  König  ge- 
schickt zu  werden,  abgezeichnet  (wie  es  früher  in  Japan  geschah).  Ibn  Batuta  wurde 
bei  seiner  Ankunft  in  China  abgezeichnet,  (damit  das  Porträt  an  die  Behörden  versandt 
würde).  Auf  einer  Kartenskizze  in  Tetlama  fanden  sich  auf  dem  Platze  Xochicalco's 
(Blumenhügel)  die  Figuren  der  Keulenkämpfer  Xochicatli  und  Xicatetli.  Die  Tolteken 
(s.  Humboldt)  und  „n'offroient  ä  la  divinite  que  des  fruits,  des  fleurs  et  de  l'encens". 
Die  von  den  Mexicanern  aus  Federn  hergestellten  Bilder  zeigten  solche  Farbenzusam- 
menstellung, dass  sich  in  den  besten  Werken  weder  der  alten  noch  der  neuen  Maler 
etwas  Aehnliches  fand  (nach  Lorenz  d'Anagma)  XVI.  Jahrhundert.  Für  einen  (in 
Mexico)  aus  Edelsteinen  gefertigten  Schmuck  wurden  Cortez  von  genuesischen  Kauf  lauten 
40,000  Ducaten  geboten,  um  ihn  dem  türkischen  Sultan  zu  verkaufen.  Es  muy  raro 
que  las  pinturas  representen  un  objeto  definido,  son  ovolos,  triangulos,  lineas  cruzadas, 
ö  paralelas  in  der  Kriegerbemalung  der  Cariben  Nicaragua's.  (Levy).  Im  Aztekischen 
und  Quechua  bedeutet  5  Hand,  wogegen  das  System  der  Klikatas,  Schlangen-Indianer 
auch  (am  Rio  Columbia)  binär  (4  =  2X2)  und  das  der  Indianer  in  Californien  (in 
San  Gabriel,  San  Diego,  Primas  u.  s.  w.)  quaternär  (8  =  2  X  4>  12  =  3  X  4) 
gilt.  Bei  Nepohualco  (contadero)  Hess  Xolotl  sein  Heer  Revue  passiren.  Die  Boto- 
cuden  (von  Urucu)  legen  den  Daumen  der  rechten  Hand  an  den  Mundwinkel  und  dann 
drücken  sie  ihn  in  die  linke  Hand  mit  dem  Worte  Teputaplan  (beim  Zählen).  Zum 
Ausdruck,  dass  sie  in  5  Tagen  wiederkommen  wollen,  zeigen  sie  auf  die  Sonne,  machen 
einen  Kreis  von  Osten  nach  Osten,  drücken  5  mal  den  Daumen  in  den  Mund  und 
5  mal  in  die  Hand,  indem  sie  5  mal  Teputaplan  sagen  (s.  Lallemant).  Die  Mundrucus 
gebrauchen  ein  Kerbholz  zum  Zählen.  Die  Darier  zählten  mit  Maiskörnern,  die  sie  in  einen 
Korb  legten  (zu  Wafer's  Zeit).  In  Tixhuolahtun  (in  Yucatan)  fanden  sich  sculptirte 
Steine  (Katun),  jedesmal  am  Ende  eines  20  jährigen  Cyclus  (aus  4  mal  5  Jahren)  aufeinander 
gelegt  (s.  Cogolludo).  Nach  Torquemada  erlernten  die  Indianer  in  Yucatan  die  Gebete 
mit  Steinchen  oder  Maiskörnern,  die  sie  noch  zwei  Perioden  hinlegten  (zur  Erinnerung). 
Die  Cardinalzahlworte  (in  Tupi)  gehen  nur  bis  4  (Platzmann).  Die  Caraiben  zählten 
die  Tage  durch  Steine  in  einer  Calabasse  und  Herausnehmen  derselben.  Die  Mexi- 
caner  bezeichneten  die  Zahl  durch  Puncte  bis  20,  das  ein  besonderes  Zeichen  besass, 
das  verdoppelt  wurde  bis  400  mit  neuem  Zeichen  und  ein  anderes  für  8000.  Bei  der 
Zahl  20  strecken  die  Tarahumaren  ihre  10  Finger  gegen  die  Füsse.  Die  Zahl  4  wird 
durch  3  Gliedchen  des  einen  und  durch  eins  des  zweiten  Fingers  angedeutet.  Für 
zwölf  werden  (unter  eingebogenem  Daumen)  die  4  Finger  gezeigt  (mit  12  Gliedchen). 
Auch  wird  mit  Maiskörnchen  und  Steinchen  gezählt  oder  eingeschnittenem  Kerbholz 
(s.  Sheffel).  Any  number  within  five,  above  any  number  of  tens,  is  indicated  by 
clenching  the  [left  hand  and  crossing  the  right  over  it,  with  the  requisite  number  of 
fingers  extended.  Für  10  werden  (nach  dem  Zeichen  für  10)  4  Finger  und  2  Daumen 
ausgestreckt,  dann  auch  der  rechte  Zeigefinger  für  17  u.  s.  w.  bis  20.  Zum  Aufzählen 
beugt  der  rechte  Zeigefinger  die  Finger  der  linken  Hand,  mit  der  Fläche  nach  oben 
(in  den  Rocky  Mountains).  Die  Finger  mit  Daumen  bedeuten  10  und  nach  Oeffnung 
der  geschlossenen  Hand  20  u.  s.  w.     Für  l    wird    der  kleine  Finger  der  linken  Hand 


710  SOCIAL-POLITISCHES. 

ausgestreckt,    für    2  der  Ringfinger   u.  s.  w.,     der  Daumen    für  5,  der  rechte   Daumen 
für  6  u.  s.  w.  (s.   Say).     To  express  (for  instance)   149,  the  Hovas   begin  with  the  low- 
est  Unit,  as  sivi-ambi-efa-polo    ambi    zato    (efa-polo,    40).     The    coast  tribes  commence 
with  the  highest  number,  zato-ambi-efa-polo-sivi-amby  (Kessler). 
Macuilli  (5),  main  prise  (compte  des  doigts), 
matlactli  (10),  doigts  du  buste, 

cempoalli  (20),  compte  entier  (in  Mexico)  und  20  oft  der  ,, ganze  Mensch". 
If  a  Caraib  was  paid  for  what  he  had  sold  in  coin,  it  was  necessary  to  ränge  the 
money  in  a  straight  line.  If  the  row  was  doubled  or  the  pieces  were  put  one  upon 
another,  the  additions  went  for  nothing  the  whole  being  considered  as  only  a  single 
rank  (Sheldon).  Als  Labillardiere  auf  den  Frcundschaftsinseln  nach  hohen  Zahlen 
fragte,  gab  man  ihm  nichtssagende  Namen  oder  für  100,000,000  laounoua,  Unsinn  (s. 
Lubbock).  Some  of  the  Sheeay  (considering  the  three  first  caliphs  as  wicked  men) 
never  utter  the  number  four  (in  their  arithmetical  calculations),  and  olhers,  instead  of 
using  a  country  cot  (bcd)  with  four  legs  (charpaee  or  four-legged),  have  one  with  six, 
and  name  it  ch'hay-paee  (or  six-legged  (s.  Herklots).  La  langue  nahuatl  cn  mcxicaine 
avait  diverses  tcrminaisons  pour  enoncer  les  nombrcs  joints  aux  noms  de  personnes, 
d'animaux  et  de  certains  objets  (Simeon)  cempoalxiuitl  ou  cempoalli  {20)  xiuitl,  vingt 
ans,  centecpatli-tlaca,  20  personnes;  cemipilli  pctlatl,  2,0  nattes.  Abba  i,  Biama  2, 
Kabbuin  3,  Bibiti  4,  Abbatekabbu,  eine  Hand  5,  Abbattiman  6,  Biamattiman  7,  Kab- 
buintiman  8,  Bibititiman  9,  Biamantekabbu,  zwei  Hände  10,  Abba  Kuttihibena  i  von 
den  Füssen  (11),  Biama  Kutihibena  2  von  den  Füssen  (12),  Abba  luku,  ein  Mensch  (20), 
Abba  luku  abba  ladsaku  (21),  20  und  noch  eins  darüber  (s.  Quandt).  Die  arabischen 
Zahlen  (statt  der  römischen)  fanden  in  Mecklenburg  erst  Anfang  des  XVI.  Jahrh.  Ein- 
gang (sonst  seit  dem  XIII.  Jahrh.).  In  den  Vocalveränderungen  bei  Ableitungen  von 
einem  primitiven  Wort  verwandelt  Guna  1  in  e,  ü  in  ö,  n  in  ar,  Irf  in  äl.  Vriddhi  ver- 
mehrt ä  in  ä,  i  in  ai,  ü  in  äu,  ri  in  är,  tri  in  äl,  e  in  ai ,  o  in  an.  Die  Entfernun- 
gen (im  Tupi)  zugesetzten  Zahlen  sind,  oyepe  l,  mocoin  2,  mocapyr  3,  moncherudic  4, 
ambos  (Hand)  5,  opacambo  10  (beide  Hände),  xepoxepy  20  (Hände  und  Füsse),  ceta 
ceta  viel,  papacaua  Alle.  Das  Zählen  der  Miranha  schliesst  mit  15,  ranaiga  (non  plus 
ultra).  Bei  den  Carajas  scheinen  die  Zahlen  über  7  (natirolay)  nur  besser  Unterrichteten 
bekannt.     Die  Paravilhana  zählen:     teuenje,   i 

akounien,  2 
olaule,  3 

olaule  avainjanlö,  4 
adou  avainjanlö,  5 
enepu  naci,  6 
olau  lei,  7. 
Bei  den  Caripuna  (Jaun-avo)  oder  (nach  Natterer)  Wassermänner    (s.  von  Martius) 
wird  gezählt:  Aares,   i   eranbue,  2  Kimischa,  3  (Kimza  in  Quechua),  eranbue  narbuc,  4 
mueken  tüna,   5,  als  die  Hand  (muekana)  der  5  Finger. 

D  geht  (in  s.  Laute)  über  (bei  den  Walachen),  in  dies  (sie),  dico  (sick),  deus  (Seu)  u. 
s.  w.   (im  Walachischen) 

sol     wird     suorc    gesprochen 
mel      ,,        miere  „ 

angel  ,,  fudscher  ,, 
mulier,,  mujere  „ 
filius    ,,        fiu 


LAUTVERSCHIEBUNG.  711 

Birmanisch  geht  r  in  y  (Siamesisch,  in  vielen  Wandlungen).  Le  rouchi  offre  un 
changement  de  l'h  fran9ais  en  1  (calier,  cahier).  T  nimmt  oft  den  Ton  des  k  (c, 
qu,  g),  wie  eneque  (arete)  en  rouchi,  vicima  (vetement)  en  haut-alsacien,  bequia,  ba- 
teau  en  lorrain  (s'pouque,  se  porter).  Each  mute  consonant  in  "Welsh  has  two  changes 
in  Gaelic,  either  in  its  own  middle  sound  or  into  another  consonant  of  the  same  cha- 
racter,  but  of  a  different  organ.  Thus  the  labial  p  passes  into  its  middle  sound  b  or 
in  the  guttural  c  (Pascha,  as  Pasg  (in  Welsh)  and  casg  (in  Gaelic).  The  Welsh  gut- 
tural g  either  disappears  or  passes  into  the  dental  d  or,  combined  with  w,  in  f  in 
Gaelic  (s.  Skene).  # 

r    geht  in    1    über  oder  verschwindet, 

1      „      „    n, 

n      „       „    r,  1,  ii, 

m    „       „    1,   n,  r, 

b      ,,       „    p  (am  Ende),  ausgelassen  vor  1,  t,  st,  sc, 

c      „       „    g  (vor  a,  o,  u),  ch,  k, 

d      ,,       „    t,  ausgelassen, 

f      „       „  b, 

g     »      55  '^v  (vor  a,  o,  u),  qu  (am  Ende),  dj,  ausgelassen. 

h     ,,      ,,  ch,  j,  (Aspiration), 

j       „      „  g,  2,  ds, 

s      ,,       ,,   ch,  j,  verdoppelt, 

t      ,,      „  k,  zugesetzt  (am  Ende), 

o     „       ,,  p,  b,  f, 
in  den  Dialecten  des  französischen   Patois   (nach   Schnakenburg).     O  aliquot  Italiae  ci- 
vitates  (teste  Plinio)    non    habebant,    sed    loco    ejus  ponebant    u,   et  maxime  Umbri  et 
Tusci  (Priscian).     U  quoque  multis  Italiae  populis  iu  usu   non  erat,  sed  e  contrario  o, 
unde  Romanorum  quoque  vetustissimi    in  multis    dictionibus    loco     ejus   o  posuisse  in- 
veniuntur  (Quito  und  Quitu).  Celi,  as  an  epithet  of  the  deity,  originated  (according  to  Skene) 
in  the  Latin  word  caeli,   (caelum,  heaven)  and  Duw  Celi  is  Dens  coeli,  but  in  process  of 
time,  the  relation,   in  which   it  stood  to  another  word  having  been  forgotten  or  over- 
looked,  it  was  used  independently,  and  gradually  came  to  be  looked  on  as  being  derived 
from   cel  (hidden,  secret),  the  root  of  celu  or  to  conceal  (as  the  Mysterious  are).     Dem 
Gadhelischen  Guttural  entspricht  im  Kymrischen   der  Labial  (nach  Zeuss).     Cenail  der 
Schotten  hiess  (anglice)  Peneltum  (nach  Nennius).    Im  Albanesischen  ist  der  Lautwechsel 
zwischen  r  und  n  häufig  (nach  Hahn),  und  in  birmanischen  Endungen. 
Alach,     thu,     xal  (zal),     huth,     ci,     sa 
12         3  456 

im  Etruskischen  (n.  Braun).  Im  Armenischen  vertritt  gh  das  1  und  r  anderer  Sprachen. 
Das  K  der  Ursprache  (wenn  nicht  bleibend)  geht  über 

in  kh,  kj  (tsch),  ch,  p  (im  Sanscrit), 

„  kh,  9,  p  (im  Zend), 

,,  s,  p  (im  Altbulgarischen), 

,,  sz,  p  (im  Litauischen), 

„  j,  TT,  T  (im  Griechischen), 

„  h,  hv,  g,  V  (w),  f  (im  Gothischen), 

,,  g,  qu,  p  (im  Lateinischen). 
In  many  cases,  d,  dd    and  t  in  Welsh  pass  into  s  in   Cornish  and  z   in  Breton  (Skene) 
Gegenseitiges  Verständniss    der  Waleser    mit   den   Bretagnern  (deren  Dialect  dem  cor- 


712  SOCIAL-POLITISCHES. 

nischen  näher  steht)  ist  unmöglich  (nach  Price).  Während  das  Wort,  worauf  der 
hauptsächlichste  Nachdruck  ruht,  seine  ursprünglichen  Consonanten  beibehält,  verändert 
ihn  das  untergeordnete  AVort  (im  Walischen)  in  den  sanften  Buchstaben  (s.  Walter). 
Le  g  et  le  k,  precedes  ou  suivis  d'un  1  se  prononcent  avec  un  roulement,  qui  ne  peut 
etre  rendu  par  aucun  signe  de  l'Ecriture  fran^aise  et  qu'il  est  meme  impossible  d'imiter, 
si  l'organe  de  la  parole  n'y  a  pas  ete  forme  des  l'enfance  (s.  Marchand)  in  der  Sprache 
derKoloschen.  Die  durch  Vriddhi  und  Guna  hervorgerufenen  Vocalveränderungen  beruhen 
in  nahe  liegender  Verlängerung  der  Hauptsilbe  eines  Wortes,  um  dieselbe  durch  den 
Nachdruck  hervorzuheben  unter  den  nebensächlichen  Anhängen ,  die  bei  Ableitungen 
zugefügt  werden.  Bei  der  theoretischen  Reduction  der  Worte  auf  ihre  Wurzeln  wird 
durch  den  beabsichtigten  Zweck  selbst  ein  Zurückführen  derselben  bis  zu  den  kürzesten 
Formen  nöthig,  und  so  lassen  sich  die  derivirten  Worte  mit  den  Principien  der  Guna 
und  Vriddhi  von  den  primitiven  unterscheiden,  und  (im  Sanscrit)  yauvanna  (Juventus) 
für  eine  spätere  Form  ansehen,  als  yuvan  (juvenis).  Dies  systematische  Zurechtlegen 
grammatischer  Formen  darf  nun  aber  nicht  zu  einer  historischen  Zeitbestimmung  ver- 
leiten im  lebendigen  Werden  der  Entwicklung,  wo  sich  zwar  die  Gegenseitigkeit  der 
Verhältnisse  bestimmen  lässt,  aber  das  Ausziehen  derselben  in  eine  einzelne  Reihe 
sie  auch  verstümmelt.  Ein  hypothetischer  Anfang,  in  dem  alle  Worte  nur  kurz  ge- 
sprochen werden,  ist  ebenso  wenig  zulässig,  wie  der  Ausgang  von  monosyllabischen 
Sprachen  und  deren  Weiterbildung,  oder  die  Annahme,  dass  sich  jedes  Gestein  der 
Berge  direct  erst  aus  den  chemischen  Elementen  aufgebaut  habe ,  die  ihnen  allerdings 
allen  zu  Grunde  liegen.  Und  wenn  sich  auch  hier  im  Anorganischen  noch  ein 
Unterstes  gewinnen  lässt,  so  schliesst  sich  dagegen  im  Organischen  das  Ende  stets 
wieder  dem  Anfange  an.  Auch  die  Lautverschiebungen  der  Consonanten  können 
(ausser  im  Nacheinander)  im  Nebeneinander  verschiedener  Dialecte  gleichzeitig  bestehen. 
Indem  (im  Lateinischen)  sich  die  „Diphthonge  trübten  zu  einlautigen  Vocalen ,  lange 
Vocale  kürzten,  schwere  sich  erleichterten,  leichte  und  kurze  Vocale  stumm  wurden 
oder  ganz  verklangen,  die  zusammentreffenden  Consonanten'  sich  assimilirten  oder  zer- 
störten" (s.  Corssen),  ging  die  Volkssprache  „auf  dem  abwärts  führenden  Wege  der 
Abschwächung  (im  Vocalismus  der  Schriftsprache)  weiter,  bis  ihre  Lautverhältnisse  die 
Gestalt  gewannen,  welche  die  romanischen  Sprachen  zeigen".  Die  Erfindung  der  Inter- 
punctionszeichen  wird  dem  Aristophanes  von  Byzanz  zugeschrieben.  Bei  Aristoteles 
liegt  der  Circumflex  zwischen  dem  o'^v  und  ßanv  in  der  Mitte  (s.  Schmidt).  'O  \4qioio- 
(fdvrjg  arjfiiia  td^tro  7(o  löyo)  (Arkadios).  Die  Zeichen  für  das  nvtvfxa  werden  mit  der 
Einric"htung  der  Flöte  zusammengestellt.  Die  Musik  bezeichnet  die  Gliederung  und 
das  Ebenmaass  des  Fortschreitens,  das  Auf-  und  Absteigen  der  Stimme  mit  hoch  [o^v] 
und  tief  {ßaQv)  bezeichnend.  In  fine  Missae  sacerdos  versus  ad  populum  vice  :  Ite  missa 
est,  ter  hinhannabit,  populus  vero  vice,  Deo  gratias,  ter  respondebit:  Hinham  (dem  Sire 
Asnes).  Es  ist  ein  Factum  der  Monumente,  dass  die  Sprachen  im  ungebildeten 
Zustande  der  Völker,  wie  sie  gesprochen,  höchst  ausgebildet  geworden  sind,  dass  der 
Verstand  sich,  sinnvoll  entwickelnd,  ausführlich  in  diesen  theoretischen  Boden  geworfen 
hatte  (Hegel).  Es  ist  ferner  ein  Factum,  dass  mit  fortschreitender  Civilisation  der  Ge- 
sellschaft und  des  Staates  die  systematische  Ausführung  des  Verstandes  sich  abschleift 
und  die  Sprache  hierin  ärmer  und  ungebildeter  wird.  Im  Griechischen  herrscht  die 
rythmische,  im  Lateinischen  die  mechanische,  im  Deutschen  die  logische  Betonung  (s. 
Cuno).  Die  Odschi- Sprache  lässt  in  der  Betonung,  das  logische  Verhältniss  der  Factoren 
des  zusammengesetzten  Wortes  aus  dem  Auge,    nimmt    das  Wort   als  ein  vorhandenes 


ACCENTE.  713 

und  giebt  ihm  dieselbe  Betonung,  als  ob  es  ein  einfaches  wäre  (Riis).  The  Intonation 
(distinguished  from  accentuation)  consists  in  the  raising  and  sinking  of  the  voice  (not 
so  prominent  in  the  Hausa  language,  as  in  the  Ibo  and  others)  and  dwelling  upon 
and  prolonging  one  syllable  according  to  the  will  of  the  Speaker  (Schön).  The  chief 
peculiarity  of  the  Orkney  dialect  is  its  accentuation,  the  intonations  of  the  voice  being 
marked  by  abrupt  rises  and  falls  so  as  to  form  a  sort  of  cadence.  Aristarch  verfuhr 
bei  der  Accentsetzung  nach  zwei  verschiedenen  Prinzipien,  indem  er  einmal  verschiedene 
Worte  in  derselben  Weise  accentuirte,  weil  in  ihnen  eine  Gemeinsamkeit  der  Bedeu- 
tung vorhanden  war,  und  ferner  nach  der  äusseren  Gestalt  accentuirte  (Steinthal).  In 
der  phönizischen  Inschrift  des  sidonischen  Grabes  (unter  dem  Brustbild  einer  männ- 
lichen Figur,  wie  unter  ägyptischen  Manuscripten)  widmet  König  Eschmun-ezer  den 
beiden  Gottheiten  der  Astarte  und  dem  Schamem  (Baal-Schamem)  ein  Kunstdenkmal. 
Bei  Zusammenstellung  mancher  Nennworte  und  Verbindung  mit  den  zueignenden  Für- 
wörtern wird  (im  Denka)  der  letzte  Buchstabe  geändert,  und  zwar  in  n  oder  ng  (und 
1,  m,  n,  p,  r  bleiben  unverändert).  Die  Worte  sind  einsilbig  (Kaufmann).  Die  Sprache 
der  Bari  hat  (in  der  Bildung  des  Verbum)  Aehnlichkeit  mit  dem  Semitischen.  Um 
ein  abstractes  Substantiv  zu  bilden,  verbindet  das  Dinka  mit  der  Form  des  attributiven 
Beiwortes  ke  (Ding  oder  Sache)  ke-puat,  Güte  (ka-puat  im  Plur.),  ke-did,  Grösse  (ka-did 
im  Plur.),  auch  bei  Pronom.  ke-dia,  das  Meinige  (ka-cia),  ke-du,  das  Deinige  u.  s.  w. 
(s.  Mitterrutzner).  Heute  aus  hiu-tagu  (an  diesem  Tage),  heuer  aus  hiu-jaru  (in  diesem 
Jahre),  hanmer:  haben  wir,  sümmer:  sind  -wir.  Das  Siamesische  mit  einer  Buchstaben- 
schrift bildet  Wörter  aus  Stoff-  und  Formwurzeln  (Dwan-di  oder  Güte,  als  gute  Sache), 
das  Annamitische  mit  einer  chinesischen  Silbenschrift  bleibt  einsilbig.  Im  Kalmüki- 
schen  schreibt  man  üsädshi  bainu  tschi  (siehst  du)  in  der  Volkssprache,  als  üsädshä- 
nülsch  zusammengezogen  (s.  Plath).  Das  geschriebene  Mandschu  behält  seine  Armuth 
an  grammatischen  Formen,  die  nur  gesprochenen  tungusischen  Dialecte  beginnen  gram- 
matische Formen  zu  entwickeln,  ebenso  (nach  Castren)  die  Sprache  der  mongolischen 
Bijräten.  Fofoa  fo  evila  de  dsitre,  der  Vater  nahm  seinen  Knaben  gehen  aufstehen 
(hub  ihn  auf).  Etso  adaka  hada  dafike,  er  nahm  die  Kiste  halten  legen  fern  an 
diese  Stätte  (stellte  dahin).  Ekplo  alea  de  fa  nam,  er  führte  ein  Schaaf  kommen 
gehen  (brachte  mir  ein  Schaaf)  im  Ewe  (Schlegel).  To  say  that  a  person  is  glad,  the 
Susoo  say  a  bonie  dokhama,  his  heart  fits  (lies),  wie  im  Vey  (und  Chinook  Jargon). 
Nach  Barth  ist  Sonrhay-kini  (die  Sprache  von  Sonrhay)  ursprünglich  einsilbig,  im 
Dialect  von  Agades  durch  den  Einfluss  der  Berber-  oder  Tema-shirh-Sprache  umge- 
ändert. He-ye,  to  believe  or  to  take  (he)  and  eat  (ye);  wode,  herausstossen  oder 
werfen  von  wo  (schlagen),  de  (gehen)  im  Ewe.  Wetterstein  (bei  Böhmisch- Aicha)  ist 
aus  ve  Trti  (im  Schilf)  entstanden,  Radelstein  aus  Hradistany,  Rozmital  aus  Rosen- 
thal, Bierloch  aus  Brloh  (Wildlager),  Liebrose  aus  Luboraz,  Mühlrose  aus  Miloraz, 
Strohschutz  aus  Strozisco  (Wachplatz),  Leichnam  aus  Lichan,  Nebelschütz  aus  Njebeciey, 
Nadelwitz  aus  Nadzanecy,  Schöpsdorf  aus  Sepsecy,  Thräne  aus  Tranje,  Sauhahn  aus 
Zahon,  Postelberg  aus  Postpoloptry,  Oberklee  aus  Sobechleby,  Eule  aus  Silove,  Wal- 
bramocy  aus  Wolmsdorf  (Wolframsdorf),  Kysberk  aus  Geiersberg,  Küstrin,  als  küsse 
Trin.  Mit  Abwerfung  des  eigentlich  Stammhaften  in  dem  Worte  talamasca  behielt 
man  masca,  raaaca  und  verlängert  /LiaaxaQfiucaa  bei,  als  Larve,  Maske  (s.  Sachs),  wie 
Busses  von  Omnibus  (im  Englischen).  ,,Das  Holländische  gilt  für  eine  eigene  Sprache, 
während  es  doch  dem  Hochdeutschen  nicht  ferner  steht,  als  das  Pommersche,  das  als 
Mundart  betrachtet  wird.  Dasselbe  Idiom,  welches  als  portugiesische  Sprache  aufge- 
führt wird,  gilt  in  Galicien  als  Dialect  des  Spanischen.     Sämmtliche  slawischen  Sprachen 


714  SOCIAL-POLITISCHES. 

sind  im  Grunde  nur  Dialecte  einer  einzigen  Hauptsprache"  (Kaulen).  Das  Amharische 
(der  nach  Nubien  gezogene  Araber  ist  im  Stoff  africanisch,  in  der  Form  semitisch) 
meint  Kaulen.  Verschieden  von  physiologischer  Verwandtschaft  findet  sich  genealo- 
gische, wenn  Sprachen  in  ihrem  grammatischen  Bau  Uebereinstimmung  zeigen,  ohne 
dass  sich  ein  Zusammenhang  des  Wortschatzes  findet.  Die  Verwandtschaft  von  dies 
und  jour  zeigt  sich  in  diurnus  und  giorno.  Danti  (der  Gezähmte)  oder  Elephant  (im 
Sanscrit)  führt  durch  dens  auf  edo  (von  ad)  und  essen.  Für  Frau  hat  das  Spanische 
muger  (von  mulier),  das  Französische  femme  (von  femina),  das  Italienische  donna  (von 
domina)  fixirt.  Das  ungarische  farkas  oder  der  Geschwänzte  (fark)  hat  nichts  zu  thun 
mit  Sanscrit  wrkas  (wri9e  oder  zerreissen)  oder  Wolf,  während  für  hostis  (fremd)  und 
Feind  im  Deutschen  Gast  entspricht  (s.  Kaulen).  Gustav  war  ein  Schmeichelnamc  zu 
Zipatz,  Jonathan  zu  Jokel,  Elisabeth  zu  Ibab.  In  jenem  Processe,  durch  welchen  aus 
der  Anschauung  Vorstellungen  gebildet  werden,  ist  eben  die  Schöpfung  der  Sprachen 
enthalten,  und  die  Vorstellungen  werden  im  Laut,  im  Wort  festgehalten  und  reprodu- 
dirt  (Steinthal).  „Die  Sprachen  sind  so  verschieden,  wie  das  Bewusstsein  der  ver- 
schiedenen Volksgeister".  Bei  Abstumpfung  der  Flexionsendungen  hat  sich  (im 
Deutschen)  das  Gefühl  für  die  Bedeutung  der  Formen  in  den  Umlaut  gelegt  (nach 
Steinthal).  Auch  der  Ablaut  war  ursprünglich  nur  ein  beiläufiger  Vocalwandel,  der, 
nachdem  das  eigentlich  bedeutsame  Affix,  nachdem  auch  die  Reduplication  verloren 
war,  dem  Sprachgeist  als  Mittel  zur  Apperception  der  Formen  diente.  Sound  in  „safe 
and  sound"  comes  from  one  Germanic  word,  and  sound  in  Long-Island-Sound"  from 
another,  while  sound  (noise)  is  from  the  Latin  sonus.  So  page  (of  a  book)  from  thc 
Latin  pagina,  and  a  page  (in  waiting)  from  the  Greek  paidion  (a  little  boy),  or  cleave 
(to  stick  together)  from  the  Anglo  Saxon  clifian  and  cleave,  to  part  asunder,  from  the 
Anglo  Saxon  clufan  etc.  (s.  Whitney).  Gwyle,  hwyle  (Anglosax.)  from:  such  is  so  like, 
which  is  who  like.  Eberesche  heisst  soviel  als  Afteresche  (oder  unächte  Esche).  De 
coitre  (cotre  ou  matelas)  on  a  forme  coitrart,  bätard,  enfant  du  bat,  con9u  sur  les  bäts 
par  les  muletiers  du  Sud.  Dans  la  languc  du  pcuplc,  von  der  Bank  fallen,  signifie 
avoir  une  naissance  illegitime  (bankert).  II  ne  serait  pas  impossible,  quc  les  premiers 
bäts  eussent  ete  faits  d'aubier,  de  tresses  d'aubier  (Burguy).  Weissig  ist  aus  (slav.) 
Wysoka  (hoch)  entstanden  (nach  Schmaler)  in  der  Oberlausitz.  Nach  Schiern  wohnten 
auf  Laaland  und  Falster  (sowie  auf  Langcland)  früher  Slaven.  Deodatus  (de  Apulia) 
Regem  Stephanum  baptisavit.  Cujus  quidem  monasterii  nomen  pro  eo  Tata  appella- 
tur;  quia  cum  Beatus  Rex  Stephanus  ipsius  nomen  ob  reverentiam ,  non  exprimeret, 
sed  cum  Tata  cum  appellaret,  abolitum  est  nomen  Deodati,  sed  Tata  est  vocitatus, 
unde  etiam  ipsius  monasterium  taliter  est  vocatum  (Chron.  Thur.).  Aus  dem  Abziehen 
der  Kopfhaut  (des  Feindes)  bei  den  Skythen  bildeten  die  Griechen  das  Wort  aposky- 
thisiren.  Willis  bildete  (in  den  Americanismen)  das  Wort  japonicadom  (die  höheren 
Klassen  der  Gesellschaft).  Na  Tapoe,  na  gron,  booven  beneden  (im  Negerengelsch). 
Neo  oder  Hawaneu  (die  Gottheit  der  Irokesen)  ist  (nach  Brinton)  aus  Dieu  und  le  bon 
dieu  entstellt.  Der  Name  New-Zealand  wurde  von  den  Eingeborenen  als  Nuitireni  an- 
genommen. Mutyerta  (in  Australien),  corruption  of  my  shirt  (s.  Teichelmann).  Alfred 
wird  in  der  Aussprache  der  Eskimo  zu  Faffaree  und  Leopoldus  zu  Pustusee  (s.  Rink). 
Las  mujeres  al  padre  llaman  Pap  y  los  hombres  Pailom,  en  la  madre  no  hay  diferencia 
(Mim)  bei  den  Huasteken  (Marcelo  Alejandre).  Der  Ochse  wurde  Gu  top  (grosses 
Reh)  genannt  (bei  den  Pimas).  Die  Pferde  wurden  Mazatl  (Hirsche)  oder  Tlacaxolotl 
(Tapire)  genannt  (in  Mexico).  Auch  in  dem  geschwätzigen  Zusammenzwitschern  der 
Vögel  finden  sich  Modificationen  der   Stimmen  ausgedrückt,  die   ihre   Bedeutung   haben 


ZEICHENSPRACHE.  715 

werden,  und  ebenso  moduliren  sich  die  Mittheilungen  der  Thiere,    denen  auch  im  ge- 
zähmten   Zustande    ein    Aufspeichern  aus    der  Vergangenheit    im    Gedächtniss    möglich 
wird.     Nur  bei  Menschen    indess    kann    das  Nacheinander    in  der  Erinnerungsfolge  zu 
jenem  Nebeneinander  werden,    das    in    dem  gleichzeitigen  Bestehen    zweier  Gedanken- 
reihen die  Einheit  des  Selbstbewusstseins    (in  der  Wechselwirkung    objectiver  Betrach- 
tung) abschliesst,    und  wie  dieses  durch  das  mit  dem  aufrechten  Gang    und  damit  ver- 
bundener Gestalt  sich  ergebende  Zusammenwirken    der  Gehirncentren   vorbereitet  wird, 
so  ermöglichen  diese    auch    das    raschere  und  feinere  Spiel    in    den  bei  Menschen  ge- 
gliederten Gesichtsmuskeln  zum  fast  umschriebenen  Wortausdruck,  der  dann  als  solcher 
dem  Gedächtniss  eingefügt  und    in    ihm  festgehalten    werden  kann.     Das  ganze  Gerüst 
seiner    Körperconstitution    (besonders    die    ausgebildete    Handformation)    ermöglicht    es 
dem    Menschen,    das    Erforderliche    mit    möglichst    geringem    Aufwand    an    physischer 
Kraft  auszuführen,    so    dass  Muse  für  freie  Geistesthätigkeit  bleibt,    während  z.  B.  bei 
den  ebenfalls  in  Gesellschaft    communalcn  Ameisen,    wie    überall    unter    den  Insecten, 
die  im  Verhältniss  zur  Körpermasse  äusserst  umfassende  und  aufreibende  Gliederbewe- 
gung   fast    alle    freie    Thätigkeit    absorbiren    muss.     Die   Besonderheiten    der    Sprache 
hängen,    wie  alles  Uebrige,    von  den  geographischen   und  historischen  Umgebungsver- 
hältnissen des  Volkes  ab,    und    werden    dann  gewöhnlich  in   der  eigenen  Entwicklung 
noch  durch  fremde  Einflüsse  modificirt.     Die  Vocalsprachen    sind  bei  der  Einsilbigkeit 
meist  auf  die  Hülfsmittel    der  Betonungen    angewiesen,    die  Consonantsprachen    kamen 
darauf  selten  zurück,    liefern    dagegen    in    ihrem  festen  Buchstabengerüst   den  Ansatz- 
punkt für  die  Operationen  der  Grammatik.     „Die    grosse  Menge  der  Conjugationen  im 
Baskischen  ist  nichts  Anderes,  als  eben  dieselbe  Art  der  Bezeichnung   der  Pronominal- 
Accusative ,    welche    ein   Verbum  regieren    kann ,    durch    besondere   Biegungen    dieses 
Verbums,  durch  besondere  Endformen  aller  seiner  Personen  und  zwar  andere  bei  jedem 
jener  Pronominal-Accusative.     Es  sind  dies  ganz  andere  Formen,  aber  eine  gerade  eben 
so  zusammengesetzte  Art  der  Conjugationen ,    wie  die  der  Grönländer.     Nicht  so  ganz 
einzelne  Bezeichnung  jedes  solchen  Falles,    aber   doch    auch    eben   diese  Richtung  der 
Bezeichnung  hat  endlich  die  Sprache  von  Kongo,  die  in  dieser  Hinsicht  auch  wirklich 
ausgebildet  ist"  (Vater).    Im  Quechua  (nach  Torres  Rubio)  wechselt  die  Bedeutung  nach 
der  Gutturalisation  des  initialen  Consonanten,  wie  in  Cara  (der  Pallastwand),  Ckara  (die 
Haut),  ccara  (das  Jucken)    und    ckcara  (kahl).     There    are    some  in  Mexico,    that    doe 
understand    each    other    by    whistling,    which    is    ordinarily    used    among   Lovers   and 
Theeves  (s.  Purchas).     Ausser  durch  Figurenzeichen  „i  tambien  se  hablan  y  entienden 
algunos  de  Mejico    por  silbos,    especialmente  ladrones  y  enamoradas,    cosa  que  no  al- 
canzan    los    nuestros     y    que    es    muy    notable"     (Gomara).       Da     die    Sprachen     der 
feindlichen    Stämme    von    einander    verschieden    sind,    so  haben    sie  (von  den  Coman- 
ches)    eine    Zeichensprache    eingeführt,    die    jeder    Steppen-Indianer    kannte   (s.  Uhde). 
Die    Chippewa    und    Sioux    schlössen    (weil    einander    unverständlich)  Frieden    mittelst 
einer    Bilderschrift.      Die    Ashantce    gebrauchen    viele    und    lebhafte    Geberden    und 
sprechen    immer    im    Recitativ.     Sie    wechseln    oft    den    Ton,    wenn    sie    ein    Wort 
aussprechen,     das    mehr    als  eine  Bedeutung   hat,    wie   die   Chinesen  (Bowdich).    Yes: 
j   —  i  (in  Australia),  projecting  the  chin  forward   and  keeping  the  mouth  nearly  shut, 
when  uttering  his  guttural  sound:    Kwa,    Ky,    Koa,  Kya.     If  an  Albanian  is  asked  if 
there  is  any  fear  of  robbers  in  a  road  and  he  means  to  say  there  is  not,  he  pushes  his 
cap  over  his  eyes  (to  say,  a  man  might  walk  there  blindfolded).     Instead  of  saying  „not 
at  all",  he  puts  the  nail    of    his    thumb    under   his   upper    fore-teeth    and  draws  it  aut 
smartly  (with  h  sound,   employed  in   place  of  alas).     A  shake  of  the  head  serves  both 


716  SOCIAL-POLITISCHES. 

for  no  and  yes  (Hobhouse).  In  der  indianischen  Zeichensprache,  von  der  Neuwied 
weitere  Proben  anführt,  (Thl.  II,  P.  45)  verstehen  die  Arikkaras,  Mandans,  Mönni- 
tarris,  Crows,  Chayennes,  Snakes  und  Blackfeet  sämmtlich  gewisse  Zeichen,  die  dagegen 
den  Dacotas,  Assiniboins,  Ojibuäs,  Krihs  und  andern  Nationen  unverständlich  sein 
sollen.  In  Paraguay  lässt  der  Cebus  azarae  wenigstens  sechs  verschiedene  Laute  hören, 
die  in  den  andern  Affen  entsprechende  Empfindungen  hervorrufen  (nach  Rengger). 
With  the  domesticated  dog  one  has  the  bark  of  eagerness,  as  in  the  chase,  that  of 
anger,  the  yelping  or  howling  bark  of  despair,  as  when  shut  up,  that  of  joy,  as  when 
starting  on  a  walk  with  his  master,  and  the  very  distinct  one  of  demand  or  supplica- 
tion,  as  when  wishing  for  a  door  or  a  window  to  be  opened  (Darwin).  Articulate 
language  is  the  peculiar  to  man.  Le  Bressan  parle  avec  une  volubilite  qui  contraste 
absolument  avec  la  lenteur  de  son  geste,  et  le  montagnard,  au  contraire,  a  des  manieres 
vives  et  une  parole  pesante  (Monnier).  Die  Worte  im  Hottentottischen  können  mit 
dreifachem  Ton  gesprochen  werden  (Hahn),  unter  Aenderung  der  Bedeutung  (wie  im 
Mandingo).  Die  Hottentotten  haben  vier,  die  Buschman  sechs  Schnalzlaute  (s.  Hahn). 
Strident  magis  quam  loquuntur  (Mela)  die  aethiopischen  Aethiopen  (b.  Herodot).  Die 
Galla  gebrauchen  den  Lateral  als  Lockruf  der  Kameele,  aber  nicht  als  Schnalz.  In 
addition  to  the  clicksand  gutturals  of  the  Hottentots,  the  Bushman  have  still  the  mere 
disagreeable  sound  of  croaking  in  the  throat  (Appleyard).  Duponceau  hebt  die  Melodie 
der  Indianer-Sprache  hervor.  Nach  Mc.  Culloh  sind  die  Indianersprachen  so  arm,  als 
der  Hülfe  von  Geberden  und  Zeichen  zu  bedürfen.  Jahns  führt  „63  verschiedene, 
selbständige  deutsche  Namen  des  Pferdes  auf,  ganz  abgesehen  von  der  Fülle  lokaler 
oder  historischer  Varianten;  23  sind  von  der  Bewegung  abstrahirt,  21  sind  Geschlechts- 
bezeichnungen, 10  beziehen  sich  auf  Jugend  und  Kleinheit,  2  knüpfen  an  sein  Gewieher 
an  und  7  endlich  an  andere  besondere  Eigenschaften".  Mist-atim,  big  dog  (atim  or 
dog)  als  Pferd  bei  den  Cree.  Sho-a-thin-ga,  grosser  Hund  (b.  Assineboins).  Ponoka- 
mita,  red-deer  dog  (po-no-ko,  red  deer)  bei  den  Blackfeet.  Chistli,  seven  dogs  (chis, 
seven)  bei  den  Sircies,  Itschou  ma  shungu,  red  dog,  bei  den  Grosventres.  Unter  den 
Jarochos  (de  la  costa  del  golfo)  reden  die  Gemeinen  una  gerigonza  de  su  invencion 
(s.  OrozcoV  Nao  tem  lingua.  fallao  so  em  gerigonza  (die  brasilischen  Indianer).  Die 
Indianer  von  Popayan  ,,parlent  si  fort  du  gosier,  qu'on  a  peine  ä  distinguer  leurs  pa- 
roles"  (Coreal).  Als  bei  den  Mokobiern  (mit  den  Abiponen  grenzend)  die  Häuptlinge 
Ana  (Nadel),  Aloatagangaiquin  (zaloat  oder  tödten)  und  Amaniquin  (amanic  oder  Strauss) 
gestorben  waren,  wurde  statt  ana  für  Nadel  Nevadagancato  gesagt,  für  tödten  nicht 
mehr  zaloat,  sondern  zatetahat  und  auch  das  Wort  für  Strauss  geändert  (s.  Baucke). 
Renault  erwähnt  (bei  den  Botocuden)  die  Leichtigkeit,  neue  Worte  zu  erfinden  (be- 
sonders unter  den  Frauen),  indem  der  vom  Einfall  Ergriffene  die  Bezeichnung  des 
Gegenstandes  laut  ausgerufen  habe,  worauf  sie  von  den  Uebrigen  unter  Gelächter  und 
Geschrei  öfter  wiederholt  sei,  um  dann  Geltung  zu  gewinnen  (und  so  bei  Abiponen, 
in  Südafrica,  Australien  u.  s.  w.).  Hay  una  lengua,  que  solo  de  dia  se  entienden  bien 
y  que  de  noche  en  apagandoles  la  luz,  no  se  pueden  explicar,  porque  con  los  gestos 
significan  (Lorenzana  y  Buitron)  in  Oajaca  (unter  den  Mijes).  When  Indians,  men  or 
women  are  conversing  among  themselves,  they  seem  to  take  pleasure  in  inventing 
new  modes  of  pronunciation  or  in  distorting  words.  It  is  amusing  to  notice,  how  the 
whole  party  will  laugh,  when  the  wit  of  the  circle  perpetrates  a  new  slang  term,  and 
those  new  words  are  very  often  retained  (Bates)  am  Maranon.  Die  Sprache  von  Eten 
soll  von  den  Jesuiten  künstlich  gebildet  sein  (obwohl  auf  einheimischem  Stamm  ruhend). 
In  der  Verzückung  sprach  der  Zauberer    (bei   den   Killistinoes)  in  einem  unverständli- 


SPRACHTRENNUNG.  717 

chen  Jargon  von  Chipeway,  Ottawaw  und  Killistinoe  (s.  Carver).  Die  Piaches  (in  Cu- 
mana)  sprechen  con  palabras  oscuras  qua  ellos  mismos  no  entendian  (s.  Herrera),  wie 
mancher  Priester  (in  America)  das  Lateinische  der  Messe.  In  ihrer  Capelle  (in  Cu- 
mana)  hörten  die  Spanier  die  Piaches  hablar  al  uno  con  el  otro  en  lengua  de  Indios 
y  de  pajaros  y  en  otras  idiomas  que  no  pudo  entender,  ni  tampoco  ver  al  que  hablaba 
con  el  Medico  (Simon).  Ausser  der  bei  Männern  und  Frauen  verschiedenen  Sprache, 
reden  die  Krieger  eine  besondere.  „So  gebrauchen  die  Alten  etliche  Arten  zu  andere, 
welche  niemals  in  den  Mund  der  Jünglinge  kommen,  und  die  Jünglinge  wieder  andere, 
welche  bei  den  Alten  nimmermehr  gebraucht  Av«erden".  Ausserdem  dient  eine  allge- 
meine Mischsprache  mit  fremden  Entlehnungen  (s.  Dapper).  Die  Caraiben  „haben 
baumwollene  Decken,  welche  sie  Amakken  nennen,  an  Bettes  statt"  (Dapper).  Die 
Gesänge  der  Tsugur  oder  Priester  sind  zum  Theil  in  unverständlicher  Sprache  (in 
Costa  Rica)  und  die  Gegenstände  werden  verschiedentlich  benannt  (s.  Gabb).  Nachdem 
die  Piaches  jahrelang  in  Höhlen  des  Waldes  gefastet,  zauberten  sie  in  unverständlicher 
Sprache  (in  Cumana),  vom  Dämon  besessen  (Herrera).  Neben  der  Männer- und  Frauen- 
sprache bestand  (bei  den  Cariben)  eine  Geheimsprache  der  Krieger  (s.  Rochefort).  The 
incantations  of  the  priests  of  Powhattan  were  not  in  ordinary  Algonkin,  but  some 
obscure  Jargon  (s.  Beverly).  Ebenso  bei  Dacotas  und  Eskimo.  Die  Tempelsprache  in 
Peru  war  (nach  Coreal)  dem  Volke  unverständlich.  The  sacred  language  of  the  con- 
juror  (whose  dreams  are  revelations)  consists  (among  the  Dacotas  first  in  employing  such 
words  as  the  names  of  things  which  have  been  introduced  from  other  Indian  languages 
(nide,  water,  instead  of  mini,  paza,  wood,  instead  of  can),  in  the  second  place  in  em- 
ploying descriptive  expressions,  instead  of  the  ordinary  names  of  things  (calling  a  man 
a  biped,  the  wolfa  quadruped),  and  thirdly  words  which  are  common  in  the  language 
are  used  far  out  of  their  ordinary  signification  (as  hepan,  the  second  child,  of  a  boy, 
is  used  to  designate  the  other)  [Scalden].  When  the  Dakota  braves  ask  a  white  man  for  an  ox 
or  cow,  they  generally  call  it  a  dog,  and  when  a  sachem  begs  a  horse  from  a  white 
Chief,  he  does  it  under  the  designation  of  mocassins  (Riggs).  Sometimes  the  war-songs 
are  so  highly  figurative,  that  their  meaning  is  just  the  opposite  of  what  the  expressions 
used  would  naturally  convey.  Verwandtschaften  mit  der  aztekischen  Sprache  finden  sich 
bei  den  Copa  (in  Nayarit  des  Jalisco-District),  den  Tarahumara  (in  Chihuahua  und 
Sonora),  den  Tepehuana  (in  Sinaloa)  und  den  Cahita  (mit  Yaquis  und  Mayos)  an  der 
Ostküste  des  californischen  Golfes  (s.  Buschmann).  Verschieden  von  der  Sprache  der 
Pueblos  ist  die  der  Moquis  dem  Aztekischen  verwandt.  Das  Cora  (in  Nayarit)  zerfällt 
in  die  Dialecte  der  Muutzicat  (auf  den  Bergen)  der  Teacuaeitzica  (an  den  Bergen)  und 
der  Ateacari  oder  Cora  am  Rio  Jesus  Maria.  Die  Sprache  der  Nayares  ist  der  der 
Punas  (zu  den  Pueblos  gehörig)  am  Rio  Gila  verwandt  (s.  Orozco).  Der  Taura-Dia- 
lect  stimmte  mit  dem  Varogia  überein  (in  Sonora).  Die  Sprache  Guaicuri  oder  Wai- 
kur  begreift  die  Dialecte  Cora,  Uchidie  und  Aripa  (in  Unter-Californien).  Die  Xalpa- 
neken  redeten  im  Dialect  der  Totonaken  (bei  Vera-Cruz).  In  Nuevo-Leon  wurde  das 
Oame,  Xanambre  (Tamaulipeco),  Hualahuises  und  Toboso  geredet.  Die  Xuchipila  re- 
deten die  Sprache  der  Zacateken.  Das  Cazcamsche  wurde  in  Zacatecas  geredet.  Das 
Mexicanische  oder  Nahuatl  streckt  sich  nördlich  bis  Sonora,  Nutka  und  Virginien, 
südlich  längs  des  Pacific  bis  Panama,  und  findet  sich  in  Localitäten  bis  zum  See  Titi- 
caca  und  den  argentinischen  Grenzen  (meint  Brasseur).  Juarros  unterscheidet  die  Sprache 
der  Quiche,  Kachiquel,  Zubtugil,  Mame,  Pocomame,  Pipil,  Populuca,  Sinca,  Mexicana, 
Chorti,  Aluquitak,  Lenca,  Aquakateca,  Caiki,  Pochonchi,  Ixil,  Zotzil,  Tzendal,  Chapa- 
neca,  Zoque,  Coxhoh,  Chol,  Chanabal,  Uspanteca,  Maya,  Quiichi  (in  Central-America). 


718  SOCIAL-POLITISCHES. 

Nach  Brasseur  finden  sich  Verwandtschaften  des  Quichua  in  der  Sprache  der  Dirias  in 
Nicaragua,  der  Wabis  (Huabis)  in  Tehuantepec,  im  Chiapa,  im  Zoqui  und  im  Tarasca 
von  Michoacan.  Das  mit  der  Sprache  der  Antillen  verwandte  Maya  lässt  sich  in  der 
Sprache  Florida's  sowohl  erkennen,  wie  im  Mexicanischen,  im  Cakchiquel  und  dessen 
Dialecten  (nach  Brasseur).  Die  bei  Copan  gesprochene  Apay-Sprache  wird  auch  in 
Yucatan  verstanden  (Palacio).  Die  Sprache  der  Tzendal  galt  für  den  ältesten  Dialect 
der  Maya.  Die  (mit  den  Nahuatl  des  mexicanischen  Hochlandes  verwandte)  Sprach - 
familie  Sonora's  begreift  (neben  Utah,  Pah-Utah,  Digger,  Schoschonen,  Comantchen) 
die  Moqui  (nordwestlich  von  den  Zuni,  die  zu  den  sprachlich  verschiedenen  Pueblos 
gehören),  sowie  die  Tarahumara,  Tepeguana,  Cora,  Cahita.  In  den  Dialecten  der  Sho- 
shones,  wozu  die  Sprache  der  Utahs  (und  Comanches)  gehört,  finden  sich  aztekische 
Verwandtschaften,  und  solche  zeigt  auch  die  Sprache  der  Moquis,  die  dem  Shoshoni- 
schen  ferner  steht.  Ausser  in  Harno  (mit  der  Tegua-Sprache  aus  den  Pueblos)  wird 
in  den  übrigen  sechs  Dörfern  der  Moqui  die  Moqui-Sprache  geredet.  Die  Moquis 
stammen  von  dem  (bösen)  Vater  im  Osten  und  der  (guten)  Mutter  im  Westen  (beim 
Tode  in  Thiere,  Pflanzen  und  leblose  Gegenstände  verwandelt).  The  language  of  the 
Mohegans  (Muhhekaneew)  or  Stockbridge  Indians  is  spoken  by  all  the  Indians  through- 
out  New-England  (s.  Cotton).  The  Mohauk  (of  the  Six  nations)  is  different.  Die 
Otomiten,  das  einsilbige  Hiaug-Huing  redend,  rechneten  nach  Mondjahren.  Nach  Pa- 
lacio wurden  in  Chiapa  die  Sprachen  Chiapaneca,  Zoque,  Zozil,  Seldaguelen  und  Mexi- 
cana  gesprochen,  in  Soconusco  das  Uebetlateca  und  Mexicanische,  in  Suchitepeque  und 
Cuahutelema  das  Mamey,  Achi,  Cuahutchmalteque,  Chienauteque,  Huataleque,  und 
Chirichota,  iu  Guazacapan  das  Popoluque  und  Pipil,  in  Verapaz  das  Poponchi,  Calchi 
und  Colchi,  in  Chiquimula  das  Hacacebastleca  und  Apay,  in  San  Miguel  das  Poton, 
Taulepa,  Ulua,  in  Choluteca  das  Mangue  und  Chontal,  in  Honduras  das  Ulba,  Chon- 
tal  und  Pipil,  in  San  Salvador  das  Pipil  und  Chontal,  in  Nicaragua  das  Pipil,  Mangue, 
Marimbio,  Poton  und  Chontal,  in  Taguzcalpa  das  Mexicanische  und  einheimische 
Dialecte,  in  Nicoya  das  Mangue  und  einheimische  Dialecte.  Das  Pame  wurde  in  den 
Bergen  von  Tzichu  (nordöstlich  von  Guanajuato)  geredet.  Die  Pames  wohnten  bei 
Queretaro.  Als  verschieden  (in  Mexico)  nennt  Andres  de  Tapia  die  Sprache  der  Ulu- 
mies,  Tutunaques,  Tentecas,  Mistecas,  Zaputecas,  Mazatekas,  Tenis  u.  s.  w.,  dann  von 
Chinanta,  Xalisco,  Colima,  Zacatula  (s.  Icazbalceta).  Die  Topia- Sprache  war  mit  der 
Acaxel  und  Tepehuana  verwandt  (als  Dialecte  des  Zacatecas).  La  langue  Sauteuse, 
une  partie  des  mots  venant  des  memes  racines  et  ayant  souvent  la  meme  prononciation, 
la  langue  crise  peut  se  faire  comprendre  en  grande  partie  par  un  Sauteux.  Seulement 
l'accent  est  bien  plus  determine  en  sauteux  qu'en  cris.  Les  Assiniboines,  dont  la 
langue  est  la  meme  que  celle  des  Sioux,  et  qui  sont  les  amis  et  allies  des  Cris  par  les 
mariages,  comprennent  presque  tous  un  peu  le  cris,  et  quelques-uns  le  parlent  tres- 
bien.  Meme  les  Pieds-Noirs  et  les  Sarcis  peuvent  parier  un  peu  aussi  eux  le  cris, 
ayant  souvent  campe  avec  cette  nation,  dans  les  temps  de  paix.  Grand  nombre  de  Mon- 
tagnais  dont  la  langue  est  si  difficile  comprennent  le  cris,  ainsi  que  leurs  confreres, 
les  Castors  de  la  riviere  La  Paix.  A  un  temps  non  tres-recule,  des  Cris  habitaient 
aux  environs  de  la  Riviere  Rouge,  d'apres  ce  que  disent  les  vieillards  et  etaient  meles 
aux  Sauteux  et  aux  Maskegons.  Ces  sauvages,  ainsi  que  les  autres  peuplades  de  ce 
pays,  n'ont  aucune  tradition  sur  leur  origine  ni  sur  leur  transmigration  premiere.  Tout 
ce  qu'on  connait,  c'est  qu'en  se  separant  de  leurs  allies,  ä  cause  de  l'eloignement  du 
buffalo,  ils  se  sont  avances  vers  les  plaines  de  la  brauche  nord  de  la  riviere  Saskat- 
chiwan  et  petit  ä  petit  ont  repousse  les  intrepides  Pieds-Noirs,  qui  anciennement  plan- 


HEILIGE    SPRACHE.  719 

taient  leurs  loges  sur  la  rive  nord  (Lacombe),  Wie  die  Sprachen  westlich  des  Felsge- 
birges zeigen  die  nördlich  von  Columbia  (Tahkali  Umqua,  Selish,  Tschinuk,  Yakon  u. 
s.  -w.)  eine  harsche  Aussprache  in  Folge  von  Consonantenhäufungen  (tchl  u.  s.  w.)  und 
Räusperlauten,  wogegen  die  Sprachen  südlich  von  Columbia  (Sahaptin,  Shoshoni,  Kala- 
puya,  Saste,  Lutuami,  Californier  u.  s.w.)  weich  sind  und  vokalreich  (s.  Haie).  Pickering  be- 
merkt polynesische  Einflüsse  in  der  Sprache  der  Nordwestküste.  The  physical  and  in- 
tellectual  superiority  (an  der  Nordwestküste)  gehörte  den  Stämmen  zwischen  Cape  Fair- 
weather  und  der  Fuca-Strasse  an  (s.  Gallatin).  The  Ceris  (on  the  bay  of  San  Juan 
Bautista)  are  supposed  to  be  of  Asiatic  origin,  the  Mexicans  believe  they  are  des- 
cendants  of  Tartars  and  their  idiom  is  said  to  resemble  that  language  (s.  Browne). 
The  natives  between  Maska  and  Queen  Charlottes  Sound  are  fair  in  complexion,  some- 
times  with  ruddy  cheeks  (having  thick  beards)  of  a  cruel  and  treacherous  disposition. 
All  the  early  settlers  intermarried  with  the  natives  (in  California).  The  number  of 
children  in  some  of  these  mixed  families  was  extraordinarily  large  (tili  up  to  28). 
Many  of  these  half-breeds  were  of  extraordinary  size,  some  of  them  being  seven  feet 
high  and  stout  in  proportion,  while  the  ladies  are  fine  specimens  of  humanity  (Cromse). 
The  brain  of  the  Indian  in  his  savage  State,  is  far  larger  than  that  of  the  old  demi- 
civilized  Peruvian  or  ancient  Mexican  (according  to  Morton).  The  intellectual  lobe  of 
the  brain,  (if  not  borne  down  by  overpowering  animal  propensities)  would  doubtless 
have  been  capable  of  much  greater  eflforts,  bemerkt  Phillip  von  den  wilden  Indianern 
(verglichen  mit  den  energielosen  Mexicanern).  Their  imitative  skill  is  as  noticeable 
as  their  dexterity  in  carving,  bemerkt  Sproat  von  den  Chimsyan  (und  Mackenzie  rühmt 
ihre  Geschicklichkeit  im  Sculptiren).  Der  Dialect  der  (zu  den  Haidah  gehörigen)  Chim- 
syan (bei  Port  Simpson)  erstreckt  sich  (nach  Good)  bis  Fräser  und  Stuart  Lake.  Die 
Punca  (mit  stark  gebogener  Nase)  sind  ein  Zweig  der  Omahas,  die  Arikkaras  zeigen 
(nach  Neuwied)  ein  volles  Gesicht  und  feine  Züge.  The  Crows  are  marked  with  a 
bold  and  prominent  anti-angular  nose,  with  a  dear  and  rounded  arch,  and  a  low 
receding  forehead,  the  frontal  bones  oftentimes  appearing  to  have  been  compressed 
(s.  Catlin).  Die  Mandan  zeigen  graue  Haare.  Grapes  grew  to  the  very  borders  of  the 
sea  in  Virginia  or  Wingandacoa  (Brownell)  unter  König  Winginia  (1584).  Neuwied 
hat  „ganze  Reihen  von  Mandan-Schädeln  mit  einander  verglichen,  die  sämmtlich  echt 
waren,  und  darin,  besonders  was  das  Zurückweichen  der  Stirn  und  die  Abplattung  des 
Kopfes  betrifft,  sehr  grosse  Verschiedenheiten  gefunden".  Im  Verkehr  mit  Vornehmen 
oder  Angesehenen  erhält  das  Wort  (der  mit  dem  gemeinen  Mann  gesprochenen  Sprache) 
entweder  am  Ende  oder  in  der  Mitte  einen  Zusatz  (Baucke)  in  Paraguay  (und  so  im 
Aztekischen).  There  is  among  the  Hottentott-race,  a  language  in  which  the  great  people 
communicate  and-which  the  common  people  do  not  understand.  The  Dacotahs  have  a  com- 
mon and  a  sacred  language  (Hind).  Neben  der  Ignota  lingua  erhielt  die  heilige  Hildegard 
durch  innere  Erleuchtung  ein  unbekanntes  Alphabet.  W.  Grimm  findet  lateinische  Bezie- 
hung (zu  lux)  in  luzeia,  oculus,  (ougappel:  Luz  poiuphia)  in  den  Wiesbadener  Glossen.  Ydor 
Ydorum  (aquam  affer)  halgein  ydorum  (sal  affer)  erinnerte  der  durch  humunculi  duo  zu  den 
Pymaeen  unter  die  Erde  geführte  Knabe  von  ihrer  Sprache  (Giraldus)  in  Cambrien.  Dynon 
bach  teg  (fair  small  people)  in  Pembrokeshire.  Dämone  konnten  die  Sprachen  des  heiligen 
Irland  nicht  reden  (O'Connor).  Im  Catapathabr.  werden  die  Brahmanen  vor  Nach- 
ahmung der  Dämone  gewarnt,  die  fälschlich  helajo  (helavo)  statt  herajo  (Feinde)  sagen. 
Nach  Becanus  war  das  Flamändische  die  Sprache  des  Paradieses  (1569).  Die  Unsterb- 
lichen nannten  dem  troischen  Hügel  das  Mal  der  Myrine  (Klügmann).  The  Sanscrit 
owes    the  original  production  of  a  great  part    of    its  structure    not   to  causes  naturally 


720  SOCIAL-POLITISCHES. 

operating  on  the  human  mind,  but  altogether  to  artificial  contrivance  (s.  Wall).  Die 
Sprache,  wie  sie  in  den  alten  Schriftwerken  der  Chinesen  vorliegt  und  in  allen  denje- 
nigen späteren  Werken,  welche  in  derselben  Sprache  abgefasst  sind,  ist  als  ein  künst- 
lich zubereitetes  Idiom  anzusehen  (s.  Steinthal),  neben  der  sich  (für  Werke  leichtern  In- 
halts) eine  neue  Schriftsprache  gebildet  hat,  neben  dem  Kwan-hwa  (der  Umgangs- 
sprache der  Gebildeten)  unter  den  Volksdialecten.  Un  Jargon  semblable  au  balaibalan 
est  problablement  cette  langue  nommee  afriskoe  qui  se  parle  entre  les  maquignons  et 
colporteurs  de  la  Grande  Russie,  surtout  dans  le  gouvernment  de  Wladimir.  II  n'y  a 
que  les  hommes,  qui  s'en  servent  (s.  Gobineau).  At  one  time  (the  priest  in  the  Pai-Ma- 
rire  worship)  was  speaking  English ,  at  another  French  and  then  Hebrew,  winding  up 
with  a  hymn  in  Maori  (Meade).  La  metaphore  et  l'allegorie  semblent  former  l'element 
principal  de  ce  langage,  bien  qu'il  ne  soit  pas  le  seule,  car  il  est  bien  certain  que 
chaque  pays  qui  poss^de  un  argot,  ce  jargon  contient  nombre  des  mots  qui  difFerent  de 
la  langue  de  ce  pays  (s.  Nodier).  Les  Bohemiens  repandus  dans  les  Pyrences  basques 
s'expriment  generalement  dans  la  langue  du  pays  (et  ont  conserve  quelques  debris  de 
leur  ancien  idiome),  mais  ils  ont  besoin,  pour  communiquer  entre  eux,  sans  etr.e  com- 
pris  des  Basques,  de  recourir  fort  souvent  ä  un  jargon  conventionnel  (Francisque-Michel) 
Les  plus  S9avants,  les  plus  habiles  marpauts  (gar^ons)  de  toutime  (tout)  l'argot,  qui 
sont  des  escoliers  desbauchez  et  quelques  ratichons  (pretres),  de  ces  coureurs  qui  en- 
seignent  le  jargon  ä  rouscailler  bigorne  (parier  argot),  ostent,  retranchent  et  reforment 
l'argot  ainsi  qu'ils  veulent.  Wagenseil  fand  hebräische  Worte  im  deutschen  Rothwälsch. 
Hieron.  Foroliviensis  hörte  von  den  Cingari,  dass  sie  aus  Indien  kämen  (1422).  The 
Nuts  have  two  languages  peculiar  to  themselves,  one  intended  for  the  use  only  of 
the  craftsmen  of  the  set,  the  other  general  among  men,  women  and  children,  The 
Hidostanee  is  the  basis  of  both,  the  first  in  general  being  a  mere  transposition  or 
change  of  syllables  and  the  second  apparently  a  systematic  conversion  of  a  few  letters 
(s.  Richardson).  The  jargon  (of  the  Nuts)  formed  upon  similar  principles  with  that  of 
the  Bazeegurs.  Die  Gaunersprache  der  Phausigars  (in  Mysore)  besteht  aus  verblümten 
Redensarten  (Schlegel).  Die  Ghowasi  (feile  Weibspersonen)  haben  einen  eigenen  Jargon 
unter  sich  eingeführt  (Burckhardt).  The  Ramoossies  (Rukwalldar  or  watchmen)  have 
a  language  peculiar  to  themselves  (containing  some  Telingana-words)  in  Satara.  Ze 
faze  Supunnia  (statt:  Tsche  fatsche  Schupunnia)  in  der  afFectirten  Sprache  der  Frauen 
(besonders  griechischen)  in  der  AValachei  (s.  Sulzer).  Afin  de  derouter  les  ecouteurs, 
l'argot  se  borne  ä  ajouter  indistinctement  ä  tous  les  mots  de  la  langue,  une  sorte  de 
queue  ignoble,  une  terminaison  en  aille,  en  orgue,  en  iergue  ou  en  uche  (vouziergue 
trouvaille  bonorgue  ce  gigotmuche,  trouvez-vous  bon  ce  gigot),  phrase  addressee  par 
Cartouche  ä  un  guichetier  (s.  Moreau-Christophe).  Affe,  vie,  ame  (dans  l'argot  des 
Coquins).  La  conjuration  mystique  sous  l'invocation  de  St.  Nicaise  (Opas,  nolipas, 
opion,  nolipion,  tendula,  pendula  etc.)  se  termine  ainsi :  In  nomine  domini  mortnus  est 
vermis  (XII  siecle).  Reyher  leitet  Rotwelsh  (der  Schelmensprache)  vom  Hofgericht  zu 
Rothweil  (1146  p.  d.).  Les  difFerentes  sectes  religieuses  dissidentes  de  l'Eglise  orthodoxe 
russe  ont,  pour  la  plupart,  des  argots  pour  leurs  sectaires  (Francisque  Michel).  Le  Bala'iba- 
lam  (langue  artificielle  en  Asie)  participe  des  formes  de  l'arabe,  du  persan  et  du  turc.  Les 
Medecins  zagorites  (empiriques  en  Albanie),  dont  l'instruction  est  purement  traditionelle  et 
qui  jurent  par  les  paroles  du  maitre  ai/Tog  i(fri,  comme  les  disciples  de  Pythagore, 
avaient  besoin  d'une  langue  non  entendue  de  leurs  dupes  pour  se  comprendre.  Comme 
ils  ne  savent  pas  le  latin,  ils  ont  donc  pris  le  louable  parti  de  se  creer  un  dialecte  au 
moyen  duquel  ils  ecrivent  leurs  oracles  et  soutiennent  des  longues  conversations  (Pou- 


KUNSTSPRACHE.  721 

queville).  The  main  principle  of  the  back  slang  (the  secret  language  of  costermongers) 
is  spelling  the  words  backwards,  or  rather  pronouncing  them  rudely  backwards  (the 
coster  having  his  own  idea  of  the  proper  way  of  spelling  words).  By  the  time  a 
coster  has  speit  an  ordinary  word  of  2 — 3  syllables  in  the  proper  way  and  then  speit 
it  backwards,  it  has  become  a  tangled  knot  (generalise  is  considered  to  be  Shilling 
speit  backwards).  The  addition  of  an  s  always  forms  the  plural,  namus  (woman  or 
namow)  is  women  (Hotten).  Where  a  word  is  refractory ,  letters  are  made  to  change 
positions  (pound  or  dunop).  The  Cant  (of  Chaunters  and  Patterers)  is  known  in  Seven 
dials  and  elsewhere  as  the  Rhyming  Slang,  or  the  Substitution  of  words  and  sentences 
which  rhyme  with  other  words  intended  to  be  kept  secret  cherry  ripe  (a  pipe),  cow  and 
calf  (to  lough),  mince  pies  (the  eyes),  Split  pea  (tea)  etc.  (s.  Hotten).  Ena  (an  Inver- 
sion of  the  Order  of  letters,  syllables,  words  or  sentences,  under  which  the  sense  is 
concealed  or  changed  (is  occasionally  employed  by  parties  who  may  wish  to  commu- 
nicate  privately  and  to  disguise  the  sense  from  bystanders  (de  mi  babba,  cover  me 
father,  employed  to  signify  Babba  mi  de,  my  father  is  come)  in  Yoruba  (s.  Crowther). 
Nach  de  Gerando  können  sich  die  ungarischen  und  französischen  Zigeuner  gegenseitig 
nicht  verständlich  machen  (wegen  Verschiedenheit  der  Landesaussprache).  Zigeuner 
von  England  und  Russland  können  sich  unterhalten  (nach  Borrow).  Das  Jitano  in 
Spanien  hat  die  dortige  Grammatik  angenommen.  Die  Zigeunersprache  der  Nauar  (in 
Syrien)  ist  (ausser  aus  Griechischem,  Türkischem  u.  s.  w.)  besonders  aus  Arabischem 
gemischt  (Seetzen).  Bei  allerdings  vorkommendem  Wechsel  im  Einzelnen,  je  nach 
Zeit  und  Ort,  zeigt  das  deutsche  Rotwälsch  doch  in  der  Masse  gewisse  Beständigkeit 
(s.  Pott).  Wie  in  fernen  Zeitweiten,  wiederholen  sich  nicht  selten  auch  in  weit  aus- 
einander liegenden  Ländern  dieselben  oder  doch  ähnlich  gebildeten  Wörter.  The  Irish 
Gipsies  have  the  same  language  as  those  in  Scotland.  The  English  Gipsy  is  sub- 
stantially  the  same  (Simson).  Whenever  the  Gipsies  find  words  not  underslood  by 
the  people,  among  whom  they  travel,  they  commit  such  to  memory  and  use  them  in 
their  ^conversation,  for  the  purpose  of  concealment.  In  the  Lowlands  of  Scotland  for 
example,  they  make  use  of  Gaelic ,  Welsh ,  Irish  and  French  words.  These  picked-up 
words  and  terms  have,  in  the  end,  become  part  of  their  own  peculiar  tongue  (s.  Simson). 
Grellmann  findet  türkische,  slavonische,  griechische,  lateinische,  wallachische,  ungarische 
und  deutsche  Worte  im  Zigeunerischen.  Joseph  IL  verbot  den  Gebrauch  der  Zigeuner- 
sprache bei  Stockstreichen.  Eine  der  geläufigsten  Accommodationsformen  für  die  Um- 
deutung  biblischer  Verse  und  Textes  besteht  darin,  sich  den  vokallos  geschriebenen 
Text  anders  vokalisirt  zu  denken  (s.  Sachs).  Signa  varia,  per  quae  unusquisque  valet 
signare  alii  sine  loquela.  Signa  secundum  ordinem  Cisterciensem :  Videre  (index  positus 
super  oculum  et  tunc  ejectusj,  Nux  (dentibus  mordens  indicem  exterius).  Signa  quae 
olim  in  coenobio  Luccensi  usitata  fuere:  Gripet  5  finger  an  den  kyn,  betekend  den 
düvel.  Klemmestu  ehne  (den  indicem)  twischen  de  thene  (dentes),  dat  beduedet 
Nöthe  (nuces).  Spaun  erfand  eine  Verständigung  durch  Pochen  (s.  Pott),  The  inha- 
bitants  of  Prince's  Island  speak  a  kind  of  Mongrel  language  (Luso-Ethiopian),  differing 
in  pronunciation  from  that  of  St.  Thome  (Valdez).  The  Ukuhlonipa  custom  (of  the 
kaffirs)  has  given  rise  to  an  alraost  distinct  language  among  the  women,  the  new  words 
or  modified  words,  which  they  employ,  being  known  in  the  general  Community,  as 
women's  words  (s.  Shaw).  Gleich  seinen  Vorgängern  hatte  Axcajatl  (König  von  Mexico) 
seine  Figur  an  einem  Fels  Chapultepec's  ausarbeiten  lassen.  Bei  Temacpalco  zeigte 
man  Quetzcalcoatl's  Hand  von  Stein.  Bei  Tepic  fanden  sich  Fusstapfen  in  Stein.  Die 
Hände  zeigenden  Zeichen  auf  den  Felsen  von  Amoltepec  wurden  dem  durchwandernden 
Bastian,  America.  A(f 


722  SOCIAL-POLITISCHES. 

Propheten  zugeschrieben  (Hernando  de  Cervantes).  In  den  Ruinen  des  Salado-Thals 
(des  Rio  Salinas,  der  in  den  Gila  fliesst)  findet  sich  in  einem  Adobe  ein  Fusseindruck 
(s.  Emory).  Hieroglyphic  groupings,  both  sculptured  and  painted,  are  frequently  seen 
in  the  ancient  Pueblo  towns,  depicting,  perhaps,  their  historical  events  and  deeds  (H. 
Bancroft).  Quetzalcoatl  liess  Eindrücke  seines  Körpers  auf  Stein  zurück  und  weit  ver- 
breitet sind  die  dem  Propheten  Thomas  oder  Bartolomaeus  zugeschriebenen  Fusstapfen 
in  den  Felsen  Süd-America's  (wie  die  Buddha's  in  Indien).  Bei  Antlan  finden  sich  in 
den  Fels  gehauene  Fussspuren  (in  Michoacan).  Auf  dem  (in  Harmony  befindlichen) 
Fels  bei  St.  Louis  am  Missisippi  finden  sich  Menschenfüsse  eingegraben.  Bei  den 
Ruinen  der  Quemada  findet  sich  auf  Stein  der  Fusseindruck  des  Piedra  de  Monarca 
(s.  Lyon).  Tsome  oder  Tzume  drückte  seine  Fusstapfen  ein  bei  Gorzahu  (bei  Per- 
nambuco)  und  auf  dem  Pray  de  Embar6  (bei  Santos).  Bei  Aniche  (am  See  Patzcuaro) 
finden  sich  hieroglyphische  Felsschriften  (Beaufoy).  Bei  Atliaca  findet  sich  eine  Fels- 
Inschrift  (s.  Heller).  An  den  Felsen  des  Columbiaflusses  wurden  Felszeichen  gefunden. 
Vielerlei  Felsinschriften  wurden  in  Central-  und  besonders  in  Süd-Amerika  gefunden. 
Nach  Silas  Burrow  tragen  die  Sculpturen  der  Charlotten-Inseln  einen  japanischen 
Character.  In  Utah  meint  Loew  chinesische  Schriftzüge  zu  finden.  Im  Osten  sucht 
man  nach  Runen  (und  das  Phönizische  bis  Brasilien).  Giordan  findet  Aehnlichkeit 
zwischen  den  ägyptischen  Hieroglyphen  und  den  Inschriften  auf  den  Steinen  Palenque's. 
Jomard  meinte  die  Steinzeichen  von  Grave-treek  aus  dem  Libyschen  erklären  zu  können. 
In  der  Quauhtetle  (Steinerner  Adler)  benannten  Localität  bei  Quauhnahuac  (Platz  des 
Adlers)  oder  Cuernavaca  findet  sich  eine  Vogelfigur  auf  dem  Fels  sculptirt.  Die  Fels- 
hand von  Tlemaco  (la  piedra  de  la  manco)  bei  Tlalnepantla  (bei  Mexico)  war  von 
Hueman  (el  de  las  grandes  manos)  oder  Quetzalcohuatl  eingedrückt  (s.  Veytia),  als 
Huemac.  Hueman  wird  als  de  las  grandes  manos  erklärt  von  Huey  (grande)  und 
Maitl  (mano),  um  seine  Macht  zu  bezeichnen  (s.  Veytia).  Bei  Xocotitlan  fanden  sich 
Handeindrücke  im  Fels.  Auf  der  Insel  de  la  Muerte  (in  der  Bay  von  Chiriqui) 
wurden  Säulen  mit  hieroglyphischen  Zeichen  gefunden  (s.  Cullen).  Bei  Ayutla  (in 
Nueva  Galicia)  fanden  sich  Spuren  in  Stein  gemeisselter  Füsse  (s.  Aguirre).  Nachdem 
der  Fürst  der  Nahoas  in  Paxil-Cayala  den  Mais  gefunden,  gravirte  er  auf  Stein  den 
Zodacus  in  der  Stadt  Tollantzinco.  Auf  den  Steinpfeilern  in  Tula  fanden  sich  Karten 
sculpirt,  zur  Bezeichnung  der  Tlalpilli  oder  30jährigen  Perioden.  Auf  den  Ruinen 
von  Metlaltoyuca  (am  Tuxpan-Fluss)  wurden  hieroglyphische  Zeichen  gefunden  (s.  Al- 
maraz),  Montezuma  I.  liess  die  Bilder  der  alten  Könige  in  einen  Fels  bei  Huastepec 
einhauen.  Unter  den  Ruinen  von  Chiapa  de  Indios  (bei  St.  Christoval)  findet  sich  ein 
Obelisk  mit  Königsnamen.  Fortis  fand  Monolithen  als  Gräberzeichen  (in  Bosnien). 
Der  Häuptling  Myeengun  liess  die  Erfolge  seines  Kriegszuges  auf  einem  Felsen  am 
Lake  Superior  abbilden.  El  vestigio ,  que  se  calla  estampado  en  una  piedra  de  la 
provincia  de  Ubaque,  fue  sefial  del  pie  del  Apostol  (Piedrahita).  Der  Aiyukuba  ge- 
nannte Mittelpfeiler  in  der  Hütte  der  Maopityans  oder  Froschindianer  (am  Darura) 
trug  Figuren  und  Hieroglyphen  (Schomburgk).  Die  Stickereien  auf  den  Schaam- 
schürzen  (Mosa)  der  Frauen  (mit  eckigen  Figuren  ä  la  grec)  hatten  (bei  den  Macusi) 
Aehnlichkeit  mit  den  Hieroglyphen  von  AVaraputa,  und  die  Bilderschriften  bei  den 
Tarumas  sollten  in  früherer  Zeit  von  den  Frauen  (durch  welche  auch  Waffen  und 
andere  Instrumente  der  Männer  verziert  werden)  auf  den  Steinblöcken  eingegraben 
sein  (s.  Schomburgk).  Amititlan  hiess  ciudad  de  las  cartas  (nach  Sahagun),  weil  dort 
das  Papier  zum  Schreiben  geliefert  wurde.  En  la  provincia  de  Yucatan  habia  unos 
libros  de  ojas,    a  su  mado  encuadernados  ö  plegados,    en  que  tenian  los  indios  sabios 


BÜCHER.  723 

la  distribucion  de  sus  tiempos  y  conocimiento  de  planetas  y  animales,  y  otras  cosas 
naturales  y  sus  antiguallas  (s.  Acosta).  Die  Bücher  hiessen  (in  Yucatan)  Analte,  weil 
aus  der  Rinde  des  Baumes  Amatl  verfertigt.  Nach  Peter  Martyr  führten  die  Mexicaner 
für  Aufzeichnungen  Holztäfelchen  mit  sich.  The  Pueblos  figured  histories  on  tablets 
of  wood  (Mallery).  Die  Zapoteken  besassen  Bilderschrift,  die  Mayas  ein  Sylben- 
Alphabet.  The  Indian  *proficient  in  the  art  of  the  Kekewin,  reads  off  his  figu- 
res  and  chants  them  in  due  sequence  with  tone  and  emphasis.  Die  Guegues 
(oder  Alten)  in  Nicaragua  (mit  Orchilobos  oder  Tempel)  schrieben  in  gefaltete 
Pergamentbücher  aus  Wildhäuten  (s.  Oviedo).  Die  Mexicaner  lasen  ihre  Bücher  von 
Unten  auf  (nach  Acosta).  Die  Mexicaner  besassen  Figurenschrift,  si  ya  no  la  tomaron 
de  aquellos  Oteos  de  Aculhuacan,  despues  que  trazaron  con  ellos  amistad  y  parentesco 
(Gomara).  Die  Figuren  auf  dem  bei  Ocosingo  gefundenen  Chachihuitl  gleichen  dem 
Bas-Relief  des  Gottes  Culculcan  in  Palenque  (s.  Squier).  Katun  (pierre  qu'on  inter- 
roge)  in  Maya  (s.  Brasseur)  piedra  pintada.  Neben  religiösen  oder  astronomischen,  so- 
wie politischen  und  pädagogischen  Werken  wird  eines  Theils  ^der  mexicanischen  Lite- 
ratur erwähnt,  der  sich  (s.  Acosta)  auf  Botanik  und  Zoologie  bezog  (auch  auf  Medicin). 
Peter  Martyr  beschreibt  eine  mexicanische  Landkarte.  Nach  Long  sind  die  Indianer 
sehr  geschickt,  ,,mit  Holzkohle,  worunter  Bärenfett  gemischt  ist,  auf  Baumrinde 
Gegenden  abzuzeichnen"  (s.  Long).  Der  Hieroglyphe  des  Königs  Ilhuicamina  oder 
des  Pfeile  (mitl)  zum  Himmel  (ilhuicatl)  Schleudernden  (Montezuma  I.)  stellte  einen 
den  Himmel  treifenden  Pfeil  dar.  Die  Poblicii  Malleoli  (in  Rom)  führten  einen 
Hammer  im  Wappen  des  Geschlechts,  die  Servilii  Gemini  die  Dioscuren,  die  Furii 
Purpureones  die  Purpurschnecke  u.  s.  w.  Der  Weiseste  der  zwölf  Priester  in  Mayapan 
lehrte  seinem  Schwiegersohn  Achchel  Vorhersagungen  und  dieser  ,,escriviö  ciertas  letras 
en  la  tabla  del  brazo  izquierdo"  (s.  Landa).  Unas  ciertas  figuras,  que  sirven  por  Letras 
wurden  von  den  Mexicanern  in  Stein  oder  Holz  geschnitten ,  sowie  auf  Papier  ge- 
zeichnet (s.  Gomara'' .  Die  Acolhuas  gebrauchten  Figuren  als  Schrift.  Die  Alten  oder 
Guegues  (in  Nicaragua)  erklärten  die  aus  Fellen  zusammengefalteten  Bücher,  worin 
(roth  und  schwarz)  die  Besitzungen  aufgezeichnet  waren,  ,,assi  como  los  caminos,  los 
rios,  los  montes  y  boscages  e  lo  demas"  (Oviedo).  Les  signes  lineaires  auf  dem  mexi- 
canischen (yucatanischen)  Codex  von  Dresden  (s.  Humboldt)  rappellent  les  Kouas  (wo- 
durch Kaiser  Tai-hao-fo  die  chinesischen  Knotenschriften  ersetzte).  Das  heilige  Buch 
Tonalamatl  enthielt  die  Bestimmungen  über  die  Beichte  bei  den  Mexicanern.  Auf  den 
Palästen  von  Toluca  und  Quaunahuac  war  die  Geschichte  der  Tolteken  sculptirt,  wie 
zu  Ixtlilcochitli's  Zeit  noch  die  Ruinen  zeigten.  Die  alten  Traditionen  wurden  be- 
sonders durch  König  Nesahulcoiotzin  in  Tezcuco  und  den  Prinzen  Xuihcoscatzin  und 
Tzahuatzin  (aus  Mexico)  bewahrt  (s.  d'Alva).  Die  Priestergewänder  (der  Misteken) 
,,eran  mantas  de  diversas  colores,  pintadas  de  historias  de  los  dioses"  (s.  Herrera).  Die 
Indianer  von  Akapantzingo  führen  ihre  Rechnung  noch  mit  hieroglyphischen  Zeichen. 
Hieroglyphische  Briefe  (wie  der  eines  Mandan-Indianers  an  einen  Pelzhändler)  kommen 
bei  mehreren  Völkern  vor  und  Freycinet  hat  einen  ähnlichen  von  den  Caroliniern  ab- 
gebildet (s.  Neuwied).  On  Tobi  there  are  three  classes  of  numerals,  the  first  of  a  ge- 
neral  nature ,  the  second  appropriated  to  counting  cocoanuts  and  the  third  used  only 
for  fish  (Haie).  Sun,  yaro,  God,  yaris,  night,  nibo,  Bone,  tsil,  bad,  tama.  In  counting 
the  Bechuanas  begin  with  the  little  finger  of  the  left  hand,  the  thumb  of  the  right  is 
six ,  and  the  little  finger  of  the  right  hand  is  ten  (Mackenzie).  Many  things  are 
counted  each  in  its  own  peculiar  way  (in  the  Samoan  language).  Men  are  counted  by 
prefixing  toa,  masi  in  round  cakes  or  balls  (potoij,  young  pigs  and  cocoanuts    by  pre' 

46* 


724  SOCIAL-POLITISCHES. 

fixing  oa  (Piatt).  The  Dayak  arranged  each  piece  (of  paper)  separatcly  on  a  table  and 
used  his  fingers  in  counting  as  well,  until  he  reached  ten,  when  he  lifted  his  foot  on 
the  table  and  took  each  toe  to  accord  witli  each  bit  of  paper  answering  to  the  name 
of  a  village,  name  of  chief,  number  of  followers  and  amount  of  fine.  After  having 
iinished  witli  his  toes,  he  returned  to  his  fingers  again  and  when  the  list  was  com- 
pleted,  forty  five  bits  of  paper  were  counted  arranged  on  the  table.  He  then  asked 
to  repeat  them  once  more,  going  over  the  pieces,  his  fingers  and  toes  as  before.  Late 
in  the  evening,  he  repeated  them  all  correctly,  placing  his  finger  on  each  paper  (saying 
it  would  be  all  right,  if  recollected  to  morrow).  The  first  thing  in  the  morning,  he 
proceeded  to  arrange  the  papers  as  on  the  evening  before  and  repeated  the  particulars 
MÜth  complete  accuracy,  and  for  nearly  a  month  after,  in  going  round  the  villages,  far 
in  the  interior,  he  never  forgot  the  different  amounts  etc.  (Ch.  Brooke).  Kumi  i,  wal  2, 
nuipa  3,  wal-wal  4,  matasip  (mäta  oder  Hand)  5,  an  der  Mosquito-Küstc.  Torque- 
mada  berichtet  von  der  Doctrina  Christiana ,  wie  sie  die  Knaben  durch  Vorsagen ,  an 
Sonntagen,  rasch  erlernt,  andere  dagegen  für  jeden  Satz  ein  Steinchen  gelegt,  und  diese 
dann  in  Anweisung  nach  einander  berührt  hatten,  um  sich  zu  erinnern,  einen  Stein 
für  ,,pater  noster",  einen  andern  für  ,,qüi  es  in  Coelis",  einen  andern  für  ,,sanctificetur" 
u.  s.  w.  Auch  habe  man  sich  geholfen  durch  lautähnliche  Bilderschrift,  wie  für  patcr 
ein  Fähnchen  (pantli  oder  20)  gemalt  sei,  für  noster  ein  tuna  (nuchtli)  u.  s.  w.  Nötre 
Canot  vient  de  Canoa  (dans  la  langue  de  Hayti) ,  d'Amacha  nous  avons  fait  Hamach, 
c'est  un  branle  de  Cotton  ou  de  fil,  maniere  de  lit  suspendu  par  les  deux  extremites, 
qu'on  attache  avec  une  corde  ä  deux  arbres  ou  ä  deux  pilicrs  et  dont  on  se  sert  assez 
communement  dans  tous  les  pays  chauds  (Charlevoix).  Auf  den  Büffelhäuten  der 
Rikkaris  werden  Tagereisen  durch  Fusstapfen  angedeutet  (das  Zeichen  für  ,, gehen"  in 
Mexico).  Die  Biergilde  ist  durch  den  darüber  stehenden  Bierschöpfkübel  gekenn- 
zeichnet in  den  Bildern  zum  Eisenacher  Stadtrecht  (s.  Kopp).  Neben  der  Bilderschrift 
(in  welcher  zu  der  kyriologischen  Schrift  oder  einfacher  Darstellung  des  Sinnlichen  die 
symbolische  Schrift  der  Vergleichung  tritt)  steht  die  Zeichenschrift  (die  Begriffe  durch 
willkührlich  angenommene  Figuren  ausdrückend) ,  wie  (in  der  Tonschrift)  die  Silben- 
schrift (neben  der  Buchstabenschrift).  Nach  Gesenius  waren  die  phönikischen  Buch- 
staben eigentlich  Bilder ,  deren  abgekürzte  Figur  den  Werth  von  Buchstaben  (und 
zwar  die  Anfangsbuchstaben  der  jedesmal  zu  bezeichnenden  Sache)  erhielt.  Red  being 
the  color  of  war,  the  calumet  in  making  peace  or  settling  alliances,  was  daubed  over 
with  white  clay  or  chalk  (s.  Loskiel).  Dans  le  temps  de  l'ignorance  on  se  servait  d'un 
mode  d'ecriture,  dont  chaque  signe  avait  deux  ou  trois  valeurs,  et  un  homme  de 
Heyt  et  d'Ambar  ameliora  cette  ecriture  ancienne  et  l'amena  au  point  d'etre  ce  qu'on 
appelle  aujourd'hui  le  Kufique  (nach  Manukdjy-Lymdjy-Sahab).  Les  ecritures  cunci- 
formes  appartiennent  ä  un  seul  et  unique  Systeme.  De  meme  l'ecriture  talyk  est  l'u- 
nique  Systeme  graphique  des  peuples  musulmans,  bien  que  les  Arabes  d'Afrique  pos- 
sedent  des  formes,  qui  leur  sont  particulieres,  bien  que  les  Persans,  les  Afghans,  les 
Hindous  aient  ajoute  de  nouvelles  lettres  ä  l'alphabet  arabe  au  moyen  de  points  diacri- 
tiques  disposes  d'une  maniere  qui  leur  est  propre  (Gobineau).  Einzelne  Buchstaben 
der  libyschen  Inschriften  (in  Nord-Afrika)  gleichen  den  Tifinagh  oder  Schriftzeichen 
der  Tuareg. 

Der  Telpochtlato  beaufsichtigte  die  Erziehungshäuser  der  Knaben,  zu  deren  Unter- 
halt Ländereien  angewiesen  waren  (s.  Torquemada).  Im  Tempel  Yopico  wurde  dem 
Gott  Tezquiztlimayehuel  geopfert,  neben  dem  Kloster  Yopicocalmecax,  wo  die  Knaben 
erzogen  wurden  (s.  Torquemada).     In  jeder  Warrau-Niederlassung    werden  die  Knaben 


CALENDER JAHRE.  72D 

durch  den  Ho-liih  genannten  Musiklehrer  im  Zusammenspiel  unterrichtet.  Im  Hause 
Mecatlan  wurden  die  Musikinstrumente  gelehrt  (Torquemada).  Die  Knaben  (in  Mexico) 
wurden  in  dem  Telpuchtlato  (s.  Mendieta)  erzogen,  sowie  von  dem  priesterlichen  Ach- 
cauhtli.  Die  in  das  Telpuch-calli  eintretenden  Knaben  (piltonh)  wurden  als  Jünglinge 
(Telpuchtli)  von  dem  Telpuchtlato  (neben  dem  Achcacautzin)  erzogen.  In  jedem  Stadt- 
viertel fand  sich  eine  Knabenschule  oder  Telpochcalli  (Telpuch-calli)  für  das  Volk,  während 
die  Söhne  der  Edlen  und  Priester  im  Kloster,  (Colleg  oder  Calmecac)  erzogen  wurden.  Die 
Mädchen  wurden  in  Seminarien,  die  mit  den  Tempeln  verbunden  waren,  in  Handarbeiten 
unterrichtet  (bei  Unterhaltung  des  heiligen  Feuers).  Nach  Granados  y  Galvez  waren 
die  Gesänge  des  Königs  Netzahualcoyotl  in  Tezcuco  im  Otomitischen  (als  seiner  Mutter- 
sprache) abgefasst.  In  den  Gesängen  Ciucuyan  wurden  die  Traditionen  der  Mexicaner 
bewahrt.  In  Matlalzihuatzin  verliebt,  die  Braut  Temitzin's,  wurde  dieser  von  Nezahual- 
coyotl  beim  Kriege  an  einen  gefährlichen  Punkt  gestellt,  wo  er  umkam  (Veytia).  Bei 
dem  Feste  (Tezcuco's)  wurden  Lieder  Nezahualcoyotl's  über  die  Kürze  des  Lebens  und 
die  Vergänglichkeit  der  Freuden  gesungen  (s.  Veytia).  Der  Edle  von  Teonatzin  verfasste 
im  Gefängniss  eine  Elegie,  die  vor  Netzahualpitzintli  gesungen,  seine  Freilassung  er- 
wirkte (in  Tezcuco).  Wie  bei  den  Indianern  Xordamerica's  wird  die  Beredsamkeit  der 
alten  Mexicaner  gerühmt  (s.  Clavigero)  und,  wenn  Adair  meint,  dass  manche  ihrer  Reden 
in  Madrid  verfertigt  seien,  so  braucht  man  nur  den  Text  der  gleichzeitigen  Chronisten, 
von  denen  sie  überliefert  sind,  zu  lesen,  um  zu  sehen,  dass  hier  mehr  zu  lernen,  als 
zu  lehren  gewesen  wäre.  Beim  Jahresfest  der  Feuer-Erneuerung  flogen  die  Mexicaner 
(in  Vögelgewändern)  an  einem  hohen  Mast  (Torquemada).  Die  Seher  oder  Tonalpouh- 
qui  (sortilego)  wahrsagten  nach  dem  Buche  Tonalamatl  (libro  de  suertes  ö  de  Ventura). 
Hueman  war  der  den  Calender  ordnende  Astrologe  der  Tolteken.  Zur  Erinnerung  an 
die  Verbesserung  des  Calenders  feierten  die  Tulteken  das  Fest  des  Xiuhteuctli  (Senor 
del  Ano).  Das  Binden  der  Jahre  in  der  13  jährigen  Periode  von  Xiuhmolpolli  oder 
Jahresbund  wurde  durch  zusammengebundene  Schilfe  repräsentirt  (in  ]Mexico).  Im 
Peruanischen  hiess  das  Jahr  Huata  von  huatani  (bindeti).  Hieroglyphische  Kalender 
finden  sich  noch  bei  Indianern  von  Tschiapas  und  Jucatan  (und  in  Guatemala  bei  Alt- 
Mixco  für  traditionelle  Geschichtsdaten).  Die  Californier  rechneten  nach  Mondsmonaten, 
und  Hessen  die  bestimmten  Zeiten  zum  Säen  und  Ernten  durch  den  Herold  oder  Puplem 
ausrufen,  da  das  Jahr  jedesmal  mehrere  Tage  gegen  die  Sonne  zurückblieb.  Their 
year  (sagt  P.  Boscana),  commenced  always  on  the  21.  December  and  upon  the  sun's 
arrival  at  the  tropic  consequently  the  days  which  transpired  between  the  last  conjunc- 
tion  and  the  21.  were  not  noticed,  or  in  their  mode  of  expression,  „there  was  no  day" 
[wie  in  Egypten]  (s.  Robinson).  Ausser  der  Jahresrechnung  in  4  Zeichen  (Cetochtli, 
Omeacatl,  Eytecpatl,  Nahucalli)  in  13  Jahren,  die  sich  vierfach  zu  52  Jaltfen  (des  Toxiuh- 
molpia)  wiederholte,  hatten  die  Mexicaner  ein  astrologisches  System  (über  den  Einfluss 
der  Constellationen  auf  den  Menschen),  mit  20  Zeichen  (von  welchen  jedes  13  Tage 
herrschte),  beginnend  mit:  Cecipactli  (Schwertfisch),  Ceocelotl,  Ceacatl,  Cexuchitl,  Cea- 
catl  u.  s.  w.  und  die  4  Jahreszeichen  wurden  zwischengefügt. 

Cipactli  oder  Schwertfisch  (espadarte)  herrscht  am   i.   Tage 

Acatl  (cana) ,,  „2.      ,, 

Calli  (casa)       ,,  ,,3.      ,, 

Quetzpalli  (lagartija) ,,  ,,4.       ,, 

Cohuatl  (culebra) ,,  „5-      ,, 

Miquiztli  (muerte) ,,  ,,     6.      ,, 


726  SOCIAL-POLITISCHES. 

Ma^atl  (venado) herrsche  am  7.  Tage 

Tochtli  (conejo) ,,  ,,8.      „ 

Atl  (agua) „  „     y.      „ 

Itzcuintli  (perro) •     .         „  „   lO.      ,, 

09amatli  (mona) ,,  „   ii.      „ 

Malinalli  (Jerva) ,,  ,,   12.      „ 

Acatl  (cana) ,,  ,,13.      „ 

unter  dem  ersten  Zeichen  Cipactli  (als  glückbringendem).  Von  den  Calenderzeichen  be- 
deutete Tecpatl  (Stein)  im  Süden,  das  Feuer  (im  Norden)  —  Calli  (Haus)  im  Osten, 
die  Erde  (im  Westen)  —  Tochtli  (Kaninchen)  im  Norden,  die  Luft  (im  Süden)  — 
Acatl  (Schilf)  im  Westen,  das  Wasser  (im  Osten)  -  und  jedes  derselben  begann  in 
den  vier  Wochen,  welche  die  20  Tage  des  Monates  zusammensetzten.  Das  Jahr  be- 
stand aus  18  Monaten  (jeder  von  20  Tagen)  mit  fünf  Nemontemi,  als  überflüssigen 
(und  unglücklichen)  Tagen.  In  der  Woche  kehrten  vier  Zeichen  (bis  zum  fünften 
Tage)  wieder,  als  Cetochtli  (conejo)  im  Süden,  Omeacatl  (dos  cafias)  im  Osten,  Eytec- 
patl  (tres  pedernales)  im  Norden,  Nahuicalli  (quatro  casas)  im  Westen,  dann  Macuilli-tochtli 
(5  conejos\  Chiquacenacatl  (6  canas),  Chicometecpatl  (siete  pedernales),  Chicueycalli 
(ocho  casas),  Chicunahuitochtli  (nueve  conejos),  Mactlactliacatl  (diez  canas),  Mactlactlioz- 
zetecpatl  (onze  pedernales),  Mactlactliomomecalli  (doze  casas),  Matlactliomeytochtli  (treze 
conejos).  Die  Stunden  zu  bezeichnen,  zeigten  die  Mexicaner  zum  Himmel,  nach  dem 
Stand  der  Sonne,  sagend:  Izteutl  (aqui  el  dios).  Neben  der  bürgerlichen  Sonnen- 
rechnung (Tonalpohualli)  und  der  rituellen  Mondrechnung  (Mezllapohualli)  gebrauchte 
der  Priester  (in  Mexico)  den  Festkalender  oder  Cemilhuitlapohualiztli.  Die  aus  360 
Tagen  mit  5  Nemontemi  (baldios,  als  keinem  Gotte  geweiht)  bestehenden  Jahre  wurde 
in  der  Periode  Cehuehuetiliztli  (una  vejez)  von  104  Jahren  zusammengesetzt,  getheilt 
in  zwei  Toxcichmolpia  (atadura  de  nuestros  anos)  von  52  Jahren,  worin  die  Jahre  nach 
4  Zeichen  (bei  13  auf  das  erste  zurückkommend)  gezählt  wurden  (s.  Torquemada).  Zum 
Wahrsagen  (aus  den  Geburten]  dienten  20  Zeichen,  von  welchen  jedes  13  Tage  herrschte, 
in  einem  Umlauf  von  280  Tagen  (bei  den  Mexicanern).  Das  Jahr  bestand  aus  365 
Tagen,  indem  den  360  oder  ig  Monaten  (aus  je  20  Tagen)  die  5  Nemontemi  (über- 
flüssigen Tage)  zugefügt  wurden,  und  am  Ende  des  Cyclus  aus  52  Jahren  wurden  13 
oder  (nach  Gama)  12V2  Tage  eingeschaltet.  Der  Monat  zerfiel  in  Mextozolitzli  (die 
Zeit  des  wachenden  Mondes)  und  Mecochilitztli  (die  Zeit  des  schlafenden  Mondes). 
Dreizehn  Jahre  (Xihuitl  oder  neues  Gras)  bildeten  den  Tlalpilli  (Knoten).  Verschieden 
von  dem  solaren  Calender  (in  Mexico)  rechnete  der  lunare  (des  Ritual's)  mit  20  Wochen 
(jede  von  13  Tagen),  indem  die  Rechnung  noch  für  105  Tage  weiter  fortgeführt  wurde, 
mit  Einschaltu^l^  von  13  Tagen  am  Ende  des  Tlalpilli  (unter  Benutzung  der  Quecholli 
oder  neuen  Nachtbeherrscher  zum  Zählen).  Unter  den  yucatanischen  Tageszeichen 
bildeten  Kan,  Muluk,  Ik  (Yx)  und  Cauac  den  Beginn  der  Monate.  Von  den  vier  Leit- 
jahren (in  Yucatan) 

regierte  Kan     mit  dem  blauen    Bacab    im  Süden, 
„       Muluc    „       „       rothen  ,,        „    Osten, 

,,       Yx  ,,        „       weissen       ,,        ,,    Norden, 

,,       Cauac    ,,        ,,       schwarzen  ,,        ,,   Westen, 
Die  Speichen  des  mexicanischen  Jahresrades   waren  grün,    blau,    roth  und  gelb  (zu   13 
Jahren).     Das  Jahr  in  Nicaragua  zerfiel  in   10  Zempuales  (jeder  von  20  Tagen)  mit  21 
Fasttagen.     Im  Calender  der  Tzendalen  entspricht  Lambat  dem  Ganel  (Kaninchen)  der 
Quiche  und  Cakchiquel.     Der  Eroberer  Chinax    bei  den  Tzendal  (im  Calender)  wurde 


KALPAS.  727 

durch  Fremde  vertrieben.  Uitzlan  (Dornenplatz)  war  der  Süden,  Teutletlapan  (Mictlan 
mit  Miquitlamtecutle's  Residenz  in  der  Unterwelt)  oder  Miquitlan  der  Norden,  Tlac- 
pac  der  Westen  und  Tetziuatlan  der  Osten  (in  Mexico).  Bei  der  Feuer-Erneuerung 
am  Ende  des  Cyklus,  wenn  der  Weltuntergang  drohte,  wurde  um  Mitternacht  (von  den 
Priestern)  der  Himmel  auf  einen  Hügel  beobachtet,  und  wenn  sich  die  Zeichen  zum 
neuen  Morgen  wandten ,  das  Feuer  wieder  entzündet.  Im  Königspallast  in  Darfur 
wurde  heiliges  Feuer  unterhalten,  wie  vielfach  sonst  in  den  fünf  Erdtheilen.  El 
calendario  Mexicano,  que  dicen  les  trajo  el  predicador,  es  casi  identico  al  de  los  tär- 
taros  Chineses,  y  la  lengua  Mexicana  estä  llena  de  palabras  Chinas,  (wie  „la  particula 
reverencial  tzin  etc.).  From  the  creation  the  first  age  or  sun  (of  the  Mexicans) 
lasted  676  years  (comprising     13  cycles),  when  the  crops  failed  and  men   perished, 

the  second  364     ,,       (         ,,  7       ,,     ),  by  hurricanes   and  rain. 

,,    third:    312     ,,        (         ,,  6       ,,      ),    ,,    fire     and    earthquakes    (human    being 

converted  into   owls), 

,,    fourth:    52     ,,       (         ,,  i       ,,     ),    ,,     flood  (men  changed  in  fishes). 

Para  memoria  del  tiempo  en  que  acaecia  cada  cosa  tenian  aquellas  ruedas,  que  era 
cada  una  de  un  siglo  de  52  anos  (Herrera)  in  Mexico,  ausserdem  mit  gemalten  Büchern, 
(wie  sich  Blattbücher  in  Yucatan  und  Honduras  fanden).  Die  Catastrophe,  in  welcher 
das  Reich  der  Tolteken  zerstört  war,  wurde  capelli  negri  (itl.  Ueb.)  genannt.  Das 
von  Quetzalcoatl's.  Geburt  datirende  Zeitalter  hiess  Yztapal-Nanazcaya  (die  Periode 
der  Rosen).  Wie  Ahcautlitlenamacani  (der  Hohepriester)  das  Jahr  der  Tolteken  (unter 
dem  Gott  Xiuhteuctli  oder  Herr  des  Jahres)  in  Huehuetlapallan  (rothe  Erde  der  edlen 
Alten)  geordnet,  soll  unter  der  Herrschaft  Yxtlilcuexahuac  in  Tula  (660  p.  d.)  durch  den 
Astronomen  Huemac  in  das  Teomoxtli  (libro  divino)  niedergeschrieben  sein.  Der  Calendar- 
stein  (in  Mexico)  wurde  vom  König  Axayacatl  gefertigt.  Contaban  los  meses  por  las 
lunas  y  los  dias  por  los  soles  (s.  Nuiiez  de  la  Pena)  in  den  Canarien.  Son  grandes 
observadores  de  los  Astros,  porque  como  siempre  duermen  ä  cielo  descubierto  y  estan 
hechos  ä  mirarlos,  se  maravillan  de  qualquier  nueva  Impression,  que  registran  en  los 
Cielos,  bemerkt  Arlegui  von  den  Yaqui.  Zur  Zeitenbestimmung  auf  der  von  Lahon- 
tan  mitgetheilten  Hieroglyphenschrift  (in  Canada)  wird  der  July  unter  der  Figur  eines 
Hirsches  mit  einem  Mond  auf  dem  Rücken  dargestellt  (als  Monat  des  Hirsches).  Der 
Monat  Tlacaxipehualitzli  (das  Schinden  von  Menschen)  hiess  zugleich  Cohuailhuitl  (das 
Fest  der  Schlange)  in  Mexico  (in  Beziehung  zum  Häuten).  In  Chiapa  wurden  die 
sieben  Wochentage  nach  sieben  Wandelsternen  benannt  (s.  Boturini).  Das  Jahr  hiess 
in  Honduras  Joler  (das  Vorübergehende)  [im  Yulfest].  An  der  Küste  hiess  der  März  der 
Alsenmonat  (weil  dann  die  Alsen  in  die  Flüsse  aufstiegen)  und  als  die  Delawaren  in  das 
Innere  gedrängt  waren,  der  Saftträufelnde  (zum  Zuckersieden).  Nach  dem  Sonne-  und 
Mondopfer  in  Teotihuacan  begann  die  Periode  Nahui  -  Ollin  -  Tonatiuh  (der  Sonne  in 
ihren  vier  Bewegungen)  in  Mexico. 

Als  Stämme  in  Mexico  werden  (bei  Orozco  y  Berra)  aufgezählt: 

Acafes:  Coahuila.  Ahomamas:  Coahuila. 

Acaxees:   Sinaloa,  Durango.  Ahomes:   Sinaloa, 

Acolhoaques,  los  nahöas.  Albinos:   Sonora. 

Acolhuis:  Mexico.  Aicales,  los  mopanes. 

Aguaceros:  Nuevo  Leon.  Ajoyes,  los  axoyes. 

Agualulcos,  los  ahualulcos.  Alasapas:   Coahuila,  Nuevo  Leon. 

Ahualulcos:  Tabasco.  Alchedomas:  Sonora. 


728 


SOCIAL-POLITISCHES. 


Aliquis:   San  Luis. 

Amitaguas :  Coahuila. 

Amuchcos:   Guerrero. 

Amusgos,  los  amuchcos. 

Anacanas:  Tamaulipas. 

Ancasiguayes:  Tamaulipas. 

Ancavistis:  Chihuahua, 

Anchanes:  Chihuahua. 

Apaconecas:  Jalisco. 

Apaches:     Chihuahua,     Sonora,     Durango, 

Coahuila,  Nuevo  Leon. 
Apes:  Coahuila. 
Apocanecas,  los  apaconecas. 
Aretines:  Tamaulipas. 
Arigames :  Chihuahua. 
Aripas:  California. 
Ateacari :  Jalisco. 
Atlacachichimecas,  los  mexicanos. 
Ayaguas:  Nuevo  Leon. 
Ayas:  Coahuila. 
Auyapemes:   Tamaulipas. 
Axoyes,  de  los  choles. 
Aztecas,  los  mexicanos. 

Babeles:  Coahuila. 
Babiamares:   Coahuila. 
Babos:  Chihuahua. 
Babosarigames :  Coahuila. 
Bacabaches:  Sonora. 
Bacapas:   Sinaloa. 
Bagiopas:   Sonora. 
Baguames:  Coahuila. 
Baimenas:  Sinaloa. 
Bamoas:  Sinaloa. 
Bapancorapinanacas :  Coahuila. 
Baquiobas:  Sonora. 
Basiroas :  Sonora. 
Basopas:  Sinaloa. 
Batucaris:   Sinaloa. 
Batucos:   Sonora. 
Baturoques:    Sonora. 
Bauzarigames :  Coahuila. 
Baxaneros :  Coahuila. 
Bayacatos:   Sinaloa. 
Benixono,  los  cajonos. 
Biaras:  Sinaloa. 
Blancos:   Coahuila. 
Boboles :  Coahuila. 


Bocalos:   Coahuila. 
Bocas  prietas:  Tamaulipas. 
Bocoras:  Coahuila. 

Borrados:    Tamaulipas,    Coahuila,     Nuevo 
Leon. 

Cabezas:   Coahuila,  Durango. 

Cacalotes:  Tamaulipas,  Chihuahua. 

Cacaris:  Durango. 

Cacastes:  Coahuila. 

Cachopoztales :  Coahuila. 

Cadinias:  Tamaulipas,  Nuevo  Leon. 

Cahiguas :   Chihuahua. 

Cahitas:   Sonora,    Sinaloa. 

Cahuimetos  :   Sinaloa. 

Caitas,  los  cahitas. 

Cajonos :   Oaxaca. 

Cajuenches:   Sonora. 

Camotecas:  Guerrero. 

Canaynes:  Tamaulipas,   Nuevo  Leon. 

Canceres :   Chihuahua. 

Canos:    Coahuila. 

Cantaycanaes:   Tamaulipas. 

Catafes:  Coahuila. 

Cantils:  California. 

Canuas:   Coahuila. 

Caramariguanes:  Tamaulipas. 

Caramiguais :  Tamaulipas. 

Caribayes:  Tamaulipas 

Caribes:  Tabasco. 

Carrizos:  Tamaulipas,  Coahuila. 

Carlanes:   Chihuahua. 

Cascanes:  Zacatecas,  Jalisco. 

Cataicanas:  Tamaulipas. 

Catanamepaques:  Tamaulipas, 

Catuxanes:  Coahuila. 

Caviseras:   Coahuila. 

Cayeyus :   California. 

Celdalas,  los  tzendales. 

Celtalas,  los  tzendales. 

Cenizos:  Tamaulipas,   Coahuila. 

Cinaloas,  los  sinaloas. 

Coahuiltecos:  Coahuila,  Nuevo  Leon. 

Coaquites:    Coahuila. 

Cocas:  Jalisco. 

Coclamas :   Chihuahua. 

Cocobiptas:   Chihuhua. 

Cocomaques :  Coahuila. 


STAMME. 


729 


Cocomaricopas:  Sonora. 

Cocomes:  Yucatan. 

Cocopas:    Sonora. 

Cocoyomes:  Chihualiua,  Coahuila. 

Cochimies:   California. 

Codames:  Coahuila. 

Cogüinachis:   Sonora. 

Cohuixcas:  Guerrero. 

Colhuis:   Mexico, 

Colorados:  Chihualiua,    Coahuila. 

Colotlanes:  Zacatecas,  Jalisco. 

Comecamotes:  Tamaulipas. 

Coraecrudos:  Tamaulipas  [Eskimo]. 

Comepescados  :  Nuevo  Leon  [Ichthyophagi]. 

Comocabras:  Coahuila. 

Comesacapenes:   Tamaulipas. 

Comitecos,  los   chaiiabales. 

Comoporis:   Sinaloa. 

Comuripas :   Sonora. 

Conchas:  Chihuahua. 

Conchos:  California. 

Conejos:   Chihuahua. 

Conicaris:   Sonora. 

Contlas :   Sonora. 

Contotores:  Coahuila. 

Coras:  Jalisco. 

Coras:  California. 

Cor'onados :  Jalisco. 

Cosninas,  los  jamajabs. 

Cotomanes:   Tamaulipas. 

Cotzales:   Coahuila. 

Coviscas,  los  cohuixcas. 

Coyoteros,  los  tontos. 

Coyotes:   Coahuila,   San  Luis. 

Cuachichiles:   Coahuila,    Nuevo  Leon,   San 

Luis,  Zacatecas,  Jalisco. 
Cuampes:  Chihuahua. 
Cucapa:   Sonora. 
Cuchinochis:  Nuevo  Leon. 
Cuelcajen-ne,  los  Ilaneros. 
Cuernosquemados:    Tamaulipas. 
Cues,  los  tecayaguis. 
Cuesninas,  los  jamajabs. 
Cuicatecos:   Oaxaca. 
Cuismer,  los  jamajabs. 
Cuitlatecos:  Guerrero 
Cuixcas,  los  cohuixcas. 
Cuextecachichimecas :  Mexico. 


Cuextecas,  los  huaxtecas. 
Cuhana,  los   cucapa. 
Culisnisnas,  los  jamajabs. 
Culisnurs,  los  jamajabs. 
Culuas:  Mexico. 
Cuiiai:   Sonora. 
Cutecos  :  Chihuahua. 
Cutganes :   Sonora. 
Cuyutumatecos:  Guerrero. 

Chacaguales:  Coahuila. 

Chacahuaxtis :  Veracruz. 

Chafalotes:   Sonora. 

Chahuamesi  Coahuila. 

Chalcas:  Mexico. 

Chancafes  :   Coahuila. 

Changuaguanes :   Chihuahua. 

Chantapaches :  Coahuila. 

Chanabales:  Chiapas. 

Characos,  los  pirindas. 

Characuais  :  Tamaulipas. 

Charenses,  los  pirindas. 

Chatinos:   Oaxaca. 

Chayopines:  Coahuila. 

Chemeguabas:   Sonora. 

Chemegue  cajuala:  Sonora. 

Chemegue  sevicta :  Sonora. 

Chemegues :   Sonora. 

Chemeguet:   Sonora. 

Chiapanecos:   Chiapas. 

Chapaneques,  los  chiapanecos. 

Chapaneses,  los  chiapanecos. 

Chicoratos:   Sinaloa. 

Chicuras:  Sinaloa. 

Chichimecas:  Mexico. 

Chichimecas :     Zacatecas,     Aguascalientes, 

Jalisco. 
Chichimecas  blancos:  Aguascalientes,  Que- 

retaro,  Guanajuato. 
Chichimecas  blancos,    los  iztacchichimecas. 
Chilpaines:  Coahuila. 
Chinantecos :    Oaxaca. 
Chinarras:   Chihuahua.     • 
Chinipas :    Chihuahua. 
Chinquime,  los  tlapanecos. 
Chiricaguis:   Sonora. 
Chiros:  Chihuahua. 
Chirumas,  los   yumas. 


730 


SOCIAL-POLITISCHES. 


Chizos:  Chihuahua. 

Chochonti,  los  tlapanecos. 

Chochos:  Oaxaca,  Veracruz. 

Choles:  Chiapas. 

Choles-uchines,  de  los  choles. 

Cholomos:  Chihuahua,    Coahuila. 

Chontales:  Tabasco,  Oaxaca,  Guerrero. 

Choras,  los  coras. 

Chotas,  los  coras. 

Chuchones,  los  chochos. 

Chumbias:  Guerrero. 

Daparabopos:  Coahuila. 
Didues  :  California. 
Dohrae,  los  eudeves. 

Echunticas:  Chihuahua. 
Edues:  California. 
Escavas:  Coahuila. 
Eudeves:  Sonora. 

Faraonas:  Chihuahua. 
Filifaes:   Coahuila. 

Garzas:  Tamaulipas. 
Gavilanes:  Coahuila. 
Gayamas,  los  guaimas. 
Gecualmes,  los  coras. 
Gecuiches:  Sonora. 
Genicuiches:   Sonora. 
Gicücoges:   Coahuila. 
Gijames:  Coahuila. 
Gilerios,  los  xilenos. 
Gilenos:   Sonora. 
Gojoles:  Jalisco. 
Goricas:  Coahuila. 
Gozopas:   Sinaloa. 
Guachichiles,  los  cuachichiles. 
Guaicamaöpas:  Sonora. 
Guaicuras:  California. 
Guailopos:  Chihuahua. 
Guanipas:   Coahuila. 
Guastecas,  los  huaxtecas. 
Guatiquimanes,  los   huatiquimanes. 
Guaves,  los  huaves. 
Guaxabanas:  Guanajuato. 
Guaymas:  Sonora. 
Guazamoros:   Coahuila. 
Guazapares:   Chihuahua. 


Guazarachis :   Chihuahua. 
Guazaves:   Sinaloa. 
Guazontecos,  los  huazontecos. 
Gueiquisales:  Coahuila. 
Guisoles:   Coahuila. 
Guixolotes:  Tamaulipas. 
Gummesacapemes:  Tamaulipas. 

Hegues,  los  eudeves. 

Hequis,  los  eudeves. 

Hiaquis,  los  yaquis. 

Hichucios:   Sinaloa. 

Hijames:   Coahuila. 

Himeris:   Sonora. 

Hinas:   Sinaloa,  Durango. 

Hios:  Sonora. 

Hizos:   Chihuahua. 

Hoeras  :  Coahuila. 

Huachichiles,  los  cuachichiles. 

Hualahuises:   Coahuila,  Nuevo  Leon. 

Huatiquimanes:  Oaxaca. 

Huaves:   Oaxaca. 

Huavis,  los  huaves. 

Huaxtecos:  Veracruz,  San  Luis. 

Huazontecos,  los  huaves. 

Hudcoadanes:    Sonora. 

Huexotzincas:  Puebla. 

Huicholas:  Jalisco. 

Huites:  Sinaloa. 

Humas,  los  chinarras. 

Humes:  Durango. 

Husorones:   Chihuahua. 

Huvagueres:  Sonora. 

Iccujen-ne,  los  mimbrefos. 
Iguanas:   Coahuila. 
Inapanames :  Tamaulipas. 
Inocopoles:  Veracruz. 
Ipapanas:  ,, 

Irritilas:  Coahuila,  Durango. 
Isipopolames:  Coahuila. 
Itzalanos :  Yucatan. 
Izcucos:   Guerrero. 
Iztacchichimecas :  Queretaro. 

Jalchedunes:  Sonora. 
Jallicuamai :  Sonora. 
Jagullapais:   Sonora. 


STAMME. 


731 


Jamajabs:  Sonora. 

Janos:  Chihuahua. 

Jarames:   Coahuila. 

Jocomis:  Chihuahua. 

Jonases:  Guanajuato,  Queretaro. 

Jopes,  los   yopes. 

Jovales,  los  jovas. 

Jovas:    Sonora,   Chihuahua. 

Julimes:   Coahuila,  Chihuahua. 

Jumanes:   Chihuahua. 

Jumapacanes:   Tamaulipas. 

Jumees:    Coahuila. 

Jut  joat,  los  yutas. 

Kichees,  los  quichees. 
Kupules:  Yucatan. 

Lacandones:    Chiapas. 

Laguneros :  Coahuila. 

Laimones:  California. 

Lauretanos :   California. 

Liguaces:   Coahuila. 

Lipajen-ne,  los  lipanes. 

Lipanes  de  abajo  :  Coahuila,  Nuevo  Leon, 

Tamaulipas. 
Lipanes  de  arriba:   Coahuila,  Nuevo  Leon, 

Tamaulipas. 
Lippillanes:  Coahuila. 
Llamparicas :  Chihuahua. 
Lianeros:   Coahuila. 

Macoaques:  Mexico. 

Macones:  San  Luis. 

Macoyahuis,  los  tecayaguis. 

Maguiaquis :  Chihuahua. 

Mahuames:  Coahuila. 

Maiconeras:   Coahuila. 

Malaguecos:  Tamaulipas,  Nuevo  Leon. 

Malincheüos:   Tamaulipas,   Nuevo  Leon. 

Mamazorras:  Coahuila. 

Mames :  Chiapas. 

Mammites:   Chihuahua. 

Manches,  de  los  choles. 

Manos  de  perro:   Coahuila. 

Manos  prietas:   Coahuila. 

Maporcanas :  Tamaulipas. 

Mapulcanas :  Tamaulipas. 

Maquiapemes:  Nuevo   Leon. 


Mariguanes:  Tamaulipas. 

Martinez:  Tamaulipas. 

Mascores:  Tamaulipas. 

Mascorros:   San  Luis. 

Matapanes :   Sinaloa. 

Matlaltzincas :  Mexico,  Michoacan. 

Matlaltzingas,  los  Matlaltzincas. 

Matlames:   Guerrero. 

Matlatzincas,  los  matlaltzincas. 

Matlazahuas,  los  mazahuis. 

Matzahuas,  los  mazahuis. 

Mayas:  Yucatan,  Tabasco,   Chiapas. 

Mayos:  Sonora. 

Mazahuas,  los  mazahuis. 

Mazahuis:  Mexico,  Michoacan. 

Mazames:   Coahuila. 

Mazapes:   Coahuila. 

Mazapiles :   Zacatecas. 

Mazatecos:   Oaxaca,  Guerrero. 

Mecos:  Guanajuato,    Querelaro. 

Mejuos:   Chihuahua. 

Mem,  los  mames. 

Mescales:  Coahuila. 

Metazures:   Coahuila. 

Meviraras:  Coahuila. 

Mexicanos :  Tabasco ,  Chiapas,  Oaxaca, 
Puebla,  Veracruz,  Tlaxcala,  Guerrero, 
Mexico,  Michoacan,  Colima,  Jalisco, 
Zacatecas,  Aguascalientes,  San  Luis, 
Durango,   Sinaloa. 

Mexcaleros:   Chihuahua. 

Mezquites:  Tamaulipas,  Coahuila,  Chi- 
huahua. ^. 

Meztitlanecas:   Mexico. 

Michoa,  los  tarascos. 

Michoacaque,  los  tarascos, 

Mijes,  los  mixes. 

Milijaes :  Coahuila. 

Mimbrenos  altos:   Sonora. 
„  bajos :        „ 

Miopacoas:  Coahuila. 

Mixes:  Oaxaca. 

Mixlecos:  Oaxaca,  Puebla,  Guerrero. 

Miztoguijxi,  los  mixtecos. 

Molinas:  Tamaulipas. 

Monquies :   California. 

Monquies-laimon :  California. 

Mopanes,  los  choles. 


732 


SOCIAL-POLITISCHES. 


Moralenos:  Tamaulipas. 
Movas:   Sonora. 
Mozahuis,  los  mazahuis. 
Muares:  Chihuahua. 
Mulatos:  Tamaulipas. 
Muutzizti:  Jalisco. 

Nahöas:  Mexico. 

Nahuachichimecas :  Mexico. 

Nahuales,  los  nahöas. 

Nahuallaques:  Mexico. 

Narices:   Tamaulipas. 

Natages:  Coahuila. 

Navajoas:  Sonora. 

Navajos:  ,, 

Nayaeritas,  los  nayaritas. 

Nayares,         ,,  ,, 

Nayaritas,  los  coras. 

Nazas:  Tamaulipas,  N.  Leon,  Durango. 

Nebomes:  Sonora, 

Negritos:  Coahuila. 

Neguales:         ,, 

Nentambati,  los  matlaltzincas. 

Nepintatuhui ,,  „ 

Netzichos,  los  nexitzas. 

Nexitzas :  Oaxaca. 

Nevomes,  nebomes,  los  pimas. 

Nios:   Sinaloa. 

Nures:  Chihuahua. 

Oabaponomas:  Sonora. 
Obayas:  Coahuila. 
Ocanes:  „  ♦ 

Ocoronis:   Sinaloa. 
Ocuiltecas:  Mexico. 
Ogueras:  Sonora. 
Ohaguames:  Coahuila. 
Ohueras:   Sinaloa. 
Olives:  Tamaulipas. 
Olmecas:  Puebla. 
Onavas:  Sonora. 
Opas :  „ 

Opatas  ,,  Durango. 

Oposines:   Chihuahua. 
Orejones:  ,, 

Ores,  los  ures. 
Oronihuatos:  Sinaloa. 
Otaquitamones :  Chihuahua. 


Otomies,  los  otomies. 

Otomis:  Veracruz,  Puebla,  Tlaxcala,  Mexico, 

Queretaro,     Guanajuato,     Michoacan, 

San  Luis. 
Otomites,  los  otomis. 
Otomitl,  otomi. 
Otonca,  los  otomis. 
Otonchichimecas:   Mexico. 
Ovas,  los  jovas. 
Oxoyes,  los  axoyes. 

Paceos:   Choahuila. 

Pacos:  ,, 

Pacpoles:        ., 

Pacuaches:     ,. 

Pacuas:  ,, 

Pacuazin :       ,, 

Pachales;        ,, 

Pachalocos:    ,, 

Pachaques:     ,, 

Pacheras :  Chihuahua. 

Pachimas:  Tamaulipas. 

Pacholes:   Coahuila. 

Pafaltoes:  Nuevo  Leon. 

Paguaches:  Coahuila. 

Pajalamcs:  Chihuahua. 

Pajalaques :   Coahuila. 

Pajalatames:        ., 

Pajalatas:  ,, 

Pajaritos:  Tamaulipas. 

Palalhuelques:   ,, 

Palmitos:  N.  Leon. 

Pamaques:  Coahuila. 

Pamasus:  ,, 

Pames:  Mexico,  Queretaro,  Guanajuato,  N. 

Leon,   S.  Luis. 
Pamoranas:  N.  Leon. 
Pamozanes :  Tamaulipas. 
Pampopas:    Coahuila. 
Panagues:  ,, 

Panana:  Chihuahua. 
Panaquiapemes:  Tamaulipas. 
Panguayes:  ,, 

Panotecas:  los  huaxtecos. 
Pantecas:       ,,  „ 

Paogas:    Coahuila. 
Papabotas,  los  päpagos. 
Papabucos:  Oaxaca. 


STÄMME. 


733 


Papanacas :  Coahuila. 

Papagos:    Sonora. 

Papahotas :  los  papagos. 

Papalotes:      ,,  ,, 

Papavi-cotam:  los  papagos. 

Papudos :  Durango. 

Pasalmes:   Chihuahua. 

Pasalves:   Coahuila. 

Pasitas:  Tamaulipas. 

Pastalocos:  Coahuila. 

Pastancoyas :        ,, 

Patacales:  ,, 

Pauzanes:  ,, 

Payaguas:  ,, 

Payos:  ,, 

Payuchas :   Sonora. 

Payzanos :  Tamaulipas. 

Paschales:   Coahuila. 

Paxuchis :   Chihuahua. 

Pelones:    Tamaulipas,  Coahuila,  N.  Leon. 

Pericues:   California. 

Piatos:  Sonora. 

Pies  de  venado :  Coahuila. 

Pihuiques:   Coahuila. 

Pimahaitu,  los  pimas. 

Pimas  altos:   Sonora,  Chihuahua. 

,,       bajos:        ,, 
Pinanacas :  Coahuila. 
Pinome,  los  tlapanecos. 
Pinotl-chochon:  los  tlapanecos. 
Pintos:  Tamaulipas,  N.  Leon. 
Pirindas,  los  matlaltzincas. 
Pirintas,  los  pirindas. 
Piros:  Chihuahua. 
Pisones:  Tamaulipas,  N.  Leon. 
Pitas:   Coahuila. 
Pitisfiafuiles:  N.  Leon. 
Poarames:  Chihuahua. 
Polames:  ,, 

Politos:  Tamaulipas. 
Pomulumas:  Coahuila. 
Popolocos:  Puebla. 
Popoloques,  los  popolocos. 
Posnamas:  N.  Leon. 
Potlapiguas:  Sonora. 
Pulicas:   Chihuahua. 
Putimas:  Sonora. 


Quaochpanme,  los  tarascos. 

Quaquatas,  los  matlaltzincos. 

Quatlatl, 

Quedexeiios:  N.  Leon. 

Quelenes :   Chiapas. 

Quemeya:   Sonora. 

Quepanos:   Coahuila. 

Quicamopas :   Sonora. 

Quichees:   Chiapas. 

Quihuinas,  los  quiquimas. 

Quimis:   Coahuila. 

Quinicuanes:  Tamaulipas,  N.  Leon. 

Quiquimas:  Sonora. 

Rayados :  Coahuila. 

Sabaibos:  Sinaloa,  Durango. 

Salineros:   Sonora,  Durango,   Coahuila. 

Sanipaos :  Coahuila. 

Sandajuanes:  Coahuila. 

Sarnosos:  Tamaulipas. 

Saulapaguemes :  Tamaulipas. 

Segatajen-ne,  los  chiricaguis. 

Seguyones:  N.  Leon. 

Sejen-ne,  los  mezcaleros. 

Serranos:  Tamaulipas. 

Seris:    Sonora. 

Sibubapas:  Sonora. 

Sicxacames:    Coahuila. 

Sinaloas:  Sinaloa. 

Sisibotaris:  Sonora. 

Sisimbres :  Chihuahua. 

Sivolos:  ,, 

Siyanguayas:  Coahuila. 

Sobaipuris:   Sonora. 

Soltecos:  Oaxaca. 

S onoras,  los  öpatas. 

Soques,  los  zoques. 

Sovas:   Sonora. 

Sumas:  Chihuahua,  Sonora. 

Supis:  ,, 

Tacames:  Coahuila. 
Tagualilos :  Tamaulipas. 
Tahuecos:  Sinaloa. 
Tahues,  los  tahuecos. 
Talaquichis:  N.  Leon. 


734 


SOCIAL-POLITISCHES. 


Tamaulipecos:  Tamaulipas. 

Tamime,  los  chichimecas. 

Tanaquiapemes:   Tamaulipas. 

Tapacolmes:   Chihuahua. 

Tarahumaras:     Chihuahua,     Sonora,    Du- 

rango. 
Tarahumares,   los  tarahumaras, 
Tarascos:    Michoacan ,    Guerrero,    Guana- 

juato,  Jalisco. 
Tareguanos:  Tamaulipas. 
Tasmamares:  Coahuila. 
Tatimolos:  Veracruz. 
Teacuacitzisti :  Jalisco. 
Tebacas:  Sinaloa. 
Tecargonis :  Chihuahua. 
Tecayaguis:  Sonora. 
Tecayas:  Durango. 
Tecojines :  Jalisco. 
Tecoquines,  los  tejoquines. 
Tecoripas:   Sonora. 
Tecos:  Michoacan. 
Tecualmes,  los  coras. 
Tecuatzilzisti:  Jalisco. 
Tecuexes:  Jalisco,  Zacatecas. 
Techichimecas :  Mexico. 
Tedexones:  Tamaulipas. 
Teguecos,  los  tehuecos. 
Tegüimas:   Sonora. 
Tegüis:  ,, 

Tehatas: 

Tehuantepecanos:  Oaxaca. 
Tehuecos:   Sinaloa. 
Tehuizos:  Sonora. 
Temoris:  Chihuahua. 
Tenez,  los  chinantecos. 
Tenimes,  los  yopes. 
Tepahues:   Sonora. 
Tepanecas:  Mexico. 
Tepaneques,  los  tepanecas. 
Teparantanas :   Sonora. 
Tepecanos:  Zacätecos,  Jalisco. 
Tepeguanes,    los  tepehuanes. 
Tepehuanes:  Durango,  Sinaloa,  Chihuahua, 

Jalisco. 
Tepehuas:  Veracruz. 
Tepocas:  Sonora. 
Tepuztecos :  Guerrero. 
Terocodames:  Coahuila. 


Tetilkihatis:  Veracruz. 

Texomes:  Guerrero. 

Texones:  Tamaulipas. 

Texoquines,  los  tejoquines. 

Teules     chichimecas:     Zacatecas,     Aguas- 

calientes,  Jalisco. 
Tezcatecos :  Guerrero. 
Thehuecos,  los  tehuecos. 
Tiburones:   Sonora. 
Tilijayas :  Coahuila. 
Tilofayas:  ,, 

Tinapihuayas :   Coahuila. 
Tintis:   Chihuahua. 
Tistecos:  Guerrero. 
Tizones:  Tamaulipas. 
Tjuiccujen-ne,  los  gilenos. 
Tlacotepehuas:   Guerrero. 
Tlalhuicas:  Mexico. 
Tlahuique,  los  tlalhuicas. 
Tlapanecos:  Guerrero. 
Tlaltzihuiztecos:  ,, 
Tlaxcaltecas:  Tlaxcala,  Durango,  Coahuila, 

S.  Luis,   Jalisco. 
Tlaxomultecas:  Jalisco. 
Toaniares:   Coahuila. 
Tobozos:    Coahuila,    N.    Leon,    Durango, 

Chihuahua. 
Tocas :   Coahuila. 
Tochos:   Chihuahua. 
Tolimecas:  Guerrero. 
Toltecas,  los  tultecas. 
Tolucas,  los  matlaltzincas. 
Tonases,  los  jonases. 
Tontos:  Sonora. 
Torames:  Jalisco. 
Totonacas,  los  totonacos. 
Totonacos:  Veracruz,  Puebla. 
Totonaques,  los  totonacos. 
Totorames,  los  torames. 
Toveiome,   los  huaxtecas. 
Triquis:   Oaxaca. 
Troez,  los  zoes. 
Tuancas:  Coahuila. 
Tubares:  Chihuahua. 
Tulanos,  los  tultecas. 
Tultecas:  Mexico. 
Tumacapanes:  Tamaulipas. 
Tusanes:  Coahuila. 


STAMME. 


735 


Tuztecos:  Guerrero. 
Tzapotecos,  los  zapotecos. 
Tzayahuecos,  los  zayahuecos. 
Tezeltales,  los  tzendales. 
Tzendales:   Chiapas. 
Tzoes,  los  zoes. 
Tzotziles:   Chiapas. 

Uchitas:   California. 
Uchilies,  los  uchitas. 
Uchitils,    ,,  „ 

Uchitis,     ,,  ,, 

Upanguaymas:   Sonora. 
Ures,  los  öpatas. 
Uscapemes:  Tamaulipas. 
Utlatecas,  los  quichees. 
Utschiti,  los  uchitas. 

Vacoregues:    Sinaloa. 
Vaimoas:  Durango. 
Varogios,  los  voragios. 
Varohios,    ,,  ,, 

Vasapalles:  Coahuila. 
Vayemas :  Sonora. 
Venados:  Tamaulipas,  Coahuila. 
"Vinniettinen-ne,  los  tontos. 
Vixtoti,  los  mixtecos. 
Vocarros :  N.  Leon. 
Voragios:  Chihuahua. 

Xanambres:     Tamaulipas,     Coahuila,    N. 

Leon. 
Xarames:  Coahuila. 
Xicalamas:  Puebla. 
Xicarillas:  Chihuahua. 
Xilenos:   Sonora. 
Xiximes:  Sinaloa,  Durango. 
Xochimilques :  Mexico. 
Xoquinoes:  Chiapas. 


Yacanaes:  Tamaulipas 
Yanabopos:  Coahuila. 
Yaquis:   Sonora. 
Yavipais,  los  apaches. 
Yavipais  cajuala:  Sonora. 

,,  cuercomache:   Sonora. 

,,  gilenos:  Sonora. 

,,  jabesua:  Sonora. 

,,  muca  oraive  :  Sonora. 

,,  navajoi:  Sonora. 

,,  tejua:  Sonora. 

Yecoratos:   Sinaloa. 
Yopes,  los  tlapanecos. 
Yopis,  los  yopes. 
Yuanes:  Sonora. 
Yucatecos,  los  mayas. 
Yum-yum,  los  yutas. 
Yumas :  Sonora. 
Yurguimes:   Coahuila. 
Yutajen-ne,  los  navajos. 
Yutajen-ne,  los  faraones. 
Yutas:  Sonora. 

Zacachichimecas :   Mexico. 

Zacatecos:  Zacatecas,  Durango. 

Zacatiles :  Tamaulipas. 

Zaklohpakaps,  los  mames. 

Zalais:  N.  Leon. 

Zapotecos:  Oaxaca. 

Zapoteros:  Tamaulipas. 

Zayahuecos:  Jalisco. 

Zendales,  los  tzendales. 

Zivolos:  Coahuila. 

Zimas:  N.  Leon. 

Zoes :   Sinaloa. 

Zopilotes:  Coahuila. 

Zoques:  Tabasco,  Chiapas,  Oaxaca. 

Zotziles,  los  tzotziles. 

Zoziles,     „  ,, 

Zuaques:  Sinaloa. 


CEREMONIELLES, 


Wie  nach  heiligen  Tempeln  (gleich  dem  Cholula's)  oder  in 
Hayti  (s.  Gomara)  nach  der  Höhle  Tabaoyna  (mit  den  Figuren 
Morabo's  und  Bintatet's)  waren  die  Pilgerfahrten^)  auch  nach 
Eremitenbergen  gerichtet,  wo  mancherlei  Gefahren  drohten  (wie 
an  dem  Wägefels  der  Japaner).  Auf  dem  Beichtort  Songeno 
tacoro  (bei  Oajaca)  stürzte  die  Lügner  von  dem  steilen  Pfad  in 
den  Abgrund  hinab  (s.  Block),  und  wer  den  Orakelsee  von  Coatlan 
mit  sündigen  Augen  anblickte,  wurde  durch  Stummheit  gestraft. 
In  Dante's  Hölle  mögen  die  Verdammten  durch  die  Windsbraut 
in  tiefere  Höhlenräume  geschleudert  werden,  wo  die  Qualen  sich 
steigern  (im  höllischen  Orkan). 

Zu  den  Büssungen  gehörten  vor  Allem  Blutentziehungen  aus 
verschiedenen  Gliedern,  was,  den  Beschreibungen  nach,  in  den 
Klöstern  Alexico's  bis  zum  Excess  getrieben  wurde  (besonders 
für  die  lügnerischen  Zungen).  Für  das  vierjährige  Fest  Quetzal- 
coatl's    fasteten^)    (in   Teouacan)  vier  Knaben  vier  Jahre  lang  im 


1)  Die  Yucatanesen  pilgerten  nach  dem  Brunnen  von  Chichen-Iza  (s,  Landa),  dem 
Pozo  de  Chichen  (s.  Herrera)  und  der  Insel  Cozumel.  Kinguna  cosa  se  emprendia, 
que  primero  no  se  tratare  por  via  de  religion,  in  Cholula,  und  dort  fanden  Spanier 
„pobres  mendicantes  cosa  hasta  entonecs,  por  ellos  no  vista  en  Nueva  Espana,  y  enten- 
diose:  que  iban  en  romeria  (por  la  devocion  y  religion  de  los  templos)"  (Herrera). 
Ausser  dem  Tempel  der  Sonnengöttin  (Ten-sio-dai-zin)  in  Isye  werden  die  Berge  der 
Eremiten  oder  Jammabus  in  Pilgerfahrten  besucht  (in  Japan). 

2)  Nach  Florian  brachten  die  Hispanier  nicht  nur  das  Blut  vom  Menschenopfer, 
sondern  auch  das  den  eigenen  Gliedern  entzogene  dar.  Am  Cabo  de  Vela  wurde  das 
(Coima  genannte)  Fasten  beobachtet.  Vor  den  Opfergaben  beobachteten  die  Chibchas 
die  Zanga  genannten  Fasten.  Die  Pamaouris  oder  Puru-Puruz  (am  Puruz)  beobach- 
ten    jährliches    Fasten.      In    Yucatan     war     die     Taufe     in     Gebrauch     (nach    Landa) 


KASTEIUNGEX.  737 

Tempel,  und  durchbohrten  sich  alle  20  Tage  die  Ohren  mit  60 
Schilfrohren,  worauf  sie  am  Ende  die  4320  (oder  im  Ganzen  17280) 
Schilfe  vor  dem  Gott  verbrannten  (s.  Gomara).  Beim  Fasten  (un- 
ter Blutentziehungen)  assen  die  Zapoteken  alle  vier  Tage  „una 
hierva,  que  llaman  Pisate,  que  es  medicinal"  (s.  Herrera). 

Beim  Fest  Tezcatlipuca's  (als  Gottes  der  Busse)  „geisselten 
sich  nicht  allein  die  Priester,  sondern  auch  die  gantze  Gemeine, 
die  newe  Seyl  in  ihren  Händen  hatte,  Klafftern  lang,  und  von 
Hanff  oder  Mangey  gemacht  waren,  am  Ende  desselbigen  war 
ein  KnopfF,  damit  schlugen  sie  sich  über  die  Schuldern  auff  ihren 
Rücken"  (s.  de  Bry). 

Die  mexicanischen  Priester  wuschen  das  bei  ihren  Büssungen 
durch  Dornen  (wie  IManguey)  im  Prickeln  des  Körpers  entzogene 
Blut  in  dem  Ezapan  (Blutwasser)   genannten  Bassin  ab. 

Der  Gebrauch  warmer  Schwitzbäder  hatte  sich  von  dem  Norden 
America's  weit  herab  verbreitet,  und  ausser  durch  Waschungen^), 


con  vocablo  que  quiere  decir  iiacer  de  nuevo  6  otra  vez  (zihil  oder  caput-zihil)  mit 
den  Festceremonien  Enku  (baxada  de  Dios).  Vor  der  Weihe  fasteten  die  Piaclie  zwei 
Jahre  in  den  Wäldern  (in  Cumana). 

1)  Da  die  Bäder  als  unchristlich  verboten  wurden,  verfielen  die  in  Cordova  für 
die  bei  den  im  Koran  vorgeschriebenen  Waschungen  erbauten,  da  die  Inquisition  in  dem 
Waschen  eine  geheime  Haeresie  witterte  (und  strafte).  In  den  kaukasischen  Grenzge-' 
bieten  der  beiden  Religionen  bilden  Schweinefleisch-Essen  und  Weintrinken  das  Zeichen 
des  guten  Christen.  In  Chicora  (in  Florida)  reinigten  sich  (zur  Heilung)  die  Indianer  mit 
einem  als  Brechmittel  dienenden  Kraut  (Herrera).  Die  hauptsächlichsten  der  heiligen 
Pflanzen  bei  den  Creek  waren  (nach  Hawkins)  Hex  vomitoria  Hex  canina  (diuretica 
und  emetica)  und  Iris  versicolor  (für  Bereitung  des  schwarzen  Trankes,  der  purgirte 
und  vomirte,  vor  den  Versammlungen).  Beim  Wallfischfang  muss  Alles  reinlich  ge- 
kleidet und  die  Lampe  im  Zelt  verlöscht  sein  (bei  den  Eskimo).  Das  Boot  trägt 
vorn  einen  Fuchskopf  und  die  Harpune  einen  Adlersschnabel.  Bei  der  Rennthierjagd 
wird  den  Raben  Fleisch  hingeworfen.  Die  Seehundköpfe  dürfen  nicht  zerbrochen  wer- 
den. An  den  Kajak  wird  ein  Modell  mit  Schwertträger  oder  eine  todte  Schnepfe 
(Holz,  Federn  etc.)  gehängt  (um  nicht  umzuschlagen).  Die  Erde  ruht  auf  morschen 
Stützen,  die  von  den  Angekok  ausgebessert  werden,  der  Himmel  auf  der  Spitze  eines 
Berges.  Alle  himmlischen  Körper  sollen  ehedem  Grönländer  oder  Thiere  gewesen 
sein,  die  durch  besondere  Fatalitäten  da  hinaufgefahren  und  nach  Verschiedenheit  ihrer 
Speisen  blass  oder  roth  glänzten.  Ursa-major  hiess  Tukto  (Rennthier) ,  Siebengestirn: 
Kellukturset  (Bären  hetzende  Hunde),  Gemini :  Killab  Kuttuk  (Himmels  Brustbeine), 
Orion:  Siektut  (der  Verwilderte).  Zum  Zeichen  eines  tief  fressenden  Schmerzes  ver- 
wunden sich  die  Grönländer.  AVenn  Mädchen  von  Sonne  und  Mond  (oder  einem 
Vogel  im  Fluge)  beschmissen  sind,  so  müssen  sie  (um  nicht  Ehre  oder  Leben  zu  ver- 
lieren) sich  gewisser  Speisen  enthalten.  Die  Essäer  versagten  sich  am  Sabbath 
jede  stärkere  Leibesbewegung  und  die  Dositheaner  blieben,  ohne  sich  zu  rühren,  zu 
Bastian,  America.  47 


738  CEREMONIELLES. 

mochte  die  Reinigung^)  symbolisch  durch  die  Beichte  voll- 
zogen wurde,  oder  auch  materiell  mit  Purganzen  oder  Vomitiven. 
Entrados  en  el  templo,  vomitaban,  metiendose  un  palillo  por  el 
garguero,  para  mostrar  al  Idolo,  que  no  les  quedaba  cosa  mala 
en  el  estomago  (die  Verehrer)  in  Hayti  (s.  Gomara).  In  Portorico 
reizte  man  sich  bei  der  Verehrung  mit  kleinen  Stöcken  zum  Er- 
brechen, „damit  keine  Unreinigkeit  mehr  bei  ihnen  bleiben 
möchte"  (Dapper). 

Eine  populi  lustratio  (wie  bei  den  Thargelien^)  Athen's)  fin- 
det sich  (wie  in  Peru)  am  Calabar  und  auf  polynesischen  Inseln, 
sowie    durch  Asien.     Die   mit  Blutschuld   oder    sonst  Befleckten, 


Hause  sitzen.  Bei  Strafe  der  Excommunication  verbietet  (305)  das  Concil.  Jliberit., 
„dass  man  bei  Tage  keine  Wachslichter  mehr  auf  dem  Kirchhofe  anzünden  soll,  weil 
man  die  Geister  der  Heiligen  nicht  beunruhigen  dürfe".  Tertullian  vergleicht  die  heili- 
gen Handlungen  der  Christen ,  welche  Allen  unter  dem  Siegel  der  Verschwiegenheit 
anvertraut  werden,  (ex  forma  omnium  mysteriorum  silentii  fides  debeatur)  mit  den 
Mysterien  von  Samothrace  und  Eleusis".  „Orat  omnis  creatura.  Orant  pecudes  et  ferae 
et  genu  declinant  et  egredientes  de  stabulis  ac  speluncis  ad  coelum  non  otiosi  ore 
suspiciunt,  vibrantes  spiritu  suo  movere.  Sed  et  aves  nunc  exsurgentes,  eriguntur  ad 
coelum  et  alarum  crucem  pro  manibus  extendunt  et  dicunt  aliquid,  quod  oratio 
videtur"  (Tertullian).  Im  3.-5.  Jahrhnd.  war  der  Gebrauch  des  Vater-Unser  (ff/»? 
Twj'  TTKJTujt')  nur  auf  die  Fideles  beschränkt  und  den  Katechumenen  nicht  gestattet. 
Bei  der  TaufFormel  hiess  Amen  das  Siegel  des  Herrn  [tj  o'fQaytg  tov  Kvqiov).  Um  nicht 
die  Haut  zu  berühren,  gebraucht  der  Pima  ein  (im  Haar  getragenes)  Hölzchen  (s.  Wal- 
ker). Auf  dem  Cerro  de  las  Trincheras  finden  sich  Ruinen  in  Sonora.  Vor  dem 
Fest  des  Camaxtle  fasteten  die  Priester  oder  Tlamacazqui's  unter  dem  Oberpriester 
Acchcauhtli  und  opferten  der  Wassergöttin  auf  dem  Berge  Matlaleueje  (in  Tlascala). 
Vor  den  Opfern  reinigen  sich  die  Lenape  durch  Brechmittel,  Fasten  und  Pflanzensäfte 
(s.  Heckewelder). 

1)  Am  Morgen  vor  der  Jagd  reinigen  sich  die  Jiviros  durch  ein  Emetic  (eine 
Infusion  aus  den  Blättern  der  Guayusa).  Auch  Abführmittel  wurden  verwandt,  etwa 
(purgamenta  in  triviis  (als  'Excang).  Beim  Fest  der  Cybele ,  als  Berecynthia,  wurde 
jdas  Bild  der  Göttin  von  den  römischen  Frauen  mit  Urin  benetzt  (S.  August).  Vor 
dem  Jahresfest  der  Irokesen  legte  ein  Jeder  (mit  einer  weissen  Wampum  in  der  Hand) 
seine  Beichte  ab  (s.  Morgan).  Wer  beim  Blumenfest  Xochilchuitl  des  Gottes  Macuil- 
xochitl  (Fünf  blumen)  nicht  fastete,  wurde  von  ihm  mit  Krankheit  an  den  Geschlechts- 
theilen  geschlagen.  In  Veragua  wurde  vor  dem  Goldsammeln  gefastet.  Das  Fest 
Veipachtli  (der  Demüthigung  und  Busse)  wurde  durch  einen  Kopf  mit  geschnörkelter 
Nase  symbolisirt.  Beim  Fest  der  Göttin  Ochpanitzl  (oder  Reinigung)  wurden  die  Häu- 
ser gefegt  (in  Mexico),  wie  in  Birma  Dämone  durch  Trommeln  ausgetrieben.  Nach 
dem  Raudat-al-Menadhir  wurde  von  einem  zahnlosen  Greise  (auf  einem  Esel)  der  Win- 
ter fortgejagt  (in  Irak),  ähnlich  dem  (böhmischen)  Todaustreiben  (und  sonst). 

2j  SccQyriXkMvog  ^xrt] ,  ort  ya&(ä(jovoi  jrjv  nöXiv  ^Ad^iji'uloi  y.(d  rr^v  "Aqt(/uii^  yn'ta- 
d^ca  JrjKioi  (fuay  (Diog.  Laert.).  Das  im  Februar  gefeierte  Fest  der  Lupercalia  diente 
zur  Sühne-  und  Reinigungsfeier. 


KATHARISMEN.  739 

als  Fusio  benöthigen  (ehen  sie  einen  Sinto- Tempel  in  Japan  be- 
treten durften)  der  Reinigung  (wie  im  alten  Hellas).  Wie  Szeukha 
nach  dem  Erschlagen  des  Ungeheuers,  reinigt  sich  der  Pima  durch 
Fasten  nach  dem  Tödten  eines  Apachen. 

Wenn  die  Zeit  der  Opfer  gekommen,  verkündeten  die  Prie- 
ster den  Königen  (in  Mexico),  „dass  die  Götter  bald  Hungers  ster- 
ben müssten,  darumb  solten  sie  deren  gedenken.  Darauff  machten 
sich  die  Könige  alsbald  auff,  mahnten  einander,  dass  sie  auf  eine 
bestimpte  Zeit  jhr  Volck^ solten  gerüstet  haben,  denn  die  Götter 
forderten  Essen.  Dessgleichen  schickten  sie  auch  ihren  Feinden 
Bottschafften  zu,  Hessen  ihnen  ansagen,  dass  sie  sich  zum  Kriege 
solten  geschickt  machen"  (Humberger). 

Bei  der  zweiten  W^assertaufe  w^urden  die  mexicanischen 
Knaben  zur  Reinigung  viermal  durch's  Feuer  gezogen. 

Die    Neugeborenen  ^)    wurden    (von    den  Quiches)    der  Sonne 

1)  Gleich  nach  der  Geburt  schnitt  die  Hebamme  dem  Kinde  die  Nabelschnur  ab, 
vergrub  die  Nachgeburt  und  badete  das  Kind,  wobei  sie  zu  ihm  sagte:  ,,Nimm  dieses 
Wasser  hin,  denn  die  Göttin  Chalhiuhcueje  ist  deine  Mutter.  Möchte  dieses  Bad  dich 
von  allen  im  Mutterleibe  empfangenen  Unreinigkeiten  säubern,  dein  Herz  reinigen,  und 
dir  ein  gutes,  vollkommenes  Leben  verschaffen".  Darauf  wandte  sie  sich  mit  ihrem 
Gebet  an  die  Göttin,  bat  sie  in  ähnlichen  Ausdrücken  um  diese  Gnade,  und  nahm 
wieder  Wasser  in  die  rechte  Hand,  und  benetzte  den  Mund,  den  Kopf  und  die  Brust 
des  Kindes  damit.  Wenn  sie  das  ganze  Kind  gebadet  hatte,  sagte  sie:  „Möchte  der 
unsichtbare  Gott  sich  doch  auf  dieses  Wasser  herablassen,  dich  von  allen  Sünden  und 
Unreinigkeiten  reinigen,  und  von  allem  Unglück  befreien",  alsdann  wandte  sie  sich 
mit  diesen  Worten  an  das  Kind:  ,. Liebes  Kind,  die  Götter  Ometeuctli  und  Omecihu- 
atl  haben  dich  im  Himmel  geschaffen,  und  auf  die  Erde  herabgesandt:  aber  wisse,  dass 
das  Leben,  in  welches  du  jetzt  trittst,  traurig,  mühselig  und  voll  Elend  ist;  und  du 
wirst  nicht  im  Stande  sein,  dein  Brot  ohne  Arbeit  zu  essen:  Gott  stehe  dir  in  den 
vielen  Widerwärtigkeiten  bei,  die  auf  dich  warten''.  Diese  Ceremonie  schloss  sich 
mit  Glückwünschungen  an  die  Eltern  und  Verwandten  des  Kindes.  War  es  der  Prinz 
eines  Königs  oder  der  Sohn  eines  grossen  Herrn,  so  kamen  die  vornehmsten  Unter- 
thanen  dem  Vater  ihre  Freude  zu  bezeugen,  und  seinem  Kinde  viel  Glück  zu  wünschen. 
Nach  dem  ersten  Bade  zog  man  die  Wahrsager  über  das  künftige  Glück  des  Kindes 
zu  Rathe ,  welchen  man  zu  dem  Ende  die  Stunde  und  den  Tag  der  Geburt  anzeigen 
musste.  Diese  untersuchten  das  Zeichen  des  Tages,  und  das  herrschende  Zeichen  der 
Periode  von  dreizehn  Tagen,  darin  der  Tag  fiel,  oder  wenn  es  um  Mitternacht  geboren 
war,  das  Zeichen  des  eben  beschlossenen  und  wieder  angefangenen  Tages.  Wenn  sie 
nun  ihre  Betrachtungen  darüber  angestellt  hatten,  so  thaten  sie  endlich  den  Ausspruch, 
ob  das  Kind  glücklich  oder  unglücklich  sein  werde.  Klang  es  unglücklich,  und  der 
fünfte  Tag  nach  der  Geburt,  wo  das  zweite  Baden  geschah,  war  einer  von  den  un- 
glücklichen Tagen,  so  ward  die  Ceremonie  bis  zu  einem  glücklicheren  Zeitpunkt  auf- 
geschoben. Bei  dem  zweiten  Baden,  welches  mit  weit  mehrer  Festlichkeit  geschähe, 
wurden  alle  Freunde,  Verwandte,  und  auch  etliche  junge  Knaben  eingeladen.     Waren 

47* 


740  CEREMONIELLES. 

und  dem  Wasser  geweiht  (durch  Emporhebung  in  der  Taufe). 
In  der  heihgen  Quelle  in  Tlascalla  wurden  die  Neugeborenen  ^) 
gebadet  (s.  Herrera). 

In  Yucatan    war    die   Taufe    in  Gebrauch,    „y  en  su  vocablo 


die  Eltern  in  guten  Umständen,  so  gaben  sie  grosse  Mahlzeiten,  und  schenlcten  den 
Gästen  Kleidungsstücke,  War  der  Vater  des  Kindes  vom  Soldatenstande ,  so  machte 
er  zu  dieser  Festlichkeit  einen  kleinen  Bogen,  vier  Pfeile,  und  ein  kleines  Kind  von 
der  Form,  wie  es  das  erwachsene  Kind  einst  tragen  sollte.  War  er  ein  Landmann 
oder  Künstler,  so  verfertigte  er  einige  Werkzeuge  seiner  Handthierung  nach  Proportion 
der  Grösse  des  Kindes.  War  das  Kind  ein  Mädchen,  so  verfertigten  sie  ein  kleines 
für  ihr  Geschlecht  schickliches  Kleid ,  eine  kleine  Spindel ,  und  verschiedene  Webe- 
werkzeuge. Sie  zündeten  viele  Fackeln  an,  und  die  Hebamme  trug  das  Kind  im 
ganzen  Hofe  des  Hauses  herum,  hernach  legte  sie  es  auf  einen  Haufen  Blätter  von 
AVasserschwertel,  dicht  bei  einer  zu  dem  Ende  mitten  in  den  Hof  gesetzte  Wanne  mit 
Wasser,  zog  es  aus,  und  redete  es  also  an:  ,,Mein  Kind,  die  Götter  Omemeteuctli 
und  Omecihuatl,  Herrn  des  Himmels,  haben  dich  in  diese  unglückliche  Welt  gesandt; 
nimm  dieses  Wasser  hin,  welches  dir  Leben  geben  soll".  Wenn  sie  den  Mund,  den 
Kopf  und  die  Brust  mit  eben  der  Formel  wie  beim  ersten  Baden  nass  gemacht  hatte, 
badete  sie  den  ganzen  Körper,  und  rieb  alle  Glieder  mit  den  Worten:  ,,Wo  bist  du 
Unglück,  in  welchem  Gliede  steckst  du.'  Entferne  dich  von  diesem  Kinde".  Darauf 
hob  sie  es  auf,  bot  es  den  Göttern  dar,  und  bat  sie,  es  mit  allen  Tugenden  auszu- 
schmücken. Das  erste  Gebet  war  an  die  beiden  gedachten  Götter,  das  andere  an  die 
Götter  des  Wassers,  das  dritte  an  alle  Götter,  und  das  vierte  an  die  Sonne  und  Erde 
gerichtet.  „O  Sonne",  betete  sie,  „Vater  von  allem  was  auf  der  Erde,  unser  aller 
Mutter,  lebet,  nimm  dieses  Kind,  und  beschütze  es  als  deinen  eignen  Sohn:  und  da 
es  zum  Kriege  geboren  ist,  (wenn  nämlich  der  Vater  vom  Soldatenstande  war)  so  mag 
es  auch  darin  sterben,  indem  es  die  Ehre  der  Götter  vertheidigt,  so  wird  es  im  Him- 
mel alle  die  Gtückseligkeiten  geniessen.  welche  denen  bereitet  sind,  die  ihr  Leben  für 
eine  so  gute  Sache  aufopfern".  Dann  gab  sie  dem  Kinde  die  Werkzeuge  der  Kunst, 
die  es  einmal  treiben  sollte,  mit  einem  Gebet  an  den  Schutzgott  dieser  Kunst  in  die 
Hände.  Waren  es  Kriegswerkzeuge,  so  wurden  sie  im  Felde,  wo  der  Knabe  dereinst 
einmal  fechten  konnte,  die  weiblichen  Werkzeuge  hingegen  im  Hause  unter  dem 
Stein,  darauf  Maiz  gemalen  ward,  vergraben.  Bei  dieser  Gelegenheit  ward  der  Knabe 
auch,  wenn  man  dem  Boturini  glauben  darf,  viermal  durch  das  Feuer  gezogen.  Ehe 
die  Werkzeuge  einer  Kunst  dem  Kinde  in  die  Hände  gegeben  wurden,  so  fragte  die 
Hebamme  die  eingeladnen  Knaben,  wie  das  Kind  heissen  sollte,  worauf  diese  den 
Kamen,  den  ihnen  der  Vater  vorher  angegeben  hatte,  sagten.  Nunmehr  kleidete  sie 
das  Kind  an,  legte  es  in  die  Wiege,  und  bat  die  Göttin  der  Wiegen,  Jacateuctli,  es 
zu  wärmen,  und  in  ihrem  Busen  zu  bewahren,  und  den  Gott  des  Schlafs,  Joalteuctli, 
ihm  Schlaf  zu  bescheeren  (s.  Clavigero). 

1)  Tenian  que  cuando  la  rnuger  pare  dos  criaturas  de  un  ventre  (lo  cual  en  esta 
tierra  acontece  muchas  veces)  habia  de  morir  el  padre  ö  la  madre.  Y  el  remedio  que 
el  demonio  les  daba  era  que  matasen  al  uno  de  los  mellizos,  ä  los  cuales  en  su  len- 
gua  llaman  Cocöhua,  que  quiere  decir  culcbras  (nach  Torquemada)  in  Mexico  (wie  in 
Africa).     Usaban  tener  muchas  mugeres  sin  guardar  ningun  parentesco  (in  Tucuyo). 


SONNENTISCH.  74 1 

quiere  decir:  nacer  otra  vez"  (s.  Herrera),  in  Wiedergeburt  ^).  Bei 
dem  zu  Ehren  Tezcatlipoca's  gefeierten  Regenfest  wurde  der 
Tempel  von  den  in  den  Klöstern  erzogenen  Jünglingen  und  Jung- 
frauen mit  einem  Seil  umzogen.  „Das  Seyl  nännete  man  Toxcatl, 
das  ist  truckne  oder  unfruchtbare  Zeit"  (ähnlich  in  Birma). 

Wenn  im  Alonat^)  Teotleco  aus  den  Fusseindrücken  der 
(jüngeren)  Götter  (und  zuerst  des  Tlamatzincatl,  als  des  schnellsten) 
auf  dem  ausgestreuten  Mehl  die  Priester  die  Ankunft  des  Herren 
ersahen,  wurde  das  Volk  durch  Trompeten  zum  Opfer  in  den 
Cu  berufen,  wohin  am  nächsten  Tage  auch  die  älteren  Götter  (als 
die  langsameren)  kamen  [aus  Aethiopien  zurück]. 

Wenn  die  Priester  in  dem  beim  Altar  ausgestreuten  Mehl 
die  Fussspuren  eines  Adlers  ^)  sahen,  verkündeten  sie  die  Ankunft 
der  Götter  (s.  Herrera). 

Beim  Fest  des  Gottes  Mixcohuatl  (culebra  neblinosa  ö  de 
nube),  zu  dessen  Ehren  auf  dem  Mutter  genannten  Hügel  gejagt 
wurde,  legten  die  Mexicaner  von  den  verfertigten  Spiessen  und 
Pfeilen  auf  die  Gräber  der  Verstorbenen,  und  dann  folgte  (in 
Toluca)  das  Fest  des  Gottes  Tlamatzincal  (s.  Torquemada).  Um 
eine  Gottheit  anzurufen,  streute  man  (in  Mexico)  Staub  ^)  auf  den 


1)  In  der  Pow-wau-huiz  oder  Wakon  Kitschewah  (the  friendly  society  of  the 
Spirit)  fallen  (bei  den  Nadowessiern)  die  durch  den  quiekenden  Ton  des  mit  der 
Luft  gefüllten  Fellsackes  Angeblasenen  für  einige  Zeit,  wie  todt,  hin  (s.  Carver).  Die 
Rückkehr  der  Götter,  die  sich  aus  Aerger  oder  um  andere  Länder  zu  besuchen,  ent- 
fernt hatten,  wurde  in  schwelgerischen  Gelagen  des  Festes  Teutleco  gefeiert,  nachdem 
man  sie  bei  der  Einladung  begrüsst  hatte  mit  der  Ceremonie  Neylpiliztli ,  indem  mit 
bunten  Bändern  an  den  Handgelenken  geschmückte  Kinder  ihnen  mit  Körbchen,  die 
Speisen  und  einen  Wasserkrug  enthielten,  auf  dem  Rücken,  entgegengingen  (s.  Torque- 
mada), wie  ähnlich  in  Africa  (und  sonst). 

2)  Im  Monat  Teutleco  wurde  beim  Fest  die  Ankunft  der  Götter  bewillkommt, 
von  denen,  als  schnellster  und  stärkster  zuerst  der  jugendliche  Tezcatlipuca  erschien, 
und  von  dem  auf  eine  Matte  gestreuter  Staub  seine  Schritte  zeigte  (s.  Torquemada). 

^)  Die  Tinneh  verehren  die  Dreiheit  des  auf  dem  Weltmeere  ruhenden  Adlers  in 
Olbale,  Orelpale  (der  Weisse  oder  Ungeheure)  und  Nositete  oder  Kaledele  (der  Reisende), 
als  Vater,  Mutter  und  Sohn. 

*)  Zeigten  sich  in  dem  auf  den  Ahar  gestreuten  Pulver  des  giftigen  Krautes 
Spuren  von  Thieriüssen,  so  verkündeten  die  Priester  das  Kommen  des  Dämons  Tlaloc 
(s.  Duran).  Im  Monat  Quecholli  wurde  der  Niedergang  der  Götter  Tzontemocque  zur 
Unterwelt  gefeiert.  Nach  dem  Todtenfest  (Milcuilheuitl)  feierten  die  Mexicaner  das 
grosse  Fest  der  Todten  oder  Hueimilcailhuitl.  Den  Seelen  der  Verstorbenen  opfern 
die  Delawaren  ohne  Licht  oder  Feuer.  Mit  dem  Fest  Texcatl  (Toxcatlj  feierten  die 
Mexicaner  den  jährlichen  Einzug  ihres  Gottes  Huitzilipochtli  in  seinen  Tempel  (und 
dann    den    des    Tezcatlipuca).     Für    die   Todten    feierten    die    Huronen    das  Seelenfest 


742  CEREMONIELLES. 

Altar,  und  wenn  sich  dort  Fusseindrücke  eines  Thieres  (besonders 
eines  Adlers)  zeigten,  wurde  ihr  Kommen  begrüsst  (nach  Mendieta). 

Die  Totonaken^)  opferten  von  drei  zu  drei  Jahren  drei  Kin- 
der, deren  mit  Gummi  gemischtes  Blut,  als  heiliger  Gegenstand 
aufbewahrt  wurde. 

Vor  dem  Fest  Tezcatlipuca's  (im  Monat  Toxcoatl)  blies  der 
(Erde  essende)  Priester  auf  „einem  kleinen  steinernen  Pfeifflein 
eines  fast  hellen  Thon's"  (nach  den  vier  Weltgegenden)  und  „alle 
gegenwärtige  fielen  nider  auff  ir  Angesicht,  betten  die  Nacht, 
Wind  und  daz  Finsternuss  an,  und  begerten,  dass  solche  sie  nit 
verlassen,  noch  ihnen  das  Leben  nemmen,  sondern  ein  End  machen 
wolten  der  Macht,  so  sie  hätten"  (s.  Lintschoten). 

In  dem  mit  festlichem  Schmaus")  begangenen  Feste  Teutleco 
(das  Kauen  des  Gottes)  wurde  die  Gottheit,  wenn  nicht  in  einem 
Naturgegenstande,  symbolisch  im  Brod  genossen  zur  sacramentalen 
Weihe,  einer  ^vata  dpaifiaxwc.  Das  Kraut  Picietl  (Tabac)  wurde 
als  Körper  der  Göttin  Ciuacouatl  verzehrt  (s.  Mendieta).  Bei  dem 
Fest  Ipaina  Vitztliputzli  wurde  die  geknetete  Bildsäule  des  Gottes 
auf  ihrem  blauen  Stuhl  von  den  Jünglingen  des  Klosters  im  Lauf 
nach  Chapultepec  getragen,  dann  nach  dem  Feld  Atlakuavaja 
und  dann  (über  Kujoakan)  nach  Mexico  zurück  (s.  Dapper).  Beim 
Teoqualo  (Essen  des  Gottes)  wurde  die  aus  Teig  geknetete  Gottes- 


(Agochin  atiskain).     Die  Creek    feierten    das  Feuerfest    zur  Bekräftigung    des   Friedens 
(s.  Hawkins). 

1)  Auf  den  Fürsten  Umeacatl,  der  die  Einwanderung  der  Totonaken  leitete,  folgten 
Xatontan  (unter  welchem  sich  die  Chichimeken  in  Nepoalco  festsetzten),  dann  Tenitzli, 
Panin,  Nahuacatl,  Ithualtzintecuhtli  (der  mit  den  Tecpanquimichtlan  kriegte),  Tlaix- 
chuatenitzli  und  Catoxan,  der  das  Reich  unter  seine  Söhne  Nahuacatl  und  Ixcahuitl 
theilte,  während  deren  Kriege  die  Chichimeken  als  Eroberer  eindrangen  (unter  Xihuitl- 
popoca).  Die  Nauatlacas  kamen  aus  Neu-Mexico  mit  den  Ländern  Aztlan  (Ort  der 
Reiher)  und  Teuculhuacan  (Land  derer  so  göttliche  Grossväter  haben).  ,,Daz  erste, 
das  sie  thäten ,  wenn  sie  an  einen  Ort  kamen ,  war  diss ,  dass  sie  ihrem  Abgott  im 
Tarbernacul  oder  Hauss  bawten,  setzten  ihn  allweg  in  die  Mitte  des  Lagers  auff  einen 
Altar"  (Humberger). 

2)  Die  Mexicaner  assen  nicht  Menschenfleisch  im  Allgemeinen  (wie  in  Paria, 
Popaian,  Quauhtemalan  u.  s.  w.),  sondern  nur  „aquella,  que  era  de  sacrificios,  porque 
la  tenian  por  cosa  sagrada,  y  mas  se  movian  ä  esto  por  religion,  que  por  vicio"  (bemerkt 
Torquemada).  Die  Subtilitäten  der  Stercoranisten  und  die  von  Paschasius  Radbertus 
verwandten  Argumente,  um  seine  Lehre  von  der  Transsubstantiation  gegen  Rabanus 
Maurus  zu  vertheidigen,  scheinen  den  Mexicanern  fremd  geblieben  zu  sein.  Les  mots 
d'Hostie  et  de  Victime  (s.  Paw)  derivent  de  Hostis  et  de  victus  ou  vinctus,    comme  si 


EID.  743 

figur  verzehrt.  Bei  dem  Feste  (in  Nicaragua)  wird  Mais  mit  Blut 
aus  den  Geschlechtstheilen  befeuchtet,  als  geweihte  Speise  ge- 
gessen (Gomara). 

Am  Ende  des  52  jährigen  Cyclus  bildeten  (nach  dem  Chimal- 
popoca)  die  Priester  aus  Mais  eine  menschliche  Figur  mit  Ein- 
geweiden und  schnitten  aus  der  Brust  des  Brodgottes  das  Herz 
heraus,  das  in  soviele  Stücke  getheilt  wurde,  wie  das  Königreich 
Provinzen  hatte.  In  jeder  Provinz  wurde  das  zugetheilte  Stück 
dort  nach  der  Zahl  der  Ortschaften  vertheilt,  in  jeder  dieser  nach 
den  Familien,  und  in  jeder  Familie  nach  der  Zahl  ihrer  Personen, 
deren  jede  ihre  Portion  ass. 

Im  Monat  Panquetzalitzti  wurde  die  aus  Sämereien  zusammen- 
gebackene Figur  des  Huitzilopochtli  vom  Priester  Quetzalcoatl 
(Haupt  der  Büssenden  oder  Tlamacazqui)  mit  einem  Pfeil  durch- 
schossen („Der  Gott  ist  todt*')  und  dann  vertheilt  für  die  Cere- 
monie  Teocualco  (der  gegessene  Gott)  in  Mexico  (s.  Clavigero). 

Für  Ome  Acatl  (Gott  der  Feste),  der  durch  das  Loch  des  Scep- 
terstabes  Tlachielonique  blickte,  wurde  aus  Teig  ein  Kuchen 
geknetet,  und  nach  Abzapfen  von  Blut  ^)  des  Opfers  gegessen  (in 
Mexico). 

Bei   dem  Räucherfest   des  Huitzilopochtli^)   wurde  die  Figur 


1)  Im  Tempelraume  Huitznahuaccalpulli  wurde  die  Bildmasse  des  Gottes  Tlaca- 
huepancuexcoch  geknetet  (s.  Torquemada).  Für  die  (Erkältungskrankheiten  sendenden) 
Götter  der  Berge  (und  Felder),  wurden  (wie  für  Ertrunkene)  die  mit  Teig  beklebten  Holz- 
figuren Ecatotonti  mit  Festen  gefeiert  (Torquemada).  Jeder  bei  der  Procession  der 
Teigfigur  (in  Mexico)  Anwesende  ass  davon  ,,et  se  croyoit  sanctifie  apres  avoir  mange 
son  dieu"  (s.  Raynal.  Zur  heiligen  Speise  an  den  peruanischen  Festen,  bereiteten  die 
Sonnenjungfrauen  das  Brod  Cancu  und  das  Getränk  Aca.  Bei  dem  Fest  der  Aussaat 
wurde  (bei  den  Pipiles)  aller  Art  Saamen  in  einem  Beutel  in  ein  Erdloch  gelegt, 
worüber  Copal  verbrannt  wurde,  unter  Blutsprengen.  Vor  der  Jagd  wurde  ein  Hirsch 
geopfert  und  der  Schutzgott  mit  Blut  besprengt  (s.  Palacios). 

2j  Beim  Fest  Vitzilopochtli's  trug  der,  der  Statue  des  Gottes  Paynal  vorangehende, 
Ceremonienmeister  einen  Schlangenstab  in  Mosaik  mit  Türquisen.  Die  aus  Teig  und 
Saamen  gebildete  Figur  Huitzilopochtli's  wurde  von  dem  Priester  Quetzalcoatl  mit 
einem  Pfeil  durchbohrt  und  dann  zum  Verzehren  vertheilt  (Torquemada).  Beim  Fest 
des  Gottes  Paynal  wurden  erst  die  Papierkleider  der  Gefangenen  verbrannt,  und  dann 
diese  selbst  auf  den  Scheiterhaufen  auf  der  Spitze  des  Tempels  geworfen ,  um  halb 
gebraten  durch  die  Quaquacuiltin  herausgezogen  zu  werden,  worauf  die  Brust  ge- 
öffnet wurde,  um  dem  Feuergott  Xiuchtecutli  das  Herz  darzubringen  (s.  Sahagun). 
Das  aus  Saamen  (mit  Maguey-Splittern  als  Knochen)  geknetete  Bild  Huitzilopuchtli's 
wurde,  auf  Sänften  mit  Schlangenköpfen  getragen,  auf  den  Huitznahuac  genannten 
Altar  gestellt    (Torquemada).      Zum  Metai-we-koon-de-win    (oder  Zauberfest  des  Metai) 


744  CEREMONIELLES. 

des  Gottes    aus  Fleisch    der    essbaren  Pflanze  Tzohualli   und  aus 
dem  Holz .  Mizquitl  (für  die  Knochen)  gebildet. 

Aus  den  von  der  Sonne  getödteten  Heroen  (in  Begleitung 
Xolotl's)  erschien  Tezcatlipoca  seinem  Diener  und  Hess  ihn  aus 
dem  Hause  der  Sonne  die  Musik  für  Festlichkeiten  holen.  Die 
Antillenos  verehrten  in  den  Areytos  genannten  Tänzen.  Die  mit 
Gesang  ^)  und  Tanz  gefeierten  Feste  bei  den  Attigovautanern  (nörd- 


wuiden  die  Candidaten  durch  die  !Me-zhin-no-way  (die  Häupter  der  Eingeweihten) 
eingeladen  (s.  Tanner),  Wenn  in  der  Ceremonie  Machitun  der  Gott  Meulen  an- 
gerufen Avird  (in  der  Besessenheit),  um  den  Kranken  zu  heilen,  wird,  unter  Blutspren- 
gen, in  den  vier  Winkeln  (Machi)  des  Hauses  Tabak  gestreut  (bei  den  Araucanern). 
Bei  dem  (medicinischen)  Pow-wow-Tanz  (der  Nadowessier)  fällt  Jeder  dem  unter  und  von 
den  Tanzenden  das  aufgeblasene  (und  quiekende)  Thierfell  (aus  Otter  oder  Wiesel)  ent- 
gegengehalten wird,  wie  todt  nieder,  springt  aber  alsdann  wieder  empor,  um  foxtzutanzen 
(s.  Carver),  War  keine  Zeit  für  die  umständlichen  Ceremonien,  um  Huitzilopochtli 
anzurufen ,  so  wandte  man  sich  an  seinen  Unterfeldherrn  Paynal  als  Stellvertreter 
(Sahagun).  In  Chalco  wurde  das  Kriegsfest  (Panquetzalitzli)  zu  Ehren  des  Stamm- 
helden Catlipocatl  gefeiert,  in  Mexico  für  Vitzilopuchtli.  Auf  dem  Temalacatl  kämpf- 
ten die  Krieger  zum  Gottesgericht.  Die  Zweikämpfe  der  Australier  wurden  von  dem 
Ca-bah-my  genannten  Zeugen  überwacht  (und  so  bei  den  Puris  in  Brasilien).  Neuwied 
erzählt,  wie  unter  den  Mandans  die  ,, Kohle"  und  ,, schwarze  Katze''  dadurch  ihre 
Streitigkeit  beilegten,  dass  sie  um  den  Preis  der  Tapferkeit  gegen  die  Dacotahs  stritten, 
wie  Aehnliches  von  einem  englischen  Offizier  und  im  Alterthum  berichtet  wird. 
Die  Peruaner  feierten  das  Puclla  genannte  Fechterspiel.  Les  duels  furent  encore  un 
espece  de  jugement  des  dieux  in  (Vico's)  age  heroique  (s.  Michelet).  Otto  M.  berief 
ein  Kampfgericht,  um  die  Entscheidung  des  über  das  Erbrecht  der  Enkel  und  Söhne 
bestehenden  Streites  auf  ein  Gottesurtheil  zu  stellen. 

1)  Die  Achcauhtzin  sangen  bei  dem  Feste  Camaxtli's  in  Tlascalla  (s.  Torquemada). 
Am  Queti  oder  Thiertanz  der  Maipurier  wagen  die  Frauen  nicht  Theil  zu  nehmen 
(Gilij).  Bei  dem  Achei-nateri  (Flöten  der  Schlangen)  benannten  Tanz  der  Tamanachier 
spielte  eine  in  das  Geheimniss  eingeweihte  Frau  das  Hauptinstrument  (war  aber  z.ur 
Schweigsamkeit  verpflichtet).  Der  als  Zaubergeist  agirende  Häuptling  oder  Iriabos 
schlägt  mit  seiner  Keule  rings  um  den  Kranken,  um  die  Seele  des  erbitterten  Thieres 
(welche  das  Leiden  verursacht)  fortzujagen,  wenn  der  Patient  ,,den  Hunden  ein  Stück 
Fleisch  von  einem  Schild-Krot,  Hirsch  oder  anderen  Thier  vorgeworffen  habe"  bei 
den  Chiquitos).  Ist  der  Himmelsgott  Peiamei  oder  (nach  Cunningham)  Koyan,  der, 
als  Schöpfer,  Mahmam-mu-rok  (Allvater)  heisst,  erzürnt,  so  muss  er  durch  Tänze  ver- 
söhnt werden  (in  Süd- Australien).  Unter  Acxitl  führten  die  Ixcuinames  (maskirten 
Frauen)  den  Phallusdienst  (Panuco's)  in  Tollan  ein.  Bei  den  nackten  Tänzen  der 
Ixcuinames  in  Cuextlan,  trugen  die  Frauen  Masken.  Beim  Jahresfest  der  Aleuten 
tanzen  nackte  Frauen  maskirt  bei  Mondlicht.  Zu  Ehren  des  Gottes  Yxtliltan  (que  quiere 
decir  el  negrillo)  oder  Tlaltetecuin  wurden  die  Macevalistli  genannten  Tänze  abgehalten. 
Die  Sinaloas  bei  Culiacan  (nördlich  vom  Yaqui-Fluss)  tanzen  zu  Ehren  Viriseva's, 
der  Mutter  des  Ersten  Menschen  Vairubi.  Die  Yaquis  (neben  den  Mayos)  oder  Hia- 
quis  sind  als  laute  Sprecher  bekannt,  „essa  palabra   y  nombre  significa,  el  que  habla  a 


BACCHUS.  745 

lieh  vom  St.  Lorenz)  hiessen  Tabagos  (zu  Carter's  Zeit)  oder  Ta- 
bagia  (bei  Souriquosier). 

In  den  Mico  genannten  Tänzen  begrüssten  sich  die  Stämme 
Cahforniens  zum  Austausch  ^)  von  Handelsgegenständen  (s.  Alegre). 

Mit  der  heiligen  Maraca  tanzend^)  blasen  die  Priester  (in 
Brasilien)  aus  langen  Röhren  den  Rauch  des  angezündeten 
Tabaks  auf  die  Umstehenden,  damit  sie  den  Geist  der  Kraft  em- 
pfangen (s.  Coreal),  und  so  in  Festen  der  Rothhäute. 

In  Tlascala   erschien   der   als   Gott  Ometochtli   (des  Weins)  ^) 


gritos"  (Ribas).  Am  Fluss  Yaqui  wohnen  die  Opatas.  Bei  den  Yaqui  wurde  Tohil 
(Gott  der  Quich^)  als  Yolcuat  Quitzalcuat  verehrt  (in  Tulan).  Die  Yaqui  begleiteten 
die  Quich^  (und  verwandten  Stämme)  bis  zu  den  sieben  Höhlen  von  Tulan-Zuiva,  wo 
die  Sprache  verwirrt  wurde.  Im  Kriege  mit  den  Akahales  half  ein  Trupp  von  Yaquis 
gegen  die  Cakchiquel.  Die  Yaquis  (und  Ceris)  verfertigen  Thonwaaren.  Bei  dem 
Tanz  Tutuli  gamuchi  (der  Yaquis)  werden  die  Frauen  vertauscht.  Die  (mit  elastischem 
Ball)  Fussball  spielenden  Opatas  (bei  denen  sich  Traditionen  von  den  Wanderungen 
der  Azteken  und  das  Erscheinen  Montezuma's  erhalten  haben)  feiern  das  Tanzfest 
Torom  raqui  für  Regen  und  gute  Ernte. 

1)  Die  Anlage  der  (auch  in  Polynesien  bekannten)  Asyle  neben  den  Vanquech 
genannten  Tempeln  (in  Californien)  wurde  dem  Gott  Ouiamot  oder  Chinigchinich  zu- 
geschrieben. Nous  venons  de  donner  la  premiere  origine  des  asiles.  C'est  en  ouvrant 
un  asile  que  Cadmus  fonde  Thebes,  la  plus  ancienne  cite  de  la  Grece.  Thesee  fonde 
Athenes  en  elevant  l'autel  des  malheureux,  nom  bien  convenable  ä  ceux  qui  er- 
raient  auparavant,  dcnues  de  tous  les  biens  divins  et  humains  que  la  soci^te  avait  pro- 
cures  aux  hommes  pieux.  Romulus  fonde  Rome  en  ouvrant  un  asile  dans  un  bois, 
vetus  urbs  condentium  consilium,  dit  Tite-Live.  De  la  Jupiter  re^ut  le  titre  d'hos- 
pitalier.  Etranger  se  dit  en  latin  hospes.  „Hanme  puesto  un  penacho  de  esclavo  y 
hanme  rodeado  al  cuerpo  una  soya'',  quiere  decir,  pormetafora:  en  este  oficio  ö  cargo, 
que  me  han  dado,  hanme  hecho  esclavo  y  siervo  de  la  republica,  ö  de  las  personas  ä 
quien  rijo  (als  Sprichwort)  in  Mexico  (s.  Sahagun).  Die  Mexicaner  achteten  die  Spa- 
nier so  hoch,  ,,che  in  ogni  parte  sentiansi  esclamare  Teules,  che  in  lor  lingua  vuol  dire 
Iddii"  (s.  Manzi).  El  color,  la  ignorancia  y  la  miseria  de  los  indios  los  colocan  ä  una 
distancia  infinita  de  un  espaiiol  (s.  Queipo)  in  Mechoacan. 

2)  Long  nennt  bei  den  Chippeway  den  Kalumet-Tanz,  Kriegs-Tanz,  Oberhaupts- 
Tanz,  Ausrücke-Tanz,  Skalpier-Tanz,  Todten-Tanz,  Gefangenen-Tanz,  Rückkehr-Tanz, 
Lanzen-Tanz,  Hochzeit-Tanz,  Opfer-Tanz.  Der  Tanz  vor  der  Teigfigur  (im  Monat 
Toxcatl)  hiess  (nach  Sahagun)  Tlanoa ,  que  quiere  decir  abrazado ,  quinaoain  Vitzilo- 
pochtli,  abrazar  h  Vitzilopuchtli.  Beim  Tanz  trugen  die  Mexicaner  in  der  einen  Hand 
einen  Federstab  und  in  der  andern  die  AjacaxtU  genannte  Rassel  (Clavigero).  Unter 
den  Tänzern  der  Californier  zeigten  sich  auch  ganz  nackte  Frauen  (s.  Boscana).  Die 
Inkülüchlüaten  überschütten  sich  beim  Tanze  mit  Schwanenflaum.  Die  Tänze  oder 
Taqui,  wenn  mit  Masken  ausgeführt,  hiessen  Guacones  (in  Peru',  ähnlich  den  der 
Arecunas  u.  A.  m. 

3)  Der  höchste  Gott  hiess  (nach  Torquemada)  Mexitly  (Ombligo  de  Maguey)  oder 
Huitzilopuchtli. 


746  CEREMONIELLES. 

gekleidete  Priester  in  wilden  Gesten  auf  dem  Markte,  Obsidian- 
messer  kauend  (s.  Torquemada).  Heckewelder  erzählt  von  einem 
als  Bären  ausstaffirten  Zauberpriester,  der  unter  den  Bewegungen 
dieses  Thieres  in  monströsem  Aufputz  durch  das  Dorf  ging  (bei 
den  Lenape).  Die  Choktah  (um  ihre  Feinde  zu  überlisten),  „be- 
festigen die  Pfoten  oder  Füsse  der  Panther,  Bären  ^)  und  Büffel 
an  ihren  Füssen  und  Händen,  und  kriechen  in  den  Wendungen 
und  Gang  dieser  Thiere"  (s.  Adair). 

Ein  reich  gewordener  Kaufmann  war  (in  Mexico)  zu  einem 
freigebigen  Fest  für  seine  Freunde  verpflichtet,  die  (nach  langen 
Vorbereitungen)  mit  Blumenbouquets  empfangen  wurden,  Nachts 
durch  Cautschouk  (Ulli)  bezeichnetes  Papier  verbrennend,  und 
nachdem  sie  am  Morgen  Chocolade  getrunken  und  den  be- 
rauschenden Pilz  Nanacatl  (für  Visionen)  gegessen,  sich  (nachdem 
sie  alle  beim  Opfer  gebrauchten  Sachen  vor  unheiligen  Augen 
entfernt),  unter  Gesang  und  Tanz  der  dafür  Geweihten,  dem  Ge- 
lage ergaben  (s.  Sahagun).  So  werden  an  der  Nordwestküste  von 
den  Kaufleuten  Verschenkungsfeste  gefeiert  (unter,  an  China  er- 
innernden, Ceremonien). 

Wie  Xippe  war  der  Gott  Amimitl  als  Krankheiten^)  sendend 


1)  Bei  den  Attigovantarern  wurden  Bären  für  periodische  Feste  gemästet  (s. 
De  Laet).  Die  Priesterin  der  Athene  erschien  bei  Festzeiten  in  der  Tracht  der  Gott- 
heit (s.  Polyaen).  Nach  Reccho  assen  die  mexicanischen  Priester,  wenn  sie  mit  der 
Gottheit  communiciren  wollten,  die  Schlangenwurz  (Coaxihuitl),  um  Phantome  zu  sehen, 
wie  es  Dioscorides  vom  Solanum  maniacum  sagt.  Bei  der  ohne  die  Frauen  durch  die 
Männer  abgehaltenen  Ceremonie  (der  Tuppin-Imbas)  Hess  der  Paygi  unter  Beräuche- 
rungen  der  (verehrten)  Tammaraka  (Rassel)  aus  Jedem  der  Eingeweihten  reden  (s. 
Staden).  Die  Juripari  (devil  music)  genannte  Pauke  der  Maupes  darf  von  den  Frauen 
(bei  Todesstrafe)  nicht  gesehen  werden.  Die  Salivaes  (am  Meta)  gebrauchen  Thon- 
Trompeten.  Als  auf  der  Insel  Havaiki  mit  Erfindung  des  berauschenden  Getränkes 
Kawa-Kawa  sittenlose  Zustände  einrissen,  bildete  sich,  mit  dem  Gelübde  der  Enthal- 
tung, der  Bund  Ranunga,  dessen  Mitglieder  indess,  von  den  die  Orgien  leitenden 
Priestern,  zur  Auswanderung  gezwungen  und  auf  ihren  Canoes  nach  Maoria  (Neusee- 
land) getrieben  wurden.  Bei  den  mit  Thiermasken  aufgeführten  Festen  der  Tecunas 
(bei  Tabatingo)  erscheint  der  maskirte  Dämon  Iticho  (s.  Spix).  Die  bei  Festen  be- 
rathenden  Cuevas  vergassen  im  Rausch  das  Gesprochene,  wurden  aber  durch  die  an- 
wesenden Alten  am  nächsten  Tage  daran  erinnert ,  und  dann  musste  das  Bestimmte 
genau  ausgeführt  werden  (s.  Oviedo). 

2)  Zur  Zeit  der  Epidemien  (in  den  Dörfern  der  Huronen)  wurde  die  Ceremonie 
Lenouayroya  beschlossen,  indem  die  dazu  Verbundenen  Abends  Alles  im  Hause  zu 
zerbrechen  und  zu  lärmen  begannen,  sich  einen  Gegenstand  vorstellend,  worauf  sie, 
um  Sachen  bittend,  am  nächsten  Tage  von  Hütte  zu  Hütte  gingen,  bis  sie  die  er- 
wünschten erhalten  (Sagard). 


EXORCISMUS.  747 

gefürchtet  und  die  durch  den  Gott  Yxthlton  geheilten  Kinder 
tanzten  in  seinem  Tempel  (Torquemada).  Nachdem  die  Indianer 
(bei  Quebec)  die  Kriegsgefangenen  unter  Qualen  getödtet,  liefen 
sie  schreiend  umher  und  an  alle  Hütten  klopfend,  um  die  zur 
Rache  gestimmten  Seelen  zu  verscheuchen  (1722). 

In  Guatemala  wurden  während  der  Erscheinung  eines  Kome- 
ten ^)  auf  einem  Altar  Lebensmittel  verbrannt.  Mit  dem  beim 
Fest  des  Gottes  Kinch-Ahau  (Kinch-Ahau-Izamna)  vergossenen 
Blut  wurde  das  Steinbild  Chacan-Cantun  (Chac-Acantun  oder  Zac- 
Acantun)  gefärbt  (in  Yucatan). 

Die  beim  Erntefest^)  der  Göttin  Chicomecohuatl  (siete  cule- 
bras)  oder  Cinteutl  (zu  deren  Ehren  Scheinkämpfe  aufgeführt 
wurden)    von   den  Mädchen  in  die  Scheunen  gelegten  Maisähren, 


1)  Wenn  der  Stern,  worin  sich  Topiltzin  (oder  Quetzalcoatl)  verwandelt  hatte, 
zuerst  aufging,  Hess  der  König  einen  Sklaven  opfern  (in  Mexico).  Bei  Tlascala  wurde 
das  Fest  der  Toci  (nuestra  abuela)  als  Tzapotlalnanque  oder  Göttin  der  Temaxcales 
(Arzeneien)  gefeiert.  Bei  der  Mosquito-Küste  vertrieben  die  Zauberinnen  (Sukia)  die 
Dämone  (Wulasha).  Von  den  Krankheitsgöttern  der  Maori  verursachte  Mako-Tiki 
Brustleiden,  Tonga  Kopfweh,  Tuti-hai  Fussschmerzen ,  während  Tutangata-Kiono  in 
den  Magen  kroch  und  die  Auszehrung  den  Dämonen  Tuparitapu  und  Rongomai  zu- 
geschrieben wurde.  Durch  die  Ceremonie  der  Umhlahlo  oder  Hexenweihe  entdeckte 
der  Priester  durch  den  Imishologu  (Geist)  den  Amagqwira  oder  Zauberer  (bei  den 
Kaffir).  Cuando  alguno  de  noche  oia  golpes  como  de  quien  corta  lena,  tomaban  mal 
aguero,  ä  este  llamaban  Tooaltepuztli ,  que  quiere  decir  hacha  nocturna  (in  Mexico), 
und  wurden  den  Tlamacazques  Sühnopfer  übergeben  (s.  Sahagun).  Der  Cacique  Na- 
tibara  (in  Abibe)  tenia  a  las  puertas  de  su  casa  muchas  cabe^as  de  sus  enemigos, 
porque  los  cuerpos  se  los  comian,  su  religion  era  adorar  el  sol,  y  el  demonio  les 
aparecia  en  diversas  figuras,  y  hablava  con  ellos  (so  als  Tiger). 

2)  In  den  Festen  der  Aussaat  und  der  Ernte  wurde  das  Götzenbild  mit  den  Herzen 
geopferter  Thiere  umhängt  (in  Sonora).  In  Durango  wurde  neben  Cachiripa  der 
Schöpfer  Meyuncame  verehrt  und  ein  Feuerstein  für  die  daraus  gemachten  Werkzeuge. 
Die  den  Gott  Cocohuame  (als  Tod)  und  Banuehua  (als  Wassergott)  verehrenden  Sinaloas 
opferten  Waffen  dem  starken  Ouraba  und  Federn  dem  Gott  der  Freude  oder  Sehuatoba. 
Die  Tahus  bei  Culiacan  (in  Sinaloa)  verehrten  heilige  Schlangen  durch  Gaben  von 
Edelsteinen  und  Zeugen.  Die  Hoopah  wohnten  am  Trinity-Fluss.  Die  Tejones  wohnten 
im  Tulare-Thal  (in  Californienj.  In  Uraba  trugen  die  Frauen,  für  dicke  Beine,  Bänder 
an  denselben.  Beim  Erntefest  der  Mexicaner  wurde  das  Tetlimonamiquian  genannte 
Opfer  gebracht,  im  Zermalmen  eines  Verbrechers  zwischen  niederfallenden  Steinen.  Die 
Göttin  Tzapultatena  (in  Mexico)  wurde  von  den  Harzsammlern  verehrt,  der  Gott  Ma- 
cuilxochitl  oder  Zochipilli  von  den  Blumengärtnern.  Die  Indianer  Culiacan's  glaubten 
en  uno  que  llamavan  Aguar,  que  entendian,  que  era  Senor  de  todo  y  estava  en  el 
cielo,  y  les  dava  agua,  quando  la  pedian,  y  que  esto  avian  prendido  de  sus  padres  y 
ajuelos  (zu  Cabe9a  de  Vaca's  Zeit). 


748 


CEREMONIELLES. 


dienten  als  das  Herz,  damit  der  Vorrath  nicht  verderbe  (s.  Tor- 
quemada). 

Die  Pani  opferten  im  Frühling  ein  Mädchen,  das  Blut  auf 
das  Feld  rinnen  zu  lassen  (ähnlich  dem  Meria  der  Khond). 

Die  zuerst  bei  vierjähriger  Dürre  (worauf  im  fünften  Jahre 
die  Auswanderung  nach  Nicaragua  statthatte)  geopferten  Knaben 
wurden  (in  Mexico)  für  Tlaloc  in  eine  Höhle  eingeschlossen,  und 
dort  bis  zur  OefFnung  derselben  im  nächsten  Jahre  bewahrt 
Xs.  Gomara).  Bei  der  Thularabuldra  genannten  Ceremonie,  um 
von  der  Gottheit  (Muramura)  Regen  (Thulara)  zu  erbitten  (in 
Austrahen,  bekleben  sich  die  mit  dem  Blut  des  Aderlasses  be- 
spritzten Männer  mit  Habichtsfedern  (s.  Jung).  Einhüllung  in 
Federdaunen  beim  Tanz  findet  sich  bei  Californiern  (s.  Choris), 
bei  Haidah,  Nutka  u.  s.  w. 

Bei  der  Cacao-Ernte  wurde  von  dem  Caciquen  Agaleyte  in 
Tecoatega  (in  Nicaragua)  ein  Tanz  (Mitote)  mit  Masken  für  den 
(auf  einer  Stange  getragenen)  Gott  des  Cacaguat  (Cacao)  abge- 
halten, sowie  Vogelflüge  der  Indianer  an  einem  Drehpfahl 
(s.  Oviedo).  Beim  Fest  der  Xilomen  (Göttin  des  jungen  Mais)  ^) 
wurden  die  Armen  von  den  Vornehmen  bewirthet  (in  Mexico). 

Bei  Mangel  an  Regen  trennten  die  Tenerifer  bei  einer  auf- 
gesteckten Lanze  die  Mütter  in  den  Heerden  von  den  Lämmern, 
so  dass  jene  sowohl,  wie  diese  kläglich  brüllten,  um  den  Himmel 
zu  erweichen  (s.  De  la  Pena).  Um  die  Feldfrüchte  von  den 
(durch  den  bösen  Huecub  gesandten)  Würmern  zu  befreien,  hiel- 
ten die  Ulmenes  der  Araucaner  auf  den  ausgeschütteten  Proben 
einen  Scheinkampf  ab  (s.  Vidaure). 

Vor  der  Aussaat  enthielten  sich  die  Pipiles  einige  Tage 
ihrer  Frauen,  und  beim  Fest  übten  bestimmte  Personen  den 
Coitus     (während     des     Pflanzens)^).      Beim     Fest     Xocotlhuetzin 


^)  Am  Fest  der  Dea  dia  setzte  man  vor  die  arvalischen  Brüder  fruges  aridas  et 
virides  (des  vergangenen  und  jetzigen  Jahres).  Dem  gesäeten  Korn  stand  die  Göttin 
Seja  vor,  dem  aufgeschossenen  Segecia,  dem  blühenden  Flora,  dem  Milchsaft  treiben- 
den der  Gott  Lactuo,  dem  Knoten  ansetzenden  Nodoso,  dem  reifen  die  Göttin  Matura, 
dem  gemäheten  Runcina,  dem  aufgespeicherten  Tutilina.  In  dem  Tempel  Tirma  (auf 
Gran  Canaria)  wurde  eine  weibliche  Holzfigur  verehrt,  desnuda  con  sus  miembros  de 
fuera,  e  delante  della  una  cabra  de  un  madero  entallada  con  sus  figuras  de  hembra, 
que  queria  concibir,  y  tras  della  un  cabron  entallado  de  otro  madero  y  puesto  que 
como  que  queria  subir  a  engendrar  sobre  la  cabra  (s.  Bernaldes). 

2)  In  Nicaragua  wurde  der  Mais  mit  Blut  besprenkelt,  das  aus  den  Genitalien  ge- 
zogen war  (s.   Oviedo).     Auf    der  Insel  Culua  (San  Juan  de  Ulua)    wurden    dem  Tez- 


APHRODISIAKA.  749 

(der  reifen  Früchte)  wurde  das  Bild  des  Feuergottes  XuihtecutU 
auf  einen  entblätterten  Baumstamm  gesetzt  und  dann  zerbrochen 
(unter  Orgien)  in  Mexico.  Der  (höchste)  Gott  Tezcatlipoca  (als 
Sonne)  wurde  (nach  Boturini)  als  Liebesgott  verehrt  (mit  Aus- 
schweifungen) in  Mexico. 

Bei  Mangel  an  Buffaloes  führen  die  Mandan's  den  Büffeltanz 
auf,  indem  die  Jüngern  ihre  Frauen  den  Greisen  bringen,  und  sie 
anzureizen  suchen,  trotz  natürlicher  Erschlaffung  den  Coitus  zu 
vollziehen  (Lewis  and  Clark). 

Beim  Fest  Tlalocs  schnitten  sich  die  Mexicaner  das  (Mete- 
poliso  genannte)  Stück  des  Präputium  ab  und  brachten  es  dem 
Gotte  dar,  um  Nachkommenschaft  zu  erhalten  (s.  Veytia).  Am 
Fest  des  Tlaloc  opferten  die  Mexicaner  einen  abgeschnittenen 
Theil  der  Vorhaut  (s.  Veytia).  Durch  die  Beson  genannten 
Amulette  sucht  man  Zuneigung   zu  erregen  (bei  den  Delawaren). 

Fromme  in  Yucatan  verstümmelten  sich  den  Penis  (s.  Landa) 
oder  schnürten  ihn  auch  mit  einer  Kette  zusammen,  um  mit  dem 
ausquellenden  Blut  den  Götzen  zu  beschmieren  (quedando  asi  to- 
dos  asidos  y  exsartados). 

Am  Feste  der  Ilamateuctli  (der  Göttin  des  Greisenalters)  lie- 
fen die  Priester  durch  die  Strassen  und  schlugen  die  Begegnen- 
den weiblichen  Geschlechts  mit  Heubündeln).  Am  Regenfest 
durften  die  Priester  auf  ihrem  Umzüge  alle  Begegnenden  miss- 
handeln (Sahagun). 

Beim  Fest  Etzalqualiztli  hatte  der  Priester  (auf  der  Prozession 
nach    der    Quelle    Temilco)    das    Recht    von    den    Begegnenden 


catlipuca  Menschen  geopfert  (zu  Grijalva's  Zeit).  Die  mit  den  (vom  riesigen  König 
Datha  beherrschten)  Duhare  grenzenden  Chicoranos  in  Chicora  (am  Rio  Jordan)  ver- 
ehrten das  Idol  der  Ernte  mit  Fellmasken  und  bei  dem  Fest  der  "Wassergötter  wurde 
das  Idol  später  zerrissen  und  in  den  Fluss  geworfen,  nachdem  auf  Pfähle  Opfergaben 
niedergelegt  waren,  und  derjenige',  dessen  Opfer  sich  als  das  beste  erwiesen,  für  ein 
Jahr  lang  (nach  Bestimmung  der  Priester)  Ehren  empfing.  Am  Jahresfest  wurden  die 
Knochen  des  alten  Caciquen  ausgegraben  und,  nachdem  ihn  die  Frauen  beweint,  wieder 
beigesetzt.  Die  Bösen  leiden  in  kalten  Gegenden,  während  die  Guten  sich  in  dem 
Paradies  des  lahmen  Qnexuga  ergötzen.  Die  Priester  besassen  Gesänge  für  die  Leute 
des  Himmels,  für  die  unter  der  Erde  und  für  die  Götter  im  Wasser.  Beim  Tode  des 
Caciquen  zündeten  die  Priester  Feuer  an,  die  zum  Himmel  aufsteigenden  Seelen  zu 
zeigen,  unter  Klagen  (s.  Gomara).  Die  Manzanillos  von  St.  Blas  kämpfen  mit  den 
Bayanos  bei  Chepo  (die  Savanerias  wohnen  in  Veraguas).  Despues  de  la  Invasion  de 
los  Olmecas  los  Mames  que  aun  quedaban  en  Soconusco,  se  vieron  atacados  y  vencidos 
por  los  Toltecas  (bis  dann  von  den  Quich6  unter  Kicab  II.  unterworfen). 


750  CEREMONIELLES. 

Alles,  was  ihm  zusagte,  zu  nehmen  (s.  Sahagun).  Nachdem  der 
Göttin  Ilamatecutli  eine  klagende  Frau  geopfert  war,  liefen  die 
Tänzer  mit  Mehlsäcken  durch  die  Strassen,  die  Begegnenden 
(und  besonders  Frauen)  schlagend. 

Im  Monat  Tititl  (nachdem  eine  unter  Seufzen  und  Weinen 
tanzende  Frau  geopfert  war)  schlugen  die  Männer,  mit  Säcken 
durch  die  Strassen  laufend,  die  begegnenden  Frauen,  und  die 
Knaben  die  Mädchen  (s.  Sahagun),  w^e  bei  den  Luperealien 
(in  Rom). 

Beim  Fest  Toxuih  molpilia  oder  Jahresbindung  ^)  (alle  52 
Jahre)  zogen  die  Priester  in  Gewändern  der  Götter  (Quetzalcoatl, 
Tlaloc  u.  s.  w.)  Abends  in  dem  gemessenen  Schritt  Teonenemi 
(van  caminando  como  dieses)  nach  dem  Hügel  Huixachtla,  wo 
der  Priester  des  Stadtviertels  Copulco  mit  den  Tletlaxoni  genannten 
Hölzern  neues  Feuer  rieb,  wenn  um  Mitternacht  die  Plejaden  (in 
jener  Jahreszeit)  culminirt  hatten  (s.  Torquemada). 

Bei  dem  Entlassungsfest  aus  dem  Kloster  brachten  die  Jung- 
frauen für  das  Bild  Tezcatlipuca's  die  (von  den  Jünglingen  im 
Wettlauf  zurückzutragenden)  Speisen.  „Für  ihnen  ging  ein  alt 
bedagter  Mann  her,  der  für  einen  Hoffmeister  dienete  und  ein 
seltzames  Kleid  an  hatte  (anstatt  der  Ermel  hat  es  Flügel,  da 
etliche  rothe  Bendel  herauss  kamen,  binden  hing  an  denselben 
eine  mittelmässige  Calaba^a  oder  Kürbiss,  welcher  voll  Blumen 
Stack)." 

Vor  Anhören  der  Beichte  (in  Mexico)  rief  (unter  Verbrennen 
von  Copal)  der  Priester  das  Feuer  an,  als  ältesten  Gott,  Vater 
und  Mutter  der  Götter  (Sahagun).  Xiuhtecutli  (Gott  des  Feuers) 
hiess  auch  Viveteutl  (el  dios  antiguo).  Im  letzten  Jahresmonat 
(Izcalli  oder  Wiederauferstehung)  wurden  Feste  (unter  Erneuerung 
der  Häuser  und  Tempel)^)  gefeiert  (in  Mexico)  mit  Opfern  für 
den  Feuergott  (s.  Torquemada). 

Das  neue  Feuer,  das  auf  dem  Hügel  Ixtlapalapa ")  angezündet 


1)  Bei  dem  Jahresfest  der  Mandan  überbringt  der  Abgesandte  des  ersten  Menschen 
(von  der  Fluth  erzählend)  die  Friedenspfeife,  mit  der  der  Medicinmann  den  bösen 
Ochkih-Häddäh  bekämpft. 

2)  Beim  Fest  Tupp-Kak  (der  Feuerlöschung)  matavan  el  fuego  con  los  cantaros 
de  agua  los  chaces  (in  Yucatan). 

3)  Das  neue  Feuer  (Mexico's)  wurde  in  Iztapalapa  angezündet  (s.  Mendieta).  Vor 
der  Göttercapelle  auf  dem  Tempel  Mexico's  wurden  stete  Kohlenfeuer  unterhalten 
(Clavigero).     Bei  Anrufung    des  Gottes  Okeus    (zum    Orakeln)    umkreiste    der  Priester 


VERHÜLLTE    GÖTTER.  751 

war,  wurde  nach  dem  Tempel  Mexico's  gebracht  und  nachdem 
mit  dem  Blut  der  Geopferten  geweiht,  in  die  Häuser  vertheilt 
(Motihnia). 

In  den  Tlaquimilolli  (Umhüllungen)  wurden  die  Gottheiten 
(der  Nahoas)  getragen ,  indem  man  einem  Stück  Holz  ein  Grün- 
stein-Idol oder  eine  Reliquie  einfügte,  und  dieses  (mit  der  Haut 
einer  Schlange  oder  eines  Tiger  überzogen)  in  verschiedene  Lagen 
einwickelte.  Der  Tempel  (Teopan  oder  Platz  der  Gottheit)  hiess 
Teocalli  oder  Gotteshaus  (in  Mexico)  für  Feste  ^). 


(in  Virginien)  das  Feuer  (s.  Smith).  Nach  der  Weihe  eines  Königs  entzündete  der 
Dageou  (aus  Tunis)  in  Darfur  ein  Feuer,  das  bis  zu  seinem  Tode  fortbrannte  (s. 
Browne),  Bei  den  Chippeway  wurde  das  neue  Feuer  nach  dem  Erlöschen  entzündet 
(und  so  in  Sibirien,  Arabien  u.  s.  w.) ,  wie  auf  Delos  und  im  Maifest  der  Vestalen. 
Beim  Eninisma  Hessen  die  Argiver  das  Feuer  für  das  Todtenopfer  als  unrein  erst  aus- 
gehen, um  es  dann  wieder  anzuzünden  (Plutarch).  Die  Römer  löschten  kein  Licht,- 
sondern  Hessen  es  von  selbst  ausgehen  (wie  die  Mongolen  das  Feuer).  Das  heilige 
Feuer  der  (Pueblos  für  Montezuma)  wurde  in  Pecos  unterhalten.  Zu  Ehren  Perun's 
wurde  ein  Feuer  mit  Eichenholz  unterhalten  (in  Gross-Nowgorod).  Nach  Fortis  zünden 
die  Hirten  von  Pogliza  am  Fest  des  heiligen  Veit  wohlriechende  Hölzer  vor  ihren. 
Hütten  an.  In  Kroatien  werden  am  Johannisfeste  die  Kriess  genannten  Feuer  zum 
Ueberspringen  angezündet  (Anton).  Die  Araber  tanzen  um  Feuer  in  der  Lailat  al 
vukud  (oder  Zaubernacht).  Das  Feuerfest  in  Budissin  (1523)  hiess:  „das  Empfahen 
oder  Annehmen  des  Sommers"  (s.  Worbs).  Deorum  numero  eos  solos  ducunt,  quos 
cernünt  et  quorum  ope  aperte  juvantur,  Solem  et  Vulcanum  et  Lunam  (Cäsar),  die 
Germanen.  Beim  Feste  Motlaxquiantota  (im  Monat  Izcalli)  trug  der  Feuergott  eine 
Mosaikmaske  mit  Türquisen  oder  Chalcuitl  (s.  Sahagun).  Bei  dem  Fest  der  ersten 
Früchte  erlöschte  der  Priester  (bei  den  Muscogee)  das  alte  Feuer,  neues  entzündend, 
während  die  Männer  sich  durch  die  Kriegsmedicin ,  die  Frauen  mit  Wasser  von  ihren 
Sünden  reinigten.  Bei  den  Cree  brachten  die  Priester  (Feueranmacher)  das  heilige 
Feuer  (Grossvater)  auf  den  Altar  (von  allen  alten  Früchten  darin  verbrennend).  Durch 
das  Erinnerungsfest  der  Creek  (mit  Anzündung  des  neuen  Feuers  durch  Kreuzhölzer) 
wurden  alle  Verbrechen  gesühnt  (Hawkins).  Von  den  Weltenden  kamen  vier  Männer 
(Hiyouyulgee),  das  heilige  Feuer  zu  bringen  und  die  sieben  Heilpflanzen  zu  zeigen. 
The  Cherokee  reckoned  it  unlawful  and  productive  of  many  temporal  evils,  to  ex- 
tinguish  even  the  culinary  fire  with  water  (Adair). 

1)  Beim  Fest  Toxcatl  wurde  das  Bild  Huitzilopochtli's  im  Tempel  Huitznahuac 
bewahrt.  Bei  den  Festen  (in  Nicaragua)  wurde  eine  Fahne,  als  Zeichen  des  Dämon, 
in  Prozession  getragen  (s.  Gomara).  Der  Göttin  der  Jagd  (Mixcohuatl)  wurden  Pfeile 
geopfert.  Beim  Fest  Tlaxochimaco  wurde  der  Hausgötze  mit  Blumen  geschmückt  (in 
Mexico).  Ehe  nicht  die  Erstlinge  im  Monat  Tozoztontli  den  Tlaloquen  dargebracht 
worden,  war  es  in  Mexico  verboten,  an  den  Blumen  zu  riechen.  Die  Mexicaner 
setzten  frisch  gebackenen  Kuchen  (Tzoallitlatlaoyo)  auf  die  Altäre,  so  dass  der  baho  y 
humo  Uegase  ä  las  narices  de  las  Estatuas  (Torquemada),  wie  sich  auch  Homer's  Götter 
des    Opferdampfes    erfreuen.     Beim    Fest    Izcalli    (der   Wiederbelebung)    im    Frühjahr 


752  CEREMONIELLES. 

Bei  der  Gillatun  oder  Gillatucan  genannten  Ceremonie  rauch- 
ten die  Chilener  den  in  einer  Muschel  verbrannten  Tabak  durch 
ein  Rohr,  und  riefen  bei  jedesmaliger  Entlassung  des  Dampfes 
den  Namen  eines  abgeschiedenen  Helden  an,  unter  Zufügung  von 
Pom  (post  singula  nomina,  dum  fumum  in  os  acceptum  emittunt, 
inclamant  Pom),  gleich  den  Schutzgeistern  der  Schamanen  und 
Medicinmänner.  Die  Boratios  (Priester)  in  Venezuela  prophezeien 
nach  der  Asche  ^)  des  in  Umwicklung  angezündeten  Tabaks,  nach 
dem  Rauchen  (berichtet  Oviedo). 


heben  die  Mütter  ihre  Söhne  beim  Kopf  in  die  Höhe  unter  Glückwünschen.  Die 
Jahresfeste  hiessen  TonalH  (in  Mexico).  Bei  dem  Fest  Tlaloc's  wurden  Papierstreifen 
(Tetevitl)  an  Stäben  aufgestellt  (wie  die  Gohei  in  Japan).  Die  (im  Tempel  tanzenden) 
Nonnen  (in  Mexico)  brachten  den  Göttern  gekochtes  Fleisch  und  Avarmes  Brod,  damit 
der  Dampf  zu  ihnen  aufsteige  (s.  Gomara).  Die  böhmischen  Amazonen  duce  Valasca 
omne  maris  genus  perosae,  principatum  Bohemiae  septennio  potenter  obtinuerunt  (s. 
■\Vambolt).  Nach  Reynoso  hiess  die  Sprache  der  Mames  (man  oder  Vater)  Zakloh- 
pakap. 

1)  Bei  der  Ukukafula  genannten  Ceremonie  werden  die  Krieger  (der  Kaffir)  un- 
verwundbar gemacht,  indem  der  Priester  die  Kohlen  des  verbrannten  Opfers  in  Haut- 
einschnitte streut  (s.  Maclean).  Nach  Begrüssung  der  Spanier  suchte  der  Cacique 
Diriangen  sie  beim  Ueberfall  durch  Geschrei  zu  schrecken,  erkannte  sie  aber,  als 
Kämpfer  widerstehend,  für  Freunde  (Gomara).  Der  Herr  des  Lebens,  in  Gestalt  eines 
Kindes,  in  das  Dorf  Ruhptare  kommend,  wies  die  Arrikarras  an,  jährlich  das  Okippe, 
wie  die  Mandans,  zu  feiern,  aber  nicht  ihre  Medicin  mit  dem  Vogelkasten.  Als  aber 
Streit  entstand  und  der  Herr  des  Lebens,  der  sich  bei  den  Mandanen  aufhielt,  durch 
das  Salz,  womit  er  seinen  Körper  gerieben,  viele  der  Arrikarras  vergiftete,  wurden 
diese  erzürnt  (ihn  den  Prairie-Wolf  oder  Pachkatsch  nennend)  und  behielten  ihren 
Vogelkasten,  während  die  Mandans,  jenen  Lehren  folgend,  das  Okippe  beobachten,  als 
das  Pönitenz-Fest  der  Arche,  das  jährlich  unter  der  Leitung  des  dazu  erwählten  Kauch- 
Sächka  gefeiert  wird.  Beim  Besuche  des  Numank-Machana  am  Okippe-Fest,  wo  unter 
den  Tänzern  der  Teufel  umherspukt,  marterten  sich  die  Mandans,  einen  mit  V^^asser 
gefüllten  Sack  (die  sogenannte  Schildkröte)  schlagend.  Bei  den  Selish  (Flatheads)  wird 
durch  die  Sumash  genannte  Ceremonie  die  verirrte  Seele  zurückgegeben.  Die  Indianer 
(in  Acadien)  „kommen  an  einem  abgelegenen  Orte  in  dem  Wald,  wo  die  Sonnen- 
strahlen sie  gar  nicht  treffen  können,  zusammen"  (den  Teufel  zu  beschwören)  und  ,,der 
zum  Gaukler  ausersehene  V^^ilde  machet  gantz  entsetzliche  Verdrehungen  und  Gebärden" 
(s.  Diereville).  Nach  dem  Fest  des  neuen  Jahres  (Gi-ye-wä-no-us-quä-go-wä)  verbrannten 
die  Irokesen  einen  weissen  Hund,  als  Boten  an  den  Grossen  Geist.  Die  Hunde  der 
Blackfeet  heulen  nur,  statt  zu  bellen.  Bei  ihrem  Tanz  assen  die  Dacotas  die  rohe 
Leber  der  Hunde,  um  sich  deren  Verstand  und  Tapferkeit  anzueignen.  Die  Ho-nun- 
de-ont  (Keepers  of  the  faith)  wurden  (bei  den  Irokesen)  erwählt  (aus  Männern  und 
Frauen),  um  die  Jahresfeste  vorzubereiten  und  darüber  zu  wachen  (s.  Morgan).  Neben 
dem  Thiertanz  oder  Tooppta  (das  Thier  machen)  fanden  sich  (in  Sonora)  der  Tanz 
Pascola  (worin  der  Tänzer  einen  Coyote- Schw^anz  angeheftet  hat)  und  der  Tanz  Monte- 
zuma    (in  dem  die  Tänzer  Rattel  tragen).     Bei  Festspielen  banden    sich   die  Jünglinge 


OBO.  753 

Auf  hohen  Ueberg-angspuncten  der  Strasse^),  wo  die  Träger 
ausruhten,  errichteten  die  Mexicaner  Steinhaufen^)  (s.  Mendieta), 
wie    in   Peru    (bei   Mongolen    und   sonst).     In  Usui  werden  (nach 


der  Tapuyer  die  Flügel  des  Kohituh- Vogels  an  die  Arme  (s,  Franciscus).  An  der 
Nordwestküste  bestreuen  sich  die  Tänzer  mit  Schwanen  federn. 

1)  Ein  Indianer  von  der  Mission  San  Louis  Obispo  hatte  die  Erscheinung  eines 
Phantoms,  nach  welchem  die  Indianer  bestraft  werden  würden,  wenn  sie  einen  gewissen 
AVeg  reisten  (Boscana),  als  FetischAveg  (in  Africa).  Während  die  Besessenheit  („eine  Art 
einer  wahrhaften  Besitzung"  nach  dem  auf  Regierungs-Anordnung  erfolgten  Ausspruch 
des  Ministeriums  in  Berlin)  in  Spandau  grassirte  (1594),  hat  man  auch  „in  der  Stadt 
viel  und  mancherley  Sachen,  als  Geld,  Leinwand,  ausgehöhlte  Büchsslein,  Cranze, 
güldne  Bohrten,  Knäuffe,  Ringe,  Garn,  Zwirn-Knäuel  ausgeworfFen  gesehen,  und  wer 
deren  etwas  aufgenommen,  der  ist  besessen  worden,  wannenhero  beydes  in  der  Schule 
und  Kirche  auf  der  Canzel  verboten  worden,  dass  niemand  etwas  aufnehmen  solle" 
(Küster). 

^)  Zu  den  Steinhügeln  (in  Alaska)  fügte  jeder  Vorübergehende  einen  Stein  (zu 
Cook's  Zeit).  Bei  der  Revue  des  Heeres  Xolotl's  errichteten  sich  zwölf  Haufen  aus 
den  Steinen,  die  jeder  in  der  Hand  trug.  Zu  Ehren  des  Dämon  Oke  wurden  ,,Pa- 
wooranzes,  das  ist  Götzenhöhen",  in  den  Feldern  aufgerichtet  (in  Virginien).  Bei  den 
Calchaquies  (in  Tucuman)  waren  (nach  Guevara)  mit  Widderblut  bestrichene  Feder- 
stäbe in  Tempelhütten  aufgestellt  (als  Idole).  Im  Monat  Toxcatl  tanzten  die  Priester 
(Mexico's)  vor  dem  Idol  mit  Cuitlacochtli  genannten  Federstäben  (s.  Toiquemada). 
Vom  Abgott  (der  Araucaner)  „Pillan,  dem  sie  etliche  Lieder  mit  seltsamen  Geberden 
zu  Ehren  singen,  glauben  sie,  dass  er  ein  Geist  sey,  der  aus  Luft  bestände  und  alle 
Sachen  auf  der  Erde  beherrschte.  Doch  andere  meinen,  dass  er  der  Donner  sei,  den 
sie  -auch  also  zu  nennen  pflegen.  Und  darum  ehren  sie  diesen  Pillan,  wenn  es  donnert, 
am  allermeisten,  dann  stecken  sie  einen  Pfeil  und  ein  steinernes  Beil  in  die  Erde,  und 
nehmen  das  Gewehr  zur  Hand ,  nicht  anders  als  wenn  ein  mächtiger  Feind  auf  sie  zu 
kähme,  indem  sie  wähnen,  dass  sie  durch  den  Donner  vor  der  Spanier  Ankunft,  deren 
Grausamkeit  ihnen  ein  Greuel  ist,  gewarnet  würden.  Sonsten  nennen  sie  auch  alle 
Helden  Pillan  und  schreiben  denselben  göttliche  Ehre  zu.  Wan  sie  Taback  saugen, 
welches  sie  fast  allezeit  zu  tuhn  pflegen ,  dan  blasen  sie  den  Rauch  desselben  mit 
wunderseltsamen  Gebährden  in  die  Luft  und  schreyen:  Empfange  dieses,  o  Pillan.  Ja 
wenn  sie  aus  irgend  einer  Feldschlacht  sieghaftig  zu  Hause  kommen,  stecken  sie  das 
gemeldete  steinerne  Beil  in  die  Erde,  stehen  um  dasselbe  gewafnet  her,  sauffen  so 
lange,  bis  sie  vol  und  toi  seynd,  und  singen  inzwischen  dem  Pillan  zu  Ehren  ihre 
Lieder  Pawari"  (s.  Dapper).  Neben  dem  Pilun  oder  Fürst  steht  der  Matra-mat  als 
Priester  (in  Yap).  Die  (grünen)  Amazonensteine  am  Rio  Negro  sollten  aus  einem  Land 
der  Frauen  ohne  Männer  (Cougnantainsecouima)  oder  der  für  sich  allein  lebenden  Frauen 
(Aikeambenano)  kommen  (A.  v.  Humboldt).  Wo  sich  Chalchiuitles  fanden  ,,ö  crian, 
Ja  yerba  que  esta  alli  nacida,  siempre  esta  verde,  y  es  porque  estas  piedras  continua- 
mente  echan  de  si  una  ecshalacion  fresca  y  hümeda"  (Sahagun).  Bei  den  Mijes  wurde 
ein  flacher  Grünstein  mit  rothen  Streifen  verehrt.  In  Tecpan-Guatemala  galt  die  Ver- 
ehrung einem  Stein  (und  so  in  Utatlan).  Zu  Cortez'  Zeit  zeigten  die  Chololteken  einen 
Meteorstein  in  Krötenform,  der  aus  einer  Feuerkugel  auf  die  Pyramide  gefallen.  Der 
Obsidian  hiess  Teotetle  (göttlicher  Stein)  in  Mexico. 


i  a  s  t  i  a  n ,  America. 


48 


754  CEREMONIELLES. 

Speke)  und  am  Sinai  (nach  Ebers)  Steinhaufen  errichtet  (wie  für 
Hermes  im  Alterthum),  und  so  in  Borneo  und  Tibet.  Bei  den 
Dayak  werden  Steinhaufen  errichtet  zur  Schande  eines  Lügners 
(in  der  Schweiz  über  den  Gräbern  Verunglückter). 

In  Costarica  ist  der  Chalchuitl  nur  in  solchen  Gegenden 
gefunden,  die  von  chorotegischen  Stämmen  bewohnt  waren,  wie 
in  Guanacaste  und  San  Ramon  (dann  unter  den  Guatusos  in 
San  Carlos).  Der  Grünstein  mit  dem  eine  Schlange  in  den 
Klauen  haltenden  Vogel  w^urde  als  „Herz  des  Volkes"  verehrt 
(in  Cholula). 

Unter  den  Idolen  in  Zoguio  sah  Fray  Jordan:  una  piedra 
muy  hermosa  y  tan  grande  como  un  plato  mediano,  y  de  hechura 
de  plato,  y  de  color  verde  con  pintas  y  tayos  de  sangre,  cuyo 
valor  y  estima  dixeron  los  Indios  que  avia  sido  tan  grande  que 
avia  costado  una  ciudad  entera  para  ofrecerla  a  los  ydoles 
(s.  Padilla). 

Für  die  alten  Mexicaner  hatte  der  Grünstein  den  Modewerth 
des  Jade  in  China,  wogegen  die  Spanier  mehr  nach  den  edlen 
Metallen  suchten,  und  sie  in  Geschenken  (sow^ohl,  wie  später  in 
der  Beute)  reichlich  aufhäufen  konnten. 

Torquemada  giebt  ein  Verzeichniss  der  von  Cortez  zuerst  in 
Mexico  erhaltenen  Geschenke. 


Der  Abgesandte  von  Motecusuma  Hess  vor  Cortes  reich  gearbeitete  Matten  auf 
dem  Boden  ausbreiten  und  sie  mit  baumwollenen  Zeugen  bedecken,  darauf  legte  er  die 
Geschenke  aus.  Sie  bestanden  in  einer  grossen  Menge  und  Mannigfaltigkeit  von  baum- 
wollenen Hemden  und  baumwollenen  Stoffen  überhaupt,  welche  auf  das  zierlichste  ge- 
arbeitet, und  mit  Federn  von  den  herrlichsten  Farben  durchwirkt  waren.  Dann  kamen 
Schilde,  von  blendend  weissen  Stäben  verfertigt,  und  mit  Federn  und  Gold-  und  Silber- 
Plättchen  belegt,  und  andre,  die  mit  Perlen  gestickt  waren,  wo  die  feine  und  kunst- 
volle Arbeit  Alles  übertraf,  was  man  sehen  konnte.  Ferner  ein,  aus  Holz  auf  das  ge- 
schickteste geschnitzter,  Helm,  welcher  ganz  mit  Goldkörnern  angefüllt  war;  eine 
Sturmhaube  von  Goldblech,  mit  Troddeln  und  mit  Steinen,  wie  Smaragde,  besetzt; 
allerhand  grosse  Federbüsche  von  dem  buntesten  Gefieder  und  in  Silber  und  Gold  ge- 
fasst;  Fliegenwedel  von  den  seltensten  Federn,  mit  tausend  Berlocken  von  Gold  und 
Silber  und  von  der  feinsten  und  wundersamsten  Arbeit;  Armspangen  und  Waffen- 
schmuck von  Gold  und  Silber  und  mit  grünen  und  goldgelben  Federn  geziert;  Wild- 
leder, auf  das  beste  gegerbt  und  gefärbt ;  Schuhe  und  Sandalen  von  dergleichen  Leder, 
mit  Goldfäden  genäht,  und  mit.  Sohlen  von  kostbaren  weissen  und  blauen  Steinen;  an- 
dere Schuhe  auf  das  feinste  von  Baumwolle  gewirkt ;  Spiegel  von  Marchash,  in  Kugel- 
form von  der  Grösse  einer  Faust,  und  auf  das  künstlichste  in  Gold  gefasst,  so  dass  die 
Fassung  allein  schon  einen  hohen  Werth  hatte,  und  man  sie  jedem  König  oder  Kaiser 
zum  Geschenk  machen  durfte.     Decken  und  Vorhänge  zu  Betten,   aus  Baumwolle  von 


TRIBUTGESCHEXKE.  755 

den  verschiedensten  Farben  und  von  höherem  Glanz  und  Feinheit  als  Seide;  eine  Menge 
anderer  Kleinode  von  Gold  und  Silber:  ein  Halsband  von  Gold  mit  mehr,  als  hundert 
Smaragden,  mit  Rubinen  und  einer  Menge  goldener  Berlocken,  ein  zweites  Halsband 
gleichfalls  mit  vielen  Smaragden  und  grossen  Perlen  ;  Alles  von  der  kunstvollsten  Ar- 
beit; viele  Kleinodien  von  Gold,  in  Gestalt  von  Fröschen  und  anderen  Thieren;  Ju- 
welen in  der  Form  von  Denkmünzen  und  mit  einer  Einfassung,  deren  Arbeit  einen 
höhern  Werth  hatte,  als  die  Edelsteine  selbst;  eine  Menge  grosser  und  kleiner  Gold- 
körner, "Was  aber  das  Kostbarste  war,  bestand  in  zwei  runden  Scheiben,  die  eine  von 
Gold,  worauf  die  Sonne  mit  ihren  Strahlen  und  dem  Thierkreis  abgebildet  war,  und 
über  loo  Mark  Gewicht  schwer;  die  andere  von  Silber,  die  in  gleicher  Weise  den 
Mond  vorstellte,  und"  von  50  Mark  Gewicht  und  darüber;  beide  massiv,  in  der  Dicke 
eines  Stücks  von  vier  Silber-Realen  und  der  Grösse  eines  "Wagenrades  .  .  .  Alle, 
welche  diese  Kostbarkeiten  gesehen,  urtheilten,  dass  sie,  ohne  die  kunstvolle  Arbeit 
und  die  Zugaben,  blos  an  Gold-  Und  Silbergewicht  allein  einen  "Werth  von  25,000 
Castellanos  de  oro  hätten;  so  dass  man  dieses  Geschenk  im  Ganzen  füglich  auf  50,000 
Ducaten  schätzen  konnte".  Nach  Gomara  war  auf  einem  Schilde  der  Kriegsgott  Vitzil- 
opuchtli,  oder  Huitzilopuchtli,  in  erhobener  Arbeit  abgebildet.  Aehnlich  berichtet 
Bernal  Diaz  de  Castillo :  Bei  der  Abreise  des  Tendile  mit  den  Geschenken,  welche 
ihm  Cortes  für  seinen  Monarchen  Motecusuma  gegeben,  war  der  andere  Statthalter 
Pitalpitok  in  unserem  Lager  zurückgeblieben.  Er  bewohnte  eine  Baracke,  die  von 
den  unsrigen  entfernt  lag,  und  liess  Indianer  kommen,  um  Maisbrot  zu  backen  und 
Hühner,  Früchte  und  Fische  herbeizuschaffen,  welche  die  Provinz  für  die  Tafel  von 
Cortes  und  die  übrigen  Officiere  zu  liefern  hatte.  Wir  übrigen  Soldaten  mussten  selbst 
Muscheln  sammeln  und  Fische  fangen,  wenn  wir  satt  werden  wollten.  Indess  fanden 
sich  viele  Indianer  aus  den  zuvorgenannten  Provinzen  ein,  von  denen  jene  Beamten 
des  grossen  Motecusuma  Statthalter  waren,  und  brachten  etwas  Gold,  Geschmeide  von 
geringem  Werth  und  Hühner  mit,  und  vertauschten  sie  gegen  unsere  Waaren,  die  in 
grüiten  und  weissen  Glaskoralleu  und  dergleichen  bestanden,  womit  wir  sammt  und 
sonders  versehen  waren,  da  wir  den  Nutzen  solcher  Tauschwaaren  während  der  Ex- 
pedition von  Grijalva  kennen  gelernt  hatten.  Sechs  oder  sieben  Tage  mochten  auf 
diese  Weise  vergangen  sein,  als  der  Tendile  des  Morgens  wieder  anlangte.  Er  hatte 
mehr  als  hundert  indianische  Lastträger,  welche  alle  wohl  beladen  waren,  und  einen 
grossen  mexicanischen  Caziken  bei  sich,  der  in  Gesicht,  Statur  und  Haltung  viele  Aehn- 
lichkeit  mit  Cortes  hatte,  und  blos  deshalb  von  seinem  Monarchen  zu  dieser  Sendung 
ausersehen  worden  war.  Denn,  wie  man  erzählte,  so  hatten  alle  Grossen  des  Motecu- 
suma, welche  gegenwärtig  waren,  als  der  Tendile  die  Abbildung  von  Cortes  übergab, 
sogleich  die  Bemerkung  gemacht,  dass  er  einem  vornehmen  Manne,  Namens  Quintalbor 
gliche.  Dies  war  der  Nämliche,  der  nun  mit  dem  Tendile  kam,  und  so  nannten  wir 
den  Einen  den  Cortes  von  hier,  und  den  Andern  den  Cortes  von  dort.  Hören  wir 
aber,  was  die  Gesandten  machten,  als  sie  vor  Cortes  kamen.  Erst  berührten  sie  die 
Erde  zu  seinen  Füssen  mit  der  Hand,  dann  beräucherten  sie  ihn  und  alle  Spanier,  die 
in  der  Nähe  waren,  mit  ihren  Kohlenbecken  von  Thon.  Cortes  empfing  sie  mit  dem 
grössten  Wohlwollen,  und  hiess  sie  neben  sich  Platz  nehmen.  Der  Cazike  Quintalbor 
hatte  den  Auftrag,  mit  dem  Tendile  gemeinschaftlich  das  Wort  zu  führen.  Beide 
hiessen  den  Cortes  daher  auf  das  geziemendste  willkommen  in  ihrem  Lande,  und  nach 
vielen  gewechselten  Reden  holten  sie  die  Geschenke  hervor,  und  breiteten  sie  auf  einer 
Matte  aus,  über  die  sie  noch  einige  Stücke  baumwollener  Stoffe  gelegt  hatten.  Das 
erste  war  eine  Scheibe,  von  der  Grösse  eines  Wagenrades,  welches  die  Sonne  vorstellte, 

48* 


756  CEREMONIELLES. 

ganz  vom  feinsten  Gold  und  von  der  schönsten  Arbeit,  ein  überaus  merkwürdiges 
Kunstwerk,  das  nach  der  Aussage  derer,  die  es  gewogen,  über  zwanzig  Tausend  Gold- 
Piaster  Werth  gehabt  haben  soll.  Das  zweite  eine  Scheibe,  grösser  noch,  als  die  erste; 
schwer  von  Silber,  von  grossem  Werth,  und  den  Mond  vorstellend,  mit  vielen  Strahlen 
und  andern  Figuren  darauf.  Das  dritte  war  eine  Sturmhaube,  ganz  mit  gediegenen 
Goldkörnern  angefüllt,  wie  sie  aus  den  Bergwerken  kommen,  an  drei  Tausend  Piaster 
Werth;  und  das  war  mehr  für  uns,  als  wenn  es  das  Zehnfache  gewesen  wäre,  weil  es 
uns  die  Gewissheit  gab,  dass  reiche  Goldgruben  im  Lande  waren.  Hierzu  kamen  noch 
zwanzig  goldene  Enten,  vollkommen  nach  der  Natur  und  sehr  zierlich  gearbeitet;  ferner 
Figuren  von  Hunden,  Tigern,  Löwen  und  Affen,  sodann  zehen  Halsketten  und  Ber- 
locken, alles  von  Gold  und  von  der  kunstmässigsten  Ausführung;  ein  Bogen  mit  der 
Sehne  und  zw-ölf  Pfeilen,  und  zwei  fünf  Palmen  lange  Stäbe,  wie  die  der  Gerichtshalter, 
alles  aus  dem  feinsten  Golde  gegossen  ;  weiter  brachten  sie  Büsche,  wo  die  schönsten 
grünen  Federn  in  Gold  und  Silber  gefasst  waren,  und  Fächer  in  gleicher  Art;  aller- 
hand Wild,  gleichfalls  aus  Gold  gegossen;  kurz  eine  solche  Menge  von  Gegenständen, 
dass  ich  mich  Alles  dessen  seit  der  langen  Reihe  von  Jahren  her  nicht  mehr  erinnere. 
Es  waren  allein  über  dreissig  Packe  von  baumwollenen  Stoffen,  von  der  verschieden- 
sten Arbeit,  und  mit  bunten  Federn  durchwirkt  (s.  Rehfues), 


Wie  bei  den  Römern,  haben  bei  den  Mexicanern  die  Be- 
stattungsgebräuche zwischen  Begraben  und  Verbrennen  gewech- 
selt, im  Einzelnen  jedoch  laufen  die  Nachrichten  auseinander  und 
scheinen  sich  oft  direct  zu  widersprechen.  Im  Gegensatz  zu  den 
Teepaneken,  die  den  Brauch  des  Verbrennens  eingeführt  hatten, 
(und  zwar,  wie  gesagt  wird,  als  Entlehnung  von  den  Azteken, 
deren  Leichengebräuche  bei  der  Bestattung  Netzahualxoyotzin's 
als  auch  in  Tezcuco  herrschend  erwähnt  wird),  begruben  die 
Chichimeken  (nach  Veytia).  Auch  d'Alva  screibt  den  Chichime- 
ken  ursprünglich  das  Begraben  zu,  während  sie  später  von  den 
Tolteken,  (welche  die  Asche  zu  verwahren  pflegten)  den  Brauch 
des  Verbrennens  adoptirten,  und  bei  dem  Tode  des  Kaisers  Ixt- 
lilxochitl  wird  bemerkt,  dass  er  nach  der  Bestattungsweise  der 
Tolteken  verbrannt  sei,  unter  Bewahrung  seiner  Asche.  Vorher, 
wie  Galvez  hinzufügt,  habe  eine  Ausstellung  der  Leiche  im  vollen 
Staat  des  Herrscherschmuckes  stattgefunden  (bei  Quinantzin  nach 
vorherigem  Ausweiden  des  Körpers). 

Andererseits  heisst  es  wieder,  dass  die  Mexicaner  ihrer  alten 
Sitte  gemäss  begraben  hätten,  (wie  noch  bei  Huitzilihuitl's  Be- 
stattung in  Chapultepec) ,  und  zwar  in  Hallen  (s.  Francesco  de 
Bologna)  und  dass  ihnen  die  Todtenverbrennung  durch  die  Oto- 
miten  zugekommen  sei  oder  (nach  Galvez)  von  den  Chichimeken, 


VERBRENNUNG.  757 

(die  Clavigero  auch  bereits  ihren  Heerfürsten  Xolotl  verbrennen 
lässt),  wogegen  später  aber  wieder  Montezuma  Ilhuicamina  nicht 
verbrannt,  sondern  in  einem  vergoldeten  Pantheon  beigesetzt  sei, 
ein  Gebrauch,  der  auch  bei  seinen  Nachfolgern  adoptirt  worden. 
Nach  Gomara  wurden  in  INIexico  nur  die  Leichen  der  Fürsten 
verbrannt,  die  des  gemeinen  Volkes  dagegen  begraben. 

Im  Allgemeinen  mag  angenommen  werden,  dass  bei  den 
nördlichen  Wanderstämmen  aus  oft  baumlosen  ^)  Ebenen  (also  auch 
bei  den  Mexicanern,  ehe  sie  ihren  neuen  Wohnsitz  fanden)  der 
Brauch  des  Begrabens  geherrscht  habe,  bei  den  Ansässigen  da- 
gegen die  Verbrennung,  die  dann  bald  von  den  Tolteken,  bald 
von  den  Otomiten  entlehnt  gedacht  wurde,  und  möglicherweise 
konnte  dann  später  wieder,  in  Folge  des  bereits  bei  der  Con- 
quista  fühlbaren  Holzmangels ,  das  Begräbniss  in  der  Erde  seine 
Empfehlung  finden.  Die  in  solchen  Gräbern  Bestatteten  wurden 
(nach  Clavigero)  auf  den  Icpalli  genannten  Doppelsessel  gesetzt, 
in  einem  mit  Kalk  ausgemauerten  Räume.  Die  Asche  der 
Verbrannten  wurde  in  einer  Urne  im  Tempel  aufbewahrt.  Damit 
waren  die  Coacuiles  genannten  Priester  betraut,  und  von  ihnen 
wird  angeführt,  dass  sie  die  Leichen  im  Tempel  verbrannt  hätten, 
ausser  denen  der  am  Aussatz  Verstorbenen  und  der  Knaben  unter 
17  Jahren  (wie  ähnlich  in  Rom).  Ein  anderer  Unterschied  wird 
(wie  bei  den  Mongolen)  nach  der  Todesweise  gemacht,  indem 
die  Ertrunkenen  und  an  Wassersucht  Gestorbenen  (in  Mexico)^) 
begraben  worden,    die  übrigen  dagegen  verbrannt. 

Mit  der  Herausnahme  der  Eingeweide  wird  die  Einfüllung 
aromatischer  Kräuter  verbunden,  und  der  mit  Tuchlagen  (wie 
in  Congo)  eingewickelten  Leiche  des  mexicanischen  Königs  habe 

^)  Die  Steinsetzungen  der  Grabhügel  auf  den  norddeutschen  Ebenen  sind  dort 
durch  das  umhergestreute  Material  gegeben,  im  natürlichen  Anschluss,  wie  überall  zu 
beobachten. 

-)  Die  Mexicaner,  die  die  Leichen  begruben  (die  der  Fürsten  aber  verbrannten) 
hatten  neun  Plätze  für  die  Seelen ,  der  höchste  (neben  der  Sonne)  für  die  in  der 
Schlacht  Gefallenen  oder  Geopferten,  einen  (in  der  Erde  für  die  Bösen),  dann  einen 
für  die  bei  der  Geburt  gestorbenen  Kinder,  einen  für  die  im  Alter  Verstorbenen, 
einen  für  die  plötzlich  Verstorbenen,  einen  für  die  in  Krankheit  Verstorbenen,  einen 
für  die  Ertrunkenen,  einen  für  die  Hingerichteten,  einen  für  Mörder,  einen  für  die 
von  Caciquen  oder  Priestern  Erschlagenen.  Die  Leiche  des  Soldaten  vv'urde  in  dem 
Gewand  Vitzilopochtli's  begraben,  die  des  Trunkenboldes  in  das  Ometochtli's  (Gott  des 
Weines),  des  Ehebrechers  in  dem  Tlazolteutli's  (Gott  der  Wollust),  des  Ertrunkenen  in 
dem  Tlaloc's  (^Gott  des  Wassers),  und  so  Jeder  in  dem  seines  Schutzgottes  (nach  Gomara). 


758  CEREMONIELLES. 

man  dann  das  Gesicht  mit  einer  IMosaik-Maske  bedeckt.  Auch 
bei  Clavigero  findet  sich  die  Notiz ,  dass  das  Gesicht  der  in 
Kleider  gehüllten  Leiche  mit  einer  Maske  bedeckt  sei,  und  Tor- 
quemada  spricht  von  einer  Maske  aus  Türkisen  bei  dem  menschen- 
ähnlichen Bündel,  worin  man  die  Asche  des  Königs  von  Mechoa- 
can  verwahrt  habe.  vSchon  während  der  Krankheit  des  Königs 
oder  bei  andern  Calamitäten  wurden  (in  Mexico)  die  Bilder  der 
Götter  Huitzilopochtli  und  Tezcatlipuca  mit  Älasken  verhüllt. 

Die  Auskleidung  der  Leichen  war  (in  Mexico)  nach  dem 
Stande  verschieden,  indem  jeder  die  Insignien  seines  Schutzgottes 
annahm  (wie  die  peruanischen  Creolen  die  Erlaubniss  erkaufen,  sich 
im  Mönchsge wände  des  heiligen  Franziscus  begraben  zu  lassen). 

Der  Todte  in  Mexico  wurde,  wenn  Krieger  als  Huitzilopochtli, 
wenn  Kaufmann  als  Jacatuctli ,  wenn  Künstler  in  dem  Zeichen 
seines  Schutzgottes,  wenn  Ertrunkener  als  Tlaloc,  wenn  wegen 
Ehebruch  hingerichtet  als  Tlazolteotl,  wenn  versoffen  als  Tezcat- 
zoncatl  gekleidet  und  erhielt  (neben  einem  Wasserkrug)  von  den 
Priestern  Papiere,  um  mit  dem  ersten  die  fechtenden  Berge,  mit 
dem  zweiten  die  grosse  Schlange,  mit  dem  dritten  das  Krokodil 
Xochitonal,  mit  dem  vierten  die  acht  Wüsten,  mit  dem  fünften 
die  acht  Hügel,  mit  dem  sechsten  den  scharfen  Wind  am  Orte 
Itzehejacon  oder  den  Messerschneider  (wofür  auch  Kleider  zum 
Schutz  verbrannt  wurden)  zu  passiren,  worauf  noch  (zur  Beglei- 
tung) der  Hund  Techichi  mit  einer  Schnur  um  den  Hals  (um  den 
tiefen  Fluss  Chuihnahuapan  oder  neues  Wasser  zu  kreuzen)  ge- 
tödtet  wurde.  Die  in  einem  irdenen  Topf  (mit  einem  Edelstein) 
begrabene  Asche  erhält  Speise  und  Trank  darüber  hingesetzt. 

Die    unter    dem    Erdhügel  ^)    in    Teotihuacan   (Ort   des  Teutl 


^)  Ausser  der  Begrab nissart  in  Hügeln,  die  nach  der  Würde  des  Verstorbenen 
höher  aufgehäuft  und  mit  einem  Schirm  bedeckt  sind,  beschreibt  Lawson  bei  den 
Congarees  (in  Süd-Carolina)  eine  andere  in  Gewölben.  The  bones  are  then  taken  up, 
cleaned,  jointed,  clad  in  white-dressed  deer-skins  [Patagonier]  and  laid  away  in  the 
Quiogozon,  which  is  the  royal  tomb  or  burial  place  of  their  kings  and  war-cap- 
tains.  The  arithmetic  of  the  Congarees  was  kept  with  a  heap  of  Indian  grain.  The 
Congarees  have  abundance  of  cranes  ad  storks  in  their  sawannahs.  Thei  take  them 
befere  they  can  fly  and  breed  them  as  tarne  and  familiär,  as  a  dung-hill  fowl  (s.  Lawson). 
The  Avampum  and  peace-pipe  of  Yogowanea  (the  queen  of  the  Eries),  called  the  Mo- 
ther  of  Nations,  were  held  sacred  (Schoolraft).  In  the  rcports  of  the  Jroquois  country, 
the  Neutres  (Attiwandaronk)  are  mentioned  as  living,  a  kind  of  Helots,  in  the  cantons 
of  their  conquerors  (Schoolraft).  The  sacred  spring  (near  Fort  defiance)  of  the  Na- 
vajoes  now  only  boils,  when  approached  by  bad  men  (Backus).    The  boy,  w^^ose  mother 


GRARHÖHLE.  759 

oder  Gottes)  oder  Veitioacan  (lugar  donde  hacian  senales)  be- 
grabenen Fürsten  wurden  vergöttert  (als  Teutl),  da  sie  sich  nur 
zum  Schlaf  niedergelegt  hatten,  und  einige  verwandelten  sich 
in  Sonne  und  Mond  oder  in  Sterne  (s.  Sahagun).  Sie  wurden 
deshalb  angerufen  zu  erwachen,  da  schon  die  Morgenröthe  tage, 
die  schöngefiederten  Vögel  sängen  und  die  Schmetterlinge  bunter 
Farben  umherflatterten.  (Senor  o  Senora  despierta,  que  ya  co- 
mienza  ä  amanecer).  Die  in  der  Schlacht  Gefallenen  gingen  zum 
Sonnenhause  ein,  die  an  Krankheit  oder  Alter  Verstorbenen^) 
dagegen  stiegen  hinab  zum  Hades  oder  Mictlan. 

Der  verstorbene  Fürst  w^urde  (bei  den  Mixtecas)  um  Mitter- 
nacht von  den  Priestern  (die  mit  ihm  als  noch  lebend  redeten) 
in  einer  Höhle  (am  Eingang  zum  Paradies)  im  Walde  begraben, 
und  dann  ein  in  die  fürstlichen  Insignien  gekleideter  Sklave  (mit 
Maske),  nachdem  er  einen  Tag  hindurch  die  Huldigungen  als 
Fürst  erhalten,  geopfert  und  in  ein  Grab  gelegt,  ohne  dass  Erde 
hinauf  geworfen  wurde.  Ponenle  su  rueca,  e  huso,  con  que  hilan 
el  algodon  (den  Frauen,  wie  Bogen  in  die  Gräber  der  Männer) 
in  Chagaopo  (zu  Heredia's  Zeit). 

Mit  dem  König  von  Mechoacan")  wurden  sieben  Frauen  be- 

had  conceived  by  the  sun,  killed  the  giants,  who  liad  nearly  extinguished  the  Na- 
vajoes  (Eaton).  Mit  Phantasia  {(f  tavsox^cii)  bezeichnet  Aristoteles  den  Uebergang  von 
der.  Sinnesempfindung  zum  bewussten  Denken.  Among  the  many  tokens  of  divine 
favour,  which  the  Shawnees  formerily  enjoyed,  was  the  art  of  Walking  on  the  surface 
of  the  ocean,  by  which  they  crossed  from  the  east  to  America  without  vessels  (s.  Rod- 
gers). Franklin  erzählt  von  einem  schwedischen  Missionair,  der  den  Susquehannah- 
Indianern  die  heilige  Schrift  lehrte,  aber  die  ihm  dagegen  mitgetheilten  Traditionen 
für  Fabeln  erklärte,  worauf  sich  die  Indianer  über  seine  schlechte  Erziehung  be- 
klagten. The  Indians  believe,  that  an  Otkon  (evil  spirit)  has  power  in  this  valley,  sagt 
Wiser  von  einem  Abgrund  in  dem  Irokesen-Lande. 

1)  Der  eines  natürlichen  Todes  Sterbende  ist  für  den  guten  Ort  des  Dsiewe  oder 
Yoame  (Verbleibort)  bestimmt,  wogegen  der  eines  gewaltsamen  Todes  Sterbende,  als 
Blutmensch  oder  Verfluchter,  von  dem  Begräbniss  in  seiner  Hütte  ausgeschlossen  wird 
(bei  den  Eweern),  und  ein  ähnlicher  Gegensatz  zu  der  Auffassung  bei  kriegerischen 
Völkern  fand  sich  auf  den  friedlichen  Mariannen. 

2)  Wenn  mit  Fackeln  und  Trompetenblasen  die  Leiche  des  Königs  von  Mechoa- 
can  nach  dem  Tempel  des  Gottes  Curicaneri  getragen  wurde,  gingen  Diener  voran,  den 
Weg  zu  fegen,  „y  decianle:  Seiior,  por  aqui  has  de  ir,  mira  no  pierdas  el  Camino" 
(s.  Torquemada),  Nachdem  der  Caotzonzin  oder  König  (in  Mechoacan)  verbrannt  war, 
wurde  seine  Asche  in  einem  Bündel  aufbewahrt ,  das  mit  Goldmaske  ausgekleidet ,  in 
einem  Grabe  beigesetzt  wurde,  während  für  fünf  Tage  weder  Mais  gemahlen  noch  Feuer 
angezündet  wurde  (s.  Mendieta).  Die  Begräbnisse  der  Könige  hiessen  Yacata  (Cuicillos 
oder  Erdhügel)  in  Mechoacan  (s.  Beaumont).     Die  Asche  der  verbrannten  Königsleiche 


760  CEREMONIELLES. 

graben,  die  Eine  für  seine  Lippensteine,  eine  Andere  für  seinen 
Schmuck,  „otra  era  servidora  de  la  copa,  para  haverle  de  dar  de 
beber,  como  en  vida  lo  accostumbraba,  otra,  que  le  daba  agua  ä 
manos,  una  cocinera,  otra,  que  le  servia  con  el  orinal".  Unter  den 
männlichen  Begleitern  ,,era  uno,  que  llevaba  las  mantas  del  Ca- 
9untzin  difunto,  a  cuestos,  otro,  que  le  hacia  las  guirnaldas  de 
flores,  otro,  que  llevaba  su  silla,  otro,  que  llevaba  otras  mantas  de 
algodon,  otro,  que  llevaba  hachas  de  cobre  para  cortar  lena,  otro 
que  le  llevaba  el  mosqueador  y  aventador  grande,  para  hacerle 
sombra,  otro  le  llevaba  el  cal9ado,  otro  los  perfumes  y  canutos 
de  colores,  un  remero,  un  barquero,  un  barrendero,  un  encalador, 
el  portero  de  su  sala,  otro  de  las  mugeres,  un  plumagero,  un  pUi- 
tero,  que  le  hacia  joias,  un  oficial  de  arcos  y  flechas,  dos  6  tres 
monteros",  dann  „un  truhon  y  un  gracioso,  que  tenia  cargo  de 
contarle  novelos,  un  tabernero  para  el  vino,  iba  un  tariedor,  y  un 
bailador,  y  un  carpintero  de  hacer  los  Instrumentos  musicos,  con- 
que  tahen",  einige  Aerzte  und  andere  Diener  (Torquemada). 

Auf  der  Insel  Apupato  fand  sich  der  Tempel  für  die  Königs- 
gräber, auf  der  Insel  Xanicho  der  Tempel  des  Mondes  (bei  den 
Taraskem).  Mit  der  (über  die  vom  Scheiterhaufen  gesammelten 
Asche  verfertigten)  Puppe  des  verstorbenen  Königs  (während 
dessen  Trauerzeit  im  Lande  kein  Feuer  angemacht  werden 
durfte)  wurden  (in  jMechoacan)  sieben  Frauen  (durch  den  Nach- 
folger bestimmt)  begraben  (neben  den  Sklaven),  deren  verschie- 
dene Bedienungen,  w^ie  mehrfach  angegeben,  dann  auch  noch  (wie 
Gomara  erzählt)  die  Tagesbedürfnisse  begriffen,  so  dass  auch  eine 
Köchin,  eine  Wäscherin,  eine  Ankleiderin  dazu  gehörten.  In  den 
peruanischen  Gräbern  finden  sich  die  eingehüllten  Mumien  in  ver- 
schiedenster Weise  ausgekleidet  (auch  als  Popanze  und  maskirt). 

Nachdem  die  Mexicaner  dem  in  Zeuglagen  gewickelten 
Todten  einen  Grünstein  (als  Herz)  in  den  Mund  gelegt,    und  ein 

(in  Mechoacan)  wurde  unter  Kostbarkeiten  in  ein  menschenähnliches  Bündel  (mit  Pfeil 
und  Bogen  daneben)  aufgewickelt,  das  Gesicht  durch  eine  Maske  aus  Türkisen  bedeckt, 
und  nachdem  der  Priester  dasselbe  auf  das  Lager  des  Grabgewölbes  (neben  Töpfen 
für  Speise  und  Trank)  gesetzt,  legte  er  Alles  in  eine  grosse  Urne,  welche  zugedeckt 
wurde,  mit  Matten  und  Teppichen  bedeckt  (sagt  Torquemada).  Nach  dem  Begräbniss 
des  Königs  von  Mechoacan  wurde  während  der  fünf  Tage  der  Trauer  weder  Feuer  an- 
gezündet noch  Mais  gemahlen  und  der  Handel  war  aufgehoben  (s.  Torquemada).  Die 
Sänfte  mit  der  Leiche  des  (in  Pazquaro  residirenden)  Königs  von  Mechoacan  wurde 
durch  die  Fürsten  der  Ortschaften  Eneani,  Zacapu,  Heriti  und  Vanacaye  getragen 
(nach  Torquemada). 


TODTENOPFKR.  761 

Büschel  Scheitelhaare  abgeschnitten,  um  es  (zusammen  mit  den 
bei  der  Namensgebung  abgeschnittenen  Haaren)  als  Andenken  an 
die  Seele  in  steinernen  oder  hölzernen  Kästchen  (mit  Schnitzereien 
und  ]\falereien)  zu  verwahren,  legten  sie  ihm  eine  bemalte  Maske 
vor.  Nach  dem  Verbrennen  wurden  die  Knochenreste,  sowie  der 
Grünstein  aus  der  Asche  hervorgesucht,  um  sie  (mit  dem  Haar) 
in  dem  Kästchen  zu  verwahren,  und  darüber  wurde  eine  Figur  als 
des  Verstorbenen  ausgekleidet,  um  in  den  Quitonaltia  genannten 
Ceremonien  Opfer  von  Sklaven  (zur  Nachsendung  von  Helfern)  zu 
empfangen,  und  solche  Menschenopfer^)  wiederholten  sich  zu  be- 
stimmten Zeiträumen  während  des  ersten  Jahres,  während  nach 
Ablauf  desselben  die  späteren  Erinnerungsfeste  mit  Opfern  von 
Wachteln  oder  Schmetterlingen  gefeiert  wurden  (s.  Torquemada). 

Jenes  dem  Darius  von  den  Kalantiern  als  ehrenvollstes  ge- 
rühmte Begräbniss  (s.  Herodot)  w^ar  auch  in  Südamerica  bekannt, 
da  es  tröstlicher  schien,  von  liebenden  Verwandten^),  als  von  den 
Würmern,  absorbirt  zu  werden,  und  so  zerrieb  man  die  gebrann- 
ten Knochen  in  das  Getränk. 

Die  Cocomas  trinken  die  zerriebenen  Knochen  ihrer  Ver- 
wandten, weil  man  sich  besser  im  Innern  des  Freundes  finde,  als 
wenn  von  der  schwarzen  Erde  verschlungen. 

Die  Caschibos  essen  die  Alten  zu  deren  Freude  (s.  Raymondi) 
und  ein  getaufter  Mayorunas  (am  Napo)  beklagte  sich,  dass  er  als 
Christ  bei  der  Beerdigung  von  den  Würmern'^),   statt  von  seinen 


1)  Der  der  Leiche  des  Ahuizotl  geopferte  Sklave  wurde  in  die  7.  Unterwelt  ge- 
sandt. Der  König  von  Meztitlan  ,,faisait  ä  ses  idoles  une  offrande  de  papier  decoupe 
et  d'encens"  (bei  der  Priesterweihe).  Die  Fürsten  wurden  zu  Grabe  geleitet  mit  ,,deux 
grands  banniers  de  papier  blanc"  (zum  Verbrennen).  Weil  gelb  gefärbt,  wurde  die 
Wittwe  (in  Guatemala)  Mal-cani  genannt  (Ximenes). 

2)  Kach  Valerius  Maximus  beabsichtigte  die  Königin  Artemisia  von  Carien ,  als 
„vivum  sepulcrum"  ihres  verstorbenen  Gatten  Mausolus,  die  Asche  des  verbrannten 
Körpers  mit  ihren  Getränken  zu  mischen.  Die  Leichen  der  Fürsten  wurden  von  den 
Vornehmen  gegessen  (nicht  vom  Volk),  die  der  Kinder  begraben  (in  Nicaragua).  Beim 
Tode  des  Caciquen  in  Tecoatega  tanzten  Verkleidete  in  bunter  Bemalung.  Die  Yaros 
(am  Uruguay),  durch  Abschneiden  eines  Fingers  an  der  linken  Hand  (bei  Todesfall), 
, .verlieren  also  so  vil  finger,  so  vil  Bluts-Verwandte"  (s.  Sepp).  Entierran  los  hombres 
que  se  mueren,  e  ä  los  que  dellos  son  medicos  los  queman  (bei  Apalachen),  die  zer- 
riebenen Knochen  trinkend  (zu  Cabe^a  de  Vaca's  Zeit).  Die  Zaquitios  (in  Venezuela) 
tranken  die  gemahlenen  Knochen  des  Verstorbenen  in  dem  Mazato  genannten  Getränk 
(s.  Oviedo). 

■^)  In  Veraguas  wurden  die  Todten  den  wilden  Thieren  überlassen  (wie  in  Bactra), 
Sonst  den  Vögeln  (wie  in  Siam).     Die  Isannas    oder  Papunauas   (am  Isanna)   begraben 


762  CEREMONIELLES. 

Verwandten  gegessen  werden  würde  (nach  Osculati).  Gefangene 
geringerer  Herkunft  wurden  (nach  Blas  Valera)  den  Dienern  zum 
Verzehren  gegeben,  bei  den  Bewohnern  der  Antis  (Andes),  wäh- 
rend Angesehene  von  den  Vornehmen  selbst  zu  fressen  waren. 
Die  Knochen  Solcher,  die  keine  Klage  ausgestossen,  wurden  auf 
Hügeln  an  die  Sonne  gelegt,  als  Götter  verehrt  (in  den  Andes).  In 
vorincanischer  Zeit  verzehrten  die  peruanischen  Wilden  ihre  Ver- 
wandten, um  sie  in  sich  zu  begraben  (nach  Garcilasso  de  la  Vega). 

Die  eines  natürlichen^)  Todes  Gestorbenen  (in  Mexico)  gin- 
gen nach  IMictlan,  wo  der  Gott  IMictlantecutli  (Gott  der  Unter- 
welt) oder  Tzuntemoc  (hombre  que  baja  la  cabega,  hacia  abajo) 
mit  der  Göttin  Mictecacihuatl  (la  muger  que  hecha  en  el  infierno) 
wohnte  (s.  Torquemada).  Die  vom  Blitz  Erschlagenen,  sowie  Er- 
trunkenen und  die  an  unheilbarer  Krankheit  (wie  Aussatz,  Wasser- 
sucht u.  s.  w.)  Verstorbenen,  die  (nicht  verbrannt,  sondern)  begra- 
ben wurden,  gingen  nach  Tlalocan  (fresco  y  ameno),  wo  ,,nunca 
faltaban  macorcas  de  mais  verde,  calabacas  y  bledos,  chile  ö  axi 
verde,  xitomates  y  frisoles",  und  ihnen  wurde  (den  Kopf  mit 
Zauberpapier  bedeckt)  ein  Schössling  in  die  Hand  gegeben, 
„porque  decian,  que  como  el  lugar  era  fresco  y  ameno,  alli  havia 
de  reverdecer  y  hechar  hoja";  wie  auch  dort  die  Tlaloques  ge- 
nannten Götter  wohnten,  welche  „aparecian  ä  los  Sacerdotes  y 
ministros  de  los  Idolos,  que  traian  el  cabello  largo"  (Torquemada). 

Die  in  der  Schlacht  Gefallenen,  sowie  die  in  Gefangenschaft 


vor  den  Hütten.     Bei  den  Movinas  durften  die  Wittwer  keinen  Tiger  tödten,  weil  sie 
dann  gleichfalls  sterben  würden  (d'Orbigny). 

1)  Dem  Verbrannten  (als  natürlichen  Todes  Gestorbenen,  der  nach  Mictlan  ging) 
wurde  gesagt:  „de  vos,  ya  no  ha  de  haber  mas  memoria,  porque  os  vais  ä  un  lugar 
oscurisimo,  que  no  tiene  ventanas"  (Torquemada).  In  San  Salvador  erklärte  am  fünften 
Tage  der  Priester,  dass  der  Todte  in  das  Haus  der  Sonne  eingegangen  und  weitere 
Klage  überflüssig  sei  (s.  Palacio).  Die  Priester  der  Preussen  sahen  den  Todten  zum 
Himmel  einreiten.  Nachdem  die  Mexicaner  dem  Todten  verschiedene  Papiere,  als 
Pässe  für  die  von  der  Seele  zu  passirenden  Plätze  der  Unterwelt  mitgegeben,  ,,mataban 
tambien  un  perro  bermejo,  y  atabanle  un  hilo  de  algodon  al  pescue^o,  porque  decian, 
que  era  necesario  para  pasar  unas  aguas,  muy  hondas,  las  quales  havia  de  pasar  ä 
nado  sobre  el  Perrillo.  A  este  rio  llamaban  Chicuhnahuapan,  que  quiere  decir  nueve 
aguas"  (Torquemada).  Die  Leiche  des  Königs  wurde  im  Tempel  durch  die  Chihua- 
cohuatl  Tlamacasque  oder  Priester  der  Göttin  Chihuacohuatl  (welche  die  Seelen  auf- 
nahm) empfangen.  Die  im  Kriege  Fallenden  erfreuten  sich  ewiger  Ruhe  in  Titlaca- 
huan  mit  den  Göttern  Tealotlateuctli  und  Xiuhtecutli  und  den  Göttern  der  Winde, 
Regen  und  Nächte  (in  Mexico)  oder  mit  Mictlanteuctli  (Unterweltsgott)  und  den 
Ahnen. 


NIFLHEIM.  763 

gestorbenen  Krieger  gingen  zum  Haus  der  Sonne,  und  diejenigen, 
deren  Schild  mit  Pfeilen  durchbohrt  war,  sahen  die  Sonne  durch 
diese  Löcher  (in  Mexico),  bis  sie  sich  dann  in  die  Vögel  Tzintzo- 
nes  verwandelten. 

Die  im  Kampfe  Fallenden  gingen  zum  Sonnenhaus,  die  durch 
Blitz  ^)  oder  im  Ertrinken  sterbenden  zum  irdischen  Paradies  oder 
Tlolocan  (der  Tlaloques  genannten  Götter),  die  Uebrigen  zum 
Hause  Mictlantecuhtli's  (berichtet  auch  Sahagun). 

Die  als  ^loziaquezqui  (tapfere  Frau)  im  Kindbett  Gestorbene 
wurde  durch  bewaffnete  Hebammen  zum  Begräbniss  im  Tempel 
der  Civapipilti  geleitet,  damit  der  Rekrute  nicht  den  IMittelfinger 
der  linken  Hand  oder  das  Haupthaar  für  ihre  Schilde  raubte 
(als  Zauberwerk,  den  Feind  zu  blenden). 

Für  den  in  der  Fremde  gefallenen  Krieger  ^)  verbrannten  die 
Mexicaner  eine  bewaffnete  Puppe  im  Tempel  (die  Asche  auf  den 
Hügel  Jahualhucan  begrabend)  und  riefen  sie  an,  als  im  Licht 
lebend  mit  den  Göttern  Huihpilli  und  Cuctlenahuitl. 

Beim  Tode    eines    Kaufmanns    auf   der  Reise    vollzogen    die 


1)  Lightning  is  considered  as  the  direct  Operation  of  tlie  great  or  supreme  spirit. 
Any  object  or  person  Struck  is  considered  as  having  been  directly  appropiated  to  him- 
self  and  instead  of  being  mourned  or  lamented  over,  is  made,  after  the  purification,  a 
cause  of  dancing  and  rejoicing  (Brownlee),  während  die  Busse  dem  Häuptling  gezahlt 
wird  -(bei  den  Kaffir).  Im  Caucasus  darf  der  vom  Blitz  Erschlagene  nicht  berührt 
werden. 

2)  Der  Mönnitarris-Chef  Uassä-Issis  (der  Todte  oder  Taes  fortan  genannt)  kam,  in 
der  Schlacht  gefallen,  aus  dem  grossen  Dorfe  der  Seelen  in  Folge  eines  Papieres,  das 
ihm  dort  ein  weisser  Mann  gegeben,  auf  die  Erde  zurück,  wo  er  fortlebte  und  im 
Billardspiel  (Skohpe  bei  den  Mandans)  unüberwindlich  war,  wenn  er  seine  Hände  mit 
dem  Talisman  rieb,  nach  Addih-Hiddisch's  an  Neuwied  gemachten  Mittheilungen.  Auf 
einen  der  Hügel,  wo  ein  Kriegszug  der  Mönnitarris  zwei  Kinder  sitzen  sah ,  die  beim 
Annähern  verschwanden  (Mah-Karistahti  oder  les  buttes  des  enfants)  am  Heart-River, 
gehen  die  Frauen  zu  klagen,  wenn  sie  Nachkommenschaft  wünschen.  Die  dem  Todten 
abgeschnittenen  Haare  mit  andern,  die  seit  seiner  Geburt  bewahrt  waren,  wurden  (in 
Mexico)  in  ein  Kästchen  (in  welches  nach  dem  Verbrennen  die  Knochenasche  zuge- 
fügt wurde  und  ein  Chachihuitl  mit  Bild  des  Verstorbenen)  gelegt,  „bien  labrada  y  pin- 
tada,  por  de  dentro,  con  figuras  del  demonio,  segun  que  les  aparecia  y  las  tenian  di 
bujadas  en  piedra  y  maderas.  Sobre  la  mortaja  le  ponian  una  mascara  pintada"  (Tor- 
quemada).  Die  mit  den  Insignien  des  Chichimekenkönigs  in  Mexico  aus  Nayarite 
(171 8)  Huldigenden  verführten  die  geschmückte  Leiche  seines  Vorfahren  in  die  Höhle 
auf  der  Mesa  del  Tonati  (nach  Eintritt  der  Missionäre  in  die  Wälder  flüehtend).  In 
the  house  of  the  dead  (in  Virginia)  was  set  up  a  Quioccos  or  idol  (s.  Hariot).  The 
Quiogozon  was  the  Royal  tomb  or  Burial  place  of  kings  and  War-Captains  in  Caro- 
lina (Lawson). 


764  CEREMONIELLES. 

Verwandten  die  Leichen-Ceremonien')  an  einer  ihn  darstellenden 
Holzfigur  (Clavigero). 

Bei  Krankheit  des  Königs  wurde  (in  Azcapozalco)  die  Statue 
des  Gottes  Tezcatlipoca  (bei  Krankheit  eines  Fürsten  die  des 
Huitzilopochtli)  verschleiert  und  die  Leiche  wurde  im  Älantel 
(und  einem  Gewände  mit  dem  Bilde  Tezcatlipoca's)  auf  eine 
Matte  (mit  Goldmaske)  gesetzt  (nach  Abschneiden  einer  Scheitel- 
locke). Nach  dem  Verbrennen  im  Tempel,  wurde  die  Asche  mit 
den  Zähnen  und  der  Scheitellocke  in  eine  Urne  gethan  und 
darüber  das  Bild  des  Verstorbenen  aus  Holz  gestellt  für  vier- 
tägige Opfer,  worauf  man  sie  in  einer  Nische  des  Tempels  bei- 
setzte (s.  Veytia). 

Bei  Krankheit  des  Königs  ^)  in  Mexico  wurde  die  Bilder  des 
Huitzilopochtli  und  Tezcatlipoca  mit  einer  Maske  verhüllt  und 
(nach  dem  Tode)  der  Leichnam  (dem  man  einen  Smaragd  an  die 
Unterlippe  hing)  verbrannt,  worauf  in  der  Asche  der  Smaragd 
und  die  Zähne  gesammelt  und  in  einer  Büchse  begraben  wurden, 
um  Speise  hingesetzt  zu  erhalten. 

Nachdem  die  Leiche  des  Chichimekenfürsten  im  Staat  aus- 
gestellt war,  wurde  sie  verbrannt,  und  die  in  einer  Steinkiste  auf- 
bewahrte Asche  (nach  ihrer  Ausstellung)  in  einem  unterirdischen 
Raum  beigesetzt  (s.  Galvez).  Diesen  Todtengebrauch  der  Chichi- 
meken  adoptirten  die  mexicanischen  Fürsten  „y  su  sepulcro  lo 
fabricaron  dentro  del  mismo  Palacio,  en  una  boveda,  edificada  para 
solo  este  fin".     Der    Kaiser    Ihuilcamina    Hess    sich   indess  (ohne 


1)  Beim  Begräbniss  feierten  die  Huronen  das  Seelenfest  (Agochin  Atiskein).  Der 
verstorbene  Fürst  (der  Misteken)  wurde  während  des  Todtenfestes  durch  einen  in  seiner 
Tracht  gekleideten  Sklaven  dargestellt,  den  man  dann  (neben  andern  und  Frauen) 
opferte  (s.  Herrera).  Nach  Herausnehmen  der  Eingeweide  und  Einfüllung  aromatischer 
Kräuter  wurde  die  Leiche  des  mexicanischen  Königs  in  Tuchlagen  eingehüllt  (das 
Gesicht  mit  einer  Mosaik-Maske  bedeckt)  und  mit  einem  rothen  Hund,  der  (durch 
einen  Pfeil  getödtet)  über  die  neun  Wasser  oder  Chicanahuapan  zu  tragen  hatte  (mit 
Papieren  versehen,  die  Gefahren  zu  passiren) ,  von  den  vermummten  Priestern  (Coa- 
cuiles)  in  Procession  getragen.  Die  nicht  im  Alter  zu  Grunde  gegangenen  Seelen 
zogen  (ausser  den  von  Tacu  verschlungenen  Edlen  und  Priestern,  die  Gestirne  wurden) 
nach  der  Unterwelt  Tomec,  von  wo  Chinigchinich  das  Herz  nach  verschiedenen  Plätzen 
(seiner  Stellung  im  Leben  entsprechend)  sandte  (bei  den  Acagchemcm). 

2)  In  Hayti  wurde  nach  Begräbniss  eines  Häuptlings  von  dem  Volk  Gericht  über 
den  Todten  gehalten  und  bei  günstigem  Urtheil  ein  Lobgesang  zur  Erinnerung  ver- 
fasst  (ähnlich  in  Ceylon).  Die  nach  Verlauf  eines  Jahres  ausgegrabenen  Gebeine  werden 
(nach  rother  Bemalung  mit  Orlean)  wieder  beerdigt  (bei  den  Ges  oder  Cran). 


AUFERSTEHEN.  765 

Verbrennung)  in  einem  vergoldeten  Pantheon  beisetzen,  unter 
Opfer  vieler  Kriegsgefangenen,  und  seitdem  wurde  diese  neue 
Bestattungsart  von  seinen  Nachfolgern  angenommen. 

„No  tenemos  vida  permaneciente,  en  este  mundo,  y  es  tan 
breve  como  el  rato  que  uno  se  pone  al  Sol,  en  tiempo  de  frio, 
para  calentarse",  wurde  in  der  Anrede  bei  Bestattung  des  Todten 
(in  Mexico)  gesagt  (s.  Torquemada).  Wenn  die  Leichen  der  Co- 
copa-Indianer  am  Rio  Gila  verbrannt  werden,  hebt  ein  Alter  mit 
einem  Stock  die  Augen  heraus,  und  hält  sie  gegen  die  Sonne,  mit  „a 
prayer  for  the  happiness  of  the  soul  of  the  deceased"  (s.  Le  Conte). 
Um  gute  und  g-eschätzte  Verstorbene  wieder  zu  beleben  (unter 
den  Huronen)  übertragen  die  Attiuoindarons  in  einem  Rath  seinen 
Namen  und  Person  auf  einen  vor  ihnen  Niedersitzenden  (s.  Sagard), 
ähnlich  der  Sumach-Ceremonie  in  Oregon. 

Nach  dem  Tode  schwebt  die  Seele  ^)  einige  Zeit  um  den 
Körper  (weshalb  die  Irokesen  eine  Oeffnung  im  Grabe  lassen) 
und  steigt  dann  auf  unsichtbarer  Strasse  zum  Himmel  auf 
(s.  Morgan),  und  solche  Oeffnungen  lassen  sich  vielfach  (bis  zu 
den  Dolmen)  verfolgen. 

Bei  der  Rückkehr  der  Seele  zum  Colorado,  wird  der  Körper 


1)  Die  Seelen  der  Indianer  (in  St.  Laurent)  werden  (neben  den  Seelen  der  Thiere) 
von  den  Seelen  der  Schrittschuhe ,  sowie  der  Bogen  und  Pfeile  begleitet  (s.  Henne- 
pin). Die  Crans  (am  Maranhao)  glauben,  die  Nähe  der  Abgeschiedenen  durch  leichtes 
Säuseln  zu  vernehmen  (s.  Martins).  Am  Abend  des  Begräbnisses  wurde  bei  den 
Irokesen  ein  Vogel  freigelassen ,  um  die  Seele  fortzutragen  (Morgan).  Der  mit  dem 
Todten  verbrannte  Hund,  der  die  Seele  über  die  gefährlichen  Wegestellen  leiten  sollte, 
wurde  durch  einen  Pfeilschuss  in  den  Hals  getödtet  (in  Mexico).  Die  Leichen  der 
Könige  in  Virginien  wurden  unter  der  Haut,  nach  Fortnehmen  des  Fleisches,  mit 
Sand  gefüllt.  Von  einem  auf  der  Reise  gestorbenen  Kaufmann  (in  Mexico)  wurde 
aus  Harz  eine  mit  neuen  Kleidern  angezogene  Figur  gebildet  und  im  Tempel  ver- 
brannt (s.  Torquemada).  Der  Priester  (der  Misteken)  wurde  im  Tempelhof  begraben, 
„embuelto  en  una  red"  (s.  Herrera).  Todten  werden  in  sitzender  Stellung  begraben,  weil 
die  Galla  glauben,  der  Mensch  sterbe  nicht,  sondern  er  träume  nur  (Krapf).  Einige 
Stämme  der  „Micui-tsi  do  not  weep  for  their  parents,  when  they  die,  but  when  the 
birds  come  back  in  spring  they  weep,  saying  that  their  parents  will  never  come  back" 
(Edkins).  Hayes  fand  die  von  Steinen  bedeckten  Eskimo-Gräber  in  grosser  Menge  zu- 
sammen im  Port  Foulke.  Dem  besten  Jäger  mit  der  Harpune  wird  der  Titel  Nalegak 
oder  Häuptling  gegeben  (bei  den  Eskimo).  Wenn  (in  Cueba)  die  Fürsten  von  Poco- 
rosa  (denen  man,  neben  Lebensmitteln  und  Waffen,  ein  Bootmodell  in  das  Grab  mit- 
gab) verbrannt  wurden,  zog  der  Rauch  nach  dem  Sitz  der  Seele,  im  Aufsteigen  zum 
Himmel  (s.  Herrera),  wie  in  Mikronesien.  Während  die  Scythen  (nach  Herodot)  be- 
gruben (unter  Todtenopfer),  die  Gallier  verbrannten,  wird  bei  den  diesen  benachbarten 
Germanen  (von  Tacitus)  dieselbe  Sitte  erwähnt  (und  Erdhügel). 


766  CEREMONIELLES. 

in  Thiere  ')  vertheilt,  indem  der  Kopf  zur  Eule  wird ,  die  Hände 
zu  Fledermäusen,  die  Füsse  zu  Wölfen  u.  s.  w.  (bei  den 
Maricopas), 

Die    (caribischen)    Indianer    von   Uraba    begruben")    mit  dem 


1)  Nach  den  Moqui  kehren  die  Seelen  in  Thiere,  Pflanzen  und  Steine  zurück. 
Ausser  den  auf  dem  Schlachtfeld  gefallenen  Kriegern  ging  die  Seele  der  auf  der  Reise 
gestorbenen  Kaufleute  in  das  Sonnenhaus  ein  (in  Mexico).  The  fleshly  soul  goes  im- 
mediately  at  death  to  the  land  of  spirits  or  future  bliss.  The  mental  soul  abidcs  with 
the  body  and  hovers  round  the  place  of  sepulture  in  Canada  (s.  Mac  Müllen).  Nach 
den  Pimas  geht  die  Seele  (Estupec)  östlich,  um  im  Hause  Schuiab's  (Sohn  des  Schöpfers) 
zu  weilen,  obwohl  durch  Chiawat  geplagt.  Nach  den  Yumas  gehen  die  Seelen  in  ein 
fruchtbares  Thal  in  dem  Canon  des  Colorado,  während  die  Bösen  in  Höhlen  einge- 
schlossen werden.  Die  bösen  Seelen  werden  in  Klapperschlangen,  die  guten  in  Vögel 
verwandelt  (bei  den  Apache).  Die  Häuptlinge  (in  Tahiti)  erfreuten  sich  (nach  dem 
Tode)  in  der  Sonne  (mit  Mau\ve),  während  die  Tutu  oder  Gemeinen  nach  Taya-hoba 
gingen  (s.  Cook).  Nach  den  Comanches  gehen  die  Geister  der  Jäger  und  Krieger 
westlich  zu  den  glücklichen  Prairien  des  Buffalo.  Die  Seelen  der  Navajos  steigen  eine 
Leiter  hinab,  um  die  Plaar  kämmenden  Geister  (männlich  und  weiblich)  zu  beobachten, 
und  kommen  dann  durch  einen  Morast  wieder  herauf,  um  (nach  der  Reinigung)  in's 
glückliche  Jenseits  einzuziehen.  Nach  den  Pericues  schloss  der  (den  Krieg  hassende) 
Schöpfer  Niparaya  die  Geister  der  Erschlagenen  in  die  von  Walfischen  bewachte 
Höhle  des  Kriegsgottes  Wac  oder  Tuparan  ein.  Die  Cochimies  banden  den  Todten 
Sandalen  an  die  Füsse  (nach  Baegert).  Das  Mädchen,  zu  dem  der  (sie  peitschende) 
Herr  des  Lebens  in  Gestalt  eines  jungen  Mannes  gekommen  war,  stieg  in  Folge  einer 
Stimme  an  einem  Stricke  zu  der  Sonne  auf,  bei  den  Mandanen  (Neuwied).  Ein  in 
Federkleidung  gesteckter  Indianer,  der  im  Busche  verborgen  lag,  rief  eine  Indianerin 
in  Californien  mit  hohler  Stimme  zu  sich  und  gab  sich  ihr  als  ihren  verstorbenen 
Gatten  zu  erkennen,  drei  Nächte  mit  ihr  verbringend.  Um  solche  Erscheinungen  un- 
möglich zu  machen,  wurden  Körper  und  Haus  von  den  Verwandten  der  "Wittwe  ver- 
brannt (s.  Boscana).  Ein  Indianer  verweigert  Venaga's  Sacrament:  Because  I  will 
not.  If  I  have  been  deceived  whilst  living,  I  do  not  wish  to  die  in  the  delusion  (s. 
Robinson).  Der  Zauberer  Nayewiri  gelangte  an  den  Aufenthalt  der  Seelen  (Ttsinlcwi- 
tan  oder  Ttsinteni-tet)  im  Südwest  oder  Inkfwin  (bei  den  Tinneh).  It  is  indispensable, 
when  a  woman  of  the  (algic)  Chippeway  loses  her  husband,  for  her  to  take  of  her 
best  apparel  and  roll  it  up,  confining  it  by  means  of  her  husband's  sashes,  to  carry 
this  bündle,  called  her  husband  (tili  after  years  of  mourning  one  of  her  husbands 
relations  takes  the  badge  from  her).  A  Chippeway  mother,  on  losing  her  child,  pre- 
pares  an  image  of  it,  and  dresses  it  as  she  did  her  living  child,  fixing  it  in  the  cradle 
and  going  through  the  ceremonies  of  nursing  (s.  Mc  Kenney). 

2)  Die  Jumanos  (am  Jupura)  bei  denen  die  Seele  in  den  (deshalb  zu  Asche  ver- 
brannt, getrunkenen)  Knochen  wohnt,  verehrten  (neben  dem  bösen  Locozy)  den  guten 
Uanuloa,  der  die  Todten  zum  Fruchtessen  führt  (s.  Spix).  According  to  the  tradition 
of  the  Po-to-yan-te  (in  California)  the  first  Indians,  that  lived  were  Coyotes.  When 
one  of  their  number  died,  the  body  became  füll  of  little  animals  or  spirits.  After 
crawling  over  the  body  for  a  time,  they  took  all  manner  of  shapes,  some  that  of  the 
deer,  others  the  elk,  antelope  etc.     It  was  discovered  however,  that  great  numbers  wcre 


LETCHENKLAGE.  767 

Todten   Speisen    für    seine   Reise   in   das  Seelenland  jenseits   des 
Flusses  von  Darien  (s.  Herrera). 

„Stirbt  jemand,  so  sind  alle  seine  nächsten  Verwandten  ver- 
bunden, sich  die  Spitze  eines  Fingers,  oder  wenn  sie  eine  desto 
grössere  Betrübniss  anzeigen  w^ollen,  den  ganzen  Finger  abzu- 
schneiden. Fügt  es  sich,  dass  so  viele  Personen  sterben,  dass 
die  Hände  gänzlich  verstümmelt  w^erden,  so  kommen  die  Füsse 
daran,  und  es  werden  so  viel  Zehen  abgeschnitten,  als  der  Tod 
Verwandte  wegnimmt"  (bei  den  Tscharos  in  Paraguay).  Bei  den 
Nateotetain  (mit  den  TacuUies  in  Neu-Caledonien)  schneiden  sich 
die  Frauen  w^ährend  der  Trauer  ein  Fingerglied  ab  (s.  Harmon). 
Aehnlich  bei  Hottentotten,  Australiern  u.  s.  w. 


taking  wings  and  for  a  while  they  sailed  about  in  the  air,  but  eventually  they  would 
fly  off,  to  the  moon.  The  old  Coyotes  (Indians)  fearing  the  earth  might  become  de- 
populated  in  this  way,  concluded  to  stop  it  at  once,  and  ordered,  that  when  one  of 
their  people  died,  the  body  must  be  burnt.  Ever  after  they  continued  to  burn  the 
bodies  of  deceased  persons.  Then,  the  Indians  began  to  assume  the  shape  of  man, 
but  at  first  they  were  very  imperfect  in  all  their  parts.  At  first  they  walked  on  all 
fours,  then  they  began  to  have  sonie  members  of  the  human  frame,  one  hnger,  one 
toe,  one  eye,  one  ear  etc.  After  a  time  they  had  two  fingers,  two  toes,  two  eyes, 
two  ears  etc.  In  all  their  limbs  and  joints,  they  were  yet  very  imperfect,  but  pro- 
gressed  from  period  to  period,  until  they  became  perfect  man  and  women.  In  the 
course  of  their  transition  from  the  Coyote  to  human  beings,  they  got  in  the  habit  of 
sitting  upright  and  lost  their  tails.  This  is  for  many  of  them,  a  source  of  regret  to 
this  day ,  as  they  consider  a  tail  quite  an  Ornament  and  in  decorating  themselves  for 
the  dance  or  other  festive  occasions,  a  portion  of  them  always  decorate  themselves 
with  tails  (s.  Johnston).  When  the  Great  Spirit  gave  tobacco  to  the  man,  he  told  him, 
that  when  he  wanted  to  speak  to  the  winds  or  to  the  beasts,  to  put  tobacco  in  the 
fire  and  they  would  hear  him  and  that  the  Great  Spirit  would  answer  him.  The  Great 
Spirit  made  the  fire  and  the  tobacco  for  the  AVinnebagoes  and  all  the  other  Indians 
got  their  fire  and  their  tobacco  from  them  (Fletscher).  „The  Great  Spirit  at  first  waked 
up  as  from  a  dream  and  found  himself  sitting  on  a  chair.  On  finding  himself  alone, 
he  took  a  piece  from  his  body,  near  his  heart,  and  a  piece  of  earth  and  from  them 
made  a  man",  beginnt  (nach  Fletcher)  die  Schöpfungsgeschichte  der  Winnebagoes.  Die 
Vornehmen  in  Mexico  wurden  (nach  der  Einbalsamirung)  mit  Frauen  und  Kostbar- 
keiten begraben  (F.  de  Bologne).  Die  Tecles  wurden  (in  Mexico)  mit  den  Kleidern 
des  Gottes  Chipi  bekleidet.  Die  Peruaner  bliesen  den  Todten  durch  eine  Röhre  Nah- 
rung in  den  Mund.  In  Nautingui  (bei  Guayra)  wurden  die  Körper  der  Zauberer  Uru- 
buti  (cuervo  blanco)  verehrt  auf  der  Hügelhöhe,  und  ebenso  ein  anderer  bei  Iluiteray. 
In  Darien,  in  Nicaragua  und  in  Veragua  wurde  ein  Theil  der  Güter  (und  einige  Ca- 
ciquen)  mit  dem  todten  König  begraben,  ein  anderer  Theil  derselben  in  das  Meer  ge- 
worfen,  damit  die  Seele,  wenn  den  Aufenthalt  im  Wasser  vorziehend,  sie,  dort 
schwimmend,  antreffen  würde.  Beim  Begräbniss  eines  Quevi  oder  Fürsten  (in  Castilla 
del  oro)  wurden  die  berauschten  Frauen  lebendig  mit  begraben  (s.  Oviedo). 


768  CEREMONIELLES. 

Auch  die  (im  Gegensatz  zu  den  Mincianes)  melancholischen 
Charruas  schneiden  sich  beim  Tode  von  Verwandten  ein  Finger- 
glied ^)  ab  (nach  vielfach  verbreiteter  Sitte). 

„Die  Todten  werden  auff  ihren  eygenen  Aeckern  bey  ihren 
Häusern  begraben.  Etliche  tragen  sie  auffs  Gebirg  und  verrichten 
jhre  OpfFer  daselbst.  Etliche  verbrennen  die  todten  Körper  und 
begraben  die  Aschen  in  die  Tempel.  In  summa  sie  werden  mit 
allen  ihren  Kleydungen,  Edelgestein  und  Kleynodien  zur  Erde 
bestattet.  Die  so  man  verbrannt  hatte,  die  legt  man  in  Aschen 
mit  allen  jhren  Zierrathen  in  ein  Töpfchen  und  sang  dabey  das 
Officium  oder  Gezeid  der  Todten,  gleich  alss  Responsen"  (nach 
Lintschoten)  in  Mexico  (s.  Humberger). 

Bei  den  Mixteken  bildete  die  Höhle  von  Chalcalongo ,  bei 
den  Zapoteken  die  Höhle  von  Mictlan  den  Eingang  zum  Paradies. 
In  Xibalba  (der  Unterwelt)  herrschten  die  Ein-Tod  und  Sieben- 
Tod  genannten  Fürsten  (bei  den  Quiche's).  Am  Jahrestage  fahren 
die  Seelen  in  genpenstigen  Barken  auf  dem  See  Ilopango.  Vier 
Tage  nach  dem  Tode  ihres  Kindes  durfte  die  Mutter  (bei  den 
Pipiles)  kein  anderes  Kind  säugen,  damit  nicht  die  abgeschiedene  -) 
Seele  durste  und  sich  räche. 

Auf  dem  Isthmus  von  Chiriqui  Avurde  die  Leiche  auf  vier 
Pfähle  ^)  gesetzt  (wie  bei  nördlichen  Indianern).  Das  Fürsten- 
begräbniss  oder  Qucogozon  war  heihg  (in  Nord-Carolina).  Die 
Zapoteken  balsamirten  die  Leichen  der  Fürsten. 

Nachdem  das  Grab,  worin  die  Leiche  begraben  war  (mit  dem 


1)  Les  Romains  coupaient  quelquefois  un  doigt  aux  corps  morls  que  les  lieux  et 
Iqs  circonstances  ne  leur  permettaient  pas  d'ensevelir  avec  toute  la  pompe  convenable 
(Pauw). 

^)  Bei  dem  Todtenfest  (Veymiccaihhuitl)  standen  die  Mexicaner  (während  der 
priesterlichen  Ceremonie  im  Tempel)  auf  den  Dächern  der  Häuser,  nach  Norden  blik- 
kend.und  ausrufend:  Kommt  rasch,  wir  erwarten  euch.  Da  die  Seele  der  Todten,  vor 
Erreichen  der  immergrünen  Prairien  durch  Thiere  wandelte,  assen  die  Allequas  das 
Wild,  um  ihre  Seelenkraft  zu  mehren.  Die  San  Diego-Stämme  enthielten  sich  des 
Wildessens,  um  nicht  darin  verwandelt  zu  werden,  ausser  den  Alten,  die  schon  dem 
Tode  nahe  waren.  Bei  den  Tlascalteken  wandelte  sich  die  Seele  der  Vornehmen  in 
Edelgestein,  die  des  Volkes  in  schmutzige  Dinge,  und  in  den  Funken  des  Vulcans  wur- 
den die  Seelen  der  Tyrannen  gesehen.  Tlacatecolotl  (der  Eulenhafte)  schweifte  (in 
Mexico)  umher,  Schaden  anzustiften.  Bei  den  Otomiten  starb  die  Seele  mit  dem 
Körper. 

3)  Die  Apiacas  (der  centralen  Tupis)  hängen  die  in  der  Hängematte  zusammenge- 
bundene Leiche  an  den  Pfosten  der  Hütte  auf. 


SKELETT.  769 

Füssen  nach  Osten)  zerfallen,  wurden  die  Knochen^)  (bei  Zapo- 
teken,  Alixteken  und  Mixes)  in  Beinhäuser  gesammelt. 

In  Nayarit  (bei  Tepu)  wurde  (in  einer  Höhle)  ein  geschmückt 
sitzendes  Königsskelett  verehrt  (nach  Villa- Senor).  Der  Ober- 
priester ^')  der  Pipiles  wurde  auf  einem  Holzsitz  beigesetzt. 

In  Guazacualco  wurden  die  getrockneten  Knochen  an  einen 
Baum^)    gehängt    zur    Auferstehung    (Herrera).      Am    Putumayo 


^)  Constat,  dentes  incorniptos  pcremiare,  qui  ut  semina  retinemur  fructificaturi 
corporis  in  resurrectione  (s,  Tertullian).  Hominem  priusquam  genito  dente  cremari, 
mos  gentium  non  est  (Plinius),  woher  die  ISIinores  igne  rogi.  Nach  den  Rabbiuen 
diente  der  Knochen  Lus  zur  Auferstehung.  Kadmus  säet  Drachenzähne.  Ein  mit 
Zähnen  geborenes  Kind  wird  ein  Drud  (in  Tyrol). 

^')  Les  vieillard  choisissaient,  pour  leur  sepulture,  quelque  endroit  remarquable 
dans  les  montagnes,  particulierement  sur  les  pointes,  qui  s'avancent  dans  la  mer,  pour 
y  etre  adores  par  les  Pecheurs  et  les  Mariniers  (auf  den  Philippinen)  [wie  die  Scha- 
manen Sibiriens].  Die  Floridaner  bedienten  sich  ihrer  Tempel  zu  Begräbnissen  (de  la 
Vega).  Hat  der  Verstorbene  bei  den  Coras  Vieh  hinterlassen,  stellen  ihm  (damit  er 
nicht  dafür  zurückkomme)  die  Verwandten  Fleisch  hin,  und  am  fünften  Tage  sucht  ein 
Zauberer  den  Schatten,  ihn  mit  Baumzweigen  zu  vertreiben.  Nach  den  Knisteneaux 
erscheint  ein  Geist  in  Menschengestalt  auf  dem  Baum  einer  Hütte,  wo  man  das  Eigen- 
thum  dem  Verstorbenen  nicht  mitgegeben  hat,  They  believe  that  the  vapour  which 
is  secn  to  hover  over  moist  and  swampy  places,  is  the  spirit  of  some  person  lately 
dead  (s.  Lewis).  Der  Kamm,  mit  welchem  die  Leiche  gekämmt,  das  Tuch,  mit  wel- 
chem sie  abgewischt  worden,  das  Rasirmesser  u.  s.  w.  muss  ihr  mit  in  den  Sarg  gelegt 
wevden  (nach  dem  deutschen  Volksglauben). 

^)  Nach  dem  Tode  eines  Häuptlings  auf  Neuseeland  wird  der  Körper  mit  frischem 
Flachs  geschlagen,  um  das  über  ihn  schwebende  Uebel  abzuwehren  (bis  der  Geist  des 
Todten  in  die  höheren  Reiche  übergegangen  ist).  Nach  Beendigung  des  Festes  be- 
kümmert sich  Niemand  um  die  auf  einen  Baumstamm  gestellte  Leiche  bis  zum  Jahres- 
fest Hahunga,  wo  die  verschiedenen  Stämme  die  Gebeine  ihrer  Todten  zum  Begrab - 
nissplatze  bringen,  die  Häuptlinge  berühren  die  Todtenkiste  mit  einem  kleinen  Stabe, 
murmeln  einige  Zauberworte  und  legen  den  Inhalt  auf  ein  Tuch,  dessen  Bürde  einem 
geschmückten  Krieger  auf  den  Rücken  gelegt  wird,  um  sie  zum  Begräbnissplatz  zu 
tragen,  dort  schabt  man  die  Knochen  vollends  rein,  schmückt  sie  mit  Federn,  wickelt 
sie  in  Tücher  und  legt  sie  in  das  Grab.  Früher  wurden  auch  Sklaven  erschlagen  und 
erhängten  sich  seine  Weiber  freiwillig.  Schneckenhäuser  (turbines)  bezeichnen  den  Ort 
als  Grabstätte  eines  Häuptlings  in  Neu-Caledonien.  Opferspeisen  lagen  vor  den  hölzer- 
nen Figuren  des  Begräbnissplatze's  von  St.  Christiania  (1595).  Stein-Colosse  der 
Oster-Insel  werden  von  den  Eingeborenen  als  Bilder  ihrer  verstorbenen  Häuptlinge 
(Harikis)  bezeichnet.  Casuarina-Bäume  werden  auf  Gräbern  der  Freundschafts-  und  Ge- 
sellschafts-Inseln  gepflanzt.  Schwingt  man  einen  brennenden  Stock  (in  Australien)  um' 
den  Kopf,  so  kann  man  Koppa  oder  Potoyan  hervorrufen,  der  seine  Gegenwart  durch 
tiefes  Gesäusel  anzeigt.  Im  "Wasser  lebt  das  crocodilartige  Ungeheuer  (Warwi),  das 
Kinder  raubt.  Kupir  (menschliches  Ungeheur  in  Höhlen)  raubt  schwarze  Menschen 
(der  gute  Geist  Koyan  schützt).  Dem  bösen  Geist  Man  gehören  in  Cumberland  die 
Bastian ,  America.  49 


770  CEREMONIELLES. 

wurden    die    Todten    an    Bäume    gehängt,    bis    das   Fleisch   ver- 
trocknet^) war,  um  die  Knochen  zu  sammeln  (s.  Coreal). 

Beim  Tode  eines  Wallfischjägers  (unter  den  Koniagen)  wird 
der  Körper  in  eine  Höhle  gesetzt  und  dann  in  einen  Fluss  ge- 
legt, damit  Alle  von  dem  Wasser  trinken,  worauf  getrocknete 
Stücke  des  Fleisches  unter  die  Jäger  vertheilt  werden,  um  als 
Talisman  aufbewahrt  zu  werden.  Die  Irokesen  stellten  die  Leich- 
name") auf  Rindengerüsten  aus  und  vereinigten   dann   (nach  dem 


Todten.  Bucld,  der  den  Todten  feindliche  Geist,  bewohnt  die  Höhlen.  Mangut  geht  um 
als  böser  Geist  am  Schwanenflusse  (Guyot,  guter  Geist).  Die  Gespenster  schleichen  gebeugt 
herum  und  fassen  den  Menschen  an  der  Gurgel.  Um  diese  Erscheinungen  los  zu 
werden  für  den  Rest  des  Lebens,  muss  man  in  der  Nähe  eines  Grabes  schlafen.  Dann 
kommt  der  Geist,  fasst  den  Schlafenden  an  der  Gurgel,  öffnet  den  Leib  und  zieht  die 
Gedärme  heraus,  dann  legt  er  sie  wieder  in  Ordnung  und  schliesst  die  Wunde.  Um- 
risse von  Thieren  auf  Felsen  eingehauen  fanden  sich  bei  Botanybay  (Fische,  Eidechsen, 
Waffen,  Menschen). 

1)  Häuptlinge  wurden  einbalsamirt  in  einem  Gewölbe  auf  einem  Sitz  (mit  den 
Frauen  zur  Seite)  begraben  (Bologna).  Die  Krieger  Mexico's  werden  in  ihrer  Tracht, 
mit  Rüstung  und  AVaffen,  bestattet.  Die  Capuri  und  Macuri  hingen  (nach  dem  Ab- 
häuten des  Fleisches)  die  ausgegrabenen  Skelette  der  Häuptlinge  in  den  Häusern  auf 
(de  Bry).  Am  Orinoco  werden  die  Leichen  in  den  Fluss  geworfen ,  um  von  den 
Caribes  genannten  Fischen  verzehrt  zu  werden,  worauf  man  die  Knochen  in  Körben 
innerhalb  der  Häuser  aufhängt.  Nachdem  die  Leiche  des  Caziquen  am  Feuer  ge- 
trocknet und  geschmückt  ist,  wird  sie  in  Tuch  eingewickelt,  ,,y  es  la  quantidad  de 
mantas  que  le  ponen  tanta,  que  hacen  un  bulto  como  un  tonel"  (in  Ancerma).  Ueber 
das  tiefe  Grab  wird  Mais  gesäet.  Bei  den  Pauixana  wurde  die  am  Feuer  getrocknete 
Mumie  des  Häuptlings  verehrt  (am  Yupura  und  Uraricoera).  Auf  den  Canarien  wurden 
dem  König  bei  der  Krönung  der  eingehüllte  Knochen  eines  verehrten  Vorfahren  auf 
das  Haupt  gelegt  und  schworen  bei  demselben  die  Edlen  (s.  Minutoli). 

2)  Neben  dem  Tempel  des  Okeus  (in  Virginien)  fand  sich  der  Begräbnissplatz  der 
Weroance  oder  Häuptlinge,  um  die  Leichen  (nach  dem  Herausnehmen  der  Eingeweide) 
über  Feuer  zu  trocknen  (s.  Strachey),  Bei  den  Moluches  wird  der  Todte  skelettirt 
unter  Verbrennung  des  Fleisches  und  Begraben  der  Knochen,  während  die  Tehuelches 
die  Leichen  auf  Gerüste  aussetzen  (s.  Guzman).  In  den  Gräbern  von  Chetko  oder 
Chit  (bei  Crescent  City)  fand  Schumacher  das  Skelett  mit  aufwärts  gezogenen  Knien 
und  ein  mit  Steinen  beschwertes  Brett  über  dem  Schädel.  Almeida  fand  bei  den 
Goaytaca  oder  Tapuya  (am  Paraiba)  ein  menschliches  Skelett  aufgestellt  (s.  Neuwied). 
Die  guten  Seelen  gehen  (in  Virginien)  nach  einem  lieblichen  Ort,  die  bösen  nach  dem 
Popogusso  genannten  Feuerpfuhl  (s.  de  Laet).  Die  vor  den  Cariben  zurückgezogenen 
Salivas  (zwischen  den  Flüssen  Vichada  und  Guaviare)  errichteten  in  dem  Land  des  Ver- 
storbenen einen  Hügel,  wo  geklagt  ward,  und  warfen  dann,  mit  Tänzen,  die  Leiche  in 
den  Fluss  (s.  Perez).  Die  Nadowessier  brachten  ihre  Todten  nach  dem  gemeinsamen 
Begräbnissplatz  in  der  Nähe  der  Wakon-teebe  (Wohnplatz  der  Gottheit)  genannten 
Höhle  (bei  den  Antonius-Fällen),  und  wenn  im  Sommer  (bei  den  Wanderungen) 
Jemand  so  entfernt  stirbt,    dass  „they  find  it  impossible  to  remove  the  body  before  it 


MUMIEN.  771 

Zerfall)  die  Knochen  in  Familiengräbern.  Zu  Balboa's  Zeit  be- 
wahrte der  Häupthng  von  Comagre  (in  Darien)  die  getrockneten 
Leichen^)  der  Vorfahren.  Die  in  Kentucky  gefundenen  Mumien 
waren  hockend')  begraben  (s.  Mitchill),  wie  in  Peru.  Die  „Be- 
gräbnisse befinden  sich  auf  den  Ackerfeldern,  auch  wohl  zuweilen 
in  den  Häusern.  Andere  führeten  ihre  Leichen  nach  den  Bergen, 
noch  andere  begruben  sie  in  den  Götzenhäusern''  (in  Mexico). 

In   Chicora    (nördlich    von    Florida)    wurde    beim    Ausgraben 
der  Knochen    eines   verehrten  Fürsten  und  während  des  Bewei- 


putrefies,  they  burn  tlie  flesh  from  the  bones,  and  preserving  the  latter,  bury  tliem"  (s. 
Carver). 

1)  Auf  den  Canarien  wurden  die  im  Meere  gebadeten  Todten  getrocknet  und  dann 
mit  Ziegenfellen  aufgebunden  erhalten  (Gomara).  Algunos  se  despenavan  en  vida  a  la 
elecion  del  seiaor  con  gran  pompa  y  atencion  del  pueblo  por  ganar  fama  y  hazienda 
pora  los  suyos,  de  un  gran  penasco  que  llaman  Ayatirma  (in  den  Canarien).  Die 
Leichen  (Xaxo)  wurden  (in  Tenerif)  mit  Kräuterbereitung  gefüllt,  und  nach  Trocknen 
in  der  Sonne,  mit  Fellen  bedeckt,  in  Höhlen  beigesetzt  (de  la  Pefia).  Der  mit  Berei- 
tung der  Mumien  (Fayo)  Beauftragte  war  unrein  (auf  den  Canarien).  Am  Eintritt  der 
Begräbnisshöhle  (am  Suares-Fluss)  wurde  die  Mumie  gefunden,  ,,assise  sur  un  siege  en 
bois ,  bas  et  sans  bras ,  tenant  "  un  arc  et  une  fleche ,  dans  l'attitude  d'une  personne 
prete  ä  lancer  son  javelot  au  dehors,  on  assure  qu'elle  portait  aussi  une  couronne  d'or 
sur  la  tete"   (s.  Velez). 

2)  Die  Troglodyten  banden  ihre  Todten  so  dicht  zusammen,  dass  sich  Hals  und 
Schenkel  berührten  (s.  Diodor),  und  so  das  von  Cyrus  erwähnte  Begräbniss.  The  Ali- 
bamons  buried  their  dead  in  a  sitting  posture,  stating,  that  man  being  upright,  should 
have  his  head  turned  toward  heaven,  which  was  to  be  his  habitation  (according  to  Bossu). 
In  der  Nähe  der  alten  Mauer  beim  Fort  Gibson  (bei  Natchez)  fanden  sich  künstliche 
Hügel  (s.  Gage).  Neben  den  künstlichen  Hügeln  (abgestumpfter  Form)  finden  sich  (bei 
New-Madrid)  Höhlen,  worin  die  Todten  auf  dem  Rücken  liegen,  die  Arme  über  die 
Brust  gefaltet.  Da  der  Herr  des  Lebens  es  nicht  gern  sieht,  dass  sie  sich  unter  ein- 
ander streiten  und  todten,  so  werden  diejenigen,  welche  dieses  thun,  in  die  Erde  be- 
graben, damit  man  sie  nicht  mehr  sehe.  Man  legt  dann  einen  Bisonkopf  auf  das  Grab, 
damit  die  Bisonheerden  (die,  den  Bösen  witternd,  fortziehen  möchten)  nicht  wegbleiben 
sollen.  Die  guten  Menschen  legen  die  Mönnitarris  auf  Gerüste,  damit  der  Herr  des 
Lebens  sie  sehen  könnte  (Wied).  Die  Arikkaras  (die  sich  Sachnisch,  d.  h.  Leute  oder 
Menschen  nennen)  erhielten  ihren  Namen  von  den  Mandanen  und  hiessen  Arikkarahu 
bei  den  Mönnitarris.  Gott  sagte  den  Arikkaras,  dass  sie  aus  Erde  beständen  und 
zu  Erde  werden  müssten,  weshalb  sie  ihre  Todten  begraben  (Neuwied).  Die  Arikkara 
dürfen  keinen  Markknochen  in  der  Hütte  entzwei  schlagen ,  sondern  nur  unter  freiem 
Himmel,  weil  sonst  ihre  Pferde  in  der  Prairie  die  Beine  brechen  würden.  Bei  den 
Mandans  spricht  die  Schwiegermutter  nicht  mit  dem  Schwiegersohn,  bis  er  den  Scalp 
eines  getödteten  Feindes  bringt.  Bei  den  Ojidwas  und  Algonkins  (die  in  ihren  Hiero- 
glyphen die  Dacotas  und  verwandte  Stämme,  nach  Tanner,  dadurch  characterisiren, 
dass  sie  sie  ohne  Totem  darstellen)  darf  der  Name  oder  Totem  nicht  verändert  werden 
und  Leute  von  gleichem  Totem  sich  nicht  heirathen. 

49* 


772  CEREMONIELLES. 

nens  ^)  desselben  von  den  Frauen  (bis  zur  Wi  e  derbe  grab  ung-)  durch 
die  Priester  (welche  das  männliche  und  weibliche  Idol  nur  am 
Jahresfeste  dem  Volke  ausstellten)  die  Unsterblichkeit  gelehrt  und 
der  Aufenthalt  unter  dem  lahmen  Quxuga  geschildert  (heisst  es  bei 
Herrera). 

Die  Momoxtles  oder  alten  Gräber  (in  Guerrero)  finden  sich  be- 
sonders in  der  Nähe  von  Ansiedlungen  (nach  Munoz).  Die  Tschak- 
tah  stellen  die  Leiche  auf  einem  Gerüste  aus  und  setzen  die  ge- 
sammelten Knochen  in  einem  Sarge  von  Stein")  oder  PIolz  bei  (s. 
Bartram).  Am  Maranon  w^urden  die  Knochen  der  verstorbenen 
Zauberpriester  in  Hängematten  )  als  Reliquien  verehrt  (s.  Acuha). 

^j  Nachdem  die  Leiche  auf  ein  Gerüst  ausgelegt  ist  (bei  den  Choctaw),  ,,a  certain 
set  of  venerablc  old  Gentlemen,  who  wear  vevy  long  nails  as  a  distinguishing  badge 
on  the  thumb  fore-and  middle  fmgev  of  cach  hand,  having  travelled  through  the  nation 
(to  invite  the  friends  and  rclations) ,  the  Operator  tears  the  remaining  flesh  off  the 
bones  and  throws  it  with  the  entrails  into  the  fire,  where  it  is  consumcd,  thcn  he 
scrapcs  the  boncs  and  burns  the  scrapings  likewise ,  the  head ,  being  paiuted  red  with 
vermillion  ,  is  with  the  rest  of  the  bones  put  into  a  neatly  made  ehest  and  depositcd 
in  the  loft  of  a  hit,  bnilt  for  that  purpose  and  called  bones  house,  each  town  having 
one  of  these"  (s.  Romans).  Die  Virginier  legten  die  {nach  Herausnehmen  der  Einge- 
weide) in  ihrer  Haut  aufgenähten  Leichen  der  Häuptlinge  (Werowan)  auf  ein  Gerüst, 
mit  dem  Idol  Kiwasa  zur  Hut  daneben  gestellt  (s.  Plariot).  According  to  Timberlakc 
the  Cherokees  (upon  the  banks  of  the  Tennessee)  seldom  buried  their  dead,  but  threw 
them  into  the  river.  Beim  Menaijau  (Kopferbeuten)  wird  (nach  Abschlagen  des  Kopfes) 
der  Körper  mit  einer  Umzäunung  umgeben,  damit  der  Bankit  (Geist)  nicht  umgeht  (in 
Borneo).  Die  Daiyak  tragen  die  Talismane  (Agit  oder  Ussak)  am  Schwert.  Durch 
Geschrei  beim  Leichenbegängniss  wurde  die  Aufmerksamkeit  Omaha's  (des  bösen 
Geistes),  der  die  Seele  zu  haschen  sucht,  abgezogen  (in  Nord-Califlrnien).  Am  Russian 
River  wurde  der  Todte  verbrannt,  um  nicht  ein  Graubär  zu  werden.  Die  Seele  der 
Kahroc  trifft  zwei  Pfade.  In  Sonora  bewohnten  die  Seelen  die  Klippen,  im  Echo 
gehört.  Zum  Tlalocan  oder  "Wohnsitz  Tlaloc's  (auf  dem  Berge  Tollan)  zogen  die  vom 
Blitz  Erschlagenen,  die  Ertrunkenen  und  an  unheilbaren  Krankheiten  Gestorbenen. 
Weder  ein  weisser,  noch  ein  schwarzer  Hund  konnte  den  Todtenfluss  durchschwimmen, 
sondern  nur  „el  perro  de  pelo  vermejo"  (in  Mexico).  Die  INIexicaner  legten  den  Todten 
Steine  in  den  Mund  als  Herz.  AVenn  die  Brasilier  ihre  Dörfer  versetzen,  stellen  sie 
auf  die  Gräber  der  Verstorbenen  die  Pengdo  genannten  Dächer  (s.  Lery).  Ueber  der 
Asche  der  verbrannten  Todten  wird  in  Australien  ein  Erdhaufen  errichtet.  Any  per- 
son,  whether  consciously  or  unconsciously  approaching  the  grave,  may  be  plundered 
and  beaten  (durch  die  Wächter)  bei  den  Kaftir  (Brownlee).  Bei  den  Negritos  wird 
die  Annäherung  des  Grabes  verwehrt. 

2)  Die  Lenni-Lenape  begruben  in  Steinsärgen  (s.  Barbe r).  In  der  Insel  Malhado 
(mit  den  Stämen  Capoques  und  Han)  wurden  die  Leichen  begraben,  die  der  Zauber- 
piiester  aber  verbrannt  (s.  Vaca).  Die  Atorai  verbrannten  die  Todten  (in  Guyana). 
Die  Heruler  verbrannten  ihre  Leichen  (nach  Procop). 

•')  Die  Manaos    begruben    aufgewickelt  in  Hängematten.     In  Brasilien   wurden  die 


KNOCHEN. 


Die  vom  Blitz  Erschlagenen  halten  die  Pirnas  „nicht  für 
todt,  sondern  sagen :  dass  die  Seele  nur  für  Schrecken  sich  nicht 
finden  könne,  sie  lassen  sie  unberührt  auf  dem  Platze  Hegen" 
(s.  Ochs)  und  so  anderswo.  In  Sonora  (wo  aus  einer  in  die  Hand 
genommenen  Eidechse  in  Beobachtung  der  Bewegungen  prophe- 
zeit wurde)  wurde  der  vom  Blitz  Getroffene  vermieden  (wenn  am 
Leben  bleibend)  und  (wenn  getödtet)  drei  Tage  lang  in  sitzender 
Stellung  beobachtet,  ob  er  wieder  auflebte,  um  ihn  dann  zu  be- 
graben (Alegre). 

Cues    waren    die    über    die  Gräber   aufgehäuften  Ilüger)  (in 


Todten  in  die  Hängematte  eingewickelt  begraben  (bemerkt  Herrera).  Die  Apiaca  begraben 
mit  Federschmuck  (s.  Martins).  Die  mit  Feuer  ausgedörrte  Mumie  der  Mauhds  wird  um- 
tanzt (im  Leichenfest).  In  Bogota,  -wo  man  die  Leichen  begrub,  wurde  die  des  Fürsten  in 
einem  Goldsarg  (oder  Cataure)  in  eine  Lagune  geworfen,  während  man  in  Tunja  die 
Knochen  der  Vornehmen  in  ihrem  Schmuck  auf  Gerüste  stellte  (Oviedo).  Die  Kla- 
malh  lassen  ein  Feuer  auf  dem  Grabe  brennen,  um  (nach  Gibbs)  die  Dämone  zu 
verscheuchen.  Im  Staat  Cohuila  sind  Mumien  in  einer  Höhle  gefunden  zwischen  Du- 
rango  und  Pariz.  Neben  den  Götzen  wurden  die  Gräber  der  Caciquen  in  Cempoallan 
verehrt  (Gomara).  Die  Cuicillo  oder  Erdhügel  (bei  Ranas)  enthielten  Skelette  und 
Muschelschmuck.  Die  Muskokmlgen  begruben  die  Todten.  Die  Passes  begruben  in 
runden  Gräbern.  Die  Uaupes  begruben  die  in  der  Hängematte  aufgeschnürte  Leiche 
in  der  Hütte.  Die  zu  Coreal's  Zeit  sog.  Lobos-Inseln  bei  Sangalla  (an  der  peruanischen 
Küste)  sollten  in  alter  Zeit  zum  Begräbniss  gedient  haben.  Die  Indianer  Puuo's  be- 
gruben auf  der  Insel  Santa-Clara. 

1)  Die  Tumuli  oder  (türkisch)  Taph  (Taphitis  oder  Tape  hiessen  bei  den  Griechen 
/iTtjyaui,  yrjioXofog^  yr^koifot  (monceaux  de  terre),  auch  in  Aegypten  (s.  Chevalier). 
Nach  dem  Essen  der  Muscheln,  die  Feuerländer  ,,never  throw  the  empty  shells  about, 
but  carefully  lay  them  on  heaps.  They  are  especially  careful  not  to  throw  them  back 
nto  the  sea,  thinking  that  the  molluscs  would  take  warning  by  seeing  the  shells  of 
their  comrades  and  would  forsake  the  coast"  (Wood).  Die  Muschelhaufen  wurden 
inach  der  Tradition)  von  den  Waitaha  errichtet,  den  ältesten  Einwanderern,  denen  die 
Ngatimamoe  folgten,  die  Vorgänger  der  (gegenwärtigen)  Ngatikuri.  Die  Pampas 
verehren  die  kugelförmigen  Erdhügel  auf  den  Gräbern  ihrer  Häuptlinge  (s.  de  I^Ioussy). 
Die  Hügelgräber  in  dem  später  von  den  Cherokee  bewohnten  Laude  enthielten  Idole 
von  Stein  oder  Thon  in  Menschen-  und  Thierform.  In  dem  Mound  bei  Macon  in 
Georgia  (im  Lande  der  Creek)  Avurde  ein  indianischer  Schädel  mit  Stein-Instrumenten 
aus  venetianischen  Glasperlen  (im  secundären  Begräbniss)  gefunden,  darunter  aber  ein 
Flachkopf  ohne  europäische  Beigaben  (s.  Jones).  Die  Mönnitarris  behaupten,  dass  die 
Knochen  der  Bisonten  in  der  Prairie  zuweilen  belebt  würden.  Say  erzählt  eine  Ge- 
schichte, wo  ein  Knabe  in  dem  Bauche  eines  Bison  zubrachte  und  darin  fortwuchs 
(Jonas).  „Dass  Andubon  eine  ähnliche  Fabel  für  Nord- Amerika  erzählt,  wie  sie  in 
Mittheilungen  aus  Brasilien  berichtet  wird,  wie  ein  Paar  (von  einer  Schlange)  gebissene 
Stiefel  mehrere  Besitzer  hintereinander  tödteten,  kann  nur  bestätigen,  wie  sehr  man  in 
allen  uncultivirten  Ländern  nach  dem  Wunderbaren  hascht  und  die  wahre  Beobachtung 
nach  der  Natur  verabsäumt"  (sagt  Neuwied). 


774  CEREMONIELLES. 

Mexico  (von  den  Antillen).  In  Guatemala  wurden  Erdhügel  über 
den  Todten  errichtet  (Ximenes).  Die  Gräber  der  Vornehmen 
wurden  bei  den  Dorachos  mit  flachen  Steinen  bedeckt.  In  den 
Grabhügeln  aus  Erde  oder  Steinen  (in  Vancouver-Island)  ■  lag 
der  Schädel  mit  dem  Gesicht  nach  Unten  (s.  Deans). 

Die  in  die  Gräber  gelegten  Idole  hiessen  (in  Mexico)  Nacas 
(s.  Icaza)  als  Tepitoton  oder  Laren.  In  Vera  Paz  wurde  dem  Todten 
ein  Edelstein  in  den  INIund  gelegt  (Roman).  Beim  Bestatten 
wurde  (als  Herz)  in  den  INIund  der  Eürsten^)  ein  Chachiuitl  ge- 
steckt, und  in  den  der  Gemeinen  in  Texoxoctli  (piedra  de  navaja) 
in  Mexico  (s.  Sahagun). 

Die  Asche  des  verbrannten  Fürsten  wurde  in  einem  Topf 
(Urva)  aufbewahrt  (in  Nicaragua)-). 


1)  Mit  dem  Fürsten  in  Tlascala  verbrannten  sich  Frauen  und  Sklaven,  Bucklige 
und  Zwerge  (s.  Herrera).  Um  die  Gräber  wurden  (in  Cueva)  Bäume  gepflanzt  (s.  Oviedo). 
Bei  Cariari  (jenseits  vom  Cabo  Gracias  ä  Dios)  hatten  (zu  Colon's  Zeit)  die  (mit  Gold- 
adlern geschmückten)  Eingebornen  (die  gegen  die  Spanier  Staub  wirbelten)  mit  Thieren 
oder  Menschen  beschnitzte  Tafeln,  über  die  in  den  Häusern  begrabenen  Todten  gestellt 
(Herrera).  Auf  die  Icpalli  genannten  Sitze  (im  Gra]|^  wurden  die  Geräthschaften  des 
Todten  gelegt  (Clavigero).  AVaren  bei  den  Otawwas  dem  Todten  kostbare  Geschenke 
gegeben  worden ,  hielt  man ,  statt  sie  zu  begraben ,  Spiele  dafür  ab ,  dass  sie  der 
beste  Schütze  oder  Läufer  oder  Ringer  gewänne  (s.  Tanner).  Die  Tasmanier  verwei- 
gerten Speise  von  den  Europäern  anzunehmen  (weil  sie  dieselben  für  zurückgekommene 
Todte  hielten,  deren  Gaben  das  Leben  kosten  würden).  Die  Chavantes  (mit  dem 
Häuptling  Zaque)  verzehren  die  gestorbenen  Kinder,  um  in  den  Neugeborenen  wieder 
aufzuleben  (in  Brasilien).  In  Yucatan  füllte  man  den  Mund  der  Leiche  mit  gemahle- 
nem Mais,  als  Geld  dienende  Steinchen  hinzufügend  (Landa).  Bei  den  Xeeshenam  (in 
Californien)  wird  die  abgeschiedene  Seele  einige  Monate  nach  dem  Begräbniss  genährt, 
indem  man  Speise  in  die  Luft  streut.  Starb  ein  Säugling  (in  Darien),  wurde  (zum 
Milchgeben)  die  Mutter  mit  ihm  begraben  (s.  Carli),  wie  sonst  der  Säugling  oft  mit 
der  gestorbenen  Mutter.  In  der  Sierra  von  Guaturo  wurde  neben  den  Gräbern  der 
Tiba  (Caciquen)  Mais  und  (zum  Feldbau)  Macana  in  den  Gräbern  der  gleichzeitig  ge- 
tödteten  Feldarbeiter  beigesetzt  (Oviedo).  Die  jSIosquitos  banden  einen  Beutel  mit 
Saamen  um  den  Hals,  die  Ueberfahrt  ins  Todtenland  zu  zahlen.  Ueber  Blackbird 
(Häuptling  der  Omahaw)  wurde  (am  Missouri)  auf  seinem  lebenden  Pferde  (im  Kriegs- 
schmuck) sitzend,  ein  Hügel  erhoben  (zum  Begräbniss).  Die  Indianer  Puerto-Rico's 
zweifelten  an  der  Sterblichkeit  der  als  höhere  "Wesen  betrachteten  Spanier,  bis  sie 
einen  Versuch  anstellten  „en  un  mojo  llamado  Salcedo,  que  ahogaron  al  paso  de  un 
rio"  (Acosta  y  Calbo). 

2)  Beim  Tode  eines  Fürsten  wurde  derselbe  in  viele  Zeuglappen  gewickelt  und 
mit  seinen  Kostbarkeiten  verbrannt,  um  den  Topf  mit  Asche  vor  dem  Haus  zu  be- 
graben (in  Nicaragua).  Im  indischen  Archipelago  findet  das  Begräbniss  erst  in  Jahres- 
frist statt,  nachdem  der  beim  Tode  gesäete  Reis  geerntet  ist.  Nach  Von  dem  Borne 
(1641),  Hessen  die  Adligen  die  Leiche  oft  ein  Jahr  und  länger  unbegraben,  „damit  es 


C  ANOPAS.  775 

Die  Indianer  von  Careta  (auf  dem  Isthmus)  bewahrten  die 
Knochen  und  Asche  der  Vorfahren  in  Urnen  oder  bemalten 
Thongefässen,  während  andere,  ohne  Verbrennung  die  getrockneten 
Körper  in  Gewändern  bewahrten  (Herrera).  In  Venezuela  wurden 
die  Knochen  der  balsamirten  Leichen  noch  ein  Jahr  in  Töpfen 
oder  Körben  bewahrt.  Am  Morro  bei  Guayaquil  sind  Leichen 
in  Tinajas  begraben  gefunden  worden.  Die  Passes  begruben  in 
Todtenurnen,  aus  denen  sie  die  Gebeine  später  in  kleinere  Ge- 
fässe  übertrugen.  In  der  Höhle  Atauripe  bewahren  sich  in 
Körben  bemalten  Thongefässen  die  Knochen  der  Atures. 

Die  Indianer  am  Ucayali  begraben  in  Töpfen  und  auch  die 
jNIanaos  begraben  in  Todtenurnen  (Igacalin). 

Am  Cap  Frio  wurden  die  Todten  (zusammengebunden)  in 
Töpfen,  die  mit  einem  Deckel  zugedeckt  waren,  beigesetzt,  „de 
peur  (disent-ils)  quils  ne  reviennent  s'estans  desliez"  (s.  Thevet), 
und  so  wurde  auf  das  Grab  des  Helden  Antar  von  den  Arabern  ein 
hoher  Hügel  gethürmt,  damit  seine  gewaltige  Seele  nicht  hindurch- 
breche.   Die  Omaguas  begraben  die  Todten  in  Töpfen  in  der  Hütte. 

In  Honduras  wurde  das  Haus  des  Verstorbenen  verbrannt 
(Herrera).  Beim  Tode  wurde  die  Toubana  oder  Hütte  ^)  verlassen 
(unter  den  Caraiben). 

In  Yucatan  wurden  die  Todten  im  Hause  begraben,  Vor- 
nehme dagegen  verbrannt,  um  ihre  Asche  in  Holzfiguren  einzu- 
schliessen,  deren  hohler  Hinterkopf  mit  der  dem  Hinterkopf  des 
Todten  abgezogenen  Haut  verdeckt  wurde.  Die  Asche  der  Fürsten 
wurde  in  Urnen  oder  Thonfiguren  geschüttet  und  darüber  ein 
Tempel  erbaut.  Bei  den  Fürsten  aus  dem  Hause  Cocom  wurde 
der  Schädel  gekocht  um  das  Fleisch  abzuziehen,  und  dann  durch- 
gesägt, worauf  man  an  den  Vordertheil  mit  Gesicht  das  Fleisch 
des  ganzen  Schädel   durch   ein  Harz    wieder  anfügte  (s.  Landa)"). 


ja  bey  der  Beerdigung  recht  köstlich  hergehen  möchte"  (in  der  Mark  Brandenburg). 
Auf  der  Durchzugsstation  der  Mexicaner  bei  den  Tepehuanes  fand  Padre  Larios  (1604) 
Aschenurnen,  sowie  Steinfiguren  in  Menschen-  und  in  Thierform  (s.  Alegre).  Die 
Mexicaner  legten  in  die  Todtenurnen  einen  Stein,  der  bei  der  Auferstehung  zum  Herz 
des  Gestorbenen  würde.  An  der  Mosquito-Küste  (bei  Cap  Gracias  ä  Dios)  wurde  in 
einer  Todtenurne  eine  auf  Goldplatte  gearbeitete  Figur  gefunden  (von  Squier)  [Moscos 
oder  Muyscos]. 

1)  Beim    Tode    eines    Häuptlings    (bei    den    Kaffern)    wird    die    Idhlaka  genannte 
Hütte  verlassen  (s.  Warner). 

2)  Und  ähnliche  Beschreibungen.     Echavan  las  cenizas   en    estatuas  hechas  huecas 
de  barro ,    cuando    eran  muy  seüores  (in  Yucatan),    Tempel  darüber  bauend  (s.  Landa). 


77G  CEREMOXIELLES. 

Ausser  den  Seelen  der  Helden  oder  Kee-yek  (Obere),  die  im 
Nordlicht  tanzten,  wurden  die  Seelen  (Yek)  der  Thlinkit  zu  Ttüvce- 
yek  (Landgeister),  neben  Tekee-yek  (Seegeister),  im  Takankon  (im 
Erdinnern),  während  die  Seelen  der  an  Krankheit  Gestorbenen  unter 
einem  Baume  weilten.  Bei  den  Chinook  zogen  die  guten  Seelen 
auf  der  Milchstrasse  (Otuihuti)  zur  sonnigen  Tamiith,  während 
die  bösen  dem  schwarzen  Häuptling  übergeben  wurden.  Bei  den 
Haidah  gingen  die  guten  Seelen  zum  Keewuk  (und  die  der  Hel- 
den darüber  zum  Keewuckkow),  während  die  natürlich  Gestorbenen 
im  Seewukkow  (in  Wäldern)  festg'ehalten  wurden.  Nach  den 
Aht  lebten  die  guten  Seelen  im  Himmel  mit  Quawteaht,  die 
bösen  mit  Chayher  (dem  knochenlosen  Fleischm^mn).  Bei  den 
Enroc  muss  der  Abgrund  vor  dem  Paradies  cmf  einem  schlüpfri- 
gen Balken  passirt  werden.  Die  Seelen  der  Kaiita  wurden  durch 
Vögel  ins  Jenseits  getragen.  Bei  den  Tolewah  liegt  das  Paradies 
hinter    der    Sonne.     Nach    den    Allequas    hatte    die   Seele   durch 


Andere  legten  die  Asche  in  den  Kopf  einer  Holzfigur ,  der  hinten  geöffnet  und  mit 
der  dem  Todten  abgezogenen  Haut  des  Hinterkopfes  ^wieder  verschlossen  war,  A  los 
senores  antiguos  de  Cocom  avian  cortado  las  cabezas  cuando  morian ,  worauf  sie  den 
Schädel  durchsägten,  und  den  Vordertheil  der  Gesichtsknochen  zur  Verehrung  be- 
wahrten (a  estas  medias  calaveras  suplicron  lo  que  de  carne  les  faltava  de  cierto  bctun 
y  les  dieron  la  perfeccion  muy  al  propio  de  cuyos  eran).  In  Yucatan  wurde  mit  den 
Idolen  (Priester  mit  ihren  Büchern)  begraben,  die  Leichen  der  Fürsten  verbrannt, 
und  die  Asche  in  hohlen  Figuren  aufbewahrt  (Herrera).  Beim  Tode  eines  Cocome 
(in  Yucatan)  wurde  der  abgesägte  Gesichtslheil  des  Schädels  durch  plasliscli  angefügtes 
Portrait  ersetzt  (zum  Aufstellen  im  Tempel).  Der  T\ame  Quichc  (muclios  ärboles) 
wurde  auf  das  ursprüngliche  Reich  von  Palenquc  angewandt,  „por  las  innumerables 
familias  de  diferentes  naciones  que  le  compusieron,  los  cuales  symbolizabau  en  figuras 
de  diversos  ärboles".  Unter  dem  Nachfolger  des  Königs  Cotuha-Ztayab  (aus  einer 
Dynastie  Balam-quitze's)  wurden  die  aufständischen  Ilocab  wieder  unterworfen.  Die 
Roaymas  (in  der  Pampa  del  Sacramento)  nachdem  sie  den  vergebens  zum  Bleiben  auf- 
geforderten Kranken  durch  Frauen  erstickt  haben,  löschen  das  Feuer,  den  Rauch 
verjagend,  aus,  damit  nicht  die  durch  das  Erblicken  eines  Ausganges  verwirrte  Seele 
auf  dem  Dache  bleibe,  und  umgeben  das  Haus  mit  Koth,  dessen  Gestank  die  Rückkehr 
verhindert,  die  Leiche  in  einem  Topfe  begrabend,  bis  zum  Waschen  der  Knochen  bei 
Verwesung  (Skinner).  In  Polynesien  wird  das  Grab  des  Häupilings  mit  Excremcntcn 
bedeckt.  Im  Ahnendienst  der  (verstorbene  Häupilinge,  wde  Pan-ku  der  Han-Dynastie, 
verehrenden)  Miau-Stämme  (in  Kwei-cheu)  on  the  day  of  sacrifice,  when  animals  and 
wine  are  offered,  the  coffm  is  lifted  from  the  grave  and  opened.  „The  bones  are  then 
taken  out,  carefully  washed  in  a  tub,  ad  rubbed  tili  they  are  quite  white.  They  are 
replaced  and  often  two  or  three  years  regain  washed.  This  is  repeated  scven  timcs. 
Sickness  will  supervene,  if  this  is  neglected"  (s.  Edkins).  So  werden  die  Knochen  der 
Vorfahren  in  Dahomey  und  Ashanlee  gewaschen  (in  ^lenschenblut). 


SEELE.  777 

verschiedene  Thiere  zu  passiren,  ehe  sie  die  immergrünen  Prairien 
betreten  konnte. 

Nach  den  Mozaves  (unter  den  Apaches)  stieg  die  Seele  ^)  im 
Rauch  des  Scheiterhaufens  zum  Himmel  auf,  wohin  Matevil  (von 
Bergspitzen)  vorangegangen,  musste  aber  von  Verbrechen  vorher 
in  Rattengestalt  gereinigt  werden.  Bei  den  Okonag-an  war 
Kichtsamah  die  Hölle  und  Elemehumkillanwaist  der  Himmel. 

J^ie  Edayme,  eyunne,  euine,  ettsine,  ninkkion  (Hauch,  Athem, 
AVind,  Geist,  Schatten,  Doppelheit)  genannte  Seele  (der  Dene- 
dindjies)  entfliegt  beim  Tode  (Edhie  ewie  oder  Trennung)  in  das 
Ahnenland  (Itsinlewi-tan)  an  der  südwestlichen  Höhle  (wo  an  dem 
Naetieiwer  oder  Denker  geannnten  Baum  die  Seelen  der  Ver- 
brannten, aber  nicht  BegTabenen  tanzen)  des,  als  glockenartiges 
Gewölbe  um  den  Horizont  gelötheten,  Firmamentes,  aus  dem  der 
Himmelsfluss  strömt,  an  dessen  Ufer  die  Seelen  der  durch  die 
Feinde  nicht  Verbrannten  tanzen  (s.  Petitot).  Auf  den  Jagdgrün- 
den des  Ahnenlandes  oder  Itsinlewi-tan  (mit  dem  Donner  oder 
Idi)  jagen  und  fischen  die  Seelen,  die  Trennungslieder  (Cle-ttcha- 
tseline)  singend  (bei  den  Dene-dindjies).  Die  Seele  (bei  den 
Pimas)  g'eht  östlich,  mit  Sehuiab,  Sohn  des  Schöpfers  (im  Sonnen- 
haus zu  leben,  obwohl  mit  Zulassung-  des  Teufels  Chiawat  ge- 
plagt. Bei  den  Maricopas  verwandeln  sich  beim  Tode  die  Glieder 
in  verschiedene  Thiere. 

Der  Piuhs  oder  Athem  (des  Lebenden)  war  innerh^ilb  des 
Körpers  (petacan)  aus  der  Luft  aufgenommen  (nach  Ansicht  der 
Californier)  und  die  Seele '^)  hiess  pusuni  (oder  die  Substanz  des 
Innern).  Ein  in  der  Mission  St.  Juan  Capistrano  (1817)  erkrankter 
Californier    träumte    von    dem  fröhlichen   Himmel  Chinigchinich's, 

1)  Die  Seele  des  Zauberers  wurde  zum  Chaylier  (Fleischmann)  «^^esandt,  die  Seele 
des  Kranken  zu  befreien  (bei  den  Aht).  Die  Spokanes  am  Columbia  (bei  Okanagan) 
hiessen  Sinkoman  (bei  den  Kootomies).  Die  Seele  des  Jägers  wurde  zu  Wild,  die  des 
Fischers  zu  Fisch  (bei  den  Songliies). 

2)  The  New  England  tribes  called  the  soul  chemung,  the  shadow,  and  in  Ouiche 
natub,  in  Eskimo  larnak  express  both  these  ideas.  In  Mohawk  atonritz  the  soul  is 
from  atonrion,  to  breathe  (Brinton).  Ce  n'est  pas  leur  coeur  qui  va  en  haut,  mais  ce 
qui  les  faisait  vivre,  c'est-ä-dire ,  le  souffle  qui  leur  sort  par  la  bouche  et  que  Ton 
nomme  Julio,  sagt  Oviedo  von  den  Nicaraguern  und  Buschmann  leitet  yulia  von  yoli 
(leben)  ab.  Im  Aztekischen  hiess  Ehecatl  Wind,  Seele  und  Schatten.  The  Iroquois 
Word  for  bone  is  esken,  for  soul  atisken  or  that  which  is  wilhin  the  bone  (Brinton). 
Nach  Hodgson  glaubten  die  Choctaws,  dass  die  Welt  nach  dem  Brande  schöner  er- 
neuert werden  würde. 


778  CEREMONIELLES. 

WO   man   ihm   köstliches    Getränk  gab,    als  P.  Boscana  durch  ein 
Glas  heisses  Wasser  die  Krisis  einleitete. 

„Auch  die  "Weiber  haben  ihren  Schutzgeist,  den  man  aber  nicht  so  für  wichtig 
hält,  als  der  Mannspersonen  ihre.  !Man  verehrt  sie  durch  verschiedene  Arten  von 
Opfer.  Man  wirft  dem  Wassergolt  zu  Ehren  Petun,  Tabak  und  abgewürgte  Vögel  in 
die  Flüsse  und  Seen,  und  für  die  Sonne  wirft  man  sie  in's  Feuer.  Sie  verrichten 
auch  bey  einigen  Gelegenheiten  verschiedene  Arten  von  Libationen,  die  mit  geheimniss- 
vollen Worten  begleitet  sind.  Man  trifft  am  Rande  beschwerlicher  "Wege  über  jähe 
Felsen  und  bei  "Wasserstürzen  bald  Halsbänder,  bald  Tabak,  bald  Maizähren,  bald 
Thierhäute  und  ganze  Thiere,  vornehmlich  Hunde  an;  und  dies  sind  eben  so  viele 
Opfer  für  die  Schutzgötter,  die  diesen  Oertern  vorstehen.  Die  Furcht  vor  der  ge- 
ringsten Gefahr  macht  auch,  dass  man  den  bösen  Geistern  eben  diese  Ehre  erzeiget. 
Sie  thun  auch  Gelübde,  die  blosse  Religionshandlungen  sind.  Haben  sie  auf  Reisen 
keine  Lebensmittel  mehr,  so  versprechen  sie  zu  Ehren  ihrer  Schutzgeister  ein  Stück 
von  dem  ersten  Thiere,  das  sie  zu  erlegen  hoffen,  dem  Haupte  ihres  Fleckens  zu  geben, 
und  nicht  eher  einen  Bissen  zu  essen,  als  bis  sie  ihr  "Versprechen  erfüllt  haben.  Wird 
die  Ausführung  des  Gelübdes  wegen  Entfernung  des  Oberhauptes  unmöglich,  so  ver- 
brennen sie  das  für  ihn  bestimmte  Stück.  Ob  sie  gleich  die  Seele  nicht  für  geistig 
halten,  so  halten  sie  sie  doch  für  unsterblich  und  behaupten ,  dass  sie ,  nach  der  Ab- 
sonderung vom  Körper,  eben  die  Neigungen  behalte,  die  sie  im  Leben  gehabt  habe; 
und  daher  kommt  die  Gewohnheit,  dass  sie  Alles  mit  den  Leichen  begraben,  was  zu 
ihrer  Nothdurft  oder  "Vergnügen  diente.  Sie  glauben,  die  Seele  bleibe  noch  lange  bey 
dem  Körper,  und  dann  gehe  sie  in  ein  anderes  unbekanntes  Land,  wo  sie  nach  einiger 
Meynung  in  eine  Turteltaube  verwandelt  wird.  Andere  geben  allen  Menschen  noch 
eine  andere  Seele,  welche  den  Körper  niemals  verlasset,  sondern  nur  aus  einem  in  den 
andern  gehet.  Man  muss  die  Seelen  auch  ernähren,  und  daher  setzen  sie  Speisen  auf 
die  Gräber;  allein  dies  dauert  nicht  lange,  weil  man  vermuthet,  dass  die  Seelen  sich 
mit  der  Zeit  zum  Fasten  gewöhnen.  Von  dem  Lande  der  Seelen  glauben  sie,  es  sei 
eine  sehr  weit  gegen  Westen  entfernte  Gegend ,  wohin  zu  koriimen  sie  viele  Zeit  ge- 
brauchten und  viele  Schwierigkeiten  zu  übersteigen  hätten.  Sie  reden  von  einem 
Flusse,  über  den  sie  hinüber  müssen;  von  einem  Hunde,  wider  den  sie  sich  mit  vieler 
Mühe  zu  vertheidigen  hätten;  von  einem  Orte  des  Leidens,  wo  sie  ihre  Fehler  aus- 
söhnen. Wer  ein  guter  Jäger,  tapfer  im  Kriege,  glücklich  in  Unternehmungen  ge- 
wesen ist,  und  eine  grosse  Anzahl  Feinde  getödtet  oder  verbrannt  hat,  gelanget  an 
diesen  glücklichen  Ort,  und  seine  Glückseligkeit  besteht  darinn,  dass  man  allezeit  etwas 
zu  jagen  und  zu  fischen,  einen  immerwährenden  Frühling,  einen  grossen  Ueberfluss  an 
Lebensmitteln  ohne  Arbeit  und  alle  sinnliche  Vergnügungen  findet.  Den  Seelen  der 
Thiere  weisen  sie  auch  einen  Platz  in  diesem  Lande  an,  denn  sie  halten  sie  für  un- 
sterblich und  eignen  ihnen  Vernunft  zu;  und  nicht  nur  alle  Gattungen  von  Thieren, 
sondern  auch  jedes  Thier  hat  seinen  Schutzgeist.  Nichts  kömmt  ihrer  Ausschweifung 
und  ihrem  Aberglauben  in  Ansehung  der  Träume  bey;  doch  sind  sie  in  der  Art  und 
Weise,  sie  auszulegen,  sehr  verschieden.  Bald  ist  es  die  vernünftige  Seele,  die  herum- 
spatzirt,  unterdessen  dass  die  empfindende  Seele  den  Körper  noch  immer  belebet;  bald 
ist  es  der  Schutzgeist,  der  von  dem,  was  geschehen  soll,  heilsamen  Unterricht  ertheilet, 
bald  ist  es  ein  Besuch,  den  man  von  der  Seele  oder  dem  Schutzgeiste  des  Gegenstandes 
des  Traumes  erhält.  Indessen  wird  der  Traum  stets  für  einen  heiligen  Zufall  und  für 
eine  Mittheilung    des  Willens    des  Himmels  gehalten.     Daher    ist    nicht  nur  derjenige, 


TRÄUME.  779 

der  geträumt  hat,  verbunden,  den  erhaltenen  Befehl  auszuführen,  sondern  es  ist  auch 
für  diejenigen,  an  welche  er  sich  wendet,  ein  Verbrechen,  wenn  sie  ihm  das  versagen, 
was  er  im  Traume  gewünscht  hat.  Ist  es  von  der  Beschaffenheit,  dass  ein  einzelner 
Mensch  es  ihm  nicht  verschaffen  kann,  so  bemühet  sich  die  ganze  Nation,  es  ihm  zu 
verschaffen,  es  koste  was  es  wolle,  und  sollte  man  es  auch  500  Meilen  weit  suchen. 
Sie  machen  das  Träumen  zu  einem  gottesdienstlichen  Gebrauch.  Sie  schwärzen  sich 
das  Gesichte  und  fasten  verschiedene  Tage,  in  welcher  Zeit  sie  hoffen,  dass  der  gute 
Geist  sich  ihnen  im  Traume  offenbaren  werde.  Die  Veränderung,  die  durch  das  lange 
Fasten  im  Gehirn  eines  Menschen  hervorgebracht  wird,  muss  ohne  Zweifel  sehr  stark 
sein,  und  die  Alten  sorgen  dafür,  dass  die  Träume,  die  sie  des  Nachts  haben,  am  fol- 
genden Morgen  getreulich  erzählt  werden.  Sie  haben  ein  Fest,  welches  sie  das  Traum- 
fest, oder  die  Umkehrung  des  Gehirns  nennen.  «Es  wird  zu  Ende  des  Winters,  14  Tage 
lang,  gefeyert  und  ist  eine  Art  von  Bacchanalien,  wo  alle  Einfälle  der  Thorheit  er- 
laubt sind.  Ein  jeder  läuft  von  Hütte  zu  Hütte,  unter  tausend  lächerlichen  Verklei- 
dungen, man  zerbricht  und  zerschlägt  alles,  und  niemand  hat  das  Herz,  sich  zu  wider- 
setzen. jSIan  fragt  alle,  die  man  antrifft,  um  die  Auslegung  seines  letzten  Traumes, 
und  wer  ihn  erräth,  ist  verbunden,  das  zu  geben,  wovon  man  geträumt  hat.  Das  Fest 
endigt  sich  mit  einem  Schmause,  nachher  wird  alles  wiedergegeben,  und  jeder  denkt 
darauf,  die  verdriesslichen  Wirkungen  einer  solchen  gewaltsamen  Vermummung  wieder 
gut  zu  machen,  welches  oft  viel  Zeit  und  Mühe  erfordert.  Religiöse  Betrieger  sind 
unter  den  Indianern  in  Amerika  so  gemein,  als  anwerswo,  und  einige  derselben  sind 
so  glücklich,  den  grossen  Haufen  zu  überreden,  dass  sie  eines  göttlichen  Antriebs  und 
Eingebung  gewürdiget  sind;  es  verstehen  auch  wenige  in  dieser  heiligen  Taschen- 
spielerey  ihre  Rolle  besser,  als  sie.  Sie  schreiben  nicht  nur  Gesetze  und  Lebensregeln 
vor,  und  überreden  das  gemeine  Volk,  dieselben  zu  glauben;  sondern  sie  wollen  auch 
die  Geheimnisse  der  Religion  erklären  und  alle  Träume  und  Erscheinungen  auslegen. 
Diese  Gaukler  sind  es  hauptsächlich,  welche  die  Bekehrung  der  Indianer  zum  Christen- 
thum  verhindern,  an  welcher  die  französischen  Missionarien  mit  vielem  Eifer  gearbeitet 
haben.  Diese  werden  von  jenen  als  böse  Zauberer  geschildert,  und  ihre  Gebethe  als 
Zaubersprüche,  und  alles,  was  sie  in  ihren  Häusern  haben  und  den  Wilden  nicht  be- 
kannt ist,  als  Zauberinstrumente  vorgestellet.  Hiezu  kommt  noch,  dass  sie  glauben, 
dass  die  christliche  Religion  gar  nicht  für  sie  gemacht  und  nur  bloss  für  die  Europäer 
gut  sey;  und  dass  ihnen  als  Leuten,  die  ihre  Glückseligkeit  suchen,  sich  in  nichts  zu 
zwingen  und  in  allem  ihrer  Neigung  zu  folgen,  die  Forderungen  der  christlichen  Sitten- 
lehre zuwider  sind.  Es  hielt  daher  anfänglich  sehr  schwer,  einige  zur  Annehmung  der 
christlichen  Religion  zu  bewegen.  Endlich  gelung  es  den  Missionarien  doch  zwey 
Dörfer  von  christlichen  Iroquesen,  und  eins  von  christlichen  Huronen,  ohnweit  Quebeck, 
zu  Stande  zu  bringen.  Auch  von  den  Engländern  sind  bisweilen  einige  bekehrt  wor- 
den ,  und  besonders  haben  die  in  den  englischen  Kolonien  befindlichen  mährischen 
Brüder  Missionen  unter  verschiedenen  Völkern  mit  gutem  Fortgange  errichtet.  Fast 
alle  Völker  in  Nordamerika  haben  eine  Art  von  aristokratischer  Regierung,  deren 
Form  aber  überaus  verändert  ist.  Ueberhaupt  wird  nichts  wichtiges  anders,  als  mit 
Gutachten  der  Alten,  beschlossen,  obgleich  jeder  Flecken  ein  unabhängiges  Haupt  hat. 
Viele  Völkerschaften  haben  in  ihren  vornehmsten  Flecken  drey  Hauptfamilien,  unter 
denen  eine  als  die  erste  angesehen  wird  und  eine  Art  des  Vorzugs  geniesset.  Eine 
jede  hat  ihr  besonderes  Oberhaupt,  und  in  Sachen,  welche  die  ganze  Völkerschaft  an- 
gehen, kommen  diese  Häupter  zusammen,  sich  darüber  zu  berathschlagen.  Ein  jeder 
Stamm  führt  den  Namen  eines  Thiers,    und    die  ganze  Völkerschaft   hat   ihren  Namen 


780  CEREMOXIELLKS. 

auch  von  einem  Thier,  dessen  Abbildung  ihr  Kennzeichen  ist,  womit  man  auch  die 
Verträge  unterzeichnet.  Also  ist  die  huronische  Nation  die  Völkerschaft  des  Stachel- 
schweins und  ihr  vornehmster  Stamm  führt  den  Namen  des  Biirs,  der  zweete  des 
Wolfs,  und  der  dritte  der  Schildkröte.  Die  iroquesische  Völkerschaft  hat  einerlcy 
Thiere  mit  der  huronischen,  nur  dass  die  Schildkrötenfamilie  sich  daselbst  in  zwo  ge- 
theilt  hat,  welche  man  die  grosse  und  kleine  Schildkröte  nennet.  Das  Haupt  einer 
jeden  Familie  führt  den  Namen  davon,  und  bey  öffentlichen  Handlungen  giebt  man 
ihm  keinen  andern.  Ebenso  verhält  es  sich  auch  mit  dem  Haupte  der  Nationen  und 
eines  jeden  Dorfes.  Unter  den  Huronen,  die  von  den  fünf  Nationen  der  Iroquescn 
Väter  genannt  werden,  ist  die  AVürde  eines  Oberhaupts  erblich  in  weiblicher  Linie,  so 
dass  allezeit  dem  Oberhaupte  seiner  Schwester  Sohn  nachfolget,  und  in  Ermangelung 
desselben  der  nächste  Verwandte  in  der  weiblichen  Linie.  Ist  eine  ganze  Linie  aus- 
gegangen, so  kann  die  edelste  Matrone  des  Stammes  oder  der  Völkerschaft  eine  "Wahl 
trefifen." 


In  der  Verwaltung  der  mexicanischen  Tempel  fand  sich  der 
Tlaquimiloltecuchtli  oder  Schatzmeister  (über  Kleider,  Lampenöl 
u.  s.  w.),  der  Tlilloncalcatl  (über  den  Schmuck) ,  der  Tlapixcatzin 
(Vorsänger)  der  Chorkn^iben  (Teotlamacazque)  mit  dem  Tzii2:»otla- 
teohuatzin  zum  Taktschlagen  (auf  der  Trommel  oder  Teponaztli), 
der  Tlamacazcateul  zum  Unterricht,  der  oNIexicalteohuatzin  zur  Auf- 
sicht über  die  Klöster  (und  Aus\v^lhl  der  dort  erzogenen  für  die 
Kirchenstellen)  mit  dem  Gehülfen  Huitznahuacteohuatzin  (s.  Tor- 
quemada).  Der  Epqualiztli  hatte  das  Räucherwerk  zu  besch^lffen, 
der  INIeloncoteohua  die  Salben  der  Priester.  Der  Priester  Tecan- 
manteohua  diente  im  Tempel  des  Feuergottes.  Der  Priester 
Atempanteohuatzin  verfertigte  den  Federschmuck  der  Göttin  Toci. 
Der  Priester  Tezcatzoncatlometochtli  bereitete  mit  seinem  Ge- 
hülfen Ometochtliyyauhqueme  (undOmetochtlitomiauh)  den^Iuschel- 
schmuck  für  die  Priester  des  Rauschgottes.  Der  Priester  Quat- 
lapanquiometochtli  diente  dem  Gott  Quatlapanqui ,  der  THlhuao- 
metochtli  dem  Gott  Tlilhua,  der  Ometochtlinappatecuhtli  dem 
Gott  Nappatecuhtli.  Neben  dem  oberen  Hohenpriester  oder  Teo- 
tecuhtU  (der  Höchste  der  Gottgeweihten)  stand  als  Gehülfe  der 
Hueyteupixqui  (der  Grossmeister  der  göttUchen  Angelegenheiten) 
über  die  Teupixque  (Hüter  der  Götter)  oder  Priester  (Torquemada). 

Unter  den  Totonaken  wurden  sechs  Hohepriester  erwählt, 
von  denen  der  eine  die  AVürde  des  Oberpriesters  erhielt,  worin 
ihm  bei  seinem  Tode  die  Uebrigen  der  Reihe  nach  folgten.  Die 
(streng  und  zurückgezogen  lebenden)  Priester  der  Göttin  Centeotl 


PRIESTERSCHAFT.  781 

(als  Wittwer,  die  über  60  Jahre  ^),  eine  bestimmte  Zahl  bildeten 
und  nur  bei  Todesfall  neu  ersetzt  wurden)  gaben  (in  Fuchs-  oder 
Coyotl-Felle  gekleidet)  Orakel  (hockend  auf  die  Erde  blickend) 
und  zeichneten  Bilderschriften,  die  vom  Hohenpriester  dem  Volke 
mitgetheilt  wurden  (mit  Ulli  gesalbt).  Die  Würde  des  Topiltzin, 
des  Obersten  der  Opferpriester,  war  erbHch  (in  Mexico). 

In  Comaltepec  wurden  die  Viganas  zum  Dienst  der  Idole  aus 
einer  bestimmten  Familie^)  genommen  (und  castrirt)  und  der 
Hohepriester  der  Viganas  (der  als  vSohn  der  Sonne  galt)  wohnte 
in  Chuapa  {als  Coquitela  zur  Zeit  Fray  Jordan's).  Der  Oberpriester 
wurde  auf  einem  verzierten  Holzsitz  beigesetzt  im  Grabe  (s.  Pala- 
cios).  Die  mexicanischen  Priester  (bei  der  Salbung)  „bestrichen 
den  ganzen  Leib  und  sonderlich  das  Flaupt  mit  einer  Schmaltze, 
davon  das  Flaar  bis  über  die  Knien  wuchs,  und  darum  pflegten 
sie  es  gleich  den  Pferdemähnen  mit  breiten  Baumwollenen  Bän- 
dern einzuflechten." 

Die   Glieder  des  dem   Quetzcalcoatl  ^)  geweihten  Ordens  (Tla- 


^)  Plato  empfiehlt  60 jähriges  Alter  für  die  Priesterschaft.  In  Ichcatlan  hatte  der 
Oberpriester  beständig  im  Tempel  zu  leben  (s.  Clavigero).  Ueber  den  Priestern  (Tlama- 
cazque  oder  Tlenamacaque)  stand  (in  Mexico)  der  Oberpriester  oder  Achcauhtli  (Go- 
mara).  Der  Achcauhtli  oder  Oberste  der  Tlamacazque  (Priester)  predigte  (in  Tlascala) 
beim  Jahresfest  des  Camaxtle  (Torquemada).  An  der  Lagune  des  Lempa-Flusses  stand 
der  Hohepriester  über  einem  Rath  von  vier  Priestern,  aus  denen  Einer  zu  seinem 
Nachfolger  gewählt  wurde  (s.  Herrera).  Ausser  der  Sonne  (mit  Menschenopfer)  wurde 
ein  männliches  und  ein  weibliches  Götzenbild  verehrt. 

2)  In  Etrurien  war  das  Priesterthum  bestimmter  Götter  an  einzelne  Lucumonen- 
familien  geknüpft.  Der  Priester  hiess  Ahkin  (Looswerfer)  in  Yucatan  (s.  Lizana) 
unter  dem  Ahan-lan-Mai  oder  Ahkin -Mai  (Hohepriester).  Yalahau  wurde  als 
der  Oberpriester  verehrt  (in  Yucatan).  Der  Zauberpriester  Obera  (am  Parana)  llama- 
base  libertador  de  la  nacion  Guarani,  unigenito  de  Dios  Padre,  nacido  de  una  virgen 
sin  comunicacin  de  varon,  plenipotentiario  de  dios  (s.  Guzman).  Die  beiden  Ober- 
priester Teoteuctli  (der  göitliche  Herr)  und  Hueiteoquixqui  (grosser  Priester)  ernannten 
zur  Aufsicht  über  die  Priester  oder  Teopixqui  (Diener  Gottes)  den  Mexicoteohuatzin 
mit  dem  Gehülfen  Huitznahuateohuatzin  (der  die  Seminarien  leitete)  und  Tepaneo- 
huatzin,  während  der  Tlatquimilolteuctli  die  Einkünfte  verwaltete,  der  Quetochtli  die 
Festgesänge  abfasste,  der  Epcoacuiltzin  die  Ceremonien  bestimmte,  der  Tlapixcatzin 
die  Musik  anordnete  u.  s.  w.  (in  Mexico).  Der  Priester  hiess  (in  Mexico)  Teopixqui  oder 
der  den  Gott  Bewahrende  (im  Cult  Quetzalcoatl's).  Nach  Diaz  de  Castillo  hiessen  die 
mexicanischen  Priester  Papas. 

3)  Die  Tlamacazqui  (Priester)  des  Ordens,  Tlamacazcayotl  (Orden  der  Religiösen) 
standen  unter  dem  Oberpriester  des  Gottes  Quetzalcoatl.  Der  Ometochtli  stand  den 
Centzontotochtin  genannten  Priestern  vor,  im  Dienst  des  Tezcatzoncatl  (dios  del  Pulque). 
Quetzcalcoatl's  Priester  wurden  Qucquetzalcohua  genannt.   Von  den  langhaarigen  Priestern 


782  CERE]\I0NIELLES. 

macazcajotl) ')  hiessen  Tlamacazque  (in  Mexico).  Der  dem  Tezcatli- 
poca  geweihte  Orden  (Tepochtlitzli)  bestand  aus  Jüngiingen  und 
Knaben   (s.   Clavig'ero).      Zur    Seite    des    Mexicatl-Teohuatzin    als 


(Papahua  Tlamacazque)  in  Teotihuacan  wurde  bei  Ende  des  Cyclus  das  heilige  Feuer 
verkauft  (s.  Veytia).  Die  Priester  des  Teocatlipuca  hiessen  Telpochtilixtlis  (mancebos 
dedicados  al  dios  Mancebo).  Der  Hohepriester  Quetzalcoatrs  war  der  nächste  im  Rang  zu 
den  Mexicatl-Teohuatzin,  als  Hoherpriester  Huitzilopochtli's.  Unter  den  Priestern  oder 
Teopixqui  (in  den  Tempeln)  bildete  der  Huey-Teopixqui  den  höheren  Rang.  In  Mexico 
fand  sich  der  Tempel  Huitznahuateocalli  (in  der  Vorstadt  Huitznahuac).  Unter  den  mexika- 
nischen Priestern  waren  die  des  Vitzilipuztli  erblich,  indem  sie  stammweis  in  gewissen 
Stadtvierteln  folgten  (s.  Acosta).  In  dem  Tempel  Tlalxicco  (el  ombligo  de  la  tierra) 
fungirte  der  Priester  Tlillantlenamacac.  Bei  den  Pipiles  (am  See  Uxaca)  bildeten  unter 
den  Priestern  (Teupas)  die  vier  Teupixquis  den  Rath  des  (mit  einem  Federbusch  des 
Quetzal-Vogels  geschmückten)  Hohenpriester  oder  Tuti  (neben  dem  Caciquen  regierend) 
und  der  Zauberer  Tschu-a-matlini  erklärte  die  Bücher.  Die  Männer  verehrten  Quetzal- 
coatl  und  die  Frauen  die  Göttin  Itzgueye  (Palacios).  Die  Priester  für  Menschenopfer 
standen  unter  dem  To'lpitzin  (in  Mexico).  Die  Papa  genannten  Priester  opferten 
Menschen  in  Tlascala.  Bei  den  Totonaken  redete  die  Göttin  Centeotl  (Göttin  der 
Centli  oder  Maisähren)  oder  Tonacayohua  (la  sustentadora  de  nuestra  carne)  mit  den 
Quacuiles  genannten  Priestern  (s.   Torquemada). 

1)  Die  Priester  Tahiti's  'feerfielen  in  die  Tahaura  Moral  (bei  den  Morais'  fun- 
girend)  oder  Tahaura  Eatua,  die  in  phantastischer  Tracht  (durch  Herabfliegen  eines 
Vogels)  inspirirt  wurden.  Alle  Dinge  (ausser  dem  Menschen)  waren  moa  (heilig), 
als  den  Göttern  gehörig  oder  noa  (gemein),  worauf  das  tabu  (durch  Könige  und  Edle) 
übertragen  werden  konnte.  Der  Tempel  durfte  vom  Volk  nicht  betreten  werden, 
ausser  den  Asyltempeln  (Pohonua  in  Hawaii).  Beim  Erkranken  eines  Vornehmen 
(dessen  Haus  an  sich  tabu  war)  wurde  der  ganze  Bezirk  (weil  dann  ausserdem  von 
Gottheit  heimgesucht)  tabu,  so  dass  Stille  herrschen  musste  und  kein  Feuer  angezündet 
werden  durfte  (mehr  noch  nach  erfolgtem  Tode).  Durch  die  Begräbnissceremonie 
(Moe-moe)  wurde  (in  Tonga)  das  Tabu  aufgehoben.  Nach  dem  Otohoa  (Blutigätzen) 
herrschte  einige  Tage  ein  gesetzloser  Zustand  beim  Tode  eines  Königs  (in  Tahiti). 
Die  Medicinleute  der  Tinneh  hiessen  Sehendje  (Schatten).  Die  Bezauberung  (um  dem 
Feinde  zu  fluchen)  hiess  Anana  (in  Hawaii),  Tahutahu  (in  Tahiti),  Tatau  (in  Tonga), 
Makutu  (in  Neuseeland).  Als  Gegenzauber  (Faatere)  rufen  die  Priester  die  Götter  an.  Beim 
Begräbniss  beteten  die  Priester  über  ein  neben  der  Bahre  gegrabenes  Loch,  wohinein  dann 
ein  Pfahl  gesteckt  wurde,  damit  das  Gespenst  nicht  die  Verwandten  quäle  (in  Tahiti).  In 
Hawaii  (wo  die  Buoa  oder  Gräber  aus  losen  Steinen  mit  einem  Erdhügel  in  der  Mitte 
und  Haus  darüber  bestanden)  wurden  die  gereinigten  Knochen  theils  im  Hecau  der 
Familie  heigesetzt,  theils  unter  die  Verwandten  (als  geheim  zu  haltende  Reliquien)  ver- 
theilt.  Beim  Hahunga-Fest  brachten  alle  Mitglieder  eines  Stammes  die  gereinigten 
Knochen  ihrer  Vornehmen  zusammen.  Die  Idole  (Too)  bestanden  aus  Flechtwerk  und 
Holz  (besonders  dem  heiligen  Casuarina  equisetifolia)  oder  aus  Stein.  Die  Tii-Bilder 
dienten  zur  Bezeichnung  des  Tabu  (Tiki,  als  Amulette).  An  den  Götzen  von  Raro- 
tonga  war  ein  Stück  Perlmuschel  befestigt  (als  Seele  des  Gottes).  Ausserdem  wurden 
Bäume  oder  Thiere  als  Wohnsitz  der  Götter  verehrt.  In  den  Marquesas  erhielten  zwei 
Göttermenschen  Opfer  (nach  Stewart).     Die  Priester  wurden  periodisch  inspirirt.     Die 


HIERARCHIE.  783 

Hoherpriester  des  Huitzilopochtli,  standen  der  Huitznahuac-Tehu- 
atzin  und  der  TepanTeohuatzin  unter  den  Priestern  oder  Teopix- 
qui  (mit  Huey-Teopixqui  oder  Oberpriester). 

Im  Tempel  von  Teotihuacan  wurden  von  vier  zu  vier  Jahren 
vier  Priester  ^)  (Menauhxuchcauhque)  gewählt,  die  (umschichtig  zu 
zwei  und  zwei  jede  Nacht)  in  Wachen  und  Fasten  (Raucher werk 
verbrennend)  zu  verbringen  hatten,  (einmal  nur  am  Tage  einfache 
Speise,  ausser  an  dem  2otägigen  Festtag)  essend,  (cuando  el  Sol 
iba  mas  alto  y,  ä  veces,  quando  declinaba),  die  Ohren  mit  be- 
ständig vergrösserten  Stäbchen  durchbohrend  und  Prophezeiungen 
(für  den  König)  empfangend  (s.  Torquemada). 

Im  Muscheltempel  neben  dem  Tempel  Tezcacalli  stand  ein 
Haus,  wo  die  Könige  (Mexico's)  fasteten^),  wie  in  dem  Hause 
Pojauhtlan  der  Oberpriester. 


Würde  der  Priester  (Tahunga),  die  curirten  und  tättowirten,  war  erblich.  An  die 
Opfer  wurde  Tapaau  (Bänder  aus  Kokosblattstielen)  befestigt,  (damit  der  Gott  mit  der 
Speise  in  Verbindung  trete).  An  die  Stelle  der  Menschenopfer  (wobei  die  Uu  ge- 
nannten Gehilfen  die  Priester  auf  den  Marquesas  unterstützten)  trat  das  Tutunima 
(Abschneiden  des  kleinen  Fingers).  Die  Gebetformeln  (oft  in  unverständlicher  Sprache) 
hiessen  Ubu  (in  Tahiti),  Sotu  (in  Tonga),  Kauwau  (in  Neuseeland).  Beim  Fest  Pae 
atua  (auf  Tahiti)  wurden  die  Götter  des  Landes  in  dem  Haupttempel  zusammengebracht. 
Das  Fest  Maoa  raa  matahiti  wurde  (auf  Tahiti)  den  Verstorbenen  gefeiert.  In  Tonga 
feierte  man  Inachi  bei  den  Erstlingen,  Tautau,  wenn  der  Yam  zu  reifen  begann.  Das 
Föst  Hakari  wurde  als  Begräbniss  gefeiert  (in  Neuseeland).  Jedere  Alfoersche  Negorij 
(en  Amboina)  hebben  doorgans  twee  afgodpriesters,  Mauen  lalamena  (eerste  of  vorste 
afgodpriester),  en  Mauen  lalamoerie  (tweede  of  achterste  afgodpriester)  genaamd.  Jeder 
dezer  heeft  vijf  lala,  handlangers-afgodpriesters  (in  Ludeking).  Neben  den  Uliassern 
fanden  sich  (1607)  die  Oliliman  (Siebenland)  und  Olisivas  (Neunland)  auf  Amboyna 
(s.  Argensola).  Die  Stämme  der  „Ceramiche  Alfoeren"  zerfallen  (in  West  und  Ost) 
in  den  Stamm  der  Pata  Siwa  und  den  Stamm  der  Pata  Lima  (s.  Van  der  Grab)  1862. 
Im  Innern  Ceram's  werden  die  ., Alfoersche  Bergnegorizen"  erwähnt. 

1)  Die  Priester  hiessen  Manitourious  (der  göttlichen  Dinge  Wisser)  bei  Algonquin, 
Wakanwacipi  (Träumer  der  Götter)  bei  Dacotah,  Honundeunt  (Glaubensstütze)  bei 
Irokesen,  Atsilung  Kelawhi  (Besitzer  des  göttlichen  Feuers)  bei  Cherokee,  Medawin  sind 
die  gelernten,  Jossakeed  die  begeisterten  Priester  (bei  Chippewäh),  Agotkon  bei  Iro- 
kesen. Die  Zaubergeister  der  Cris  zerfallen  in  Mitewiw,  (les  gens  de  mt'dicine),  Mani- 
tokkasuw  (les  devins),  Kosabattam  (les  Jongleurs),  Nipiskew  (les  Souffleurs).  Der 
Kasek,  als  Gehülfe  des  Zauberarztes  oder  Shaman,  leitet  die  Festlichkeiten  (bei  den 
Koniagen).  Walian  ist  der  Oberpriester  jeder  Negerie  (Dorfes  unter  den  Alfuru  in 
der  Minahasa),  Mawasal  der  Todtenpriester,  Menanalinga  der  Vogeldeuter,  Tumutungep 
der  Eröffner  der  Reisfelder,  die  von  den  Leleen  (mit  dem  Wunderholz  oder  Tahas) 
besäet  werden,  Tunahos  der  Priester  der  Jäger,  Teterussan  der  Priester  der  Krieger. 
Die  Kapojas  dienen  als  Schutzholz  (in  Celebes). 

1)   Der  Oberpriester    (in    Mexico)    zog    sich    für    mehrwöchentliches  Fasten   in  die 


784  CEREMONIELLES. 

Der   Tempelbezirk    war   geweiht,    und  das  Heiligthum^)  war 
(wie  in  Indien  und  Peru)  dem  Laien  oder  Profanen  unzugänglich 


Berge  zurück,  wo  ihm  eine  Laubhütte  gebaut  wurde  (Torquemada).  In  der  Nähe  der 
Tempel  fanden  sich  viele  Zellen,  wo  vor  den  Festen  die  Vornehmen  zurückgezogen 
(und  ohne  Fleischliches  Beiwohnen)  fasteten,  indem  einige  nur  zwischen  ISlittcrnacht 
und  Mittag,  andere  nur  zwischen  Mittag  und  Mitternacht  einmal  assen  [Talapoin]. 
In  Teotihuacan  fasteten  vier  Priester  vier  Jahre  hindurch,  um  dann  durch  andere  er- 
setzt zu  werden  (s.  Clavigero).  Bei  Unglücksfällen  fastete  der  Oberpriester  (in  ^Mexico) 
in  einer  Hütte  im  Walde,  deren  Zweige  beim  Verdorren  stets  durch  grüne  ersetzt 
werden  mussten.  Vor  dem  Fest  Quetzalcoatl's  fastete  der  Oberpriester  Achcauhtli  oder 
Tlamacaz,  imd  ebenso  die  Priester  oder  Tlamacazqucs.  Die  Paj^as  (der  Totonaken) 
nährten  sich  von  den  Saamenkernen  des  Baumwollstrauches  [Lotus  in  Indien].  Die 
Coatlan  genannten  Priester  (in  Mexico)  badeten  sich  im  Teich  Copan.  Cosa  quc  des- 
cicnde  dcl  ciclo,  como  agua  clarisima  y  purisima  para  lavar  los  pecados  (s.  Sahagun) 
im  Bussgebet  an  Tezcatlipoca  (in  Mexico),  wie  der  Name  der  Brahmanen  erklärt  wird, 
als  Sünden  wegwaschend  (auch  in  der  Taufe).  Les  paroisses  dissemines  (des  Feroe)  ren- 
dent  penible  et  souvent  impossible  le  service  eclesiastique.  II  y  avait  autrefois  dans 
les  petits  iles,  des  sources  d'eau  benite  oü  les  meres  pouvaient,  sans  l'intervention  du  pas- 
teur,  baptiser  leurs  enfants  (s.  Edmond).  Als  der  büssende  Yappan  von  der  Frau  T]a- 
huitzin  verführt  war,  wurde  er  (nach  Kopfabschlagen)  in  einen  (sich  aus  Scham  unter 
die  Steine  verkriechenden  Scorpion)  verwandelt,  durch  Jaotl  (seinen  Hüter)  den  die 
Götter  dann  (wegen  seiner  Strenge)  in  eine  Heuschrecke  verwandelten  (in  Mexico), 
wie  ähnlich  bei  indischen  Büssern,  wenn  Kama  erliegend.  Nach  Ribadeneyra  galten 
die  Missionaire  auf  den  Philippinen  für  göttlich,  wegen  ihrer  Enthaltsamkeit.  Einige 
der  (von  Kinderfleisch  und  Blut  lebenden)  Priester  (in  Mexico)  hatten  keine  Frauen, 
„sed  earum  loco  pueros  quibus  abutebantur"  (s.  Pierre  de  Gand)  1529.  Teupisque  war 
ein  Canonicus  unter  den  Priestern  Mexico's.  Auch  Esputle  wird  als  Diacon  (unter  den 
mexicanischen  Priestern)  erklärt. 

2)  The  name  of  the  religion  of  the  Jews  in  Honan  was  formerly  Tien-chuh-kiau 
(Indian  religion),  but  afterwards  changed  in  Tiau-kin-kiau  (religion  of  those,  who  pluck 
out  the  sinew).  According  to  the  tablet  placed  151 1  p.  d.  the  first  ancestor  (in  the  Israelitish 
religion)  Adam  came  originally  from  India  and  during  the  Chau-state  the  sacred  writ- 
ings  were  in  existence.  The  Eternal  Reason,  revealed  in  the  sacred  writings,  is  very 
mj-sterious,  being  treatcd  with  the  same  veneration  as  Heaven.  The  foundcr  of  this 
religion  is  Abraham,  who  is  considered  the  first  teacher  of  it.  Then  came  Moses, 
who  established  the  law  and  handed  down  the  sacred  writings.  After  his  time,  during 
the  Han-dynasty,  this  religion  entered  China.  In  II 64  p.  d.  a  synagogue  was  built 
atPien.  In  1296  p.  d.  the  old  temple  was  rebuilt.  According  to  the  tablet  placed  1480 
p.  d.  Abraham,  the  patriarch,  who  founded  the  Israelitish  religion,  was  the  ninetecnth 
descendant  from  Pwan-ku  or  Adam.  The  teachings  of  Ezra  (the  religious  reformer 
and  wise  instructor)  contained  the  right  clue  to  the  Instructions  (of  the  foundcr  of  the 
religion),  as  the  duty  of  honouring  Heaven  by  appropriate  worship.  Eternal  Reason  is 
worshipped  as  without  form  and  figure.  In  the  spring  and  autumn  men  sacrifice  to 
their  ancestors,  Every  seventh  day  is  observed  as  a  holy  day  of  rest.  Seventy  clans 
(coming  from  India)  brought  as  tribute  some  western  cloth  under  the  Emperor  of  the 
Sung-dynasly    (519  p.   d.),    and    settled    in    the    town    of  Pien-liang.     The    temple    of 


ASYL.  785 

(wie  das  Allerheiligste  im  Tempel  Hierosolyma's)  ^).  Nur  Cabnal, 
Hoherpriester  der  Lacandones,  betrat  den  Tempel. 

Wenn  der  geweihte  Tempelbezirk  als  solcher  bereits  ein 
Asyl  darstellte,  konnten  die  unverletzlichen  Priester  unter  krie- 
gerischen Gefahren  als  Vermittler  auftreten  oder,  neben  den  von 
den  Pilgern  gezogenen  Wegen,  auch  handelswichtige  Oertlich- 
keiten,  g-leich  den  Märkten,  neutralisiren,  und  so  blieb  auch  aus 
alter  Tradition  der  rothe  Pfeifensteinfels^)  zwischen  den  Quellen 
des  Missisippi  und  Missouri  ein  allen  Indianerstämmen  gleich  zu- 
gängliches Gebiet. 

In  der  Nähe  des  Rio  de  los  Lagartos  war  ein  Thurm  (an 
der  Küste  ^)  Yucatan's)  von  Frauen  bewohnt,  die  ohne  Männer 
lebten  (Juan  Diaz). 


Israel  is  erected  to  tlie  honour  of  Hwang-tien  (the  Great  heaven),  like  tlie  temple 
Taching  of  Confiicius,  the  temple  Shing-yung  of  Nimau  (Buddha)  and  the  temple  Yuh- 
hwang  (of  the  Tauists),  wie  andere  Mischungen.  According  to  the  Syrian  Monument  (in 
Singanfu)  Holooy,  determining  in  the  form  of  the  cross  to  establish  the  four  quarters 
of  the  Earth,  moved  the  primeval  spirit,  and  produced  all  things  visible  and  invisible. 
As  an  architect  having  finished  the  universe,  he  created  the  first  man.  The  Trinity 
set  apart  (to  overcome  Sho-tan)  the  illustrious  and  adorable  Mi-Xio  (Messiah),  saluted 
and  Persians  (Po-su)  after  his  birth  (to  defeat  the  wiles  of  the  Mo  or  Mara)  in  Tacyn, 
which  country  Stretches  (on  the  west)  towards  the  flowery  forests  and  the  regions  of 
the  immortals.  Religion  (Tao  or  the  path)  may  have  any  name.  In  the  year  599  p.  d. 
th'e  teachers  of  abstinence  (Shü-tiaou)  raised  a  persecution ,  but  at  later  attacks  by  base 
scholars  (713  p.  d.)  the  chief  priests,  Lohan,  Taiteh,  Lieh  and  others  maintained  the  ori- 
ginal doctrine,  the  portraits  of  the  five  sacred  ones  were  placed  in  the  church.  The 
bright  and  illustrious  religion  visited  the  Tang-dynasty,  which  translated  the  scriptures 
and  built  churches.  The  ship  of  mercy  was  prepared  for  the  living  and  the  dead.  In 
the  reign  of  Taitsung  (of  the  Tang),  the  virtuous  Olopun  (Arpoon)  guided  by  the 
azur  clouds,  arrived  at  Changugan,  bringing  scriptures  and  Images  from  afar.  The 
priests  shave  the  crown  of  the  head,  but  preserve  the  beards,  praying  seven  times  in 
the  day  and  performing  divine  Service  once  in  seven  days. 

1)  Seguian  la  superstition,  de  que  si  se  acercavan  a  algun  sacerdote  moririan  luego 
(die  Lacandones),  wie  der  Russe  vor  dem  Popen  ausspuckt.  Der  von  sieben  Priestern 
(unter  einem  Hohenpriester)  bewohnte  Haupttempel  von  Utamussack  (bei  Pamunky) 
durfte  (in  Virginien)  von  keinem  Laien  betreten  werden  (s.  Strachey).  Die  Priester 
(Mexico's),  welche  die  Tempelgeheimnisse  verriethen,    wurden  hingerichtet   (s.  Thevet). 

2)  Am  Berg  Moschylos  in  Lemnos  wurde  jährlich  (nach  Galen)  die  rothe  Erde 
(für  Arzneien)  von  einem  Priester  in  Prozession  abgeholt,  und  mit  dem  Bildniss  der 
Artemis  gesiegelt,  verschickt. 

3)  Die  Priesterinnen  (Serfacareha)  heissen  Tamonante  (auf  den  Canarien).  In  den 
Canarien  dienten  die  Tamagantes  genannten  Wohnungen  der  heiligen  Jungfrauen  (oder 
Harimaguadas)  Verfolgten  als  Asyl.  Chota  war  die  Schutzstadt  der  Cheerokee,  wo 
jeder  dahin  Flüchtende  eine  Freistätte  fand  (s.  Ramsey),   und  ähnlich  in  Hawaii.     Bei 

Btistian,   America.  50 


786  CEREMONIELLES. 

Die  in  Keuschheit  und  kasteiendem  Fasten  lebenden  Priester 
(als  Heihge^)    verehrt)    hatten    (bei    den   Misteken)    keine   andere 


der  Einweihung  in  den  Wakon-Kitcliewah  (Friendly  Society  of  the  Spirit)  genannten 
Orden  (bei  den  Nadowessiern)  geräth  der  Ceremonien-Meister  vor  dem  knieenden  Can- 
didaten,  diesen  auf  das  ErgrifFensein  von  dem  Geist  vorbereitend  (tliat  it  would  strike 
him  dead,  but  that  he  would  instantly  be  reslored  again  to  life),  in  einen  ekstatischen 
Zustand,  und  indem  er  einen  bohnenartigen  Gegenstand  gegen  den  Candidaten  wirft, 
fällt  dieser,  wie  leblos,  nieder,  bis  er  auf  Behandlung  durch  Assistenten  (die  Bohne  aus- 
brechend) wieder  zu  sich  kommt  (s.  Carver).  Die  Eskimo  stellten  der  Hexerei  (Ku- 
suinek)  in  ihrer  Ausübung,  als  Iliseenek,  die  Serranek  in  den  an  Tornarsuck  gerich- 
teten Gebeten  gegenüber  (s.  Rink).  Bei  den  Tuppin-Imba  liefen  die  von  den  Zauber- 
ärzten beräucherten  Frauen  umher  bis  zur  Erde  fallend,  ,, gleich  als  sie  todt  wcrcn. 
Darnach  sagt  der  Warsager:  Sihe,  jetzt  ist  sie  todt,  baldt  wil  ich  sie  widerum  lebendig 
machen"  und  dann  sind  sie  geschickt,  um  die  Zukunft  zu  prophezeien  (s.  Staden).  In 
eine  Höhle  zurückgezogen  fielen  die  Piache  (in  Cumana)  bewusstlos  nieder,  und  nach 
"Wiederzusichkommen  sagten  sie  den  Spaniern  die  Ankunft  von  Schiffen  voraus 
(s.  Herrera).  Japituari,  von  dem  die  Tamanachier  die  luca  erhielten,  stieg  auf  einer 
Pflanzenleiter  in  den  Himmel  (s.  Gilij).  Zu  Cabe^a  de  Vaca's  Zeit  wanderte  unter  den 
(mit  den  Maliacones  grenzenden)  Avavares  ein  kleiner  Bärtiger  (unbestimmter  und  wech- 
selnder Gestalt)  im  Lande  umher,  und  wenn  er  zu  den  Thüren  der  Hütten  kam,  trat 
er  unter  die  Erschreckten  and  ,,seized  whom  he  chose  of  them  and  giving  him  threc 
great  gashes  in  the  side  with  a  very  sharp  flint  the  width  of  a  band  and  two  palms  in  lenglh, 
he  put  his  hand  through  and  drew  forth  the  entrails,  from  one  of  which  he  would  cut 
off  a  portion  more  or  less  the  length  of  a  palm  and  throw  it  on  the  embers.  Thcn 
he  would  give  three  gashes  to  an  arm,  and  the  second  cut  on  the  inside  of  the  elbow 
and  would  sever  the  limb.  A  little  after  this,  he  would  begin  to  unite  it  and  putting 
his  hands  upon  the  wounds,  these  would  instantly  become  healed"  (Buckingham  Smith) 
[Zauberer  in  Australien].  Der  zum  Himmel  aufgestiegene  Piaci  hatte  (wie  man  Gu- 
milla  erzählte)  das  Füttern  der  Tieger  durch  die  Gottheit  gesehen  (s.  Gilij). 

^)  Die  Caraiba  genannten  Zauberpriester  (der  Brasilier)  ,,popularibus  suis,  interdum 
et  integris  provinciis,  persuadent,  culturam  agrorum  penitus  omittere,  venisse  enim 
tempus,  quo  tellus  omnia  sua  sponte  ipsis  sit  productura,  ipsaeque  ferae  ultro  pabulum 
ipsis  ailaturae,  his  autem  similibus  naeniis  miseros  hosce,  natura  sua  plerumque  desides, 
ita  infatuant,  ut  neglecto  terrae  cultu,  sensim  commeatu  destituantur,  praeque  inedia 
deficiant,  donec  Caraiba  aut  salus  supersit,  aut  a  suis,  dolum  persentientibus,  trucidetur" 
(s.  de  Laet)  [wie  Xolotl,  im  Uebermaass  der  Budhistisch  ähnlich  an  Entsagung].  In  den 
Tempeln  (Teoba)  Nicaragua's  hatte  stets  ein  Jahr  lang  unter  Gebet  ein  Priester  zu  ver- 
weilen, der  dann  beim  Jahresfest  (unter  Durchbohrung  der  Nase)  hervorkam  und  durch 
einen  andern  ersetzt  wurde  (s.  Oviedo).  Die  Reinigung  und  Fasten  predigenden  Pro- 
pheten (die  nur  ihren  Anhängern  den  Himmel  öffneten)  umgaben  sich  (s.  Loskiel)  mit 
vielen  Kebsweibern,  da  sie,  als  Gott  wohlgefällige  Männer,  diese  armen  Wesen  zu  sich 
zu  nehmen  hatten,  um  sie  auf  dem  Wege  zu  Gott  zur  Seligkeit  zu  führen  (bei  den 
Delavaren)  und  so  (nach  loo  Jahren  wieder)  die  Latter-day-Saints.  An  den  Be- 
freiungsfesten, wie  dem  Passah,  pflegte  man  Verbrecher  hinzurichten,  und  darauf  die 
Sünden  des  Zolkes  zu  wälzen,  während  andere  (wie  Barnabas)  frei  gegeben  wurden, 
um  auch  für  das  folgende  Jahr  die  Gnade  zu  sichern.     Tamanend,  der  alte  Heros  der 


KLOSTERSCHULR.  787 

Aufgabe,  als  „pedir  vida  y  salud  para  el  rey,  paz  para  las  republi- 
cas,  buenos  temporales,  y  venganza  de  los  enemigos"  (Herrera). 

Die  Tuppin-Imbas  haben  Propheten  oder  Priester,  „Caraibes 
genannt,  die  gehen  von  einem  Flecken  zum  andern  und  bereden 
das  armselige  blinde  Völcklein,  dass  sie  einem  jeden,  dem  sie  es 
gönnen,  die  Stärcke  und  Mannhaftigkeit  krönen  (dieweil  sie 
Geister  haben  die  umbgehen)  also  dass  derjenige,  dem  sie  solche 
genad  geben,  seine  Feinde  im  Kriege  überwinden  möge.  Ja  sie 
geben  auch  für,  dass  sie  zu  wegen  bringen,  dass  allerley  Obs 
und  die  dicke  Wurtzeln  wachsen,  darvon  angezeigt,  wie  sie  in 
America  herfürkommen*'  (s.  E.  Franciscus). 

Die  bis  zur  Verheirathung  im  Tempel  aufgezogenen  ^)  (Cihuat- 
lamacasques  oder  Cihuaquaquilli)  hatten  die  Weihrauchbecken 
beständig  versorgt  zu  halten  (und  wurden  geschoren).  Die  Opfer- 
Priester  (in  Mexico)  standen  unter  dem  Topiltzin,  dessen  Würde 
eine  erbliche  war.  Die  im  Kloster  aufgezogenen  Fürstensöhne 
(der  Misteken)  „iban  muy  negro  del  humo  de  la  tea,  como  anda- 
ban  de  ordinario  los  sacerdotes,  que  parecian  negros  de  Etiopia" 
(s.  Herrera). 

Die  (durch  Fasten  geweihten)  Piaches  in  Cumana  begaben 
sich  mit  Knaben  in  eine  Höhle,  den  Teufel  zu  beschwören,  der 
(durch  ein  Geräusch  sein  Kommen  anzeigend)  den  Piache  be- 
wusstlos  niederfallen  liess,  worauf  er  auf  Fragen  antwortete 
(Gomara),  wie  bei  den  Delawaren.  ^EyyaazQifjiv^og  Tovtov  zi^veg 
eyyadTQifjai'Ta    oi    6s    (SiFqvoiAavnv  Xsyovüv  (Hesych.). 

Den  Quetzalcohuatl  geweihten  Kindern  wurde  von  dem 
Priester  ein  Einschnitt  auf  die  Brust  gemacht  oder  (wenn  jung) 
das  Yanuali  genannte  Halsband  umgelegt  (s.  Torquemada). 

Die  Comocois  oder  Priester  (die  den  Tigern  entgangen  waren) 
mussten  die  Namen  aller  Tiger  ^)  des  Districts  kennen  und  theil- 
ten  dem,  der  einen  Tiger  getödtet,  dessen  Namen  mit,  damit  er 


Delawaren,    erhielt  in  Philadelpliia  Prozessionen  abgehalten  als  St,  Tammany  (s.  Hecke- 
Avalder).     Tamanamos  bildet  das  Hexenwesen  der  Twana  (s.  Eells). 

1)  Die  Priester  mussten  in  Seminarien  (Calmecac)  für  den  Tempel  erzogen  sein 
(in  Mexico).  Im  Tempel  Huitzelopochtli's  dienten  die  Priesterknaben  Telpochtlatoque. 
Die  Indianer  von  Da  (neben  Vayre)  hörten  die  Sprache,  wenn  der  Piache  mit  dem 
Teufel  redete,  ohne  sie  aber  zu  verstehen  (bei  Cartagena). 

2)  Toz-wönn  oder  Nau-wu-tu,  der  als  Minister  im  Fürstenthum  Tsu,  dasselbe 
durch  seine  Gesetze  ordnete,  war  von  einer  Tiegerin  gesäugt.  Die  Vögel  und  wilden 
Thiere  drängten  die  Menschen  (sagt  Menzius)  zur  Zeit  des  Yau  (ehe  Yü  die  Drachen 
verjagte).     Nachdem  die  Singphos   auf  den  Bergebenen  Miyai-Singra-Bhum    geschaffen 

50* 


788  CEREMONIELLES. 

ihn  annähme  (unter  den  Moxos).  Wer  unter  ihnen  die  Erschei- 
nung eines  unsichtbaren  Geistes  gehabt  hatte,  übte  die  Priester- 
schaft der  Tiarauquis  (oder  Scharfsichtigen).  Die  Hexen  in  Nica- 
ragua wandelten^)  sich  in  Löwen  oder  Crocodile,  Menschen  zu 
tödten  (nach  Oviedo),  nach  Art  der  AVehrwölfe  (oder  Hyänen  in 
Abyssinien). 

Vor  der  Aufnahme  unter  die  Priesterärzte  wird  auf  Vancou- 
ver-Island  die  Ceremonie  Kluquolla  geübt,  indem  der  unter  der 
Lippe  adergelassene  Candidat  nach  Aufwachen  aus  einer  durch 
Opiate  erzeugten  Betäubung^)  begegnende  Hunde  oder  JMenschen 


waren,  ,,the  wliolerace  was  devoured  by  the  Raldias  or  demons,  witli  tlie  cxception  of 
a  man,  named  Siri-Jir  ad  liis  wife  Phakrat"  (s.  Elias). 

1)  A  wicked  medicine-man  is  supposed  to  be  able  to  send  a  woodpecker,  squirrel, 
bear  or  any  treaclieroiis  animal,  lo  the  heart  of  his  enemy  to  eat  his  lieart,  plague 
him,  make  Inm  sick  or  kill  him.  The  good  medicine-man  finds  out  from  his  sickness, 
what  kind  of  animal  it  is  and  then  tries  to  draw  it  forth  (bei  den  Twana).  Die  Zauber- 
ärzte der  Cuevas  in  Castillo  del  oro  (oder  auf  dem  Isthmus  von  Panama)  hiesscn  Tcqui- 
mas,  "When  a  person  falls  ill  ,  the  Kakyens  appeal  to  the  Alitwei  or  priests,  who 
find  out,  what  animal's  ancestor  ate  the  particular  mcdicine  good  for  the  disease  in  question 
and  recommended  the  sacrefice  of  one  of  its  species  for  the  eure  of  the  sick  person, 
that  species  of  animal  being  responsible  for  the  eure  of  the  sick  person  (s.  Elias).  Die 
Neger  Surinam's  (die  ihre  Obia  von  den  Locomen  oder  Zauberern  kaufen  und  den 
Prophezeiungen  der  Frauen  folgen)  enthalten  sich  erblich  des  (Treff  genannten)  Thicr's 
(s.   Stedmann).     Loki  waren  die  Zauberpriester  der  Algonkin. 

2)  Sobald  der  Knabe  von  den  Zeichen  der  Iminyanya  und  Imishologu  (Besessenheit 
durch  Todtengeister)  erfasst  ist,  wird  dem  Häuptling  (der  Kaffir)  Nachricht  gegeben,  und 
Priester  haben  zu  untersuchen,  ob  er  sich  (ohne  Trug  wirklich)  im  Zustande  von  Uku- 
twasa  findet,  um  dann  die  Einweihungs-Riten  des  Ukupehlelela  vorzunehmen,  und 
durch  dieselben  wird  er  zum  vollkommenen  Priesterarzt  oder  Isanuse  (Intonga  oder 
Igqira)  erklärt.  Zum  Prophezeien  (wenn  durch  die  Anzeichen  der  Besessenheit  er- 
griffen) setzt  sich  der  Priester  durch  den  Klang  der  Ingqongqo  oder  Hauttrommel  bei 
dem  Hexentanz  (Ukwombela)  in  die  Ukuxentsa  genannte  Aufregung  (oder  Inspiration), 
um  die  Orakelsprüche  der  Isnishologu  zu  erklären.  In  Havana  wurde  den  Spaniern 
(1528)  von  einem  umherwandelnden  Gespenst  erzählt,  das  in  die  Häuser  eintretend, 
mit  einem  Steinmesser  den  Bauch  öffnete,  und  die  herausgezogenen  Eingeweide  nach 
dem  Braten  derselben  wieder  einfügte,  so  dass  die  Narben  zurückblieben  (Alv.  Nunius). 
So  wird  den  australischen  Priestern  der  Bauch  zum  Reinigen  der  Eingeweide  für  die 
Wiedergeburt  aufgeschitten,  von  dem  Gespenst  des  Grabes  (und  in  den  grönländischen 
von  Eligertorsoek).  In  dem  Kloster  Calmecac,  wo  (wie  in  dem  Kloster  Telpuchcali) 
Knaben  erzogen  wurden,  durchliefen  die  Priester  die  Stufen  des  Tlanamacac,  Tlama- 
cazqui  und  Tlamacazto,  und  dann  wurden  aus  ihnen  (als  Quequetzalcoa  oder  Nach- 
folger Quetzalcoatl's)  die  beiden  Hohenpriester  gewählt,  nämlich  Teotetlamacazqui  oder 
Quetzcalcoatl  (für  Vitzilopochtli)  und  Tlaloctlamacazqui  (für  den  Gott  Tlalocantecutli). 


VESTALEN.  789 

beisst,  und  dann  unter  dem  Ton  einer  Rassel  umherg-eführt  wird 
(s.  Lennard).  Die  in  den  Klöstern  Quetzalcohuatl's  aufgenomme- 
nen Knaben  und  Mädchen  widmeten  sich  unter  Kasteiungen  der 
Tlamacazcayotl  (vida  de  penitencia)  genannten  Lebensweise  (s.  Tor- 
quemada).  Die  in  den  Tempeln  Mexico's  erzogenen  Mädchen^) 
unterhielten  das  heilige  Feuer,  bis  sie  bei  der  Vermählung  durch 
Darbringung  von  Wachteln  ausgelöst  wurden  (s.  Clavigero),  indem 
diese  als  Kinder  dem  Tempel  von  ihren  Müttern  geweihten 
Mädchen  dort  bis  zur  Heirath  erzogen  wurden  (in  Mexico),  wie 
in  den  Theehäusern  Japan's.  Tambien  hay  hospital  para  las  mu- 
geres  bubosas,  las  quales  se  sustentan,  dando  cada  mes  las  mu- 
geres  publicas  un  tanto,  bemerkt  Ribadenegro  von  China.  Sacer- 
dotes  Quines  appellant,  singulari  numero  Quin,  coelibes  vivunt  et 
incorrupti  (s.  P.  Martyr).  In  Taitikakkak  wurden  Mädchen  im 
Tempel  der  Göttin  auferzogen,  um  im  Jungfrauenstand  geopfert 
zu  werden  (Gomara).  Hatte  eine  Ratte  oder  Fledermaus  den 
Schleier  des  Gottes  angenagt,  so  wurde  eine  Uebertretung  seitens 
einer  der  Tempeljungfrauen  vermuthet,  und  unter  denselben  Nach- 
suchungen angestellt,  um  die  Schuldige  zu  strafen  (in  Mexico). 
„Nit  anders,  als  ein  Vater  sein  Kind  oder  ein  Lehrmeister  sein 
discipulum  zu  streichen  pflegt,  also  werden  Gross  und  Klein  ge- 
züchtigt" (in  Uruguay)  „und  Geschrei  oder  Fluchen  wird  kein 
einzigs  mahl  gehört  von  einige  Indiern  oder  Indianerinnen,  die 
sich  vielmehr  bedanken  beim  Pater  und  küssen  ihme  die  priester- 
liche Hand"  (s.  Sepp).  When  the  Bible,  as  altered  by  Joseph 
the  Seer,  shall  be  published,  so  wird,  nach  Gunnison,  der  Mor- 
monismus aus  einer  christliche  Secte  sich  zu  einer  neuen  Religion 
gestalten,  and  a  direct  blow  be  aimed  at  he  faith  once  delivered 
to  the  Saints.  Die  Frauen  in  Brasilien  müssen  sich  verbergen, 
wenn  die  Zaubertrompete  den  Waldteufeltanz  (Gurupura-Cau)  an- 
kündigt. Die  Frauen  am  Orinoco  müssen  fliehen,  wenn  der  Paje 
das  Botuto  blässt  (für  reiche  Ernte  an  Palmfrüchten).  Der  heilige 
Federschmuck  der  Chambiocas  am  Araguaya  darf  von  den  Frauen 
nicht  gesehen  werden.  Der  heilige  Hellas  in  Gesellschaft  von 
Nonnen  in  der  Wüste  lebend,  kehrte,  durch  einen  Engel  (wie 
der  heilige  Equitius)  kastrirt,  zu  den  trauernden  Frauen  (ad  lu 
gentes  foeminas)  zurück  (in  Reminiscenz  der  Trauerfeste  um  Attys). 


1)  Die  Cihuatlamacazque  oder  Cihuaquaquilli  genannten  Jungfrauen   in  den  mexi- 
canischen  Klöstern  standen  unter  der  Aufsicht  des  Tequacuilli  (Torquemada). 


790  CEREMONIELLES. 

Bei  den  Challam  an  der  Fuca-Strasse  (mit  dem  bösen  Skoo- 
coom  und  dem  guten  Teyutlma)  bilden  die  Priester  durch  den 
Verkehr  mit  den  Geistern  (Sehuiab)  einen  Geheimbund,  und  der 
Candidat  wird  nach  dem  Fasten  als  Todter  aus  der  Hütte  aus- 
getragen, um  durch  "Waschen  wieder  erweckt  zu  werden,  worauf 
er  in  den  Wald  läuft,  um  dann  mit  der  Rassel  als  Medicinmann 
gekleidet  wieder  zu  kehren. 

Die  in  den  Orden  Telpochtliliztli  aufgenommenen  Mädchen 
(unter  den  Frauen  Ychpochtlatoque)  und  Knaben  (unter  einem 
Aufseher)  vereinigten  sich  Abends  zu  gemeinsamen  Tänzen  (bei 
denen  Unsittlichkeiten  mit  dem  Tode  bestraft  wurden)  zu  Ehren 
des  als  Telpuchtli  (joven  ö  mancebo)  erscheinenden  Gottes  Tez- 
catlipuca  (s.  Torquemada).  Zur  Zeit  der  Chichimeken  herrschte 
über  die  Tolteken  von  X^holula  der  Priester  Ixcax,  der  durch  die 
Hurerei  ^)  des  Hohenpriesters  mit  der  Oberpriesterin  oder  Wasser- 
göttin geboren  war.  Der  Papa  genannte  Hohepriester  schlief 
vor  der  Hochzeit  mit  den  Bräuten^')  (in  Nicaragua). 

1)  Nach  Domingo  de  Santa  Thomas  wurde  in  den  nicht  den  Inca  untenvürfigen 
Provinzen  das  Laster  der  Sodomiterei  als  eine  Art  Heiligkeit  geachtet,  und  die  in  den 
Tempeln  gehaltenen  Männer  „andan  vcstidos  como  mugeres,  donde  el  tiempo  que  eran 
ninos  y  hablaban  como  tales".  In  den  Klöstern  wurden  die  Izto^oalitzli  genannten 
Wachen  beobachtet,  um  bei  Nacht  das  beständige  Feuer  zu  unterhalten  (s.  Torque- 
mada). Die  Knaben  (besonders  die  Erstgeborenen)  blieben  bis  zur  Hcirath  (von 
7 — 8  Jahren)  in  den  Tempeln  (in  Mexico).  Piltoutla  waren  die  im  Tempel  dienenden 
Knaben   (in  Mexico). 

^)  In  Tenerif  gehörte  die  Jungfrauschaft  aller  Mädchen  dem  König  (s.  Cadomosto). 
Nach  Boetius  behauptete  (in  einem  Appellations-Process  bei  dem  Metropolitan- Ge- 
richtshof zu  Bourges)  der  Pfarrer,  dass  er  „suivant  l'usage  re9u"  das  Recht  der  ersten 
Nacht  habe  (s.  Kolb).  Die  in  Neu-Ilion  im  Flusse  badenden  Bräute  opferten  ihre 
T Jungfrauschaft  dem  Skamandros.  Als  der  Korinther  Xenophon  zum  Wettkampf  nach 
.Olympia  zog,  gelobte  er  der  Göttin  im  Falle  des  Sieges  Hetären  zu  widmen.  Nach 
Herrera  wurden  die  Bräute  in  Nicaragua  durch  den  Caziquen,  in  Cumana  durch  den 
Priester  entjungfert.  La  noche  antes  habia  de  dormir  con  la  novia  uno  que  tenian 
por  papa,  que  residia  en  la  mezquita  (in  Nicaragua)  sagt  Andagoya  (s,  Navarrete). 
Los  hechiceros  son  de  ambos  sexos.  Los  hombres  estan  obligados  (bei  den  Moluches 
und  Puelches)  ä  dejar  su  sexo  y  vestirse  de  mujer,  no  siendoles  permitido  casarse, 
aunque  si  ä  las  hechiceras.  Son  elegidos  para  este  oficio  desde  ninos,  dandose  la 
preferencia  ä  los  que  estän  mas  dispuestos  desde  su  primera  edad  ä  condicion  femenina, 
Vistense  muy  temprano  en  trage  de  mugeres,  y  se  les  da  un  tambor  y  matraquillas, 
como  pertenecientes  ä  la  profesion  que  han  de  seguir.  Los  que  padecen  el  mal  de 
epilepsia  o  chorea  sanabita,  se  eligen  immediatamente  para  este  oficio  (s.  Guzman). 
Die  Priester  (in  Mexico)  wurden  Papas  genannt,  ,,y  fue,  que  preguntados ,  porque 
traian  asi  los  cabellos?  respondian  papa,  que  es  cabello",  y  asi  les  llamaban  Papas  (Go- 
mara).     Nach  Linschoten  waren  die  Priester  Yucatans  verheirathet   (ausser   den  Beich- 


COENOBITEN.  791 

Zuweilen  wurden  die  Frauen  (um  sie  zu  ehren)  durch  den 
Caciquen  ^)  entjungfert  (heisst  es  in  den  Berichten  aus  Nicaragua). 
Die  für  Heilige  gehaltenen  Priester^)  (in  Cumana)  schliefen  nur 
mit  Unverheiratheten,  „porque  tenian  por  honrosa  costumbre,  que 
ellos  las  quitassen  la  virginidad". 

Die  wegen  ihrer  langen  Haare")  (papa  oder  Haar)  Papas 
genannten  Priester  (Tlamacazque  oder  Tlenamacaqu)  standen  (in 
Mexico)  unter  dem  Hohenpriester  oder  Achcauhtli  (s.  Gomara). 
Während  des  Aufenthaltes  in  den  Tempeln  wurde  das  Haar  der 
Priester  weder  geschnitten  noch  gekämmt  (in  Mexico). 

„Wan  das  Pflantzen  und  Säen  vollendet  ist,  lesset  der  König 
das  Volck  mit  den  Priestern  zusammen  rufen.  Er  selbsten  ist 
mit  grühnen  Kräntzen  behänget.  Alle  erscheinen  mit  gemahle- 
tem  gantzem  Leibe  und  mit  vielfarbigen  Federbüschen  ausge- 
zieret.  Sie  setzen  sich  auf  die  Erde  nieder,  trucknen  bei  dem 
Feuer  einige  Baumfrüchte,  und  diese  Früchte,  nachdem  sie  die- 
selben gestampft  und  mit  Wasser  gemänget,  trinken  sie  so  lange, 
bis  sie  es  alles  wieder  ausbrächen.  Die  Priester  singen  unter- 
dessen und  richten  ihre  Pfeile  nach  dem  Himmel  zu,  in  die  Höhe. 


tigern).  Die  Priester  der  Itzaes  trugen  lange  Haare  und  ,,nunca  las  peynaban,  trayen 
dolas  emplastadas  y  enredadas  en  mechones,  porque  las  untavan  continuamente  con  la 
sangre  de  los,  que  sacrificaban"  (s.  Villagutierre).  Die  Priester  der  Muskogee  lieissen 
Feueranmacher.  Traian  en  las  cabezas  unas  Coronas,  como  frayles,  el  cabello  poco  mas 
crecido,  que  les  daba  ä  media  oreja,  excepto  que  al  coldrillo  dexaban  crecer  el  cabello 
quatro  dedos  en  ancho,  que  les  descendia  por  las  espaldas,  y  ä  manera  de  tranzado  los 
ataban  y  tranzaban  (Acosta)  der  Priesterknabe  im  Tempel  Vitzilopochtli's  (in  Mexico). 
Die  (mexicanisclien)  Priester,  als  Tlamacazque,  färbten  sich  das  Gesicht  schwarz,  mit 
der  Farbe  des  „Dios  del  Infierno"  Mictlanteuctli  oder  Teotlamacdzqui  (s.  Boturini).  Bei 
Akawai  (in  Guyana)  hiess  der  Dämon  Papa  (Schomburgk). 

1)  Kaiser  Maximin  brachte  die  Gewohnheit  zur  Geltung,  ut  ipse  in  omnibus  nuptiis 
praegustator  esset  (nach  Lactantius).  König  Even  führte  das  jus  primae  noctis  in 
Schottland  ein.  Maritus  femora  aperiet,  ut  dominus  primum  florem  primitiasque  delibct 
facilius,  heisst  es  vom  jus  primae  noctis  in  einer  Guyenner  Urkunde  (v.   1302). 

2)  Begegneten  die  Californierinnen,  wenn  sie  ausgingen,  um  Sämereien  zu  sammeln. 
Einem  der  Zauberer,  so  mussten  sie  ihm  nach  seinem  Belieben  zu  Willen  sein.  Die 
Coias  (Cuit  oder  Ulluqui),  als  die  unter  einander  verheiratheten  Männer,  wurden  einst 
in  St.  Domingo  (Unter-Californien)  alle  durch  eine  Pest  getödtet  (hörte  Boscana), 

3)  In  Cenu  trugen  die  Sodomiten  lange  Haare,  wie  die  Frauen  (s.  Oviedo). 
Los  Sacerdotes  traian  los  Cabellos  largos  y  Coronas  abiertas  en  la  Cabeca  (mit 
Guirlanden)  in  Mechoacan  (s.  Herrera).  Die  schwarz  gekleideten  Priester  der  Klöster 
(in  Mexico)  trugen  einen  langen  Bart  mit  Schnüren  zusammengedreht  (beim  Begegnen 
von  Frauen  die  Augen  niederschlagend).  Los  que  tienen  cargo  de  los  uchilolos  se 
llaman  papas,  que  quiere  decir  persona  sancta,  hörte  Oviedo  von  Cortez, 


792  CEREMONIELLES. 

Ja  sie  stehen  nicht  anders,  als  wenn  sie  in  der  Luft  ein  seltsames 
Gespänst  mit  Entzückung  anschaueten.  Auf  etlicher  Rücken 
hänget  ein  Bündlein  Strausfedern.  Andere  werfen  leichte  Federn 
in  die  Höhe,  zu  sehen,  wie  der  Wind  wehet.  Sie  glauben,  dass 
auf  gemeldete  Bündlein  Strausfeder,  Broht  aus  dem  Himmel 
niederfällt"  (die  Tapujer).  Stat  der  Beschneidung  der  jungen 
Kinder  gebrauchen  sie  eine  Einschneidung  (Rudolf  Baron). 

Der  Naoalli  (Hexenmeister)  schreckt  bei  Nacht  und  saugt  den 
Kindern  das  Blut  aus  (in  Mexico).  Die  Zauberer  (bei  den  Cuebas) 
tödteten  ihre  Feinde,  indem  sie  Nachts  am  Nabel ^)  sogen.  In 
Panama  (wo  die  Hexen  Nachts  an  den  Nabeln  der  Kinder  sogen) 
wurde  der  Dämon  Tavira  oder  Tuyra  verehrt  (nach  Gomara). 
Bei  den  Issinois  ward  ein  Bild  mit  einem  Pfeil  durchschos- 
sen, um  einen  Entfernten  zu  tödten  (s.  Bacqueville)  1722,  und  ähn- 
lich im  Mittelalter  die  Wachsfiguren")  (oder  die  Fetische  in  Afrika). 
Krankheits-Schmerzen  (wie  Gliederreissen)  wird  (am  Orinoco) 
Mavari's  Pfeilen  zugeschrieben  (s.  Gilij),  wie  finnische  Zauberer 
den  Hexenschuss  senden.  Bei  den  Mundrucus  (unter  dem  Tu- 
schana oder  Häuptling)  ist  jede  Krankheit"')  durch  einen  Wurm 
in   dem  leidenden  Gliede  verursacht  und   der  Paje   saugt  ihn  aus 


1)  Auf  den  Antillen  erschienen  die  Gespenster  ohne  Nabel,  Als  einst  ein  östlicher 
Hurrican  den  Isthmus  verwüstete,  erschienen  zwei  Vögel  (der  jüngere  Kind  des  Grös- 
seren) mit  Mädchengesichtern,  die  Menschen  nach  ihrem  Berghorst  zum  Fressen  fort- 
tragend (und  an  den  Felsen  die  Spuren  der  Krallen  lassend),  bis  der  Aeltere  durch 
Einrennen  eines  spitzigen  Pfahls  (mit  Menschenfigur)  am  Platze  des  Niederschiessens 
gespiesst  wurde  (Peter  Martyr).  Huracan,  als  Juracan  oder  Jurican  in  Hayti.  Jura, 
Vasallen-Häuptling  (in  Darien). 

2)  Im  Atzmann  wurde  das  Bild  desjenigen  gequält,  dem  geschadet  werden  sollte. 
In  Livland  reiten  die  Zauberinnen  Nachts  auf  Besen,  Kinder  tödtend  (s.  Thevet).  Unter 
den  Maribios,  (des  Caciquen  Galtonal)  raubten  die  Texoxes  (Hexen)  Kinder. 

^)  Bei  den  Indianern  in  Quebec  (1722)  heilten  die  Zauberärzte  (Meteoue)  mit 
Tänzen  und  Gesängen  (s.  Bacqueville).  Die  Medicinleute  (der  Ojibway)  ,,or  those,  who 
are  acquainted  with  the  hidden  powers  of  their  wuks,  can,  by  practising  upon  thc 
Muz-zin-ne-neence  (little  images  or  drawings)  exercise  an  unlimited  control  over  the  body 
and  mind  of  the  person  represented  (für  Liebe  oder  für  Hass).  Die  Chippewyans  ge- 
brauchen für  gleichen  Zweck  den  Schulterknochen  des  Rennthier's  oder  El-kul-lah-ki- 
set-ze  (the  shoulderblad  one) ,  der  in  das  Feuer  gelegt  wird  (s.  James).  Am  Orinoco 
w^erden  Krankheiten  dem  giftigen  Hauch  der  Piaci  zugeschrieben  (Gilij).  Bei  den 
Sahaptin  ist  das  Amt  des  Medicin-Manns  oftmals  erblich  (s.  Alvord).  Bei  den  Okana- 
gon  sind  die  Medicinmänner  (Tlaquillaugh)  meist  ältlich  (s.  Ross).  Wenn  die  Mo- 
kobies  den  einen  Todesfall  verursachenden  Zauberer  nicht  auffinden  können,  trägt  man 
die  Leiche  durch  das  Feld,  wo  ihr  der  Priester  zwei  Pfeile  in  die  Kehle  und  einen 
in  die  Brust  schiesst,  worauf  der  entfernte  Zauberer  durch  diese  Wunden  sterben  werde 


REINIGUNG.  793 

(nach  Bates),  wie  ähnlich  im  oldenburgischen  Volksglauben.  Die 
Priester  in  Yucatan  reinigten  die  Häuser,  „echando  fuera  el  de 
monio  con  ciertas  ceremonias"  (nach  Herrera).  Während  Leared's 
Aufenthalt  in  Mogador  wurde  das  Haus  eines  iMohren  durch  un- 
sichtbar geworfene  Steine  unbewohnbar  gemacht  (1872).  Im  Rath 
der  Delawaren  wurde  Verfolgung^)  der  Hexen  beschlossen  (und 
Tödtung),  Da  der  grosse  Geist  verordnet  hatte,  „dass  der  Mensch 
leben  sollte  bis  alle  seine  Zähne  abgenutzt,  sein  Auge  dunkel  und 
seine   Haare    grau   geworden",    erklärte    der    Prophet    Tecumseh 


(s.  Baucke).  Wenn  trotz  des  Reibens  und  Saugens  des  Piaia  der  Kranke  stirbt,  so 
ist  (am  Orinoco)  die  Sonne  erzürnt  (s.  Coreal).  So  wurde  die  Aufstellung  eines 
höchsten  und  allmächtigen,  am  Besten  auch  zornmüthigen  Gottes,  und  das  Verlangen 
eines  unbedingten  Glaubens  an  denselben  zum  Interesse  der  Zauberpriester ,  um  für 
etwaige  Unfähigkeit  ihrer  Privatgötzen  eine  Entschuldigung  zu  haben.  Sind  die  von 
dem  Häuptling  geschickten  Opfer  für  Regen  erfolglos,  räth  der  Regenmacher  (bei  den 
Kaffern)  eine  Hexenrieche  (wird  aber  bei  Erfolglosigkeit  selbst  getödtet). 

1)  Die  Zauberärzte  (Mohanes  oder  Xeques)  oder  Piaches  (in  Cumana)  wurden  be- 
zahlt, ,,pero  si  el  enfermo  moria,  pagaba  el  Medico  con  la  vida"  (Simon).  Piache  waren 
Priester  in  Mexico  (s,  Oviedo).  In  Krankheiten  schüttelt  der  Priester  (bei  den  Nau- 
dawessiern)  die  Chichicoue  genannte  Rattel.  Von  den  Gehülfen  des  Medicinmannes 
(bei  den  Koniagas)  überwacht  der  Kasek  die  Festlichkeiten.  Die  Piaches  (in  Cumana) 
kneteten  die  Gelenke  des  Kranken  durch,  und  nach  dem  Schwitzen  spieen  sie  ein  hartes 
Kügelchen  aus,  das  (als  dämonisches)  auf  dem  Felde  begraben  wurde.  Bei  den  Carai- 
ben  wurden  die  Piais  (Zauberer)  über  die  Todesursache  befragt  (Dapper).  Bei  Krank- 
heit wurden  früher  die  Frauen,  als  welche  sie  in  den  Körper  hineingezaubert,  getödtet 
(bei  den  Chiquitos).  Die  die  Maiskolben  hinaustragende  Medicinfrau  der  Mönnitarris 
wurde  zuletzt  mit  einem  Blutstrom  übergössen,  den  sie  aus  einem  Stück  Leber  presste, 
das  sie  im  Munde  hielt  (Neuwied).  „Suponen  que  cada  uno  de  sus  hechiceros  tiene 
dos  demonios  familiäres"  die  Moluches  oder  Puelches,  welche  die  Luft  mit  bösen 
Geistern  durchschweift  glauben  und  ihre  Zauberer  tödten,  wenn  sie  bei  Krankheiten 
nicht  zu  helfen  wissen.  Bei  _der  Pocken-Epidemie  unter  den  Checheheches  befahl 
der  Häuptling  Cangapol  ,,matar  todos  los  hechiceros"  (s.  Guzman).  Nach  den  Araucanern 
versammeln  sich  ihre  Zauberpriester  in  der  Renn  genannten  Höhle.  Die  Propheten 
(Gliqua  oder  Dugol)  bekämpften  bei  den  (Araucanern)  die  Zauberer  oder  Calcus  mit 
ihren  Schülern  oder  Jounchcs  (Thiermenschen)  in  Höhlen.  In  Canada  heissen  die  Zau- 
berer (von  Atanaentsik  stammend)  Pillotoas  (bei  den  Irokesen).  Die  Zauberer  in  Yu- 
catan beherrschten  den  Willen  solcher  Personen,  denen  sie  eine  Blume  zum  Riechen 
gegeben.  Les  Esquimaux  se  servent  d'une  foule  d'ämulettes  ce  sont  des  vieux  morceaux 
de  bois,  des  cailloux  roules,  des  os  de  poisson,  des  becs  ou  des  serres  d'oiseaux.  Ils 
les  suspendent  ä  Icur  cou  pour  se  preserver  du  mal  ou  bien  encore  au  cou  de  leurs 
enfants  ahn  qu'ils  ne  perdent  pas  leur  äme  en  courant  sur  la  plage  (s.  Edmond). 
Zur  Zusammenberufung  im  Walde  für  Berathungen,  bedienen  sich  die  Botocuden  eines 
aus  der  abgestreiften  Schwanzhaut  des  Gürtelthiers  (Dasypus  Gigas)  verfertigten  Sprach- 
rohrs oder  Kuntschang-Cocann  (s.  Neuwied). 


794  CEREMONIELLES. 

(t   1813)  alle  anderen  Todesfälle   als  Wirkung   der  Zauberer^),  die 
zu  tödten  seien  (unter  den  Shawanoes). 

Die  als  verboten  (mit  dem  Tode  bestrafte)  Zauberei  darf  nur 
von  den  Maihi  geübt  werden  (bei  den  Araukanern),  „welche  sich 
verpflichtet  haben,  dieselbe  einzig  zum  Besten  der  Nation  und 
zur  Entdeckung  der  bösen  ^)  Zauberer  zu  gebrauchen"  (Vidaure). 
Als  bekehrte  Brujos  (Hexenmeister)  bekämpfen  (in  Chiloe)  die 
Machil  (oder  Aerzte)  die  Zauberei  (s.  Martin). 


1)  Der  (in  Kulla)  wegen  Zauberei  (bei  einem  Todesfall)  Angeklagte  muss  sich 
durch  Trinken  des  (in  Dar-Fur)  als  Kilingi  bezeichneten  Trankes  reinigen  (s.  BroAvne). 
Gegen  die  Zauberei  der  Aniagqwira  (ohne  welche  der  Tod  nur  durch  Altersschwäche 
eintreten  würde)  dienen  (bei  den  KafFern)  die  den  Priestern  durch  Imishologu  ent- 
hüllten Talismane  oder  Amadini,  und  bei  Nutzlosigkeit  derselben  in  aussergewöhnlichen 
Fällen  wird  (mit  Erlaubniss  des  Häuptlings)  die  Ceremonie  Umhlahlo  geübt,  indem  sich  der 
Priester  unter  Trommelschlagen  (bei  der  Ukwombelo  genannten  Ceremonie)  in  den 
Ukuxentsa  genannten  Aufregungszustand  versetzt,  zum  Ausfinden  der  Hexen,  die  zu 
dem  Geständniss  (oder  Mbulula)  der  Zaubersachen  (oder  Ubuti)  gefoltert  werden  und 
dann  (wenn  nicht  zum  Tode  verurtheilt)  den  Imisila  oder  Beamten  des  Häuptlings  den 
Blutpreis  oder  Isizi  zu  zahlen  haben  ^vorauf  ein  Reinigungsprocess  des  Priesters  sie 
für  wieder  gereinigt  erklärt). 

2)  Neben  Mo-Nat  (God  of  heaven),  Monauk-Monaung  (the  object  of  royal  wor- 
ship),  Maw-Pit-Wa  (father  or  king  of  god),  Nun-kwan  (god  of  creation),  Nga-ka 
(the  Nat  of  the  earth),  Tsaw-Tung  (the  Nat  of  the  forest),  Sam-Nat  (god  ot  the  Sun), 
Sada-Nat  (god  of  she  moon),  Warum  (god  of  disease),  Nga-ku  (the  house  Nat  in  dual 
form),  Num  Siang  (the  god  of  the  village  in  dual  form),  Nga-dong  (the  Nat,  who 
guards  the  outside  of  the  houses),  Kakoo-Kanam-Nat  (the  spirit  of  the  waters),  Bhum- 
Nat  (the  spirit  of  the  hüls),  Mam-Somla-Nat  (the  spirit  of  the  paddle  fields),  Ning- 
poi  (the  spirit  of  the  air),  Lakang  (the  Nat  who  guards  steps  ad  doorways),  Nga-kau 
(the  ancestral  Nat),  Nga-dang  (the  ghost  of  women,  who  die  pregnant),  Lessa-Nat  (the 
ghost  of  dead  men),  Ko-kam-La-Nat  (the  spirit  of  a  Burmese  king),  Kaw-Saing-Nat,  (the 
god  of  China),  Saga-Nat  (the  protecting  spirit  of  the  garden),  kennen  die  Singpho  den 
bösen  Geist  Pi-lo-mum  (the  Nat  that  resides  in  man  for  evil  purposes).  A  person 
suspected  of  being  possessed  of  Pi-lo-mum  is  generally  expelled  the  Community  (s.  Elias). 
Bei  den  Ostjaken  beteten  die  Verirrten  zu  Meiko  (Gott  der  Bösen),  damit  er  sie  wieder  auf 
den  rechten  Weg  führe.  Im  Tempel  des  Masterko  (bei  Troitskoja)  fand  sich  ein  oben 
geschlossener  Sack,  welcher  mit  andern  Säcken  gefüllt  war  (durch  Silberplatte  be- 
festigt), und  der  beinlose  Körper  seines  Gefährten  (des  Gottes  Ortik  mit  silbernem 
Gesicht)  bestand  aus  einem  mit  Fell  gefüllten  Sack,  die  Arme  aus  Tuch  (im  Tempel 
von  Scharkan).  Neben  dem  Kupfer-Ei  (dem  Gott  der  Vögel)  in  dem  Garten  von 
Bjelgorod  wurde  der  Hauptgott  der  Ostjaken  und  Wogulen  verehrt,  die  Göttin  der 
Jagd  beim  Dorfe  Bjelogorskoje,  der  Alte  vom  Ob  (als  Fischgott)  beim  Dorfe  Sama- 
rowo.  Als  Bote  der  Götter  wurde  Eliane  bei  den  Ostjaken  verehrt  (s.  Sobruk).  Die 
bösen  Dämone  (Alal  oder  Telal)  oder  ]Mas  (Maskim  oder  Schlingenleger)  störten 
(wie  die  Naturprocesse ,  in  welchen  die  Zi  walten)  die  körperliche  Gesundheit  des 
Menschen    (durch    Krankheit),    die    geistige    (durch    Anregung    zu    Verbrechen),    und 


HEXENFAHRT.  795 

„Wenn  die  mexicanischen  Priester  sich  mit  der  (in  den  Tem- 
peln geweihten)  Hexensalbe  ^)  anstrichen,  verging  ihnen  alle 
Furcht,  überkamen  einen  grewHchen  Geist  und  grimmig  Gemüht, 
also,  dass  sie  Menschen  unverzagt  opferten,  giengen  bei  Nacht 
und  Nebel  auf  dem  Gebirge  in  grewlichen  Klüfften  und  Holen, 
verachteten  die  grimmigen  Thiere,  so  sich  im  Gebirge  hielten  und 
meinten  Löwen,  Tygerthier,  Wölff,  Schlangen  und  andere  wilde 
Thier  mehr,  solten  für  ihnen  durch  Krafft  des  obgemelten  Schmeer's 
weichen  und  fliehen,  und  da  schon  die  Salb  nichts  wirken  sollte, 


mussten  durch  die  Magie  (mit  Hülfe  der  Gölter)  bekämpft  werden  (bei  den  Chaldäern). 
In  Darfur  wird  der  (neben  dem  Gott  Kalge)  verehrte  Teufel  mit  Terbel  angerufen 
[Taurobolium].  Ausser  dem  für  Heilung  von  Krankheiten  dienenden  Tamanamus  unter- 
scheidet Eells  (bei  den  Twana)  den  schwarzen  Tamanamus  (in  den  Riten  des  Geheim- 
bundes), und  die  im  Leben  (um  die  Gunst  des  Schutzgeistes  zu  gewinnen),  sowie  beim 
Tode  (um  die  Seele  zurückzurufen)  angestellten  Ceremonien  (des  Tamanamus). 

1)  Wie  im  Inquisitionsprocess.  "Wenn  der  Teufel  den  Hexen  (nach  Salbung  mit 
Kräutern)  erschien  (in  forma  de  nino  hermoso)  no  le  vian  las  manos,  en  los  piesa 
trahia  tres  unas,  a  manera  de  grifo  (Herrera)  in  Castillo  del  oro  (bei  Darien).  Die 
Mexicaner  verehrten  den  Götzen  Ometochtli  (dos  conejos),  weil  der  Teufel  einst  in 
solcher  Form  zu  ihnen  geredet  (s.  Davila  Padilla).  Nachts  erschienen  den  Mexicanern, 
um  den  Muthigen  (die  zu  befragen  wagten)  gute  oder  böse  Vorhersagungen  zu 
geben  ,,una  cabe^a  de  Hombre  de  largos  cabellos,  abierta  la  boca  hasta  las  orejas" 
(s.  Torquemada).  Auf  dem  Isthmus,  wo  der  Priester  (Maestro)  in  einer  thürlosen 
Hütte  (oben  offen)  mit  dem  Teufel  sprach,  erschien  derselbe  als  handloses  Kind  mit 
drei  Krallen  an  den  Füssen,  auf  Beschwörung  der  Hexen  (s.  Herrera).  Wenn  Yxpapo- 
cotl  erschien ,  wurden  nur  die  Füsse  eines  Adlers  gesehen.  Bei  den  Festen  wurden 
die  Priester  (in  Yucatan)  durch  die  vier  Chaces  genannten  Greise  unterstützt  und  die 
Beamten  (Nacones),  während  die  Chilanes  die  Antworten  der  Dämone  mittheilten.  Die 
Boyez  redeten  aus  den  Rioches  genannten  Puppen.  Am  Isthmus  wurde  der  Tuira 
(Teufel)  durch  die  Tequina  (Meister)  in  dachlosen  Hütten  angerufen,  mit  Stimmen 
antwortend  oder  (nach  Andagoya)  als  handloser  Knabe  (zur  Begleitung)  erscheinend, 
um  den  Nabel  der  Schlafenden  (bis  zum  Tode)  zu  saugen.  Von  den  himmlischen 
Ulmen  der  Araucaner  schützte  der  (männliche)  Gen  die  Männer,  die  (weibliche)  Amei- 
malghen  die  Frauen  und  Jeder  hat  seinen  Spiritus  familiaris.  Mit  dem  bösen  Butara 
(Ursache  des  Schlangenbisses  und  Giftbaumes)  verkehren  die  Priester  oder  Lere  (bei 
den  Bayanos).  Von  den  Zauberpriestern  werden  (bei  den  Huronen)  die  Dämone  als 
Oke  oder  (bei  den  Canadiern)  Pirintois  (Manitus)  bezeichnet  (s.  Sagard).  Der  berau- 
schende Pilz  Nanacatl  wurde  (in  Mexico)  für  Visionen  gegessen  (wie  ähnlich  in  Sibirien). 
Die  Boyez  (Zauberer)  befragten  (vor  dem  Kriege)  das  Orakel  (der  Cariben)  bei  Fest- 
gelagen, Die  Zauberer,  welche  in  Löwen  und  Tiger  verwandelt,  in  den  Wäldern 
schweiften,  Menschen  zu  tödten,  wurden  (wenn  ergriffen)  gehängt  (in  Honduras).  In 
Virginien  war  (vor  der  Ankunft  der  Europäer)  Powhattan  durch  eine  Prophezeiung 
geschreckt,  dass  durch  ein  von  der  Chesapeak-Bay  kommendes  Volk  sein  Reich  zu 
Grunde  gehen  würde  (s.  Strachey).  In  Cumana  riefen  die  Piaches  in  dunkeln  Höhlen 
singend,  den  Dämon  an  und  wenn  sie  besessen  waren,  wurden  sie  von  den  begleitenden 


796  CEREMONIELLES. 

muss  doch  solches  wegen  eines  so  teufflischen  Gesichts,  darin  sie 
sich  verwandelt  hatten,  geschehen"  (s.  Lintschotten).  Bei  den 
Tehuecos  in  Sinaloa,  wo  die  Zauberer  durch  den  als  Knaben 
erscheinenden  Huyotova  (der  Südliche)  orakelten')  wurde  Coco- 
huame,  als  Todesgott  verehrt,  Ouraba  als  Kriegsgott  (mit  Opfer- 
gaben von  Waffen),  Sehuatoba  (als  Gott  der  Lust  durch  Federn), 
Bamusehua  als  Gott  des  Wassers  (s.  Alegre).  Die  Wahrsager") 
erklärten  den  Traum  des  Tezozomoc  (in  Atzcaputzalco),  wonach 
er  Netzahualcoyotzin  in  Wald  und  Berge  eindringen  sah,  das 
Herz  desselben  zu  wenden,  dass  er  das  Reich  wiedererlange. 

Die  Zauberer  der  von  Montezuma  I.  (auf  Rath  Tlacaeleltzin's) 
nach  den  Sieben  Höhlen  geschickten  Gesandtshaft,  begaben  sich, 
in  Coatepec  (bei  Tollan)  in  Thiere  verw^mdelt,  nach  den  Hügeln 
von  Culhuacan,  wo  sie  durch  Führung  ihrer  dort  zurückgebliebe- 
nen Vorfahren,  auf  dem  Sandberg,  die  weinende  Coatlicue,  Mutter 
des  Huitzilopochtli,  besuchten  und  Prophezeiungen  zurückbrachten 
(s.  Duran). 

Wie  Tamayo  bei  den  Guarayos  Boliviens  in  seinen  (gleich  den 
Häusern    Hayti's)    achteckigen  Tempeln    in    monoton    klagendem 


Knaben  über  die  Jahreszeiten  und  andere  Ereignisse  befragt  (s.  Simon).  Der  Mapono 
(oder  Priester)  unterhielt  „in  seinem  Hauss  eine  Menge  Schlangen  und  Nattern,  und 
wenn  er  von  seinem  Teuffels-Dienst  nach  Hauss  kehret,  pfleget  er  dergleichen  gifftige 
Thiere  ungescheuet  in  seinen  Händen  zu  liebkosen"  bei  den  (mit  den  Chiquitos  gren- 
zenden) Manacicas  (1729). 

1)  Mit  den  Priestern  der  Cakchiquels  sprach  Caxtoc  (diablo).  Der  durch  die 
Tequina  (in  Kegelhütten)  redende  Tuyra  verkündete  die  Stürme  Huracan's  (in  Cueva). 
Huemac  Atecpanecatl  wurde  in  der  Grotte  von  Chapultepec  (wo  er  sich  erhangt  hatte) 
begraben,  und  dort  von  Montezuma  befragt  (wie  Saul  in  seiner  Bedrängniss  die  Hexe 
von  Endor  besuchte).  Der  (zugleich  in  den  thierischen  Schutzgeistern  oder  andern  Natur- 
gegenständen waltende)  Manitto  (als  von  Holz  geschnitzter  Menschenkopf)  wurde  am 
Hals  oder  in  einem  Beutel  getragen,  sowie  an  die  Pfosten  des  Hauses  aufgehängt  (bei 
den  Delawaren). 

^)  Tecutlato  war  der  Hohepriester  der  Otomiten  und  die  Wahrsager  hiessen  Tla- 
ciuhque  (allegados  y  semejantes  a  su  dios).  Der  Tempel  (Cu)  des  Yocipa,  des  Gottes 
der  Otomiten,  wurde  durch  zwei  Priester  (Tlamacazque)  bedient.  Ceux  qui  apresent 
s'appellent  Chichimeques  en  Culhua  sont  Prestres  et  devineurs  (Thevet).  Zum  Orakel 
begab  sich  der  Priester  in  die  hohle  Kriegerstatue  des  Tempels  von  Ahulneb  auf 
Cozumel.  Ahkin  (Priester)  wurde  (in  Maya)  von  Kinyah  (würfeln)  hergeleitet  (nach 
Lizana).  Die  Leles  (Priester)  der  Darier  (Tooleh  oder  Stamm)  prophezeiten  (Tuyra, 
als  Dämon  verehrend).  El  sacerdote  Tut  (in  Peten)  era  su  principal  profeta.  Bei 
Anrufung  Tlalocs  prophezeiten  die  Priester  je  nach  den  Spuren  des  Thieres,  das  auf 
dem  Pfanzenstaub  sich  zeigte.  Wie  Bobadilla  von  dem  Häuptling  Avagoaltegoan  (in 
Nicaragua)  hörte,    hatte    seit  dem  Tode  Xostoval's,  Vaters  des  Cuylomegilte,    Niemand 


NAME.  •  797 

Taktschlagen  mit  Keulen  verehrt  wird,  und  in  den  Canarien  am 
Meeresstrande  mit  Keulen  der  Cultus-Takt  eingehalten  wurde,  so 
schlägt  der  Priester  Fiji's,  wenn  von  der  Gottheit  ergriffen,  mit 
heiliger  Keule  an  die  Tempelpfosten,  und  zum  priesterlichen 
Apparat  im  Tempel  des  Herakles  auf  Kos  gehörten  auch  Keulen. 
In  Florida  antworten  die  Beisitzer  des  orakelnden  Priester's  (beim 
Scalpfest)  durch  Aufschlagen^)  einer  Keule  auf  einen  Stein 
(s.  Le  Moyne). 

Schon  dem  neugeborenen  Kinde  wurde  ein  Name^)  ertheilt 
(in  Guatemala  nach  magischer  Auswahl),  um  es  nicht  ganz  ohne 
jede  Hut  zu  lassen,  aber  bei  der  Pubertätsreife  geht  der  (mit 
Prüfungen  verbundenen)  Jünglingsweihe  zur  Aufnahme  unter  die 
IMänner,  der  do'/Anaaia  naiÖMV  (durch  welche  die  Knaben  beim 
Opfer  xovQeiop  in  die  Phratrien  eingeführt  wurden),  eine  Confirmation 
zur  selbstständigen  Auswahl  eines  fortan  für  das  Leben  perma- 
nenten Schutzgeistes  vorher,  der  bei  den  Rothhäuten  durch  die 
Vision  des  Traumes  enthüllt  wird. 

Diese  eindrucksfähigste  Periode  der  Lebenszeit  wird  auch 
von    den    Schamanen    benutzt,     um    ihre    Lehrlinge"')    mit     den 

mehr  mit  den  Tcotes  (Göttern)  geredet  (s.  Oviedo).  Die  Priester  (Obiahleute)  der  Busch- 
neger, die  den  Schöpfer  Gran  Massa  Gaddo  verehren,  werden  vom  "Winti  (Geist)  in 
ectsatischen  Zufallen  besessen  (in  Surinam). 

1)  Beim  Befragen  des  Zauberpropheten  (in  Westafrika)  wird,  unter  dem  Klopfen, 
gerufen  Gan,  gan,  hört,  hört  (den  Ganga).  Neben  Inncibi  und  Amagquira  fungiren  bei 
den  Kaffir  als  eigentliche  Priester  die  Hexenriecher,  die  aber  zu  fungiren  nur  erlaubt 
sind,  wenn  sie  durch  die,  Ukuwasa  genannte,  Weihe-Ceremonie  passirt  haben. 

2)  Die  Chinuk  verhehlen  ihren  Namen  (aber  ihn  als  Freundschaftszeichen  ertheilend), 
da  durch  seine  Kenntniss  der  Person  Schaden  zugefügt  werden  kann.  Der  Name  des 
Verstorbenen  wird  (unter  Andeutung  ähnlicher  Worte  bei  den  Verwandten)  nicht  aus- 
gesprochen (um  den  Geist  nicht  zurückzurufen.  Der  Totem  geht  nicht  nur  auf  alle 
Andern  über,  sondern  auch  auf  die  adoptirten  Kriegsgefangenen,  und  alle  zu  gleichem 
Totem  (vom  Grossen  Geist  gegeben)  Gehörigen  betrachten  sich  als  Verwandte  (s.  Tanner). 
Auf  dem  Isthmus  von  Cheriqui  erhält  das  Kind  unter  Fasten  seinen  Gott  in  Thiergestalt 
(J.  Cook). 

^')  Die  Zauberer  (bei  den  Delawaren)  suchten  (um  ihre  schwarze  Kunst  fortzu- 
pflanzen) durch  Geistererscheinungen  auf  Knaben  Eindruck  zu  machen,  und  „daher 
kommen  die  Erzählungen  von  ausserordentlichen  Erscheinungen,  die  solchen  Knaben 
begegnet  sind,  wenn  sie  im  Busch  allein  in  der  Furcht  waren"  (bemerkt  Loskiel)  wie, 
dass  ein  weissgrauer  Greis  erschien  und  so  gesagt  habe,  wie  er  zu  nennen  sei  u.  s.  w. 
(weiter  unterrichtend).  Bei  den  Pend  d'Oreilles  wird  der  Knabe  bei  der  Mannbarkeit 
von  dem  Vater  in  die  Berge  geschickt,  dort  von  einem  Thiere,  Vogel  oder  Fisch  zu 
träumen,  dessen  Tatze,  Zahn  oder  Feder  dann  als  schützendes  Amulet  (zur  Medicin) 
getragen  wird.  Die  Marirris  (Piaches)  der  Reste  der  Caraiben  bereiten  die  Jünglinge 
auf  die  Männerweihe  durch  Jagd  und  Medicin  vor  (s.  AI.  v.  Humboldt). 


798  CEREMONIELLES. 

Glaubenssätzen  zu  imprägniren,  und  ähnlich  überall  in  der 
Erziehung"  (unter  gleichzeitiger  Uebernahme  eines  bindenden  Ge- 
lübdes)^). 

Um  dabei  gleichzeitig  drohenden  Gefahren  vorzubeugen,  findet 
sich  überall  in  Afrika,  in  der  Form  der  Quimbe,  des  Belli-Paro- 
Tanzes  u.  s.  w.,  ebenso  in  Ostasien  und  in  America,  die  Ceremonie  der 
Wiedergeburt,  bei  welcher  die  pubertätsreifen  Knaben'^)  eine^m 
Process  völligen  Vergessens  unterworfen  werden,  damit  bei  Ein- 
tritt unter  die  Männer  ihr  Gedächtniss  eine  tabula  rasa  darstelle, 
auf  welcher  sich  die  neuen  Eindrücke,  wie  sie  unter  dieser  gereif- 
teren  Umgebung  zu  erwarten  sind,  rein  und  unverfälscht  nieder- 
schrieben. Durch  die  leichte  Eindrucksfähigkeit  des  Kindes  könnten 
sich  bei  ihm  allerlei  zufallige  Ideenassociationen  Stereotypiren,  die 
dann  als  einseitige  Vorurtheile  das  ganze  Leben  hindurch  anhän- 
gen mögen  und  so  das  unpartheiische  Urtheil  beständig  beeinträchti- 


^)  The  custom  Pamali  or  (according  to  the  Land  Dayaks)  Porikli  (Haram  of  tlie 
Malays)  is  constantly  practised.  To  propitiate  tlie  supcrior  spirits  thcy  shut  themsclvcs 
up  in  their  hoiises  a  ccrtain  numbcr  of  days  and  by  that  hopc  to  avert  sickncss,  to  eure 
a  favourite  cliild  or  restorc  thcir  own  health  (likewise  placing  themselves  iinder  this 
interdict  at  the  planting  of  rice,  at  harvest  home  etc.).  These  interdicts  are  of  different 
durations  or  importance.  (Sometimes  the  whole  tribe  being  compclled  to  obscrvc  it, 
none  leaving  the  village,  at  otlier  timcs  it  only  extcnding  to  a  family  or  to  a  Single 
individual).  If  a  stranger  should  break  the  taboo  (by  entering  the  village,  hoiisc  or 
apartment,  placed  under  interdict)  he  would  be  fined.  People  under  interdict  may 
not  bathe ,  touch  fire  or  employ  themselves  about  their  ordinary  occupations.  (Fowls 
and  pigs  are  sacrificed  as  also  dogs).  Most  are  not  allowed  to  eat  the  flesh  of  horned 
animals  (some  of  their  ancestors  being  formerly  metamorphosed  in  cows  or  bulls)  and 
many  tribes  extend  the  prohibition  to  the  wild  decr.  In  some  of  the  tribes  the  eider 
together  with  the  women  and  children,  but  not  the  young  men,  may  eat  eggs.  In 
other  instances  the  very  old  men  and  the  women  may  eat  the  flesh  of  the  deer,  while 
the  young  men  and  the  warriors  of  the  tribe  are  dcbarred  from  venison  for  fear  i^ 
should  render  theni  timid  (Spenser  St.  John).  It  is  religiously  forbidden  to  all  those 
intending  to  engage  in  a  pig-hunt  from  meddling  with  oil  before  the  chase,  for  fear 
the  game  should  thus  slip  through  their  lingers. 

2)  Der  Knabe,  wenn  er  sich  dem  Jünglingsalter  nähert,  heisst  Walyakundarti,  in 
der  Ceremonie,  die  alsdann  dabei  stattfindet,  wobei  er  mit  grünen  Zweigen  gepeitscht 
wird  (in  Südaustralien),  auch  Marndo  bis  zur  Beschneidung,  die  durch  den  Turlo  vor- 
genommen wird  (Schayer).  The  Youths  who  have  been  huskanaw'd  are  afraid  to 
discover  the  least  sign  of  their  remembering  any  thing  of  their  past  lives,  for  in  such 
case,  they  must  be  hushkanawed  again  (in  Virginien).  Les  fetes  d'Eleusis  sont  certaine- 
ment  celles ,  qui  avaient  le  plus  importance  pour  l'ephebie  (Dumont).  Auf  den  sym- 
bolischen Kampf  mit  dem  Opferstier  (eine  Art  Tauribolium)  folgte  die  iWMhcc  (eine 
Milchernährung  der  neuen  Wiedergeborenen  durch  die  Mutter  der  Götter  oder  die 
Urmutter). 


PURERTÄTSPRÜFUNG.  799 

gen.  Um  diesen  Nachtheilen  abzuhelfen,  wird  die  Radicalcur 
völlig-er  Regeneration  angewandt. 

Bei  dem  Fest  der  Jünglings  weihe  (alle  14 — 16  Jahre,  je  nach 
dem  Aufwachsen  der  Generation)  bei  den  Pamunkies  (in  Virginien)  ^) 
wurden  die  Candidaten  durch  die  Zauberpriester  in  einer  Hütte 
des  Waldes  (unter  Fasten)  so  lange  mit  berauschenden  Getränken 
versehen,  bis  sie  allmählich  alles  Bewusstsein  verloren,  dann 
wieder  (unter  Verminderung  der  Gaben)  etwas  in  Ordnung  ge- 
bracht, and  „before  they  recover  their  senses  they  are  brought 
back  to  town."  Die  Erinnerung  soll  ausgelsöscht  werden  „to  releas 
the  youth  from  all  their  childish  impressions,  and  from  that  strong 
partiality  to  persons  and  things,  which  is  contracted  before  reason 
takes  place"  (damit  sie  frei  handeln,  unbeeinflusst  durch  Rücksich- 
ten auf  Brauch  und  Erziehung).  „Thus  they  also  become  dischar- 
ged  from  any  ties  by  blood,  and  are  established  in  a  State  of 
equality  and  perfect  freedom,  to  order  their  actions  and  dispose  of 
their  persons,  as  they  think  proper,  without  any  other  control, 
than  the  law  of  nature"  (s.  Beverley). 

Der  ausgelernte  Noaide  musste  es  durch  verschiedene  An- 
strengungen des  Körpers  und  Geistes  dahin  bringen  können,  dass 
er  in  Abspannung  und  magnetischen  Schlaf  verfiel  (für  die  Offen- 
barungen) und  Frijs  fügt  hinzu,  dass  alle  die  den  Lappen  ver- 
wandten Völker  des  Nordens  (bei  denen  der  Schamanismus 
herrscht)  sehr  schwachnervig  seien  (wie  auch  Castren  diese  Ner- 
vosität beobachtete). 

Bei  dem  Kindopfer  in  Quiyoughcohanock  (in  Virginien)  wur- 
den die  Knaben  den  sie  mit  Schlägen  (unter  Weinen  und  Klagen 
der  Frauen)  vertheidigenden  Vätern  und  Verwandten,  durch  die 
vom  Rath  der  Alten  abgesandten  Jünglinge  entrissen,  und  nach- 
dem aus  der  linken  Brust  des  durch  das  Loos  dazu  Bestimmten 
der  Gott  Okeus  im  Tempel  das  Blut  ausgesaugt,  „the  remaine  were 
kept  in  the  wilderness  by  the  said  young  man  tili  nine  moones 
were    expired,    during   which   tyme   they  must  not  converse  with 


')  Diejenigen,  welclie  die  Operation  des  Huskanaw  durchgemacht  haben  (indem 
sie  unter  einen  Korb  eingeschlossen  und  durch  die  Priester  mit  giftigen  Wurzeln  ge- 
füttert „alle  vorigen  Dinge,  sogar  ihre  Eltern,  Schätze,  Sprache  etc.  vergessen)  traten 
(in  Virginien)  als  Coucarauses  unter  die  Männer,  es  geschieht  das,  „um  von  den  jungen 
Leuten  alle  kindischen  Gedanken  oder  die  starke  Partheilichkeit  gegen  Leute  und 
Dinge,  so  vor  Bemächtigung  der  Vernunfft  ihren  Sitz  bei  ihnen  hat,  wegzunehmen" 
(s.  Vischer). 


800  CEREMONIELLES. 

any,    and   of  these   were   made   the  priests  and  conjurers,    to  be 
instructed  by  tradition  from  the  eider  priests  (s.  Strachey). 

Der  zur  Priesterschaft  Bestimmte  (bei  den  Kaffern)  is  „first 
seized  with  an  unaccountable  sickness  or  ailment,  which  often 
continues  for  months.  While  in  this  State,  he  is  constantly 
groaning  and  appears  to  endure  a  great  deal  of  mental,  as  well 
as  bodily  suffering.  Then  he  begins  to  see  and  hear  supernatural 
sights  and  sounds.  Bye  and  bye  a  species  of  insanity  seizes 
him,  and  he  wanders  over  the  country  and  on  the  mountains  in 
a  very  excited  State,  uttering  certain  kinds  of  jargon"  (s.  Maclean). 
Nachdem  der  Knabe  (bei  den  Kaffern)  das  nervöse^)  Stadium 
des  Twasa  (Monderneuerung)  durchgemacht  hat  (in  den  AVald 
fliehend  und  niit  Schlangen  spielend)  begiebt  er  sich  zu  einem 
Zauberer  in  die  Lehre.  Mit  dem  Eintritt  in  die  Pubertät  wird 
der  Knabe  der  Mutter  zum  Fremdling  (bei  den  Macusis).  Das 
als  unrein  abgesonderte  Mädchen  wird  nach  dem  Fasten  von  dem 
Paje  (Piai)  besucht,  „um  das  jMädchen  und  Alles,  was  mit  ihm 
in  Berührung  gekommen  ist,  durch  Anblasen  unter  Gemurmel  zu 
entzaubern.  Töpfe,  Trinkschalen,  die  es  gebraucht,  wurden  zer- 
trümmert und  vergraben.  Nach  der  Rückkehr  aus  dem  ersten 
Bade  muss  es  sich  während  der  Nacht  auf  einen  Stuhl  oder 
Stein  stellen,  wo  es  von  der  Mutter  mit  dünnen  Ruthen  gegeisselt 
wird,  ohne  eine  Schmerzensklage  ausstossen  zu  dürfen,  welche 
die  Schlafenden  in  der  Hütte  aufwecken  könnte,  ein  Ereigniss, 
das  nur  Gefahr  für  ihr  künftiges  "Wohl  im  Gefolge  haben  würde. 
Bei  der  zweiten  Periode  der  Menstruation  dieselbe  Geisselung, 
später  nicht  mehr.  Das  JMädchen  kann  sich  nun  wieder  zeigen.*' 
Bei  den  Uaupes  haben  die  Mädchen  „eine  Emancipationsprüfung 
durch  schwere  Streiche  mit  biegsamen  Ranken  zu  überstehen. 
Sie  empfangen  von  jedem  Familiengliede  und  Freund  mehrere 
Hiebe  über  den  ganzen  nackten  Leib,  oft  bis  zur  Ohnmacht,  ja 
bis  zum  Tode.  Diese  Execution  wird  in  sechsstündigen  Zwischen- 
räumen viermal  wiederholt,  während  sich  die  Angehörigen  dem 
reichlichen  Genüsse  von  Speisen  und  Getränken  überlassen,  die 
zu  Prüfende  aber  nur  an  den  in  die  Schüsseln  getauchten  Züchti- 
gungs-Instrumenten lecken   darf"  (s.  Martius).     Die  Mauhes,    um 

1)  So  mochte  sich  auch  die  Deisidämanie  in  heiligen  Rishi-Familien  erblich  fort- 
pflanzen und  bei  den  Shawanoes  gehörten  die  Priester  dem  (levitischen)  Stamm  der  Mequa 
chakes  an. 


demuth.  80 1 

die  Knaben  zu  erziehen,  ,,üben  sie  in  Ertragung  des  Schmerzes 
von  Bissen  der  grossen  Ameise,  Tocanguira,  Cryptocerus  atratus, 
deren  einige  in  baumwollene  Aermel  eingesperrt,  die  Arme  des 
zu  Prüfenden  verwunden  und  in  Geschwulst  und  Entzündung  ver- 
setzen". Die  Inca  unterwarfen  die  Jünglinge  vor  der  Aufnahme 
unter  die  ^länner,  Fasten  (im  Hause  von  Collcampata)  und  Prü- 
fungen^) (s.  Garcilasso  de  la  Vega),  „herianlos  asperamente  con 
varas  de  mimbres  y  otros  renuevos  en  los  brazos  y  piernas"  (wie 
am  spartanischen  Altar  der  Artemis)  und  übten  sie  dann  in  Kampf- 
spielen verschiedener  Art.     Aehnlich  in  Mexico  (und  sonst). 

Bei  der  Einweihung  in  den  Ritterorden,  als  Tecuhtli,  erzählt 
Torquemada,  dass  nach  Durchbohrung  des  Nasenknorpels  (und 
Einfügung  von  Obsidian)  „daban  bexamen  al  nuevo  caballero  qua 
nuevamente  entraba,  en  aquella  nueva  dignidad  y  honra,  y  vi- 
tuperabanlo,  diciendole  denuestos  y  palabras  afrentosas,  y  no  solo 
de  palabra  lo  injuriaban  pero  tamhien  lo  repelaban,  y  le  daban 
rempujones  para  probarlo  en  Paciencia."  (Muth  zeiget  auch  der 
Mameluck  — -  Gehorsam  ist  des  Christen  Schmuck)  im  Tempel 
Camaxtli's,  (wo  dann  ein  ferneres  Jahr  unter  harten  Entbehrun- 
gen verlebt  werden  musste). 


^)  Bei  der  Kabarrah  genannten  Ceremonie  (in  Australien)  ,,the  youth,  who  is  to 
be  initiated  is  suspended  or  held  by  tlie  heels,  wliile  tlie  natives  dance  round  him, 
uttering  loud  sliouts.  A  man  called  Cragee  or  doctor  then  bites  out  the  upper  front- 
tooth  on  the  left  side,  or,  if  he  fails,  it  is  knocked  out  (Breton).  Nach  Ausschlagen 
eines  oberen  Schneidezahns  empfängt  der  Jüngling  (in  Australien)  „the  cumeel  or 
opossum-skin  belt,  after  which  he  is  admitted  into  the  society  of  men,  permitted  to 
attend  the  corroberas  or  consultations  etc."  (s.  Bernett).  Bei  den  Mandan  verknüpft 
sich  die  Erscheinung  des  Einzigen  Menschen  (Numohmuck-a-nah) ,  als  des  allein  aus 
der  Fluth  (Mie-ni-ro-ka-ha-scha)  Erhaltenen,  beim  Okiepa-Fest  (unter  zeitweiser  Frauen- 
herrschaft nach  Vertreibung  des  Bösen  bei  den  Büffeltänzen)  mit  der  neuen  Wieder- 
geburt in  der  Jünglingsweihe. 


Biistiaü,  America.  51 


INDIANERSTÄMME. 


Hinsiclulicli  der  Bewohner  Neiifoiindlands,  von  denen  die  östliche  Küste  noch 
1539  bewohnt  gewesen,  (während  sie  sich  dann  vor  den  europäischen  Fischern  nach 
Norden  zurückgezogen)  fügt  de  Laet  (1633)  seiner  Beschreibung  der  (sie  den  Eskimo, 
wie  auch  in  Benutzung  regendichter  Darmhäute  aus  ihrem  Fischfang,  verähnlichenden) 
Körper-Constitution  hinzu :  uterque  sexus  non  modo  cutem  scd  et  vestimenta  rubrica 
quadam  tingit,  (quae  ex  pellibus  marinorum  luporum  barbara  industria  consuunt),  so 
dass  sich  daraus  der  (später  für  eine  andere  Rasse  characteristische)  Name  „Red  Indians" 
erklären  würde.  Später  (1780)  kamen  die  Micmac,  deren  Sprache  mit  derjenigen  der  (den 
Penobscot  verwandten)  Abenakis  oder  Wapanakki  gleichartig  war  (s.  Galati n),  von  Cap 
Breton  nach  St.  George-Bay  herüber,  um  sich  dort  niederzulassen.  Die  den  Mountain- 
eers  benachbarten  Nescaupic  (in  Labrador)  grenzten  mit  den  Eskimo.  Die  Athabas- 
ker,  durch  stattgehabten  Durchbruch  von  den  sprachlich  verwandten  Apaches  getrennt, 
erstrecken  sich  von  atlantischer  bis  pacifischer  Küste  und  schieben  sich  längs  des 
Mackenzie-Flusses  selbst  bis  an  die  Küste,  sonst  von  Eskimo  besetzt,  mit  denen  sie 
im  Norden  (wie  im  Süden  mit  den  Algonkin)  grenzen.  Die  algische  Familie  von  La- 
brador bis  zu  den  Rocky  mountains  und  zum  Fluss  Athabaskan  begreift  die  Monta- 
gnards  (Labrador's),  Tetes-a-Boule  (von  St.  Maurice),  Abenaquis,  Ottowas,  Algonquin, 
Sauteux,  Maskegons,  Cris.  Die  Cris  (Kistinaux  oder  Nehiyawok)  zerfallen  in  die  Pas- 
kwawiyiniwok  (der  Ebenen),  als  Sipiwiyiniwk  (Flussleute)  und  als  Mamikiyiniwok 
(Unterländer),  und  in  die  Sakawiyiniwok  (der  Wälder),  als  Sakittawawiyiniwok  (auf 
Cross-Insel)  und  als  Ayabaskawiyiniwok  (Rabaskaw's).  Die  (mit  den  Maskegons  und  Sau- 
teux) am  Red  River  wohnenden  Cris  zogen  sich  von  dort  nach  dem  Nordarm  des 
Flusses  Saskatchiwan  oder  Kisiskatchiwan  (die  Blackfeet  zurückdrängend).  Als  Attio- 
nondaron  (zwischen  Champlain-See  und  St.  Lorenz-Fluss)  bewohnten  die  Attigovau- 
taner  (zu  Champlain's  Zeit),  in  mehreren  Familien  zusammen,  lange  Rindenzelte, 
Bären  mästend,  um  sie  bei  periodisch  gemeinsamen  Festen  zu  verzehren.  Das  Dämonisch- 
Göttliche  bezeichneten  sie  mit  dem  Namen  Oki,  und  „eodem  et  divinatores  suos  et  ha- 
riolos  atque  magos  appellant"  (s.  de  Laet),  wie  bei  den  Huronen  die  Zauberpriester  Loki 
[Loke]  hiessen  und  bei  den  Irokesen  der  Schöpfer  (nach  Hennepin)  Otkon,  während  bei 
den  Powhattan  (in  Virginien)  die  dämonische  Macht  des  Okee  (Quioccos  oder  Kiwasa) 
geheiligt  war  (s.  Strachey).  Mit  den  Ottawas,  die  sich  (am  Erie-See)  von  den  öjibway 
oder  Chippeway    (des  Huronen-See's)  abtrennten  (16 13),    waren  die  Pottowatomie  (am 


FÜRSTEN.  803 

Michigan-See)  gleiclisprachig.  Nach  de  Lact  lebten  die  Attigovautaner  mit  getrenntem 
Häuptlingsrath  uneinig  in  jedem  Dorfe,  beobachteten  indess  bereits  die  gemeinsamen 
Feste  (der  Tabagos),  welche  sich  in  der  bei  dem  westlichen  Zuzug  der  Mengwe  gebil- 
deten Conföderation  erhielten,  auf  deren  feste  Durchbildung  auch  die  in  Hochalaga 
bereits  geltenden  Gesetze  eingewirkt  haben  werden.  Unter  den  Huronen  wurden  in 
den  Attiuoindaron  ihre  Heroenfürsten  gefeiert,  die  durch  Atti  (Baum)  auf  die  Ab- 
stammungsmythe führen.  Bei  dem  hier  aus  verschiedenen  Elementen  erfolgenden  Zu- 
sammentritt der  fünf  Nationen,  bewahrten  die  durch  ihre  Beziehungen  zu  den  (von 
Ojibway  abgetrennten)  Ottawa  (als  Attigovautaner)  den  Delawaren  genäherten  Wyandot 
oder  Huronen  eine  Sonderstellung ,  und  werden  (bei  Evans)  mit  den  Foxes  oder  Oata- 
gamis,  als  Zweig  der  Nadowessier  oder  Sioux,  verknüpft,  und  Natowesiw  oder  Sioux 
(kleine  Irokesen)  wird  erklärt  von  Natowew,  (il  est  Iroquois).  Die  Könige  oder  Ato- 
tarhos  (Atatarhos),  von  denen  die  alte  Ueberlieferung  der  Irokesen  spricht  (s.  Cusic), 
deuten  auf  die  Verehrung  Ataouacon's  (Atau-Wacon's)  bei  den  Huronen,  und  diese 
wieder  auf  Wakon  oder  Tongo-Wakon  (s.  Carver),  die  (unbegreifliche)  Gottheit  der 
Nadowessier  (oder  Dacota).  So  könnte  sich  in  dem  bei  Sagard  gegebenen  Fürstentitel 
Garihoua  (Gari-Ahoua)  der  Huronen  (als  Garihoua  andionxa  über  die  Garihoua-Douta- 
gueta)  die  Gottesanrufung  Ahoue  (in  Virginien)  verbergen.  Die  westlich  vom  Missi- 
sippi  im  "Wanderleben  wohnenden  Jägerstämme  bildeten  den  Grundstamm ,  von  dem 
sich  die  (am  Missisippi  mit  den  Mengwe  zusammentreffenden)  Lenni-Lenape  abgelöst, 
welche  sodann  die  Alligheni  oder  Talligheni  den  Missisippi  hinabtrieben,  nachdem  sie 
(s.  Heckewelder)  ihre  Festungen  eroberten,  und  ebenso  waren,  gleich  der  Stadt  Hoche- 
laga  (zu  Carter's  Zeit)  die  Dörfer  der  Attigovautaner  (nach  Champlain)  mit  Holz- 
befestigungen umgeben  (wie  die  der,  den  Pequatoes  benachbarten,  Nawasier).  In  den 
Sagen  der  Ojibway  werden  die  Huronen  und  Nahdooways  (aus  deren  Sitzen  sie  gekom- 
men) als  ein  Grabhügel  erbauender  Stamm  dargestellt.  Diese  alte  Bevölkerungsschicht 
also,  welche  am  Ostufer  des  Missisippi  durch  die  Alligheni  repräsentirt  war,  und  sich 
in  ihren  Resten  (wie  in  den,  den  wilden  Manhatter  erliegenden,  Sanhikaner  oder  San- 
kikaner)  eine  Zeitlang  an  der  Küste  Virginien's  in  dem  Reiche  Powhattan's  (unter 
den  Bedrängungen  der  zu  Lenape  gehörigen  Naticokes  vom  Norden  und  der  im  Lande 
der  Natchez  den  Missisippi  kreuzenden  Auswanderer  des  "Westens  vom  Süden  her) 
forterhielt,  ging  im  Norden  bei  der  Bildung  des  Irokesenbundes  oder  Hadenosaunee 
(am  Onondega-See)  in  neue  Gestaltungen  über.  Als  sich  bei  der  Ausbreitung  dessel- 
ben durch  das  Innere  (unter  Beanspruchung  des  an  Oshawano,  Bruder  Manabozho's,  zu- 
gewiesenen Süden,  des  Antheils  der  abtrünnigen  Shawanoes)  ein  Gürtel  herumzog  von 
den  Seen  bis  zu  den  Tuscaroras  in  Carolina,  wurden  durch  denselben  die  Lenape  um- 
schlossen und  mehr  und  mehr  eingeengt,  doch  hatte  sich  während  der  Dauer  ihrer 
Hegemonie,  in  Folge  der  (unter  der  Grenzwacht  der  Minsi)  prädominirenden  Bundes- 
stellung, ihre  Sprache  bereits  als  gleichartige  "Verkehrssprache  (nach  allmähligen  Ueber- 
gangsstadien,  wie  bei  den  zweisprachig  den  Hudson  überschreitenden  Mohikanern) 
über  die  Dialectverschiedenheiten  der  einzelnen  Stämme  gelagert,  bis  zu  den  (neben 
Irokesen  und  Ochaistaguincr  genannten)  Algoumequiner  (mit  den  Otaguottoveminer) 
oder  (mit  Quenongebirer,  Oveschariner  und  Maton-Oue-Scheriner)  Algoiougequiner 
(s.  de  Laet)  im  Norden,  die  durch  ihre  Beziehungen  zu  den  Europäern  die  Namen 
abgaben,  und  in  den  Sagen  der  Irokesen  als  die  tyrannischen  Algonquin  oder  Adiron- 
dack  (s.  Morgan)  spielen.  Die  (von  JefFerson)  zu  den  Irokesen  gerechneten  Schawa- 
noes  oder  Chawanokes  (neben  den  Illinois  von  den  Sauks  und  Füchsen  abgelöst)  wur- 
den, von  den  Cherokees  und  Chikkasahs  vertrieben  (in  Tennessee),  von  den  Delawaren 

51* 


804  INDIANERSTÄMME. 

(im  Kriege  mit  den  Irokesen)  in  den  Bund  der  Algonkinslämme  aufgenommen.  AVie 
Pillotoas  (bei  Quebec),  „Manitones  appellantur",  die  Zauberpriester  unter  den  Algomme- 
quin  (und  Montagnetes)  bemerkt  de  Laet,  der  (bei  New-York)  Menutto  oder  Menetto, 
als  Bezeichnung  des  Dämonischen,  giebt,  und  so  verehrten  die  Ojibway  (die,  wie  in 
dem  Geheim-Orden  der  Jossakeed,  den  huronischen  Gottesnamen  Yoscaha  oder  Atao- 
uacan  in  Jeesukhon  oder  Yesukhon,  der  Orakelhütte  des  Pow-Pow,  bewahrten)  die 
Gottheit  (s.  Jones)  in  Munedoo,  als  Kishi-Munedoo  (Manitou),  während  sich  (s.  La  Potterie) 
die  Sagen  von  Mishapus  oder  Michabu  (in  Michillimakinak)  bis  nördlich  zu  den 
Mountaineers  oder  Montagnard's  (in  Labrador)  wiederholen,  bereits  die  spöttischen 
Züge  der  Polarstämme ,  wie  bei  den  legendenhaften  Possen  der  Grönländer  und 
Kamtschadalen  annehmend,  und  ähnlich  belustigen  sich  die  Ojibway  mit  den  über  Mena- 
bozho  oder  Menaboschu  (Nanaboojoo)  im  Schwange  gehenden  Schwänken.  Ochawano, 
Bruder  Manabozho's,  erhielt  den  Süden  als  sein  Reich  zugewiesen.  Unter  den  wilden 
Thieren  der  Insel  Tobago's  wird  aufgeführt  das  (katzenartige)  Ospassum,  Insulanis 
Grenadensibus  Manitou,  Brasiliensibus  Carigueya  dicitur  (1705).  Numank  Machana, 
der  Erste  Mensch,  der  nach  Antreffen  von  Kröte,  Topfscherben  und  Maus  auf  dem, 
aus  der  (durch  die  Taucherente  gebrachten)  Erde  auf  dem  Wasser  gebildeten,  Land  mit 
seinem  Schöpfer  Ohmahauk-Numakschi  (Herr  des  Lebens)  stritt,  galt  als  älter  (bei  den 
Mandan).  The  Numakaki  (people,  men)  or  Mandan  (Matani)  spoke  of  themselves  and 
the  Minnetarrees  together  as  Nuweta  (Ourselves).  Neben  dem  Teufel  (oder  Mendon) 
wurde  (in  Acadien)  die  Sonne,  als  Nichekaminu,  [Kami]  verehrt  (s.  Diereville).  In  den  Tra- 
ditionen der  Irokesen  treten  die  (von  den  Lenape  als  Alligheni)  bekämpften  Stämme 
der  Vorbevölkerung,  mit  dem  Namen  Conay-uch-such-runa,  Coch-now-was-runan,  Tsclioa- 
crough-runan  und  Connutskin-ough-runaw  auf  (s.  Golden),  \md  die  von  den  eingewan- 
derten Stämmen  in  Ehrfurcht  betrachteten  Alterthümer,  werden  den  früheren  Einge- 
borenen zugeschrieben,  als  welche  westlich  von  den  Bergen  wieder  die  Cony-uch-such-runa, 
die  Coch-now-was-runon  und  die  Tshoa-nough-runaw  (in  Pennsylvania)  genannt  werden 
(s.  Ramsey)  [Runa  in  Peru].  "Wie  im  Pudget-Sound  bei  den  Höh  (am  Quinaielt-Fluss)  liegt 
in  den  (von  Janktonwannas  oder  Sioux  abgetrennten)  Hohe  (Assiniboins)  und  den  am 
Michigan-See  geschaffenen  Hochuagorah  (Hochalaga's)  oder  Winibagoes  (die  Pike  aus 
Mexico  herleitet),  eine  Hindeutung  auf  den  Irokesenbund  des  langen  Hauses  (Ho-de- 
no-saunee)  und  ähnlich  in  südlichen  oder  westlichen  Sagen.  Bei  den  Pimas  (s.  Stout) 
belebte  (nach  der  Fluth)  Szeukha  (Sohn  des  Schöpfers  Chiowotmahke)  die  von  dem 
(durch  ihn  getödteten)  Adler  Geraubten,  die  Frau  mit  ihren  Knaben  befreiend,  von 
denen  die  (nach  Mexico  wandernden)  Hohocam  (Alten  oder  Grossväter)  stammten,  deren 
Häuptling  Sivano  die  Casa  Grande  am  Gila  baute,  und  der  Sohn  desselben  führte 
(Canäle  anlegend)  die  Colonie  zum  Salt  river,  welche  (im  Kriege  mit  den  Stämmen 
am  Rio  Verde)  durch  das  von  Osten  kommende  Volk  zerstört  wurde  (s.  H.  Bancroft). 
Die  (in  Siebenzahl)  auf  einem  Schiff  anlangenden  Hohgates,  (von  denen  die  Muschel- 
hügel bei  Crescent-City  (im  nördlichen  Californien)  errichtet  waren,  wurden  auf  dem 
Fischfang  durch  einen  Seelöwen  zum  Wirbel  Chareckquin  (dem  Eingang  zur  Unterwelt 
der  Seelen)  hingezogen,  zum  Himmel  aufgehoben  und  in  das  Siebengestirn  verwandelt. 
Bei  St.  Cruz  (in  Nueva  Francia)  wurde  von  den  Indianern  (mit  Zauberern  oder  Pillo- 
toas) der  Gott  Cudruagnius  verehrt  (s.  de  Laet).  Bei  Quebec  unterhielten  die  Pillotoas 
(Zauberpriester)  „familiariter  cum  cacodaemone  sermones"  (s.  de  Laet).  Apud  Algomme- 
quinos  et  Montagnetes,  Manitones  appellantur  (die  Zauberer).  Bei  den  Souriquosier 
(in  Acadia)  erhielten  die  Autmoins  (Zauberpriester)  Ehre  von  dem  Könige  oder  Saga- 
mes.     Sagamo  (bei  den  Cris)  oder  Sakamo:    sans  cesse,    ä  tout  moment,  als  säkamow. 


DÄMONE.  805 

il  projecte,  il  montre  la  lete,  il  parait  (sak,  hervorgehen).  „Sagomos  vocant"  die  Souri- 
quosier  (Cadiae  sive  Acadiae  indigenae)  ihre  Fürsten  (nördlich  vom  Hudson)  mit 
Autmoins  oder  Zauberpriestern  (s.  de  Laet).  Die  (mit  den  Maricheit  und  Abenakis  ver- 
wandten) Mickmakis  (neben  den  Canibat)  wurden  von  Sagamo  (Häuptlingen)  beherrscht 
(s.  de  la  Varenne).  Die  Stämme  Virginiens  wurden  von  den  (Weroances  genannten), 
Fürsten  regiert,  ausser  den  Chicahiraanenses,  die  unter  Priestern  oder  Caw-Cawassoughes 
standen,  die  aus  den  Aeltesten  gewählt  waren  (s.  de  Laet).  Die  Mequachake  bildeten 
den  Stamm  der  Priester  unter  den  Shawanoes  (mit  Piqua,  Kispapocoke  und  Chilli- 
cothe).  Die  Fürsten  (am  Manhatta-Fluss)  Sackmos  et  Sagamos  vocant  (de  Laet).  Ogima  ist 
der  Häuptling  (am  obcrn  See).  Die  Jawas  oder  Zauberpriester  in  Florida  (mit  den  Para- 
coussios  genannten  Häuptlingen)  heilen  Krankheiten  (bei  Laudonniere).  Neben  dem  wähl- 
baren Kriegsfürsten  steht  der  erbliche  Sachem  (bei  den  Naudowessier).  Auf  dem  Berge 
iSIichilimakinak  (ä  la  figure  d'un  lievre)  hat  Michapous,  der  dort  am  längsten  gelebt  hatte 
(auf  einer  Landenge,  qui  separe  le  lac  Huron  du  Mecheygan,  autrement  lac  des  Issi- 
nois),  die  mächtigen  Geister  Imakinagos  zurückgelassen  (s.  Bacqueville)  1722,  In 
Hochelaga  (bei  Monte-Real)  wurde  der  Gott  Cudragny  verehrt  (zu  Carter's  Zeit).  In 
Baccaleos  (zwischen  Florida  und  Labrador)  findet  sich  der  Schöpfergott  (Cudragny  oder 
Andouagni)  und  der  Mond  oder  Assomaha,  neben  der  Sonne  oder  Ysmay  (s.  Thevet),  Die 
Attigovautani  verehren  den  Dämon  Oki  (nach  Laet).  Die  nördlichen  Attigovautaner  ver- 
ehrten die  Dämone  als  Oki  (zu  Carter's  Zeit),  Bei  den  Powhattan  wurde  Okee  (Qui- 
occo  oder  Kiwasa  verehrt  (in  Virginien).  Menabozho  (der  Stammheros  der  Algonquin) 
vertilgt  die  schädlichen  Thiere.  Die  Dämone  ,, vocant  Menutto  vel  Menetto",  sagt  de  Laet 
(bei  New-York).  Bei  den  Attigovautanern  (nördlich  von  St.  Lorenz)  wurden  die  Dämone 
als  Oki  verehrt.  Die  Stämme  Virginiens  stellten  (zum  Opfer)  Altäre  (Pawcoranes)  in  den 
Feldern  auf  und  verehren  ,,Cacodaemonem,  quem  oke  vocant",  sowie  (neben  der  höchsten 
Gottheit)  die  Götter  Mentoac,  deren  Bilder  (Kewasowack)  in  Tempeln  (Machiconnuck) 
aufgestellt  wurden  (s.  de  Laet).  Die  Attionondaron  wohnten  am  rechten  Ufer  des 
Lorenz-Flusses.  Michigan  (bei  den  Cris)  grosser  (misi)  See,  Michabo  oder  Michabu 
(Po,  Ende).  Michabu  gilt  als  der  Schöpfer.  Die  (Kitchi-Manitou  verehrenden)  Canadier 
unterschieden  die  Michibichi  oder  Traumgeister,  als  gut,  von  den  (bösen)  Matchi-Ma- 
nitou  (s.  Lahontan).  Bei  den  nördlich  von  Saguenay  wohnenden  Mountaineers  oder  Mon- 
tagnards  (aus  dem  Innern  von  Labrador)  weilte  das  höchste  Wesen  (Michiapous)  in 
Michillimakinak  (s.  La  Potherie).  Die  Indianer  (am  Flusse  Montaines)  „trugen  Pfeile, 
derer  Spitzen  aus  scharfen  Steinlein,  welche  mit  Hahrtze  an  das  Holtz  festgemacht  waren, 
bestunden"  (zu  Hudson's  Zeit).  Das  Holzidol  Kirvasa  (in  Secota)  war  mit  Kupferketten  ge- 
schmückt (in  "Virginien).  Neben  dem  Quera  (guter  Geist)  war  (in  Nord-Carolina)  ein  böser 
Geist  verehrt.  Die  (mit  den  Marichech  und  Abenakis  verwandten)  Mickmakis  (neben  den 
Canibat)  wurden  von  Sagamo  (Häuptlingen)  beherrscht  (s.  de  la  Varenne).  Die  Irokesen  ver- 
ehrtenDämone  oder  Otkon.  Die  Zauberpriester  hiessen  Medeu  (bei  den  Minsies).  Die 
Priester  der  Pampticough  (in  Nord-Carolina)  heilten.  Ueber  den  Häuptlingen  oder 
Garihoua  doutagueta  stand  im  Rath  der  Huronen  (von  Quieunonascaran)  der  Fürst 
oder  Garihoua  andionxa  (s.  Sagard).  Nach  der  Mittheilung  eines  Attiuoindaron  (atti 
oder  Baum)  oder  Heroenfürst  der  Huronen  wurde  die  Welt  geschaffen  durch  den  Gott 
Yoscaha  oder  Ataouacon,  dessen  Grossmutter  (Ataensiq)  böse  ist.  Nach  den  Souriquois 
legte  die  Gottheit  (nach  der  Schöpfung)  Pfeile  auf  die  Erde,  aus  welchen  die  Menschen 
hervorgingen  (s.  Sagard).  Als  Zauberpriester  fungirten  die  Loki  bei  den  Huronen. 
Bei    den    Osagen    war    das  Volk    getheilt    in  Krieger,    Köche  (Ausrufer)    und  Aerzte. 


SOG  INDIANERSTÄMME. 

Gott  hiess  Kezha-munedoo  bei  den  Ojibway  i^Keezis  oder  Sonne),  Palitum-owlnvog  bei 
den  Delawaren,  Niyoh  bei  den  Mohawk,  Hawenniyoh  bei  den  Onondaga,  Raweaniyoh 
bei  den  Oneida,  Yeweaniyoh  bei  den  Tuscarora,  Kesa-munitoo  bei  den  Cree.  Die  von 
den  Irokesen  als  Väter  bezeichneten  Wyandot  oder  Huronen  wurden  von  diesen  (ob- 
wohl mit  den  Algonkin  verbündet)  besiegt  (1650).  Die  Schlacht  zwischen  den  Mingwc 
und  Irokesen  und  den  Huronen  (Wyandot)  wurde  in  Canoes  auf  dem  Erie-See  geliefert 
(s.  Harrison),  und  beim  Rückzug  der  Wyandot  nach  dem  Michigan- See,  drangen  die 
Irokesen  in  Ohio  ein.  Die  Huronen  betrachteten  die  Halbinsel  zwischen  Huron-,  On- 
tario-  und  Erie-See  als  ihre  Heimath.  Nach  Evans  gehören  die  (mit  den  Irokesen 
verwandten)  Wyandot  (Junundat  oder  Wanat)  oder  Huronen  (die  sich  mit  den  Dela- 
waren verbündeten,  zu  den  Foxes  oder  Outagamis  (als  Zweig  der  Naudowessies  oder 
Sioux).  Die  von  Keehe-munedoo  oder  Kezha-munedoo  geschaffenen  Ojibway  kamen 
von  den  westlichen  Seen  (Oberer-See  und  Huronen-See),  wo  sie  das  Land  der  (Grab- 
hügel erbauenden)  Huronen  oder  Nahdooways  besetzt  hatten  (s.  Jones).  Aus  dem 
Westen  (von  dem  Huronen-  und  Oberen-See)  kommend,  vertrieben  die  Ojebway  oder 
Chippeway  (heisst  es)  die  Nahdooways  oder  Huronen  (von  denen  die  Mounds  zurückgeblie- 
ben sind)  aus  dem  Lande  an  den  Ontario-,  Erie-  und  St.  Clair-Seen.  Am  Mahatan- 
Fluss  das  ,,Geld  bestehet  in  Schnäckenheuslein  oder  den  inwendigen  Stücklein  der 
Seehörner"  (s.  Dapper).  Nach  den  Denes  (Menschen)  am  Sklavensee  wurde  der  Riese 
Takkc-elt-ini  (celui  dont  la  tete  balaye  le  ciel)  von  den  Menschen  getödtet,  als  er  ihnen  den 
Eintritt  in  das  Land  verwehren  wollte.  Nach  Kämpfen  mit  den  Kfwi  detelli  (Glatz- 
köpfen) im  Lande  der  Riesen  (Kodene-tcho)  wanderten  die  Dene-Dindjies  von  Westen 
ein.  Die  Hasen-Indianer  flüchteten  vor  den  Kfwi-detete  (Kahlköpfe)  zum  Mackenzie- 
Fluss.  Die  Sarcis,  mit  den  (zu  den  Sioux  gehörigen)  Schwarzfüssen  vereinigt,  bilden 
ein  Verbindungsglied  (am  Oberen  Saskatchewan)  zwischen  den  Denc-dinjies  (mit  den 
Chippewyans  oder  Athabaskans)  und  den  Apaches  (s. ,  Petitot).  Die  Himmelsfrau 
(Yakka-Tsiege  oder  Morgenroth)  verwandelt  sich  bei  den  Loucheux  unter  den  Dindjies) 
in  weisse  Schwäne  (oder  andere  Vögel).  Die  Seele  heisst  edayine,  eyünne,  euire, 
ettsine,  ninkkion  (souffle,  haieine,  vent,  esprit,  ombre,  doublure)  bei  den  D6ne-dindjics 
(s.  Petitot).  Nach  dem  Tode  fliegt  die  Seele  Edayine  (eyunne  oder  euine)  oder  Ninkkion 
(ettsine)  nach  dem  Itsinlevi-t'an  oder  Land  der  Väter,  indem  sie  sich  bei  dem,  am  Ein- 
gang gepflanzten  Baum  (Naetieiwer)  geistig  belebt.  Matsokui  (unter  den  Mönnitarris) 
wollte  sich  nicht  von  Herrn  Bodmer  zeichnen  lassen,  weil  er  sonst  fürchtete,  bald  sterben 
zu  müssen  (Neuwied).  Die  Zauberpriester  der  Denes  und  Dindjies  heissen  Nakoi  (Seher). 
Der  von  Individuen  verehrte  Gott  (bei  den  Denes)  heisst  Elloni  (in  Thierform).  Die 
Montagnard  (unter  den  Denes-Dindjies)  verehren  eine  Dreiheit  von  Riesenadlern  (Vater, 
Mutter  und  Sohn),  als  Oldelbale  oder  Olbale.  Die  Peaux-de-Lievre  verehren  eine  Götter- 
dreiheit,  als  den  Vater  Inkfroin-Wetay  (im  Zenith),  die  Mutter  Yakkena-Tschontini 
(am  Abendhimmel)  und  den  zwischen  beiden  umherwandernden  Sohn,  der  seiner  auf 
der  Erde  trauernden  Schwester  Feuer  vom  Himmel  brachte  (s.  Petitot).  Nach  den  Chal- 
däern  kreist  der  Sternenhimmel  um  das  Gebirge  des  Ostens  (Chursack-Kurra),  das  den 
!Himmel  und  die  Erde  verbindet  [mit  Uttakorra  jenseits].  Nachdem  Keehe-munedoo 
oder  Kezha-munedoo  die  Welt  geschaffen,  lebten  (nach  den  Ojebway)  zwei  Ungeheuer, 
ein  gehörntes  Thier  und  eine  Kröte,  und  als  das  Erstere  den  Leib  dieses  mit  dem 
Hörn  durchstach,  brachen  die  Wasser  der  Fluth  hervor,  vor  denen  Nanahbozhoo  auf 
einen  Berg  entfloh,  und  dann  einen  Cederbaum  erkletternd  (der  sich  unter  seinem  Singen 
über  die  Wasser  bei  deren  Steigen  mehr  und  mehr  emporhob)  aus  den  abgebrochenen 
-Zweigen  ein  Floss  für  sich  und  die  geretteten  Thiere  baute,  umherzufahren,  bis  ihm  (nach 


OJIBWAY.  807 

anderen  vergeblichen  Versuchen)  die  Moschusratte  Erde  brachte,  um  neues  Land  zu  bilden 
(s.  Jones).  Ausser  Keche-munedoo  (the  Great  Spirit)  oder  Kezha-munedoo  (the  Bene- 
volent  or  merciful  Spirit)  kennen  die  Ojibway  den  Mahje-munedoo  (als  böse)  und  viel 
Dämone  (Peter  Jones).  Der  Grosse  Geist  oder  (bei  den  Chipeways)  Kitcho  Manitou 
heisst  Wakon  oder  Tongo-Wakon  bei  den  Xaudowessier  (s.  Carver).  In  den  verschie- 
denen Horden  der  Ojibway  wurde  beim  Tode  eines  Häuptlings  der  Nachfolger  (meist 
der  älteste  Sohn)  von  den  Vornehmsten  erwählt  (wie  der  Kriegsführer  vor  einem  Feld- 
zuge), und  seine  Botschaften  wurden  von  den  ihm  zugegebenen  Gehülfen  (Mezhenuhway) 
überbracht.  Die  Jeesukhon  (Hütte)  des  Pow-wow  (Zauberers)  schüttelt  (bei  den  Ojeb- 
way)  durch  die  Familiengeister  (Jones).  Die  Feen  oder  Mamagwasewug  besuchen 
oft  Nachts  die  Hütten  (der  Ojebway)  und  können  dann  gefangen  w^erden,  worauf  sie 
Glück  in  der  Jagd  verleihen  (s.  Jones).  Nur  die  Muthigen  vermögen  über  die  schmalen 
Pfahlbrücken  in  das  Jenseits  zu  passiren,  während  die  anderen  Seelen  in  den  Abgrund 
stürzen  (bei  den  Ojibways).  Nach  Begrabung  ihres  Gatten,  läuft  die  Wittwe  in  Zick- 
zackwindungen zwischen  den  Bäumen  zurück,  und,  (nachdem  Nachts  in  der  Hütte  ge- 
trommelt ist)  werden  Rindenstreifen  an  Stangen  (um  vom  Winde  bewegt  zu  werden) 
aufgehängt,  sowie  die  Gesichter  der  Kinder  mit  stinkender  Fettabkochung  bestrichen, 
um  die  Seele  fortzuscheuchen  (bei  Ojibway).  Beim  Eintritt  in  das  Jeehsukon  (Be- 
schw^örungshaus)  knieen  die  Ojibway  (s.  Jones).  In  das  Grab  wird  ein  Loch  gebohrt, 
zum  Ein-  und  Ausgang  der  Seele  (bei  den  Ojibway).  Im  Winter  (wo  der  Frost  kein 
Begraben  erlaubt)  hängen  die  Ojibway  die  Leichen  an  die  Bäumen,  um  die  herab- 
fallenden Knochen  später  zu  begraben  (s.  Jones).  Nachdem  die  Wittwe  (bei  den 
Ojibway)  ein  Jahr  lang  (eine  Puppe  des  Verstorbenen  tragend)  gefastet  hat,  erscheint 
sie  bei  dem  Fest  der  Verwandten,  zum  ersten  Mal  wieder  gewaschen  und  festlich  ge- 
kleidet. Die  Ojebways  (s.  Jones)  ,,seldom  cut  down  green  or  living  trees,  from 
the  idea,  that  it  puts  them  to  pain,  and  some  of  the  Pow-wows  have  pretended  to 
hear  the  wailing  of  the  forest  trees,  when  suffering  under  the  Operation  of  the  hatchet 
Dr  axe".  Die  Ojibway  schreiben  den  Thieren  und  Pflanzen  gleichfalls  Beseelung  zu, 
,,immortal  spirits,  and  that  they  possess  supernatural  power  to  punish  any,  who  may 
dare  to  despise  or  make  any  unnecessary  waste  of  them"  (s.  Jones).  Der,  die  Göttin 
Nahneetis  (der  Gesundheit)  darstellenden,  Figur  wurden  jährliche  Geschenke  für  einen 
Anzug  dargebracht  bei  den  Ojibway.  Die  Toodaim,  worin  die  Stämme  zerfallen,  werden 
durch  Thiere  symbolisirt  (s.  Jones).  The  Twana  (in  Washington  Territory)  believe  in 
diflferent  centres  of  creation  for  themselves  and  all  other  tribes  and  peoples  (s.  Eells). 
Im  Lande  der  (südlich  vom  Huronen-See  und  am  See  Michigan  mit  den  Ottawas  gemischten) 
Ojebway  oder  Odjibwäs  (vom  St.  Lawrence-Fluss  längs  der  Seen  Ontario,  Erie,  St.  Clair, 
Huron,  sowie  der  Hudson's-Bay,  bis  zu  den  Quellen  des  Missisippi)  leben  (von  ihren 
Stämmen  eingeschlossen)  die  Sechs  Nationen  (Mohawks,  Onondagas,  Senecas,  Oneidas, 
Cayugas,  Tucoraras),  sowie  die  Delawaren,  Munecey,  Minominees,  Wyandot,  Ottawas, 
Pottawatamees  u.  A.  m.  (s.  Jones).  Neben  dem  Mohawk  (der  Oneida,  Onondaga, 
Seneca,  Cayuga,  Tuscarora,  Wyandot  und  Cherokee)  wird  die  Sprache  der  Ojebway  in 
weiter  Ausdehnung  gesprochen,  bei  den  Stämmen  Ojebway  (Odahwah),  Potawahduhmee, 
Minoomenee,  Kenistenoo  (Cree),  Delaware,  Muncey,  Saukie,  Kicapoo,  Muskeegoo, 
Mohegan,  Miskwukeeyuk,  Juskwaugume,  Weah,  Shawnee,  Miamee,  Peoria,  Aubinaukee, 
Kaskaskia,  Piangeshaw  (verschieden  von  den  Sioux,  Assinebwaunuk,  Osage,  Kansas, 
Quaupaw,  Oto,  Pawnee  und  Omuhaw).  Die  Algonkins  (Nipissing  und  Nipissinien)  ge- 
hörten zu  den  Ojibways  bei  Old  Lake  und  Sandy  Lake  (am  Oberen  See)  verwandt  mit 
den  Pattowatomie  (am  Michigan-See)  und  den  Ottawa  (am  ^Michigan).    Mit   den  andern 


808  INDIANEKSTÄMME. 

Algonquin-Stämmen  im  St.  Lawrence-Thal  (Glitte  des  XVI.  Jahrb.)  besiegt,  gelangten 
die  Ottowa  an  den  Lake  Michigan.  Die  Maskutech  (unter  dem  Häuptling  Kikirinous) 
suchten  den  Schutz  der  Franzosen  gegen  die  Nadouassioux  nach  (s.  La  Potheric).  Die 
im  Streit  um  eine  Frau  von  den  Sioux  (Bivoir-nug)  getrennten  Assiniboins  zogen  zu 
den  Ojibwaj  und  Crees  (s.  Turner).  Nach  Osten  wandernd  trafen  die  Lenni  Lenape 
in  Namaesi-Sipu  mit  den  Mengive  (Irokesen)  zusammen,  die  Talligen  oder  Talligewi 
(Alligewi  oder  Allegheni)  nach  Eroberung  ihrer  Festungen  den  Missisippi  hinabtreibend 
(s.  Heckewelder).  Nach  Besiegung  der  Alligheni  Hessen  sich  die  Lenape  (mit  ihrem 
Versammlungshaus)  zwischen  Manicannittuk  und  Potomack  nieder  in  den  Stämmen  der 
Schildkröte  und  des  Welschhahnes  (Unamis  und  Unalachtgo)  mit  den  Minsi  oder 
"Wölfen  als  Grenzhut  (gegen  die  Mengwe  oder  Irokesen  an  den  Seen) ,  während  die 
Mohicander  nördlich  (jenseits  des  Hudson)  zogen  (in  Mischungen)  und  die  Naticokes 
nach  Süden  (bis  Virginien).  Die  von  den  übrigen  Stämmen  als  Grossväter  geehrten 
Lenni-Lenape  führten  die  Schildkröte  als  Wappen  (oder  Unamis,  als  Stamm  der  Schild- 
kröte). Die  Minsi  (mit  dem  Wappen  des  Wolfes)  nannten  sich  Pduk-sit  (Rundfuss). 
Die  zu  den  Lenni-Lenape  gehörigen  Minsi  (Wolf)  wohnten  an  der  Südküste  der 
Hudsonsbay.  Der  Stamm  der  Minsi  oder  ^Monsey  (Wölfe)  bildeten  die  Grenzwacht  der 
Lenape  gegen  die  Irokesen.  Die  Mohicaner,  die  (von  den  Lenape  abgegrenzt)  zwei 
Sprachen  mischten,  Hessen  sich  jenseits  des  Hudson  nieder.  Die  Abenakis  oder  Napa- 
nachke  (Männer  des  Aufgangs)  gehörten  (in  Neu-Schottland)  zu  den  Lenni-Lenape. 
Beim  Passiren  des  Missisippi  mit  den  Irokesen  verbündet,  besiegten  die  Delawaren  die 
AUigewis.  Beim  Rückzug  der  Delawaren  vom  Meer  wurden  die  Cherokesen  vom  Ohio 
vertrieben  (aus  dem  Land  der  Huronen).  Die  Delawaren  (Lenni-Lenape)  oder  Wapa- 
nachki  (von  denen  die  Mahicanni  oder  Mohican  abstammen)  zerfielen  in  die  Stämme 
der  Unamis  oder  Wanami,  der  Unalachtigo  oder  Wunalachtigo  und  der  Minsi  oder 
Munsee  (s.  Barton).  Die  Indianer-Stämme  in  Neu-England,  meistens  den  (als  älteste 
geltenden)  Narranganset  (in  Rhode-Island)  zinspflichtig,  sprachen  Dialecte  in  der  Sprache 
der  Lenni-Lenape  (Delawaren)  oder  Wapanachki,  die  (von  Westen  kommend)  am 
Missisippi  die  AUigewis  besiegten.  Bei  ihrem  Aufstande  gegen  die  Tyrannei  der  (zu 
den  Algonkin  gehörigen)  Adirondack  (von  denen  sie  den  Ackerbau  sowohl,  wie  Jagd 
und  Krieg  gelernt)  wurden  die  Irokesen  von  Montreal  (über  den  Ontario-See)  zum 
Seneca-Fluss  getrieben,  und  als  die  verschiedenen  Stämme  sich  in  Absplitterung  bilde- 
ten, wurde  am  Onondaga-See  der  Bund  des  Langen  Hauses  (Ho-de-no-sau-nec)  gebildet 
(s.  Morgan).  Das  Land  zwischen  Hudson  und  Lake  Erie  galt  als  die  Heimath  der 
Irokesen  (mit  den  Mohawk  am  Mohawk-Fluss).  Die  Irokesen  (nach  Tachanoontia) 
conquered  the  several  nations  living  on  Sasquahannah,  Cohongoronta,  and  on  the  Back 
of  the  Great  mountains  in  Virginia,  the  Conay-uch-such-roona,  Coch-now-was-roonan, 
Tchoa-irough-roonan  und  Connutskin-ough-roonaw  (s.  Golden).  Die  Tuscaroras  (Carolina's) 
wurden  von  den  Irokesen  (17 12)  in  ihren  Bund  aufgenommen,  sowie  die  Meherrin  und 
Tuteloes  als  Schützlinge.  Patuxet  (neben  den  Masasoiten  und  Nausiter)  war  durch 
eine  Seuche  ausgestorben  (1620).  Die  Irokesen  kämpften  mit  den  Natchez  (1683). 
Die  Irokesen  herrschten  über  die  Delawaren  der  Blauen  Berge  (zu  Penn's  Zeit). 
Zwischen  Huronen  und  Irokesen  war  ein  Vertrag  geschlossen  „de  donner  reciproque- 
ment  la  vie  aux  prisonniers"  (XVII.  Jahrh.).  Bei  dem  (mit  den  Wyandot  und  Huronen 
verwandten)  Fünfvolk  bildeten  die  Senecas,  Mohawks  und  Onondagos  die  älteren  (die 
Mohawks  die  ältesten),  die  Cayugas  und  Oneidas  die  jüngeren  Stämme  und  später  traten 
noch  die  (verwandten)  Tuscaroras  zu  dem  Sechsvolk.  Nachdem  die  Himmelsfrau  mit 
ihrem  Sohne  die  Erde  geschaffen,  wurde  sie  (vom  Himmel  fallend)  durch  eine  Schildkröte 


IROKESEN.  809 

aufgenommen,  und  nach  den  Indianern  am  St.  Laurent  und  Mescliasipi  (Missisippi) 
wurde  die  in  der  Luft  schwebende  Frau,  nach  Berathung  der  Fische,  durch  den 
Rücken  der  Schildkröte  getragen,  worauf  sich  aus  den  dort  angelagerten  Unreinig- 
keiten  des  Meerwassers  die  Erde  bildete  (s.  Hennepin),  und  die  durch  einen  herbei- 
kommenden Geist  geschwängerte  Frau  zwei  Söhne  aus  der  Seite  gebar.  Die  durch 
den  Schöpfer  Atahauta  oder  (bei  den  Irokesen)  Otkon  geschaffene  Erde  (am  St.  Lau- 
renz) wurde,  als  von  der  Fluth  zerstört,  durch  Messou  (oder  Otkon)  wieder  herge- 
stellt (Hennepin).  Manitou  wird  als  Gott  verehrt.  Die  Irokesen  (in  Hochelaga)  ver- 
ehrten den  Gott  Cudragny  oder  Cudruaigni.  Die  Irokesen  (bei  denen  die  Ceremonien 
der  Zauberpriester  von  den  Huronen  eingeführt  waren)  verehrten  Agriskoue  oder 
Tharonkiaouagon,  indem  sie  Tabak  in's  Feuer  oder  Wasser  warfen  (La  Potherie).  Die 
Irokesen  wurden  früher  von  Atotarhos  (als  Könige)  beherrscht  (s.  Cusic).  Die  Würde 
des  Sachem's  war  im  Stamm  erblich,  und  so  lange  unter  den  Verwandten  mütterlicher- 
seits derselben  Familie  sich  geeignete  Persönlichkeiten  fanden,  wurde  aus  diesen  ge- 
wählt, und  erst  bei  gänzlichem  Mangel  an  solchen  aus  dem  Stamm  im  Allgemeinen 
(bei  den  Irokesen).  Die  Onondagas  kamen  aus  der  Erde  am  Oswego-Fluss  und  die 
Seneca  bei  Nun-da-wä-o.  Die  (zwischen  Hudson  und  Eric  wohnenden)  Irokesen  be- 
trachteten sich  als  Erdgeborene  (nach  Morgan),  während  sonst  der  Schöpfergott  (in 
America)  auf  den  W^assern  schwebt.  Aus  Nu  (dem  uranfänglichen  Ocean)  gebar  sich 
die  Gottheit  (in  Aegypten).  Im  Bunde  der  Irokesen  wurden  jährlich  6  mit  dem  Acker- 
bau verknüpfte  Feste  beobachtet,  und  von  den  (wählbaren)  Ho-nun-de-ont  (Glaubens- 
stützen) geordnet.  Die  ,,five  nations"  (Mohawks,  Oneydoes,  Onondagas,  Cayugas  und 
Sennekas)  oder  Ongue-honwe  (men  surpassing  all  others)  hielten  die  gemeinsamen 
Rathsversammlungen  in  Onnondaga  (s.  Golden).  Die  Tuscaroras  wurden  als  sechste 
Nation  aufgenommen  und  (1723)  die  Necariages  (von  Misilimakinac)  als  siebente.  Da- 
gä-no-we-dä  (und  die  Mohawk)  gründeten  den  Bund  der  Ho-de-no-sau-nee  an  der 
Nordküste  des  Onondaga-Sees  oder  Ga-nun-ta-ah  (s.  Morgan).  Das  Rathfeuer  und  der 
W'ampun  werden  bei  den  Onondaga,  als  centraler  Stamm,  bewahrt.  Zu  den  Onondaga 
gehörig,  wurde  Da-gä-no-we-dä  von  den  Mohawk,  als  Sacheni  aufgenommen.  Die 
Irokesen  nannten  sich  (nach  Morgan)  Ho  de  no  saunee  (Volk  des  langen  Hauses  oder 
Haus  vieler  Feuer).  Zu  Lahontan's  Zeit  wurden  die  5  Hütten  der  Irokesen  von  den 
Tsonontouan,  Goyogoan ,  Onnatagues,  Onoyout  und  Agnies  gebildet  (1700).  Die 
Palenach-end-chiesktajeet  (fünf  Abtheilungen)  der  Irokesen  umfassen  die  Saukhicani 
(Flinten)  oder  Mohawk,  die  W'Jassone  (Steinpfeifen- Verfertiger)  oder  Oneida's,  die 
Onondagoes  (auf  dem  Hügel),  die  Queyque  oder  Cayugas  (am  See),  die  Maechachtinni 
(Bergbewohner)  und  die  Seneca  (Heckewelder).  Die  fünf  Nationen  nennen  sich  Ongue- 
honwe  (Männer  über  alle  anderen).  Die  Irokesen  schlössen  den  Aquanoshioni  genann- 
ten Bund  (nach  Pyrläus).  Hiawatha,  der  Culturheros  der  Irokesen,  entfernte  sich  auf 
magischem  Canoe.  Riah,  Göttin  der  Wasser,  ist  (bei  den  Chaldaeern)  Mutter  des 
Ea,  (Gottes  der  Erde),  der  (als  der  erhabene  Fisch  des  Oceans)  sein  Gebiet  auf  sym- 
bolischem Fahrzeug  durcheilt  (s.  Maspero).  Neben  den  Irokesen  (am  Lorenzfluss) 
wohnten  die  Ochataiguiner,  sowie  die  Algoumequiner  (mit  den  Otaguotteveminer)  und 
Nebiceriner,  weiter  nördlich  die  Quenongebiner,  Oueschariner,  Algoiugequiner  und 
]SIatou-Oue-Scheriner  bis  Quebec  (s.  de  Laet).  Während  die  Montag netes,  Canadenses, 
Souriquosii  u.  A.  m.  ein  Wanderleben  führten,  fand  sich  Ackerbau  bei  den  Algoume- 
quini,  Ochaistaguini,  Yroquosii  u.  s.  w.  Auf  die  Sequiner,  Nachbarn  der  (mit  den 
Wapenoker  kriegenden)  Pequatoes  folgten  (in  Holzfestungen)  die  Nawasier,  dann  die 
(den  Fluss  befahrenden)  Horikaner  und  (im  Innern)  die  Suwaneer  (s.  de  Laet).     Neben 


810  -  INDTANERSTÄMME. 

den  (friedlichen)  Sauhikanern  wohnten  die  (wilden)  Manhatter  oder  Manathaner  und 
auf  der  andern  Seite  des  Flusses)  die  Machkentiworni ,  sowie  weiterhin  die  Tappaanes 
(s,  de  Lact).  An  den  Penobscot  wurde  die  Stadt  Norumbegua  oder  Agguncia  verlegt 
(im  Lande  der  Estechemines).  Am  unteren  St.  Lorenz  (bis  zur  Mündung)  streiften  die 
Montagneten,  Canadenser,  Souriquosier  als  Jäger  umher,  während  die  Algoumequiner, 
Ochaistaguiner  und  Irokesen  Ackerbau  trieben  (s.  de  Laet).  Zu  Carter's  Zeit  herrschte 
in  der  durch  Holzwände  befestigten  Stadt  Hochelaga  (mit  grossen  Häusern)  der  ver- 
ehrte König  Agouhanna  (s.  de  Laet).  Die  Dörfer  der  am  See  wohnenden  Attigovau- 
taner  waren  mit  Holzbefestigungen  umgeben  (zu  Champlain's  Zeit).  Die  Pawmetti 
wohnten  am  Cap  Cod,  und  die  Chavvuni  in  der  Bucht  (de  Laet).  Die  Puans  (in  der 
•JBaye  des  Puans  am  See  Michigan)  ,,se  croyaient  les  plus  puissans  de  l'univers"  (Sodo- 
miten  und  Anthropophagen)  und  unterdrückten  die  übrigen  Stämme,  wurden  aber 
'Schliesslich  in  einem  Rachekriege  der  Issinois  vernichtet  (s.  Bacqueville).  Die  Taren- 
tiner  am  Penobscot  kriegten  mit  den  Bessabiern  (s.  de  Laet),  während  am  Sagadahoc- 
Fluss  die  Aumukia-ugeni  und  Kinnebeky  wohnten.  Südlich  von  Labrador  erstreckt 
sich  das  Land  Boropelyp  (pays  valeureux)  oder  Baccaleos  (s.  Thevet).  Die  Nipmuck 
zahlten  den  Narragansets  Tribut  (in  Neu-England).  Die  mit  den  Abenaquis  verwand- 
ten Maricheet  (von  St.  John)  kämpften  mit  den  Mickmakis  am  Cap-Breton.  In  Ncu- 
England  redeten  (neben  den  die  Inseln  bewohnenden  Mattahuntier)  die  Segetago, 
Pahtiuntanuck ,  Pocopassum,  Taughtanakagnet,  Wabiggan,  Nassaque,  Mashecosqueck, 
Wavvrigweck ,  Moshoquen ,  Wackiogo ,  Passaraneck  mit  ihren  Bundesgenossen  Auco- 
ciso,  Accomintiws,  Passataquoc,  Aggovvan  und  Naemkek  verschiedene  Sprachen,  wäh- 
rend die  Bessabees  am  Penobscot  herrschten  (de  Lact).  Die  Manhatter  wohnten  am  Manhat- 
tanfluss  (s.  de  Laet).  Die  benachbarten  Estecheminer  (am  Penobscot  oder  Pemteouetfluss) 
sprachen  wie  die  Souriquosier  verschiedene  Sprachen.  Mit  den  (am  Huronen-See  wohnenden) 
Ojibway  (oder  Chippeway),  von  denen  sich  (am  Erie-See)  die  Ottawas  (1813)  abtrennten, 
waren  die  Pottowatonue  (am  Michigan-See)  gleichsprachig.  Die  drei  Stämme  der  Yatou  oder 
Yazoo  (am  Yazoo-Fluss)  redeten  verschiedene  Sprachen.  Die  Sprache  der  Algonquin  wurden 
für  gebildeter  geschätzt  (nach  Lahontan),  als  die  (von  den  Irokesen  geredete)  Sprache  der 
Huronen,  die  auch  den  Andastaguerans ,  Torontogueronon,  Errieronon  und  anderen 
(von  den  Irokesen  unterworfenen)  Stämmen  zukam  (1700).  Neben  dem  Naudowessischen 
wurde  die  Sprache  der  Chipeway  oder  Algonkin  von  den  Ottowaws,  Saukies,  Otta- 
gaumies,  Killistinoes,  Nipegons,  Algonkins,  Chipeway  u.  s.  w.  gesprochen  (s.  Carver). 
The  Algonquins  reside  on  the  lake  of  the  two  Mountains  and  are  dispersed  along 
the  north  side  of  Lakes  Ontario  and  Erie  und  von  ihnen  (s.  Pike)  ,,the  language  of 
the  Chipeways  derives  its  name"  (1807),  „Das  Spinnen  gehet  unter  den  Virginischen 
Frauen  sehr  im  Schwange"  (s.  Dapper).  Die  Pequod  und  Mohegan  übten  eine 
Oberherrschaft  über  die  Indianer -Stämme  am  Connecticut-River.  Die  Nanticokes  (in 
Maryland)  waren  (den  Susqliehannah-Fluss  hinaufwandernd)  den  Irokesen  unterwor- 
fen. Unter  den  (den  Bund  Powhatan's  bildenden)  Sachdagughroonaw  bildeten  die 
Stämme  der  Acomack  und  Acohanock  die  südHchsten  (in  Virginien).  Die  Bashabcs 
am  Pennobscot  herrschten  über  die  umwohnenden  Stämme  (1524).  Mit  den  Mique- 
maques  (bei  Port  Royal)  grenzten  die  Mariciten,  am  St.  Georgenfluss  wohnten  die 
Kanibas  und  Abenakis,  nach  Quebec  zu  die  Papinachois,  Saguenets,  Algonquins, 
Iroquois,  Hurons,  Loups,  Socokis,  dann  die  Outaois,  nördlich  die  Esquimos,  Christi- 
nos, Sauteurs,  Savanois,  Placotes  des  Chiens  und  Assineboils  (s.  Direville)  1700. 
Als  Johann  Witte  (auf  Raleigh's  Wunsch)  in  Raonoack  anlief,  fand  er  (nach  den 
Zeichen),    dass    die    zurückgelassenen  Ansiedler    nach  Süden    fortgezogen   waren  (nach 


POWHATAN.  811 

Kroatoan).  Die  Oumas  oder  Humas  (Red  Nation)  wohnten  unterhalb  Manchac  und 
bei  Attacapas  (s.  Gallatin).  Die  Rothhäute  bezeichnen  sich  selbst  als  Erdgeborne  (und 
Autochthonen).  In  Virginien  wurde  Ahoue  als  höchster  Gott  verehrt.  Neben  den  Wero- 
wances  und  Häuptlingen  (und  Priestern)  wurden  (in  Virginien)  die  Coucarouses  unterschieden 
(as  have  past  the  trial  of  Hushkanawing).  Nachdem  die  Sachem  (Häuptlinge)  mit  dem 
grossen  Rath  (Matchacomoco)  eine  Staatsangelegenheit  (in  Virginien)  erörtert  hatten ,  war 
noch  die  Beistimmung  der  Volksversammlung  erforderlich  (s.  Howe).  Der  König  (Wero- 
ance)  Powhatan  residirte  in  Werowocomoco  (Weromokomo)  oder  auch  in  der  (sogenannten) 
Stadt  Powhatan  (bei  Richmond)  an  dem  Powhatan-  oder  James-Fluss,  wo  Jamestown  (1606) 
gebaut  wurde  (s.  Cpt.  Smith's).  Parahunt  (Powhatan's  Sohn)  herrschte  als  Tanxpowatan 
(Klein-Powhatan)  im  Grenzland  gegen  die  Monacan.  Powhatan's  Brüder  wohnten  in 
Youghtamund,  um  ihm  nach  einander  zu  folgen  (Strachey),  Nach  Powhatan's  Tode  wurde 
sein  Bruder  Itopatin  von  dem  aus  Süden  gekommenen  Häuptling  Oppecaneanougt  vertrieben 
(in  Apelehen).  Die  Chechahamias  (am  Flusse  Chickahamania),  welche  die  Fürsten  (Wero- 
ances)  Powhatan's  nicht  zuliessen,  (obwohl  sie  ihn  gegen  Kupfer  in  seinen  Kriegen  unter- 
stützten), wurden,  ausser  ihren  Priestern,  durch  die  Alten  (Cawcawwassoughes)  regiert 
(Strachey).  Von  den  Stämmen  Virginiens  (durch  die  Massawomeck  bekämpft)  wurden  ver- 
schiedene Sprachen  geredet  (s.  Strachey).  Die  Susquehannock  erstreckten  sich  aus  Virgi- 
nien nördlich  bis  zum  Potamac  (mit  den  Lenape).  Neben  den  Powhatan  (an  der  Küste) 
und  den  ^lannahoack  erstreckten  sich  die  Monacan  bis  Nord-Carolina  (zu  Smith's 
Zeit\  Die  Tuscaroras  (in  Nord-Carolina)  verbanden  sich  mit  den  Irokesen.  Die 
]Mannahoac  (an  den  Quellen  des  Patownac  und  Rappahanoc)  und  die  Monacan 
(am  oberen  James-Fluss)  kämpften  mit  den  (verschieden  sprechenden)  Powhatan,  südlich 
von  Patowmac  (s.  Jeffersonj,  und  westlich  (bis  zu  den  Seen)  wohnten  die  (den  Pow- 
hatan und  Mannahoac)  feindlichen  Massawomec  (zu  den  Irokesen  gehörig),  als  Ver- 
wandte der  Monacan  und  Tuscaroras.  Neben  den  Monacan  oder  Tuscaroras  wohnten 
zwischen  Virginien  und  den  Alleghanis  die  Powhatan  und  die  Mannahoack.  Die  In- 
dianer in  Nord-Carolina  (Tuscaroras  u.  s.  w.  kämpften  mit  den  Sinnagan  oder  Irokesen. 
Die  Machapunga  kämpften  mit  den  Coranines  (in  Nord-Carolina).  Bei  den  Hatteras- 
Indianern  (in  Nord-Carolina)  wird  das  zuerst  auf  der  Jagd  Getödtete  (oder  Gefischte) 
nicht  gegessen  (Lawson).  In  Nord-Carolina  heissen  die  Indianer  Unqua  (bei  Tuskaroro), 
Nuppin  (bei  Pamticough)  und  Yauh-he  (bei  Waccon).  Oestlich  vom  Missisippi  fanden 
fanden  sich  (XVIII.  Jahrhundert)  die  Stämme  des  Muscogee-Bundes  (als  Uchees 
mit  den  oberen,  mittleren  und  unteren  Creek),  die  Yamassees,  die  Cherokees,  die 
Chickasaws,  die  Choctaws,  die  Natchez  und  Seminoles,  östlich  vom  Savanna-Fluss  die 
Catawbas,  die-  Savannahs  und  die  (von  diesen  vertriebenen)  Westoes  (mit  Stonoes  und 
Edistoes),  sowie  die  Yamasees  (1695)  bei  Charleston  (bis  St.  Augustine  jagend).  Die 
an  den  Chattahoochee-  und  Flint-Flüssen  wohnenden  Hitchittees  (deren  Vorfahren  vom 
Himmel  gefallen  waren)  sprachen  verschieden  von  den  (aus  einer  Höhle  am  Alabama- 
Fluss  hergekommenen)  Muscogee,  zu  denen  die  Seminolen  (Isty-Seraole  oder  wilden 
Menschen)  gehörten  (s.  Jones).  Die  (ackerbauenden)  Choctaws  waren  (nach  Romans) 
aus  einem  Loche  hervorgekommen,  das  zwischen  ihren  Sitzen  und  denen  der  (wilden) 
Chicasaws  lag.  Nach  Gallatin  gehörte  der  Name  Appalachen  den  Indianern  der 
Flüsse  Appalachicola  und  Chattahoochee,  während  die  am  Savannah-Fluss  lebenden 
zum  Creek-Bunde  gehörten  (mit  den  Muscogee  als  mächtigstem  Stamm).  Die  Uchees 
oder  (zu  de  Soto's  Zeit)  Appalachen  und  die  Natches  (deren  von  Missisippi  ausge- 
wanderten Reste  sich  mit  den  Creek  verbanden)  erkannten  eine  Zugehörigkeit  mit  dem 
Creek-Bunde  an,    in   welchem    die  Dialecte   der  Muscogee,   Hitchittee,   Uchee,  Natchez 


812  INDIANERSTÄMME. 

und  Alibamon  oder  Coosada  geredet  wurden.  Als  Muscogee  waren  im  Crcck-Bunde 
die  Cawittas,  Talepoosas,  Coosas ,  Apalochias,  Consliacs  oder  Coosadas,  Oakmulgis, 
Oconis,  Okchays,  Alibamons,  Natchez,  Weetumkus,  Pakanas,  Taensas,  Cliacsihoomas, 
Abekas  u.  s.  w.  begriffen  (nach  Romans).  Wie  mit  den  Creek  kämpften  die  Cherokees 
(jenseits  des  Broad-River)  mit  den  Shawnoes  und  Tuscaroras.  Die  von  den  Muskoghec 
verschiedenen  Stämme  am  Koosah-Fluss  waren  von  Süd- Amerika  gekommen  (nach  Adair). 
Die  Creek  (oder  Seminoles)  grenzten  am  Coosa-Fluss  mit  den  Choctaws  (zu  Adair's 
Zeit).  Als  die  Muskoghee  den  Missisippi  kreuzten,  hörten  sie  von  bärtigen  Weissen 
mit  Feuer  und  Blitz  (aus  Fernando  de  Soto's  Expedition).  Die  Chikkasah  (deren  Haupt- 
stamm nach  dem  Pacific  zu  wohnt),  kreuzten  den  Missisippi  bei  Chikkasah  Bluff  und 
brachten  (gleich  den  Choktah)  Pferde  mit  (von  den  Chokchooma  begleitet).  The  Choktah 
known  by  the  name  of  the  Flat-Heads)  formerlv  compresscd  the  heads  of  their  children 
with  a  bag  of  sand  (Barton),  ebenso  die  Katahba.  Die  Carolina-Indianer  leiteten  sich 
(nach  Lawson)  aus  dem  Westen,  wo  die  Sonne  schläft,  die  Natchez  (nach  Du  Pratz) 
von  Südwest.  Im  Südwesten  (Sawwaniu)  lebte  (nach  den  Indianern  Neu-England's) 
der  Gott  Cawtantowwit  mit  den  Seelen  der  Ahnen  (Roger  Williams).  In  Florida  ein- 
fallend, Hessen  sich  die  Savannahs  oder  Yemassees  (zu  den  Muskogeh  oder  Creek  gehörig)  in 
Mischung  mit  Resten  eingeborener  Stämme,  (alsChias,  Canaake,  Tomocos,  Atimucas  u.s.  w.) 
auf  den  Savannen  von  Alachua  nieder  (l686).  Von  dem  Cherokee  Leechee  geführt, 
siedelten  die  Uchees  (mit  Palachoclas  oder  Apalachicolos  verbündet)  am  Flint  river 
(oder  Apalachicola)  1716.  Aus  den  Resten  der  zu  den  Muskogeh  (Creek  oder  Alli- 
bamons)  gehörigen  Lower  Creeks  bildeten  sich  in  Mischung  mit  Negern  die  Seminolen 
oder  Ishti-Semoli,  die  (1732)  in  Coweta  (am  Flintriver)  siedelten  und  dann  (unter 
Secoffee)  in  Alachua  (1750).  Die  Muskogees,  welche  die  Jamascn  (in  Florida)  unter- 
warfen und  (nach  Besiegung  der  Tschirokesen)  die  Tschikasah  zum  Bündniss  zwangen 
dann  mit  den  Tschaktah  kämpfend)  hatten  die  alte  Stadt  Apalachucla  zu  ihrem  Haupt- 
ort gemacht,  während  die  Kriegsfürsten  in  (der  blutigen  Stadt)  Coweta  über  einen 
Feldzug  beriethen  (s.  Batram).  Die  Muscolgee  kamen  aus  dem  Südwesten  (von  jenseits 
des  Missisippi),  die  Stincard  unterwerfend.  Im  Kriege  mit  den  Nachkommen  der  alten 
Floridaner  (Tanwkos,  Utinas,  Kallusas,  Jamasis  u.  s.  w.)  verbündeten  sich  die  Alat- 
schuas  und  Okonen  mit  den  Krihks  (Batram).  Die  Alabama  wurden  durch  die  Musko- 
gulgen  besiegt  (s.  Batram).  Die  Krikh  zerfielen  in  die  ansässigen  Muskoguiges  (mit 
der  Stadt  Utsches  am  Apalatschukla-Fluss)  und  die  umherstreifenden  Seminolen 
Die  Tschaktah  (in  West-Florida)  kämpften  mit  den  Seminolen  (aus  Ost-Florida). 
Die  Vorfahren  der  Muscogee  waren  aus  einer  Höhle  am  Alabama-Fluss  gekommen. 
Die  Vorfahren  der  Hitchikees  (zu  den  Muscogee  gehörig)  waren  vom  Himmel  gefallen. 
Die  Chactaws  waren  aus  einem  Loche  zwischen  ihren  Sitzen  und  denen  der  Chicasaw 
hervorgekommen.  Neben  dem  (wählbaren)  Mico  oder  König  der  Muscogee  (in  der 
Grossen  Rotunde)  stand  der  grosse  Kriegshäuptling.  In  der  Rotunde  (Choocofau- 
thlue-co)  wird  das  Feuer  unterhalten.  Beim  Erlöschen  des  Feuers  wurde  es  (am 
Jahresfest)  durch  den  Hohenpriester  (der  unter  einem  Kegelhügel  begraben  wurde) 
wieder  entzündet.  Beim  Jahresfest  wurde  die  Sonne  verehrt.  In  Union  County 
(Georgia)  findet  sich  der  Fusstapfen  des  Grossen  Kriegers  am  Fels.  In  Tenessee  finden 
sich  Bilder  der  Sonne  und  des  Mondes  am  Fels.  Bei  Forsyth  County  (Georgia) 
liegen  sculptirte  Felsen  (s.  Charles  C.  Jones).  Verschieden  von  dem  gemeinen  Volk 
oder  Miche-Miche-Quipy  (die  Stinkigen)  und  darüber  erhaben,  stammten  die  Edlen 
der  Natches  (deren  König  den  Titel  der  Sonne  führte)  von  dem  Mann  und  der  Frau, 
die  von  der  Sonne  gekommen,  und  vererbten  den  Adel  auf  mütterlicher  Seite  (s.  Jones). 


MUSKOLGEE.  813 

Die  Fürsten  von  Cutifachiqui  (zu  Soto's  Zeit  durch  eine  Cazikin  regiert)  wurden  in 
dem  (durch  Holzriesen  bewachten)  Mausoleum  von  Talomeco  beigesetzt,  und  daneben 
fanden  sich  Zeughäuser  für  Waffen.  In  Virginien  wurde  neben  der  präparirten  Leiche 
des  Fürsten  das  Idol  Kiwasa  zum  Bewachen  gestellt.  Die  Jaounas  in  Florida  sogen 
die  Krankheit  aus  (nach  Coreal),  Die  Zauberer  in  Virginien  trugen  als  Zeichen  einen 
schwarzen  Vogel  (s.  Hariot).  Den  Alibamern  gelten  die  Sprachen  des  Propheten  als 
göttliche  (Bossu).  Bei  den  Natches  und  Creek  finden  sich  Rangsprachen.  Der  König 
der  Natches  rauchte  der  Sonne  zu,  als  Bruder  der  Sonne).  AVenn  das  ewige  Feuer 
erlosch ,  musste  es  bei  den  Tonicas  wieder  angezündet  werden.  Die  Uchees  oder 
Natchez  gehörten  zu  dem  Bund  der  Creek  oder  Muscogee.  Die  Apalachians  wohnten 
am  Fluss  Appalachicola  oder  Chattahoochee.  Die  Yamassees  der  Savannah  wurden  nach 
Florida  getrieben,  und  so  die  (zu  den  Muscogee  gehörigen)  Seminolen.  Die  Catawbas 
wohnten  östlich  vom  Savannah-Flus.  Die  Uchees  oder  Appalaches,  östlich  von  Coosa 
(und  Chattahoochee)  galten  für  die  Eingeborenen.  Ein  Theil  der  Natchez  wanderte 
östlich,  sich  mit  den  Creeks  zu  vereinigen.  Die  Shawanoes  wurden  von  den  Cherokees 
aus  dem  Lande  südlich  vom  Ohio  vertrieben.  Die  Cherokees  wurden  durch  angrenzende 
Creek  bekriegt.  In  Quizquiz  herrschte  der  Cacique  Aquisco  (zu  Soto's  Zeiten).  Die 
Bilder  der  Untergötter  (Kewosok)  wurden  in  die  Tempel  gestellt  (in  Virginien).  In 
California  sogen  die  Zauberer  mit  einer  Steinröhre  die  Krankheit  aus  oder  bliesen  durch 
Tabakrauch  (s.  Venegas).  Das  Feuer  durfte  (bei  den  Natchez)  nicht  mit  "Wasser  erlöscht 
werden  (s.  Adair).  Nach  den  Assinais  oder  Ainais,  die  mit  den  Naichas  ein  gemein- 
sames Haus  des  heiligen  Feuers  hatten,  waren  die  Menschen  durch  Feuer  und  Wasser 
hervorgebracht.  Nach  den  Potowatomi  flicht  im  Monde  eine  Frau  einen  Korb,  mit 
dessen  Vollendung  die  Welt  ausgehen  würde,  wenn  ihn  nicht  ein  Hund  stets  zerrisse. 
Nach  den  Dacota  wird  der  Mond  von  Mäusen  angefressen ,  beginnt  aber  dann  wieder 
zu  wachsen.  Die  Cheerake  oder  Cheelake,  bei  ihrer  Einwanderung  in  das  Land,  „found 
it  possessed  by  certain  moon-eyed  people ,  who  could  not  see  in  the  day  time"  (s. 
Barton)  [aber  um  so  besser  bei  Nacht,  und  deshalb  nächtliche  Angriffe  wagend].  Von 
den  Muskoghee  oder  Creek,  die  nach  den  Cherokee  einwanderten,  stammen  die  Semi- 
nolen. Die  den  Choktah  (und  Chokchooma)  benachbarten  Chikkasah  (Chicachas  oder 
Chicasaw)  kamen  von  jenseits  des  Missisippi  (wie  die  Choktah)  die  andalusische  Pferde- 
rasse einführend  (s.  BartonV  Die  Tschirokesen  trafen  bei  ihrer  Einwanderung  die 
Mounds  und  die  aus  Stein  gebauten  Altäre  bereits  im  Lande  an  (s.  Bartram).  Die 
Yamassees  wurden  von  den  Cherokees  nach  Süden  getrieben.  Aus  dem  Nordwesten 
kommend,  vernichteten  die  Muskoghee  und  Cree  (mit  den  Seminolen)  die  Apalachen 
(von  Suwanee).  Die  Muskolgee  rühmten  sich,  den  Tschirokesen  den  Weiberrock  an- 
gezogen zu  haben  (s.  Bartram).  Während  der  Fasten  (um  Krankheit  abzuwenden) 
trinken  die  (von  Schlangen  stammenden)  Otasses  (unter  den  Muskolgee)  das  abführende 
Decoct  von  Iris  versicolor  (s.  Batram).  Neben  den  Paraoustik  (oder  Häuptlingen)  in 
Florida  (s.  Correal)  finden  sich  die  Jaounas  oder  Priester.  Während  das  schwarze 
Decoct  der  Cassine  von  den  mit  dem  Mico  (König)  versammelten  Häuptlingen  (der  Mus- 
colgee)  getrunken  wird,  läuft  eine  in  trockenem  Reisig  angezündete  Flamme  in  Spiral-; 
linien  um  das  Versammlungshaus  (Bartram).  In  der  Sprache  der  Cree  heisst  Mikko  Blut 
(mikk,  roth).  Bei  den  Muskolgee  und  Krihks  herrschten  die  Micco  in  den  rothen  Blut- 
städten als  Kriegsfürsten.  Die  Tschirokih  waren  von  den  Muskogulgen  abhängig,  die 
mit  den  Tschaktah  (Flachköpfen)  Krieg  führten.  Die  Tschaktah  drücken  den  Vorder- 
kopf des  in  der  Wiege  ausgestreckten  Kindes  mit  einem  Sandbeutel  hoch  und  hinten 
abfallend  (Bartram).    Die  Sprache  der  Muscogulgen  (von  der  der  Tscherokis  verschieden) 


B  1 4  INDIANERSTÄMME. 

wurde  auch  von  den  Natchez  gesprochen.  Die  Denkmäler  (an  Hügeln  und  Terrassen) 
zwischen  dem  Savanna  und  Oakmulge  gehören  einem  (den  von  den  Muscogulge  ver- 
triebenen Cherokee  vorangehendem)  Volke  an.  Die  Cherokesen  hiessen  Owaudah,  a 
people,  who  live  in  caves,  bei  den  Irokesen  (s.  Brinton).  The  Cherokees  are  a  sepa- 
rate nation  from  the  Muscogulges,  of  much  more  ancient  establishment  in  the  regions, 
they  inhabit  (Bartram).  The  Natchez,  Chickasaws  and  Choctaws  speak  a  dialect  of  the 
same  country  (Bartram).  Die  nicht  tributpflichtigen  Völker  wurden  (von  den  alten 
Mexicanern)  Chichimac  (wilde  Indianer)  genannt,  als  Eingeborene  oder  Barbaren 
(Squier).  Nach  den  Natchez  erschienen  die  Choctaws  plötzlich,  wie  aus  der  Erde  ent- 
standen (s.  du  Pratz).  Bartram  sah  (1789)  durch  die  Indianer  von  Illinois  (bei  Fort 
Charters)  bemalte  BüfFelhäute,  die  dieselben  Inschriften  und  Bilder  varstellten,  wie  sie 
hieroglyphisch  zur  Erhaltung  der  Familientraditionen  auf  dem  Körper  der  Häuptlinge 
(Mico)  bei  den  Muscogulge  tättowirt  waren.  When  the  Cheerake  first  arrived  in  the 
country,  they  found  it  possened  by  certain  moon-eyed  people,  who  could  not  sce  in 
the  day  time  (nach  Marbury)  and  were  expelled.  Adair  erklärt  Cheerake  als  Cheera- 
tahge  er  men  possessed  of  the  divine  fire  (Chee-ra  or  fire).  Wyandot  heissen  (bei  den 
Chippewas)  Nottawessie  (Naudowessier  oder  Sioux).  Nach  Barton  gehörte  die  Sprache 
der  Cherokee  (am  Tennesse)  zu  der  Verwandtschaft  der  Irokesischen.  Die  Shawanoes 
wurden  durch  die  Cherokee  aus  dem  Süden  des  -Ohio  vertrieben  (1770).  Die  (mit 
Cherokees,  Illinois,  Arkansas  kämpfenden)  Chicasas  waren  mit  den  Choctaws  verwandt. 
Die  (mit  Tuscaroras  und  Cherokee  kämpfenden)  Catawba  (Flathead)  oder  (bei  Lawson) 
Esaws  (in  Carolina)  hatten  die  Shawanoes  (von  der  Quelle  des  Santee  und  Redee) 
vertrieben.  Wer  von  dem  Wunderhorn  der  Schlange  Onniont  etwas  abbrechen  konnte, 
würde  immer  Glück  haben  (nach  den  Huronen).  Ein  in  Leder  gekleideter  Cherokee 
schritt  durch  den  Schlangenhof  des  Königs  der  Klapperschlangen,  in  den  Bergen,  und 
verlangte  das  als  Talisman  bewahrte  Kleinod  (Timberlake).  Bei  den  Crcek  w^ar  der 
Schlangenkönig  durch  Gesänge  aus  dem  Wasser  hervorgezaubert,  um  ihm  ein  Stück 
seines  Hornes  abzuschneiden  (s.  Hawkins).  Die  Chikkasah  (vom  Hauptstamm  am  Stillen 
Ocean  abgelöst)  crossed  the  Missisippi,  nearly  opposite  the  Chikkasah-BlufF  (Barton). 
Von  den  Chokchoosnah  stammten  die  Choctaw  und  Chikkasaw.  Die  Choktah  flachten 
den  Kopf  ab,  die  (mit  den  Cherakee  grenzenden)  Katahba  (Catawba)  entstellten  den  Kopf 
der  Kinder.  Die  Catawbahs  waren  mit  den  AVookon  (die  an  die  Tuscarora  grenzten) 
verwandt  und  wurden  (in  dem  Kriege  mit  den  Delawaren)  nach  Süden  getrieben.  Die 
Sapona  (am  Yadkin-Fluss)  waren  mit  den  Totero  und  Keyauwees  verbunden.  Zu 
Soto's  Zeit  lag  östlich  vom  Missisippi  der  Tula  genannte  Ort  (bei  den  Natchez).  Die 
mit  den  Nachitoches  grenzenden  Natchez  (die  bis  Ohio  herrschten)  zerfielen  in  die 
Taensas  und  Chetimaches.  Wenn  das  heilige  Feuer  bei  den  Tonicas  erloschen  war, 
musste  es  bei  den  Natchez  wieder  angezündet  werden.  Die  (zu  den  Mobiliern  ge- 
hörigen) Tonicas  bei  Point  Coupee  (am  Missisippi)  wurden  von  den  Chickasaw  ver- 
nichtet. Die  Oumas  erstreckten  sich  bis  New-Orleans.  In  Florida  (mit  Zauberpriestern 
oder  Jaruas)  leitete  der  Häuptling  (Paracoussi  oder  Paraousti)  die  Schlacht  mit  einem 
Stock  (s.  Thevet).  Von  den  Paduca  (am  oberen  Kansas)  stammen  die  Kioway  (am 
oberen  Red-River).  Die  Comanches  heissen  (bei  den  Pawnie)  Paduca.  Neben  den 
wilden  Stämmen  Florida's  wohnten  gesittetere  in  Coca  Talisco,  Oycasqui,  Tanico  und 
Latayasa  (bis  Cibola),  unter  auf  Sänften  getragenen  Königen,  die  durch  Dolmetscher 
redeten  (Torquemada).  Die  in  Texas  (am  Red  River  herrschenden  Caddo  oder  Coda- 
daquious  wurden  von  den  Cumanchen  (sowie  von  den  Osagen  und  Towcasch)  ver- 
drängt.   Die  Carancahuas  (an  der  Küste  von  Texas)  wurden  durch  die  Cumanchen  ver- 


MEDICIN-MANN.  8 1 5 

tilgt.  Die  Towiaches  (Pawnee  Puts)  oder  Toweashes  wohnten  zwischen  Red  River 
und  Canadian.  Die  Tonkaways  streifen  bis  Sante  Fe.  Die  in  Uche  geredete  Savana- 
luka-Sprache  (der  Schawanesischen  verwandt)  ist  von  der  Sprache  der  Krihks  ver- 
schieden (Bartram).  Die  Shawanees  kamen  von  Florida  durch  Kentucky  (längs  des 
Cumberland-Flusses)  von  dem  Ohio  und  zogen  dann  von  Wabash  an  den  Scioto  (1774). 
Bei  den  Shawanoes  gehörten  die  Priester  dem  Stamm  Mequachakes  an.  Die  Shawa- 
noses  (durch  die  Musko  aus  Florida  vertrieben)  kamen  nach  dem  Ohio.  Die  Westoes 
(in  Carolina)  wurden  von  den  Savannas  vertrieben  (s.  Vischer).  Die  Calusas  (der  letzte 
Rest  der  Indianer  in  Florida)  wurden  von  den  Creeks  nach  den  Keys  an  der  äussersten 
Spitze  der  Halbinsel  getrieben,  von  wo  sie  (1763)  nach  Havannah  übersetzten  (s.  Gal- 
latin). Am  Tugilo  (Kriegerin)  genanntem  Creek  gewannen  die  Cherokees  durch 
die  Tapferkeit  einer  Indianerin  den  Sieg  über  ihre  Feinde  (s.  Bartram).  Der  Micco 
von  Tuck-au-bat-che  war  (nach  Hawkins)  vom  Adlerstamm  (Lum-ul-gee).  Hatte  der 
Micco  und  sein  Rath  (unter  den  Creeks)  entschieden,  dass  die  Nation  beleidigt  sei,  so 
erhob  der  Grosskrieger  die  Streitaxt,  damit  Solche,  die  geneigt  seien,  ihm  folgten,  aber 
der  Micco  mit  dem  Rath  suchte  dann  erst  in  jeder  "Weise  zu  vermitteln,  wie  sie  auch 
nach  stattgehabtem  Kriege  über  den  Frieden  entschieden,  dessen  Abschluss  bei  Auf- 
regung der  Krieger  zuweilen  Schwierigkeiten  machte  (Hawkins).  Neben  den  Chatha- 
Muskokis  wohnten  in  Florida  die  Timucuas  am  unteren  St.  John-Fluss,  und  dann 
wanderten  die  verwandten  Seminoles  oder  wilden  Männer  (isti  semoli)  ein.  Masasoit 
herrschte  als  Erster  der  Sagamos  (1620).  Auf  die  Ais  an  der  östlichen  Küste, 
die  Cabooras  an  der  südwestlichen  und  die  Temuncas  im  Norden  folgten  in 
Florida  die  Mikasaukies,  die  durch  die  Creek  oder  Muscogulges  (aus  Georgia)  besiegt 
mit  entlaufenen  Negern  die  Seminolies  bildeten.  The  Creeks  gave  the  appellation  of 
Seminoles,  which  means  runaways  (s.  Stanley)  bei  der  Abtrennung  in  Folge  inneren 
Zwistes.  The  Natches,  settled  among  the  Creeks,  speak  the  language  of  the  Creeks 
(1790),  the  Natches  among  the  Chikkasah  the  language  of  the  Chikkasah  (1798).  Die 
Krieger  der  Creek  wohnten  in  den  rothen  Städten,  der  Mico  oder  Friedenshäuptling 
regierte  in  den  weissen.  Die  Gottheit  Takuschkauschkan  wohnte  im  heiligen  Speer 
und  in  den  vier  "Winden,  (bei  den  Dacota).  Die  Tempel  von  Pamunky  durften  nur 
vom  König  und  Priester  betreten  werden  (in  Virginien).  Die  den  Natches  verwandten 
Nechas  (zu  Assinais  gehörig)  hatten  die  Nabidachos  aus  Texas  vertrieben.  Nach  den 
Assinais  (die  mit  den  Naichas  ein  heiliges  Feuer  unterhielten  in  gemeinsamem  Haus) 
waren  die  Menschen  aus  Feuer  und  AVassser  entstanden.  Bei  den  Natchez  durfte  daS 
Feuer  nicht  mit  AVasser  erlöscht  werden.  Zur  Rechten  des  in  jeder  Stadt  der  Creek 
(nach  Hawkins)  aus  einer  besonderen  Familie  (in  Tuckaubatche  aus  dem  Adler-Stamm 
oder  Lumulgee)  erwählten  Mico  oder  Königs  sass  (im  Rath)  der  Kriegsführer,  zur  Linken 
der  Aelteste  oder  Häuptling.  Neben  dem  Chooc-ofau-thlucco  (dem  Schwitzhaus)  fanden 
sich  im  Dorfe  der  Creek  der  Mic-ulgee-in-too-pau  oder  Raum  des  Mico,  Tus-tun-nug- 
ul-gee-in-too-pau  oder  Raum  der  Krieger  (der  Befehlshaber  unter  ihrem  Haupt),  der 
Is-te-chaguc-ul-gee-in-too-pau  oder  Raum  der  geehrten  Männer  (durch  Tapferkeit  aus- 
gezeichnete Krieger)  und  der  Hut-te-mau-hug-gee-in-too-pau  oder  Raum  des  jungen 
Volks  (s.  C.  Jones).  Während  der  Medicinmann  der  Cree  eine  kranke  Frau  heilte, 
gab  das  Klingeln  einer  aufgeliangenen  Glocke  Nachricht,  so  oft  der  erbosste  Manitu 
sich  näherte,  und  der  den  in  der  Mitte  der  Erde  schreitenden  Herren  anrufende  Zau' 
berer  trommelte  dann,  den  Geist  zu  besänftigen,  bis  er  ausfand,  dass  ihm  ein  in  einem 
Traume  versprochenes  Opfer  nicht  geworden  sei,  was  jetzt  verdoppelt  werden  müsste. 
Ein  Plain-Cree    erzählte    einem    von    den  Begleitern  Hind's    von  seinem  Besuche    der 


8  1 6  INDIANERSTÄMME. 

glücklichen  Jagdgründe.  Im  Thal  des  Qu'appelle-Flusses  sind  oft  Gaben  der  Manitu 
an  die  Bäume  gehängt.  In  den  Kalkhöhlen  am  Winnipeg  See  sind  noch  Wohnungen 
der  Manitu,  bei  denen  der  Indianer  entweder  eine  Opfergabe  niederlegt  oder  weit  vor- 
beifährt. The  Rain-Stoppers  (neben  den  Rain-makers)  schwingen  das  Schild  gegen 
den  Donner  (bei  den  Mandanen).  Die  Muscogulgee  übten  Polygamie,  die  Creek  zuweilen, 
die  übrigen  Indianer  des  Südens  Monogamie.  Bis  zur  Vermählung  war  das  Leben  ein  un- 
gebundenes. Der  letzte  Rest  der  Caloosa  (Carlos  oder  Callos)  oder  Calos  (am  Sanybal  rivcr 
Carlosa  hatchie)  zog  sich  nach  Key  West  (Cayo  Hueso)  zurück  und  wanderte  (1763) 
nach  Cuba  aus  (s.  Brinton).  Unter  Sequene,  König  des  Caloosa-Stammes,  Hessen  sich 
Einwanderer  aus  Cuba  und  Honduras  in  Florida  nieder.  Oathcaqua,  Häuptling  von 
Ais  (Aisa  oder  AVald)  in  Tegesta,  residirte  am  Cap  Canarval.  Die  von  Paracoxi 
(Hurripacuxi  oder  Urribarracuxi)  beherrschten  Stämme  zogen  sich  vom  Hillsboro'  river 
nach  Tampa-Bay  (in  Tocobaya  oder  Toyabaja).  Die  Häuptlinge  von  Maryland  bis 
Florida  führten  den  Titel  Paracussi  (Brinton).  Utina  (bei  Canaveral)  kämpfte  mit 
Vitachuco  (als  Nachbar  Potavou's).  Casicola  (Nachfolger  Soturiba's)  herrschte  an  der 
Mündung  des  St.  John.  Der  König  der  Caloosas  beherrschte  die  Jahreszeiten  (in  Flo- 
rida). Soto  fand  Vogelbilder  in  den  Dörfern  Florida's.  Nach  Barcia  gründeten  die 
Cariben  Colonien  in  Florida.  Im  Kriege  mit  den  Apalachiten  schifften  die  Cofachitcn 
von  Florida  nach  den  Antillen  (nach  Bristock).  Cautio  war  alter  Name  für  Florida, 
von  wo  die  Bevölkerungen  kamen  nach  den  „Islas  de  la  Espaiiola,  Cuba,  San  Juan  de 
Bosiquen,  Jamaica  y  otras*',  während  von  Cuba  viele  Ansiedler  nach  Florida  (die  Ver- 
jüngungsquelle suchend)  zurückkehrten  (s,  Cardenas  y  Cano).  Der  Cacique  von  Mavila 
(in  Florida)  andaba  siempre  con  un  moscador,  que  traia  un  Indio  detras  el,  hecho  de 
plumas  (Biedma).  Soto  kam  nach  der  Provinz  Tula  zwischen  Cayas  und  Quipana  (in 
Florida),  Die  Greise  oder  Zauberer  in  Coco  (in  Civola)  dicen  que  suben  al  ciclo 
(Hernando  de  Alvarado).  Marcos  de  Nieza  (auf  dem  Wege  nach  Civola)  wurde  bei 
Vacapa  als  Sayota  (hombre  del  cielo)  begrüsst.  Der  Bezirk  von  Cutifachiqui  wurde 
(zu  Soto's  Zeit)  von  einer  Cazika  beherrscht.  In  Chicora  herrscht  der  Fürst  Danta, 
als  Riese,  da  ihm  in  der  Kindheit  die  Glieder  ausgestreckt  waren  (s.  Herrera).  Die 
Jaounas  (in  Florida)  sogen  aus  dem  Kranken  das  Uebel  mit  dem  oMund  oder  einem 
Rohr  (nach  Coreal).  Der  Krankheitsbeschwörer  sprang  (in  Carolina)  vor  dem  nackten 
Patienten  innerhalb  der  Hütte  mit  einer  Rattel  in  Verzerrungen  herum  (s.  Lawson) 
[Patagonier].  Wer  beim  Fest  der  Floridaner  den  (Schweiss  und  Urin  treibenden)  Trank 
der  Cassiine  ausbricht,  wird  für  unfähig  erklärt,  den  Feldzug  mitzumachen.  Wie 
Seneca,  erzählt  Picolo  in  Californien  von  einem  Manna,  das  im  April  bis  Juni  mit 
dem  Thau  auf  die  Schilfpflanzen  fiele  und  sich  verdichtete.  Im  Lande  der  (Soto  in 
einem  Canoe  mit  ihren  Frauen  besuchenden)  Fürstin  am  Rio  Cafachiqui  wurde  Sonne 
und  Mond  verehrt  (Herrera)  neben  dem  von  ihrer  verwittweten  Mutter  beherrschten 
Lande.  Die  Asinais  wurden  von  den  südlichen  Nationen  des  Golfes  (zwischen  Galveston 
und  Rio  Grande)  in  ihren  Kriegen  mit  den  Apaches  unterstützt.  Die  Stämme  der 
Bidais,  Ays  und  Jakdoas  hatten  viel  Quacksalber,  welche  (nach  den  Asinais)  heimlich 
zu  ihnen  gekommen  und  ihnen  die  Krankheiten  (Aguaia)  gebracht  hätten.  Bei  dem 
Jahresfest  Sacabbi  verkündete  der  Priester  der  Asinais  die  Ereignisse  des  kommenden 
Jahres  (und  die  Ernten).  Vor  einem  Kriegszuge  berauschte  sich  der  Führer  der 
Asinais,  um  die  Feinde  an  der  Stelle,  wo  sie  besiegt  werden  würden,  zu  sehen  (s. 
Uhde).  Die  Asinais  versahen  sich  mit  Würmern,  die  sie  den  Kranken  aus  dem  Körper 
gezogen  zu  haben  behaupteten,  wenn  sie  Blut  aussaugten.  In  jedem  Hause  wurde  die 
Flamm.e  aus  dem  Feuertempel  (bei  den  Ainais,  Naichas,  Acodoches  und  Nazones)  sorg- 


SONNENBERG.  817 

fältig  unterhalten,  weil  mit  ihrem  Ausgehen  die  Familien  aussterben  würden  (bei  den 
Asinais).  The  natives  (of  Tenessee)  made  two  divisions  of  their  country,  Ayrate  or 
low  (on  the  Savannah)  and  Ottare  (mountainous)  on  the  eastern  branches  of  the  Missi- 
sippi  (s.  Ramsey). 

Auf  Florida  (und  den  Sonnenberg)  wurden  die  aus  Guayana  durch  ihre  Be- 
ziehungen zu  den  Arowaken  bekannten  Cariben  zurückgeführt ,  xlie  das  antillische 
Inselmeer  mit  ihren  Bootflotillcn  füllten  und  in  dem  Kriegsgott  Chiapas  aus  dem 
Centrum  des  Votan-Reichs  Beziehungen  zum  Isthmus  herstellten,  wo  weiterhin  dann 
ebenso  Chiapes  erscheinen,  wie  auf  den  bogotanischen  Hochlanden.  In  den  zu  ihnen 
gerechneten  Abrayme  könnte  die  Bezeichnung  Ome  für  Mensch  weiter  nach  Süden  zu 
Omaguas  und  deren  weiteren  Verwandten  führen,  während  bei  den  im  Golf  von  Uraba 
benachbarten  Cuevas  oder  Coibas  die  Bezeichnung  Tule  für  Mensch  nach  Norden  auf 
Tulteken  (Tula's)  deuten  würde.  Los  Cholultecas  se  llaman  por  escelcncia  „Grandes  Tulte- 
cas"  (Artifices).  Die  Chiuchines  bei  Porto  Bello  w^aren  auf  Böten  an  die  Küste  von  Hondu- 
ras gekommen  (in  Republiken  lebend)  und  dann  beginnen  weiterhin  die  Königreiche  der 
Cuebas  oder  Coibas  (von  Pariz  an).  Die  Cuevas  oder  Coibas  erstreckten  sich  von  den 
Chiriqui  mit  den  Dorados  bis  zum  Golf  von  Uraba,  jenseits  welches  die  Abrayme,  zu 
den  Cariben  gehörig,  begannen.  Tule  heisst  Mann  bei  den  Cuevas  und  Ome  bei  den 
Abrayme.  Das  Reich  Tullan  wurde  durch  Totepeuh  gegründet  (Vorgänger  des  Topil) 
und  bei  der  Abwesenheit  des  Königs  Huemac  auf  Kriegen,  wurde  Nauhyotcin  aus  den 
Chichimecas  erwählt.  Quetzalcoatl  Hess  von  Cholula  (nach  Tula)  aus  Mixtecas  und 
Zapotekas  civilisiren,  sowie  Onohualco  (Yucatan,  Tabasco  und  Campeche).  Fischer 
erklärt  Jade  (Nephrit  oder,  chinesisch,  Yu)  von  (spanischem)  ijada  (Lende),  weil  der 
Stein  von  den  Mexicanern  gegen  Nierenkrankheiten  getragen  wurde.  Tezcatlipoca 
hicss  Necoyautl  (sembrador  de  discordias  de  ambas  partes).  Im  höchsten  der  12  Himmel 
herrschten  Ometecutli  (doppelter  Herr)  und  Omecioatl  (doppelte  Herrin)  in  Mexico 
(nach  Sahagun).  Die  Flüsse  strömten  (in  Mexico)  aus  dem  Paradies  oder  Tlalocan, 
wo  Chalchihuitlycue  wohnte.  Die  aufständischen  Maya-Indianer  bei  Chan  Santa  Cruz 
(Klein  St.  Cruz)  verehren  unter  dem  von  ihnen  erwählten  Häuptling  Tat-itsch  (Vater- 
Auge)  ein  in  den  Balken  bewegliches  Kreuz,  das  Nachts  prophezeit  und  durch  Kopfnicken 
Zustimmung  giebt.  Als  die  Götter  sich  in  Teotihuacan  zusammenfanden  und  über  die  Be- 
leuchtung der  Welt  beriethen,  übernahm  sie  Tecuzistecatl ,  der  bei  dem  auf  dem  Fels 
Teutezcalli  angezündeten  Feuer  kostbare  Federn  und  Schmuck  (statt  der  gewöhnlichen 
Opfer)  darbrachte,  aber  beim  Anlauf  zögerte,  so  dass  einer  Aufforderung  folgend,  der  aus- 
sätzige Nanaoatzin  sich  zuerst  ins  Feuer  stürzte,  und  dann  Tecuzistecatl  erst  als  zweiter 
folgte  (worauf  sich  ein  Adler  die  Federn  schwarz  verbrannte  und  ein  Tiger  durch  die  Hitze 
gefleckt  blieb).  Als  die  Götter  knieend  die  Wiederkunft  Nanahuatzin's  erwarteten,  und 
bei  der  den  ganzen  Horizont  erhellenden  Morgenröthe  nach  allen  Weltgegenden 
blickten  (nur  Quetzalcoatl  mit  den  Seinigen  nach  Osten),  stieg  Nanaoazin  als  Sonne 
herauf  und  nach  ihm  Tecuzistecatl  als  Mond,  dessen  gleich  starkes  Licht  durch 
das  Hineinwerfen  eines  Kaninchens  (in  den  Flecken)  gedämpft  wurde.  Als  sie  am 
Horizont  stehen  blieben,  gerieth  die  Luft  in  Aufruhr,  die  Götter  zu  tödten,  und  ob- 
wohl Xolotl  weinend  den  Tod  ablehnt,  und  fliehend  sich  erst  in  Maiz,  dann  in  Maguey, 
dann  in  den  Fisch  Axolotl  verwandelt,  wird  er  schHesslich  als  solcher  getödtet.  Dann 
setzte  der  Wind  die  Sonne  in  Bewegung,  und  da  erst  später  der  Mond  zu  folgen  ge- 
zwungen wurde,  erleuchten  sie  jetzt  abwechselnd  den  Tag  und  die  Nacht  (s.  Sahagun). 
Die  (Maya  redenden)  Huastecas  (an  der  Lagune  von  Panuco)  berühren  sich  bei  Papantla 
mit  den  Totonaken  des  Chichimeken-Dialects  von  St.  Louis.  Bei  Yalton,  nördlich 
Bastian,  America.  52 


8 1  8  INDIANERSTÄMME. 

von  Campeclie  zeigte  sich  bei  niedriger  Ebbe  ein  Gebäude  in  Resten  aus  Muscheln 
(mit  rohen  Steinwerkzeugen).  Die  Silos  (aus  Stuck  gearbeitet  und  zum  Theil  bemalt) 
wurden  (in  Yucatan)  zu  Kornbehältern  benutzt  (unter  Gras  bedeckt).  In  den  Tinajas 
(mit  gereinigten  Knochen)  finden  sich  Schmucksachen  aus  Stein  und  Thon  (und  zu- 
weilen Idole)  in  Yucatan.  Die  Idole  finden  sich  meist  unter  der  Erde,  von  Lehm- 
klumpen umgeben  (in  Yucatan).  In  die  Zimmer  der  verfallenden  Steinhäuser  fanden 
sich  Urnen  gestellt.  Als  Pinzon  ein  Canoe  der  Eingeborenen  an  der  Küste  traf, 
wurde  ihm  ein  Theil  des  Landes  als  Maya,  der  andere  als  Taya  bezeichnet.  Die 
Payas  (der  Ulbas  Sprache)  erstrecken  sich  von  den  Chorti  bis  zu  den  Chontales  in 
Nicaragua.  Die  Chorotegas  Messen  Mangues  (Herren)  als  Herren  des  Landes  in 
Mangusea  (und  Nicaragua).  Die  Zotziles  (in  Chiapas)  wurden  wegen  ihrer  kriegerischen 
Erscheinung  von  den  Spaniern  als  Quelenn  (Quelenes)  oder  Jünglinge  bezeichnet.  Die 
von  Nicaragua  nach  Chiapa  Eingewanderten,  die  mit  den  Mexicanern  inCinacantlan  kriegten, 
hielten  die  Zoques,  Zeltales  und  Quelenes  unterworfen  (s.  Remesal).  Die  Indianer  von 
Nicaraguas  und  die  Mangues  von  Nicoya,  als  Chololtecas,  wohnten  (die  crsteren  an  der 
Küste)  die  letzteren  im  Innern  (zwischen  Xoconochco  und  Tequantepec ,  von  wo  sie 
vor  den  Menschenopfer  heischenden  Olmeken  über  Quauhtemallan  nach  Cliolulteca 
oder  Chorotega  und  dann  weiter  (die  Ansiedlungen  in  Mictlan  und  Yzcuintlan  zurück- 
lassend) nach  Nicaragua  und  Nicoya  zogen.  Von  den  längs  der  Küste  Ziehenden 
stammen  die  Pipiles,  ebenso  die  Bewohner  von  Izalco  (bei  Sonsonate),  wie  Nicaragucr 
von  Mexicaner  aus  Anahuac.  Die  Provinz  Cliolulteca  erstreckte  sich  an  die  Bay  von 
Fonseca.  In  Nicoya  wurden  Bezotes  getragen,  wie  in  Panuco.  Die  Geschichte  Mexico's 
knüpft  sich  an  das  Ueberwiegen  des  centralen  Plateau  in  Anahuac,  wie  ähnlich  in 
Nepaul  oder  auf  Sumatra  und  Madagascar.  Auf  den  Ebenen  im  Westen  (Madagascar's) 
wohnen  die  Sakalavos,  im  Osten  auf  zwei  niedrigen  Terassen  die  Betsimisaraka  (deren 
Dialect  dem  Malayischen  am  nächsten  kommt),  auf  der  centralen  Terrasse  (und  im 
Süden)  die  Hovas,  die  vom  Südosten  nach  Imerina  kommend  (unter  seitlichem  Zurück- 
bleiben der  verwandten  Betsileo  und  Ibara),  durch  das  Ueberwicht  des  Eisens  die 
(Steingräber  errichtenden)  Vazimba  nach  Südwest  treibend  und  unter  Andrianjaka 
(Sohn  des  Königs  Rolambo)  die  Hauptstadt  Antassanarivo  bauend.  „Die  Floridaner 
begraben  ihre  Todten  und  geben  ihnen  alles  mit,  was  sie  in  ihrem  Leben  lieb  gehabt 
haben.  Die  Weiber  schneiden  sich  die  Haare  ab  und  streuen  sie  auf  die  Gräber  ihrer 
Männer.  So  wie  ihnen  die  Haare  wieder  wachsen,  nimmt  auch  die  Trauer  ab,  und 
wenn  sie  wieder  zu  ihrer  ersten  Länge  gekommen  sind,  so  ist  sie  völlig  aus  und  als- 
dann mögen  sie  sich  wieder  verheirathen.  Ihre  Caziquen  oder  Parausti  begraben  sie 
mit  aller  Pracht.  Sie  setzen  sie  in  einigen  Landschaften  in  Tempeln  bey;  in  andern 
stecken  sie  Pfeile  um  das  Grab  und  setzen  die  Schale  oben  drauf,  deren  er  sich  im 
Leben  zum  Trinken  bediente.  Sie  bringen  3  Tage  mit  Fasten  und  Weinen  auf  dem 
Grabe  zu  und  schneiden  sich  ihm  zu  Liebe  alle  Haare  ab,  welches  das  grösste  Zeichen 
der  Trauer  ist.  Alle  Tage  gehen  Klageweiber  hinaus,  6  Monate  lang,  und  beweinen 
ihn  dreymal  des  Tages.  Man  verbrennet  alles,  was  er  im  Leben  besessen  hat,  und  an 
einigen  Orten  werden  auch  seine  Sklaven  und  liebsten  Bedienten  mit  ihm  begraben. 
Die  Apalachiten  balsamiren  die  Leichname  ihrer  verstorbenen  Freunde.  Sie  lassen 
sie  3  Monate  lang  in  Balsam  liegen,  bekleiden  sie  hernach  mit  schönen  Fellen  und 
legen  sie  in  Särge  von  wohlriechendem  Holze,  die  sie  12  Monate  lang  bey  sich  be- 
wahren. Dann  trägt  man  sie  in  einen  Wald  und  begräbt  sie  an  der  Wurzel  eines 
Baumes.  Stirbt  ein  Cacique,  so  bekleiden  sie  den  Leichnam,  wenn  sie  solchen  balsa- 
mirt  haben,  mit  allen  seinem  Schmuck  und  verwahren  ihn  3  Jahr  lang  in  dem  Zimmer, 


APALACHITEN.  819 

wo  er  gestorben  ist.  Wenn  diese  Zeit  um  ist,  trägt  man  ihn  in  das  Grab  seiner  Vor- 
fahren am  Fuss  des  Berges  Olaimy.  Man  lässt  ihn  in  eine  Kluft  hinunter,  verschliesst 
die  Oeffnung  mit  grossen  Steinen,  und  hängt  seine  Waffen  an  die  Zweige  der  in  der 
Nälie  stehenden  Bäume.  Die  nächsten  Anverwandten  pflanzen  eine  Ceder  dabey  und 
unterhalten  sie  mit  möglichster  Sorgfalt.  Die  Hauptleute  und  andere  Bediente, 
ingleichen  die  Häupter  der  Familien,  welche  dem  Begräbniss  beywohnen,  stossen  ein 
fürchterliches  Geheul  dabey  ans,  und  alle  Unterthanen  schceren  sich  den  ganzen  Kopf 
kahl ,  lassen  auch  ihre  Haare  nicht  eher  wieder  wachsen ,  als  bis  der  Leichnam  zur 
Erde  bestättigt  ist.  Die  Apalachiten  glauben  an  die  Unsterblichkeit  der  Seele  und 
dass  diejenigen,  welche  gut  gelebt  haben,  gen  Himmel  geführt  und  unter  die  Sterne 
gesetzt  werden;  den  bösen  aber  weisen  sie  die  Abgründe  der  höchsten  Berge  gegen 
Norden,  unter  den  Bären,  mitten  in  Eis  und  Schnee  an.  Auch  die  anderen  Völker 
glauben  eine  Belohnung  der  Frommen  und  Bestrafung  der  Bösen  nach  diesem  Leben.  Sie 
nennen  den  Himmel  [peruanisch]  Hamampascha,  d.  i.  die  Oberwelt,  und  die  Hölle  Ucupacha 
oder  die  Unterwelt,  in  welcher  ein  böser,  grausamer  Geist,  Cupay,  herrschet,  von  dem 
die  Bösen  gemartert  werden.  Andere  glauben  eine  Wanderung  der  Seele ,  und  wenn 
jemand  stirbt ,  so  begräbt  man  Lebensmittel  und  einiges  Geräthe  zu  seiner  Nothdurft 
mit  ihm.  Hierbey  ist  zu  bemerken,  dass  alles,  was  von  den  Ehen,  Aerzten  und  Be- 
gräbnissen der  Apalachiten  gesagt  worden,  theils  von  den  Alten,  theils  auch  von  denen 
ihrer  Nation  angenommen  werden  muss,  welche  annoch  in  der  AbgÖtterey  verbleiben. 
Die  Völker  in  Florida  sind  Abgötter  und  halten  die  Sonne  und  den  Mond  für  Gott- 
heiten, welche  sie  verehren,  ohne  dass  sie  ihnen  Gebet  und  Opfer  bringen.  Nach 
einem  anderen  Berichte  bethen  sie  einen  einzigen  Gott,  Schöpfer  aller  Dinge  an:  sie 
glauben  aber  nicht,  dass  sich  solcher  um  die  Geschäflfte  der  Menschen  bekümmere, 
als  welche  seine  Sorgfalt  nicht  verdienen;  sondern  er  überlasse  die  Führung  und  Ein- 
richtung der  Dinge  auf  Erd*en  bösen  und  guten  Geistern.  Einige  setzen  der  oberen 
Gottheit  ein  böses  Wesen,  welches  sie  Toja  nennen,  entgegen.  Von  diesem  werden 
sie,  wie  sie  sagen,  grausam  gemartert,  daher  sie  es  anbethen,  um  es  zu  besänftigen. 
Einige  Völker  opfern  der  Sonne  oder  vielmehr  ihrem  Oberherrn  ihre  Erstgeburt  auf; 
wenigstens  geschiehet  diese  grausame  Ceremonie  in  Gegenwart  eines  Parausti.  Es 
wird  vor  demselben  ein  Block  hingesetzt,  worauf  das  Kind  geopfert  werden  soll. 
Die  Mutter  des  Kindes  nahet  sich  diesem  Block,  huckt  vor  demselben  nieder  und  be- 
deckt sich  mit  ihren  Händen  das  Gesicht.  Indem  sie  nun  also  weinet  und  seufzet, 
machen  ihre  Nachbarinnen  einen  Kreis,  singen  und  tanzen.  Eine,  die  das  Kind  trägt, 
tritt  in  die  Mitte  des  Kreises  und  singet  und  tanzt  ebenso,  wie  die  andern.  Sie  zeigt 
das  Kind  dabey  dem  Parausti  von  ferne,  dessen  Lob  sie  anstimmt.  Unterdessen  naht 
sich  der  Priester  zwischen  sechs  anderen  geführet  und  schlachtet  das  Kind,  welches 
allezeit  ein  Knabe  seyn  muss,  auf  dem  Blocke.  Eben  diese  Völker  nehmen  die  Haut 
von  dem  grössten  Hirsche,  den  sie  nur  bekommen  können,  stopfen  sie  mit  allerhand 
Kräutern  aus,  schmücken  sie  mit  Blumen  und  Früchten,  und  stellen  sie  auf  den  Gipfel 
des  höchsten  Baumes,  so  dass  der  Kopf  gegen  die  Sonne  gerichtet  ist.  Diese  Ceremonie 
geschieht  alle  Jahre  zu  Ende  des  Hornungs  und  wird  stets  mit  Gebeten  und  Liedern 
begleitet,  welche  der  Parausti  und  einer  der  obersten  Priester  selbst  an  der  Spitze  der 
Andächtigen  anstimmet.  Sie  ersuchen  die  Sonne  dadurch,  die  Früchte  des  Landes  zu 
segnen  und  demselben  seine  Fruchtbarkeit  zu  erhalten.  Die  Hirschhaut  bleibt  auf  dem 
#»Baume  stecken  bis  auf  das  folgende  Jahr.  Bey  einem  andern  Feste  versammelt  sich 
das  Volk,  um  dem  Toja  seine  Schuldigkeit  abzustatten.  Sie  kommen  auf  einem  grossen 
Platz  zusammen    und  machen    einen  Kreis,    in  dessen  Mitte   drey   Priester  erscheinen, 

52* 


820  INDIANERSTÄMME. 

die  mit  manclierley  Farben  bemalt  sind,  und  Trommeln  haben,  nach  deren  Klange  sie 
singen  und  tanzen  und  ausserordentliche  Geberden  machen.  Die  Versammlung  ant- 
wortet chorweise  auf  das  Singen  der  Priester,  welche  drey-  oder  viermal  herumtanzen 
und  darauf  plötzlich  in  den  Wald  fliehen,  daselbst  den  Toja  um  Rath  zu  fragen.  Die  "Wei- 
ber setzen  die  Andacht  den  ganzen  Tag  mit  Heulen  und  Weinen  fort;  sie  schneiden 
ihre  Töchter  mit  scharfen  Muschelschiefern  in  die  Arme ,  und  sprengen  das  heraus- 
fliessende  Blut  unter  dreymaliger  Anrufung  des  Toja  in  die  Luft.  Zween  Tage  her- 
nach kommen  die  Priester  wieder  aus  dem  Gehölze  zurück  und  der  Tanz  endigt  sich 
mit  einer  Mahlzeit,  welche  sie  nach  dreytägigem  Fasten  wohl  nöthig  haben.  Das 
Fasten  aber  war  umumgänglich  nöthig,  weil  sich  die  Götter  nur  denjenigen  frey  offen- 
baren, die  solches  beobachten.  Ihre  Janas  öder  Priester  sind  zugleich  Aerzte,  und 
noch  über  dieses  die  Räthe  und  Staatsbediente  des  Parausti.  Bevor  sie  zum  Priester- 
thum  kommen ,  müssen  sie  durch  die  Prüfungen  einer  strengen  Zucht ,  welche  drey 
Jahre  dauert,  gehen,  unter  der  Anführung  anderer  Priester,  welche  in  den  Geheim- 
nissen der  Religion  unterrichten.  ^Man  übt  sie  durch  Fasten,  durch  die  Enthaltung, 
durch  die  Eingezogenheit  und  durch  die  Beraubung  der  sinnlichen  Vergnügungen. 
Diese  Völker  haben  Tempel,  sie  bedienen  sich  aber  derselben  nur,  ihre  Todten  darin 
beizusetzen ,  und  dasjenige  darin  einzuschliessen ,  was  sie  kostbares  in  ihrem  Leben 
gehabt  haben.  Sie  stecken  auch  an  den  Thüren  dieser  Tempel  dasjenige,  was  sie  ihren 
Feinden  abgenommen  haben ,  als  Siegeszeichen  auf.  In  dem  Höhlentempel  des  (allein 
bei  der  Fluth  hervorragend  gebliebenen  Berges)  Olaymi  (bei  Melitot  in  Bemarin) 
wird  der  Sonne  im  Wasserbecken  eine  Hirschhaut  dargebracht".  Bei  den  Floridanern 
durften  nur  die  Zauberärzte  mehr,  als  eine  Frau  haben  (nach  Cabe9a  de  Vaca). 

In  Neu-Mexico  finden  sich  neben  schweifenden  Apaches  oder  Shis-Inday  (mit  Na- 
vajos  oder  Tenuai,  Comanches,  Mojaves,  Hualapais,  Yumas,  Cosninos,  Yampais)  an- 
sässigen Pueblos  (mit  Pimas,  Maricopas,  Papagos),  daneben  Unter-Californier  (Cochimis, 
Guaicuries,  Pericues),  sowie  Nord-Mexicaner  (in  Sonora,  Sinaloa,  Chihuahua,  Durango, 
Cochuila,  Nuevo  Leon  und  nördlichem  Zacatecas),  als  Ceris,  Tiburones,  Tepocas,  Cahitas 
und  Sinaloas  (mit  Yaquis  und  Mayos)  in  Sonora,  dann  Cochitas,  Tuvares,  Sabaibos, 
Zuaques,  Ahomes  in  Sinaloa  und  (zerstreut)  Opatas,  Endeves,  Jovas,  Tarahumaras, 
Tubares,  Tepehuanes  (in  Chihuahua  oder  Durango),  ferner  Conchos,  Acaxees,  Xiximes, 
auch  Irritilas  (auf  der  Hochebene  von  Mapimi),  und  Guachachiles,  Huamares,  Cazcahcs) 
in  Zacatecas  oder  San  Luis  de  Potosi),  neben  (östlichen)  Cassizas  oder  Garzas,  Xanambres, 
Pintos  (bis  zum  Golf).  Die  Pimas  (am  Gila)  und  die  Papagos,  sowie  die  (sprachlich 
verschiedenen)  Maricopas  bauen  das  Land,  aber  nicht  (wie  die  Pueblos)  Dörfer.  Die 
Jicorikas  streifen  im  südlichen,  die  Apaches  im  nördlichen  Theil  von  Neu-Mexico,  die 
(ackerbauenden)  Navajos  zwischen  San  Juan  (im  Norden)  und  Gila  (im  Süden),  wie  die 
Moquis  (südlich  von  den  Yutas).  Die  Cheyennes  oder  Arapahoes  streifen  in  Arkansas 
(die  Kayugues  mit  den  Comanches).  Nach  Lane  sprachen  die  Apaches,  Lepan  und 
Navajoes  Dialecte  derselben  Sprache.  Die  Apaches  wurden  aus  dem  Lande  zwischen 
Sonora  und  Chihuahua  nach  den  Los  Mimbres  (der  Sierra  Madre)  zurückgedrängt  (von 
den  Spaniern),  die  vordringenden  Spanier  wurden  (1688)  über  den  Paso  del  Norte 
zurückgeworfen,  besetzten  aber  dann  w^ieder  das  Land  der  Pueblos  (bis  zum  allge- 
meinen Verfall).  Die  Apaches  tontos  wohnen  an  der  Quelle  des  Gila  (in  der  Sierra 
del  Mogayen).  Die  Apaches  bewohnen  Chihuahua  als  Gilenos,  Mimbrenos,  Mezca- 
lenos  und  Lipanes.  Die  Navajos-Apaches  nennen  sich  Tinnai  oder  Menschen  (wie  die 
Tinneh).  Die  (Dene-dindje  und  Apaches  verbindenden)  Sarcis  (die  vom  Friedensfluss 
nach  den  Saskatschewan  gezogen,   reden   die  Sprache    der  Black-feet,    unter   sich  aber 


SONORA.  821 

das  Dene.  In  der  zwischen  Bergen  eingeschlossenen  Ebene  des  Bolson  de  Mapimi 
(zwischen  Chihuahua  und  Durango)  finden  sich  die  Begräbnisshöhlen  der  Lipan 
(s.  Wislizenus).  Die  Ruinen  der  Ouemada  liegen  zwischen  Zacatecas  und  Villanueva 
(in  Zacatecas).  Neben  den  Zacatecas  oder  Cascanes  wohnten  (in  Zacatecas)  die  Guachi- 
chiles  oder  Huachichiles.  Die  Apalaches  trugen  die  Schädeldecke  der  Feinde  als 
Trophäe  (Herrera).  So  completely  was  she  disguised  by  long  exposure  to  the  sun, 
tattowing  and  costume,  that  he  could  not  believe,  she  was  a  white  woman,  als  Mr. 
Grinnell  (1856)  Olive  Oatman  von  den  Apachen  geraubt  (1851),  von  den  Mojaves  los- 
kaufte. The  Cumanches  call  themselves  Na-uni  (live  people).  Die  Comanches  (mit 
Yamparack  und  Tenawas)  kamen  vom  Norden  nach  Texas  (den  Stamm  der  Kilchie  am 
River  Trinity  als  Zauberer  fürchtend).  Die  Lipan  (in  Texas)  sind  den  Muscaloroes 
(am  River  Puerco)  und  den  Geratick  (am  Rio  Grande)  verwandt,  verschieden  von  den 
Tonkawa.  Die  Hitchie  haben  sich  durch  Zwischenheirathen  gemischt.  Die  Caddoe 
(mit  Whacoes,  Tawacanies,  Aynies,  Nabaduchores)  kamen  vom  Red  River  (in  Loui- 
siana) ^ach  Texas,  und  so  sind  die  Cherokee,  Shawnee,  Delaware,  Kickapoo  Einwan- 
derer (nach  Burnet).  Le  Comanche,  parle  par  des  nomades  apparus  vers  1700,  est 
aujourd'hui  repandus  entre  le  Nouveau-Mexique  et  le  Texas  (s.  Aubin).  Los  Indios 
Yutas  (s.  Berlandier  und  Thovel)  son  los  mismos  que  los  Comanches  ö  Cumanches, 
pues  yuta  eso  quiere  decir  en  la  lengua  de  los  Lipanes  (Edward  rechnet  auch  die 
Pawnees  hinzu).  Die  Sprache  von  Harno  ist  der  der  Pueblos  verwandt,  während  in 
den  anderen  sechs  Städten  der  Moqui  eine  dem  Aztekischen  verwandte  Sprache  geredet 
wird.  Die  Yaquis  in  Sonora  wohnen  zwischen  dem  Rio  Yaqui  und  Rio  Mayo  (mit 
den  Mayos).  Neben  den  Opatas  wohnen  die  zu  den  Pimos  gehörigen  Papagos  (So- 
nora's)  am  mittleren  Gila  (unter  schweifenden  Apaches).  In  dem  vom  Rio  Grande 
durchflossenen  Chihuahua  (mit  Arizona  grenzend),  wo  sich  (neben  feindlichen  Tarahu- 
maros)  Apachen  und  Comanches  zusammen  treffen,  finden  sich  Ruinen  am  Casas-grandes- 
Flusse  oder  San  Miguel  (und  Ruinen  erstrecken  sich  durch  Arizona).  An  dem  Zu- 
sammenfluss  des  San  Pedro  und  Gila  findet  sich  die  Casa  de  Montezuma  (Chichilticale 
oder  rothes  Haus).  An  der  Confluenz  des  Salado  finden  sich  Ruinen  und  alte 
Wasserleitungen.  Bei  den  Salzseen  (südlich  von  Santa  Fe)  finden  sich  (zwischen  Rio 
del  Norte  und  Pecos)  die  Ruinen  von  La  Gran  Quivira  (s.  Wislizenus).  Nach  La- 
hontan  bewohnten  die  Mirambees  befestigte  Städte  an  einem  Salzsee.  Tucayan  lag 
zwischen  Quivira  und  Uraba.  Die  Tompiros  grenzen  mit  den  Llanos  de  Cibola  ö 
Zuiii  (Salmeron).  An  den  in  den  San  Juan  (zwischen  Arizona  und  Neu-Mexico) 
fliessenden  Chelly  und  Chacoflüssen  finden  sich  Ruinen  im  Lande  der  Navajos  (zwischen 
Zuni  im  Süden  und  Utah  oder  Platte  im  Norden).  Die  Ruinen  des  Chelly-Canon  sind 
in  Klippen  eingebaut.  In  den  Ruinen  des  Chaco-Caüon  findet  sich  ein  Bogen  aus 
überkragenden  Steinen.  Von  Szeukha  (dem  Propheten  der  Pirnas)  ausgeschickt,  bauten 
die  Hohocam  (unter  Sivano)  die  Häuser  am  Gila,  und  dann  am  Salt-river  (bis  durch 
den  Einfall  zum  Rio  Verde  vertrieben).  Die  Pirnas  erstreckten  sich  vom  Gila  (ober- 
halb der  Confluenz  mit  dem  Colorado)  bis  nach  Sonora.  Das  Pirna  gehörte  zu  den 
Azteco-Sonora-Sprachen.  Teo  -  Colhuacan  war  Hauptstadt  der  Tarahumaras.  An  der 
Mündung  des  Santa  Maria  in  den  Colorado  finden  sich  Höhlen  mit  Zeichnungen  (s. 
Möllhausen).  Zwischen  Colorado  und  Colorado  Chiquito  finden  sich  Ruinen  (Sitgrea- 
ves).  Am  Rio  Puerco  (Nebenfluss  des  Colorado  Chiquito)  finden  sich  Bauten  und 
auch  Zeichenschriften.  An  den  Klippen  des  Rio  Zuiii  (Nebenfluss  des  Colorado  Chi- 
quito) finden  sich  Inschriften.  Im  Zuni-Thal  finden  sich  Bauten  aus  Stein  in  Lehm- 
Mörtel.     Am  Arch-Spring  (neben  dem  Pueblo-Dorfe  der  Zuni)  finden  sich  Felsschriften. 


822  INDIANERSTÄMME. 

Die  Topfscherben  bei  Alt-Zuni  sind  mit  Fröschen  und  Kröten  verziert  (Whipple).  Am 
Ojo  del  Pescado  (bei  Zuni)  finden  sich  Reste  alter  Ansiedlungen  (s.  Simpson)  mit  vier- 
eckiger Estufa.  Auf  dem  El  Moro  genannten  Fels  im  Zuiii-Thal  finden  sich  Inschriften. 
Nach  Erbauung  der  Casas  Grandes  am  Gila  schickte  der  von  den  aus  der  Fluth  (unter 
den  Pimas)  geretteten  Sohö  stammende,  König  Sivano  (dessen  Frauen  Töpfe  verfertigten) 
seinen  Sohn  zur  Gründung  des  Reiches  am  Salzsee,  das  nach  dem  Tode  der  in 
einen  Adler  (der  vor  Nachstellungen  zu  fliehen  hatte)  verliebten  Königin  unterging. 
Bei  den  Pimas  erschlägt  Szeukcha  den  menschenfressenden  Adler.  Bei  den  Moquis 
ward  ein  heiliges  Feuer  unterhalten.  Die  (die  Sonne  durch  Tänze  verehrenden)  Pueblos 
halten  ihre  Rathsversammlungen  (wie  die  Moquis)  in  der  Estufa  (oder  dem  Schwitz- 
haus) ab.  Die  (den  Gebrauch  der  Schwitzbäder  liebenden  Californier  begrüssten  Mor- 
gens die  verehrte  Sonne  durch  Zuruf,  Die  Moquis  in  Arizona  sind  den  Pueblos  und 
Zuiiis  in  Neu-Mexico  verwandt.  Nach  den  Moquis  (in  Aizina)  flüchteten  die  fried- 
lichen Ackerbauer  und  Hirten  von  dem  Stein  Crestone  (am  San  Juan)  in  die  Klippen 
und  Felsen.  Die  Sprache  der  (von  den  Pueblos  verschiedenen)  Moquis  besitzt  Verwandt- 
schaft zum  Aztekischen.  Nach  den  Utes  sind  die  Ruinen  am  Colorado  von  den 
Moquis  erbaut.  Vom  Gila  zogen  die  Azteken  über  Huey-Colhuacan  und  dann  durch 
die  Berge  Tarahumara  nach  Chicomoztoc  und  Zacatecas  (nachdem  die  Opatas  in  Sonora 
zurückgeblieben).  In  Chihuahua  finden  sich  Ruinen  (mit  Topfscherben)  am  Rio  Casas 
grandes)  zwischen  Janos  und  Galeana).  Die  Ruinen  des  Pueblo  de  ]\Iontezunia  oder 
Pueblo  de  Ratones  am  Chaco  Messen  Pueblo  colorado  oder  Pueblo  Pintado  (Simpson), 
neben  den  Ruinen  von  Hungo  Pavie  und  des  Pueblo  Wege-gi ,  sowie  der  Pueblo 
Chetho-Kette ,  Pueblo  del  Arroyo,  Pueblo  de  Peiiasca  blanca.  Simpson  verlegt  die 
sieben  Städte  von  Cibola  an  den  Rio  de  Zuiii.  Coronado  zog  von  Culiacan  nach  den 
Ruinen  von  Chichilticale,  am  Rande  der  Wüste,  und  dann  nach  der  am  Fels  gebauten 
Indianerstadt  Cibola  am  Rio  Vermejo,  und  weiter  von  Tiguex  (am  Rio  Grande)  über 
Cicuye  oder  Pecos  nach  Quivira.  Unter  den  Stämmen  Californien's,  von  welchen  die 
Shoshones  (mit  den  Utah)  durch  die  Sierra  Nevada  abgetrennt  sind  (in  Idaho  und 
Nevado),  wohnen  im  Norden :  die  Klamath,  Modoc,  Shastas,  Pitt-River-Indians,  Eurocs, 
Cahrocs,  Hoopah,  Weeyot,  Wallies,  Talewalis,  Rogue-River-Indians,  in  der  Mitte :  die 
Tehamas,  Pomos,  Gallinomeros,  Sanel,  Socoas,  Lamas,  Socoas,  Comachos,  Ukiahs, 
Gualalas,  Lopillamillos,  Mipacmas,  Tyugas,  Yolos,  Colusas,  Sonomas,  Guillicas,  Kani- 
mares,  Simbalakees,  Petalumas,  Wapos,  Yachichumes,  Mayacomas,  Calojamanas,  Caymus, 
Napas,  Ulucas,  Suscol,  Guenock,  Tulkays,  Sooollomillos,  Suisunes,  Pulpones,  Tolenos, 
Ullulatas,  Bolanos,  Tamales,  Karquines,  Matalanes,  Salses,  Quirotes,  Ahwastes,  Altahmos, 
Romanans,  Tulomes,  Socoisukas,  Thamiens,  Gergecensens,  Olchones,  Rumsens,  Eccle- 
maches,  Escelens,  Achastliens,  Mutsunes,  Costrowers,  Pitiaches,  Talluches,  Loomnears, 
Amonces,  Chowclas,  Cookchaneys,  Fonechas,  Nookchues,  Howetsers ,  Eemitches, 
Cowiahs,  Waches,  Natoowthas,  Chunemmes,  Talches,  Woowells,  in  Süd-Californien :  die 
Cahuillas  und  Diegueiios.  Der  Name  California  (den  Einige  von  calida  fornax  wegen 
der  grossen  Hitze  ableiten)  mag  eher  aus  dem  Missverständniss  eines  indianischen 
Lautes,  den  die  Spanier  nicht  richtig  auffassten,  entstanden  sein,  wie  P.  Venagas 
meint.  Eine  chinesische  Djonke  litt  Schiff"bruch  am  Point  Greenville  (i833)-  There 
is  tradition  among  the  Indians,  that  a  Chinese  or  Japanese  Jonk  was  wrecked  years  ago 
on  Clatsop-bay,  south  of  the  Columbia  (s.  Swan).  1857.  Mit  den  Sudya- Völkern  der 
Palava,  Yavana  und  Saka  wurden  die  Tshina  von  den  Brahmanen  Indiens  vertrieben 
(nach  Manu).  Im  Mahabharata  finden  sich  (neben  Darada)  die  Tshina-Kambodja  (mit 
Yavana).     Nach    Jesaias    kamen    von  fernher    die  Sinim    nach   Babylon.     China   heisst 


CALIFORNIA.  823 

Matshin  (das  grosse  Tshin)  bei  Persern.  Die  Sliina  wohnen  in  Gilgit  (in  Dardistan\ 
Nach  RadlofF  findet  sich  der  Xame  Usün  noch  unter  den  Anwohnern  des  Issy-kul 
(s.  Richthofen).  Die  Bewohner  von  Ferghana  (Hui-suin)  waren  vom  Stamm  der  Sze 
zurückgeblieben,  welche  gleich  den  Yue-tshi  einst  aus  der  Gegend  der  Yu-mönn- 
Passage  gekommen,  daher  von  den  angesessenen  Völkern  wesentlich  verschieden  waren. 
Die  Bewohner  von  Ta-wan  hatten  tiefliegende  Augen  und  trugen  Vollbarte.  Das 
gleiche  ]Merkmal  galt  für  die  ansässige  Bevölkerung  von  dort  bis  zu  den  Ansi.  Auch 
konnten  sie  in  dieser  ganzen  Strecke  sich  mit  einander  verständigen  durch  eine  domi- 
nirende  Sprache  des  geschäftlichen  Lebens  (zu  Thang-Kien's  Zeit).  Kwei-shan-tshöng, 
Hauptstadt  von  Ta-wan,  wird  mit  Uratiübe  identificirt  (s.  Richthofen).  Die  Yen-tsai 
am  Aralsee  (zu  Thang-Kien's  Zeit)  erschienen  (blondhaarig  und  blauäugig)  als  Alanen 
oder  (bei  den  Chinesen)  A-lan-na  (Asi)  zwischen  AVolga  und  Schwarzem  Meer  (nach 
Vivien  de  St.  Martin)  in  westlichem  Umwandlungen.  Neben  Fischfang  (doch  meist  ohne 
Böte)  wird  kleine  Jagd  (au/  Hasen,  Kaninchen,  Vögel,  Insecten,  auch  Antilopen)  geübt 
^nd  Ausgraben  von  Wurzeln  (in  Californien).  Das  Ansehen  des  Häuptlings  ist  so  weit  erb- 
lich, alss  ein  Reichthum  auf  den  Sohn  übergeht.  Die  Todten  werden  verbrannt.  Frauen 
sind  käuflich.  Bei  San  Juan  Capistrano  stand  das  Bild  des  Gottes  Chinigchinich  in  dem 
A^anquech  genannten  Tempel.  Die  Stämme  der  Huixapa  und  Huixapapa  wohnten  bei 
Santa-Barbara  (in  Californien).  Die  Olchones  leben  zwischen  Francisco  und  ^Monterey. 
Die  Olowits  (Olowedocs)  wohnten  auf  der  Ebene  bei  Stockton  (in  Californien).  The 
Shoshones  (Snakes)  occupy  all  the  territory  of  the  Great  South  Pass,  between  thc 
Missisippi  valley  and  the  waters  of  the  Columbia  (Brownell)  aud  as  Yampatickara  (or 
Root  eaters)  and  Bonnacks  the  basin  of  the  Great  Salt  Lake  (with  the  Utah),  the 
Shirrydikas  being  the  real  Soshones  (according  to  Ross).  The  word  Modoc  is  a 
Shasta  Indian  word  and  means  all  distant,  stranger  or  hostile  Indians  (s.  Steele).  The 
Modocs  (known  in  their  language  as  Okkowish)  inhabit  the  Goose  lake  country  (in 
California).  Aus  dem  Lande  Ajachechak  oder  Tanam-anguna  breiteten  sich  die  Aleuten 
über  Unimak  und  Unalaschka  nach  Aljaksa  aus  (Wenjaminow).  Die  Thlinkeeten  sind 
von  dem  den  Queen- Charlotten-Inseln  gegenüberliegenden  Festland  in  ihre  Sitze  ein- 
gewandert. Die  Tototins  zerfallen  in  zwölf  Stämme.  Der  von  Etalapass  geschaffene 
Mensch  wurde  von  Ecanam  belehrt  (bei  den  Chinnuk).  Von  den  Kenai  wohnen  die 
eigentlichen  (Kenai-tena  oder  Thnaina)  in  der  Halbinsel  von  Kenai  (s.  Dali).  Die 
Hunde- Abstammung  erstreckt  sich  bis  zu  den  Aleuten.  Die  von  mittelalterlicher 
Geographie  verschiedentlich  versetzten  Cynocephali,  entsprechen  den  Hunde-Djung 
(Föng-tsiang-fu's  oder  Shensi's)  in  China  (wie  Chichimeken  in  Mexico).  Durch  den 
Slave-Jargon,  entstanden  an  der  Confluenz  des  Tananah  mit  dem  Yukon,  verkehren 
die  westlichen  Eskimo  mit  den  Tinneh  (s.  Dali).  Die  Hoopah  (am  Trinity-Fluss)  er- 
hoben Tribut  von  den  benachbarten  Stämmen  und  die  Chimalaquais  zahlten  denselben 
in  Fellen  (Powers).  Die  Sprache  der  (in  Snakes  und  Utahs  zerfallenden)  Soshones 
gehörte  (wie  die  der  Comanches)  zu  Sonora.  Die  (hellen)  Monquoy  (Monkey  In- 
dians) leben  (südwestlich  vom  Youta-Lake)  in  Bergfestungen  (s.  Wilkes).  Die  Deguthee- 
Dinee  (or  Quarellers)  erhalten  Eisen  von  den  benachbarten  Eskimo  (s.  Mackenzie).  Die 
Knistenaux  vertrieben  die  Beaver-Indianer  (am  Portage  la  Loche)  und  die  angrenzenden 
Slave-Indianer.  Der  Stör-See  wird  von  den  Hawoyzask  oder  Musquash  (welche  die 
Sprache  der  Chippewyer  reden,  besucht  (s.  Long).  An  der  Confluenz  des  Peace-river 
und  Columbia  (mit  den  gleichsprachigen  Atnah  oder  Chin  grenzend)  erstreckten  sich 
die  Chepewyan  bis  zum  Churchill  (in  Berührung  mit  den  Knistenaux)  und  jenseits 
desselben  bis  zum  Saskaschewin  (s.  Mackenzie).     Die  Sussees  am  Sakachewan  gehören 


824  INDIANERSTÄMME. 

ZU  den  Athabaskern.  In  den  Legendenpfeilern  der  Haydah  findet  sich  die  genealo- 
gische Abstammungslinie  mit  den  Totem-Thieren  der  Vorfahren.  Memelose  tillicum 
(dead  people)  who  go  about,  talking  the  lord's  language  (through  the  teeth)  in  Shoal- 
water-bay  (s.  Swan).  Bei  der  Virilitäts-Ceremonie  sehen  die  Knaben  und  Mädchen 
ihre  Tamanawos  oder  Tamahnavas  der  künftigen  Bestimmung  (in  Shoalwater-Bay). 
Die  Mischin  (Couse-rocks)  sind  Steimvandlungen  des  Häuptlings  und  seiner  Frauen  in 
Long  Island.  Der  alten  Toolux  (Südwind)  nordwärts  reichend,  traf  die  Riesin  Quoot- 
shoi,  die  nachdem  der  aufgeschnittene  Walfisch  sich  in  den  Donnervogel  (Hahness) 
gewandelt,  beim  Essen  seiner  Eier  Menschen  zeugte  (nach  den  Chinuk  oder  Chehalis). 
Im  Osten  reichten  die  Eskimo,  die  (1377)  den  Westbau  der  Normannen  in  Grönland 
überfielen,  von  Labrador  bis  nach  Neufundland.  Die  Eskimo,  als  westliche  Eskimo, 
ziehen  sich  am  arctischen  Ocean  hin,  vom  Mackenzic-Fluss  bis  Kotzebue-Sound,  dann 
folgen  die  Koniagas  vom  Kotzebue-Sound,  jenseits  der  Kaviak^Halbinsel,  über  Alaska 
und  Koniagan  bis  Atna-Fluss),  weiter  die  Aleuten  auf  aleutischen  Inseln,  die  Thlinkeet 
oder  Koloshen  (Kaluga)  zwischen  Ätna  und  Nass,  und  die  Tinneh  oder  Athabasker 
(bis  Hudson-Bay),  als  Chepewyan  oder  Athab'askans  (von  Hudson  Bay  bis  Rocky 
Mountains),  Tacullies  (in  Neu-Caledonia),  Kutschin  (am  oberen  Yukon),  Kenai  (bis 
zum  Kupferfluss).  Nach  Richardson  werden  die  Eskimo  von  den  Hare-Indians  ge- 
fürchtet. Von  den  Knistenaux  gedrängt,  fallen  die  Chepewyer  über  die  Eskimo  her.  In 
Canada  wurde  das  Rennthier  (Caribu)  nicht  (wie  in  der  östlichen  Hemisphäre)  gezähmt. 
Das  Uebernatürliche  oder  Nalussaerunek  (der  Nalussaerutok  oder  Klarseher)  be- 
greift die  Beziehungen  der  (Menschen  und  sonstigen  Naturgegenstände  beherrschenden) 
Inua  (Inuk  oder  sein  Mann)  oder  Eigner  und  die  der  Zauberei  (Kusuinek  oder  Ilisinek) 
der  Ilisitsok  oder  Hexen  ibei  den  Eskimo).  Die  mit  Angakunek  (Weisheitmacht)  be- 
gabten Angakok  (Angakut)  können  im  Verkehr  mit  unsichtbaren  Mächten  die  Schutz- 
geister oder  Tornat  (unter  dem  Tornarsuk)  gewinnen,  und  dann  (durch  das  Land  der 
Arsissut  oder  Seelen,  über  ein  Eisrad  im  Abgrund,  neben  einem  siedenden  Kessel, 
zwischen  bewachenden  L^ngeheuern  und  über  eine  Messerklingen-Brücke  passircnd)  in 
der  Tiefe  des  Oceans  die  alte  Frau  Arnarkuagssak  (neben  der  mit  stets  fliesscndem 
Oel  gespeisten  Lampe)  von  den  schädlichen  und  schmutzigen  Agdlerutit  (ungeborenen 
Embryonen),  die  ihren  Kopf  umflattern,  befreien,  so  dass  die  Seeihiere  wieder  frei 
zum  Fischfang  kommen  (s.  Rink).  Der  in  der  Einsamkeit  lebende  Kivigtok  erwirbt 
die  Nalussaerutok,  die  Sprache  der  Vögel  lernend.  Durch  Fasten  der  Mutter  wird  ein 
Kind,  das  (an  den  Urin-Geruch  gewöhnt)  sich  vor  Verletzung  jedes  Hundes  hütet, 
zum  Angerdlartugsiak  (unter  Zaubergesängen  das  Kayak  besteigend)  und  kann  beim 
Ertrinken  wieder  belebt  werden.  Die  Insassen  des  Umiarissat  (Wunderboot)  genannten 
Umiak  verwandeln  sich  in  Seehunde.  Von  den  (auf  den  Klippen  wohnenden)  Ingners- 
suak  begleiten  die  (wohlwollenden)  Mersugkat  oder  Kutdlit  (weiss  mit  rothen  Augen) 
die  Bootleute,  während  diese  von  den  Atdlit  verfolgt  werden.  Den  Kungusutariak 
oder  Innua  der  See  werden  Fuchsschwänze  geopfert  (als  Meermenschen).  Die  Tunek 
(Tornit)  genannten  Innua  des  Innern  (mit  Weisheit  begabten  Riesen)  leben  in  ver- 
borgenen Plätzen  des  Inlandes  und  gehen  nur  im  Nebel  auf  die  Jagd.  Im  Inland 
wandern  die  Igalilik  (mit  einem  Topf  auf  den  Schultern)  umher,  sowie  die  blinzelnden 
Isserkat,  ebenso  die  Tarrayarsuit  (Schatten)  und  Narrayaut  (Dickbäuche).  Die  Kayarissat 
(riesigen  Bootsleute)  verursachen  Stürme.  Die  zwerghaften  Inuarutligkat  tödten  schon, 
indem  sie  ihr  Wurfgeschoss  gegen  eine  Person  richten.  Aus  der  See  und  in  die 
Höhlen  führen  Wege  zur  warmen  Unterwelt  der  glücklichen  Seelen  (Arsissut)  und 
aus  dem  Horizont  andere  zu  der  (auch  durch  Fliegen  erreichbaren)  Welt  des  Himmels- 


ESKIMO.  825 

gewölbes,  wo  die  Kälte  und  Hunger  leidenden  Seelen  (Arssartut)  im  Nordlicht  Ball 
spielen  (bei  den  Eskimo).  Die  Seelen  der  Abgeschiedenen  (als  Inua  des  Grabes) 
machen  sich  durch  Pfeifen  oder  in's  Ohr  singen  bemerkbar  (s.  Rink).  Die  Imainak 
Ingitsut  (Andersgewandelte)  können  sich  von  ihrer  Seele  scheiden.  Bei  grossem 
Kummer  (Suilarkinek)  kann  sich  die  Seele  vom  Körper  trennen.  Dem  Tarnerutok 
(seiner  Seele  Beraubten)  haben  die  Inua  (die  schreckbar  in  Lichtern  erscheinen)  seine 
Seele  genommen.  Die  Anghiak  (heimlich  geborene  Kinder)  verwandeln  sich  (zur 
Rache)  in  böse  Geister,  wie  auch  die  Abortus  in  Ungeheuer,  die  die  Familienglieder 
tödten.  Die  Erkigdlit  sind  oben  Mensch,  unten  Hund.  Neben  dem  Fabelwolf  (Ama- 
rok)  findet  sich  unter  den  Ungeheuern  der  Kiliopak  (mit  6  —  lo  Füssen),  der  Riesen- 
wurm Kudglughiak,  dann  wunderbare  Bären,  Füchse,  Hasen,  Vögel  u.  s.  w.  Die 
Schwester  des  Aningaut  (Mann  des  Mondes)  ist  schön  vorne  und  skelettartig  hinten 
(als  Inua  der  Sonne).  Die  auf  dem  Wege  zum  ]\Ionde  weilende  Frau  (Erdlaveersissok 
oder  Eingeweidereisser)  nimmt  die  Eingeweide  derjenigen,  die  sie  zum  Lachen  gereizt 
hat.  Die  auf  der  Eisjagd  verlorenen  Siagtut  bilden  die  drei  Sterne  des  Orion  (als 
Igdlokok's  oder  in  Hälften  getheilte  Menschen).  Vom  Avingak  (Wunder- Wiesel) 
werden  Amulette  erlangt.  Wenn  in  einem  Hause  gestorben,  wird  die  Leiche  aus  dem 
Fenster,  wenn  im  Zelte,  unter  dasselbe  herausgebracht  (bei  den  Eskimo).  Beim  Passiren 
von  Klippen  und  Felsen  u.  s.  w.  wurde  dem  Innua  ein  Opfer  (minguleterrinek  oder 
Aitsuinek)  gebracht.  Die  Enthaltungsgebräuche  bei  Geburt,  Begräbniss  u.  s.  w.  galten 
den  (das  Wetter  bestimmenden)  Inerterrisok  (als  Innua  der  Luft,  des  Mondes  u.  s.  w.)« 
Das  (nach  dem  Tode  von  Kindern  im  zarten  Alter  geborne)  Kind  Piarkusiak  schützte 
gegen  Hexerei,  und  ebenso  das  unter  Enthaltsamkeitsgebräuchen  der  Mutter  aufgezogene 
Kind  Agdlerutighissak.  Der  durch  den  Angekok  erzogene  Kiligtisiak  rief  in  der 
Einsamkeit  (unter  Fasten)  Tornarsuk  an  (in  den  Angakussarfiks  genannten  Höhlen 
Steine  reibend  und  in  Morästen  durch  W^ürmersaugen  Blut  entziehend)  und  erhielt 
da'nn  (in  Bewusstlosigkeit)  seinen  Tornak,  sich  als  Angekok  beweisend,  indem  seine 
Füsse  in  den  Felsen  einsinken,  wie  in  Schnee  (bei  den  Eskimo).  Die  dem  Angekok 
Nachrichten  bringenden  Geister  Ekungassok  sind  machtlos  (und  werden  wegen  ihrer 
Prahlereien  verlacht),  wogegen  der  Grosse  (poolik)  Bär  und  Walros  beschwört  (von 
dem  Bär  in  die  See  geschleppt  und  dort  von  dem  verschlingenden  Walros  wieder  aus- 
gespieen). Die  meisten  Innua  (des  Landes  und  der  See)  können  den  Tornak  des 
Angekok  liefern,  ebenso  die  Seelen  der  Kivigtut  (Einsiedler),  der  Todten,  der  Thiere 
(s.  Rink).  Im  dunklen  Raum  (mit  der  Trommel)  festgebunden,  übte  der  Angekok 
(unter  Gesang)  die  Beschwörung  (Torninek)  des  mit  Lichtfunken  und  Getön  manifestirten 
Tornak  oder  den  Ilimarnek  (Geisterflug) ,  durch  das  Dach  fortfliegend ,  worauf  kein 
Licht  bis  zur  Rückkehr  gemacht  werden  durfte.  Die  Atliaruseks  leben  in  den  Klüften, 
als  Gnomen.  Als  flackernde  Feuer  der  Irrwische  erscheinen  unstät  schweifende  Seelen 
in  den  Felsengeistern  (den  Wanderer  irreführend).  Die  Vorfahren  der  Eskimo  in  La- 
brador und  die  Tunneck  (Tunnit  oder  Binnenländer  in  Grönland)  wohnten  früher  zu- 
sammen, bis  die  Letzteren  aus  Furcht  vor  Jenen  flohen  (s.  Rink).  Durch  Reiben  mit 
dem  Wetzstein  der  Innuarutligaks  (Bergelfen)  wird  der  Körper  des  Säuglings  hart, 
und  später  unverwundbar  (bei  den  Eskimo).  Die  Angakok  besuchen  beim  Ausfliegen 
(nachdem  gebunden)  das  fremde  Land  Akilinek.  Die  Eskimo  fordern  sich  auf  die 
(satirischen)  Nith-Lieder  heraus.  Die  (Inuarutligak  oder  Inorusek  genannten)  Elfen 
(der  Eskimo)  erneuern  ihre  Jugend  fünfmal  durch  Inutsungnartok,  d.  h.,  indem  sie  sich 
kopfüber  in  einen  Abgrund  stürzen  [Hyperboräer].  Die  durch  Ofi'enbarung  in  der  Serranek 
unterrichteten  Alten    richteten    die   Serrat    (um  Gesundheit,  Jagdglück  u.  s    w.    zu  er- 


826  INDIANERSTÄMME, 

halten)  oder  Zaubersänge  an  die  Vorfahren  (bei  den  Eskimo).  Die  theils  von  Thiercn 
erlangten,  theils  wegen  ungewöhnlicher  Form  ausgewählten  Arnuat  oder  Amulette 
wurden  durch  Serrat  geweiht  (s.  Rink).  Der  Eigenthümer  des  Pok  (oder  Sack)  ver- 
wandelte sich  in  das  Thier,  von  dessen  Fell  er  genommen  war  (bei  den  Eskimo).  Der 
aus  verschiedenen  Thieren  zusammengesetzte  Tupilak  befähigte  zur  Verwandlung  in 
eins  derselben.  Zu  den  Imainak  ingitsut  (ungewöhnlichen  Menschen)  gehörte  der  (die 
Seele  ausziehende)  Tarneerunek,  der  (klarsehende)  Piodlingayak  (Narr)  und  der  (auf 
dem  Wasser  wandelnde)  Pivdlerortok  (Wahnsinnige).  Der  Kigligtisiak  war  vom  An- 
gekok  (auf  seinen  Knieen)  zum  Seher  aufgezogen,  und  blieb  (bei  unvollendeter  Er- 
ziehung) ein  Kilaumassok  oder  Nerfalassok,  der  verborgene  Dinge  entdecken  konnte. 
Die  Angekok  gebrauchen  eine  allegorische  Sprache  besonders  durch  Umformung  grön- 
ländischer Worte  (s.  Rink).  Der  (nach  verschiedenem  Wiederaufleben)  gestorbene 
Angekok  erschien  am  fünften  Tage  als  Geist.  Durch  die  Angmainek  genannte  Kunst 
nahm  der  Angekok  die  Eingeweide  heraus  und  setzte  sie  gereinigt  wieder  ein.  Die 
Klarsehenden  unterscheiden  die  gleich  den  Hexen  am  feurigen  Athem  erkennbaren 
Angekok  von  diesen  dadurch,  dass  sie  keine  schwarzen  Arme  haben.  Der  Angekok 
verschafft  gutes  Wetter  (Silagigsainek)  und  Jagdglück  (Angussorsainek  oder  Pilcrsainek) 
durch  Versöhnung  der  Arnarkuagsak  (der  in  der  See  lebenden  Greisin)  oder  durch 
Anrufen  des  Kivingak  (Tornak  der  Eisberge).  Der  Sterbende  wurde  auf  die  Erde  ge- 
legt, um  den  Weg  zur  Unterwelt  näher  zu  haben  (bei  den  Eskimo),  während  die 
Leichen  von  Uebelthätern  zerstückelt  wurden  (bei  den  Eskimo).  Ein  Kind  erhielt  den 
Namen  eines  verstorbenen  Verwandten,  um  den  Geist  desselben  zu  beruhigen,  und 
musste  sich  besonders  solchen  Gefahren  aussetzen ,  wodurch  er  umgekommen.  —  Wie 
von  dem  Milieu  im  Allgemeinen,  wird  durch  die  von  diesem  gleichfalls  wieder  ab- 
hängigen Natur-Erzeugnisse  auch  das  Stammesleben  bedingt ,  und  wo  die  Flora  nicht 
den  Uebergang  zum  Ackerbau  ermöglicht,  greifen  die  Thiere  selbstthätig  ein ,  wie  die 
Rennthiere  des  Nordens,  die  nach  ihren  Wanderungen  die  der  Jäger  nicht  nur,  sondern, 
wenn  gezähmt,  auch  der  Züchter  bedingen.  Buft'aloes  are  a  sort  of  roaming  creatures, 
congregating  occasionally  in  huge  masses,  and  strolling  away  about  the  country  (from 
east  to  west  or  from  north  to  south),  and  the  Mandans  are  sometimes  (by  this  means) 
left  without  any  thing  to  eat,  and  being  a  small  tribe,  and  unwilling  to  risk  their 
lives  by  going  far  from  home  in  the  face  of  their  more  powerful  enemies,  are  oftcn- 
times  left  almost  in  a  State  of  starvation  (wenn  der  Büffeltanz  nicht  hilft).  For  the 
most  part  of  the  year,  the  young  warriors  and  hunters,  by  riding  out  a  mile  or  two 
from  the  village,  can  kill  meat  in  abundance,  and  sometimes  large  herds  may  be  seen 
grazing  in  füll  view  of  the  village  (s.  Catlin).  Die  geographische  Configuration  zeichnet 
im  Grossen  und  Ganzen  die  Vertheilung  der  Ansiedlungen  oder  der  Streifgebiete  vor, 
in  friedlichen  oder  feindlichen  Beziehungen  geschichtliche  AVeiter-Entwicklung  ein- 
leitend. North  and  south  of  the  great  line  of  demarcation  of  the  Southern-Pass  (their 
route  from  the  ^Missisippi  Valley  to  Oregon,  between  the  Sweet- water  mountains  and 
the  Colorado)  the  Shoshonees  extend.  Vom  Platte  geht  der  Weg  durch  das  Thal  des 
Sweet-River  und  South-Pass  nach  Oregon.  Der  Südpass  führt  vom  Platte-Thal  nach 
Utah,  der  Lewis-  und  Clark-Fluss  an  die  Quelle  des  Missouri,  (der  Yellow-Head-Fluss 
beim  Abfluss  des  Athabasca).  Der  Yellow-Head-Pass  führt  zwischen  Athabasca  und 
Columbia.  Der  Pass  am  Unijah  (Zweigfluss  des  Athabaska-Flusses)  führt  von  den 
Cheppewyan  durch  die  Nauscud-Dennies  zu  den  Tacullies  am  Fraser-Fluss.  Am  Be- 
ginn der  californischen  Halbinsel  zerbricht  sich  die  Sierra  nevada  (in  den  „Lost  moun- 
tains"),   indem    sie    (ausser  der  der  Halbinsel  folgenden  Kette)    die  Sierra  madre    (des 


CLIFF-HOUSES.  827 

westlichen  Mexico)  bildet,  während  von  den  Rocky  mountains  sich  (bei  der  Abzweigung 
in  Utah)  die  "Watsatch  genannte  Kette  mit  der  Sierra  madre  vereinigt,  und  ebenso  auf 
dem  mexicanischen  Tafelland  die  grosse  Cord^llere,  die  (als  anderer  Zweig)  im  Osten 
Mexico's  sich  hingezogen.  Sonora,  durch  den  Fluss  Fuerte  von  Sinaloa  (mit  Culiacan) 
getrennt,  wird  durch  die  Sierra  madre  (im  Osten)  von  Chihuahua  geschieden.  Die 
Sonora  und  Sinaloa  von  Chihuahua  und  Durango  trennende  Cordillere  (mit  der  paci- 
fischen  Küste  parallel)  verbindet  sich  mit  der  östlichen  (Coahuila,  Nuevo  Leon  und 
San  Luis  de  Potosi  durchschneidenden  Sierra  Madre  auf  dem  Isthmus  von  Tehuantepec, 
und  dazwischen  erstreckt  sich  (von  der  westlichen  Cordillere  zum  Rio  Grande)  die 
Sierra  Mimbre  (sowie  die  Ketten  von  Durango  nach  Coahuila  und  die  Jalisco's  bis 
San  Luis  Potosi).  Von  Santa  Fe  führt  der  Weg  durch  den  Paso  del  Norte  nach 
Chihuahua.  Die  Ebene  zwischen  den  Rocky  Mountains  und  den  Aleghanies  oder 
Apalachen  verbindet  den  arctischen  Ocean  mit  dem  Golf  von  Mexico.  Situated  upon 
the  head-waters  of  the  Hudson,  the  Delaware,  the  Susquehanna,  the  Ohio  and  the 
St.  Lawrence  flowing  in  every  direction  to  the  sca,  the  Irokese  held  within  their  Juris- 
diction, as  it  were,  the  gates  of  the  country  and  could,  through  thcm,  descend  at  will 
upon  every  point  (Morgan). 

Die  Region  der  zerstörten  Klippenhäuser  (deren  Erbauer  sich  an  die  Vorfahren 
der  Moqui  anschliessen  werden)  legen  Zeugniss  ab  von  dem  Durchbruch  der  ,, nörd- 
lichen Feinde"  (als  Athabasken),  die  im  Weiterzuge  der  Apalachen  zu  südlichen  wurden, 
als  die  Diagonale  von  den  Shoshenes  zu  den  Comanches  auch  sie  wieder  trennte.  Die 
Apaches  werden  Quijamalat  Togot  (northern  enemies)  bei  den  Utah  genannt,  (weil  von 
den  Athapaska  nach  Süden  kommend.  Die  Chinimo  (wise  men),  Erbauer  der  Fels- 
wohnungen in  Columbia  (und  von  der  Sierra  nevada  bis  zu  den  Park-Bergen)  starben 
(nach  den  Uintah-Yute's)  weil  sie  zu  viel  wussten.  Die  Utah  füllen  das  Grand  Basin, 
von  Columbia  bis  Colorado  ausgedehnt,  die  Pai-Ute,  Shoshones,  Digger  u.  s.  w.  in 
djalectischen  Verwandtschaften  einschliessend,  und  sind  auch  mit  den  (nach  Art  der 
zerstörten  Felswohnungen  bauenden)  Moqui  (Pueblo,  Zuiii  u.  s.  w.)  sprachverwandt, 
sowie  mit  den  Comanches,  wie  die  Apaches  mit  den  von  Norden,  als  nördliche  Feinde, 
eingedrungenen  Athapasken.  Nach  Osten  berühren  sie  sich  mit  den  feindlichen 
Cheyennes;  Arrapahoes  u.  s.  w.,  sowie  mit  den  Sioux  im  Allgemeinen.  In  den  Pässen 
des  Park-mountain  bei  Pike  Peak  finden  sich  Festungswerke  der  Utah  gegen  die  Arra- 
pahos  und  Cheyennes.  Die  Felswohnungen  am  San-Juan  River  (southern  Colorado) 
wurden  von  den  Utah  den  Moqui  zugeschrieben.  Die  Moqui  (in  ihren  auf  Leitern  zu 
betretenden  Terrassenhäusern)  steigen  zum  Himmel  empor  auf  Treppen  (im  treppen- 
artigen Kopfputz  der  Idole  angedeutet),  während  für  die  jagenden  Wanderstämme  die 
Welt  des  Jenseits  durch  einen  Abgrund  von  der  hiesigen  getrennt  ist.  Having  intermarried 
withs  the  Osages  (in  peace  since  1806)  the  Sconzas  are  more  and  more  closely  approach 
ing  that  people  (in  stature,  features  and  customs)  1823  (Long).  Mozombo  sind  die 
aus  europäischen  Eltern  in  Brasilien  Geborenen,  Mameluck  aus  Europäer  und  Brasi- 
lierin,  Mulato  aus  Europäer  und  Negerin,  Kuriboka  oder  Kabocles  aus  Brasilier  und 
Negerin,  Kriolo  von  Neger-Eltern  (s.  Dapper).  The  inhabitants  (of  the  Queen  Charlotte 
Islands,  north  of  the  New-Hebrides)  have  the  crisp  hair  of  the  Austral  negroes,  with 
regulär  features  and  broad  forehead  (Angas).  The  people  of  New-Ireland  and  New- 
Britain  are  black,  with  crisp ,  wolly  hair  and  good  figures  and  features  (the  hair  is 
black  and  curly  in  the  Admiralty  Islands).  Als  die  Californier  von  St.  Diego  von 
der  Revolution  gegen  die  Spanier  hörten,  erhob  sich  unter  ihnen  ein  Häuptling,  der 
sie  tyrannisch  knechtete,  als  sie  aber  später  hörten,    dass    an  der  Stelle  des  spanischen 


828  INDIANERSTÄMME. 

Vicekönigs  Iturbide  (1822)  Kaiser  geworden,  verbrannten  sie  ihren  Häuptling  leben- 
dig und  erwählten  einen  Andern,  um  das  Verfahren  der  Mexicaner  gegen  den  König 
von  Spanien  nachzuahmen,  da  auch  ihr^  Fürst  schlecht  gewesen  und  drohten  dasselbe, 
in  solchem  Falle,  mit  seinem  Nachfolger  zu  thun  (Boscana).  Eine  lange  hinsiechende 
Kranke  wurde  durch  den  californischen  Zauberer  geheilt ,  der  ihr  die  Bärenhaare  aus 
dem  Magen  sog,  die  ein  Bär  einst  in  ihrer  Jugend  ihr,  während  eines  Schlafes  auf 
denselben  gelegt  hatte.  Der  Grossvater  nannte  bei  den  Californiern  den  Sohn,  die 
Grossmutter  gab  meist  ihren  Namen  der  Tochter.  In  den  Temescal  oder  hot-air  baths 
wird  in  einer  Grube  die  Lehmhütte  (mit  Oeffnung  für  Abzug  des  Rauchs  und  zum 
Eintritt)  erhitzt,  und  die  schwitzenden  Californier  stürzen  sich  dann  in  den  nächsten 
Fluss,  als  Universalmittel  gegen  alle  Krankheiten  (s.  Robinson).  Wenn  beim  Tode 
eines  Vornehmen  die  Utahs  keinen  Gefangenen  haben,  so  opfern  sie  ihm  die  Fremden, 
die  sich  unter  ihnen  finden.  In  dem  Pun-gun-Quell  im  Youab-Valley  (des  Salt-lSIoun- 
tain)  wohnt  ein  Kind,  das  mit  Sonnenuntergang  an  die  Oberfläche  steigt  und  durch  sein 
klägliches  Geschrei  Leute  herbeizieht,  die  dann  in  die  Tiefe  [der  Lore-Ley]  verschwin- 
den. Die  mit  den  (den  Ahnahaways  verwandten)  Minnetarris,  die  (von  dem  Stamm  der 
Fall-Indianer  am  Saskaskawan)  von  Osten  gekommen  seien,  zusammenlebenden  Mandan 
waren  durch  die  Sioux  aus  ihren  alten  Ansiedelungen  vertrieben  (zu  Lewis  und  Clark's 
Zeit).  Die  Minnetarrees  (am  Knife  river)  kämpften  mit  den  Snake-Indians  (am  Missouri) 
Die  Mandans  (wie  sie  bei  den  Dacotas  heissen)  nennen  sich  Numangkake  (Menschen) 
mit  Zufügung  des  Dorfes,  woraus  jeder  stammt.  Als  Numank-Machana  (der  erste 
Mensch)  bei  den  Mandanen  den  Herrn  des  Lebens  aus  den  schon  gebleichten  Knochen 
wieder  auferstehen  sah,  erkannte  er  ihn  als  seinen  Vater  (Neuwied).  Die  (1724)  in 
Dörfern  an  der  Quelle  des  Kansas  wohnenden  Paducas  zogen  sich  vor  den  Stämmen 
des  Missouri  nach  dem  Platte  zurück  (s.  Lewis).  Die  (mit  den  Tawakanoes  gleichsprachi- 
gen) Panis  (am  südlichen  Ufer  des  Red  River)  treiben  (neben  Jagd)  Ackerbau  und 
verhandeln  den  Ueberfluss  an  die  Comanches  oder  Hietaus  für  Vieh  (mit  den  Osagcn 
kriegend)  1835  (s.  Bromme).  Die  (ackerbauenden)  Pawnees  wurden  durch  die  Osagen 
aus  Kanzas  und  Arkanzas  zum  Red  River  getrieben  (s.  Lewis  und  Clark).  Zu  Bourge- 
mont's  Zeit  (1724)  wohnten  die  Paduca  zwischen  Platte  und  Kanzas  (mit  Dotama, 
Cataka,  Castahana,  Kiawa,  Slaitan  u.  s.  w,).  Die  Ottoes  (deren  Grabhügel  sich  bei 
Indian  Knob  Creek  finden)  flüchteten  unter  den  Schutz  der  Pawnees  (s.  Lewis  und 
Clark).  Die  Poncoras  am  Poncora-Fluss  (in  den  Missouri  fallend)  und  die  Mahas 
wurden  durch  die  Sioux  aus  ihren  Dörfern  vertrieben.  Die  zu  den  Pawnee  gehörigen 
Ricaras  zogen  sich  aus  ihrer  Ansiedlung  am  Missouri  (unterhalb  des  Cheyenne)  vor 
den  Sioux  zu  den  Mandan  zurück.  Die  mit  den  Knistenaux  (zu  Chepewyan  gehörig) 
verbundenen  Assiniboin  bedrängten  die  Mandan.  The  Caddoes,  Jonies  and  Ahmaudakhas 
have  a  tradition  that  they  issued  from  the  hot  Springs  of  Arkansas,  and  from  that  went 
to  Red-river  finally  Coming  to  the  Brazos.  Das  Volk  der  Arkansas,  das  die  Hunde  gött- 
lich verehrte,  pflegte  am  Gottesfeste  Hundefleisch  zu  essen.  Den  dürre  Maisblätter 
tragenden  Jungfrauen  gegenüber,  am  Jahresfeste,  standen  die  mexicanischen  Priester 
mit  Honig  auf  den  Lippen.  Die  vor  den  Europäern  in  America  fehlenden  Bienen 
wurden  durch  den  Kolibri  ersetzt,  indem  er  die  von  Honig  lebenden  Käferchen  aus 
röhrenförmigen  Blumen  sammelt  (nach  Müller).  Die  heilige  Muschel  der  Omahaws 
(von  der  Medicin-  oder  Wase-ish-ta-Bande  getragen)  liegt  in  unberührbaren  Um- 
hüllungen im  Zelttempel  (s.  Yong).  The  mounds  (near  the  Indian  Knob)  indi- 
cate  the  position  of  the  ancient  villages  of  the  Ottoes^  before  they  retired  to  the 
protection  of  the  Pawnees  (Lewis).     The  Paduca-nation   occupied  the  country  between 


BLACKFEET.  829 

tlie  Upper  parts  of  the  River  Platte  and  the  river  Kanzas.  Die  Hügel  bei  Whitestone 
River  wurden  (nach  den  Sioux)  von  grossköpfigen  Zwergen  bewohnt.  Die  Musquak- 
kuik  (Red  Clay)  oder  Foxes  und  die  Saukies  (White  Clay)  am  Fox-Fluss  (Dialecte 
der  Algonkin  sprechend)  unterwarfen  (nach  dem  Kreuzen  des  Missisippi)  die  (zu  den 
Sioux  gehörigen)  Jowas  (wie  sie  im  Bunde  mit  Sioux  die  Illinois  unterworfen  hatten). 
Die  Kickapoos  (zwischen  Illinois-Fluss  und  AVabash)  gehören  zu  den  Algonkin.  Die 
von  jenseits  des  Missisippi  gekommenen  Mitchigamias  hatten  sich  mit  den  (zu  den 
Algonkin  gehörigen)  Illinois  (zwischen  Missisippi  und  Ohio)  oder  Miamis  verbunden. 
Die  (zu  den  Algonkin  gehörigen)  Shawanoes  waren  von  den  Sacs  und  Foxes  aus- 
gewandert, südlich  von  dem  Ohio  (nach  Kentucky).  Die  Tracht  der  Back-Woodsmen 
(bemerkt  Wicd  in  Indiana)  besteht  in  einer  Nachbildung  aller  Moden  der  englischen 
Städte.  Die  Schawanesen  bestanden  aus  den  Piqua,  den  Maguachake,  den  Kiscopocoke 
(zu  denen  Elsquataway  und  sein  Bruder  Tecumseh  gehörten)  und  den  Chillicothe. 
AVer  bei  den  Sakis  und  Foxes  die  Heldenthat  eines  Pferdediebstahls  geübt  hat,  be- 
festigt an  die  Adlerfeder,  die  auf  dem  Kopf  getragen  wird,  die  Schwanzklapper 
einer  Klapperschlange  (Neuwied).  Die  Sakis  und  Foxes  scheinen  stets  alliirt  gewesen 
zu  sein.  Der  indianische  Name  der  Ersteren  bedeutet:  die  aus  dem  Lande  (0-Sauki) 
zogen  und  der  anderen :  Rotherde  (Red  Earths),  Miskwaki  oder  Muskwaki  (Neuwied). 
In  Lower-Canada  fanden  sich  Huronen,  Abenakis,  Mic-Mac  und  Iroquoisen,  Caughna- 
waga,  im  Innern  von  Quebec  aus  Labrador  die  Montaineux.  Die  Salteaux,  Chipp  oder 
Ojibway  of  the  lakes  finden  sich  am  Lake  Superior,  am  Rainy  River  in  Winnipeg, 
am  Red  River.  Westlich  vom  Red  River,  am  Saskatchewan  und  Assineboine,  sowie 
dem  Milk-River  streifen  die  Black-feet  (als  Blackfeet  proper,  Bloods  and  Piegans)  mit 
Crees,  Assiniboins  und  den  aus  Minnesota  geflüchteten  Sioux.  All  the  tribes  are 
slowly  preceeding  towards  the  south  (in  Folge  des  Drängens  der  kräftigeren  Stämme 
aus  dem  Norden).  Die  Shoshonee  von  den  Blackfeet  (aus  dem  jetzt  von  diesen  be- 
setzten Lande  verdrängt)  trieben  die  Bonnack  (aus  dem  Lande  östlich  vom  Salzsee) 
in  die  südwestliche  Wüste.  Südlichen  Wanderungen  sind  die  Shyennes,  Kaiawas  und 
Comanches  gefolgt.  Die  Sprachverwandtschaft  findet  sich  in  den  von  Norden  nach 
Süden  zerstreuten  Stämmen.  Die  mit  den  Flat-Heads  und  Shoshones,  sowie  den  Mine- 
tares  (und  Crows)  kämpfenden  Blackfeet  (besonderer  Sprache)  sind  von  den  (zu  den 
Sioux  gehörigen)  Assiniboins  (mit  Knistineaux  verbunden)  zurückgetrieben.  Die  Black- 
feet rasseln  mit  Schellen ,  ehe  sie  rauchen  (stecken  die  Pfeife  nicht  direct  am  Feuer 
sondern  mit  einem  verzierten  Stocke  an)  und  spucken  aus,  ehe  sie  trinken.  Die 
Blackfeet  verehren  die  Sonne  (Natohs).  Einer  der  Blackfeet  steckte  in  den  Pfeifen- 
anzündungsstock  ein  kleines  Stäbchen,  da  ,,er  Furcht  vor  dem  Eisen  habe  und  deshalb 
die  Pfeife  mit  diesem  besonderen  Stocke  anzünden  müsse"  (Neuwied).  Die  Blackfeet 
sind  mit  den  Piegans,  Blood-Indians  und  Fall-Indians  (oder  Grosventres  am  Missouri) 
verbunden,  sowie  mit  den  von  den  Chipewyans  abgezweigten  Sircees  (s.  Southesk). 
The  Snakes  are  at  war  with  the  Crows  and  Blackfeet,  and  the  Utahs  with  the  Cheyennes 
and  Arrapahoes  (s.  Hurt).  Die  Flatheads  leben  im  Kriege  mit  den  Blackfeet,  die 
ihnen  das  Recht,  am  östlichen  Abhang  der  Berge  zu  jagen,  bestreiten.  Die  zu  den 
Snake-Indians  gehörigen  Shoshones  ziehen  sich  nach  der  Bergquelle  des  Colombia 
zurück,  wenn  bei  den  Büffeljagden  auf  den  Ebenen  am  Missouri  von  den  Pawkies  oder 
(den  mit  Flinten  versehenen)  Minnetarries  vertrieben  (Lewis  und  Clark).  Die  zu  den 
Tushepaws  (Flatheads)  gehörigen  Ootlashoot  wohnten  an  der  Quelle  des  Missouri  und 
Columbia  (zu  Lewis'  und  Clark's  Zeit).  Beim  Absteig  folgen  die  Chopunnish  oder 
Picrced  nose  (am  Kooskooskee).    Die  „Gates  of  the  Rocky  mountains"  (where  the  Valley 


830  INDIANERSTÄAtME. 

of  tliat  river  widens  into  an  extensive  piain  as  entering  tlie  cliain  of  mountains)  ent- 
sprechen der  Beuge  des  Missouri.  Die  Tushepaws  kamen  zum  Laclisfischen  nach 
dem  Lewis-River  (an  der  Quelle  des  Colombia) ,  von  wo  bis  zum  JeflFerson  river  (an 
der  Quelle  des  Missouri)  die  Shoshones  lebten  (Lewis  und  Clark).  An  die  (zu  den 
Algonkin  gehörigen)  Schwarzfüssen  oder  Satsika  (bis  zum  Felsgebirge),  durch  welche 
die  Schoschonen  an  der  Quelle  des  Missoui-i  verdrängt  wurden,  schliessen  sich  die  Kcna 
(Blood-Indians)  und  die  Piekan,  sowie  die  (später  zum  Plattefluss  gewanderten)  Arpa- 
hoes  (Minetaries  des  prairies  oder  Gros-Ventres  des  prairies)  oder  Ahni-Ninn  und  die  (mit 
den  Athapasken  verwandten)  Sarsi  oder  Susee,  nebst  den  (durch  Sioux  verdrängten) 
Schiennes  oder  Istayus  Chayennes  (vom  Winnipeg-See  zum  Schieme-Fluss  gewandert). 
Die  den  (mit  Kanzas  gemischten)  Osagen  oder  Wasagi  verwandten  Arkansas  oder 
Quapaws  (mit  Quappos)  und  Ozarks  kamen  den  Missisippi  herab,  um  sich  an  der 
Mündung  des  Missouri  zu  theilen.  Die  (mit  den  Missouri,  Jowa,  Otoe  und  Omaha 
verwandten)  Winibagoes  (Winipeg  oders  Puant)  oder  Hochuagorah  (Ochungaraw)  wur- 
den am  See  Michigan  vom  grossen  Geist  geschaffen  (bei  Green  Bay  oder  Baye  des 
des  Puants).  Wie  die  Sprache  der  Jowa,  Otoe  und  Missouri,  bildeten  die  der  Omaha 
und  Ponka,  sowie  die  der  Konza,  Osage  und  Quapaw  Dialecte  des  Winibagoes.  Die 
mit  den  Otoes  (welche  über  das  grosse  Wasser  gekommen)  verbundenen  Missouri  (am 
Platte-Fluss)  wurden  durch  die  Sauks  und  Füchse  zerstreut.  Bei  Otoe,  Missouri, 
Jowa  und  Omaha  fand  eine  Einwanderung  von  Norden  statt.  Von  den  mit  den 
Illinois  (Männern)  grenzenden  Sauks  und  Füchsen  (Saukie  und  Musquakkie)  stammten 
die  Shawanoes.  Die  den  (mit  den  Illinois  grenzenden)  Kickapus  verwandten  Saukie 
und  Musquakkie  (Ottahgahmie),  von  denen  die  Shawanoes  sich  (in  P'olge  eines  Streites) 
abtrennten ,  trieben  (von  der  Meeresküste  gekommen)  die  Winebagoes  nach  Süden. 
Zu  den  (mit  den  Riccaras  oder  Aricarra  verwandten)  Pawnies  gehören  die  Wacos, 
welche  in  der  Sprache  den  Keechi  und  Witchita  (mit  den  Yowoconees)  gleichen. 
Die  Arkansas  und  Quahas  sind  aus  dem  Wasser  hervorgekommen.  Die  Mandan  oder 
Numangkake  kamen  von  der  östlichen  Seeküste.  Die  Menitaries  (über  das  AVasser 
gekommen)  oder  Grosventres  (Biddahatsi-Awatiss)  sind  den  Crows  oder  Upsarokas 
(zwischen  Klein  Missouri  und  Yellowstone)  verwandt.  Manda  oder  Fasane  heisscn 
See-pohs-ka-nu-mah-ka-kee.  Nach  Pike  sind  die  Winebagos  aus  Mexico  eingewandert. 
Die  Sioux  (mit  Pawnes  und  Riccaras)  sind  aus  Mexico  eingewandert  (nach  Beltrami). 
Die  Assiniboins  (Stone-Indians)  oder  Hohe  (Hoha)  trennten  sich  durch  einen  Streit 
(wegen  Frauenverführung)  von  den  Janktonwannas  (oder  Sioux).  Die  Hohs  gehören  zu 
den  Sound-Indians,  wie  die  Homanush  (Hoeras  im  nördlichen  Mexico),  die  Hokandikahs 
zu  den  Shoshonen  (Hohilpos  in  Columbien).  Die  nach  Mexico  wandernden  Hohocam 
stammten  von  der  durch  Szeukha  (Heros  der  Pirnas)  vom  Riesenadler  befreiten  Frau  (durch 
östliche  Nachbarn  vom  Rio  Verde  vertrieben).  Die  Knistinaux  oder  Gris  nennen  sich  Nehi- 
yawok  (iyiniwok,  les  vrais  hommes),  in  die  Paskwawiyiniwok  (Cris  des  prairies)  und  die 
Sakawiyiniwok  (Cris  des  bois)  zerfallend.  Die  (zu  den  Algonkin  gehörigen)  Knistenaux 
erstrecken  sich  von  der  Küste  Labrador's  (mit  Eskimo  grenzend)  zum  Elk-River  (in  Be- 
rührung mit  Chepeewyanes).  Die  chippewäyische  Sprache  wurde  als  Verkehrssprache  von 
den  Stämmen  an  den  Seen  (bis  Missisippi  und  Ohio)  gesprochen  (nach  Long),  verschie- 
den von  der  durch  Lahontan  als  die  classische  Sprache  bezeichneten  Algonkinischen. 
Die  muhhekanische  oder  moheganische  und  schawanesischen  Sprachen  (b.  Edwards) 
zeigen  Analogien  mit  der  Chippewäyischen.  Die  Alleghanies  sind  in  Pennsylvanien 
und  Maryland  am  niedrigsten.  Die  den  Ojibways  sprachverwandten  Swampies  (in  der 
Hudsonsbay)  gehören  zu  den  Knistino  (Naehiaok)  oder  Christinaux  (Kricqs  oder  Wilde). 


ALGONQUIN.  831 

Kacli  Schoolcraft  waren  die  Algonkin  (Algommequin)  identisch  mit  den  Nipissing 
(Nipissirinien)  oder  Ojibways.  Die  Algonkin  (mit  den  Ottawas)  am  Ottawa-Fluss 
sprachen  im  Dialect  der  Montagnar  (bei  Tadoussac  am  Fluss  Daguenay).  Nach  Charle- 
voix  bildeten  die  Nipissing  am  See  Nipissing  (an  der  Portage  zwischen  Ottawa-Fluss 
und  Lake  Huron)  den  Stamm  der  Algonkin  (s.  Gallatin).  Of  the  Algonkin  tribes  the 
Shawnees  confined  the  priesthood  to  one  totem,  but  the  greatest  of  their  prophets 
(Elskataway,  the  brother  of  Tecumseh)  was  not  a  member  of  this  clan.  Der  zu  den 
Algonkin  gehörige  Bund  der 'Sacs  and  Foxes  hatte  südlich  von  den  Sioux  den  Missi- 
sippi  (zwischen  River  Desmoines  bis  Prairie  du  Chien),  nach  Westen  zu,  überschritten. 
Die  Algonkin-Stämme  wurden  bei  den  Irokesen  als  Roonaw  (Ireni  oder  Menschen  im 
Algonkin)  bezeichnet.  Leute  heisst  innuit  (bei  den  Eskimo),  dinnie  (bei  den  Atha- 
pasker),  inini  (im  Lenape-Dialect  der  Algonkin),  Die  Abenakenscr  bewohnten  die 
Küste  zwischen  Neu-Frankreich  und  den  englischen  Besitzungen  (XVIL  Jahrhundert). 
The  Monacans,  Mannahocks,  Sasquesahonoks  and  other  tribes,  which  environed  the 
Powhatan  country,  were  so  dissimilar  in  their  language,  that  they  could  only  communi- 
cate  by  Interpretation  (according  to  Smith).  The  great  nations  were  subdivided  into  a  num- 
ber  of  smaller  tribes,  each  subject  to  its  own  Werowance  as  king  (s.  Brownell)  in  Vir- 
ginien  (XVI.  Jahrhd.).  Bei  der  Gründung  von  Philadelphia  (Coaquannoc)  verhandelte 
Penn  (1682)  in  Pennsylvanien  mit  den  Sachems  der  (zwischen  Potomac  und  Hudson 
wohnenden)  Lenni-Lenape  (original  people)  oder  Delawaren.  Bei  Ankunft  der  Pilger 
(der  Gründer  Plymouth's)  in  den  May-Flower  (1620)  herrschte  Massasoit  über  die  in 
Pocanokot,  über  die  Wampanoag,  (verbunden  mit  den  Narragansett).  Die  Ansiedler 
in  Connecticut  hatten  mit  den  (zu  den  Mohegan  gehörigen)  Pequot  zu  kämpfen.  Das 
Hauptquartier  der  Irokesen  lag  (XVII.  Jahrhd.)  am  St.  Lawrence  (bei  Montreal). 
Wie  in  Virginia  sprachen  die  Indianer  Maryland's  algonkinische  Dialecte.  Die  Dela- 
waren und  Ohio-Indianer  wurden  (durch  ein  Wampum)  in  dem  Dreibund  der  Shawnees, 
Mohickanders  und  Nanticokes  (1757)  bei  Binghampton  unterrichtet.  Die  Susquehannas 
oder  Andastes  herrschten  (in  ihrer  pallisadirten  Stadt)  über  die  Algonkin  (1608).  Die 
Minquas  bildeten  den  Hauptstamm  am  Delaware.  Die  Susquehannas  wurden  (1674)  durch 
die  Senecas  vom  Chesapeake  vertrieben.  Die  Delawaren  wohnten  (1643)  am  Delaware- 
fluss,  westlich  zu  den  Minquas  oder  Susquehannas  ausgebreitet  in  Pennsylvania,  wo 
Penn  eine  Colonie  (1682)  gründete.  Die  Susquehannock  in  Maryland,  als  Jamestown 
gegründet  wurde ,  grenzten  mit  dem  Königreich  Powhatan's.  Jamestown  wurde  unter 
Newport  (1607)  erbaut.  Das  kleine  Volk  der  Michillimackinac  flüchtete  unter  die 
Erde,  als  die  Ojibway  nach  dem  Huronensee  kamen.  Am  See  Michigan  wurden  die 
Muskoda  von  den  Chippeway  und  Ottowa  (aus  dem  Norden)  vertrieben.  Das  Land 
zwischen  Missisippi,  Redriver,  dem  Lake  Winnepeg,  Saskaskawan  und  Missouri  fand 
sich  (1804)  im  Besitz  der  Sioux  oder  Dacota  (am  Missisippi).  Im  Gegensatz  zu  den 
Weissen  heissen  die  Indianer  (bei  den  Dacota)  Ikcewicasta  (ikce,  wild  oder  ungeschmückt). 
Die  Absaroukas  (Crows)  kämpfen  mit  den  Sioux.  Die  von  den  Yankton  oder  Sioux 
abgetrennten  Assiniboin  wurden  als  Hoha  (Rebellen)  bezeichnet  (s.  Gallatin).  Die 
Dacotah  (Verbündeten)  kamen  (nachdem  die  Assiniboins  von  den  Sioux  sich  abgetrennt) 
vor  den  Feuerwaffen  der  Algonquin  zurückweichend,  vom  Mille  lac  (Isantamde  or 
Knife-Lake)  nach  dem  Zusammenfluss  des  St.  Peters  und  Missisippi  (s.  Williamson). 
Die  Banden  der  Assiniboins  sind  (nach  Neuwied)  die  Itschiabine  (les  gens  des  filles), 
Jatonabine  (les  gens  des  roches),  Otöpachgnato  (les  gens  du  large),  Oatopabine  (les  gens 
des  canots),  Tschantoga  (les  gens  des  bois),  Watopachnato  (les  gens  de  Tage),  Tanintaui 
(les    gens    des   osayes   oder    Knochen,   im  Canadisch-Französischen) ,    Chabin    (les  gens 


832  INDIANERSTÄMME. 

des  montagnes).  Die  Medicinmänner  vertreiben  die  Plagen  des  bösen  Uakan  Scliidja 
(während  als  Schöpfer  Uakan  Tange  verehrt  wird)  mit  einer  Rassel  (Quakemuha). 
Beim  Essfeste  muss  Alles  aufgegessen  werden,  und  wer  es  nicht  vermag,  giebt  die 
Schüssel  mit  einem  Stock  einem  Andern  zum  Ausleeren,  der  dafür  ein  Pferd  erhält.  Die 
Winnebagoes  (am  Lake  Michigan)  hatten  sich  abgetrennt  von  den  Sioux,  zu  welchen 
ausserdem  die  Assiniboins,  Osages  u.  A.  gehören.  Vor  der  Ankunft  der  Weissen  in 
America  ,,a  large  band  of  Indians  (Fisheaters) ,  who  inhabited  the  lakes,  being  dis- 
contented,  concluded,  that  they  would  migrate  to  the  South-West  in  pursuite  of  the 
Buffalo"  (nach  Bean),  worauf  sie  an  verschiedenen  Plätzen  Winnebagos,  Joways,  Neu- 
ta-che  (Missouries),  Wagh-toch-ta-ta  (Otoes)  genannt  wurden  (s.  Neuwied).  In  Ver- 
bindung mit  den  "Winnebagoes,  die  am  Lake  Michigan  zurückblieben,  kamen  die 
Osages  aus  dem  Norden  nach  dem  Kansas.  Die  zu  den  Abanic  (Kabeyum  oder 
Westen)  gerechneten  Winnebagoes  hatten  den  Missisippi  von  Westen  nach  Osten 
überschritten  (s.  Schoolcraft).  Die  Winnebagoes  (in  Wisconsin)  unternahmen  (nach 
Carver)  Streifzüge  nach  Südwesten  (bis  Neu-Mexico  der  Spanier).  Die  Krihs,  die  sich 
Nahiaak  nennen,  haben  dieselben  Spiele,  wie  die  Assiniboins  (die  .sie  Shahiape  nennen), 
als  das  Reifspiel  (Testepinatoh-Etatt),  das  Rathe-Spiel  (Etschon-Bineno)  und  das 
Spiel  mit  kleinen  Knochen  und  Nägeln  (Oyahkanick-Metoh-Etack).  Den  Gebrauch, 
die  Todten  auf  das  Gerüst  zu  legen ,  haben  sie  (nach  Cass)  von  den  Dacotas  ange- 
nommen (Neuwied).  Vor  dem  Trinken  sprengten  sie  einige  Tropfen  in  die  Luft  für 
die  Verstorbenen. 

Die  bei  (dem  späteren  Ort)  Montreal  das  Land  bebauenden  Irokesen  standen  unter 
der  Herrschaft  der  jagenden  Algonkin,  bis  sie  sich  von  denselben  unabhängig  machten 
und  dann  selbst  im  Kriege  furchtbar  wurden  (s.  Parrot).  Die  fünf  Nationen  anf  der 
Insel  Montreal  (1603)  erhoben  sich  nach  dem  Siege  über  die  Satanus  oder  Schaou- 
nons  gegen  die  Adirondacks  (am  Uttawa-Flusse  bis  Michillimakinac).  von  welchen  sie 
bis  dahin  unterdrückt  waren  (s.  Long).  Der  alte  Name  der  Wilden  war  Yendats,  der 
Name  der  Huronen  kam  ihnen  daher,  dass  die  ersten  Colonisten,  wie  sie  ihre  Kopfe 
auf  eine  so  bizarre  Weise  aufgestutzt  sahen,  ausriefen :  ,, Welche  Strobelköpfe"  und 
sich  gewöhnten,  sie  Huronen  zu  nennen  (Neurohr).  Den  St.  Laurence  aufsteigend,  fand 
Carter  (1534)  die  Wyandots  bei  Hochelaga  (wo  Monterey  gegründet  wurde),  am  Lake 
Champlain  mit  den  Irokesen  zusammen  grenzend.  Auf  der  anderen  Seite  des  St. 
Lawrence  wohnte  das  nördliche  Volk  der  Montagnards  oder  Algoraeequin  (von  den 
Quellen  des  Utawas  her),  die  von  den  (früher  verbündeten)  Irokesen  nach  Westen  ge- 
trieben wurden.  Die  Shawnees  und  Delawaren  flohen  (1728)  nach  dem  Ohio-Thal 
(vor  den  Irokesen),  wie  schon  früher  die  Leni-Lenape.  Die  Irokesen  waren  (bei 
Montreal)  den  Adirondoc  (oder  Algonquin)  unterworfen,  von  denen  sie  den  Ackerbau 
gelernt,  und  flohen  (als  ein  Aufstand  unterdrückt  war)  zum  Seneca-Flusse  (s.  Morgan). 
Die  von  den  Chippeway  stammenden  Connecedagas  (am  Erie-See)  sprechen  eine  aus 
den  Sprachen  der  Irokesen  und  Chippeway  gemischte.  Der  Name  Irokese  wurde  den 
Agonnosionni  (Hüttenerbauer)  von  den  Franzosen  gegeben,  wegen  des  Wortes  Hiro, 
womit  sie  alle  ihre  Reden  und  von  Koue  das,  je  nach  der  Aussprachsweise,  ein  Aus- 
druck der  Freude  oder  Traurigkeit  ist  (s.  Neurohr).  Die  Irokesen  theilten  sich  in  die 
Cantone  von  Agnier,  Onneyuth,  Onontague,  Goyoguir  und  Tsonnonthouam  (XVII.  Jahr- 
hundert). Obwohl  sich  Alterthümer  fanden,  war  (von  Kentucky)  Tennessee  (als  ge- 
meinsamer Jagdgrund)  unbesetzt,  ausser  von  den  Cherokee  innerhalb  des  Tenessee- 
Flusses  (Chee-ra  oder  Feuer).  Die  wandernden  Shawanees  (aus  Tenessee  wurden  unter 
die  Irokesen  aufgenommen.     Die  Irokesen  streiften   aus  dem  Staat  New-Tork   bis  zum 


MOHAWK.  833 

Missisippi  (s.  Rau).  In  each  nation  there  werc  8  tribes,  arrangcd  in  iwo  divisions,  as 
wolf,  bear,  beaver,  turtle  and  as  deer,  snipe,  heron,  hawk  (among  the  Iroqiiois),  the 
deer  and  bear  being  the  original  tribes.  Die  ersten  vier  betrachteten  sich  als  Brüder 
und  konnten  nicht  heirathen,  ebenso  die  zweiten  vier,  während  die  Abtheilungen  zu 
einander  nur  in  Verwandtschaft  von  Vettern  standen.  The  wolf  tribe  (for  instance) 
was  divided  into  five  parts  and  one  fifth  of  it  placed  in  each  of  the  five  nations. 
Between  those  of  the  same  name,  there  existed  a  tie  of  brotherhood  (the  ties  of  con- 
sanguinity).  The  office  of  sachem  was  hereditary  in  the  particular  tribe,  in  which  it 
ran,  while  it  was  elective  as  between  the  male  membres  of  the  tribe  itself  (Morgan). 
When  an  individual  was  raised  up  as  a  sachem,  his  original  name  was  laid  aside  and 
that  of  the  sachemship  itself  assumed.  The  nations  were  divided  into  two  classes  (upon 
opposite  sides  of  the  Council  fire).  On  the  one  side  stood  the  Mohawks,  Onondogas 
and  Senecas,  who,  as  nations,  were  regarded  as  brothers  to  each  other,  bot  as  fathers 
to  the  other  nations.  Upon  the  other  side  were  the  Oneidas  and  Cagugas  (with  the 
Tuscaroras,  w^ho  in  like  manner,  were  brother  nations  to  each  other,  but  children  to 
the  first  three.  Die  Mohawk  forderten  Tribut  ein  von  den  Unterworfenen.  Die 
Häuptlinge«  (chiefs)  bildeten  die  (nicht  erblichen)  Räthe  der  Sachem.  No  individual 
could  obtain  the  absolute  title  to  land,  as*  that  was  vested  by  the  laws  of  the 
Iroquois  in  all  the  people,  but  he  could  reduce  unoccupied  lands  to  cultivation,  to  any 
extent  the  pleased,  and  so  long  he  continued  to  use  them,  his  right  to  their  enjoy- 
ment  was  protected  and  secured.  He  would  also  seil  his  improvements  or  bequeath 
them  to  his  wdfe  or  children  (Morgan).  Nach  den  Irokesen  waren  alle  guten  Dinge, 
Thiere  und  Pflanzen  von  dem  grossen  Geist  Hä-wen-ne-yu  (dem  Herrscher)  geschaffen, 
alle  schlechten,  bösen  und  giftigen  von  seinem  bösen  Bruder  Hä-ne-go-ate-geh,  der 
die  Hexen  zu  Freveln  verleitete.  Der  gute  Geist  hatte  als  seine  unsichtbaren  Gehülfen 
(Ho-no-che-no-keh)  die  Geister  aller  Dinge  und  Wesen  geschaffen,  als  den  mit  dem 
Donnerkeil  begabten  Heno,  der  Regen  sendete  (als  Grossvater  der  Menschen),  dann 
Ga-oh  (Geist  der  Winde),  die  drei  Schwestern  oder  De-o-ha-ko  (unsere  Erhalter,  als 
die  Geister  des  Korns,  der  Bohnen,  der  Kürbisse),  die  Geister  der  Quellen,  des  Feuers,  der 
Eiche  u.  s.  w.  Nachdem  die  Leiche  (bei  den  Irokesen)  auf  ein  Gerüst  ausgesetzt  war, 
wurden  davon  die  Knochen  in  einem  Hügel  zusammengelegt.  Auf  dem  Grabe  Hess 
man  zur  Befreiung  der  Seele  einen  Vogel  fortfliegen  und  der  Sarg  war  mit  einer 
OefFnung  durchbrochen.  Als  Heno  (der  Irokesen)  im  Niagara-Falle  lebte,  tödtete  er 
mit  dem  Donnerkeil  die  Schlange,  die  (in  der  Erde  lebend)  das  Dorf  der  Cayuga  mit 
Krankheit  verheert  hatte.  Nach  den  Irokesen  bedurfte  es  des  Tabaks  zu  einer  Communi- 
cation  mit  der  Gottheit  im  aufsteigenden  Rauch  (Opferdampf  der  Griechen,  Caroliner  u.s.  w.). 
Da  nach  den  Irokesen  die  erste  Hälfte  des  Tages  dem  Grossen  Geiste,  die  zweite  den 
Todten  gehören,  mussten  religiöse  Ceremonien  um  Mittag  beendet  sein  (Morgens  bei 
den  Buddhisten).  Vor  Beginn  des  Festes  (bei  den  Irokesen)  beichtete  Jeder  unter  Er- 
fassen des  Wampum  in  der  Sanundäthawätä  genannten  Versammlung.  Bei  Dürre  war 
die  Sünde  eines  aus  dem  Volke  Schuld  am  Zurückhalten  des  Regens.  The  Iroquois  appear 
to  have  had  no  idea  either  of  the  atonement  or  of  the  forgiveness  of  sin.  Meritorious 
acts  neutralized  evil  deeds,  but  neither  the  one  nor  the  other  when  done,  could  be  re- 
called  or  changed  or  obliterated,  (wie  im  Buddhismus).  Vom  Busen  der  Mutter  des  Grossen 
Geistes  war  (nach  den  Irokesen)  das  Korn  entsprungen  (s.  Morgan).  Krieg  wurde  im 
Bunde  der  Irokesen  beim  Aufstecken  eines  rothen  Tomahawks  in  jedem  Dorfe  erklärt, 
Avorauf  jeder  dazu  Geeignete  Freiwillige  zusammenrufen  konnte,  indem  er  am  Kriegs- 
pfosten (Gä-on-date)  geschmückt  seinen  Kriegstanz  hielt  (s.  Morgan).  Nach  dem  Auf- 
Bastian, America.  ')o 


834  INDIANERSTÄMME. 

stand  gegen  die  Adirondack  (algonkinischen  Stammes)  von  Montreal  flüchtend,  liessen 
sich  die  Irokesen  oder  Ho-de-no-sou-nee  am  Seneea-Fluss  nieder,  imd  ein  Theil  begab 
sich  zum  Mohawk-Fluss,  jenseits  desselben  das  Dorf  Gä-ne-ga-hä-gä  (bei  Utica)  grün- 
dend, als  Mohawk.  Durch  Trennung  liessen  sich  die  Oneida  östlich  vom  Oneida-See 
und  dem  Onondaga  im  Onondaga-Thal  nieder.  Eine  andere  Abtheilung  zerfiel  in  die 
Cayuga,  an  der  Ost-Küste  des  Cayuga-Sees  und  die  an  der  Spitze  des  Cananduigua- 
Sees  sich  ansiedelnden  Seneca.  Dann  schlugen  die  Onondoga  den  Bund  vor  unter 
Zusammenkunft  der  Häuptlinge  im  Norden  des  Onondaga-See's  (s.  Morgan).  Die 
Onondaga  wollten  aus  der  Erde  (am  Oswego-Flusse)  entstanden  sein  und  die  Seneca 
bei  Nundawäo.  Neben  den  mit  der  Civilverwaltung  betrauten  Sachems  (und  den 
Häuptlingen)  wurden  zwei  erbliche  Feldherrn  (für  den  Bundeskrieg)  gewählt  aus  dem 
(thürhütenden)  Stamm  der  Irokesen,  und  zwei  Tawannears  aus  den  Wolfliorden  und 
Sonosowa  aus  den  Schildkrötenhorden.  Für  alle  kriegerischen  Unternehmungen  rief 
der  Vorschlagende  beim  Kriegstanz  Anhänger  zusammen.  Die  Honundeunt  (Glaubenshalter) 
überwachten  die  religiösen  Feste.  Die  Seneca  (zwischen  den  Seen  Seneca  und  Eric) 
bildeten  (als  Thürhüter  des  Langen  Hauses)  das  erste  Feuer.  Den  bei  der  Vertrei- 
bung aus  Carolina  in  den  Bund  der  Irokesen  aufgenommenen  Tuscaroras  wurden  im 
Lande  der  Oneida  Niederlassungen  cedirt.  Dagonoweda  aus  dem  Stamm  der  Onondoga 
gründete  in  Gänuntaah  unter  den  Häuptlingen  den  Bund  der  Irokesen  als  eine  durch 
Verwandtschaftsbande  vereinigte  Familie  des  langen  Hauses  oder  Hodenosaunee  (unter 
50  Sachem  mit  erblichen  Titeln  in  dem  jedesmaligen  Stamm  unter  den  verschiedenen 
Nationen).  Die  Onondoga  bewahrten  das  Rathsfeuer  und  den  Wampum ,  und  aus 
ihnen  wurde  Tododäho  (Besieger  der  Cayuga  und  Seneca)  unter  seinen  Nachfolgern 
als  der  angesehenste  Sachem  (mit  zwei  Käthen)  betrachtet.  Neben  den  (die  Hoyar- 
nagowar  genannte  Klasse  bildenden)  Sachem,  die  (wenn  nicht  im  Rath  vereinigt)  in 
ihrer  jedesmaligen  Zahl  die  Stammesangelegenheit  leiteten,  standen  die  Häuptlinge  oder 
Hasehnowäneh.  All  military  Operations  were  left  entirely  to  private  enterprise  (ausser 
den  beiden  Kriegshäuptlingen  für  Vertheidigung).  Les  Cris  appartiennent,  comme  on 
le  prouve  par  l'identite  du  langage,  ä  la  grande  famille  Algique,  qui  s'etend  depuis  Ic 
Labrador  jusqu'aux  Montagnes  Rocheuses  et  jusques  sur  les  bords  de  la  riviere  Atha- 
baskaw,  et  forment  les  tribus  des  Montagnais  du  Labrador,  les  Tetes-de-Boule  du  St. 
Maurice,  les  Abenaquis,  les  Ottawas,  les  Algonquins,  les  Sauteux,  les  Maskegons  et 
enfin  les  Cris.  Les  difFerents  dialectes  de  ces  tribus  semblent  avoir  la  meme  origine 
par  Tanalogie  de  leur  langage.  Connaissant  un  de  ces  idiomcs,  il  ne  suffit  que  d'cn 
entendre  un  congenere,  pour  se  convaincre  que  le  radical  est  ä  peu  pres  le  meme,  et 
que  les  principales  regles  de  la  grammaire  se  forment  de  la  meme  fa^on.  Le  mot  cris 
(en  anglais  cree)  vient  probablement  de  Kinistinok,  nom  qui  est  donne  ä  cette  nation 
par  les  Sauteux.  Les  premiers  voyageurs,  en  entendant  dire  Kinistinok,  auront  bientot, 
comme  toujours,  forme  un  nom  plus  court  et  plus  facile  a  prononcer.  De  tous  les 
idiomes  Algiques,  c'est  le  cris  et  le  maskegon  qui  offrent  le  plus  de  ressemblance. 
On  peut  dire  meme  que  c'est  la  meme  langue,  excepte  pour  l'accent  et  la  manierc 
d'appeler  certaines  choses.  Le  sauteux,  l'algonquin  et  leurs  congeneres  different  beau- 
coup  du  cris  par  la  prononciation,  la  desinence  des  pluriels  et  les  differentes  termi- 
naisons  du  verbe.  En  sauteux  et  algonquin,  la  forme  negative  se  double,  comme  en 
fran9ais  v.  g.  je  ne  le  vois  pas,  en  sauteux,  on  dit  kawin  ni  wabamassi;  mais  en  cris, 
eile  est  simple ,  comme  en  anglais ,  v.  g.  I  do  not  see,  namawiga  ni  wabaraaw.  Les 
Pieds-Noirs,  dont  pourtant  la  langue  est  si  diflferente,  ont  la  meme  forme,  pour  la 
phrase  negative,    que    le  sauteux.     Les  Cris    s'appellent    dans   leur  langue  Nehiyawok, 


CRis.  835 

mot  dont  la  signification  n'est  pas  certaine.  Cependant  il  paraitrait  que  9a  veut  dire 
la  meme  chose  que  iyiniwok,  les  vrais  hommes,  les  etres  de  prämiere  race.  Ils  se  di- 
visent  en  plusieurs  Landes.  D'abord  les  deux  grandes  familles,  les  Cris  des  prairies 
(Paskwawiyiniwok)  et  ceux  des  bois  ou  de  la  foret  (Sakawiyiniwok).  Ces  deux  familles 
se  subdivisent  comme  suit:  pour  les  Cris  de  la  prairie,  il  y  a  les  gens  de  la  rivi^re 
(Sipiwiyiniwok)  et  les  gens  d'en  bas  (Mamikiyiniwok).  Pour  ceux  du  bois,  il  y  a  les 
gens  de  l'Ile  ä  la  Crosse  (Sakittawawiyiniwok)  et  les  gens  du  Rabaskaw  (Ayabaska- 
wiyiniwok).  Les  Cris  des  prairies  sont  plus  nombreux  que  ceux  des  bois.  Ils  peu- 
vent  ä  peu  pres  former  une  population  de   15   a   16  mille  ämes.     Les  Cris  des  prairies 

demeurent  en  gros  camps,  sans  cesse  ä  la  suite  de  leurs  ineffables  buffalos,  ne  vivant 
que  de  chasse  et  du  benefice  du  hasard.  Les  Cris  des  bois,  humbles  chasseurs  ou  pe- 
cheurs,  vivent  isoles  par  trois  ou  quatre  familles,  parce  qu'une  plus  grande  agglome- 
ration  ne  pourrait  trouver  assez  de  chasse  pour  subvenir  ä  ses  besoins.  Les  sauvages 
de  la  grande  plaine  sont  bien  plus  fiers  et  guerriers  que  ceux  de  la  foret.  Les  pre- 
miers  ne  le  cedent  pas  en  hardiesse,  audace  et  effronterie  aux  fameux  Pieds-Noirs, 
leurs  voisins  et  leurs  ennemis.  Les  Cris  des  prairies  habitent  des  loges  ou  tentes  faites 
avec  le  cuir  du  büffle,  tandis  que  ceux  des  bois,  le  plus  souvent,  n'ont  pour  abri  que 
des  cabanes  d'ecorces  ou  de  branches  d'epinette.  Les  premiers  parlent  leur  langue 
avec  beaucoup  de  purete  et  d'elegance;  les  seconds  perdent  de  cette  purete,  en  em- 
pruntant  quelque  chose  aux  Maskegons  (s.  Lacombe).  „Von  denen  so  vielen  Indianischen 
Nationen,  deren  Capit.  Smits  und  Dehaet  gedacht,  sind  nur  noch  wenig  übrig  und 
heissen  auch  dieser  kaum  einige  so  wie  sies  genannt.  Wir  finden  bey  diesem  Scriben- 
ten  die  Indianische  Königreiche  Segetago,  Pahtiuntanux,  Pocossum,  Taughatanaxgnet, 
Wabiggan,  Nassaque,  Maschecosqueek,  "Wavvrigovek,  Mothoquen,  Wackcogo,  Passa- 
ranak  und  ihre  Alliirte  Aucocisco,  Accominiticus,  Passataquac,  Aggowvan,  Massachusct, 
Naemkek.  Von  welchen  allen  nur  die  2.  Letzteren  die  neue  Scribenten  gedacht. 
Die  erste  Nationen  liegen  Ostwerts  (die  Englische  aber  setzten  sich  in  den  Südlichen 
Theilen  Neu-Engellands),  wohin  Capit.  Smith  nicht  gehandelt.  Naemkek  ist  das  Land, 
so  jetzo  die  Grafschaft  Essex  ausmachet.  Das  nächste  daran  war  Massachuset,  welches 
der  Ober-Colonie  von  Neu-Engelland  den  Nahmen  geliehen.  Wo  jetzo  SufFolk  und 
Middlesex,  waren  die  meiste  Indianer,  und  schienen  sittsahmer  als  die  andre,  so  vielleicht 
von  ihrem  Handel  mit  den  Europäischen  Nationen  herrühret,  dann  alles  was  überhaupt 
Handlung  halber  dahin  kam,  triebe  ihr  Gewerb  mit  ihnen,  und  fischete  aufF  ihren 
Cüsten.  Gleichwie  sie  in  ihren  Sprachen,  Manieren  und  Gewohnheiten  von  anderen 
Indianern  viel  unterschieden,  so  hatten  sie  unter  sich  auch  was  besonders:  von  denen 
wir  verschiedene  Meldung  finden;  als  die  Massassoit,  so  um  Mount  Hope  in  Neu- 
Bristol  gewohnet,  die  Pocassets  in  Plimouth,  die  Manimoys  in  Barnstable,  die  Nansets, 
Mattachieses,  Namaskets,  so  im  Lande  darinnen  zwischen  dem  Fluss  Providence  und 
Merrimack  gewohnet.  Die  Narragantsets,  um  Neu-London  herum.  Die  Pequots  und 
Wapenokes,  mit  denen  sie  meistens  immer  im  Krieg  begriffen.  Die  Marchicans,  die 
Sequems  in  Hampshire,  etwa  20  Meilen  von  der  Cüste,  die  Navasii  und  Horakasi 
weiter  ins  Land  hinein.  Diese  alle  waren  Inwohner  des  Landes  um  Connecticut.  Die 
Moratiggons  nach  dem  Westen  der  Massasoits.  Die  Patuxets  zwischen  den  Graf- 
schaften Neu-Bristol  und  Neu-Londen.  Die  Maquas  gegen  dem  Jorcker-See  zu,  an 
der  West-Seite  des  Connecticuts:  die  Meneglus  und  andere  Ostwerts.  Diese  besondre 
Nationen  hatten  einen  noch  generaleren  Nahmen  Armonchiquois,  die  von  Norembegua 
aber  hiessen  Etechemins.  Doch  machte  jeder  Sachem  oder  Segamore,  der  nur  ein 
Gebieth  von  8  oder  10  Meilen    in  die  Länge    hatte,    sein  Land    zu  einem  Königreich, 

53* 


836  INDIANERSTÄMME. 

und  nannte  seine  Nation  änderst.  Diese  Segamores  waren  ihre  Krieg^-Capitaine  (aus 
den  edelsten  Geschleclitern  erwählet.  Jedes  seine  Herrschaflft  gieng  gemeiniglich  l)is 
an  eine  Bay  oder  Fluss.  Beim  Ausspruch  eines  Segamors  beruhete  alles  in  ihren 
öffentlichen  Versammlungen.'  Bissweilen  wurden  auch  ihre  Pfaffen  und  Wahrsager, 
die  zugleich  ihre  Aertzte,  um  Rath  gefraget.  Ihre  Segamores  herrscheten  despotisch. 
Tapfferkeit  adelte  einen  Mann,  und  war  weiter  kein  Unterscheid  unter  ihnen,  als  ein 
Behertzter  und  ein  Bärnhäuter.  Ihr  Kleid  waren  Bären-  Wolffs-  und  andrer  Wilden 
Thieren  Häute,  so  sie  im  Sommer  ab,  des  Winters  aber  wieder  anlegten.  Ihre  Speise 
war  Mahitz,  Fisch  und  Vögel.  Ihre  Waffen  waren  Bogen  und  Pfeile,  (mit  Fisch- 
beinen an  statt  der  Messern  scharff  gemacht).  Ihre  Fahrzeuge  waren  Kahne  aus  einem 
Baum-Klotz,  mit  Feuer  ausgehölet.  Einige  hatten  keine  beständige  Wohnung,  sondern 
es  lebten  8.  bis  lO.  Hausshaltungen  beysammen  in  einem  beweglichen  Zelt  zu  desto 
bequemeren  Fischfang,  nach  Art  der  Tartaren,  von  denen  sie  sollen  entsprossen  seyn. 
Doch  es  ist  nur  eine  Muhtmassung,  von  geringer  Gleichheit  ihrer  Sitten  mit  jenem, 
woraus  doch  schwehr  was  zu  erweisen,  als  wie  America  zuerst  bewohnet  worden. 
Etliche  hatten  Wohnungen  oder  Wigwams  in  Städten  von  Plählen  und  Schilfmatten, 
das  Dach  mit  Baumrinden  belegt,  darinn  vor  etliche  Familien  Raum,  indem  sie  gantz 
nicht  zänckisch,  sondern  Freunde  der  Gesellschafften  (s.  Vischer). 


Tupis  (den  Tapajos  oder  Waldmenschen  gegenüber),  als  Tupinambas,  durch  welche 
die  Tupinaes  (Besieger  der  Quinimures)  vertrieben  waren,  lieferten  (bei  Bahia)  See- 
gefechte (1531),  dann  nach  Pernambuco  ziehend,  und  den  Amazonas  nach  Westen  bc- 
fahrend  bis  zur  Colonie  Tupinamba-rana  oder  das  unächte  Tupi-Land  [Haussa  bokeu].  Zu 
den  Ges  oder  Cran  am  Rio  Tocantin  (in  Goyaz)  gehören  Cayapos,  Chavantes  u.  s.  w. 
Die  Guck  oder  Coco  (zwischen  Rio  de  Janeiro  und  Bahia)  stammen  (mit  den  Cariri, 
Carapotes  u.  s.  w.)  aus  dem  Gebirge  der  Gujana  (und  der  Serra  Borborema).  Unter 
den  Cren  oder  Gueren  (zwischen  Parahiba  und  Rio  de  Contas)  wohnten  die  (mit  den 
Puris,  Coroados  und  Malalis  kämpfenden)  Aimures  oder  Botocuden  auf  der  Serra  dos 
Aimures  (und  Serra  do  Espinha9o).  Die  Tupinambas  (als  Vorfahren  der  Tupis)  im 
Norden  Brasilien's,  zogen  (bei  Besiedlung  von  Bahia,  Sergipe  nnd  Pernambuco)  nach 
dem  Amazonas  ab  (1560)  und  verbreiteten  durch  Unterwerfung  dortiger  Stämme  ihre 
Sprache.  Bei  späteren!  Vordrängen  der  Portugiesen  (seit  161 5)  zogen  sie  sich  in  die 
BergM'älder  des  Innern  zurück.  Die  Tapuyas  (por  varias  provincias  do  Brazil,  princi- 
palmente  pelas  do  Maranho  e  do  Ceara)  erstreckten  sich  (nach  Freire)  bis  Cap 
St.  Augustin.  „Ehemals  waren  die  Aymores  im  höchsten  Grade  furchtbar  für  die 
schwachen  portugiesischen  Ansiedelungen,  bis  man  sie  späterhin  mit  Nachdruck  angriff 
und  in  die  Wälder  zurücktrieb,  wo  sie  heut  zu  Tage  unter  den  Nahmen  der  Boto- 
cuden leben.  In  Southey's  history  of  Brazil  und  in  der  Corografia  Brazilica  findet 
man  Nachrichten  über  die  Verheerungen,  welche  diese  Wilden  zu  verschiedenen  Zeiten, 
besonders  zu  Porto  Seguro ,  S.  Amaro,  Ilheos  u.  s.  w.  angerichtet  haben.  Von  den 
Aymores,  die  ehedem  am  Flusse  Ilheos  gewohnt  haben,  existirt  nur  noch  ein  kleiner 
Rest:  ein  Paar  alte  abgelebte  Personen,  die  unter  dem  Namen  Guerens  am  Flusse 
Itahype  oder  Ta'ipe  sich  aufhalten.  Aber  noch  immer  weckt  der  Nähme  Aymores 
oder  Botocudos  bei  den  europäischen  Ansiedlern  Empfindungen  von  Abscheu  und 
Schrecken,  weil  diese  rohen  Menschen  allgemein  in  dem  Rufe  stehen,  Anthropophagcn 


150T0CUDEN.  837 

zu  sein.  Den  Namen  Botocudos  haben  sie  von  den  grossen  Plolzpflöcken ,  womit  sie 
Ohren  und  Lippe  verunstalten;  denn  Botoque  bedeutet  im  Portugiesischen  ein  Fass- 
spund. Sie  selbst  nennen  sich  Engeräckmung  und  hören  es  sehr  ungern,  wenn  man 
sie  Botocudos  nennt.  Ob  sie  gleich  von  der  Küste  verdrängt  worden  sind,  so  blieb 
ihnen  demungeachtet  noch  ein  weiter  Strich  undurchdringlicher  Urwälder  zum  ruhigen, 
ungestörten  Zufluchtsorte  frey.  Heut  zu  Tage  bewohnen  sie  den  Raum,  der  sich 
längs  der  Ostküste,  jedoch  mehrere  Tagereisen  vom  Meere  entfernt,  vom  15.  bis  zu 
19)^  Graden  südlicher  Breite  ausdehnt,  oder  zwischen  dem  Rio  Pardo  und  Rio  Do9e 
liegt.  Sie  unterhalten  von  dem  einen  dieser  beiden  Flüsse  bis  zum  andern  eine  Ver- 
bindung längs  der  Gränzen  der  Capitania  von  Minas  Geraes;  näher  an  der  Seeküste 
aber  findet  man  einige  andere  Stämme,  die  Patachos,  Machacalis,  u.  s.  w.  Westlich 
dehnen  sich  die  Botocuden  bis  zu  den  bewohnten  Gegenden  von  Minas  Geraes  hin  aus; 
]SIawe  verlegt  ihren  äussersten  Wohnplatz  an  die  Quellen  des  Rio  0090  nach  S.  Jose 
da  Barra  Longa.  Ueberall,  in  Minas  sowie  am  Rio  Do^e,  führt  man  Krieg  gegen  sie ; 
in  früheren  Zeiten  waren  besonders  die  Paulisten  (Bewohner  der  Capitania  von 
S.  Paulo)  ihre  unablässigen  Feinde.  Am  Rio  Grande  de  Belmonte  findet  man  bis 
Minas  Novas  hinauf  die  Gesellschaften  der  Botocuden,  die  hier  in  ungestörter  Ruhe 
leben.  Jede  Truppe  hat  ihren  Anführer  (von  den  Portugiesen  Capitam  genannt),  der 
nach  Verhältniss  seiner  kriegerischen  Eigenschaften  mehr  oder  minder  in  Ansehen 
steht.  Nordwärts  am  rechten  Ufer  des  Rio  Pardo  zeigen  sie  feindliche  Gesinnungen; 
ihren  Hauptsitz  haben  sie  jedoch  in  den  grossen  Urwildnissen  an  beyden  Ufern  des 
Rio  Do9e  und  des  Belmonte.  In  diesen  Wäldern  schalten  sie  ungestört,  und  am 
Flusse  S.  Mathaeus  streifen  sie  noch  zuweilen  bis  nahe  an  die  Seeküste  hinab.  Dies 
sind  die  Gegenden,  welche  heut  zu  Tage  diesem  Stamm  zum  Wohnsitz  dienen.  Ihre 
frühere  Geschichte,  wovon  wir  einige  Notizen  in  den  Werken  der  Jesuiten  und  anderer 
Schriftsteller  finden,  die  Southey  in  seiner  History  of  Brazil  zusammengestellt  hat, 
zeigt,  dass  sie  immer  zu  den  rohesten  und  wildesten  der  Tapuyas  gerechnet  und  sehr 
gefürchtet  wurden;  dieses  Urtheil  von  ihnen  findet  man  auch  noch  in  den  gegen- 
wärtigen Zeiten  bestätigt"  (Neuwied).  Zu  Soarez'  Zeit  (1589)  gehörten  die  Tamoyos, 
Papanazes,  Tupiniquin,  Tupinaes,  Amoipiras,  Tupinambazes,  Pitogoares,  Caites  zu  den 
Tupis,  aber  diese  oder  die  bei  Vasconcellos  genannten  Stämme,  als  die  zuerst  mit  den 
Entdeckern  in  Berührung  gekommenen,  sind  jetzt  (wie  von  Martins  bemerkt)  fast 
gänzlich  verschwunden,  während  sonst  das  Indianergeschlecht  in  den  dichten  Wäldern 
Brasilien's  mehr  Schutz  gefunden  hat,  als  die  dem  Untergang  geweihten  Indianer  der 
nördlichen  Union  (oder  die  Australier).  The  Douttagalla  tribe  has  now  only  one  member 
left  (in  Australia  felix)  bemerkt  Haydon  (1848).  Die  Tasmanier  gingen  bald  darauf 
unter.  Die  1631  in  Sad-Pedro-do-Rio-Grande  begonnenen  Missionen  vereinigten  die 
„Indios  Guaranis,  Tupes  e  Charruas"  in  den  Encommendas  (von  wo  der  Handel  be- 
trieben wurde).  Antes  e  depois  d'establecidas  as  missoes  naö  discontinuarao  os  Pau- 
listas  de  fazerem  armadas  entradas  nas  terras  para  cativarem  Indios  que  repartiaö  entre 
si,  e  os  vendiao  como  escravos"  (und  nachdem  die  Jesuiten  ihre  Indianer  dagegen  be- 
waffnet hatten,  „commandarem  uma  multidao  sem  conto  d'Indios  contra  osHespanhoes 
e  Portuguezes  que  assignalavao  os  limites  das  terras  pertenecentes  as  duas  Coroas"). 
„Nicht  selten  befriedigte  sich  der  fromme  Eifer  der  apostolischen  Seelen- Eroberung, 
indem  er,  ohne  Rücksicht  auf  die  nur  unsicher  festgestellten  Grenzen  harmlose  Indianer 
überfiel  und  in  weit  entlegenen  Ortschaften  mit  ganz  fremden,  ja  ursprünglich  feind- 
lichen Familien  vermischte"  (beim  Näherrücken  der  spanischen  Missionen  am  oberen 
Orinoco    und    in    ]Maynas   mit    den  portugiesischen    am  Solimoes  und  Rio  Negro).     In 


838  INDIANERSTÄMME. 

den  jesuitischen  Missionen  Bolivien's  ^var  Alles  so  sehr  geregelt,  „iit  secundum  morem 
in  Bolivia  traditum  conjuges  Indiani  media  nocte  sono  tintinabuli  ad  exercendum  coitiim 
excitarentur  (s.  Keller-Leuzinger).  Die  aus  den  früheren  Missionen  zerstreuten  (als 
Lootsen  zwischen  Maranhao  und  Para  dienenden)  Nord-Tupis  (in  der  Provinz  Para  am 
Rio  Tury-a9U  nach  Westen  und  Norden,  in  der  Umgegend  von  Para  und  Canieta, 
auf  der  Insel  Marajo  und  am  Amazonas)  sprechen  den  Dialect  der  allgemeinen  Lin- 
gua geral  (s.  v.  Martius).  Die  früher  in  Aldea's  wohnenden  Ost-Tupis  (von  der  Ilha 
de  St.  Catharina  bis  zur  Mündung  des  Amazonas)  oder  Tupinambas  sind  in  Mischun- 
gen aufgegangen.  Die  Süd-Tupis  (in  Parana,  Rio  Grande  do  Sul  bis  Montevideo) 
zogen  sich  aus  den  Reducciones ,  wo  sie  als  Guaranis  (Carios)  vereinigt  waren,  in  das 
Innere  Brasilien's  zurück.  Die  Central-Tupis  (am  Tapajoz)  streifen  zwischen  Tocantin 
und  Madeira  (mit  Apiacas,  Cahahybos  u.  s.  w.).  Die  West-Tupis  fielen  als  Chiriguanos 
in  Peru  ein  (1430).  Die  Tupi  sprechenden  Stämme  Brasilien's  wohnen  besonders 
zwischen  Tapajos  und  Xingu  (sowie  in  Chiquitos),  am  mittleren  Parana,  einzeln  an 
der  atlantischen  Küste,  und  am  Amazonas  (mit  den  Mischlingen  der  Mundrucus\  Die 
Lenguas  oder  Guaycurus  wohnen  zwischen  Parana  und  Paraguay,  die  Parexis  zwischen 
Parana  und  Madeira.  Die  (statt  auf  der  Hängematte)  auf  einem  Gestell  oder  Girao 
schlafenden  Ges  oder  Cran  wohnen  am  Tocantin.  Die  Cren  finden  sich  zwischen 
Parahiba  und  Rio  das  Contas  (mit  Botocuden,  Coroados,  Puris  und  Malalis).  Die 
Guck  oder  Coco  erstreckten  sich  bei  Bahia  und  Pernambuco  (mit  den  Manaos  am  Ama- 
zonas). Die  Miranhas  wohnen  am  Rio  Negro  (und  Uaupes).  Die  Tecuna  bewohnen 
die  Ufer  am  obern  Amazonas.  In  Guayana  finden  sich  neben  Cariben  die  Arowaken. 
Die  Nord-Tupis  begreifen  (nach  v.  Martius):  i)  Taramembes,  Teremembes,  Tre- 
membes,  was  Wanderer,  Vagabund  bedeuten  soll,  ist  ohne  Zweifel  ein  Spottname. 
Man  findet  ihn  auf  Indianer  angewendet,  die  auf  dem  Continente  der  Provinz  Parä 
zwischen  den  Flüssen  Tury-a9Ü  und  Coite  wohnten.  Aldeirt  wurden  sie  in  der  Villa 
de  Sobral  und  in  N.  Senhora  da  Con^eicäo  d'Almofalla  (in  Cearä),  wo  noch  Abkömm- 
linge von  ihnen  vorhanden  sind.  2)  Die  Nhengahibas,  Niengahüvas,  auf  der  Insel 
Marajo ,  sind  wahrscheinlich  von  den  stammverwandten  Bewohnern  des  Festlandes  so 
genannt  worden,  um  anzudeuten,  dass  sie  die  gleiche  Sprache  sprechen;  also  Sprach- 
männer, gleichsam :  unsere  Leute,  (wie  auch  die  Deutschen  von  Thiuda,  Volk,  genannt 
sein  sollen).  3)  Pacajas,  Pacajazes  wohnten  auf  dem  Festlande,  um  die  Insel  Marajo. 
Ebenso  nach  Acuiia's  Anführungen.  4)  Die  Apantos.  5)  Die  Mamayamas,  Mamaya- 
mazes.  6)  Die  Anajäs,  Anajazes.  Und  alle  diese  Horden  oder  Familiennamen  sind 
wahrscheinlich  identisch  oder  gehören  zusammen  mit  den  7)  Guayanas,  Guayanazes. 
Von  diesem  Stamm-  oder  Hordennamen,  der  aber  auch  24  Grade  südlich,  bei  S.  Vin- 
cente, gegolten  haben  soll,  wird  der  Name  der  Landschaft  Guyana  abgeleitet.  Nach 
der  mitgetheilten  Etymologie  wäre  das  Wort  verdorben  aus  Cua-apyaba,  mit  Federn 
bekränzte  Männer.  8)  Die  Cambocas  oder  Bocas  lebten  an  der  grossen  Südwasserbay, 
östlich  von  der  Mündung  des  Tocantins,  wxlche  davon  Bahia  oder  Bocas  hiess.  Sie 
wurden  aldeirt  in  Melga90,  Veiras  und  Portel.  Eben  so  verschollen  wie  sie  sind 
9)  die  Tocantinos,  Tucantinos  und  10)  die  Tochi-  oder  Cuchi-uaras,  welche  beide  den 
Tocantins  herabgekommen  sein  und  an  seiner  Mündung  gewohnt  haben  sollen.  11)  Ja- 
cundas,  südlich  von  der  Quelle  des  Rio  Capira.  1 2)  Vielleicht  sind  auch  die  Cupinharos 
(Cupi-n-uaras  =  Ameisenmänner)  als  ein  Haufen  der  Tupis  anzuführen  [Myrmidonen].  Sie 
sollen  noch  jetzt  südlich  von  S.  Pedro  d'Alcantara  am  Tocantins  im  Zustande  der  Frei- 
heit hausen.  Als  die  Bewohner  der  dichten  Urwälder  an  den  Mündungen  der  zahl- 
reichen Flüsse  jener  Gegend    werden   auch  die    13 j  Uanapüs  und  Taconhapes  genannt, 


Tupis.  839 

dann  Juuruna  (Schwarzgesicliter).     Weiter  gegen  Westen  wohnten  ehemals  noch  mehrere 
Horden  dieses  Stammes ,    auf    welche    unter    andern    die  freilich    unkritischen  Berichte 
Acunna's  hinweisen.     Es  gehören  hieher  die  Namen:  Cachig-uaras,  Cuchi-uaras,  Curig- 
ueres,  Cumayaris,  Guacui-aris,   Guac-ares,  Yacuma-aras,  Aguayras,  Canisi-uras,  Paca-jares 
jenes  Schriftstellers.     Von  ihnen  allen  begegnet  man  am  Amazonas   keiner  Spur  mehr. 
Das    Wort    Ymira-yares    oder    Ibira-yares,     welches    auf    vielen    älteren    Karten    er- 
scheint, bedeutet  in  der  Lingua  geral  Holzmänner,  Waldherren  (Ibyra-uara),  also  keine 
Nationalität.     Dazu    kommen   Omaguas.     Von    den    Süd-Tupis    werden    einbegriffen  (s. 
V.  Martius):   i)  Die  eigentlichen  Guaranis-(in  denen  früher  die  Horden  der  Arachanes, 
der  Mbeguds  und  der  Caracaräs,  d.  i.  Sperber-Indianer,  unterschieden  wurden)  wohnen 
ausserhalb    des    Reiches.      Die    übrigen    stammverwandten     Horden    sind    verscheucht 
oder  im  Verkehre    und    in    der  Vermischung    mehr    oder    weniger   verloren  gegangen. 
Es  lassen  sich  von  ihnen  anführen :  2)  Die  Patos,  ehemals  ein  Fischervolk  an  der  Lagoa 
dos  Patos.     3)  Die  Minuanos,    ebenfalls    ehemals   an    der  Lagoa  mirim  und  dos  Patos 
wohnhaft.     Ihre  Reste    haben    sich    in    die  Wasserscheiden    zwischen  Rio  Pardo    und 
Ibicuy  zurückgezogen.     4)  Die  Tapes,  Tappes,   Tapis.     Sonst  in  den  Fluren  von  Monte 
Video  und  nördlich  bis  über  den  Uruguay   verbreitet,    und   gefährliche  Nachbarn.     In 
den  sieben  spanischen  Missionen  zwischen  Ybicuy  und  Uruguay  wurden  Glieder  dieser 
Horden  aldeirt.     5)  Pinares  oder  Pinaris,  südlich  von  den  Quellen  des  Uruguay.     6j  Die 
Guaycanans,  Gunhanäs,  Guauhanäs,  Guannanäs,  in  den  Campos  de  Vaccaria  der  Provinz 
Rio  Grande  do  Sul.     7)  Die  Biturunas,  Piturunas  (Schwarzgesichter  oder  Nachtmänner) 
südlich    vom    Rio  Curitiba.     8)  Die  Guarapü-ava    oder  Japö    in    den  s.  g.  Campos  de 
Guarapuava  und  aldeirt  in  Castro.     Bei  den  Central-Tupis  (s.  v.  Martius)  werden  von  den 
in    dem  bezüglichen  Territorium   genannten  Indianern  die  folgenden    zu  den  Tupis  ge- 
rechnet:   i)  Die  Apiacas.     2)  Die  Uyapas  oder  Oropias,    eine  von    den  vorigen  wenig 
verschiedene,    zerstreut    unter    ihnen    wohnende    Unterhorde.     3)   Die  Cahahybas,  Caa- 
üvas,  Cabaivas,  Cayowas  (bei  Castelnau),  welche  mit  den  Vorigen  in  Feindschaft  leben. 
4)  Die  Mitandues  (Kinder).     5)  Ababas  (Männer).     6)  Die  Temanangas  (weibliche  Ver- 
wandte). 7)  Die  Tapirapes.  8)  Die  Pochetys.  Die  West-Tupis  begreifen  (b.  Martius)  die  Chiri- 
guanos,  Sirionos,  Guarayos.     Zu  den  Ost-Tupis    (als  Tupinambas)   gehören  (s.  Martius: 
i)  Als  eine  getrennte  Horde    darf    man    die  Tamoyos,   Tamojös,    d.  i.  die  Grossväter, 
betrachten,  so  von  ihnen  selbst  genannt.     Sie  wohnten  südlich  von  jener  Horde  in  den 
Küstenwaldungen  von  Ubatuva  bis  S.  Vicente.     Abkömmlinge   von    ihnen  sind  in  der 
Aldea  da  Escada  (Prov.  von  S.  Paulo)    katechisirt    worden.     Diejenigen,    welche  sich 
als    die  Abkömmlinge    von    den   Tamoyos    ansahen,    nannten    sich    selbst    Temiminos. 
2)  Tupiniquins,  Tupinaquis,    soll    „die    benachbarten  Tupis"   bedeuten.     Unter  diesem 
Namen  werden  Indianer,  welche  zuerst  in  Porto  Seguro  wohnten,  aufgeführt.     Im  Jahre 
161 9    versetzte  Martim    de    Sä   eine  Colonie    derselben    nach  Mangaratiba,  Marambaia 
und  Itaguahy  in  der  Provinz  von  Rio.     Auch  in  Belmonte,  Camamü,  Valen^a  wurden 
sie  aldeirt  (Spix  undMartius,  Reise  II,  677).  Sie  alle  sind  aber  ihrer  Nationalität  und  Sprache 
verlustig.     3)  Tupinäs,  Tupinaes,  Tuppynäs    werden    in  den  portugiesischen  Berichten 
westlich  vom  Reconcavo  de  Bahia,  am  Rio  Peruagua9Ü,  in  Sergipe  d'El  Rey  u.  s.  w. 
genannt.     Wenn    die    mehrfach    angegebene    Deutung    des  Namens    richtig,    so  hätten 
sich    die    einander    feindlichen  Tupi-Horden  gegenseitig  Tupi-n-aem,    d.  i.  Tupis  maos 
oder  perversos,  die  Schlimmen  oder  Verkehrten  genannt.     Unter  diesem  Namen  schei- 
nen Jene  begriffen,    welche    im  letzten  Decennium  des   17.  Jahrh.   besonders   zwischen 
den  Flüssen  Vaza-Barris  (indianisch:  Irapirang)    und   de  S.  Francisco   sich  so  feindlich 
gegen  die  Ansiedler  erwiesen,    dass  man  mehrere  blutige  Feldzüge    gegen  sie  eröffnen 


840  ixdianerstäm:me. 

musste.  In  der  Provinz  Sergipe  d'El  Rey  sind  Abkömmlinge  von  ihnen  noch  so 
häufig,  dass  man  25,000  Köpfe  indianischer  Ra9e  zählt.  4)  Obacatuaras,  zusammen- 
gezogen aus  Oba  oder  Iba,  catu  und  Uara,  d.  i.  gute  Waldmänner,  wurden,  viellciclit 
im  Gegensatze  zu  den  Vorigen,  Tupis,  als  Verbündete  genannt,  welche  auf  den  Inseln 
des  Rio  de  S.  Francisco  wohnten.  Ihre  Abkömmlinge  sind  gegenwärtig  grösstentheils 
in  der  Villa  de  Propiha,  in  der  Jesuiten-Mission  Mornim  und  längs  dem  Rio  de  S. 
Francisco,  in  den  ehemaligen  Capuziner-Missionen  ansässig.  Kleine  Horden  desselben 
Stammes  waren:  5)  Die  Chocös  oder  Chucurüs,  die  zuerst  am  Rio  Pajehv'i,  in  Alagoas, 
wohnten,  und  in  der  Aldea  von  Ororoba,  jetzt  Symbres  (Prov.  Pernambuco),  aldcirt 
wurden ;  und  6)  die  Icö ,  am  Rio  do  Peixe ,  in  der  Provinz  Rio  Grande  do  Norte. 
7)  Poty-uaras,  Pito-uaras,  Potigares,  Pitigares,  bei  Lact  Peti-guäres.  Dieser  Bei-  oder 
Spottname  wird  verschieden  erklärt:  Krebs-  oder  Tabakspfeifen-Männer,  von  Poty, 
Krebs,  Krabbe,  oder  von  Pita,  der  sogenannten  Aloepflanze,  Fourcroya  gigantea,.aus 
deren  ausgehöhltem  Blüthenschaft  die  Tupinamba  ihre  grossen  Tabakspfeifen  bereiteten. 
Nach  einer  andern  Erklärung  hätten  sie  sich  den  Namen  nach  einem  Anführer  beige- 
legt. Sie  wohnten  vorzüglich  in  Parahyba  do  Norte,  Ciara  und  von  da  nördlich  bis 
zur  ehemaligen  Comarca  de  Cuma  in  Maranhäo.  Nach  den  Wortproben,  die,  in  der 
Bahia  de  Trai^äo  (oder  Acejutibirö)  gesammelt,  sich  von  Lact  aufbewahrt  finden, 
sprachen  sie  den  gewöhnlichen  Dialekt.  Unter  dem  Namen  der  8)  Caetes,  Caitcs, 
Cahetes  führen  die  älteren  Berickte  eine  Horde  auf,  die  vielleicht  von  ihren  Slanim- 
genossen  selbst  als  ,, Waldmänner"  (von  Caa-ete,  der  hohe  oder  Ur-Waldj  bezeichnet 
wurde,  indem  sie  nicht  wie  die  Poty-uaras  am  Seegestade,  als  Fischer,  sondern  in  den 
Wäldern  als  Jäger  lebten.  Caetes  wurden  jene  Wilde  genannt,  welche  i.  J.  1554  den 
Bischof  von  Bahia  mit  allen  seinen  Begleiten  ermordeten  und  auffrasscn,  als  sie  an  der 
Küste  von  Parahyba  do  Norte  Schiffbruch  gelitten  hatten.  9)  Andere  Haufen,  die 
weiter  nördlich  in  Ceara  hausten,  wurden  Guanacäs,  Jaguaranas,  d.  i.  Onzen-Indianer, 
Quitarioris  und  Viatanis  (Viatans)  genannt,  und  die  Cahy-Cahys  in  Maranhäo,  welche 
im  vorigen  Jahrhundert  blutige  Raubzüge  zwischen  den  Flüssen  Pindare  und  Monim 
ausführten,  sind  vielleicht  versprengte  Reste  jener  ehemals  am  Seegestade  sesshaftcn 
Tupis.  10)  Unter  dem  Namen  Tobajares,  Tobbajares,  Tupajaros,  Tupajaras  finden 
sich  Tupis  in  dem  nördlichsten  Theile  von  Ceara,  in  Maranhäo  und  auf  der  Serra 
Ipiapaba  verzeichnet,  Abkömmlinge  von  ihnen  leben  in  Paco  do  Lumiar  und  in 
Vinhaes  auf  der  Insel  Maranhäo,  in  der  Villa  de  Mon^ao  und  längs  dem  Rio  Itapi- 
curü,  alle  ebenfalls  ihrer  Nationalität  verlustig.  Dass  Tobauara  in  der  Tupisprache 
,, Schwager"  bedeute,  wird  mitunter  angeführt.  Der  Name  Tabajaris  kommt  unter 
denen  der  Indianer  in  der  Gujana  vor  (am  Rio  Caura),  welche  Humboldt  aufgezeichnet 
hat.  Vielleicht  sind  Reste  dieser  Horde  die  Guajojaras,  die  an  den  Quellen  des 
Rio  Mearim  in  Freiheit  leben  sollen,  und  die  Manaxos  (Manajos),  ebenfalls  frei  am 
Mearim  und  im  Districte  von  S.  Bento  dos  Pastos  bons,  westlich  vom  Rio  das  Balsas 
bis  zum  Tocantin;  aldeirt  in  Vinhaes.  Zwischen  Rio  de  Janeiro  und  Bahia  unterscheiden 
sich  a)  Nationalität  der  Goyatacas:  i.  Coropos,  2.  Paraibas,  3.  Cachines,  4.  Canarins, 
5.  Maxacaris,  6.  Capochös,  7.  Cumanachös,  8.  Patachos,  9.  Panhames,  10.  Macunis, 
II.  Monoxös.  b)  Nationalität  der  Crens:  12.  Botocudos,  früher  unter  dem  Namen  der 
Aymores  bekannt,  13.  Puris,  14.  Coroados,  15.  ]Malalis,  16.  Ararys,  17.  Xumetös, 
18.  Pittas.  c)  Nationalität  der  Ges:  19.  Camacans,  20.  Mongoyös,  21.  Meniens,  22.  Ca- 
tathoys,  23.  Cotoxos,  dann  24.  Kiriris  und  25.  Sabujäs,  welche,  zugleich  mit  den  Pi- 
menteiras,  einer  weit  über  das  Gebiet,  von  dem  hier  die  Rede  ist,  verbreiteten  Natio- 
nalität angehören,  und  zugleich  mit  vielen  andern  unter  dem  Namen  der  Guck  oder  Cocos 


DIALECTE.  841 

begriffen  werden  (s.  Martins).  Neben  den  Gnaycurus  (amParaguay)  finden  sich  die  Calian,  die 
Parexis  in  der  Serra  de  Parexis  (mit  Guatos),  die  Chamicocos  am  Rio  Preto.    Am  Guapore 
und  Nachbarschaft  finden  sich  die  Tamarares,  Puchacas,  (Pujacdz,  Pacaja,  Baccahas),  Mo- 
quens  oder  Mequens,  Patitins,  (Patetens,   Patetui),  Guariteres,  (Ouariteres),  Aricorones, 
(Urucurynys,    Aricorany  oder  Aricorumbis),    Lambys,    Cautarios,    (Cautarüz,    Caturias, 
Cutrias),    Pacas-novas    (Pucanova),    Itenes,    Sarumos,    Burapaia.     In  der  Provinz  Alto 
Amazonas  finden    sich  die  Caripunas  (mit  Pamas  oder  Muras),    am  Tapajoz  die  Xacu- 
ruina,  Birapa^apara,  Mucuris,  Arinos,  Urupuyas,  (Oropias  oder  Arapium),  Uyapäs  oder 
Uyapes,  Maturares.     In  S.  Paulo  finden  sich  Tupiniquin,   Tamoyos,    Carijos,  Goyanas, 
(sowie    Bugres,    Game  u.  s.  w.).     Bei    Rio    de    Janeiro    wohnten    Tupis  (als  Tamoyos, 
Tupiniquin  und  Papanajes)  und  Goianas.     Unter  den  Gcs  (in  Goyaz)  sind  die  Cayapös, 
Chavantcs,     Cherentes   und    Chicriabas    als   der    südliche,     die    Ges    im    engeren  Sinne, 
Crans  und  Acroäs,  als  der  nördliche  Ast  des  Gesammtstammes  zu  betrachten  (s.  Martius). 
Die  Masacaras,  Aracuyas,  Pontas,  Geicös  und  Gogues  sind  Bruchstücke  derselben  Völker- 
familie, die  in  den  portugiesischen  Niederlassungen  des  Innern  von  Bahia,  Pernambuco 
und  in  Piauhy  aldeirt  wurden,  und  zugleich  mit  ihren  ursprünglichen  Sitten  auch  ihre 
Sprache   wesentlich  verändert,    oder  gänzlich  verlernt  haben.     Zu  den  eigentlichen  Ges 
oder  Cran    kommen    (westhch   von  Araguaya)    die  Carajas  (in  Goyaz).     Im  Gebiet  des 
Paraguay  wohnen  die   (zu  den  Payagoas  gehörigen)  Guaycurus,   Cahan,  Parexis,  Guatos, 
Chamicocos,  (dann  Tamarares,  Puchacas,  Moquen,  Patitin,  Guariteres,  Aricorones,  Lambys, 
Cautarios,  Pucanova,  Ilcnes,   Sarumos,  Burapaia,  Xacuruma,  Birapa^ara,  Mucuris,  Arinos, 
Urupiujas,  Uyapas,  Maturarcs  u.s.  w.).    In  Para  und  Alto-Amazonas  finden  sich  die  Stämme 
der  Bös  (Bus),  Amaniüs,    Pussetis,  Guanapüs,    Pacajäz,    Tacanhopes,    Tacuhunos,  Ajn- 
nages,    Curiarcs,     Cuzaris,    Javipujäz,    Ouaruaras,    Araes,    Guapindois,    Bacahiris.     Am 
Tapajoz  finden  sich  die  Stämme  der  Uarapäs,    Guaiajaz,    Tapicures,    Periquitas,    Suari- 
ranas,  Sacopes,    Uara-piranga,    Parapitatas,    Arinos  und  Juruenas,  Jacuruinas,  ^Mucuris, 
Maturares,  Parexis,  Bacahiris,   Cabixys,   Cautarios,   Puchacas,   Jacare-uäras,   Mambarehis, 
Jumas,    Parentintins,    Araras    mit    Apiacas   und  Mundrucus   (neben  den  Mauhes).     Im 
Stromgebiet    des  Rio   Negro    finden  sich  Manaos,    Bares,    Mepuris,    Cariay,    Banibas, 
Uirinas,    Uaupes,     Izannas,    Arecunas,    Paravilhanas,    Pauixana  (am    Yupura),    Atorais, 
Uabixana  (am  Rio  Branco).     Ausser    den  Piras    und  Carapanas   finden    sich  als  Unter- 
Abtheilungen   der  Uaupes    die  Qucianas,    Tarianas,    Ananas,    Cohens,  Piraiurus  (fish's 
mouth),  Pisas  (net),  Tapuras  (tapir),  Uaracus  (fish),   Cohidias,  Tucunderas  (ant),  Jacamis 
(trumpeter),  Miritis  (palm)    Omauas,    Mucuras  (opossum),    Macunas,    Taiassus  (pig),  Ti- 
jucos  (mud),  Arapassos  (Woodpecker) ,  Tucanas  (Toucan),  Uacassas  (heron),   Desannas, 
Ipecas  (duck),    Gis  (axe),    Coua  (wasp),    Coraoro  (Green  ibis',    Banhunas,    Tatus  (arma- 
dillos),    Tenimbucas  (ashes)  am  Rio  Negro    (s.  Markham).     Die   Sioux    zerfallen   in  die 
Ogalallas  (mit  Ke-ax-as,  Waz-az-e  und  E-tach-e-cha) ,    Ishangos,    Minneconjons,    Jank- 
tonnais,  Tetons,   Ohanapas  und  Warpeton  (s.  Brackett).     Die  Dzunganen,  Turgut,  Khos- 
hod  und  Turbet  bilden  die  Durban-oirad  oder  vier  Verbündeten  (unter  den  Mongolen). 
Von  den  (nach  den  Mandan)  östlich  vom  Wasser  gekommenen  Minetares  trennten  sich 
im  Streit   um    einen   Büffel  die  Crows  ab.     Die  Guaicurus    (Cavalheiros    am  Paraguay) 
reden  Dialecte  des  Tupinambas.     Das   Rothwälsch    der  Meniens    hat  (nach    v.  Martius) 
Worte    aus    der  Sprache    der    mit    ihnen    vermischt  lebenden  Neger  aufgenommen.     Es 
wird  von  den  Cayapos  vorzugsweise  bemerkt,    dass    sie    mit   geschlossenem  Munde  aus 
dem  Kehlkopf  sprechen  (s.  von    Martius).     Bei    den   (der    Haut  Eiguren    aufmalenden) 
Muras  (am  Madeira)    rudern    die  Frauen    mit    den  Männern.     Die  (zu  den  Guck  oder 
Coco  gehörigen)  Cayriri  sprechen  die  Kiriri-Sprache.     Die  in  ihren  Böten  (oder  Igaras) 


842  INDIANERSTÄMME. 

Igaruanas  genannten  Nhengahibas  (auf  der  Insel  Marajo)  mitsollten  sich  mit  den  Tupi- 
nambas.  Die  Cayapos  leben  in  Goyaz,  Sao  Paulo  und  Minas  Geraes.  Die  Tamoyas 
(von  Cabo  Frio  bis  St.  Paulo)  kämpften  in  Canoen.  Die  Mundrucus  (mit  Tupis  ge- 
mischt) zwischen  Madeira  und  Tapajoz,  besiegten  die  Muras  (am  Madeira).  Die  Boto- 
cuden  nennen  sich  selbst  Endgerekmoung  und  die  Botocuden  oder  Aymures  (der  Serra 
dos  Aymures)  Wessen  Nac-nanuk  oder  Nacporok  (Söhne  der  Erde).  Puri  lieisst  bei 
den  Coroados  ein  Räuber  (v.  Martins).  Die  Coroados  (den  Malalis  verwandt)  wurden 
von  den  Guaycurus  bekämpft.  Die  den  Kopf  abplattenden  Omaguas  oder  Cam- 
pevas  am  linken  Ufer  des  Amazonas  (zwischen  Tamburagua  und  Putumayo)  kämpften 
(wie  mit  den  nördlich  angrenzenden  Tacunas)  mit  den  Curinas  am  südlichen  Ufer. 
The  Caribs  or  Galibis  (calling  themselves  Banares  or  a  man  Coming  from  bcyond  tlic 
sea)  are  designated  by  a  patch  of  arnotto  on  their  foreheads  (Dalton)  in  Guiana.  The 
Caribs  resemble  the  Asiatics  (of  Ceylon).  Nach  Spix  gleichen  die  Cariben  den  Chi- 
nesen. Cariboca  ist  der  Nachkomme  von  Neger  und  Indianer  in  Brasilien.  Riemer 
unterscheidet  in  Surinam  die  Caraiben  als  Adel,  die  Indianer  als  Bürger,  die  Wa- 
rauer  als  Bauern  (i8oi).  Die  von  den  Coroados  abgetrennten  Puris  trugen  (wie  die 
Ges)  ein  steiffes  Band  unter  den  Knieen  und  oberhalb  des  Fussgelenkes.  Nachdem 
Tamoi  den  Guarayos  (unter  den  West-Tupi)  den  Ackerbau  gelehrt,  zog  er  nach 
Osten.  Die  Ges  erproben  die  Kraft  durch  Tragen  eines  schweren  Holzstammes. 
Marsiba  ward  als  guter  Geist,  Yarfa  als  böser  Geist  von  den  Goajiros  verehrt.  jNIitten 
im  Zelt  des  Königs  hängt  die  den  Tapujern  heilige  Kürbissflasche  mit  Kenturah- 
Steinen  und  Titscheyouh-Früchten,  da  nur  im  Tabaksrauch  eine  Darbringung  gemacht 
werden  darf,  zu  Orakeln  (s.  Franciscus).  Der  Dialect  der  Caraiben  (die  sich  aus  den 
Tupi  zwischen  die  unterworfenen  Horden  eingeschoben)  ist  aus  einer  weitausgedehnten 
Sprachvermischung  hervorgegangen  (nach  Martins).  In  langen  Kähnen  (Maracatim) 
mit  der  grossen  Zauberklapper  am  Schnabel  (Tim)  hätten  die  Tupis  die  Küsten  der 
Guyanas  bis  zum  Isthmus  von  Panama  befahren.  Gleich  den  Warraus  in  Surinam 
(Malayen  der  Sunda  und  Papuas  in  der  Humboldtsbay)  bauten  die  Girauaras  (Pfalbauten- 
Männer)  ihre  Hütten  auf  Pfosten  im  Wasser.  Die  Caziken  hiessen  Porocoto  am  Rio 
Tapajoz.  Die  von  den  Caraiben  angegriffenen  Bewohner  der  Antillen  gelten  als  Taini. 
Nach  Petrus  ^lartyr  war  die  Insel  Madanina  (^Martinique)  nur  von  Weibern  bewohnt, 
die  zeitweis  die  Canibales  bei  sich  aufnahmen,  aber  nur  die  Mädchen  behielten  (die 
aufgesäugten  Knaben  den  Vätern  zurückgebend).  Die  mannhaften  Weiber  (am  Amazonas) 
begünstigten  (nach  Acunha)  zeitweis  die  Guacaras  mit  ihrem  Besuch  (Söhne  zurück- 
gebend). Nach  der  Sage  am  Amazonas  wohnen  die  Curhaeta  imenu  cyma  (Weiber 
ohne  Männer)  auf  dem  unzugänglichen  Gebirge  Icamiaba  oder  Jacamiava  (mit  der 
Quelle  des  Rio  Nhamunda).  Barazo  kannte  Amazonen  bei  den  Tapacures.  Die  In- 
dianer des  Amazonasgebiets  bewahren  als  Erbstücke  die  Ita  ybynibae  oder  grünen 
Steine  aus  Sausserit  (Jade)  oder  Nephrit  (Punamu  der  Neuseeländer),  als  Arzneisteine 
(Ita-po9anga)  oder  Amazonensteine.  Ihre  Lagerstätte  und  Bearbeitung  bleibt  unbekannt. 
Auch  die  Caraiben  der  Inseln  besassen  solche  Steine  (Tlima  paracoua  balou  balou, 
geglättete,  weit  aus  dem  Continent)  und  die  Weiber  unterscheiden  die  wirksamen  Ta- 
coulaoua  (Itacurao  oder  Zaubersteine  im  Tupi)  von  den  unächten  oder  Maconabou 
(s.  Martins).  Die  Galibis  (Cariben)  in  Cayenne  nennen  sich  selbst  Calina.  Der  Paje 
(Bogayer)  oder  Semetti  (Zemi  auf  den  Antillen)  beobachtete  (bei  den  Arowak)  die 
Gestirne,  besonders  den  Orion  (Warubussi),  das  Siebengestirn  (Wijua),  den  Beginn  des 
neuen  Jahres  (um  die  Monde  oder  Katti  zu  zählen)  verkündend,  wenn  er  früh  nach 
Hahnenschrei  das  Sternbild  wieder  hervorkommen  sieht.     Durch  Benennung  schützt  er 


AROWAKEN.  843 

gegen  Krankheit  und  Unglück,  da  ein  nnbenannter  Arowak  (Marikai)  den  Einwirkun- 
gen des  bösen  Dämon  Jawahu  (Jemao  auf  Hayti)  oder  Jawaliu  zugänglicher  ist.  Alle 
schlimmen  Ereignisse  sind  feindliche  Handlungen  des  Yawahu  und  es  giebt  so  viele 
böse  Dämone  (Jawähunu),  als  Plagen  auf  den  Menschen  einwirken,  und  er  von  Teufeln 
besessen  sein  (jawahüssiaen)  kann.  Um  sie  fern  zu  halten,  verkehrt  der  Zauberarzt 
mit  ihnen  in  der  Einsamkeit.  In  stillen,  sterndunkeln  Nächten  hört  ihn  die  Gemeinde 
aus  dem  Walde  schreien,  um  sich  die  Kräfte  gegen  Krankheiten  zu  verschaffen  (Ibbi- 
hiddikoana)  und  aus  dem  Geklapper  der  Feuersteine  (Kalekku)  in  der  Maraca  (Zauber- 
klapper) zu  prophezeien  (auch  Träger  historischer  Mythen,  die  den  Jünglingen  erzählt 
werden).  Die  Arowak  stammen  (wie  die  Frauen  von  Kulimina)  von  Kurruiruma, 
mit  Wurekaddo  (in  der  Nacht  arbeitend)  und  Emisiwaddo  (gleich  den  Ameisen  in  der 
Erde  bauend)  vermählt.  Als  Schöpfer  wird  Aluberi  von  den  Arow^ak  verehrt.  Als 
Kurvirumany  einst  auf  die  Erde  kam,  und  die  Menschen  so  böse  fand  j  dass  sie  ihn 
tödten  wollten,  nahm  er  ihnen  das  fortdauernde  Leben  und  gab  es  den  (wie  Schlangen 
und  Eidechsen)  häutenden  Thieren  (s.  Schomburgk).  Die  Sprechweise  beider  Ge- 
schlechter ist  oft  verschieden  (bei  den  Arowak).  Dieser  Unterschied  tritt  nicht  sowohl 
im  Gebrauch  ganz  verschiedener  Worte,  als  in  der  Flexion  desselben  Wortes  hervor. 
Die  im  XVIII.  Jahrhundert  die  Colonisten  (zwischen  Santarem  und  der  Barra  do  Rio 
Negro)  anfallenden  AVilden  wurden  Pora-tendis  (Kinderräuber)  oder  Ceta  (Viele  sind's) 
und  dann  Pariguis  genannt,  als  Stamm  (das  Tupi  redend)  1775.  Am  Kampf  Orellana's 
(1542)  mit  den  Canuris  (am  nördlichen  Amazonas)  betheiligten  sich  streitbare  Weiber. 
Nachdem  der  gute  Geist  Macunaima  (der  bei  Nacht  arbeitet  [Po])  die  Erde  mit  den 
Pflanzen  geschaffen,  kam  er  aus  der  Höhe  herab,  stieg  auf  einen  Baum  und  warf  in 
den  hinströmenden  Fluss  abgehauene  Rindenstücke,  die  sich  in  Thiere  verwandelten. 
Dann  wurde  der  Mensch  erschaffen ,  der  (aus  dem  Schlafe  erwachend)  das  Weib  an 
seiner  Seite  fand.  Der  böse  Geist  (Epel  oder  Horcueh)  erhielt  die  Oberhand.  Macu- 
naima schickte  die  Fluth.  Der  im  Corial  Entflohene  (als  die  Maiskolben  bringende 
Ratte  das  Ablaufen  der  Wasser  bewies)  warf  Steine  hinter  sich  (bei  den  Macusis), 
um  die  Erde  wieder  zu  bevölkern  (Schomburgk).  Zum  Schutz  gegen  Mosquito  be- 
streichen sich  die  Macusis  mit  Rocou-Farbe.  Nach  Natterer  erbauen  die  Macusis  in 
dem  Flurlande  ihre  Hütten  bald  viereckig,  bald  kegelförmig,  im  Walde  aber  nur 
konisch.  Alle  Indianer  schreiben  besondere  Zauberkräfte  den  Haaren,  Federn,  Zähnen, 
u^d  Klauen  gewisser  Thiere  zu,  weil  sie  glauben,  dass  die  Erneuerung  oder  das  Wie- 
derwachsen nur  durch  eine  höhere  Macht  verliehen  sei  und  darum  von  solchen  Thei- 
len,  wenn  sie  gesund  sind,  auf  andere  Wesen  übertragen  werden  können.  Animalische 
Theile  kranker  Individuen  sind  (aber  keine  Heilmittel,  sondern^  gefährlich  für  die, 
mit  denen  man  sie  in  Verbindung  bringt.  Die  vielfach  an  der  Mündung  des  Rio 
Negro  ausgegrabenen  Todtenurnen  wurden  von  den  Turumas  verfertigt.  Wie  bei  den 
Arowaken  in  Demerary  und  Essequibo,  muss  (bei  den  Araycu  am  Solimaes)  der  Jüng- 
ling für  die  ihm  schon  als  Kind  bestimmte  Braut  noch  vor  der  Verheirathung  jagen 
und  alle  Sorgen  als  Hausvater  tragen  (s.  Hilhouse).  Der  Stamm  der  Aruac  oder  Aro- 
wak (in  Guyana)  zerfällt  in  27  Clans  (nach  Hilhouse),  die  keine  Ehebündnisse  unter 
sich  eingehen,  sondern  in  einander  heirathen,  indem  die  Mutter  die  Stammfolge  auf- 
recht hält.  Die  Aruac  begraben  in  einem  ausgehöhlten  Baumstamm  oder  Corial  (Kahn) 
unter. der  Hütte.  Das  Todtenfest  wird  abgehalten,  wenn  bei  eingetretener  Reife  der 
jNIandioca-AVurzel,  Material  für  das  nöthige  Getränk  (Paiwari)  vorhanden  ist,  worauf 
die  Nachbarn  durch  Gedenkschnüre  (Ikissihi),  deren  Knotenzahl  die  Tage  angiebt, 
eingeladen  werden.     Wenn  bei  der  Bewerbung  (unter  den  Arowak)  das  Mädchen  noch 


844  INDIANERSTÄMME. 

nicht  das  gehörige  Alter  erreicht  hat,  so  übergiebt  der  Schwiegervater  dem  Bräutigam 
meistens  eine  Wittwe  oder  älteres  unverheirathetes  Weib  aus  der  Familie,  die  nach 
der  Verheirathung  mit  der  eigentlichen  Braut  in  das  Verhältniss  einer  Magd  zurück- 
tritt. Der  Bluträcher  (Kanaima)  streut  (bei  den  Macusis)  dem  Schlafenden  das  Pulver 
des  Wassy-Giftes  auf  Lippeii  und  Nase.  Sonst  verfällt  er  (von  der  Familie  abgeson- 
dert) in  Monomanie,  im  Schlupfwinkel  auf  seinen  Feind  lauernd  (im  Thicrfell  mit  be- 
maltem Körper)  und  als  Ausgestossener  für  vogelfrei  erklärt,  dass  ihn  jeder  Indianer 
im  Walde  tödte.  Auch  der  Tod  eines  an  Krankheit  Gestorbenen  wird  einem  unbe- 
kannten Kanaima  zugeschrieben  (nach  Rieh.  Schomburgk)  und  durch  Sieden  der  ab- 
geschnittenen Daumen  und  kleinen  Finger  sucht  man  in  der  Richtung  des  Ueberkochens 
den  Aufenthaltsort  des  Feindes  zu  erfahren.  Die  der,  Pya-aiba  (das  böse  Herz)  ge- 
nannten Alienation  verfallenen  Indianer  (unter  den  Coroados  und  Puris  in  Minas 
Geraes)  brechen  plötzlich  (nachdem  sie  lange  blass  und  einsilbig  umhergegangen)  in 
Wuth  und  Mordlust  aus  (in  Folge  von  Verhexung),  Begegnende  anfallend  und  heulend 
Todte  aufgrabend  (nach  IMartius),  oft  epidemisch.  Nach  Dobrizhoffer  kam  diese  Passion 
(unter  den  Abiponern)  nur  bei  der  Horde  Nakaiketergehes  vor.  Das  abgeschwächte 
Tfeilgift  führt  nur  eine  transitorische  Lähmung  herbei  und  dient  dem  Indianer,  um 
Thiere  zur  Zähmung  abzurichten,  besonders  Affen.  Das  junge  Nabelschwein  (gegen 
dfessen  Fleisch  indess  bei  manchen  Indianern  ein  Vorurtheil  herrscht)  lässt  sich  ohne 
Mühe  aufziehen  und  vertritt  zuweilen,  wie  der  Tapir,  an  Orten  mit  sumpfiger  Nach- 
barschaft die  Stelle  des  zahmen  Schweines.  Oft  findet  man  in  der  Hütte  des  Indianers 
ebenso  viele  gezähmte  Affen  (alle  Gattungen  der  amerikanischen  Affen,  ausser  den 
Brüllaffen),  als  Menschen  (meist  zur  Zähmung  aus  dem  Neste  mitgenommen).  Um 
einen  erwachsenen  Affen  für  den  Haushalt  zu  erwerben ,  wird  er  mit  einem  Pfeilchen 
(dessen  Gift  verdünnt  ist)  leicht  verwundet,  im  Zustande  der  Bewegungslosigkeit  ge- 
fangen, durch  grosse  Gaben  von  Kochsalz  wieder  zum  Leben  gebracht  [Wiedergeburt], 
und  so  lange  in  der  Hütte  wohlgefüttert  gehalten,  bis  er  sich  an  die  Nähe  des  Herrn 
gewöhnt  (nach  Martins).  Die  Arecunas  graben  (nach  Aussaugung  der  Wunde)  die 
betäubten  Affen  bis  an  den  Hals  in  die  Erde ,  beleben  ihn  durch  Zuckersaft  und 
wickeln  ihn  dann  in  Palmblätter  fest.  Bei  späterem  Ausbruch  der  AVildheit,  wird  er 
jedesmal  in  den  Rauch  gehängt  (nach  Schomburgk).  Die  Indianer  lehren  den  Papagei 
sprechen.  Die  Murururus  (mit  Aexten  aus  Stein  und  Pfeilen  aus  Gräten)  hingen  (bei 
Hochwasser)  ihre  Hängematten  an  die  Gipfel  der  Bäume.  Die  Oremanaos  oder  Manaos 
(am  Rio  Negro,  Rio  Hiapura  und  Chucara)  verehrten  den  guten  Mauari  (neben  dem 
bösen  Surahua).  Mehr  als  die  Sonne  (Taru)  wurde  von  den  Botocuden  (de  boto  e 
codea,  por  isso  que  os  Indios  d'esta  na^af  eraö  rolhos  e  traziaö  o  corpo  cobierto 
d'uma  codea  de  gomma  copal  com  que  se  puntavaö)  oder  Aymores  (Aymbores)  der  Mond 
verehrt,  als  auf  nächtlichen  Streifzügen  helfend  (s.  Milliet).  Die  Chiquitos  oder  Travasicosi 
schiessen  bei  Verfinsterung  des  Mondes  Pfeile  gegen  den  Hund  ab,  der  ihre  Mutter 
beissen  will.  Nachdem  die  Brüder  Tupi  und  Guarani  (als  Patriarchen  der  nördlichen 
und  südlichen  Stämme)  am  Cabo  Frio  gelandet,  wurde  das  Menschengeschlecht  in 
Brasilien  durch  eine  Fluth  zerstört,  aus  der  sich  nur  der  fromme  Tamanduare,  durch 
Tupa  gewarnt,  auf  einen  Palmbaum  rettete  (s.  Martius).  Im  Ausdruck  Tupa  versinn- 
licht  sich  das  Göttliche  in  Brasilien.  Netpe  (the  mother  of  Osiris)  is  sometimes  repre- 
sented  under  the  form  of  a  hieroglyphic  character  signifying  „the  heavens" ,  studded 
wdth  Stars,  and  sometimes  as  a  human  figure,  whose  body,  as  it  bends  forw-ards  with 
outspread  arms,  appears  to  overshadow  the  earth  and  encompass  it  (her  name  Pe,  or 
with    the    feminine    article  „Tpe"  signifies    in    Coptic    the    heaven").     Tupa    (bei    den 


DÄMONE.  .845 

Marquesas)  war  „le  pere  des  dieux,  le  Jupiter  du  Pays,  c'est  de  lui  que  descenden 
tous  las  autres,  y  compris  Tiki  (s.  Eyriaud  des  Vergnes),  „Der  Paje  weiht  Amulette 
Holz  und  Knochen,  Steine,  Federn  u.  s.  w.),  um  Unglück  von  der  Hütte  fern  zu 
halten.  Diese  Gegenstände  werden  im  blinden  Aberglauben  aufgestellt  und  verehrt 
Wenn  er  als  Richter  zwischen  streitenden  Partheien  auftritt,  benennt  er  gewisse  Gegen- 
stände unter  allerlei  gaukelhaften  Beschwörungen,  so  dass  der  frühere  Besitzer  in 
seinem  Besitzrecht  dadurch  vermeintlich  bestärkt  wird  oder  es,  meistens  zu  Gunsten 
des  Paje  selbst,  oder  eines  Gönners  desselben,  verliert.  Unter  tjem  Schein  von  Hexerei 
beschränkt,  erweitert  oder  sichert  er  manchmal  einer  ganzen  Gemeinschaft  Besitzthümer, 
Rechte  oder  Befugnisse.  So  werden  z.  B.  durch  den  Paje  die  Grenzen  gewisser  Re- 
viere, wie  etwa  zur  Jagd  bestimmt,  so  muss  eine  Frau,  auf  welche  verschicdenseitige 
Ansprüche  gemacht  worden,  nach  seinem  AVorte  abgetreten  oder  übernommen  werden. 
Auch  zu  Verträgen,  Krieg  oder  Frieden,  rathen  die  Pajes  mit  grosser  Autorität". 
!Martius  vergleicht  den  Einfluss  dieser  brasilischen  Zauberpriester  auf  das  sociale  Leben 
mit  den  Wirkungen  des  polynesischen  Tabu  (bei  Langsdorff)  und  tritt  ähnliches  im 
Fetischmus  Africa's  hervor.  „In  der  Tupi-Sprache  heisst  der  mächtigste  und  überall 
thätige  böse  Geist  Jurupari  oder  Jerupari,  was  die  Brasilianer  mit  Diabo  oder  Demonio, 
die  Kenner  der  Sprache  merkwürdig  genug  mit  ,,Der  stolze  Hinkende"  (jerubiar-pari) 
übersetzen.  Seinen  Kamm,  Jurupari  Kiba'ba,  nennt  der  Tupi  die  grosse  Scolopendra 
morsitans.  Caypora,  der  Waldgeist,  der  Kinder  raubt  und  in  hohlen  Bäumen  füttert, 
heisst  eigentlich  nichts  anders  als  Waldbewohner.  Er  erseheint  besonders  als  Onze 
oder  ein  gefährliches  Thier  des  Waldes.  In  einer  andern  Form  als  neckischer  Wald- 
geist kommt  er  als  Gurupira  (Corubira)  vor.  Der  Wasser-Unhold  heisst  Ypupiara, 
d.  i.  der  Mann  im  Wasser  (Y.  pupe  uara).-  Eine  andere  Sage  lässt  ihn  als  Mann  mit 
rückwärts  gekehrten  Füssen  erscheinen,  so  dass  man  ihm  entgegengeht,  wenn  man  sich 
von  seinen  Fusstritten  zu  entfernen  meint.  Uaiuara,  Uaibuara,  d.  i.  der  böse  (alba) 
Mann,  der  Luvis  homens  der  Portugiesen,  erscheint  als  ein  kleines  Männchen  oder 
als  ein  Hund  mit  hängenden,  klappernden  Ohren.  Der  Alp,  welcher  die  Schlafenden 
ängstigt,  heisst  Pitauga,  der  Seelensauger  oder  Pitauhanga,  das  saugende  Gespenst 
(Vampyr).  Fürchterliche  Traumgesichte  speiet  der  Marangigoana  herab  (maran-gi- 
goene)''.  Gegen  diese  Mächte  werden  Waffen,  Büschel  und  Kräuter,  Vogelfedern 
u.  s.  w.  in  den  Wäldern  aufgehängt ,  oder  stille  Sühnopfer  gebracht  (s.  Spix  und 
Martius).  Die  Fährten  des  mit  rückwärts  gekehrten  Füssen  einherschreitenden  Un- 
holdes Motacu  führen  in  die  Irre  (bei  den  Manaos).  Neben  dem  guten  Mauri  oder 
(bei  Natterer)  Mauaoroba  kennen  die  Cariays  oder  Gespenster  der  Geschwänzten  (Coata- 
und  Guariba-Tapuiija),  der  Gerippe  (Typiti),  der  Riesen  (Curiquan),  der  Zwerge 
(Goajazi),  des  Matuzu  (mit  verkehrten  Füssen)  u.  s.  w.  Nach  Vertreibung  des  von 
Wappeckquemow  (am  Trinity  river)  stammenden  Riesen-Geschlecht's  (an  der  Mündung 
des  Klamath)  wurden  die  nördlichen  Einwanderer,  weil  gleichfalls  gegen  den  grossen 
Gott  sündigend,  den  bösen  Mächten  übergeben,  als  dem  in  Bärgestalt  erscheinenden 
Omaha,  dem  Makalay  (als  Einhorn)  und  dem  Kalicknatock  oder  dem  (mit  dem  Wal- 
fisch kämpfenden)  Riesenvogel  (s.  Roseborough).  In  den  Brasilischen  Todtenklagen 
wurden  Thaten  des  Abgeschiedenen  gefeiert  mit  dem  Schlussgesang:  „Wir  werden  ihn 
nicht  wieder  sehen,  als  wenn  unsere  Seelen  hinter  die  hohen  Berge  verhausen,  da 
unsere  namhaften  Voreltern  in  Reyhen  geschaart,  hüpfen  und  springen"  (s.  Dapper). 
Der  Leidtragende  schlägt  sich  Wunden,  um  „den  Kummer  herauszulassen"  (bei  den 
Omaha).  Die  Berg-  und  Biber-Indianer  (am  Missouri)  hacken  sich  (in  der  Leichen- 
trauer) ein  Fingerglied  ab  (nach  Mackenzie).     „Der  Leiche  legt  man  einen  Stein  unter 


846.  INDTANERSTÄJ^IME. 

den  Kopf,  richtet  sie  sitzend  in  die  Höhe,  und  setzt  neben  sie  einen  Topf,  einen 
Kessel,  eine  Schüssel,  einen  Löftel  mit  einigem  Gelde  und  Speisen  zum  Gebrauche  in 
der  künftigen  Welt.  Darnach  bestecken  sie  die  Leiche  rund  herum  mit  Höltzern, 
welche  sie  oben  mit  Bretern  zulegen.  Auf  diese  Breter,  nachdem  sie  mit  Steinen 
und  Erde  bedeckt  sind,  fügen  sie  einige  Staken,  also  dass  das  Grab  einem  Hause 
gleich  ist ,  dem  sie  auf  eine  gottesdienstliche  Weise  begegnen"  (bei  den  Mahatanern), 
wie  die  Steingräber  des  Nordens  das  Haus  repräsentiren  sollen.  Die  Seelen  der  Winnebagoes 
wandeln  auf  der  Milchstrasse  zu  den  „glücklichen  Jagdgründen"  des  Jenseits.  Bei  den 
Pokanoket  gingen  die  Seelen  (wenn  nicht  ihrer  Verbrechen  wegen  ruhelos  umher- 
getrieben) zum  Gotte  Kautantowit  im  Südwesten.  Der  Ausspruch  der  Schrift,  der  im 
Osten  das  Paradies  gepflanzt  sein  lässt,  verlegt  es  in  das  (chinesische)  Reich  der  Mitte, 
docet  enim  nos  quia  in  extrema  Orientis  totius  terrae  est  paradisus  (Anonym.  Rav). 
Nachdem  der  heilige  Higen  in  Westtibet  als  Sohn  des  Königs  von  Schambalin  (der 
Insel  im  nördlichen  Meere)  wiedergeboren  ist,  wird  er  mit  dem  Heere  des  Dalai-Lama 
den  Angriff  der  Dunganen  zurückwerfen,  und  den  Glauben  Buddha's  in  allen  Ländern 
zum  herrschenden  machen  (wie  Prejevalski  vom  Lama  Sordschi  hörte).  Bei  den 
Miranhas  verbergen  sich  die  Frauen  nach  der  Geburt  im  dichtesten  Walde ,  damit  der 
Mondschein  ihnen  und  dem  Säugling  keine  Krankheit  verursache  (s.  von  Martins). 
Während  die  Wöchnerin  Diät  hält,  essen  die  Männer  die  ersten  fünf  Tage  gar  nichts 
(bei  den  Marauhas),  wie  sonst  im  Gebrauche  der  Couvade.  .  Bei  den  Wakamba  darf 
während  der  Tagesstunden,  dass  sich  das  Vieh  auf  der  Weide  findet,  der  Beischlaf  im 
Dorfe  nicht  vollzogen  werden.  Die  Mexicaner  fasteten  zur  Sühne  (und  so  sonst). 
Bei  den  brasilischen  Stämmen  dient  der  Brautbewerber  im  Hause  des  künftigen 
Schwiegervaters  und  am  Amazonas  geniesst  er  schon  während  dieser  Zeit  das  soge- 
■  nannte  Busenrecht  (s.  von  Martins).  Unter  den  Guaycurus  bleibt  der  Schwiegersohn 
für  immer  im  Hause  der  Aeltern,  aber  diese  vermeiden  von  nun  an  mit  ihm  zu 
sprechen,  wie  bei  den  Cariben  (s.  du  Tertre)  und  sonst.  Nach  der  Entführung  darf 
der  (australische)  Bräutigam  (bei  Goulburn)  not  see  his  mother-in-law  any  more  (nach 
Blandowsky),  wie  oft.  Funiculum  umbilicalem  pater  ipse  aut  dentibus  aut  saxis  acutis  prae- 
scindere  solet,  dum  cultello  caret  (bei  den  Passt's).  ,,Die  Sechswöchnerinnen  essen  ihre 
eigene  Nachgeburt  auf"  (bei  den  Tapujern).  Die  Frauen  der  Aymores  sollen  während 
der  Abwesenheit  ihres  Gatten  zu  einem  andern  Manne  entweichen  dürfen,  der  eben 
eine  grosse  Jagdbeute  gemacht  hat  (berichtet  Martius)  als  Uebergang  zur  communalen 
i^he,  der  sich  im  Norden  dadurch  ausspricht,  wenn  nicht  das  Zusammenleben  der 
Frau  mit  einem  andern  Manne  desselben  Stammes  als  Ehebruch  betrachtet  wird,  son- 
dern nur  mit  einem  Fremden.  Auf  der  Insel  Lamori,  nördlich  von  Sumoltra  (Sumatra) 
herrschte  AVeibergemeinschaft  (nach  Odericus  von  Pordenone).  ,, Obwohl  eheliche  Ver- 
bindungen meistens  zwischen  Gliedern  desselben  Stammes  geschlossen  werden,  bemerkt 
man  doch  bei  einigen  kleinen  Völkern  am  Amazonas  und  Rio  Negro  eine  vorherr- 
schende Neigung,  sich  Frauen  aus  andern,  vorzüglich  schwächeren  Stämmen,  oft  aus 
weiter  Entfernung,  zuzulegen.  Dies  geschieht  namentlich  in  der  Absicht,  seiften  Haus- 
stand und  sein  Ansehen  durch  Verwandte  der  Frau,  welche  dieser  nicht  ungern  folgen, 
zu  vermehren"  (von  Martius).  O  casamento  entre  parentes  e  entre  elles  licito  (s.  Milliet) 
unter  den  Indianern  (Brasilien's).  Neben  der  Ambel-anak  (Kind- Annehmung)  genannten 
Eheform,  (bei  welcher  der  Mann  in  die  Familie  der  Frau  heirathet)  und  der  Djudjur- 
Ehe  (bei  welcher  die  Frau  in  die  Familie  des  Mannes  heirathet)  kennen  die  Redjang 
die  Form  Semando,  als  auf  beiden  Seiten  gleichberechtigte  Ehe.  In  Rom  vollzog  sich 
das  convenire  in  manum  durch  Coemptio,    usus    oder    confarreatio.     In  Brasilien   wird 


VÖGEL.  847 

die  Frau  durch  Arbeit  und  Brautpreis  oder  im  Wettkampf  erworben.  Bei  den  Coe- 
runas  und  Uainumas,  „dem  Verlöschen  nahe"  (1838)  wird  innerhalb  enger  Verwandt- 
schaftsgrade geheirathet,  aber  die  Yameos  „dulden  keine  Verbindung  zwischen  Per- 
sonen, welche  zu  ein  und  derselben  Zunft  gehören,  wenn  schon  sonst  keine  wahre 
Blutsverwandtschaft  zwischen  ihnen  aufvveisbar  herrscht,  indem  sie  sich  dennoch  inner- 
halb der  Grenzen  jener  Zünfte  als  die  nächsten  Blutsfreunde  betrachten."  Unter  den 
Karen  gilt  bei  den  Sgau  die  Verwandtschaft  durch  den  Vater,  bei  den  Pwo  durch  die 
Mutter.  Bei  den  Rothhauten  folgt  das  Kind  der  Mutter  (in  den  Totem  ihres  Stammes), 
wie  auch  sonst.  Die  Uapixana  sind  berühmt  wegen  künstlicher  Federarbeiten,  und 
sollen  (wie  ]SIartius  zugefügt)  in  der  Kunst  erfahren  sein,  junge  Papageien  buntfarbiger 
zu  machen,  wie  sie  auch  Vögel  bei  sich  aufziehen,  um  von  ihnen  die  schwarzen 
Federn  zum  Besatz  der  Hängematten  zu  erhalten.  So  wird  in  Mexico  von  aviarien 
gesprochen.  Auf  der  Insel  Santa  Catalina  (zu  Sebastian  Viscaino's  Zeiten)  se  hallo 
un  templo,  donde  ellos  hacian  sus  sacrificios  y  era  un  patio  grande,  y  llano,  y  en  la 
una  parte  de  el,  que  era  donde  ellos  tenian  el  Altar,  avia  un  circulo  redondo,  grande 
todo,  rodcado  todo  con  plumas  de  varias  aves,  de  diferentes  colores,  que  entiendo 
eran  de  las  aves,  que  ä  sus  Idolos  sacrifican  muchas.  Y  dentro  del  Circulo  avia  una 
figura  pintada,  de  varios  colores,  como  de  demonio,  al  modo  y  usan^a,  que  los  Indios 
de  este  Nuevu  Espana  le  suelen  pintar,  ya  los  Pados  tenia  la  figura  de  el  Sol  y  de 
la  luna.  Aqui  succdiö,  que  quando  los  Soldados  llegaron  a  ver  este  templo,  avia 
dentro  del  Circulo  dicho,  dos  grandisimos  cuervos  (die  fortfliegend,  getödtet  wurden) 
1602  (s.  Torquemada),  Beim  Tättowiren  (in  Brasilien)  wird  die  Haut  gelb  mit  Urucu, 
roth  mit  Carajuru ,  blau  mit  Cissus  und  Genipapo,  schwarz  mit  Macucu  (Hex  Macucu) 
gefärbt.  Die  Flechtarbeiten  der  Miranhas  beschreibt  von  Martins  (Z.  E.  B.  Bd.  I. 
S.  540  u.  flg.)  Auf  der  von  Vizcaino  (1602)  entdeckten  Insel  Santa-Catalina  brachten 
die  Eingeborenen  Wasser  von  einer  Botija  (hecha  de  Juncoi^)  ä  manera  de  garrafa. 
Die  (meist  aus  dünnen  Bambustrieben  geschnittenen)  Pfeile  werden,  wenn  nicht  mit 
dern  scharfen  Spane  eines  stärkeren  Bambus-Rohres,  mit  scharfen  Thierknochen,  Fisch- 
gräten oder  dem  Stachel  von  Raya  bewehrt  (s.  von  Martins).  Der  Gebrauch  von 
langen  und  mit  einem  spitzigen  Steine  oder  einem  Bambus-Spane  bewaffneten  Lanzen 
kommt  nur  bei  den  kriegerischen  Banden  von  Madeira,  Javary  u.  s.  w.  vor.  Stein- 
werkzeuge werden  mehrfach  angetroffen  in  den  brasilischen  Wäldern,  wie  sonst.  Blandowski 
fand  bei  Mount  William  (zwischen  Lancefield  and  Kilmore  in  Victoria)  „the  deserted 
quarries"  (Kisioham)  der  Eingeborenen,  their  tomahawks  being  formed  of  Greenstone 
(Tadizem  or  phonolite;.  The  quarries  which  extend  over  an  area  of  lOO  acres,  present 
an  appearance  somewhat  similar  to  that  of  a  deserted  gold  field,  and  convey  a  faithful 
idea  of  the  great  determination  displayed  by  the  aboriginals,  prior  to  the  intrusion  of  the 
white  races.  They  are  situated  midway  between  the  territories  of  two  friendly  tribes 
(the  jVIount-Macedon  and  Goulburn),  who  are  to  weak  to  resist  the  invasion  of  the 
more  powerful  tribes,  many  of  whom  travel  thither  several  hundreds  of  miles  in  quest 
of  this  invaluable  rock.  The  hostile  intruders  however  acknowledge  and  respect  the 
rights  of  the  owners  and  always  meet  them  in  peace  (1855).  „Dieser  Indianer  Pfeyl  sind 
gemacht  von  Hörn,  und  zünden  sich,  wenn  sie  abgehen,  vornen  bey  den  Spitzen  an; 
Sie  haben  auch  Holtz,  daraus  sie  Pfeyl  machen,  welche,  wenn  sie  angezündet  und  ge- 
schossen werden,  nicht  erleschen,  sondern  zünden  damit  die  Häusser,  so  mit  Stroh  ge- 
deckt, oder  was  sie  dergleichen  antreffen,  noch  dazu  an,  und  verbrennen's"  (bei  Buenos- 
Ayres)  1535  (s.  Schmidel).  Der  Manaos,  (um  das  Feuer  auf  dem  Heerde  nicht  aus- 
gehen   zu  lassen)  sammelt   in  einer    Büchse    aus  Bambus-Rohr    die    Filzmasse,    welche 


848  INDIANERSTÄMME. 

manche  Ameisen  von  gewissen  Gesträuchen  (]\riconia)  zu  ihren  Gebäuden  zusammen- 
tragen, als  Zünder  (Tata-ca  oder  Feuerhaus).  Die  Coroados  gebrauchen  als  Zunder 
einen  Schimmelpilz  (Botrytis  fomentaria),  der  aus  der  Raupe  eines  Nachtschmetterlings 
hervorwächst  (s.  von  Martius).  Statt  der  sonst  in  Brasilien  häufigen  Tacanhoba  (In- 
dusium  partis  vir.),  eines  cylindrisch  zusammengewickelten  Stücks  Palmblatt,  trugen 
die  Männer  einen  hölzernen  Ring  (nach  Castelnau)  unter  den  Bororos  (Mcntulam  in- 
serunt  in  annulum  ligneum,  unde  appellantur  Porrudos  i.  e.  menlulati).  Unter  den 
Mundrucus  tragen  die  Männer  ein  Suspensorium  aus  Baumwolle,  oder  die  Tacanhaoba 
(s.  von  Martius),  bei  den  Botocuden  als  Gnicann  bezeichnet  (eine  Tute  aus  der  Fieder 
eines  Palmenblattes  unter  den  Tupi).  Caripunas-Indiani  penem  ad  praeputium  lignis 
ligatum  et  sursum  tractum  destinatumque  ad  lineam  ventri  circumdatam  ita  gestaut,  ut 
perpendiculari  ratione  erigatur  (s.  Keller-Leuzinger).  Bei  den  Uaupes  werden  die  Jüng- 
linge erst  nach  abgelegten  Proben  der  Standhaftigkeit  zu  den  mit  der  Teufels-Musik 
gefeierten  Festen  zugelassen  und  ähnlich  ist  die  Mannbarkeitserklärung  bei  Mundrucus, 
Mauhes,  Culinos,  Muros.  Passes  u.  s.  w.  mit  Ceremonien  verknüpft.  Upon  a  youth  arriving 
at  manhood  he  is  conducted  by  three  of  the  leaders  of  his  tribe,  into  the  recesses  of  the 
woods,  where  he  remains  tw^o  days  and  one  night.  Being  furnished  -\vith  a  piece  of  wood, 
he  knocks  out  tw^o  of  the  tceth  of  his  upper  front  yaw,  and  on  returning  to  the  camp 
carefully  consigns  them  to  his  mother.  The  youth  then  again  retires  into  the  forest  and 
remains  absent  two  nights  and  one  day,  during  wdiich,  his  mother,  having  selected  a  young 
gum  tree,  inserts  the  teeth  in  the  bark,  in  the  fork  of  two  of  the  topmost  branches. 
This  tree  is  made  known  only  to  ccrtain  pcrsons  of  the  tribe,  and  is  strictly  kept  from 
the  knowledge  of  the  youth  himself.  In  case  the  pcrson,  to  whom  the  tree  is  thus  dedi- 
cated,  dies  the  foot  of  it  is  stripped  of  its  bark  and  it  is  killed  by  the  application 
of  fire,  thus  becomming  a  monument  of  the  dcceascd  (bei  Goulbourn)  in  Australien  (s. 
Blandowski).  Bei  den  Festen  der  Uabixana  kreist  die  fusslangc  Cigarre,  wie  bei  den 
Uaupes  zwischen  einer  künstlich  ausgeschnittenen  Holzgabel  festgehalten  (s.  von  Martius). 
Den  Tupinambas  (oder  Tupis)  gegenüber,  begreifen  in  Brasilien  die  Tapuyas  die 
Vielfachheit  der  eingebornen  Stämme ,  die  meisten,  gleich  den  Aymores  oder  Botocu- 
den, die  Sitte  der  Körper-Entstellung  üben,  wie  durch  Einfügung  von  Holzpilöckcn, 
in  Lippen  und  Ohren,  Durchbohrung  des  Nasenknorpels  u.  s.  w.  Die  zur  Zeit  der 
Entdeckung  nach  der  Küste  vorgedrungenen  und  besonders  bei  Bahia  angetroffenen 
Tupinambas  zogen  sich  1560  vor  der  portugiesischen  Colonisation  nach  dem  Maranon, 
die  dortigen  Stämme  unterwerfend,  zunächst  wahrscheinlich  die  (im  Dualismus  den 
guten  Mauari  und  bösen  Sarahua  verehrenden)  Ore-Manaos  oder  Manaos  am  Rio 
Negro,  während  die  am  Putumayo  das  linke  Ufer  des  Maraiion  bewohnenden  und  (wie 
mit  Tecunas)  mit  Curinas  kämpfenden  Omaguas  unberührt  blieben.  Als  späterhin 
die  Portugiesen  nach  dem  Marafion  folgten,  zogen  sich  die  Tupinambas  (161 5)  die 
südlichen  Nebenflüsse  aufwärts  in  die  Hochwälder  zurück,  (auf  allen  diesen  Zügen 
zur  Verbreitung  des  Tupi  als  lengoa  geral  beitragend),  und  in  den  Mischungen  mit 
den  eingeborenen  Stämmen,  bildeten  sich  kriegerische  Horden,  wie  die  der  zwisschen  Tapa- 
yoz  und  Madeira  schweifenden  Mundrucus,  von  denen  die  Muros  am  Madeira  unterworfen 
wurden.  Indem  die  Tupi  so  bis  zum  Ouellengebiet  des  Tapajoz  gelangten,  kamen  sie  viel- 
leicht auf  denjenigen  Ausgangspunkt  zurück,  an  dem  sie  sich  nach  der  Landung  am  Cap 
Frio  (in  den  Sitzen  der  Tamayos)  beim  Zuge  in  das  Innere  von  den  verwandten  Gua- 
ranis  getrennt  hatten,  und  im  Süden  spielten  die  Guaycurus  (Indios  Cavalheiros,  wäh- 
rend im  Norden  mehr  als  Canoneiros)  die  Rolle  eines  Eroberervolks  (am  Paraguay),  die 
mit  den  Malalis  verwandten  Coroados  unterwerfend,  und  weitere  Beziehungen  einleitend. 


PROVINZEN.  849 

Martius  giebt  neben  denen  der  Tupi  (Apiacas,  Cayowäs,  Bororos,  Omaguas,  Cam- 
pevas,  Araquajü,  Uara-gua9Ü,  Mundrucüs,  Müras)  weitere  Dialecte  Brasilien's  (mit 
Vocabularien) :  Guaycurüs,  Guanas,  Guachis,  dann  der  Ges  mit  (Cayapos,  Chavantes,  Che- 
rentes,  Chicriabas,  Geicö,  Masacara,  Acroa  mirim,  Apinages,  Aponegierans,  (Timbira 
etc.),  Carahos,  Camacan,  Meniens,  Cotoxö,  Tecuna,  Catoquina,  Coretü,  der  Goyatacas 
mit  Coropo,  Machaculi,  (Macliacali),  Capoxö,  (Cumanacliö,  Pauhdme),  Patacho,  Macuni, 
der  Cren  mit  Botocudo-Encreckmung  (Crecnum,  Cracnum),  Botocudo-Crecnum,  Boto- 
cudo-Nac-nauouk  (Nackgnuck),  Botocudo-Djiopouroca ,  oder  Jiiporocas,  (Boutourounas 
und  Craikmous),  Puri,  Coroado  am  Rio  Xipotö,  Coroado  in  Aldea  da  Pedra,  Malali, 
Guato,  Patagon,  Game,  der  Guck  mit  Caryiri,  Sabuja,  Pimenteira,  Manao,  (Ore  Manao), 
Marauha,  Macusi,  (Macuschi),  Paravilhana,  Uirina,  Bare,  Cariay,  Araicu,  (Uaraicü),  Ca- 
namirim,  (Caamare),  Maxuruna,  sowie  Maxuruna  domestica  und  fera,  Jaun-avo,  (Caripuna), 
Culina,  Uainuma,  Jumana,  Jucüna,  Passe,  Cauixana,  Tariana,  Baniva,  (Baniba,  Maniva), 
Carajds,  Mariatc,  Juri,  ferner  Coeruna,  Jupua,  Miranha,  als  Carapauatapuya,  Miranha, 
als  Oird-a9u-tapuya,  Jaüna,  Cobeu,  Tucano,  Curetü,  sowie:  Kechua  (Peru's),  Yaguas, 
Orejones,  Panos,  Cocamas,  Pebas,  Iquitos,  Zapara,  Aruac,  (Aruwaac,  Aroaqui),  Caribisi, 
Accawai,  Macusi,  Arecuna,  Waiyamara,  Guianau,  Maiongkong,  Woyawei,  Mawakwa, 
Pianogliotto,  Tiverighotto,  Wapityan,  Wapissiana,  Atorai,  Taruma,  Warau,  (Guarajos), 
Oyambi,  Palicur.  In  Hayti  das  Taino  mit  Dialecten.  Milliet  de  St.  Adolphe  giebt  als  Liste 
der  brasilischen  Indianerstämme:  Ababas,  (Mato-Grosso);  Abatira,  (Bahia);  Acroas, 
(Goyaz);  Aimbores  ou  Aimores,  (Espirito  Santo);  Ambuds,  (Pard);  Ammaniüs,  Id; 
Andird,  Id;  Appiacds,  (Mato-Grosso);  Appinages,  (Goydz);  Aracis  ou  Ara^s,  Id ;  Araras, 
(Pdra  e  Minas);  Aricunanes,  (Mato-Grosso);  Arinos,  Id;  Aroaquis,  (Pard  e  Guiana); 
Atabds,  (Mato-Grosso);  Baccahiris,  (Mato-Grosso);  Baccaris,  Id;  Baniba,  (Guiana  e  Pard); 
Bare,  Id;  Brapacarapa,  (Mato-Grosso);  Börörös,  Id;  Botecudos,  (Minas  e  Espirito  Santo); 
Bugres,  (Sao  Pedro  e  Säo  Paulo);  Bus,  (Maranhäo);  Caba'ibas,  (Mato-Grosso);  Cabixi, 
Id;  Cahan,  Id;  Cahete,  (Parahiba);  Caiapös,  (Goydz  e  Mato-Grosso);  Cairiri,  (Ceard); 
Caiüva,  (Mato-Grosso);  Cambeba  au  Cambiva,  (Pard);  Camecran,  (Goydz);  Canarin, 
(Bahia);  Canoeiras,  (Goydz  e  Mato-Grosso);  Cantdros  ou  Cantdrios,  (Mato-Grosso);  Ca- 
pepuxis,  (Goydz);  Carahiahis,  (Pard);  Carajds,  (Goydz);  Carijös,  (Säo  Paulo);  Caripaina, 
(Mato-Grosso);  Cataühixi,  (Pard);  Chacriabds,  (Pernambuco,  Bahia  e  Minas);  Chamoco- 
cos,  (Mato-Grosso);  Charrüas,  (Sao  Pedro-do-Rio-Grande);  Chavante,  (Goydz);  Cherente 
ou  Xerente,  Id;  Chimanos,  (Pard);  Cocurünas,  Id;  Coroados,  (Mato-Grosso);  Cötöchös 
ou  Cötöxös,  (Bahia  e  Spirito  Santo);  Crixds,  (Goydz);  Cupinharös,  (Maranhäo);  Gacia, 
(Mato-Grosso);  Gamellas,  (Maranhäo);  Ge,  com  diversos  prenomes,  (Maranhäo  e  Pard); 
Goitacaz,  (Rio  de  Janeiro);  Goyd,  (Goydz);  Groahira,  (Rio  Grande-do-Norte) ;  Guaica- 
nan,  (Säo-Pedro-do-Rio-Grande);  Guaicurü,  (Mato-Grosso);  Guajard,  (Maranhäo) ;  Guand 
ouGuannd,  Id;  Guapindaia,  Id;  Guarani,  (Sao-Pedro-do-Rio-Grande);  Guaritere,  (Mato- 
Grosso);  Guarü  ou  Guarucho,  (Rio-de- Janeiro);  Guatö,  (Mato-Grosso);  Guegue,  (Piauhi); 
Icö,  (Ceard);  Italaprids,  (Pard) ;  Itauhds,  (Ceard);  Jacundds,  (Pard);  Jahicö,  (Piauhi);  Ja- 
mundds,  (Pard  e  Guiana);  Javaes,  (Goyaz);  Jörörös,  (Rio-de-Janeiro);  Jümas,  (Pard);  Lam- 
bis,  (Mato-Grosso);  Machacaris,  (Minas  e  Bahia) ;  Macramecan,  (Goydz);  Macunnis,  (Minas- 
Geraes);  Magne,  (Mato-Grosso);  Majuruna,  (Pard);  Mamands,  Id;  Mambare,  (Mato-Grosso); 
Manahös,  (Pard);  Manajös  ou  Tormembös,  (Maranhäo);  Mahue,  (Pard);  Marabitdna  ou 
Marapitanas,  Id;  Marahuds  ou  Marauhds,  Id;  Mariaronas,  Id;  M^puri,  (Guiana);  Me- 
quen,  (Mato-Grosso);  Minuanos,  (Sao-Pedro-do-Rio-Grande);  Mongaiös,  (Bahia);  Mucori, 
(Mato-Grosso);  Mundrucüs,  (Pard);  Müra,  Id;  Nambiucdra,  (Mato-Grosso);  Nhengahiba, 
(Pard);  Norogudges,  (Goydz);  Omagoas  ö  Cambevas,  (Pard);  Oppinaze,  (Goydz);  Pacahd, 
Bastian,  America.  54 


850  INDIANERSTÄMME. 

(Mato-Grosso);  Pacaja,  fPara);  Pacüna,  Id;  Paiacü,  (Rio-Grande-do-Norte) ;  Pama 
6  Pamma,  (Mato-Grosso);  Pannati,  (Rio-Grande-do-Norte) ;  Paranazind,  (Mato-Grosso); 
Pareci,  Id;  Parintintin,  (Parä);  Passe,  Id;  Patachö,  (Bahia);  Patetui,  (Mato-Grosso);  Pimen- 
teiras,  (Parahiba);  Pittas,  (Rio-de- Janeiro);  Pocheti,  (Para);  Potiguara,  (Paralnba);  Puca- 
xare,  (Mato-Grosso);  Purarione,  Id ;  Paris,  (Espirito  Santo);  Purupurü,  (Para);  Quagejü, 
(Mato-Grosso);  Quiniquinado,  Id;  Quinnimüra,  (Bahia);  Remaris,  (Sergipe);  Sacarü,  (Rio- 
de- Janeiro);  Sarüma,  (Mato-Grosso);  Tacanhüna,  (Para);  Tacüna,  Id ;  Tamarambaze,  Id; 
Tamaran,  (Mato-Grosso);  Tamare,  Id;  Tamembös,  (Goyaz);  Tamepunga,  (Mato-Grosso) ; 
Tamoios,  (Rio-de-Janeiro) ;  Tamüana,  (Para) ;  Tapacod,  (Goyaz) ;  Tapanhüna,  (Mato-Grosso) ; 
Tapes,  (Sao-Pedro-do-Rio-Grande);  Tapirape,  (Goyazj;  Tapiraqui,  Id ;  Temembö,  (Pard); 
Terenoc,  (]Mato-Grosso);  Timbira,  (Maranhäo);  Tards,  (Pard);  Tramembe,  (Ceard);  Tumbira, 
(Pard);  Tupinambas,  (Bahia,  Para,  Minas);  Tupininquim,  (Bahia  e  Espirito-Santo);  Uaca- 
ranhä,  (Pard) ;  Uahids,  (Mato-Grosso);  Uahupe,  (Pard);  Uarahicü,  Id;  Uman,  (Pernambuco); 
Urubü,  (Para);  Urucaruni,  (Mato-Grosso) ;  Urucunis,  Id;  Urupüca,  Id;  Ururi,  Id;  Vajari, 
(Mato-Grosso);  Vouve,  Id;  Ximbina,  (Mato-Grosso);  Xiquitos,  (Santa-Cruz  da  Serra); 
Xumettos,  (Rio-de-Janeiro).  Von  den  Stämmen  vom  Thal  des  Amazonas  findet  sich  bei 
Markham  die  folgende  Liste  zusammengestellt:  Abactis,  Abigiras  (Avijiras,  Auxiras, 
or  Abiras),  Abipones  (or  Callagaes),  Abiras,  Acamoris,  Acaneos,  Achouaris,  Achua- 
les,  Agapicos,  Agoyas,  Aguanos,  Aguanacos,  Aguaricos,  Aguarunnas,  Aguas,  Aguay- 
ras,  Aguilotes,  Aicores,  Aisuaris,  Ajunas  or  Clamicuras,  Alabonos,  Amajuacas,  Amao- 
nas,  Amazons,  Amulalaes,  Apaxiases,  Anamaris,  Ancuterres,  Andoas,  Anduras,  Anguteras, 
Anjenguacas,  Antis,  Antives,  Aomaguas,  Apantos,  Aparia,  Aperas,  Apiacas,  Araguanay- 
nas,  Araycus,  Arazas,  Ardas,  Arekainas,  Ariquenas,  Arubaquis,  Ataguates,  Atuais, 
Aturiaris,  Aunares,  Auxiras  or  Avijiras,  Avanateos,  Avijiras,  Ayacares,  Barbudos, 
Baures,  Becabas,  Betocuros,  Bilelas,  Blancos,  Bocas,  Burais,  Busquipanes,  Cachicua- 
ras,  Caguarans,  Cahuaches,  Cahuamares,  Cahuayapitis,  Callisecas,  Camavos,  Cambcbas, 
Campas,  Campevas,  Canamaries,  Canizuaris,  Capanahuas,  Carabuyanas,  Caraguanas, 
Carapaches,  Carapanas,  Carcanas,  Caripunas,  Cashibos  or  Callisecas  or  Carapaches, 
Catauxis,  Catauuixis,  Catuquinas,  Cauanas,  Cauxanas,  Cayanas,  Cayubabas,  Chais,  Cha- 
micuras,  Chapas,  Chavelos,  Chayavitas,  Chepenaguas,  Chepeos,  Chichas  Orejoncs,  Chi- 
quitos,  Chiriguanas,  Chiripunos,  Cholones,  Chudavinas.  Chufias,  Chunchos,  Chunipies, 
Chuntaquiros,  Churitunas,  Chuzcos,  Cingacachuscas,  Ciures,  Coata  Tupuüjas,  Cobeus, 
Cocomas,  Cocamillas,  Coerunas,  Cofanes,  Cohidias,  Cohumares,  Colchaquies,  Comacoris, 
Comavos,  Conambos,  Conejoris,  Conamonas,  Conibos  or  Manoas,  Copatasas,  Corocoros, 
Coronas,  Coronados,  Cotocarianas,  Couas,  Cuchiguaras,  Cuchivaras,  Cuinuas,  Cuircs, 
Cuiyacus,  Cuiyayos,  Cumaruruayanas,  Cumayaris,  Cumbasinos,  Cunas,  Cunjies,  Cunuris, 
Curanas,  Curanaris,  Curarayes,  Curetus,  Curiates,  Curigueres,  Curinas,  Curis,  Curiveos, 
Curuanaris,  Curucurus,  Curupatabas,  Curuziraris,  Cusabatayes,  Custiniabas,  Cutinanos, 
Desannas,  Encabellados,  Erepunacas,  Engaibas,  Enjeyes,  Eriteynes,  Frascavinas, 
Gaes,  Ginoris,  Gis,  Givaros,  Guacaras,  Guachis,  Guajayos,  Gualaquizas,  Guamalcas, 
Guanas,  Guanamas,  Guanapuris,  Guanarus,  Guanibis,  Guaquiaris,  Guaraicus,  Guarana- 
cuazanas,  Guaranaguacus,  Guarayos,  Guarianacaguas,  Guasitayas,  Guatinumas,  Guayabas, 
Guayacaris,  Guayazis,  Guaycurus,  Guazagas,  Guencoyas,  Guevas,  Haguetis,  Hibitos, 
Himuetacas,  Huachipayris,  Huahuatales,  Huairous,  Huambisas,  Huasimoas,  Huirunas, 
Humuranas,  Ibanomas,  Ibitos,  Icahuates,  Ilurus,  Imaschahuas,  Incuris,  Inuacas,  Ipa- 
puisas,  Ipilos,  Ipecas,  Iquitos,  Isannas  or  Papunauas,  Itremajoris,  Itucales,  Izas,  Izibas, 
Izuhalis,  Jacamis,  Jacares,  Jamamaris,  Jamunas,  Japuas,  Jauanas,  Jawabus,  Jeberos  or 
Jivaras,    Jibitas,   Juanas,   Jubiris,    Jumas,  Jumanas,  Juris,  Jutipos,    Lamas,    Lamistas  or 


MARANON.  851 

Motilones,  Lecos,  Lliquinos,  Logrofios,  Lulcs,  Macaguas,  Macavinas,  Macunas,  Macus, 
Maisames,  Manacurus,  Manahuas,  Manamabobos,  Manamabuas,  Manaos,  Manatinabas, 
Managus,  Manoas,  Manues,  Maparinas,  Maparis  or  Mapiarus,  Maraguas,  Maranhas, 
Maraymumes,  Marianas  or  Maranhas,  Mariguyanas,  Mariruas,  Masamaes,  Masipias,  Ma- 
sucaruanas,  Matagenes,  Mataguayos,  Mautas,  Mayanases,  Maynas,  Mayorunas  or  Barbados, 
Mazanes,  Miguianas,  Miranhas,  Miritis,  Moacaranas,  Mochovos,  Mocovies  or  Mocobios, 
Mopitirus,  Moronas,  Moruas,  Motilones,  Moxos,  Mueganos,  Mundrucus,  Muniches,  Mu- 
parinas,  Muras,  Muratos,  Muriates,  Musquimas,  Mutayas,  Mutuanis,  Naneruas,  Napeanos, 
Napotoas,  Naunas,  Neguas,  Neocoyas,  Nepas,  Nerecamucs,  Nesahuacas,  Nevas,  Nushi- 
nos,  Oas,  Ojotaes,  Omaguas,  Oreguatus,  Orejones,  Oritos,  Oroupianas,  Orystinesis, 
Otanavis,  Ozuanas,  Pacaxas,  Pachictas,  Pambadeques,  Panajoris,  Panataguas,  Panos, 
Papaguas,  Papunauas,  Paranapuras,  Paratoas,  Parranos,  Passes,  Pastazas,  Pastivas,  Pavas 
or  Pevas,  Pautes,  Payaguas,  Pelados,  Pequeyas,  Pevas,  Pinches,  Pindos,  Piras,  Pirros 
or  Chuntaquiros,  Pocoanas,  Puinaus  or  Mapiarus,  Punouys,  Purupurus,  Putumayos, 
Quatausis,  Quererus,  Quilivitas,  Quimaus,  Quinarupianas,  Quirivinas,  Remos,  Rimachu- 
mas,  Roamaynas,  Rotunos,  Ruanababas,  Rumos,  Sencis,  Senos,  Sepaunabas, 
Setebos,  Sliipibos,  Shiripunas,  Siguiyas,  Simarrones,  Simigaes,  Sirineyris,  Sirionos, 
Solimoens,  Sorimoens,  Suchichis,  Sucumbios,  Tabalosos,  Taguacuas,  Taguaus, 
Tamas,  Tamuanas,  Tapajosos,  Tapuras,  Tapuyas,  Tasias,  Tarianes,  Tatus,  Taunies, 
Tenimbucas,  Tequetes,  Terarus,  Tiassus,  Ticunas  or  Jumanas,  Tijucos,  Tinganeses, 
Tipunas,  Tiputinis,  Tivilos,  Tobas,  Tonocotes,  Toquisteneses,  Tremajoris,  Tucales, 
Tucanos,  Tucunderas,  Tucuriys,  Tuinamaynas,  Tulumayus,  Tupinambas,  Tupis,  Tupiti- 
mis,  Tuyuneris,  Uaenambeus,  Uamanis,  Uaraycus,  Uaupes,  Uayupes,  Ucayales,  Ucliucas, 
Uerequenas,  Ugiaras,  Umauas,  Üngumanas,  Unibuesas,  Unonos,  Upanas,  Upataninabas, 
Urarinas,  Urayaris,  Urubatingas,  Uspas,  Velebas,  Xanias,  Ximanas,  Yacariguaras,  Ya- 
cucaraes,  Yaguas,  Yameos,  Yamoruas,  Yamnas,  Yapuas,  Yarapos,  Yaribarus,  Yaruca- 
guacas,  Yasheos,  Yasunies,  Yequeyos,  Yetes,  Yguaranis,  Ynuris,  Yquitos,  Yucunas, 
Yucunampas,  Yumaguaris,  Yupiuas,  Yuracares,  Yurimaguas,  Yurunas,  Yurusunes, 
Yxisteneses,  Zamoras,  Zapas,  Zaparos,  Zapitalaguas,  Zeoqueyas,  Zepas,  Zepucayas,  Zeu- 
nas,  Zias  or  Ziyus,  Zibitos,  Zucoyas,  Zurinas.  Von  den  40  Provinzen  des  Königreichs 
Quito  giebt  Juan  de  Velasco  (bei  Ternaux-Compans)  34  Namen:  Aloa,  Aloasi,  Ama- 
guana,  Calacali,  Cansacoto,  Chillo,  Chilbogälli,  Conocoto,  Cotocalla,  Cumbaya,  Calea, 
Guapulo,  Guayllabamba,  Langasi,  Lloa,  Lulubamba,  Machachi,  Malchingui,  Mindo, 
Nono,  Perucho,  Pifo,  Pintac,  Pumasqui,  Puembo,  Puellaro,  Quinchi,  Sangelqui,  Tum- 
baco,  Turubamba,  Uguimbichu,  Yaruqui,  Ychubamba,  Zambisa  Es  werden  dann 
6  nördliche  Staaten  aufgezählt,  13  südliche  und  8  der  Küsten:  i)  Poritaco,  Collahuaso 
et  Linguachi,  etaient  les  plus  voisins  de  Quito.  Les  tribus  qui  les  composaient  sont 
eteintes  ou  ont  pris  d'autres  noms,  comme  les  Tabacundos  etc.,  et  dependent  d'autres 
provinces.  2)  Cayambi  comprenait  plusieurs  tribus,  telles  que  les  Cayambis,  Guacha- 
laes,    Tocachis,    et    quelques    autres    qui    fönt    actuellement    partie    d'autres    provinces. 

3)  Otavalo  se  composait  des  Cochasquis,  Cotacachis,  Cusines,  Hatuntaquis,  Piguell6s, 
Tocachis,  Urcuquis  etc.,    qui  n'etaient,    que  des  tribus  differcntes  d'une   meme  nation. 

4)  Ymbaya  (appele  depuis  Carangui),  comprenait  beaucoup  de  tribus,  telles  que  les 
Cahuasquis,  Chotas,  Cuchicaranguis ,  Miras,  Pimanes,  Quilcas,  Tumbavipos,  Ymbaburas 
et  quelques  autres.  5)  Pimampiro  ne  se  composait  que  des  Ambuguies,  des  Carpuchas, 
des  Piscos  et  des  Pusires.  6)  Huaca,  Dehuaca  et  Tusa  etaient  de  petites  provinces 
situees  ä  l'extremite  septentrionale;  elles  n'etaient  pas  divisees  en  tribus,  ou  si  elles 
l'etaient,    ces    tribus    etaient   tres    peu    nombreuses.     7)    Latacunga   etait   presque  aussi 

54* 


852  .  INDIANERSTÄMME. 

etendu  que  le  royaume  de  Quito;  il  se  composait  de  seize  tribus,  la  plupart  trcs- 
nombreuses,  ce  sont:  les  Alaquez,  Callos,  Collas,  Cuzubambas,  Mulahaloes,  Mulli- 
Hambantos,  Pansaleos,  Pilahaloes,  Pugillies,  Saguisillies,  Sieclios,  Tanicuchies,  Tiopullos, 
Toacasos,  Yanaconas  et  les  Lataciingas.  8)  Angamarca,  etat  de  moyenne  grandeur, 
comprenait  les  tribus  qu'on  nomme  aujourd'hui  Colorados,  Yungas  et  autres.  9)  Ham- 
bato,  petit  etat,  comprenait  les  Huapantos,  Pillaros,  Guizapinchas  etizambas.  10)  Mocha, 
etat  m^diocre,  liabit6  par  les  Pachanlicas,  Pasates,  Pelileos,  Queros  et  Tisaleos.  11)  Pu- 
ruha  etait  aussi  grand  que  le  royaume  de  Quito.  Sans  compter  toutes  les  tribus  qui 
ont  pris  des  noms  de  saints,  on  en  trouve  encorc  une  trentaine  qui  ont  conservc  leurs 
anciennes  denominations,  telles  que  les  Cachas,  Calpis,  Caxabambas ,  Cliambos,  Colum- 
bis,  Cubixies,  Guanandos,  Guanos,  Guamotes,  Licanes,  Lictos,  Liribambas,  Moyo- 
Canchas,  Ocpotes,  Pallatangas,  Pangores,  Penipes,  Pungalads,  Punicos,  Quimiacs,  Rio- 
bambas,  Tiocanas,  Tungurahuas,  Tunohis,  Yaruquis,  Ylapos,  Zibadas,  Zicalpas,  Zicaos, 
et  les  Purubuayes  ou  Guaconas.  12)  Chimbo,  etat  de  moyenne  grandeur,  contenant 
plusieurs  tribus;  les  Asancotos,  Chapacotos,  Chimas,  Guanujos  et  les  Guarandas. 
13)  Tiquizambi  (aujourd'hui  Tixan),  petit  etat  compose  des  Quionas,  Jubales,  et  des 
Zulas.  14)  Lausi  ou  Alausi  etait  un  peu  plus  grand;  il  renfermait  les  Achupallas, 
Chanclian^s,  Chunchis,  Cibambis,  Fungas,  Guasuntos,  Pinancayes  et  Pumallactas. 
15)  Canar,  egal  en  extension  h  celui  de  Quito,  contenait  vingt-cinq  tribus  tres-nom- 
breuses,  savoir :  les  Araucayes,  Azogues,  Bambes,  Burgayes,  Canaribambas,  Chuquipatas, 
Zinubos,  Cumbes,  Guapon^s,  Girones,  Gualascos,  Hatun-Cauares,  Manganes,  Molleturos, 
Paeclias,  Paut^s,  Plateros,  Racares,  Sayausies,  Siccis,  Siseytes,  Tadayes,  Tarquis,  Tome- 
bambas,  Yunguillas.  16)  Paltas,  petit  etat  renfermant  les  tribus:  des  Cariochambas, 
Chaparras  et  les  Saraguros.  17)  Zarza,  grand  etat  de  plusieurs  tribus,  les  Cariamangas, 
Catacochas,  Catamayus,  Chapamarcas,  Chantacos,  Colambos,  Gonzanamaes,  Guachana- 
maes,  Malacatos,  Piscobambas,  Villcabambas,  Yanganas  et  les  Zazarumas.  18)  Huanca- 
Bamba,  Gascayunca  et  Caxas  etaient  trois  petits  etats  indcpendants.  19)  Ayabaca  et 
Calbay  etaient  enfin  deux  autres  etats  indcpendants.  20)  Payta,  etat,  de  moyenne  gran- 
deur et  le  plus  meridional,  comprenait :  les  Calanes,  Amotap^s,  Pelingaras  et  les  Puiras. 
21)  Tumbez  et  Maya^illca  etaient  deux  petits  etats  allies.  22)  Poeeos  et  Machala, 
deux  autres  reunis.  23)  Lapuna  (Puna),  situe  dans  l'ile  de  meme  nom.  24)  Guanca-Villcas, 
grand  etat  compose  de  nombreuses  tribus:  les  Alonches,  Babas,  Babahoyos,  Chanduyes, 
Changones,  Chunanas,  Colonchis,  Daulis,  Guafas,  Mangachis,  Nauzas,  Oxibas,  Palen- 
qu6s,  Pimochas,  Quileos  et  les  Yaguacbis.  Quoique  toutes  ces  tribus  fussent  d'une 
m^me  origine  et  parlassent  la  meme  langue,  cependant  une  d'entre  elles  se  distinguait 
des  autres,  c'^tait  celle  des  Guanca-Villcas  qui,  par  leur  ancienne  coutume,  s'arrachaient 
deux  dents  superieures  du  devant.  Dans  la  suite,  l'Inga  Huayna  Capac,  pour  les 
chätier,  les  obligea  ä  en  arracher  quatre  de  plus.  25)  Manta,  etat  assez  grand,  mais 
presque  desert;  il  s'etendait  depuis  la  pointe  de  Santa  Elena  jusqu'ä  la  baie  de  Chara- 
poto.  C'^tait  le  lieu  qu'habitait,  au  commencement  de  l'ere  chretienne,  la  race 
efFrayante  des  g^ants.  Ils  avaient  detruit  en  partie  les  populations  americaines  qui 
avaient  habite  avant  eux  ce  pays  et  en  avaient  chasse  le  reste.  Apres  la  destruction 
de  ces  geants,  le  pays  fut  repeuple  par  neuf  tribus  de  m^me  origine,  savoir:  les  Apichiquies, 
les  Cancebis,  les  Charapotoes,  les  Pichotas,  les  Picoasaes,  les  Pichunsis,  les  Manavies,  les 
Xarahusas,  et  les  Xipixapas.  On  ignore  si  les  Yzapiles  faisaient  partie  de  cet  etat  ou  du  sui- 
vant.  26)  Cara  6tait  beaucoup  plus  considerable,  et  s'etendait  depuis  la  baie  de  Cliarapoto 
jusqu'au  cap  de  San  Francisco.  Ce  fut  dans  ce  pays  que  s'etablirent  les  premiers 
etrangers  qui,   comme  l'avaient   fait  les  geants  vinrent  par  mer.     Ils  avaient  pour  clief 


ECUADOR.  853 

im  nomme  Caran,  qui  donna  le  nom  de  Cara  ä  la  premi^re  ville  qu'il  fonda  dans  ce 
golfe  qui  prit  lui-meme  le  nom  de  baie  des  Caranguis.  Ces  ^trangers,  port^s  sur  leurs 
balzas,  debarquerent  dans  cet  endroit  vers  l'annee  700  ou  800  de  l'ere  chretienne. 
Apres  y  ehe  dcmeures  quelque  temps,  ils  se  dirigerent  vers  le  nord,  en  suivant  les 
bords  de  la  mer  jusqu'au  Rio  des  Esmeraldas  qu'ils  travers^rent  pour  arriver  ä  Quito. 
Apres  avoir  abandonne  Cara,  les  etrangers  se  confondirent  avec  les  autres  tribus  de  l'in- 
terieur,  qui.  prirent  ä  la  suite  de  cette  invasion  le  nom  general  de  Caras.  Ceux  qui 
s'etablirent  ä  la  baie  des  Caranguis  et  y  fonderent  une  ville,  avaient  pour  coutume  de 
comprimer  et  d'allonger  la  tete  des  enfants  comme  le  fönt  les  Omaguas,  qui  habitent 
les  bords  du  Maranon.  Les  autres  tribus  de  cette  nation  etaient  les  Apesigues,  Cani- 
loas,  Chones,  Pasaos,  Silos,  Tosahuas  et  Xahicas.  2,7)  Tacames  ou  Atacames,  dernier 
etat  maritime  situe  au  nord  de  Quito,  etait  beaucoup  plus  vaste.  Les  Caras  en  furent 
les  Premiers  habitants,  mais  empörtes  par  leur  charactere  aventureux  et  le  d^sir  de 
trouver  un  pays  meilleur,  ils  l'abandonnerent  bientot.  Les  populations  qui  leur  succ^- 
derent  ou  plutöt  qui  se  formerent  de  leurs  debris  furent  les  Esmeraldas,  Quaquis, 
Silanchis,  et  quelques  autres  tels  que  les  habitants  de  l'ile  de  Tumaco  et  de  la  Tola. 
Les  Quaquis,  Colimas,  Pimpaguaces,  Pechaucinchis,  Xaramixos,  Yambes,  Yutas  et 
Cayapas,  s'etablirent  dans  l'interieur  du  pays.  Toutes  ces  peuplades,  situees  au  nord, 
au  sud  et  ä  l'ouest  de  Quito,  se  reunirent  en  un  seul  corps  de  nation  ä  la  fin  de  la 
troisieme  epoque,  et  formerent  le  royaume  de  Quito  qui,  vers  la  quatrieme,  acquit  une 
plus  grande  extension  par  suite  des  conquetes  des  Espagnols  au  sud,  au  nord,  et  au 
de  lä  des  grandes  Cordillieres  (s.  Ternaux-Compans).  Garcilasso  de  la  Vega  bestimmte 
folgendermassen  das  alte  Reich  der  Inca  in  seinen  Grenzen:  AI  norte  llegaba  hasta 
el  rio  Ancasmayu,  que  corre  entre  los  confines  de  Quitu  y  Pastu,  quiere  decir  (en  la 
lengua  del  Peru),  rio  azul,  esta  debaxo  de  la  linea  equinocial  casi  perpendicularmente. 
AI  mediodia  tenia  por  termino  al  rio  llamado  Mauli,  que  corre  leste  hueste ,  pasado 
el-  reyno  de  Chili,  antes  de  llegar  ä  los  Araucos.  Peru  erstreckte  sich  von  ungefähr 
2°  N.  to  the  thirty-seventh  degree  of  south  latitude  (s.  Prescott)  oder  (nach  Markham) 
to  about  20°  S.  (wobei  die  südlichen  Eroberungen  ausgeschlossen  sind).  Und  ebenso 
wechseln  die  Angaben  über  die  Breite  (der  als  natürliche  Grenzen  gegebenen  Confi- 
guration  des  Landes  entsprechend). 


zu  PERUa 


Bei  der  Vielsprachigkeit  der  Stämme  von  Südamerika,  wo 
die  Zahl  der  Dialecte  als  infinito  bezeichnet  wird,  mussten  sich  zu 
gegenseitigem  Verkehr,  wie  auch  in  Nordamerika  (und  allen  übri- 
gen Theilen  der  Erde),  Gemeinsprachen  herausbilden,  theils  ^ds 
eine  Art  lingua-franca,  gleich  dem  Chinook  (der  Columbier),  theils 
bei  der  Präponderanz  einer  durch  politischen  Einfluss  gestützten 
Gelehrtensprache  in  der,  dem  Lateinischen  durch  Europa  ähnlichen, 
Verbreitung  des  Quichua  durch  die  Weite  des  alten  Inca-Reiches. 

In  Brasilien  diente  die  lingua  geral  im  Tupi  (am  Orinoco  das 
Tamanaco)  als  eine  „Nahuatl-Sprache"  (für  Verdeutlichung  nach 
mexicanischer  Bezeichnungsweise)  zum  allgemeinen  Verständniss 
und  wurde  durch  die  Missionäre,  für  eigene  Erleichterung  eines 
solchen,  in  diesem  Character  befestigt;  in  Tucuman  wurde  neben 
den  Sonder-Sprachen  die  Sprechweise  der  Diaguitas  als  allgemein 
geredet,  in  Moxos  bedienten  sich  die  Quitemocas,  Chapacuras  und 
Tapacurus  ausser  ihrer  besonderen  Sprachen  der  der  Baures,  als 
allgemeiner. 

Nach  Herrera  war  es  Ynga  Yupanqui,  der  den  Gebrauch 
der  Sprache  von  Cuzco  zum  herrschenden  machte,  und  Blas  Valera 
motivirt  dies  im  Genaueren  durch  die  Bestimmung  Pachacutec's, 
dass  jeder  mit  einem  Amt  Bekleidete  verpflichtet  worden  sei, 
diese  Sprache  Cuzco's  zu  erlernen.  Daraus  folgte  dann  die  all- 
mählige  Einführung  in  die  grosse  ]Masse  des  Volkes,   was  unter- 


1)  Nachträgliches  zum  Band  I. 


ALLGEMEINSPRACHE.  855 

Stützt  wurde  durch  den  periodischen  Aufenthalt  der  Curacas  am 
Hofe,  sowie  durch  die  Erziehung  ihrer  Söhne  in  den  Schulen  der 
Hauptstadt. 

Ausserdem  wird  auch  (s.  Oliva)  einer  Eigensprache  der 
Inca  Erwähnung  gethan,  die  als  eine  Hofsprache  (nach  Art  der 
Rangsprachen  im  südösthchen  Asien)  dargestellt  ist,  und  dazu 
gehörig  findet  sich  eine  Reihe  von  Worten  aufgeführt,  wie  Ayar, 
Raurana,  Socso,  Cuzco,  Manco,  Collcam,  Ceraquenque,  Hahuanina, 
Panaca,  Ucsa,  Vicaquirau,  (von  denen  einige  indess  schon  aus 
der  Volkssprache  ihre  Erklärung  gleichfalls  erhalten  können). 

Da  nun  Garcilasso  de  la  Vega  diese  Hofsprache  der  Inca  als 
eine  Geheimsprache  behandelt,  deren  Erlernung  den  Profanen 
verboten  gewesen  sei,  so  würde  sie  eher,  oder  doch  zugleich,  in 
die  Reihe  der  vielfach  (auch  auf  einigen  Inseln  Polynesien's)  den 
Aussenstehenden  (mitunter  den  Eingeweihten  selbst)  unverständ- 
lichen Priestersprachen  (bald  als  kunstvoll  gefeiltes  Sanscrit,  bald  als 
künstlicher  Jargon  fortgebildet)  fallen.  Den  Guacas,  bemerkt  Acosta, 
durften  sich  nur  die  Eingeweihten  hinwenden,  denn  man  bediente 
sich  „cum  divo  diversa  lingua"  (von  der  peruanischen).  Die  Priester 
nähern  sich  dem  Idole  in  demüthiger  Stellung  (in  Peru)  „y  hablan 
con  el  en  lenguage,  que  los  Seglares  no  entienden"  (s.  Gomara). 
Bei  den  Cariben  soll  neben  der  Männer-  und  Frauensprache  eine 
Geheimsprache  der  Krieger  (s.  Rochefort)  bestanden  haben,  wie 
wohl  in  den  durch  die  Botuto  (oder  Trompete  der  Salivas)  be- 
rufenen Geheimbünden  amOrinoco.  Die  enge  Verbindung,  in  welcher 
(aus  Gleichheit  der  Interessen  den  Chancas  gegenüber)  die  Inca- 
Fürsten  Cuzco's,  nach  der  Ueberbrückung  des  Apurimac,  mit  den 
Quechua  des  Pachachaca's  traten,  machte  für  diese  allgemeine 
Sprache  Cuzco's,  wie  sie  früher  genannt  war,  die  Bezeichnung 
der  Quechua-Sprache  zu  einer  geläufigeren,  und  diese  kann  dann 
auch  als  die  Sprache  der  Serranos  oder  der  Sierra  aufgefasst 
werden,  indem  bei  Mossi  die  gemässigten  (mittleren)  Thäler  unter 
die  Rubrik  Quichua  (von  Stroh  oder  Ychu  erklärt,  als  Quehuasca- 
ychu)  gestellt  wurden,  im  Gegensatz  zu  den  heissen  Yungas  und 
den  kalten  Punas. 

Zur  Zeit  der  Conquista  lag  die  Verbreitungsweite  des  Quichua 
für  den  Norden  in  Quito,  an  der  Grenze  mit  den  (nasendurch- 
bohrenden) Quillacencas,  —  worauf  dann  bei  Pasto  und  Popayan 
(s.  Andagoya)  die  Klagen  über  die  Zersplitterung  unzähliger 
Zungen  beginnen,  (bis  zur  Mosca-Sprache  der  Chibchas),  —  für  den 


856  zu  PERU. 

Süden  in  Tucuman^),  wo  das  dem  Quechua  verwandte  Calchaqui 
geredet  wurde.  Dass  sich  hier  der  Einfluss  der  gebildeten 
Sprachen  noch  weiter  erstreckte,  lässt  sich  aus  den  Bezeichnungen 
für  höhere  Zahlen  schliessen,  die  sich  (nach  d'Orbigny)  aus  dem 
Quichua  bis  zu  den  Pehuelches  verbreiteten.  Dobrizhoffer  er- 
wähnt das  Quechua  in  Paraguay. 

In  Chile")  ist  das  Quichua  gegenwärtig  bei  den  Indianern 
völlig  durch  das  Spanische  verdrängt,  doch  hatte  es  sich  in  Pro- 
tero  grande  bis  zum  Jahre  1677  unter  einigen  Alten  erhalten. 
Die  Guarpes-Indianer  in  Cuyo  sprachen  Allentiac  und  Milcocayoc 
(chilenische  Dialecte). 

Auf  der  ganzen  Sierra  dagegen  herrscht  das  Quichua,  soweit 
es  nicht  durch  das  Aymara")  unterbrochen  wird,  noch  jetzt,  und 
ist  auch  in  manchen  der  IMissionen  der  Andesstämme  heimisch 
geworden,  wie  in  denen  am  Napo,  Pastassa  u.  s.  w.,  wie  Velasco 
berichtet:  „La  lengua  jeneral  de  estos  indios  es  el  Quichua  o 
Peruano,  que  lo  hablan  con  bastante  pureza,  casi  tal  como  lo 
esenaron  los  conquistadores".  Die  Indianer  von  Ipiales,  Cumbal, 
Tulcany  Mallama  (zur  ando-peruanischen  Rasse  gehörig)  redeten 
gleiche  Spra.che  mit  den  Cotacaches  und  Otabalos,  einen  Dialect 
des  Quichua,  wie  er  sich  in  den  von  dort  fortgeführten  Colonisten 
im  Territorium  von  Puben,  sowie  in  den  durch  solche  gegründe- 
ten Pueblos  von  Yanaconas,  Puelenje  und  Poblazon  bewahrt  hat. 

Nach  Techo  redeten  die  Lules  neben  ihrer  Muttersprache 
Kakana    das   Quechua*)    (der  Peruaner)    und   das   am  Pilcomayu 


1)  In  dem  von  den  Inca  nicht  unterworfenen  Theile,  die  Sprachen:  ,,sont  innom- 
brables,  quelquefois  dans  un  seul  village  on  parle  trois  ou  quatres  langues  tellement 
differentes,  que  les  habitants  ne  se  comprennent  pas  entre  eux" ,  bemerkt  Oliva,  die 
Sprachen  Guaraju  und  Gorgotoqui  als  verbreitetste  hervorhebend  (s.  Ternaux- 
Compans). 

-)  Die  Chilier  von  Chili-mapu  (Land  von  Chili)  bezeichneten  den  Archipel  von 
Chiloe  als  Chil-hue  (Provinz  Chili's).     Die  Sprache  hiess  Chili-dugu   (s.  Molina). 

3)  El  idioma  general  del  pueblo  en  el  departemento  (de  Puno)  es  el  Quichua  y 
en  algunos  puntos,  comb  Ilave,  Acora,  Juli,  Chucuito,  Pomata  etc.  el  Aymard,  siendo 
de  notar  que  este  idioma  solo  se  habla  desde  las  cabeceras  de  Tacna,  como  en  Torata, 
hasta  la  Paz,  en  una  direction  y  extension  muy  limitadas  (Soldan). 

^)  L'emission  des  lettres,  doubles  (kk,  pp,  tt)  se  fait  avec  une  sorte  de  claquement 
(guttural,  labial,  lingual)  en  Quechua  (Weddell).  Sometimes  they  will,  as  if  for  amuse- 
ment,  end  all  their  words  with  tl  (the  Chelalas).  Aus  der  californischen  Mission  ent- 
lief ein  ungefähr  60 jähriger  Mann  mit  seinem  5  Jahre  alten  Sohn,  und  als  sie  nach 
6  Jahren  aus  den  Wüsteneien  zurückgebracht  wurden,  wusste  der  circa  12jährige 
Knabe  kaum  drei  Worte  zu  reden  (ausser  etwa  Wasser,  Feuer,  Holz,  Schlange,  Maus), 


QUICHUA.  857 

verbreitete  Tonocote  (der  Matarä  oder  Tonocote  in  Esteco).  Wie 
unter  den  Calchaquies  (bei  Cordova,  Salto  u.  s.  w.)  wurde  das 
Quichua  in  Santjago-del-Estero  geredet.  Bei  den  Indianern  am 
Alto-Amazonas  finden  sich  Anklänge  an  die  Quitena  (Sprache 
von  Quito). 

Am  ausgeprägtesten  tritt  der  Gebrauch  des  Quichua  in  den 
Residenzen,  in  Cuzco  und  Quito  hervor,  während  die  Spanier  auf 
dem  zwischen  liegenden  Terrain  noch  viele  Spuren  der  einheimisch 
älteren  Sprachen  erhalten  fanden. 

So  bemerkt  Cieza  de  Leon  von  den  Pururaes,  dass  sie  neben 
der  Sprache  der  Inca  ihre  eigene  bewahrt  hätten,  und  bei  Gua- 
mango  (und  Vilcas)  fanden  sich  vielerlei  Sprachen,  „porque  cada 
parcialidad  habla  la  suya,  aunque  todas  hablan  la  general  del 
Cuzco"  (Herrera).  Ebenso  galt  in  Guanuco  (mit  den  unterworfenen 
Conchucos)  die  Sprache  der  Inca,  „aunque  la  tenian  propria".  Die 
Indianer  von  Loxa  oder  Zarza  (von  Canga-chamba  nach  Cuxi- 
bamba  verlegt)  „tienen  tres  diferencias  de  lenguas  (Paltas,  Canas 
y  Malacatas),  y  la  del  Cuzco  havia  de  ser  comun  a  todos  por  el 
mandamento  general  de  los  Ingas''.  In  Chiquito:  „hablan  la  lengua 
general,  que  se  llama  Aymara,  y  tambien  la  de  los  Ingas  y  pocos 
hablan  la  particular",  so  dass  hier  also  bereits  vor  dem  Quechua 
das  Aymara  die  Bedeutung  einer  Ausgleichsprache  zwischen  den 
ursprünglichen  Indianern  erlangt  haben  würde. 

Zu  Cardenas'  Zeit  wird  aus  Ambate  (Hambato)  mitgetheilt: 
,, Hablan  los  Indios  la  lengua  general  que  es  la  del  Inga,  pero 
entre  si  se  comunican  en  la  lengua  propia  y  materna  que  es  muy 
diferente"  (s.  Mendoza),  und  hier  werden  die  nach  Quero  (bei  Am- 
bate) aus  Cuzco  versetzten  Colonisten  oder  Mitimaes  (wie  in  den 


so  dass  er  der  „stumme  oder  dumme"  Pablo  genannt  wurde  (wie  Baegert  erzählt).  Nach 
Brown  waren  nordamerikanische  Stämme,  die  ihr  heimisches  Dorf  verlassen  hatten,  um 
sich  in  einem  anderen  Dorfe  anzusiedeln,  nach  2  —  3  Generationen  ihren  Vorfahren 
unverständlich  geworden  (s.  Müller).  Ein  Australier  (bei  Shoal  Haven  River)  ass  die 
Zunge  eines  getödteten  Engländers  „in  the  supposition,  that  as  he  had  eaten  the  tongue 
of  a  white  man ,  he  would  in  consequence  be  enabled  to  speak  English"  (s.  Breton). 
So  tödteten  die  Bulgaren  Verständigere  (s.  Frähn)  und  ähnliches  berichtet  Marco  Polo 
von  Gastfreunden.  Neben  dem  Tractus  Australis  oder  (bei  Postellus)  Chasdia,  als 
drittem  Theil  der  Pila  terrae  (Orbis  terrarum),  unterscheidet  Ortelius  zwei  andere  (nach 
Mercator) :  Primum  facit  eam  in  qua  Europa,  Africa  et  Asia  (hanc  Ptolemaicum  voco). 
Secundam  Americam  dicit,  ita  nominant  hanc  etiam  ceteri,  vulgus  Indiam  Orientalem. 
Sunt  qui  Novum  Orbem  (1596J. 


858  zu  pp:ru. 

andern  Eroberungen  der  Inca)  zur  Einführung  ihrer  Sprache  mit- 
gewirkt haben. 

Nach  Hervas  war  die  Sprache  der  Chancas  von  der  der  Inca 
verschieden,  und  so  wahrscheinHch  die  Mehrzahl  der  in  Chincha- 
suyu  gesprochenen.  Die  am  See  Chincha-cocha  geredete  unter- 
scheidet Tschudi,  als  Chincha-suyu-Sprache  (oder  vielmehr  Sprache 
von  Chincha-suyu)  von  der  Ccauqui  oder  Kauqui  genannten  Sprache 
der  Yauyus,    von   denen   sie  sich  bis  Caiiete  (Huarco)  erstreckte. 

Bei  seiner  Elinabreise  aus  dem  Norden  fand  Cieza  de  Leon 
den  Beginn  der  Inca-Sprache  in  Pansaleo  (bei  Quito),  wo  die- 
selbe durch  die  Eltern  auf  Regierungsbefehl  den  Kindern  hatte 
gelehrt  werden  müssen,  daneben  jedoch  bewahrten  die  verschie- 
denen Stämme  ihre  besonderen^)  Sprachen,  und  die  in  Pansaleo 
geredete  war  verschieden  von  der  der  Carangue's  und  Otabalo's. 

Wie  weit  der  als  Aymara  bezeichneten  Sprache  dieser 
Name  zukommen  dürfe,  ist  Gegenstand  mehrfacher  Erörterungen 
gewesen,  und  besonders  Markham  hat  in  verdienstvoller  Weise 
dazu  beigetragen,  verschleppte  Irrthümer  zu  beseitigen. 

Die  Abfassung  der  Grammatik  in  Juli  unter  Colonisten,  die 
sich  der  Landessprache  accommodirt  hatten,  gab  Anlass  zu  der 
Bezeichnung,  die  seitdem  eine  dauernde  geworden  ist. 

Dass  aus  den  Aymaraes"),  den  Grenznachbarn  der  Quechua, 
Colonisten  nach  dem  Titicaca-See  gebracht  seien,  wird  in  der 
Geschichte  der  Inca  erwähnt,  aber  in  dieser  von  Capac  Yu- 
panqui  eroberten  Provinz  wurde  (nach  Alcedo)  das  Quechua 
geredet. 

Dagegen  war  die  Aymara  genannte  Colla-Sprache  besonders 
den  Pacasa  mit  zugehörigen  Lupaca  eigenthümlich,  und  dann  ihren 
Sprachverwandten  (Aymarez  in  diesem  Sinne),  wozu  Bertorius 
ausserdem  noch  die  Canchis,  Cahas,  Charancas,  Charcas,  Colla- 
guas  u.  s.  w.,  neben  den  eigentlichen  Collas,  rechnet.  Auch  wird 
die  Ausdehnung  dieser  Sprache  der  Lupacas,  die  (unter  der  Be- 
zeichnung Aymara)  bei  deren  Priestern  am  reinsten  gesprochen 
worden  sei,  über  die  Pacages,  Carancas  und  Charcas  bis  zu  den 
Chiriguanis  (und  Guaranis)  angegeben.    Ebenso  werden  die  Indianer 


1)  Les  patois  rustiqucs  n'ont  guere  change  depuis  trois  siecles,  ou  ont  changc 
beaucoup  moins  que  ne  changeait  dans  l'intervalle  le  fran^ais  cultive  (Cournat). 

2)  Tlie  Aymaras  were  a  branch  of  the  Quicliuas  living  in  the  valley  of  the 
Pachacliaca  (Markham).  Several  families  were  brought  by  Tupac  Inca  Yupanqui  to 
Sulli  or  Juli  on  the  western  shore  of  lake  Titicacca. 


DIALECTE.  859 

von  Tarapaca  zu  den  Aymara  gerechnet.  Zwischen  Vermejo  und 
Pilcomayu  fanden  sich  Aymara  redende  Chichas-Orejones  (s.  Lo- 
zano).  Bei  Herrera  wird  das  Land  der  Pacasas  in  Chuquiabo  als 
reich  und  begünstigt  geschildert,  aber  zerspHttert  in  eine  Menge 
Stämme,  unter  denen  dann  die  Aymara -Sprache  zum  Verkehr 
gedient  zu.  haben  scheint,  und  neben  ihr,  nach  der  Besetzung 
durch  die  Incas,  das  Quechua.  Im  Osten  durch  das  Quechua, 
beim  Vordringen  nach  Tucuman  umschlossen,  wurde  das  Aymara 
auf  den  unwirthlichen  Hochebenen  und  den  Wüsten  nach  der 
Küste  zu  isolirt. 

Garcilasso  de  la  Vega  macht  auf  den  civilisirenden  Einfluss 
aufmerksam,  den  die  aus  Cuzco  zurückkehrenden  Indianer  durch 
Kenntniss  der  dort  erlernten  Sprache  auf  ihre  Heimathsgenossen 
ausübten,  und  lässt  solche  Beobachtung  besonders  für  die  Ay- 
maraes  in  Sulli  (Juli)  in  die  Augen  springen.  Dies  wäre  um  so 
einleuchtender,  wenn  sie  die  Reichssprache  aus  ihrer  früheren 
Nachbarschaft  zu  den  Quechuas  bereits  mitgebracht  hatten,  und 
nun  unter  veränderter  Umgebung  zu  einem  zweisprachigen  Volke 
Avurden,  das  dann  den  von  Cuzco  kommenden  Missionären  wieder  zu 
Dolmetschern  diente,  und  dadurch  den  Anlass  gab,  mit  eigenem 
Namen  eine  Sprache  zu  bezeichnen,  die  in  den  Augen  der  sie 
nur  mit  ihrer  Hülfe  Verstehenden  für  sie  characteristisch  war, 
während  sie  von  ihnen  selbst  als  fremde  betrachtet  werden  mochte. 

Als  Vertreter  der  einheimischen  Landessprache  (die  unter 
angenommenem  Namen  sich  ausbreitete)  würden  dagegen  die 
Puquinas  und  Collas  anzusehen  sein,  indem  Garcilasso,  obwohl  er 
zugiebt,  dass  Einzelne  unter  den  Puquinas,  Collas,  Urcos  und  Yuncas 
eine  Kenntniss  des  Quechua  sich  aneigneten,  doch  von  den  Puquinas 
und  Collas  ausdrückhch  bemerkt,  dass  sie  die  Sprache  Cuzco's 
vernachlässigt   und   an   ihrer   ursprünglichen   festgehalten    hätten. 

Da  neben  den  Puquinas  die  (unter  den  Schilfen  des  Titicaca- 
See's  die  Lebensweise  der  Azteken  vor  ihrer  Stadtgründung 
führenden)  Urcos  namentlich  aufgeführt  sind,  scheint  es  nicht 
unbedenklich,  wenn  man  das  Puquina  als  die  Sprache  der  Urcos 
aufgestellt  hat,  und  ausserdem  erwähnt  Oliva  diese  Puquina- 
Sprache  bei  Lambayeque,  indem  es  heisst  (s.  Ternaux-Compans) : 
Quant  au  quichua,  il  s'est  repandu  partout  et  se  parle  generale- 
ment,  cependant  quelques  provinces  ont  conserve  obstinement  leur 
ancienne  langue,  par  exemple  la  langue  Puquina  ä  Lambayeque, 
dans    les   plaines    de   Lima   et   dans   quelques  districts  de  la  pro- 


860  zu    PERU. 

vince  de  Chiquito  (wobei  sich  Chuquito  wiederholen  konnte,  wie 
Pacasa  in  Pacasmayo  oder  Pacasa-mayu). 

Nach  Vater  wurde  die  Puquina-Sprache  (ausser  in  der  Nähe 
der  Pucarani  und  einigen  Dörfern  auf  Inseln  des  Chucuito-See's) 
„in  der  Diöcese  della  Paz  und  einigen  Gegenden  der  Diöcese 
Lima  geredet". 

Die  Sprache  der  Atacamenos  wurde  (zu  Philippi's  Zeit)  ge- 
redet in  San  Pedro  de  Atacama,  Toconado,  Soncor,  Socaire,  Peine, 
Antafagasta  und  einigen  Orten  in  Chiuchia  (1853);  die  Changos 
(an  der  Küste)  redeten  früher  chilenisch. 

Längs  der  Küste  stiess  man  im  Süden  auf  diese  Sprache  der 
Changos,  die  sich  von  dem  Quechua  und  Aymara  sowohl,  wie 
von  dem  Atacama  unterschied,  im  Norden  andererseits  auf  ein 
vSprachwirrwarr,  in  dem  die  Tosagua,  Conchipa,  Poal  (bei  Charapoto 
oder  Japoto)  verschiedene  Sprachen  redeten,  die  Pasaos  ausser- 
dem noch  Dialecte,  und  so  an  andern  Plätzen. 

Der  mittlere  Küstenstrich  dagegen  war  von  einem  ausge- 
dehnten Sprachenzweig"  überschattet,  der  mit  dem  allgemeinen 
Namen  der  Yung'a-Sprache  (der  Yungas  oder  Yuncas)  bezeichnet 
wird  (also  gewissermassen  im  Gegensatz  zur  Sierra-Sprache  als 
Quechua)  und  (nach  Carrera)  in  Chimu,  Chicama,  Chocopo,  Sana, 
Lambeyeque,  Chiclayo,  Huacabamba,  Olmos  und  IMotupe  g'eredet 
wurde.  Ternaux-Compans  giebt  Piura  Truxillo,  Zana  und  Caxa- 
marca  als  Verbreitungsbezirk  des  Yunga  (wogegen  nach  Herrera 
die  Guamachucos  mit  Caxamarca  gleichsprachig  waren). 

Den  von  ihr  occupirten  Localitäten  nach  scheint  diese  sog. 
Yunga-Sprache  in  der  Hauptsache  mit  dem  Einfluss  des  alten 
Chimu-Reiches  zusammenzufallen,  und  sie  verlief  im  Norden  in 
die  Vielfachheit  der  Dialecte,  aus  welcher  sich  noch  heute  der 
(als  Sek  von  Sechura  abgeleitete)  bei  Eten^)  erhalten  hat,  und 
bis  vor  Kurzem  der  benachbarter  Ortschaften,  w^ie  in  Monsefu. 
Bei  Payta  fand  sich  dann  die  Sprache  der  Colanes,  von  der 
Eten's    sowohl,    wne    der  Sechura's   und   Catacao's    verschieden^), 


1)  Während  man  in  Eten  Chinesen  sucht  und  Ranking  auch  Mongolen  nach  Peru 
bringt,  lässt  Wallcott  Brooks  China  durch  die  Peruaner  besiedelt  werden. 

2)  La  plupart  de  leurs  villages,  quoique  tres-peu  eloignes  les  uns  des  autres,  ont 
des  manieres  de  s'exprimer,  et  des  prononciations  gutturales  differentes,  et  que  recon- 
naissent,  en  les  entendant  parier,  ceux  menies  qui  ne  les  comprennent  pas.  Die  Be- 
deutung der  Worte  (im  Peruanischen)  änderte  sich  nach  dreifacher  Aussprache,  „nimirum 
intra  labia,  palatum  et  intra  fauces". 


DOLMETSCHER.  8  Gl 

und  von  de^r  damaligen  Schwierigkeit  des  Verständnisses  bei  Piura 
hat  in  den  mitgetheilten  Reisen  wSkinner  berichtet.  Die  Quingnam 
genannte  Sprache  des  Thaies  von  Chimu  erstreckte  sich  (nach 
Calancha)  bis  Lima  (vor  Einführung  des  Quechua).  En  los  demas 
valles  de  los  llanos  hablaban  la  lengua  Muchic,  que  se  conserva 
hasta  Motupe,  otra  que  Uaman  See  y  la  de  los  Indios  Olmos  (mit 
Dialecten).  La  que  aquellos  Indios  llaman  „Pescadora",  dice 
Calancha,  „es  una  lengua  pobre,  oscura,  gutural  y  desabrida,  mas 
parece  una  lengua  para  el  estomago  que  para  el  entendimiento" 
(s.  Raymond). 

Barcia  erwähnt,  dass  bei  dem  Wechsel  der  Sprachen  in  jeder 
Provinz  an  der  Küste,  die  Vornehmen  (oder  Beamtenklasse)  auf 
Befehl  Huayna-capac's  die  Sprache  von  Cuzco  hätten  lernen 
müssen  ,  um  der  Dolmetscher  zu  entbehren,  unterscheidet  aber 
sonst  in  der  Eintheilung  der  Küstensprachen  ^)  die  Sprachen  der 
Yungas,  der  Tallanes  (Fallanes)  und  jNIochicas  (s.  Zarate).  Diese 
Mochica- Sprache  wurde  in  den  Thälern  von  Huarco  (Canete)  und 
Runahuanac  oder  Lunahuana  geredet  (nach  Ore)  und  gilt  auch  als 
die  Sprache  der  Chincha,  w^ogegen  (nach  Garcilasso)  in  Chincha 
die  Yunca-Sprache  gebraucht  wurde,  und  (nach  Hervas)  die  Yunca- 
Mochica.  Die  Anknüpfung  des  Mochica  an  die  Yunca-Sprache^), 
w;enn  diese  als  für  die  Chimu  geltend  genommen  wird,  würde 
sich  in  Mochi  bei  Truxillo  finden.  Im  Speciellen  wird  der  Dialect 
Truxillo's  als  Lamano  bezeichnet,  oder  der  Lamista-Dialect,  und 
die  behauptete  Ausdehnung  des  dortigen  Idiom's  bis  Caxamarca 
zugegeben,  Hesse  sich  dann  noch  eine  Brücke  finden  bis  zu  den 
Lamas  am  Salto  de  Aguirre  oder  den  Lamistas  bei  St.  Regis  del 
Baradero.  Wenn  nun  aber  andererseits  wieder  bei  Eten  eines 
Lamano-Dialectes  Erwähnung  geschieht,  so  müsste  für  diese  bei 
dem  Glockensteine  von  der  Morgenröthe '')  begrüssten  Einwanderer 


1)  The  language  of  tlie  Indians  (of  the  piain)  in  the  interior  of  America  is  con- 
stantly  clianging,  owing  to  their  roving  and  intermixture  with  other  tribes,  The  Coast- 
Indians,  on  the  other  hand,  remain  for  generations  on  the  same  spot,  and  their  lan- 
guage consequently  is  less  susceptible  of  alteration,  nothwithstanding  the  effect  of  the 
coast  intercourse  (Sproat). 

2)  Zu  Coreal's  Zeit  unterschied  man  an  der  Küste  die  Yumgas,  Tallanas  und 
Mochicas  (im  XVII.  Jahrh.).  The  natives  (of  Piura)  contract  half  of  their  last  words, 
as  if  they  wanted  breath  (s.  Bollaert). 

^)  Titu  (Quito)  wird  als  Morgenröthe  erklärt  und  Eten  als  der  Platz,  wo  die  erste 
Dämmerung  gesehen  wurde. 


862  zu  PERU. 

die  Verwandtschaft  aus  früherer  Wurzel  sprossen,  wenn  nicht 
später  erst  Generalisationen  eingetreten  sind.  Das  am  Huallaga 
gesprochene  Lama  wird  der  Tupi- Sprache  angereiht.  Nach 
Alcedo  wurde  in  Lamas  das  Quechua  geredet.  Die  Lama-Sprache 
reichte  bis  an  den  Huallaga,  wo  neben  den  Lamusas  oder  La- 
mistas  die  Hilistos  (Xibitos)  und  Cholones  wohnten.  Am  Mayu- 
lipi,  Nebenfluss  des  Mayu-tatu  (Madre  de  Dios  oder  Amarumayu) 
wurde  die  Tacana-Sprache  geredet  (s.  Church).  In  Monsefu  hat 
sich  der  eigenthümliche  Dialect^)   erst   seit  Kurzem  verloren  und 


1)  „Man  glaubt  in  der  blossen  Aussprache  einen  Beweis  zu  finden,  dass  die 
3  Hauptsprachen  in  Kanada  keinen  gemeinschaftlichen  Ursprung  haben.  Der  Siuse 
pfeift  im  Reden;  der  Huron  hat  keine  Lippenbuchstaben,  redet  aus  der  Kehle  und 
hauchet  fast  alle  Silben  heraus;  der  Algonquine  spricht  viel  gelinder  und  redet  natür- 
licher. Die  huronische  Sprache  hat  einen  Ueberfluss,  einen  Nachdruck  und  etwas 
edles,  das  man  vielleicht  in  keiner  von  den  schönsten  Sprachen  beysammen  findet. 
Die  algonquinische  hat  nicht  so  viel  Nachdruck,  aber  mehr  Zierlichkeit  und  Lieblich- 
keit. Beyde  haben  einen  Reichthum  von  Ausdrücken,  eine  Mannigfaltigkeit  in  Redens- 
arten, eine  eigentliche  Bedeutung  der  "Wörter  und  eine  Regelmässigkcit  die  erstaunlich 
ist.  Man  muss  sich  wundern ,  dass  sich  unter  Barbaren ,  die  nichts  vom  Studiren  und 
vom  Gebrauch  einer  Schrift  wissen,  kein  schlechtes  Wort,  kein  uneigentlicher  Aus- 
druck, keine  fehlerhafte  Wortfügung  einschleicht,  und  dass  sogar  die  Kinder  selbst  in 
den  gemeinen  Reden  alle  Reinigkeit  ihrer  Sprache  beybehalten.  Ueberdiess  lassen  ihre 
Geberden,  womit  sie  alle  Ausdrücke  begleiten,  nicht  zweifeln,  dass  sie  nicht  alle  Kraft 
und  Schönheiten  derselben  begreifen.  Von  beyden  Sprachen  sind  viele  Mundarten 
hergeleitet  worden,  die  aber  weder  die  Annehmlichkeiten,  noch  die  Starke  derselben 
behalten  haben.  Die  Abenakier,  die  Huronen,  die  Iroquesen,  die  Illinesen,  die  Algon- 
quinen,  die  Miamier  u.  s.  w.  haben  also  ihre  eigene  Sprache;  wenn  man  aber  die 
huronische  gelernt  hat,  so  kann  man  in  wenigen  Monaten  die  Sprache  der  fünf  iro- 
quesischen  Völkerschaften  lernen.  Alle  diese  Völker  haben  in  ihren  Reden  etwas 
asiatisches,  welches  den  Sachen  eine  gewisse  Einkleidung  und  verblümte  Ausdrückung 
giebt,  woraus  man  schliesset,  dass  sie  ihren  Ursprung  aus  Asien  haben;  und  in  dieser 
Meynung  wird  man  durch  andere  Beweise  aus  ihrer  Regierungsform  und  Religion 
bestärkt.  Sie  haben  einen  sehr  dunklen  Begriff  von  einem  obersten  Wesen  und 
kommen  durchgängig  darinn  überein,  dass  sie  es  als  den  obersten  Geist,  den  Herrn 
und  Schöpfer  der  Welt  ansehen.  Die  alonquinischen  Völker  haben  ihm  fast  alle  den 
Namen  des  grossen  Hasen  gegeben.  Einige  nennen  ihn  Michabu;  andere  Arahokan; 
andere  reden  von  einem  Gott  des  Wassers,  der  sich  den  Absichten  des  grossen  Hasen 
widersetzte,  und  diesen  Gott  nennen  sie  den  grossen  Tyger.  Endlich  haben  sie  noch 
einen  dritten  Gott  Matcomek  genannt,  den  man  den  Winter  über  anruft.  Die  Huronen 
nennen  das  höchste  Wesen  Areskui,  und  die  Iroquesen  Agreskue,  und  sehen  es  zu- 
gleich als  den  Kriegsgott  an.  Von  der  Schöpfung  des  Menschen  haben  sie  vielerley 
Fabeln  und  sie  haben  auch  einen  Begriff  von  einer  allgemeinen  Sündfluth,  wie  fast 
alle  amerikanischen  Völker.  Sie  glauben  an  unzähliche  untere  Geister  oder  Schutz- 
geister, gute  und  böse,  die  alle  ihren  Dienst  haben.  Die  Iroquesen  setzen  Arahentsik 
an  die  Spitze    der  bösen,    und  Juskeka  zum  Haupte    der   guten  Geister.     Man  wendet 


RARRAREN.  863 

ZU  Bayer's  Zeit  wurde  in  Sechura  eine  besondere  Sprache  ge- 
redet (1751),  als  Sek.  Zu  Cieza's  Zeit  wohnten  Sichos  neben  den 
Pillaos,  cils  Nachbarn  der  Puruaes  von  Riobamba,  und  Montesinos 
nennt  Sichos  mit  Atarungos  und  Lampatos  (bei  Quito).  Die 
Sprache  der  Pacaguara  (in  Bohvien)  war  der  der  Quechua  ver- 
wandt (und  der  der  Panos).  Die  zum  Ucayah  weiter  gezogenen 
Panos,  die  in  den  Amaguacas  (bei  Sarayacu)  den  Uebergang  zu 
den  Omaguas  bildeten,  stammten  von  den  Jitipos  oder  Xibitos 
(am  Pluallaga),  mit  den  Lamistas  grenzend.  Die  Lama-Sprache 
gilt  (bei  Tschudi)  von  der  peruanischen  verschieden,  doch  wird 
im  Dorfe  Lamas  (nach  Alcedo)  Quechua  geredet,  so  dass  auch 
hier  die  Bezeichnung  eines  einheimischen  Sprachstammes  von 
den  als  Dolmetscher  dienenden  Colonisten  hergenommen  sein 
könnte,  wobei  diese  (nach  Lambayeque  weisenden)  Lamas  in  Tru- 
jillo  neben  ihrer  eigenen  Sprache  bei  der  Eroberung  der  Inca 
bereits  deren  Allgemeinsprache  gelernt  hätten. 

Die  wilden  Indianer,  deren  Sprache  nicht  verstanden  wurde, 
hiessen  (in  Peru)  Upa-runa  (upa,  stumm  oder  taub)  und  ihre 
Sprache  upallani. 

Ueber  die  rasche  Verbreitung^)  des  Quechua  im  Reiche  der 


sich  nur  an  die  bösen  Geister,  um  sie  zu  bitten,  dass  sie  nicht  schaden,  und  von  den 
guten  vermuthet  man,  dass  sie  zur  Bewachung  der  Menschen  bestellt  sind  und  jeder 
Mensch  seinen  eigenen  habe.  In  der  huronischen  Sprache  heissen  sie  Okkisik,  und  in 
der  algonquinischen  ]\Ianitue.  ]\[an  nimmt  zu  ihrer  wohlthätigen  Macht  in  Gefährlich- 
keiten und  bei  grossen  Unternehmungen  seine  Zuflucht.  Man  wird  nicht  unter  ihrem 
Schutze  geboren,  sondern  man  muss  seinen  Schutzgeist  erhalten  und  erst  Bogen  und 
Pfeile  zu  führen  wissen.  Man  schwärzet  den  Kopf  des  jungen  Wilden  und  lässt  ihn 
8  Tage  hungern,  in  Meynung,  dass  sein  Schutzgeist  sich  ihm  unter  der  Zeit  durch 
Träume  ofi'enbaren  werde.  Der  junge  Mensch  wird  nicht  ermangeln  zu  träumen  und 
im  Traume  das  Bild  zu  sehen,  unter  welchem  der  Schutzgeist  sich  ihm  offenbaret, 
welches  bald  der  Fuss  eines  Thieres,  ein  Stück  Holz  oder  eine  andere  Sache  ist. 
Dieses  Bild  behält  er  mit  der  möglichsten  Sorgfalt,  und  man  unterrichtet  ihn  sorgfältig 
von  der  Ehrerbietung,  die  er  ihm  schuldig  ist.  Das  Fest  endigt  sich  mit  einem 
Schmause,  und  es  ist  die  Gewohnheit,  dass  man  ihm  das  Bild  seines  Okkisik  oder 
Manitue  auf  den  Leib  sticht".  Nieuhof  (1669)  berichtet  (in  China)  von  der  Herstellung 
der  Purpurfarbe  aus  dem  Blut  der  Sing-sing  genannten  Affen,  die  vorher  durch  Wein 
berauscht  wurden,  und  so  Rubruquis :  Abscondunt  ergo  se  venatores  et  exeunt  predicta 
animalia  de  cavernis  suis  et  gustant  predictum  potum  et  clamant:  ,,Chin,  chin",  unde 
nomen  acceperunt  a  clamore  illo,  dicuntur  enim  „Chinchin"  (1254),  als  Begrüssung 
(im  chinesischen  Jargon). 

^)  Die  mit  den  Kriegszügen  der  Tupinambas  verbreitete  Tupi-Sprache,  die  in  den 
Missionen  adoptirt  \vorden  war,  wurde  in  der  ferneren  Ausdehnung  beschränkt,  als 
durch  königliches  Edict  (1755)  nur  portugiesisch   abgcfassten  Schriftstücken  gesetzliche 


864  zu  PERU. 

Inca  und  die  Sorge  die  man  trug,  neben  dem  einheimischen 
Dialect  die  Vortheile  einer  allgemeinen  Verkehrssprache  zu  ge- 
winnen, berichtet  Sarmiento  ^),  indem,  wie  er  sagt,  bereits  das  noch 
an  der  Mutterbrust  ^)  befindliche  Kind  schon,  so  zu  sagen,  seinen 
Unterricht  im  Quechua  empfangen  habe. 

Nach  chinesischen  Traditionen  ging  die  Knotens chrift^)  oder 
Knotenrechnung  der  Zeichenschrift-Erfindung  vor,  und  so  (nach 
Humboldt)    in  Mexico^)    den    Bildertafeln,    während   in  Peru  jene 


Gültigkeit  zugestanden  wurde.  In  Mexico  ward  die  Verbreitung  des  Nahuatl  durch 
politische  Verhältnisse  unterstützt,  während  Handelszwecke  die  Verkehrssprache  des 
Chinuk  begünstigten,  wie  des  Hindustani,  Malayischen  und  anderer  lingua  franca.  Der 
Brahui-Khan  von  Kalat  und  seine  Sardar  reden  die  Sprache  der  Balocher  (oder  Nharuis), 
da  das  Brahuiki  oder  die  Sprache  der  Brahuis  (Ba-roh-i)  als  Patois  (Kur-Galli)  verachtet 
wird.  The  many  differences,  which  exist  between  Persian  and  Balochki  have  been 
mainly  brought  about  from  the  habit,  that  Balochis  have  of  transposing  letters  in 
jwords  and  so  changing  them  as  to  be  scarcely  recognizable  in  their  original  form.  Die 
Schriftsprache  (der  Munshi)  ist  Persisch  (s.  Hughes). 

1)  Aun  la  criatura  no  hubiese  dejado  el  pecho  de  su  madre  quando  le  comen- 
zasen  ä  mostrar  la  lengua  que  havia,  de  saber;  y  aunque  al  principio  fu6  dificultoso  e 
muchos  se  pusieron  en  no  querer  deprender  mas  lenguas  de  las  suyas  propias,  los 
reyes  pudieron  tanto  que  salieron  con  su  intencion ,  y  ellos  tubieron  por  bien  de 
cumplir  su  mandado,  y  tan  de  yeras  se  entendiö  en  ello  que  en  tiempo  de  pocos  anos 
se  savia  y  usaba  una  lengua  en  mas  de  mil  y  doscientas  leguas. 

2)  „Wenn  ein  Kind  so  zu  sagen  kaum  den  Kopf  aus  dem  Mutterleib  gestecket, 
und  man  nur  erkennt,  ob  es  ein  Mägdlein  oder  Knäblein  sey,  so  sind  die  Eltern 
schon  auf  den  französischen  Sprach-  und  Tanzmeister  bedacht"  (1689). 

3)  Suischin  erfand  die  Knotenschrift  Kieischeng  der  Chinesen,  und  dann  Fohi  die 
Schriftzeichen  der  Kwa  (Ausgehängten),  durch  Tsangkie  verbessert.  Der  Schafhirt 
Suwenschu  benutzte  die  Hautlagen  einer  Sumpfpflanze  zum  Schreibstoff,  der  Sauhirt 
Kongzanghong  Bambusstäbe  durch  Einkratzen  oder  (unter  Schün)  mit  Firniss,  dann  (auf 
der  von  Schitschen  gebrauchten  Seide)  mit  Tusche  (Wawang's).  Tian  erfand  die 
Pinsel  und  unter  den  Han  wurde  Papier  aus  Broussonetia  papyrifera  gefertigt.  Du 
temps  de  Yong-tching-chi  (fondateur  de  la  XIII  dynastie  du  VIII  e  Ki)  les  Chinois  se 
servaient  de  petites  cordes,  qu'on  marquait  de  divers  noeuds,  au  lieu  d'ecriture  (des 
Hautes-Rayes),  und  daran  schliessen  sich  bei  A.  von  Humboldt  die  Raml  u,  s.  w. 

^)  Die  Hirschhäute  hiessen  in  Mechiko  Mazatl,  das  Pflanzenpapier  Matl  oder 
Maguey,  ein  Buch  von  Pflanzenpapier  in  der  Kitschesprache  Vuh,  im  Maja  Analte, 
im  Nahwa  Amatl,  d.  h.  ,, Holzbuch".  Die  Uebereinstimmung  beider  Namen  weist 
vielleicht  darauf  hin,  dass  die  Bereitung  des  Papieres  ebenfalls  älter  ist  als  der  Ein- 
bruch der  Azteken.  Von  dieser  Benennung  rührt  wahrscheinlich  der  Name  Analthes, 
Amalthes  her,  den  die  mechikanische  Hieroglyphik  trägt.  Mal  bedeutet  im  Kitsche 
mit  Flüssigkeit  bestreichen.  Der  besondere  Name  der  mechikanischen  Schriftgemälde 
(oder  wohl  blos  der  geistlichen  Schriften)  lautet:  Tonalamatl.  Die  Steine  mit  ge- 
schichtlichen Angaben,  welche  in  den  Mauern  öffentlicher  Gebäude  eingefügt  wurden, 
heissen  im  Maja  Katun.  von  Kat  Fragen,  und  tun  Stein,     Daher  kam  im  AVesten  der 


KNÜPFEN.  865 

auf  diese  gefolgt  sein  soll  und  auf  eine  Verfolgung  der  Buch- 
gelehrten hingedeutet  wird,  wie  sie  ähnlich  in  China  unter  der 
Tzin-Dynastie  sich  zur  Analogie  bieten  würde.  Noch  nachdem 
die  Schrift  Eingang  gefunden,  behalfen  sich  Zeugen  eines  Ver- 
trages, welche  nicht  schreiben  konnten,  damit,  dass  sie  eigen- 
händig an  der  Urkunde  einen  Knoten  knüpften.  Diese  Sitte  war 
so  allgemein,  dass-  auch  w^ohl  ein  Zeuge,  der  selbst  unterschrieb, 
überdies    noch    einen    Knoten    schürzte    und    dass    in   der   ersten 

I  Hälfte  des  Mittelalters  das  Wort  „Knotenknüpfer  (nodatores) 
den   Sinn    von  Zeugen   bekam"  (Wuttke).     Nach    dem    deutschen 

'.  Volksglauben  (in  Hessen)  können  die  Hexen  durch  Verknüpfen 
tödten,  indem  sie  einen  Knoten  in  Weiden  schlingen  (was  nicht 
gelöst  werden  darf).  Nach  Hansen  fürchten  die  P>iesen  Hexen- 
knoten in  Tauen  und  die  Finnen  schürzten  Knoten  für  den  Wind. 


Ausdruck  Katun  im  Sinne  von  Inschrift.  Ebenso  nannten  sie  aber  auch  die  Zeichen 
ihres  Kalenders.  Katun  bedeutet  m'ithin  in  Jukatan  Schriftzeichen.  Das  Schreiben 
zerfiel  demnach  in  zwei  Arten.  Die  eine  bestand  in  Meisselarbeit.  Die  Züge  wurden 
in  hartem  Stoffe  ausgehauen  und  Träger  der  Schrift  waren  dann  Steine,  Fussgestelle 
der  Götterbilder,  Wände  der  Tempel  und  Palläste.  Die  Schriftbilder  traten  in  der 
Regel  erhaben  hervor.  Vertieftes  Eingraben  kam  auch,  jedoch  selten  vor.  Dupaix 
sah  nur  wenige  vertiefte.  Oft  wurden  viele  Hieroglyfen  mit  einem  rothen  Firniss 
überstrichen,  der  dem  Wetter  und  der  ^eit  widerstand.  Die  andere  Art  war  das  viel 
raschere  Bemalen  der  Häute  oder  des  Papiers,  welches  vermuthlich  mit  einem  Pinsel 
ausgeführt  wurde.  Gemeinlich  wurden  die  Umrisse  der  Figuren  schwarz  gezeichnet; 
die  angewandten  Farben  waren  stark  und  lebhaft,  schon  und  dauerhaft.  Zu  denselben 
nahmen  die  Mittelamerikaner  sowol  erdige  Stoffe  als  Färbepflanzen  und  des  besseren 
Haltens  wiegen  rührten  sie  die  Farbe  mit  Leim  oder  Oel  an.  Auf  den  in  Nicaragua 
gefundenen  Hirschhäuten  beschränken  sich  die  Farben  auf  schwarz  und  roth.  Die 
Züge  der  Schrift  werden  kräftig  und  breit,  dick  und  derb,  dem  Anschein  nach  oftmals 
im  Einzelnen  keineswegs  sorgfaltig  und  sauber  ausgeführt;  manche  sind  eher  flüchtig 
zu  nennen.  So  scheint  z.  B.  in  dem  zu  Dresden  aufbewahrten  Buche  die  rasche 
Arbeit  eines  geübten  Schreibers  vorzuliegen.  Das  wäre  ein  Anzeichen  starken  Schrift- 
gebrauches. In  Steinschriften,  wie  z.  B.  in  Palenke  sind  dagegen  die  Umrisse  sichtlich 
in  grosser  Regelmässigkeit  von  geschickten  Künstlern  gehauen.  Ob  Brasseur  de  Bour- 
bourg  mit  der  Behauptung  Recht  hat,  dass  rohe  Bilder  für  höheres  Alter  sprechen, 
muss  zur  Zeit  noch  dahingestellt  bleiben"  (Wuttke).  Die  Mongolen  entlehnten  die 
Schrift  der  (syrischen)  Nestorianer  von  den  Uighuren,  durch  Saja  Pandita  adaptirt 
(statt  der  auf  die  tibetische  Modification  des  Devanagari  gegründeten  Schriftweise 
Bashpa  Lama's).  Aus  den  Ländern  am  Pamir  fanden  chinesische  Fortwanderungen  nach 
Osten  (aus  dem  Tarym-Becken),  indische  nach  Süden  (aus  Turan)  statt,  und  die  (agglu- 
tinirende  Sprache  redender)  Akkader  nach  Susa,  von  wo  sie  den  semitischen  Chaldaern 
die  Keilschrift  gebracht  hätten.  Nach  Pauthier  bildete  die  Pfeilspitze  (der  Scythen) 
das  Prototyp  der  Keilschrift. 

Bastian,  America,  55 


860  zu    PERU. 

„Signum  in  aliquo  ligno  et  nodum  in  corrigia  aut  Zona"  machten 
die    Preussen   (nach  Duisburg)  bei  der  Jahresrechnung. 

Durch  die  Rusl  genannten  Taue  Averden  in  Knoten  ^)  und 
Verschlingungen  der  Enden  Nachrichten  von  einer  Person  zur 
andern  geschickt  (auf  den  Palau-Inseln).  Zu  der  Festhchkeit  des 
Peitschenfestes  (bei  Todesfällen  in  Surinam)  werden  die  Indianer 
durch  umhergeschickte  Knoten-Kalender  eingeladen  (s.  Quandt). 
Aus  dem  Knotenschürzen  bildeten  Yljia  (unter  Mayta  Kapak) 
die  Quipuschrift. 

Als  das  Reich  unter  den  Einfällen  wilder  Barbaren  zu- 
sammengebrochen war,  als  Cuzco,  die  heihge  Stadt,  zerstört  und 
öde  lag,  w^urde  das  Land  (wie  das  der  Tolteken  beim  Untergang 
ihrer  Herrschaft)  von  neuen  Calamitäten  heimgesucht,  indem  ver- 
heerende Pestkrankheiten  ausbrachen  und  den  Rest  der  übrig 
gebliebenen  Bevölkerung  decimirten. 

Die  in  das  Versteck  von  Tambo  Toko  geflüchtete  und  dort  den 
Nachstellungen  der  Feinde  entgangene  Dynastie  sandte  eine  Bot- 
schaft an  die  Priesterschaft,  welche  allein  in  den  Tempeltrümmern 
der  geweihten  Stätte  zurückgeblieben^)  und  dort  die  fremden 
Horden  (wie  die  Priester  Teotihuacan's  die  Chichimeken)  zu  er- 
warten gewagt  hatten,  mit  der  Anfrage,  wie  der  Zorn  des  Himmels 
zu  besänftigen  sei  und  dem  unglücklichen  Volke  der  Friede 
zurückgegeben  werden  könne. 

In  ihrer  Erwiederung  an  Topa-Kauri-Pachacutek  bezeichneten 
die  Priester  des  Gottes  Illatiksi-Huiracocha  die  Schriften ")  (mit 
ihren  magischen  Zeichen)  "*)  als  Ursache  der  Epidemien,    und  dass 


1)  Ucarauas  (Cauaxis)  lendo  de  mais  semelhan9a  com  os  Guipos  dos  antiguos 
Peruenses,  na  arte  de  exprimir  os  seus  pensamentos  por  signaes  de  cordoes  e  la9adas, 
e  tenda  o  uso  de  alguns  nomens  parecidos  com  nomes  proprios  do  idioma  hebraico 
(Vasconcellos).     Die  Papuas  gebrauchen  Stäbchen  und  Netze  für  Botschaften. 

2)  wie  deren  Cortez  auf  dem  Zuge  nach  Honduras  angetroffen. 

3)  Les  Premiers  imprimeurs  allemands,  qui  allerent  porter  de  livres  imprimes  ä 
Paris,  faillirent  ä  etre  brüles  vifs  par  arret  du  Parlament,  comme  sorciers  manifestes 
et  surpris  en  sortilege  (s.  Pauw),  Die  Zerstörung  der  chinesischen  Bambusschrift  durch 
Tsin-Shi-Hwang-Ti  (213  a.  d.)  war  eine  politische  Massregel.  Wenn  ein  Kru-Neger 
„while  absent  in  Sierra  Leone  or  on  board  a  vessel,  has  learnt  to  read,  he  is  certain 
of  being  poisoned  by  the  priests  on  his  return"  (s.  Breton).  Die  (meist  Omar  zugeschriebene) 
Zerstörung  der  alexandrinischen  Bibliothek  fallt  vielmehr  zusammen  mit  der  des  Serapis- 
Tempel  (auf  Theodosius'  Anordnung  zur  Entfernung  der  heidnischen  Tempel)  durch 
den  vom  Bischof  Cyrillus  geführten  Pöbel,  und  schon  zu  Orosius'  Zeit  waren  nur 
die  leeren  Schränke  zu  sehen  (V.  Jahrh.). 

*)  die  überall  die  Naturvölker  als  Zauber  schrecken. 


SCHRIFTVERROT.  867 

die  erste  Massregel  sein  müsse,  alle  diese  Zauberbücher  zu  zer- 
stören und  nur  den  Gebrauch  der  Quipus  oder  Knotenstränge 
für  die  Erklärung  durch  die  Amautas  zu  bewahren.  Montesinos, 
der  für  diese  Darstellung  verantwortlich  bleibt,  fügt  hinzu,  dass 
ein  Amauta,  der  sich  bald  darauf  erkühnte,  neue  Charactere  zu 
erfinden,  dafür  den  P^euertod  erlitt. 

Neben  dem  Verbot  der  Schrift,  wird  im  Besonderen  das  des 
Pergaments  oder  Quillca,  dessen  sich  die  Amauta  unter  Huayna-Cavi- 
Pyrhua  zum  Schreiben  bedient  hätten,  sowie  des  Bananen  Papieres 
(Quillca)  oder  Pergamentes,  Erwähnung  gethan,  obwohl  es  doch 
wieder  heisst,  dass  Inca  Roca  die  Gesetze  auf  ein  Stück  Perga- 
ment schreiben  Hess.  Der  Verlust  der  Schrift  in  Peru  durch  den 
Barbaren-Einfall  aus  Brasilien  in  die  Andes  wird  in  die  Regierung 
von  Titu-Yungui  Pachacutek  ^)  gesetzt.  Dagegen  sei  unter  Toca- 
Corca-Apu-Capac  auf,  Blätter  und  auf  Pergament  geschrieben 
worden,  und  dieser  Fürst  habe  eine  hohe  Schule  in  Cuzco  ge- 
gründet. 

An  den  Gebäuden  Quinoa's  (bei  Guamango)  werden  Inschrif- 
ten^) auf  Stein  erwähnt,  die  von  einem  Spanier  zur  Entzifferung 
copirt  wären  (s.  Montesinos). 

Dass  Bilderschriften  in  Peru,  wie  in  allen  anderen  Theilen 
Afnerica's  (mit  mehr  oder  weniger  Annäherung  zum  Phonetischen) 
üblich  waren,  geht  nicht  nur  aus  den  Stein-Inschriften  bei  Hua- 
nuco,  bei  Castro  Vireyna  und  Arequipa  (s.  Rivero),  den  den  letzten 
(bei  Caldera)  ähnlichen  bei  Janca  (s.  Raymond!),  dann  von  Qui- 
noca  (oder  Quinoa),  bei  Magdalena  auf  dem  Wege  nach  Caja- 
marca,  hervor,  sondern  auch  aus  der  Notiz  Molina's,  dass  in  dem 
Poquen  Cancha  genannten  Räume  des  Sonnentempels  sich  die 
Leben  der  Inca  mit  den  von  ihnen  eroberten  Ländern  aufgemalt 
gefunden  hätten,  sowie  ein  Bild  über  die  Schöpfung.  Ebenso 
werden  Karten  und  Pläne  erwähnt,  wie  der  Riss  der  Festung 
Pomacocha  (im  Lande  der  Chachapoyas),  den  Tito-Atauchi  an 
Huascar  schickte  (s.  Baiboa).  Garcilasso  sah  einen  in  Muyna 
aus  Lehm,  Steinchen  und  Stäben  verfertigten  Plan  Cuzco's,  der 
die  verschiedenen  Plätze  und  Strassen  der  Stadt  nach   genauem 


1)  Auf  dem  "Weg  von  Pamansancha  (bei  Viru)  nach  Tangutsche  soll  sich  ein 
Stein  mit  Figurenschrift  finden,  Sonne,  Mond,  geschwänzte  Figuren  etc.  darstellend. 

2)  Pachacuti  VII.  verbot  (s.  Montesinos)  „de  se  servir  de  quilcas  (parchemin  pr^- 
pare  pour  encre)  ou  de  feuilles  de  bananier,  non  plus,  que  de  tracer  aucun  caractere" 
(Ternaux-Compans). 

55* 


8G8  zu  PERU. 

Massstab  zeigte,  sowie  die  durchfliessenden  Flüsse.     Der  Kazike 
von  Tumaco  zeichnete  die  Küste  von  Quito  für  Baiboa  (Herrera). 

In  jedem  Dorf  fand  sich  eine  Karte  mit  den  „Ceques  y  Gua- 
cas  y  Adoratorios  fijos"  (Cuzco's),  um  sich  darnach  bei  dem  Cultus 
zu  Orientiren  (wird  1571  gesagt).  Hell  erwähnt,  im  Museum  Mexico's 
aufbewahrt,  eines  vor  der  Cönquista  angefertigten  Grundrisses 
der  Stadt  (1850).  Quadratisch  ausgelegte  Tafeln,  ähnlich  denen 
bei  Tombebamba  (als  Stadtplan  in  der  Erklärung  Padre  Rencoret's) 
gefundenen,  wurden  bei  Wiener's  Anwesenheit  inRecay  alsRechen- 
bretter  gedeutet.  Doch  war  die  Festungsform,  die  sich  in  Thon- 
gefässen  antrifft,  auch  sonst  beliebt.  „Dos  fortale9as,  a  manera  de 
fuente,  figuradas  de  piedra",  brachte  der  von  Soto  getroffene  Ge- 
sandte Atahuallpa's,  als  Geschenk  für  Pizarro.  (s.  Xerez.) 

In  Chile  soll  (wie  Montesios  wissen  will)  noch  länger  auf 
Bananenblätter  geschrieben  sein,  und  am  Titicaca-See  hätten  sich 
(nach  Baldwin)  beschriebene  Lama-Felle  gefunden.  Zufolge 
Tschudi 's  Mittheilung  erfand  der  Lehrer  des  Juan  de  Dios  Apasa 
in  Copacahuana  eine  Bilderschrift  auf  Fellen,  die  mit  dem  Seift 
des  Solanum  atramentorium  in  der  Aymara-Sprache  beschrieben 
waren.  Der  Wallam-Olum  bildet  die  Geschichtsüberlieferungen  ^) 
der  Lenape  von  "Wapahani  (s.  Ward). 

Als  Alonzo  de  Ercilla  für  sein  Gedicht  des  Papiers  bedurfte, 
lehrte  ihm  ein  Indianer  (Chili's)  die  Bereitung  aus  Bananenblät- 
tern und  ausserdem  kannte  man  (nach  Montesinos)  die  Perga- 
mente^) der  Quilcas  genannten  Häuten,  worauf  die  Amautas  ihre 
Gedichte  geschrieben,  in  der  zu  Quinoa  (bei  Guamanga)  gefundenen 
Schrift.  Die  an  Quesada,  von  Pasco  aus,  gesandte  Botschaft  w^ar  auf 
Fell  geschrieben.  Die  Paducas  sollten  ihre  Traditionen  auf 
Häute  geschrieben  haben  (XVIII.  Jahrhundert.)  Die  Accreditiv- 
briefe  der  an  den  Präsidenten  in  Washington  geschickten  Häupt- 
linge der  Chippeway  waren  auf  die  innere  Rinde  der  Betula  pa- 
pyracea  geschrieben  (1849)  [statt  früherer  Wampum]. 

Die  der  Knotenschrift  kundigen  Gelehrten  (die  Quipocamayoc) 
waren  als  Rechnungsbeamte  durch  die  Provinzen  (Peru's)  vertheilt, 
zur   Berichterstattung   an    die  Inca.     Por  hilos   y  nudos  se  hallan 


1)  The  Mayos  had  their  picture  writings,  called  Analtlies,  which  were  written  upon 
bark  folded  up  into  books,  like  tliose  of  the  Aztecs  (s.  Bradford). 

2)  Als    die    Ptolemäer    die    Ausfuhr    des   Papyrus    verboten,    erfand    Attalus    das 
Pergament. 


ZÄHLEN.  869 

figuradas  las  leyes ')  y  estatutos  asi  de  lo  uno  como  de  lo  otro, 
y  las  sucesiones  de  los  reyes  y  tiempo  que  governaron  (s.  On- 
degardo)  in  den  durch  die  alten  Beamten  weltlichen  und  geist- 
lichen Standes  geführten  Annalen  (in  Cuzco).  In  Chile  wurden  die 
Quipos  als  Pron  bezeichnet. 

Quipos  (ramales  de  cuerdas)  wurden  in  Archiven  aufbewahrt, 
(tenian  un  aposento,  colgado  de  ellos),  bemerkt  (in  Peru)  Herrera, 
und  Baiboa  spricht  von  den  bemalten  Stäben  der  Quipocamayoc. 
Auch  die  araucanischen  Häuptlinge  lasen  mit  den  (in  Chile)  Pron 
genannten  Quipos. 

Nach  Humboldt  bedienten  sich  die  Mexicaner  der  Knoten  vor 
der  Schrift  und  Boturini  fand  Knotenschnüre  (Nepohualtzitzin)  in 
Tlascala. 

Ausser  mit  hieroglyphischen  Bildern  bewahrten  die  Tolteken 
ihre  Geschichte  in  Knotenfäden  verschiedener  Farben,  als  Nepo- 
hualtzitzin (cuenta  de  los  sucesos)  bezeichnet  (bemerkt  Veytia).  Die 
Nayarit  (unter  dem  Güestlacalt  betiteltem  Fürsten)  zählten  die  Tage 
der  Gesandtschaft  nach  Knoten  (s.  jNIota  Padilla).  Bei  Krank- 
heiten (in  Mexico)  wurden  Knotenstricke  auf  die  Erde  geworfen 
und  daraus  gewahrsagt  (s.  Torquemada).  In  Popayan  wurden 
bunte  Knotenschnüre  oder  Guappas  gebraucht  (XVII.  Jahrhdrt.) 
und  die  Indianer  erzählten  darin  ihren  Kindern,  wie  an  der 
Küste  geflügelte  Barken  gelandet  seien,  Räuber  herführend,  die 
ihnen  das  Eigenthum  geraubt  hätten  und  sie  zu  tödten  getrachtet 
(s.  Coreal).  Nach  Southey  gebrauchten  die  Arecunas  (s.  Marina) 
Quippos  (als  Gedenkschnüre).     Früher  wurde  der  Wampum  ■*^)  aus 


1)  Polyplionische  Zeichen,  wie  in  der  Keilschrift  zugelassen,  würden  auch  bei  den 
Quipus  mancherlei  zu  lesen  erlauben. 

2)  The  original  wampum  of  the  Iroquois,  in  which  the  laws  of  the  league  were 
recorded  was  made  of  spiral  fresh  water  shells,  Ote-Ko-a,  which  were  strung  on  deer 
skin  strings  or  sinew,  and  the  Strands  braided  into  belts,  or  simply  united  into  strings 
(s.  Morgan).  Bei  den  Verträgen  der  Machataner  werden  soviele  Stäbe  mitgebracht, 
als  Bedingungen  sind,  und  beim  Niederlegen  jedem  Geschenke  zugefügt  (s.  Dapper). 
Die  „Colliers  des  grains  de  porcelaine  enfilez"  (in  verschiedene  Figuren  zusammen- 
gesetzt, um  die  Botschaften  der  Gesandten  auszudrücken)  sont  des  Bourgos  ou  Coli- 
ma9ons,  qui  sont  blancs  et  violets,  tirant  sur  le  noir,  qu'ils  sciaient  avec  une  pierre 
de  fusil,  dont  ils  fönt  des  grains  un  peu  longs  et  qu'ils  percent,  (cela  aussi  tient 
lieu  de  monnaye)  bei  den  Iroquesen  (s.  Bacqueville).  Die  Azquiy  oder  Sonnenpriester, 
welche  Ki-ji-val  (Bohnen,  Maisköner,  Bergkrystalle  u.  s.  w.)  zur  Zauberei  gebrauchen, 
verbrennen  :Mi-si-sal  (Harz  des  Rhus  copallinum)  den  Götzen,  indem  (im  Gegensatz 
zum    guten  ICije    oder   Gott    des  Lichtes)   Juiup    (in    Form    eines    Steinklumpens    mit 


870  zu    PERU. 

kleinen  gleich  geschnittenen  Stückchen  Holz  verfertigt,  die  weiss 
oder  schwarz  gefärbt  wurden,  während  die  aus  Muscheln  schwerer 
herzustellen  waren  (s.  Loskiel). 

Eine  systematische  Austilgung  der  Schrift  (wie  in  Peru 
und  in  China,  um  die  Bestimmungen  der  alten  Gesetze  in  Ver- 
gessenheit zu  bringen)  soll  auch  in  Mexico  beabsichtigt  ge- 
wesen sein,  indem  die  Adligen  während  der  Regierung  Itzcoatl's 
(wie  Sahagun  erzählt)  die  alten  Bilderschriften  vernichtet  hätten, 
damit  sie  nicht  dem  Volke  in  die  Hände  fielen.  Das  frühere  Ge- 
schlecht der  Tempelbauer  ^),  denen  bei  den  Monumenten  am  Flusse 


Menschengesicht)  oder  Erdgott,  als  Noj  (Genius  der  Vernunft),  Ajmak  (Genius  der 
Gesundheit),  Ik  (der  Mond),  Kanil  (Genius  der  Aussaat)  u,  s.  w.  in  der  Art  eines 
feindlichen  Princip's  betrachtet  wird  (in  Istlavacan).  In  jedem  Monat  finden  sich  (in 
Istlavacan)  9  gute  und  9  böse,  sowie  12  indifferente  Tage  in  dem  (mit  Mai  beginnen- 
den) Jahr  (s.  Scherzer).  Das  Thier,  dessen  Namen  unter  Harzverbrennung  dem  Kinde 
beigelegt  wird,  gilt  als  Nagual  (in  Santa  Catalina  Istlavacan). 

1)  Y  tambien  hay  fama,  que  se  hallaron  ciertas  letras  en  una  losa  deste  edificio  (ge- 
baut von  bärtigen  Weissen  vor  der  Zeit  der  Incas)  bei  Guamanga  (s.  Cieza   de  Leon). 
In    den    Schriftzügen  auf  den  Steinen  bei  Grave  Crcek  (Ohio)  fmdet  Jomard  Aehnlich- 
keit  mit  den  libyschen,  und  Rafn's  Vermuthung  von  Runen  knüpft  Schmeller  an  den 
Aufenthalt  der  Vandalen    in  Afrika    an.     Man  stiess  auf  Analogie  ,,des  formes  avec  les 
inscriptions  du  Fezzan  et  celles  de  l'Atlas**  beim  Monument  von  Taunton  (Massachusetts) 
und   besonders   bei    ,,pierre   gravee   de  Wheeling"    (s.  Nailj.     Les  lettres  modernes    du 
Teflnagh  (chez  les  Touaregs),    ä  quelques  exceptions  pres,    sont   les  memes  quo  celles 
de  l'inscription  de  Tugga,    contemporaine    de  l'epoque  carthaginoise  (Duveyrier).     Hi- 
bernos  veteres  Fenios  dictos  fuisse  a  quodam  Fenio,  qui  primus  litterarum  Oghamiarum 
inventor  habetur.     Eine  phönizische  Inschrift    auf  dem  Sarge  Aschmanazars  bei  Sidon 
1000    a.    D.)    gilt    als    älteste    der     alfabetischen.     Die    Schrift    Hasik    war   (nach    den 
(Arabern)  aufThon  geschrieben,  der  nachher  im  Feuer  zu  Ziegeln  gebrannt  wurde,  und 
erhielt  sich  (als  Hasik)  in  der  chaldäischen  Stadt  Risher  (bis  zum   Islam).     Set  schrieb 
sein  Wissen  auf  gebrannte   Ziegel,  die  dem  Wasser  widerstanden  und  auf  ungebrannte, 
die    durch    Feuer    nicht    zerstört,    sondern    gehärtet    wurden,    nieder.      Nach    Phillips 
bildet  das  phönizische  Alphabet  die  eigentliche  Grundlage  des  iberischen,    auf  welches 
dann   in   späterer  Zeit    das    griechische    und  römische  Einfluss  gewonnen  hat.     Zu  den 
Buchstaben,  die  Kadmus  nach  Griechenland  gebracht,  sollte  Palamedes  vier  und  Simo- 
nides andere  vier  zugefügt  haben.     La  primera  clase  (de  las  Letras  desconocidas)  com- 
prechende    las  Medallas  Celtibericas    (de    la   Provincia  Tarraconense),    a  la  segunda  se 
reducen   las  medallas  Turdetanas  ö  Beticas,    a  la  tercera  pertenecen  las  Medallas  Phe- 
nicias  y  Punicas    de    Gadir    etc.  (Velasquez).     Nach    Diodor   hatten   die    Phönizier    die 
Schriftzüge  von  den  Syrern,  die  sie  erfunden,  gelernt.     Nach  Syncellus  brachte  Abra- 
ham   die    Schriftzüge    der    Chaldaeer   den  Phöniziern.     In    der  kyprischen  Schrift,    die 
neben  der  phönizischen  bestand,   finden  sich  Keile  unter  den  Buchstaben  (570  p.  D.). 
Nach  Sanchuniathon    musste  das  Alphabet  schon  dem  Hohenpriester  Thabion  bekannt 
sein,  vor  der  Zeit,  in  welcher  die  Benennung  Phönizier  angenommen  wurde  (s.  Wuttke). 
Nach  Themistocles  hatten  die  Perser  vor  Darius  keine  andere  Schrift,  als  die  assyrische. 


BILDER.  871 

Vinaque  (bei  Guamanga)  auch  die  Kenntniss  der  Schrift  zugeschrie- 
ben wird,  deutet  auf  die  unter  Titu-Capac-Yupanqui  (Titu's  oder 
Quito's)  aus  den  (während  der  Dürre  zum  Rückzugsorte  benutzten) 
Andes  her  erneuerte  Pirhua  -  Dynastie,  in  welcher  besonders 
unter  Toca-Corca-Apu-Capac  (dem  Begründer  des  Ritterordens) 
das  Schreiben  (auf  Baumblätter  und  Pergament)  geübt  worden 
(während  Sinchi-Cosque  durch  seine  Steinbauten  berühmt  blieb), 
und  als  dieses  Reich  durch  den  Einfall  wilder  Völker  (unter 
denen  auch  Schwarze  erwähnt  werden)  zu  Grunde  gegangen 
sei,  unter  Rückzug  ihrer  Reste  (nach  dem  Schlachtentode  Titu- 
Yupanqui's)  nach  Tambotoco,  heisst  es  bei  Montesinos,  dass  sich 
jede  Provinz  unter  ihrem  Fürsten  selbsständig  gemacht  habe,  also 
die  königlose  Zeit  eingebrochen  sei,  bis  sich  mit  Inca-Roca  die 
Herrschaft  der  Inca  begründete. 

Die  hieroglyphischen  Gemälde  mit  Characteren  in  symmetri- 
schen Linien,  welche  sich,  als  den  Panos^)  gehörig,  am  Ucayali 
(nördlich  vom  Einflüsse  des  Sarayacu)  auf  Baumwollenblätter  fan- 
den, wurden  dem  Padre  Narcisso  Gilbar  durch  die  (mit  der 
Sprache  der  Panos  vertrauten)  Manoa  (zwischen  Pachitea  und 
Ucayali)  oder  Setivos  erklärt,  und  nach  Viedma  schrieben  die 
Moxos  ihre  Traditionen  „en  una  tabla  ö  pedazo  de  cana  por  medio 
de  varios  signos"  (1787).  Die  Moxos. haben  besondere  Fähigkeiten 
für  die  Zeichnung-^)  und  ihre  Bilder  stellen  richtig  ausgeführte 
Thiere  und  Pflanzen  dar,  bemerkt  d'Orbigny,  sowie  der  ver- 
schiedenen Gedächtnisshülfen,  um  das  Gehörte  nicht  zu  vergessen, 
Die  Yuracares  bedienten  sich  zum  Bedrucken  ihrer  Rindenzeuge 
beschnitzter  Holztafeln,  und  auch  für  die  Muster  der  Körperbe- 
malung  sind  unter  den  Maranon- Stämmen  Stempel  im  Gebrauch 
(wie   im  Cauca-Thal).     Nach  Peter  Martyr  führten   die   mexikani- 


Die  Neger  Barya  Nara  (zwischen  Tacaze  und  :Marab)  haben  noch  hieroglyfische  Zeichen 
im  Gebrauch  (nach  d'Abadie).  Poncet  sah  in  der  Stadt  Helein  mit  Hieroglyfen  be- 
deckte Granit-Pyramiden  (Obelisken).  Livingstone  habe  syllabarische  Zeichen  beim 
Volk  der  Bermegai  in  Mittelafrika  gefunden.  Der  Chalif  Walid  verbot  den  Arabern 
die  griechischen  Schriftzüge  (mit  Ausnahme  der  griechischen  Zahlzeichen).  Von 
Einführung  der  indischen  Zahlzeichen  spricht  Albyruny  (zur  Zeit  Mohammed's  von 
Ghazna)  und  Fibonnacci  „in  duana  Bugea"  (1202),  als  Zeyfertzal  151 8  (bei  Köbel). 

1)  Nach  den  Manaos  enthielten  die  hieroglyphischen  Bücher  der  Panos  Nachrich- 
ten über  ihre  Wanderungen  und  Kriege  (s.  Gilbar). 

2)  In  Villaviciosa  (zwischen  Patia  und  Pasto)  „se  hazen  estranas  curiosidadcs  de 
pintura  de  humo  y  yervas  sobre  calabazinos  y  maderas,  que  llaman  comunmente  de 
Mocoa"  (s.  Piedrahita). 


872  zu  PERU. 

sehen  Verwalter  ihre  Rechnungen  auf  Holztafeln.  Bei  den  Sche- 
rues  (und  Xarayes)  waren  (s.  Schmidel)  Hirsche  und  Thierfiguren 
den  Baumwollenzeugen  eingewebt  (und  ähnlich  auf  peruanischen 
Grabhemden).  In  Yucatan  diente  Rindenpapier  ^)  neben  dem  aus 
Agave  bereiteten,  für  die  Bücher. 

Die  Erfindung  der  Quipus^')  wird  bald  in  die  Zeit  Topa- 
kauri  -  Pachacuteks  gesetzt,  der  die  Papierschriften  verboten 
habe,  bald  in  die  Mayta  Capac  Amaru's  (Nachfolger  Manco 
Capac's)  und  dann  seinem  Günstling  Ylla  (Ylia)  zugeschrie- 
ben, der  ihn  in  Lobliedern  besang*  (s.  Oliva).  Nach  Molina 
waren     die     Quipo's '')     durch     Yupanqui    vervollkommnet.       Die 

1)  Die  Mamelucken  (in  Brasilien)  erwählten  einen  Mamcluckisclien  Papst,  Mame- 
hickische  Bischöfe  und  Priester,  welche  Beichte  sassen,  die  Messe  lasen  und  das  Volck 
mit  Schlagen  und  Klopfen  auf  hohle  Kalebassen  zum  Gebähte  riefen.  Ilire  Bücher, 
welche  sie  gebrauchten,  waren  aus  Baumrinden  gemacht ,  darinnen  stunden  ihre  aber- 
gleubisclien  Kirchengebräuche  mit  wunderseltsamen  Schriftzeighen  beschrieben.  Unter 
andern  hielten  sie  es  vor  eine  grosse  Heiligkeit,  wenn  sie  böbeten,  die  Zunge  aus 
dem  Munde  streckten  und  einen  hohlen  Klang  aus  dem  Tiefsten  der  Brust  von  sich 
gaben,  darzu  sie  ein  sonderliches  Kraut  kaueten"  (Dapper). 

-)  Titu  Yupanqui  substituirte  für  die  Quillca  (Papier  aus  Plantanenblättern)  die  Knoten 
der  Quipo  (wie  sonst  zugeschrieben).  Nach  Acosta  hatten  die  Peruvier  symbolische 
Malereien,  die  (nach  der  Eroberung)  zum  Beichten  gebraucht  wurden.  Felsinschriften 
(Thiere,  Blumen  u.  s.  w.  darstellend)  finden  sich  bei  Caldera  (bei  Arequipa)  und  bei 
Huara  (nach  Tschudi).  Einzeichnungen  werden  (nach  Bradford)  auf  einem  Gebäude  in 
Huaytaca  (Provinz  Castro  Vireyna)  gesehen.  Wie  in  den  Pintados  von  Tarapaca,  finden 
sich  gezeichnete  Steine  auf  der  Pampa  del  Leon,  und  (nach  Rivero  und  Tschudi)  auf 
einem  Stein  von  Junin ,  ähnlich  dem  Cuhupqua,  „the  ear  or  snailshaped  granaries  of 
the  Chibchas"  (Bollaert),  sowie  auf  einem  Stein  von  Timana  (astronomischer  Deutung). 
Die  Hieroglyphen  der  weiblichen  Figur  aus  Peru  sind  „composed  of  angles  principally" 
(Bollaert),  und  Hieroglyphen  am  Kopfe  einer  bei  Tia-Huanacu  gefundenen  Figur. 
Ein  Canopa  oder  heiliges  Gefäss  (bei  Rivero  und  Tschudi)  zeige  einen  Priester  mit 
mystischem  Gürtel.  Gillis  giebt  hieroglyphische  Zeichen  auf  einem  Coca-Sack  oder 
Chuspa.  Auf  dem  sogenannten  Riesenfelsen  in  der  von  Guarpes  bewohnten  Provinz 
Cuyo  (zwischen  Mendoza  und  La  Punta)  finden  sich  schriftartige  Zeichen  (nach  Molina), 
sowie  auf  einem  Stein  am  Diamanten-Fluss  neben  einem  Fusseindruck  (des  St.  Tho- 
mas). Ferrerius  Pedemontanus  schickte  an  Gessner  einen  Schmuck  aus  Grünstein, 
,quem  nobiliores  Bressillienses  cum  in  publicum  prodeunt,  ad  labia  eorum  ab  adole- 
scentia  perforata  applicant,  unum  vel  plures  pro  singulorum  dignitate,  et  comedentes 
aut  quoties  volunt  de  loco  ubi  haerent  vicissim  detrahunt"  (1565). 

3)  Die  Arowaken  laden  durch  umhergesendete  Gedenkschnüre  (Ikissihi),  deren 
Knotenzahl  die  Tage  angiebt,  zur  Todtenfeier  ein.  Die  Wigandacoa  (in  Virginien) 
zählten  ihre  Sachem  durch  Knoten  an  einer  Schnur  oder  Kerben  an  einem  Stecken 
(einen  unbegreiflichen  Gott  verehrend).  Die  Cariben  gebrauchten  „Cordoncillos  de 
nudos"  (s.  Caulin).  Die  Tamanaken'  bedienten  sich  der  Knotenschnüre  bei  Handels- 
rechnungen (und  so  ihre  Nachbarn).     Aehnliches  findet  sich  noch  jetzt   auf  der  Sierra 


KNOTEN.  873 

Erklärung  der  Quipo's  war  das  Amt  der  Quipo-Camayoc,  und 
unter  ihnen  beaufsichtigten  die  Vilca-mayoc  die  Angelegenheiten 
der  Tempel.  Die  Deutung  der  Quipos  basirt  auf  den  verschiede- 
nen Farben,  auf  Zcihl,  Stellung  und  Richtung  der  Knoten,  sowie 
ihrem  Verhältniss  zu  einander. 

Die  Indianer  von  Villar  don  Pardo  (zwischen  Purbayes  oder 
Purgayes  und  Chimbo)  gebrauchten  :  „unos  guascas,  que  llaman  qui- 
pus,  son  unos  hilos  de  cabuya  delgada,  en  que  dando  nudos  ponen 
por  memoria  sus  cuentas",  und  so  die  Purguayes  von  Santjeigo  de 
Kalpi  (bei  Ambate)  „cuentan  por  nudos,  que  llaman  quipos,  hechos 
en  hilos,  que  llaman  guascas,  y  se  entienden  como  por  libros 
de  caja." 

Der  von  dem  Auracanier  Lepitaru  bei  dem  Aufstande  (1792) 
umhergeschickte  Quipo  bestand  aus  einem  Holz  mit  Fäden  um- 
wickelt,um  durch  die  Knoten  der  schwarzen  den  Tag  der  Aussendung, 
der  weissen  das,  Datum  der  Versammlung  zu  bezeichnen,  wäh- 
rend der  Empfänger  einen  Knoten  in  den  rothen^)  zu  schürzen 
hatte,  wenn  er  zusagte,  in  den  blauen  (mit  dem  rothen  verbun- 
den), wenn  verweigernd  (s.  Stevenson). 

Die  Australier  von  Port  Philip  (oder  Narme)  kannten  keinen 
Tod  aus  natürhchen  Ursachen,  sondern  schrieben  ihn  einem 
Feinde  ^')  zu,  der  ihn  durch  Singen  herbeiführte  oder  allerlei  Cere- 
monien,    „such  as  tying  up  pieces  of  cord  in  knots''  (s.  FEaydon). 

El  que  procura  contar  las  estrellas,  no  sabiendo  aun  contar 
los  tantos  y  nudos  de  las  cuentas,  digno  es  de  risa,  hat  Blas 
Valea  als  Spruch  des  Inca  Pachacutek  bewahrt  (s.  Garcilasso  de 
la  Vega). 

Ein  Häuptling  oder  Sachem  der  Onondagas  hatte  den  Wam- 
pumgürtel  (als  Archiv  der  Irokesen)  in  Verwahrung,  um  die 
früheren  Ereignisse  zu  erklären,   bei   denen   sie    überschickt   oder 


(und  in  Afrika).  Bei  den  Mbocobies  (neben  Lules  und  Mataras)  waren  Knotenfäden 
im  Gebrauch  (im  Chaco).  In  Nukahiva  wurde  Eigenthum  durch  Knotenschürzen  be- 
zeichnet.    Nach  Marsden  waren  in  Sumatra  Knotenschnüre  im  Gebrauch. 

^)  White  down  and  feathers  on  the  head  are  signs  of  war.  Red,  on  the  con- 
trary,  denotes  peace,  so  that  these  people  entirely  reverse  the  symbolism  of  colour, 
which  is  accepted,  almost  over  the  entire  world  (bemerkt  Wood  von  den  Feuerländern). 

^)  Um  den  Thäter  ausfindig  zu  machen,  ,,a  hole  is  dug  in  the  earth  near  the  spot 
where  the  person  may  have  died,  and  on  coming  to  a  worm  hole  or  any  other  cavity 
underneath  the  surface  it  is  traced  to  its  end,  and  in  whatever  direction  it  may  tend 
is  a  sign  (in  what  quarter  they  are  to  look)"  in  Australien. 


874  zu  PERU. 

niedergelegt  waren  (mit  verschiedenen  Zeichnungen  und  Färbun- 
gen der  dem  Ledergürtel  aufgenähten  Muscheln).  Die  Muscheln 
des  Wampum  enthielten  eine  Bedeutung  nach  der  Färbung,  indem 
braune  drohten,  schwarze  warnten,  weisse  Frieden  und  rothe  Krieg 
verkündeten,  und  auch  die  nebeneinander  oder  ineinander  laufenden 
Reihen  hatten  ihre  Bedeutung   der  Vereinigung   oder  Trennung. 

Die  früher  aus  kleingeschnittenen  und  gleichen  Holzstücken 
schwarzer  oder  weisser  Färb  e(selten  aus  den  schwerer  bearbeit- 
baren Muscheln)  hergestellten  Wampum  dienten  als  Fäden  zur 
Bekräftigung  eines  Satzes,  als  Gürtel  (in  Reihen  und  Fäden)  eines 
Absatzes  der  Rede,  und  unterschieden  sich  nicht  nur  nach  der 
Farbe  (schwarz  für  nachdrückliche  oder  feindliche  Aussage,  weiss 
dagegen  für  friedliche),  sondern  auch  nach  dem  (mit  verschiede- 
nen Farben)  eingewirkten  Bilder  (Avie  eine  Axt  für  Krieg,  ein  ver- 
schlungenes Händepaar  für  Frieden  u.  s.  w.),  dann  auch  nach 
ihrer  Länge,  Form  u.  s.  w.  um  als  Erinnerung  aufbewahrt  zu 
werden,  (erklärt  Loskiel).  Bei  den  Stämmen  am  Ucayale  und  den  öst- 
lichen Nachbarflüssen  finden  sich  „künstlich  geflochtene  und  mit 
Glasperlen  reich  verzierte  Schürzen  (tanga)  und  Gürtel  (Cua  Pe- 
coacaba),  denen  sie  durch  Einfügung  von  Zähnen  und  Klauen  er- 
legter Thiere  bald  die  Bestimmung  von  Amuleten,  bald  von 
Nachweisen  ihrer  Heldenthaten  einverleiben  wollen"  (s.  von  ]\Iar- 
tius).  In  Guyana  zeigen  die  Schürzen  die,  Woro  genannten,  Ver- 
zierungen (nach  Schomburgk). 

Ausser  den  Knoten  waren  (in  Peru)  noch  andere  Aushülfs- 
mittel  im  Gebrauch,  besonders  Kerbhölzer^),  auf  welchen  einge- 
schnitten das  Testament  Huayna  Capac's^),  der  Hut  der  Quipoca- 


1)  Von  den  Nachkommen  des  Kakhan  Khikheou  (aus  der  Familie  Ye-liu)  führte 
Yali  die  Kerbhölzer  als  Schrift  ein,  die  Kaiserwürde  der  Familie  Yao-nian  überlassend. 
Unter  seinen  Nachfolgern  führte  Yundeshi  die  Viehmästung  und  Ackerbau  ein ,  und 
dessen  Nachfalger  Saladi  lehrte  Eisen  schmieden.  Nach  Städte-Gründungen  wurde 
Apaokhi  (Stifter  des  Liao-Reiches  der  Khitan)  aus  der  seiner  Mutter  in  den  Schoss 
gefallenen  Sonne  geboren  (887  p,  d.).  In  der  (921  p.  d.)  erfundenen  Schrift  der 
Khitan  wurde  (unter  Apaokhi)  das  Gesetzbuch  abgefasst.  Die  meisten  Stämme  der 
Miautse  (in  the  art  of  writing)  ,,have  not  gone  beyond  the  use  of  notched  sticks  for 
conveying  messages'*  (s.  Edkins). 

2)  Guayna-Capac  (s.  Baiboa)  fit  son  testament  selon  l'usage,  on  prit  un  long  ba- 
ton  ou  espece  de  crosse,  et  on  y  dessina  des  raies  de  diverses  couleurs,  d'ou  l'on  dc- 
vait  avoir  connaissance  de  ses  derniers  volontes,  on  le  confia  ensuite  aux  Quipoca- 
mayoc  ou  notaire  (bei  Ternaux-Compans).  Die  Pfosten  oder  Wände  des  Versamm- 
lungshauses   (bei   den  Muskogee)    sind    mit  Malereien    und    Schnitzwerk    verziert,    als 


TALLY.  875 

mayoc  übergeben  wurde.  Auf  dem  Stabe  des  Propheten  To- 
napa waren  durch  Einkerbungen^)  die  von  ihm  gelehrten  Ge- 
bote (Cazi-Cazi)  verzeichnet. 

Tupar-Inca-Yupanqui   Hess   die    seinem   Statthalter    zu    über- 
gebende   Botschaft    auf    einen  Stock  markiren    (s.  Salcaymahua). 


Traditionen  staatlicher  und  priesterlicher  Angelegenheiten  (s.  Batram).  Bei  den  Tacana 
(am  May-tatu  oder  Madre  de  dios)  werden  bunte  Stöcke  mit  eingeschnitzten  Hiero- 
glyphen verehrt.  Silex  pertusus  foraminibus  aliquot,  natura  vel  casu  aliquo  nos  la- 
tente. Hujusmodi  autem  lapides  mulierculae  quaedam  superstitiosae  quaerunt,  circa 
torrentes  et  fluvios,  stolide  persuasae  curatum  iri  vaccas,  quae  sanguinem  cum  lacte 
reddunt,  si  papillis  in  haec  foramina  immissis  mulgeantur  (s.  Gessner). 

1)  Zur  Niederzeichnung  von  Urkunden  diente  „un  cylindre  en  bois  en  forme  de 
bäton  ou  de  Crosse"  (in  Peru).  Am  Titicaca-See  siivi  Leder-  und  Holztafeln  ge- 
funden, auf  welche  ein  Harzüberzug  aufgetragen  und  in  diesem  eine  Art  von  Hieio- 
glyphenschrift  eingravirt  war,  die  theils  in  Puncten,  Linien,  Kreisen  und  allerlei 
eckigen  und  unregelmässigen  Figuren,  theils  in  sonderbaren  Abbildungen  von  Menschen, 
Thieren,  Bäumen,  Sonnen,  viertel  und  halben  Monden  u.  s.  w.  bestand  (s.  Mosbach). 
Nach  Ibn-et-Nedim  kerbten  die  Russen  ihre  Schrift  auf  Holz  (987  p.  d.).  In  Nord- 
carolina waren  (statt  der  Wampum  aus  ^Muscheln)  eingekerbte  Rohrbündel  im  Ge- 
brauch (nach  Lawson).  In  Carolina  fanden  sich  (nach  Lederer)  bemalte  Tafeln  mit 
Kreisen  oder  Strahlen  (XVII.  Jahrh.).  Surculos  (der  Germanen)  notis  quibusdam 
discretos  (Tacit).  Virgas  easque  cum  incantamentis  quibus  (Alani)  discernentes  (Amm.). 
Carmina  sua  incantationesque  ac  divinationes  significare  procurant  (Hrab.  Maurus)  von 
den  Normannen.  Dira  admodum  carmina  ligno  insculpta  (Saxo)  von  den  Dänen.  Die 
Runen  bezeichneten  die  Zahl  der  Anlaute ,  auf  deren  Glcichklang  die  altgermanische 
Poesie  gebaut  ward  (Liliencron).  Durch  Combination  (der  ^lalrunen)  mittelst  der 
Kenningar  könnte  die  Versmaterie  ausgedrückt  werden.  Chilperich  setzte  (nach  Greg. 
Tur.)  dem  lateinischen  Alphabet  neue  Buchstaben  zu.  Die  Runen  (notae  characteristicae) 
wurden  (erst  durch  Einfluss  des  griechischen  oder  römischen  Alphabets)  litterac.  The 
ante-christian  Gaelie  wrote  upon  staves  of  the  poets,  tablet  staves ,  tables  of  the  poets 
and  the  Wand  of  the  poet  (O'Curry).  In  the  Tain-bo-Chuailgne  one  reads  of  Cu- 
chulainn  having  written  or  cut  an  Oghuim  in  hoops  or  wands,  which  he  had  placed 
in  such  places,  as  that  they  should  be  found  by  queen  Meave  and  her  army,  and  that 
when  found,  they  were  always  carried  to  Fergus,  to  read  and  explain  them.  Oporte- 
bat  considerare  mentem  sancti  Francisci  et  intentionem  in  regula,  meinten  die  Francis- 
caner,  und  so  entwickelte  sich  in  der  Spielweite  der  Auslegung  die  Parthei  der  Spi- 
ritualen  (aus  Joachim's  Evangelium  aeternum)  Joachim's  von  Fiore  (als  vir  indutus 
lineis),  mit  dem  Engel  habens  falcem  acutam  et  alius  angelus  habens  signum  Dei  Vivi 
(sei.  St.  Franciscus).  Et  ibi  enim  docetur,  quod  ipse  non  est  Deus  et  quod  sacramen- 
tum  ecclesiae  nihil  est  (Wilhelm  von  St.  Amour).  Dobrowsky  leitet  Kniez  oder 
Priester  (Kniaz  oder  Buchgelehrter)  von  Knjh  oder  kniga  (Buch).  Nach  Schafarik 
schrieben  die  slawischen  Priester  auf  Holztafeln  (mit  Runen).  Gentes,  quae  suas  lite- 
ras  norunt,  Scythae,  Sarmatae  (Chron.  paschale).  Die  Slowenen  nannten  die  Schrift 
Bugwica  (Bogwiedza  oder  göttliche  Kunde)  oder  Buhweca  (s.  Hanusch).  Kucharski 
leitet  Runen  von  Grona  (Gronis  oder  sprechen  im  Serbischen).  The  ancient  British 
characters  are  denominated  Coelbren  y  Beinz  or  Stave    of  the  Bardic  signs  (s.  Owen). 


876  7.Ü   PERU. 

Die  Indianer  (am  Rio  negro)  rechnen  die  Tage  „by  cutting  notches 
on  a  stick"  (s.  Wallace).  Die  Mundrucus  gebrauchen  ein  Kerbholz 
zum  Zählen  (s.  IVIartius).  Nach  Heckewelder  fanden  sich  bemalte 
Stöcke  (Olumapi)  bei  den  Lenapes.  The  Pueblos  „figured  histo- 
ries  on  tablets  of  wood"  (Alallery).  Die  Vaqueros  Mexico's  be- 
dienen sich  Einkerbungen  auf  Lederriemen  und  in  der  Sierra 
Peru's  ist  noch  das  Schürzen  von  Knoten  für  Rechnungen  im  Ge- 
brauch (wie  von  Kaufleuten  in  Truxillo  gezeigt  wurde).  „Indem 
man  in  Russland  früher  kein  anderes  Geld  als  Denga  gehabt, 
und  bei  der  Rechnung  ein  Kerbholz  gebrauchte,  In  welches, 
wenn  bis  loo  gezählt  war,  ein  Schnitt  mit  dem  Messer  gemacht 
wurde,  so  bezeichnet  man  mit  Rubel  (als  Schnitt)  die  Münze  von 
loo  Kopeken." 

Die  Indianer  (in  Virginien)  „keep  their  accounts  by  knots^) 
on  a  string  or  notche^  on  a  stick"  (s.  Carew),  und  so  versuchte  der 
von  Powhatan  nach  England  geschickte  Uttamaccomack  die  dor- 
tige Bevölkerung  nach  Einschnitten  zu  zählen  (s.  Smith). 

Bei  den  Caras  soll  eine  Art  Steinschrift  gedient  haben,  in- 
dem unter  ihnen  (nach  Velasco)  Tafeln  (aus  Stein,  Thon  oder  Holz) 
in  Gebrauch  waren,  mit  Compartmenten,  Avohinein  bunte  Stein- 
chen verschiedener  Farben  gelegt  wurden,  und  ist  derartiges  z. 
B.  in  den  Gräbern  Cafiar's  beobachtet  worden.  Die  Leichen  der 
Scyris  wurden  im  Umkreis  in  eine  Pyramide  gestellt,  (s.  Marcos 
de  Niza)  und  „sobre  cada  uno  correspondia  un  agujero  ö  pequeno 
nicho,  en  que  se  hallaba  representado  una  figura  de  barro,  pie- 
dra  ö  metal,  en  cuyo  hueco  habia  piedrecillas  de  diverses  colo- 
res  y  tamafios  que  denotaban  su  edad,  los  afios  y  meses  de  su 
reinado." 

„Ohne  die  Quipos  von  Fäden  haben  sie  noch  andere  von 
Steinlein ^),  womit  sie  die  Worte  lernen,   so  sie  behalten  wollen" 


^}  Garotta,  cordelette  sur  laquelle  ils  fönt  certain  nombre  des  noeuds,  dont  ils 
defont  un  chacun  des  jöurs  qu'ils  employent  ä  un  voyage  pour  en  scavoir  le  nombre 
(schreibt  Murr)  en  Galibi.  Pron-it,  los  nudos,  que  hacen  en  un  hilado  para  contar  los  dias 
que  faltan  para  alguna  Junta  6  bebida,  ö  juego,  ö  tambien  por  las  pagas  de  una  muerte 
ö  hurto  y  si  van  con  hilado  Colorado,  es  decir,  que  ä  sangre  y  ä  fuego  han  de  dar 
las  pagas  (s.  Febres)  in  Chile.  Nach  Riveiro  gebrauchten  die  Arecunas  (an  Roraima- 
Berg)  Quippus.     Die  Negritos  (der  Philippinen)  gebrauchen  Knotenschnüre   zum  Zählen. 

2)  Nach  Herodot  rechneten  die  Aegypter  mit  Steinchen,  und  in  Indien  finden  sie 
sich  auf  Schnürchen  gereiht,  als  Akshamäla  (bis  zum  Rosenkranz  auch  bei  Mohame- 
danern),  iprj'fiCfiy  (rechnen)  von  i/jr}(fiog  (Stein  oder  Muschel),  wie  calculare  (von  Calculus). 


AP.Acus.  -877 

(in  Peru),  „auch  noch  eine  andere  Art  Quipos,  dazu  sie  Körner 
von  Mays  brauchen"  (de  Bry). 

Was  die  Spanier  den  Peruanern  vorlasen,  behielten  diese  in 
Erinnerung  mit  Hülfe  von  Kieseln,  bunten  Saamen  oder  Bohnen, 
erzählt  Garcilasso,  und  ähnliche  Gedächtnisshülfen  fanden  sich  im 
Wampum  der  Rothhäute,  und  sonst.  Die  Peruaner  rechneten  (nach 
Acosta)  mit  Maiskörnern,  und  vollzogen  durch  Umherlegen  auf 
Häufchen  divisionen  zu  proportionellen  Vertheilungen. 

Acosta  liefert  noch  einen  andern  zugehörigen  Beitrag:  „Fuera 
de  estos  quipos  de  hilo  tienen  otros  de  pedrezuelas,  por  donde  pun- 
tualmente  aprenden  las  palabras,  que  quieren  tomar  de  memoria" 
(und  von  diesen  Steinen  finden  sich  in  den  Gräbern).  Die  Carai- 
ben  führten  Zeitberechnungen  ^)  mit  Steinen  in  einer  Calabasse,  von 
denen  jeden  Tag  herausgenommen  wurde. 

„Por  unas  cuentas  de  pedreguelas  aprenden  quanto  quieren 
tomar  de  memoria,  por  los  granos  de  maiz  suelen  hacer  un  gran 
repartimiento  de  cuenta  muy  dificultosa",  (in  Peru,  neben  den 
officiell  verwandten  Quipos). 

Am  Ucayali  werden,  wenn  das  Kind  seinen  Namen  von  einem 
Thier  erhält,  hieroglyphische  Zeichen^)  auf  zwei  Blätter  mit  einem 
Holzstift  bemerkt  und  bis  zum  Tode  bewahrt,  um  in  das  Grab 
mitgegeben  zu  werden. 

Der  Betrag  von  Schuldnern  wurde  an  einem  der  Länge  nach 
gespaltenem  Stab  vermerkt  (nach  weit  verbreiteter  Sitte).  Die 
eine  Hälfte  des  Stockes  nahm  der  Ausleiher,  die  andere  der  Bor- 
ger an  sich.  Wenn  dann  die  beiden  ineinander  passenden  Holz- 
stäbe zusammengefügt  ^),  ein  längliches  Viereck  darstellten,  so  war 
der  Beweis  über  die  Höhe  der  zu  zahlenden  Summe  geführt  (s. 
Wuttke).      Und  ähnlich    die    Tessera    zum    Erkennen    (des    Gast- 


^)  Die  Cariben  zählten  bei  Steinen  (in  einer  Calabasse),  bei  Einschnitten  im  Holz 
oder  bei  Knoten  in  einem  Strick  (nach  Laborde).  In  der  traditionellen  Erzählung  (bei  dem 
Todtenfeste)  der  Redner  (in  Nord-Carolina)  ,,produces  the  records  of  the  country,  Avhich 
are  a  Parcel  of  read,  of  different  Lenghts,  with  several  distinct  marks,  known  to  none 
but  themselves"  (s.  Lawson).     In  Darien  wurde  mit  Mais  gezählt  (Wafer). 

^)  Die  Dinka  ritzen  oder  schneiden  (gor  oder  eingraben)  oft  die  Umrisse  von 
Menschen,  Krokodilen,  Schildkröten,  Vögeln  und  anderem  Gethier  mit  einem  Dorn 
oder  spitzigen  Eisen  in  weiche  Kürbisschaalen  (s.   Mitterrutzner). 

^)  The  practice  of  cutting  notches  in  a  piece  of  stick,  and  then  Splitting  it,  so 
that  one-half  may  be  retained  by  each  of  two  parties  to  a  transaction ,  is  a  prominent 
point  of  resemblance  in  the  customs  of  the  Gold-teeth  and  the  Kakhyens  (s,  Elias). 


878  7.\J   PERU. 

freund's).  Die  Mausmai  (Stein  des  Eides)  genannten  Steinsäulen 
(in  Indien)  wurden  zum  Andenken  eines  Vertrages  aufgerichtet 
(s.  Yule). 

Von  den  (vierjährigen)  Lustren  der  (nach  Acren  aus  zwanzig 
Jahren  zählenden)  Mayas  bemerkt  Cogolludo:  „Llegando  estos 
lustros  a  cinco,  que  ajustaban  veinte  anos,  llamaban  katun,  y 
ponian  una  piedra  labrada  sobre  otra  labrada,  iixada  con  cal  y 
arena  en  las  paredes  de  sus  templos  y  casas  de  los  Sacerdotes," 
(als  Uazlazon  Katun  bei  Landa)  bis  260  in  13  Ahaues  (nach  Bei- 
tran de  Santa  Rosa  Maria). 

Die  Römer  schlugen  Nägel  in  Jupiter's  Tempel  ein  (zur  Jah- 
reszählung). Volsiniis  quoque  clavos,  indices  numeri  annorum 
fixos  in  templo  Nortiae,  Etruscae  deae,  comparere  diligens  talium 
monumentorum  auctor  Cincius  affirmat  (s.  Livius). 

Symbolische  Briefe  ^),  wie  einen  solchen  Darius  (bei  Herodot) 
von  den  Scythen  erhält,  kamen  vielfach  vor,  in  Amerika  sowohl, 
wie  Afrika. 

Bei  den  Coroados  (in  Paran)  fand  Keller-Leuzinger's  ,,  aufge- 
reiht auf  dünne  zwischen  Baumstämmen  ausgespannte  Lianen  oder 
Bastschnüre  seltsame  Zusammenstellungen  von  Holzstückchen, 
Federn,  Knochen,  Klauen,  Unterkiefern  verschiedener  Thiere 
u.  s.  w.",  (um  Stammverwandten  Nachricht  zu  geben  vom  Jagd- 
erfolge u.  s.  w.).  Auf  den  Molukken  wählte  man  zum  geheimen 
Bezeichnen  vorzugsweise  Blumen  und  Früchte  (im  Orient  wurden 
kleine  Gegenstände,  wie  Holz,  Stroh,  Salz,  Brod  für  Verknüpfung 
einer  Gedankenreihe  zusammengebunden)  und  „in  den  Harems 
wurde  die  Blumenschrift  grossgezogen,  der  Selam"  (s.  H.  Wuttke). 


1)  The  symbolical  letter  (to  a  Nupe  relative  in  Sierra  Leone)  consisted  of  a  red 
parrot  tail  (being  in  good  circumstances  and  expecting  return  witli  the  speed  of  a 
parrot)  tied  to  a  white  cotton  thread  at  one  end  (being  well  and  strong,  but  hearts 
black  as  coal  fire  by  mourning  for  your  loss),  with  a  small  piece  of  hard  wood,  burnt 
black  at  one  extremity  fastened  to  the  other  end  of  the  thread,  four  cowries  being 
attached  to  the  middle  of  the  thread,  two  facing  each  other  (wishing  to  see  you  face 
to  face),  with  the  small  ends  upwards,  and  the  other  two  in  like  manner  with  the 
small  ends  downwards,  (alluding  to  the  disorderly  state  of  the  country  with  all  things 
upside  down)  on  the  Niger  (s.  Crowther).  The  islanders  of  Bonabe  send  messages  by 
means  of  leaves  of  a  particular  tree,  the  points  of  which  are  folded  inwards  in  diffe- 
rent  mode  to  express  difFerent  meanings  (s,  Pickering).  A  piece  of  chicken  liver,  three 
pieces  of  chicken  fat  and  a  chili  wrapped  in  red  paper  means  „Prepare  to  fight  at 
once"  (s.  Cooper)  in  der  Bildersprache,  die  die  Lutsu  mit  den  Chinesen  (bei  Kämpfen 
gegen  die  Mahomedaner)  führen. 


FÜSSSPUR.  g79 


Felsinschriften')  fanden  sich  besonders  längs  der  Küsten  (und 
nördlich  im  Inneren)  von  Peru  zerstreut,  und  wie  in  Colombien 
im  Wassergebiet  des  Marahon.  Als  die  Missionäre  in  Peru  im 
heiligen  Eifer  die  in  Stein  gegrabenen  Zeichen,  die  der  Recht- 
gläubigkeit gefährhch  erschienen,  auszukratzen  begannen,  Hess  sie 
der  Erzbischof  Torribio  mit  Tüchern  überhängen,  um  sie  ohne 
Zerstörung  dem  Anblicke  zu  entziehen.  Indess  ist  nur  an  wenigen 
Punkten  etwas  übrig  geblieben. 

Die  F'elsfusstapfen  ^)  (im  östhchen  Brasilien)  sollen  von  Tzume 
(vor  seinem  Verschwinden)  eingedrückt  sein,  „  so  z.  B.  in  der  Pro- 
vinz S.  Paulo,  auf  der  Praya  de  Embare  zwischen  Santos  und  S. 
Vincente,  auf  hohen  Kuppen  der  Serra  do  mar  in  Espritu  Santo 
und  Bahia,  bei  Gorjahu"  (auch  als  Pegadas  de  S.  Thome).  Ein 
analoges  Naturspiel,  die  Eindrücke  darstellend,  als  sei  ein  Mensch 
von  dem  einen  Granitfels  bei  Waraputo  am  Essequibo  zum  an- 
dern gesprungen,  wird  von  den  dortigen  Indianern  für  Spuren 
des  grossen  Geistes  erklärt,  die  er  ihren  Vorvätern  zurückgelassen 
(s.  Martius).  Vor  Unternehmungen  schlafen  die  Mandan  in 
der  Nähe  des  mit  Fussabdrücken "')  versehenen  Medecin- Stein's 
oder  Mih-Choppenisch  und   zeichnen  am   Morgen    einige    der  Pl- 


1)  Zwischen  Mendoza  und  Punta  fand  sich  ein  Steinpfeiler  (der  Riese  genannt) 
mit  Einzeichnungen,  die  von  Molina  mit  chinesischen  Schriftzügen  verglichen  wurden, 
und  am  Diamantfluss  ein  Fusscindruck  (sowie  Thierfiguren)  auf  dem  St.  Thomas  zu- 
geschriebenen Stein  (in  Cuyo).  Der  Fels  des  St.  Thomas  am  Rio  Diamante  (südlich 
von  Mendoza)  enthält  Thierfiguren  neben  einem  Fuss-Eindruck.  Raymondi  berichtet 
von  Steinschriften  auf  den  Campanas  del  Diablo  bei  Caldera  (de  los  Altos)  und 
von  Locumba.  Ein  Lama-Fell  mit  Figuren  (aus  spanischer  Zeit)  wurde  in  Copo- 
cacava  (am  Titicaca-See)  gefunden  (nach  Helsby).  Nach  Evans  findet  sich  Bilder- 
schrift auf  einem  Fels  bei  Tacna.  An  den  Felswegen  im  Thal  der  Pintados  (in 
der  Provinz  Tarapaca)  sah  man  Darstellungen  von  Llama,  Hunden,  Indianern 
u.  s.  w.  An  den  Felsen  des  Rio  Macaya  (Apoporis)  sind  Zeichen  eingegraben  (und 
die  Gottheit  hat  in  die  Tiefe  einen  grünen  Kasten  geworfen,  der  nicht  zu  erreichen 
ist)  neben  den  Guaquas  oder  Guaguas.  Die  Einzeichnungen  an  dem  Hügel  Serra  de 
Escama  (bei  Obidos)  ,,were  very  similar  to  those  seen  in  British-Guayana,  but  instead 
of  being  cut  in  very  hard  rock  were  deeply  grooved  in  soft  ones"  (Barrington  Brown). 
Auf  einem  Fels  bei  dem  Dorfs  Pedreira  fand  Barrington  Brown  und  Lidstone:  ,,some 
ancient  Indian  picture  writings,    chiefly  composed  of  circular  forms"  (am  Rio  Negro). 

2)  Bruzelius  beschreibt  „empreintes  de  pieds"  auf  dem  Figuren felsen  von  Jarrestad. 

3)  The  most  extravagant  among  the  sculptures  (upon  the  enchanted  Mountain  in 
Union  country)  is  that  known  as  the  footprint  of  the  Great  Warrior.  It  measures 
l8  inches  in  lenght  and  has  six  toes  (bei  Jones).  Marignola  mass  mit  einem  spanischen 
Pilger  (auf  Ceylon)  die  Fussstapfen  Adams  (dritthalb  Spannen   in  einem  Marmorblock). 


880  7^3  PERU.  ' 

guren  auf  ein  Fell  ab,  damit  sie  von  den  Alten  im  Dorfe  aus- 
gelegt werden  (am  Kannonball-River). 

Die  Felsschrift  (Muzzinabikon)  am  Ufer  des  Namabin  oder 
Karpfenflusses  verewigte  den  Feldzug  des  Häuptlings^)  Myeen- 
gun,  der  den  Lake  Superior  auf  Kanoe's  kreuzte  (nach  dem 
M^azhenaubikiniguning  Augawong  am  Superior)  neben  der  Bezeich- 
nung der  ihn  unterstützenden  Fabelthiere  der  Meda.  Das  Auftreten 
der  rothen  Hand  (in  Neu-Mexico)  hat  seine  Analogien  im  Orient 
und  in  Yucatan  wurde  die  Gottheit,  als  Kabul,  durch  eine  Hand  ^') 
allegorisirt. 

Neben  der  Felsschrift  oder  Muzzinabikon  (der  Felsinschrift- 
ten")  oder  Muzzinabik)  unterschieden  die  Rothhäute  die  trag*- 
baren  Schriftstücke  oder  ^luzziniegun  (s.  Wuttke). 

Die  Kekiwin  (Bilderschrift)'')  wurde  (bei  den  Nadowessiern) 
von  den  Schebaygo  (Schreibern)  erklärt.  In  der  Kekinowin  ge- 
nannten Geheimschrift  wurden  (von  den  Jossakeed)  die  Mazzi-ne-nin 
genannten  Bilder  zum  Bezaubern  angefertigt  (bei  den  Rothhäuten). 

Während  die  auch  auf  den  Felsschriften  der  Muzzinabiks  ge- 
fundene Bilderschrift  oder  Kekiwin  (für  Begräbnisse,  Jagd,  Reise) 


1)  Harald  Hildetand  Hess  in  Bleking  die  Thaten  seines  Grossvaters  Iwar  mit  Buch- 
staben in  einen  Felsen  eingraben  (s.  Suhm).  Am  Rhein  ,,in  vertice  rupis  similitudo 
lunae  jussu  Dagoberti  regis  ipso  praesente  sculpta  cernitur  ad  discernendos  terminos 
Burgundiae  et  curiensis  Rhaetiae"  (1185),  wie  in  Süd- Afrika  zur  Grenzbestimmung 
(und  sonst). 

2)  Dans  les  monuments  chretiens  des  premiers  ages,  l'idee  ou  rintervention  de 
Dieu  le  Pere  n'est  jamais  exprimee  autrement  que  par  une  main  isolee,  sortant  d'un 
nuage  (s.   Martigny). 

?')  The  pictographic  art  (in  symbolic  figures)  of  the  Indians  is  called  Kekeewin 
(instructions),  the  rock  inscriptions  are  called  Muzzinabiks  (Schoolcraft). 

^)  Nach  dem  bulgarischen  Mönch  Chabr  hatten  die  Slawen  ehemals  keine  Bücher, 
sondern  lasen  und  wahrsagten  mit  Strichen  (Linien  oder  Crtami)  und  Ritzen  (rezkami), 
so  lange  sie  Heiden  waren  (s.  Schafarick).  Ibi  sententiae  capitales  de  robore  profe- 
runtur  et  scribuntur  in  ossibus  (an  der  Loire].  Die  Osseten  führen  eine  Chronik  nach 
den  aufgehäuften  Köpfen  und  Hörnern  in  den  Opferhäusern  (Klaproth).  Les  Austra- 
liens n'ont  rien  qui  ressemble  ä  l'ecriture,  mais  savent  se  donner  des  indications. 
Ainsi  une  pierre  perchee  ä  differentes  hauteurs  donne  l'heure  ä  laquelle  Tun  deux  est 
passe  en  cet  endroit  (Topinard).  The  Tsaubwa  of  the  Shan  (near  Yunnan)  sent  (to 
the  British)  a  piece  of  bamboo ,  split  down  the  middle ,  so  that  the  two  pieces  fitted 
closely  together,  forming  a  tube  in  the  original  shape  of  the  bamboo  (a  notch  showing, 
that  they  were  a  pair).  If  the  reply  were  favourable,  one  of  the  pieces  was  to  be  re- 
turned  and  the  other  kept  (1863  p.  d.).  Das  von  den  Skandinaviern  ausgetauschte 
Wahrzeichen  (Jarteikn)  diente  als  Vollmacht. 


BILDERSCHRIFT.  88 1 

Jedem  durch  die  Jossakeed  g-elehrt  werden  kann,  ist  die  Kennt- 
niss  der  denIMedas ')  eigenen  Bilderschrift  oder  Kekeenowin  geheim. 
Die  gewöhnhchen  Zeichen  der  Kekeewin  werden  für  Reise,  die  Ad- 
jidatigun  genannte  für  Begräbniss  gebraucht.  Die  Kekeenowin 
befasst  hauptsächUch:  Medawin  (Medicin),  Kleine  Jesukawin  (Ne- 
cromasie),  Wabineo  (Geträume),  Keossawin  (Jagd),  Grosse  Jesu- 
kawin (Prophezeiung),  Nundobewunebun  (Krieg),  Sageawin  (Liebe), 
Muzzinabikon  (Geschichte). 

Die    Jossakeed    (Propheten)    lehren    die    Kekewin    genannte 
Kunst,  die  mystischen^)  Bilder  und  Gesänge  zu  lesen.  Die  Jäger 

^)  Wie  MedaAvin  (von  meta  in  OUowa)  oder  medicinische  Magik  ist  auch  Jessu- 
kawin  oder  Prophezeiung  (jeesuka  oder  murmeln)  der  Einsiedler  verschieden  von  der 
Kunst  des  Arztes  oder  Muskekewininee  Die  nächtlichen  Orgien  des  AVabeno  galten 
als  Entstellung  des  Meda  (Wabun  oder  Morgendämmerung).  In  der  Meda-Gesellschaft 
steigt  man  durch  die  Grade  Meda,  Saugemau  und  Ogemau  empor.  Auf  Reisen  wird 
das  Kekeewin  für  Benachrichtigung  auf  (Felsen  oder)  Bäume  geschnitten  oder  auf 
aufgesteckte  Rollen  weisser  Birkenrinde.  Auf  der  Adjedatig  oder  Grabplatte  aus 
Cederholz  wird  die  Adjedatigwun  (wun  als  Pluralbezeichnung)  geschrieben  mit  umge- 
kehrtem (adjidj)  Totem  auf  dem  Pfeiler  oder  Atig  (bei  den  Sioux  und  Chippeway). 
Ausser  den  arithmetischen  Zeichen  (über  die  Zahl  der  Kriegszüge)  werden  noch  zu- 
weilen Figuren  von  (geopferten)  Thieren  zugefügt  in  der  Kekewaowinautig  (religiöser 
Bedeutung).  In  Keossawin  (aus  Kekewin  und  Kekeenowin  zusammengesetzt)  wird  auf 
die  hingemalten  Thiere  durch  die  Gesänge  der  Medawug  anziehende  Zauberkraft  aus- 
geübt. Jeesukaun  ist  die  Hütte  des  Jossakeed,  welcher  Wahrsagung  (Jeesukawin)  übt 
in  Formelrecitation  neben  den  Medawinini.  Wird  die  Bilderschrift  (Kekewin) 
wegen  Belehrung  verwendet,  heisst  sie  Kekenowin  (als  symbolischer  Bedeutung  neben 
den  Figuren). 

2)  A  waving  line  to  denote  air  in  motion,  drawn  from  the  ear,  implies  hearing 
or  attention.  To  double  the  sign  by  embracing  both  ears,  is  füll  or  perfect  attention 
and  shows  the  devotion  of  the  listen  er.  A  circle  drawn  around  the  body  at  the  ab- 
domen,  denotes  füll  means  of  subsistence,  as  sitting  posture,  rest.  An  elliptical  line 
about  the  Shoulders,  symbolizes  a  pack  or  burthen,  and  implies  the  possession  of  goods. 
If  a  Square  be  drawn  to  include  the  lower  limbs,  it  is  a  symbol  of  the  female  godaus 
or  coat  and  denotes  that  the  family  also  are  provided  with  clothing.  A  dish  or  semi- 
circle  fiUed  with  water  and  placedon  the  head,  denoted  by  short  dashes,  symbolizes 
the  waters  of  the  clouds  and  implies  power  over  them.  A  circle  completely  surround- 
ing  the  head,  denotes  the  Immersion  of  it  in  the  sky  and  implies  miraculous  influences. 
A  lodge  and  a  kettle  represent  the  preparation  of  a  feast.  A  man's  hand  lifted  to 
his  mouth,  denotes  eating.  An  arrow  symbolizes  the  direct  power  over  life  (im  Meda). 
Vigilance,  speed  and  success  of  hunting  are  symbolized  by  a  human  head  appended 
to  the  body  and  stretched  wings  of  a  bird.  If  it  be  intended  to  represent  Superlative 
skill,  the  arrow^  is  substituted  as  the  head  of  this  Compound  symbolical  figure.  An 
arrow  held  so  as  to  direct  the  point  inwards  is  used  to  portray  the  seliacting  affect 
of  Sharp  words.  Die  Medas-Eingeweihten  singen  die  Lieder  ab  von  den  Sangtafeln 
oder  Nugamoon-un,  auf  denen  die  Figuren  die  Worte  zurückrufen.  Auf  der  von  dem 
Bastian ,  America.  oG 


882  zu  PERU. 

der  Chippeway  tragen  zauberkräftige  Birkenrindenstreifen ,  die 
Manabosho  mit  glückbringenden  Bildern  der  den  Vorvätern  ge- 
lehrten Künste  beschrieben. 

Ein  Gesetz  war  erforderlich  und  wurde  in  Mechico^)  erlassen, 


Chippeway-Häuptling  Nago-nabe  dem  amerikanischen  Agenten  übergebenen  Steuerrolle 
des  Indianerstammes  am  Mille-Lac  (in  Minnesota)  war  neben  dem  Totem  auch  der 
Privatname  angedeutet.  Unter  den  Totem  gehörte  der  der  Schildkröte  zu  den  ältesten, 
und  mit  der  durch  einen  Pfeil  durchschossenen  Schildkröte  wurde  die  Schöpfung  sym- 
bolisirt.  Die  vom  Süden  kommenden  Gesandten  der  Yue-shan-shi  brachten  zum  Ge- 
schenk für  Kaiser  Yau  eine  heilige,  tausend  Jahre  alte  Schildkröte,  deren  Rücken  mit 
Schriftzeichen  in  der  Form  von  Kaulquappen  bedeckt  gewesen  sei  (s.  Richthofen). 
Davon  scheinen  auf  dem  Boden  alter  Bronzegefässe  die  Quadrate  übrig,  welche  (neben 
dem  Frosch)  auch  auf  Felszeichen  vielfach  wiederkehren,  während  die  Schildkröte  in 
der  kosmogonischen  Mythe  der  Indier  ebensowohl,  wie  der  Indianer  spielt. 

1)  L'ecriture  mexicaine  presente  au  moins  deux  degres  de  developpement.  Dans 
las  compositions  grossieres,  dont  les  auteurs  se  sont  presque  exclusivement  occupes  jus- 
qu'ici,  eile  est  fort  semblable  aux  rebus  que  l'enfance  mele  ä  ses  jeux.  Comme  ces 
rebus,  eile  est  generalement  phonetique,  mais  souvent  aussi  confusement  ideographique 
et  symbolique.  Tels  sont  les  noms  de  ville,  et  de  roi  cites  par  Clavigero ,  d'apres 
Purchas  et  Lorenzana,  et  d'apres  Clavigero  par  une  foule  d'autres  auteurs.  M.  de 
Humboldt  en  a  donne  une  appreciation  satisfaisante.  Dans  les  documents  historiqucs 
ou  administratifs  d'un  ordre  plus  eleve ,  l'ecriture  figurative,  constamment  phonetique, 
n'est  plus  ideographique  par  abreviation  ou  par  impuissance.  Itzcoatl  (serpent  d'obsi- 
dienne)  nom  du  quatrieme  roi  de  Mexico,  a  pour  rebus,  dans  les  tributs  de  Lorenzana 
et  dans  toutes  ses  peintures  populaires,  un  serpent  (coatl)  garni  d'obsidienne  (iztli), 
pouvant  ä  volonte  s'interpreter  phonetiquement,  par  le  son  du  mot,  ou  ideographique- 
ment,  par  son  acception  grammaticale.  Mais  tout  devient  phonetique  dans  les  peintures 
plus  precises.  Le  Codex  Vergara  (Boturini),  f.  39,  49,  52,  ecrit  syllabiquement  cc 
meme  nom  d'Itzcoatl  au  moyen  de  l'obsidienne  (itz-tli,  racine  itz),  du  vase  (comitl, 
racine  co),  et  de  l'eau  (atl).  II  n'y  a  plus  lä  d'ideographique  ni  de  symbolisme 
possibles.  Les  documents  de  cette  classe,  oü  l'ecriture  syllabique  predomine,  sont 
g^neralemeirt,  comme  le  Codex  Vergara,  des  cadastres  ou  terriers,  des  matricules,  des 
roles  de  tributs.  Ces  peintures,  encore  longtemps  en  vigueur  apres  la  conquete ,  por- 
tent,  ä  l'usage  des  administrateurs  espagnols,  des  transcriptions  litterales,  qui  permet- 
traient  de  former  un  dictionnaire  assez  complet  (de  l'ecriture  mexicaine).  L'ecriture 
mexicaine,  comme  probablemeni  l'egyptienne  et  la  chinoise,  decrive  des  rebus  dont  le 
peuple  et  l'enfance  conservent  partout  le  goüt  et  la  tradition.  Les  correctifs  ideogra- 
phiques,  definissant  etymologiquement  le  mot  par  l'idec,  paraissent  avoir  ete  bien 
moins  avantageux  que  les  phonetiques,  procedant  mat^riellement  et  par  parties.  Ces 
derniers  ont  immediatement  conduit  ä  l'ecriture  syllabique  comme  dans  Itzcoatl,  dejä 
cit^,  et  mieux  dans  Mocuauhzoma,  nom  propre  signifiant  qui  s'irrite  comme  un  aigle, 
et  compose  des  elements  syllabiques  mo  au  mon  (espece  de  souriciere),  cuauh  (aigle), 
zo  (percer),  ma  (main),  auxquels  on  Joint  le  signe  a  ou  atl  (eau).  Nous  en  voyons 
un  autre  exemple  dans  Tepalecoc  (celui  qui  survient  ou  auxiliaire),  compose  de  te  ou 
ten  (livre),  pal  (teinture  ou  chevelure  noire),  e  (haricot)  co  (vase)  oc  (liqueur  fermentee 
et  mousseuse).     L'analyse   de    la   syllabe   a  suivi    celle  du    mot,    et    les  Mexicains  sont 


HIEROGLYPHEN.  ^g3 

dass  niemand  sich  einfallen  lassen  solle,  anderer  Zeichen,  als  der 
übereinkömmlichen,  sich  im  Schreiben  zu  bedienen.  Diese  Schrift 
war  also  auslegungsbedürftig,  war  wenig  Unterrichteten  grossen- 
theils  unverständlich.  Hierzu  kam,  dass  die  blosse  Aneinander- 
reihung, die  das  Vielfache  und  Verschlungene  in  neben  einander 
gestellten  einzelnen  Bildern  wieder  geben  will ,  auf  das  Errathen 
des  Zusammenhanges  hinweist  (s.  Wuttke). 

Ein  Aymara- Indianer  in  Sampaya  erfand  symbolische  Zeichen^), 
um  mit  dem  Saft  von  Solanum  atramentarium  und  einem  Stäb- 
chen den  Katechismus  auf  Eelle  oder  Papier  zu  malen.  Nach  seinem 
Tode  wurde  der  Unterricht  von  dem  Indianer  Juan  de  Dios  Apasa 
fortgesetzt  (s.  Tschudi).  Bei  Cherokesen  und  bei  Vey  wurde  ein 
Alphabet  erfunden.  Einige  Lappen  haben  sich  selbst  gewisse 
Charactere  erdichtet,  wodurch  sie  sich  fortgeholfifen ,  um  ihre 
Glaubensartikel  im  frischen  Andenken  zu  behalten.  Einer  in 
Arieplog,  in  Pite-Lappmarck,  hatte  die  Fragstücke  seines  Christen- 
thums  mit  den  Antworten  auf  ein  Brett  geschrieben  (Hoehström). 

Montesinos  lässt  Topa-kauri-Pachacutek  eine  Kriegschule  in 
Paccari-Tambo  errichten,  während  (bei  Garcilasso)  die  Einführung 
der  Schulen  (Yacha-huasi)  dem  Inca-Roca  zugeschrieben  wird, 
und  ihre  spätere  Erweiterung  dem  Titu  Manco  Capak  oder  Pacha- 
cutek  (Sohn  des  Ynca-Viracocha).  Eine  hohe  Schule  in  Cuzco 
soll  von  Toca-Corca-Apu-Capac  gegründet  sein,  unter  dem  be- 
sonders die  Schrift  geblüht  habe  (s.  Montesinos). 

Nach  Blas  Valera  wurde  in  den  in  Cuzco  gegründeten  Schulen  ^) 


arrives  ä  l'element  litteral  en  appliquant  au  monosyllabe  isol6  le  meme  Systeme  de 
correctifs  ou  di.stinctifs  orthographiques  qui  avaient  donne  naissance  ä  l'ecriture  sylla- 
bique.  De  lä  le  signe  oc,  employe  comme  consonne  finale  de  Tepalecoc ,  et  le  poin- 
9on  zo  qui  va  devei>ir  le  z  final  dans  le  mot  Tecuhtlacoz,  nom  d'un  serpent  tres- 
veniraeux,  compose  de  Tecuh  (seigneur-ceint  d'un  diademe),  Üa  (dent),  co  (vase),  zo,  z 
(poin9on)  etc.  (Aubin). 

1)  Peu  ä  peu  les  peuples  de  la  race  lettone  adopterent  pour  leurs  dialectes  diffe- 
rentes  ecritures  etrangeres,  de  sorte  qu'on  peut  voir  sur  leurs  drapeaux,  sur  leurs 
ornements  et  sur  leurs  divers  monuments,  des  caracteres  tantöt  runiques,  tantot  ruthenes, 
tantot  gothiques  ou  des  lettres  lalines  contournees  (Lelevel).  In  Deutschland  kennt 
Tacitus  Schriften  nur  auf  der  Grenze  Rhätiens  (Mone).  Die  Runen-Zeichen  gehen  in 
die  der  Hausmarken  über.  Nach  Valades  wurde  in  Mexico  mittelst  ausgewählter  Hiero- 
glyphen für  die  im  Verkehr  mit  den  Spaniern  benöthigten  Vorkommnisse  ein  Alpha- 
bet zusammengestellt  (s.  Aubin).  Nach  Gomara  unterschied  sich  die  Bilderschrift  der 
Mexicaner  von  der  der  Acolhuas. 

2)  Ausser  der  Tepuchcali  genannten  Klosterschule  wurden  die  Kinder  auch  (zur 
Ausübung  von  Büssungen)   dem  Calmecac   (la   casa    que  se  llama  Calmecac)  von  ihren 

56* 


884  "  ZV  PERU. 

(neben  den  Priestern)  auch  die  Söhne  der  Curacas  durch  die 
Amautas  unterrichtet,  und  sie  scheinen  von  Inca-Roca  besonders 
für  diesen  Zweck  bestimmt  zu  sein.  Die  von  Inca-Roca  für  die 
Amauta  gegründete  Schule  wird  Sacha-huasi  genannt  oder  Yacha- 
huasi  (als  Erziehungshäuser  für  Edelknaben)  und  diese  Yacha- 
huasi  werden  auch  als  Wohnungen  der  Gelehrten  oder  Amautas 
bezeichnet. 

Nach  Inca  Roca's  Ansicht  müsse  man  nur  die  Vornehmen  in 
den  Wissenschaften  unterrichten  und  nicht  auch  die  Söhne  niedrig 
geborener  Leute,  denn  es  stehe  zu  befürchten,  dass  sie  durch  die 
zu  hohen  Kenntnisse  übermüthig  würden  und  dem  Staate  daraus 
Unheil  erwachse,  weshalb  es  genüge,  dass  Jeder  das  Handwerk 
seines  Vaters  lerne  (bemerkt  Vega\ 

.  Zum  Lehrfach  hatte  dann  die  Galender-Ordnung  (nach  den 
Solstitien  Capac  Raymi  und  Inta-Raymi  oder  Sulloa-Raymi  zu 
gehören,  sowie  die  Betreibung  der  ^lusik. 

Die  Peruaner,  die  einige  Accorde  verstanden,  besassen  eine  Art 
Hirtenpfeife  aus  vier  Schilfröhren,  jede  von  höherem  Tone,  als 
die  andere,  bestehend.  Die  vier  Töne  waren  Discant,  Tenor, 
Bass  und  Contrebass  (berichtet  Vega\ 

Die  medicinische  Schule  der  Koyas  wird  nach  Collao  ver- 
setzt, und  noch  jetzt  kommen  die  wandernden  Kräuterärzte  Peru's 
aus  den  Yungas  Bolivien's. 

Neben  den  Auslegern')  der  Knoten  (Quipo-Camayu)  oder 
Quipus-Gelehrten  fanden  sich  Haravec  oder  Dichter,  die  Verferti- 
ger der  Yaravies  genannten  Lieder  und  anderer  der  von  den 
Spaniern  (des  schwermüthigen  Characters  dieser  Quechua-  und 
Aymara-Compositionen  wegen)  als  „Tristes"  bezeichneten.  Als  vor 
dem  Inca  gespielte  Dramen  werden  Anaysauca  und  Hayachuco 
(bei    Salcamayhua)    erwähnt    (neben    Ollantay).     Haylli    war    der 


Eltern  übergeben,  und  dort  dienten  die  Mädchen  der  Göttin  Cioatlamacazque  (in  Mexico). 
Templum  quoque  in  eädem  urbe  Neomago  Jovi  constituerunt  magnum  atque  fortissimum, 
in  quo  Theocalcus  pontifex  cum  sacerdotibus  habitans  filios  principum  atque  nobilium 
in  moribus  et  scientia  instituit  (s.  Hunibald),  wie  Diceneus  (bei  Jornandes).  Sola  dis- 
ciplina  philosophica  est  necessaria  (im  Averroismus).  Sapientia  praecedit,  religio  se- 
quitur,  prius  est  enim  Deum  nosse,  consequens  colere  (Lanctantius). 

^j  One  of  the  Onondaga-Sachems  (Ho-no-we-na-to)  was  constituted  „Keeper  of  the 
Wampum",  and  w^as  required  to  be  versed  in  its  Interpretation  (s.  Morgan).  Das  Amt 
der  Sze,  zur  Führung  der  Chroniken  an  chinesischen  Höfen,  wird  im  Ritual  der  Tschu 
bestätigt.    In  Yucatan  wurden  Holzstatuen  der  Vorfahren  unter  die  Götterbilder  gestellt. 


SCHULEN.  885 

Siegessang;  der  Gesang  Chamay-huarisca  datirte  aus  der  Zeit 
iVIanco  Capac's. 

Um  merkwürdige  Thaten  der  Nachwelt  zu  überliefern,  brach- 
ten sie  die  Amautas  (Weisen)  der  Peruaner  in  Form  von  Erzäh- 
lungen und  Sagen,  welche  von  den  Vätern  den  Kindern  leichter 
mitgetheilt  w^erde  könnten.  Sie  hüllten  übrigens  ihre  Geschichte 
stets  in  ein  fabelhaftes  oder  allegorisches  Gewand  oder  behandel-' 
ten  sie  (um  bei  den  Festen  gesungen  zu  w^erden)  dichterisch,  was 
den  Havaries  (Dichtern)  oblag.  Die  Curacas  der  Provinzen  be- 
fragten über  die  Vorzeit  die  Quipucamaycas  (heisst  es  bei  Vega). 

Der  Name  Haravec  wird  in  einer  (mit  Poet  oder  Dichter 
gemeinsamen  Bedeutung)  als  Erfinder  erklärt  (s.  Beauchamps), 
und  im  alten  Peru  erhielten  jene  Erfinder  den  Titel  eines  Sonnen- 
kindes, wie  der  Inca,  der  die  erste  Brücke  baute,  und  durch 
dieses  Wunderw^erk  die  Huldigung  der  umwohnenden  Stämme 
erzwang. 

Während  den  dem  gemeinen  Volke  Angehörigen  nur  erlaubt 
AVar  das  ihrem  jedesmaligen  Gewerke  Benöthigte  ')  zu  erlernen, 
wurden  die  Kinder  der  Adligen  in  den  Schulen  durch  die  Amau- 
tas oder  Gelehrten  in  allen  Wissenschaften  (des  Rechtes,  der  ge- 
schichtlichen Ueberheferungen ,  der  rehgiösen  Riten,  der  Stern- 
kunde u.  s.  w.)  unterrichtet.  Es  erklärt  sich  aus  diesem  Verhält- 
niss  um  so  einfacher,  w4e  bei  dem  xVussterben  der  vornehmen 
Stände,  die  hauptsächlich  den  Bedrückungen,  weil  an  bessere 
Zeit  gewöhnt,  erlagen,  (und  auch  von  den  Missionären,  als  die 
gefährlichen  Anhänger  des  Heidenthums  schärfer  verfolgt  wur- 
den), mit  einem  Schlage  die  ganze  Cultur  des  alten  Volkes  ver- 
nichtet war,  und  nur  die  wenig  oder  gar  nicht  darin  eingeweihten 
Volksklassen  übrig  blieben. 

Nach  Acosta  gab  es  zwar  für  specielle  Gewerke  die  dafür 
bestimmten  Techniker  (wie  Goldschmiede,  Maler,  Töpfer,  Boots- 
leute, Rechnungsführer,  Musiker),  dagegen  keinen  weiteren 
Unterschied  in  den  für  Alle  nöthigen  Beschäftigungen,  so  dass 
ein  Jeder  im  Weben,  im  Schneidern,  in  der  Feldbestellung,  im 
Hausbau  unterrichtet  war  (in  Peru),    und  so  dem  Inca,    wofür  er 


1)  No  es  licito,  que  ensenaria  a  los  hijos  de  los  plebeyos  las  ciencias,  que  pertenes- 
cen  a  los  generosos,  y  no  mas,  porque  como  gente  baja,  no  se  eleven,  y  ensobervezcan 
y  menoscaben  y  apoquen  la  republica,  bastales  que  aprendan  los  oficios  de  sus  padres, 
que  el  mandar  y  governar  no  es  de  plebeyos,  que  es  hacer  agravio  al  oficio  y  ä  la 
republica,  encomendarsela  ä  gente  comun  (Garcilasso  de  la  Vega). 


886  zu  PERU. 

verlangt  Avurde,  zu  Diensten  sein  konnte.  Die  Kenntniss  der 
Knotenschnüre  war,  in  ihrem  geheimen  Sinn,  auf  die  staathchen 
Beamten  beschränkt. 

Garcilasso  de  la  Vega  sagt  (in  seinem  Capitel  über  die  Quipu) :  Quipu  quiere  decir 
aiiudar  y  nudo,  y  tambien  se  toma  por  la  cuenta,  porque  los  nudos  la  daban  de  toda 
cosa.  Hacian  los  Indios  liilos  de  diversos  colores,  unos  eran  de  un  color  solo,  otros 
de  dos,  otros  de  tres  y  otros  de  mas,  porque  los  colores  simples  y  los  mezclados  todos 
tenian  su  significacion  de  por  si:  los  hilos  eran  muy  torcidos  de  tres  ö  quatro  linuelos, 
gruesos  como  un  huso  de  hierro,  y  largos  de  ä  tres  quartas  de  vara,  los  quales  ensar- 
taban  en  otro  hilo  por  su  örden  ä  la  larga,  ä  manera  de  rapacejos.  Por  los  colores 
sacaban  lo  que  se  contenia  en  aquel  tal  hilo ,  como  el  oro  por  el  amarillo ,  la  plata 
por  el  blanco,  y  por  el  Colorado  la  gente  de  guerra.  Las  cosas  que  no  tenian  colores 
iban  puestas,  por  su  örden  empezando  de  las  de  mas  calidad ,  y  procediendo  liasta  las 
de  menos,  cada  cosa  en  su  genero,  como  en  las  mieses  y  legumbres.  Pongamos  por 
comparacion  las  de  Espana,  primero  el  trigo,  luego  la  cebada  luego  el  garvanzo,  haba, 
mijo,  etc.  Y  asi  tambien  quando  daban  cuenta  de  las  armas,  primero  ponian  las  que 
tenian  por  mas  nobles  como  lanzas,  y  luego  dardos,  arcos,  flechas,  porras,  haclias, 
hondas,  y  las  demas  que  tenian.  Y  hablando  de  los  vasallos  daban  cuenta  de  los 
vecinos  de  cada  pueblo ,  y  luego  en  junto  de  los  de  cada  provincia.  En  el  primer 
hilo  ponian  los  viejos  de  sesenta  anos  arriba;  en  el  segundo'  los  hombres  maduros  de 
cincuenta  arriba;  y  el  tercero  contenia  los  de  quarenta;  asi  de  diez  h  diez  anos  hasta  los 
ninos  de  teta.  Por  la  misma  örden  contaban  las  mugeres  por  las  edades.  Algunos 
de  estos  hilos  tenian  otros  hilitos  delgados  del  mismo  color,  como  hijuelas  o  excep- 
ciones  de  aquellas  reglas  generales,  como  digamos  en  el  hilo  de  los  hombres  ö  mugeres 
de  tal  edad  que  se  entendian  ser  casados,  los  hilitos  significaban  el  numero  de  los  viu- 
dos  o  viudas  que  de  aquella  edad  habia  aquel  afio;  porque  estas  cuentas  eran  anales, 
y  no  daban  razon  mas  que  de  un  ano  solo.  Los  nudos  se  daban  por  su  örden  de 
unidad,  decena.  centena,  miliar,  decena  de  miliar,  y  pocas  veces  ö  nunca  pasaban  ä  la 
centena  de  miliar;  porque  como  cada  pueblo  tenia  su  cuenta  de  por  si,  y  cada  metro- 
polis  la  de  su  distrito,  nunca  llegaba  el  numero  de  estos  ö  de  aquellos  ä  tanta  cantidad 
que  pasase  ä  la  centena  de  miliar ,  que  en  los  nümeros  que  hay  de  alli  abaxo  tenian 
harte.  Mas  si  se  ofreciera  haber  de  contar  por  el  numero  centena  de  miliar  tambien 
lo  contaran :  porque  en  su  lenguage  pueden  dar  todos  los  nümeros  del  guarismo  como 
el  los  tiene;  mas  porque  no  habia  para  que  usar  de  los  nümeros  mayores,  no  pasaban 
del  decena  de  miliar.  Estos  nümeros  contaban  por  nudos  dados  en  aquellos  hilos, 
cada  numero  dividido  del  otro ;  empero  los  nudos  de  cada  numero  estaban  dados  todos 
juntos  debaxo  de  una  vuelta,  ä  manera  de  los  nudos  que  se  dan  en  el  cordon  de 
S.  Francisco,  y  podiase  hacer  bien,  porque  nunca  pasaban  de  nueve,  como  no  pasan 
de  nueve  las  unidades  decenas  etc.  En  lo  mas  alto  de  los  hilos  ponian  el  numero 
mayor,  que  era  el  decena  de  miliar,  mas  abaxo  el  miliar,  y  asi  hasta  la  unidad.  Los 
nudos  de  cada  numero  y  de  cada  hilo  iban  parejos  unos  con  otros,  ni  mas  ni  menos 
que  los  pone  un  buen  contador  para  hacer  una  suma  grande.  Estos  iiiudos  o  quipus 
los  tenian  Indios  de  por  si  ä  cargo,  los  quales  llamaban  Quipucamayu,  quiere  decir  el 
que  tiene  cargo  de  las  cuentas;  y  aunque  en  aquel  tiempo  habia  poca  diferencia  en 
los  Indios  de  buenos  ä  malos,  que  segun  su  poca  malicia  y  el  buen  gobierno  que 
tenian    todos   se   podian    llamar   buenos,    con    todo    eso  elegian  para  este  oficio  y  para 


Quipos.  887 

otro  qualqulera  los  mas  aprobados,  y  los  que  hubiesen  dado  mas  larga  experiencia  de 
SU  bondad.  No  se  los  daban  por  favor  ageno,  porque  entre  aquellos  Indios  jamas  se 
uso  favor  ageno  sino  el  de  su  propia  virtud.  Tampoco  se  daban  vendidos  ni  arren- 
dados,  porque  ni  supieron  arrendar,  ni  comprar,  ni  vender  porque  no  tuvieron  moneda. 
Trocaban  unas  cosas  por  otras;  esto  es  las  cosas  del  comer  y  no  mas,  que  no  vendian 
los  vestidos,  ni  las  casas  ni  heredades,  Con  ser  los  Quipucamayus  tan  fieles  y  legales 
como  hemos  diclio,  habian  de  ser  en  cada  pueblo  conforme  ä  los  vecinos  de  el,  que 
por  muy  pequeno  que  fuese  el  pueblo  habia  de  haber  quatro ,  y  de  alli  arriba  hasta 
veinte  y  treinta:  todos  tenian  unos  mismos  registros,  y  aunque  por  ser  los  registros 
todos  unos  mismos,  bastaba  que  hubiera  un  contador  6  escribano,  querian  los  Incas  que 
hubiese  muchos  en  cada  pueblo  y  en  cada  facultad,  por  escusar  la  falsedad  que  podia 
haber  entre  los  pocos;  y  decian,  que  habiendo  muchos,  habian  de  ser  todos  en  la 
maldad  ö  ninguno. 

Als  peruanische  Geschichtschreiber  finden  sich  bei  Markham  zusammengestellt: 
Polo  de  Ondegardo  (1550),  Cieza  de  Leon  (1554),  Agustin  de  Zarate  (1555),  Fernan- 
dez  de  Palencia  (1571),  Cristoval  de  Molina  (1580),  Miguel-Balboa  1566— 1586,  Blas 
Valera  (1592),  Jose  de  Acosta  (1590),  Garcilasso  Ynca  de  la  Vega  (1609),  Luis  Geronimo 
de  Ore  (1602),  D'Avalos  y  Figueroa  (1602),  Torres  Rubio  (1603),  Juan  de  Figue- 
redo,  Francisco  de  Toledo  (1509),  Gonzalez  Holguin  (1607),  Francisco  de  Avila 
(1601),  Ludovico  Bertonio  (1612),  Alonzo  de  Ramos  (1620),  Pablo  Arriaga  (1621), 
Bernardino  de  Cardenas  (1634),  Diego  de  Cordova  y  Salinas  (1643),  Fernando  de 
la  Carrera  (1644),  Fernando  Montesinos  (1652),  Calancha  (1653),  Juan  de  Padilla 
(1657),  Bernardo  de  Torres  (1657),  Antonio  de  Leon  Pinelo  (1660),  Gaspar  de  Esca- 
lona  (1647),  Francisco  de  Montaloo  (1683),  Juan  de  Santa  Cruz  Paciiacuti  (1690),  Pedro 
Peralta  (1723),  Juan  Jorge  and  Antonio  Ulloa,  Juan  de  Velasco  (1789),  Lorenzo  Hervas 
(1800),  Levinus  ApoUonius,  Gomara,  Herrera,  auch  Oviedo,  Fernandez,  Xerez,  Ro- 
dri'guez,  Mercurio  Peruano  (1790 — 96),  Memorias  de  los  Vireyes  (1681).  Ausserdem 
würden  zu  nennen  sein  die  in  ^Madrid  herausgegebenen  ,,Documentos",  welche  Ver- 
öffentlichungen aus  den  Archiven  bringen,  vielfach  mit  Bezug  auf  Peru ,  für  die 
Andesthäler  die  ]SIissionsberichte,  für  Colombien  dann  Simon,  Piedrahita,  Caulin 
u.  s.  \v. ,  und  im  Allgemeinen  ältere,  sowie  die  neueren  Reisewerke.  Clavigero 
führt  als  Autoren  für  die  mexicanische  Geschichte  an:  Ferdinand  Cortes,  Bemal 
Diaz  Castillo,  Alfonso  de  Mata  und  Alfonso  d'Ojeda,  Francisco  Lopez  de  Gomara, 
Toribio  de  Benavente,  Andrea  d'Olmos,  Bernardo  Sahagun,  Alfonso  Zurita,  Juan 
de  Tobar,  Joseph  d' Acosta,  Fernando  Pimentcl  Ixililxochitl  und  Antonio  de 
de  Tobar  Cano  Montezuma  Ixtlilxochitl ,  Antonio  Pimentel  Lxtlilxochitl ,  Taddeo  de 
Niza,  Gabriel  d'Ayala,  Juan  Ventura  Zapata  e  Mendoza,  Pedro  Ponce,  Christoval  del 
Castillo,  Diego  ]Maguoz  Camargo,  Fernando  d'Alba,  Juan  Batista  Pomar,  Domingo  de 
San  Anton  Munnon  Chimalpain,  Fernando  d'Alvarado  Tezozomoc,  Bartolome  de  las 
Casas,  Augustino  Davila,  Doctor  Cervantes,  Antonio  de  Saavedra  Guzman,  Pedro 
Guterrez  von  St.  Chiara  Betancourt,  Anton  von  Herrera,  Arigo  Martinez,  Gregorio 
Garcia,  Juan  de  Torquemada,  Arrias  Villalobas,  Christoval  Chaves  Castillejo,  Carlos 
de  Siguenza  e  Gongora,  Augustino  de  Betancourt,  Antonio  de  Solls,  Pedro  Fernandez 
del  Pulgar,  Lorenzo  Boturini  Benaducci.  Dazu  kommen:  Oviedo,  Duran,  Alcedo, 
Alegre,  Arlegui,  Baegert,  Benzoni,  Burgoa,  Cabeza  de  Vaca,  Cogolludo,  Coronado 
Davila  Padilla,  Juarros,  Landa,  Motolinia,  Palacio,  Tapia,  Veytia,  Ximenes,  dann 
Dupaix,  Waldeck,  Kingsborough  u.  s.  w.  nebst  den  verschiedenen  Reisewerken. 


888  *"  zu  PERU. 

Für  die  Tempel  gebrauchten  die  Peruaner^)  den  Lancac-Allpa 
genannten  Mörtel,  aus  Kalk  mit  einer  Art  Bitumen  (erzählt  Go- 
mara).  Für  gewöhnliche  Gebäude  mit  Sand  gemischten  Kalk 
(Pachachi).  Nach  Sarmiento  waren  die  durch  Betumen  (ohne 
Sand  und  Kalk)  verbundenen  Steine  des  Sonnentempels  zu  Cuzco 
so  genau  auf  einander  gefügt,  dass  kein  ^Mörtel  sichtbar  war. 

Der  älteste  Styl^)  der  Inca  zeigt  unbehauene  Steine  mit  Lehm 


1)  In  Ulis  Virtual  absence  of  all  written  documents,  the  study  of  the  architectural 
monuments  of  the  Peruvians  becomes  of  the  highest  importance  in  the  investigation 
of  their  history  and  civilization.  These  are,  indeed,  of  the  greatest  value.  They  show 
clearly  the  State  of  their  arts  in  almost  every  department.  We  have  evident  remains 
of  what  they  could  do  in  architecture.  Their  reservoirs  and  aquaeducts  give  us  a 
clear  insight  into  their  agricultural  System.  Their  bridges,  roads,  and  tambos  teil  us 
of  their  means  of  intercommunication.  Their  great  fortresses  and  other  public  Avorks 
show  that  the  rulers  had  at  their  disposal  the  labor  of  a  numerous  and  industrious 
population.  And  the  very  absence  of  any  remains  of  the  habitations  of  the  common 
people  shows  us  conclusively  what  must  have  been  the  condition  of  the  masses.  These 
monuments  also  illustrate  the  proficiency  to  which  they  had  attained  in  what  may  be 
called  the  sciences.  We  have,  for  instance,  the  very  means  which  they  used  for  deter- 
mining  the  solstices  and  the  passage  of  the  sun  through  the  heavens.  From  the  po- 
sition  and  character'of  the  great  fortresses,  as  at  Ollantaytambo  and  Pisac,  we  can 
learn  much  of  the  military  condition  of  the  empire.  Events  vaguely  recited  by  tra- 
dition  assume  a  historical  character  when  we  tind  the  ruins  of  such  and  such  a  town, 
which  such  and  such  an  Inca  is  said  to  have  built  or  destroyed,  or  of  works  which  he 
is  said  tp  have  constructed.  Fortifications,  if  on  as  grand  scale,  naturally  occur  near 
the  frontiers  of  an  empire ,  •  and  in  the  direction  from  which  an  attack  might  be  anti- 
cipated.  These  ruins  also  throw  much  light  upon  costums,  modes  of  life ,  and  politi- 
cal,  social,  and  domestic  Organization.  We  know  how  crimes  were  punished,  from  the 
elaborate  prisons,  how  executions  were  performed,  from  the  ruins  of  structures  which 
unmistakably  indicate  the  purpose  of  their  construction,  The  sites  of  their  villages, 
and  the  indications  of  the  quarters  of  the  cities,  show  how  closely  the  people  must 
have  been  crowded  together'  in  their  narrow  homes.  We  have  remains  which  indicate 
the  general  character  of  their  household  implements  and  the  texture  of  their  garments. 
Their  chulpas  and  tombs  give  evidence  of  their  belief  in  a  future  life.  The  field  thus, 
and  in  a  thousand  other  ways,  opened  to  us  is  a  wide  one;  and  I  may  confidently 
trust  that  my  researches  and  explorations  furnish  many  valuable  aids  for  its  further 
investigation.  It  is  not  too  much  to  hope  that  patient  labor  in  this  department  will 
enable  some  future  Student  to  reconstruct  for  us  the  vanished  empire  of  the  Incas. 
What  we  already  know  is  enough  to  awaken  the  desire  ,to  know  more  (s.  Squier). 

2)  In  many  Huacas  of  stones  we  observe  vaults  very  superiorly  constructed  (sagt 
Rivero).  According  to  all  appearances  the  Peruvian  architects  (in  the  construction  of 
arches  and  vaults)  used  the  same  plan  in  making  them,  that  the  Indian  masons  em- 
ployed  at  the  present  day  do  in  the  construction  of  small  vaults  in  the  smelting 
ovens,  that  is,  by  filling  the  space  with  materials  forming  a  convexity  and  arching 
them  afterwards   with  lime  and  stone.     In    some    of  the  larger  edifices    you    meet  also 


IRRIGATIOX.  889 

(wie  bei  Curampa),  der  zweite  cyclopische  Bauten  (wie  die  Ollan- 
taytambo),  polygonale  Steinsetzungen  in  dichter  Fügung  (wie  in 
Rimac -tampo),  der  vierte  Steine  in  Parallelogrammen,  und  der 
fünfte  Steine  mit  convex  vorspringenden  Oberflächen  (s.  Alarkham). 

Zur  Bewässerung  dienten  (in  Peru)  offene  Canäle  (Larcar) 
oder  unterirdische,  Vircus  genannt  (s.  Velasco).  In  Tolom  zwi- 
schen San  Pedro  und  Caxamarca  finden  sich  Reste  von  Wasser- 
leitung-en.  Bei  Patapo  sieht  man  Reste  alter  Wasserbauten  in 
Aquäducten.  Im  Aquäduct  von  Pilquiyacta,  von  dem  um  die 
Hand  der  Inca-Prinzessin  werbenden  Fürsten  Ollantaytambo's  ge- 
baut, sind  Andeutungen  des  Bogens  (in  Nachahmung  des  Regen- 
bogens)  beobachtet. 

The  Valley  of  Nasca,  though  situated  in  the  midst  of  an  ex- 
tensive desert,  is  rendered  very  productive  in  vines  etc.,  by  means 
of  subterraneous  aquaeducts,  constructed  by  the  aborigines  (s. 
A.  Smith). 

Bei  Chancoran  (am  Aucantagua)  finden  sich  alte  Bauten  (für 
Minenarbeiter)  und  so  beim  Pucara  von  Jnsura.  In  (peruanischer) 
Verehrung  der  Berggipfel^),  wurden  dorthin  die  Riesenwohnun- 
gen gesetzt. 

Aus  einer  Zeit  vor  den  Inca  sollten  (als  religiöses  Centrum 
der  peruanischen  Stämme)  die  Monumente  stammen,  die  sich 
(neben  einem  Steinsitz)  bei  Concacha  (südlich  von  Abancay)  fin- 
den, und  (ausser  den  Ruinen  bei  Vilca)  trifft  man  zwischen  Gua- 
mango  und  Andahuaylas  (in  der  Nähe  des  letzteren)  die  Pyra- 
mide von  Curumba. 

Die  Monumente  von  Vilca  (bei  Guamanga)  waren  (nach  Cieza) 
durch  Tupac-Inca-Yupanqui  gebaut.  Dagegen  wurden  die  Ge- 
bäude bei  Vinaque  den  Bärtigen  zugeschrieben,  von  den  Wer- 
ken der  Inca  verschieden,  „porque  los  de  los  Ingas  son  largos  y 
aquellos  quadrados"  (s.  Garcia),  weil  älter,  als  die  Inca  (s.  Cieza), 
und  für  ebenfalls  älter  als  diese,  gelten  die  mit  Pflanzen  und  Eidechsen 
verzierten  Bauten  der  Chancas. 


with    vestiges    of    arches,    but    it   is   certain,    that   their    application    was  quite  limited 
(s.  Hawks). 

1)  Heng-shan  war  Schutzberg  der  Provinz  King-tshou,  Hwa-shan  der  Yütshou, 
Hwei-ki-shan  der  Yang-tschou,  Ishan  der  Tsing-tschou,  Yoshan  (Kien-shan)  der  Yung- 
thsou,  Tai-shan  der  Ycn-thsou,  Heng-shan  der  Ping-thsou,  I-wu-liu-shan  der  Yau-thsou, 
Ho  der  Ki-thsou  (in  China). 


890  zu    PERU. 

Unter  (Montesino's)  Manco-Pirhua  II.  kamen,  durch  die  Bar- 
baren der  Grenze  bedrängt,  die  Hirtenvölker  der  Atumurunas, 
durch  welche  die  IVIonumente  Tiahuanuco's  bei  Hatum  -  Pakasa 
erbaut  wären,  nach  Peru,  wo  sie,  Land  zur  Niederlassung  erbit- 
tend, von  Manco  Capac  I.  in  Guamanga  angesiedelt  wurden,  und 
bis  Huanuco.  Die  Ruinen  von  Chucava  oder  Tiahuanaco  und  von 
Huaraz  gehören  dem  cyclopischen  Styl  an. 

Die  von  Angrand  gezeichneten  Figuren  aus  Tiahuanaco  finden 
sich  in  der  Stellung,  „que  Ton  donne  ordinairement  aux  statues  de 
Bouddha"  (Gosse).  Nach  Garcilasso  hielten  die  Steinfiguren  in 
Tiahuanaco  Trinkbecher  in  den  Händen.  Neben  Chavin  mit  den, 
zum  Theil  unterirdischen,  „ruinas  llamadas  el  Castillon"  traf  Ray- 
mondi  auf  einen  geglätteten  Stein  „una  caricatura  de  hombre  tri- 
dactilo". 

Während  der  Stein  von  Chavin  mit  Schlangen  bedeckt  ist, 
findet  sich  auf  den  Monumenten  Tiahuanaco's  neben  Schlangen 
auch  die  Figur  von  Geiervögeln  ^)  (s.  Raimondi).  Dieser  Gegen- 
satz des  Luftvogels  und  des  Reptil's  wiederholt  sich  in  Polynesien 
sowohl,  w^ie  in  der  alten  Welt,  und  in  Mexico  erkannten  die 
Tlaltelolken  durch  eine  aufgerollte  Schlange  den  Ort  der  Grün- 
dung, wogegen  der  Platz  von  Tenochtitlan  durch  einen  Adler,  der 
eine  Schlange  in  den  Krallen  trug,  angezeigt  wurde.  In  unter- 
irdischen Höhlen^)  (wie  bei  Chavin)  und  Labyrinthenbauten  wur- 
den mysteriöse  Riten  verborgen,  während  die  Verehrung  der 
Himmelskörper  hochgelegene  Teempel  verlangte. 

Die  weissen  Fremden  hoher  Gestalt,  durch  welche  die  ]\Io- 
numente  in  Xauxa  erbaut  worden,  galten  für  so  tapfer  und  mäch- 
tig, dass  sie  nur  durch  das  Clima  hatten  bewältigt  werden  kön- 
nen. Die  Monumente  von  Huaraz  (unter  den  Conchucos)  wurden 
riesigen   Erbauern   zugeschrieben.      Die   Gebäude   bei   Guamanga, 


1)  Hat  (in  the  form  of  a  Sun  supported  by  two  asps  and  outspread  vultures' 
wings)  findet  sich  über  den  Portalen  und  an  den  Fa9aden  (in  Aegypten),  ähnlich  der 
geflügelten  Sonnenkugel  in  Ocosingo. 

2j  Wie  aus  dem  Boden  die  Erdgeborenen,  traten  aus  dunklen  Höhlen  (vor 
Schöpfung  der  Sonne  bei  den  Quiche's)  die  Volksstämme  hervor,  wie  Chichimeken 
und  Navajoes  (oder  sonst).  OvTovQyovooi  bei  Colchis,  (s.  Procop)  oder  Cimmerii  (populi 
sempiterna  caligine  septi)  a  Strabone  ex  Ephori  traditione  in  Campania  circa  Baias, 
subterraneis  aedificiis,  quas  Argillas  («op/tAA«*)  vocant,  statuuntur,  inter  Baias  et  Cumas, 
Festo  (s.  Ortelius).  In  Mecklenburg  kann  das  Notfeuer  nur  gerieben  werden,  wenn  Alles 
andere  Feuer  am  Ort  ausgelöscht  ist  (i  860),  und  so  geschah  es  am  Feuer-Erneuerungs- 
fest in  Mexico  (wie  sonst). 


BAUSTYL.  39] 

von  deren  Wänden  die  Spanier  Buchstaben  copirt  haben  wollten, 
unterschieden  sich  (wie  gesagt  ist)  als  viereckig  von  den  langen  und 
schmalen  Bauten  der  Inca.  Die  hohen  Thüren  in  den  Inca-Ge- 
bäuden  waren  zum  Eintritt  auf  der  Sänfte  erforderlich.  Die 
Mauern  (in  Peru)  sind  zuweilen  aus  einer  Gattung  Granit  gemacht 
und  die  gehauenen  Steine  scheinen  gegen  einander  gerieben  zu 
sein,  so  ungemein  dicht  schliessen  sie  zusammen.  In  einem  die- 
ser Tambos  bemerkt  man  noch  einige  zur  Auszierung  angebrachte 
Thierköpfe,  in  deren  durchbohrten  Nasenlöchern  Ringe  hängen, 
welche  man  darin  herumdrehen  kann,  ohnerachtet  sie  mit  dem 
Kopfe  aus  einem  Stein  gemacht  sind  (s.  Bouguer). 

Die  in  einer  Nacht  aufgerichteten  Monumente  von  Tiahuanaco 
fallen  in  graue  Vorzeit,  doch  waren  ihnen  durch  Acahuana  Inca 
(den  Architecten  der  Festung  Cuzco's)  neue  Baulichkeiten  zur 
Zeit  der  Inca  zugefügt.  „Rieronse  de  esta  pregunta"  (los  naturales), 
ob  die  :Monumente  Tiahuanuco's  der  Zeit  der  Inca  angehörten 
(s.  Cieza).  Bei  Oliva  waren  die  Gebäude  von  Chucava  oder  Tyay 
Vanuco  dem  AVeltbeherrscher  Huyusthus  zugeschrieben  (oder  Rie- 
sen). Die  Tempel  auf  den  Inseln  des  Titicaca-See's  wurden  von 
Tupac-Yupanqui  erbaut,  der  an  die  Stelle  der  als  Wilde  betrach- 
teten Colla's,  (durch  deren  Eintritt  die  heiligen  Stätten  verunrei- 
nigt sein  würden),  Ansiedler  aus  den  verschiedenen  Provinzen  des 
Reiches  einführte. 

Neben  dem  „die  Festung"  genannten  Haupttheil  der  Ruinen 
(a  great,  rectangular  mound  of  earth,  originally  terraced,  each 
terrace  supported  by  a  massive  wall  of  cut  stones  and  the  whole 
surmounted  by  structures  of  stone ,  parts  of  the  foundations 
of  which  are  still  distinct)  findet  sich  (in  Tiahuanaco)  der  sog. 
Tempel  (slightly  raised,  defined  by  lines  of  erect  stones).  A  row 
of  massive  pilasters  Stands  somewhat  in  advance  of  the  eastern 
front  of  this  area  and  still  in  advance  of  this  are  the  deeply  em- 
bedded  piers  of  a  smaller  edifice  of  squared  stones,  with  traces 
of  an  exterior  corridor,  der  sog.  Pallast  (s.  Squier). 

Als  Ueberreste  der  Inca-Bauten  finden  sich  in  Cuzco  der 
Sonnentempel  (am  Huatenay),  der  Pallast  Mango  Capac's,  Yu- 
panqui's  und  Huayna-Capac's,  das  Amarcucancha  genannte  Gefäng- 
niss  (mit  Schlangenverzierungen),  das  Kloster  (der  heiligen  Jung- 
frauen) oder  A  cllahuasi  ^)  u.  s.  w. 


1)  Die    mexikanischen  Schulen    fanden    sich    neben    den    Tempeln.     Nach  Walter 


892  zu  PERU. 

Minen  ^)  wurden  für  die  ^letallgewinnung  bearbeitet,  das  Gold 
aber  meist  gewaschen,  und  auch  die  Gewinnung  des  Silbers  durch 
die  alten  Peruaner  war  keine  regelmässig  bergmännische. 

Von  den  Pucara  oder  .Festungen  fand  sich  die  bedeutendste 
an  der  Hauptstadt,  um  Cuzco,  und  diese  Festung  (Calispo)  wurde 
(nach  Oviedo)  von  Capac-Inga  gebaut,  während  sich  (bei  Garci- 
lasso)  die  Vollendung  bis  Huayna-Capac  hinauszieht.  Der  Missio- 
när Montilla  theilte  Garcilasso  de  la  Vega  mit,  dass  die  cyclopi- 
schen  Bauten  der  P^estung  Cuzco's  nur  durch  Hülfe  des  Teufels 
gebildet  sein  könnten  (also  als  Teufelsmäuer).  Die  Bauten  von  der 
Festung  Ollantaytambo  (die  durch  die  Zopyrus-List  den  Inca 
gesichert  wurde)  gehört  verschiedenen  Epochen  an.  Die  Festungs- 
bauten bei  Paucartambo  sind  gegen  Angriffe  von  der  Sierra  ge- 
richtet. Die  von  Inca-Yupanqui  im  Thale  von  Paramunca  oder 
(nach  Herrera)  Parmonguilla  erbaute  Festung  war  (nach  Garci- 
lasso) mit  bunten  Farben  und  Malereien  (von  Thieren  und  Vögeln) 
geschmückt  (von  denen  noch  jetzt  die  Spuren  sichtbar  sind).  An 
der  Thür  der  bemalten")  Gebäude  in  Parpunga  (an  der  Küste) 
standen  zwei  Tieger.  Auf  den  Höhen  von  Cobalo  finden  sich 
Reste  einer  aus  Erde  und  Stein  (in  viereckiger  Form)  gefertigten 
Festung,  zu  der  ein  Zickzack -Weg  (Quingos  im  Quichua)  hinauf- 
führt. In  Cobalo  herrschten  die  Caciquen  Guanaritas  neben  den 
Ländern  des  caciquen  Mompötes  (unter  den  Coconucos).  Maw  er- 
wähnt alter  Häuser  der  Indianer  in  Form  von  Martello-Thürmen 
(bei  Chachapoyas).  Wie  Neu-Cuzco  im  Kriege  mit  den  Inca,  er- 
bauten später  die  Eingeborenen  von  Huarco  eine  F'estung  am 
Meeresstrande  (nach  Herrera\  die  noch  jetzt  sichtbar  sei.  Nach 
Cieza  wurde  das  während  des  Feldzugs  zum  Lager  benutzte  Cuzco 
Huarco's  (bei  Mala)  später  als  Festung  eingerichtet.  Die  Colcas 
beiChancay  bezeichnen  Festungen  derChimu  im  Kriege  mit  den  Inca. 


zeigen  die  Ruinen  auf  der  seit  50  Jahren  (zu  Anson's  Zeit)  verlassenen  Insel  Tinian 
„the  foundations  of  particular  buildings  set  apart  for  those  Indians  only,  wlio  had 
engaged  in  some  religioüs  vow"  (1742). 

1)  They  did  not  attempt  to  penetrate  into  the  bowels  of  the  earth  by  sinking  a 
shaft,  but  simply  excavated  a  cavern  in  the  steep  sides  of  the  mountain  or  at  most, 
opened  a  horizontal  vein  of  moderate  depth.  Kupfer  wird  am  reichlichsten  aus  Chile 
geliefert  und  Zinn  findet  sich  am  Titicaca-See.  Das  Zinn  der  (handelnden)  Midianiten 
kam  aus  Drangiana  des  Zareh-Sees  (beim  Hilmend-Fluss)  und  dann  von  den  Cassi- 
teriden. 

2)  Am  Schloss  des  (zu  Dapper's  Zeit)  unbewohnten  Thals  Parmonga  „siehet  man 
die  Mauren  mit  wilden  Tieren  und  Vögeln  bemahlet". 


FESTUNCxEK.  S93 

Neben  den  auf  kalter  Ebene  lieg-enden  Gebäuden  von  Teo- 
caxas^)  finden  sich  (nach  Pomallacta  zu)  die  von  Tiquisambi,  und  im 
warmeil  Lande  die  von  Chanchan,  sowie  die  von  Hatun-cahari 
auf  dem  Wege  nach  Tumebamba  und  jenseits  die  von  Canari- 
bamba  (s.  Cieza). 

Der  von  Inca-Yupanqui  gebaute  Stammsitz  von  Vilcas  (zwi- 
schen Guamanga  und  Cuzco)  gilt  als  der  ^Mittelpunkt  des  Reiches 
von  Quito  bis  Chile  (s.  Cieza).  Die  Lucanas  zwischen  Vilcas  und 
Uramarca  waren  den  Soras  gleichsprachig. 

Die  Befestigungen  von  Chuquilusco,  Ollantaytambo  (Bideos) 
und  Cuzco  sind  zur  Vertheidigung  gegen  Süden  g-erichtet, 
die-  von  Limatambo  gegen  Norden,  die  Befestigungen  von  Pau- 
cartambo  (mit  Schiessscharten)  unterschieden  von  denen  in  der 
Umgegend  von  Cuzco,  schreiten  in  dreifacher  Linie  in  der  Mon- 
tana vor.  In  Talamba  bei  Tolon  (auf  dem  Wege  von  Pacas- 
mayo  nach  Magdalena)  finden  sich  neben  einer  Festung-')  Reste 
von  Dörfern  und  Spuren  viereckigen  Anbau's.  In  Tomaval  (bei 
Viru)   liegen  Lehmfestungen  im   Pentagon. 

Hinsichtlich  der  auf  den  Mauern  Pachacamac's  angetroffenen 
Rothfarbung  (done  probably  with  ochre)  stimmt  Hutchinson  mit 
A.  Smith  überein,  „that,  although  executed  many  centuries  ago, 
it  is  as  inviolate  and  fresh  on  the  mud  plaster.  as  if  it  were  the 
work  of  yesterday." 

Die  Wände  der  Festung  von  Parmanga  waren  mit  Vögeln 
und  Thieren  bemalt  (nach  Cieza)  und  die  Wände  und  Thüren  des 
Tempels  von  Pachacamac  mit  wilden  Thieren.  Auch  die  Festung 
Huarco  (Cahete)  war  bemalt.  Zu  den  alten  Bauten  in  Pumaca- 
yan  (bei  Huaraz)  wurden  skulptirte  Steine  von  Pongor  gebracht. 
In  dem  Tempel  von  Puno  waren  die  Wände  „pintadas  con  espan- 
tosas  figuras''.  Im  Thal  von  Yucay  fanden  sich  Steine  mit  Tiegern 
und  Löwen,  sowie  bewaffneten  Kriegern  (s.  Cieza). 

Inca-huasi  (königliche  Häuser)  finden  sich  erwähnt  in  Paucar- 
collo,  Huamanga  u.  s.  w.    Der  Pallast  Villamarca  wird  bei  Zaroguru 


1)  Auf  dem  Wege  von  Riobamba  nach  Tomebamba  lagen  bei  den  Tambos  in 
Teocaxas  die  Palläste  von  Tiquicambi  (3  Leguas  entfernt).  Die  Festung  im  Thal  von 
Guarco  (Canete)  war  durch  Quadern  eng  verbunden  (s.  Coreal).  Die  Befestigungen  von 
Casma  haben  Eingänge  im  Zickzack.  . 

2)  An  den  Abhängen  der  Berge  finden  sich  oft  Befestigungen  abgeglättet,  wie  im 
Thal  von  Chillogalli,  bei  Chicupayo  u.  s.  w.  Bei  Casma  findet  sich  eine  Festung  aus, 
zum  Theil  bearbeiteten,  Steinen  aufgeführt  (Pilcas). 


894  zu  PERU. 

angeführt,  Ynga-pirca  in  der  Nähe  von  Juntas,  der  Inca-Pallast  bei 
Ona  u.  s.  w.  Auf  den  Steinen  Cuzco's  waren  Schlangen  und  Vogel- 
menschen eingegraben. 

In  einigen  Wänden  der  Incahäuser  bei  Lactacunga  waren 
noch  die  Nischen  sichtbar  (zu  Cieca's  Zeit),  in  denen  die  Idole 
und  sonstige  Reliquien  bewahrt  wurden. 

Am  Ucayali  fanden  sich  die  Reste  des  Inca-Gebäudes  Inca- 
Chaca,  die  Ruinen  von  Gallo  bei  Latacunga,  Reste  des  alten 
Palastes  (nach  Velasco)  bei  Pumallacta.  Der  Panecillo  auf  der 
Stätte  des  Sonnentempels  (Quito's)  hiess  (bei  den  Inca)  Yavirä. 
Den  Caras  wird  der  Bau  von  Bogen  zugeschrieben,  und  Squier 
fand  einen  solchen  in  Pachacamac. 

In  den  viereckigen  Alonumenten  von  Huaraz  waren  mensch- 
liche Gesichter  und  Plguren  eingehauen  (s.  Cieza).  In  dem  Auqui 
Huanuco  genannten  Monument  (bei  Huanuco)  fanden  sich  sculp- 
tirte  Thierfiguren.  Zu  Ehren  des  mit  der  Frau  Urochombe  aus 
der  Quelle  Huarivilca  Hervorgekommenen  bauten  die  Huancas 
eine  hohe  Mauer  und  daneben  einen  Tempel. 

Reste  aus  der  Inca-Zeit  werden  am  Cerro  de  Chanchoguin 
(bei  Copiapo)  angetroffen,  dann  bei  Choliguin.  Die  cyclopischen 
Bauten  (in  der  Calle  del  Triumfo)  gelten  für  den  Palast  des  Inca- 
Roca  (in  Cuzco).  Am  Tempel  Quisuar-cancha  fanden  sich  Bilder 
von  Schlangen. 

Das  von  Hualcopo  Duchicela  (1430)  in  Gallo  (bei  Latacunga) 
errichtete  Pallastgebäude  Pachuzala  wurde  durch  Huayna  Gapac 
renovirt.  Gieza  sah  die  Nischen  zum  Hineinsetzen  der  goldenen 
Schafe  (Lama)  und  anderer  Kostbarkeiten  in  den  Tempeln  von 
Latacunga,  deren  Bewohner  mit  denen  von  Muli-Ambato  verwandt 
waren,  und  hier  (sowie  in  Mulahalo)  finden  sich  Stationshäuser 
der  Inca,  wie  auch  am  Fluss  Ambato  (wo  Atoco,  Feldherr  Hua- 
scar's,  von  Atahualpo  getödtet  worden),  und  dann  bei  Mocha.  Die 
Ghasqui  oder  Postboten  wurden  von  den  umliegenden  Ortchaften 
geliefert. 

Bei  Supe  finden  sich  Hausgallerien  im  Felsen  (s.  Stevenson). 
Der  aufwindende  Weg  zu  der  Festung  Paramonga  ^)  bei  Patavilka 
lässt  Winkel  für  die  Befestigung  hervortreten  (s.  Ulloa). 


1)  Tiene  una  casa  Fuerte,  con  cinco  Cercas  ciegas,  pintada  de  muchas  labores  por 
dentro,  y  por  de  fuera,  con  sus  Portadas  muy  bien  labradas,  ä  la  manera  de  Espana, 
con  dos  tigres  h  la  puerta  principal,  sagt  Estete  von  Paramonga  (Parpunga). 


CYKLOPENRAUTEN\  895 

An  dem  durch  Wächter  gehüteten  Tempel  von  Vilcas  (mit 
dem  Sonnenbilde)  fanden  sich  „los  asientos  reales  en  una  piedra 
de   II   pies  de  largo,  7   de  ancho')"  (Torquemada). 

Auf  dem  Cerro  Kopiton  am  Kanuto  (Nebenfluss  des  Tosagua,- 
der  sich  mit  dem  Rio   Chones  vereinigt)  finden   sich  Steinsessel^) 
und  andere  Alterthümer,  die  besonders  nach  Regen  ausgewaschen 
werden. 

Neben  den  Ruinen  von  Parara  (bei  Andaymayo)  sah  Ray- 
mondi  bei  Pasacancha  alte  Gräber,  „que  podrian  Ilamarse  monu- 
mentales, tanto  por  el  tamano  de  las  piedras  conque  estan  con- 
struidas,  cuant  opor  la  perfeccion  del  trabajo",  und  Aehnliches  fand 
sich  bei  Hualgayoc  an  den  „gigantescas  semi-esferas",  (enormes 
pehascos  de  forma  hemisferica  algunos,  y  otros  algo  conicos  k 
manera  de  monstruosos  panes  de  azucar  muy  achatados),  wo  für 
den  ausgehöhlten  Stein  (mit  der  Leiche)  ,,la  masa  monolitica  sirve 
solamente  de  tapadera  a  la  otra  piedra  enterrada". 

Bei  der  gewaltigen  Grösse  der  von  den  Inca  zu  ihren  Bauten 
verwendeten  Steinblöcke,  waren  manche  derselben  beim  Trans- 
port am  Wege  zurückgelassen,  und  so  fanden  sich  ermüdete 
Steine  (Saycusca-rumicuna)  bei  Ollantaytambo  (und  ähnlich  viel- 
leicht in  Leiva  die  für  Ramiriqui  bestimmten).  „Pour  elever  des 
grosses  pierres,  ils  amassaient  de  la  terre  le  long  des  murailles, 
de  maniere  de  former  un  plan  incline,  et  les  montaient  ainsi  ä 
force  de  bras",  bemerkt  Montesinos  (s.  Ternaux  Compans),  und  die 
Bearbeitung  der  Steine  geschah  mit  Steinäxten  (auxquelles  on 
donnait  un  aussi  bon  tranchant,  que  si  elles  eussent  ete  de  fer).  Von 
Pernambuco  ausgehend,  fand  Harckmann  zwischen  Irupari-bakau 
(dem  Teufelsberg)  und  der  Ortschaft  Wirarembuca  (bei  dem  Fluss 
Tambajuha)  in  der  Nähe  der  auf  einander  gehäuften  Steinblöcke 
noch  andere;  „dieselben   Steine  hatten  in  ihrer  Zusammenfügung 


1)  Im  Cerro  de  liojas  findet  sich  ein  steinerner  Tisch,  von  Indianern  getragen. 
Der  Tempel  zu  Tambo  im  Thal  Yucay  (bei  Cuzco)  war  gebaut  (nach  Torquemada)  „con 
aquellas  monstruosas  y  espantables  piedras  (las  quales  tenian  por  mezcla,  ä  bueltas  de 
el  betumen  y  oro  derretido)".  Squier  erklärt  die  hochgelegene  Inca-Feste  (mit  weiter 
Aussicht)  nördlich  von  Abancay  als  eine  Inti-huatana  (zum  Sonnenbinden).  Bei  Chopzi 
in  Sigsig  und  zwischen  Cojipalto  und  Xabon  finden  sich  geschlossene  Gebäude  von 
(Inga-pirca)  von  mehreren  Thüren.  Die  Aposento  de  Mulalo  (bei  Mulalo)  werden  neben 
Gallo  erwähnt.  Sarmiento  spricht  von  den  goldenen  Gärten  und  goldenen  Heerden, 
sowie  dass  die  Wände  zeigten  (im  Sonnentempel)  „esculpidas  y  pintadas  otras  mayores 
cosas"  (in  Cuzco). 


B96  J^u  PERU. 

eine  Gestalt,  wie  etwa  ein  Altar"  (s.  Barlaeus)  1641  (in  einer  Ge- 
gend ,  aus  welcher  mehrfach  die  Gerüchte  über  Ruinenstädte 
auftauchen). 

In  den  Höhlen  von  Guagua-suma  (bei  Cuenca),  wo  die  Geister 
der  Inca  erschienen,  wurden  Opfergebräuche  beobachtet. 

Der  Tempel  von  Cacha  enthielt  labyrintische  Gänge.  Nach 
Oliva  war  das  Labyrinth  Chingana  (bei  Cuzco)  von  Huayna  Capac 
gebaut.  Bei  Chancayllo  (neben  Chancay)  finden  sich  die  unterirdi- 
schen Bauten  oder  Calcas,  von  den  Yuncas  für  Getreidemagazine 
während  des  von  Capac  Yupanqui  gegen  Chimu-Cancha  geführ- 
ten Krieges  erbaut.  Die  unterirdischen  Gänge  des  alten  Gebäudes 
bei  Chavin  sollen  unter  dem  Flussbett  des  Conchua  oder  Callejoo 
hindurchgehen.  Die  viereckigen  Thürme  Pauca-marca  und  Sacllac- 
marca  (in  Sacsahuanan)  waren  durch  unterirdische  Gewölbe  mit 
dem  Rundthurm  Moyoc-marca  ^)  (mit  Verzierungen  von  Thieren  und 
Vögeln  in  den  Wohnungen  der  Inca)  verbunden  (s.Garcilasso).  Die 
Fundamente  von  Ccari-cancha  (mit  dem  Sonnentempel)  lagen  über 
dem  Huatanay-Fluss.  Bei  Andahuaylas  findet  sich  die  Pyramide 
Curumba. 

Neben  dem  Sonnentempel  fand  sich  der  Inti  hutana  (huatana 
Plätze  zum  Binden  der  Sonne,  wie  auf  den  Fiji-Inseln  und  sonst). 
Wie  die  Insel  Titicaca  der  Sonne,  war  die  Insel  Coati  dem  Mond 
gew^eiht,  im  Intiticaca-  (Titicaca-)  See  neben  dem  Aullaga-See  oder 
(nach  Franciscus)  Paria  (Paraima).  Der  Fels  (Kaka)  Manco  Ca- 
pac's    auf  der   Insel  Titicaca    wurde    mit    Kostbarkeiten   bedeckt. 


^)  Neben  dem  runden  Hauptthurm  (Moyoc-Marca)  in  der  Mitte  nennt  Garcilasso 
die  viereckigen  Thürme  Paucar-Marca  und  Sacllac-Marca  (bei  der  Festung  Cuzco's) 
und  drei  Thore  (Ttui-puncu ,  Acahuana-puncu  und  Uiracocha-puncu).  Der  nördliche 
Wall  in  Pachaconal  (mit  vier  Terrassen  und  Wölbungs-Nischen  unter  den  obersten)  ist 
von  aussen  Stein,  im  Innern  Adobe,  im  Süden  vorne  Adobe  und  drinnen  Stein.  Ausser 
einem  viereckigen  Gebäude  finden  sich  die  Umfassungsmauern  (eines  künstlichen  Hügels 
mit  Fort).  Obere  Terrasse  744  Fuss  lang ,  untere  450  Fuss  lang.  Höhe  der  Terrasse 
6 — 8  Fuss.  An  dem  Dorf  Magdalena  bei  Bellavista  (zwischen  Lima  und  Callao)  fand 
sich  der  Tempel  Rimac's,  wo  (nach  Calancha)  die  Antworten  auf  die  Fragen  in 
Figuren  zeichen  zwischen  einem  doppelten  Wall  gezeigt  wurden.  In  Pachacamac  ruhen 
die  Adobe  auf  Unterlagen  von  Steinen.  Mancherlei  künstliche  Hügel  fanden  sich  bei 
Santa  Rosa  und  in  Arenilla  auf  dem  Wege  nach  Tumbez.  Die  Ruinen  des  Rimac- 
Orakels  sind  (nach  Soldan)  bei  Lurigancho  und  Ate  gesucht.  Vollmer  bezeichnet  die 
Ruinen  von  Macoa  aus  eng  zusammengefügten  Steinen  hergestellt,  den  rohen  Steinen 
stets  ein  behauener  eingefügt.  Nach  Caldas  besuchte  Codazzi  die  ^Monumente  San 
Agostin's  (und  steht  jetzt  Dr.  Stübel's  Aufnahme  zu  erwarten). 


FESTUNGEN.  897 

(nach  CalanchaX     Die  Tumuli  (bei  Sota)   heissen    (bei  den   Arau- 
canern)  Quel  (s.  Cunningham). 

„Am  Ufer  des  grossen  Flusses  Vinake  siehet  man  auch  jetzund 
etliche  starke  Mauern  von  uhraken  Gebäuden  liegen.  Die  Ein- 
wohner melden,  dass  dieselben  von  einem  ausheimischen  Volke 
gebaut  worden.  Und  dieses  scheint  auch  der  Wahrheit  einiger- 
massen  gleich,  weil  solche  Gebeude  eine  recht  viereckige  Gestalt 
haben,  dagegen  die  peruanischen  Könige  längHcht  und  schmahl 
zu  bauen  pflegten''  (Dapper).  Bei  Soras  (zwischen  Guamanga  und 
Abankai)  lagen  Sonnentempel. 

Dem  Pallaste  des  Gran-Colla  auf  einer  Insel  des  Titicaca- 
^See's  bei  Atun-Colla  wurde  von  Alcedo  eine  dreieckige  Form  bei- 
gelegt, während  die  Caras  viereckige  Festungen  bauten,  mit  ein 
oder  zwei  Stockwerken,  die  mit  bewegHchen  Leitern  erstiegen 
wurden.  Der  Panecillo  (Callo's  gleich  dem  Quito's)  gilt  als  Tu- 
mulus  (wie  bei  Mansiche),  und  die  den  Puruay's  ^)  angehörigen 
Adob  e-Bauten  führen  gleichfalls  nach  der  Küste.  Nach  Cieza  de 
Leon  lebten  die  Yunca-Häuptlinge  dort  auf  Terrassenhöhen,  wie  sie 
noch  jetzt  nach  ihrem  Verfall  erkennbar  sind,  in  den  Festungen 
(wie  bei  Guavira  u.  A.  m.),  im  Palast  des  Chimu-Capac  und  den 
andern  Chanchan's  (zwischen  Huanchaco  und  Trujillo)  mit  der 
Hviaca  Toledo's^)  und  Llomayoahan  (Yomayocgoan  bei  Feijos),  das 
Grab  des  Königs  Yomayaguan. 

Nach  Herrera  wurden  von  den,  dem  Glauben  an  die  Unsterb- 
lichkeit Anhängenden  nächtliche  Mysterien  in  unterirdischen  Grot- 
ten gefeiert,  und  an  den  Kreuzungspunkten  oder  labyrinthischen 
Gängen  in  dem  Castillo  (bei  Chavin  de  Huantar)  fand  Raymondj 
prismatische  Säulen  mit  Sculpturen  aufgestellt.  Die  Monumente  von 
Cuelap  bei  Santo  Tomas  (im  nördlichen  Peru)  waren  in  Stock- 
werken gebaut.  Verschieden  von  den  übrigen  Bauwerken  Peru's 
lies  Virakocha  seinem  Phantom  einen  dachlosen  Tempel  erbauen  (s. 
Garcilasso).  Runde  Gebäude  fanden  sich  am  Pluss  Cachito  (las 
Porcas)    der    Guaranis    (aus   Tucuman),    und   Steine  mit  Figuren. 


1)  Les  murs  de  briques  non  cuites  doivent  leur  origine  aux  anciens  habitans  de 
Quito,  les  Puruays,  gouvernes  par  le  Concbocando ,  ou  roi  de  Lican,  et  par  les 
Guastays  ou  princes  tributaires. 

2)  En  la  Huaca  (de  Toledo)  ö  depösito  de  los  tesoros  de  sus  ascendientes ,  deno- 
minada  Tomayoabuan,  ä  una  legua  al  Oeste  de  Trujillo,  se  encontraron  en  peces  ani- 
males  y  otros  artefactos  curiosos,  todo  de  oro ,  caudales  immensos  (der  Chimu)  1560 
(Soldan). 

Bastian,  America.  57 


898  zu  PERU. 

Von  Manco  Capac's  erstem  Palast  in  Sacsahuaman  werden 
einige  Ueberreste  angezeigt  (s.  Squier). 

Zarate  rechnet  die  beiden  Strassen  Huayna-Capac's  auf  500  Le- 
guas,  während  es  in  Spanien  mit  grossen  Kosten  kaum  mög- 
Hch  gewesen,  die  zwei  Leguas  hügligen  Landes  zwischen  El 
Espinar  de  Segovia  und  Guadarrama  einigermassen  fahrbar  zu 
machen,  obwohl  auf  dem  Wege  des  königlichen  Hofstaates  von 
Castilien,  wenn  von  Andalusien  oder  Toledo  dorthin  reisend. 

Nach  Fernandez  legte  Topa  Inga  Yupanqui  den  Weg  der 
Sierra  und  Küste  (von  Chile  bis  Quito  ^)  an,  „que  es  obra  tan  seiia- 
lada'*.  Diese  zwei  Wege  (Huayna-Capac's)  übertrafen  „las  siete 
obras  mas  sefialadas"  (s.  Zarate).  Huayna-Capac  baute  den  Weg 
von  Cuzco  nach  Quito  „incredibili  miraculo"  (ApoUonius).  Der  Weg 
von  Cuzco  nach  Quito  ist  ,,por  la  Sierra  bien  labrado"  (Xeres).  Es 
ist  wunderbar  zu  sehen  (bemerkt  Cieza  de  Leon  aus  Huaraz),  wie 
die  königliche  Heerstrasse  über  die  Berge  fortgeführt  ist,  überall 
breit  und  eben,  und  an  einigen  Stellen  ist  der  lebendige  Fels  aus- 
gehauen. Treppen  und  Ruheplätze  zu  bilden. 

Guaina  cauae  monumenta  nobilissimum  opus  via  strata,  com- 
planatis  ad  aequum  aliquot  monticulis,  adhuc  spectatur  (s.  Calve- 
ton).  Nach  Botero-Benes  w^aren  die  Strassen  der  Inca  wunder- 
barer^) als  die  Werke  der  Aegypter  und  Römer.  Das  Schloss 
Attabalko  (von  Karangue  bei  Quito)  ist  ein  solches  wunderwürdiges 
Gebäude,  welches  keinem  röhmischen,  wie  berümt  und  vortrefflich 
es  war,  zu  weichen  nöthig  hat"  (Dapper.) 

Jahuanan  war  der  obere  und  Uran  an  der  untere  Weg,  von 
Ynca- Yupanqui  begonnen,  von  Tupac- Yupanqui  fortgesetzt  und 
von  Huayna-Capac  vollendet.  Huiracocha  Hess  (nach  Montesinos) 
einen  Weg  von  Quito  zu  den  Chonos  (am  Guayaquil-Fluss)  bauen. 
Cieza  de  Leon  traf,  von  Pasto  kommend,  bei  Jpiales  die  Strasse 
der  Inca  auf  dem  Wege  nach  Quito.  Von  den  zwischen  Hua- 
machuco  und  den  Conchucos  divergirenden  Strassen  (bei  Bombon) 
war  die  eine  von  Tupac-Inca  -  Yupanqui  gebaut,   die  andere   von 


1)  Quiti  (im  Quechua)  als  „la  provincia,  ö  sitio,  ö  comarca,  6  la  redonda  de  un 
lugar,  el  contorno  ö  circuito"  (s.  Mossi).  Estan  todos  los  pueblos  cercados  con  for- 
tale^as  de  maderas  gruessas  (s.  Simon),  im  Land  der  Choques  (jenseits  des  Rio  Papa- 
mene). 

2)  Die  Festung  von  Cuzco  erklärt  Perez  de  Torres  so  ausgezeichnet  gearbeitet, 
„que  el  dia  de  oi  nuestros  Maestros  se  espantan,  que  no  saben,  como  se  hi^o"  (1600). 


CAMINO    REAL.  g99 

Huayna-Capac  (sagt  Cieza).    Nach  Herrera  vervollkommnete  Huay- 
nacapac  den  von  seinem  Vater  angelegten  Weg  nach  Quito. 

Sarmiento  meint,  dass  die  peruanische  Strasse  mit  keines 
Kaisers  Macht  zu  bauen  gewesen,  „sino  fuese  con  la  orden  tan 
grande,  que  para  ello  los  Yngas  mandaron  que  hubiese"  (XVI.  Jahrh). 
„El  ca  mino  de  sierra  es  cosa  de  ver,  porque  en  verdad  en  tierra  tan- 
fragosa  en  la  chripstiandad  no  se  han  visto  tan  hermosos  caminos, 
toda  la  m^ayor  parte  de  calcada"  schreibt  Hernando  Pizarro  (in 
der  Audiencia  Real  von  St.  Domingo)  mit  Brücken  aus  Stein 
und  Holz  (oder  Rohr).  An  der  Küste:  „el  camino  va  muy  ancho, 
tapiado  de  una  banda  ä  otra"  (in  Peru). 

An  steilen  Plätzen  zwischen  Huamachuco  und  den  Conchucos 
war  die  Strasse  in  Treppen  angelegt  und  gepflastert  (s.  Cieza), 
und  die  dadurch  überw^undenen  Schwierigkeiten  lassen  sich  aus 
dem  sonst  dargelegten  Zustand  der  Wege')  entnehmen. 

Der  durch  die  Sümpfe  von  Surite  angelegte  Steindamm  läuft 
bei  Iscu-chaca  aus.  Neben  den  Taravitas  fanden  sich  Steinbrücken 
(Rumi-chaca), 

Der  Küstenweg  von  Peru  (neben  dem  der  Berge,  von  San 
Francisco  de  Quito  an)  lief  „entre  dos  paredes  altas"  von  Piura  bis 
Chile).  Der  Küstenweg  war  mit  Bäumen  bepflanzt")  und  der 
W«g  der  Sierra:  „cortado  en  vivas  pehas  y  hecho  de  Cal  y  Canto, 
9a  ö  bajaban  los"  Cerros  ö  alzaban  los  Valles  para  igualar  el 
Camino  (s.  Gomara). 

Als  Huiracocha  den  Besuch  seiner  Neffen,  Söhne  des  wäh- 
rend der  Gefangenschaft  in  Cuzco  dort  durch  Sinchi  Roca  ver- 
mählten Caciquen  von  Laharguacac,  in  Chili  erwiederte,  habe  er 
ausser  der  bereits  von  Cuzco  aus  bestehenden  Strasse  eine  andere 
von  Charcas  d||xh  das  Land  der  Chiriguanos  nach  Chili  bauen 
lassen  (s.  MonSRnos). 

Von  H.  Pizarro  wurde  jenseits  der  aus  Stein  gebauten  Festung 
Guancamba  der  von  Cuzco  nach  Quito   führende  Weg   getroffen, 


1)  Se  vieron  obligados  ä  cortar  los  bejucos  mas  tenaces  y  trepando  los  hombres 
por  la  pena,  con  inauditos  esfuerzos  tiraban  de  arriba  los  caballos  amarrados  con  estas 
sogas  improvisadas  y  los  subian  (bei  Pedro  Candia's  Expedition)  in  der  Entdeckung 
Paucartambo's  (nach  Raymondi). 

-)  AI  Camino  de  los  llanos  hi^o  hacerle  una  pared  por  un  lado  e  otra  por  el 
otro,  tan  alta  como  tapia  y  media  (Guaynacava)  und  der  Sierra-Weg  (cosa  de  mucha 
admiracion)  war  ,,una  obra,  b.  la  quäl  ninguna  semejante  se  le  iguala  en  aquellas  partes 
e  aun  en  el  mundo  ö  lo  que  del  se  sabe  por  los  chripstianos"  (s.  Oviedo).  Der  „Ca- 
mino de  los"  Incas  zieht  sich  von  Copiapo  nach  Tres  puntas. 

57* 


900  zu   PERU. 

der  bei  Caxas  auslief,  wo  auf  einer  Brücke  Wegegeld  für  die 
Lasten  zu  zahlen  war.  Auf  der  anderen  Seite  des  Fürstenthums 
Zinto^)  (jenseits  des  Wasserzuflusses  von  Lemepe  oder  Eten  bei 
Collique  oder  Coyique)  verliess  Pizarro  den  breiten  Weg,  der 
nach  Chincha  fortlief,  um  die  Sierra  hinanzusteigen,  nach  Gua- 
machuco  (bei  Caxamarca). 

Auf  der  Reise  von  Caxamarca  nach  Pachacamac  traf  Her- 
nando  Pizarro  an  den  am  Meer  gelegenen  Ort  Perpunga  (mit 
Tiegerbildern  am  Tempel)  die  Küstenstrasse  (s.  Oviedo)  zwischen 
Guaracanga  und  Guamamayo.  In  Andamarca  berührte  Hernando 
Pizarro  den  Vereinigungspunct  der  beiden  Wege. 

In  Guamalies  sind  Reste  des  Inca-Weges  sichtbar  und  ebenso 
bei  den  Conchucos  und  Tarma  (heisst  es  bei  Alcedo)-).  The  Inca's 
road  (von  Huamilies  alto")  is  generally  lined  w^th  freestone  (s.  Steven- 
son). Wiener  beschreibt  die  Reste  des  Inca-Weges  und  seine  Stufen 
bei  Recay.  Zwischen  Agua  und  Anchuco  war  der  Weg  (zur  Zeit  der 
Conquista)  mit  Treppen  aufgebaut  und  zwischen  Anchuco  und  Anda- 
marca fand  sich  eine  Brücke  '^)  aus  Stein  und  Holz,  während  sonst  die 
Brücken  der  Inca  aus  Stricken  in  der  Luft  aufgehängt  w^iren.  Al- 
magro  kehrte  auf  dem  Inca- Wege  vonCopiapo  nach  Atacama  zurück. 
Am  Cerro  de  Chanchoquin  werden  Reste  der  Incastrasse  angegeben. 
Alte  Wege  finden  sich  im  Cauca-  und  Magdalenenthal,  ebenso  in 
Mexico  und  Drake    sah   eine  alte  Indianerstrasse  am  Miami. 

Reste  der  Incastrasse  finden  sich  bei  Tarqui  erwähnt  (zwischen 
Cuenca  und  Loja.  Bei  der  Ladera  de  Cadlud  (auf  dem  Paramo 
del  Ancay)  finden  sich  Reste  der  Incastrasse  (nach  Humboldt). 
Orton    traf  Reste    der  Incastrasse   zwischen  Riobamba   und  Caja- 

^)  Nach  dem  Aufbruch  von  Cinto  (Chiclayo)  erreichte  Pizarro  den  Punkt,  wo 
sich  die  Wege  der  Küste  und  der  Sierra  trennten,  der  Küstenj|Ä|se  folgend  bis  ,,al 
valle   de  Saiia,    donde  se  dividia  el  que  iba  por  la  sierra  ä  CajIH^ca"  (s.  Raymondi). 

^)  Vestigios  de  un  camino  de  piedra,  hecho  ä  mano  (zwischen  Aguamira  und 
Banos),  über  Caxamarca  nach  Quito  führend.  Künstliche  Strassenbauten  zeigen  sich 
im  Caucathal,  auch  unter  den  Chibchas  erwähnt,  und  in  Yucatan.  Zwischen  Tiho  und 
Yzamal   fanden  sich  Reste  einer  von  den  Indianern  gebauten  Strasse  (Landa). 

3)  Als  sie  auff  eine  Zeit  die  Bogen  über  den  Fluss  Xauxa  gestellet  sahen,  dar- 
über man  die  Brück  mit  Steinen  wölbete  und  dass  man  nachmals  die  Bogen ,  als  die 
Brück  aussgemacht  hatte ,  hinweg  thäte ,  flohen  sie ,  vermeinendt ,  das  gantze  Werk, 
welches  von  gehawen  Steinen  gemacht  worden,  müst  nun  eynsinken.  Da  sie  aber 
vernahmen,  das  es  stehen  blieb,  und  wie  die  Spanier  darüber  giengen,  sagt  der  Cacique 
oder  Herr  zu  seinen  Gefehrden :  „Wir  dienen  diesen  billig,  denn  sie  scheinen  Kinder 
der  Sonne  zu  seyn"  (s.  Lintschoten).  So  soll  der  Inca  durch  den  Bau  der  Brücke 
über  den  Apurimac  die  Huldigung   der  Eingebornen  erzwungen  haben. 


BRÜCKEN.  901 

bambo  aus  behauenen  Porphyrblöcken.  Ausser  den  Tambo  (als 
Erholungshäusern  der  Reisenden),  fanden  sich  längs  der  Strassen 
die  Chasqui-huasi  für  die  Postboten  (Chasqui)  für  Beförderung 
der  Sendungen  des  Inca,  und  auch  geheihgte  Plätze^),  wie  zu 
Concacha  (bei  Abancay). 

Wie  die  Brücke  über  den  Apurimac,  baute  Mayta  Capac  eine 
Pflasterstrasse  durch  die  Sümpfe  nach  Alka  (s.  Garcilasso).  Reste 
alter  Brücken')  werden  bei  Cuenca  gezeigt  (s.  Velasco).  Am  See 
Lauricocha  finden  sich  die  Trümmer   einer  Steinbrücke  der  Inca. 

<Am  Strassenthor  bei  Urcos  wurde  Tribut  erhoben  (s.  Cieza) 
und  H.  Pizarro  traf  auf  seiner  Reise  längs  der  Inca-Strasse  ver- 
schiedene Plätze,  wo  Wegegeld  oder  Brückenzoll  zu  zahlen  war. 

Dr.  Reiss  in  seinem  an  den  Präsidenten  Ecuador's  gerichteten 
Brief  (Quito,  1873)  sagt  von  dem  auf  dem  Azuay  beschriebenen 
Inca- Weg:  „El  piso  del  Camino  en  esta  parte  estä  formado  por  la 
superficie  irregulär  de  las  lavas  antiguas  y  no  hay  ni  vestigios 
de  empedrado  ö  de  cimiento  de  cal  y  betun". 

Zum  Bau  Tumebamba's  (auf  der  Messer-Ebene)  Hess  Inga- 
Yupangui  (Vater  Tupac-Inca's)  Steine  von  Cuzco  bringen,  und  die 
spanischen  Chronisten  beschreiben  diese  Stadt,  welche  von  den 
Eroberern  nur  in  ihren  Ruinen  (nach  der  Zerstörung  durch  Ata- 
hualpa)  gesehen  wurde,  als  eine  der  prächtigsten  des  alten 
America. 


1)  An  der  deutschen  Heerstrasse  des  Helweg's  sassen  die  Marsen  (mit  dem  Tem- 
plum,  quod  Tanfanae  vocabant)  im  Gau  Niflharsi  (Niflheim). 

2)  Todos  los  arroyos  tierien  puentes  de  piedra  ö  de  madera.  En  un  rio  grande, 
que  era  muy  caudaloso  y  muy  grande  que  pasamos  dos  vezes,  hallamos  puentes  de  red  (Her- 
nando  Pizarro).  Die  Inca-Strassen  von  Cuzco  zum  Yucay  ,,were  formed  of  rough  stones  set 
in  the  ground  and  were  raised  in  the  centre,  with  a  row  of  larger  stones  set  on  edge 
on  each  side,  through  which  at  intervals  there  was  an  opening  to  pass  off  the  water" 
(Squier).  Der  Marquis  Canete  (als  Vizekönig)  Hess  Brücken  bei  Xuaxa,  am  Ango- 
yaco,  Aucay,  Cuzco,  (bei  Lima),  aus  Stein  herstellen.  Reste  des  alten  Inca-Weges 
(aus  rohen  Steinen  erhöht)  finden  sich  auf  der  Strasse  von  San  Pedro  nach  Mokha 
(bei  Chicama).  Bei  Ysiama  am  Beni  finden  sich  Reste  der  Inca-Strasse  (s.  Church). 
Bei  Scinbocal  am  Rio  Chones  finden  sich  Reste  eines  alten  Weges  (in  rohen  Steinen 
die  Höhe  hinaufführend)  bei  Quito.  Zwischen  Patapo  und  Ferinnafe  finden  sich  Reste 
des  alten  Weges,  der  in  Stufen  in  die  Höhe  auf-  und  niedergeht.  In  Pacanga  (bei 
Guadelupe)  finden  sich  Reste  einer  früheren  Strasse,  Zwischen  Guadelupe  und  San 
Pedro  (auf  dem  Wege  von  Chiclayo  nach  Truxillo)  finden  sich  Reste  des  Inca-Weges. 
Beim  Dorf  Pindel  (östlich  von  Azogues)  sieht  man  alte  Wege.  Auf  dem  Wege  von 
Manta  (bei  Montechristo)  nach  Quito  werden  Reste  einer  verfallenen  Strasse  erwähnt 
(und  so  vielfach). 


902  zu    PERU. 

Als  Huayna  Capac  seine  Geburtsstadt  Tomebamba  zur  Resi- 
denz erhob,  Hess  er  dort  den  Pallast  Mullucancha  (mit  Muscheln 
ausgelegt)  bauen,  nebst  dem  Pallast  Tumi-Bamba-Pachamanca 
mit  der  Goldstatue  seiner  Mutter  Mama-Ragua-Oella  (in  deren 
Bauch  die  Nachgeburt  niedergelegt  wurde),  dann  den  Tempel^) 
der  Sonne  und  des  Donner's,  das  Heiligthum  Ticci-Viracocha- 
Pachacamac's,  sowie  den  Opferplatz  der  Sonne,  als  Usno  oder 
Chiquin-Pillaca ,  indem  zugleich  verschiedene  Nationen  dort  an- 
gesiedelt und  die  Canar  (Cariaribamba's)  mit  dem  Dienst  betraut 
wurden  (s.  Baiboa).  Nach  Cieza  waren  die  Thüren  in  den  Tem- 
peln von  Tumebamba'^)  mit  bunten  Mosaiksteinen  ausgelegt. 

Nach  Montesinos  wurde  das  Thal  von  Cuenca  Messer-Ebene 
oder  Tumibamba  genannt,  weil  Huiracocha  dort  die  aufständischen 
Cariares  massacriren  Hess  (vielleicht  auf  der  Stätte  von  Tumbe's 
alter  Stadt). 

Während  seines  Aufenthaltes  in  Tomebamba  erhielt  Huayna 
Capac,  wie  Garcilasso  erzählt,  die  erste  Nachricht  von  den  Schiffen 
Balboa's,  die  damals  die  Küste  entlang  fuhren. 

In  der  Nähe  von  dem  Gebäude  Teocaxa  oder  Tucassa  (auf 
kalter  Einöde)  lag  der  Pallast  Tiquicambi  (bei  Pumalacta  oder 
Palata),  sowie  unter  den  Tambo  (auf  dem  Wege  bis  Thomebamba) 
besonders  Cannaribamba  und  Hatuncannari.  „Nihil  superest  prae- 
ter vastum  cadaver"  von  dem  „magnificentissimum  et  opulentissimum 


1)  Le  dit  lieu  de  Tomebamba  est  situe  en  une  vallee  lä  oü  se  rencontrent  deux 
rivieres  en  un  lieu  assez  froid,  et  lä  ou  neantmoins  il  y  a  force  de  chevres,  connils  et 
autres  bestes.  Lä  aussi  y  avait  jadis  un  temple  du  soleil,  basti  de  grands  pierres  noires 
et  verdes  comme  pierres  de  jaspe  (Linschoten).  Die  Urabaes  mit  der  „casa  del  Sol" 
zwischen  Darien  und  Cartagena,  erkannten  die  Oberherrschaft  der  Tayronas  (in  Santa 
Martha)  an  (s.  Piedrahita).  Nur  bei  den  Indianern  von  Coquiboca  (bei  Maracaybo) 
fand  sich  (in  America)  „pesso  y  toque  para  el  oro*' ,  meint  Simon  (obwohl  indess 
ähnliches  auch  in  Mexico  und  Columbien  erwähnt  wird).  Die  Guaycaries  handelten 
mit  den  Caquetios.  Die  Stämme  von  Meta  unterhielten  Verkehr  mit  den  Spaniern 
für  „el  comercio  de  la  Sal,  que  suelen  suplirla  comiendo  tierra"   (s.  Piedrahita). 

2)  Aquel  templo  famosisimo  y  nunca  otro  rico  jamas  imaginado  (s.  Torquemada) 
bei  Tomebamba  (mit  Figuren  von  Llamas  u.  s.  w.).  Die  Windungen  der  Drachen- 
schlangen Chavin's  lösen  die  Umrisse  der  Figur  allegorisch  in  Ornamente  auf.  Feder- 
mann kam  (zwischen  Caocao  und  Pauto)  ä  la  ribera  de  un  rio  profundo,  en  que  se 
conservaban  las  ruinas  de  muchos  pueblos  destruidos  por  una  Serpiente  de  muchas  ca- 
bezas,  que  habitaba  en  sus  margeres,  segun  relacion  de  los  naturales,  y  de  algunÖs 
Espunoles,  que  afirmaron  aver  oido  sus  bramidos  (s.  Piedrahita),  als  Minho9ao  (Erd- 
würmer) oder  (s.  Martins)  Wasserungeheuer  in  Brasilien,  wo  Magalhanes  von  dem  1564 
gelödteten  Seeungeheuer  Hipupiara  spricht. 


TUMEBAMBA.  903 

Palatium  Thomebamba"  oder  Tumipampa  (s.  de  Laet).  An  mehreren 
Häusern  sind  keilförmig  glatte  Steine  eingemauert  (aus  Bauten 
der  Inca),  bemerkt  Schmarda  in  Cuenca. 

Nachdem  (nach  Besiegung  der  Paltas)  Inga-Yupanqui  im 
Lande  der  Cariar  die  Städte  Cariari-bamba  und  Tumi-bamba  besetzt 
hatte,  liess  er  die  Canar-Festungen  auf  dem  Azuay  und  Tiocaxas 
(neben  denen  von  Tiquisambi)  gegen  die  Purvaes  und  Chim- 
bos  bauen,  sowie  in  Pumallacta  gegen  die  von  den  Fürsten 
Apoc-Chavan-Callo  und  Apoc-Anto  beherrschten  Stämme  (s.  Bai- 
boa).    Tumebamba  wurde  durch  Inca  Yupanqui  gegründet. 

Nach  Velasco  liess  Capac- Yupanqui  von  Tumibamba  aus 
Grenzfestungen  im  Lande  der  Canar  (nach  Alausi  zu)  errichten, 
um  sich  auf  den  Angriff  des  in  Liribamba  befindlichen  Scyri 
Hualcopo  Duchicela  vorzubereiten,  dessen  Feldherr  Epidachima 
dort  seine  Truppen  vereinigt  hatte.  Als  Calicuchima,  Feldherr 
des  Scyri  Cacha  (der  in  Liribamba  Hoflager  hielt)  den  Ueber- 
gang  über  den  Fluss  von  Achupallas  vertheidigte,  und  Huayna- 
Capac  dadurch  auf  den  Schneehöhen  Lashuay's  (Assuay's)  zurück- 
gehalten wurde,  liess  er  den  Sonnentempel  von  Achupallas  bauen, 
und  die  warmen  Bäder  dort  einrichten.  Die  Paredes  (bei  Cariar) 
waren  vom  Ynca  Tupac  Yupanqui  gebaut.  Auf  dem  Fels  von 
Inti-Guaicu  findet  sich  ein  Sonnenbild  neben  dem  Steinsitz  Inga- 
Chungana.  Auf  dem  Paramo  von  Chulucanas  (zwischen  Ayavaca 
und  Guancamba)  liegen  die  Ruinen  von  Chulucana. 

Jenseits  Cayambe  (bei  Riobamba)  traf  man  in  kalter  Höhe 
(erzählt  Cieza  de  Leon)  die  Tambos  von  Teocaxas,  dann  folgten 
die  Gebäude  von  Tiquisambi  und  von  dort  stieg  man  hinab  zu 
den  Bauten  von  Chanchan  im  heissen  Lande  der  Yunca,  worauf 
der  Weg  über  Cariaribamba  und  Hatun- cariar  nach  Tomebamba 
führte.  Von  dem  Pallast  Tiquicambi  (bei  Pumalacta)  „descenditur 
ad  Chancham  et  calidiores  regiones,  quae  ut  caeterae  ejusdem" 
conditionis  ab  indigenis  communi  nomine  appellantur  Yungae  (s. 
de  Laet). 

Weddell  traf  östlich  von  Tarija  aus  Kieseln  und  Platten  ohne 
Mörtel  aufgeführte  Mauern,  Bei  Samaipata  (in  Chuquisaca)  finden 
sich  Baureste  (s.  Castelnau).  Am  Mararion  oder  Tunguragua  beim 
See    Yauricocha    oder    Lauricocha    sollen    sich    Steinreste  ^)    und 


1)  Bei  Pupiles  im  Caucathal  finden  sich  Ruinen.  Herkmann  fand  bearbeitete 
Steinblöcke  bei  Pernambuco  sowie  Steinaltäre  (s.  Barlaeus).  Auch  im  Süden  will  man 
Trümmerreste  gesehen  haben. 


904  zu    PERU. 

Brücken  der  Inca  finden  (und  vielfach  sonst,  oft  in  Verwechslung 
mit  alten  spanischen  Bauten). 

Tschudi  fand  die  Ruinen  der  Festung  (Pucara),  in  welcher 
sich  die  Calchaquis  gegen  Huayna-Capac  vertheidigt  hatten,  in 
der  Sierra  de  Escoba  (zum  Aconquiza-Stock  gehörig),  auf  dem 
Wege  von  Catamarca  zur  Cuesta  de  la  Chilca  (Cuesta  de  Cariza 
oder  Cuesta  de  Carapurco),  bis  Fuerte  de  Andalgala^).  Neue 
Ausgrabungen  alt -peruanischen  Typus  sind  durch  Francisco 
Moreno  in  denjenigen  Grenzgebieten  gemacht,  die  zugleich  durch 
die  Ausbreitung  des  Quechua-^)  gekennzeichnet  sind,  wenigstens 
als  Verkehrssprache"),  indem  Herrera  noch  vier  Sprachen  neben 
derjenigen  der  (die  Sonne  in  Tempeln  verehrenden)  Diaguita^)  nennt. 
Die  (Landbau  und  Hühnerzucht  treibenden)  Xarayez  (nördlich 
von  den  Orejones)  wurden  von  einem  Alanes  betitelten  Häuptling 
beherrscht  (s.  Guzman). 


1)  Der  weitere  Weg  führte  über  Rodeo  de  los  Changuas,  Santa  Maria,  Cololoa  (in 
Tucuman),  Tolombon  (in  Salta),  Cafayete  (mit  den  Trümmern  eines  Calchaqui-Dorfes) 
San  Carlos,  Rio  de  los  Calchaquis  (im  Valle  de  los  Calchaquis),  Molinos  (mit  Mumien 
in  Steingräbern),  Pass  von  Abra  de  la  Cortadera  (auf  der  Grenze  zwischen  La  Plata 
und  Bolivien) ,  am  Beginn  der  (mit  Medanos  und  Schneemassen  gefüllten)  Wüste. 
Dann  folgt  der  Codilleren- Pass  von  Puntas  negras  mit  dem  durch  Yupanqui's  Pircas 
(bei  dem  Feldzug  gegen  die  Charcas)  markirten  Inca- Weg  und  über  Soncor  wurde 
Pedro  de  Atacama  erreicht.  Neben  dem  Weg  über  die  Cordillera  von  Puntas  negras 
bis  Atacama  und  über  die  Pässe  von  Fiambala  (nach  Bolivien,  sowie  durch  die  Quc- 
brada  del  Diablo  nach  Antafagosta)  führen  von  Catamarca  Wege  nach  Copiapo  (wie  über 
die  Cordillere  von  Laguna  brava) ;  Salta  communicirt  durch  die  Cordillere  von  San  Fran- 
cisco mit  Copiapo,  durch  die  Cordillere  des  Desplobado  mit  Cobija,  und  in  Jujuy 
findet  sich  durch  das  Thal  von  Humaguaca  Verbindung  mit  Potosi.  Von  Peru  aus 
zog  Almagro  über  den  Pass  von  San  Francisco  nach  Chile  (im  Thal  der  Calchaqui). 
Die  Wüste  Atacama's  erstreckt  sich  von  El  Urucatado  (bei  Molinos)  bis  Copiapo,  (von 
Cobija  im  Süden  bis  Loa  im  Norden). 

2)  in  zerstreuten  Spuren  bis  Paraguay  verfolgt  (bei  Dobrizhoffer).  Zwischen  Ver- 
mejo  und  Pilcomayo  waren  von  den  Inca  Colonisten  (des  Quechua)  zum  Landbau  an- 
gesiedelt (als  Churumatos)  neben  (Aymara  redenden)  Chichas  Orejones  zur  Bearbeitung 
der  Minen. 

3)  und  so  den  Handel,  wofür  Baumwollen-Zeuge  als  Austauschmittel  dienten  ,  bei 
Omaguacas  sowie  benachbarten  Juries  (deren  Name  zwischen  Putumayo  und  Japurä  eine 
Wiederholung  findet)  und  Diaguitas,  welche  Lama  und  gezähmte  Strausse  mit  anderem 
Geflügel  als  Hausthiere  hielten.  Schmidel  lässt  in  den  Städten  der  Orthuesen  oder 
Uritueses  einheimische  Schafe  als  Zugvieh  verwendet  oder  gesattelt  werden,  und  bei  den 
Scherues  (Xarayes)  findet  sich  die  Erwähnung  von  Baumwollenzeugen  mit  eingewebten 
Thierfiguren,  (sowie  von  Goldobjecten). 

^)  Die  abgeschiedenen  Seelen  wurden  in  Sterne  versetzt,  und  die  der  Häuptlinge 
in  die  Planeten. 


CALCHAQUIS.  905 

Mit  den  Lules')  von  Tocuman  und  den  Humaguacas  von 
Jujuy  können  die  Calchaqui")  (Salta's)  als  die  Repräsentation 
derjenigen  Schichtung  selbstständiger  Halb-Cultur  erscheinen,  die 
in  der  den  Inca  Viracocha  in  Charcas  begrüssenden  Botschaft 
aus  Tucma  (Tucuman)  Empfänglichkeit  für  höhere  Gesittung 
zeigte  (und  von  dem  durch  Schneeberge  getrennten  Barbaren- 
lande Chile's  die  erste  Kunde  brachte). 

Die  (von  den  Bewohnern  Hoch-Boliviens  und  von  den  Chango 
der  Küste)  verschiedenen  Indianer,  welche  am  westlichen  Fusse 
der  Anden,  als  Atacama,  Peyne,  Toconado,  Soncor,  Solcor,  So- 
caire  u.  s.  w.  bis  westhch  nach  Chiuchiu  leben,  gehören  zu  den 
(im  Osten  der  Codillere  wohnenden)  Calchaqui  (welche  das  Quechua 
angenommen)  und  haben  (als  vor  den  Inca  in  die  Wüste  der 
Codillere  geflüchtet)  die  atacamenische  Sprache  (als  selbstständig 
eigene)  bew^ahrt  (s.  Tschudi). 

Bei  den  Tacanas  sind  die  Zahlworte  dem  Aymara  (und 
Spanischen)  entnommen  (s.  Weddell). 

Pachacutec,  Sohn  Viracocha's,  der  seine  Eroberungen  bis 
Salines  ausdehnte,  herrschte  über  den  östlichen  Abhang  der 
Andes  bis  zur  Sierra  de  San  Luis,  sowie  in  den  Thälern  von 
Salta,  Catamarca  und  La  Rioja. 

Als    Yupanqui    Kundschafter    ausschickte    den    Weg^)    von 

1)  Neben  dem  Quichua  redeten  die  Lules,  deren  eigene  Sprache  Kakana  hiess, 
die  von  den  Mataras  angenommene  Tonocote-Sprache  (s.  Techo). 

^)  Die  Inca  waren  durch  das  Thal  der  Humaguacas  und  über  die  Puna  von 
Jujuy  nach  Tucuman  vorgedrungen,  aber  die  dorthin  folgende  Abtheilung  aus  Alma- 
gro's  nach  Chile  gerichtetem  Zuge  (1535)  ging  zu  Grunde,  und  erst  Diego  Rojas  ge- 
langte nach  Santa-Maria  (in  Catamarca).  Dann  folgte  mit  Aguirre's  Erbauung  von 
Santiago  de  Estero  der  Aufstand  der  Calchaquis  {1553)  und  die  Humaguacas  zerstörten 
(1561)  die  Festung  von  Niera  in  Jujuy.  Barco  war  durch  Prado  gegründet  (im  Thal 
der  Calchaquis).  Mercado  de  Villacorta  (als  Gouverneur  von  Tucuman)  zwang  die  be- 
siegten Calchaquis  zur  Ansiedelung.  Bei  den  Calchaquies  im  südlichen  und  west- 
lichen Tucuman  (welche  Lozano  von  den  Calchaquies  von  Salta  an  der  Grenze  Ata- 
cama's  unterscheidet)  beschreibt  Guevara,  neben  Idolen,  blutbestrichene  Federstäbe 
(für  die  Verehrung  von  Donner  und  Blitz),  Die  Calchaquies  trennten  sich  aus  ihrem 
Bündniss  mit  den  Mogosnas,  Naticas,  Callagaes  und  Abiponer. 

3)  Bezeichnend  für  den  Character  der  amerikanischen  Culturstaaten,  und  die  Sach- 
lage graphisch  illustrirend,  ist  die  Bemerkung  Garcilasso  de  la  Vega's,  dass  die  Boten 
gleich  Ameisen  hin  und  hergegangen ,  indem  nur  in  schrittweise  aufrecht  erhaltener 
Verbindung  zwischen  der  Vorhut  und  den  nachrückenden  Reserven  die  Schrecknisse 
dieser  grausigen  Hochlandswüstenöde  überwunden  werden  konnten.  Asi  fueron  yendo 
y  viniendo  como  hormigas,  trayendo  relacion  de  lo  descubierto  y  llevando  bastimento, 
(de  dos  a  dos  leguas). 


906  zu    PERU. 

Atacama  nach  Chile  (zunächst  bis  zu  dem  bewohnten  Theile  Co- 
payapu's)  zu  erforschen,  wurde  (durch  den  Führer  aus  Tucuman) 
die  Codillere  von  Mendoza  eröffnet. 

Nachdem  dann  der  General  Sinchiroca  mit  der  Eroberung  Chile's 
beauftragt  war,  drang  derselbe  über  Cuquimpu  nach  dem  Thal 
von  Chile  (bei  Santjago)  vor,  und  weiter  zum  Rio  Maule,  jenseits 
welches  sich  die  Purumaucas  oder  Promaucaes  mit  den  Antallis, 
Pincus  (Pancones)  und  Caciquis  (Cauquenes)  verbanden. 

Yupanqui  hatte  ausserdem  die  früheren  Pläne  ^)  zur  Bezwin- 
gung der  Antis-Stämme  wieder  aufgenommen,  und  nach  der  da- 
durch veranlassten  Expedition  gegen  die  Musus,  liess  er  die 
Chirihuanas  (östlich  von  Charcas)  bekämpfen,  welche  von  Garci- 
lasso  de  la  Vega  in  einer  (an  Erzählungen  über  irisch-britische 
Anthropophagie")  erinnernden)  Physionomie  dargestellt  werden, 
wie  sie  in  Montesinos'  Berichten  über  die  Einfälle  (brasilischer) 
Wilden,  zu  verschiedenen  Perioden  der  Incaherrscaft,  ausgemalt 
ist.  .Als  nächster  Ausgangspunct  dafür  wird  Tarija  (mit  den 
Sitze  der  Chanoses)  angenommen,  und  die  Rubrificirung  der  (als 
Jarayes  oder  Xarayes  auf  Flussbefahrung  führenden)  Chiriguano's  •'^) 
mit  den  (in  den  Siri  oder  Chunchus  wiederklingenden)  Sirionos 
(und  Guarayos),  als  westliche  Tupi  (s.  Martius);  Hesse  sich  für  einen 
Zusammenhang  mit  der  traditionellen  Landung  am  Cap  Frio  ver- 
werthen. 

Der    Name    Jarayes*)    (Herren    des  Wassers)   wird   auch  für 


1)  Als  Inca-Roca  seinen  Sohn  (Yahuar-Huacac)  zur  Eroberung  Antisuyu's  aus- 
schickte, drang  derselbe  vom  Fluss  Paucar-tambo  nach  Challa-pampa  vor  und  dann 
über  Pillcu-pata  nach  Havisca  und  Tunu  (wo  Coca-Pflanzungen  angelegt  wurden).  Bei 
der  Unterwerfung  der  Chunchus  (auf  dem  Wege  zu  den  Musus  oder  Moxos)  wurde 
die  Ansiedlung  von  Tono  gegründet. 

2)  Dife  Chirihuanas,  welche  (zu  spanischer  Zeit)  nicht  nur  die  Rinder  der  Heerden, 
sondern  noch  lieber  die  Hirten  assen,  lernten  von  den  Inca  (wie  Garcilasso  de  la  Vega 
sagt)  die  Sitte,  in  gemeinsamen  Häusern  zusammen  zu  leben.  Gleich  den  Hütten 
Hayti's  (zu  Oviedo's  Zeit)  bilden  die  .der  Guarayos  (zwischen  Moxos  und  Chiquitos) 
längliche  Achtecke  mit  zwei  Thüren  an  den  schmalen  Seiten  (nach  d'Orbigny).  Die 
(bienenkorbartigen)  Hütten  der  Tobas  haben  niedrige  Eingänge  (wie  die  der  Chiquitos). 

3)  Die  Sprache  der  (Abas  oder  Leute  genannten)  Chiriguanos  (zwischen  Chuqui- 
saca  und  Chiquitos)  ist  dem  Guarani  verwandt. 

■*)  Der  „Puerto  de  los  Orejones"  am  See  der  Xarayez  (als  Sitz  geflüchteter  Inca) 
wurde  dann  zum  „Paraiso  terrenal"  ausgemalt.  Cabeza  de  Vaca  sah  Holz-Idole  bei 
den  den  Guaxarapos  verwandten  Anwohnern  (Sococies  und  Xaquetes  oder  Chones) 
des  Xarayez-See  (in  Paraguay).     Unter  den  fünf  Nationen  (Tequet,  Churipi,  Guamalca, 


GRAN    CHACO.  907 

die  längs  der  Flüsse  angetroffenen  Stämme  der  Parecis  oder  Pa- 
rexis ')  beansprucht,  die  sich  von  der  Sierra  de  Parecis  (und  den 
Campos  de  Parecis)  nach  dem  Paraguay  verbreiteten. 

Die  Parexis  (mit  localisirten  Chiquitos  und  Moxos  verwandt) 
als  der  allgemeine  Typus  der  Eingeborenen  genommen,  würde 
sich  in  den  Guarayos  die  w^estlichste  Versprengung  der  von  den 
zu  den  Cren  gehörigen  INIalali  von  der  Küste  (bei  Bahia)  herüber- 
geschobenen Schichtung  erweisen,  aus  welcher  (in  Mato-Grosso) 
neben  den  Guatos  die  (mit  den  Mataguaya  in  Verwandtschaft  ge- 
setzten) Cahan  oder  Guana  (mit  guayanischen  Verw^andtschaften) 
zurückgebheben  sind,  als  spätere  Unterthanen  der  auf  die  (west- 
lich als  Chiriguanos  und  Sirionos  in  Peru  eingedrungenen)  Tupis 
in  den  Eroberungen  folgenden  Guaycuros. 

Diese,  vom  Gran-Chaco  nach  Matto-Grosso  vorgedrungenen 
Oaekakalet,  die  sich  aus  den  verwilderten  Pferden  der  Pampas  ^) 
beritten  gemacht  hatten,  erhielten  von  den  sie  als  Mbae-ayba 
(Schrecken)  fürchtenden  Tupis  den  Namen  der  Guaycuru  *)  (Oata- 

Yucunampa  und  Velela)  suchte  Ledesma  Valderrama  (1630)  die  Stadt  Ococolot  (am 
Rio  Bermejo). 

1)  Nach  Martius  ist  die  Sprache  der  Parexis  oder  Poragi  (zwischen  Madeira,  Ta- 
pajoz  und  Paraguay)  den  Dialecten  bei  Moxos  und  Chiquitos  verwandt  (und  der  der 
Chiquitos  wird  Verwandtschaft  mit   der  der  Lenguas  zugeschrieben). 

2j  Die  topographische  Isolirung  spiegelt  sich  hier  in  den  ethnischen  Zügen,  wie 
bei  den  zwischen  MOxos  und  Chiquitos  angetroffenen  Guarayos  (bärtig  beschrieben, 
gleich  den  Guatos,  und  mitunter  Horden  der  Botocudos).  Die  Lecos  (in  Guanay)  be- 
wahren den  Bart,  während  ihn  die  Mozetenos  (am  Rio  Beni)  abschneiden  (s.  Weddell). 
Für  das  „jüdische"  Gesicht  der  Coroados  (bei  Eschwege)  weis't  Martius  auf  die  stete 
Vermischung  im  engen  Verwandtschaftsgrade  innerhalb  kleiner  Rancherias  hin,  und 
unter  ähnlichen  Verhältnissen,  wie  sie  oftmals  durch  das  gemeinsame  Interesse  an 
monopolistischen  Handelsvortheilen.  gegeben  sind,  ist  auch  in  Afrika  die  jüdische  Nase 
beobachtet. 

^)  Die  einförmige  Vegetation  von  Caranda-Palmen,  blattlosen  Cereus-Stämmen  und 
der  Algoraba  wird  am  Gran  Chaco  (mit  den  aus  den  Pampas  berittenen  Guaycurus, 
Abipones,  Tobas  u.  s.  w).  nur  an  den  Ufern  der  Flüsse  durch  Wälder  unterbrochen 
(welche  dann  zunehmend  die  Heimath  der  Tupis  bilden). 

^)  Die  Guaycurus  zerfallen  (s.  Lozano)  in  Taquiyiqui  oder  Codollate  (des  Süden's), 
Napinyiqui  (des  Westen's)  und  Picpuayiqui  (des  Norden's).  Bei  Festlichkeiten  zieren 
die  Guaycurus  den  Kopf  mit  einer  Federhaube,  sowie  Daumen  und  das  Kniee  unter- 
halb mit  Federbinden  (s.  von  Martius).  Aehnlich  in  Ostafrika  mit  Streifen  aus  Ziegen- 
haut und  anhängenden  Barthaaren.  Bei  den  Caraiben  tritt  die  Zusammenschnürung 
auf,  die  sich  auch  in  den  ausgegrabenen  Thonfiguren  des  Caucathals  zeigt.  Von  den 
Aegyptern  erzählt  Sextus  Empiricus,  dass  die  Frauen,  die  mit  Vielen  Umgang  pfleg- 
ten ,  einen  Schmuck  um  die  Knöchel  trugen,  als  Abzeichen  ihres  Stolzes  (s.  Kirch- 
mann),  wie  bei  vielen  Stämmen  Africa's  (und  Indiens).     Mannaune,   der   als  Gott  ver- 


908  zu    PERU. 

curuti-uara)  oder  „schnelllaufenden  Leute**  (in  Gestalt  der  Centau- 
ren) und  ihr  Charakter  als  Eroberungsvolk  erscheint  auch  in  der 
politischen  Rangordnung^),  indem  sich  neben  dem  Stand  der 
Gemeinen  oder  der  Krieger  (unter  dem  Adel'-')  der  erblichen 
Häuptlinge)  der  der  Sklaven  fand,  denen  das  Tragen  von  Waffen 
verboten  war.  Die  Trennung  der  Geschlechtssprache ''^)  folgt  auch 
bei  den  Caraiben  aus  der  Aufnahme  der  Frauen  aus  fremd- 
sprachigen Stämmen,  deren  waffenfähige  Mannschaft  getödtet  war. 
Vor  der  Ankunft  der  (bis  zur  caraibischen  Verallgemeinerung 
verzweigten)  Tupi-Guarani,  deren  Traditionen  auf  fremdländische 
Abkunft  deuten,  fand  sich  als  relativ  ältere  Schicht  der  Autoch- 
thonen  im  östlichen  Brasilien  die  der  Aimures  oder  Botocuden^), 
die  sich  in  der  Küsten-Cordillere  als  Nac-nanuk  oder  Nacporok, 
Sohn    der    Erde,     bezeichnen.     Wegen    ihrer    ausgedehnt"')    ver- 


ehrte Cacique  der  Caquetios  wurde  auf  den  Schultern  getragen  (15 17)  bei  der  Gründung 
Coro's  (Coriana's).  Die  Häuptlinge  von  Mbengga  (in  Fiji)  sind  Gali-cuva-ki-lagi  (nur 
dem  Himmel  unterthan)  -betitelt.  Bei  den  Payaguas  war  der  Speichel  des  despotisch 
herrschenden  Häuptling's  mit  der  Hand  aufzufangen  (nach  Cabeza  de  Vaca).  Die  Lecos 
(in Bolivien)  wählten  ihre  Caciquen  ,,parmi  les  guerriers  les  plus  experimentes"  (s.  Wed- 
dellj.  Bei  den  Guaycurus  wurde  der  zum  Nachfolger  bestimmte  Sohn  des  Häuptlings 
fern  von  dem  Vater  erzogen  (wie  ähnlich  bei  Chibchas).  Der  Cazique  Jonastete  ver- 
handelte im  Namen  der  übrigen  für  ,,la  nacion  Malbala"  mit  den  Spaniern  (s.  Lozano). 
^)  Unter  den  Abiponen  wurde  die  Aufnahme  in  den  Adel  (nach  längerem  Fasten 
und  Schweigen)  unter  einer  Veränderung  des  Namen's  vollzogen.  Vom  Rang  des 
Nabiddagan  (que  quiere  decir  sucios  ö  negros)  steigt  der  Jüngling  (unter  Annahme  des 
Kopfnetzes,  und  dann  unter  scheeren  einer  Tonsur)  zum  Soldado  veterano  (s.  Lozano). 
In  Brasilien  wurden  die  Nichten  geheirathet  (Pero  de  Magalhanes). 

2)  Dem  erblichen  Cazikat  der  Chiriguanos  wurden  nur  zur  Kriegszeit  stärkere 
Rechte  eingeräumt. 

3)  In  der  (den  Dialecten  der  Abiponer,  Mocobies  und  Tobas  verwandten)  Sprache, 
der  Guaycurus  reden  die  Frauen  von  den  Männern  verschieden  (s.  Martins).  Bei  den 
Nheengaybas  (zu  dem  Stamme  der  Ges  gehörig)  redeten  die  Frauen  eine  von  der  der 
Männer  verschiedene  Sprache  (nach  Daniel).  Renault  beschreibt  die  Erfindung  neuer 
Worte  bei  den  Botocuden  (besonders  durch  die  Frauen),  AVenn  der  Botocude  Etwas 
sehnlich  wünscht  und  verlangt,  oder  in  Leidenschaft  geräth ,  so  erhebt  er  die  Sprache 
zu  einem  monotonen  Gesänge  (s.  Martius)  [unwillkürlicher  Erguss  zum  Zaubergesang]. 
Die  Vornehmen  (unter  den  Abiponen)  reden  eine  durch  Anhängesilben  difFerencirte 
Rangsprache  (und  ähnlich  in  Mexico). 

*)  mit  abgezweigten  (und  bis  Guatos  in  Matto-Grosso  gesuchten)  Malali  (der  Cren) 
und  Puri,  während  St.  Hilaire  die  von  den  Puri  (oder  Cren)  abgetrennten  Coroados 
von  den  Goyatacas  herleitet.  Wie  die  Cayapos"  (in  Matto-Grosso)  gehören  (zwischen 
Porto  Seguro  und  Bahia)  die  Menien  und  Camacan  zum  Ges-Stamm. 

5)  Nach  Pedro  Simon  wohnten  die  Tutanuchas  genannten  Langohre  bei  Californien. 
Der    gehörnte    Stamm    der    Mataguayes    (Cullus)   oder   Suripchaquin  (pies  de  avestruz) 


OREJONES.  9Q9 

grösserten  Ohren  erhielten  die  Botocuden ')  den  Namen  Epcosek 
oder  Grossohren,  und  ausserdem  bewahrten  sie  den  Tembeitara 
genannten  Pflock    der  Lippe    (ähnlich    dem  afrikanischen   Pelele), 

galt  als  riesig  (im  Gran  Chaco).  Federmann  spricht  von  den  zwergigen  Ayamanes 
welche  durch  eine  wüste  Strecke  (der  Feindseligkeiten  wegen)  von  dem  Gebiet  der  mit  den 
Caquetios  (bei  Coro)  benachbarten  Xideharas  getrennt  wurden.  Eschwege  beschreibt 
den  Cannibalismus  der  Botocuden.  Chrysippus  vertheidigt  das  Essen  von  Menschen- 
fleisch (von  Lebenden  sowohl,  wenn  ein  brauchbarer  Theil  abgeschnitten  sei,  wie  bei 
Todten,  ausser  den  Nägeln  und  Zähnen),  wie  Sextus  Empiricus  bemerkt  (und  Zenon 
den  Incest).  In  den  Canoes  der  (mit  dem  Caciquen  Uriaparia  grenzenden)  Cariben 
fanden  die  Spanier  (Alonso  Herrera's)  „quartos  de  Indias,  dellos  frescos,  y  dellos  assa- 
dos  en  barbacoa,  que  llevaban  para  comer  (s.  Simon). 

1)  Nach  den    Botocuden    erzeugt    der  Mond  (Taru)  Donner   und  Blitz    und    tödtet 
viele  Menschen  beim  Herabfallen    auf   die  Erde    (nach  ;SIeuwied).     Bei    den  Mbocobies 
war  die  herabgefallene  Sonne    zu    replaciren.     Bei   den  Arnaquinas    wurde  Sonne  und 
]V[ond    verehrt   (zu  Aguirre's  Zeit).     Bei  Ungewitter    kamen    die  Guaycurus    bewaffnet 
und  mit  Geschrei  aus  der  Hütte,    die  Dämone   zu    bekämpfen    (s.  Lozano).     Die  Lules 
(oder  Tonocotes)    bezeichnen    die  Tropfen    als   die  Augen   des  Regen's   (Epucue)   und 
die    Regenwürmer    als    die    Läuse    des    Epucue    oder   Regen  *(s.   Lozano).     Die    Sonne 
wtrd  durch  die  Flügel    eines  grossen  Vogels    verfinstert    (nach  den  Lules).     Der  Mond 
stirbt  in  den  Finsternissen,    um   sich  zu  erneuern  (nach  den  Lules).     Der  Planet  Mars 
heisst  die  rothe  Spinne  (arana  colorada)  bei  den  Lules  (s.  Lozano).     Nach  den  Austra- 
liern   fischen    die    abgeschiedenen  Seelen    in    der  Milchstrasse,    eine  Abspiegelung   des 
Darling-Flusses.     Bei  den  Botocuden  ward  der  Dualismus  eines  guten  und  bösen  Princips 
ift  Sonne    und   Mond    anerkannt  (nach  Visconde  d'Itabayana).     Aeltere   Botocuden   be- 
anspruchen von  dem  selbst  erlegten  Wild  nichts  oder  nur  wenig,    da   dem  Tödter  der 
Genuss  des  Fleisches  schadet  (s.  Martius).     Die  Dawari  suchen  verdorrtes  Land  dadurch 
zu  beleben,  dass  sie  einen  getödteten  Reisenden  dort  begraben ,  indem  sie ,  je  heiliger 
dieser  war,     auf  desto  wirksameren  Erfolg    rechnen.     Aus  den  Cirkeln  um  den  Mond 
wollte    seine  Mutter  Huayna  Capac    das    vom  Schöpfer  Pachacamac    verhängte   Unheil 
vorhersagen  (nach  den  Llayca  oder  Wahrsager).  Bei  Finsternissen  schiessen  die  brasilischen 
Indianer  (unter  Geschrei)  Pfeile  in  den  Himmel  (nach  Renault),     Nach  Olaus  Magnus 
schössen     die     Gothen     beim     Gewitter     nach     dem     Himmel.        Mit      den      Donner- 
keile   genannten    Steinbeilen    wird   im  Harz   die  Rose  (und  andere  Entzündungen)  ge- 
heilt (s.  M.  Busch).     Da    der  Lapis    lydius,     aus    dem  die  Steinhämmer  meist  verfertigt 
sind,  wenn  an  das  Feur  gelegt ,    schwitzt ,   so  dass  ein  darum  gebundener  Faden  nicht 
verbrennt,    gilt    (in    Westphalen)    der    Donnerkeil    als    gegen    den    Blitz  schützend  (s. 
Hartmann).       Die    Botocuden     sühnen     die     schädlichen    Einwirkungen     des    Mondes 
bei  nächtlichen  Zusammenkünften    (nach  Itabayana),    den    bösen  Jantschong    fürchtend. 
Bei  den  von  den  Coroados  abgetrenntnen  Puris    tättowiren  die  Männer  Linien  an  den 
inneren  Arm,  um  sichere  Bogenschützen    zu  werden  (s.  Martius).     Die  Botocuden  (wie 
die  Coroados)  üben  den  Aderlass  mittelst  eines  Bogens  und  Pfeils,  dessen  Krystallspitze 
nur  eine  leichte  Wunde  machen    kann  (Martius),     wie  (früher)  in  Darien  (und  in  Ost- 
africa).     Wie    die    Mbayas   (im  Gran  Chaco)    entzogen    sich    die  Payaguas   aus    Zunge 
und  andern  Körpertheilen    durch  Holzsplitter    Blut,    das    man   in    ein  Erdloch    laufen 
Hess  (s.  Azara),    und  ähnlich  in  mexicanischen  Büssungen. 


910  zu    PERU. 

sowie  die  Anfertigung  geschlagener  Bastzeuge  (aus  Lecythis-  und 
Couratari- Arten) ,  und  von  den  Moxos  erwähnt  d'Orbigny,  dass 
sie  Bastzeuge  (aus  Ficus)  verfertigten. 

An  dem  Jahresfest  der  Lules  wird  im  Walde  dem  Dämon 
eine  Hütte  errichtet  (casa  del  diablo),  in  welcher  aus  dem  Boden 
der  Erddämon  emporsteigt,  durch  den  bemalten  und  gefiederten 
Indianer  repräsentirt,  der  die  ihm  w^ährend  der  Trinkgelage  mit- 
getheilte  Speise  als  geweihte  Bissen  vertheilt  und  während  der 
Zeit  seines  Aufenthalts  in  der  Hütte  den  dorthin  geholten  Indianern 
neue  Namen  giebt  (s.  Lozano). 

Bei  den  Moxos  übte  der  Priester-Candidat  „jeünes  rigoureux" 
(s.  d'Orbigny),  wie  in  Mexico  (und  sonst). 

Bei  Benalcazar's  Eroberung  von  Popayan^)  zogen  sich  die 
(an  Sebondoyes,  sowie  an  Purases  und  Cocomiccos  grenzenden) 
Mocoas,  die  am  Fluss  Mocoa  oder  Paria  ^)  (Nebenfluss  des  Orinoco) 
wohnten,  nach  dem  Patacos  zurück,  hinter  das  Süsswassermeer 
oder  den  See  Mocoa's,  erzählt  Velasco,  und  Federmann  hörte  bei 
Itabana  oder  (nach  Castellanos)  Hitibana  von  einem  Wasser  reden, 
das  er  anfangs  für  die  Südsee  hielt,  aber  bei  der  Besteigung  des 
Berges,  von  w^o  sie  sichtbar  sei,  als  überschwemmte  Fläche  er- 
kannte. Von  La  Fragua  umkehrend  (porque  las  grandes  cres- 
cientes  havian  empantanado  la  Tierra)  gelangte  Perez  de  Que- 
sada  (günstigeren  Nachrichten  folgend)  „ä  un  valle,  dentro  de  las 
Sierras,  que  se  llama  de  Mocoa"  (s.  Herrera). 

Als  die  Spanier  zuerst  nach  der  Lagune  von  Maracaybo  ge- 
langten, fanden  sie  dort  (besonders  im  Westen)  „grandes  pueblos 
de  Indios  fundados  dentro  del  agua,  por  las  orillas  y  partes  mas 
fondables,  que  da  el  agua  ä  los  pechos,  donde  tenian  sus  casas 
sobre  grandes  maderos  hincados  dentro  del  agua,  sirviendose 
para  todas  sus  necessidades  de  canoas"  (Simon). 

Jenseits  der  Xaguas  traf  Federmann  als  Verwandte  der  Ca- 
quetios  bei  Coro,    ebenfalls  Caquetios,  welche  (unter  dem  Häupt- 

1)  Die  Bewohner  Popayan's  stammten    (nach  Velasco)  ,,cles  Caribes  des  Antilles". 

2)  Der  Golf  von  Paria  wurde  durch  Colon  entdeckt  (wie  die  Perleninsel  Paria). 
Almagro  gründete  in  Paria  (mit  den  Desaguadero  des  Titicaca)  eine  Colonie  für  Char- 
cas  und  Collas  (Sierra  de  Pariaca  in  Peru).  Gonzalo  de  Badajoz  gelangte  in  Cheru  zum 
Caziken  Pari9ao  Pariba  (que  los  Castellanos  llamarou  despues  Paris)  oder  Cutara  (s. 
Herrera). 

^)  Nachdem  Federmann  von  Coro  über  Bariquisimeto  an  den  Fluss  Apure  ge- 
zogen, wandte  er  sich  (während  Speier's  Kämpfen  mit  den  Choques)  nach  den  Llanos, 
über  die  Flüsse  Apuri  und  Zarare   (und   die  Sümpfe   von  Arechona  und  Caocao)  zum 


OMAGUAS.  911 

ling  von  Variquecemeto)  mit  ihren  Xeques  (wie  Chuques  die  der 
Muyscas)  genannten  Zauberern  die  Ebenen  (nach  Vertreibung  der 
Eingeborenen  in  die  Berge)  in  Besitz  genommen  hatten  (mit  ver- 
gifteten Pfeilen  kämpfend).  Speier  bekämpfte  (bei  Coro)  die  wilden 
Giraharas,  die  nur  zum  Theil  unterworfen  waren  (zu  Simon's  Zeit). 
Die  ausstrahlenden  Wanderungen  der  Tupi  oder  Tupinambas, 
als  Guarani  (Guarini  oder  Krieger  in  Kämpfen  mit  den  als  Ta- 
pujer  entgegentretenden  Eeindesstämmen)  haben  auf  dem  durch 
die  topographische  Gestaltung  des  Landes  verzw^eigten  Wegen 
ihre  Anklänge  verstreut,  und  in  ähnlicher  Abhängigkeit  waren 
bereits,  für  ihr  Auftreten  vorgeschichtliche,  Perioden  abgelaufen, 
in  denen  auch  die  Omaguas^)  ihre  Rolle  spielten,  deren  Aus- 
dehnung nach  Süden  sich  in  den  Omaguacas  (s.  de  Laet)  erkennt, 
die  nördlich  von  Jujuy  Lamaheerden  züchteten  und  aus  der  Wolle 
derselben  Kleider  webten.  Bei  eingeleiteter  Beziehung  zu  den 
an    die  Monumente    San  Agostin's    und    die  Coca-Pflanzungen  Ti- 


Rio  de  Pauto  ziehend  und  dann  (den  Rio  Meta  auf  Balsas  passirend)  nach  Marbd- 
chare  (San  Juan  de  los  Llanos)  mit  Fragua  (s.  Piedrahita).  Zwischen  dem  Rio  de  la 
Hacha  und  Nueva  Segovia  wohnten  die  ,, Indios  Guagiros  Cocinas  y  de  los  Eneales" 
(s.  Simon).  Die  Coyones  (zwischen  Acaricagua  und  Barinas)  waren  ihren  Nachbarn  an 
Tapferkeit  überlegen  (s.  Simon).  In  Hacarygua  wohnten  Cuybas  und  Caquetios  zu- 
sammen unter  einem  (mit  den  Cuyones  kämpfenden)  Häuptling.  The  reason  for  han- 
giiig  fringes  before  their  eyes,  is  to  hinder  any  bad  medecine  man  from  harming  thcm 
during  this  critical  epoch,  bemerkt  John  Rae  von  den  Mädchen  der  Nancaushy  Tine 
oder  Fräser  Lake  Tribes  in  New-Caledonia  (nach  Gavin  Hamilton),  und  so  bei  Inca 
(als  Würdenzeichen,  wie  die  Fetische  des  Cazembe). 

1)  Die  (südöstlich  von  Macatoa)  unter  dem  Oberpriester  Quareca  lebenden  Oma- 
guas  hielten  Hausgeflügel  (nach  Philipp  von  Hütten)  und  Orellana  fand  Federmäntel 
in  den  Sonnentempeln  der  Homaguas,  sowie  Kupferäxte  und  zierlich  bemaltes  Kupfer- 
geschirr. Nach  Acuna  wohnten  die  Omaguas  am  Maranon,  bis  zur  Mündung  des 
Putumayo,  an  dessen  oberen  Lauf  die  Omaguasyete  (oder  ächte  Omaguas)  gesetzt  wer- 
den. Girval  erwähnt  Omagua  am  Yapura.  Die  Yurimaguas  (als  Omaguas  von  Yurua) 
kamen  (nach  Pöppig)  vom  Madeira.  Die  Tocantin  sind  sprachlich  (nach  Vater)  den 
Omaguas  verwandt.  Alcedo  setzt  Omaguas  bis  Venezuela.  Waitz  fügt  zu  den  Oma- 
guas, als  Aguas  (s.  Acuna)  die  Enaguas,  Achaguas,  Condaguas,  Capanaguas,  Maraguas, 
Payaguas  (wogegen  die  Yaguas  bei  Pebas  sich  von  den  Inca  leiteten).  Bei  der  Con- 
quista  fanden  sich  die  Omaguas  in  Berührung  zu  den  peruanischen  Spuren  bis  Timana. 
Alfinger  (1530)  zog  von  Maracaibo  durch  das  Thal  von  Upar  nach  Tamalameque, 
dann  den  Magdalenfluss  entlang  und  schlug  über  Ocana  (in  Kämpfen  mit  den  Citare- 
ros)  den  Rückweg  ein  (in  Chinacota  getödtet)  nach  Coro  (s.  Acosta).  Speier  zog  von 
Coro  über  die  Flüsse  Tocuyo ,  Upa ,  Ariari  bis  Papamene  (dann  mit  den  Choques 
kämpfend)  und  kehrte  von  dort  (über  den  Apure)  nach  Coro  zurück  (i  536).  Federmann 
zog  über  den  Rio  Pauto  nach  Casanare  zum  Meta  und  von  Marvachare  nach  Pasca 
(im  Thal  von  Fusagasugä). 


912  zu   PERU. 

mana's  durch  die  neben  Yumbos  genannten  Quijos^)  (s.  Rodriguez) 
angelehnten  Verwandten  im  Norden  (mit  benachbarten  Lama- 
heerden)  würden  die  (mit  Manoas  und  Setebos  zusammengenannten) 
Panos''),  die  Skinner  in  die  Verwandtschaft  der  Omaguas  (und 
Cocamas)  setzt,  eines  der  (in  der  ihnen  zugeschriebenen  Schrift- 
kunde verschlossenen)  Mittelglieder  bilden,  deren  sich  auch  östlich 
ausgraben  lassen,  wie  in  der  bei  Barra  de  Rio  negro  gefundenen 
Figur,  w^elche  die-  von  den  Omaguas,  oder  in  Tupi  (s.  Southey) 
Cambebas,  (ähnlich  der  der  Panches)  geübte  Kopfabplattung  zeigt. 


Die  CoUas  begruben  (nach  Cieza)  in  Chulpas  (Chullpas),  die 
durch  runde  (wie  in  Sillustani)  oder  (wie  bei  Escoma  und  in 
Caranga)  im  Viereck  gestellte  Steintafeln  mit  einem  Steindach 
gebildet  waren,  die  Canches  in  steinernen  Nischen  (Machays),  die 
Chachapoyas  in  Rundthürmen  (die  auch  in  Collao  vorkommen). 
Die  von  den  Caras  errichteten  Hügelgräber  oder  Tolas  waren  im 
Innern  gewölbt.  Der  Todte  wurde  mit  seinem  Schmuck  an 
einem  abgelegenen  Orte  beigesetzt,  und  dann  ein  solcher  Grab- 
hügel über  ihn  aufgethürmt  (s.  Velasco),  wie  in  Antioquia  (s.  Cieza). 
Die  Thür  des  Begräbnissthurmes  in  Collao  war  nach  Osten  ge- 
richtet. Die  Häuptlingsgräber  (Protho)  der  Chachai  lagen  über 
den  Abhängen  des  Marahon.  Die  Gräber  der  Huancavilcas  waren 
rund  gewölbt.  Am  Uebergang  der  Küsten-Ebene  in  die  Sierra 
wurden  an  den  Felsen  Mauern  aufgeführt,  um  die  Todten  in 
Nischen  beizusetzen  (s.  Cieza). 

Zwischen  Andamarca  und  Tacna  finden  sich  die  aus  Adobe 
gebauten  Rundgräber  (länglich  in  gewölbter  Ofenform)  mit  sitzen- 
den Leichen  (und  Grabeigaben).  In  Supe  wurde  in  den  Häusern 
begraben. 

In  Vilcamayu  wurden  die  Mumien  (Malqui)  in  den  Machay 
genannten  Höhlengrotten  beigesetzt.  Nach  Forbes  sind  die  Thürme 
der  Chulpas  (unter  den  Aymara)  aus  Adobe's  gebaut,  von  Stein 
dagegen  in  Carangas  und  am  Titicaca  (und  mit  Stockwerken  auf 
der  Insel  ^ebaya). 

Verschieden  von  den  unterirdischen  Gräbern  der  Quichuas 
waren-  die   der  Aymaras  viereckige  Gebäude,   kleine  Häuser  aus 


1)  in    Popayan,    wo    sich    (bei    Piedrahita)    Omaguas    fanden    (neben    Pijaos    und 
Paezes). 

2)  Die  Sprache  der  bei  Sarayacu  (zwischen  Cuja    und  Ucayale)  wandernden  Ama- 
huacas  (Omaguacas)  oder  Amajuacas  fällt  in  die  Verwandtschaft  der  Panos. 


SEELENLÖCHER.  913 

Ziegelsteinen  oder  viereckige  Thürme  mit  verschiedenen  Etagen 
(s.  d'Orbigny).  Die  unterirdischen  Gräber  (viereckiger  Form)  mit 
Planken  darüber  (worin  10—12  Personen  mit  ihrem  Schmuck  be- 
graben wurden)  hatten  „un  agujero  en  medio  de  la  sepoltura,  por 
donde  en  ciertos  dias  les  entran  a  dar  de  beber  ä  los  muertos 
(s.  Diego  de  Molina),  wie  vielfach  sonst. 

Die  Peruaner  suchten  ihre  in  den  Kirchen  begrabenen 
Todten  nach  den  Zamay  oder  Machais  genannten  Gräbern  über- 
zuführen, sagend  „que  los  muertos  estan  en  la  yglesia^)  con  mucha 
pena  apretados  con  tierra,  y  que  en  el  campo  como  estan  al  ayre 
y  no  enterados  estan  con  mas  descanso"  (s.  Arriaga) ,  also  nach 
alt-germanischer  Anschauung. 

Von  den  Collas  bemerkt  Cieza  de  Leon,  dass  sie  den  Todten 
grosse  und  prächtige  Gräber  gebaut,  dagegen  keine  Sorgfalt  auf 


1)  Visto  Almagro  y  los  oficiales  la  yda  de  Soto  apretaron  al  Marquez  con  muchos 
rrequirimientos ,  y  la  lengua  por  su  parte  que  ayudava  con  sus  rretruecos,  vinieron  h 
convencer  al  Marquez  que  muriese  Atabalipa,  porque  el  Marquez  hera  muy  zeloso  del 
servicio  de  S.  Mag.  y  ansi  le  hizieron  temer,  y  contra  su  voluntad  setenciar  a  muerte 
ä  Atabalipa  mandando  le  diesen  garotte,  y  despuez  de  muerto  le  quemasen  porque 
tenia  las  hermanas  por  mugeres.  Cierto  pocas  leyes  avian  leido  estos  senores  ni  enten- 
dido,  pues  al  infiel  sin  aver  sido  predicado  le  davan  este  setencia.  Pues  el  Atabalipa 
llorava  y  dezia  que  no  le  matasen,  que  no  abria  Yndio  en  la  tierra  que  se  meneasse 
siA  SU  mandado,  y  que  presso  le  tenian,  que  de  que  temian?  y  que  si  lo  avian  por  oro 
y  plata,  que  el  daria  dos  tanto  de  lo  que  avia  mandado.  Yo  vide  llorar  al  Marques 
de  pesar  por  no  podelle  dar  la  vida  porque  cierto  temio  los  requirimientos  y  el  rriezgo 
que  avia  en  la  tierra  si  se  soltava.  Este  Atabalipa  avia  hecho  entender  ä  sus  mugeres 
e  Yndios  que  si  no  le  quemavan  el  cuerpo,  aunquc  le  matassen  avia  de  bolver  ä  ellos, 
que  el  sol  su  padre  le  rresucitaria.  Pues  sacandole  ä  dar  garrote  ä  la  plaza,  el  Padre 
Fray  Vicente  de  Balverde  ya  dicho  le  predico  diziendole  se  tornase  Cristiano:  y  el 
dixo  que  si  el  se  tornava  Cristiano,  si  le  quemarian,  y  dixeronle  que  no :  y  dixo  que 
pues  no  le  avian  de  quemar  que  queria  ser  baptizado,  y  ansi  Fray  Vicente  lo  baptizo 
y  le  dieron  garrote,  y  otro  dia  le  enterraron  en  la  yglesia  que  en  Caxamalca  teniamos 
los  Espanoles  (Pedro  Pizarro).  Por  dezir  Dios  trino  y  uno,  dixo  Dios  tres  y  uno  son 
quatro,  sumando  los  numeros  por  darse  ä  entender,  der  Dolmetscher  Felipillo  (als  er 
Valverde's  Predigt  für  Atahuallpa  übersetzte).  Rationalis  logica  fidei  alia  debet  esse 
a  logica  naturali,  meint  Robert  Holkot,  „quia  Aristoteles  non  vidit,  quod  una  res 
esset  una  et  tres.  (Catholicus  obligatus  ad  tenendum  pro  principio,  quod  una  res  est 
tres  res.)  Doch  warnt  Goddam,  dass  die  Theologie  dann  zum  Gespött  werde  (exponere 
fidem  derisioni  infidelium)  und  Gregor  Ariminensis,  dass  es  unmöglich  wäre,  gegen  die 
Ketzer  zu  polemisiren  (aliquid  probare  contra  haereticos).  Dubium  est  de  forma  syllo- 
gismi  expositorii,  an  valeat  in  omni  materia  (nach  Robert  Holkot),  nam  non  sequitur: 
„Iste  deus  est  incarnatus,  iste  deus  est  pater,  ergo  pater  est  incarnatus".  In  creaturis 
impossibile  est  dare  aliquam  rem  unam  numero,  quae  sit  realiter  plures  res  et  quaelibet 
illarum,  sicut  est  in  divinis,  nam  divina  essentia  est  tres  personas  (s.  Occamj. 
Bastian ,  America.  58 


914  zu    PERU. 

die  Häuser  im  Leben  verwandt  hätten,  (als  ob  ihnen  dieses  im 
buddhistischen  Spieg'elbild  der  Alaya  erschienen  sei). 

Wie  bei  Nanctoc  finden  sich  Gräber^)  der  Orresquis  (Indios 
infieles)  am  Cerro  de  Capis  beim  Pueblo  de  San  Fernando  (pueblo 
de  los  Indios) ,  wo  die  dorthin  (bei  der  Landvertheilung"  an  die 
Spanier)  zurückgezogenen  Indianer  durch  ihre  Häupthnge  regiert 
wurden  (bis  Anfang  des  XIX.  Jahrb.).  In  Zenu  waren  die  Gräber 
flach  und  „otras  eran  como  montones  grandes  de  la  tierra''  (s. 
Herrera),  gleich  den  Tumuli  der  Cara. 

Bei  dem  Erdbeben  in  Arica^)  (1868)  wurden  hockende  Mumien, 
denen  man  die  mitgefundenen  Fischaugen  einsetzen  wollte,  aus 
dem  Boden  gehoben  und  ähnlich  bei  Pachacamac,  wo  sich  die 
halbmondförmigen  Ruinen  mit  der  concaven  Seite  nach  Süden 
strecken. 

Frezier  unterscheidet  die  Familiengräber")  (zwischen   Ilo   und 


^)  Bei  Pachacama  -werden  drei  Grabbogen  übereinander  erwähnt.  In  Ancon  fin- 
den sich  Trichterförmige  Gruben  (mit  stehendem  Dache),  längliche  mit  liegendem  und 
quadratische  (mit  Mattenbedachung).  Ueber  diese  ergiebigen  Gräberstätten  werden  die 
Untersuchungen  der  deutschen  Gelehrten ,  der  Herren  Dr.  Reiss  und  Stübel,  weiteres 
Licht  verbreiten. 

-)  C'est  une  infirite  de  tombeaux  oü  ils  sont  enterrez  tout  vifs  avec  leurs  famillcs 
et  leur  bien,  bemerkt  Frezier  von  den  bei  Arica  zur  Zeit  der  Conquista  untergegangenen 
Indianern ,  welche  (nach  Aussagen  der  Spanier)  der  Sonne  gefolgt  seien  und  als  sie 
diese  im  Meere  niedersteigen  sahen,  sich  dort  begraben  hätten.  Son  tantas  las  sepulturas, 
que  ocupan  mas  campo,  que  la  Poblacion,  bemerkt  Herrera  vom  Lande  der  Cahas 
(mit  dem  Tempel  Acocaguae).  The  ,,lower  classes",  the  ,,hewers  of  wood  and  drawers 
of  water^*  in  Peru,  as  everywhere  eise,  met  in  death  a  treatment  corresponding  with 
that  meted  out  to  them  in  life,  they  were  thrust  into  holes  in  the  nitrous  sands  of  the 
coast  or  into  crevices  of  the  rocks  among  the  mountains,  with  such  scant  paraphernalia 
for  their  wanderings  in  a  future  world  as  their  own  limited  means  or  those  of  their 
humble  friends  could  supply.  Few  and  rüde  are  the  relics  found  with  these  shrivelled 
remains,  a  calabash,  a  gourd,  perhaps  a  wooden  cap,  containing  amulets  or  charms, 
curious  stones,  to  the  natural  peculiarities  of  which  the  superstitious  mind  rendered 
reverence,  an  implement  of  toil  and  perhaps  a  wooden  idol,  such  were  the  objects  most 
frequently  found  with  the  plebeian  dead  of  the  coast,  buried  in  such  shallow  graves, 
that  the  winds  often  exposed  them  (s.  Squier). 

3)  Bouguer  setzt  die  Gräber  bei  Cochesqui  (mit  langen  Gängen)  in  die  Zeit  Huayna 
Capac's.  In  der  Huaca  San  Gertrudis  (bei  San  Pedro)  und  in  Motupe  wurden  goldene 
Schmetterlinge  (die  bei  Anblasen  in  der  Luft  schwebten)  gefunden.  Die  Puruaes  be- 
gruben in  den  Häusern  (Herrera).  In  Yanacancha  (bei  Caxamarca)  wurde  ein  goldbe- 
deckter Indianer  gefunden,  und  Zeuge  mit  goldenen  Schmetterlingen ,  die  durch  An- 
athmen  flogen.  In  der  Huaca  bei  Santa  windet  sich  ein  Weg  hinauf  zwischen  den 
jSIauern,  mit  verschieden  gestellten  Eingängen.  In  einer  Huaca  von  Chimbote  fand 
sich  neben    der  Mutter   ein  Kreuzschmuck  und    ein   in  Leinwand   eingewickeltes  Kind. 


PAPAGF.YEN.  915 

Coles)  von  den  aus  Backsteinen  gebauten  Taubenhäusern  (Colum- 
barien)  der  Vornehmen  (in  Peru). 

In  der  von  Polo  aufgefundenen  Mumie  Inca  Yupangui's  {in 
Totocache)  waren  die  Augen  mit  einem  Goldblättchen  (Xelilla  de 
oro)  eingesetzt. 

Hippolito  Ruiz  fand  in  den  Huacas  de  Torreblanco  (1778) 
„un  perrico  embulto  de  algodon"  (und  thönerne  Llama  bei  Ancon). 
In  Japan  legte  man  an  Stelle  der  früher  lebendig  eingegrabenen 
Menschenopfer  die  Tschuschi  Ningio  genannten  Thonfiguren  in 
das  Grab  (vicarirend  wie  die  Argyräer). 

Die^)  Atacamas    (von  den  Olipes    oder  Lhpi    stammend)    be- 


1)  Beim  Begräbniss  des  Comleray-Stammes  (nach  einer  Fehde  mit  den  Wallombi) 
„the  bodies  of  the  men  were  placed  on  their  backs  in  the  form  of  a  cross,  head  to 
head,  eacb  bound  to  a  pole  by  bandages  round  tlie  neck,  middle,  knees  and  ancles, 
the  pole  being  behind  the  body,  the  two  M'omen  had  their  knees  bent  up  and 
tied  to  the  neck,  while  their  hands  were  bound  to  their  knees,  they  were  then 
placed  so  as  to  have  their  faces  downwards"  (Breton).  Beim  Tode  eines  Ver- 
wandten die  Australier  „paint  their  bodies,  for  days  to  gether  they  sit  fasting,  weeping  and 
mourning,  and  lacerating  themselves.  They  also  abstain  for  a  considerable  time  from 
washing,  and  religiously  avoid  mentioning  the  name  of  the  deceased.  Some  tribes 
bury  their  dead,  some  burn  them  and  others  place  the  corpse  in  a  wicker  covering, 
which  they  suspend  from  the  boughs  of  trees"  (s.  Lancelott).  In  Moreton-Bay  führen 
die_  Australier  an  den  Gräbern  ihrer  Verwandten  Tänze  auf  (nach  Clunie).  The  Co- 
warrwel  Blacks  (bei  Port  Macquarrie)  sew  the  body  in  bark,  procured  from  the  tea- 
tree  (s.  Breton).  ,,0n  the  coast  the  dead  are  buried  in  shallow  graves".  The  Hare  o 
Keave  (the  house  of  Keave)  probably  erected  for  the  reception  of  the  bones  of  the 
king ,  whose  name  it  bears ,  and  who  reigned  in  Hawaii  about  eight  generations  ago) 
was  a  sacred  depositary  of  the  bones  of  departed  kings  and  princes  (Ellis).  Das 
Häuptlingsbegräbniss  (Fiatuka)  auf  Tongatabu  war  von  grossen  Steinen  (bis  12  Fuss 
lang  und  12  Zoll  breit)  eingefasst  (nach  Cook).  In  der  Form  einer  Schlange  verehrt 
(mit  seinen  Söhnen  Tokairambe  und  Tui-Lakemba)  erschien  Ndengei  unter  den  aus 
der  Fluth  Geretteten  in  Mbenga  (auf  Fiji).  Der  böse  Lothia  (mit  seinem  Diener  Sa- 
minualo)  wohnt  in  der  Unterwelt  oder  Mbula,  Der  Ambati  oder  Priester  wird  vom 
Gott  (Kalou)  besessen  (s.  Ricci).  "Wounded  spirits  may  not  present  themselves  at  the 
judgement  seat,  but  are  condemned  to  a  perpetual  wandering  in  the  mounJ:ains.  Die 
Würfel  (Dikgagare)  im  Säckchen  der  Naka  oder  Zauberer  wurden  aus  den  Fussknöcheln 
des  Rindes  bereitet  (bei  Basutos  und  Beschuanen).  Die  auf  Amboina  in  dem  wüthen- 
den  Rausch  durch  Anfion  Sterbenden  gehen  zum  Himmel  (De  Torres).  Scientia  (media) 
de  futuris  conditionalis  (Gottes)  wird  im  Streit  gegen  die  Prädestination  erklärt  (bei 
Mohna).  Auf  Tobi  Hess  sich  die  Gottheit  auf  ein  schwebendes  Brett  nieder,  um  mit 
dem  Priester  (Yarris  oder  Gott)  zu  verkehren  (Picketing).  Die  einzige  Pforte  in  dem 
Himmel  (auf  Ponapi)  ist  von  einem  tiefen  Graben  umgeben,  welchen  die  Seele  zu 
überspringen  hat,  wenn  nicht  von  der  alten  Frau,  die  dort  wohnt,  hinabgestossen 
(Cheyne).    Tawhaki  und  sein  Bruder  Karihi    finden  an  dem  Himmel  und  Erde  verbin- 

58* 


916  zu    PERU. 

gruben  hockend  (unterirdisch)  wie  die  Quechuas  in  elhpsioidischen 
Gräbern,  die  Ayamara  ^)  dagegen  sitzend  in  runden  Gräbern  (oder 
Etagengebäuden).  Bei  den  Chango  lag"  der  Todte  ausgestreckt, 
und  so  in  den  Huacas  oder  Huancas  (in  vertieften  Gräbern). 
Zur  Einbalsamirung ")  soll  Chenopodium  ambrosoides  gedient  haben. 
Bei  Cuzco  wurde  der  Todte  sitzend  begraben,  auf  Duchos  ge- 
nannten Bänken  (bemerkt  Cieza). 

Am  Ucayali  wurden  die  Todten  im  Canoe  oder  in  einem 
Thongefäss  unter  dem  Verlassenen  Hause  begraben  (s.  Orton). 
Gleich  den  Chaneses  in  Parapiti  (s.  Viedma)  begruben  die  Chiri- 
guanes  (nach  d'Orbigny)  in  Töpfen,  Avie  es  am  Rio  Negro  ge- 
schieht und  (nach  Humboldt)  am  Orinoco  (in  der  einst  auf  den 
Balearen  und  Corsica  üblichen  Sitte),  auch  in  den  Begräbniss- 
höhlen am  Atures.  Bei  Barra  de  Rio  Xegro  wurden  die  mit 
Knochen  gefüllten  Thongefässe  reihweis  aufgestellt  gefunden. 
Edw^ards  grub  Todtenurnen  zu  Mixiana  (bei  Marajo)  aus.  An  der 
Küste  Peru's  sind  in  Canete  Graburnen  mit  den  Todtengebeinen 
gefunden.  Die  (Quechua  redenden)  Indianer  von  St.  Jago  del 
Estero  (in  la  Plata)  begTuben  in  Urnen.  Nach  Ribeiro  begruben 
die  Passes  in  Thongefässen  (1774).  Die  zum  Begräbniss  benutz- 
ten Thongefässe  am  Rio  Xegro  waren  von  den  Tarumas  zurück- 


denden  Strick  (den  sie  springend  zu  erreichen  suchen)  ihre  blinde  Ahnin,  als  AVäch- 
terin  (s.  Grey)  [Hottentotten,  Araucaner]. 

^)  Les  tombeaux  des  Aymaraes  (au  lieu  d'etre  Souterrains,  comme  ceux  des 
Quichuas)  etaient  tantot  des  grands  batiments  carres,  tantot  de  petites  maisons  en  bvi- 
ques  non  cuites  etc.  Bei  Andamarca  fanden  sich  Thürme  aus  Adobe  mit  Nischen  für 
die  Todten. 

2)  Luego  que  el  Zipa  moria  los  xeques  le  sacaban  las  entranas  y  llenaban  las 
cavidades  con  resina  derretida,  introducian  despues  el  cadaver  en  un  grueso  tronco  de 
palma  hueco  forrado  de  planchas  de  oro  por  dentro  y  por  fuera,  y  lo  llevaban  secrc- 
tamente  ä  sepultar  en  un  subterraneo,  que  tenian  hecho  desde  el  dia  mismo  en  que 
comenzaba  a  reinar,  en  parajes  lejanos  y  ocultos  (Joaquin  Acosta).  Nemquetheba  trug 
die  Haare  aufgebunden  ,,con  una  cinta  como  tren9a  puesta  a  la  manera  que  los  antiguos 
Fariseos  usaban  los  Philacterios"  (s.  Piedrahita)  auf  die  Augenbrauen  überfallend  [wie 
die  Inca].  Die  Tochter  der  (von  Nemquetheba  mitgeführten)  Chia  (muger  de  Yaqui) 
casö  con  el  Capitan  de  los  demonios  (s.  Piedrahita).  Die  Muyscas,  bei  welchen 
nacheinander  die  Propheten  Nemquetheba,  Bochica  und  ^uhe  erschienen,  in  Verferti- 
gungderidole „siempre  juntaban  la  figura  del  varon  con  la  de  la  hembra"  (Piedrahita). 
Unter  den  Goldfiguren  im  Tempel  der  (mit  Macatoa  grenzenden)  Omeguas  fand  sich  die  einer 
„muger,  que  era  su  diosa"  (zu  Hutten's  Zeit).  In  Guatavita  fand  sich  ein  Steinidol 
(zu  Zamora's  Zeit).  Torres  hizo  cortar  dos  hermosas  palmas  que  daban  sombra  ä  los 
esjanques  del  Zipa  en  Tabio  (wiegen  ihrer  Heilighaltung  durch  die  Indianer). 


SEEL EXTÖPFE.  917 

gelassen,  welche  durch  Schomburgk  an  den  Quellflüssen  des 
Essequibo  angetroffen  wurden. 

In  Chincha  wurden  die  Todten  auf  Rohrbetten  begraben  (nach 
Cieza).  In  der  Höhle  Atauripe  bewahren  sich  in  Körben  und 
bemalten  Thongefässen  die  Knochen  der  Atures.  Die  Manaos 
begruben  aufgewickelt  in  Hängematten. 

Im  südlichen  Peru  wurde  in  Töpfen  begraben  (nach  Gomara). 
In  den  westhchen  Codilleren  dienten  Oefen  aus  Adobe  zu  Gräbern, 
in  der  Sierra  aus  Stein,  als  Obelisken.  Die  Todten  wurden  in 
Höhlen  und  Felsritzen  gestellt.  Die  Leichenhügel  finden  sich  mit 
Steinen  bedeckt. 

Die  Paravilhana  (am  Rio  Branco)  begruben  in  Todtenumen 
(Tguasaba)  in  der  Hütte  (s.  Martius).  Die  Tecunas  begruben  in 
grossen  Töpfen  unter  der  Hütte.  Bei  den  Atures  (am  Orinoco) 
wurden  die  Knochen  des  Häuptlings  (nach  verfaulter  Leiche) 
in  einer  mit  Harzfirniss  überzogenen  Urne  (Igua  9aba)  beigesetzt. 

Der  mit  der  Aufschrift  der  Leiche  eines  verstorbenen  Inca 
beauftragte  Beamte  „en  nombre  suyo  ymbiava  con  las  mugeres 
sus  vasos  de  chicha  al  Ynga,  vino,  e  al  Sol  e  a  los  otros  cuer- 
pos,  a  manera  de  brindar,  y  ellos  los  vevian  e  los  capitanes,  los 
que  ymbiaban  a  los  difuntes  en  nombre  de  los  cuerpos".  Das 
Gesicht  der  Leiche  wurde  nur  von  den  zur  Reinigung  bestimm- 
ten Frauen  gesehen,  oder  mitunter  vom  „hijo  mayor  que  suscedia 
en  el  reyno". 

Für  den  Unterhalt  ^)  der  verstorbenen  Inca  waren  Landgüter 


1)  Vor  dem  Begräbniss  wurde  dem  Todten  (in  Peru)  durch  ein  Rohr  Chicha  ein- 
geflösst  (s.  Dapperj.  Ob  (Schlauch)  ist  der  den  Menschen  ernährende  Zaubergeist  in 
der  (hebräischen)  Todtenbeschwörung  (s.  Scholz)  [Obi  der  Neger].  Nun  oder  Djok 
(die  unsichtbare  Gottheit  der  Bari)  wohnt  im  Himmel  und  auf  der  Erde.  Bei  Leichen- 
cegängnissen  (und  Krankheiten)  werden  von  den  Priesterärzten  (Bonit)  Opfer  (Robanga) 
gebracht.  Die  Bonit  saugen  so  lange  an  der  Haut  des  Kranken  (bei  den  Bari),  bis 
Blut  kommt,  das  sie  ausspucken.  Ausser  dem  Häupthng  des  Stammes  vermögen  die 
Bonit  (bei  den  Bari)  Regen  zu  erzeugen  (nach  Vinco).  Abälard  weis't  (in  allegorischer 
Erklärung)  den  den  Christen  gemachten  Einwand  ab,  terrenum  aliquid  in  coelo  esse 
non  posse.  Quaecunque  nascendo  exeunt  ad  oculos  vestros,  ex  occultis  serminibus 
accipiunt  progrediendi  primordia  (Ratherius  von  Verona).  Marcus  Marci  Erklärungen 
der  Naturerscheinungen  aus  einem  einwohnenden  Princip  werden  von  Hirnhaim  auf  die 
Sympathie  und  Antipathie  in  der  Natur  bezogen  (und  Zöllner  kommt  auf  Empedokles 
z'irück  in  dem  Widerspiel  von  Liebe  und  Zwietracht).  In  eo,  quod  dictum  est  „tene- 
biae  erant  super  faciem  abyssi"  res  constituta  est  (nach  Fredegisus),  wogegen  Isidorus 
die  Substanz  der  Finsterniss  (bei  der  Schöpfung)  bestreitet.     Der   Pfarrer   zur  heiligen 


918  zu    PERU. 

niedergesetzt,  (se  le  hacian  chacras),  ,,porque  cada  dia  se  sacavan 
los  cuerpos  todos  de  los  Yngas  a  la  placa,  e  alli  se  les  ha9ia  su 
fuego,  muy  cuviertos  y  embueltos  en  muncha  suma  de  mantas 
ricas  sobre  cantidad  de  algodon  y  estavan  devajo  sentados  en 
sus  sillas  e  alli  delante  se  les  hacia  su  fuego,  como  al  propio 
Ynga  vivo,  o  su  gente  y  mugeres  con  sus  cantares  de  agua  ques 
el  vino  de  que  ellos  usan,  hecho  de  mayz,  y  esta  gente  nunca 
volvia  a  su  tierra  sino  siempre  estavan  alli  accompanando  el 
cuerpo"  (unter  Aufsicht  eines  Beamten). 

Wenn  eine  Lieblingsfrau  des  Inca  in  Cuzco  starb,  liess  der- 
selbe aus  ihrer  Heimath  Erde  dorthin  bringen,  um  sie  darin  zu 
begraben,  „porque  en  ello  no  se  pone  duda  y  menos  que  en 
Quito  este  una  casa  que  los  Yngas  mandaron  hacer,  de  piedra 
labrada  de  las  canteras  del  Cuzco".  Die  Leiche  des  Pachacutinga 
Yupanguy  Inca  (que  estaba  embalsamado  e  tanvien  curado)  fand 
sich  zusammen  mit  den  Hauptgötzen  des  Landes  Andavaylas, 
das  (nach  Besiegung  des  Fürsten  Barcubilca)  von  ihm  erobert 
worden  war.  „Auf  dem  Haupte  fand  sich  ein  Maalzeichen  von 
einem  in  der  Schlacht  einstmals  empfangenen  Steinwurf',  an  der 
(von  den  Spaniern  gefundenen)  Mumie  de^s  Pachacuti  Inga  Yu- 
pangui  (s.  E.  Franciscus).  Hutchinson  spricht  von  Merkmalen  der 
Schleudersteine  an  vielen  Schädeln. 

Die  von  jedem  Inca  aufgehäuften  Schätze  wurden  mit  ihnen 
begraben,  (wie  in  den  Pyramiden  Aegypten's),  indem  sein  Nach- 
folger neue  zu  sammeln  hatte,  und,  wie  Acosta  bemerkt,  be- 
stimmte der  Inca  seinen  Schatz  für  den  Unterhalt  derjenigen 
Nischen,  worin  seine  Leiche^)  aufzustellen  war. 


Dreifaltigkeits-Kirche  richtete  (27.  Nov.  1650)  eine  ,,nottringende  Supplication"  an  den 
Magistrat  zu  Ulm  wegen  ,,AnklopflFen,  Poldern  und  abscheulichen  Geschrey  in  den 
Zimmern  des  Pfarrhauses"   (durch  ein  Gespenst). 

1)  All  were  anxious  (in  Samoa)  as  a  person  drew  near  the  close  of  life,  to  part 
in  good  terms  with  him.  It  was  considered  a  frequent  source  of  disease  and  death :  the 
spirit  of  a  departed  member  of  the  family  returning  and  taking  up  his  abode  in  the 
Jiead  ar  ehest  or  stomach  of  the  party  and  so  causing  sickness  and  death.  The  spirits 
of  the  departed  were  also  supposed  to  come  and  talk  through  a  certain  member  of 
the  family,  prophesying  various  events  or  giving  directions  as  to  certain  family  affairs 
(Turner).  Die  Häuptlinge  hatten  einen  besondern  Platz  nach  dem  Tode  (Pulotu)  unter 
dem  Fischmensch-König  Saveasiuleo ;  at  his  birth  every  Samoan  was  supposed  to  be 
taken  under  the  care  of  some  tutelary  or  protecting  god  (aitu).  The  gods  were  sup- 
posed to  appear  in  some  visible  incarnation  (eel,  shark,  turtle,  dog,  owl,  lizard  etc.) 
and  the  particular  thing  [Rothhäute],  in  which  the  god  was  in  the  habit    of  appearing 


TEPITOTOX.  919 

In  den  Machays  (Gräbern)  wurden  Hausgötter   (Mamos   oder 
Malquis)  beigesetzt.     Die  Penaten  hiessen  Canopas   und   die  Mu- 


was  to  the  Samoan  an  object  of  veneration.  This  class  of  genii  or  tutelary  deities 
were  called  aitu  fale  (gods  of  the  house).  The  father  of  the  family  was  the  high  priest. 
Often  it  was  supposed,  that  the  god  came  among  them  and  spoke  through  the  father 
or  some  other  member  of  the  family  telling  them ,  what  to  do  in  order  to  remove  a 
present  evil  or  avert  a  Coming  one.  Besides  that,  every  village  had  its  god  (Turner).  Beim 
Schwur  legten  die  Samoer  eine  Handvoll  Gras  (das  schleunigst  auf  dem  Grabe  des 
Meineidigen  wachsen  möge)  auf  die  Repräsentantion  des  Dorfgottes  (meistens  ein  Stein). 
Der  Bcstohlene  verfluchte  auch  privatim  den  Dieb.  There  was  an  öther- class  of  cur- 
ses,  which  were  also  feared  (by  thiefs):  the  silent  hieroglyphic  taboo  or  tapui  (tapooe) 
i)  the  sea-spike  taboo  (if  a  man  wished,  that  a  sea-pike  might  run  into  the  body  of 
a  person,  who  attempted  to  steal,  say:  his  breadfruit;  he  would  plait  some  cocoa-nut 
leaflets  in  the  form  of  a  sea-pike  and  suspend  it  (from  the  trees),  2)  the  white  shark- 
taboo  (Cocos-Nussblatt,  als  Hai  geformt),  3)  the  cross-stick  taboo  (a  piece  of  any  sort 
of  stick,  suspended  horizontally  from  the  tree.  It  expressed  the  wish  of  the  owner  of 
the  tree,  that  any  thief  touching  it,  might  have  a  disease  running  right  across  his  body 
and  remaining  fixed  there  tili  he  died,  4)  the  ulcer  taboo  (burying  some  pieces  of  clam 
Shells  under  some  reeds,  to  cover  with  ulcers),  5)  the  tic-doloureux  taboo  (fixing  a  spear 
in  the  ground  close  by  the  trees),  6)  the  death  taboo  (burying  some  oil  under  a  white 
hillock),  7)  the  rat-taboo  (suspending  ashes:  Rats  might  eat  holes  in  the  fine  mats  of 
the  thief),  8)  the  thunder-taboo  (plaiting  some  cocoa-nut  leaflets  in  the  form  of  a 
small  Square  mat  and  suspending  it  from  a  tree  with  the  addition  of  some  white  strea- 
mers  of  native  cloth  flying.  Lightning  might  strike  any,  who  should  steal  from  the 
lapd),  wie  Turner  aufzählt.  After  burial,  the  Saraoans  kept  a  fire  blazing  in  the 
house  all  night  (to  honour  the  departed)  and  had  the  space  between  the  house  and  the 
grave  so  cleared  as  that  a  stream  of  light  went  forth  all  night  from  the  fire  to  the 
grave  (Turner).  The  spirit  of  an  unburied  person  (lost  in  war  or  of  drowning)  haunt- 
ed  the  Samoans,  crying.  „Oh,  how  cold,  oh  how  cold".  At  Aneiteura,  (of  the 
New  Hebrides)  they  kindled  fires  (at  the  burial  of  a  chief),  saying  that  it  was, 
that  the  spirit  of  the  departed  might  come  and  warm  itself  (s.  Turner).  On  the  beach, 
near  where  a  person  had  been  drowned  or  on  the  battle-field,  where  another  feil,  might 
be  Seen ,  sitting  in  silence ,  a  group  of  five  or  six  and  one  a  few  yards  before  them, 
with  a  sheet  of  native  cloth  spread  out  on  the  ground  before  them  (in  Samoa).  Ad- 
dressing  some  god  of  the  family,  he  said:  „oh  be  kind  to  us,  let  us  obtain  without 
difficulty  the  spirit  of  the  young  man".  The  first  thing  that  happened-  to  light  upon 
the  sheet  (grasshopper,  butterfly,  ant  or  whatever  eise)  was  supposed  to  be  the  spirit. 
It  was  carefuUy  wrapped  up  and  the  bündle  buried  with  all  due  ceremony  (Turner). 
The  entrance  to  the  hades  of  the  Samoans  was  supposed  to  be  a  circular  basin  among 
the  rocks  at  the  west  end  of  Savaii  (zwei  Eingänge  für  Häuptlinge  und  Volk).  Die 
Seelen  der  ösüichen  Inseln  sprangen  von  einem  grossen  Stein  in  den  See,  über  zu 
schwimmen.  The  first  man,  who  had  previously  been  a  stone,  thought  one  day, 
he  would  make  a  woman  (according  to  the  people  at  Fakaafo  of  the  Tokelaugroup).  He 
collected  the  light  earth  on  the  surface  ot  the  ground  in  the  form  of  a  human  body, 
plucking  out  one  of  his  left  ribs.  The  upstarting  woman  he  called  Ivi  or  Rib  (Tur- 
ner).    Covering  the  body  was  a  reproach  (in  some  Parts  of  Polynesia)    as  it  was  sup- 


920  ^U    PERU. 


mien  wurden  als  Malquis  verehrt.     Die  Chapacuras  begruben  mit 
den  Waffen.     Neben  den  Leichen,  als  Malquis  (Mumien)  oder  (an 


posed  to  indicate  some  defect  or  ailment,  which  tlie  party  wislied  to  conceal,  bemerkt 
Turner,  erinnernd  an  Gen.  25  (Erbsünde).  Some  of  the  heathen  priests  in  the  New- 
Caledonia  group  when  they  pray  to  the  gods,  tie  on  their  foreheads  or  to  the  arm, 
above  the  elbow,  a  small  bag,  containing  hair  and  fingernail  relics  of  their  forefathers, 
(reminding  us  of  the  Jewish  phylacteries).  Such  things  are  also  worn  by  the  people 
as  a  charm  in  going  to  battle  (Turner)..  Those  who  had  the  title  of  kings  in  Samoa 
were  of  old  considered  peculiarly  sacred.  They  lived  in  a  house  isolated  away  from 
the  rest.  To.  approach  them  was  considered  perilous  [Cazembe],  if  unattended  by  cer- 
tain  purification  the  most  common  of  which  was  to  sprinkle  the  person  with  clean 
water.  It  was  the  opinion,  that  some  deadly  influence  radiated  from  the  person  of  the 
king  and  that  this  mysterious  current  was  broken  by  sprinkling  (^Turner).  Some  of  the 
South  Sea  Islanders  have  a  tradition  of  a  river  called  the  „water  of  life".  It  was  supposed, 
that  if  the  aged,  when  the  died,  bathed  there,  they  became  young  and  returned  to  earth 
to  live  another  life  over  again  (s.  Turner).  Formerly  the  head  of  the  family,  in  taking 
his  cup  of  ava  at  the  commencement  of  the  evening  meal,  would  pour  out  a  little  on 
the  ground,  as  a  drink-offering  to  the  gods  and  all  being  silent,  he  would  utter  aloud 
the  praver  (there  is  ava  for  you,  o  gods  etc.  etc.).  It  was  also  very  common  (in  Samoa) 
to  pray  with  an  offering  of  „flamming  fire"  just  before  the  evening  meal.  Calling 
upon  some  one  to  blow  up  the  irre  and  make  it  blaze  and  begging  all  to  be  silent,  a 
senior  member  of  the  family  would  pray  aloud:  „This  light  is  for  you,  o  king  (the 
principal  god  of  the  family)  and  gods  superior  and  inferior!  this  light  is  for  you 
all"  etc.  etc.  (s.  Turner).  Insanity  is  occasionally  met  with  (in  Samoa).  It  was  invariably 
traced  in  former  times  to  the  immediate  presence  of  an  evil  spirit  (Turner).  If  the 
high  priest  (called  to  a  sick)  did  not  wish  anything  particular  from  the  party,  he 
would  probably  teil  him  to  assemble  the  family  „confess  and  throw  out".  In  this  cere- 
mony  (in  Samoa),  each  member  of  the  family  confessed  [lagas]  his  crimes  and  any 
judgements  which,  in  anger  he  had  invoked  on  the  family  or  upon  the  particular 
member  of  it  then  ill,  and  as  a  proof  that  he  revoked  all  such  imprecations,  he  took  a 
little  water  in  his  mouth  and  spurted  it  out  towards  the  person,  who  was  sick  (Turner). 
Während  der  Wochen  rufen  die  Samoer  verschiedene  Götter  an  und  das  Kind  ist  dem 
geweiht  (merda),  dessen  Namen  im  Augenblick  der  Geburt  ausgesprochen  wurde.  Der 
Säugling  wird  die  drei  ersten  Tage  mit  gekauter  Coconuss  genährt,  bis  eine  weise 
Frau  im  Kochen  die  Muttermilch  nicht  mehr  käsig  und  nicht  mely  giftig  findet  (s. 
Turner).  A  scarcity  of  food  the  Samoans  were  in  the  habit  of  tracing  to  the  wrath 
of  one  of  their  gods,  called  O  le  Sa  (the  Sacred  One).  The  sun,  storms,  caterpillars 
and  all  destructive  insects  were  said  to  be  his  au  ao  or  ministers  of  his,  that  do  his 
pleasure  (eating  up  the  plantations).  Nur  besonders  gehasste  Feinde  wurden  auf  Sa- 
moa gegessen ,  als  die  schwerste  Strafe.  To  speak  of  roasting  him  is  the  very  worst 
language ,  that  can  be  adressed  to  a  Samoan.  Sometimes  a  proud  chief  will  get  up 
and  go  out  of  the  chapel  in  a  rage,  should  as  native  teacher  in  his  sermon  speak 
of  hell  fire  (Turner).  A  man,  (in  Samoa)  would  not  eat  a  fish,  which  was  supposed 
to  be  under  the  protection  and  care  of  his  household  god,  but  he  would  eat,  without 
scruple ,  fish  sacred  to  the  gods  of  other^  families.  The  dog  and  some  kinds  of  fishes 
and  birds  were    sacred    to  the  greater  deities  and  all  the  people  abstained  rigidly  from 


PARZEN.  921 

der  Küste)  Munaos  wurden,  wenn   männlich,    Schaufeln    (Tacllas) 
niedergelegt,  wenn  weiblich,  die  Webergeräthe. 

In  den  bei  Arica  geöffneten  Gräbern  wurden  (neben  Pfeil- 
spitzen aus  Chalcedon-  und  Cactus-Nadeln)  Skelette  von  Hunden 
gefunden  (Gilless)  und  so  in  Ancon  (mit  gelbem  F'ell,  wie  in 
Mexico).     Ulloa  beschreibt  Steinspiegel  aus  Ynca-Stein  und  Gal- 


these things  (Turner).  The  youth  Maui  (in  Savage  Island)  stole  the  fire  (Turner). 
Tangaloa  (nach  der  Kosmogony  der  Samoer),  im  Himmel  lebend,  sandte  seine  Tochter 
in  Gestalt  einer  Schnepfe  (Turi)  auf  das  Wasser  und  als  sie  einen  trockenen  Fels  fand, 
gab  er  ihr  Erde  und  ein  Rankengewächs,  das  aufwuchs,  dann  verdorrte ,  dann  ver- 
faulte, dann  sich  mit  Würmern  füllte,  und  aus  den  Würmern  entstanden  Männer  und 
Frauen.  Nach  Andern  rollte  Tangaloa  zw^ei  grosse  Steine  (Savaii  und  Upolu)  vom 
Himmel.  Vor  Alters  fielen  die  Himmel  herab  und  die  Menschen  hatten  zu  kriechen. 
Die  Arrow-root  und  ähnliche  Pflanzen  stiessen  den  Himmel  ein  Wenig  in  die  Höhe 
[Neuseeland],  als  Te-enga-lahgi  (heaven-pushing  plants),  und  dann  ein  Mann,  der  von 
einer  Frau  um  Trinken  gebeten.  Losi,  der  auf  einen  Baum  aufsteigend,  den  Himmel 
besuchte,  brachte  einige  Pflanzungen  von  dort  zurück.  Tafalui  stieg  auf  einem  Dampf- 
wirbel in  den  Mond,  über  Punifanga  spottend;  der  langsam  an  einem  Baum  hinaufge- 
krochen. Die  Frau  Sina,  die  den  Mond  für  eine  essbare  Brodfrucht  gehalten,  wurde 
von  ihm  mit  ihrem  Kind  aufgenommen.  Mangamangai's  (die  durch  den  Anblick  der 
aufgehenden  Sonne  schwanger  geworden)  Sohn  (das  Kind  der  Sonne)  fing  die  Sonne 
in  einer  Schlinge,  um  von  ihr  das  väterliche  Geschenk  für  die  Braut  zu  erhal- 
ten. Ein  Anderer  (wie  der  Hawaier  Maui)  fing  die  Sonne,  damit  sie  langsamer 
ginge.  Der  Sohn  Talanga's  (Ti'iti'i),  der  seine  Plantagen  neben  dem  Ofen  des  Gottes 
Mafuie  baute,  forderte  von  diesem  Feuer  und  drehte  ihm  den  rechten  Arm  ab,  als  er 
es  durch  Explosion  verlöschte,  bis  es  in  jedem  Holz  zu  finden  war  (Turner),  In  their 
temples,  the  Samoans  had  generally  something  for  the  eye  to  rest  upon  with  super- 
stitious  veneration.  In  one  might  be  seen  a  conch-shell,  suspended  from  the  roof  in 
abasket  made  of  cinnet-network  and  this  the  god  was  supposed  to  blow  [Vishnu],  when- 
ever  he  wished  the  people  to  rise  to  war.  In  another  two  stones  were  kept.  In  another 
something  resembling  the  head  of  a  man  wdth  white  streamers  flying,  was  raised  on  a 
pole  at  the  door  of  the  temple,  on  the  usual  day  of  worship.  In  another  a  cocoa-nut 
Shell  drinking-cup  was  suspended  from  the  roof  and  before  it  prayers  were  addressed 
and  offerings  presented  (Turner).  In  some  cases,  the  feasts  in  honour  of  the  god  w^ere 
regulated  (in  Samoa)  by  the  appearance  in  the  settlement  of  the  bird,  which  was  thought 
to  be  the  incarnations  of  the  god.  Whenever  the  bird  was  seen  [Phönix],  the  priest 
would  say,  that  the  god  had  come  and  fix  upon  a  day  for  his  entertainment  (Turner). 
If  a  man  found  (in  Samoa)  a  dead  owl  by  the  road  side  and  if  that  happened  to  be 
the  incarnation  of  his  village  god,  he  would  sit  down  and  weep  over  it  and  beat 
his  forehead  with  stones,  tili  the  blood  flowed.  This  was  thought  pleasing  to  the 
deity.  Then  the  bird  would  be  wrapped  up  and  buried  with  ceremony  [Egypt].  This 
however  was  not  the  death  of  the  god.  He  w^as  supposed  to  be  yet  alive  and  in- 
carnate  in  all  the  owls  in  existence.  If  the  bird  flew  before  them  (in  time  of  war) 
it  was  a  signal  to  go  on,  others  saw  their  village  god  in  the  rain  bow  ,  others  in  the 
shooting  Star  etc. 


922  zu  PERU. 

linaze-wStein,  als  in  peruanischen  Gräbern  gefunden.  Die  Malquis 
(Mumien)  wurden  in  ihren  Gräbern  (Machay)  gefüttert.  Den 
Frauen  wurden  Spindeln  ins  Grab  mitgegeben  und  den  Männern 
ihre  Schaufeln  (tacclas). 

Die  Apiaca  (am  Tapajoz)  begruben  die  Todten  im  Feder- 
schmuck, und  Federschmuck  ist  in  den  Gräbern  der  Peruaner  so- 
w^ohl,  wie  der  Chibcha  gefunden.  In  den  Gräbern  von  Ancon 
fanden  sich  Schildplatten  ^),  mit  dämonischen  Figuren  bemalt,  neben 
den  Mumien. 

Die  seltene  Kornart  Zea  rostrata  findet  sich  mit  den  Todten 
begraben^)    und    so    Cocablätter.      Beim   Bearbeiten    der    Felder 


1)  Die  Irokesen  stellten  kleine  Hütten  aus  Holzbrettern  auf  die  Gräber.  Ils  pei- 
gnent  le  genie,  que  le  defunt  avait  choisi  et  fönt  d'autres  tigures  sans  autre  dcssein 
(La  Potherie).  Pillars  (Chedd)  are  erected  on  the  death  of  a  tribesman,  who  has  died 
without  issue  (in  Balochistan).  The  mound  (of  the  grave)  is  covered  with  white  and 
black  fragments  of  stone  (s  Hughes).  Bei  den  Chillluckittequaw  (am  Cataract-Fluss) 
fanden  sich  menschliche  Holzfiguren  in  den  Häusern  und  Gräbern  (Lewis).  Bei  den 
Algonkin  wurde  der  Totem-Pfahl  mit  dem  Wappen  am  Grabe  aufgesteckt.  Die  Gua- 
rani  bezeichneten  die  Gräber  der  Häuptlinge  mit  pyramidenförmigen  Steinhaufen  und 
einen  Palisaden-Zaun  (s.  Alvear).  In  der  Zeit  der  ersten  christlichen  Kaiser  „il  se  trouva 
des  fideles,  qui  par  motifs  de  pauvrete,  ouvraient  les  tombeaux  d'autrui  pour  y  intro- 
duire  leurs  morts,  il  y  en  eut  d'autres  que  la  cupidite  porta  ä  rechercher  l'or,  l'argent 
et  diflerents  objets  precieux ,  qu'on  avait  alors  coutume  d'ensevelir  avec  les  defunts 
(s.  Martigny).  Qui  sepulchra  violaverint  punantur,  tarn  ingenui  quam  servi  (in  den 
Capitularien).  Sidonius  Apollinaris  stellt  das  Begraben  der  Christen  dem  heidnischen 
Veibrennen  gegenüber.  Lorange  fand  in  den  Bronzegräbern  (Norwegens)  unter  den  ver- 
brannten Körpern  einige  Beigaben,  mit  den  Skeletten  prächtige  Waffen,  (da  sie  dem 
in  voller  Manneskraft  Verstorbenen  mitgegeben  waren,  die  dann  hoffen,  einst  mit 
ihrem  Körper  wieder  aufzustehen,  während  die  schon  unnützen  Leiber  der  Alten  ver- 
brämt wurden,  wie  sonst  die  junger  Kinder).  Die  Nachfrage  nach  Reliquien  machte 
(in  Venedig)  Verbote  gegen  Grabberaubungen  nothwendig ,  aber  dennoch  scheinen 
manche  der  heiligen  Leiber  die  Begabung  einer  Ubitas  zu  gewinnen.  Cum  constet 
et  quod  nusquam  geminari  potuerit  alterutros  habere  non  posse,  perspicuum  est  hos 
vel  illos  plurimae  falsitati  sucumbere,  bemerkt  Guibert,  Abt  von  Nogent  im  Streit 
über  die  Reliquien  des  heiligen  Antonius  (in  der  Abtei  bei  Grenoble  oder  in  der  von 
Montmajour).  Desireux  d'avoir  dans  le  sacraire  „duas  uncias  digitorum  manus  dextrae" 
de  Saint-Antoine,  wandte  sich  Leo  nicht  nach  Vienna,  sondern  nach  Arles,  aber  Dassy 
bewahrt  trotz  der  notariellen  Bestätigung,  sein  Bedenken,  in  der  Frage :  Mais  le  cham- 
bellan  n'a-t-il  pas  montre  ses  titres?  ausserdem  auf  die  Entscheidung  durch  eine  vom 
Papst  in  Rom  eingesetzte  Commission  hoffend  (1855).  „Das  Haupt  Johannis  des  Täufers 
(so  einmal  um  50000  Ducaten  soll  verkaufft  sein)  hat  sich  merken  lassen  zu  Gendt  und 
auch  in  Amiens"  (s.  Wolfgang  Frantzius),  wie  andere  Partickel  (vielfach). 

2)  Esparcen  en  algunas  partes  harina  de  Maiz  o  de  Quinua  por  la  casa  para  ver 
(como  ellos  dizen)  si  vuelve  et  difunto ,    por  las  pisadas ,  que  ä  de  dexar  senaladas  en 


TODTENSPEISE.  923 

wurde  den  in  Höhlen ')  beigesetzten  Körpern  der  Vorfahren 
Chicha  dargebracht.  In  die  Gräberlöcher  bei  Puerto  Viejo  (bei 
Manta)  wurden  Röhren  eingefügt,  die  mit  Acca  (Chicha) 
gefüllt  wurden,  damit  die  Todten  trinken  können  (s.  Cieza.) 
In  Huancaya  sind  Hunde-Mumien  in  den  Gräbern  gefunden,  wie 
auch  bei  Ancon  (und  in  denen  der  Eskimos  die  Schädel).  „Hasta 
que  sepa ,  como  se  passa  por  alla  la  vida  es  debido ,  que  tenga 
con  que  comer  y  sustentarse",  meinen  die  Achaguas,  indem  sie  den 
Todten  Cazabe  mitgeben  (nach  Cassani). 

Mit  dem  Inca  wurden  seine  Frauen  beigesetzt  und  die  Diener 
in  Holzbildern  ^)  (s.  Gomara).  Von  dem  Inca  wurde  schon  bei  Leb- 
zeiten eine  Figur'')  gefertigt.  Cie9a  de  Leon  erzählt,  dass  bei 
dem  kurz  vorher  erfolgten  Tode  Alayas,  eines  Herrn  zu  Xauxa, 
die    Indianer    mit    ihm    Frauen    und    Diener    lebendig    begruben. 


la  harina  (in  Peru).  Stevenson  fand  Lagen  von  Bananenblättern  in  den  Huacas  von 
Pararaongo,  somit  (wie  er  schliesst)  von  der  einheimischen  Varietät,  die  sich  jetzt  neben 
den  Einführungen  aus  Guinea  und  Tahiti  findet. 

1)  An  der  Schluchtenwand  von  Pisac  (zwischen  Yucay  und  Paucartambo)  ,,in  many 
a  niche  and  crevice,  under  projecting  strata  of  sandstone  and  limestone,  tier  on  tier,  in 
solitary  cells  or  populous  Chambers,  plastered  up  like  the  nests  of  the  mud-swallows, 
they  buried  their  dead.  The  cliflf,  which  for  the  lenght  of  a  mile,  and  for  the  height 
of- hundred  of  feet,  is  literally  speckled  with  the  white  faces  of  tombs,  is  called  Tan- 
tana Marca  (the  Steeps  of  Lamentation).  Some  of  the  tombs  were  elaborately  built 
up  of  cut  stones,  the  rock  being  dug  away  behind  them,  so  as  to  form  large  Chambers, 
but  these  have  all  been  broken  into  and  rifled.  Many  of  the  others  have  also  been 
desecrated,  but  most  remain  intact.  They  contain  the  desiccated  or  dried  bodies  of  the 
dead,  bent  in  a  sitting  posture,  with  their  heads  resting  on  their  hands,  and  their  hands 
on  their  knees,  wrappred  in  coarse  cotton  cloth  or  mats  of  rushes  with  a  few  rüde 
household  or  other  Utensils  and  implements  surrounding  them  (Squier). 

^)  Dans  le  Perou,  outre  qu'on  adoroit  les  statues  de  ITnga  des  qu'il  etait  mort 
on  tuoit  plusieurs  milliers  de  ses  concubines  et  de  ses  domestiques  les  plus  chers,  pour 
le  servir  dans  l'autre  monde ,  on  enterroit  avec  lui  des  richesses  immenses,  afin  qu'il 
s'en  servit  dans  le  besoin.  D'autres  Indiens  mettoient  des  viandes  proche'du  tombeau 
croyant  que  les  morts  mangeoient  (s.  Careri).  Nachdem  die  Leiche  des  Sobas  (in  Dondo) 
eingewickelt  ist  (für  3  Monate),  he  is  deposited  in  his  grave ,  two  grown-up  slaves 
being  decapitated  and  their  bodies  interred  with  him,  as  well  as  a  boy  and  a  girl  (both 
alive),  the  former  holding  the  Soba's  pipe  and  the  other  a  vessel  of  water  (s.  Alexan- 
derson). 

^)  Auf  den  Marquesas-Inseln  wird  bei  der  Begrabung  (im  Canoe)  vorher  der 
Kopf  abgelöst,  um  ihn  im  Hause  (als  heilig)  zu  bewahren,  indem  zugleich  eine  Holz- 
figur des  Verstorbenen  verfertigt  wird.  Im  Mittelalter  bestand  bei  den  Franken  die 
Sitte,  den  Kopf  des  in  der  Ferne  Verstorbenen  in  die  Heimath  mitzunehmen.  In 
Brönshoog  (bei  Kampen)  war  ein  abgeschnittener  Kopf  begraben  (s.  Handelmann)  und  so  sonst. 


924  zu  PERU. 

worauf  der  President  Gasca  solches  Verfahren  den  übrigen  AdH- 
gen  fortan  als  Verbrechen  verbot. 

Bei  Yupanqui's  Tode  erhingen  sich  Viele  im  Reich,  um  ihm 
zu  folgen.  Beim  Tode  eines  Vornehmen  der  Itatiner  (s.  Charle- 
voix)  sprangen  einige  Verwandte  von  einem  hohen  Orte  herab, 
um  mit  ihm  zu  sterben,  und  auf  den  canarischen  Inseln  stürzten 
sich  bei  der  Wahl  eines  Fürsten  solche,  die  durch  Erinnerung  an 
dies  Ereigniss  Ruhm  zu  erwerben  dachten,  von  dem  Felsen  Aca- 
terma  herab.  Wie  Garcilasso  erzählt,  boten  sich  beim  Begräbniss 
eines  Inca  so  viele  zum  freiwilhgen^)  Tode  an,  dass  die  Beamten 
nur  einen  Theil  tödten  Hessen,  und  damit  das  Bediirfniss  der 
Dienerschaft  als  vorläufig  gedeckt  erklärten,  indem  sie  die  Uebri- 
gen  auf  die  Zeit  vertrösteten,  wo  sie  eines  natürlichen  Todes  ster- 
bend, in  die  Reihen  eintreten  könnten. 

In  Huanuco  wurden  Frauen  und  Sklaven  mit  dem  Fürsten 
begraben,  um  ihnen  in  das  Jenseits  zu  folgen.  Als  ein  im  Auge 
verwundeter  Portugiese  von  den  amerikanischen  Indianern  geopfert 
werden  sollte,  wurde  er  losgelassen,  auf  die  Bemerkung,  dass 
ein  Diener  mit  zwei  Augen  besser  nützen  werde  (Acosta).  Neben 
dem  (einen  Goldstab  haltenden)  Könige  Huayna  Capac's  sass 
(nach  Pizarro)  eine  Frau  mit  Goldmaske  bedeckt  (einen  Fliegen- 
wedel in  der  Hand).  Die  Peruaner  „opffern  auch  Kinder,  mit 
deren  Blut  sie  die  Abgestorbenen  anstreichen  und  machen  Streyff 
von  einem  Ohr  biss  zum  anderen  über  das  Angesicht  hin"  (s. 
Tintschoten). 

In  Puira  begrub  man  den  Todten  mit  seinen  Reichthümern-^)  und 
Waffen,    sowie   mit   lebenden    Frauen    und    Sklaven   (mugeres   vi- 


^)  Winidi  tarn  magno  zelo  matrimonii  amorem  mutuum  servant,  ut  mulier,  viro 
proprio  mortuo,  vivere  recuset  et  laudabilis  mulier  inter  illa  esse  judicatur,  quae  pro- 
pria  manu  sibi  mortem  intulit,  ut  in  una  strue  pariter  ardeat  cum  viro  suo  (Bonifacius). 

2)  Des  le  qnatrieme  siecle  la  coutume  impie  de  violer  et  de  depouiller  la  demeure 
des  morts  etait  dejä  fort  repandue.  Nous  en  avons  pour  preuve  les  nombreuses  epi- 
grammes  que  S.  Gregoire  de  Nazianze  avait  compöses  contre  cette  sorte  des  malfaiteurs 
et  que  les  lideles  inscrivaient  sur  leur  tombe  comme  une  protection  (bei  Muratorij.  Im 
VI,  Jahrh.  wurden  dann  Anathemata  zur  Verfluchung  beigefügt  (s.  Martigny).  Rolf 
Krake's  Grabhügel  (bei  Leire)  wurde  durch  den  irländischen  Seefahrer  Skegge  beraubt, 
der  Alboin's  durch  Herzog  Giselbert  von  Verona  (und  Aehnliches  wird  vom  fränkischen 
Herzog  Guntram  erzählt).  In  der  lex  Salica  wurde  der  Grabräuber  für  "Wargus  er- 
klärt, wie  auch  im  Norden  Strafen  auf  das  Haugbrot  (Hügelaufbrechen)  standen.  Die 
Friesen  bestraften  die  Todtenberaubung  als  Diebstahl  (s.  Handelmann).  Unter  den  Zulu 
Hess  Chaka  Wache  an  das  Grab  seines  Vaters  stellen. 


SCYTHEN.  925 

vas),  mit  Knaben  und  Sklaven ,  auch  mit  Speise  und  Trank  in 
grosser  Menge,  „labrando  magnificas  sepulturas  de  Grandes  losas 
y  bovedas,  unas  hondas  y  otras  altas,  con  sus  puertas,  otras  llanas, 
y  en  algunas  partes,  en  los  heredades,  y  en  otras  en  par- 
ticulares  cementerios  6  en  sus  casas  (con  que  daban  a  entender 
que  creian  la  inmortalidad  del  alma)  para  lo  cual  ayudaban  los  en 
garios  del  demonio,  en  todos  los  reinos  del  Peru,  porque  tomaba 
la  figura  de  algun  muerto  y  daba  ä  entender  ä  los  vivos,  que  en 
el  otro  mundo  comia  y  bebia  y  estaba  con  todo  deleite  y  placer. 
En  otras  partes  los  enterraban  sentados  y  ricamente  vestidos,  y 
en  otras  cosidos  en  un  pellejo  fresco  de  sus  ovejas,  y  bien  for- 
mado  el  rostro  y  los  tenian  en  sus  casas,  y  en  otras  partes  en  ca- 
mas  de  canas,  y  solian  renovar  las  sepulturas,  metiendo  comida, 
y  aquello  tenian  ofrenda  y  sacrificio,  haciendolo  en  ciertos  tempos. 
Y  quando  enterraban  ä  los  Senores,  hacian  grandes  llantos,  y  las 
Mugeres,  que  no  entraban  ä  morir  con  el  muerto,  se  cortaban  los 
cabellos,  y  con  Atambores  y  Flautas  tocaban  sones  tristes  y  cantaban 
Endechas ,  para  provocar  ä  lastima  y  lloro  ä  los  presentes.  Llora- 
banlos,  antes  de  enterrar,  quatro  ö  cinco  dias  mas  6  menos,  conforme 
ä  la  calidad  Üel  Senor,  refiriendo  en  estos  Cantares,  quanto  en  su 
vida  habia  hecho  digno  de  memoria  que  eran  sus  historias  (Herrera). 
„Bei  dem  Tode  eines  Tehuelchen  werden  alle  seine  Pferde, 
Hunde  und  sonstigen  Thiere  getödtet,  seine  Ponchos,  Schmuck- 
sachen, Bolas  und  Alles,  was  ihm  sonst  noch  persönlich  zuge- 
hört, auf  einen  Haufen  gelegt  und  verbrannt,  während  die  Wittwe 
und  die  anderen  Frauen  schrecklich  jammern  und  klagen  und  auf 
die  schwermüthigste  Weise  laut  schreien.  Das  Fleisch  der  Pferde 
wird  unter  die  beiderseitigen  A^erwandten  vertheilt,  und  die  Wittwe, 
die  sich  vorn  das  Haar  kurz  abschneidet  und  sich  mit  schwarzer 
Farbe  bemalt,  geht  mit  Sack  und  Pack  in  den  Toldo  ihrer  Ver- 
wandten oder,  wenn  sie  in  der  Horde  keine  hat,  in  den  Toldo 
des  Häuptlings.  Die  Leiche  wird  in  einen  Mantel,  Poncho  oder, 
wenn  der  Verstorbene  einen  besass,  in  einen  Panzer  eingenäht,  von 
einigen  Verwandten  fortgeschafft  und,  mit  dem  Gesicht  nach 
Osten,  in  sitzender  Stellung  beg'raben;  über  der  Grabstätte  wird 
ein  Steinhügel  ^)  errichtet,  dessen  Grösse  je  nach  dem  Reichthum 
und  Einfluss  des  Verstorbenen  verschieden  ist"  (s.  Musters). 


1)  Bis  zum  XIV.  Jahrhundert  dauerte  in  Lithauanien  die  Sitte  fort,  über  die  ver- 
brannten Knochen   der  Häuptlinge  Grabhügel  zu  errichten  (s.  Przezdzieckij.     Vor  der 


926  zu  PERU. 

Ueber  das  Grab  ^)  des  unter  Einwickelungen  in  Gewölben  be- 
grabenen  Fürsten  bei  den  Mochica  (an  der  Küste   Peru's)   wurde 


Tödtung  des  Gefangenen  ,  gaben  ihm  die  Brasilier  ein  Mädchen  zum  Beiwohnen  (wie 
die  Mexicaner  dem  Opfer  für  Tezccatlipoca)  und  für  diese  Feierlichkeit  wurden  neue 
Thongefässe  verfertigt  (wie  in  Peru  für  Begräbnisse).  Die  Irländer  assen  (nach  Strabo) 
ihr  verstorbenen  Verwandten,  die  Kalantier  (nach  Herodot),  wie  in  Guyana  (und  sonst). 
1)  Ueber  die  mexicanischen  Begräbnisse  sagt  Clavigero:  ,,Man  hatte  keinen  be- 
stimmten Ort  zu  den  Begräbnissen.  Manche  verordneten,  ihre  Asche  bei  einem  Altar 
oder  Tempel,  andere  auf  dem  Felde,  noch  andere  bei  den  Opferstätten  auf  den  Bergen 
zu  begraben.  Die  Asche  der  Könige  und  vornehmen  Herrn  ward  gemeiniglich  in  den 
Thürmen  der  Tempel,  vornemlich  des  grossen  Tempels,  beigesetzt.  Dicht  bei  Tcoti- 
huacan,  wo  viele  Tempel  standen,  waren  auch  unzählige  Grabmale.  Die  Gräber  derer, 
die  ganz  begraben  wurden,  waren,  wie  der  anonymische  Eroberer,  der  sie  sah,  bezeugt, 
tief  mit  Stein  und  Kalk  ausgemauerte  Löcher,  in  welche  sie  die  Leichname  auf  kleine 
Sitze  (Icpalli)  mit  den  Werkzeugen  ihrer  Handthicrung  setzten.  In  das  Grab  eines 
Soldaten  legten  sie  seinen  Schild  und  sein  Schwert  u.  s.  w.,  bei  einer  Frau  legten  sie 
eine  Spindel,  ein  "Weberschiffchen  und  ein  Xicalli  oder  Gefäss,  sowie  andere  Gebrauchs- 
gegenstände, In  die  Gräber  der  Reichen  legten  sie  Gold  und  Juwelen ;  alle  wurden  aber 
mit  Esswaren  zu  der  grossen  bevorstehenden  Reise  versorgt.  Die  spanischen  Eroberer 
hatten  von  dem  Golde  in  den  Gräbern  der  Vornehmen  Nachricht,  öffneten  einige,  und 
fanden  einen  ansehnlichen  Vorrath  von  diesem  kostbaren  Metall  darin.  Cortes  sagt  in 
seinen  Briefen,  dass  seine  Soldaten  bei  einem  Einzug  in  die  Stadt,  als  er  solche  be- 
lagerte, ein  tausend  fünfhundert  Castellanos,  das  sind  zweihundert  und  vierzig  Unzen 
Gold,  in  einem  Begräbniss  im  Thurm  des  Tempels  fanden.  Der  anonymische  Eroberer 
versichert,  dass  er  bey  der  Eröffnung  eines  anderen  Grabes  zugegen  gewesen,  daraus 
sie  ohngefähr  dreitausend  Castellanos  genommen.  Die  alten  Chechemecas  begruben 
ihre  Todten  in  den  Höhlen  der  Berge ;  als  sie  aber  gesitteter  wurden ,  nahmen  sie  in 
diesen  und  anderen  Fällen  die  Gebräuche  der  Acolhuaner  an,  welche  ziemlich  mit  den 
mexicanischen  überein  kommen.  Die  Mixtecas  behielten  zum  Theil  die  alten  Gewohn- 
heiten der  Chechemecas  bei,  hatten  doch  aber  auch  einige  sonderbare  Gebräuche. 
Wenn  einer  ihrer  Herren  krank  ward,  so  stellten  sie  Gebete  und  Opfer  für  seine 
Genesung  an;  ward  er  gesund,  so  begingen  sie  Freudenfeste.  Starb  er,  so  fuhren  sie 
fort  von  ihm  zu  reden,  als  ob  er  noch  lebte;  sie  führten  einen  seiner  Sklaven  zu  dem 
Leichnam ,  zogen  ihm  seines  Herrn  Kleider  und  eine  Maske  an ,  und  erwiesen  ihm 
einen  ganzen  Tag  eben  die  Ehrerbietung  als  dem  Verstorbenen.  Um  Mitternacht 
trugen  vier  Priester  den  Leichnam ,  und  begruben  ihn  in  einen  Wald  oder  in  eine 
Höhle,  zumal  dahin,  wo  sie  glaubten,  dass  eine  Thüre  zum  Paradiese  wäre.  Nach 
ihrer  Zurückkunft  opferten  sie  den  Sklaven,  und  legten  ihn  mit  allen  Ehrenzeichen 
seiner  kurzen  Würde  in  ein  Grab,  würfen  aber  keine  Erde  darauf.  Jährlich  hielten 
sie  ihrem  letztverstorbenen  Herrn  zu  Ehren  ein  Fest,  wobei  sie  seine  Geburt,  aber 
nicht  seinen  Tod,  von  dem  nie  gesprochen  ward,  feierten.  Ihre  Nachbarn ,  die  Zapo- 
tecas,  balsamirten  den  Körper  ihres  vornehmsten  Herrn  ein.  Von  den  Zeiten  des 
ei'sten  Chechemecanischen  Königs  an ,  waren  bei  diesen  Nationen  gewisse  balsamische 
Zubereitungen  im  Gebrauch,  um  die  Leichen  für  die  geschwinde  Fäulniss  zu  bewahren, 
doch  wissen  wir  nicht,  ob  man  sich  ihrer  häufig  bedient  babe".  Und  ähnlich  (nach 
Barcia)  bei  Ramusio  (s.  Rehfues):    „Die  Mexicaner  pflegten  die  Gräber,  welche  sie  in 


NACHLASS.  927 

ein  Holzbild  desselben  gestellt,  und  die  Knochen  ungestört  ge- 
lassen für  die  Wiederauferstehung').  Nach  Martius  ward  den 
Manaos  ein  Unsterblichkeitsglaube  zugeschrieben. 

Beim  Tode  eines  Häuptlings  wurde  eine  Goldstatue  angefer- 
tigt und  sein  Haus  mit  den  Schätzen  unberührt  gelassen,  damit 
sich  seine  Nachfolger  ein  neues  bauen  (nach  Andagoya).  Ebenso 
berichtet  Acosta,  dass  beim  Tode  eines  Inca  sein  Hausstand  zum 
Dienste  des  zurückgelassenen  Wohnsitzes  verbUeben  sei,  ohne 
fernere  Benutzung.  Nach  dem  Tode  eines  Inca  wurde  weder  sein 
Pallast  je  w^ieder  betreten,  noch  die  Stationshäuser,  in  denen  er 
auf  der  Landstrasse  bei  seinen  Reisen  gerastet  haben  mochte 
(erzählt  Garcilasso). 


die  Erde  gruben,  mit  Kalk  und  Stein  auszumauren,  und  die  Todten  auf  Stühlen  bei- 
zusetzen. Auch  geben  sie  Jedem  sein  Schwert,  seinen  Schild  und  allerhand  Juwelen 
mit.  Ich  habe  ein  solches  Grab  öffnen  helfen,  in  welchem  wir  über  dreitausend 
Castellanos  fanden.  Desgleichen  wurden  dem  Todten  noch  für  mehrere  Tage  Speisen 
und  Getränke  in  das  Grab  gestellt;  das  Nämliche  geschah  auch  mit  den  Frauen,  denen 
man,  statt  der  Waffen,  die  Spinn-Rocken  und  andre  Werkzeuge  ihrer  häuslichen  Ar- 
beiten in  das  Grab  legte.  Die  Speisen  dienten  dem  Todten,  wie  die  Mexicaner  sagten, 
um  unterwegs  davon  zu  leben.  Manche  Leichname  verbrannte  man  auch,  und  begrub 
alsdann  die  Asche  davon.  Alle  Einwohner  von  Neu-Spanien  und  der  benachbarten 
Länder  verzehren  Menschenfleisch,  und  ziehen  es  allen  anderen  Speisen  der  Welt  vor. 
Manchmal  fangen  sie  blos  Krieg  an,  um  sich  wieder  einmal  im  Feindesfleisch  recht 
gütlich  thun  zu  können.  Wie  mehrfach  bemerkt,  so  sind  die  Meisten  der  Sodo- 
miterei  und  der  Völlerei  ergeben".  In  Virginien  dienten  Holzschwert,  Keule,  runde 
Schilde  aus  Baumrinde  zu  Waffen. mit  Bogen,  und  „die  Spitzen  ihrer  Pfeile  bestehen 
aus  geschärften  Fischgrähten  und  Knochen,  oder  aus  scharfen  Steinen  oder  auch  aus 
Spohren  und  Klauen  der  Truthähne,  ja  selbst  aus  Vogelschnäbel"  (Dapper).  Quando 
moria  algun  Cacique,  le  abrian  y  le  secaban  al  fuego ,  para  que  se  conservase  entero, 
y  le  enterraban  en  alguna  cueva  ö  otra  parte  hueca ,  adonde  le  ponian  pan ,  vino  y 
sus  armas,  y  de  las  mugeres  que  tenia,  la  que  queria  mostrar,  que  le  havia  amado 
mas,  se  enterraba  con  el,  y  alli  moria,  y  algunas  veces  eran  dos.  De  la  gente  del 
pueblo,  solamente  guardaban  la  cabe9a  de  los  que  morian,  quando  los  vian  en  punto 
de  muerte,  los  ahogaban,  y  esto ,  por  la  major  parte,  se  hacia  con  los  caciques,  y  ä 
otros  los  sacaban  de  la  casa  y  ä  algunos  metian  en  una  hamaca,  que  eran  sus  camas, 
y  con  Pan  y  agua  ä  la  cabecera,  los  dexaban  solos  sin  volverlos  ä  ver  (in  HaytiV  Bei 
einigen  Stämmen  Australiens  (die  begraben)  ist  es  gebräuchlich,  ,,when  young  children 
die  to  burn  them"  (Haydon)  und  ähnlich  oft.  Alex.  M.  wurde  in  Honig  begraben 
(s.  Varro).  Die  in  einem  Marmorsarge  bei  Speier  (auf  dem  Gänsepfuhl)  Begrabenen 
(1741)  lagen  in  w^eich  weisser  (kalkartiger)  Masse  (s.  König).  One  of  the  most  distin- 
guished  Citizens  of  Quito  keeps  his  mummified  father  at  his  hacienda  and  annually 
dresses  him  up  with  a  new  suit  of  clothes  (Orton)   1867. 

^)  Una  quaeque  mulier  post  viri  sui    exequias    igne    cremati  decollata  subsequitur 
(Ditmar)  bei  den  Slaven,  die  mit  dem  Verbrennen  der  Leichen   alles  beendet  glaubten 


928  ^u  PERU. 

Beim  Tode  Viracocha-Inca's  wurde  er  durch  wehklagende 
Frauen,  die  sich  geisselten,  gesucht  (s.  Salzamayhua)  unter  den 
aus  der  Classicität,  und  sonst,  bekannten  Ceremonien. 

Bei  Montesinos  soll  Aranial  Cassi  die  Einbalsamirung  der 
Leichen  (mit  dem  Opfer  der  AVittwen)  eingeführt  haben,  und  sein 
Name  wird  erklärt  aus  Aranya^)  (Gespenst),  alla  (widrig)  und 
kasi  (Kälte).  Unter  den  damals  einbrechenden  Wilden  werden 
auch  solche  aus  Darien  erwähnt,  wo  das  Ausstopfen  der  Leichen 
durchgehend  angetroffen  wurde.  Auf  den  canarischen  Inseln 
wurden  die  Leichen  in  Seewasser  gewaschen  und  nachdem  sie 
von  der  Sonne  getrocknet  waren,  in  Ziegenfelle  aufgewickelt  (s. 
Gomara).  Am  Congo  sind  Einwickelungen  im  Gebrauch.  Die 
Mumien  in  Florida  und  Kentucky  waren  in  Häute  oder  Matten 
eingewickelt  (s.  Brinton).  Bei  den  Misteken  wurden  die  Kran- 
ken, die  in  Klöstern  starben,  in  einem  Netz  begraben  und  in  Peru 
ist  das  Bündel  der  Mumie  mit  einem  Netz  umgeben.  In  Xauxa 
wurden  die  in  Fellen  aufgenähten  Leichen")  in  den  Häusern  ge- 
halten und  zur  Erntezeit  auf  die  Felder  gebracht  (Cieza).  Die  aus 
den  Mumien  der  Inca  herausgenommenen  Eingeweide  wurden  im 
Tempel  von'Tampu  beigesetzt.  Nach  Gomara  wurde  den  Leichen 
(in  Peru)  eine  harzige  Flüssigkeit  in  den  Mund  gegossen.  Bei 
den  Mauhe's  (am  Tapajoz  und  Madeira)  wurden  die  am  Feuer  ein- 
getrockneten Mumien  umtanzt. 


(cum  morte  temporali  omnia  putant  finiri).  Die  (ein  nacktes  Schwert  verehrenden) 
Alanen  verachteten  die  an  Krankheit  Sterbenden,  während  sie  die  in  der  Schlacht 
Gefallenen  glücklich  priesen  (nach  Amm.  Marc),  wde  vielfach. 

J)  El  Enmascarado  (Aranya,  Maskentänze  aufführen),  meist  zur  Verscheuchung 
von  Dämone.  In  griechischen  und  römischen  Gräbern  finden  sich  Bleiplättchen  mit 
Verwünschungen ,  indem  ein  Feind  des  Verstorbenen  den  unterirdischen  Göttern  zu 
völliger  Vernichtung  geweiht  würd  (tabescat  morbus),  wie  man  sonst  den  Todesursacher 
zu  strafen  sucht  (durch  die  Fetisch -Operationen).  Durch  die  raschen  Lehrerfolge 
Thomas  !Murner;  (in  der  logica  memorativa  der  Kartenspiele)  suspicio  de  praedicto 
patre  oriebatur,  quiddam  magicarum  rerum  infudisse  potius,  quam  praecepta  logicae 
tradidisse  (in  Krakau).  Von  Elias  im  Donner  verfolgt,  fühlt  der  Teufel  solche  Schrecken, 
dass  er  sich  selbst  unter  das  sonst  gefürchtete  Kreuz  verkriechen  kann ,  und  deshalb 
wird  in  Krain  und  Serbien  zu  solcher  Zeit  vor  dem  Kreuzschlagen  gewarnt.  Der  mit 
der  Tödtung  des  Gefangenen  (in  Brasilien)  beauftragte,  enthielt  sich  des  von  den 
Andern  gegessene  Fleisch  und  entzog  sich  Blut  durch  Einschnitte  (s.  Pero  de  Magal- 
hanes). 

2)  Mumien  wurde  die  Nase  verstopft,  den  Trophäenköpfen  (der  Mundrucus  u.  s.  w.) 
der  Mund  zugenäht.  Enterravaö  os  Tupinambas  os  mortos  ennovelados  (s.  Milliet) 
mit  Waffen  und  Wassergefäss  (besonders  im  Baumesschatten). 


BALSAMIRUNG.  929 

In  Imitation  of  the  Egyptians  the  Peruvian  drew  out  the  brains 
through  the  nostrils  (erzählt  Barreda,  dem  indess  Rivero  wider- 
spricht), thus  explaining-  the  want  of  the  small  bone,  which  se- 
parates the  eyes  and  the  fracture  made  in  the  suture,  which  con- 
nects  this  with  the  forehead,  thus  faciHtating  the  passage  to  the 
interior  of  the  cranium.  They  sometimes  preserved  this  small 
bone,  entirely  withdrawing  the  brain  and  yet  without  leaving 
any  mark  capable  of  manifesting  the  corruption  which  would 
have  been  produced,  if  they  had  extracted  the  brain  in  any 
other  way. 

Als  Guaynacapac  in  Quito  starb,  blieb  dort  Herz  und  Ein- 
geweide, während  der  Körper^)  nach  Cuzco  gebracht  wurde 
(heisst  es  bei  Acosta).  In  Caxahuana  (bei  Cuzco)  fand  sich  das 
Grab  Viracocha's. 


1)  Als  ein  Häuptling  (der  Mauhe's)  auf  der  Reise  starb,  theilten  seine  Begleiter 
den  Leichnam  unterhalb  der  Rippen  in  zwei  Hälften  und  brachten  den  Rumpf  gedörrt 
in  die  Heimath  zurück  (s.  Martins).  Im  europäischen  Mittelalter  brachte  man  von  dem 
auf  der  Reise  Gestorbenen  den  Kopf  (und  aus  Palästina  auch  das  Herz)  zurück. 
Wenn  ein  Siammer  stirbt,  wird  die  Leiche  gleich  in  einen  hölzernen,  bleyernen,  doch 
lackirten  und  vergüldeten  Sarg  gelegt,  und  umb  den  Gestank  vorzukommen,  sagt  man, 
giesseh  sie  dem  Todten  ein  Hauffen  Quecksilver  in  den  Mund  und  lassen  es  unten 
wieder  auslauffen  (nach  Salmon).  Indische  Secten  begossen  das  Neugeborene  mit 
Wasser,  um  die  aus  der  vorigen  Existenz  noch  träumerische  Seele  für  ihre  neue  Auf- 
gabe in  der  Leidenswelt  zu  erwecken.  Einen  Portugiesen  treffend ,  beklagten  die 
Brasilier  (XVL  Jahrhundert)  beim  Gruss  die  Verstorbenen ,  die  noch  keine  Gelegen- 
heit gehabt  hätten,  so  vorzügliche  Leute  zu  sehen  (s.  Pero  de  Magalhanes),  und 
Wilson  erzählt,  dass  die  Neger  von  Ukerewe  in  ihren  Bootgesängen  ihre  bereits  ver- 
storbenen Verwandten  beklagt  hätten,  weil  sie  dem  Tode  verfallen  seien,  ehe  sie  den 
weissen  Mann  hätten  erblicken  .  können.  In  der  von  den  Aegyptern  angenommenen 
Lehre  des  Pythagoras  (s.  Plato)  losen  die  (theils  zum  Strafplatz  unter  der  Erde,  theils 
zum  Himmel  gegangenen)  Seelen  nach  looo  Jahren  um  die  Form  der  neuen  Existenz 
(vom  Thiere  bis  zum  Mensch)  und  der  Umlauf  vollendet  sich  in  1 0,000  Jahr,  für  den 
Philosophen  aber  schon  in  3000  Jahr ,  und  nachdem  dieser  Beruf  dreimal  befolgt  ist, 
wachsen  die  Flügel  genugsam,  um  ganz  fortzuschwinden  [Buddhaghosa].  Bei  den 
Illawarra  (in  Australien)  empfängt  Mirrirul  (der  alle  Dinge  machte),  den  Todten,  an 
einem  grossen  Baum  stehend  (s.  Malone).  Nach  Ausschlagen  der  Vorderzähne  (in 
der  Bora  genannten  Ceremonie)  die  Knaben  des  Wailwun-Stammes  (nach  längerem  Fasten) 
„were  compelled  to  eat  the  excrement  of  old  women  mixed  with  tao  (the  root  of 
a  plant  called  pigwood)  in  basins  of  bark"  (nach  Honery).  Bei  der  Bora  (Geheim- 
Weihe  der  Knaben)  erscheint  Turrumulan,  mit  Muni  Burribian  (egg  or  life,  and 
milk  or  nourishing,  who  has  charge  of  the  instruction  and  supervision  of  women)  ver- 
mählt, als  alter  Mann  (bei  den  Kamilaroi  in  Australien).  An  der  Westküste  Afrika's 
wird  der  Lebensgeist  sympathisch  vom  Baum  übertragen  (wie  Meleagers  im  Holz). 
Gensque  virum  truncis  et  duro  rubore  nata  (s.  Virgil.). 

Bastian,    America.  59 


930  2U    PERU. 

Polo  fand  den  Körper  Inca  -  Yupanqui's  (bien  aderezado  con 
cierto  betun)  ^) ,  mit  golden  eingesetzten  Augen  (Acosta).  In 
Chancay  treffen  sich  Mumienköpfe  mit  silbernen  Masken^).  Clift 
glaubte  die  Augen  der  Mumien  (in  Arica)  als  Fischaugen  zu  er- 
kennen. 

Bei  einem  Todesfall  versammelt  sich  die  Verwandtschaft,  die 
Kleider  des  Verstorbenen  ' )  (Zamarcam,  requievit)  zu  waschen  und 


1)  In  Guayana  wurden  die  Gäste  ,,mit  einem  weissen  Balsam  vom  Haupt  bis  auf 
die  Füsse  bestrichen,  nachmals  mit  lauterm  klarem  Goldtsand  durch  Röhrlein  ange- 
blasen ,  welcher  dann  auff  dem  Balsam  kleben  bleibt  und  sihet  der  Mensch ,  als  were 
er  gantz  gülden"  (zu  Raleigh's  Zeit).  Patino  fand  die  Indianer  im  Chaco  Gualamba 
(Gran  Chaco)  embijados  (botunes  ö  tintes,  con  que  se  pintan  todo  el  cuerpo)  1721 
(s.  Arenales).     Sibi  primum   fecit  agrestis  pocula. 

^)  In  der  ,, Persona  cerea"  wurden  die  Leichen  der  französischen  Könige  (in  St. 
Denis)  mit  Wachsmasken  ausgestellt. 

^)  Bei  den  Kaffern  werden  die  den  Todten  mitgegebenen  Waffen  zerbrochen  oder 
verbogen ,  damit  nicht  etwa  der  Geist ,  wenn  er  Nachts  durch  die  Luft  eilt ,  Jemand 
mit  ihnen  verletze.  Von  den  Erstlingsfrüchten,  die  Jehova  als  Opfer  gebracht  wurden, 
durfte  den  Todten  noch  nichts  gegeben  sein.  Kurcho  wurde  (bei  den  Preussen)  als 
Erntegott  verehrt  (1249).  Die  Priesterinnen  der  Dayak  besuchen  in  Träumen  die 
Wohnung  Tapa's  (der  Gottheit).  Das  Getränk  aus  der  geistigen  Gährung  des  Mais 
nennen  die  Coroatos  (in  Brasilien)  AVeru  (s.  Eschwege).  ,,Bis  jetzt  verabscheuen  sie 
noch  den  Branntwein",  schreibt  Malier  (an  Eschwege)  von  den  Puris  (181 5).  Da  es 
in  der  Sprache  der  Nicobaren  (nach  Roepstorff)  kein  Wort  für  ,,Name"  giebt,  so 
bleibt  es  (wie  Spencer  bemerkt)  „von  vornherein  unmöglich,  den  Unterschied  zwischen 
einer  Person  und  dem  Gegenstande,  nach  welchem  derselbe  benannt  wurde,  auszu- 
drücken" (s.  Vetter).  Nach  Diensten  auf  europäischen  Schiffen  gründete  Siovidi  eine 
neue  Religion  auf  Samoa  (s.  Pickering).  Die  (durch  Saugen  kurirten)  Krankheiten 
in  Paraguay  entstehen  durch  die  Sünde,  dass  von  dem  Chicha- Getränk  auf  die  Erde 
gegossen  ist  oder  das  Fleisch  svon  Hirschen,  Schildkröten  u.  s.  w.  den  Hunden  vorge- 
worfen wurde  (s.  Muratori).  Die  Manaziken  (am  See  Xarayes)  „lassen  nur  drei  vor- 
nehme Götter  und  eine  Göttin  zu,  welche  sie  das  Weib  des  Ersten  oder  die  Mutter 
des  Gottes  Urasana,  welcher  der  zweite  ist,  nennen"  (s.  Muratori).  Das  Feuer  (bei  der 
mexicanischen  Leichenbestatiung)  ,,wird  von  einem  Priester  geschühret,  der  in  ein  ab- 
schewlich  Teuffels  Gestalt  verkleidet  ist"  (s.  de  Bry).  Eine  Frau  in  Nuffi  war  (nach 
Laird  and  Oldefield)  so  fest  von  der  Kraft  ihres  Maghony  (Zauberamulettes)  überzeugt, 
dass  sie  aufforderte,  mit  einem  Beil  auf  ihr  Bein  zu  schlagen,  das  indess  abflog,  als  es 
der  Dorfliäuptling  versuchen  Hess.  Winterbottom  hörte,  wie  ein  Neger,  der  sich  durch 
seine  Amulette  gesichert  glaubte,  einem  Schützen,  den  er  selbst  wegen  seiner  Sicherheit 
belobt  hatte,  die  Erlaubniss  ertheilte,  mit  einer  scharf  geladenen  Pistole  auf  ihn  zu 
schiessen.  Die  Coroados  stecken  den  Arm  eines  getödteten  Puri  als  Siegeszeichen  auf, 
um  darnach  zu  schiessen  (Eschwege).  Der  Wendenkönig  (bei  Burg)  schüttelte  ein 
Heer  aus  seinem  Sack  (wie  der  Fürst  der  Mijes).  Bei  Mondfinsterniss  schiessen  die 
Paraguayer  mit  Geschrei  Pfeile  gegen  die  beissenden  Hunde  (s.  Muratori),  wie  der 
Fürst  der  Mixtecas  gegen  die  Sonne.     Die  Mbocovis,  die  einen  von  Hunden  verfolgten 


SEELENSPENDE.  931 

Chicha  zu  trinken,    die    der   herbeikommenden  Seele  ^)  gesprengt 
wird,  bis  sie  in  Zamay   huaci   (casa    de    descanso)    übergegangen 


Strauss  unter  ihren  Constellationen  sahen,  hielten  einige  Sterne  für  einen  Baum  mit 
leuchtenden  Zweigen.  In  Calabrien  heissen  die  Steingeräthe  Cuogni  di  truoni  (Donner- 
keile), die  in  die  Erde  eingesunken,  sich  nach  i8  Jahren  wieder  hervorheben  und  mit 
einem  Faden  umwunden,  in  das  Feuer  gelegt  werden,  um,  wenn  jener  nicht  verbrannt, 
als  Talisman  zu  dienen  (s.  Nicolucci),  wie  im  deutschen  Volksglauben  (nach  M.  Busch). 
Bei  den  Botocuden  heisst  Taru-te-cuong  der  Donner  (dessen  Klang  durch  cuong  nach- 
geahmt sein  soll)  oder:  wenn's  brüllt  (s.  Göttling).  Augustus  liess  nachforschen  betreffs 
„rebus  vetustate  ac  raritale  notabilibus,  qualia  sunt  Capraeis  immanum  belluarum, 
ferorumque  membra  praegrandia,  quae  dicuntur  gigantum  ossa  et  arma  heroum"  (s. 
Sueton),  als  SteinwafFen  in  den  Knochenhöhlen  (Capri's).  Cimon  fand  Schwert  und 
Lanze  aus  Bronze  neben  Theseus'  Körper  auf  Scyros  (s,  Plutarch)  und  nach  Pausa- 
nias  waren  die  Waffen  der  Heroenzeit  aus  Bronze  gefertigt.  Ante  factas  domos  aut  in 
cavis  arboribus  aut  in  speluncis  manebant,  sagt  Dionys.  Hai.  von  den  Aborigines 
(Italiens).  Von  den  (durch  die  Guaycurus  bedrängten)  Caupezes  (am  Parana),  in  unterirdi- 
schen Höhlen  wohnend,  wird  erzählt,  dass  den  Kindern  in  dem  frühesten  Alter  die 
Haut  am  Unterleibe  nach  und  nach  so  lang  gezogen  wird,  bis  sie  zuletzt  über  den 
Schenkel  herabhängt,  oder  ihnen  als  Schürze  die  Schamtheile  bedeckt  (s.  Aloes  do 
Prado),  wie  in  Afrika. 

^)  An  den  in  der  Nähe  verehrter  Pflanzen  errichteten  Bambus-Altären  befestigen 
die  Dayak  Leitern,  um  den  Geistern  das  Emporsteigen  zu  den  niedergelegten  Opfer- 
gaben zu  erleichtern  (s.  Low).  Die  Geister  der  Abgeschiedenen  (Kinirkiner)  schweifen 
über  der  Erde  (in  Australien).  The  Krodjis  profess  to  drive  away  rain  by  taking  a 
large  cinder  out  of  the  fire  and  beating  it  with  a  stick  tili  it  flies  to  pieces  (bei 
Aberdeen  in  Australien).  Auf  den  Nicobaren  wurden  die  Dämone  bei  der  Jahres- 
reinigung durch  den  Minloven  (Priester)  in  ein  Canoe  getrieben  (s.  Barbe).  Die  Danakil 
verfolgen  den  AVirbelwind  mit  gezogenen  Dolchen,  um  durch  Hineinstechen  den  bösen 
Geist  zu  verjagen  (Harris).  Nach  dem  italienischen  Volksglauben  kann  Höllenbräu  aus 
der  Leber  eines  gestohlenen  Kindes  gefertigt  werden,  das  bis  zum  Kinn  eingegraben, 
von  den  Hexen  zu  Tode  gequält  ist.  Lag  ein  Häuptling  im  Sterben  (in  Vera  Paz), 
so  wurden  die  Sklaven  getödtet,  um  im  Voraus  das  Haus  für  ihn  zu  bestellen  (s.  Xi- 
menes).  Die  Indianer  in  Maramorena  (in  Chile)  begraben  (beim  Tode)  „Bogen  und 
Pfeil  und  alles  was  jhnen  im  Leben  lieb  ist  gewesen  mit  sampt  dem  Cörper"  (nach 
Franz  Prettie)  1587.  Die  (ihre  Pfeile  mit  Kieselsteinen  spitzenden)  Patagonier  am 
Port  desire  (zu  Candish's  Zeit)  „haben  im  Brauch,  wenn  sie  ihre  Verstorbenen  wollen 
bestatten,  dass  sie  dieselbigen  auff  die  Steirifelsen  so  am  Rande  des  Meeres  seind 
führen,  oder  mit  Bogen  und  Pfeilen  und  allem  ihren  Zierrath  auff  die  Hügel  der 
Klippen  begraben,  sampt  allem  was  sie  für  das  Köstlichste  die  Zeit  ihres  Lebens 
haben  gehalten  und  am  liebsten  gehabt,  und  unter  andern  halten  sie  viel  von 
einer  sonderlichen  Art  Schulpen,  die  sie  am  Ufer  des  Meeres  finden,  und  künstlich 
und  sauber  fein  viereckicht  oder  auff  eine  andere  Manier  wissen  zu  schneiden.  Die 
Schulpen  legen  sie  den  Verstorbenen  unter  die  Häupter.  Ihre  Gräber  werden  von 
grossen  langen  Steinen  gemacht  und  das  Grab  rings  umbher.  mit  dess  Abgestorbenen 
Pfeilen  besetzt,  welche  alle,  wie  auch  die  Gräber,  mit  der  Roten  Färb  gemahlet  seind, 
da  sie  sich  selbst  mit  pflegen  anstreichen"  (1586).  Olivier  van  Noort  fand  (bei  Porto 
Desiere)    Todtengräber,    „da   sie   ihre   Todten    in   begraben   hatten,    welche    waren  auf 

59* 


932  zu  PERU. 

ist,  um  nicht  wiederzukehren,   und   nach    fünf  Tagen    endete    mit 
dem  Spiel  Pisca  das  (Pacaricuc  genannte)  Fest  (in  Peru). 

Der  Malquisp-villac  genannte  Priester  besorgte  (in  Peru)  die 
Todten,  welche  beweint  wurden,  indem  die  Leidtragenden  das 
Gurgeln  der  Turteltauben  nachahmten.  Grau  war  die  Trauerfarbe 
der  Inca  (nach  Garcilasso).  Die  Charruas  schnitten  sich  (nach 
Angelis)  beim  Tode  ihrer  Verwandten  ein  Fingerglied ^)  ab,  nach 
einem  Brauche,  der  bei  Hottentotten  und  Australiern  seine  Ver- 
wandtschaft findet.  Die  Cocomas  am  untern  Huallaga  tranken  die 
zerriebenen  Knochen  ihrer  gestorbenen  Verwandten. 


hohen  Steinfelsen  und  lagen  auff  denselben  hohe  Steinhauffen,  die  alle  roht  gefärbt 
waren,  und  waren  die  Gräber  mit  allerley  Pfeilen,  Federn  und  anderen  Sachen  bestecket 
und  geschmückt"  (i  598).  Wie  die  Neger  Mozambique's  zur  Sicherheit  des  Arms  den- 
selben tättowiren,  so  (erzählt  Eschwege)  machen  die  Coroatos  Einschnitte  darin,  um 
sicher  mit  dem  Bogen  zu  schiessen.  Tinha  a  mulher  do  irmao  mais  mo9o  ensinado 
um  papagaio  ä  fallar  com  tal  propriedade  que  parecia  creatura  humana,  cubi^ou-o  a 
mulher  do  mais  velho,  e  d'aqui  se  originaram  taes  desauen9as,  que  nao  podendo  os 
deis  irmäos  continuar  a  viver  juntos,  foi  o  primero  assentar  o  seu  domicilio  para  as 
partes  do  Sul  (s.  Vasconcellos),  bei  der  Trennung  am  Cap  Frio  (s.  Gon^alvez  Diaz). 
Bei  den  Küstenstämmen  erscheint  dann  der  Prophet,  der  sie  zum  gesitteten  Leben  führt. 
Qui  dispersos  homines  in  agris  et  in  tectis  silvestribus  abditos,  ratione  quadam  compulit 
in  unum  locum  et  congregavit  (s.  Cicero). 

1)  Um  zum  Sitz  des  Kriwe  Kriweito  den  steilen  Berg  Anafielas  oder  (in  Polen) 
Szklanna  gora  (Glasberg)  zu  erklimmen ,  verbrennen  die  Littauer  (beim  Begräbniss) 
Klauen  vom  Bären  und  Luchs  mit  dem  Todten  [Eskimo].  Im  deutschen  Volksmähr- 
chen  schneidet  sich  das  ein  Hünkelbein  mitführende  Mädchen  den  kleinen  Finger  ab, 
um  den  gläsernen  Berg  aufzuschliessen  oder  zu  erklimmen  (s.  Grimm).  Treten  Un- 
glücksfälle in  einer  Familie  ein,  so  schneidet  man  einem  Kinde  den  kleinen  Finger 
ab,  und  führt  es  zu  dem  Grabe  desjenigen  Ahnen,  dessen  Zorn  zu  besänftigen  war 
(in  Polynesien).  If  a  native  is  killed  by  a  thrust  of  the  ghici  (wooden  spear),  his 
countrymen  think,  that  his  soul  remains  in  the  point  of  the  weapon,  which  caused  his 
death,  and  they  burn  it  after  his  burial,  so  that  the  soul  may  depart  (in  Australien). 
'  Von  Orion  (Bessiberia  mit  Burran  oder  Bumerang  und  Gürtel),  als  Liebhaber  verfolgt 
flüchtete  das  Mädchen  (Miai-Miai)  mit  Bhaiami's  Hülfe  in  den  Gunakulla  (Himmel), 
als  Plejaden  (s.  Greenway)  bei  den  Kamilaroi  (in  Australien).  Waarrawach  oder 
Schutzgeist  (bei  den  Tasmaniern)  wird  (von  Milligan)  erklärt,  als  Halbdunkel  oder 
Schatten  (Geist  oder  Erscheinung).  The  Tohi,  (smoke,  spirit,  heart,  central  life),  that 
which  speaks,  thinks,  determines  within  man,  does  not  die  with  the  body,  but  ascend 
to  Bhaiami  or  transmigrates  into  some  other  form  (as  wandali  or  wunda,  spirit  wandering 
about  the  earth).  The  Bunna  (flesh  or  material  part)  perishes,  the  wandah  may  become 
a  white  man  (s.  Greenway)  bei  den  Kamilaroi  (in  Australien).  Lucrez  statuirt  eine 
Unendlichkeit  der  Welten  im  Entstehen  und  Vergehen,  gleich  dem  Buddhismus,  und 
lässt  gleich  diesem  die  Seelenstrafen  (wie  mythologisch  in  der  Unterwelt  symbolisirt)  schon 
im  Leben  erlitten  werden. 


LRICHENOPFER.  933 

In  Caxamarca  (heisst  es)  wurden  monatlich  Menschen 
geopfert,  wobei  sich  FreiwiUige  mit  freudigem  Geschrei  zum 
Opfer  anboten,  und  nachdem  ihnen  der  Kopf  abgeschlagen 
war,  wurden  mit  dem  Blute  die  Tempelwände ^)  und  Gräber  be- 
strichen. Die  (den  Tinitwas  benachbarten)  Capuri  und  Macusi  (in 
Guyana)  begruben  ihre  Häuptlinge  unter  Trauerklagen,  und  „wenn 
sie  hernach  dünkete,  dass  das  Fleisch  von  den  Beinen  nunmehr 
verzehret  und  abgefaulet  sei,  gruben  sie  alsdann  die  Gebeine 
wieder  auss,  welche  von  wegen  der  Nerven  und  Sahnen  noch 
zusammengehalten  wurden.  Dieses  geräifel  hencken  sie  in  ihre 
Häuser  auff,  darinnen  sie  gewohnt  haben  zu  einem  Gedächtniss, 
und  bestecken  den  Kopif  mit  allerley  schönen  Federn,  ihre  Arme 
aber  und  Beine  behencken  sie  mit  den  güldenen  Platten  und  an- 
derem Zirath,  so  sie  in  ihrem  Leben  gehabt  haben  und  lassen  sie 
also  hencken."     (Zu  Raleigh's  Zeit.) 

Nachdem  bei  den  Macusis  die  Leiche  (deren  Mund  und 
Ohren  von  dem  Paje  mit  Haaren  vollgestopft  sind)  in  das  Grab 
gelegt  ist,  werden  ihre  Besitzthümer  vor  der  Hütte  verbrannt') 
(s.  Schomburgk). 


^)  Der  hinter  dem  Vorhang  im  Tempel  (bei  den  Manazikes  am  Xarayes-See) 
Orakel  ertheilende  Mapon  oder  Priester  fliegt  in  den  Himmel,  ,,von  wannen  er  hernach 
in  den  Armen  der  Göttin  Quipoci  schlafend  zurückgekehret,  welche  mit  ziemlicher 
Melodie  verschiedene  Gesänge,  aber  ohne  sich  sehen  zu  lassen,  anstimmet,  indem  sie 
in  dem  Tabernackel  verborgen  steht.  Alsdann  bricht  das  Volk  in  das  grösste  Freuden- 
geschrei aus  und  bewillkommt  diese  gute  Göttin  mit  Titeln ,  welche  ihre  grosse  Zu- 
neigung und  Liebe  gegen  sie  ausdrücken.  Sie  antwortet  darauf  mit  grösster  Höflich- 
keit, nennt  sie  ihre  Söhne  und  saget,  dass  sie  ihre  wahre  Mutter  sey,  und  dass  sie  sie 
vor  dem  Zorn  der  Götter  beschützet,  welche  grausam  sind"  (s.  Muratori). 

2)  Unter  den,  die  Todten  begrabenden,  Algonkin  verbrannten  die  Ottawa  (wie 
Takhali  und  Kenaier).  In  Florida  wurden  nur  die  Zauberer  verbrannt  (statt  des  sonst 
üblichen  Begrabens).  Haben  die  heiraths fähigen  Mädchen,  welche  als  Fetischfrauen 
und  Priester  in  den  Tempel  zu  Badagry  versammelt  sind,  Kinder,  ,,they  were  called 
the  Fetich-children".  Conceptus  complexi  formantur  in  utero  rationalis  animae  nobilius 
et  generosius  per  semen  fidei  simplicis  et  incorruptae ,  quam  per  semen  philosophiae 
(Joh.  Gerson).  In  Brasilien  pflegten  die  Frauen  (nach  der  Geburt)  ihren  Gatten  in 
der  Hängematte,  und  (nach  Pero  de  Magalhanes)  cela  vient  de  ce  qu'elles  aiment  beau- 
coup  le  pere  de  leurs  enfants  et  quelles  desirent  lui  complaire  apres  s'etre  accouchees 
(s.  Ternaux-Compans).  Die  Wailwun  (like  the  Kamilaroi  im  nordwestlichen  Australien) 
have  four  family  names  of  men  and  four  of  women,  (Ippai,  Murri,  Kumbo  and  Kubbi, 
and  Ippatha,  Matha,  Budtha  and  Kubotha).  These  are  divided  into  Murui  or  Muruwi 
(Kangaroo),  Yuri  (Emu),  Tdhuru  (Brown  snake),  and  Kuraki  (Opossum).  These  are 
therefore  four  classes  of  Ippai,  namely  Ippai  muruwi,  Ippai  Yuri,  Ippa  tdhuru  and 
Ippai  Kuraki  and  so  of  others,  making   i6  classes  of  men  and  i6  of  women  (s.  Honery), 


934  zu  PERU. 

In  Caraque  (an  der  äquatorialen  Küste  Peru's)  „tenian  sobre 
las  Puertas  de  los  templos  unas  figuras  de  hombres,  con  una  ves- 
tidura  de  la  mesma  hechura  de  Almatica,  de  diacono"  (Barcia). 
In  jedem  Tempel  „hay  dos  figuras  de  bulta  de  cabrones  negros" 
(oder  auch  grosse  Schlangen),  und  in  einigen  (besonders  in  Pasao) 
,,en  todos  los  Pilares  de  ellos  tenian  hombres  y  nihos  crucificados 
los  cuerpos  ö  los  cueros  tan  bien  curados,  que  no  olian  mal,  y 
clavados  muchas  cabecas  de  Indios,  que  con  cierto  cocimiento 
las  consuman,  hasta  quedar  como  un  puho''.  Die  Jivaros  bewah- 
ren eine  Mumie  der  Feindesköpfe  „on  a  reduced  scale"  (s.  Orton), 
und  so  präpariren  sie  die  Mundrucus  (s.  Bates).  Die  mit  den 
Bathacos  gegen  die  Carlos  (unter  dem  Caziken  Machkarias) 
kämpfenden  Jeperos  hingen  die  abgeschnittenen  Köpfe  der  Feinde 
in  den  Tempeln  auf  (Schmidel).  Die  Fischer  verehrten  Bilder 
von  Haien,  die  Jäger  des  Wildes  u.  s.  w.  (in  Peru). 

Als  die  Spanier  die  Gräber  der  Inca  öffneten,  baten  die  In- 
dianer (wie  Zarate  erzählt)  nicht  die  Knochen  in  Unordnung  zu 
bringen,  damit  die  Todten  leicht  wieder  auferständen^). 

unter  zwei  Vorschriften,  ^that  a  man  cannot  take  a  wife  of  the  names  corresponding 
with  liis  own  and  that  parents  may  not  give  children  their  own  names"  (Bruder  oder 
.Schwester  mit  verschiedenen  Namen).  Die  Bewohner  der  Insel  Capul  hatten  den 
Brauch  (zu  Candeish'  Zeit),  dass  die  Knaben  ,, einen  zinnernen  Nagel  durch  das  Haupt 
des  männlichen  Gliedes  durchgestochen  haben  und  tragen.  Dieser  Nagel  ist  an  der 
Spitze  zertheilt  und  wird  unibgeschlagen  oder  gekrümbt,  der  Kopf  dess  Nagels  ist  ge- 
schaffen wie  ein  Krönlein,  die  Wunde  wächst  in  der  Jugend  wieder  zu,  ohne  dess 
Kinds  sonderliche  Schmertzen,  und  diesen  Nagel  können  sie  ab  oder  an  thun,  wenn 
es  von  nöhten  oder  ihnen  gefällig  ist  (1587).  Wegen  geübter  Sodomie  hatten  die 
Frauen  dieses  Gesetz  bei  ihrer  hohen  Obrigkeit  aussgebetten"  (s.  Frantz  Prettie).  ,,Es 
giebt  unter  den  Guaycurus  Männer,  die  in  allen  Stücken  Weiber  sein  wollen"  (Cudinas 
genannt),  sagt  von  Eschwege. 

1)  Resurgit  igitur  caro,  et  quidem  omnis  et  quidem  ipsa,  at  quidem  integra  (s. 
Tertullian).  In  Lafranc's  Elucidarium  findet  sich  auch  die  Frage,  „wie  es  bei  der 
Auferstehung  des  Fleisches  sich  mit  den  Haaren,  welche  wir  abrasiren,  und  mit  den 
Nägeln,  welche  wir  uns  abschneiden,  verhalte,  und  wie  es  mit  jenen  Menschen  stehe, 
welche  von  wilden  Thieren  gefressen  wurden"  (bei  Anseimus  Cant.).  Aus  dem  Ver- 
gleich des  Leibes  mit  dem  Samenkorn,  schliesst  Tertullian  einerseits  auf  die  Selbigkeit 
des  Leibes,  andererseits  auf  die  Verschiedenheit  seiner  Gestalt  (s.  Hauck).  Als  Baker 
in  der  religiösen  Disputation  (mit  Hülfe  von  Bari  und  eines  Latooka-Dolmetschers) 
das  Beispiel  des  Samenkorns  verwandte,  das  in  die  Erde  gepflanzt,  wieder  empor- 
wüchse, erwiederte  Commoro:  „Exactly  so,  that  I  understand.  But  the  original  grain 
does  not  rise  again,  it  rots  like  the  dead  man  and  is  ended,  the  fruit  produced  is  not 
the  same  grain ,  that  we  buried,  but  the  production  of  that  grain ,  so  it  is  with  man, 
I  die  and  decay,  and  am  ended,  but  my  children  grow  up,  like  the  fruit  of  the  grain. 


KÖRPERSEELE.  935 

Ueber  die  peruanischen  Ansichten  vom  Tode  bemerkt  Gar- 
cilasso  de  la  Vega:  Tuvieron  los  Incas  Amautas  que  el  hombre 
era  compuesto  de  cuerpo  y  anima,  que  el  anima  era  espiritu  in- 
mortal,  y  que  el  cuerpo  era  hecho  de  tierra,  porque  le  veian 
convertirse  en  ella,  y  asi  le  llaman  allpacamasca,  que  quiere  decir 
tierra  animada;  y  para  diferenciarle  de  los  brutos  le  llaman  runa, 
que  es  hombre  de  entendimiento  y  racion,  y  a  los  brutos  en  co- 
mun  dicen  llama,  que  quiere  decir  bestia.  Dieronles  lo  que  lla- 
man   anima    vegetativa   y   sensitiva,    porque    les    veian    crecer  y 

Some  men  have  no  children,  and  some  grains  perish,  without  fruit,  them  „all  are 
ended"  (1861).  ,,Wie  viel  Götter  werden  aus  diesem  Getreide  noch  hervorwachsen",  meinte 
(mit  dem  Gedanken  an  die  Hostie  bei  einem  Kornfeld  vorübergehend)  der  Kaiser,  dem 
Gregor  IX.  den  Ausspruch  „de  tribus  impostoribus"  zuschrieb  (und  das  Gami-el-Tawarich 
die  Bezeichnung  christlicher  Polytheisten  Jerusalem's  als  Schweine).  Dicebant  non 
aliter  esse  corpus  Christi  in  pane  altaris,  quam  in  alio  pane  (Amalricani  des  Amalrich 
von  Bena).  Am  Ende  des  grossen  Cyclus  (Zoroaster's)  les  morts  ressuscitront  en 
Corps  et  en  äme  (Lajard).  Damit  der  Geist  (Fanahy)  der  in  der  Ferne  Verstorbenen 
nicht  ruhelos  umherschweife  (mit  Eulen  und  wilden  Katzen),  errichten  die  Madagassen 
in  der  Heimath  ein  Kenotaph  oder  leeres  Grab  (s.  Sibreej,  Nach  Oldfield  sind  alle 
Gespenster  (Ing-nas)  in  Australien  abgeschiedene  Seelen.  Nach  fünf  Generationen 
wird  die  Ahnentafel  der  Chinesen  nicht  länger  verehrt,  da  die  Seele  dann  zur  Be- 
lebung eines  neuen  Körpers  zurückgekehrt  ist  (s.  Doolittle).  Von  den  (den  zum 
Himmel  aufgestiegenen  Jungfrauensohn  in  der  Sonne  verehrenden)  Maziken  oder  Mana- 
ziken  (am  See  Xarayes)  wird  die  Unsterblichkeit  „geglaubet,  denn  sie  halten  da- 
für, dass  die  Seelen  von  ihren  Priestern  (Mapon)  in  den  Himmel  übertragen  werden, 
um  daselbst  ewig  in  der  Freude  zu  leben.  Um  einen  Dienst  von  so  grosser  Wichtig- 
keit denselben  armen  Seelen  zu  erweisen,  macht  der  Mapon  keine  Schwierigkeiten, 
die  Post  gegen  das  Paradies  zu  nehmen.  Das  Land,  durch  welches  er  reisen  muss, 
bestehet  aus  lauter  Wäldern,  Bergen  und  Thälern ,  durch  welches  verschiedene  tiefe 
Flüsse  laufen.  Einer  von  diesen  sollte  grösser  sein,  als  die  übrigen,  und  man  solle 
zu  ihm  nach  einer  Reise  von  etlichen  Tagen  gelangen  und  über  denselben  auf  eine 
Brücke  von  Holz  gehen,  zu  dessen  Bewachung  ein  Gott,  Namens  Tatutis  steht"  (die 
Seele  zu  reinigen  vor  dem  Eintritt  in  das  Paradies,  wo  von  Gummi,  Honig  und  Fischen 
gelebt  würde).  Die  Mannacicas  (im  Norden  von  S.  Xavier  und  im  Osten  und  Süden 
des  Tapacunes)  werden  zu  den  Chiquitos  gerechnet  (wie  Zamuca,  Morotoco,  Sara- 
veca  u.  A.  m.).  Los  Scyris  ö  Reyes  de  Quito  se  sepultaban  todos  en  uno  solo  muy 
grande,  fabricado  de  piedra  con  figura  cuadrada  piramidal,  cubierta  de  tanta  piedra  y 
tierra  que  hacia  una  pequena  montana.  La  puerta  hacia  el  Oriente  cerrada  con  pared 
doble,  solo  se  abria  en  la  muerte  de  alguno  de  ellos.  Estaban  sus  cuerpos  embalsa- 
mados,  colocados  en  contorno  con  sus  insignias  reales  y  el  tesoro  y  alhajas,  que  cada 
cual  mandaba  que  se  pusiese.  Sobre  cada  uno  correspondia  un  agujero  ö  pequeiio 
nicho,  donde  representado  en  una  pequena  figura  de  barro,  piedra  ö  metal,  tenia  en  la 
oquedad  de  ella  las  piedrecillas  de  diversos  tamanos  y  colores,  que  denotaban  la  edad, 
los  anos  y  los  meses  de  su  reinado.  Los  vasallos  de  esta  nacion  acostumbraban  las 
tolas  (s.  Velasco). 


936  zu  PERU. 

sentir,  pero  no  la  racional.  Creian  que  habia  otra  vida  despues 
de  esta,  con  pena  para  los  malos  y  descanso  para  los  buenos. 
Dividian  el  universo  en  tres  mundos:  llaman  al  cielo  hanan  pacha, 
que  quiere  decir  mundo  alto  donde  decian  que  iban  los  buenos  ä  ser 
premiados  de  sus  virtudes:  llamaban  hurin  pacha  ä  este  mundo 
de  la  generacion  y  corrupcion,  que  quiere  decir  mundo  baxo; 
llamaban  ucu  pacha  al  centro  de  la  tierra,  que  quiere  decir  mundo 
inferior  de  alla  abaxo,  donde  decian  que  iban  ä  parar  los  malos; 
y  para  declararlo  mas,  le  daban  otro  nombre,  que  es  ^upaypa 
huacin,  que  quiere  decir  casa  del  demonio.  No  entendian  que  la 
otra  vida  era  espiritual  sino  corporal  como  esta  misma.  Decian 
que  el  descanso  del  mundo  alto  era  vivir  una  vida  quieta,  libre 
de  los  trabajos  y  pesadumbres  que  en  esta  se  pasan.  Y  por  el 
contrario,  tenian  que  la  vida  de  mundo  inferior,  que  llamamos 
infierno,  era  llena  de  todas  las  enfermedades,  dolores,  pesadumbres 
y  trabajos  que  acä  se  padecen,  sin  descanso  ni  contento  alguno. 
De  manera  que  esta  misma  vida  presente  dividian  en  dos  partes : 
daban  todo  el  regalo,  descanso  y  contento  de  ella  a  los  que  ha- 
bian  sido  buenos,  y  las  penas  y  trabajos  ä  los  que  habian  sido 
malos.  No  nombraban  los  deleytes  carnales  in  otros  vicios  entre 
los  gozos  de  la  otra  vida,  sino  la  quietud  del  animo  sin  cuidados, 
y   el  descanso  del  cuerpo  sin  los  trabajos  corporales. 

Tuvieron  asimismo  los  Incas  la  resurreccion  universal,  no  para 
gloria  ni  pena,  sino  para  la  misma  vida  temporal,  que  no  levan- 
taron  el  etendimiiento  ä  mas  que  esta  vida  presente.  Tenian  gran- 
disimo  cuidado  deponer  en  cobro  los  cabellos  y  uhas  que  se 
cortaban,  tresquilaban  6  arrancaban  con  el  peyne:  ponianlos 
en  los  agujeros  o  resquicios  de  las  paredes;  y  si  con  el  tiempo 
se  caian,  qualquiera  otro  Indio  que  los  veia  los  alzaba  y 
ponia  a  recaudo.  Muchas  veces,  por  verlo  que  decian,  pregunte 
ä  diversos  Indios  y  en  diverses  tiempos  para  que  hacian  aquello, 
y  todos  me  respondian  unas  mismas  palabras,  diciendo:  sabete 
que  todos  los  que  hemos  nacido  hemos  de  volver  ä  vivir  en  el 
mundo,  no  tuvieron  verbo  para  decir  resucitar,  y  las  sepulturas 
con  todo  lo  que  fue  de  sus  cuerpos,  y  porque  las  nuestras  no  se 
detengan  buscando  sus  cabellos  y  unas,  que  ha  de  haber  aquel 
dia  gran  bullicio  y  mucha  priesa,  se  las  ponemos  aqui  juntas 
para  que  se  levanten  mas  ayna;  y  aun  si  fuera  posible  habiamos 
de  escupir  siempre  en  un  lugar.  Francisco  Lopez  de  Gomara, 
capitulo  ciento  veinte  y  cinco,    hablando    de    los   entierros   que  ä 


AUFERSTEHUNG.  937 

los  reyes  y  ä  los  grandes  senores  hacian  en  el  Peru  dice  estas 
palabras,  sacadas  ä  la  letra :  Quando  los  Espanoles  abrian  estas  se- 
pulturas  y  desparcian  los  huesos,  les  rogaban  los  Indios  que  no 
lo  hiciesen,  porque  juntos  estuviesen  al  resucitar:  ca  bien  creen 
la  resurreccion  de  los  cuerpos  y  la  inmortalidad  de  las  almas  etc. 
Pruebase  claro  lo  que  vamos  diciendo,  pues  este  autor  con  escri- 
bir  en  Espana  sin  haber  ido  ä  Indias,  alcanzö  la  misma  relacion. 
El  Contador  Agustin  de  Zarate,  libro  primero,  capitulo  doce,  dice 
en  esto  casi  las  mismas  palabras  de  Gomara,  y  Pedro  de  Cieza, 
capitulo  sesenta  y  dos,  dice,  que  aquellos  Indios  tuvieron  la  in- 
mortalidad del  anima  y  la  resurreccion  de  los  cuerpos.  Estas  auto- 
ridades  y  la  de  Gomara  halle  leyendo  estos  autores,  despues  de 
haber  escrito  yo  lo  que  en  este  particular  tuvieron  sus  parientes 
en  SU  gentilidad,  holgue  muy  mucho  con  ellas,  porque  cosa  tan 
agena  de  gentiles  como  la  resurreccion  pareceria  invencion  mia 
no  habiendola  escrito  algun  Espahol.  Y  certifico  que  las  halle 
despues  de  haberlo  yo  escrito;»  porque  se  crea  que  en  ninguna 
cosa  de  estes  sigo  ä  los  Espanoles,  sino  que  quando  los  hallo 
huelgo  de  alegarlos  en  confirmacion  de  lo  que  he  oido  ä  los  mios  de 
SU  antigua  tradicion.  Lo  mismo  me  acaeciö  en  la  ley  que  habia 
contra  los  sacrilegos  y  adülteros  con  las  mugeres  del  Inca  6  del 
sol,  que  adelante  veremos,  que  despues  de  haberla  yo  escrito  la 
halle  acaso  leyendo  la  historia  del  contador  general  Agustin  de 
Zarate,  con  que  recibi  mucho  contento  por  alegar  ä  un  caso  tan 
grave  un  historiador  Espahol.  Cömo  ö  por  que  tradicion  tuviesen 
los  Incas  la  resurreccion  de  los  cuerpos,  siendo  articulo  de  fe,  no 
lo  se,  ni  es  de  un  soldado  como  yo  inquirirlo,  ni  creo  que  se 
pueda  averiguar  con  certidumbre  hasta  que  el  Sumo  Dios  sea 
servido  manifestarlo :  solo  puedo  afirmar  con  verdad  que  lo  tenian. 
Todo  este  cuento  escribi  en  nuestra  historia  de  la  Florida,  sa- 
candola  de  su  lugar  por  obedecer  ä  los  de  la  Compahia  de  Je- 
sus, Miguel  Vazquez  de  Padilla,  natural  de  Sevilla,  y  Geronimo 
de  Prado,  natural  de  Ubeda  que  me  lo  mandaron  asi,  y  de  alli 
lo  quite,  aunque  tarde,  por  ciertas  causas  tiranicas,  ahora  lo  vuelvo 
ä  poner  en  su  puesto  porque  no  falte  del  edificio  piedra  tan 
principal;  y  asi  iremos  poniendo  otras  como  se  fueren  ofreciendo, 
que  no  es  posible  contar  de  una  vez  las  niherias  ö  burlerias  que 
aquellos  Indios  tuvieron,  que  una  de  ellas  fue  tener  que  el  alma 
salia  del  cuerpo  mientras  el  dormia;  porque  decian  que  ella  no 
podia  dormir,  y   que   lo   que   veia   por  el  mundo    eran    las    cosas 


938  zu  PERU. 

que  decimos  haber  sonado.  Por  esta  vana  creencia  miraban  tanto 
en  los  suenos  y  los  interpretaban,  diciendo  que  eran  agiieros  y 
pronösticos  para  conforme  ä  ellos  temer  mucho  mal  ö  esperar 
mucho  bien.  „Die  Indier  zu  Peru  glauben  in  gemein,  dass  die 
Seelen  unsterblich  seyen  und  dass  die  frommen  das  ewige  Leben, 
die  bösen  aber  eine  ewige  Verdammnuss  erlangen  werden,  der- 
halben  sind  sie  zu  Anwendung  dieses  Artickel's  leichtlich  zu 
bewegen.  Doch  wussten  sie  nicht,  dass  die  Leiber  mit  den 
Seelen  widerumb  aufferstehen  selten,  umb  welcher  Ursach  willen, 
sie  grossen  Fleiss  ankehrten,  damit  sie  nur  die  Leiber  lang  un- 
versehrt behalten  möchten.  Die  Nachkommen  haben  solche 
Körper  mit  Kleyder  behängt,  sie  thäten  ihnen  auch  Opffer, 
sonderlich  den  Königen  Ingas."  Ein  Todesfall  wird  bei  den 
Patochos  und  Maconis  beheult  (mit  folgendem  Gesang).  „  Sie 
begraben  alsdann  den  Leichnam  und  geben  ihm  zu  essen  mit 
in's  Grab,  sowie  auch  Bogen  und  Pfeile.  Hieraus  muss  man 
schliessen,  dass  sie  an  eine  P'ortdauer  nach  dem  Tode  glauben" 
(s.  Eschwege).  Die  Indianer  in  Paraguay  „halten  ihre  Seelen 
für  unsterblich,  welches  daraus  erhellet,  dass  sie  in  das  Grab  der 
Verstorbenen  einige  Speisen  und  ihre  Bogen  und  Pfeile  legen, 
damit  sich  dieselben  in  dem  andern  Leben  ihren  Unterhalt  mit  der 
Arbeit  ihrer  Hände  gewinnen  können,  und  ihnen  der  Wille  nicht 
wieder  komme,  in  diese  Länder  zurückzukehren"  (s.  Muratori). 

Als  Bewohner  des  Chaco  werden  aufgführt  (s.  Arenales) : 
Cuatugues,  Chaponas,  Ayaquinues,  Choconocos,  Corometetes,  Ibi- 
rayas,  Camoyenos,  Samaquionos,  Saracutus,  Ibirayaras,  Tarundues, 
Socondues,  Sopri,  Ayusequitere,  Manioponos,  Boapuno,  Coromete, 
Guaraconos,  Pareraguanos,  Taparunas,  Pororenos,  Gonotos,  Guan- 
riquinos,  Chilicutiques,  Esquinos,  Guorotonos,  Tacanos,  Yoboonos, 
Iririguanaes,  Pildores,  Coramaes,  Cureres,  Bayaigratonos,  Apinos, 
Mosionos,  Bocoos,  Bayatues,  Layanos,  Tobas,  Mataguayes,  Cumuyu- 
nos,  Pereguanos,  Gueroyenos,  Mocaranis,  Marapanos,  Maquionos 
Motites,  Coroconos,  Chirionos,  Guaycuros,  Guatrates,  Guaicurutis, 
Payaguas,  Chuquinatas,  Tonocotes,  Lules,  Chiriguanas,  Queanaes, 
dann  (1764):  Aglayqui,  Inianidi,  Pacatagotqui,  Questaidi  (als  To- 
bas), Lobacas,  Atalalas,  Vilelas,  Mocobies,  Bennogodi,  Jequetalin, 
Exagantin,  Pataquin ,  Yecomitas,  Malvalaes,  Ocoles,  Chunupies, 
Yoes,  Mataguayos,  sowie  Matacos,  Abipones,  Bejoses  u.  s.  w.  Die 
Guaranis,  Aquitequedichagas,  Ninaquiguilas ,  Guanäs,  Mbayäs, 
Lenguas,  Machicuys,  Enimagas,  Guentuse,  Tobas,  Petilagas,  Agui- 


cHAco.  939 

lot  (oder  Aquilotes),  Mocobis,  Abipones,  Vilelas,  Chumipis  (Chu- 
nupis)  und  Guaicurues  werden  von  Azara  als  die  hauptsächlichsten 
Stämme  im  Gran  Chaco  bezeichnet. 

Nachdem  Cabot  den  Paraguay  bis  zum  Rio  Bermejo  hinauf- 
gefahren (1528),  Hess  Mendoza  durch  Ayolas  das  Fort  Corpus 
Christi  oder  Buena  Esperanza  am  Parana  erbauen.  Dann  wurde 
Assumpcion  gegründet  (1536),  und  Ayolas  drang  durch  den  Chaco 
in  das  Gebiet  der  Chiquitos  nach  Peru  vor  (1538),  sowie  Irala  (1548), 
bis  zum  Fluss  Guapay,  von  dem  Chaves  (1557)  bis  in  die  Llanos 
von  Guelgorigota  zog  und  darauf  St.  Cruz  de  la  Sierra  gründete 
(1560),  von  Mendoza  berührt,  auf  seinem  Zuge  nach  Chuquisaca 
(1564).  Der  in  Verfolgung  des  Paraguay  (unter  Nichtberücksichti- 
gung des  Bermejo  und  Pilcomayo)  bedingte  Umweg  wurde  noch 
1576  von  Chuquisaca  aus  durch  Zaray  eingeschlagen,  während 
sich  mit  Besetzung  des  bereits  von  Almagro's  Truppe  erreichten 
lujuy  und  (unter  Vaca  de  Castro  mit  Diego  de  Rojas'  Sendung) 
Tucuman's'  der  Weg  über  Cordova  eröffnete,  dem  Tristan  Tejada 
(unter  Zarate)  nach  Buenos  Ayres  folgte  (1595).  Penedo  unter- 
nahm die  Erforschung  des  Chaco  (1670),  wie  Urizar  (1710),  Mon- 
tiel  (1721),  Espinosa  y  Davila  (1759),  Matorvas  (1774). 

Um  die  durch  den  Chaco  unterbrochene  Verbindung  mit  den 
Missionen  der  Chiquitos  einzuleiten,  schiffte  der  Jesuitenpater  Arce 
(1701)  den  Paraguay  hinauf,  bis  zum  See  de  los  Xarayes  (s.  Mu- 
ratori).  „Bei  der  Mündung  dieses  See's  ist  die  grosse  Insul  Ore- 
jones  gelegen,  welche  vor  Zeiten  durch  eine  unbeschreibliche 
Alenge  Inwohner  bevölkert  wurde,  heut  zu  Tag*e  aber  eine  wüste 
Einöde".  Auf  der  zweiten  Fahrt  (17 15)  wurde  die  Landreise  nach 
den  Chiquitos  unternommen  (unter  Zusammentreffen  mit  dem  Pater 
Baptist  von  Zea).  Die  auf  Muratori's  Karte  an  das  Westufer  des 
See's  Xarayes  gesetzten  Guarayos  oder  Guarajuz  am  Rio  St.  Miguel 
(zwischen  Chiquitos  und  Moxos),  seien  ihren  Traditionen  nach  (s. 
Martius)   aus  Südwesten  (Paraguay)  gekommen. 

Der  aus  den  Sete-Lagoas  (auf  einem  Joche  des  Pari-Gebirges) 
entspringende  Paraguay  nimmt  (nach  den  Zuflüssen  des  Diaman- 
tino, Preto,  Sipotuba  und  Jauru)  aus  dem  rechtufrigen  Seiten- 
gebirge (der  Serra  dos  Dourados  mit  Insua  im  Norden  und  Chay- 
nez  im  Süden),  die  Zuflüsse  des  See's  Oberaba  (sowie  des  Gahiba 
und  Mandiore)  auf,  und  dann  (nach  Aufnahme  des  Tacoary,  Mon- 
dego und  Rio  Queima)  wird  bei  Fecho  dos  Morros  (auf  der  Grenze 
Brasiliens  und   Paraguay's)  während  des  Hochwassers  ein   perio- 


940  zu    PERU. 

disches  Meer  gebildet,  von  den  ersten  Entdeckern  (s.  Macedo)  der 
See  Xaraes  genannt. 

Von  den  (in  Töpferei  und  Weberei  geschickten)  Parexis  (in 
Matto  grosso),  heissen  die  im  Sumpfgebiet  des  Paraguay  Wohnenden 
(am  Tupi)  Jarayes  oder  Herren  (Jara)  des  Wasser's  (Yg  oder  Hy). 

Wie  bestimmte  Gipfel  der  Serra  dos  Dourados,  mit  dem  Rio 
dos  Dourados  oder  (nach  St.  Hilaire)  Douradinho,  wird  der  Ein- 
gang in  den  grossen  See  Uberaba  (Oberaba)  von  den  (mit  den 
Parexis  in  Matto  Grosso  benachbarten)  Guatos  (mit  klar  entwickel- 
tem Zahlensystem)  heilig  gehalten. 

Die  (wie  an  der  Quelle  des  Tacoary  und  Araguaya)  am 
Paraguay  und  dem  See  Uberava  (Gaiva,  Jany  u.  s.  w.)  wohnenden 
Guatos  oder  Vuatos  werden  als  heller  Farbe  beschrieben:  „Ihre 
Gesichtszüge  sind  von  angenehm  regelmässigem  Schnitt,  eine 
Habichtsnase,  grosse,  offene,  am  äusseren  Rande  nicht  hinaufge- 
zogene Augen,  die  Frauen  sind  schön,  doch  von  melancholischem 
Ausdruck"  (s.  von  Martius).  Die  Lagune  Uberaba  (an  der  Serra 
de  San  Fernando),  zwischen  welcher  und  dem  See  Gaiba  (Gaiva) 
die  Hauptsitze  der  Guatos  angegeben  werden  (s.  Moure),  steht  in 
der  Ueberschwemmung  mit  dem  Meer  von  Xarayes  in  Verbindung. 
In  den  wilden  Kämpfen  der  Mamelucos  oder  Paulistas  mit  den 
Payaguas  (auf  den  Elüssen)  und  (berittenen)  Guaycurus  zu  Lande 
bedrängt,  wurden  Reste  der  Guatos  (mit  den  Quinquinadas- In- 
dianern) von  dem  Gouverneur  Pareira  e  Caceres  (1775)  in  der 
Ansiedlung  von  Albuquerque  vereißigt. 

Indem  die  Eldorado-Sage  Paititi's  auch  den  See  von  Jarayes 
und  im  Besondern  die  Lagune  Oberaba  (mit  der  Serra  dos  Dou- 
rados) umschwebt,  so  reflectirt  sich  in  den  durch  sprachliche  Fäden 
(s.  Martius)  mit  östlichen  Malali  verknüpften  Guatos,  sowie  in  den, 
den  lichten  Herren  in  der  Sonne  verehrenden,  Manazikas  ein 
Kettenglied  derartiger  Wanderungen,  die  auf  den  —  in  Zügen  der 
Conquistadores  aus  dem  Süden  sowohl,  wie  während  der  (die 
Missionen  am  Rio  Guapay  erreichenden)  Streifjagden  der  Mame- 
lucos gefolgten  —  Wegen  nach  Westen  führen  konnten,  auf  solche 
Punkte  des  Hochlandes,  von  w^o  eine  Verlängerung  bis  zum  Titi- 
caca  (Chuquito  der  Chiquitos)  thatsächlich  nachweisbar  bleiben 
würde,  um  den  in  dortiger  Geschichte  unvermittelt  hervortauchen- 
den Culturgenius  aus  seinen  natürlichen  Wurzeln  erwachsen  zu 
sehen. 


ANHANG 


Auffällig  wird  die  vmbestimmte  Namensschreibung  erscheinen,  die  ausserdem  leider 
noch  durch  mannigfache  Druckfehler!)  vermehrt  wird.  Hiervon  abgesehen  war  ich  eine 
Zeitlang  über  das  zu  befolgende  Princip  schwankend,  konnte  indess,  unter  der,  mit 
längerer  Ueberlegung  zunehmenden  Vielfachheit  der  Für  und  Wider,  zu  keiner  festen 
Entscheidung  gelangen,  und  trotz  aller  Einwürfe,  wozu  somit  Anlass  geboten  sein 
mag,  hatte  es  bei  solcher  Unentschiedenheit  zu  verbleiben.  So  förderlich  die  allmälig 
anerkannten  Bestrebungen  nach  Richtigschreibung  der  Fremdwörter  sich  mehr  und 
mehr  erweisen  müssen,  so  bleibt  doch  zunächst  selbstverständlich  immer  erst  die  Frage 
nach  der  Richtigkeit  dieser  jedesmaligen  Richtigschreibung  selbst  zu  beantworten,  und 
damit  mag  man  es  nun  mitunter  wieder  etwas  allzu  leicht  nehmen. 

So  lange  wir  uns  innerhalb  der  arischen  oder  semitischen  Sprachfamilie  bewegen, 
auf  einem  durch  tausendjährige  Studien  kritisch  gesäuberten  Boden,  mit  festen  Regeln 
der  Grammatik  zum  Anhalt  und  geschichtliche  Reihen  von  Schriftdenkmälern  zur 
etymologischen  ControUe  ist  Alles  schön  und  gut,  und  die  Umschrift  je  nach  dem  ge- 
wählten Alphabete  gleichmässig  durchführbar.  Die  Anwendung  dieses  Principes  auf 
schriftlose  Sprachen,  selbst  wenn  sie  bereits  von  Missionären  oder  Reisenden  eine  Art 
grammatischer  Durchbildung  erhalten  haben,  bedarf  jedoch,  wie  es  scheinen  dürfte, 
grösserer  Vorsicht,  als  durchschnittlich  darauf  verwandt  wird.  Das  Ohr  des  Missionars  2) 
wird  sich  durch  den  längeren  Aufenthalt  auf  seiner  Station  an  schärfere  Auffassung 
gewöhnen,  der  Durchreisende  dagegen,  welcher  eine  Sprache  nach  dem  Gehör  nieder- 
schreibt, wird  in  Folge  der  dialectischen  Schwankungen,  die  sich  im  Laufe  seiner 
Weiterwanderungen  ablösen,  selbst  ins  Schwanken  gerathen,    da  er  erst,    wenn  an  den 


)  unter  denen,  die  gerade  aiifgestossen  sind,  ist  zu  lesen,  z.  B. : 


S.     84,  Z.     3    V.   0.:  Chimo-Capac  st.  Chinco-Capae 
S.     95,  Z.  10  V.  u. :  C'aziqueii  (Caziken)  st.  Cazibeii 
S.     95,  Z.  11  V.  11.:  Piura  statt  Puera 
S.  161,  C:  Caxamarca  st.  Caxamorca 

S.  ISl,  C:  Pampas  st.  Paapas 

S.  181,  Z.  18  V.  u  :  Cueva  st.  Cuvea 
S.  181,  Z.  17  V.  o. :  Tonatik  st.  Tonalik 
S.  388,  Z.     5  V.  0.:   Xicalancos  st.  Xicaloncas 
S.  414,  Z.     4  V.  o.:  Tamoanchan  st.  Tamoanclan 
u.  s.  w.  u.  s.  w. 

Die  Weclisel  der  deutschen  Namea  (Federniann,  Ilutten,  Dalfiiigcr)  Lei  spanischen  Chronisten  rectificiren 
sich  von  selbst.  Sclimiedel,  der  die  im  Jahre  1534  (nach  Ruy  Diaz)  ausgcsaudte  Expedition  begleitete, 
ist  neuerdings  auf  Schmidt  zurückgeführt. 

2)  La  padres  Jesuitas  (Paraguay)  vfvieron  mas  de  veinte  anos  en  cluse  de  curos  doctrineros,  entre 
los  Tobas  PitilaynP,  Abipcnes,  Mocolus,  Albnyns,  Pampasy  Minuanes,  sin  poder  formar  una  gramätica 
ni  catccismo  eu  tales  lenguas  (todos  6  casi  todos  los  citados  idiomas  usan  de  sonidos  que  no  pueden 
cscribeise  con  nuestro  alfabeto). 


S.  4,  Z.  11  V.  u.:  Collao  statt  Colloa 

S.  20,  Z.     1  V.  o.:  Cliibchas  st.  Chibehas 

S.  21,  Z.     8  V.  u. :  Chordeleg  st.  Chordeley 

S.  3G,  Z.  17  V.  o. :  Maranou  st.  Maration 

S.  36.  Z.  18  V.  0.:  Indianer  st.  iudianor 

S.  44,  Z.  19  V.  0.:  Guamachuco  st.  Guamachuo 

S.  44,  Z.     7  X.  u. :  Collasuyu  st.  Collosuyu 

S.  75,  Z      1  V.  u.:  Kavarrete  st.  Wavarrcte 

S.  78,  Z.     4  V.  u. :  Cabo  st.  Cabe 


944  ANHANG. 

Endpunkt  angelangt,  den  erforderlichen  Ueberblick  besitzt,  um  die  Revision  zu  be- 
ginnen, die  jenes  Ende  zum  Anfangspunkt  machen  und  ihn  zu  einer  nochmaligen, 
wenn  nicht  mehrmaligen,  Wiederholung  seiner  Route  zwingen  würden.  Ohne  solch  er- 
neute Controlle  bleibt  es  von  der  Willkür  des  Zufalls  abhängig,  welche  aus  den  dialecti- 
schen  Nüancirungen  als  die  leitende  Richtschnur  angenommen  und  somit  die  übrigen 
nach  den  dadurch  aufgestellten  Regeln  ummodelliren  wird.  Ist  nun  dieser  Schritt 
einmal  gethan,  so  hat  sich  dadurch  eine  Orthographie  fixirt,  welche,  M'enn  unrichtig  ge- 
wählt, die  den  ersten  Versuchen  gewöhnlich  mehr  oder  weniger  anhaftenden  Fehler  zu 
stereotypen  macht,  und  das  wissenschaftliche  Studium  der  Sprache  insofern  schädigend, 
weil  die  natürlichen  Etymologien  verschiebend  oder  verdeckend.  Auf  die  in  alliteri- 
renden  und  assonirenden  Sprachen  nahe  liegenden  Verwirrung  oder  Missverständnisse 
(von  den  Tonsprachen  gar  nicht  zu  reden),  ehe  man  nicht  an  den  Geist  des  Sprach- 
Organismus  selbst  eingedrungen  ist,  wird  es  kaum  eines  Hinweises  bedürfen. 

Im  Ganzen  also  sollte  diese  wichtige  Operation  sprachlicher  Formgestaltung  nur 
von  der  geschickten  Hand  eines  dafür  berufenen  Sprachforschers,  der  seine  ganze 
Kraft  und  Thätigkeit  auf  ein  bestimmtes  Feld  zu  concentriren  Zeit  und  Neigung  hat, 
vorgenommen  werden,  um  sonst  nicht  etwa  die  gebotene  Bequemlichkeit  leichterer 
Handhabung  mit  der  Trübung  des  genetischen  Einblicks  erkaufen  zu  müssen.  Unter 
den  Sprachen  der  wandernden  Indianerstämme  Americas  haben  besonders  die  der  Ver- 
einigten Staaten  (seit  Duponceau,  Gallatin  und  ihren  Nachfolgern)  mancherlei  Durch- 
arbeitungen erfahren,  die  südlichen  sind,  das  Tupi  ausgenommen!)  in  den  neuerdings 
zum  Theil  wieder  veröffentlichten  Arbeiten  der  alten  Missionäre,  spärlicher  bedacht. 

Die  gründlichste  Behandlung  ist  unter  den  Sprachen  des  westlichen  Continentes 
der  mexicanischen  zu  Theil  geworden,  mit  dem  umfassenden  Apparate  der  langjährigen 
Studien,  welche  Prof.  Buschmann  ^j  zu  veröffentlichen  noch  beschäftigt  ist.  Für  die 
Sprache  des  südlichen  Culturvolkes,  das  peruanische,  sind  besonders  (im  Anschluss  an 
Domingo  de  San  Tomas  Antonio  Ricardo,  Diego  de  Torres  Rubio,  Juan  Martine/, 
Gonzalez  Holguin,  Alonso  de  Huerta,  Juan  Roxo  Mexia  y  Ocon,  Estevan  Sancho  de 
Melgar  u.  A.  m.)  Markham  und  Tschudi  zu  nennen,  für  Colombien  die  in  der  Heraus- 
gabe begriffene  Colleccion  Uricoechea's  (für  das  Chibcha  auf  Lugo  basirend),  während 
für  Centralamerica  die  Dr.  Berendt's  in  Aussicht  stehen  (und  Vorarbeiten  geliefert  sind). 

Mit  diesen  Hülfsmitteln  zu  Gebote,  hätte  nun  allerdings  an  Vorzeichnung  eines 
selbstständigen  Weges  gedacht  werden  können,  während  eine  directe  Nachfolge  sich 
etwa   nur    für    die   aztekische  Sprache  empfehlen  würde,    wenn    die  Arbeiten    darüber 


^)  Marteus    folgt    in    der    Schreibung    des    Tupi    der    in    dem  Wörterbuch    „diccioiiario  portuguez   e 

brazileiro"  (Lisboa  1795)  gehrauchten,  woneben  besonders  A.  Gon^alvez  Dias  e  K.  Ferreira  Franc;a:  diccio- 

nario  da  Lingua  Tuj)y  e  Chrestomatliia  da  Lingua  brazilica  (1858  —  59)  der  Beachtung  empfohlen  wird. 
■^)  Ueber  die  aztekischen  Ortsnamen  (Berlin  185:5). 

Die  Sprachen  der  Kisch  und  Ketele  von  ]N'eu-Californien    (B.   185G). 

Die  Pima-Sprache  und  die  Sprache  der  Koloschen  (B.  1857). 

Die  Völker  und  Sprachen  Neu-Mexicos  und  der  Westseite  des  britischen  >'ord-Amerika  (B.  1858). 

Der  athapaskische  Sprachstamm  (B.  1856). 

Das  Apache  als  eine  athapaskische  Sprache  (B.  1856). 

Die  Lautveränderungen  aztekischer  Worte  in  den  sonorischen  Sprachen  (B.  1857). 

Die  Spuren  der  aztekischen  Sprache  im  nördlichen  Mexico  und  höheren  americauischeu  Korden.  Zu- 
gleich eine  Musterung  der  Völker  und  Sprachen  des  nördlichen  Mexico  und  der  Westseite  ISord- 
Amerikas  von  Guadalaxara  an  bis  zum  Eismeer  (B.  1859) 

Grammatik  der  Sonorischen  Sprachen,  vorzüglich  des  Tarahumara,  Tepeguana,  Cora  und  Cahiti  (B.  1804). 

Die  Verwandtschaftsverhältnisse  der  Athapaskischen  Sprachen  (ß.  1863). 

Svstematische  Worttafel  des  Athapaskischen  Sprachstammes  (B.  1849). 


ANHANG. 


945 


bereits  ihren  Abscliluss  erhalten  hätten,  der  die  linguistische  Literatur  mit  einem  seltenen 
Fundamentalwerk  zu  bereichern  verspricht.  Auch  einigen  der  andern  Führer  würde 
man  sich  mit  guter  Zuversicht  haben  anvertrauen  können,  um  Prinzipien  für  die 
Rechtschreibung  der  Namen  zu  entwerfen,  und  so  darin  eine  Gleichartigkeit,  für  das 
vorliegende  AVerk  wenigstens,  herzustellen. 

Wenn  dieses  nicht  geschah,  so  ist  der  Grund  ein  sehr  einfacher,  aber  desto  ent- 
scheidenderer, nämlich  Mangel  an  Zeiti).  Vor  der  Kritik  gilt  dieser  Grund  im  All- 
gemeinen für  kein  stichhaltiger,  er  wird  aber,  wohl  oder  übel,  in  diesem  Falle  wenig- 
stens, soweit  zuzvilassen  sein,  als  es  sich  um  ein  Entweder  —  Oder  handelte,  entweder 
so    oder  gar  nicht. 

Und  da,  was  immer  zu  geschehen  hat,  ganz  geschehen  muss,  Halbheiten  dagegen 
stets  ihre  Bedenken  haben  und  schlechte  Nachwirkungen,  so  musste  mir  auch  für  die 
Namensschreibung  ein  solches  Entweder  —  Oder  gelten.  Indem  ich  von  Vornherein 
darauf  zu  verzichten  hatte,  die  erforderliche  Müsse  zu  gewinnen,  um  mich  in  wenigstens 
ein  halbes  Dutzend  Sprachen  mit  derjenigen  Gründlichkeit  und  Sorgfalt  hineinzu- 
arbeiten, in  deren  Bewusstsein  sich  überhaupt  erst  die  Berechtigung  zu  authoritativem 
Mitsprechen  erwirbt,  so  habe  ich  es  für  das  Beste  gehalten,  die  Sachen  zu  lassen,  wie 
sie  sind,  die  Namen  zu  geben,  wie  sie  sich  finden,  um  nicht  voreilig  das  Eine  oder 
Andere  zu  präjudiciren  und  ein  bereits  dunkles  und  verworrenes  Feld  durch  Ueber- 
klugheit  noch  dunkler  zu  verwirren.  Solche  Zurückhaltung  schien  um  so  mehr  ange- 
zeigt, weil  es  sich  zunächst  nur  um  einige  Beiträge  handelt,  die  bei  späteren  Vor- 
arbeiten für  die  alt-americanische  Geschichte  zur  Benutzung  stehen  könnten. 

Gewöhnlich  ergiebt  sich  im  Text  aus  der  direct  beigefügten  Quelle  oder  sonst 
aus  dem  Zusammenhang  in  der  Citation  die  Autorität,  auf  welche  sie  für  die  ei-- 
scheinende  Schreibform  zurückführt. 

Zur  Erleichterung  für  den  Leser  sind  einige  der  wechselnden  Namensformen  im 
Nachstehenden  zusammengestellt,  und  diejenige  Form,  bei  welcher  auf  eine  Autorität  ver- 
wiesen ist,  soll  dadurch  als  die  gebräuchlichste  gekennzeichnet  werden,  wie  auch  in 
gesperrter  Schrift. 

Dann  folgen  einige  der  von  Buschmann  gegebenen  Erklärungen  im  Mexicanischen, 
andere  aus  der  Chibcha-Sprache,  und  ein  für  gleiche  Zwecke  verwendbares  Wortver- 
zeichnisss,  das  aus  Markham's  Quechua-Sprache  entnommen  ist,  sowie  Bemerkungen 
über  die  ausgestorbene  Sprache  der  Antillen. 


Verschiedene  Schreibweisen : 
Abiba,    Abibe  [Ilerrera],   Abibeyba,  Abi- 

eiba. 
Acolhuas     [Clavigero),     Aculhuas ,     Acol- 

hoaques. 
Alcay-Vilca,  Alco-Vilca,  AUca-Veyca. 
Amaquemecan  {Clavigero),  Amaquene. 
Anzerma,  Anserma,  Ancerma. 
Atun,  Hatun. 
Azcapozalco      [Clavigero],      Atzaputzalco, 


Atzcaputzcalco,    Azapuzalco,    Azcapu- 
zalco,  Acapozalco,  Acapuzalco. 

Balam  -  Quitze  ,      Balanquich,      Balam- 

quiche. 
Butios,  Bucios,  Butyos. 

Cachiquel,  Kachiquel  [Juarros),   Cachequil, 
Cakchiquel,  Zakchiquel. 


1)  Da  das  Werk  spätestens  April  1878  abzuscl.liessen  hatte,  blieb  mir  seit  meiner  Rückkehr  Ende 
August  1876,  für  diese  zwei  Bände  nur  eine  beschränkte  Zeit,  die  ausserdem  durch  andere  Arbeiten 
um  so  mehr  verkürzt  wurde,  weil  zunächst  die  während  der  Abwesenheit  entstandenen  Anhäufungen  zu 
beseitigen  waren. 

Bastian,   America.  60 


946 


ANHANG. 


Caltzonzin,  Catzonzin. 

Camateca,  Camoteia. 

Cambebas,  Campevas. 

Ccapac  [Vega),  Capa,  Capac. 

Cara,  Ccara,  Cari,  Ccari,  Kakara,  Scara. 

Caraiben,  Cariben,  Caribhi. 

Chechemecas  {Clavigero),  Chichimecas. 

Chicha,  Chica. 

Chichen-Itza,  Chicheniea. 

Chicliimecatl,  Chichimecath. 

Chile,  Chili,  Chilli. 

Chimalma,  Chimalman,  Chimamatl. 

Chimbo,  Chimpo. 

Chimocappa,     Chimu  -  Cappac ,     Chimum- 

canchu,  Chimu-Capac. 
Chimu  (Vega),  Chimo,  Chima,  Chinmu. 
Chirihuanos,  Chiriguanos. 
Cholollan  {Clavigero),  Cholula. 
Cholultecas,  Chololtecas. 
Cibuney,  Ciboneyes,  Siboneyses. 
Cipattonal,    Zipaitonal,    Zipaltonal,    Ci- 

pactonal. 
Citin,  Cittin,  Zitin. 
Colhuacan    {Clavigero),    Culhuacan,  Culua- 

can,  Culiacan. 
Colhuas  {Clavigero),  Culhua,  Culua. 
Colima,  Colimba. 
Comagre   {Herrera),  Comague. 
Comizahual,    Comicahual,    Comi^agual, 

Comi9ahual. 
Coyapayu,  Copiapo,  Copiapu. 
Cuismancu    {Vega),     Cuyz-mancu ,     Curis- 

mancu,  Cuzmangu. 
Curicaneri,  Curicaveri,  Curicaberi,  Curi- 

nacanery. 

Dabeiba,  Dabieba. 

Ebate,  Ibate,  Ibatte. 

Firabitöba,  Firabitova. 
Fomagata,  Fomagasta. 

Guacanagari  {Monte  y  Tejada),  Guacana- 
guari  {Torquemada),  Guacanagari, 

Guamachuco,  Guamachaco,  Huamachuco, 

Guaman,  Huaman. 

Guagugiona ,  Guahahiona,  Guagagiona, 
Vagoniona. 


Guarionex  {Torquemada),   Guarianex,   Gua- 

rinex. 
Guatabita  {Fiedrahifa),  Guatavita,  Gatavita. 
Guaxtecas,  Huaxtecas,  Cuaxtecatl. 
Guixa,  Huixa,  Guitcha. 

Huaccha-cuyac,  Hacha-cuyac. 
Huanca-villca  ( Vega),    Huancabilca,    Guan- 

cavillcas, 
Huracan,  Juracan,  Uracan. 
Huari,  Vari. 
■  Huayna-Capac  ( Vega),    Huaina-Capa,   Gua- 

yanacapac. 
Huemac,  Vemac,  Hueman. 
Huitzilopochtli  {Clavigero),  Vitzilopochtli. 
Huitznahuac,  Vitznahuac. 

Idacan^as,  Idacanzas,  Ida^an^as. 

En  los  tiempos  antiguos  huvo  un 
Cazique  nombrado  Ida9an9as,  que  en 
SU  idioma  quiere  decir,  luz  grande  de 
la  tierra  (s.  Fiedrahita),  siendo  este  Ida- 
canzas el  mismo  Apostol ,  que  Uaman 
Bochica  los  Bogotdes,  (bei  den  von 
,,Sogamoso"  beherrschten  ,,Sogamosos" 
am  Rio  Sogamoso). 

Inca,  Inga. 

Jupura,  Yupura,  Yapura. 

Jivaros,    Jeveros,    Jeperos,    Xibaros,    Xi- 


Kukulcan ,      Cocolcan,       Cuculcan,      Cu- 
kulman. 

Lama,  Llama. 

Machokael,  Machakael. 

Manco  {Vega),  Mango,  Mancu. 

Mizes,  Mixes, 

Mizteken,  Misteken,  Mixteken. 

Montezuma      {Clavigero) ,       Moctheuzoma, 

Muctozuma. 
Muyu,  Muru,  Moya. 

Nahuatlacas    {Clavigero),    Nahoas,    Nahuas, 

Nahuatl. 
Nemterequeteba     {Äcosta) ,      Nenquetheba, 

Nemquetheba  {Fiedrahita),    Nemquere- 

taba,  Nemquereteva,  Nemteretequetaba, 

Nemterequetaba. 

Der   fremde   Greis    (a   quien   Uaman 


ANHANG. 


947 


unos  Nemquetheba,  otros  Bochica  y 
otros  Zuhe)  traia  una  Almalafa  (Ober- 
rock im  maurischen  Schnitt)  puesta,  cu- 
yas  puntas  juntaba  con  un  nudo  sobre 
el  ombro,  de  donde  anaden  aver  tomado 
el  trage,  el  uso  del  cabello,  y  de  andar 
descal9os  (s.  Piedrahita). 
Nonohualco,  Nonoual,  Nunualco,  Nono- 
alca,  Onohualco. 

Oeüa,  Oclla. 

Olmekas  {Clavigero),  Ulmekas,  Hulmecas. 

Omaguas,  Omeguas. 

Omagua-siete,  Omaguasyiete. 

Paccari,    Pacari,    Pacaric,    Pacarisca,    Pa- 

carina. 
Pachacamac  [Vega),   Pachacamac,    Pachia- 

mac,  Pagacamac. 
Pachayachachi  {Vega),  Pachayachachic. 
Panuco,  Panoctlan,  Pantlan.  Panoia. 
Pariacaca,  Pariacacca. 
Paris  [Tlerrera),  Pariz,  Pariza. 
Piaze,  Piaye,  Pyais,   Piache. 
Pirhua,  Pyrhua,  Pirahua,  Piray. 
Purues,  Perues,  Purugaes,  Perrugaes,  Pu- 

ruhas,  Purus. 

Quechua  [Vega),  Quichua. 

Quillacenca   {Vega),    Quellcasenca,    Quilla- 

cinga,  Quillasinga. 
Quinametli,  Quinametzin. 
Quito,  Quitu,  Thito,  Titu. 
Quitombe,  Quitumbe. 

Rabinal,  Rabinall. 
Rocca,  Roca. 

Scyri,  Schyri. 

Sinchi-Rocca  (  Fe^ra),  Sinchi-Roca,  Chinchi- 
aroca. 

Sogamuxi,  Sogamoso. 

Nach  dem  Sturze  des  „'EexTat]o^' 
(vonFirabitöba),  eines  Barbarossa:  coloco- 
ron  en  la  silla  de  Sogamoso  a  voluntad 
de  todo  el  reyno  un  cavallero  de  To- 
bazä  llamado  Nompanin,  que  quiere 
dezir  „Vasija  de  Leon",  y  ä  este  le  suce- 
diö  otro  de  Firabitöba  que  se  nombraba 
Sugamuxi,  que  significca  „el  Encubierto" 
(s.  Piedrahita),    y    por    el   nombre    que 


tenia  el  Cacique  troco  la  Provincia  el 
de  Iraca  en  el  de  Sogamoso,  corrom- 
pida  la  voz. 

Sogundomoso,  Sogundomoxo. 
Supay  {Vega),  Zupay,    Zopa. 

Tamagostat,  Tamagostad,  Tomagastat. 
Tampu  {Vega),  Tambo. 
Tanub  {Juarros),  Tamub. 
Teotihuacan,  Teutioacan. 
Tenochtitlan      {Clavigero),       Tenuchtitlan, 

Teuhnochtitlan. 
Tenayuca  {Clavigero),  Tenayocan.  Tonayo- 

can,  Tenayancan. 
Tezcatlipoca      {Clavigero) ,       Tezcatlipuca, 

Tezcathpuca. 
Tezcuco  {Clavigero),  Tezcoco,  Tezcucco. 
Thipe,  Xipe,  Xippe. 
Ticci-    {Vega),    Tice-,   Tecsi-,    Ticce-,    Illa- 

tici-,  Contici-Viracocha. 
Tiahuanacu  {Vega),  Tihuanuco,  Tihuanaco, 

Tiguanuco,  Tiganave,  Tanahuaca,  Tyay- 

vanuco,  Tia-Huanuco,  Ti-Huanuco. 
Titicaca  ( Vega),  Tiquicaca. 
Ttahuantin-suy  u    Ttahuantu  -  suyu, 

Tchanti-nti-suyu,    Tahuantin-suyu,    Tu- 

hanti-ntin-suyu. 
Toltekas,  Tultekas,  Tulotekas. 
Tonapa,  Thonapa. 
Tula  {Clavigero),  Tullan,  Tulha. 
Tollantzinco  {Clavigero),  Tulancingo,   Tol- 

lancingo,  Tullantzingo. 
Turmeque,  Turmeke. 
Tupi,  Tuppi,  Tupy. 
Tzequiles,  Tzetziles. 

Ubaque,  Ubague,  Ubake. 
Umasuyu  {Vega),  Omasuyu. 
Utatlan  {Juarros),  Otlatla,  Utlatlan. 

Vihinquira,  Vichinquira. 

Vilca,  Huilca,   Bilca. 

Villac-Umu  {Vega),  Vilca-Uma,  Vilaoma. 

Viracocha,  Huiracocha,  Uiracocha. 

Wabi,  Huaves,  Guabi,  Huabes,  Huavi. 
Wanacaces,  Vanaces. 
Wiyatao,  Huijatao. 

60* 


948 


ANHANG. 


Xequesi),  Chuques-). 
Xibalba,  Xibalbay. 
Xochimilcas,       Sucliimilcas , 
milcas. 


Xuclii- 


Yaliuar -huaccac    ( Vega) ,    Yaguar  -  Huacac, 

Yaguarguaque,  Yahuarhuacac. 
Yucayos  {Monte  y  Tejada),  Sucayos. 
Yunga,  Yunca,  Yungus. 
Yupanqui  ( Teg-rt),  Yupanque,  Yupangui. 


Zamna,  Zamma,  Itzamna,  Ylzamat  (Hun- 

Itzamna),  Yzamnä. 
Zapa,     Sapa,     Zapalla,     Zapana,     Kapalla, 

Capana,    Sapana,    ^apa,    ^opalla,     Za- 

pella,      Capanac,     Yumalla,      Chipana, 

Chapana. 
Zemi,  Cemis,  Zemes,  Chemiin,   Semh 
Zippa  {Pledraldta),  Zipa. 
Zuhe   [Piedraliitd),   Sue. 
Zutugil  [Juarros],    Zutuhiles. 


In  mexicanischen  Namenserklärungen  finden  sich  bei  Buschmann  zusammengestellt : 


Nahuatlacatl,   eig.   aus  nahuatl   und  tlacatl, 
Person,    zusammengesetzt,    ein   das   az- 
tekische Idiom  Redender. 
Matlatzinco,  kleiner  Ort  der  (matlatl)  Netze. 
Cuitlatecatl,   Ort  des  (cuitlatl)  Kothes. 
Xicallanco,  Ort    der  (Xicara    oder   Xicalli 

genannten)  Kürbisschaalen. 
Chinantecatl,  Ortder  (chinamitl)  Rohrzäune. 
Mazatlan,  Ort  der  (Mazatl)  Hirsche. 
Mixtlan,  Ort  der  (Mixtli)  Wolken. 
Zacatlan,   Ort  des  Maisstroh. 
Tollan,   Ort  der  (tolin)  Binsen. 
Tollantzinco,  kleiner  Binsenort. 
Xochitzinco,  kleiner  Blumenort. 
Tlapallan,  Ort  der  (rothen)  Farbe  (Tlapalli). 
Chichimecan,   Ort  der  (chichi)  Hunde  (me- 

can  im  Ortsnamen). 
Chicomoztoc ,    sieben     (chicomc)    Höhlen 

(oztotl). 
Azcapotzalco,  Ort  der  (Azcaputzalli)  Amei- 
senhaufen (azcatl,  Ameise). 
Tlaxcallan,  Ort  des  (Tlaxcalli)  Gebackenen 

(oder  Brodes). 
Xochimilco,     Feld     (milli)     der     Blumen 

(xochitl). 
Tepeyacac,     auf    der    Spitze    (yacatl)    des 

Berges  (tepetl). 
]SIichhuacan,  Land    der  (michhua)  P'ischer. 
Huexotzinco,  kleines  Weidengehölz. 
Quauhtemallan,  Ort  der  Holzstösse  (quauh- 

tematli). 
Cozcatlan,   Ort  der  Edelsteine. 
Teopixca,  Ort  der  Priester. 
Utlatlan,  Ort  des  (otlatl)  Rohrs. 


1)  Todos  agoreros  (Piedrahita). 
■*)  In   Tempeln    den,    Zaga  genannten,    Fasten 
aufliegend. 


Xoconochco,  Ort  der  (Xoconochtli-)  Tuna. 
Amatitlan,  im  Seenbusen  oder  Amactl  mit 

maitl  (Hand)  und  atl  (Wasser). 
Maxaltenango,  in  der  AVegbahnung  (Lich- 
tung). 
Anahuac,  von  atl  (Wasser)  1)    mit    nahuac 
(nahe  bei)    erklärt,    führt  auf  Nahuatl, 
wie    Buschmann    meint,    nach    dessen 
Ansicht  Aztli  (Aztlan's)  zu  iztac  (weiss 
sein) ,    statt    zu    Aztatl    (Reiher)    oder 
Azcatl  (Ameise)  zu  stellen  sein  würde. 
Ilancueitl,  Weiberrock    (cueitl)    der    alten 

Frau  (ilama  oder  ilantli). 
Iztac     Mixcoatl,     weisse     (iztac)     Schlange 

(coatl)  der  Wolken  (mixtli). 
Citlalicue  (Milchstrassc)   mit  Rock  (cueitl) 

von  Sternen  (citlalin)  angethan. 
Ixtlilxochitl  (Vanillengesicht)  aus  ixtli  (Ge- 
sicht), tlilxochitl  (Vanille),  wieder  zu- 
sammengefasst  aus  Tlilli  (schwarze 
Farbe)  und  xochitl  (Blume). 
Huitzteotl,  Gott  der  (huitzli)  Dornen, 
(Gott  des  Hungers). 

Von  den  Tarahumara  heisst  es  bei 
Steffel :  „Sie  haben  so  viele  Buch- 
stabenverwechselungen, dass  es  zu  weit- 
läufig sein  würde,  alle  anzuführen",  so 
z.  B.  wird  gebraucht  c,  g,  q  statt  1,  t,  r, 
i  statt  y,  s  statt  z  (dann  b  u.  p,  m  u.  n, 
h  u.  g  u.  s.  w.).  AVeiteres  über  die 
Buchstaben- Veränderung  bei  Ed.  Busch- 
mann (Grammatik  der  sonorischen 
Sprache,  S.   436  u.  flg.). 


')  Die  Acolhuer  (Acolhuacan's  oder  Tezcuco's) 
oder  (s.  Buschmann)  Wasser-Colhuer  (Atl  oder 
Wasser)  werden  von  Sahagun  zu  den  Nahuatlalcen 
gerechnet,  wie  (von  Clavigcro)  die  Colhuer  Colhua- 
can's,  welche,  von  den  Toltekcn  stammend  (bei 
Ixtlilxochitl),  den  Chichimeken  zinsbar  waren,  als 
die  Azteken  in  ihre  Knechtschaft  fielen. 


ANHANG. 


949 


lieber  die  (mexicanische)  Revenzial-  ; 

form     (im     Subst.     als     tzintli,     wegen  i 

des    pron.    gewöhnlich    tzin ,    manchmal  | 

auch    ohne    pron.    tzin,    an    Verba    als  [ 

tzinoa    gehängt)    bemerkt    Buschmann :  j 
„Nicht     nur     an    die     geehrte    Person, 

an    die    sie    bezeichnenden    Substantiva,  , 

Pronomina    und  Adjectiva    wird    tzintli  | 

(anus,    foramen    podicis)    gehängt,    son-  j 

dern  auch  an  alle  Gegenstände,    welche  | 

in    irgend    einer  Beziehung    zu    der  ge-  | 


ehrten  Person  stehen,  wenn  man  auch 
vor  diesen  Dingen  an  sich  gar  keinen 
Respect  hat  und  haben  kann"  (tzintli, 
tzin  bezeichnet  -Achtung,  Ehrfurcht, 
Höflichkeit,  "Liebe,  Wertschätzung,  Lieb- 
kosung, Bedauern  oder  Mitleid  gegen 
die  Person  oder  Sache,  mit  oder  von 
welcher  man  redet).  Tzin  (de  tzintli, 
anus,  fondement,  tzinnamaca-nite,  lenoci- 
nari)  significa  reverencia,  pequenez,  di- 
minucion,  ternura  de  amor  (s.  Olmos). 


Die  Chibcha-Sprache  ist  mit  der  Veröffentlichung  von  Lugo's  Grammatik  durch 
E.  Uricoechea  (Verfasser  der  Antiguedades  Neo- Granadinas)  zugänglich  gemacht,  als 
erster  Band  einer  sprachlichen  Colleccion,  die  hoffentlich  bald  in  den  Erscheinungen 
der  noch  zu  folgenden  Beiträge  ihre  Vervollständigung  erhalten  wird.  Für  einige 
Namen  lassen  sich  Deutungen  gewinnen : 


Chibchacum,  apoyo  ö  baculo  de  los  Chib- 

chas. 
Fuzachogua    (Bachue)     oder    (bei    Simon) 
Turachogue    (tura  quiere    decir  muger 
y  chogue  significa  cosa  buena). 
Guatavita,  remate  de  (gua)  sierra. 
P"o,    zorra;    Chie,  luna    (luz,    resplandor); 

sua,  sol. 
Chie,    nosotros,    honra,    hortiga,    luz,    mez 
.   (bei  Lugo). 

Chia  (Yubecayguaga  oder  Huythäca) 
wurde  von  Bochica  in  eine  Nacht- 
Eule  verwandelt  oder  in  den  Mond 
(als  Frau  der  Sonne),  a  que  anaden  los 
Ubaques,  que  la  tal  Chia  era  muger  de 
Vaqui  y  tuvo  una  hija,  que"  casö  son 
el  capitan  de  los  demonios  (Piedrahita). 

Gueza  (el  sacrificado),  la  victima  del  sacri- 


ficio),    significa  errante,    sin  casa    (oder 
Quihica,  que  quiere  decir  puerta). 
Fomagata  (simbolo  del  mal)  significa  fuego, 
masa  fundente. 

En  lo  que  se  convienen,  todos  los 
Indios  Moscas,  es  en  aver  sido  anti- 
quissimo  el  seriorio  del  Tunja,  a  que 
anaden  los  Tunjanos  aver  tenido  prin- 
cipio  con  la  autoridad  supremo  de  uno 
de  los  mas  antiguos  pontifices  de  Iraca, 
welcher  kraft  der  von  Idacan9as  (que 
es  lo  migmo,  que  el  Bochica)  in  der 
Nachfolge  auf  ihn  übergegangene  Auto- 
rität unter  den  Kriegen  der  Häupt- 
linge (los  Caziques  de  los  Mozcas)  einen 
Gottes -Frieden  herstellte,  und  in  der 
Wahl  seiner  Berather,  Hun9a-hua  (in 
Hun9a  oder  Tunja)  zum  (Zaque)  König 
einsetzte  (als  Zaquen-Zippa  neben  dem 
Zippa). 


Das  Land  der  Chibchas^)  lag  „entre  la  cordillera  al  Oriente  de  Bogota  hasta 
las  cercanias  de  Facatativa  y  desde  Zipaquira  hasta  el  rio  Tunjuelo  (nach  Uricoechea). 
Los  habitantes  de  Tunjuelo  eran  de  orijen  caquesio,  y  los  de  Fontibon  Chibchas  de 
la  raza  conquistadora  (hinsichtlich  der  Schädel  aus  den  Ausgrabungen).  Die  Chibchas 
grenzten   im  Süden    mit    den  Sumapaces,    im  Osten  mit    den  Caquesios,    sowie  Ipuyes, 


1)  Uricochea  führt  als  Sprachen  Colombiens  auf:  Im  Westen:  Abade,  Amursa,  Anapoima,  Ana- 
bali,  Auyame,  Choc(^,  Citarac,  Cuaca,  Dagua,  Jlanipo,  MosteJ,  Noana,  Novita,  Guinchia,  Guirrubia, 
Syria,  Tibabue,  Timbo,  Talon,  Guanaco,  Malvassae,  Koänama,  Cuna  (Atrato),  Coconuco,  Ptliiularo, 
Guaubia,  Mesaya.  En  el  Tolima:  Panche,  Pijao,  Andaqui,  Jfeiva,  Päez,  Timana,  Putumayo,  3Iacaguaje, 
Correguaje,  Amaguaje,  Mocoa,  Sebondoye,  Inga  (Andaqui)  Guaque.  Rcjion  del  Caquetä:  3Iariquitare, 
Yocura,  'Enagua,  Muco,  Cabiuna,  ilitua,  Guaipunabi,  Azaneni,  Cofane,  3Iaco,  Manativita,  Aguas  (Rio 
Napo),  Yete  (Rio  >'apo\  En  Panama,  BoHyar  y  Magdalena:  Dariel,  Caribe,  Guaimia,  Yule,  Tairona, 
Goajiro,  Opon,  Cueva,  (lengua  de  los  Chocamos,  Panama),  Citarä,  Cunacuna,  Mosquito,  Savaneric  (Verä- 
guas).  En  Cundinamarca  i  Boyacii :  Chibcha,  Tunjana,  Duit,  Tuneva,  Muzo,  Moriote,  Guacico,  Cliita, 
Sinsiya,   Itoco.    Rcjion    del  Meta:    Saliva,    Ature,    Piaroa,    Maipure,  Avane,   Catene,  Parene,  Guipanare, 


950 


ANHANG. 


Achaguas  und  Tames,  im  "Westen  mit  Muzos,  Colimas,  Panches,  sowie  Calandaimas, 
Parriparries,  Amurcas,  und  im  Norden  mit  Agataes,  Chipataes  und  Guanes.  Was  jetzt 
Chibcha  genannt  wird,  als  lengua  mosca  ö  muysca,  ist  die  Sprache  „que  se  hablaba 
en  los  principales  pueblos  y  an  la  corte  de  esta  nacion,  en  la  sabana  de  Bogota,  desde 
Tunjuelo  hasta  Zipaquira  y  desde  Bogotd  hasta  Facatativa.  En  las  otras  partes,  aun 
entre  los  pueblos  sometidos  al  Zipa,  se  hablaba  la  lengua  de  Tunja  hasta  Gualavita  y 
la  Diut  al  Oriente  de  esta  valle.  Die  von  Simon's  zweitem  Bande  in  Bogotd  an- 
gefertigte Copie  wird,  wenn  die  Fortsetzung  zu  erlangen  ist,  veröffentlicht  werden,  da 
sie  sich  bis  jetzt,  ausser  in  der  Wiedergabe  bei  Kingsborough,  noch  nicht  gedruckt 
findet. 

Als  Indianerstämme  im  Territorio  del  Caqueta  finden  sich  (bei  Perez)  aufgeführt: 
sobre  el  Rio  Inirida:  Guaipunabis;  sobre  el  Orinoco:  Maquiritares ;  sobre  el  Guainia: 
Azanenis,  Macuenis,  Guaripenes  de  Guanai,  Manivas,  Airicos;  sobre  el  Guaviare:  Mi- 
tuas,  Churuyes,  Guaiguas;  sobre  el  Vaupes:  Vaupes,  Enaguas ;  sobre  el  Apoporis: 
Yocunas,  Mucos,  Cabiunes;  entre  el  Guaviare  y  Caqueta:  Guaques;  entre  el  Yari, 
Caguan  y  Orteguasa;  Correguajes,  Tamas;  en  la  Cordillera:  Andaquies;  entre  el  Putu- 
mayo  y  el  Caqueta:  Macaguajes,  Amaguajes,  Guitotes  ö  Huitotes  ;  sobre  el  Aguarico: 
Cofanes,  Macos;  entre  el  Apoporis  y  el  Yupurä  ö  Caqueta:  Orelludos,  Cabacabas;  en 
el  Yupurä  y  sus  afluentes  meridionales :  Cafuanas,  Moroquenis,  Moruas;  sobre  el  Putu- 
mayo:  Agustinillos,  Orejones,  Mayaties,  Mariates,  Yuries,  Picunas,  Paseses. 

Für  die  Erklärung  peruanischer  Namen  folgen  einige  der  dafür  verwendbaren 
Worte  aus  Markham's  Quichua-Dictionair : 


Acllani,  to  choose,  select,  set  apart. 
Aclla-cuna,  virgins  of  the  sun, 
Aclla-huasi,    convent    of    the    virgins    of 

the  sun. 
Aenani,  to  perform  a  ceremony. 
Acna-cuna-camayoc,    master  of  the  cere- 

monies. 
Allco,  a  dog  (canis  Ingae). 
AUi,  good,  satisfied. 
Alli-runa,  a  gentleman. 
Alli-yachic,  physician. 
Alpa,  earth,  dust. 
Ama,  not  (no). 
Amanisca,  a  prohibited  thing. 
Amaru,  a  large  snake. 
Amanta,  wise,  prudent,  able,  learned. 
Anas  (aiias),  a  fox  (atoc,  canis  Azarae). 


Ancas,  blue. 

Apu,  a  chief,  lord. 

Apusquepay,  leader  of  an  army. 

Aranya,  a  masked  dance. 

Ari,  yes. 

Arpani,  to  sacrifice  with  blood. 

Arpana-cuna,  instruments  for  sacrifice. 

Arpana-pacha,  the  time  of  sacrifice. 

Atau,  Chance,  game,  fortune  of  war. 

Atauchi,  a  married  prince  of  the  royal  blood. 

Ati,  a  bad  omen. 

Ati-mosccoy,  a  bad  dream. 

Atipani,  to  conquer. 

Atipac,   powerful. 

Atic,  a  conqueror. 

Atiy,  victory. 

Aucca,  enemy,  traitor. 


Guirupa,  Achagua,  Guisaniva,  Amarizana,  Quajibo,  Otumaca,  Toparita,  Quiriquiripa,  Betui,  Jirara,  Ele, 
Airica,  Situja,  Guarera,  Manare,  Taine,  Dialecto  betui,  Aiauca,  Cocatia,  Guaican,  Guaiva,  Chiricoo, 
Yaj-ura  o  Japoen,  Uruba,  Amorua,  Enagua,  Tama,  Zeona.  Lenguas  extinguidas  ya  en  el  siglo  pasado : 
Chibcha,  Calamar,  Almaguer,  Caivana,  Chimica,  Chiaizaque,  Gorrone,  Guaraepoana,  Guatica,  yatagaima, 
Gueca,  Curumene.  Als  (alte)  Sprachen  des  Isthmus  verzeichnet  H.  Bancroft:  Kicoya,  Cerebaro,  Chiriqüi, 
Burica,  Veragua,  Paris,  Escoria,  Biruqueta,  Nata,  Urraca,  Chiru,  Chame,  Chicacotra,  Saugana,  Guarara, 
Cutara,  Panama,  Chuchura,  Chogre,  Chepo,  Cueba,  Quarecua,  Chiape,  Ponca,  Pocora,  Zumanamä,  Coiba, 
Chitarraga,  Acla,  Careta,  Darien,  Abieiba,  Abenamechey,  Dabaiba,  Birü,  Tule,  Cbolo,  Doracho,  Cimarron, 
Bayano,  Manzanillo  (oder  San  Blas),  Mandingo,  t'una,  Cunacuna,  Chocö,  Caomane,  Crabä,  Idiba,  Paya, 
Goajiro,  Motilone,  Guameta,  Cociua, 


ANHANG. 


951 


Aucca-aucca-pacha,  time  of  war. 

Auccani,  to  figlit. 

Auccac,  a  soldier. 

Auccac-cunap-apu,  general  in  chief. 

Auccay,  battle,  war. 

Auccay-huancar,  war  drum. 

Auqui,  unmarried  prince  of  tlie  royal  blood. 

Auqui-cuna,  nobles. 

Aya,  dead. 

Aya-huasi,  a  tomb. 

Aycha,  flesh. 

Aychannac,  the  spirit. 

Ayllu,  lineage,  tribe,  family. 

Ayllu-ayllu,  good  lineage. 

Ayllu-runa,  a  relation. 

Ayri,  an  axe. 

Caca,  uncle,  brother  of  the  mother. 

Cacca,  rock. 

Cacca-pata,  top  of  a  rock. 

Cacha,  a  messenger. 

Cachi,  Salt. 

Caci,  a  fast. 

Cacim,  it  thunders   (cunnunam). 

Callchay,  harvest. 

Callqui-rumi,  paving-stone. 

Cama-allpa,    fertile  land. 

Camayoc,  official. 

Camachic,  a  governor. 

Camachinacuy,  Council. 

Camachisca-simi,  law. 

Camachiy,  government. 

Camani,  to  create. 

Camac,  creator. 

Camasca,  creation. 

Caru,  distant,  far  off. 

Caru-runa,  a  foreigner. 

Casma,  a   clod  of  earth. 

Catay,  son-in-law. 

Causani,  to  live. 

Colla,  a  remedy. 

Colli,  reddish-brown  colour  (cuUi,  red). 

Coptra,  a  storehouse. 

Cosa,  husband. 

Cuchuna,  knife. 

Cunani,  to  advise,  counsel. 

Cunac,  councillor. 

Curac,  the  eldest  son. 


Curaca,  chief  of  a  tribe. 

Cusillu,  monkey. 

Cutini,  to  overturn. 

Cuti,  time. 

Ccallampa,  a  mushroom. 

Ccallani,  to   break. 

Ccapac,  rieh,  grand,  illustrious. 

Ccapac-apu,  a  great  lord,  king. 

Ccapac-ayllu,  royal  family. 

Ccapac-ccoya,  the   queen. 

Ccapac-llacta,  the  capitalcity. 

Ccapac-yahuarniyoc,  blood  royal. 

Ccapac-Ynca,  the  sovereign. 

Ccapacay,  empire. 

Ccaramuc,  a  servant. 

Ccarhua,  yellow. 

Ccari,  a  man.  « 

Ccasa,  ice. 

Ccaspa,  toasted  maize. 

Ccatu,  Market. 

Ccauchu,  a  witch,  scorceness. 

Ccaunihua,  a  spy. 

Ccocha,  lake  (Mama-ccocha,  the  sea). 

Ccocha-pata,  banks  of  a  lake. 

Ccochap-pocchiccen,  waves  of  the  sea. 

Ccollqui,  silver. 

Ccomer,  green. 

Ccomer  rumi  (or  Umina),  emerald. 

Ccompi,  fine  cloth. 

Ccoppa,  blue. 

Ccori,  gold. 

Ccosa,  husband. 

Ccosantin,  husband  and  wife. 

Ccosannac,  maiden. 

Ccosayoc,  married  woman. 

Ccosap-mama,  mother-in-law  of  the  wife. 

Ccosco  (Cuzco),    navel,    centre,    capital  of 

the  empire  of  the  Incas. 
Ccoya,  queen,  princess,  deity  ofamine,  shaft. 
Ccoyllur,  star. 
Ccuhunini,  to  thunder. 
Ccuhunin,  thunder. 

Ccuichi,  a  rainbow,  the  Standard  of  the  Yncas. 
Ccullu,  wood,  timber. 
Cculluy,  a  large  ant. 
Huilca  (Vilca),  sacred. 
Huillac  Umu,   great-grandchild. 
Huyra,  end  of  all  things. 


95: 


ANHANG. 


Ccummunum,  earthquake. 

Chaca,  a  bridge. 

Champa,  clod  of  earth. 

Champi,  a  nail,  mace,  a  batttle-axe. 

Charapa,  a  turtle  (spruce). 

Chatani,  to  accuse. 

Chataycuycay,  confession. 

Checcana,  pickaxe. 

China,  female  (animals). 

Chinca,  a  jaguar. 

Haccu,  flower. 

Hacha  (or  Sacha),  a  tree. 

Hachap-rurun,   fruit. 

rapin,  leaves. 

chapran,  brauch, 

pichin,  root. 

ccullun,  trunk,  stem. 

quina,  stem. 

ccaran  (see  Quina),  bark. 

hualpa,  wildfowl. 
Hachasapa-pampa,  forest. 
Hancca,  lame. 
Haptay,  stab. 
Hatun,  great. 

Hatun-ayllu,   the  whole  nation. 
Hatun-apu,   principal  judge. 
Hatun-pacha,  harves  time. 
Hatun-rucana,  thumb, 
Hatun-poccoy,  spring,  February. 
Hatun-rimuy,  a  royal  decree. 
Haylli,  a  song  of  triumph. 
Hirpu,   a  transparent  quartz. 
Huaccha,  poor. 
Huacchay-cuyay,  compassion. 
Huaccha-cuyac,   „benefactor  of  the  poor". 
Huahua,  child,  grandchild, 
Huahuaricuni,  to  teil  tales  to  cbildren. 
Huampu,  boat,  ship. 
Huanca,  mournful  verses. 
Huancar,  a  drum. 
Huanca-camayoc,  drummer. 
Huanuy,  death. 
Huanuc-quilla,  half-moon. 
Huarmi,  a  woman,  wife. 
Huattuni,  to  guess,  prophesy. 
Huattucay,  a  game  of  riddles. 
Huattucupuni,      to     count     (Quipumanta- 
huattucupuni,  to  read  the  quipus). 


Llaclana,  an  adze. 

Llacsac,  a  phantasm. 

Llacta,  a  town. 

Llactamasintin,  towns  people. 

Llactayoc,  Citizen. 

Llactanac,  vagabond. 

Llama,  a  beast,  llama. 

Llama-cancha,  a  yard. 

Llama-michec,  shepherd. 

Llama-conopa,    an  idol  in    the  shape  of  a 

llama. 
Llimpi-cuna,   colours. 
Lloque,  left  hand. 

Macana,   a  club. 

Machu,  old. 

Machu-cuna,   ancestors. 

Machucay,  age. 

Machuypa  yaya,  grand-grandfathcr, 

machi,  great-great-grandfathcr. 
Maqui,   hand. 
Marca,  tower,  house  with  Upper  stories,  a 

village  on  a  hill,    a  fortress. 
Maucca,  old. 

-causay,  past  life. 

-yachacusca,   ancient  costums. 
Alayu,  river. 

-  -pata,  banks. 

-  -purina,  source, 

-  -tincu    ting-o),   confluence. 

-  -uichayta,  up   the  river. 

-  -urayta,  down  the  river. 

Mayup  quimraynin,  breadth  of  a  river. 
Mayup   puriquen,  current. 
Mitta  (mita),  time,  turn,  harvest. 
Mosoc,  new. 

-quilla,  new  moon. 

-nina,  sacred  fire,  vernal  equinox. 

Ntin,  together  with. 

Nunu,    spirit    (Man-allim-nunu,     espiritu 
malo). 

Occlani,  to  hatch,  to  warm  in  the  bosom. 
Ocoti,  anus. 

Paccari,   morning. 
Pacco,   red. 
Paccha,  a  stream. 


ANHANG. 


953 


Pacchani,  to  flow. 

Paclia,  time. 

Pachac,  a  liundred. 

Pacsa,  moonshine. 

Patpa,  wing,  feather. 

Paucar,  beautiful. 

Pauchi,  waterfall. 

Pincullu,  a  flute. 

Pinta,  flsh  hook. 

Pirca,  a  wall. 

Piscu  (Pisco),  a  bird. 

Ppacha,  earth,    the  world. 

Ppacha-camac,  creator  of  the  world. 

Puca,    red. 

Puncu,  a  door. 

Punchau,  a  day,  the  sun. 

Quellay,  iron. 
Quellu  (Ccello),  yellow. 
Quena,  a  flute. 
Quepa,  trumpet. 

Rihuy,  a  club. 
Riti,  snow. 
Riti-mitta,  winter, 
Ruccana,  tinger. 
Runa,  a  man. 
Runa-runa,  a  crowd. 
Runtu,  an  egg. 
Rupani,  to  burn. 
Rupay-mitta,  summer. 

Sacsa-huaman,  eagle  (the  fortress  of  Cuzco). 
Sapa,    only  one.     Added    to    nouns,    as  a 

particle  to  denote  degree. 
Sapay,   only  (Yncap  sapay  churin,  the  heir 

apparent}. 
Sapallan  apu,   only  lord. 
Sapallan  ccoya,  only  queen. 
Sapallan  Ynca,  the  sovereign. 
Sinchi,  strong. 
Siui,  a  ring. 
Sonocco,  heart  (frequently  added  to  a  nom 

tö  denote  heartiness  or  proficiency). 
SuUu,  premature. 

Tian-tian,  a  grasshopper. 
Titi,  lead. 


Titu,  august,  liberal,  magnanimous. 

Tituni,  to  provide. 

Topu,  measure  of  land,  a  large  pin. 

Ttiu,  sand. 

Tumi,  a  knife. 

Tupac,  a  royal  thing,  resplendent,  name  of 

honnour. 
Tupa-cochon,    a    piece    of   gold    set   with 

precious    stones,    into  which  the  royal 

fringe  was  fixcd. 
Tupa-coca,  royal  provision  for  couriers. 
Tupa-yanti,  the  regal  sceptre. 
Tushuy,  a  dance. 

Uiniani,  to  increase. 

Uira  (or  Vira),  foam,  grease. 

Uiru,  maize  stalk. 

Umu,  a  priest. 

Umutu,  a  dwarf. 

Urccu,  mountain. 

Uru,  Spider  (cusi-cusi,  apasanca). 

Uru-Uican,  cobweb. 

Usuta,  sandal,  shoe. 

Utcu,  cotton. 

Uuturuncu.  a  jaguar. 

Yahuar,  blood. 

Yahuar-masi,  bloöd  relation. 

Yahuarini,  to  bleed. 

Yana,  a  servant. 

Yana-cuna,  Indians  bound  to  service. 

Yaya,   father,   master. 

Yllani,  to  shine. 

Yllapa,  thunderbolt. 

Yncca,  each. 

Yupanqui,  virtuous  (Yupanqui  is  the 
second  person  singular,  future,  in- 
dicative  of  Yupanqui,  and  signifies 
literally  „You  will  count',.  Meaning 
that  he  who  bears  this  title  will  count 
as  one  whs  is  excellent  for  his  virtues, 
clemency,  piety,  etc.). 

Yurac,  white. 

Yurini,  to  be  born. 

Yuyani,  to  think,  remember. 

Yuyacuni,  to  meditate. 

Yuyana,  thought. 

Yuyay,  memory. 

Yuyap-ppitini,  to  faint. 


954  ANHANG. 

Besonders  wild  ist  die  Namensschreibung  in  den  antillischen  Berichten,  wofür 
ohnedem  fast  jede  Controlle  fehlt.  Vielleicht  findet  sich  dahin  gehöriges  in  Naudin: 
Les  Caciques  de  Haiti,  ein  Buch,  das  ich  bereits  seit  Jahren  antiquarisch  in  Havana 
und  Port-au-Prince  suchen  lasse,  ohne  es  bis  dahin  erhalten  zu  haben.  Da  es  bei 
Guell  y  Rente's  Romanze  (tradiciones  de  America)  benutzt  sein  mag,  ist  mitunter 
darauf  Rücksicht  genommen.  Monte  y  Tejada  sagt  von  den  auf  Hayti  gesprochenen 
Dialecten,  ,,que  el  del  centro  de  la  Vega  tenia  mas  sonoridad  y  pureza".  Este  idioma 
era  el  Yucayo,  que  hablaban  todos  los  habitantes  de  las  Islas  conocidas  hoy  por  las 
Lucayas  ö  Antillas,  no  obstante  que  habia  alguna  variedad  entre  estos  mismos.  Era 
muy  rico,  fluide,  sonoro,  original,  y  de  tan  sencillo  artificio  en  sus  raices  y  derivados, 
que  admira  el  mecanismo  de  su  formacion,  pues  que  con  un  simple  monosilabo  o  disi- 
labo  variaban  las  voces  de  significacion,  siguiendo  siempre  su  recta  analogia.  Estas 
voces  a  que  nos  referimos,  se  contraen  a  los  nombres  propios,  que  son  los  ünicos  que 
nos  han  quedado,  y  a  cierto  nümero  de  terminaciones,  qne,  aplicadas  a  la  gencracion 
de  las  otras  palabras,    demuestran  la  fecundidad  del  principio    fundamental  del  idioma. 

Estas  raices  estaban  reducidas  a  un  örden  de  anteposiciones,  y  que  cuando  empe- 
zaban,  mediaban  ö  concluian,  aunque  variaban  el  sentido  de  las  voces,  conservaban 
cierto  enlace  con  la  idea  generadora,  como  se  advertira  en  el  siguiente  catälogo,  que 
presentamos  a  la  curiosidad  publica. 

I  o 

En  ana. 
Principio  i.*^,  Ana-caona,  Ana-na,  Ana-mü. 
Medio,  2.*^ ,  M-ana-jü,  Guac-ana-gari,  M-ana-ti. 
Ein.,  3.^  ,  Magu-ana,  Igu-ana,   Sab-ana. 

En  agua. 
Principio,   i.^,  Agua-cate,  Agua-bama,  Agua-ji. 
Medio,   2.^  ,  C-agua-so,   Gu-agua-si,  Y-agua-sa. 
Ein,  3.^ ,  Dicay-agua,  Y-agua,  Jac-agua. 


En  coa. 
Principio,   i.^,  Coa,   Coa-ibai,  Coa-guateje. 
Medio,   2*^  ,  0-coa-je,  Gua-coa-nejo,  Ba-coa-nabo. 
Ein,  3.*^ ,  Majiba-coa,   Caya-coa,  Barba-coa. 

Estas  raices  conservaban  la  idea  madre  en  las  aplicaciones,  ä  los  lugares,  personas 
ö  cosas.  Se  advierte  que  las  terminaciones  en  ana  eran  aplicables  ä  la  agricultura,  ö 
ä  donde  ecsistian  simientes,  yerbas,  ö  frutos,  ö  ä  las  personas  que  las  poseian;  y  por 
eso  era  mas  comun  su  uso,  como 

Guanäbana,  Anana,  Guatäpana,  Anayboa,  Guacanagari,  Anacaona. 

Entre  las  que  se  aplicaba  el  agua,  se  referia  a  los  lugares  donde  corrian  aguas,  a 
los  litorales  de  las  costas,  ä  las  frutas  acuosas,  ö  ä  las  personas  que  poseian  esos  ter- 
renos,  como 

Dicayagua,  Aniguayagua,  Jacagua,   Macagua,  Maguä. 


ANHANG.  955 

Las  en  coa  eran  aplicadas  ä  las  cosas  en  que  ecsistia  el  fuego  como  elemento  y  ä 
personas  ö  lugares  donde  comunmente  se  le  veia,  y  esto  queda  justificado  con  observar 
que  todos  los  nombres  propios  de  pueblos  ö  las  cosas  ö  personas  quemadas,  ö  lugares 
donde  hubo  un  incendio,  ö  las  proprias  a  la  combustion,  llevan  en  si  esta  raiz  gene- 
rativa,   como 

Guasabacoa,  Ocoa,  Cayacoa,  Majibaco,  Bacoanoboa,  Coa,  Barbacoa. 

En  algunos  idiomas  modernos  vemos  este  örden  de  composiciones,  siguiendo  el 
mismo  principio,  como  sucede  en  el  Ingles  con  Town:  Elizabeth  town,  George  town, 
Spanish  town,  y  otros. 

La  sonoridad  y  fluidez  del  idioma  estä  reconocido  en  la  riqueza  y  lujo  de  voca- 
les,  diptongos  y  triptongos,  de  que  hacian  uso  con  no  poca  profusion,  lo  que  justifi- 
caba,  hasta  cierto  punto,  las  aserciones  que  anteriormente  hemos  asenlado.  Usaban  de 
unas  y  otras  en  las  terminaciones,  como  para  darle  mas  sonoridad  y  fluidez  a  las  voces 
ö  periodos,  conservando  asi  el  eco  y  suavidad  en  la  reproduccion  de  los  sonidos.  Las 
voces  siguientes  demostrarän  la  verdad  de  esta  proposicion. 

En    ai. 
Cahai,  Provincia  Occidental  de  la  Isla. 
Adamanai,  La  Isla  Saona. 
Caibai,  Purgatorio  de  los  ludios  de  Ayti. 

En    ao. 
Bao,  Rio  de  la  Isla. 
Bonao,  Cacique,  y   Ciudad  de  la  Isla. 
Cibao,  Centro  de  las  montanas  de  la  Isla. 
Mao,  Rio  en  el  despoblado  del  Norte. 
Guarcao,  Päjaro  ö  Ave  de  los  rios  de  la  Isla. 
Ca,  Ave  del  genero  de  las  Urracas. 

En    ei. 
Mamei,  Fruta  de  Santo  Domingo. 
Atuei,  Cacique  de  la  Isla,  emigrado  ä  Cuba. 
Canei,  Caserio  Indio. 
Igiiei,  Cacicato  del  Este  de  la  Isla. 
Copei,  Arbol  rasinoso  que  produce  la  goma. 

En    ia. 
Naboria,  El  Siervo  ö  Esclavo. 
Jutia,  Cuadrüpedo  indigena  de  la  Isla. 

En    io. 
Bohio  ö  Bojio^  Nombre  de  la  Isla  Espanola. 
Macio,  Planta  acuätica. 


956  ANHANG. 

En    i. 
Ayti,  Nombre  Yucayo  de  la  Isla. 
Manati,  La  Vaca  Marina  de  las  costas  de  la  Isla. 
Aji,  Fruta  picante  como  la  pimienta. 
Macori,  Provincia  del  Xorte  de  la  Isla, 
Quemi  1 

Cori       /   Tres  especies  de  cuadrupedos  indigcnas  de  la  Isla. 
Mojui   j 

En    oa. 
Canoa,  pequena  embarcacion  India. 
Coa,  instrumento  de  agricultura. 
Barbacoa,  aposento  alto  en  el  techo  de  las  casas. 
Ocoa,  puerto  en  el  Sur  de  la  Isla.  ' 

Cayacoa,   Cacique  de  Higuey. 

En    ua. 
Magna,  Cacicato  de  la  Vega  Real. 
Jagud,  Fruta  silvestre  parecida  ä  la  pera. 
Aniguayagua,  Cacicato  en  el  estremo  Occidental. 

Unter  den  Bewohnern  Hayti's :  los  de  Maguä,  Marien  y  Jaragua  cran  mansos  y 
pacificos,  los  de  Maguama  e  Higüei  eran  guerreros  y  poco  sufridos  (Sus  adornos  eran 
aros  de  oro  en  las  orejas  y  narices,  Coronas  en  sus  cabezas  y  brochetes  en  los  brazos 
y  piernas,  y  otras  piedrezuelas  y  conchas  que  completaban  sus  arreos;  sus  armas,  la 
flecha  y  aljaba,  el  hacha  de  piedra  y  la  macana).  A  la  gente  del  pueblo  le  cortaban 
sus  cabezas  cuando  morian,  y  las  colgaban  en  unas  «-canastas  ö  cestos  que  tenian  al 
efecto  en  sus  casas  para  recordar  a  las  personas  que  habian  amado  (während  die 
Leichen  der  Caciquen,  nach  dem  Dörren  am  Feuer,  in  einer  Höhle  beigesetzt  wurden). 


INDEX. 


Areitos   313. 

Boitio  292. 

A. 

Arnava     25.     28.      58-     67. 

Bri-bri  283. 

Abah   319. 

155- 

Busse  737. 

Abibe  241. 

Atabeira  288- 

Bxogmoa    190. 

Abstammung  616. 

Atabex  295. 

c. 

Aburra  239. 

Ataguju   177. 

Acamapichtli  462. 

Atau  4.  48.  92.    172.   179. 

Cacha  29.  45.  46.   58.   66. 

Achacallas  66. 

Atayococ   387. 

Ca^i    172. 

Acliihab  688. 

Atit   319. 

Calpixques  685. 

Achiutla   532. 

Atrato  242. 

Calpullec  688- 

Acolhua  398  n.  a.   a.  O. 

Atumuruna   156. 

Camaxtli  467.  496. 

Aculma  401.   553. 

Atun-Viracoclia   27. 

Caiiares    89. 

AfFen  41. 

Ayamarca  9.    177. 

Canas   59. 

Ahpop   317. 

Ayar  8-  48.    i33-   Hi-   I44- 

Canas   154. 

Ahtlan   318. 

172. 

Canches    154. 

Akambu   300. 

Ayarache   133. 

Canek  369. 

Alco    51. 

Ayaviri  4.   153. 

Canopa  61   u.  a.  a.  O. 

Allcay-Vilca  28.   148. 

Ayllo   89. 

Capacabana  46. 

Amaqueme  402.  451. 

Aymaraes    149. 

Cara  70.  83.   85.   102. 

Amanta  22.   165. 

Aztlan  394. 

Caraiben   30.   33.   37.   79. 

Amazonen    2.    32.    39.    iio. 

Caramanta  238- 

132.  176.  231-.  480.  917. 

B. 

Cari  7.  28.   39- 

Ameisen   351.   555. 

Baali   519.   525. 

Cariben  243.  245.  252.  264 

Amoxoaque  38^- 

Bacab   374. 

290.  296.   311.    842. 

Anahuac   519. 

Bachue  188. 

Caruincho    56. 

Anserma   236. 

Balam   320. 

Catequil  44.   187. 

Apo   129. 

Beichte  750. 

Cavinas   18.  40.  91.   154. 

Apoala  523.   532. 

Beschneidung  704. 

Cavres  289. 

Apotin-Viracoclia  27. 

Bestattung   756. 

Genial  351. 

Apu-Manco-Capac  66. 

Blindheit  62. 

Centeotl  579.  601.  638. 

Apu-Tambu  42.  46.  66.  172. 

Bochica    187.   199. 

Cerquin  282. 

Arcca   19. 

Bogota   196. 

Chaco   180. 

Are  208.  212. 

Bohitos  295. 

Chalchuitl  499  u.  p. 

958 


INDEX. 


Chancas  6.  lo.  52.  140.  150. 
Chanchan    103. 
Chanes   356.   360. 
Cheques  215. 
Chia   195. 
Chiapaneken  357. 
Chiapas  359  u.  a.  a.  O. 
Chiape  252. 
Chibchacun   187.   199- 
Chichen-Itza   363.   368.   802. 
Chichimeken   381.  410.  430. 

452. 
Chicomoztoc  455. 
Chile   158. 
Chima-Panaca  56. 
Chimalma  480.   515. 
Chimalpopoca  463. 
Chimbo  Icagua   173. 
Chiminigagua   187. 
Chimizapagua  201. 
Chimo  Capac    116. 
Chimus   79.   87.  99.   115. 
Chin   373. 
Chinax   361. 
Chincha  2.  6.  73.   102. 
Chingana    12.  24. 
Chipiripe  262.   575. 
Chiriguanos   13.    16. 
Chiriqui  274. 
Chita  28.   58. 
Chivim   357. 

Cholula  428.  485.  499.  517. 
Choluteken  271.  273. 
Chones   356.   365. 
Chorotegen   313. 
Chua    106. 

Chuquichana-Viracocha  27. 
Churi  Inti    14. 
Cibuney  288- 
Cihuacohuatl  625. 
Cipactli   553. 
Cipactonal  483. 
Citin    398-   516. 
Citinalonali  479. 
Citlalatonac   565. 
Civacoatl  623. 
Coamizuqual  277. 
Cocomes.  360.  366  368. 


Coconucos  240. 
Cocopitl  453. 
Colcabamba  129.   173. 
Colimbas  85. 
Colla  147. 
CoUao   55.   120. 
Collas   14.   152. 
Comagre  280. 

Con  41.  48.  62.  64.  68.  176. 
Condor   62. 
Condoy  535. 

Con-Tici-Viracocha  67.  128- 
Coniraya  Viracocha  63. 
Conopa  63. 
Contici  58. 
Copan    355. 
Cori   152. 

Coxcox-Coxcoy  417. 
Coza  347.  492. 
Cuca  2i8- 
Cuexa  253. 
Culhua   393   u.  p. 
Culiacan   550. 
Cumana   243. 
Cunas  242.  256. 
Cunis    i8i- 
Cuquimancu  73.   I15. 
Curicancha   129.   147. 
Curicaneri  538. 
Cuysmancu    13.   115.   119. 
Cuzco  26.    29.   40.   89-   1^8 
131.   134.   167.   175. 


Dan   318- 
Diaguitas   15.  22. 
Dynastien   169. 

E. 

Eclipse  604. 
Ehe  650. 
Eier   57.   61.   146. 
Eldorado    18.   26.   230. 
Erbschaft  656. 
Erde   570. 
Ernte  747. 
Esmeraldas    84. 


Espave  257. 
Eten  93. 
Eyeri  289- 


F. 


Feste  621.   741. 
Feuerentzündung  672. 
Firabitoba  190. 
Fische  74.   79. 
Fischmensch  79. 
Fluth   558. 
Frosch  485. 
Furachoque  201. 
Furatena   211. 

G. 

Garanchacha  (Guaranchacha) 

189. 
Gärten  672. 
Geburt  797. 
Grünstein  84-  96. 
Guabanex   309. 
Guaca  295. 

Guachemimes  49.   177. 
Guacheta  196.  206. 
Guahahiona  287. 
Guajiro  287. 
Guamachuco   177. 
Guanacauri    134. 
Guano  76.  78- 
Guarayos  12.   31. 
Guarionex  285- 
Guatavita   196.  206. 
Guaynay   171. 
Gucumatz  564  u.  a.  a.   O. 
Guesa  207. 
Guispeguanagai  56. 
Guixa  521. 
Gynaikokratie  132.  190.  221. 

481. 


Hacavitz   318. 
Handelsfahrt  76. 
Hapi-nunos  66. 
Hatun-Collas   29. 
Haus  223.  290.   309.   674. 
Hausthiere   15. 


INDEX. 


959 


Henditare  544. 

Hicara  43. 

Hilvaya  66. 

Himmel   571. 

Höhle    304.   317.   543. 

Huabi  81. 

Huaca  10.  61. 

Huaca-ynan   89. 

Huanaco    178. 

Huancas  52. 

Huancavilca  83. 

Huara  43. 

Huaracu  43, 

Huaralla  43. 

Huari   to.  43. 

Huarochiri   56.   60. 

Huastecas   383.   506.  701. 

Huehuetapallan  418. 

Hueman  496.  501.  509.  515. 

Huitzilopochtli  597  u.  a.  a.  O. 

Huitziton  456. 

Huitznahuac  427. 

Hunapu    323. 

Huncahua    192. 

Hund  7.   51.   128.   588. 

Hunza   191. 

Huracan  303. 


laia  288. 

lamapo   93. 

Ica  79. 

Icheiricou    300. 

Idacancas  89.   197.   217. 

Idacanzas  9.   197.  217. 

Ilacomihua  423. 

Ilancuait  455. 

Illatici-Viracocha  121.   131. 

Ilocap    320. 

Imox   372. 

Inca  50.   149.  229. 

Inga  Roca  12.  136.  139.  171. 

Inti   120. 

Inti-Capac   12.   140. 

Intip-Churi  29. 

Jooalliehecatl   575. 

Jovobaba  305. 

Ipi-Ticatame  539. 


Iquibalam    335. 

Iraca   189. 

Ii-echa  544. 

Irimo   II. 

Itzac-Mixcoatl  455.  480. 

Itzaob   63. 

Jujuh   10.   81.   538- 

Jünglingsweihe   799. 

Ivaros  83- 

K. 

Kallinago  299. 
Kaufleute  696.   746. 
Kind  658. 
Kinich-Kamo   343. 
Kleider  670. 
Kloster  750.  787. 
Ku   364. 

Kukulkan    344  u.  a.  a.  O. 
Kurfürst   189. 
Kuru-rumany  60. 

L. 

Laches  208. 
Lambat  361. 
Lambayeque  93. 
Landbesitz  678. 
Langhäuser  31.  236. 
Leichenbekleidung  758. 
Llactayoc   10. 
Llira  49.   171. 
Lloque  Yupanqui   137. 
Loki  802. 
Louquo   300. 
Lukku   35. 
Lukku-Iri  292. 

M. 

Maboya  300. 
Macehuales  689. 
Machakael   307. 
Machay   10. 
Malqui   10. 
Mama-Ciboca 
Mama-cocha  75. 
Mama-Huaco 
Mama-Oella   175. 
Mames    321.   332. 


Mancu   119.   142. 

Mandingas  259. 

Manes  149. 

Mango  Capac    134.   145. 

Marca  44. 

Marcayoc   10. 

Maske  764. 

Matagua  129. 

Mayapan    344.    365. 

Mayas  453   u.  a.  a.   O. 

Mayo   321. 

Mayta-Capac   140. 

Mecos  469. 

Aleire  60. 

Menschenschöp  fung  292.554. 

Metallarbeit  671. 

Metztitlanecas  682. 

Meztli  605. 

Mictla  276. 

Mictlan  519.   576.768. 

Miquitlanteot  577. 

Mixes  485.   523. 

Mictecatl  455. 

Mochica  93. 

Mojanes  217. 

Momutztli  596. 

Monan  60.   71. 

Mond    202.    266.    295.    300. 

605. 
Montezuma   501   u.  p. 
Mozas  207, 
Munaos   10. 
Muru-muru   53. 
Muzos  208.  222. 

N. 
Nachan   361. 
Nagrando  272. 
Naguales  282. 
Nahoas  391. 
Nahuatl  704. 
Nanaotzin  602. 
Naoali  792. 
Nappatecuhtli  630. 
Nasenschmuck  239.  291. 
Nata  252.  417.    546.  801. 
Naymlap 
Nemaquiche  333. 


960 


INDEX. 


Nemi  417. 

Nemterequeteba   193. 
Nena  546. 
Netzahualcoyotzin        (Neza- 

hualcoyotl)  465. 
Nohen-ial  362. 
Nonohualcos   365. 


Olmeken  270.  352.  380.  385- 

503.   507.    513. 
Omaguas    18.    26.    35.     109. 

228-  229. 
Omasuyu  (Umasuyu)   176. 
Ome-Acatl  490.    501. 
Omeahuatl   575. 
Ometecuhtli  575. 
Ometochtli   579. 
Omeyateite   575. 
Opfer    139. 
Opia   307. 
Opu  489.   575. 
Opuchtli  631. 
Orejones   18   u.  a.   a.   O. 
Otomiten   413.   434. 
Oton   413. 

Ototiun  (Otolum)  362. 
Oxomoco   381.   483-   553. 


Pacari-tambo    46.   128-   133. 
Pacarini   11.  41. 
Pachacamac  40.  46.  49.   61. 
65.  79.   104.   172    u.   p. 
Pachacuti   5.    124.    177. 
Pachayachachi  29. 
Palenque   362. 
Pampas   182. 
Panches   222. 
Panos   109. 

Panotlan   330.   346.   379. 
Pantheon  611. 
Papa   790. 
"Papahua  603. 
Papameme    108.  232. 
Papua  489. 
Pariacaca  56.    146. 
Pariila  177. 


Parima  20. 

Pariz  251. 

Paucar  138- 

Paucartambo   129. 

Paxil  325. 

Payaqui    329. 

Paytiti   14.   16.  26. 

Petela   520. 

Pezelao   529. 

Phallus  610. 

Piache-Piaye   301. 

Pijaos  210.  235. 

Pilan   157. 

Pillalli  687. 

Pinahua   175. 

Pinopiaa   535. 

Pipiles  277. 

Pirhua   8-   2.2.  123.  130.  157. 

163. 
Pirhua-Manco    141.    156. 
Pitao   522.    529. 
Poeras  3. 
Popayan  239. 
Pozo   238. 
Priester  780. 
Pulque   701. 
Puma   30. 
Punchao  29.    120. 
Puquina  93. 
Purues  86.   ii8- 
Purumpacha  46.   66.   146. 
Putumayo    iii.  229. 

Q. 

Quaqua  259. 
Quebi   258. 
Quechua  127.   151. 
Quetzalcoatl    276.   343.   354. 

456.485.  487- 507-  554- 

787- 
Quexuga  577. 
Quiateot  273. 
Quiche   325. 
Quillasenca  54.  223. 
Quinames   331. 
Quinameten   526. 
Quinametzin    380. 
Quipu  146  u.  p. 


Quisura  28-   42,- 

Quitecuani  6.  10,  76.  8i-  539- 

Quitumbe  6.   92.   170. 

Quitus  63.   82. 

Quivira  473. 

Quizqueia  287- 

R. 

Ramiriqui   195, 
Rayu  (Razu)  43. 
Republik  24.    120.   149. 
Riesen  22.   72.   82.   87.  loi. 
231.  251.  401.  505.  561. 
Rimac  74. 
Rimgrim  6.    102. 

s. 

Saco   259. 

Sahacon  68. 

San  Agostin   113. 

Saiiuc   129. 

Savacou   302. 

Schädel  238. 

Schlangen  62. 

Schleuder  8-   178- 

Schmuck  664. 

Schrift  24.   166. 

Schwägerschaft  656. 

Scyri   66  u.  a.  a.   O. 

Seelen   776. 

Seelenland   590. 

Seen   11.   14.  29.  45.   122. 

Sinchi  Cosque    163. 

Sinchi-Roca  132. 

Sklaven  693. 

Smaragd  85-  2,11.   500. 

Soclococha   150. 

Sogamoso    (Sogamuxi)    183. 

197.  201.  205. 
Songeno-Tacoro   736. 
Sonne  7.  21.  40.  44.  99.  148. 

203.  219.  260.  295.  300. 

389.  452.   53^-   565- 
Sonnenalter  556. 
Sonnenhaus  582. 
Spiegel  595. 
Steine  7.  44  u.  a.  a.  O. 
Steingeräth  663. 


INDEX. 


961 


Steinhaufen  754. 
Sterne  606. 
Strasse   197. 
Suamoz   193. 
Suesca  241. 
Sumc   12.  60. 
Surites   538. 

T. 

Tabak   700. 
Taini  292. 
Tamagostad  280. 
Tambo-Soko   131. 
Tamoanchan   330.   355.   379. 

419. 
Tamoi   12.   31. 
Tamub   330. 
Tanga  47. 
Tapir  360.   366. 
Tarapaca  61. 
Taras  494.   538- 
Tariacuri  543. 
Taufe  739. 
Tay-Sacaa  524. 
Tcayaomiqui  553.   586. 
Tecos  541. 
Tccpantlalli  679. 
Tecsi-Viracocha  7.  65. 
Tecuhtli  694. 
Tecuzistecatl  602. 
Teocalli  632. 

Teochicliimcken  401.  482. 
Teo-Culhuacan  402. 
Teotihuacan   602. 
Teotl  490, 
Tequinas  259. 
Teules  415. 

Tezcatlipuca    398-  48 !•   509. 
552.562.593.641.  737. 
Tezozomoc  412. 
Thierherrscliaft  44. 
Thomagata  189. 
Tiahuanaco  49.  69.    161. 
Tianguez  698. 
Ticci-capac    59. 
Tilantongo  524. 
Timana  91. 
Titi  176. 

Bastian,  A merica. 


Titicaca   172.   175. 

Titlahuacan  417. 

Titu  49.   163. 

Tlacopile  551. 

Tlabuan  (Tlahuacan)  8-  ^']^ 

Tlaloc    381.    573.    584-   624. 

641.   762. 
Tlalteotl  562. 
Tlamacazqui   781. 
Tlamaitl  688- 
Tlaquimolli    399. 
Tlatopipiltzin  688- 
Tloque  Nahuaque  407.  553. 

578. 
Tocapo   40.  49.   594. 
Tocay  56.   174. 
Todesart  762. 
Tobil  318.  335-   337- 
Tolteken  269.  342.  406.  470. 

489.   517- 
Tonacatecutli  479.   580. 
Tonala  547. 

Tonapa   5.  27.  46.  66.  128- 
Tonatuih  603. 
Topa  29.  48. 
Topiltzin  500.  648. 
Totec  492. 
Totepeuh  422. 
Tribut   685. 
Truxillo  98- 
Tucapacha  495.   538. 
Tucuman  8-   12.  22.   55. 
Tulancingo   379. 
Tule  318.  331.  409.  497.  510. 
Tumaco  255. 
Tumbe  86.  92. 
Tumbez  113.   170. 
Tunja  191. 
Tupac-yauri    123. 
Tupi  848. 

Turacapa  5.  27.  66. 
Turey  310. 
Tutul-Xiu  348. 
Tuyra  259. 

Tzendalen   356.   360.   367. 
Tzequiles  358- 
Tzintzuntzan  545. 
Tzontemoc  577. 


u. 

Uicchaycamayoc  66. 
Uitzes  344.   348. 
Unus  44. 
Urochombe  7. 
Urusayua-Viracocha  27. 
Usapu  45   u.  p. 
Usaque  221. 
Uscaigua  63. 
Usekara  283- 


Utatlan   321 
Utiuh    323 


V. 


Vapeani  540. 
Vierzahl  8-    172.   174. 
Vilca  164.   167. 
Viracocha  5.  25.  39.  45.  58. 

61.    90.    98.     124.    139. 

150.    158.   171. 
Viru  75. 
Vixtoti  362. 
Vogelmenschen   89. 
Votan    327.    356.    357.  360. 

362.  376.   530. 
Vucub-caquix   324. 
Vutan   182. 
Vutan-mapu   183. 

w. 

Wabi   535. 

AVaffen  676. 

Weben  33.    191.  200. 

Wixicovi  10.   8i. 

Wixipecocha  60.   79.   521. 

Wiyatao  522. 

X. 

Xaratanga  539. 
Xarayes   15. 
Xbalanque  325. 
Xelhua   365.   381.  504.  512. 
Xibalba  323.   327. 
Xicalancas  380. 
Xilotepec  543. 
Xipe  492.  641.  746. 
Xiuhnel  323. 
Xiuhteculitli  625. 
Gl 


962 


INDKX. 


Xives  366. 
Xmucane  32,3. 
Xochicalco  484. 
Xochiniilcas  404. 
Xochiquetzal  573. 
Xolotl  451.  484-   522. 
Xomunco  573. 
Xuitlaliuaca  528. 

Y. 

Yamaguanco  (Yamoliuaca)56. 

Yaotl  495. 

Yappan  495. 

Yaqui   321.  457.   548- 

Ylla   132. 


Yma-guanca   56. 

Ymayma  40. 

Yocipa  495. 

Yohualli  Ohecatl  489. 

Yolar  (Jolar)  278- 

Yopaa   495. 

Yopica  495. 

Ypalnemohualoni      (Ypalne- 

mohuani)  579. 
>Ytzamat-Ut  580. 

Yucayos  291. 

Yulio  (Julio)  278. 

Yupanqui  114. 
I  Yiinga  54.  78. 
I  YxpapaloÜ  573. 


z. 

Zamna  343.   502. 

Zapana  2.  28-   39-   153.  157 

Zaque   192  u.  a.  a.  C). 

Zemes  295.   309. 

Zenu  227. 

Zipa  193   u.  a.  a.   (). 

Zipactonal  280. 

Zitacuarencuaro   543. 

Zuche   19. 

Zuhe  (Suhe)  188. 

Zuiva   333. 

Ziipay  44.  91. 

Zwerge  21.   72.    102. 


REGISTER 

ZUM  LETZTEN  CAPITEL  BAND  I. 


Aemter  553. 
Alcos  525. 
Alpacamasca  494. 
Ameisen   578. 
Ancasmarca   511. 
Apachitas  469. 
Apo-Catequil  524. 
Apo-Tambu    508. 
Apurimac   514. 
Apurucos  456. 
Arbeitstheilung    565. 
Armenpflege   558. 
Atauguja   524. 
Auqui  471.    543, 
Axomamas  450. 
Ayarache   528- 
Ayatapuc  474. 

B. 

Bauten   547. 

Bäume  449. 

Beamte   569. 

Beichte  478.   483-   5^7- 

Benamung   587-   596. 

Blendung  480.  486. 

Braut   595. 

Bronze  587. 

Brücke  515. 

Busse  481. 


c 

Cacha  508. 
Calender  536, 
Calparicules  474. 
Cama  (Camac)  449.   502. 
Camayoc   478. 
Canari-bamba   511. 
Canchas   473. 
Capac   537. 
Casera    558. 
Casi-puma  445. 
Catequilla  445. 
Caviacoc   474. 
Cavina  516. 
Chalco  472. 
Chaquira  491. 
Chicha  465. 
Chingana  494.   512. 
Chirimaya   600. 
Chucomama   524. 
Chunchu    520. 
Chuquilli   445. 
Chuqui-yllayllapa   485. 
Chutarpu  452. 
Coca  478.   599. 
Cocha  443. 
Comocois  521. 
Compa  446. 
Con  504.  512. 
Coniraya  505. 


Conopen  444.  449. 
Constellation  603. 
Cuna  444. 
Curaca  544. 
Curi  450. 
Cushipata  478. 
Cuyaspa  452. 
Cuzco   514.   523.   544. 


D. 

Donnerkeil  488- 
Drache  521. 
Dürre  512. 


E. 

Eclipse  488- 
Ehe   592. 
Ehebruch   597. 
Eidesleistung  553.   56; 
Eier  525.   528. 
Eingeweideschau  464. 
Erbfolge  598. 
Erdgeboren  493. 
Erhängte  475. 
Ernte    568. 
Eroberung  570. 
Etikette  541. 
Eunuchen   593. 

61* 


964 


REGISTER    ZUM    LETZTEN    CAP.    BAND    I. 


Fabelthier  531. 

Fasten  478. 

Federschmuck   538- 

Feldarbeit  565. 

Felsen  443. 

Feste   533. 

Feuerstöcke   579. 

Fischfang  556. 

Fischgott  501. 

Fluth  509. 

Frohndienst  547. 

Fuchs  443.  466.  511.   530. 

Fussabdruck   468- 

G. 

Geburt  595.  ^ 

Geld  556. 
Gemeindeland  566. 
Geweihe  467. 
Goldblatt  495.  499. 
Guacar-machi  474. 
Guachacoal   524. 
Guamansi  524. 
Gu^ino  465.  566. 
Guaviqui  514. 
Guayalmojon  444. 

H. 

Haarfrisur  586. 
Haarschneiden  587. 
Hacchacuyac   537. 
Hachus  474. 
Hanan-pacha  493. 
Hapi-munis  500. 
Hausthiere  577. 
Hechecoc  474. 
Heerde  574. 
Herkunft  493, 
Hinken  495. 
Hirca  476. 
Hospitäler  568- 
Huaca  446.   527. 
Huacanqui  452. 
Huaccha-cuyac   537. 
Huanarpu  452. 
Huan-pacha  493. 
Huantazara  450.  474. 


Huaracu   543. 
Huari  444. 
Huarivilca  444. 
Huarochiri  527. 
Huathicuri  529. 
Hügel  443. 
Hund  573. 
Hundertschaft  569. 
Hunos  569. 
Hurango   569. 

I. 

Jahrestheilung  605. 
Idole  444. 

Incap-Runam    546.   560. 
Indijllapa  486. 
Insccten  443, 
Inti-huatana  602. 
Intip-huillac  477. 
Itu  535. 

K. 

Kaufleute  556. 
Kleidung  547.   580. 
Kloster  452.   568. 
Kopfbinde  538.   583.    585. 
Krankheit  478.  483. 
Kriegsdienste   560. 
Krönung  543. 
Kröte  529. 
Kry stall    515.  \ 
Kunstfertigkeit  559. 


Lacas  449. 
Lastträger  539. 
Leibwache   561. 
Libiac  448. 
Llacta-camayoc    554. 
Llama  445.  456.   572. 
Llautu  537. 

M. 

Machis  486. 
Märkte  556. 
Mahones  483. 
Malqui  451. 
Mama-Cacha  489. 


Mamacunas  479.  486. 
Mama-Quilla  487. 
Mamayoc  445. 
Mannszucht  560. 
Marka  444. 
Markstein   565. 
Masken  600. 
Mayuchulla   475. 
Menagerien   578. 
Menschenopfer  453. 
Menstruacion  594. 
Micsazara  450. 
Mita-chanacuy  567. 
Mitimaes  546. 
Mocha  482. 
Mohan  483. 
Mohari  519. 
Mojanes  483. 
Mojas  483. 
Mond  485. 
Mosca  483. 
Mucha  451. 
Muscheln  466.   512. 

N. 

Nabel   596. 
Nägel  476.   596. 
Nasenschmuck    583. 
Nipacachan  495. 

o. 

Ohrdurchlochung  543. 
Opas  445.  471. 
Opfer  464.  486. 
Orakeln  464.  471. 
Orcorara  496. 
Orejones  582. 

P. 

Pacari-tambu  508. 
Pacarina  451. 
Pacha  445.  503.   511. 
Pacha-mama  466.  500. 
Pachacamac   452.    473.  500. 

506. 
Pachava  569. 
Pachayachachi  477.   501. 
Palla   594. 


REGISTER    ZUM    LETZTEX    CAP.    P.AND 


965 


Palla-sillu  445. 
Pampauruna   593. 
Pariacacca  528- 
Parianas  554. 
Paucar  446. 
Pflöcke  584. 
Pflug  566. 
Pflugfest   567. 
Pilger  481. 
Pirhua  497. 
Post  556. 
Prüfungen   54a. 
Puma  443.  467. 
Punchao   485. 
Puruha  459. 
Pururaucas   514. 
Putz  600. 

Q. 

Quipu  449, 
Quipucamyoc   553. 
Quisuar-cancha  518. 

R. 

Rangordnung   56z. 

Rauschtrank  599. 

Haymi  459.  533. 

Razu  476. 

Recht  506. 

Regen   51a. 

Regenbogen   489. 

Regenzauber  464. 

Reiten   572. 

Richter  547. 

Riesen  445. 448. 452.467.476. 

Runap-micuc  473. 

Runatinguis  474. 

Rüstung  562. 

s. 

Sacrament  460.  479. 
Sacrosanct  540. 
Sänfte  540. 
Säugezeit  595. 
Sahacon  505. 
Sandeln  543.   582,. 
Schlangen  443.   576. 
Schleuder  514. 


Schmetterlinge  475. 
Schmuck  580. 
Schwester  542.  594. 
Schwur  486.    , 
-Seefahrten  551. 
Sessel  540.    591. 
Sittenrichter  553. 
Situa  534. 
Smaragd  443. 
Sonccon  491. 
Sonne  449.  484-   518. 
Sonnenhitze  513. 
Sonnenjungfrauen  479. 
Sonnenland  567. 
Sonnensäule    602. 
Speise  541. 
Spiegel  523.  591. 
Spiele  601. 
Spindel  547.   580. 
Spinne  471. 
Stände   546. 
Steine  467.   527. 
Steingeräthe  588.   591- 
Sterne  490.  602. 
Strafen  547. 
Supay    446.    453.    472. 
493- 


Tänze   533. 
Tättowiren  583. 
Tambo  545. 
Tanga-tanga  496. 
Thierherrschaft  493. 
Thongefasse  581.   590. 
Tiahuanaco  507. 
Tiaranquis  521. 
Titel  554. 
Titu-cussu  472. 
Tocapo  524. 
Tocochiqui  543. 
Tocricoc  553.   570. 
Todtenbrücke  492. 
Tonapa  508. 
Topallimillay  526. 
Topu   565. 
Traum  476. 
Treibjagd  578. 


475- 


Tribut  547,  561. 
Tucapa  496. 
Tucuy-ricoc  554. 
Tumi  587. 
Tumpal  445. 
Tupa  yauri  538. 

u. 

Umu  471. 
Upa-marca  492. 
Urku  473. 
Usachum  473. 
Usapu  501. 

V. 

Verwaltung  559. 
Villca-coto  511. 
Villca-Umu  477. 
Viracocha     445. 

506. 
Virapircos  474. 
Völkerrecht  560. 
Vyaca  579. 

w. 

Waffen  562.  569. 
Wappen  556.  568. 
Weben   568.  580. 
Wegeaufseher  553. 
Werkzeuge   588- 
Wittwe  595. 
Wohnungen  579. 

X. 

Xulcamango  478. 

Y. 

Yacarcas  516. 
Yana-cuna  546. 
Yanapac  477. 
Ylla  450. 
Ymayma   524. 

z. 

Zamay-huasi  492. 
Zapa  546. 
Zaramamas  449. 
Zwillinge   475. 


47^-    497- 


REGISTER 

ZUM  NACHTRAG  BAND  II. 


A.                  1 

D. 

J. 

Abbilder  927. 

Druck  871. 

Jahuanan   898- 

Amaula  8^7- 

E. 

Inti-huana  896. 

Atacamenos  860. 

Juli  858. 

Atumurunas  890. 

Einkerbungen   860. 

K. 

Auferstehung  932. 

Eten   860. 

Autis  906. 

F. 

Kaka  896. 

Aymara  857. 

Karten   867. 

Felsinschriften   879- 

Kauqui   818. 

B. 

Festung  899-  903. 

Kekewin  88 1- 

Kerbhölzer  874-   877. 

Baustyl  888- 

G. 

Knotenknüpfung    864.    869 

Bemalung  893- 

Gedenksteine  878. 

873- 

Bewässerung  889- 

Geheimsprache  855. 

Kopftrophäen  931. 

Bilderzeichen  867. 

Gemeinsprache  854- 

Bogen  894-  912- 

Geschlechtsprache  855.  908- 

L. 

Briefsymbole  879. 

Gewebstickerei  872- 

Labyrinth   896. 

Brücke  901. 

Gewerke  885- 

Lamano  861. 

Grabhügel  918.  924. 

Lamas  863. 

c. 

Gräber  914, 

Leichenopfer  918-  923.  930 

Caci   875- 

Guatos  907. 

Lules  905.   910. 

Calchaqui  905. 

Guaycurus  907. 

M. 

Calender   884. 

Chavin  896. 

H. 

Machays  912.  919. 

Chimu  860.   897. 

Haravec   884- 

Malqui   912.  920. 

Chiriguanos  907. 

Haylli  884- 

Medizin  884- 

Chulpas   912. 

Hieroglyphen  869.  871-  877. 

Minen  889-    892. 

Collas  858. 

Hofsprache  855. 

Mitimac  857. 

Cua-pecaa9aba  874. 

Holztafeln  %'jz.  876. 

Mochica  861. 

Cuzco  891. 

Huaca  915. 

Mowa  910. 

RKGISTKR    Zl'.M    NACHTRAG    RAND    II. 


9G7 


Mumien  928- 
Munaos  921. 
Musik  884- 

N. 
Xcpohuallzilzin   869. 

o. 

Oln'vcrlänf^crung  909. 
Omaguas  911. 

'   P. 

Pachachi   888- 
Panos  863. 
Papier  858.   871- 
Parexis  907. 
Pausaleo   858- 
Pergament  868-   871. 
Protho   912. 
Pucara  892..   904. 
Puna  855. 
Puquina  859. 

Q. 

Quecliua  855. 
Ouillca  867. 
Quinquam   8^1  • 
Ouipocamayoc  863. 
Ouipos  866.  886. 


R. 

Rie.sen  890. 
Rindenpapier  872. 
Rothfärbung  893- 

s. 

Sacha-huasi  884- 
Sanca-Allpa  888. 
Saycusca-rumicuna  895- 
Schrift  866.  870.   883. 
Schulen  883. 
Sculpturen  893. 
Sek   863. 

Steinabdrücke  879- 
Steinschrift  876. 
Strassen  898- 

T. 

Tambos  903. 
Tanga  874- 
Tarija  906. 
Tiahuanaco    890. 
Tiegel  897. 
Timana  911. 
Tiquisambi  893-  902. 
Titicaca  891.   897- 
Todtenklage  928.  930. 
Todtenköpfe  916. 


Todtenschmuck  922. 
Tomebamba  903. 
Tucuman  905. 

u. 

Upa-runa   863. 
Uranas  898. 

V.      ' 

Vilca  889. 

Vinaque  881.   893.    8' 

Vircus    889. 

w. 

Wampun   873. 
Woro    874. 

X. 

Xarayez  906. 

Y. 

Ylla   872. 
Yungas  855.   860. 

z. 

Zeichensymbole  885- 
Zoll  901. 


Andere  Mittheilungen  über  die  vorliegende  Reise  finden  sich: 

Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  (Jahrg.   1876). 

,,  ,,  ,,  ,,     Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte  (Zeit- 

schrift für  Ethnologie,  Jahrg.   1876), 

Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  Erdkunde  (Heft  I,   1878,   die  Zeichen-Felsen  Columbien's) 
mit  Tafel. 

Zeitschrift  für  Ethnologie,  Jahrg.  1876  (die  ]Monumente  von  Santa  Lucia  de  Cotzamagu- 
alpan   mit  Abbildungen)   und  Jahrg.  1877  (über  Peruanische  Altertliümer  mit  Tafel). 


Druck  von  AV.  Pornietter  in  Berlin  C,  Neue  Grünstrasse  30. 


DIE  CULTURLÄNDER 


DES 


ALTEN  AMERICA 


VON 


A.  BASTIAN 


DRITTER  BAND. 


BERLIN. 

WEIDMANNSCHE    BUCHHANDLUNG. 

1889. 


NACHTRÄGE  UND  ERGÄNZUNGEN 


AUS  DEN 


UMMLONGE»  EES  ETHIOLOGISCHEN  MUSEUMS 


VON 


A.  BASTIAN 


r.  UND  II.  ABTHEILUNG. 


BERLIN. 

WEIDMANNSCHE    BUCHHANDLUNG. 

1889. 


VORWORT, 


IVlit  diesem  dritten  Bande  erhält  das  Werk  ,,Die  Culturländer 
des  Alten  America"  seinen  Abschluss  und  werden  fernere  Bearbei- 
tungen aus  der  americanischen  Alterthumskunde  in  der  von  dem 
Museum  für  Völkerkunde  vorbereiteten  Zeitschrift  folgen:  ,, Ver- 
öffentlichungen aus  dem  Königlichen  Museum  für  Völkerkunde" 
(Fortsetzung  der  ,, Original  -  Mittheilungen  aus  der  Ethnologischem 
Abtheilung  der  Königlichen  Museen"). 

Indem  die  Fertigstellung  der  zweiten  Abtheilung  dieses  Buches 
mit  der  durch  den  Internationalen  Americanisten-Congress  im  October 
1888  gebotenen  Gelegenheit  für  Ueberreichung  einer  Festschrift  zu- 
sammenfiel, ist  solche  dafür  benutzt  worden  zur  Vertheilung  unter 
die  damaligen  Mitglieder.  Im  Anschluss  nachträglich  weiterer  Zu- 
fügungen  erscheint  jetzt  das  Heft  in  der  für  Vervollständigung  des 
obigen  Werkes  bestimmten  Form. 


Berlin,    November  li 

B. 


Im  internationalen  Verkehr  beginnt  der  Gesichtskreis  welt- 
geschichtlicher Betrachtung  seine  naturgemässen  Erweiterungen  zu 
erhalten,  und  wie  die  alten  Culturlander  des  südöstlichen  Asiens 
allmählig  hinzugetreten  sind  auf  der  östlichen  Hemisphäre,  so  von 
der  westlichen  her  der  transatlantische  Continent,  der  wenn  nicht 
durch  die  Denkmale  alter  Culturen  zu  Ansprüchen  auf  historische 
Beachtung  schon  berechtigt,  solche  unbestreitbar  doch  zur  Geltung 
bringt,  durch  den  auf  neu  bepflanzten  Boden  desto  üppiger  und 
mächtiger  emporstrebenden  Stamm  europäischer  Civilisation. 

.  So  bietet  sich  hier,  im  eigenartig  umgränzten  Rahmen,  ein  viel- 
gestaltiges Bild  für  mancherlei  Sonderzweige  wissenschafthchen 
Studiums,  wie  sie  die  Ethnologie  zum  Ziel  ihrer  Arbeiten  ge- 
nommen hat,  seit  unbehinderter  in  seiner  Umschau  der  Forscher- 
blick den  Globus  durchschweift,  wo  mit  Anbruch  des  Entdeckungs- 
alters der  Neuzeit  Sonne  emporgestiegen  ist,  über  neue  Welten 
gar  viele. 

In  ihrem  Lichte,  unter  der  Beleuchtung  objectiv  naturwissen- 
schaftlicher Auffassung,  erscheint  der  erdgeschichtliche  Mensch  eines 
tellurischen  Ganzen,  im  Vergrösserungsglas  erweiterter  Umrisse,  — 
weithin,  seinem  Umfange  nach,  den  weltgeschichtlichen  Menschen 
übertreffend,  der  in  subjectiver  Welt  der  Vorstellungen  gepflegt,  aus 
klassischer  Erbschaft  innerhalb  der  Kreislinie  eines  eng  umzogenen 
,,Orbis  terrarum"  in  die  Neuzeit  hinübergenommen  worden  war. 

Die  Welt  ist  eine  unermesslich  grössere  geworden  kraft  jener 
Neuschaffung  mächtigster  Katastrophen,  wie  sie  in  gleichzeitiger 
Doppel-Revolution  auf  unsern  Planeten  hereinbrachen,  der  siderischen, 
wodurch  der  damalige  Centralsitz  des  Universum's  zu  einem  irrenden 
Punct  im  Unendlichkeitsraum  verwiesen  wurde,  und  der  geographischen, 

Bastian,  America  ITT.  1 


welche  den  Erdenrund  (;'^5  (Scpaiqcdiia)  verfünffachend,  aus  auf- 
eröffneten Fernen  unbekannte  Continente  hervorzurufen  begann,  (im 
Fortgang  der  Erdumsegelungen  des  Entdeckungsalters). 

Unter  ihnen  lag  der  gewaltigste  enthüllt,  als  auf  westlicher 
Halbkugel,  ein  Seitenstück  zum  europäisch-asiatischen  Continent,  der 
americanische  aus  den  Fluthen  emporgestiegen  war  (wie  Australien 
als  Ergänzung  gleichsam  zu  Afrika). 

Damit  war  die  Welt  verdoppelt,  oder  (bei  Wiederholung  auf 
südlicher  Hemisphäre)  verdreifacht,  und  das  Menschenleben,  das  sich 
vorher  nur  in  Einer  Phase,  —  einer  in  ihren  Bevorzugungen  hervor- 
ragendsten zwar,  aber  Einzigen  nur  — ,  in  derjenigen  bisheriger  Welt- 
geschichte, entfaltet  gezeigt,  lag  jetzt  in  buntester  Mannigfaltigkeit 
differenzirter  Variationen  jung  und  frisch  vor  den  Blicken  aus- 
gebreitet, nach  den  Umlagerungsgrenzen  der  geographisch-anthro- 
pologischen Provinzen,  innerhalb  jedesmal  ethnologischen  Horizontes 
zugehöriger  Geschichtsentwicklung  (für  die  ,, Lehre  vom  Menschen" 
als  die  seines  Geschlechts). 

Damit  war  die  heutige  Weltanschauung  gewonnen,  wie  sie  auf 
festgebautem  Fundament  der  Thatsachen  arbeitet,  nach  inductiver 
Methode  ihren  logischen  Rechnungen  folgend  (in  naturwissenschaft- 
licher Psychologie). 

Im  Gange  unserer  Studien  suchen  wir  nach  dem  Warum?  dem 
Warum  des  Warum.  ,,Rerum  cognoscere  causas"  ist  Aufgabe  und  Ziel 
derselben.  Wenn  aus  den  Erscheinungen,  die  entgegentreten,  die 
Verwirklichung  sich  erklärend  auseinanderlegt,  unter  Abwicklung  der 
Ursächlichkeiten,  deren  einanderverschlungene  Kette  untergelagert 
hindurchzieht,  wenn  in  allseitiger  Wechselbeziehung  Glied  auf  Glied 
sich  'fügt  (im  Schluss  zusammen),  so  ist  für  jeweiligen  Fall  die 
Antwort  insoweit  gefunden  —  (soweit  nun  eben  soweitige  Sehweite 
reicht)  — ,  und  aus  den  Verhältnisswerthen  lässt  sich  sodann  ihr  Facit 
ziehen,  um  die  Richtigkeit  der  Rechnung  zu  controliren. 

Für  jenseitige  Ausläufer  führen  die  höchsten  und  letzten  Fragen 
hinaus  in  das  Absolute,  auf  den  Ursprung  im  Anfang  des  Anfangs,  die 
,, Causa  causarum",  wie  angestrebt  im  ,,Progressus  ad  infinitum"  (durch 
metaphysische  Speculationen),  wenn  an  die  Hoffnungen  auf  ein  „infi- 
nitum a  parte  post"  das  Grübeln  sich  kuppelt  über  das  ,, infinitum  a 
parte  ante",  und  dann  bald  Alles  feststeckt  in  der  ,,aeternitas  fixa", 
nachdem  es  mit  der  ,,successiven"  zu  Ende  gegangen  (und  mit  dem 
gesunden  Menschenverstand  gleichfalls). 

Im  Unendlichen    (einer  unendlich   und   ewig  proclamirten  Welt) 


fällt  jeglicher  Anfang  fort,  ein  Anfang  zum  Ausgangspunct  (im  abso- 
luten Sein);  der  Anfang  der  Reihe  ist  überall  oder  nirgends.  Deut- 
lich geklärte  Anschauung  wird  nur  aus  gesetzlichen  Gleichungen 
gewährt,  unter  gegenseitiger  Bedingung  der  Verhältnisswerthe.  Ent- 
stehung oder  Schöpfung  der  Welt  mag  in  philosophischen  Thesen, 
oder  Hypothesen,  discutirt  werden,  die  naturwissenschaftliche  For- 
schungsmethode darf  solches  Problem  vorerst  noch  nicht  kennen,  um 
nicht  etwa  gar,  im  ttqcotov  ipsvdog  ersten  Anfanges  schon,  von  Anfang 
her  das  Ganze  zu  fälschen.  Von  ehrlustigen  Aspirationen  nach  den 
Bereicherungen  aus  einem  Infinitesimalcalcul  nothgedrungen  ab- 
sehend, so  lange  es  mit  den  Vier-Species  noch  hapert  (im  logischen 
Rechnen),  wird  die  Naturwissenschaft  ihrer  wohlerprobten  For- 
schungsmethode treu  zu  bleiben  haben  und  nur  auf  fest  gesicherten 
Unterlagen,  vorsichtig  und  langsam,  das  Wagniss  unternehmen  dürfen, 
jenen  irrlichterirenden  Nebelfernen  sich  anzunähern,  wo  scharf  um- 
schriebene Thatsachen  der  Sehweite  zu  entschwinden  beginnen. 

Erst  nachdem  den  ,, Termini"  der  „Series"  ihr  Stellenwerth  ein- 
gestellt und  aus  dem  ,,  Proportionale"  das  Deutliche  sich  gedeutet, 
mag  es  versucht  werden,  im  Bereich  des  Undeutlichen  zu  verdeut- 
lichen, was  auch  dort  noch  deutbar  sein  möchte  (zum  Verdeutschen). 
Mit  der  Ratio  (dem  Verhältniss  oder  Logos)  ist  auch  das  Rationale 
oder  Rationelle  dahin,  und  „Unvernunft  du  siegst",  nach  mathe- 
mathischem  Rechenknecht  (bis  irrationelle  Zahlen  geläufig  ge- 
worden). 

Hier  nun  freilich  würden  betreffs  derjenigen  Theorie,  welche  nach 
des  (in  moderner  Forschungsrichtung  bahnbrechenden)  Pfadfinders 
weitgreifender  Reform,  durch  Uebereilung  (vorschneller  Popularisirung) 
für  die  Naturforschung  verflacht  worden  ist,  schwerwiegende  Be- 
denken aufzustossen  haben,  indem  die  belehrenden  Resultate,  welche 
unter  reichlich  gespendeten  Ueberraschungen  dem  mit  den  Er- 
fahrungen eines  langen  Studienlebens  wohlgefüllten  Schatzsäckel 
des  Altmeisters  entquollen,  allzurasch  im  Einheitscanal  zusammen- 
geleitet, verleitet  und  verführt  haben,  hinausgeführt  bereits  zu 
Generalisationen,  als  es  gegentheils,  erst  recht  (und  richtiger)  zu 
detailliren  galt,  —  die  Einzelnheiten  eben,  eine  jede  für  sich  (nicht 
als  vertrocknete  Species  des  Systematikers,  sondern  biologisch 
belebt  durch  die  Physiologie  aus  ihrer,  im  Kampf  mit  der  Lebens- 
kraft, gewonnenen  Kraft  naturwissenschaftlicher  Verjüngung).  Und 
so,  ob  gut  oder  schlecht,  würfelte  es  sich  zusammen  in  Empedokles' 

Ungethümlichkeiten,    obwohl  ^  dsl    ^    tag  ini  cb   noXv  (s.  Aristotel.) 

1* 


das  Zweckmässige,  wie  hervorgehend  (aus  dem  „struggle  for  exi- 
stence"),  jeder  Lebensfähigkeit  als  Regel  zu  gelten  hat  (im  Normal- 
Gesunden  der  oXoo(fVsi,g  tvnoi). 

Wenn  ohnedem,  noch  ehe  (für  seine  aus  actuellen  Kräftewirkungen 
bestätigte  Erklärbarkeit)  der  geologische  Thatbestand  eigener  Be- 
meisterung  selber  sich  sicher  ist,  glatt  und  gleissnerisch  gewundene 
Transmutationsreihen  hinüberzugreifen  sich  erkühnen,  droht  beim 
Ueberschreiten  zum  unabsehbaren  Jenseits  gefährlicher  Rückfall  in 
vermeintlich  abgewiesene  Beschränkung  der  Teleologie,  um  sodann 
zur  Stütze  ungebunden  waltender  Selection  verwandt  zu  werden, 
und  sofern  unter  Zutritt  (und  Zulassung  etwa)  eines  ,, Migrationsgesetz" 
auf  gesetzliche  Fesseln,  wie  in  geographischer  Umgebung  vorliegend, 
hingewiesen  wird,  kämen  diese  doch  secundär  erst  zur  Geltung, 
während  sie  bei  einer  objectiven  Umschau  als  primäre,  rücksichtlich 
des  Ausgangspuncts,  zu  gelten  hätten,  für  die  Lehre  von  den  Geo- 
graphischen Provinzen,  mit  dem  Ansatz  an  die  ,,Didomena"  des  that- 
sächlich  Gegebenen.  Ist  dort  jedoch  die  Eins  gewonnen,  darf  kraft 
festgesicherter  ,,Data"  Ermuthigung  sodann  gefühlt  werden,  die  Rech- 
nung zu  beginnen,  wie  in  euclidischer  Mathematik,  und  demnach 
muss  in  Handhabung  der  Elementar-Operationen  zunächst,  (im  logi- 
schen Einmaleins  eines  pythagoräischen  Rechentäfelchens),  Uebung 
erlangt  sein,  im  „calculus  of  deductiv  reasoning"  (s.  Boole),  ehe  das 
Denken  daran  denken  könnte,  an  die  complicirteren  Probleme  der 
Unendlichkeit  als  ,, Symbol"  (im  mathematischen  Sinne)  sich  heran- 
zuwagen, in  „metamathematische  Speculationen"  höherer  Analysis 
(um  höheren  Blödsinn  kabbalistischer  Zahlenhäufungen  zu  meiden). 
Als  Allererst-Erstes,  und  Allem  voran,  bedarf  es  der  Eins  —  der 
abstracten  Einheit  der  Eins  (in  sogebotener  Unterscheidung  von  der 
concreten)  —  zum  einheitlich  ersten  Ansatzpunct,  und  sie  ist  dort 
zu  erfassen,  wo  (in  Verhältnisswerthen)  fassbar,  aus  den,  durch  die 
Wechselwirkung  des  Organismus  mit  der  Wandlungswelt  seiner  geo- 
graphischen Provinz,  gewährten  Gleichungen. 

Für  solche  Lehre  von  den  Geographischen  Provinzen  bietet  die 
weiteste  und  vielseitigste  Vergleichungsfläche  der  americanische  Con- 
tinent,  weil  über  zwei  Hemisphären  erstreckt,  in  doppelter  Wieder- 
holung der  Seitenstücke  (sowie  nochmaliger  Vermehrung  in  verticaler 
Folgereihe  neben  der  horizontalen),  und  indem  auf  dem  Globus 
(in  unsers  Geschichtsgeographen  Augen)  die  Continente  als  „Indivi- 
duen" sich  gliedern,  —  ein  jeder  mit  der  ihm  eigenthümlich  charakte- 
ristischen Physiognomie,  —    empfiehlt   sich  für  Theilung  der  Arbeit 


(zu  erster  Angriffsnahme  der  gestellten  Aufgabe)  die  Erdtheile  getheilt 
zu  behandeln,  einen  jeden  für  sich. 

Unter  vorläufigem  Absehen  also  von  denjenigen  Controversen, 
welche  sich  für  Einwanderungen  und  deren  Wege  erheben  lassen, 
unter  zwingender  Abweisung  zunächst  des  für  Vereinfachung  nahe- 
liegenden Dranges  (bei  Rückführung  der  Schöpfungscentren  auf  ein- 
heitlichen Mittelpunkt),  würde,  vorläufig  und  zunächst,  in  trockenster 
Nüchternheit  bei  den  Aussagen  des  thatsächlich  gegeben  Vor- 
liegenden zu  verbleiben  sein,  für  Ueberschau  der  geographischen 
Provinzen,  botanisch  und  zoologisch  sowohl,  wie  anthropologisch  und 
ethno-anthropologisch  (in  unabänderlicher  Umrahmung  der  anthropo- 
geographischen  Provinz  innerhalb  ihres  historisch  schwankenden 
Horizontes).  Durch  die  Deduction  erstarkt,  gewann  die  Philosophie 
auf  der  Schwelle  des  laufenden  Jahrhunderts  ausreichendes  Selbst- 
vertrauen, um  der  Natur  ihre  Gesetze  vorzuschreiben,  vernünftige  je 
nach  der  Vernünftigkeit  (des  „Archiphilosophus"),  oder  sonst  eben 
nicht.  Ein  hoher  Preis  war's,  den  es  galt,  und  so  unabgeschreckt 
durch  das  Missglücken,  folgten  erneute  Versuche,  bis  schliesslich  der 
Naturphilosophie  die  Naturwissenschaft  sich  zu  entwinden  ver- 
mochte, um  in  objectiver  Umschau  jetzt  lauschend  auf  das  zu 
horchen,  was  die  Natur  aus  ihren  Lehren  nicht  vorzuenthalten  ge- 
neigt scheint  (wenn  richtig  befragt). 

Aus  der  planetarischen  Stellung  der  Erde  liegt  es  inbegriffen, 
dass  unter  Combination  der  solarischen  Strahlenwärmewirkungen  auf 
die  tellurische  Constitution  (des  rotirenden  Himmelskörpers)  differen- 
zirt  abgeschlossene  (und,  durch  wechselweis  wahlverwandtschaftliche 
Ineinanderkreuzungen,  einheitliche)  Kräfte-Centren,  die  ihren  „causae 
efficientes"  entsprechenden  Effecte  ins  Dasein  rufen,  unter  den  Er- 
scheinungsformen eben  des  organischen  Lebens  (aus  terrestrischem 
Mutterschooss  einer  „Magna  Mater"). 

Der  Anfang  solcher  Ursächlichkeiten  entzieht  sich  dem  Blick,  da 
der,  auf  Erschöpfung  derselben,  nachgehende  Ausverfolg,  sich  in  die 
Unendlichkeiten  des  Raumes  verliert  —  wenn  nicht  bereits  in  einer 
Nebularhypothese  verrannt  (oder  verwässert),  die  individuell  idiosyn- 
krasischen  Ansprüchen  genügen  mag,  (wie  sonst  mythologische  Aus- 
malungen), die  indess,  wo  immer  auf  den  Zahn  gefühlt,  allzuschmerzlich 
ihre  Mängel  empfinden  lässt,  um  sich  mit  einem,  naturwissenschaftlich 
auf  deutliche  Rechenschaft  über  jeder  Einzelnbehauptung  dringendem, 
Gewissen  vereinbarlich  zu  erweisen.  ,,La  celebre  hypothese  cosmos- 
gonique  de  Laplace  est  en  pleine  contradiction  avec  l'etat  actuel  de 


6 

la  Science  et  les  recentes  decouvertes  des  Astronomes"  (1884),  für 
»(Faye's)  Rückgang  auf  die  ,,tourbillons"  (Descartes'),  und  so  im 
Nebel  umnebelt  folgt  wieder  der  Rausch  aus  drehendem  Gewirbel 
(im  wirbelnden  Reigen  manches  Derwisch-Tanzes). 

Nicht  im  Ersten,  wenn  die  Eins,  (eines  Ersten),  noch  nicht  bekannt, 
nicht  in  der  Welt-Entstehung,  (in  einer  Theorie  darüber),  wird  das 
Denken  reale  Ansatzpunkte  zu  nehmen  befähigt  sein,  sondern  nur  in 
Demjenigen,  was  den  Denkoperationen  zugänglich,  in  fassbaren  Ver- 
wirklichungen nämHch,  um  aus  den  Effecten,  die  der  Betrachtung 
vorliegen,  auf  die  Ursächlichkeiten  zurückzuschliessen:  aus  den 
organisch  gesetzlichen  Variationen,  als  Effecte  der  physikalischen 
Agentien  ihrer  geographisch-siderischen  Umgebung,  auf  diese  letztern 
(als  Ursach  Wirkungen),  auf  den  vovg  noi^iixog  aus  den  Anzeichen 
eines  voig  invxTfjjog  (im  vovg  nad-rjzixög). 

Dieserlei  Aufgaben  also  wären  es,  welche  es  auszuverfolgen 
gelten  würde  in  der  Gesammtmasse  derjenigen  Reihen,  wie  einer 
comparativ  -  genetischen  Methode  geboten,  botanisch,  zoologisch, 
anthropologisch  (und  ethnologisch),  zunächst  nach  einer  Induction 
„per  enumerationem  simplicem",  um  die  vorbedinglich  erforderten 
Bausteine  zusammen  getragen  zu  haben,  ehe  der  logische  Aufbau 
beginnen  darf  (für  das  System,  dessen  Plan  im  Gange  der  Forschung 
erst  unter  allmählig  zunehmenden  Enthüllungen  würde  hervorzutreten 
haben). 

Was  also  für  das  Klima  —  (die  klimatisch-geographische  Wand- 
lungswelt) —  und  dessen  organischen  Schöpfungs  -  Effect  hier  zu- 
sammenwirkt (und  demgemäss  zur  Ueberlegung  käme),  wäre,  einmal 
(tellurisch): 

i)  die  Configuration  der  Erdoberfläche  (nach  Urographie  und 
Hydrographie); 

2)  die  geologische  Constitution  (mit  den  Weisungen  magne- 
tischer Streichungslinien); 

3)  die  Vertheilung  nach  Festland  und  Meer 
und  ferner,  (meteorologisch-siderisch): 

i)  die  Einstrahlung  der  Sonne,  nach  dem  Jahresumlauf  (für 
den  Character  der  Durchschnitts  -  Temperatur  und  deren 
Mittelwerthe),  neben  den  wechselnden  Phasen  des  Mondes, 
oder  sonstigem  Gestirneinfluss  (soweit  zu  mitsprechender 
Gültigkeit  gelangend); 

2)  der  Luftdruck,  nach  den  Niveau-Verhältnissen; 

3)  die  Electricitäts-Verhältnisse  des  Luftraums; 


4)  die  Windrichtungen  mit  Rücksicht  auf  die  Erwärmungs-Ver- 
schiedenheiten der  Luftschichte,  nebst  Bewölkung,  Nieder- 
schlag (hygrologisch  u.  s.  w.); 

5)  die  Insolation  des  Bodens; 

6)  die  Luftströmungen  (unter  Rückwirkung  auf  Meerströme  etc.). 
Indem  all'  solche  (und  weiter  zugehörige)  Kraft-Agentien  durch- 
einanderwirken, (in  ähnlichen  Ergänzungen  sowohl  wie  im  gegen- 
sätzlichen Wiederstreit),  wird  —  inmitten  ihrer '' „Aktionscentren" 
gleichsam  (cyklonischer  und  anticyklonischer  Systeme)  —  an  den- 
jenigen Stellen,  wo  sie  im  einheitlichen  Abschluss  wahlverwandt- 
schaftlich aufeinander  treffen,  ein  organisches  Product  hervorspringen 
oder  aufspriessen  (nach  harmonischen  Schöpfungsgesetzen  gesetzHch 
bedingter  Wechselwirkung),  und  an  der  so  der  Anschauung  ge- 
botenen Erscheinungsform  hätte  nun  die  Forschungsmethode  ein- 
zuhaken (zum  ersten  Anhalt). 

Dass  hier,  wie  überall  in  unserer  jungen  Wissenschaft,  die  aus- 
reichenden Unterlagen  noch  fehlen,  bedarf  keiner  anderen  Be- 
merkung, als  vielmehr  den  desto  dringenderen  Hinweis  auf  mög- 
lichst baldige  Beschaffung  (zur  Förderung  der  einschläglichen  Stu- 
dien), und  die  „wissenschaftliche  Meteorologie"  anzufangen  ,, unter 
den  Tropen"  (wie  Alex.  v.  Humboldt  es  gefordert). 

Erst  wenn  das  Netz  der  meteorologischen  Stationen  auf  dem 
Clobus  vollendet,  wenn  derselbe  seinen  Cardinalrichtungen  nach  damit 
überspannt  ist,  und  im  tagtäglichen  Einfangen  der  klimatisch-meteo- 
rologischen Phänomene  den  Central-Instituten  die  genügende  Menge 
der  Daten  in  den  Beobachtungsreihen  geliefert  ist,  um  aus  den  Neben- 
einanderbeziehungen der  geographischen  Provinzen  zu  präcisiren, 
wohin  jedesmal  das  Centrum  grösster  Schwere  fallen  möchte,  für  die 
Schöpfungsthätigkeit  in  botanischer  und  zoologischer  Welt,  —  erst 
dann  werden  für  Umgränzungen  des  Verbreitungsbezirkes  die  Wege 
geöffnet  sein  in  einer  Geographie  des  Pflanzen-  und  Thierreichcs,  um 
den  Variationen  nachzugehen  oder,  im  Antreffen  solch'  entsprechenden 
Variationen,  die  allgemein  leitenden  Orientirungslinien  vorläufig  zu 
markiren.  Daran  anschHessend  würde  dann  die  Biologie  ihre  phy- 
siologischen Arbeiten  zu  detailliren  haben  für  die  Besonderheiten 
botanisch  und  zoologisch  charakteristischer  Grundtypen  sowohl,  wie 
für  die  Specialfragen  einer  vergleichenden  Rassenphysiologie  nach 
geographischer  Vertheilung,  —  unter  dem  Hineinspielen  historischer 
Motive  (und  Motore),  nach  Massgabe  der  geschichtlich  dem  Globus 


eingezeichneten  Bahnen  für  Entwickking  der  Culturvölker,  aus  anthro- 
pologisch-autochthonen  Stämmen  (in  der  Ethnologie). 

Bezüglich  Alldiesen's  erweist  sich,  unter  den  fünf  Continenten, 
der  americanische  als  derjenige,  welcher  das  grösste  Vergleichungs- 
material zu  liefern  verspricht,  weil  nicht  nur  zwei  Hemisphären 
durchragend  in  seiner  horizontalen  Ausbreitung,  sondern  auch  in  der 
verticalen  am  vielfachsten  gegliedert,  wegen  den  gerade  dort  unter 
den  Tropen  zusammengeballt  aufsteigenden  Hochgebirgen,  weshalb 
auch  auf  ihnen  (bei  dem  kürzer  erleichterten  UeberbHck)  die  Lehre 
von  den  geographischen  Provinzen  ihren  Keim-Ideen  nach  dem  Ent- 
decker-Genie zuerst  in  deutlich  anschaulichen  Umrissen  entsprungen, 
seit  des  Kosmohistoriker's  Reisen  (mit  dem  Beginn  dieses  Jahrhun- 
derts), während  die  früher  bereits  bei  Vorläufern  aufgetauchten  An- 
deutungen, weil  auf  unvollkommener  beschränktem  Terrain  (gleich  dem 
des  von  Tournefort  bestiegenen  Ararat)  mehrweniger  wirkungslos  ver- 
blieben waren  (weil  ohne  durchschlagend  packenden  Eindruck).  So 
bietet  die  „Neue  Welt'',  weil  günstigst  vorbereitet  in  der  Natur  für 
diese  neue  Lehre,  den  geeignetsten  Boden  zu  ihrer  systematisch- 
methodischen Durchbildung,  in  Ergänzung  der  auf  alten  ,,Orbis 
terrarum"  der  Weltgeschichte  classisch  begründeten  Wissensdisciplinen 
(unter  Eintritt  der  Psychologie  in  die  Reihe  der  Naturwissenschaften). 

Ursprungsfragen  über  erstes  Woher?  fallen  der  Metaphysik  zu, 
wenn  statt  der  dichterischen  Form  mythologischer  Glaubensdogmen 
eine  philosophische  zusagender  erscheint.  Die  Speculation  bleibt  eine 
Dichtung  des  Individuums  (s.  A.  Lange),  so  lange  nicht  auf  die  Er- 
fahrung in  exacter  Detailarbeit  zurückgeführt  (durch  Anreihung  der 
Psychologie  an  die  Naturwissenschaften).  Die  Natur  als  gewordene 
(gesetzte)  Grösse  oder  ReaHtät  (s.  Th.  Weber)  ergiebt  sich  als  ,, Be- 
dingtheit" (b.  A.  Günther)-,  ovdtv  yccg  XQfjiia  ylvexav  ovö^  änöXXvTaij 
aXV  and  eovioov  XQW^^''^^  Cv^ji'KSyeiai  %8  'Aal  diaxQivsrai  (b.  Anaxa- 
goras).  „Stoffwechsel,  Fesselung  und  Entfesselung  bezeichnen  den 
ewigen  Kreislauf  der  Elemente,  in  der  anorganischen  Natur  wie  in 
der  belebten  Zelle  der  Pflanzen  und  Thiere"  (s.  A.  v.  Humboldt). 
Ohne  Entstehung  {(f'VCig)  (k'jvov  ^iTl^ig  ts  diaXXa'^iq  ts  fiiysproiv  soxi 
(b.  Empedokles).  Die  dq^aiov  noifjzai,  (b.  Aristoteles)  Hessen  das 
Höchste  nicht  das  Erste  der  Zeit  nach  sein,  sondern  ein  Späteres 
(wie  die  Induction  zum  Höheren  allmählig  aufwärts  zu  schreiten 
hat,  statt  vom  hypothetischen  Anfang  herab  zu  deduciren).  Und  im 
idealen  Glanz  der  Prototypen  wehte  es  hernieder  aus  den  Gestirnen, 
als  d^idnvoiav  wv  aoa^iov  (b.  Diog.  Ap),  durch  der  Luftringe  Spalten 


feurig  ausströmend  (b.  Anaximander).  Jetzt  blickt  man  prosaischer 
in  das  Loch  der  ,, Kohlensäcke"  oder  den  Thierrachen  (s.  Littrow) 
unter  Orions  Jakobsstab  (neben  ,,nebulous  stars"  und  „stellar  nebulae"). 

Indem  die  Dinge  da  sind,  steht  solches  Dasein  da,  ob  nun 
aus  dem  Werden  realisirt  (im  absoluten  Idealismus),  ob  zum  ,,prin- 
cipium  individuationis"  (beim  Erbleichen  scholastischer  Essentia  vor 
der  Existentia),  —  das  Thatsächliche,,  ovx  sad-  otimq  ov,  ist  gegeben 
(factum,  weil  factibile),  und  somit  das  der  naturwissenschaftlichen 
Methode  erforderHche  „Didomenon"  gewonnen,  als  vorläufiger  Aus- 
gangspunct  setzbar:  dort  nämlich,  wo  in  einfachster  Formel  die 
Wechselbeziehungen  zu  erfassen  sind,  —  um  dann  vielleicht  im 
logischen  Rechnen,  (wenn  in  genügender  Schulung  erstarkt),  bis  zu 
einem  Infinitesimalcalcul  später  fortschreiten  zu  können,  und  so  in 
naturwissenschaftlich  durchgebildeter  Psychologie  Probleme  höherer 
Potenz  zu  lösen,  wie  sie  dem  Menschengeist  sich  gestellt  erweisen 
(über  Erstes  und  Letztes). 

Wie  in  allen  Dingen  bedarf  es  auch  hier  systematisch  langsamer 
Arbeitsbemühung,  um  das  zu  erlangen,  was  der  innere  Drang  erstrebt, 
und  was  sich  durch  des  Wunsches  Zauberkraft  nur  in  temporär 
täuschenden,  (und  desto  bittrer  bald  enttäuschenden),  Phantasiebildern 
befriedigen  Hesse.  Wer  ihrer  nicht  entrathen  kann,  wird  daran 
festhalten  wollen  und  müssen,  wogegen  es  naturwissenschaftlich 
durchtränkter  Anschauungsweise  zur  Erkenntniss  kommen  mag,  dass 
eine,  beim  gegenwärtigen  Anbruch  naturwissenschaftlichen  Zeitalters, 
mit  ersten  Schritten  kaum  begonnene  Forschungsarbeit,  die  Ungeduld 
der  Erwartungen  bezähmend,  von  dem,  was  heute  gepflanzt  erst  ist, 
nicht  morgen  schon  reife  Früchte  verlangen  wird,  (wenn  biUig  ge- 
stimmt). Wem  solche  Ueberzeugung  sich  festgestellt  hat,  (bei  ge- 
wissenhaft strenger  Controllirung  der  Vorgänge  im  Denkprocess),  ist 
dadurch  sodann  die  subjectiv  erstrebte  Genugthuung  (richtiger  Weg- 
weisung) gewährt,  durch  jene  des  Dichterfürsten  Genius  be- 
friedigende Abfindung  mit  sich  selbst,  in  ,, eigener  Wahrheit"  (aus 
Parmenides'  Musengöttinnen  redend).  Und  fortan  demnach,  von  der 
Furcht  labyrinthischen  Irregehens  befreit,  mag  die  Forschung  un- 
bedenklich und  rüstig  vorwärtsschreiten  auf  der  für  die  Zeitanfor- 
derungen (mitlebender  Generation)  angebahnten  Strasse,  unter  der 
Consolaridität  der  Menschenheitsinteressen  durch  Raum  und  Zeit  (bei 
geschichtlichem  Fortgang  der  Culturschöpfungen  auf  geographisch 
gebreiteten  Unterlagen,  im  Zusammenhang  des  All).  Die  Befrie- 
digung wird  eine  desto  vollere  sein,    da  sie   ohne  Unterlass  erneut. 


10 

vervielfältigend  sich  wiederholt,  wenn  und  so  oft  auf  die  Frage  ihre 
lösende  (und  vom  Zweifel  erlösende),  Antwort  erfolgt,  während  von 
Aufnöthigung  eines  Tändeins  mit  müssigen  Fragen,  (unlösbaren,  weil 
noch-nicht-lösbaren),  abgesehen  werden  kann,  - —  und  am  leichtesten 
sicherlich  in  diesem  AugenbHck  gerade,  wo  „Zetemata"  und  „Melete- 
mata"  in  ungeahnter  Fülle,  künftige  Lösbarkeit  verprechend,  plötzlich 
und  unerwartet  nach  allen  Seiten  hin  sich  zu  eröffnen  beginnen 
(in  tagtäglicher  Vermehrung,  brennendster  Zeit-  und  Streitfragen). 

So  für  Niemanden,  den  Herzensfragen  kümmern,  wie  sie  schlagen 
im  Menschenherz,  können  bei  ernstlicher  Arbeitslust  Schwierigkeiten 
entgegenstehen,  solcher  Bekümmerniss  Herr  zu  werden  durch  seine 
Mithülfe  beim  Ausbau  einer  naturwissenschaftlichen  Psychologie,  um 
ohne  Gefahr  pessimistischer  Langeweile  (und  ihre  zu  mystischen 
Räthseln  verleitenden  Qualen)  den  Geist  beständig  in  ernster  Be- 
schäftigung zu  halten  und  mit  gesunder  Speise  zu  nähren  (zum 
Abgleich  seiner  idealen  Bedürfnisse). 

Und  dieser  Art  Auffassung  wohnt  insofern  schon  ihre  Berech- 
tigung inne,  weil  es  bei  der  Zeitaufgabe  der  Gegenwart  (im  „natur- 
wissenschaftlichen Zeitalter")  um  die  Psychologie  vornehmlich  sich 
handelt,  damit  auch  sie,  als  letztabschliessendes  Glied,  hinzugefügt 
werde  in  die  Reihe  der  Naturwissenschaften.  Dadurch  gelangen  in 
den  Bereich  naturgemäss  fortschreitender  Forschungsmethode  auch 
jene  ethischen  Probleme,  welche,  der  socialen  Anforderungen 
wegen,  einer  abgerundeten  Weltanschauung  am  Wenigsten  fehlen 
dürften.  Ist  es  doch  ihrerwegen  gerade,  dass  zu  allen  Zeiten  und 
unter  allen  Völkern  bald  in  den  Religionen  tröstende  Hoffnung 
gespendet  wurde,  bald  in  philosophischen  Meditationen  aus  schwachem 
und  armem  Menschengehirn  herausgeklügelt  werden  sollte,  was  sich 
dabei  etwa  denken  lassen  möchte.  Wem  also  hoffnungsvolle  Ver- 
sprechungen, so  lieblich  und  wohlwollend  sie  tönen  mögen,  nicht 
zuverlässig  und  deutHch  genug  im  Ohr  erklingen,  um  darauf  sein 
Eins  und  Alles  einzusetzen,  wem  andererseits  dem  innerhalb  enger 
Spanne  trügerischer  Klugheit  und  Weisheit  Herausgegrübelten  das- 
jenige vorziehbar  erscheint,  worin  objectiv  belehrend  die  grosse 
Naturmutter  redet,  bei  makrokosmischem  Reflex  im  Mikrokosmos,  — 
wem  also  menschlicher  Vorwitz,  bei  all'  den  unvermeidlichen  Mängeln 
und  Schwächen,  ein  allzu  gebrechlicher  Stecken  gilt,  um  darauf  zu 
bauen  und  stützen,  der  wird  vorziehen,  lauschend  Dem  sich  zuzuwenden, 
was  aus  des  Alles  Harmonien  mit  des  Jenseits  Stimmen  zwar  undeut- 
lich noch  vorüberrauscht,  aber  wenn  die  Sprache  gelernt,  einstens  dann 


11 

mag  verstanden  werden;  und  jene  künftigen  Generationen,  die  an 
geistiger  Tafel  schwelgend,  solchen  Hochgenusses  sich  erfreuen, 
werden  uns  es  Dank  dann  wissen,  dass  wir  die  trockene  Erlernung 
ersten  Buchstabirens  nicht  als  verächtlich  abgewiesen  haben,  sondern 
fleissig  in  die  Schule  gegangen  sind,  die  im  Laufe  der  Jahre,  (im 
Leben  des  Menschengeschlechts,  bei  neu  verjüngter  Jugendzeit),  den 
arbeitssam  Beflissenen  zur  Prima  bringt,  und  dann  vielleicht  zur 
,,Universitas  litterarum"  (im  Universum). 

Von  dem  Wissenscapital  der  Vorfahren  zehrend,  wie  es  sich 
angehäuft  in  jahrtausendjährigem  Forschungszweig,  wird  die  Genera- 
tion zeitweiliger  Gegenwart  ihrerseits  wieder  derjenigen  Zeitaufgabe 
zu  genügen  haben,  wodurch  die  für  die  Nachwelt  bestimmten 
Magazine  anzuzufüllen  sind  mit  geistigen  Schätzen  inductiv  fort- 
gehender Arbeit,  —  und  hier  aus  den  gegebenen  Verhältnissen  ent- 
sprungen, ist  die  Sicherung  der  psychischen  Originalitäten  zunächst 
als  peremptorisches  Gebot  gestellt  (für  die  Sammlungen  der  Ethno- 
logie). 

Ohne  Massstab,  keine  Zeit.  Nur  beim  Ausgang  von  dem  An- 
satzpunct  einer  Aera  oder  bei  wechselsweiser  Abschätzung  in  dem 
Verlauf  einzeln  bekannter  Ereignisse,  folgt  geschichtliche  Datierung. 
Sonst  redet  sich's  ins  Blaue  hinein,  mit  blauen  Mährchen,  wenn,  auf 
unabsehbarer  Reihe  hin,  Zahlen  gehäuft  werden,  ohne  etwelchen 
Ziffernwerth  (im  Unendlichen).  Erst  aus  dem  Werden  versteht  sich 
das  Sein,  als  Gewordenes,  während  im  Sein,  als  Daseiendes,  ein 
leerer  Wortschall  redet,  wenn  nicht  genommen,  wie  gegeben  (im 
selbstgesetzten  Datum  mathematischer  Wortbedeutung).  Nur  in  die 
oberen  Schichten  geologischer  Bildungen  lässt  sich  aus  der  actuellen 
hineinblicken.  Bald  bereits  verwischt  sich  deutliche  Anschauung, 
und  die  Hypothesen  gerathen  um  so  mehr  in's  Schwanken,  je 
weniger  ein  Anhalt  gegeben  bleibt,  ob  und  inwieweit  die  gegen- 
wärtig im  Schöpfen  und  Schaffen  bethätigten  Agentien  auch  damals 
schon  zu  setzen  sein  würden  (in  vormaliger  Wirksamkeit  für  Vor- 
schöpfungen). Bezüglich  realen  Werthes  macht  es  keinen  Unter- 
schied, ob  die  Zahl,  von  der  geredet  wird  (so  lange  ihr  ein  fester 
Ziffernwerth  noch  fehlt),  sich  in  Tausenden  von  Millionen  oder 
Billionen  bewegt,  oder  ob  sie  primärer  Zehnerreihe  noch  angehört,  und 
wo,  beim  Suchen  nach  einem  Anfang  in  der  Schöpfung,  dieser  gesetzt, 
ob  in  nebligen  Graus  hinschwindendster  Vorzeit,  ob  im  Moment  der 
Gegenwart,  verschwimmt  dahin  in  gleichgültig  einförmiges  Grau, 
so  lange  die  Möglichkeit  fehlt,  eine  im  Rechnen  verwendbare  Eins  zu 


12 

formuliren.  Und  da,  wie  unerbittliche  Logik  es  zwingt,  vom  Suchen 
aufs  Gerathewohl  abgesehen  werden  muss,  im  Gewühl  unendHcher 
Reihen,  kann  dort  nur  eine  Eins  sich  bieten,  wo  sie  aus  gegenseitig 
genau  bedingter  Gleichung  selber  sich  ausspricht.  Ist  hier  indess 
sie  einmal  gefunden,  mag  die  Rechnung  vertrauensvoll  begonnen 
werden,  denn  so  eng  beschränkt  sie  anfänglich  auch  zusammen- 
schrumpfen sollte,  dürfen  doch,  mit  aprioristischer  Gewissheit,  solche 
Keime  in  ihr  vorausgesetzt  werden,  die  sich  im  Laufe  künftiger 
Uebung  zu  Ergebnissen  entfalten  müssten,  wie  aus  Infinitesimal- 
rechnungen spriessend  (soweit  diese  irdischem  Denken  adäquat). 

Ein  solches  Sein,  das  aus  dem  Werden  verständlich  vor  den 
Augen  verläuft,  tritt  entgegen  nun  in  dem,  was  sich  mit  organischem 
Leben  als  Seiendes  proclamirt,  während  das  anorganische  Entstehen 
(von  kurz  krystallinischem  Hervorspringen  abgesehen)  den  Gesichts- 
kreis deutlicher  Sehweite  überragend,  im  Dunkel  der  Mutternächte 
erlischt  (wenn  sie  kreisen  die  ,,Po"  uranfänglicher  Schöpfungs- 
mythen). Im  Organischen  dagegen  lässt  sich  mit  jetzig  schwacher 
Jugendkraft  naturwissenschaftlicher  Induction  vielfach  schon  das 
Wie  und  das  Warum  actueller  Verwirklichung  verstehen,  um  die 
Entelechie  (,,potentia"  Und  ,,actu")  in  ihren  Proteus -Wandlungen  zu 
fassen  und  dann  festzuhalten  auch,  zumal  wenn  zum  Durchblick  des 
im  physiologischen  Abschlüsse  Vollerwachsenen  embryologische 
Vertiefung  ergänzend  hinzutritt  (wie  psychologische  mit  Hülfe  der 
Naturstämme,  als  Kryptogamen  der  Völkerkunde  gegenüber  den 
Culturvölkern  und  deren  Schöpfungen).  In  dem  grossartigen  Bilde, 
das  mit  geologischer  Construction  entworfen  daliegt,  der  Betrachtung 
ausgebreitet,  mehrt  sich  durch  fleissige  Detailarbeit  im  ununter- 
brochenen Fortgang  die  Masse  der  lehrreich  neuen  und  über- 
raschenden Ausblicke.  Aber  ein  erstes  Entstehen  könnte  nur  da 
gefasst  werden,  wo  es  real  sich  verwirklicht  im  eigenen  Bewusstsein, 
bei  Anschluss  seines  Entstehens  an  allgemeines  Naturwalten,  inner- 
halb der  physikalisch-siderischen  Agentien  geographischer  Provinz, 
bis  zum  Hervortreten  des,  (auf  psychologischer  Unterlage),  ge- 
klärten Völkergedanken  (mit  Hoffnung  auf  psychologische  Inte- 
grirungsmöglichkeit  für  das  individuelle  Einzeln  -  Selbst  im  gesell- 
schaftlichen Zusammenhang).  So  mag  hier  ein  erster  Leitungsfaden 
allmählig  vielleicht  gesponnen  werden,  für  das  Gewirre  der  Welten- 
räthsel,  welche  allseits  sich  zusammendrängen  und  bisher  der  Lösung 
gespottet  haben,  so  oftmals  auch  die  Deduction  (in  philosophisch 
scharfsinnig  geschärften  Auseinandersetzungen)  den  gordischen  Knoten 


13 

zu  zerhauen  gesucht  (so  dass  jetzt  die  Induction  es  verursachen  mag, 
ihn  in  seinen  Verschlingungen  auseinander  zu  legen,  für  die  Welt- 
anschauung eines  „naturwissenschaftlichen  Zeitalters"). 

Je  verführerischer  eine  junge  Wissenschaft  mit  neuen  Problemen 
schwillt,  die  bei  dem  Ausöfifnen  ungeahnter  Perspectiven  den  Flug 
der  Phantasie  beflügeln,  desto  ernster  und  strenger  lautet  das  Gebot 
vernunftgemäss  nüchterner  Zügelung,  um  emsig  und  treu  an  mecha- 
nisch trockener  Handwerkerarbeit  festzuhalten,  die  für  Sicherung 
erster  Fundamentirungen  nicht  erspart  werden  kann  noch  darf.  Dies 
gilt  besonders  für  die  Ethnologie,  und  für  die  Amerikas  nicht 
am  Wenigsten.  Auch  hier  also  ist  der  Blick  auf  das  im  Umkreis' 
deutlicher  Sehweite  Erkenn-  und  Unterscheidbare  zunächst  ein- 
geschränkt zu  halten,  unter  vorläufiger  Abweisung  reizvoller  Mythen, 
die  aus  saitischen  Traditionen  von  Aztlan  und  (äussersten)  Ut-atlan  zu 
Atlanten  rufen,  oder  von  Tula  her  gar  vieler,  bis  zum  ultima  Thule, 
in  Euscarischen  redend,  oder  andrerseits  mit  chinesischen  Schlüsseln, 
je  nachdem  sie  passen  mögen,  für  ein  Fusang  und  japanischen  Lan- 
dungen, die  am  Cape  Flattery  sich  einschmeicheln,  —  aber  hier  bereits 
von  der  Statistik  in  feste  Disciplin  genommen  sind,  so  dass  bald 
die  erforderlichen  Anhalte  erwartet  werden  dürfen  für  zuverlässigere 
Entscheidungen  über  ihre  Aussagen  (ob  für  oder  wider). 

Naturgemäss  gesetzliche  Wachsthumsvorgänge  des  Denkens 
sind  es,  aus  denen,  wie  alle  übrigen  Vorstellungen,  auch  die  über 
abscheidende  Trennungen  der  einzelnen  Naturgegenstände  in  ihren 
jedesmalig  eigenthümlichen  Selbstständigkeiten   hervorgehen. 

Auch  dem  Wilden  ist  der  Stein  ein  Anderes,  als  Pflanze  oder 
Thier,  und  bezüglich  dieses  der  Vogel,  Fisch  oder  Reptil  ver- 
schieden, obwohl  hier  je  nach  genauer  richtigem  Einblick  Ineinander- 
schiebungen schärfer  sich  abzeichnen,  mit  der  Cultur  und  deren 
wissenschaftlichen  Systemen. 

In  den  für  uns  in  heutiger  Gegenwart  gültigen,  ist  in  geschicht- 
"*  Hcher  Entwicklung  der  Begriff  der  Art  (mit  seinen  Gliederungen 
nach  Species,  Genus,  Familien,  Ordnungen  etc.)  zur  Feststellung  durch- 
gebildet, und  trotz  mancherlei  theoretischem  Rütteln  neuerdings, 
fährt  er  fort  sein  wohlbegründetes  Recht  in  der  Naturforschung  zu 
bewahren,  wenn  sich  auch,  je  nach  dem  persönlich  kritischen  Urtheil, 
(im  Ueberblick  und  Schätzung  der  gesichert  vorliegenden  That- 
sachenreihen),  die  Grenzen  zwischen  Art  und  Gattung  z.  B.  mehr- 
fach verschieben  mögen  (und  mehrfacher  die  zwischen  den  oberen 
Classificirungen  in  Terminologien). 


14 

Immer  bleibt  hier,  wie  immer  auch  gefasst,  ein  begrififlich  verwirk- 
lichtes Ding- Ganzes  gegenüberstehend,  mit  welchem  also  wissen- 
schaftlich weiter  operirt  werden  kann,  wenn  der  Naturforscher  seine 
naturwissenschaftliche  Weltanschauung  ausbaut  (im  naturwissenschaft- 
lichen Zeitalter  unserer  Generation). 

Soweit  es  sich  —  bei  der,  in  ,,Eduction"  der  (in  ihr  liegenden) 
Formen  beruhenden,  Bildung  der  Materie  (s.  Ibn.  Roschd)  —  um 
Schöpfergedanken  (b.  Agassiz),  als  „pensees  realisees  du  Createur" 
(s.  Hirn.)  oder  um  Schöpfungsgedanken  handeln  sollte,  hätte  zunächst 
im  Nachdenken  darüber  aus  den  differenzirten  Variationen  auf  die 
geographischen  Provinzen  zu  führen,  wie  bedingt  nach  der  klima- 
tischen Umgebung  unter  Zugehörigkeit  meteorologisch  -  siderischer 
Einflüsse,    (auf  die  topischen  Bezirke  jeglicher  Localität  einfallend). 

Je  nach  den  Gesichtspuncten  wechselnder  Parthei- Ansicht  pflegen 
nun  hier,  leicht  sogleich,  die  Controversen  über  Prinzipienfragen 
heranzudrängen,  ob  die  geographisch-klimatischen  Bedingungen  als 
ursächlich  wirkende  zu  setzen  seien,  oder  doch  inwieweit  für  die 
actuelle  Existenz  mit  demiurgischem  Charakter  zu  bekleiden,  während 
auf  dem  naturgeschichtlich  objectiven  Standpunct  der  Umschau,  in 
der  Tageshelle  ringsum  aus  neu  hervorbrechendem  Licht,  weder 
Anlass  noch  Lust  verspürt  werden  kann,  bereits  in  das  Dunkel  der 
Ursprungsfragen  den  Blick  zu  versenken,  so  lange  ihm  die  Ver- 
schärfung fehlt,  um  hindurchzudringen;  denn  in  erster  Linie,  um  die 
Inductions-Methode  überhaupt  zur  Anwendung  zu  bringen,  ist  der 
Ansatzpunct  selber  verlangt,  zum  Beginn  des  Rechnens,  wie  in 
wechselweiser  Gleichung  zwischen  dem  Organismus  und  den  physi- 
kalischen Agentien  der  Umgebung  als  geboten  erachtet  werden 
darf,  (für  eine  Eins,  als  Erstes).  To  sv  dvai  (fijat  top  d^sov  (Xeno- 
phanes).  Das  ansigov  (b.  Anaximander)  setzt  den  Anfang  (c(Qxv)>  statt 
des  Ersten  (das  erst  im  Fortgang  der  Rechnungen  zum  Unendlichen 
führen  dürfte).  In  (successiver)  Entwicklung  des  Absoluten  (b.  Hegel) 
führt  (der  Natur  entsprechend)  Prakriti  („the  self-evolvent  principle") 
auf  „annulam  mulam"  oder  wurzellose  Wurzel  (in  der  Sankhya),  bis 
zu  Negationen,  wenn  nicht  in  Nichtigkeit  des  ovx  (av,  doch  eines 
liri  CQV  (des  Köre  bei  Maori). 

Mit  dem  Omphalos  in  der»  Mitte  des  von  Harmonia  (b.  Phere- 
kydes)  gebreiteten  Peplos,  webte  Athene  den  Umkreis  des  Oceans 
(s.  Nonnos)  und  Kalypso  ihre  Gewebe  (in  Ogygia).  Die  Gottheit 
i.st  ein  Kreis,  dessen  Mittelpunct  allenthalben,  dessen  Umkreis 
nirgends    ist    (b.  Herder).     Einheitlich    thront  Gott   im  Centrum  des 


15 

äusserst  Umschliessenden  {nsQiexov),  als  änsiQov  (b.  Philolaos)  im 
Unendlichen  (des  Gedankens);    t6  yag  dvro  vosXv  saziv   ts  xai  sivai 

(s.  Parmenides),  soweit  das  Verständniss  reicht  (für  verständliche 
Erklärung,  wenn  in  den  Rectificationen  logischer  Berechnung  und 
Rückberechnung  controllirt).  „Indern  wir  die  Zugehörigkeit  zu  ver- 
schiedenen Reichen  begrifflich  scheiden,  ist  ein  einfaches  Grundreich 
ein  Reich  von  bestimmter,  einziger  Weltdimensität  und  die  ihm  zu- 
gehörigen Objecte  sind  diejenigen,  welche  diese  Dimensität  als 
höchst  effective  Dimensität  an  sich  tragen,  während  die  Elemente 
solcher  Objecte  als  Objecte  nicht  in  Betracht  kommen"  (s.  Scheffler). 
Das  Künftige  (in  ratione  summae  naturae)  kam  zum  Aussprechen 
(s.  Anseimus)  durch  den  Logos  im  Wort  (Brahmas),  und  so  redet  es 
aus  dem  Schweigen  gnostischer  „Sige"  oder  Mutuhei  (in  Nukahiva). 

In  den  geographischen  Differenzirungen  würden  die  Verwirk- 
lichungen eines  Schöpfergedankens  insofern  zur  Erkenntniss  ge- 
langen, als  die  das  All  durchwaltenden  Kräfte  dort  eine  definirbare 
Eorm  gefunden  haben,  obwohl  (unter  Abhängigkeit  von  ferneren 
Ueberlegungen)  noch  nicht  für  die  „Essentia"  etwa  (in  der  Substanz), 
so  doch,  (in  den  der  Anschauung  verständlichen  Erscheinungsweisen), 
für  die  Accidentien,  welche  sich  der  Forschung  zugänglich  erweisen 
(in  Schöpfungskreisen,  mit  deren  Hinweis  auf  Schöpfungscentren 
hinaus,  nach  erfragtem  Standpunct).  Und  so  wäre  ein  Weg  eröffnet, 
für  den  ersten  Schritt,  der  bei  sorgsam  umsichtigem  Weiterschreiten, 
unter  Beherrschung  des  wissenschaftlichen  Apparates  mit  der  Ge- 
sammtheit  der  von  ihm  für  die  Controlle  gelieferten  Aushülfen  aus- 
gerüstet, auf  gesichertem  Boden  fortzuschreiten  hat,  und  bald  wird 
instinctgemäss  schon,  ein  Fussauftritt  in's  Leere  nicht  gewagt  sein, 
sondern  dorten  nur,  wo  solide  Unterlage  der  Thatsachen  sich  fühlt. 
Das  Wohin  bleibt  der  Zukunft  überlassen,  und  so  manch  kühnes 
Wagniss  später  vielleicht,  bei  ermuthigt  anwachsendem  Vertrauen  in 
eigene  Kraft,  wenn  es  gesetzlich  zu  klingen  beginnt,  mit  empor- 
schwellendem Schall  verständlicher  Lautbelehrungen,  aus  gesetz- 
lichen Harmonien  (des  Kosmos). 

Momentan  freilich  dürfen  keine  Sirenen-Gesänge  bethören,  im 
Zeitmoment  heutiger  Gegenwart,  wo  an  der  Schwelle  kaum  an- 
gelangt, ahnungsvoll  wir  überwältigt  noch  stehen,  im  Staunen  und 
Wundern  über  ausgeöffneten  Aufblick  in  unermesslich  erstreckte 
Perspectiven,  denn  jetzt,  wo  tastend  und  zagend  erste  Schritte  erst 
zu  versuchen  sein  werden,  gilt  es  nüchternst  trocken  -  ernster  Ein- 
schränkung auf  minutiös  engstes  Detail,  für  gesicherten  Anhalt,  zum 


16 

Einklang  mit  innerlich  eigener  Gewissenhaftigkeit,  um  dessen  sicher 
zu  sein,  was  ausgesprochen  wird,  in  jedem  Einzelwort. 

Sofern  vom  astronomisch  -  physikalischen  Gesichtspuncte  eine 
Nebular  -  Hypothese  (nach  Laplace's  Einzelausführung)  bei  einer 
gleichzeitig  in  Rotation  und  Concentration  befindlichen  Masse 
(s.  Mädler)  zu  kosmogenischer  Empfehlung  kommt,  würde  beim 
Ausgang  vom  urstofflichen  Feuer  —  als  nvg  dicovioy  (b.  Heraklit)  — 
und  der  Sonne,  als  fjLVÖgog  öidnvQog  (s.  Anaxagoras),  in  einer  Ekpy- 
rosis  die  Ausbrennung  bereits  organischen  Lebens  involvirt  liegen, 
und  dieses  also  aus  (epicuräischen)  Zwischenwelten  (wo  die  dXsi- 
TOVQyriTav  weilen)  erneuert  zu  entnehmen  sein,  wofür,  bei  vulka- 
nischer Ausschleuderung  der  Planeten  auf  dem  Abstand  dieser  von 
ihrem  solaren  Centrum,  Raum  gelassen  wäre,  um  sodann,  aus  den  an 
den  Grenzen  der  Atmosphäre  einsetzenden  Vorgängen  in  das 
Terrestrische  hineinzuspielen,  (wie  aus  Abhassara  -  Terrassen  in 
buddhistischen  Umschwungsperioden),  unter  flüssigen  und  verflüssi- 
genden Niederschlägen  zunächst,  also  mit  primärer  Wasserbreitung^) 
(in  indianischen  Schöpfungstheorien).  Die  Schöpfung  tritt  als  ,,pro- 
cessio"  hervor  (durch  die  „principia"),  indem  die  in  Gott  subsistirenden 
Ideen,  als  ,,causae  primordiales"  (jtQOoqiöiiaTa  oder  praedestinationes) 
aus  der  „Ursache  alles  Seienden  und  Nichtseienden"  hervorgehen 
(b.  Erigena).  ,,Ipse  omnium  essentia  est,  qui  solus  vere  est"  (ait 
Dionysius  Areopagita).  Pythagoras  suchte  die  Ideen  in  den  Zahlen 
und  ihren  Harmonien  (b.  Stob.),  um  die  Schwingungen  gesetzlich 
zu  fesseln  (im  logischen  Rechnen). 

Bei  allmähliger  Annäherung  der  Psychologie,  um  auf  psycho- 
physischer  Brücke  in  das  Geistesleben  des  Zoon  politikon  einzu- 
dringen, musste  auf  noch  unentschiedenem  Grenzgebiet,  die  natur- 
wissenschaftliche Forschungsmethode  durch  selbstgegebene  Conflicte 
mit  philosophischer  Deduction  in  allerlei  Querkreuzungen  gerathen, 
die  ihre  Entwirrung  verlangen,  um  nicht  das  eigene  Lebensprincip 
zu  kreuzigen  und  opfern. 

Die    in    dem    als    zoologisches    Reich   Gefassten    durchziehende 


[ilv  izlsto'^  ßipoq  d'^B~ripavB  rö  7:üp,  ro  dk  ke(.<pi^i\>  diä  rrfj  exxauatv  p.srißakst> 
(s.  Simplic).  Phaeton's  Brand  zu  löschen,  folgt  deucalionische  Fluth  (s.  Hyginus).  Ra 
vernichtet  das  Erdengeschlecht  (durch  Tefnut),  wie  Mexico's  Sonne  Xolotl's  himmel- 
entstammte Gefährten;  doch  erhaltend  als  Wärme  wohnt  Baiwe  im  Rennthier  der  Lappen, 
und  Ra  im  Stier  Mnevis  (zu  Heliopolis).  Die  Sonne  wird  vom  Kirchthurm  zu  Bösum  am 
Tau  der  Dorfjungen  ihren  Lauf  geführt  (im  Ditmarschen),  und  der  indianische  Schiingen- 
fänger der  Sonne   nimmt  bei  den  Maori  seine  Brüder  zur  Hülfe  (aus  dem  Maui-Geschlecht). 


17 

Grundeinheit,  unter  den  typischen  Differenzirungen,  bildet  die  eigent- 
Hche  Voraussetzung  neben  solcher  Umgränzung,  und  deshalb  eine 
selbst  gegebene. 

Sofern  hier  die  Auffassung  einer  Abstammnng  hineingetragen 
werden  sollte,  könnte  sie,  wenn  nicht  pantheistisch  im  Ganzen  ver- 
schwimmend, nur  für  den  jedesmaligen  Sonderfall  gelten,  um  diesen 
durch  gemeinsame  Abstammung  in  seiner  Eigenartigkeit  hinzustellen, 
zur  Abscheidung  vom,  (also  im  eigenen  Gegensatze  zum),  Fremdem 
(als  Nicht-Eigenem).  Aehnlichkeit,  ob  mehr  ob  weniger,  würde  nur 
für  die  nähere  oder  fernere  Zusammenstellung  unter  den  Ketten- 
gliedern der  Reihe  in  Betracht  kommen  dürfen,  denn  sofern  die 
Aehnlichkeit  (auf  den  Vermuthungswegen  etwaig  blosser  Variation) 
bis  zur  Identität  fortschritte,  wäre  deren  specifische  Unterscheidung 
damit  herausgefallen,  wogegen  sie  peremptorisch  eben  zu  trennen 
hat  in  jener  Kluft,  worin  der  Missverstand  (in  Misskenntniss)  den  Hals 
zu  brechen  pflegt  (nachdem  es  dem  gesunden  Menschenverstand  allzu- 
scharf an  den  Kragen  gegangen).  Dass  der  Mensch  zur  zoologischen 
Schöpfung  auf  der  Erde  gehört,  dass  innerhalb  dieser  den  Quadru- 
manen  die  Bimanen  am  nächsten  stehen,  —  das  mit  Zugehörigem 
lässt  an  den  fünf  Fingern  (für  Sechsfingrige  auch)  leicht  genug  sich 
abzählen,  zumal  die  vergleichende  Anatomie,  seit  Begründung  dieses 
Studiumzweigs,  auf  all'  die  Correlationen  in  der  comparativen  Ueber- 
schau  (ihrer  Vergleichungen)  bereits  hatte  hinweisen  können,  welche 
auf  den  Faden  der  Descendenz  gereiht,  unklar  wieder  durch  ein- 
ander zu  laufen  drohen,  wenn  nicht  durch  den  Anschluss  an  die 
Geographischen  Provinzen  gefestigt. 

Als  terminus  technicus  (in  naturwissenschaftlicher  Sprache)  kann, 
dem  Wortsinne  nach,  Abstammung  nur  bedeuten  sollen,  dass  inner- 
halb der  gegenwärtig  als  auf  Erden  gültig  erkannten  Gesetze 
(inducirt  aus  Raum  und  Zeit)  ein  Etwas,  (aus  Etwas),  ein  Anderes  zu 
werden  vermag,  ohne  den  Character  eines  einheitlichen  Bestandes  zu 
verlieren,  und  gesetzliche  Grenzen  überschreitende  Auffassung  würde 
hinübertreten  dann  in  Entstehung  (für  philosophische  Deduction) 
oder  in  Schöpfung  (religiösen  Glaubens). 

Sobald  sich  die  Chemie  (aus  Zwang  der  Experimente)  genöthigt 
sieht,  ein  Element  zu  setzen,  hat  dieses  sein  Bestehen  (unter  allen 
als  möglich  dargelegten  Wandlungen)  deshalb  eben  zu  wahren,  weil 
solcher  Wahrung  wegen  nur  (zur  Befreiung  aus  alchymistischer 
Verwirrung)  im  selbstständig  erklärten  Bestände  eben  anerkannt  erst. 
Und    so  hat   in   biologischen  Systemen   (botanisch   oder  zoologisch) 

Bastian,  America  III.  2 


18 

der  Widersinn  einer  contradictio  in  adjecto  zu  folgen,  sobald  die 
Art  über  die  Weite  der  thatsächlich  erwiesenen  Variationen  hinaus,  in 
eine  andere  Art,  als  einen  für  sie  specifischen  Gegensatz,  überschlagen 
sollte  (in  eigener  Selbstvernichtung).  Von  fortschreitend  vermehrter 
Kenntniss  der  Thatsachen  hat  die  Weite  der  Wandlungsmöglich- 
keiten abhängig  zu  bleiben,  aber  bei  jedem  Schritt  über  das  soweit 
als  thatsächlich  Aeusserstes  Gesetzte,  würde  (im  innerhchen  Wider- 
spruch) das  für  die  naturwissenschaftliche  Anschauung  zur  bindenden 
Regel  aufgestellte  System  auseinanderfallen,  also  entweder  ein  neuer 
(je  nach  erlaubter  Erweiterung)  veränderter  Grundriss  aufzustellen  sein, 
oder  sonst  mit  Rückfall  in  primäres  Chaos  jene  Regellosigkeit  statt 
haben,  welche  auf  klärende  Regeln  hindurchzuführen  dem  natur- 
wissenschaftlichen Denken  nun  eben,  als  seine  Aufgabe  gestellt  zu 
gelten  hat. 

So  hat  das  Factum  zu  entscheiden,  und  im  Einzelnfalle  also,  bei 
Fehlen  des  Descendenzfactum  diejenige  Descendenzhypothese,  die 
hinzutreten  mochte  bei  schärferem  Einblick  in  fruchtbar  statthabende 
Kreuzungen,  oder  in  die  aus  der  Action  geographischer  Umgebung 
erklärbaren  Variationen,  wogegen  jedwede  Simulirung  willkürlichen 
Factum's  sich  in  metaphysische  Speculation  verliert,  und  aus 
physischem  (für  irdische  Verhältnisse  zulässigem)  Bereich  somit  aus- 
geschlossen bleibt,  (weil  naturwissenschaftlicher  Forschung  nicht 
länger  angehörig).  Quaelibet  res  eo  ipso  quod  est,  est  haec  res 
(s.  Occam),  für  jedesmaligen  Ziffernwerth  (im  logischen  Rechnen), 

Zeitlos  tritt  die  Schöpfung  ins  Dasein  (in  der  Religions-Philo- 
sophie),  und  beim  Anstreben  ersten  Ursprungs,  unterirdisch  oder 
überirdisch,  verliert  sich  das  Entstehen  im  Himmelsraum  aufwärts 
oder  in  unsichtbaren  Hades  hernieder,  beide  Male  in  ein  Jenseits 
ausserweltlichen  Raums  (für  menschliche  Sehweite).  In  naturwissen- 
schaftlicher Weltanschauung  dagegen  soll  im  deutlich  Erkennbaren 
eben,  jenes  Gesetzliche  in  der  Natur  gesucht  werden,  was  im  gesetz- 
lichen Denken  sich  versteht  (aus  kosmischen  Harmonien).^) 


')  7/  Y'^wai':  roü  örj.oiou  zw  ößoioj  (s.  Empedokles),  oder  im  Gegensätzlichen 
(b.  Anaxagoras)  die  Sinneserkenntniss  (wahlverwandtschaftlich).  Zur  „Urposition"  tritt  inner- 
liche Bezogenheit  im  geordneten  Zusammengehören  (b.  J.  H.  Fichte).  Die  „eigene  Wahr- 
heit" eines  Jeden  (s.  Göthe)  liegt  im  Verhältniss  zu  sich  selbst  und  zur  Ausseuwelt  (mit 
dem  dem  eigenen  Denken  angeschlossenen  Gedanken,  als  fruchtbaren,  und  deshalb  wahren) 
im  menschlichen  Massstab  (b.  Protagoras)  für  weitere  Einfügung  in's  All  (naturwissenschaft- 
lich). Nicht  „nach  dem  Menschen"  (als  „Metron"),  sondern  „von  dem  Menschen"  (s.  Süss) 
ist  der  Planet  gemessen  (für  seine  Stellung  im  System).  „Entellectus  ille,  qui  velut  habitus 
dicitur,    materialis   intellectus,    species,   virtus    atque    perfectus    est"    (s.  Alex.).     Der    Begriff 


19 

Wie  für  Alles  in  naturwissenschaftlicher  Auffassung,  (dem  von 
der  Natur  gelehrten  Wissen),  bieten  sich  auch  betreffs  des  Menschen 
die  Gesichtspuncte  zweifacher  Betrachtung,  einmal  vergleichend 
durch  den  Raum  und  dann  entwickelnd  in  der  Zeit  dahin,  also  nach 
comparativ- genetischer  Methode  (in  der  Induction). 

Hier  kann  das  logische  Rechnen  seinen  Ausgangspunct  stets  dort 
nur  nehmen,  wo  aus  den  Gleichungen  eine  Eins  sich  bietet,  in  solcher 
Wechselwirkung  nämlich,  wie  unter  einfachen  Verhältnissen  geogra- 
phisch gegeben,  und  in  organischer  Entfaltung  dann  historisch  ge- 
staltet, also  gemäss  den  Bedingungen  geographischer  Provinzen  betreffs 
ihrer  anthropologischen  Bedeutung,  auf  dem  ethnologisch  umziehen- 
den Horizont  für  die  Weite  der  Geschichtsbewegung  (soweit  hinein- 
greifend). 

Insofern  hat  sich  aus  practischen  Rücksichten  zunächst  die  Be- 
handlung der  Naturstämme  zu  empfehlen,  ehe  complicirtere  Probleme 
in  Angriff  genommen  werden  (wie  bei  den  Culturvölkern  gestellt). 

Rationalis  fabrica  naturale  quoddam  postulans  praecipium  numerus 
est  (s.  Cusanus),  für  die  logischen  Rechnungen  (des  Denkens). 

P^in  (bei  Umschlagen  des  Sein  in  das  Nichtsein)  ^)  mit  Negationen 
beginnendes  Denken  (der  Identitätsphilosophie)  negiert  den  gesunden 
Menschenverstand  von  vornherein  durch  die  Alles  auf  ein  Nichts 
reducirende  (und  annuUirende)  Null,  wogegen  bei  genügender  Schu- 
lung in  psychologisch-naturwissenschaftlichen  Operationen  auch  für 
die  Berechnungsweisen  negativer  Grössen  rationeller  Anhalt  geboten 
werden  mag  (in  höherer  Analysis). 

Wenn  eine  auf  mehr  weniger   deutlicher  Anschauungsweise    ba- 


des  Atoms  führt  zurück  auf  eine  unbedingt  göttlich  metaphysische  Urkraft  (b.  Ulrici).  Als 
Ding  an  sich  (abrö  xaiV  abru)  enthalten  die  Ideen  das  Reale  (b.  Plato),  und  so  in 
psychischer  Vorschöpfung  (polynesisch). 

^)  Nur  in  der  Linie  findet  Entgegengesetztes  statt,  indem  man  die  Stetigkeit  durch 
den  Gedanken,  Punct  genannt,  unterbricht  (s.  L.  Hoffmann);  „die  eine  Richtung,  gleichviel 
welche,  heisst  positiv  oder  affirmativ,  die  andere  negativ  (bei  entgegengesetzten  Grössen). 
Auf  dem  Standpunct  organischer  Entwicklungsreihe  gewinnen  unter  den  entgegengesetzten 
Grössen  die  auf  künftighin  fortgehenden,  indem  die  Gegenwart  aus  immanentem  Bewusstsein 
selbstthätig  mitwirkt,  ihren  positiven  Werth,  gegenüber  den  abgethan  vergangenen  (und 
soweit  negativ  nichtigen).  Das  Frühere  von  Natur  ist  immer  der  allgemeine  Gedanke,  die 
allgemeine  Form  oder  Absicht  („Intention")  der  Natur,  welche  in  allen  ihren  Werken  auf  die 
Verwirklichung  einer  Form  ausgeht,  das  Spätere  von  Natur  dagegen  ist  die  Form  in  der 
besonderen  Materie  (b.  Averroes),  „anknüpfend  an  die  Unterscheidung  des  Aristoteles 
zwischen  dem  von  Natur  und  dem  hier  aus  Frühcrem  und  Späterem"  (s.  H.  Ritter),  wie  in 
den  kosmologischen  Antecipationen  (im  Pule-hau).  In  der  Natur  sind  alle  Gestalten  gleich- 
zeitig, nur  der  Geist  hat  Geschichte  (b.  Hegel),  und  so  in  der  Cultur,  wogegen  die  Chrono- 
logie ausfällt  in  ethnischer  Betrachtung  (der  Naturzustände). 

2* 


20 

sirende  (diese  präsupponirende)  Erklärungsweise  (in  naturwissen- 
schaftlicher Methode)  mit  den  anorganischen  Umgestaltungen  (in 
chemisch  herleitbaren  Wechselfolgen)  fertig  geworden  ist,  auf  plane- 
tarisch ausgebrannter  Schlacke,  reisst  der  Faden  ab.  Das  Organische 
steht  jetzt  zu  erwarten  (zunächst  im  Flüssigwerden,  dass  das  Leben 
sich  rege),  und  wie  bei  Ausfall  des  Thatsächlichen  stets  in  hypothe- 
tischen Annahmen,  hätte  an  sich  die  für  Anwendung  der  Methode 
(weil  hierfür  nur  bestimmt)  empfohlene  Bequemlichkeit  allein  zu 
entscheiden,  ob  von  einem  durch  Intussusception  (antecipirend)  das 
Ganze  bereits  einschliessenden  Urkeim  (in  generatio  spontanea) 
auszugehen  sei,  und  seiner  allmähligen  Entwicklung,  ohne  zu  wissen 
wohin?  —  oder,  (ohne  zu  wissen  woher?)  von  denjenigen,  allgemeinen 
Umrissen  nach,  bereits  begreifbaren  Typen,  wie  sie  sich  im  psychi- 
schen Begriffsvermögen  dem  Beschauer  ergeben  haben.  Immerhin 
bietet  sich  im  letzteren  Falle  ein  Vorzug  jedenfalls  insofern,  als  die 
Möglichkeit  gewährt  ist,  im  logischen  Rechnen,  (ohne  von  vornherein 
in  Unendlichkeitsreihen  sich  verloren  zu  finden),  mit  einer  Gleichung 
anzusetzen,  indem  aus  dem  Kosmischen  innerhalb  des  Terrestrischen 
gespiegelte  Prototypen  sich  dort  nach  den  geographischen  Provinzen 
abschattiren,  und  hier  also  feste  Formeln  gewinnbar  sein  möchten, 
um  überhaupt  erst  rationellerweise  ein  Rechnen  (in  seinen  Elementar- 
operationen) zu  beginnen,  ohne  dass  deshalb  die  Hoffnung  aus- 
geschlossen bliebe,  nicht  vielleicht,  einstens  einmal,  auch  infinitesimal 
gestellte  Probleme  b^meistern  zu  können,  nachdem  genügende  Schu- 
lung gewonnen  (bei  naturwissenschaftlicher  Durchbildung  der  Psycho- 
logie). Tiaaaqa  tujv  ticcvtcöv  Qi^cofiata  (^HgjceiCTogj,  "Hgrj,  N^Oug^  Alöiß- 
vsog)  in  den  vier  Elementen  (b.  Empedokles).  „Es  existirt  nur 
Psychisches"  (s.  Ehrenfels),  und  nach  den  Principien  der  Zahl  waren 
die  Dinger  Abbilder  in  der  fjbifi'^aig  (b.  Pythagoras),  während  bei 
den  Archetypen,  als  geometrischen  (im  Timäos),  die  kanonischen 
Paradigmen  (b.  Plato),  im  Aufschwung  der  Ideen  gesucht  werden 
(für  ideale  Verklärung). 

Bei  inductiver  Zuschärfung  ausdeutender  Erklärungsversuche 
hätte  die  Vorexistenz  idealer  Prototypen  den  Händen,  die  sie  packen 
wollen,  schon  deshalb  zu  zerfliessen,  weil  die  Pflanze  den  Wurzel- 
anschluss,  oder  das  Thier  die  Existenz  innerhalb  seines  Mediums 
(Erde,  Wasser,  Luft),  wie  terrestrisch  gegeben,  voraussetzen  würde 
(mit  unverbrennbarem  Salamander  überher). 

Nicht  um  solche,  in  den  Constellationen  glänzenden  —  und  dort 


21 

astrologisch  (auch  in  Kosmologien  der  Quechua*))  verwertheten  — 
Phantombilder  religiösen  Dranges  handelt  es  sich,  sondern  um  die 
in  Schöpferkraft  schwellenden  Agentien,  welche  aus  dem  Kosmischen 
in's  Planetarische  einfallend,  dort  sich  zu  den  gesetzlich  vorbedingten 
Existenzformen  gruppiren  —  in  den  Verwirklichungen,  wie  (weil  er- 
schienen) begreiflich  (zur  Auffassung). 

P2in  ferneres  Vorgehen,  (im  directen  Fortgang)  ist  abgeschlossen, 
aber  dem  Ansatz  der  Forschung  ist  hier  ein  Weg  eröffnet,  für 
ihren  methodischen  Gang  auf  Umwegen  zu  erreichen,  was  sich  nicht, 
—  auch  nicht  durch  einen  mit  organischen  Keimen  geschwängerten 
Meteorstein  (der  weder  für  Australien  noch  sonstwo  nützen  könnte)  — , 
durch  einmaligen  Angriff  nehmen  lässt,  wohl  möglich  indess  durch 
unerschrocken  anhaltende  Ausdauer,  wie  wenn  sich  die  Astronomie 
der  Spectral-Analyse  anklammert,  für  Auskunft  über  die  räumlich 
unerreichbaren  Gestirne,  und  dort,  zu  wohlverdienter  Belohnung,  im 
Laufe  der  Untersuchungen,  rasch  bereits  eine  Zahl  unterstützender 
Aushülfen  hinzugewonnen  hat. 

So  hier  psychisch.  Indem  siderisch-kosmische  Agentien,  mit 
ihren  Kräftewirkungen  in  planetarische  Sphäre  niederfallend,  auf  den 
im  anthropisch  (oder  humanistisch)  angelegten  Organismus  vor- 
bereiteten Nervenapparat  reagiren,  zeugen  sich,  aus  pflanzlichem 
oder  thierischem  Begrififsbereich,  jene  Realisationen,  welche  nach 
ihren  Dififerenzirungen,  in  der  unter  geographischen  Provinzen 
variirenden  Vertheilung,  auf  physikalische  Agentien  (aus  meteorolo- 
gischer Atmosphäre)  zurückzuführen  haben,  um  dasjenige  abzuleiten, 
was  sich  physisch  sowohl,  wie  im  weiteren  Anschluss  auch  psychisch, 
thatsächlich  verwirklicht  zeigt  (im  logischen  Rechnen  des  Denk- 
processes).  „Tout  etre  vivant  devant  ses  qualites,  ses  attributs,  ses 
fonctions,  ä  un  element  animique,  a  une  unite  douee  dune  activite 
spontanee  et  consciente  d'elle  meme  dans  des  limites  plus  ou  moins 
etendues,  prend  une  raison  d'existence  ä  la  fois  propre  et  correla- 
tive"  (s.  Hirn),  und  in  den  Verhältnisswerthen  hat  die  Rechnung  ein- 
zusetzen (aus  den  Attributen  für  die  Substanz). 

Bis  zur  genügenden  Aufhellung  des  die  Göttlichkeit  umhüllenden 
Dunkels  vorzudringen,  hindert  (b.  Protagoras)  fj  ddijXoTj^g  zai  ßga^vg 
MV    6  ßiog  TOI    äv^Qconov    (s.  Diog.  Laert.).     Und  so   hat  die  Cultur 


1)  De  todos  los  animales  y  aves  que  hay  en  la  tierra,  creyeron  que  hubiese  un 
semejante  en  el  Cielo,  a  cuyo  cargo  estaba  su  procreacion  y  aumento  (s.  Acosta)  in 
Benennung  der  Sternbilder  (Peru's),  Und  so  wandert  der  zu  Tentyra  in  Verschiebung  ge- 
rathene  Thierkreis  durch  die  Astronomien  im  Gestrcit  (und  unter  Izdubar's  Abenteuer  dahin). 


22 

fortzubauen  durch  Generationen  hin,  denn  obwohl  die  Individuen 
vergehen,  dauert  die  Gattung  fort  (s.  Aristoteles),  in  der  Consolari- 
dität  der  Interessen  (für  die  Geschichtsentwicklung  im  naturwissen- 
schaftlich gesicherten  Fortschritt). 

Auf  der  Grund-Idee  von  Darwin's  Reform  basirt  (in  der  ,, Genesis 
of  species")  die  Wechselwirkung  des  Organismus  mit  seiner  geogra- 
phischen Umgebung,  wodurch  die  ,, natural  selection"  zur  Gültigkeit 
kommt. 

Dabei  wird  wegen  der  bedenklichen  Führung  durch  Analogie 
allein  (wenn  den  Lockungen  zur  Vereinfachung  allzu  bereitwillig  Folge 
gegeben  ist),  die  Frage  offen  gelassen,  ob  bei  Einschluss  der  Species 
in  Genera,  und  dieser  weiter  in  Klassen  (für  Ableitung  von  Varia- 
tionen), vier  oder  fünf  Prototypen  (statt  schon  einer  einzigen  allein) 
genügen  möchten,  aus  denen  dann  die  auf  der  Erde  angetroffene 
Mannigfaltigkeit  hervorgegangen,  nachdem  ihnen  der  ,, Creator" 
Leben  eingehaucht,  für  den  ,,Struggle  for  life"  (1861). 

Da  für  solche  schöpferischen  Vorgänge  jede  creatürliche  An- 
schauung fehlt,  ^)  Hessen  sich,  zum  Umgehen  des  Anfangs,  Schöpfungs- 
gedanken denklich  setzen,  unter  ihren  organisch  -  geographischen 
Adaptationen,  dort,  wo  solche  sich  factisch  nachweisbar  böten,  und 
dann  im  Voraus  bereits  gegeben  präsumirt  wären,  um  die  logische 
Rechnung  zu  beginnen  (unter  festem  Zifferwerth  in  den  Gleichungen). 

Mit  Eros'  schöpferischer  Kraft  aus  dem  Nachts  vom  Winde 
befruchteten  Ei    (b.  Aristophanes) ,    durchdringt    (in    Indien)    Kama, 


1)  In  der  Controverse,  „whether  species  have  been  created  at  one  or  more  points 
of  the  earths  surface,"  entscheidet  die  Bequemlichkeit  in  „the  simplicity  of  the  view,  that 
each  species  was  first  produced  v\ithin  a  single  region"  (vom  Schöpfungscentrum  aus- 
strahlend); „the  view  of  each  species  having  been  produced  in  one  area  alone,  and 
having  subsequently  migrated  from  that  area  as  for  as  its  powers  of  migration  and 
subsistence  under  past  and  present  conditions  pcrmitted,  is  the  most  probable"  (1861). 
The  theory  of  descent,  with  modification  embraces  all  the  members  of  the  same  class 
(wie  in  Meisterzügen  nachgewiesen  für  die  Taubenrassen),  animals  have  descended  from 
at  most  only  four  or  five  progenitors,  and  plants  from  an  equal  or  lesser  number.  Analogy 
would  lead  one  step  farther,  namely,  to  the  beiief,  that  all  animals  and  plants  have 
descended  from  some  one  Prototype;  but  analogy  may  be  a  deceitful  guide  {s.  Ch.  Darwin), 
„life,  with  its  several  powers,  having  been  originally  breathed  by  the  Creator  into  a  few 
forms  or  into  one"  (zum„Struggle  for  life"). 

^Ei  TioXXaX  ßh>  xopaoi  di^ao^eueg  ißXd(Trrj<Ta> 
Fußvol  d' i7:Xa^o>TO  ßpayiovzg  i.u>tdeg  wfj.wv 
^'Ofxiiaza  d'ol  äTzkauäro  Tzzvfjrsoovra  //cTwttwv  (xaß^aTzep 
EfxTredoxXrjq  kiyet  rd  ,.ßouy£vy)  d>^pu7rp(opa'). 

"E^  äkXo£idd)v  ^wiüv  6  äviS^poTZog  iyzwriß-rj  (s.  Anaximander),  iv  iy^dumv  (als  Fisch- 
mensch), oder  aus  der  Schnecke  (bei  den  Indianern),  unter  (periodischen)  Abwerfen  des 
Gehäuses  (wie  Tahiti's  Taaroa). 


23 

ausgebrannt  (kami  auf  Viti)  in  Rehua's  Feuerkraft  (der  Maori) 
aus  Baiwe's  (der  Lappen)  erwärmendem  Centralheerd  (Hestia's),  unter 
abwechselndem  Entzünden  und  Erlöschen  (s.  Clem.  AI.)  für  Heraklit's 
Feuer  (im  Urstoff),  bis  ^dXaaaa  sich  breitet,  als  Gnsqfxa  Tijg  dia- 
xoafiij(re(og  (für  Menabozho's  Erdbildung).  ,,The  life  in  the  body  and 
the  fire  on  the  hearth  are  one  and  the  same  thing"  (bei  den 
Shawnee),  both  proceed  from  the  same  source  (s.  Tanner),  und 
Rehua  durchdringt  das  All  von  Naharangi  aus  (auf  oberster  Terrasse). 
Ohne  Unterscheidung  noch  des  Oben  als  Himmel  oder  des  Unten 
als  Erde  war  im  Anfang  ein  unermessener  Abgrund  zum  Hervor- 
gehen der  Götter  (in  Assurbanipal's  Inschriften),  mit  Lakmu  (und 
Lakamu).  Aus  der  Mutternächte  Dunkel  (oder  Po)  tritt  (auf  Ha- 
waii) Kumu-honua  hervor,  als  das  (aus  des  Beginns  Wurzel)  sichtbar- 
lich  zum  Ausdruck  Drängende,  (nu  mit  dem  causativen  Präfix),  im 
,, Ersten  Menschen"  (,, First  Made"  or  ,, First  in  Existence")  oder 
Itsikamahidis  (bei  den  Hidatsa).  Aus  Pachacamac  („de  pacha  que 
es  mundo  universo  y  de  camac,  participio  presente  del  verbo  camac, 
que  es  animar"),  als  unsichtbarlich  verehrt  im  Thal  von  Irma,  trat 
der  Sohn  Inti  hervor  (im  leuchtenden  Sonnengott).  A  este  dios 
Sol  tenian  por  cosa  viva  y  divina  (s.  Torquemada),  Tonatiuh  ,,E1 
que  va  resplaciendo"  (in  Mexico). . 

Wenn  in  den  (bis  auf  die  der  Spectral- Analyse ,  oder  Meteor- 
gefällen, entnehmbaren  Aussagen)  einer  exacten  Forschung  unzugäng- 
lichen Weltraum  (epikuräischer  Zwischenwelten,  oder  Diakosmien, 
wenn  man  will)  hypothetisch  die  Keime  der  Ursächlichkeit  hinaus- 
verlegt werden,  welche  sich  planetarisch  unter  klimatische  ,,  Aktions- 
centren" verwirklichen,  so  würde  (im  drehenden  Umschwung  von 
Epicyklen,  unter  den,  zum  Primus  motor  hingerichteten,  Verdrehungen 
auf  philosophischen  „Tabulae")  das  in  der  Schöpfung  realisirt  Hervor- 
tretende, wieder  von  dem  in  Constellationen  Zusammentreffenden,  — 
wie  durch  den  Quechua  an  sichtbare  Gestirne  geknüpft,  für  thierische 
Prototypen  (s.  Acosta),  -  abhängig  bleiben,  indem  die  für  mehrfache 
Localisation  geeigneten  Organisationen  zunächst  an  einer  besonderen 
Oertlichkeit  zum  Ausdruck  gelangen  mögen,  wie  etwa  für  die  Dattel- 
palme Mesopotamien  supponirbar  zu  empfehlen  wäre,  während  sie  auch 
in  Aegypten  z.  B.,  gleich  einer  bodenentsprossenen  Pflanze  sich  als 
autochthone  demonstriren  Hesse.  ,,Anaxagoras  dogmatizavit  facta 
animalia  decidentibus  e  coelo  in  terram  seminibus"  (s.  Irenaeus),  und 
neuerdings  sind  nicht  nur  Pflanzenkeime  in  Meteorsteinen  herab- 
gefallen, sondern  grösser  als  der,  bei  nachlassendem  Umschwung,  in 


24 

Aegospotamos  herabgekommene,  ein  ganzer  Continent  (australischer 
Absonderlichkeit).  Zcoa  y^vsadai  i^  vygov  xal  d^sQfjiov  xccl  y€ajdovg_, 
vöTSQOv  de  i^  dXk^Xcov  (s.  Diog.  L.).  Manabozho  belebt  die  aus  Thon 
gebackenen  Thierfiguren  durch  Hineinkriechen  (auf  der  Schöpfungs- 
Insel),  und  Xolotl  den  Knochen  untergegangener  Generationen  mit 
dem  Blut  der  aus  dem  Tecpantl  (oder  Feuerstein)  zersplitterten 
Götter,  vom  Himmel  herabgefallen  in  die  Höhlen  eines  Höhlen- 
geschlechts, (spelunkisch  erspäht).  Le  paradis  terrestre,  c'est  ,,la 
deuxieme  epoque  des  Cavernes"  (b.  Letourneau). 

Dergleichen  Hesse  sich  nun  in  Phantasiebildern  weiter  ausmalen, 
um  mythologischen  Dichterspielen  Spielraum  zu  lassen,  der  indess 
auch  philosophischer  Speculation  sich  verwerthbar  geboten  hat. 
wenn  sie  etwa  mondsüchtig  geworden  oder  altersschwach.^) 

Sieh'  die  Luft,  die  uns  umgiebt.  Oder  vielmehr,  du  siehst  sie 
nicht.  Da  mag  vor  den  Augen  ein  Hagelkorn  herabfallen,  als  das 
Product  der  unsichtbaren  Agentien  um  uns  herum. 

Und  so  der  lebende  Organismus  als  Product  physikalisch-sideri- 
scher  Agentien  im  Actionscentrum  geographischer  Provinzen,  und 
zwar  hier,  weil  im  statu  nascenti  die  Wechselbeziehungen  bewahrend, 
in  vegetativischer  Fortentwicklung  geschlossenen  Kreislaufs  (an 
Stelle  der  Einmaligkeit  krystallinischen  Abschlusses). 

,,La  matiere  n'engendre  pas  les  phenomenes,  eile  les  manifeste, 
eile   n'en  est  que   le  substratum,    et   ne   fait  que  donner  aux  pheno- 


1)  „Wenn  die  Philosophie  ihre  Abstractionen  Grau  in  Grau  malt,  so  ist  die  Frische 
und  Lebendigkeit  der  Jugend  schon  fort"  (s.  Hegel).  Wie  haben  wir  uns  doch  die  Ent- 
stehung des  Mondes  zu  denken?  Deutschlands  grösster  Philosoph,  Immanuel  Kant,  ist  der 
Erste,  der  in  seiner  Naturgeschichte  des  Himmels  diese  Frage  befriedigend  beantwortete. 
Durch  die  Schnelligkeit  der  Erdumdrehung,  so  meint  er,  hätte  sich  dereinst  von  dem 
gluthflüssigen  Leibe  des  Planeten  ein  Reif  abgelöst,  ähnlich  jenen  Ringen,  die  den  Planeten 
Saturn  umgürten.  Wie  nun  dieser  Ring  durch  eine  Ursache,  die  sich  heute  unserer 
Kenntniss  entzieht,  einen  Riss  bekam,  da  zog  er  sich  zu  einem  flüssigen  Feuerball 
zusammen,  ein  neuer  Weltkörper  war  gebildet,  bestimmt,  seinem  Erzeuger  ein  steter  Be- 
gleiter zu  sein.  Und  von  der  Tragweite  des  kühnen  Gedankens  entzückt,  überlässt  sich 
Kant  einen  Augenblick  dem  ganzen  Schwünge  einer  lebhaften  Phantasie,  wie  man  ihn 
dem  kritischen  Philosophen  am  wenigsten  zutrauen  durfte.  Wenn  die  allmälig  fort- 
schreitende, kühnen  Sprüngen  abholde  Wissenschaft  freilich  dem  Fluge  Kantischer  Ein- 
bildungskraft nicht  folgen  konnte,  so  ist  es  doch  heute,  wo  das  Sintfluth-Räthsel  eine 
nüchterne,  jede  Kritik  aushaltende  Lösung  fand,  interessant,  den  grossen  Geist  einmal 
dasselbe  Problem  in  der  Werkstatt  seiner  Phantasie  bearbeiten  zu  sehen.  Kant  denkt  sich, 
dass  zu  jener  Zeit,  als  die  glühende  Erdmasse  sich  bereits  mit  einer  kalten  und  festen 
Rinde  gepanzert  hatte,  die  den  Menschen  ein  gastlicher  Wohnsitz  ward,  dass  da  die 
Schnelligkeit  der  Umdrehung  noch  stark  genug  war,  um  die  dünneren  Bestandtheile  der 
Erdmasse  emporzuheben.  Diese  aber  sammelten  sich  zu  einem  Reif  am  Firmament. 
Nimmt  man  an,    dass  derselbe  zum  guten  Theil  aus  Wasserdünsten    sich  zusammensetzte, 


25 

menes  leurs  conditions  de  manifestation"  (s.  Claude  Bernard).  What 
it  this  „primo  mobile",  this  transitional  power,  in  which  all  things 
live  and  move,  and  have  their  being?  (s.  Ruskin),  different  from 
matter  (we  may  call  it,  as  we  choose  —  „first  cause",  or  „first  light", 
or  „first  heat").  Declinando  faciunt  primordia  motus  |  Principium 
quoddam,  quod  fati  foedera  rumpat  |  .  Ex  infinito  ne  causam  causa 
sequatur"  (s.  Lucrez)  in  Freiheit  (bis  zu  der  des  Willens).  Throughall 
the  „immeasurable  intervals  of  time  and  space"  Matter  has  never 
created  one  single  atom.  Causa  causarum:  what  was  that?  Whatever 
it  was,  you  will  not  be  able  to  ignore  it,  except  by  refusing  to  go 
back  to  ,,The  First  Beginning"  (s.  Wainwright),  und  aus  Erstem  des 
Ersten  auf  eine  Eins  zunächst  (im  logischen  Rechnen). 

Die  Wurzeln  (nrjy^  xal  Qi^cofjia)  ewig  strömender  Schöpfung 
{(f)VCig  äsvctog),  des  ,,immeasurably  fount  ebullient  with  creative  Deity" 
(b.  Coleridge),  liegen  in  der  Tetraktys  (b,  Pythagoras),  als  Qi^uiiiaxa 
T(7)v  TtavTcop  (s.Empedokles)  oderTe-akaia-Roe  (auf  Mangaia)  verborgen, 
und  unter  Schweigen  gnostischer  Y^uyij  hüllt  sich  (im  Bythos)  Ku-mu 
(das  im  Schweigen  aufgestandene  Stehende)  Kumulipo's  (auf  Hawaii). 

'Ofjiov  ndvra  xQijfJ^ccrcx  rjv  (s.  Simpl.)  im  Urzustand  (b.  Anaxagoras), 
8ha  6  vovq  sXd^ooVj  avrd  df£x6a[jii](^€  (s.  Diog.  L.).  ,, Brahma  is  the 
materiel  as  well  as  the  efficient  cause  of  the  world"  (s.  Böse),  in 
simultaner  Causalität  für  Schelling's  Absolutes  (als  Beharrendes). 

Im    Hervorwachsen    eines    Samens    ist    die    Natur    der   Welt    in 


so  ist  damit  zunächst  jene  für  die  Auslegung  so  schwierige  Stelle  der  Bibel  erklärt:  „Da 
machte  Gott  die  Veste  und  schied  das  Wasser  unter  der  Veste  von  dem  Wasser  über  der 
Veste"  (Gen.  i,  V.  7),  „und  man  hat  noch  den  Vortheil,  den  Ring  im  benöthigten  Falle 
etwa  durch  den  Stoss  eines  Kometen  zerbrechen  zu  lassen,  um  die  Bewohner,  welche 
solcher  Vortheile  und  Schönheiten  der  Natur  sich  unwürdig  gemacht  hatten,  mit  Ueber- 
schwemmungen  aus  seinen  Wassern  zu  züchtigen.  Erst  mit  der  Sintfluth  also,  meint 
Kant,  sei  vom  Himmel  jener  lichte  Wasserbogen  verschwunden,  an  seine  Stelle  aber  sei 
der  farbige  Bogen  getreten,  der  „durch  die  Versicherung  des  versöhnten  Himmels  ein 
Gnadenz^ichen  und  Denkmal  einer  fortwährenden  Erhaltung  des  nunmehr  veränderten 
Erdbodens  sein  sollte."  Wir  bezweifeln  nicht,  dass  an  dieser  merkwürdigen  Erklärung  bei 
Kant  die  damals  „herrschende  Neigung,  die  Wunder  der  Offenbarung  mit  den  ordentlichen 
Naturgesetzen  in  ein  System  zu  bringen,"  viel  beigetragen  habe.  In  dem  jetzigen  natur- 
wissenschaftlichen Zeitalter  ist  eine  solche  Neigung  uns  fremd  geworden  (s.  Erich  Martheus) 
1881  (B.  T.,  July).  „Uranus  est  le  pays  des  savants,  pays  froid,  par  consequent,  glace  meme" 
(Jupiter  est  la  terre  type,  car  eile  est  la  patrie  future  de  la  Republique  universelle),  comme 
dit  M.  Flammarion  (s.  Loudun);  il  presente  un  plan  complet  de  reorganisation  du  monde 
(le  monde  tout  entier  est  mal  fait,  dit-il,  le  monde,  I'air,  la  terre  et  l'homme).  Die 
Itälmenen  halten  „sich  viel  klüger  als  Gott,  niemand  thörichter,  unsinniger,  dümmer  als 
ihren  Kutka"  (s.  Steller),  und  würde  er  noch  mehr  Verkehrtheiten  begangen  haben  ohne 
die  Rathschläge  seiner  verständigen  Frau  Chachy,  während  Atai's  schlimmer  Rath  ihren 
Gatten  Abasi  zu  irdischer  Menschenschöpfung  verleitet  (am  Kalabar),  cf.  G.  u.  E.  B.  (S.  196). 


26 

allen  ihren  Bewegungen,  Bestrebungen  und  Neigungen,  welche  die 
Griechen  ögfitj  nennen,  selbstständig  (s.  Cicero),  im  schöpferischen  Auf- 
blühen oder  „Pua-mai"  (auf  Hawaii),  wenn  aus  (Kore's)  Po  (im  ro  ^^  6v) 
Te-Rapunga  (der  Maori)  einsetzt,  „Asking  or  Seeking"  (s.  White), 
gleich  Plato's  oq^iti  ^sicorega  (den  ,,Appetitus  intellectivus"  zu  wecken), 
und  in  chaldäischer  Kosmogenie  wachsen  aus  Mummu-Tiamat  (als 
All-Gebärerin)  die  Götter  hervor  (Lachma  und  Lachmu),  nach  den 
ix  vvxTog  ysppöovTsg  d^soXoyoi  (bei  Aristoteles),  während  den  Tahuna 
im  Kreisen  der  Mutternächte  („the  circling  of  innummerable  Po") 
Mutuhei  schweigt  (auf  Nukahiva).  „Mundus  coeli  vastus  constitit 
silentio"  (b.  Ennis).  Die  kosmogonischen  Vorstellungen  des  philo- 
sophisch angelegten  Neuseeländers  (b.  Macaulay)  sind  weniger 
kindisch,  als  manche  der  „most  civilized  heathen  nations  of  old" 
(meint  der  Missionär  Taylor).  ,,Wenn  mit  dem  Zurücktreten  der 
philosophischen  Thätigkeit  die  vielseitigste  und  fruchtbarste  Arbeit 
auf  dem  Gebiet  der  Erfahrungswissenschaft  und  vor  Allem  auf  dem 
der  Naturwissenschaft  Hand  in  Hand  ging,  so  war  damit  deutlich 
angezeigt,  dass  die  neue  Philosophie  mit  diesen  Wissenschaften  in 
ein  engeres  Verhältniss  treten  müsse,  als  die  bisherige"  (s.  E.  Zeller), 
durch  Anreihung  der  Psychologie,  slxörcog  ySj  um  die  Kette  der 
Naturwissenschaften  zu  schliessen  (mit  fortgeführtem  Verband  induc- 
tiver  Methode). 

Die  Formen  des  Wissens  bilden  (s.  Schleiermacher)  Induction 
und  Deduction  auf  dem  nach  beiden  Richtungen  hin  durchwanderten 
Forschungswege  (odog  ävco  xal  xaVw).  In  der  Cultur  findet  das  zu 
bewusster  Thätigkeit  gelangte  Denken  einen  Vorrath  geistiger  Güter 
bereits  vor,  welche  zunächst,  für  ihre  Erkenntniss,  deductiv  zerlegt 
werden  müssen,  während  später  erst  für  das  Individuum  (in  seinem 
Zusammenhang  zum  Ganzen)  die  Objectivirung  hinzutreten  kann, 
um  der  Entstehung  genetisch  nachzugehen  aus  comparativem  Aufbau 
(in  der  Induction),  mit  Anschluss  controllirender  Prüfung  (in  gegen- 
seitiger Bestätigung  durch  Addition  und  Subtraction), 

Indem  der  Natur  auch  für  ihre  geistigen  Schöpfungen  das  Mass 
sich  selbst  gesetzter  Gesetzlichkeiten  gezogen  ist,  wird  zur  Ueber- 
sicht  im  Bereich  ethnischer  Denkensmöglichkeiten  zunächst  eine  Ge- 
dankenstatistik anzustreben  sein.  Für  den  planetarisch  der  Be- 
trachtung geltenden  Standpunct  der  Menschheitsgeschichte  wäre 
dadurch,  weil,  —  unter  der  Vermittelung  etwa  durch  Aethersphären  (b. 
Cornelius),  —  aus  einer,  für  den  Abblick,  unerschöpflich  strömenden 
Quelle  (kosmisch  einfallender  Agentien)  zehrend,  ein  Fortschritt  nicht 


27 

ausgeschlossen,  wie  ebensowenig  ein  (durch  untergegangene  Culturen 
genugsam  bezeugter)  Rückfall  in  zeitliche  Wandlungen  des  Ent- 
stehen's  und  Vergehen's,  während  bei  einem  über  die  mitwirkenden 
Motoren  allmählig  geklärten  Bewusstsein,  betreffs  des  Geistigen  auch 
die  sobezüglich  waltenden  Naturgesetze  zur  Erkenntniss  gelangen 
würden  (bei  naturwissenschaftlicher  Durchbildung  der  Psychologie). 
Bei  dem  was  in  irdischer  Horizontsphäre  aus  jenseitigen  Weiten 
hineinspielt,  mit  der  Fortdauerbeständigkeit  (,,persistence")  der  Kraft 
(b.  Spencer),  mögen  in  den  Effectwirkungen,  Anhalte  zum  Rückschluss 
auf  die  Herkunft  geboten  sein,  —  durch  soweitige  Relativitäten  im 
TiQÖg  ti>  (b.  Protagoras),  —  für  einen  ,,Concretismus"  (s.  Horvath), 
mit  „Keimen  höherer  Ordnung"  (s.  Spiess),  und  immerhin  wäre  dies 
der  in  der  Zeitweisung  betretbare  Weg,  da  kein  anderer  angezeigt 
liegt,  als  der  naturwissenschaftlich  geöffnete  (im  Zeitalter  der  Natur- 
wissenschaften). 

So  würde  es  im  Correlativismus  (s.  Laas)  unabhängig  fremden 
Thatsachen  zu  verdanken  sein,  wenn  die  Wissenschaft  vordringt, 
aber  dieser  Gang  selbst  dann  in  die  Verständlichkeit  eintreten,  wenn 
auch  die  Psychologie  den  Naturwissenschaften  angeschlossen  ist  (in 
Abrundung  der  Weltanschauung).  Aus  der  ,, ungehörigen  Ver- 
wendung einer  ethnischen  oder  ästhetischen  Idee  zur  Erklärung  der 
Naturvorgänge"  (s.  Riehl)  folgten  (in  Verkoppelung  zwei  verschiedener 
Begriffe)  die  Irrwege  (der  Philosophie).  Immer  jedoch  bleibt  die  Ein- 
heit der  Weltanschauung  gewahrt,  durch  ein  und  dieselbe  Methode, 
wenn  an  Stelle  der  deductiven  die  inductiv  naturwissenschaftliche  tritt 
(auch  für  die  Psychologie).  Im  Determinismus  fällt  der  Unterschied 
zwischen  Naturgesetz  und  Sittengesetz  aus,  für  das  Organische,  als 
Ineinander  von  Vernunft  und  Natur  (b.  Schleiermacher),  wie  gesetz- 
lich zu  verstehen  (im  Dharma  der  Triratna). 

,, Unser  Natur-Erkennen  ist  eingeschlossen  zwischen  den  beiden 
Grenzen,  welche  einerseits  die  Unfähigkeit,  Materie  oder  Kraft, 
andererseits  das  Unvermögen,  geistige  Vorgänge  aus  materiellen 
Bedingungen  zu  begreifen,  ihm  ewig  stecken"  (s.  Dubois-Reymond), 
bis  mit  Fassung  des  Menschen  als  Gesellschaftswesen  der  Völker- 
gedanke gegeben  ist,  in  seiner  geographisch  differenzirten  Mannig- 
faltigkeit (für  Verwendung  einer  comparativ-genetischen  Methode  bei 
naturwissenschaftlicher  Behandlungsweise  der  Psychologie). 

Unter  mythologischen  Schöpfungsbildern  schlägt  der  autochthone 
Stamm  als  „Mensch",  oder  Wushkamsi  (der  Kurilen),  in  der  Mutter- 
Erde   (einer  Magna  Mater)  Wurzel,   aus   der  mancher  Jarbas  empor- 


28 

wächst,  gleich  Tuisco  (Mannus'  Erzeuger),  ein  ,, Erster  Mensch",  der 
den  Epigonen,  wie  im  Leben,  auf  dem  Todespfad  vorangeschritten, 
im  leuchtenden  Sternenglanze  indianischen  Seelenweges,  wo  Here 
ihre  Milch  verschüttet  hatte  längs  der  Strasse  der  Heckerlingträger 
(Derb  ettübenin).  In  den  Plejaden  der  Kioway  (s.  Emerson)  leuchtet 
the  ,,form  of  a  divine  man"  (ihres  Ahnherrn).  Wie  die  Seelen 
der  Chickasaws  zum  Missisippi,  kehrten  die  der  Caviilas,  um  die 
neuen  Nachgeburten  wieder  zu  beleben,  heim  zu  ihrem  heiligen 
See,  um  den  sie  hockten,  den  Fröschen  gleich,  (wie  ihre  öst- 
lichen Confratres  am  Teich  des  Mittelmeersee).  Aus  vorweltlichem  Ur- 
schlamm  Mesopotamiens  (bei  Berosus)  wühlen  und  wälzen  sich  Unge- 
thüme  chaldäischer  Phantasiegebilde  hervor,  oder  aus  dem  Nilschlamm 
(für  hieroglyphische  Entzifferung),  und  ob  aus  Stein  oder  Baum  fragt 
sich  schon  in  homerischen  Versen,  betreffs  der  Holzmenschen  vor- 
geschichtlicher Ouiche  etwa,  die  als  hölzern  und  unverständig  dumm 
wieder  untergegangen,  oder  der  Steinmenschen  (für  Oneida)  und 
sonstigen  ,, Sachsen"  (aus  dem  ,,Saxum"),  während  mit  Ask  und  Embla 
sich  Meschia  und  Meschiane  wiederholen,  im  Rückgang  auf  den  Urstier 
oder  eine  Audumbla,  als  brahmanische  Wunschkuh,  und  Alles  wäre 
möglich  kraft  des  Wunsches  Zauberkraft,  um  auch  Menschen  zu 
schaffen,  im  Centralsitz  zu  monistischer  Vereinfachung,  nachdem  er 
selbst  nur  erst  hervorgezaubert  und  zwar  am  rathsamsten  hier,  um 
sich  der  Controlle  geographischer  Ortsbestimmung  zu  entziehen,  aus 
versunkener  Lemuria  vielleicht,  wo  der  (tibetisch  fromme)  Urahn  im 
Affen  zu  äffen  Auswahl  hat,  um  sich  menschlich  zu  vervollkommnen 
bei  Jakun,  oder  auf  Tasmania  (nach  Amputiren  des  Dorsalfortsatzes). 
Für  Alles  Das,  und  ähnlich  Vieles,  wären  Möglichkeiten  insofern 
schon  nicht  zu  bestreiten,  weil  darüber  streiten  leeres  Strohdreschen 
scheint,  30  lange  für  logisches  Rechnen  ein  fester  Ansatz  noch  nicht 
gewonnen,  zu  vorläufig  objectiver  Ueberschau  dessen,  was  thatsächlich 
sich  ihr  bietet,  betreffs  actueller  Vertheilung  des  Menschengeschlechts 
auf  der  Erde,  in  Gemässheit  mit  den  gesetzlich  markirten  Differenzirun- 
gengeographischerProvinzen  (nebst  ihren  in  solare  Sphäre  hinausreichen- 
den Ursächlichkeiten,  aus  nsqa&sv  eingreifenden  Agentien).  Bei  stets 
nothwendigem  Bezug  auf  Vorhandenes  ist  das  Entstehen  als  „Ge- 
mischtwerden", das  Vergehen  als  „Gesondertwerden"  zu  bezeichnen 
(b.  Anaxagoras),  unter  ,, Erhaltung  der  Kraft"  (und  so  sind  auch  die 
Haare  des  Hauptes  gezählt),  wobei  für  geistige  Objecte  das  Phäno- 
menon  mit  dem  Noumenon  zusammen  zu  fallen  hat  (zur  Erkenntniss), 
wenn  das  Denken,  selbst  sich  zu  denken,  in  jene  Tiefen  niedersteigt. 


29 

wofür  die  Leiter  der  Mystik  sich  zu  kurz  erwiesen,  bei  ,, Septem 
gradus",  so  dass  ihre  Verlängerung  anheimgestellt  bleibt  (psycholo- 
gischer Zimmermannskunst). 

Von  den  Missionären  über  die  Welt-  und  Erdschöpfung  befragt, 
bekundeten  die  abiponischen  Heiden  eine  heidenmässige  Unwissen- 
heit, da  Niemand  dabei  gewesen,  und  die  über  das  Geistesdunkel  ihrer 
Naturkinder  („the  benighted  natives")  betrübten  Väter  haben  ihnen 
dann  Alles  fein  säuberlich  erzählt,  wie  es  in  den  sieben  Tagen  her- 
gegangen. Der  zum  gaffenden  Verwundern  geneigte  Neger  hat  dies 
bei  gebotener  Gelegenheit  zum  vollen  Ausdruck  gebracht,  über  über- 
natürliche Weisheit  staunend  (wie  Bischof  Colenso  es  weiss),  wogegen 
die  Australier,  durch  Erfahrungen  gewitzigt,  jene  ,,plenty  of  lies",  die 
sie  von  den  Weissen  bereits  gehört,  zum  Einwand  nahmen,  mit 
der  Entgegennahme  zu  zögern,  als  ,,Jehovah's  book"  (s.  Taplm)  zum 
Angebbt  gebracht  wurde  (da  es  sich  hier  ebenso  verhalten  könnte). 

Ob  solcher  Antworten  staunende  Verwunderung  (beiderseits) 
oder  auch  „bedenkliches  Schütteln  des  Kopfes". 

Dieu  (im  Donnerwetter,  als  Toupan)  ,,faisait  ainsi  trembler  ciel  et 
terre;  leurs  resolutions  et  responses  ä  cela  estoient,  que  puis  qu'il 
les  espouvantoit  de  teile  fagon,  il  ne  valait  donc  rien;  voilä  choses 
deplorables,  oü  en  sont  ces  pauvres  gens"  (s.  Lecy).  Nur  aus 
Dummheit  oder  Unverstand  hat  Gott  die  Welt  nicht  besser  ge- 
schaffen (mit  ihren  Gebirgen,  Klippen,  reissenden  oder  seichten 
Strömen,  Ungewittern  u.  s.  w.),  meinten  die  Kamschadalen  (XVIII. 
Jahrhundert)  und  mit  dem  Stolz  des  Spaniers,  wie  ihn  der  Dichter 
will,  hätte  königlicher  Rathschlag  Manches  besser  zu  machen  ge- 
wusst,  wenn  vorher  befragt  (um  die  Schöpfung  ptolemäisch  geord- 
neter Welt). 

Woher  der  Pflanze  erster  Keim?  ob  aus  einer  Generatio  spon- 
tanea,  ob  mit  einem  Meteoritenkörper  in  irdische  Atmosphäre  hinein- 
gefallen? Und  wie  bringt  es  uns  näher  einem  Ersten,  das  Eine  oder 
Andere?  Die  Generatio  spontanea,  wenn  chemisch-biologisch  etwa 
nachweisbar,  würde  das  Problem  weiter  nur  zurückschieben,  auf  das 
Erste  in  anorganischen  Elementen,  und  der  kosmische  Keim  dann 
alle  dieselben  Erörterungen  über  seinen  Ursprung  wieder  erheben, 
wie  schon  terrestrisch  der  Erledigung  harrend.  So  wurde  es  discutirt 
am  Abendtisch,  mit  dem  Bier  darauf.  Woher  denn  das?  In  dem 
uns  umgebenden  Raum  tritt,  aus  den  Göttergesprächen  (0€mv  JiccXoyoi) 
der  russige  Mundschenk  {tTl  toov  (^ntv^'iJQcov  ävdnXsoov)  oder  der 
Gargon    (o  Fapvfjiijdtjg    (J«),    als    ,,pincerna   Jovis",    in    irdischer    Stell- 


30 

Vertretung  eines  Schaffner,  der  das  Bier  uns  geschafft  und  gebracht. 
Doch  wohl  nicht  als  seine  Schaffung,  von  ihm  selber,  mit  dem  wir 
anstandslos  conversirt  haben,  gleich  unsers  Gleichen,  das  Abgleichen 
der  Rechnung  erwartend.  Dahinten  jedoch,  in  einer,  den  Benebelten 
neblig  nur  und  undeutlich  erkennbaren  Ecke,  am  Schenktisch,  da 
geht  es,  soviel  es  scheint,  geschäftig  her,  mit  Sprudeln  und  Zapfen 
und  Füllen,  und  dann  kommt  das  Bier  herbei,  getragen  in  die  Nähe, 
näher  und  näher,  bis  auf  den  Tisch  gestellt.  Dort  in  der  Ferne  also 
wohl  der  Ursprung?  aprioristisch  gesetzt.  Aber  dahinter,  hinten 
wieder,  wie  sich  bei  weiterer  Nachforschung  a  posteriori  ergiebt, 
findet  sich  eine  Hinterthür,  aus  der  andere  Gestalten  eintreten,  ein 
Herbeibringen  wiederum  sonstiger  Art  aus  Fernen  her,  die  über  den 
Horizont  des  Gemaches  hinausfallen.  Und  wie  dann  das  Gebräu 
schliesslich  gebraut,  im  Brauhause  und  Aufbewahrungskammer,  mit 
Herübernahme  der  Ingredienzien  aus  Hopfen  oder  Malz,  und  (wenn 
nicht  schon  verloren)  ihre  Spuren  bis  da,  wo  sie  ihrerseits  wachsen  die 
Vorbedingungen,  um  die  Substanzen  zu  schaffen  zum  Mischen  und 
Präpariren,  Alles  das  würde  Frage  an  Frage  reihen,  für  die,  die 
nun  aus  der  engen  Umschliessung  hinaustretend  auf  die  Strassen  der 
Stadt,  die  Brauhäuser  in  den  Vorstädten  zu  suchen  suchten,  oder 
die  Hopfen-  und  Gerstenfelder  an  abgelegenen  Dörfern.  Und 
schliesslich  ständen  wir  wieder  am  Ersten,  wie  anfänglich,  noch 
zweifelhaft  verwirrter,  als  zuvor,  mit  all  den  Controversen  darüber, 
wie  sie  sich  in  terrestrischer  Bewegung  ergeben,  wenn  Lichtblicke 
vorübergehend  einblitzen  aus  leuchtenden  Meteoren ,  oder  den  in 
buntem  Wechseln  hier  und  da  durch  feiner  vervollkommnete  Mess- 
instrumente fassbaren  Aussagen  der  Spectral-Analysen. 

„Woher  das  Kind?  mein  Kind!"  „Der  Storch  hat's  gebracht." 
,,Von  wo  denn?"  Vom  Baum,  auf  dem  sie  wachsen  (in  Sachsen),  die 
Mädchen  aus  Rosmarienbüschen,  die  Knaben  aus  Kohlhäuptern,  (und 
Cocosnüssen  in  Polynesien),  auch  aus  dem  Milchbrunnen  oder  dem 
Jungbrunn,  wo  die  goldene  Jungfrau  (oder  Holda)  sie  gepflegt  mit 
süsser  Milch,  wenn  nicht  aus  den  Milchströmen  der  Schöpfungskuh 
Audumbla  (einst  im  Norden).  Das  wissen  sie  nun  besser,  die  Er- 
wachsenen aus  practischer  Mitthätigkeit,  wie  physiologisch  im  Ein- 
zelnen ausverfolgt,  bis  zur  Keimzelle,  mit  kernigen  ,,Eiweissklümpchen" 
und  deren  Häutung  (aus  monerischen  Prädilectionen).  Doch  auch 
dann,  wie  wieder  helfen  wir  uns  mit  dem  Pesten?  wenn  in  der  Vexir- 
frage  verstrickt  betroffen  über  Priorität  von  Henne  und  P^i ,  für 
Weiterfragen    transcendentalisch,    hinaus   in   den    ,,progressus  ad  infi- 


31 

nitum".  So  würde  innerhalb  sichtbar  verständlicher  Grenzen  zunächst 
der  Erkenntniss  dessen  nachzustreben  sein,  was  dem  Verständniss 
Zugänglichkeit  verspricht,  beim  Ausgang  vom  Gegebenen  im  Dasein 
dort,  wo  sich  ein  fester  Ziffernwerth  substituiren  lässt  (im  logischen 
Rechnen). 

In  den  Verkettungen  der  Nidana  beginnt  es  mit  Avixa,  einer 
Unwissenheit  des  Noch  -  nicht  -  Wissen,  doch  zugleich  mit  Weges- 
anweisung nach  der  zur  Erkenntniss  des  Dharma  führenden  Richtung 
hin,  bei  Durchschau  im  Bodhi  (unter  Anstrebung  von  Asangkhara- 
Ayatana). 

Im  „fremden  Buch"  wird  zur  Erschaffung  Adams  (aus  Staub) 
„Material  gebraucht,  so  dass  nicht  zu  verstehen,  womit  dann  Erde, 
Sonne,  Mond  u.  s.  w.  gemacht  wurden,"  meint  Jasui  Tschiuhei  (in 
Yeddo),  während  in  Borneo  der  bei  Erschaffung  des  Mondes  über- 
schüssige Thon  zur  Herstellung  der  heiligen  Töpfe  dient,  die  deshalb 
unschätzbar  sind,  oder  doch  allzuhoch  geschätzt  werden,  um  von 
Ethnologischen  Museen  erworben  werden  zu  können  (bei  der  Be- 
schränktheit ihrer  Mittel).  ,,Nun  mach'  ich  noch  aus  diesem  Rest  | 
Das  Letzte  und  zugleich  das  Beste,"  singt  (im  ,, neuen  Laienbrevier") 
der  „Apostel"  („das  Küchenbrett  mit  dem  letzten  Drittel  der  archi- 
gonen  Moneren  zur  Hand  nehmend"),  hinäugelnd  auf  den  Homunculus 
aus  Wagners  Retorte  im  Laboratorium  „Dr.  J.  Fausti"  („dreifacher 
Höllenzwang")  M  D  I  (mit  der  von  Alexander  IV. ,  D.  G.  Pontifex 
und  ,,Piccolomineus  Cardinalis"  unterschriebenen  „Praefatio").  Und 
so  bewahre  uns  Gott  vor  dem  Bösen,  um  mit  ihm  im  Guten  zu  ver- 
bleiben mit  dem  ,,good  people"  der  Güetel,  in  der  Gütchengrube 
(oder  dem  Gütchenteich)  bei  Glaucha  oder,  zu  Antäus'  Riesenalter, 
am  ,, tritonischen  See"  zum  autochthonisch  stärkenden  Festhalten,  an 
gesicherter  Unterlage.  Dann  würde  auch  in  naturwissenschaftlicher 
Zukunft  die  Erscheinung  ihres  Culturheros  zu  erwarten  sein,  eines 
Herakles,  wenn  seine  Zeit  gekommen,  um  (zur  Einführung  in  der 
Seligen  Kreis)  höher  emporzuführen,  zu  den  dem  Blick  der  fi^Qoneg 
ävd-Qoanoi  heute  noch  umwölkten  Gipfeln,  wo  die  Götter  weilen,  auf 
des  Olympos  Höhen  oder  dem  Meru  (mit  jenseits  aufbäumenden 
Ansteigen). 

Und  hier  hätte  die  Erhebung  zu  beginnen,  zu  den  Meditations- 
terrassen aufwärts,  die  über  „Kronos'  Thurm"  auf  Pindar's  Dichter- 
Insel,  weit  empor  sich  thürmen,  wenn  philosophische  Speculation  zu 
vollem  Schwung  gelangt,  bis  in  sich  selber  vernichtigt  (mit  Nevasanja 
nasanjayatana),    so    da.ss    vorherige  Aussättigung    mit    solider  Haus- 


32 

mannskost  rathsam  erscheint,  sobald  die  naturwissenschaftliche 
Psychologie  sich  befähigt  finden  wird,  in  geniessbarer  Form  her- 
zurichten und  aufzutragen  (oder  vorzutragen),  wozu  sich  gegenwärtig 
noch  die  Rohmaterialien  sammeln  (aus  allen  Theilen  der  Erde). 
Der  ,,Vergleichungspunct  zwischen  Entwicklung  und  Dialectik" 
(s.  K.  Fischer)  wird  gegeben  sein  in  den  organischen  Wachsthums- 
gesetzen  des  Denkens  aus  comparativ-genetischer  Methode,  nachdem 
unter  der  Controlle  thatsächlich  objectiver  Vergleichungen  die  Unter- 
lage gesichert  ist  (für  das  Fortschreiten  der  Forschung). 

Wenn  zu  der  potentiell  nur,  (einer  blossen  Möglichkeit  nach),  wie 
angelegt  (sTrirrjö^ioTi^g),  existirenden  Materie  die  Form  ^lOQCfij  oder 
ildog)  gestaltend  hinzutritt,  spiegelt  sich  in  den  Gebilden  der  Aussen- 
welt,  was  durch  die  von  dem  vovg  nOLf^uxog,  (aus  övvafiig  zur  ivsQysia 
übergegangen),  in  den  (favrdgfi/xTaj  (den  Reflexen  der  Urbilder),  für 
den  aus  dem  vovg  Trad^fjnxog  hervorgerufenen  „intellectus  acquisitus" 
{vovg  snixTrjTog)  geschaut  worden   ist,   in    seinen  Ideen    (idealistisch). 

In  der  Verwirklichung  durch  Kraftentfaltung  liegt  das  schöpfe- 
rische Prinzip,  das  sich  an  einer,  weil  nur  der  Möglichkeit  nach  vor- 
handenen, soweit  (realiter)  ausfallenden  Unterlage  bethätigt,  unter 
den  Umrissen  schwankender  Schatten  aus  jenseitigen  Zielen  herab- 
scheinend, und  so  schlingt  sich  der  subjectiv  gordische  Knoten,  im 
Lebensräthsel  einer  ,,Activität"  (s.  Bunge),  aus  dem  etwaiger  Aus- 
gang dort  nur  sich  öffnet,  wo  unter  gesicherten  Anhalten  ein  objec- 
tiver Forschungsgang  auszuverfolgen  bleibt  (mit  Erweiterung  natur- 
wissenschaftlicher Methode  bis  in  die  Psychologie). 

Voilee  aux  yeux  de  l'intelligent,  eile  se  laisse  entrevoir  cepen- 
dant,  mais  sans  oter  son  masque  (b.  Ibn.  Sina),  une  äme  universelle 
(s.  Dugat).  Und  ähnlicherweis  reflectirt  es  sich  aus  des  Schöpfergottes 
Glanzspiegel,  alsTezcatlipoca  (miroir  luisant),  ,,on  le  nommait  aussi  Ame 
du  monde"  (s.  Biart),  wie  Pachacamac,  als  ,, Allseele"  (b.  Garcilasso). 
Die  Unsterblichkeit  ist  nichts  Jenseitiges,  sondern  des  Geistes  eigene 
Kraft,  sich  über  die  Endlichkeit  hinaus  zu  Ideen  zu  erheben 
(s.  Strauss),  wenn  diese  zum  Verständniss  gelangen  werden  (in  natur- 
wissenschaftlicher Psychologie). 

Indem    bei    dem    Lichtgluthzustand    der    Sonne  ^)    die    als    (aus- 


')  Solar  heat  is  produced  by  the  impact  of  meteors  falling  from  extra-planetary 
Space  and  striking  his  surface  with  velocities,  which  they  have  acquired  by  his  attraction 
(b.  Hall).  The  source  of  energy  from  which  solar  heat  is  derived  is  undoubtedly  meteoric 
(s.  W.  Thomson).  Le  soleil  est  une  vaste  machine  thermique  organisee  de  maniere  ä 
rayonner    indifferemment    vers    toutes    les    regions    de   l'espace,    une    enorme    provision  de 


33 

gebrannte)  Schlacke  rotirende  Erde  aus  dem  Weltraum  diejenigen 
Stoffe  zu  condensiren  hätte,  welche  in  der  Atmosphäre  meteoro- 
logische Processe  anregen,  und  in  das  Wasser  somit  den  indianischen 
Anfang  des  Schöpfungsprocesses  (wie  im  Anbeginn  jonischer  Philo- 
sophie) hineinverlegen  würde,  so  wären  damit  die  Keime  organischen 
Lebens  angeschlossen  zu  setzen,  in  niederregnenden  Seelen  (bei  Indiern 
oder  Papua),  sowie  in  die,  von  dem  Quechua  den  Constellationen  ab- 
geblickten  Prototypen  (Plato's),  die  aus  den  Schöpfungsgedanken 
ihre  Schatten  in  das  Irdische  werfend,  dort  unter  den  Erscheinungs- 
formen der  Pflanzen  und  Thiere  auftreten  (nach  den  Variations- 
differenzen der  geographischen  Provinzen). 

Aus  dem  einmal,  —  in  einer  oder  anderen  Art  aus  kosmo- 
gonischen  Verbildlichungen  entnommen  — ,  gesetzten  Anfang  folgt 
der  rückkreisläufige  Weiterentwicklungsprocess  des  organischen 
Lebens,  in  directer  Abhängigkeit  von  meteorologisch  -  kosmischer 
Umgebung  bei  den  Pflanzen,  und  bei  dem  durch  Freibewegung 
losgelösten  Thier  in  entfernterer  zwar,  aber  dennoch  zugleich  in 
bindender  für  die  Existenz  (bei  der  mehr  oder  weniger  auf  die  Weite 
geographischer  Provinz  eingeschränkt  angewiesenen  Lebensfähigkeit). 

Unter  Beobachtung  nach  den  drei  Daseinszuständen  zeigt  sich 
für  seine  einfachst  niederste  Form  der  organische  Lebensprocess 
ayf  dem  Festland  im  unmittelbaren  Abhängigkeitsbedingniss  von 
dem  planetarischen  Jahresumlauf  (beim  Aufblühen  im  Sommer  und 
Absterben  im  Winter),  während  er  im  Flüssigen  unbestimmter  ver- 
schwimmend fortdauert  (vegetativisch),  und  den  animalischen  Luft- 
geschöpfen ihren  Fusspunct  am  Festen  nicht  entbehrlich  macht. 
Freier,  als  Flugbewegung,  fährt  dann  aus  psycho-physischer  Unter- 
lage das  Psychische  aufwärts,  bis  in  ausschweifende  Flüge  der 
Phantasie,  wenn  nicht  gesetzlich  geregelt  (im  sprachlichen  Austausch 
auf  gesellschaftlicher  Sphäre). 

Im  Anorganischen  liegen  Substanzen  vor,  die  weil  der  Erde 
aus  ihrem  (terrestrischen)  Schlackenzustande,  nach  eigener  Natur, 
bereits  angehörig,  auf  derselben,  für  ihre  elementaren  Stoffe  (minera- 
logisch), unvernichtet  und  unvernichtbar  fortzubestehen  haben,  während 
der  in  jedesmaliger  Zusammensetzung  einheitliche  Abschluss  von 
den  Umständen  zufälliger  Nebenbedingungen  geboten  wird. 

Im    organischen    Leben    dagegen    waltet    ein    von    jenseits    her 


chaleur  avec  une  constance  et  une  duree  mcrveilleuse  (s.  Faye).  Die  Sonne  der  Azteken 
steigt  aus  Teotihuacan's  Feuersgluth  hervor,  (worin  der  Aussätzige  sich  dem  Opferbrand 
weihte). 

Bastian,  America   TTI.  3 


34 

hineinreichendes  Princip,  zur  Forterhaltung  der  als  abgeschlossenes 
Ganze  auftretenden  Erscheinungsform  (bei  elementarem  Zerfall),  sei 
es  in  Keim-Erneuerung,  sei  es  in  Wiedervereinigung  geschlechtlicher 
Spaltung  (um  aus  der  Eins  und  einem  Zweiten  Drittes  zu  zeugen). 
Dies  als  mit  solaren  Einstrahlungen  auf  planetarischem  Begleitkörper 
verknüpft,  ergiebt  sich,  dem  Terrestrischen  gegenüber,  als  kosmisch, 
und  somit  (betreffs  erstbewegender  Ursprungsquelle)  jenseits  deut- 
licher Sehweite,  wie  für  planetarische  Verhältnisse  geschaffen  (optisch 
und  psychisch).  Für  soweit  zuverlässigere  Aussagen  Hesse  sich  nur 
dahin  gewisse  Berechtigung  finden,  dass  hier  ein  aus  Zeit  -  Räum- 
lichem Fortdauerndes  entgegentritt,  ein  Ewiges  im  Unendlichen,  ein 
auf  immerströmende  Quelle,  der  cfvaig  (b.  Porphyrius),  Hinausragendes 
als  zugleich  Fortdauerndes  in  den  von  aussenher  stammenden  Typen, 
welche  auf  terrestrischer  Unterlage  eingefallen,  dort  zum  Ausdruck 
gekommen  sind  (im  botanischen  und  zoologischen  Bereich),  sowie 
ein  lebendig  Dauerndes  in  denjenigen  physio-biologischen  Vorgängen, 
welche,  nach  aussenhin  hinüberschreitend,  psychische  Vorstellungs- 
bilder darüber  hervorgerufen  haben  (unter  der  Mannigfaltigkeit  der 
Völkergedanken,  in  den  Umgebungsbedingungen  ihrer  geographischen 
Provinz). 

,,Dem  räumlichen  Weltmechanismus  der  Naturwissenschaft  ist 
keine  reale  Existenz  zuzuschreiben-,  in  Wirklichkeit  existirt  eine 
ihren  directen  Bestimmungen  nach  uns  vollkommen  unbekannte 
Welt,  von  welcher  nicht  mehr  behauptet  werden  kann,  als  dass  sie 
in  ihrem  Bestände  und  Verlaufe  zu  den  Raumrelationen  jenes  Welt- 
mechanismus Analogie  aufweise"  (s.  Ch.  von  Ehrenfels). 

Während  der  Schöpfungsgedanke  im  organischen  Werden 
lebendig  sich  manifestirt,  kommen  in  der  Blüthe  desselben  die 
mathematischen  Grundmaasse  des  Anorganischen  wieder  zur  Geltung 
(optisch  und  akustisch).  Mit  Erhaltung  der  Energie  setzen  sich  die 
psychisch-harmonisch  veredelten  Kräfte  in  weltschöpferische  um,  unter 
Einheit  des  physischen  und  moralischen  Gesetzes  in  Dharma,  wenn 
der  im  Nirvana  verschwindende  Buddha  durch  seine  moralischen 
Kräfte  die  physische  Welt  erhält,  —  bis  wenn  die  Frömmigkeit  dahin, 
Zerstörung  wieder  einsetzt,  im  Strafgericht,  philosophischer  döixta 
(theologisch  gefasst). 

Nach  der  dem  letzterreichten  Standpunkte  physikalisch-ana- 
tomischer Kenntnisse  gemäss  verbesserten  Nebular  -  Hypothese 
mag  die  Erde  betrachtet  werden  in  ihrer  planetarisch  ausge- 
schleuderten Kreisbewegung,   oder  auch  vielleicht  (nach   hawaiischer 


35 

Auffassung),  als  von  vornherein  in  sich  selbst  gefestigt  (Paa-nona-hio), 
da  es  sich  zuuächst  nur  darum  handelt,  einen  Anfang  zu  gewinnen, 
der  im  processus  ad  infinitum  eher  wieder  zu  entschlüpfen  droht. 

Ob  nun  so  oder  so,  wird  in  der  plutonisch  -  neptunistischen 
Controverse,  sich  für  die  Urgesteine  ein,  wenn  nicht  ausgebrannter, 
jedenfalls  todter  Character  ergeben,  und  die  nach  (Heraklit's)  feurigem 
Urstoff  {nvQ  dsi^MOV,  änronsvov  (jlstqm  xäv  änocßevvviisvov  fistgoi)  mit 
^aXadcya  erst  (als  ünsQfjia  t%  diaxo(^fjji](f€cog)  folgenden  (fTregfiara  zwv 
XQf]fJictTcov  (b.  Anaxagoras)  würden  zunächst  aus  meteorologischen 
Niederschlägen  von  den  atmosphärischen  Grenzen  her  vorauszusetzen 
sein,  für  den  Ansatzpunkt  eines  (organischen)  Werdens  (bis  zur  Lebens- 
entwicklung, hinauf). 

Wenn  hier  zum  Ordnen  nun  der  Nous  {vöog)  hinzutritt,  so  würde 
seine  Deutung  als  feinstes  (Ismozatov  es  7TdvT0)V  '^qriiidxoDV  xal  xa^a- 
QWTazov)  etwa  auf  den  Feinmenschen  als  Orang  Alus  (der  Passumah) 
hinauskommen  (in  der  Seelen-Auffassung),  während  was  als  Geistiges 
ordnend  waltet,  der  irdisch  höchsten  Schöpfungsgestaltung  zu  ent- 
sprechen hätte,  im  denkenden  Geist  (um  Schöpfungen  zu  gestalten), 
ndvTct  syvM  voog  (in  Durchschau  der  Bodhi). 

Hielt  sich  ein  anderer  Denker  nur  an  das,  was  der  vooc;  dem 
Anaxagoras  wirklich  war,  nicht  an  das  Wort  und  den  möglichen 
Tnhalt  des  Begriffes,  so  musste  er  einen  voog  als  bewegende  Ursache 
neben  den  materiellen  Objecten  für  entbehrlich  halten  (in  ähnlichem 
Gedankengange,  wie  in  späterer  Zeit  Laplace  und  Andere  den  ,,nur 
von  aussen  stossenden  Gott"  älterer  Astronomen)  und  wissenschaft- 
licher zu  verfahren  glauben,  wenn  er  mit  Aufhebung  des  anaxago- 
räischen  Dualismus  in  den  Dingen  selbst  die  zureichenden  Ursachen 
der  Bewegungen  finde;  in  solchem  Sinne  steht  die  Lehre  des  Demo- 
crit  der  des  Anaxagoras  gegenüber  (s.  Uebei-zueg)  in  der  Atomistik 
(Leukipp's).  JfjfA^oxg iwg  rov  dsi  ovx  a^LÖi  aQXfjP  ^tjtsiv  (s.  Aristotel.),  in 
den  Atomen,  weil  ewig,  ursachlos  und  wenn  sich  dann  ,,die  Ursachlosig- 
keit  zu  einer  Art  von  Ursache  oder  wirkendem  Wesen,  to  avzöfiawyj 
hypostasirt",  hätten  die  Gegensätze,  beim  Ineinander-Ueberschlagen, 
wechselweis  sich  aufzuheben,  und  ständen  wir  wieder  im  Nichts,  also 
nirgends,  so  dass  es  rathsamer  bleibt,  bei  dem  Vorhandenen  zu 
verbleiben,  um  für  den  Beginn  des  logischen  Rechnens  die  Eins  zu 
suchen,  wo  immer  sie  unter  rationell  gerechtfertigter  Formel  sich 
ziffernwerthig  bestimmbar  erweisen  sollte,  —  und  am  nächstliegenden, 
wie  es  scheint,  in  denjenigen  Gleichungen,  wo  sie  in  der  Wechsel- 
wirkung   geographischer  Umgebung    mit    dem    organischen  Product 

3* 


36 

(oder  dem  Effect  der  causae  efficientes  in  den  physikalischen  Agen- 
tien)  sich  naturgemäss  von  selbst  geboten  zeige  (zur  Verwendung 
der  inductiven  Methode). 

Zenon  El.  bewegt  sich  (der  Realität  der  Bewegung  entgegen) 
in  den  Antimonien  der  Dialectik,  (,,ad  absurdum"  zu  führen  in  den 
Paralogismen),  wie  6  MeXiaaov  Xoyog  (fOQTixög  (s.  Aristoteles),  ,, allein 
durch  Anwendung  des  Identitätsprincips  das  wirklich  Seiende  ge- 
winnen will,  mit  völliger  Verläugnung  des  mit  gleicher  Macht  in  uns 
wirkenden  Causalitätsprincipes"  (s.  Kern)  für  die  Relativitäten  (inner- 
halb des  Absoluten).  Das  Causalgesetz  ist  das  Gesetz  der  auf- 
einanderfolgenden Erscheinungen  (s.  Mill),  wofür  also  ein  Anfang 
zu  setzen  ist,  der  der  unendlichen  Reihe  sich  entziehend,  aus  gesetz- 
lichen Wechselbeziehungen  zu  finden  sein  muss  (und  zu  suchen  zu- 
nächst, für  logisches  Rechnen). 

Das  Problem  der  Materie  wird  gestellt  in  denjenigen  Eindrücken, 
welche  aus  der  Auffassung  psycho-physischer  Wurzelstämme  empor- 
gestiegen, im  gesellschaftlichen  Sprachaustausch  zu  Darstellungs- 
bildern verwirklicht,  als  geistige  Schöpfungen  entgegentreten,  den 
Erkenntnissdrang  des  Einzeln-Individuums  weckend,  um  als  Bruch- 
theil  gesetzlichen  Ganzens  seinen  Ziffernwerth  herauszurechnen  (zum 
Verständniss  des  Selbst  im  einschliessenden  All). 

Was  im  Identitätsgefühl  als  das  Engere  sich  beweist,  geht  für 
den  Ursprung  fesselnder  Verknüpfung  in  dunkler  Nacht  verloren, 
während  der  Ausblick  in  blendende  Helle  die  Möglichkeit  allmähliger 
Unterscheidung,  nur  nach  dem  Massstab  fortschreitenden  Wissens 
zu  gewinnen  vermag.  Was  sich  dort  abgrenzen  mag  für  klärende 
Bestimmung,  trägt  die  Rechtfertigung  eines  (oder  seines)  Seins  stets 
aus  der  Gesetzlichkeit  nur  in  sich,  die,  weil  einwohnend,  im  Gange 
logischer  Berechnungen  nachweisbar  sich  zu  erweisen  hat.  So  auf 
Erfassung  des  gesetzlich  Waltenden  zunächst  liegt  das  Ziel  der  For- 
schung hingewiesen,  auf  Wechselbeziehungen  (in  Relativitäten),  die 
ihre  primär  frühesten  Gleichungen  dort  deshalb  am  ehesten  erlangen 
werden,  wo  das  Psychische  eben  den  Hauptfactor  bildet,  also  in 
naturwissenschaftlicher  Psychologie,  soweit  auf  Anknüpfung  an 
physikalische  Umgebung  (geographischer  Provinzen)  begründbar 
(nach  den  Aussprüchen  des  Völkergedankens  bei  gesellschaftlicher 
Wesenheit  des  Menschen).  Mit  einer  ernstlich,  unter  gesicherter 
Controlle,  festgestellten  Gleichung,  (wo  immer  und  wie  immer,  ob 
gross  oder  klein),  wäre  sodann  der,  ausserweltlich  versagte,  Stand- 
punct    gegeben    für    den   Anfang    des  Durchblicks  und  harmonische 


37 

Einfügung-  (in  die  Harmonien  des  Kosmos).  ,,E1  que  procura  contar 
las  estrellas  no  sabiendo  aun  contar  los  tantos  y  nudos  de  las 
cuentas,  digno  es  de  risa"  (meint  Inca  Pachacutec),  und  so  zu 
unerlässlicher  Vorbedingung  im  Heute  und  Jetzt  jedzeitiger  Ge- 
dankenzuckung, würde  vorerst  das  psychologische  Maschengewebe 
zu  entwirren  sein,  das  im  engen  ,,Engkephalos"  schwirrend  webt,  ehe 
einer  phrenitischen  Phantasie  (in  psychiatrischer  Dialektik)  gestattet 
werden  dürfte,  ihre  Hypothesen  zu  spannen  und  spinnen  auf  jene  Weiten 
hinaus,  wo  die  Unendlichkeit  sich  breitet,  (in  des  Alles  Ewigkeiten), 
Soweit  hier  etwa  mehr  weniger  congeniale  Fühlung  ahnungsvoll  zur 
Durchempfindung  gelangte  für  das  Dasein  in  seinen  Bedingungen  (vor- 
läufigen Vorbedingnissen  nach),  wäre  die  Hoffnung  erweckt,  einer 
,,mens  sana  (ratione  utens")  einstens  vielleicht  gesunde  Geistesspeise 
(für  ihren  „Appetitus  intellectivus")  geniessbar  anzuempfehlen  (zum 
Assimiliren  im  einheitlichen  Einklang).  Immer  wird  dem  in  laby- 
rinthische Irrwege  Verstrickten,  nach  Missgriffen  und  Fehlversuchen 
im  Suchen,  innerliche  Befriedigung  auftauchen  mit  der  Gewissheit 
auf  dem  richtigen  Wege  sich  zu  finden,  richtig  oder  gerecht,  (den 
Zeitanforderungen  gemäss),  wie  im  ,, naturwissenschaftlichen  Zeitalter" 
gestellt  (nach  naturwissenschaftlicher  Schulung  des  Denkens). 

Innerhalb  der  Gesammtbestrahlung,  welche  von  der  Sonne  auf 
d-ie  Erde  fällt  —  (innerhalb  welcher  also  diese  steht,  in  rings  über- 
greifendem Sonnenschein),  —  werden  sich  localisirt  bestimmte  Strahlen- 
kegeln zu  eigenartigem  Zusammenwirken,  (eigenartiger  Wirkungs- 
weise demnach  zugleich),  abzuschliessen  haben,  je  nachdem  die 
Strahlen,  statt  auf  gleichartige  Oberflächen  des  Meeres,  auf  mehr 
weniger  ausgedehnte  Continentalmassen  treffen,  und  deshalb  durch 
die,  von  geologischer  Constitution  bedingte,  Insolation  rückwirkend 
(für  den  Zieleffect)  beeinflusst  werden  müssen. 

Daraus  folgt  das  Hervortreten  der  einzelnen  Continente  in  eigen- 
artig characteristischer  Physiognomie,  wie  in  deren  Sonderstempel 
jedesmaliger  Entfaltung  des  organischen  Lebens  ausgedrückt,  und 
davon  redend  (nach  Flora  und  Fauna). 

Obwohl  auf  der  Oberfläche  des  gleichen  Continentes  die  Geo- 
logie nach  neptunischen  und  plutonischen  Aussagen  wechseln  mag, 
wird  doch  in  den  tiefern  Schichtungen  ein  innerlicher  Zusammenhang 
zu  setzen  sein,  durch  dessen  Einheitsmotive  die  Festmasse,  aus  dem 
Flüssigen  abgeschieden,  darüber  zunächst  hervorgetreten  war,  und 
dies  würde  mehrweniger  gespiegelt  bleiben,    in  dem  durch  die  Inso- 


38 

lation  modificirten  Rückeffect  der  planetarischen  Verhältnisse  auf 
die  solaren. 

Unter  der  im  Allgemeinen  vorbedingten  Verschiedenheit  hin- 
sichtlich der  characteristischen  Individualphysiognomie  jedes  Con- 
tinentes  für  sich,  kommen  nun  die  ihrerseits  klimatisch  gleichartigen 
Zonen-Aenderungen  zum  Einspielen,  und  zeigen  also  im  Scliluss- 
ergebniss  der  Durchwirkung  verschiedentlich  sich  gefärbt  (bis  in 
psychische  Productionen  hinauf). 

Mit  der  polaren  Zone,  die  in  dem  mächtigen  Durchschlag  ihres 
harten  Klima,  individuelle  Gliederung  der  Continente  vergessend 
oder  unterdrückend,  über  verschiedene  sich  hinzieht,  folgt  der  Ursus 
maritimus  in  seiner  Verbreitung,  dem  Ursus  arctus  der  gemässigten 
entspricht  der  Ursus  ferox  westlicher  Hemisphäre  des  Nordens  (dann 
der  Ursus  frugiferus  etc.),  und  im  Süden  ersetzen  sich  durch  Jaguar 
und  Puma  die  Tiger  Indiens  oder  die  Löwen  Afrika's,  wie  dessen 
Antilopen  durch  die  Guanuco,  auf  entsprechender  Localität  der 
Bolas,  während  in  den  Tropen-Wäldern  Guyanas,  wie  das  Blasrohr, 
der  Kletter-Affe  (in  Baumbewohnung)  entgegentritt.  Los  animalcs 
domesticos  que  Dios  dio  ä  los  Indios  del  Peru,  dice  el  P.  Blas 
Valera,  que  fueron  conforme  a  la  condicion  blanda  de  los  mismos 
Indios,  porque  son  tan  mansos  que  qualquiera  nino  los  lleva  donde 
quiere,    principalmente   los  que   sirven   de   llevar   cargas  (als  Llama). 

Als  Widerspiel  des  Fuchses  in  japanischen  Mährchensagen, 
spielt  an  Oregons  und  Californiens  pacifischer  Küste  der  Coyote, 
die  Auchenien  combiniren  die  Vertretungen  afrikanisch -asiatischer 
Wüstenschiffe  sowohl,  wie  europäisch- asiatischer  Hochgebirgsthiere, 
in  Lama,  Alpaca  und  Vicuna  (das  im  Namen  des  ,,Schaf-Kameel" 
überführen  soll  aus  Tylopoden  in  Cavicornia),  und  so  eine  eigen- 
artige Form  darstellend,  wie  eigenartig  gestaltet  die  Weltgeschichte 
in  dem  auf  der  Sierra  begründeten  Inca-Reiche  verläuft,  unter  Be- 
strahlung einer  göttlich  verehrten  Sonne,  die  (mit  Vorbehalt  ent- 
sprechender Analogien)  von  den  Herrschern  in  dem,  aus  Persiens 
Bergrückenthälern  erobertem,  Weltreiche  gezollt  wurde. 

Ein  historisch -geographischer  Gegensatz  zwischen  Turan  und 
Iran,  wiederholt  sich  in  den  Chichimeken,  als  (hellenischen)  Barbaren 
an  den  Schutzgrenzen  mexicanischen  Culturstaats  rüttelnd,  und  bei 
den  durch  Völkerwanderungen  veranlassten  Dynastien  -Wechseln, 
treten,  ähnlich  wie  auf  östlicher  Hemisphäre,  die  nothwendig  be- 
dingten Wechsel  feudaler  Staats  -  Einrichtungen  zu  Tage,  in  den 
Landverleihungen    (unter    den  Titeln    als  Tecpantlalli    oder    Pillalli), 


39 

während  auf  dem  Antillen-Meer  die  Cariben  schweifen,  im  Character 
der  Malayen,  oder  Karer,  auf  zugehörigen  Archipelen,  und  mit  den 
Erfolgen   berberischer  Piraten  sowohl,    wie   normannischer  Wikinger. 

Mancherlei  Analogien  treffen  so  auffällig  den  Blick,  dass  wie 
von  Votan  zu  Wodan,  (Vutana  bei  Aroanas  im  Anschluss  an  Wüthen 
des  Sturmwinds),  directe  Uebertragungen  gesucht  sind,  von  dem 
Mikado  und  seinen  Kronfeldherren  zum  Idacanza  der  Chibcha  neben 
seinem  Zape  und  Zaque  (im  Schatten  der  Schatten-Shiogune),  oder  in 
Yucatan's  Tempelbauten  zu  den  Repräsentanten  weiter  Wanderungen 
in  den  Phöniziern,  wogegen  für  die  durch  ethnologische  Umschau 
eingeführte  Methode  der  Induction  eine,  der  aus  der  Classicität  in 
unsere  Weltgeschichte  fortgeführte  Betrachtungsweise,  entgegengesetzte 
Wegerichtung  zu  verfolgen  ist,  um  zunächst  das  an  sich  gesetzlich  Gleich- 
artige in  den  Elementargedanken  zu  eliminiren,  ehe  in  der  Sonder- 
Physiognomie  der  Völkergedanken  nach  demjenigen  gefragt  werden 
darf,  was  aus  fremden  Elementen  herübergenommen  sein  könnte  (soweit 
documentarisch  nachweisbar,  unter  dem  Prüfungsmesser  gesunder  Kritik). 

Eingeengt  auf  Americas  Südspitze  fristen  die  Pescheräh  ihr 
Dasein,  neben  den  physisch  überlegenen  Patagoniern,  vom  Norden 
hcrabdrängend,  wie  die  Bantu  in  Afrika,  wo  die  Koin-Koin  unter  dem 
Zurückdringen  fast  schon  verschwunden  sind,  oder  doch  nur  unter 
solchen  Mischungen  verbleiben,  wofür  seit  der  Entdeckungszeit 
Americas  Mestizen  belehrende  Objecte  bieten,  während  auf  dessen 
Boden  die  Creolen  dortige  Umwandlung  zeigen,  und  aus  den  durch 
historisch -soziale  Veranlassungen  zwischengeführten  Rassen  Africa's, 
deren  Kreuzungsproducte  theils  mit  anglo- sächsischem,  theils  mit 
romanischem  Stamm,  in  den  Mulatten,  durch  mehrw^eniger  gewaltsame 
Combinationen  erzwungen  sind,  die  unter  den  statistischen  Er- 
hebungen in  den  Vereinigten  Staaten  verarbeitungsfähiges  Material 
zusammenzutragen  beginnen,  (für  die  verschiedenen  Gradationen  auch). 

Dort  sind  dann  zugleich,  durch  wissenschaftliche  Institute  und 
Gesellschaften,  nicht  nur  die  prähistorischen  Funde  (aus  den 
Mound's)  in  systematisch  geschulte  Behandlung  genommen,  sondern 
zugleich  die  forterhaltenen  Indianer,  unter  deren  durch  die  geo- 
graphische Ordnung  verschieden  gefärbten  Manifestationen,  sei  es 
auf  dem  der  Ansässigkeit  günstigen  Boden  in  Seen-Regionen  und 
längs  der  Flüsse  haftend,  sei  es  im  Jagdzustande  schweifend  durch 
die  Prärien  in  mongolischen  Seitenstücken,  oder  mit  sibirischen  ander- 
seits, des  Fischerlebens,  wie  in  den  jenseits  des  Küstengebirges,  (eines 
„Far    West"),    durch    maritime   Einflüsse    modificirten   Eingeborenen 


40 

erscheinend,  die  bald  von  Polynesien,  bald  vom  jenseitigen  Asien 
zu  sprechen  scheinen,  um  fortzuwirken  bis  in  jene  geschichtlichen 
Bewegungen,  deren  Ausläufer  unter  den  complicirteren  Frage- 
stellungen aus  centralamerikanischer  Archäologie  im  Gegrübel  oft- 
mals über  mancherlei  Wunderbarkeiten  allzu  schnell  und  übereifrig 
ihre  Berücksichtigung  erhalten  haben,  andererseits  derselben  keines- 
wegs gänzlich  werden  entrathen  können  (so  lange  die  Schluss- 
antwort in  der  Schwebe  bleibt). 

Fremdes  mag  dem  einheimischen  Boden  hinzutreten,^)  je  nach 
der  Acclimatisationsfähigkeit  (und  ihrer  Unterstützung  durch  Kreu- 
zung), und  dann  ergeben  sich  die  Anpassungen,  ethnologisch,  wie 
zoologisch  (oder  botanisch),  mit  practischen  Ergebnissen  (oder  nicht; 
jewie,  nach  dem  Widerstand,  die  Probe  ausfällt). 

Wenn  durch  politische  Rücksichten  zu  Colonialgründungen  ver- 
anlasst, zogen  die  Inca  die  aus  klimatischen  Bedingungen  gelehrten 
Rücksichtsnahmen  in  Erwägung  (die  in  europäischer  Colonialpolitik 
zu  oft  ausser  Acht  geblieben  sind).  ,,Mandava  passar  a  otra  parte, 
que  fuesse  semejante  temple  al  suyo"  (der  Inca)  die  Mitimayos  (gente 
sacada  de  una  tierra  ä  otra),  und  so  traf  Pachacutec  beim  Feldzug 
gegen  Chincha  die  erforderlichen  Massnahmen  (durch  Ablösung  in 
Reserven). 

Ein  Untersuchungsfeld  eigenthümlicher  Art  bilden  die  in  den 
alten  Culturländern  Americas  vorgefundenen  Schriftsubstitute,  die  Kno- 
tungen der  Quipos  bei  den  Peruanern,  die  Hieroglyphen  der  Nahuatl 
und  mit  der  Controverse  phonetischer  Deutungen  bei  den  Maya,  aus 
Ytzamna's  Erfindung  (s.  Cogolludo)  bei  den  Maya  mit  den  Analtehes 
(b.  Villagutierre)  genannten  Bücher  (geschichtlicher  Tradition).  Der 
Baustyl  der  Architectur  zeigt  mit  Wandreliefs  geschmückte  Tempel 
in  Yucatan,  aufsteigende  Terrassenbauten  in  Mexicos  Teocalli,  als 
„Yacata"  (in  Mechoacan)  mit  den  Treppenstufen  der  Cara  (s.  Velasco), 
und  massenhaft  cyclopische  Construction  in  Perus  Hochgebirgen,  für 


^)  Die  (neben  dem  mexicanischen  Puter)  von  den  Spaniern  eingeführten  Hühner 
brüteten  in  Cuzco  erst  nach  dreissig  Jahren  (s.  Vega),  während  sie  in  den  Thälern  von 
Yucay  und  Muyna  rascher  sich  fortpflanzten  (weil  dort  wärmer).  In  Bogota  ebenfalls 
folgte  die  Acclimatisation  erst  allmählig  (wegen  der  Höhenverhältnisse).  Die  Mitimaes 
wurden  zur  Colonisirung  nach  congenialen  Klimaten  versetzt  (unter  Herrschaft  der  Inca). 
Die  Kaninchen  verbreiteten  sich  in  Peru  von  Chinchapucyu  aus,  wo  sie  ein  gemässigtes 
Klima  gefunden  hatten,  während  es  höher  aufwärts  zu  kalt  für  sie  gewesen  wäre  oder 
am  Apurimac  zu  heiss,  und  Garcilasso  beruft  sich  auf  den  (orakelnden)  Fluss  zur  Zeugniss- 
ablegung,  (gleichsam  ein  Eid  beim  Styx  für  Richtigkeit  der  Lehre  von  den  geographischen 
Provinzen). 


41 

die  Heerstrasse  sowohl,  wie  die  Pucara  oder  Festungen.  Die  Keramik 
trägt  ein  eigenthümliches  Gepräge  nach  jedem  der  selbstständig  um- 
grenzten Culturkreise,  und  hier  wieder  in  eine  Mannigfaltigkeit  localer 
Varietäten  geschieden.  Aehnlich  die  Sculptur  und  Kleinkunst  mit 
jenen  Schmuckgegenständen  aus  den  edlen  Metallen,  welche  im 
Suchen  nach  dem  Phantom  des  Eldorado  zum  rascheren  Aufschluss 
des  Inneren  durch  abenteuerliche  Entdeckungsfahrten  geführt  haben. 

Lehrreiche  Betrachtungen  bilden  die  auf  geographisch  dem 
Continent  eingegrabenen  Geschichtswegen  verfolgten  Völkerzüge, 
sowie  die  staatlichen  Einrichtungen,  die  aus  dem  Aufeinandertreffen 
ethnisch  verschiedener  Reizwirkungen  zur  Entstehung  gelangten,  mit 
feudalem  Character  im  Eroberreich  der  Azteken  oder  patriarcha- 
lisch-theocratischen  in  dem  der  Inca. 

Dann  bieten  sich  in  den  technisch  verschiedenen  Industrien,  be- 
sonders dem  Weben  und  dabei  verwandten  Mustern,  sowie  in  den 
Grundzügen  altamericanischer  Ornamentik  überhaupt,  interessante  An- 
halte für  comparative  Behandlung  des  Kunstgewerbes,  und  nach  com- 
parativ-genetischer  Methode  ist  die  naturwissenschaftlicherweis  zu 
fundamentirende  ,, Lehre  vom  Menschen"  in  Bearbeitung  zu  nehmen, 
wie  in  der  Ethnologie  als  Aufgabe  gestellt,  so  dass  hierfür  die 
systematische  Durchforschung  des  americanischen  Continentes  den 
geeignetsten  Ausgangspunct  gewährt  (in  internationaler  Zusammen- 
arbeit). 

Unter  Absehen  von  solchen  Variationen  im  vegetativ-animalischen 
Reich  (und  Bereich),  welche  für  ihre  Causalitäten  unverkenntlich 
bezeugt,  der  Forschung  damit  einverleibt  stehen,  mag  sich  die 
Specialbetrachtung  im  Detail  zunächst  auf  den  anthropologisch- 
ethnischen Kreis  beschränken,  wo  der  Neger  als  Repräsentant  tro- 
pischer Zone  entgegentreten  würde,  der  Eskimo  als  polarer,  und 
auf  amerikanischem  Boden,  dann  im  weiterführenden  Anschluss  der 
Indianer,  unter  der  Weite  des  Continents  hin,  in  seinen  geographi- 
schen Differenzirungen,  wobei  der  Quechua  zur  Illustration  der  ver- 
ticalen  Wiederholung  horizontaler  Breitenlegung  sich  bietet  (dem 
Tibeter  östliche  Hemisphäre  entsprechend).  Für  die  im  physischen 
Habitus  selbstgegebenen  Auseinanderlegungen  kann  auf  die  mehrfach 
wiederholten  Erörterungen  darüber  verwiesen  werden,  und  auch  in 
den  Constructionsweisen  der  Völkergedanken  sind  die  gesetzlichen 
Ursächlichkeiten  unverkenntlich  nachweisbar  (wie  ebenfalls  bereits 
zu  Besprechungen  gelangt).  Z.  L.  v.  d.  G.  Pr.,  S.  17  u.  flgnd.  (u.  a.  a.  O.). 

Die   algonkinische  Weltanschauung  der  See-Regionen  knüpft  für 


42 

mythologische  Systeme  an  das  Wasser  an,  die  der  Quechua  auf 
hoher  Puno  zeigt  sich  in  Abhängigkeit  von  der  im  tägHchen  Nieder- 
gang den  Sommer  in  Winter  verwandelnden  Sonne,  den  brasilischen 
Indianer  schrecken  die  Gespenster  seiner  dunkeln  Waldungen,  und 
dem  Pescheräh  wandert  ein  schwarzer  Bumann  durch  die  öden  Thäler 
seiner  Felsengründe,  während  in  unbestimmterer  Weite  das  Dämo- 
nische schweift,  wo  in  nächster  Nachbarschaft  weite  Pampa  sich 
dehnen.  Auf  Mexico's  vulcanisch  zerrissenem  Boden  wüthen  wilde 
Göttermächte,  in  grässlichen  Verheerungen  hervorbrechend,  in 
ruhiger  Anschauung  verfliesst  das  Geistesleben,  wo  es  sich  in  der 
Maya  (architectonisch  vollendeten)  Tempelbauten  verewigt  hat,  und 
eng  beschränkt  auf  antillischen  Inseln.  Vielgestaltig  bunt  zerbricht 
es  sich  an  derjenigen  Küste,  wo  in  gegenseitigen  Durchkreuzungen 
der  Einflüsse  drei  Continente  nahe  zusammentreten,  deutlich  ge- 
schieden auf  dem  durch  das  Küstengebirge  von  den  Bewohnern  des 
Binnenlandes  abgeschiedenen  Streif,  und  eintönig  wieder  verklingend 
in  Californiens  einsamem  Spitzenauslauf. 

Ueberall  mit  Ueberfülle  der  Aussagen  in  massenhaften  An- 
häufungen accumulirenden  Materials,  für  dessen  Sichtung  es  zunächst 
der  Sammlungen  bedürfen  wird  (in  ethnologischen  Museen). 

Im  Tageslicht  treten  dem  Geist  seine  Vorstellungsbilder  ent- 
gegen, wenn  auf  der  Unterlage  der  geographischen  Provinzen  durch 
die  sinnliche  Anlage  seines  Nerven-Apparates  eingekörpert  und 
mittelst  gesellschaftlichen  Verkehrs  mit  sprachHchem  Ausdruck  be- 
kleidet. 

Mit  der  Helle  des  Lichts  erHscht  die  geistige  Thätigkeit  in 
periodisch  dunkelnder  Nacht,  in  den  Schlaf  versenkt,  den  Bruder  des 
Todes,  und  aus  dem  Halbdunkel  der  Dämmerungsstunden  huschen 
nun  die  Gespenster  hervor,  die  durch  den  irdischen  Reflex  der  von 
dem  Lappen  als  Baiwe  (in  der  Lebenswärme),  von  dem  Peruaner  als 
Punchao  Ynca  (s.  Molina)  verehrten  Sonne,  durch  das  Feuer,  zu 
verscheuchen  sind,  weshalb  zum  Schutz  gegen  Aygnan  der  Tupin- 
Imbas  stets  das  Feuer  glimmend  erhält  (s.  Lery)  und  der  Australier 
den  Feuerscheit  mit  sich  zu  führen  pflegt,  ihn  gegen  Koin  zu 
schwingen,  der  nächtlich  lauert  (im  Umkreis  des  durch  die  Wacht- 
feuer erhellten  Lagers). 

So,  auf  den  Pyräen  flammend,  wird  das  Feuer  als  ewiges  ge- 
pflegt, von  der  Häuptlingstochter  bei  den  Damara  sowohl,  wie  unter 
jungfräulicher  Hut  in  Cuzco's  und  Quito's  Pasiian-huasi  (nach  der  für 
Vestalinnen  erprobten  Klosterzucht). 


43 

Auf  die  Botschaft  des  Inca  antworteten  die  Chincha,  dass  sie  als 
Gottheit  (Chincha-camac)  das  Meer  (das  ihnen  Fische  gab)  verehrten 
(mayor  cosa  que  el  sol),  ,,y  que  el  sol  no  les  hacia  beneficio 
alguno,  antes  los  ofendia  con  su  demasiado  calor,  que  su  tierra  era 
caliente  y  no  habian  menester  al  sol,  que  los  de  la-  Sierra  que 
vivian  en  tierras  frias  le  adorasen,  pues  tenian  necessidad  de  cl" 
(s.  Garcilasso  de  loc  Vega),  unter  den  Bedingnissen  geographischer 
Provinz  (für  mythologische  Beantwortung  der  Fragestellungen). 

Die  als  dem  psychischen  Primär -Zustande  entsprechend,  all- 
gemeinen Elementargedanken  unter  den  Naturstämmen  kehren  auch 
bei  denen  America's  wieder,  in  den  Heilsoperationen  der  Sauger, 
den  Seelenscheuchern  und  Seelengreifern,  den  Abwehrmitteln  gegen 
das  Dämonische,  dem  Erkennen  des  Schutzgeistes,  dem  Staunen  vor 
dem  Wunderbaren  bei  Manitu  und  Usava  bis  zur  Unbegreiflichkeit 
des  Wakan  (eines  in  gnostischer  Mystik  übersättigten  Agnosticismus), 
den  Mysterien  der  Geheimbünde,  im  schütternden  (oder  tanzenden) 
Zauberzelt  des  Meda  oder  Wabeno  im  Norden,  während  in  Wäldern 
des  Südens  die  dem  Ohr  des  Uneingeweihten  verbotenen  Töne  die 
Luft  durchschwirren  u.  s.  w. 

Daneben  aber  führt  der  westliche  Continent  im  eigenartigen 
Styl  Bilder  jener  Schauspiele  vor,  welche  auf  weltgeschichtlicher 
Btihne  spielen,  culturelle  Schöpfungen  zeitigend,  und  auf  ihm  auch 
stehen  die  ablaufenden  Phasen  geschichtlichen  Lebens  in  Monu- 
menten verewigt,  welche  als  ebenbürtige  Seitenstücke  denen  der 
östlichen  Hemisphäre  gegenübertreten,  in  den  Bildhauerwerken  der 
Quiches,  in  der  Goldschmiedekunst  der  Nahuatl,  in  der  Tempel- 
Architectur  der  Maya  oder  in  jenen  Colossalbauten,-  welche  in  ihren 
Ueberresten  von  Aquäducten  und  Terrassenbogen  zeugen,  wodurch 
die  Sonnenkinder  aus  dem  Lica  -  Geschlecht,  (das  sein  vestales 
Feuer  von  Ccuri-cancha  hüten  Hess),  die  chinesischen  Himmelssöhne, 
in  Ausnutzung  bebaufähigen  Bodens,  ebenso  sehr  übertrafen,  wie  in 
Hochgebirgs-  und  Wüstenstrassen  dasjenige,  was  aus  dem  römischen 
Imperatoren  -  Reich  für  militärische  Zwecke  übrig  geblieben  ist. 
Und  auf  diesen  Strassen  liefen  Postboten,  wie  sie  für  bescheiden 
kleinere  Entfernungen  den  Achämeniden  einst  zu  Dienst  gestanden 
hatten,  in  den  Ländern  persischer  Sonnen-  und  Feuerverehrung,  wie 
sie  dagegen  in  dem  mit  dem  Entdeckungsalter  gleichzeitigen  Europa 
jeder  Rivalen  entbehrten.  Dort  damals,  aus  dem  Nachwehen  rohen 
Faustrechts,  lastete  noch  das  Joch  schwer  bedrückender  Leibeigen- 
schaft   auf   dem  der   eigennützig  kleinlichen  Willkür  seiner  Duodez- 


44 

Despoten  hülflos  anheimgegebenen  Volke,  während  in  dem  durch 
weite  Organisation  nach  den  vier  Cardinalpuncten  wohlgeordneten 
Ttahuantin-suyu  die  Frondienste  unter  fröhlichen  Gesängen  geleistet 
wurden,  da  Niemanden  Sorgen  bedrückten,  mit  dem  (in  Mexico 
auch  den  —  dem  Schicksal  der  Depontani  entrissenen  —  Sexagenarii 
eignendem)  Vorrecht  der  Puiiucrucu  die  Altersversorgung  vorgesehen 
war,  und  bei  der  Ackerbestellung  (nachdem  dem  Göttlichen  sein 
Recht  geworden)  durfte  das  private  Eigenthum  zuerst  bearbeitet 
werden,  dann  das  Land  der  Hülflosen  und  Armen,  während  das  des 
Fürsten  zuletzt  erst  an  die  Reihe  kam  (um  in  Form  solcher  Staats- 
dienste den  Steuerbeitrag  zu  leisten);  ,,jamas  se  viö  un  mendigo,  un 
ocioso,  ni  un  embustero"  (s.  Velasco)  in  Quito  (dem  vor-spanischen). 

Wenn  im  lehrreichen  Paradigma  für  den  Socialismus  solches  Ge- 
mälde entrollt  wird,  unter  einem  Vater  des  Vaterlands,  dem  das  Volk 
den  Titel  ,,Huaccha-cuyac"  (Wohlthäter  der  Armen)  gönnte,  dürfte 
Mancher  sich  angezogen  fühlen,  dem  neben  dem  eigenen  Wohl  das 
des  Nebenmenschen  am  Herzen  liegt  (unter  den  Vexirfragen  heutig 
socialistischen  Gespensterspuk's). 

Solch  vergleichende  Betrachtung  stellt  sich  desto  ernstlicher 
für  gewissenhafte  Ueberlegung,  wenn  man  auf  der  Trümmerstätte 
eines  vormals  glücklichen  Volkslebens  die  Verwüstungen  vor  sich 
sieht,  welche  die  vermeintlich  weltbeglückende  Civilisation  dort  an- 
gerichtet, und  selbst,  wo  sich  diese  zu  üppig  mächtiger  Bildung 
entfaltet  hat,  glaubt  ein  anerkannt  befähigster  Forscher  in  der  Con- 
stitution seines  Volkes  die  (mutatis  mutandis)  correspondirende 
Wiederholung  dessen  zu  sehen,  was  die  Natur  der  Fünfstämme  in 
ihrem  vorgeschichtlichen  (oder  archaistischen)  Langhaus  gelehrt 
gehabt  hatte;  unter  Gleichartigkeit  naturgemässer  Bedingungen 
(in  geographisch  -  historischer  Provinz).  Die  Inca  -  Strassen  ( Jahua- 
nan  und  Ura-nan),  welche  Cieza  de  Leon  (unter  Garcilasso  de  la 
Vegas  Bestätigung)  an  verschiedenen  Stellen  des  peruanischen 
Weltreichs  auf  seinen  Reisen  (aus  Autopsie)  mit  Bewunderung  be 
schreibt^),  da  Kaiser  Karl  (,, Carlo  quinto")  nichts  Aehnliches,  mit 
all'  seiner  Macht  würde  schaffen  können,   —   (obwohl   in   der  Volks- 


')  Die  Chasqiiis  (auf  der  Strasse  von  Cuzco  nach  Chili)  in  Chasqui-huasi,  „a  cada 
dos  millas"  (s.  Valesco),  „parcouraient  en  trois  jours  la  distance  de  cent  vingt  lieus" 
(s.  Oliva).  En  quinze  dios  y  mcnos,  venian  desdc  Chile,  y  desde  Quito  al  Cuzco.  Y  assi 
mismo,  le  llevava  el  pescado  fresco  en  tres  dias  desde  la  Costa  al  Cuzco,  que  son  ciento 
y  veynte  leguas  (s.  Fernandez),  durch  Chasqui  neben  Feuersignalen  in  zwei  bis  drei 
Stunden    Nachricht   zu    geben    (über   eine  Entfernung  „de  quinientas  ö  seiscientas  leguas"). 


45 

sage  als  Erbauer  übernatürlicher  Wunderwerke  fortlebend),  —  über- 
trafen (nach  Juan  Botero  Benes)  die  architectonischen  Denkmale  der 
Aegypter  und  Römer,  und  Zarate  vergleicht  die  fünfhundert  Leguas 
mit  zwei  Leguas  zwischen  El  Espinar  de  Segovia  und  Guadarrama, 
welche  obwohl  inmitten  des  Weges  des  castilischen  Königshofes  auf 
seinen  gewohnheitsmässen  Umzügen  von  Andalusia  und  dem  König- 
reich Toledo,  Schwierigkeiten  entgegensetzten,  die  noch  nicht  hätten 
überwunden  werden  können  (im  Massstab  europäischer  Verhältnisse 
zu  den  fortan  in  der  Ethnologie  hinzutretenden). 

Nach  psychologischem  Drange  zur  Anthropomorphirung  tritt 
auf  den  Vorstadien  der  Cultur  der  persönliche  Gott,  als  „gegen- 
ständliches Wesen  des  Subjects"  (s.  Feuerbach)  entgegen,  wogegen 
auf  tieferen  Stufen  dementsprechend  niedere  Formen  der  im  ein- 
drucksfähigen Momente  des  (indianischen)  Pubertätstraums  als  Edro 
(Afrikas)  im  Genius  genialisch  erkannten  Naturgegenstände  genügen, 
und  hier  ersetzte  der  Inca  die  idolisirten  Huaca  der  Wilden  (aus 
Stein,  Pflanze,  Thier)  durch  das  in  solcher  Hinsicht  irdisch  höchste, 
die  Sonne,  als  lebensströmende  Quelle,  hervorsprudelnd  aus  einem 
Hvergelmir  in  schöpferischer   Weltseele  (Tecsiviracocha's), 

Auch  hier  unsichtbaren  Hades  eines  Bythos  entstammend,  waren 
aus  Kumulipo's  Wurzel  hervor  die  Dinge  in's  Dasein  getreten,  und  jetzt, 
wo  sie  da  sind  und  vor  Augen  stehen,  stellen  sich  die  Fragen  zur 
Beantwortung,  religiös  oder  philosophisch,  bis  naturwissenschaftlich 
(w'enn  die  Induction  in  ihre  Rechte  eingetreten).  Im  Selbstbewusst- 
sein,  als  fester  Punkt,  liegt  die  Voraussetzung  für  alle  andere  Ge- 
wissheit (b.  Neudecker),  wenn  selbst  gefestigt  im  Bewusstseinsanhalt 
(s.  Schuppe)    aus  Objectivität    (naturwissenschaftlicher  Psychologie). 

Um  bei  bindender  Anerkennung  der  Gesetze  im  Gehorsam  ihre 
Befolgung  aus  freiem  eigenem  Zugeständniss  zu  erzwingen,  waren 
sie  auch  hier  mit  der  Weihe  der  Infallibilität  geweiht,  weil  in  des 
ersten  Inca  Vorzeit  aus  der  Sonne  entquollen,  in  des  Vaters  Lehren, 
welche  die  Vertreter  seiner  Nachkommenschaft  im  Laufe  der 
Dynastien  dann  zur  Veröffentlichung  brachten,  wenn  innere  Offen- 
barung ihnen  das  zeitgemässe  Erforderniss  enthüllt  hatte,  —  auch  mit 
religiöser  Tragweite,  als  dem  vorher  unsichtbar  im  Thal  von  Irma 
verehrten  Pachacamac  sein  Tempel  erbaut  wurde  (im  Anschluss  an 
die   in  Huiracocha  gefeierte  Erscheinung,    aus    politischen  Motiven). 

So  auf  Pachacamac's  schöpferischen  Ursprung,  —  einer  (fixSig 
TiQcoTMg  ^(Joaa  (b.  Porphyrius)  — ,  rückreichend,  waren  die  Verwirk- 
lichungen   der    irdischen    Dinge    aus    den,    (in    Plato's    Idealen    auf 


46 

dem  Götterwagen  einherfahrenden),  Prototypen  ausgestrahlt,  die  (für 
ihre  Prae-existenz)  in  himmhschen  Constellationen  erglänzten,  und 
sich  priesterlich  für  die  Schutzgeister  verwerthbar  erwiesen,  afrika- 
nischen Wong  entsprechend,  durch  Vermittlung  der  (unter  Hay 
Iluaypanti  gestellten)  Huaminka  (als  Donner  des  Gottes  lUja  Teke). 

In  solcher  Weise  erhielt  eine  auf  westlichem  Continente  (in 
geographischer  Abgeschlossenheit)  von  fremden  Einflüssen  möglichst 
ungestört  verlaufene  Civilisation  ihren  naturgemässen  Abschluss,  mit 
temporär  günstigen  Resultaten  für  das  sociale  Wohlsein. 

Anders  in  dem  vielbewegten  Geschichtsleben  auf  östlicher 
Hemisphäre.  Dort,  wo  mit  Erfindung  des  Schriftgebrauches  früh 
bereits  die  körperlos  aufstrebenden  Ideen  in  anthropomorphisch  um- 
hüllende Formen  wieder  einzuzwängen  gewesen,  wurde  bei  mäch- 
tiger anwachsendem  Schwung  (nach  Meditationsterrassen  aufwärts) 
der  persönliche  Schöpfergott  (in  gnostischer  Verachtung)  wieder 
degradirt  zum  Demiurgos,  der  im  siebenten  Himmel  (des  Kala- 
chakra)  als  Mara  thront,  mit  der  Maske  des  Bösen,  wie  unter 
Supay's  Furchtgespenst  unstät  umherspukend  (bei  den  Quechua). 
Solch  unbestimmt  haltloser  Schatten,  der  sich  auf  fürstlichen  Befehl 
im  Festeslärm  alljährlich  verscheuchen  Hesse  (bei  der  Situa-Feier), 
konnte  freilich  nicht  genügen  für  die  an  handfestere  Greifbarkeit 
gewohnten  Conceptionen  damaligen  Mittelalters  in  Europa,  aus 
dessen  Hexenprocessen  die  Neger  bereits  für  ihre  Handthierungen 
mit  Poetischen  (der  Feticeiro)  das  Voudoux  entnommen  hatten,  um 
Dahomey's  Staats-Einrichtungen  blutiger  zu  durchtränken. 

Aus  der  vagen  Auffassung  Supay's  hatten  die  Missionäre,  (wie 
der  Herausgeber  der  Commentare  meint),  ihre  Noth  mit  Rehabili- 
tation des  Teufels,  der  (in  Chuquisaca)  auch  die  Dreieinigkeit  Tan- 
gatanga's,  im  tibetischen  Widerspiel  (s.  Huc),  erfunden  hatte 
(b.  Acosta).  Doch  war  auch  der  peruanische  Volksglaube  für  grö- 
beres Packen  empfänglich,  wenn  an  den  Confluenzen  (Tinkuk)  mit 
wollenen  Bändern  die  (in  den  Fäusten  der  Angekok  schleimige) 
Seele  gefesselt  wurde,  welche  sich  in  Hawaii  in  das  Kilu  genannte 
Büchschen  aufpfropfen  Hess  (wie  ähnlich  aus  Jacobsen's  Reise  nach 
der  Nordwestküste  Amerikas  den  Sammlungen  des  ethnologischen 
Museums  eingefügt).  Wie  es  betreffs  solcher  und  zugehöriger  Dinge, 
zur  Entdeckungszeit  (XV.  Jahrh.)  an  der  Hochschule  der  für  Heiden- 
bekehrung ausgesandten  Apostel,  in  der  siebenhügligen  Weltstadt  — 
dem  alten  Sitz  im  Brückenschlagen  (zum  Jenseits)  erfahrener  Ponti- 
ficen    — ,    in   Rom   aussah,    wo  zur  Beseitigung   classischer   Bildung, 


47 

für  ihre  Spiegelfechtereien,  ein  Colosseum  gebaut  worden,  eine 
,,simbel  spiegelburck",  erzählt  sich  in  Muftels  Memoiren;  „ein  Denkmal 
der  Anschauungsweise  eines  der  hervorragendsten  Bürger  seiner  Zeit" 
(aus  Nürnbergs  Patriziergeschlecht  in  Kaiserlichen  Diensten). 

Und  so  unter  allen  Ehren  Dem,  dem  Ehre  gebührt,  unter  voller 
Verehrung  und  Achtung  für  das  stolze  Wissensgebäude,  das  unter 
ernsten  und  ehrlichen  Bemühungen  in  jahrtausendjähriger  Cultur- 
arbeit  von  der  Deduction  emporgeführt  worden  ist,  wird  sich  denn- 
noch  die  Ethnologie  gestatten  dürfen,  den  Universalhistoriker  darauf 
hinzuweisen,  dass  auch  hinter  den  Bergen  noch  Leute  leben,  (hinter 
denen  majestätischer  Andes  vornehmlich),  und  dass  der  zu  ihnen 
führende  Weg  mittelst  der  Induction  gefunden  werden  möchte, 
wenn  sie  bis  zur  naturwissenschaftlichen  Behandlung  der  Psychologie 
gelangt  sein  sollte  (in  der  Lehre  vom  Menschen),  „Nach  wie  vor  ist 
Alles  das,  was  die  Weltgeschichte  für  die  Vergangenheit  der  Mensch- 
heit zu  leisten  verspricht,  nicht  viel  mehr  als  eine  Phrase  und  muss 
mit  jeder  neuen  Entdeckung,  welche  im  Gebiete  der  Geographie 
und  Ethnographie  gemacht  wird,  in  immer  grösserem  Maassstabe 
leere  Phrase  bleiben"  (s.  Lorenz).  „Die  Natur  selbst  hat  hier  einen 
Abschnitt  gemacht,  es  entsteht  in  neuer  Welt,"  (XV.  Jahrh.),  mit  der 
Entdeckung  Amerika's  (s.  Schlözer),  durch  ermöglichte  Einleitung 
inductiver  Methode  (auf  Grund  der  Vergleichungen  zunächst). 

Für  den  Unterschied  zwischen  naturwissenschaftlicher  und  philo- 
so'phischer  Anschauungsweise  könnte  der  zwischen  telescopischer 
und  microscopischer  zum  Vergleich  dienen.  Wenn  im  Anschluss 
an  hellenische  Mythologien  aus  egyptischen  Tempeltraditionen  sich 
die  Namensklänge  der  Atlanten  am  Atlas  längs  der  Küste  jener 
Atlantes  hinziehen,  von  deren  anderer  Seite  das  Echo  in  Atl  und 
Aztlan  antwortet,  wenn  für  Sagen  über  verschlungenem  Inselcontinent 
ein  nautisches  Fundament  sondirt  w^erden  kann,  mit  saragossischen 
Schlammschwemmungen  im  „Mare  Cronium"  (als  „Mare  tenebrosum") 
und  im  Wüstenmeer  ,,Salzhüger'  auslaufend  nach  Westen,  wo  es 
auch  linguistisch  tönt  im  transatlantischen  Polysynthetismus,  wenn  in 
Analogien  mancherlei  für  Seitenstücke  Parallelen  einander  gegen- 
überzustellen sind,  würde  es,  gleich  dem  Vogel  Strauss  sein  Bequem- 
lichkeitstrieb, zum  Schaden  ausschlagen,  hier  die  Augen  schliessen  zu 
wollen,  statt  jede  derartige  Auffälligkeit  sorgsam  zu  notiren,  und 
ad  acta  gelegt  fertig  zu  halten,  für  geeignete  Verwendung,  —  wenn 
eben  verwendbar  für  exact  realen  Gewinn  (ohne  müssige  Träumereien 
vorher  schon). 


48 

So  überall  ist  der  Forschung  ihr  sicher  begründeter  Gang  aus 
diesem  selber  vorgeschrieben. 

Im  wirbelnden  Tanz  der  Himmelsgestirne  setzt  der  ,,Nous"  seine 
Ordnung  durch  Keppler'sche  Gesetze,  in  jenen  allgemeinen  gütig 
beweisbaren  Ausgleichungen,  welchen  es  auf  einige  tausend  oder 
tausend  mal  tausend  Jahre  zunächst  oft  noch  nicht  anzukommen 
brauchte,  bei  der  aus  Unendlichkeiten  der  Solar-  und  Sideral-Systeme 
gewährten  Liberalität,  ohne  die  practischen  Zwecke  zu  beeinträch- 
tigen, welche  erreicht  werden  sollten,  (und  im  vollsten  Masse  solche 
Zwecke  erfüllt  haben).  So  mochte  auch  ein  weiteres  Ausschreiten 
der  Hypothesen  zu  Gute  gehalten  werden,  bis  zu  kosmischen  Nebu- 
lar-Hypothesen  hin,  mit  graulichen  Verbleichen  buntschillernder  Ver- 
schiedenheiten in  elementarer  Färbung  aus  irdisch  gebrochener 
Atmosphäre.  Wie  aber  jetzt!?  seit  im  gleichbunten  Geschiller  auch 
aus  kosmischen  Räumen  die  Färbungen  hereinfallen,  um  gemessen 
zu  werden,  ängstlich  und  genau  bis  auf  letzte  Decimalstellen  hin? 
Bis  hier  für  telescopische  und  microscopische  Forschung  ein  „Tcrtium 
comparationis"  auffindbar,  scheint  ein  noch  langgezogener  Wegesstreif 
(allzulang  für  kurzes  Leben).  Doch  da  solche  Angelegenheit  in  den 
Händen  mathematisch  gründlichst  geschulter  Fachgelehrter  liegt,  hat 
kein  Unberufener  sich  einzudrängen,  um  seine  Weisheit  zu  Markte  zu 
tragen,  wo  seiner  Pfuscherei  ihr  Lohn  nicht  ausbleiben  würde,  und 
der  ächte  correcter  Handwerksarbeit  verbleibt,  nach  Verdienst  und 
nach  Recht. 

Auch  aufdrehendem  Globus  sind  im  Geschichtsrad  der  Hypothesen 
gar  manche  gedreht  und  gewunden  worden,  so  lange  es  sich  um 
subjectiv  gesponnene  Hirnfäden  handelt,  statt  um  das  Gewebe  jenes 
Peplos,  den  die  Natur  bereits  über  phönizische  Schöpfung  spannte, 
und  jetzt  ihren  Erforschern  zum  objectiven  Durchstöbern  anheim- 
zugeben haben  wird:  ihrer  inductiven  Methode,  die  bis  zur  Physiologie 
siegreich  bereits  fortgeschritten,  gegenwärtig  den  Schritt  zu  wagen 
hat  auf  psychischem  Terrain,  inmitten  historisch  -  philosophischer 
Disciplinen  hinein,  um  die  dort  gestellten  Aufgaben  ebenfalls  in  Angriff 
zu  nehmen,  nach  ihrer  Arbeitsweise  (der  comparativ-genetischen). 
,, Beständigkeit  müssen  die  Gattungen  und  Arten  haben,  oder  es 
giebt  überhaupt  keine"  (s.  Chamisso),  je  nach  dem  System,  und 
mit  diesem,  dem  Maassstab  empirisch  gewonnener  Kenntnisse  ge- 
mäss, entsprechenderweise  wechselnd,  stets  jedoch  unter  den  Fesseln 
bedingter  Gesetzlichkeiten    verbleibend,    die    jetzt    den    Beitritt    der 


49 

Psychologie    zu    den  Naturwissenschaften   erwarten   (um   auf  Ursäch- 
lichkeiten geprüft  zu  werden). 

Dichterisch  begabten  Talenten  wird  es  gerne  vergönnt  sein, 
wenn  in  Speculationen  angelegt,  um  die  Phantasien  hellenischer  und 
egyptischer  Mythen  für  die  transatlantisch  oder  cisatlantisch  eigenen 
zu  verwerthen,  da  es  auf  eigenes  Risico  geht,  je  nachdem  die  Lee- 
türe denjenigen  schmeckt,  die  sich  in  der  Stimmung  dafür  finden 
mögen.  Ist  doch  die  urwüchsig  pedantische  Archäologie  steifer 
Pharaonenzeit  bereits  unter  das  leichte  Völkchen  der  Romanschreiber 
gegangen,  und  so  mag  das  atlantische  Söhnchen  aus  Sais,  wo  es  zu 
Solon's  Zeit  gepflegt  wurde,  gerne  mithindurchschlüpfen  bis  zur 
Gegenwart.  Wer  dagegen  auf  Anlegung  gut  fundirten  Capital's 
sinnt,  wird  den  Gefahren  ephemerer  Schwankungen  zu  entgehen, 
lieber  auf  minutiöse  Arbeitstheilung  dringen,  um  zunächst  auch 
in  americanischer  Alterthumskunde  fest  bestimmbare  Ziffernwerthe 
zur  Verfügung  zu  haben,  wie  sie  auf  östlicher  Hemisphäre  aus  diplo- 
matischer Genauigkeit  historischer  Studien  dort  vielfach  schon  ge- 
währt wurden,  —  dank  einer  tausendjährigen  Cultur-Arbeit,  w^ährend 
die  auf  westlich  jungem  Continente  kaum  nach  Jahrhunderten  zählt. 
Wie  weltbeglückende,  bleiben  auch  weltgeschichtliche  Hypothesen 
unbenommen,  und  so,  wie  gesagt,  die  atlantische  oder  die  der  Folian- 
ten, welche  ein  an  Ideen-Sprudeln  reicher  Kopf  darüber  zusammen- 
schreiben möchte.  Vielleicht  bringt  es  ihm  Lob  und  Ruhm,  wenn 
in'  poetischer  Ausschmückung  solcher  würdig.  Hier  indess  ist  das 
Risico  zu  laufen,  dass  irgend  ein  klein  archäologisches  Fundstückchen, 
ein  längerer  oder  kürzerer  Lothfall,  irgend  aus  philologischem 
Forschungsmeer  für  durchgreifende  Feststellung  auftauchendes  Er- 
gebniss  die  Hypothese  zum  Fall  bringt,  mit  allen  darauf  gethürmten 
Luftpallästen  der  Geniestreiche,  zum  jäh  plötzlichen  Sturze,  gleich 
dem  der  innerhalb  von  Tag-  und  Nachtfrist  verschlungenen  Atlantis 
selber,  die  dann  zwar,  wenn  in  anderer  Wandlung  baldigst  wieder 
emporgeschwommen  kommend,  unter  derartig  schlüpfrigen  Metamor- 
phosen von  der  exacten  Forschung  zu  fixiren  und  beobachten 
wäre,  bis  schliessHch  von  sich  selbst  bezwungen  (um  des  orakelnden 
Meeresgottes  Antwort  abzugeben). 

Esta  Mechoacan  al  Occidente,  que  si  el  Paraiso  de  Eden  lo  puso 
Dios  al  Oriente,  —  ad  orientalem  plagam  Edem,  —  este  otro  ameno 
jardin,  lo  coloco  al  occidente,  haciendo  aeste  quiza  antipoda  florida 
de  aquel  (s.  Escobar).  Und  so  beantwortet  sich  vielsprachig  die 
Frage:     „Wo    lag    das    Paradies?"    (b.  Delitzsch).     „Situated   at   the 

Bastian,  America  III.  4 


50 

North-Pole"  (s.  W.  F.  Warren),  und  ,,ohne  Eiszeit  kein  Mensch" 
(s.  M.  Wagner),  bald  vom  frommen  Afifen-Ahn  Tibet's,  bald  ge- 
scholten, ,,als  Affe  und  nichts  weiter"  (s.  Martins)  in  Sprache  der 
Caripuna  oder  Coataiji  (Coata  oder  Ateles  Paniscus). 

Mit  dem  Fall  semitischer  Verschuldung  fällt  Adam  auf  den 
Berggipfel  des  (beim  Aufsteigen  zurückgelassenen)  Prabat,  aus  dem 
himmlischen  Paradies  in's  irdische,  so  hoch,  ,,that  it  nearly  touches 
the  circle  of  the  moon"  (s.  Maundeville),  und  weil  die  feine  Nase  der 
Deva  das  Menschenfleisch  riecht  in  Indra's  Bastardsohn,  wird  Pa- 
thummasurivong,  obwohl  im  Lotus  duftend ,  ausgestossen  von  dem 
Verkehr,  als  „Tischgenosse"  gleich  Tantalos,  der  mit  den  Göttern 
die  Liste  der  xqeovQyia  UsXottoc  versucht,  während  Upalero  das 
Muttergericht  im  Schweinefleisch  auftischt  (auf  Luang),  und  mit  Ab- 
hauen der  Schlingpflanze  der  auf  Abassi's  Tischglocke  (am  Calabar) 
gefolgte  Himmelsweg  bis  auf  den  Tugendpfad  der,  vom  Daitik-Gipfel 
zu  Ahura  Mazda  leitenden,  Brücke  Cinvat  (bei  den  Parsen)  unter- 
brochen war,  nach  oben  hin,  wie  für  die  Navajo  der  Verkehr  mit 
unterirdischer  Heimath,  (als  das  dicke  Weibsbild  in  der  Höhlen- 
öfiiiung  stecken  geblieben  war). 

Bis  mit  des  Octopus  Hülfe  (auf  den  Gilbert)  emporgehoben, 
lagerte  der  Himmel  so  dicht  auf  der  PZrde,  um  selbst  die  Stampf- 
arbeit der  Frauen  zu  behindern  (auf  Samoa),  so  dass  die  Menschen  ge- 
bückt zu  gehen  hatten  (in  pithekischer  Reminiscenz),  und  die  Be- 
völkerung der  Sermata-Inseln  ist  ,,van  het  uitspansel  Lianti,  doen  dit 
nog  lajer  op  de  aarde  lag,  afkomstig"  (s,  Riedel).  Noch  enger  gepresst 
liegen  Uranos  und  Gäa  aufeinander  (bei  Hesiod),  wenn  sich  die 
Kinder  zeugen  aus  Rangi's  und  Papa's  Schooss  (bei  den  Maori). 

Aus  Nodsie's  Seelenheimath  kommt  die  Kla  herab  (in  Guinea), 
die  Welt  zu  durchdringen  mit  dem  nveviia  (b.  Anaximenes)  oder 
einem  (die  indonesische  Urmutter)  befruchtenden  Südwind,  als  ,,anima 
mundi"  oder  (b.  Caesalpinus)  „Anima  universahs"  wehend  und  (im 
Ruach)  belebend,  gleich  Pillan  von  pulli  (pilli)  oder  „Seele",  (s.  Molina), 
als  Guenu-pillan  (Himmelsgeist)  oder  Buta-gen  (Gross-Wesen)  verehrt 
(bei  den  Araucanern),  in  Pachacamac's  Weltseele,  mit  ihrer  Per- 
sonification  in  der  Sonne  (oder  Inti),  niederwirkend  auf  die  ,, Mutter" 
(s.  Garcilasso  de  la  Vega)  genannte  Erde  (im  Fruchtbringen).  So 
einigt  sich  ,,het  mannelijk  beginsel,  de  Upulero,  heer  Zon"  mit  der 
Erde   ,,het  vrouwelijke   beginsel",    (in  Dualität  von  Ying  und  Yang). 

Da  die  Unbegreiflichkeit  des  naxriQ  dyvco(TTog ,  im  vnsQOVffiog 
(der  Essentia)  oder  ,,Superessentialis"  (s.  Erigena),  nur  eine  Erkennbar- 


51 

keit    a  posteriori    für    die  Gottheit   zulässt    (s.  Thom.  Ap.),    um   das 

ypcoQificorsQov  cfvasi,  (b.  Aristl.)   verständlich  zu  machen,    stellt  sich  als 

Aufgabe,    das  Studium   der  Natur,   „Deus  sive  Natura"   (b.  Spinoza), 

naturwissenschaftlich   auszuverfolgen,   bis   in    die   Psychologie   hinein, 

zum  Wissen,    als   Mitwissen  (,,conscientia")   des    göttlichen    Wissens 

(s.  Baader),    wie    es    sich    im  Auge    des  Einzelnen    bricht,   (der   aus 

seinem  Bruchtheil    zum    gesellschaftlichen  Ganzen   den  selbstständig 

gültigen    Zififernwerth    zu    berechnen    hat).     Ol    [itv  yag  TIvd^ccyoQsioi 

miiriofv    xd    övza    (faalv    stpai    tmp    dqi&ßcov     (s.    Aristotl.)    für    das 

logische  Rechnen  (in  kosmisch  gesetzlichen  Harmonien). 

Im  Apeiron,  als  ,,ein   der  Qualität  nach   unbestimmter   und   der 

Masse    nach    unendlicher  Stoff'    (s.  Ueberweg),    lässt   sich   mit  einer 

der  Materie   innewohnenden   „potentia   inchoationis  formae"    (s.  Alb. 

Magn.)   der  Anfang  setzen  für  Alles  Weitere,  wenn  mit  Einsäen  der 

vom  Spiritus  Mundi  (s.  Agrippa)  durchdrungenen  Keimsamen,  stoischen 

koyog  (tnsQfiaTixög  aus  der  Weltseele,  —  als  Grund  der  organischen  und 

anorganischen  Bildungen   (s,  Schelling),    —  auf  Antrieb  einer  „force 

organoplastique"   im  Protoplasma   (,, Blasteme  primordial")    die  Proto- 

Organismen    entstehen-    wie   ,,ex    matre   terra"    (in   seinen  ßXaaTtjfia) 

Cecrops,  den  (s.  Wernsdorf)  ,,negat  integrum  seu  öXovxItjqop  hominem 

fuisse"  (Himerius),  —   ,,hylozoistisch"    (mit  Einschluss  des  ordnenden 

Nous)  durch  ,, unendliche  Gedankenkräfte"  (s.  Herder)   aus  den  ,,cor- 

porum    exemplaria"    (b.    Gilb.    Porr.)    die    Ideale    zu    realisiren,    und 

(s.  Böse)  ,,material  substances  are:  earth,  water,  light,  air  and  mind" 

(in  der  Nyaya)  bei  Scotus'   geist-körperlicher  Materie  (mit  Anschluss 

an  Avicebron).     Alles   mit  weiterem  Ausfnlten  der  P^volution,   würde 

sich,    aus  keimartigen   Formen    in  der  Materie    (b.  Averroes)    durch 

die   ,,Entelechia  universi"   (s.  Maimon)    auseinanderlegen  lassen,  jetzt 

oder   später,    doch   der   Anfang    des  Anfang's,    jetzt  und  von  jeher, 

genau   so  weit  wie   früher  entfernt  bleiben,   (und  keinen  Fingerbreit 

näher).     Für  ihre  mythischen  Ausmalungen   setzen  die  orientalischen 

Kosmogenien  mit  einem  aus  früheren  Zerstörungen  für  die  Neubildung 

übriggebliebenen  Keime    an,    (einem    unzerstörbaren   Hiranyagarbha 

je  nach  der  Fassung),  und  dann  sind  für  die  feineren  Ausführungen, 

wie   den  Tii    (in  Polynesien)    zufallend   oder  Quetzalcoatl   (bei    Mexi- 

canern),  die  Demiurgen  zuzuziehen,  (oder  ein  Viswakarma  etwelcher 

Art).    Das  Letzte  und  Höchste  verbirgt  äich  in  der  Unbegreiflichkeit 

als  Wakan  (oder  Hopa)  und  Usapa,    mit  dem  staunenden  Eindruck 

der  Atua  (Manitu  u.  s.  w.),   während  für  den  Abschluss  im  Uebrigen 

nur  die  Negation  selber  bleibt  (und  damit  nichtsnicht). 

4:? 


52 

Matji  payiwin,  principe  (bei  den  Cris),  leitet  sich  aus  matji  (der 
Beginn  zu  begreifen)  und  payip  („perforer").  Tekivu  (beginning)  be- 
greift (im  Viti)  die  Negation  (teki)  des  Untergrunds  (Vu),  beim  Noch- 
darüber- hinaus,  im  Anfang,  als  Noch-Nicht  oder  Köre  (der  Maori), 
gleich  t6  iiriov  statt  hoffnungslosem  ova  6v,  ,,quod  penitus  non  est" 
(der  Scholastik). 

Die  aQxi^  (Anaximander's)  bezieht  sich  (im  Apeiron)  auf  den 
unbestimmt  chaotischen  Urstofif,  zwischen  Luft  und  Wasser  schwan- 
kend, als  Anfang  der  Entmischung  xarä  xo  xgecov  (dem  Gemusst- 
sein),  unter  Zusammenfluss  des  Gleichartigen,  und  dann  folgender 
Entwicklung  xaTct  t'^p  tov  xqovov  tci^iVj,  in  dem  Gegensatze  von  Liebe 
und  Hass  (b.  Empedokles),  wenn  (pythagoräisch)  zu  der  Eins  die  Zwei 
getreten  (in  wahlverwandtschaftliche  Wechselwirkungen  kreuzend), 
die  Zahl  als  „ratio  explicata"  (b.  Cusanus).  In  der  Dreiheit  von 
Zahl,  Zeit  und  Raum  ergeben  sich  die  maassgebenden  Daseinsformen 
Gottes  (b.  Weiss).  ^QXV^  l^^^  dnavTcov  fiovdöaj  lehrt  der  Pytha- 
goräer  (s.  Alex.  Pol.),  tö  sv  ccqxv^  to^v  tkxvtmv  (b.  Eudorus).  Der 
Ausdruck  äqxv  wurde  zuerst  von  Anaximander  gebraucht  (s.  H.  Ritter), 
und  ,, diese  ccQxri  ist  nach  ihm  das  Unendliche"  {dnsvQOv)  oder 
(b.  Simplicius)  (fV(Sig  änsiQog  (dogiaiog). 

Die  Zahl  erhält  reale  Bedeutung  in  der  Zififerngrösse  erst.  Die 
Neun  als  solche  gegeben,  mag  dreimal  drei  Thaler  sein  oder  das 
Dreifache  von  drei  Pfennigen  nur,  und  kleiner  somit  als  einzelne  Drei 
von  diesem  Thaler,  wogegen  der  Werth  auf  60  umgesetzt,  in  rationelle 
Gleichungen  ihrer  Art  wieder  eintreten  könnte  (für  die  Berechnungs- 
weisen). Auch  in  dem  Wissen  der  Menschheit  (nach  dem  speculativ  thcä- 
tigen  Verstände)  kann  die  Natur  ihr  Maass  nicht  überschreiten  (s.  Ibn. 
Roschd),  und  so  wäre  zunächst  der  Umfang  der  Denkmöglichkeiten 
statistisch  festzustellen  (durch  eine  Gedankenstatistik).  Die  ,, Inter- 
polation" subjectiver  Zuthaten  (s.  Liebmann)  sind  für  ihre  Wurzel 
in  den  Wahrnehmungen  zu  verfolgen  (in  psychologischer  Entwicklung). 
Indem  nach  dem  „Princip  von  der  Erhaltung  der  Kraft",  stets  gleiches 
Quantum  in  actuelier  und  potentieller  Energie  in  der  Welt  bewahrt 
bleibt,  ergiebt  sich  bei  einer  in  Raum  und  Zeit  stehenden  (und 
stabiler)  Bewegung  psychische  Durchströmung  aus  jenseitig  leben- 
diger Quelle  (ausserweltlich  insoweit),  in  der  dsv  ovaa  g)vaig  (b,  Porph.) 
für  ideale  Hoffnungen  (zum  ergänzenden  Complement). 

Wie  den  übrigen  Aromana  ihre  Ayatana  entspricht  Dharma 
dem  Manas,  die  Bodhi  zu  zeitigen,  und  der  vovg  noTjrtxog  (b.  Aristot), 
durch    welchen    der    vovg    naO^fjzixög    (potentiell     und    hylisch)    zum 


53 

rovg  snixTfjTog  entfaltet  wird,  wirkt  im  Menschen,  als  das  Göttliche 
(b.  Averroes),  unsterblichen  Intellect's  im  gesammten  Menschen- 
geschlecht, denn  während  die  Menschen  sterben,  dauert  die  Mensch- 
heit fort  (s.  Herder),  in  der  Consolidität  der  Cultur-Interessen  (durch 
Raum  und  Zeit).  Die  Geschichte  der  Menschheit  ist  der  innerste 
Theil  der  Einen  Geschichte  alles  Lebens  (K.  C.  F.  Krause)  in  der 
,, Vereinswesenlehre"  (mit  der  Menschheit  als  innerstes  Vereinswesen), 
und  so  hat  sich  die  naturwissenschaftliche  Kathedrale  aus  der 
Psychologie  zu  krönen  (als  Kuppeldom). 

Indem  das  Vorstellungsbild  [cpawaaiici),  als  in  der  Wahrnehmung 
eines  leiblichen  Organes  wurzelnd,  mit  diesem  zu  vergehen  hat, 
folgt  die  individuelle  Vernunft  jedes  Einzelmenschen  als  sterblich, 
wogegen  der  activ  unsterbliche  Intellect  mit  dem  göttlichen  Geist 
sich  identificirt  (s.  Pomponatius),  und  so  kehrt  die  (bei  Ankunft  aus 
der  Praeexistenz  um  ihre  c^v(x^v7](Tig  befragbare)  Kla  beim  Tode  zu 
ihrer  Praeexistenz  zurück  (in  Guinea),  als  to  d^stov  (ro  Xoyiauxöv  oder 
vojjTixop),  während  gleich  den  sterblichen  Seelen  (to  x^vfiosösg  und 
TO  sm^v^fjuxop),  weiblich  verknüpft,  das  als  abgeschwächtes  Schatten- 
bild der  Luwo  am  Grabe  nachspukende  Gespenst  der  Sisa  allmählig 
entschwindet  (auf  Afrikas  Erde),  wenn  die  letzte  Feuchtigkeit  aus 
dem  Verwesungsleib  entflohen  ist  (s.  Paracelsus).  Während  des 
Lebens  dagegen  spiegelt  sich  dem  Nigritier  sein  Schutzgeist  im 
P2dro,  und  der  Araucanier  ist  von  weiblicher  Geschlechtshälfte  der 
Amei-malghen  oder  Amchimalghen  (s.  Molina)  begleitet,  als  Fravashi 
(der  Parsi),  im  Vortritt  und  Nachgang  (auf  scandinavischen  Zügen), 
wenn  des  Gottes  „Species  intelligibilis"  (s.  Bruno)  zu  gewinnen, 
angestrebt  wird  (im  Grossen  oder  Kleinen).  Li  der  Welt  als  yspsaig 
(nicht  ovaia)  handelt  es  sich  (b.  Plato)  um  sixörsg  ^iv&oi  {otv  nsQ 
nqög  ysv6(SLv  ov(Sia  tovto  ngog  niüTiv  aXijd^sia),  und  so  aus  den  Sym- 
bolen der  Völkergedanken  sind  die  innerlich  wirkenden  Denkgesetze 
herauszulesen  (oder  im  logischen  Rechnen  zu  entziffern). 

Der  Resolutio  (dem  Hergang  endlicher  Wesen  aus  der  Gottheit) 
fügt  sich  (b.  Erigena)  die  „Deificatio"  (reversio)  als  (b.  Eckhart)  „Ver- 
gottung" oder  ^€(o(ttg  (s.  Maximus)  hinzu,  den  Kreislauf  abzurunden, 
und  ,,the  problem  of  restoring  to  the  world  original,  and  eternal 
beauty  is  solved  by  the  redemption  of  the  soul"  (s.  R.  W.  Emerson), 
auf  dem  ,,via  eminentiae"  zu  Gott  für  das  Gottesbild  (imago  dei), 
mit  der  Gottesliebe  als  Ziel  des  Streben's  (b.  Malebranche),  unter 
Auffassung  der  Dinge  ,,sub  specie  aeternitatis"  (s,  Spinoza),  wie 
wenn  in  der  Weltseele,    als    erste  Schöpfung  des  zur  Materie  hinzu- 


54 

tretenden  Gottes  (b.  Plato),  eine  „Intclligentia  prima"  (s.  Avicenna) 
hervorgerufen,  die  Emanationen  aus  dem  „Ens  primum"  (b.  Alfarabi) 
bis  zur  Beseelung  der  Materie  fortschreiten  mögen  für  ,, lebendige 
und  wirkende  moralische  Ordnung"  (b.  C.  J.  G.  Fichte),  oder  unter 
der  Weltconstruction  des  Abhidhamma  die  physischen  und  mora- 
lischen Kräfte  sich  einen  (im  Dharma). 

Im  unerbittlichen  Walten  der  Karma  vollziehen  sich  die  Wieder- 
geburten, nach  des  Geschickes  eisernem  Schluss  unbeugsam  durch 
zauberische  Karakia  (b.  Maori),  da  Mahatara  nur  Gutes  will  (auf 
Borneo),  und  (nach  indianischer  Ansicht)  ,,prayer  is  a  wicked  thing" 
(s.  Oglethorpe),  denn  s(^tiv  ävayxijg  xQW^j  O-scov  ipricpiü^a  naXaiOi^, 
aiöiov  (s.  Empedokles),  wenn  die  Seele  zu  wandern  hat,  bis  die 
ädixia  gebüsst  ist  (in  Abwägung  von  Bun  und  Bab,  indochinesisch). 

So  lange  die  Anlage  {dvvafiig)  von  der  Form  noch  nicht  durch- 
gebildet ist  (zur  evTsXsxfia  oder  ipsgyeia),  findet  sich  der  Stoff  im 
Nichtseienden  (oderNochnichtseienden)  durch  aTtQijaig  („Privatio"),  und 
so  verhüllt  im  Dunkel  der  Po  (beim  Hervortreten  von  Köre  in 
Kosmogenie  der  Maori),  während  die  Avixa  sich  in  Bodhi  zu  klären 
hat,  für  Erkenntniss  des  Dharma  (als  Asangkhara-Ayatana). 

Als  bei  ansteigenden  Fluthwassern  die  Navajo's  auf  den  Gipfel 
des  Nordberges  geflüchtet,  dort  aus  angehäufter  Erde  mit  auf- 
wachsendem Schilfrohr  sich  emporhoben,  fanden  sie  sich  gerettet, 
als  hingelangt  „to  the  flour  of  the  fourth  world,  and  here  they 
found  a  hole  through  whieh  they  passed  to  the  surface"  (s.  W.  Mat- 
thews). So  ziehen  sich,  den  Goldkeim  (brahmanischer  Hiranya- 
garbha's)  zu  wahren,  die  Einwohner  buddhistischer  Rupaterrassen 
höher  und  höher  aufwärts  (als  Jonaka),  je  nach  der  Zerstörung 
durch  Wasser,  als  eine  weiter  hinaufreichende  (durch  Feuer  oder 
Windsturm). 

Und  wie  bei  kosmogenischen  Legenden  kehren  solch'  nahgelegte 
Vorstellungsbilder  aus  den  Mährchensagen  wieder,  in  Indonesien 
(s.  Vlk.  d.  ö.  As.,  L,  S.  343),  wie  indo-arisch  (und  sonst  überall).  Savitri 
hat  die  Erde  auf  Pfosten  gestellt  (im  Rigveda),  als  Pfeiler  des  Atlas 
(b.  Homer),  ovqavov  xal  yijv  dvsxijdv  (s.  Pausanias)  Atlas  {ln\  T(av 
öficov)  oder  Tantalus  (als  Talantos).  Die  Erdstützen  der  Grönländer 
sind  durch  die  Angekok  auszubessern  (weil  alt  und  gebrechlich). 
Wie  der  Berg  Ap-en-to  oder  Tap-en-to  (neben  dem  Meer  oder  Sar) 
im  Süden,  galt  (den  Egyptern)  als  die  äusserste  Grenze  im  Norden 
dagegen  „die  vier  Stützen  des  Himmels"  (s.  Brugsch),  als  Pfeiler 
(der  Maori). 


55 

Bei  der  durch  das  Band  der  Sprache  geschkingenen  Gesellschafts- 
wesenheit des  Menschen  —  in  der  Gesellschaft  (,,Samhälle")  lebendiger 
Organismen  (s.  Boström)  —  waltet  der  einigende  Halt  sittlicher 
Scheu  und  Verehrung  bereits  in  dem  physisch  begründeten  Kreis 
der  Familie,  und  zwar  aus  mehrweniger  ehelichen  Zuständen,  wo 
das  Kind  durch  thierisches  Abhängigkeitsgefühl  an  die  Mutter  ge- 
knüpft bleibt),  zur  eindrucksvollen  Geltung  dann  gelangend,  wenn 
die  väterliche  Autorität  deutlicher  hervortritt  (im  Patriarchat).  In 
Peru  erbten  die  Neffen,  oder  in  der  Familie  der  Inca  die  männ- 
lichen Nachkommen  (s,  Gomara),  und  bei  den  Tlinkiten  (mit  mütter- 
licher Folge)  ertheilen  die  Reichen  ihren  Söhnen  den  väterlichen 
Namen  (s.  Holmberg).  Bei  den  Navajos  hat  sich  der  Uebergang 
vom  Matriarchat  zu  Patria  potestas  beobachten  lassen,  wie  oft  im  Sess- 
haftwerden  aus  Wanderleben  (s.  M.  u.  P.,   Ztschft.  f.  E.,  May  1886). 

Aus  dem  vom  Wind  nach  Tiahuanaco  getriebenen  Kasten  sie- 
delten die  Nachkommen  des  Menschenpaars  als  Mitimaes,  über  die 
vom  Schöpfer  autochthon  gebildeten  Stämme  herrschend,  wie  die 
herbeigeflogenen  Byamma  über  die  Eingeborenen  (birmanischen) 
Bodens).  Im  Streit  zwischen  Engel  und  Affen  empfehlen  die  P^ncyclica 
Aeterni  Patris  eine  Rückkehr  zum  ,,Doctor  Angelicus"  (1879).  Der 
Staat  ist  der  universelle  Mensch  in  der  individuellen  Form  des 
Volks  (s.  Trendelenburg).  ,,Die  Art  ist  Alles,  Einer  ist  Keiner" 
(s.  Nietzsche);  für  den  Mensch  (als  Zoon  politikon). 

Der  Mensch,  überall  und  stets,  fühlt  sich  in  der  Macht  über- 
menschHcher  Mächte,  vor  deren  mächtiger  Stärke  erzitternd,  der 
Unmächtige  durch  die  Deisidämonie  im  religiösen  Gefühl  gebunden 
sich  findet,  nach  pan-ethnischer  Zeugniss- Ablegung.  Aus  solch'  Un- 
bekanntem stellen  sich  die  Fragen,  die  das  nach  einer  Antwort 
suchende  Denken  zum  Vordringen  in  gesetzliche  Erkenntniss  trei- 
bend, hinein  und  weiter  führen  zur  allmähligen  Klärung  einheitlichen 
Zusammenwirkens  der  Naturgesetze,  in  ,, organischer  Weltanschauung" 
(b.  Trendelenburg),  auch  für  psychische  Vorgänge  (in  der  Harmonie 
des  Kosmos). 

Und  so,  da  ,,ex  nihilo  nihil  fit",  im  „atheistical  stage"  (s.  Lub- 
bock),  also  unfruchtbar  bleiben  müsste  für  theistische  Gedanken, 
liegt  in  Urzeiten  schon  die  Wurzel  eingeschlagen  für  das  „sittlich 
Erhabene"  (b.  Caspari),  aber  erst  im  Blüthenalter  der  Cultur  reifen 
die  Früchte  (religiöser  Moral). 

Wenn  aus  dem  Hades,  als  unsichtbarem  {Atdeg),  die  Dinge  ins 
Dasein    getreten,    liegt  verwirklicht  vor,    worin  das  ,, absolute  Maxi- 


56 

miim"  und  Minimum  gewirkt,  in  dreifacher  Absichtlichkeit,  „deus  est 
tricausahs"  (s.  Cusanus).  Hier  gilt  der  im  Glauben  für  Auslegungen  be- 
dürftige Theil  nur  für  die  demgemäss  Gebildeten  (s.  Averroes),  denen 
Kunst,  als  die  vollkommene  Inseinsbildung  des  Realen  und  Idealen 
(b.  Schelling),  oder  Wissenschaft,  die  Religion  vertreten  mag  (in 
Göthe's  Dichterwort),  wogegen  die  naturwissenschaftlich  behandelte 
Psychologie  in  philosophisches  Wissen  überzuleiten  hätte  (je  nach 
dem  Grade  der  Fassungskraft).  Mit  wahrhafter  Identität  des  Den- 
kens und  Sein's  im  Ichgedanken  ergiebt  sich  die  Gewissheit 
(b.  Günther).  Die  logische  Wahrheit  ist  für  jede,  der  endlichen  In- 
telligenz denkbare,  Intelligenz  zugleich  real  (b.  J.  G.  Fichte),  das 
Nicht-Ich  durch  das  Ich  gesetzt,  als  bestimmt  durch  das  Ich  (in  der 
practischen  Wissenschaftslehre),  und  so  wird  die  Psychologie  einen 
Ausgangspunct  für  das  Studium  bieten  können  (nachdem  sie  ihre 
naturwissenschaftliche  Fundamentirung  gewonnen  hat). 

Das  Charakteristische  in  der  Auffassungsweise  des  Laien  be- 
steht in  dem  Nichtscheiden  oder,  positiv  ausgedrückt,  in  der  Hin- 
gabe an  den  Total-Eindruck  (s.  Ihering),  und  so  in  der  Philosophie 
(vor  naturwissenschaftlicher  Klärung  der  psychologischen  Grund- 
begriffe). 

Bei  Zutritt  des  Zweckes  (ov  svsxa)  geht  die  Dynamis  in  Energia 
über  (in  sinnlich  abgeschlossener  Auffassung),  wogegen  im  (specula- 
tiven)  Hinzulernen  die  xipijaig  fortgeht  (b.  Aristotl.)  in  Unendlichkeit 
hinaus,  aber  ebenfalls  determinirt  innerhalb  organischer  Bewegungen, 
unter  festen  Wachsthumsgesetzen  (wie  in  naturwissenschaftlicher 
Psychologie  festzustellen  bliebe). 

Je  nach  den  Zerstörungen  durch  Feuer  (in  der  Ekpyrosis),  durch 
Wasser,  Wind,  Erdbeben,  folgen  die  Tonatiuh  (der  Nahuatl)  gleich 
indischen  Kaipen,  und  stets  wird  aus  der  früheren  Welt  (im  Um- 
schwung polynesischer  „Keau")  der  Keim  für  Entstehung  der  neuen 
herübergenommen. 

Wie,  wenn  zu  noachischem  Bundesvertrag  der  Inca  im  Regenbogen 
das  Wahrzeichen  gegen  weitere  Zerstörung  erkennt,  aus  den  von 
Deucalion  und  Pyrrha  geworfenen  Steine  die  Menschen  sich  im  „Laos" 
erheben  (neben,  und  unter,  der  tabuirten  Himmelsrasse  der  Maori), 
I  schafft  Contici-Viracocha  aus  Steinen  (s.  Betangos)  sein  Volk,  worüber, 
als  aus  den  Pacarina  (in  Felsen,  Flüssen,  Quellen)  hervorgegangen, 
und  wild  zerstreut  in  Einöden  lebend,  die  sonnentsprossenen  Inca 
(b.  Vega)  ihre  Herrschaft  begründen,  wie  die  von  oben  herab- 
geschwebten  Abhassara    unter    den    aus  Kräutern  und  Büschen  ent- 


57 

sprossenen  Eingeborenen  (Birma's).  Dann  handelt  es  sich  um  ein 
paradisisch  geschmücktes  Eden,  bis  zur  Mondshöhe  gedehnt  (s.  Alb. 
M.),  die  ;, terra  ultra  Oceanum,  ubi  ante  dilivium  habitabant  homines" 
(b.  Kosmas),  und  in  den  Wassern  der  Fluth  erlöschen  die  Flammen 
des  von  Phaeton  angezündeten  Brandes  (s.  Hyginus),  um  auf  aus- 
gebrannten Schlacken  verjüngtes  Leben  zu  erwecken,  da  Alles  i^ 
vdaxog  (b.  Thaies)  für  Menabozo's  Schöpfung,  oder  Kunyan's  (s.  Peti- 
tot).  Aus  dem  Schlamm  (in  Erwärmung  der  wässrigen  Erde  durch 
das  Feuer)  gehen  die  Wesen  hervor  (b.  Anaximander),  ungethümlich 
emporgewälzt  (in  Mesopotamien),  und  als  Fischmenschen  an  den 
Strand  geworfen  (wie  es  an  Huayna  Capac  berichtet  wurde).  Die  von 
Camaxtle  im  achten  Himmel  Geschaffenen  kamen  von  den  Bäumen 
herab,  ,,y  dieron  muerto  ä  los  chichimecas",  (s.  Orozeo),  über  die 
steinentsprungenen  Ottomiten  herrschend  (,,Chichimeca-Otomies"). 

Auf  Aegypten's  uraltem  Cultur- Boden  reichen  die  Dynastien 
der  Götter,  durch  Halbgötter  (und  Manen)  niedersteigend  hinab  zu  den 
Sterblichen  (Nsxvsg)  im  menschlichen  Dasein,  als  Menes  den  Herrscher- 
stab führt,  und  im  Suchen  des  Ursprung's  mögen  dann  Peru's  Eier 
(s.  Avendano)  herabfallen,  als  goldene,  silberne  und  kupferne,  für 
den  Unterschied  der  Stände,  wie  in  scandinavischen  Zeugungen  der 
(Curaca  oder)  Äsen  auch  sonst,  (die  Jarl  und  Karl  zu  trennen).  Die 
autochthonische  Herkunft  mag  aus  dem  Nilschlamm  hervortreten 
(halbthierisch  noch)  oder  in  Mesopotamien  (b.  Berosus),  aus  dem 
S'chneckengehäuse  auch  (bei  Indianern),  und  den  Affenschwanz  all- 
mählig  verlieren,  (in  gradueller  Veredlung  der  Jakun)  oder  im  chirur- 
gischen Schnitt  davon  operirt  werden  (auf  Tasmanien),  während  der 
„Homo  primigenius"  (b.  Häckel),  „descended  from  a  hairy  quadruped, 
furnished  with  a  tail,  and  pointed  ears"  (s.  Darwin),  aber  noch  nicht 
zu  sprechen  vermochte  (als  Alalos),  und  so  seine  Unwissenheit  (pri- 
märer „ Avixa")  zu  bekunden  hatte,  im  rückhaltlosen  Geständniss  der 
Wilden  (am  Silberstrom).  „Primum  germen  fuit  Cecrops,  qui  lenigena 
ncLitiquam  totus  erat  homo,  sed  umbilico  tenus  spiras  adhuc  ex 
matre  terre  trahebat"  (s.  Himerius),  und  ebenfalls  nicht  reden  konnte 
(wenigstens  nicht  attisch). 

Im  Dunkel  wandernd  (bis  zum  Halblicht  des  Popol-Vuh),  suchen 
die  Balam  (der  Quiche)  ihre  Sonne,  und  als  Airyana  Vaejo  durch  Or- 
muzd  geschaffen  (am  Flusse  Daitya)  von  Angra  Mainyu  mit  Kälte 
geschlagen,  beginnen  die  Wanderungen,  für  deren  Rückleitung  dann 
mit  gigantischen  Sequoya  (s.  Asa  Gray)  eine  Brücke  gebaut  werden 
mag    zu    den    aus   Mammuth-Knochen    aufgebauten  Inseln    Sibirien's 


58 

(s.  Gratacap)  bis  zum  Nordpol  (b.  Warren),  wenn  versunkene  Le- 
muria  nicht  zusagt,  die  Atlanta  zu  ersetzen,  ,,the  true  Antedilu- 
vian  World"  (s.  Donnelly),  —  und  so  geht  es  in  Kreisen  um  den 
Globus  herum,  mit  dem  Omphalos  in  der  Mitte,  als  Centralberg 
eines  Pamir  (im  Zwiebelgebirge)  oder  Meru's  (für  die  Meropen).  Auf 
Ternate  steigt  es  herab  von  dem  Kegelberg  der  Insel  (s.  Indones.,  I, 
S.  64),  und  aus  der  Sierra  bevölkerten  sich  die  anfänglich  als 
pestilentialisch  gefürchteten  Thäler  der  Küste,  wie  noch  die  Olmos 
(bei  Sechura)  bewiesen  (s.  Baiboa),  bis  dann  die  maritimen  Ein- 
wanderungen zutraten  (in  Lambayeque  oder  anderen  Anlegungs- 
plätzen). 

Im  (oceanischen)  Aufblühen  der  Schöpfung  (Pua-mai)  entfaltet 
sich  diese  aus  ursprünglicher  Wurzel  einer  (scandinavischen)  Welten- 
Esche  (Yggdrasil)  zum  (parsischen)  Baum  des  weissen  Hom  (Goa- 
karena  oder  Gokard),  dessen  Kosten  Unsterblichkeit  gewährt  (weil 
von  Ewigkeiten  her),  während  aus  dem  ,,Baum  aller  Saamen"  diese 
(mit  dem  thierischen  des  Urstier's)  durch  den  Vogel  Kamros  all- 
jährHch  gemischt  werden  (im  Bundehesh),  um  in  Tishtar's  Regen 
niederzufallen,  für  die  Wandlungen  des  Werdens  (entstehend  und 
vergehend),  am  Tartarus  aufwärts  (s.  Rink)  einem  „verborgendsten  Ort" 
(in  dem  See  Var  Kash)  aus  dem  Wasser  des  Leben's,  „der  Quelle 
Ardvigura  Anähita"  (s.  Windischmann) ,  als  Ardvi  -  Sura  auf  Hara- 
berezaiti's  Höhen  (in  den  Yashna),  gleich  Asvattha  aus  Yama's 
Unterwelt  (oder  herabreichend  von  Himmelsreichen).  Die  Wirkungen 
des  „Primus  motor",  des  fifyag  sv  xai  ovgava)  (TocfKTTijg  (b.  Himerius), 
liegen  vor  Augen,  scfzi  toIvvv  ri  xai  0  xtvst  (s.  Aristotel.),  und  so 
sind  aprioristisch  im  methodischen  Fortgang  die  Materialien  zu 
sammeln  für  den  naturwissenschaftlichen  Aufbau  (bis  zur  Psycho- 
logie). Bei  der  Einstimmigkeit  der  ,,communes  notitiae"  (s.  Cher- 
bury),  die  mit  Allgemeingültigkeit  der  Elementargedanken  überall 
wiederkehrend  sich  verbreitet  finden,  (unter  den  Variationen  geogra- 
phischer Specialfärbungen),  sind  sowohl  die  Vergleichungen  zu  über- 
schauen, wie  die  Entwicklungsstufen  zu  verfolgen  (nach  comparativ- 
genetischer  Methode).  Wie  in  Beziehung  zur  Natur  ist  Gott  auch 
in  der  zum  menschlichen  Geist  zu  betrachten,  im  Leben  der  Völker 
(s.  Vico),  für  die  Völkergedanken  (naturwissenschaftlicher  Psycho- 
logie). ,,Der  Organismus  der  Menschennatur  ist  in  seinem  Wesen 
den  nämlichen  Gesetzen  unterworfen,  nach  welchen  die  äussere 
Natur  allgemein  ihre  organischen  Erzeugnisse  entfaltet"  (s.  Pestalozzi), 
und    so   sind   die   psychischen  Wachsthumsgesetze  zu  studiren  (nach 


59 

comparativ- genetischer  Methode).  „Die  nothwendige  Tendenz  aller 
Naturwissenschaft  ist  von  der  Natur  auf's  Intelligente  zu  kommen" 
(s.  Schelling),  im  Fortschreiten  bis  zur  Psychologie  (unter  inductiver 
Behandlungsweise). 

In  Erklärung  der  Natur  handelt  es  sich  nur  um  die  secundären 
Ursachen  (s.  Gassendi),  ohne  auf  die  primäre  jedesmal  wieder 
zurückzugreifen  (in  Gott),  unter  Anerkenntniss  des  Nichtwissen's 
(s.  Cusanus),  bei  temporär  dem  Verständniss  gesetzten  Grenzen,  an 
deren  Erweiterung  ununterbrochen  fortzuarbeiten  die  inductive 
Methode  anleitet,  wobei  dem  Studium  das  Sammeln  vorherzugehen 
hat  (s.  Agricola)  und  das  Urtheil  suspendirt  bleiben  muss  (s.  Charron), 
um  frühreif  unzeitige  Hypothesen  zu  meiden,  bis  ein  statistischer 
Anhalt  gewonnen  ist  (für  logische  Berechnung).  Nur  nach  Durch- 
forschung und,  unter  gegenseitiger  Verbindung  aller  Grundbegriffe 
der  Empirie  ist  das  Absolute  zu  erkennen  (s.  Harms)  in  der 
Psychologie  (auf  naturwissenschaftlicher  Unterlage). 

„Cogitat  ergo  est",  rectificirt  Lichtenberg  (den  cartesianischen 
Fundamentalsatz),  bei  dem  Ich  der  intellectuellen  Anschauung 
(s.  C.  G.  J.  Fichte),  und  daneben,  (im  Occasionalismus),  „nudus  spec- 
tator  hujus  machinae"  (s.  Geulinx)  schaut  dem  Tanze  zu  (in  Prakriti's 
Schöpfungsspiel  vor  Prajapati's  Augen).  Und  zum  Tanz  die  Musik, 
indem  die  Seele  (b.  Philolaos)  nach  den  Zahlenverhältnissen  ihrer 
Harmonien  mit  dem  Körper  verbunden  (s.  Claudianus)  ihre  eigenen 
Melodien  zu  belauschen  hat  (in  den  Symphonien  des  All). 

Das  Unerfahrene  in  der  Erfahrung  (s.  Volkelt)  ist  bei  natur- 
wissenschaftlicher Behandlung  der  Psychologie  zur  Erfahrung  zu 
bringen,  aus  Empfindungscomplexen  (s.  Mach),  auch  den  speculativ 
entwickelten  (im  Zoon  politikon). 

So  lange  es  sich  um  metaphysische  Generalisation  des  sv  xal 
näv  handelt,  wie,  (im  Anschluss  an  frühere),  vom  Eleatengeschlecht 
(des  ,,Sophistes")  gelehrt  und  von  Lessing  in  seinen  Erörterungen  mit 
Jacobi  notirt,  (als  Schiboleth  der  Philosophie),  fällt  mit  der  Nichtig- 
keit des  Nicht-Seins  das  Werden  in  den,  —  das  Sein,  als  absolute 
Position  (b.  Herbert)  voraussetzenden  —  Schein  [rd  ngog  dö^av)  täu- 
schender Maya,  auch  für  die  Sinnesempfindungen  des  „Esse"  als 
,,Percipi"  (b.  Berkeley),  t6  yccQ  avro  vostv  icfriv  ts  xai  slvai  (b.  Parme- 
nides,  als  Nachfolger  des  Xenophanes),  und  in  dem  das  Detail 
analysirenden  Denken  jetzt,  ist  die  Eins  als  Ausgangspunct  zu 
nehmen  bei  logischem  Rechnen,  in  jenem  (aus  psycho  -  physischer 
Grundlage)    zu   Allgemeinbegriffen    aufsteigenden    Denken,    wie    aus 


60 

der  sprachlich  geschhmgenen  Gesellschaftswesenheit  (des  Zoon  poli- 
tikon)  seine  (geographisch-historisch  differenzirten)  Völkergedanken 
an  dem  ethnischen  Horizont  projicirend  und  reflectirend  (in  natur- 
wissenschaftlicher Psychologie). 

Wer  aus  dem  ecstatischen  Rausch  einer  instinctiv  gewonnenen 
Bodhi  erwacht  und  ernüchtert  wieder,  aus  den  Seligkeiten  eines  im 
„Nichtbild"  oder  „Nichtgott"  (b.  Eckhart)  momentan  flüchtigen 
Schauen's  die  Bitterkeiten  seines  irdisch  gebrechlichen  Lebens 
doppelt  schmerzlich  empfindet,  wer  dann,  von  dem  aus  schweigend 
gedehnten  Unendlichkeiten  heranbrausenden  Strom  betäubend  um- 
tos't,  sich  fortgerissen  fühlt  in  die  nihilistischen  Oeden  eines  pessi- 
mistischen Mahayana  (mit  Dukha,  Anatta,  Aneiza),  dem  bleibt 
geöffnet  ein  zwar  enggewundener  und  mühsamer,  aber  zielbewusster 
Pfad,  zur  Rettung  in  inductivem  Arbeitsgang  comparativ-genetischer 
Methode,  bis  aus  den  harmonisch  tönenden  Gesetzen  eines  kos- 
mischen All  sympathischer  Wiederklang  sich  weckt  (im  lauschenden 
Ohr). 

Um  aus  trügerischer  Dialectik  die  Metaphysik  zum  Range  einer 
Wissenschaft  überzuführen  (wie  Chemie  aus  Alchymie,  Astrologie 
aus  Astronomie),  bedarf  es  eines  durch  die  Kritik  entworfenen 
Systems  der  Begriffe  a  priori  (b.  Kant),  aber  hier  ist  der  Aufbau 
a  posteriori  wieder  ein  vorbedingter  vorerst,  im  Gange  naturwissen- 
schaftlicher Psychologie,  nach  logischer  Rechnungsregel  (da  einem 
höheren  Calcul  Uebung  im  elementar  niederen  voraufzugehen  hat). 

Das  Rationale  logischen  Rechnens  ruht  in  dem  Kernprincip, 
dass  bei  den  Gleichungen  nur  die  Factoren  gleicher  Grade  in  Ver- 
gleichungen  gestellt  werden,  oder,  wiefern  für  verschiedene,  diese  so- 
dann nach  genau  bestimmten  Verhältnisswerthen  (wie  für  sie  gültig). 

Dementsprechend  mögen  die  allgemein  weitesten  Generalisationen 
im  Völkergedanken  neben  einander  gestellt  werden,  sie  mögen  es 
nicht  nur,  sondern  sie  müssen  es  eben,  um  zunächst  das  durchgehend 
Uebereinstimmende  elementarer  Gleichartigkeiten,  (elementar  gleich- 
artigen in  der  Umfassung  eines  Allgemein-Ganzen's),  zu  überschauen, 
wogegen,  sobald  und  so  oft  dann  practische  Verwerthung  für  einen 
Specialfall  einzutreten  hat,  ein  minutiös  peinlichstes  Zurückgehen 
bis  auf  letzte  Decimalstellen  verlangt  wird,  für  das  elementar  Ein- 
fachste, das  im  Ausgestalten  des  Werdens  zu  Grunde  liegt,  unter 
der  Fessel  organischer  Gesetze,  die,  wie  im  Physischen,  im  Psychi- 
schen walten  (längs  naturwissenschaftlichen  Forschungsweges  einer 
inductiven  Methode  zur  Behandlungsweise  der  Psychologie).    ,, Quant 


61 

ä  l'espece  de  riiomme,  le  substratum  qualifiee  par  eile  est  son 
substratum  au  dieuxieme  point  de  vivre,  et  dans  ce  qui  est  homme 
on  trouve  l'espece  de  Fhomme,  quoique  ce  qui  la  regoit,  regoive  la 
forme  de  rhomme  de  deux  manieres  ä  la  fois"  (b.  Ibii.  Badja),  une 
fois  en  tant  que  forme  et  une  autre  fois  comme  perception  (s.  Munk) 
zum  eigenen  Verständniss  (aus  psychologischer  Deduction). 

,, Getrennt  marschiren  und  vereint  schlagen",  das  ist  die  Devise 
der  Naturwissenschaft,  wenn  sie  unter  Arbeitsvertheilung  auch  in 
der  Psychologie  auf  dem  Kampfplatz  zu  erscheinen  haben  wird,  für 
ihr  Eingreifen  in  den  Wettstreit  um  die  Entscheidung  idealer  Fragen 
(wo  der  Sieg  dann  nicht  zweifelhaft  bleiben  kann). 

Zum  regulativen  Princip  ist  das  „Vernunftideal"  als  systematische 
Einheit  (zur  principiellen  Verständigkeit  des  Verstandesgebrauch's 
im  Zusammenhang  der  Erfahrung)  zu  suchen,  bei  den  theoretischen 
Beweisen  für  das  Dasein  Gottes  (s.  Kant),  für  die  Harmonie  des 
Kosmos  (im  Dharma),  mit  Rückführung  auf  das  Selbstbewusstsein 
(durch  naturwissenschaftliche  Behandlungsweise  der  Psychologie). 

Die  Fortschreitungsstufe  von  lemurischen  Pitheken  tropischen 
Baumleben's  (oder  aus  früherer  Ahnenreihe  her)  zu  dem  aufrecht 
schreitenden  Anthropos  hätte  sich  im  „struggle  for  existence"  nicht 
zu  Gunsten  des  letzteren  entscheiden  können,  im  ,, Recht  des 
Stärkeren",  weil  der  noch  nicht  als  „Schoosskind"  der  Natur 
(b.  Herder),  sondern  .  nackt  und  bloss  (s.  Plinius)  auf  die  Erde  ge- 
setzte Mensch  sich  so  hülflos  erwies,  um  anfänghch  der  Pflege 
anderer  Thiere  zu  bedürfen  (cf.  Anaximander),  und  die  Herrschaft 
der  Thiere  (in  Birma  und  Peru)  sich  in  den  Mythen  erst  beendet, 
nachdem  ein  U-Blei  (vom  Himmel  her)  Bogen  und  Pfeil  (bei  den 
Kasya)  verliehen  hat,  mit  dem  Hund  (Kimera's  in  Uganda)  zur  Be- 
gleitung (wie  den  Aleuten  anheimelnd  aus  Hundestamm),  so  dass  also 
die  primäre  Kunstsphäre  des  Zoon  politikon  als  Vorbedingung  der 
Existenz  ihre  Praesumtion  (oder  Antecipation)  verlangt,  beim  Vorher- 
gang der  psychischen  Schöpfungen  (im  Pule-hau).  Hier  wenn  die 
Anfertigung  der  Steinsplitter  von  Thenay  (s.  Beauvois)  paläolitischen 
Erörterungen  über  den  Dryopithecus  von  St.  Gaudens  (s.  Gaudry) 
überlassen  blieben,  wäre  ein  Rückgang  bis  zu  primärer  Einfachheit 
in  niederer  Characteristik  einer  Cannstatt  -  Rasse  mit  deren  Ver- 
wandten geöffnet,  doch  nur  innerhalb  der  dem  ,, Regne  humaine"  für 
seine  „raison  detre"  rationell  gezogenen  Grenzen  (so  lange  das 
logische  Rechnen  seine  eigenen  Gesetzlichkeiten  anerkennt). 

Von    zunehmender    Kenntniss    der    Thatsachen,    (mit    Verdeut- 


62 

lichung  microscopischen  Einblick's),  bleibt  es  abhängig,  wie  zwischen 
maläokologisch  niederen  Formen  das  Denken  für  jeden  Specialfall 
mit  seinem  System  sich  abfinden  will,  (kann  oder  muss),  und  wenn 
im  Generationswechsel  für  scheinbar  bisher  weit  getrennte  Er- 
scheinungsformen hindurchverschlungene  Bindungsfäden  zu  Händen 
kommen,  mögen  durch  verständiges  Knüpfen  derselben  (unter 
sonstigen  Rücksichtnahmen)  Familien  und  Ordnungen  zusammen- 
schrumpfen, soweit  es  dem  Verständigen  sein  Verstand  erlaubt, 
indem  theoretisch  nichts  im  Wege  zu  stehen  brauchte,  wohl  aber 
ein  practisches  Verbot  (in  Warnung  vor  dem  Unverstand),  wenn 
eine  im  hellen  Tageslicht  als  eigenartig  umschlossene  Art  unter  den 
vor  Augen  umherwandelnden  Wirbier  in  eine  Un-Art  verkehrt  würde, 
durch  den  Wunscheszauber  eines  ,,missing  link"  gespenstisch  auf- 
tauchend, oder  in  einem  Parijata  (des  Harivansa)  emporwachsend, 
aus  dem  Dunkel  paläolithischer  Vornächte,  so  oft  im  dorthinein- 
versenkten Geträum  kostbare  Zeit  vergeudet  wird,  die  scharf  ge- 
stellten Arbeitsaufgaben  besser  hätte  gewidmet  sein  sollen  (für 
methodische  Pflege  im  Aufwuchs  der  Cultur). 

Die  Kernfrage  unserer  Zeit,  die  eigentliche  Zeitfrage  also,  xat' 
i^oxfjp,  ist  die  der  Psychologie  als  Naturwissenschaft,  um  in  einem 
naturwissenschaftlichen  Zeitalter  auch  die  Psychologie  in  gleiche 
Weise,  und  Behandlungsweise,  mit  den  übrigen  Wissenszweigen  zu 
stellen,  und  so  die  P.inheit  der  Anschauung  zu  wahren,  welche  jeder 
Gegenwart  als  die  Aufgabe  ihrer  Cultur  gestellt  ist. 

Inductive  Verwendung  der  comparativ- genetischen  Methode  bei 
der  Psychologie  setzt  die  Auffassung  des  Menschen  als  Gesellschafts- 
wesen voraus,  und  dann  aus  seiner  Wurzel  in  den  geographischen 
Provinzen  führt  durch  geschichtliche  Bewegung  der  Völkergedanke 
bis  zu  der  Wirkungsweise  jener  physikalischen  Agentien,  die  wie 
innerhalb  des  Planetarischen  auch  jenseits  walten  (unter  den  Ge- 
setzHchkeiten  eines  harmonischen  Kosmos). 

Für  Alldieses  wird  als  unerlässlich  erste  Vorbedingung  ein 
Studium  der  Ethnologie  verlangt  zur  Kenntniss  oder  Ansammlung 
der  Thatsachen  zunächst,  und  zunächst  also  der  Sammlungen  selbst, 
als  Allen  voran  im  Ersten  (,,to  begin  with"). 

Der  kaum  erst  betretene  Weg  dehnt  sich  in  unabsehbare 
Fernen,  aber  in  den  Verheissungen,  die  von  dorther  klingen,  schwillt 
es  vertrauensvoll  empor  in  mächtiger  Ergreifung,  in  der  Voraussicht, 
dass  auch  unter  sozialen  Sorgen  und  Bekümmernissen  einst  mit  der 
jeder  Naturforschung  innewohnenden  Zuverlässigkeit  wird  gesprochen 


63 

werden  können,  um  über  die  höchsten  Interessen  zu  entscheiden  zu 
Gunsten  des  Menschen,  wenn  er  sich  selber  erkannt  hat,  als  erden- 
bewohnendes Geschlecht.  Und  für  jeden  Einzelnen,  der  zugehört, 
fügt  das  Selbstbewusstsein  sich  ein  in  schöpferischem  Walten,  mit 
dem  Mittelpunkt  überall  da  gesetzt,  wo  die  eigene  Kraft  dafür  er- 
rungen, obwohl  die  Peripherie  dem  Gesichtskreis  sich  entzieht  (in 
des  Ewigen  Unendlichkeit).  Was  innerlich  laut  überzeugend  redet, 
hat  sich  aus  seinen  Verwirklichungen,  unter  Prüfung  auf  Richtigkeit, 
richtig  und  bewährt  zu  erweisen,  als  erbeigenthümlich  eingehöriges 
Gut  (des  Denkens,  das  sich  selber  zu  denken,  einstens  die  Be- 
fähigung erlangen  mag). 

Wer  beim  Hineindenken  in  den  Zusammenhang  der  Dinge  seinen 
aus  dem  Vergangenen  fliessenden  Erfahrungen,  unbeeinflusst  durch 
subjectiv  augenblickliche  Störungen,  empfänglich  sich  hingiebt,  wird 
in  innerlichen  Wirkungen  das  Fortwalten  auf  die  Zukunft  hinaus  zu 
spüren  beginnen,  in  der,  als  Bekundung  oder  Offenbarung  des 
Uebersinnlichen  im  Sinnlichen,  gefassten  Ahnung  (b.  Fries),  und  die 
Freiheit,  welche  den  Menschen  ,, gänzlich  ausserhalb  der  Natur- 
kette" setzt  (s.  Kant)  fällt  innerhalb  bedingender  Gesetzlichkeiten 
bei  Zuziehung  der  Psychologie  in  die  naturwissenschaftliche  Beob- 
achtungsweise (zu  einheitlicher  Abrundung  der  Weltanschauung). 

Wenn  das  Denken  der  umgebenden  Welt  sich  zuwendet,  ist  der 
Ausgangspunct  im  Dasein  zu  nehmen,  im  Daseienden  oder  Etwas, 
das  Resultat  des  Werdens  (bei  Hegel),  aus  der  Identität  des  Unter- 
schieds zwischen  Sein  und  Nichts,  oder  Nicht-sein,  wenn  der  Beginn 
sich  setzt  (mit  dem  abstracten  Sein).  Das  Etwas  ist  da  und  fassbar, 
hier  kann  mit  deutlichen  Daten  das  Rechnen  beginnen,  und  nach- 
dem genügende  Schulung  erlangt  sein  wird  (aus  naturwissenschaft- 
licher Behandlung  der  Psychologie),  mag  die  Rückkehr  gewagt 
werden,  wenn  es  beliebt,  zu  metaphysischen  Vorbegrififen,  deren 
Probleme,  ehe  an  ihre  Lösung  gedacht  werden  kann,  schulgerechte 
Geübtheit  in  den  Operationen  eines  höheren  Calcul  voraussetzen  wür- 
den (für  Unendlichkeitsberechnungen,  bis  in  negative  Grössen  hinein). 

Im  daseienden  Etwas  des  Einzelndinges  führt  die  verwirklichte 
Erscheinung  auf  die  Wurzeln  physikalisch  ursächlicher  Agentien 
zurück,  und  hier  mit  zunehmender  Kenntniss  der  Thatsachen,  wird 
das  Verständniss  der  Entwicklung,  mit  Gewinnung  fester  Ziffern- 
werthe,  demgemäss  sich  klären,  für  das  Physische  sowohl,  wie  an- 
schliessend daran  das  Psychische  (sowie  mit  diesem,  und  durch 
dieses,  für  das  Werkzeug  selber,  wie  im  Denken  verwandt). 


G4 

Zunächst  deshalb  sind  die  Bausteine  erfordert,  die  Anhaltspuncte 
deuthch  klar  erkenntlicher  Thatsachen  zAim  Ansatz  und  Auso-an<i 
des  logischen  Rechnens  (nach  comparativ  -  genetischer  Methode  in 
der  Induction).  Was  meint  ein  Rechnen  auf's  Gerathewohl?  im 
Zahlengewühl  ohne  definirbaren  Ziffernwerth  für  jeden  jemaligen 
Fall  (unter  bestimmt  gestellten  Aufgaben). 

Und  hier  bietet  sich  das  organische  Werden  zum  Ausgang, 
wenn  der  Rückgang  bis  zur  Entstehung  hingelangt  auf  die  Wechsel- 
wirkung des  Organismus  mit  seiner  physikalischen  Umgebung  (einer 
„Monde  ambiante")  im  ,, Milieu",  wie  naturgemäss  durch  die  ,,Surroun- 
dings"  (oder  „Environments'')  gesetzt  (in  geographischer  Provinz). 

Als  unerlässliche  „conditio  sine  qua  non"  wird  erfordert  dem- 
gemäss:  ein  Ueberblick  über  die  geographischen  Variationen,  wie  sie 
bunt  sich  brechen,  in  den  botanischen  Varietäten,  in  den  zoologi- 
schen, und  (auf  physischer  Unterlage)  in  den  psychischen  dann 
(ringsum  unter  ethnischen  Kreisen  anthropologischer  Provinz),  —  bunt 
gefärbt  schillernd  über  die  Oberfläche  des  Globus  dahin,  mit  dem 
Zwischenhineinfallen  ausserplanetarisch  causaler  Agentien,  die  aus 
solarem  Ursprung  auf  kosmischen,  (und  diakosmischen  etwa),  weiter- 
führen würden,  in  solchen  Räthselfragen  des  All,  um  sie  zu 
beantworten  durch  logische  Rechnungsaufgaben  (im  Denken). 

Demgemäss  also  im  Zeitalter  naturwissenschaftlicher  Welt- 
anschauung wird  auch  die  Psychologie  hinzuzutreten  haben,  unter 
gleichartig  gültigen  Gesichtspuncten,  durch  das  (im  Character  des 
Zoon  politikon)  durch  die  Völkergedanken  gelieferte  Material,  mit 
ethnologischen  Sammlungen  als  gefestigte  Unterlagen  derselben,  um 
daraufhin  weiter  zu  bauen  in  festgeregelter  Kunsttechnik  der  Dia- 
lectik,  unter  der  durch  mathematische  Rechnungsmethoden  gewährten 
Controlle,  (wenn  im  Fortschreiten  zur  Selbsterkcnntniss  zuverlässig 
gesicherte  Anhalte  gewahrt  bleiben  sollen). 

Und  so,  was  in  vorzeitlichem  Orakelwort  schon  als  Pensum  aus- 
gesprochen, und  der  Alterthumsweisheit  zur  Lösung  aufgegeben  war, 
wird  bei  jugendlicher  Verjüngung  aufgenommen  sein  in  Fleisch  und 
Blut,  um  auf  des  Zweifel's  Fragen  ihre  Antwort  zu  finden,  die  im 
innerlichen  Abgleich  ihre  Verwirklichung  bethätigte,  beim  frisch 
erblühendem  Leben  (künftiger  Forschung). 

Der  methodologische  Gegensatz  der,  Erfahrungswissenschaften 
genannten,  Fachwissenschaften  zu  der  „Philosophie,  als  der  Wissen- 
schaft der  Speculation  aus  Ideen  oder  Begriffen"  (s.  J.  B.  Meyer), 
würde    dadurch    zur    ordnungsmässigen   Aufhebung    kommen,    wenn 


65 

die  Philosophie  gleichfalls  als  Erfahrungswissenschaft  bearbeitet 
werden  kann  (mit  dem  in  den  Völkergedanken  angesammelten 
Material).  ,, Physik  und  Naturphilosophie  unterscheiden  sich  nicht 
wie  Wahrnehmen  und  Denken  von  einander,  sondern  nur  durch  die 
Art  und  Weise  des  Denkens;  sie  sind  beide  denkende  Erkenntniss 
der  Natur"  (s.  Hegel),  aber  an  Stelle  der  Natur-Philosophie  hat  hier 
die  Natur- Wissenschaft  zu  treten,  und  ihrer  inductiven  Methode 
bedarf  es,  für  die  Objectivität  der  Anschauungen  (um  aus  der  Natur 
zu  lernen,  statt  subjective  Theorien  in  sie  hineinzutragen).  —  bedarf 
es,  in  erster  Vorbedingniss,  der  als  Ziffernwerthe  verwendbaren, 
(also  genau  und  fest  definirten),  Thatsachen,  damit  sich  im  logischen 
Rechnen  zuverlässige  Resultate  gewinnen  lassen  (unter  jeglicher 
Controlle  erprobt,  weil  eben  richtig),  für  allgemeingültige  Werthe 
(s.  Windelband),  bei  der  unteren  Welt  als  Nachahmungsbild  (fjiifiTj^a) 
der  oberen  (b.  Plotin),  um  von  dem  Schein  zum  Sein  hindurch- 
zudringen (im  Dharma). 

Als  das  von  der  Philosophie  verwandte  (von  ihr  zur  Handhabe 
erforderliche)  Instrument,  hat  die  Psychologie  im  Voraus  schon  ihre 
Ausbildung  zu  erhalten,  welche  (im  objectiv  naturwissenschaftlichen 
Sinne)  der  Induction  zu  folgen  hat,  nach  comperativ- genetischer 
Methode.  Und  demgemäss  also  werden  die  zu  Bausteinen  be- 
nöthigten  Anschauungen,  welche  für  die  Erfahrung  dem  Denken  im 
Wahrnehmen  hinzutreten,  mehrfach  (oder  mehrfältig)  vorliegen 
müssen,  in  derjenigen  Mannigfaltigkeit  der  Variationen  nämlich,  wie 
sie  mit  der  Ueberschau  des  Globus  erst  dem  bisher  weltgeschicht- 
lichen Menschen  (in  seiner  Isolirung)  geboten  worden  sind. 

Für  kurze  Gedankenreihen  genügt  kurz  gefasste  Antwort,  für 
die  in  die  Unendlichkeit  verlängerten  unserer  Civilisation  bedarf  es  ein 
muthiges  Ausverfolgen  der  unendlich  accumulirenden  Arbeit,  bis  es 
harmonisch  hervorklingt  (aus  den  Harmonien  des  Kosmos).  ,,Essentia 
occulta  non  suscipit  formas,  hoc  est  materia  prima  universalis  una 
non  habet  diversitatem"  (s.  Salomon-ibn-Gebirol).  Die  Form  als  Be- 
wegung in  den  Empfindungen  des  Seienden  (s.  Avenarius)  gestaltet 
nach  dem  allgemein  durchwaltenden  Gesetze,  auf  physischer  Unterlage 
psychisch   zu   erfassen   oder  begreifen  (in   gesellschaftlicher  Sphäre). 

Der  Mensch  vergegenwärtigt  sich  das  im  Daseienden  als  Welt 
Gefasste,  theils  durch  die  physische  Vermittlung  sinnlicher  Auf- 
fassung, theils  (im  Fortgang  darüber  hinaus)  rein  psychisch  (aus  den 
Ergebnissen  des  Sprachaustausches).  Für  das  so  organisch  seinem 
Geist    und  Vorstellungen   Erwachsende    müssen    die  Wurzeln    ihren 

Bastian,  America  III.  5 


G6 

Keimen  nach  in  den  Agentien  ringsum  eingeschlossen  Hegen,  in  den 
terrestrischen  nicht  nur,  sondern  auch  den  kosmischen  Formen.  Dass 
sich  die  physisch  wirkenden  Kräfte  auch  psychisch  (als  identische) 
bethätigen,  erweist  sich  psycho-physisch,  und  so  muss  im  Psychi- 
schen gleichfalls  Identität  vorauszusetzen  sein,  wenn  aus  dem  Ver- 
borgenen die  Schöpfungsgedanken  hervortreten,  enthüllt  daliegend 
in  den  Vorstellungen  darüber. 

In  Demjenigen,  was  mit  der  Fülle  des  Wachsthumsschusses 
überall  zur  Erscheinung  drängt  für  die  Wandlungen  des  organischen 
Werdens,  unter  botanischen  und  zoologischen  Erscheinungen  sowohl, 
wie  (auf  jedesmal  physischer  Unterlage)  in  den  psychischen  Bildungen, 
hat  individualisirende  Abgrenzung  als  nothwendig  vorbedingte  zu 
gelten,  und  zwar  (allgemein  genommen)  eine  terrestrisch  gestempelte 
auf  Terra  (unter  den  Planeten),  sowie  eine  an  sich  gegeben  indivi- 
duelle in  den  Individuen,  welche  gesellschaftlich  zusammenwirken 
im  Gesellschaftsgedanken  (nach  den  elementaren  Grundzügen  seiner 
Differenzirungen  in  den  Völkergedanken). 

Insofern  also,  was  kraft  geistiger  Schöpfungen  innerhalb  irdischer 
Atmosphäre  sich  manifestirt,  würde  mit  reflectirten  Abschattirungen 
spielen  aus  den  kosmisch  das  All  durchwaltenden  Kräftewirkungen, 
und  hier  hätten  dann  die  Melodien  harmonisch  einzuklingen,  im 
Jubelgetön  polyphonischer  Symphonien  zur  deutlichen  Klärung 
soweit  das  Verständniss  reicht,  in  der  Spanne  von  Raum  und  Zeit 
(bei  gesetzlichem  Ausströmen  in  die  Unendlichkeit  des  Ewigen). 

Eingeschlossen  demgemäss  im  Durchkreuzen,  (vom  Unbekannten 
her,  nach  Unbekanntem  hin),  für  das  innerlich  unbekannt  Gekreuzte, 
wird  dieses,  betreffs  seines  logischen  Rechnen's,  erste  Anhaltspuncte 
in  der  Eins  rationeller  Gleichungen,  aus  den  Wechselwirkungen  nach 
geographisch  normirter  Vertheilung  (im  Solarsystem)  zu  entnehmen 
haben,  ziffernmässige  Verwerthung  suchend  bei  den  durch  die 
Differentiale  gelieferten  Aussagen,  zu  fernerer  Integration  (im 
Selbstbewusstsein) . 

Und  so,  wenn  das  Denken  sich  denkt,  kraft  geistiger 
Schöpfungen,  denkt  es  zurück  aus  Psychischem  aut  Physisches,  auf 
Anfänge  und  Ausläufe  unabsehbar  entschwindender  Kraftlinien,  die 
indess,  weil  in  organisch  geschlossenen  Erscheinungen  für  ihre  Effecte 
gesetzlich  reahsirt,  dort  den  Schlüssel  der  Gesetzlichkeiten  in  sich  zu 
tragen  haben,  als  einen  auffindbaren  vielleicht  im  Gange  der  Induc- 
tion  (bei  naturwissenschaftlicher  Behandlungsweise  der  Psychologie). 


Tafel -Erklärung.  *) 

(Durch  Herrn  Gonservator  E.  Krause  angefertigt.) 

Tafel  I. 

Fig.  I.  Thongefäss  in  Gestalt  eines  menschlichen  Kopfes  mit  Kopfputz. 
Der  Kopfputz  oder  die  Mütze  stellt  einen  Vogelbalg  dar;  der  Leib  des  Balges 
zieht  sich  in  Gestalt  eines  Ringes  oder  einer  Binde  um  den  Kopf  und  um- 
schliesst  die  weisse  Kappe,  welche  bis  an  den  Nacken  das  lang  herabhängende 
Haar  bedeckt  und  noch  oben  in  einen  hohlen  Handgriff"  übergeht,  der  oben 
in  den  Flaschenhals  endet.  Der  Kopf  des  Vogels  ragt  nach  vorn  über  die 
Stirn  hervor;  der  grosse  Schnabel  und  der  Hornauswuchs  auf  dem  Oberkiefer 
dürften  den  Vogel  als  ein  Hocko-Huhn  (Crax  spec.  ?)  bezeichnen.  Die  Vogel- 
flügel sind  dargestellt  durch  zwei  schildartige  Ansätze,  vorn  rund,  hinten  spitz; 
der  hintere  Theil  des  Leibes  und  der  Schwanz  des  Vogels  hängt  hinten  über 
den  Nackenschutz  der  Kappe  herab,  sich  nach  unten  verbreiternd,  lieber  den 
hmteren  Körperlheil  hängen  aus  dem  Kopfring  vier  Bänder,  zwei  roth,  zwei 
weisslich,  herab,  wahrscheinlich  die  aus  den  Enden  der  Kopfbinde  hergestellte 
Schleife  versinnbildlichend,  wie  sie  an  anderen  Gefässen,  namentlich  an  Fig.  4 
dieser  selben  Tafel,  ausdrücklich  dargestellt  sind.  Der  Vogel  ist  in  bräunlicher 
Purpurfarbe,  der  Schnabel  und  die  Zierstriche  in  weisslicher,  einige  Zierstriche 
am  Hals  und  auf  den  Flügeln  in  schwarzbrauner  Farbe  dargestellt.  Das  Ge- 
sicht des  menschlichen  Kopfes  ist  roth  und  mit  schwarzbraunen  Verzierungen 
bedeckt,  welche  die  bei  den  dortigen  Indianern  noch  heute  übliche  Bemalung 
des  Gesichtes  darstellen,  einige  von  ihnen  vielleicht  auch  Tättowirung.  Die 
Nasenscheidewand  ist  zur  Aufnahme  eines  Nasenringes  durchbohrt,  an  den 
Ohren  ist  die  Durchbohrung  nur  angedeutet.  Das  Gefäss  stammt  aus  einem 
altperuanischen  Grabe  und  ist  als  Bestandtheil  der  Sammlung  Ferreyros  in 
das  Museum  für  Völkerkunde  gelangt.  Es  ist  ohne  den  (in  der  Zeichnung  in 
punktirten  Linien  angedeuteten  Hals)  21  cm  hoch.  Die  Masse  ist  hellroth  ge- 
brannter Thon  und  ziemlich  dünnwandig. 

Fig.  2  und  3.  Gefäss  aus  gebranntem  Thon  in  Gestalt  einer  sitzenden 
menschlichen  Figur.  Die  Figur  ist  mit  einer  weisslichen,  aus  einer  Kopfbinde 
hergestellten  Kappe  versehen,  welche  durch  ein  unter  das  Kinn  durchgehendes 
Band  festgehalten  wird.  Das  Haar  hängt  hinten  herab,  über  dasselbe  breitet 
sich  ein  von  der  Kopfbedeckung  herabwallender  Nackenschutz  aus.    Aus  dem 


cf.  Band  III,  Erste  Abtheilung. 

5* 


Hinterkopf  entspringt  ein  hohler  Bügel,  zugleich  Handgriff,  der  bis  zum  Rücken 
reicht  und  nach  oben  in  den  Hals  des  Gefässes  ausläuft.  Der  Körper  der 
Figur  ist  ganz  bekleidet;  durch  die  Unterkleider  sind  die  Beine  der  knieend 
gedachten  Figur  bedeckt,  die  Arme  sind  mit  langen  Aermeln  bekleidet,  was 
sehr  auffallend  ist,  da  fast  alle  bekannten  alten  Gewänder  genau  die  Gestalt 
der  noch  heute  üblichen  Ponchos  haben,  welche  ärmellos  sind,  ausserdem 
aber  nur  wenige  kurzärmliche  Gewänder  bekannt  sind.  Die  Figur  ist  aus- 
serdem noch  mit  einer  weisslichen  Decke  als  Mantel  umhüllt.  Das  Gesicht  ist 
bedeckt  mit  schwarzbraunen  Zierstrichen,  welche  wie  bei  dem  vorigen  die  Be- 
malung oder  Tättowirung  darstellen.  Ebenfalls  aus  einem  altperuanischen  Grabe 
und  aus  derselben  Sammlung.  23  cm  hoch;  hellrother  Thon,  dünnwandig. 
Fig.  2  giebt  eine  genaue  Zeichnung  der  Bemalung  des  Gesichtes. 

Fig.  4.  Gefäss  aus  gebranntem  Thon  in  Gestalt  eines  menschlichen  Kopfes. 
Das  Gefäss  ist  von  ausserordentlicher,  vollendeter  Arbeit;  das  in  Thon  ge- 
schnittene Gesicht  wirkt  geradezu  ^v[e  ein  Portrait.  Der  Kopf  ist  bedeckt  mit 
einer  turbanartig,  aus  einer  langen,  schmalen  Kopfbinde,  ähnlich  wie  bei  PMg.  3 
hergestellten  Kappe.  Die  Enden  der  Binde  sind  hinten  zu  einer  Schleife  ver- 
knotet, deren  Enden  und  Schlingen  auf  den  Nackenschutz  herniederhängen, 
welcher  bis  zum  Nacken  sich  über  das  lang  herabwallende  Haar  lagert.  Die 
Kappe  ist  auch  hier,  wie  bei  Fig.  3  durch  ein  Kinnband  gehalten,  welches  aus 
einem  schmalen  Band  besteht,  das  mehrfach  herumgelegt  und  oben  verknotet 
ist.  Die  nach  oben  sich  weitende  Tülle,  das  Gesicht,  der  Fials  und  das  Haar 
sind  roth,  in  der  Farbe  des  gebrannten  Thones  belassen,  das  Weisse  in  den 
Augen,  die  Kopfbedeckung  und  das  Kinnband  sind  mit  weisslicher  Masse  um- 
zogen.   Die  Höhe  des  Gefässes  beträgt  28  cm. 

Fig.  5.  Kanne  aus  gebranntem  Thon  in  Gestalt  einer  sitzenden  mensch 
liehen  Figur,  welche  mit  einer  geflochtenen  Kopfbinde,  einem  mit  gemuster- 
tem Randstreifen  versehenen  Poncho  und  rothem  Unterkleid  bekleidet  ist; 
ausserdem  hängt  an  der  linken  Seite  eine  Tasche,  deren  Tragband  über  die 
rechte  Schulter  geht.  Die  Kopfbinde  ist  in  mehrfacher  Verschlingung  ungefähr 
in  die  Form  eines  Kopfringes  gebracht,  der  oben  auf  dem  Kopf  liegt,  das  eine 
Ende  dieser  Binde  bildet  eine  Oese,  das  andere,  hindurchgeschlungene  endet 
in  auf  dem  Kopfe  ruhenden  Franzen.  Das  Gesicht  zeigt  auf  den  Wangen 
tiefe  Furchen;  das  rechte  Auge  fehlt;  es  ist  wohl  als  ausgelaufen  oder  einge- 
trocknet zu  denken,  da  die  Höhlung  noch  durch  die  zurückstehenden  Lider 
halb  verschlossen  ist.  Das  linke  Auge  ist  weit  aufgesperrt.  Die  Nase  ist  ver- 
hältnissmässig  klein  und  wie  verschrumpft.  Der  Mund  ist  sehr  gross;  die 
Lippen  in  der  Weise  geöffnet,  dass  beide  Reihen  Zähne  zu  sehen  sind.  Die 
Ohren  sind  an  den  Läppchen  durchbohrt.  Die  Arme  und  die  unter  das  Ge- 
wand gezogenen  Beine,  von  denen  nur  die  Füsse  unten  hervorragen,  sind  in 
ähnlicher  Weise  zur  Darstellung  gebracht,  wie  an  gewissen  Chibcha-Gefässen, 
das  heisst  schematisch,  ohne  Rücksicht  auf  die  durch  die  Muskulatur  bedingte 
Form  in  nahezu  riemenartigen  Streifen.  Die  Tülle  der  Kanne  geht  vom  Rücken 
in  leicht  gebogener  Linie  nach  oben,  wo  sie  in  einem  Mundstück  mit  breitem 
Rande  endigt.  Der  Rand  ist  behufs  besserer  Befestigung  der  Tülle  durch  einen 
breiten  Steg  mit  dem  Kopf  verbunden.  Die  Oberfläche  ist,  wie  dies  bei  den 
meisten  peruanischen  Gefässen  zu  beobachten,  mit  einer  ganz  dünnen  Lage 
feingeschlemmten  Thones  überzogen,  die  durch  Polirstein  geglättet  ist;  die 
Kopfbinde,  das  Gesicht,  die  Arme,  der  Tragsack  und  der  Saum  des  Kleides 
sind  hell  terracoltaroth,  letztere  beiden  mit  dunklen  Mustern  verziert.  Das 
Kleid  selbst   ist   purpurbraun,   der   untere  Theil   des  Gefässes,    das  Unterkleid 


69 

vertretend,  roth.  Das  Haar  ist  fast  schwarz  und*  wie  gescheitelt,  nach  hinten 
über  die  Ohren  gehend,  dargestellt,  was  vielleicht  auf  Darstellung  einer  weib- 
lichen Figur  schliessen  lässt.  Die  eigenartige  Darstellung  des  Gesichts  und 
der  Arme,  in  ersterem  namentlich  das  fehlende  rechte,  das  starr  offene  linke 
Auge  und  die  scharfen  Furchen  und  Falten  auf  den  Wangen,  bei  letzteren 
die  durchaus  nicht  dem  Leben  entsprechenden  Formen,  nöthigen  die  Ansicht 
auf,  dass  man  es  hier  mit  der  Wiedergabe  einer  Mumie  zu  thun  hat.  Das 
GefUss  ist  17  cm  hoch  und  von  derselben  Herkunft  wie  die  vorigen. 

Fig.  6.  Thongefass  aus  gebranntem  Thon  in  Gestalt  eines  stylisirten 
Taschenkrebses  mit  weitem  oberen  Mundstück  und  feiner  Ausflussöfthung 
zwischen  den  Scheeren,  also  höchst  wahrscheinlich  zum  Besprengen  des 
Fussbodens,  von  Pflanzen  oder  Früchten  bestimmt.  Um  die  Ausflussöffnung 
vor  dem  Verstopfen  durch  etwa  oben  eingeführte  Unreinigkeiten  zu  schützen, 
schliesst  der  obere,  weite  Theil  des  Mundstücks  nach  unten  mit  einem  sieb- 
förmig  durchlöcherten  Boden  ab.  Das  Gefass  ist  sehr  sorgfältig  polirt,  oben 
dunkelroth,  im  Uebrigen  hellroth  und  über  die  ganze  Oberflache  schwärzlich 
getüpfelt:  seine  Höhe  betrügt  i5,2  cm.    Der  Fundort  ist  Nomala,  Peru. 

Tafel  II. 

Fig.  I.  Flasche  aus  gebranntem  Thon;  der  Körper  der  Flasche  ist  im 
Querschnitt  elliptisch,  das  heisst,  die  Flasche  ist  gewissermassen  von  beiden 
Seiten  zusammengedrückt  und  auf  den  mit  Reliefs  verzierten  beiden  Seiten 
ziemlich  flach.  Die  Flasche  hat  unten  einen  Standboden  und  läuft  oben 
mittels  eines  hohlen  Bügelgriffes  in  den  engen  Hals  aus.  Die  Reliefs  auf 
beiden  Seiten  sind  ganz  gleich  und  höchst  wahrscheinlich  aus  einer  Form 
gepresst;  sie  stellen  zwei  kämpfende  Figuren  dar,  deren  eine  mit  einer  Schlange 
umgürtet  ist  und  auch  um  den  Kopf  eine  Schlange  gewunden  hat.  Um  den 
Hals  hat  sie  einen  Schmuck,  anscheinend  von  Muscheln,  in  der  linken  Hand 
eijie  Keule  oder  Hand  mit  Unterarm.  Mit  der  rechten  Hand  fasst  sie  das 
eine  Hörn  der  andern  Figur,  welche  einen  Thierkopf  mit  zwei  Hörnern  hat, 
der  indessen  vielleicht  nur  als  Maske  aufzufassen  ist,  da  er  um  den  Hals 
herum  so  scharf  abgegrenzt.  Am  Kopf  dieser  zweiten  Figur  befinden  sich 
nach  hinten  zwei  kugelförmige  Ansätze  oder  Auswüchse.  Die  Figur  hält  in 
der  linken  Hand  ein  abgeschnittenes  menschliches  Haupt  beim  Schopf,  in  der 
rechten  ein  ähnliches  Geräth,  wie  die  erste,  in  Gestalt  einer  Hand  mit  einem 
Theil  des  Armes.  Das  Getäss  ist  sehr  gut  geglättet,  roth  mit  weisser  Ueber- 
malung;  seine  Höhe  beträgt  26  cm,  es  stammt  wahrscheinlich  von  Trujillo, 
nach  Analogie  ähnlicher. 

Fig.  2.  Doppelgefäss  aus  gebranntem  Thon.  Flaschenförmiges  Gefäss, 
das  durch  communicirende  Röhre  mit  einem  Gefäss  in  Gestalt  eines  Vogels 
verbunden  ist.  Die  beiden  Hälse  sind  durch  einen  riemenartigen  Steg,  welcher 
zugleich  den  Griff'bügel  bildet,  an  einander  befestigt.  Von  den  mit  warzigen 
Erhöhungen  verzierten  Flächen  ist  die  eine  mit  einer  Reliefdarstellung  ver- 
sehen, welche  eine  die  Arme  ausbreitende  menschliche  Figur  mit  grossem 
Kopfputz  und  grossen  Ohrpflöcken  darstellt.  Die  Oberfläche  des  Gefässes  ist 
schwarz  (schwärzlich  grau)  und  mit  dem  Polierstein  sauber  geglättet.  Das 
Gefäss  ist  ein  sogenannter  „Sifflador",  das  heisst  Pfeifer;  es  pfeift  nämlich, 
wenn  man  Flüssigkeit  in  den  Flaschenhals  eingiesst  oder  in  denselben  hinein- 
bläst, da  in  dem  Vogelkopf  eine  entsprechende  Vorrichtung  angebracht  ist. 
Seine  Höhe  beträgt  21  cm;  es  stammt  aus  einem  altperuanischen  Grabe. 


70 

Fig.  3.  Flasche  aus  gebranntem  Thon.  Der  Körper  der  Flasche  ist 
kugelförmig  und  mit  einem  Standfuss  versehen,  hellroth  und  oben  weiss  bemalt; 
die  weisse  Bemalung  greift  fünfpassförmig  in  den  rothen  Grund.  Ueber  den 
Flaschenkörper  gelegt  und  sich  mit  den  nach  vorn  ausgebreiteten  Armen  fest- 
haltend, liegt  ein  gewappneter  Krieger.  Er  tragt  eine  Art  Helm  mit  einem 
aus  vier  Schuppenplatten  bestehenden  Nackenschutz.  Der  Rücken  ist  ge- 
panzert mit  ebenfalls  vier  übereinandergreifenden  Schuppenplatten,  die  Ober- 
schenkel hinten  ebenfalls  mit  je  drei  Schuppenplatten;  zwischen  dem  Rücken- 
panzer und  den  Schenkelpanzern  sind  die  Hüften  mit  einem  hinten  zugebundenen 
Gürtel  umgürtet,  auf  dem  an  jeder  Seite  zwei  kreisförmige  weisse  Flecke  als 
Muster  aufgemalt  sind;  die  dünnen  Enden  des  Gürtels  hangen  hinten  herab. 
Der  Helm  wird  durch  ein  Kinnband  festgehalten,  an  welchem  seitlich  zwei 
scheibenförmige  runde  Kissen  angebracht  sind,  wie  sie  auch  an  Mumien 
des  Königlichen  Museums  für  Völkerkunde  vorkommen.  Die  Handgelenke 
sind  durch  breite  Armbänder  geziert,  oder  durch  Aufschläge  an  den  Kleider- 
ärmeln (es  lässt  sich  dies  nicht  bestimmt  erkennen).  Die  linke  Hand  hält 
eine  Keule.  Der  hohle  Henkelbügel  mit  dem  Flaschenhals  ist  abgebrochen. 
Das  Gefäss  ist  in  seinem  jetzigen  Zustande  20  cm  hoch  und  stammt  aus 
einem  altperuanischen  Grabe. 

Fig.  4.  Vierkantige  Thonflasche  mit  hohler  Bügeltülle,  auf  welcher 
hinten  ein  kleiner  Affe  mit  langem  Wickelschwanz  sitzt.  Das  schwärzliche 
Gefäss  stellt  eine  Art  Sessel  dar,  auf  welchem  eine  mit  Mütze,  Halsband, 
Gürtel  und  grossen  Ohrbommeln  angethane  Figur  sitzt,  die  im  Rücken  durch 
ein  blaues  Kissen  gestützt  wird.  Die  Figur  ist  im  Gesicht,  auf  dem  Körper 
und  an  den  Armen  und  Beinen  hellrosa,  die  Wangen  und  der  Mützensaum 
roth,  die  Verzierungen  der  Mütze  golden,  das  Halsband  schwarz  bemalt.  Die 
sonst  an  keinem  andern  altperuanischen  Gefässe  der  so  reichhaltigen  Sammlung 
derartiger  Alterthümer  im  Königlichen  Museum  für  Völkerkunde  vorkommende 
rosa  Körperbemalung,  die  nur  dem  Europäer  eigenen  rothen  Wangen,  das 
ungewöhnliche  Vorkommen  der  Verzierungen  aus  Gold,  das  in  feiner  Pulver- 
form mittelst  eines  Bindemittels,  anscheinend  Lack,  auf  di^  Mütze  aufgetragen 
ist,  sowie  die  sonst  ebenfalls  an  derartigen  Gefässen  nicht  beobachtete  blaue 
Farbe  des  Rückenkissens  legen  die  Vermuthung  nahe,  dass  die  ganze  Bemalung, 
die  auch  an  dem  wie  schwarz  lackirt  aussehenden  Halsbande  auffällig,  spätere 
Zuthat  ist.  Gold  als  Verzierung  auf  einem  Thongefäss  kommt  in  der  ge- 
nannten Sammlung  noch  auf  dem  Gefäss  Tafel  III  Fig.  i  vor  (vgl.  die  Be- 
schreibung), Silber  auf  Gefässen  von  Recuay  (vgl.  Tafel  IV).  Das  hier  be- 
schriebene Gefäss  ist  21  cm  hoch  und  stammt  von  Cuzco. 

Tafel  III. 

Fig.  I.  FlaschenfÖrmiges  Thongefäss  mit  zwei  Henkeln  und  spitzem  Boden. 
Auf  der  Bauchfläche  geometrische  Zeichnungen,  doch  nur  auf  einer  Seite,  so- 
dass die  Annahme  berechtigt  erscheint,  die  Flasche  sei  an  einer  Schnur  so 
getragen  Avorden,  dass  die  hintere  unverzierte  Seite  am  Körper  anlag.  Die 
Zeichnung  ist  in  schwarzbrauner  Farbe  aufgetragen  und  mit  rothem  Rahmen 
umgeben.  Um  den  Hals  des  Gefässes  zieht  sich  ein  rother  und  ein  goldener 
Strich,  begrenzt  durch  drei  feine  schwarze  Striche.  Die  Auftragung  von  Gold 
ist,  wie  bei  Tafel  II  Fig.  4  verdächtig.  Unter  der  Halsverzierung  findet  sich 
ein  kleines  Zäpfchen,  das  Rudiment  oder  Symbol  einer  Tülle,  wie  der  in  der 
Mitte  angebrachte,  die  Oeffnung  vertretende  schwarze  Fleck  zeigt.     Unter  der 


71 

Mündung  des  Gef*dsses  sitzen  zwei  Zäpfchen  in  der  Ebene  der  Henkel.  Das 
Gef'äss  ist  14  cm  hoch  und  stammt  von  Guzco. 

Fig.  2.  Aehnliches  Thongefass  wie  Fig.  i  mit  zwei  Henkeln;  die  Mündung 
ist  abgebrochen.  Das  Gefäss  ist,  wiederum  nur  auf  einer  Seite  reich  verziert; 
auf  dem  Bauche  des  Gefässes  befinden  sich  vier  Reihen  grösserer,  vier  Reihen 
kleinerer  Vögel.  Erstere  sind  schärfer,  letztere  leichter  aufgeführt,  dürften  also 
im  Hintergrunde  gedacht  sein,  und  sämmtliche  acht  Reihen  ein  Schwärm  von 
Vögeln  darstellen;  nach  Dr.  O.  Finsch  geben  die  Zeichnungen  in  ganz  charak- 
teristischer Weise  den  Fregattvogel  wieder.  Am  Halse  sind  Doppelspiralen 
und  Dreiecke  gezeichnet.  Das  Gefäss  ist  i5,5  cm  hoch  und  ohne  Angabe  emes 
Fundortes  in  die  Sammlung  gekommen,  dürfte  aber  nach  Analogie  anderer 
ebenfalls  aus  Guzco  stammen. 

Fig.  3.  Gefäss  in  Gestalt  eines  stylisirten  Puma  (Silberlöwen),  der  auf 
dem  Kopf  einen  Korb  oder  ein  Gefäss  trägt,  das  nach  vorn  unter  dem  Rande 
eine  viereckige  Oeffnung  und  in  seiner  Wandung  hakenförmige  Durch- 
brechungen hat.  Das  Gefäss  ist  aus  dem  seinem  Fundorte  eigenthümlichen 
weissen  Thone  dargestellt  und  roth  und  schwarzbraun  bemalt.  Es  ist  24  cm 
hoch  und  kommt  von  Recuay. 

Fig.4.  Doppelgefäss  aus  Thon.  Würfelförmiges  Gefäss,  auf  dem  unter  einem 
mit  vier  Zinnen  gezierten,  vorn  auf  Säulen  ruhenden.  Dache  ein  menschlicher 
Kopf  sich  befindet,  dessen  Hals  nach  unten  in  den  Körper  des  Gefässes  aus- 
läuft. An  beiden  Seiten  des  Kopfes  befinden  sich  durchbrochene  Wände,  wie 
Figur  4a  zeigt.  An  dieses  würfelförmige  Gefäss  schliesst  sich  nach  hinten 
(cf.  Fig.  4a)  ein  kugelförmiges,  welches  sowohl  an  der  Verbindungsstelle  unten 
wie  durch  den  hohlen  Griffbügel  mit  dem  Vorderkörper  communicirt.  Dieser 
kugelförmige  Theil  hat  unten  einen  Fuss  und  läuft  nach  oben  in  einen 
Flaschenhals  aus.  Das  Gefäss  iq,5  cm  hoch,  besteht  aus  rothem  Thon  mit 
weisslicher  Bemalung.    Peru. 

Fig.  5.  Vierkantiges,  langgestrecktes  Thongefass,  auf  dessen  vorderem  Theil 
ein  vierkantiger  Aufsatz  sich  befindet,  den  oben  ein  säulengetragenes  Dach 
überragt,  unter  dem  ein  menschlicher  Kopf  sich  befindet,  ebenso  vorn  vor  der 
einen  Säule,  mit  dem  Gesicht  dem  ersteren  zugekehrt,  ein  kleinerer  mensch- 
licher Kopf;  vor  dem  vierkantigen  Aufsatz  strecken  sich  zwei  kleine  Köpfe 
nach  vorn.  Ein  hohler  Bügel  verbindet  den  Aufsatz  mit  einem  konischen 
Aufsatz,  auf  dem  Hintertheil  des  Gefässes,  welches  hinten  nach  oben  in  einen 
engen  Hals  ausläuft,  (cf.  Fig  5a).  Das  Gefäss  besteht  aus  rothem  Thon  mit 
schwarzer  Bemalung  und  ist  20  cm  hoch.    Peru. 

Fig.  6.  Rundes  Gefäss  auf  dessen  oberem  Boden  ein  Haus  steht  mit 
zweiseitigem  Dach,  an  dessen  beiden  Giebeln  Rauchlöcher  angebracht  sind. 
An  dem  dem  Beschauer  zugekehrten  Giebel  sitzt  ein  Mensch,  daneben  steht 
ein  flaschenförmiges  Gefäss;  vor  dem  Hause  sitzt,  das  Gesicht  dem  Hause 
zugekehrt,  wiederum  ein  Mensch,  neben  welchem  ein  Korb  oder  eine  Trag- 
tasche liegt.  Der  Griffbügel  ist  hohl  und  läutt  nach  oben  in  eine  Tülle  aus 
Das  Gefäss  ist  roth  mit  weisslicher  und  dunkler  Bemalung  und  17,5  cm  hoch.  Peru. 

Tafel  IV. 

Enthält  Gefässe  von  Recuay,  Peru.  Aus  der  von  Dr.  Macedo  angekauften 
Sammlung. 

Fig.  I.  Kannenartiges  Gefäss  aus  Thon  mit  figürlichen  Darstellungen. 
Vor  der  trichterförmigen  Eingussöffnung  sitzt  eine  grössere  Figur  mit  Ohr- 
Bastian,  America  III.  6 


72 

pflöcken  und  reichem  Kopfputz,  in  der  Rechten  eine  Keule;  vor  ihr  sind  die 
Füsse  eines  (abgebrochenen)  Thieres  zu  sehen;  neben  ihr  zwei  kleinere  Figuren, 
welche  je  ein  Gefäss  in  den  Händen  halten;  sodann  links  vom  Beschauer  zwei, 
rechts  eine  Figur  mit  Keulen,  ganz  nach  vorn  eine  Ausgusstülle  in  Gestalt 
eines  Vogelkopfes.  Das  Gef'ass  ist,  wie  die  übrigen,  aus  weisslichem  Thon 
(cf  Taf.  III,  Fig.  3)  mit  rother  und  schwärzlicher  Bemalung.    Es  ist  2,3 1  cm  hoch. 

Fig.  2.  Kannenartiges  Thongefäss  mit  sehr  weiter,  trichterförmiger  Ein- 
gussöffnung, breitem  Henkel  und  Tülle.  Die  Tülle  entspringt  aus  dem  Kopf- 
putz des  an  der  Vorderseite  angebrachten,  mit  Ohrpflöcken  gezierten  Menschen- 
kopfes. Unter  dem  Menschenkopf  befindet  sich  eine  stylisirte  Zeichnung, 
anscheinend  ein  Vogel.     i6  cm  hoch. 

Fig.  3.  Thonflasche  mit  ziemlich  weitem  Hals.  Vorn  ist  ein  Menschen- 
kopf mit  Ohrpflöcken  und  Kopfputz  in  Gestalt  eines  Thieres  (Gürtelthieres?) 
dargestellt.  Da  unten  vorn  Füsse  angebracht  sind,  ist  der  Körper  des  Gefässes 
als  Körper  zu  dem  Kopf  gedacht;  die  Bemalung  stellt  sonach  die  Kleidung 
vor.     i5  cm  hoch. 

Fig.  4.  KannenfÖrmiges  Thongefäss,  mit  breiter  Eingussöff'nung,  Henkel 
und  Tülle,  welche  wiederum  aus  dem  Kopfputz  des  vorn  angebrachten  mensch- 
lichen Kopfes  entspringt.  Zu  diesem  Kopf,  der  Ohrpflöcke  trägt,  sind  die 
Arme  und  die  Halskette  gemalt,  während  der  Kleidersaum  und  die  Beine 
plastisch  dargestellt  sind.     17,5  cm  hoch. 

Fig.  5.  Thongefäss  mit  nur  einer  Oeff"nung.  Oben  unter  einem  von 
zwei  Säulen  getragenem  Dach  ein  menschlicher  Kopf  vor  der  nach  hinten 
aufsteigenden  Tülle;  vor  diesem  Kopf  zwei  kleinere,  sehr  roh  ausgeführte, 
welche  die  Gesichter  dem  ersteren  zukehren.     17  cm  hoch. 

Die  Goldbeläge  auf  Thongefässen  (Taf  II,  Fig.  4  und  Taf.  III,  Fig.  i) 
betreffend,  deren  Alter  nicht  sicher  ist,  mag  hier  bemerkt  sein,  dass  auf  einigen 
Recuay  -  Gefässen  des  Königlichen  Museums  für  Völkerkunde  unzweifelhaft 
alte  Silberbeläge  vorkommen,  indem  die  Augen,  auch  die  Ohrpflöcke  und 
andere  Zierrathen  mit  einer  dünnen  Schicht  Silber  überzogen  sind,  das  ohne 
(oder  anscheinend  ohne)  Bindemittel  auf  dem  Thon  haftet.  Dieses  Silber  dürfte 
in  Gestalt  von  Silber- Quecksilber- Amalgam  aufgetragen  sein,  aus  welchem 
dann  das  Quecksilber  durch  Erhitzung  ausgetrieben  wurde,  unter  Zurück- 
lassung des  metallischen  Silbers,  welches  jetzt  als  geschwärztes  Schwefel-  und 
Chlor- Silber  erscheint. 

Tafel  V. 

„Wappenhemd'\  Hemd  aus  gazeartigem  Stoff  mit  daraufgenähten  ge- 
stickten Wappen,  die  Curaca  auf  der  Sänfte  getragen  darstellend.  Aus  einem 
peruanischen  Grabe. 

Tafel  VI. 

Bronze-Aexte  aus  dem  Funde  von  Azogues,  mit  Emblemen. 

(S.  Zeitschrift  für  Ethnologie,  Verhandlungen  der  Berliner  Anthro- 
pologischen Gesellschaft  1876  S.  210.) 


NACHSCHRIFT. 

Ehe  dieses  Schlussheft  des  dritten  Bandes,  das  bei  Gelegenheit 
der  im  October  1888  in  Berlin  stattgehabten  Sitzung  des  Internatio- 
nalen Congresses  der  Americanisten  zugleich  als  eine  Festgabe  für 
denselben  fertig  gestellt  war,  zur  Versendung  gelangt,  lässt  sich 
noch  ein  Nachtrag  hinzufügen,  über  die  seitdem  vollzogene  Er- 
werbung einer  Sammlung,  welche  insofern  schon  Erwähnung  er- 
heischt, weil  sie  gewissermassen  für  das  hiermit  beendete  Werk 
den  eigentlichen  Ausgangspunct  gebildet  hat. 

Der  nächste  Anlass  zu  der  im  Jahre  1875  angetretenen  Reise 
.bildete  die  Aussicht,  dass  die  allbekannte  und  altberühmte,  aber  bis- 
her Ankaufsverhandlungen  unzugängliche  Alterthumssammlung  in 
Cuzco,  die  im  Besitz  der  Dona  Maria  Ana  Centeno  durch  deren 
unausgesetzte  Thätigkeit  mehr  und  mehr  vervollständigt  war,  viel- 
leicht für  das  Berliner  Museum  gesichert  werden  möchte,  da  mit 
ihrem,  im  Jahre  1874  erfolgten,  Tode  die  Erben  einer  Veräusserung 
nicht  abgeneigt  schienen. 

Die  in  Lima  angetroffenen  Verhältnisse,  wo  gerade  damals 
durch  temporär  herrschende  Tagesstimmung  eine  aussergewöhnliche 
Preissteigerung  auf  dem  archäologischen  Markte  angestachelt  war 
(wie  Bd.  I,  S.  47  erwähnt),  machte  einen  Mitbewerb  fast  hoffnungslos 
oder  doch  nicht  rathsam,  da  die  Museen,  als  langlebige  Institutionen, 
zu  warten  haben,  wenn  allzu  lebhafte  Betheiligung  aus  privaten 
Kreisen  Liebhaberpreise  zur  Geltung  bringen,  um  des  Besitzes  für 
den  Augenblick  schon  gewiss  zu  sein. 

Unter    solchen  Verhältnissen    erhielt    der    Reiseplan    eine    dem- 

entsprechende  Abänderung,  und  statt  eines  Besuchs  in  Cuzco,  wurde 

Colombien   als   Ziel  genommen,    um   dem  Königlichen  Museum    die 

6* 


74 

bisher  fehlenden  Vertretungen  aus  dem  Culturkreis  der  Chibcha, 
und  den  im  Caucathal  verwandten  Anschlüssen,   zu  schaffen. 

Gleichzeitig  wurden  indess  die  betreffs  der  Sammlung  Centeno 
angeknüpften  Verhandlungen  in  Gang  gehalten,  und  haben  dieselben 
unter  mancherlei  Wechselfällen,  und  nach  endlicher  Ueberwindung 
der  entgegenstehenden  Schwierigkeiten,  jetzt  mit  Ende  des  Jahres 
1888  zu  dem  gewünschten  Resultat  geführt. 

Und  für  das  künftige  Studium  der  americanischen  (im  Beson- 
deren zunächst  der  peruanischen)  Alterthumskunde  war  der  Besitz 
dieser  Sammlung  als  eine  Art  Lebensfrage  zu  betrachten,  weil  sie 
aus  dem  eigentlichen  Herrschersitz  der  Inca,  aus  der  Sierra  nicht 
nur,  sondern  dem  Sitz  der  Dynastie  selber  stammte,  während  die 
sonst  in  den  Museen  befindlichen  Sammlungen  vorwiegend  den  zur 
Zeit  der  Entdeckung  einverleibten  Reichen  des  Küstengebietes  an- 
zugehören pflegen. 

Die  auf  dafür  geeignete  Localität  aufblühende  Cultur  eines 
Landes  hat  sich  aus  den  geographisch  vorgezeichneten  Geschichts- 
wegen zu  erklären,  wodurch  die  in  jedesmal  anthropologischer  Pro- 
vinz, nach  Weite  des  ethnologischen  Horizontes  ausgeprägte  Eigen- 
thümlichkeiten  aus  wechselseitger  Berührung  zu  höherer  Weiter-Ent- 
wicklung  geführt  wurden  (bei  wahlverwandtschaftlicher  Durchkreuzung). 

Vorwiegend  im  historischen  Gange  treffen  sich  die,  durch  fort- 
gesetzte Inzucht  gleichsam,  allmählig  verfallenden  Culturstaaten 
periodisch  erneut  und  verjüngt  aus  nahegelegenen  Steppen  der 
Wüsten  durch  frisches  Blut  der  als  herrschend  eingesetzten  Dynastien, 
oder  mächtig  wirkende  Reize  werden  dann  aus  den  für  maritimen 
Verkehr  geöffneten  Küsten  zugeführt,  und  glänzende  Streifen  finden 
sich  den  Flüssen  entlang  gezogen,  die  aus  geheimnissvollen  Quellen 
in  heiligen  Strömen  entsprungen,  altberühmte  Residenzen  der  Tempel- 
städte an  ihren  Ufern  spiegeln. 

In  Peru,  als  unter  den  Tropen  gelagertes  Hochlanjd,  —  (wo  die 
sonst  horizontale  Folge  der  geographischen  Provinzen  sich  in  ver- 
ticaler  Erhebung,  unter  abgekürztem  Verlaufe,  wiederholt),  —  tritt  die 
Gliederung  der  Bergterrassen  unter  massgebender  Bedeutung  für  den 
politischen  Verkehr  hervor,  und  die  für  ihre  topische  Entstehung 
dadurch  räthselhaft  verschleierte  Cultur  erscheint  im  „Deus  ex 
machina"  aus  dem  Titicaca-See  hervorgerufen,  als  eine  in  Vollrüstung 
dem  zeugenden  Haupt  entsprungene  Athene,  in  Darstellung  der 
Chronisten  (bei  Anschluss  an  einheimische  Sagen),  während  nun  viel- 
mehr diejenigen  Strassen  in  Rechnung  zu  ziehen  sein  würden,  die  sich 


75 

für  ausgiebigere  Einwendungen  aus  Tucuman  her  öffnen,  oder  längs 
der  Sierra  von  Norden  nach  Süden,  (wie  dann  von  Süden  wieder 
nach  Norden),  während  zugleich  temporär  gewaltsamer  Durchbruch 
von  beiden  Seiten  der  Cordillere  de  los  Andes  statt  haben  konnte, 
wenn  die  Schwierigkeiten  der  Passübergänge  besiegt  waren,  sei  es 
durch  den  auf  Wasserwegen  des  Flussverlaufs  Herbeigeschifften  im 
Osten  oder  durch  maritime  Landungen  an  westlicher  Küste. 


In  Purunpacha,  d.  h.  (wie  die  Araber  sagen)  el  - 'gähilija  (Zeit 
der  Unwissenheit)  oder  in  (prähistorischer)  Vorzeit,  unter  halbem 
Dämmerlicht  (der  Quiches),  erschien  (nach  Norden  fortgehend) 
Tuunapa  (Arnauan)  oder,  —  in  Gestalt  des  (bei  Athabasker)  schöpfe- 
rischen Riesenvogel's  — ,  Tarapaca  (Tuapaca)  und  dann  der,  seinem 
Vorgänger  die  Bezeichnung  „Tecci-Viracocha"  (Tecci:  der  Grund  oder 
das  frühere  Erste)  verleihende  ,,Viracocha"  (im  CoUao),  seinem  Namen 
gemäss  zum  Meere  zurückkehrend,  wo  längs  des  Strandes  Con  einher- 
wandelt,  gleichfalls  (als  Doppelgänger  des  Bahnbrechers  auf  der 
Sierra)  Berge  ebnend  oder  Thäler  erhöhend  (wie  später  die  Inca^) 
beim  Strassenbau^)),  bis  ihm  von  Süden  Pachacama  entgegentrat, 
durch  den  die  Chimu  im  Meere  geschaffen  waren,  ihren  Fischgott 
verehrend,  während  aus  dem  Titicaca-See  die  Sonne  hervortritt,  im 
Abglanz  zum  lUatici,  dessen  Beiwort  „Viracocha"  auf  ,,Pirua"  führt 
(s.  Montesinos),  und  unter  dem  Titel  Pirua  Manco  herrscht  der 
erste  König  Peru's,  im  Anschluss  an  die  Mythen  eines  vorzeitlichen 
Mango-Capac,  dessen  Brüder  sich  mit  ihm  wiederholen,  bei  dem 
späteren  Hervortreten  aus  Pacaritambo,  worüber  auch  der  Weg  der 
(b.  Garcilasso  de  la  Vega)  aus  dem  Hochsee  hervorgerufenen  Sonnen- 
kinder führt. 

Der  Aufenthalt  in  dem  durch  die  Colossalbauten  von  Ollan- 
taytambo  vertheidigten  Versteck  (in  Tamputocco  ^))  wird  Titu 
Yupanqui's  Niederlage  (in  den  Andes)  zugeschrieben,  und  die  unter 
jenen  Sagenfiguren  kurz  zusammengefasste  Urzeit  dann  detaillirt  in 
den,  unter  verschiedenen  Cyclen  (der  Pachacuti)  vom  Diluvium^)  her 
bis    dahin    (und    weiter  bis   zur  Conquista)   herrschenden  Dynastien. 

Im  Verlauf  der  Ereignisse  kommen  bei  den  Befestigungen  von 
Lima-tambo  und  Vilca  besonders  die  Kämpfe  mit  den  Chimo  oder 
Chimbu  zur  Erwähnung,  von  denen  Colonien  in  Huaitara  und  Quinoa 
gesiedelt  hätten,  und  auch  noch  bei  Ankunft  der  Inca  in  Cuzco 
ein  alter  Zauberpriester,  oder  der  Priesterkönig  Chimbo  Icagua 
(s.  Baiboa),    angetroffen    wurde.      Die    das    Reich    des   Gran  Chimu 


76 

begründenden  Landungen  wurden  durch  das  Einlaufen  der  von 
Naymlap  geführten  Flotte  in  Llambayeque  unterbrochen,  worauf 
an  der  Küste  die  Riesen  bei  Puerto  Viejo  oder  Punta  Elena  zu 
Grunde  gingen,  während  sich  bis  zum  Chimborazo  schon  nach  dem 
Innern  hin  die  Chimbo  ausgedehnt  hatten,  in  Berührung  mit  der, 
durch  die  Scyri  der  Cara  beseitigten,  Vorzeit  der  Quitu's,  wo  aus 
Quitumbe's  Nachkommen  der  Weg  über  Ica  (b.  Oliva)  zu  den  Inca 
führt,  im  Anschluss  an  den  aus  der  Fremde  gekommenen  Viracocha 
(s.  Cieza  de  Leon),  der  historisch  im  Anzünden  Caitomarca's  durch 
die  Feuerschleuder  das  von  seinem  mythologischen  Vorläufern  bei 
Cacha  herabgerufene  Himmelsfeuer  wiederholt,  und  dann,  während 
der  Kriege  mit  Zapana,  —  dem  Besieger  der  als  Amazonen  (in 
Ayavire)  gefärbten  Frauen  (die  auch  in  der  Geschichte  der  Inca 
ihre  characteristische  Rolle  spielen),  —  mit  dem  von  Coquimbo  ein- 
gebrochenen Cari,  der  die  Inseln  des  Titicaca-See  eroberte,  auf 
die  als  Orejones  heranziehenden  Ringrim  (b.  Zarate)  hinweist,  sowie 
auf  die  verwandtschaftlichen  Besucher,  (unter  Viracocha's  Regierungs- 
zeit u.  s.  w.),  aus  und  in  Chile,  auf  den  Strassen  von  Tucuman  her, 
wo  noch  bei  den  späteren  Kriegen  mit  den  Canar,  seit  Topa  Inga 
Yupangui's  Feldzügen,  die  kriegstüchtigen  Hülfsvölker  berufen  wurden. 

Der  in  den  Zeugniss-Aussagen  (b.  Toledo)  beschriebene  Gang 
von  allmähligem  Anwachsen  der  Inca-Macht^),  unter  den  von  Sinchi 
oder  (Chinche)  Cinche  (der  sich  alter  Eroberungen  auf  den  Bergländern 
rühmenden  Chincha)  als  „Dux  ex  virtute"  oder  (bei  den  Maori)  „Tua" 
(im  Stärksten,  nach  chilenischen  Kraftproben),  beherrschten  Guaillas 
wird  bestätigt  in  dem  von  Mango  Capac's  Sohne  geführten  Titel 
Sinchi  Roca  sowie  der  erzwungenen  Vermählung  seines  Sohnes  mit 
der  Tochter  des  Häuptlings  von  Sancu,  der  dann  mit  seinem  Ge- 
folge nach  Cuzco  (Quimti-Cancha  oder  Chumbi-Canche)  übersiedelt, 
während  die  Erzeugung  des  Thronfolgers  mit  der  rechtmässig  legi- 
timen Coya  zugleich  den  Hass  erklärt  gegen  Mayta  Capac,  in  seinem 
Zwist  mit  den  Allcahuaiza's,  worin  sich  ausserdem  die  in  Ayar  Uchi's 
Steinverwandlung  ausgesprochene  Rivalität  innerhalb  der  Inca-Fami- 
lien  selbst  bemerken  lässt  (bei  dem  Ayllo  Ayaruche). 

Die  durch  die  Frauen-Conspiration,  unter  Mama  Ciuaco  bewirkte 
Erhebung  Inca  Roca's,  der  im  Schmucke  des  aus  dem  Andes-Thale 
(Carabaiya's)  erlangten  Goldes^)  aufgestellt  wird  (wie  der  Staaten- 
gründer in  Timor),  erhält  die  entsprechende  Variation  durch  das 
Gebet  des  von  seinen  Frauen  umgebenen  Inca  Roca,  als  Sohn  der 
Sonne  (unter  den  Intipchuri)   auf  dem   Hügel  Chaca  der  Ohrdurch- 


77 

bohrung  (Huanacauri's),  worauf  unter  Himmelserguss  in  Donner- 
schlägen der  Fluss  hervorquillt,  der  die  Ansiedlung  von  Cuzco 
befähigt,  sich  zu  der  Residenzstadt  eines  mächtigen  Weltreiches  zu 
vergrössern. 

Als  diese  Stätte  öde  lag,  und  nur  bei  Festeszeit  von  der  in  Tam- 
potocco  (der  späteren  Ausgangshöhle  im  Morgenrothe  Paucaritambö's) 
verborgenen  Herrscherfamilie,  der  durch  die  Priester  in  Stand  gehaltene 
Sonnentempel  besucht  wurde,  verbreiteten  sich  über  das  Land  die 
Pisaes  oder  Pijaos  (s.  Montesinos),  Verwandte  der  im  Cauca-  und 
Magdalenenthal  unter  vielfachen  Wandlungen  gespiegelten  Cultur- 
ansätze,  und  Nachbaren  zugleich  jener  Puruhaces  oder  (im  Gleichklang 
des  Namens  mit  Peru)  Peruhaces,  der  (seit  Duchicela)  mit  den  Scyri 
im  Fürstengeschlecht  verschwägerten  Bewohner  Riobamba's,  bei  denen 
der  Cultus  des  alten  Con  (der  Conopa's)  als  einheimischer  erwähnt 
und,  bis  zur  Berührung  wieder  mit  Con-Tici-Viracocha  (s.  Garcia),  um 
AUca-Vica  zu  Cuzco's   Herrscher    zu  weihen  (als  Vorfahr   der  Inca). 

Unter  den  (in  Pomacocha,  Quino  und  Huaitara,  den  Llanos  und 
Chachapoyas  siedelnden,  oder  den  Apurimac  hinabfahrenden)  Ein- 
wanderern fanden  sich  „algunos  obreros",  die  in  Cuzco  blieben,  am 
Hofe  Manco  Capac's  (Sohn  Pirua  Capac's),  und  wurde  dadurch  das 
unter  den  einheimischen  Häuptlingen  verbreitete  Connubium  unter- 
brochen (bis  sich  Sinchi  Cozco  mit  der  Häuptlingstochter  aus  Yucay 
vermählte). 

Während  der  fünfjährigen  Regenlosigkeit,  durch  welche  die 
Llanos  von  Tumbez  bis  Arica  ausgedörrt  waren  (und  die  bei  der  in 
den  Legenden  Huarochiri's  erzählten  Katastrophe  eintrat),  hatte  sich, 
durch  Vorzeichen  der  Cometen  erschreckt,  Tini  Capa  Yupanqui 
(Sohn  Tupac  Capac's)  in  die  Andes  zurückgezogen,  bis  sein  Sohn 
Titu  Capac  Yupanqui  nach  Cuzco  zurückkehrte  und  dessen  (enterbter) 
Sohn  (Inti  Capa  Pirua  Amaru)  sodann  Collao  eroberte  (bis  Charcas). 

Als  in  Flössen  und  Canoen  Fremde  gelandet,  und,  nachdem 
Einige  derselben  in  Huaitara  und  Quinoa  gesiedelt  waren,  —  die 
dort  (mit  den,  durch  Inti  Capac's  Steinbeilen)  begonnenen  Gebäude^) 
mittelst  eiserner  Werkzeuge  vollendend  — ,  die  Riesen  auch  von 
Puerto  Viejo  gemeldet  waren,  befestigte  sich  Ayar  Tacca  inVilca^) 
und  Lima  Tambo,  aber  als  Titu  Yupanqui  (Sohn  Huascar  Titu's) 
die  Chimu  oder  Chimbu  (Trujillo's)  zu  bekämpfen  beschlossen, 
weigerte  der  Fürst  von  Vilca  seine  Mitwirkung.  Marasco  Pachacuti 
(Sohn  Cayo  Marco's)  hatte  am  Rimac  und  in  Huanuco  die  Grenzen 
zu  vertheidigen  (sowie  die  Wilden  Collao's  zu  bekämpfen). 


78 

Nachdem  Tupac  Curi  Amauta  (Sohn  Tupac  Cauri's)  die  aus 
Tucuman  Eingefallenen  bei  Huillcanota  zurückgeworfen  hatte,  drangen 
durch  die  Andes  Flüchtlinge  ein,  die  von  Riesen  aus  ihren  Sitzen 
vertrieben  von  den  Llanos  sich  durch  Sumpfwälder  einen  Weg 
geöffnet  hatten,  Wohnsitze  suchend  (unter  Huillcanatui-Amauta). 

Als  gegen  die  durch  die  Andes  anstürmenden  Wilden  in  Pucara 
befestigt,  Titu  Yupanqui  (Sohn  Huaman  Tocco  Amauta's)  im  Kampfe 
gefallen  war,  zog  sich  mit  seinem  Sohn  Titu  Huaman  Quichu  die 
Herrscherdynastie  nach  Tamputocco  zurück,  während  im  verlassenen 
Cuzco  nur  der  Sonnentempel  verblieb  (für  periodisch  gelegentliche 
Festlichkeiten  besucht)  und  dann,  zur  Zeit  Toco  Cozque's  oder 
Manco  Cozque's  (Sohns  des  Huispa  Titu  Auqui)  in  die  Gewalt  der 
(menschenfressenden)  Fremden  fiel,  welche  aus  Panama  und  den 
Andes  gekommen,  ,,y  destos  que  vinieron  por  el  puerto  de  Buena- 
ventara  procedieron  los  Pijaos  y  Paeces"  (s.  Montesinos),  wie  auch 
„los  barbaros  que  entraron  por  Terra  Firme  de  las  Islas  de  Barlo- 
vento"  von  Huira  Cocha  (Sohn  Yahuar  Huacac's)  angetroffen  wurden 
(cerca  de  la  provincia  de  los  Purues  ö  Perues,  Puruguaes  o  Peru- 
guaes). 

Unter  der  Regierung  Inti  Malta  Capac's  (in  Pacaritampu  oder 
Tamputocco),  wurde  durch  Mama  Ciuaco  (und  ihre  Schwester)  der 
Plan  zur  Wiederherstellung  des  Inca- Reichs  in  Cuzco  entworfen, 
in  der  Person  des  Inga  Roca  (als  Sohn  der  Sonne). 

Nachdem  Zapana  (in  Hatuncollao)  die  in  Ayavire  befestigten 
Frauen  besiegt  hatte,  gerieth  er  in  Krieg  mit  Cari,  der  von  Coquimbo 
kommend,  die  Inseln  im  Titicaca-See  erobert  hatte,  und  durch  einen 
mit  Ynca  Huiracocha  in  Cuzco  abgeschlossenen  Vertrag,  sich  diesem 
unterwarf  (s.  Cieza).  ,,E1  principal  Inga  que  saco  de  Tiquicaca  los 
primeros  y  que  los  acaudillo  se  nombrava  Zapalla  que  significa  solo 
senor.  Tambien  dizen  algunos  indios  ancianos,  que  se  llamava 
Viracocha,  que  quiere  dezir  grasa  del  mar.  Y  que  traxo  su  gente 
por  la  mar.  Zopalla,  en  conclusion,  afirman  que  poblo  y  assento 
en  el  Cuzco,  de  donde  comenzaron  los  Ingas  a  guerrear  la  comarca. 
Y  aun  otras  tierras  muy  lexos"  (s.  Gomara). 

Als  Ringrim  kamen  die  Inca  unter  ihrem  Häuptling  Zapalla 
(„seul  seigneur  ou  roi")  oder  Inca  Viracocha  über  den  See  Titicaca 
nach  Cuzco  (s.  Zarate).  Aus  dem  See  Titicaca  hervortretend,  schuf 
Con-Tici-Viracocha  die  Sonne  (in  Tiaguanaco)  und  setzte  Allca  Vica 
(Vorfahr    der    Inca)     in  Cuzco    als    Herrscher    ein    (s.  Garcia).      Ab 


79 

Titicaca  lacu  Ingae  numerosa  multitudine  profusi ,  Cuzconem  occu- 
parunt  (s.  L.  Apollonius)  unter  Inga  Zapalis  (als  Herrscher). 

In  dem  Bericht  über  den  Beginn  der  Inca-Herrschaft  entspricht 
Manco  Capac  der  Zeugnissablage  (b.  Toledo),  dem  Sohn  Inti  Capac's 
(b.  Montesinos)  oder  „Manco  Capac  segundo  de  este  nombre",  ein 
späterer  Nachfolger  des  Tupac  Ayar  Uchu  (Pirua  Manco),  wie  dort 
Ayar  Uchu's  Ankunft  in  Pukamarka  vorhergeht. 

Sinchi  Cozque^)  beweist  in  seinem  Namensklang  die  Fortdauer 
der  ursprünglichen  Verhältnisse,  bekleidet  sich  indess  als  Kriegs- 
herzog zugleich  mit  der  Würde  eines  Priesterkönigs  (,,sumo  sacer- 
dote  del  Illatici  Yachachic  Viracocha")  in  dem  von  ihm  gegründeten 
Cuzco,  und  dann  folgt  die  epische  Sagenzeit,  die  sich  mit  den 
Thaten  seines  Sohnes  Inti  Capac  (und  seiner  Beschützung  durch 
Inti  oder  Sonne)  verknüpft,  bis  seines  Nachfolgers  Manco  Capac's 
Regierung  beginnt,  als  eine  weltliche,  da  das  Priesterthum  seinem 
Bruder    übertragen    wurde   (hermano  6  muy  cercano  pariente  suyo). 

Himmelszeichen  verkünden  eine  neue  Aera,  und  so  die  Land- 
veränderungen (in  Huarochiri's  Traditionen),  mit  Aenderung  des 
Menschengeschlechts  (zwischen  Con  und  Pachacamac's  Schöpfungen). 
Mit  der  Pest  verband  sich  ,,una  sequia  tan  grande,  que  durö  cinco 
aiios,  de  tal  manera,  que  los  rios  que  regaban  los  Llanos  desde 
Tumbez  hasta  Arica"  versiegten,  (unter  Entvölkerung  bis  auf  einige 
Küstenanwohner),  und  derartige  Revolutionen  haben  sich  dort  mehr- 
fach wiederholt,  wie  für  Chacama,  ,,the  granary  of  Peru"  (s.  Stevenson), 
bis  zum  Erdbeben(i687).  Sinchi  Kizki  oder  (b. Montesinos)  SinchiKozke 
(als  Gründer  Cuzco's)  geht  in  seiner  Einwanderung  zum  Lande  der 
Guallas  (und  verdrängten  Anda-Guayllas),  die  Siedlung  Sauasirayi's  ^*^) 
(aus  Sutiktoko)  bereits  antreffend,  der  Ankunft  Ayar  Uchu's  (Tupac 
Ayar  Uchu's)  oder  Pirna  Pacari  Manco  voran,  unter  Begründung  des 
Ayllo  Allcahuiza  (von  Manco  Capac  vorgefunden),  der  durch  Mayta 
Capac  unterworfen  wurde,  im  Kriege  zwischen  den  Häuptlingen  Apo- 
maota  und  Culloy  Chima,  und  unter  Mayta  Capac  (Apo  Mayta)  begann 
dann,  mit  gewaltsamer  Entscheidung  der  ausgebrochenen  Zwistigkeiten, 
die  Befestigung  der  Inca-Herrschaft,  als  Sonnensöhne  (oder  Intipchiri), 
wie  aus  dem  um  Inca  Roca's  (unter  Identification  mit  Sinchi  Inca) 
Erhebung  gesponnenen  Sagenkreis  hervortretend,  als  das  schwächere 
Geschlecht  seine  gegen  Zapalla  mit  Waffengewalt  vertheidigten 
Rechte  freundlich  zurückgestellt  erhielt  (auf  dem  Wege  der  Ehe- 
schliessung). 

Nach    Inca    Roca's    Vermählung    (mit    seiner    Schwester   Mama 


80 

Cura) ,  al  dia  siguente  se  casaron  seis  mil  personas  y  luego  se 
promulgö  ley  rigurosa  contra  los  sodomitas  (s.  Montesinos).  Quand 
Mama-Oollo  fut  accouchee  de  Sinchi-Ruca,  on  le  fit  passer  pour  fils 
du  soleil  (s.  Baiboa).  Als  Inca  Roca  (Sohn  Inca  Capac  Yupanqui's) 
bei  der  Ohrdurchbohrung,  auf  dem  Hügel  Chaca,  in  Gesellschaft 
seiner  Frauen,  zu  der  Sonne  (sowie  zu  Ticci  Viracocha  und  Guanau- 
curi)  gebetet,  quoll  (unter  Donnerschlägen)  der  Fluss  hervor  (um 
durch  die  Stadt  Cuzco  geleitet  zu  werden). 

Sospechando  que  siendo  hijo  del  Sol,  producto  de  la  tierra, 
sin  padre  humano,  podria  causar  algunas  novedades  (s.  Montesinos) 
Manco  Capac  ^^)  (oder  sein  Vater),  fürchteten  ihn  die  Eingeborenen, 
und  auf  Berufung  der  Priester  des  (durch  ein  Stein-Idol  repräsentirten) 
Feuer's,  ,,que  era  la  primera  deidad  que  tenian,  en  primer  lugar,  y 
ä  la  Madre  Tierra,  que  le  pidiesen  respuesta  (über  den  beabsichtigten 
Widerstand),  lautete  die  Antwort  (des  Orakel's):  Pirna  Manco  y 
Manco  Capac,  reyes  del  Cuzco  y  sus  desiendientes,  prevalecian 
contra  la  adversa  fortuna  y  se  le  sujetarian  los  habitadores  de  toda 
esta  tierra,  por  que  son  hijos  del  Sol,  en  cuya  virtud  tienen  la 
dicha  felicidad,  y  yo  he  visto  ä  primer  Senor  medir  ä  pasos  toda 
la  tierra"  zum  Schutz  gegen  das  ,,Chiche"  (oder  Unsaelde). 

Die  betreffs  der  über  ein  Connubium  gestellten  Anträge  mit  den 
einheimischen  Häuptlingen  eingeleiteten  Verhandlungen  wurden  durch 
Ankunft  der  fremden  Einwanderer,  (worunter  sich  die  in  Dienst  ge- 
nommenen Baukünstler  befanden),  unterbrochen,  aber  Huanacui 
Pirna  (dem  sein  zum  Opfer  geraubtes  Söhnchen,  als  blutweinend, 
zurückgegeben  war)  vermählte  sich  mit  Mama  Micay,  Häuptlings- 
tochter aus  Hillaca,  im  Thal  von  Yucay  (dem  späteren  Erhohlungs- 
sitz  der  Inca).  Als  der  aus  erster  Ehe  entsprossene  Sohn  Sinchi 
Cozque  den  wegen  der  Nachfolge  ausgebrochenen  Aufstand  nieder- 
geschlagen und  Cuzco,  (um  dort  als  Hoherpriester  des  lUatici 
Yachachic  Viracocha  zu  residiren,  das  Pfluggeräth  ^^)  Taclla  er- 
findend), gegründet  hatte,  folgte  der  Krieg  mit  den  Andaguailla's, 
den  sein  Sohn  Inti  Capac  (Vater  Manco  Capac's)  siegreich  beendete 
(Cuzco  in  Hanan  Sayac  und  Urin  Sayac  theilend). 

Lloque  Yupanqui  war  zur  Heirath  mit  der  Tochter  des  Häupt- 
lings von  Zaiiu  gezwungen  (der  sich  bei  der  Nachfolge  Sinchi 
Roca's  in  Aran-Cuzco  niederliess),  verblieb  aber  kinderlos,  bis  im 
Alter  mit  seiner  Coya  den  Thronerben  (Mayta  Capac)  zeugend 
(s.  Cieza).  Apomancocapac  (Sohn  Apotampo's)  besiegte  durch  den 
in  Gold  verwandelten  Stab  Tunapa's  (als  Topayauri  oder  Tupayauri) 


81 

das  Stein-Idol  von  Sanuc  und  zog  von  Collcapampa  nach  ,,Cuzco 
casaorumi"  (als  „Cuzcocapac  6  Cuzcoynca").  Manco  Capac  setzte 
sich  in  Cuzco  fest,  durch  Befreundung  mit  den  Cavinas  (s.  Cieza  de 
Leon),  ihren  heiligen  Stammsee  anwohnend  (unter  Seelen-Erneuerung). 

Durch  die  Zauberkünste  des  fastenden  Tempelpriesters  Chimbo 
Icagua  wurde  Ayar  Cacha  in  Stein  verwandelt  (s.  Baiboa).  Im 
Westen  Cuzco's  wohnten  die  Chumbi  -  Vilcas  (neben  Vuinas  und 
Pomatambos).  Wie  der  in  Stein  verwandelte  Huanakauri  (als  Vor- 
fahr der  Inca)  wurde  (gleich  Pachacamac)  die  Mumie  Tupac  Inca 
Yupanqui's  (und  Huayna  Capac's)  angerufen  zur  Verehrung  des 
Weltschöpfers  Viracocha,  bei  dessen  Wiederkehr  die  Todten  aus 
den  Gräbern  auferstehen  würden  (s.  Toledo). 

Die  Chancas  (unter  Anco  allo),  von  Viracocha  besiegt,  flüchteten 
nach  Moyobamba  zu  den  Chachapoyas  (und  Huancas),  die  Mayoruna 
vertreibend  (s.  Spruce),  am  Mayo  siedelnd,  Nebenfluss  des  Huallaga 
(in  Loreto).  Nach  Viraratu's  Ankunft  wurde  das  Gold  (Ccuri  in 
Quechua)  des  Eldorado  gesucht  (bei  den  Omaguas).  The  word 
Curi  means  coloured  earths  (im  Tupi)  für  Hütten  (s.  Markham).  Als 
die  Quichua  von  den  Frauen  der  Quillaca  besiegt  waren,  fing 
Yupanqui  die  in  Frauenkleidung  flüchtigen  Fürsten  der  Collas 
(s.  Santa-Cruz).  Yupanqui's  Feldherr  zog  von  Huarma-auca  (von 
Frauen  bewohnt)  nach  Escay-oca  (wo  Gift  verfertigt  wurde). 

Antes  que  los  Ingas  les  senorasen,  erzählten  die  Eingeborenen 
(in  Vera  Cruz  de  Cabana),  hacian  caminos  (b.  Luis  de  Monzon)  die 
Viracochas  ^^)  (s.  Jimenez  de  la  Espada),  während  „allanando  los  pasos 
difficultosos"  seine  Wege  Manco  Capac  (Sohn  Inti  Capac's)  verfertigte, 
und  bei  Gründung  der  Stadt  ,,en  esos  cuzcos"  („en  ese  sitio  donde 
estän  esos  piedras  que  parecen  amontonamientos")  ,,el  sitio  donde 
se  fundö  estaba  cercado  de  cerros  y  tenia  algunos  penoles  que  fue 
necesario  allanarlo  con  tierra,  y  este  termino  de  allanar  se  dice  por 
esto  verbo  cozcoani,  coscochanqui  6  chanssi,  y  de  aqui  se  Hämo 
Cuzco"  (s.  Montesino),  unter  Tupac  Ayar  Uchu  (Pirna  Pacari  Manco), 
nachdem  Ayar  Manco  Tupac  in  eine  Höhle  eingeschlossen  war 
(Samen  und  Fruchtbarkeit  von  lUatici  Huira  Cocha  zu  erbitten), 
Ayar  Cachi  Tupac  auf  dem  Berggipfel  (durch  Illatici  Huira  Cocha) 
in  Stein  verwandelt  worden  (für  die  Nachkommenschaft  zu  beten),  und 
Ayar  Auca  Tupac  (auf  der  Flucht)  in  den  Himmel  erhoben  „para 
desde  alli  tomar  ä  su  cargo  todos  los  montes,  llanos,  fuentes  y  rios, 
para  defenderlos  de  las  heladas,  rayos,  relämpagos  y  nublados, 
y  ser  patron  y   abogado   del  gobierno   que   habia  de  teuer  de  todo 


82 

el  mundo,  como  hijo  dcl  Sol,  y  qiie  le  habia  puesto  Pirna  Pacari 
Manco,  por  que  habia  de  ser  como  dios  de  la  tierra"  verkündete 
Ayar  Uchii  (Vater  Manco  Capac's)  den  Schwestern  (Mama  Cora, 
Hipa  Huacum,  Mama  Hiiacum  und  Pilco  Huacum). 

Dem  aus  dem  Titicaca-See^"^)  hervorgerufenen  Geschwisterpaar 
war  von  der  Sonne  für  Erprobung  des  geweihten  Bodens  (zur  Be- 
gründung der  Inca-Stadt)  ein  Goldstab  verHehen  (s.  Garcilasso),  und 
wie  bei  dem  nächtlichen  Ueberfall,  die  Sonne  im  Lager  ihrer  Kinder 
wandelte,  die  im  Dunkel  umnachteten  Feinde  zu  verderben,  hatte 
Inti  Capac  Yupanqui  (s.  Montesinos)  von  der  Sonne  seine  Goldlanze 
erhalten,  um  die  Aufständischen  zu  besiegen  (in  Andaguayllas),  und 
erschreckt  durch  die  mit  dem  Goldklumpen  ihrer  Hiuntscha  durch 
Mama  Huaco  (unter  Manco  Capac's  Begleitung)  verübten  Grausam- 
keiten, flüchtete  Sauasiray  in  wüste  Gegenden  ^^)  (s.  Navamuel),  wie 
Ayar  Auca  vor  seinem  Bruder  (als  Rebell),  oder  Ancohualla  (Hanco- 
Hualla)  vor  Viracocha  nach  Muyupampa  (b.  Garcilasso). 

In  angstbedrückender  Zeit  wurden  von  den  Inca  die  Quilca,  als  in 
den  Andes  (s.  Humboldt)  noch  die,  auf  Blätter  in  Chile  (zu  Valdivia's 
Zeit)  geschriebenen,  Büchern  verwandt  wurden,  durch  die  (in  China  der 
Schrifterfindung  vorhergehenden)  Knotenstränge  der  Quipus  ersetzt, 
und  zauberischer  Verdacht  klebte  an  den  Buchstabenzeichen  der 
Schrift  für  die  mit  Briefen  der  Missionäre  beauftragten  Kanaka,  bis 
in  legitimer  oder  illegitimer  Benutzung  heiliger  Schriften  (im  Islam 
oder  Christenthum).  An  den  viereckigen  (statt,  wie  bei  Inca,  läng- 
lichen) Bauten  (zu  Vinaque)  sollten  Buchstaben  gefunden  sein 
(s.  Cieza),  und  P^lszeichen  bei  Arequipa  (s.  Bollaert)  im  Anschluss 
an  die  columbischen  (oder  am  Orinoco). 

Die  aus  der  Doppeltheilung  Cuzco's  (wie  Tenochtitlan's)  folgende 
Rivalität  spricht  sich  aus  in  der  Wechselwahl  der  Herrscher  (,,fue 
erden  que  un  Inga  fuese  una  vez  de  Urincuzco,  ^^)  y  la  otra  de  Anan- 
cuzco")^^). 

Urincuzco  angehörig,  siedelt  Mango-Capac  in  seiner  Gründungs- 
hütte^^)  (gleich  der  des  Romulus  in  Rom),  durch  frommen  Wandel 
die  Eingeborenen  gewinnend,  während  im  Namen  seines  Sohnes 
Sinchi-Roca  die  weltliche  Häuptlingsmacht  des  Tapfersten  (oder 
Sinchi)  hervortritt,  und  dieser  dann  auch  Inga-Roca  genannt  wird, 
als  Erster  der  Eroberungsfürsten  aus  der  Stammeslinie  Hanan-Cuzco's, 
und  dessen  Gründung  wurde  dann  wieder  auf  die  Zuwanderung  ver- 
schwägerter Ansiedler  (unter  Lloqui  Yupanqui)  zurückgeführt,  (beim 
Aufwachsen  transatlantischer  Siebenhügelstadt). 


83 

Die  bereits  bei  Mayta  Capac  hervortretenden  Aspirationen,  zu 
seinem  ,,sicut  deus",  wurden  durch  die  Traumesausflucht  nicht  ent- 
schuldigt (,,le  tuvieron  mal,  que  se  intitulasse  Viracocha"),  aber 
Capac  Yupanqui  brachte  den  eigenen  Befehl'^)  des  Gottes  zur 
Geltung,  der  sich  von  seiner  Creatur  überschattet  sah  (in  Verehrung 
der  Sonne). 

Als  sodann  nach  Ermordung  des  Inca  Yupanqui  durch  die 
Condesuyos'^^),  diese  (vor  den  Gewitterausbrüchen)  aus  der  geplün- 
derten Stadt  abgezogen  waren,  und  während  der  Unordnungen  die 
Orejones  über  die  Errichtung  einer  vom  Senat  der  Weisesten,  (por 
algun  numero  cierto  de  los  mas  sabios),  regierten  Republik  beriethen, 
wurde  durch  den  orakelnden  Ausruf  einer  Frau  (aus  Anan-Cuzco)  die 
Wahl  auf  Viracocha  Inga  hingelenkt  (s.  Herrera).  Nachdem  Vira- 
cocha den  während  seiner  Abwesenheit  in  Cuzco  ausgebrochenen 
Aufstand  der  Orejones  unterdrückt  hatte,  und  Cari  (in  Chucuyto) 
gegen  Capanac  (in  Atuncolla)  unterstützt,  dankte  er  (in  Xaqui 
xaguana)  zu  Gunsten  Inga  Urco's  ab,  und  diesem,  bei  der  Be- 
drängung durch  die  Chancas  (unter  Hastaguaraca),  folgte  der  sieg- 
reiche Inga  Yupanqui  (seine  Eroberungen  über  Yauxa  ausdehnend), 
mit  vollem  Durchbruch  des  politischen  Lebens,  während  der  die 
vorangegangene  Epoche  abschliessende  Büsserkönig,  im  geistlichen 
Stand  zurückgezogen,  unter  Mythen  verschwindet. 

Der  (im  Fortgang  nach  Norden)  Berge  und  Thäler  (auf  der 
Sierra)  ändernde  Prophet  Tuapaca  (oder  Arnauan)  erhielt  den  Namen 
Ticci-Viracocha  (Ticci  oder  Grund),  nach  Erscheinung  Viracocha' s, 
als  Sohn  (oder  ,, Vater")  der  Sonne,  welcher  (am  Titicaca-See)  die 
Verfolgung  der  Cailas  durch  Feuer  strafte,  auf  seinem  ManteF^) 
eingeschifft,  und  dann  traten  (in  Goldgewändern)  die  Inca  aus  der 
Höhle  Pacari-tambo  hervor  (mit  Metamorphose  des  fliegenden  Ayar- 
Cachi). 

An  die  Küste  (von  Norden)  kommend  ändert  Con,  (vor  An- 
kunft der  Cara  auf  der  Sierra  verehrt).  Berge  und  Thäler,  bis  ihm 
von  Süden  Pachacamac  entgegentritt. 

Die,  in  Tarma,  als  Mocha  verehrte  Sonne  (oder  Inti)  wurde 
den  Caiiaris  an  Stelle  des  Mondes  als  Gottheit  vorgeschrieben^^),  mit 
einem  Tempel  in  Tumebamba  (durch  die  Inca  erbaut).  Die  Ver- 
ehrung der  Sonne  (auf  Anordnung  der  Inca)  hiess  Mocha  (s,  Cieza) 
von  mochani  (küssen). 

En  tiempo  de  Purunpacha  todas  las  naciones  de  Tauantinsuyo 
benieron  de  hazia  arriba  de  Potossi  tres  6  quatro  excercitos  (s.  San- 


84 

tacruz),  und  als  die  Happinufios  und  Achacallas  geflüchtet  waren, 
erschien  Tonapan  Viracochampacachan  (Tonapa  ö  Tarapaca,  Vira- 
cochanpachayachicachan  ö  Pacchacan  y  Bicchhaycamayoc  Cuna- 
cuycamayoc)  oder  Thonapa,  dem  Caziken  von  Apotambo  (Paccarec- 
tampo)  den  Stab  seiner  Lehrvorschriften  ertheilend,  und  dann  (von 
Caravaya)  am  See  Carapuco  auf  seinem  Mantel  eingeschifft,  über 
Titicaca  nach  Tiyaguanaca  gelangend  (wo  die  Verfolger  beim 
Tanz  in  Steine  ^^)  verwandelt  wurden).  Paso  siguiendo,  al  rio  de 
Chacamarca,  hasta  topar  en  la  mar  (hacia  la  otra  mar). 

Aus  Pacarec  Tampu  kommend,  siedelten  die  Intipchuri  (oder 
Inca)  in  Tampu  Quiru,  und  dann  Mango  Capac  in  Cuzco  (mit  den 
Frauen),  nachdem  Ayar  Ucho  in  Stein  verwandelt  war  (gleich  dem 
geflügelten  Ayar  Cachi). 

Nachdem  die  zwerghaften  Eingeborenen  (von  den,  ihnen  gegen- 
über, als  Riesen  auftretenden  Angelangten)  vertilgt  waren,  fielen  die 
Chincha^^)  (von  dem  aus  Felsgestein  redenden  Orakel  Camay  ge- 
leitet) in  die  Sierra  ein,  über  Soras  und  Lucanas,  zur  Gründungszeit 
Cuzco's^^)  durch  den  ersten  Inca  (s.  Cieza  de  Leon),  bis  Collao  vor- 
dringend, wo  der  zum  Herrscher  erhobene  Zapalla,  als  Viracocha 
von  der  Küste  hergeleitet  wurde  (s.  Gomara),  und  die  Cinchi,  (Sinchi 
oder  Tapfere),  standen  als  Häuptlinge  an  der  Spitze  der  Gemeinwesen, 
gleich  Sinchi  Roca  (Nachfolger  Manco  Capac's),  der  in  Inca  Roca 
zur  Sonnensohnschaft  führte  (unter  den  Intipchuri). 

Unter  den  Landungen  der  Küsten  fällt  zwischen  die,  gleich  den 
Chincha  zu  Sierra  aufsteigenden,  —  nach  Huaitara  und  Quinoa  sowohl, 
wie  (als  Chimo's)  zum  Chimborazo  im  Norden  (und  dort  an  der 
Küste  in  den  Sagengestalten  der  Riesen  bei  Manta  verbleibenden),  — 
Chimbu  oder  Chimu  die  Einwanderung  Naymlap's^^)  bei  Llambayeque, 
mit  Götterfiguren  aus  grünem  Edelstein  (s.  Baiboa),  und  Umina's 
Verehrung,  während  (in  Manta)  ein  Smaragd  in  der  Krone  der 
Scyri's  getragen  wurde  (s.  Velasco),  als  Fürsten  der  Cara  (Caran's), 
dem  Esmeralda  folgend,  zur  Eroberung  Quitu's,  unter  Quitumbe's 
Nachfolger,  deren  Verwandte  über  die  Inseln  (s.  Oliva)  nach  Ica 
gelangten  (für  Cuzcp's  Gründung). 

Die  Sprache  der  Scyri's  (neben  der  der  Quitu  und  der  Puruha) 
no  era  otra  cosa  (zu  Huayna  Capac's  Zeit)  ,,que  un  dialecto  del 
mismo  idioma  de  los  Incas  del  Peru  6  mas  bien  el  mismo,  diversa- 
mente  pronunciado  y  mezclado  ya  con  otros"  (s.  Velasco)  ^^).  Aun 
que  tienen  lengua  hablan  la  general  del  Cuzco  (die  Purüaes),  „heredan 
los  seiiorios  el   hijo   de  la  hermana  y  no  del  hermano "  (s.  Herrera). 


85 

Von  Ica  und  Arica  wurden  Flotten  ausgerüstet  durch  die  Inca 
für  mehrjährige  Schififfahrt  ^^)  zur  Eroberung  der  Inseln  (von  denen 
Gold  zurückgebracht  sei)  und  aus  Biru  kamen  die  Piratenschifife  auf 
dem  von  Handelsschiffen  aus  Tumbez  befahrenem  Meere  (zur  Ent- 
deckungszeit). 

Als  die  Sonne  aus  der  Insel  im  Titicaca-See  (zur  sonnenlosen 
Zeit)  emporgestiegen^^)  (s.  Herrera),  ,,pareciö  luego  por  la  parte  de 
medio  dia  un  hombre  blanco  de  gran  cuerpo,  y  de  veneranda 
presencia,  que  era  tan  poderoso,  que  baxava  las  sierras,  creciä  los 
valles  .  y  sacava  fuentes  de  las  piedras ,  al  cual  por  su  gran  poder 
llamavan:  „Principio  de  todas  las  cosas  creadas  y  padre  del  Sol" 
(llamavan  Ticeviracocha,  y  en  el  Collao  Tuapaca  y  en  otras  partes 
Arnava). 

Im  Tempel  des  Pachacamac  oder  Weltschöpfers  (s.  Cieza  de 
Leon)  wurden  die  Götzen  von  Fischen  und  anderen  Thieren  (s.  Gar- 
cilasso)  durch  die  Inca  beseitigt  (unter  Zufügung  eines  Sonnentempels). 
Neben  dem  Tempel  von  Chinchay-cama  (s.  Cieza)  wurde  ein  Sonnen- 
tempel erbaut,  bei  Unterwerfung  der  Chincha  (durch  die  Inca). 
Nachdem  durch  Erscheinen  von  fünf  Sonnen  ^^)  die  Dämone  verjagt 
waren,  bauten  die  Ynca  neben  dem  Tempel  Huarivilca's  den  der 
Sonne  (in  Xauxa). 

In  jenem  unbestimmten  dunkeln  Drängen  des  religiösen  Gefühls, 
das  sich  den  Eweern  in  Mawu  abschloss,  den  Dacotah  in  Tahu- 
Wacan  aus  gnostischem  Bythos  her,  oder  unergründlicher  Tiefe  eines 
Kumulipo  (Hawaii's),  leuchtete  den  Quechua,  in  Illatici-Viracocha,  der 
„Abglanz  allumfassenden  Abgrunds",  und  beim  Sonnenaufgang  aus 
sonnenloser  Zeit  eines  Purunpacha  (b.  Santa  Cruz),  erschien  sodann 
der  Schöpfergott  in  Ticci-Viracocha,  als  ,, padre  del  Sol"  (s.  Herrera), 
während  die  sinnliche  Auffassung  sich  an  das  Himmelsgestirn  ^^) 
selber  festigte,  das  die  Inca  zu  ihrem  Wahrzeichen  (im  Totem)  ge- 
wählt hatten,  weil  ein  höheres  und  edleres,  als  die  Thiere  und 
Pflanzen  (oder  Steine)  der  Huaca,  unter  deren  Formen  den  dort  ein- 
heimischen Stämmen  die  Buntheit  dessen  spielt,  was  sich  als  Fetische 
zerbricht,  in  den  Facettenaugen  niedrigerer  Organismen  ethnischer 
Natur  (bei  afrikanischer  Umgebung). 

Neben  dem  von  den  Naturstämmen  gebotenen  Vergleichungs- 
material in  den  Elementar-Gedanken,  wird  historischem  Studium  die 
erforderliche  Illustration  geboten  aus  gesetzlicher  Entwicklung  ein- 
heimischer Culturen  auf  erbeigenthümlichem  Boden  (transatlantischer 
Welt). 


Anmerkungen  zur  Nachschrift. 

')  Con  SU  lionda  de  oro  derribava  los  cerros  y  ponia  las  piedras  cerca  de  las 
nubes  (Ayarache). 

-)  Edificio  a  dicho  de  todos,  que  vence  las  pyramides  de  Egypto  y  cal9adas  Romanes, 
y  todas  obras  antiguas  (s.  Gomara)  die  „caminos  reales"  (in  Peru),  mit  Tampu  besetzt  durch 
Huayna  Capac  (s.  Zarate). 

•'')  Mango  Capac  (Vater  Pachacuti's)  saliö  de  una  cueva,  que  ellos  llaman  Tuco 
(s.  Toledo).  Mango  Capac  kam  aus  der  Höhle  von  Tambo  (s.  Acosta).  La  lengua  quichoa 
(der  Inga)  es  particular  y  natural  de  los  Indios  de  dicho  Pacaritambo,  do  dicen  ser  su 
principio  (s.  Santillan). 

^j  Dizen  los  Guancas  habitadores  del  valle  de  Xauxa  y  los  de  Chiquito  en  el  Callao, 
que  en  ias  cuevas  y  concavidades  de  las  sierras  mas  altas  quedaron  algunos  que  volvicron 
ä  poblar  la  tierra;  otros  de  la  Serrania  afirmavan  que  todos  acabaron  en  el  diluvio,  sal- 
vandose  en  una  barca  seys  personas,  que  procrearon  toda  lo  dcmas  de  aquella  tierra 
(s.  Herrera). 

°)  Die  unter  seinem  Vater  Pachacuti  Inga  ausgebrochene  Empörung  dämpfend,  eroberte 
Topa  Inga  Yupangui  von  Chile  bis  Pasto  (s.  Toledo)  und  dann  ordnete  Huayna  Capac  das 
Reich  (alte  Strassenbauten  erneuernd).  Von  den  Söhnen  des  Schöpfer's  wurden  Ymaymana 
Viracocha  längs  der  Berge,  Tocapo  Viracocha  auf  der  Ebene  ausgesandt  (s.  Molina),  als 
Pfadfinder  (den  Weg  ebnend).  Chuchi-ccapac  (Fürst  der  Hatuncollas)  als  (Inti-Mucha) 
Verehrer  der  Sonne  (auf  silbernem  Thron)  stritt  mit  dem  Ynca  Viracocha  (auf  goldenem 
Thron),  als  Verehrer  Viracocha  Pachayachachi's  (s.  Salcaymahua).  Das  Bild  des  Mondes 
(Mama-quilla)  war  mit  Silber  bedeckt,  mit  den  Mumien  der  Gemahlin  des  Inca  davor 
(s.  Garcilasso  de  la  Vega),  als  Mutter-Mond  (im  Tempel  zu  Cuzco). 

^)  In  der  Sierra  de  Tunuhy  galt  werthvoller  als  Gold  das  Silber  (oder  prata),  ohne 
einheimischen  Namen  (bei  den  Macusi),  und  so  findet  sich  eine  Goldmaske  auswendig 
versilbert  (unter  den  Alterthumsstücken  aus  Ecuador  im  Königl.  Museum).  „Sacaron  mucho 
servicio  de  oro"  (s.  Herrerä)  die  Inca,  auf  Ayarache's  Rath  in  Pacaritambo  siedelnd  (con  el 
tiempo  pusieron  alli'  mucho  oro).  Dem  Silberland  des  hohen  Peru's  kommt  das  Gold  von 
den  Abhängen  der  Quellflüsse  (wie  in  Caravaya). 

'')  Zur  Errichtung  des  Sonnentempels  verlieh  Inti  Kapak  Steinbeile  an  den  Häuptling 
von  Huaitara,  wo  die  unter  Ayar  Tocko  an  der  Küste  gelandeten  Riesen,  beim  Vorgehen 
in  das  Innere,  mit  eisernen  Instrumenten  angefangene  Baulichkeiten  vollendeten,  und  den 
Tempel  des  Pachacamac  erbauten,  aber  weil  sie  den  Zorn  der  Sonne  erregt  hatten,  von 
den  Strahlen  dieser  vertilgt  wurden  (wie  die  aus  Chicomoztoc's  Feuerstein  geborenen 
Götter  in  Mexico).     Pachacuti   Inca   Yupanqui    (im  Bunde    mit   Yamqui    Pachacuti)   schickte 


87 

die  in  Vilcas-huaman  gefangenen  Huacas  (worunter  die  der  Cafuiris)  zum  Bau  der  Festung 
Sacsahuaman  (s.  Santa-Cruz).  Von  den  an  der  Küste  gelandeten  Giganten  (die  später  bei 
Punta  Elena  vernichtet  wurden)  waren  einige  in's  Innere  gelangt  (bis  Huaitara  und  Quinoa), 
dort  angefangene  Baulichkeiten  vollendend,  um  dann  gegen  Limatambo  zu  ziehen  (als 
Chimo),  und  so  am  Chimborazo  (als  Chimbo).  Neben  dem  Nachfolger  Sinchi  Ruca  Ynca 
wird  Ynca  Manco  Capac's  Bruder  Chima-panaca-ayllo  genannt  (s.  Santa-Cruz).  Von  Mama 
Tancarayacochi  Chimpu  Coca,  Tochter  eines  Huaca  in  Tancar,  wurde  Mayta  Capac  geboren 
(Sohn  Ynca  Lloque  Yupanqui's). 

^)  Die  Tempel  und  Magazine  in  Vilca  (als  Mittelpunct  des  Reich's  von  Quito  zu  Chile) 
waren  von  Inca  Yupanqui  erbaut  (s.  Cieza).  Bei  Eroberungen  führte  der  Inca  den  Dienst 
des  Ticci  Huira-Cocha  (und  Pachacamac)  ein,  den  Nationalgott  des  Landes  nach  Cuzco 
sendend  (s.  Blas  Valera). 

^)  Cuentan  en  segundo  lugar  ä  Cinchiaroca  que  otros  llaman  el  Inga  roca  (s.  Hcrrera). 
Celui  qui  se  trouvait  le  plus  fort  et  le  plus  puissant  succedait  ä  l'empire  (b.  Zarate) 
unter  den  Inca  Peru's  (s.  Ternaux  -  Compans).  Caran,  Fürst  der  Cara,  führte  den  Titel 
„Scyri  ö  Senor  de  todos"  (s.  Velasco),  wie  Zapalla  (in  Collao).  Ccapac  Yupanqui  Hess  zur 
Taufe  seines  Sohnes  Inca  Rupa  das  Wasser  Toriapa's  vom  Fels  Titicaca  bringen  (s.  Santa- 
Cruz).  Die  Gebäude  in  Tiahuanaco  (am  See  Chucuito  oder  Chuquiviitu)  waren  dem 
Weltschöpfer  geweiht  (b.  Alcobasa).  Das  Stein-Idol  im  Tempel  von  Cacha,  wo  bei  Vira- 
cocha's  Verfolgung  Feuer  vom  Himmel  gefallen,  war  verschieden  von  dem  in  Tihuanaco, 
errichtet  (s.  Cieza). 

^°)  Als  aus  Sutiktoko  der  Sinchi  (oder  Sinchikuna)  Sauasiray  nach  Chumbi-Cancha 
(Kumiti-Cancha)  oder  (zur  Zeit  Inca  Pachakutaki's)  Gorikancha  kam,  wohnten  dort  Huaillas 
(in  der  Nachbarschaft).  Zu  den  Huallas  (unter  dem  Sinchi  Apokiahus)  kam  (zur  Gründung 
Cuzco's)  Manco  Capac  aus  Tambotoko  (unter  zweimaliger  Vermehrung  seines  Stammes). 

'^)  Als  nach  Ayarache's  Höhlen-Einschluss  (zu  Pacaritambo)  die  Brüder  in  Tambo- 
quiro  gesiedelt,  zog  Ayar-Mango  nach  Cuzco,  als  Mango-Capa,  „que  quiere  dezir  Key  y 
Senor  rico"  (s.  Herrera),  gleich  den  Orang-kaya  herrschend  (indonesisch),  neben  dem  Auf- 
treten  eines  Sinchi  oder  (bei  Maori)  Tua  (als  Kriegsherzog). 

^'■^)  Aus  der  durch  Spaltung  der  Erde  gebildeten  Höhle  Pakarek  Tampu  krochen  die 
Vierpaare  hervor,  in  Huanakaure  Kartoffeln  pflanzend,  und  nach  der  Gründung  Cuzco's 
(bei  AUcahuiza's  Ansiedlung)  wurde  Mais  gesäet  (s.  Betanzos).  Tupak  Ayar  Utchu  (Pirna 
Pakari  Manko)  veranlasste  seinen  Bruder,  in  die  Stammeshöhle  hineinzukriechen,  um  von 
Illatici  Viracocha  Saatgetreide  zu  erbitten  (s.  Montesinos).  Von  den  Beiworten  zu  Ayar  (im 
Dialect  der  Inca)  wird  (bei  Garcilasso)  „Cachi"  als  Salz  erklärt,.  „Uchu"  als  Würze  und  „Sauca" 
als  angenehme  Befriedigung  (in  der  Volkssprache). 

'3)  Manco  Capac  fue  extrangero  y  asi  el  como  un  hermano  suyo  eran  llamados  Vira- 
cochas,  por  haber  conducido  la  familia  navegando  por  el  mar  (s.  Velasco).  Sinchi  Apuski 
stellte  als  Huarma  Viracocha  den  Cult  Pirua's  (Illja  Ticci  Viracocha's)  wieder  her  (s.  Mon- 
tesinos). Inca  Ripac  (Sohn  Yaguar-guacac's)  bezeichnete  sich  als  Viracocha  nach  der  Er- 
scheinung (beim  Aufstand  in   Chincaysuyu). 

^*)  Mit  Aufgang  der  Sonne  aus  dem  Titicaca-See  kam  von  Süden  Tuapaca  (Ticivira- 
cocha)  oder  Arnauan  (Tihuanacu  bauend)  und  nach  ihm  (zu  den  Canas)  Viracocha  (s.  Cieza). 
Nachdem  Inca  Yupanqui  im  Aufstande  der  Condesuyos  getödtet  war,  und  die  Quichua  am 
Chocticocha-See  durch  die  Häuptlinge  Huaraco  und  Uasco  besiegt,  wurde  in  Cuzco  der 
aus  der  Fremde  gekommene  Viracocha  zum  Inca  erhoben  (mit  Ruantu  Coya  vermählt),  die 
Aufständischen  besiegend  (bei  Calca).  Die  Auqui  Huanuco  genannten  Gebäude  fanden 
sich  in  Huanuco,  mit  Conchucos,  in  Huamachuco  (bis  Huaraz).  Die  von  der  Fluth  (durch 
die  Sonne)  in  der  Inselhöhle  (Titicaca's)  Geretteten  kamen  als  Viracochas  über  Tiguanuco 
nach  Cuzco  (s.  Acosta).  Nachdem  Catequil  die  Guachamines  getödtet,  Hess  ihn  Atagui 
die  Indianer  (bei  Parilla)  ausgraben  (s.  Munoz). 

Bastian,  America  III.  7 


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^^)  Habiendo  pasado  los  llanos,  donde  hahitaban,  tierra  muy  regalada  y  rica,  habian 
pasado,  (um  durch  die  Andes  nach  Peru  zu  gelangen),  por  muy  grandes  pantanos  y  arbo- 
ledas  espesas,  Uenas  de  fieros  animales  (s.  Montesinos),  die  vor  Riesen  Flüchtenden  (zur 
Zeit  Huillcanota  Amauta's).  Viraratu,  den  Maranon  aufwärts  fahrend,  (für  Eroberungen), 
gelangte  über  die  Mündung  des  Huallaga  nach  Moyabamba  (am  Rio  Maya).  In  Macotoa 
(Hauptstadt  der  Uaupes)  erhielt  Hütten  Nachricht  von  der  Residenz  Guarica's  (Häuptlings 
der  Omaguas).  Aus  der  Expedition  auf  dem  Amaru  -  mayu  verblieben  die  Orejones 
unter  den  Musus  (s.  Garcilasso).  Die  von  den  Inca  besiegten  Chancas  (unter  Anco-allo) 
flüchteten  nach  Chapoyas  (mit  Hancas)  über  Moyombamba  zur  Ansiedlung  an  einem  See 
(s.  Cieza  de  Leon),  zur  Zeit  Viracocha's  (s.  Garcilasso  de  la  Vega)  zwischen  Ucayali, 
Maraiion  und  Yavari  (als  Mayorunas)  siedelnd  (s.  Spruce).  Precianse  de  los  cabellos  y  de 
teuer  las  orejas  muy  grandes  (die  Arowaken),  vinieron  de  adonde  sale  el  Sol  en  unos 
nabios  (vom  Meer)  zu  den  Flüssen  (im  Besitz  der  Caraiben). 

'^)  Die  erobernden  Könige  der  Inca-Dynastie  stammten  aus  Anancuzco  mit  Ingaroca 
(Stifter  des  Geschlechts  Vizaquirao),  während  Manga-Copa  nach  Urincuzco  gehörte,  und 
ihm  folgte  sein  Sohn  „Chinchiaroca,  que  otros  llaman  el  Ingaroca"  (s.  Herrera).  Sein 
auf  Antrag  des  Mächtigsten  unter  den  Verbündeten  mit  dessen  Tochter  vermählter  Sohn 
Lloqui  Yupanqui  (oder  Yacarguaque)  veranlasste  seinen  Schwager  zur  Ansiedlung  in  Cuzco 
(y  esta  es  la  otra  opinion  de  la  fundacion  de  Anancuzco). 

'7)  Hurin-Cuzco  bildete  den  südlichen  Theü,  Hanan-Cuzco  den  nördlichen  (als  oberen). 

^8)  El  origen  y  fundacion  fue  una  pequena  casa  de  piedra  cubierta  de  paja  (in  Cuzco), 
bei  Siedlung  Manco-Capac's  (hombre  de  bien  y  religioso),  gleich  Romulus'  Hütte  verehrt 
(als  des  Gründers). 

^^)  Capac  Yupanqui  fingiö  que  le  hablö  el  dios  Viracocha,  que  tenian  por  criador 
universal,  y  se  le  quexö,  que  aviendo  el  criado  al  Sol,  ä  los  hombres  y  ä  todo  el  mundo, 
y  quanto  en  el  havia,  veneravan  ignalmente  al  Sol,  al  trueno,  ä  la  tierra  y  ä  otras  cosas, 
que  todas  recebian  de!  la  virtud  y  que  en  el  Cielo  adonde  estava,  todos  le  llamavan  Vira- 
cocha Pacha  y  Achachic,  que  significa  universal  criador  (s.  Herrera).  Seinem  Tempel 
fehlten  die  Priesterländereien  (weil  Alles  bereits   ihm  gehöre). 

2")  Cunti-suyu  begriff  denjenigen  Theil  des  Reiches,  durch  welchen  Einwanderer  über 
Arica  (oder  Ica)  heraufzukommen  hatten  (nach  Cuzco). 

2')  Vieron  como  tendian  unas  grandes  mantas  en  los  mastiles  del  navio  (bei  Grizalva's 
Abfahrt),  die  Mexicaner  (s.  Duran). 

''■^)  Llamose  este  sitio  de  Guenca  antiguamente  Tumipampa,  que  quiere  decir  „llano 
del  cuchillo".  Tumi,  es  un  instrumento  de  cobre,  de  la  hechura  de  un  trinchete  de  zapa- 
tero,  que  se  ensartaba  en  un  palo;  pampa,  significa  llano.  La  causa  por  que  le  pusieron 
este  nombre  fue,  porque  estando  el  Inga  en  este  paraje  descansando  del  largo  viaje  que 
hizo,  y  con  tantos  trabajos,  con  sus  gentes,  vieron  por  las  sierras,  cerca  del  ejercito 
grandes  tropas  de  enemigos,  que  al  son  de  muchas  bocinas  y  otros  instrumentos  venian 
ä  inquietarlos;  pusieronse  en  buen  örden,  esperaron  la  batalla,  que  dilataron  los  Canares 
dos  dias;  pasados  estos,  la  dieron  al  Inga;  defendiöse  valientemente  y  sin  perder  paso  de 
tierra;  los  Chonos  y  Chiriguanas  del  ejercito  se  sefialaron  tanto,  que  ä  fuerza  de  su  valor 
entraron  por  los  escuadrones  contrarius  y  los  rompieron,  de  modo  que  fue  fäcil  quedar 
deshechos  y  vencidos.  Fueron  los  muertos  sin  nümero;  los  presos  dicen  los  Indios  que 
pasaron  de  ocho  mil.  Otro  dia  despues  de  la  victoria,  mandö  el  Inga  Huira  Cocha  pasarlo 
todos  ä  cuchillo;  y  no  parö  en  esto,  porque  mandö  buscar  los  viejos  y  las  viejas  de  aquella 
provincia,  y  los  hizo  cortar  las  cabezas.  Y  por  esto  llamaron  ä  este  lugar  Tumipampa. 
Y  a  todos  los  mozos  y  muchachos  los  mandö  trasplantar  al  Cuzco,  donde  viven  sus 
descendientes  y  son  mitimaes  del  Cuzco  (s.  Montesinos),  während  sich  an  Ort  und  Stelle 
Bronze-Aexte  fanden  (b.  Azogues). 


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'-'3)  Ayar  Utschu  wurde  geflügelt  in  Stein  verwandelt  (s.  Betanzos).  Bei  Sintschi  Cizco's 
Einwanderung  (zur  Gründung  Cuzco's)  wurde  (neben  den  Huallas)  die  Ansiedlung  Sauasi- 
ray's  angetroffen  (in  Kintikancha).  Dann  kam  Ayar  Uchu  nach  Pucamarca  (den  Ayllo 
Allcahuiza  begründend).  Nach  Steinverwandlung  Ayar  Uchu's  herrschte  Apan  Mayta  als 
Sinchi  (und  dann  Kukoytchima).  Der  Stein,  worin  sein  Brudel-  durch  Illatici  Viracocha 
verwandelt  war  (zur  Verehrung  als  Vermittler),  wurde  von  Tupac  Ayar  Uchu  (Pirna  Pacari 
Manco)  mitgenommen  (nach   Cuzco). 

^*)  Die  (unter  einem  Priesterkönig)  eingewanderten  Chincha  übernahmen  die  nachbarliche 
Verehrung  Pachacamac's  (des  Allerhalters)  für  ihr  Land  im  Besonderen,  als  Chincha-camac 
(s.  Vega).  Im  Reich  Cusimancu's  (Nachbar  Chuquimancu's)  war  dem  unsichtbaren  Gott 
(der  Ynca)  der  Tempel  Pachacamac's  gebaut,  mit  einem  Fuchs  darin  (und  Fischen),  während 
am  Fluss  Rimac  das  Orakel  sprach  (s.  Vega).  Die  von  den  sodomitischen  Riesen,  die  den 
Tempel  Pachacamac's  (mit  Eisen-Instrumenten)  bauten,  nach  Cuzco  ziehende  Abtheilung 
wurde  durch  Ayatorco-Cupo  vor  Limatambo   besiegt  (s.  Montesinos). 

-^)  Las  fortalezas  de  Pisac  y  Sacsayhuaman  tienen  el  mismo  genero  de  construccion 
y  pertenecen  ä  la  misnria  epoca  de  las  de  Torontoy,  Chuquillusca,  Ollantaytambo  y  otras 
de  los  contornos  (verschieden  von  der  in  Paucartambo  durch  Yahuar-Huaccacc,  Sohn  Inca 
Roca's,  zur  Herrscherzeit  der  Inca  erbauten  Festung).  Estas  fortalezas  fueron  erijidas 
antes  del  Imperio  Inca,  por  una  nacion  que  vino  conquistando  de  Norte  ä  Sur  y  que 
conforme  ä  esta  circunstancia  dispuso  la  construccion  de  ellas  (s.  Göhring).  Titicaca  galt 
heilig,  weil  die  Sonne  aus  Dunkelheit  hinter  der  Insel  emporgestiegen  (s.  Ramos).  Die 
Cauaris  hatten  den  Mond  verehrt  (sowie  Bäume  und  Steine). 

*ö)  Palenques  finden  sich  unter  den  Guancavilcas  (s.  Velasco)  und  die  Colimas  gehörten 
zu  den  Tacames  oder  Atacames  im  Königreich  Quito,  mit  Anklängen  aus  dem  Norden  in 
den  Landungssagen  Mechoacan's  (und  Xalisco's).  Coliman  formö  un  reino  independiente 
que  ocupaba  grandes  pueblos  pertenecientes  al  Estado  actual  de  Jalisco  (s.  Peiiafiel). 

27)  En  la  provincia  de  Puruhä  abrian  en  la  tierra  las  hoyas  muy  profundas,  donde 
sepultaban  el  cadaver  con  todas  sus  cosas  (s.  Velasco).  In  Antioquia  wurden  Hügel  über 
dre  Todten  aufgehäuft  (s.  Cieza),  wie  die  Tolas  von  den  Cara  (in  Inbambura),  während  in 
Quito  begraben  wurde  (und  so  im  Caucathal).  Die  Grünsteine  (in  Cayana)  kamen  aus  dem 
Lande  der  gattenlosen  Frauen  (s.  Condamines).  Die  Smaragd-Steine  wurden  von  den 
Muzos  gehütet  (Nachbarn  der  Chibchas).  Im  Caucathal  wurden  in  Häuptlingsfamilien  die 
Schwestern  geheirathet  (s.  Cieza). 

28)  Aus  Quitumbe's  Nachkommenschaft  erfolgt  die  Einwanderung  zur  Begründung  des 
Inca-Reiches  aus  den  Inseln  über  Ica  (s.  Oliva).  Aus  den,  gegenüber  von  Acari  (Arica), 
weit  draussen  in  der  See  liegenden  Inseln  war  (nach  einheimischer  Tradition)  Gold  nach 
Peru  gebracht  (s.  Cieza).  Cuentan  los  Indios  de  Ica  y  Arica  que  solian  antiguamente 
navegar  ä  unas  islas  hacia  el  poniente  muy  lejos  (s.  Acosta).  Die  Galapagos  wurden  für 
Schildkröten  besucht  (von  Manta  aus). 

2^)  Los  Yncas  adoraban  ä  dicho  Viracocha  por  hacedor  de  totas  las  cosas,  y  al  Sol 
y  Pachacama  y  ä  otras  gualadro  no  adoraban  por  Dioses  ny  por  hacedor  de  todas  las 
cosas,  sino  por  ellos  tenian  por  hijos  6  cosa  muy  allegada  al  dicho  Viracocha  (s.  Navamuel). 
Out  of  the  great  lake  Titicaca  came  one  Viracocha,  which  staied  in  Tiahuanaco  (b.  Acosta). 
Sobrevino  Pachacamac,  hijo  tambien  del  sol  y  de  la  luna,  q^ie  significa  criador,  y  desterrö 
ä  Con.  Y  convertiö  sus  ombres  en  los  gatos,  gesto  de  negros  que  ay.  Tras  quäl  crio 
el  de  nuevo  los  ombres  y  mugeres  como  son  agora  (s.  Gomara).  Als  Sohn  des  Ersten 
Menschen  mit  der  Riesenschlange  kämpfend,  rettete  sich  Pacha  (vor  den  in  der  Fluth  aus- 
gestossenen  Wassern)  auf  die  Höhen  des  Pichincha  (s.  Niza)  zur  Erneuerung  des  Menschen- 
geschlechts, in  Sprachverwirrung  (wie  bei  Cholula). 

^°)  Coquitela  (in  Chuapa),  „el  sumo  sacerdote  de  los  Viganas  (el  que  guarda  los 
Dioses)   se   tenia    por   hijo  del  Sol  (s.  Padilla).     Die  Sonne  leuchtete  dem  Sohn  In'ti  Capac 


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beim  Uchcrfall   in   der  Nacht,  wciclie  die  Gegner  in  Hnnkellieit  umfangen  liielt  (s.  Montesinos\ 
in   Zorn   die   feindlichen   Riesen   (I'eru's)   vernichtend   (wie   Mcxico's   Halbgötter). 

"1)  Die  Inca  verehrten  Viracocha  Piichayachachic  (Creator  of  the  world)  „and  after 
him  the  sunne"  (in  Peru),  the  sunne  reccivcd  lii-s  vcrlue  and  being  from  the  Creator,  as 
the  other  idolls  do  (s.  Acosta).  Im  Tempel  am  Fluss  (Yucay  oder)  Cacha  wurde  Viracocha 
(von  den  Canas)  als  Schöpfer  verehrt  (s.  Cieza),  nach  der  Schlacht  mit  Anco-huallas 
erbaut  (s.  Garcilasso).  They  say  the  Creator  was  in  Tiahuanaco  and  that  there  was  his 
Chief  abode  (b.  Molina);  whcn  the  sun,  in  the  form  of  a  man,  was  ascending  into  heaven, 
very  brillant,  it  called  to  tlie  Yncas  (von  Manco  Capac  die  Verehrung  als  Vater  verlangend, 
für  künftige   Grösse). 


Berlin,  Druck  von  W.  Büxenstein. 


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