DIE CULTURLÄNDER
DES
ALTEN AMERICA
VON
A. BASTIAN
ZWEITER BAND.
BERLIN.
WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG.
1878.
BEITRÄGE
zu
GESCHICHTLICHE! VOEAEBEITEN
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WESTLICHER HEMISPHÄRE.
VON
A. BASTIAN.
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BERLIN.
WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG.
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V O R W ORT,
In dem folgenden Bande sind geschichtliche Nachrichten über
die Culturstaaten des alten America zusammengestellt, wie sie
sich besonders aus den früheren Chronisten seit der Conquista,
mit einigen Hülfsmitteln , die neuerdings hinzugekommen sind,
gewinnen lassen. Im Allgemeinen ist dieses, für die Ethnologie
der Menschheitsgeschichte im weitesten Sinne, viel versprechende
Feld amerikanischer Vorgeschichte bis jetzt ßo wenig bearbeitet,
dass es sich kaum schon um seine eigentliche Anpflanzung mit
gesicherten Ergebnissen handeln konnte, sondern vielmehr um
eine Beschaffung des vorhandenen Materiales, damit zunächst eine
Uebersicht dessen gewonnen werde, was hier zu Gebote steht.
Jede der benützten Quellen würde vorher eine besondere Mono-
graphie^) verlangt haben, um den Werth derselben für Einzel-
heiten kritisch festzustellen, und ebenso hätte sich bei Anstrebung
eines erschöpfenden Abschlusses nicht nur jedes Capitel zu einer
Monographie erweitern müssen, sondern in verschiedenen der-
selben selbst jedes der dort in Beziehung auf Religion, Staats-
verfassung, Sitten und Gebräuche, das Sprachliche u. s. w. an-
gestreiften Themata. Hierunter hat das letztere die wenigste
Berücksichtigung erhalten, da sich dafür bereits verschiedene Vor-
arbeiten^) finden, nicht nur ii^den Dictionären und Vocabularien
der älteren Missionäre, sondern auch in den systematischeren
Arbeiten Buschmann's, Pimentel's, Galatin's, Hale's, Gatchet's,
Tschudi's u. s. w., und hier ohnedem mit cursorischer Berührung
am wenigsten genützt sein könnte. Auch ist diese schon insofern
auf das geringste Maass eingeschränkt, weil nach meinen bereits
verschiedentlich dargelegten Ansichten, die Grundsätze philolo-
gischer Forschungen, wie sie sich für das Studium klassischer
r. ^' n Q (\
O i u o \ß
VI VORWORr.
Schriftsprachen als bewährt gezeigt haben, mancherlei Modifica-
tionen zu erfahren haben werden, ehe es gestattet sein wird,
ihren Masstab ohne gekünstelten, und dadurch entstellenden,
Zwang bei den Dialekten schriftloser Stämme anzufügen. Es sind
deshalb für diesen Abschnitt in der Hauptsache nur einige all-
gemeine Vergleichung'en gegeben, die sich zunächst an das in
den ,, Sprachvergleichenden Studien" (Leipzig 1870), in den Arti-
keln der Ethnologischen Zeitschrift (Jahrg. 1872 u. a. O.), und
sonst Gesagte, anschliessen, das Dortige weit ergänzend.
Auch bei dem das Religiöse, die Sitten und Gebräuche, das
Staatliche (mit Zugehörigem) Betreffenden sind manchmal hie und
da Parallelen zugefügt, um die für die Ethnologie erforderliche
Grundlage der vergleichenden Psychologie zu erweitern und zu
vervollständigen.
Um IMissverständnissen, wie sie in Beurtheilung ähnlicher
Veröffentiichungen mitunter hervorgetreten sind, vorzubeugen,
will ich nicht unterlassen, nochmals darauf hinzuweisen, dass diese
Vergleichungen, hier und früher, s o zugefügt sind, w4e sie sich im
Laufe des Augenblickes geboten haben, und dadurch oft weit
näher liegende, schlagendere und bekanntere übergangen oder
ausgelassen sind, w^eil sie sich bereits in meinen vorhergegangenen
Behandlungen des jedesmaligen Gegenstandes berührt finden.
In Betreff des Aufsuchens psychologischer Vergleichungspunkte")
müssen (wie ich bei dieser Gelegenheit nochmals wiederhole)
meine gesammten Publicationen , welchen andern Gegenstand
sie sich auch jedesmal, dem Titel gemäss, zum speciellen Ob-
ject der Behandlung gestellt haben, als ein einheitliches Ganze
betrachtet werden, innerhalb welches sich vielfache Wieder-
holungen allerdings nicht vermeiden Hessen, aber doch nie ab-
sichtlich gesucht sind, da bei der grossen Masse des Anzuhäufen-
den jede Arbeitsersparung (also Vermeidung überflüssiger Re-
petitionen) erwünscht blieb.
Zur Erklärung des diesen Werlien zu Grunde liegenden Planes
bleibt auf das zurückzuweisen, was bereits in einem der Ersten
derselben (aus den Jahren 1859 — 1860*) über die Benöthigung einer
Gedankenstatistik gesagt worden ist, indem ich seit jener Zeit an
dieser damals gestellten Aufgabe fortgearbeitet, so sehr dieselbe
anfangs auch eine „res subtilissimae intricationis" (um bekannte
Worte zu entlehnen) erscheinen musste. Erst bei langjährigem
Fortgang der jeder weiteren Publication zugefügten Vermehrun-
VORWORT. . VII
gen •') leuchtete allmählig schwankende Aussicht auf die Möghch-
keit eines Durchblickes hervor, — des Durch- und Ueberblicke^
der wandelnden Erscheinungsweisen, welche der Menschheitsge-
danke in den primitiveren Formen seiner Phaemenologie anzu-
nehmen fähig ist.
Unter solchem Fortgang zeigte die Arbeit^) jedoch nicht Ver-
minderung, sondern stete Vermehrung, und bald hatte sie so
weite Dimensionen angenommen, dass nicht länger daran gedacht
werden konnte, ihr in einer Einzel-Publication, oder selbst einer be-
grenzten Reihe derselben, zu genügen. Sollte sie überhc^upt unter-
nommen werden, so musste sie, unter Absorbirung der ganzen
Thätigkeit, zur hauptsächlichen und massgebenden gemacht werden,
um sie in jedem Augenblicke, und auch unter den verschieden-
sten Augenpunkten der Forschung, stets als gleichzeitige vor
den Augen zu halten.
So finden sich die Parallelstellen überall, wo sich Gelegen-
heit') bot, nicht nur, sondern auch, wie sie sich bot, hinzugefügt,
und dieser gelegentliche Character, so schwere Bedenken^) sich
auch sonst dagegen hätten erheben mögen, musste schon deshalb
als ein unvermeidlicher '^) zugelassen werden, weil in diesen letzten
Decennien, wie in ihnen die Ethnologie überhaupt erst ihre wissen-
schaftliche Begründung zu erhalten begann, so auch in ihnen
überhaupt erst durch den Fortgang der geographischen Ent-
deckungen eine Menge neuer Perspectiven aufgeöffnet wurden,
wodurch lange Reihen bisher völlig unbekannten, also auch bis
dahin unbenutzbaren, Materiales allmählig in die Kenntniss ein-
traten, und in diesem allmähligen Nacheinander bei der Ansamm-
lung ihre Verwerthung zu erhalten hatten. Für die wissenschaft-
liche Gestaltgebung der Ethnologie, welche eben, mit den Grund-
steinen des Vergleichungsmateriales ^"), die Psychologie nach der
Methode der exacten Naturwissenschaften inductiv auszubauen
hat, wird ein ungefährer Ueberblick^^) der Gedankenstatistik als
ein „conditio sine qua non" betrachtet werden müssen, und dass
eine Art Abschluss nicht ganz unerreichbar ist, scheint sich
daraus zu beweisen, dass seit einiger Zeit in der Mehrzahl der
Novitäten, ausser bei scharfen detaillirenden Beobachtungen, we-
nig absolut Neues mehr hinzukommt, sondern nur Variationen
einer oder der andern Art, innerhalb der bereits bekannten For-
men, so dass, wenn der jetzt rascher geförderte Fortgang der
Hinzuentdeckungen den letzten Winkel des soweit Unbekannten
VTII VORWORT.
geöffnet haben wird, die Kette, als in den Hauptgliedern ge-
schlossen, wird betrachtet w^erden können. Dann hätte zunächst
die methodische Durcharbeitung zu folgen, um das soweit Er-
reichte im Zusammenhange aufzuzeigen.
Von einem in der Philosophie hochgeschätzten, und in diesem,
seinem Jubeljahre, doppelt verehrten Altmeister ist im Hinblick
auf das obige Werk, welches die „Gedankenstatistik" in Erwäh-
nung bringt, im Jahre 1863 bemerkt worden: „Bei allem Respect
vor B. Fleiss halte ich sein Verfahren doch für ein ganz un-
fruchtbares und bedauere die darauf gewandte Mühe. Eine Ge-
dankenstatistik ist ein ungeheuerlicher Wahn^^), B. hat
einen edlen Sinn, ein reines Streben, allein bei einer besseren Methode
würde sein grosses Wissen unzweifelhaft ganz andere Früchte
getragen haben. Das statistische Element kann für die Psycho-
logie nur eine relative Bedeutung haben, da es nur auf Verhält-
nisse anwendbar ist, die sich wirklich in Zahlen ausdrücken lassen,
also bei sinnfällig erscheinenden Thatsachey", wie dann für die
Verbrecherstatistik, die Lebensdauer der verschiedenen Arbeits-
zweige (und andere der wichtigen Ergebnisse aus Quetelet's Schule)
w'eiter ausgeführt wird.
Alles das, wie leicht ersichtlich, bezieht sich auf die ange-
w^andte Psychologie (auf eine pragmatische Anthropologie oder
anthropologische Statistik), während die Gedankenstatistik eine
Verwendung der Statistik in der reinen Psychologie voraussetzen
w^ürde, eine Verwendung, welche die deductive Behandlung der
Psychologie, in der Philosophie, durch eine inductive zu ersetzen
hätte, und zwar in Begründung dieser, nicht auf die individuelle
Psychologie, (auf die Gedanken des Einzelnen), sondern auf den
Menscliheitsgedanken (den der Gesellschaft), dessen elementare For-
men den Ausgangspunkt der P'orschung abzugeben haben werden.
Eine gegenseitige Verständigung zwischen Philosophen und
Naturforscher anzubahnen, dürfte es angezeigt sein, das Problem,
das hier vorliegt, unter der ihm bereits früher gegebenen For-
mulirung hier noch einmal zu präcisiren.
Die auf körperlicher Grundlage^") (wie von der Physiologie in
den Berührungspunkten mit der Psychologie dargelegt), kei-
mende Geistesthätigkeit entfaltet sich nach organisch fest gere-
gelter GesetzUchkeit unter den Agentien der geographisch-histo-
rischen Umgebung zu denjenigen Schöpfungen der Volksseele^*),
die sich in dem, die nationale EigenthümHchkeit wiederspiegeln-
VORWORT. IX
den (und meistens durch gemeinsames Sprachband geeinten), Ho-
rizonte reflectiren.
Indem sich also solch' psychische Schöpfungen, wie in Reli-
gionsauffassung, Staatsverfassung, Brauch und Sitte u. s. w. verwirk-
licht, der Betrachtung unterziehen lassen, so studiren wir auf einem,
bequeme Detailvergleichungen ermöglichendem Beobachtungsfelde
die makrokosmischen .Vergrösserungen dessen, was in den wSchich-
ten mikrokosmischer Tiefen zur Gestaltung aufgährt, und sich
dort einem deutlichen Einblick, mehr oder weniger, entzieht. Auf
jenem Gesichtsfelde dagegen liegen die Beobachtungsformen so
klar und bestimmt vor den Augen, dass ihrer Aufzählung und
Einregistrirung^^), auch statischer Anordnung, wenn man w411, keine
Schwierigkeiten entgegenstehen würden.
Im Grossen und Ganzen w^ar ja dies auch das Ziel, das sich
die Philosophie der Geschichte^'') gesteckt hatte, mit dem Unter-
schiede, dass es für sie eben nur „im Grossen und Ganzen" galt,
da die genetische Methode, im Aufsteigen vom Einfachen zum
Zusammengesetzten, erst seitdem zur vollen Geltung gelangt ist.
Dieser Unterschied, ob nun gross oder klein, macht einen vollen
und ganzen Unterschied, den Unterschied nämlich zwischen der
von menschhcher Weisheit (häufig genug auch Aber- Weisheit)
gelehrten Deduction und der aus der Natur erlernten ^^) Induction,
und diese w4rd sich auch dem Geistigen gewachsen zeigen, wenn
für sie eine adäquate Rechnungsmethode ^^) erlangt ist, eine
höhere Analysis (mit dem Begriff der Function und der Veränder-
lichkeit zum Grundprincip), als diejenige Methode, mittelst deren
stetige Gesetze der Rechnung unterworfen werden (s. Weissen-
born). So lange man den Culturvölkern allein die Aufmerk-
samkeit zuwendete, mussten die Complicationen der künstlichen
Gedankengebilde, die unübersehbare Masse der in einander ver-
schwimmenden Variationen, jeder Hoffnung berauben, das Chaos
solch' labyrinthischer Verschlingungen zu bewältigen^''), und so
lange mochte die Bezeichnung der Gedankenstatistik als eines
„ungeheuerUchen Wahnes" nicht ungerechtfertigt erscheinen, zu
mal die Freiheit des Willens in Willkühr zu verlaufen und sich
jeder Controlle zu entziehen schien. Trotz jedoch der den
Willen relativ bevorzugenden Freiheit ist derselbe, gleich allem
Seienden, von unabänderlichen Naturgesetzen gefesselt""), und die
organische Verkettung derselben muss sich am leichtesten in den
Primitivform en^^), wie sie das Denken der Naturstämme bietet,
X VORWORT.
durchschauen lassen, während der hier gewonnene Schlüssel
gesetzlicher Einheit im Organismus, dann dazu dienen wird, in
den von ihm w^eiter aufgeschlossenen Complicationen zu gesicher-
ten Forschungspunkten zu führen, um an ihren Stützen, im Weiter-
gange der Untersuchungen, einen auch durch die, wenn nicht
Irr-, doch Kreuzgänge der Culturschöpfungen fortleitenden
Faden anzuknüpfen. Eine vorläufige Klärung wird das bis-
herige Chaos durchleuchten, w^enn einst für die Psychologie ein
„denkwürdiger Tag" anbricht, gleich jenem, von Gerhardt mit
Recht so bezeichneten 29. October 1675, w^enn auch sie eine
adäquate Rechnungsmethode des Denkens erhält, für diejenige
ihrer Grössen, welche unter Massenanhäufungen in unendliche
Reihen verlaufen.
Wer unbedenklich in den Wald hinaustretend, dort die Blätter
auf den Bäumen zählen wollte, würde ob seines Vorhabens ver-
lacht w^erden, wer vor den Varietäten der Rose oder andern
Schmuckblumen stehend, eine jegliche zu iixiren und zu erklären
dächte, könnte durch jeden neuen Einfall des Kunstgärtners ge-
stört werden, aber wir haben trotz alledem eine wissenschaftliche
Botanik, die ihr System aus den pflanzlichen Zellen emporgebaut
hat, die zwar nicht die Blätterzahl im Walde, aber die Vielfach-
heit vorkommender Blattformen kennt (und ihre physiologischen
Functionen), nicht den letzten Umfang der Variationsmöglichkeiten,
aber die darin wirkenden Ursächlichkeiten, und so im Voraus die
Erklärung der etwa später hinzukommenden. So lange die Eiche
noch als Stämmchen oder im Keime lebt, lässt sie sich über-
blicken mit Maass und Zahl, und ebenso das ephemere Krypto-
gam, als pflanzlich abgeschlossener Organismus, der in nuce ein
in Vereinfachung durchschaubares Bild des Gesetzesganzen giebt,
wie es mutatis mutandis auch den höchsten Complicationen pflanz-
licher Bildungen zu Grunde liegen muss.
Aehnliche Vorzüge kryptogamischer Forschung gewähren
der Ethnologie die Gedankengebäude ") der Naturstämme in ihrer
specifisch gezeichneten Einfachheit, und nachdem wir in diesen
primitiven Formen die Elemente des Gedankenlebens, ihren polaren
Spannungsreihen nach, festgestellt haben, w^erden wir sie, durch
vorsichtige Analogie, dann auch aus ihren verschiedenen Verklei-
dungen in der Geisteswelt der Culturvölker wieder herauszu-
schälen im Stande sein.
VORAVORT. XI
Wie der Entomologe, zur Vervollständigung seines Systems,
Alles in sein Fach Fallendes sammelt und keinen Käfer, so krumm-
beinig er sei, dieses Defectes wegen vorüberlassen wird, so hat
der Ethnologe jeden Völkergedanken zu registriren^"), auch den
verkrüppelten oder pathologischen, und immerhin, wenn Ver-
gleichungen anzustellen wären, würde er eine höhere Rangstufe
einnehmen, da er nicht nur, gleich den übrigen Productionen, von
der Natur, sondern von dieser durch das Mittel ihrer vollendet-
sten Organisation, (im Geiste des Menschen), gebildet ist. Während
nun in der Geschichte die individuellen Gedankenthaten hervor-
ragender Geistesheroen (der Talente und der Genies) vornehmlich
ihre Rolle spielen, handelt es sich in der Ethnologie um den
normalen Durchschnitt des Menschheitsgedankens, und sie lässt
unter den individuellen Schwankungen den hohlen und jämmer-
lichen sowohl, wie, nach einmaliger Markirung, den stereotyp
wiederholten bald ausser Acht, die aussergewöhnlich erhabenen
aber nur insoweit nicht, als sie auf Umgestaltung des Social-
Charakters eine Rückwirkung zu äussern vermögen.
Die Gedanken freilich wird Keiner zählen ^^), so wenig wie
die Pflanzen in allen Spielarten. Wie es indess der Botanik
möglich war, mit ihren circa looooo Arten fassbare Ordnung in eine
scheinbare Willkühr von Naturzeugungen zu bringen, und die
Gesetze einer Wissenschaft festzustellen, so wird mit Hülfe eines
von der Psychologie zu gewährenden „Novum Calculi Genus "^'■'')
(ohne w^elche es nur bei Combinations- und Umkehrungsspielen
einer kabalistischen Ars magna bleiben würde) die Ethnologie dahin
zu streben haben, für die Primitivformen, unter welchen der reli-
giöse Gedanke, der sociale, der ästhetische, der staatliche u. s. w.
im Geiste des Menschen überhaupt eine Erscheinungsform anzu-
nehmen vermag, die massgebenden Haupt-Typen aufzustellen,
und wenn sich dann auf der einen Seite die Erweiterung zu
vollendeteren Culturschöpfungen verfolgen lässt, so wird auf der
anderen das Zurückgehen auf die Differenzen unter den jedes-
maligen Wandlungen in den geographisch-historischen Provinzen
die im Mikrokosmos waltenden Gesetze aus den im Makrokosmos
deutlicher erkennbaren aufzuklären helfen. Dann erst könnte sich
dem Menschen das angestrebte Existenz -Verständniss eröffnen,
indem er in dem Unbewussten, das seine Staatsgebäude errichtet,
das ihm den Horizont des Gesichtskreises mit religiösen Ahnungen
XII VORWORT.
umgränzt, die Harmonien kosmischer Gesetze aus ewiger Unend-
lichkeit wiedertönen hörte.
Bei der Unbekanntschaft mit den Principien ethnologischer^'")
Forschung (d. h. mit den durch die Inductions-Methode zu be-
gründenden) hat bis auf die neueste Zeit das Bestreben vorgewaltet,
die aus den Thatsachen der Völkerkunde hervortretenden Aehn-
lichkeiten^'), als Beweise für historische Zusammengehörigkeit
geographisch getrennter Völker anzusehen, wie man dies aus der
engeren Ueberschau der bisher sogenannten Weltgeschichte ge-
wohnt war.
Wenn ein Reisender, aus fernen Gegenden heimgekehrt, es
der Mühe werth halten sollte, zu erzählen, dass er dort Pflanzen
mit Wurzeln, Stengeln, Blüthenkronen u. s. w. angetroffen, so er-
giebt sich dies, auch dem Laien sogar, als selbstverständlich, und
Niemand wird daran denken, nun jene Pflanzen mit denen der
Heimath, welche (gleich den dortigen) Wurzeln und Stengel be-
sitzen, zu identificiren , oder wenn etwa die Unterscheidung, ob
endständige, ob seitenständige Blüthenkronen oder sonst charak-
teristische Merkmale, vielleicht auch das Vorkommen von Dor-
nen, Haaren, Schuppen, oder derartig w^eniger allgemein durch-
gehende Bildungen, einen Anlass zu näherer Parallelisirung der in
der Fremde gesehenen Pflanzen mit bestimmten Famihen der
Heimath gewähren möchten, so wird doch der Kundige selbst
solche Schritte nur zögernd wagen, und gewiss nicht darüber
hinaus sich in ein Feld vager und haltloser Vermuthungen stürzen,
sondern vielmehr die deutlichere Darlegung des Detail durch
einen Fachmann, wo möglich die Autopsie aus späteren Samm-
lungen abwarten.
Mit * hie und da auf's Gerathewohl in noch unerforschten
Ländern abgerissenen Blättern, deren Formen, im besten oder
allerhöchsten Falle, conjecturelle Schlüsse bis auf Familien (bei
Mimosen und Papilionaceen in der Fiederung, bei Labiaten in
Gegenständigkeit, bei Rubiaceen u. s. w.) abgeben möchten, nicht
aber schon bis auf Genus und Species (wo sich dann erst von der
Möglichkeit einer Ueberführung in die Variationen reden Hesse),
mit solchen, gänzlich ordnungslos von einem Dilettanten aus seinen
Reisen zurückgebrachten, Pflanzen-Rudimenten^^) sind die Mitthei-
lungen aus dem Geistesleben entlegener Stämme zu vergleichen,
womit sich die Ethnologie, bis zu der Aera der eigentlich wissen-
schaftlichen Reisen, in der Hauptsache zu begnügen hatte.
VORWORT. XIII
Das Geistesleben eines jeden Stammes ist ein psychischer
Baum, der aus ihm herauswächst^"). Um ihn zu verstehen, um
ihn zu classificiren, um ihn einzuordnen, haben wir ihn nach allen
seinen Merkmalen kennen zu lernen, und ehe das nicht geschehen
ist, ehe er nicht in seiner vollen Eigenthümlichkeit vor uns liegt,
bleibt, über die Einregistrirung der Facta hinaus, jedes andere Wort
zu früh. Erst nachdem Gelegenheit gegeben war, ihn zunächst
in seiner Selbstständigkeit einem allseitigen Studium zu unter-
werfen, lassen sich die weiteren P>agen eines etwaig histori-
schen Zusammenhanges für den einzelnen Fall erörtern und unter
Umständen dann voraussichtlich ebenso gut, nach der einen oder
andern Richtung hin, lösen, wie es der Botanik, auf Grund ihrer
vervollständigten Sammlungen, betreffs der Verpflanzung einiger
Culturpflanzen, oder deren eigentlichen Heimath, gelungen ist.
Zunächst bedarf es aber, wie einer vergleichenden Botanik
oder Pflanzen-Geographie und einer Thier-Geographie, einer ver-
gleichenden Ethnologie, auf geographischer Grundlage, eben einer
Betrachtung der (auch ethnischen) Organismen, unter dem Milieu
(der Wandlungswelt) ihrer geographischen Provinzen, die sich für
die menschlichen Gesellschaftsstaaten zum geschichtlichen Hori-
zont erweitern, und dadurch historische Beziehungen freilich er-
leichtern, aber diese dennoch im Gange einer methodischen Forschung
immer nur unter dem Charakter secundärer Erscheinungen aufzu-
fassen erlauben.
Soll an eine inductive Durchbildung der Psychologie überhaupt
gedacht, der Ausbau dieser Wissenschaft, nicht in transcenden-
talen Luftschlössern, sondern auf realem'^") Fundament schritt-
weis, pedetemtim (wie es Lucrez schon von der Forschung verlangt)
in Angriff genommen werden, so bleibt die Beschaffung der be-
nöthigten Bausteine, des thatsächhchen Materials'^), das erste Er-
forderniss. An diesem Verlangen sind die bisherigen Versuche
(so oft, wie bei Beneke u. A. m., an eine psychologische In-
duction gedacht wurde), stets gescheitert, da wenn auch durch
Selbstversenkung ^^) einige Daten geliefert werden konnten, an-
dere von den Pädagogen, durch die Beobachtungen der Varia-
tionen in den Wachsthumsstadien, von dem Momente der Geburt
an (der Kinderseele u. s. w.), durch pathologische Erscheinungen
bei den Irrsinnigen, durch die Erfahrungen der Criminalisten,
aus der Thier-Psychologie ^^) u. s. w., so bUeb doch das Gesammt-
resultat ein allzu dürftiges und zusammenhangloses, als dass et-
XIV VORWORT.
was wesentliches damit hätte geleistet werden können, und ausser-
dem wirkte die Subjectivität'"^) nachtheilig, die ebenso bei den
culturhistorischen Betrachtungen störte, so lange diese auf den
eigenen Gesichtskreis (und der in diesen mithandelnd eintretenden
Volksverwandten) beschränkt blieben.
Für beide Mängel bietet sich nun die Abhülfe aus derjenigen
Richtung, von woher sie überhaupt einzig und allein erwartet w^er-
den kann, nämlich seitens der Ethnologie und dem von derselben
allmählig angesammelten Vorrath von Völkergedanken, deren
Studium dem der Einzelgedanken voranzugehen"') hat und, nach-
dem in der Umschau vollendet, den Menschheitsgedanken pro-
jiciren würde.
Aus den Ergebnissen ihrer Sammlungen können, zur Gewin-
nung normaler Durchschnittswerthe, combinatorische Reihen in
jeder Form und Ausdehnung zusammengestellt werden, und die
Objectivität ergiebt sich von selbst, wenn der eigene Horizont,
auf gleichem Niveau als Zwischenglied, den übrigen zur Verglei-
chung eingefügt wird. Beim Zurückrechnen ward sich dann,
unter Integriren der Differentiale, das Selbstbewusstsein aus
seinen durch die sinnlichen Wurzeln genährten Lebensprocessen
organisch entfalten.
Deutlich klare Anschauung der Beobachtungsobjecte"^) bleibt
Praemisse und Praestitut für sichere Fundamentirung der Studien,
welche durch die sensationellen Schöpfungsromane der Mode-
richtung und ihren nebularen Hypothesenschweif (eine dvyxsyviisvri
VTioS^edic in Psellus' Synopsis) leider beständig wieder gelockert und
geschädigt werden. England's grosser Reformator hat die Bio-
logie mit neuen Impulsen verjüngt und Aussicht auf reiche Ernten
eröffnet, wenn die durch die Logik selbst gesteckten Grenzen
eingehalten werden, und obschon die Definirung derselben sich
unter heutiger Weltanschauung verschiedentlich von der im Alter-
thum"'^) gesteckten zu gestalten hat, darf doch nicht an Grund-
pfeilern gerüttelt werden.
Nachdem das S-sooqhv erreicht ist, denkt der vovg^^), in dem
Denken des höchsten Einen, sich selbst, in Identität des Denken
und des Gedachten (nach Aristoteles), wogegen die Consequenzen
der Induction mit unendlichen Reihen in den Kosmos fortgehen,
in dessen Auffassung, über das Sociale hinaus, der Mensch nicht
mehr das absolute Maass der Dinge ist, sondern nur das relative
seiner beschränkten Beziehung.
VORWORT. XV
Als unerlässliches Desiderat ist streng exacte Forschung vorzu-
schreiben, eine selbstbewusst scharfe Trennung des Wissens und
Nichtwissens, um nicht länger, im unklaren Ineinanderrechnen mit
den Suggestionen des Wünschen und des Wähnen, die scharfe
Grenzlinie zu verwischen, deren Markirung hier ebenso fördernd
auf den Gang der Wissenschaft einwirken wird, wie die von den
Geographen ^^) seit d'Anville's Vorgang gezogene (in Concentri-
rung der Probleme und Beschleunigung ihrer Lösung mit dem
Hinweis auf die eigentlichen Angriffspunkte).
Aus den Reflexen des Mikrokosmos und Makrokosmos, aus
ihren in feste Gleichungsformeln gesetzten Verhältnisswerthen,
unter Auflösung derselben in die variabeln Incremente des Status
nascens, wird es mit der Zeit vielleicht gelingen, von dem Transi-
torischen (ö tiots ör) auf das Ansichsein einzudringen, das den wei-
teren Bestimmungen zu Grunde liegende vtto'^sIiievov. Vom Ein-
fachen hat die Forschung fortzuschreiten zum Zusammengesetzten ^")
und Vollendeten, aber erst aus den hier ermöglichten Com-
binationen wird im Rückschluss ") sich das Verständniss des Ein-
fachsten auf öffnen, in den Elementen der Existenz, des Werdens
im Sein.
Indem die ovala viaxä tov Aoyop bei den Naturdingen nur die
Stufe des Meistenstheils {wg sni rb noXv) erreicht (s. Aristoteles),
ergiebt sich das Angezeigte des Probabilitäts-Calcül (einer Ars con-
jectandi beiNicolas Bernouilli) in höherer Durchbildung, bei manchen
derjenigen Aufgaben, die mit den Formeln gewöhnlicher Arithmetik
nicht zu lösen sein würden. Bei Aristoteles stand der eigentlich
wissenschaftlichen oder apodeiktischen^^) Beweisführung in der
Demonstration die dialektische Methode der Behandlung der
Wahrscheinlichkeitserkenntniss entgegen (s. Reinhold), aber hier
eben wird rednerisches Räsonnement durch feste Gleichungen''^) zu
ersetzen sein, indem nach dem Aufbau der Induction innerhalb des
Allgemeinen") die relativen Verhältnisse des Besonderen durch
Variationsrechnung fixirt würden, mittelst des deshalb auch der
„Schluss schlechthin" genannten Deductionsschlusses {diä zij sTiayon-
yr^g (tvX?.oyiafji6g, oi Xoyoi ol sTii tag aq%dg).
Früher sah man vornehm über die rohen '*^) Gedanken der Wil-
den hinweg, wHe der Luxusgärtner über die Kryptogamen, jetzt
erkennt, wie der Botaniker, auch der Ethnologe in solch ein-
fachen Gebilden die geeignetsten Objecte für genetische Studien,
für Beobachtung des (schon in ionischer Schule als Bewegung
XVI VORWORT.
erkannten, und von Isaac Barrow so mathematisch verwertheten)
Entstehens, und auch die Wahl scheinbar geringfügiger") Bei-
spiele für practische*') Durchführung kann unter Umständen
nicht ungeeignet sein, wie Keppler durch den Streit über Wein-
fässer zu jener Schrift (1605) veranlasst wurde, in welcher die
Ideenkeime der höheren Analysis ausgestreut liegen. Die In-
duction hat innerhalb der Schranken des erkennbar Zulässigen zu
bleiben, doch mögen auch philosophische Weiterschweifungen
gelegentlich anregend wirken , wie Gregorius " a St. Vincentio's
Werk zur Ermittelung der geometrischen Quadratur des Kreises
(s. Gerhardt) „trotz des verfehlten Zieles eine wahre Fundgrube
der schönsten geometrischen Wahrheiten geworden" (bis auf
Cauchy's , »Theorie der Grenzen"^ und für die von Nieuwentut der
Infinitesimal-Rechnung nachgewiesenen IMängel bieten die Fehler-
compensationen (in Carnot's Sinne) einen Ausgleich, um nicht in die
der Eristik auch hier zu Gebote stehenden Fallstricke von ao)QsiTi^g
und (fakaxQog zu fallen (bis zu Diodor's von Megara Beweisführung
aus der emxQaiHa), und in wieder*®) vorzeitige Generalisation, ehe
noch die Data (die Gegebenen bei Euclid) vollzählig sind. Si nihil
sit substantia nisi substantia singularis, sequitur, quod nulla est
scientia de substancia, et sie destrueretur metaphysica (Gualterius
Burleigh), und müsste man sich damit dann schon zufrieden geben.
Bei dem logischen Verbote in ewiger Unendlichkeit, räumlich
oder zeitlich, einen Anfang*'*') oder ein Ende zu setzen, haben wir
von den Durchschnittspunkten der Mitte auszugehen, jene
Maschen-Netze, gleichsam „ad instar telae parallelis filis contextae
concipiendas (wie sich mitCavalieri sagen Hesse), durchwandernd, um
dann die „Indivisibilia", als Ausgang zu gewinnen, was bei den steten
Kreuzungen durch fortgesetzt dichotomische Theilung nicht ge-
schehen könnte. Aus den Verhältnissen mag zum Ansichsein ein
Weg eröffnet werden-, so dass auch hier in Leibnitz' Worten
gelten könnte : „Tota quaestio est, quomodo ex differentiis duorum
applicatarum ipsae inveniri queant applicatae", und dem weitesten
Schwünge der Gedanken könnte bei einem in Taylor's Auffassung
adoptirten Theorem unendlicher Reihen Schritt gehalten werden.
Wenn sich unter J. Bernouilli's Ansichten über die Ab-
hängigkeit der „fortune morale" von der „fortune physique" eine
auf den statistischen Grundsätzen naturwissenschaftlicher Induction
beruhende Morphologie in der Gedankenwelt herstellen Hesse, so
müsste dann das genetische Princip einer Physiologie hinzutreten,
VOItAVORT. ' X XVII
und hier würde sich bei Ersetzung der Einzeln-Gedanken durch
die Völkergedanken, trotz der dabei vermehrten Zahl eintretender
Factoren, der Vortheil bieten, die Verhältnisse nicht nur in mikro-
skopischen Zersetzungen, welche trotz geschärfterer Lupen-
gläser schliesslich immer (ohne Garantie eines Anfanges) den
Beobachtungen entschwinden, studiren zu können, sondern in den
deutlichen Vergrösserungen, welche am ethnisch-socialen Hori-
zonte schweben und, in ihren relativen Proportionen wenigstens,
fassbar vorm Auge stehen. Schematisch würde die (individuelle)
Psychophysik vorherzugehen haben, aber im Gang der Unter-
suchung lassen sich die für das Einzelne geltenden Grundsätze
oftmals erst aus Betrachtungen complexer Phänomene ableiten.
„Wenn sich zwischen den verschiedenen Organismen jene
Continuität des Bewusstseins unterbrochen zeigt, vermöge deren
sich eine Vielheit von Sonderphänomene in derselben Seelen-
einheit verknüpft, ungeachtet doch alle Organismen durch die all-
gemeine Natur zu einem einzigen System verknüpft sind, so kann dies
nur darauf geschrieben werden, dass die psychophysische Thätig-
keit sich zwischen ihnen nicht in derselben Weise durch die
Natur forterstreckt, als in ihnen" (heisst es bei Fechner). Indess wird
durch die ethnologischen Beobachtungen der socialen Völker-
gedanken solch gesetzlicher Zusammenhang eben dargelegt werden,
und aus dem Reiz ''°) des sinnlichen Einfalls wächst der Gedanken-
bau empor (durch die Eindrücke der Umgebung beständig neu
genährt).
Wir haben das Ziel im gesuchten Problem als das Unbe-
kannte zu setzen, dessen Werth (ohne vorläufig willkürliche Sub-
stitution) in den Rechnungen zu fixiren bleibt, nach analytischen
Operationen^^), nicht unter „der Annahme des Gesuchten, als etwas
Gegebenen, um' durch Schlüsse zu etwas Wahrem zu gelangen".
Dies konnte geschehen, so lange sich das Denken in einer räum-
Hch und zeitHch begrenzten •^^) Welt bewegte, so lange deshalb
auch, vor der Durchbildung^^') des Calcul, die geometrische Con-
struction erst den Beweis lieferte für den arithmetischen Satz.
Für uns, seit das Unbegrenzte in der Weltanschauung auch eine
Infinitesimalrechnung bedingte, wird in den Differenzen (zunächst
des unendlich Kleinen, in der Form von Verhältnissmomenten auf-
tretend) der erste Ansatzpunkt fernerer Forschung ^^) zu gewinnen
sein, und wenn imaginäre Grössen (mit Bernouilli) eingeführt
werden, wahrt ihr nur temporärer Charakter die Möglichkeit der
XVIII ' \'ORWORT.
Rectification, so oft durch den Fortgang der Studien benöthigt. Hier
wird es gelten, für die Psychologie (die bis jetzt freilich kaum das
Einmaleins bemeistert hat) in kommenden Tagen eine Variations-
rechnung zu begründen, wie es für die Mathematik"'^) von Euler
geschah, in einer Disciplin, mit der Veränderung der analytischen
Ausdrücke beschäftigt, die sie erleiden, wenn sich Functionen
in ihnen ändern (s. Giesel), durch den Valor differentialis oder
Increment einer Function als Variation derselben.
Das in halb poetisch, halb philosophischer Auffassung- mit
der Sprache (als Logik'*')) identiiicirte Denken ergiebt sich viel-
mehr als eine Rechenkunst'"), eine (griechische) Xoyiacix^, denn
obwohl auf den unteren Stufen der Naturvölker das Denken eine
Zeitlang mit der Entwickelung der Sprache"'') parallel läuft und
deshalb jene complicirten Systeme schafft, die bei wilden Stämmen
oft zu überraschen pflegen, wird doch bald die Unmöglichkeit
erkannt, auf solchem Wege fortzugehen, und die Sprache fürder-
hin in der Hauptsache dann nur als Werkzeug des Ausdruckes -'^)
verwendet (und dass ein derartiges Werkzeug sich dann wieder
für seinen Zweck um so vollkommener beweisen muss, je einfacher
es ist, gelangte bereits mehrfach in dem Hinstreben höherer Cultur-
sprachen zur Anerkennung).
Indem Aristoteles das apodeiktische Wissen (als gesetzlich ge-
sichertes •'''■')) der (sophistischen) Dialectik (des Meinens und Sch^i-
nens) gegenüberstellt, unterscheidet er die Apodeiktik als \^i^a-
Xvtixd von der yioyixd^ „insofern letztere dem Gebiet des Dialecti-
schen näher liegt" (s. Prantl), dem sprachlichen Wortdenken neben
dem denkenden Rechnen.
Als unter den sieben freien Künsten der Scholastik beson-
ders die Dialectica aufgefüttert wurde, vertrat der in Formel-
kram'^*') verknöchernden Logik gegenüber eine lebensvollere Rich-
tung, die philologisch auf das Thatsächliche der Geschichtsan-
schauung gedrängte Grammatica, während später, bei erweiterter
Auffassung der Natur, die Philologie wieder in manchen Zweigen
resultatlos zu verdorren begann. Schon in der Schlacht der
Autoriaux mit den Quiqueliquique, und dem ihnen verbündeten
Dom Barbarisme (s. Henri d'Andly), wird der Sieg mit Hülfe der
Astronomie erkämpft.
Die naturwissenschaftliche Logik wird bei den auf altem Erb-
gut eingesessenen Weisheitsliebhabern kaum auf grosse Unter-
stützung rechnen können, und besser thun, sich für solche ausser-
VORWORT. . XIX
dem an die Mathematik zu wenden, denn „necesse est, iogicam a
mathematicis dependere", wie Roger Baco sagt, und: „Logica et
grammatica sunt accidentales scientiae et non principales".
Wie die in der elementaren Mathematik zur Anwendung ge-
langte Methode, wird die der Logik ihre, der höheren Analysis
entsprechende, Modification zu erhalten haben, w^enn die Psycho-
logie mit mathematischer Präcision nach der inductiven Methode
auf Grundlage realer Facta, (w^ie in den übrigen Zweigen der
Naturwissenschaften), zur Ausbildung gelangen soll. Es w^ürde
also der Entdecker einer psychologischen Differential- und In-
tegral-Rechnung zu erwarten stehen, ehe wir befähigt fühlen
können, uns unter der jetzigen Weltanschauung''^) im Unendlichen
und Ewigen zurecht zu finden. Bis dahin bleiben die Verstümme-
lungen der mathematischen Constructionen zwar bedauerlich,
aber in einer, beim Mangel des erst nach einander zu beschaffen-
den Materials auf Nothbehelfe angewiesenen, Uebergangszeit
einigermassen entschuldbar, obw^ohl ihnen die Controverse des-
halb nicht erspart werden darf und von den geübten Vorkämpfen
einer, im Waffenhandw-erk geschulten, Philosophie auch nicht er-
spart worden ist.
Soweit die aus ethnologischem Alaterial genährte Psychologie
mit der Philosophie zusammen zu gehen vermag, Avird solches
Bündniss beiden Theilen zu Gutö kommen, dieser in Realisirung*^"^)
idealer Schemen, und jener in dem Mitgenusse einer aus alten
Beständen angehäuften Erbschaft.
Die Ethnologie findet sich gegenwärtig in einem so gewal-
tigen Schusse ihres Wachsthums, dass sie deutlich nach baldig-
ster Entfaltung ihrer BlüthenfüUe tendirt, aber bei der augenblick-
lich grassirenden Modekrankheit, welche mitunter die schlimmsten
Symptome naturphilosophischer Epidemien aufzeigt, scheint Vor-
sicht geboten und einige Hinzögerung rathsam. Die aus den
neuen Ergebnissen der vergleichenden Psychologie hervortreten-
den Enthüllungen sind so reich an verführerischen Verlockungen zu
Hypothesen, dass es eher vorzuziehen bleibt, sie in rauher Schaale
zu geben, als eine harte Nuss, die nur von denen zu knacken ist,
die durch ernstliche Arbeit darum bemüht sein w^erden. Und
wne die Psychologie, bleibe auch die Ethnologie fern zu halten von
jenem verw-üstenden Strom, der alle die saueren Errungenschaften
Jahrhunderte langen Sammeins und Sichtens wieder in das gleich-
massige Grau der Theorie fortzuschw^emmen droht, den kaum
XX VORWORT.
gewonnenen Einblick in die bunte mit harmonischen Farbenspielen
gebrochene Welt der Wirklichkeit durch Zwischenschieben nebe-
liger Spukgestalten *^") trübend.
Nicht auf vermeintliche Thaten des Geistes kommt es an,
die, so gross sie auch von uns ruhmredigen Menschenkindern
aufgebauscht werden möchten, doch im Universum nur jämmer-
lich klein erscheinen dürften. Es handelt sich vielmehr um die
Lehren der Natur, und um die Möglichkeit ihres gesetzlichen
Verständnisses, um jenen ersten und festen Ansatzpunkt der For-
schung, wie ihn allein die strenge Inductionsmethode zu gewähren
im Stande sein ward.
Während die einfachen und untheilbaren Molecule, welche
die Körper zusammensetzen, als wahrscheinlich ungekannt zu be-
trachten bleiben (nach Lavoisier), würden unter Elemente dagegen
die letzten Bestandtheile zu verstehen sein, welche die Analyse
ergiebt, und so sind alle für die Chemie unzersetzbaren Substan-
zen auch Elemente, nicht dass dieselben, als wirklich einfache
Körper zu betrachten waren, sondern w^eil sie uns so lange bis
ihre Zerlegung glückt, als solche erscheinen (s. Kopp).
Solche Darlegung eines elementaren Principes, das ist eine
That, die w^ir feiern dürfen, feiern unter dankbarer Huldigung
der lehrenden Natur, die uns hierin eine erste Fingerspitze gezeigt
und die Augen dafür geklärt hat, in Wegnahme des bisher ver-
hüllenden Schleiers.
Dieses Heureka Lavoisier's bildet den Stützpfeiler *^'^) des in-
ductiv aufgeführten Wissensgebäudes. Entfernte man ihn aus der
Chemie, so w^ürde sie wieder in ein alchymistisches Chaos zu-
sammenstürzen, und nimmt man der Ethnologie, dem Phantom der
Descendenz nachjagend, die in der Spielweite ihrer Variationen
umschriebenen Typen ^''), so wirft man das nahrhafte Stück Brod
aus der Hand, um nach seinem Schattenbild im Wasser zu greifen.
Wer trotzdem den Launen seiner Phantasie nachzuhängen
wünscht, der braucht in diesem Vergnügen, (oder in welch' an-
derem er an philosophischen Deductionen findet), nicht gestört
zu werden, wohl aber erhebt sich gegen falsche Prätensionen der
Protest, dass es sich da nicht um Naturwissenschaft im heutigen
Sinne handelt, wo ihre Principien, mit denen der Indüction, negirt
werden.
Wenrt es der Ethnologie im weiteren Verfolg des ihr bereits
eröffneten Weges gelingen sollte, die socialen Gedanken in län-
VORWORT. XXI
geren Vergleichungsreihen zu ordnen und hiemit der Psychologie
die geeigneten Materialien für einen inductiven Ausbau zu be-
schaffen, so würde dadurch die Geschichte mit dem Charakter
naturwissenschaftlicher Sicherheit und Zuverlässigkeit in ihren
Aussprüchen geprägt werden und unsere gesammte Weltan-
schauung nothwendig eine radicale Umgestaltung gewinnen.
Dann würde sich dem Menschen, befreit von den Fesseln subjectiver
Selbstschöpfungen, in der objectiven Betrachtung des ihn gleich-
falls umschliessenden Existenz - Ganzen, mit dem Eintritt in
den genetischen Bildungsgang seine wahre Wesenheit zu er-
schliessen beginnen, und indem auch die geistige (die bis jetzt
meta-physische) Natur der Behandlung durch die Inductions-Me-
thode unterworfen bliebe, würde er sich nicht nur dem Körper,
sondern auch dem Geiste nach, als integrirender Theil der dann
vom Terrestrischen zum Kosmischen erweiterten Natur empfinden
und so verstehen lernen, im Einklang harmonischer Gesetze.
Eine Kernfrage für die inductive Forschung liegt darin, zu
entscheiden, wie weit bei dem bereits mehr oder weniger deut-
lich Erkannten der Einfluss fremdartiger Elemente, wenn er sich
aus vereinzelten Anzeichen der Vermuthung aufdrängt, bereits in
Rechnung gezogen werden darf. Haben wir für Detailbestim-
mungen schon feste Verhältnisswerthe gewonnen, so dürfen nicht
ohne Weiteres Zahlen zwischen geschoben werden, die bis dahin
gleichsam nur Ziffern repräsentiren und noch nicht in festen
Proportionen formulirt werden können, da das Rechnen eine directe
(oder doch indirecte) Gleichwerthigkeit der Factoren verlangt, um
zuverlässige Resultate zu gewinnen. Insofern (in Bezug auf
das gegebene Thema) wird es vorzuziehen sein , den ameri-
kanischen Continent, ehe wir der hier und da nahe liegenden An-
sicht über die Möglichkeit eines Contactes mit iVsien oder Europa
in vorgeschichtlichen Stadien, (und der besonderen Folgewirkun-
gen derselben), nachzugehen unternehmen, zunächst und zuerst als
einen in sich abgeschlossenen zu betrachten, als einen mit schar-
fer Horizontlinie umschriebenen, um vorher innerhalb derselben
die Erscheinungen des darin spielenden Völkerlebens nach genau
bestimmten Verhältnisswerthen anzuordnen und für den Calcül
vorzubereiten, um vorher innerhalb derselben die natürlich gegebe-
nen Wanderstrassen im Detail festzulegen, vorher eben innerhalb
derselben zu einem provisorischen Abschluss des Ganzen zu ge-
langen. Dann allerdings wird sich wieder dieses Ganze zu dem
XXII VORAVORT.
Ganzen des asiatischen und europäischen Erdtheils in proportio-
neile Relationen setzen lassen, für Klärung der in einander über-
laufenden Elemente, während eine zu frühe Hinzunahme dersel-
ben nicht nur in Unklarheit verbleibt, sondern die soweit beste-
hende selbst noch vermehren muss. In ähnlicher Weise liegt ein
Haupt-Einwand gegen die Descendenzhypothese (abgesehen von
dem in einer unendlichen Weltanschauung abzuweisenden Anschluss
an einen Anfang und ein Ende), in der Nothwendigkeit an gesetz-
lichen Typen festzuhalten, welche, so sehr ihnen auch die Spiel-
weite zulässiger Variationen zuzuerkennen ist, doch darum nicht
ihres organisch geforderten Centrums einheitlichen Zusammen-
hangs entrathen''*^) können, so wenig wie die Elemente der Chemie,
in ihrer bis dahin als unantastbar gültigen Selbstständigkeit, durch
theoretische Deductionen sich würden erschüttern lassen. In Allem
diesem ist unser junges" Wissen noch weit von endgültigem Ab-
schluss entfernt und die Tragweite der im Laufe der Untersu-
chungen hervorrufbaren Weiterfolgerungen noch nicht entfernt ab-
zusehen. Es handelt sich jedoch in jedem Stadium der Untersu-
chung um die Opportunität dessen, was ihrer Klärung am förder-
lichsten sein dürfte, und dafür ergiebt sich auf dem jetzigen
Standpunkt möglichst strenge Uebereinstimmung mit den Anfor-
derungen der Inductionsmethode , also als Vorbedingung, eine
durchgängig stete Gleichwerthigkeit der Rechnungselemente in
definirbar zu fixirenden Proportionsverhältnissen.
ANMERKUNGEN ZUM VORWORT.
^) In der verschiedenen Schreibart der Eigennamen ist gewöhnlich die derjenigen
Quelle bewahrt, die für die Citation benutzt war, oder auch bei etwaigem Hinweis
auf die Etymologie die dadurch festzustellende Form verwandt oder zugefügt. Weiteres
darüber im Anhang S. 949 u. flg.
2j Von den älteren Grammatiken u. s. w. sind besonders zu nennen (meist im
Ctlg. der K. B.):
Bertonio, Rubio (für Aymara),
Valdivia, Febres, Havestadt (Araucanisch),
Cepeda, Albornoz (Chiapanekisch),
Tapia, Zenteno (Huastekisch),
Flores (CakcbiqueP,
Gabriel de San Bonaventura, Beitran de Santa Rosa Maria, Quiros, Joaquin
Ruz, Diego de Landa (Maya),
Molina, Arenas, Antonio del Rincon, Andreas de Olmos, Diego de Galdo
Guzman, Carochi, Vetancourt, Gastelu, Olmedo y Torres, Manuel Perez,
Francisco de Avila, Tapios Zenteno, Sandoval (Mexicanisch).
Bernardo de Lugo (Chibchas),
Haedo, Sebastian de Ribero, Horatio Carochi, Luis de Neve y Molina
(Otomitisch),
Francisco de Joval (Popoluca),
Benito Hernandez, Alvarado, Antonio de los Reyes (Mixteken),
Santo Thomas, Holguin, Martinez, Diego de Torres, Alonso de Huerta,
Juan de Vega, Diego de Olmos, Carrera, Juan Roxo, Sancho de Melgar
(Quichua),
Lagunas, Gilberti, Angel Serra, Juan Bravo, Fernando de la Carrera (Yunga).
Quixas (Tarasker),
Zambrano Bonilla (Totonakisch),
Juan de Cordova, Pedro Feria, Pedro Cueva, Christobal Aguero (Zapoteken),
Quintana (Mixes).
In der Aufstellung Brasseur de Bourbourg's (Bibliotheque Mexico-Guatemalienne)
finden sich vorhandene Manuscripte angegeben. Auf Grund der Werke Pimentel's
und Orozco y Berra's hat Malte-Brun eine ethnographische Karte Mexico's (im An
schluss an die bei dem letzteren befindliche) herausgegeben (Nancy 1878). Für die
von ihnen berührten Gebiete bleiben bekanntermassen Buschmann's Arbeiten mass-
gebend. Für andere Literaturnotizen (Markham's, Clavigero's u. A. m.) s. S. 887.
XXIV ANMERKUNGEN ZUM VORWORT.
3} Bei der verwickelten Rechnung der Psychologie wird es sich meist darum
handeln, „zusammengesetzte Grössen als Summe von Combinationen nach gewissen
Gesetzen in einem einfachen Ausdruck darzustellen" (wie bei Anwendung der Com-
binationslehre in der Analysis) und so hat man (gleich der combinatorischen Analysis)
auszugehen von „einer Zusammenzählung und Zusammenstellung des Gleichartigen"
(s. Klügel).
*) Der Mensch in der Geschichte. (Leipzig 1860).
^) Aristoteles schon nennt es äronov ccucc C^thu i-Tnajtjfj.rjv xal iqottoi' i-niarrj/Ayjg etc.,
und wer also solche auf inductivc Materialbeschaffung angelegten Bücher benutzen will,
wird sich erst in den Sinn hineinzudenken haben, für dessen Ziel sie benöthigt wurden
und muss bei den unter den verschiedensten Beziehungen der Parallelen verschlungenen
Maschen des Netzes auch zwischen den Zeilen zu lesen verstehen. Plus les observations
sont nombreuses et moins elles s'ecartent entre clles, plus leurs resultats approchcnt de
la verite (Laplace).
^) Im richtigen Vorgefühl des zeitgemäss Erforderten hat neuerdings Herbert
Spencer solche Materialiensammlungen anfertigen lassen (in der Sociologie). lieber
H. Bancroft's "Werk : ,,The native races of the Pacific coast" habe ich mich bereits aus-
gesprochen. So sehr die verschiedenen Einwendungen, die dagegen erhoben sind, vom
Standpunkt der in anderen Literaturzweigen von der Kritik mit Recht gestellten An-
sprüche mehr oder weniger Berechtigung haben mögen, so muss doch hier den neuen
Bedürfnissen Rechnung getragen werden, und wer ein solch' weit angelegtes Werk
emsigen und umfassenden Fleisses vor sich sieht, dem dürfte es ein natürliches Gefühl
erscheinen, in dankbarerAnerkennung des dadurch Geleisteten und den Studien Ilinzu-
gewonnenen, die unter den Verhältnissen unvermeidlichen Fehler- Verbesserungen der Zeit
zu überlassen, welche sie im Fortgang der Arbeiten, wenn im gleichen Sinne weiterge-
führt, mit hinzutretenden Hülfsmitteln gewähren wird. Ausserdem sind in der Mitarbeit
an der hier gestellten Aufgabe besonders die Veröffentlichungen E. B. Tylor's hervorzu-
heben, der §^ine feine Beobachtungsgabe in ein derselben entsprechendes Gewand zu klei-
den versteht, und vor Allem dazu beigetragen hat, in weiteren Kreisen ein erstes Interesse
wach zu rufen. Dieser erste Schritt, der stets der schwierigste (und mitunter die
Hälfte des Ganzen), ist Keinem mehr zu verdanken, als dem Verfasser der „Primitive-
Culture".
'^) Die für Förderung dieser jetzt immer dringender gestellten Aufgabe angelegten
Bücher müssen zunächst in der Buntscheckigkeit eines anecdotenartigen Charakters er-
scheinen, ähnlich wie die ethnologischen Museen bis dahin nicht viel Besseres waren,
als Curiositäten - Kabinette. Seit mit der Bedeutung der Wissenschaft selbst, diese
Mängel ihres Hülfsapparates zum Bewusstsein gekommen sind, ist man eifrig bemüht, ihm
abzuhelfen und den ethnologischen Sammlungen, sow^eit es noch möglich ist, eine ähn-
liche Vollständigkeit zu gewähren, wie denen der übrigen Naturwissenschaften. Ebenso
werden die Registrirungsbücher, wenn die Hauptrubriken gefüllt erscheinen dürfen,
dann an die Sichtung und Anordnung gehen, aber das Feld i^ we^t, und so üppig
die Ernte auch steht, doch der Arbeitshülfe nur wenig. „Die Geographie ist wie der
Ocean, unermesslich, aber flach", sagt Ritter von der Geographie, und ähnlich gilt es
von der Ethnographie, auch sie erweisf sich so unermesslich, dass man zunächst genug
und übergenug mit Befahrung der Oberfläche zu thun hat, obwohl sich dann später
mit den Tiefseemessungen eine noch unermesslichere Fülle von Localarbeiten zu-
sammenhäufen wird, da die Tiefen des menschlichen Geistes zu proben sind, nicht nur
in jedem Volk im Allgemeinen, sondern in jeder Schule und jeder Secte jeder Schule.
ANMERKUNGEN ZUM VORWORT. XXV
Dann werden auch die feineren Distinctionen folgen, die man bis jetzt vermisst, und
absichtlich noch bei Seite lassen muss, um den ruhigen Gang naturgemässer Ent-
wickelung nicht zu stören.
8j Ein gegen diese Material-Ansammlungen wiederholt erhobener Vorwurf ist
der, dass ihnen, wie eine übersichtliche Anordnung, auch die kritische Sichtung fehle,
und da solche Mängel weder verdeckt werden sollen, noch überhaupt verdeckt werden
könnten, mag nur gegen den Vorwurf ein Einwurf erlaubt sein. Auf den meisten
Feldern der Literatur wird das Verlangen nach einer sauberen und zierlich geglätteten
Darstellungsweise mit Recht erhoben, sowohl zum Besten des behandelten Gegenstandes
selbst, als auch aus Rücksicht gegen das lesende Publikum, und wo es sich um ein
umschriebenes Beobachtungsfeld handelt, mit den Hülfsmitteln von Altersher über-
kommener Gelehrsamkeit zur Hand, werden solche Ansprüche ihr gutes Recht bewah-
ren, und ihrer allgemeinen Berechtigung sich zu entziehen, kein Sonder-Recht zuge-
standen werden können.
In dieser heute an uns, ebenso unerwartet fast, wie gebieterisch, herangetretenen
Aufgabe einer wissenschaftlichen Vorbegründung der Ethnologie kommen indessen so
weite und bedeutsame Interessen in Frage, dass derjenige, der sich ganz und voll von
ihnen durchdrungen fühlt, zu jedem Opfer persönlicher Befriedigung bereit sein muss,
um der gestellten Aufgabe in ihrem vollen Masse zu genügen. Er wird sich nicht
scheuen dürfen, seine Bücher harten Verdammungsurtheilen auszusetzen, ja er wird
sich selbst zwingen müssen, jede Empfindlichkeit zu überwinden, wenn manch jugend-
licher „Recensent, der tapfere Ritter", wie ihn Uhland besingt, sich dieselben als
passendes Object auswählt, um daran die ersten Sporen zu verdienen. Im Falle die
Ueberzeugung berechtigt ist, dass das Möglichste dessen geschehen sei, was Zeit und
Kraft erlaubten, um der künftigen Fortentwickelung vorzuarbeiten, wird dann dem Uebri-
gen freier Lauf gelassen werden müssen. Trjg d' dosir^g IdQuira 0-iol nQonccooiS^iv hi^tjyucv.
Gewiss entfaltet sich erst in kritischer Sichtung und Läuterung die eigentliche
Blüthe der Forschung, reifen erst in ihr die Früchte, die wir zu ernten hoffen, aber
eben dieses Grundes wegen kann auf diese letzten Früchte unmögli^ schon gehofft
werden, wo es sich erst um ein allererstes Anpflanzen handelt, und diese noch in der
Erde wühlende Arbeit den sonst vollberechtigten Forderungen nach scrupulöser Sich-
tung und Säuberung nicht überall und stets so zu entsprechen vermag, wie es an sich
wünschenswerth sein würde.
Als plötzlich und unvermittelt jene Fluth neuer Thatsachen und Anschauungen
auf uns hereinbrach, als es innerhalb des Horizontes der noch lebenden Generation zu
gähren begann mit chaotischen Kreisungen, um eine bis dahin nur unbestimmt vor-
geahnte Wissen Schaftsgöttin zu gebären, als sie unvermuthet vor uns stand, gerüstet
mit Schwert und Schild, um mitzustreiten im "Wettkampf der Geister — da konnte nicht
daran gedacht werden, in der Studirstube die Bücher zu feilen und zu glätten, um
der Kritik ein Lächeln abzugewinnen, da galt es vielmehr ein verzweiflungsvolles
Ringen, ein Ringen um die Existenz, um nicht hinweggeschwemmt zu werden in jenem
ringsum aus allen Theilen der Erde auf uns herniederstürzenden Strom, den kaum die
scheinbar best gefestigtsten Dämme in dem bisherigen System der Wirthschaftslehren
aufzuhalten oder gar einzuschliessen vermochten. Hier galt es nur in Eile und höchster
Noth, das aufzugreifen und zusammenzuraffen, was mit reissender Geschwindigkeit aut
den Wogen vorüberströmte, aufzuraffen und zu sammeln jede Beobachtung, die zu
Händen kam, um wenigstens vorläufig nur einen Auftritt unter den Füssen zu erhalten,
von dessen Kern aus sich dann mit der Zeit ein fester Boden würde breiten können.
XXVI ANMERKUNGEN ZUM VORWORT.
Hoc erat in votis, und zum Theil wenigstens ist es in der That gelungen, so dass sich
auf diese wilde und aufregende Vergangenheit insofern niclit ohne Befriedigung zurück-
blicken lässt, als wir jetzt in Wirklichkeit bereits den ersten Ansatz zu solch fest-
gesicherter Bodenbereitung zu gewinnen beginnen, und damit wird dann die Kritik in
ihre früheren Rechte hoffentlich bald schon wieder einzutreten vermögen, ja für manche der
ethnologischen Detailarbeiten ihre Ansprüche wahrscheinlich selbst noch zu schärfen haben.
Je eher dadurch dann solche, auf vorbereitende Materialbeschaffung angelegten,
Werke überflüssig und unbrauchbar werden sollten, desto lieber wird es mir sein.
Ihren Zweck haben sie dann dadurch eben erreicht, wenn sie den folgenden, in ein-
zelnen Punkten wenigstens, vorzuarbeiten vermochten.
^) Dass eine derartige Behandlungsweise keine permanente wird werden dürfen,
ist selbstverständlich, sie scheint indess in dem gegenwärtigen Uebergangszustand nicht
nur zulässig, sondern in einiger Hinsicht selbst unumgänglich, und wird auch für die
nothwendig damit verbundenen Unvollkommenheiten eine Entschuldigung beanspruchen
dürfen, wenn in dem Apparat vorbereitender Hülfsmittel allseitig umfassend angelegt
und neue Vermehrungen zufügend. Im Uebrigen dagegen wird es jetzt vor Allem
auf Monographien ankommen, und an solche wird dann der Anspruch völliger Er-
schöpfung des augenblicklich soweit vorhandenen Materials, je nach dem aufgestellten
Gesichtspunkt der Behandlung, erhoben werden dürfen. Da je enger dieser um-
schrieben, desto leichter jenen Anforderungen zu genügen ist, so wird jeder Mitarbeiter
seine Kräfte nach den ihm aus Selbstbeobachtung oder Literaturstudium zu Gebote
stehenden Materialsammlungen zu bemessen haben, um seinerseits dem Aufbau einen
brauchbaren Baustein beizufügen.
1^) Der Syllogismus wird definirt als dasjenige Erzeugniss des ausgesprochenen
Urtheils, in welchem, sobald irgend Behauptungen aufgestellt sind, eben vermöge des
Stattfindens derselben mit Nothwendigkeit etwas Anderweitiges als jenes bereits Vor-
liegende sich ergiebt und dieses Sammeln (ffvU.oyiCfaf^ca) der „an sich zerstreuten
Wahrnehmungen und Aussagen betreffs eines Gebiets" (v. Prantl) bezieht sich bei der
Induction auf 4ie Thatsachen selbst, die in Gleichungen gesetzt in der Rechnung
weitere Folgerungen ergeben (aus den innewohnenden Wahlverwandtschaften) bei
gegenseitiger Bedingung der objectiv wirklichen Wesenheit mit dem begrifflichen Sein.
Sine experientia nihil sufficienter sciri potest (Roger Baco), da aber die sinnliche
Erfahrung dem Menschen nicht genügt, ,, oportet, quod intellectus hominis aliter juve-
tur" und dafür giebt Roger Baco „septem gradus hujus scientiae interioris", in mysti-
scher Verzückung, indem die damaligen Rechenmethoden (in der auf Mathematik basirten
Logik) für die Klärung nicht genügten. Sunt autem sex transcendentia, videlicet ens,
res, aliquid, unum, verum, bonum, quae re idem sunt, sed ratione distinguuntur (Pseudo-
Thomas). Als Gebote der Inca werden Ama-quellanquichu, Ama-llullanquichu, Ama-
suanquichu, Ama-huahocchucanqui , Ama-huanuchinquichu (das Müssigsein, Lügen,
Stehlen, Huren, Tödten verbietend) erwähnt u. A. m.
1^) La metaphysique de l'analyse infinitesimale est la meme dans le fond que
Celle de la methode d'exhaustion des anciens geometres (s. Bossut), und so verlangt jede
Induction eine Exhaustions-Methode. In der Wahrscheinlichkeitsrechnung oder der
,, Anwendung der Mathematik auf die Gesetze der Wahrscheinlichkeit" (worin „die
Mathematik sich der scheinbar gesetzlosen und zufälligen Erscheinungen der Natur
und des menschlichen Handelns zu bemächtigen'' bemüht) sieht Suter „den Beleg da-
für, wie diese abstracteste aller Wissenschaften selbst in diejenigen Sphären mensch-
lichen Denkens, die auf den ersten Anblick der wissenschaftlichen Strenge und Gesetz-
ANMERKUNGEN ZUM VORWORT. XXVII
mässigkeit entbehren und nur schwer dem mathematischen Formalismus sich unter-
ziehen zu wollen scheinen, mit Erfolg eingedrungen ist."
1^) Da ich mich, als dieses Urtheil niedergeschrieben wurde, auf einer zweiten
Reise in Ost-Asien abwesend befand, ist es mir erst später zu Gesicht gekommen. Doch
würde ich damals auch nur wenig zu erwidern gehabt haben, indem sich die geäusser-
ten Zweifel an der Ausführbarkeit des Vorhabens nicht mit Versprechungen und
schönen Worten beseitigen lassen, sondern einzig durch die Ausführung selbst, und
deren Möglichkeit damals noch eine zweifelhafte bleiben musste. Zunächst galt es
keine Polemik, sondern nur: Carpe diem.
^'^) Aux limites de la physiologie visible commence une autre physiologie, dont
les phcnomenes, beaucoup plus varies que ceux de la premiere, sont, comme eux
assujettis ä des lois, qu'il est tres important de connaitre. Cette physiologie, que nous
designerons sous le nom de psychologie, est sans doute une continuation de la phy-
siologie visible (Laplace). Was wir philosophische Fragen zu nennen pflegen, sind
meist psychologische Fragen, bemerkt von Hartsen.
1^) Die Wesenheit des Menschen (als Zoon politikon) verwirklicht sich erst in der
Gesellschaft, erst innerhalb dieser existirt der Mensch. Der isolirte Einzelne ist der
Existenz ebenso unfähig, wie geistiger Entwickelung, da sich der Gedanke erst im
gegenseitigen Austausch der Sprache (unter Ergänzung der Gesichtsbilder im Zutritt
der Hörbilder) zum Bewusstsein abklärt. Da also insofern der Einzelngedanke einen
integrirenden Theil der socialen Gedanken bildet (den Völkergedanken), kann er für
seine eigene Bedeutung erst in zweiter Reihe abgeschätzt werden, als secundäres Pro-
duct, und der Ausgangspunkt der Forschung ist in jenem Primären, in dem Völker-
gedanken (einer inductiv aufbauenden Völker-Psychologie) zu nehmen.
1^) Ein Hinweis auf die der Induction erforderliche Materialbeschaffung liegt be-
reits bei Aristoteles, schon mit dem im Schlussverfahren vorhergehenden Sammeln
( avkknyiCfoyhai,), ausgesprochen (während solche Principien in der grammatisch-rhetorischen
Logik der Stoiker, und der aus ihnen das Mittelalter beherrschenden Scholastik, zum
Wegfall kamen), und immer verlangte die Beschaffung seines aposterioristischen Materials
(in der loio^ia), zur exacten Durchbildung, erst den Vorbereitungscursus der Natur-
wissenschaften, um für die Psychologie, in ihrem Anschluss an die Physiologie, aus
der Ethnologie die thatsächliche Grundlage der erforderlichen Daten zu erhalten.
16) Herder, indem er seine „Ideen" an die „Verhältnisse der Natur" anschloss,
kennzeichnet den Beginn des noch nicht abgelaufenen Durchgangsstadium im Ueber-
gang von der Geschichts-Philosophie zur Geschichts-Psychologie.
1"^) Multo tempore disce, quod doceas, monirt schon der heilige Hieronymus, aber
Viele finden es bequemer, Hirngespinnste zu weben, als von der Natur zu lernen.
18) Die Umgestaltung der „Vermögen" zu „Processen" (in der Psychologie) Hesse
sich der Anwendung der Analysis auf die Geometrie vergleichen. Die Analysis, als
Theorie der Functionen, führt ein in die Wandlungen des Werdens, und indem in der
Analysis Infinitorum die Differentialrechnung die Grenzverhältnisse aus den ge-
gebenen Relationen der Grössen suclit, so bieten sich dadurch Fingerzeige, wie bei in-
ductiver Ausbildung der Psychologie, auch innerhalb der sinnlichen Beschränkung des
Menschen ein annäherndes Verständniss des Transcendentalen gewonnen werden könne,
während die Integralrechnung (um die Relation aus den Grenzverhältnissen zu gewinnen)
hier wohl auch dem geübtesten Rechner verborgen bleiben wird (obwohl dieserartige
Aufgaben vorzugsweise gern von der Deduction behandelt wurden, noch ehe sie im Liber
Abaci sich sicher wusste, so dass Theologumena Arithmetices zu Hülfe zu nehmen waren).
XXVIII ANMERKUNGEN ZUM VORWORT.
1^) Der künftige Reformator wird sich verpflichtet fühlen (wie seiner Zeit Leib-
nitz in der Mathematik) „d'introduire de nouveaux caractcres et de leur donner un
Algorithme nouveau, c'est-a-dire des r^gles toutes particulieres, pour leur addition,
soustraction, multiplication, division, puissances, racines, equations". Ans der Erkennt-
niss, wie sich der Ausdruck (für die auf einander folgenden Glieder) <ändert, sobald
die Anzahl der zusammenaddirten Glieder wächst, lässt sich beurtheilen, unter welchen
Bedingungen der Ausdruck sich einem festen Grenzwerth nähert, und für diese Vor-
aussetzung der Grenzwerth selbst angeben, womit dann der Grenzwerth der vorgeleg-
ten unendlichen Summen gefunden ist. Indem die Differentialen, als verschwindende
Grössen, unter der Bestimmtheit des Verhältnisses stehen, mit welchem sie verschwin-
den (s. Schwarz), so könnte schon im Flusse des Werdens das Gesetz fixirt werden.
Buffon fasst das Planetensystem als einen Integralbruch der Sonne.
20) Oiidty /«^jM« fxiarjv yivucci, ccXku ndi'TCi h. Xöyov t« xal vn aväy/.t^q (s. De-
mokrit).
21) Als Descartes das Fehlerhafte der falschen Schlüsse, die damals in der Physik
herrschten, erkannte und die Körper als aus Elementen bestehend betrachtete, begann
eine vielversprechende Reform der Philosophie, aber ,, durch die Zahl und Mannigfaltig-
keit der zu erklärenden Phänomene bald verwirrt gemacht", häufte er Hypothese auf
Hypothese (s. Bossut), und erst Newton's Arbeiten brachten ordnende Klärung. Das
Verhältniss der Monade zum Universum (in der praestabilirten Harmonie) ist (bei
Leibnitz) nur der Speculation zugängig, während zur Begründung einer empirischen
Psychologie durch die Induction die Beobachtung dorthin vordringen muss. „Einer
deductiven Erklärung der allgemeinen Wahrheiten muss eine inductive Feststellung
derselben vorangehen", bemerkt Spencer, die Thatsachen der Sociologie prüfend, „um
zu sehen, zu welch' empirischen Verallgemeinerungen sie sich zusammenordnen lassen".
Nicht nur verwendete Aristoteles den Ausdruck der Induction oftmals für den der
Analogie, sondern ausserdem zeigt sich die Geneigtheit (wie Eucken bemerkt), vom
Einzelnen rasch zum Allgemeinen überzugehen (obwol indess auch bei der durch
naturwissenschaftliches ^laterial erleichterten Induction die Controlle der Deduction
stets im Auge zu halten ist).
22) Die Gleichartigkeiten in den primitiven Ideen sind aus den elementaren Ge-
setzen im Wachsthumsprocess des Denkens zu erschliessen, und die auch fernerhin in
Annäherung verfolgbaren Aehnlichkeiten bei weiterer Entwickelung aus den Pro-
portionen, die sich zwischen unendlich kleinen Incrementen einer ,,Methodus Fluxionum"
(„incrementa vel decrementa momentanea") herstellen lassen, oder in den Derivations-
Rechnungen beim Ausgang von der die Veränderung ausdrückenden Function und
ihren Derivirten (bei Lagrange) oder Differentialquoti«nten. Wie für kosmische Vor-
gänge in der Astronomie, oder terresrische in Physik und Mechanik, wird die Analysis
des Unendlichen auch für psychologische in ihren terresrisch- kosmischen Beziehungen
zu verwerthen sein. Veniet tempus quo isla quae nunc latent in lucem dies extrahat
et longioris aevi diligentia; ad inquisitionem tantorum aetas una non sufficit ut tota
coelo vacet. Quid, quod tam paucos annos inter studia ac vitia non aequa portione
dividimus? itaque per successiones ista longas explicabuntur. Veniet tempus, quo
posteri nostri tam aperta nos nescisse mirentur (s. Seneca).
23) Hipparch's „unermessliche Arbeiten legten den Grund, auf welchem das ganze
Gebäude der Astronomie ruhen sollte", als man (nach Plinius) die Sterne zu zählen
unternahm. Hipparchus (numquam satis laudatus etc.) ausus rem etiam deo inprobam,
adnumerare posteris Stellas ac sidera ad nomen expungere organis excogitatis, per quae
ANAIERKUXGEN ZUM VORAVORT. XXIX
singularum loca atque magnitudines signaret. Und so wird bei richtiger Methode auch
ein Zählen der Gedanken nicht ganz hoffnungslos erscheinen.
2^) Dass von der Gedankenstatistik ,,bis zu einer ihr entsprechenden Anschauung
der Geschichte hin noch ein sehr langer Weg ist", bleibt dem geistvollen Verfasser
der „Philosophie der Geschichte" (Göttingen 1878) gern und ohne die mindeste Ab-
schwächung zugegeben, aber, ob lang oder kurz, zurückzulegen, wird er sein. Je
länger er also ist, desto dringender die Mahnung, ihn baldigst zu betreten, denn er-
sparen lässt er sich nicht, unter den jetzigen Aspecten der Culturgeschichte.
2C j Da nur eine Geschichtsentwickelung, und zwar die eigene, bekannt war, wur-
den die hieraus subjectiv abgeleiteten Normen zu allgemein gültigen hingestellt, ehe
man noch objectiv nach solchen in Moral, Staat, Religion, Aesthetik u. s. w. gesucht
hatte. Den ,, musikalischen Theoretikern und Historikern" gegenüber hebt Helmholtz
hervor, dass „das System der Tonleiter, der Tonarten und deren Harmoniegewebe nicht
nur auf unveränderlichen Naturgesetzen beruht, sondern dass es zum Theil auch die
Consequenz -aesthetischer Prinzipien ist, die mit fortschreitender Entwicklung der
Menschheit einem Wechsel unterworfen gewesen sind und ferner noch sein werden."
Für uns ist ein Concert der Chinesen betäubender Lärm, für diese oder Gleichgesinnte
dagegen unser Kirchengesang ein Plundegeheul (wie er wenigstens bei den Unbekehrten
unter den Karen genannt wird).
^"^j II ne viendra certes ä l'idee de personne, quand on trouve une hache polie
dans l'Amerique du Nord et un autre en France ou en Belgique, que le modele de
ces haches, a du etre apporte de Tun de ces pays dans l'autre, bemerkt Desor, und
dies konnte allerdings als sicher gelten im Jahre 1872, würde aber etwas früher, wenn
auch schon Burtin (1784) die lothringischen Steingeräthe mit denen der Wilden ver-
glichen hatte, allgemeinen Theorien haben anheimfallen können, und selbst die Vor-
stellung, wodurch die Steinbeile, als Donnerkeile, ganz einer geschichtlichen (oder vorge-
schichtlichen) Betrachtung, ihrer ausser-irdischen Herkunft nach, entrückt wurden, dauerte
über den dagegen von Mercatori und Lyttelton (früher schon von Aldrovandi) einge-
legten Protest lange genug fort. Dieselben Stadien .werden wir auch in Erforschung
der Gedanjcenwelt durchzumachen haben, deren Erzeugnisse von der Metaphysik als
übernatürliche behandelt wurden, bis man sie in der physiologischen Psychologie ihrer
genetischen Entstehung nach zu klären suchte, obwohl die Zulassung einer gewissen
Nothwendigkeit allgemeiner Gleichartigkeit noch zögernd zurückgehalten wird. Trotz
solcher Nothwendigkeit (wie sie Herbart in den „mathematisch-psychologischen Ge-
setzen" der Vorstellungen erkennen musste) kann die Entfaltung zur Blüthe sich bis
auf relative Freiheit steigern (ähnlich der Loslösung des Duftes in den Aetherölen der
Pflanzen), aber auch diese wird (in einem ,,loi de continuite") dann ihren Wurzeln nach
aus dem organischen Zellorganismus zu begreifen sein. Eine praestabilirte Harmonie
(nicht des im Vorausgegebenen, sondern des im jedesmaligen Zusammentreffen aus ge-
setzlichen Wahlverwandtschaften Hervorspringenden) tritt (in der Berührung des Tellu.
rischen und Kosmischen) dann hervor, wenn die Gesetzlichkeiten, welche die Gedanken
aus den Schwingungen der kleinsten Theilchen im Zellenleben hervorbilden, ihr er-
gänzendes Complement finden (wie in der Psychologie brahmanisch-buddhistischer Phi-
losophie) in den Gesetzlichkeiten der Sinneserscheinungen, die Grundlagen wieder für
das neue Reich der Ideen breitend (eine Intellectualwelt, welche Schelling an den
Anfang setzen wollte für die Geschichte des idealen Menschen, im Sinne Plato's).
25) Huygens voll Bewunderung der neuen Rechenkunst, für welche er auf allen
Seiten neue Anwendungen sah, sagt ihr (in dem Briefe an den Marquis de L'Hopital)
XXX ANMERKUNGEN ZUM VORWORT.
eine unbegrenzte Vollendung voraus. Aehnlich Delboeuf 's „Logique algorithmetique".
Gleich der Psychophysik in individueller Psychologie Aviire eine solche für die social-
vergleichende zu suchen.
2*^) Ehe sich der Botaniker die Mühe nimmt, aus einem durcheinander geworfenen
Wirrwarr von Blättern, Blüthen, Früchten, "Wurzeln u. s. w. die einzelnen Pflanzen-
arten zu reconstruiren , wird er in der Mehrzahl der Fälle vorziehen , den ganzen
Plunder bei Seite zu werfen, und für Füllung seines Herbariums auf die besser er-
haltenen Specimina des nächsten Reisenden warten. Die Ethnologie ist leider nicht so
günstig gestellt , denn schon der nächste Reisende mag den primitiven Charakter des
besuchten Stammes verwischt finden , und für eine nicht unbedeutende Zahl der völlig
untergegangenen Kettenglieder in der menschlichen Typen-Reihe bieten die früher von
Matrosen, Händlern, Kriegsknechten, Abenteurern gelieferten Daten das einzige Material,
mit dem Haus zu halten ist, so gut oder schlecht es sein mag. Bei solch' völliger
Verschiedenheit der Vorlagen und Vorbedingungen gestatte man deshalb auch einige
Nachsicht für eine Verschiedenheit in der Behandlungsweise des Stoffes. ,,Die jüngsten
Wissenschaften sind die schwersten, denn sie behandeln Probleme, welche man früher
gänzlich übersah, oder gar nicht die Mittel hatte, in Angriff zu nehmen" (s. Rümelin),
Zu diesen jungen und jüngsten Wissenschaften gehört emphatisch die der Ethnologie.
Was diese inductive Behandlung ethnisch vergleichender Psychologie zu leisten im
Stande sein wird, dafür hat sie selbst allerdings das onus probandi zu übernehmen.
Dass Versprechungen allein getraut würde, ist nach den vielfach an philosophisch-
geschichtlichen Schaugerichten erfahrenen Täuschungen kaum zu verlangen, denn: The
proof of the pudding is in eating it. Möge ein nahrhafter Plumpudding daraus wer-
den, gespickt mit dem Besten, was naturwissenschaftliche Forschung zu liefern vermag.
Augenblicklich freilich ist er noch nicht gahr, so dass für den an zartere Kost
gewöhnten Feinschmecker (so lange ihm aus den zusammengemischten Ingredienzien
nur eine olla podrida aufgetischt wird) Indigestionen zu fürchten bleiben. P^ür die
Ethnologie gilt, was Lavoisier Ende des vorigen Jahrhunderts von der Chemie sagte:
Cette science presente des lacunes nombreuses, qui interrompent la serie des faits,
et qui exigent des raccordemens embarassans et difficiles. Elle n'a pas, comme la
Geometrie elementaire, Tavantage d'etre une science complete, et dont toutes les
parties sont etroitement liees entr'elles, mais en meme temps sa marche actuelle
est si rapide, les faits s'arrangent d'une maniere si heureuse dans la doctrine moderne,
que nous pouvons esperer meme de nos jours, de la voir s'approcher beaucoup du
degr^ de perfection, qu'elle est susceptible d'atteindre. Dass dies geschehen ist, bleibt
vor Allem dem Festhalten zu verdanken, an dem von diesem Meister aufgestellten
„loi rigoureuse" (de ne rien conclure au dela de ce que les experiences presentent, et
de ne jamais suppleer au silence des faits). Vermuthungen sind innerhalb der Con-
trolle der Facta zugänglich und mögen sich dann glänzend bestätigen, wie die (im
Anschluss an das „tableau des substances simples") über die weitere Zerlegung der
Erden gewagten. Aber vorsichtig wird hinzugefügt: J'espere que le lecteur voudra
bien ne pas confondre, ce que je donne pour des verites de fait et d'experience, avec
ce que n'est encore qu'hypothetique.
29) Bei der organischen Gesetzlichkeit, welche in den psychologischen Schöpfungen
waltet, genügen mitunter, (wie dem Zoologen möglicherweise ein Zahn für das Thicr),
Einzelnheiten thatsächlicher Beobachtungen, um das Gesammtgebäude des ethnischen Ho-
rizontes herzustellen, und es wird dabei einer Art von Derivations-Rechnung zu folgen sein,
der „Methode, eine Function einer oder mehrerer veränderlichen Grössen so zu entwickeln,
ANMERKUNGEN ZUM VORWORT. XXXI
dass die Glieder der entwickelten P'unction nach einem bestimmten Gesetze aus ein-
ander hergeleitet werden." Sollten die Unmöglichkeiten einer derartigen Reconstruction
sich herausstellen, so \vürden wir bei dem (in dem Untergang primitiver Schöpfungen)
bereits thatsächlichen Ausfall so vieler Mittelglieder, von Vornherein auf die Ausfüllung
der dadurch klaffenden Lücken Verzicht zu leisten haben. Nach Lasaulx ist ,,der
Gang der grossen Schicksale der Menschheit, wie die Folge von Naturerscheinungen,
durch feste, ewige Gesetze bestimmt", denn solch ewig unabänderliche Gesetze walten,
wie in allen Schöpfungen der Natur, auch in den geschichtlichen.
•^*') Indem die Psychologie auf den Thatbestand hinweist, „dass unser Organismus
auf Bewegungen mit Empfindungen reagire", so sind demnach Bewegung und Em-
pfindung ,,die bedeutungsvollen Bestimmungen, welche die psychologische Betrachtung
darbietet zur Angabe des realen Weltinhaltes", und somit hat ,,die Psychologie den
letzten Schritt gethan und ihre Stellung innerhalb unseres idealen Wissenschaftskreises
in dessen Centrum selbst errungen" (Avenarius), wo sie bei dem inductiven Nachw^eis
ihrer natürlichen Wurzeln kräftig emporwachsen mag.
•^ij Nach Aristoteles hat das aposteriorische Material {laroQUc) in „ausgedehntestem
Masse und lückenlosester Vollständigkeit" vorzuliegen, um an diesem Stoffe das apo-
deiktische Verfahren üben zu können. d'kl yd() id vnao'/oi'ia y.al oig vnd^)/ii nhQv
iry.uTtooi' (c'^Qtlv xui lovnov iog TrhiaiM)' ivnoQtltf (Aristoteles). Auf Grund des an-
gesammelten Materials von der Anschaunng ausgehend, hat die Inductionsmethode
durch Variation und Combination von Beobachtungen zur Entdeckung gültiger Gesetze
zu gelangen, in die Causalität eindringend.
^2] Da die Selbstbeobachtungen leicht zu „Kopfverwirrung" führen, suchte Kant
die empirische Psychologie auf die Beobachtung Anderer zu gründen.
'^'■^) Schon seit Rorarius' (bei Nudaeus) „quod animalia bruta saepe rationi utantur
melius homine" (und seit Montaigne).
•^1) Die Elimination der Einflüsse vorgefasster Ansichten und Neigungen ist das
wichtigste Element des exacten Verfahrens, und dies Element gerade wird bei den-
jenigen Beobachtungen, die sich auf eigene Gedanken, Gefühle und Triebe richten,
unanwendbar (s. A. Lange), während sich zum Ersatz die objective Beobachtung (beson-
ders von Völkergedanken) bietet.
'^•') Nach Aristoteteles ist der Staat „früher, als die Gemeinde und jeder einzelne
Mensch, in dem Sinne, wie jedes Ganze für den Begriff seinen Theilen vorangeht" (s.
Reinhold). In gleicher Wechselbeziehung der Deduction und Induction bildet der
Gedanke des Einzelnen einen integrirenden Theil des Gesellschaftsgedankens, und kann
erst innerhalb der Werthbezeichnung des Ganzen seine partielle erhalten,
■^'^'') Nach A. Lange liegt der Schwerpunkt der moralischen Entwickelung in der
Betrachtung der Menschenwelt und Versenkung in ihre Erscheinungen und Aufgaben.
,,Das Aufgehen in diesem Objecte, wie es sich uns ebenfalls durch die Sinne als Theil
unseres eigenen Wesens ergiebt, ist der natürliche Keim alles dessen, was in der Moral
unvergänglich ist und werth erhalten zu werden". Dies wird um so eher erreicht
werden, je naturgetreuer die Ethnologie aus ihrem vervollständigten Inductionsmaterial
sich in den Stand gesetzt sehen wird, lebensvolle Bilder der vergleichenden Beobach-
tung vorzuführen.
37) Nach Aristoteles „kann es einen schöpferischen Wesensbegriff nur da und in-
soweit geben, insofern ein Seiendes vermöge der begrifflichen Form aus der relativen
Unbestimmtheit eines generellen Seins herausgetreten, und hiermit als specieller Art-
begriff das Subject der prädicativen Gattungsbestimmtheit ist" (s. Prantl). dio dti äno
XXXII ANMERKUNGEN ZUM VORWORT.
7cfjv X(cf^' h/.((c>T(c tni t6 xc(0^ö).ov uiTc.ßaivhii' (Aristoteles). Der iusprün<^liclie Ausj^an<^s-
punkt der Artbegriffe, vermöge deren, als der begrift'liclien Formen, das Wissen des
Seienden erfasst \vird, ist (bei Aristoteles) die Gattung (reor yf i-iJioi' nQycd jct yi-vi]
Haiv\ so dass die Gattung im höheren Grade Wahrheit sei, als der Artbegriff (s. Prantl).
Die Gattung ist das individuell abgegrenzte Gebiet, auf welchem die P2inhcit einer be-
stimmten Wissenschaft beruht {uia dtnioTtjut] iaTii' ^ H'og yi-povg^ oV« ^y. nou nooJTwr
Gvyxfirai xcu in()>] ioTiv r, näx^rj tovtiov y.aiV ahm). Auch die Gattungsbegriffe be-
sitzen wesentlich begriffliche Bestandtheile (nach Aristoteles). Auf die Classification
lässt sich (neben dem künstlichen und natürlichen System) die analytische oder dia-
gnostische Methode anwenden, nach welcher mit zwei sich gegenseitig ausschliessenden
Charakteren so lange in die Summe der Arten (Gattungen, Familien) dividirt wird, bis
endlich nur noch zwei solcher Charaktere, also auch nur zwei Arten, zur Unter-
scheidung übrig sind (s. Sprengel). Adanson basirte die natürlichen Familien auf den
Totalhabitus (l'ensemble), wahrend Jussieu für das natürliche System die Unterordnung
der Charaktere anwendete.
•^^) Der Nous (wie Aristoteles bemerkt) denkt stets bis zu einem erreichl)arcn
Letzten {uh vod, *(üf «*' ((yccyi], *<V tovto o ftvTog ö'vi'atai, ^ay(aoi' TioiHr). Nach
Occam zeugt der Intellectus aus dem Sinnes-Eindruck ein Gebilde (fictum) als Bleiben-
des. Si intellectus haberet vim productivam realem, sicut habet vim fictivam, illud
productum vere esset ejusdem rationis cum illo praeintellecto (als schöpferisch).
^^) Schon die durch dogmatische Hypothese angezeigten Radkarten des Mittel-
alters, wie sie in der Romance der Mappa Mundi von Hereford abschlössen, konnten
durch die allmählig fortschreitenden Detailzeichnungen des zuverlässig leitenden Com-
pass seit Petrus Vessconti's Portulan und der Karte Marino Sanuto's (bis auf die
Fra Mauro's) jene Gestalt gewinnen, die sich durch eine wissenschaftliche Methode
vervollkommnen Hess. Mit dem Principium exclusi tertii klärte Aristoteles die At-
mosphäre von den sophistischen Nebeln schwankender Meinungen, indem zwischen
wahrem und falschem Sinn nichts ^Mittleres zulässig sei (ro utt' yuQ Xtyfn' tu oi> /jr]
fh'c(t t] ro ur} Ol' fty(ci i/'fvJ'og, ro (J't Tu or th'ui xtu lo /urj oy jxrj tlvai ((ktj!h/g). In-
soweit die Induction {^TTctytoyrj) Motiv der Beglaubigung {niaric) ist, hat auch sie eine
implicite syllogistische Grundlage (s. Prantl). Plato giebt tixccaia, niang, dia^ouc,
vötjGig als Stufenreihe.
•**^) Die Induction beginnt mit den Einzelheiten, wie sie sich bieten, aber ihr Ver-
ständniss wird sich erst nach Vollendung des Baues bei dem Rückgange der Deduction
eröffnen, in der Klärung und Fixirung der gegenseitigen Verhältnisswerthe. Darum
auch bedarf es vorher stets eines ungefähr allgemeinen Abschlusses statistischer Ucbcr-
schau, ehe an Umgränzung der speciellen Detailfelder gedacht werden kann. Die
Ziffer erhält ihren Zahlenwerth erst aus dem Proportions- Verhältni^ss des Theiles zum
Ganzen, und das kostbare Gut der Zeit (und der Arbeitsfähigkeit zu Gute) würde zweck-
los vergeudet werden, wenn man mit- Zahlen rechnen wollte, ohne ihren wirklichen
Werth zu kennen, da jeder Bruchtheil dann ein Spielball beliebigster Willkür bliebe,
um ihn längs der ganzen Reihe denkbarer Verschiedenheiten hin- und herzuwerfen.
^1) In der Mathematik hat es sich oft nöthig gezeigt: ,,erst eine ganze Reihe zu-
sammengesetzter wissenschaftlicher Begriffe auszubilden, ehe man die scheinbar ein-
fachsten Begriffe vollständig erfassen und jene ersten Probleme überhaupt nur in
rechter Weise aufstellen kann" (s. Hankel), in der „Metaphysique du calcul differentiel"
(s. Klügel). So hat die Betrachtung des Völkergedanken der des Einzelgedanken, der
ein integrirendes Theil jenes bildet, voranzugehen. Aus dem Mechanismus eines Web-
ANMERKUNGEN ZUM VORWORT. XXXIII
Stuhles und der Art, wie die Fäden der Kette eingespannt sind, das Muster des Ge-
webes zu errathen, ist mühsamer, als „wenn man das Muster direct auf dem fertigen
Stoffe anschaut", bemerkt A. Lange, und so würde die in der Kolossalwelt erscheinende
Synthesis sich in den ethnischen Gedanken bequemer analysiren lassen, als in den
individuellen (und diese in den Nervenschwingungen des Gehirns). Da später auch
solche Untersuchungen noch blieben, wäre die Controlle eine doppelte,
'^^) Nach Agrippa lässt sich bei dem Hinweise (dnoö'ily.yvrai,) des (demonstrativen)
Urtheils auf ein anderes (aus dem man jenes ableitet, indem man es beweiset) im
letzten Grunde gar nicht beweisen. Beim apodeiktischen Verfahren unterscheidet
Aristoteles neben der Gattung der Wissens-Objecte (yerog oder nfQt o änoffti/.vvTav)
und dem diesem generellen Object wesentlich an sich {y.aif uvto) zu kommenden
Gesammten (z«,9-' aviä vnÜQyovia oder a. änochUvvrai) die gemeinsamen Axiome der
Beweisführung {y.oivd ä^nofxcacc oder ^| mu (InodiLxi'VTat).
'^^) Darauf führt jede Analogie, die, als inductio incompleta nur Wahrscheinlich-
keit gewährt, aber dennoch, wenn sie das von der Hypothese beständig missachtete
Grundprincip, dass für jede Rechnung Gleichwerthigkeit der Grössen erfordert ist, exact
beobachtet, als Uebereinstimmung in Beziehungen Proportionen ergiebt [äi'ä köyoy,
proportione).
'^^) h.Hvo dt (fccPSQoi' 6n b TTQujToyg y.al ((Tikojg oQiGfxog y.cd ro rl rjy ilvat roiv
ovGiuiv ioiiy (Aristoteles). Nach Roscillinus (der sich gegen Abälard einen noch
derberen Scherz gestattete, als der turanische Professor gegen den sanscritanischen) liegt
die Priorität des Theilbegriffes erst im subjectiven Denken. Gegenüber der (philoso-
phischen) Einheit der Materie (als „pessimus error") principia propria ingredientia
essentiam individui faciunt ipsum (Roger Baco). Genus speciebus materia est (s.
Boethius). Nach Avicenna kann der Gattungsbegriff nur ,,in eo, quod quid sit" aus-
gesagt werden , und bei dem Quäle , als differentia (im Substantialen) erscheint das
Quid als Genus, bei dem Quäle, als proprium (im Accidentalen) als Species in der
species specialissima (mit der Stufenfolge bis zum genus generalissimum). Die Entitas
positiva {t6 dt rl ilvia) oder Haecceitas (als causa sine qua non) ergiebt sich (bei Duns
Scotus) als dasjenige, wodurch das Individuum eben zum Individuum wird, nämlich
das in seinem Begriffe , gegenüber allen höheren Begriffen als eigenthümlich Liegende
(s. Prantl). Die von den Universalien (neben dem Begleitenden oder comitans) ausge-
sagte Quidditas (bei Avicenna) wurde erst durch die Uebersetzungen arabischer
Literatur in die mittelalterliche Latinität eingeführt (im orientalischen Anschluss an
indisches TadJ. Materia non quomodolibet accepta est principium individuationis, sed
solum materia signata (s. Thomas von Aquino). Boethus fasst den artmachenden
Unterschied als substanzielle Qualität [noioTt^g ovaiujdtjg) auf, eine Mittelstufe zwischen
Wesenheit und Qualität.
'i-'') Wie in der Biologie muss auch in den socialen Erscheinungen (bemerkt
Spencer) die Reihenfolge der aufsteigenden Entwicklung verfolgt werden; der Schlüssel
zu den verschiedenen Glaubensansichten wird sich nur in den Ideen der niedrigsten
Rassen finden lassen.
46) II est remarquable qu'une science qui a commence par la consideration des
jeux se soit elevec aux plus importants objets des connaissances humaines (Laplace).
't7j Die reinen Wissenschaften sind aus practischem Bedüifnisse hervorgegangen,
die Physiologie aus der Medicin, die Botanik aus der Kräuterkunde, die Mineralogie
aus dem Bergbau u. s. w. Die (physikalischen) Elemente des Körperlichen oder Tast-
baren sind (bei Aristoteles) „nicht unzerlegbare Substanzen, welche in den Körpern
C
XXXIV ANMERKUNGEN ZUM VORWORT.
empirisch nachweisbar vorhanden seien" (s. Kopp), sondern die Träger bedingender
Grundeigenschaften der (an sich eigenschaftslosen) Materie (und von solchen P^unda-
mentalqualitäten kommen jedem Elemente zwei zu). So ergeben sich durch Abänderung
der Eigenschaften Uebergänge verschiedener Körper (b. Plinius), Indem man nun
von solchen Uebergängen besonders die practisch nutzbaren der Metalle anzustreben
begann, wurde man durch das Factische der Experimente auf das chemische Element,
als solches, geführt, und ebenso werden in der theoretischen Zoologie die directen In-
teressen der Landwirthe aus den Beobachtungen in der Hausthierzucht das Ausschlag
gebende Wort für den Typus sprechen.
*8) Schon in dem socratischen Bestreben, den sophistischen Riss zwischen dem ^V
und TToAA« (zum xud-oXov) wieder herzustellen, tritt im logischen Verfahren Plato's die
TiilQa hervor, dichotomisch (vorbereitend für aristotelische Syllogistik) auf gegenseitige
Zugeständnisse und die Consequenzen solcher Zugeständnisse gerichtet, welche sich
aber in derjenigen Empirie, die auch psychologisch erst die früher als bereits gegeben
angenommenen Zugeständnisse prüft, (ehe die speculative Gliederung des Materials ge-
stattet sein kann), nicht mit subjectiver Rechtfertigung begnügen, sondern als objectiv
naturnothwendig ergeben müssen, zunächst also die sinnlichen Zeugnisse prüfend (wäh-
rend in dem Abstreifen der Sinnlichkeit die leiblichen Augen und Ohren sogar als
verwerflich erschienen). Aristoteles (s. Prantl) lässt aus dem Gedächtniss die Erfah-
rung [^fATitiQia) hervorgehen, indem ein ruhendes Allgemeines in der Seele festgehalten
wird, und von hier aus wirkt die schaftende Thätigkeit [n/yt]) und vernunftgemässe
Erwägung {loyiC/nog) zum Behufe des AVissens fort. So viel Sprachen ich lerne, auf
so viele Arten lerne ich Mensch sein, sagte Carl V., und so noch umfassender die
Ethnologie in Vermehrung der Cultur- und Völkerkreise (nicht nur in sprachlicher Hinsicht).
*^) Der Anfang kann weder in einem ursprünglichen Menschenpaar gesucht werden,
noch durch Zurückschieben der Schwierigkeit bis auf den Beginn des organischen
Lebens, und ebenso wenig (in der Selbsttäuschung des Vogel Strauss) beim Uebergang
zu der bereits mit den Gnostikern spielenden Materie, wo die gleichen Bedenken sich
alle wieder frisch erheben würden, bis zum letzten Atom. „Gebt mir die Eins und
ich gebe euch alles Uebrige (im Seienden)", wird als Ausspruch Zeno's überliefert.
[dio xttt Zrivisyy iktytv , ii rig (cvrio ro iu Iniö'ti^oi^ avTog unodojoti t6 ov], und aller-
dings liegt die Crux in der Schöpfung der Eins ohne Zwischengriff" des, das Ganze
wieder zerstörenden, Wunders, eine Klippe, die für uns nur mit einer neuen Rechnungs-
methode des Denkens zu umschiff"en sein wird (und in der gesetzlichen Harmonie
naturwissenschaftlicher Ergebnisse die Wegerichtung zur Lösung anzeigt).
'•^^) 'Universalia et intentiones secundae causantur naturaliter sine omni activitate
intellectus et voluntatis a notitiis incomplexis terminorum per istam viam, quia primo
cognosco aliqua singularia in particulari intuitive vel abstractive, et hoc causatur ab
objecto vel habitu derelicto ex primo actu, et habita notitia statim ad ejus praesentiam,
si non sit impedimentum, sequitur naturaliter alius actus distinctus a primo terminatus
ad aliquid tale esse objectivum, quäle prius vidit in esse subjectivo, et ille actus sccun-
dus producit universalia, et intentiones secundas (Occam).
^^) ^AvuXvüig ian krjipig tov ^rjzovfxivov (Sut icii^ uxokov d-tov , w? ofxokoyovuivov ini
Tt aktjS^tg o/uoXoyovfid'ov. Das ktxTÖp stoischer Logik führt zu nominalistischer Ontd-
logie der Kategorienlehre (und zum Subjectivismus gegenüber der obiectiven That-
sächlichkeit). Die (dem apodeiktischen Wissen widerstrebende) Beifügung des hypo-
thetischen und disjunctiven Schlusses in der Syllogistik wurde durch die Bedürfnisse
des Dialectischen zugelassen (seit Theophrast). Bei Aristoteles findet sich nichts ,,de
ANA[h:KKÜN(iEN ZUM VORWORT. XXXV
hypothelicis syllogismis" (s. Boethus). Aristoteles stellte in der Logik das dnoö'H/.Tiy.öv
dem duclfxn/oi' (de rSophisten) entgegen. Die Geschichte der Philosophie führt durch
den von der Dialectic aufgesprühten Schaum eines Scheinen und Meinen zu der auch
auf psychologischem Gebiete apodictisch redenden Induction, aber freilich erst dann,
wenn nach vollständiger Beschaffung des Materials (aus ethnischen Beobachtungen) der
statistische Ueberblick gewährt ist. Das Princip der aristotelischen Logik lag im Be-
griff und darin zugleich die philosophische Grundlage des Apodeiktischen, so dass das
logische und das ontologische Moment zusammentreffen, wie in entsprechender Weise
auch bei der platonischen Idee, nur dass diese „zu keinem entfalteten Entwickelungs-
process des Denkens führen konnte" (s. Prantl). Und diese Gegensätze wiederholen
sich vielfach. Obwohl Aristoteles die Mathematik als das Vorbild aller Wissenschaften
betrachtet, verschliesst er ihrer Anwendung in der Natur den Weg (wie A. Lange be-
merkt), „indem er überall das Quantitative auf Qualitatives zurückführt, also genau den
umgekehrten Gang einschlägt, wie die neuere Naturwissenschaft".
^2] Mit dem Anschluss der Fluxionsrechnung durch die Phoronomie an die Grenz-
methode der griechischen Geometer unter dem Einzugsthor der neuen Weltauffassung
stehend, weist Newton's Lehrer die Vergleichung der Zeit mit einem rückläufigen
Kreise (wie in mystischen Schlangensymbolen des Alterthums) ab, denn „der Ver-
gleich mit einer unendlichen Geraden sei der allein statthafte'- (s. Weissenborn).
5'^') Der Ursprung der höheren Analysis (5. Gerhardt) „wurzelt in dem Verfahren,
das zuerst von Euklid und Archimedes zur Ermittelung der Quadratur krummlinig be-
grenzter Figuren angewandt wnirde" (wo eben die ,, unmittelbare Anschauung", die
Messung und Wägung zu fehlen begann). L'analogie est fondee sur la probabilite,
que les choses semblables ont des causes du meme genre et produisent les memes
eflfets (Laplace).
•^^) Euler's grundlegende Arbeiten ,,in behaglicher Breite" veranlassten die Ver-
allgemeinerung in Lagrange's Abstractionen, weil sonst ,,das Material bald zu einem
nicht zu bewältigenden Umfange angewachsen" wäre (s. Hankel).
55) als sermonicale Logik (s. Vincenz von Beauvois).
5ß) und so bis zur dogmatischen Uebertreibung in der dorischen Philosophie
der Pythagoräer. ,,Die Zahlen selbst, durch welche die Erkenntniss geschieht, sind
körperliche Existenzen" (s. Gruppe).
57) Jufkeyiod^ui, (bei Plato), wobei jedoch die Idee des ooog bereits über das Wort
hinausgeht. „Ad intellectum interiorem, qui vocatur locutio interior" verhält sich die
Logik (nach Avicenna), wie die Grammatik zur Sprache oder wie Harmonie zum
Metrum. Simplex et multiplex rerum omnium principalissima ratio deus verbum est,
nam a graecis Xoyog vocatur (s. Scotus Erigena), und so wurde der Dialect „vocalis" schon
seit Adam, dem die Geschöpfe zugeführt wurden, ut videret, quid vocaret ea. Für
Leistungen im apodeiktischen Wissen und Concentrirung des Denkens [ccy^^ivoia) wird
ein glücklicher Tact, das Richtige zu treffen (fvaTo/ici), verlangt von Aristoteles
(s. Prantl), also durch Fachkenntniss und Uebung. Der Mathematiker ist durch ,, einen
wissenschaftlichen Tact" zu leiten, weil er sonst auf nutzlose Arbeiten verfallen mag,
wie in der combinatorischen Analyse (s. Hankel). Das Verfahren (der Analysis) heisst
bei Pappus eine umgekehrte Auflösung aydnaliy Xvaig. Derartiges Auflösen, um die
Synthese folgen zu lassen, setzte bereits Gegebenes für die Deduction voraus, während
die Induction (inductio, quae graece inayioyri nominatur) die durch Beobachtung des
vorliegenden Materials geweckten Gedanken ihren unendlichen Reihen nach unter-
C*
XXXVI ANMERKUNGEN ZUM VORWORT.
suchend, in den Glcichunfjen den Charakter des Unbekannten bis zur realen Auf-
lösung (in der Werthbestimmung) bewahrt.
58) Algazeli bezieht in der Logik die imaginatio (als sinnliches Verständniss) auf das
einzelne Wort und die Credulitas (als beifalliges Ueberzeugtsein) auf die Satzverbindung.
Bei Petrus Aureolus ist Gegenstand der Logik: ,,Vox expressiva conceptus".
5^) l^ ctvctyxcdiav ana GvXkoyifffiog ^OTiy ij cciödfi^ig (Aristoteles). Durch die
Einheitlichkeit eine? inneren Ratio bei der Induction wird die ars doctrinalis, ihres
empirischen Materi^les nach, zur ars perfecta (Joh. Buridan). ,,A particulari non valet
consequentia ad generale in der Induction, nur zur "Wahrscheinlichkeit führend, im
Gegensatz zu dem apodiktischen Wissen eines vollständigen Schlusses", heisst ein be-
liebtes Argument plumper Selbsttäuschung , indem man über die in allgemeinen Aus-
drücken herstellbare Abrundung die darunter in gleicher Stärke wie vorher fort-
dauernde Schwierigkeit der Detailberechnung übersieht. Die Brevitas (Kurzsichtigkeit)
des Denkens lässt das Fernere in der Undeutlichkeit der Allgemeinbegrifle erscheinen,
gegenüber der genaueren Unterschiede im Besondern (nach Wilhelm von Auvergne).
Unum Individuum excellit omnia universalia de mundo , nam universale non est nisi
convcnientia plurium individuorum (Roger Baco). Bei Aristoteles bezeichnet Xoyog
den „ausgesprochenen Begriff", wobei es weniger auf die äusserlich grammatisch-rhe-
torische Form, als >iuf die mathematische Construction des inneren Denkgerüstes ankommt.
60) Radulph Strodus beweiset, ut, licet imponatur, quod illa „tu es asinus" precise
significet, quod „delis est", (debet admitti et concedi), um zu zeigen, was eine rechte
Logik vermag. Wie tief solch logische Wucherungen zugleich den sittlichen Standpunkt der
Weltanschauung zersetzen mussten, zeigte die jesuitische Moral, die für diese Kenner
der Scholastik, und also der von Nicolettus Venetus erweiterten Significatio ad placi-
tum (mit terminus mentalis, terminus vocalis u. s. w.) nahe gelegt ist. Die nomina-
listischen Auswüchse fielen gleichsam auf die Vorstufe jener Wildstämme zurück , die,
da sie, wie z. B. bei den Nicobaren (s. Roepstorff), kein Wort für „Name" haben, die
Person mit der Bezeichnung dafür verwechseln. Die Logik lehrt ,,wie ainer ein ding
lernen aussrechnen suechen sol, das er nit kan" (Turmair- Aventinus). Die Um-
kehrung der Urtheile (im (cvnoTOiifuv avkloyiajuöy) hat nur innerhalb der relativen Be-
ziehungen (wie bei Aristoteles) ihren Sinn, wogegen sie in der formalen Logik zum
tändelnden Wortspiel wird (neben der allgemeinen Bejahung und Verneinung des
/cccTcc nccvrög und xiact (xrjf^ivog), wie ähnliche Verworrenheit durch unklare Auffassung
der negativen Grössen in der Mathematik hervorgerufen werden würde. Zum Schlüsse
sind erforderlich (bei Aristoteles) die Definition {oQog), das ausschliesslich eigenthüm-
liche Merkmal {i<^iov), Gattung {yivog\ als das mehreren der Art nach verschiedenen
Wesen Zukommende, und das nach Vorkommniss Zukommende [av/ußsßtjy.ög] ohne be-
griffliche Nothwendigkeit. Die Quinque voces begreifen Gattung, Art, Unterschied,
Eigenthümlichkeit und Zukommendes (bei Porphyrius). Dialecticus utitur nudo, ut sie
loquar, syllogismo, orator autem vestito (Laurentius Valla) und so unter dem Preisen der
Eloquentia (besonders des Ciceronianismus) verdeckte bei Beginn der Renaissance die
aesthetische Umhüllung der Rhetorik das Facbgerüst der Logik, das bei den Scholastikern
allerdings nur ein vertrocknetes Skelett blieb, sich unter der Hand einer naturwissen-
schaftlichen Psychologie aber, statt des aesthetischen Gewandes der Rede, mit Fleisch
und Blut zu bekleiden hat. Das genügt nun freilich nicht den höher Begnadigten,
denn „Homo ex puris naturalibus attingere non potest ad regulas", wie Heinrich Goethals,
der „doctor solemnis", proclamirt. Die Stoiker machten die Lehre vom hypothetischen
und disjunctiven Schlüsse zum Hauptinhalt der Syllogistik, und Hessen den katego-
ANMERKUNGEN ZUM VORWORT. XXXVII
rischen Schluss ausfallen, da er ihnen zu „wenig grammatisches und rhetorisches Inter-
esse darbot", bei den Scholastikern galt aber wenigstens die Propositio als enuntiatio
congrua, während die heutzutage zwischen Deduction und Induction umhertaumelnde
Rockenphilosophie naturphilosophischer Hirngespinnste das Incongruenteste durchein-
ander wirft, und etwa auch die Aberration der Fixsterne mit dem Rädergeflimmer der
Lumbrices in Parallele zu stellen sich im Stande sehen könnte. Among mathematicians,
rendering the value of an unknown quantities involving it, is regarded as unsatisfac-
tory, but among metaphysicians values so rendered seem very acceptable (Herbert
Spencer). Nach Schelling hat die Geschichte mit dem idealen Menschen, mit der In-
tellectualwelt zu beginnen. Einer solchen für die jetzige Anschauung auf dem Kopf
stehenden Philosophie gegenüber, hat man jetzt von dem andern Ende begonnen, von
Unten herauf, und so allein kann die Induction zu realen Ergebnissen führen. Aber
diese auf Detailforschung hingewiesene Induction darf das ihr hier angebotene Gebiet
erst dann überschreiten, wenn sie für das Neue geistiger Schöpfung bereits das ent-
sprechende Vehikel (in vergleichender Psychologie) gefunden haben wird. Und wenn
man auch, an die materiellen Processe (der Physiologie) anknüpfend, das Geistige in
seiner Fortentwickelung daraus aufzuzeigen vermag , so gilt das deshalb nicht für das
Ansichsein desselben, sondern nur für den besonderen Fall, denn wenn aus dem Strei-
fen des Katzenfelles Electrizität hervorsprüht, so ist das nicht die Electricität an sich,
nicht die Electricität, die in Strömen den Erdball umkreist, oder, obwohl im Zusammen-
hang stehend, doch nicht die Erklärung des Innerlichen im äusseren Zutritt gewährend.
61) Bei dem kosmologischen Problem erhebt sich (wie Wundt bemerkt) „die
Frage, ob überhaupt die Naturwissenschaft für sich im Stande sei, die Aufgabe zu
lösen, und ob sie nicht vielmehr hier bei einer Grenze ankomme, bei der sie der
Hülfe der Philosophie bedarf". Solcher Zweifel werden sich noch manche erheben,
bis eben die Psychologie selbst eine Naturwissenschaft geworden ist, und damit in
dieser philosophischen Saamen anzupflanzen vermöchte.
62) Der Anthropologismus allein bewahrt der Philosophie jene Besonnenheit und
zugleich jene Zuversicht, ohne welche beide sie sowohl in der Methode fehl greifen,
als auch ihren Inhalt sich selbst entstellen wird (Prantl). Als Dichter hat Schiller
(wie A. Lange bemerkt) Kant's intelligible Welt (eine Welt der Dichtung) anschaulich
gemacht (in Plato's Fusstapfen). Das verworrene Spiel der Geschichte lässt sich nur
so denken, dass es ein Geist ist, der in allen denen dichtet, welche in diesem
Schauspiel eine Rolle frei übernommen zu haben glauben (nach Schelling). Aber
„non ex analogia mentis, sed ex analogia naturae" ergiebt sich das objective Bild,
wenn auch die Vernunft Comte's „necessite invariable" verfällt. Layritz giebt als
Psychotheologie (1737) „die aus den Wirkungen der menschlichen Seele hervorleuch-
tende Weisheit, Macht und Güte ihres preiswürdigen Schöpfers"; während die sitt-
liche Erfahrung (nach Bouiller) das Gut des Einzelnen verbleibt.
63) Dass schematisch nichts im Wege stehen würde, die morphologischen Ergeb-
nisse aus vergleichender Anatomie mit dem Bilde einer Descendenz aufzufassen (wie es
ähnlich auch mitunter in der Paläontologie sich bequem erwiesen hat) kann unbedenk-
lich für den Liebhaber zugegeben werden. Anders aber, wenn man solch theoretische
Anschauungen als wirkliche Factoren bei Processen mitsprechen lassen will, wo nicht
die Morphologie, sondern die Physiologie zu entscheiden hat. Sollte es dem Krystallo-
graphen angezeigt erscheinen, die Krystalle nach den Achsen in gradueller Reihe auf-
zustellen, so bleibt ihm das unbenommen, sollte er dann aber thatsächliche Uebergänge
oder Auseinanderentwicklungen behaupten, so würde erst die Chemie zu hören sein.
XXXVIII ANMERKUNGEN ZUM VORWORT.
^'^) Das letzte Wort wird auch damit noch lange nicht gesprochen sein, wie sich aus
der Umgestaltung Berzelius' Lehre durch Gerhart und Laurent, sowie aus den Erörte-
rungen über Molecule und Atome, chemische oder physikalische u. s. w. vorhersehen
lässt, aber dieses fernere Wort, wenn stark genug, um die Basis der Elementarrcihe
zu entfernen, wird dann gleich eine andere an die Stelle zu setzen haben, um auf ihr
nach neuen Prinzipien zu verfahren, während so lange jene besteht , die ihr ge-
mässen Prinzipien als massgebende zu gelten haben. Dass seit Boyle, der bereits in
den nicht weiter zerlegbaren Substanzen die letzten Bestandtheile der Körper erkannt
hatte, noch ein Jahrhundert bis auf Lavoisier verloren ging, beruht darin, dass jener,
wenigstens vermuthungsweise, noch eine Urmaterie zuliess, und so noch nicht perempto-
risch jene Lockungen abgeschnitten hatte, die in schwächeren Köpfen immer ein offenes
Ohr finden werden. Die exacte Forschung als solche hat eben mit Vcrmuthungen
nichts zu thun, sondern die trennende Grenzlinie zwischen Wissen und Nichtwissen
scharf markirt zu halten.
^^) Das Bild einer Descendenz in den dafür geeigneten Erklärungen zu verwen-
den, bleibt für die vergleichende Anatomie um so zulässiger, weil in manchen Fällen
dadurch ein anschauliches Gleichniss gewährt sein mag. Sobald dann aber, durcli die
Metapher getäuscht, dieThatsache der Descendenz behauptet werden sollte, tritt ein
jäher Bruch ein mit den von der Naturwissenschaft festgestellten Prinzipien, Zum bild-
lichen Gleichniss erscheint auch die Polarität oft geeignet, im Wachslhum der Pflanzen so-
wohl, wie in dem des Menschen. Sobald man dann aber, sei es in tölpelhafter Treu-
herzigkeit, sei es mit der Schlauheit eines Eulenspiegels, das Bildliche wörtlich nimmt,
und mit magnetischen Batterien oder Gesundheitszubern an die Pole des organischen
Wachsthums herantritt, so folgt jener naturphilosophische Wirrsal, den wir glücklich be-
graben glaubten, leider aber jetzt in verzerrterer Fratze wieder aufleben sehen. Doch
wird die Allmutter Natur diesen ihr untergeschobenen Wechselbalg schon wieder los
zu werden wissen. Gioberti fs. Rocholl) fasst das Leben als Synthese von Progress
und Regress und (unter der Idee höchster Harmonie) bleibt der Gedanke eines unter-
brochenen Fortschritts thöricht. Ebenso beginnt in jeder Entwickelung, soweit natur-
wissenschaftlich bekannt, nach dem Aufsteigen zur Acme, ein Niedergang, und sollte
man sich fähig glauben eine unendliche Reihe in ihr zu sehen, würde auch vorher
erst ein Terminus technicus dafür zu erfinden sein, um den, mit der Bedeutung den
Gesammtzusammenhang zerstörenden, Widersinn zu beseitigen.
6*>) In Fixirung der ersten Ansatzpunkte entbehrt die Biologie der Vortheile der
anorganischen Chemie das Element experimentell zu bestimmen, da es für den, Sub-
stitutionsvorgängen unterliegenden, Typus (wie in der Typentheorie der organischen
Chemie) schwieriger ist, einen präcisen Ausdruck zu gewinnen, aber solche Schwierig-
keiten dürfen nicht abschrecken, oder gar zum Aufgeben der Lösung führen, sondern
im Gegentheil um so mehr zu Anstrengungen anspornen, um in gegenseitig bedingten
Verhältnissen geklärte Anschauung zu gewinnen. Die in's Formlose führende Meta-
morphose würde, als Centrifugalkraft, im Unendlichen auflösen, ohne das Gegengewicht
im Specificationstrieb, im zähen Beharrlichkeitsvermögen (nach Göthe), und mit Fort-
nahme des centralen Schwerpunkts, des aus dem Ganzen sowohl, wie der im Besonderen
(eines Typus), zerstiebt Alles in Atome. Bei Quetelet vertritt in der Nation der mittlere
Mensch (l'homme moyen) den Schwerpunkt im Körperlichen. Die ethnische Psycho-
logie hat die psychischen Organismen der Völkerkunde ihrem gesetzlichen Wachsthum
nach zu studiren, und die geschichtlichen Wechselwirkungen dadurch bedingter
Schöpfungen der Cultur.
INHALTS -VERZEICHNISS.
Seite
Die Geschichte der Inca in Peru 3
Die Chibchas mit den Stämmen im Magdalenen- und Cauca-Thal . 187
Die Stämme des Isthmus 251
und der Antillen 285
Guatemala (mit Yucatan) '317
Zur Geschichte des alten ^lexico 380
Quetzalcoatl 477
Zapoteken und Misteken 519
Die Tarasker in Mechoacan 538
Religiöse Verhältnisse 551
Social-Politisches 649
Ceremonielles 736
Indianerstämme 802
Zu Peru (Nachtrag zu Bd. I.) 854
Anhang 943
Index 959
Register zum letzten Capitel Band 1 963
Register zum Nachtrag Band II 966
Die Tafel giebt die Piedrahita's Ausgabe (1688) entnommenen Bilder, in
denen traditionelle Erinnerungen bewahrt scheinen, da Einiges in
Schmuck und Kleidung aus den Ergebnissen der Gräberfunde seine
Bestätigung erhält , worüber Weiteres in Bd. IIL (mit dem Titel :
,,Aus der Sammlung americanischer Alterthümer in der ethnologi-
schen Abtheilung der königlichen Museen zu Berlin", als Reise-
Ergebnisse).
DIE
GESCHICHTE DER INCA
IN PERU.
ßastiati, Americjt.
In Ttahuantin-suyu (den vier Weltgegenden) war die in ihrer
weitesten Ausdehnung von den Quillasenca bei Pastos bis zum
Rio Maule in Chile erstreckte Inca - Herrschaft (Yncag - RlijxgjßX
in Cuzco, bei anfänglicher Begründung, auf der einen Seite um-
geben von den (den Huancas in Xauxa verwandten) Chancas, die
als letzte Ausläufer der in ihren Eroberungen von der Küste
über Huamanga (im Lande der Poeras) bis Chuquibamba vorge-
drungenen Chincha zurückgeblieben waren (die Quechua am
Abancay bedrängend), und auf der anderen, (jenseits der Canas und
Canches), durch die Collas, deren Vorgeschichte sich mit südlichen
Einwanderungen, über Bolivien her, verflicht und deren ursprüng-
lich (nach Bertonius) auch den (später feindlichen) Canches (und
Canas mit Cavinas) zukommende Sprache, nach ihrer Annahme
durch die Colonisten der Aymaraes in Juli, den Namen dieser er-
hielt. Dagegen wurde die einheimische derjeniger Länder, aus
denen jene fortgeführt waren, die der Quechua, welche seit der
durch Inca Roca gegen die Huancavilcas und Chancas geleisteten
Hülfe, mit Cuzco, (auch im späteren Aufstande Chincha-suyu's), treu
verbunden geblieben waren, durch die Inca, welche in ihren Tra-
ditionen wieder auf die Länder der Collas zurückgingen, zur all-
gemeinen des neuen Reiches erhoben und durch spätere Regie-
rungsmassregeln als solche bestätigt.
Bei Ankunft der Chancas, die neben ihrer (auch in Rüstung
und der Helmform erkenntlichen) Stammessage des Löw^enursprung's,
die unter den Eingeborenen von Andahuayla auf den See Socdo-
caca(Herrera) oder Socio cocha zurückführende annahmen, herrschte
in Cuzco die vom Titicaca-See hergeleitete Manco Capac's, schon
aus der Zeit Allcay Vilca's, eingesetzt (s. Garcia) von Viracocha, der
r
4 DIE GESCHICHTE PERU S.
aus dem See Titicaca hervortretend, in Tiahuanaco die Sonne und
Sterne geschaifen hatte (nach Betanzos).
Vom Titicaca -See her war das kriegerische Volk der Rrim-
grim (als Orejones) durch Kapallan Inga oder (s. Barcia) Inga Vira-
cocha nach Cuzco geführt, dort hatte man (s. Apollonius) Ingam
Zapalim (solum ac supremum regem) erwählt, im Collao waren (s.
Cieza) die Häuptlinge Cari und Zapala (die Besieger der Canas
Canches) durch ihre Rivalität zu gegenseitiger Bekämpfung ge-
führt, bis zu der durch Viracocha eingeleiteten Vermittlung, und
soweit es sich in allen diesen oder ähnlichen Erzählungen um
einen vom Süden her in die Sitze der Collas gekommenen und
sie nach Cuzco hin durchziehenden Kriegerstamm handelt, hat
mit den Thaten desselben das, in der Sternenwelt sein weisses
Schaf (das Lama) verehrende, Hirtenvolk der Collas ebenso wenig
zu thun, wie die Pavasas, (oder etwa die in Schilfen versteckten
Urus) mit den bis zu praehistorischen und (auf den Inseln des
Titicaca ermordeten) Weissen zurückgeführten Monumenten Tiahu-
anaco's, oder nur in sofern, als sie dadurch Bedrückungen zu er-
leiden hatten, wie unter den, vor den Feldzügen Capac Yupanqui's,
bis zu den Collas ausgedehnten Einfallen der Chinchas.
Als Vernichter jener bärtigen Weissen, denen die (d^m Style
nach den Bauten Huanuco's verwandten) Monumente Ti-Huanuco's
zugeschrieben werden, (wie ebenfalls verschwundenen Weissen
die von Guamanga), wurden die Häuptlinge Zapana und Cari genannt,
und ihre Sitze zwischen Ayaviri und Caracoto angegeben, oder
der in der Zeit der Inca in Colloa herrschende Sapana (s. Cieza),
ausserdem mit Hatum-Colla (Hauptort der Collas neben Paucar-
Colla) in Beziehung gesetzt.
Nach Collahuaya's (Caravaya's) Eroberung durch Sinchi Roca
unterwarfen sich mit den Collas in Colla-suyu auch Paucar-Colla
und Hatun-Colla an Lloque Yupanqui. Das an Pucara oder Burgen
reiche Land der schon von Cari (dem darauf mit Viracocha in
Cuzco verbündeten) und Zapana bekämpften Canas ^) und Can-
ches am Vilcomayufluss wird von Sinchi Roca (Semhi-Roca) er-
obert und die spätere Empörung der Canas von Huayna- Capac
durch Verschwägerung beseitigt.
1) Die Canas waren den Ayaviri verwandt, wogegen die Cac-yaviri (nach Vega) oder
Pacasas (bei Tihuanuco) spjraehlich den Lupacas (und mit ihnen den Collas) zu-
gehörten.
HERKUNFTSSAGEX.
Bei Zarate wurden die Begleiter Sapalla's (Sapalla-Inga's)
mit den eigentlichen Inca's selbst identifizirt, die mit geschorenem
Kopf und ausgezogenen Ohren von den Collas am Titicaca See
gekommen seien und dort bei den Curacas Huldigung erhalten
hätten, und es wird zugleich erwähnt, dass die Bezeichnung Inti ,
für Sonnengott von den Colla zugekommen, wogegen in Cuzco
dafür Panchao (in Guamachuco: Sohn der Sonne) gesagt sei (Antu
in Chili).
Daneben findet sich nun die Verknüpfung mit der Küste»
wenn Manco, Sohn des Atau, (während Quitumbe's Herrschaft in
Quito) über Rimac nach Yca und dann nach Collao gezogen sei,
oder Manco Capac (Vater des Sinchi Roca), — sei es über Matagua
(s. Molina), sei es unter Bekämpfung Copali-Mayta's, — nach Cuzco
(s. Balboa\ während wieder andere Sagen von den Flosslandungen
in Yla und Arica, oder Einwanderungen in Ica und Arica unter
Manco Capac (Pirhua's Nachfolger), reden. Garcia hörte ausserdem
von den Indianern Yla's (Ilo's) und Arica's, dass sie früher auf
Fellböten westliche Inseln besucht hätten, und Oliva macht Qui-
tumbe, den Erbauer von Tumbez zum Ahn der Inca.
Schliesslich kommt jener fernere Ausgangspunkt hinzu, der
den Vorfahren der Inca (wenn nicht in Paucartambo) in Pacari-
tambo (einem Chicomoztoc der Mexicaner) angewiesen wird, oder
in den Bäumen am Höhleneingang (gleich denen Apoala's bei
den Mixteken), und es liesse sich hier eine Verknüpfung herstellen
durch den in seinem Namen auf Turacapa Hauptstadt der Collas
(s. Oviedo), und dann Tarapaca, der Hauptstadt der westlich von
Arica grenzenden Landschaft Carangas, führenden Propheten Ta-
rapaca (Uichay camayoc) oder Tonapa (dessen Busszelle noch von
Inga Yupanqui unter besondere Hut genommen wurde), indem
durch seinen bei Apo Tambu zurückgelassenen Stab (mit Einker-
bungen zum Zählen der Gebote), die Herrschaft in Cuzco von Apu
Manco begründet sein sollte. Die Erscheinung dieses Propheten
fällt zwischen die Wandlungsbilder des Prophetenkönigs Viracocha
und weiteren Beziehungen zum vorweltlichen Con (oder Con-Tici-
Viracocha), sowie zu seinem dem Meer entstiegenen Gegner Pacha-
camac oder Pachachuihachic, dessen Cultus (s. Ondegardo) von
Yupanqui unter den Chancas wieder hergestellt wurde. Pacha-
paqui fand sich (s. Bertonio) unter den Göttern der mit den Pa-
casa verwandten Lupaca in Collao.
6 DIE GESCHICHTE PERU's.
Bei Gomara wird neben den Gründern Cuzco's, die Inga Za-
palla von den Inseln des Titicaca See's (isla de plomo) ^) herbei-
führte, ein Einwanderungszug vom Meere her unterschieden, und
als Führer desselben Viracocha (der aus dem Schaum des
Meeres Geborene)^') genannt. Bei Acosta wieder ist es Viracocha,
der aus dem Titicaca -See nach Tiahuanaco gekommen, und von
den dortigen Gebäuden die Indianer nach Cuzco versetzte. Nach
Garcilasso wurde der Herrscher als Sapa (der Einzige) in seinem
Titel von den übrigen Inca^) unterschieden. Fernandez macht
Mayta-Capac zum Eroberer Cuzco's.
Wenn der Zusammenhang der nach Chincha-suyu fallenden
Chancas mit den Chinchas der Küste in deren Zuge in das Innere
(von Rimac über die Piedra Parada in das Land der Huanca oder
vom Pisco-Thale aus nach Guamanga) festgehalten wird, so wür-
den die Wurzeln zurückreichen über Lambayeque und Punta-He-
lena, in welchen beiden Fällen (in letzteren über Manta und Rio
Esmeraldas) die Vorgeschichte Quito's hineingezogen wird bis zu
ihrer Verbindung (durch Inselfahrten und heilige Vogelflüge) mit
der Cuzco's auf hoher Sierra, unter den wechselnden Schicksalen
der Nachkommen Tumbez' (des Eponymen der Stammesstadt).
Bei Oliva heisst Tumbez' Erbauer Quitumbe, (der Doppelgänger
Quitecuani's an der Küste Mechoacan's), Ahnherr der Inca, und
daran schliessen sich die Fabeln bei Stevenson der durch den
Fürsten Cocopac nach der Sierra gebrachten Inca-Kinder aus
Rimac -Malca u. s. w. Die zauberische Natur derselben tritt in
dem, auch von Garcilasso zur Namenserklärung benützten, Blut-
weinen Yahuar-huacac's hervor, indem (nach Montesinos) der durch
dieses Wunder erschreckte Feind die Kinder Huayna-Cava's aus
der Gefangenschaft erlöst hätte. — Für die südliche Einwanderung
geht Herrera bis auf das Thal von Coquimbo, das noch bei Al-
magro's Zuge über Lua nach Cuncangagua (Aconcagua) von
') Titi (plumbum oder laquir) wird auch als Interjection gebraucht (im Chiludugu)
(Tiki unter Maori als göttliche Bezeichnung). Zugleich wird Titi im Chilenischen als
stannum gegeben (chayantanca im Quechua).
2) Gegen diese Anadyomene-Mythe erhebt Garcilasso seine linguistischen Bedenken,
die später vergessen scheinen.
3) „Zapa" con nombre de los miembros del cuerpo significa „notable grandeza ö
esceso en ellos" (Holguin), sonst auch „grosse Menge" und mit Zahlworten (ebenso
wie „Inca", das präcisirende (je) Jeder oder ein Jeder (huc inca, cada uno uno), als
Numeralia distributiva.
HERRSCHER.
mächtigen Häuptlingen (unter ihrem auch über Guasco und Copi-
apo herrschenden Oberherrn) bewohnt war, und lässt den von
dort hergeführten HäuptHng Cara die weissen Bewohner Chu-
cuyto's am See Titicaca ausrotten, worauf sich dann die bereits
erwähnten Traditionen über Cara^) oder Cari, (als neuen Zuwan-
derern) und (Kapalla) Zapalla (bei Zarate) oder (nach Herrera)
Zapana ^), als seit früheren Einwanderungen in Collao bereits An-
sässiger, anschliessen würden. Bei Oliva wird in Copacabana (am
Titicaca - See) von der Ermordung eines bärtigen Propheten (als
Bote des Gottes Pachacamac von der Küste) gesprochen.
Wenn ein näherer Zusammenhang mit den Collahuas^) (und
ihrer der Ankunft der Aymaraes vorausgegangenen Einwanderung
aus dem Norden) herzustellen bleibt, so würde deren Abstam-
mungssage in den vier Sonnen, die der jetzigen voraufgegangen,
sich durch die fünf Sonnen, welche die Dämone aus dem Thal in
Xauxa (wie ähnlich bei Shastas in Californien) vertrieben, mit den
(den Hund verehrenden) Huancas verbinden, und diese treten, unter
den aus der Lagune Guarivilca's (Guaribalia) stammenden und
durch die Seefrau Urochombe Huarivilca's (gleich den Chibchas '*))
unterrichteten Eingeborenen, als herrschendes Eroberervolk auf,
das seine Verwandten, wie in den Chancas, in den Huanca-vill-
cas findet, deren Verdoppelung bei Guayaquil die Erhebung der
Chancas gegen Inca Viracocha, oder dessen (seines Vaters Namen
adoptirenden) Sohn, in späterer Zeit wiederholt.
Der Culturheros Viracocha steht dagegen auch hier auf der
Seite des gebietenden Volkes, und von ihm als Tecsi -Viracocha
oder Tice -Viracocha wurde der Huaca Huarivilca (der feindliche
Gott der Eingeborenen) in Stein verwandelt (wie durch die Sonne
die Riesen Hayti's), und dann erbaut sich ihm, als Hauptgott der
') Von Kari oder Mensch, wie in den Cariben, mit Carios am Paraguay (s.
Schmidel), von den mit Scyris verknüpften Carangues im Norden Ecuador's bis zu den
Carangas im Süden Boliviens wiederholt.
2) Cari, der Sapana besiegt hatte durch seinen Bund mit Viracocha, wurde dann
von diesem unterworfen, worauf der Inca Chile, Colao und Carchas einverleibte (s.
Thevet).
') Wanderungen nach der Küste hin zeigen die Ansiedlungen aus Acora und
Ylave (Collao's) in Moquegua.
^) Bei den Huancas wird das Prophezeien aus Spinnfüssen er^vähnt, während bei
den Chibchas ein Spinnfaden die Brücke in das Jenseits bildet, und in Mexico sich
Tezcatlipuca am Spinngewebe vom Himmel herablässt (ähnlich an der Goldküste).
8 DIE GESCHICHTE PERU's.
Huancas, in den von Dämonen befreiten Ländern, der von Cieza
de Leon erwähnte Tempel in Guarivilca (Huarivilca) im Thal von
Jauja (neben dem heiligen Stammes-see).
Baiboa erwähnt bei Opferung, der von Pizarro bei Tumbez zu-
rückgelassenen Spione, des dem Ticci-Viracocha Pachacamac ge-
weihten Tempels im Thale von Pomas bei Quito.
Der Gott Pirhua erhielt in Peru seine Verehrung als Illatici-
Hiuracocha und (nach Montesinos) folgte auf Illatici-Viracocha's
Verehrer Ayar Uchu Topa, der als Pirhua Manco in Stein ver-
wandelt war, sein Sohn Manco Capac.
Im Süden wo das Schneegebirgsland Chili ^) (das Kalte oder
das Auesserste) erst bei Viracocha's Besuche (in Charcas) zu sei-
ner Kenntniss gebracht wurde, als das des Ende's der Welt (im
Grenzland Chuquisaca), fliessen die Wanderungen aus einer öst-
lichen Quelle und verschlingen sich mit den Bewegungen der
Chirihuanos, den Abkömmlingen der (im königlichen Titel Peru's
und im religiösen Brasilien wiederkehrenden) Tobas in Paraguay,
Sonnenverehrer gleich den (zahme Strausse züchtenden) Diagui-
tas^), deren Sprache nach (Herrera) als die allgemeine in Tucu-
man oder Tucman geredet wurde.
Durch Schleuderwurf des Aeltesten der vier Brüder wurde
die Viertheilung hergestellt, in Collasuyo des Südens, Chincha-
suyo des Nordens, Condesuyo des Westens und Andesuyo des
Ostens (s. Barcia) und so heisst Peru davon Ttuhanti - ntin Suyu
(das viergetheilte Reich).
Die (auch den Quiche's geläufige) Vierzahl der Brüder be-
greift (s. Montesinos) Ayar -Manco -Topa, Ayar-Cachi-Topa, Ayar-
Auca-Topa und Ayar-Ucha-Topa, w^ogegen bei Garcilasso (der den
Titel Ayar nur in der geheimen Hofsprache der Inca deutbar er-
klärt) Manco-Capac, Ayar-Cachi, Ayar-Vihu und Ayar-Sauca von
Pacaritambo ausgezogen, und aus diesem, auch Tombo-Toco ge-
nannten, und als Morgenhaus oder Fensterhaus ^j erklärten, Platz
(bei Baiboa) Mango -Capac, Ayar-Cacha, Ayar-Auca und Ayar-
Uchi (mit ihren Schwestern Mama-Guaca, Mama-Cora, Mama-Oella
') Die Türkisen in Copaipo (in Chili) wurden erhandelt „bei einem andern Volk,
so man in demselben Lande Intas nennt" (Brullius).
^) De Moussy rechnet die Diaguitas oder Escalones zu den Quechua redenden
Calchaquies. ,
^) Die Peruaner erzählen, „dass sechs Menschen aus einer Höhle durch ein Fenster
gesprungen kamen, von denen nachmals alle Menschen entsprossen" (Dapper).
♦ AHNENGÖTTER. 9
und Mama-Aragua hervorgehen. Nachdem die Inca aus Pacari-
Tambo von Matagua über Collca-Tamba, Guamanquiange, Gua-
naipata nach Curicancha gezogen waren, wurde unter Ansiedelung
der Guaillas unter CopaU-Mayta durch Mango-Capac die Stadt
Cuzco gegründet, und die ersten Grenzen des Reiches wurden durch
die Festungen Ollantay-tampu im Norden, Paccari-tampu im
Süden, Paucar-tampu im Osten und Rimac-tampu im Westen be-
zeichnet. Im Lande der Allcayriscas, Culhnchinias und Cajau-
cachis wurde Cuzco am Fels Cuzco -cara-urumi von den Inca
(Cuzco-Capac oder Cuzco-Inca) unter Ynca Apu Manco Capac (und
seiner Schwester Mama Ocllo) gegründet (s. Salcamayhua).
Da die Peruaner die abgeschiedenen Seelen oder die Todten,
für welche das Fest Ayar-marca gefeiert wurde, mit Aya be-
zeichneten, könnten mit Ayar die deificirten Heroen des Ahnen-
geschlechts ausgedrückt sein, zumal nur Mango-Capac in der,
auch anderswo (in Asien und Afrika) durch ähnliche Titel ange-
deuteten, Beziehung zu den Menschen verbleibt, wogegen seine mit
Ayar betitelten Brüder sämmtlich in das Schattenreich abscheiden.
In ihren Versteinerungen, wie in Sano, liegt die Einkörperung der
Huaca festgehalten, und ihre weitere Fortführung in den Gua-
oiquies genannten Steinbildern, die, nach Acosta, als Ebenbild der
Inca an ihrer Stelle umhergeführt und geehrt wurden.
Wie Ayar-Manco-Capac das Land (nach einer auch im ger-
manischen Rechte ähnlicherweise vorkommenden Formalität) durch
den Wurf der Schleuder nach den vier Weltgegenden hin in
Besitz nimmt, so gewinnen die Misteken das ihrige (wie Parasu-
Rama am Meere) durch Pfeilschuss, indem der kühnere der aus
den Bäumen von Apoala entstandenen Brüder in dem heissen
Thal von Tilantongo seine Geschosse ^) gegen die Sonne, die das-
selbe beherrschte, absendete, bis sie sich gezwungen sah, hinter
Wolken niederzugehen. Dort in Tilantongo, wohin, mit den Aus-
wanderern Anahuac's nach Yanguitlan, Jünger des Quetzalcoatl ge-
kommen seien, wurde dann der Tempel Achiuhtla gebaut, als der
Sitz des Taysacaa (eines Sakya) genannten Hohenpriesters oder
Priesterkönigs, und auch der Höhlentempel von Yopaa oder Mitla,
(des Berges Teutitlan), der Sitz des zapotekischen Priesterkönigs
^) Die den Kriegsgott Chunchu verehrenden Yuracares bedrohen den auf den
Höhen wohnenden Donnergott ^lororoma, während des Gewitters, mit ihren Pfeilen
(s. d'Orbigny)^ und in Afrika schössen die Atarantes gegen die brennende Sonne,
10 DIE GESCHICHTE PERU's.
Wiyatao, dessen Apostel bis Tehuantepec gezogen, wird auf die
Schüler Quetzalcoatl's zurückgeführt, während er sonst als Büssungs-
ort des aus der Südsee bei Tehuantepec gelandeten Propheten
Wixipecocha gilt, bei dessen Ankunft das Land der Zapoteken
noch von dem See Rualo bedeckt gewesen sei, so dass es sich
auch hier um eine Trockenlegung handelt, wie sie Bochica bei
den Chibchas, dem Bodhisatwa Mandjusri in Nepaul, dem Pro-
pheten Kachmir's, und sonst, zugeschrieben wird. Nachdem
Wixipe-cocha oder Visipecocha (Vira-cocha) auf der bezauberten
Insel Monapostiac bei Tehuantepec wieder verschwunden, lande-
ten am dortigen Berg die Huaves, die (nach Burgoa) von der
„ Vezindad del Peru" (oder auch vom Königreich Nicarahua^gekommen
waren, wogegen Guillemot peruvianische Stämme längs der Cor-
dilleren nordwärts fliehen lässt und bei dem durch die Feuer-
probe (die am Ufer des Sarrabia versagt hatte) angezeigten
Copinol-Baum die Stadt Huixicovi (Wixicovi, als einen Aus-
gangspunkt für "Wixipecocha oder Wi-Xipe-cocha) gründen. Der
(nach Sahagun) besonders an der Küste verbreitete Cultus Xipe's
(Totec's) fand seinen Mittelpunkt in Zapotlan (in Jalisco) und beim
Feste Tlacaxipehualiztli wurde Xipe gleichzeitig mit dem von
einer Jungfrau geborenen Gott des Huitzilin -Vogels, als Huitzilo-
pochtli (Vizilopochtli) in seiner schrecklichen Wandlung, von den
Mexicanern gefeiert. In Hindeutung auf die den Tolteken zuge-
schriebenen Küstenfahrten landet in Ameca oder Jalisco der
Löwenfürst Jujuh Quitecuani, während sonst die nördlichen Ein-
wanderer Anahuac's ihre transmarinen Elemente vom Osten
empfangen.
Avendano erwähnt der Hochhaltung der Marcayoc, als Ahn-
herrn^) unter den Peruanern, und nach Aguirre standen bei den
Eingeborenen oder Huari (Llactayoc) die Huaca des Ortes in
Verehrung, bei den Zugewanderten oder Llacuazes die Malquis
oder Mumien der Vorfahren, die als Munaos (s. Arriaga) von den
Machay genannten Gräbern (in der Ebene) ihren Cultus empfingen.
^) Estan persuadidos no solo que los Espanoles proceden de un principio y los
negros de otro, sino que cada Ayllo y parcialidad de los Indios tiene su principio,
y Pacarina, que ellos llaman particular y la nombran y la adoran y ofrecen sacrificio,
llamandola Camac, que es Criador, y cada uno dize que tiene su criador, unos dizen,
que tal Cerro, otros que de tal fuente, otros cuentan de sus Pacarines muchas fabulas
y patranas (s. Arriaga).
GENIUS LOCI. 1 1
Die Peruaner wurzelten in ihren Pacarina^) oder Ursprüngen,
d. h. in denjenigen Localitäten, aus denen sie sich entstanden
glaubten, und wo allein sie eine normale Gesundheit zu bewahren
vermöchten, weshalb d'Orbigny auch von Antisstämmen (beson-
ders von den Itonamas) bemerkt, dass sie im Falle einer Krank-
heit nach dem Orte der Geburt zurückzukehren suchen, um aus
der Mutter, der Erde (oder Pacha-mama in Peru), neue Kraft
und Lebensfülle zu saugen, wie Antäus oder der californische
Heroe, den der Coyote des von der Mutter Erde gegen das Gift
bereits bereiteten Heiltrankes beraubte. Die von den (mit den
Apolistas in Hahuachili grenzenden) Tacanas (bei Caupolican) be-
wohnten Ebenen heissen Irimo (Heimathsland) und die Moxos, wie
erzählt wird, vermeiden es, sich von ihren Wohnungen am
Flusse, Wald oder See zu entfernen, woraus sie sich entstanden
glauben (da sie auch dort zu sterben haben).
Die durch Wanderungen, oder gezwungene Versetzung, ihrer
Heimath entrissenen Stämme, die dadurch ihre ursprüngliche
Huaca, ihren Ortsgott oder genius loci, (als Stein Guachecoal im
Centrum der Dörfer Guamachuco's), verloren, knüpften die Ver-
ehrung am natürlichsten an die mitgeführten Malquis oder mumi-
ficirten Ahnherrn an, obwohl sie auch, seitens eines methodisch aus-
gebildeten Cultus (w4e der der Inca in Cuzco), mit speciellen
Schutzgöttern versehen werden konnten, wie die in Guamachuco
colonisirten Orejones mit dem schwarzen Idol Topallimillay. Nach
erfolgter Ansiedelung fanden darauf die Mumien (wie in Darien ^))
im Capellenraum des Hinterhauses ihre Aufstellung und konnten
sodann, wie bei den Chibchas, in der Schlacht vorangetragen
werden, während es sich auf langen Wanderzügen, gleich denen
der Azteken, geeignet zeigte, nur die Reliquien in heiliger Lade
mitzuführen.
Neben Felsen (oder Höhlen) und Bäumen sind es besonders
die Seen, die sich als Geburtsstätte der Stämme erweisen, wie
die heilige Lagune Ibague's (oder der heilige See Cuzcatlan's) bis
zum Titicaca, und wie Bachue mit ihrem Knabengemahl in
Schlangengestalt zum Wasser zurückkehrt, so bilden vielfach
wieder die Seen das Receptaculum für die abgeschiedenen Seelen,
1) The Guanucos appear to have favourite spots for lying down to die (Darwin)
neben ihrem (auch den Lamas zukommenden) Brauch (that on successive days they drop
their düng on the same defined heap).
12 DIE GESCHICHTE PERü's.
wie die der Cauinier nach dem Sumpfe, woraus sie entstanden,
zurückkehrten, um die Neugeborenen frisch zu beleben. In Chu-
quisaca wurde der Name des Apuiniu verehrt. Als Mama Ciboca
ihren Sohn Inga Roca aus der Höhle Chingana erscheinen Hess,
neben einem alten Tempel der Sonne, wurde sie, dahin zurück-
gezogen, für die Gattin der Sonne gehalten, die jenes Kind dem
Lande geschenkt (wie Guaranchacha den Chibchas). Nach Peralta
proclamirte Mama-Huaco (mit ihrer Schwester Pilcosisa) den in
einer Höhle auferzogenen Sohn als ein Kind der Sonne. Für
seinen Sohn Manco Capac II abdankend, zog sich Inti-Capac in
einen Sonnentempel zurück, um dort ein Einsiedlerleben zu füh-
ren (als Mönch im Kloster), und als dann unter Manco-Capac II
Pest und Dürre das Land verheerten, nahm dessen Sohn Topa-
Capac I seine Zuflucht in den Wildnissen der Andes, aus welchen
er erst später zurückkehrte, um die verödeten Städte wieder auf-
zubauen.
Für die südlichen Einwirkungen auf die Inca- Herrschaft in
Peru haben neben den helleren ^) Stämmen zunächst die von
d'Orbigny als bärtig^) gleich den Zenu (b. Oviedo) beschriebenen
Guarayos (zwischen Moxos und Chiquitos) in Betracht zu kommen,
mit Verehrung des Himmelsgreises Tamoi"), der den Ackerbau
lehrte wie Sume *) (in Brasilien), dann die (im Dialekt der Sprache
') Unter dem ,,Rameau Antisien" (von heller Farbe) zählt d'Orbigny die Yura-
cares in Santa Cruz de la Sierra bis Cochabamba, die Maceteres an dem Zuflüsse des
Rio Beni, die Tacanas am westlichen Rio Beni, die Maropas am östlichen Rio Beni
(die drei letzten am Körper mit weissen Flecken) und die Apolistas am Rio d'Apolo.
Angelis beschreibt die Chiriguanos als weiss mit blauen Aug'cn. Viracocha's Gemahlin
hiess Mama Runta, von den weissen Eiern (s. Garcilasso) benannt ihrer hellen Farbe
wegen (wie Viracocha selbst). Wie unter den Mogetenos finden sich bei den (von
den Tacanas verschieden sprechenden) Lecos (in Bolivien) Pintados oder Overos (durch
Hautausschlag) und so am Purus (wie bei Acapulco). Yurakani (Yuracaes) im Quechua
bedeutet weisse (Yurak) Menschen (Kari). Nach Dameyko sind bei den Araucanern
die Häuptlinge hellerer Farbe. Die mit Medicinen durch Chile und Peru hausirenden
Charazanis und Apolobamba sind lichter Färbung.
^j Die Guayupes oder (bei Oviedo) Guaypies am Guaviare oder Guayare waren
bärtig und wie die Lamistas (am Huallaga) werden (bei Alcedo) die Aguanos als
bärtig beschrieben (ebenso die Cashibos). Die Sprache der Maypures ist mit der der
Moxos verwandt (s. Balbi^.
3) In achteckigen Hütten verehrt (als zum Himmel gestiegen) unter Taktschlagen.
*) Vorgänger des Paye Thbme [s. Warden). Bei Catani erstreckt sich die durch
Thome's Sohn veranlasste Colonien- Aussendung vom Rimac bis Chile und durch die
Magellanstrasse. Bei den Caraiben ward der Ackerbau durch einen Weissen einge-
CHIRIGÜANOS. 13
der Guarani redenden Siriones ^) (zwischen Santa-Cruz de la Sierra
und den Moxos) als den Nachkommen der (1430) von Yupanqui
bekämpften und durch die von Paraguay nachdrängenden Gua-
rani (s. Lozana) weiter aufgeriebenen oder nordwärts gedrängten
Chirihuanos, darauf diese Chirihuanos oder Chiriguanos selbst
(zwischen Santa-Cruz de la Sierra und den Chiquitos, welche vor
den Chiriguanos von Vitupue, als den Titanes und Pirata-
guries, nach Santa-Cruz de la Sierra hin zurückflüchtete), seit ihrer
jüngsten Einwanderung^) (1541), und weiter die mit dem patago-
nischen Stamm der Pampa verwandten Tobas ") oder Mbocobi, die
sich bei Sanjagb in Catamarca mit den Quechua redenden Stäm-
men berühren. De Moussy rechnet zu diesen als Calchaquies,
ausser den Diaguitas oder Escalones, noch die deri Toconotes
oder Juris ^) benachbarten Lules in Tucuman, und aus Tucuman
führt, (v. Rochefort). Von den Caboclos (in Brasilien) verfolgt, verschwindet der die
Elemente und wilden Thiere beherrschende Payetome oder Sume {der weisse Bärtige).
Die Tamanaques (in Südamerika) wurden durch Amalivaca civilisirt. Der weisse
Camaruru fungirt als Sohn des Feuers (in Brasilien). Bei den Yaos (in Guyana)
wurde Tamoncu verehrt.
^) San Juan del Oro wurde durch die Chunchas vom Siriregri- Stamm zer-
stört (1542).
'■^] Als die durch den Portugiesen Alejos Garcia organisirten Indianer Paraguay's
zwischen Mizque und Tomina bis Presto und Tarabuco vordrangen, wurde der Inca
veranlasst zum Schutze der Grenze Festungen in Cuzcotoro und Charcas zu bauen
(1526). Bei Mizque wohnen die „Indios originarios denominados Chues" (s. Viedma)
mit Pocona (der Yuracares) grenzend. Mizqui wird als süss erklärt (vom Honig),
während Mixtecan (in Mexico) oder Miztecan Wolkenland bedeutet.
^) Bei der Eroberung Yupanqui's erwähnt Herrera der Orte Topa und Cari in
Charca, dem Grenzland der Carangues (mit Chichas u. s. w.). Die Chenchipe am Chuquimayo
schnürten sich die Waden (nach caribischem Brauch, der im Caucathal geübt wurde).
■*) Nach den als anthropophagisch beschriebenen Juris (Straussenmenschen) stiesS
Almagro, auf dem Wege nach Copayapo oder Pocayapo (Copiapo), auf Ansiedlungen
der (wegen canibalischer Gelüste benannten) Cariben. Die Landschaft Chicoana fand
Almagro durch die Einfälle der wegen ihrer langen Figur und Schnelligkeit Juries
(que quiere decir avestruzes) genannten Indianer, die aus den Cordilleren Einfälle machten,
entvölkert (Oviedo). Von Coquimbo (Coquembo oder Coquinga) gelangte Almagro
über Lua nach Cuncaugagua (gagua oder Sonne in Chibcha), wo der Oberherr der
Caciquen von Chile residirte am Aconcagua (Gua auf Wasser zurückgeführt in den
Stammesnamen am Maranon). In der Provinz Chuquiapu (Erbschaft des Goldes)
wurde La Paz gegründet, und Copa-yapu (yapu oder Gold) als Copiapo oder Saatfeld
der Turquisen (Kieselmalachite) erklärt. Vom Thal von Guasco aus wurde Santjago
in Valdivia bei Mapocho gegründet. Die in Felle gekleideten Picones (im südlichen
Chili) lebten in Höhlen (s. Oviedo). Am Rio Cachapaul oder (s. Gay) Rio Blanco
stiess Almagro mit den Promaucaes zusammen.
14 DIE GESCHICHTE PERU's.
oder Tucman ^) kam die huldigende Gesandtschaft, welche Vira-
cocha in Charca empfing, dem Grenzlande Chuquisaca's, wo Acosta
in einer Guaca die Verehrung des dreieinigen Tangatanga^) oder
(nach Skinner) Tarigatanga erwähnte, neben Apuinii, dem Schöpfer
(als Sonne), seinem Sohne Churi-Inti und seinem Bruder Imic-
Vaugui.
Die CoUas betrachteten die Fische als ihre Brüder und in
Mechoacan werden die Fürsten der Seen-Inseln durch die Göttin
Xaratanga in Fische verwandelt (bei den Taraskern). In Cari
(in Guaymis) wurde der Gott Tangajipe verehrt. Die von Tupa
(wegen später Schöpfung) zum Raub berechtigten Mbayas be-
dienten sich für ihre Kriege der zu Sklaven gemachten Ghanas,
und Chanes wohnten am Rio Cuyaba, während die Ghanas auf
den Inseln des Uruguay durch die Gharruas vertrieben waren.
Die mit den Ghiquitos grenzenden Ghanes wurden durch die Ghi-
riguanos in Sklaverei gehalten (s. Angelis). Nach Besetzung von
Gharcas (durch Ghiriguanos) hörte Viracocha in Tucuman (Tucma)
von Ghilli als dem Weltende (mit Schneemauer).
Nachdem Inca Yupanqui die wilden Ghirihuanas unterworfen
(die Anthropophagie abschaffend und Häuserbau lehrend), zog er
gegen Ghili, wo der General Ghinchiruca die Bewohner von Go-
payapu unterwarf, und dann über Guquimpo zum Fluss Mauli vor-
drang, mit den Purumaucas kämpfend (s. Vega).
Bei Montesinos kommen, unter Sinchi Roca, vor den Ghiri-
guanos Fliehende aus dem Gollao.
^) Huayna Capac traf in Chichas die Anordnungen zur Eroberung dieses Landes.
Charcas (oder Chayanta) mit Paria grenzend wurde von Mayta Capac IV. unterworfen.
Die Unglück verkündenden Vorzeichen während Inti Capak's Feldzug in Tucuman
veranlassten den Rückzug der Dynastie nach den Andes (bei Montesinos). Unter
Kayo Manco empörten sich die Chiriguanos in Tucuman und Chili, Huayna Capac
hatte von Quito aus den Anfällen der Chiriguanos einen Damm entgegenzusetzen.
Neben den Churumatas (gente labradora de los del Peru) in der Cordillere zwischen
Bermejo und Pilcomayu wohnten (Aymara redend) die Chichas Orejones (Minen be-
arbeitend für den Incas). Die Indianer des Coveus-Stammes am Uaupes hatten die
Ohren langgezogen (s. Wallace).
2) In Chuquisaba usaban adorar ä Tangatanga, un idolo, que decian, que en uno
eran tres y tres en uno (Herrera) und nach der Namenserklärung als Acatanca (Mistroller)
hätte sich (nach Garcilasso) die Verehrung an einen Käfer geknüpft (wie bei dem den
Aegyptern heiligen Scarabaeus). In Boyaca wurde die Gottheit Chuquilla, als Apointi,
Churuinti und Intiquaoqui (quod est pater et dominus solis, lilius ipse sol et frater
solisy verehrt (Acosta;.
0RL70NES. 15
Wie die vom Mamore stammenden Canichanas^) unter den
Moxos, wohnen die Chaneses zerstreut unter den zu den Guaranis
gehörigen Chiriguanos, und dass die (bei Guzman) Carios^) ge-
nannten Guarani, die (nach Dobrizhoffer) früher Carier geheissen,
vom Rio Plata nach Peru Einfälle machten, berichtet auch Cabot.
Als Sitz Cari's wird der Chucuito- oder Chuquito-See angegeben,
auf die Chiquito führend, die Nachbarn der Moxos. Gleich den
Orejones'^) am Xaraye-See, heissen Orejones (bei Cabeza de Vaca)
die Guaxarapos ^) , die durch künstliche Fehlgeburten ihren Stamm
dem Elend der Conquista zu entziehen suchten.
Wie einerseits die gezähmten Strausse der Diaguitas^) nach
^) Aus Festungen, die mit Gräben angelegt sind, kämpfend, (nach d'Orbigny\
während die Ortschaften in Tucuman (nach Herrera) durch Dornenhecken befestigt waren.
2) Llamanse las personas pintadas (en el valle de Majes) Karientos (de kara, enfer-
medad de manchas rojas, blancas y azules) in Peru, (Riverb). Die Portugiesen hiessen
Caryba sobaygoara (Helden von drüben) und die Franzosen Cariba tinga (lichte Helden)
bei den Tupi (Martius).
^) Osculati fand Orejones zwischen Pebas und Tabatinga (wie dort auch sonst, oder
Omaguas). An der Insel der Orejones (am Xarayez-See) wohnten Guatos und Guajarapos
(s. Guevara).
^) Der Häuptling der (den Guaxarapos benachbarten) Xarayes empfing die Spanier
(zu Nuiiez' Zeit) in einer Hängematte sitzend. Die Gegend des Xarayez-See oder Puerto
de los Orejones galt als Paraiso terrenal (am Gran-Chacu). Der Gran Chaco bildet (als
Jagdgebiet der Wilden) eine nach abwärts geneigte Sandebene mit der Humus-Schicht
der Vegetation bedeckt, sumpfig zwischen den Flüssen und wüste Striche einschliessend.
*) Criaban aveztruzes "mansos, Gallinas y Patos (Herrera). Wie zwischen
Putumayo und lapura finden sich Juris auch in Tucuman neben den (bei
Salta und Calchaqui wohnenden) Diaguitas , welche (gewebte Wollenkleider
tragend) die Sonne verehrten. Die Uabixana (am Tacutu und Rupunury) hielten ge-
zähmte Aifen und Vögel. Bei den Apina-Ges (zwischen Araguaya und Maranhao
bis zum Tocantin) finden sich abgerichtete Papageien und gezähmte Strausse. Ausser
der Nuiiuma genannten Entenart kannten die Peruaner kein zahmes Geflügel (nach
Garcilasso), doch wurden neben den wilden Thieren (und Schlangen) von den Inca
auch Strausse gehalten, auf der Suri-hualla (Suri oder Strausse) genannten Ebene (bei
Cuzco). Appun sah die den Makuschi und Wapischianna gehörigen Vögel am Tage
frei umherfliegen, aber Abends für Futter zurückkehren. About the houses (am Uaupes)
were several trumpeters, curassow birds and those beautiful parrots, the ancas (dero-
typus accipitrinus), which all wander and fly about at perfect liberty, but being bred
from the nest, always return to be fed (Wallace). Zum Schmuck der nach dem
Ausrupfen mit Kräuter-Einreibung für das Nachwachsen gefärbten Federn wurden die
Vögel in Kästen gefüttert. (So im alten Mexico.) Am Rio Venadillo (Nebenfluss des
Magdalena) fanden die Spanier (s, Perez) gezähmte Hirsche (wie die Chinesen in
Fusang). Bei den Peruanern fanden sich Meerschweinchen, als Hausthiere sowie der
Hund (Alco oder Chono). Die Mexicaner züchteten Perros, Gallinas, Aves de Pluma,
conejos (nach Herrera).
16 DIE GESCHICHTE PERU*S.
den Pampas weisen, so ergiebt sich der Zusammenhang mit dem
Hochlande aus Schmidel's Bemerkung, dass bei den zwischen
Meperos oder Peionas wohnenden Mapais (durch welche die
unterworfenen Zehmies und Tohannas in Knechtschaft gehalten
wurden) theils wilde, theils gezüchtete Amidas (Ovejas oder
Schafe, als Bezeichnung für Llamas^) in Gebrauch gewesen, wie
sie in Peru zum Lasttragen (und Reiten) benutzt wurden (1549).
Die mit den Chiriguanas grenzenden Omaguacas (nördlich vom
Jujuy) besassen Lamaheerden (s. de Laet) und kleideten sich in
deren Wolle.
An diesem Communicationspunkt mit dem Osten finden die
durch ganz Südamerika getragenen Sagen von goldenen Fürsten
und goldig schimmernden Seen einen besonders günstigen Anhalt,
und die den von erblichen Häuptlingen (Aramas) in den Tempeln
ihrer Dörfer (Manacicas) regierten Baures am Itenezfluss benach-
barten Cayubabas galten als direct vom Priesterkönig Paytiti
[oder Enim^)] beherrscht. Ein solches Paytiti (oder ein Monovan
am Salzsee Parroowan Parrocare Monoan) wurde 1659 bei Pedro
Bohorques' Proclamirung als Manco Capac II von den Calcha-
quies in Tucuman als Yurac huasi oder das weisse Haus gesucht, und
diesen fernen Schein ^) glaubt man noch in der Mantana Marcapata's
zu erblicken, wo der vor Kenntniss seiner Verbindung mit Beni
als Quellfluss des Purus betrachtete Amarumayu von den Incas
(als Yupanqui die Chunchas bekämpfen Hess) für Auffindung der
*) Die wilden Llama am Westabhange des Chimborazo sollen aus der Zerstreuung
der zahmen in Lican, Hauptstadt des Conchocondo oder Fürsten der Puruay, herrühren.
') Zwischen Ucayale und Mamore fand sich das Reich des Enim oder Gross-
Para, jenseits des Madeira das des Gross-Paititi, während das des Dorado sich von Paro
bis Orenoko erstreckte. In den Pampas del Sacramento, mit Sipibos, Panos und Co-
cama, findet sich der Eintritt in das Reich des Enim und Paytiti (s. Skinner).
3) Nach Hortsman lag Dorado am oberen Essequibo (1740). Zu Santos Zeit
sollte sich der Häuptling von Parima, durch Schildkrötenfett eingeschmiert , mit Gold-
staub bestreuen (de Pons), und jenseits solcher unbestimmten Erinnerung an den Eldo-
rado Guatavita's begannen dann die Fabelvölker umzugehen, die Chiparemai oder Ewai-
paromas ohne Kopf mit dem Mund auf der Brust (bei Raleigh) oder die Rayas (mit
dem Mund am Nabel) in den Wäldern von Sipapu, In Chile herrschte der Häupt-
ling Leuchen Golma über eine Insel mit den Amazonen unter der Guanomilla (cielo
de oro) genannten Königin (von Gomora). In Minas Geraes suchten die Paulistas die
Lagoa doirada. Raleigh verlegt die goldreiche Insel Ipomucena an den See Amucu.
Die Manaos bei Barra sind den Tupi verwandt (Bates). Die Chaymas verehrten die
Sonne. Im Lande der Macusi und Arecunas lag der (El Dorado genannte) Hügel
Acucuamo am See Parime (s. Caulin).
PARIME. 17
Musu befahren wurde, während Diego Aleman's Expedition (1564)
von Cochabamba aus den Weg ins Land der Moxos ^) nahm.
Mousa am San Xavier-Fluss (bei der Confluenz mit dem Rio de
la Travesita) gehört zu den Moxos (s. Alcedo). Auf der von
Ursua gesuchten Lagune von Parime^) (el mar blanco ö el lago
de Paranapitinca en la Guayana) sollte sich eine Stadt mit Gold-
dächern finden (Angelis). Im Lande Cauderi war (nach Monte-
sinos) das Haus des Fürsten mit Goldplatten bedeckt. Quesada
suchte von Bogota aus das goldreiche Menza (St. Martin) und
Berrio begab sich (1584) von Tunja über die Llanos zu den
Goldglänzenden am Rio Dorado (s. Torreo), Centurion (von Gui-
riar aus) „avanzö sus descubrimientos y reducciones hasta el dorado,
laguna de Parime y rio" (s. Caulin). Lobo da Almada unternahm
eine Expediton den Uaupes aufwärts, zur Einnahme des Gold-
lands (1784).
Vom Inca Yupanqui, der das (dann durch den Feldherrn
Sinchiroca eroberte) Land von Atacama bis Coyapayu erforschen
liess, wurden die menschenfressenden Chiriguanos (im Gran Chaco)
besiegt (die mit den Bewohnern von Tucuman und Chili nach
Peru gekommenen Chiriguanos^) durch Marasco Pachacuti).
') Padre Thomas de Chaves, der unter den Moxos am Mamore, als Missionär
lebend (1654), von dem Kaiser der Musus als Arzt verlangt wurde, um seine (be-
sessene) Frau (später durch Taufe) zu- heilen, sah am Patiti eine von Frauen und eine
von Männern bewohnte Stadt (mit angeknüpften Amazonensagen). Nachdem Yahuar
Huacac von seinem Vater (Inca Roca) zur Eroberung von Antisuyo geschickt war,
unternahm Yupanqui-Inca die Expedition auf dem Amarumayn. Der König von Parima
(Beni, Gran Para, Gran Pariri, Patiti, Eldorado) wurde jeden Morgen mit Oel gesalbt
und dann mit Goldstaub überblasen (nach der Festweise des Guatavita). Nachdem Al-
magro's Parthei bei Salinas (1538) besiegt worden war, flüchteten seine zersprengten
Anhänger nach Carabaya, wo sie San Juan del Oro bauten und wegen der reichen
Goldsendungen von Karl V. geadelt wurden, (doch den Wilden weichen mussten).
Die von Hernando Pizarro unter Pedro de Candia und später unter Pedro Anzulo
ausgesandten Expeditionen sollen bis zum Beni vorgedrungen sein,
2) Von den Guatos wird der Gipfel der Serra dos Dourados am See Uberaba
(westlich von Paraguay) erwähnt. Die Goldstadt Manoa am Salzsee Cassipo oder (nach
Keymies) Parima wurde von einem eingewanderten Volk gegründet, wie Raleigh von
den Chariben am Orinoko hörte. Der Glimmerschiefer-Fels auf der Insel Pumacena\
im Sumpfsee Amucu galt für das Dorado und in den Magellanischen Wolken (sowie
dem Sternbild Argo) sah man den AViederschein vom metallischen Glanz der Silberberge
am Parime (s. Humboldt),
3) Mit dem Namen der (von Martins) zu den westlichen Tupis gerechneten Chiri-
guanos (mit Siriones und Guarayos) wurden im östlichen Peru feindliche Indianer im
Bastian, America. 2
18 DIE GESCHICHTE PERU's.
Huayna-Capac Hess von Quito aus die Grenzfestungen gegen sie
sichern. Die Chichas Orejones (^im Chaco) stammten von den
Beamten der Inca (s. Lozano). Für die (s. Skinner) den Omaguas
und Cocamas verwandten Panos (bei denen wie bei den Moxos
Zeichenbücher erwähnt werden), galt ihre Abstammung von den
Peruanern und ebenso bei den Chingacuchuscas, die sich die
Nasen abgeschnitten, um Furcht einzujagen. Baiboa erzählt, dass
der erste Inca mit den Eingeweiden des Opferthieres im Munde
sich gezeigt habe, um schrecklich zu erscheinen, und zu den
(früher Nasenringe tragenden) Cavinas, die an ihrem heiligen See
(für die Neugeborenen und Verstorbenen) das erste Contingent
für die Bevölkerung Cuzcos durch Manco Capac lieferten, wird
die Verehrung einer Gottheit in furchtbarer Form vermerkt.
Die Piros handelten (nach Lucero) mit einer mächtigen Nation
des Innern, deren König sich von den Inca herleitete (1681).
Raleigh lässt die Orejones bis zum Orinoco kommen und dort
eine Stadt erbauen (s. Corval). Viracocha Inca sandte von Quito
aus verschiedene Expeditionen durch die Andenthäler ^) bis zu
den Cofanes, um die Wege auf das Hochland zu erforschen und
die auf Huayna Capac's Befehl in Moyabamba abwärts Schiffen-
den brachten Kunde von grossen und reichen Staaten jenseits der
Gebirge (s. Montesinos).
Unterhalb Coca (nach der Mündung des Napo zu), wohnen
am linken Ufer neben den Anguteros oder Putumayos die Ore-
jones (die eine Stufe bis zu den Monumenten San Agostin's bei
Timana bilden mögen). Der Goldsee wird vermuthet unter den
Nachbarstämmen der Curuziraris (am Jurua) die von den durch
die Yumaguaris die Minen bearbeitenden Managuas Gold erhiel-
ten (Acuna). Schomburgk identificirte das Mar del Dorado mit
der Lagune Parima oder dem See Amucu in der Sierra Parime
(auf der Wasserscheide des Essequibo und Rio Branco). Auf
Hayti hörten die Spanier von dem König Gazichius Canobam (dem
Caziken des goldenen Hauses) erzählen (Michael Herr). Quesada
suchte Paititi am Guaviare. Die Savana in Pirara, wohin Manoa
Allgemeinen (wie die Guaycurus in S. Cruz de la Sierra) bezeichnet. Am Yumafluss
(südlich von Maracaibo) wohnten Chiriguanos oder Xiriguanos (nach Oviedo).
*) Die Kunstprodukte der Inca lassen sich (nach Humboldt) bis zum Yapura ver-
folgen, (jenseits der Omaguas). Die Sprache der Maypures galt für der der Moxos ver-
wandt (s. Balbi). Nach DobrizhofFer fanden sich Quechua redende Stämme in
Paraguay.
EL-DORADO. 19
an der laguna de oro verlegt wurde, war (nach Appun) einst
das Becken eines Binnensees.
Schmidel redet von der weisen und goldreichen. Nation der
Carcariso, die nach den Berichten der mit den Naperos grenzen-
den Paiembos oder Payaguas am Paraguay fern im Innern
wohnte, und die an die Ashkeres (am Rio Parabol) grenzenden
Sherves sollten nach einem weit gebietenden Könige genannt
sein, der unter ihnen residire. Nach Lucero stammt der König
der Piros, zwischen Manamabobos und Cuniveos oder Curives von
den Inca (1681). Die an der Confluenz des Rio Parabol (Para-
guay) und des (in Peru entspringenden) Rio Jepido bei Lambre
(Assumpcion) wohnenden Carlos durchzogen auf langen Reisen
die umliegenden Länder (s. Schmidel) und trugen als Schmuck
Krystallknöpfchen in den Lippen, (wie die Mexicaner, oder Borsten
die Chunchus, und ähnlich wiederholen sich die Nasenknochen
von Tlascala bei Punta Helena). Ihnen waren die Timbues unter
dem Häuptling Zuche Liemi benachbart, am Rio Parana oder La
Plata, und bei Buenos Ayres kämpften die Carandies ausser mit
Bogen und Pfeil auch mit Bola de piedra zum Wurfe (vergl.
Schmidel).
Die Canches kämpften ^) (nach Herrera) mit Ayllos (Lanzen-
schlingen), womit die Feinde gefangen wurden (neben Pfeilen und
Schleudern).
Barcia hörte bei den Stämmen am Paraguay ^) von dem an einem
See herrschenden Gross-Mossok, in dessen von Riesenfiguren be-
wachtem Tempel aus weissem Stein ein silberner Mond verehrt
wurde, aber die von Peru (mit dem Titicaca-See) ausgezo-
genen Spanier suchten den von ihren Landsleuten im Süden
und Osten als fern liegend verherrlichten See Paytiti wieder im
Unbekannten (jenseits der Moxos). Die fasslich verwirklichte
^) Die Querandis (bei Buenos-Ayres) kämpften mit Lazo und Bolas, mit (flammen-
den) Bolas perdidas die Häuser (der Spanier) anzündend.
2) Die Carios wohnten in Dörfern am Paraguay, während die Payaguas und Agaces
(mit den Tacumbus) als Piraten die Flüsse befuhren (de Moussy). Die zu den Calcha-,
quies gehörigen Lules wohnten in Tucuman. Die (zu den Guaranis gehörigen) Xa-
rayes (am oberen Paraguay) zogen sich in den Gran-Chaco zurück, mit Guaycurus (als
Tobas und Mocovis) Lenguas, Mbayas (Guaycurus) u. s. w. Im Gran-Chaco (Chaco-
gualamba) wohnen die Chiriguanos an den Abhängen der Andes (de Moussy). Die
Calchaquies (am oberen Juramento) sprachen Quichua. Die Guatos (mit den Orejones)
wohnten in Dörfern am oberen Paraguay.
2*
20 DIE GESCHICHTE PERU's.
Sage des Eldorado verbreitete sich vom Guatavita-See aus,
unter den Moxcas ^), wie Herrera die Muyscas oder Chibehas
nennt.
Der See Parima wird westlich von Amucu gesetzt (bei Hart-
sinck) und wurde dort auf zeitweis überschwemmten Ebenen Salz
gesammelt (s. von Heuvel) in Guayana (der Guayanos oder
Caribana). Der Salzhandel leitete auch am Putmayo weitere Be-
ziehungen ein. Die Chancas unter Ancohuallo sollten am See jen-
seits Moyabamba gesiedelt sein. Anlass zur spanischen Expedition
gab die Ankunft des Häuptlings Viraratu in Chachapoyas (1550).
Die in heissen Thälern (wie denen der Panches) nahe liegende
(ebenfalls bei den Cariares verzeichnete) Verehrung des Mondes
ertheilt dem auch bei den Peruanern dem Monde oder Quillca
geweihten Metall des Silbers^) seine Heiligkeit, die dasselbe noch
unter den Collas bewahrt, während auf der kalten Sierra der
Sonnencultus bevorzugt war, dessen Gold unter dieser Combi-
nation dann wieder, als für die Diener Viracocha's in Cuzo
characteristisch aufgeführt wird.
In der durch Pokoh geschaffenen Welt gilt die (ihre Pfeile
vertheilende) Sonne als böse, im Gegensatz zum guten Mond (bei
den Pollawonap am Kernfluss in Süd-Californien). Bei seiner Weihe
wurde der Inca (nach Herrera) mit einem goldenen Monde ge-
schmückt, wogegen die Huamachucos von den silbernen Halb-
monden benannt waren, die sie als Kopfschmuck trugen. Die
') Der Häuptling der Cayubabas bei den Moxos hiess Paititi (s. Baraza).
^) Ultra Titicacam ad orientem plana et aequa in regione Collaones atque bis
proximi Charcantes adeuntur, gens fodinis et Argyreo amne mirifice dives, culta et po-
litica disciplina insigniter instituta, bemerkt Apollonius von Argyropolis (bei Potosij.
Die Schätze der Inca wurden in Uracguasi (das weisse Haus) gesucht. Im Goldland
Carabaya's lag Escay-oya (und später San Juan del oro). Der Rio Parima heisst (als
Rio Blanco) Rio de las aguas blancas (s. Humboldt). Der See Parime mit der Stadt
Manoa oder Dorado lag zwischen den Flüssen Essequibo und Amazonas. Am See
Parime oder (bei Yaos) Foponowini liegt Manoa oder Dorado, „dise wirdt geacht für
die grösste Stadt in der ganzen Welt" (de Bry). Aehnlich bei den Missionären.
Die Guiana bewohnenden Orenoquepones erstreckten sich (zu Raleigh's Zeit) bis
zu den Guianiten des Thaies von Amariopacana (jenseits der Wacarima-Berge), wo die
aus der Ferne einfallenden Orejones und Epuremejer, nachdem sie die Eingeborenen
(ausser den Awarawaquerer und Cassipagoter) vertrieben, die Stadt Macureguaran er-
bauten (cum magnificis aedibus). In den Llanos de San Juan (s. Piedrahita) se han
descubierto algunas veces provincias riquissimas y de gente politica, como sucediö ä
Felipe Dutre (im Lande der Omeguas). La casa del Sol, en la provincia de los Jaches
suchend, kam Perez Quesada nach Cirivita (s. Simon).
HALBMOND. 21
Aucas in Paraguay hielten ihre neugeborenen Kinder zum Monde
empor (siehe Charlevoix), indem seine wandelnden Phasen zum
vielfach (auch in Afrika) bekannten Symbol der Erneuerung des
Lebens dienten. Im Innern von Guayana wurden Halbmonde ge-
tragen (s. Martinez). Duddley erhielt goldene Halbmonde von
dem Häuptling am Mana (in Guayana). Nach Gumella tragen die
Caraiben (am Orinoko) halbmondförmige Goldplatten als Schmuck.
Die Muscogee tragen einen silbernen Halbmond als Brustschmuck.
Die Conibos oder Manaos in der Pampa del Sacramento trugen
Silberringe in Lippe und Nase. Die Caraiben wurden von Baba
(Alten) regiert, neben dem erwählten Kriegshäuptling oder Oboutou,
der durch den halbmondförmigen Brustschmuck (Caracoli oder
Coulloucoli) ausgezeichnet war (s. Ballet).
Die Canar, deren Sonnenkultus (bei Cieza) für die spätere Inca-
Zeit gelten mag, verehrten (nach Garcilasso) den Mond (neben
Bäumen oder Steinen [besonders jaspisartigen]), die in ihren An-
siedelungen unter einander wechselnden Puro-aucas oder Zamora
(bei Loxa) die Sonne (nach Herrera), die Cara Sonne und Mond
(nach Velasco), während Garcilasso in Quito der Verehrung der
Bäume erwähnt, sowie der (in Central-America vielfach verbreiteten)
des Wildes, das auch bei den Huacra-chucu, wie ihre Kopftracht
zu beweisen scheint, als heilig galt. Raymondi erwähnt aus den
Grabfunden eines mit Hörnern gefüllten Steinkastens. Auch unter
den Opfergaben der Huancas für die Todten werden Geweihstücke
aufgeführt.
In Yucatan zeichnet auf den Darstellungen Hömerschmuck im
Haare die Frauen aus. Hütten sah in Papamene (bei Timana)
Anhängsel in Gold und Silber, die von den Uaupes (neben Guaypis
und Guayupes) in Macatoa (am Guaviare) gekommen (und Aehn-
liches wurde in Chordeley ausgegraben). Die Chilcha-Orejones
(im Gran-Chaco) bearbeiteten die Silberminen der Inca. Nach
Garcia verachteten die Puelche das Gold, als schlechtestes Metall,
während es die Cubaner, als den Gott der Spanier, umtanzten.
Die von d'Orbigny in der hohen^) Figur der Patagonier (deren
Bolas als Ayllos, den Collas zur Waffe dienten) beschriebenen
*) Em corpos son agigantados (s. Anchieta) die Goaytaca (zwischen den Flüssen
Paraiba und Maccahe). Die Curigeres am Puru galten für Riesen. Die Bewohner Co-
piapo's und weiterhin in Chile (zu Almagro's Zeit) werden von Oviedo als hoher Sta-
tur beschrieben. Auf Maldonado's Expedition in den Andes (1561) wurde ein Riese
erschossen und von dem Pygmäen-Paar die Frau, worauf das Männchen vor Kummer
22 DIE GESCHICHTE PERU's.
Toba mögen in den von Acosta, wie (b. Alcedo) die Curigueres
am Rio Cuchigara oder Purus, als agigentados bezeichneten Stämme
zu erkennen sein, und auch bei Herrera werden los Titanes er-
wähnt, als Bedränger der Chiquitos, die ausserdem durch die
Chiriguanos zu leiden hätten. Unter Huilca-Nota-Amauta (der
die Einfalle aus Tucuman zurückgeworfen) kamen über die Andes,
durch Riesen aus ihrer Heimath vertriebene, Flüchtlinge, die Land
zur Ansiedlung suchten (s. Montesinos). Am Fluss Cuchiguara
(Purus) wohnten (nach Acuna) die riesigen Curigueres. Nach Santa-
Cruz war Hatun-Runas (b. Caravaya) von Riesen bewohnt und die
Chicora (nördlich von Florida) sollten ihre riesigen Häuptlinge durch
Ausstrecken der Glieder in der Kindheit gebildet haben. Ebenso
wird in Florida der riesige Häuptling Tascaluza erwähnt (zu Soto's
Zeit). Cieza beschreibt die Chancas bei Anzerma als riesig. Von
Knochen ausgestorbener Giganten wurde (wie bei Manta) bei
Cuiocan (in Mexico), bei Mani (in Yucatan) und vielen anderen
Orten geredet, wo seitdem die Palaeontologie ihre Entscheidung
abgegeben hat. Wie den Diaguitas in Tucuman, wird den Tobas
die Verehrung der Sonne beigelegt, welche (bei d'Orbigny) als
weiblich (Gdazoa) neben dem männlich gedachten Monde (Adago)
steht, während sonst eine den Patagoniem vertraute Ausmalung der
Constellationsbilder gegeben wird, wie sie sich auch in peruanischer
Mythologie findet. Die in Cuzco versammelten Amautas ordneten
den Kalender nach der Bewegung der Gestirne und führten die
Allacauquis genannten Schaltjahre ein. Von ihnen wurde dann
der grosse Jahreszirkel geregelt, (als Intip-huatan), undintip-huana
bezeichnete den Westen oder das Sterben der Sonne (Inti) welche
Bedeutung sich in Huanuco, der Todesstadt (dem Reflex Tia-huanu-
co's), wiederholt und in seinen (wie bei Chavin's Monumenten)
unterirdischen Gewölben, in welchen geheimnissvolle Mysterien ge-
feiert wurden, gleich denen in der Gräberstadt Yopaa (in Zapotecan)
und Mitla (in San Salvador). Als nach der Dynastie der Pirhua^)
(in Cuzco) Lloque-Ti-Sagamauta (als Sogamoso) die Dynastie der
starb. Die Waindegoos oder Riesen essen (nach den Ojibway) Menschenfleisch. Die
Pehuenches sprechen von geschwänzten Menschen (s. Poeppig).
^) The first Peruvian ruler was roar Pirhua-Manca from Pishu (a bird) and ma-
canna (a sword or the morning star). Pirhua, las trojes del Inca ö tesoro para (la
guerra (Mossi), sonst als vorzeitlich „alt" erklärt. Die Zauberpriester bei Quebec hiessen
Pillatoas (s. de Laet). Pilaoua war (bei Algonkin) Ausdruck der Bewunderung (nach
Lahontan). Neben dem bösen Gualichu wird von den Pampas (mit Machys oder Zau-
SONNENSAEULEN. 23
Amautas begründet hatte, führte unter seinen Nachfolgern Mango-
Capak-Amauta astronomische Reformen ein (wie Hueman auf der
Versammlung der Weisen unter den Tolteken). Die Vilca-Uma
oder (b. Torquemada) Vilaoma fungirten (in Peru) als Hohepriester.
In Quito werden die Sonnensäulen ^) erwähnt (bei Velasco) und
(nach Garcilasso) beobachteten die Peruaner die Solstitien mit acht
östlich und acht westlich von Cuzco gestellten Säulen (stets eine
höhere zwischen zwei kleineren), während auf den Steinsäulen im
Sonnentempel bei den Aequinoctien der Sessel der Sonne gestellt
wurde. Capac Yupanqui Hess (nach Herrera) die Goldstatue Indij
llapac verfertigen, die auf einer Bahre getragen wurde.
Gefahrbringende Einfalle aus Tucuman werden (bei Montesi-
nos) unter dem 55. Inca gesetzt, unter Vilca-Nota-Amauta (Nach-
folger des Topa Kari), der seinen Namen von dem bei Vilcanota
(in dem von Carangas^) bewohnten Gebirge) erfochtenen Siege er-
hielt und so nicht nur sein Reich sicherte, sondern auch den vor
den Riesen Flüchtigen, welche bei ihm Schutz suchten, dort An-
siedlung gewähren konnte.
Dann sei unter dem 64. Inca Titu Jupa-Anak-Pachacutek der
verheerende Einbruch aus Brasilien ^) gefolgt, dem der Inca in der
Pukara (Festung), wohin er sich zurückgezogen, erlag, worauf eine
Periode allgemeiner Rechtslosigkeit und Auflösung aller Gesetze
hereingebrochen sei, bis Titu in dem Bergdistrict Tambo-Toko eine
geordnete Macht wiederherstellte. Cuzco soll wüst liegen geblieben
sein, da die Priester sich nach dem vom 71. Inca (Huayna-Topa)
berpriestern) der gute Pillan verehrt. Exponen (in Chile), vestido de su mejor ropa,
sobre un alto ataud, que llaman pillüay, den nach Gulcheman (morada de los hombres
tramontanos) gehenden Todten beim Curicahuin (convite negro).
') Am Sonnentempel Quito's fanden sich an der Thür zwei Säulen für die Solsti-
tien und im Umkreis zwölf Säulen, um jeden Monat durch den Schatten zu bezeichnen
(n. Velasco).
2) Die Carangues bei Tarapaca wurden als Schlangenverehrer bezeichnet, wie sonst
die Antisstämme, und auch auf den Monumenten der Inca finden sich Schlangen, wie
durch Culhuacan in dem "Wappen der Mexikaner, während das Symbol Quetzalcoatls
mit Xicalanca in Beziehung tritt.
2) Montesinos lässt viele dieser Eroberer durch Krankheit vertilgt werden, indem
die (in den localen Bestimmungen über die Auswahl der Mitimaes beachtete) Un-
gleichheit des Klimas' s eine historisch folgereiche Einwanderung aus den tropischen
Andesthälern nach der Sierra Peru's, nach ethnologischem Gesetze verbietet, wenn nicht,
wie an einigen Flüssen Columbiens, Stationen zu vorherig, allmähliger Acclimatisation
eingehalten sind.
24 DIE GESCHICHTE PERU's.
gefassten Plane eines Wiederaufbaues entgegengesetzt hätten.
Ebenso sei von ihnen der 78. Inca, Topa Kauri Pacha Kutek zur
Abschaffung der von Cavi-Pyrhua eingeführten Schriften auf Papier
(Quillca) veranlasst und ihre Ersetzung durch die Quipos, deren
Kunst in der in Pakkari-Tambo gestifteten Adelsschule neben
der Kriegswissenschaft gelehrt wurde. Durch seinen Nachfolger
Aranial Cassi wurde die Einbalsamirung der Leichen gebräuchlich.
Nach ferneren Einfällen wilder Stämme aus den Andes (von
Panama und dem Hafen Buena-Esperanza^) unter dem 84. Inca
Tok-Koske und dann unter Inti-Kapak-Mayti, der die Hundertzahl
der Inca voll macht, ist jener völlige Verfall der Sitten angesetzt,
der die von Mama-Ciboca projektirte Reform mit Inthronisirung
Inca Roca's benöthigt habe. Aus der Höhle Chingana vortretend,
nahm er seinen Sitz in Cuzco und nach Fernand ez war diese Stadt
(von deren Eroberung durch den Inca ebenfalls Baiboa redet) erst
durch Mayta Capac-Inga, den Herrera mit Viracocha-Inca identi-
fizirt, erobert worden.
Auch war es ilach einer andern Version (b. Herrera) Viracocha-
Inca, der den revolutionären Plänen nach der Ermordung Inca
Yupanqui's, eine von einem Senat der Alten regierte Republik
einzuführen, entgegentrat und hier den Rath ertheilte (durch
Empfehlung einer weisen Frau) die Monarchie festzuhalten. Ein
derartiger Rath der Alten, die nationale Institution der Tobas,
findet sich vielfach in Tucuman und sonst ;n Südamerica, auch
bei den araucanischen Stämmen. Ebenso wurden die Barbacoas
(neben Telembis und Izquandeos) durch den Rath der Alten regiert.
Bei den Azteken trat der Widerspruch der Priester gegen das
Königthum, der zur Abtrennung der Tlatelolcer führte, anfangs zu
Gunsten einer Theoratie hervor, während später bei Acamapichtli's
Tode ein Senatsrath eingesetzt werden sollte, dem dann ein Kriegs-
häuptling bei Feldzügen zur Seite stände, wie bei den nördlichen
Stämmen.
Nach dem Tode des Fürsten Cuhhuacutli, „que era reconocido
por unico Senor" (der mit seinem Bruder Teyohualminqui theilte),
wurde in Tlascala eine republikanische Verfassung eingeführt.
') Hurtado de Mendoca machte (von Acapulco aus) seine Seerüstungen im Puerto
de Buena Esperanza bei Colima (s. Herrera). Buena Esperanza in Zula wurde von
Cerecedo gegründet (in Honduras). Buena Esperanza (im Land der Timbues-Indianer)
lag am Rio Plata (zur Zeit Juan de Ayola's).
FLÜTH. 25
Acosta bemerkt von Mangocapa, der nach der Fluth aus dem
Höhlenfenster von Tambo (bei Cuzco) oder aus Paccari-Tambo
(Tambo-Toco) hervorgetreten, dass er zwei Stammeslinien ge-
gründet habe, die Urincuzco's und die der Eroberer in Hanan-
Cuzco (Hatun-Cuzco , des obern und grossen Cuzco), und dass als
erster König der letzteren, Inca-Roca geherrscht habe, Stifter des
Geschlechts Vizaquirao. Auf seinen Nachfolger Yaguarguaque (vom
Geschlecht Aocailli panaca) folgte (mit dem Geschlecht Cocco-
panaca) Viracocha-Inca und dann Inca Yupanqui, der das Geschlecht
Inaca-panaca stiftete, sowie Huayna-Capac das Geschlecht Tome-
bamba. Bei der Gründung Cuzco's während der in Peru bestehen-
den Gesetzlosigkeit findet sich neben Mango -Capac sein Bruder
erwähnt, und Inga-Roca, im sonnigen Strahlenglanze seines Gold-
schmuckes hervortretend, wird als die Wiederkunft Mango's be-
grüsst. Die Erscheinung Viracocha's (in Chita) gab sich als Bruder
Mango-Capacs und der Coya-Mama zu erkennen (nach Garcilasso),
bei Herrera enthüllt sich Viracocha dem Capac-Yupangiti als Pacha
und Achachic, während (b. Molina) Pachayachachic seinen Sohn
Ymaimana Tocapo als Viracocha aussendet, und b. Herrera wieder
Tuapaca als der Name Tice- Viracocha's (oder Arnava's) im Collao
gegeben wird. Pachacamac wird als der das Leben und Dasein
Erhaltende erklärt und für Pacha giebt Garcilasso die Uebersetzung:
All, Himmel, Erde, Boden. Nach Herrera erhielt Viracocha im
Tempel Pachiamac Opfer. Acosta erklärt die drei Statuen, in
denen die Sonne verehrt wurde, als Sonnenherr, Sonnensohn und
Sonnenbruder (Apo-Inti, Churi-Inti und Intiquaoqui). Andagoya
sagt von Inga- Viracocha (que vino a aquella terra solo, sin que
haya memoria de donde^), dass er wegen seiner weisen Gesetze
von den Fürsten Cuzco's vergöttert und zum Herrn erhoben sei.
Auf die bei der Familie verbleibende Priesterwürde deutet die
Angabe (b. Ramos), dass Tupac Inca -Yupanqui zum Statthalter
über die bei den Tempeln am See Titicaca angesiedelten Colonisten
(auf einem besonders heiligen Boden) Apu-Inca - Sucsu bestellt
*) Aus dem Fett oder Schaume des Meeres, wie die von ihm verkündeten Spanier.
In Itxtpexic (bei den Zapoteken) galten die Spanier (Guilapa's) für Eisenmenschen,
die das Meer ausgeworfen, als hijos del Sol (s. Herrera). Die Nachbarn der (vom
Westen zu den Naudowessier gekommenen) "Winnebagos flohen an die Seeküste, als dort
feuerspeiende Ungeheuer ausgeworfen wurden (s, Carver).
26 DIE GESCHICHTE PERU's.
habe, den Enkel des Inca-Viracocha^). Der Heiligenschein ver-
klärte nicht nur den Inca, sondern auch die von ihm bewohnte
Stadt, die (wie Garcilasso bemerkt) als allgemeines Heiligthum im
Lande verehrt wurde, und wenn sich zwei Reisende auf der
Landstrasse begegneten, empfing der aus der Richtung von Cuzco,
dem heiligen. Kommende die huldigende Begrüssung des Andern.
Die nach Moyabamba (in Peru) gelangenden Brasilier (1557)
hatten auf ihrer Wanderung das Land der Omaguas durchzogen
(s. Piedrahita) und von Machifaro gelangte Orellana, unterhalb
des Häuptlings Aomagua (der Omaguas) am Maranon zu dem
Häuptling Paguana, „en cuyo pais hallo carneros del Peru", während
von Macatoa aus Felipe de Utre (Hütten) die von dem Häupt-
ling Quarica beherrschten Dörfer der Omaguas erreichte (s. Simon),
deren Thiere ihm beschrieben waren als „carneros del Peru". Die
ersten Nachrichten von diesen Omaguas hatte er in der vom Flusse
Timana's (neben den Monumenten San Augustinus) durchflossenen
Landschaft* Papamene erhalten, indem sie jenseits Macatoa nach
Osten versetzt wurden an den Fluss Guayvare der Guaypis oder
Guayupes. In Fosca (zwischen Ubaque und den Llanos de San
Juan) wohnten die Guapis oder Macas am Papameme (Nebenfluss
des Meta) und dort finden sich die das Kindesopfer der Chibchas
liefernden Dörfer, um den Durchzug des Propheten zu erinnern.
Auf dem Wege von den Motilones nach Machifaro sah Aguirre die
Feuer der Omaguas weiterhin. Die Länder der Aomaguas
(Omaguas oder Omeguas) oder Ditaguas (tierras altas y limpias,
abundantes de gente, oro y plata, y carneros, semejantes a los
del Peru) lagen unterhalb Machifaro am Maj-anon. Lucero hörte
von den Pirros über die goldreichen Curiveos (1681). Nach
Velasco stammten die Stämme der Cingacuchuscas, Campas»
Comavas, Cunivas, Piruas, Jibitos, Panos und Chunchos von den
nach den Andes geflüchteten Incas. In Timanä wurde (peruanische)
Coca gebaut. Wie der Name Eldorado vom Häuptling auf das
Land übertragen wurde, so der des Landes Paytiti auf den Häupt-
ling der Cayubabas (s. Baraza) und neben den Payes (wie in
Sume, als Pay-Sume) führt Titi auf dem See des Felsens Titicaca
*) La lengua Viscaina, que es la mas antigua de Espana se parece mucho ä la
general del Piru, sagt Rocha, nach dem z. B. Vira in Biscaiischen den silbernen Schmuck
der Frauen bedeutete, wie im Quechua das Fette oder den weissen Schaum des Meeres.
Paravey suchte Japanische Deutungen, Lopez arische, Hyde Clarke caucasische, Ellis
scythische, so dass bald nicht mehr viel für Hypothesen übrig bleiben wird.
SEEN.
27
aus Zinn (Titi) oder Blei, der dem in Paragua Erkundigungen
einziehenden Spanier das, dann von Peru aus in den Wäldern des
Maranon gesuchte, Blendwerk des Goldsee's vorgaukelte , wie der
Guatavita-See dem am Fusse der Höhen umherziehenden.
Das von Montesinos nach der Niederlage Titu -Yupa-Anak
Pachacutek's durch brasilianische Wilde eingesetzte Interregnum
wird zusammenfallen mit der (bei Santa Cruz Pachacuti) Purum-
pacha genannten Zeit der Wildheit, während welcher in 4 bis
5 Abtheilungen die Nationen Ttahuantu suyu's von jenseits Potosi
her, eingestürmt seien, und hier eröffnet die Aussicht auf eine
bessere Zukunft die Erscheinung des Propheten-Greis Tarapaca
oder Tonapa (Viracochanapacha yachi pachan), dessen bei Apo-
tambu in Paccari-tambu zurückgelassener Stab später dessen
Sohn Apo Manco Capac nach Cuzco führte. Bei Montesinos er-
hält der Gründer der vor der Rückkehr nach Cuzco herrschen-
den Nebendynastie einfach die Bezeichnung Titu, und würde
durch seine Wiederkehr in früheren und späteren Titeln auf Quito
hinweisen können oder durch die Colima-Sage auf Michoacan
mit der Verehrung des Gottes Tara (der Tarasker) sowie (in
Viracocha) auf den zapotekischen Propheten Wixepecocha, der
gleiche Verfolgungen und Schicksale unter den Mixes erleidet,
wie Tarapaca in Caravaya. In Guamachuco fand sich eine Stein-
figur des kahlköpfigen Viracocha, den die Peruaner, als er sie
bekehren wollte, vertrieben hatten. Die Tarasker trugen eine
Tonsur. Hacanse la Corona, casi a manera de Frayles, sagt
Barcia ^) von den Küstenstämmen Peru's.
Molina erwähnt «des Atun -Viracocha, als zur Huaca von
Urcos gehörig (mit Adler und Falken), des Chanca Viracocha
der Huaca in Chuquichaca, des Apotin -Viracocha in Amaybamba
und so des Urusayua- Viracocha, des Chuquichanca -Viracocha (in
Huaypu. Bei den Festen im Sonnentempel (Curicancha oder
Goldhaus) wurde das Idol Panchao-Inca (als Sonne), Pacha
yachachi (der Schöpfer in Menschenform) und Chuqui - yllaylapa
(der Donnerer mit verborgenem Gesicht) umherggführt (in Cuzco).
^) Los hombres traen unas Camisas cortas hasta el ombligo i sus verguen9as
defuera (bei den äquatorialen Küstenstämmen Peru's). Die Theochichimecen (wegen
ihrer kurzen Hemden), descubrian los partes genitales, que al andar les azotaban los
muslos (Veytia) und deshalb Tarascos genannt, oder weil de cabeza rapada 6 raida (s.
Sahagun) als Quaochpaume.
28 DIE GESCHICHTE PERu's.
Der als bärtig hagerer Greis beschriebene Prophet Tonapa
Vihinquira (Varivilca oderHuari-vilca^),) dessen Eremitage der Inca
Yupanqui wiederherstellen liess, wurde wegen Abschaffung der
Menschenopfer gefeiert, und weil er die Dämonen aus dem Gebiete
der Curacas in Asilla und Hucuru vertrieben hatte. Ebenso führt
Viracocha, der seinen Stab bei Apo tambu zurückliess, den Bei-
namen Tonapa oder Tarapaca^).
Von Inca- Yupanqui, der die Gottheit der Sonne, wegen ihres
gleichmässigen Ganges, bezweifelt, wird die Regulirung des Calen-
ders berichtet, sowie, dass er den Tempel in Quisura-cancha oder
das Haus der Quisura-Bäume (Buddleia-Incana) gebaut und dem
Schöpfer eine Goldfigur errichtet habe, mit aufgehobener Rech-
ten, Daumen und Zeigefinger aus der Faust vorgestreckt. Von
Inga Roca wird erzählt, dass er von den Huldigenden in der
Höhle auf einem (mit Vögeln und Thieren) sculpirten Stein liegend
angetroffen sei, wie Are gesehen wurde (nach Art der Buddhen),
die Lehre der Unsterblichkeit verkündend. In den labyrinthischen
Gängen im Tempel von Chita wurde eine Nachbildung des Fel-
sens verehrt, unter welchem ausgestreckt gelagert, Viracocha
seine Vision empfing (s. Garcilasso). Die Sinaloas (nördlich von
Culiacan) tanzen zu Ehren Viriseva's, der Mutter Vairubi's (des
ersten Menschen). Der Viracocha genannte Nachfolger des Pro-
pheten Arnava (Ticce -Viracocha) begab sich nach der Einsetzung
AUca-Vilca's ans Meer, um sich dort auf seinem Mantel einzu-
schiffen.
Unter den Häuptlingen, die nach der mit der Eroberung
Pachacutek's Festung (Pukara) durch die A^tisier hereingebroche-
nen Katastrophe besonders hervorgetreten seien, nennt Monte-
sinos die Namen Ccaras und Capanas oder Sapana und Cari,
von denen Cieza de Leon berichtet, dass sie in CoUao viele
Festungen (Pukara) erobert, bis sie durch Viracocha zum Frieden
umgestimmt seien, und wenn Garcilasso den Inca Yupanqui in
Cotapampa (beim Fluss Cochapampa) als Friedensstifter unter den
Curacas Cari ui;d Chipana (Chapana) handeln lässt, fügt er die
Bemerkung hinzu, dass sie ihre Namen von berühmten Vorfahren
^) Wie bei den Culinos und Maxurunas heisst wary Sonne am obern Jurua
(Chandless).
^) Taripacuck (der Untersucher oder Richter) war Beiwort der Propheten (im
Quechua).
SONNENABSTAMMUNG. 29
her ererbt hätten. In Vater's Erklärung wird Viracocha als
Pachayachachi (criador universal) Weltenlehrer genannt. Durch
ihn (zwischen Cuzco und Collao) in Pucara, nachdem er das Frauen-
bild in Cachapucara, als der Prediger des Uicchaycamoyoc (s.
Pachacuti) zerstört, lässt Molina zur göttlichen Strafe Feuer vom
Himmel herabfallen, sowie die ungehorsamen Stämme, in Xauxa
die Huaca Hauri-vilca, in Stein verwandeln. Cieza verknüpft den
von Tupa-Inca-Yupanqui (Topa oder Feuer) in Cacha gebauten
Tempel (für das Phantom) mit dem bei den Canas niedergefalle-
nen Feuer.
Die von Garcilasso angedeutete Vererbung der Titelnamen
(auch bei den Fürsten Cariapasso in Chucuito) bestätigt sich
durch Cieza de Leon, indem derselbe die Fürsten Cari und Yu-
malla vor der Inca-Zeit in Collao herrschen lässt, dann aber dem
Ing-a Viracocha die Versöhnung zwischen Sapana und Cari zu-
schreibt, die nach ihren Kriegen mit den Canas und Canches
sich unter einander bekämpften. Zarate erklärt den Titel Zapella
Inga, den die Ringrim nach Cuzco geführt, als Monarch und
Alleinherrscher, und sagt, dass er Viracocha-Inga genannt sei,
weil aus dem Schaum des Sees entstanden (als männliche
Anadyomene).
Nach Garcilasso war Sapa oder Einziger der Titel des Herr-
schenden unter den Inca, um ihn von den übrigen Inca der
königlichen Familie zu unterscheiden und Viracocha-Inga wurde
als Sapa von den Gesandten Tucuman's begrüsst.
Zur Bezeichnung der Sonnenabstammung wird für die Inca
(in Cuzco) Punchao erwähnt, während bei den Collao die Sonne
Inti geheissen. Manco Capac (Huacha Cuyac) führt (bei Oliva)
den Titel Intip Churi (Sohn der Sonne). Die Inca-Roca, als
Sonnensohn, gezollte Huldigung wurde (nach Montesinos) nur von
den Fürsten von Tiguanaco , sowie den Fürsten von Vilcas und
Guaitara verweigert.
Eine Rivalität oder dualistische Gleich- (vielleicht) Rang-
Ordnung zwischen den Herren von Collao und Cuzco's liegt in
Santa-Cruz' Bemerkung, dass der Fürst von Hatun-Collas auf
silbernem Thron die Sonne verehrt habe, der Inca (Viracocha)
auf goldenem Thron Viracocha - Pachayachachi. In Tempeln
Cuzco's war das Silber dem Monde, das Gold der Sonne geweiht,
während eine am Esmeraldasfluss gefundene Maske auf höhere
so DIE GESCHICHTE PERu's.
Hochachtung \) des Silbers als des Goldes hinzudeuten scheint.
Intihui findet sich (neben Inchon, Inbani und Inodon) unter dem
Kalenderzeichen Mechoacan's (s. Veytia).
Bei der Weihe des Inca wurde derselbe (nach der Ohrdurch-
bohrung", die Viracocha-Inga zu vermeiden suchte) mit einem Mond-
bild geschmückt, das, wie Herrera angiebt, aus Gold (una luna
de oro) verfertigt war, und dann war daneben die (den Chancas
eigenthümliche) Bekleidung in einer Löwenrüstung gebräuchlich,
wie auch Huayna-Capac das Casi-Puma genannte Löwenbild mit
sich geführt. Unter den Chinchas fanden sich, wie Garcilasso er-
wähnt, von Löwen abgeleitete Stämme und andere des Cuntur
oder Condor. In Pumallacta wurden Löwen (Pumas) verehrt.
Wie Manco-Capac, als Intip-Churi, wird auch Inca-Roca
(s. Montesinos) von seiner Mutter als Sonnenkind ausgegeben,
und die Herkunft des Dynastienstifters aus dem vom heiligen
Propheten -besuchten Hause Apu-Tambu's erinnert an den Sonnen-
sohn Garanchacha der Chibchas, der aus dem Samen des dort
durch Wort und That wirkenden Propheten gezeugt war. Die
Santa -Concepcion fand hier, wie anderswo, ihre Anerkennung,
und obwohl der peruanischen Vestalin, gleich der römischen, für
einen Fehltritt schwere Strafe, bis zum Tode, drohte, ging sie doch
frei aus, wen« sie schwören konnte, „que la emprenö Pachacamac,
que es el Sol" (s. Gomara). Bei den Conchucos wurde eine schöne
Jungfrau dem Huaca vermählt, und diente ihm als Priesterin, mit
Bewahrung ihrer Jungfrauschaft (s. Arriaga), wie im Tempel
des Bei (mit einmaliger Ausnahme im Jahr). Der, strengste
Keuschheit beobachtende, Wiyatao , der Priesterfürst von Yopaa,
musste sich einmal im Jahr im Zustande sinnloser Trunkenheit
mit einer zugeführten Jungfrau vermischen, damit die Erblich-
keit der Würde in seiner Familie aufrecht erhalten würde. In
1 Tibet werden dagegen orakelnde Loose für den Nachfolger ge-
worfen.
Im Anschluss an die Sagen von den bärtigen Weissen^), die
in der Vorgeschichte Peru's als Tempelbauer spielen, finden sich
*) Die Koloschen ziehen das weisse Metall dem gelben, das Silber dem Golde
vor (und ähnlich bei Germanen).
2) Bei den Caraiben war der Ackerbau durch Weisse eingeführt (s. Rochefort).
In der Provinz Boroa (südlich von Cauten) finden sich Helle mit blauen Augen und
blondem Haar (s. Vidaure). Bei den (zu den Coco gehörigen) Paravilhana (einen Dialcct
WALDSTAEMME. 3l
in isolirter Abgeschlossenheit (zwischen den einsamen Localitäten
der Moxos und Chiquitos) die (ihrer hellen Farbe wegen) von
Huara (Mann) und yu (gelb) erklärten und als bärtig beschriebenen
Guarayos, die in elegischen Klagen über bessere Vergangenheit dem
Himmelsschöpfer Tamoi (Grossvater bei den Tupi) in achteckiger
Hütte verehren, wie solche von Oviedo auf Hayti angegeben
werden, und wie auf den Antillen die Seelen der Abgeschiedenen
im Thal der Fruchtbäume schwelgten, so werden bei den Jumanos
(am Jupurä) die Seelen von Uauuloa zum Fruchtessen geführt
oder gelangen die Seelen der (zu den Tupinambas gehörigen)
Apiacas (am Arinos) zu lieblichen Gefilden, wo die schönsten
Früchte wachsen (s. v. Martins).
Während das bei diesen Apiacas oder Apiahas gebräuchliche
Aufziehen der gefangenen Kinder, um sie bei späterm Fest zu
opfern, auf die bei den Chibchas forterhaltenen Riten führt,
weisen die neben den Mitandues, Kinder oder Abkömmlinge, (am
Tapajoz) in der Sierra Morena wohnenden Nabi-cuaras (Gross-
ohren) nach Peru, und zwischen den Flüssen Corumbiara und
Giparana sind bereits die Ababas eingedrungen, als Stammes-
genossen der zu den Guarani oder Tupi gehörigen Chiriguanos.
Aus südlicher Verwandtschaft her, sind den von d'Orbigny
zu den Mataguaya gerechneten Guanas oder Chanes voraufge-
zogen, die Guaycurus^) (Lengoas oder Albayas) oder Oaekakalot
(Cocoloth), aus dem Gran Chaco nach Mato-Grosso (an den Para-
guay) gekommen, und dort zeigen sie, der ihnen von dem Sperber
(Cara-cora) gegebenen Anweisung gemäss, den Character eines
Eroberungsvolkes, das sich auch in einigen Worten der Sprache")
der Caribi-Tamanaca redend) werden Albinos, als mit übernatürlichen Kräften versehen,
betrachtet. Die Portugiesen heissen Caryba sobaygoara (Helden von drüben) und die
Franzosen Caryba tinga (lichte Helden) bei den Tupi (s. Martius).
1) Guaicuru finden sich in Paraguay und Californien (s. Vater), Guaima in
Sonora und Veraguas (und Guama am Orinoko). Die (in langen Häusern wohnenden)
Guanas, als Leibeigene der kriegerischen Mbayos (Indios cavalleiros) bebauen das Land
am Pilcomaya. Unter den Guayanas (nordwestlich vom Paraguay bis Corpus) siedelten
Guaranis. Die Guayanas (bei San Tome) jagten mit den Aruaco's (zu Berrio's Zeit).
„Tuquis nennen sie alle Völker, die nicht von ihrer Nation sind" (die Chiriguanos).
^) An der Grenze der Hauptregion der Crens, Ges und Goyatacas wechseln ein-
zelne Familien, gleich dem Wild, hin und her, und gehen unter einander mannigfaltige
Verbindungen ein, welche, je nachdem Männer oder Weiber in ihnen vorherrschen,
das Idiom mit Worten bald aus dem Leben des Mannes, bald aus dem Beschäftigungs*
kreise des Weibes ersetzen (s. Martius).
32 DIE GESCHICHTE PERU*S.
noch von der der Frauen, als aus fremden Stämmen geraubter,
unterschied. In Folge der UebergrifFe der Tupi in Goyas redeten
bei den Nheengaybas die Frauen eine von den Männern ver-
schiedene Sprache (und so bei den Cariben auf den Antillen).
Als unbedingtes Eigenthum wurden die Frauen (bei den Guay-
curus) von dem Häuptling, wie Pferde und Hunde, mit seiner
Figuren -Marke bezeichnet (s. Castelnau), da sie aber zugleich
durch Vermeidung der Geburt (unter Abtreibung) bis zum 25. Jahr,
für das Wanderleben abgehärtet waren und zu Zweikämpfen be-
reit, um Streitigkeiten zu schlichten, so konnte auch hier unter
Umständen jene Opposition gegen die männliche Tyrannei ein-
treten, die dann zu Zuständen führen musste, wie sie einen Boden
für die Amazonensagen abgaben. Im Uebrigen herrschten die
Guaycurus, in dem Adel der erblichen Häuptlinge und in
der grossen Masse der Krieger, über das vom Gebrauch der
Waffen fern gehaltene Volk, die Abkömmlinge von Kriegs-
gefangenen und Sklaven (s. Martius).
Als Rest des eingeborenen Stammes, vor den erobernden
Einwanderungen aus verschiedenen Richtungen her, wohnen auf
der Wasserscheide zwischen dem Maranon (durch Madeira und
Tapajos) und dem Paraguay (also in dem indifferenten Centrum
des nach Osten abfallenden Süd-Continents) die Parexis, mit den
(den Moxos zugehörigen) Guachi verwandt, deren Sprache sie
den Chiquitos und Canichanes anreiht.
Die nach der Trennung^) von den Guarani in Verbindung
mit den (wie Turkomanen mit Türken) verwandten Tupinambas^)
(Mba oder Krieger), von denen (als Tamoyos) die Sacarus (nach
Itabayana) an der Sierra do Mar zurückblieben, nördlichhin (bis
zur Berührung mit den Caraibenl vordringenden Tupis drängten
die fremden Stämme in das Innere, als Tapuya oder Westliche
^) Bei einem Feste (Caouen) der Tupinamber (zwisclien Paraiba und Maranhas)
entstand Streit über eine getödtete Frau, und seitdem bekriegten sich die als Tabajas
getrennten Stämme (s. de Laet).
') Die (in langen Häusern wohnenden) Tuppin-Inba (am Meer und den FIuss
Paraeiba aufwärts) grenzten nördlich an die Weittaka, südlich an die Tuppin-Ikin, nach
dem Innern zu an die Karaya, sowie (im Gebirge) an die Wayganna und an die Mar-
kaya (zu Staden's Zeit). Varnhagen erklärt Tupinamba (Mba oder Krieger) oder Tupi*
nambazes, als die von den Tupi ihren Verwandten gegebene Bezeichnung (wie Tapuya den
Fremden "i.
Tupi. 33
(worunter besonders Horden des Gez-Stammes^) begriffen werden),
und während der längs des Maranon eingeleiteten Verschiebungen
brachen dann von Tapajos her die Mundrucus erobernd vor.
Während an die Tupi in S. -Paulo die Goyanas (1589) Terrain
verloren, wurden die ihnen verwandten Goyatacas von den (zu
den Crens gehörigen) Botocuden oder Enkeräckmung (zwischen
Rio-Preto und Rio-Patipe) unterdrückt, und bei den auf den Sitzen
der alten Goya oder Guayazes in Goyas wohnenden Gez-Stämmen
(der Cayapos, Chavantes, Cherentes, Crans oder Timbiras, Acra-
yas u. s. w.) bildete sich aus Mischungen mit den (in Wasserfahrt
geschickten) Tupi die Canoeiros und Bororos.
Die in ihren Mischungen an der Küste auch mit Elementen
der Tupi versetzten Caraiben gehören der Hauptsache nach den
(sprachliche Verwandtschaft mit den Moxos zeigenden) Coco-
Stämmen an, und zu diesen werden neben den Cayriris, Sabujas
und Pimenteiras (zwischen Rio- Janeiro und Pernambuco) ferner
gerechnet die Manaos^) Uirinas, Bares und Cariays am Rio-Negro,
die Macusi und Paravilhana am Rio-Branco, die Araicu und Cubinos
am Tonantin und Solimoes, die Cunamares am Yuruä, die Ma-
rauhas am Jutahy, die Maxurunas am Yavary, die Jaun-avo oder
Coripuna am Madeira u. s. w. (in Brasilien oder Gioachemo).
Neben Carari lagen die Länder Caricuri und Manicuri im Land
der Ticunas zwischen Ucayali und Yavari (zu Ursua's Zeit). In
Machiparo (an der Mündung des Putumayo) herrschte Aomagua.
Die aus dem Gebirge der Gujana stammenden Bahia (am Rio-
San-Francisco) kennen den Gebrauch der Spindel, des Spinnrockens
und selbst die erste Anlage des Webestuhls, einen Flechtrahmen,
worauf der Zettel in parallelen Fäden gespannt wird, wie bei den
Indianern am Yupura üblich (s. Martius), und der Webestuhl ^) war
1) Von den nach Osten über den Rio San Francisco nach Minaes Geraes (und
nach Norden über den Rio Parnahiba) und Goyas (bis Bahia) ausgewanderten Ges-
Stämmen, sind Reste in den Chicriabas, Jeicos u. s. w.., sowie (bei Porto Seguro) in den
Meniens und Camacans zurückgeblieben.
2) Die Manaos, bei denen sich die (den Yurucares bekannte) Sage eines die Erde
mit Unfruchtbarkeit (wie sie Con's Schöpfung in Peru befällt) schlagenden Waldbrand
findet, erkennen an den aus einem glücklichen Kampf mit einer Unze zurückgebliebenen
Narben die Weihe des Paje (wie die Moxos an den Narben dessen, der dem Jaguar
entgangen ist). Nach Haenke floss der Manoa (als Madre de Dios) in den Beni.
3) Von den Oarikena (Arecunas) wird ihr Hervorragen in der Baumwollen -In-
dustrie bemerkt: „Nicht nur, dass sie die rohe Baumwolle auf dem Oberschenkel oder
Bastian, America. 3
34
die civilisatorische Erfindung, mit welcher der aus den Wäldern
des*Ostens auf das Hochland herautkommende Prophet Nemquere-
taba die Chibchas beschenkte.
Als mit den Cayriri oder Cairiri (innerhalb des Begriffes der
Coco- Stämme) ver^vandt, galten die einst (in ihren Resten noch
erkennbare) Kegelhütten an der Mündung des Rio-Negro be-
wohnenden Manaos, und indem Humboldt den Goldsee Manao
(s. Acuna) unter den Omagua, zwischen Rio-Negro und Urubaxi
verlegt, so zeigt sich auch hier an dem Reflex des Guatavita-
See's die Beziehung mit dem Quellen-Plateau der rechten Neben-
flüsse des Maranon, und wurde dieselbe dann durch den Cassi-
quiari von dem Rio-Negro zum Orinoco weitergetragen bis zu
den Sagen vom Goldsee Parima.
In dem Namen Cundinamarca, den Benalcazar in dem Lande
des Eldorado hörte, liegt eine peruanische Bezeichnungsform
durch das in vielen Ortsnamen wiederkehrende Marca (Hügel),
'Und wenn in Analogie mit Cunti-suyu für Cunti- marca die Be-
deutung der westlichen Hügel genommen wäre, so würde die
geographische Lagerung zu Riobamba allerdings widersprechen.
Indess mag dieser Bezeichnung des Westens durch Cunti (Cuntur
oder Condor) der Name des an der Küste figurirenden Schöpfer-
gotts Con zu Grunde liegen, Cunti -suju (Con-ti-suyu) also als
Land des Con zu erklären sein, und dieser kehrt wieder in dem
später durch einen jüngeren Cultus in den Hintergrund gedrängten
Gott Cum (Cun oder Con) bei den Chibchas, dem indess als dem
Stammvater der Chibcha (Chibcha-Cum) ursprünglich ihre Ver-
ehrung zugewendet gewesen sein wird.
Gleich dem Guesa-Opfer der Chibcha zogen die zu den Tupi-
namba gehörigen Apiaca oder (nach Natterer) Parentintim die
kriegsgefangenen Kinder zum Opferfeste auf, und sie hatten sich,
die Cahahyvas und Tapirapes verdrängend, in den Gegenden des
mittelst einer Spindel zu drillen und den einfachen Faden weiter zu Schnüren und Bän-
dern zu verarbeiten verständen, sondern sie gäben auch den Fäden verschiedene Farben.
Rollen von Baumwollfäden und Schnüren geben bei ihnen, wie bei andern Indianern des
Amazonasgebietes als Tauschmittel oder Münze, wie auf den Antillen zu Columbus' Zeit
üblich. Ebensowenig, als andere Indianer im wilden Zustande kennen sie die Kunst
zu weben, und die Herstellung von Bändern aus flachen Stücken Zeuges geschieht nur
durch ineinander Nesteln einzelner Schnüre (s. Martins). Nach Laetius lebten die in
Wolle gekleideten Omaguacas (mit Llamaheerden) nördlich vom Jujuy in Beziehung
Peru. (Jujuh in Mechoacan und Jupup, als Erdgott der Quiche).
COQUETA. 35
Tapajos festgesetzt, von wo der spätere Krieg-szug der Mundrucus
seinen Ausgang nahm, die Parentintim (zwischen Tapajoz und
Madeira) und dann die Muros am Madeira (oder Cayari) besiegend.
Die zu den Tupi gehörigen Pariquis oder Parentins (Paren-
tintim) kamen vom See Saraca (mit befestigten Dörfern oder
Tobas). Aus Guayana sind die Einwanderungen nach dem Maronon
über die Gebirgszüge Acarahy und Tumucuraque gekommen.
Die Oyampi (in Cayenne) reden Tupi (s. Martins), als weit ver-
breitete lingoa geral. Schomburgk traf die vom Rio- Negro ver-
drängten Tarumas (von denen dort die Todtenurnen zurückbUe-
ben) an dem Quellflusse des Essequebo (Cuyumini und Cassiquity).
Die (als Mehlmenschen erklärten) Aruac ^) (Lukku und Arowakes)
oder Arubaquis (zwischen Rio-Negro und Nhamunda) tragen ihre
herabhängenden Ohrlappen durchbohrt, als Orelhudos (s. Martins).
Mit den Arowaken (zwischen den Mündungen des Orinoco und
Corentyn) verwandt, wohnen Araycu oder Maraycu zwischen
Jurua und Jutai (bis Tabatinga).
Der Caqueta war gleich dem neuerdings für den Verkehr
wiedergefundenen Putumayu eine alte Wasserstrasse, um auf das
Hochland zu führen, im Anschluss an die dortigen Civilisations-
kreise, und so bewegten sich an ihm (dem Caqueta oder Rio-
Yupura) die Omaguas"), von denen die Yupura stammen, an deren
Stelle jetzt die durch ihre Begabung die übrigen Stämme des Indio
^) Die Arowaken peitschen einander beim Fest, gleich den Muros und Mauahes,
sowie die Uaupes. Am Rio One, Nebenfluss des Rio Omaguaca, der in den Orenoco^
fliesst (in der Nähe des Quellsee's Caricha oder Caluya) wohnen die (weissen) Guaibas
(s. Caulin). Die Macusi wohnen zwischen dem Rupuruni- und dem Canuku-Gebirge
(zu den Caraiben gehörig). Nach Wallace fanden sich Macus am Jsanna. Am Japura
wohnten Macus (nach Herndon).
•) Neben den Omaguasiete oder eigenthchen Omaguas. Real men is the meaning
of Onkwe Honwe, used by the Hurons and Iroquois, of Renappe, Lenni, Illiniwek,
Irini and Nethowuk, names of algonkin tribes, also of Tinne of the Athabascans
(s. Mallery). Die Amajuacas (Amahuacas) und Omaguacas (zwischen Cuja und Uca-
yale) bei Sarayacu (s. Herndon) sind den (vom Huallaga gekommenen) Panos verwandt.
Die (den Panos verwandten) Setevos (Manoa's) am Ucayali (und Manoa) kämpften mit
den Sipibos (am Pachitea). Die Tupis (Tapis) ocupaban la costa maritima del Brasil
desde el rio San Francisco del Sur hasta la Barra de Santos, y el pais mediterrane©
de la provincia de San Vincente (s. Anchieta). Die Panos (am Ucayali) stammten von
Jitipos (Hibitos oder Xibitos) am Huallaga (mit den Lamosas oder Lamistas grenzend).
Die Lamas-Sprache ist (nach Tschudi) von der peruanischen verschieden, doch wird im
Dorfe Lamas (nach Alcedo) Quichua geredet. Die Sipibos (Xitipos) oder Manan-aguas
(Gebirgsbewohner) wohnen am Ucayale. Die Einbäume (Ubas) dienen zur Befahrung
3*
36 DIE GESCHICHTE PERU's.
do matto (Cao-pora) und Nhumpora (Indio-camponez) überragenden
Passes getreten sind. Nach Girval kamen die Omaguas den
Yapura herab an den Solimoes (s. Ribeiro). Die Mocoas zogen
sich von dem Parifluss nach dem Caqueta zurück.
Von den Cunibos am Jurua führt ein Landweg (jenseits der
Quellen des lutahi und Janori) zum Ucayale.
Die durch ihre Freiheit von der Mosquitoplage begünstigten Ufer
des Rio Negrq^) waren von jeher ein mächtiger Anziehung'spunkt
für die wandernden Stämme, die gerade dorthin von allen Rich-
tungen mit Leichtigkeit gelangen konnten, nicht nur vom Maranon
und seinen Nebenflüssen, besonders dem Caqueta und Putumyao,
sondern auch fern aus dem Osten in F'olge der durch den Cassi-
quiare eingeleiteten Wasserverbindung mit dem Orinoco.
Als die, durch die (im ersten Verkehr mit den Portugiesen
erlangten) Waffenvortheile ihren Stammesgenossen (wie die Hu-
ronen bei Quebec durch die Begünstigung der Franzosen), über-
legenen Tupis den Maranon in ihren Ubas (oder Einbäumen)
hinaufgefahren, und in ihren Beziehungen zu den Manaos und den
aus der Mischung hervorgegangenen Bare ein mächtiger Völker-
bund an der Mündung des Rio Negro erwachsen war, dehnten
sich, unter Vertreibung der (anthropophagischen) Arecuna (die
von Schomburghk am Roraima-Gebirge angetroffen wurden) die
siegreichen Züge bis an das Gebiet des Guainia und Orinoko
aus. Die Sklavenjagden der Manaos an den Ufern des Rio
Negro nahmen besonders unter dem Häuptling Agricaba weitere
Dimensionen an (1725).
Die Galibi (Calina) erstrecken sich von Cayenne bis an den
See Macaraibo, in Verwandtschaft mit den Cariben, die durch
Guyana und Venezuela zerstreut wohnen, besonders zwischen dem
des Maranon und seiner Nebenflüsse. Am Solimoes werden die Bewohner der Mallouas
durch das Schlagen des Trocano (Holzpflock mit Schalllöchern) zusammenberufen. Die
Maynas wohnten am unteren Napo (und am Maranon). Die zwischen Tapojoz und
Madeira von den Mundrucus bekämpften Parentintin hatten den Kopf geschoren (n.
Martins).
1) Nachdem das Hügelland des unteren Maranon an der Mündung des Rio Negro
verschwunden ist, treten in dem gleichmässig ebenen Walde, der die Ufer des Soli-
moes bedeckt, zuerst wieder bei Japura Felsgesteine hervor und jenseits der Mündung
des Issa wird der Strom eingeengt. In Sao Paulo (oberhalb der Mündung des Issa)
fand Bates den zoologischen Character Peru's oder Neu-Granada's. Am Rio Negro
(XVni. Jahrh.) kämpften die Manitivitanos (unter dem Häuptling Cucui) mit den
Marepisanos (unter den Häuptlingen Imu und Cajamu). ■
CARIBEX. 37
unteren Orinoco und den Quellen des Cuiuny und Carony. Die
Raubzüge der Cariben vom untern Orinoko erstreckten sich bis
in das Land des Apure und Zarare (s. Simon), sowie (1583) bis
in die Gegend von Valencia (Baralt).
Die bis Venezuela verbreiteten Macusi (des oberen Rio
Branco) wandern in der Savanna des Rupuruni und Parima, im
Canucu-Gebirge und in der Garacaima-Kette. Bei der Quelle des
Orinoco (vom See Cabiya oder Caricha) wohnen die Maquiriatris
genannten Cariben und die (den Kopf entstellenden) Mato-Matos
(s. Caulin).
Die Sherves (am Rio Parabel) waren nach dem Könige
genannt (Schmidel). Mit den Carcokies grenzten die Machcaries
an der Grenze Peru's. Die Sprache der Carlos (am Rio Parana)
war der Sprache der Toupines (zwischen Rio Parana und Carei-
seba) ähnlich (s. Schmidel) und der Name führte auf weiten Strecken
nach Norden. Die Payaguas bei Candelaria (am Paraguay) be-
kämpften die Charneses (zu Cabeza de Vaca's Zeit). Die Carlos
wohnten bei Ascension. Am Parana fanden sich Dörfer der Gua-
ranies ^).
Die in den Wäldern Paraguay's jagenden Guaycurues^), bei
denen die Frauen in Achtung standen, setzten die in den Kriegen
1) Die Guaranies bei Cagua^u (am Paraguay) beschenkten Cabeza de Vaca mit
bunten Bogen und Pfeilen. Die Guaycuries kämpften mit den Guatataes (neben den
Meschireses). Die Abiponen (die vom Rio Bermejo nach Süden wanderten) standen
unter Häuptlingen oder Nelareurat. Die Abiponen wurden seit 1641 mit den Pferden ^
bekannt (nach Dobrizhoflfer). Bei den Patagoniern finden sich jetzt Stämme im Ueber-
gange zum Reiterleben (s. Darwin). Die in Canoen auf dem Flusse Paraguay Räuberei
treibenden Agaces plünderten die Guaranies (de Vaca). Wie die Guaranies wurden
die Imperus, Agaces, Guatatas, Naperues und Mayaes von den Guaycurus besiegt.
2) Bei den Guaycuries hatten die Frauen das Recht die Gefangenen zu befreien
(die im Stamm aufgezogen wurden). Nach Falkner wurden die südlichen Stämme (mit
Einschluss der Cnlilan-cunny, Sehuau-cunny und Yacana-cunny von den Araucanern
als Buta-Huilliches (grosse Huilliches) bezeichnet. Die Araucaner wurden in Folge des
Fanges der in den Pampas verwilderten Rinder und Pferde nach Osten gezogen (s.
Azara). Im Osten wohnen (als Wilde) die Mesayas, Caquetas, Chocues, Mocoas, Oma-
guas, Enaguas, Amarizanos, Guipanaves, Macucues, Guahibos und Andaquies. Zu den
Indianern am Aguarico , Putumayo und Caqueta flüchteten sich aus Atahualpo's Reich
Vertriebene. Les Solostos (des Yracares) reunis ä la Mission de San-Carlos recevaient
U nom de Mages des habitans de St, Cruz (d'Orbigny). Bei den (in Töpfen begra- '
benden) Chiriguanos beobachtet der Mann das Wochenbett (s. d'Orbigny). Die mit
dem Inca Yupanqui kämpfenden Chirihuanas (und Siriones) erhielten Zuwanderer durch
die vom Paraguay nach den Cordillere ziehenden Guaranis (1541).
38 DIE GESCHICHTE PERU's.
gefangenen Frauen wieder in Freiheit, ohne sie zu verletzen
(Cabeza de Vaca).
Die Cholones (am Huallaga) wohnen von Tingo Maria an
und die Hibitos weiter abwärts. Bei Moyabamba finden sich
Jeveros, in Yurimaguas die Cocamillas, in Rauta die Llameos,
Cocamas und Omaguas, neben den Iquitos und Pebos die Yaguas,
Orejones, Tecunas und (bis zum UcayaU^)) die Mayorunas. Die
Xivaros oder Jivaros (zwischen dem Pongo de Manseriche und
der Mündung des Pastasa) zerfallen in Muratos, Huambisas,
Aguarunas und Antipas.
Die zwischen dem Vichada und Guaviare lebenden Salivas
wurden bei dem Einfall der Caribes und Guaipunabis (vom Ori-
noco) in die Missionen am Meta^) übergeführt (1734), Ansiedlungen
bildend. Die (zu den Manativitanos gehörigen) Amarizanos (zwi-
schen Rio Vua und Agusa blancas) überfielen (unter dem Caci-
quen Cocui) die Indianer am oberen Orinoco (XVIII. Jahrh.).
Die wie die Antillen auch die atlantische Küste Nicaragua's
umsäumenden Canibas (oder Caraiben) haben sich durch den
Isthmus von Darien, w^o die Conquistadores ihre Abgrenzung von
anderssprachigen Völkern fanden, nach Südamerica erstreckt, wo
ihr Name in den Cara Anknüpfungen zeigt, und dann im Osten,
wo sie bis zu der Mündung des Rio Negro am Mararion (und an
dessen Mündung bei Para) Spuren lassend, gefunden werden,
südlich durch die Tupis (mit den Caraibes genannten Priestern
oder einem Caribe als Stammvater) unter den Guaranies als Carlos ^),
1) Am Ucayali finden sich die Piros, (Chontaquires oder Simirinches) Campas,
Amahuacas, Remos, Conibos, Setebos, Sipibos und Caschibos. In Picara (wo Picara,
Chusquirugua, Sangutama, Chamrabiriqua, Ancora, Aupirimi u. A. herrschten) wurden
vor den Häusern der Häuptlinge die Schädel der Feinde auf Rohrpfähle gesteckt
(in denen der Wind heulte).
2) Die Stämme der Abiponen und Callagaes wurden von den Nelareyrat genannten
Häuptlingen beherrscht. Die mit den Karaya des Innern und den Waygama im Ge-
birge, sowie mit den Markaya kämpfenden Tuppin-Imbas grenzen nördlich an die
"Weittaka und südlich an die Tuppin-Ika (Staden). Die unter den Moxes wohnenden
Canichanos (den bösen Yinijama fürchtend) kämpften aus Festungen. (d'Orbigny). Im
Hafen Tomependa am Chinchipe (in der Provinz von Jaen) schifft man zum See
Gross-Cocamal von dort (nach Salagar) nach Quito aufsteigend.
3) Für die Tupi findet sich (nach Martins) die Bezeichnung als Cari (Menschen).
In ihrer Bezeichnung der Zaubergeister als Caraiben wiederholt sich der Doppelsinn
der Chaldaeer u. A. m. Bei dem Eindringen der Tupi unter die Gezstämme, die (auf
den Sitzen der alten Goya oder Guayazes) die Provinz Goyaz (am Tocantin) bewohnen
(als Cayapos, Chavantes, Timbiras, Acrayas u. s. w.) bildeten sich die Canoeiras.
MONTAXA. 39
von denen aus sich dann ein (die Guarayos zurücktreibendes)
Vordringen bis Carangos mit dem Grenzland Paria (bis zum See
Aullagas) verfolgen lässt. Die Chibcha empfingen ihre Cultur-
heroen aus der Montana und Blas Valera will sämmtliche Anten-
stämme, als mexikanischen Ursprungs, aus Panama und Darien
hergeleitet wissen (unter Verehrung der auf einem Berge ausge-
stellten Gebeine desjenigen Kriegsgefangenen, der unter den Tor-
turen ohne Klage gestorben).
Die Häuptlinge Kakara und Kapana oder (nach Garcilasso)
C ari und Chipana, durch Inga Capac Yupanqui versöhnt, wurden
als aus dem Süden gekommen betrachtet, wie unter den nach
der Tödtung Pachacutec's durch die Brasilier das Land verwüsten-
den Häuptlingen, Scaras und Capana besonders, hervorgehoben
sind, und ihnen, als Zapana (in Hatun - collas) und Cari (mit Yu-
malla in Chucuito) schreibt Cieza die Tödtung der bärtigen
Weissen auf den Inseln des Titicaca zu, während sonst Cara aus
Coquimlo (bei Herrera) als Vernichter der Weissen am Chucuito-
See (oder Titicaca) genannt wird, sein Gegner, Zapalla-Inga (aus
Collao) als Bekämpfer der Amazonen und (wie Apollonius die
Inga unter Zapalis), führt Zarate den Zapalla-Inca aus dem Titi-
caca von den Collas (bei denen vor den Inca die Häuptlinge
Cari und Gumalla geherrscht) nach Cuzco, in welcher von ihm
gegründeten Stadt dann bei Gomara neben dem Zug aus der Isla
de Plomo (Tiqui oder Blei) des Titicaca unter Zapalla Inga (Solo
Senor) die Einwanderung von der Küste unter Viracocha ange-
langt, und bei Cieza dieser Viracocha als Versöhner der Fürsten
Zapana und Cari bei ihren inneren Kriegen auftritt. Weil Inca
Zapana aus Collao, nachdem er das Frauenreich in Chuncara ver-
nichtet, vom Titicaca-See zur Eroberung Cuzco's ausgezogen sei,
waren später seine in Cochabamba zurückgebliebenen Verwandten,
zur rächenden Strafe, von den Inca unterworfen worden. Oliva
lässt Mango-Capac von Ica kommen, bei der Einsetzung des Alcay
Vilco in Cuzco ist dagegen der meeresgeborene Viracocha bereits
am Titicaca mit der älteren Form des Con-Tici Viracocha amal-
gamirt, im Anschluss an die bei Tiahuanacu (nach der Fluth)
stattgehabten Theilung der Welt, wobei der Norden Manco-Capac
(um nach Cuzco zu ziehen) ertheilt wurde, der Süden Colla, der
Osten Tocay und der Westen Pinahua, und dies war von Garci-
lasso der in Collasuyu (und Cuntisuyu) erhaltenen Tradition ent-
nommen, während die Indianer im Osten (und Norden) Cuzco's
40 DIE GESCHICHTE PERu's.
von den Fenstern des Felsens bei Paucartanipo (sonst Pacari-
tambo bei Cuzco) sprachen und den daraus hervorgegangenen
Brüdern (Manco Capac, Ayar Cachi, Ayar Vehu und Ayar Sauca).
Unter den im Süden Cuzco's lebenden Stämmen der Cavifias
mit den Huaruc, Quehuar, Ureas, Muyna, Quespicancha, siedelte
Mango Capac (nach Garcilasso) Ortschaften der Ayamarca an, in
den späteren Sitzen der Aymaras, die sich, in ihrer Heimath bei
Challhuanca, dem Inca Ccapac Yupanqüi, für Schutz gegen die
Uma unterworfen, deren Stamrä sich gleichfalls in der Gegend
des Titicaca-Sees am östlichen Ufer wiederholt (wie durch Miti-
mas der der Aymaras bis Juli u. s. w.). Aus der Höhle Paccari-
tambo (südlich von Cuzco) gehen die als Ayar betitelten Inca
hervor. In einer Nacht hatten sich durch schöpferische Zauber-
kraft die Wunderbauten Tiahuanuco's erhoben, die als die beabsich-
tigte Residenz des ersten Inca (s. Cieza) das Muster abgaben für
die Festungspaläste in Cuzco.
Wie in der Mythologie der Chibchas oder (bei Herrera)
Chicas (Quiches u. s. w.), geht eine allgemeine Dunkelheit^) vor-
her, (s. Cieza de Leon) bis die Sonne aus der Insel des Titicaca-
Sees hervortritt, und dort, wie in Coati, bauten die Inca ihre
Sonnentempel, während der von Mayta-Kapak auf seinem Kriegs-
zuge zuerst gesehene Tempel (Atumpa-Kasa) in Tiahuanucos
(nach Alcobasa) dem Schöpfer gewidmet war, wie der Pacha-
camac's an der Küste, und der in Tiahuanuco umherwandernde
Schöpfer, die ungehorsamen Stämme (wie in Xauxa den Huaca
Huarivilca) in Stein verwandelnd, heisst (b. Molina) Pachayachachi
oder Tecsi- Viracocha, als Vater des Ymayma-Viracocha und
Tocapo-Viracocha. Bei Oliva wird der bärtige Prophet Pacha-
camac's in Copocabana getödtet und dort macht Viracocha -Inga
(Tapa-Inga) Halt, um Bauwerke zu errichten, als er auf dem
Feldzuge nach Chile hindurchkam.
Die Schöpfung (von Sonne und Sterne) am See (Collasuyu's)
Titicaca durch Tice-Viracocha oder Contici- Viracocha (bei Betanzos)
findet ihre Erweiterung in der Fluthsage (bei Molina), indem der
Kasten des aus der Ueberschwemmung in Cuzco geretteten^) Ehe-
1) Bei den Macuro's wird Macunaina (der bei Nacht Arbeitende) als Schöpfer
verehrt (wie der polynesische im Po oder der Nacht).
2) Gleichzeitig mit den Lama, die bei der Begrüssung (Corinapa-Collguenapa)
durch goldene und silberne Figuren (s. Molina) am Jahresfeste verehrt wurden. Am
SCHOEPFUNG. 41
paares durch den Wind nach Huanaco oder Tihuanaco geführt
sei, worauf die in den dortigen Gebäuden, (in Bauwerken, die
wie Garcilasso sagt, bereits ehe die Sonne die Erde beschienen,
bestanden) lebende Gottheit aus Lehm die verschiedenen Völker
mit ihren Trachten und Sprachen bildet, die nach der Belebung
sich unter der Erde nach ihren zugewiesenen Wohnstätten, jeder
nach seinem Ursprung (Pacarina oder Geburtsdämmerung, für
deren Erinnerung der Ahn des Stammes in der Malqui oder
Mumie verehrt wurde), begaben und dort aus den (den Pijaos,
Navajos, mexicaniscen Stämmen und häufig sonst bekannten)
Höhlen hervorkommen (unter der vielfach mit dem Aufgehen
der Sonne verknüpften Steinverwandlung, die in diesem Falle
nur auf die in den Huacas verehrten Erstgeborenen beschränkt ist).
Die specielle Anknüpfung an die Inca findet sich dann in
der Mythe, dass die als Mann (wie der Usaque von Ramiriqui
oder der Aussätzige in Teotihuacan) am Himmel aufsteigende
Sonne den Sohn Manco Capac mit dem Suntur-paucar (Kopf-
schmuck) und der Champi (Kupferaxt) belehnt habe, um ihn nebst
seiner Schwester durch einen unterirdischen Gang nach Paccari-
tambo zu senden, aus deren Höhle er dann hervortrat, wobei die
Verwandlung der Vorfahren in Vögel und Thiere (um als Huacas
verehrt zu werden) ihr theilweises Analogon in der Metamorphose
von Con's Schöpfung findet, deren Menschenaffen (gleich denen
der inexicanischen Tonatiuh des Windes) dadurch in eine Vor-
periode gerückt werden, und Con's Zusammentreffen aus dem
Norden mit dem aus Süden kommenden Pachacamac wiederholt
sich (bei Molina) in Ymaymana und Tocapo, den durch Tecsi-
Viracocha ausgesandten Söhnen. Dem ersteren waren die Berge
zur Bennennung angewiesen, dem letzteren (Tocapo) die Küste,
und um den Ursprung aus Paucartombo weiter zu führen, erscheint
in Tonapa (oder Tarapaca) aufs Neue ein aus dem Meerschaum
entstandener (und dann zur Einschiffung auf seinen Mantel zurück-
kehrender) Viracocha (s. Pachacuti), dessen bei Apu-tambu (Apu
Raymi-Fest wurde ein schwarzes Lama als heilig geopfert. Huacar und Yonacachi
kämpften, am die heiligen Lama und unter den Conopas wurden (s. Acosta) Llama-
Conopa am Himmel angerufen. Wie Jeder in Peru sein Geschick in den Sternen ver-
ehrte, so beteten die Hirten zu dem Urcuchillay (bunter Hammel) genannten Stern als
Heerden schützend und daneben zu dem Stern Catuchillay mit Urcuchillay als Schaaf
und Lamm. Der Stern Machuacay hütete die Schlangen und schützte gegen ihre
Bisse.
42 DIE GESCHICHTE PERU's.
oder Häuptling) zurückgelassener Goldstab diesses Sohne Apo-^)
Manco dieselben Dienste thut, wie der (bei Garcilasso) von Manco
Capac am Titicaca empfangene, zunächst zwar den Platz für die
auf dem Nabel der Erde zu gründende Stadt anzeigend, dann
aber auch zur Eröffnung eines Aufganges für die in unterirdischen
Räumen eingeschlossenen Menschengeschlechter, wie sie bei Parilla
durch Guamansiri (auf Ataguju's Geheiss) ausgegraben werden,
nach den Tezcucern bei Aculma durch den Sonnenpfeil (und so
ähnlich im Norden auf den Inseln).
Solch irdischer Herkunft des gemeinen Volkes gegenüber,
veredelt sich dann die der Inca-Fürsten, wenn sie nicht bereits
in den ersten Strahlen der Sonne als ihre geliebten Kinder, am
heiligen See erschienen, doch zur Abstammung von den Bäumen^')
(gleich der der Chiapaneken von den Wurzeln des Seiba-Baumes),
Aputamba (als Vater) und Apachamama-achi (als Mutter) , die
(s. Santa- Cruz de Pachacutec) am Ausgang der Höhle Paucar-
tambo's standen (wie die der Misteken-Fürsten an der Apoala's)
und von dem Inca-Yupanqui, der in der Quelle Susur-puquio
(bei Sacsahuana) das Sonnenbild des Vaters Viracocha erbHckte,
(oder nach dem Besuche seines Vaters durch das Sonnenbild des
Quell's den wahrsagenden Kristall erhält) wird die Erbauung des
Tempels der Quissuar- Bäume (Quisura-cancha) berichtet. Sonst
rühmten sich die Fürsten einer Herkunft von Löwen oder hoch-
fliegenden Vögeln, vielleicht auch Schlangen, während der Plebs
der Llaquacos- Indianer aus dem Urin entstanden war, den nach
der Fluth der Hay am Hügel von Rao gelassen (s. Avendorio).
Der Stein, in welchem die Vorfahren verehrt und (wie schon,
unter den Ahnherrn der Inca, dem durch den Zauberer des Tempels
1) Bei den Araukanern stand neben dem Fürsten Toqui der die Rathsversammlungen
durch den Con genannten Boten berufen Hess, der Apo-Ulmeni (oder Ulmeni). In
Polynesien bezeichnet Toki die von den Häuptlingen geführte Kriegsaxt (Tane-Toki)
als Emblem. Die Rothhäute vergraben den Tomahawk bis Ende des Krieges. Der
Kriegshäuptling (Toqui) der Araucaner war von der Toqui (securis lapidea an lapis se-
curis figuram referens) benannt, tempore pacis illam asservat absconditam, at belli tem-
pore eam profert in lucem, atque in comitiis illam sanguine tinctam ex paleato fune
suspendi curat (s. Havestadt).
2) In Birma dagegen sind den vom Himmel herabgekommenen Byamma gegenüber
^ die Eingeborenen aus Bäumen und Pflanzen hervorgewachsen. Als Evander aus Ar-
cadien nach Italien kam, traf er ein aus Baumstümpfen aufgeschossenes Menschenge-
schlecht und aus Arcadien kam Lisanias die noch in Wildheit lebenden Athener durch
Gesetze zu civilisiren.
DER HEILIGE BAUM. 43
von Chimbo versteinerten Ayar-Cacha widerfuhr) auch verwandelt
wurden, mochte dann im Sinne einer andern Lehre als Ver-
bannungsort der verscheuchten Dämonen betrachtet und zugleich
mit den neu hinzutretenden Gestalten wieder indentificirt werden,
wie bei Huari-vilca (der Huancas) in der Beziehung zu Viracocha
(Pachayachachi) oder, (als Wiederhersteller der Verehrung des
Pyrhua-Huirakocha), Huarina- Viracocha (Sinchi-Apusqui^)). Als
Huari wurde in Peru der Gott der Stärke verehrt und die Woh-
nungen der riesigen Urmenschen wurden in den deshalb mit
heihger Scheu betrachteten (auch in Chichu und Ampara ver-
ehrten) Schneegipfeln (Rayu) vermuthet. Nach Herrera galt (gleich
dem Olymp oder mythischen Meru) der Gipfel des Vilcanota als
Sitz der Gottheit.
Als Huaracu wurden unter den Inca die Jünglinge zu Rittern
geweiht. Den Conchucos waren die Weidenbäume in der Nähe
ihrer Dörfer als Huaralla heilig (wie der Sturmgott Huracan in
den Antillen) und in Limatambo sprach der Dämon aus einem
Baumstamm^). Ein Widerstreit zwischen dem neuen Geschlecht
baumentsprossener Heroen und dem alten Sturmgott, (wie in der
Legende der Maori zwischen Brüdern angedeutet) liegt auch in
der Mythe der Misteken, dass die beiden Bäume, aus welchen
ihre Stammesfürsten hervorgegangen, die einzigen gewesen, die
sich gegen den aus den Tiefen der Höhle hervorbrausenden
Sturmwind an ihrer Stelle hätten erhalten können. Am Flusse
Apurimac sprach der Dämon aus einem Baumstumpf (Cieza).
Arriaga erwähnt des Huaca-Huari (bei Huaholla) als eines in die
Erde eingegrabenen Riesen, der als Huaca oder Chani mit ge-
kauter Coca verehrt wurde (s. Hernandez Principe). Bei den
Pacaguaras (s. d'Orbigny) findet sich die Verehrung des Gottes
Huara (oder des bösen Yochina). In Cahacay wurden in einer
Höhle drei Riesen zwischen Mumien verehrt (Arriaga). Wie
Garcia bemerkt, bezog sich der Ursprung der aus der Höhle
') Martius vergleicht Uara (Mensch oder Herr im Tupi) mit (peruanisch) Ayar.
Bei den Chunchus ist Uuari der Häuptling. "Wie bei den Culinos und Maxurunas
lieisst Wary Sonne am obern Jurua. Die Huayri bildeten den Rath des Fürsten am
Königssitze Tabor oder Sabor (in Gran Canaria), als Gayre (in Galindo) oder Guayre
(bei Viera).
2) Die Molles genannten Bäume (Schinus molle) neben den über eine Quelle ge-
•bauten Tempel Huarivilca; war heilig (Cieza). In Guamachuco fand sich ein heiliger
Wald zur Jagd.
44 DIE GESCHICHTE PERU's.
Pacaric-tampu (aposento ö casa de producimiento) Hervortretenden
nur auf die Inca, welche das Volk bereits im Lande antrafen.
Nach Garcilasso setzte die Sonne ihre Kinder auf die von ihren
ersten Strahlen getroffene Insel Titicaca oder des Felsen (Caca)
aus Blei (Titi) am gleichnamigen See, und Cieza erwähnt des
Vorhergehens der allgemeinen Dunkelheit bis die Sonne aus dem
See von Titicaca aufgegangen sei. Als erster Fürst wurde Vira-
cocha-Inca in Cuzco empfangen. (Andagoya.) Wenn Santa-Cruz
den verschiedenen Stämmen ihre Pacariscas oder Ursprünge (aus
Seen, Felsen, Quellen u. s. w.) durch Manco-Capac angewiesen
Averden lässt, so wird damit die Bestätigung dieses volksthüm-
lichen Cultus durch den Inca gemeint sein (der den idealisirteren
als esoterischen für sich bewahrte), mit der Erlaubniss, dass Dämonen
(Hapi-riufius) aus ihm redeten. In Erinnerungen alter Thierherr-
schaft vielleicht, stellten sich die Ureas den Thieren näher als
den Menschen. Eine natürliche Grundlage der Steinverehrung
wird durch Skinner aus Peru (aus der Pampa del Sacramento)
und durch d'Orbigny von den das Land der Yuracares betretenden
Moxos berichtet, indem die aus ihren morastigen Tropenwäldern
am Fusse des Hochgebirges Emporsteigenden die ersten Stein-
chen mit Verwunderung betrachtet und als Kostbarkeit aufhoben.
Ebenso wird aus Guamachuo (1550) erzählt, wie die zufällig ge-
fundenen Steine sich dem Priester auf Befragen als Gottheit ent-
hüllten und zwar als Kinder Catequil's, der eine als Tantaguaganag,
ein anderer als Tantazoro und sonstiger (Tantalen). Der Dienst
Catequil's soll durch ganz Peru verbreitet gewesen sein, und so
der des Zupay, als dessen Hoherpriester Huayna-Capac selbst
bezeichnet wird.
In jedem Dorf Guamachuco's wurde (1550) ein Stein als
Schutzgott (Guachecoal) verehrt, und von dem Idol Guagualmojar
mit ihren sechs Söhnen wird gesagt, dass sie hufeisenförmige
Kniestücke aus Metall getragen hätten, w4e es bei Thon- Idolen
Columbien's angedeutet scheint (Cagua oder Sonne im Chibchas).
Aus den Urius genannten Steinen wurden die mit Apacheta be-
grüssten Hügel aufgerichtet. Von den Cariares wird der Ver-
ehrung bunter Steine erwähnt (auch zum Ersatz der Schrift).
Die Marka genannten Steine wurden als Hüter der Grenze ver-
ehrt. Unter den (metallenen) Conopos wurden die thönernen als
Chankas unterschieden, und seit dem Siege über die Changas
führten die Peruaner die Pururaucas genannten Steine als sieg-
CHANCAS. 45
bringend in den Krieg mit sich. Die Canar verehrten bunte
Steine (neben Bäumen und dem Mond.) Nach Garcilasso wurden
in Huamachuco zweifarbige Jaspersteine als Bild der Gottheit
verehrt (wie bei Canar).
Viracocha wurde (wie in Xauxa) von den Chonos und Punas
vergöttert, als er in Tumbez eine Strasse in's Land der Canas
anlegen Hess, wie Manco-Capac die Stämme der Umgegend durch
das Wunderwerk einer Brücke über den Apurimac unterwarf,
und auch der Mythus von Con scheint das Eröffnen von Wegen
einzuschliessen. Nach der in Chita stattgehabten Erscheinung des
Phantoms, ein unbekanntes Thier (wie Nemterequetaba in Suacha)
führend, Hess Viracocha in Cacha den Tempel des Pirhua- Vira-
cocha (als des alten, wie Hua im Mexicanischen) erbauen und
verkündete dann die Orakel des Gottes Ticci- Viracocha über die
künftigen Schicksale des Reichs.
Nach dem mit Hülfe der Quechuas^) über die Chancas er-
fochtenen Siege Hess er das auch von Garcilasso beschriebene
Bild des Doppelgeier's aufrichten, und während sich die mit
Schlangen und Eidechsen bedeckten Steine, die Arriaga im
Lande der Chancas zerstörte, in dem durch Raimondi aus Chavin
(und so auf dem Fluchtweg Huanca-Hualla's über Tarma in die
Montana Moyobamba) bekannt gewordenen Stein wiederholen,
tritt auf den Monumenten Tiahuanaco's der Geier, in der vielfach
(auch aus Mexiko) bekannten Beziehung des Vogels zur Schlange
markirt hervor.
Mit seinen Gefährten aus dem See Collasuyn hervorgetreten,
bildet Viracocha steinerne Menschen, die von den Gehülfen der
Schöpfung aufgerufen, sich beleben.
Bei der Verehrung Ticci -Viracochas als des Höchsten, bei
dem die übrigen Götter als Vermittler der Gebete dienten, er-
wähnt Joseph de Acosta jenes auch den Römern, den Tupi u. A.
bekannten Schnalzens^) und sagt, dass es Usapu, (que es cosa
1) Als Belohnung für ihre Hülfe in dem durch die Chancas angeregten Aufstand
Chunchasuyu's erhielten die Quechua von Viracocha Inca die Erlaubniss die Kopfbinde
(Llautu) der Inca zu tragen (und im kleinern Umfang) deren Ohrenschmuck.
2) Das Ceremoniel verlangte die Hände zu öffnen, yhacer cierto sonido con los la-
bios, como quien besä. Bei Erscheinung des Regenbogens bedeckte der Peruaner den
Mund. Am Cap St. Augustin (in Brasilien) nannte man den Donner Tupana, que si-
gnifica como cosa divina e sobreatural (s. Torquemada\ Manitoba oder Manitowapan
(detroit surnaturel divin) fand sich bei den Sauteux (wapan, aurore). Die Zauberer (apud
46 DIE GESCHICHTE PERU's.
admirable),' genannt wurde, sowie Pachacamac oder Pachayachachic.
Auch wird der von Viracocha in Cacha oder Con - Cacha (Con's
Boten) ^) errichtete Tempel als für Pachacamac (Sohn Con's er-
baut bezeichnet. Ebenso w^ar es Pachacamac, den statt des Cultus
der Sonne und Mond der an der Küste gelandete Bärtige predigte»
und dieser, nachdem er seine Verfolger in Hilvaya mit Stummheit
geschlagen, fand in Copacabana (am Titicaca) seinen Tod, und
wie Oliva zufügt, ging seine in einem Canoe eingeschiffte Leiche
im Wasser unter. Wie Pachacamac (Hacedor del mundo) und
Pachayachachic (Sabidor y el que entiende el mundo) wurde
Viracocha (in Peru) Usapa (admirable) genannt (s. Garcia).
Im Beginn der Dinge (Ccallac-pacha), und im erst wenig er-
hellten Dämmerungsdunkel (Tutuyac-pacha), während der Purum-
pacha (gesetzlosen Zeit der Barbarei), kamen die Stämme Peru's
von jenseits Potosi's und als die Dämone (Hapi-nunus Achacallas) das
Land verlassen hatten (aus Ttahuatinsuyn durch die Besitzergrei-
fung vertrieben), erschien der bärtige Stabträger, der zu dem ein
Hochzeitsfest feiernden Fürsten Apu-tambu kommend, bei ihm
einen Ableger seines Stabes^) (zum Einkerben der Gebote oder
Cazi-cazi) zurückliess, und dieser verwandelte sich in Gold bei
Manco Capacs Geburt.
So w^urde durch den Propheten Tonapo der künftige Herrscher
Cuzco's geweiht, als der Höhle des Morgenrothes (Pacari-tambo)
entsprossen. Tonayan (in Xalapa) significa lugar en que raya el
Sol temprano (s. Alcedo). Die Tonaltecas (aus Cocas und Tecuex)
w^ohnten in Xalisco (s. Torquemada), und neben Tonala herrschte
(zu Guzman's Zeit) der Fürst Cuyzco (zwischen Cuynab und Tepic),
von Cuyztata bei Oaxaca (s. Herrera). Die hohen Stufentempel
von Tonala waren aus Adobe's gebaut (gleich denen der peruani-
schen Küste). In Tonala (zwischen Colima und Xalisco) fanden
Algommequinos et Montagnetas) Manitones appellantur (s, de Laet) Manitou wurde
am Caroni verehrt (s. Codazzi), von den Caraiben (nach de Laet). Unter den wilden
Thieren auf der Insel Tobago wurde aufgeführt das (katzenartige) Ospassum Insula-
ris Grenadensibus Manitou, Brasiliensibus Carigueya dicitur (1705).
1) Ein Name der wenn nicht den heiligen Ort, sondern die heilige Person be-
zeichnend, sein Analogon in Nemterequetaba's Beiname Chimininagagua hat, als des Ab-
gesandten Chiminigagua's.
2) Bei Veytia heisst Quetzalcoatl (Cocalcan) oder Hueman (Huemac) Stabträger
(in Mexico). Die Kaufleute (Mexico's) trugen einen schwarzen Stock, als Symbol des
Gottes Yacacoluchqui (Torquemada). ,
HUACA. 47
sich unterirdische Gallerien (wie bei Chavin) in Hügeln, und Monu-
mente der Chiapas (Jiapas oder Zapanes) übrigen bei Tonala
und Tehuantepec (am Küstensee). Die Bewohner Tonala's (in
Xahsco) zeichneten sich durch ihre Geschickhchkeit in der
Töpferei aus (und so die peruanischen Küstenbewohner). In
Mechoacan (mit den Taraskern) waren die Coras durch die Thora-
mes nach Nayarit getrieben. Zu den Tonaltecos gehörten die
Coca und Tecuex. Tonalan, zwischen Tlalixco (San Juan del
Rio) und dem See Patzcuaro bildete eine Station auf dem Zuge
der Azteken. Tonaltut, König der Pipiles, wurde durch die
Cakchiquel besiegt.
Als höchster Schöpfer wurde Tonacateotl in Mexico verehrt.
Die Tonalpouhquin stellten das Horoscop, bei der Sonne (Tonatiuh)
zählend. Durch den Hauch Tonacatecatli's oder Titinatonali war
Quetzalcoatl gezeugt. Civanoatl hiess Tonantzin (unsere Mutter).
In Tonacatepetl (Berg unsers Unterhaltes) fand Quetzalcoatl durch
die Ameisen den Mais.
Die Zapoteken zeichneten bei der Geburt des Kindes Figuren
auf die Erde, um sein Tona (Schutzgott) als doppeltes Selbst zu
bestimmen, gleich den Naguales der Quiches, den Totems u. s. w.
In Mexico enthielt das heilige Buch Tonalamatl die Bestim-
mungen über die Beichte, und so trug Tonapo's Stab die
Bussgebete eingezeichnet.
Unter den Huaca Chuquisaca's wurde (nach Acosta) Tanga-
tanga (als dreieinig ^) in der Höhe) verehrt (im Anschluss an Tan-
garoa und sonst polynesische Namensformen für Himmel). Von
den Jakuten wird (nach Middendorf) der Himmelsgott Tangara
angerufen. In Chuquisaca adorant idolum Tanga (Blocius).
1) In der Tinimaacas genannten Dreifaltigkeit der (mit den Puraxis grenzenden)
Manacicas (deren Sprache mit der der Chiquitos verwandt war) heisst der Vater Ome-
queturiqui oder Uragozoriso, sein (mit der hellglänzenden Göttin Quipoci gezeugter)
Sohn Urasana und der Geist Urapo, ,,Der Vater redet der erste mit erhobener Stimme,
der Sohn schnüffelt durch die Nasenlöcher und der dritte hat eine donnernde Stimme"
(in den Tempelhütten des Caziquen aus den Idolen). "Wenn die mit Tata equice
(Vater, bist Du bereit?) geräuschvoll aus der Luft gekommenen Götter zum Chicha-
Trinken hinter dem Vorhang sich niedergelassen haben, darf nur der Mapono (Heul-
priester) mit ihnen verkehren (1729). Auf Hayti redete er durch ein Sprachrohr.
Padre Frai Juan de Sotomayor fand in Boyaca un cuerpo humano con tres cabezas
ö tres rostros en una misma cabeza (trino in persona y uno en esencia) als Idol (s.
Simon) des Bochica oder Zuhe (nach Oviedo). Unos sienten que fue mi padre San
Bartolome, otros que fue Santo Tomas y una otros que San Simon (1736).
48 DIE GESCHICHTE PERü's.
Der Name der im Bunde mit den Musus die Muyscas be-
kämpfenden Colima (der Colimbas oder Colinibas unter den Chiles
bei Popayan) findet sich auch bei den CoHma^) (oder Paceho) ge-
nannten Pirao, die von Buena-Esperanza (bei Colima in Mexico),
und in Wiederholungen bis zu den Colimies mit den Ica in
Califomien, nach (Riobamba oder) Liribamba gekommen. Der
durch Atau (Atua westlicher Inseln) mit Quito verknüpfte Manco
landete * am Rimac (oder Lima) als der auch Raleigh bekannte
Ingaman Capac. Die Quaquas oder Colimas in Atacames am
Esmeraldas wurden die Caras auf ihrem Zuge nach Quito unter-
würfig.
Wie in Xalisco die Verehrung des Windgottes (Piltzin teolli)
wird im benachbarten Colima die Verehrung des höchsten Wesens
(ohne Bild) erwähnt, neben einer Jungfrau, von der die Menschen
stammten. Bei den Pirao erhielt sich die Verehrung des vor-
weltlichen Urgottes Con, der in Liribamba Menschenopfer heischte»
und ähnlich repräsentirt in Peru die Dynastie der Pirhua (s. Mon-
tesinos) eine gew^issermassen vorgeschichtliche Epoche, wie sich
auch (bei Vega) die dem historischen Viracocha gewordene Er-
scheinung als die des alten Inca-Königs Viracocha enthüllt, dem
Bruder Manco -Capac und sich so an Ayar-Uchu- Topa (Ayar-
Uyssu-Topa) angeschlossen hat, der, nachdem er den ältesten
Bruder Ayar-Manco-Topa in eine Höhle eingekerkert, Ayar-Auca-
Topa vom Fels gestürzt und Ayar-Chaki-Topa (Aj oder Häupt-
ling) in die Wildniss getrieben, als Pirhua-Manco den Thron be-
steigt, auf dem ihm, durch die vier Stämme Cuzco's erwählt, dann
sein Sohn Manco-Capac folgt. Nach Blas de Acosta galt Manco-
Kapac als in Stein verwandelt. Paravey findet im japanischen
Pac den chinesischen Fürstentitel Pe.
Wenn in der bei Montesinos erhaltenen Liste die Genealogien
verschiedener Dynastien durcheinander geschoben sind, so könnte
sich der Titel der Topa^) mit den Toba parallelisiren, die viel-
1) In Florida grenzte Colima mit Quigote (zu Soto's Zeit).
2) Eine auch Asien von den Tibetern und Hymjariten her in eigenthümlicher Weise
durchziehende Titelform, die zu den Toba-Königen Peru's weitere Anklänge (ausser in
Tobet, als Incarnation Chinigchinich's bei den Acagchemens) liefert in Topil (Topilt-
zien), die Würde des toltekischen Priesterkönigs, der später bei den Azteken nur als
ein Rex sacrificulus verblieb. Vasconcellos erklärte Tobajaras (Toba-uara oder Tob-
ayaras) oder Tupi, als Herr (Uara) des Antlitzes (Toba). Im Tupi heisst Tobayara
TEMPEL. 49
fachen Wiederholungen von Titu (oder Quitu in Auqui Quitua
Chauchi) mit dem Herrschersitz der Scyris oder vor ihnen Tumbez'
(bei dessen Landung sich Ansiedler bis Bolivien verbreitet), und
dass auch Ata, wie in Auki- Ata-Huilka, in Verknüpfung mit
Atau, Nachkommen der von Quitombe verlassenen Llira und
Vater des vom Rimac ausgezogenen Manco, dorthin hinweiset,
liegt in Ata-Huallpa (Inca Hua Ypar Titu Yupa-Anaki Ata-
Huallpa) angedeutet. Das durch Mango Capac gegründete Rimac
tambu (Lima tambo) bildete bis zu den Feldzügen Inca Roca's
die nördliche Grenze des Inca-Reichs (s. Garcilasso). Inti führt
auf Collao den Durchzugsort der Wanderungen, Chincha in
Chinchi Roca Amauta, auf Chinchasuyu, Huaman (wie in Hua-
mantaco Amauta) auf Guamanga (Huaman oder Falke) mit
seinen traditionell durch Weisse (bei Cieza de Leon) erbauten
Monumenten. In Guamachaco wurden die prähistorischen Weissen,
die Guachemines (Strahlenlose oder Dunkelinge), durch Guaman-
Siri (Cohn des Ataguju) von der Erde vertilgt. Der Tempel Tia-
huanuco's sollte in einer Nacht (der dunklen Nacht der Vorzeit)
gebaut sein, wogegen Alcedo den Tempel des Gran-Colla in den
Titicaca- Inseln bei Atun Colla in dreieckiger Form gibt. Die
Festungen der Cara waren viereckig^).
Dass neben der aus dem Titicaca-See geschöpften Sage auch
eine Herabkunft Manco's aus dem Norden geläufig war, zeigt die
Zuerkennung dieses, bei der Theilung Tahuantinsuyus in Tiahuanacu
(wie Pirahua oder Piray den Westen, Colla den Süden und Tocay
den Osten erhielt), und dem von Norden kommenden Con tritt
aus dem Süden Pachacamac entgegen, während wieder Tecsi-Vira-
cocha^) seine Söhne Ymayma und Tocapo durch Berg und Wüste
sendet, um sich am Meer zu treffen.
Schwager männlicherseils oder Oheim (s. Martius). Das Antlitz des Chibcha-Fürsten
war zu heilig, um angeblickt zu werden. Der Herrscher Quiot erscheint nach dem
Tode (bei den Playanos Capistrano's) tanzend wieder, als Tobet (Quiamot oder Chinig-
chinig).
*) Von Oliva als rocher de plombe oder rocher du chat sauvage erklärt. (Vergl.
Ternaux-Campans.) Der Name der Misteken wird als „wilde Katze" gedeutet, da sie
gleich Wilden in den Bergen gelebt, ehe sie durch die Baumfürsten Apoala's civilisirt
wurden. Forbes übersetzt Titi mit Zinn und erwähnt der Zinn-Minen von Carabuco
(östlich vom Titicaca) in Oruro. In Guaxaca lag Titiquipa (s. Herrera). In Mizqui
(zwischen Marmore und Rio grande) w^ohnten Chiriguanos.
2) Der Schöpfer Ticemiracocha wohnte (in Peru) im Himmel (s. Thevet), als der
Schöpfer Teceviracocha.
Bastian, America. . 4
50 DIP: GESCHICHTE PERU's.
Die Inga stammten aus dem See Tiquicaca mit der Isla de
Plomo (Tiqui oder Blei), indem sie unter dem Inga Zopalla (Solo
Senor) daraus hervorgingen, oder unter Viracocha auf dem
Meere ^) anlangten (schreibt Gomara). Die Andes sind vom dortigen
Kupfer genannt. In Peru wurde gesagt, „auss dem grossen Pfui
Inticaca sei herfürkommen ein Viracocha, der habe zu Tiganave
seinen Sitz gehabt" (Artus). Als der in den Gebäuden Tiahua-
naco's wohnende Schöpfer die Gestirne bildete, begrüsste die in
Mannsgestalt am Himmel emporsteigende Sonne die Inca als ihre
Kinder, die dann von ihr mit dem Sunturpaucar (Kopfputz) und
der Champi (Axt) versehen, durch das Innere der Erde fortge-
sandt, bei Paccari-tambo hervorgekommen (s. Molina). Die Lan-
dungen an der Küste ziehen sich nach Süden herab und folgen
periodisch. Als bei der Ausschiffung in Punta Helena sich Qui-
tumbe, der Ahnherr der Inca, wie er bei Oliva heisst, für den
Zug nach Tumbez von seinem Bruder Otoya getrennt, wurde
dieser durch die dort anlandenden Riesen getödtet und Atau
wählte dann für seinen Sohn Manco (mit Thome in Quito) den
Rimac als Landungsplatz. Das für längere Zeit auf das Binnen-
land isolirte Quito-Reich wurde darauf von der Küste aus erst
wieder durch die Cara eröffnet, deren Traditionen gleichfalls den
bei Punta Helena gelandeten Riesen die Fortwanderung von der
Bahia de Caracas nach dem Esmeraldasfluss zuschreiben mit den
Scyris betitelten Fürsten. Bei Montesinos findet sich die Namens-
form Scaras (oder Capana) für den sonst Cara oder Cari (neben
Zapalla oder Zapana) in Colloa bezeichneten Häuptling.
Zapalla Inga (die Baumeswurzel des Stammes) erhob sich,
als der Mächtigste aus den Curacas zum Fürsten (s. Zarate) und
gleichzeitig mit ihm wird der Einfall der Stämme Cahabambas
(Cochabambas) unter Cara gesetzt, während die peruanische
Dynastie in Tambo-Toko weilte. Nach Herrera durchbrachen
(zur Zeit Zapana's) Chilenische Stämme die Grenze und gründeten
ein Reich in Cochabamba.
Während Manco Capac und Mama Oella (Mama-Ayllu oder
Stammesmutter) erst als Kinder der Sonne aus dem Titicaca-See
1) El principal Inga, que saco de Tiquicaca los primeros, y que los acaudillö,
se nombraba Zopalla, que significa, Solo SeiTor. Tambien dicen algunos Indios anci-
anos, que se llamaba Viracocha, que quiere decir, Grasa del Mar, y que trajö su
gente por la mar, Zopalla, en conclusion, afirman, que poblö y asentö en el Cuzco
(Gomara).
ALLCO. 51
geboren werden, war aus ihm vom ersten Beginn bereits der
Schöpfer der Sonne (und der Sterne) hervorgetreten in Con-Tici-
Viracocha, durch welchen (s. Betanzos) Allca Vilca in Cuzco einge-
setzt war, und bei Ankunft der Chanca herrschte nach den Tra-
ditionen Allcay -Vilca (heiliger Priester oder Priesterkönig). Alco
war Titel der Weissager oder Priester in Guamachuco (vilca oder
Heiliger), wo zur Zeit Pachacutecs ein Gesetzgeber (oder Prophet)
als Fürst oder Curaca herrschte (tenido por hombre de mucho
juicio y prudencia) mit seinen Begleitern, die indess noch nicht
gewagt hatten, den Aberglauben ihres wilden Volkes zu läutern
und deshalb die Hilfe der herannahenden Inca willkommen
hiessen (vgl. Garcilasso). Von einer Eroberung des (bereits ge-
gründeten) Cuzco durch den Inca redet auch Balbao, sowie von
der Besiegung der Guayllcas (Huaillas).
Der (in Guamachuco gebräuchliche) Name Allco (oder Alco)
für Priester (und Vilca für die Huaca bei den Peruanern) führt
auf den Allco (Canis caraibicus oder mexikanus) oder Hund
(Chono) zurück, der bei den die Feindeshäute, wie es (nach
Herrera) in Cuzco (beim Krieg geg'en die Chanca) geschah, aus-
stopfenden Huancas, als heiliges Thier vor dem ihm geweihten
Idol gemästet und dann verzehrt wurde, worauf aus den
Knochen des Schädels priesterliche Blasinstrumente verfertigt
wurden. In Mexico wurde der in der Tracht des Gottes, als
Krankheiten heilende und Segen bringende Kriegsgefangene,
wenn wohl gemästet, wie Acosta^) bemerkt, verzehrt.
Der Hund war ein symbolisches Thier in der peruanischen
Fluthsage, und bei den Zapoteken w^urde die Leiche des P^ürsten
Peteta (Hund) aus dem Stamme derer, die aus der Fluth ent-
kamen, mit Opfern verehrt (vgl. Herrera). Gleich der weitver-
breiteten Verehrung des Cojote (Canis latrans) unter den ameri-
kanischen Stämmen (als Feuerbringer bei den Navajos, als Ahn-
herr bei den Soshones) finden sich vielfache Spuren (bei Tinneh,
Chichimeken u. s. w.) von der des Hundes, der bei den Roth-
häuten als Psychagoge (bei Eskimo wenigstens für die Kinder)
mitbegraben wird und auch in der Mexikanischen Mytho-
logie dieselben Dienste leistete, wenn rothgelber Farbe (wie auch
1) Quando estaba de sazon y bien gordo, llegada la fiesta le abrian, mataban y
comian. *
52 DIE GESCHICHTE PERU's.
bei Grabfunden Peru's). Wenn sein Cultus durch eine geläuterte
Religion, wie die auf Fasten und Kasteiungen hinweisende des
mexikanischen Reformators, zurückgedrängt wird, wandelt sich
der Gott Chantico (Cohuaxolotl Chantico) in einen Hund, weil er
ohne gefastet zu haben, zu opfern wagte, und bei den Creek
zeigt sich die dämonische Natur in dem grossen Hunde, der (wie
der Wolf in skandinavischer Mythologie) die Sonne in den
Eclipsen zu verschlingen droht, weshalb sein irdischer Repräsen-
tant gepeitscht wird, dass er durch sein Geheul Mitleid errege.
Garcillasso dagegen stellte den Hund als Lieblingsthier des
Mondes dar, das geschlagen wurde, um durch sein Schreien Mit-
leid zu erregen, und so die durch den Herabfall auf die Erde
drohende Zerstörung abzuwenden (wie ähnlich bei den Eskimo).
So könnte eine fernere Beziehung mit dem Hunde in der
Bezeichnung des Mondes als Alespaquexe liegen, wie es (neben
Auro oder Sonne) im Collao gebräuchlich war (nach Cieza). In
Aegypten wird der Hund mit dem Monde verbunden gedacht,
während bei den Chinesen der Hund in den Finsternissen die
Sonne verwundet. Der als Hoherpriester des Dämon Supay oder
(nach Herrera) Zopa, (mit Orakel), bezeichnete Inca Huaina Capac,
der das löwenartige Idol Casipoma im Kriege mitführte, stellte
seinem deificirten Feldherrn Xucalmango eine Bildsäule zwischen
zwei Hunden (in Guamachuco) auf Herrera erw^ähnt der Opfer
schwarzer Hunde (Apurucos) in Peru.
Wie die Zapoteken leiteten sich die Chancas vom Löwen
her, als Eroberer unter Eingeborenen, (den Stämmen der Huanca-
huallu, Utunculla, Uramarca, Vilca), die aus Flüssen, Quellen
oder Hügeln stammten, bis dann der See Soclo-cacha (Socdococa)
als Ursprungsort in Andahuaylas (bei Herrera) allgemeinere
Heiligkeit erlangte. Die Huancas erschienen gleichfalls als ein
Herrenvolk unter den aus dem heiligen See stammenden. Einge-
borenen, die in den schwer zuglänglichen Bergfesten von Yauyos
an der Quelle des Canete-Flusses unberührt verblieben.
In Mexiko spielt ein Hund gelber Farbe (wie ähnlich bei
den Parsis) die Rolle eines Führers über den Todtenfluss, und
als (in Peru) die in den Höhlen der höchsten Berge gegen die
steigende Fluth Eingedämmten, Kunde von dem Abfluss des
Wassers wünschten, brachten sie ihnen die nicht mehr rein ge-
waschenen (wie das erste Mal), sondern mit Schlamm schmutzig
zurückkehrenden Hunde (sonst auch Ziegen).
ATUMURUNAS. 63
Die Inca's Hessen den Huancas ihr aus einem menschlichen
Idol sprechendes Orakel, verboten aber die Verehrung der Thiere
und Hunde, und die früher aus dessen Knochen verfertigten
Trompeten mussten dann aus denen des Wildes hergestellt wer-
den. Ebenso wurde bei Besiegung der Chunchus durch Pacha-
cutec die Verehrung des Tiegers verboten.
Wie in den Zügen der Chancas (bis Muyu-pampa oder Moya-
bamba), findet sich bereits vor ihnen in denen derHatunmurunas oder
Atumurunas (Muru-muru's oder Muyu-muyu's) die Verknüpfung
der Monumente Tia-Huanuco's mit denen Huanuco's, sowie der
Zwischenstationen bei Guamanga und Xauxa. Nach Herrera
wurden beim Glauben an Unsterblichkeit Mysterien in unterirdi-
schen Gewölben gefeiert und Raimondi fand labyrinthische Gänge
in den Unterbauten der Architecturreste bei Chavin. Nach Garcia
war es auf der Lehre von der Unsterblichkeit begründet, dass
sich die Vornehmen im Tempel Pachacamac's begraben Hessen
(mit ihrer Lieblingsfrau, ihrem Schmuck und ihren Waffen), da-
mit die Seele bei der Gottheit ausruhe.
In hac optimatum quorunque defunctorum corpora, ut ipsius
numini consecrentur, animaeque delictis expiatae in optatis gau-
diis conquiescant, humantur, bemerkt Apollonius beim Tempel
Pagacama's (in Peru). Creian la immortalidad del alma (in Ge-
wölben begrabend) die (über die Cbnchicos herrschenden) Huanucos.
(Herrera.)
Unter Manco Pirhua II kamen (von den Barbären der Grenze
bedrängt) die Hirtenvölker der Atumurunas, durch welche, die
Monumente Tiahuanuco's erbaut waren, nach Peru, um Land zur
friedlichen Ansiedlung bittend, worauf sie durch Manco Capac in
Guamanga^) angesiedelt wurden (vgl. Montesinos) und bis Hua-
nuco, auch wohl bis Huamanchuco, wo zur Zeit der Inca ein als
heilig und weise geehrtes Geschlecht über ein in barbarischen
Sitten verharrendes Volk herrschte, und gern (s. Garcilasso) den
Freundschaftsbund mit den aus Cuzco sich nähernden CiviHsato-
ren schloss. In Huamanchuco hatte sich der Cultus Atau's in
Atanguju erhalten (wie sonst Ati).
1) Garcia erklärt die Gebäude am Rio Vinaque (bei Guamanga) von denen der
Inca verschieden, porque los de los Ingas son largos y aquellos quadrados. Die Soras
und Lucanes (in Guamanga) wurden durch Inga Yupangui unterworfen (s. Herrera).
54
Muru-muru (muru, mancha de color) gehörte mit Poco-ata,
Macha, Caracara und östlich bis Tacapri oder Tapacari (vom Rio
Cochapampu's oder Cochabamba's durchflössen) zu den zwischen
Cari und Chipana streitigen Ländern. Cieza nennt jenseits Paria
(mit Caponota) am Aullaga-See die Orte Pocoata, jNIacha, Cöra-
cora, Moromoro, und als zu Chuquisaca der (gleich den Carangue
kriegerischen) Charcas^) gehörig, die Orte Totora, Tapacari,
Sipesipe, Cochabamba, Carangues (oder Caranques), Quillanca,
Chayanta, Chaqui, Chichas (Chinchas oder Ccichas) bis Tuquma
(Tucuman). Mit den Chica (Chicha) bei Potosi grenzen die Tucu-
manes mit Juries und Diaguites. Juriae et Diagutae populi (in
Tucuman) pastores sunt ovium (die Lamas der Murumuru). Die
Bewohner von Quimnihil (pars gentis Diaguitarum) abundant
pecoribus Americanis (de Laet). Die (mit den Tucumanes gren-
zenden) Chica oder Chicha besassen eine grosse Zahl „ovium
Peruvianarum" (b. Potosi).
Herrera rechnet zu den Charcas die Orte Totora, Topa, Cari,
Sipesipe und Cochabamba, sowie zu den Carangues die Quillunca,
Chayanta, Chaqui und Chichas.
Die Quillasenca oder Eisennasen (zwischen Quitu und Pasto)
trugen in der Nase über die Lippen fallenden Schmuck (bei
Garcilasso) und ebenso fiel (nach Herrera) der Nasenschmuck
über den Mund bei den (Cheriiios benachbarten) Indianern in
Perico, die zur Begrüssung dem Häuptling nach dem Anrufen
den Rücken drehten und sich von ihm anblasen Hessen. Am
Flusse Chuquimayo (unter den Cherichipe) wurde der Häuptling
oder Mocha durch Belecken der Hand verehrt. Die Bezeichnung
der zweifarbigen oder bunten Lama (s. Garcilasso) kann auf Ein-
führung derselben in den Heerden der Atu-Murunas (Muru-muru)
zu beziehen sein.
Nach Alcedo wurde das Land Muyu-muyu (südlich von
Cuzco und Charcas) vom Inca Roca erobert, Muyu-pampa durch
Tupac-Inca-Yupanqui, der nach Besiegung der Huaca- chucrus
bis Llauantu in Chacha oder Chachapoyas vorgedrungen war.
Die Mures grenzten an die Moxos. Mossi erklärt Muyuni, als
„andar a la redonda" (muyu, circulo) in Quichua, so dass sich die
Muyu-muyu als Wander volk ergeben könnten.
1) Die Chancas berührten sich mit den Carangas an den Vilcanotabergen als Nach-
barn der Charcas am Südende des Titicaca oder Quillacas.
ATUN-COLLA. 55
Als Inca Roca auf dem Feldzuge in Collasuyu zu den Chun-
curi, Pucuna und IMuyu-muyu (diesseits der Charquas in Chuqui-
saca) gelangte, unterwarfen sie sich ihm auf Rath der Alten (die
die Kriegslust der Jüngeren beschwichtigten) und proclamirten
den Sohn der Sonne als Sapa-Inca oder Alleinherrscher (s. Gar-
cilasso) gewissermassen als Nachfolger und Erben der Zapana-
Fürsten, die im Sonnengeschlecht Collao's geherrscht.
In Alontesinos Berichterstattung wurden die von Arica durch
Collao nach Cuzco gelangten Fremden von i\Ianco-Capac als
friedliche Landbauer angesiedelt und die aus ihnen in die Dienste
des Inca Eintretenden Atumurunas genannt. Die aus den Andes-
ländern Eingefallenen unterwarfen sich freiwillig Huilca-Nota-
Amauta, der die von Tucuman aus Vorgedrungenen mit Waffen-
gewalt zurückgeworfen hatte.
Während der Regierung Manco-Capac II waren die Einfälle
aus Tucuman bis zu den Chichas ausgedehnt. Titu Yupanqui-
Fachacuti fiel gegen die Barbaren und wurde in Tambo-toco bei-
^•esetzt, wo ihm sein Sohn Titu folgte.
Nach Balbao residirte Manco - Capac in Matagua vor der .
Gründung Cuzco's. Bei Jauja fand sich Matahuasi und beim
Pilcomaya die Mataguayos (unter dem Häuptling Nao). Auf
dem Hügel Matahua (bei Cuzco) wurde das für Huana-cauri be-
stimmte Opfer geschoren.
Nach Molina waren die Inca aus dem als Huaca verehrten
Hügel Huanacauri von Tampu ausgezogen. Die Yngas befahlen
die Verehrung des Aynanacauri, „de quien decian los Yngas
que descendian" ^) (1571).
Die bei der Herkunft aus dem Titicaca-See als ursprünglich
angenommenen Beziehungen zum Collao werden dann auch wie-
der erst nachträglich eingeleitet. Unter Viracocha (der nach der
Ermordung Yupanqui's zum König erwählt war) erbaten seinen
Schiedsrichterspruch die Fürsten Capanac von Atuncolla und
Cari von Chucuyto, und als derselbe zu Gunsten des letzteren
gegeben, besiegte dieser (mit Hülfe des Inca) den sich nicht fügenden
Capanac, und führte die Tochter Viracocha's als Gemahlin heim (s.
Brullius). Nach anderer Version dagegen wurde die Ehe verweigert.
1) Neben der Sonne Apangacama (el Sol Apangacama) und andern (hijos del
Viracoclia) wurde (unter den übrigen Alquacal) Guanacenti (que era del linaje de los
Yngas) verehrt.
56 DIE GESCHICHTE PERU's.
Die von Tecsi-Viracocha ausgesandten Söhne Ymaymana
und Tocapo ^) (s. Molina) treten jüngeren Gottheiten gegenüber
in die dämonische Form der antiquirten zurück, wie bei der Thei-
lung in Tiahuanuco der mit Manco-Capac (Pirahua und Colla) gleich-
berechtigte Tocay seinen Antheil im Osten empfängt , wogegen
später Tocay-Capac als Götzendiener (s. Santa-Cruz) von Manco-
Capac bekämpft wird. In Guamachuco fanden Yamaguanca und
Yamoguanca in bewaifneten Bildern ihre Verehrung, während die
•als Yananamca (und mit dem auf Colla weisenden Zusatz Inta-
namca) bezeichneten Huacas (Yananamca Intanamca) vor Huall-
lola Caruincho flüchten mussten (wie dieser später vor Pariacaca\
Damals, erzählt die Sage, wurde der in dem Federhause
Huarochiri's lebende Reiche als Fürst geehrt, und die Lama
seiner Heerden kamen bereits mit bunter Wolle, roth, blau oder
gelb zur Welt, so dass die Arbeit des Färbens gespart war, ähn-
lich wie während des goldenen Zeitalters in Tollan (unter Quetza-
Icoatl's Regierung) die Baumwolle^) in bereits bunt gefärbten
Fäden wuchs. Damals lag also noch kein Bedürfniss vor, (wie
später in Guamachuco), dem Götzen Guispeguanagai beim Färben
der Zeuge zu opfern, damit die Farbe gut herauskäme.
Von dem mythischen IManco-Capac (an die Manes oder Mani
Asiens und Afrika's in der alten Welt anzuschliessen) abgesehen,
ist Sinchi-Roca oder nach Annahme des neuen Titels Inga-Roca
(und derselbe bei einigen der Berichterstatter mit diesem ver-
wechselt), als der Gründer, oder doch als der Wiederhersteller der
letzten Dynastie in Cuzco anzusehen, und (nach Sahuaraura) ist
es sein Stamm der die Bezeichnung Chima-Panaca ^) führte, nicht.
1) In Tocapo Viracocha wird Tocapo (b. Molina) als Bildner erklärt. Virliu signi-
fica estar estado en donde la particula senala (Virhuuacuni, en el campo) etc. (Lagunas),
so dass Viracocha als ein Meergeborener sich ergeben würde (statt Meeresschaum).
2) Zur Anfertigung gestreiften Zeuges pflanzt der- Chiquito eine Furche weisser,
und eine andere gelber Baumwolle und fügte für blau eine Indigo's hinzu, *
3) Mango Capac Inga war vom Stamm (Ayllo) Chima Panaca Ayllo.
Sicheroca „ „ „ „ „ Piauragua „
Lloquco Vanque „
Mayta Copa ,,
Capac Yupanque „
Inga Rupa ,,
Yaguar Guac ,,
Viracocha „
Pachacoti ,,
Uzcamajta
Apomayta
Aguanin
Vica Cupa
Aoca
Cococ Panaca
Hatren
GESCHLFXHTER. 57
wie Garcilasso meint, der Manco-Capac's, dessen Capac-cuna^) zum
Ayllo Raurahua (Raurava-Panaca des Sinchi Roca) gehörte. Da-
gegen wird als Stamm des Tupac Inca Yupanque der Ccapac-
Ayllu genannt und Betanzos erklärt Yupangui als den Familien-
namen der Inca, während (nach Garcilasso) wieder Lloque Yupan-
gui als Kind der Sonne vergöttert wurde. Nach Acosta wurde
es seit Yupangui Sitte, dass sich die Inca mit ihrer Schwester
(als Coya) vermählten. Viracocha's Stamm war Socso-Panaca
oder (als Pachacutek) Inca-Panac (s. Acosta) und er wurde in dem
(der Erscheinung in Chita errichteten) Tempel von Riaache als
der Sieger über die aus dem See Soclo-cacha hervorgekommenen
Chancas gefeiert, deren Aufstände ihren Namen Auca in dem auch
in Chili und Araucanien gebräuchlichen Sinne ausdeuteten, unter
Hinweis auf jenen Ayar-Auca-Topa, der als der empörungssüch-
tiger Krieger durch die friedlichen Repräsentanten des Ackerbau-
standes in einer Höhle eingekerkert wird (durch Tambo-Chacay
in Paucartambo) oder versteinert (s. Montesinos) durch Felsensturz.
Die in der Legende angedeutete Kastenscheidung, wenn Chaki
als Hirte zugezogen wird (und Manco dem Priesterstande ver-
bleibt), findet sich ausserdem symbolisirt in den drei Eiern, die
vom Himmel gefallen (s. Avendano), sich ihrem Werthe nach un-
terscheiden als von Gold, von Silber und von Kupfer. Aehnlich
kommt bei Huacho und Begueta die Erscheinung von Eiern der
Sonne vor, und aus dem goldenen kommen die Curacas her, aus
dem silbernen die Untergebenen.
Dann wieder wird Pariacaca") mit seinen Falkenbrüdern aus
Topa Inga Yupangui Inga war vom Stamm (Ayllo) Capac Ayllo
Guayna Capac „ „ „ „ „ Tome Bamba „
Bei Herrera gründete Sinclii-Roca das Geschlecht Vizaquerao, Lloque Yupangui
das Geschlecht Aocaylli Panaca. Nach der Hinrichtung Atabalipa's Hess Pizarro seinen
Bruder Tubaliba mit der Borla schmücken, als Herrscher (s. Xeres).
1) Cuna, das Zeichen der Mehrheit in Choco, bei Cuna, Cunacana und sonst
Puna heisst „Frauen" in der Sprache der Bayanos bei Chepo (wie Cari-punas u. s. w.).
2) Auf dem Berge Condorcoto (zwischen Huarochiri und Chorrillo) erschienen neben
der Wohnung Huathiacuri's (Sohn Pariacaca's) fünf Eier (in deren einem Pariacaca ein-
geschlossen war) zu der königlosen Zeit Purunpacha (wo der Reichste und Tapferste
zum Fürsten gewählt wurde). Bei der Krankheit des als Gott geltenden Reichen in
Anchicocha (dessen bunte Lama's die Wolle ohne Färbung zum Weben lieferten) hörte
Huathiacuri (auf dem Wege zur See) die Ursache der Krankheit (in Folge des Ehe-
bruchs der Frau, der ein Saamenkorn auf den Schoss gefallen) aus der Unterhaltung
zweier Füchse, und heilte nach dem Tödten der beiden Schlangen auf dem Dach und
58 DIE GESCHICHTE PERU's.
den fünf Eiern ^) geboren, die bei dem Incahause in Huarochiri
erscheinen (s. Avila) , und dieser mit Coniraya (Con-i-raya) in einer
Linie den Küstenpropheten eingereihte Vater Hathiacuri's figurirt
andererseits (mit Ayssa-vilca, Chinchacocha, Huallallu, Chuqui-
rocra) unter den als Huacas verehrten Häuptlingen in Vilcas-
huaman, die, nebst zweien aus den Canares (s. Santa -Cruz) von
Pachacuti Inga Yupangui zum Bau der Festung Sacsahuaman nach
Cuzco gesandt wurden.
In seinen verschiedenen Erscheinungen und Avataren tritt
Viracocha bald in nähere Beziehung zum Sonnengott, als Vater
des Inca- Viracocha, bald zu Illaitici-Pirhua, als Pirhua- Viracocha
in Chita, oder zu Pachacamac, als Tice-Viracocha im Tempel zu
Cacha sowohl, wie in denen Copacabana's, und dann zu Con^),
nicht nur als Contici -Viracocha Tihuanuco's, sondern auch in der
bei Acosta aufbewahrten Version, welche die Züge Con's mit denen
seines Sohnes oder Boten (Con Cacha) mischt.
Als unter dem Beten und Klagen des Volkes, unter der all-
gemeinen Dunkelheit (wie in den historischen Liedern der Quiche),
die Sonne aus dem See Titicaca aufgegangen war, erschien vom
Süden der weisse Prophetengreis") Arnava (der Tice Virachocha
der Kröte unter dem Mühlstein, die Tochter Chaupinaca heirathend und mit Hilfe sei-
nes "Vaters (im Ei befragt), seinen Schwager in Wettstreit besiegend (s. Avila). — Aus dem
auf dem Berge Condorcoto (mit Einsetzen des Windes, der das Haus des vergötterten
Reichen in Anchicocha zerstörte) verschwundenen Eiern (deren eins Pariacaca ein-
schloss) gingen fünf Falken hervor, die sich in Wundermänner verwandelten. Als
Pariacaca auszog des Idol Caruyuchu Huayallo (dem Kinder geopfert wurden) zu be-
kämpfen, zerstörte er durch Hagelsturm vom Berge Matro-coto das Dorf Huarochiri
(wo man ihn in seiner Bettlertracht verachtet hatte), nur ein Mädchen (das ihm Chicha
gegeben), durch seinen Rath das Dorf zu verlassen, bewahrend, und brachte dann durch
Canäle Wasser zu den (verdorrenden) Pflanzungen von Ayllu Copara (durch die Arbeit
der Thiere unterstützt) , nachdem ihm das Mädchen Choque-suso (später als Huaca in
Stein verwandelt) ihre Liebe versprochen (s. Avila).
1) In Tezcuco fand sich die Sage (der Acolhuas), dass der Vorfahr der Könige
aus einem Ei hervorgegangen , den ein Riesenadler dort auf einen in der Mitte des
Marktes stehenden Baum gelegt. Bei den Birmanen entsteht die Erde aus der Scblamm-
mischung mit dem Koth des Riesenvogels, der auf dem aus dem Wasser hervorragen-
den Baum genistet.
2) Akbal oder Chaos (nach Gavarrete) bedeutet im alten Quiche (nach Brasseur)
vase, marmite, und so Con (Comitl) im Mexicanischen (s. Chavencey).
3) Er wird als hohen Wuchses beschrieben (der Viracocha in Guamachuco als
kahlköpfig), wogegen Santa Cruz von dem Tarapaca oder Tonapa benannten Prophe-
ten als langhaarigen oder dünnen Greis (gleich Tonapa Vichinquira) redet, Oliva von
PROPHETEN. 59
der Inca^), der in Collao unter der Bezeichnung Tuapaca^) Ver-
ehrung empfing (als Anfang der Dinge und Vater der Sonne).
Durch seine Tritte flachten sich die Berge ab, die Thäler wurden
erweitert, und iNIenschen und Thiere mit den Gaben der Schöpfung
beschenkt.
Nachdem er, die Indianerstämme civihsirend, nach Norden
fortgezogen war, erschien in einer späteren Periode sein Nach-
folger, ein ihm ähnlicher Greis, der die Kranken heilte und den
Blinden das Gesicht zurückgab. Als ihn die Canas (Canas) zu
steinigen suchten, rief er niederknieend mit den zum Himmel er-
hobenen Händen Feuer herab, wodurch (wie bei Manta) die
leichten Tufsteine ausgebrannt verblieben, er löschte es aber, als
die Sündigen um Erbarmen flehten (den Tempel in Cacha zurück-
lassend), und begab sich dann an's Meer, um auf seinem Mantel
(als Viracocha) eingeschifft, in der Ferne zu verschwinden, wie
(Quetzalcoatl in Alexiko und) Oliva's Tarapaca, dem er auch in
der Krankenheilung gleicht, wie Pachayachachi in der Feuer-
herabrufung. Indem hinzugefügt wird, dass er nach der Ein-
setzung Alca-Vilca's in Cuzco den Weg von Cafiar nach der
Küste eingeschlagen, geht er in denjenigen Viracocha über, der
bei Betanzos bereits den Character des Schöpfers annimmt (nach
dem bekannten Wandel zwischen dem Propheten und seinem
Gott). Sein Vorgänger Arnava empfing auch in Xauxa Ver-
ehrung als Tice -Viracocha. In Chile wurde (nach Rosales) von
einem bärtigen j\Iann geredet, der beschuht zu den Vorfahren
dem in Copacabana getödteten als bärtigen, wie Sume in Brasilien, der Vorgänger
Payetome's (nacli Warden).
1) Baiboa erklärt den von Ataliualpa angenommenen Titel Ticci-Capac als Herr
der fernsten Erdtheile (oder wohl: höchster Herr). Bei den Yuracares (denen Sara-
ruma die Kornpflanze bringt) ist Tiri Menschenschöpfer. Am Cap Frio stammen die
Menschen (nach der Fluth) von Irin-Mage. Nach der von Montesinos über Ticci ge-
gebenen Erklärung würde Ticci Viracocha, als der ursprüngliche (Ur- Viracocha) den
späteren gegenüberstehen. Als die eigentliche Bedeutung von Ticsi (im Quechua) wird
gegeben: der Ursprung oder die Grundlage, und so (bei Tschudi) Ticsi muyu paccha
übersetzt; durch die ganze Welt (das Weltall, nämlich das Fundament des Erden-
kreises). AVie in Chile und Colao wurde in Hatuncanari (in Peru) Tinirachoche als
Schöpfer aller Dinge verehrt (s. Thevet).
2) Tucapacha, der Schöpfergott der Tarasker, lebte unsichtbar im Himmel (s, Sala-
zar y Olarte). Tucapacha (in Mechoacan) wurde durch Aufblicken zum Himmel an-
gerufen, tenianle por hacedor de todas las cosas, que daba la vida y la muerte, los
buenos y los raalos temporales (Herrera).
60 DIE GESCHICHTE PERU's.
gekommen, die Kranken heilte und regnen Hess. Als bärtiger
Weisser (mit i\Iacht über die Elemente) kam aus Osten über das
Meer Sume (den Ackerbau lehrend und den Mais einführend)
nach Brasilien, wo er, durch Zurücktreten der Bäume in den
"Wäldern (während die wilden Thiere vor ihm niederlagen), Wege
öifnete und die Waffen der Caboclos (die ihn angriffen) auf diese
zurückfallen liess. Dann begab er sich an die Ufer des Flusses
und liess (als er fortgezogen war) die Abdrücke seiner Fuss-
spuren an den Felsen (Warden). Nach ihm erschien (als Pro-
phet) Paye-tome. Bei den Guarais wird Sume (Paye-Sume) als
Maire Hamana aufgeführt (Meyr, peregrino barbado vestido).
Nach Staden lehrte der Prophet Meire Humane bei den Tupi-
nambas.
Als Kuru-rumany oder Männerschöpfer (neben Kulimina, den
Schöpfer des Weibes) auf die Erde zurückkehrend, von den
gottlos gewordenen Menschen verfolgt wurde, nahm er ihnen das
fortdauernde Leben, um es den häutenden Schlangen zu geben.
Erde und Himmel wurden (nach den Toupinambas) von Monan
(vieil ou ancien) geschaffen, aber das Meer kam erst später zur
Belästigung der Menschen hinzu, unter denen dann als Prophet
Maire-]\Ionan (Maire oder Herr) erschien (Thevet).
An der Küste findet sich eine locale Prophetenreihe, die
ihrerseits wieder an Con angeschlossen ist, durch Coniraya. Gleich
diesem Aussätzigen in Bettlertracht ^), der in Huarochiri^) durch
1) Am Cap Frio schwängert der Prophet ]Maire Pochy (schmutziger und hässlicher
Gestalt) durch den von ihm gefangenen Fisch die Häuptlingstochter, deren Kind den
Vater erkannte (wie in Peru).
2) Als das Land von Huarochiri noch heissen Klimas (Yunca oder Ande)
war, und die Menschen nach dem Tode am fünften Tage auflebten, wurden die
als Menschen wandelnden Huaca (Yananamca Intanamca) durch den Huaca Huallallo
Caruincho, der Menschenopfer forderte, vertrieben und dieser durch den Götzen
Pariacaca, der nach dem Götzen Coniraya (Coniraya Viracocha) erschien (s. Avila).
Während Coniraya (der Schöpfer) in der Bettlertracht eines Aussätzigen das Land
durchwanderte, die Berge und Thäler hebend, liess er (den Huacas Streiche spielend)
von einem Baum herab in Vogelform eine Lucma-Frucht (aus seinem Samen gebildet)
in den Schoss der von allen Huaca umworbenen Jungfrau Cavillacä (die am Fusse
des Baumes einen Alantel webte), fallen, und wurde bei der Versammlung der Huaca in
Anchicocha (zwischen Chorrillo und Huarochiri) durch das zu seinen Füssen kriechende
Kind, das von der Jungfrau geboren war, als Vater erkannt, worauf Cavillacä (den
Bettler verabscheuend) zum Meere floh, und obwohl von Coniraya, der sich in Gold-
gewänder kleidete, unter Anrufungen verfolgt, nicht umblickte, so dass sie mit dem Kinde
im Meer in die Felsen bei Pachacamac verwandelt wurde, und dort von Urxayhuachac
CONOPA. 6 1
eine Lucma- Frucht Cavillaca schwängert (wie es ähnlich der
siamesischen Prinzessin geschieht), erschien ebenfalls in Bettler-
tracht Pariacaca, der nach der Vertreibung Caruyuchu Huayallo's
(Caruincho) das Dorf Matrocoto durch Hagelwetter zerstört. Er
war in einem der fünf Eier eingeschlossen gewesen, die bei dem
Hause Huathiacuri's erschienen (auf dem Berge Condorcoto), und
in Guamachuco bricht aus den durch Cauptagan mit Verlust
ihres eigenen Lebens geborenen Eiern der schreckliche Gott
Apo-Catequil mit seinem Bruder Piguerao hervor, um nach
Wiederbelebung ihrer Mutter gemeinsam mit ihr (als Mariia-Cata-
quil) Verehrung zu empfangen. In Guamachuco fand sich eine
Bildsäule des kahlköpfigen Propheten Viracocha, der dort durch
die Gottlosen Verfolgung erlitten hatte. Der von Tiahuanacu
das Land durchziehende Schöpfer verwandelte die Aufständischen
in Stein, zu Tiahuanaco, Pucara (w^o Feuer vom Himmel fiel),
zu Xauxa (mit der versteinerten Huaca Lluarivilca), zu Pachaca-
mac, Caxamarca u. s. w. (s. Molina).
Neben den Huaca der Dörfer wurden erblich in den Fa-
milien die Conopa verehrt, und es werden ausserdem verschie-
dene Conopa aufgeführt, als Schützer der Feldfrüchte, der Kar-
toffeln (durch Conopa-Papas), des Mais u. s. w. Die Erde empfing
ihre Verehrung als Mutter, da sie die Neugeborenen, die (in
Guamachuco) auf die Erde fallen gelassen wurden, berührte, w^es-
halb man ihr opferte, um Kräfte zu erlangen. Beim Tode seines
Vaters begab sich Guascar nach seinem Geburtsort am See
Molina, um dort zu fasten (Baiboa).
Das vornehmste Heiligthum Pachacamac's stand an der T<lüste,
wo noch jetzt seine Ruinen neben denen des später zugefügten
Sonnentempels erhalten sind, und Montesinos lässt die unter der
Regierung Ayartaco Cupo's (des kraushaarigen Usurpators) in
Cuzco am Meeresstrande anlangenden Riesen dort einen Tempel
des Pachacamac ^) erbauen, der später zum Reiche der Yunga oder
Chimus von Cajamarca gehörte.
oder Urpihuachac (Frau Pachacamac's) besucht, von deren (eine Schlange hütenden) Töchtern
der älteren (während die jüngere als Vogel entfloh) von Coniraya (der die Thiere, je nach
den Nachrichten gesegnet oder geflucht hatte) beigewohnt wurde, worauf er nach
Huarochiri zurückkehrte.
1) Pacha (Zeit) bezeichnet die Welt in ihrem ztitlichen Verlauf. In Polynesien
wurde die Ewigkeit als Tuatau-ua-atu (Zeit fort und fort) ausgedrückt (s. Gill).
62 DIE GESCHICHTE PERU's.
Die von den Curimancus beherrschten Yungas, die auch das
sprechende Orakel am Rimac besassen, stellten in ihrem dem Pacha-
camac erbauten Tempel Bilder von Fischen (wie allgemein von den
peruanischen Seeanwohnern verehrt) und Füchsen oder (nach Cieza
de Leon) einer Füchsin auf, während die Inca den Gott Pachacamac
als unsichtbaren verehrten. Die Heiligkeit des Tempels, der nur
rückwärtsgehend betreten werden durfte, wird auch von Pizarro
bemerkt, sow4e die Versteckung des Hauptidols in dunkler Nische
und die Befragung des Hohenpriesters in oberster Tempelterrasse.
Auch dem Gotte Uzorpillao bei Conacocha (in Guamachuco) durfte
sich keiner der Pilger nähern, sondern nur der Priester, und selbst
dieser würde durch den Anblick getödtet sein, wenn er nicht vor-
her gefastet hätte. Der von einer Priesterin bediente Huaca in
Xampai musste mit geschlossenen Augen verehrt werden, und in
anderen Tempeln verband man sich die Augen oder die Frömmsten
rissen sie sich gar aus. Ebenso war es bei den Peruanern ver-
boten, die Sonne anzusehen und Huayna Capac wurde wegen
solchen Vergehens vom Hohenpriester getadelt, der dadurch
(s. Garcilasso) die skeptische Antwort provozirte.
Der Zwiespalt zwischen Pachacamac, der vom Süden her dem
aus dem Norden herabkommenden Con entgegentritt, und diesem
als seinen Vater bezeichneten Gott, den er gleich einem überlebten
Uranos oder Kronos beseitigt (obwohl als Con-Cacha den Boten-
character, als Propheten, fortführend), tritt bereits darin hervor,
dass in dem nahe benachbarten Huarochiri der Fuchs, weil von
Coniraya mit schlechtem Geruch behaftet, verabscheut wurde
(s. Avila), wogegen der seiner guten Nachrichten wegen be-
günstigte und mit langem Leben beschenkte Condor als der
Lieblingsvogel Con's für heilig galt.
In Guamachuco w^urde der alte König Condor verehrt und
seine Leiche unter einem Maishaufen unverwes't erhalten, wie die
des (gleich Are bei den Musos) liegend dargestellten Quaayayp
bei den (mit Colimies oder Cochimies grenzenden) Pericues in
Unter-Californien, die (neben Niparaya) den wilden Wac oder Tu-
paran verehren. Wie die Huacrochuais Schlangen, verehrten die
Chachapuyas oder Chachas (mit der Festung Cuntur-mosca) den
Condor (in Llavantes). Als die Mijes dem gemeinsamen Angriff
der zapotekischen und miztekischen Könige im Bunde mit den
Chiapas erlagen, verschwand ihr letzter Fürst Condoy in einer Höhle,
um mit seinen Kriegern nach einem fernen Lande fortzuziehen.
SCHLANGEN. 63
Die Verehrung' (in Huarochiri) des Coniraya Viracocha er-
streckte sich längs der Küstenabhänge, und als jüngerer Prophet
folgte auf ihn Pariacaca. In Andahuaylas wurden die verstorbenen
Zauberer als Conopa's oder Huacanqui verehrt (s. Arriaga^ und
besonders geformte Steine pflegte man als Conopa oder Chancas in
das Grab mitzugeben , sowie die Canopen überhaupt zur Bezeich-
nung des Hausgottes dienten. Die Chancas genannten Corropaspes
(in Cuzco) bestanden in Stein, als Penaten, bemerkt Oliva.
Feindlich tritt der menschenfressende Riesenadler am Salto
de Aguirre auf (bei den Lamas), bis er durch den Befreier der
Indianer Saposon getödtet wird, wie der menschenfressende Adler
der Pimas durch Szeukha, und wieMieser Riesenadler an der Decke
des schlafenden Erdpropheten zerrt (um ihn von der kommenden
Fluth zu benachrichtigen), wurde in Guamachuco der Priester
Xulcamango von dem Adler verfolgt, der ihm Nachts die Decke
wegriss, bis er sich zum Fasten entschloss. Auf dem Feldzuge
Pachacuti's in Anti-suyu tödtete der Adler die dämonische Feuer-
schlange Canacuay (der Cavinas).
In Guamachuco, wo (wie in Cuzco) die Häuser der Inca Ma-
lereien von Schlangen^) zeigten, als die Wappen der alten Könige,
erschien dem Inca -Heere unter dem Befehle Chacochima's die
haarige Riesenschlange Uscaigua mit Glöckchen am Schwanz, als
Symbol des Reichthums, sich zum Himmel erhebend, gleich dem
chinesischen Drachen, ein Wiederspiel der gefiederten Schlange
in Quetzcalcoatl.
Die Huacrachucus verehrten Schlangen, die an die Wände
der Tempel gemalt waren, die Chachapoiyas oder Chachai dagegen
den Condor, der auch in Huarochiri heilig war, weil er von Con
begünstigt und gesegnet, während* der von diesem verfluchte Fuchs
(Atoc) sein Plätzchen im Tempel Pachacamac's gefunden hatte
und ausserdem, gleich dem Coyote in Nord -America, im Volks-
märchen.
Als Volk des Con ziehen die Puruhuas, älter als die
Quitus (die Vorgänger der Cara), das Hochgebirge herauf, und im
fernen Süden erhalten sich die Purumaucas am Maule, wo sie im
^) Die Inca nahmen zuweilen den Namen Amaru (Schlange) an, para dar ä enten-
der, que se distinguian entre los hombres, como los grandes animales entre los de su
especie (Angelis). Die Volkssage Hess Atahualpa in Schlangengestalt aus dem Gefäng-
niss Tomebamba's entschlüpfen.
64 • DIE GESCHICHTE PERU's.
Bunde mit Antallis, Pincus und Caciquis den Siegeslauf der Inca
hemmten.
Leicht einherschreitend kam der als knochenlos nicht greif-
bare Con^) aus dem Norden, die Thäler hebend, die Berge nie-
drigend^), und die Wege kürzend. Er beglückte die von ihm
geschaffenen Menschen mit einem fruchtbaren Erdreich, verwan-
delte aber dann dieses, aus Zorn über ihre Sünden, in Sandwüsten,
obwohl er aus Mitleid (s. Gomara) die Elüsse liess, ähnlich, wie
Bochica, nachdem er die Menschen durch die Oeffnung in Te-
quendama von der Fluth befreit, ihnen doch die von Chibchacum
geschaffenen Flüsse Sopo und Tibito Hess, damit sie nicht an
Dürre litten (s. Simon). Bei Petrus Martyr heisst Con ein Sohn
der Sonne und des Mondes, und ebenso wird Pachacamac be-
zeichnet, sonst der Sohn des als unerschaffen geltenden Con mit
der Unbestimmtheit einer ersten Ursache (wie Chiminigagua bei
den Chibchas). Avila spricht von Coniraya-Viracocha, der mit
seinem Bambusstabe die Abplattung und Erhebung der Berge
bewirkt habe. Aus dem Norden her „vino una cierta cosa (y 11a-
manle asi porque dicen no tenia nervios, huesos, ni miembros hu-
manos)" Menschen schaffend im Lande zu Cuzco (s. Apolonio) und
die früheren Ebenen zu Bergen erhebend, sowie Wege öffnend.
A este le llamaban Conn ö hijo del Sol y de la luna (n. Simon).
Als dann aus dem Süden der mächtigere Pagacamac (Pachaca-
mac) kam, wurde das frühere Menschengeschlecht in Thiere ver-
wandelt, in Meerkatzen"), Bären, Löwen (nach Petrus Martyr)
oder in schwarze Meerkatzen (nach Gomara) und ein neues ge-
1) Havestadt erklärt Con: fidus ainicu% et familiaris, qui illos faciat de omnibus
certiores, et ad cujus domum, ubi id loci pervenerint, divertunt et ipsius consili om-
nia agunt (im Chilidugu) und Can, als amphora, urna, cantharus.
2) Durch das von Monan (dem Alten) herabgesandte Feuer (Tatta) wird (am Cap
Frio) die vorher flache Erde zu Bergen und Thälern gewölbt (n. Thevct). Wie bei
Caraiben war in Tlascala die anfangs flache Erde bekannt.
3) In Mexico wurden die Reste des durch Sturm untergegangenen Menschen-
geschlechts in Aff"en verwandelt. Wie die Peruaner (nach Garcilasso) meinten, konnten
die Affen reden, halten es aber vor den Spaniern verborgen, um nicht zum Suchen
von Gold und Silber gezwungen zu werden, wie sie ähnlich in Afrika durch simulirte
Stummheit die Arbeit vermeiden. Der Spanier Ilamanlos (von der Aehnlichkeit mit
Negern) Mandrugas y tambien los pueden decir jolofos 6 de Guinea (die schwarzen
Affen) in Bogota (s. Oviedo). Stevenson hörte in Riobomba, dem Sitz der Con's-
Verehrer, von einem traditionellen Einfall von Affen reden, die westlich über die
Cordillere gekommen.
TICCI-VIRACOCHA. -65
schaffen. Als damals unter fünftägiger Dunkelheit die Sonne
verschwunden war, schlugen die Steine zusammen, die Mörser
und Stösser erhoben sich, wie auch die Schaafe, gegen ihre
Herren, gegen das sündige Menschengeschlecht Con's (in Huaro-
chiri), um seine Vernichtung zu beschleunigen, und ebenso geht
bei den Quiche's die lebensunfähige Generation aus Holz- und
Pllanzenwerk unter dem Aufruhr sämmtlicher Naturgegenstände
zu Grunde.
Aehnlich einem entthronten Saturnus tritt Con in eine unter-
geordnete Stellung zurück, wie Chibchacum (Chibcha-con) bei den
Chichas, und gleicht darin dem als knochenlosen Fleischgespenst
umherwallenden Chayher, der unter den Aht oder Chin) die Seele
der natürlich Gestorbenen bei sich aufnimmt, während die im
Kampfe Gefallenen zum glücklichen Freudenlande des Schöpfers
Quawteoht einziehen.
Obwohl Schöpfer (gleich Con) wird Pachacamac (bei Gomara)
zugleich als Sohn der Sonne und des Mondes bezeichnet. Als
dem Sohne Con's wurde Pachacamac ein Tempel in Uma erbaut,
und unter dem im- Tempel Pachamac's fastenden Priestern oder
Cushipata (s. Vela^co) war der Heiligste als Villac-Uma mit der
Würde des Opferers betraut. Garcilasso erklärt Pacha, als das
All, der Himmel, die Erde und der Boden. Nach Herrera wurden
die Orakel im Tempel Pachacamac's zur Nachtzeit erfragt und
gegeben. Pachacamac, der Weltbeieber, war als Pacharurac Erd-
erbauer (Feuergott).
Der Schöpfer (Pachayachachi oder Tecsiviracocha) von Ti-
huanaco umherwandernd, verwandelte viele der ungehorsamen
Stämme (wie in Xauxa den Huaca Huarivilca) in. Stein (in Pu-
cara, zwischen Cuzco und Collao, nachdem Feuer herabgefallen),
und sandte dann seinen Sohn Ymaymana-Viracocha zur Benamung
durch die Berge und seinen Sohn Tocapo Viracocha längs der
Küste, bis sie am Meere zusammentreffend, zum Himmel aufstie-
gen (Molina).
Als in der allgemeinen Dunkelheit bei dem Beten und Klagen
des Volkes die Sonne aus dem See Titicaca hervorgegangen war,
erschien im Süden, als Tice-Viracocha (Arnaua) oder (in Collao)
Tuapaca, ein ehrwürdiger Weisser (hohen Körper's), der (als An-
fang der Dinge und Vater der Sonne) die Berge abflachte und
die Thäler erweiterte (Menschen und Thiere durch seine Schöpf-
ungen begabend) und dann nach Norden zog (die Indianer civili-
Bastian, America. t
66 DIE GESCHICHTE PERu's.
sirend). Nach einiger Zeit erschien (als Viracocha) ein dem frü-
heren ähnlicher Greis (die Kranken heilend und den Blinden das
Sehlicht gebend), der (als ihn die Canas zu steinigen suchten)
niederkniete und mit zum Himmel gehobenen Händen Feuer her-
abrief (wovon die leichten Tuffsteine, als ausgebrannt, verblieben),
dann aber in's Meer ging und sich auf seinem Mantel einschiffte,
worauf ihm in Cacha ein Tempel gebaut wurde (Acosta).
In Purunpacha (Zeit der Wildheit) kamen von jenseits Potosi
(in 4 — 5 Abtheilungen) die Nationen Ttahuantinsuyu's, und nach-
dem die Dämone (Hapi-nunos oder Hapi-nunus Achacallas) ge-
flohen, erschien ein langhaarig dünner Greis in langem Hemde,
als (Uicchaycamayoc oder Prediger) Tarapaca (Adler) oder (Pa-
chaccan oder Uiracocharapachayachipachan) Tonapa (Thonapa
Uiracocha nipacachan), herumreisend und die Kranken heilend.
Bei Apo-tampu (Fürst von Paccari-tampu) Hess er seinen Stab
(dessen Einschnitte zum Bewahren der Gebote diente) und nach-
dem er (das Frauenbild auf dem Hügel Cacha-pucara zerstört) die
(ihn vertreibende und misshandelnde) Stadt Yamquerupa (durch
die See verschlungen) verflucht hatte, wurde ,er in Caravaya (wo
er auf den Hügel Carapucu ein Kreuz getrageiji) gefangen gesetzt,
aber durch die Erscheinung eines schönen Knaben (von der ihn
beschützenden Frau gesandt) von seinen Fesseln durch Berührung
befreit, worauf er nebst dem Knaben in die See eintrat (mit sei-
nem Mantel darauf schiffend). Nach zeitweisem Verweilen auf
dem Fels Titicaca begab sich Tonapa nach Tiyahuanacu (die
Tanzenden, die seinen Lehren nicht lauschen wollten, in Stein
verwandelnd) und dann zum Fluss Chacamarca, wo er die See
erreichte. Der bei Apu-Tampu zurückgelassene Stab verwandele
sich bei der Geburt dessen Sohnes Apu Manco Ccapac (Inca) in
Gold, als Tupac-yauri (Goldstange) und mit seinen sieben Ge-
schwistern, (die zum Theil unterwegs durch eine Huaca in Stein
verwandelt wurden) begab sich Apu Manco Capac unter dem
Schutze des Regenbogens nach Cuzco-pampa, mit seiner Schwester
Mama Pella vermählt (Santa Cruz Pachacuti).
Als der im rothen Mantel und violetten Unterkleide an der
Küste (Peru's) erscheinende Bärtige (der statt den Dienst der
Sonne und des Mondes den Pachacamac's empfahl) in Hilvaya
vor seinen Verfolgern (die mit Stummheit geschlagen wurden)
geflohen war, begab er sich nach Copacabana (am See Titicaca),
und dort wurde nach seiner Tödtung die Leiche auf einen Canoe
TONAPA. 67
eingeschifft, das für eine wüste Insel bestimmt war, aber im Wasser
unterging (Oliva).
Die Stadt Yamquesupa, aus welcher Thonapa vertrieben war,
wurde auf seinen Fluch durch Wasser zerstört (Salcamayhua),
Bei Tiahuanuco (Tanahuacus) erscheint in Oinasuyu der Prophet
zwischen Huaico und Carabuco, später als St. Bartholomäus (s,
Gomara) und sonst St Thomas (wie in Indien). Da von Thonapa
die Taufceremonie erwähnt wird, könnte sich sein Beiname
Arnava (Armava) aus arma erklären, das im Quechua erklärt
wird (s. Tschudi), als: baden, benetzen, mit Wasser übergiessen
(und so taufen). „Toyno, ein Frummen-Mann", wird aus der Sprache
Hayti's gegeben. Ueber die Caraiben am Essequibo herrschte
(1810) Mahanarva (Maha- Arnava).
Der bärtige Stabträger Tonapa Viracocha Vipacachan^) (ca-
chan oder Bote) wurde Viracocharapacha-yachipachan (Thonapa
oder Tarapaca) oder Pachaccan (pachaca, Diener oder Bevollmäch-
tigte) genannt, als Prediger (Vicchaycamayoc-cunacuycamayoc)
oder Uichaycamayoc (der nach Oben Hebende) in Ttahuantin-suyu.
Bei Santa-Cruz wird Tarapaca als Adler erklärt. Tonapa zeugt
die Gründer des Sonnengeschlechts. Bei den Chichimeken galt
die Sonne (Tonatiuh) als Gott.
Als der ärmlich dünne Greis Tonapa Vihinquira (der blühende
Spross) in Asillu und Hucuru erschien, flohen die Dämone (Hapi-
nuhus), zu den Bergen gebannt, und ebenso in Xauxa vor To-
napa Varivillca, oder Huari-villca (das heilige Haupt), dessen am
Hügel gelegene Eremitenzelle von Capac Yupangui wieder her-
gestellt wurde. Mit Nunu werden die Geister (Dämone) bezeich-
net, mit alli-nunu die guten Geister, und die bösen durch die Ver-
einigung: mana alli-nunu.
Obwohl von Con gesagt wird, dass er die Sonne und den
Tag, den Mond, die Planeten und die Sterne geschaffen, und so
als Schöpfer, der Vater der Sonne und der Sterne heisst, so gilt
er doch auch wieder für den Sohn der Sonne (oder der Sonne
und des Mondes).
Als Alles noch Nacht war, ohne Licht noch Tag, trat aus dem
See Collasuyu's der Herr Con-Tici- Viracocha hervor, die Sonne,
den Mond und die Sterne schaffend (s. Garcia), und die Cosmo-^
1) Bei den Tolucas oder Matlaltzincas (Pirindas) war Nibunibi-neheta die Gottheit
(nibana, hocico).
5*
68 DIE GESCHICHTE PERU's.
gonie der Chibchas beginnt mit der allgemeinen Dunkelheit, als
das Licht noch in Chimininagagua verschlossen war. Wie dessen
von Bochica nach Con-Dinarmarca gesandte Propheten sich in
Sogamoso (neben dem Sagipa oder Zipa) oder Sogomoso verkörpern,
aus einsiedlerischen Höhlen ihre Lehren verkündend, so zieht sich
Suganmossok (der Prophet Con's) in die Höhlen des Westens am
Meeresstrande zurück (s, Zamorra) und als Suakon ^) oder Hukkon
wurde Con an der Küste (bei Manta) verehrt. In Con-ti liegt der
Westen (Contisuyu's) ausgedrückt, wie in Konkon bei Rimac.
Nach Apollonius kam vom Norden Sahacon (Sahagun), das frucht-
bare Land in Dürre v^wandelnd, und verschwand dann bei der
Begegnung mit Pachacamac, als dem Mächtigeren weichend.
In Velasco's Beschreibung schifft sich Con bei Manta ein, in-
dem er sein Gewand über das Meer ausbreitet, und am Horizont
den Blicken entschwindet, wie so manch anderer Prophet im
nördlichen und südlichen America.
In jener Rolle des Heerführers dagegen, als welcher er aus
dem aequatorialen IMeere die Puruhuas herabgeleitet habe, zieht
sich Con mit seinem Volke (s. Garcia) in das Meer"^) zurück,
während im Meere durch Pachacamac das Geschlecht der Chimu
geschaffen wurde. In den Sagen Huarochiri's wieder wird die vor
Coniraya zum Meere flüchtende Jungfrau Cavillaca in die Felsen
Pachacamac's versteinert neben dem Wohnsitz ") Urxayhuachac's
oder Urpihuachac's, der Gemahlin Pachacamac's, so dass dadurch
ein Zeitraum angedeutet sein würde, in welchen die Raubschiffe
der Chimus noch längs der Küste umherkreuzten und gelegentlich
Stationen auf den Inseln (gleich Atau) nahmen, ehe sie sich
dauernd am Strande festsetzten. Nach Garcia wurden die ersten
Schiffe der Spanier von den Bewohnern von Tumbez, die nur an
ihre flachen Flösse gewöhnt waren, für bewegliche Felsen gehal-
ten, wie die Mexicaner in ihnen die Teocalli's Quetzcalcoatrs sahen.
1) In Montesinos Kriegsnamen Lloquete-Sagamauta (Sohn des Paullu-Jcar-Pirhua)
wird das Epithel ,,des Weisen" auf die Gelehrsamkeit der Amanta zu beziehen sein,
2) So erzählten die den Schöpfer von Sonne, Mond und Sternen verehrenden
Indianer, welche von Cabe^a de Vaca zwischen Florida und Culiacan angetroffen wur-
• den, dass die Hiramelsleute, von welchen sie Eisennägel erhalten, auf den Fluss zurück-
gekehrt, und in voller Rüstung mit ihren Lanzen und Schwertern in das Meer einge-
treten, dann aber über der Sonne gesehen seien (s. Herrera).
'•'>) Brasseur de Bourbourg giebt (aus der alten Sprache Haiti's) Con als Gottes-
namen.
PACHACAMAC. 69
In Chicora (in Carolina) glaubte man in den Schiffen der Spanier
einen grossen Fisch zu erkennen (s. Herrera). Die Eingeborenen
Peru's bedienten sich niedriger Flösse oder der aufgeblasenen
Häute aus Seewölfen (von den Changos im Süden benutzt, gleich
den Seehundsfellen der Changos von Huasco bis Cabya), auf denen
(nach Acosta) Ica und Arica von Westen her nach Arica kamen.
Der Gegensatz zwischen den Schöpfungen Con's und der
Pachacamac's findet sich bei der von Betanzos erhaltenen lieber-
lieferung in der doppelten Schöpfung Con-Tici-Viracocha's ver-
einigt. Nach seiner ersten Schöpfung von Himmel und Erde
deckte noch dunkle Nacht das All, und in ihr (oder vielleicht
in jenem Halbdunkel, das die Mythen der Quiche bei dem
Reiche Xibalba's erwähnen) herrschte ein mächtiger Fürst, der
indess durch seinen Abfall vom alten Glauben die göttliche
Strafe auf sich herabrief, als zum zweiten Male Con-Tici-Vira-
cocha (im neuerer Avatare) mit seinen Begleitern aus der Lagune
* Collasuyo's hervorrauschte und das sündhafte Menschengeschlecht
in Stein verwandelte. Nachdem sodann von Tiaguanaco die
Sonne und der Tag, der Mond, die Planeten und die Sterne ge-
schaffen w^aren, die sich im achten Himmel befinden (s. Garcia),
wairden die Menschen in allen jenen Stellungen^) und Erscheinungs-
weisen, die sie von der Geburt bis zum Grabe anzunehmen haben,
aus Stein gebildet"), und zwar mit den unterscheidenden Erkennt-
nisszeichen der verschiedenen Provinzen, in denen ihnen ihre
Ursprünge angewiesen waren. Darauf sandte der Gott die Fürsten
und Edlen aus dem ihn begleitenden Heroengeschlecht nach
Osten hin, um sich in die einzelnen Provinzen zu verth eilen, und
als Jeder derselben in der ihm angewiesenen seinen Sitz aufge-
schlagen, sprach er das Schöpfungswort der Belebung, und so wan-
delten sich überall die Steinformen in Menschen, die aus ihren
Ursprüngen, den Quellen, Seen und Flüssen, den Flöhlen und
Hügeln hervorquollen. Durch die zwei Begleiter, die Contici-
Viracocha bei sich zurückbehalten, wurden die Bewohner in Con-
desuyo und Andesuyo zusammenberufen, und er selbst begab sich
1) Nach Alcobassa waren die in Tiguanuco (im Tempel des Schöpfers) sichtbaren
Steinfiguren die, weil sie einen Vorübergehenden steinigten, in Stein verwandelten
Menschen.
2) Nach Lactantius wurde Prometheus die ]Menschenschöpfung zugeschrieben, weil
er zuerst menschliche Statuen aus Lehm gebildet (und beweglich gemacht). Bei den
Quiche wird die dritte Generation aus Lehm geformt.
70 DIE GESCHICHTE PERU's.
dann nach Cuzco, auf dem Wege die Canas von Cacha (wo noch
später eine Bildsäule Viracocha's zu sehen war) für ihren frevel-
haften Angriff durch herabgerufenes Himmelsfeuer ^), (das die
Reiche bei Manta vernichtet), strafend, aber dann dieses, als die
Missethäter Reue zeigten, durch dreimaligen Schlag mit seinem
geweihten Stabe verlöschend. Auf der Höhe des Tambo de
Urcos (wo eine Statue aufgerichtet wurde), versammelte darauf
Contici-Viracocha die Einwohner Cuzco's und setzte Alcauiva (den
Vorfahren der Inca), als ihren Fürsten ein. Weitergehend ge-
langte der Gott nach Puerto viejo, und dort betrat er mit seinen
(den Tzendalen Votan's entsprechenden) Begleitern das Meer,
über dessen Wasserfläche sie fortschritten , bis in der Ferne den
Blicken entschwindend. Wie in den Landungen der Cara spielt
dieser Hafen auch in der spanischen Entdeckungsgeschichte eine
Rolle wegen seiner geographischen Lage. Prima est et Aequatori
proxima Portus vetus (Apollonius). Bei Puerto viejo beginnen
die Schwierigkeit der Küstenschifffahrt nach Süden und (nach
Garcilasso) rührt daher der Name, weil die Schiffer trotz ver-
schiedener Versuche zum Vordringen sich immer wieder nach
dem alten Hafen zurückgeworfen fanden. Bei Santa -Cruz ist es
Mango-Capac, der den Indianern ihre Pariscas oder Ursprünge
(aus Seen, Felsen, Quellen u. s. w.) zuweist, und aus diesen hei-
ligen Localitäten redeten dann die Hapi-riunus als Dämone. Die
wie die Quechuas und Quiche's, den Chibchas und Nahuas be-
kannte Dunkelheit des Anfangs (das Po der Polynesier, aus deren
Nacht die Urgötter der ersten Ordnung hervorgehen) findet sich
auch bei den Guaymi, indem (nach Ufelder) der Schöpfer Non-
comala in dem Dunkel erschien, unter welchem das Volk be-
drückt und bekümmert war. Die schöne Rubte am Plusse Guaymi
erblickend, zeugte er mit ihr zwei Söhne, die er in den Himmel
mit sich nehmend, dort als Sonne und Mond die Erde er-
leuchten liess, dann aber über die Gottlosigkeit eines undank-
baren Menschengeschlechts entzürnt, dieses vernichtete. Einige
Samen indess wurden in dem Stammgott der Guaymi, (als Chib-
chacum bei den Myscas) , dem Wolkenhügel, bewahrt, und als
1) Die Furcht vor dem Himmelfeuer wiederholt sich in dem glühenden Schleuder-
stein, durch welchen der Inca (Viracocha-Inca) von jenseits des Flusses (Yucay) die
Häuser auf dem andern Ufer anzündet , und dadurch die Unterwerfung (von Caytamar-
cac) erwirkt (Herrera).
COPACABANA. 71
denselben, bei späterer Besänftigung der Gottheit, wieder ausgestreut
werden durften, zeugten sich Menschen und Affen, die Erde zu
bevölkern.
Ein mit einem Mantel bekleideter Bärtiger stieg aus dem
Meer, den allmächtigen Pachacamac predigend, (dessen Sohn von
den Menschen getödtet sei) , und die ihn bei Hilvaya mit Steinen
Verfolgenden durch Stummheit strafend. Als er dann später in
Copacabana (am Titicaca-See) erschien, wurde er (statt der Sonne
geopfert zu werden) heimlich getödtet und seine auf einem Canoe
(für die Insel des See's) eingeschiffte Leiche von dem "Wasser
verschlungen (nach Catari).
Nachdem Monan (der Alte) die Erde (mit dem Himmel) geschaffen und die Men-
schen ihn zu verachten begannen, sandte er (zum Himmel steigend) das Feuer Tatta,
durch welches die vorher flache Erde in Hügel und Thäler geschieden wurde, indem
er nur den Menschen Irin-Mage zur Rettung in den Himmel aufnahm, und dann auf
dessen Bitten (zur Erlöschung des Feuers) regnen liess, worauf der Fluss Paranan und
dann das (vorher nicht existirende) Meer (bitter durch die abgeschwemmten Aschen)
gebildet wurde. Von Irin-Mange (dem Monan eine Frau gab) stammt das neue
Menschengeschlecht, und aus seiner directen Nachkommenschaft der Prophet Maire-
monan, (nach welchem die Europäer als Maire oder Herren bezeichnet werden), der
(da er die früheren Thierwandlungen der Menschen durch Monan in Erinnerung
brachte) im Dorfe Deteptan bei einer Ehren - Ceremonie (Itaouohgane) verrätherisch
verbrannt wurde, wobei sein Kopf mit dem Knall Toupan barst und seitdem in den
(aus seinem Gehirn gebildeten) "Wolken der Donner des Gewitters rollt. Dann er-
stand unter seinen Nachkommen der Prophet (Page oder Caraibe) Sommay, von dessen
Söhnen der wilde Asiconte, aus der Schlacht zurückkehrend , einen Feindesarm gegen
die Thür des Ackerbauers Tamendonare warf, worauf derselbe (nachdem sein Dorf
zum Himmel aufgeflogen war) durch Stampfen auf den Boden die Fluth hervorrief.
Zur Rettung bestieg Tamendonare den Baum Pindona (mit einer Frau) und Ariconte
(mit einer Frau) den Baum Genipar (durch Herabwerfen von Fruchtschaalen den Ab-
fluss des Wassers prüfend). Die von Tamendonare stammenden Tupinambas oder
Tonasseares und die von Ariconte stammenden Tominus oder Tonayatz-Hoyanas sind
einander feindlich gesinnt (s. Thevet). Die Tochter des Häuptlings, dem Maire Pochy.
(eine Einkörperung des grossen Monan) als Familiengeist (in hässlicher und schmutziger
Gestalt) diente , gebar (durch den von Pochy gefangenen Fisch geschwängert) einen
Sohn, der, die Bogen der übrigen Häuptlinge verweigernd, den Pochy's annahm, und
als er so diesen für seinen Vater erklärte, mit seiner Mutter (aus Verachtung) ver-
bannt wurde, aber seinen Verwandten (zur Zeit einer Hungersnoth) von den dort darauf
Pochy genannten Früchten brachte, und sie zum Besuche einlud, worauf sie durch
Essen der Pflanzen in Thiere (Stachelschweine, Heuschrecken u. s. w.) verwandelt
wurden. Aus seiner Stein-Verwandlung (zur Trennung von Land und Meer) ins Leben zu-
rückkehrend, fungirte Pochy's Sohn als Maire (den Federkopfputz erfindend), und als
er mit seinem Vater Caroubsouz (die Sonne) zum Himmel gezogen, folgt sein Sohn
Maire- Ata, dessen geschwängerte Frau auf Anrathen des (den Weg zeigenden) Sohnes
in Uterus zu wandern begann und, nachdem sie durch ihren Wirth Sarrigoys Nachts
72 DIE GESCHICHTE PERu's.
mit einem zweiten Sohn geschwängert war, durch den Häuptling Jarnare gelödtet und
von ihm und seinen Leuten verspeist wurde. Die auf einen Misthaufen geworfenen
Embryonen pflanzten für die (sie beim Wurzelsuchen findende und aufziehende) Frau
Früchte auf einer Insel, wohin sie die Mörder ihrer Mutter einluden , und im Canoe
durch das aufgeregte Meer vernichteten. Dann ihren Vater Maire-Ata suchend, er-
kannten sie ihn (auf ihren AVanderungen) in dem am Cap Frio durch den Dämon
Houiousira orakelnden Propheten, der nach den auferlegten Proben den legitimen Sohn
anerkannte (s. Thevct). Der Fasten und Kasteiungen (mit seinen Begleitern) übende
Prophet Maire (am Cap Frio) lehrte die Menschen, qu'ils se monstroient Angatouren,
scavoir bons et debonnaires, et gracieux a toutes personnes, sans que sa grande fa-
miliarite causait aucun prejudice a son prochain, und dann les Cherripycouanes, c'est
ä dire, les ames estre immortelles, sans passer plus autre en Testat auquel elles sont,
estans sortis de leur corps, sowie weiter die Unterscheidung in gute und schädliche
Pflanzen (mit den IMedicinwirkungen, die Enthaltung von gewissen Thieren , da z B.
das Essen plumper, sie auf der Jagd träge machen würde), Enthaltung des Ehemannes
nach der Geburt (mit Schiessen mit kleinen Pfeilen für die Neugeborenen) u. s. w.
(s. Thevet). Nachdem die Brüder Ariconte und Tamendonarc durch Ersteigen von
Bäumen sich aus der Fluth gerettet, zogen sie das Feuer aus der Tatta-ou Pap ge-
nannten Stelle auf dem Rücken des Thieres, qu'ils nomment Ap (Thevet). Als eine
neue Hungersnoth (am Cap Frio) die von ihrer ^Mutter zum Kräutersuchen ausgc-
sandteo Kinder das fremd dort angetroffene Kind (eine Einkörperung Maire-monan's)
zum Fortscheuchen prügelten, begannen essbare Wurzeln vom Himmel zu regnen,
welche die Mutter pflanzte und so bewahrte (Thevet). Nach dem Tode Maire-^Ionan's
und seiner in die Sterne Jachu und Tata verwandelten Gefährten, befahl die
Sonne (Caroubsouz)*den übrigen Sternen, dass sie zur Erinnerung an den Propheten
den dessen Fussspur zeigenden Stein nach dem Cap Frio trügen, wo derselbe, anfangs
von dem Fabelthier Moritolyf (oder Musup) bewacht, später den Menschen zur Hut
übergeben wurde. Im Besitz des Königs (Morbischia ouassoub) von Pinda fand sich
der eine Fussspur zeigende Stein des grossen Caraiben oder Propheten, der den Ge-
brauch des Feuers (Tata) gelehrt hatte, sowie das Pflanzen von Wurzeln (Thevet). Am
Cap Frio, wo die Propheten, qu'ils appellent Caraibes et Pageez, erschienen, kämpften
unter der von den Caraiben oder Canibalen abgeleiteten Bezeichnung die Toupinambas
mit den (wilden) Margageaz (s. Thevet).
Während (nach Gomara) Pizarra an Punta Plelena Statuen
von Giganten fand, eine männhche und eine weibHche (nach Za-
rate) und sich daran die einheimischen Sagen der Brunnen gra-
benden Riesen (die in glatten Fahrzeugen oder im Meere watend,
gefischt), ^sowie ihre, nur die Knochen als Zeugen lassende Ver-
nichtung durch den Himmelsknaben anknüpfen (während Andere
wieder die von Huayna-Capac vertilgten Pachunsi von ihnen ab-
stammen lassen), sollten in den Gräbern bei den Chincha diminu-
tive Knochen von Zwergen ^) gefunden sein, und nach Cieza wurde
1) Die Chiquitos wurden wegen der niedrigen Hütten ihrer von den Spaniern
verlassen angetroffenen Hütten so benannt. Die Carcanas (am Jurua) galten als
CHINCHA. 73
dieses kleine Vorgeschlecht durch die in die Thäler der Küste
eingewanderten Chincha ausgerottet. Diese Einwanderung ge-
schah (nach Garcilasso) unter einem Priesterkönig, und nach der
Ansiedelung am Meer und Erbauung des Tempels von Chin-
chaycama begannen die Feldzüg-e nach der Sierra, die bis zu den
CoUas ausgedehnt seien, so dass sich das Cuzco unter Titu Yu-
panqui bedrohende Chicha (oder böse Geschick) als Chincha er-
klären könnte (im Bunde mit südlichen Chicha). .
Beim Vordringen der Inca kam dann zuerst Inca Yupanqui
mit den Chinchas der Küste in Berührung, und es werden Nieder-
lagen der Orejones unter dem Feldherrn Ccapoc Ynca Yupanqui
erwähnt. Nach Herrera erbauten die Indianer von Chilca und
Malca (bei Canete) eine Cuzco genannte Stadt, als sie der Inca
am Flusse Guarco besiegt hatte, und sonst wird diese Stadt, als
von den Inca selbst, und wäre sie ihres länger dauernden Feldzuges
erbaut, darg'estellt, während (nach Garcilasso) mit dem Namen
und der Einrichtung des Kriegslagers nach 'den Plänen der Stadt
Cuzco genannt gewesen. Mit seinem Bruder Capac -Yup*anqui
und seinem Sohne Inca Yuquanqui ins Feld ziehend, bewog* Inca
Pachacutek (von Nanasca aus), die Thäler von Yca und Pisco zur
friedlichen Unterwerfung, während (unter Herbeiziehung von Ver-
stärkungen) mit den Yuncas und Chincha längere Kämpfe ge-
führt wurden, bis sie sich (nach Zerstörung der Wasserleitungen)
zur Unterwerfung entschlossen. Nachdem (mit Hülfe von Flössen)
der König Chuquimancu, der über die Thäler Runahuanac oder
Lunahuanac, Huarcu, Malla und Chillca herrschte, besiegt war,
zogen die beiden Inca gegen den Curaca (Häuptling) Cuysmancu,
der über die Thäler Pachacamac, Rimac, Chancay und Huaman
(unter dem Titel Hatun Apu oder Grossherr) herrschte, und mit
den (im Tempel des Pachacamac, nach Abschaffung der blutigen
Opfer und Idole, verehrenden) Incas (die er nach Cuzco beglei-
tete) den Vertrag abschliessend, seinerseits auch die Sonne zu
verehren (und ein Flaus der Sonnenjungfrauen neben dem Tempel
Zwerg e (s. Castelnau), als Cauanas. Maldonado traf in der Montagne von Cuzco ,,dos
Pigmeos" (Simeon). In Virginien wohnten (neben riesigen Sasqueshamekier) die zwerg-
haften AVigcocomoci (s. de Laet). Die zwerghafte Form polarer Esquimo und Lappen
(wie auch der Pescherähs) wiederholt sich äquatorial in den Babongo und den ihnen
angeschlossenen Ticki-Ticki, denen König Gongo (nach Chaille -Long) Munza tribut-
pflichtig ist. Die Chiquillanes (in der Sierra von Payen) wurden von den Araucanern
als Lafra-Huentru-Ches (klein von Gestalt) bezeichnet.
74 DIE GESCHICHTE PERU's.
des Pachacamac bauend). Neben der See (als Fisch) oder IMama-
Cocha (Mutter-See), verehrten die das Orakel Camay befragen-
den Chincha den Schöpfergott Chinchacamac und errichteten ein
Bild desselben, in Nachahmung des von ihren Nachbarn aufge-
stellten Bildes des Pachacamac, gleich der von den Inca im Geist
verehrten Gottheit, deren Cultus dann mit dem des Fuchses ver-
bunden wurde, sowie der, den Yungas dort (und am Orakel des
Rimac) heiligen, Fische. Nach Xerez fand sich neben dem
Tempel in Pachacamac, zu dem die Küste bis Catacamez gehörte,
auf dem Hügel ein Sonnenhaus (das die Inca zugefügt hatten).
Damals (zu Herrnando Pizarro's Zeit) gebot Chumbiauca oder
Tamviambea, König der Chincha, über zehn Vasallenfürsten,
während Taurichumbi in Pachacamac herrschte (die Fürstin Ca-
pillana in Santa Cruz). In Ocharan, als der liuaca von Juliana,
residirte der Cacique Pacallas zur Zeit der Curys-mancu. Chincha,
wie Alcedo sagt, heisst die von Pachacutec eroberte Provinz
Chunchasuyo (Chinchasuyo, zu der auch Cerro de Pasco gehörte)
und die Chanchas scheinen die Bewegung der Chinchas von den
Huancas bis zu dem Verdrängen der Quechua fortgepflanzt zu
haben. Rivero nennt neben den Chinchas an der Nordküste und
in der Provinz der Yauyos (neben Huarochiri) die Chinchas im
Departement von Junin. Rückwanderungen nach der Küste wer-
den erwähnt von den vor den CoUas fliehenden Serranos, die sich
bei Arequipa niederliessen, während andere Einwanderer aus den
Bergen nach Tumbez und Piura kamen, ebenso die verschieden-
sprachigen Olmos (mit dem Stamm der Tallanas oder Fallanas),
und als der Meeresstrich übervölkert war, fanden Einschiffungen
auf Flössen statt, um eine neue Heimath zu suchen (vielleicht mit
Zwischenstationen in Nicaragua bis Tehuantepec und den Huari).
Mexicanische Beziehungen (bei Blas Valera) würden sich in den
mehrfachen Namensformen auf Tepec (Hügel in Nahuatl) wie Je-
quetepeque (bei Pacasmayo) finden und ähnliche.
Das Orakel von Rimac erhielt seinen Namen von dem reden-
den Fluss (gleich dem Apu-rimac), wogegen in Pachacamac der
Hohepriester auf der obersten Terrasse des Tempels befragt
wurde.
Als durchgehender Verehrungsgegenstand an der Küste der
Yuncas (von Truxillo bis Tarapaca) werden die Fische genannt,
und in Yca ausserdem im besonderen das Meer, als Mama-Cocha.
Auch weigerten sich die Strandbewohner den Sonnengott der
PIURA. 75
Inca anzunehmen, da das Nahrung* gebende Meer (Mama-cocha
oder mütterliche See) mehr Ansprüche auf die Dankbarkeit der
Fische habe, und die Sonne in ihrem heissen Lande durch ihre
(in der kalten Sierra als wohlthätig gefühlte) Strahlen nur be-
lästige. Am See Tzintzinzan wurde Xaratanga (Mutter Mano-
wara's) als Fischgöttin verehrt.
Peru ^) (Viru oder Piura) oder Biru (Pyrhua's oder der Piraos)
woher die ganze Küste (nach dem Fluss oder Pelu) benannt sei,
wird von Barcia zwischen dem Pueblo Quemado (bei Rio San Juan)
und Chinchama (bei Panama) gesetzt. Chame oder Chames (el
remate de la lengua de Coyba) lag zwischen Chiru und Panama
(Herrera) und Cueba erstreckte sich von Comague bis Peruguete.
Neben dem Coiba wurde das Burica und das Pariz (nach Oviedo)
geredet. Baiboa hörte, „jacere insulam littorum margaritis gran-
dioribus opimam, cujus regulus potens esset ac dives, qui hello
saepe littorales regulos infestaret, Chiapen et Tumaccum praeser-
tim" (s. P. Martyr). Ehe F. Pizarro seinen Entdeckungszug unter-
nahm, der zur Besitznahme Peru's führte, hatte er schon Gaspar
de Morales auf seinen Reisen begleitet, während welcher der Ca-
cique Biru oder Biruquete besucht wurde. Garcilasso erklärt Peru
als Pelu (Fluss) und Feyjoo ebenso Viru (aus der Sprache der
Chimu). Bei dem Versuche die Insel del Gallo zu erreichen,
kehrte Pizarro zweimal, zur Erholung, nach dem Landstrich Biru
zurück. BruUius nennt ,,Terram Pelu dictam, quam fluvius, nomine
Veru irrigabat".
Als Pasqual von Andagoya in Panama, wohin die Bevölke-
rung aus Antigua übergesiedelt war (in der Landschaft Cochama,
die er vom Golf St. Miguel* besucht) hörte, dass an den Vollmonden
dort Canoes aus der Landschaft Biru (zur Beraubung der Fische-
reien) anzukommen pflegten, begab er sich (zur Bestrafung der
1) In Chochamas (mit Cueva-Sprache) hörte Andagoya (am Golf St. Miguel), como
por la mar venian cierta gente en canoas a hacerles guerra todas las lunas llenas, y
tenian tanto miedo de aquella gente los de aquella provincia, que no osaban ir ä la
mar a pescar, estos eran de una Provincia, que se dice Biru, dondoe corrompido el
nombre se llamö Pirü. Nach diesem Biru zwischen Cochama und San Juan (bei
Buenaventura) gelangend, wurden dort den Fluss aufwärts Festungen angetroffen. En
este provincia supe y hübe relacion ansi de los Senores como de mercaderes y inter-
pretes, que ellos tenian, de toda la corta de todo lo que despues se ha visto hasta el
Cuzco, particularmente de cada provincia la manera y gente della por que estos alcan-
zaban por via de mercaderia mucha tierra (s. Wavarrete).
76 DIE GESCHICHTE PERU's.
Piraten) nach Biru und eroberte dort (aufwärts am P'luss) eine
Festung", einem Könige gehörig", dem sieben Fürsten unterwürfig
waren, wie ihm die als Dolmetscher dienenden Kaufleute mittheil-
ten, sowie Nachrichten über die weitere Küste (bis Cuzco) 1522
(s. Herrera) einziehend.
Oviedo meint, dass der auf der ihm von Almagro (1526) gegebe-
nen Küstenkarte des Piloten Ruyz de Estrada und Penate diesseits
des Rio de St. Juan angesetzte Fluss Rio de Cartagena dem Rio
del Peru entsprechen würde, (und dann bei Gorgona mit den
Flüssen Patia und Mira an der alten und neuen Grenze Peru's zu-
sarnmenfalle).
Die Häufigkeit und Ausdehnung der (im Antillenmeer genug-
sam bekannten) Küstenfahrten, auch im Pacific, geht sowohl aus
der maritimen Einw^anderung der Huabi im Norden (der Erschei-
nung Ouituani's in Mechoacan, der Seezüge der Tolteken u. s. w.)
hervor, wie aus den vielfachen Anlandungen an der peruanischen
Küste, beiEsmeraldas, Manta, Lambayeque, Rimac, Ica, Arica u. s.w.
Auch Handelsschiffe (wie sie im atlantischen Meere vom Cul-
turlande Yucatan ^) aus Columbus bereits auf der ersten Reise
fand) wurden den Spaniern bald im Westen ebenfalls bekannt, in-
dem Bartolomeo Ruyz, von der Bay San Mateo aus nach Coaque
und dann westlich schiffend, auf ein Tumbez angehöriges Floss
mit Segeln") (nach Herrerei) traf, das Schafwolle führte, sowie
Frauen und Knaben, Kunde bringend von Cuzco und Guayna-ca-
pac, mit welcher er von Zalango (zwischen Cap Francisco und
Rio Santjago) oder Terapulla zu Pizarro zurückkehrte. Für solchen
Handelsverkehr wurde von Tumbez die Küste des Choco besucht.
Ein periodischer Besuch der Guäno-Üiseln (wohin die Bewohner
von FLuacho ohnedem durch Seehunde ihre Todtenseelen trans-
portiren liessen) wird für Zwecke des Fischfangs oder Dungge-
winnes (sowie zur Verehrung des Huaca, als Geber des Guano,
mit Lebensmittel führenden Barken) mehrfach erwähnt und eben-
so wurde die ihrer Heiligkeit wegen unberührte Insel St. Clara")
zum Opfern besucht und Pizarro fand dort ein Steinidol. Derselbe
1) Die mit den Untiefen und Klippen der Küste vertrauten Lootsen heissen
Corma (in Yucatan).
2) Am Cabc de la Vela sah man una grande canoa ö piragua de Indios, que iba
ä la vela (Oviedo).
'^) Als Huanga-Capac an die Küste gelangte, opferten die Priester von Tumbez
im Tempel der Insel Santa Clara (s. Montesinos).
SEEFAHRTEN.' 77
stiess dann (dem Weg nach Chincha folgend) auf Kriegsflösse
aus Tumbez, die gegen Puna schifften, und erhielt von Einem der
Orejones Mittheilungen über Guayanacapac und Quito (ehe er
nach dem Vorwärtsgehen bis Santa, umkehrte). Nach Acosta
wurden von Yca und Arica aus auf aufgeblasenen Häuten west-
liche Inseln besucht.
Dass die Inca Flotten grosser Schiffe unterhalten, wurde
von Peter Martyr berichtet.
Comague's Sohn^) (in Darien) erzählte den Spaniern, dass auf
der Pacific-Küste bei ruhigem Wetter Schiffe eines grossen Fürsten
aus dem Süden ^) anzukommen pflegten (s. Petrus Martyr), wie
auch in Tumaco Handel getrieben wurde. Die Insel Gallo ent-
hielt bei der Ankunft der Spanier einheimische Bewohner, die
sich erst vor ihnen auf das Festland flüchteten. In Puerto del
Hambre traf Pizarro fischende Indianer, und so weiterhin.
Die Inca kommen S.uf ihren Eroberungszügen erst später an
die Küste, — der Strich zwischen Arequipa und Tarma wurde
durch Apu-Mayta unter Yahuarhuacac (der sich dann gegen die
Caranca, Ullaca, Llipi, Chicha und Ampara rüstete) unterworfen
— doch fand sich die prophetische Tradition, dass unter Pacha-
cuti-Inca ein Schiff auf der See gesehen worden, und ein in
Cuzco erscheinender Jüngling ein Buch überreicht habe.
Auf dem Feldzug gegen die Ghanas liess Viracocha-Inca
seine Soldaten im Seekrieg einüben. Nach Herrera wurde die
Schiffahrt auf dem Flusse Guayaquili von den Chonos besorgt.
Die blutigen Opfer, die an der Küste gebräuchlich waren
(im Norden noch zur Zeit der Conquista) bei den Caranques, di^
das (bei den Chancas in Andahuaylas wie in Californien für un-
sterblich geltende) Herz den Idolen darbrachten, sowie bei den
1) Aus seinen Worten ging hervor (nach Herrera) que aquellas gentes y los del
Darien, tenian mucha noticia de las gentes y riquezas del JPeru, y de las bahias con
que navegaron con remos y velas. „Porque (fragten die Indianer) no sembraban y
cogian sin andar tomando los bastimentos agenos, passando tanto trabajo (Herrera) am
Puerto de la Hambre, wo Pizarro von einem mächtigen König in den Bergen hörte
und que otro mas poderoso hijo del sol habia venido de milagro quitarle el reino
(Montesinos).
2) Von Panama (puerto muy conocido para los reinos del Piru) erstreckten sich
die provincias y reinos de Chiribichi hasta dar ä los reinos grandes del Piru (s.
Torquemada), Pizarro begab sich von Chinchama (que * cerca es de Panama) nach
Catacamez (s. Gomara). Pizarro traf in Tacamez grosse pueblos con sus calles y
plazas.
DIE GESCHICHTE PERU S.
Huancavillcas, die ausserdem (gleich den Huancas und Xauxa)
die Haut der getödteten Feinde ausstopften (wie es in Antioquia
vorkam und sonst), wurden von dem Inca abgeschafft und Guay-
nacapac verbot (nach der Empörung Chimocappas in Truxillo)
den Küstenbewohnern (s. Zarate) das Tragen von Waffen. Bei
den Huancavilcas wurde die Zahnentstellung als eine von den
Inca aufgelegte Strafe^) gedeutet. Auch See-Expeditionen wur-
den unternommen und von Inca Yupanqui, der nach der Besie-
gung Pillaguazu's (Häuptling's von Quilacos) Quito erobert habe,
berichtet Baiboa, dass er die Inseln Haguachumbi und Ninachumbi
ausplündern liess, und zwar von Manta aus, nach dessen Unter-
werfung Huaynacapac (von Coranque aus) gegen die Apichique,
Pichunsi u. s. w., bis Saramissu und Passau gezogen war, und
bei Manta wird neben dem Tempel Umiria's auf dem Festland,
der Sonnentempel einer Insel erwähnt.
Schon vorher war eine Flotte^) ausgerüstet worden gegen
den Fürsten Tumpalla von Puna, der (von Chimu aus) während
der Eroberung der Thäler von Pacasmayo bis Tumpiz (im Bunde
mit den Huancavillcas) unternommen wurde, gegen Huayna-Capac
(Guaynacapal-Ynga) aufgestanden war. Santa-Cruz lässt den Inca
Pachacuti, der bei Besiegung der Canaris und Huancavillcas reiche
Beute an Smaragden davongetragen, Schiffe aussenden nach den
Inseln der Yungas, um die dort gefischten Perlen zu gewinnen.
Die Tempel von Puerto Viejo lagen auf der Insel La Plata, und
bei Puna bildete die Insel Santa-Clara ein Heiligthum der Küsten-
anwohner (s. Herrera).
Dass für die Maispflanzungen in den Thälern von Quilca
(früher Hafen von Arequipa) und Tarapaca von den Inseln Vogel-
mist geholt sei, berichtet Cieza und nach Garcilasso war es durch
1) Wegen des Aufstandes gegen Tupac Inca Yupanqui legte dessen Sohn Huayna
Capac dem Fürsten der Huancavillca die Strafe auf, zwei obere und zwei untere
Zähne auszuziehen, und diese Sitte wurde dann von allen ihren Unterthanen ange-
nommen (s. Garcilasso).
2) Bei der Landung der Spanier auf dem Wege von San Matheo bis Catamez
(1526), vinieron diez y ocho canoas grandes, y masdellas mayores que no las avian
visto chripstianos en aquellas partes, las proas y popas muy grandes y altas, con
ciertos edificios de madera en ellos del altor de un hombre, y venian ä la vela y
al remo, y llenas de gente con armaduras de oro y de plata, wie Oviedo von Al-
magro hörte (1526). Die nach der Landschlacht (welche das Auseinanderfallen von
Ross und Reiter entschied), die spanischen Schiffe in Tacamez umfahrenden Canoes
führten Standarten.
FISCHGOTT. 79
den Inca verboten, auf den Inseln, von wo der für Arequipa und
Tarapaca erforderliche Dung geholt wurde, die denselben erzeu-
genden Vögel zu tödten. Die südlichen^) Changos fischten auf
Schläuchen.
In Yla und Arija (Ica und Arica) hatte sich (nach Garcia)
die Tradition erhalten, dass früher auf Flössen Schiffahrten nach
den westlichen Inseln unternommen seien, und die Häufigkeit des
Landverkehrs ergiebt sich aus den Bestimmungen Topa-Inga's
gegen die Verletzung reisender Kaufleute, sow^ie für Einrichtung
von Märkten (s. Baiboa). Als Inca Roca die Rückkehr nach
dem von seinen Vorfahren verlassenen Cuzco beabsichtigte, schickte
er vorher Kaufleute zur Erforschung des Landes aus, gleich jenen
Kundschaftern, die dem Heere Xolotl's (in Mexico) den Weg
nach Tula zeigen, oder den später für aztekische Könige die Ge-
legenheit im Lande der Zapoteken ausspionirenden. Unter den
Cariben am Golf von Uraba fanden sich (zu Ojeda's Zeit) algunos
grandes mercaderes, que llevaban a vender la tierra adentro
(s. Herrera) und Cortez traf solche auf dem Zuge nach Honduras.
Das Heiligthum in Pachacamac, dem ein Sonnentempel zu-
gefügt w^urde, erhielt besondere Ehrenbezeigungen und das dor-
tige Orakel wurde von Huayna Capac auf seiner Rückkehr von
Cuzco nach Quito befragt. Der Hohepriester fand sich unter den
Würdenträgern, die von dem gefangenen Atahualpa nach Caxa-
marca berufen wurden.
Als Gott der Chimus wurde Pachacamac in menschlicher Ge-
stalt mit einem Fischschwanz ^) dargestellt, und dieses von ihm in
den Tiefen des Meeres geschaffene Geschlecht der Chimu dehnte
sich, nach der Küste Peru's kommend, bis zu den Yungas aus.
In Chanchan hielt sich dann die Tradition von grossen Fischen
(el gran pesce) und erstarkte unter den Huaceros, nachdem der
kleine Fisch gefunden war. Das eigentliche Fischland war
Mechoacan mit der Verehrung des Gottes Tucapacha (unter den
Taraskem) und heiligen Inti, während auf der Zwischenstation in
Tehuantepec der Prophet Wixipecocha (als zapotekischer Viracocha
der Huaves) aus dem Meere emporstieg (gleich den Cannes).
In Collao wurde Viracocha oder Arnava als Tuapaca verehrt (s.
1) Die Caucaes (des Festlands) besuchen die Guayaneco - Inseln zum Fischen (s.
Morrell).
2) Die Coata Tupuiiyas (am Jurua) gelten für geschwänzt.
80 DIE GESCHICHTE PERU's.
Herrera). Garcilasso stellt den Fischcultus als einen allgemeinen
der Küste dar (von Truxillo bis Tarapaca) neben der Verehrung
der See (Mama-cocha oder Mutter-Meer).
Auf dem Isthmus hatte sich zur Zeit der Conquista bereits
ein caribisches Element eingedrängt, wie an den Küsten der an-
tillischen Inseln, während die Urbevölkerung derselben sich mit
der Vorcultur der Alleghenis (und anderer Mound-builders) jen-
seits Florida oder Bimini (im Land paradiesischer Sagen) auf der
einen Seite und auf der andern mit Yucatan berührt hatte, eine
Forterstreckung bis Darien, von Cuba bis Cueva oder Coiba (die
weite Ferne in der Sprache der Darier). Dort beschreibt An-
dagoya patriarchalische Verhältnisse, in welchen die Gemeinen den
Edlen oder Tiba (neben den Fürsten oder Piraraylos) ^) nur frei-
willig Dienst geleistet, zur Wiedervergeltung für die ihnen be-
reiteten Feste, und wo Garcilasso bei Begräbnissen peruanischer
Fürsten erzählt, dass sich stets so viel zur Begleitung gefunden,
dass man nach Vollzähligkeit der Opfer die übrigen auf den
spätem natürlichen Tod, um dann ihre Dienste fortzusetzen, habe
vertrösten müssen und so wird in Cueva bemerkt, dass beim Tode
eines Fürsten (dessen Leiche über dem Feuer getrocknet wurde)
sich so viele Frauen oder (neben der legitimen oder Hespava in
Monogamie zugelassene) Concubinen zum Sterben zu melden pfleg-
ten, dass es sich meistens nöthig zeigte, die Zahl zu beschränken.
Wie in den Chaco Peru's wurden Jagdtreiben angestellt und zur
Waffe dienten Schleuder und Keule. Auf den Antillen weist
der Dämon Tuira , mit dem die Priester oder Tequina (neben den
Piaces oder Cariben) redeten, und seine Erscheinung als schöner
Knabe (ohne Hände und mit drei Krallen an den Füssen) wieder-
holt sich an der Küste Manta's. Wenn ausserdem im Himmel
eine schöne Frau mit Keulen gedacht wurde (s. Navarrete), so
deutet das auf Schöpfungssagen bei Chibchas und Huancas, und
die vom Himmelsgott Chipiripa gesandte Fluth, aus der nur ein
Mann mit Frau entkam, findet vielfache Analogien. Nach
1) Mit Piraraylos wird auch der für Kriegsthaten den Vornehmen ertheilte Titel be-
zeichnet, während ein Gemeiner, der im Kriege in Gegenwart eines Grossen eine
Wunde empfing, zu einem Cabra oder Gutsbesitzer erhoben wurde, und seine Frau zu
einer Espave. Der regierende Herr oder Quebi gehörte zu den Fürsten oder Tebi
(der Jura) und auf diese folgten die Sacos oder Adligen in ihren Erbländern. Als
caribische Entlehnung war (nach Oviedo) auch die Bezeichnung Guaxiro für Häupt-
linge gebräuchlich. Mit Cabres bezeichnen die Cariben den Waldmenschen.
HUAVES. 81
Oviedo wurde in Cueba Sonne und Mond verehrt, und bei Tor-
quemada heisst der in Darien verehrte Gott Chiculma (Principio
de todo).
Nach Guillemot flohen einige Stämme Peru's nordwärts längs
der Cordillere und versuchten am Flusse Sarrabia die Feuerprobe,
indem sie Nachts ein glimmendes Holzscheit in eine Höhle
legten. Da dasselbe am nächsten Morgen verlöscht war, erkann-
ten sie das Gebot, weiter zu ziehen, und sandten vier Kundschafter
aus, das Land zu erforschen. Unter einem Coapinal-Baum siedelnd,
erbauten sie Huixicovi (als Huabi).
Die Huaves aus Nicaragua (oder Peru) Hessen sich in
Tehuantepec nieder und gründeten (nach Vertreibung der Mijes)
die Stadt Arrianjianbaj oder Arriangui Umbah , und dann
Jalapa (worauf sie durch die Zapoteken unterworfen wurden).
Bei Ankunft der Tolteken verhessen die Ulmeken, Xica-
lancen und Zapoteken ihre Sitze (in Tlascala, Huexotzinco und
Pueblo), und zogen (nach Veytia) bis Yucatan, den Inseln
und Peru.
Die in vielen Punkten hervortretenden Beziehungen mit Mecho-
acan können in den Seefahrten Jojouh Quitecuani's bis nach Ameca
(bei Jalisco) verfolgt werden, wo dieser „kühner Löwe" betitelte
Fürst landet, um den König von Mechoacan mit Krieg zu über-
ziehen. Zwischen Mechoacan und dem Pacific wohnten am Meere
die Cuitlateken (oder Quitlateken) mit der Hauptstadt Mexcal-
tepec. Bei Autlan (oder Tala) lag Ameca des goldreichen Berg-
zuges Ameca in Guadalajara und Amecameca bei Chalco. An
der peruanischen Küste treffen sich hie und da mexicanische
Namensformen, wie im Rio de Jequetepeque oder Jequetepec
(tepec, der Hügel) bei Pacasmayo u. dgl. m., bei den Tolucas
(zwischen Indaparapeo und Tiripitio) bezeichnete Inhiabi: dia,
sol (Into-hati, Mexico), und das persönliche Pronomen, das empha-
tische Er (für Sonne oder den sie vertretenden Fürsten) ist Inthe-
hui (aquel), wie (in Tarasco) Hinde (Jude, ese), oder Hindeni, wo-
mit El Henditare, als Königstitel (in Michoacan) wieder im Zu-
sammenhange stehen kann.
Mit Landung der Cara und ihrem durch die in Felle geklei-
deten Riesen^) Punta Helenas (von deren Vernichtung durch den
^) Von Rio de la Plata (aus den Ländern der Riesen) salieron en balsas de junco
los que fueron a establecerse en Manta (Angelis). Nach Herrera waren die Riesen
Bastian, America. q
82 DIE GESCHICHTE PERU's.
Himmelsknaben Herrera die Hochhaltung der Chaquira genannten^)
Knochenstücke datirt) veranlassten Rückzug nach dem Esmeral-
das wird die Küste in der Geschichte Quito's, seit der (an die
Stelle der Quitu tretenden) Dynastie der Scyris (die sich bei An-
kunft der Inca mit den Puruha Riobamba's verschwägert hatten)
hineingezogen, aber bereits vorher findet sich (von den Beziehun-
gen mit Tumbez durch Quitumbe oder Tumbe abgesehen) eine
Verbindung in den Streifzügen der (am Pastaza) mit den Muratas
kämpfenden Jibaros (am Rio Napo), die vom Esmeraldas aus nach
Puerto viejo, wo (zu Pizarro's Zeit) Figuren der Giganten gefunden
wurden, und in die Sitze der Cara's Einfälle machten. Ebenso
werden Sitze der (den Zaparos^) benachbarten) Jivaros (mit den
Morona grenzend) am Paute erwähnt, wahrscheinlich in der auf
Puerto Rico üblichen Gemeinbezeichnung, und unter den Para-
moros oder Bracomoros in Yaguarzongo mit der Hauptstadt Cum-
binama. Die Mayos gehörten zu den Xibaros. Bei den Jivaro'"')
beschreibt Orton die Verfertigung der eingeschrumpften Feindes-
köpfe ^) als Trophäen, wie Bates '') bei den Mundrucus, und in Ca-
Punta Helena's vom Westtheil der Magellanstrasse gekommen. In Hatun-runas wohnten
Riesen. Onate fand auf der Insel Cinoguahua (bei Californien) die Riesin Cinacaca-
hota (Fürstin oder Herrin) 1604 (s. Veytia). Les Geans (zu Magellan's Zeiten) se
coupent le bout des doigts, au lieu oü est la premiere jointure (Thevet) an der Süd-
spitze America's, wie an der Africa's bei den Hottentotten und in Australien. Am
Berge Berich (der Stadt Anada) wurden (am . Cap verde) die aufgefundenen Gräber
heilig gehalten (XVI. Jahrh.).
1) cuentas de hueso menudas (nach Herrera), sonst als Goldperlen. La Reina 6
Jiganta, auf den Inseln des californischen Golfes, trug in Halsbändern die in Muschel-
hügeln erzeugten Perlen und pulverisirte sie (wie Cleopatra) zum Trank (s. Cardona).
Nach Oviedo gehörte Chaquira (ein mit Gold verziertes Muschelgehänge) der Sprache
Cueva's an , (so dass es, durch den Handel in Peru eingeführt, dort hohen Werth
besass).
2) Die mit den Macusi (s. Caulin) verwandten Zapara (in Guyana) werden zu den
Cariben gerechnet. Die Zapara wohnten am Maracaibo - See. Nach Acuna grenzten
die Zapara mit Omagua (b. Quito). Die Zaparos wohnten zwischen Pastazo und
Napo (s. Osculati).
3) Die aufständischen Jivaros (unter dem Häuptling Quirruba) verwüsteten bis
Loja (1599)-
^) Die Mundrucus heissen Payquice, que significa corta-cabe^a (s. de Cazal). Die
Köpfe stammen, wenn nicht von den Muros, von den Parentintin.
^) Die Mundrucus (am Tapajos) präparirten die Feindesköpfe (nach dem Entfernen
des Hirns und Fleisches) mit bitterem Pflanzenöl (andiroba) unter Räuchern oder
Trocknen an der Sonne (Batesj.
CARA. 83
raque (s. Barcia) sahen die Spanier (in den Tempeln ^)) muchas ca-
be9as de Indios, que con cierto cocimiento las consumen, hasta que-
dar como un puno. Chuquinay herrschte als letzter König über die
Chacagunga als Chaca-Inga in Jaen oder Silla. (1548.) Die Yumbos
am Esmeraldas gehören zu den Yumbos (westlich von den Co-
fanes) zwischen Quizos (nördlich an die Mocoa, südlich an die
Macas, östlich an die Mainas grenzend) und Sucumbios. Von
den Huancavilcas oder Guancavillcas bei Yaguache (b. Guayaquil)
werden Kriege mit den Puruhaes und Canares erwähnt, ehe Sierra
und Küste unter derselben Herrschaft vereinigt wurden. Die Hu-
ancavilcas (thierischen Idolen opfernd) stopften die abgezogene
Haut ihrer Feinde aus, wie es in Antioquia und in Darien ge-
schah. Ihr Brauch, die Vorderzähne auszureissen , wurde später
auf eine von den Inca verhängte Strafe zurückgeführt, und in
Cueba wurde (s. Oviedo) den mit dem Stammeszeichen des Fürsten
gebrandmarkten Sklaven (Paco) ein Zahn ausgezogen.
Die Caras, deren Hauptstadt in die Landschaft Cara (mit
Yungan und Magache) gesetzt wird, durchzogen (s. Velasco) die
Sitze der Quaques und Colimxas von Atacames am Rio Esmeraldas
(die Tacamis oder Atacames unterwerfend), als sie für die Erobe-
rung Quito's (von Quilacos bewohnt) aufbrachen. Die Tortolas,
neben den Temiendo, w^ohnten am San Miguel in Atacama neben
den Cayapas, Nachbarn der Faches. Die Tola wohnten am San-
Jago, in Tumaco die Gorganillas' (Gorgonas'). Die Poeeos wohn-
ten am Machala (bei Naranjal). Ad arctum a Colyma (zwischen
Puerto viejo und Esmeraldas) wohnten die Caraques (s. de Laet).
Die Eingeborenen von Catacamez (gegenüber der Isla del
Gallo) traian las caras con clavos de Oro en agujeros, que para
1) Von den mit den Bathacos gegen die Carios (unter dem Caciken Machkarias)
kämpfenden Jeperos erzählt Schmiedel, dass sie die abgeschnittenen Köpfe der Feinde
in den Tempeln aufgehangen. Die Jivaros kämpften mit den den (caribischen) Macusi
verwandten Zaparos. Xeberos finden sich westlich am Rio dos Engafios, gegen Caguan
hin. Mit Xibaros werden (in Brasilien) Mischlinge von Cafusos oder Negern be-
zeichnet (auf Puerto Rico die Creolen des Innern). Martins erklärt Xeberos (wie
Tupi) als Gi-uara (Männer, die von Oben herkommen oder anfallen). Bei den Ein-
wanderern in Collao wurden Cari und Zapana zusammen genannt. Cora aus Coquimbo
erobert Chucuvitu und tödtet den bärtigen Weissen der Inseln aus Tahuanacu. Xeres
spricht von den Cuzco benachbarten Cariben, gegen welche Quizquiz die Hauptstadt
zu vertheidigen gehabt. Die Opferköpfe wurden bei den Mexikanern um den Tempel
aufgesteckt, dann bei den Vornehmen die Haut abgezogen zum Trocknen, so dass sie
wie Kindsköpfe zusammenschrumpften (s. Torquemadas).
6*
84 DIE GESCHICHTE PERU's.
ello tenian hechos (zu Pizarro's Zeit) und die (zu den Api-
chiques gehörenden) Mantas, die (unter Erbauung von Manta
oder Cancebi) die Wohnplätze der ausgerotteten Riesen bei Puerto
Viejo mit den Faches eingenommen hatten, tättowirten das Ge-
sicht, einen Smaragd^) verehrend, sowie das Meer, und Fische
(die Bäume, Steine, Würmer und Insecten). Die in hohlen Bäu-
men lebenden Passaos, zu den Cara (zwischen Charapoto und
Cap San Francisco gerechnet) bemalten das Gesicht. Nach Her-
rera wohnten die Indianer zwischen Rio San Juan und Pasto auf
Bäumen. Die Hinneigung Puna's (der Rival von Tumbez) zu
Quito, im Bruderkriege zwischen Atahualpa und Huascar, liegt
auch in der Sage von Quitumbe ausgedrückt, der von Puna aus
den Zug nach Quito unternimmt (s. Oliva).
Die (wie die Omaguas am Mararion), den Kopf abplattenden
Caras (zwischen Charapoto und San Francisco, neben Apecigues,
Caniloas, Chonas, Pasaos, Silos, Tosahuas und Jahuas) besiegten
(am Esmeraldas) die Bolaniguas, Cocaniguas, Tambillo, Galea,
Nanegal, Mindo und Nono (auf dem Wege nach Quito).
Aus Mischung der aus Cara geflüchteten Indianern mit Spa-
niern und Negern (1590) bildeten sich die Yungas und die (bis
Guayaquil erstreckten) Mangaches (neben Apecigues, Caniloas,
Pasaos, Chones, Tosaguas und Jaguas).
Neben den Esmeraldas werden bei Atacama die Tacames
genannt, die Quaquis (bei welchen die Pferde Pizarro's für un-
sterblich galten, wie die Cortez' in Peten, bis die Goldfütterung
das Gegentheil bewies), und die Colimas (in der Landschaft Ata-
camez), Silanchis (Tumacos und Tolas), die Quaque, Colimas, Pim-
paguaces, Pechauchinchis, Jaramijos, Yamber, Intas und Cayapas.
In Manta wohnten die Apichiques, Cancebis, Charapotoes, Picho-
tas, Picoasaes, Pichunsis, Manabies, Jarahusas und Jipijapas (so-
w4e die Yzapiles). Die Indianer von Pillaro (bei Ambato) stamm-
ten vom Vulcan. Bei Popayan grenzten (unter verschiedener
Sprache) die Jiripitipepe. Nach Garcilasso durchstachen die den
Coranque benachbarten Stämme (Apichiqui, Pichunsi, Sava, Pe-
clansimiqui, Pampahuasi) das Gesicht mit spitzen Steinen, und die
1) Auf dem Berge Acliiautla wurde ein Idol aus Smaragd von den ]\Iisteken ver-
ehrt (Clavigero). Die grünen Steine (Ita ybymbae) oder Amazonensteine heissen Ita-
pocanga (Arzneisteine). Die Muzos verhinderten die Ausfuhr aus ihren Smaragd-
minen. By Manta ende Puerto Veio worden seer veel Esmerauden ghevonden (s.
de Laet).
QUITO. * 85
(Rindenkleider tragenden) Passao durchlöcherten die Lippen.
Nördlich von den Sucumbios und südlich von den Quijos grenzen
die Cofanes (mit Sardinas, Azuela, Aguarico, Dumo und Paya-
mino). Die Yumbos finden sich zwischen Ibarra und den Cofanes.
Zu den Guancavilcas (die oberen Mittelzähne ^) ausziehend) gehör-
ten die Alanches, Babas, Babahoyos, Chanduyes, Chongones,
Chumanas, Colonchis, Guafas, Mangachis, Nauzas, Ozibas, Palen-
ques, Pimochas, Quilcas und Yaguachis, dann Daulis (als Daulis
oder Chunanas am Daule). Am oberen Daule gehören die Colo-
rados de St. Domingo zu den Colorados de Angamarca. Nach
der Eroberung Quito's drangen die Inca zu den Quillacenca
(Nasendurchbohrer) vor. Im Innern vom Cap Passao finden sich
die Chimbos (Herrera). "Wie Oviedo von Diego de Almagro in
Panama (1526) hörte, erzählten die Indianer des Rio de Sanct
Johan von einem ebenen Lande jenseits, mit grossem Fluss, wo
der goldreiche Cacique Coquo wohne.
Die Colimbas wohnten neben den Chiles (bei Popayan). Nörd-
lich von Quito finden sich die Quellca-senca (mit Nasenringen) an
der Grenze des Cara-Reiches, und auf Beziehungen mit Guata-
vita lässt sich aus dem von Daca (1535) in Tacunga angetroffenen
Gesandten schliessen, der die Llülfe Atahualpa's in dem damaligen
Kriege zwischen den Zaque und Zipa nachsuchen sollte.
Nachdem der mit einem Smaragden in der Federkrone ge-
schmückte König der Cara an der Bahia de los Caraquis (700 p. d.)
die Stadt Cara gegründet, rückten die Cara nördlich vor, über
Tacamez (mit den Neguas) hinaus, an die Mündung des Rio Es-
meraldas und beschifften ihn aufwärts, bis sie zu der Confluenz
der Flüsse Toachi oder Blanco und Caoni gelangten. Als sie
dort die Bulaniguas, Cucariguas, Tambillus, Gualia, Nanegal,
Mindu und Nunu unterworfen hatten, die zum Reiche Quitu's ge-
hörten, eroberten sie Quitu selbst, wo (980 p. d.) der König Caran
Schyri seine Residenz aufschlug. Von dort wurden die Puritacu,
Cullahuasu und Linguachi, die Cayambi, die Utaballu, die Imbaya,
(als Carangui seit dem Aufstand gegen den 4* Scyri unter dem
5* Scyri durch Colonien der Cara), die Pinampiru, die Huaca,
Dihuaca und Tusa (im Norden, wo die der Nasenringe wegen
1) Die Indianer bei Quancaviliqui oder Huancavillca (b. Guayaquil) reissen sich
Oberzähne aus und (um den Grund befragt) lo fanno per bellezza (wie Benzoni sagt).
Sonst wird es als aufgelegte Strafe erklärt.
86 •DIE GESCHICHTE PERu's.
Quellca-senca genannten Stämme im Ueberg-ang zu denen des
Magdalena und Cauca den Abschluss bilden) einverleibt, und
nachdem der siebente Schyri bis Llatancunga vorgedrungen,
dehnte der achte Schyri seine Eroberungszüge bis Mucha aus.
Nachdem die Vermählung des Königssohnes der Schyri mit einer
Prinzessin der. Puruhua's (1300 p. d.) das Reich der Puruhua^)
zugefügt hatte, wurden die Eroberungen fortgesetzt bis zu den
Lausi, und nach Abschluss eines Bündnisses mit den Canares über
Paltas, Zarza, Huancabamba, Camayungas, Cajas, Ayavaca und
Calvi, während an der Küste hinzukommen, Paytas (mit Cularis,
Amutapis, Pilingaris und Piuras), Tumbis und Mayavilca, Pocios
und Machala, Lapuna (Puna), die Huancavilcas, die Mantas (von
Santa Elena bis Charapotö), das alte Land der Cara (das, ausser
durch die Nachbarstämme, von den Apiricuis, Cariluas, Chunis,
Pasaus, Silus, Tusahuas und Jahuas besetzt war) und Tacamis
oder Atacames. Die Inca bemächtigten sich Quito's unter Iluayna-
Capac (1487 p. d.), der sich mit der letzten Erbin der nach dem
Gott Scyri (Schyri) im Westen benannten Fürsten vermählte. Bei den
bereits seit Duchicela verschwägerten Puruhuas wird der Ver-
ehrung Con's in Liribamba erwähnt, in Kopfform (gleich den Ca-
nopen) dargestellt, mit der Oeffnung als nach oben gekehrter
Mund, zum Eingiessen des Blutes.
Bei Montesinos w^aren die Purues oder Perues (Purugaes oder
Perrugaes) bereits auf die Hülfe Manco-Cozque's angewiesen ge-
wesen und wären nur durch seinen Schutz aus ihrer Bedrängniss
gerettet, als sie durch Einfälle von den Inseln und der Tierra-
firme bedroht waren. Später hatten sie das Joch wieder abge-
worfen, mussten sich aber aufs Neue Viracocha unterwerfen, als
er nach Besiegung der Canares ihre Grenzen erreichte. Auch
findet sich die Version, dass die Indianer Piraos und Paccas von
denjenigen Völkern abstammten, die während der Regierung
Tococosque's, von Panama und dem Hafen Buena-Esperanza her
in Peru eingefallen seien, gleichzeitig mit den aus den Andes-
gegenden vordringenden.
Nach Catari schickte Tumbe oder Tumba, Fürst der in Cara-
cas Landenden und dann nach Sampu (St. Helena) Wandernden,
1) Der Sohn des Himmelsgottes Pura kam auf die Erde, um die Saliver von einer
riesigen Schlange zu befreien (n. Gumilla). Die Maipuri verehrten die Gottheit Purru-
naminari (puruna, alles).
QUITUMBE. 87
Colonien nach Peru und Chile, uud während sein Sohn Quitumbe
in Quitu herrschte, " sei dessen Verwandter Manco (Sohn des Atau)
nach Rimac (und weiter nach Ica) geschifft, und über Collao nach
dem See Chucuitu oder Titicaca gezogen, sich nach der Höhle
Capac-Toco (bei Cuzco) zu begeben (s. Olivar). "Wenn die Floss-
landung Ica's und Arica's in Arica unter Manco Capac, Pirhua's
Nachfolger, angesetzt wird, kann damit eine Identificirung aus-
gedrückt sein.
Die von Catari, dem Quipocamayu (Schriftenerklärer) und
Häuptling von Cochabamba (wohl des in Huaylas, anexo al Curato
de Llautan) erhaltene Tradition (bei B. Cervantes) lässt die An-
landung in Caracas auf die Fluth folgen und dann die nach
Sampu (Santa Helena) Gewanderten ins Innere ziehen, indem Llira
(die von Quitumbo zurückgelassene Gattin) auf Riobamba oder
Liribamba deuten wird. Nachdem die Riesen, welche Otoya
(Tumbe's Sohn) bedrückt hatten, durch das Himmelsfeuer ausge-
tilgt waren, kehrt Quitumbe (Otoya's Bruder) aus dem von ihm
gegründeten Tumbez über Puna nach der Küste zurück, um dann
von dort sich nach Quito zu begeben, während die Anknüpfung
an die Ceschichte Cuzco's durch die Schicksale des vom Adler
nach der Insel Guayan getragenen Guayanay (Llira's Sohn) ver-
mittelt wird, sowie die seines Sohnes Atau (Vater Manco's), zu
dem der aus Quito (wegen Ehebruches) flüchtige Sohn des dort
herrschenden Königs Thome gelangt. Quisquis (Quispi) Yupangi,
durch welchen Chimpo-Thome aus seinem Königreiche Quito vertrie-
ben w^urde, heisst (bei Oliva), als Sohn des Lloque Yupanqui, Enkel
des Mayta Capac oder (nach Herrera) eines der Viracocha, und der
Krieg entstand, um sich für die Verbannung zu rächen, die ihm
für die Entehrung der durch Atauroca geliebten Prinzessin Challcha
auferlegt war.
Als Quispi Yupanqui, Enkel des Mayta -Capac (Sohn des
Lloque Yupanqui) die (von Atauroca geliebte) Challcha, Tochter
des Chimpo-Thome (Caciquen von Quito) entehrt hatte, vertrieb ihn
ihr Vater aus Cuzco, wurde aber (als ein Heer gesammelt war)
bei Cuzco besiegt, und musste aus Quito in die Wildniss flüchten
(Oliva).
Die Ankunft der Chimnus (Chimus), der Riesen (böser Natur,
wie die Schimus) wird in die Zeit gesetzt, als der Landstrich
zwischen Tumbez und Arica durch eingebrochene Dürre entvöl-
kert war (Montesinos), und sie galten als Brunn en^gaujeCj^^Als sie
88 DIE GESCHICHTE PERU's.
bei Manta, wo ihr Frauenrauben den Abzug der Caras nach Quito
veranlasst hatte, von der Strafe des Himmels getroffen, durch
das Land zerstreut waren, wurden die bis Cuzco Vordringenden
bei Lima-Tambo (nach dortigen Traditionen) von den Inca zurück-
geworfen.
Montesinos erzählt, dass gegen die in den Ebenen siedelnden (in
Guaitaro und Quinoa mit [vermeintlich] eisernen Werkzeugen , wie
sie Columbus unter den Cariben gesehen haben sollte, Gebäude er-
richtenden) Riesen, oder Chimos (unter dem Inirsten Chimo), die in
Punta Helena durch Himmelsfeuer vernichtet worden, von Ayar-
tarco-Caupo, als sie bis Caxamarca und Guaitaro vorgedrungen
seien, die Festungen Vilca und Limatambo gebaut worden, und
Marasco Pachacuti setzt die gegen die Chimos gerichteten Be-
festigungen bis zum Rimac fort, um sich den Rücken zu decken,
als er wider die (unter der Regierung Cao Manco's) aus Tucumcin
und Chili, im Bunde mit den Chiriguanos, Eingefallenen zu Felde
zu ziehen hatte.
Die Beziehungen zwischen der Küste in Rimac (Lima's) und
Lima-tambo (zwischen Collao und Callao) können sich auch in
dem Stamm Chima reflectiren, der bald dem Dynastienstifter
Sinchi-Roca, bald dem mythischen Manco -Ciipac beigelegt wird.
Xach Fernandez bestand das Inca - Geschlecht ^) (unter 14
Linien der Ayllus) aus vier Hauptzweigen, nämlich Haran-Cuzco,
Hullin-Cuzco, Tambo und Maxca.
Die Namen der gegründeten Stammbäume werden sehr ver-
schieden gegeben:
Manco Capac's Stamm lieisst Chima Panaca.
Sinchi Roca's ,, ,, Raurava Panaca.
Lloque Yupanqui's ,, ,, Haliuanina Ayllu.
Ccapac Yupanqui's ,, ,, Apu Mayta.
Mayta Capac's ,, ,, Usca Mayta.
Ynca Roca's ,, ,, Vicaquirau.
Yahuar-huacac's „ ,, Ayllu Panaca.
Uira-cocha Ynca's ,, ,, Socso Panaca.
Ynca Pachacutec's ,, ,, Ynca Panaca (mit Einschluss des Stam-
mes seines Sohnes Ynca Yupanqui).
Tupac Ynca Yupanqui's „ ,, Ccapac Ayllu.
Huayna Ccapac's ,, ,, Tumipampa (n. d. dort gefeierten Feste),
nach dem an Garcilasso de la Vega gesandten Document (1603).
1) II reste encore une famille de la race des Incas, qui demeure ä Lima, dont le
chef, appelle Ampuero, est reconnu du Roy d'Espagne pour descendant des Empe-
AYLLU. 89
Bei Justo Sahuaraura Ynca lieisst :
Ynca Manco Capac's Stamm Ayllu Raurahua.
Sinchi Roca's ,, Ayllu Chima Panaca.
Lloque Yupanqui's
Mayta Ccapac's
Ccapac Yupanqui's
Ynca Roca's
Yahuar Huacac's
Uira-cocha's
Haliuanina Ayllu.
Usca Mayta.
Ayllu Apu mayta Panac Urin Cuzco.
Ayllu Huicca Quirau Panaca Hanau Cuzco.
Ayllu Huaccaylli Panaca.
Ayllu Susco Panaca.
Von Pacliacutec stammten die Familien von Ccacca Cuzco und Analiuarques,
„ Ynca Yupanqui der Ayllu Ynca Panaca,
,, Tupac Ynca Yupanqui der Ccapac Ayllu Panaca,
,, Huayna Ccapac der Ayllu Tumipampa.
Von Apo Urco Huaman Inti Cunti Mayta stammten die Usca
Mayta Ayllu und von Urco Huaranca die Huanaynin Ayllu-
Die Ccapac-Ayllu stammten von Amaru-Tupac (s. Sacamayhua).
Bei Cuzco zieht sich der durch die Unruhe seiner Lama
(wie in Huarochiri) von der kommenden Fluth benachrichtigte
Hirte auf den Berg Ancasmarca zurück, dessen Gipfel sich bei
der steigenden Ueberschwemmung höher und höher hebt (gleich
dem des chilenischen Ararat), und bei den Canares finden die der
Wasserfluth entrinnenden Brüder auf dem Berge Huaca-ynan ihre
Rettung (s. ]\Iolina). Als sie beim Abtrocknen der Erde ihre
Hütte bauten, fanden sie Abends vom Kräutersuchen zurück-
kehrend, Essen und Trank bereit, was bei täglicher Wieder-
holung ihre Neugier reizte, so dass sie lauernd zurückblieben,
und dann zwei Guacomayos-VögeP) eintreten sahen, die weib-
liche Form annehmend, in der Wohnung als Hausfrauen schafften.
Eine dieser Schwanenjungfrauen (wie sie in andern Mythen heissen
würden) wurde dann durch raschen Verschluss der Thüren, ehe
sie ihr Federkleid anlegen konnte, gefangen, und aus der Ver-
mählung mit ihr erzeugte sich die Nation der Canares. Auf dem
schwerzugänglichen Hochland von Carias erscheinen die bei der
Fluth auf hohen Bergen übrig gebliebenen [Menschen ohne Tra-
dition, woher sie und ihre als Vogelmenschen gefangene Frau
gekommen.
Beim Vordringen der (mit der Schleuder kämpfenden) Puru-
haes nach Quito geriethen die Canares in Krieg mit ihnen, und
reurs du Perou. En cette qualite sa Majeste Catholique lui donne le titre de Cousin
(171 6), eine Art Huldigung vom Vicekönig erhaltend (Frezier).
-) Als nach einem Gewitter (auf dem Isthmus) mädchengesichtige Vögel raubten,
wurden sie durch verborgene Spitzpfeile getödtet (n. Peter Martyrj.
90 DIE GESCHICHTE PERU's.
gleich diesen lagen sie in steten Fehden gegen die Conföderation
der Huanvilca^ in den Küstenländern. Der durch seine Vermäh-
lung mit Toa den Thron Quito's besteigende Puruha-Fürst Duchi-
cela (Sohn des in den Schneebergen verehrten Condorazo) hatte
mit den Cariar und den Fürsten bis Payta ein Bündniss hergestellt.
Nachdem Damma, Cacike der Cahares, sich dem Inga Huira-
cocha unterworfen (und für seinen Empfang einen Pallast gebaut),
ergab sich auch das abgefallene Quito, und von dort gelangte
der Inca (die Chonos bekämpfend) nach Guayaquil, dann Puna
erobernd. Beim Abfall der Cariares bei Cuenca oder Tumi-
Pampa (Ebene der Messer) Hess Viracocha alle Alten hinrichten,
so dass (gleich den Carangues nach der Schlacht am See Yahuar-
cocha) die Uebrigbleibenden ein Volk von Kinder hätten ge-
nannt werden können (wie die Pipili der prinzlichen Infanten von
Nicaragua). Wie Montesinos erzählt, hatte Huiracocha, als er
nach Besiegung der Paltas, gegen die Canaris gezogen, von
deren Fürsten Dumma, der sich mit den Macas, Quinoa und Po-
mallacta verbündet, eine solche Niederlage erlitten, dass er unter
Verlust eines Theils seines Gepäckes nach Cuenca flüchten musste,
und erst nachdem er sich durch die anlangenden Verstärkungen
dort gekräftigt hatte, erhielt er die Huldigung der Canaris.
Nach Unterwerfung von Huanucu (zur Eroberung Chincha-
suyu's), zog Tupac Inca gegen die Cafiarines oder Mathiuma und
unterwarf (wie die Quillacu oder Zwerge) Tumipampa, sowie
Pumallacta, Cayampi u. s. w. bis Quito (während die Küstenbe-
wohner von Puerto Viejo sich durch Gesandtschaften unterwarfen).
Nach Besiegung des Heerführers Pillaguazu (Häuptlings der
Quilacos) wurde Quito von Tapa-Inga-Yupangui (der Eroberer
Chacha's bei Pumallacta nach Rückzug der Cahares) besetzt.
Nachdem Chimo-Capac (König der Yungas) besiegt war,
unterwarfen sich die Canaris den Inca, die (neben der Festung
bei Quichicaxa) die Festungen von Azuay und Tiocaxas gegen
die Purvaes und Chimbos, sowie die Festung von Pomallacta
gegen die von den Häuptlingen Apoc-Chavan-Callo und Apoc-Anto
beherrschten Stämme erbauen Hessen (Baiboa).
Unter Uainia Abomatha, König (Kochokanas) von Likan,
wurde Riobamba von den Inca errobert, und sein Nachfolger
durch Huayna-Capac besiegt, der bei Tontaqui das Reich Cacha's
beendete und sich mit dessen Tochter Paccha oder Scyri-Paccha
vermählte.
SUPAY. 9 1
Nach Eroberung von Quito zog Huayna-Capac nach Quilla-
cenca (wo der Nasenknorpel durchbohrt wurde) und nach Ota-
vallu bis zu den wilden Caranque.
Die Cavinas (welche die Seelen der Verstorbenen sich wieder
in die Neugeborenen einkörpern Hessen) entsagten dem Gebrauch
der die Form des Mondes (Quilla) bewahrenden Nasenringe, nach-
dem sie sich Mango-Capac in Erbauung Cuzco's befreundet hatten,
nach Norden aber schloss sich das Inca- Reich noch bei seiner
weitesten Ausdehnung mit dem im ganzen Cauca-Thal (bis An-
tioquia und Zenu) angetroffenen Nasenringträger oder (bei Cilza)
Quillacingas (bei Pastos) ab. Doch soll (nach Herrera) Ancoallo,
Fürst der Chancas (bei seiner Flucht vom Heere Inga Yupangui's),
nach Besiegung der Chachapoyas und Guanucos über die Andes
bis in die Länder des Dorado vorgedrungen sein, uud dass der-
artige Beziehungen bestanden , ergiebt sich aus dem von Luis
Daza in Tacunga angetroffenen Gesandten aus Cundirumarca.
Die Verehrung des Dämon Supay oder Sopa soll sich durch
ganz Peru bis Lile oder Kali erstreckt haben, wo die Nichten
geheirathet wurden, und von den Fürsten mitunter (nach Herrera)
.ihre Schwestern. Bei Timana (in der Nähe der Monumente San
Agostin's) werden Coca- Pflanzen erwähnt. In Popayan wurde
geglaubt, dass die Vorfahren ins Leben zurückkehrten, und von
Einigen (wie Herrera zufügt) , dass sie die Neugeborenen be-
lebten.
Nachdem Huaynacapac ^) die abgefallenen Paltas unterworfen
und die Indianer am Quispe-Fluss unter der König^in Quilago
besiegt hatte, flüchteten sich die Reste der Aufständischen zum
Fürsten Coyambe, der am See Yaguarcocha vernichtet wurde.
Dass sich die von den Caras in dem von ihnen besetzten Lande
vorgefundene Dynastie der Quitus mit einer Meereseinwan-
derung, welche Verzweigungen nach verschiedenen Theilen Peru's
hin aussandte, verknüpfte, geht aus verschiedenen Ueberein-
stimmungen.
1) In der (nach dem Plan Cuzco's) gegründeten Stadt Carangui liess Huayanacapac
seinen Sohn Atahualpa zur Erziehung. Huanacapac schickte seinen Bruder Hunanan-
qui zur Eroberung von Pastos und Quillacinga. Im Kriege mit den für Guaxar ver-
bündeten Canares, Chaparros und Paltas wurde Atabaliba auf der Brücke von Tome-
bamba gefangen genommen, zerstörte aber (durch die Kupferstange einer Frau aus
dem Gefängniss nach Quito entkommen) die Stadt Tomebamba (nach Besiegung der
Canares).
92 ■ DIE GESCHICHTE PERU's.
Der als Vater Manco's gefeierte Atau führt auf die Ver-
götterung in Ata-guju und Atau-chuma, wo (nach OHva) der
Name Yahuar Hucac's, Vorgänger des Viracocha PauUu, auf den
Pachacuti Tupa folgte. Atau-Roca findet sich als Bruder Quisque
Yupanqui's und Curi-guju als Schwester Mayta-Capac's. In Bra-
silien war der Zauberer Ata von einer Jungfrau geboren (s. The-
vet). 'Die Reihe der Quitumbe's Quito's setzt sich fort bis Ameca
(bei Jalisco), wo Quitecuani (Jojauh Quitecuani) landet.
Nach dem Quipocamayu und Häuptling (in Cocliabamba) Catari (s. B Cervantes)
Hessen sich die nach der Fluth (unter dem Häuptling Tumbe oder Tumba) in Caracas
Einwandernden in Sampu (Punta- Helena) nieder (während die zur Erforschung des
Landes Ausgesandten nicht zurückkehrten, weil nach Chili, Peru und Brasilien ge-
langend).
Von den Söhnen des verstorbenen Tumbe zog Quitombe im Streit mit seinem
Bruder Otoya (und seine schwangere Gattin Llira, Mutter des Guayanay oder Schwalbe,
zurücklassend) aus, Tumbez (nach seinem Vater genannt) gründend (und Auskund-
schafter bis Rimac sendend). Von dem Einfall der auf Flössen gekommenen (aber
später nach dem Brunnengraben, wegen unnatürlicher Laster, durch Himmelsfeuer ver-
nichteten) Giganten, durch welche Otoya unterdrückt wurde, hörend, schiffte sich Qui-
tumbe nach der Insel Puna ein und begab sich dann (Colonien nach ChUrcas und
Cuzco sendend) in die Berge Quito's, worauf er sich (den Tempel Pachacamac's zu
gründen) am Rimac niederliess, von wo sein Sohn und Nachfolger Thome Eroberungs-
kriege begann (s. Oliva).
Auf dem Berge Jancar Rache gegen ihren treulosen Gatten (der nicht zurückge-
kehrt) von Pachacamac bittend, wollte Llira ihren Sohn Guayanay opfern, als ein
Adler diesen nach der (später verschwundenen) Insel Guayan trug. Dort aufgewachsen
und die Berge des Festlandes bemerkend, begab sich Guayanay in einem Floss dahin,
würde aber von dem dortigen Caciquen geopfert sein, wenn nicht dessen Tochter
Ciguar ihn aus dem Gefängniss befreit hätte und mit ihm in einem Canoe nach der
Insel zurückgeflohen wäre. Als sich die kleine Insel bereits ganz mit ihren Nachkommen
gefüllt unter Atau (Sohn des Guayanai und Ciguar's), kam dorthin der (weil wegen
Ehebruch mit Todesstrafe bedroht) flüchtige Sohn des über die Ebenen und das König-
reich Quito herrschenden Thome und unterrichtete Atau von der Ausdehnung des Fest-
landes, so dass dieser beschloss, seinen Sohn Manco dorthin zu schicken, Männer und
Frauen auf Canoen und Flössen einschiffend, landete Manco mit der dritten Abtheilung
(während eine nach Chili, die andere nach der Magellanstrasse gelangte) bei Rimac,
begab sich aber (durch ein Erdbeben erschreckt) nach Yca und dann in's Innere nach
Collao, den See Chucuitu oder Titicaca entdeckend. In erbauten Canoes auf dem See
eingeschifft, fanden seine Begleiter auf einer Insel eine mit Gold und Silber ge-
schmückte Höhle enger Oeffnung, und ihre Fahrzeuge zerstörend, erklärten sie den in
der Zeit des Vollmonds in Canoen herbeischiffenden Indianern, dass sie in dieser
Höhle entstanden seien, und ihren Häuptling (den Sohn der Sonne) suchten, der sich
in der, Capac-Tato (königliches Fenster) genannten Höhle von Mamaota (b, Cuzco)
versteckt halte, und (in Pacaritambo erscheinend) vor den versammelten Häuptlingen
in goldener Rüstung daraus hervorging und Huldigung verlangte, die Dynastie der
Inga's (vom Aufgang der Sonne oder Inti) stiftend. Als Thomi, Häuptling der
LAMBAYEQUE. 93
Ebenen, den Tribut verweigerte, wurde er dazu gezwungen, und dann erbaute Manco-
Capac die Hauptstadt Cuzco, wo ihm sein Sohn Sinchi-Roca folgte, der mit seiner
Schwester und Gattin Mama-Oella den Sohn Lluquis oder Vaina-Cauri zeugte, den er
als Reichsverweser zurückliess, während er zur Eroberung Quito's auszog und die
durch den Weltbcherrscher Huyustus (oder durch Riesen) vernichteten Gebäude von
Chucava oder Tyay Vanuco wiederherstellte. Nachdem er auf seinen Eroberungszügen
in Paria gestorben und in Mamaotea (b. Cuzco) beigesetzt war, folgte sein Sohn
Yupanqui oder Lloque Yupanqui.
Einen besonders beachtenswerthen Durchgangspunkt der Wan-
derzüge bildete Lambayeque, das im Süden des Despoblado von
Sechura gelegen, in der peruanischen Geschichte eine ähnliche
Stellung einnimmt, wie Culiacan am Rande der grossen Wüste
in der alt-Mexikanischen.
In dortiger Umgegend erhielten sich lange zersplitterte Sprach-
reste, von denen einige bei Chiclayo erst in den letzten Jahren
vergessen sind und der Dialect von Eten noch heute unberührt
bleibt. Bei Fernando de la Carrera heisst der von Quichua ver-
schiedene Dialect, der (1644) in Puira, Zana, Caxamarca und Tru-
xillo (dort auch als Lamano) geredet wurde, die Yunga-Sprache,
womit indess nur die Verallgemeinerung der Yunga, als Bezeich-
nung für Tiefländer ausgedrückt ist, während Oliva die bei Lam-
bayeque bewahrte Redeweise die Puquina-Sprache nennt. Bei
Sechura wurde der Sek genannte Dialect der Yunga-Sprache ge-
redet. Die Mochica- Sprache ergiebt sich aus den noch jetzt an
Alterthumsresten reichen Mochi bei Truxillo. Zarate unterscheidet
als Bewohner der Küste die Yungas, Tallanes und Mochicas, und
im Besonderen treten als Mochicas die Chinchas auf.
Der mit seinem Gefolge (dessen Würden polynesische Fär-
bung tragen, während die Namen yucatanisch lauten) bei Lam-
bayeque gelandete Häuptling Naymlap (Noymlap) stellte dort (nach
Unterwerfung der Yungas) in dem von ihm errichteten Tempel
(Chot) das Grünstein-Idol Llampellec (s. Baiboa) auf, das aus einem
Smaragd verfertigt gewesen, und bei den Manta und Cancebi, die
in dem früheren Riesensitze von Puerto viejo wohnten und als
Steinschneider (wie die Cholules beim grünen Stein Quetzcalcoatls)
berühmt waren, fand sich die Figur des Himmelgottes Umifia aus
einem Smaragd verfertigt. Nach Pedro Mexia wurden dem an
heiligen Tagen ausgestellten Smaragd des Fürsten von Manta
Opfer gebracht. Die Fürsten der Scyri trugen den Smaragd mit
Federschmuck als Zeichen ihrer Würde und der Inca die Binde,
weshalb Huayna-Capac nach seiner Vermählung beides vereinte.
94 DIE GESCHICHTE PERu's.
Als unter den Nachfolgern Cuym's (der »auf Naymlap gefolgt
war) mit dem Tode Tempellec's die Dynastie Naymlap's ausge-
storben war, setzte der Chinco-Capac (der sich des Landes be-
mächtigt hatte) den Fürsten Pongmassa (in Lambayeque) ein, und
unter dessen Sohne Oxa wurde das Land von den Inca erobert.
Dem von Naymlap bei Lambayeque gebauten Tempel Chot ent-
sprach ein anderer bei Liribamba und am peruanischen Jahres-
fest wurde im Tempel Chot das neue Feuer entzündet. Die Mo-
numente von Cuelap bei San Tomas (im nördlichen Peru)
sind in Stockwerken gebaut (nach Nieto) und (nach Raymondi)
gehen sie zurück ä una epoca anterior ä la dominacion de los
Incas.
Naymlap wurde als nicht gestorben oder fortlebend gedacht,
und der Name seines Nachfolgers Cuym wird als der Unsterbliche
erklärt. Ebenso zog sich Condorazo, Vater Duchicela's (nach
dessen Vermählung mit Toa) von Puruhua in die Berge der Col-
lares zurück, wo er unter der höchsten Spitze der Cordillere (Con-
doraza) begraben sei und dort als unsterblich verehrt wurde. Die
Leiche des alten Königs (in Guamachuco) oder des Inca-Kriegers
Condor (und seines Sohnes) wurde mit einem Maishaufen bedeckt,
um sie unverwest zu bewahren. Von Inga-Roca wurde als Höh-
leneinsiedler die Unsterblichkeitslehre ^) gepredigt und solche fand
(nach Garcilasso) im Chumbo ihre Anhänger. Avila verzeichnet
die Mythe, dass der Tod nur ein Schlaf gewesen und die Ver-
storbenen nach fünf Tagen wieder aufgelebt seien, aus jener Zeit
als der Huaca Huallallo Caruincho, der Vertreiber der in Menschen-
form wandelnden Huacas Yanamamca Intanamca, selbst wieder
dem neuen Prophetengotte Pariacaca (Nachfolger Hathiacuri's),
der auf Coniraya gefolgt, erliegen musste.
Zwischen Lambayeque und Manta lag als ein mittlerer Lan-
dungsplatz Tumbez, wo sich auf der Sierra Stämme der Fallanas
vorgeschoben hatten und dort mit den (durch Sprache und Sitten
1) In Cliicora (nördlich von Florida) wurde beim Aufgraben der Gebeine eines
verehrten Häuptlings und dem Beweinen derselben durch die Frauen (bis zur Wieder-
bestattung) von den Priestern (welche die beiden Idole männnlicher und weiblicher
Natur nur am Jahresfest dem Volke ausstellten) die Unsterblichkeit gelehrt und der
Aufenthalt im Paradiese unter dem Namen Quxuga im Gegensatz zu dem Strafort ge-
schildert (Herrera). Vianle coxo , den unter ihnen tanzend und singend erscheinenden
Dämon (die Alusos).
TUMREZ. 95
von ihren Nachbarn verschiedenen) Olmos, die auch bei Piura^)
(wie in olmekischer Vorgeschichte) genannt werden, in Berührung
gekommen waren. Nach Oviedo wohnten zwischen Tumbez und
Truxillö die Mochicas (Steingötter oder Guatan verehrend), und
Mochica fanden sich bei Runahuana. Zu Pizarro's Zeit war
Tumbez im Kriege mit Puna (wo der Fürst Tomala herrschte)
zerstört worden, und (nach Herrera) war der letzte Zwist ent-
standen, weil Puna sich dem Atahualpa von Thitos oder^ Quito
unterworfen, Tumbez dagegen bei Guascar verblieben sei. Als
der Aufstand des durch die Abschaffung der Menschenopfer, die
dem Kriegsgotte Tumbal dargebracht waren, erbitterten Häupt-
lings Tampalla unterdrückt war, stellte Huayna-Capac die Re-
gierung der Insel Puna unter den in Tumbez eingesetzten Statt-
halter.
Von den Fürsten von Caxamarca wird bemerkt, dass sie sich
vor der Thronbesteigung so strengen Fasten zu unterwerfen
hatten, dass mehrmals Todesfälle dadurch eingetreten seien
(Baiboa), und ähnliches heischten die Gesetze der Chibcha von
dem Chia, ehe er die Würde des Zipa erlangte. In Tarma und
Pumpu (Bombon) wurden vielfache Fasten beobachtet, besonders
für die Todten (s. Garcilasso), und in Cuzco leitete man die Feste
mit den Cazi genannten Fasten ein. Nach Herrera wurde in
Caxamarca die Sprache der Guamachuco's geredet, welches Lan-
des Fürsten bei den Inca in hohen Ehren standen.
Caxamarca wurde nach der Eroberung durch die Inca ein
Lieblingssitz derselben, aber Pizarro fand die Umgegend bis
Puera erst neuerdings unterworfen und noch zu Aufständen ge-
neigt (besonders bei damaliger Ausbeutung).
Zwischen den Caziben im Thal von Piura und der von Ata-
hualpas dagegen besetzten Festung Caxas wohnte (neben dem
Caciquen Zaran) der Cacique Pabor, der (vor Guaynacapac's Er-
oberung) die Oberherrschaft ausgeübt hatte. Von der Festung
Caxas gelangte Pizarro durch die wasserlose Wüste (mit den
Ruinen der Festung des Caciquen Copiz) nach dem Thal des
Caciquen Motux und dann (am Fluss) in die Länder des Caciquen
Cinto, worauf sich später am Fusse der Sierra der Weg nach
Caxamarca von dem nach Chincha abzweigte (Xeres).
\) Puira wurde bei Tangarara gebaut. Auf dem AVege von Piura nach Motupe
liegen in der Wüste die los Xaguyes genannten Wasserplätze (n. Cie9a).
96 DIE GESCHICHTE PERU's.
Die bei Lambayeque aus dem Norden anlang'ende Flotte
wurde von dem Kriegerfürsten Naymlap geführt, von seiner
Gattin Ceterni begleitet. Sein Hofstaat schloss als die vornehmsten
Würdenträger ein: Petazofi, der das IMuschelhorn ^) blies, Nina-
coUa, mit der Sorge der Sänfte und des Thrones beauftragt,
Ninagentue, den Herold, Tongasigde, der die Bestreuung der
Pferde des Herrschers mit Muschelsand beaufsichtigte, Ochocalo,
den Leibkoch, Xam, der die Fettfarben mengte, um das Gesicht
zu bemalen, Ollopcopoc, der das Bad bereitete, und LlapchiluUi
den Verfertiger der mit Federn^) geschmückten Festgewänder
(s. Baiboa).
An der Mündung des Flusses Taquisllanga landend, Hessen
sich die Fremden im Lande nieder und bauten den Chot genann-
ten Tempel für das von ihnen mitgebrachte Götterbild, das aus
gemeinem ^) Stein verfertigt, als Llampallec (Lambellec) verehrt
wurde, ihren Stammesheroen darstellend (in einer Statue Naym-
lap's). Unter den Heroen der Maya wurde Lambat verehrt.
Dem Könige wurde eine zahlreiche Nachkommenschaft ge-
boren, und als er aus dem Leben schied, verbreitete sich allge-
meine Trauer durch das Land, so dass seine ehemaligen Gefährten
die gegründeten Ansiedelungen verliessen, und für weitere Wan-
derungen aulbrechend, sich nach allen Seiten hin durch das Land
zerstreuten, ihren Fürsten zu suchen, der als unsterblich, sich mit
1) In Hayti bezeichnete Lambi die Muscheltrompeten (n. Bourbourg). Als Hernan
Pouve und Bartolomäus Hurtado von den Chuichires (b. Nata) nach Nicoya kamen,
fanden sie zahlreiche Canoes und viele Mannschaft zu Wasser und zu Lande con sus
trompetillas ö cornetas (s. Herrera).
2) So wurde dem König von Mechoacan ins Grab mitgegeben un Plumagero, un
Platero und unter den andern Dienern Einer, que le llevaba su silla, und un car-
pintero de hacer los instrumcntos musicos (y un bailador), sowie unter den Frauen
eine Mundschenkin , ferner una cocinera, otra que le servia con el orinal u. s. w. (s.
Torquemada).
3) Keymis fand Figuren von Grünstein (und Gold) am Corentyn. Nach Marchais
trugen die Galiter Grünstein, die (nach Barrere) von den Tapuyos (am Maranon) ver-
folgt waren. Die Topayos erhielten den Grünstein (piedros hijadas) von den Cougnan-
tainsecouma oder Amazonen (s. Condamine). Der Grünstein am Rio Negro sollte von
den Amazonen kommen (zu Humboldt's Zeiten). Zu Raleigh's Zeit trugen die
Caciquen am Orinoko Grünsteine zum Schmuck. Die von den Cariben getragenen
Grünsteine (piedras de macagua), were called Macuaba (Calicot-stone) in demerara (s.
van Heuvel). Nach Charlevoix erhielten die Haytier den Grünstein zum Aushöhlen
der Canoes am Maranon. Salvado sah Grünstein-Idole bei Trujitto in Honduras. In
Mexico verknüpfte sich der Grünstein mit dem Cult Quetzalcoatl's.
NAYMLAP. 97
einem Flügelgewande bekleidet haben sollte, zum Himmel auf-
steigend. Bei diesem Exodus blieben nur die Epigonen, als die
im Lande geborenen Kinder zurück, also gleichsam die Pipiles
(prinzliche Infanten) in Nicaragua, oder Huambraconas (Kinder-
volk), wie die Carangu's (s. Velasso) nach der von Huayna-Capac
verhängten Strafe genannt wurden.
Cuim (der Unsterbliche) , der dann den Thron bestieg, zeugte
mit seiner Gattin Zolzdoni zwölf Söhne, die Ahnherren mächtiger
Familien, und wählte den freiwilligen Hungertod, in einem Ge-
wölbe verschlossen, um den Glauben an die Unsterblichkeit seines
Geschlechts wach zu halten.
Die Reihe seiner Nachfolger (Escufiain, Mascuy, Cuntipallec,
Allascunti, Nofanech, Mulu-Muslan, Llamecoll, Lanipatcum, Acunta)
schloss mit Tempellec, der für seinen Frevel, die Figur Naym-
lap's aus dem Chot-Tempel zu entfernen, durch eine Regenfluth
bestraft wurde, und dann durch eine Empörung der Priester und
Häuptlinge, die ihn an Händen und Füssen gebunden ins Meer
warfen, um sein Verbrechen zu sühnen.
Mit ihm endete die von Naymlap begründete Dynastie und
das Land wurde republikanisch regiert, bis es in die Gewalt des
Chimo-Capac fiel, der den Häuptling Pongmassa als Statthalter
einsetzte. Ihm folgten seine Söhne, erst Pallomassa und dann
Oxa, zu dessen Zeit Caxamarca von den Inca erobert wurde.
Dann herrschte Llempisan und nacheinander dessen Söhne
(Chullumpisan, Cipromarca und Tellempisan) bis auf Efquempisan
und Pecfunpisan, der zur Zeit der Conquista auf dem Thron sass.
Unter den verschiedenen Colonisationen, die während .der
Nachfolge Naymlap's aus dem von ihm gestifteten Reiche fort-
gesandt wurden, wird besonders die Llapchilulli's (Naymlap's Be-
gleiter) hervorgehoben, der sich im Thal von Jayanca (unter den
wilden Penachis) niederliess, und von einem seiner Nachfolger,
der in der Gefangenschaft zu Cuzco verstarb, wird (bei Baiboa)
erzählt, dass er ausgestopft wurde, um ihn als noch lebendig er-
scheinen zu lassen. Von den Söhnen Cium's begab sich Nor
nach dem Thal von Cinto, Calla nach Cucume, und ebenso wurde
Collique (zwischen Cinto und Sanas) besiedelt (so dass in Collao
ein beflügelter Ayarache wieder erscheinen könnte).
Vor den Collas fliehende Serranos Hessen sich bei Arequipa
nieder, andere Auswanderer der Berge (Montafieses, als Sacha-
runa oder Wilde) kamen nach Tumbez und Puira, ebenso die
Bastian, America. 7
98
verschiedensprachigen Olmos (mit den Stämmen der Tallanes),
und als die Küste übervölkert war, folgte Einschiffung auf Flössen,
um andere Orte zur Ansiedelung aufzusuchen.
In Chanchan oder Truxillo stand der Königssitz der (vom
Fischgott ^) geschaffenen) Chimu, die über die Küste von Tum-
bez bis Supe, und dort unterthänige Vasallen-Fürsten, herrschten,
und in Paramanca eine Grenzfestung erbauten , während der
Kriege mit Cuyz-Mancu, König von Pachacamac, und Chuquiz-
Mancu, König von Runahuana oder Lunahuana. Bisweilen
scheint indess die Grenze bis Chancay vorgeschoben zu sein, da
es als streitiger Punkt erwähnt wird, bald im Besitz der Chimu,
bald als zum Reich des Cuyz-Mancu gehörig. Bei Paramunca
erlitt der Chimu durch den Feldherrn Yupanqui Inca (Sohn
Pachacutec's) die Niederlage, welche ihn zum Rückzug bis Santa
und dort zum Abschluss eines Vertrages zwang. Sein Reich wurde
dadurch auf die Küstenstrecke zwischen Guarmey und Tumbez ein-
geschränkt, und um den Süden zurück zu erobern, verband sich
Chimo-Capac, den Oviedo als Fürsten von Canda bezeichnet, mit Cuz-
mango-Capac, Fürsten der Conchucos, fiel aber in der Schlacht gegen
Capac-Yupanqui und dieser Sieg hatte dann die Eroberung Caxa-
marca's durch den Inca zur Folge (s. Baiboa), während sie bei
Garcilasso vorhergeht. Nach dem erfolglosen Aufstand Chimo-
cappa's gegen Guaynacapac (s. Zarate) wurde dann das Land
dem Reiche der Inca einverleibt. Raymondi macht auf die
Aehnlichkeit der Felsinschriften von Janca bei Cuzma (bei Huar-
mey) mit denen von Caldera (bei Arequipa) aufmerksam, und bei
dem Zuge der Chincha in das Innere wird Chuquibamba als der
von ihnen weitest erreichte Punct erwähnt. Bei Baiboa gründet
Llapchilulli, der Naymlap bis Lambayeque begleitet, ein Erbreich
in Jayanca. Die bald feindlichen, bald freundlichen Berührungen
mit den Canar zeigen sich in dem von Tupac Inca Yupanqui er-
oberten Chanchan (neben Tomebamba).
Eine frühere Unterwerfung der Chimos wird bereits in die
1) Nachdem Kalinayo, Stammherr der Caraiben, der sie nach Hayti geführt, dort
vergiftet worden war, verwand ehe er sich in den Fisch Atraioman. Cieza de Leon
bezeichnet das Thal von Pacasmayu als den Sitz mächtiger Fürsten vor der Zeit
der Inca. Nach Garcilasso boten die Bewohner von Pacasmayu und Chacma freiwillig
ihre Unterwerfung an, erfreut, dem Reiche des Inca angehören zu können. Auch
im Thale Santa's wird von der Macht und dem Ansehen der dortigen Häuptlinge
gesprochen.
MOND. 99
Zeit des Viracocha gesetzt, und um die vor demselben in die
Berge geflüchteten Chimos wieder zu unterwerfen, soll Topa-
Yupanqui die (von Abyssinien gegen Aegypten gerichtete)
Drohung ausgesprochen haben, dass er nämlich die die Ebenen
bewässernden Bäche auf die Höhen ableiten lassen und so die
Thäler in Sandwüsten verwandeln würde (wie es Con Schuld ge-
geben wurde). Die Ausdehnung der alten Cultur zeigen noch
jetzt die Reste alter Wasserleitungen (wie im Thal von Chicama
und die traurigen Folgen des Verfalls die gegenwärtig Chimbote
(in der Bahia del Ferrol) umgebende Wüste.
Inca Pachacutec schickte seinen Sohn Inca Yupanqui, der
(aus dem Lande ^der Yauyus zum Orakel des Rimac ziehend)
sich mit dem Cuismancu in Pachacamac und dem Chuquiamancu
Runahuanac nach Huaman (la Barranca) begab, an die Grenze
des Reichs des Chimu, der über die Thäler Parmunca, Huallmi,
Santa, Huanapu und Chimu herrschte, aber sich vor dem Inca
nach Santa zurückziehen und (nachdem aus Cuzco Verstärkung
angelangt war) seine Unterwerfung erklären musste. Von den
durch Topa Inga nach dem Kriege mit Marca, Runahuana und
Chincha Aufgehängten, soll der Ort den Namen Guarco (Galgen)
erhalten haben (s. Baiboa), wie auch der Cerro de la Horca. Die
Erbauung der Sonnentempel, die in Manta erwähnt und in Pacha-
camac ausdrücklich den Inca zugeschrieben wurden (während nach
anderen wieder die Inca gerade den Tempel Pachacamacs einem
einheimischen zugefügt hätten), wäre auf den Protest der (fischen-
den) Eingeborenen gestossen, die das ihnen Nahrung gebende
Meer verehrten, gegen die heisse Sonne dagegen, so wohlthätig
dieselbe in der Sierra gefühlt werden möchte, eher Abneigung
empfanden (wie die Ataranten in Afrika). Auch von den Panches
wird gesagt, dass sie in ihren schwülen Thälern nur den Mond
verehrt, den Cultus der Sonne dagegen für überflüssig erachtet.
Die Huamachucos waren von den silbernen Halbmonden genannt,
die sie als Kopfschmuck trugen.
Die Chimus sollen auf Flössen in das Land der Yunga gekom-
men sein, und diese, als Riesen beschriebenen Chimu wären dann,
durch einbrechende Dürre vertrieben, in das Innere gezogen, wo sie
in Quinoca (b. Guamanga) von bärtigen Weissen aufgerichtete Ge-
bäude angetroffen, wie ähnlich die Steinbauten von Huaraz bei
Piscobamba Riesen zugeschrieben wurden, die vor den Inca ver-
schwanden (s. Cieza). Durch Anschluss dieser Dürre an die
7*
100 DIE GESCHICHTE PERu's.
Katastrophe, durch welche Con's Schöpfung ihr Ende bereitet
wurde, würde dieses Riesengeschlecht den Character eines halb vor-
weltlichen gewinnen, das aus früherer Erdepoche in die jetzige
hineinragt, ähnlich wie die Quinames in Mexico, deren das
Erdbeben überlebende Reste von den Tlascalteken nachträglich
vertilgt wurden.
Obwohl indess diese Chimus vielfach mit prähistorischen Riesen
identificirt und als solche dargestellt werden, findet sich doch
auch eine andere Version, die sie neben denselben nennt und
nur in der Zeit parallelisirt.
Gleichzeitig, heisst es, mit den Riesen, die in Puerto -viejo
durch den Zorn der Sonne ihrer Laster^) wegen vertilgt w^urden,
kamen (durch Pachacamac im Meere geschaffen) die (Steine mit
Eisen bearbeitenden) Einwanderer, als Chimos unter dem Chimu,
nach Peru (während der Regierung Ayartarco-Cupo's in Cuzco)
und nachdem sie sich in den Ebenen (unter Erbauung des Tem-
pels des Pachacamac) sowie bei Caxamarca (und Guaitara) nieder-
gelassen, bedrohten sie, als Huascar Titu auf dem Throne sass,
dessen Hauptstadt Cuzco mit einer Belagerung, ohne dass Lima-
Tambo zum Schutze der Grenze befestigt wurde. Als darauf
Pachacuti einen Feldzug gegen diese Chimu unternehmen wollte, ver-
sagte ihm der Fürst der Vilcas den Durchzug. In Vilca (undHuanco-
Huilca) stand der Haupttempel der Chancas von Andahuayllas.
Huascar- Titu ist der Nachfolger Ayartarco Cupo's (des kraus-
haarigen Usurpators) als Vorgänger des Pachacutek oder Titu
Yupac-Anak, während (bei Oliva) Quisqui-Yupangui den mit dem
Titel Chumpo (Chimbo oder Chimo) versehenen Thome vertreibt,
der die Küste sowohl, wie Quito und Cuzco in Mitleidenschaft
gezogen. Nach Hornius führten die alten Krieger Quito's den
Titel Chamba und (Urco CoUa) Chamba fiel als Häuptling der
Canares, von Atahualpa zu Huascar ab. Condesuyo grenzte (neben
den Ubinas) mit Pomatambo der Chumbivilcas, die nach der
Unterwerfung durch Inca Yupanqui Tänzer als Tributleistung nach
Cuzco zu liefern hatten (s. Herrera). Nach Garcilasso geschah
diese Unterwerfung der Chumbivilcas (bei San Thomas) in Bewun-
derung der von Mayta Capac über den Apurimac gebauten Brücke
(Chumpi oder schwarzbraun). In Chumbo (bei Puerto-viejo) galten
1) Noch zu Pizarro's Zeit fanden sich in Puerto viejo (und Umgebung) formas
feas con miembros deshonestos (s. Herrera).
RIESEX. 101
(n. Herrera) peruanische Gebräuche (und Chimbo wird als äusser-
stes erklärt). Die Coybas mit dem Häuptling Chima oder Careta
grenzten mit Poncha (auf Darien) zu Balboa's Zeit (s. Gomara).
Bei Montesino's fallen die Landungen der Riesen, die sich
an der Küste festsetzten, um- das Ende der Pyrhua- Dynastie,
welcher (nach Pachacutek) die Dynastie der Amautas folgte.
Als ihre Werke wurden den Spaniern tief gemauerte Cisternen-
Brunnen gezeigt, wie sie auch in Yucatan angetroffen werden.
Von dem durch seinen Vater unterworfenen Thal von Chimu
aus, setzte Huayana - Capac die Eroberungen nach Norden fort,
über Chasma und Pacasmayu, sowie Canar, Collque, Cintu, Tuomi,
Jayanca, Mutupi, Puchiu und Sulluna indem er auf einem späteren
Feldzuge (von Sulluna aus) noch das Reich von Tumbez seiner
Herrschaft zufügte. Die in Felle gekleideten Riesen wurden als
dem Meere befreundet geschildert, das sie auf ihren Fischzügen
ungescheut durchwatet^) hätten, und das Geschlecht der Chimus
sollte von seinem Fischgott Pachacamac in den Tiefen des
Meeres geschaifen sein, während die Sage wieder Con sich mit
seinen Kriegern in das Meer zurückziehen und dort verschwinden
lässt. Als Huanauqui in Pastos die märchenhafte Kunde von den
Landungen der spanischen Viracochas empfing, berichtete er an
seinen Bruder Huaynacapac (in Quito), dass das Meer bärtige
Seeungeheuer aufgeworfen habe, die auf schwimmenden Häusern
herbeigetrieben (wie die Oannes nach Mesopotamien). Bei Gui-
lapa (in Ytztpexic) waren Eisenmenschen (als Sonnenkinder) vom
Meer ausgeworfen (Herrera),
In Tumbez, wo zu Pizarro's Zeit die Fürstin Chilimana
herrschte, hielt man die spanischen Schiffe für „Rocas und Pe-
nascos sobre la Mar" (s. Garcia) und in Mexico für die Teocalli-
Quetzcaloatl's, mit seinen Göttersöhnen. Atahualpa erkannte in den
Spaniern (Hernandez Pizarro und de Soto) Gestalt und Tracht des
Gottes Viracocha, wie er den Anwesenden bemerkte. Der Häupt-
ling Nicaragua fragte den Dolmetscher, ob die Spanier vom
Himmel gekommen, oder aus den Wolken oder herabgeflogen
(s. Herrera).
1) Der durch Lobato an der Küste des Choco verfolgte Indianer rettete sich durch
Hineinwaten in das Meer, so dass die über diese Kühnheit erstaunten Spanier nicht zu
folgen wagten. In der christlichen Legende ist St. Christoph, das Wasser durchwatend,
gigantisch genug, um den sie zuerst durchschiffenden Christobal Colon in sich aufzu-
nehmen (als Vorbereitung zur Heiligsprechung).
102 DIE GESCHICHTE PERu's.
Wie die Chimus war auch der Ursprung der seefahrenden
Cariben dem Meere angehörig, indem es von diesen, die einge-
borenen Ygneris der Antillen oder die für entlaufene Sklaven
(wie die Avaren der Hiongnu) geltenden Arowaken mit dem
Schrecken ihrer Giftpfeile bekämpfenden Piraten heisst, dass ihr
Stammvater, als er vom Festland nach Dominica gekommen, in
einem Fisch verwandelt worden (s. du Tertre).
In zusammengefasster Folge würde Cara und Chimu auch Chin-
cha repräsentiren, die w^ährend der historischen Zeit den dominiren-
den Stamm an der Küste (und im ganzen Chincha-suyu) bilde-
ten und in ihren Traditionen die Erinnerung an die fremde Her-
kunft mit langen Wanderungen, auf denen sie durch einen
Priesterkönig geleitet seien, bewahrt hatten, sowie die Verehrung
für das Orakel Chincha oder Camay, wo die aus dem Felsen
tönende Stimme Halt gebot (s. Cieza). Da sie selbst, wie be-
merkt, mitunter mit den traditionellen Riesen identificirt wurden,
ist es erklärlich, dass nach diesem Massstabe gemessen, die von
ihnen angetroffenen Eingeborenen als Zwerge^) erscheinen^)
konnten (mit den von Bollaert als zwerghaft geschilderten Chan-
g'o's des Südens identificirbar).
Ihre Züge in das Innere sollen sich, nach Einiger Darstel-
lung, über Sora und Lucana (und zwar zur Zeit, als die ersten
Inca Cuzco gründeten) bis nach Collao'"') ausgedehnt haben (also
1) Unter den Comechingones (bei Cordoba) wurde von Zwergen erzählt (nach
Funes). Neben den Tupinambas wohnten (nach Acuiia) die zwergigen Guayaji's (so-
wie die Matayos mit einwärts gekehrten Füssen). Die Cauanas oder Carcanas am
Jurua gelten für Zwerge. Federmann hörte von den Aymanes (neben den Xideharas),
dass sie ein kleines Volk von Zwergen wären (s. Klüpfel). Als die Nation der
Ayamanes oder Zwerge durch eine Pest verödet worden, fingen sie an, mit den bis
dahin friedlichen Xideharas sich zu verheirathen , ,,also dass an disem ortt ettliche
grösserer Disposition und besserer statura alls lenger und grösser von Leib unther sie
gewachsen seindt" (Federmann). Neben den Amazonen (im nördlichen Mexiko) fand
sich ein Zwergvolk zur Zeit Cabeza's de Vaca (s. Ribera). Gongo, König der Ticki-
Ticki, ist Munza tributpflichtig (s. Chaille-Long) und ihre Verwandten finden sich in
Afrika weiter zerstreut.
2) Andagoya sah in Escoria so grosse Leute, que los otros hombres eran enanos
con ellos (s. Herrera), wie in Patagonien und Feuerland.
3) Wenn diese Colonien der heissen Küste gleich denen der aus den brasiliani-
schen Tropenwäldern gekommenen Eroberer (zur Zeit des Titu-Jupanki-Pachacutec)
klimatisch zu Grunde gingen, so würden sich nur die durch Kreuzung mit den
Huancas und den Chancas dem Milieu accomodirten erhalten haben.
CHANCHAN. 103
bis an den Chucuitu oder Titicaca), zunächst aber bis zu den
Chancas, die als ihre äussersten Vorposten gelten könnten, und
mag dann auf diesem Wege (auf der Strasse von Ica) auch
Guamanga (und seine Monumente) von den Chimu berührt sein.
Es wird von den Chancas im Besonderen erwähnt, dass sie (in
Puma-Felle gekleidet) von Huamanca (Guamanga) und Huanta an's
linke Ufer des Apurimac gekommen sein.
Die Fürsten an der Küste, in Chincha, in Canete, am Rimac,
waren sich alle (wenn auch mitunter im Streit) ihrer Verwandt-
schaft mit den Chimu bewusst, und die durch dieses letztere
Reich erlangte Präponderanz wird auf die enger eingeleiteten
Beziehungen mit den Stämmen des Hochlandes (besonders mit den
Conchucos) begründet gewesen sein, weshalb dann auch der
Cultus des Heroenfürsten Atau in der erweiterten Form Ataguju's
bis nach Guama-chuco getragen wurde.
Wahrscheinlich trat diese Centralisation in Chanchan aber
erst später ein, dann nämlich, als die früher nach der Sierra ge-
richtete Bewegung der Chincha (von den Thälern zwischen dem
Rimac und Pisco aus) unter dem Vordringen der Inca nach Nor-
den auf hemmende Schranken traf, und besonders als nach Un-
terdrückung der aufgestandenen Chancas ihre Führer bis in die
Montana getrieben wurden.
So auf die Küste zurückgeworfen, füllten sich wieder die
bereits zum Theil verlassenen Plätze des nördlichen Meeresstriches,
und sobald Chanchan als die Hauptstadt eines mächtigen Reiches
aufzublühen begann, kam es bald in Berührung mit dem in der
Zwischenzeit (während die Chincha mit den Kriegen im Hoch-
lande beschäftigt waren) in Lambayeque gegründete Staat, der von
Chimo-Capac (unter Einsetzung des Fürsten Pongmassa, als Statt-
halter) annectirt wurde.
Bald darauf wurde dann auch der alte Stammessitz in Tum-
bez wieder in Besitz genommen, wo die zurückgebliebenen Olmos
durch die Zuwanderer aus der Sierra allerlei Älischungen und
Veränderungen erfahren hatten. Die fernere Ausbreitung wird
dann durch die kriegerischen Canar die (nach Velasco) ihren
Feinden durch Gebrauch der Pfeilschusswaffen (gleich Xatryas)
überlegen waren, im Innern gehindert sein, während an der Küste
die Huancavillcas (deren Gebrauch zwei Oberzähne auszureissen
durch Huayna-Capac strafweis auf vier ausgedehnt wurde) einige
Verwandtschaft zu besitzen scheinen, die sich die ganze Kette
104 DIE GESCHICHTE PERU's.
entlang bis zu den Chancas in Andahuayllas (und Vilcas) ver-
folgen lassen.
Die besondere Beziehung, welche die Gegenden am Rimac
und den dortigen Küstenstreif in den Fabellegenden mit Cuzco
verknüpft, tritt nicht nur (ausser dem in Lima-tambo wieder-
holten Rimac) in dem Doppelgänger dieser Stadt hervor, die nach
Besiegung der Inca zu deren Verspottung gebaut sein soll, bei
Cieza dagegen von den Inca selbst auf dem langdauernden Feld-
zug gegen Malca oder Mala, oder (bei Herrera) von Topa Inga
Yupangui im Thal von Guarco (aber nach Beendigung des Krie-
ges wieder zerstört), sondern besonders in der Erwähnung, dass die
auf der in Cuzco zusammenberufenen Synode regulirten Ceremonial-
gesetze von dem nachfolgenden Inca, der zuerst das Gebiet des
Tempels von Pachacamac betrat, dort als bereits gültige vorge-
funden worden. Nach Baiboa wurde dem zwischen Lima und
Huarochiri (als Pilgerort besuchten) Tempel von Topac-Inga ein
Tempel des Pachacamac auf dem Hügel zugebaut, an dessen
Fusse dann der Sonnentempel gelegen haben würde. Cieza sagt
dagegen , dass der obere Theil im Tempel des Pachacamac für
den Sonnentempel eingerichtet worden.
El principal, a quien adoraban era el Viracocha Pachaya-
chachic, que es el criador del mundo, y despues de el al sol,
bemerkt J. de Acosta von den Incas in Cuzco, indem er hinzu-
setzt, dass die Sonne und die übrigen Guaca nur als Vermittler
für den Schöpfergott gegolten hätten, für den „criador universal."
In der Nachbarschaft des dem Pachacamac, als allgemeinem
Welterhalter, geweihten Heiligthums, sollen die Chincha dem spe-
ciellen Erhalter ihres Stammes einen Tempel als Chincha- camac
(Schöpfer der Chincha) gebaut haben (s. Garcilasso), der so dem
Chibcha-cum der Chibcha entsprochen haben würde. In Camac
wurde im Allgemeinen der Schöpfer verehrt (s. Arriaga), dessen
Würde auf locale Landesgötter übertragen werden mochte.
Quando invocan la Huaca la llaman Runap-camac, o criador del
hombre (Runa oder Mensch).
Als Bewohner der Provinz Huanuco oder Leon, die mit
grossen Tempeln und Festungen gefüllt sei, nannte Herrera die
Conchucos, Guailos, Tamara und Bombon. Alcedo erwähnt viel-
facher Fehden zwischen den Muzupies oder Monzupies (in Guanuco)
mit den Panataguas und Cocmonomas , welche letztern zugleich
XAUXA. 105
mit den Mazupes und Callisecas im Kriege lagen, und diese mit
den Cepazos und Cocmonomas.
Nach Zarate wurden in Huanuco Kriegsgefangene dem Gotte
Cataquilla geopfert, dessen Dienst sich von Guamachuco dahin
verbreitet haben wird, als das Geschlecht der mit den Atumu-
runas verknüpften Erbauer der Steinmonumente verschwunden war,
w^ie die Guachimines der Schleuder (der Lieblingswaffe der Inca)
erlagen. Die a,us alten Mythen quellende Heiligkeit, die in Peru
von Tia-Huanuco nach Huanuco strömte, umkreist auch in Mexico
die Gestirnspyramiden von Teotihuacan. Die von den Barbaren
aus Collasuyu verdrängten Atumurunas, (die Manco in Pamo-
cocha, Quinua, Quaytara und Chachapoyas ansiedelte), werden
(gleich den Tolteken in Anahuac) als Lehrer friedlicher Künste
von den eingeborenen Stämmen Peru's empfangen und für Ver-
schwägerungen gesucht.
Die Huanca^) zerfielen in die Xauxa unter dem Häuptling
Cuixaca, die Maricavilca unter dem Häuptling Huacarapara und
die Llasapallanca unter dem Häuptling Alaya (s. Cieza).
Bei den Chancas, die (während der Herrschaft des Alcay-
Vilca in Cuzco) aus den Sitzen der Chincha bis Chuquibamba
(vielleicht bis zu den Chicha) vorgedrungen waren und dann bei
Andahuayllas mit den zurückgetriebenen Quechua (sowie mit den
Carangas) grenzten, werden die blutigen Riten der Küste er-
wähnt und erst als Inca Roca den Tempel von Uramarca (Vilca
1) Ynca Pachacutec schickte (zur Eroberung Chinchasuyu's) seinen Bruder Capac
Yupanqui (von der Grenzfestung Villca) gegen die Huancas von Sausa oder Jauxa,
nach deren Besiegung Tarma und Pumpu unterworfen wurden, sowie die wilden
Stämme der Antis (im Osten) bis nach Chucurpu (wo ein Tiger verehrt wurde), und
auch Ancara und Huayllas, Später von Inca Yupanqui (Sohn des Inca Pachacutec)
begleitet, bewog Inca Capac Yupanqui (von Chucurpu aus) die Provinz Pincu sich zu
unterwerfen, musste aber die (in Festungen und unwegsame Gegenden zurückgezogenen)
Conchucu (mit Huara und Piscapampa) durch Hunger bezwingen, worauf (nach der
freiwilligen Unterwerfung des Curaca von Huamachucu) die Cassamarcas besiegt w^urden
(und die Yauyus sich freiwillig ergaben). In Caxamarca wurde dann ein Lustschloss
der Inca erbaut. Inca Tupac Yupanqui unter^varf (von Caxamarca aus) die (Schlangen
verehrenden) Huacrachucus und die (in der Hauptstadt Llavantu Condorgeier verehren-
den) Chachapuyas oder Chachas (mit der Festung Cuntur-marca) , verbündet mit dem
(durch Anco Huallpa oder Hancohualla besiedelten) Land von Mayupampa, und dann
die Wilden von Huancapampa (mit Cascayunca) civilisirend und die Provinzen Cassa,
Ayahuaca und Callua besiegend. Die Festung Cuntur-marca führt auf den Adler, der,
nach Santa-Cruz Darstellung, bei Pachacuti's Feldzug gegen Antisuyu aus den Höhen
herabkam, um die dämonische Schlange Canacuay (der Cavinas) zu vertilgen.
106 DIE GESCHICHTE PERU's.
oder Hanca-Huallu) eroberte, hörten die Kinderopfer auf. Ihr in
den verschiedenen Revolutionen ausgesprochener Kriegsmuth hat
sich erhalten in den von den Procras (die zu den Chancas ge-
rechnet werden) stammenden Morochucos und Iquichanos.
Von Pachacutec Yupangui Inca berichtet Ondegardo, dass
er, nachdem die Usco-vilca benannten Fürsten der Chanca (mit
Hülfe der Canas und Canchas) besiegt worden, die durch den
Cultus der Sonne zurückgetretene Verehrung Pachayachachi's
wiederhergestellt habe. Es war besonders, um gegen die Chan-
cas und Hanco-Huallu (UtunsuUu und Uramarca) Schutz zu ge-
winnen, dass sich die Quechua eng an die Inca in Cuzco an-
schlössen und bei dem Aufstande jener die entscheidende Hülfe
leisteten.
Als die Chancas aus dem empörten Chinchasuyu (unter Hanco
Huallo, Tumay-Huaraca und Astu Huaraca) gegen Cuzco zogen,
besiegte sie (von seinem Vater nach Chita verbannt) Viracocha
durch Hülfe der Quechuas aus Contisuyu (mit Cotapampa, Cota-
nera, Aymara u. s. w.). Inca-Yupanqui tödtete Tomay- huaraca,
Asto- huaraca und Huasco Tomay -Rimac, Fürsten der Chancas
(s. Salcamayhua).
Trotz dieser Besiegung von Tomaiguarca und Astoguarca,
Fürsten der Chancas und Hanco-vilcas, (aus deren Schädeln^) für
Inca Yupanqui Trinkgefässe verfertigt sein sollen) , verbündeten
sich die seitdem mit dem Beinamen der Auca (Verräther) ge-
brandmarkten Chancas aufs Neue mit den Poeras und Huancas
und erforderten einen zweiten Feldzug des Inca. Als ihre letzten
Festungen von Challcumarca und Suramarca gefallen waren ^),
flüchtete der Fürst Hanco-Huallu mit einem Theil der Chancas
nach Tarma und Pompu, und wandte sich von dort, da ihm (wie
Garcilasso bemerkt) das Reich der Inca noch zu nahe war, rechts-
hin in die Montana der Antis oder (wie Cieza angiebt) nach
1) Nach Xeres benutzte Atahualpa die Schädel der besiegten Inca -Feldherrn zu
einem Trinkgefäss.
2) Die bei Auswanderung der Chancas in das Thal des Maranon in Huacar zurück-
gebliebenen Llamas wurden von den neuen Colonisten als Schützer der Salzquelle ver-
ehrt, bis sie in Folge der Liebschaft Nusta Atunca's (Concubine Viracocha's) mit
Munei'cur sich nach Yanacachi (eine neue Salzquelle mit ihrem Urin schaffend) zurück-
zogen, wo das Älännchen aus Schmerz über Atahualpa's Tod starb, das Weibchen
'weiter umherirrte (s. Ber).
CHANCHAS. 107
Moyabamba^) (auch die von heller Farbe geschilderten Chacha-
puyas mit der Hauptstadt am Tunguragua berührend).
Auf den Stationen der von den Chancas gewanderten Strasse
lagen manche derjenigen Monumente, die von den Atumurunas '■^)
auf ihren traditionellen Zügen berührt wurden, und (nach Herrera)
vermittelten sie überleitende Bezeichnungen bis in das Land des
Dorado.
Unter den von den Chancas unterworfenen Stämmen werden
die Chuas genannt. Alte Ruinen (bei Parasa, Sipa u. s. w.) so-
wie durch aufrechte Steine bezeichnete Gräber (s. Raymondi)
werden bei Poma-Bamba (der Conchucos) angetroffen, auf der
Löwen-Ebene, wie sich bei den am früheren Sitze der Löwen (Puma)
entprossenen Chancas der Löwen-Ort Poma-tambo (neben den
Chumbi-vilcas) fand, und ähnlich wiederholt sich Ayaviri (des
CoUao) in Jaen am linken Ufer des Maranon, dann Chuquibamba
am rechten Ufer des Maranon und am Rio Oropesa (Nebenfluss
des Apurimac), Mollepata Abancay's am Rio Tablachaca oder
Chuquicara u. s. w. Zu den von Peru ausgewanderten Muras am
Jilaranon gehören die Tucumas. Die Pacamurus (Bracamoros)
rühmten sich (nach Cieza) den Angriff Huayna Capac's zurück-
geschlagen zu haben, doch war Loxa im Besitz der Inca. Am
Maranon kämpften die Murus mit den Mundricus.
Nach Herrera treffen die Chancas bei ihrem Einfall auf die
Chuas"), welche sie unterwerfen, das Land Andahuaylas besetzend.
Dann von der Grösse Cuzco's hörend, beschliessen sie, nach
einem feierlichen Opfer am Apurimac, den Angriff und dringen
bis Acorumba vor, wo ihnen dann Ynga Yupangui (Bruder des
Urcos) entgegentritt, indem er von den Grossen des Reiches zur
Rettung des Vaterlandes aufgerufen, auf dem Kriegsstein
Cuzco's das Heer ausgehoben und sich, mit einem Löwenfell be-
kleidet, an die Spitze . gestellt hatte. Wie Montesinos berichtet,
unterwarfen die Brüder Guaman-Huaroca und Guacoz-Huaroco
von Antiguaylas (bei den Chanchas) aus, die Länder von Contisuyo,
1) Die brasilianischen Indianer (unter Viraratu), die (eine Zeit lang von Portugiesen
begleitet) zu den Motilones oder Lamistas gelangten (bei Ortiguera), brachten Nachricht
von dem Goldmann unter den Omaguas (s. Simon).
2) Als Muyus in ]Muyabamba von muyumuyu (muyu, Kreis) in Kreisen herum-
gehen (oder wandern).
•^) Chuacas grenzten mit Tirroh in (Yucatan). Bei Mizque wohnen (an die
Yuracaraes Pocona's grenzend) die Indios originarios, denominados Chues (s. Viedma).
108 DIE GESCHICHTE PERu's.
Tucaisuyo, Collasuyo, sowie die Stämme der Chiriguanos und
greifen dann Cuzco an, werden aber von Inti-Capac-Yupanqui
(Sohn des Sinchi Cosque) besiegt, indem die Sonne dem Heere
voranschreitet. Sinchi-Roca besiegt die Canchas von Andaguay-
las durch den von der Sonne verliehenen Goldreif und die heiligen
Schleudersteine. Bei Herrera erhält Capac-Yupanqui (Nachfolger
des Mayta-Capac) huldigende Geschenke von den Bewohnern
von Andaguaylas in Folge seiner ruhmreichen Siege in Conde-
suyo. Zur Zeit der Spanier herrschte der Fürst Guascar über
die Chancas.
Oliva kannte ebenfalls die Besiegung der Chancas und llan-
covallos durch Topa Inga (Viracocha) und die Gefangennahme
ihrer Fürsten (Tomaiguarca und Astaguarca), spricht aber bereits
unter Quispi Yupangui (Sohn des Capac Yupangui) von dem
Cuzco's Existenz bedrohenden Aufstande Chimpo Thome's, des
Fürsten von Quito, der nach der schliesslichen Besiegung in un-
erreichbar ferne Gegenden geflohen sei. Auch die vermeintlich
von den Inca in der fernen Montana betretenen Gegenden erwie-
sen sich den Spaniern unerreichbar, sei es, dass sie Yupanqui's
Colonien am Tono suchten, oder die unter dem Häuptling Apu-
Huayri am Paititi-See Angesiedelten.
Die Indianer vonPapameme erzählten den (nach Gold fragenden)
Spaniern (unter Speier), que en tiempo pasados avian ydo sus ma-
jores a guerrear con ciertas gentes, que estavan en las tierras
de adelante, y aviendolas vencido se volvieron cargados de
aquel metal, que les ensefiavan (s. Simon).
In den von den Chancas bei ihrer Einwanderung vorgefun-
denen und (nach Andahuaylas) zum Theil zur Knechtschaft ge-
zwungenen Chua (und Que-Chua) erkennt sich das von Cieza als
altes und eingesessenes bezeichnete Volk der Quechua, und da
sich diese Chua bis zu den Yuracaraes und weiter in Bolivia
hinein verfolgen lassen, so w4rd das Zwischenschieben der
Aymara-Sprache auf autochthoner Basis mit den von Süden
erfolgten Einwanderungen (bis zu denen der Fürsten Cari und
Zapana) in Beziehung zu halten sein.
Nachdem die Chanchas die Chuas (zu den Andahuailas ge-
hörig) unterworfen und gegen Cuzco rückten, setzten die Orejo-
nes den unfähigen Urco (Sohn des abgedankten Viracocha) ab
und übertrugen die Herrschaft seinem Bruder Yupanqui, der
Hastaguaraca (Fürst der Chancas) besiegte, und dann einen Bund
OMAGUAS. 109
mit ihm zur Eroberung Collao's (sowie Chucuyto's) schloss, wäh-
rend der Inca selbst zum Flusse Bilca vordrang (und am Titicaca
Tempel baute), und nachdem er seinen Sohn Topa oder Tupac-
Yupangui zum Mitregenten angenommen, dehnte dieser das Reich
bis Tito oder Quito aus, wo Colonisten und die Sprache Cuzco's ein-
geführt w^urden (erzählt Brullius). Die Inca eroberten bis zu den
Chalchaqui in Chile. Der König der Chunchos (bei Tarma) leitete
sich von den Inca ab (1745). In den Andes -Wäldern, aus denen
nach Bogota die Propheten aufsteigen, wurden noch bis in später
Zeit versprengte Reste der Culturvölker aus dem Hochlande
Peru's gesucht, und besonders verknüpften sich solche Vorstellun-
gen mit den Omaguas (aus Umasuyu oder Omasuyu).
Die (von den Aguas der Inseln), Omaguasyete oder wirkliche
Omaguas genannten, Omaguas lebten an der Quelle des Putu-
mayo (nach Acuna). Der Hauptstamm der Manaos (am Padauiry)
nennt sich Ere Manao (wir, die Manaos) oder Ore-Manao (nach
Martius). Unter den Aguas heissen die En-agua die guten (ene)
oder ächten. Orellana fand unter den Omaguas die Omagua-siete
(als die echten) bis zur Mündung des Putumayo. Die Aguas (am
Maranon) wohnen zwischen den Curinas und Ticunas (s. Acuna).
Nach Fritz wohnten die Curinas zwischen Yavari und Yutay. Die
in Pebas mit den Yaguas (neben den Omaguas) grenzenden Ore-
jones (in Oran mit den Mayorunas benachbart) bereiten das Gift
für Pfeile und Lanzen.
Nach den Ticunas oder Jumanas (bei Tabatinga) isst der
gute Geist oder Nanuloa (neben dem bösen oder Locazy) Früchte
mit den Todten und nimmt sie zu sich, wie ähnlich auf den An-
tillen. Die Panos (mit den Setebos und Manaos, sowie die Coco-
mas) gehören zu den Omaguas. Bei den Panos sollen Schrift-
zeichen gefunden worden sein. Zu Orellano's Zeit wohnte der
Häuptling Aomagua (der Omagua) bei Machiparon an der Mün-
dung des Putumayu (für Schiffahrt wichtig). Nach Southey
hiessen die Omaguas (im Tupi) Cambebas (oder Flachköpfe).
Die Cambebas heissen (bei Cunha) Omaguas oder Maguaz (nach
Fritz) he certo, que equivocadamente (s. Berredo).
Die Yuma-guaris (Omaguas) am Goldfluss oder Yquiari
(Nebenfluss des Yupuira oder Caqueta) handelten von Putumayo
aus mit den Omaguas an dem (in der Cordillere Cuzco's entsprin-
genden) Yotan, Nebenfluss des Maranon (s. Acuna). Nach de la
Condamine wären die Omaguas als Einwanderer zu den am Ma-
1 10 DIE GESCHICHTE PERU's.
rarion ansässig'en Stämmen gekommen. Auf der Wasserscheide
zwischen Caqueta und Suaza in Fragua (bei Suma Paz) fand
Speier einen Tempel der Sonne und ein Kloster mit Sonnenjung--
frauen. Nach Anderen fand sich dieser Sonnentempel (mit Mo-
hanes oder Priester) und Kloster auf dem Wege von den Llanos
zum Rio Ariari (zur Zeit Speier's). Am Orinoko herrschte der
Caribenhäuptling Topia-wari, wie in Manoa der aus der Ferne
gekommene Pepodalappa oder (nach van Heuvel) Atabalipa (in
seinem flüchtigen Nachkommen). Orellana horte von goldgedeck-
ten Sonnentempeln der Amazonen. Bei den Omaguas, welche
die Todten in Töpfen unter den Hütten begruben, wurden die
Jünglinge in Schmerzertragung geprüft (wie bei der Knappen-
aufnahme der Inca). Die Kopfentstellung, welche von den Inca
für die einzelnen Provinzen verschieden bestimmt w^ar, wurde
auch von den Omaguas und Cambebas (der Tupis) geübt. Die
Omaguacas (unter dem Häuptling Piltipicon) wohnten bei Xuxuy
(in Tucuman). Ribeiro fand die Reste der Omaguas in 01iven9a
(unterhalb Tabatinga) am Maranon (1774). Die Yurimaguas wohn-
ten am Huallaga und (nach Veigl) waren die Omaguas vom
Ucayali gekommen. Skinner rechnet die Panos (mit Setebos
und Manoas, sowie Cocamas) zur Verwandtschaft der Omaguas.
Girval lässt die Omaguas den Jupurä herabziehen. Die Yuris
(Juris) zwischen Iza (oder Putumayo) und Japura (oder Caqueta)
sind den Passes (am Japura) verwandt, welche die Sonne für
stillstehend hielten, die Erde dagegen sich bewegen Hessen. Bei
den Uaupes war die Würde des Häuptlings (Tushaua) eine erb-
liche. Die zwischen San Regis und der Mündung des Napo (s.
Maw) auf der der Mündung des Ucayali im Maranon gegenüber-
liegenden Insel (s. Smyth) wohnenden Omaguas ^) sind den Ore-
jones benachbart, die früher (nach Maw) mit den Putumayos
(bei Pastos) handelten. Die Amoaguayes kommen den Jupura oder
Caqueta bis jenseits der Fälle herab, zum Schildkrötenfischen
(Ohrpflöcke tragend).
Zwischen Putumayo und Caqueta wohnen die Macaguajes.
Die Amaguajes am Putumayo finden sich unterhalb^ des Rio San
1) Die Ycamiaba (Amazonen) am Rio Nhamunda (zu Orellana's Zeiten) wurden
zu der Horde der Sorimao unter den Omaguas gerechnet (s. Martins). Die zu den
Coco gehörigen Cocamas haben sich mit den Omaguas gemischt. Am Uaupes werden
die von den Anden erhaltenen Quarz-Cylinder durchbohrt am Hals getragen und von
dem Tushaua oder Häuptling in längsweiser Durchbohrung (Wallace).
putuMayo. 111
Miguel. Auf dem Weg von Tumana zum Caqueta wird der Pa-
ramo de los Letreros (auch mit spanischen Inschriften^) passirt.
In Mocoa führen Wege vom Putumayo nach Caquete (nach Pas-
tos, nach Almaguer), und von Mocoa über den Cafio Uchi payaco
zum Guineo, Nebenfluss des Putumayo. Quesada kam von Guaya-
beo bis Mocoa in einer jetzt (nach Pedro Mosquera) unwegsamen
Gegend^), aber in der „epoca de la conquista se atraveso esta
grande estension de terreno, lo que induce a creer, que por lo
menos en aquel tiempo habia cerca de la serrania estensas saba-
nas y Camino trillado por los naturales." Im Anfang des
XIX. Jahrhunderts pflegten noch einzeln die Missionare sich von
Popayan über Caguan nach Arama (am Guayabero) zu begeben.
Speier zog von Coro^) über Barinas und Apure, dann Casa-
nare und die Llanos de St. Martin zum Guayabero oder Papa-
mene. Als Hütten über die Llanos nach Ariari gelangt war,
sah er von dort indianische Niederlassungen mit hohen Gebäuden
(als Reflex der Monumente von San Agostin). Die Omaguas am
Maranon waren von Quixos (bei Quito) dorthin gekommen (den
Flussläufen folgend) und ihre Verwandten fanden sich (s. Acuiia)
an der Quelle des Putumayo-Flusses sowohl (bei Pastos), wie
1) An den Felsen des Rio Macaya (Apoporis) sind Zeichen eingegraben und die
Gottheit hat in die Tiefe einen grünen Koffer geworfen, unter den Guaquas oder
Guaguas. Der Häuptling Cocue der (mit den Guaipunabis des Rio Inirida kämpfen-
den) Manativitanos und Marespisanos residirte auf dem, Glorieta del Locui genannten
Fels am Rio Negro (XVIII. Jahrh.). Die Guaipunabis unter Cuseru (Nachfolger des
Häuptlings Macapu) herrschten am oberen Orenoco (XVIII. Jahrh.). Crucero , Häupt-
ling der Guaipunabis, zog von Inirida nach Sipapo, die Indianer am Orenoko be-
kämpfend. Die Guaipunabis warfen die Einfälle der Caribcn zurück. Ceseru herrschte
über die Guaipunabis in Atabapo.
2) Dan mucha importancia a ciertas formas del cuerpo com^ las ligaduras al
vientre por medio de una ancha corteza que usan los hombres, llevando asi estos como
las mujeres brazaletes de trenzas de algodon. Los mustos y piernas estan atadas con
fajas de algodon de trecho en trecho, entre las cuales colocan cortezas y hojas, que
despiden un perfume agradable, bemerkt Codazzi von den Indianerstämmen am
Caqueta, und so finden sich Darstellungen unter den thönernen Grabgefässen des
Cauca-Thals.
^) Die an die Xaguas grenzenden Caquetios hatten die Bewohner der Ebene in
die Berge getrieben und sich dort niedergelassen (bei Variquecenentq^ in grossen Dörfern,
wo Federmann Erkundigungen über das Südmeer anstellte. In Hacarigua berührten
sich die Caquetios und Cuybas, Neben den Atisacaymas wohnten die Caiquetios am
Apure. Los Caiquetios poblaban la major parte de la provincia de Coro (s. Codazzi).
Die Cuybas (mit Jirajaras, Nirvas, Tocuyos, Gueros, Gayones, Omocaros und Yanaconas)
bewohnten Barquisimeto (y la serrania de Nirgua).
112
unter den rechten Nebenflüssen, am Yotan-Fluss (auf dem Wege
nach Cuzco).
Die Ingas ^) (Incas) genannten Indianer bei Caqueta (an den
Flüssen Pepino und Rumiyaco) „hablan la lengua peruana antigua"
(s. Perez). Neben den Agustinillos wohnen die Orejones am
Putumayo. Die einen Dialect der Manativitanos redenden Orellu-
dos (zwischen Caqueta oder Yupura und Apoporis) sind genannt
von „grandes agujeros en las orejas para colocar en ellos pedazos
de junco." Die Amiouanes oder Langohren wohnten an der Quelle
des Oyapoke (1726). Speier fand am Caqueta oder Yupura die
Casa del sol (mit Jungfrauen -Kloster). Herrera erwähnt Pflan-
zungen von Coca in Timana, als b'esonders geschätzt.
Von Tapacunti bei Concepcion (St. Miguel) am Putumayo
führt ein Weg zum Caqueta (oder Zaqueta). Codazzi traf in
Tapacunti einen Mulatten, der jährlich Reisen nach Peru, und
zurück, unternahm, indem er den Putumayo hinab (Mais säend)
zum Marahon fuhr, und diesen aufwärts bis Tabatinga und auf dem
Guallaca nach der Salina von Chapapoima, um Salz zurückzu-
bringen, und dann die, wie auf der Reise der Afrika umschiffen-
den Phönizier (b. Herodot), angelegten Pflanzungen zum Unterhalte
auf dem Wege einzuernten.
So können sich die auf dem Hochlande Timana's (bei San
Agostin) mit Peru ^') eingeleiteten Beziehungen erklären, wenn etwa
die Natagaymas und andere Verwandten (in dem später von den
wilden Andaquies eingenommenen Sitzen) bei Zwistigkeiten mit
den Chibchas von dem Salzwerk Cipaquira's ausgeschlossen und
dadurch auf Chapopoima angewiesen waren.
1) Audi in (teil Caiquetios (Zaiquetios) bei Coro auf den Einfluss der Zaque (Sake)
am Zaqueta oder Caqueta führend, während in Cueba (auf dem Isthmus) die Sacos
genannten Fürsten unter dem Tiba (Zipa) oder Quebi herrschten und die Ehrentitel
der Cabra verliehen. Die Caveres oder Cabres am unteren Orinoco waren von den
Cariben (unter dem Häuptling Tep) vertilgt (s. Codazzi). Nach Andagoya wurde das
Cueva, wie in Coiba, in Comagre und Biruqueta geredet. Codazzi begreift die
Dialecte der Stämme von Merida (Mucuchies, Yaricaguas, Escagueyes, Miyuses, Trica-
guas, Tapanos, Mocobos, Mucunches, Mombunes, Chamas, Mucutues, Yquinos, Aviamos
und Mucupties), elfenso wie die der Stämme von Truxillo (Timotes, Tostos, Escuques
und Cuicas) unter die Sprachverwandtschaft der Muyscas.
2) Ueber den Angasmayo bei Pastos wurde (bei der peruanischen Eroberung) von
den Inca eine Brücke gebaut. Im Caucathal werden Ruinen erwähnt cerca de Pupiales
(antiguo palacio de los Incas). Aus Peru wurden die Chachas bei Fugasuga und die
Cajamarcas bei Chitasuga angesiedelt (durch Hernan Perez).
YUPANQUt. 113
Die Architecten von San Agostin mögen dann auch für Ra-
ni eriqui verwandt sein, und in Leiva, wo indess die geringere
Geübtheit der Arbeiter überall Piedras cansadas zurückliess, und
die Sage des Sonnengeschlechts erhielt dann ebenfalls bald ihre
Illustration in dem Prätendenten Garonchachas.
Nach Velasco besassen die Antagaymas (Natagaymas) und
Cocaymas (Coyaimas) früher Hieroglyphen, und Hieroglyphen
werden in der Piedra pintada erwähnt (unter Anatagaymas oder
Antagaymas und Cocaymas) in Neiva. Bei Neiva mit den Gua-
nacos (die ihre Zauberer vergötterten) und den Yaporrogos wer-
den neben anderen Monumenten Höhlen mit Steinfiguren erwähnt,
und die Tempelruinen von Laboyas bei Timana. In Timana wer-
den bemalte Holzgefässe gefertigt und durch den Handel verführt.
Belalcazar wurde besonders durch die starke Bevölkerung
bei Timana zur Anlage dieser Stadt veranlasst, und Herrera
spricht von den grossen Märkten, die dort abgehalten wurden.
Auf den Sitzen der Tempelerbauer von San Agostin (bei
Timana) streifen jetzt die Andaquies. Vollmer erzählt von den
Bildwerken auf den Monumenten von Macoa. Auf dem Wege
von Pasto zum Caquetä und Putumayo wohnten zwischen La
Cocha und dem Pueblo San Miguel die Indianer Mocoas, die sich
vor Benalcazar nach Osten zurückzogen. Auf seinen Zügen in
der Umgegend von Pasto kam Hernan Perez de Quesada, „a un
valle, dentro de las Sierras, que se llama de Mocoa, adonde se
tomaron algunos Indios, que por la buena noticia que daban de
lo de adelante, fueron a descubrirlo por la misma Sierra" (s. Her-
rera). Quesada hörte von den Mozcas: sentian ser la provincia
de Neyba la de mas rica fama y nombre, de quien se dezia teuer
el terreno prospero y abundante y que en el avia una laguna
depositaria del mas rico adoratorio, que fundö la antiguedad sobre
colunas de oro, y en quien se cifraban inumerables riquezas de
sus cotornos (s. Piedrahita). Die Kunde vom Sonnentempel wurde
mehrfach gehört.
Unter den kriegerischen Choques, die (jenseits des Papameme)
in Festungen wohnten, wurden die Spanier (zu Speier's Zeit)
von Frauen mit Wassersprengen begrüsst (s. Simon) und Martin
fand breite Wege, welche die Dörfer mit einander verbanden (und
in diesen mit Musikinstrumenten gefüllte Häuser).
Garcilasso de la Vega erzählt mit Ausführlichkeit die Erobe-
rung der Küstenländer, bei welcher die drei Inca, Vater, Bruder und
Bastian, America. §
114 DIE GESCHICHTE PERu's.
Sohn, deren Thaten durch den gleichmässigen Titel Yupanqui
manchmal verwechselt sind, die Feldzüge leiteten, und erwähnt
im Verlaufe derselben, dass damals zuerst die Augen des Inca
das Südmeer erblickt hatten.
Indess heisst es bereits von Mayta Capac, als er nach der
Unterwerfung der CoUas sein Heer zur Ueberschreitung der grossen
Hochwüste (Hatan-Puna), bis an welche Lloque Yupanqui die
Grenzen ausgedehnt hatte, von Hatun-Collas ausschickte, dass es
seine Absicht gewesen, alle Länder bis zur Südsee einzuverleiben,
und wurde damals (jenseits der Pässe des Schneegebirges) Cuchuna
bei Moquegua dem Reiche zugefügt, während ein späterer Feld-
zug, nach der Erbauung der Brücke über den Apurimac (bei
Accha) und der dadurch erwirkten Huldigung der Chumbivilcas,
sowie nach Anlegung eines Steindammes durch die angetroffenen
Moorsümpfe, zur Eroberung Allca's führte, und weiterhin Tau-
risma, Cota-huasi, Puma-tampu, Parhuona-ccocha als Provinzen
aufnahm, mit den Besiedlungen von Chimpa und Sucahuaya in
dem unbewohnten Landstrich Aruni (von Coropuna bis Arequipa ^)
abschliessend. Von seinem Nachfolger Ynca-Ccapac -Yupanqui,
Erbauer der zweiten Brücke über den Apurimac (bei Huaca-chaca),
wurde, nachdem Yana-huara (Cotabamba), sowie die Aymaraes und
Quechuas sich der Inca -Herrschaft gefügt hatten, der Feldherr
Auqui Titu zur Fortsetzung der Eroberungen in Cuntisuyu aus-
geschickt und überzog von Acari aus, wo zuerst der Name der
Yungas oder Yuncas (eine Gemeinbezeichnung für die Bewohner
heisser Tiefländer) auftritt, die Küstenthäler Uriia, Camana, Cara-
villci, Picta, Quilca. Dieser neue Besitz scheint befestigt zu sein
auf dem nachherigen Feldzuge, den der Erbprinz (Inca Rocca) von
Rucana nach Nanasca unternahm, indem sich auch dann die Namen
Acari und Camana, sowie Atico, Ocona, Atequipa, Quilca als Er-
werbungen aufgeführt finden. Auch nach seiner Thronbesteigung
wandte sich Inca Roca (Rocca) nach Westen der Küste zu und
hatte nach den Kriegen mit den Chancas und deren Verbündeten,
mit Sullu und Utun-Sullu zu kämpfen. Unter ihm wurde zugleich
zuerst an die Eroberung der Antis-Länder gedacht, die sein Sohn
Yahuar-Huacac von Paucartampu aus betrat, aber unter der durch
Empörungen beunruhigten Regierung dieses, und besonders unter
der seines (sonst gefeierten) Sohnes Viracocha-Inca, erweiterte sich
1) Die Colonisten von Arequipa kamen von Cavanilla, die Tacna's von Juli und
Pisacoma, die Moquegua's von Acora und Ylave (s. Markham).
YAUYUS. 115
das Reich nur längs der Sierra von Tucuman bis an die Grenzen der
Huancas. Nachdem diese unter Pachacutek überschritten und die
siegreichen Banner bis Caxamarca getragen waren, wandten sich
die Blicke w^ieder der Küste zu, nachdem auf dem Rückweg nach
Cuzco bereits das Land der Yauyus besetzt war. Der regierende
Inca (Pachacutec Inca Yupanqui) nahm sein Hauptquartier in Ru-
cana, während sein Bruder (Capac-Yupanqui) und der Sohn Inca-
Yupanqui (oder später Tupac-Inca- Yupanqui) von^anasca aus die
kriegerischen Operationen begannen, zunächst die Aufforderung
zur Huldigung an die Thäler Yca und Pisco richtend, welche der-
selben nachkamen, trotz der Hülfsanerbietungen der zu bewaffne-
tem Widerstände aufreizenden Chinchas.
Mit diesen unter ihrem gleichnamigen Häuptling Chincha
(oder Chincha-camac, als Priesterkönig) entbrannte nun ein hart-
näckiger Krieg, der indess von dem (zum Mitregenten seines äl-
teren Bruders auf dem Inca-Thron ernannten) Capac-Yupanqui
glücklich beendet wurde, und nachdem derselbe noch den Häupt-
ling Chuquimancu (der unter Beanspruchung des Titel's Hatun-
Apu oder Königs über Runahuana mit den Thälern Huarca,
Mala und Chilca herrschte) zur Unterwerfung gezwungen (die
Festung von Huarca aufrichtend) und Cuismancu^) (Fürsten der
Thäler von Pachacamac, Rimac, Chancay und Huaman) durch
einen Vertrag gegenseitiger Zulassungen mit sich verbunden, un-
ternahm, mit den Hülfstruppen dieser beiden Vasallenfürsten (Chu-
quimancu und Cuismancu) unterstützt, der Erbprinz Inca- Yupanqui
(Tupac-Inca- Yupanqui) den Feldzug gegen die Chimu, auf welchem
er nach Eroberung Parmuncas (und Erbauung der dortigen Festung)
das Thal von Huallmi oder Huarmey unter steten Scharmützeln
durchzog, und nach den Schlachten am Santa-Flusse die Unter-
würfigkeitserklärung des gefürchteten Chimu entgegen nehmen
konnte, der Schrecken seiner bisher von ihm mit steten Einfällen
bedrohten Nachbarn, des Cuismancu und Chuquimancu, von denen
der letztere, nach der Seite der Chimu hin zwar geschützt, auf der
andern dagegen ausserdem noch den Plünderungszügen der Chin-
cha Widerstand zu leisten hatte.
Bei Baiboa fallen die Kriege mit den Chimu in eine frühere
Zeit und verknüpfen sich mit dem Aufstand der Chancas im Heere
1) In Ocliaran (im Huatuathal) herrschte (vor der Zeit des Cuys-Mancu) der
Häuptling Pacallar (s. Hutchinson). Mancuu uln bezeichnet (im Chili-dugu) juramen-
tum reale (unter Ausspucken in die rechte Hand).
8*
116
Capac-Yupanqui's, indem bei ihrer Verfolgung der in Caxamarca
residirende Cuzmango-Capac (Fürst der Conchucos) angegriffen
und trotz der von Chimo-Capac gewährten Hülfe besiegt sei. Auf
einem späteren Feldzuge von Caxamarca aus streitet der Inca mit
Chimo-Capac in verschiedenen Schlachten und durchzieht sieg-
reich sein Reich bis Pacasmayo. Erst nach dem Besuche Pacha-
camac's folgen die Kämpfe bei Acofia, in denen auch Frauen er-
scheinen, und dann die schliessliche Unterwerfung der Thäler von
Mara, Runaguana und Chincha. Neben den Curysmancu oder
Cuysmancu wird noch der Häuptling Pacallai von Ocharan (der
Huaca von Juliana) angeführt.
So lassen sich längs des Meeres verschiedene Parcellirungen
unterscheiden. Nördlich von Tumbez, bis wohin sich das Reich
des als Chimu-Cauchu mit dem Titel Chimo-Capac (mächtiger
König) bezeichnete Chimu^) erstreckte, fällt die Küste mit den
Huancavilcas in den Geschichtsbereich der Caras und somit
Quito's, während die südliche Küste, die weiterhin in die ärm-
lichen Stämme der Changas verläuft, von den Inca nur wenig be-
wohnt angetroffen, zum Theil erst besiedelt wurde, bis sie mit
den fruchtbaren Thälern von Pisco und Ica in die dichteren Be-
völkerungen der Fürstenthümer Chincha's, Chuquimancu's, Cuis-
mancu's und Chimu-capac's überging. Bei den Chimu sind die
Traditionen der fremden Herkunft klar und bestimmt, sie fehlen
indess auch bei den Chincha nicht , und zwischen diesen einge-
wanderten Volksstämmen , finden sich die Besitzthümer der Mancu-
Fürsten eingeschlossen, des Chuquimancu und Cuismancu, der er-
stere vielleicht durch Verwandtschaften in feindlicher und freund-
licher Berührung mit den Chinchas (wenn nicht durch die Mochica
Runahuanac's mit Mochi Cchanchan's) bereits kriegerischer ge-
stimmt, der andere dagegen deutlich friedlicher Natur und Hüter
des weit berühmten Heiligthums, des einheimischen Orakels am
Rimac-Flusse (des Sprechenden, als männliche Statue figurirend),
dem wahrscheinlich an dem Flusse Runahuanac (die warnende
Stimme des Volkes, welche Garcilasso freilich anders erklärt)
oder Lunaguano ein Doppelgänger zur Seite stand, und des dem
Pachamac geweihten Tempels.
1) Im Thal Chimu, „Senorio de unos regulos que todos se titularon Chimus"
(Poderoso) herrschte (zur Zeit Pachacutec's) der Fürst Chumu-Capac, cuyo nombre
propio era Chimun Cauchu (Feyjoo), sonst unter der Bezeichnung Chumuncauchu oder
Chimu Chumuncauchu (Chimu, als Fürstentitel).
HUAROCHIRI. 117
In ihm erscheint jener in den mannigfaltigsten "Wandlungen
durch die ganze Weite Peru's spielende Prophet, der sich in
Huarochiri mit den über Pariacaca aus dem Orte Pariacaca (in
Yauyos an der Quelle des Canete-Flusses bei Tomas) ausge-
sponnenen Volksmährchen verflicht, und gewissermassen die
Wege anzudeuten scheint, auf denen die Sagen der am Rimac,
im Lande des Mancu-Fürsten angetroffenen Inca-Kinder nach
dem Titicaca-See wanderten (von Ayaviri in Mala bei Asia nach
Ayaviri mit Cac- ayaviri oder von Paria am AuUagas-See nach
Pariacaca's Heimath), um in Manco Capac aufzuwachsen.
Der reine Cultus Pachacamac's hatte nach Garcilasso's Dar-
stellung durch Vermischung mit populärem Aberglauben Ein-
busse erlitten, indem man nicht nur die längs der ganzen Küste
verehrten Fische, sondern auch den Fuchs ^) (oder die Füchsin),
das Lieblingsthier der Fabeln Huarochiri's, in den Tempel aufzu-
nehmen kein Bedenken getragen hatte, während für den Inca
schon die Erbauung eines Tempels für diesen von ihnen unsicht-
bar und in geistiger^) Sammlung verehrten Gott Anstoss geben
musste, und die Anbetung der Thiergötter ein Gräuel war, den
sie stets eifrigst in allen ihren Eroberungen bemüht waren, bal-
digst auszutilgen. So trafen sie auch mit Cuismancu ein Ab-
kommen, dahin gehend, dass (neben Abschaffung der mitunter
üblichen Menschenopfer) die Thierfiguren der Fische und P^üchse
aus dem Tempel zu Verstössen seien, und an ihrer Statt das Bild
der Sonne in einem neu zu erbauenden Tempelraum aufgestellt
würde, und dann auch im Inca der Sohn derselben, als mit der
Herrscherwürde auf Erden betraut, Anerkennung erhielte.
Dagegen verpflichteten sich die Inca nicht nur zur Gestattung
des Volksorakels am Rimac ^) (neben welchem in wichtigen
1) Adoraban la zorra por su cautela y astucias, wie der Fuchs Nirgendswo und
Ueberall in China und Japan. Die Michibichi genannte Tiegerart (die schwer zu er-
blicken war) wurde für einen Manitou gehalten (nach Lahontan) in Canada (1700),
2) Decian que era invisible y que no se dexaba ver, y por esto no le hicieron
templos ni sacrificios, como al sol, mas de adorarle interiormente con grandisima vene-
racion, segun las demonstraciones exteriores que con la cabeza, ojos, brazos y cuerpo
hacian cuando le nombraban (s. Garcilasso). Interiormente en su corazon le acataban
y tenian en suma veneracion, tanto que no osaban tomar su nombre en la boca sino
con grandisima adoracion y humildad, die Inca, die deshalb auch den Unterthanen
Cuismancu's auferlegten, que al Pachacamac le adorasen en el corazon y no le pusiesen
estatua alguna.
3) Der aus den Nischen des Tempels von Pachacamac redende Dämon betrachtete
118 DIE GESCHICHTE PERU's.
Staatsfallen die Befragung des Hohenpriesters in Pachacamac
fortbestehen blieb), sondern sie nahmen zugleich den Cuismancu,
als er den rückkehrenden Triumphator nach Cuzco begleitete,
unter die Inca königlichen Geblüts auf, eine Auszeichnung, die
keinem andern der Curaca's gewährt war, und das Bewusstsein
verwandtschaftlicher Bande voraussetzt, wie es sich in religiöser
Hinsicht auch in der Bemerkung Balboa's ausspricht, dass der
Inca (Topa Yupangui) erstaunt gewesen, in dem (jenseits der
Markirungslinie des Civilisations - Monopols gelegenen) Tempel
Pachacamac's diejenigen Bestimmungen und Gesetze als gültig
vor sich zu sehen, welche auf der Synode Cuzco's von seinem
Vater für das eigene Reich proclamirt waren.
In seinem heiligen Bezirke bewahrte der Tempel Pachaca-
mac's seine Selbstständigkeit noch bei dem Besuche H. Pizarro's ^),
und war das Innere den gewöhnlichen Pilgern unzugänglich, wie
auch in Cuzco nur die Inca den Sonnentempel betreten durften,
das Volk sich dagegen (nach Betanzos) mit der Verehrung eines
cylindrischen Pfeilers, der im Vorhofe stand, begnügen musste.
Die Lehre Pachacamac's hatte sich (nach Garcilasso's Be-
hauptung) von den Inca aus durch die umliegenden Länder ver-
breitet, da er indess zugleich den bei den Yuncas bestehenden
Tempel als den einzigen im ganzen Peru und den heiligsten
(solemnisimo en edificios y servicio y uno solo en todo el Peru)
aufführt, so bewahrt sich für die Küste der Ursprung dieser
Propheten aus demjenigen Element, worin sie die Legende so
häufig auch wieder verschwinden lässt.
Der Reflex solcher Viracocha ') in dem grossen Binnensee des
Titicaca flimmert besonders in Ayaviri und seinem Todtencultus, so-
wie in Cac-yaviri mit heiligem Hügel, hervor, und der Widerstand der
dortigen Fürsten wurde deshalb als doppelter Frevel von der erzürn-
ten Sonne (nach der Auslegung der Amautas) in dem Wunder der
gegen ihre eigenen Herren gewandten Waffen bestraft, während
al idolo Rimac que era su criado und es blieb festgesetzt, que en el templo de
Pachacamac se consultasen los negocios reales y senoriles, y en el de Rimac los co-
munes y pleveyos (s. Garcilasso). So wird Sopay, der Kinderopfer erhält, als Diener
des Pachamac dargestellt.
1) Toda esta tierra de los llanos y mucho mas adelante no tributa al Cuzco sino
ä la mezquita (der Moschee oder dem Tempel Pachacamac's).
2) Vira-homa hiess (in Peru) ein Tapferer oder Starker, von Vira (Meer) und
Homa (Berg). Ome ist Mann (im Abrayme).
CUYS-MANCU. 119
nach dem Friedensschluss wieder der befreundete Cultus von den
Inca dadurch anerkannt wurde, dass die Curaca ihre Kniee
berühren durften und sich so als in die Verwandtschaft aufge-
nommen betrachten. Der dem Chincha-König Tamviambea (zu
Pizarro's Zeit) gegebene Titel Chumbi-Auca deutet einerseits auf
die Auca (in der Erklärung als Helden, oder bei den Feinden
als Verräther) oder Chancas, andererseits nach Norden, wie auch
der Name des Fürsten Tauri-Chumbi von Pachacamac, neben
welchem noch die Fürstin Capillana (nach Santa Cruz) genannt wird.
Der Cuizmangu (Quiz-Mancu) oder Curismancu Pachacamac's
zeigt jene behäbige Figur passiver Beschaulichkeit, wie sie
durchschnittlich mit der priesterköniglichen Würde verknüpft, auf
den Inseln des Pacific bei ihrer Entdeckung vielfach beschrieben
wird, dann bei dem dicken Kaziken von Cuyzco (bei Tepic), bei
dem Zaque von Tunja u. s. w., und in dem Namen des Cuyz-
mancu-Capac (Cuzmangu) als Fürsten der Conchucos, ist dem
alten Titel Mancu oder Manco noch der spätere Capac (als könig-
liches Epithet) zugefügt. Der erstere liegt auch in Chuquis-
Mancu eingeschlossen, der sich durch die Zwischenglieder des
zur Zeit Topa-Inga's (bei den vorgeschichtlichen Monumenten Gua-
manga's) herrschenden Chuquiz-Guaman, der heiligen Plätze in
(Chuqui oder Lanze) Chucuito oder Chuquitu längs des Titicaca,
der Colonien Chuqui-apu's (in den Andes) und Chuquiabo's (La
Paz) forterstreckt bis Chuquisacaa (mit Sacaa, Misqui, Machaca,
Caracara unter den Charcas) mit der Verehrung Tangatanga's
und Hinweis auf nördliche Beziehungen in dem Tay-Sacaa, dem
Priesterkönig der Misteken (neben den Misques), den edlen Sacos
in Darien und ergänzende Analogien mit Einschluss der Chucu-
nas und Navigandis unter den San Blas-Stämmen, der Chucuna-
queses, als zu den Cunacunas gehörig u. s. w. Der Durchgangs-
punct auf dem Isthmus war in Cueva gegeben, und dann von
Cueyba in Cuba (in dessen Handelsbeziehungen mit Jamayca bis
Yucutan, sowie den durch Areytos- Tänze gefeierten Fasten) die
Fortsetzung auf der atlantischen Seite (unter der durch die
Maya-Cultur Yucatan's verliehenen Färbung). Der Name Mancu
oder Mango fliesst aus älterer Quelle, da für ihn im Quechua keine
Erklärung gegeben wird, obwohl Lopez (nach dessen Methode
freilich Alles möglich ist) die Etymologie in Mani (glauben) findet,
während Markham an mancuni (Holz hauen) erinnert. Manes, en
la lengua de los Xarays, quiere decir Sefior (Angelis).
120 DIE GESCHICHTE PERU's.
An der Spitze der republikanischen Verfassung bei den Xa-
rayes oder (nach Schmidel) Scherues an dem (als Paraiso terre-
nal bezeichneten) Xarayez-See (Puerto de los Orejones) stand das,
Manes genannte Oberhaupt (neben den Ackerbau treibenden Gua-
xarapos oder Orejones).
In der bei Santa- Cruz erwähnten Rivalität zwischen dem
Gross-CoUa (Chuchi-capac) und dem Inca wird die Verehrung der
Sonne für jenen in Anspruch genommen, was in der gewöhnlich
dafür adoptirten Bezeichnung als Inti (statt Punchao, und so als
Intip-Churi in Chuquisaca) eine Bestätigung findet, wie Alcedo
auch die gewöhnlich als Sonnentempel der Inca bezeichneten Ge-
bäude auf dem See des Titicaca's Sees dem Fürsten von Hatun-
Colla zuschreibt, während die Monumente von Tiahuanaco sich
in die dunkle Nacht der Vorgeschichte zurückziehen. Garcilasso
erwähnt ausserdem bei den aus dem Titicaca-See stammenden
Collas die Verehrung^) eines weissen Schafes, die bei den Hirten
gegolten haben wird (als Uruchallay). Punchao wird im Quichua
als Tag übersetzt, und bedeutet gewissevmassen die irdische Er-
scheinung der Sonne (im Gegensatz zur Sonne der Sonnen in
Pachachachic) , wie auch beim Hervortreten Contici-Viracocha's,
neben der Schöpfung der Sonne, die des Tages erwähnt wird.
Diesem Sonnencultus im Collao gegenüber wird als der den
Incas specifische Cultus der des Viracocha genannt, und von Pa-
chacutec berichtet Ondegardo , dass er die vernachlässigte und
vor dem Dienst der Sonne zurückgetretene Verehrung Pachaya-
chachic's, der in den Legenden mit Tecsiviracocha identificirt
wird, wiederherstellend, dadurch die seinen Vater betroffene Him-
melsstrafe abgewendet und mit dem Sieg über Usco-Vilca, Häupt-
ling der Chancas, begnadigt sei, so dass hierin die nach der Er-
scheinung in Chita zum Bau des Tempels von Cacha führende
Reform ausgedrückt bleibt. Damit hängt zusammen der Sieg
der Inca über die Allcay-Vilca, die durch Viracocha eingesetzt,
von' den Changas in der Herrschaft angetroffen wurden und zu
ihnen abfielen. Im Auftrage seines Vaters Lloque Yupanqui
unterdrückte Mayta Capac den Aufstand der Allcay-Vilcas (unter
Umanapan^)) im Bunde mit dem Cullu-Inchima.
1) Das über den Tieger herrschende Sternbild hiess Chuquin-chinchay (chinka oder
Tieger), und so nahmen die Peruaner für alle Thiere (Bären, Löwen u. s. w.) ein sie
im Himmel erzeugendes und hütendes Schutzbild an (s. Acosta).
2) Bei Montesinos unterdrückte Tupac-Yupanki (der zur Abwendung böser Omen
MAYTA-CAPAC. 121
Von Jahuarhuacac wird erzählt, dass er die bei den Siegen
über die Chancas erbeuteten Schätze unter Sonne, Mond und
Sterne oder (nach Acosta) unter Sonne, Donner und den übrigen
Huacas vertheilt habe, ohne Huira-cocha (Viracocha) zu bedenken,
der als Schöpfer der Welten Nichts bedürfe und Nichts verlange.
Nach Montesinos führte Inti-Kapac, nachdem er den Aufstand der
Anti - Huayllos gegen seinen Vater Sinchi-Cosque unterdrückt
hatte, den Dienst des Illa-tiksi-Vira-cocha (durch den er den Sieg
erfochten) neben dem der Sonne, als höchste Gottheiten, ein, ob-
wohl er zugleich den unterworfenen Völkern die Beibehaltung
ihres nationalen Cultus gestattete, und im Haupttempel Cuzco's
fand sich (nach Garcilasso) eine besondere Halle, in welcher die
Götter aus den verschiedenen Provinzen des Reiches aufgestellt
und nach ihrem Brauch verehrt wurden.
Der melancholische Zug, der die Weltauffassung bei den
Völkern America's characterisirt, der in Mexico dem Schmuck
der Krönung Leichenkleider zwischenfügt und bei den Chibchas
die das Todesnetz tragenden Greise an der Thür des Festsaales
Trauerlieder singen lässt, färbt die elegischen Psalmen des in
neunstöckigen Pyramiden (oder Pagoden) anbetenden Königs Neza-
hualcoyatl von Tezcuco und spricht sich ebenso in der Schwer-
muth des Inca Mayta Capac aus, der (s. Santa Cruz) bei dem zu
Ehren des Viracocha-Pachayachachi gefeierten Capac-Raymi-Festes
darüber geklagt habe, dass bald der Tod^) (und sein Bild, der
Schlaf), wie auf den Tag die Nacht, folge, und den Freudesjubel
meidend, sich in Tococachi strengen Fasten hingab, welche die
Fürsten von Caxamarca oftmals bis zur Selbsttödtung übten, wie sie
ebenso dem Erbprinzen von Chia vor Besteigung des Thrones von
Bogota jahrelang auferlegt waren und unter den mexicanischen
Priestern besonders in den Tempeln Quetzalcoatl's beobachtet
wurden. Bei Garcilasso ist es Inca-Roca, der bei Verehrung des
Pachacamac die Flüchtigkeit des Lebens erkennt. Unter Mayta-
Capac wurden die Eroberungen bis Tiahuanuco ausgedehnt, und
dann zuerst diese Zeugen einer älteren Civilisation der Inca be-
Knaben, Mädchen und Lama opfern Hess) den Aufstand seines Bruders Putano-
Uman.
1) No tenemos vida permaneciente en este mundo, y es tan breve, como el rato
que uno se pone al sol, en tiempo de frio, para calentarse, wurde bei mexicanischer
Bestattung in der Anrede an den Todten gesagt (s. Torquemada), ähnlich einem anglo-
sächsischen Vergleich.
122
kannt. Cieza erwähnt von den Colla's, dass sie in Erbauung
prächtiger Gräber mehr Werth auf die Wohnung der Todten, als
der Lebenden gelegt. Wie bei Viracocha Inga ist von Ynca
Yupahqui der (auch in Huanaycapac beim Raymi-Fest auftau-
chende) Zweifel über die göttliche Natur der Sonne, weil mit
vorgemessener Regelmässigkeit ihren Weg wandelnd, aufbewahrt,
und von ihm wurde ein Concil in Cuzco zusammenberufen, um
diejenigen Cultusbestimmungen zu treffen, die besonders im Tem-
pel des Pachacamac ihre Beobachtung bewahrten. Das Propheten-
thum, in dem diese Religion ihre Offenbarung gefunden, ergiebt
sich aus der Mittheilung, dass derselbe Inca das Haus oder die
Eremitenzelle, in welcher Tonapa am Hügel Xauxa's seine Büssun-
gen geübt, wieder habe herstellen lassen, und Tonapa Varivillca
hatte in Hantun Sausa Huanca die Dämone vertrieben, wie To-
napa Vihinquira in Asillu und Hucuru unter Festbannung auf den
Schneegipfeln. Die höchste Gottheit erhielt (nach Baiboa) den
Namen Illatici -Viracocha, dessen Cultus (nach Montesinos) die
Pirhua für ihre Gottheit einführten, und Molina erklärt Tecsi- Vira-
cocha als die unbegreifliche Gottheit (Aticai Viracocha), welche
Bezeichnung des Göttlichen, als Unbegreifliches, bei den Dacota
wiederkehrt. Als der Hohepriester des Schöpfers Pachayachachi
fungirte Apu-Challcu-Yupanqui. Nach Acosta wurde das Sonnen-
bild Punchao im Tempel zu Cuzco (die Sonne der Sonnen) als
Pachayachachic (Schöpfer des Himmels) verehrt, und diese Gott-
heit wurde bildlos gedacht, wie Tloque Nahuaque oder Ipalne-
moaloni bei den Tolteken, oder in Colima das höchste Wesen
(dem die Jungfrau, von der das Menschengeschlecht stammt, zur
Seite stand, und in Xalisco der Kindgott Piltzinteolli). Als Sym-
bol des zwischen Mond und Sonne gestellten Schöpfers wurde,
als die wahre Sonne der Sonnen (Viracocha-Pachayachachic), auf
Anordnung Mayta-Capac's jenes Doppelblatt aus feinem Golde
angefertigt, als dessen Namen (bei Santa- Cruz) Intipintin-Ticci-
mayoc-Camac angegeben wird.
Dieser die Sonnenverehrung Colla's (aus dessen Titicaca-See
die Inca hergeleitet wurden) zurückdrängende Cultus mochte in
dem heiligen Tempel Chimbo Icagua gepflegt sein, dessen fastende
und büssende Priester die auf den Regenbogen (auch Bochica's
Symbol) vertrauenden Inca mit den schwankenden Spukgestalten
eines Ari (im Magdalenenthal) zu schrecken suchten, später indess
die Verschwägerung durch Sinchi-Roca zuliessen, und die hier
PIRUA. 123
hervortretende Verbindung mit der Meeresküste erhält sich in
Tarapaca's Beinamen als Viracocha nipacachan, bei dem den
Prophetenstab (Tupac-yauri) für die auf dem Wege nach Cuzco
hindurchziehenden Inca bewahrenden Heiligthum von Paccari-
tampu, das dann wieder als Geburtsort Manco Capac's und seiner
sieben Geschwister galt, und so mit dem östlichen Ursprung aus
der Höhle Paucartambu's in Verbindung gesetzt wurde.
Es war nach dem siegreichen Kriege mit den Collas, deren
Fürst Colla-Capac auf dem Platze Curicancha's in Cuzco ge-
opfert wurde, dass Inga-Jupangi als höchstes Wesen Pachachiat
(Ticci-Viracocha-Pachacamac) proclamiren Hess (s. Baiboa), und
die Anerkennung des Prophetengottes Viracocha wird mit dem
glücklichen Ausgang der Kriege, die durch den von den Chancas
(und den ihnen zugehörigen Allcay-Vilcas) angestifteten Aufstand
Chincha-suyu's hervorgerufen waren, verknüpft, wobei der dem
königlichen Titel zugefügte Name des Propheten Viracocha bald
dem Sieger selbst gegeben wird, bald dem von ihm entthronten
(oder freiwillig abdankenden) Vater, wie auch andererseits wieder
die Erscheinung des mythischen Ahnherrn in Chito durch das
aus dem Quell Puqui auftauchende Gesicht des königlichen Vaters
ersetzt oder ergänzt wird. Wenn Sinchi-Apuski (bei Montesinos)
den Gott Pirhua oder Illatici -Viracocha als Huarma-Huiracocha
(den Jüngern Viracocha) verehren lässt, so tritt hier der Gegen-
satz zum älteren (oder Pyrhua) hervor. Da der Untergang der
Welt durch Dürre bevorstand, so hatten die Vornehmen Peru's
(nach Zarate) Korn-Magazine angelegt und bei Garcilasso heissen
diese Pirna. Die Heiligkeit des Alters wiederholt sich in dem
indischen Pir.
Nach Acosta wurden beim Erntefest Hatuncuzqui Aymoray
Maiskörner in Bündel gelegt und als Pirua verehrt, wenn sich,
auf Befragen der Zauberer, Kraft für das nächste Jahr ergab.
Baiboa setzt beide Kriege, den mit den Changas sowohl, wie
den gegen die Colla's in die Regierung Topa-Inga-Yupanqui's,
den Sohn und (an Stelle seines Bruders Inga-Urco) Nachfolger
Viracocha-Inga's, und macht ihn zum Vater Huayna-Capac's, also
zum Topa-Yupanqui Garcilasso's, bei welchem die Eroberung
Ayaviri's und dann Hatun-Colla's bereits unter den Thaten Lloque-
Yupanqui's (Sohn des Sinchi-Roca und Vater des Mayta-Capac)
verzeichnet steht (nach freiwilliger Unterwerfung der einst durch
Viracocha's Himmelsfeuer bestraften Canas), während erst auf
124 DIE GESCHICHTE PERu's.
Inca Roca, der nach Capac-Yupanqui (Sohn Mayta-Capac's) den
Thron besteigt, Mayta-Yupanqui-Yahuar Huatak folgt, als Vater
des Viracocha beibenannten Yupanqui, des Besiegers der Chan-
gas. Bei Herrera erhält Lloque- Yupanqui den Beinamen Yahuar-
Huakak, des Blutweiners, und sein Nachfolger wird als Vira-
cocha vermuthet, während auf den späteren Viracocha (der durch
die Erscheinung des Pyrhua -Viracocha, als des älteren, seinen
Namen erhielt), Urko folgt, und dann der Usurpator Inca- Yupan-
qui, unter dem die von seinem Nachfolger Topa- Inca -Yupanqui
zu einem glücklichen Ende geführten Kriege mit den Collas ihren
Anfang nehmen. Bei Acosta erhält Viracocha den Titel Pacha-
cutec, als Welteroberer (oder Chakrawalla) , während Garcilasso
diesen für Titu-Mangocapac, den Sohn Viracocha's, und (bei Ve-
lasco) den Bruder Inca Urco's, reservirt.
Bei Santa -Cruz fa.llt Inca-Urcu gegen Yamqui-Pachacuti,
Fürst von Huayra-Cancha, und der dadurch zum Genuss seiner
legitimen Rechte gelangte Inca -Viracocha zieht nach Besiegung
der Chancas und einem Bündniss mit den Collas gegen die Ca-
ll aris. Garcilasso vergleicht den Titel Inca Yupanqui, der nach
der Regierung Lloque Yupanqui's unter seinen Nachfolgern per-
manent geworden, mit Caesar Augustus bei den Römern (und
Hessen sich schon aus America viele ähnliche gleich dem der
Scyris zufügen).
Dass bei den mit den Changas unter Viracocha geführten
Kriegen die Erinnerungen an alte Traditionen wieder zur Geltung
kamen, scheint auch aus dem Namen Inga-Raduena hervorzu-
gehen, mit welchem einer der unterworfenen Stämme bezeichnet
wird, während ein anderer (neben Caitomarca, Callca, Suaripa-
marca, Pargarauri, Mallas und Mallucan) Tocai-capac heisst,
gleich dem von Mango -Capac besiegten Götzendiener im An-
schluss an die östlichen Tocai (neben Pinahua und Colla). Bei
der Eroberung Collasuyu's nahm Inca Yupanqui (Sohn des Vira-
cocha-Inca) den Titel des besiegten Yamqui-Pachacuti an (Salca-
mayhua). Nach Acosta stellte Pachacuti Inga Yupanqui die von
seinem Bruder gegen die Changas erlittene Niederlage dadurch
wieder her, dass er den Zorn Viracocha Pachayachachic's über
seine Zurücksetzung vor dem Cultus der Sonne besänftigte und
ihm wieder die gebührende Stelle (an einem höheren Platz, als
die Sonne) anwies. Nach Herrera wurde Viracocha in Gemein-
schaft mit Sonne und Donner verehrt. Auf seinen Vater Lloque
DEIFICATION. 125
Yupanqui (Sohn des Inga Roca) folgend, erhielt Maytacapac, der
sich (in Ermangelung einer Schwester) mit der Prinzessin Manaca
Guapatac vermählt hatte, den Namen Viracocha, weil ihm der
Gott im Traum erschienen (s. Brullius).
Die Verehrung Viracocha's ^) bei den Huancas wird auf die
ältere Form des Tice -Viracocha zurückgeführt, könnte sich indess
sonst auf die Eroberung des Landes durch Inca Pachacutek be-
ziehen, der als Pachacuti Inga Yupanqui von Acosta mit Vira-
cocha identificirt wird, indem Garcilasso von Inca Pachacutek er-
wähnt, dass er nach seinem Tode unter die Götter versetzt sei,
und zwar (wie hinzugefügt wird) gleich seinen Vorfahren. Dass
eine solch deificirende Apotheose, die in den im Tempel aufge-
stellten Mumien der Herrscher ihre natürlichen Anknüpfungs-
puncte gefunden haben muss, allerdings stattgehabt haben wird,
geht aus ferneren Bemerkungen hervor, wenn bei dem Feldzuge
Inca Yupanqui's gegen die Antisländer gesagt wird, er habe
diese Eroberungen gewünscht, um dort als Gott verehrt zu wer-
den, wie die anderen Ynca in den von ihnen eroberten Ländern.
Auf dem Sterbebette erklärt Ynca Yupangui (bei Garcilasso),
dass er von seinem Vater, der Sonne, gerufen würde, um bei
ihm im Himmel zu wohnen. Von Huayna-Capac wird bemerkt,
dass er schon während seines Lebens als Gott verehrt sei (nach
Acosta). Bei den Collas galt Viracocha als im Himmel wohnend
(s. Cieza de Leon).
Ein Zwischenglied in der Kette der Viracocha bis zu dem
frühesten Priesterkönig der vor den Inca in Cuzco herrschenden
Dynastie würde Pachachalla -Viracocha bilden, der als Rathgeber
unter Inca-Lloque-Yupangui auftritt, und dieser war, als Sohn
Sinchi-Roca's, von Mama-Cauca geboren, der Tochter des Suti-
guaman, Häuptling von Sana (mit dem Tempel Chimbo Icagua).
Nach Velasco erhielten Mango-Capac und sein Bruder den Namen
Viracocha's, weil sie zur See gekommen waren, während ander-
seits wieder Ica und Arica unter Manco-Capac (Pirhua's Nach-
folger) nach Arica geführt werden, und unter der Regierung
Mango Capac's II (s. Montesinos) die Atumurumas von Arica nach
CoUa kommen, den Apurimac beschiffend. Alcedo weist den
Muyumuyu Wohnsitze in Charca an (bei Cuzco). Als Bruder
1) Adoraban dioses como heran ä el Viracocha, ä quien los tenian por dios
hacedor de todas las cosas, ä el Sol y a Virovecacaeta de los Yncas, y se llamaba
Guanacaure (1571).
126 DIE GESCHICHTE PERU's.
Mango-Capac's wird auch der Viracocha bezeichnet, der im
Traum dem Inga-Ripac, Sohn Yahuar-huacac's, erschien, um ihn
vom Aufstand Chinchasuyu's zu benachrichtigen.
Der Bilder Viracocha's, wie der Steinfigur bei Cacha (s. Chur-
ron), wird verschiedentlich Erwähnung gethan, obwohl sie nach
Garcilasso nicht zugelassen waren (da zwischen dem Propheten
und Gott zu unterscheiden sein wird). Bei Salcamayhua wird
Viracocha-Inca (Sohn des Yahuarhuacac) mütterlicherseits von
Tocay Capac abgeleitet (also dem bei der ersten Erdentheilung
schon auftretenden Götzendiener des Ostens, den Manco Capac be-
zwang, wie Pinahua im "Westen) , und bei der Rivalität zwischen
Cuzco und CoUa, heisst es, dass Inca -Viracocha sich den Forde-
rungen Chuchi-capac's, des (die Huaca Inti verehrenden) Fürsten
von Hatun-Colla, gefügt habe. Als (um dieses Joch wieder abzu-
werfen) sein Sohn Ynca Urco einen Feldzug gegen Colla-suyu
unternahm, wurde er (nach Durchziehen des Landes der Cavihas)
von Yamqui Pachacuti, Fürst von Huayra-Cancha (der Canches)
mit seinem Heere vernichtet, und dann brach der Aufstand der
Hanco-allos und Chancas aus, die Viracocha in Cuzco belagerten,
bis dessen Sohn Ynca Yupanqui durch seine Siege das Ansehen
der Dynastie wieder herstellte, und ihr auch Colla-suyu unterwarf.
Niza erzählt, dass Atahualpa in Soto und den spanischen
Begleitern Fernando Pizarro's, die ihn in den Bädern besuchten,
die von Viracocha prophezeiten Fremden erkannt habe, wie sie
durch Yahuar-cacac in Stein-Statuen dargestellt gewesen. Die
Krönung Huascar's wurde (nach Baiboa) von dem Hohenpriester
Chalco-Yupangui vorgenommen, aus der Familie des Viracocha-
Inga. Acosta erzählt (zur Erklärung der Bezeichnung der vSpanier
als Viracocha), dass nach der Gefangenschaft Huascar's seine
Anhänger dem Viracocha Opfer gebracht, und als dann bald
darauf Atahualpa durch die Spanier gestürzt wurde, diese als
Viracocha's begrüsst hätten (wie in Guamachuco die Christen als
die Rächer der von Catequil erschlagenen Guachemines galten).
Diese Auffassung knüpft sich wieder an die wunderbaren Hülfs-
truppen, die den Sieg Pachacuti Inga Yupanqui's über die Chan-
gas entschieden, indem auf sein Flehen zu Viracocha Pachaya-
chachic dieser Heerescolonnen von Bärtigen geschickt, welche in-
dess nur dem Inca sichtbar waren, da sie sich nach Beendigung
der Schlacht in diejenigen Steine verwandelten, welche aus den
von ihnen aufgethürmten Haufen seitdem von den Soldaten unter
QUICHUA. 127
der Bezeichnung Pururaucas, als siegbringend, in den Krieg
mitgenommen wurden (s. Acosta). Nach Herrera führte Inga-
Viracocha die Verehrung Ticeviracocha's als des höchsten Wesens
ein, und ihm wird die Bemerkung zugeschrieben, dass er die
Sonne, als zu unruhig und in steter Bewegung arbeitend, nicht
als höhern Herrn anerkennen könne.
Markham glaubt, dass der durchgängige Gebrauch des Qui-
chua in Quito aus den Mitimaes zu erklären sein würde, die dort
angesiedelt worden, und gewiss hat dies von den Incas metho-
disch festgehaltene System viel dazu beigetragen, das von Pa-
chacutec erlassene Gesetz, wodurch (s. Blas Valera) zunächst für
die Angestellten die Erlernung des Quichua obligatorisch' ge-
macht wurde, zur Ausführung zu bringen, besonders in der grossen
Zahl derjenigen Provinzen, wo ausdrücklich abweichender oder
völlig fremder Sprachen Erwähnung gethan wird. Für Quito
dagegen wird es besonders hervorgehoben, dass Huayna-Capac
bei seiner Ankunft dort erstaunt gewesen sei, gleiche Sprache
und Sitten zu finden, und dass die dadurch erregte Vermuthung,
gleichen Ursprungs mit den Scyri's, auch die ausserdem aus po-
litischen Rücksichten rathsame Vermählung mit der einheimischen
Prinzessin weiter motivirt habe. Ausserdem erwähnt Herrera
grade von Chumbo (bei Puerto Viejo), als dem zeitweiligen
Stammessitz der in Quito herrschenden Eroberer -Dynastie, dass
die dort geltenden Gebräuche mit den peruanischen eine Ueber-
einstimmung gezeigt hätten, und Stevenson fand einen dem Qui-
chua ähnlichen Dialect bei den Malabas am Rio San Miguel, die
sich ihrer directen Abstammung von den Puncay in Quito rühm-
ten und frei geblieben sein wollten, als der Con-Cho-Cando (Con-
chocando) von Lican gezwungen worden wäre, sich den Inca zu
unterwerfen. Nach Villavicencio bewahren die benachbarten
Cayapos neben dem Quichua noch Reste ihrer eigenen Sprache.
Während des Verweilens der Cara an der Küste (bei der Bahia
de Caracas und den die Vernichtung der Riesen durch Himmels-
feuer bekundenden Steingräbern) fallen manche derjenigen Züge, die
nach Süden hin bis auf die Sierra verlängert werden, und ein
Seitenstück zu Carangue im eroberten Ymbaya findet sich in
Caranga Bolivien's und verwandten Localitäten. Nach der
Schöpfung der Sonne und Aussendung der belebten Steinbilder
in Tihuanuco befreite sich Contici-Viracocha durch das bei Cacha
(dem späteren Tempelplatze Viracocha's) vom Himmel herabge-
128 DIE GESCHICHTE PERU's.
rufene Feuer von den Verfolgungen der Canas und begab sich
dann, nachdem Allca-Veica (Allcay -Villca) zum Herrscher in
Cuzco eingesetzt war, an die Küste hinab zu den Suyos (bei
Puerto Viejo) , um sich über das Meer zu entfernen (s. Garcia),
also wohl, nach Art der Propheten in Mexico und Yucatan, zu
seinem Ausschiffungsplatz und zu den Seinigen (Suyos) zurück-
kehrend, und auf solchem Wege würde die Eremitenzelle bei
Xauxa, die unter Yupanqui neue Heiligung empfing, eine natür-
liche Station bilden. Nach Cieza war der Tempel von Guarivilca
(im Thale von Xauxa), dem Ticeviracocha, als dem Hauptgott
der Huancas, geweiht. Suyos wohnten am Naranjal.
bei Santa-Cruz zieht Thonapa, nachdem er mit dem Jüngling,
der ihn aus der Gefangenschaft von Caravaya befreit hat , auf
seinem Mantel über den See von Carapucu geschifft ist, nach
Tihuanaco, wo die Tänzer in Stein verwandelt werden, und dann
längs des Flusses Chacramarca weiter zum Meere ^) hinab.
Garcilasso unterscheidet (von Cuzco oder dem Erdnabel aus)
die südwestlichen Traditionen, die den Titicaca-See, und die nord-
östlichen, die die Höhlen, bald Pacaritambo's, bald Paucartambo's,
zum Stammsitz der Indianer-Rasse machen, und beide finden sich
verknüpft in der Schöpfungsmythe Contici-Viracocha's in Tihua-
naco, der auf unterirdischen Gängen die belebten Steinbilder vom
See zur Höhle sendet, um von ihren Tiefen aus das Land zu be-
völkern.
Die dort hervortretende Siebenzahl der Personen, von denen
Ondegardo die Inca stammen lässt, gelten für die aus der Fluth
Geretteten, und bei Velasco sind eben die Inca die Einzigen, die
bei der Fluth eine Rettung in der Höhle Paucartambo's finden.
Dort war dann die von den Hunden gebrachte Nachricht zu
erwarten, und andere Fluthsagen knüpften sich an die mit der
Erhebung des Wassers aufsteigenden Berge, nachdem in Hua-
rochiri sowohl, wie in Angamarca die Hirten durch ihre Heerden
von dem Herannahen der Katastrophe unterrichtet waren. Nach
Acosta erneute sich die Welt bei Abfluss der Fluth in den Inca,
saliendo siete de ellos de la cueva de Pacaritambo bei Cuzco
(während sonst Paucartambo als Ausgangspunct genannt wird).
1) Die Festung Cuzco's war gebaut, ,,por un Senor Crejione (by a riqji Crajone),
que vino de la parte de Cunti-suyo hacia al mar grande," bis Vilcas erobernd (s.
Pedro Sancho).
SANUC. 129
Herrera entscheidet die in Xauxa und Chiquito gehörte Fluth-
sage, welche die Höhle als Zufluchtsort verwendete, von einer
anderen in Peru vorkommenden, welcher gemäss sich sechs Per-
sonen auf einer Balsa retteten.
Paucartampu bildet (bei Garcilasso) den ersten Grenzposten
im Osten des durch die vom Titicaca-See über Paccari-tampu
nach Cuzco gezogenen Inca gestifteten Reiches, das sich west-
lich an den Apurimac erstreckte, nach Süden hin bis Quequesana.
Bei Santa-Cruz ist Mango-Capac, als der Sohn Apo-Tambu's ^)
in Paccari-tambu geboren, innerhalb der (nach Baiboa) heilig er-
achteten Wälder, und als er den dort zurückgelassenen Propheten-
stab tragend, unter dem glückverheissenden Zeichen des Regen-
bogens den Hügel ersteigt, das Land zu überblicken, sieht er in der
Ebene die Gestalterscheinungen wandeln, welche durch die Zauber-
macht des Tempels von Sanuc hervorgerufen sind, und Bruder
mit Schwester bei dem redenden Stein in Versteinerungen zurück-
halten, so dass er ohne sie über Collcapampa nach Curicancha
zu ziehen hat, als Cuzco-Capac. Auch bei Baiboa erkennt Mango-
Capac, als er vom Hügel Guanacauri auf Sano (Sanuc) nieder-
blickt, in dem Regenbogen das Zeichen künftiger Herrschaft, ob-
wohl hier gleichfalls Ayar-Cacha, der sich dem Büssergreis im
Tempel Chimbo Icagua genähert hatte, bei der Berührung des-
selben mit den Füssen in der Erde wurzelt und sich in einen
Felsstein verwandelt fühlt. Durch die ihm bei den Festen zuge-
standene Verehrung wird die Verständigung der Inca mit dem
alten Priestersitze eingeleitet sein, und besiegelt wurde sie durch
die Vermählung des bereits in Matagua^) durch die Ceremonie
Tocochiqui geweihten Sinchi Roca mit Mama-Cauca, Tochter des
Häuptlings Sutiguaman von Sano, während des temporären Auf-
enthalts in Collca-bamba, obwohl der Stabwurf schon für Guaina-
pata entschieden hatte. Um sich indess hier festzusetzen und die
Ansiedelung von Curicancha (mit Cuzco in Chumbi-Cancha) zu
gründen, bedurfte es erst längerer Kämpfe mit den Guaillas, bis
1) Im Quiche bezeichnet Ahpu (ah, derjenige, welcher) den Blasenden (pu oder
Blasrohr) und verbindet sich mit Hun (Einer), als Häuptlingsname (s. Brasseur). Ra-
finesque giebt Abo, als Häuptling (auf Haiti) und so Apo in Chile, wo (nach dem
Range) unterschieden wird Pichi-Apo, Vuta-Apo u. s. w. (s, Havestadt). Atua (Akua)
oder Gott im Polynesischen Wurde von Atu (Herr) hergeleitet (s. Gill).
2) Am Ccapac-Qaymi-Fest wurden die für Huanacauri bestimmten Opferthiere auf
dem Hügel Matahua (b. Cuzco) geschoren (s. Molina).
Bastian, America. Q
130 DIE GESCHICHTE PERU's.
ihr Fürst Copali-Mayta sich schliesshch zur Flucht in die Schnee-
berge gezwungen sah und dort verschwand.
Aus dem Verkehr Mango-Capac's ^) mit seiner Schwester ge-
boren, wurde Sinchi-Roca, wie Baiboa bemerkt, für ein Kind der
Sonne ausgegeben, und Montesinos beschreibt die Bemühungen
seiner Mutter ihn als solches erscheinen zu lassen. Der eines
Sonnenkindes w^ürdige Kriegschmuck soll für den von Paucar-
tambo hergezogenen Inca aus dem Titicaca-See verschafft sein,
und dort herrschte damals die (den Sapalla oder Sapana ver-
wandte) Sonnendynastie der Cari-Fürsten (aus Cochabamba) über
die als Hirten ein weisses Lama verehrenden Collas. Kämpfe um
die heiligen Lama werden von Huacar und Yonacachi berichtet,
und den Sonnentempeln wurden zu ihrem Unterhalt überall heilige
Heerden geweiht.
Bei der Einwanderung der Pirhua (als Piraraylos im gefeier-
ten Heldenthum) empfing Manco-Capac die ihm angebotenen
Töchter der einheimischen Fürsten als Gattinnen, und obwohl
damals die wiederholten Einfalle in Peru den Abschluss der Ehe-
verbindungen hinderten, vermählte sich doch sein Sohn Huayna-
Cava mit Mama-Michcay, Tochter lUaco's, des Königs der Thäler
von Lukay (s. Montesinos), und ähnlich spricht sich in der Ver-
mählung Sinchi-Roca's mit Mama-Cauca, Tochter des Fürsten
Sutiguaman in Safio (nach Baiboa) die Verschwägerung mit den
einheimischen Stämmen aus, wie (in Mexico) bei den Acolhuas
und anderen Zuwanderern.
Wenn die aus ihrer Stammeshöhle zurückkehrenden Inca
auf dem Boden traditioneller Heimath einen Priesterkönig (nach
der Art Melchisedeks) in Safiuc antreffen, so wiederholen sich hier
die Ereignisse, die in Mexico's Vorgeschichte spielen, indem die
Stämme der Teo-Chichimeken am Priestersitze Teotihuacan's mit
dem heiligen Pfeile geweiht werden. Auch bei der Einwande-
rung Xolotl's, als in Anahuac das alte Tula verödet lag (wie in
Peru damals Cuzco), ist es der Hohepriester Cholula's, dem sich
die Barbarenfürsten beugen, ihre Beute darbringend, und eben-
falls an andern Orten werden zurückgebliebene Toltekenfamilien
angetroffen.
So lässt die peruanische Ueberlieferung , als die Fürsten-
1) Manco Capac instructed the men in agriculture and other useful arts, Mama
Ocollo taught the women to spin and to weave (Robertson).
TAMBO-TOKO. 131
familie aus dem durch die Barbaren zerstörten Cuzco nach Tambo-
Toko flüchtet, die Priester des Sonnentempels unter den Trüm-
mern der Hauptstadt zurückbleiben und von dort aus durch ihre
Orakelsprüche die Handlungen des Regenten von seinem Ver-
steck leiten. Es geschah auf den Rath oder Befehl dieser
Priester Illatiksi-Viracocha's, dass Topa-kauri-Pachacutek die
Schriften als Ursache der Pest (welche auch bei Tula's Unter-
gang durch beschriebene Streifen verbreitet wurde) zu zerstören
befahl, und die Hut der Quipus den Amautas übergab, indem
unter seinem, durch die Mischung mit den eingedrungenen Bar-
baren verwilderten, Volk Künste und Wissenschaften keine weitere
Pflege fanden (wie sich in China unter der Tzin-Dynastie die
Kenntniss der Schrift verloren haben soll).
Die letzte der peruanischen Dynastien, die durch die Er-
scheinung des Sonnensohnes das verödet liegende Cuzco mit
neuem Glänze bekleidete, wird (wie im Shanahmeh die Erhebung
Kosroe's) durch traditionelle Brücken mit der Vergangenheit ver-
knüpft, um eine Ueberleitung zu gewinnen. In den Vorbe-
reitungen, die zu der Neugestaltung führen, spricht sich ein
gynäcocratischer ^) Einfluss aus, wie er bei den Chibchas noch
zur Zeit der Spanier angetroffen wurde, während er in Peru be-
reits vorher durch die Massregeln Sinchi-Roca's wieder be-
schränkt war, sich indess auch später in der Ehrenstellung der
Pallas' und dem Einfluss der Coya auf die Succession in seinen
Nachwirkungen erhielt.
In Montesinos' Darstellung ist die Reform zunächst gegen
die, bei den Mayas durch den Gott Chin (Cavil oder Maran) ein-
geführte Sodomie gerichtet, die an der Küste die Himmelsstrafen
auf die Riesen herabruft und in Darien zu den Ausartungen der
Mannweiber geführt hatte, welche von den Conquistadores den
Hunden vorgeworfen wurden. Die Frauen, heisst es, hatten sich
am Hofe Tambo-Toko's unter Klagen und Bekümmerniss darüber
in ihren Versammlungen berathen, wie dem Uebel abzuhelfen, da
alle ihre Liebestränke und zauberischen Filtren sich als unnütz
bewiesen. Dann habe Mama-Ciboka den im Stillen angelegten
1) Die Bekämpfung desselben hatte oft auch in America die durch ganz Afrika
zu solchem Zweck angetroffenen Geheimbunde hervorgerufen, und ähnlich der geheim-
nissvollen Trompete an der afrikanischen Ostküste, war am Uaupes-Fluss (s. Wallace)
die Juripari (devil-music) genannte den Frauen bei Todesstrafe verboten zu sehen.
9*
132 DIE GESCHICHTE PERu's.
Plan durchgeführt, ihren Sohn Inga-Roca als Sonnengeborenen
dem Volke zu zeigen, und zu den ersten Erlassen der damit be-
gründeten Regierung habe es gehört, die Sodomie zu verbieten
und die Monogamie einzuführen. Als indess die Frauen die Ver-
fertigung der einmal erlernten Liebestränke fortsetzten, und die
gefährliche Natur derselben oftmals zur Tödtung der Gatten
führte, nahm das Unwesen in solcher Weise zu, dass unter Sinchi-
Roca ein entschiedenes Einschreiten erforderlich wurde. Der
Inca liess die Priester, welche die Zaubermittel lieferten, dem
Feuertode überantw^orten, die Huacas w^urden zerstört, und damit
endete die geistliche Herrschaft, indem von dann ab die politische
Regierung das Steuer des Staats lenkte. Es kann zugleich mit
einer auch in Birma (nach dortigen Geschichtsbüchern) unter
ähnlichen Verhältnissen nöthig erachteten Anreizung der Sinn-
lichkeit zusammenhängen, wenn Sinchi Roca die Einführung
eines Cultus zugeschrieben wird, welcher Lingam (Chutarpu) und
Yoni (Huanarpu) als Gegenstände der Verehrung aufgestellt habe.
Nach Catari (bei Cervantes) behauptet Oliva, dass Mayta Capac,
obwohl mit der schönen Mamacuna Yupac Coya vermählt, sich
ihr aus Abneigung gegen die Frauen enthalten und dagegen
mit seinem Liebling Ylla gelebt habe, weshalb ihm nicht ein
Sohn, sondern sein Neffe Capac Yupanqui (Sohn seiner Schwester
Curiguyu) gefolgt sei.
Ein Nachklang des gynäkokratischen ^) Einflusses erhielt
sich in der dominirenden Stellung der Coya oder königlichen
Hauptfrau (gleich der in Staaten Asiens), und als die Orejones an
die Stelle des unfähigen Urcos seinen Bruder Yupanqui einsetzen
wollten, hatte die Wahl erst rechtsgültige Kraft, als die Coya
beigestimmt und die neue Ehe gebilligt hatte. Eine ähnliche
Bevorzugung des Weiblichen findet sich auch anderswo wieder,
z. B. in der Stellung der Lukokescha, der sogenannten Königin-
Mutter, am Hofe des Muata-Yambo, wo es ihrer billigenden Bei-
1) Bei den Stämmen am Paraguay war den Frauen das Vorrecht zugestanden,
Kriegsgefangene in Freiheit zu setzen und Miranda, von Coleo gefangen, wurde von
der Fürstin von Copiapo seiner Fesseln entledigt (wie ähnlich in Virginien). Pizarro
fand auf seiner ersten Reise an verschiedenen Plätzen der Küste die Regierung in
den Händen von Frauen. Die Theilnahme der Frauen an den Kriegen begünstigte
das "Wuchern der Amazonensagen in den Andesthälern und auch auf dem Hochland
kannte man die tapferen Frauen der Quillacas, durch welche die Quechuas (s. Salca-
mayhua) besiegt waren.
MUTTERRECHT. 133
Stimmung bei allen wichtigen Staatsactionen bedarf. Diese Figur
kann sich aus dem in Africa und sonst herrschenden Brauch er-
klären, dass der Sohn beim Tode seines Vaters, wie dessen
übriges Eigenthum, auch seine Frauen erbt, mit Ausnahme der
leiblichen Mutter, die in unabhängig freier Stellung im Hause
verbleibt, und naturgemäss mit einiger Autorität. Hat man sich
nun einmal an einen solchen Posten gewöhnt, so werden sich
leicht einige Normen feststellen lassen, um ihn auch dann durch
einen Titelträger zu besetzen, wenn es in Wirklichkeit keine
Königin-Mutter geben sollte, oder bei deren Tode für sie eine
Nachfolgerin zu finden.
Als während der gesetzlosen Zeit Peru's, so lange die wilden
Stämme, auf Bergfestungen verschanzt, in steten Fehden mit ein-
ander lebten, in den Strichen des Collao der starke und siegreiche
Häuptling Sapana sich erhob, hatte er zuerst im Lande der (den
Canches benachbarten) Canas oder Canas (als Ghanas nach Süden
weisend) die kriegerischen Frauen bei Chungara zu bekämpfen,
bis ihr Geschlecht vertilgt war. Gleichzeitig lebten damals auf
den Inseln des Titicaca-Sees bärtige Weisse und sie fanden ihren
Untergang, als aus dem Thal Coquimbo's der Häuptling Cara
herbeigezogen kam und von Chucuito aus die Inseln überfiel.
Während sich diese Ereignisse im Collao abspielen, lässt nun
Herrera aus Pacaritambo (casa de producimiento ö generacion)
oder (nach Garcilasso) der Ruheplatz der Morgenröthe, drei Män-
ner, Ayarache, Aranca und Ayarmango, nebst drei Frauen, Mar-
macola, Mamacona und Mamaragua hervorgehen, in die könig-
lichen Gewänder Tocabo gekleidet. Auf Anregung Ayarache's,
der in goldener Schleuder einen magischen Stein mit sich führte,
wurde durch die Eingeborenen neben Pacaritambo eine StadtJ^er-
baut, und in stolzer Ueberhebung verwandte der Sonnensohn
seine Zauberwaffe, um die Berggipfel niederzuwerfen und Stein-
felsen bis an die Wolken zu schleudern. Sein ob solch sträf-
lichen Beginnens erschreckter Bruder wusste ihn durch List zu
bewegen, um von dem Sonnenvater die Herrschaft über die Erde
zu erbitten, nach den Goldgefässen im Innern der Höhle zurück-
zukehren, und verrammelte dann dieselbe, so dass er einge-
schlossen blieb.
Als darauf eine neue Residenz in Tamboquiro (dientes de
Aposento ö de Palacio) gebaut war, erschien in der Luft, mit
bunten Federflügeln geschmückt, Ayarache oder Guanacaure
134 DIE GESCHICHTE PERu's.
seinen Brüdern, sie auffordernd, da ihnen das Reich der Inga be-
schieden sei, nach dem unteren Thal zum Bau Cuzco's (mit Sonnen-
tempel) zu ziehen, gleichzeitig aber ihm auf dem Hügel Guana-
caure zu opfern, wenn die Ceremonie der Ohrdurchbohrung (zur
Ritterweihe) gefeiert werden würde.
Nachdem sodann auf dem Hügel Guanacaure die Insignien
der Inga -Würde (mit der Kronenbinde) angelegt, verwandelte
sich Ayarache in eine menschliche Bildsäule, und ebenso ver-
steinerte der andere Bruder, während Ayarmango mit den Frauen
weiter zog und sich in Curiacanche (cercado del oro) eine Stein-
hütte erbaute auf der Stätte des späteren Sonnentempels im
Mittelpuncte Cuzco's.
Oliva führt die Vorfahren der Inca von der Küste nach dem
Titicaca-See und verknüpft die Ursprünge ihrer Genealogie am
Meeresstrande mit den gleichfalls von dort ausgezogenen Scyri
Quito's, erkennt indess auch auf dem Hochlande eine bereits
frühere Cultur an, da Sinchi-Roca, Sohn Manco-Capac's, nicht
selbstständige Bestimmungen getroffen, sondern nur die von
einem, seinem Vater voraufgegangenen, Weltenbeherrscher er-
lassenen, bestätigt und erneuert. Der diesem das Land nach den
vier Weltrichtungen theilenden Contici-Viracocha beigelegte Name
Huyustus erklärt sich aus der Adaptation eines einheimischen
Klanges (wie in Huaynakavi u. A. m.) von dem in spanischen
Romanzenkreisen (zur Zeit der Niederschrift) geläufigen Augustus,
als Gebieter über den Erdball.
Die Theilung Cuzco's in zwei Stadtquartiere ^), ein oberes (Ha-
nan-Cuzco) und ein unteres (Hurin-Cuzco ^)) , führt Garcilasso auf
die Ansiedlung des ersten durch den Fürsten, des anderen durch
die Fürstin zurück, und hatte zugleich seine Onkel einen beson-
deren Nachdruck darauf legen gehört, dass hiermit keine Rang-
ordnung ausgesprochen sein solle, oder höchstens die zwischen
älteren und jüngeren Gebrüdern. Dass indess eine rivalisirende
Scheidung (ähnlich wie zwischen Tenuchtitlan und Tlatelolco in
Anahuac) allerdings bestand, geht aus der Darstellungsweise
Herrera's hervor, bei dem sich die auch sonst erhaltene Bemer-
1) Nach Montesinos theilte Viracocha Inca auch Quito in eine Hoch- und Nieder-
stadt, sowie in vier Quartiere, Huanacauri, Anacharqui, Lahuriac und Caiminga.
2) Hanan-Cuzco oder obere Stadt war von den durch Manco Capac, und Hurin-
Cuzco (von Inga Eluque Vaina erbaut) oder untere Stadt von den durch Mama Oella,
civilisirten Indianern bewohnt.
DOPPELSTADT. 135
kung findet, dass aus Anan-Cuzco (Hanancuzco) das Geschlecht
der Edlen und Eroberer hervorgegangen. Ebenso wird ange-
deutet, dass eine Zeitlang Könige abwechselnd aus dem einen
oder andern Geschlecht^) geherrscht hätten, wodurch sich einige
der Inconsequenzen in der bei verschiedenen Gewährsmännern
überlieferten Königsreihe rectificiren lassen könnten.
Bei Herrera beginnen beide Linien mit dem nach der Fluth
aus einer Höhle (in der Nähe Cuzco's) hervorgegangenen Mango-
Capac, und zwar folgt ihm in Hanancuzco der bei Montesinos als
der Stifter der (letzten) Inca- Dynastie, bei Acosta ebenfalls als
erster Inca (wenn auch entfernter Abkömmling Manco Capac's)
dargestellte Inca-Roca, der hier gleichfalls der erste des Ge-
schlechtes genannt wird und der Begründer des Stammes Viza-
quirao.
An ihn würde sich deshalb die regelmässige Reihe der Inca
in Fortsetzung ihrer Eroberungen anzuschliessen haben, aber dies
geschieht durch Identificirung Ingaroca's mit dem, als Sohn
Mango -Capac's (wie auch bei Garcilasso) mit seiner Schwester
Achiolo vermählten Chinchiaroca oder Sinchi-Roca, und der
letztere ist aus der Fürstenlinie Urin-Cuzco's zwischengeschoben,
wo Manco Capac als Erster, Chinchiaroca als Dritter, Capac-Yu-
pangillo Yupangui als Fünfter und Tarcoguanan (Vater des D.
Juan Tambo Maytapanac) als siebenter Inca genannt wird.
In der gewöhnlichen Succession dagegen folgen (auf Ingo-
Roca oder Sinchi-Roca) Lloqui -Yupangui, Maytacapac, Capac
Yupangui, Ingareque (Inca Roca) oder Topa Yupangui, Inga Yu-
pangui, Inga Viracocha, Inga Urco, Inga Yupangui, Topa Inga
Yupangui und Guaynacaba. Bei Sahuaraura herrscht Capac Yu-
panqui, als Stifter des Ayllu Apu-Mayta Panac Urin-Cuzco, sein
Nachfolger Ynca Rocca, als Stifter der Ayllu Huicca Quirau Pa-
naca Hanan-Cuzco.
Baiboa nennt nach Sinchi-Roca (Sohn Mango Capac's), Capac-
Yupangui, Inga Roca, Inga Viracocha, Inga Yupangui (Topa-Inga-
Yupangui), Topa -Inga, Guayna- Capac und Velasco bezeichnet
ebenfalls Sinchi-Roca als Sohn Mango -Capac's, mit den Nach-
1) mitunter auch (wie für die Beziehungen zwischen Tenuchtitlan und Tlatetulco
ebenfalls beachtbar) in einer Art (siamesisches) Doppelkönigthum verbunden, und auf
ähnliches (unter Tolteken) deutet (bei Torquemada) Nauhyotzin's Bezeichnung als el
segundo Senor, der bei Huemac's Abzüge auf den Thron folgte, wie die aufrückende
Nachfolge sich bis auf vier Glieder (wie bei Quiche's) ausdehnen mochte
136 DIE GESCHICHTE PERU's.
folgern Sinchi-Roca, Lloque-Yupangui , Mayta-Capac, Capac-Yu-
pangui, Inca-Roca, Yaguar-Guacac, Viracocha, Inca-Urco, Pacha-
cutec, Yupangui, Tupac-Yupangui, Huayna-Capac.
Da Herrera beim Beginn der Fürst^nlinie von Urincuzco
immer eine Stelle überspringt, den ersten, dritten und fünften
giebt, nicht indess den zweiten und vierten (später auch nicht
den Namen des siebenten), so könnte hierin die abwechselnde
Regierung mit der andern Fürstenreihe Hanan-Cuzco's ausge-
drückt sein, und sich so Inga-Roca neben Sinchi-Roca (der bei
Montesinos weiter zurückges^llt wird) einschieben. Seit Yupan-
qui (Lloque Yupanqui oder Capac Yupanguilloqui Yupanqui), der
vielleicht mit seinem (bei Baiboa) erwähnten Bruder Mango -Sa-
capa (in Erinnerung an den verehrten Mango-Capac) gleichzeitig
herrschte, würde dann die Hegemonie bei Hanancuzco verblieben,
die weitere Succession also dort zu suchen sein (weshalb Yupan-
qui anderswo auch als der Familienname oder königliche Titel
der eigentlichen Incaherrscher gegeben wird), und die ferner für
Urincuzco genannten Namen, die sonst in der Geschichte nicht
auftreten, wären dann nur als eine Art zweiter Könige oder Statt-
halter, neben dem Souverain, anzusehen.
Als Resultat lässt sich ableiten, dass während in Mango-Ca-
pac der mythische Ahnherr aus der (auf vorzeitliche Reiche wei-
senden) Chima-Panaca-Ayllu in die Vorzeit zurücktritt, mit Sinchi-
Roca eine neue Dynastie beginnt, und der Namenswechsel
zwischen Chinchi-Roca (Sinchi-Roca) und Inca-Roca, dem Be-
sieger der Chancas, der zuerst (b. Garcilasso) die Länder Chincha-
suyu betritt, scheint auf eine Einwirkung dieser kriegerischen
Löwenstämme (deren Symbol auch schon in der von Ayarache
eingeführten Ritterweihe bewahrt ist), auf die Befestigung des
Kriegergeschlechts in Hanan-Cuzco zu deuten, obwohl dann grade
wieder der (bei enger Verwandtschaft oftmals am heftigsten
lodernde) Familienzwist, der (bei Baiboa) Mayta-Capac mit dem
(auch seine Vettern genannten) Prinzen der (zu den Chancas
gehörigen) Allcay - Vilcas verfeindete, Anlass zu den erbitterten
Kämpfen gegeben haben mag, die während der Reformen Vira-
cocha's zum Abfall der Chancas, ihrer Besiegung und Exodus,
führten.
Sinchi-Roca war (nach Baiboa) in Guamancancha geboren,
das der in prähistorischer Tradition aus der Höhle Fortgezogene
über Pachete erreicht hatte, und wurde in Matagua durch die
HUAMAN. 137
Ceremonie Tocochiqui dem Ayar-Cacha oder (bei Herrera) Aya-
rache geweiht, also an den kriegerischen Stamm der Ringrim
(bei Zarate) angeknüpft, den die heilige Sage bis dahin durch
das priesterliche Geschlecht seines Bruders Mango -Capac in den
Schatten gestellt hatte. In Guamancancha (wie in Guamanga
mit Monumenten einer verschwundenen Rasse) findet sich der
mehrfach bemerkliche Zusammenhang mit Rimac durch Huaman,
mit diesem, sowie Pachacamac und Chancay zum Reich des
Cuismancu gehörig. Die Bezeichnung Huaman's als Falke ist
auch bei Huamanchuco erhalten, dessen Fürsten ihrer Weisheit
wegen (s. Garcilasso) gerühmt werden. Unter den weisen Rath-
gebern Lloqui Yupangui's findet sich (b. Baiboa) Guaman-Samo,
Fürst von Puaro (Guaro), neben Pachachulla Viracocha.
Wenn Hanan-Cuzco als spätere Gründung zu betrachten ist,
so würde sich aus den verschiedenen Versuchen, welche die Inca
bald als Erbauer, bald als Wiederhersteller oder Eroberer Cuzco's
betrachten, ergeben können, dass die Frauenstadt Urincuzco in
die gynäkokratische Periode fällt, die sich bei den Chibchas länger
bewahrte, in Peru dagegen durch Zapana, den Besieger der
Amazonen von Chungara, beendet sein soll, obwohl sie (n. Mon-
tesinos Auffassung) poch bei der Installation des ersten Inca
durchgreifend mitspielte.
Die jüngere Existenz Hanan- Cuzco's und die Möglichkeit
fremden Einflusses wird bekräftigt durch eine zweite Tradition,
die (nach Herrera) neben der andern bestand, dass der Name
Anancuzco's erst seit der Zeit datire, als auf Einladung Lloqui-
Yupangui's sein Schwager dem Chinchiaroca gegen die Familien-
bestimmungen der Inca (also wohl aus politischen Gründen^) dem
Ansinnen des Stärkeren weichend) seine Tochter zur Gattin ge-
geben. Da nun das Blutweinen Lloque Yupangui's, als Yacar-
guaque (Yahuar-Huaccac) mehrfach auf die Unglücksfalle der
Dynastie während einer von ihm erlittenen Gefangenschaft bezo-
gen wird und auch bei Baiboa Mayta Capac (Sohn Lloque Yu-
^) Ein derartiges Verleihen von Prinzessinnen (wie in China von den mongolischen
Fürsten), scheint bei den Inca aus Staatsrü<iksichten nicht selten gewesen zu sein, in-
dem auch der Friede mit den vielfach bekämpften Canas schliesslich nur durch eine
Verschwägerung gesichert wurde und ebenso dem Fürsten von Chucuyto das Anerbieten
eines Eheabschlusses gemacht sei, das (nach Herrera) indess von ihm zurückgewiesen
wurde. Bei Beauchamp vermählt sich Sinchi-Roca mit seiner Schwester Mama-Oello,
während neben Mango Capac (als Vater) die Coya Mama de Huaco genannt wird.
138 DIE GESCHICHTE PERU's.
panqui's) in dem trotz der Warnungen seines Vaters begonnenen
Kriege mit den AUcay -Vilca , ohne das Zwischentreten eines
Wunders, besiegt sein würde (also in Wirklichkeit besiegt sein
wird), so könnte es sich hier um eine, durch den Ahnenstolz spä-
ter verschleierte, Kreuzung handeln, die durch den Sieger er-
zwungen war und die vielleicht ein Reis aus den die Aymares
(wie die Chancas die Quechuas) bedrängenden Umasuyu nach
Cuzco geführt haben möchten, wenn der bei Baiboa angetroffene
Name Umanapan zu berücksichtigen ist, als der des mächtigsten
der damals verbündeten Fürsten.
Bei derartig durch die Schwesterehe beabsichtigten Inzucht
könnte die in dem Namen Viracocha's (als Meeresschaum) und
seiner nach dem Eiweiss benannten Gattin ausgedrückte Weisse
zum erblichen Kennzeichen des Geschlechts geworden sein, wenn
durch künstliche Vornahmen bei den der Sonne* (die überall in
einer Wechselbeziehung zum weissen Aussatz steht) geweihten
Jungfrauen^) erhalten.
Bei Herrera werden die Bestimmungen über Reinerhaltung
des Incablutes nochmals unter Mayta Capac durchbrochen, der
sich mit der Prinzessin Manaca Guapatac vermählt, und dann sei
wegen des zerbrochenen Wasserkruges einer Frau der Bruder-
krieg entbrannt, welcher die Stadt (wie aus ähnlichen Ursachen
Promo am Iravaddi) verheerte, bis er schliesslich mit der Nieder-
lage der Alcabiquicac geendet (wie sonst der Alca-Vilca).
Der Inca Mayta-Capac nimmt nun bereits den Titel Vira-
cocha's an, aber wie hinzugefügt wird, widerrechtlich, da ihm nur
im Traum die Erscheinung geworden.
Einen directen Auftrag von Viracocha (als Pacha oder Acha-
chic) dagegen erhält sein Sohn Capac Yupanqui, der demzufolge
mit göttlicher Hülfe , die Niederlage seines älteren Bruders
rächend, die Changas von Andahuayllas besiegte und bei der
Rückkehr nach Cuzco den Thron usurpirte.
1) Bei Mancapara (zu Delgado's Zeit) herrschte der Cazique Guaramental in
Häusern, curiosamente labradas, und in dem Dorfe Arcupon fanden sich quatro Chinas,
que son Indias de poca edad hasta que se casan, tan blancas, rubias y hermosas, como si
huvieran criadas a Flandes, und hörten die Spanier que aquella blancura les venia de
aver estado desde que nacieron tan encerradas que jamas las abia cubierto el vSol, como
se hechava de ver, pues al modo de aves noturnas, en sacandolas a el se cubrian los
ojos, por lo mucho que les ofendia su luz (s. Simon),
ALLCO-VILCAY. 139
Darauf folgt dann, mit seiner Schwester Nicacocac vermählt,
der um den Schmerz der Ohrdurchbohrung (also einer nach dem
Brauch von dem Inca geforderten, aber ihm ungewohnten Cere-,
monie) zu entgehen, nach Chaca (Chacha) zurückgezogene Inga-
reque, und dass dieser auf den (auch bei Garcilasso dem Inca
Capac -Yupanqui succedirenden) Inga-Roca, als Stifter des Ge-
schlechts von Anancuzco zurückweist, wird von Herrera selbst
ausgesprochen, indem er ihn als Schwiegervater der mit seinem*
Sohne Inga Yupangui vermählten Mamochiquiac (Prinzessin von
Ayarmacac), das Haupt der Geschlechtsscheidung in Anancuzco
nennt. Mit d'eser Einführung der Ayarmacac-Familie mögen dann
die Traditionen von den an Paccari-tambo^) angeschlossenen
Ayar, für deren Namen Garcilasso die Erklärung fehlte, ihre volle
Ausbildung erhalten haben.
Die Aufnahme fremdartiger Elemente zeigt sich in der Er-
mordung des Ynca, wobei der miraculöse Gewittersturm, durch
den Baiboa den Sieg über die Allco-Vilcay, sowie Garcilasso den
über die Changas entscheiden lässt, die Plünderung der Haupt-
stadt durch die Condesuyos verhindert, und dann macht sich die
Stimme der Frauen geltend, wie in Inga-Roca's Thronbesteigung
(bei Montesinos), um Viracocha-Inga zu seiner Würde zu erheben.
In ihm beleben sich nun die heiligen Legenden, die von dem
Himmelsfeuer des bei den Canas verfolgten Propheten reden, in dem
die Häuser Caytamarcac's, jenseits des Yucay- Flusses, anzünden-
den Glühstein, und die zwischen Capanac von Atuncolla und Cari
von Chucuyto hergestellte Versöhnung, wobei das Orakel Zopa's
die Begünstigung des Letzteren empfahl. Dazwischen hinein
flechten sich Kämpfe unter den Canches und der Friedensabschluss
mit den Canas in Ayabire, der grossen Gräberstadt, wo die
völlige Austilgung der Bewohner neue Besiedelung ernöthigte.
Die Entthronung dieses Viracocha") (neben der seines auch
bei Baiboa unter ähnhchen Umständen genannten Sohnes Inca
Urco) durch den in Löwen-Rüstung kämpfenden Besieger der
1) Pacari (von pacar, der Morgen) wird übersetzt (aus dem Quechua) mit amanecer
(Morgen werden), und so erklärt sich in Eten die Heimath, als: donde amanece.
2) Inca Viracocha, zu dessen Besuche der (auf silbernen Thron als Sonnenver-
ehrer , mit dem Inca auf goldenen Thron als Verehrer des Viracocha Pachayachachi
streitende) Chuchi-capac (Fürst von Hatun-Collas) nach Cuzco gekommen, dankte zu
Gunsten seines natürlichen Sohnes Inca-Urcu ab, der auf dem Feldzug gegen Colla-
suyu durch Yamqui-Pachacuti (Fürst von Huayna-Cancha) getödtet wurde, worauf beim
140 DIE GESCHICHTE PERU'S.
Chancas, Inga-Yupangui (bei Herrera), macht den letzteren (unter
Berücksichtigung der übrigen Vorkommnisse) zum Viracocha-Inga
Garcilasso's, als Sohn Yahuar - Huaccac's. Die von Garcilasso
dann unter drei auf einander folgende Inca vertheilten Thaten
(die sich durch das im Character eines Feldherrn oder Fürsten,
vor oder nach der Thronbesteigung, Ausgeführte, ohnedem durch
einander schieben), werden bei Herrera in der Hauptsache unter
der Regierung Topa-Inga-Yupangui's zusammengefasst, dem Vor-
gänger Guayna Capac's. Bei Acosta gründet Viracc cha das Ge-
schlecht Inca-panac, bei Herrera dagegen ist Inacap nacac (Inca-
panac) das Geschlecht Capac-Yupanqui's, Cocopanacac des Mayta-
capac's (sonst Viracocha's, als Cococ Panaca Ayllu), Aocaylli-
Panaca des Lloque Yupanqui's (als Yahuarhuacac's Aoca- Ayllu)
und Vizaquirao des Inga Roca's (Piauragua- Ayllu des Sinchi
Roca). Für Huayna-Capac findet sich (nach seinem Geburtsort)
ziemlich einstimmig Tomebamba-Ayllu. Nach Montesinos stamm-
ten von Inga Juanta, Bruder des Topa Yupanqui (der seinem
Vater Huiracocha folgte), die Succepanecas, von Halloque- Yupan-
qui die Raurao-Panacas, von Cincar-Roca, der als Feldherr Guar-
guacac's die Chancas besiegte, die Aucay-Lipaunacas, von
Chinchi-Roca die Huica-Quirau u. s. w. Dann die Illochibainin
von Aputaca, dem Sohn des Halloque- Yupanqui, die Rauras-
Panacas von seinem Bruder, die Uscamaytas von Putano-Uman,
Sohn des Capac-Yupanqui, der Apu-maitas von Chimo-Chavin,
Sohn des Capac-Yupanqui, die Viraquiras von Viraquira, Sohn
des Sinchi-Roca, die Aucay-Lipaunacas von Cincar-Roca, Sohn
des Guarguacac, die Succepanecas von Inga- Juanita, Sohn des
Viracocha. Nach Garcilasso war mit diesen mehrfach und in
Variationen erwähnten Geschlechtsstiftungen nur gemeint, dass
die verschiedenen Familien ihre Abstammung bald auf den einen,
bald auf den andern der verschiedenen Könige zurückführte, denn
im Uebrigen gehörten alle Inca zum Capac- Ayllu oder königlichen
Stamm.
Montesinos lässt Inti-Capac, wie das Land in Hanansayac
und Hurinsayac, so Cuzco in Anan-Cuzco (Oberstadt) oder Capac-
Aillu (Königsresidenz) und Hurin-Cuzco (Niederstadt) eintheilen.
Aufstande der Chancas der legitime Sohn Inca Viracocha's (Inca Yupanqui) die Zeichen
der Königswürde anlegte und nach Besiegung der Chancas bei Quizachilla (und im
Bündniss mit den Collas) zur Eroberung der Canaris auszog (s. Santa-Cruz).
AYAR. 141
und dann in die erstere den Erbprinzen als Herrscher einsetzen,
in die andere seinen zweiten Sohn, so dass sich daraus eine Art
Doppel-Königthum ergäbe (wie in Siam bestehend).
Mit den Einwanderern, Ayar-Mango-Topa, Ayar-Chaki-Topa,
Ayar-Auca-Topa und Ayar-Uyssu-Topa (bei Montesinos) stimmen
als aus der Höhle Paccaritambo oder Tambo-Toco kommend,
Manco-Capac, Ayar-Cachi, Ayar-Vihu und Ayar-Saucu (bei Gar-
cilasso) und Mango-Capac, Ayar-Cacha, Ayar-Auca und Ayar-
Uchi (bei Baiboa), während Herrera die Namen Ayarache, Aranca
uud Ayarmango, als drei Männer mit den drei Frauen Mamacola,
Mamocana und Mamaragua giebt. In der Vierheit heissen die
Frauen Mama-Huaccan, Mama-Cora, Pirca-Acun und Hipa-Huaccan
(bei Montesinos), und Mama-Guaca, Mama-Cora, Mama-Oello (Ocllo)
und Mama-Aragua (bei Baiboa). Garcilasso scheidet Manco-Capac
und seine Frau Mama OccUo^), als Gründer Cuzco's, von den drei
Brüdern Ayar ab, die aus den drei Fenstern der mittleren Höhle
hervorkamen. Auch bei Baiboa vermählt sich Mango-Capac mit
Mama-Oello (obwohl sie erst in dritter Reihe genannt ist), und
der Tadler Ayar-Auca, der die Berge umzustürzen drohte, wird
durch Tambo-Chacay in eine Höhle eingeschlossen, wie der die
Zauberschleuder führende Ayarache bei Herrera. Bei Montesinos
wird die Schleuder zur Theilung des Landes von Ayar-Manco-
Topa geworfen, und dieser dann von dem mit seinem Antheil
unzufriedenen Ayar-Uyssu in eine Höhle eingeschlossen. Nach-
dem der von einem Fels gestürzte Ayar-Aucca in Stein verwan-
delt und Ayar-Chaki in eine Wüste geflohen, herrscht Ayar-
Uyssu ohne Nebenbuhler als Pirhua-Manco. Nach Baiboa wer-
den dem durch den Zauberer von Chimbo Icagua (in Sano) in
Stein verwandelten Ayar-Cacha die Ehren bei der Ceremonie
Guarochiqui reservirt, und ihn anrufend, ziehen die Brüder weiter
nach Matagua, sowie später nach Guanaipata, w^o Mama-Guaco
(als Ayar-Uchi) die Guaillas durch Menschenopfer schreckt, die
Thronbesteigung Mango-Capac's in Cuzco fördernd. Bei Herrera
erscheint Ayarache seinen Brüdern im Flügelfederschmuck, die
Ehren bei den Weihegebräuchen beanspruchend und sich nebst
seinem Bruder (Aranca) in Stein verwandelnd, während Ayar-
mango mit den Frauen Cuzco gründet, und dort als Mangocapa
1) Oclla bezeichnet (iiti Quecliua): Etwas im Busen zeitigen (s. Tschudi), und so-
mit die Gebärende oder Stammesmutter.
142 DIE GESCHICHTE PERU's.
herrscht. BrulHus beschränkt sich auf die Dreizahl. Unter den
aus Pacaritambo (mit den Schwestern Mama-cola, Mama-cona und
Mama-ragua) hervorgehenden Brüdern Ayarache, Aranca und
Ayarmango, verwandelte sich der eine Goldschleuder mit Wunder-
stein führende Ayarache in eine geflügelte Erscheinung, auf dem
Hügel Guanacaure, die Gründung Cuzco's verkündend, worauf er
mit Aranca in Stein verwandelt wurde, Ayar-mango aber als
Mango-capac in Cuzco herrschte.
Diese Versionen stimmen darin überein, dass dfer schliess-
liche Herrscher Mango ist (mit dem Mango-Capac der übrigen
Legenden zusammentreffend), und zwar bei Baiboa der ursprüng-
liche Mango-capac, bei Herrera der in Mangocapa verwandelte
Ayarmango und bei Montesinos Ayar-Uyssu, der den Titel Pirhua-
Manco annimmt, während der eigentliche Ayar-Mango bereits in
der Höhle eingeschlossen wurde. Dieses Schicksal trifft ihn als
den Schleuderer, wie deshalb auch bei Herrera den Ayarache,
und bei Baiboa wird Aehnliches von Ayar-Aucca angedeutet,
während der Ayar-Aucca Montesino's vom Fels gestürzt und dann
in Stein verwandelt wird. Die Rechte eines Cultus werden (bei
Baiboa) dem Ayar-Cacha zuerkannt und bei Herrera dem Ayar-
ache (in der Höhle eingeschlossen, gleich Balboa's Ayar-Auca),
bei dem die Rolle des versteinernden Zauberers von Sano durch
Tambo-Chacay gespielt wird, den seinerseits wieder die Flüche
Ayar-Auca's versteinern.
Es lässt sich aus dieser und anderen Deutungen erkennen,
dass Mango-Capac einer mythischen Vorzeit angehört, und an der
Spitze einer Reihe prähistorischer Dynastien stehend, bei dem
Untergang der Traditionen dieser, durch eine Kluft von dem zu-
letzt in Cuzco gegründeten Reich getrennt ist. Die bei Garcilasso
überlieferte Sage, die von ihm selbst zwar nur wenig berücksich-
tigt wird, scheidet ihn deshalb auch gleich ab von den übrigen
drei Brüdern, für welche alle in den drei Fenstern der Stammes-
höhle Raum ist, so dass das von ihm gegründete Cuzco das-
jenige meint, welches schon in der frühesten Morgendämmerung
der Erinnerungen (selbst vor den durch die Pirhua eingeleiteten
Regentenreihen) auf diesem Nabel der Erde stand. In seinem
die Erde theilenden Schleuderwurf wird Mango-Capac dem Con-
tici-Viracocha parallelisirt, der mit gleicher Handlung als Schöpfer
in Tiguanuco auftritt. Der Einschluss in eine Höhle deutet bei
ihm nur das Verschwinden in dunkle Vorzeit an, und wird auch
MANGO -CAPAC. 143
als unter dem Deckmantel göttlicher Verehrung ausgeführt dar-
gestellt.
Bei Baiboa dagegen werden mit Ayar-Aucca die räuberischen
und verrätherischen Stämme der Auca in die Höhle eingeschlossen,
während sie bei Montesinos in Abgründe gestürzt werden, und
auch der (nach Herrera) in einer Höhle verrammelte Ayarcache
scheint nationale Beziehungen einzuschllessen, da bei Baiboa die
von Tambo-Vincays und Quiliscahes beherrschten Stämme der
Ayarcaches erwähnt werden, die sich unter Lloqui-Yupangui
unterwarfen.
Im Uebrigen vereinigt Herrera's Ayarache in sich die Cha-
racterzüge des Mango-Capac (bei Montesinos) und des, als Stam-
mesheros der neuen Rasse die Ehren bei der Jünglingsweihe
empfangenden Ayar-Cacha (nach Baiboa), indem er einerseits
gleichfalls diesen Cultus für sich in Anspruch nimmt, andererseits
dagegen im Schleuderwurf die Handlungen Mango-Capac's wie-
derholt, sowie die des uralten Con^im Abplatten der Berge und
Heben der Thäler. Dass die (bei den Quiches und sonst wieder-
kehrende) Vierzahl in diesem Falle eine künstliche ist, geht
daraus hervor, dass in allen Darstellungen nur über drei Perso-
nen, (wie sie Herrera auch allein giebt und Garcilasso bestimmt
abscheidet) disponirt wird, indem bei Montesinos der überzählige
Ayar-Chaki in die Wüste flieht, ohne dass man ferner von ihm
hört (wenn er nicht in den späteren Hirtenstämmen zurückkehrt)
und (bei Baiboa) Ayar-Uchi in Stillschweigen begraben liegt,
oder vielmehr er als Mama-Guaco (die männliche Wandlung von
Mama-Guaca) diejenige Rolle spielt, welche in irrthümlicher Ver-
wechselung mit einem nachträglich angenommenen Titel anfangs
auf den älteren Mango-Capac mythischer Vorzeit übertragen
wird, und dies erweist sich im besonderen aus der, bei Gleichheit
der zuertheilten Charactere, erforderlichen Identificirung dieses
Ayar-Uchi's (bei Baiboa), mit Montesino's Ayar-Uyssu, obwohl
dann allerdings der letztere wieder auf den Anfang der Pirhua-
Dynastie zurückgeschoben wird, statt des directen Anschlusses
von Sincha-Roca in andern Fällen. Dass bei Baiboa ältere Legen-
den in die spätere eingemischt sind, zeigt sich auch in dem Vor-
kommen des Namens Mama-Oello (Mama-Occllo) , der Schwester-
gattin Mango-Capac's, als Sonnenkinder, während seine ersten
beiden Frauennamen mit den ersten beiden des Montesinos stim-
men, der letzte dagegen mit dem letzten Herrera's, so dass auch
144 DIE GESCHICHTE PERU's.
hier die Dreizahl genügen würde, indem bei Montesinos gleich-
falls sich eine solche Reduction ergiebt, da der letzte Name mit
dem ersten zusammenfällt. Indem trotz fortgehender Verminderung
der Brüder ^) , die Schwestern vollzählig bleiben und Herrera aus-
drücklich erwähnt, dass der Gründer Cuzco's von drei Frauen
begleitet war, so ergiebt sich schon hieraus die gynaikokratische
Präponderanz, die sich bi*s zur jüngsten Reform erhielt.
In dem Titel Ayar^) mag eine dämonische Heroenverehrung
der Abgeschiedenen (Aya) ausgedrückt sein, die durch die Ayatapuc
(die Sprecher der Todten) bedient wurden, wie die Idole (als
Guacas) durch die Guacar-machi (mochi oder Verehrung). Dieser
Cultus fand seinen Mittelpunkt bei den Ayaviri, die ihren Wider-
stand gegen Lloqui-Yupanqui (b. Garcilasso) mit jener Verödung
zu büssen hatten, in der (s. Cieza) unter Klagen und Weinen die
Geister der Gefallenen gesucht wurden, bis sich in neuer Pracht
der Sonnentempel dort erhob. Diesem Inca Lloqui-Yupanqui war
(nach Baiboa) die Sonne in Gestalt eines Mannes erschienen, und
ihm verdankte er den Sohn, den die mit Hülfe Pachachulla-Vira-
cocha's (und Mango-Sacapa's) erworbene Gattin gebar, unter dem
Namen Mayta-Capac, sowie Usurpirung des Viracocha-Titels (nach
Herrera), und bei dessen Bekämpfung der Allcay-Villca (nach
Baiboa) , bezeichnet Herrera solche als ein Stammesgeschlecht
der Stadt, das sich von den übrigen Cuzco's abgesondert gehalten,
dadurch auf eine ältere Souveränität (in dem von Viracocha ein-
gesetzten Priesterthum der Alco- Vilca) deutend, das sich einer Unter-
werfung unter die neue Herrschaft der Inca noch zu entziehen
suchte. Nach Garcilasso unterwarf Inca Mayta Capac die Berge
der Allca auf dem Wege nach Arequipa. Die Ansiedlung der
Ayamarca südlich von Cuzco wurde auf Mango -Capac zurückge-
führt, und ihre Sitze schlössen sich in die der gleich den Apira-
ges am Tocantin (s. Castelnau) ihre Ohren verlängernden Cavinas
an. Bei diesen (mit ihrem Tempel Ausancata) wird (bei Garcilasso)
die Verehrung eines Idoles in schreckender Form erwähnt, und
in solcher erscheint (bei Baiboa) der Inca mit den Eingewei-
1) Los Chilenos Uaman ä los primeros hombres, de los quales descienden, Peni
Epatun (los hermanos Epatun) oder Glyche (hombres primitivos ö del principio).
• 2j Im Chilidugu bezeichnet Ayarcun (Ayar-Con) das Funkeln der Sterne (stellas
fulgere, micare astra), in denen die Seelen abgeschiedener Helden strahlen, und Ayarn
oder Ayar-gen, caneo, canum esse (gen, ene), also Ayar, den bereits durch sein Alter
in das Jenseits hineinragenden (oder den Abgeschiedenen naher Stehenden).
MENSCHENOPFER. 145
•
den^) des Menschenopfers aus dem IMunde hängend. Auf An-
stiften der Huaca Canacuy erregte der Curaca von Capacuyos
den Aufstand der Cavinas gegen Inga Yupanqui (Sohn Viracocha-
Inga's).
Bei Oliva gilt erst der auf Sinchi Roca (Sohn des Manco
Capac) folgende Lloque Yupanqui für den Gründer Cuzco's oder
auch Eluque Vaina Cauri, der (bei Montesinos) Inca Roca's Nach-
folger Halloque Yupanqui (Bruder Manco -Capac's) entsprechen
würde.
Als Manco Capac, (Sohn Apu Tampu Pacha's und Mama
Achi's), Tonapa's Stab Tupac-yauri (und seinen Goldbecher Tupac-
usi) tragend, vom Regenbogen umkränzt, auf der Höhe des Ber-
ges in der Ferne die Gestalt von Menschenähnlichkeit erblickte,
traf sein dorthin gesandter Bruder auf einen mit blutunterlaufenen
Augen dreinschauenden Mann, der ihn neben dem Stein seiner
Huaca (bei Sanuc) festbannte, und Manco Capac wurde nur
durch seinen Prophetenstab gegen das Schicksal seiner durch
den Huaca versteinerten Geschwister geschützt.
Dapper giebt folgende Darstellung:
Unter den in Gemeindeverfassungen lebenden Einwohnern
des Thals von Kusko erhob sich als Erbauer der Festung Pukara,
die Umwohner bezwingend, Ingaroka, der sich von einem der
sieben Ingas, die bei der Fluth in der Höhle Pakaritambo be-
wahrt worden, entsprossen ausgab, und zwar von dem (aus dem
Fenster Tambo der Höhle Pacaritambo gekletterten) Vorfahren
Mangokava, Stifter des Geschlechts Urin Kusko und des (herr-
schenden) Geschlechts Hanan Kusko, seinerseits das Geschlecht
Vikakikirao gründend, wie sein Nachfolger Jaguarguake das Ge-
schlecht Aokaillipanaka und dessen Sohn Virakocha-Inga das
Geschlecht Koko-Panaka. Als dessen ältester Sohn in Be-
kämpfung der Changas von Andaguaillas gefallen, wurde an der
Stelle seines Vaters, der ihn als künftigen Welteroberer prophe-
zeite, der jüngere Sohn Inga Pachacuti Jupangui zum König er-
hoben, der die Verehrung des himmlischen Schöpfers Virakocha
Pachaiachachik predigend, ein genügendes Heer zur Besiegung
1) Beim Aufstande der Volksparthei (besonders in Huexocingo) gegen die Adligen
(welche Hülfe von Texuco baten und heimlich auch von dem mexicanischen König
Matzaliutzin unterstützt wurden) wui'de der erste Kriegsgefangene dem Idol Camaxtle
geopfert, und abgehäutet, y vistiendose uno el pellejo, con las tripas arrastrando , se
presentö al Idolo, adonde los sacerdotes oraban, y pedian victoria (s. Herrera).
Bastian, America. J^Q
146 DIE GESCHICHTE PERU's.
•
der Aufständischen versammelte, mit Hülfe der nur seinem Auge
sichtbaren Bärtigen, deren Versteinerungen in den Pururanka ge-
nannten Steinen von dem Heere auf einen Haufen zusammen-
getragen wurden. Nachdem er das Geschlecht Inakapakaka ge-
gründet und die goldene Bildsäule Indillapa auf einer goldenen
Sänfte zur Verehrung aufgerichtet, folgte ihm Topa-Inga und
dann dessen Sohn Topa-Inga II (Gründer des Geschlechts Apak
Aillo), nach welchem Guainakava den Thron bestieg, der Eroberer
Quito's (als Gründer des Geschlechts Tamebamba).
Acosta spricht von der königlosen Zeit oder Purunpacha ^)^
als Pariacaca noch im Ei verschlossen ist, wahrscheinlich (da sein
Sohn Hathiacuri bereits unter den Menschen lebt), als zweite In-
carnation Coniraya's (nach Art Ischl's bei den Koloshen oder der
Quiches-Heroen in Guatemala). Eine ebensolche Purunpacha oder
königliche Zeit kennt Santa Cruz, und da während derselben,
ehe Tonapa bei Apotampu in Erscheinung trat, verschiedene
Heere von jenseits Potosi nach Peru gekommen seien, so wird
dies Interregnum mit der allgemeinen Zerrüttung zusammenfallen,
die Montesinos unter Titu Jupanqui Pachakutek anbrechen lässt,
und die er von Titu (in Tambo-Toco) bis Inti Capak Mayta ver-
längert, bei dessen Tode dann Mama Ciboca ihren Sohn Inca Roca
mit der Inca -Würde bekleidet.
Da in dieser Fürstenreihe Topa Hauri Pachakutek, der Ein-
führer der Quipus eine Schule in Paccari-tambo gründet, so
tritt die damalige Bedeutsamkeit dieses Ortes hervor, den
der Prophet Thonapa zum Mittelpunct seiner Thätigkeit wählte,
und der als Gespenst erklärte Name Aranial Cassi's (Nachfolger
des Topa Hauri Pachacutek) könnte auf die schattenhaften Phan-
tome deuten, die der Inca den Zauber-Tempel von Chimbo Icagua
umschweben sah. Unter Tok-Koske fanden darauf neue Einfälle
fremder Stämme, theils von der Küste, theils aus den Andes statt,
und in ihnen Hessen sich dann (wie aus den früheren Kämpfen
der Caras und Sapanas zu den Anfangen der CoUas-Fürstenthümer)
die Wege öffnen für den vom Meere folgenden Viracocha und
die aus östlicher Höhle hergeleiteten Stifter eines neuen Reiches.
Erkennt man in den Inca die Reste einer nach den Schluch-
1) Purun-pacha (mit den Yananamca genannten Menschengeschöpfen oder vormaligen
Bewohnern) bezeichnet die falsche Welt, als vor der Fluthkatastrophe (eine "Welt der
Maya). Pun (in Chilidugu) nox (po oder pu im Polynesischen).
CHINCHA-SUYU. 147
ten Paucartambos geflüchteten Dynastie, die in dunkler Erinnerung
an die einstige Herrlichkeit von Tiahuanaco die Tradition einer
Abstammung vom Titicaca-See bewahrte (und deshalb die beiden
Localitäten unterirdisch verband), so scheint bei ihrer Rückkehr
auf das Hochland die politische Lage ungefähr die folgende ge-
wesen zu sein.
Nach den Kämpfen der bei Cieza erwähnten Häuptlinge in
Colla, war dort (unter den durch die Verehrung eines weissen
Lama gekennzeichneten Hirtenstämmen) ein den Sonnen-Cultus der
Tobas und anderer Südstämme ausbreitendes Reich in Hatun-
Colla gegründet, das seinen Einfluss bis zu den Canches und
Canas erstreckt haben mag.
In Curicancha, auf der Stätte des späteren Cuzco, war durch
den Propheten Viracocha die Dynastie des Allcay-Vilca einge-
setzt, die in der Form des Viracocha genannten Fürsten* (oder
Priesterkönig-s) zur Friedensstiftung bei den inneren Kriegen der
Collas (durch Verhandlungen mit den Ringrim^ Sapalla's) beige-
tragen hatte.
Diese Installation hatte während des Aufenthalts der Dynastie
in Pakkari-Tambo statt, und sie betraf vielleicht einen Zweig der-
selben, der nachher bei den neuen Einfallen in seinen Sitzen blieb,
während der andere in die Montana zurückflüchtete (und dort
bei Paucartambo die zum Schutz gegen Einfalle von der Sierra
her gerichteten Festungen baute).
Bei der neuen Wiederkehr waren die priesterlich gekrönten
Könige unter der Uebermacht der Changas (die aus Chinchasuyu
vorgedrungen waren) gefallen, und die in Matagua weilenden Inca
knüpften deshalb mit dem alten Nationälheiligthum in Chimbo
Icagua Beziehungen an, weshalb sie sich auch als Hohepriester
Supay's bezeichnet finden. Gleichzeitig veranlasste sie der da-
malige Glanz des Königreichs von Colla und die noch nicht ganz
erloschene Erinnerung an die eigene Vergangenheit den Ursprung
der Dynastie in der Sonne zu suchen, und dieses Symbol dem
Volk als Verehrung aufzustellen, um Achtung vor den Sonnen-
kindern einzuflössen, wie es die Spanier in Mexico angezeigt
fanden, dem Namen Teules seine Achtung zu bewahren. Der eso-
terische Cultus der Inca dagegen war auf die Prophetenlehre be-
gründet, die sich in der ursprünglichen Verehrung Con's später
auf Pachacamac übertragen hatte, und befestigte sich mit Einver-
leibung der Quechuas (am Pachacaca).
10*
148 DIE GESCHICHTE PERU'S.
Der Sonnencultus wird also als der orthodoxe der Collas zu
gelten haben und während der Präponderanz ihres Staates war
er auch in Cuzco zu hervorragender Geltung gekommen, bis bei
den Siegen über die Collas und dem der Sonne dargebrachten
Opfer ihres Fürsten, jene Reaction eintrat, die sich sowohl in
den spöttischen Zweifeln des Inca über die Gebundenheit des
Sonnengottes, wie in der Herstellung des dem Pachayayic schul-
digen Dienstes während der Feldzüge gegen die Changas aus-
spricht. Deshalb tritt in dieser Periode auch der Name des Vira-
cocha wieder auf, bald als der des den Thron usurpirenden
Sohnes, bald als der seines Vaters, und angeknüpft an den älte-
ren Viracocha, als Pyrhua, in welchem sich die vielfach geläufige
Identificirung des Propheten mit der von ihm verkündeten Gott-
heit zeigt. Die Chancas aber, denen in Folge ihrer Verbindung
mit den Allcay-Vilca eine natürliche Verehrung Viracocha's hätte
innewohnen sollen, wurden in Folge ihres aufständischen Abfalles
mit dem Beiwort der Auca oder Verräther wegen solcher Ab-
trünnigkeit gebrandmarkt (und noch jetzt sind die ihnen aus den
Poeras zugehörigen Morochucos in Cangallo und Yquichanos bei
Huanta als Rebellen gefürchtet).
Wenn in Viracocha (wie in der bei Brullius gegebenen Dar-
stellung) ein neuer Dynastienstifter, der dem Priesterstande ent-
nommen war, zu sehen ist, so würde seine auf Frauen-Einfluss
zurückgeführte Erhebung die Stellung Inga-Roca's (als Sohn
Mango-Capac's mit Sinchi-Roca identificirt) erklären und die der
Mutter desselben in der Höhle Chingana zugeschriebene Rolle.
Bei Oliva erbaut Huayna-Capac das Chingana genannte Laby-
rinth in Cuzco.
Als sich mit dem Aufstand Atuncolla's, der Condesuyo's
(dessen Heer durch Gewitter aufgehalten wurde) verband und
beim Auszug aus Cuzco Yupangui oder Mamachiquiac (Sohn
Ingaroca's oder Topayupangui's) bei einem Aufstand getödtet war,
wurde über Einrichtung einer Republik unter einem Senat der
Weisesten berathen, als eine Frau den frommen Viracocha zum
Inga empfahl und dieser (beim Fasten angetroffen) gekrönt wurde,
die bei seiner Abwesenheit auf dem Feldzuge in Caytamarca
ausbrechende Verschwörung des Acapaco (Bruder seines Vor-
gängers) an dessen Anhängern, die sich selbst vergiftet, bei der
Rückkehr strafend. Als es ihm nicht gelang, an die Stelle seines
lasterhaften Sohnes Urco (der in ein Kloster verwiesen war) seinen
REPUBLIK. 149
zweiten Sohn Yupanqui auf den Thron einzusetzen, zog" er sich
in die Einsiedelei des Thals Yucay oder Xaquixaguana zurück,
aber bei ausbrechendem Kriege wurde an Stelle Urco's (von
den Orejones) Yupangui eingesetzt, unter Beistimmung der Coya
(oder Hauptfrau), die die neue Ehe billigte.
Die republicanische Verfassung, auf welche bei der entschei-
denden Krisis in der Geschichte des Inca-Reichs, als auf eine
w^ahrscheinlich ältere Reminiscenz, angespielt wird, fand sich, wie
unter den Araucanern (oder Aucas) bei den Jarayes (den Orejones
am Xaraye-See), und indem Guzman dem an der Spitze stehen-
den Häuptling den Titel Manes verleiht, so kann derselbe eine
Brücke schlagen von dem gleichnamigen der alten Welt zu Mango '
und Mancu.
Die durch verwandtschaftliche Bande mit den Stämmen des
Chinchasuyu verknüpften Chancas (die Nachbarn der Carancas)
waren über Huamanga und Huanta an das linke Ufer des Apu-
rimac gekommen, während sie (nach Cieza) den Weg über Chu-
quibamba nach Andahuaylas eingeschlagen hatten. Durch dieses
Vorschieben waren die Quechua (an den Ufern des Amancay
oder Abancay) aus ihren Sitzen gedrängt, und um gegen die
Bedrückungen der Chancas und Hancohuallas Schutz^) zu erhal-
ten, unterwarfen sie sich freiwillig dem Inca-Roca, der die Kinder-
opfer der Chancas in Uramarca (oder Vilca) verbot, und die
Länder Sulla und Utumsulla (zwischen den Chancas und der
Meeresküste) seinem Reiche zufügte. Die den Quechua benach-
barten oder (mit Cotapampas, Cotaneras, Yanahuaras, Chumpivilcas,
Umasuyus) zu ihrem Stamm gerechneten Aymaraes (neben wel-
chen die Umasuyus mit ihren Heerden am Rio Pampas wander-
ten) wurden als Colonisten in der Mehrzahl nach SuUi oder Juli,
westlich vom Titicaca-See, versetzt, und die dort von ihnen an-
genommene Landessprache wurde, als durch sie, wegen der mit-
gebrachten Kenntniss des Quichua, verdollmetscht , mit ihrem
Namen bezeichnet. Bertonius nennt den Dialect der mit den
Lupaca verwandten Pacasa den hauptsächlichen der Aymaraes
und rechnet ausserdem zu diesen die Canchis, Canas, Collas, Colla-
guas, Carancas und Charcas. Am Pachacaca (Nebenfluss des
Apurimac) war Chalhuanca ihre Hauptstadt gewesen, an Cata-
bamba (mit der Hauptstadt Tambobamba) grenzend. Mossi be-
1) Incan wird in Chili-dugu als Jielfer erklärt (s. Havestadt).
150 DIE GESCHICHTE PERU's.
zeichnet mit Quechua das mittlere Klima (also die Sierra), im
Gegensatz zum heissen Lande (Yunga) und zum kalten (Puna),
so dass die Küstenbewohner dann von dem ihnen bekannten
Volke der Sierra die Sprache von Cuzco (als der Serranos) mit
dem Namen Quechua bezeichnet haben würden.
V Als das centrale Heiligthum der Chancas galt der Sumpf
Soclococha, und während sie selbst von den Puma abgestammt
sich rühmten, mit dem P'ell des Löwen und seinem Kopf als
Helmesrüstung bekleidet, waren die von ihnen beherrschten Stämme
(der Utunsullu, Uramarca, Huanco-huallu, Villca u. s. w.) als ein-
heimische den Quellen, Seen und Hügeln des Landes entsprossen.
' Der Löwe war das geeignete Symbol einer kriegerischen Nation,
wie auch der Erobererfürst Huayna Capac das gleich einem
Löwen brüllende Götzenbild Casipoma (mit aufgeschlitztem Munde ^
um Lama zu verschlingen) auf den Feldzügen mit sich führte.
Wie bei den mexicanischen Menschenopfern das Herz als
das Prinzip des Lebens (wofür es auch in Californien sowohl, wie
in Guatemala galt) den Göttern dargebracht wurde, so betrach-
teten ebenso die Chancas das Herz oder Sonccon als die un-
/sterbliche Seele und übten blutige Riten. Hierzu scheint die
reinere Lehre, die der Prophet Viracocha unter den bei Ankunft
der Chancas in Cuzco herrschenden AUcay-Vilca eingeführt hatte,
ausgeartet zu sein, und heisst es von Pachacutec Yupanqui Inca,
dass, nachdem er mit Hülfe der Canes und Canches den Usco-
vilca (Fürsten der Chancas) besiegt hatte, die vor dem Cultus der
Sonne zurückgetretene Verehrung Pachayachachic's wiederher-
gestellt sei (s. Ondegardo).
Dem Siege Viracocha -Inca's über Tomaiguarca und Asto-
guarca, Häuptlinge der Chancas und Huancovillcas (s. Oliva),
folgte grausame Bestrafung des Abfalles, und auch das Bündniss
der Poeras und Huancas mit den Chancas wurde von den Inca
zersprengt, aber dennoch konnte der Exodus dieser aus ihren
letzten Rückzugsplätzen in Challcumarca und Suramarca nicht
verhindert werden, als sie unter Hanco-Huallu von Huacar (am
Huacarmayo) nach jenseits der Berge Rondoni in das Wasser-
gebiet des Runguragua oder Marafion zogen und (nach Cieza)
bis Moyobamba.
Die Changas, die, nach ihnen Chankas genannten, Conopas
verehrend, hatten den Dienst Con's aus dem Norden mitgebracht
und ihm den im Süden angetroffenen Pachacamac zugefügt, und
BÄRTIGE. 151
SO werden sie bei ihrem Rückzug im Lande der Conchucos viele
verwandte Elemente angetroffen haben. Nach Herrera wurden
unter den Chiachapoyas und Chachapoyas Abkömmlinge der mit
Ancoallo ausgewanderten Chancas vermuthet.
Der Sieg über die Chancas wurde durch den schliesslich
rechtzeitigen Hülfszug der Quechua entschieden, während ihnen
anfanglich besonders mit den verbündeten Collas Widerstand ge-
leistet war, und deren Mitwirkung spricht sich auch in dem Namen
Inti-Kapak's aus, des Siegers über Guman-Huaroka und Guakos-
Huaroka, die Häuptlinge der Stämme von Anti-Huaillas , welche
(nachdem sie Contisuyu, Tokaisuyu, Collasuyu und die Länder
der Chiriguanos unterworfen) Sinchi - Cosque von Cuzco nach der
Festung Zakra-Huana trieben, aber dann dem Vorkämpfer Ylla-
tiksi-Huiracocha's weichen mussten (worauf sich auch der König
von Huitara unterwarf).
Wie die Bauten am Flusse Vinaque bei Guamanga (im Lande
der Pocra) bärtigen Weissen zugeschrieben wurden (s. Cieza), so
traf Yupangui in Xauxa Bauten, die von Weissen riesigen
Wuchses aufgerichtet w^aren (nach Baiboa), und aus solcher Zeit
wird die Verehrung Tice- Viracocha's , als Hauptgottes der Huan-
cas, im Tempel von Guarivilca datiren (s. Cieza). Dieser Cultus,
der sich mit einem weitberühmten Orakel verband, war indess
bereits im Laufe der Zeiten, und ohne die Erneuerung durch
Prophetenjünger, deren Kette unterbrochen war, zu einem dä-
monischen geworden, und so heisst es, dass der Inca seinen
Sonnentempel bei der Eroberung auf die Opferstätte des Teufels
Huarivilca, zu dessen Ehren die mit der Haut geschundener
Feinde bezogenen Trommeln geschlagen wurden, gesetzt habe.
Die Gräuel waren so scheussliche geworden, dass eine Sonne
nicht zu genügen schien, und fünf Sonnen erscheinen mussten,
die satanischen Dämone aus dem Thal zu vertreiben. Da eine
solche Vermehrung des leuchtenden Gestirns auf die Dauer den
Bestand auch des Menschengeschlechts bedroht haben würde,
wird es eines Retters bedurft haben, um dieses zu befreien, und
vielleicht leistete der in Xauxa verehrte Hund, der Thiergott der
Huancas, ihnen seine Dienste, wie den Chastas der Coyote, als er
die neun heissen Brüder der Sonne erschlug (und dann die neun
kalten des Mondes).
Herrera nennt die Indianer von Xauxa Nachkommen eines
Mannes und einer Frau, die aus der Lagune Gueribalia (Huari-
152 DIE GESCHICHTE PERU's.
yilca) stammten, die einheimische Schöpfungssage leitet sie aber
ab von der Frau Urochombe, die mit einem Knaben aus dem
Quell Huarivilca hervorgekommen, wie Bachue mit ihrem jugend-
lichen Begleiter aus dem See Ibague bei den Chibchas. Auf die
Gebräuche dieser führen auch die strengen Plasten, die in Tarma
und Pumpu beobachtet wurden, welche Plätze (nach Garcilasso)
Stationen für die Chancas (mit den Huancas) bildeten, ehe sie
sich rechtshin in die Montana der Antes schlugen. Nach der
Eroberung von Huancapampa kriegte Tupac-Inca-Yupanqui mit
den Ayahuaca, die sich, gleich den Cassa und Callua, in P'estungen
verschanzt hatten.
Aus den Notizen Cieza's lässt sich die frühe Existenz eines
Reiches in der See-Region Collasuyu's construiren, das bei seiner
Erstreckung bis Cochabamba dort wahrscheinlich die Aus- und
Eingangsthore fand für die in den Wäldern der Riesenströme
umherwogenden Stämme der Andes sowohl, wie für die weit
geöffneten Regionen der Pampas.
In die Urzeit reichte bei den CoUas der alte Dienst des
Viracocha, als des Schöpfergottes im Himmel, die Verehrung
ihrer inspirirten Priester (s. Cieza), die Errichtung kostbarer Grab-
mäler und von heiligen Traditionen umflorter Tempel, denen ent-
sprechend sie nach der Unterwerfung durch die Inca diesen
andere, reich und prächtig, auf den Inseln des Titicaca-Sees er-
richteten.
Die Bezeichnung Collas ist indess (gleich dem weiten Colla-
suyu) eine unbestimmte Generalisation, welche neben autochthonen
Stämmen südliche Einwanderungen und durch nördliche Einwir-
kung hervorgerufene IMischungen begriff. Wie auf der einen
Seite die in den Schilfen des grossen Sees verkommenen Urcos
oder Ochozumas, sind andrerseits die jüngeren Einwanderungen
aus der peruanischen Vagina gentium im Süden (und ebenso
spätere Ansiedlungen, wie der Mitimaes aus dem Aymaraes-
Lande) bei Seite zu lassen, um in der mittleren Schichtung die
Materialien für die Originalität der dortigen Cultur zu treffen.
In Cari scheint der letzte der Eroberungsfürsten vor der
Inca-Zeit eingedrungen zu sein, obwohl bereits unter Huayna-
Capac die Chiriguanos ihre (nach Herrera) siegreichen Angriffe
erneuerten, deren fernere Verwüstungen bald darauf die Spanier
zu erfahren hatten.
AYAVIRI.
153
Als Herkunft Cari's und seiner Krieger (die von Carangues
bis Caraiben eine weite Verwandtschaft finden würden) wird
Coquimbo angegeben, sein späterer Wohnsitz (mitunter zusammen
mit Yumalla) an den Chucuito-See (oder Titicaca) gesetzt, und
nicht weit von dessen Ufern, in Hatun-CoUas , residirte Zapana,
der, als Repräsentant der mit den Inca's in Cuzco rivalisirenden
Sonnendynastie, einer früheren Epoche der Einwanderung ange-
hört, als noch die Amazonen im Lande lebten. Diese wurden
von ihm vernichtet (s. Herrera), wie die bärtigen Weissen auf
den Inseln des Titicaca durch Cari, und mit dem letzteren waren
die Wurzeln der einheimischen Geschichtsentwicklung (wie bei
den Monumenten Vinaque's bei Guamanga, von Huanuco u. s. w.)
abgeschnitten, so dass nur die dunkle Nacht vor der Sonnen-
schöpfung für die Architectur von Tihuanaco übrig blieb.
Nach Garcilasso waren die Titel Cari und Chipana oder Cari
und (Zapana) Zapalla (deren Trägern ihre Sitze auf einer vorher-
gehenden Station näher dem Paria- oder AuUaga-See angewiesen
worden), stereotyp in Collasuyu forterbende, und ähnlich wieder-
holt sich die von Herrera dem Viracocha-Inga (unter Cari's Be-
günstigung) zugeschriebene Versöhnung bei ihnen in Ynga Capac
Yupanqui, während sie sonst dem vorzeitlichen Propheten Vira-
cocha angehören sollten, von dem der erste Alcay-Vilca in Cuzco
eingesetzt sei.
Mit den Geschicken dieser Stadt werden Cari und Zapana
bereits in Berührung gekommen sein durch die wider Canas und
Canches geführten Kriege, ehe sie dann die Waffen gegen
einander kehrten und jenen Bruderkrieg zu einem erblichen
machten.
Aehnliche Erbfeindschaft bestand bei den am Vilcomayu-
Fluss gegenüber lebenden Canas und Canches, die letzteren ein
fröhliches und geselliges Volk, im Verarbeiten von Metalle ge-
schickt, die ersteren dagegen mit dem düsteren und melancho-
lischen Character der Eingeborenen, auf einsamen Bergfestungen
verschanzt (bis sie die Inca zur Ansiedlung in den Ebenen be-
wogen).
Die Ayaviri der, wie in ihrem Gräbertempel, ein Heiligthum
von Anconcagua (Acocagua) verehrenden Canas vermittelte die
Beziehung mit den (den westlichen Lupacas verwandten) Pacasas
am Ostufer, und die eigentlich sogenannte Collas am nördlichen
Ufer des Titicaca-See's werden so verschiedene Uebergangsstadien
154 DIE GESCHICHTE PERU's.
dargestellt haben, während sich im Süden unter den nach ursprüng-
licher Sitte noch Nasenringe tragenden Quillacas die aus der
Fremde hinzugekommenen Carangas niedergelassen hatten (und
die Collahuayas der Berge von Larecaja das Wanderleben der
Zauberer oder Kräuterärzte führten). Nach Cieza erstreckten sich
die Collas bis zu den, den Canas angehörigen Ayavire.
Wenn gegenüber den am Boden haftenden Canas die Canches
eine jüngere Bildung darstellen, so Hessen sich die zwischen oder
neben ihnen angetroffenen Cavinas als ein im Contact erzeugtes
Product auffassen, die als Nasenringträger eine Mittelstufe von
den Quillacas des Südens bis zu den Quillacingas fern im Norden
darstellten, und als sie im Anschluss an Mango Capac bei Cuzco's
Erbauung ihre barbarischen Sitten milderten, doch zugleich die
heilige Verehrung ihres im Tempel von Ausancata erscheinenden
Ahn auf den Inca übertrugen. Manco Capac wurde (wie Cieza
bemerkt) bei der Gründung Cuzco's durch die Cavinas unterstützt,
so dass in diesen durch ihren grossen Ohrschmuck gekennzeich-
neten Orejones gewissermassen die Grundlage des Inca- Reiches
zu suchen ist, ehe der sprachliche Einfluss der Quechua überwog.
Unter dieser Lagerung der verschiedenen Stämme machten
sich dann von Norden her die Kriegszüge der Changas bemerk-
bar, zu der Zeit, als noch das königliche Priesterthum der Alco-
Vilca Huldigung erhielt. Dass sich ihm auch die wilden Stämme
beugten, liegt in der Legende vom Propheten Viracocha (bei
Betanzos) ausgesprochen, der zwar in den Bergen der Canas von
ihnen verfolgt und gezwungen wird, himmlisches Zornesfeuer
auf sie herabzurufen, dieses aber wieder erlöschen kann, um die
reuige Bitte um Verzeihung zu gewähren (während z. B. die
Riesen Manta's in gleichem Falle von der Erde vertilgt werden).
So war auch in ihrem Lande Viracocha's weitberühmter Tempel
von Cacha gebaut, mit besonderem Hinblick auf die Erscheinung
in Chita und Viracocha Inga, mit dem und dessen Vorgängern
die Canches Kämpfe führten, bis sich schliesslich das Niveau der
Inca-Herrschaft als gleichmässige Decke ausbreitete.
Die bei den Canches geschätzten Kunstfertigkeiten, die ihnen
in Peru die Stellung der Tolteken Cholula's in Mexico geben,
werden nun, wenn nicht erst Belebung, doch weitere Anregung
in den Wanderungen der Atumurunas (Atimurunas oder Atau-
murunas) oder Hatun-murunas aus Muyu-muyu oder Muru-muru
gefunden haben, als diese bei den drohenden Anzeichen der
HATUN-COLLA. 155
Völkerverschiebungen im Süden, die peruanischen Grenzen über-
schritten, um friedliche Ländereien für Ansiedlungen zu ge-
winnen.
Als sich in Collas der tapfere Zapana erhoben und im Lande
der Carlas (zwischen Canches und Collas) die kriegerischen Frauen
bei Changara (Chungara) ausgerottet, nachdem auch sodann Cara
aus dem Thal von Coquimbo, nach Chuquito kommend auf der
Insel des See's die Bärtigen getödtet, stieg auf die Klagen des
in Dunkelheit lebenden Volkes die Sonne aus dem See Titicaca
empor, und darauf erschien (die Höhen abflachend und die Thäler
erweiternd) , ein ehrwürdiger Riesengreis , als Tice - Viracocha
(Arnava oder Tuapaca), dem (die Kranken heilend) ein ähnlicher
als Viracocha folgte, der (nachdem er die Verfolger in Canas
durch Himmelsfeuer vernichtet) sich ans Meer begab, zur Ein-
schiffung auf seinem Mantel, worauf aus der Höhle Pacaritambo
drei Brüder mit ihren Schwestern hervorgingen, als Vorfahren
der Inca (s. Herrera).
Nachdem Inga Yupangui in Collasuyo (auf dem Feldzuge
gegen den übermüthigen Fürsten von Atuncolla) durch die auf-
ständischen Condesuyos getödtet und statt der beabsichtigten
Einführung einer Republik der fromme Viracocha -Inga (auf
Rath einer Frau) auf den Thron erhoben war, wurde derselbe in
dem Kriege zwischen Capanacac oder Zapanac (de cuyo nombre
hubo muchos) in Atuncolla und Cari in Chucuyto zum Schieds-
richter erwählt und entschied sich (auf Rath des Orakel) für
den Letzteren, der (nach Besiegung seines Gegners) die zur
Gattin angebotene Tochter des Inca (seines Alters wegen) zurück-
wies, aber einen Freundschaftsbund abschloss.
In diesen beiden Mittheilungen Herrera's liegt eine Doppe-
lung fast gleichartiger Verhältnisse, wie sie zum Theil durch die
Natur der Bedingungen als ähnlich wiederkehrend gegeben sind,
zum Theil durch die Volksmythe bei undeutlich verbleichenden
Erinnerungen ineinander geschoben sind.
Derartige Wiederholungen finden sich mehrfach bei Monte -
sinos, der seine Inca -Reihe durch Verlängerung^) der Jahrhun-
derte in Jahrtausende ausdehnt, und darin sind dann zugleich die
1) In den Namenswiederholungen Montesinos' (zur Ausfüllung seiner Listen) findet
sich auch schon der des etwa christlichen Inca-Paullu-Inak-Pyrhua (Payllu-Tote-Kapak,
Pailly-Atauchi u. dgl.). Ebenso kommt ein Viracocha -Paullu (Vorgänger des Pacha-
156 DIE GESCHICHTE PERU's.
von den nur auf die Chronik der Inca beschränkten Annalisten
ignorirte, oder höchstens in abgerissenen Bruchstücken berührte,
Ereignisse aus den vorher abgelaufenen Epochen herüberge-
nommen.
Dass einer solchen Manco-Capac angehört, ist auch aus andern
Darstellungen deutlich, und bei Montesinos zeigt dieser Sohn des
in Stein verwandelten Pirhua-lManco allerdings bereits die Absicht
durch Vermählung mit einer eingeborenen Eürstentochter ^) einen
sichereren Fuss im Lande zu fassen, wird aber in den darüber
eingeleiteten Verhandlungen durch die Ankunft der Atumu-
runas unterbrochen, (deren civilisirende Keime dann zur Pflanzung
des eigentlichen Inca-Stammes beigetragen haben mögen).
Unter seinem Sohne Huainacavi würde die Gründung der
Inca durch die feindliche Reaction der Urbewohnerschaft auch
wieder vertilgt sein, wenn jener nicht den früheren Plan ausge-
führt und durch Vermählung mit Mama-Micay, Tochter Hillaco's
(Fürst von Sucay), sich den naturgemässen Halt gegeben, obwohl
es für seinen nicht aus dieser Ehe entsprossenen Sohn Sinchi-
Cosque noch der Bekräftigung durch die Waffen galt und sein
Sohn Inti-Capac dann durch Vermählung mit Xuaic (Tochter des
Fürsten von Choc) wieder in die einheimische Verwandtschaft
eintritt.
Dieser Sinchi-Cosque, Vater des Inti-Capac (des Ahnherrn
der Inca) gilt nun für den eigentlichen Gründer des von ihm be-
nannten Cuzco, das er durch Steinbauten verschönerte, wie bei
andern Geschichtsschreibern Manco-Capac zwar als der nominelle,
sein Sohn Sinchi-Roca (oder Inca Roca) aber als der wirkliche
Stifter der Inca-Dynastie auftritt. *
Zugleich spielt Sinchi-Cosque (in seiner Flucht vor den durch
seinen Sohn Inti-Capac besiegten Antahuayllos) bei Montesinos
die yon Balbao auf Viracocha-Inca übertragene Rolle, welcher
cutek Tupa) bei Oliva vor, der die Geschiclitserzählung mit Liebesgeschichten aus-
schmückt, wie Baiboa. Von Rodrig'uez wird Montesinos für den besten Kenner der
peruanischen Geschichte erklärt, während das moderne Urtheil weniger günstig klingt.
1) Die beabsichtigte Vermählung Manco-Capacs (Sohn des in Stein verwandelten
Pirhua-Manco) wurde durch die Ankunft der Aturaurunas unterbrochen, und obwohl
sein Sohn. Huainacavi (nach erlittenen Niederlagen) Mama-Micay, Tochter des Hillaco
(Fürst von Lucay) zur Gattin annahm, folgte ihm doch aus anderer Ehe sein Sohn
Sinchi - Cosque, der (nach Besiegung der aufständischen Fürsten) Cuzco neu erbaute
(s. Montesinos). Die Vermählung seines Sohnes Inti-Capac mit Xuaic (Tochter des
Fürsten von Choc) wurde bis nach Besiegung der Antahuayllas verschoben.
PROPHETEN -MANTEL. 157
anderswo (nach seinem priesterlichen Character) in AUco-Vilca den
ersten Herrscher in Cuzco ansetzt.
So wird auch der Streit zwischen Zapana und Cari, bald
durch den Priester -Propheten Viracocha, bald durch Inca Vira-
cocha, als Schiedsrichter beigelegt.
In der älteren Version Herrera's zeigte sich erst nach der
Rivalität Zapana's und Cari's der Schöpfer Viracocha (Tice- Vira-
cocha), und dann seine Incarnation als Prophet, dessen Name seine
Herkunft aus dem (von den Serranos auf den ihnen bekannten
Landsee übertragenen) Meere, wohin er zur Einschiffung auf seinem
Mantel zurückkehrt, anzeigt.
Zapana, als der erste der einheimischen Fürsten (im Ge-
gensatz zu dem in seinem Namen auf die Südamerika durchstrei-
fenden Wanderstämme führenden Cari), bekämpft die gynaikokra-
tische Präponderanz, deren Reminiscenzen sich unter den Zipa
und Zaque der Chibchas erhalten hatten, und zwar hier deutliche
und bestimmte, weil das dort gleichfalls aus dem Saamen des
predigenden Propheten, in Garanchacha zurückgelassen (wie
ähnlich bei Apu-Tambu), aufspringende Sonnengeschlecht keine
Wurzel zu fassen vermochte, also von den einheimischen In-
stitutionen (wie es bei den Anfängen auch in Peru einige Male
gedroht hatte) wieder überwuchert worden war.
Bei den so vielfach, vor der vom Meere her erfolgten Zuwan-
derung, auf südUche Beziehungen hinweisenden Traditionen lässt
sich der Faden weiter verfolgen bis zu jenen Promaucas, die zwar
bei Yupanqui's Vordringen bis zum Flusse Rapel (und zeitweis bis
zum Maule) zurückgeworfen wurden (s. Eyzaguirre), die indess ihre
verwandtschafthchen Beziehungen mit Coquimbo und Copiapo be-
wahrten. Die araucanische Bezeichnung Pilan^) oder Pillan für den
Höchsten (auch für die Gottheit) Hesse sich um so eher mit Pirhua
(Pilhua) verknüpfen, da bei ihnen die in der Vorgeschichte der Inca
(wie bei den Quiche) massgebende Viertheilung wiederkehrt, wie
in der Ordnung der Ulmenen unter den Toqui^). Im Uebrigen
1) Guenu-Pillan (Geist des Himmels) oder Buta-gen (grosses Wesen), zugleich als
Donnerer (Thaliove) verehrt mit der Bezeichnung des Unendlichen (Aonolu). Gen-Piru,
qui habent supremum dominium in vermes, pestem (gen, dominus) bei den Chilenen
(s. Havestadt). Gay bezieht die araucanische Gottheit Pillan auf die rauchenden Vul-
cane. Die Chilener nannten die Gottheit Pillan, cui attribuunt majora et insolita, e. g.
fulmina, tonitrua, terrae motus, inundationes etc.
2) Wenn aus Molina's Bezeichnung für Seele, pulli oder pilli, auf solchen Laut-
158 DIE GESCHICHTE PERu's.
herrschten nicht Personen, sondern die Gesetzesbräuche oder
(Almapus) Adamapus, (gleich dem Hadat der Malayen).
Wie die Peruaner in Ayllos, waren die Bewohner ChiU's')
(ChiH-mapu) in Aylla-rehues (und Rehues) getheilt, sowohl im
Norden (die Copayapu, Cuquimbu, Mapuche, Promauca u. s. w.),
wie südlich von Biobio die vier grossen Bezirke (Butanmapus oder
Utammapu), nämlich Llanquen-Mapu (an der Küste) oder Seen-
land (mit Arauco, als Sitz des Häuptling Colocolo), Lelvun-mapu
(in den Ebenen) oder Flächenland (mit den Puren, Encol oder
Angol, Repocura, Huilliches''^) u. s. w.), Inapiremapu (an den
Bergen) oder Schneeland (mit Chacaico, Colhue u. s. w.) und
Piremapu (im Inneren) oder Fichtenland (mit Pehuenches
und Puelches). Las tres primeras de esas grandes secciones,
exclusive los Cuncos, Huilliches, Guanahues, formaban el estado
federativo araucano, del cual eran aliados sus vecinos australes,
asi como los limitaneos por la parte del norte (Asta-Buruaga).
Später aber wurden auch die kriegerischen Puelches Piremapu's,
die früher nur als Verbündete ^) betrachtet waren, in den Bund der
Auca (Arauker) oder Freien (Franken, wie in Melle) mit aufge-
nommen, und dann durchschnittlich das Amt des Stellvertreters
für den Toqui (der gewöhnlich aus Arauco und Tucapel oder
Encol und Puren genommen war) aus ihnen besetzt.
Von den 4 Uthalmapu zerfiel jeder in 5 Ailla-Regues und
von diesen jeder in q Regues. Die erblichen Ulmenes oder
Wechsel zu schliessen ist, so könnte sich Toqui auch an Tequi (Ticci) anreihen (als
Bezeichnung des Ersten). Nach Guzman wurde Toquichen (gobernador de la gente)
als gutes Wesen bei den (araucanischen) Moluches verehrt (neben dem bösen Huecusu).
1) Chili wurde dem Inca (in Bolivien) als das äusserste Land (des Schnees) erklärt
und von Valdivia als Nuevo-Extremo bezeichnet nach seiner Heimath (Nueva-Estre-
madura).
2) Die mit den Cuncos (an der Küste Valdivia's) grenzenden Guanahues (am Calla-
calla) wurden Huilliches (als Südliche) genannt (als unterschieden von den Huenuhue).
3j Neben den Copiaper, Coquimber, Quilloter, Mapocher, Promocaer, Curer, Cau-
quer und Penconen, unterscheidet Vidaure als Gebirgsvölker die Chiquillaner im Osten,
westlicher die (mit den Pampas kämpfenden) Pehuenches und die in östliche und west-
liche getheilten Puelches (als Nachbarn der Arauker), als Flächenvölker dagegen die
Huilicher (am Rio Bueno), die Cuncher (bei Valdivia) und die Arauker (bis Bio Bioy.
Die Guarpes in Cujo (zwischen Tucuman und den Pampas) wurden den Inca unter-
worfen. Zu den Patagoniern (mit einer von den Chibchas verschiedenen Sprache) ge-
hören die Payas. Zwischen Rapel und Maule wohnten die Promaucaes (baylarines
libres). Todos los Tehuelches hablan diferente lengua de los otros Puelches y Mo-
luches (Guzman).
TOQUI. 159
Häuptlinge standen unter den Apo-Ulmenes und darüber herrschte
unter dem Beisitze des Rathes (Auca-Cojau oder Butha-Cojau) der
Toqui (toquin oder richten), und dieser legte bei Ausbruch eines
Krieges die das Zeichen seiner Würde bildende Streitaxt nieder,
welche dann von dem als tapfersten (meist aus den Ulmenen)
zum Befehl an die Spitze Gestellten während seiner Dictatur ge-
führt wurde. Zum Friedensschluss wurde auf der Ebene zwischen
Biobio und Duqueco ein Parlament oder Palaver (Huincacogay)
abgehalten, nachdem bei der Pruloncon (Kopftanz) genannten
Ceremonie ein Gefangener den Manen der Gefallenen geopfert
worden.
Der Name der Cuncos (Cunco oder Ramo) oder Cunches
(zwischen dem Valdivia-Fluss und der Enge von Chacao) wird er-
klärt als Con-che (hombres del poniente), und so könnte sich,
wie in den Picunches oder Pi-con-che (zwischen Coquimbo und
Santiago) ein Anschluss an Con ergeben, wenn von Süden herauf-
kommend, während Pachacamac's Chimus von Norden herabge-
führt würden, (obwohl in der Tradition für Beide die entgegen-
gesetzte Richtung vorwaltet). Die (im Westen mit den Rey-yus
grenzenden) Yacana-cunis (als südlichste der Tehuel) an der Ma-
gellanstrasse, welche sie in den (auf Chiloe gebrauchten) Floss-
böten nach der Tierra del fuego kreuzen, werden von den
HuilHches und übrigen Tehuelches für Sklaven gejagt. Die
Calilli-che grenzen mit den Chulilau-cunis, indem sich che (Leute)
weiter südlich durch cunis ersetzt, das dort an der äussersten
Spitze übrig geblieben ist, wie cuna im Winkel des Choco (oder,
wie bei den Arecunas, im Flussgebiet des Maranon).
Nach Guzman zerfallen die Molucas (Moluches oder Krieger)
oder Aucas (Araucanos) in Picunches (von Coquimbo bis Santiago
mit den östlichen, als Puelches, bei Mendoza), Pehuenches bis
Valdivia (in den südlich an die Picunches Angrenzenden als
Huilliches) und in die HuilHches, getheilt in die (kleinen) Pichi-
Huilliches und in die (grossen) Buta-Huilliches (mit Chonos und
Peyes oder Pay-yuy).
Nach Osten grenzen mit den Moluches die bis zur Magellan-
strasse erstreckten Puelches mit den Tehuelches im Norden, den
Diviheches im Westen, (mit den Tehuelches, die früher bis in die
Nähe von Buenos-Ayres reichten, die Pampas bildend) und den
Tehuel-Kuni der südlichen Tehuelches im Süden, als Patagones
mit den Leubuches oder Casu-leubu am Rio negro, den Calilliches
160 DIE GESCHICHTE PERU's.
an den Bergen, den Chulilaucunis, Lehuau-cunis und Yacana-
cunis. Die Chichilau-cunis und Sehau-cunis sind die letzten
Stämme, welche Pferde^) gebrauchen, während diese den südlichen
(an der Magellanstrasse wohnenden und nach Tierra de fuego in
Böten passirenden) Yacana-cunis fehlen.
Unter den durch ihre Einfalle zum Sturz der älteren Pirhua-
Dynastie, deren Reconstruction aus den undeutlich verbleichenden
Erinnerungsbildern der Quipocamayoc eine unsichere (bei Monte-
sinos) bleiben musste, mitwirkenden Stämmen, traten besonders
1) Die Mbayas nördlich vom Pilcomayu (in Gran Chaco), über die Guanas herr-
schend, machten Einfalle nach Paraguay, besonders seit Annahme des Pferdes (als In-
dios cavalleiros). Die Mocovis (durch welche die Abipones unterworfen wurden) bil-
deten mit den Tobas die Guaycurus südlich vom Rio Vermejo (in Gran Chaco). Die
Chiriguanos im westlichen Chaco (am Fusse der Andes) waren von Paraguay ge-
kommen. Im XVI. Jahrh. passirten die Spanier ohne Hinderniss durch die Länder
nördlich vom Paraguay (bis Moxos und Chiquitos), wo von den Stämmen der Guanas
(neben den eingedrungenen Guaranis, wie Parexis, Bororos u. s. w.) Hausthiere gehalten
wurden, wogegen im XVII. Jahrh. die Einfälle der Guaycurus und Mbayas die Wege
schlössen. Im südlichen Chaco sind die Mocovis oder Montaraces von den Tobas (von
denen die Guarani unterworfen waren) an den Vermejo zurückgetrieben. Im nördlichen
Chaco wohnen die Chiriguanos oder Cambas (am Pilcomayu). Die Querandis zogen sich
nach dem Rio Salado zurück. Die Minuanes (und Abiponen) in Timbus (von Parana)
waren den Charruas (in der Banda oriental) verwandt. Die Querandis (bei Buenos
Ayres) verbanden sich mit den guaranischen Stämmen (Albeguas und Ghanas) bei San
Isidro am La Plata (gegen die Spanier), wurden dann aber von ihnen vertrieben. Die
Eingeborenen am oberen Parana kämpften mit den Tupis und in Corrientes (zwischen
Parana und Paraguay) waren die (canibalischen) Carlos (mit anderen Guaranic-
Stämmen) eingedrungen. Die Agaces oder Payaguas befuhren den Paraguay als
Flusspiraten. Neben den Orejones wohnten (zu Schmidel's Zeit) die Xarayes und
Gatos am oberen Paraguay. Die Guayonas wohnen bei Corpus in Paraguay. Die
Guayanas (als Caroni) wohnen in der Sierra Imataca (in Guayana). Zu den Quichua
redenden Calchaquies (in den Salinen von Catamarca), die durch Yupanqui (1453)
unterworfen wurden, gehörten die Quilmez bei Aconquiza (und die Andalgalas), die
Acalier von Anucan, die Lules bei Tucuman, die Juris in der Sierra de la Rioja, die
Comechigones bei Cordova, die Michilenguer bei San Luis, die Calingaster am Men-
doza-Fluss, die (jagenden) Diaguitas und Escalonen (s. de Moussy). In Jujuy wohnten
die Humaguacas und Tumbayas. Bei den Moluches (mit dem bösen Wesen als Huecusu,
wie Valichu bei den Puelches) wird als gutes Wesen Toquichen (gobernador de la
gente) verehrt, Soychu (Presidente de la tierra) bei den Taluheches und Diviheches
und Guayava-cuni (Herr der Verstorbenen) bei den Tehuelches (s, Guzman). Calcha-
quies fanden sich in Salta an der Grenze Atacama's (s. Lozana) und die (kupferne
Amulette tragenden) Calchaquies im südlichen und westlichen Tucuman (im südlichen
Chaco am Salado) verehrten (in Tempelhütten) Idole (als Donner und Blitz) im Kreise
mit Blut bestrichener Federstäbe (s. Guevara). ^
CAXAMORCA. 161
die mit den Riesen-Landungen bei Punta Helena (bis Puerto viejo)
in Beziehung gesetzten Chimus hervor, von deren Ankunft auf
Flössen und Canoes (als Schöpfungen des Gottes Pachacamac)
zuerst unter Ayartarco-Cupo gehört sei.
Der anfanglich in das Innere beabsichtigte Zug wurde unter-
brochen, um zunächst die Küste zu besiedeln, und im Gebirge
werden, ausser in Caxamarca, Niederlassungen (in welchen, bereits
vorgefundene, Gebäude vollendet wurden) in Quinoa und Guai-
tara erwähnt, sowie bei weiterer Verbreitung andere, oder Freund-
schaftsbündnisse, wie' mit Vilcas, das anfangs auch dem Inca
(ebenso wie Lima-tambo) zur Schutzfestung gegen diese An-
griffe gedient hatte, und mit Tiguanuco erwähnt, also gerade an
Plätzen, die durch ihre Bauwerke hervorragten. Den berühmten
von Vilca (im Mittelpunct des Reiches) hatte Inca Yupanqui die
seinigen (wie es sonst auf den Inseln des Titicaca und bei Pacha-
camac g'eschehen war) zugefügt, diejenigen von Tiguanuco fielen
dagegen für die Chroniken der späteren Inca-Dynastie ganz in
die prähistorische Zeit, zum Theil gewissermassen noch über die
den bärtigen Riesen (s. Cieza) zugeschriebenen Werke.
Die Chimus erweisen sich als so geschickte Architecten, dass
man ihnen eiserne^) Instrumente für das Bearbeiten der Steine
beilegte, und ihre Neigung zu weitläufigen Baulichkeiten zeigt
sich in denen der Küste, wo man, soweit die Regenlosigkeit dies
erlaubte, mit Luftziegeln baute, jenseits Guayaquil dagegen schon
(in Manta) wieder mit Steinen (wie in der Sierra).
Die Ausdehnung der Küstenzüge, um selbst das entfernte
Tiguanuco zu berühren, schliesst sich an die von Garcilasso de la
Vega mitgetheilte Tradition, dass die Chinchas bis Colla gekom-
men, indem unter Chincha anfangs die ganze Küstenregion der
Yunga zusammengefasst wurde, in welcher die Chimus von Chan-
chan (ein bis zu den Canas verfolgbarer Name, wie die Schritte
der Caras von Manta bis Quito) später einen umschriebenen, und
dann mächtigsten, Theil bildeten.
D;e sonst in den Gebirgsbauten seltenen Figuren von Tiahua-
naco (Tiguanuco) wiederholen sich in dem Characteristischen ihrer
Stellung und ihrer Attribute in den gestickten Hemden, die in den
1) Nach den Shawannos war das Land, durch Weisse, die Eisen kannten, coloni-
sirt (nach der Entdeckung). H. Colon erklärt das in Guadalupe gefundene Eisen als
spanisches.
Bastia n, America. 11
162 DIE GESCHICHTE PERU's.
Gräbern der Küste (wie bei Ancon) gefunden wurden, und ebendort
herrschte der Gebrauch mumificirte Papageien mitzugeben, wäh-
rend bei den (mit den Vilcas verbündeten) Fürsten von Guan-
carrama (der Huancas) die Verehrung eines Papageies in seiner
Huaca erwähnt wird (und bei den Chibchas diese Vögel, in der
Sprache, vicarirende Opfer bildeten). Auch andere Bräuche der
Küste, wie die (bis Darien verbreitete) Sodomie (die in Punta
Helena den Himmelszorn herabrief^ werden als eine Zeitlang über
die Sierra verbreitet dargestellt, und es soll eben der diesen
Missbräuchen abgeneigte Sinn der dortigen Bevölkerung gewesen
sein, der die zur Einsetzung der letzten Inca-Dynastie führende
Reaction verwirklichte.
Nach verschiedentlichen zur Vertreibung der aus dem Meere
emporgestiegenen Fremdlinge entworfenen Plänen, unter welchen
der Titu-Yupangui-Pachacuti's (Vater des Titu Capac) an dem
vom Fürsten von Vilcas (einer also damals bereits verlorenen
Station) verweigerten Durchzug scheiterte, folgte dann im Laufe
der Successionen die Accumulation der Katastrophen, wodurch
der Untergang der Dynastie oder ihr traditioneller Rückzug nach
Tambo-Toco veranlasst sei, während in dem preisgegebenen
Cuzco nur der Sitz eines priesterlichen Orakels verblieben sei.
Bewahrte sich nun während dieser gesetzlosen Zeit, wo
in allen Provinzen selbstständige Könige aufstanden, (und die
Kämpfe zwischen Cara und Zapana statthatten), die den Chimus
an der Küste zugestandene Präponderanz auch in der Sierra, so
könnte sich hier die Einsetzung der Dynastie der Alco-Vilca in
Cuzco durch Viracocha, den vom Meere gekommenen und dort-
hin zurückkehrenden Propheten anschliessen, und aus dem von
diesen (als Verwandten der Chimu) unter den Cavifias im Thal des
Yucay oder Vilca-mayu mit den (von Rivero) als vor-incanisch
bezeichneten Bauwerken von Ollantay tambo zurückgelassenen
Samen würde der Stamm der letzten Inca-Dynastie entsprossen
sein, der in mehreren seiner adligen Geschlechter den Namen
Chima oder Chimu fortführte. ,
Es erklärte sich dann zugleich, weshalb neben dem Fürsten
von Tiguanuco (dem Rivalen des Sonnendienstes in Collao) gerade
die von Guaitara und Vilcas, sowie die der (mit den Chincha in
Beziehung zu setzenden) Chancas in Andahuaylas, zu denen die
Vilca gerechnet werden, eine Opposition gegen die Anerkennung
der Inca-Dynastie und ihres solaren Ursprungs zeigten, indem
SINCHI-COSQUE. 163
hier rivalisircnde Verwandte den künstlich angelegten Plan zur
Gewinnung der Obergewalt durchschauten, wie auch für die Ver-
mählung Inca-Roca's mit seiner Schwester Mama-Cora als Grund
aufgeführt wird, dass hier eine Mitwissenschaft unschädlich ge-
macht werden sollte, um das Familiengeheimniss zu bewahren.
Als dauernd befestigt galt das neue Reich erst nach der Erobe-
rung von Andahuaylos, und der dadurch veranlassten Huldigung
des Königs von Vilcas, worauf die Inca feierliche Opfer für Illa-
tici-Viracocha anstellten, und wie sich dadurch der Viracocha des
Meeres in dem des Titicaca-Sees spiegelt, oder der Pachacamac der
Küste in dem Reflex des auf dem in Cuzco abgehaltenen Concil
proclamirten , so in Manco-Capac der Cuismancu am Orakel von
Rimac (Lima) und dieses in Lima-Tambo.
Die (mit weiteren Fabeleien entstellte) Herleitung der Inca
von der Küste, findet sich bei Oliva durchgeführt, und hat sich
hier, wie bemerkt, die Erinnerung an die auf dem Hochlande be-
reits abgelaufene Geschichte in dem (bei der spanischen Wan-
derschaft zu vertrauterem Klang adoptirten) Namen Huyustus be-
wahrt, dem die Erde theilenden Weltenbeherrscher, dessen Ein-
richtungen und Gesetze, als eines Vorgängers Mango -Capac's,
durch Sinchi-Roca wieder hergestellt wären. Titu (in Titus) findet
sich aus dem Quechua mit der Bedeutung „augustus" erklärt. Die
Bruchstücke, die sich aus Blas Valera (in Chuquiabo) über die
frühei-e Fürstenreihe erhalten hatten (ohne dass Garcilasso de la
Vega ihrer erwähnt), stimmen ziemlich mit den von Montesinos
mitgetheilten, indem bei jenem Capac-Yupanqui-Amautet) (Amauta)
die 47* Stelle, Cujus Manco die 64^ Lloque Yupanqui die 95* Stelle
einnimmt, bei diesem dagegen sich die resp. Nummern 45 \ 61* und
92* ergeben würde.
In der Dynastie der Pyrhua (bei Montesinos) wird die älteste
Reihe (neben den noch der Mythe angehörigen Gestalten des
Pyrhua Manco und Manco Capak) von Huaynä-Cavi repräsentirt,
unter dem das traditionelle Alter der Schreibekunst (wie später
wieder unter Toca-Corca-Apu-Capac) in voller Blüthe gestanden
habe.
Die zweite Reihe wird mit Sinchi-Cosque eingeleitet, als dem
eigentlichen Gründer Cuzco's, und in ihr ragt besonders sein (die
Rolle des späteren Viracocha anticipirender) Sohn Inti-Capac-Yu-
panqui hervor, der grosse Gesetzgeber und Ordner des Landes
nach jenen Einrichtungen, wie sie als dauernde fortbestanden.
11*
164 DIE GESCHICHTE PERU'S.
Dieser in einer Statue seinen Vorfahren angereihte Fürst
zieht sich aus der Welt in den Sonnentempel zurück, und schon
mit seinem Sohn (also einem Sohn der Sonne oder Inti) Manco
Capac II, der den Einfallen aus Tucuman in Chichas entgegen-
zutreten hat, zeigen sich die Vorzeichen periodischen Verfalles in
jener die Küste von Tumbez bis Arica wüst legenden Dürre, wie
sie in den kosmogenischen Legenden das Ende der auf Con zu-
rückgeführten Schöpfung (die dann durch die Pachacamac's er-
setzt wird) bezeichnet.
Mit seinem Sohne Topa-Kapak verschwindet die Dynastie
im Dunkel der (wasserreichen) Andesthäler, aus welchen erst
dessen Sohn Titu-Capac-Yupanqui (als Sohn Tini-Capac's) zurück-
kehrt, um das verfallene Cuzco wieder aufzubauen und die frühere
Herrschaft in den empörten Provinzen herzustellen. Damals
würden sich dann die Küstenlandungen des von Pachacamac im
Meere geschaffenen Geschlechts unter den fortdauernden Unruhen
vorbereitet haben, welche auch die Verbannung seines vSohnes
Titu oder Inti- Capac -Amauri zur Folge hatten, der aber nach
seinen Siegen in CoUao (dem Endpunct der den Chinchas beige-
legten Züge) und Charcas den Thron besteigen konnte, auf wel-
chem ihm Capac -Say-Huacapar folgte, Vater des Capesinia-Yu-
pangin (s. Temaux-Compans) oder (bei Lopez) Kapac-Sunya-Yu-
panqui, und unter dessen Sohn Ayatarco-Cupa drangen dann
beunruhigende Gerüchte von der Bedrohung Cuzco's durch die
von den bei Punta Helena erscheinenden Riesen vorwärts ge-
schobenen Küstenvölker (den Erbauern des Tempels von Pacha-
camac) in die Sierra.
Vielleicht war es damals die gemeinsame Gefahr, die den
Fürsten von Vilcas, der später mit dem von Guaitara (Huaytara^))
und Quinoa (bei Huanta) gegen Cuzco vereinigt ist, auf die Seite
Ayartarco-Cupa's stellt, und sein Sohn Huascar-Titu verstärkt
die von ihm in Lima-Tambo gegen die Chimus (oder Riesen) an-
gelegten Befestigungen.
Die Rüstungen werden unter seinem Enkel Titu-Yupangui-
Pachacutek (Sohn des Quispi-Tutu) fortgesetzt, aber damals stand
bereits der Fürst mit Vilcas in den Reihen der Gegner.
Auf Pachacuti's Enkel, Paullu-Icar-Pirhua (Sohn des Titu-
1) Nördlich von Cuzco in der von Viracocha Inca erorberten Landschaft (s.
Alcedo).
KALENDER. 165
Capac) folgt (der weise) Lloquete Sagamauta ^) , Vater des Cayo
Manco Amanta, und diesem Huascar Titupac, der eine militärische
Organisation des überall von Feinden bedrohten Reiches unter-
nahm.
Seine Einführung eines Rathes von 20 Greisen königlichen
Blutes macht bereits den Einfluss der südlichen Völker bemerk-
bar, und obwohl er selbst genügend den Frieden erhielt, um
seinem Sohne Manco -Capac -Amanta Müsse für Kalender - Refor-
men zu gewähren, beginnen unter Cayo Manco, dem Nachfolger
des Letzteren Enkels, Paullu-Toto-Kapac (Sohn des Ticatua) die
(den friedlichen Stämmen folgenden) Wilden heranzustürmen, die
Chiriguanas, sowie die Horden aus Tucuman und Chili. Mit
kräftiger Fland sei es dann seinem Sohne Marasco Pachacutek
gelungen, das wankende Reich zu stützen, indem er nicht nur
die südliche Fluth durch seine Siege hemmte, sondern auch
gegen die Chimus in den bis Rimac und Huanuco vorgeschobe-
nen Festungen einen Damm zog.
Es öffnet sich dann die als besonders glücklich beschriebene
Regierung Paullu-Atanchi-Capac's, sowie die Lluqui oder Lloque
Yupanqui's und Lluqui Ticac's, dessen Nachfolger Capac- Yupan-
qui die Bewohner der Ebenen aufs Neue zur Ruhe zwang, und
auch sein Enkel Manco Avitopa Achacuti (Sohn des Topa-Yu-
panqui), der Kalenderverbesserer, schützte das Land durch seine
Siege, doch bemerkt sich der Keim zu inneren Zwistigkeiten in
der Enterbung seines ältesten Sohnes zu Gunsten des zweiten
Sinchi-Apusqui, und ein neuer Wendepunkt in dem eingeführten
Dienst des Huarma-Huiracocha, also, im Verhältniss zum älteren
Pyrhua, des jüngeren der Küste.
Wenn hiermit eine neue Reihe in der Dynastienliste zu
schhessen, oder vielmehr durch den Namen Sinchi (wie auch
sonst) einzuleiten wäre , so würde sein Nachfolger Auqui - Quitua
Chauchi (Vater des Kalender -Verbessers Ayay - Manco) durch
Quito an die dort von der Küste her (schon vor denen der
Cara) auslaufenden Wanderungen anknüpfen und die Hindeutun-
gen auf nördliche Herkunft derselben unter der Regierung des,
die Reformen des Kalenders gleich seinem auf Huiracocha-Capac
1) Mit ihm lässt Lopez eine (in Cayo-Manco erlöschende) Dynastie der Amanta
beginnen, welcher Titel von Montesinos, der über die Regierungen der Vorgänger, als
ausdrücklich ereignisslos, hinweggeht, bei Manco-Capac-Amauta hervorgehoben wird.
166 • DIE GESCHICHTE PERU's.
folgenden Grossvater Chinchi-Roca- Amanta (Vater des Amauro-
Amauta) fortsetzenden Capac-Raymi^)- Amanta in der Einführung
der Ritterorden (neben den gegen Entheiligung des Viracocha-
Namens gerichteten Gesetzen) fortwirken, sowie unter Toca-Corca-
Apu-Capac, Enkel des auf Illa-Topa (Sohn des Capac-Raymi-
Amauta) folgenden Topac-Amauri (Vater des Huana-Cauri II.), in
dem damals besonders als durchgehend bezeichneten Gebrauch
der Schrift.
Diese Ausbreitung der Schreibekunst, die von Toca-Corca-
Apu-Capac, Sohn des Huana-Cauri (in dessen Namen der Ur-
sprungshügel der ahnherrlichen Ayar symbolisirt liegt) erwähnte
Gründung von Schulen^) und Förderung gelehrter Studien könnte
auch bei ihm (besonders in Bildungsschulen für die Jüng-
linge des fürstlichen Geschlechts) auf Einführung fremder Kennt-
nisse durch eine neue Dynastie hinweisen und das über seine
Nachfolger, Huangar-Sairi-Topa, Hina -Chuilla- Amanta -Pacha-
cuti, Capac - Yupangui - Amanta , Huapar- Sarritopa, Caco oder
Cao - Manco - Auqui, Hina-Huella (Huillac), Inti - Capac - Amanta,
beobachtete Schweigen mag zu Gunsten des damaligen Zu-
standes des Landes reden, bis unter Ayar-Manco wieder von
den Andes her die Erschütterungen des Reiches begannen, die
vielleicht zum Sturze der Dynastie führten, denn in dem Namen
seines Nachfolgers, Yahuar-Huquiz (Yahuar Huk-iz), soll die Be-
deutung eines Neu-Stifters ausgedrückt liegen. In der (in Bezie-
hung auf die Einschaltungen) erwähnten Ausmerzung der Be-
zeichnung Allca-AUca (durch Huquiz) könnte eine Rückweisung
auf frühere Alco-Vilcay liegen, die bald mit Ayay-Manco (Vor-
gänger des Huiracocha-Kapak), bald mit Ayar-Manco-Capac (der
Abstammung aus Huanacauri) in Zusammenhang gesetzt wäre.
Unter dieser, mit ihren Wurzeln zu den Collas verzweigten
Dynastie soll dann nach dem von Huilca Nota Amauta's — Sohn
des mit seinem Vater, Enkel des Capac-Titu-Yupanqui (Vater des
Topa-Curi- Amanta) , gleichnamigen Topa-Curi — über die Tucu-
1) Blas Valera (bei Torres Vasquez) kennt neben dem Kalender- Verbesserer Raymi
(der die Solstitien bestimmte) noch zwei Könige dieses Namens und lässt jenen vor
unserer Zeitrechnung herrschen als 39. Monarchen (als 38. bei Montesinos).
2) Nach Ternaux-Compans' Uebersetzung war die in Cuzco eingerichtete Universität
in den indianischen Reichen durch ihre Unordnung (par le peu d'ordre, qui y egnait),
berühmt, und wenn Montesinos sich so ausgedrückt hat, würde er ihren Nachfolgerinnen
in Süd-America den Ruhm erleichtert haben.
FAUSTRECHT. 167
maner erfochtenen Sieg (und Aufnahme der aus den Andßs her-
geflüchteten Vertriebenen) das Reich zu seinem Höhepunkt der
Macht gekommen sein; während der nach Topa-Yupangui II, der
die Prinzen königUchen Geblütes als Vice-Könige in die Provin-
zen einsetzte, successiven Regierungen von Illac-Topa-Capac, Titu-
Raymi-Cosque, Huqui-Ninaqui und Manco Capac III. Dieser ge-
feierte Name wiederholt sich in seinem Nachfolger Cayo-Manco-
Capac IV. und dann in Sinchi Ayar-Manco, aber unter Huaman-
taco- Amanta sollen bereits die bösen Omen geschreckt und den
Untergang verkündet haben, als für die Leiche des gegen die
Barbaren gefallenen Titu-^) Yupangui in Tambo-toco ein Asyl und
Versteck gesucht werden musste.
Während dieser königslosen Zeit lag Cuzco wüst und öde,
um das von den Priestern in der Mitte der Ruinen aufrecht ge-
haltene Orakel, und sie missriethen die von Huayna-Topa, Enkel
des auf Huica-Titu, Sohn des Cayo- Manco (Sohn des Cozque-
Huaman-Titu in der durch Titu fortgeführten Herrscherreihe) fol-
genden Tupa -Yupangui (Vater des Sivi-Topa) kund gegebene
Absicht, die alte Residenz wieder zu bevölkern. Ebenso miss-
langen die Versuche des auf Huaman-Capac, Enkel des Guana-
cauri (Vater des Huilca Haman), folgenden Auqui-Atavilque zu
einer Restauration der früheren Monarchie, und der mit könig-
licher Priesterwürde bekleidete Vilca (Huilca) mochte geneigter
sein, den Königen ihren Titel zuzugestehen, als weltliche Macht.
So schleppte die in Tambo-Toco versteckte Königsfamilie ihre
bedeutungslose Existenz fort unter Manco-Titu-Capra und Huayna-
Topa, bis es Topa-Cauri-Pachacuti gelang, seiner verspotteten
Autorität durch Waffengewalt wieder einiges Ansehen zu ver-
schaffen, und obwohl auch ihn die Erdbeben von Cuzco's heiligem
Boden vertrieben, in Pacaritambo die schwachen Grundlagen eines
vorübergehenden Staatenbaues zu legen.
Freilich war es eine von der glänzenden Vergangenheit ver-
schiedene Umgebung, welche das aus der Morgenhöhle hervor-
schimmernde Dämmerlicht beschien. Künste und Wissenschaften
lagen darnieder in dem verheerten Lande und die aus den
Trümmern der einstigen Residenz hervorhallenden Orakelstimmen
1) Nachdem Titu-Yupanqui durch den Einfall wilder Nationen aus den Andes be-
siegt war, blieb das Königreich auf Tambotoco (Haus der Fenster) oder Pacaric-tambo
(südlich von Cuzco) beschränkt (von Inca-Capac -Yupanqui erobert).
168 DIE GESCHICHTE PERU's.
warnten unheilverkündend vor bösem Zauberwerk und schwarzen
Künsten, die von den der Buchstaben Kundigen (Amauta) ge-
trieben würden, und dass an ihrer Statt die Erklärung der Quipos
priesterlichen Quipocamayoc anzuvertrauen sei. In dieser düstern
Scenerie lodern die Scheiterhaufen, andersgläubige Ketzer zu
verbrennen, und Spukgestalten gehen um, seit Arantial oder
Aranial Cassi (Sohn Topa Kauri's) die Mumificirung der Leichen
und die ihre Beisetzung begleitenden ^lenschenopfer einführte.
Das Land entvölkert sich unter den ausbrechenden Epidemien,
und die Ueberbleibsel der Bewohnerschaft zerstreuen sich in den
Andes oder nach Xauxa (also unter die Huanca, wo die Inca
später auf die Nebenbuhlerschaft des Guancarrama stiessen) hin,
so dass der König, wie gesagt wird, fast allein geblieben sei,
ohne Unterthanen, und unter solcher Vereinsamung scheint die
Dynastie nach den Regierungen Huari-Titu-Capac's und Huapa-
Titu-Auqui's mit der Tococosque's ausgestorben zu sein, indem
bei ihm die Ankunft der Barbarenhorden aus Panama und dem
Hafen Buena-Esperanza ^) verzeichnet steht, von denen die Piraos
oder Paccas (Paca-murus oder Bracamoras) abgeleitet w^urden.
Diese ausserdem als Purues (Purugaes oder Pesrugaes) oder
Perues bezeichneten Stämme sollen sich bei der gegen die von
den Inseln unter dem Winde und Tierra iirma einbrechenden Ge-
fahr geleisteten Hülfe dem Manco-Cosque (Toco-cosque oder eher
Ayar-manco) unterworfen haben und später von Viracocha-Inca
an ihre Pflicht gemahnt sein. Cieza de Leon erwähnt der Pilla-
ros (Nachbarn der Sichos) neben den Puraes oder Puruhas und
so Hessen sich hier in späterer Reduplication die Con-Sagen ver-
folgen von den Puraes (Riobamba's oder Lliribamba's) bis zu (den
Paccas von) Paccari-tambo.
Diese Zuwanderer hätten dann in ihrer Mischung mit den
spärlichen Resten der Eingeborenen das Material abgegeben, aus
dem diejenige Bevölkerung erwuchs, über welche die von Ayar-
Manco eingeleitete Dynastie herrschte, und in seinem Namen liegt
eine Vereinigung der ancestralen Eponymen, wie in dem seines
Nachfolgers Condoroca-Cuntur-Rocca (während in Amaru der
Vogel durch die Schlange ersetzt ist) die Nordweisung (und
. 1) Naco (in der Fonseca-Bay) wurde gute Hoffnung (ab omine) genannt und sonst
an der Nordküste. Pedro de Mendo9a gründete unter den Timhues und Carcanes (bei
Buenos Ayres) einen Ort ,,Bonae Spei nomine".
DYNASTIEN. 169
eine gleiche in der unter Chinchiroca eingesetzten Einführung
der Gold Verarbeitung zu Amuletten und Figuren).
Nach den Regierungen lUa-Toca's (Illa-Roca's), Lluqui Yu-
pangui's und Rocca-Titu's schliesst dann unter der Inti-Capac-
Maita's die vorgeschichtliche Periode unter allgemeiner Unord-
nung und dem Herabsinken der menschlichen Gesellschaft auf
gleiche Linie mit den Thieren, bis Roca von den Orakelpriestern
des Tempels als der von seinem Vater (Inti) im Strahlenglanz
zum Himmel erhobene und dann nach Cuzco zurückgesandte
Sonnensohn proclamirt wurde und so das Zeitalter der Inca er-
öffnet.
In der sodann von Montesinos mitgetheilten Reihe folgen
mehrfach Wiederholungen mit den früheren Dynastien, wie sie
auch innerhalb dieser auftreten, und nach den sonst aufgeführten
Reihen^) sich modificiren.
1) Nach Salcamayhua herrschten:
Ynca Manco Capac. Yahuar Huaccac Inca Yupanqui.
Sinchi Rocca Ynca. Uiracocha Inca Yupanqui.
Yna Lloque Yupanqui. Pachacuti Inca Yupanqui.
Ynca Mayta Capac. Tupac Inca Yupanqui.
Ccapac Yupanqui. Huayna Ccapac.
Ynca Ruca.
Nach Balbao herrschten :
Mango Capac. Yaguar Huacac.
Sinchi Ruca. Inga Viracocha.
Lloqui Yupanqui. Inga Yupangui.
Mayta Capac. Topa Ynga Yupanqui.
Capac Yupangui. Huayna Capac.
Inga Ruca.
Nach Ohva herrschten:
Manco Capac. Yahuar Huacac.
Sinchi Roea. Topa Inca Viracocha.
Yupanqui. Pachacuti.
Mayta Capac. Topa Inca Yupanqui.
Capac Yupanqui. Huayna Capac.
Quispe Yupanqui.
Nach Herrera herrschten:
Manco Capac. Inga Yupanqui.
Sinchi Rocca. Viracocha.
Lloke Yupanqui. Urko.
Mayta Capac. Inca Yupanqui.
Capac Yupanqui Pachacuti. Topa Inca Yupanqui.
Ingareque. Huayna Capac.
170 DIE GESCHICHTE PERU's.
Bei Oliva findet die erste Landung der Fremdlinge zu Cara-
cas statt (an der Caraquis-Bay) , und von dort zieht der Häupt-
ling Tumbe oder Tumba nach Sampu (Punta St. Elena). Unter
den nach seinem Tode ausbrechenden Zwistigkeiten begiebt sich
sein Sohn Quitumbe nach Tumbez (die nach seinem Vater ge-
nannte Stadt gründend) unter Zurücklassung seiner schwangeren
Gattin Llira, von der sein Sohn Guayanay in seiner Abwesenheit
geboren wurde, bei seinem Bruder Otoya, und als über diesen,
mit der Ankunft der Riesen, die Katastrophe hereinbricht, die
dessen Reich zerstört, würde auch sein Geschlecht zu Grunde ge-
gangen sein, ohne die wunderbare Errettung des jungen Guaya-
nay, den ein von Pachacamac gesandter Adler vom Berge Jan-
car nach einer schwimmenden Insel trägt, für deren Bevölkerung
er nach seinem Aufwachsen und Besuch der Küste in Ciguar,
der Häuptlingstochter unter den in Fellen gekleideten Wilden,
eine Gemahlin verlangt.
Quitombe zieht sich aus Furcht vor den Unheil bringenden
Riesen, denen sein Bruder in Sampu erlegen ist, erst nach der
Insel Puna und dann in das Hochland Quito's zurück. Nachdem
er dort seinen Sohn Thome eingesetzt hat, begiebt er sich aufs
neue an die Küste, um unter Erbauung des TempeFs von Pacha-
camac, am Rimac zu siedeln, von wo der unter Führung des
(wegen Ehebruches) aus Quito verbannten Prinzen von seinem
Nach Montesinos herrschten:
Inca Rocca als Sohn Mamali- Inca Sinchi Rocca.
boca's. Inca Yahuar Huaccac.
Inca Hualloque Yupanqui. Inca Topa Yupanqui.
Inca Maytu Capac. Inca Topa Yupanqui II.
Inca Capac Yupanqui. Inca Inti Kusi Huallpa (Huayna Capac^
Nach Garcilasso herrschten:
Manco Kapak. Mayta Yupanqui Yahuar Huakkak.
Sinchi Rocca. Yupanqui Viracocha.
Lloque Yupanqui. Capac Pachacuti.
Mayta Capac. Yupanqui.
Capac Yupanqui. Topa Yupanqui.
Inca Rocca. Huayna Capac,
Nach Acosta herrschten:
Manco Capac. Topa Ingua Yupanqui.
Inguaroca. Topa Jupanqui.
Inguarguaque. Huayna Capac.
Viracocha.
TÜMBEZ. 171
Vater Atau ^) (Sohn Guayanay's) aus der Insel fortgesandte Manco
sich nach Ica, einer auch sonst (neben Arica) als Landungsplatz
bezeichneten Oertlichkeit, begiebt, um dann Chucuyto und den Titi-
caca-See zu erreichen, und so dem den Chinchas zugeschriebenen
Zug von der Küste nach Callao ausführend. Das Hervortreten
aus dem königlichen Fenster (Capac-Toco) oder der Höhle Ma-
macota gleicht der bei Montesinos von Inga-Roccas Erscheinung
gegebenen Darstellung, und der von Garcilasso bei Huayna-Capac's
Feldzug erkannte Zusammenhangt) zwischen Cuzco und Quito
spricht sich in den Begleitern des Quito-Prinzen aus, sowie wie-
der in ihrer Ermordung der oft in naher Verwandtschaft aus Ri-
valität grimmigste Hass, wie auch die erste Anordnung des
anerkannten Inca die Bedrückung des in der Ebene herrschenden
Fürsten Thomi (also eines Seitenstückes zu Thome von Quito)
gewesen sein soll.
Montesinos lässt unter den Stämmen des Quito -Reiches die
Relationen der Inca, in Wiederaufnahme der von Coske gewon-
nenen Rechte durch Viracocha-Inca besonders für die Puruaes be-
stehen, und dass nach deren Sitzen zunächst der Zug Quitombe's
vcn Tumbez aus gerichtet war, zeigt die Gründung der nach
seiner Gattin Llira genannten Stadt Llirabamba oder Riobamba,
Seit Duchicela bestieg das dortige Herrschergeschlecht auch den
Thron Quito's, aber in den Caras, den ursprünglichen Eroberern,
werden diejenigen Verwandten Tumbe's zu sehen sein, die bei
seinem Fortzuge nach Sampu in Caraquis zurückblieben, und als
sie . von der Vertilgung ihrer (an der Weiterwanderung nach
Tumbez nicht betheiligten) Genossen durch die Riesen hörten, sich
zur Vermeidung derselben nach dem Rio Esmeraldas wandten,
und diesen aufsteigend, von der Confluenz des Silanchi, Tocachi,
Blanco und Taoni ihre kriegerischen Operationen begannen, w^o-
durch sie sich der Ortschaften Bolaniguas, Tocaniguas, Tambillo,
1) In der Verehrung Ataguju's (unter den Guamachucos) als heilige Erinnerung
bewahrt. Atabei oder Mamona galt (auf Hayti) als Mutter des Gottes Jocahuna und
Gua-maonocon. Bei den Huronen wurde Ata-Wakan (Ataouacan oder Yoscaha) als
Schöpfer verehrt, der sich beim Altern im Himmel stets wieder verjüngte (s. Sagard).
Die Grönländer fragten den Jüngern Egede, ob denn der Gott des Himmels und der
Erde nie sterbe, und meinten beim Verneinen verwundert, dass dies ein grosser Gott
sein müsse.
2) Estos dos reinos debieron ser establecidos en su orijen por dos hermanos.
172 DIE GESCHICHTE PERU's.
Galeä, Nanegal, Mindo und Nono bemächtigten (s. Velasco) und
dann des Königreiches Quito.
Unter der schwimmenden Insel, die von Pachacamac zum
Zufluchtsort für Guaynay im Meere geschaff"en war, wird das den
an der Küste streifenden Piraten zur Wohnung dienende Schiff
verstanden sein, und das Bestreben, die ihnen, wie den Riesen,
mangelnden Frauen zu verschaffen, mag sie weiter nach Süden zu
den in Felle gekleideten Fischern geführt haben, bei denen
Guaynay zum Opfer gefallen sein würde, ohne weibliche Bei-
hülfe, wie solche später in Copiapo die gefangenen Spanier ret-
tete. Als sich aus der von Atau gezeugten Nachkommenschaft,
Mango Capac abzAveigte, um (auf den Wegen der Chincha) nach
Collao zu wandern, kann der Hauptkörper, nachdem fester Fuss
an der Küste gefasst war, über Chanchan (und Caxamarca) mit
den Conchucos und Guamachucos in engere Beziehung ge-
treten sei.
Die von Juan de Santa-Cruz Pachacuti Yamgui Salcamayhua
erhaltene Version der Inca-Geschichte stimmt im Ganzen mit der
Balboa's überein, geht indess weiter, als diese, die erst mit dem
Hervortreten aus der Höhle Pacaritambo's beginnt, auf Ursprung-
lichere Vorstadien zurück.
Nach Ankunft der im Beginn der Dinge (Ccallac-pacha) über
Potosi herbeigezogenen Stämme in der Periode der Wildheit
(Purun-pacha) und des Dunkels (Tutugac-pacha) wird dann jene,
die Sonne und den Mond schaffende Gottheit aus dem See Titi-
caca's emporgetaucht sein, die (nach Garcilasso) den Süden Colla,
den Osten Tocay, den Westen Pinahua und den Norden (in pro-
phetischer Anticipation) Manco zuertheilte.
Als dann ihr Prophet, der bärtige Stabträger, das von den
Dämonen (Hapi-nunus Achacallas) gereinigte Land durchzog,
blieb in der Behausung Apo-tambu's sein die Gebote (Caci) ein-
gekerbt zeigender Stab zurück, und mit ihm (vielleicht nach
dem den Piaches und sonst beim Hochzeitsfest zustehenden jus
primae noctis) der Saame für den künftigen Stammhalter des
Königsgeschlechts, als Stifter der Dynastie.
Diesem wurde dann der bei seiner Geburt in Gold verwan-
delte Stab (statt eines direct von der Sonne empfangenen) über-
geben, und er sei beim Fortzuge aus dem Vaterhause durch sie-
ben Brüder und Schwestern begleitet gewesen, von welchen aber
nur Ayar-cachi, Ayar-uchu und Ayar-raeca nahmhaft gemacht
SANUC. 173
werden. Da ausser der in Stein verwandelten Schwester nachher
neben Ypa-mama-huaco noch Mama Oello (die spätere GemahUn
Manco Capac's) erwähnt wird, so wird der Zutritt dieser drei
Schwestern zu den vier Brüdern die auch sonst erwähnte Sieben-
zahl voll gemacht haben. Dieser Zug, dass einer der Brüder im
Coelibate bleibt, kehrt auch in indischen und andern Sagen viel-
fach wieder. Baiboa dagegen (und ebenso Montesinos) macht die
Vierzahl auch bei den Schwestern voll, obwohl die Namen
zwischen ihnen sowohl , als von den bei Garcilasso gegebenen
diiferiren.
Bei Salcamayhua schreitet Manco-Capac , von dem günstigen
Vorzeichen des Regenbogens umglänzt, siegesgewiss vorwärts,
das Triumphlied Chamay-huarisca anstimmend, und folgt sogleich
dem Weg nach Collcapampa, während Baiboa erst einen^fVufenthalt
in Guamancancha einschaltet, wo Ayar-Auca auf Anstiften seiner
Brüder durch den Diener Tambo-Chacay in eine Höhle einge-
schlossen wurde, ein Schicksal, das Manco selbst, bei Montesinos,
trifft, der dann eine Umsiedlung nach dem Hügel Guanacauri statt-
haben lässt.
Hier geschieht es ebenfalls unter dem Strahlenkranz des
Regenbogens, dass Manco Capac in der Ferne die am Tempel
Chimbo Icagua umherschwankende Gestalt des Magier's von
Sano oder (nach Salcamayhua) Sahuc^) erblickt, und die Verstei-
nerung trifft bei Baiboa durch Berührung des Eremiten den Bru-
der (Ayar-Cacha), bei Salcamayhua an dem Stein der Huaca auch
die nachgesendete Schwester.
Salcamayhua führt dann Manco Capac sogleich nach Collca-
pampa und von dort ohne weitern Aufenthalt über Huamantiana
nach Coricancha, zur Gründung Cuzco's, im Lande der Allcay-
riesas (Cullinchinas und Cayaucachis). Bei Baiboa fällt vorher
ein längerer Aufenthalt in Matagua^) dazwischen, und dort wurde
erst durch "Werfen der zwei Goldstäbe die günstige Localität er-
probt, als nur in Guanaipata (der Stätte des einstigen Cuzco) der
dort niedergefallene in die Erde eindringt, nicht dagegen in Collca-
Bamba.
1) Wie Chimbo könnte Sanuc auf die Küste weisen in ihren Adobe-Bauten, indem
Sanu-huasi ein Haus aus Backsteinen (s. Tschudi) im Quechua bedeutet, und dann auf
die geschickten Topfarbeiten der Chimu (sanu camayok, Töpfer).
2) Am Ccapac Raymi-Feste wurde das für Huanacauri bestimmte Opfer auf dem
Hügel Matahua (bei Cuzco) geschoren (s. Molina).
174; DIE GESCHICHTE PERU's.
Dennoch hat sich Manco-Capac (und sein Sohn Sinchi-Roca)
zunächst mit Collca-Bamba zu begnügen, und obwohl er seinem
Ziele bis Guanaipata näher rückt, darf doch noch kein Angriff
auf die volkreiche Stadt gewagt werden, den damaligen Markt-
platz der Guaillas. In der ausbrechenden Fehde unterliegt Manco-
Capac und wird von Capali-Mayta , dem Häuptling der Guaillas,
nach Guanaipata zurückgetrieben, weiss indess von dort aus eine
günstige Gelegenheit zum Ueberfall zu benutzen, und zwingt
Capali-Mayta sich in die Schneegebirge zu flüchten. Dann wird
auf Curicancha die neue Residenz Cuzco gegründet, in vier Quar-
tire getheilt.
Nach Salcamayhua's Darstellung, führt Manco Capac die
(den Lehren des Propheten Thonapa entnommene) Verehrung des
SchöpfergiPttes in flacher Ringform ein, und bekämpft, als Feind
der Huacas, die götzendienerischen Curacas' Pinao Capac und
Tocay-Capac, also die Eroberungen nach dem Westen Pinahua's
und dem Osten Tocay's ausdehnend.
Aus dem Stamm des Letzteren wird dann mütterlicherseits
Viracocha-Inca hergeleitet, der sich der Oberhoheit Chuchi-capac's,
des die Sonne (Inti) verehrenden Fürsten von Hatun-Collas (und
damit Tihuanaco's) fügen muss, und als sein Sohn Inca Urco ge-
gen Yamqui Pachacuti, Fürst von Huayra-Cancha, gefallen ist,
wird Cuzco durch den Aufstand der Hanco-allos und Chancas
von jener Gefahr bedroht , aus der es nur die Tapferkeit Inca-
Yupanqui's rettet, und dieser nimmt dann nach dem bei der spä-
tem Eroberung CoUasuyu's über Yamqui- Pachacuti erfochtenen
Sieg, den Titel Pachacuti (und das Emblem der Sonne) an, wo-
mit die Eroberungslaufbahn der Inca beginnt, nachdem der von
den Priestern der Huaca Canacuy aufgestachelte Widerstand der
Cavinas^) (unter dem Curaca Capacuyos) gebrochen ist.
Der Prophet, aus dessen Samen der von Paccaritambo aus-
ziehende Dynastienstifter (Manco Capac) erzeugt war, tritt in die-
sem Character als Tonapa ^) Uiracocha nipacachan auf, war aber
1) Unter den Araonas, Taromonas und Pacaguaras am Umuramayu oder Rio
Mayu-tata (Nebenfluss des Beni) wohnen die Caviiias (Fidel).
2) Als Stabträger, wie Quetzalcoatl (bei Las Casas), der (nach Ixtlilxochitl) das kreuz-
artige Zeichen Tonaca-Quehuitl aufrichtete, als Quauhcahuizteotl-Chicahualizteotl oder
Tonaca-Quehuitl (Gott des Regen's oder der Gesundheit und Baum des Lebens oder
der Nahrung). Im Codex Chimalpopoca bringt Quetzalcoatl die Mais-Nahrung der Götter
von Tonacatepetl.
CURICANCHA. 175
auch in andern Localitäten erschienen, in Asillu und Hucuru,
als Tonapa Vihinquira und als Tonapa Varivillca bei den Huan-
cas, wo seine Eremitenzelle bei Xauxa von Ccapac Yupanqui
restaurirt wurde, der auch von dem durch Tonapa geweihten
Wasser im heiligen See Titicaca's für die Taufe seines Sohnes
Inca Roca hatte holen lassen.
Feindlicher steht der im Tempel Chimbo Icagua zurückge-
zogene Heilige, und Mango Capac, der in den Pinahua die Er-
innerungen an die Pirhua oder Puruha vernichtet haben mag,
scheint, obwohl auch als Sieger über Tocay bezeichnet, es doch
gerathener gefunden zu haben, die Freundschaft Sutiguaman's,
Fürsten von Safio, durch Heirathsverträge zu sichern, indem
dessen Tochter Mama-Cauca mit seinem Sohne Sinchi-Roca ver-
mählt wurde. Später aber ertheilt Baiboa seiner Gattin den in
der Inca-Familie heimischen Namen Mama-Oello, und da die Erb-
folge nicht auf Mango Sacapa, den Sohn Mama-Cauca's über-
geht, sondern auf Lloque- Yupanqui, so dürfte dafür die Legitimität
des letzteren, als aus reinerem Blut, entscheidend gewesen sei.
Auch erzählt Santa-Cruz bei dieser Gelegenheit eine Verführungs-
geschichte, die auf solche Ahnenproben Bezug haben könnte.
Der dauernde Besitz von Cuzco, oder doch der heiligen
Tempelstätte innerhalb der Stadt, scheint erst unter Lloque
Yupanqui stattgehabt zu haben, und indem auf SÄte dieses (bei
Garcilasso als Besieger der zu den Canas gehörigen Ayaviri dar-
gestellten) Inca sowohl die in der Mythe von den Ayar verwand-
ten Häuptlinge der Ayaraches (Tambo-Vincays und Quiliscahes)
treten, als auch (neben Guaman Saco von Guaro) Pachachulla
Viracocha, wird in diesem letzteren der Nachfolger jener hohen
Priester zu verstehen sein, deren Prophetenfürst die AUcay-Vilca
in Cuzco eingesetzt hatte. So brechen unter Lloqui Yupanqui's
Sohn Mayta-Capac die Kriege mit den Allcay-Villca (s. Herrera)
aus, die Baiboa noch in; die Jugendzeit dieses unter wunder-
baren Umständen in Curicancha geborenen Prinzen legt, der
bereits aus dem Mutterleibe redet (wie Huitzlipochtli in Mexico),
und schon als Kind Heldenstärke zeigt.
Zu dieser festeren Fundamentirung des Inca-Reiches scheint
nun die Verbindung mit Omasuyu (Umasuyu) oder (bei Baiboa)
Umanapan (mit mexicanischer ^) Endung) und somit die Rück-
1) Als „am Wasser gelegen'
176 DIE GESCHICHTE PERU's.
Wirkung aus dem classischen Mutterboden der Monumente von
Tiahuanacu beigetragen zu haben, und Mayta-Capac, dem der
Fürst von Umanapan seine Unterwerfung anzeigte, war selbst
(nach Baiboa) der Sohn einer Fürstentochter von Oma (Mama-
Cava's). Bei Garcilasso wird die den Aymaraes angrenzende
Landschaft Umasuyu^) (mit der Hauptstadt Chiriqui) von Ynca
Capac Yupanqui erobert, die Unterwerfung Umasuyu's mit den Minen
von Blei (Titi oder Tiqui) bei Asillu (zwischen den zu den Canas
gerechneten Ayaviri und Omasuyu am Titicaca) fallt dagegen
unter Sinchi-Roca, als derselbe seine Herrschaft bis Chuncara (süd-
lich von den Puchina und Canchi) ausgedehnt hatte.
In Chuncara waren in alter Legende die Amazonen bekämpft
durch Zapana oder (bei Gomara) Zopalla, der seine Begleiter von
der Insel Tiqui (Plomo) in Tiquixaca (Titicaca) nach Cuzco führt,
um dort mit Viracocha vom Meere her zusammenzutreffen, und
noch Capac-Yupanqui hat (bei Baiboa) die Suyos (bei Cuzco) zu
bekämpfen, während Suyos ^) (die Seinigen) im Gefolge Con's an
der Küste genannt werden. Inca-Roca wird (bei Garcilasso) als
Sapa (Zapa)- Inca begrüsst, als er (auf dem Wege nach Chuqui-
saca) Chucuri (zu den Charcas gehörig) besetzt, auf dem Grenz-
district Pucuna's und Muyu-muyu's (Muru-muru's).
Von Mayta-Capac bemerkt Baiboa, dass er nach altem
Brauch eine Prinzessin von Taucaraz (Mama-Cauca) geheirathet
habe, und da bei Salcamayhua auch Mayta Capac's Mutter
(Mama Taucarayacchi Chimpu Cuca) als die Tochter eines der
Huacas in Taucar (Tancar) verzeichnet steht, so wird der in
Tocay eingewurzelte Götzendienst noch fortgewuchert haben.
Auch wird trotz der Anstrengungen Ccapac Yupanqui's, den reinen
Dienst Tonapa's unbesudelt zu erhalten, unter seinem Sohn Inca
Ruca eine Periode des Rückfalls geschildert, sowie sinnliche
Ausschweifungen und Unordnungen. Dadurch sank unter seinem
1) Uma oder Oma bezeichnet Kopf (in Quechua), aber (im Veragua) llaman Ome
al hombre (s. Gomara). Bei den Tolucas steht Huema für Mensch (s. Pimentel). Die
Omaguas heissen Cambebas, als Flachköpfe.
2) Quand les fils de Capac-Yupanqui furent en äge de porter les armes, ils firent
une expedition contre les Suyos, nation des environs de Cuzco, qui comptant sur les
retraites inaccessibles que lui offraient les Andes, pres desquelles eile avait fixe sa
demeure, s'etait insurgee contre l'Inga (s. Ternaux-Compans). Dann folgte Inga Ruca
(nach Baiboa). Das Pueblo Suya liegt am Rio Suya, neben dem Guayaquil mün-
dend, aus der Sierra de Atuncanar (Alcedo). Der Fluss Naranjal antes se llamaba.
Suya, asi como la tribu que habitaba este pais (Villavicencio).
GUAMACHUCO. 177
Sohne, dem schon als Kind in der Gefongenschaft Blut weinen-
den Yahuar-huaccac das Reich in völlig'e Verarmung und in jene
Machtlosigkeit, die seinen von Mama-Chuqui-Checya (Ur-Ur-
Enkelin Tocay-Capac's) aus Ayamarca (neben den Cavinas auf
dem Wege nach Collasuyu) geborenen Sohn Viracocha-Inca als
Vasallen des Monarchen von Hatun-Collas herabdrückt, und in
dem Aufstand der Changas den Untergang herbeig"eführt haben
würde, wenn nicht an die Stelle des in der Schlacht gefallenen
Inca Urcos sein siegreicher Bruder Inca Yupanqui getreten wäre,
der gefeierte Pachacuti (oder Chakrawalla).
Die Indianer Guamachuco's waren bei Parrilla an der Mün-
dung des Santa mit einer Hacke von Gold und Silber aus der
Erde gegraben, aus einem Loch, wie es in Aculma (in Anahuac)
der Sonnenpfeil schoss, und solcher Mythus (wie der von dem
früher dürren Lande in Huarochiri) deutet auf die Herstammung
von der Küste, indem in felsiger Gegend die Höhlen von Chico-
moztoc bis Paucartambo als Vagina gentium dienen. Eine solche
wurde in Guamachuco ausserdem symbolisirt durch die zwischen
den Idolen Tantuzoro und Guarasgaide ihre Pudenda zeigende
Frau Guagalmojon, umgeben von ihren sechs Söhnen mit huf-
eisenförmigen Metallstücken unter dem Kinn.
Um nicht allein zu sein, schuf Ataguju die Götter Sagad-
Vavra und Vaun-gavrad, um die Welt zu regieren, und dann (in
einer späteren Weltepoche) die Diener Uvigaicho und Unstiqui,
sowie seinen Boten Guamansiri, den Vater des endgültig letzten
Göttergeschlechts in Guamachuco, des Apo-Catequil und seines
Bruders Piguerao, die mit ihrer Mutter Mama-Catequil Verehrung
empfingen.
Zwischen diesen beiden Perioden spielt dann die Existenz
einer prähistorischen Rasse, derjenigen Weissen, die als Riesen
auch unter den Conchucos die Monumente von Huaraz errichten,
(wie die von Xauxa und Guamanga nebst denen von Tia-
huanaco) und die in Guamachuco als Guachemines ^) den vom
Himmel herabgesandten Guamansuru (Guamansiri), weil er ihre
Schwester Cauptaguan geschwängert, mit Feuer verbrennen, und
zur Rache dafür von der Schleuder seines Sohnes Apo-Catequil,
1) Bei den Guacliichiles am Jalisco bestand der Gebrauch, dass sie ihre Frau, wenn
unfruchtbar, verlassen konnten, und in Guamachuco wurden die Mädchen erst eine
Zeitlang auf Probe genommen.
Bastian, America. 12
178 DIE GESCHICHTE PERu's.
der aus dem von seiner Mutter geborenen Ei hervorgebrochen
war, erlegt werden. Um Vergeltung zu üben, kamen dann die
Christen nach Peru, die spanischen Viracochas, während von
jenem kahlköpfigen Viracocha, der wegen seiner Busspredigten
verfolgt und ausgetrieben war, noch eine Steinfigur in Guama-
chuco gezeigt wurde.
Nach Vernichtung dieses dem Untergang geweihten Ge-
schlechts der Vorzeit, grub darauf Catequil die jetzige Menschen-
rasse aus dem Erdboden, und die bei der Geburt durch das Neu-
geborene berührte Erde wurde als allgemeine Erdenmutter (Pa-
chamama oder Chucomama) verehrt, damit sie (wie bei den
Moxos) Kräfte und Gesundheit gäbe (ausserdem auch den Mais
wachsen lasse und die Werkzeuge der Feldarbeiter nicht zer-
bräche). Nach den Menschen wurden, in Huanuco, Vögel und
Thiere geschaffen, und die Thiere wurden (neben Felsen und
Flüssen) bei den Huancapampas verehrt (im Anschluss an die in
den Anden erhaltenen Traditionen einer früheren Herrschaft der
Thiere), während unter den Vögeln in Guamachuco der Papagei
heilig war, als Gott Paucar. Zum vicarirenden Opfer wurde er
nach dem Sprechenlernen von den Chibchas dargebracht, die
in ihren Tempeln jene Pfahlstangen errichteten (in dem Valle de
los alcazares), welche in ihren Umzäunungen (gleich denen cali-
fornischer Vanquech) die Tempel des Ataguju auszeichneten.
Dort wurden die Menschenopfer geweiht und auch den aus den
Weidenbäumen Guamachuco's redenden Huaraclla (in Tauca) wur-
den Mädchen geopfert.
Aus Guamachuco hatte sich der Dienst Catequil's weiter
durch Peru verbreitet, und bei den Conchucos stand ein von
weither befragtes Orakel Catequilla's, das den Tod Topa-Inga's
vorhersagte (s. Arriaga). Eine ähnliche Prophezeiung des Gottes
Catequil in Guamachuco verschuldete seine Zerstörung durch
Atahualpa's Zorn.
Gleich den verhüllten Göttern Etruriens und der in Mexico
von den dienenden Menschen als Reliquien ihrer Heroengötter
getragenen Tlaquimilloli-Bündel wurden die Götzen Guamachuco's,
damit sie nicht entwichen, in einem verstopften Korbe bewahrt,
und diesem, nach Umwickelung mit Tüchern, eine Puppe einge-
fügt, die ihre Sklaven zur Bedienung erhielt und Hirten mit
geheiligten Heerden.
CHACO. 1 7 9
Die Weihe der Alcos oder Priester durch Hinbhcken auf das
Spiel der' Calabassen im Wasser wird von Maras beschrieben
und dieser Name der Alcos in Guamachuco, als Diener Apo-
Catequil's, führt auf jene, eine künftige Herrschaft der Inca bei
Apo-Tampu vorbereitende Vergangenheit, als noch die Alcay-
Vilca auf der Stätte des späteren Cuzco herrschten.
In der Vergötterung Atau's^) in Atauguju (Atuguju) durch den
Einfluss der an der Küste Gelandeten ergiebt sich die Herkunft
von der Küste, wie sie in der Erdentstehung- der Eingeborenen
(gleich einem libyschen Jarbas) an der Mündung des Santa vor-
liegt.
Zur Zeit der Entdeckung fanden sich die (im Gegensatz zu
den hohen Indianern des Chaco und der Pampas) untersetzt flei-
schigen und dunkeln Charruas in der Banda-Oriental, und ihnen
gegenüber (bei Buenos- Ayres) die sich nach Süden zurückziehen-
den Querandis.
Am oberen Paraguay und weiter am Chaco, vielleicht bis
zur Berührung mit den bereits peruanisch beeinflussten Calchaquies
(den Besitzer der Salz werke von Catamarca) und (im Norden) den
Chiquitos, fand sich als Grundlage der eingeborenen Stämme der
der Guanas, der, wenn nach Mato-Grosso erstreckt, die Flusswege
am linken Ufer des JMararion nach dem rechten hätten finden
können, um mit den Guayanos des Caroni (in der Sierra Imataca)
in Berührung zu treten (in Guayana).
Wie die einheimischen Stämme am Parana mit den Tupi
des Cap Frio zu kämpfen hatten, waren die dort von diesen ab-
gezweigten und als canibalisch gefürchteten Carlos in das Flussthal
des Paraguay (dessen Wasserstrasse durch die Agaces oder
Payaguas unsicher gemacht wurde) vorgedrungen, und ausser der
Mischung mit den unterworfenen Autochthonen hatte sich eine
als guaranisch aufgefasste Völkerschicht (worin auch die Orejones
mit Guatos und Xarayes verschwanden) über weite Länder-
strecken gelagert, bis zu den westlichen Chiriguanos oder Cambas
am Fusse der Andes von Chuquisaca.
Im XVI. Jahrhundert passirten die Expeditionen ohne grosse
Hindernisse durch die Länder nördlich vom Paraguay (bis Moxos
und Chiquitos), wo sich die Producte der Guanas mit hinzuge-
1) Yahuar-Huacac (Vorgänger des Viracocha Paullu, auf welchen Pachacuti Tupa
folgte) liiess Atau-cliuma.
19*
180 DIE GESCHICHTE PERu's.
tretenen Guaranis (und Parexis, Bororos u. s. w.) in halbge-
sittetem Zustand fanden, mit Haltung von Hausthieren, aber im
XVII. Jahrhundert wurden die Wege geschlossen , in Folge des
in Gran Chaco ausbrechenden Aufruhr's. Dort, wo die vom
Süden herauflaufende Ebene sich an den hohen Bergwällen
bricht, waren die jagend wandernden Stämme der Pampa in einer
Sackgasse durch einander geworfen, und so bildeten sich, (be-
sonders nach erlernter Zähmung der Pferde) kriegerische Ge-
nossenschaften, die Indios cavalleiros der Mbayas, denen die
Guanas Sklavendienste zu leisten hatten, nördlich vom Pilco-
mayu, und (südlich von Rio Vermejo) die als Guaycurus zusam-
mengefassten Tobas und die IMocavis (die Besieger der Abiponen),
welche dann wieder unter sich in Streit geriethen, mit Unter-
liegen der letzteren.
Das centrale System der Sierra von Cordova, das durch die
Erhebungsreihen von Ambargasta und Sumampa auch Santjago
del Estero hineinzieht, und (südlicher) der Sierra de San Luis,
trennt die Ebenen des geneigt abfallenden Chaco und die der
Pampas, und in ganzer Länge der oberen Grenzkette hatten die
Inca, die am südlichsten durch die Tambillitos in der Richtung
nach Mendoza (bis wohin später der araucanische Einfluss in
Cuyo reichte) bezeugten Pässe durch die Andes geöffnet, wie auch
noch in Santjago del Estero das Quechua geredet wurde.
So lange also das peruanische Reich bestand, und dadurch
auch die (den Calchaquies verwandten) Comechingones in Cor-
dova, die Luhes in Santjago del Estero, die Michilengues in
St. Luis gekräftigt waren, fanden sich die Wanderstämme des
Chaco und der Pampas, obwohl bereits durch die Causalität ihrer
geographischen Provinzen in einer für das Detail wieder modi-
ficirten Verwandtschaft, von einander abgeschlossen, und erst
nachdem mit dem Umsturz der alten Ordnung die bisherigen
Schranken gefallen waren, begannen sie von Norden aus dem
Chaco her, und von Süden aus den Pampas in die Ansiedlungen
vorzudringen, während vom Westen her die in ihren Unabhängig-
keitskriegen trainirten Araucaner hinzutraten.
Anfangs hatten sie ihre eigenen Reihen aus den an Jagd
und Krieg gewöhnten Jägervölkern der Puelches von jenseits der
Cordillere recrutirt, als sie dann aber, von diesen mit militäri-
schem Geist durchdrungen, solchen in ihrer geordneten Verfassung
fester organisirt hatten, mussten sie als Phalanx ein Uebergewicht
PAAPAS. 181
Über die unstät schweifenden Horden gewinnen, und so dominir-
ten sie auch im Osten durch die aus verschiedenen Elementen,
unter Ueberwiegung des araucanischen, an den Lagunen der
Salinas-Grandes zusammengeschlossenen Genossenschaft der Ran-
quilches (besonders seit der Häuptlingsschaft Calfucura's) und
brachten ihr Ansehen, weit durch die Pampas hin, zur Geltung.
Die auf Pferden die Pampas durchschweifenden Stämme
(deren durch die Himmelsrichtungen ertheilte Namen in ihren
Wiederholungen vielfache Verwechselungen hervorgerufen haben)
enden unter den (die pferdelosen Che-Huel-Ches einschliessenden)
Tehuel-Ches in der Berührung der Calilli-Ches mit den Chililau-
Cunis und Sahau-Cunis, und dann an der (zeitweis auch von den
araucanisch gemischten Huili-Ches auf Streifzügen besuchten)
Magellanstrasse folgen (als Vuta-Huili-Ches oder grose Huilliches
im Süden zusammengefasst) mit den Inaken die der Pferde ent-
behrenden (und von den berittenen Stämmen der Huili-Ches und
Tehuel-Ches für Sklaven gejagten) Yacana-Cunis, welche (als Be-
wohner im nordöstlichen Theil des Feuerlandes angetroffen) auf
den, auch * von den (den Cocaus oder Caucahues des Chonos-
Archipelago verwandten) Huyhuenches oder Cunchos der Insel
Chiloe (und Reloncavi's in Berührung mit den Poyas oder Payu-
ches) gebrauchten Flossböten die Meerenge nach dem Feuerlande
kreuzen, dem Aufenthaltsort der Tiremenen (Languedi-Ches oder
Aveguedi-Ches). Die Feuerländer (mit den zu Tekeenica gehö-
rigen Yapoos und westlichen Alikoolip) erstrecken sich südlich
bis Hermit-Island bei Cap-Horn und sollen (nach d'Orbigny) durch
den Bergzug der Halbinsel Brunswick von den Patagonen (in
der Hauptsache) getrennt sein.^)
1) Nach Falkner wohnen südlich vom Rio Negro die Moluches und Pehiielches, die
Chechehuet bei St. Julian (am Atlantic), die Serranos bei Tandil, die Tehuelches längs
der Cordillere bis zur Magellanstrasse, während sich nördlich am Rio Xegro die Tal-
huet (mit den durch Mendoza von Buenos Ayres vertriebenen Querandis) finden.
(XVIII. Jahrh.) D'Orbigny unterscheidet (1827) die Tehuelches oder (nach Pigafetta)
Tehuelches (die vom Rio Negro bis zur Magellanstrasse zogen) mit den (bis Cordova
reichenden) Puelches (die den Mocovis, Tobas, Abipones u. s. w. verwandt sind)
und die (nach Chili ausgewanderten) Araucaner, als Ranqueles, Pehuenches, Huilli-
ches, (längs der Cordillere). Seit Rosas Expedition (1833) übervviegen die Araucaner,
als Ranqueles mit Pehuenches, worin die Puelches grösstentheils aufgegangen sind,
mit den Huilliches (an der Cordillere) die Pampas bildend, während die Patagonier
oder Tehuelches sich nach Süden gezogen haben (s. Moussy). Die Tehuelches wohnen
in Patagonien und neben den Pehuen-Ches (mit Chiquillanes oder Lafra-Huentu-Ches)
182 DIE GESCHICHTE PERu's.
Die mit der Zeit der Conquista über die offenen Pampas hin-
brausenden Umwälzungen, die sich an den Küsten der Strasse
noch mit den letzten Wellenausläufern der Huilliches bemerkbar
machten, stimmen mit der kosmogonischen Theorie der Patagonier,
welchen zufolge die Schöpfung der Welt, (die sich vielfach in dem
periodischen Kalpen-Rade renovirt findet), selbst in der actuellen
Periode noch nicht vollendet ist, und dazu gehört dann das nach-
trägliche, mit dem der Spanier gleichzeitige. Erscheinen der
Rinder aus den Stammeshöhlen, welche, als mit den schnelleren
und Puelches (Che-He-Ches, Calli-He-Ches, Tolu-Chcs, Caiiecau-Ches und Poyu-Ches
werden die Pampas gebildet von den Auca, als Mamuel-Ches, Ranquil-Ches, Aneco-
Ches, Coliqueo-Ches, Calfucurahs-Ches, Catriel-Ches, Llan-quetru-Ches, Quinie-Ches,
Renangueco-Ches, Lincon-Ches, Epunam-Ches, Mochitue-Ches, Huili-Ches u. s. w.)
(Moussy). Von den Tehuelches (mit den Che-Huel-Ches ohne Pferde) in Patagonien
(in dessen Norden auch Pampäer und Puelches, wenn sie den Rio Negro kreuzen, schweifen)
wohnen die Chao-Ches bis Port Dcsire, die Pilma-Ches und Yakanah-Ches im Süden,
die Che-He-Ches im Norden (mit den Molu-Ches grenzend), die Poyu-Ches südlich
von Nahuel-Huapi, die Tani-Ches jenseits der Quellen des Chupat, und diese Stämme
werden von den Pampäern als Huili-Ches (Puel-Tu) zusammengefasst (nach Guinard).
Die als Inaken an der Magellanstrasse wohnenden Patagonier bezeichnen die Feuerliin-
der als Tiremenen. Die Pehuenches (an der Grenze Mendoza's und San Luis' bis zum Rio
Ouinto) haben sich mit den (araucanichen) Auca gemischt, während die (südlichen) Huilli-
ches von der Grenze Buenos Ayres' bis zur Magellanstrasse streifen. Die Ranqueles oder
Ranquilches (un melange de plusieurs anciennes tribus, qui se sont fondues ensemble)
beherrschten (von dem Hauptsitz an den Salinas-Grandes-Lagunen) die Pampa (unter
dem Häuptling Calfucura). Die Puelches (am Rio Colorado) stehen (in kleinen Stäm-
men aufgebrochen) zum Theil im Solde von Buenos Ayres. In den Wüsten von Pa-
tagonien schweifen (südlich vom Rio Negro) die Tehuelches (1860). Nach INIolina
waren die (zur Araucanischen Sprache gehörigen) Dialecte der Puelches, Pampas und
Tehuelches verschieden. Die Chiquillanes (mit den Pehuenches grenzend) wohnten
am Ostabhange der Andes, die Poyas (Poyuches) an den Seen, die Cunchos auf Chiloe
und am Golf Reloncavi, die Cocaus auf den Inseln südlich von Chiloe, während die
Patagonier als Nomaden schweiften. Die bei Einwanderung der Araucaner über die
Cordillere gebildeten Pampas theilen sich in Ranqueles und Pehuenches (n. Moussy).
Im Osten an die Pampas grenzed trat der fünfte Bezirk Mamil-Mapu (mit den
Huilli-ches von Changolo, Goyoltne und Rucachoray) zu den zwei Bezirken Arauca-
niens, als Lauquen-Mapu (mit Arauco, Tucapel, Illicura, Biroa und Nagtolten), Lelbun-
Mapu (mit Encol, Puren, Repocura, Maquegua, ]Sloriquina) Inapire-Mapu (mit Maroen
Colhue, Chacayco, Quecheregua und Guanaga) und Pire-Mapu (mit Changolo, Goyaltne,
•Rucachoray und Malal-gue). Die Puelches, Pehuenches und Chiquillanes von Malal-
gue wurden die Puelches und Pehuenches von Maule, Chillan und Antuco unter einen
(den Spaniern verbündeten) Toqui (s. Molina). Die Bewohner des Feuerlandes heissen
Laguedi-Ches oder Aveguedi-Ches (bei den Patagoniern). Die Cocaus wohnen auf dem
Archipelago der Chonos-Inseln.
CHILE. 183
j£igdthieren die Indianer daraus hervorgekommen waren, von
diesen, weil durch die Hörner erschreckt, darin wieder verbarrica-
dirt waren, bis sie später losbrachen.
Im vorigen Jahrhundert zerfiel das Land zwischen dem
Biobio-Fluss und Valdivia in vier Vutan-mapu, nämlich Lafquen
Vutan-mapu (Lafquen oder Meer), das Küstenland, Ragitun Vatun
mapu (Ragi, die Hälfte oder Mitte), als die (von der Küste er-
streckten) Ebenen, Ina-Pire Vutan-Mapu (ina, nahe bei), als die
zu den Andes ansteigenden Hügel, und Pire Vutan-mapu (pire
der Schnee, und so der Schneeberg) oder das Land der Andes-
Gebirge. Von den Chili-Che oder Chilli-che (Bewohnern Chili's
oder Chilli's) heissen die in Huilu oder Huillu-mapu (dem süd-
lichen Theil Chili's) Huilluche oder Huiliche, und in ihrem Lande
wurde wieder der nördliche Theil oder Picu-mapu (picu, der Nor-
den) jenseits des Rio Biobio, und der südliche Theil oder Huillu-
mapu unterschieden. Daneben werden die Pehuenches (Indi qui
montes Andes incolunt) oder Fichtenmänner (Pehuen, pinus), als
Gebirgsbewohner genannt und jenseits der Berge im Lande des
Ostwindes oder Puel Cruf (cruf, der Wind) die Puelches, mit
einem Schimpfnamen belegt, als die Fresser oder die Ekelhaften.
Die Bewohner der Ebene heissen Lelvun ^lapu Che (Lelvun oder
Ebene). Die Berge, wohin sich die Vorfahren bei der Fluth ge-
rettet, wurden Tegteg genannt. Damit verbindet sich dann, neben
Llin-Mapu (von dem die herrschenden Eroberer ausgezogen) das
mythische Land Rehuetun, wo die Geicurehue (geicun, zittern)
oder Zaubersitzungen der ]\Iachi (Priesterärzte) abgehalten werden,
und dies wird als Ailla-Rehue (ailla, novem) in neun Kreise ge-
theilt, wozu als fünfter (quechu, quinque) Quechu-Rehue (rehue,
tractus, regio) gehört (als vierter Meli-Rehue u. s. w.).
Quine, Epu, Cula, Meli, Quechu, Cayu, Rehue, Pura, Ailla,
12345 6789
Mari, Pataca, Huaranca im Chili-Dugu und in Quechua;
10 100 1000
Hue, Ycay, Quimza, Ttahua, Pichca, Zocta, Canchiz, Pussac,
123 A ö ^ 7 8
Yzcun, Chunca, Pachac, Huaranca, Hunu.
9 IG 100 1000 1 000000
Yzcun chunca pachac huarana hunuy hunu,
Novecientes mil millones de millones.
DIE CHIBCHAS
MIT DEN
STÄiMMEN IM MAGDALENA- UND
CAUCATHAL.
Aus der Dunkelheit des in sich verschlossenen') Wesens
Chiminigagua flogen schwarze Vögel hervor, die aus ihren Flügel-
schlägen''') Funken sprühend einiges Licht ^) verbreiteten und erst,
als der in Sogamoso herrschende Usaque (oder Cazique) zum
Himmel aufgestiegen war, um in der Sonne zu leuchten und
seinen Neffen in Ramirique oder Tunja aufgefordert hatte, ihm
als Mond zu folgen''), war die Schöpfung vollendet, die sich mit
Menschen bevölkerte, als die Gottfrau Bachue aus dem See
Iguaque hervorgegangen war, einen dreijährigen Knaben an der
Hand führend, mit dem sie sich nach seinem Aufwachsen ver-
mählte.
Das so gezeugte Geschlecht wandte sich indess in Gottlosig-
keit ab von Bochica, der im Himmel herrschenden Manifestation
des höchsten Wesens, und durch die Sünden der Erde bedrückt,
Hess Chibchacum •'^) die Giessbäche Sopo und Tibito anschwellen,
so dass der Funzha-Fluss das Land überschwemmte.
Auf die Spitze der Berge geflüchtet, wandten sich die Uebrig-
1) Bei den Thlinkeeten stiehlt Yehl, als Rabe, den Kasten mit Sonne, Mond und
Sternen (in der Dunkelheit).
2) Der Riesenvogel der Chipeweyer (gleich dem Tootoch der Aht) blitzte mit seinen
Augen und donnerte durch den Flügelschlag.
3) Es war nur noch wenig Licht (heisst es in den Traditionen der Quiche's, die unter
dem Baalam betitelten Führer nach Guatemala einwanderten) als Exbalanque den
Herrscher Xibalba's Vukub-Cakix in den Abgrund drückte (wie Vishnu den Riesen
Bali).
'i) Wie Nanahuatzin (und Tecuzistecatl) in Teotihuacan, oder Hunahpu und Xbalan-
que bei den Quiche's. Nach den Südaustraliern wohnten Sonne und Mond erst auf
Erden, stiegen aber nach oben, von den Sternen begleitet (s. Schayer).
5) Neben dem Himmelsherrn verehren (nach Viedma) die Patagonier in Camalasque
(dem Tapferen) den mächtigen und strengen Herrscher der Erde.
188 DIE CHIRCHAS.
gebliebenen reuig zu Bochica, der im Regenbogen herabsteigend,
mit seinem goldenen Stabe den Abfluss der "Wasser bei Tequen-
dama öffnete, und die Erde auf Chibchacum's Schultern lud, der
sie jetzt nur noch in den Erdbeben zu erschüttern^) vermag.
Als dann auf's Neue Bachue in der weiblichen Wand-
lung des Mondes oder Chia, als Huitaca oder Xubchasgaqua auf
der Erde erschien, um die Menschen zu ihrem früheren Wandel
auf Lasterwege zu verführen und die Werke des männlichen
Principes zu stören"), wurde sie durch Chiminzigagua, den Ge-
sandten und Propheten Chiminigagua's ^), in eine Eule verwandelt,
um nur noch bei Nacht sich herzuwagen, und dieser aus den
Ebenen des Casinare und Orinoco nach Pazca gekommene Götter-
bote, der in Xue oder Zuhe (Sonne oder Gagua) eine Einkörpe-
rung des Fürsten von Sogamoso darstellt, begab sich auf seinen
Wanderungen über Boza (wo das mitgeführte Wunderthier ver-
starb), Suacha (wo seine Gebeine als Reliquien verehrt wurden),
Hontibon oder Fontibon, Zerezuela, Zipacao und Cota (wo er aus
der Höhle die Eingeborenen belehrte und im Weben unterrich-
tete) nach Guane (wo sich sein Bildniss einem Felsen einfügte) und
dann über Tunja nach Sogamoso, wo er als Nemquerequeteva
verschwand, und eben dort weihte dann der (beim Wasserabfluss
von Gameza) in Toizi auftretende und (nachdem er die Caciquen
von Gamza, Busbanza, Socha, Tasco, Topaga, Mongui, Tutasa,
Mongua, Lesca, Yacon, Bombaza, Totaguaquira und Satoba be-
stätigt), nach Otga ziehende Bxogmoa (Sadiquiasonada oder
Sugunsua) oder Sogundomoso den Fürsten Nompanemi (von Soga-
moso oder Iraca) als Priesterköng mit der Würde des Idacanzas,
um dann in Yza zu verschwinden.
Wenn gesagt wird, dass Bochica (Nenquetheba oder Zuhe)
2000 Jahre in Sogamoso^) gelebt habe, und dann zum Himmel
1) Wie Maui in Polynesien, oder in Neuseeland der durch Maui seines einen
Arm's beraubte Riese.
2) Die "Werke des Schöpfers (Yoscaha oder Ataouacan) wurden oft (bei den Hu-
ronen) durch seine böse Grossmutter Ataensiq gestört, und wie bei den Eskimo, wohnte
bei den Maori eine böse Alte in der Unterwelt.
3j Chemignum (Chemi) wird aus der Sprache der Antillen dialectisch (neben Zemi)
gegeben (genie, divinite).
•i) Sogonmoso, als Suha-Cun oder Suhu-Chum-Su (bei Camera) würde einen An-
schluss mit dem prähistorischen Con Peru's sowohl, wie mit Can (in Ahi-Can-Mai)
Yucatan's bilden können.
RociircA. 189
aufgestiegen sei, seinen Nachfolger im Tempel Sugamuxi lassend,
so tritt daduch der Dynastienstifter (wie Manco Capac Peru's)
in eine dunkel verhüllte Vorzeit^) zurück, die durch eine unüber-
brückte Kluft von den historisch handelnden Persönlichkeiten und
ihrer, durch eine jüngere Incarnation der Prophetengestalt einge-
leitete, Periode abgeschnitten ist.
Der auf Bochica's Geheiss (durch Nemqueretaha, den Son-
nensohn) in Tunja^) eingesetzte Usaque Hunzahua vollzog die
Schwesterehe ^), und als dieselbe während seiner Abwesenheit im
Lande der Chipataes durch seine Mutter (die beim Verschütten
der Chicha die nach Donato genannte Quelle bildete) entdeckt
war, entzog er sich den Verfolgungen, indem er mit seiner
Schwester zu den Laches flüchtete und (nachdem das auf dem
Wege geborene Kind dort zurückgelassen war) nach Tequendama,
wo Beide in Stein verwandelt wurden.
Sein Nachfolger wurde durch Garanchacha gestürzt, aus dem
Smaragd^) oder Huacata geboren, den die Jungfrau in Guacheta
von dem in Sogamoso verschwundenen Propheten erhalten hatte,
und als dieser Fürst die begonnenen und seinem Vater (der Sonne)
bestimmten Steintempel in Ramiriqui und Moniquira nicht zu voll-
enden vermochte, verschwand er, den künftigen Untergang des
Reiches durch den Einfall einer fremden Nation vorhersagend.
In Tunja herrschte dann der vieräugig geschwänzte Thoma-
gata ') oder Themagata, der seinen Neffen Tutazna (Ahnherr Mi-
chua's) als Nachfolger einsetzte und in nächthchen Reisen^) zur
Anbetung Sogamoso besuchte, wo durch den Propheten Bxogmoa
oder Sogundomoxo der in Iraca herrschende P^ürst Nompanemi
als Idacanzas gew^eiht war, indem die Wahl den Kurfürsten')
1) Der Mikotto (Mikaddo) stammt in Japan von der Urzeit.
2) Tunja war Hunsa genannt por el primero senor qua tuvo, llamado Hunsahua
(s. Ocariz).
•'^) "Wie die Sonne-entsprossenen Inca.
*) Quetzalcoatl wurde aus dem Smagrad Chimalma's (Chimamatrs) geboren.
5) In Nagrando (in Nicaragua) wohnte Tamagostat am Sonnenaufgang (mit Ci-
pattonal).
C) In Kambodia fanden solch' nächtliche Reisen zwischen Boribun und Nakhon
Vat statt, und König Kantarakhata in Konjeverani begab sich allnächtlich mit Gunst
der Götter zum Tempel Madhura's, um anzubeten; cf. Völker des Östl. As. Thl. IV, 273.
'^) In Mechoacan standen neben dem in Pasquaro residirenden Könige die Fürsten
von Eneani, Zacapu, Heriti und Vanacaye, von denen die Sänfte mit dem Verstorbenen
190 DIE CHIBCHAS.
von Gameza, Busbanza, Tezca und Toro (Toca) überlassen wurde
(bei Stimmengleichheit unter endgültiger Entscheidung- des Für-
sten von Tundama) zwischen den fürstlichen Familien aus den
Edlen von Tobaza (Fobaza) und den Edeln von Firabitoba
wechselnd. Als der rothbärtige Usurpator aus Firabitoba, der
den Kurfürst von Gameza getödtet hatte, durch gemeinsamen
Aufstand getödtet war, wurde Nompanim (aus Tobasa) eingesetzt,
auf den Sugamuai folgte.
Die bei den Chibchas beobachtete Gynaikokratie spricht
sich bereits in der Schöpfungssage aus, die sich mit Bachue
von dem Weiblichen ableitet. Dagegen wird die Erfindung des
Webens, sonst eine weibliche Arbeit, die in Peru durch Mama
OcUo den Frauen gelehrt wird, von den Chibchas dem männlichen
Propheten Nemterequetaba zugeschrieben.
Die Frauen erhielten nicht nur (gleich denen Nicaragua's) beson-
dere Achtung, sondern sie herrschten sogar über die Fürsten, indem
diese, welche ihren Unterthanen gegenüber absolut ohne jede
Rechenschaft schalten und walten konnten, unter der Disciplin
ihrer Frauen standen, und Quesada traf einen derselben an einen
Pfahl seines eigenen Hofes festgebunden unter der Geissei dreier
seiner Gattinnen, die ihn für einen am Abend vorher verschulde-
ten Rausch bestraften. So hätten hier die von Plutarch dem
Themistocles (oder Cato) in den jMund gelegte Witzrede gelten
können: „Alle Menschen befehlen ihren Frauen, wir befehlen
allen Menschen und uns unsere Frauen."
Nach Beseitigung des Prätendenten von Firabitova lässt
Simon die Fürstenwürde auf Nompanem aus Tobasia übertragen
werden, auf welchen Suhammox (el Encubierto) in Sogamoso
folgte, und der Name wird von dem durch die Spanier angetroffe-
nen Caciquen Suamox hergeleitet, aus dem älteren Stamm des
Sogamoso ^). In Cueba herrschte über die Häuptlinge oder
Sacos der Tiba oder Quebi betitelte Fürst. Auf den Canarien
herrschte der König oder Quebehi über die Landesfürsten
(oder Mensey). ^
Tunja oder Iduncaque wurde von dem ersten Fürsten Dhun-
zum Tempel getragen wurde, nachdem er selbst seinen Nachfolger noch bei Lebzeiten
bestimmt hatte.
1) Oder Sogamon und Sahagun, als Saha-Con. Bei Cartagena wird eine Ortschaft
Sahagun erwähnt.
TUN JA. 191
zahua benannt (bemerkt Simon), und von diesem Huncahua (Dhun-
zahua) wird bemerkt, dass er, als der erste Zak (Saka) durch
seine Eroberungen die Chibcha-Sprache (der Mozcas oder Muyz-
cas) verbreitet habe. Die Residenz des Zaque (Zak) erhält dann
auch die Bezeichnung Hunca, als von Hunca-hua gegründet, und
als die Dynastie dieser Zaque stiftend, figurirt Hunzahua in Hunza
(Hunca oder Hunga oder Tunja), der als weltlicher Fürst an
der Seite des Idacanzas (unter den Nachfolgern Bochica's) ge-
herrscht. Bei derartiger Nebeneinanderstellung beansprucht der
mit der geistlichen oder priesterlichen Würde ^) bekleidete die
Suprematie, und so heisst es, dass der Hohepriester Bochica, der
vor seinem Verschwinden den Sonnendienst in Sogamozo (Saca-
Muza) oder Iraca") eingeführt, vier Wahlherren eingesetzt habe,
um Huncahua (den Gründer Tunja's) zu krönen, als Ahnherr der
Zaques von Cundinamarca (denen der Zippa Bogota's tributpflich-
tig gewesen). Mitunter ist es Bochica , der Sohn der Sonne in
eigener Person, der, als ein Wahlstreit die Chibchas veruneinigte,
Huncahua als Zaque (König) einsetzte und dann zu Iraca (bei
Tunja oder Hunca) verschwand.
Nach einer andern Version dagegen besass Hunxa (Hunza)
von Tunja (als Sonnensohn) ein erbliches Anrecht, indem er (mit
seinem in Ramiriqui herrschendem Verwandten) auf den ersten
Fürsten folgte, der in die Sonne verwandelt war. Dass indess
dieses Sonnengeschlecht in der spätem Auffassung als ein hete-
rodoxes bei Seite geschoben wurde, das wegen sündhafter Miss-
bräuche (wie der Schwesterverliebung der Inca) von der Erde zu
vertilgen war, geht aus dem ferneren Verfolg der Sage hervor,
indem Hunxa mit der ihm vermählten Schwester durch den
Fluch seiner Mutter verfolgt, vom Donato-Teiche bei Tunja die
Heimath flieht, und dem Geräusch des abgeschossenen Pfeiles
folgend, in die Fremde hinauswandert, wo er den bei der Geburt
in vStein verwandelten Sohn in einer Höhle zurücklassend, zu-
1) Die Stämme der Tucuna's (am linken Ufer des Amazonas zwischen Loreto und
Japura) stehen jeder unter einem Priester und einem König,
2) El Jefe de Iraca participaba del caracter relijioso como sucesor designado por
Nemterequetaba, civilizador de estas rejiones, el cual llego ä ellas, segun la tradicion
universal, por la via de Oriente del lado de Pasca, i desapareciö en Suamos, que hoi
decimos Sogamoso, de cuyo punto hacia los llanos habian construido los habitantes
una ancha calzada de la cual se veian todavia restos h fines del siglo XVII (Uri-
coechea).
192 DIE CHIBCHAS.
sammen mit seiner Schwester gleichfalls das Ayar-Cacha mit sei-
ner Schwester (bei den Inca treffende) Geschick der Versteine-
rung erleidet, und zwar am Wasserfall von Tequendama, den
Bochica zur Entleerung der Fluth geöffnet.
Sonst tritt Huncahua auch als der Sohn Bochica's auf, der,
nachdem er ihm die Herrschaft übergeben, sich in das Thal von
Tunca zurückgezogen, auf den Berg Idacanzas des heiligen Thaies
Iraca. Seine Nachkommen (die Tuncas) herrschten 2000 Jahre
über die Muyscas-Americaner (s. Braunschweig). Auch erscheint
der Zaque noch in seinen letzten Ausläufern in jener Wohl-
behäbigkeit ^) des körperlichen Umfangs, welche, wie die Buddha-
figuren der Bonzen, so vielfach die Person des Priesterkönigs
kennzeichnet.
Obwohl im Allgemeinen der Zaque von Tunja als Kronfeld-
herr neben dem Idacanzas, dem Nachfolger Bochica's, in Soga-
moso steht (wie der Taikun Yeddo's früher neben dem Micado
in Kioto), so erscheint Hunzahua doch auch in der selbstständi-
gen Stellung eines Dynastienstifters, und dann nimmt der Zaque
selbst einen religiösen Character an in dem frommen Zaque Tho-
magata^), der keusch im ehelosen Leben verbleibt (so dass die
Erbfolge für Brüder und Neffen einzurichten ist), aber doch be-
reits durch nächtliche Luftfahrten von Tunja aus, um bei den
Einsiedlern anzubeten, in Verbindung mit Sogamoso gebracht
wird.
Unter der Regierung des Zaque Michua erlangte in der
gegen die kriegerischen Panches (und Musos) bestellten Mark-
grafschaft Saguanmachica (Saguamachica) durch seine Rebellion
die selbstständige Würde des Zipa, als Bacata oder Bogota (1470),
in Muequeta (Mequeta) oder Funza residirend (mit dem Landsitz
1) Der Zaque Quemimchatocha era, aunque de mucha edad, de alta estatura, cor-
pulento y de gesto feroz, no manifesto el mas leve indicio de temor ni de alteracion
a la entrada de los forasteros en actitud tan liostil (Acosta). Era el Tunja de figura
espantable, hombre de gran corpulencia y muy grueso (Simon). Nach dem Tode
Quimuinchatecha wurde Akimen zum Zaqne erwählt.
2] AI Zaque de Hunsa estuvo sujeto todo el territorio cliibcha, cuando para evitar
las guerras intestinas nombrö el potifice de Iraca ä Hunsaliua por jefe superior, ä quien
sucedieron sus descendientes hasta Thomagata (gran liechicero, teniendo poder para con-
vertir los hombres en animales). No teniendo hijos, le sucediö su hermano Tutama.
Poco a poco fueron perdiendo sus suces ores el dominio en el territorio del norte, hasta
verse amenazados bajo el ultimo Zaque Quemunchatocha de ser incorparados en las
tierras del Zipa de Bogota (Uricoechea).
ZAQUE. 193
bei Bogota nebst den Lustschlössern von Tena und Tenjo) und
begann dann mit seiner aus den Tapfersten gebildeten Leibwache
der Guechas die Eroberungen auszudehnen. Auf Thiquesuzha
(rey, aunque intruso) folgte (in Bogota) Sacrefasiqua (s. Florez
de Ocariz). Nach dem Tode des Cipa Tisquesusha (in Facata-
tiva) bemächtigte sich Zaquesacipa der Macht, bis ihm von den
Generalen Quicsinimpaba und Quicsinimegua der legitime Cipa
Chiaizaque entgegengestellt wurde.
Der neben dem Zaque, der seinen Sitz von Ramiriqui nach
Tunja oder Hunsa verlegt hatte, in Sogamoso residirende Herr-
scher galt als der Nachfolger Nemteretequetaba's , von dessen
mitgeführtem Thiere in Bosa eine Rippe verehrt wurde. Der
Fürst von Tundama residirte in Duitama, und in Tundama fand
sich der Sitz des Priesters Suamoz (als Theocratie). Das Reich
der Chibchas ^) (ein sonst mit Muyscas gleichbedeutender Name)
wird auch als durch die Unterwerfung der Hunsas und Sogamo-
sos begründet dargestellt, also specieller im Sinne der Zipa^) ge-
fasst.
In der Schlacht bei Busangote (bei Zippaquira) wurden
Mumien, als die Körper alter Heldenfürsten, den Kämpfenden
vorangetragen. Auf den getödteten Bogota'^) folgte Sagipa.
Die Stiftung der Dynastie'') der Zipa wird auf einen Frem-
1) El pueblo Chibcha estaba dividido en tres naciones independientes de gobierno
patriarcal, i algunos cacicazgos, con todos tributarios de aquellas y sometidos por las
armas, tres jefes principales ejercian al poder supremo el Zipa, que daba las leyes, ad-
ministraba justicia, mandaba las tropas y era el senor mas poderoso de los gobernantes,
residia en Muequeta (Funza), el Zaque (con las mismas privilegias) habia trasladado su
residencia de Ramiriqui ä Hunsa (Tunja), i el Jeque, o jefe de Iraqua^ pontifice chibcha
i sucesor de Xemterequetaba, con residencia en Suamoz (Sogamoso). Ademas de estos
habia los usaques ö gobernadores (s. Uricoechea).
2) Saguanmachica (1470 p. d ) besiegte Ubaque und fiel dann (ebenso wie der
Zaque Michua) in der Schlacht von Choconta. Ihm folgte (als Zipa) Nemequene, der
(nach Unterwerfung der Sutagaos und Guatavitas) die Truppen von Ubate, Susa und
Simijaca besiegte (bei Tausa), dann aber gegen den Zaque von Hunsa (dem sich Sua-
moz anschloss) fiel (bei Las Yueltas), worauf ihm (als Zipa) Thisquezuza folgte (zur
Zeit Quesada's).
3) Roulin erklärt Bogota als Bacata (Feldgrenze), das Fnde des Bebauten, wie die
Bergkette hinter der Ansiedlung geheissen. Quesada berief den Fürsten von Suesca nach
dem Thal von Bogota, um über die Wiederbesetzung des Thrones zu berathen (s. Oviedo).
Le dicen Bogota, que es como decir Soldan ö Preste Johan ö Emperador ö el Su-
premo titulo (Oviedo).
*) Der von seinem Bruder (Usaque von Chia) vertriebene Fürst wurde von Bo-
Bastian , America. IQ
194
DIE CHIBCHAS.
den zurückgeführt, und es heisst, dass Bacata oder Bogota, der
nach der Besiegung des Zaque den Titel Zippa (Zipa) angenom-
men, aus Chia stammte, der späteren Apanage des Thronfolgers,
als Dauphin, ähnlich (wie Oviedo zufügt) dem Titel des Duque
de Calabria (im Königreich Neapel) und des Principe de Asturia
(in Castilla).
gota, den er im Kriege mit Ubague, Guatavita und Guasca unterstützt hatte, zum Nach-
folger eingesetzt, als Zippa, und als sich ihm beim Vordringen bis Choconta sein Bru-
der (in Caxica) unterworfen, wurde bestimmt, dass ihr Neflfe (Bruder der schwangern
Schwester) zuerst die Staaten des Usaque von Chia erben sollte, und beim Tode des
Zippa den Thron von Muequeta oder Bogota (izco p. d.). Nach Kriegen mit den
Panches besiegte Saguanmachica (Fürst von Bogota oder Muequeta) mit Unterstützung
der (unterworfenen) Chazcas und Chyayzaques den General Usathama des Usaquen von
Fugasuga, der sich (auf Rath Tibacuy's) dann ihm unterwarf (1470 p. d.). Nachdem
Saguamachica (als Zippa) den Usaque von Guatavita besiegt und den von diesem zu
Hülfe gerufenen König von Tunja (mit Hülfe des Usaquen von Soppo) zurückgeworfen,
unterwarf er den abgefallenen Uzaquen von Ubague, und dann im Kriege mit den
Panches und mit Guatavita, die gleichzeitig angriffen, lieferte er (bei Choconta) dem
Michua (Zaque von Tunja) eine Schlacht, in der beide Könige fielen, worauf als Zippa
(in Bogota) Nemequene (Löwenknochen) folgte, und in Tunja (als Zaque) Quimuin-
chatecha (1490 p. d.). Nachdem Quesada durch den Verrath des Usaquen von Boga-
nique den Zaque von Tunja (Quemenchatoca oder Quimuinchatecba) gefunden (und
den Sogamuxi bekehrt hatte), besiegte er (bei Bonsa) den Usaquen von Duytama (mit
den Usaquen von On9aja, Serinza, Satiba, Susa, Soata und Chitagoto verbündet). Bei
Quimuinchatecha's Tode folgte sein Neffe Aquiminzaque (bei der Vermählung mit der
Prinzessin von Gameza getödtet). Nachdem der Zippa Nemequene mit den Panches
Krieg geführt und durch seinen General Thyzquesuzha (Usaque von Chia) das abge-
fallene Fusagasuga wieder unterworfen hatte, basiegte er den (durch Guatavita und
Ebaque zum Kriege gereizten) Usaque von Zippaquira bei Caxica, und eroberte dann
Guatavita, indem er die von dort bezogenen Goldarbeiter durch seine Unterthanen
(wie es verlangt war) ersetzt hatte. Nach Besiegung des Usaquen von Ubague, sowie
der Usaquen von Ebate, Simijaca und Susa, eroberte Nemequeme die Stadt Fuquene
und dehnte seine Eroberungen bis zu den Muzos aus, worauf er {nachdem sein General
Zaquezazippa sich aus Turmeque zurückgezogen) gegen den (mit Nompareme, König
von Sogamoso verbundenen) König von Tunja (in der Schlacht bei Choconta) fiel.
Sein Nachfolger Thyzquesuzha Hess durch seinen General Zaquezazippa die Provinz
Sutaten9a verheeren, und drang (nach Besiegung der Machetas, Zunubas und Tybyri-
tas) bis zum Flusse Garagoa vor, die Usaquen von Somondoco und Ubague (die ab-
gefallen waren) unterwerfend. Als er dann gegen Quimuinchatecha (von Tunja) zog
(mit den Usaquen von Guazca und mit Quiximpaba), vermittelte (in Turmeque) der So-
gomoso einen zwanzigmonatlichen Waffenstillstand (worauf er Zaquezazippa, gegen die
Caciquen von Ebate und Susa sandte). Nachdem Zaquezazippa, von Quesada bei Zip-
paguira besiegt, sich in die Festung Sumumgota zurückgezogen, flüchtete der Zippa
Thyzquesusha nach Tenaquasa und wurde bei Facatativa getödtet, worauf Zaquezazippa,
der (statt Quiximinpaba-Chia) den Thron usurpirte, die Spanier in Bogota belagerte,
aber sich dann unterwarf.
ziPA. 195
Als Markgraf^) gegen die räuberischen Panches, zu deren
Bewachung die Grenzfestung bei Tocaima erbaut war, besiegte
der Zipa die Usaques (Fürsten) von Ebaque, Guasca, Guatavita,
Zipaquira, P'usagasuga und Ebate, und schritt dann, nachdem aus
dem Kriegsadel der Guechas ein Nachfolger ernannt war, zum
Angriff auf den Zaque vor. Die Besiegung des Guatavita wird
listiger Benutzung* einer Bestimmung desselben zugeschrieben,
nach welcher die Auswanderungserlaubniss für einen seiner in
Goldarbeiten geschickten Unterthanen nur dann ertheilt worden,
wenn in doppelter Zahl Ersatz geleistet war, so dass der Zipa in
solcher Weise eine grössere Anzahl ihm ergebener Krieger in
das Reich seines Nachbarn hatte einführen können, und dann
mit deren Hülfe sich in einem plötzlichen Ueberfall der Herr-
schaft bemächtigte.
Der über die Sutagaos herrschende Häuptling Usathama, der
sich mit dem Fürsten Tibakui verbündet hatte, wurde im Thai
von Fusagasug'a vom Zipa Saguanmachica besiegt, der weiter bis
Pasca vordrang, und dann folgte die Schlacht des Zipa mit dem
Zaque Michua, in welcher beide Könige fielen, der Sieg indess
auf Seite des Zipa blieb. Als Nemequeme, der den Thron des-
selben bestiegen, in der Schlacht gegen den mit dem Priester-
fürsten von Suamoz vereinigten Zaque seinen Tod gefunden, be-
reitete sich sein Nachfolger Thisquezuza, nachdem er die Häupt-
linge von Cucunuba, Tibirita und Garagoa unterworfen, zu einem
neuen Angriff auf den Zaque vor, wurde aber durch Nopaneme
von Suamoz zum Abschluss eines Vertrages bewogen.
Wie der Kronprinz von Tunja in Ramiriqui, wurde der von
Bogota in Chia erzogen, und ehe der Fürst von Chia zu dieser
Würde ernannt werden konnte, musste er vorher untergeordnete
Stellen bekleidet haben.
Die Residenz des Chia fand sich zu Meuqueta oder Muqueta
(mit Funzha identificirt) , wo er mit seinen neben der legitimen
Gattin gehaltenen Concubinen oder Thiguyes in den Gärten von
Fabio lebte, und während der kalten Zeit das gemässigtere Klima
von Tenasuca aufsuchte (wie die Inca das Thal von Yucai), oder
für die Ernte sein Schloss in Theusaquillo. Der Herold, als den
Willen des Zipa kennend, nahm die erste Stelle unter den Staats-
1) Der Fürst Zonzota, an der Grenze der Smaragd-Minen, war dem Bogota unter-
tlian (s. Oviedo).
13*
196 DIE CHIBCHAS.
beamten ein (wie einer ähnliche Rolle bei der Herrschaft Quetzal-
coatl's in Tula g*edacht wird).
Als Erbprinz war der Schwestersohn des Zipa anerkannt,
und erst nachdem derselbe, im Kloster von Chia eingeschlossen,
längeres Fasten erduldet, wurde er mit einem Diadem bekränzt,
unter Darbringung von Vögeln und Blumen zum Jeque (Fürsten)
von Chia eingesetzt.
Während gewöhnlich der Zipa als ein Rebell gegen den
Zaque dargestellt w^ird, und dann in Beziehung zum Sogamoso
dazu die Stellung des Hojo (im XIII. Jahrhundert) neben dem
Shogun in Japan einnahm, findet sich eine anderer Version, der
zufolge die älteste Herrschaft über das Land der Alosca oder
Muysca in den Händen des Priesterkönigs ^) am heiligen See von
Guatavita lag, und würde dann neben diesem der Zipa in dem-
selben Character des Kronfeldherrn dastehn, den der Zaque dem
Sogamoso (dem Mikado entsprechend) gegenüber bekleidete.
Dieser Guatavita, dessen Reich sich bis zu den Chios in den
Llanos erstreckte , hatte die Prärogative der Krönung bei den
Fürsten der Hochebene, und von ihm soll in der Herrschaft von
Bogota ein aus der Ferne gekommener Ausländer eingesetzt sein,
von welchem sich die späteren Zipa ableiteten.
Es heilst, dass der Bogota, der Kronfeldherr des Guatavita,
als er in glänzenden Siegen die Rebellen der Ubaque, Chipaque,
Pascas, Fozcas, Chiguachi, Une, Fusagusaga niedergew^orfen, von
seinen triumphirenden Soldaten zum Souverain proclamirt sei,
„porque Guatavita solo servia de estarse en su cercado con sus
teguyes (mancebas) en sus contentos sin ocuparse en la guerra."
Nachdem der Fürst von Guatavita (durch den Verrath des
Kaziken Guasca) unterworfen w^ar, besiegte der Zipa Nemequene
Löwenknochen) den Fürsten von Ubaque (in Caqueza) und den
(mit den Häuptlingen von Susa und Simijaca verbündeten) Fürsten
von Ebate (Ubate).
Der Guatavita verband sich mit dem Ramiriqui von Tunja
gegen den aufständischen Bogota, erhielt aber von ihm (nach
seiner Niederlage bei Guasca) Nachricht von fremdartigen Leuten,
1) Der Graf (der Graue oder Alte), als Repräsentant der Mark (la famille accrue
et developpee) war, wie Kriegsfürst und Richter (comes et grafio) auch (bis zum
Christenthum) Oberpriester (s. Koutorga), wie der König, der die AVürden des (später
dem römischen Comes angenäherten) Grafen, als Richter und Opferer mit der des (ger-
manischen) Herzogs (oder dux) verband.
SOGAMOSO. 197
die über Velez kämen, und der Bogota, davon hörend, schickte
ihnen Auskundschafter entgegen, während sein Heer aufbrach,
um die eingefallenen Panches zurückzuwerfen (als Quesada seine
Grenzen betrat). Federmann erhielt Nachricht über Bogota durch
die Indianer Opesiguas und Salsillos (bei Fragua) in San Juan de
los Llanos und zog dann über Fosca nach Pasca (s. Piedrahita).
Die Beziehungen der Chibchas zu den an den Marafion führen-
den Flussthälern zeigt der beständig in Stand gehaltene Weg des
Propheten, der von dort gekommen. Mit dem oberen Magdalenen-
thal, mit den Nataymas und deren Nachbarn, bis wohin sich der
Einfluss der nach Pastos vordringenden Incas unter den Umwohnern
Timana's bemerkbar machte, bestand feindliche Rivalität, wie in
der wiederholten Unterbrechung des Salzhandels hervortritt. Da-
gegen scheint ein Verkehr mit dem mittleren Caucathal unter-
halten zu sein und zu Robledo's Zeit ging von dem Thal von
Aburra eine alte Handelsstrasse ^) nach Osten, auf welcher die
Kaufleute zu reichen Stämmen gelangten (s. Cieza de Leon).
Von Suamos oder Sogamoso (wo der von Pasca her ange-
langte Nemterequetaba verschwunden war) bis zu den Llanos
„habian construido los habitantes una ancha calzada, de la cual se
veian todavia restos ä fines del siglo XVII" (Uricochea). War ein
Fest (in Cumana), so wurden die Wege nach dem LIause des Cazi-
quen rein gefegt (s. Simon). Am Cap St. Augustin (in Brasilien)
kündete sich zu gewissen Jahren die Ankunft von Zauberern (als
göttUcher Propheten) an, die auf, für sie gereinigten. Wegen
empfangen, aus dunkler Hütte durch ihre in Menschenfigur ge-
schnitzte Calabasse mit Kinderstimmen redeten, ein müheloses
Leben (worin die Feldgeräthschaften von selbst arbeiten und die
Pfeile von selbst in den Bergen jagen würden), sowie Verjün-
gung- der Alten versprechend, an welchen Verheissungen aber
nur diejenigen Theil hätten, die dann unter Zittern in einen eksta-
tischen Zustand fielen, während die Uebrigen ihrer nicht würdig
waren (s. Torquemada). Der Weg von Pastos zum Territorio der
Mocoa führt nach Caqueta am Putumayo und dann zum Maranon.
An Iduncaque oder Tunja schloss sich der Titel Idacanzas
in der Tempelstadt (am heiligen Idus). Alle Naturgegenstände
1) Auf dem Wege von (Arma und) Cenufana bis Avurra hay grandes asientos de
pueblos antiguos y muy grandes edificios, de caminos hechos ä mano e grandes, por
las Sierras e medias laderas, que en el Cuzco no los hay mayores. Y todo esto perdido
e destruido, no liay Indio que sepa decir conio lia sido ni de que se ha despoblado (1540).
198 DIE CHIBCHAS.
besonderer Existenz besitzen (bei den Hidatsa) ihren Idaha oder
Schatten, als geistige Belebung (s. ^latthews). Bei den Cayuvavas
stand dem bösen Macnaje (ein Agromainyus gleichsam), Idaapa ^),
als gutes Wesen, gegenüber (s. d'Orbigny).
Bei den Propheten-Erscheinungen auf der Hochebene Colom-
bien's lässt sich sowohl eine chronologische Folge, wie Verschie-
denheit der Richtungen unterscheiden.
In Sogamoso^), wo Sadiguia-Sonoda gelehrt, war die vStrasse
heilig, auf Avelcher Bochica aus den Llanos gekommen (und in
periodischen Intervallen das Opfer aus den Llanos herbeigeführt
Avurde), meistens aber wird den Propheten der Umweg über Bosa
angewiesen, mit dortiger Niederlegung der Thier-Rehquien.
Direct von San Juan de los Llanos kommt Bochica als Zuhe, um
den Fürsten Sugamuxe in Sogamoso einzusetzen, und dort wäre
dann die Unsterblichkeit der Seelen nebst der Auferstehung ge-
predigt worden von Sadiguya (unser Vater) oder Sugan moxe (der
verschwundene Heilige). Nachdem Bochica sein zurückgezogenes
Einsiedlerleben in Sogamoso beschlossen, wurde er in den LIimmel
versetzt (s. Piedrahita), und wenn ihm anderswo eine zweitausend-
jährige Herrschaft zugeschrieben wird, so liegt darin die Andeu-
tung auf ein früheres oder vorgeschichtlichen Zeitalter (oder Bxog-
moa). Als Zeichen der nützlichen Wirksamkeit dieser Propheten
war an dem Felsen der AVebstuhl eingegraben, in dessen Ge-
brauch sie unterrichtet hatten.
Die Cairiris (in den inneren Gebirgen zwischen Rio Janeiro
und Bahia und am Rio San Francisco) kennen den Gebrauch der
Spindel, des Spinnrockens und selbst die erste Anlage des Webe-
stuhls, einen Flechtrahmen, worauf der Zettel in parallelen Fäden ge-
spannt wird, wie bei den Indianern am Yupurä üblich (s. Martins).
Als nach den vier Zeitaltern (oder Bxogmoa) der Cazique
Nompanem in Sogamozo herrschte, erschien der (den Ilimmels-
gott und die Unsterblichkeit) predigende Kireuzträger, mit drei
Namen als Sadiguia-Sonoda (nuestro pariente y padre), Sugundo-
moxo (santo que se hace invisible), Sugunzua (Hombre que se
desparece). Nachdem er in den Höhlen von Toyci bei Gameza
1) Auf Palma wurden lose Stein-Pyramiden umtanzt, unter Opfern bei dem Fels
Idafe (s, Glas). Auf den heiligen Bergen Ida wird ein Iddio (im Italienischen) verehrt.
2) Sagomos heissen die Fürsten der Soeriquosier in Acadien (s. de Laet), Der
Hohepriester Sugumuxi residirte in der Stadt Sogomoso (in der Provinz Iraca). So-
gomachayachini, agradar, a otros im Quechua (Domingo de St, Thomas).
CHTBCHACUM. 199
von den Caciquen von Gameza, Busbanza, Socha, Tazco, Topaga,
Mongui, Tutaza, Mongua, Lesca, Yacon, Bombaza, Tata, Guaquira
und Sutoba (nach ihrer Rangordnung) besucht war, unterrichtete
er in Otga den Fürsten Nompanem mit seinem Volk (im Weben
und Färben), dann bei Yza (mit Rücklassung der Fussspur) ver-
schwindend. Nompanem erhess darauf die ihm gelehrten Gesetze,
die auch unter seiner Schwester Bununguay (die auf den Thron
folgte) beobachtet wurden, bis sie, in einen Indianer von Firabi-
tova verliebt, sich mit diesem vermählte und sodann die Herr-
schaft lässiger führte (Simon).
Der rothhaarige Prophet ,,caminaba en un camello" (nach Me-
drano) und indem sich die Felsen öffneten, bildeten sich breite
Strassen (bei Bojaca und Bogota, sowie bei Sogamoso). Nach-
dem er in Sogamozo begraben war, erschien, „dogmas contrarios
(a los de aquel hombre santo)" predigend, die Greisin Bague, deren
vier Söhne (Cuza, Chibchacum, Bochica und Chiminiguagua) in
Tempeln verehrt wurden. Die Priester stammten von der Sonne.
Die Götzen wurden Tunjos genannt von dem Caciquen Tunjo, der
Tunja gegründet. Algunos traen al pecho una lamina de oro con
los nombres de muchos de sus dieses, y ä estas nöminas 6 listas
llaman Chagualas.
Bochica (Nemterequetaba oder Zuhei) kam aus dem Osten
nach der Hochfläche Bogota's, und als diese von seiner Frau
Chia (Yubecai-guaia oder Huilaca) überschwemmt war, warf er sie
in den Mond und öffnete dem Wasser einen Ausgang. Nombro
dos jefes entre los cuales dividiö el poder civil y el eclesiastico y se
retiro luego bajo el nombre de Idacanzas al valle santo de Iraca,
cerca de Tunja (Hunsa o Hunca), ciudad que debe su nombre
a Huncahua, primer sei, que instituyo Bochica y que reinö cien
ciclos chibchas 6 dos mil afios (Uricoechea). Als Chibchacun
die Flüsse Tibito und Sopo (Nebenflüsse des Funza) zur Ueber-
schwemmung der Ebene von Bogota (die Schlechtigkeit der Men-
schen zu strafen) sandte, erschien Bochica den auf die Berg-
spitzen Fliehenden auf dem Regenbogen (als Cuchavira verehrt)
und öffnete mit einer Goldstange den Wasserfall Tequendama,
während Chibchacum zum Tragen der Erde verurtheilt wurde
(Erdbeben verursachend, indem er sie beim Wechseln auf den
Schultern erzittern macht).
Ehe die Erde dem Chibchacum (Stütze der Chibcha) zum
Tragen gegeben, ruhte sie auf Säulen von Guayacan.
200 DIE CHIBCHAS.
Als Gott der Weber und Maler wurde Nencatacoa (als Bär)
verehrt, als Gott der Saaten Chaquen, während der stumpfe Gott
Baco Chibcha (Fo oder Sorra), der an Tänzen und Gesängen
Theil nahm, keine Beachtung fand.
Bochica^) vertrieb seine Frauen Chia, die als böses Prinzip
die Erde mit Plagen und dann Ueberschemmungen heimsuchte,
von der Erde in den Mond, nachdem er durch sein Schwert das
Thal trocken gelegt.
Im Anfang war das Licht in ein undefinirbares Etwas ein-
geschlossen (Chiminigagua genannt) bis aus denselben schwarze
Vögel herflogen, Strahlen verbreitend (Gagua") oder Sonne).
Nachdem die Sünden der von der Gottheit abgewendeten
Menschen Chibchacum's Zorn (wie die Con's in Peru) erregt,
brach die Fluth ein, zu deren Hemmung es einer neuen Avatare
Bochica's bedurfte, um die Welt zu retten, und zur Begründung
des Gesetzes wiederholt sich dann die Erscheinung des Propheten
in Xue, als Nemterequetaba oder Chinzapagua"'), der von Osten
1) Bochica lehrte das Säen von Mais und Ouinoa (Chenopodium Quinoa).
2) Guagua heisst nino ö nina (im Quichua) Gue-gue (Hue-hue) alt (im Nahuatl),
In dem Busen Chiminigagua's (des Schöpfers) verschloss sich das Licht (während
schwarze Vögel, Funken aus dem Schnabel strahlend, hervorflogen), bis die Sonne (als
befruchtender Vater) entstand und dann der Mond (seine Begleiterin). Segun los Chib-
chas, al principio del mundo la luz estaba encerrado cn una cosa, que no podian de-
scriber y que llamaban Chiminigagua o El Criador (woraus zuerst schwarze Vögel zum
Erleuchten flogen). Als die (vor Verheirathung mit dem Mond) einsame Sonne zu er-
leuchten ermüdete, entstand die Fluth (s. Uricoechea) AI principio del mundo la luz
estaba encerrada en una cosa grande que llaman Chiminigagua 6 el creador, lo primero,
que saliö de alli, fueron unas aves negras (die Welt erleuchtend), Despues de Chi-
minigagua los seres mas venerados eran el sol y la luna. Die Welt wurde durch die schöne
Bachue oder Fuzachogua bevölkert, die mit einem nino de tres anos aus der Laguna in
Iguaque hervorkommend, mit ihm (bis zur Mannheit) auf der Ebene lebte und dann
in den Wassern des See's verschwand (convirtiendose en serpientes). Adoraban ä
Bochica (dios particular de los Usaques y capitanes y sus familias) como dios bien-
hechor y ä Chibchacum, (como dios encargado particularmente de la nacion Chibcha y
con especialidad de ayudar ä los labradores, mercaderes y plateros). Nencatacoa (Fo
ö Sorra) era el dios de los pintores de manta y tejedores, y presidia ä las borracheras
y ä las rastras de maderas que bajaban de los bosques (el dios de la torpeza, für den
man sich betrank). El Dios Chaquen tenia ä su cargo los linderos de las sementeras
y los puestos en las provincias y fiestas. Fieberkranke und Gebärende verehrten den
Regenbogen (Cuchavira). Bochica Hess Chibchacum die Erde tragen, antes sostenida
por firmes estantillos de guayacan (Uricoechea).
3) Mit Gua (guan) wurde (auf den Canarien) der Sohn und mit Achi (atchi) der
Abkömmling bezeichnet.
WEBER. 201
kommend, in Bosa seine Lehren begann. Als Nachfolger dieses
Nemterequetaba war der Priesterfürst von Iraca, aus der Gegend
von Pasca her, bei Suamos verschwunden. Es wird auch die
AVanderung in entgegengesetzter Richtung angegeben, wenn
Nemterequetaba (Chunzapagua oder Gottesgesandter) als Xue (vom
Orinoco ausgegangen) sich als Idacanza im heiligen Thal von
Iraca, auf einer Wohnstätte zu Suamos, niederlässt und dann von
Sugamuxi (Ort des Verschwindens) oderSogamoso nach den Ebenen
des Casanare fortzieht, Knochen des von ihm geführten Thieres
in Bosa zur Verehrung zurücklassend. Als in den berührten
Stationen einbegriffen, bewahrte Suesca (Suesusa) die Heiligkeit
einer Freistätte. Die dreiköpfige Figur in Boyaca wurde auf den
Propheten Suquenzua zurückgefüht. Wie so oft, gewinnt auch
hier der Prophet mitunter die Bedeutung der Gottheit, und die
Viertheilung der Muyscas wird von den vier Häuptlingen herge-
leitet, die der Gott Nemqueteba schuf.
Chimizapagua (Chiminigagua's Bote) oder Xue (Nemptere-
quetava) kam aus den Llanos von Venezuela über Pasca nach
Bogota und Boza, ,,donde se le murio su camello que trahia", und
die Rippe dieses Thieres wurde von den Indianern Boza's und
Suacha's in der Lagune Bozacio verehrt (Simon). Den vorher in
rohe Baumwolle Gekleideten das Weben lehrend (und zur Er-
innerung die AVebergeräthe auf Felsen zeichnend) begab er sich
(Wege öffnend) von Boza über Hontibon, Bogota, Serrezuela,
Cippacon nach Cota (wo er aus einer Höhle lehrte) und dann
nach Guane (wo für eine Höhle Sogamozo's sein Bild in Stein
gearbeitet wurde), worauf er über Tunja nach Sogamozo gelan-
gend, dort verschied, (Büssungen und die Auferstehung predigend).
Ihm folgte (als Einkörperung Bachue's) die schöne Frau Haytaca
(Xubchasgagua) oder Chie, welche (zu Vergnügungen und Lüsten
verführend) von Chimmizagagua in eine lechuza (nur Nachts um-
gehend) verwandelt wurde.
Aus der Lagune Iguaque ging^) Furachogue") (Fuzachogua
1) Die Scythcn leiteten sich von Scytha, durch die aus der Erde hervortretende
Jungfrau geboren (s. Diodor. Sicul.).
2) Fuzachagua (gute Mutter) oder Bachue verschwand (nach der Geburt von fünf
Kindern) im See von Iguaque, als Schlange (mit dem Knabengemahl). Im Tempel
von Iguaque fand sich die Goldfigur eines Knaben neben einem goldenen Reibstein
(Simon). AI amanecer del primer dia, salio la mujer Bachue (Fucha cho gue) de la
laguna de Iguaque, al norte de Tunja, con un nino de tres anos. Juntos bajaron al
202 DIE CHIBCHAS.
oder gute Frau) oder Bachue hervor, mit einem dreijährigen
Knaben, dem bei der Mannheit vermählt, sie auf ihren Wan-
derungen überall Vierlinge gebar, und dann die Nachkommen-
schaft zusammenrufend, mit ihrem Gatten im See als Schlange
verschwand (Simon). Im Dorf Iguaque fand sich ein Goldbild
des, Bachue (Bague) begleitenden, Knaben, in dem Alter, wie er
aus dem See herkam.
Bochica in der Vergötterung des Propheten mit der Sonne
identificirt, wird dem Mond ^) vermählt, indem er nach diesem
seine Böses stiftende Gefährtin, Huythaca, verbannt hatte, als
er noch auf Erden wandelte.
So vertritt vielfach der Mond das böse Princip und bei
Stürmen glaubten die Ouenebigonhelinis, dass der Mond in das
Meer hinabgestiegen sei, weshalb sie ihm Opfergaben zuwarfen
(s. Bacqueville).
Die mit dem Mond (der in Finsternissen verwundet sei) als
seine Frau vermählte Sonne ^) wurde (in Cumana) verehrt, und
llano, en donde vivieron hasta que adulto este fue el esposo de Bachue i el padre del
jenero humano (worauf sie als Schlangen im See verschwanden). Esta diosa tenia a
SU cargo el cuidado de las sementeras y de las legumbres (Uricoechea).
^) Quichemanitou (le dieu de prosperite) und Matchimanitou (le dieu fatal) sont le
soleil et la lune (in Canada) bei Fort Nelson (wo Kistinaux, Assiniboels u, s. w. zum
Handel kamen) an der Hudsonsbay.
2) Am Feste Huan (am Jahrestage, wo der erste König Ramiriqui's zum Himmel
gestiegen war, um zur Sonne zu werden) wurden Klagelieder über die Vermoderung
des Körpers gesungen (worauf Orgien folgten). Der Sonne (die nicht in Mauern ein-
zuschliessen war) opferten die Priester auf den Bergen ein Kind, um mit dem Blute
die von den ersten Strahlen gerötheten Felsen zu bestreichen (bei den Chibchas). In
Menza (jenseits Bogota) wurde (nach Ximenes) die Sonne verehrt in (Steinhäusern).
A Bochica (colocado en el sol y su muger Chia en la luna) daban dos compaiieros ö
hermanos (los Chibchas), ä que simbolizaban de un cuerpo con tres cabezas, porque
decian que tenian un corazon y una alma (Duquesne). El sol habia despojado (al za-
que) Tomagata ö al cacique rabon (teniendo un ojo solo, pero cuatro orejas) de la po-
tencia generativa la noche anterior ä su matrimonio, para que le heredase su hermano
Tutasua. Die Spanier wurden (Uchie oder Ochios) Vehies (s. Zamora) oder Nachkom-
men der Sonne (Usa) und des Mondes (Chia) genannt oder Gagua (Sua oder Sonne),
sowie später Suegagua (Teufel des Lichtes) oder Suegaga (Gagua oder Sonne) von dem Dä-
mon Suetiva. In Santa Marta wurden die Spanier Yares (Dämone) genannt (s. Las Casas),
in Darien als Tuyra (Teufel) bezeichnet. Die Eingebornen bei Sant Gregorio, warfen erst
Alte, dann Kinder zur Speise vom Fels und nannten die Spanier Usachies, porque
al sol dicen Usa y a la luna Echia (Oviedo), als Kinder von Sonne und Mond. Die
Indianer bei Segovia in Venezuela, die Sonne mit dem Mond verehrend, opferten
(bei Dürre) eine Jungfrau im Fluss, sie der Sonne als Gemahlin weihend (Herrera).
GARANCHACHA. 203
galt bei Gewittern für erzürnt (Gomara). Das Kreuzzeichen
schützte gegen Gespenster bei Nacht.
Nachdem die Usaquen von Sogamoso und Ramiriqui, als Sonne
und Mond zum Himmel gestiegen, und der von Idacanzas in
Hunza oder Tunja eingesetzte Hunzahua, in seine Schwester ver-
liebt, mit derselben (wegen Beleidigung) zornig weggezogen, und
beide beim Wasserfall von Tequendama in Felsen verwandelt
waren, folgte (zwischen Tunja und Sogamoso reisend) Thomagata,
Onkel des Tutazna (Vorgänger des Michua) in späterer Wieder-
holung der älteren Gestalt.
Der geschwänzte ^) Cacique Tomagata (brausendes Feuer),
von der Sonne in der seiner Vermählung vorhergehenden Nacht
(durch Bochica) der Männlichkeit beraubt (damit sein Bruder
Tutama erbe), war einäugig und vierohrig (unter den alten Za-
quen), deren Gründer von dem Priester von Iraca zur Friedens-
stiftung eingesetzt war.
Es liegen hier die disjecta membra dreier Dynastien vor,
deren erste kosmogonisch in die Götterwelt zurücktritt (in den
Personificationen von Sonne und Mond), und deren zweite eben-
falls noch der Mythe angehört, einen Cultus für die Versteine-
rungen ihrer Heroen verlangend, während die dritte nur mit
Zauberkräften begabt, aber durch die Entmannung in der P'ort-
führung abgeschnitten ist, so dass mit dem Nachfolger eine neue
Reihe, als die letzte und historische, beginnt.
Dann tritt indess eine nochmaHge Störung ein durch die
Usurpation des Sonnensohnes, und diesem zum Fürsten von Gua-
cheta erhobenen Garanchacha wird ein geschwänzter Herold bei-
gesellt, der also seine Botendienste in den Thomagata zugeschrie-
benen Luftfahrten verrichten konnte.
Die wunderbare Geburt dieses Sonnenkindes in Gacheta
(Guacheta) (zwischen Turmeque und Guatavita), als Garanchacha
(des Smaragdes), verknüpft sich hier gleichfalls mit dem Durchzug
eines Propheten, wie ein solcher im Hause Apo-Tambu's seinen
Ableger zurücklässt, aus dem der Dynastienstifter Peru's erwuchs,
In Bogota und Tunja hielt man Sonne und Mond für criadores de todas las cosas
(s. Oviedo).
1) Für den geschwänzten Herold Garanchacha's wurde in den Mänteln, womit man
ihn bedeckte, eine Oeffnung für den Schwanz gelassen, damit er sich setzen könne.
(Simon.)
204 DIE CHIBCHAS.
Die in Moniquira und Ramiriqui begonnenen Steinbauten finden
ihre nächste Analogie in San Agostin (bei Timana) um von dieser
Zwischenstufe zu denen Peru's zu führen.
Aus einer fernen Gegend, wo man mit der Sonne sprach
(nach Abschneiden des Nabels, damit die Sonne das Blut ver-
zehrte), entnahmen die Fürsten in Bogota die Mojas genannten
Knaben (durch eine Narbe am Nabel ^) gekennzeichnet), die in
ihren Häusern sangen (während die Indianer weinten), und wenn
sie zur Mannbarkeit gelangt, fähig waren, den Frauen beizuwohnen,
durch Kopfabschlagen geopfert wurden (Oviedo).
Unter der Bezeichnung Chunsna oder höchstes Heiligthum
bildete der Tempel des Bochica in Sogamoso neutralen Grund,
auf dem die Pilger auch in Kriegszeiten ungefährdet passirten.
Das mit Opfergaben gefüllte Thongefäss wurde heimlich an einem
(Chuncho genannten) Ort begraben. Für Opfergaben hatten die
Chibchas (ausser in der Erde mit der Oeffnung nach Oben ein-
gegrabenen Thongefässen, auf dem Boden der Tempel) Thongefasse
in Älenschenform, „sin pies, toda hueca, abierto todo el casco de
la cabeza" (für Einwerfen der Goldfiguren) und bedeckt mit vier-
spitziger Kappe aus Palmenfaser oder aus Thon (Simon).
Nach den von Idacanzas oder Nemterequetaba hinterlassenen
Vorschriften wurde aus den, abwechselnd von den Dörfern To-
baza und Firabitaba gestellten, Candidaten durch die Fürsten von
Gameza, Busbanza, Pesca und Toca der Hohepriester gewählt,
und vor der Einkleidung hatte dieser Fürst von Sogamoso sieben
Jahre lang im Tempel zu fasten, im DunkeP) eingeschlossen,
ohne Sonne noch Licht zu sehen (s. Zurate).
1) Auf den Antillen saugten die Zaubergespenster am Nabel, damit das Leben in
Krankheit dahin sieche. Jenseitige werden vielfach am Fehlen des Nabel's erkannt.
2) Die für das Fürstenthum bestimmten (Männer und Frauen) wurden in der Ju-
gend sieben Jahre eingeschlossen, ohne die Sonne zu sehen, y los que tienen carga de
esto, entran en el encerramiento ä ciertos dias y les dan terribles azotes, bis dann zur
Weihe Nasen und Ohren durchbohrt werden mit Goidschmuck (Herrera). Die Sonnen-
jungfrauen von Meta waren weiss und konnten (weil stets eingeschlossen) die Sonne
nicht ertragen, so dass sie mit einem breiten Plut ausgingen. Coreal hörte die Indianer
bei Popayan von einer Klasse von Weissen im Innern des Landes erzählen, die bei
Tage niemals ausgehen und während desselb^ schliefen, weil sie in der Helle nicht
zu sehen vermochten, sondern Alles beim Mondlicht abmachten (XVII. Jahrh.). Die
Sagen von ]Mondvölkern erstrecken sich durch Mexico bis Florida. Die Gattin Vira-
cocha's war wegen lichter Farben von dem Weissen des Eies benannt, wie er selbst
als hell erscheint. Maupertuis vergleicht die (hellen) Darier mit „Eulen und Fleder-
mäusen" weil sie, die Sonne vermeidend, sich nur Nachts hervorwagten. Sowohl der
SEEN. 205
Damit aber gewann er solche Heiligkeit, die schon das Aus-
sprechen seines Namens verbot und die ihn zum Herren machte
des Wassers und der Regen nicht nur (s. Zamora), sondern über-
haupt des Wetters, das (s. Piedrahita) vom Willen des Idacanza's
abhing.
In diesem von den Chuquez oder Priestern bedienten Tempel
Sogamoso ^) des Priesterkönigs Sugamuxi^), der von seinen mit
Goldstaub bestrichenen Händen den Götterbildern goldene Körn-
chen zubliess, wurde alle 15 Jahre ein Knabe geopfert, der aus
einem bestimmten"') Dorf der Llanos zu stellen war, nach erblicher
Belastung einer Familie. Die Chque oder Xeque, die, von
Greisen beaufsichtigt, unter strengen Fasten im Kloster erzogen
waren, erhielten ihre Weihe als Priester von den Fürsten. Kein
Opfer (bemerkt Simon) konnte ohne einen Chque dargebracht
werden (wie in Persien keines ohne einen Magier).
Um das Thal (bei Gottlosigkeit) mit Krankheit zu verfluchen ^),
kleidete sich der Hohepriester Sogamoso auf dem heiligen
Berge in rothe Gewänder, für Aussatz in zerrissene, für Trocken-
heit in weisse (unter Zerstreuen von Asche in die Lüfte).
Wie Sogamoso, als das Thal eines abgeflossenen Sees (gleich
Tunja), waren auch die noch übrigen Seen heilig, so die Lagune
von Boza (b. Bogota), der Teich Bochachio (Bazazio) bei Suacha,
faltigen Augenlieder wegen, als weil sie beim Mondschein besser, als am Tage- sahen,
wurden die Darier mondäugige genannt (nach Wafer).
1) Der von Pilgern besuchte Tempel in Sogamozo war ein heiliges Asyl und Ora-
kel des Idacanzas (Luz grande de la tierra) , y aun por esta causa y el conocimento,
que de Idacanzas tenian los Zippas y de que por su mano se distribuian los buenos y
malos temporales, le daban cierto tributo en cada Luna para tenerle grato y le ser-
vian con muchos dones siempre, que por medio de sus Embaxadores le consultaban
(Piedrahita). El Sugamuxi tenia continuas platicas con el demonio, de que salia tan
desvanecido, que avia hecho creer, que solo el cra dueno de las aguas, que llovian ä
su voluntad y se suspendian segun su beneplacito (Zamora) in Sogamoso, wo der Ca-
cique Sugamuxi über die (Chuquez genannten) Priester herrschte.
-) Iraca 6 Sagamuxi (el desaparecido) era jefe i sacei'dote, elejido alternativa-
mente de entre los naturales de los pueblos de Tobaza y Firabitoba, y por los caciques
Gameza, Busbanza, Pesca y Toca, que asi lo dejo establecido politicamente Nemte-
requetaba 6 Idacanzas, cl instructor de los Chibchas. Die Idibaes grenzten mit den
Cunas (am Isthmus). Die Idakarinches wohnten (neben den Klamath) im Shasta-Thal.
^'} In Mangaia hatten die jedesmal schwächeren Stämme das Menschenopfer für
Rongo erblich zu liefern (s. Gill).
■^) Die Athener hatten die Verfluchungen aus Argos bekommen, wo Phoroneus,
Sohn des Inachus, Gesetze gegeben (als ein Pharao) und dann verkehrte sich das Ana-
thema in Anathema.
206 DIE CHIBCHAS.
dann der See Ibaque, aus dem die Stammesmutter (Bachue mit
ihrem Knaben) hervorgegangen, und besonders der See Guatavita,
in welchem der untertauchende Zauberer das von dem Fürsten
verehrte Drachelchen (dragoncillo) in dem Schoss seiner ertränk-
ten Frau (s. Simon) antraf (wie in den indischen Bergesseen der
Naga-König lebt). Die Chibchas versenkten ihre Opfer von einem
Floss in die Seen (besonders den von Guatavita), die Prinzessin
Bachue und ihre Tochter anrufend. Am Jahresfest warfen die
mit Goldstaub beriebenen Fürsten Kostbarkeiten hinein.
Noch bei Ankunft der (Ochies genannten) Spanier unter Que-
sada übten die Guatavita jenen Opferbrauch, der Federmann und
seine Vorgänger mit Eldorado-Sagen^) täuschte und der durch
die in Quito über Cundinamarca oder Cundirumarca (Cunturmarca)
gehörte Nachricht") Benalcazar herbeilockte, obwohl das Missver-
hältniss des wirklich Gefundenen zu dem in phantastischen Hoff-
nungen Ausgesponnenen das Phantom dann wieder in das ge-
heimnissvolle Dunkel ferner Wälder entrückte.
Der Indianer aus Aluizqueta (des Caciquen Bogota), der
Benalcazar in Quito die Nachricht über das Dorado^) gegeben,
starb (als Führer Ampudia's) in Cali, wo er die Lage seiner Hei-
math nach rechts angegeben, obwohl die Spanier nach Norden
weiter zogen (nach dem Platze des späteren Cartago).
^) Die Nachbildung des Flosses, auf dem der mit Gold bestreute Cazique sich im
See badete, wurde bei der Entwässerung der Siecha-Lagune gefunden. In Cumana
schmückten sich die Indianer mit Federn siembran dellas todo el cuerpo, sobre un
baiio de trementina ö azeyte de canime (als los Angeles de Cariaco).
2) Nach Piedrahita traf Luis Daza in Latacunga einen Indianer aus Cundinamarca,
dessen König (von den Chibchas bedrängt) vom Inca hatte Hülfe bitten wollen. Die
Spanier wurden Ochies genannt (in Tundama) und Viracochas in Peru.
3) Quesada hörte dass die Bewohner von Menza (mit einem vSonnenhaus) „viven en
casas de piedra y andan vestidos y calzados y pelean con lan9as y porras" (s. Oviedo).
Im See von Guatavita erschien der Dämon als Schlange oder Drachen (s. Simon). Der
mit Gold bestrichene Cacique badete am Jahresfest in dem See von Guatavita (b. d,
Chibchas). Nach sechsjährigen Fasten in einer Höhle wurde der Neffe des Fürsten
Guatavita (als sein Nachfolger) auf einem Floss (gran balsa de junco?) von vier Caci-
quen in die Mitte des See's geführt und mit Gold besalbt (zum Opfer). In der La-
guna Guatavita wurde die Fürstin angerufen, die sich im Streit mit ihrem Gatten dort
mit ihren Kindern ertränkt hatte. Die Lagunen von Guatavita, Guasca, Siecha, Ten-
saca und Ubaque bildeten die hauptsächlichsten Heiligthümer (in Processionen). Da-
bei galt es einen Wettlauf, um zuerst auf der Höhe anzukommen, und die dabei Ster-
benden wurden mit Reichthümern in Höhlen begraben, als Heilige. In Guatavita (wo-
hin von allen Orten Wege führten) wurde durch Stricke die Mitte des See's ausge-
messen, wo sich dann der Vergoldete badete (Simon).
GUESA. 207
In dem Sonnentempel, wohin in Bogota gewallfahrtet wurde,
zog man der Sonne geheiligte Knaben auf, bis zum Opfer. Diese
wurden Moja genannt, und wenn die Pilger davon zurückbringen,
erziehen sie die Fürsten sorgsam als heilige Sache und lassen
sie auf den Armen täglich zum Bad tragen (dass sie den Boden
nicht berühren), und im Tempel singen. Aus ihrem Teller darf
Niemand essen, selbst nicht der Cacique, und wer eine Sünde be-
gangen hat, wagt nur in ihrer Begleitung den Tempel zu betre-
ten. Beim Erreichen der Pubertät werden sie geopfert, aber aus-
gestossen, wenn sie sich mit einer Frau vergangen haben (Oviedo).
Die Mojas genannten Knaben (aus den Llanos) wurden bis zum
lo. Jahre im Tempel auferzogen, und dann von Kaufleuten der-
jenigen Caciquen oder der Ortschaften Einer verkauft, die ihn
im 15. Jahre opferten (Piedrahita).
Der Guesa (Irrender oder Heimathloser) oder Quihica (Thür,
als Durchgang zum neuen Zeitabschnitt), wurde schon jung aus dem
Hause seiner Eltern genommen und im Sonnentempel zu Soga-
mozo erzogen, im zehnten Jahre durch alle Orte geführt, die Bot-
schika auf seiner Wanderung berührt hatte ^), und dann, an die
') Der Guesa aus Tenisuca hatte vor den Opfern, dem von Bochica gewanderten
Weg zu folgen (nach dem Auferziehen im Tempel). Gada quince anos hacian (los
Chibchas) el sacrificio humano de Gueza, joven que educaban cuidadosamente y al
cual arrancaban al corazon (con gran pompa). Los sacerdotes o jeepcs, el chyquy
chibcha, seguian a la victima y estaban enmascarados, als dreiköpfige Bochica, dessen
Frau Chia (Mond), Froschkopf (des Neujahr's), der Luftgeist Fomagata (mit einem
Auge, zwei Ohren und Schwanz). Mit dem Blut der Kriegsgefangenen wurden die
bei Aufgang der Sonne getroffenen Steine besprengt. El Guesa (sin casa) ö Quichica
(puerta), era un mancebo de un pueblo (hoy San Juan). Horadabanle las orejas, le
criaban desde mediane en el templo del Sol, en llegando ä diez anos, le sacaban
para pasearle, en memoria de las peregrinaciones del Bochica su fundador, (ä quien se
figuraban colocado en el sol). Vendianle en precio muy alto y era depositado en el
templo del sol hasta cumplir 15 anos, en cuya edad hacian el sacrificio (los Chibchas),
sacandole vivo el corazon y las entranas para ofrecerlas al sol (Duquesne). Die Pawnee
opferten das Sioux-Mcädchen Haxta beim Kornpflanzen (1838). La victima destinada
ä solemnizar las cuatro lunas intercalares, que partian el siglo, era un mozo, que habia
de ser natural de cierto pueblo (sito en los llanos de San Juan). Horadabanle las
orejas, le criaban desde mediano en el templo del sol, en llegando ä diez anos, les
sacaban para pasearle, en memoria de las perigrinaciones, del Bochica, su fundador. Ven
dianle en precio muy alto y era depositado en el templo del sol, hasta cumplir quince
aüos, en cuya precisa edad hacian el sacrificio, sacandole vivo el corazon y las entra-
iias para ofrecerlas al sol. A este mozo llamaban Guesa, este es sin casa, por lö dicho.
Llamabanle tambien Quihica, que quiere decir puerta (alusion al principio del ano).
Significa tarabien boca, porque llevaba la voz de su nacion para hablar de cerca ä la
luna intercalar y sorda, que no oia desde aca abajo sus lamentos (Acosta).
208 DIE CHIBCHAS.
Sonnensäule angebunden, von den maskirten Priestern (Xeques)
erschossen.
Alcedo lässt von den (jenseits des Sogamoso-Flusses dem in
Duitama residirenden Tundama gegenüber wohnenden) Laches^)
(von Cocuy), mit denen die Chitareros (bei Pamplona) gemischt
gewesen, die Tames stammen, und ebenso die Ipuyes. Auch die
(das Gesicht durch ein Pflaster enthaarenden, aber Schnurrbarte
einschneidenden und durch Kräutersaft fixirenden) Achaguas^)
(zwischen den Llanos des Casanare und Meta) werden zu den
Laches gerechnet, nebst den Caquesios. Später drangen die wil-
den Guahibos und Chiricoas zwischen Casanare und Meta vor,
unter den Ele.
Neben den Steinen, als Zeugen eines ursprünglichen Men-
schengeschlechts (und der die Wiederbelebung erwartenden Ver-
wandlungen desselben), verehrten die Laches (nach Piedrahita)
ihren Schatten"), wie die Muzos oder Colima den als Schatten'')
schwankenden Are ■'), der aus den in den Fluss geworfenen Holz-
schnitzeln die Menschen belebte. Bei den Macusi belebt der die
mit einer Steinaxt abgehauenen Ruderstücke des Baumes in den
Fluss werfende Schöpfer Macunaina dieselben zu Thieren und
bildet dann die Menschen.
Die Muzos, als alteingeborener Stamm, hielten sich für älter
als Sonne und Mond (obwohl sie diesen Gestirnen die Bezeich-
nung von Vater und jMutter gewährten), während bei den Muys-
cas bereits jene auf die in den Llanos und am Papameme ange-
1) Das Land der Zapoteken hiess Lachea (s. Orozco) und in Nexapa (Oaxaca's)
werden Lachigojani, Lachigiuri, Lachivea, Lachixila, als pueblos genannt, sowie bei
Comaltepec die pueblos Lachijoba, Lacliirrio, Lachichuna. Ausser dem (brasilischen)
Lacha-Fluss (bei Tapicu) findet sich Lachas beim Esmeraldas.
2) Achalaqui (in Florida) grenzte mit Cofachi (zu Soto's Zeit).
3) Bei den Tupi wurde Anhanga (sombra, espirito) als Gott der Jagd verehrt (s.
Magalhaes).
*) Die Musos verehrten un hombre que llamavan Are (que siempre estava echado
y que no era hombre sino como sombra de hombre), aus Holz Gesichter von Men-
schen schnitzend, die sich in das Wasser geworfen, lebendig erhoben, und vermählte
sie (die Erde zu bebauen), worauf Are nach dem andern Ufer des Magdalena über-
kreuzte (s. Herrera).
5) Tenian (los Musos) como tradicion, que al principio del mundo apareciö un
hombre 6 mas bien, cierta sombra ö figuro en postura reclinada, que designaban con
el nombre de Are, el cual fabricaba de madera ciertos rostros de hombres y mujeres y
echandolos al agua, vivian y se multiplicaban, dedicändose luego ä trabajar la tierra.
Entonces el Are pasö a la otra banda del rio Magdalena y desapareciö (s. Acosta).
SUTAGAOS. 209
troffenen, und Avie mit Omaguas, mit den Monumenten in San
Agostin verknüpften Sonnentempel führende Einwirkung zur Gel-
tung kam, welche die von Garachancha erhobenen Prätensionen
zwar umsonst zu verwirklichen suchte und den von ihm begonne-
nen Tempel nicht zu vollenden vermochte, aber sich doch auch
in dem späteren Cultus forterhielt. Die Indianer von Sogamoso
(sagt Simon) stammten von einem alten Fürsten und seinem in
Ramiriqui und Tunja herrschenden Neffen (also den Personi-
ficationen der Sonne und des Mondes).
Ueber Sumapazes, (Doas und) Cundayes und Neybas herrsch-
ten durch den Einfluss ihrer Zauberer die Sutagaos ^), deren Gott-
heit nur geraubte^) Gaben als Opfer willkommen waren, und
die mit den Coyaimas (und Aipes) verbündeten Natagaimas (am
Rio Saldaria) bildete eine Stufe zu dem Sitze der Fürstin Gaitana
bei Timana und weiter in's Innere.
Der Magdalenenfluss bildete einen Leitungsfaden für Einfälle,
wie für die (1610) auf der Wasserstrasse räubernden Yareguies nach
Velez, und indem die Colimas") (Tolimas) oder Tapaces den da-
durch vom Joche der (nach dem Carare zurückgedrängten) Pauras
und Muyscas befreiten Muzos beigetreten waren (bis Palma sie-
delnd), bildeten sich im Contacte Beider die'Canapayes (Cana-
Paeyes).
Die Musos sagten von den verehrten Steinfelsen: que eran
madre y hija, dioses, und verwehrten jedem Fremden den Zugang,
doch machten die Muyscas mitunter den Versuch, heimlich eine
Pilgerfahrt dorthin zu unternehmen, indem sie der Heiligkeit des
Ortes wegen das Risico liefen, ihren Feinden in die Hände zu
fallen (s. Zamora).
Mit den im Centrum der Erde entstandenen und auf die
Oberfläche derselben zwischen dem Fluss Cacarayma und dem
Thal von Anayma hervorgekommenen Paezes (Payes) vereinigten
1) Die den Tausas benachbarten Sutas stürzten sich bei der spanischen Eroberung
von den Felsen ihrer letzten Festung, um der Unterjochung zu entgehen. Zu Suta-
marchan gehörte Chiquinquira, (wo sich der heidnische Cult in dem christlichen
fortsetzte).
2) Jamas ofrecian nada de su hacienda, pareciendoles que el idolo no quedaria
contento, si no era cosa de hurto (also eine Art Thugs in America).
3) Die (von Buena Esperanza bei Colima in Mexiko nach der Küste und dann in
das Innere gekommenen) Pirao (Paceha oder Colima) oder Puruhu brachten Menschen-
opfer im Tempel des Con in Liribamba.
Bastian, America. J^
210 DIE CHIRCHAS.
sich die vom Choco eing-ewanderten Pijaos^) und sie, die die Du-
hos oder Rahaduhos für die cannibalischen ") Mahle (des Cauca)
mästeten (s. Fresle), wurden bald der Schrecken der Stämme im
Magdalenenthal, unter ihren riesigen Fürsten, wie Calarca (bei
Buga). Nach Herrera gehörten die Paezes und Pisaos (bei Ti-
mana) zu den Cariben. Zu Andagoya's Zeit dienten die Tijajos
(Pijaos) den Caciquen von Apirama (zwischen Bogota) als Söld-
linge in ihren Kriegen.
Gleich den Natagaymas und Coyaimas platteten^) die Pijaos
die Köpfe ab, und ebenso die (mit Calandaymas, Parryparryes
und Amurcas verbündeten) Panches, welche dem Mond Verehrung
bezeigten, aber die der Sonne, als unnöthig, vermieden (s. Pie-
drahita). Die Musos riefen die Hülfe des Mondes in Stürmen und
Gewitter an, die sie wegzublasen suchten. Die Panches wussten
für die Pfeile ihrer Bogen Giftstoffe zu bereiten und kämpften,
wie mit Lanzen und Schwertern, mit den Schleudern (Peru's), die
Köpfe ihrer Feinde an den Thüren der Häuser aufhängend. Von
ihrer Hauptstadt Tocaima aus führten die Panches im Bunde mit
den Ambalemas, Easaimas, Anapoimas und Guataquies (unter dem
Caciquen Vituima) Kriege mit dem Zipa, dessen Länder vielfach
durch ihre Einfälle" verwüstet wurden.
Aehnlich führten die von einem Rath der Alten'*) regierten
^) Die Pijaos in Tunja hatten Idole mit drei Köpfen, als drei Personen mit einem
Herz.
2) Das grausame und wilde Volk der Antis (Andes), das aus dem mexicanischen
Gebiete herkam, Panama und Darien bevölkernd, breitete sich (nach Blas Valera) von
da aus in den weiten Berggegenden, welche auf der einen Seite bis zum neuen König-
reich Granada und auf der andern bis nach Santa Marta reichen. (Garcilasso de la Vega).
3) Der Schädel der Panches, war aplanado por la parte posterior y anterior con
tablillas (Acosta) in pyramidalischer Form. Die Musos hingen die Kinder in der Wiege
mit den Füssen höher, als den Kopf, para que se hagan las cabezas recias y redon-
das (Herrera). Den Kopfentstellungen hätte mitunter die Regulirung der Denkthätigkeit
zu Grunde gelegen, wie wenn die Tahitier durch verschiedene Formungen Krieger oder
Staatsmänner zu bilden suchten. Wie die Descendenzlehre in der Alchemie hatte auch
bereits die Craniologie ihre magischen Vorläufer. Der Teufel könne (nach dem Hexen-
hammer) aus dem Gedächtniss, das im Hinterkopf sitzt, das Gebilde eines Pferdes nach
dem mittleren Kopf bewegen, wo die Einbildungskraft ihre Zelle hat, und sonach auch
in den Vorderkopf, wo der Sensus communis haus't, und dies so schnell, dass solche
Gebilde für wirklich gehalten werden. Alles das verursacht keine Kopfschmerzen."
(Roskoff).
*) Die Izquandeos am Telembi-Fluss (bei Barbacoas) wurden durch einen Rath von
Alten regiert (und so vielfach auch im Norden).
MUSOS. 211
Musos Kriege mit den Muyscas, um Gefangene für Menschenopfer
zu gewinnen. Die Smaragdberge, die durch das Aufleuchten
eines darüber eintretenden Sternes erkannt wurden, fanden in den
Musos eifersüchtige Hüter, so dass diese Steine königlichen
Schmuckes nur einzeln in die Nebenländer gelangten und dadurch
einen um so höheren Preis bewahrten. Aus diesen Smaragdminen
waren die Moscas durch die Muzos, als diese den Magdalenen-
fluss heraufgekommen waren, vertrieben worden, und im Gange
der Ereignisse mengten') sich dort und anderswo, an verschie-
denen Punkten, die Stämme fremder Eroberer und unterworfene
Eingeborene. In Tunja w^urde die Sprache^) Chiaizake (Chia und
Zake) geredet (s. Herrera).
Am Flusse Zarbique wurde von den Musos das Ehepaar
Furatena in den Felsen Tena (Mann) und Fura (Frau) verehrt,
wie Herrera bemerkt, und Furatena sei von den Smaragdfürsten
Muzo's als in Stein verwandelte Götter betrachtet. Dann heisst es,
dass die vom Caziquen Quinimaca beherrschten Mussos (oder
1) Dos tipos destintos (der von Pereira Gamba 1867 gefundene Schädel) son los
del Llano de la Iglesia, en la Picota, al borde del rio Tunjuelo i los que en profusion
se encuentran en Fontibon en la cercanias de la laguna i dentro de los cercados de
la poblacion, pero sobre todo en El-Cerrito, especie de cementerio que ha formado una
colina artiiicial , de donde se sacaron varias de ellas juntamente con algunos vasos de
barrcs, esmeraldas, tunjos de oro i tejuelas de plata (Uricoechea). Los habitantes
de Tunjuelo eran de orijen caquesio i los de Fontabon Chibchas de la raza conquista-
dora (Aun despues de la conquista espanola era notable la diferencia entre el lenguaje
de los bogotanos i de los tunjanos). Die in Tunja gefundene Mumie war (nach Joly)
brachycephalisch. Los craneos de los Indios de la provincia de Velez muestran la
depresion del hueso frontal (Uricoechea). Die Panches platteten den Kopf hinten und
vorne ab (wie es geschehen mochte, um neue Mischungen und Rasseneigenthümlichkeiten
zu wahren). El idioma de Bogota ö Bacata (que es la lengua Chybcha 6 Mozca) ver-
breitete sich mit den Eroberungen des Zippa (Gran Senor) im Reich (Piedrahita). Casi
todo el vasto terreno del nuevo Reyno, konnte mit Kenntniss des Muysca durchreist wer-
den, da man dieses oder Dialecte sprach (Cassani). Zwischen Spaniern und Indianern
in Bogota bildete sich una tercer lengua de Gitanos, als eine media lengua (1604).
2) Die Muiscas und Almaguerenos, sowie die Calamares von Cartajena und Santa
Marta, haben ihre Sprache verloren. Respondieron los preguntados en lengua dici-
endo ,,musca picemanga" que es lo poprio que decir „mucha gente". Los espaiioles que
lo oyeron dijeron ,,dicen que son como moscas." (Fresle), Beim Ueberschreiten der
Sierra von Opon wechselte die bis dahin am Rio Grande gesprochene Sprache (des
Valle de Upar) bei Quesada's Zug (Oviedo). Wie die Mucuchies, Yaricaguas, Esca-
gueyes, Miyuses, Tricaguas, Tapanos, Mocobos, Mucunches, Mombures, Chamas, Mu-
cutues, Iguinos, Avianos und Mucupties (bei Merida) redeten die Timotes, Tostos, Es-
cuqües und Cuicas (bei Trujillo) dialecte der Muiscas (s. Codazzi).
14*
212 DIE CHIBCHAS.
Nauros), an Ubate grenzend, zwei hohe Säulen (der götthchen
Mutter und Tochter) statt Sonne und Mond verehrten, sich älter
glaubend, als diese Gestirne (que estos astres se hizieram des-
pues, que fueran criados los Mussos ^), wie proselenische Arcadier.
Die Laches erwiesen, neben ihrem Schatten^), Steinen ^^) Ver-
ehrung, die einstens Menschen gewesen, und bei den Chibcha
wurde der nebst seiner Schwester vertriebene Fürst Hunza bei
Tequendama in Stein verwandelt.
Die Musos nannten die Sonne Vater und den Mond Mutter,
verehrten indessen nicht die Sonne als Gott, weil sie früher ge-
schaffen als Sonne und Mond (Herrera), ellos fueron criados pri-
mero que el Sol y la Luna (die Musos). In Mondfinsternissen
(während welcher die Mutter -Mond klagend zur Wiederkehr an-
gerufen wurde) erneuete sich durch Umwendung (nach den Musos)
die Klarheit des Himmels (Herrera): que se queria volver el cielo
con SU claridad de arribaabaxo.
Die (Colimas und) Musos verehrten das Wasser und hielten
es für keinen Vortheil, zum Himmel aufzusteigen (Herrera) : no es
bueno subir al cielo (sus oraciones y santerias eran por el Agua).
Unter den Musos wanderte der Dämon umher, tanzend und sin-
gend (ohne Tempel), vianle coxo, con un pie de Gallo, cabe9a de
perro, cuerpo de hombre, manos de garavatos, con unas de Aguila
(Herrera).
Nachdem der nur liegend erscheinende Menschenschatten Are
Gesichter von Männern und Frauen aus Holz geschnitzt und nach
Inswasserwerfen belebt hatte (um sie zu vermählen, dass sie das
Land bauten), kreuzte er nach dem anderen Ufer des Magdalena (s.
Herrera). Labrö en unos palos, rostros de hombres y mugeres (Are) *).
1) Die Musos hatten keinen Tempel y andaba el demonio entre ellos tan descu-
biertamento, que bailaba con ellos, y mostraba que bebia; vianle coxo, con un pie
de gallo," cabe9a de perro, cuerpo de hombre, manos de garavatos, bon unas de aguila,
y facilmente (Herrera).
2) Neben dem grünen Stein verehrten die Mexicaner die Federn, als Schatten der
Götter (Duran). Maunssell leitet Atua (Gott) in Polynesien von Ata (Schatten). Die
Seele (bei den Mickmack) hiess Mcheejacmih oder Schatten (1755). Die Seele oder
O-jee-chau-go-mau (Schatten) wird bei heftiger Krankheit vom Körper gelöst. Die
Ojibway tadeln einen unvorsichtigen Kranken, telling him that his shadow was not well
settled down on him, and that therefore he was in danger of losing it (s. Tanner).
3) Die Acaxee verehrten die in Stein verwandelte Ahnfrau von Topia in Topf-
form (s. Alegre) neben Neguncame als Höchstem der Tesaba (Götzen).
*) According to the tradition of the Muzos (in continual wars with the Muiscas of
PANCHES. 213
Die den Panches benachbarten Colimas^) wohnten bei Palmas,
mit den Muzos verwandt, die sich unter Carares und Yareguies
zerstreuten, bei San Christoval die Tororos, bei Remedios die
Guasquias und Guarinoes u. s. w.
Zwischen Chicamocha (bei Tunja) und Sogamoso wohnten'-^)
die Paipa, Duitama, Serinza, Sativa und Chitagoto, dann die
Chopo, Teguaraguache , Arcoguali (neben Servita, Icota und Co-
cota), zwischen Pamplona (durch Ursua gegründet) und Cucuta
wohnten die Surataes, Cachiras, Cacheguas, Uchamas, Babichas,
Camias, Bocalemas, Chebas und Ogamoras (1549).
Nach Acosta begriff das Land der Chibchas^) die Ebenen von
Bogota) tliere was, in ancient times, on the otlier side of the Magdalena, the shadow
of a man, called Ari (Aryah in einer Maya-Mirage) , which amused itself with making woo-
den faces of men ad women, casting them into the stream, from whence they issued in
form of human beings, and these he taught to cuUivate the earth; they then disappeared
and from this stock came the Indians of the surrounding regions (Buddha, als Schatten
bei den chinesichen Pilgern). The Muzos did not worship the sun and moon (as the
Bogotans did), saying these bodies were created after the wooden faces, in order to
give them light, when they became living beings.
1} Las naciones vicinas de los Chibchas, eran los Sumapaces por el Sur, por el
Oriente lindaban con los Ipuyes, Achaguas i Tames, por el occidente con los Muzos,
Colimas i Panches, tribus guerreras i feroces, con quienes vivian en perpetua hostilidad,
i con los Calandaimas, Parriparries i Amurcas, i por el norte con los Agataes, Chi-
pataes i Guanes (Uricoechea).
2) Die Pantagoras (am linken Ufer des Magdalena) begriffen die Camanaes, Gua-
rinaes, Marquetones, Guascuyas, Pijaos, Gualyeas und Doymas. Die Panches (am rechten
Ufer des Magdalena) begriffen die Calandaymas, Parryparryes und Amurcas. Die Su-
tagaos begriffen die Sumapazes, Cundayes und Neybas. Die Chitareros begriffen die
Tymotos, Barbures, Cayos, Chinatos, Surataes, Motylones, Capachos. Die Laches be-
griffen die Ypuyes, Caquesios, Tamez und Achaguas. Die Mozcas begriffen die Guane
(bei Velez), die Muzos und Colymas. Zu den Mozca gehörten die Muzos und Coly-
mas (sowie die Stämme von Guane in Velez). Den Panches (mit Calandaymas, Parry-
parryes und Amurcas) am Magdalenenfluss wohnten an der andern Seite die Pantago-
ras (mit Camanaes, Guarinoes, Marquetones, Guascuyas, Pijaos, Gualyes, Guaguas und
Doymas) , gegenüber. Die Sutagaos (mit Sumapazes , Cundayes und Neybas) wohnten
südwestlich von Bogota. Die Chitareros (mit Tymotos, Barbures, Cayos, Chinatos, Sura-
taes, Motylones und Capachos) wohnten bei Pamplona. Zu den Laches (im Norden)
gehörten die Ypuyes, Caquesios, Tamez und Achaguas. Die Smaragdminen wurden
nur durch die Unterthanen des Fürsten Somindoco (Somondoco) bearbeitet, und unter
Beobachtung bestimmter Ceremonien (s. Oviedo). Tocaima war Hauptstadt der (den
Mond verehrenden) Panches, die nicht in demselben Dorf heiratheten, weil verwandt.
3) In ihrer Zusammengehörigkeit bestanden die Chibcha oder Muyscas (bei An-
kunft der Spanier) de los antiguos cantones siguientes : Bogota, Caqueza, Funza y
Facatativa de la antigua provincia de Bogota, Cipaquira y Guatavita de la de Cipaquird,
214 DIE CHIBCHAS.
Bogota und Tunja, die Thäler von Fusagasuga, von Pacho, von
Caqueza und von Tenza, das g'anze Terrain der Bezirke von
Ubate, Chiquinquira, jMoniquira und Leiva, und dann, durch Santa
Rosa und Sogamoso, bis zum Gipfel der Cordillere, wo sich die
Ebenen des Casanare abscheiden.
Die Chibchas^) zwischen Cerinza im Norden und Suma Paz
im Süden, berührten sich nach Westen mit Alusos, CoUmas und
Panches, nach Norden mit Laches, Agatas und Guaes, nach
Osten mit wilden Stämmen (des Casanare u. s. w.) unter dem
Zipa in Bacata (]\Ioquete oder Funza), und dem Zaque in Tunja
(Hunsa, früher in Ramiriqui), während Panches in Mesa und To-
caima, Sutagoas in Fusagasuga, Musos bei la Palma, Colimas bei
Villeta, die Yalcones bei Apirma wohnten.
Wenn die Chibchas, mit dem Hauptvolk der IMuysca"^), in
ihrer Ausdehnung von Pastos bis zum oberen Zuila erstreckt
werden, berühren sie sich mit den Chitareros.
Choconta, Guateqiie y Ubate de la de Cipaquira, Clioconta, Guateque, y Ubatc de la
de Cipaquira, Choconta, Guateque y Ubate de la de Cundinamarca, del canton Chiquin-
quira (von Muzo) y parte del de Moniquira de la de Vclcz, de todos los cantones de
la antigua provincia de Tunja, y de la de Sogamoso, Ricaurte, Santarosa y parte del
de Soata de la de Tundama. Acia el S. y S.-O. lindaban los Muyscas con los Sutagaos
ö Fusagasugaes y con los belicosos Panches, moradores de Gaduas, la Mesa y Tocaima.
Seguian despues acia al Sur los Piyaos , los Coyaimas y otras tribus menos notables,
y por ultimo los yalcones y los terribles Paeces , ocupadores de la rama central de
.los Andes. De Cundinamarca para el N. estaban los Agataes y los numerosos Guanes
(projenitores de los Socorranos) , los Citareros , los Chinacotas , los Motilones y otros
hasta la raya de Venezuela. Acia el N.-O. se encontraban los Colimas y los valientes
Muzos , y por el E, del otro lado de la Cordillera Oriental , los Tiricos , los Jirares,
Betoyes , Guahibos. los Salivas, poseedores de dilatadas tierras, y los nomades Guai-
punabis, agrestes habitadores de impenetrables selvas y todas las hordas pobladoras de
la grande hoya hydrogräfica del Orinoco y sus inumerables afluentes (Perez).
1) Reste der Chibcha haben sich erhalten bei den Tarievos (nördlich von Bogota)
und den Itocos (bei Muzo). Les Bogotes et Tuniens sont appellos d'un nom commun
Moxes (de Laet). Bogota wird (in Tena und Tenjo) als Lustschloss des Zipa genannt,
vor der Stadtgründung durcli den anfangs in Boza weilenden Quesada. Suesca bildete
eine Freistatt oder Asyl unter der indianischen Herrschaft und Turmaque die Grenz-
festung Tunja's gegen die Muyscos (wie Choconta des Zipa). Der Cacique von Tundama
residirte in Duitama (Guasca-Jotocui in Guasca) und der Guateques stand unter den
Usaquen von Tunja (mit den Brüdern in Ramiriqui). Der Hauptmarkt wurde in Nemocon
abgehalten. Die Panches (mit Cipacon) erstreckten sich bis Anolaima.
2] Zu den Muyscas gehören (bei Merida) die Mucuchies, Yaricaguas, Escagueyes,
Miyuses, Tricaguas, Tapanos, Mocobos, Mucunches, Mombunes, Chamas, Mucuntues,
Iquinos, Aviamos und Mucupties und (bei Trujillo) die Timotes, Tostos, Escuques
OPFER. 215
Bei den Chibchas konnte kein Opfer ohne einen Priester
(Chques) gebracht werden (s. Simon), wie die Perser (nach Hero-
dot) des Magiers bedurften. Unter den Chibchas verehrte Jeder
einen See, Fels, Berg oder andern Gegenstand, der sich ihm
durch ein Erzittern beim Vorübergehen enthüllt hatte, und be-
reitete sich auf die Anrufung (zur Unterstützung) durch das (als
Zaga mit Opfergaben verbundene) Plasten vor. In Bogota wur-
den Smaragden geopfert. In Tunja hatten die Indianer hohle
Holz -Idole mit Smaragden gefüllt. An den heihgen Seen (der
Moscas) durfte weder ein Baum gefällt, noch Wasser entnommen
werden (Herrera). Papageien wurden geopfert, nachdem sie einige
Worte sprechen gelernt (auf der Messe von Coyaima gekauft).
Smaragden (von Muzo) wurden dem Regenbogen (Cuchavira)
dargebracht (Viracocha). Schwangere Frauen opferten^) dem
Regenbogen (Cuchavira) Smaragden. Jede Familie der Chibchas
hatte ihren heiligen Opferort in Felsen oder am Flusse, durch
besondere Zeichen, Aussehen oder Ereignisse (wie ein Wirbel-
wind, Unwetter u. s. w.) oder auch durch Zittern der Hände beim
Vorübergehen angezeigt (Simon). In den heiligen Bergen, wo
kein Ast abgebrochen werden durfte, begruben die Indianer
Kostbarkeiten (in Bogota).
Vor einem Unternehmen wurde in Bogota durch Essen des
und Cuicas. In Velez wohnten die Chauchones, Opones, Guanes und Calalaes (mit
Fuquenes, Sussas und Simaxas grenzend). In Lengupa grenzten die Chibcha mit den
Teguas oder Llanos. Die Chimilas (worin die Reste der alten Tayronas aufgegangen
sind) raubten von St. Martha bis Tamalameque und am Magdalenenfluss (1787). Die
Motilones raubten zwischen Pamplona und Merida (besonders bei Ocana). Die (mit
den Cocinas kämpfenden) Guagiras (am Rio de la Hacha) handeln mit Perlen. Los
Indios Laches dichos Chitas o Cocuyes, wohnten am Cazanare (Simon). Die (gleich
den Moscos) von den Musos vertriebenen Nautas se retiraron ä una provincia entre el
Rio Grande y el Carare (s. Herrera).
1) Die Chibchas übergaben nach dem Fasten (Zaga) ihre Opfergaben dem Priester.
Die Chibchas warfen ihre Opfergaben (der Sicherheit wegen) in den Guatavita. Die
Moscas (ob zum Landbau oder in den Krieg gehend) siempre havian de llevar su
idolo, y con un bra9o peleaban y con el otro tenian el Idolo (s. Herrera). In Bogota
M'urde die Gottheit Chuquulla als Apointi, Churuinti und Intiquaoqui (quod est pater
et dominus solis, filius ipse sol et frater solis) verehrt (s Acosta^ Tenian al Sol y a
la luna por criadores de todos (die Moscas) und gebrauchten als Fürsprecher bei den-
selben multitud de Idolos, como santos (Herrera). Bei Tabaco wurde in Felsritzen
Gold geopfert (für den Fischfang). Fray Francesco de Molina fand in einer ver-
steckten Capelle (bei Iguaque) das Goldbild eines Knaben neben einem Mahlstein (und
Opfergaben an Zeugen u. dgl.) 1572.
216 DIE CHIBCHAS.
Krautes Yop oder Osca die Sonne befragt, deren Antwort aus
dem Zucken bestimmter Gelenke erklärt wurde (s. Oviedo). Um
einer Festung Dauer zu geben, wurde mit den Pfählen ein Mäd-
chen eingestampft und war das eine Ehre für die Familie, der
man es entnahm (bei den Chibchas) nach einer weit verbreiteten
Sitte. Von den Pantagoras wurde der auf dem Wege ange-
troffene Fremde für einen Monat als Gott verehrt, und dann nach
seinem Opfer ein neuer gesucht.
Der von Goldschmieden und Webern verehrte Gott Nemia-
tacoa erschien als, in einen Alantel g'ekleideter, Bär bei Kriegen,
(bei den Chibchas), auch die Gestalt des Fuchses (Fo) annehmend
(bei Opfern in Chicha). Der Gott Chuquen wurde von Wettläu-
fern angerufen. Chaquen (Gott der Grenzwege auf den Aeckern)
erhielt Blumen und Goldschmuck zum Opfer, Bauche (die Göttin
der Lagune Iguaque's) Weihrauch verbrannt. Chibchacum ^) war
Gott der Ackerbauer, Kaufleute und Silberschmiede. Dem Regen-
bogen (Cuchavira) wurden Smaragden und Goldperlen darge-
bracht.
Als Gott des Wassers wurde der (im Kalender fungirende)
Frosch verehrt. In Cumana wurde der Frosch als Gott verehrt
und bei Dürre geschlagen, um Wasser zu g-eben (Caulin). König
Mitl in Tula erbaute den Tempel •'') des Frosches als Hauptheilig-
thum der Tolteken. Die Göttin Bachue schützte die Nährpflanzen
in verschiedener Beziehung zur männlichen Wandlung (in Bochica)"').
Bei den periodischen Festen der Chibchas spielten zwjei alte
Indianer auf einem choismia (Blasinstrument) und mit einem
1) Die Muiscas oder Moscas (Menschen) nannten sich Chibchas, von ihrer Gottheit
Chibchacum (apoyö i baculo de los Chibchas). Der Teufel (bei den Chibchas) hiess
Suetiva (Simon). In den Tempeln (von Priestern oder Chques bedient) fanden sich
männliche und weibliche Idole, paarweis zusammen. Bochica war Gott der Fürsten,
Chibchachum des Volkes (der Goldschmiede, Kaufleute), Nemcatacoa (als Bär mit
Schwanz) der Feste und ebenso Fo (Fuchs). Die Feldgrenzen wurden durch Chukem
gescljützt, die Gemüse durch Bachue, die Gebäude durch Chuchavira (den Regenbogen).
2) Neben dem Guate oder Heiligthum wurden die Götzen in den Cuca verehrt
(bei den Chibchas). In Boyaca wurde ein dreiköpfiges Idol verehrt (zu Quesada's
Zeit). Nach der Bekehrung des Zaque verehrten die Indianer in Ramiriqui noch ein
geschmücktes Vogelbild in einer Höhle (bis 1590).
3) Bochica war dios particular de los Usaques y capitanes y sus familias (wogegen
Chibchacum der Ackerbauer). Seine weibliche Hälfte wurde, als Unfrieden säend,
vertrieben. Als die Khonds (in Jeypore) im Einverständniss mit dem Gott Bona
Peimu lebten, säete seine weibliclfe Hälfte Tari-Peimu (in Frauengestalt als Umbala
Bilee incarnirt) und Bhoomi davee (Erdgöttin) Zwietracht (s. Shorttj.
MOJANES. 217
Fischnetz bekleidet, als das Symbol des Todes, das auch in der
Freude vor Augen gehalten werden muss (Acosta). Bei jedem
P'est hielten sich zur Seite des Caziken zwei nackte Alte mit
dem Fischernetz (als Bild des Todes trübe Melodien klimpernd).
Bei der Weihe eines neuen Gebäudes (bei den Chibchas) wurden
Spassmacher gerufen, während an der Thür zwei nackte Bettler-
greise (ein Netz in der Hand) klagende Weisen sangen. Beim
Erntefest wurden Orgien (unter den Chibchas) gefeiert (s. Simon).
Die geheime Wissenschaft der Chibcha (mit den Chques als
Priester) wurde von den Gegues bewahrt.
Im Tempel Suamoz (des Thaies von Iraca) fanden die Spanier
(wie es mit Verwunderung beschrieben wird) „un Indio Xeque^)
ö sacerdote con larga barba cana" (Acosta), der beim Anzünden
des Tempels während der Plünderung mit verbrannte.
Die Mojanes genannten Greise gaben (bei den Aloscas) die
Antwort des Dämon im Tempel^') (de Torres).
Ausser den Tempeln in Suamoz oder Sogamoso (in Bacata und
Guatavita) hatten die Chibchas Seminarien '") (Cuca) für die dem
Priesterstand gewidmeten Knaben.
Der Cacique Ydacanza hatte durch Offenbarung unter Beob-
achtung der Gestirne die von ihm eingeführte Kalenderrechnung ^)
gelernt (in Sogamoso).
^) Jeque (sacerdote) en su propicdad se llama cheque (Simon), ein Name, den
man auf den arabischen Scheikh (als von den Spaniern eingeführte Bezeichnung) hat
zurückleiten wollen. Bei den Cunas fungiren Alte als Priester (Seher und Aerzte) und
bewahrten die Geschichte in überlieferten Traditionen (s. Perez). Der Priester von
Tamalameque redete mit dem Dämon und heilte (Herrera). In the sides of the moun-
tain (of Montserrate zwischen Bogota und Tiquendama) are built little cells (of anchorites
or penitents) for the pilgrim (s. Stewart), wenn aus alter Zeit durch die Mönche
bewohnt. Neben den Chuques (der Chibchas) opferten die Jeques.
2) In Carex übte der Häuptling Caron zugleich das Amt des Zauberpriesters oder
Mohan- (bei Calamar oder Cartagena). Llaman a sus sacerdotes mojas (Oviedo) die In-
dianer (Bogota's) und Opferknaben. Coime es ayuno de Mohan (quando quiere con-
sultar al demonio) in St. Martha (s. Simon).
^] Qualquiera persona principal , assi hombre como muger , en tiempo de su
mo9edad, ha de estar ciertos anos encerrado en un sanctuario (in Bogota) sin ver
al sol (s. Oviedo). Vor der Wahl wurden die Fürsten Keuschheitsproben unterworfen
(n. Bogota). Vor der Thronbesteigung wurden die Fürsten Bogota's sieben Jahre im
Tempel eingeschlossen gehalten (ohne die Sonne zu sehen) und durch Ertragen von
Schlägen geprüft (s. Herrera). ,
•i) Nachdem sie (von Ata od«r. Eins) bis fünf (an den Fingern) und dann bis zehn
gezählt, fuhren die Müyscos an den Zehen des Fusses (Quihicha) fort (Quihicha ata
218 DIE CHIBCHAS.
Die IMoscas beobachteten lo Tage des Monats Fasten unter
Essen des purgierenden Hayo-Krautes, bearbeiteten lo Tage lang
das Land, und wohnten lo Tage lang (in besonderen Gemächern
von einander abgeschlossen) mit ihren Frauen (Herera).
Mit den Tempeln waren CoUegien (Cuca) zur Erziehung der
Priester (Geques) oder Gueques (durch das Hayo-Kraut geweiht)
und dort verblieben die Neffen der Fürsten, bis sie, nach Durch-
bohrung von Ohren und Nase, in das politische Leben eintraten,
aber erst Keuschheitsproben zu bestehen hatten, ehe sie ihr Amt
verwalten durften. Die Fürsten (in Bogota) blieben im Tempel,
je nach ihrer Würde 7 oder 6 Jahre, die Vornehmen i Monat,
die Gemeinen 14 Tage, bis zum Durchlöchern der Ohren
(Oviedo).
Wie bei den Totonaken hatten heilige ^länner durch lauteres
Leben (in klösterlicher oder einsiedlerischer Abgeschlossenheit)
die Gunst des Himmels zu sichern, und griff man auch für solche
Zwecke (wie in den Opfern) auf die Unschuld der Kinder zurück.
Im Kriege wurden in Cumana zwei Knaben zum Fasten in einen
Käfig gesetzt (s. Caulin).
Der Sonne wurden auf dem durch die Morgensonne geröthe-
ten Altar Menschenopfer dargebracht, und der aus einem Stamm
der östlichen Llanos entnommene Knabe ^) (als-Guesa oder haus-
los) wurde bis zu 10 Jahren eingeschlossen, dann umhergeführt
und nach neuem Einschluss im 15. Jahre geopfert.
oder 11). Entsprechend waren die Symbole der Monate. Zur Zeit der Conquista
rechneten die Chibchas 14 Jahrhunderte in ihrer Geschichte zurück. Escribian sus
historias en jeroglificos pintandos en mantas ilos Catios en la provincia de Antioquia).
Creian en un dios, en la immortalidad del alma, algunos en la metempsicosis (Simon).
Schriftzüge der Chibchas fänden sich auf dem Grabmal von Sagamuxi. Die "Woche
bestand aus vier Tagen, und nach je drei Tagen wuide der ]SIarkt in Turmcque abge-
halten. Aus zehn Wochen (von drei Tagen) bestand der Monat (Suna) bei den
Chibchas. In den „Seminarios llamados Cuca" wurden die Knaben (der Chibchas) zum
Priesterstande (mit Fasten) erzogen (Uricoechea). Nachdem der Knabe in den Cuca
(Seminarien) erzogen war, wurde er durch Einziehen eines Näsenringes geweiht. Nach-
dem der im Tempel erzogene Prinz schwur, die Gebote gehalten zu haben, wurde er
in Chia eingesetzt (bis sich mit dem Tode Nemequitere's die Nachfolge ändert). Die
(im Bündniss mit den Chaphuallas) mit den Pijaos und Manipos kämpfenden Anta-
gaymas (Xatagaymas) und Cogaymas (bei Neiva) gebrauchten Hieroglyphen (wie Thiere^
Blumen und nummerische Zeichen), welche sie (besonders an der Piedra pintada) in
Halbrelief auf Felsen skulpirten (s. Velasco).
1) Von Bachue oder Fuzachogua verfertigten die Chibchas estatuas pequenas de
oro y de madera, representandola con el nino en diversas edades (s. Uricoechea).
FÜRSTENWEIHE. 219
In Bogota wurden auf hohen Bergen Knaben der Sonne (die
das Blut trank) geopfert, unter Anstimmung von Gesängen (Le-
brixa). Die Panches verzehrten die Gefangenen^) aus Bogota
auf dem Schlachtfeld, während die Bogotaer die Köpfe der ge-
fallenen Panches in ihren Tempeln aufhingen (Lebrixa).
Den Chibchas galt es Ehrerbietung, dem Fürsten bei der
Ansprache den Rücken^) zuzuwenden und ihn nicht anzusehn.
Das Ausspucken des Bogota empfingen kniende Pagen en
unas tovallas de algodon muy blancas (Gomara). In den Kriegen
des Zaque und Zipa wurden beide Fürsten auf Sänften"') getragen
(und so in Abibe).
Vor der Weihe eines Fürsten wurde er vom Volk am Fluss
mit Wasser bespritzt (bei den Chibchas). Unter den Fürsten (der
Chibchas) standen die Ubzaques und dann die Guiquaes (Fresle).
Als Häuptlinge waren die Tittuia den Dörfern vorgesetzt (in Bo-
gota). Die Utas oder Vornehmen bildeten den Rath des Häupt-
lings von Pasca (s. Piedrahita). Tapfere Krieger wurden (in Bo-
Bogota) zum Rang der Guechas erhoben. Die Grenzfestungen
wurden von den Ubzaques genannten Alarkgrafen gehütet. Der
Suba fungirte als Vicekönig des Bogota, der Tibacuy in Hof-
stellen, der Guatabita und Ubaque mit fürstlichem Rang (s. Si-
mon). Die Guechas (Leibwächter des Zipa) trugen (nach Zahl
der erschlagenen Feinde) Schmuck in Mund, Nase und Ohren.
In Tunja fanden sich die Thytuas genannten Magazine mit Zeu-
gen, als Tribut für die Zaque (s. Piedrahita). Der Cacique Gua-
^) Die ISIusos (in Muusa) trieben nach dem Kriege die Gefangenen wie Hunde
fort, und bei Mangel davon mataban al hijo ö al padre ö a la muger, para dar ä
comer al huesped (n. Herrera). Bei Menschenopfern für Sonne und Mond (am Jahres-
umlauf) tanzten die Muyscas (mit Thiermasken). Zum Opfer wurde ein Kind, an die
Spitze eines Pfeilers gebunden, mit Pfeilen erschossen (b. d. Chibchas). Bei Dürre
verbrannte der Priester harziges Holz auf der Spitze der Befge. In den Ortschaften
der Moscas fanden sich Tempel (con mucho numero de Hermitas en montes y caminos).
Sacerdotes eran unos Ninos, que iban ä comprar treinta leguas de aquel reino, ä la
provincia de los Mojos , ä la casa del Sol, y entendian los Indios, que estos hablaban
con el Sol y los tenian en gran veneracion, y los regalaban, hasta la edad viril, y luego
los mataban, y sacrificaban con su sangre (Herrera).
2) Beim Empfang sahen sich die Macuci nicht an (um nicht den Hunden zu
gleichen). Der Häuptling bei Coro wurde als Schöpfer der AVeit verehrt. AVie das
Amt der Cheques oder^ Priester war das der Usaques erblich.
3) Manuare, Häuptling der Caquefios (bei Coro) wurde auf Sänften getragen (zur
Ampues' Zeit). Der Usaque von Chia, Nachfolger des Zippa, oder Bogota -Usaque
(höchster Usaque) wurde im Tempel erzogen.
220 DIE CHIBCHAS.
ramental (oder Maracapana), mit einer steten "Wache in seinem
Hause, hatte mit Waffen ^) gefüllte Magazine (s. Simon).
In der Schlacht von Busongote (bei Zippaquira) trugen die
Truppen des Zipa^) die Mumien ihrer berühmten Heerführer
voran (das Skelett eines alten Kriegers in Tibito).
Die Könige von Bogota wurden mit Goldschmuck in einem
hohlen Baum begraben. Die Leichen der Fürsten wurden (nach
Herausnehmen der Eingeweide) mit dem Harz Mocoba gefüllt
und (mit einem Wurfstock in der Hand) in Gewölben beigesetzt,
mit Frauen und Sklaven durch Rauschtrank betäubt. Andere
trockneten die Leichen an dem Heerd, um sie in den Häusern
aufzubewahren, oder begruben sie in Zeug gewickelt im Felde,
einen Baum darüber pflanzend (s. Simon). Der Zipa wurde in
einem mit Gold ausgelegten Sarg in ein verstecktes Grab") ge-
legt, das die Usaques am Tage seiner Krönung zu graben be-
gonnen. Bei Guatavita^) wurde der Fürst in Nischen in Felsen,
die Gemeinen gemeinsam unter einem Stein begraben.
1) Die Panches gebrauchten (neben Lanzen) Schleudern (Herrera). Die Waffen der
Bogotaner bestanden meist in Macanas, sowie in quisques und tiradcras (Fresle). Usaques
waren die einem Oberherrn unterworfenen Fürsten, en especial los que estavan en
fronteras de sus enemigos (Simon). Sacan los ojos al Senor ö Capitan que prenden
(Gomara) in Bogota. Die Laches feierten ^Momas genannte Kampfspiele (Piedrahita).
2) Die Muyscas nahmen die Bogen der Tapfersten in die Schlacht mit, para que
con SU ejemplo lo fuesen otros, llevaban los hombres para ello senalados acuestas y
compuesto todo el arma^on de el cuerpo con cierto pegun, que no se despegaba
(s. Herrera). Das zum Angriff auf ^die Spanier am Oppon herbeigezogene Heer wurde
durch die Nachts losgerissenen Pferde verjagt. Die Indianer von Bogota in Tunja
kämpften mit flechas y tiraderas, con estöricas ö amientos, y con lan^as luengas de
i8 — 20 palmas y con macanas (n. Oviedo). Der Macanas der (mit Schleuder kämpfen-
den) Panches war zweischneidig. An den Wurfpfeilen am Oppon war die Spitze im
Feuer gehärtet. In Tunja kämpfte das User in geordneten Reihen.
3) Die Körper der Könige der Zipas in Bogota wurden, den ausgenommenen Leib
mit Harz gefüllt, in einem Gewölbe beigesetzt, das am Tage ihrer Thronbesteigung in
entfernten Provinzen zu arbeiten begonnen wurde (Acosta).
•*) Der Vornehme wurde (beim Tode) im Tempel niedergelegt, unter Herausnahme
der Eingeweide und Einfüllung von Kostbarkeiten, während der Fürst in die See ver-
senkt wurde und ihm Reichthümer nachgeworfen. Beim Tode eines Fürsten legte
die Hausfrau den Kopf auf die Knie und die übrige Leiche wurde von den anderen
Frauen auf den Knieen gehalten bei Ablösung während drei Tagen, worauf die Leiche
getrocknet und balsamirt wurde (Herrera) bei den Musos. Dje Caquetios (bei Coro)
trockneten die Leichen der Häuptlinge. In Santa Martha sassen die Idole auf Stühlen
(zu Davila's Zeit). Bei den Cariben (der Antillen) wurden die Todten auf niedrige
Sessel gesetzt. Nach Quesada wurden in Bogota Kreuze auf die Gräber der am
SEELENWEG. 221
In Bogota wurde der durch Blitz oder sonst plötzlich Ster-
bende, weil schmerzlosen Todes, für glücklich gehalten (Simon).
Nach Herrera genossen bei den Chibchas besonders die im Kriege
Gefallenen und die im Wochenbett gestorbenen Frauen ein glück-
liches Leben im Jenseits.
Auf dem Wege^) zur Unterwelt (im Mittelpunct der Erde)
musste von den Seelen ein Fluss auf Balsas (Flössen) aus Spinn-
geweben passirt werden.
Neben den Thiguyes oder Concubinen besass der Zippa eine
Hausfrau, die ihm beim Tode eine Enthaltsamkeit für fünf Jahre
auferlegen konnte. Ehe der Zippa den Nachfolger eines Usaque
weihte, musste der den Guechas oder Kriegern entnommene
Candidat einer schönen Frau, die ihm nackt zugeführt wurde, sich
ohne sinnliche Regungen zeigen. Bei der ersten Reinigung blieb
das Mädchen, mit Mäntel bedeckt, in einem Winkel des Hauses
sitzen und wurde dann von dazu angewiesenen Indianern in einer
Trage nach dem Fluss getragen und dort gewaschen, worauf ihr
der Name Ipaque beigelegt wurde (Simon).
Bei den Chibchas hatten die Frauen^) der Fürsten das Züch-
tigungsrecht über ihre Männer, die sonst unverletzlich waren, und
Quesada fand Einen derselben unter den ihn für Trunkenheit
strafenden Händen der Frauen seines Hauses. Vor einem Kriege
fand (in Mexico) eine Volksversammlung statt, und wurden alte
Schlangenbiss Verstorbenen gestellt. An den Felsen zwischen Boza und Suaclia fanden
sich Kreuze (s. Simon). Die Fürsten von Tunja (oder Tanja) bei ihrem Tode no se
ponen debaxo de la tierra, sino encima (Oviedo).
1) Beim Tode geht die Seele (in Cumana) nach einem See, in den Bauch dort
lebender Schlangen, las cuales las transportan a una tierra muy deliciosa, donde han
de permanecer en continuados bailes y embriaguejes (s. Caulin). Creian que despues
de muertos irian al otro mundo (los Chibchas) por unas barrancas i caminos de tierra
amarilla i negra, pasando antes por un gran rio en unas balsas fabricadas de tela de
arana, que en su lengua llaman Sospcua zine (balsa de arana), por cuyo motivo no era
permitido matar estos insectos (Uricoechea). Die Leichen wurden nach dem Tode durch
Schläge gestraft (in Bogota), aber: los que morian por la patria, decian, que aunque
fuesen malos, descansaban con los buenos, y que por tanto, el hombre, que moria en
la guerra, y la muger que fallecia de parto (aunque fuesen malos) se iban dereitos al
descanso, por la voluntad, que tuvieron al bien de la republica (s. Herrera).
2) Des Ehebruchs verdächtige Frauen (bei den Chibchas) mussten Aji essen. Die
Frauen der Indianer am Caqueta und Putumayo hacen de sus maridos lo que quieren,
siendo complacientes con ellos (Codazzi). Bei den Huronen (mit Ausnahme der Iroquois
canton of Onneyouth, amongst whom the power resides alternately in either sex) the
women have the chief anthority (Jeffreys) 1760.
222 DIE CHIBCHAS.
und erfahrene Frauen zum Rath zugezogen (s. Thevet). Beim
Geheimbund der Männer am Orinoko diente die Trompete oder
Botuto (der SaHvas), um die Frauen unter der Zuchtruthe zu
halten, wie durch den Mumbo Yambo in Africa.
Die Panches heiratheten nicht in demselben Dorfe, weil
(durch Fiction) verwandt. Da es bei den Panches für eine Schande
galt, Töchter (als durch Einfluss des Dämon) zu gebären, suchten
die Frauen in solchem P'all das Kind zu tödten, indem sie den
Bauch mit Steinen schlugen und mit Kräutern wuschen (s. Her-
rera). Von Zwillingen wurde Einer getödtet (bei den Chibchas).
Wenn bei den Faches eine Frau nur Söhne (ohne Mädchen) ge-
bar, wurde der eine Knabe (als Cusmo) zum Mädchen gemacht
und verheirathet.
Wenn bei den Musos der Mann sich über die schlechte Be-
handlung seiner Frau ärgerte, zerbrach er alles Geschirr im
Hause und baute sich eine einsame Hütte, bis ihn die Frau
(nach Anschaffung neuen Geschirres) aufsuchte und an den Haa-
ren (unter Schlägen) zurückbrachte. Hatte er sich aber durch
Erschiessen mit Pfeilen den Tod gegeben, so legten die Ver-
wandten die Leiche auf die Knie dßr Frau, die sie drei Tage,
ohne zu essen, tragen musste, und vertrieben diese dann, bis nach
dem Begraben zwischen den Verwandten des Mannes und der
Frau Versöhnung eingetreten war (s. Herrera). Nach Lallement
galt bei den Muzos der Gebrauch, dass der Mann von der Frau
im ersten Monat der Ehe durchzuprügeln war.
Nachdem die Braut (bei den Muzos ^) drei Tage lang den
Bräutigam durch Schläge zurückgetrieben hatte, folgte sie ihm
mit ihrer Mutter oder Verwandtin in sein Haus, das Essen zu
kochen und zusammen zu schlafen, ohne indess für den nächsten
1) Bei den Musos, die Ehen unter gleich Benannten mieden, folgten die Kinder der
Mutter im Namen und der Verpflichtung zur Blutrache (s. Herrera). Ajustado el trato, iba
el deposado a ver a la novia y la assistia tres dias continuos halagandola a que ella
correspondia todo aquel tiempo dandole de palos y punadas, mas aviendo passado los
tres dias se aplacaba y le guisaba la comida, embiandosela con su madre o parienta
mas cercana (Piedrahita) bei den Musos. Bei den Muusa oder Muso (von Chiguachi)
kämpften (bei ihren Streitigkeiten) Sohn und Vater, und obwohl sie Nachts zusammen
schliefen, trennten sie sich am Tage wieder nach den Parteien (Herrera). Die Musos
jagten Feinde zum Verzehren, und beim Mangel derselben schlachteten sie eine der
Frauen oder ein Kind für die Gäste (Herrera). Die Panches hingen die Köpfe ihrer
Feinde an die Thüren (Herrera). Der Bräutigam (bei den Musos) schenkte der Braut
unas faldillas con cascaveles, a su uso, que suenan ä la sorda, quando andan (Herrera).
AVOHNUNGEN. 223
Monat den Beischlaf zu vollziehen, während der Ehemann das
Feld bestellte, von der Schwiegermutter unterstützt, die Geschenke
von Glöckchen enthält (Alcedo).
Die Holzhäuser^) (in Bogota) waren labyrinthartig gebaut.
Die Wohnung des Bogota (s. Oviedo) „para ser de paja, se podria
teuer por una de los mejores que se han visto en Indias" (bemerkt
der Zeitgenosse). Squier beschreibt „one of the most remarkable
monuments of antiquity in Peru, the Sondor-huasi, which retains
its original thatched roof after a lapse of .over 300 years, showing
as how much skill and beauty, as well as Utility may be achieved
and displayed even in a roof of thatch (im Cöllao).
Hinsichtlich der Strohdächer fand Oviedo die Hausbedeckung
in America weit besser, als in Flandern.
Die den Ohrschmuck cultivirenden Inca scheinen dagegen
die Nasendurchbohrung bei den eingeborenen Stämmen, wo sie
vorkamen, nach Unterjochung derselben abgeschafft zu haben,
und drängten so die Quillasenca^) (Metall-Nasen), als barbarisch,
bis an die Grenzen zurück. Die Ausdehnung, mit der solche Ent-
stellungen im Cauca-Thale geübt wurden, tritt aus den von dort
erhaltenen Bildwerken entgegen. Und ähnliches findet sich bei
mehreren Stämmen des Maranon-Thales.
1) Die Häuser der Vornehmen (bei den Moscos) sind como Alca9ares, con muclios
cercas al rededor, h manera de laberinto, y tienen grandes Patios y usan molduras de
bulto y pinturas (s. Herrera). In Grenzbezirken von Tunja se sustentaban de hormigos,
criandolos, por que tenian abundancia, y amasandolas, les servian de Pan, y unas son
grandes y otras pequeiias, y los tenian en Corrales (Herrera). Auf den Märkten Mexico's
wurde eine Pasta aus gebrannten Ameisen verkauft. Cierran sus huertos, con solo
hilo de algodon ö bexuco, no mas alto que la cintura, y tienen por pecado quien lo
quebranta, y que muera luego, quien entra por aquel cercado (Herrera) in Cumana.
In Cumana wurden die Gärten mit einem Faden eingefasst, und es galt für ein grosses
Verbrechen darüber oder darunter einzutreten, indem darauf der Tod als Strafe folgen
würde (Gomara), der durch den Fetisch erfolgt (in Africa). Cenianse una manta y se
cobijaban con otra, atadas las puntas sobre el hombro izquierdo, como el legislador
de los Chibchas su maestro (en la provincia de Guane) am Suarezfluss (s. Acosta). Era
preciso licencia ' superior para poder llevar las narices y orejas horadadas y colgase
joyas, escepto los xeques y usaques, a quienes se otorgaba el permiso al tiempo de
darles possession de sus oficios (bei den Chibchas). Die Cariben trugen in der Nase
halbmondförmige Scheiben aus Gold (wie die Arowaken). Die Chibchas suchten ihre
Haare noch schwärzer zu färben. In Cumana färbten sich die Indianer die Zähne
schwarz, llaman muger al que las tiene blancas y animal a quien sufre barba
(Herrera). In Cumana färbte man die Zähne schwarz, al que los trae blancos, se dizen
que es muger, y al que cria barba, como Espanol, le llaman mono (s. Simon).
1) Mit den Quillacingos grenzten die Pastos (bei Pasto).
m
224 DIE CHIBCHAS.
Die Miranhas am unteren Yupura tragen Holzcylinder oder
Muschelschälchen in den durchbohrten Nasenflügeln, deren Aus-
dehnung oft so weit getrieben wird, um die Nasenknorpel bloss-
zulegen, so dass die Nasenflügel gestützt werden müssen, weshalb
man auf ihrer Innenseite das spieralig eingerollte Bändchen eines
Palmenwedels herumlegt, die Frauen auch zuweilen die Ringe der
Nasenflügel über die Ohren zu stülpen haben (s. IMartius).
Im Cauca-Thal, wie die Thonfiguren zeigen, bestand die Sitte,
durch Knie- ^) und Knöchelbänder die Waden dick zu schnüren
(wie auch Oberschenkel oder Arme) nach caribischer Sitte.
In Aipe (am linken Ufer des Magdalena), dessen Markt von
den Chibchas besucht wurde, finden sich die Hieroglyphen der
Piedra pintada. Nemocon bildete einen Handelsmarkt ^) (der
Chibchas).
Die Indianer von Pasca handelten mit Neiva, indem sie ihr
Salz gegen das dortige Gold vertauschten (s. St. Martin).
Die Moscas -(in Posco) handelten"') mit den (vom Fürsten
Yapotocos beherrschten) Poyras oder Yapotoges am Magdalenen-
fluss bis zur Mündung des Lache (gegenüber Neiva's).
Die goldenen Filigran-Arbeiten (in Thierform) von Uraba bis
Cabo de la Vela kamen von den Tayromas (s. Piedrahita). Die
Pocabuyes (mit Blasebalg) bearbeiteten das Gold mit steinernen
Hämmern. Am unteren Orinoco wurde das Gold in Tiegeln ge-
schmolzen (s. Simon), im Inneren in Oefen (s. Oviedo). Abundaba
de muchos idolos este pueblo de Gacheta, porque estando en el
una famosa salina, kamen Händler von den verschiedenen Stäm-
1) Durch feste Bänder ober- und unterhalb der "Waden unterschied sich (bei den
Cariben) die freie Frau von der Sklavin (du Tertre) und gleiche Sitte fand sich (nach
de Laet) bei den Arowaken. In Cumana (mit den Piaches, als Priester) schnüren sich
die Mädchen Bänder über und unter den Waden. Las doncellas van del todo desnudas,
y tienen por hermosura teuer los muslos y pantorillas gordas, y para esto se ligan las
piernas por encima de las rodillas (Herrera) in Cumana. Some of the women and
children wore two garters, one below the knee, swelling out the calf enormously, which
they consider a very great beauty (Wallace) am Uaupe.
2) Der Markt von Zorocota (bei Velez) wurde alle acht Tage abgehalten oder
nach der fünftägigen "Woche (wie am Benin). Die Chibchas gebrauchten Goldgeld in
Gestalt von Discus. In Coro oder Curcana (wo Märkte abgehalten wurden) fand Ojeda
(1499) collares de perlas, ranas y otros sabandijas hechas de oro (Simon).
3) Auf die Märkte von Curcana (in Cumana) wurde Goldschmuck in Form von
Thieren gebracht (s. Helps). Bei Tolu (in St. Martha) erwähnt Joaquim Acosta
Arbeiten in Holz und Stein.
GÖTTERBILDER. 225
men zusammen und alle mit den ihnen eigenthümlichen Götter-
bildern^) (Zamora).
1) Bei Saboya findet sich ein Hieroglyphenstein (am Rio Suarez). Bei Ramiriqui
finden sich die Reste der Bäder des Zaque (bei Tunja). Bei Itoco findet sich ein Fels-
eindruck (des St. Thomas). Acia Gameza se descubren frequentamcnte sepulcros anti-
guos con momias, loza, manta y adornos indianos. (La piedra pintada de Saboya, con
jeroglificos in Boyaca). Ein Fels mit Figuren findet sich am Durchbruch des Sogamoso-
flusses. Cerca de la confluencia de los Rios Gameza y Sogamoso se encuentra una
gran piedra piramidal, con jeroglificos tallados a cincel. La Piedras pintadas (halladas
en Pandi y Facatativa) zeigen Zeichen, wie la piedra pintada de Aipe. Hai en Salazar
la cueva Milpesos y cerca de la villa una piedra con jeroglificos grabados en forma de
circulos y culebras. Bei Tunja finden sich Bilder der Sonne auf den Felsen Cojines.
Auf dem "Wege von Timana zu Caqueta findet sich die Pampa de los Letreros (auch
mit spanischen Inschriften). In Boyaca findet sich ein Pyramidenstein mit Hieroglyphen
bei Topaya (bei Tunja) am Zusammenfluss des Gamezo und Sogamoso. Zeichen auf
Felsen finden sich bei Pandi. Die Steinschrift bei Simigaca soll sich auf Nemequere's
Sieg bezogen haben. Historian las cosas sucedidas Mediante hieroglificas senales. En
mantas y otras cosas esculpidas (Castellanos) los Catios. Die Nachricht von Feder-
mann's Ankunft ward Quesada von einem Indianer auf Fell gemalt überbracht. Wie
Tempelruinen bei Moniquira in Leiva (b. Tunja) finden sich solche westlich von Tunja
und Vigas del Diablo bei Ramiriqui. Von dem Material jenes Sonnentempels, den
Garanchacha seinem Vater bauen wollte, finden sich Säulen bei Ramiriqui und bei
Moniquira, weil von verschiedenen Puncten gebracht (Simon). Die Cojines von Tunja
dienten bei Gebet. Wie die Calzada del Llano de Pataqui als Strassen, finden sich die
Ruinen von Infiernito als Reste der Architectur der Chibchas. Ruinen einer Festung
bei Cobalö (in Neu Granada) werden genannt. Tempel fanden sich in Sugamuxi, Bo-
gota, Guacheta, Chia (des Mondes), Guatavita und bei der Lagune von Fuquene. Stufen
sind am See Guatavita erhalten. Bei Pupiales finden sich Reste eines Inca- Palastes
erwähnt. Goldidole werden ausgepflügt bei Sapaquiera (Cipaquira), Thonfiguren bei
S^nta-Martha. Waffen sind ausgegraben bei Santa Rosa (in Antioquia). Saffray hörte
von den Nachkommen des Caciken in Turbaco oder Yurmaco, dass ,,le temple des
Volcans 6tait consacre au Cemi ou FEsprit des guerisons", so dass sich also der an-
tillische Stamm dort bewahrt hät|e, wenn nicht aus spanischer Einführung in früherer
Zeit. Von den (den neuseeländischen gleichenden) Keulen erhielt Rivero eine in Tunja,
während Tschudi eine andere in der Nähe von Huacho (bei Peru) aus einem Grabe
erwähnt (1841). Von Sogamoso führte ein Indianerweg (100 leguas de larga) nach den
Llanos de San Juan, auf welchem Bochica gekommen (s. Alcedo). Für die Reise des Zippa
war eine Strasse von Subya nach Chia hergestellt (s. Piedrahita). Von einer Brücke
der Inca über den Angasmayo (bei Pasto) "vfird gesprochen. Die Häuser der Vornehmen
in Bogota gleichen aquella pintura, que suelen los vulgares llamar „labyrintho" (s. Oviedo).
Los templetes y estatuas colosales hallados en el valle de San Augustin (der Andaquies)
in Tolima beziehen sich auf fremden Cultus. Der Cazique von St. Augustin sandte seine
Botschaft nach Norden (bei Inando und Timana) durch einen mit Flosshölzern den
Magdalena hinabschwimmenden Boten (s. Hesse). Die Monumente bei San Agostin wer-
den Las Chinas genannt (nach Stübel). Calendersteine sind bei San Diego (bei Bogota)
gefunden. Gehämmerter Piatina-Ring (aus Choco) fand sich im Museum in Bogota (1827).
Bastian, America. ]^5
226 DIE CHIBCHAS.
In Pastos werden Thongefässe mit dem von Boningault er-
wähnten Firniss rother Farbe verfertigt und weithin verführt. Die
Maypures überzogen die Thongefässe mit Firniss von Algoroba.
Neben oro fino und oro baxo wurde (in Bogota) unterschieden, otro oro, que se llama cha-
fallonia (s. Oviedo). En Coromoro se descubren sepulcros antiguos con momias y loza
fina. En las alturas de Rio frio cerca de Piedecuesta se hallan vestijios de antiguas liabi-
taciones y sepulcros labrados en figura de pozos (der 1548 dahin geflüchteten Chitareros-
Indianer). En Bochalema se encuentran cuevas con momias y esequeletos antiguos. En
la loma de San Ignacio (canton Bucaramanga) se hallan bövedas artificiales con esque-
letos antiguos y grandes ollas labradas, llamadas Ures. Es wurden gefunden Gräber mit
Leichen (am Cerillo del Santuario, westlich von Bogota), Gräber mit Leichen und
Schmuck bei den Cerillos de Caqueza, dann Mumien in Höhlen bei Gachantiva (in
Leyva), Gräber mit Mumien, Geräthe und Schmuck bei Chameza. Bekleidete Mumien
(hockend) wurden ausgegraben bei Tunja. Eine künstliche Höhle mit Skeletten und
Ures (Thongefässe) im Loma de San Ignacio (canton Bucaramanga) wird in Socorro
erwähnt. Mumien bei Bochalema (in Socorro) sind ebenso bei Tibacui und in Paramo
de Corales gefunden (Gräber bei Coromoro). Thonfiguren ausgegraben am Ufer des
Cauca (bei Cartago). Schomburgk fand bei Einem der Macusi eine auffällige Aehn-
lichkeit mit Napoleon, und hieran erinnern die thönernen Figuren von Suesca. Im
Tempel des Dorfes Quarica fanden sich Gold-Idole (zu Hutten's Zeit). In den Gräben
von Medellin und Arma sind Schmucksachen gefunden. Goldschmuck wurde aus
Gräbern bei St. Bartolomeo entnommen und bei Aburra am Aburra-Fluss (Nebenfluss
des Magdalenenflusses) in Antioquia. Goldschmuck wurde in Gräbern (im Berg von
Cucuana am Paramo von Banegar) an Skeletten (in Thonkrügen) gefunden. Begräb-
nissplätze auf dem Hügel des Sanctuarium bei Puente Grande (westlich von Bogota)
und in den Hügeln von Caqueza (sowie in den Hügeln von Tunja) finden sich ge-
öffnet, und Steingräber am Rande des Kegelberges bei Guatavita. Erwähnt werden
die Monumente bei Neyba (Schmuck und Kleider bei Leiva), Steinfiguren in Höhlen
bei Neyba, Piedra pintada bei Neyva, Huacas bei Call und Vyges (am Cauca), Tem-
pelruinen bei Laboyas und Timana. En un socavon descubierto en el cerro de las
minas de Marmato y hecho per los Indios se encontrö una especie de instrumento
para romper y cortar la roca , de oro combinado con cobre y de un temple igual
al del acero, como tambien brazaletes de oro para los puiios y las piernas, especie de
casquetas y fajas de oro de un esquisito trabajo, argollas para las orejas y narices,
delgadas y caladas, idolos de un grandor regulär, figuras (representando aves, anfibios,
reptiles, cuadrupedos). Lo que mas suele encontrarse son aguilas, lagartos y ranas,
hai tambien iguanas, tortugas y grupos de pajaros (Greiff fand Geräthe aus Gold
und Kupfer). Der Dominicaner Cardenas fand bei Suesca eine heilig verehrte Höhle
mit dem (einen Turban tragenden) Cazil«n in der Mitte der Leichen (s. Touron).
Bei La Ruysa (bei La Florida) am rechten Ufer des Cauca führte ein schräger Ein-
gang bis zum Stein, unter welchem die Todten auf der Erde lagen. In Guenque
(am rechten Ufer des Cauca) wurde ein viereckiger Kasten gefunden, unter welchem
Steine den Eingang schlössen, wohinter die Leichen in Steinsärgen lagen. Bei Las
Pavas wurden grosse Grabkrüge gefunden. Die Muyscas nahmen die Eingeweide aus
den Leichen und füllten sie mit Kostbarkeiten (s. Herrera). In Tunja hing man an
Stangen todte Gebeine und Skelette berühmter Krieger, als Feldzeichen (de Bry).
ZENU. 227
In Nao oder Zamba (zwischen Cartagena und St. Martha)
pflegten die Frauen, die unverheirathet die Keuschheit zu be-
wahren wünschten, Bogen und Pfeil zu tragen, den Männern in
den Krieg folgend, bemerkt Oviedo, und Aehnliches erzählt
Gomara, der zugleich von frauenhaft gekleideten IMännern spricht.
Am Flusse Zenu wurde eine Cacica oder Fürstin angetroffen (1534),
und bei den, der Cariben ähnlichen Eingebornen Cartagena's misch-
ten sich (nach Ojeda) auch Frauen in den Kampf (1509). Here-
dia traf (jenseits Sinsenu) die Cazikin Sotota in Tinsenu (nach
Pansenu weiter ziehend). Oviedo erwähnt bärtiger Indianer in
Zenu^).
Mumien wurden bei Tibacui (in Felsgrotten) gefunden, sowie auf dem Param.o de Pasca
(bei Chusaea). In St. Martha wurden die Leichen der Häuptlinge getrocknet (s. Petr.
Martyr). Die Caquetios (von Coro bis Maracaibo) trockneten Leichen der Häuptlinge
(s. Oviedo). Die Warau warfen die Leiche ins Wasser und sammelten das von den
Fischen gelassene Skelett (Gumilla). Am Ature fanden sich Begräbnisshöhlen (s. Hum-
boldt) mit Thongefässen. Die Atorai (in Guyana) verbrannten die Todten (s. Schom-
burgk). Thongefasse mit Knochen (bei Barra do Rio negro) waren reihenweis aufge-
stellt. Edwards grub Todtenurnen bei Mixiana (bei Marajo) aus. Der am Feuer
getrocknete Krieger in Cumana wurde nach Jahresfrist beim Fest begraben und der
Kopf der Hausfrau gegeben (Herrera). Die (ihre Zauberer als Götter verehrenden)
Guanacas setzten die Todten in die Mitte der Hütte, die verlassen wurde (wie auch
die Hütte, wo eine Frau niedergekommen war). Nachdem (in Cumana) der Körper
des Caziquen in einer Hängematte über dem Feuer getrocknet war, schnitt man das
Fleisch ab, um die Knochen in einem Korb in der Hütte zu bewahren (s. Simon).
Cerca de Yorumal (en la loma Pajarito) se encontrö una especie de templo sub-
terraneo con entrada al Oriente y formando en el centro un gran salon Ueno de
nichos mas o menos profundos. Le hallaron en el diferentes imajenes o idolos, y
varios adornos de oro, que representaban una grande aguila con varios sapos, figuras
humanas, en diversas attitudes, vasos grandes, instrumentos, lamparas, incensarios, can-
delabros y tambien moldes de yeso para las piezas de oro que se debian fundir (en
cuanto a la forma de los sepulcros, unos son redondos, otros cuadrados y otros cuadri-
longos, teniendo la entrada debajo del agua). Los puntos de que se ha estraido en los
tiempos modernos mayor cantidad de oro de los sepulcros o guacas, han sido: el cerro
de Peperita, cerca del Cauca i de Arma, San Juan, Caramanta, Remedios, Yolombo
Angostura, Eliconia, Guina, y de las serranias que abrazan los nacimientos de los rios
del Sinu, Leon, Urama, S. Jorje e Ituango, las vertientes del Cauca entre Antioquia
y Cazares, y la cordillera del Frontino (s. Perez). Los Tunjos de oro pueden provenir
de tres partes ö de las sepulturas de los receptäculos de los adoratorios o se pueden
encontrarse en los lagos y los rios (Uricoechea) en Nueva-Granada.
1) Los Indios que actualmente habitan el Estado de Antioquia pueden, respecto
a sus actuales circunstancias clasificarse en de vestidos y desnudos (neben den Mischungen
aus Chocö Antioquia und Chami haben sich die des Alto Sinu und San Jorge reiner
erhalten, während die von Canasgordas .bei Frontino schon beeinflusst sind). Los
15*
228 DIE CHIBCHAS.
Heredia zog (von Cartagena) durch das Land der Guatenas
wo ihm der Cazike ein Kind als Speise anbot und über Abibe
nach Sinsenu (in Ayapel), wo die Cazikin Sotota in Tinsenu (wo
vergoldete Thontöpfe gefunden wurden) herrschte (neben einem
Tempel mit riesenhaften Holzfiguren, die mit Gold bekleidet eine
Hängematte trugen) mit Goldglocken an den Bäumen, sowie dann
nach Pansenu (1534).
Zenufana (mit Caceres, Guamoco, Zaragoza und Simiti) lag
zwischen der Cordillere des Cauca (mit Sinu^), Tinsinu und Pan-
sinu) und dem Magdalena.
An den Putumayo werden die Omaguasyete (Omaguas ver-
daderos) gesetzt (s. Rodriguez) zwischen den Omaguas bei den
Quixos und den Omaguas von Yetau, und nach den Wasser-
strassen des Putumayo und Caqueta weisen die Wegerichtungen
zur Verbindung alter Culturen von Südamerika. Unter den
Aguas hiessen die En-aguas, die guten (ene) oder ächten. Der
Hauptstamm der Manoas (am Padouiry) nennt sich Ore-Manao
oder Ere-]\Ianao (Wir, die Manaos). Die Ingas (Incas) genannten
Indios de raza pura que conservan todavia sus costumbres naturales se hallan situados
sobre los rios Verde, Sucio, Urama y las partes altas del Murri, Sinu, San Jorge y
Leon (s. Perez), besonders von Jagd und Fischfang lebend (nach Carlos Greiff).
1) In Zenu fanden sich bärtige Indianer (Oviedo). Neben Finzenu, hoja del Sinu,
jenseits der Cordillere (zwischen Sinu und San Jorje) fand sich Panzenu oder Zenu-
frana mit Zaragoza und Remedios). El cementerio de Zenu (bei Cartagena) se componia
de una infinidad de tumulos de tierra, unos en forma cönica y otros mas 6 menos cua-
drada (con objetos de oro, que eran imitaciones de figuras de toda especie del anima-
les). El duelo duraba mientras que habia que beber, y entre tanto seguian amonto-
nando tierra sobre los sepulcros (Acosta). In Cenu errichteten die Bewohner Erdhügel
über ihren Gräbern mit Niederlegen von Gold (nach Andogoya) in allerlei Formen
(von Mensch bis Ameise). Le mot Tairona (in der Sprache der Taironas in St. Martha)
„signifie fonderie", und die Spanier Cartagena's bereicherten sich aus ihren Schmelzwerken,
wo Goldsachen gearbeitet wurden (s. Saffray). In Bonda (bei St. Martha) wurden grosse
Dörfer bewohnt. Oviedo sah die Aguilas von Maracaybo, goldene Adler mit ausge-
breiteten Flügeln (in verschiedener Feinheit und Grösse). In Zomico fand Alfinger
einen Manari genannten Korb mit Gold (im Tempel), sowie Gefässe, die von den
Indianern auf die andere Seite des Flusses Yuma gebracht waren (s. Oviedo). Als
Oviedo einen Streifzug Pedrarias Davila's (gobernador de Castilla de Oro) begleitete,
nahm sein Neger ,,la ca^ica, muger mo9a" (und weiss, wie eine Castillanerin) gefangen,
(der die übrigen Frauen unter den Gefangenen nur stehend und mit niedergeschlagenen
Augen sprachen) und unter der Beute fand sich ein grosses Gewand, con muchos pin-
turas entretexidas, y en ellas muchas piedras cornelinas y plasmas de esmeraldas y
casidonias y jaspes y otras, y ovieronse muchas pie9as de oro labrado (für den könig-
lichen Schatz bestimmt, aber später verloren gegangen).
MOCOA. 229
Indianer bei Caqueta (an den Flüssen Pepino und Rumiyaco)
hablan la lengua pesuona antigua (Perez).
Die Länder der Aomaguas (Omagus oder Omeguas) oder
Ditaguas (terras altas limpias, abundantes de gente, oro y plata
y Carneros semejantes a los del Peru) lagen unterhalb von Machi-
faro am Mararion (s. Piedrahita). In Machifaro gelangte Orellana
zu dem Häuptling Paguana (en cuyo Pais hallo Carneros del Peru),
unterhalb des Häuptlings Aomagua am Maranon (und Inseln).
Die (auf den Inseln des Mananon lebenden) Omaguas (die den
Kopf länglich pressten) redeten dieselbe Sprache (und Dialecte)
mit den Aguas, Tupis und Guaranis (s. Velasco).
Nach dem Caciqen Macatoa besassen die Omaguas Thiere,
die sie (die Pferde der Spanier sehend) besteigen möchten (podian
tambien montar), son carneros del Peru (s. Piedrahita). Jenseits
Macatoa, (Stadt der Guaypen), wohnten (zu Hutten's Zeit) die
Omaguas^) unter dem Priesterkönig Quareca (mit Lamaheerden).
Die zu den Payaguas gehörigen Agaces sprachen Guarani (s.
Angelis).
In Mocoa führen Wege vom Putumayo nach Caqueta (nach
Pastos, nach Almaguer u. s. w.), von Mocoa über die Cano Uchi
payaco zum Giomeo, Nebenfluss des Putimayu. Von Tapacunti
bei Concepcion (St. Miguel) am Putumayo geht ein Weg zum
Caqueta. Ein Mulatte in Tapacunti machte (zu Codazzi's Zeit)
jährliche Reisen nach Peru, vom Putumayo zum Maraiion, auf-
wärts nach Tabatinga und auf dem Huallaga nach der Salina in
Chapapoima (Mais säend am Putumayo zur Rückkehr).
Alfinger kam in Ciribita dem Reiche der Chibchas nahe, und
als Speier durch einen Gefangenen am Opia-Flusse davon hörte,
schickte er von den Cocuhi oder Chita (Chiscas Olaches) Villegas
dahin ab, der aus dem Dorf Beute an Salz und Tüchern zurück-
brachte (Simon). Limpias fand Salz^) am Tegua-Fluss (zu Feder-
mann's Zeit).
1) Der von Yurimaguas bewohnte District von Maynas gehörte zu dem der Oma-
guas (am Zusammenfluss des Maranon und Ucayali). Dit Omaguas am Maranon waren
von Quixos (bei Quito) dahingekommen (nach Acuiia) und andere fanden sich an der
Quelle des Putumayo (bei Pasta) sowie am Yotan-Fluss. Die Yuma-guaris (Oma-
guas) am Goldfluss oder Iquiari (Nebenfluss des Yupura oder Caqueta) handelten vom
Putumayo mit den Omaguas an dem (in den Maranon fliessenden) Yotanfluss, der bei
Cuzco entspringt (s. Acuna). Im Quichua bezeichnet Oma-zapa, hombre con gran ca-
beza (oma oder homoa, cabe9a, Cingo-Zapa, narigudo).
2) Huvo grandes guerras (unter den Musos) über die Tupa genannte Salzquelle
230 DIE CHIBCHAS.
Als die durch die Behandlung ihrer Inca-Herren (unter Inga
Yupanqui) unzufriedenen Changas (unter Acoallo) über Chacha-
poyas uud Guanuco fortzogen, gelangten sie (nach Herrera) bis
ins Land des Dorado. Pedro Bohorquez (buscando a sus Yngas) ^)
kam zu den Pelados (nach Luzero). Die nach dem Orinoco kom-
menden Orejones bauten (nach Raleigh) dort eine Stadt (s. Corral).
Auf den Meta") kamen (zu Ortal's Zeit) las majores y mas
(s. Herrera), bei Trinidad (wie unter Germanen). Comien^a ä las espaldas de la villa
de Timana por tener alli b. la parte del Leste sus primerias corrientes el gran rio de
Papamene, und dort hörte Hütten von einem durch seine Kenntniss des Landes be-
merkenswerthen Indianerhäuptling, dass er zum Erreichen der Gold enthaltenden Länder
nach Macatoa am Flusse Guaivare zurückzukehren habe (s. Simon). Nachdem Hütten
erst den Spuren von Perez de Quesada gefolgt war (auf dem Wege nach Pastos) kehrte
er dann nach Fragua (oder Villavicencio) zurück und gelangte von dort (nach den Nach-
richten über das Land Ditagua oder Omegua) nach Macatoa am Guayuare (von Guay-
pes oder Guaiupes bewohnt). Unter Führung des Häuptlings gelangte Hütten (nach
neuntägiger Reise über Savannen) in ein Dorf an der Grenze der Omaguas, und dann,
von dem dortigen Häuptling (5 Tage) geführt, auf engen Wegen in die Nähe des
grossen Ortes des Häuptlings Quarica, dessen zum Tempel (mit weiblicher Goldfigur)
benutztes Haus in der Mitte der breiten Strasse des seiner Ausdehnung nach nicht zu
übersehenden Dorfes hervorragte (en medio de todas, que las sobrepujava con mucho
excesso).
1) Aus Peru wurden die Chachas bei Fusagasuga und die Cajamarcas bei Chita-
suga angesiedelt (durch Hernan Perez). Speier hörte die Nachricht der Chogues, dass
sich jenseits der Guaypies Goldländer mit Schafen (Llamas) fänden, von den Indianern
am Rio Bermejo bestätigt y poniendose en quatro pies, para ser entendidos, balaban
como ovejas (s. Oviedo). Tuvieron algunas noticias de la gente de los Llanos, que
demoravan a la parte del Sur, a quien ya el Pedro de Liropias le comencava ä llamar
el dorado (s. Simon), bei Hutten's Expedition (1541), nachdem Benalcazar bereits aus den
Mittheilungen geschlossen auf „laProvincia del dorado" (1536). Wie von Perez de Quesada
und Hütten wird das Eldorado gesucht von Pedro de Sylva, Hernandez de Serpa, Do-
mingo de Vera u. A. m. (s. Simon). Der Salzsee mit der Stadt Monovan hiess Par-
roowan Parrocare Monoan (nach M. Fischer), als Goldland. Manoa lag am See Cas-
sipa oder (nach Keymies) Parime. Der Rio Parima heisst (als Rio Blanco) Rio das
aguas blancas (s. Humboldt). In Minas Geraes wurde durch die Paulisten die Lagoa
doirade gesucht. Alonso de Herrera hörte unter den Gandules von reichen Gold-
ländern, wo kein Eisen, wohl aber Kupfer bekannt war (s. Simon). Sylva hört^ vom
Dorado (am Flusse Barraguan und Meta) auf der Reise von Chachapuyas nach San
Juan de los Llanos (1568). Die langen Häuser in der Festung Salsillas oder Palenque
(zwischen Cocuhi und Juan de los Llanos) waren, ^vie Speier von den Indianern hörte,
gegen (mit der Schleuder kämpfende) Fremde befestigt, welche bereits dort alt ge-
worden und, mit Indianerinnen, bereits erwachsene Kinder gezeugt, so dass, wie Simon
bemerkt, die Nachricht sich nicht auf die (unter Cortejo bei der Expedition von Ordas)
verlorenen Spanier beziehen konnte.
2) Am Meta streiften (zu Federmann's Zeit) raubend die Guayguas ohne feste
Wohnsitze (s. Simon). In Fosca (zwischen Ubague und den Llanos von San Juan)
MENZEY. 231
gruessas riquezas der Chibchas, die sich später vom Magdalena-
fluss aus entdeckten (Simon). Die Expedition Sedeno's wurde
veranlasst durch die vom Meta herabkommenden Reichthümer
(de esmeraldos, oro, sal y telas de algodon), und so folgen sich
die Wege der Dorado-Sagen.
Federmann hörte von den Aymares (neben den Xideharas),
„dass sie ein kleines Volk von Zwergen seien" (v. Klüpfel).
Als Riesen wurden die menschenfressenden Gaimurier von
dem Landsee de los Isleos (bei Porto Seguro) durch die Tupi-
namber und Tupirachier vertrieben (Dapper).
Quesada^) hörte in Bogota, dass am andern Abhang der
Berge sich das goldreiche Land Menza finde, mit Steinhäusern
und einem Tempel der Sonne (St. IMartin).
Berrio begab sich (1584) von Tunja über die Llanos zum Rio
dorado (mit der Insel Maranon), wo goldglänzende Indianer wohn-
ten, und nach den Bergen jenseits der Amazonen, die sich die
rechte Brust abschnitten (Simon de Torres) im Anschluss an ver-
goldeten Amazonensagen (und Cultur der Omaguas)^).
wohnen die Guapis und Macas am Papamene (Nebenfluss des Meta). Die durch den
Rio negro von den Sabanas de Apuai getrennten Indianer von San Martin erstreckten
sich bis zum Ariare und San Juan liegt zwischen Ariare und Guizar. Die Paezes
verbanden sich mit den Pixaes und Manipes in den Llanos von San Juan. Bei San
Juan de Pedraza wohnten die Jiraras. San Martin (Medina de las torres) durch Daza
(1585) gegründet, wurde (nach der Zerstörung durch die Indianer) von Zarate (1641)
wiederhergestellt (als San Martin del Puerto del Ariari). Hai un paraje mas allä del
Ariari entre este rio y el Guijar, llamado San Juan, als San Juan de los Llanos, ge-
gründet (1555) durch Avellaneda (s. Perez). Speier zog von Cono über Barihas und.
Apure, dann Casanare und Llanos de St. Martin zum Guayabero oder Papamene;
Hütten zog über die Llanos zum Ariari und sah von dort Dörfer der Indianer mit
hohen Gebäuden.
1) Quesada suchte Patiti am Guaviare. Von Tunja begaben sich die Spanier (über
Pasca) al valle de Neiva, en demanda de la casa de Sal (s. Simon). Fernan Perez de
Quesada, das Eldorado suchend, zog (von Bogota) über Fragua nach Pasto (bei Popa-
yan). Quesada kam von Guayalero bis Mocoa in jetzt (nach P. Mosquera) unweg-
samer Gegend, aber: en la epoca de la conquista se atravesö esta grande estension de
terreno, lo que induce a creer que por lo menos a aquel tiempo habia cerca de lo
serranio estensas sabanas y Camino trillado por los naturales. Im Anfang des
XIX. Jahrhunderts zogen die Missionare von Popajan über Caguan nach Arama am
Guayabia.
2) Die Insel der Omaguas liegt der Mündung des Ucayali gegenüber (Smyth).
Die Omaguas lebten besonders von Fischen. Die mit den Yaguas benachbarten Ori-
gones (am Pebas), die Gift für Pfeil und Lanze verfertigten, handelten früher mit den
Putumayos bei Pastos (s. Maw). Die Omaguas wohnen zwischen San Regis und der
232 DIE CHIBCHAS.
Jenseits des Sonnentempels (mit Jungfrauen) kam Speier zu
dem Guati am Fluss Ariare, und dann (jenseits der Guayupes
Mündung des Napo (s. Maw). Die Omaguas grenzen mit den Mayorunas bei Oran
(s. Condamine). Die Lamistas wohnten bei S. Regis del Baradero (s. Velasco). Die
Cocamas verbanden sich mit den Omaguas. Die (weissen) Mayorunas am Maranon
umherschweifend) sind bärtig (als Barbudos) mit Löchern in Lippen und Backen (um
Stöckchen hineinzustecken) beschrieben. Nach Girval waren die Omaguas den Yupura
herab, oder (nach Veigl) auf dem Ucayale zum Amazonas gekommen. Die (1558) um
Menschenfleisch und Ansiedlungen zu suchen aus Brasilien zu den Motilones oder
Lamistas (mit Kreuzen und anderen Zeichen) am Fels des Salto de Aguirre kommenden
Indianer (mit Portugiesen) erzählten Canete von dem Goldmanne der Omaguas. Ueber
die Stadt der Omaguas (neben den Uaupes) zwischen Guaviare und Caqueta herrschte
Quarica (zu Hutten's Zeit). Die Omaguas (Cambebas oder Flachköpfe) wurden wegen
ihrer Wasserfahrten mit den Phöniziern verglichen (1645). Die mit den Ticunas und
Curinas kämpfenden Omaguas erstreckten sich (nach Acuna) bis nach Quijos (bei Quito).
Die Omaguas oder Aguas bewahrten die Köpfe der feindlichen Häuptlinge in ihren
Hütten, trennten sich aber nicht durch Verkauf von den Sklaven, die sie in ihren
Familien aufnahmen (1660) am Tumburagua oder Amazonas. Die Omaguas am Putu-
mayo wurden von den Aguas der Inseln als Omaguasyete bezeichnet. Am Yetau
(Jutay) lebten die Omaguas nach Peru zu. Die Sprache der (in Wasserfahrten geübten)
Omaguas hatte sich unter Aguas, Tupis und Guaranies verbreitet. Die Caschibos
verständigen sich mit den Setebos, Sipibos und Conibos durch die Pana- Sprache.
Unter den Jeveros (in Loreto) wird das Quechua verstanden. Die Orejones (in Loreto)
verzierten die Ohren con grandes rodelas de palo. Die Piros (Chontaquiros) färben
die Zähne schwarz, wie Setebos, Sipibos und Conibos (in Loreto), die Campas in Loreto
(und Chanchamayo) durchbohren das Septum der Nase (wie die Piros). Die Remos
bemalen sich und prickeln die Haut mit Dornen zum Tättowiren (zwischen den Cerros
in Canchahuaya und dem Rio Tamaya am rechten Ufer des Ucayali). Die mit den
Omaguas handelnden Conivos (am Ucayali) raubten Sklaven von den Mayorunas oder
Barbudos. Die Panos in Sorayacu (den Omaguas und Cocamas verwandt) hatten ihre
Ansiedelungen am See gegen Flusspiraten befestigt (die Chipeos bekämpfend). Pozuzo
wurde von Francisco de St. Joseph (Erbauer von Ocopa) unter den Omaguas am
Tuctani gegründet (17 12). Der Cerro del Sal, jenseits Chanchamayo, von Tarma und
durch Ximenez (1652) besucht, diente zum Vereinigungsplatz verschiedener Indianer-
stämme (von den Campas geplündert). In Quisopango im Pajonal (durch den Pachutea
von der Pampa del Sacramento getrennt) erhob sich Juan Santos (1742). Die Indianer des
Flusses Huanuco oder Huallaga (unter Cholones und Hibitos) plünderten die Districte
von Condurmarca und Collay bis zur Errichtung der Missionen, von denen (1751)
die (1726) entdeckte Pampa del Sacramento durchzogen wurde, seit Cedirung von
Ocopa (1754)- Die (riesigen) Gaes (weisser Farbe) machten Einfälle nach Maynas.
Die Panos beschnitten die Mädchen vor der Heirath (durch eine Priesterin), mit Manoas
und Pelados die Sprache der Xitipos redend. Unter den Panos sind mehrere Stämme
der Chepäer (Mananagua oder Gebirgsbewohner) oder Chipäer (Zipivos oder Xitipos
inbegriffen (nebst den Chamicuros). Neben der Pana -Sprache findet sich die Cuniva
oder Cuniba, Comova, Campa und Pira. Bei den Panos (mit Manaos und Setebos
verwandt) wohnen die Familien in grossen Häusern zusammen (Juan Duenos), mit den
PAPAMENE. 233
neben dem Fluss Guayare oder Canicamare) nach dem Fluss
Papamene. Speier fand einen Sonnentempel und dort erzogene
Vipacochas kämpfend (und für Sklaven mit den Nianaguas, Remos, Mayorunas, Parata-
guas, Omaguacas, Chipeos). Gleichzeitig mit dem Franciscaner Manuel Biedma, der
von Ycuya aus die Mission Santa Cruz de Sonomora (1673) gründete und den Ucayali
befuhr, gründeten die Franciscaner von Tarma die Missionen des Cerro del Sal und
im Pajonal. Obwohl in Santo's Aufstand (1742) die Missionäre von Ocopa (gegründet
1712 durch P. Francisco de San Jose) getödtet wurden, fand der Marquis von Minaher-
mosa (1750) die Kirche in Quimiri wohl erhalten, mit brennenden Kerzen vor den
Bildern. The missions established on the Ucayali by Father Biedma and Caballero
(1677— 1686) were lost by the insurrections of the Indians (1704). In 1726 the con-
verted Indians about the head of canoe navigation on the Huallaga (converted by Felipe
Luyendo 1631) crossing the hills that border that river on its eastern bank, discovered
a wooded piain, which was named Pampa del Sacramento, from the day of its discovery
being the festival of Corpus Christi. The fathers of the College at Ocopa reestablished
(1760) the missions of Manoa (1760). Father Narciso Girbal reestablished (1790) the
missions, destroyed by the Cashibos Indians of the Pachitea (s. Herndon)! Die auf
Betrieb von Huanuco zerstörten Cocopflanzungen zu Chanchamayo wurden (nachdem
La Mar sie wieder geöffnet 1827) von Tarma aus (unter San Roman) hergestellt
(1847). Nachdem die Brüder Poblete (1849) Gold im Flussnetz Challuhuma gefun-
den, leitete Pimentel (der Subpräfect von Carabaya) von Crucero aus grössere Unter-
nehmungen ein, und obwohl Deustua (der Präfect des Departements der Compagnie des-
cubridora) Brücken und Wege (um abzuschrecken) zerstören Hess, zog er dadurch nur
um so mehr Goldsucher herbei. Die jungen Leute von Paucatambo wurden (unter
Führung Don Manuel Ugaldi's) 1852 zur Erforschung der Montana geweiht (nach dem
Comercio von Lima). Die mit den Muyscas vervvandte Cultur der Omaguas erstreckte
sich über das Maraiion-Thal (zu Orellana's Zeit). Die Omaguasyete (Omaguas Verdaderos)
wohnen am Putumayo (s. Rodriguez) zwischen den Omaguas bei Quixos und den Oma-
■guas am Yetau. Zwischen Putumayo und Caqueta wohnen die Macaguajes. Unterhalb
des Rio San Miguel wohnen die Amaguajes am Putumayo. Die nach Peru gelangenden
Brasilier (1557) hatten das Land der Omaguas durchzogen (s. Piedrahita). Aguirre, von
den Mahlones nach iMachifaro schiffend, sah die Feuer der Omaguas weiterhin (s.
Piedrahita). Von Macatoa aus gelangte Felipe de Utre zu den vom Häuptling Quarica
beherrschten Dörfern der Omaguas (s. Simon). Am Putumayo wohnen die Yurunas,
Guataycus, Yacatiguaras, Parianas, Ziyus, Atucus, Cunas (neben den Omaguasyete\ Am
Yetau wohnen die Tipunas, Guanarus, Ozuanas, Moruas, Naunas, Conomomas, Marianas
(Rodriguez). Alfinger (aus Coro) zog über Tamalameque nach Ocana und wurde im
Thal von Chinacota getödtet, worauf Fr. Martin über Cucuta zurückkehrte. Speier
(von Coro) zog über Tocuyo, San Juan de los Llanos, Rio Ariari, Rio Quayare oder
Canicamare, Rio Papamene (bis zu den Choques), über den Apure zurückkehrend. In
Papamene (neben dem. Fluss von Timana) hörte Felipe de Utre (Hütten) von den Omaguas
jenseits Macatoa im Osten (am Fluss Guayrare) der Guaypis oder Guayupes (s. Piedrahita).
Federmann (von Coro) zog über St. Juan de los Llanos, die Sümpfe von Arechora in
Caocao, Rio Paute, Casanare, Meta, Pascote, Sumapay, Pasca, Fugasuga. Die Indianer
von Timana „son tan Caribes, que en tiempo tienen carniceria publica de los Indios que
cautiban." Im Bunde mit König Pritigaba bekämpften die Tapuijer (unter dem Haupt-
234 DIE CHIBCHAS.
Jungfrauen unter einem alten Mohan oder Priester in Juan de
los Llanos (s. Simon), während Perez den Ort Asuncion nicht mit
San Juan, sondern mit San Martin identificirt (sonst Fragua bei
Suma Paz).
In den befestigten Dörfern der Choques (am Papamene) wur-
den die Spanier (zu Speiers Zeit) von Frauen mit Wasser-
besprengung durch Zweige begrüsst (wie in Guatemala mit Be-
räucherungen).
San Agostin war bisher nur aus Codazzi's Beschreibungen
bekannt, doch sind jetzt bald authentische Nachrichten durch
Dr. Stübel zu erwarten^).
Von den Quillasingas (mit den Stämmen der Ipiales, Gual-
mataes, Funes, Tuquerres, Mallamas, Yascuales, Imazacamales,
ling Jandin) die Könige Arigpoich, Wanasewarig, Tschering und Dremmenige
(s. Dappcrj. Die Tapuijer oder Kariner verfertigen den Rauschtrank Aipii (s. Dapper).
Ingano, dios - Abue, alma
Jaco, madre Conocaguia, el cacao
Jaque, padre Guegue, correr
Joa, fuego bica, hablar
Jesa, tierra, cosa baxa chaomea, honda,
Guesaco, amiga, manceba Qua cariba, este blanco
Guesaque, amigo, mancebo Qua ageahua, este hombre
Guesa, casarse Jaicoa, grandes ö principales
Ocomue, cielo Jaico, niuger principal
Nanaque, luna Jaique, hombre principal
Oco, agua Jai, grande (por lo abultado)
Ocogua, las aguas Jai saxo, puerta grande
Pain, hambre Jao huati, el demonio
Pai, estar, haber ye bicayo, yo hablo
Sisumbue, la cabeza ye bicabue, yo hablaba.
Lengua Zeona.
Zeunas, nacion barbara de Indios que habita en las selvas al Norte del Rio
Maranon (Alcedo), im Kriege mit den Aguas.
Yonisiai, yo duermo Ugui caeno, yo soy
Emecxe nonisiai, tu duermes Emexexe caene, tu eres
Möge nonisiai, aquello duerme Möge caene, eile es
Axomoxii nonisiai, vos duermistes Giuixi, hombre.
Ugui uai, yo estoy
Guanau cathecumo irrico: Ria siaya dios, Erri, Querri, cuni, Enotaba ya: Coaque-
tayas, meenami imedanicaimi dios oyuai imedepimi Exxi Carinabe Jaba meenami Jaba
yerricay rinaco. (Von Schöpfung der Welt in der Lengua Achagua).
1) Die Monumentos relijiosos de San Agostin (die Belalcazar bei der Gründung
Timana's verborgen blieben), werden bezeichnet bei Codazzi, als el grande adoratorio
central de los antiguos Andaquies, lugar esclusivamente relijioso.
BUGA. 235
Bejondinos und Meondinos) an der Grenze des Inca-Reiches, ge-
langte Benalcazar auf seinem von dem Berichterstatter des Meu-
queta geleiteten Entdeckungszuge zu den Pastusos (Chapanchicas,
Masteies, Abades) am Pasto, wo die erste Gründung von Ma-
drigal (1539) durch Aldana nach Villaviciosa (San Juan de Pasto)
verlegt wurde im Lande der Isconsales, Panganes, Zacuampues
und Chorros. Das Thal von Lili oder Cali (im Lande der Jamun-
dies und Gorrones) fand Ampudia von dem Häuptling Petecui
beherrscht.
In Buga bewahrte der Häuptling Calarca, in der Bergfeste
von Barragan verschanzt, seine Unabhängigkeit bis 1570. Caloto
wurde 1601 durch die Pyaos und Paeces zerstört. Bis zum Jahre
1600, wo die im Jahre 1590 begonnenen Züge zur Unterwerfung
führten, hatte der durch die Unzugänglichkeit der aus Popayan
herüberführenden Wege gesicherte Landstrich von Barbacoas
seine Unabhängigkeit bewahrt, in der geschlossenen Republik
dreier Stämme (der Barbacoas, Telembies und Iscuandes), deren
jeder drei Greise für seine Regierung wählte, um aus ihrem ge-
meinsamen Zusammentritt einen Neuner-Rath zu bilden.
Die Missionen von Choco begannen 1654, unter den Noana-
mas (bei Novita), den Citaräes (bei Quibdo) und den Chocoes (bei
Morro de Baudo).
Von Popayan erstreckten sich die Coyaimas zur Berührung
mit den Natagaymäs bei Neiva. Die Paezes (am Plusse Paiz)
wurden als Verbündete der zu den Pantagoros (mit Guazquias,
Gualyes, Tamanaes, Marquetones, Guarinoes) gehörigen Pijaos
genannt, und neben diesen Paezes und Pijaos erwähnt Piedrahita
in Popayan die Omaguas, die (nach Condamine) bei der Con-
quista sich zurückgezogen, den Nebenflüssen des Maranon ab-
wärts folgend.
Die von Benalcazar in Popayan angetroffenen Stämme der
Pijaos, Omaguas und Paezes, die über viele andere herrschten,
erkannten in den (von Ibague her erstreckten) Pijaos eine Hege-
monie an, als Schutzherren (s. Piedrahita). An der Quelle des
Cauca wohnten die Coconucos (zu Benalcazar's Zeit).
Bei dem gefährlichen Aufstande der von den Pijaos unter-
stützten Yalcones, die zwischen Timana und Popayan die Truppen
der Capitäne Ariasco und Ossorio (nebst ihren Hauptleuten) ver-
nichteten, und fast auch die des (gleichfalls auf dem Schlacht-
felde bleibenden) Gouverneurs Juan de Ampudia, wurde von den
236 DIE CHIBCHAS.
Indianern die Taktik^) wiederholt fortgesetzter Angriffe adoptirt,
wie sie auch in Araucanien durch die so herbeigeführte Ermü-
dung der numerisch geringen Spanier zu deren Untergange
führte.
Die Guanes (bei Velez) mit den Muzos und Colymas (sowie
die Panches) in der Nachbarschaft der Mozcas einbegreifend,
unterscheidet Piedrahita ausserdem die Laches (mit den Ypuyes,
Caquesios, Tamez und Achaguas), die Chitareros (mit den Tymo-
tos, Barbues, Cayos, Chinatos, Surataes, Motylones, Capachos),
die Sutagaos (mit den Sumapazes, Cundayes und Neybas) , die
Panchez (mit den Calandaymas, Parryparryes und Amurcas) und
die Pantagoros (mit den Camanaes, Guarinoes, Marquetones, Gu-
ascuyas, Pijaos, Gualyes, Guaguas und Doymas).
In Anserma (wo Märkte oder Tianguez abgehalten wurden)
führten die auf den Schultern getragenen Häuptlinge lo — 12
Frauen mit sich, muy bien adreszadas y hermosas, y cuando lo
abajan de los hombros de los indios, los toman estas mugeres
sin que toquen al suelo y los asientan encima de sus muslos y
otras le toman los pies porque no le lleguen al suelo, por mayor
veneracion (1540). In Anzerma^) oder (früher) Umbra wurde der
Dämon Xixarama verehrt (Thevet) ähnlich dem Chibchacum oder
Chicha, als böses Geschick in Peru.
In Arma lebten die Familien in grossen Häusern beisammen
(s. Oviedo). Von den Eingeborenen in Arma hörte Cieza von
mächtigen Stämmen am Fluss jenseits der östlichen Berge. In
Puara (zwischen Pozo und Cartago) wurde, von dem fruchtbaren
Thal Arbi jenseits (östlicher Berge) erzählt. In Arma'^) wurde
1) Dispusieron dividirse en dos batallones, que peleassen uno en pos de otro
(Piedrahita). Bei den araucanischen Kriegen wird von sechs Abtheilungen und mehr
gesprochen.
2) Birumia grenzt mit Anzerma (nach Las Casas). Zur Zeit der Conquista herrschte
bei San Juan der Cazique Potrerillo. Las Casas beschreibt die Grausamkeiten der
Spanier, wodurch die Indianer in der Umgegend Lilia's (in Xamundua, Palonia, Soli-
mania und Bolonia) in die Berge getrieben wurden (nach Palomina). Auf dem von
Cartago Viejo nach Ibague geöffneten Wege hat sich die Stätte des von Indianern
zerstörten Ibague viejo durch Antioquenier wieder aufgebaut. Auf der anderen Seite
des Cauca (bei Irca übersetzend) fand Robledo den Caziquen der Carrapas, und dann
(bis Arbi) die Picaras, Pacoras (unter dem Caziquen Pimapaque) die Pozos, sowie
(jenseits der Arma) den Caziquen Maitama. Bei Anserma herrschte Quimbaya. Der
in Arma residirende Cazique Maitama herrschte über die Stämme der Umgebung.
3) In Arma bestreuten sich die Indianer über das eingeschmierte Harz mit Pulver
ANSERMA. 237
auf einer Plattform geopfert innerhalb eines befestigten Zaun's
(Cieza).
Oestlich von Anserma^) wurden die Leichen der Häuptlinge
in einer Hängematte getrocknet und dann begraben (in Tauya) auf
Höhen (mit den Frauen). Von dem Thal Aburra führte eine alte
Strasse östlich für den Verkehr der Indianer (nach Ciez de Leon),
Quimboya lag zwischen Ybaque und Anserma (bei Festen
kämpften die Indianer in Parthien getheilt), Carthago wurde
zwischen den Flüssen Otun und Quindiu gegründet. Zwischen dem
Gebiete des Caciquen Calambaz (von der Cordillera Huilas nach
Norden) und Quimbaya^) (bis Hoch-Antioquia) oder Cartago viejo
wohnten die Indianer Jamundo's und Kali's.
zum Schutz gegen die Sonne (zu Robledo's Zeit). Toro wurde in der Provinz Arma
gegründet (von dem Santiago de Arma). Auf der Platform in der Mitte der Rohr-
festungen fanden sich Stricke in Netzart zum Festbinden der Gefangenen zum Opfer
(bei Arma). Im Grabe des Häuptling Yayo (in Arma) wurden die Chagualetas ge-
nannten Goldstücke gefunden.
1) Bei Anserma (anser oder Salz) wohnten die Tabuyas, Guaticas, Supias (altos y
bayos) unter der Herrschaft der Quinchias (mit aufgesteckten Schädeln an der Woh-
nung des Häuptlings). In Cauca wurde (zur Eroberung Antioquia's) im Lande des
Fürsten Anserma der Ort Anserma- Vieja gegründet und dann nach Anserma nueva
verlegt. Tamarapiunga, Bruder des Häuptlings von Pirsa (bei Anserma) wurde (1549)
von pfeifenden Dämonen verfolgt (in Gestalt der Aura-Vögel), die Steine warfen und
ihm das Glas wegrissen, in sein Gesicht spuckten, ihn in die Luft hoben u. s. w.
(s. Cieza) nach Art der Spiritisten (des XIX. Jahrhunderts). In der Landschaft An-
serma (Salz) und Humbra wurden die Wolken durch Blasen und Ausspucken vertrie-
ben. Die Fürsten trugen Nasenringe und Binden an Armen und Beinen, um Waden
zu erzeugen (1540). Die Kleidung war so angelegt um einen Schwanz zu bilden, und
ähnlich wurde der Teufel dargestellt. Krankheiten wurden durch Reiben geheilt.
Die Fürsten hatten hölzerne Götzen. In Anserma (mit dem Teufel Xixarama) wurden
die Nasenscheidewände geschlitzt für Schmuck. (Die Spanier hiessen Tamaraca). In
Anserma (wo die Waden eingeschnürt wurden) trug man Caricorie oder Nasenringe,
und ebenso in Arma, wo ausserdem in Löcher der Unterlippe Goldstücke gesteckt
wurden (1540). Die Chancos (bei Anserma) trugen Rindenkleider (s. Cieza). Die
Indianer von Ancerma handelten auf den Tianguez (in Mexico) genannten Märkten.
In Tauya (bei Anzerma) wurden die Leichen in Hängematten geräuchert (Cieza). Der
Körper des Diao genannten Häuptlings in Venezuela wurde in einer Hängematte über
Feuer getrocknet (s. Oviedo).
2) Die Indianer von Quimbaya wohnten in Buga, Cartago, Masia, Manizalez und
Salamina (bis zu Paezes und Pijaos im Westen der Central - Cordillere). In Quimbaya
(Cartago) wurde das Haar in Räder aufgedreht (s. Cieza). Der Fürst Tacarumbi oder
Tacurumbi herrschte in Quimbaya oder Cartago (zu Robledo's Zeit). Quimbaya (Car-
tago) wurde durch eine Pest entvölkert, als ein Indianer mit aushängenden Eingewei-
den (zwei Knaben an der Hand) den Frauen erschienen war (s. Cieza). Die Pijaos
•238 DIE CHIBCHAS.
In Paucura^), wo der Häuptling- Pimana (zu Cieza's Zeit)
herrschte, wurde einem nach Osten gerichteten Holz-Idol mit aus-
gebreiteten Armen geopfert.
In Pozo ") herrschte der Häuptling Pierequito (zu Belalcazar's
Zeit). Die Köpfe (als Todtenschädel) auf den Götzen in
Pozo (durch die Bewohner von Arma erobert) waren aus Wachs
gebildet, und so wird es auch sonst in den Beschreibungen be-
richtet, dass in Pozo (wohin Einwanderer von Arma gekommen
waren), sich bei den Häusern der Häuptlinge Holzfiguren mit
Schädeln aus Wachs gefunden hätten (wie Wachsmasken in
Mexico). T'volc was van de selve tale ende maueren als dee
van Arma (in Pozo, während in Paucura eine andere Sprache
geredet wurde).
Der Cacique Cauroma herrschte in Caramanta^) (zu Cieza's
Zeit). In Sopia (wurden die Spanier als Taramacas bezeichnet
und) hiessen die bösen Geister Xixiramas.
Der Cacique Peticui herrschte (bei Ankunft Ampudia's) im
Thal von Lili, wo Kali durch Munoz (1536) verlegt wurde. Die
Bewohner von Call"*) trugen eine Art gewundener Goldnägel
gehören zu den Pantagoros von Quimbaya. Der Häuptling Yrrua in Quimbaya (Car-
tago) eroberte Carrapa. In Carrapa wurde ein Panier mit Goldsternen getragen (Cieza).
Die Noanamaes griffen Cartago mit brennenden Pfeilen an. Am Rio viejo trafen die
Spanier eine mit Gold bedeckte Greisin, worauf sie von Anserma nach den Indianern
Gorrones zurückkehrten, und dann nach Quito, von wo sich Benalcazar zu seiner zwei-
ten Reise ausrüstete. Nach erster Eroberung Quito's durch Belalcazar waren Anasco
und Ampudia über Popayan in das Thal des Cauca vorgedrungen (Cartago gründend).
Die Yaporogos wohnten bei Neyva.
1) In Paucura wurden die in einem Käfig gemästeten Gefangenen durch einen
Schlag auf den Nacken lautlos zum Essen getödtet. Am Hause des Häuptlings Pimana
(in Paucura), der in Gefässen räucherte, stand ein Holzgötze mit ausgebreiteten Armen
gegen Sonnenaufgang.
2) Pozo (bei Sopia) grenzte an Cartama. In Pozo (b. Cartago) wurden die Götter
in den Häusern gehalten , in Zahl nach der Macht des Caziquen. Die Indianer von
Arma (loma de los Armados) wohnten in grossen Rundhäusern zusammen (s. Oviedo).
Neben dem guten Gott (Abira) wurde der böse (Cunicuba) als Schöpfer verehrt (b. d.
Catios).
3) Als Toro durch die Zitaraes zerstört war, wurde Caramanta verl-assen. Bei
Caramanta lag die reiche Provinz Birü (zu Vadillo's Zeit) bei den Minen von Cuyr-
cuyr (s. Oviedo). Im Thal von Nare (bei Antioquia) wurden die Fürsten in künst-
lichen Hügeln beigesetzt, die ausgewölbt waren (s. Cieza). Als Stämme werden Eleji-
cos, Pequis, Pencos. Noriscos, Tuangos, Pubies, Seracunos, Peberes, Nitanos, Tuines,
Cuisas, Araques, Guamsecos, Teces und Caties in Antioquia aufgezählt.
4) In Cali und Popayan wurden Todtenfeste gefeiert, wie bei den Coiba und Cueva
ABURRA. 239
(Caricuris) in" der Nase (nach Cieza). Im Hause des Häuptlings
Petecuy wurden die Häute seiner Feinde mit Asche ausgestopft
(und Waffen in den Händen) aufgestellt (b. Cali).
Als Robledo die Indianer im Thal von Aburra (St. Barto-
lome) fragte, warum sie sich erhängen wollten, dijeron que porque
se espantaban de ver ä los espanoles e de las barbas. In An-
tioquia^) wurden die Gefangenen in Käfigen gemästet (s. Oviedo)
und nach d'Escobar die eigenen Kinder. In einigen Theilen An-
tioquia's wurden die Erstgebornen geopfert.
Zwischen Otavalo und Popayan^) fand Benalcazar die Popa-
(nach Andagoya). Die (sich in Rindenzeuge kleidenden) Chancos (zwischen Cali und
Anzerma) deformirten die Köpfe der Kinder. Im Lande des Häuptlings Jamindi
wurde in verschiedenen Sprachen, als in Cali und Lili, geredet, und so in Tunceta
und am Fluss Ciaman. In Lile wurden die Leichen mit Asche und Stroh ausgestopft,
dass der Dämon (Jopa) aus ihnen rede (Herrera). Im Hause des Häuptlings Petecuy
(bei Cali) standen mit Asche ausgestopfte Leichen (Cieza). In Cali wurden Nichten
geheirathet, und von den Fürsten mitunter Schwestern (Herrera). Die Frauen (bei
Cali) trugen in den durchbohrten Nasen gedrehte Nägel oder Caricuris in Gold (Cieza).
Nachdem Andagoya in der Bay von Buenaventura angelegt hatte, gründete er neben
Cali (Benalcazar' s) den Ort Lile. Andagoya zog über Atanzeta nach Lili oder Cali
(1540), von Buenaventura in der Bay von Zinzy (in d. Provinz von Yolo gegründet). Die
Gorriones (bei Cali) bewahrten Hände und Füsse als Trophäen (s. Cieza). Die
Gorriones (Gorron oder Fisch) wohnten zwischen Cali und Barbacoos (Cieza), vom
Fischfang lebend. Lisupete herrscht bei Cali (Herrera).
^) In Antioquia wurde Menschenfleisch auf den Märkten verkauft. Der Cazike
in Antioquia gebrauchte zwei Frauen zum Bett, die dritte für ein Kissen und
eine vierte zum Essen. Die Spanier wurden Aina (que quiere decir hijo de su seno)
genannt (in Catia). La principal en este es Catia, a la segunda llaman Ibijico que es
a lo de Antioquia mas cercana. Hebexico (mit der Stadt Antioquia) grenzte an Guamas
(unter dem Caciquen Zuzaburruco). Cabrera verlegte das von Robledo in den Bergen
gegründete Antioquia an den Fluss. Die Bewohner von Rionegro, Marinilla, Arma,
Senson und Medellin (bis Santa Rosa) gehörten zum gleichen Stamm. Jone war
Cacique der Indios Catios bei Santa Fe de Antioquia (bis Caramanta). Die Jagd und
Fischfang treibenden Indianer Antioquia's haben sich nur aus Noth aplicado algo a la
cultura de los campos (GreifF). Cieza fand (in Antioquia) beschnitzte Holztafeln ver-
ehrt. Nach dem Verfasser des Espejo de Variedades fanden sich in Antioquia mehr
Sprachen als Leguas (1575). Yaivanos hiessen die Zauberer der Indianer in Antioquia.
In Antioquia wurden Todtenhügel errichtet (Cieza). Wenn die Eingeborenen Antio-
quia's die Leiche nicht begruben, trockneten sie dieselbe über einem Feuer (i575)-
Die abgezogenen Häute der Feindesleichen wurden mit Stroh ausgestopft und an den
Wänden der Hütte angelehnt. In Antioquia bereitete die Mutter der Braut mit den
Fingern für die Hochzeitsnacht vor.
2) Ueber Popayan herrschte der Cazique Popayan, Bruder des Calambar (d'Escobar).
Zwischen La Plata und Popayan wohnten die Indianer von Totoro und Indianer von
240 DIE CHIBCHAS.
yaneses, Calambazos, Timbios, Omeguas, Paezes und Pijaos, dann
die Jamundi, die Timbios, Agiiales, Guamba, Malvasa, Polindera,
Palace und Colaza, sowie die Papis (am Magdalena) und die Coco-
nucos. Die Timanaes wohnten bei Neyva, die Pastuzos bei Pasto.
In Popayari erbten die Neffen und verheirathete Frauen
hatten für Bezahlung sich Jedem zu überliefern (1575). Der zu
Verheirathende erprobte alle Mädchen des Dorfes und behielt die
Geschwängerte. Nach den Coconucos (in Popayan) kommt das
Böse vom Mond oder Puil (und seinem Dämon ^) Panzig) das
Panikita, Die Purases (neben den Coconucos) wohnten am See Papas. Die Quillas
wohnten in Almaguer. Die Quillacingas (von Ipiale) in Pastos. In Popayan wohnten
Paes und Timanaes neben Quaquas. Neben den Quaquas am Orinoko finden sich
Paes und Timanas. Die Quillas-Indianer wohnten bei Almaguer. Bei Villaviciosa (bei
Pasto) wohnten die Quillacingos mit den Tuquerres, Papiales, Mallama, Funes, Chapal,
Turca, Cumba und Lagunas (durch Aldana unterworfen). In Caramanta herrschten die
Caziquen Ocusca und Umbruza. Die Izquandeos am Telembi-Fluss (in Barbacoas) wur-
den durch einen Rath der Alten regiert. Neben den Jalkonern (bei Timana) wohnen
die Paezer, Piraoer und Maniper (s. Dapper). In Popayan wurde geglaubt, dass die
Vorfahren zum Leben zurückkehrten, und bei Einigen, dass sie die Neugeborenen be-
lebten (Herrera). Die Indianer von Pastos verehrten mit Tänzen oder Tagues (s.
Escobar).
1) Bei den Llanos wurde Yabatan (Yahalan) und Canambim verehrt.
Manche: Geist (Gottheit).
Palash : Himmel.
Pansig: Teufel. (Puil: Mond.)
Cuai: Dämon.
Piuchr: Sonne (Gott),
in der Sprache der Coconucos, über welche der Yasguen (König) herrschte. Unter
den Caziquen standen die Cashu und dann folgten die Carabic (als Häuptlinge).
Das Zählen ging bis Sieben (während 8, 9, lo von den Spaniern ent-
lehnt sind).
Mais: bura.
Arracacha: huahue.
Ullucus tuberosus: ulluco (wie im Quichua), chivia oder hibia im Muisca.
Oxalis tuberosa: oca.
Solanum tuberosum: papa (wild in der Montana von Paletara).
Das Böse wurde dem Mond (Puil), das Gute der Sonne (Puichr) zuge-
schrieben.
Sil: Fixsterne.
Silg (süll): Planeten.
Site-silg: Pleyaden.
Canapuil: Monat (ein Mond).
Die Coconucos zerstörten ihre Saaten, damit die Spanier mit ihnen Hungers stürben,
und viele der Indianerstämme zerstreuten sich, der Sklaverei zu entgehen, in der Wildniss.
Die Coconucos (mit Pubenanos und Chisquios) bewohnten das obere Thal des Cauca,
PAEZES. 241
Gute von Puiteher (s. Mosquera). Die Planeten hiessen Silg (Süll)
die Fixsterne Sil, die Plejaden Site-silg.
Die Duhos und Bahaduhos wurden von den Pijaos, die aus
den Chocö zu den Paezes gekommen , unterworfen (Fresle).
Die Paezes (Nachbarn der Yalcones) im Thal Abirama waren
mit den Pijaos verbündet, die Pantagoras wohnten zwischen
Popayan und Neiva. Die Pijajos^) dienten den Fürsten von Apirama
für Sold (zwischen Popayan und Bogota).
Die Natagaymas wohnten in der. Ebene von Neyva, die
Coyaimas in der Sierra de Popayan. Neben den Pijaos gehören
zu den Pantagoras (am Ufer des Magdalena) die Guazquias,
Gualyes (in hohen Gegenden), die Tamanas, Marquetones und
Guarinoes in warmen Gegenden. Der auf dem Wege Angetroffene
wurde nach dem Opfer als Gott verehrt, einen Monat lang, bis ein
neuer gesucht war.
Francisco Cesar erstieg von San Sebastian die Sierra de
Abibe bis zum Hochthal Guaca (und Antioquia), wo der Cazique
•
sowie die östliche und westliche Cordillere, und in den Ortschaften von Coconuco,
Purave, Polindara und Silvia bewahren sich die besonderen Sprachen. In Vereinigung
mit ihnen kämpften (zur Zeit der Conquista) die Indianer von Pastos mit den Incas
(von denen sich das Zählen in Knotenstricken bewahrt hat , sowie das Kauen der
Coca). Die Coconucos wohnen südlich von Popayan (mit besonderer Sprache). Zwi-
schen Pasto und Popayan wohnten die Indianer Quillacingas, als Chapanchicas, Masteies
und Abades (zu Benalcazar's Zeit). In dem Küstendistrict wurde die Sprache Jitirigiti
(bis Jamindi) geredet, und dann die Sprache von Popayan (bis Timana). Die Häupt-
linge von Apirama (b. Popayan) mietheten die Tijajos genannten Indianer von den
Nachbarländern. Von den Rinkonern am Flusse Guali bemerkt Dapper, ,,dass sie das
Fleisch der geschlachteten Gefangenen in offenbahren Fleisch-schärren zu kauff bringen."
Der Cacique Payan (Popayan's) residirte in Puben. Die Sebondayes und Pastusos
(mit den Patias) kämpften mit den Incas. In den Häusern der Fürsten (b. Popayan)
fand sich (als Capelle) ein mit Matten ausgelegtes Zimmer, donde avia muchos recen-
sarcos de barro (Torquemada). Die eine Goldplatte (Patenas) im Kriege auf dem
Bauch tragenden Indianer von Popayan begruben die Leichen oder räucherten sie über
Feuer; die abgezogene Haut der Feinde wurde ausgestopft am Hause aufgestellt, oder
zum Verfertigen von Trommeln benutzt (neben Muscheltrompeten oder Folutos).
Die Krieger von Antioquia trugen auf dem Magen eine Patenas genannte Goldplatte
(1575). In Popayan sprachen die Zauberer aus einem Tiegerfell (Torquemada).
1) Die Pijaos entzündeten (wie die Muzos) die Holzhäuser der Spanier (im Kriege)
durch Pfeile, die mit Baumwolle umwickelt, dann in Terpentin getaucht waren (1610)
unter dem Caziquen Calarea (s. Plaza). Quilichao oder Jamyea (b. Caloto) wurde
durch die Pijaos und Paez zerstört, sowie Caramanta und Caloto (1641). Calarea
herrschte über die Pijaos in Buga (1588). Die Paezes (zwischen den Quellen des
Cauca und des Magdalena) schöpften "Wasser mit dicht geflochtenen Binsenkörben (s.
Rodriguez), wie in Californien.
Bastian, America. ^Q
242 DIE CHIBCHAS.
Nutibara^) herrschte (1537). Badillo erstieg die Cordillere (nach
dem Cauca zu), indem er den Dabeiba (Seitenstück des Dorado)
suchte (s. Perez).
Die Sprache der Cunas (am Atiato) wurde auch am Cauca
geredet^ von Quinchia und Caramanta bis zum untern Antioquia
(und Choco)-). Ueber die Sprache des Choco (Z. f. E. 1876, Hft. V.)
Die mit den Erzeugnissen ihrer Schmelzwerke Handel trei-
benden Tayronas (von denen die Bondas aus der Sierra Nevada
stammen) wurden mit den übrigen Indianerstämmen Santa-Martha's
oder (nach Peter Martyr) Cariai's durch die Einfälle der Chimi-
las bedrängt, und w^ährend sich die Goajiros auf der Halbinsel
festsetzten, flüchteten später die Aruacos (zu Alfinger's Zeit) von
der Sierra -nevada an die Ufer des Orinoco, wo sich Bewohner
aus Santo Domingo, Puerto rico, Trinidad, Margarita u. s. w.,
mit den Cariben mischten. Bei Santa -Martha (unter den Tan-
gongo) wurden Thonfiguren der Arauco gefunden.
Der Stamm der Macaren, Schmiede bei St. Martha, sculptir-
ten die' Felsen an der Confluenz des Carare und ^lagdalena.
In der Provinz Santamartha machten die (mit langen Pfeilen
bewaffneten) Chimilas Einfälle auf die übrigen Indianerstämme,
und neben den Tairona's "'') (mit Pocigueica als Hauptstadt) wohn-
^) Xutibara, Cacique in Abibe, wo der Dämon in Tigergestalt als Guaca (s. Cieza)
erschien, verehrte die Sonne (s. Herrera). Die Bewohner von Dabaybe kamen von
jenseits des Flusses Darien. Unter dem Caciquen Nutibara (Sohn Anunaybe's) herrsclitc
Quinuchu über die Bewohner des Berges Abibe. Die Sprache von Guaca wurde auch
in Nore (b. Antioquia) geredet. In Guanchicoa oder Tinya herrschten Antibara (zu
Vadillo's Zeit) und Mutibara (Quinochu's Bruder) bei Peta. Bei Nori hatten sich die
Indianer (zu A^adillo's Zeit) verschanzt, wegen der Einfälle (von jenseits des Flusses)
durch indios pequenos barbudos (s. Oviedo).
2) ]3ie Jesuiten bekehrten die Noanamas, Zitaraes und Chocoes (1654). Agregada
oder Malaga la nueva wurde zwischen den Flüssen Telembi und Patia unter den Indianern
von Pichilimbies und Cuiles gegründet (1541), sowie Barbacoas am Rio Telembe mit
Indianern von Barbacoas, Iscuande und Telembi. Parada besiegte die Indianer von
Barbacoas.
•^) Die Bondos bei St. Martha stammen von den Tayronas der Sierra nevada.
Nach Piedrahita finden sich Aruacos in der Sierra nevada von St. Martha (neben den
Tayrones bis zum Magdalena). Nach Untergang der (den Bondas und Bodiguas be-
nachbarten) Tayronas (mit der Stadt Posigueyca) folgten die wilden Chimiles. Die
Tayronas (in St. Martha) herrschten bis über die Urabaes (zwischen Carthagena und
Darien). La palabra Tayrona quiere decir fragua (s. Julian). In der Sierra nevada
(bei St. Martha) wohnten die Aruacos und Tupes. Das von Frances gegründete Dorf
der Aruacos am Orinoco wurde von den Cariben zerstört (vor den Conquistadores von
CUMANA. 243
ten die Bondas, Gairas, Tagangas, Goajiros, Cayalmas, Tupes,
Itotos, Motilones, Canchas, Pocabuses, Alcoholados, Zipuasas,
Tamalameques, Taironas (in Pozigueica), die Jiribocas, Bodiguas,
Zacas.
In den Provinzen von Riohacha, Upar und Santamartha wohnen
(als Wilde) die Goajiros, Motilones, Guainetas und Cosinas. Die
Indianer zwischen Santa Maria in Venezuela lebten in gemein-
samen Häusern (zur Zeit Ojeda's). In Upar wurden die Mahones
oder Zauberer verehrt (Herrera).
In Rio Hacha finden sich auf der Halbinsel die Goajires ^)
(bei Gewitter brennende Holzstücke werfend) und in den Bergen
die Aruaquen (deren Priester oder Mamma die Bergspitzen an-
rufen).
Als allgemeine Sprache wurde (in Cumana) die der Cumana-
gota geredet, dann die der Pariagotos, die der Chaimas, die der
Cabres und Maypures, sowie die der Caribes (s. Caulin). '*
Die Raubzüge der Cariben am unteren Orinoco erstreckten
sich bis in das Land des Apure und Zarare (s. Simon) sowie
(1583) bis in die Gegend von Valencia (s. Baralt).
den Inseln flüchtend). In den Gräbern de Sierra nevada wurden goldene Thierfiguren
und bearbeitete Steine gefunden (nach Julian), Tienen los Salvajes la misma figura
externa del honibre , a excepcion de los pies, que se extienden con los dedos hacia
atras, y el talon va por delante (in St. Martha), son especie de monos (St. Julian).
In den Höhlen bei Ocana fanden sich hockende ^Mumien mit Kleidern und Schmuck
(s. Julian). Die Erzeugnisse der Schmelzwerke der Tayronas bei Santa Martha wurden
(zur ZeitUrsua's) vom Cabo de la Vela bis Vraba verführt (Piedrahita). Julian sah
Marmorsäulen bei Santa Martha. Bei Santa ^Martha wohnten die Tupes (unter dem
Caziquen Coropomeima), die Guanaos, Chimilas, Itolos und Cariachilas (1576). Nach
Oviedo wohnten Aruacanas südlich vom Maracaibo-See. In St. Martha wurden nur
die auf Zeug oder von Gold gebildeten Figuren verehrt (Andagoya\
^ Die Guajiros haben eine Frau für die Feldbestellung und eine für den Krieg
(s. Mosquera). Die Malambo's wohnten an der Mündung des Magdalena, die Turbacos
bei Cartagena. Nach Piedrahita wohnten Tupes im Upar-Thal. Die Opones, Agatages
und Guanes wohnten von Suarez bis Jiron. Zwischen Chinacota und Cucuta wohnten
Verwandte der Motilones. Die Tamaleques (am Magdalena) kämpften mit den Zipuajas.
Neben den (eingeborenen) Cairi oder Carai auf Trinidad (s. de Laet) fanden sich die
eingewanderten Jaoi (zu den Caraiben gehörig) bei Parico, die Arwacae bei Carao, die
Sebay oder Salvaj bei Puerto del Gallo, die Nepoy bei Puerto de Galera, die Carine-
pagoto bei San Jose und die Naparimas. Die Cuicas und Timotes wohnten bei Me-
rida, ebenso die Chinatas und Lobateras. Die Chitareros wohnten in Pamplona.
Zwischen Santa Martha und Maracaybo waren die Stämme der Bonda, Malambo und
Tayrona als Macar-Ona verbunden (b. Castellanos). Die Guagiros von Santa Martha
grenzten mit den Chimilas (s. Piedrahita).
16*
244 DIE CHIBCHAS.
Die Sprache der Maypures (am Einfluss des Vichada in den
Orinoko) ist (wie die der Tamanaken) der der Moxos verwandt.
Die Sprache der Tamanaken (am rechten Ufer des Orinoko)
diente zum Verkehr zwischen den Stämmen am unteren Orinoko
(s. Gihj). Die Tamanaken bedienten sich (zu Handelsrechnungen)
der Knotenschnüre (wie die Cariben). Der Prophetengreis Amah-
vaca (bei den Tamanaken) liess die Felsschrift zu Encaramada
am Orinoco (Humboldt).
Die Zauberärzte (Jaci bei den Parechi) hiessen Piaci bei den
Tamanaken. Bei den Tamanaken kamen (nach der Fluth) die
neuen Menschen aus den Früchten der Mauritia- Palme, welche
die Geretteten hinter sich warfen (s. Humboldt).
Caribana (Guayana) ist von den Caribes benannt (Alcedo) ein Land der Guayanos.
Muchos vomitan para beber de nuevo (Gomara) in Cumana (wie unter den Huastekcn in
Paniico). Die Cumanas schwärzten sich die Zähne, llaman muger al que los tiene blancos,
como en Curcana (Gomara). In Cumana wurden die Gefangenen gemästet (s. Gomara).
Die den Arekunas (und Zapara) in der Sprache verwandten Macusi (zwischen Ru-
pununi, Parima, Pacaraima und Canuku- Gebirge) gehören (bei Schomburgk) zu den
Cariben. Neben den Zapara (am westlichen Eingang des Maracaibo-See) wurden die
Quiriquires (in Zulia) zu den Cariben gerechnet. Die Zapana wohnten - (nach Acuna)
in der Nähe der Omagua (bei Quito) Camuraray. Zu den Zaparos (zwischen Pastazo
und Napo) gehörten (nach Osculati) die Jaquitos (am unteren Napo). Die Jivaros
kämpfen mit den, den (Caribischen) Macusi verwandten Zaparos. Die Guaranchias
wohnten in Paraguay (s. Carli). Akawai oder Arawaak (der in der Nacht Arbeitende),
als Schöpfer der AVeit bei Caraiben (wie Makunaima bei Macusi und Aluberi bei
Arowaak) verwandelte die vom Baum gehauenen Zweige in Thiere und schuf den
Mann, sowie bei seinem Schlaf die Frau, und als der böse Epel die Fluth sandte, er-
fuhr der in einem Canoe Gerettete durch die Maiskolben der Ratten das Verlaufen
und schuf Menschen durch das Hinter-sich-werfen von Steinen (s. Schomburgk). Bra-
i silien hiess Gioachemo (zur Zeit des Columbus). Die Otomaken (zwischen Apure und
'Sinaruco) waren vom Meta hergekommen.^ Bei den Arowaken schuf Kurumany den
Mann und Kulimina die Frau. Unter den Gandules bei Carora) wurde (zu Alonso de
Herrera's Zeit) ein Aruaco angetroffen, der sich aus den Guayanas dort niedergelassen
(s. Simon) 1535 (neben Cariben). Die Cariben nahmen auf ihren Fahrten Balken und
aus Stöcken geflochtene Bollwerke mit, zu Verschanzungen (s. Navarrete) oder Palen-
que's. Der Häuptling der Cariben hiess Guaxiro. Die Zaparos (unter den Quiriquires)
waren von Nigale beherrscht (am See Maracaybo). Die Quaipunabis (unter Cuserii)
(Nachfolger des Häuptlings Macapu) herrschten am oberen Orinoco (XVIII. Jahrhun-
dert). Crucero (Häuptling der Quaipuralus) zog von Inirida nach Sipapo, die Indianer
am unteren Orinoco bekämpfend. Die Quaipuralus trieben die Cariben zurück, Ceseru
herrschte über die Guaipuralus in Atabapo. Der Häuptling Cocui. der (mit den Guai-
purabis des 'Rio Inirida kämpfenden) Manativitanos und Marespisanos residirte auf dem
(Glorieta del Cocui genannten) Fels am Rio negro (XVIII. Jahrhundert). Im Innern
von Guayana wurden metallene Halbmonde getragen (nach Martinez). Die Cuicas
STÄMME. 245
(zwischen Tocuyo und Truxillo) opferten den aus Baumwollfäden gefertigten Idolen
im Tempel, wo der Mohan oder Priester mit dem Dämon redete (s. Simon). Die
Cuicas und Timotes (bei Truxillo) opferten den Idolen aus Erde und Holz Cacaobutter
(als Brandopfer) sowie Baumwolle und edle Steine (s. Piedrahita). In dem (Canapot
benachbarten) Ort Taragoaco (im Krieg mit Zarnaco) fand Heredia Köpfe aufgesteckt
(bei Cartagena). Die Tucuyos (bei Maracaybo) trugen die Genitalien in einer Cala-
basse. Der Häuptling Uri apari herrschte an der Küste von Poria (zu Sedeiio's Zeit).
Die Yaruros wohnten am linken Ufer des untern Apure. Die Motilones wohnten am
Zulia, die Curates bei Ocana, die Bolures zwischen San Pedro und Gibraltar (zwischen
Cucuta und Tocoyo), die Nirvas mit den Girahares am Flusse Nirva. Die Cuybos
grenzten mit den Caquetios bei Bariquisimeto (zu Federmann's Zeit). Die Macanaes
(von Maracapuna) waren aus Venezuela nach Calamar gekommen (als Eroberer) und
bewohnten (als von Heredia bekämpft) die Insel Carex (mit dem Propheten Caron).
Oca und Tubara waren den Cipacuas (im Krieg mit den Mahates) unterworfen, die
ein goldenes Stachelschwein verehrten (sowie ihre Unterwerfer in Camapacua goldene
Enten) 1532. In Calamar wohnten die Yurbacos. Neben den Chiugotos (bei Maraca-
pana) wohnten die Zabanas (Herrera). Die Cuybays oder Coyones wohnten in Mara-
caybo. Barbacoas (bei Tocuyo) liegt in der Provinz Barquisimeto (Venezuela), von
den Jirajaras, Nirvas, Cuibas, Tocuyos, Gueros, Gayones, Omocaros und Yancaconas
(in Verwandtschaft mit den Tacariguas am See Palencia und den Caiquetias in Coro)
bewohnt (auf der Serrania de Nirgua). Unter Bäumen lebend, kochten die Cunariguas,
Atatiguas, Coyones, Quibores, Baraquicimetos und Andere (bei Tocuyo) das "Wild in
seinem eigenen Fell auf heisser Asche (s. Simon). Die Baraquicimetos (mit Cunari-
guas, Atariguas, Coyones, Quiborez u. s. w.) wohnten unter Bäumen. Die Corianas
bei Coro (unter dem Caciquen Manaure) bedeckten sich die Genitalien mit Calabassen
(Herrera). In Maracaybo fanden sich Häuser, mit Waffen auf Pfeilern über dem
"Wasser (Herrera). Die Caracas wohnten auf den Lagunen von Tocarigua. Die Bobu-
res (neben den Coromochos des Gebirges) hatten Tempel, um mit dem Dämon zu
reden (Herrera). Federmann traf Zwerge im Gebirge der Ayamanos. Dalfinger fand
bei den Alkoholados (bei Rio de Cartagena) goldene Rüstungen in Form eines Har-
nischs. In Manicuri wurde gleiche Sprache mit Caricuri geredet (zu Ursua's Zeit).
Jipijapa wurde genannt von einem antiguo cacique. Neben den Pocabuyes wohnten
am See Maracaybo die (gesitteten) Alboholadi und in den Bergen die (wilden) Coro-
mochi (s. de Lact). Die Pariagotos bildeten den ältesten Stamm in Cumana. In Cu-
mana wurde der (nicht getödtete) Frosch als "Wassergott verehrt und wurde im Topf
gehalten, um bei Dürre gepeitscht zu werden (s. Caulin). Die Seelen gehen beim Tode
zu einer Lagune im Bauche einer ungeheueren Schlange, die sie nach glücklichen
Gegenden führt, um beim Tanz und im Trunk sich zu erfreuen (in Cumana). Dem
getödteten "Wild giessen die Palenques Getränk in den Mund, damit die über diese
gute Behandlung erfreute Seele die Uebrigen rufe (in Cumana). Beim Kriege wur-
den zwei Knaben im Dorfe gepeitscht (damit ihre Standhaftigkeit den Ihrigen den
Sieg erringen lasse) und wurden dieselben in eine Hängematte gesetzt, um nach einem
Ziel so viel Pfeile zu schiessen, wie Feinde zu tödten sind (in Cumana). Cuando
alguna india pare, acostumbran sus maridos quedarse algunos dias encerrados, por el
aguero de que saliendo a trabajar, enferma y muere el recien nacido (Caulin) in
Cumana.
In Venezuela (s. Codazzi) gehörten (zur Zeit der Conquista) zu der sprachlichen
Familie Caribe-Tamanaco :
246
DIE CHIBCHAS.
die Cariben am untern Orinoco,
Tuapacos und Cuneguaras zwischen Caripe und Maturin,
Yaos in Trinidad,
Vayamaras an der Quelle des Paragua,
Arecunas an der Quelle des Caroni,
Chaimas in Cumana,
Cumanogotos bei Barcelona,
Palenques und Guarives bei Caracas,
Pariagotos in Paria,
Tamanacos zwischen Cuchivero und Suapurc (unter Guaiquires),
Vara-Mucurus am Cuchivero,
Guiriguiripas am Caura (und Armacotos),
Ariguas in Angostura,
Guayanos an der Sierra Imataca,
Guaraunos am Delta des Orinoco,
Guaiqueries auf der Insel Margarita,
Aruacas am Atoparan und Mazaruni,
Arecunas an der Quelle des Caroni,
Gandules an der Küste Coracas,
Caracas zwischen Tui und Guaira,
Tumusas und Quiriquires in den Thälern von Chupaquire und Cupira,
Tacoriguas am See Valencia,
Amaibos zwischen Orituco und Tisnados,
Curaguas in Camaguan.
Besondere Sprachen redeten :
die Guahibos an der Quelle des Orinoco,
,, Quiriscanas und Ririchanay in der Sierra Parima,
„ Guaicas am Caroni und Nebenflüssen des Cuyuni,
„ Guahibos am Meta und zwischen Orinoco und Vichada,
„ Chiricoas am Apure und zwischen Meta und Vichada,
,, Otomacos und Guamas zwischen Apure und Orinoco (sowie Guacuaros),
,, Yaruros und Yoapines bei Caicara, *
„ Yaruros in Betoyes am Casanare und Apure,
,, Gyros am Suripa,
„ Taparitos am Caura,
,, Manitivitanos am Rio Negro (in Venezuela),
„ Marepisanos am Rio Negro (in Brasilien),
,, Cheravichehanas am Guainia,
„ Barias in Guayana (der Portugiesen),
„ Banibas am Casiquiare,
„ Vaupes am Ucayari,
„ Salivas am Meta und Casanare, i
,, Atures bei Atauripe,
„ Quaquas und Mapoyes bei Barraguan, ]
„ Macos und Piaroas am Sipapo und Cuchivero,
,, Guainares und Guinaos am Padamo,
„ Mavitza am Merevari,
VENEZUELA. 24'
die Goajiros mit
Cocinas,
Sabriles und Cucinetas,
Caveres oder Cabres am untern Orinoco,
Guaipunabis am obern Orinoco und am Guainia, I
Etenamos zwischen Mariate und Camari (und Parenes), I
jSIaipures am obern Orinoco, |
Panares am Afato, ^
Ecuanabis am Casiquiare und Rio Negro, ■
Achaguas am Apure, t
Maquiritares am Padamo und obern Orinoco (mit Arivianos),^
Carasicanas am Mapichi, '
Muyscas in Cundinamarca, \
Mucuchies bei Merida, (
Timotes bei Trujillo, ^
Zaparas am Maracaibo (mit Aliles, Tamanares, Bobures, Toas, Quiriquires,
Carates, Alcoholados),
Motilones bei Santa Marta,
Jirijaros bei Barquisimeto (mit Nirvas, Cuibas, Tocuyos, Gueros, Gayones,
Omocaros und Yanaconas),
Caiquetias bei Coro,
Guaranaos in Paraguana,
Topuros im Gebirge,
Baraures am Araure,
Turariguas am Cojede.
Die Curivanas fanden sich am Mavaca,
Curuchupanos am Gheta,
Guaipunabis am Inirida,
Maquiritares am See Carida,
Guahibos am Vichada und Meta,
Amorua am Vichada,
Macos am Pargueni und Anaveni (sowie in Mapichi und Padamo),
Piaroas am Cataniapo und Sipapo,
Mariani am Samariapo,
Etanamos am Mariata und Camani,
Averianos am Mataza,
Curachicanas am Mapichi und Yavitari,
Avirianos am Paruname,
Yocuras am Yao,
Guainares und Guinaos am Continamo,
Guaicas am Ocamo,
Guaharibos am Orinoco.
Quirisicanos in der Sierra Parima,
Maqueritares am Ventuari,
Mandavacas am Pacimoni,
Barias am Barima,
Cunipusanas am Siapa,
Tapiras am Castano,
248 DIE CHIBCHAS.
die Yabanos am Turvaca,
„ Azaneni am Guainia,
,, Macuenis am Macuenis,
„ Panares am Cuchivero,
„ Aguamonos, Guaiquires und Parecas am Chivapari und Suapure,
,, Mapoyes und Piaroas am Augacoa und Parguaza,
„ Panares am Mato,
„ Taparitos am Nicare,
„ Cadupinapos zwischen Erevato und Caura,
„ Arinacotas und Armacotos am Caura,
,, Mayoncong, Quevacu und Mavitzi am Merevari,
,, Guaicas am Macapa und Camuran,
,, Camaragotos am Camarata,
„ Cachiragotos am Poragua,
,, Arinagotos am Yuruari,
„ Barinagotos am Caroni,
„ Arecunas in der Sierra Rocaima,
„ Acavai am Sibaroni,
„ Aruacas am Atoxaran,
„ Caribes am Arascari und Cuyuni,
„ Guaicas am Guainia,
,, Guaraunos am Barima,
„ Guaraunos und Mariusas am Delta des Orinoco,
,, Guajiros bei Macaraibo,
„ Yaruros, Chiricoas, Guamas und Otomacos in den Ebenen des Apure
als Indianerstämme Venezuela's.
DIE
STÄMME DES ISTHMUS
(IN DARIEN UND NICARAGUA).
Unter den mit dem Häuptling von Nata (bei Santjago)
kämpfenden Escoria (den Besitzern der Salzwerke) fand sich eine
Menschenart riesrgen Körperbaues (s. Andagoya), que se precia-
ban de cavalleros y valientes (s. Herrera) oder (nach Navarrete)
eran caballeros y tenian gran presuncion de valientes ^) (auf Brust
und Armen tättowirt).
Sie gingen in den Kriegen mit dem Häuptling Pariz meist
zu Grunde , und dieser Cutatura genannte Fürst der Pariza
(bei Parita), der die Länder Quema (Suema), Chicacotra (Chica
Cotra) Sanganä (Saganä) und Guarage (Guarare) erobert hatte
(und von dem Häuptling Ubsaguco Vasallenhuldigung erhielt),
vernichtete auch die von Nicaragua eingefallenen Alenschenfresser,
die nach der Gründung von Tauraba oder Tubrava sich wegen
ausgebrochener Krankheiten wieder auf dem Rückweg fanden.
Neben Pananome, Bruder des blinden Caciquen Totonaga
(bei Taracuen), herrschte (bei Tavor) Cheru, Nachbar Nata's, der
mit dem Caziquen Pariza grenzte (zu Badajoz' Zeit).
Wegen seines Kriegsglückes wurde dem Cutara, Häuptling
von Pariza, Macht über die Tuyraes oder (antillische) Dämonen
zugeschrieben, und ebenso galt sein Bundesgenosse der Fürst
von Chicapora, (zwischen Quema und Uragara) als von Dämonen
oder Tuyraes beschützt (s. Gaspar de Espinosa).
Von Gracias ä Dios bis Portobello mit vielen Häusern (und
mit Anpflanzungen bis Nombre de dios) trugen (zu Colon's Zeit)
die Eingebornen Spiegel (und Adler) von Gold in Cariari, Cara-
1) Die Indianer in Chiriqui wurden ihrer Tapferkeit wegen Valientes (Indios bravos)
genannt. Die Dorachos wohnten im westlichan Chiriqui. Die Chiru wohnten zwischen
Panama und Nata.
252 DIE STÄMME DES ISTHMUS.
raro, Catiba, Huriran, Cubiga. In Guiga wurde Schmuck in
Ohren und Nasen getragen. Zu Balboa's Zeit herrschte der
Cacique Comague an der Nordküste Darien's.
Vom Häupthng von Chiape, sowie dem durch ihn zum Frie-
den bewogenen Häupthng Tumaco hörte Baiboa, esse in eo sinu
caeteris grandiorem insulam (s. Peter Martyr) potente uno rege
contentam (der Raubflotten aussandte). Nach Gomara fand Bai-
boa Neger in Quareca. In Ochus wurde von den Chiapaneken
der schwarze lalahan verehrt (nach Las Casas).
Die mit dem Häuptling Bagatto (Bogota), Nachbarn der die
Sonne verehrenden Indianer von Tunia (Tunja), kämpfenden Ca-
ribbees des Flusses (s. Santa Martha) brachten ihrem Kriegsgott
Chiappe Menschenopfer (s. Benzoni). Die Cariben (von St. Martha)
, »führen ihren Abgott Chiappam mit jhnen im Krieg" (mit Blut
der Menschenopfer bestrichen). In Chama, neben Nata, an Paris
oder Parita (bei Panama) grenzend, herrschte der Häuptling
Chiapes. In Cartagena wurde der Götze Chiappe in den Kriegen
mitgeführt.
Von den Apalachen in einen Ueberfall besiegt, wurden die
Kofachiter als Karaibaner bezeichnet, „welches so viel heisset,
als unversehens übergekommene" (s. Dapper). Menschenopfer
fanden sich bei den „Indiani Caribi e quelli che si chamano Cho-
rothegas" (s. Ramusio). Caribbi usano in guerra armature d'oro,
Caragoli y Tamburi per sonare. Die Cariben (der Musquito-Küste)
gelangten, durch die Engländer von San Vincente nach der Insel
Roatan gebracht (1796), nach der Küste von Honduras, als rothe
und (in Folge afrikanischer Mischung) schwarze. Die Engländer
heissen (bei den Brasiliern) Ajuru-juba, die übrigen Europäer aber
Karaiba oder Pero (s. Dapper). In Darien wurden die Spanier
Guacci (wilde Thiere) genannt.
Die Sprachen von Escoria und Nata waren so verschieden,
um für die Unterhandlungen Dolmetscher zu benöthigen. Wieder
eine andere Sprache wurde in Chiru geredet und in Chame,
(s. Navarrete), an Pariz grenzend, (zwischen Chiru und Panama)
die Sprache von Coyba. Nach Perez wurde die Cueva-Sprache
in Chocamas^) geredet, und in Comagre und Biruqueta, sowie
am Golf St. Miguel und in Coiba (nach Andagoya).
^) Von den (Cueva redenden) Chocamas stammen die Terevis und Knapas in Chi-
riqui, die Guaimies in Veragua, die Mandingas, Anachunas und Cunas bis Portobelo
D ARIEN. 253
Die auf beiden Seiten des Isthmus von Darien wohnenden
Cueva ^) erstreckten sich (nach von Frantzius) im Westen bis zum
Golf von Nicoya. Von dort bis nördhch zur Fonsecabay dehnten
sich (mit Mexicanern gemischt) die zwischen der Lagune von
Nicaragua und dem Pacific wohnenden Chorotegas aus, während
nach der nordöstlichen Abdachung die Halbinsel von den wilden
Jägerstämmen der Chontales bewohnt wird (unter dem allge-
meinen Namen der Barbaren begriffen).
Die bei Nombre de Dios aus Honduras eingewanderten Chu-
chures redeten eine von dem (über Darien verbreiteten) Cueva
verschiedene Sprache, und die Sprache der (den Cariben ange-
näherten) Cuibas (bei Tucuyo) spaltete sich (nach Herrera) in eine
Mehrzahl von Dialecten.
Während am Nordmeer der Häuptling Pocorosa residirte,
erstreckte sich, an das dem Acla verwandte Cueva (mit Santa
Cruz) stossend, Peruqueta, vom Golf von St. Miguel bis zum andern
Meer. Cueba oder Coyba bezeichnet weit entferntes (Land) in der
Sprache der Darier (s. Ternaux Compans). Coaibai oder Coyaba
bezeichnete das Land der Ahnen (aufHayti). Die Bewohner von
Tocuyo (wo Baumwolle verwebt wurde) sunt e gente Cuibarum
(s. de Laet).
Auf Darien folgt die Landschaft Caretä und dann Acla (wo
die feindlichen Brüder kämpften, weshalb Menschenknochen ge-
nannt) weiterhin (nach Westen) Comagre, darauf Cueva bis Piru-
queta, mit den Behetrias (ohne Fürsten) grenzend, und wurde
überall* dieselbe Sprache von Acla geredet, sowie auch (aber ver-
feinertes) Chiame und Coyba (s. Herrera). In Tobie und Trota
(bei Panama) herrschen vier Fürsten verschiedener Sprachen neben
Nata (mit Escoria kämpfend), dann folgten Chini, weiterhin Chame
(mit der Coyba-Sprache) und so Paris (mit Escoria kämpfend)
mit den Fürsten Cutatura (Herrera).
und die Tules, Chucunaques, Darienes und Paparros auf Darien. Oviedo unterscheidet
die Sprachen von Coiba, Burica und Paris, und neben den Simarones, sowie den Sprache
von Acla (s. Andagoya) und den Cueva (in Comagre, Biruqueta, Coiba, Chuchura)
werden die Sprachen von Tobreytota, Nata, Chiru, Chame, Paris, Escoria, Chicacotra,
Sangana, Guarare erwähnt.
1) In Coiba (zwischen Peruqueta, oder Biruqueta und Adechame) wurde die Sprache
von Acla gesprochen, wie in Cueva (neben Peruqueta). Die Cuibas bei Tocuyo redeten
verschiedene Sprachen. Das Cueva wurde in Coyba geredet (Comague in Darien),
ebenso in Biruqueta.
254 DIE STÄMME DES ISTHMUS.
Von dem Gebiet des Caciquen Careta durch das Land des
Caciquen Ponca in das Reich des Caciquen Quarequa (dessen
Widerstand besiegt wurde) gezogen, erbhckte dann Baiboa beim
"Weitermarsch von der Höhe der Sierra das Meer, von dem ihm
der Sohn des Caciquen Comagre (als von goldreichen Königen
umwohnt) gesprochen hatte. Nachdem bei Absteig (nach dem
Siege der Spanier) mit den Chiapes des Kaziken Chiapa Frieden
geschlossen war, sandte Baiboa Kundschafter auf die Wege zum
Meere, in w^elches Alonso Martin, zwei bei der Ebbe trocken ge-
legte Canoas antreffend, nach der Fluth hineinfuhr und Nachricht
brachte, w^orauf Baiboa folgte und (einige Canoas der Chiapes
mitnehmend) dann nach einigen Kämpfen mit dem Kaziken
Coquera sich (trotz der Warnungen der Chiapes wegen der
schlechten Jahreszeit) auf Canoas einschiffte (bei St. Miguel).
Auf die Botschaft des Caciquen Chiape kam (aus einem Winkel
des Golfes) der Cacique Tumaco und brachte (neben Gold) Perlen
(von einer durch einen Caciken beherrschten Insel), von der Aus-
dehnung der Küste bis Peru (wo Lastthiere, durch eine Figur
aus Lehm versinnlicht , gebraucht wurden) erzählend (und eine
Karte zeigend). Auf dem Rückweg wurde in Poncra, w^o der
tyrannische Cacique getödtet war, weitere Nachricht über Peru
gehört (s. Herrera).
Am Golf St. Miguel herrschte der Häuptling Chiapa über
die Chiapeses (neben dem Häuptling Coquera). Mit dem Häupt-
ling Careta oder Chima grenzte der Häuptling Ponca, sowie Co-
magre, dessen Sohn Ponquiaco an Balbao Nachricht über das
goldreiche Land Tumanama gab (s. Gomara). Mit Tumanama
grenzte Pocorosa, in der Nachbarschaft des Häuptlings Corizo
und der Eroberer Pocra mit dem Häuptling Teoca. Acla hiess
Careta bei den Indianern von Cueva (s. Oviedo) mit den Tradi-
tionen alter Schlachten. In Cueba^) oder Castilla del Oro wurde
Sonne und Mond verehrt (nach Oviedo) durch die Tequimas
(Zauberpriester).
Die Chiapes an der Küste bei St. Miguel befahren das Meer
in zusammengebundenen Canoes (zu Balboa's Zeit) und die Cuevas
bedienten sich in ihren Fahrzeugen der Segel (nach Oviedo).
Von Comagre's Sohn wurde den Spaniern erzählt, dass bei
^) Der Chagre floss in der Nähe Panama's en la provincia de Cueva, qua agora
se llama Castilla del Oro (s. Oviedo;.
COMAGRE. 255
ruhigem Wetter auf dem Pacific die Schiffe aus grossen Fürsten
aus dem Süden ankämen, wie auch Tumaco Handel trieb
(s. Petrus Alartyr).
Baiboa hörte von dem Caciquen Tumaco, dass in Peru:
usavan (los naturales) ciertos animales, adonde ponian sus cargas,
que eran las ovejas de aquellas provincias, y de tierra hizo una
figura para que mejor se entendiesse. Estavan los Castellanos
admirados, unos dezian que eran Camellos, otros que Ciervos 6
Dantas, de las cuales ay muchas en Tierra firme (s. Herrera).
Aus den Erzählungen von Comagres Sohn über das Südmeer
und dessen Könige, die aus goldenen Gefässen ässen u. s. w. ging
hervor, que aquellas gentes y los del Darien, tenian mucha noticia
de las gentes y riquezas del Peru, y de las balsas con que
navegavan con remos y velas (Herrera). Panquiaco , Sohn
Comagre's, benachrichtigte die Spanier (Nicuesa's) von den reichen
Goldländern in Tumanama (s. Gomara).
Nach Dapper erhielt Baiboa durch den gefangenen Fürsten
Pankinako die erste Nachricht von Peru.
Auf der weiteren Reise, von Honduras bis zum Puerto de
Mosquitos hörte Columbus von der Südsee (1503), von deren
Existenz er in Chiriqui erfahren hatte (1502), und beschifft wurde
sie zuerst von Beruito (mit Balboa's Expedition). Bei den Chiriqui-
Inseln hörte Colon (durch den Häuptling Cuzarro aus Cariari) von
den reichen Eändern Ciguare im Westen (am andern Meer).
In Chochama (am Golf San Miguel) wurden beim Vollmond
Einfälle durch Canoes gemacht aus dem Lande Biru, wo sich
Festungen am Flusse fanden (bis San Juan). Die Bewohner von
Biru schützten sich durch Schilde gegen die (menschenfressenden)
Cariben^) (aus Darien) unter den Häuptlingen Capucigra und
Tamasagra. Die Peties (Nachbarn von Chasquio) handelten mit dem
Häuptling Jangono.
Zu den Anfahrten der Küste kamen Landwanderungen,
zwischen welche die von Soconusco nach Nicaragua ihre Aus-
läufer erstreckte, und sie bewegten sich auf einem, in heimischen
Traditionen, von geflügelten Zuwanderern redenden Boden.
Als nach einem Gewitter mädchengesichtige Vögel Menschen
raubten, wurden sie durch verbogene Spitzpfeile getödtet (s. Peter
1) Runak-miccu (micuni, essen) giebt Holguin als Caribisch und bei Domingo de
St. Thomas findet sich Cari, als Hombre varon.
256 DIE STÄMME DES ISTHMUS.
Martyr) auf dem Isthmus (Harpyenartig, oder bei den Canar mehr
gleich den Sirenen).
Die Guaimies oder Huamies (s. Hervas), als Bewohner von
Veraguas (mit den Dorachos im Westen und den Savaneric im
Norden) waren (nach Cieza de Leon) von dem Darienfluss ^) dort-
hin ausgewandert.
Nach Herrera waren die (bei Oviedo) bärtigen Zenu den
Uraba verwandt. Am Golf von Uraba wohnten die Cuna (Cunas).
Zenu (bei Uraba) olim vicinarum gentium veluti coemeterium fuit,
wohin man aus der ganzen Umgegend die Leichen zum Begraben
brachte (s. de Laet). Der Cacique Dabeyba am Rio San Juan
kämpfte mit Cemaco in Darien (Gomara). In Abibe wiederholten
sich Dorado- Sagen. Am Rio Negro herrschte Abenamaguey.
Neben den Baumwohnungen-) am Rio de Abibeyba herrschte
Abraybe (zu Balboa's Zeit).
Unter den (bei den Caraiben) als Guaxiro bezeichneten Fürsten
(Tebi oder Quebi), (Tiba''^) oder Jura) standen (bei den Cuevas;
1) Decian los Indios de esta region que habia sido su naturale9a pasado el Gran
Rio Darien (am Golf Uraba). Nach Biru zwischen Chochama und San Juan (bei
Buenaventura) gelangend, fand Andagoya den Fluss aufwärts eine Festung. En este
provincia supe y hübe relacion ansi de los seiiores como de niercaderes y interpretes
que ellos tenian, de toda la costa de todo lo que despues se ha visto hasta el Cuzco,
particularmente de cada provincia la manera y gente della, porque estos alcanzaban por
via de mercaderia mucha tierra (bei Navarrete). Andagoya entdeckte (1522) die Land-
schaft Biru. In Chochama (mit Cuvea-Sprache) hörte Andagoya (am Golf S. Miguel)
como por la mar venian cierta gente en canoas a hacerles guerra todos las lunas llenas,
y tenian tanto miedo de aquella gente los de aquella provincia, que no osaban ir ä la
mar ä pescar, estos eran de una Provincia que se dice Biru, donde corrompido el
nombre se Hämo Pirü (s. Andagoya).
2) In Abieiba (am Zufluss des Rio Negro) wurden die Häuser auf Leitern er-
stiegen (zu Vasco Nufiez* Zeit). Der Wohnsitz des Caciquen Abibeiba (in mezzo dl
grandissimi paludi) mit den übrigen Behausungen erano fabricate in questo modo :
„Sopra li rami d'un grossissimo arbore, che da ogni canto si vedeuano spessi e folti,
havevano intraversati molti legni e di quelli fatto, como un palco, quäl poi era diviso
in altre parti, lequali d'intorno erano serrate da legni, con tanto artificio collegati in-
sieme, che potevano sopportar ogni impero di vento, per grande che'l fusse, di sopra
poi con alcune herbe e foglie erano coperti (bei Ramusio).
3) Der König (Mencey oder Herr) hiess (auf den Canarien) Quebehi oder Quebe-
chi (Quebechiera oder Kabeheira), neben dem Mencey (Fürsten) herrschend. Berthelot
findet Aehnlichkeiten in Localnamen der Canarien mit Hayti. Die Bewohner von
Tenerif heissen AVandsch-tinerfe (Wandhs oder Mensch). Die Edlen (auf den Canarien)
heissen Guayre (s. Viera) und Gayre (b. Galindo), Huairi bei Chunchos. Die (von der
cuEVAS. 257
die Adligen oder Saco ^) (s. Valdez) und durch kriegerische Tüch-
tigkeit ausgezeichnete Gemeine wurden (in Pocorosa) zu dem
Rang eines Cabra erhoben, worauf sich ihre (wenn legitim ähnlich
bezeichneten) Frauen den Titel Espave (Hespobe) beilegten. In
Cueba begleiteten die Frauen in den Kriegt), die in Uraba selbst
die Anführers chaft übernahmen (s. Oviedo), und die als Frauen
gekleideten Männer (w4e Baiboa in Quarequa traf) oder Camoysas
(während die Huren Irachas hiessen) umgaben die Fürsten. Die
Häuptlinge oder Saco (Sagamo im Norden), vor deren Hause die
grosse Lärmtrommel (bei den Cuebas) stand, wurden (s. Oviedo)
in Hängematten getragen (besonders von den hautschwieligen
Caratas), wie die von Abibe in Sänften.
Bei den Cuebas bemalten sich die Häuptlinge mit bestimm-
ten Zeichnungen, die auch von allen ihren Vasallen angenommen
wurden, vom Kinn abwärts (während die Sklaven an der Stirn
und auf den Backen gekennzeichnet w^urden). Der Thronfolger
enthielt sich der Zeichnung, bis er selbst die Fürstenwürde be-
kleidete, um dann ein neues Wappen einführen zu können
(s. Oviedo). In ähnlicher Weise wie bei den Azteken die Stam-
meszeichen, dienen die Totem's des Nordens und die Kobong in
Australien, während die Neger am Niger ihr Stammeszeichen
blasen (nach Art schottischer Clan's) und die des Südens es tanzen.
Auf dem Isthmus von Panama wurden diejenigen, welche
Narben aus den Kämpfen davongetragen hatten, als Cabra ge-
ehrt. In Cueba adoptirte jeder Fläuptling ein Bemalungswesen
des Ranges, den seine Vasallen einnahmen, und der Sohn unter-
schied sich von dem Vater (Oviedo). l
Die Indianer (zwischen Casina und Gracias a dios) brannten
sich Figuren ein und bemalten sich bei Tänzen (mit vergrösser-
ten Ohren).
Bei den Cuevas wurde den Sklaven das Wappen des Häupt-
den übrigen Canarien unterschiedenen) Sprache von Tenerif seems to have some re-
semblance to the Peruvian or some other American tongues (s. Glas). In Veragua
wurde der Häuptling Quibio angetroffen (zu Colon's Zeit). Die von Tiba beherrschten
Unterthanen heissen Churigras (s. Despinosa). Neben den (unter den Sagamores) herr-
schenden Tyhee finden sich Sitkum Tyhee (half chiefs) über den Tenass Tyhee (gent-
lemen commoners) in Vancouver-Island (s. Macfie).
1) Die Zwistigkeiten der Fürsten mit Lancerote wurden durch die Seherin Tibiatin
und ihre Tochter Tamonante geschlichtet (s. Glas).
2) An der Mosquitoküste bilden die Sokee die Beschwörer (s. Henderson).
Bastian, America.
258 DIE STÄMME DES ISTHMUS.
lings eingebrannt (s. Oviedo), den Paco genannten Sklaven wurde
zum Kennzeichen ein Vorderzahn ausgerissen (bei den Cuevas).
In Coyba (wo Yuana herrschte) wurden den Sklaven die
Backen mit Knochen oder Gräten schwarz geprickelt (s. Gomara).
In Darien wurde dem im Gesicht gezeichneten Sklaven ein Zahn
ausgezogen (s. Gomara). In Darien waren die Hirsche heilig
und wurden die abgefallenen Geweihe aufgesteckt (s. Wafer).
Die Cuevas wechselten ihre Anpflanzungen mit Erschöpfung
des Bodens, gingen aber in ihren "Wanderungen nicht über den
Bereich des Caciquen hinaus (s. Oviedo). Die Dorachos w^aren
(nach Wafer) geschickt im Weben. In Nicaragua waren den
Männern weibliche Beschäftigungen zugetheilt. In Darien zogen
die Frauen mit den Männern in den Krieg (Gomara). In Cumana
kämpften die Frauen wie die Männer (Gomara). In Paria führ-
ten die Frauen Waffen (s. Gomara).
Wie der Titel Saco im Isthmus auf den vSaque der Muyscas
führt, so der Cabre auf den Cabres oder Cavere, welche nach
langen Kämpfen am untern Orinoco mit den Cariben, durch deren
Häuptling Tep vertrieben oder vernichtet wurden, bis auf die am
Rio Negro versprengten Reste. Die ihnen verwandten Guaipu-
nabis dagegen beschränkten unter ihrem Häuptling Macapu und
seinem Nachfolger Cuseru den Fortschritt der Cariben am oberen Ori-
noco, wanderten indess zum Theil unter dem Häuptling Crucero von
Inirida nach den Bergen von Sipapo. Von ihnen stammen die
Etenamos zwischen Alariate und Camani, die mit den Maquiritares
kämpften und sich unter Crucero bei Atabapo niederliessen. Die
Zauberpriester hiessen Leles (auf dem Isthmus). Leli, vigilans,
attentus, expertus (in Chilidugo).
Als Oberherr herrschte in Coyba der Quebi, wie der Que-
behi^) in Tenerif, wo die Harimaguadas genannten Jungfrauen in
den (in Mexico und Peru bekannten) Klöstern erzogen wurden,
während Acha-Hurahan als Name des Gottes (Achaman) den
Huracan der Antillen zurückruft und der auf Canaria als Fels
verehrte Idafe den Idacanzas und die Felsverehrung der Faches.
Dass unter den Bevölkerungsklassen heller und dunkler Fär-
bung (auf den Canarien) die letzteren (wie schon viele Namen be-
1) Quebehi wird mit Kebir in Beziehung gesetzt, wie die canarischen Worte
Faycan (Priester), Echeyden (Hölle oder Unterwelt) und Eraohanhan (als Gottesname)
mit Faquair (Fakir), Echeitan (Satan) und Rahhman (der Barmherzige;.
MANDINGES. 259
weisen) auf islamitische Beziehungen späterer Einwanderung deu-
ten, zeigt sich auch in dem (in Canaria) in der Höhle Asteheyta als
Schutzherr (Aranfaybo) gefütterten Schwein, gleichsam das heihge
Thier eines früheren Cultus, das man vor dem ihm feindlichen
Himmelsgotte verborgen hielt, ausser dass man es (wenn bei
langer Dürre kein Gebet Regen gebracht) frei umherlaufen liess,
also gewissermassen durch die Noth dazu bewogen, um nun wieder
durch seinen verhassten Anblick den Himmelsgott zum Herab-
senden des Regens zu zwingen, der dieses unreine Thier in seine
dunkle Höhle zurücktreiben würde.
Die Mandingas wohnen auf dem Isthmus an der Bay von
Caledonien. Bei den Virginiern wurde Madinga oder Madeczunga
verehrt (s. Hörn).
Nach Gomara traf Mendoga una tierra de Negros^) (bis zur
Estrecho de Magallanes). Die Quaqua wohnen am Cap Lahu.
Neben den Mandingues (an der Bay von Caledonien) wohnten die
Chucunaques. Beim Vorgebirge San Francesco (bei Passao) Qua-
que montes sese ostentant (de Laet).
Nuhez de Balbao fand (nach Peter Martyr) bei Quarequa (im
Golf von Darien) eine Colonie von Negern^) (Mancipia ibi nigra
repererunt, ex regione distante a Quarequa dierum spatio tantum
duorum, quae solos gignit nigritos et eos feroces atque admodum
truces). Die Condaguas (zu Alfinger's Zeit) traen las caras negras
de pintura fixa (Oviedo).
In Cueba wurden die in Künsten Geschickten (als Tultecas)
und Verständigen Tequimas genannt, und diese Bezeichnung er-
hielten auch die mit dem Dämon (Tuyra) redenden Priester.
Die Candidaten der Priesterschaft wurden von den Tequinas (unter
den Piaces) erzogen (bei den von Quebi beherrschten Cuebas).
Neben dem in hölzernen oder goldenen Bildern dargestellten
1) Se hallaron ciertos Negros en Quareca, quando Vasco Nunez de Baiboa descu-
briö la mar del Sur (Gomara), hallo algunos esclavos del Sefior (Baiboa en Quarequa),
deren Herkunft unbekannt war (aber habia hombres de aquel color cerca de alli, con
quien tenian guerra muy ordinaria). Los Africanos (nach Panuco, Yucatan, Nicaragua
u. s. w. kommend} waren conducidos de los vientos bonancibles a ser los primeros
Americanos Pobladores.
2) Auf Grund der Bewilligung des Negerhandels durch die päpstliche Bulle (1440)
wurde das Monopol desselben für Amerika dem Herrn von Chievres zugestanden
(1516), der es den Genuesen verkaufte, deren Compagnien 1517 die ersten Neger in
St. Domingo einführten (nachdem einige schon an König Ferdinand 15 10 geschickt
waren). '
17*
260 DIE STÄMME DES ISTHMUS.
Tuyra, (als händeloser Knabe mit drei Krallen an den Füssen er-
scheinend), der durch Stürme drohte und strafte (als Huracon) und
seinen Namen den Spaniern gab, verehrten die Cueba (nach
Oviedo) die Sonne und als Frau in Darien (s. Gomara) den Mond-
in Cubeya, zwischen Bayamo und Comaguey (in Cuba), wurde mit
Areitos (Tänzen) verehrt (Herrera), oder sonst Mitotes. Die in dem
(von keuschen Priestern bedienten) Tempel von Uraba durch Pil-
ger besuchte Göttin Dabaiba (Mutter des Schöpfer's der Sonne
und Mond bildete) sandte (zur Strafe) Donner und Blitz (s. Peter
Martyr). In Darien wurde Chicune (Aller Anfang) verehrt (Las
Casas). In Pocorosa lenkte der Regengott Chipiripe (mit schöner
Frau und Kind am Himmel lebend) den Lauf der Gestirne. Der
im Himmel lebende Gott Chipiripa liess (in Cueva) die Fluth reg-
nen, aus der Mann und Frau im Canoe entkamen (und ausserdem
fand sich im Himmel eine schöne Frau mit Knaben). Beim Tode
des Fürsten meldeten sich soviel Frauen mit ihm zu sterben, dass
die Zahl zu beschränken war. Die Leiche w^urde über Feuer ge-
trocknet. In Comagre wurden geschmückte Mumien verehrt (und
der Platz eines auswärts im Kampfe gefallenen Caziken wurde
offen gelassen).
Der Cacique Comagre bewahrte im Grabzimmer seines auf
Steinen aus Holz gebauten Hauses die geschmückten Körper der
Vorfahren (zu Baiboas Zeit). In Comagre und Chiman wurden
die getrockneten Mumien der Häuptlinge im Hause aufgestellt,
und von denjenigen, die (weil im Kriege gefallen) in der Reihe
fehlten, ein Gedächtnisslied (d^-s sich in Lehren erhielt) verfertigt.
(Oviedo.)
In Pocorosa (auf dem Isthmus) wurden die geschmückten
Todten (für welche ihre Speisegeräthe, Waffen, Canoe-Modell
u. s. w. bewahrt wurde) von den Frauen (in einem Kreis sitzend
Singender) an dem Feuer getrocknet (um das Fett zu sammeln)
und nach einem Jahre verbrannt, worauf der Rauch dahin zog,
wo sich die vSeele fand (Herrera). In Cueva tödteten sich die
Diener beim Leichenbegängniss des Fürsten, um mit ihm in den
Himmel einzugehen, weil sonst die Seele mit dem Körper stirbt
und in Luft vergeht (s. Oviedo).
Nach den mit Baumw^ollzeugen bekleideten Indianern folgten
an der Costa de Oreja (bei Cabo de Gracias de Dios) mit Thier-
figuren bemalte Indianer (negerartig) mit langen Ohren (zu Colon's
Zeit). In Cariai (Ortschaft in Quiriviri), wo die Indianer durch
MUMIEN. 261
Weihrauch Staiub entgegentrieben, fanden sich in den Häusern
einbalsamirte Körper mit Bildern der Verstorbenen, sowie von
Thieren auf Holztafeln. In Ceraboca trugen die Indianer Gold-
spiegeP) am Hals und goldene Adler. In Guaiga (bei Aburema)
bereiteten sich die Indianer unter dem Schall von Hörnern und
Trommeln zum Kampf. In Cateba (wo sich der Cazique unter
einem Blatt gegen Regen schützte) fanden sich Gebäude aus
Stuck und jenseits von Cobrara in Cubigo (bis wohin von Cera-
bora aus gehandelt wurde) bunte Häuser, sowie viele Ortschaften
bei Porto Belo. Von da folgte auf Guigua (Beragua und Ce-
ragua) der Hafen Retrete, wo die Indianer, um dem Donner der
Kanonen zu antworten, mit den Rudern auf die Bäume schlugen.
In Pluiva wohnten die Indianer auf Bäumen (zu Colon's Zeit).
Auf dem Rückweg vom Golf St. Miguel durchzog Baiboa
die Länder der Caciquen Teoachan, Ponera, Bononiamä, Buche-
1) An dem Fluss Belen oder Kiebra (neben dem Fluss Beragua) wurde vor dem
Sammeln des Goldes gefastet (zu Colon's Zeit). Der König (Quibio) von Belen
kämpfte mit Vrira, an Dururi grenzend neben Cateba (zu Colon's Zeit). Der Quibio
(Cacique) von Veragua wohnte am Rio Belen (zu Colon's Zeit). In Jamayca herrschte
der Indianer Aoamaquique. Die Indianer von Chiriqui, der Küste von Veraguas bis
Goajira gehörten zur caribischen Rasse, ähnlich der brasilisch-guarinischen mit den
Alocoas, Sebondayes, Pastusos, Almaguereüos und Patias (aus den östlichen Stämmen
bis zur Cordillera central). Die Indianer von Tuquerres gehörten zur Ando - peru-
vianischen Rasse. Die Indianer von Chocö, Antioquia, Cauca, Popayan und Neivas
gehörten zur aztekisch-mexicanischen Rasse. Die (isolirten) Muiscas gleichen mehr den
Ando-peruvianern (s. Mosquera). Der Fluss Sabirü communicirt mit dem Docampadö
und Dotenadö. Wie in Jella und Nuqui, sowie in Chorri, finden sich Indios Chocoes
am Docampadö und Dotenadö, und auch an der Mündung des San Juan. Südlich
von Gracias a dios lag Cariai und Cariari im Golf von Cariaco (in Cumana). Cariai
(b. S. Martha) wurde von einem König beherrscht. Von den (Sibu verehrenden)
Indianern bei Boca del Toro sprechen die Stämme der Valientes, Guatusos , Tiribis,
sowie die Küstenbewohner verschiedene Idiome, als die Blancos und Montaneros, deren
Sprache auch von den Talamanca- und Chiripo-Indianern verstanden wird (s. Scherzer).
Die Buricas wohnten neben den Guatusos. Bei Nombre de dios herrschte Dururua
(zu Gutierrez's Zeit). Baiboa führte die bei Acla gebauten Böte zu Land nach dem
Fluss (Fluvius de las Balsas). Im Tempel an der Laguna de Uraba wurden Goldmarken
gefunden (Oviedo). Von den Stämmen Veraguas finden sich Reste der Doraces (Do-
rachos), Guaimics (bei der Lagune) und Juries in Chirigui, während zwischen Remedios
und Tole die Savaranic wohnen. Bei Comayagua (in Honduras) wohnten die Lencas.
Die Bayamos wohnen am Fluss Chepo. Die Stämme der Burica wohnten am Flusse
Vara (am Golf Duke) bis zum Fluss Chiriquiri. Von den Kämpfen der Brüder in
Careta nennt sich das Schlachtfeld Acla (huesos de hombres). Als Nachbarn der
Coybas grenzten die Cariga mit den Cayones in Cariqui9imeto (zu Speier's Zeit).
262 DIE STÄMME DES ISTHMUS.'
buia, und (nach Empfang einer Gesandtschaft des Caziquen Chio-
riso, der mit einem goldreichen Fürsten Krieg führte) die Länder
des Caciquen Pocorosa und des mächtigen Tubanama (der mit
seinen 80 Frauen gefangen genommen wurde) bis zu dem Ca-
ciquen Comagre und dann (über das Gebiet des Caciquen Ponca)
nach Darien^).
Bei der Flucht Dabayba's verbanden sich die Häuptlinge Abi-
beyba, (in Leiterhäusern), Cemaco von Darien, Abrayba und Abe-
namechey von Rio Negro gegen die Spanier (zu Balboa's Zeit).
Neben Dabaybe lag Abrayme. Mensch hiess Ome im Dialect
von Abrayme und Chug bei den Cuevas (s. Oviedo). Chui hiess
Mann und Ira Frau (in Cueba). Llaman Ome al hombre (s. Go-
mara) in Veragua. Mensch heisst Umo bei den Jtonama (am
Beni).
Dem Belenfluss aufwärts fand Colon den Sitz des Fürsten
Quibia (in Veragua) ^) und in Urira den Fürsten Dururi mit grossem
Hause. In Zabralia finden sich Maispfianzungen und in Cateba
Goldspiegel in Kelchform.
Quibiam (König von Quibio oder Quibia) hätte in Darien,
über die Ufer des Flusses Yebra (mit den Doraces und Gumies
auf den Höhen) geherrscht, über die Stämme der Chirayas und Junies,
über das Land der Cariary, über die Stämme der Cubigaes, über
die Lagune von Chiriqui (von den Antillen zum Pacific) und von
dort wurde (unter der Aufsicht des Cayayuaga) ein Handel in
verzierten Stoffen mit dem Archipel getrieben, (aus der Residenz
1) Die Gugures wohnten auf dem Wege von Darien zum Dabeyba (von Balbao
bekämpft). Im Lande des Häuptlings Tabraba fand Albitez Festungen. Ojeda zog
am Golf von Uraba gegen den goldreichen Fürsten Tirufi (Herrera). Antigua del
Darien ward beim Tod des Häuptlings Lemaco gegründet, der mit Canoes angriff (En-
ciso). Vom Rio San Juan aus schickte Pizarro ein Schiff zur Erforschung der Küste
bis Cancebi (b. Quaque).
2) Nach Columbus bildete Veragua einen Theil der Provinz Mango in Kathay. Mit
der Tochter Mayrimas, Vater des Quibiam (König von Darien), vermählt, habe der
Cacique (und Prophet) Caimara den District Onofay in Cuba verboten, Uhima, General des
Quibiam (Königs von Darien) die Cariben von Vara und Burica besiegt. Der Weise
Aicoroa wohnte in Onofay (in Cuba) nach Guell y Rente's Romanze der ,,Tradiciones
de America". Ubima, Cazike von Guaniguanito (gegenüber der Enge von Bahama), der
(bis zum Hafen von Jaruco) über Mayanaso und Guanabacoa bis Vaynoa oder Jecay
(bei Matanzas) geherrscht, schloss sich, auf seiner Reise mit Quibiam (König von
Veragoa) zusammentreffend, an dessen Seezüge an , die Herrschaft seinem Bruder Ari-
granabo überlassend (in den Dichtungen der Tradiciones de America).
TEQUINA. *. 263
in einer mit Bäumen und Blumen bedeckten Höhle am Yebra)
indem der König nach dem Lauf der Sterne die SchifFfahrt leitete
(wie in den Tradiciones de America dichterisch besungen). Quibian
führte (1502) Krieg mit den Stämmen von Nicaragua, die sich
von ihm unabhängig gemacht hatten. Columbus traf an der Isla
de los Pinos (1494) die Handelsschiffe des Königs Quibian (Maya-
rima's Sohn) unter dem Agenten Cayaguayo, mit den Stämmen
der luanahacabibes am Cap St. Antonio (gegenüber dem Cap
Catoche) verkehrend.
In Chiriqui ') finden sich die Terevis und Knapas, in Veragua
die Guaimies, zwischen San Blas bis Urabä die Mandingas, Ana-
chunas und Cunas, im Innern von Darien die Tules, Chucunaques,
Darienes und Paparros.
Die Mandingas und Tule wohnten in Darien^), die Dorachos
in Chiriqui. Die Terada wohnen (oberhalb der Mündung des
Mursi) am linken Ufer des Atrato und weiter unten (am rechten
Ufer) die Cerrasones (Greiff).
Die San Blas-Indianer stammen von den Chuchurries, die aus
Honduras auswanderten.
In Cueva (bei Panama) werden kunstfertige Tequima (Meister)
genannt, und ebenso die Zauberer, deren fehlschlagende Pro-
phezeiungen durch die Sünden des Volkes erklärt wurden
(s. Oviedo). Vor dem Kriege wurde der Tuyra (Dämon) befragt.
Der Cazike (der Antillen) oder Guaxico (der Caraiben) heisst
1) Chiriqui lag zwischen Burica und Nisca. Die Chomes wohnten in Costa Rica
(s. de Laet). Die Gumies bewohnten am Fluss Matinino die Cordillere des Pic Blanco
und Pic Rabalo bis zum Fluss der Doraces (und jenseits des Puerto Veragoa). Zu
den Panos (mit Cuniva) gehören die Chepaer oder Chipäer. Santa Maria de la Anti-
gua wurde bei dem Fluss Tanela (Tarena oder Darien) gegründet. Bei San Sebastian
(in Uraba) herrschte der Cazique Tiruli (1510).
2) Die Cunas (Darienes) oder Tiragones bewohnen den Isthmus an der Mündung
des Turena. Die Cunas und Caimanes wohnten am Golf Uraba. Die Tiricos, Jirares,
Betoyes und Guahibos (am Meta und Guaviare) kämpften mit vergifteten Pfeilen (den
Indianern von Atabäpo, Irinida, Rionegro und Orinoco verwandt). Der Häuptling
am Rio Belen hatte den Titel Quirio. Der Cacique Cemaco herrschte in Darien. Bei
Santamarta wohnten die Gairas, Tagangas und Dorcinos. Bei Cartajena (Calamar)
herrschte in Bocachica der Häuptling Cares von Codego , und ihm gegenüber fanden
sich die Pueblos der Matarapa, Cocon, Cospique und Bahaire. An den Zuflüssen des
Atrato und der Küste Darien's wohnen die Darier, Cunas und Chocoes (als Wilde).
Die Noanamos im Choco, die Coconucos in Popayan, die Paezes und Pijaos in Popayan
und Neiva, die Sebondayes und Mocoas in Mocoa bewahren ihre besondere Sprache.
In Lechamani (bei Comayagua) bewahren die Reste der Indianer ihre eigene Sprache.
264 DIE STÄMME DES ISTHMUS.
Quevi (oder Saco) in Cueva (Coyba) und Tiba oder Jura in
Castilla del Oro (s. Oviedo). Die Häuptlinge oder Cabra, die
Vasallen besitzen, stehen unter dem Ober-Häuptling oder Saco.
Die Sklaven, denen (wie sonst erwähnt) ein Vorderzahn ausgeschlagen
ward, hiessen Paco. Ein in der Schlacht ausgezeichneter Krieger
wurde vom Saco zum Cabra erhoben und seine Frau zur Espave.
Die Camagoa oder ^Männer in Frauenkleidern (neben den Irachas
oder Huren) thaten Hausdienste. Neben Armringen (Chaquira)
w^urden Nasenringe getragen. Die Traditionen wurden in Ge-
sängen bewahrt. Ausser der zeitweisen Bemalung (für Krieg
und Feste) gab es eine dauernde, die der Freie (als Wcippen) auf
Brust, Armen oder Kinn trug, der Sklave auf Stirn und Backen.
Die Vasallen folgten der Bemalung des Fürsten. Die Seelen der
auf gewöhnliche Weise sterbenden Gemeinen (im Wald mit AVasser
und Speise verlassen) erlöschen mit dem Tode, aber die derjeni-
gen, die sich bei dem Begräbniss eines Häuptlings (wie seine
Frauen) tödten, gehen mit ihm in den Himmel ein, das Leben fort-
zusetzen (die Ackerbauer, als solche, weshalb ihnen ]\Iaisähren mit-
gegeben werden) durch Gifttrank. Der Dämon Tuyra straft durch
Orkane. In Castilla del Oro wird die Leiche des Caziken sitzend
getrocknet und längs der Wand des Hauses mit den Vorgängern
auf bew^ahrt, während für solche, die in Abwesenheit (wie beim Kriege)
starben, ein Gesang (Areyto, antillisch) verfasst wird, der von den
Jünglingen auswendig gelernt und oft w^iederholt werden musste,
um das' Andenken zu erhalten (in Comagre und Chiman). Andere
legen den getrockneten Leichnam des Caziken in die Hängematte,
und andere wieder begraben ihn in einer grossen Gruft mit den
Frauen, die w^ährend der Tänze berauscht und dann bedeckt
werden. Die Chupadores sogen Nachts am Nabel.
Unter dem obersten Fürsten Ouboutou (mit dem Stellvertreter
Ouboutou !Maliarici) Avurden die Cariben in den Dörfern (mit
einem gemeinsamen Rathshaus oder Karbet) von dem Häuptling
Tiouboutouli hauthe beherrscht, während der Tiouboutouli canaoa
im Kriege und der Nhalene die Flotte befehligte, neben welchem
für jeden Feldzug aus den Hauptleuten oder Ouboutou noch ein
Führer gewählt wurde (s. Dapper). Die Keulen heissen Boutous
bei den Cariben. Die unter dem blauen Himmel von den frei-
willigen Erzeugnissen der Natur lebenden Cariben wurden durch
einen vom Himmel kommenden Weissen besucht, der ihnen die
scharfen Steine am Ufer, als zum Fällen der Bäume
KOFACHITES. 265
zeigte, und aus den in die Erde gesteckten Stücken seines Stabes
die Maniok erwachsen liess (Dapper).
Die Boje oder Priester (neben den Piais oder Zauberärzten)
vertrieben die bösen Maboja bei den Kariben, deren^ gute Geister
(Akambove) im Himmel wohnen, während die Seele sich nach
dem Tode mit dem Gotte Icheiri oder Chemin vereinigte (s. Dap-
per). Die Seelen der Krieger gehen nach glücklichen Inseln, wo
ihnen die AroAvaker als Sklaven dienen.
Als ein Theil der Apalaches von Florida nach Mexico ge-
zogen (ein Ebenbild der Stadt Apalache erbauend) und die Ko-
fachiten (unter dem König Pora-Kaussis) den freigewordenen
Boden in Beschlag genommen, erhielten sie nach einem Kriege
mit den zuückgekehrten iVpalachen durch Vertrag die Landschaft
Amana und wurden (weil unversehens überfallen) Karibaner ge-
nannt. Nachdem sich die Kariben von Bemarin (unter dem
Häuptling Ragasin) gegen die Apalachen empört und sich dem
Reich Matika unterworfen hatten, versuchten die Priester (Jaouas)
der Apalachen den Dienst des bösen Mabouja bei den Kariben
durch den Cultus der Sonne (auf dem Berge Olaimi) zu ersetzen,
und als Tetlabin, der in der Hauptstadt Melilot (in Bemarin) resi-
dirende König der Apalachen, diese Verehrung der Sonne d^mn
zum Gesetz machen wollte, flüchteten diejenigen Kariben,
die sich nicht fügen wollten, auf das ^leer und begaben sich
über die Insel Santa Cruz oder Ajai in die Länder der Arowaker,
Jaoer und Sappajoer, bis nach Brasilien (s. Bristok).
Die von Nicaragua eingewanderten Chiapaneken (deren-
Königreich durch einen Bruder Nima-Quiche's gestiftet wurde)
stammten von dem Seiba-Baum^), dem Symbol ihres Ahnherrn
Imox oder Mox, und an ihn schliesst sich eine längere Reihe von
Heroen^'), in welcher erst nach Votan (der auf Igh folgt) Chanan
steht, der Repräsentant der Chanes. Später noch tritt Been auf,
der durch Chiapas wandernd, dort an verschiedenen Plätzen die
Spuren seines Besuches zurückgelassen (wie Zamma in Yucatan)
und die heiligen Steine beschrieben.
1) Der den Kalender der Chiapas beginnende Mox (Imos oder Ninos) wurde
durch den Seyba-Baum reprasentirt (Emilio Pineda). Been beschrieb die heiligen
Steine mit seinem Namen (Chiapas durchwandernd).
2) Imox oder Mox, neben dem (als Heroen) genannt werden Igh, Votan, Cha-
nan, Abah, Tox, Moxic, Lambat, Molo oder Mulu, Elab , Batz, Evob, Been, Hix,
Tziquin, Chabin, Chic, Cliinax, Chabogh, Aghual.
266 DIE STÄMME DES ISTHMUS.
Clavigero rechnete die Chiapaneken ^) zu den ältesten Nationen
Anahuac's und (nach Herrera) waren sie ganz Mexico durch-
wandert und dann von Guatemala nach Nicaragua gezogen,
wie sie sich auch noch durch den Isthmus fortverfolgen lassen
bis zur Küste St. Miguel. Die am Flusse Chiapas mit den Zoqui,
Mizes oder Mixii und Misteken grenzenden Chiapaneken werden
durch ihre Abstammung von den Vitznahuac (Huitz-Nahuac) zu
dem ältesten Riesengeschlecht der Quinames (und Chanes) in Be-
ziehung gesetzt, und zugleich in der Verwandtschaft zu den Wabi
in Tehuantepec auf maritime Einwanderung verwiesen, um zur
Vermittelung zwischen Giapa und Giapon beizutragen.
In ihrer autochthonen Form, als dem Baume ihres Landes
entwachsen, reden die Chiapaneken von Votan (Tepanaguaste
oder Sehor del palo hueco), als dem allein mit seiner Familie in
einem Boot aus der Fluth Geretteten, der dann (unter den Er-
bauern des Himmelsthurmes) die Länder geordnet, und (Anahuac
seinem Neffen überlassend) für die Chiapaneken sowohl Soconusco
wie Nicaragua angewiesen.
So ergiebt sich jene Kreuzung der Wanderungen in ent-
gegengesetzte Richtungen, wodurch bald die Emigranten Soco-
nusco's nach Nicaragua gekommen sein sollen, bald die Chiapas
aus Nicaragua hergeführt sich am Fluss Chiapan niederlassen (als
Chiapaneken).
Nach Nunez de la Vega dagegen gehört die Abstammungs-
sage vom Seiba-Baum (und auch die Votan in der Fluth zuge-
schriebene Rolle) den Tzendalen an, also den von den Chiapas
unterworfenen Eingeborenen, oder wenn diese Tzendalen selbst
als Begleiter des (aus dem Lande, wo die Fluth verlief) einge-
wanderten Votan zu betrachten sind, würde der Stammbaum
auf der von ihnen bereits vorgefundenen Schicht gekeimt sein
(unter Zoques oder den Quelenes Copan-Avaztla's).
Für eine Einwanderung aus Nicaragua bot sich Soconusco
zum früheren Landungsplatz, als ihn später die Huabi in Tehuan-
tepec fanden, und gegenüber den in den Häfen des Atlantic Ge-
1) Consta de los Cliiapanecos , por sus tradiciones y por el sentir de los historia-
dores, que era un pueblo antiquisimo en Anahuac, y lo mismo sc corrobora par la
manera en que conserva el uso del calendario (s. Orozco y Berra). Un pueblo desco-
nocido (entre Chiapos, Yucatan y Guatemala) poreyö una civilisacion muclio mas ade-
lantada (als die mexicanische im Norden).
CHIAPAS. ' 267
landeten, würden sich hier die Weltgegenden schärfer scheiden,
als bei den Küsten Yucatan's.
Nach Herrera stammten die Chiapas aus Nicaragua und auch
Remesal lässt die aus Nicaragua eingewanderten Bewohner
Chiapa's über die Zoques, Tzeltales (Tzendales) und Quelenes
(mit der Hauptstadt Copanavaztla) herrschen.
Bei Clavigero trennen sich die nördlichen Einwanderer von
Soconusco, um auf der einen Seite Nicaragua, auf der anderen
Chiapa zu besiedeln, um (wie Garcia zufügt) nach Vertreibung
der Zoques mit Zotziles, Tzendales und Quelenes zu kriegen,
durch den König von Tehuantepec gegen die Angriffe von Mexico
unterstützt.
Nach anderer Version sollen es die bei der Auswanderung
nach Nicaragua in Soconusco zurückgebliebenen Chorotegen ge-
wesen sei, die durch ihre Eroberung ein Reich am Chiapaflusse
stifteten (als Chiapaneken), und von ihnen hätten sich Reste in den
Dörfern Suchiapa und Acala erhalten. Im Rückzug vor den
Nahuas und Olmeken seien die (mit Zoqui, Mixi und Wabi ver-
wandten) Chiapaneken Soconusco's nach Nicoya gekommen, und
dann nach Nicaragua ^).
Im Uebrigen wird der Weg in mehrfachen Wiederholungen
durchmessen, und nachdem die ursprünglichen Choluteken (Cho-
lulas) nach Nicaragua gewandert sind, lässt ihnen Bobadilla die
zur Zeit Topiltzin-Axcitl's fortgewanderten Tolteken aus Ticomega-
Emaguatega folgen, als Niquiras oder Quauhcapolcas, und das
Land (nach den Siedlungen in Nombre de dios und Chiriqui) bei
der Rückkehr an den San Juan in Besitz nehmen. . Diese Her-
kunft der sich durch Flucht nach Nicaragua heimathlicher Be-
drückung Entziehenden aus Ticomega und Maguatega kennt auch
Oviedo.
Weiterhin treibt eine Dürre die Mexicaner (mit den Zeichen-
büchern der Culhuas) nach Nicaragua (s. Gomara) und für solche
Einwanderung (wodurch die Choluteken nach Nicoya geschoben
seien) wird auch der Ausgangspunct in den von den Mexicanern
in Guatemala gegründeten Städten Mictlan und Yzcuintlan (Stadt
1) Der Häuptling Nicaragua herrschte über das Land Quauhcapolca, das später
(mit Nadayma, Mombacho u. s. w. bis Nagarando oder Leon) seinen Namen erhielt.
Nach Oviedo bezeichnete Nicoya die Ebenen (llanuras) in Nicaragua. In Nicoya
herrschte Nambi (Hund im Chorotegischen).
268 DIE STÄMME DES ISTHMUS.
der Kaninchen) genommen. Ebenso wird von den Olmeken ein
Vordringen bis Nicoya und Leon angegeben (s. Lacroix). Nach
Torribio Motihnia fand diese durch Dürre veranlasste Auswande-
rung der ]\Iexicaner nach Nicaragua (als Nahuales) in Canoas^und
Schiffen statt (deren es viele gab im Mar del Sur).
Zuletzt, als Vorläufer der aztekischen Eroberungen, seien
dann die Pipiles (deren Bezeichnung aber nachträglich auch wie-
der auf Früheres übertragen wurde) nach Nicaragua gekommen,
und wie Gomara bemerkt, unterschieden sich dort die INIexicaner
in Sprache und Opferweise scharf von den Chorotegen^) als den
älteren Zuwanderern.
Nach Torquemada wohnten die Indianer von Nicaragua und
die von Nicoya (als Mangues) ursprünglich im Despoblado de
Xoconochco. Los de Nicoya, descendientes de los Chololtecas, mora-
ron acia la Sierra, la Tierrci, adentro, y los Nicaraguas que son de
la de Anahuac, Mexicanos, habitaban acia la Costa del Mar del Sur.
Beim Vordringen der Nahuas gründete ein Theil der Choro-
tegen (am See Managua) Nagrando, während ein anderer Theil
sich um die Küste des Golfes von Nicoya herumzog.
Nach LIerrera wurde der Adel der Chorotegen von den Cho-
luteken gebildet, also den ächten Abkömmlingen aus dem Priester-
sitze Cholula.
Die in ^Sprache und Opferweise von den Alexicanern (die
während einer Dürre in Anahuac zu Schiffe nach Nicaragua
kamen) verschiedenen Chorotegas") (ihren Frauen unterworfen)
waren die reichen und tapferen Eingeborenen des Landes, neben
Coribici, Chondal und Orotiho oder Mame (s. Gomara).
Nach der Auswanderung aus Soconusco gründeten die Nica-
ragua oder Pipiles die Orte von Ezalcos (in Guatemala), und
Mictlan und Yzcuintlan und zogen dann (nachdem die Nicoyer
sich niedergelassen) vom Desaguadero nach Nombre de dios an
die Küste, von wo sie an den Landsee zurückkehrten und nach
dem anderen Läiidsee von Leon (mit Xolatlan oder Nagrando)
von den dort wohnenden Nicoyern gewiesen wurden. Als sie
1) La lengua, ritos e cerimonios e costumbres waren bei den Chorotegen in Ni-
caragua verschieden von denen der anderen Stämme (s. Oviedo).
2) Los Chorotegas tan diferentemente sacrificam a sus idolos, quanto hablan, wäh-
rend die aus Anahuac Gekommenen (mexicanisch redend) die Bücher Culhua's be-
nutzten (Gomara).
TOLTEKEN.
k\
indess (daselbst nicht zufrieden) wieder zum Landsee der Nicoyer
g"ekommen waren, bemächtigten sie sich verrätherischer Weise
des Landes (wo sie von ihren Wirthen Tamenes oder Lastträger
erbeten hatten) und die der Unterwerfung abgeneigten Eingebore-
nen fueron huiendo, adonde aora se dice Nicoya, y adonde aquel-
los Traidores quedaron, se dice Nicaragua (Torquemada).
Die von Tula ausgewanderten Nahuas gründeten (von der
Küste zwischen Esciuntla und Zozonate ins Innere ziehend) die
Priesterstadt Mitla (am See Guixa) im Königreich Cuzcatlan und
erreichten den Atlantic an der Mündung des San Juan. Dann
zogen sie nach Darien (zwischen Nombre de dios und Portobelo),
die Liseln des Golfes von Chiriqui bevölkernd, und erreichten den
Pacific durch Veragua und Costa-Rica, am See von Nicaragua
m.it den (früher vor ihnen geflohenen) Chorotecas zusammen-
treffend, welche aufs Neue vertrieben, theils Nagarando am See
Managua gründeten, theils nach Nicoya zogen, wo sie mit ihren
vorher dort angelangten Verwandten sich niederliessen. Die
Nachkommen der Nahuatl in Nicaragua hiessen Niquira.
Wenn es sich um eine mehr oder weniger direct mit dem
Culturkreis der Tolteken verknüpfte Wanderung nach Süden
handelt, so würde sich ausser der beim Fall Tula's eingetretenen
(und an der Bewahrung des letzten Königsnamens angedeuteten)
eine frühere damals annehmen lassen, als Huemac in der Ver-
folgung Quetzalcoatl's die Priesterschaft Cholula's bedrohte, und
Torquemada giebt den Bericht, dass sich zu ihm Anhänger
Quetzalcoatl's aus Cholula nach Soconusco geflüchtet.
Diese durch Huemac aus Cholula vertriebenen Tolteken nah-
men, als Xuchiltepeken (oder Pipiles), zwischen Soconusco und
Tehuantepec ihre Wohnsitze, bis sie durch die Olmeken ange-
griffen wurden. Als sie nach der Auswanderung aus Chiapas sich
in Cuzcatlan von den Pipiles getrennt hatten, siedelten diese
Xuchiltepeken am Golfe von Conchagua, als Choluteken unter
den benachbarten Chorotegen (die Orotiher, Dirier und Nagran-
daner einschliessend).
Die (später mit Pipiles gemischten) Küstenbewohner (zwi-
schen Tehuantepec und Soconusco), die, als die Anhänger Quetzal-
coatl's durch Huemac bei der Eroberung Cholula's vertrieben
wurden, von dort ausgewandert waren, wurden bei dem Einfall
wilder Olmeken unterjocht, flüchteten aber (bei den Bedrückun-
gen) auf den Orakelspruch der Priester und gründeten (nach
27^
DIE STÄMME DES ISTHMUS.
einem Aufenthalt am Flusse Michatoyatl, wo der Hohepriester
krank wurde) die Stadt Itzcuintlan, worauf sie nach dem Vulcan
von Cuscutlan weiterzogen (in die späteren Sitze der Pipiles)
und sich theils dort niederliessen , theils nach dem Conchagua-
Golf (als Xuchiltepeken) wanderten, wo sie sich auf das Geheiss
ihres (dort sterbenden) Priesters, der als Führer gedient hatte,
ansiedelten, als Choluteken.
Durch den Einfall der Olmekas (mit denen bereits gekämpft
war) bedrückt, wanderten auf Rath der Alfaquies (von denen
zwei auf dem Wege, der letzte in Choluteca, starben), von den
Chiapanecas (in Soconusco) vier Stämme aus (durch Quatemallan
und Choluteca bis Nicaragua), während der fünfte (und zurück-
gebliebene) durch die (den Olmeken folgenden) Tulteken (unter
Nimaquiche) unterworfen (bei der Theilung des Reiches unter die
Fürsten der Mames gestellt) und dann durch das unter General
Tliltol von dem mexicanischen König Ahuitzotl nach Guatemala
geschickte Heer (1502 p. d.) bekämpft wurden.
Als die aus Cholullan Ausgewanderten aus ihren Sitzen
zwischen Tehuantepec und Soconusco ^) durch die Olmeken ver-
trieben waren, machten sie auf ihrem Zuge den ersten Halt am
Flusse Michatoyatl (als der Hohepriester erkrankt war), wo Itz-
cuintlan (Ezcuntla oder Panatacat) oder die Stadt der Hunde
(Tepetzcuintli) erbaut wurde, und dann zog der Rest über einen
in Cuzcatlan (Salvador) genommenen Halteplatz nach dem Golf
von Conchagua (als Cholutecas oder Verbannte).
Die (durch die Olmeken aus Chiapas vertriebenen) Niquirer
oder Nicaraguer wanderten (nach dem Tode ihres Hohenpriesters),
vom Golf von Conchagua an die atlantische Küste (bis Nombre
de Dios) und kehrten dann nach Nicoya (bei Leon) zurück, von
wo sie später nach Nicaragua zogen, die Eingeborenen durch
Kriegslist vertilgend und das Land besetzend.
Aus Soconusco ausgetrieben, Hessen sich die Choluteken
nördlich und westlich vom Golf von Conchagua an der Grenze
von Honduras und Nicaragua nieder.
Vor den Olmeken fliehend, kamen die Chorotegen zum Golf
1) Die aus Soconusco (mit der von Votan gegründeten Hauptstadt Huehuetan)
ausgewanderten Choluteken Hessen eine Colonie am Flusse Michatoyatl (Nebenfluss des
Amatitlan-Flusses), welche am Fusse des Vulcans Hunahpu die Stadt Itzcuintlan
(Yzcuintlan) gründete (bei der Weiterwanderung nach Nicaragua).
CHOLUTEKEN. 271
von Nicoya und kehrten dann zur Niederlassung an dem See von
Nicaragua zurück.
Die beiden Emigrationen der Tolteken werden in Richtung
und Ausdehnung unterschieden, indem die vor Huemac aus Cho-
lula nach Soconusco und Tehuantepec Geflüchteten über das am
Flusse Michatoyatl gegründete Itzcuintla und Mictlan (in Cuzcal-
tan) nach Conchagua (unter Zurücklassung einer Colonie in Izalco)
gezogen seien, um sich beim Tode des Hohenpriesters in Cholu-
teca (als Pipiles) niederzulassen, während die zur Zeit Topiltzen-
Acxitl's fortgewanderten Tolteken ihren Weg über Honduras,
Nicaragua und Costa -Rica nach Veragua genommen und in Pa-
nama (bei Nombre de Dios) angesiedelt hätten, bis nach Chiriqui
vordringend.
Die letztere Wanderung (aus dem vor Xolotl's Einbruch zu-
sammengesunkenen Tula) wird daher für die äussersten Ausläufer
der mexicanischen Cultur ihre hohe Bedeutung besitzen, eine ge-
ringere dagegen für die Chorotegenfrage , von welcher sie auch
durch das Herüberlenken zur atlantischen Küste abzuweichen
beginnt.
Die für Nicaragua den Ausschlag gebende Einwanderung
hat dagegen an Cholula anzuknüpfen und an die vor Huemac's
Drohungen nach Soconusco geflüchteten Anhänger Quetzalcoatl's.
Möglicherweise waren sie noch an ihren temporären Sitzen ver-
blieben, als die geschlagenen Reste der Toltekenfürsten die
Strasse nach Honduras einschlugen und vor ihnen bereits Nicara-
gua berührten.
Die Ansiedlungen von Soconusco wurden möglicherweise erst
später gestört, damals nämlich, als die Nonahualcos genannten
Chichimeken nach der Ermordung des Knabenkönigs die Ruinen
Tula's verliessen, um ihren Eroberzug zu beginnen, der sie nach
Quetzaltepec und dann nach Tecpantlan, im Lande der Zoqui,
führte.
Von hier aus mögen sie die Colonien der Choluteken in So-
conusco beunruhigt haben, und da diese wahrscheinlich Kunde hatten
von dem Blutb^de, das unter Hinschlachten der Priesterfürsten
Tlachiach uud Aquiach die verwandten Teochichimeken auf dem
heiligen Boden ihrer früheren Heimath von Cholula angerichtet
hatten, so legten sie diesen Tempelschändern den Namen der von
ihren ererbten Traditionen bereits gebrandmarkten Olmeken bei,
und sahen so noch immer diese in den Verfolgern, obwohl ihr
272 DIE STÄMME DES ISTHMUS.
Platz in der Geschichte längst durch jüng*eren Nachwuchs er-
setzt war.
Indess kann die Verfolgung auch in die frühere Zeit gesetzt
werden, von der Gomara redet, wenn er nach dem beim Tode
Topil's (den die unter Totepeuch eingewanderten Chichimeken
in Tula auf den Thron erhoben) eingetretenen Interregnum,
zwei Könige erwählen lässt, von denen Nauhiocin sich am mexica-
nischen See festsetzt (und dort unter seinem Nachfolger Quauh-
texpetak die fortlaufende Königsreihe beginnt), während sich
Demac (Huemac) nach der Küste begiebt, also etwa auf den
Spuren der durch ihn aus Cholula Vertriebenen.
Nach Antonio de Mendocas (bei Ramusio) vino de la parte
del Norte hacia la provincia de Panuco un capitan que llamaban
Orchilobos con 400 hombres, bien ordenados a su modo, und die
Mexicaner im Kriege gegen Tlascala unterstützend, baute derselbe
am Sonnenbaum die Stadt Temistitan im See, Gesetze gebend,
worauf er sich nach Guatemala (und „para el Peru") begab, wäh-
rend die Mexicaner ohne König blieben, bis der durch die von
Orchilobos träumende Tempeljungfrau (aus dem Federball) gebo-
rene Guatezuma aus dem Verbannungsort seiner Mutter zurück-
kehrte und zum König erhoben wurde. Oviedo fügt hinzu, dass,
wie Cortez von Montezuma gehört habe, Orchilobos nicht aus
dem Norden, sondern von Westen gekommen, undnoch mehrmals
zurückgekehrt sei, ehe er fortgezogen sei, seine eigene Ansicht
aussprechend, „que no del Peru, sino de Nicaragua ovieron origen
essos Indios e su capitan Orchilobos."
In Nicaragua knüpft sich der autochthone Sagenschmuck an
die Stadt Nagrando, w^elche in aller ihrer Herrlichkeit, und wäh-
renden Festgesängen, in Tanz und Spiel durchtönt, vom Meere
verschlungen wurde, freilich zur Strafe ihrer Gottlosigkeit, welche
aber dennoch als Sünderin in den Gesängen der Indianer trauernd
beklagt wurde (s. Torquemada), da es ein fremder und aus der
Ferne herbeigezogener Gott gewesen sein werde, dessen Zorn sie
erregt hatte.
Auf ihrem Boden, in Martiaca (Martiari), war das Menschen-
geschlecht erwachsen, die Kinder der Ureltern, Nembrita's und
seiner Frau Nenguitamali's, damals als noch die Gottheit Tipotan
im Himmel weilte und der Vulcan von Masaya die gebührende
Verehrung (bei den Diriern) erhielt. Daneben zeigt sich (am
Sonnenaufgang wohnend) Tamagostad, der seine Verwandtschaft
TEOTES. 273
im Süden findet, und durch die aus dem Norden herabgekomme-
nen Eroberer in Cipattonal eine Genossin erhalten haben mag;
wie auch Oxomoyo, Chachitguegue und Chicoziagat (s. Oviedo)
auf ähnhche Einwirkung deuten (gleich der Mehrzahl der übrigen
Namen). Neben der Ueb erliefe rung, welche die Stationen der
aus Mexico herabführenden Strasse fixirt hatte, war auch die Er-
innerung von einer Einwanderung aus Ticomega Emaguatega
nach Nicaragua bewahrt. Die den San-Juan-Fluss aufwärts nach
Nicaragua schiffenden Niquiras (Nicaraguas) oder Quauhcapolcas
kamen (nach Bobadilla) aus dem Lande Ticomega Emaguatega,
die Inseln des Sees besiedelnd (wie Chomi-Tinamit oder Zapatero
und Ometepe) in Mischung mit den Choroteguen oder Choluteken.
Der politischen Umwälzung wurde eine kosmogonische zum
Hintergrunde gegeben, und so gehörte die Neuschöpfung nach
der Fluth den Göttern oder Teotes, die auf Geheiss Famagostad's
(Tamagostad's) und Cipattonal's die Erde wieder herstellten. Der
sonst als Quetzalcoatl gefeierte Windgott hatte sich in der Form
Hecat (Ehcatl) erhalten und in Chiquinaut einen Gefährten er-
langt. Dem Namen des Regengottes (Quiateot) war die auslän-
dische Endung zur Deutung beigefügt, er selbst aber war dem
altersgrauen Göttergeschlecht entsprungen, als Sohn des Homey-
Atelite und Homey-Ateciguah, den Urhebern der durch die Fluth
zerstörten Schöpfung, unter alleiniger Erhaltung Famagostad's
und ZipaltonaFs (Cipattonal), die für ihr Erneuerungswerk die
Hülfe Ecalchot's und Ciagat's erhielten.
Der Hohepriester, mit der Fürstenwürde bekleidet, beauftragte
den Priesterältesten Papa mit der Erziehung der Prinzensöhne im
Tempel, und ihn umgaben die heiligen Tamagast oder Tlamacaz-
qui, auch um gegen die bösen Zauberer oder Texoxes zu
schützen, welche Kinder mit ihrem Blick zu tödten vermochten.
Aehnlich fürchten die Cariben in Nicaragua die Nachstellun-
gen des Dämon (Ulaser oder Lerrirre), und wenn derartig-es zu
besorgen ist, ändert man das jeder Familie eigenthümliche Muster
der Körperbemalung, um unerkannt zu bleiben (s. Levy), während
sonst der Volksglaube in solchem Falle als probates Mittel vor-
schlägt, den Namen zu wechseln.
Die Choluteken wohnten an der Bay von Fonseca (von So-
conusco gekommen), die Choroteger zwischen dem See Managua
und dem Ocean (bis zur Bay von Fonseca) und in Nicoya (als
Orotinas bis zum See Nicaragua), die Niquires am See von Nica-
Bastian, America. 10
274 DIE STÄMME DES ISTHMUS.
ragua, die Maribios bei Leon, die Dirier zwischen dem See Ma-
nagua und dem See Nicaragua (bei Granada), die Mangues oder
Nagrandaner am See Managua (bei Subtiaba), die Chontales^)
zwischen dem See Nicaragua und dem Caribischen Meer.
Die Nicaragues siedelten auf einer Insel (en la quäl ai dos
Sierras altas redondas) in einem Landsee. Ometepetl (que quiere
decir dos Sierras) findet sich in der Laguna de Granada. Bei
einer Dürre waren die Mexicaner (mit den Zeichenbüchern Cul-
huas) nach Nicaragua eingewandert, w^o neben der ursprünglichen
Sprache, dem Chorotega, das Coribici und Orotina oder Mama,
sowie (in den Bergen) das Chontal geredet wurde (s. Gomara).
In der Stadt Managua (zwischen Leon und der Lagune mit
1) Squier unterscheidete unter den wilden Stämmen zwischen Carataska-Laguna und
Rio San Juan, sowie (sonst an der Mosquitoküste) Toacas, Tonglas, Ramas, die Lencas
(mit Chontales, sowie Xicaques und Payas) und (zu den Maya gehörig) die Chorti
oder Sesenti. Nach Herrera wurde in Choluteca das Coribizi geredet. Die Chori
wohnen neben den Weeyot bei Trinidad. Südlich von den Cholutekcn wohnten die
Chorotegen. Die Mangue's oder Nagrander (zwischen Dirier und Cholutekcn) waren
(nach Ludwig) ein Stamm der Chorotegen und wohnten zwischen Ocean und See
Managua. Neben den Valientes wohnten die Rama an der Grenze Nicaragua's (zwischen
Punta Gorda und der Lagune von Chiriqui). Nach Juarros redete sich das Pipil (das
rohe Idiom des gemeinen Volkes) in den Curaten von Texacuangos, Dolores-Izalco,
Asuncion-Izalco, Apaneca und Ateos (in Guatemala). Die Zacatecas sprechen mexica-
nisch, und so die Mazapiles, wie auch die den Conchas verwandten Chinarras , ebenso
die Acaxees (in Topia) mit den Sabaiba (Xixime und Tebaca) und die Jaliscos. Die
Bewohner Cinoloa's waren (wie die Mexicaner) aus dem Norden gekommen (s. Ribas).
Die Nachkommen der Nahuatl in Nicaragua heissen Niquira. Teytc war Häuptling (in
Nicaragua). Nicaragua ist Herr des Wassers oder (in San Salvador) Nica. Die Ni-
quiraner sprachen (nach Oviedo) mexicanisch (in Nicaragua), die Chontal stammten von
den Maya und die eingeborenen Choroteger zerfielen in die Dirier, Nagrandiner, Cho-
luteker und Orotiner. Gomara unterscheidet die Sprache der Niquirer (oder Mexicaner),
Choroteger, Orotiner, Chontal und Caribsi (in Nicaragua). Nach Herrera erstreckten
sich die Chontal bis Oaxaca. Gott hiess Goposeme im Dialect der Choroteger (s.
Squier). Die Sprache der Caribsi wurde in Chiriqui geredet. Nördlich vom See
wohnten die wilden Chontalen zwischen Olocoton und Palangagaspa. Auf die Oroti-
nas (an den Golf von Nicoya grenzend) folgten die Dirier (die Alte vom Berge auf
dem Vulcan von Masaya verehrend). Die Mangues (bei Torquemada) oder Nagarandas
(bei Oviedo) wohnten zwischen Dirias und Cholutecas. Gomara bezeichnet die Sprache
der Chorotegen als eine alte (in Nicaragua). Das Coribici (in Nicaragua) wurde be-
sonders in Choluteca gesprochen (nach Herrera). Die Sprache der Orotina oder (nach
Oviedo) Orotinaruba hiess (nach Gomara) Mama. Am Golf von Nicoya wohnten die
Orotines. Das Charibizi, Cholotekische, Chontal, Orontinische und Mexicanische wurde
in Nicaragua geredet (nach Herrera). Chiriqui lag zwischen Burica und Nisca.
CUSCUTLAN. 2
den Caciquen der Itipilapa an der Küste) wurde das Chorotega ^)
geredet (s. Oviedo).
Südlich von den Niquirianos zwischen See und Pacific (und
auf Ometepec und Zapatero) wohnten (unter Nicoya) die (mexi-
canischen) Orotinanos und nördhch von der Bay Fonseca die
(mexicanischen) Cholutecanos , von den verwandten Niquiranos
durch die Nagrandanos^) getrennt (aber in Waldungen unter den
Pipiles an der Küste San Salvador's). Zwischen den beiden Seen
(im Centrum Nicaraguas) wohnten die Choroteganos, als Dirianes
(der Hochländer) und Nagrandanos (der Tiefländer). Die (Maya
redenden) Chontales (deren Sprache sich durch die fernere Cor-
dillere von Nicaragua bis Oaxaca erstreckt habe), wohnten jen-
seits der Seen an den Abhängen der Cordillere. Die Caribsi
wohnten am Atlantic (in Nicaragua).
Die einheimische Sage von Cuscutlan lässt aus dem See von
Huixa (bei Santa Maria Mita) einen in blaue Gewänder geklei-
deten Greis, in Begleitung einer schönen Jungfrau, hervorgehen,
und während diese weiterzieht, von seinem Bergsitze aus, die
Erbauung des Tempels von Mitlan oder Mictla leiten, um dann
das Land durch eine gesittete Regierung zu ordnen.
Dieser dem Boden entwachsene Mythenkreis, der seine Seiten-
bilder bei den Chibchas, Huancas u. s. w. findet, verschiebt sich
nun in Folge fremder Eindringlinge, als durch die wilden Olmeken
^) Gomara nennt die Sprachen der Coribici, Chorotega, Chondal, Orolina und
Mexicana in Nicaragua. Chontalli (Chontal) bedeutet Fremder (im Aztekischen), Die
Chortises in Sensenti waren den Quiches (Cakquichels und Mayas) verwandt. Zwischen
San Salvador und Comayagua wohnten neben den Lencas die Chontales, als Payas
und Hicagues. Die Cariai grenzten mit den Mosquitos. An der Balsamküste wird ein
dem Mexicanischen verwandter Dialekt gesprochen. Die Caria (Cares) oder Choles
wohnten in Copan. Bei den Mosquito- Indianern geht der Begriff des Bringens (to
bring) aus der Verbindung von Nehmen und Kommen (to take-come) hervor, wie im
Tscheremissischen (nach Wiedemann) und sonst (s. Pott). Die Indianer an der Mos-
quito-Küste bezeichnen sich selbst als Waikna (Menschen). Die Poyais in Tegucigal-
pan waren mit den Chontales verwandt. Die Uluas (Woolwa) wohnten im Nordosten
von Honduras, In Nicaragua fanden sich die Mangue, Maribi und Pontoa, Der
Häuptling Dirianges (Diriaya) grenzte mit Nicaragua (zu Gonzales' Zeit).
^) Von den Dirianes besiegt, hatten sich die Nagrandanos in das Gebiet der Ni-
quiranos gezogen (s. Levy). Die Huatusos wohnen am Rio Frio. Zu den Smoos (am
Atlantic) gehören die Pantasma, Poyas, Carcas (Siquia oder Woobra), Mosquitos, Zum-
bos, Caraibes negros, Civa oder Montezuma, Wawas, Toakas, Toanglas, Rama. Unter
den Dämonen (Ulaser) verehren die Cariben (in Nicaragua) die des Wassers als Lerrirre.
Die Talamancos grenzten mit den Guaimies, Doraces und Changuines.
18'=
276 DIE STÄMME DES ISTHMUS.
vertrieben, die Choluteken über Tehuantepec und Soconusco süd-
lich flüchtend, nach der Gründung von Itzcuintlan, bis Cuzcutlan
weiter ziehen.
Dann gilt Mictlan durch Acxitl, letzten König der Tolteken
erbaut, und dort hätten auch die Quiche's und Cakchiquel die
Bestätigung ihrer neu gestifteten Herrschaft nachgesucht.
Die Beziehungen zu Cholula^) ergeben sich in dem Cultus
Quetzalcoatrs, aber dieser sonst strenge und keusche Büsser, er-
hält in einem Lande, bis wohin sich (auch unter den zuge-
wanderten Pipiles) die gynaikokratischen Verhältnisse Nicaraguas
fühlbar machen, eine weibliche Hälfte zugelegt, in seiner Gattin
Itzqueye, dem Cultus-Object der Frauen, wie ihm selbst von den
Männern geopfert wird, (in einer auch sonst in der Paarung der
Götter hervortretenden Geschlechtstrennung, die bei den Cariben
auch sprachlich festgehalten wurde).
Als Repräsentant Quetzalcoatl's empfing (neben der Gattin
Itzcueye) auch der Oberpriester Mictla's (Teucti betitelt) Verehrung,
und seinen Anordnungen, oder denen seines Stellvertreters (Tehua
Matlin), den im Tempel (Teupa) wieder Teupixqui umgaben, hatte
selbst der Fürst Folge zu leisten.
Der in Mictla (in San Salvador) neben dem Fürsten residirende
Oberpriester oder Tuti (der Priester oder Teupas) trug einen
Federbusch des Quetzal- Vogels (Palacios). Sein Rath wurde von
vier Priestern (Teupixquis genannt) gebildet, und dem (prophezei-
enden) Zauberer Tschu-a-matlini. Beim Tode des (sitzend in
seinem Hause begrabenen) Oberpriesters wurde sein Nachfolger
von den P'ürsten durch das Loos gewählt aus einem der Teu-
pixquis, und dieser durch den Sohn eines Priesters (Teupas) er-
setzt. Der durch Fasten und Tänze (Mitotes) begrüsste Erwählte
zog sich Blut aus Zunge und Penis und empfing das Herz des
geopferten Knaben in einem Beutel, der (nach Blutsprengen) der
zu begrabenden Leiche eingefügt wurde. Die Idole Quetzalcoatl
(als Mann) und Itzqueye (als P'rau) wurden mit Blut besprengt.
Vor einem Kriegszuge durften die Krieger ihren Frauen nicht
im Hause beiwohnen, sondern nur an dem Calpal genannten Ort.
1) Der mit einem Mädchen aus dem See Huixa hervorgegangene Greis gründete
Mictlan (n. Salvador). In Mictlan, wo (neben dem Hohenpriester Qiietzalcoatl's) die
Göttin Itzcueye verehrt wurde, herrschte ein König und ein Priester oder Tuti mit
seinem Stellvertreter oder Tohuatmalini, unter welchem vier Teopixqui den Teupa (oder
Geistlichen der Provinzen) vorstanden.
HONDURAS. 277
Bei den Pepiles von Mictla in San Salvador erhielten die
Kinder die Namen des Grossvaters oder der Grossmutter (Pala-
cios). Wenn der Bräutigam seinem Schwiegervater, Schwieger-
mutter oder. Schwägern begegnete, wich er ihnen aus, weil er
sonst keine Kinder haben würde. In einem Baum mit sieben
Zweigen waren die Verwandtschaftsgrade dargestellt, innerhalb
welcher nicht geheirathet werden durfte (ausser durch die in
Kriegsthaten Berühmten, die im dritten Grade heirathen konnten),
und ein Baum mit vier Zweigen stellte die Collateral-Linien dar,
die das Heirathen verboten. In den Wochen musste die Frau
beichten. Der (bekleidet in seinem Hause begrabene) Cazique
wurde fünf Tage beweint, bis der Priester erklärte, dass er zu
den Göttern eingegangen sei. Das Opfer Navitia bestand darin,
dass die ein Kind verlierende Frau vier Tage ihre Milch bewahrte,
um von den Todten keinen Schaden zu erleiden. Bei schwerer
Entbindung wurde ein Kleidungsstück des Mannes (oder des
Ehebrechers) von ihm selbst gebracht und auf die Frau gelegt.
In den Schöpfungssagen an der (von yucatanischen Handels-
boten besuchten) Küste von Honduras, zeigen sich in der Auffassung
der Stammes-Frau Comicahual (tigre que buela) am löwengesich-
tigen Fels Anklänge an mistekische Mythen, wie anderseits der
heilige Stein der Quiche's dort auch wiederkehrt (die Feinde
besiegend) oder der Name Tlapalan (bei Ibueras) das Ziel mexi-
canischer Wanderungen zurückruft, und Torquemada lässt sich
die Teochichimeken , nach ihren Kriegen mit Tlascala und
Huexotzinco, bis Hibueras oder Honduras^) verbreiten.
Die weisse Zauberin Coamigagual (fliegender Tieger) nach
Cerquin (in Honduras) kommend , vertheilte an dem mit Löwen-
1) Die Xuchiltepeken (als die von den Pipiles bei Cuzcatlan abgetrennten Küsten-
stämme in Chiapas) siedelten (als Choluteken) an den Grenzen von Honduras, Salvador
und Nicaragua. Die Colhuas von Xibalba (mit Tlapallan am Golf von Honduras)
galten für Riesen oder Quinames (in Guatemala). Traian los genitales atados adentro
por honcstidad, diciendo que las bestias los llevaban sueltos (in Nicaragua). Topiltzin-
Acxitl-Quetzalcohuatl, letzter König der Tolteken (von Colhuacan bei Mexico, Otompan
und Tula) in Anahuac, flüchtete nach Honduras, ein Reich in Huey-Tlatopan gründend.
In Hueyapan eingeschifft, flüchtete Topiltzin Acxitl nach Tlapallan (während sein Vater
Huemac in Chapultepec verschwand). Die in Cerquin (in Honduras) erschienene Him-
melsfrau liess den geschmückten Tempel von Calcoquin erbauen (mit dem magischen
Steindreieck) und verschwand (in ihrem Bett auf die oberste Terrasse des Pallastes ge-
tragen) unter Donner und Blitz, als Comizahual (fliegende Tiegerin).
278 DIE STÄMME DES ISTHMUS.
gesichtern verzierten Stein das Reich unter ihre drei Söhne
(ohne Vater) oder drei Brüder (s. Herrera).
In dem von den Böten Yucatan's zum Handel besuchten
Honduras (mit der Hauptsprache der Chontalen) kam nach Ceal-
coquin (in Cerquin) zu dem Fels mit Löwengesichtern die weisse
Frau Comi^ahual (tigre que buela), ihre Feinde durch Erhebung
des heiligen Steines besiegend, und theilte (nachdem sie im Ge-
witter von den Höhen des Palastes als Vogel zum Himmel ge-
stiegen) das Land unter ihre drei (vaterlosen) Söhne (s. Torque-
mada). Estimaban en mucho al Tigre in Honduras, wo der Fels
mit drei Zackengesichtern neben dem Fels mit Löwengesichtern
(bei Cealcoquin) verehrt wurde (s. Torquemada).
Nicht das Herz lebte fort, (das dafür in Californien vom
Scheiterhaufen hüpfte), sondern die flüchtige Essenz desselben im
lulio (bei den Nicaraguanern). In Honduras hiess das Jahr Jolar
(das Vorübergehende).
In Mexico waren Herzen^) zu opfern, um durch die in ihnen
concentrirte Lebenskraft die göttliche Erhaltungsmacht des Uni-
versums beständig aufzufrischen.
Das Herz oder Yulio (Leben) der Todten ging (in Nicaragua)
zu den am Sonnenaufgang wohnenden Göttern Famagostad und
Zipaltonal, die mit dem alten Ecalchot und jungen Ciagat Alles
geschaffen hatten (Bobadilla). Der Regen wurde von Quiateot,
Sohn des Home-Atelite und der Home-Ateciquat, gesendet. Der
Gott Mixcoa wurde durch geschnitzte Steine angerufen. Der
Gott des Hungers hiess Vizetot. Chiquinau und Hecact herrschten
in der Luft. Den Göttern (Teot) wurden in Teobat Menschen-
opfer") gebracht von den Indianern in Nicaragua, die von Tico-
mega Emaguatega gekommen. Auf den Tezarit genannten Hütten
(vor dem Tempel) sprengte der Priester (Tamagoz) Opferblut (in
Nicaragua).
1) No sale el cora^on, sino aquello que aca los tenia vivos y el ayre que Ics salc
por la boca, que llaman yulio (ques el aniraa) in Nicaragua (s. Oviedo). In Nicara-
gua, wo sich neben dem Gott Thomotoyo (mit dem auf die Erde gesendeten Sohn
Teotbilahe) die Engel oder Tamachaz (unter den Führern Taracazcati und Tamacaztobal)
fanden, entflog den Sterbenden (ausser den zu Grunde gehenden) der Hauch Xulio
(um in der Sonne mit den Teotes zu leben), während die Schlechten (wenn nicht ver-
nichtet) von Miquetanteot in der Unterwelt bewacht wurden.
-} Every chief maintains certain persons for sacrifice, who are fed daintily (in
Nicaragua). Im Kriege beugten sich die Priester (in Nicaragua) zum Fahnenspecr,
flüsternd (nach Cerezada).
AHGIH. 279
Bis zum Tode des Fürsten Xostoval, Vater des Cuylomegilte,
redeten die Priester mit den Göttern in den Tempeln (in Nica-
ragua). En muriendo sale por la boca una como persona que se
dige yulio und diese (während der Körper zurückbleibt) lebt fort
in der Unterwelt (Miqtanteut) oder im Himmel (in Nicaragua).
Ausser Blut assen die Teotes (Götter) die Herzen von Menschen
und einig'er Vögel (in Nicaragua), sowie Pflanzenherzen. Beim
Tode verfault der Körper, aber das Herz steigt nach Oben (in
Nicaragua).
Bei öffentlicher Calamität zogen die Ahgih (Astrologen)
magische Kreise, um durch Körnerwerfen die Art des Opfers zu
bestimmen (bei den Pipiles). Mit Hülfe Huehue's (des Alten) und
Ciagat's (des Kleinen) schufen (im Osten) Tamagostat (männlich)
und Cipattonal (weiblich) die Welt (in Nicaragua). Quiateot,
Sohn des Omeyateite und der Omeyatezigoat, war Gott des
Regens und so verehrt. Der grosse Gott Tipotani sandte seinen
Sohn Tomaoteot zur Erde (in Nicaragua). Die Dirians verehrten
die Göttin des Vulcan von Masaya. Neben den Priestern (Tama-
gast) fanden sich Zauberer (Texoxes oder Tetotes).
Um den Teotes^) (Tamgostat und Cipattonal, wie Oxomogo
mit Calchitguegue und Chicoziagat) ihre Speise zu geben, ward
das Blut der gefallenen Indianer nach allen Seiten ausgeschüttet,
da man nicht wusste (in Nicaragua) „en quäl de las partes estän''
(wie in Aegypten). Die im Bett Sterbenden gingen in die Unter-
1) Die Idole (der Nagrandiner) zeigen ein Gesicht auf dem Bauch (bei Subtiaba).
Auf der Zapotero-Insel wurden phallische Bilder gefunden. Nach der Fluth (in Nicara-
gua) stellten die Götter oder Teotes (mit den Schöpfern Tamagostat oder Famagoztai
und Cipattonal) die Erde wieder her. Die Seelen der erschlagenen Krieger wurden (in
Nicaragua) von Tamagostat und Cipattonal, als „unsere Kinder" empfangen, während die
Bösen in der Wohnung Miquetanteot's vernichtet wurden. In Nigrando (in Nicaragua)
schufen (im Sonnenaufgang wohnend) die Götter Tamagostat und Cipattonal mit Ecal-
chot (Huehue oder der Alte) und Ciagat (der Kleine) die Welt. Der Gott Tomaoteot
und sein (auf die Erde gesandter) Sohn Teotbilche wurden von den geflügelten Engeln
Taraacazcati und Tamacaztobal bedient (in Nicaragua). Aus der auf die Schöpfung
durch Homey-Atelite und Homey-Ateciguat (mit ihrem Sohn Quiateot) folgenden Fluth
wurden Tamagostad und Zipaltonal gerettet, die (mit Ecalchot und Ciagat) die Schöpfung
wieder herstellten. Mazat und Teotost standen der Jagd vor, Mixcoa den Märkten,
Cacaguat dem Cacao-Bau. Auf einer bei Yarumela (in Honduras) ausgegrabenen Vase
findet sich eine fliegende Gottheit (s. Squier). Die (Bisteot genannten) Steine wurden
(in Nicaragua) an die Wege gelegt, um nicht zu ermüden. Auf dem Stein des (Tescuit
genannten) Treppenhügels vor dem Tempel opferte der Priester (Tamagast) die Men-
schen.
280 DIE STÄMME DES ISTHMUS.
weit, die im Kriege fallenden a servir a los teotes (s. Oviedo).
Die vor dem Maisessen und noch während des Säugens sterbenden
Kinder wurden im Hause ihres Vaters neu belebt (in Nicaragua).
Nachdem der Gott Tamagostat und die Göttin Zipaltonal die
vom Wasser zerstörte Erde wieder hergestellt hatten, wurden von
den Göttern Huehue oder Guegue und Kiateot Thiere und Men-
schen mit anderen Dingen geschaffen (in Nicaragua). Cachilt-
guegue oder Chicociagat war ältester der Götter in Nicaragua
(s. Oviedo). Unterstützt durch Ealchot (Huehue oder den Alten)
oder Calchithuehue und Ciagat (der Kleine) oder Chicoziagat (der
Vater) stellte (nach der Fluth) Tamagostat (Tamagostad) und die
Frau Cipattonal (Zipattoval) die Schöpfung wieder her in Nica-
ragua, w^o Chiquinaut und Hecat als Götter des Windes verehrt
wurden.
Nachdem so Tamagostad und Zipattonal Himmel und Erde
geschaffen, wurde von Omeyateite und Omeyatezigoat der Sohn
Quiateot geboren, dem für Regen im Tempel (Teoba) Menschen
geopfert wurden.
Bei Verträgen wurde in Nicaragua die Zunge durchbohrt für
den Gott Mixcoa, im Stein verehrt. Die in Nicaragua gestorbenen
Söhne wurden (in einen Mantel gewickelt) an der Hausschwelle
begraben. In Matiari (mit dem Gott Tipotani) stammten die
Menschen von dem Mann Nenbithia^) und der Frau Nenguitamali
(s. Oviedo). In Nicaragua wurden Mazat und Teotost (Macat und
Toste) als Götter der Jagd (in Wildgestalt) verehrt.
Neben den Priestern (Tamagast oder Tlamacazqui) wanderten
die Zauberer (Texoxes) in Thierform") (oder Thierfellen) umher,
Schaden verursachend (in Nicaragua).
1) Nenbithia hiess die Urmutter des Menschengeschlechts und Nenguitamali der
erste Mann (in Matiari). Tipotani war der Schöpfergott (in Matiare) , wie Tane im
Polynesischen. Am Aufgang der Sonne wohnt der Vater Omeyateite und die Mutter
Omeyatecigoat, und Quiateot schickt Regen auf die von Tamagastad und Zipattoval
geschaffene Erde (in Nicaragua). Der Gott Thomaotheot, Vater des Theotbilche, war
(in Nicaragua) von angelos pequenos bedient oder Tamachas unter den Oberen Ta-
raacazcati und Tamacastoval (s. Oviedo). Neben dem Tamacastoval (angel) verehrten
die Nicaraguaner die im Boden lebenden Schutzgeister oder Tamacha. Taruacascati
waren die Botengeister des Himmelsgottes (in Nicaragua). Oxomogo war höchster Gott
(in Nicaragua). Thomaotheot (der höchste Gott) sandte seinen Sohn Theotbilche auf
die Erde.
2) Die Idole des Tempels am Cap Honduras trugen Thierköpfe. In Truxillo
orakelte das weibliche Idol aus Chalchicuitle (unter Opfer). Die Texoxe genannten
COMIZAHUAL. 281
Die Himmelsfrau Comizahual herrschte in Cealcoquien in Cer-
quin (bei Gracias in Honduras). Die schöne Frau Comizahual
(fliegende Tiegerin) führte (vom Himmel nach Cealcoquin zur
Gründung niedersteigend) die Cultur bei den Cerquin (in Hon-
duras) ein. In Abibe erschien der Dämon in Tiegergestalt
(Herrera). In Cerquin (avo die Idole des Grossvaters und der
Grossmutter verehrt wurden) verschwand die Herrscherin^) als
Gespenster saugten am Nabel (in Nicaragua). In Ouauhcapolca wurde das Gesicht der
Götzen oder Teobat mit Menschenblut gewaschen. Die Gottheit Tipotan wurde in
Martiaca (bei Nagrando) verehrt, wo die Menschen von Nembrita und Nenguitamali
(Mann und Frau) stammten. Im Haupttempel Nicaragua's betete für Regen ein Caci-
que, der (nachdem ihm die Nase durchbohrt war) am Ende des Jahres durch einen
anderen ersetzt wurde (s, Oviedo). In Nicoya wurde der Gott Tabia verehrt. Tha-
motheot bezeichnete (in Nicaragua) grosser (thomao) Gott (theot). Auf seine Fragen
in Teoca (in Nicaragua) hörte Francisco de Bobadilla von dem Häuptling Miserboy,
dass bei den Opfern zur Nahrung der Teotes Blut umhergesprengt wurde, nach allen
Seiten hin, da man nicht wüsste, wo sie sich fänden (s. Oviedo). Die Priester (Tama-
gast) opferten auf pyramidalischen Erhöhungen (Tescuit) vor den Tempeln (in Nicara-
gua). Die Götter Mazat und Teotost (Wild und Kaninchen) schützten die Jagd, Mix-
coa den Handel, Cacaguat die Cacao- Pflanzungen, neben Miquentanteot (Gott der
Unterwelt) und (in Nicaragua) Tomaoteot, der seinen Sohn Teotbilche auf die Erde
sandte (mit den Engeln Taraacazcati und Tamacaztobal). In Martiari wurde Tipotani
verehrt (bei den Diriern die Greisin des Vulcanes von Masaya). Die Götter (in Nica-
ragua) wurden in den Teobat genannten Bildern verehrt. Von der Pyramide Tezarit
(oder Tescuit) vor den Tempeln verkündet der Priester die Feste. Für den Fang der
Hirsche wurde der Gott Ma9at und für den der Kaninchen der Gott Toste angerufen
(in Nicaragua). In dem Tempel von Chiarapotum sah Benzoni idolum e creta tigridis
effigie ac duos pavones aliasqne aves(i54i) bei Manta (wo ein Smaragd verehrt wurde).
Das alte Weib, das (in Nicaragua) aus dem Vulkan Masaya (dessen Flammen die
Indianer baile de los demonios nennen) hervorzukommen pflegte, musste mit Menschen-
opfern gesühnt werden (Oviedo). Mamea war die (feurige) Unterwelt für böse Seelen
(bei den Chorotegas). Migtanteot hiess das (unterweltliche) Land der Vorfahren in
Nicaragua (s. Oviedo), wie Awaii in Polynesien. Die Gestalten der Götzen (Teobat)
waren von den Vorfahren überliefert (in Nicaragua). Die Nahual wohnten an der
Balsamküste (Salvador's).
1) Die Cerquin civilisirende Himmelsfrau Comizahual kehrte aus Cealcoquin als
Vogel zurück. Bei Cisori (in Honduras) wurde das Idol Ycelaca mit zwei Gesichtern
und vielen Augen verehrt ( Palacios). Begegneten Reisende in Honduras einem Puma
oder Jaguar, so riefen sie ihn an, nicht zu tödten, unter Beichte ihrer Sünden nieder-
sitzend (nach Roman). Das auf dem Berge Escurruchan unterhaltene Feuer (der Choles
und Manches) w^urde von Reisern genährt (in Vera-Paz). Der Choluteca-Fluss (in
Honduras) entspringt auf den Lepaterique-Bergen. Auf der Insel Guanaya (bei Hon-
duras) wurden Steinsessel in Felsen gefunden. Die Cehontales in Ybuera oder Hon-
duras, wohin die Yucatanesen zu Schiff" handelten, gehörte zu Nicaragua (Herrera). In
Honduras wurde dem Todten das Haus verboten (s. Herrera) und dort wandelten
282 DIE STÄMME DES ISTHMUS.
Vogel (Herrera). In Cerquin (bei Comayagua) oder Gracias (in
Honduras) wurden zwei Idole, als Grossvater und Grossmutter
verehrt, sowie der Sonne und den Sternen (nach Torquemada) ge-
opfert. Dem dreigesichtigen Orakelstein Icelaca wurde in Cezori
geopfert (s. Palacios). Bei den Chontalen von Cisori wurden
Knaben beschnitten, um das doppelgesichtige Idol Ycelacac (das
mit seinen vielen Augen Alles sah) mit Blut zu bestreichen, und
(wie in Gotera) schlitzte sich der Priester den Penis auf, als
Zeichen des Muthes (in Honduras).
In Cerquin schlief der Indianer (nach dem Opfer) in der
Wüste, wo ihm im Traum sein Nagual (Schutzgeist oder Gefahrte)
erschien, der ihm verkündete, in Avelcher Gestalt eines Vogels
(oder andern Thieres) er sich zeigen würde, um ihm Glück zu
geben, und mit dem Tode des Vogels starb auch der Indianer
(Herrera), wie JMeleager's Leben an das Holzscheit geknüpft war.
Die Erscheinungen des Dämon in Thierg'estalten (den in der
Einsamkeit opfernden Indianern in Honduras) llaman Naguales
(guardadores ö compaheros) y quando moria el pajaro, tambien
moria el Indio, que estava con el prendado (in Honduras) de sola
imaginacion y cuydado enferma y muere (s. Herrera).
Beim Begraben eines Häuptlings zünden die Tsugur oder Priester der Bri-bri (in
Costa-Rica) heiliges Feuer (das nicht zu gewöhnlichen Zwecken benutzt werden darf)
durch Holzdrehen an, bis es (unter Gesängen) durch Chocolate erlöscht wird. Die
Leiche wird mit roh aus Yuca geschnitzten Figuren (sowie Saamcn, Fruchtstücken
u. s. w., um Eigenthumsgegenstände zu bezeichnen) in ein Bündel aufgewickelt und
in einem abgelegenen Theil des Waldes (damit kein Vorübergehender von der Bu-ku-ru
oder Unreinigkeit getroffen wird) auf eine niedrige Bank gelegt (kastenartig mit Planken
bedeckt). Wenn nach einem Jahr Zersetzung eingetreten ist, werden die Knochen in
dem Bündel neu geordnet (mit einem bemalten Zeug, die Art des Todes zu bezeichnen,
umwickelt) und dann (während des Tanzfestes) in der Nähe des Hauses aufgehängt,
um schliesslich (nachdem der Priester den Todesgesang gemurmelt) in der mit Steinen
ausgelegten und überdachten Familiengruft beigesetzt zu werden (s. Gabb). Im ersten
Jahr schweift der Geist umher, von wilden Früchten lebend, aber nach dem Jahresfest
(und Priestersang) passirt der Todte Flüsse mit Alligatoren , Schlangen am AVege,
steile Berge, Abgründe, dann singende Vögel und bunte Schmetterlinge bis zum Lande
Si-bu's (am Zenith) gelangend, um ein sorgenloses Leben zu führen (bei den Bri-bri).
Bei dem Leichenfest der in der Schlacht gefallenen Krieger erscheint beim Tanz eine
in Perrücke und Maske gekleidete Person, die Kinder zu schrecken (bei den Bri-bri).
sich die Zauberer in Löwen und Tieger, In Honduras bewahrte man die Knochen
des Wildes im Haus, weil es bei Vergraben flöhe und die Jagd umsonst sei. Von
den drei Idolen in Ybueras (Honduras) fand sich eins in Gestalt einer Frau (aus
grünem Stein) bei Truxillo, von einem langhaarigen Priester (Papa) bedient (Herrera).
COSTA-RICA. 283
Der Pfad in's Todcsland ist nur dem Seelengeist (Wig'bru) sichtbar (bei den Bri-bri).
Die Häuptlingswürde der (über Cabecar und Tiribi herrschenden) Bri-bri ist erblich.
Neben dem (die Todten aufnehmenden) Gott Si-bu der Bri-bri (Zi-bo der Tiribi und
Zu-bo der Terraba) oder Si-buh der Borucas finden sich die teuflischen Bi der Bribris
und Cabecars (Kagro in Boruca) oder Au der Tiribi ( Auh der Terrabah), die Beleidi-
gungen durch Krankheit strafen. Die nackten Berggipfel (Ujum) werden durch das
dort wohnende Völkchen der Ujum unrein (bukuru) und in Sarwe hörte man das
Singen und Trommeln der Leute auf dem Gipfel (durch Echo). Der Hohepriester
(U-se-ka-ra) aus dem (verachteten) Stamm der Cabecar herrscht über die Bri-bri und
die Cabecar (selbst von den Fürsten Huldigung erhaltend und als Geschenke alles Ge-
fallende ohne Dank annehmend) und bleibt bei jedesmaliger Rückkehr aus seiner
Höhle zeitweis stumm (nur durch Vermittler redend), in bestimmten Perioden allge-
meine Fasten anordnend (in Costa-Rica), Die Priester oder Tsugur singen beim Lei-
chenfest (in unverständlicher Sprache). Die (Krankheiten heilenden und durch Tabaks-
rauch den Regen fortsendenden (oder auch die zu bereisenden Wege von Schlangen
durch Blasen klärenden) Awa oder Zauberärzte tragen als Talismane Concretionen aus
Thier - Eingeweiden oder glatte Kalkstücke (s. Gabb). Die Würde der Tsugur
(Priester) ist in bestimmten Familien erblich (bei den Bri-bri), ebenso die Würde des
Usekara (oder Hohenpriesters) aus einer am Coen-Fluss lebenden Familie (der Cabecar).
Die Awa (Zauberärzte) reinigen die von Awa (Unreinigkeit) behafteten Personen (wäh-
rend bei Bukuru nur von den Tsugur bestimmte functioniren).
Der Usekara oder (erbliche) Hohepriester stammt von den Cabecars, die unter
dem Häuptling der Bri-bri stehen, während andere Familien der Bri-bri (am Coen-
Fluss) die erblichen Priester oder Tsugur's liefern (s. Gabb). Bei den Tiribri (in
Costa-Rica) darf das heilige Feuer, das (unter Gesang) durch Drehen des Stockes an-
gezündet war, nur mit einem Becher Chocolade durch den Priester erlöscht werden.
Der Usekara spricht (wenn aus seiner Höhle zurückkehrend) nur durch seine Begleiter,
und während des von ihm angeordneten Fastens darf kein Feuer angezündet werden
(und muss die Sonne vermieden werden). Die bis zum Jahresfest bei den Bri-bri (in
Costa-Rica) in den Wäldern umherschweifende (und von wilden Früchten genährte)
Seele (Wig-bru) geht dann nach Si-bu im Zenith (s.Gabb). Der Maskirte beim Todten-
fest der Tiribis (in Costa-Rica) schützt gegen den Bi oder bösen Geist. Die Ujum
wohnen auf den Felshöhen, als Herren der Tapire (in Costa-Rica), wie bei Pico
Blanco. Wie eine Frau in der ersten Schwangerschaft, ist (bei den Bri-bri's in
Costa-Rica) die Leiche Bu-ku-ru (unrein) und darf nur durch den Awa (Zauberarzt)
berührt werden, während der Bi-ka-kra genannte Beamte das Jahresfest vorbereitet. Plätze,
die lange nicht besucht sind, und Gegenstände, die ausser Gebrauch waren, wurden (bei
Bri-bri in Costa-Rica) Bu-ku-ru (unrein) und müssen vor dem Berühren mit einem
Stock geklopft werden, weil sonst Krankheit bringend. Wer eine Leiche berührt,
wird nya (unrein) und wird (nach Waschen der Hände in warmem Wasser) durch die
Priester mit Tabacksrauch gereinigt (s. Gabb). Als die Missionäre (1686) zu den
Talamancas kamen, fanden sie, neben den Caciquen, una sacerdotiza, la cual conven-
cida en disputas que tuvo con los padres, allanö el territorio, que senoreaba (Pelaos)
und so bei Bekehrung der Caziken Nicoya und Nicaragua beim Zuge Davila's (1522),
Die Guatusos oder Pranzos am Rio Frio (in Costa-Rica) werden als hellfarbig be-
schrieben. Nach Acuiia fanden sich Reste einer alten Strasse (mit Lava -Blöcken ge-
pflastert) zwischen Cartago und Matina (in Costa-Rica). Neben den Terrabas wohnen
die Bruncas oder Borucas an der Pacific-Küste (in Costa-Rica). An der atlantischen
284 DIE STÄMME DES ISTHMUS.
Küste wohnen die Cabecar westlich an dem Coen-Zweig des Tiliri- oder Sicsola-Flusses,
die Bri-bri östlich, die Tiribri dagegen am Tilorio- oder Changinola-Fluss mit ausster-
benden Changina, und weiter abwärts an der Küste (neben den verschwundenen She-
Jaba) die Yalientes (s. Gabb). Die Gatusos wohnen an der Quelle des Rio Frio (und
südlich von dem See Nicaragua's). Die Indianer Costa-Rica's (in den Gebirgen süd-
östlich von Roca) trugen das Bild des Schutzgeistes (der ihnen nach mehrtägigen Fasten
erschien) als goldenes Amulet. In Costa-Rica bildeten die Tojas das cultivirteste Volk
(neben den Changuenes an der Lagune von Chiriqui^. Die Guatisos wurden (als
freundliche Indianer) den (feindlichen) Cariben gegenübergestellt (Iziabalete), Von den
Tiribris des atlantischen Meeres (am Fluss Tilorio) wanderten die Terrabas in's Land
der Borucas oder Bruncas (am Pacific). Die Cabecars (in den Bergen) sind den im
Thal des Tiliri-Flusses lebenden Bri-bri unterwürfig, zu deren Stamm der hohe Priester
(Usekara) gehört (neben den Tsugur oder Priestern). Nachdem die Bri-bri jenseits des
Berges die Tiribri als ihre Nachbarn entdeckt hatten, besiegten sie dieselben im Kriege.
Die Guatusos wohnen an der Quelle des Rio Frio (vom Agouti benannt). Die Shelabas
sind in Costa-Rica verschwunden (und ebenso fast die Changinas). Die Blancos ge-
hören zu den Bri-bri. Neben den (untergegangenen) Shelabas wohnten die Valientes
(an der Küste Costa-Rica's). In Talamanca fanden sich Cabecar, Bri-bri und Tiribi
(s. Gabb). Die Valientes wohnen südlich und südöstlich von der Chiriqui-Lagune.
Die Rama wohnen in Nicaragua hinter der Mosquito-Küste In Costa-Rica trägt die
Mutter während der Schwangerschaft Amulette, (Fischaugen, damit das künftige Kind
die Fische unter dem Wasser sieht, Tiegerzahne für Stärke und Schnelligkeit auf der
Jagd u. s. w.). Der Nabelstrang (in Costa-Rica) darf nur mit einem Bambus-Messer
getrennt werden, das der Gebärenden (um ihre Bu-ku-ru oder Verunreinigung zu ver-
meiden) von "Weitem gereicht wird, worauf der Awa (Zauberer) von dem Nya (Schmutz)
reinigt. In Costa-Rica sind die Stämme ("Wak) in Clan's getheilt, die nicht unter ein-
ander heirathen dürfen, so wenig, wie Verwandte (s. Gabb). Bei den Bri-bri (in Costa-
Rica) dienen Goldadler als Zeichen der Häuptlingswürde, sowie ein Rasselstab mit einer
Thierfigu* auf der Spitze. Die Priester (Tsugur) der Bri-bri sangen in einer den Ge-
meinen unverständlichen Sprache (bei den Bri-bri). Nachdem eine Familie in Uren
getödtet war, sahen die Bri-bri die Tiribri von den in Tilorio niederblickenden Bergen.
Die Gebärende (in Costa-Rica) ist bu-ku-ru (verderblich), so dass sich Niemand nähern
darf, und später bleibt sie nya (unrein) und wird vom Awa (Zauber-Priester) gereinigt.
Zur Reinigung vom Nya dient Waschen in warmem Wasser und Tabaksblasen des
Awa, wogegen der durch Bukuru Unreine vorher noch drei Tage fasten muss (ohne
Salz, Chocolate, Tabak) und (wenn verheirathet) sich seiner Frau enthalten (s. Gabb).
Ehe der Indianer den (von Giftschlangen beschützten) Stock (zum Häuptlingszeichcn)
schneidet, muss er sich reinigen. Die Tiribri tättowirten Gesicht und Arme, (während
in Südamerika meist nur Bemalung verbleibt).
DIE ANTILLEN,
Neben Guarianex in der Vega real herrschte (zur Zeit der
Conquista) Guacanaguari in der Vega Marien und die Wittwe des
Königs Higuanama (Haniguayaba) in Higuey, wo König Cotuba-
nama von Behechio oder Bechio in Xaragua (Behechio oder Kö-
nig Xaragua) abgefallen war, während dessen Schwester Anaca-
ona sich (nach Torquemada) dem Fürsten Caonabo in Maguana
vermählt hatte (de otras islas convecinas, llamadas de los Lu-
cayos). Die kriegerischen Stämme der Guahava, Sabana, Ami-
gayahua und Guacayarima (auf Hayti) wohnten in Höhlen (bei
Santa Maria de la Paz). Ueber die Provinzen in Hayti herrschten
die Häuptlinge Guarinex, Guacanagari, Behechio, Caonabo und
Higuey (nach Las Casas) ein Wechsel der Landes- und Herrscher-
namen.
Dem Caciquen Guarionex, dessen (dem der Yucayos der An-
tillen verwandter) Dialect als Verkehrssprache neben den Sprachen
Marolis oder Maronis und Huhuici (s. Roman) über die Insel ver-
breitet war, (obwohl von den langhaarigen Ciguayos, dem Caciquen
Mayomanex oder Mayobanex, sowie von den Mazorigas nicht adop-
tirt) leistete Uxmatex (un cosi valente huomo) in Ciboa (oder
Hayti) Vasallendienste, wogegen Mayobanex (Fürst der Ciguayos)
sich unabhängig gemacht hatte. Im Norden herrschte der König
Guacanagari (dem König Guarionex in der Mitte der Insel unter-
würfig), im Westen der Behechio (in Xaragua), im Osten (bis zum
Plusse Flaina) Caonabo in dem Gebirge der Ciguayos oder Pfeil-
schiesser (mit Giftverwendung bei Cariben). Im Gegensatz zu den
friedlichen Bewohnern von Magua, Marien und Jaragua waren die
286 t)IE ANTILLEN.
von Maguana und Higuei kriegerisch (auf Hayti). Neben der all-
gemeinen Sprache (lengua cortesana oder Taino) in Hayti wurden
zwei verschiedene Dialecte in den Provinzen ]\[acorix de arriba
und Macorix de abajo gesprochen. Die Tradition w^urde in den
Tanzgesängen ^) der Areytos bewahrt.
Die von den (den caribischen benachbarten) Inseln nach Hayti
(in Caonabo) gekommenen Ciguayos gebrauchten die Pfeile der
Cariben, aber ohne Gift, obwohl Caonabo wieder als Caribe sich
bezeichnet findet (während er sonst von den Lucayen hergeleitet
wird). Caonabo cioe signor de la casa del oro. In Hayti hörten
die Spanier von (dem König) Gazichius Canobam (dem Caziken des
goldenen Hauses) erzählen (Michael Herr). Nach Ziguayo em-
pörte sich Tamayo auf Hayti.
Der Cacique Hatuey hatte sich aus Guahaba (in Haiti) nach
Cuba begeben und dort in Maysi niedergelassen. Nach Gomara
war die Sprache Cuba's von der Hayti's etwas verschieden.
Die Könige (Hayti's) ^) wurden mit dem Titel Mathusery
^) Ay-el-Ay (in Cuba), canto vulgär muy comun y favorito de los campesinos,
cuyas letrillas (decimas regularmente) principian las mas de las vezes con esta inter-
jeccion, y en que compiten los travadores entusiasmados y a gritos, acompanado del
Tiple, guitarra o harpa. Dicenle otros el Ey ö el Llanto. No deja de ser sentimental
(Pichardo). [Linos].
-) In Hayti herrschten die Könige Guarionex in der Vega real (mit seinem Va-
sallen Uxmatex in Ciboa oder Hayti), Guacanaguari in Marien, Behechio in Xaragua,
Caonabo in Maguana (mit Behechio's Schwester Anacaona vermählt) und Higuanama
(neben Cotubanama) in Higuey, sowie (im Norden) der König Haniguayaba und Mayo-
banex, als König der Ciguayos (s. Torquemada). Die Sprache auf Hayti war der auf
den Antillen verwandt. „Turci, Himmel, Boa, Haus, Cauni, Gold, Toyno, ein frommer
Mann, Maxani, nichts, Gazichius, König" (auf Hayti)
und in Cuba :
Coa, Ackerbaugeräth. Guaco, Mikonia Tlaxicoyan.
Cocona, Belohnung. Guagua, Cochenille.
Cocuyo, Leuchtkäfer. Guaiboso, klagend.
Jibe, Sieb (auch für die Materialien aus Guairo, Boot.
Geflecht, wie von Jipe-Jipe). Guata, Lüge.
Guabina, Philipnus dormitator (und an- Guin, Schoss.
deren Fischarten). Higuana, Iguana Cyclura.
Guaco, Mikonia Coriacea. Jaba, Sack.
,, repanda (Huaco macho). Cuyuji, Quarz-Gestein.
,, angulata (Huaco hembra).
Aus der Sprache der Darier giebt Wafer:
Tautah, Vater. Poonah, Weib.
Xaunah, Mutter. Roopah, Bruder.
SCHÖPFUNGSHÖHLE. 287
angeredet, die Edlen als Bahari, die Vornehmen als Guaoxori
(s. Torquemada).
Guajiro (campesino in Cuba) entre los Indios de Yucatan si-
gnificaba Serior (Pichardo). Zur Anrede diente Guajoti (Usted).
Mit Guamiquini wurde das Oberhaupt bezeichnet (in Cuba). Zi-
baro (Orejano in Santo Domingo) montaraz, rustico, indomable (in
Cuba), auch perro (s. Pichardo). Der neu angekommene Neger
heisst Guari-guari (in Cuba). Die Mexicaner heissen Guachirange
auf den Antillen (von dem alten Sang Guachinanga).
Als erste Ansiedler Quizqueia's oder des (steinigen) Hayti
sollen aus Matutine (Mantinino oder Martinique) Vertriebene am
Flusse Camotece gelandet sein (s. Thevet), oder in Cahonao (s.
Petrus Martyr) und das am Flusse Bahaboni erbaute Haus Ca-
mateia wurde noch von späteren Generationen (wie die Casa Ro-
muli in Rom)^) heilig gehalten, als Tempel Camoteia neben dem
Höhlentempel Jouanaboina (bei Cap Francis). Von ihnen wurden
sprachlose Menschen angetroffen, die man noch später im Lande
Guaccaiorima (zum Reiche Goacamari gehörig) lebend vermuthete.
Dagegen galten die menschenfressenden Cariben (Bohio's oder
Hayti's) als einäugig auf Cuba.
Nach den einheimischen Mythen führte Gua-ha-hiona oder
Vagoniano die aus der Sonnenhöhle in Caunau geraubten Frauen
nach der Insel Mantinino (Martinique), ein Frauenreich zu stiften,
und als er nach dem Antreffen Cobo's (mit Seemuscheln), durch
die Verführungen einer schönen Frau in der Unterwelt zurück-
gehalten, bringt er (als Zeichen seines Zusammentreffens mit
Handelsvölkern) aus dem Wasser^) die, Libas (Cibas) genannten,
Perlstückchen, die von den Häuptlingen Hayti's zu hohem
Werthe geschätzt wurden (s. Garcia), auf Wanderungen umher-
irrend, wie Votan (dessen Erinnerung im Vaudouxdienst ver-
muthet wird).
Nee, Mond. Caupah, Hängematte.
Cotcha, Schlaf, Doolah, Wasser,
lieber die Tula s. Zeitschr. f. Erdk. 1873.
1) Bei der Rückkehr zum Himmel liess Izanagi no Mikoto eine Hütte in Awaji,
als Zeichen seiner Anwesenheit auf der Erde. In Polynesien wurde mit Awaii oder
Hawaii, wie die Unterwelt, die Heimath der Vorfahren bezeichnet.
2) Die auf Hayti Maguacochios (bekleidete Menschen) genannten Spanier hiesscn
Balanaele (Meermenschen) bei den Caraiben, weil im Meer geboren. Colon wurde als
Guamiquuna (grosser Häuptling) auf Hayti bezeichnet. Aus Cibao (bei Maguana)
schloss Colon auf Cipango.
288 DIE ANTILLEN.
Eben dieser Vaguoniona (Yocahu) aber wieder ist es, der die
Besiedler aus Matinino nach dem Fluss Bahoboni gebracht und
dort das erste Haus Camoteia baute (nach anderer Version).
Von der ersten Frau Atabeira (Ataves oder Jiella), oder Ma-
mona (Guacarapita oder Guimozoa) geboren, sandte der höchste
Gott Yocauna (Guamaonocon) oder Yocahu-vaguaniao-vocoti (Bru-
der des Guaca) seinen aufständischen Sohn Jaiel in's Exil und
als er getödtet war, verwandelten sich seine in einer Calabasse
im Hause des Vaters aufgehängten Knochen in Fische. Indem das
gleichzeitig (mit dem Tode seiner Mutter Itaba tahuana) geborene
Brüderpaar auf Anrathen des Aeltesten (des aussätzigen Caraca-
racol) die Fische zu essen begann, erschreckte die Erscheinung
Yocauna's, so dass mit dem Niederfallen der Calabasse das Wasser
die Seen und Flüsse bildete. Als die nicht in den Sonnenschein
sich wagenden Männer einst im Regen aus waren und schlüpfrige
Creaturen sahen, fingen sie dieselben mit Hülfe Caracaracol's und
seiner Brüder und verwandelten sie in Frauen (s. Pane) auf Hayti.
Nach anderer Version hatten sich die von Jaia (und seiner Frau) in
einer Calabasse unter dem Dach des Hauses aufbewahrten Knochen
Jaiael's in Fische verwandelt, und als beim Essen davon, die
Brüder des Aussätzigen Dimivan (Söhne der Itiba Tahuvava),
durch Jaia's Rückkehr überrascht, die Calabasse fallen Hessen,
kam soviel Wasser daraus hervor, um das Meer zu bilden, worauf
sie sich (nach Begegnung des stummen Conel) nach Basamanaco
begaben, und als dort Dimivan von Aiamavaco, den er um Casabe
gebeten, mit einer (mit Cogioba gefüllten) Calabasse einen Schlag
auf die Schulter erhalten, schnitten die Brüder aus der dadurch
entstandenen Geschwulst mit einem Rohr eine Schildkröte
hervor, die sich zum Haus verarbeitete (auf Hayti).
Die Eingeborenen Cuba's wurden Cibuney's genannt, wie Ig-
neri die der Antillen (und Ciguayos auf Hayti). Von den Bewoh-
nern Hayti's (Quisqueia's oder Bohio's) wurden die Insulaner Cuba's
oder Bayaquitiri's, als Ciboneyes, oder (nach Las Casas) Siboneyes
bezeichnet. Am Cap San Antonio wohnten (nach Bernal Diaz)
die wilden Guanataneyes. Diese Cibuneys oder Cibonays in Cuba
(und den Bahama) waren dann durch Einwanderer aus Hayti
unterworfen.
Die Fischer Cuba's besuchten die umliegenden Inseln, und
Columbus fand in Wachs und andern Artikeln Spuren eines Han-
delsverkehr's (aus Yucatan) mit Cuba, wohin später auch Böte
PORTO -RICO. 289
von Florida gelangten. Auf hoher See traf Columbus einen In-
dianer aus San Salvador oder Guanahani in seinem Canoe auf der
Reise nach der (mit Isabela oder Saometro) benachbarten Insel
Fernandina (bis Juana oder Cuba). Die Indianer von Guanahani
bezeichneten die von Colon entdeckte Insel als Cuba (1492). Vom
Rio de Mares (Nuevitas) schickte Columbus seine Gesandtschaft
nach der Stadt Cuba des Inneren. Grijalva traf bei der Landung
in Cozumel eine (spanisch redende) Indianerin, die auf dem Fisch-
fang von Jamayca dorthin verschlagen war (Torquemada).
Caimara, Cacique von Ornofay (zwischen der Bay von Jagua
und Cap del Cruz), w^ird (in Cuba) als über die Guamuhaya, Ha-
namanaya und Guamaroce herrschend dargestellt, die Menschenopfer
verbietend und Gastfreundschaft empfehlend. Cabrera hörte in
Cuba von dem aus der Fluth Geretteten, der, als (nach dem Aus-
bleiben des Raben) die Taube einen Zweig der Hoba- Frucht
brachte, sich berauschte (und entblösst gefunden wurde). Ver-
ehrt wurde in Tänzen (wie in Mikronesien). Bei der Pest in Rom:
wurden Tänzer aus Etrurien berufen (nach Livius).
In Cuba, wohin Colon Dolmetscher aus Guanahani mitge-
nommen, lebten die Indianer in grossen Häusern, jede Familie
mit ihrem Feuer (in glimmenden Scheiten getragen), und Baum-
woll-Hängematten und Sitze verfertigend, sowie aus Holz die
Duchi genannten Sitze in Thierform (mit erhobenem Schwanz als
Lehne) indem Augen und Ohren mit Gold verziert waren, das
aus der Isla Espanola oder Haiti (Baveche oder Bochio) gebracht
war. Auf dem Wege dorthin fand Colon in den eingelaufenen
Häfen Cuba's grosse Canoes, sowie in einem Hause einen Todten-
kopf und aufgehängte Rippen. In Espanola wurden goldene
Nasengehänge getragen. Der auf einer Sänfte getragene Cazique
(Guanacari) redete beim Niedersetzen durch zwei Alte, die zu
seinen Füssen Platz nahmen. Am Halse wurden Goldmasken mit
grossen Augen und Ohren getragen.
Ocampo fand (in Jagua) lagunas artificiales de barro y en-
cafiadas a manera de viveros ö depositos de pesca (auf Cuba).
Tatu ist der Armadill bei den Cariben. Der Dämon hiess Tutu
huaha bei den Sirineyris (bei Pauca Tumbo).
Die im Innern Porto-Rico's wohnenden Eingeborenen oder in
der Weibersprache Eyeri (Ouekelli oder Männer) hiessen (als
Waldmenschen) Cavres (bei den Cariben) und gleiche Namens-
formen erstrecken sich von Darien bis Guayana. Die Cariben
Bas ti an, America. 19
290 DIE ANTILLEN.
hiessen auf den kleinen Antillen: Benaree (Leute von jenseits
des Meeres). In Caribana (cabe^a ö solar solariego de los Ca-
ribes) der Name Caribe no quiere de9ir sino bravo 6 ossado 6
esfozado (s. Oviedo). In Cuba wurden die Cariben Bohio's (Haiti's)
als einäugige Menschenfresser gefürchtet. Mit Jigue (oder Guije)
wurden in Cuba kleine Zwerge (schwärzlicher Farbe) bezeichnet,
die aus Quellen, Seen und Flüssen hervorkamen (s. Pichardo).
In Jamayca wurden lange Kriegs-Canoe angetroffen. Auf
Jamayca wurden die wilden Gänse gefangen, indem die Indianer
Calabassen zwischen ihnen schwimmen liessen, und wenn sie sich
daran g-ewöhnt hatten, sich darunter verbargen (Oviedo) [China].
Der Fisch Manati hätte, von dem König Karatamairis mit Brod
gefüttert, im Meer von Guainabo, Knaben zum Umherschwimmen
auf den Rücken genommen, bis er, bei Ankunft der Spanier von
einem Pfeile getroffen, nicht wieder gekommen (als Delphin). Nach
Oviedo war in den Antillen der kleine Fisch Guaican oder Re-
verso zum Fischf^mg für Jagd auf grössere abgerichtet (wie P'alken
in der Vogelbeize, oder Jagdleoparden und Hunde).
Pichardo zweifelt, dass unter den Vierfüssern Cuba's der
Guabiniquimar mit Jutia Carabalis zu identiiiciren sei. Jutia, als
Capromys Furnieri (Jutia Conga).
Zum Unterschied von Buhio war das Caney genannte Haus
rund mit konischem Dach, und beide Arten von Wohnung hiessen
Causi, wenn Sitz des Caciquen (in Cuba). Auf Hayti fand sich
auch das als Eracra bezeichnete Haus. Die Tempel waren acht-
eckig^). Conuco bezeichnete den zu einem Buhio (Haus) gehöri-
gen Landbesitz der Familie (auf Cuba). In Hayti folgte auf den
Fürsten der älteste Sohn (einer der Frauen), und wenn diese keinen
Sohn hatte, ihm der Sohn der Schwester, wogegen, wenn über-
haupt kein Sohn vorhanden gewiesen, der Bruder folgte, und
zwar väterlicher Seits, wenn das Erbgut vom Vater, mütterlicher
wenn von der Mutter kommend (Oviedo).
r War der Bräutigam (auf Cuba) ein Cacique, so schliefen vor
ihm alle Caciquen mit der Braut; wenn ein Kaufmann, alle Kauf-
leute ; wenn ein Landmann, der Fürst oder Priester (Gomara).
Auf Cuba trugen die Eingeborenen (zu Columbus Zeit) angezün-
1) Die Wohnung des Häuptlings war sechseckig mit zugespitztem Dach (bei den
Saskesanahok in Virginien).
LUCAYEN. 291
dete Holzscheite (Herrera). In die Federkleider (auf Cuba)
wurden Bilder der Idole eingewirkt (Thevet).
In Hayti trugen die Frauen goldene Nasenringe (zu Colum-
bus Zeit). Der Cacique wurde ^ auf einer Sänfte getragen. Auf
Hayti wurden die Gebeine der Fürsten in, sie darstellende, Figu-
ren g-elegt, aus deren Flöhlung ein darin versteckter Priester auf
Fragen antwortete (s. Torquemada).
Die allmälig verschwundenen Eingebornen von Martinique
wurden Ygneris genannt, und ihnen wurden die mit Helm ge-
schmückten Baumwollen-Idole zugeschrieben, welche die Cariben
dort antrafen. Die Ygneris (in Guadeloupe) estoient restez des
Premiers habitans que les Galibis avaient massacrez (du Tertre).
Columbus fand auf der Insel Guadelupe Frauen, die allein dort
lebten und nur zu gewissen Zeiten Männer zuliessen (s. Klun-
zinger), und so gründete Vaganiono in Hayti das Frauenreich
Martiniques (im Anschluss an weitere Amazonensagen).
"Auf der Insel Guadelupe (mit Todtenköpfen an den Häusern
und Körben mit Knochen), von wo der Cacique mit einer Flotte
auf einen Plünderungszug ausg'efahren war, fanden sich Gefangene
aus der Insel Borichen oder San Juan, von wo mit Zuania oder
Espanola gehandelt wurde. Auf dem Wege dahin fand Colon
auf den Inseln Gefangene, die von den Cariben entmannt waren,
um sie zu mästen. In Borichen (San Inan) fanden sich Thürme
aus Rohr in den Dörfern. Auf dem Wege nach den Minen
Cibao's, in Espanola, fanden sich Häuser mit niedrigen Thüren.
Beim Landen an der Südküste Cuba's (wo der Cacique im Westen
wohnte) wurde unter den Indianern ein weiss Gekleideter gesehen.
„Kein Knecht oder Magd entzieht sich einer aufgelegten Last
oder Bürde, ob sie schon so schwer ist, dass man darunter todt
bleiben möchte" (in Cuba), da es die grösste Schande war, unge-
horsam zu scheinen (s. Dapper). Dieser Zug aus dem Volks-
character, den sich die Spanier zu Nutze machten, erklärt das
Aussterben leicht genug.
Nach den Indios Yucayos (der Lucayen) war ihr Land von
dem Continent und den übrigen Inseln aus bevölkert, und die Be-
wohner der Lucayos oder Antillen (Antiglia's) verstanden den
Dialect der Yucayos, der im Centrum de la Vega auf Ayti oder
Hayti geredet wurde.
Herrera hielt es für wahrscheinlich, dass die Islas de Barlo-
vento von Florida aus bevölkert wurden. Ponce gelangte nach
19*
292 DIE ANTILLEN.
Bimini oder Florida, als er nach der Insel Bayuca suchte und
ihrer Jugendquelle, von der (nach Herrera) auf Cuba erzählt
wurde. Unter König Seuquene (Vater des Carlos) siedelten in
Florida Indianer aus Cuba, welche die Verjüngungsquelle gesucht
hatten (s. Fontaneda).
Nach den Hawaiern reiste Kamapiikai zu der Leben geben-
den Quelle Waiora, deren Wasser alle Krankheiten heilte (s. EUis).
Auf Cuba, Domingo und Porto Rico wurde von einer verjüngen-
den Quelle im Norden erzählt, für welche Colonien gestiftet waren
(nach Navarrete). Maundeville setzt die duftende Quelle der
Jugend an den Indus.
Im Gegensatz zu den Cariben bezeichneten sich die Bewoh-
ner der Antillen als Taini (Edle) oder (s. Peter Martyr) Nitaino
(Wir, die Edlen), und so umgeben auf Hayti die adligen Nitaynos
den Caciquen.
Bei den Cariben dagegen wurden diese Taini, als die Be-
wohner der Antillen, Inerou (sesshafte Eingeborene) genannt oder
Ygneri (Ineri oder Igneri).
Der Name Lukkairi (der Yucayos) für die Bewohner der
Bahama oder Lucayos wird erklärt als Lukku-Kairi oder Männer
(lukku) der Inseln (Kairi) oder Lukku-Iri (Airi oder Eri). Der
Name der, die Rolle der Karier aus der alten Welt spielenden,
Cariben führt auf Cariai und weiter zu Caras und Carlos mit
ihren Verzweigungen.
Als Culturheros der Antillen wurde Boitio verehrt, der das
Brodbacken gelehrt; auf ihn führen die priesterlichen Butios (die
Bohitos oder Piaces), die sich im Kraut Cohobda (Taback) oder
im Maguey berauschten, um die Inspirationen der Zemes^) zu
verstehen, deren Figuren dem Körper auftättowirt wurden (und
in der Schlacht vorgebunden, sowie in den Canoes geführt).
Der erste Mensch bildete sich aus der Nasenflüssigkeit einer
Frau oder (nach Peter Martyr) entstand das erste Weib (nach
ostasiatischen Analogien) aus der wassersüchtigen Geschwulst,
die sich an Einem der vier Söhne Jaya's bildete, während seines
Verweilens in einem Bäckerladen (als der Aufenthalt des Pro-
pheten, der die Brodbereitung gelehrt hatte).
1) Unter den Aruacas (deren Seele oder Gaguche wenn gute zu dem, mit einer
Senora, im Himmel lebenden Senior, wenn böse zu Camurespitan geht), hay viejos
sabios a quien ellos dicen Cemetü (s. Rodrigo de Navarrete).
SCHÖPFUNG. 293
In Ostasien entsteht die Frau aus einem am Bein des ersten
Mannes ausgebrochenen Geschwür, und obwohl solch unästhe-
tische Auffassung des rohen Volksglaubens sich bei Verfeinerung
der Natur auffassung bald mildern musste, liegt doch Aehnliches
noch manchem höher entwickelten Religionssystem zu Grunde,
wie auch die Loslösung einer Rippe zur Frauenbildung einen
pathologischen Process als Vorbedingung setzen würde. Wurde die
Frau aus ihrer verachteten Stellung zu näherer Gleichberechti-
gung mit dem Mann erhoben, so erblüht sie neben ihm am
persischen Schöpfungsbaum oder das Urwesen wird doppelge-
schlechtig gedacht (wie Ardhanagari in Indien).
Wie in Polen, el oficio que tenian los Reies de estos Lu-
cayos, era como el de los Reies de las Avejas (estos vocablos
Mio, Tuio y otros semejantes, que huelen a particular posesion
y dominio, no se oyeron jamas). Die Bewohner der Lucayos
(nicht an Fleischessen gewöhnt) „danse mucho al placer", schöner
und weisser, als Cubaner und Haitier, especial las mugeres, por
cuya hermosura muchos hombres de tierra - firme , como es la
Florida, Chicora y Yucatan, se iban ä vivir ä ellas (Gomara).
Auf den Inseln Lucayos oder Yucayos fanden sich Lebensmittel-
Magazine, aus denen der Cacique vertheilte (s. Gomara).
Der von Hayti (Caitinlateaaith) nach Cuba geflohene Cacique ^)
Hathuey verweigerte, als dort von den ihm folgenden Spaniern
mit dem Feuertode bedroht, die von den Franciscanern angebotene
Taufe, weil er dann das Paradies der Spanier zu betreten habe
(s. Las Casas), in dem Gedankengang jenes Friesenkönigs. Auf
Hayti assen die Todten Nachts die Mamey-Früchte am See Tibu-
ron. In Hayti gingen die Todten nach Coaybay (in Soraya).
Nachdem die Leiche am Feuer getrocknet war, wurde der
eingewickelte Cazique auf einer Bank unter einem Holzdach (dass
die Erde nicht auf ihn falle) begraben (auf Hayti). Nachdem die
dem Tode Nahen ertränkt oder ausserhalb der Hütte geschafft
waren, wurde bei den Caciquen der ganze Körper über Feuer ge-
trocknet (bei andern nur der Kopf), um dann in Höhlen begraben
zu werden (mit einer Wassercalabasse und Brodstücken neben
dem Kopf), während andere in ihrer Hütte verbrannt wurden (auf
1) Das Wort Cazique ist nicht americanisch, sino arabigo, usado entre los alarbes
de Africa en el Reyno de Mazagan, con el quäl nombran al principal y cabe9as de
los aduares, como tambien le nombran Xeque (meint Simon).
294 DIE ANTILLEN.
Hayti). Von dem Caciquen Caunabo hörte Colon, dass nach dem
Tode jeder Cacique nach einem ihm gehörigen Thal sich begebe,
um sich dort mit ihren angetroffenen Vorfahren zu erfreuen. Die
Seelen der Abgeschiedenen (in Hayti) weilten in der westlichen
Einöde Soraya unter dem Todtengott Machetaurie Guavava. Die
Leichen der Caciquen wurden getrocknet, denen der Gemeinen
der Kopf abgeschnitten, um ihn in einem Korb in der Hütte zu
bewahren.
Die Traditionen Yucatan's\), welche aus entgegengesetzten
Richtungen Colonisten herbeiführen, wiederholen sich in den Lu-
cayos, wo Himmel und Erde durch drei Personen geschaffen
wurden, die von verschiedenen Gegenden gekommen.
Torquemada erwähnt der Ansicht, dass Christoval de Colon
bei seinem Aufenthalt in Madeira den Piloten eines spanischen
Schiffes, (das nach fernen Inseln verschlagen dort in solcher Er-
schöpfung ankam, dass sämmtliche Schiffer starben), in seinem
Hause verpflegt und so bei seinem Tode dessen Papiere geerbt
habe, beklagt auch zugleich, dass man Nachforschungen unter-
lassen, aus welcher Provinz dieses Schiff gewesen, obwohl es
meistens für ein biscayisches gehalten sei. Herrera dagegen ver-
wirft diese Erzählung, besonders weil der Pilot ein portugiesi-
scher gewesen sein solle. Im Uebrigen stimmen beide überein,
dass der Name Indien, im Anschluss an die Nachrichten von den
doppelten Indiern, die auch Aethiopien besiedelt, besonders nach
der Entdeckung von Mexico und Peru entstanden sei, um durch
die Aussicht auf Reichthum zu reizen (während Columbus in
seinen Inseln nach Catai und Cipango suchte und bei schweren
Strafen die Anerkennung Cuba's^') als Festland seiner Mannschaft
befahl).
Der Mathusery betitelte König (in Hayti) setzte als Beamte
der Provinzen Adlige oder Nitaynos an, welche nach ihrem Range
mit Guaoxori oder Bahari angeredet wurden (s. Torquemada). Die
Caciquen in Boriquen (Puerto Rico) heissen Ditayno. In den
1) Maja bezeichnet (nach Pichardo) die grösste Schlange Cuba's (culebra la mas
grande de esta Isla, nuestro Boa). Maya (Bromelia Tinquin), auch als Magucy. En
Yucatan Maya significa lengua (Herrera).
2) Mavana wurde (s. Ocampo) Puerto de Carenas genannt. In Sagua (Cagua) er-
hielt sich der Aufstand des Caziquen Guama (1523) und so in Baracoa (1530). Der
Hafen Baracoa wurde von Velasquez nach Besiegung des Caziquen Hatuec gegründet
(15 12) und dann die Cathedrale nach Santiago de Cuba verlegt (1522J.
ORAKEL. ■ 295
Cancies genannten Häusern der Caciquen (auf Hayti) hacian sus
cohobas, que eran sus sacrificios (Torquemada). Die Butios (Bo-
hitos) oder Piaces berauschten sich mit Kräutern um zu heilen
oder zu orakeln (auf den Antillen). Quisque regulus suum habet
zemem, quem colat (in Hayti), die Priester „Boitios vocant"
(Peter Martyr). In der Höhle der Sonne und des Mondes waren
zwei Zemes sculpirt Binthaitelles und Marohus (in Hayti). Trajo
entönces el almirante muchas cosas entretejidas de algodon y
un diablo figurado en figura de gato o de cara de lechuza, er-
zählt Andreas Bernal bei Colon's Besuch (1496). Die Königin
Anacaona (in Xaragua) schenkte den Spaniern Holzschnitzereien
und Kissen mit Baumwolle (quatro ovillos de algodon).
Jouanaboina war die Höhle, aus der Tenatiks (Sonne) und
Tona (Mond) hervorgingen, und von ihren Bildern wurden beson-
ders Binthaitell und Maroh verehrt (in Hayti). Als an den Him-
mel gestiegen, sandte Tonatiks als Stellvertreter Jokahuna (nach
Hayti) und Tona ebenfalls Jemao (als Mutter des grossen Geistes)
im Anschluss an Tonatuih (Sonne in Mexico).
Guaca war Bruder des von Atabex (in Hayti) geborenen
Gottes (s. Torquemada) in peruanischer Heiligkeit des Huaca oder
Guaca. Aus Hayti wiederholte sich der Sturmgott Huracan in
Guamatemala (Ehecatl oder Quetzalcoatl in Cholula) und der Dä-
mon Tuyra in Darien (Turey oder Himmel in Cuba).
Orakel wurden von den Zemes verlangt, den Hausgöttern
der Insel, während bei den Arowaken die Zauberpriester Semeti
hiessen (eine vielfach bekannte Ueb ertragung). In Hayti wurden
die Bohitos um die Zukunft befragt. In den Areytos wurde der
Orakelsang getanzt, worin Guarenoex, König von Haiti, über die
Ankunft bärtiger T^Iänner unterrichtet war. In den Lucayos
heissen die Zauberpriester Behiques. Den fastenden Königen ent-
hüllten die Zemes die kommende Eroberung durch die bärtigen
Maguacoches (auf die Spanier gedeutet). Jeder König (in den
Antillen) besass seine berathenden Zemes, und da er die Elemente
zu controlliren vermochte, war er (gleich africanischen Potentaten)
auch dafür verantwortlich, sowie für anderes Unglück, ähnlich
wie die Burgunder den Hendinos betitelten König bei jNIisserfolg
in der Schlacht abzusetzen pflegten (s. Amm. Marc). Am oberen
Nil schneidet man dem Regenkönig bei anhaltender Dürre den;
Bauch auf, um darin das zurückgehaltene Wasser zu finden.
Götzenbilder auf Cuba und Domingo sind in Gestalt von Affen,
296 DIE ANTILLEN.
obwohl solche sich nicht auf diesen Inseln, sondern nur auf Bar-
bados fanden.
Hinsichtlich der Cariben bestanden zwei Traditionen, w^ eiche
sie theils von Norden, theils aus dem Festland des Südens her-
führten.
Die Cariben, heisst es, seien aus dem Lande oberhalb Flo-
rida gekommen, indem, als bei der Beschlagnahme von Wohn-
sitzen durch die Apalachiten, die Cofachiten (Cofachi) sich ihnen
anschlössen, als Cariben, (der die Unabhängigkeit vorziehende
Theil des Stammes), nach St. Croix in Trinidad zogen und dann
nach der Küste Südamerika's.
So leitete Peter Martyr die Cariben der Antillen, die ihre
Herstammung von den Galibis Guayana's behaupteten, von den
Apalachiten Florida's ab, wogegen d'Orbigny die auf den Antillen
erobernden Cariben mit den Guarani identificirt (wie es sprach-
lich mit den Tupis geschehen ist). Bei Labat heisst das böse
Prinzip (das die Cariben neben dem guten anerkannten) Manitou
(im nördlichen Wiederklang). Nach Codazzi wurde am Caroni,
dem Sitze der Cariben (bei Caulin), Manitou verehrt, als el grande
espiritu, que arregla las estaciones y favorece las cosechas.
Dass die auf Trinidad (s. Rochefort) mit den Cariben käm-
pfenden Arowaken sich über die Inseln verbreitet, soll aus ver-
schiedenen Angaben hervorgehen, denn nach Alcedo fanden sich
Arowaken auf Mayaguana oder Mariguana (der Lucayen) und (nach
du Tertre) Arowaken (neben Cariben) auf den kleinen Antillen.
Früher seien die Arowaken die mächtigeren gewesen, und
im Aufstande gegen ihre Herrschaft flüchteten die Cariben nach
Tobago, die Arowaken der Inseln fortan bekämpfend. Von Tobago
zogen sich die Cariben nach St. Vincent zurück (s. Rochefort).
In den am unteren Orinoco gelieferten Kämpfen, in welche
die Arowaken gleichfalls hineingezogen wurden, besiegten die
Cariben (unter dem Häuptling Tep) die Caveres oder Cabres (s.
Codazzi). Die zwischen Essequibo und Mararion herrschenden Yaos
oder Jayri wurden von den Arowaken nach dem unteren Maroni
getrieben.
Die Cariben^) kamen nach den Antillen von den Galibis (Nach-
barn der Alouagues) auf dem Festland (Laborde).
1) In Venezuela leben die Cariben von Cuyuni und Caroni, die Guahibos in der
Ebene des Rio Meta und Orinoko, die Guaraunos im Delta des Orinoko, und Maqui-
CANIBALES. 297
Auf den Antillen bezeichnet du Tertre die Arowaken als
entlaufene Sklaven und unterscheidet dann neben ihnen und neben
den Cariben^) die eingeborenen Ygneris, (wobei im Gegensatz
zu den Cariben die Adelsklasse der Taine, Edle, auftritt). Auf
den Cariben - Inseln (von Trinidad bis Porto Rico) wurden die
Männer unter den Eingeborenen (Ineri oder Igneri) von den ein-
wandernden Cariben erschlagen und die Frauen aufgenommen,
unter Bewahrung ihrer Sprache (dem Arowakischen verwandt).
Die Arowaken wollen von Norden aus auf die Insel Kairi (Trini-
dad) gekommen sein. In der Männersprache der Cariben heisst
der Mond nonum, die Sonne Huyeyou, in der Weibersprache
Kati und Kachi (auf St. Christophe).
Am Festlande wohnten die Cariben oder (s. Humboldt) Cara-
iben-Carina in Caribana (am Golf von Uraba), und nach Go-
mara fanden sich die Caribes de Caribana zwischen Cabo de Vela
bis Paria.
Die, Los Canibales (Canibal oder hombre valiente) genannten,
Inseln waren (nach Herrera) im Besitz der Cariben.
Die Cariben unterscheiden sich als Callinago Oubaöbanum
(der Inseln) und Callinago Balouebonum (des Festlandes) und die
der Inseln waren vom Festland gekommen, unter einem kleinen,
aber tapferen Häuptling, der die Eingeborenen (ausser den Frauen)
ausrottete und deren Köpfe in Felshöhlen bewahrte. Die folgen-
den Könige wurden von den Abouyou genannten Dienern auf
den Schultern getragen. Die Arrouaguen wurden Etoutou (Feinde)
genannt und die Europäer Etoutou noübi (ennemis contrefaits).
Bei dem Geheimfest Eletobac macht der Häuptling Einschnitte
in die Haut der Theilnehmenden und giebt ihnen das Herz der
getödteten Raubvögel zu essen (bei den Cariben).
Von Guadalupe^) oder Coloncuera aus machten die Cariben
Raubzüge nach Boriquen oder Puerto Rico, und die Ciguayos auf
ritares am Padomo und Ventuari (die Goajiros auf der Halbinsel). Neben den Ame-
guaes (am Paraguay) wohnten (nach de Laet) die Carioes (qui alibi Caribes appel-
lantur).
1) Les Ciguayens et les habitants de Higuey etaient presque entierement Caraibes,
tandis que ceux de Maguena l'etaient de moins en moins, ä mesure qu'ils approchaient
les limites nord et ouest de ce territoire (s. Nau) in Haiti.
2) Colon fand in Guadalupe (1493) die Trümmerstücke eines europäischen Schiffes
(nach Las Casas) und einen eisernen Topf (s. F. Colon), der indess als europäisch
vermuthet wurde. Die (roth, schwarz oder weiss bemalten und mit Federputz ge-
298
DIE ANTILLEN.
Hayti galten als caribische Einwanderer. Bei ihren Raubzügen
mit den (nach Thevet) Marechbe genannten Böten führten die
Cariben die schützenden Götter, wie die Indianer des Maranon,
auf ihren Canoe's (s. Acuha).
Die Cariben "') fügten ihren Canoes die schreckbaren Bilder
des Maboya an, um ihren Feinden (den Allouagues am Orinoco)
Furcht einzujagen.
Während des Krieges herrschte der Ouboutou genannte
Führer über die Cariben, sonst leiteten die Alten (Baba oder
Väter).
Oubao, isle
Oualadli, Antigua
Caloucaeta, Guadeloupe (Gardeloupe)
Camahogne, La Grenade
Chaleibe, La Trinite
Aichie , Marie-Galande
Aitij, St. Dominique
Alliouägana, Mon-Serrat
Aloi, S. Eustache
Borrigal (Oubouemoin), Porteric
Caaroucaeta, Les Saints
Jahi, St. Croix
Ichirouganaim, La Barbade
Jouanacaeta, Martinique
Jouanalao, Saint-Alousie
Jouloumain, vSt. Vincent
Liamäiga, S. Christophle
Ouahömöni, la Barboude
Ouaitoucolbouli, La Dominique
Zabana (in der Sprache Hayti's) quiere decir Mano (Herrera).
bei den Cariben (s. Breton)
1665.
schmückten) Indianer an der Bay von Samana mit Bogen und Rohrpfeilen (mit Fisch-
gräten auf einem feuergehärteten Stocke bespitzt) zeigten nach Osten, als Wohnsitz der
Cariben, die zeitweis die Frauen der Insel Matinino besuchten, von wo die geborenen
Knaben den Vätern zurückgeschickt wurden (zu Colon's Zeit).
•^) Les Cara'ibes (faisant des descentes sur les cotes du royaume Higuey en Hayti)
tuaient d'abord les hommes , en mangeaient les entrailles et en salaient les chairs , ils
chätraient les enfants mäles afin de les engraisser, et de s'en servir dans leurs festins,
pour cela ils les enfermaient dans des parcs (comme les troupeaux), ils gardaient les
filles et les femmes, pour en avoir des enfans, les vieilles et les infirmes demeuraient
esclaves (Charlevoix).
KALLINAGO. 299
Mit den feindlichen Cofachiten (Confachiqui) als Cariben
(tapfere Fremde) Frieden schliessend (mit Cedirung von Omana)
vertrieben später die Apalachiten diese Confachito - Cariben nach
den Antillen, in Folge von Religionsstreitigkeiten (s. Bristock).
Nach Herrera waren die Bewohner der Antillen von Florida ge-
kommen.
Als der Häuptling Kallinago, der die Cariben nach Domi-
nica geführt, durch seine Kinder getödtet war, lebte er wieder
auf in dem Flussfisch Atraioman, gleich einem Cannes, wie Pacha-
camac der Chimu. Der Stammvater der Cariben (vom Festland
nach Dominica kommend) wurde in einen Fisch verwandelt (Du
Tertre). Bei Torquemada wurden die Chichimeken in Panuco als
Gente Caribe bezeichnet. Caraibas vocant (die Brasilier) die
Zauberer (s. de Laet) [Chaldäer]. Mulieres haud vescuntur, verum
eas ad prolem, veluti nos gallinas ad ova.servant (die Canibalen)
zu Columbus' Zeit (s. Grynaeus).
Von den Bewohnern Guadalupe's glaubte man, alias insulas
tot suavium fructuum semina habuisse, indem die Cariben von ihren
umherschweifenden Zügen von allen Seiten das Nützliche nach
der Heimath gebracht haben (Peter Martyr). Die Canibalen der
Insel Buchema (bei Guadalupe) waren vom Häuptling Chiasichius
beherrscht. Die alten Frauen heissen Bibi (Grossmutter), die alten
Männer Baba (Grossvater) bei den Cariben oder Banare (qui
veut dire, homme de mer un homme qui est venu par mer).
Unter den an den Wasserfällen des" Essequibo wohnenden
Cariben (mit Pyais oder Zauberpriestern) erkunden sich die Ver-
wandten eines Verstorbenen nach der Todesursache, si autem
hariolus alicui infensus respondeat, hujus aut illius causa, nun-
quam quiescent agnati illi ante quam designatum e medio sus-
tulerint (s. de Laet). Auf den Antillen, wo die Eingeborenen
weder Pfeile noch Bogen (die Cariben Giftpfeile) hatten, hiess
der Pfeil Maya (als durch Handel erlangt). Die Cariben ver-
wüsteten die Insel Buricchenam (s. Peter Martyr).
Die Bewohner Trinidad's wurden gemeinsam Cairi oder Carai
genannt, mit zwei Provinzen quorum una dicebatur Camucarum,
quibus praeerat regulus Baucumar, altera Chacomarium, qui Mar-
vani parebant (de Laet). Der vornehmste Rang der Cariben
(juxta Cillicademum montem in Guyana) dicebatur Arrawicary
(de Laet). Unter dem höchsten Herrscher oder Ouboutou (mit
dem stellvertretenden Ouboutou Maliarici) stehen die Ortschaften
300 DIE ANTILLEN.
der Cariben (mit dem allgemeinen Haus oder Karbet) unter dem
Tiouboutouli hauthe, während im Kriege der Tiouboutouli canaoa
befehligt, und über die Flotte der Nhalene (Dapper).
Die Caribes (bei Carthagena und St. Martha) „führen ihren
Abgott Chiappam mit sich in den Krieg" (de Bry). In Chili
wurden die Spanier als Chiape (vile soldier), sonstige Fremde
als Morro-winca (winca or assassin) bezeichnet (s. Stevenson).
Die, Onbaobonon (Bewohner der Inseln) genannten Canibalen
oder Caribaner waren mit den Calibites verwandt, die sich
in Guiana gegen die Arovager empört hatten (s. Dapper).
Se eorum lingua Charaibi, hoc est magna sapientia viros vo-
cantes (Vespucci). Bei den Tupi wurden die Zauberpriester als
Cariben bezeichnet, und A. v. Humboldt weist auf die Analogie
mit den Chaldäern hin (in übertragener Bedeutung der Namen).
Anfanglich war die Erde von Louquo, dem Schöpfergott der
Cariben, flach geschaffen (wie in Tlascala und bei Con's perua-
nischer Schöpfung) und erhielt erst später die Scheidung in Berg
und Thal durch das Wasser, wobei das des Meeres, das auch
den Tupi (s. Thevet) unbequem war, aus dem Schweiss und Urin
der Zemes hervorgeht. In Louquo oder Luku zeigte sich der erste
Mensch (des Nordens, aufLoki und Loke führend in indischer Welt).
Als gutes und böses Princip wurden von den Cariben (mit
den Boyez genannten Priestern) Icheiri und Maboya (Ma-Boyez)
verehrt neben dem Gott Akambou. Der Teufel (Maboya oder
Mapoya) verfolgt den Mond (Nonun) und die Sonne (Huoiou) und
macht sie (nach Abschneiden der Haare) krank durch Trinken-
lassen von Kinderblut, so dass Finsternisse folgen. Die Cariben
begrüssten den neuen Mond und träufelten sich Kräutersaft in
die Augen, das Gesicht zu schärfen.
Ausser Akambou, als höchstem Wesen (s. Labat), verehrten
die Cariben (auf Dorfaltären) die guten Geister oder Icheiri, die
Ernte gaben und von Krankheit heilten, während der (Stürme
sendende) Maboya durch den Zauberpriester (Boyez oder Boyer)
gesühnt, und (bei der Weihe eines Boyez) in eine Hängematte
herabgerufen wurde (unter Harzverbrennung). Im Gegensatz zum
bösen Geist (Maboya) war Icheiricou der gute Gott der Cariben,
während jeder Boye seine Chemiin (mit deren Kindern und Fa-
milie) besass und sie bei Weihen in ihre Schüler niedersteigen Hess.
Als die den bösen Maboya verehrenden Caribaner (unter dem
Häuptling Ragasin) sich dem von den Javuas genannten Priestern
SEELEN. . 30 1
eingeführten Sonnendienste der Apalacher (unter König Tetlabin)
nicht fügen wollten, wurden sie nach den Inseln vertrieben
(s. Dapper).
Die Youanni oder Lanichi genannte Seele (der Cariben)
wohnt im Herzen, und steigt nach dem Tode zum Himmel auf,
während die übrigen Seelen (des Kopfes sowohl, wie der ver-
schiedenen Pulsirungen) nach dem Tode in Thiere verwandelt
werden oder in die Maboya's genannten Gespenster (Laborde).
Die guten Seelen (mit Frauen) jagten in fruchtbarem Lande (mit
Arouaguen, als Sklaven). Die schlechten bauten mühsam die
Erde jenseits der Berge, als Sklaven von Arrouaguen (nach
den Cariben). Die Helden der Cariben gingen in Sterne über
(mit Piaches als Priester) [Maori].
Als die Menschen durch die (unsichtbaren) Pfeile (yauhahu
simaira) der Gottheit Yauwahu oder Yauhahu in Krankheit ver-
fielen, erhielt Arawanili von der Wassermutter Orehu die Cala-
bassen-Rassel mit weissen Kieseln (Maraka) und Belehrung über
die Ceremonien der Sühne (bei den Arowaken).
Als die Arowaken von der nördhchen Insel nach dem Fest-
lande wanderten, folgte Orehu, am Ufer des Pomeroon ihren
Aufenthalt nehmend. Jeder Piaye oder Boye hat seinen beson-
deren Chemeen, als Orakel (bei den Cariben). Die Boye singen
(unter Verbreiten von Tabaksrauch), dass ihr Gott herabsteigt.
Die Boye (Karenati, mit Flügeln) fliegen bis zum Himmel des
Mondes (bei den Cariben). Die in das Meer einfahrenden Seelen
stürzen bei den Cariben die Böte um, während bei den Römern
die Lares permarini, als die Seelen Ertrunkener, zu Schutzgöttern
der Seefahrenden euphemisirt werden.
Aus dem Nabel des (vom Himmel gestiegenen) Louquo, sowie
aus den Einschnitten in den Hüften entstanden die Menschen, die
sich von den aus Holzschnitzeln geschaffenen (und stets jungen)
Fischen (während die Landthiere erst später entstanden) nährten,
und deshalb ohne Krankheit (bis zum Tode) alterten, bis sie einen
von Louquo (der nach dreimaligem Wiederauferstehen nach dem
Himmel zurückgekehrt war) zurückgelassenen Garten von Manioc
fanden, wo ihnen die Erscheinung eines Alten die Fortpflanzung
durch Schösslinge und das Cassave-Brod (Aleba der Männer und
Marou der Frauen) lehrte. Louquo schuf die Erde flach (ohne
Berge) und weich, dann wurde sie von der Sonne gehärtet, und
als Coualina, Fürst der Chemeer oder Götter, den Regen sandte
302 DIE ANTILLEN.
(Über die Menschen, die weder Cassava-Brod, noch Ouicou-Trank
opferten, erzürnt), grub die Fluth die Thäler und Berge aus und
riss die Inseln ab (wobei sich nur wenige in Canoen retteten).
Im Himmel finden sich (nach den Cariben) Häuser für die Zemeer
und die Verstorbenen, sowie Flüsse (mit Ouicou-Bier) und Gärten.
Das Wasser stammt von dem Urin und Schweiss der Zemeer
und kommt nach der Ansammlung als bitteres Meerwasser (das
durch die Erde in den Flüssen filtrirt und trinkbar ist) auf die
Erde. Nach der Schöpfung der Erde folgte der Mond und dann
die Sonne, vor deren Schönheit sich der Mond aus Scham in der
Nacht verbarg. Die Sterne wurden von der vSonne beherrscht.
Als erster Alensch wurde Racumon von Louquo g-eschaffen
und dann in eine menschenköpfige Schlange verwandelt, die sich
auf einem Baume aufhielt, von seinen Früchten lebte, und den
Vorübergehenden davon mittheilte, bis er zum Stern wurde (unter
den Cariben). Der Caribe Savacou wurde (als Stern) in einen
Vogel verwandelt, als Fürst der Stürme und Gewitter. Der Ca-
ribe Achinaon, als Stern, ist Gott der Winde. Der Caribe Cou-
roumon beherrscht die Wellen, die Canoes umstürzend, sowie
Ebbe und Fluth. Wenn Savacou das Feuer anbläst, entsteht der
Blitz, und beim Donner verjagt der Fürst der Zemeer kleine Ze-
meer, die nicht Marigat sind, worauf sie auf ihrer Flucht die
Erde beben machen und in Thiere verwandelt werden. Wenn
erzürnt, sendet Coualina (Fürst der Zemeer) den Cometen Lima-
9ani, um Böses zu thun. Der mit bunten Federn bedeckte Zemi
Joulouca (der Regenbogen), der sich von Fischen, Eidechsen, Co-
libris u. s. w. nährt, macht die Cariben krank, wenn er nichts zu
essen findet. Auf dem Meere gewährt er gute Reise, aber wer
ihn auf dem Lande sieht, versteckt sich in sein Haus, als vor
einem fremden Zemi, der keinen Herrn hat.
Bei der Pilgerschaft nach der Höhle Toaboyna, wo die Holz-
idole Marobo und Bintatel verehrt wurden, reizte sich (auf Hayti)
der Eintretende mit Stäbchen zum Erbrechen, um nichts schlech-
tes zu bewahren (s. Gomara), sondern auch das Innere zu völliger
Reinigung umzukehren (wie bei südlichen Rothhäuten und Napo-
Stämmen).
Der durchgehende Gegenstand der Verehrung auf den An-
tillen war der Sturmgott ^) oder Hurakan, der sich in den ver-
wüstenden Orkanen der Cyclone manifestirt.
1) Die Nootka verehrten Quahootze, der Stürme sandte (auf dem Hausdacli). Bei
HURACAN. 303
Oviedo bemerkt, dass er überall auf den Antillen das Idol
des im Huracan schreckenden Dämon oder Tuira (Bauja oder
Buyo) gefunden habe en muchas y diversas maneras pintado ö
esculpido o de bulto con muchas cabezas e colas, e diformes y
espantables e caninas feroces dentaduras, con grandes colmillas,
e desmesuradas orejas, con encendidos ojos de dragon e feroz
serpiente, e de muy diferenciadas suertes (besonders auf Hayti).
Neben den Figuren der Zemes (Idolen) fanden sich solche von
Ciguayos oder Alciguaves (bösen Wesen) in Hayti (s. Montzan).
Auf Hayti sprach der Priester") aus einer hohlen Thonfigur
(zum Orakel) durch eine Trompa ö Cerbatana (s. Torquemada),
und als die Spanier einen als Priester fungirenden Häuptling bei
diesem Betrug überraschten, bat er um Verschwiegenheit, da ohne
diesen Kunstgriff die Unterthanen nicht in gehörigem Respect zu
halten seien, und es ihm also unmöglich wäre, die Anforderungen
der Spanier zu Dienstleistungen zu erfüllen.
Der Gott Jocaima oder Gamaonocon (von Guacarapita oder
Guimazoa geboren) gab den Caciquen die Cemi oder Tuira als
Diener, deren Antworten von den Baites (oder Priestern) mitge-
theilt wurden (s. Thevet). Den Cemis wurde der Name der Vor-
fahren gegeben (auf Hayti). Die Caciquen hatten drei heilige
Steine, einen für Ernten, einen für Geburten und einen für Sonne
oder Regen. Der Bucio (Priester) fastete mit den Kranken und
wurde beim Tode derselben verantwortlich.
Die Höhle Guaccaiarima (carima oder podex) galt (auf Hayti)
als Anus der Naturgöttin, die sich durch das dort Hervorgestossene
zu reinigen strebte (s. Peter Martyr), so dass die überall durch
America von den Höhlen ausgeworfenen Menschen nicht, wie
sonst, als Kronen der Schöpfung erscheinen würden, sondern als
ihre Excremente. Aus der grossen Höhle Cazibaxagua und der
kleinen Amaiauna in Caunana kamen die Menschen, neben den
Gestirngöttern (Jocauna und Guamaonocon) Attabecram, Mamona,
Guacaparitam , Jellam, Guimazon verehrend. Die aus der Höhle
den Peruanern war Con knochenlos. Huracan (Juracan) oder (nach Irving) Furican
(Jurican) stürmt in den Antillen (als Cyclon).
2) Lorsque les Butios (en Hayti) consultaient les Zemes en public, jamais on n'en.
tendait la reponse du Dieu, mais on jugeoit de l'oracle par la contenance du Pretre.
S'il dansait et chantait, c'etait un bon signe, si au contraire le ministre du dieu avait
l'air triste, on s'abandonnait aux larmes et on jeunoit, jusqu'ä ce que le courroux etait
appaise (Charlevoix). Man raubte einander die Cemes oder Götter (in Hayti).
304 DIE ANTILLEN.
Hayti's kommenden Männer, als sie die glatten Weiber (durch
rauhe Hände) fingen , „haben einen schönen Specht gefangen,
welcher • ihnen die Scham mit seinem langen Schnabel hatt ge-
öffnet" (Peter Mart.). Der Riese Machakael hütete die Menschen-
höhle, und als die Menschen hervorgegangen, fand Vaguoniona
ein schönes Weib auf dem Grunde der See.
In Hayti glaubte man Solem et lunam e quodam antro pro-
diisse, et cucurbitam velut sacrum monumentum habebant, unde
dicerent mare et pisces profluxisse. Duo simulacra lignea cole-
bant, velut omnis abundantiae largitores et praesides deos, quo-
rum delubras quotannis Indi peregrinabundi frequentare consue-
verant. Erat insuper illis Idolum quadrupes instar canis, quod
(ut fertur) quoties illi bilis commota erat, in saltus ac montes
aufugeret, ipsi vero sollenni pompa, sollicite quaesitum ac inven-
tum, humeris in fanum reportabant (s. Benzoni).
Sonne und Mond kamen aus der Höhle Jonanaboina im Lande
Machic's (auf Hayti) und in den zwei Höhlen von Caunana waren
die Menschen eingeschlossen, bis Vagoniona hervorkam (s. Thevet).
Schon zu Benzoni's Zeit prophezeieten die Spanier aus dem ge-
fahrlichen Aufstande der flüchtigen Cimaroni auf Hayti, dass die
Insel einst in die Hände der Neger fallen würde (1541). De
Mercy fand Reste von Sculpturen in den Höhlen von Dondon in
Hayti (1789). Von den neuerdings auf Hayti gefundenen Idolen
scheinen einige den Negern anzugehören.
Die mit Zemes sculpirte Höhle (mit Nischen) von Dondon (bei
Cap Francais) hat ein Loch im Gewölbe, durch welche KuppelöfF-
nung Sonne und Mond aufstiegen. In St. Domingo, wo Sonne und
Mond aus der Höhle hervorgegangen, besassen die Indianer einen
Kürbiss (der mit allen Fischen aus der See hervorgekommen)
als Reliquie (s. Belzoni). In dem Höhlentempel Jouanaboina (auf
Hayti) waren Figuren von Zemes eingehauen. Beim Zerbrechen
der Calabasse mit dem Kopfe von Jaia's Sohn überfloss das
Wasser Hayti und die Inseln, so dass nur die Spitzen hervor-
ragend blieben. Die Cariben auf Dominique (und St. Vincent) er-
kennen zwei Principien, „l'un bon, et l'autre mauvais; ils appellent
le second Manitou et croyent qu'il est la cause de tout le mal
qui leur arrive" (s. Labat).
Die aus den Höhlen Cazibanagua und Amaiuna (in Caunana)
Hervorgegangenen (in Hayti) wurden durch Vaguoniona zu
Menschen geformt und die Frauen durch den Specht (Juriri) ge-
GÖTTERMUTTER. 305
bildet (Peter Martyr). Die die Höhle verlassenden Menschen
wurden durch die Sonne in Mirabolanos- Bäume verwandelt (in
Hayti).
Aus der Höhle Jovobaba (im Land des Caciquen Mauciatibol)
war Sonne und Mond hervorgegangen, und die steinernen Idole
wurden für Regen verehrt. An dem Eingang der Höhlen, aus
welchen Sonne und Mond hervorgingen (auf Hayti), waren Cemes
oder Götterbilder eingehauen, die bei Regenbitten Feuchtigkeit
ausschwitzten.
Dem Sonnengott (Tonatiks) waren Säulen geweiht (auf den
Antillen) mit seiner Gattin Tona (aus Höhlen hervorgekommen,
in Jouanaboina auf Hayti). Als sie zum Himmel aufgestiegen,
sandten sie Stellvertreter (Jokahuna und Jemao).
Von der Mutter Atubei (Jemao oder Guacar) oder Apito
(Zuimaco) wurde der anfangslose Jocahuuague Maorocon (auf
Hayti) geboren. In den Bergen Canta der Provinz Caanau (auf
Hayti) fanden sich in der Höhle Cacibagiagua (neben der Höhle
Amauiba) die Menschen, bewacht von Marocael, der bei Aufgang
der Sonne in Stein verwandelt wurde, wie die zum Fischen aus-
gezogenen in die Bäume Jobos. Als der von Guagugiona zum
Sammeln des Krautes Digo ausgesandte Jadruvaba von der Sonne
getroffen, in einen Vogel verwandelt wurde und auch die übrigen
Boten nicht zurückkehrten, kam Guagugiona zornig aus der Höhle
mit den Frauen (darunter auch die Fürstin Aracacugia) hervor,
die er aufforderte, ihre Ehemänner zurückzulassen und fortzuziehen,
worauf er sie in der Insel Mantinino Hess und selbst nach Guanin
zog, wo er (nach Heilung von seinem Uebel) sich mit der im Meer
zurückgelassenen Frau Guanara oder Biberoci Guagagiona ver-
mählte, und diese dann mit Guaninis geschmückt weiterzog. In den
Guanini war Hia-GuaiU-Guanin, Sohn des Hiauna, Vater des Albe-
borael (neben Guabonito und Guagagiona) verwandelt (s. Roman).
Die geschlechtslosen Wesen, die im Regen vom Baum schlüpften,
wurden durch die Aussätzigen festgehalten und vom Vogel Inriri
Cahuvaial in Frauen verwandelt (auf Aiti oder Bouhi).
In der bemalten Höhle Jovovava oder Jovobaba (im Lande
des Caciquen Maucia Tivuel), aus der die Sonne hervorgegangen^
wurden zwei schwitzende Cemis aus Stein (Boiniael und Maroio) für
Regen angerufen. In der Höhle Coaibai (in Soraia), wohin die
Seelen der Verstorbenen gingen, wohnte als Erster Machetaurie
Guauaua (als Herr des Todtenhauses) auf Hayti. Bei Tage ein-
Bastian, America. orv
^
306 DIE ANTILLEN.
geschlossen, kamen die (am Fehlen des Nabels erkannten) Todten
(als Operito) Nachts hervor, die nur Nachts sprossende Frucht Gua-
baja zu essen. Ausser den Todtengespenstern (Opia) fanden sich
auch Erscheinungen Lebender (Goeiz), die, wenn man sie zu um-
armen dachte, sich in Bäume verwandelten, aber dann wieder die
Gestalt von Verwandten oder sonstige annahmen. Die Bohutis oder
Zauberärzte redeten mit den Todten (auf Hayti). Beim Heilen eines
Kranken (dessen Uebel zum Berge geschickt wird) muss der
Buhuitihu oder Zauberarzt dieselbe Diät beobachten, und ob das
geschehen, wird nach dem Tode von der Leiche erfragt, indem
man ihr entweder den Absud des Krautes Gueio in den Mund
giesst oder sie unter der Erde verbrennt (damit die Flamme in
das Haus des Buhuitihu gelange und ihm Krankheit bringe) ;
der (wenn schuldig) von den Verwandten des Verstorbenen zer-
schlagene Buhuitihu wird Nachts durch die als bunte Schlangen
ihn beleckenden Cemis wieder belebt, weshalb man ihm dann zur
Rache (weil er nicht getödtet werden kann^ Augen und Testikel
ausreisst. Nach dem Fasten hatten die Indianer Erscheinungen
der Zemis, um sie über die Zukunft zu befragen. Quemi wird
als ein in Cuba ausgestorbener Vierfüsser aufgeführt (bei Oviedo).
Ehe der völlige Tod des Caziquen eingetreten war, schnitten
ihm die Butios^) den Kopf ab und vertheilten das Cazabebrod
unter die Venvandten (auf Hayti).
Bewacht durch Machakael (um nicht die Sonne zu sehen)
wurden die Menschen in den Höhlen Caribaxagua und Amayauna
in Caunana auf dem Gipfel des Canta durch Vagoniona (Vater
der Menschen) gehalten, der seinen Freund Huacani (den Fischer)
einst an das Ufer des Meeres schickte. Als er neugierig bis zum
Morgen verrveilend, in eine Nachtigall verwandelt wurde, suchte
ihn trauernd Vagoniona, nachdem er die Frauen (für die Insel
Matinino) und die Kinder (die, weil durstig, am Ufer eines Flusses
Toa Toa oder Mama-Mama rufend, in Frösche venvandelt wurden)
aus der Höhle genommen (wo die zurückgebliebenen Männer sich
in den Abgrund stürzten, (und dort den glatten Wesen, die an den
1) Die Butios berauschten sich mit Maguey für ihre Inspirationen.
HajTian, Fluss
Cinato (Cinotl), traurig
in Hayti. Im Eyeri (Puerto-Rico's) bezeichnet Mona den Mond (mani essen in Hayti);
Gua-maonocon, nom de dieu (in Hayti), ebenso Jovana oder Yocahuna (Huna, unique).
PRIESTERARZT. B07
Mirabolanos-Bäumen auf- und abschlüpften und durch die rauhen
Hände der Caracoles gefangen waren, durch den Vogel Pico das
Geschlecht öffnen Hessen), und als er auf dem Grunde des Wassers
eine schöne Frau sehend, zu ihr hinabgestiegen war, erhält er
die Cibas (Marmorbälle) und die Guaninos (Perlmuttertafeln), als
Zeichen der Königswürde (in Hayti).
Aus der Grotte Giououana (mit den Cimin Boinaiel und
Maroio) im Lande des Caziquen Mancia Tiuuel gingen Sonne und
Mond hervor (Pane) in Hayti. Die Todten (Operito) werden er-
kannt, weil ohne Nabel, am Bauch, und die Seele (Goeiz) wird
zum Opia (in Hayti).
Der Buhu-itibu zieht entweder dem Kranken die Substanz
aus, die der Cemi, weil sie gegen seinen Willen gegessen, in ihn
gesetzt, oder einen Stein, der sorgsam bewahrt wird (in Hayti).
Erklärt der Todte durch Schuld eines Buhu-itibu gestorben zu
sein, suchen die Verwandten ihn zu tödten. Der zwei Kronen
tragende Cemi Corocote (des Vornehmen Guaunarete) spielte vom
Hausdach aus mit den Frauen und ihm wurden Kinder zuge-
schrieben, die besondere Zeichen auf dem Scheitel oder am Halse
trugen (in Hayti).
In Hayti nahm der Arzt dieselben Arzneien als der Kranke,
der durch seinen Cemi bestraft war, und jagte die Dämonen (durch
Ziehen der Glieder) in die Berge. Starb der Kranke, wurde die
Leiche durch ein aus Wurzel und Hörn bereitetes Getränk, das
eingegossen, gefragt, ob der Arzt nicht die rechte Diät beobachtet
und dann dieser von den Verwandten getödtet (Herrera).
In Hayti hatte man Götter „6 imagenes de piedra, las cuales
hacian entender los Sacerdotes al pueblo, que los sacaban de los
cuerpos de los enfermos", und zwar dreierlei Art für Ernten, gute
Witterung und andere „aplicaban a los partos de las mugeres,
paraque en ellos no peligrasen y pariesen las criaturas sin riesgo"
(Torquemada).
Auf Domingo fanden sich Götterbilder mit mehreren Gesich-
tern oder Händen (nach Kraft). Von der Metamorphose in eine
Nachtigall auf den Antillen spricht Peter Martyr. In den Cues
wurde geopfert. Am Feste des Schlangengottes Vaudoux auf
Hayti wurde Opferblut getrunken (seit der Negerzeit).
Bei den Berathungen vor einem Kriege erklärte der durch
das in die Nase aufgezogene Pulver Cogioba Berauschte seine
Visionen in einer Hütte (in Hayti). Beim Fasten des Caciquen
20*
308 DIE ANTILLEN.
Cacibaquel erschien ihm der Himmelsgott Jocavvag-hama und
verkündete die Ankunft Bekleideter, als Eroberer auf Hayti (s.
Roman). Die Indianer von St. Domingo baten den Mond um
Hülfe gegen ihre Feinde (s. Champlain). Aus dem Kürbiss,
worin laca die Gebeine seines Sohnes aufbewahrte, kam die Fluth
(in Hayti). Als laca seinen Sohn erschlagen, brach aus dem
(seine Gebeine enthaltenden) Kürbiss die Fluth hervor.
Getrennt von jedem Dorf fand Colon in einem besonderen
Haus Relief-Figuren, als (die Vorfahren darstellender) Cemis,
und auf den Kopf derselben wurde eine Schaale mit Pulver ge-
stellt, das die Indianer in die Nase zogen und dann in Extase
fielen. Die Cemis (die man sich gegenseitig des Vorzuges wegen
stahl) redeten mit den Caciquen durch ein Trompetenrohr, wohinein
ein, in einem hintern Theil der Hütte, unter Buschwerk versteckter
Indianer redete, weshalb die Spanier in das Innere nicht zuge-
lassen wurden, und als sie dennoch eindringend, die Gaukelei aus-
fanden, bat sie der Cacique nichts davon seinen Unterthanen zu
sagen, „porque con aquella estratagema los tenia obedientes" (um
Tribut zu zahlen). Ausserdem hatten die meisten Caciquen drei
Steine, einen für die Früchte, den zweiten für Geburt der Frauen,
den dritten für Wasser und Sonne. Der Tiura (Dämon) heisst
Bayko in Cuba.
Die vier Brüder Jaia's, die durch Umwerfung des Kürbiss
(mit der Leiche seines Sohnes) die Wasserfluth angerichtet (auf
Quisqueja oder Hayti), irrten in der Wildniss umher, bis sie aus
Hunger in ein Bäckershaus getrieben wurden, und als dort durch
das Bespeien des Bäckers, der um Brod gebeten war, die Wasser-
sucht entstand, wuchs aus dem Eiter ^) einer mit einem Steine ge-
öffneten Geschwulst eine Frau (s. Dapper).
Die Mutter des unsterblichen Jocahuna oder Gua-maonocon
hiess (auf Hayti) Atabei (Attabeira oder Attabech) oder (Mamona
oder Guaca) Jemao (Apito oder Guimaco). Die ursprüngliche
Mutter (Jo-Cahuva oder Gua-Maorocon) heisst (in Domingo) Ata-
bei (Atabex in Cuba) Jermao, Zuimaco und Guacarapito (Atta-
basa, Mamoma, Jiella, Guimazoa). Neben dem Himmelsgott Jo-
cauna oder Guamonocon und seiner Mutter Mamona (als Sonne
und Mond) wurden in Hayti die Stürme (Huracani) verehrt, durch
1) A few days after the birtli of Rongo his motlier Papa suffered from a very
large boil on her arm (in Mangaia) und daraus wurde Tangaroa geboren (Gill).
THEOGONIE. 309
die Göttin (oder Gott) Guabancex (im Haus des Häuptlings Au-
maner oder Aumatex) gesandt (in Hayti).
Wenn zornig, sandte der Sturmgott Guabancex (in Stein-
figur verehrt) als Boten voraus Guatauva, die Winde zu versam-
meln, in Begleitung Coatrischie's, der die Regenwolken aus den
Höhen in die Thäler stürzte (in Hayti). Die Götzen Bugi und
Aipa waren den Menschen feindlich (in Hayti). Auch die weibliche
Cemi Guabancex erzeugte Gewitter, indem sie ihren Boten Gua-
tauva aussandte, Stürme zu erregen, und ihre Botin Coatrisquia
für Wasserfluthen (im Lande des Caciquen Aumatex auf Hayti).
Die (Guarani redenden) Guarayos wohnen in achteckigen Hütten
(d'Orbigny) und tragen Nasenschmuck (von Alten regiert). Auf
Hayti fanden sich achteckige Hütten (nach Oviedo). Die Ge-
räusche an der Quelle des Flusses Nisao machten die AVohnung
des Caziquen Biautex unzugänglich (in Hayti).
Wenn ein Indianer (auf Hayti) „acaso veia algun arbol, que
con el viento se movia mas, que los otros", fragte er erschreckt
den Baum um sein Begehr und erhielt dann Auftrag einen Bohi-
que oder Priester zu rufen, der unter Ceremonien (und Herzäh-
lung der Fürstentitel des Landes) sich nach der Absicht erkun-
digte, und dann Unterweisung von dem Dämon des Baumes er-
hielt, in welcher Weise derselbe abzuhauen und fortzutragen sei,
um in einer Tempelhütte ein Bild daraus zu schnitzen (s. Torque-
mada). Wenn Jemand auf dem Wege einen Baum trifft, der die
Wurzeln bewegt und auf Befragen hört, dass er Buhuitihu heisse,
so verfertigt er aus seinem Holz einen Cemis, wie es ihm der
Zauberarzt angiebt (in Hayti). Von den steinernen Cemis (zum
Theil mit Spitzen oder in anderen Formen) dienten die aus dem
Körper des Kranken durch den Arzt ausgezogenen bei Geburten
(s. Roman). Die vom Baum (im Regen) fallenden Wesen wur-
den durch den Specht in Frauen verwandelt, zum Ersatz derer,
die nach andern Inseln gegangen waren, in Hayti (Herrera).
Die Cemis (oft mit den Knochen der Vorfahren) Hessen
regnen, gaben Früchte (in Hayti). Beim Kriege wurden die
Cemis Bugia verbrannt und dann durch Waschen mit Yuca-Saft
wieder hergestellt (in Hayti). Der Cemi Braidama sandte Krank-
heiten (auf Hayti). Der vierfüssige Cemi (in Hundeform) als
Cazique Cavavaniovava begab sich Nachts, obwohl angebunden,
in den Wald, und verschwand (bei Ankunft der Spanier) in einer
Lagune (Herrera). Der auf das Haus des Caziquen von Co-
310 DIE ANTILLEN.
rete gesetzte Cemi Corocote (mit zwei Scheiteln), der beim Ver-
brennen des Hauses sich in die Luft erhob, schlief mit den
Frauen des Caziquen, der ihn erwarb, wie später Guatabanex in
Sacaba (auf Hayti). Die als Schlingpflanzen aufgefundenen
Cemis des Caciquen Guaiaronel wanderten nach Belieben umher,
obwohl in einen Sack aufgebunden (auf Hayti). Ausser dem
vierfiissigen Idol Epilguanita wurde Sorocoro vom Caciquen Gua-
marato in Hayti verehrt (Gomara). Die Gespenster auf Hayti
hatten keinen Nabel. Babujal sind böse Dämone, von denen die
Körper der Hexen besessen sind (auf Cuba).
Turey (Himmel) bezeichnete (nach Herrera) das Kupfer (auf
den Antillen). Gold (Caona) hiess in haitischen Dialecten auch Tuob
oder Nucai (Nosai) und in Mischung (Guanin) Guarin ^) (s. Pichardo).
Von den heiligen Steinen, welche die Zauberpriester (der
Antillen) aus den Körpern der Kranken gewannen, diente der
eine für Ernte, der andere für Geburten und der dritte für Regen
(sagt auch Torquemada). Die Antillenos füllten hohle Holzfiguren
mit den Knochen des Fürsten und nannten sich nach diesem (nach
Columbus). Nach Ramon waren die Cemi der Antillen aus Holz,
Stein oder anderem Material. Die Insel Guanabba war von Ver-
fertigem von Götzenbildern^) bewohnt.
1) Xo era isla, como espresa Colon, sino el oro bajo (nach Las Casas). Als die
Männer der Höhle in Hayti ausgestorben waren, wurde in der Höhe des Pani die Frau
Adonaya in einem Canoe nach Onofay geführt und begab sich nach den von dem hei-
ligen Aicoroa (letzter Abkömmling der gelben Rasse, der von Machokael stammte) einst
bewohnten Höhlen in Canimax, um dort durch Tinima mit Tuey vermählt zu werden,
der aus seiner Verwandlung in eine Nachtigall durch Vagoniona wieder die mensch-
liche Form erhielt (am Fluss von Yumuri). Vagoniona zeugte mit dem Frauenschatten
in den Tiefen des Meeres seine Tochter Tinima, von deren Haupte das Wissen geboren
w^urde. Unter den von Huacani abstammenden Menschen, die sich bei der Fluth in
der Höhle von Cazibaxagua einschlössen, fand sich als einzige Frau Adonaya (jüngste
Tochter des Caziquen Machokael), mit welcher Tuey (aus der Höhle vom Gipfel des
Pani nach Onofay in Cuba geflüchtet) die Menschen zeugte (in den dichtenden Tra-
dicionen Guell y Rente's).
2) Ex gossampio namque intexto stipato interius sedentes imagines formant (zemes
appellant) frontibus alligant (auf den Antillen), lemuribus similia (Peter Martyr). Die
Gestalt der Zemes wurde auf den Körper tätowirt, Charlevoix erwähnt Götterbilder mit
mehren Händen und Köpfen. Die Cariben trugen Federn als Nasenschmuck (nach du
Tertre). Kranke wurden durch Zauberer (Payes) geheilt (bei den Guarayos). Die Gua-
rayos bedecken die Grabgruft mit Zweigen und Thon. Die nächtlichen Angriffe der
- Cariben wurden bei Vollmond unternommen. Unter den Mabojas oder bösen Geistern
der Cariben warfen die Umekus im Meer die Böte um. Les meres (en Hayti) avaient
soin de tenir serr6 avec des mains ou entre deux petits aix le haut de la tete de leurs
GESCHLECHTER. 311
Beim Arbeiten der Hängematten dürfen die Frauen der Ca-
riben keine Feigen essen, weil sie dann rasch verfaulen würden,
sowie keinen scharfzahnigen Fisch, weil sie dann bald zerreissen
würden (nach Laborde). Ehe sie eine Seereise machen, essen die
Cariben keine Krabben oder Eidechsen, weil diese Thiere, die
immer am Platze bleiben, es unmöglich machen würden, eine Insel
zu erreichen. Wenn das Land gesehen wird, darf man es nicht
mit dem Finger zeigen, sondern nur mit vorgestrecktem Mund,
sonst ist die Landung unmöglich. Wenn eine Wolke aufzieht, suchen
sie die Cariben durch ihre Hände und Blasen zu zerstreuen (s.
Laborde). Soll der Sohn zum Häuptling geweiht werden, lässt
ihn der Vater das Herz des Ouachi- Vogels verschlucken (bei den
Cariben). Die Cariben befestigten das Preputium an ihren Gür-
teln (Breton). Die Cariben führten ihre Zeitrechnung nach der
Constellation Chirities. Als Schriftsubstitute dienten Steinchen,
Kerbhölzer oder Knoten. Die Sterne sind verstorbene Cariben.
Clibar hiessen die Muschelgehänge der Cariben (Laborde).
Bei Geburt eines Kindes fastet der Vater (bei den Cariben)
in der Hängematte, und nach mehreren Tagen ward ihm von den
Aeltesten des Dorfes durch Einschnitte in den Körper Blut ent-
zogen, worauf er von diesen und den Frauen mit kleinen Bissen
wie ein Kind, gefüttert wurde, und dann nochmals einige Tage
in die Hängematte verblieb (s. Laborde). Beim Tanz wurden
Thiere nachgeahmt (b. Cariben). Der Mann darf die Verwandten
der Frau nicht sehen (bei den Cariben). Les vieux ont un bara-
gouin, lors qu'ils prennent quelque dessein de guerre, que les
jeunes n'entendent point (bei den Cariben).
Bei den Cariben der Inseln verehrten die Männer Juluca und
die Frauen Chemiin. Les hommes ayant des dieux et les femmes
des Deesses, les uns et les autres leurs approprient le nom de
enfans nouvellement nes, afin de l'applatip peu ä peu, d'oü il arrivait que le cräne re-
plie en quelque sorte sur lui-meme devenait si dur, que les Espagnols ont souvent
casse leur epees (Charlevoix). Die mit Cannon nach Barbadoes kommenden Engländer,
„funden hier gewisse Häfen und Pfannen, allerhand Art, wie Leinen, aber so wohl
und artig gedreht, das sie's nicht für wilde Arbeit halten konnten" (entweder von Ca-
riben oder den Negern Angola's). Im A-^otan führt die Vauderie auf den Vaudoux-
Dienst. Tonatiks ist Sonnengott in den Antillen (als Tonatiuh in Centralamerica) mit
geweihten Säulen. Die Butios weissagten aus den Zemes. Neben dem Höhlentempel
Jouanaboina (bei Cap Francis) fand sich auf Hayti der Tempel Camoteia. Beim Jah-
resfest (des Zemes des Fürsten) reinigte man sich im Tempel durch Erbrechen. Kin-
der mit zwei Scheitelwirbel waren von Zemes gezeugt (wie auch sonst, oder Zwillinge).
312 DIE ANTILLEN.
Chemiin^), avec les deux genres qui a aussi un pluriel, s9avoir
Chemeignum, Dieux (s. Breton) bei den Cariben. Die Cariben (in
Guadeloupe) nannten sich Callinago (s. Breton). Tacaoua (pierre
verte) wurde von den Cariben gegen Schwangerschaftsunfälle
und fallende Sucht getragen (s. Breton). Die Cariben der Dörfer
Sepencoa und Petua (in der Sierra nevada) verehrten die Knochen
eines in alter Zeit verstorbenen Priesters (nach Beitran) 1560.
Die Arruacos der Sierra nevada (von St. Martha) verehrten eine
geschmückte Affenkinnlade in einem Caney oder Haus (XVIII. Jahrh.).
Die mit den Arruacos handelnden Tupes der Sierra nevada (b.
St. Martha) begrüssten die durchreisenden Missionare, als vom
Himmel gekommen (1721).
Die Cariben glaubten die Gefasse, in denen ihren Göttern
Opfer dargelegt wurden, in den Hütten sich bewegen zu hören
und die Töne der Kinnladen der schmausenden Götter zu ver-
nehmen. Den Neumond betrachteten die Cariben durch ein auf-
gerolltes Pisangblatt, um einen augenstärkenden Thautropfen auf-
zusaugen. Die eines Todesfalls als Hexe beschuldigte Frau muss
die dazu gebrauchte Muschel ausgraben und wird dann an den
Füssen aufgehängt zu Tode gemartert (s. Laborde) bei den Ca-
riben (wie an derLoango-Küste Afrikas). Die Fledermäuse (Boulliri)
sind die Häuser zum Bewohnen umflatternde Zemeer (nach den
Cariben), und sie bewahrten ihre Heiligkeit auch bei den Cak-
chiquel. Die caribischen Indianer bei Santa-Martha waren der
Sodomiterei ergeben, indem sich ein Goldstück fand, an hombre
sobre un otro (Oviedo).
Die Wehemütter verbreiterten die Stirn auf Hayti (asperega)
oder Quizqueia (tierra grande), um die Schädel hart zu machen
1) Chemiin, Zemes, Cemi, Semi u. s. w., wie Vagoniona, Vangoniona, Guagugiona,
Guagagiona u. s. w., dann Buhitis, Buhios, Buhuitihu u. s. w. (Boyes oder Piaches
bei den Cariben, und Piaces auf dem Isthmus) und so in anderen Namen, je nach
den Abschreibern bei den verschiedenen Berichterstattern. Buutios en la Espanola, decian
que hablaban los muertos (Herrera). Piaches, sacerdotes medicos y adivinos en Cumana,
y como nigromanticos (chupaban y lamian adonde havia dolor, para sacar el humor,
escupian aquello fuera de la casa). El Bohique, que era Sacerdote ö Satrapa ö
Hechicero (en las Islas) cortaba el arbol y hacia de el una estatua o Idolo de mala
y de asacada figura, llevabalo y haciale casa y sementeras y con ciertas ceremonias,
era cada ano celebrado , al quäl tenian recurso , como k oraculo (Torquemada). Tenian
ciertos hombres entre si que llaman Buhiti, que servian de aurispices ö agoreros adi-
vinos (en las Islas y tierra firme), les daban ä entender, que el ^emi es senor del
mundo e del cielo y de la tierra y de todo lo demas (Oviedo).
PFEILGIFT. 313
(s. Gomara). Im Kriege banden sich die Indianer in Hayti kleine
Idole an die Stirn (Gomara). Die Duho (Gebetbank) der Caziquen
(auf Hayti) war mit Sculpturen verziert.
Um die nach der Entbindung schädliche Begattung zu ver-
hindern, musste der Vater für längere Zeit von einfachen Speisen
und Getränken leben, unter Blutentziehungen und in der Hänge-
matte bedient, bis nach 6 Monaten das Kind seinen Namen er-
hielt (Ballet), bei • den Cariben (im Anschluss an die Sitte der
Couvade).
Die Männer tragen Armbänder um den fleischichten Theil
ihrer Arme, die Weibsperson aber um ihre Gelenke, die Knie
umgeben sie mit Rossada-Ketten (unter den Cariben auf St.
Christopher). Die von der Macana (der Chaco-Indianer) verschie-
dene Keule der Cariben (in Gucana) heisst Potu (s. Wood) [Patu-
Patu in Neuseeland]. Die Sapakana genannte Keule (in Guiana)
ist „something like that of the New - Zealand Merai." Den
Pfeilen wird der Schaft mit Baumwollfäden umwunden (in
Guiana) und „the tread is woven in patterns almost as neat as
those employed by the Polynesian islanders".
Die Bewohner Dariens heissen Cariben (bei Peter Martyr).
Die mit vergifteten Pfeilen kämpfenden Bewohner von Uraba waren
von jenseits des Flusses Dariens (Atrato) gekommen (s. Cieza).
Die Condaguas am Atrato tättowirten (s. Oviedo). Die Sprache
Coribici (Caribici) Nicargua's wurde besonders in Choluteca ge-
sprochen (s. Herrera). Die Chorotegen heissen Cariben (s. Ra-
musio). Die Cariben erscheinen als Kanibalen [Kanaka]. Nach
d'Orbigny war die Sprache der Cariben dem Tupi verwandt.
In Tupi wurde der Rauschtrank Ava genannt (Kava in Poly-
nesien). In den Areitos auf den Antillen waren die Gesänge mit
Tänzen verbunden, wie die Ceremonien der Areoi in Polynesien.
Der von Burenquen (Puerto Rico) aus durch Colon (1494) er-
reichte Theil der Insel Espanola^) hiess Hayti, daran schloss sich
1) Entonces fue que supo el Almirante con toda certeza el estado de la poblacion
y la grandiosidad del territorio, y de que manera estaban divididos los cacicatos de la
Isla. En aquella fecha, quo era el mes de Mayo de mil cuatrocientos noventa y cinco,
ecsistian en ella cinco cacicatos mayores, de quienes dependian otros menores, que
ascendian a un nümero considerable, teniendo algunos hasta treinta, y los denominaban
Naytianos. El de Magna era el primero , cuya palabra significaba la llanura , donde
liabia agua, que era la Vega Real: su Soberano se llamaba Guarionex y en la po-
blacion de SU residencia , que estaba al pie del cerro donde se diö la batalla de la
314 DIE ANTILLEN.
die Provinz Xamana und eine andere, Bohio genannt. Der Ca-
zique Guacamari' schob die Schuld für die Ermordung der zurück-
gelassenen Spanier auf den Caziquen Caonabö und Mayreni, von
denen er überfallen sei (s. Monte y Tejada).
Vega, acababa de establecer el Almirate el fuerte de la Concepcion. Principiaba este
cacicato en el cabo Rafael, linea recta häcia el centro del grupo de Cibao por sobre
la cadena de montanas que la rodean: de alli en otra linea recta a la punta Isabelica,
como se denomina hoy, y en la cual se fundö la Cindad de la Isabela. De modo que
tenia por limites al Norte y al Este el mar Atlantico, al Sur el Cacicato de Iguayagua,
y al Oeste el del Marien. El segundo era el del Marien, ö Mariel, como le llamaron
mas tarde: su Soberano Guacanagari, cuya residencia la tenia en las immediaciones del
cabo Hayti ö Guarico. Su estension estaba comprendida desde punta Isabelica a la
boca del rio Jatibonico : de alli por su curso hasta el grupo de Cibao. De manera
que lindaba con el de Magna por el Este, con el mar Atlantico por el Norte y Oeste
y por el Sud con los cacicatos de Maguana y Jaragua. El tercero era el de Iguayagua,
SU Soberano Cayacoa, cuya capital estaba donde ecsiste la Ciudad de Higüey, poblada
posteriormente por los Espanoles. Sus limites eran desde el cabo Rafael hasta el
centro del grupo de Cibao, y de alli hasta la embocadura del rio Jayna: lindaba por
el Norte con el de Magna, por el Oeste con el de Maguana, y por el Este y Sud
con el mar de las Antillas. El cuarto era el de Maguana: su Soberano Caonabo, cuya
residencia estaba al pie del grupo de Cibao en donde existe en el dia S. Juan de la
Maguana. Sus limites eran: al Este el curso del rio Jayna hasta Cibao : al Norte con
el de Magna y Marien: al Oeste con Jaragua ö Aniguayagua, y al Sud con el mar
de las Antillas. Y por ultimo, el quinto era el de Jaragua, conocido entre los Indios
por Aniguayagua, que principiaba en las montafias del Baoruco y seguia toda la banda
del Sud y Oeste por el mar de las Antillas, para lindar con el cacicato del Marien
en la del Norte, y en la del Este con el de Maguana. El Cacique de este territorio
era Behequio: tenia su residencia donde los franceses fundaron posteriormente la
Ciudad de Puerto Principe.
GUATEMALA
(MIT YUCATAN).
Von Chiclabaleih nach den Sieben Höhlen (Nucucinam) ge-
langt (bei den Maislanden Pambibil), kamen die Quiche unter
Tamub, Vorgänger des (den schwarzen Stein bringenden) Copi-
hoch, nach Mexico (wo die Yaqui^) zurückblieben) und als Stam-
messitze werden Amag-Dan, Hauptstadt der Dan oder Tamub
(zwischen den Bergen Tohil und Mamah), sowie Uquincat, Haupt-
stadt der Ilocab, angegeben, in Verwandtschaft mit den dreizehn
Stämmen der Tecpan (als Uxab und Pocomam) in Nimpokon (bei
Rabinal), während die Mames bei Huehuetenango oder Quetzal-
tenango herrschten.
Als Nachfolger Ahpop's, mit dem das Königthum in Tule zu
Ende ging, wird Nimaquiche angegeben, als Vater des ersten
Königs Axcopal oder Oceloxoch (Acxopil), und dann wird (nach
Jiutehmal) unter dem Nebel jener Mythenzeit, in welcher Huh-
napu's übernatürliche Wunderthaten spielen, die Knechtschaft unter
der Tyrannei des mächtigen Xibalba- Reiches verschleiert, bis
später die eine Befreiung von dem harten Joche Ankämpfenden,
nachdem sie beim Auszuge aus Tulan-Zuioa den Anerbietungen
der Abgesandten aus Xibalba (mit Ausnahme der Zotzil) wider-
standen, unter Klagen und in schwerer Bedrängniss unter den
vier Häuptlingen Balam-Quitze, Balam-Ayab, Mahucutah und Iqui-
balam auf dem Berge Chipixab oder Chipal (am Chixoy) zu-
1) Nach Brasseur war Copan , die Hauptstadt von Pagaqui (bei den Yaqui oder
Nahuas) von dem aus Peten-Itza eindringenden Eroberern gegründet. Die (lautsprechen-
den) Yaqui wohnten in Sonora und ihre Sprache heisst (bei Ribas) la mas general de
Cinaloa. Pimentel unterscheidet in Cahita die Dialecte des Mayo, Yagui und Tehueco
oder (bei Balbi) Maya, Yaqui und Zuaque.
318 GUATEMALA.
sammentraten , die Sonne der Freiheit erwartend (nach dem Po-
pul Vuh).
Dann nach langen Büssungen und, durch die Raubzüge be-
reicherten, Opfern enthüllten sich ihnen ihre Götter, der Gott Ha-
cavitz, der in der Grotte des Berges Hacavitz versteckt gewesen,
und die Götter Tohil, Hvilix und Hacavitz, die unter Gras und
Moosen verborgen gelegen, der Gott Avilix in der Schlucht des
Berges Avilix, und als erster erhob sich Tohil, der das auf der
Wanderung im kalten Venzivan leitende Feuer an Balam-Quitze
verliehen hatte und jetzt von ihm, in seinem Bilde angehängt^
getragen wurde (bis die Steinverwandlung der Götter durch den
Sonnenaufgang eintrat).
Nachdem dann vom König Nacxit im Osten die bestätigende
Verleihung der Königswürde durch die priesterliche Gesandtschaft
erlangt war, gründeten die Quiche-» nach siegreichem Ausgang
der mit den (den Tecpan verwandten) Pokomamen geführten
Kriege, die Hauptstadt Izmachi, und von dort dehnten sich die
Quiche aus, indem sie Utatlan oder Gumarcaah, wo auf die Fa-
milie der Tamub (der Gründer Tule's zwischen Santjago de los
Valles und Xilotepeque) die der (Ilhuicatl) Ilocab gefolgt war,
eroberten, so dass den alten Geschlechtern der Tamub und Ilocab
das Scepter durch das Haus Cavek (der Fürsten Xurcah und
Totomay) entrissen wurde. Von dem mit den Geheimnissen von
Himmel und Hölle vertrauten König Gucumatz oder Ahpop-
Cumha (an der Seite des Nebenkönigs Iztayul regierend) wurde
dann für Tohil, den Stammesgott der Quiche's, ein Tempel in
Utatlan erbaut, und dort der Hohepriester Ahau-ah-Tohil einge-
setzt, sowie, als sein Stellvertreter, Ahau- ah -Gucumatz. Unter
König Quicab erlangte das Reich von Utatlan seine weiteste Aus-
dehnung, und trat nach einer Reihe innerer Fehden eine Ver-
schmelzung der alten Stämme Tamub's und Ilocab's mit den
Quiche's ein.
Bereits von Num-ä-Quiche oder Nima-Ouiche wird ein Vor-
dringen bis zu dem durch das Orakel angezeigten See von Atit-
lan erwähnt, aber derselbe verknüpft sich näher mit den Sagen
der Cachiquel, und die zu ihnen gehörigen Ahtziquinihayi er-
zwangen von den Tzutohiles die Abtretung eines Theiles des
Küstenlandes.
In dem auf dem Berge Tepeu-Oloman geschlossenen Bunde
hatten die (unter Gagahuitz und Zactecauh von Tula ausgezoge-
HACAVITZ. 319
nen) Cachiquel an den Kämpfen gegen die Nonohualcat und
Xulpiti Theil genommen, und traten nach dem Fehlschlagen ihrer
Unternehmungen die lange in den Waldöden Zakicojol's verlore-
nen Wanderungen durch die Barbarenländer Cholamah und Zu-
chitan an, wodurch sie zu den Mames (Stummen) geführt wurden,
und dann über Zactzuy zu den Pokomamen, deren Macht sie die
ihrige indess nicht gewachsen fühlten.
In dem durch die Verschanzungen der Fürsten Xekagueh,
Cibakihay und Cahuec auf den Bergen Pantzio, Paraxone, Cina-
nihay, Pacikabul und Pacahuec Quehil befestigten Reich erlangte
Bakahol, der Verehrer des grünen Steins, die Königswürde als
Ahpop (s. Xahila), neben dem Ahpop-Camha (oder Erbprinz).
Von dem Verehrungsplatze Abah's am See Atitlan, wo von
den Zutagil (flor de las naciones) oder Tzutuhil (Izutuhiles) die
Hälfte der Küste erlangt war, zog Gagawitz (im Bunde mit den
Atziniquinihay und den Tzutohiles) nach dem Walde von Panche
Chiholom. In Vereinigung der Stadt Tziquinihay der Ahtziquini-
hay (Stamm der Cakchiquel) und der Stadt Amag-Tzutohil (der
Tzutohilen) bildete sich die Stadt Atitlan beim Vulcan Atitcil-
Huyu (Cerro de Oro) oder Berg der Greisin.
Als auf Hacavitz's Zorn ein Nebel den See von Atitlan (cor-
reo de agua) bedeckte, verliessen die Cachiquel ihre Stadt Abah,
wo nur (in Verbindung mit den Zutugil) die Ah-Tziquinihay zu-
rückblieben. So gilt Atitlan als der Sitz der Zutugil, wie Utat-
lan für den der Quiche und Tecpan-Guatemala der Cachiquel.
Bei Ansiedlung der Cachiquel in Iximche oder Tecpan-Gua-
temala wurde der Häuptling der Familie Baquahol auch von
denen der Gekaquchi und Cibakihay anerkannt.
Herrera erklärt Cachequil (Quachequil) als Adler, indem der
Fürst einen Adlerschmuck im Kriege getragen. Im Nahuatl
kann Quautemallan (oder Guatemala) von Quauhtli (Adler) oder
Quahuatl (Baum) erklärt werden, und schlösse sich im letzteren
Falle an die Deutung von Quiches (viele Bäume).
Die Könige der Zutugil führten ihre Herstammung auf die
Ahnfrau Atit ^) (die Sonne) zurück.
1) Ati ou Atit est la mere et l'aieule ou la vieille, l'Ancienne par excellence, et
lorsqu'on dit v'ati, mon aieul, les deux syllables va et ti expriment ä la fois egalement
le pain et la viande (Brasseur de Bourbourg). Von Vatea (halb Mensch und halb
Fisch), in der unsichtbaren Welt, entsprang Rangi, als erster Mann (in Mangeia).
320 GUATEMALA.
Als von den Töchtern Balam-Akan's, der mit seinen Brüdern
in Utatlan herrschte, die eine durch einen Verwandten Zutugel
Epop's (Königs der Quiche), die andere durch einen Verwandten
des Königs von Atitlan entführt worden, brach ein mehrere
Generationen fortdauernder Krieg aus (worin sich die Atitlan
mit Mam und Pipiles am See verschanzten). In Amatitlan wohn-
ten Pokomanes, die Chol wohnten im Osten Guatemala's (die
Anahuilac in Acasaguastlan).
Utittlan oder Gumarcaah war Hauptstadt der Tamub, bis vom
Berge Hacavitz oder Tohohil (bei Santa Cruz de Quiche) die
Quiche und Cakchiquel es eroberten.
Die zwischen den Bergen der Lacandones und Verapaz leben-
den Quiche (Rabinalier, Cakchiquel, Ah-Tziquinaha und Cavek),
die (unter Xurcah und Totomay) aus Tulan (zusammen mit Ta-
mub und Ilocab^)) ausgezogen (und von Acxitl, letzten Fürsten der
Tolteken) das eingehüllte Feuer erhielten, befestigten sich unter
den Fürsten Balam-Quitze, Balam-Agab, Mahucutah und Iqui-
Balam auf dem Berg Chipal (bei Chixoy) und (nach Verbindung
mit Coluha, Fürst von Cakulgi, der den heiligen Stein Tzutuka
im Tempel Cahbaha hütete) dehnten sie ihre Eroberungen über
die Tamub (als Canil in Sacapulas) und Ilocab (am See Atitlan)
aus, bis zur Revolution unter Ahpop.
Die Lacandones^) am Rio de la Pascon und am Usumacinta
sprechen die Maya-Sprache. Die Payaqui wohnten in Quirigua.
Itzcuintlan oder Ezcuintla (Ville des chiens) hiess Panatacat (bei
den Cakchiquel).
Die Maya redenden Eingeborenen wurden Mem (Stotterer)
oder Mames genannt. Mam bedeutet alt (in den Mames) oder
(in Yucatan) abuelo (Vorfahr). Mama heisst (bei den Zaklohpakab
1) Die bei Izmachi residirenden Ilocab wurden durch Cotulia (König der Quiche)
besiegt. Uquincat war Hauptstadt der Ilocab.
^) Die Agaab wohnten am Flusse Chixoy oder Lacandon (Rio Grande de Saca-
pulas). Die Pocanche wohnen in Tucuru. Die Pinalenos oder Pinols wohnen am
Salinas, Nebenfluss des Gila (s. Steck). Nach Herrera waren die Pinoles die ältesten
Bewohner Guatemala's. Pinole bedeutet gedörrter Mais (im Aztekischen). Die Pinotl-
Chochons gehörten zu den Tlapaneken (und Yopimes) in Chilapan (als Nachbarn der
Mixteques). Cariben (aus St. Vincente) finden sich bei Livingston (am Rio dulce), die
Chorti in Santa Catarina Mita. The vast region lying between Chiapa, Tabasco, Yu-
catan and the republic of Guatemala ist (nach Squier) bewohnt in den Lacandones, die
von Escobar in die Chamma- Berge (an der Grenze von Guatemala und Chiapas) ge-
setzt werden (am Usumasinta bei Galindo).
YAQUI. 321
oder Mames) alter T^Iann (s. Reynoso). Gueguetenango (bei Gua-
temala) war Hauptstadt der Mames (s. Squier) als Zacaleu. Die
Mames ^) (unter dem Häuptling Lahuquieh) wurden durch Quicab
(König von Utatlan) vertrieben.
Von Tulan durch das Land der Yaqui (Tepeu und Oliman
zurücklassend) nach dem Berge Hacavitz wandernd, sahen die
Quiches dort die Sonne (nach dem Popul Vuh). Als Freunde wurden
die Toltecas oder Nahaos (in Guatemala) Yaqui (Opferer) genannt
(s. Brasseur). Nach Ximenes wohnten die Yaqui in Acasaguast-
lan. Die Cavek (als Yaquis von Cunen und Yaquis von Chahul)
stammten aus Cunen oder Chahul.
Yolcuat Quitzalcuat, Gott der Yaqui (in Tulan), hiess (bei den
Quiches) Tohil (im Popul -Vuh), Mit Yaqui wurden in Guatemala
die Gebildeten bezeichnet oder die Wohlredenden und im Besonde-
ren die Nahuatl aus dem Norden, wie mit Yaqui- ah- Culhua-
can die Mexicaner. Yaqui (Heuschrecke) bezeichnete (für die
Quiches) die Mexicaner (Chapultepecs). Yaquis (Huaquis) wohn-
ten am Rio Mayo (in Sonora).
In Utatlan herrschten drei Häuptlinge^), der erste unfer drei
Federschirmen, der zweite unter zwei, der dritte unter einem
(s. Zurita). In Utatlan folgen: der erste Herr (mit drei Mänteln),
zweite (mit zwei Mänteln), der dritte (mit einem Mantel) aufein-
ander (Herrera). Der Ahpop Camha oder Erbprinz (der Quiches
von Utatlan) residirte in Atitlan (Hauptstadt der Zutugiles). Bei
den Galla hatten immer je sieben Stämme einen aus vier Can-
didaten erwählten König, dem die Macht auf sieben oder acht
1) Auf Nimakitsche, König der Mam, folgt Acxopil, der das Reich theilte, und
dann Hunahpu, der das (durch Quetzalcoatl geschwächte) Reich von Xibalbay zer-
störte. Die den Choluteken oder Chorotegas nach Guatemala folgenden Quiche und
Kakquichel (den Mayas verwandt) gründeten (die Mam verdrängend) Utatlan. Socoleo
(oder Gueguetenango) war Hauptstadt der Mames (unter dem König Caibilbalam).
Amititlan hiess die von den Bewohnern gebrauchte Schrift. Die Canchebiz oder
Ganehebis grenzten mit den Mames. Die Pocomames und Pocomchies gehörten zu
den dreizehn Stämmen von Tecpan. In Escuintla wohnten die Sinca-Indianer. Nach
Eroberung Mischco's (Hauptstadt der Pocomanes) wurden die Bewohner nach Mischco
(bei Guatemala) versetzt. Cipactonal oder Imox heisst Mam (der Alte). Ehecatl (als
Teotl) heisst (im Quiche) Toh oder Tohil (la pluie, le bruit du tonnerre et le cliquetis
des armes) und (im Maya) Hun-pic-tok (un chef de huit mille lances) als Tecpatl im
Mexicanischen (s. Brasseur). Von den Tecpan, die (mit den Tamub und Ilocab) nach
Guatemala kamen, stammten die Pokamames.
2) Aehnliches Nachrücken findet sich auf den Carolinen.
Bastian, America. 21
322 GUATEMALA.
Jahre übertragen wurde. Und so war in Meroe (wie in Cochin)
die Zeit limitirt.
Neben dem Staatenbund der Quiches^), Kachiquel und Zutu-
gil, bestand der der Quelenes und Chapanecos, der der Mames
und Pocomames und (in Verapaz) der der Zocotepiquiles (in
Guatemala).
In Guatemala scheint die aufrückende Reihenfolge Utatlan's
(nach mikronesischen Analogien) unter Federschirmen oder Feder-
mänteln auch für andere Staaten gegolten zu haben, unter all-
mähligem Zurücksinken der Epigonen unter das Niveau des Volkes
(wie in Slam und sonst). El electo para rey, tenia tambien su
dosel, pero no era de cuatro colgaduras (labradas de rica pluma),
wie der vierfache des Königs (in Guatemala), sondern von drei,
und von den folgenden hatte der vornehmere zwei, der nächste
einen (s. Torquemada). Vor der Thronbesteigung hatte der er-
w^ählte König (in Vera Paz) ehrerbietig niederhockend, die An-
sprache eines Fürstengreises entgegen zu nehmen (s. Torquemada).
Durch Belehnung erhielten die Könige Guatemala's von Acxitl
den Tiiel Ahpop (König) oder Herr (Ah) der Matte oder des
.Teppichs (Pop). Die Kriegerkaste der Quiche stammte von Chay-
Abah (Obsidianstein).
Centeotl, als Teteo"inan (Mutter der Götter) und Toci (unsere
Ahnin\ heisst (im Quiche) Atit, Frau des Copichoch (aus dem
Stamm Dan^) oder Tamub) und auf einem Baumstumpf des Fel-
sens am Vulcan von Atitlan (Atital-huyu) erschien sie Nachts als
schreckendes Gespenst. Nanahuatl und Tecuziztecatl wurden in
Teotihuacan in Sonne und IMond verwandelt (wie Hunhun-Ahpu
und Vukub-Hun-Ahpu in Xibalba).
1) Nach Begründung ihrer Herrschaft und Erbauung der Hauptstadt Izmachi er-
hiehen die Fürsten der Quiche ihre Belehnung von dem Toltekenkönig Topiltzin-
Acxitl. Era el primero de todos el rei actual, es ä saber, el Abuelo, luego el Rey
electo para despues de sus dias, tras el, el que tenia nombre de electo, para seguir
al hermano, y tras el, el Sobrino de este, y hijo major del rey electo, y tras de el, el
Capitan menor, primo hermano de este dicho Capitan mayor (in Utlatlan), und so'
folgten sie einander in der Reihe aufrückend (s. Torquemada). Cuando faltaba el rey
del Quiche, entraba en su lugar en el reino el rey de Guatemala, y pasaba al gobierno
de Guatemala el Zotahil, y elegian para el gobierno del Zotahil uno de la sangre
real que llamaban segundo electo.
2) Nachdem die Stämme der Familie Dan oder Tamub aus Tula (in Xibalba) nach
Guatemala gezogen, folgten ihnen die Quiche (später traditionell in der toltekischen
Verwandtschaft wieder geeinigt).
SCHÖPFUNGSVERSUCHE. 323
Als aus der Dunkelheit die Stimme des Schöpfer Tepeu-
Gucumatz (der mit den übrigen Schöpfern aus dem Schatten-
reiche Camuhibal gekommen) zur Berathung aufgefordert, wurde
durch den mit Blitz und Blitzschlag aus der Nacht des Himmels-
Herzens hervorgegangenen Hurakan (Donnergebrüll) die Erde
geschaffen und durch die magischen Würfe der Zauberer Xpi-
Yacoc und Xmucane der Mann aus Holz, die Frau aus Pflanzen-
mark, nachdem aber dieses verstandslose (und gottlose) Menschen-
geschlecht durch Ueberfall der Thiere (und Naturgegenstände) zu
Grunde gegangen, der (von Quetzalcoatl vollendete) Mensch, als
durch die schwarze Ameise (von Tlatlauhqui Azcatl, als gelbe
Ameise, geführt) die Nahrung des Mais gefunden war. De Xibal-
bay, del rico y poderoso Xibalbay, salio el Chay-abaj. El hombre
es obra de-su creador y formador. Nach dem verunglückten Ver-
such, Menschen aus Holz und Kräutern zu schaffen (ohne Fleisch
und Blut), theilten die Barbaren Utiuh und Koch das Vorhandensein
der Nahrung in Paxil mit, und als Utiuh bei der Ernte gestorben,
knetete Jiutiuh aus dem Blut des Tapir und der Schlange (vom
Meere) den Mais, womit sich die 13 Männer und 14 Frauen (von
denen stets zwei einen Mann heirathen) belebten in Tula (von
einer Fledermaus bewacht). Im Dunkel der Nacht zogen auf
Geheiss des Orakels die 13 Stämme und 7 Nationen aus, den
Weg nach Tulan in Xibalbay.
Nachdem der älteste Sohn des göttlichen Vaters Xchmel
und der göttlichen Mutter Xtmaua bei dem Versuch der Schöpfung
nur nutzlose Töpfergeräthe zu Wege brachte (und zur Unterwelt
gestürzt war), gelang es den beiden Brüdern (Hunchevan und
Hunavan) auf ihr Gebet Himmel und Erde und aus diesen Mann
und Frau zu schaffen (nach G. Roman) in Guatemala. Die drei
Söhne des ersten Wesenpaares (Xchmel und Xtmana) schufen
die Welt (s. Garcia) in Guatemala (mit dem Gotte Hun Ahpu
Vuh und Hun Ahpu Utiu). Xibilba ist der böse Geist (in Yuca-
tan). Xibalba ist Hölle (in Guatemala).
Bei der ersten Dämmerung nach dem Dunkel treten als die
Wandlungen des Schöpfers hervor: Hunapu-Vuch (Schiesser mit
dem Blasrohr nach dem Opossum), Hunahpu Utiu (Schiesser mit
dem Blasrohr nach dem Coyote), Zaki-Nima-Tzyiz (grosser weisser
Prickler), Tepac (der Beherrscher) und Gucumatz (die feurige
Schlange), das Herz der Teiche, der Seen, der grünenden Ebene
und Meister der blauen Ebene. Als das Licht erschien, wurde
21*
324 GUATEMALA.
die Erde mit der Pflanzenwelt durch Gucumatz (den Begleiter
des Schöpfers) gebildet (auf das Wort Hurakan's oder des
Donnerkeils, als Herz des Himmels) und die als Hüter der Berge
und Wälder vertheilten Thiere und Vögel wurden zum Lobe der
Namen ihrer Schöpfer aufgefordert, vermochten es indess nicht,
trotz zweimaligen Versuches. Auch der Mensch, der dann aus Erde
geschaffen wurde, blieb (obwohl er sprechen konnte) verstandlos,
unfähig aufrecht zu stehen, und da er mit dem Wasser zerfliessend,
Lehm bildete, wurde er von dem über ihn Ekel empfindenden
Schöpfer wieder vernichtet. Unter Befragen der Zauberer Xpi-
yacoc und Xmucane (Ahnen der Sonne und des Mondes) wurde
dann (mit dem Häuptling von Toltecat) durch Looswerfen der
Mensch aus Holz und Pflanzenmark geschaffen, aber auch er ent-
behrte des genügenden Verständnisses (oder verlor es wieder),
und obwohl er sich in Vermehrung über die Erde verbreitete,
wurde er von den erzürnten Göttern durch eine Fluth und Pech-
regen vertilgt, wobei die Häuser, Bäume, Thiere und selbst die
Geräthschaften sich gegen die Plolzmenschen zu ihrer Zerstörung
wandten (von denen nur wenige als Affen überblieben).
Als sich (vor Schöpfung der Sonne) Einer des Stammes
Vucub-caquix in seinem Stolze überhob, wurde er (während noch
wenig Licht war) durch die Jünglinge Hun - ahpu und Xbalan-
que, Söhne von Xpiyacoc und Xmucane, (durch Ersetzen des
Edelstein -Zahnes durch Mais) vernichtet, mit seinen Söhnen
Zipacna oder Bergethürmer und Cabrakan oder Bergerschütte-
rer, und (nachdem der Hunahpu geraubte Arm wiedergewonnen
war) zogen sie (auf die Botschaft Hurakan's durch Voc) nach
Xibalba, wo durch Essen von dem in Kürbissfrucht verwandelten
Kopf des Hunahpu (nachdem er mit seinem Bruder in dem Palast
von Hun-Came und Vucub-Came geopfert war) die Prinzessin
Xquiq (Tochter des Cuchumaquiq) die jüngeren Hunahpu und Xba-
lanque gebar, welche (nach dem Ballspiel mit den Grossen in
Xibalba wiedererstanden), als Hunahpu's Kopf durch Camazotz
oder den Fledermausfürsten, der von Oben kam, abgeschlagen
war (nachdem sie sich freiwillig auf dem Scheiterhaufen ver-
brannt hatten), wiederkamen (erst als Fischmenschen, dann als
Bettlergreise) und den zur Probe gezeigten Versuch der Auf-
erstehung an Hun-Came und Vukub-Came vornahmen (ihren
Körper zerstückelnd). Damit war das Urtheil über die Xibalbes
gesprochen (die indess noch nach ihrem Untergang als Dämone
FLEDERMAUS. 325
angerufen wurden) und Hunahpu und Xbalanque (deren in Gu-
marcaah zurückgelassene Stäbe mit ihrem Sterben und Beleben ver-
trocknet oder neu aufgeschossen waren) stiegen zum Himmel (als
Sonne und Mond). Dann wurde das neue Menschengeschlecht
in Paxil oder Cayala geschaffen, und unter Balam-Quitze, Balam-
Agab, Mahucutuh und Iqui-Balam (durch Gucumatz und seine
Gefährten gebildet) erwarteten die Quiche auf den Bergen das
Erscheinen der Sonne.
Die den Gott Chamalcan verehrenden Zotzil (mit dem Symbol
der Fledermaus) stehlen (als Boten von Xibalba) das vom Gott
Tohil (durch Balam-Quitze) den Quiche gegebene Feuer. Die
fürstliche Familie in Guatemala stammte von der Königin Atit.
Der alte Mann Zaki Nim Ak und die alte Frau Zaki Nima Tzyiz
entfernte aus der zerbrochenen Kinnlade Vucub Cakix (der gleich
der Sonne und dem Mond über die Erde herrschen wollte, als es noch
wenig Licht zwischen Himmel und Erde gab), nachdem er durch
Hunahpu und Xbalanque angeschossen war.
Zipacna (Sohn des Vucub Cakix) schuf die Berge und wurde
am Berge Meavan in Stein verwandelt, während sein Bruder
Cabrakan (der Zerstörer der Berge) auf Befehl Hurakan's (des
Donnerkeils) durch Hunahpu und Xbalanque getödtet wurde.
Hunbatz und Hunchuen, Sohn des Xpiyacoc und der Xumcane
(Grossvater und Grossmutter der Sonne und des Mondes), von
Hun Game und Vukub Game (Königen von Xibalba) zum Ball-
spiel eingeladen, im Palast durch Phantasmagorien verhöhnt, wur-
den geopfert, aber durch den Speichel von Hunhunapu's Haupt
empfing (durch Huracan) die 'Prinzessin Xquiq und gebar (zum
Opfer ausgeführt, aber durch Unterschiebung von Blut gerettet)
im Hause der Xmucane die Söhne Hunahpu und Xbalanque
(Ekbalanque).
Als nach der Fluth der Tyrann Vucub Gakix göttliche Ver-
ehrung für sich in Anspruch nahm, wurde er durch die Jünglinge
Hunahpu (Hunhunahpu) und Xbalanque (durch Ausziehen seiner
kostbaren Edelsteine und Ersetzen derselben durch Maisstumpfe)
geschwächt und starb (nach dem Popul Vuh der Quiche), und
ebenso seine (Berge aufthürmenden und stürzenden) Söhne Zipacna
und Gabrakan.
Als Hunahpu und Xbalanque, nachdem sie (ohne durch die
Phantasmagorien der Holzmenschen getäuscht zu werden) die
Könige Hunbame und Vukub Game (in Xibalba) im Ballspiel
326 GUATEMALA.
Überwunden, sich freiwillig dem Tode überlassen und daraus wie-
der auferstanden, wollten auch die Könige das Experiment der
Verjüngung versuchen, blieben aber todt, und dann zerfiel Xibalba,
worauf die letzte Generation der Menschen aus Mais geschaffen
wurde (unter Balam-Quitze) durch Gucumatz.
Als nach dem Zerfliessen der Lehmgebackenen Menschen
im Wasser, die aus Holz und Mark Gebildeten durch den Zorn
der Götter vernichtet sind, bleiben (im Popul Vuh) nur einige
Affen übrig (wie nach den Windzeitalter den Nahuatl).
Indem der am Baum aufgehängte Kopf des Hunhunahpu
(nach seiner Opferung) in die Hände der Prinzessin Xquiq (von
Xibalba) spuckte (und die mit ihrem Tode beauftragten Boten
statt ihres Herzens den coagulirten Saft des Blutholzes zurück-
brachten), wurden die Zwillinge Hunahpu und Xbalanque geboren.
Nachdem die wiederbelebten Hunahpu (dessen Kopf durch Ca-
mazotz oder Herrscher der Fledermäuse abgehauen war) und
Xbalanque auf dem Scheiterhaufen verbrannt waren (unter Zer-
streuung ihrer Asche in den Fluss)', lebten sie als junge Leute wie-
der auf, und dann wollten die Könige von Xibalba (Hun-Came und
Vukub-Came) diese Auferstehung an sich erproben, blieben aber
todt. Die Tukuches (Häuptlinge der Kachiquel) wurden Zotziles
(Fledermäuse) in Tzinacantla (Stadt der Fledermäuse) ^) genannt.
Aus Carchah oder Nimxob Carchah (in Vera-Paz) zogen
Hunhunahpu und Vucub Hunahpu gegen Palenque (zur Zeit des
Reichs von Xibalban), während ihre Söhne Xbalanque und Hu-
nahpu von Utatlan aus die Könige von Xibalba bekämpften, im
Gumarcaah (Haus der verdorrten Stämme) oder Utatlan, zwei
Reiser bei ihrer Mutter lassend, die mit ihrem Tode verdorren
würden. In Otlatla (Utatlan) war der Gott Exbalanquen geboren,
der den König der Unterwelt wieder niederstiess , als nur noch
wenig^) Licht war, da erst eine halbe Sonne leuchtete (wie
Vischnu den Bali).
Nach der Verbreitung der Völker über die Erde wurde es
bekannt (s. Torquemada), dass in Otlatla (^Utatlan) in Vera Paz
1) Unter den Thongefässen der Chibchas (im Berliner Museum) findet sich die
Darstellung der Fledermaus in halbmenschlicher Form.
2) Das „seltzame Fewer" der Hölle hat (nach Meyfart) „die Art zu brennen und
doch nicht hell zu leuchten. Unterdessen muss es soviel scheinen und leuchten, dass
die Verdampten ihre Marter und ihre Mitgenossen sehen können, ihnen selbst zu
grösseren Schmertzen" (1640). Solamen miseris.
XIBALBA. 327
ein Gott geboren sei, Exbalanquen genannt, der gegen den König
der Hölle auszog und ihn hervorschleppte, aber als er schon im
Lichtscheine war, ihn gehen Hess und mit einem Fussstoss in die
Unterwelt zurückstiess. Als Exbalanquen bei seiner Rückkehr
nach Verapaz dort nicht mit den gebührenden Ehren empfangen
wurde, begab er sich in ein anderes Land, wo man ihn freundlich
aufnahm. Exbalanquen stiess den Gott die Unterwelt zurück, als
dieser hervorgezogen, ihn bat, que no le sacase de alli, porque
estaba ya tres ö quatro grados de la luz (Torquemada).
Der Dämon (in Yucatan) hiess Xibilba (der Verschwindende).
Bei Xibalba wurde der Häuptling Toltecat als Schöpfer gefeiert.
Hun-Ahpu und Xbalänque bekämpften auf Hurakan's Geheiss
Vukub-Caquix mit seinen Söhnen Zipacna und Cabrakan (den
Bergeroller). Coniraya-Viracocha ^) erhebt und erniedrigt Berge
mit einem Bambus (s. Avila).
Der Zug der Fürsten Hunhunahpu und Vucub Hunahpu ge-
gen Xibalba (Palenque) wurde von Carchah oder Nimcox Carchah
(in Verapaz) unternommen (im Popul Vuh), und deren Nachkom-
men Xbalänque und Hunahpu zogen (um ihre Vorfahren zu
rächen) von Utatlan oder Gumarcaah (Haus der verdorrten Stäbe)
aus, indem sie bei ihrem Fortgang zwei Rohrstäbe pflanzten, deren
Blühen ihren Erfolg, deren Verdorren ihren Untergang anzeigen
sollte. Als die Aschenreste von Hunhunahpu (Blasrohr-Schiesser)
und Wucub Hunahpu (siebenfacher Blasrohrschiesser) aus Xibalba
wieder ausgegraben wurden, verwandelten sich diese Heroen in
Sonne und Mond (nach den Quiche) in dem Auferstehungsschlaf,
als Sohn von Xmucane und Xpi'-Yacoc (Ahnfrau und Ahnherr
der Sonne und des Mondes). Exbalanque (Sohn des Hunahpu)
gründete Utatlan (in den Bergen der Quiche), wo in dem Tempel
Cabha-ha der schwarze Stein bewahrt wurde.
Votan, in Tabasco landend, baute (nach Unterwerfung der
Wilden) die Stadt Nachan oder Culhuacan (Palenque), und dann
Huehueüan (in Soconusco), Zacatlan, Utatlan oder Comarcaah,
Chiquimula, Copantl u. s. w., das Reich Xibalbay gründend, dessen
dreizehn Könige (in Yucatan, Chiapa, Guatemala, Honduras, San
Salvador und einem Theil Oajaca's) dem Grosskönig von Nachan
1) Ehe es das Meer gab , Avurden die Fische durch die Frau Urpay-Unchac in
einem Sumpf zurückgehalten, bis Coniraya, ihre beiden Töchter schwängernd, das
Wasser als Meer befreite (und so hält Torngarsuk's Grossmutter die Fische der Eskimo
zurück). Hunab-Ku wurde als unkörperlicher Gott verehrt (in Yucatan).
328 GUATEMALA.
unterworfen waren, bis die unter Führung Quetzalcoatl's oder
Gucumatz einwandernden Nahuales oder Nahoas aus der von
ihnen gegründeten Stadt Tula oder Ocosingo siegreiche Kriege
mit Nachan führten. Beide Reiche wurden von Unglücksfällen
betroffen, unter welchen ein Theil der Bewohner nach Mexico
wanderte, Tula oder Tollan gründend (als Toltecas), ein Theil
nach Yucatan und Guatemala (sich mit den Eingeborenen mischend^
und während dieser Verwirrungen kamen vom Norden (unter
Tamub und Iloacab) die Mames, welche Utatlan eroberten und
unter ihren Königen Hunahpu und Xbalanque die Reste der
Reiche von Tula und Nachan vernichteten. Nachdem das Reich
des mexicanischen Tula unter Katastrophen untergegangen war,
kamen die unter dem König Topiltzin Acxitl oder Nacxit Aus-
wandernden nach Süden, das Reich Payaqui (in Chiquimula,
Honduras und San Salvador) mit der Hauptstadt Copantl oder
Copan gründend, und gleichzeitig wanderten an den Küsten des
mexicanischen Golfes die Quiches (unter Bakmquich und seinen
Brüdern) zum Usumacinta, von den Gebirgen Nebaj's aus, die
Mames bekriegend (sowie Mexicaner aus Cholula längs der Küste
bis Escuintla).
Die unter den Brüdern Balanquich, Balamacab , Mahucutah
und Icbalam zum Usumacinta (vom Norden) kommenden Quiches
setzten sich auf den Gebirgen von Nebaj fest und trieben die
Mames ^) theils nach Huehuetenango, theils nach Guatemala und
Salvador, worauf sich die Zutuhiles südlich des See's von Atitlan
1) Das Mam wurde in den Dörfern der Sierra von Chiantla und San Marcos
geredet, das Pocoman in Amatitlan, sowie in Mixco, Pinula, Xilotepeque und Clial-
chuapa, das Quiche zusammen mit Cachiquel und Zutuhil, das Quecchi in Coban, Lan-
quin und Cahabon, das Poconchi in Tactic, Cajcoj, Tucuruh und Tamahu, das Ixil in
der Sierra von Nebaj, das Xinca in Guazacapam und Umgegend, das Pupuluca in
Conguaco , Azulco und Moyuta , das Alahuilac in Acasaguastlan , das Maya in Peten
(und unter den Lacandones), das Chol und Chorti in Chiquimula, am Golf und an den
Ufern des Polochie, das . Mexicanische in Salama und Almolonga, das Nahuatl (oder
Pipil) an südlicher Küste vom Fluss Naguala bis Marialinda. Ximenes identificirt das
Chorti (bei Copan) mit dem Chol oder Echolchi (language of the cornplanters) spoken
in some villages in the neighbourhood of the ruins of Palenque, by a few old Indian
families in the towns of Santo Domingo and Tenosique, and by the western branch of
the Lacandones (H. Berendt). Ueber die alte Geschichte Guatemala's existiren neben
den von Fuentes y Guzman benutzten Schriften Francisco Gomez' (ersten Ahjib Quiche)
und Juan Torres' die Manuscripte des Popol-Vuh (von Ximenes, in Chichicastenango
gefunden) und das Memorial des Francisco Dias Xebutah Queh (früher im Kloster des
St. Francisco in Guatemala aufbewahrt).
QUICHE. 329
niederliessen, die Cachiqueles nördlich und östlich, die Quiches
dagegen sich von der Sierra madre bis zur Küste von Suchite-
pequez verbreiteten, unter dem Könige Quicab ihre Eroberungen
von Chiapa bis Nicaragua ausdehnend (obwohl bald darauf das
Reich in innern Unruhen und Bürgerkriegen zerfiel).
Von den vier Königen der Quiche stammte der Erste aus
der Familie Cahuec (des Balamquiche), als Ahau-Ahpop, der Zweite
aus der Familie Nihaib (Balamacab's), als Ahau-Calel, der Dritte
aus der Familie Ahau-Quiche (Mahucutah's), als Ahsihhuinac,
während der Vierte, als Ahau-ah-Tohil das Hohepriesterthum ver-
sah und aus bestimmten Familien erwählt wurde, da Ixbalam keine
Nachkommen hinterlassen hatte. Der König der Quiche herrschte
in Camarcaah oder Utlatan, der König der Cachiquel^) in Ixinche
(bei Tecpan-Guatemala), der König der Zutuhiles in Tziquinahay
(bei Atitlan\ der König der Mames in Tzac-uleu (bei Huehuete-
nango). Von den Pocomames lebte ein Theil (den Mames unter-
würfig) in Saloma und Jacaltenango, ein anderer in Amititlan und
Petapa, dann an der Confluenz der Flüsse Piscaya und Motagua,
sowie in Mita, Jalapa, San Luis Xilotepeque und in Chachuapa.
Copantl oder Copan war Hauptstadt des Königreichs Payaqui an
dem See Izabal, in Chiquimula und einem Theil Honduras'. In Vera-
paz waren die Poconchies (mit der Hauptstadt Tucuruh) und die
Quecchies den Quiche unterwürfig. Tayazal oder Peten-itza (an
dem See Peten) war Hauptstadt der Ah-itzaes (neben den La-
candones). An der Küste bestanden die Reiche von Escuintla
und Guazacapam.
1) El reino Cachiquel comprendia los valles de San Martin Xilotepeque, Chimal-
tenango y La Antigua, el territorio de Solola, la Sierra de Sacatepequez y la costa de
Cozumalguapa , und das Quiche-Reich comprendia: los valles de Rabinal, Cubulco,
Joyabaj, Sacabaja, Sacapulas, Quetzaltenango, Totonicapam , Santa Catarina y la parte
Occidental de la costa-grande (s. Gavarrete). Als Könige der Tzendales herrschten in
Culhuacan oder Nachan über das Reich Xibalbay : Votan , Sohn des Imox (Herz des
Volkes), Chanan oder Ganan (Schlange der Erde), Abagh, Tox, Moxic, Lambat, Muluc
oder Molo, Elab , Batz-Eguob, Been oder Ben (der Eroberer), Hix, Tziquin, Chabin,
Chin, Chinax, Cahogh, Akbal. Als Könige der Mames (aus dem Hause Tamub und
Ilocab) herrschten: Tamub, Copichoc, Calel Ahau, Ahpop, Nimaquiche, Acxopil, Hu-
nahpu, Xbalanque, Als Könige der Quiches herrschten: Balamquiche, Balamacab,
Älahucutah, Ixbalam, Cocaib, Coacul-Balamconache, Cochahuh, Cotuha, Ixtayul, Gucu-
matz, Cotaha II, Tepepul, Ixtayul II, Quicab, Cahuisimah, Tepepul II, Ixtayul III,
Tecum, Ixtayul IV, Guaxaquicaan, Quicab II, Vucubnox, Caguatepech, Tecum-Uman,
Oxibguieh (oder Chignavicelut), Belehetzi, Tepepul III (oder Sequechul).
330 GUATEMALA.
Nach den Stämmen von Ilocab, Tamub und den (von den
Tecpan stammenden) Pokomamen kamen die (die Götter Tohil,
Avilix und Hacavitz verehrenden) Quiche (unter Balam-Quitze,
Balam-Agab, Mahucutah und Iqui-Balam nach Vera-Paz (als Land
der Lacandones) mit den Cakchiquel, den Rabinal und den Ah-
Tziquinaha. Balam-Quitze's Urenkel, Ahcan (Vater des Qocaib
und Qocavib) herrschte am Berge Hacavitz über die Quiche.
Nach Besiegung der Pocomame (durch die Quich6) reiste Qocaib
östlich (nach dem Reiche Nacxih), um die königliche Investitur
zu erhalten, die sein Bruder Qocavib vergeblich in dem durch
Revolution zerrissenen Anahuac suchte (aber bei der Rückkehr
mit Qocaib's Gattin den Sohn Balam Conache zeugte, als Ahpop-
Camha oder Erbprinz). Die mit den Stämmen Tamub's und Iloa-
cabs von Tula ausgewanderten Quiche gehörten (unter ihren
Fürsten Xurcah und Totomay) zum Hause Cavek (wie die Rabi-
nalier, Cakchiquel und Ah-Tziquinaha). Auf Befehl des Gottes
Tohil (neben Avilix und Hacavitz verehrt) , vereinigten sich
die Quiche auf dem Berge Chipal in Chixoy (Lacandon) bei der
Pyramide des Hacavitz unter den vier Häuptlingen Balam-Quitze,
Balam -Abgab, Mahucutah und Iqui-Balam. Nachdem ein Theil
der Fürsten Tecpan's zum Tributzahlen gezwungen, sandte Ahcan
seine Söhne nach Osten für die Krönung (durch den Herrscher
der Tolteken) und nachdem die Nachfolger ihre Eroberungen aus-
gedehnt hatten, verlegte Gucumatz oder Ahpop-Cumha (mit Iztayul
zusammenregierend) die Residenz von Izmachi nach Gumarcaah
oder Utatlan, wo das Reich unter König Quicab die grösste Aus-
dehnung erhielt (aber dann ein Aufstand der alten Stämme Ta-
mub's und Ilocab's folgte, zur Vereinigung mit den Quiche).
Als die in Panutla Gelandeten nach Tamoanchan (bei Gua-
temala) weitergezogen und dort von ihren (mit den eingewickelten ^)
Göttern zurückkehrenden) Priestern (Amoxcaque) verlassen waren,
gaben sie sich (durch Oxomoco, Cipactonal, Tlalleteciu und Xu-
chicaoaca^ Gesetze und opferten in Teotihuacan. Nachdem die
Olmeken Vixtoti aus Tamoanchan in das Land der Olmeken und
Huasteken gew^andert, wurde das Reich von Tamoanchan nach
1) Die Götter in dem durch Tarclion's Einwanderung gegründeten Reich der
Tyrrhener (wo Tages weissagte) waren verhüllt, und wie das Palladium im Verborgenen
gehütet wird, treten wieder die Götter eines überlebten Geschlechtes (wenn nicht durch
Medea's Kunst zu verjüngen) in das Dunkel zurück.
TOLTEKEN. 331
Xumiltepec verlegt, und die von dort nach den Sieben Höhlen
wandernden Tolteken wurden auf das Geheiss ihres Gottes zur
Rückkehr veranlasst und kamen über Tollancingo nach ToUan
(s. Sahagun). Die Stämme Tepeuh, Oloman, Cohah, Quenech und
Ahan wanderten aus dem Osten nach Tula (nach den Quiches).
Das zu dem Teo-Amoxtli (heiligen Buch) der Tolteken ge-
hörige Popul-Vuh (Nationalschrift) wurde im Tempel Tohil in
Utatlan bewahrt, und dann nach der Conquista copirt, um im Be-
sitz indianischer Familien in Chichicastenango durch den Franzis-
caner Ximenez aufgefunden zu werden (XVII. Jahrh,). Auf
Scherzer's Veröffentlichung ist später die durch Brasseur de
Bourbourg gefolgt.
Die (in Pan-Paxil oder Tulan) den Quinames (Chanes oder
Colhuas) unterworfenen Nahuas erhoben sich gegen Xibalba nach
dem Bau der Pyramide Tlachihualtepec in Cholullan. Die Stadt
Zotzlem (demeure des Chauve-souris in Zotzlem und Tzendal) oder
Tzinacantlan gehörte zum Reich Ghovel (Ciudad Real in Chiapas).
Nachdem die aus Anahuac ausgewanderten Tolteken die Stadt
Tlapallantzinco in Soconusco gegründet^ trennten sich bei der
Weiterwanderung die Stämme Tamub's und Iloacab's von den
Yaqui.
Bei dem Aufstande der (mit den Chichimeco-Tolteken streiten-
den) Chichimecen von Nonohualco in Huey-ToUan gegen den
letzten Chane-Fürst, zog'en (nach Ermordung dieses) die Nono-
hualcos unter (dem für den jMond büssenden) Xelhua (nachdem
das Orakel in Culhuacan befragt war) nach dem Lande der Zo-
ques, um Quetzaltepec^) (als Hauptstadt der Nonohualcos) zu
gründen, während später auch die Tolteken, die sich des Thrones
bemächtigt hatten, Tulha verliessen, um nach Tlachihualtepec oder
Cholula (in das Land der Olmeken und Xicalancas) zu ziehen
(nach dem Codex Gondra). Nach dem Kriege mit den Städten
Nonualcat (der Nonohualcas) und Xulpiti vereinigten sich die
Quiche-Stämme auf dem Berge Oloman, um dann nach Vera-Paz
zu ziehen.
Von Qocaib und Qocarib, Söhnen des Ahcan (Enkel des Ba-
lamquitze) auf Berg Hacavitz, zog der Jüngere nach Anahuac
1) Quetzaltepec lag (mit Juquila und Atilan) im Lande der Mijes. Auf den
Chichimekenkönig Nonohuaba folgte Huetzin. Auf Nauhyotl (König von Culliuacan)
folgte Totepeuh (Mixcohua Camaxtli) oder Nonohualcatl.
332 GUATEMALA.
an den Hof der Tolteken von Culhuacan (wo allgemein Anarchie
herrschte), der Aeltere (um die Investitur zurückzubringen) öst-
lich in die Residenz des Königs Nacxit in Copan, wohin Acxitl
Quetzalcoatl (der letzte Toltekenkönig) geflohen, in Honduras (um
das Reich von Tlapallan zu gründen). Nach Fuentes stammen
die Fürsten Guatemala's von der Königin Atit (Ahnherr oder
Sonne). Die in Wucub-Ciwan oder Wucub-Pek (die sieben Höhlen)
Gelandeten und über Xenimam (Unter dem Grossen Kaiman)
nach Tolan Gewanderten wurden aus dem gegründeten Tula (Tolan)
nach den Bergen von Quiche getrieben.
Von Acxitl, letzten König der Tolteken, hatten die Quiche
den Giron-Gagal (la Majeste ou le feu enveloppe) erhalten (der
bei Nacht orakelte). Tohil war Gott des Hauses Cavek, Avilix
des Hauses Nehaib und Hacavitz des Hauses Ahau-Quiche. Bei
den Plagen unter Topiltzin zerstreuten sich die Tolteken nach
Onohualco oder Yucatan und Guatemala, während andere sich
(ausser in Tula) in Cholula und Tlaximoloyan niederliessen
(s. Clavigero).
Unter Topiltzin (von dessen nach der Tagune von Tetzcuco
geflüchteten Söhnen Xilotzin und Pochotl die Könige von Cul-
huacan stammten) zogen die Tulteken theils nach Norden, theils
nach Osten, Campeche und Quauhthemala besiedelnd (nach Tor-
quemada).
Während die Mames bei Huehuetenango und Quetzaltenango
lebten, liessen sich (bei der Einwanderung) die Tamub in Amag-
dan (nördlich von Utatlan) nieder, die Ilocab (als Gale-Ziha und
Tzununi-ha) in Uquincat (nordwestlich von Utlatan) und die 1 1 3
Stämme der Tecpan (als Uxab und Pokomam) in Nimpokom (bei
Rabinal), während die Quiche (mit Cakchiquel, Rabinal und Ah-
Tziguinaha) in den Bergen der Lacandonen (bei Verapaz) ver-
blieben (als Waldmenschen) und dann (durch die Toltekenfürsten
Balam-Quitze, Balam-Ayab, Mahucutah und Iqui Balam auf Berg
Hacavitz unter den Göttern Tohil, Avilix und Hacavitz vereinigt)
mit der Bekämpfung der Pokomamen die Eroberung Guatemala's
begannen, indem (mit Unterstützung Cotaha's, Fürsten von Cakulgi,
der den heihgen Stein von Tzutuka im Tempel von Cahbaha
hütete) der Fürst Qocavib seine Residenz in Cawinal nahm und
dessen Nachfolger Balam-Conache in Izmachi, als Ahpop oder
König (neben dem Ahpop-Camha oder Erbprinz).
WANDERUNGEN. 333
Von den drei Auswanderung-en aus (Tulan und Zuiva) Xibalba
(an den Flüssen Usumacinta und Tabasco^ ging eine westlich
(nach Mexico), während die östliche sich in Tepeu und Oliman
(zwischen Peten und Yucatan) trennte, indem Tamub und Ilocab
nach Soconuzco zogen. Die (in Nahuatl Itzcuin (Hund) genannte
Familie (Toltekischen Ursprungs) von Nihaib oder Quiche nannte
sich nach den in Verbindung mit den Familien von Cavek ge-
führten Kriegen Husi-tzi (Hund im Quiche).
Nachdem sich die Tamub in Amay-dan (bei Utatlan) und die
Ilocab (als Gale-Zika und Tzununi-ha) in Uquincat niedergelassen,
begannen beim Sturz Xibalba's (durch Exbalanquen oder Xba-
lanque und Hunahpu aus Otlatla oder Utatlan auf Geheiss des
Gottes Tohil) die Kriege der (mit Cakchiquel, Rabinal und Ah-
Tziquinaha) im Lande der Lacandonen (in Vera-Paz) wohnenden
Quiche's (unter Ahcan, Enkel Balam-Quitze's) mit den Pocomamen.
Nach Fuentes y Guzman (bei Juarros) führte (unter den Nach-
kommen des Toltekenkönigs Tamub) Nemaquiche (auf Geheiss
des Orakels) die Quiche (mit Cakchiquel und Zutugil) nach
dem See von Atitlan und sein in Utatlan (über die Quiche)
herrschender Sohn Acxopil setzte von seinen Söhnen Jiutemal^)
(als den ältesten) zum König der Cakchiquel ein (und Acxiquat
als König der Zutugil).
Im Popul-Vuh folgt auf Balam Conache (Sohn Qocavib's) der,
mit Iztagul als Ahpop Camha, herrschende Cotuha in Izmachi,
und nachdem im Aufstande gegen die Ilocab deren Hauptstadt
Uquincat zerstört ist, führt er (in Begleitung Gucumatz's) die
Quiche zur Ansiedlung nach Gumarcaah oder Utatlan. Nachdem
Gucumatz .oder Hunahpu) die alten Palläste Utatlan's wieder her-
gestellt und Tempel hinzugefügt hatte, bewirkte er die Unter-
') Auf Juihtemal folgen Hunahpu, Balam Kiclie (Quiche), Balam Acam, Mauco-
tah, Iquibalam, Kicab I, Cacubraxechein, Kicab II, Iximche, Kicab III, Kicab IV,
Kicab Tamub, Tecum Umam, Chignavincelut, Sequechui. Bei Ximenes erscheint im
königlichen Hause Cawek (der Quiche) als Balam Quitze's Nachfolger Qocavib , und
dann folgen: Balam Conache (als erster Ahpop), Cotuha und Iztayub, Gucumatz und
Cotuha, Tepepul und Iztayul, Quicab und Cavizimah, Tepepul und Xtayub, Tecum
und Tepepul, Vahxaki-Caam und Quicab, Vukub Noh und Cavatepech, Oxib-Quieh
und Beleheb Tzi, Tecum und Tepepul, während aus dem Hause Nihaib folgen : Balam-
^gäb, Qoacul und Ooacutec, Qochahuh und Qotzibaha, Beleheb Gih, Cotuha, Batza,
Ztayul, Cotuha, Beleheb Gih,'Quema, Cotuha, und aus dem Hause Ahau Quiche nach
einander: Mahucutah, Qoahau, Caklacan, Qocozom, Comahcan, Vukub-Ah, Qocamel,
Coyabacoh, Vinak-Bam.
334 GUATEMALA.
werfung der umwohnenden Stämme durch seine Wunderzeichen,
indem er zum Himmel aufwärts-, zur Unterwelt Xibalba hinabstieg",
indem er als Schlange, als Adler, als Tiger erschien, indem er
sich in geronnenes Blut verwandelte. Fester begründet wurde
das Reich der Quiche durch König Quicab, der zur Belohnung
seiner Krieger die Vorrechte des Adels ertheilte. Die politischen
Berührungen mit Mexico beginnen in den Kriegen, wodurch Ah-
uitzotl die Grenzen Guatemala's bedrohte.
Die Quiches') kamen von Chiclabaleih nach den Sieben Höhlen
unter Copichoch, Cochoelam, Mahquinalo und Ahacanail, dann
unter Xur, Xbit, Xpuch und Xtas weiterwandernd und unter der
Führung Nimaquiche (Acxopil Nimaquiche Tamub mit der Gattin
Exclisoc) aus der königlichen Familie Tamub (durch welche Tula
1) Als die Quiche bei den kalten Wanderungen in Venzivan des Feuers entbehr-
ten , erhielten sie solches von ihrem Gotte Tohil (unter dem König Tamu). Vom
Gross-Quiche geführt, kamen die Tolteken aus Tula nach Guatemala, als Quiches. Die
beim Auszuge von Tabasco geschlagenen Quiche (mit Tepeu und Oloman) sammelten
sich auf dem Berge Oloman (nach Vera-Paz zu ziehen). Die Mayas wurden von den
Quiche's Guatemalas angegriffen. Als die Quiche und verwandte Stämme auf dem
Berge Chipixab die Sonne erwarteten (und den Gott Hacavitz in einer Grotte des
Berges Hacavitz versteckt hatten), \varen ihre Herzen schwer, weil die Götter Tohil,
Avilix und Hacavitz noch in Gras und Moosen verborgen blieben. Der Gott Huntoh
wurde von den Rabinal verehrt und der Gott Tzotziha Chamalian von den Cakchiquel.
Als Qocaib, Qoacutec und Qoahau (die Söhne der Opferpriester) nach Osten gezogen
(um von dem König Nacxit die Belehrung zu erhaltej?^) und nach Berg Hacavitz zu-
rückgekehrt waren, gründeten die Quiche (nach den siegreichen Kriegen mit den Po-
kamamen) die Hauptstadt Izmachi (mit Hülfe Cotuha's, Fürsten von Cakulgi) durch
Balam Conache (Sohn des Qocavib). Nachdem die Ilocab , die auf die Herrschaft der
Tamub in Utatlan gefolgt waren, besiegt worden, zogen die Quiche von Izmachi nach
Gumarcaah oder Utatlan (wo die Fürsten durch Cotuha und Gucumatz versammelt
worden waren). Unter den aus dem Hause Cawek in Izmachi (wo Acxopal das Reich
mit seinen Söhnen getheilt hatte) herrschenden Fürsten der Quiche bekämpften sie (unter
Cotuha) den Stamm Ilocab. Nachdem Iztahul, Nachfolger Cotuha's (in Izmachi) die Ilocab
besiegt, setzte er Caynoh und Caybatz (Söhne des Gagawitz) als Fürsten der Cakchi-
quel ein (mit Prinzessinnen der Atziquinihay vermählt). Gucumatz, Nachfolger Iztahul's,
verlegte die Residenz von Izmachi nach der alten Stadt Utatlan (mit Tamub's schwar-
zem S;ein im Tempel Cahba) oder Gumarcaah (verfallene Gebäude), von wo Exbalan-
que die Kriege gegen Xibalba geführt hatte. Bei dem in Utatlan (vom König Gucu-
matz) erbauten Tempel Tohil's wurde als Hoherpriester Ahau-ah-Tohil eingesetzt, und
sein Stellvertreter Ahau- ah -Gucumatz (beide aus königlichem Stamme). Gucumatz
(König der Quiche , Himmel und Hölle besuchend, konnte, in Schlangen, Vögel oder
wilde Thiere verwandelt, die Zukunft vorhersagen. Der Erbprinz von Utatlan (der
Quiche) residirte in Atitlan. Unter Balam-Quiche wurde das Reich Payaqui oder
Chiquimula (mit der Hauptstadt Copan) mit Quiche vereinigt.
UTATLAN. 335
zwischen Santiago de los Valles und Xilotepeque gegründet war)
den durch das Orakel angezeigten See von Atitlan erreichend.
Nach Theilung des Reiches wurden in Utatlan als Fürsten Ilocab,
Balam, Quichebalam und Acab eingesetzt, später aber von Nima-
quiche die Fürsten Tanub, Ilocab, Rabinalet, Cacchequelah, Zutu-
g'ileh, Acahaluinac, Macucal, Simanabah, Ahchumilalia, Camakib,
Cumatz, Tzakahib und Balamquiche oder Quiche-balam.
Balam Quitze^), sanftlächelnder Tiger (als tückischer Zerstö-
rer), Balam Agab, Tiger der Nacht (mit dem Idol Avilix), Mahu-
cutah (mit dem Idol Gagavitz) herrschten vereinigt.
Iqui Balam, Tiger des Mondes (mit dem Idol Niquaq-ah-Ta-
gah) als Häuptling der Quiches, die (mit den Häusern Tamub und
Ilocab) über Tulan, Zuywa, Wucub-Pec (Sieben Höhlen) und Wu-
cub-CiAvan (Sieben Grotten) wanderten, den Gott Awilix in den
Schluchten des Berges Awilix, und den Gott Gagawitz auf dem
Berge Gagavitz verbergend, während die von Tamub und Ilocab
sich auf dem Berge Dan niederliessen. Tohil, der erste Gott,
der sich (in Tulan) enthüllte, wurde von Balam Quitze am Körper
getragen. Mit den Häusern von Tamub und Ilocab zogen aus
Tulan drei Stämme fort, sowie die dreizehn Fürsten von Tecpan
(um der Tyrannei zu entfliehen).
In dem Pyramidentempel Tohil's zu Utatlan wurde in Ablö-
sungen der Priester ein beständiger Gottesdienst in Beten und
Räuchern gehalten. Gucumatz erneuerte die Verehrung des
schwarzen Stein's im Opferhaus (Kahba) zu Utatlan. In dem
schwarzen Steine zu Iximche spiegelten die Götter ihren Willen.
Um einen Hausgott (Chahalha) zu gewinnen, begruben die Quiche
eine befreundete Leiche unter dem Hause. Die Reisenden ver-
ehrten die Kapelle Mumah an der Strasse (in Guatemala). Mictlan
(beim Huixa-See) wurde von dem Greis gebaut, dessen Begleite-
rin verschwand.
Die am See Atitlan ansässigen Tzutohiles wurden durch die (zu den Cakclii-
quel gehörigen) Ahtziquinihayi gezwungen , einen Theil ihres Landes abzutreten. Die
Fürsten von Nihaib, Ahau-Quiche und Cumatz residirten (neben dem König der
Quiche) in Izmachi (dort grosse Palläste unterhaltend). Das Priesterthum im Tempel
der Cahba (beim schwarzen Stein) wurde durch den Stamm Zakik versehen (in Utatlan).
1) Balam-Quitze, tigre de dulce sonrisa, Balam -Ayab, tigre de la noche, Mahu-
cutah , nombre senalado, Iqui-balam , tigre de la luna. Die Berge Mamah- Avilix und
Tohil (bei Santa Cruz del Quiche) hiessen Zakenibal-Tohil (Morgendämmerung Tohil's)
neben Patohil.
336 GUATEMALA.
Der Fürst Hunahpu (von Atitlan) führte den Cacao ein (zur Chocolate-Bereitung) und
die Baumwolle. Die Priester aus Votan's Stamm fungirten in Teopixca Am See von
Atitlan zum Fürsten der Cakchiquel eingesetzt, zog Gagawitz (nach dem Bunde der
Atziquinihayi und Tzutohiles) nach dem Walde von Panche-Chiholom. Der Atzigui-
nihai betitelte König von Atitlan herrschte mit dem (Araac-Tzutuhile genannten)
Fürsten (mit Tecpanutlatlan, Tecpanguatimola und Tecpantecocitlan Krieg führend).
Das von Tzinacantan oder Zotzlem (in Chiapas) ausgezogene Geschlecht Zotzil (mit
dem Symbol der Fledermaus) gründete das Reich der Cakchiqueles in Guatemala. Die
Familie Xahila herrschte in Solola oder Tecpam-Atitlan und die Familie Tzotzil in
Tecpam-Guatemala. Die Zutugil (Zutug oder flor de la mazorca de maiz) kamen mit
Kiches und Kacchiquels nach Xeu-Mexico. Mit den Kakchiqueles redeten die Götzen
Belihetoh und Huntihar auf den Wanderungen (los tecolotes son los mensageros, que
los idolos enviaron). Im Calender der Cakchiquel entsprach der ]Monat Pariche (Feuer-
holz) dem Monat Che (Baum) der Quiches. Bei Tsata lag Pariz. Tolgom, Sohn des
Sumpfes (am Berge Cakbatzulu), wurde (singend den Gesängen antwortend) als Ge-
fangener der Kakchiquel mit Pfeilen (am Baum) erschossen (und so später die geopfer-
ten Knaben), worauf von den Izutuhiles die Hälfte des Sees (an dem Abah verehrt
wurde) verlangt wurde. In den Fledermäusen (Boulliri) umflatterten schützend Zemcs
die Häuser (bei den Cariben). Chamalan oder Chimalacan (Gott der Cakchiquel)
erschien als Fledermaus. In Paraxone wurde Gagahuitz begraben , der die Kakqui-
cheles aus Tula geführt. Ichat, König der Akahales (in Holom , Gugulunya und
Kaxkan) wurde von den Cakchiqueles in Iximche getödtet. Nimahuinac , König der
Cachiquelen, besiegte die Pipiles unter König Tonaltut. Vereinigt auf dem Berge
Tepeu-Oloman bekämpften die Cakchiqueles und verwandten Stämme die Nonohualcat
und Xulpiti, auf den erbeuteten Böten das Wasser passirend, aber von der Stadt zu-
rückgeschlagen, und nachdem sie auf den Zügen durch verschiedene Länder das Herz
der Berge und Zakicojol (die Flöte spielend) angetroffen , kamen sie von den unver-
ständlich redenden Barbaren Cholamah und Zuchitan zu den ]Mames (Stummen) und
dann nach Zactzuy (der Nimpocom und Raxchich) im Reich der Pocomames bis zu
den Loch und Xet, wo die Quiche die Grenze setzten. Die Cakchiquel dienten eine
Zeitlang als Grenzwächter des Reiches Xibalba unter den Tukuches oder Zotziles (in
Tzinacantla) genannten Fürsten, bis sie sich nach dem Hochlande zogen. Itzcuintepec
(Ezcuintla) oder die Stadt der Berghunde (Tepetzcuintli) hiess Panatacat bei den Cak-
chiquelen. Alvarado gründete bei Ixinche die Stadt Santiago de los caballeros de
Guatemala (1524) und nach dem Aufstande der Cachiqueles bei Almolonga die Stadt
Santjago de Guatemala (1527), worauf nach deren Zerstörung (1541) La Antigua ge-
gründet wurde und (1773) Xeu-Guatemala. In den gegen die Zapoteken geführten
Kriegen der Mexicaner wurde ein Theil derselben, als die Zapoteken die Hügel von
Tehuantepec befestigt hatten, von der Verbindung mit ihrer Heimath abgeschnitten
und zog dann nach Soconusco und Guatemala (de Torres). Quahutemallac oder
Guatemala (s. Herrera) begriff Utatlan, Chiapa und Soconusco. Als die Mames nach
Soconusco, die Quiche's nach Suchiltepeque und die Cachiqueles nach Cotzumalguapa
vordrangen, blieben die letzteren durch den Fluss Achilmate von den Pipiles getrennt.
Die nach dem Falle des Toltekenreichs auswandernden Choluteken Hessen sich von
Soconusco bis Choluteca nieder, die Ortschaften Escumtepec, Guazacape, Cucutlan
u. s. w. gründend (als Pipiles). Cachequil (nach Herrera) significa Aguila, weil der
Häuptling einen Adler als Helmschmuck trug. Montezuma unterhielt Grenztruppen
in Soconusco, Die Cakchiqueles unterschieden vier Tulhas (als Tulham am Sonnen-
TOHIL. ' 337
auff^ang, Tulham von Ocotziiigo in Xibalbay , Tulham am Sonnenuntergang und Tul
ham , wo Gott weilt) und kamen von dem Tulham des Westens jenseits des Meeres
Die Familien der Tzotzil (in Tecpam - Guatemala) und die nächste der Xahila (in So
lola oder Tecpam-Atitlan) wurden als Ahpop-tzotziles und Ahpop-xahilas bezeichnet,
Gagahuitz und Zactecauh waren Vorfahren der Kakchiquel von Tula (nach Xahila)
Nachdem die Zakchiquel sich (nach Nimahay's Vermählung) auf den Bergen Pantzio
Paraxone , Cinanichay , Pacikabul und Pacahuec Quehil niedergelassen , bauten die
Fürsten Xekaguch, Cibakihay und Cahuec Festungen, aber der zuletzt gekommene
Bakahol verlangte die Herrschaft, versprechend: esta esmeralda que tiene manos y pies
con sus dedos , und obwohl seine eigene Festung durch die Eingeborenen zerstört
wurde, erhielt er als Ahpop die Königswürde (s. Xahila). Den alten Geschlechtern
Tamub und Ilocab unter den Quiche wurde durch das Haus Cavek das Scepter ent-
rissen. Nimaquiche kam auf seinen Wanderungen zum See Atitlan. Nach Schöpfung
von Sonne, Mond und Sternen wurden (von den anderen Göttern) Tohil, Avilix und
Hacavitz in Stein verwandelt (bei den Quiche). Hurakan oder Tohil wird von Gucu-
matz (Federschlange) oder Tepeu als Schöpfer angerufen. Nachdem die Quiche nach
Tulan (zwischen Palenque und Comitlan) gekommen, verlangte der Gott Tohil
Menschenopfer. Tohil (die Sonne) wurde bei den Quiches identisch erklärt mit Yol-
cuat und Quitzalcuat, dem Gott der Yagui. Als nach der Schöpfung der ersten
Menschen Balam-Quitze, Balam-Agab, Mahucutah und Iqui-Balam Frauen gegeben
waren , unter den östlichen Stämmen Tepeuh, Oloman, Cohah, Quenech und Ahau (zu
denen aus dem Osten die Tamub und Ilocab gekommen), zogen sie mit den dreizehn
Tecpan, (mit den Rabinal, Cachiquel, Tziquinaha und Zacaha) nach dem Erscheinen
der Sonne (bei der Vereinigung mit den Yaqui oder Nahuas), aus nach Tulan Zuiva,
wo sie die Götter Tohil (auch von den Tamub und Ilocab verehrt), Avilix, Hacavitz
und Nicahtagah erhielten. Als das von Tohil gegebene Feuer durch Balam Quitze
wieder angezündet war, suchte ein (als Fledermaus den Zotzil erscheinender) Abge-
sandter aus Xibalba die Stämme von den Quiche für das Feuer abwendig zu machen,
aber nur der Stamm der Zotzil (unter den Cakchiquel) wurde abtrünnig, während die
anderen (die Quiches, Tamub, Ilocab, Cakchiquel, Rabinal, Tziquinaha) nach dem
Berge Chipixab weiter zogen, das Wiedererscheinen der Sonne zu erwarten. Während
von den Tamub und Ilocab (in den Wäldern von Dan), von den Rabinal und Cak-
chiquel Städte gegründet wurden, verblieben die Quiche in den Bergen (Raubzüge auf
den Strassen unternehmend). Amag-Dan, Hauptstadt der Dan oder Tamub, lag
zwischen den Bergen Tohil und Mamah und südlich davon Uquincat, Hauptstadt der
Ilocab. Auf Tamub (Vorfahren des königlichen Hauses von Tula und der Quiche),
der die Wanderung über die Gewässer nach Tulan führte, folgte (als erster König der
Tolteken) Capichoch, und später fiel die Herrschaft an den Stamm der Ilocab. Die
den Arowaken benachbarten Yaiyer verehrten den Luftgott Tamuk (s. de Laet). Bei
den aus dem Osten gekommenen Geschlechtern Tamub und Ilocab wurde der Gott
Tohil verehrt. Der Tempel wurde (auf den Canarien) als Tamogantacoran oder Tamo-
nantacoran (Haus Gottes) bezeichnet (Tamogantin oder Haus). In Quauhtemallan oder
Ototlan wurde im Himmel der grosse Vater und die grosse Mutter verehrt, und
nach der Fluth veränderte die Erscheinung der heiligen Frau den Namen Gottes (s. Tor-
quemada). Gomara erklärt Quauhtemallan als Arbol (quauh) podrido (tematli) oder
als lugar de arboles. Der Fürst von Atitlan (Abah oder Abayh) stammte von der
Königin Atit. Hacavitz w^ar Gott der Berge. Atit (Ahnfrau der Königsfamilie in
Guatemala) erschien als Gespenst, die Namen der Götter ändernd [Chinigchinich],
Bastian, America.
22
338 GUATEMALA.
Die grossen Adelshäuser der Quiche bildeten (neben den Familien der Abau Quiclie)
das Haus Cawek mit den Vasallen Fürsten der Nim Chocoh Cawek (der grosse Er-
wählte Cawek's) und A. m. und das Haus Nihaib mit dem Nima Camha Nihaib (grosser
Marschall, Nihaib), Nim Chocoh Nihaib u. s. w. Quiche wird erklärt von qui (viel)
und che (Baum) als Waldmenschen. Die Wuk-Amag bildeten sieben Stämme bei den
Quiche. Zu den Chinamital (Vasallenfürsten) der Quich6 gehörte der Nim Chocoh
Cawek, der Grosse von Cawek Erwählte. Die Quiche verehrten den Chahalha als
Hüter des Hauses. Tepeuh veut dire une grande Syphilis ou celui qui en a bcaucoup
(Brasseur). Gucumatz oder Ahpop-Camha, nachdem er die Hauptstadt von Izmachi
nach Utlatlan (Otlatlan) oder Gumarcaah verlegt, eroberte bis zum Pacific. Aus
Potonchan zurückkehrend, starb Kukulcan in Tlapallan. Tepeuh-Gucumatz ist der
Schöpfer (nach dem Popul-Vuh). Gucumatz, als Tepeu, wechselte alle sieben Tage
seine Gestalt, Himmel und Hölle besuchend (nach den Quiches). Gucumatz war aus
Camuhibal (Land des Schattens) ausgewandert. Nach den Cakchiquel wu.^de der
Barbar Utiuh, der Gucumatz zum Mais in Paxil geführt, durch Hunahpu Utiu (den
nach der Coyote mit dem Blasrohr schiessenden) getödtet. Als beim Weihrauch-Opfer
der Quiche-Fürsten (der Opferer von Tamub und Ilocab und der Yaquis von Tepeu)
auf Berg Gagawitz die Sonne aufging, wurden die Götter Tohil, Avilix und Gagawitz,
sowie die Idole des Tiegers, der Viper, der Schlange und das Vampire-Gespenst (Zaki-
quoxol) in Stein verwandelt. Seit dem Berge Gagawitz wurde die Sprache verschieden,
indem man sich nicht mehr verstand (unter den Quiche, wenn Leute aus Tulan kamen).
Nach Tamub leitete Copihoch den Auszug aus Tula, während dessen Calel-Ahan und
Ahpop herrschten, sowie Nima-Quiche bei der Ankunft in Quiche, mit Axopil, als
erstem König, dann (nach Jiutemal) folgte Hunahpu, der die Rindenkleider durch
Baumwolle ersetzte (mit der Hölle kämpfend), und nach Vereinigung der Quiche mit
Copan herrschte Balam-Quiche (König der Payaqui) als Zauberer (in Löwen , Tiger
und andere Thiere wandelnd), dann Balam-Acan (im Krieg um Frauen), Mahucotah,
Iquibalam, Kicab, Kacubra Xechehim, Kicab, Iximche, Kicab III, Kicab IV, Kicab
Tamub und (zu Zeit Alvarado's) Tecum Umam. Bei der Wanderung von Tamub und
Ilocab nach Guatemala blieben die Yaqui in Mexico. Auf Tanub, unter welchem die
Quiche nach Mexico kamen , folgte Copichoch und dann Calel-Ahau , und auf Ahpop
(letzten König von Tule) Nimaquiche, Vater Acxopil's und dann (in Guatemala oder
Cachiquel) Jiutemal, ferner Hunahpu (der die Cacao und Baumwolle fand), Balam-
quiche, Balam-Acan, Mahukotah, Iquibalam, Kicab, Cacubraxechelim , Don Kicab,
Iximche, Kicab, Kicab, Kicab Tanub, Tecum Umam (zu Zeit Alvarado's). Als die
Quiche von Vucucinam (sieben Höhlen) auswandernd von Hunger gedrückt wurden,,
fanden sie Mais in Pambilil und pflanzten ihn durch Säen fort. Tohil, Avilix und
Hacavitz (die Götter der Quiche) wurden nach dem Erscheinen der Sonne auf dem
Berge Hacavitz in Stein verwandelt. In Guatemala wurden (als vom Himmel gefallen)
verehrt (nach Torquemada) ciertos cuchillos de piedra de navajo muy agudos (manos
de Dios). In Guatemala fand sich ein Idol (in Topfform) representando teuer sacados
los ojos y los vasos de ellos vacios, y parecia que siempre corria de ellos sangre (Tor-
quemada). Los hechiceros que con encantamiento mataban a otros y sabian la diabolica
metamorfosis de transformarse en tigres y leones eran ahorcados (Sanchez) in Guate-
mala. Unter dem Tumulus bei Guatemala sind die Aschen der verbrannten Todten
begraben. In Calche (zwischen Escuintla und Suchiltepequez) wurde eine Stein-
pyramide gefunden (s. Brasseur). Bei Colche findet sich eine Steinruine des Quich6-
Königs Quicab (an der Küste Pelatayul). Die Guechecoros verehrten eine Statue von
UTATLAN. 339
Cortez. Dem Gott der Wege wurden Capeila oder Mumach am Wege gebaut (bei den
Quiclie). Bei Tamucha wurde in einer Höhle vor dem Steinbild einer Kröte Copal
verbrannt (in Vera paz). In Istlavacan wurde (neben Noj, Ajmak, Kanil und Ik) der
gute Ky und böse Junip verehrt. Die Kinder werden vom Nagual (Schutzgeist) ge-
geben (in Guatemala). Zakiqoxol (das Gespenst) ist der nächtliche Vampir (in Guate-
mala). Ruiatcot war der Regengott (in Guatemala), Sohn von Omeyateite und Omeya-
tezigoat, der neben Quiateot verehrt wurde (in Nicaragua). Da das menschliche Vier-
paar zu scharfblickend war, warfen ihm die Gölter einen Nebel um die Augen (bei
den Quiches). Mit Atit (Ahnfrau) vermählt, brachte Copichoch (Sohn Tamub's) den
schwarzen Stein (im Tempel von Cahba) von Tulan nach Utlatlan. Unter den Tempeln
in Utatlan wurde der bei Chiquimula als gemeinsames Heiligthum betrachtet (Herrera).
In Guatemala wurde Tecpan (heiliger Ort) verehrt. In Chiquimila fand sich das Heilig-
thum von Utlatlan. Chiquimula (mit vielen Cues oder Tempeln) war die heilige Stadt
für die Indianer von Utatlan (Zurita). Als die Quiche die Stadt Utlatlan oder Gu-
marcaah (wohin die Tamub den schwarzen Stein von Cahba-ha gebracht) erobert
hatten, führten sie Kriege mit den Ilocab, die zwischen den Bergen von Nebah und
dem See von Atitlan herrschten. Auf dem Berge Tohohil (oder Gagawitz) verschanzt,
bekämpften die Quiche die Pokomamen. Die Häuptlinge des Hauses Rabinal begrün-
deten ihre Herrschaft auf dem Berge Rabinal. Von den Pokomamen besiegt, zogen
sich die Cakchiquel von den Bergen der Mem oder Mame (nach Westen). Von den
Brüdern Nimaquiches (Vorfahren der Quiches, Cakchiquel und Zotugil) gründete der
Eine ein Reich unter den Quelenes und Chiapanecas, der Andere in Tezulutan oder
Tezulutlan (Vera Paz) und der Dritte unter den Mames und Pokomames. Axcopal
oder Oceloxoch (Sohn des Nima-Quiche-Cotzutun) wurde zum ersten König der Quich6
erwählt. Unter Cotuha und Gucumatz kamen die Quiche nach Utatlan. Tulan Zuiva
(der Quiche) wird als sieben Höhlen erklärt (s. Chicomoztoc). Kicab II (von Utatlan)
kämpfte mit Lahuhquich (Fürst der Mames). Die Quiche kamen von Tulan-Zuiva oder
Tulanzu (Sieben Höhlen) unter vier Häuptlingen. Die Quich6 kamen von den sieben
Höhlen Tulanzu (s. Ximenes). Bei den ISIenschenopfern in Utatlaö wurde das Herz
des Opfers mit einem Löffel dem Munde des hohlen Idoles eingeflösst. Gumarcah
(choza de canas vigas) oder (im Mexicanischen) Utatlan (las canas). Auf der Fläche
nördlich von Utatlan und Gumarcaah (Civan-tinamit) finden sich die Ruinen von Ilocab
und südlich die von Izmachi. Zamaneb (an dem Berge von Xolaha) war Hauptstadt
der Rabinaler, Iximche der Cachiqueles, Atitlan der Tziquinaha. Chichicastenango
(Chuvi-La im Quiche) vient de chichi-caztli (arbre ä feuilles tres caustiques), de tenan
(aupres) et co (lieu) en langue nahuatl (s. Brasseur). Xeluhuh (Quetzaltenango) stand
unter der Herrschaft von zehn Häuptlingen. In Coban (in Verapaz) wohnen die
Aktsche. Alvarado besiegte die Sinca von Taxisco und Guazacapan in Escuintla oder
Escuintepeque. Unter den Pipiles in Mimilla fand sich neben dem Fürst ein Priester
(Herrera). In Guatemala fanden sich Bräuche der Chontales von Nicaragua (Herrera).
In Guatemala wohnten: die Lacandones (in den Chamma-Bergen an der Grenze
Guatemala's und Chiapa's), die Mames im District von Gueguetenango (von Quezal-
tenango) und der Provinz von Soconusco, die Pokoman oder Poconchis im District
von Vera Paz in Guatemala, die Quiches im Innern von Guatemala (in den Districten
Quiche, Totonicapan, einem Theil Quezaltenango's und dem Dorfe Rabinal, die Cak-
chiquel in den Provinzen von Chimaltenango und Sacatepeques, und dem District von
Solola, die Zutugil beim See Atitlan, die Chortis am Montagua-Fluss, die Chontal in
den Bergen nordöstlich vom See Nicaragua, -die Pipiles an der Küste des Pacific (in
22*
340 GUATEMALA.
der Provinz von Itzcuintlan), die Nonohualcas am Vulcan San Vicenle, die Tlascalteken
in San Salvador (bei Isalco, Mexicanos, Nahuisalco), die Choluteken längs des Golfes
von Fonseca, die Maribios in den Bergen bei Leon, die Clioroteger zwischen Pacific
und See Managua, die Dirier am Fluss Tipitapa, die Nagrander bei Leon, die Niquirer
zwischen Pacific und dem See Nicaragua, die Orotiiier am Golf von Nicoya. In Hon-
duras, östlichen Nicaragua und längs der Mosquito-Küste wohnen : die Xicagues zwischen
dem Rio Ulua und Rio Tinto, die Payas zwischen den Flüssen Aguan und Barbo, die
Towkas im südlichen Theil des Districtes Taguzgalpa, die Toonglas am Twaka-Fluss,
die Smoos zwischen Blewfield und Patook, die Cookras in der Nähe der Mündung
des Rio Escondido, die Cariben vom Hafen Truxillo's bis zur Carataska-Lagune, die
Ramas von Greytown bis Blewfield, die Mosquitos oder Sambos bei Cap Gracia ä Dios.
Auf dem Isthmus wohnen : die Guatusos am Rio Frio, die Guetares in den Gebirgen
des Hafen von Herradura, die Blancos in der Nähe von Angostura, die Valientes (Ra-
mas) zwischen Punta Gorda und der Lagune von Chiriqui, die Guaimies in Veragua
mit den Savaneries im Norden und den Dorachos im Westen, die Mazanillo oder San-
Blas-Indianer bei San Blas, die Mandingos an der Bay von Caledonia, die Bayanos am
Flusse Chepo, Cholos am Golf von San Miguel bis zur Bay von Choco, die Cunas
am Golf von Uraba, die Cunacunas am Cunacuna- Fluss, die Chocos am Atrato, die
Caimanes zwischen Punta Arenas und Turbo, die Urabas in der Provinz Uraba, die
Idibas in Panama, die Payas am Paya-Fluss.
Unter den die (Cueva-Sprache redendenden) Chocamas oder Indianern Panama's
(mit Leles oder Zauberern) wohnen die Terevis und Knapas in Chiriqui, die Guaimies
in Veragua, die Mandingas, Anachunas und Cunas von San Blas bis zum Golf von
Uraba und die Tules, Chucunagues, Darienes und Paparros im Innern Darien's (nach
Perez). Neben den Darienes (caraibischen Ursprungs, wie die Cunas oder Irraiques)
wohnen die Citaraes am Buei-Fluss, die Noanames an den Quellen des Taparal und die
Chocoes an der Mündung des San Juan. Das Tlacacebastla ( Acacebastla) bildete einen
Dialect des Maya-Quiche. In Choluteca wurden die Sprachen Mangue und Chontal
geredet. Die Choluteken wohnten am Golf von Fonseca. In Choluteca (in Nicaragua)
wurde das Coribizi geredet (nach Herrera). Die Nagrandones oder Mangues wohnten
zwischen Dirias und Cholutecas. Die Chorotegen wohnten nördlich von Niquirans bis
zum See Managua. Von den Bonaris (bei Santa Anna do Atuman) lebte nur noch
eine Frau (1874). Die Pocomames werden bei den Chiapas der Calabassen wegen
Chujes genannt (s. Berendt). Die Maribios (in Maribichoa) bewohnten die Berge bei
Leon. In Honduras wurden die Sprachen Ulba, Chontal und Pipil geredet. Die Ulucas
wohnten am Napo (in Californien). In Taguzgalpa wurde das Taguzgalpa und mexi-
canische geredet. Die Inselbewohner der Seen in Nicaragua sprechen die Nahuatl-
Sprache Mexico's. Die Sprache der Darias in Nicaragua ist der der Ahcpaneken in
Mexico verwandt. La Kiche se distinque mas de la Cakchiquel, que esta de la Zu-
gutil. Verwandt mit der Maya-Sprache war das Mopan , Peten und Chol, sowie (ein
Uebergang zu dem Quiche-Dialect Yucatan's) das Tzendal, Zotzil und Mam. In Ca-
vacevaselan und Chiquimula wurde die Sprache Apay und Hacacebastleca geredet.
Die Sprachen der Hicaques und Payas waren mit der der Lencas verwandt (in Hon-
duras.) In S. Miguel wurden die Sprachen Poton, Taulepa und Ulua geredet (Palacios)
Die Sprache der Mames und Pocomames (sowie der Lacandones) gleicht der Sprache
in Yucatan. Das Tzendal (ein Dialect des Zotzile) ist dem Maya in Yucatan verwandt.
Neben den (Chol redenden) Lokenes wird das Maya von den Taitzaes , Cehatches,
Campim, Chenamilas, Ytzaes und Lacandones geredet. In Guatemala fand sich der
BÜCHER. 341
Stamm Acul. Die Acul Vinak j^ehörten zu den Maya. In Nicaragua wurde das Pipil
(verdorben), Mangue, Maribio, Poton und Chontal geredet. In Copan wird das Chocti
gesprochen. En cabildo de 29. Julio 1692 el capitan Don Antonio de Fuentes y Guz-
man, dice el acto, trajo este sala siete peticiones escriptas en cortessas de arbol (Pe-
lacz). Nach Carli wurde in Amatitlan Papier aus Palmblätter für Bücher verfertigt.
Nach Bernal Diaz erhielt Cortez eine Landkarte auf Papier und Zeug gemalt (in Ta-
basco). Con una syllaba misma, v. g. ,,cic" significaban tres y cuatro cosas, y a pro-
firiendola con suavidad como suena, ya dura, y con otra disposicion en los labios, y a
entrada alld dentro azia al palador ya tan gutural, que castaüeteaba el gutural pro-
nunciarla (Vasquez) en las lenguas Kiche, Kachiquel y Zutugil. Tenian los Indios
de Yucatan libros de cortezas de arboles con un betun blanco y perpetuo de 10 — 12
varas de largo, que se cogian doblandolos como un palmo. En estos pintaban con
colores la cuenta de sus anos, las guerras, inundaciones, huracanes, hombres y otros su-
cesos (Cogulludo). Habia entre los Mayas dos clases de poesia, una de los sabios y
otra del pueblo (Carrillo). Bei der Zählung nach 2,0 Jahren wurde am Ende dieses
Cyclus ein beschriebener Stein (Katun) auf die übrigen in den Tempel gelegt und
mit Mörtel befestigt (in Yucatan). Die Kachiquel comenzaban por la quinta cacilla
que esta en el centro del Ulzilaquih (almanaque) desde donde comenzaran a entar y
marcar su primer dia de mes, tal cual la traduccion al margen de numeros romanos
que se ven a los lados, desciende abajo, continua arriba y luego salta al lado opuesto,
hasta llegar al No. 13, mas como esto Calendario en perpetuo se vuelve a comenzar
en la misma cacilla hasta cuja dupla repeticion llegue al numero de 26 dias, que es el
complemento de su mes, resultando que el ano compuesto de 365 dias de la revolucion
de la tierra en derredos del sol, resulta un ano de 14 meses y i dia y siendo en su
cielo de 52 anos agregando dos y medio meses que son 65 dias queda cerrada ese cu-
adro reuniendo en el, el quebrado de un dia de cada ano y los treze dias intercalares
de los anos vicieztos que hay en todo este periodo, para ajustar su cielo completo de
52 aiios y comenzar el siguiente dia esta nueva revolucion (Morales), In Chiapa
wurde (neben Chiapachil und Mexicanisch) das Hoques, Zeldaquelen und Zozil geredet
(nach Palacios). Unter den wilden Stämmen am Sacramento finden sich die Hock (und
Hokandika, als Stamm der Soshonen). Momi ist Wasser bei den Huke westlich vom
Sacramento (Haies). Das Zedal-Quelen war ein Dialect der Tzendalen. Tzimacatlan
war Hauptstadt der Quelenes oder Tzotziles. Comitan war Hauptstadt der Quelenes
(zu den Maya gehörig). Die Zoques oder Soques kamen von Chiapa nach dem Isth-
mus von Tehuantepec (Garay). Das Ulbetlateca war einheimische Sprache von Soconusco
(neben Mexicanischem) als Vebetlateca. Bei Mexico fand sich die Stadt Vetzinco oder Cha-
pultepecuitlapilco. Bei den Izalcos und an der Küste Quazacapan wurde das Popolu-
kische und Pipil geredet, in San Salvador das Pipil und Chontal, in Verapaz das Po-
conchi, Calchi (Caechi) und Colchi. Das Zaklop-pakap (Mame Soconusco's) bildete
einen alten Dialect des Maya, während das Mame Guatemala's (bei Huehuetenango) zur
guatemalischen Sprachgruppe gehört (Brasseur). In Comitan wurde das Chanabal ge-
sprochen. Das Ixil (von Nebah) steht (mit dem Lacandon) zwischen Maya und Quichc
(Brasseur). In Suchiltepeque und Cuahutemala wurde dasMamey, Achi, Cuahutehmal-
teque, Chienauteque, Chirichota, und Huateque oder Hutateque geredet (Palacios). Im
Manuscript Cakchiquel werden 4 Tulan unterschieden (Brasseur). Toltecatl oder Tla-
chicatzin war Hauptstadt der Nahuas in Huehuetlapallan (Sahagun). In Nimxob-Car-
chah erhoben sich die Nahuas oder Tolteken gegen die Chichimeken Quinanes (in Vera^
guas) unter Hun-Ahpu und Xbalanque (gegen Xibalba). Nachdem das Reich der von
342 GUATEMALA.
Tulan (in Xibalba) ausgewanderten Stämme der Dan oder Tamub in Guatemala unter-
gegangen war, folgte das Reich der Quicli(5. Während die Cocomes in Yucatan herrsch-
ten, kamen von Chiapa die Tutul-Xiu, das Reich Uxmal gründend, das mit Chichcn
und Mayapan das Land der ISIaya bildete (Herrera). Die Sprache der Chiapaneken ist
mit der der Dirias und Chorotecas in Nicaragua verwandt (Brasseur) wie der Zoqui.
Die Einwanderung nach Guatemala wird (bei Juarros) geleitet von Tanub, the
stock from which spruug the families of the kings of Tula and Quiche, and the first
monarch of the Tultecas. The second was Capichoch; the third. Calci Ahus; the
fourth, Ahpop; and the fifth, Nimaquiche, who being more beloved than any of his
predecessors, was directed by an oracle to leave Tula with the people, who had by
this time multiplied greatly, and conduct them from the kingdom of Mexico to that
of Guatemala. In performing this journey they expended many years, suflFered extra-
ordinary hardships and wandered over an immense tract of country, until they disco-
vered a large lake (the lake of Atitan) , and resolved to fix their habitations in a con-
venient place at a short distance from it, which they called Quiche, in commemoration
of their king Nimaquiche, who died during their peregrination. Nimaquiche was ac-
companied by his three brothers, and it was agreed, that they should divide the coun-
try between them; one was to have for his share the province of the Quelenes and
Chapanecos; another, Tezulutlan, or Verapaz; the third to become chief of the Mames
and Pocomanes; and Nimaquiche of the Quiches, Kachiquels, and Zutugiles; the latter
dying, was succeeded by his son Acxopil, who was at the head of his nation when
they settled in Quiche, and the first monarch who reigned in Utatlan. This prince,
seeing that the monarchy soon rose to a high degree of splendour, for its better go-
vernment, and to relieve himself from some of the fatigues of administration, appointed
13 Capitains or governors. The manuscripts before mentioned add, that Acxopil, ha-
ving attained a very advanced age, determined upon dividing the empire into three
kingdoms; namely, the Quiche, the Kachiquel, and the Zutugil: the first he retained
for himself; the second he gave to his eldest son, Jiutemal; and the thind to his young-
est son, Acxiquat : this division was made on a day marked by the extraordinary cir-
cumstance of three suns being visible at the same time, an incident that has induced
some persons to think the partition was effected on the-day of our Saviour's birth, as
it is commonly asserted such a phenomenon then occured; but as a parhelion is a
meteor which has been so frequently observed, this does not appear to be sufficient
authority for fixing the division to that particular day. The Tultecan emperors who
reigned in Utatlan, the capital of Quiche, whose names have reached posterity, wcre
the following 17: i. Acxopil, 2. Jiutemal, 3. Hunahpu, 4. Balam Kiche, 5. Balam
Acan, 6. Maucotah, 7. Iquibalam, 8. Kicab L, 9. Cacubraxechein, lo. Kicab II., 11.
Iximche, 12. Kicab III,, 13. Kicab IV., 14. Kicab Tanub, 15. Tecum Umam, 16. Chi-
gnavincelut, 17. Sequechul, or Sequechil. Of these the most disiinguished was Acxo-
pil, who led his nation into this country, established in it the empire of Quiche, and
divided it into three domains. Jiutemal, who, before he succeded his father on the
throne of Utatlan, was first king of the Kachiquels, by which he was rendered next
in dignity to the monarch of Quiche. Hunahpu rendered himself celebrated by dis-
covering the use of cocoa and cotton (s. Baily).
YUCATAN. ^ 343
Nach Lozana war die westliche, nach Cogolludo die östliche
Einwanderung, bei welcher (nach Landa) das Meer einen Weg
öffnete, die bedeutendere in Yucatan^), und als Führer werden
abwechselnd der mit dem (von den Ameisen in Tonacatepetl zum
Mais geführten) Quetzalcoatl identificirte Kukulcan genannt, oder
Itzamnä.
Der letztere dagegen, zeitlich der Erste, tritt zugleich als der
eingeborene Göttersohn auf, als die Repräsentation des das Land
befruchtenden Himmelsthaues, und in seiner Begleitung wird Ki-
nich-Kakmo genannt (ein Kaneka-putra neben Samana).
Er wanderte durch das Land, den Orten, Bergen und Flüssen
(s. Cogulludo) Namen gebend, um in Suiva oder Zuivan (Tula Zui-
van) zu lehren, und in seiner Identificirung mit Kukulcan kommt er
von Champoton an die Küste südlich von Campeche. Sonst ist
Kukulcan von langgewandigen Gefährten (20 an Zahl) begleitet,
die (nach Mendieta) das Fasten in Yucatan einführten. Doch
werden andererseits diese ascetischen Lehren dem Cozas zuge-
schrieben, der neben Kukulcan, und an seiner Seite, eine selbst-
ständige Rolle spielt (unter Rückgreifung auf Zamnä).
Dem (in Izamal oder Chichinica begrabenen) Zamna (als Kab-
ul vergöttert), wird wie die Gründung Chichen-Itza's auch die
Mayapan's zugeschrieben, (das Ordonez mit Nachan und Tulan
das Reich Votans bilden lässt), dem Prophetenfürsten Kukulcan
dagegen die (nach der Zerstörung Chichen-Itzas durch die aus
1) In der Familie Huaxteca-Maya-Quiche begreift Orozco y Berra:
das Huaxteca (mit Tantoyoc),
,, Totonaco mit Tetiquilhati,
Chacahuaxti,
Tatimolo,
Ipapana,
„ Maya mit Lacandon,
Feten,
Caribe (Tabasco's und Guatemala's),
Chanabal,
Punctunc,
„ Chontal (mit der Sprache Cuba's Hayti's, Boriquen's, Jamayca's),
„ Quiche (mit Zutuhil und Cakchiquel),
Mam,
Tzendal,
„ Tzotzil,
„ Chol (und Mopan).
344 YUCATAN.
Westen gekommenen Brüder angesetzte) Wiederherstellung die-
ser letzteren Stadt, wo (bei Kukulcan's Fortgang und Verschwin-
den in Patonchan) Ah-Cocom die Herrschaft der aus den Bergen
der Lacandones gekommenen Cocomes (als Nachfolger der Ytzaes
in Chichen-Itza) einsetzte, die bei ihrer Verbindung mit den Mexi-
canern Tabasco's durch die Tutul-Xiu, die aus dem Gebirge der La-
candones (nach Torquemada) oder [nsLch Landa) aus Chiapa
eingewandert waren, gestürzt wurde. Die vier Tutul-Xiu des
Hauses Nonoual, westlich von Zuina (Zuiva) kamen aus dem
Lande Tulapan nach der Halbinsel Chacnouitan oder Yucatan
(s. Perez), und herrschten bei der zweiten Wiederkehr in Uxmal.
Nachdem Mayapan beim Tode , des letzten Königs (Alochan
Xiu) zerfallen war, zogen die Tutul-Xiu (von denen die Itzaes
aus Chichen-Itza vertrieben waren) nach Mani. So wanderten die
Itza, welche in Chichen Itza herrschten, nach Peten aus, als Mayapan
durch die Bergvölker der Uitzes zerstört war. Als von den aus
dem Westen gekommenen Brüdern Itzaob, die über die Itza
(Itzamna^s) in Chichen oder Chichen-Itza herrschten, sich der Eine
entfernt, waren die andern beiden vom Pfad der Tugend abge-
wichen, und so das Reich dem Untergang geweiht.
Bei Herrera ist es Cuculcan, der mit zwei Brüdern über die
Itzas von Chichen herrscht und dann nach Mayapan zieht, worauf
das Reich von Chichen zerfiel.
In ihrer Erhebung gegen die Cocomes in ]\Iayapan waren
die Tutul-Xiu mit dem Itza-König Ulmil verbündet, und nach
dem Siege, als das von dem Itzas-König Ulmil bedrängte Maya-
pan von den Uitzes oder Hochländern zerstört war, wurde der
Hohepriester aus dem Hause der Cheles in Izamal eingesetzt,
während die Reste der geflüchteten Cocomes die Stadt Tibulon
in Zotuta gründeten. Die fremden Kreuzungen der Xicalancas,
welche Hurac Eel (König von Mayapan) ins Land gezogen, er-
hielten von den Tutul-Xiu Land in Canul oder Ahcanul (zwischen
Uxmal und Campeche) angewiesen (aber ohne Erlaubniss, sich
mit den Frauen des Landes zu verheirathen).
Als Führer der westlichen Einwanderung landet Zamna oder
Ytzamat-ul im Osten Yucatan's (s. Cogolludo), und dieser bei den
Itzaes verehrte Prophetenfürst verkündet Orakel nach seinem
Tode. In der Form Hun-Itzamna oder Yax-Coc-Ahmut wird er
(bei Cogolludo) zum Sohn des Gottes Hunab-Ku (oder Kinehahau)
erhoben. In Uxmal wurde dem Könige Ytzmat-ul, der orakelte,
ZAMNA. 345
Kranke heilte und Wunder that, nach dem Tode ein Altar er-
richtet (s. Cogolludo). Als der Zwerg die in der Schatzkammer
seiner Grossmutter gefundenen Musikinstrumente (in Kabah) er-
tönen Hess, zitterte der König von Uxmal und er musste (besiegt)
seinen Thron dem Zwerge abtreten, dessen Gottlosigkeit den
himmlischen Zorn (nach seiner Grossmutter Tode) auf das da-
durch zerstörte Uxmal herabzog.
Die Traditionen Yucatan's gehen zurück bis auf den deificir-
ten Zamna oder Itz-Zamma (Hun-Itzamna oder Yaxcocahmut , als
Sohn des unkörperlichen Schöpfergottes Hunab-Ku) und in Bra-
silien erscheint (nach Thevet) unter den Nachkommen Maire-
Monan's der Prophet Sommay, nach dessen Tode die Fluth ein-
brach. Ichi (Itzi) war (nach den Chinesen) der königliche Titel
in Fusang.
Itzamna wird erklärt als die Essenz (Itz oder Thau) des Him-
mels, und Zamna's Gründung Chichen-Itza, als das Wasser des
Thaues am Brunnenrande. Nach Veytia stammten die Chichi-
meken^) (von d'Alva als Adler erklärt) von dem Häuptling Chi-
chen und in Peru (s. Montesinos) waltet Chichi (der Chinchas) als
dämonische Macht, während der in Anserma und Umbra verehrte
Gott Xixirama (Chichirama) auf Chibchacum der Chibcha oder
Muyscas führte.
Nach Perez stammten die Bewohner von Mayapan oder
Chucnouitan von den Tulteken, und nach Veytia wanderten (von
den Tolteken vertrieben) die Olmeken und Xicalanken oder (nach
Boturini) die Olmeken, Xicalanken und Zapoteken von Anahuac
nach Yucatan. Mit den Olmeken und Xicalanken dehnten sich
die Nonohualco von der atlantischen Küste aus (bis Tabasco) und
die Tutul-Xiu hiessen Nonohualcos. Bei ihren Eroberungen in
Valum-Votan und Na-Chan werden sie aus Tulapan oder dem
Tula der Chiapas hergeleitet, und mit Tulha wird (bei Juarros)
Ocosingo (Tonima) oder Tonila (Steinhäuser in Tzendal) identifi-
cirt. Von Nonoual mit den 4 Tutul-Xiu (westlich von Zuina) in
Tulapan ausziehend (unter Tolonchantepeuj), gelangten die Tol-
teken (unter Ajmekat Tutul-Xiu) nach Chacnouitan (der i\Iaya)
und dann w^urde Chichen-Itza (der Izaes oder Heiligen) ent-
1) Nach Cogulludo kamen die Chichimeken, welche die Länder der Tlascalaner
und Acolhuas erobert hatten, aus dem Westen nach Yucatan.
346 YUCATAN.
deckt, das mit dem später gegründeten Uxmal in Krieg gerieth
(s. Stephens).
Nach Besiegung der in Yucatan herrschenden Cocomes bauten
die aus Chiapas (nach Herrera) kommenden Tutul-Xiu^) die Stadt
Uxmal, im Bunde mit dem Könige von Chichen und Mayapan
das Reich der Maya gründend.
Die aus Florida (im Süden das irdische Paradies suchenden)
bei Panutla Gelandeten, schiiften längs der Küste bis Tamoan-
chan, wo (als die Amoxoaques oder Priestergelehrten mit den
eingehüllten Göttern zurückgekehrt waren) die verbliebenen
Häuptlinge (Oxamoco, Cipactonal, Tlaltetecui und Xuchicavaca)
den Kalender regelten (in Schriften, die unter Itzcoatl in Mexico
verbrannt wurden, damit sie nicht dem Volke in die Hände
fielen), unter Opfern in Teotihuacan, wo in dem Hause der Gott-
heit (Teotl) die Fürsten (deren Erwachen aus dem Schlaf erwartet
wurde) begraben lagen (mit Besiedelung von Olmecca Vixtoti).
Von Tamoanchan nach Xumiltepec wandernd, und (über Teoti-
huacan) nach den sieben Höhlen, Hessen sich die Tolteken dann
in Tollancingo nieder und später in Tulan (s. Sahagun).
Itzamna oder Zamna kam von Champoton nach Suiva^)
(Tulan-Zuiva oder Tulanzu), und während sein Grab in Itzamal
gezeigt wurde, galt Chichen-Itza als die von ihm gegründete
Stadt. Auch die Erbauung Mayapan's ^) (das Zeichen der Mayas)
1) Die Tutul-Xiu kamen aus Nonoual (bei Tabasco) westlich von Zuiva im Lande
Tulapan. Nach der siegreichen Schlacht der Teochichimeken mit den Huexotzincas
(zur Besetzung Tlascala's) verbreiteten sich bei Friedensschluss die Chichimeken und Acul-
huas bis Honduras und damals kam (unter Zamna) die westliche Einwanderung nach
Yucatan, als Nohnial (grosse Herkunft), wie (in Genial oder kleine Herkunft) aus Cuba
die östliche (s. Cogulhido). Nach der Zerstörung Mayapan's, Hauptstadt der Mayas, in
der Revolution zog sich Tutul-Xiu (der letzte König) nach Mani zurück. Die Olme-
ken, Xicalanken und Nonohualcos dehnten sich an der atlantischen Küste (von Anahuac)
bis Tabasco aus. Die Tutul-Xiu heissen Nonohualcas (aus Tulan), In Chacluitan (bei
Tabasco) begannen die Wanderungen der Maya, um Bacala und Tschampoton zu grün-
den. Im Kriege mit den Chichimec-Tolteken wegen des getödteten Chane-Fürsten in
Tollan, zogen (nach Befragung des Orakels in Culhuacan) die Chichimeken von Nono-
hualco (unter Xelhua) nach dem Lande der Zoques, die Stadt Quetzaltepec gründend
(nach dem Codex Gondra) und die später gleichfalls vertriebenen Tolteken (unter Jeyx-
cahuatl) zogen zu den Olmeken und Xicalanken von Tlachihualtepec (oder Cholula),
2) In dem mit Chicomoztoc identificirten Tulan-Zuiva suchen die Quiches ihre
Götter.
3) Auf dem Schiffbruch (zwischen Hayti und Jamaica) trieb Aguilas nach „una
provincia que dicen Mala" neben Xamancana unter dem Caciquen Aquinquz (Vorgän-
347
wird ihm mitunter zugeschlNi^^|ij,P(5:^^^j^dann die Thätigkeit
Cuculcans dort als eine Wie derber st eTIung aufgefasst wird.
Neben diesem als deificirten Helden gefeierten Cukulcan
zeigt CoguUudo nun die Figur des im Apostelamt mit seinen Be-
gleitern umberwandelnden Coza^), der die Belebte in Yucatan
eingeführt, und (nach Art der übrigen Propheten America' s)
Ascese predigte (gleichsam wie Buddha -Gbosa oder Buddha-
cosa).
Wenn Fuentes von Steinfiguren ^) in spanischer Tracht bei
Copan erzählt, so könnten diese später zugefügt sein, als sich in
das Innere die Kunde (und vielleicht die Abbildung) von der Zu-
sammenkunft Grijalva's mit dem Caciquen von Tabasco verbreitete,
indem dieser, für die goldene Rüstung, die er Grijalva angelegt
hatte, von ihm in spanische Tracht eingekleidet wurde (nach
Torquemada). Die Spanier hiessen (inYucutan) Kul uinicob (hei-
lige Männer).
Von Chiapas, unter Holon-Chan-Tepeuh oder Tolonchantepeuj
ausgewandert, wurden die Tutul-Xiu von Ahmecat Tutul-Xiu
nach Chacnouitan (Yucatan) geführt und Hessen sich in Bacalar
(Ziyan-caan) oder Chectemal nieder, bis sie über Chichen-Itza und
Champoton nach Uxmal zogen, und dort in den durch Cukul-
can gebildeten Dreibund mit Chichen-Itza und Mayapan, als
Hauptort, eintraten.
Die mexicanischen Sympathien der Fürsten von Mayapan
führten zur Eroberung dieser Stadt durch die Tutul-Xiu und der
Ermordung der Cocomes, mit Ausnahme des gerade in Tibulon
abwesenden Prinzen, der dort mit den Cocomes (von Ulua aus)
das Reich (Sohuta) Sotuta oder Zotuta gründete,
Nachdem die Tutul-Xiu dann die Itzaes in Chichen-Itza und
die Cheles in Izamal zum Dreibunde mit Uxmal geeinigt, verleg-
ger Taxmar's), und sein Gefährte Gonzalo lebte (zu Cortez' Zeit) bei Nachanzan, Fürst
von Chetemal (Gomara).
1) Cozaana war Gott der Fischer (und Jäger) bei den Zapoteken.
2) In Campech (Lazaro) oder Quinpech (lugar recido) sah Cordova auf dem Stein-
thurm un idolo, con dos fieros animales a los Hijadas como que lo comian (Torque-
mada). Cordoba fand in Eccampi (in Yucatan) turritas domos, templa magnifica, vias
ordine stratas ac plateas, und die Eingebornen erzählten durch den Dolmetscher, tran-
siisse aliquando virum quendam formosissimum per eos tractus, qui eis id insigne in sui
memoriam reliquerit. Alii obiisse lucidiorem sole hominem in eo opificio (Petrus
Martyr).
348 YÜCATAN.
ten sie die Residenz nach dem wieder aufgebauten Mayapan,
nachdem über Uxmal jene in der Volkssage von der Zwergherr-
schaft aus Kabah verhüllte Katastrophe hereingebrochen sein wird.
Die Einfälle der Uitzes ^), als wilder Bergstämme, vor deren
Plünderung selbst die Hauptstadt, Mayapan, nicht geschützt wer-
den konnte, führte allmälig tief greifende Zerrüttungen herbei,
während welcher ein Theil der von den Tutul-Xiu in Chichen-Iza be-
drängten Itzas unter dem Fürsten Canek an den See Chaltuna
nach Peten auswanderte. Schliesslich, unter fortgehender Locke-
rung des Staatsverbandes, brach ein allgemeiner Aufstand aus,
durch welchen Mayapan (unter dem letzten König Mochan-Xiu) zer-
stört wurde, und die gestürzten Tutul-Xiu nach Mani (bei Telcha-
quilla) flüchteten (zur Ansiedlung unter Ahoixi).
Die in die Länder der Uitzes zurückgekehrten Itzaes von
Peten (Peten-Itza) zeigen ihre Beziehungen zu den Quiche an dem
Namen des Erobererfürsten Balam, der Copan als die Hauptstadt
von Payaqui (Pa-Yaqui) oder Chiquimula erbaut und Opfer für
Xbalanque gebracht habe. War diese Besetzung eine gewalt-
same Eroberung, so würde sich die Gründung vielleicht auf die
mit den Chorotegen sprachverwandten Chiapaneken zurückführen
lassen und deren Hauptstadt Copanahuaxtla (Copan -Ahuaxtla)
reflectiren (oder Copanabastla in Acala). Die Choles waren mit
INIanches und Axoyes verwandt. Zu den Itzaes gehörten Chea-
ques, Mopanes, Caboxes, Uchines, Poyes, Tirampes, Choles, Ojete-
nes, Lacandones, Chinamitas.
Bei Perez ziehen die vier Tutul Xiu aus Nonoual, westlich
von Zuina (Zuiva oder Tulan-Zuiva) nach Tulapan, und dann nach
Yucatan oder Chacnouitan gelangt, herrschen sie in Chichen-Itza.
Beim Falle dieser Stadt wohnten die heiligen Itzas eine Zeitlang
in Champoton und wanderten, nach Zerstörung desselben, in den
Wäldern, bis sich Acuitok Tutul-Xui in Uxmal niederliess, einen
Dreibund in Chichen-Itza und Mayapan abschliessend. In dem
ausbrechenden Zwist (bei Verlegung der Hauptstadt nach Maya-
pan) wurde Chacxibchac (Fürst der Itzaes in Chichen-Itza) durch
Tunac-eel (Hunac-Eeel), Fürsten vonMayalpan oder Mayapan, unter-
worfen, und auch sein Nachfolger Ulmil besiegt, dann aber Maya-
pan durch die aus den Hochlanden herabkommenden Uitzes
(Quiche's) verwüstet, und schliesslich folgte die Zerstörung mit einer
1) Uitz heisst Berg im Maya.
cocoMEs. 349
Periode der Gesetzlosigkeit (wie mehrfach in peruanischer Ge-
schichte wiederkehrend).
Die in Deozacuancu zusammengeschlossenen Stämme der
Cakchiquel zogen nach dem Berge Oloman, von wo sie unter
ihren Fürsten Hacavitz und Zactecauh die Städte Nonualcat und
Xulpiti bekriegten, und dann (nachdem die Anträge des Fürsten
von Xibalba zurückgewiesen waren) in das Land der Mem oder
Mames gelangten. Die Quiche's (im Popul Vuh) ziehen aus Tulan
(im Lande der Yaqui) nach Berg Hacavitz, einen Theil der Stämme
in Tepeu und Oliman zurücklassend.
Die den Auszug aus Tulan leitenden Fürsten treten in der
Vierzahl auf. Es sind die vier von den Göttern (der Feder-
schlange Gucumatz) zuerst Geschaffenen, welche die Stämme nach
Tulan-Zuiva (den sieben Höhlen) führen, und nachdem dort die
Götter erlangt sind, in der noch fortdauernden Dunkelheit zum
Berg Hacavitz, wo die Sonne erscheint.
Chichinica (Izamal) gilt als der Centralpunct , von welchem
sich die Colonien der Mayas (oder Macegual) über Yucatan ver-
breiteten, und würde durch Chichen auf die Chichimeken führen,
wenn die dort herrschenden Brüder als aus Mexico gekommen
dargestellt werden. Die Cocomes in Sohuta oder Sotuta (wo
Nachi-Cocom herrschte) werden zu den Nahuatl gerechnet und
Perez leitet die Bewohner Mayapan's oder Chacnouitan (inYaca-
tan) von den Tolteken. Nach Torquemada kam Kukulcan mit
bärtigen Priestern aus Mexico nach Yucatan. Am Altar des
Gottes Itzamat-ul fand sich das Symbol Kab-ul's, als arbeitende
Hand^) (s. Lizana), das Zeichen des Besitzers (wie auf den Felsen
Neu-Mexico's und in asiatischen Siegeln), viventes in munduim
(mundium de munt oder manus).
An Izamal (das Land der Cheles) oder Itzamal (Chichinica),
wo der Prophet Zamna (Itzamma) begraben lag, schlössen sich
zunächst die Ahizaes oder Itzaes an , und ihrer Siedelung von
Chichen-Itza wurde ein Character der Heiligkeit aufgeprägt durch
die fromme Herrschaft der aus dem Westen gekommenen Brüder
Itzaob, bis mit dem Fortgang des Einen, die ausbrechende Zwie-
tracht den Untergang herbeiführte. Mit ihnen macht Landa die
1) Besonders vor dem XII. Jahrh. , bevor man sich überhaupt an eine anthropo-
morphische Darstellung Gottes wagte, wurde Gott Vater zuweilen durch eine oder zwei
Hände, die aus den Wolken hervortreten, angedeutet (s. Wessely).
350 YUCATAN.
westliche Einwanderung Kukulcan's (der als Cezalconati aus
Mexico gekommen und so dahin zurückkehrt) nach Yucatan
(Ulumil-Cuz oder Etel-Ceh) gleichzeitig, während bei Herrera
gerade Cukulcan mit zwei Brüdern über die Itzas in Chichen
herrscht und dann (das Reich von Chichen seinem Untergang
überlassend) nach Mayapan zieht. Bei seinem Aufbruch nach
Anahuac habe er in dem von ihm gegründeten, oder wiederher-
gestellten, Mayapan mit der Krönung Ahcocom's, die Herrschaft
auf die (als Nachfolger der Itzaes in Chichen -Itza betrachteten
oder auch direct von ihrer Königsfamilie von Zamna hergeleite-
ten) Cocome^) übertragen, und diese (mit dem Gott Cocopitl der
Acolhuas) provocirten durch ihre Hinneigung zu Mexico die
nationale'") Reaction der Tutul-Xui, die aus Mani eine Herrschaft
in Uxmal begründet hatten und nach der Eroberung Mayapan's
(unter Ermordung der Cocome) ihre Stadt zum Hauptort in dem
Dreibunde mit Chichen -Itza (der Itzaes) und Izamal (der Cheles)
erhoben, dann jedoch ihre Residenz nach dem wieder aufgebauten
Mayapan verlegten. Mit dessen späterer Zerstörung war dann,
oder (nach Herrera) schon mit der durch die Tutul-Xiu verschul-
deten Zerstörung, das politische Einigungsband in Yucatan zer-
rissen; unter Zerstreuung der heihgen Bücher, führte ein jeder der
Fürsten davon nach seinem Stammesschloss, einen Tempel für sie
zu bauen, „y esta es la principal causa de los muchos edificios
que ay en Yucatan".
Während die Ueberbleibsel der Cocomes die Stadt Tibulon
in Zotuta gründeten, wurde der Hohepriester aus der Familie der
Cheles mit der Königswürde in Izamal bekleidet, indem Achhel
(Achel), der Hohepriester von Mayapan, seinen Sitz in Terraho oder
Tirroh nahm, von wo die Cheles über Aharrinchel oder Yzamal
herrschten, mit den Cocomes und den Xinis (s. Herrera) kämpfend.
In den Cheles (in Rückgreifung auf die Itzaes von Chichen-Itza)
tritt eine Anknüpfung an den ältesten (und in Mexico's ge-
1) Bei Herrera kamen nach dem Feldzuge Kukulcan's, der über Potonclian nach
Mexico zurückgekehrt war, die Cocomes aus den Bergen der Lacandonen, und dann
folgten ihnen die Tutul-Xiu aus Chiapas (nach Landa) oder von den Lacandones (bei
Torquemada),
^) Die durch Hunac-Eel, König von Mayapan, in Yucatan bereits (aus den Grenz-
städten bei Tabasco) eingeführten Mexicaner (oder Xicalancas) wurden ohne Erlaubniss
sich mit den Frauen des Landes zu verheirathen, in Canul oder Ahcanul (zwischen
Uxmal und Campeche) von den Tutul-Xiu angesiedelt (als Calkini).
KUKULCAN. 351
schichtlichen Zeiten bereits in den Hintergrund getretenen) Sohn
Iztac-Mixcohuatl's hervor, an Xelhua (Chelhua), dem Gründer
Itzocan's (bei Torquemada).
Aus dem Maya^) wird Kuk identisch mit Quetzal (als Feder
des Quetzal -Vogel's), als Kukul und Can als Schlange erklärt
(in Kukulcan). Im Quiche entspricht Guc mit Quetzal und Cu-
matz der Schlange (wie Quetzalcoatl in Mexico).
Beim Abzug Kukulcans^) aus Yucatan wurde ihm in Cham-
poton (an der Westküste) ein Tempel errichtet (Herrera) auf einer
Insel (an der Bucht von Patonchan).
Neben Cukulcan^) kam Cozas (mit 19 Begleitern) nach Yuca-
tan die Beichte einführend (Cogolludo). Las Casas lässt Cukulcan
in Yucatan landen.
Nach Yucatan war Kukulcan (Quetzalcoatl) vom Westen (aus
Mexico) gekommen (nachTorquemada). Quetzalcohuatl wurde durch
Ameisen nach Tonocatepetl geführt, (Mais"^) suchend). Quetzal-
coatl nach einer in Xicalanco (bei Tabasco) gefundenen Schlange
^) Die von Columbus in Cuba gehörte Namensform Magon für Maya Hesse
sich fortführen zu der weiten Verbreitung der Maguas, Aguas, Aomaguas, Omaguas
u. s. w. (mit dem nördlichen Ome als Mensch und dem südlichen Uma als Kopf). Ad
diversam ab oppido Assumcionis plagam degunt Mayae juxta viam quae ad Peruviam
ducit (de Laet). Mayab (Mayas, habitans du Yucatan) est une contraction pour Maya-
ob (Charencey). Von Cozumella (turres ibi vetustas dirutarum vestigia redolentes) be-
gab sich Grijalva nach Coluacam oder Oloan et hie Cubenses interpretes sat commode
conveniebant in lingua (s. Peter Martyr). In Beziehnung auf die doppelte Einwan-
derung nach Yucatan wurde der Osten (Li-kin) Genial (kleine Landung) und der Westen
(Chi-kin) Nonial (grosse Landung) genannt (s. Lizano).
2) Nach Remesal kam Cocolcan mit 20 Begleitern nach Yucatan. Aus dem "Westen
nach Yucatan kommend, herrschte Cocolcan (mit seinen beiden Begleitern) in Izamal
und kehrte (nach der Gründung von Mayapan) nach Mejico zurück, die Cocomes als
Herrscher (in Mayapan) einsetzend (s. Herrera\
•^) Gucumatz im Quiche, Quetzalcoatl im Mexicanischen und Cukulcan im Maya
bedeutet die Schlange mit grünen Federn. Als Gucumatz nach Payil und Cayala (bei
Palenque) kam, zeigten ihm vier Barbaren (Yac, Utiuh, Quel und Höh oder Wuch)
die Reichthümer des Landes. Die Aculhuas mit dem Gott Cocopitl (Cocome) waren
in Ledergewänder gekleidet.
^) In Pän-Paxil oder Pan Cayala (am Usumacinta) wurde der Mais entdeckt. Die
Cocomoes genannten Könige Yucatan's stammten von Quetzalcoatl, in Gotzacoalco
(Schlangenecke) verschwunden. Quetzalcoatl (aus Tula) kam von Yucatan nach Cho-
lula (s. Mendieta). Nach der Eroberung Culhuacans gründete Quetzalcoatl oder Gucu-
matz mit den Nahuatl die Stadt Tula bei Ocosingo (in Chiapas) und von dort aus Tula
(der Tolteken) in Mexico.
352 YUCATAN.
genannt, begab sich von Tula nach Cholula und dann nach Yuca-
tan (s. Torquemada) als Kukulcan.
Mit der älteren Epoche der Olmeken (Oliman's oder Olo-
man's) verknüpfen sich — durch die, in den Zapoteken bis zu den
Misteken (und wieder mit den Yaqui Mexico's) verzweigte Aus-
wanderung nach Nonohualco — die Züge der Cakchiquel (und
Quiche) in den Kriegen mit Nonualcat und der ebenfalls vier-
getheilten Tutul-Xiu, deren Wanderungen in Nonoual ihren Aus-
gangspunkt nahmen.
In die Geschichte Yucatans treten die Tutul-Xiu erst später
ein, und sie erscheinen bei ihrer Opposition gegen die auf Kukul-
can zurückführenden (und Hinneigung zu mexicanischer Ver-
wandtschaft beweisenden) Cocomes in Mayapan als aus dem
Hochlande (der Lacandones) gekommen, wie ebenso später die
Mayapan zerstörenden Uitzes, und der gleiche Name wird für
eine einzelne vSchichtung der Bevölkerung (ähnlich der anderswo
gleichfalls, später besonders auf die Berge beschränkten Otomi-
ten) bereits zur Zeit Zamna's und seiner Gründung von Chichen
oder Chichen-Itza ^) gegolten haben. In den Chanes (der Lacan-
dones) bildet sich die Ueberleitung von Na-Chan zu den Cocomes
(Cocopitl's bei den Acolhuas), und Cogulludo macht mit der Ein-
wanderung Zamna's nach Yucatan die der nördlichen Acolhuas
bis Honduras gleichzeitig. Dem Chan oder Chanes (Schlangen)
genanntem Stamm der Lacandonen in der Nähe Palenque's wird
die Bezeichnung Quinames oder Colhuas beigelegt. Die Chanes
oder Pacheken grenzten mit Baxeab, Chocmoes und Chumpues.
In Gucumatz der Quiche ist die euhemeristische Form
weniger prägnant, als in Quetzalcoatl (und Kukulcan), der aus
der Gestalt eines Häuptlings oder Priesterhäuptling's^) als Pro-
phet deificirt, und dann in der göttlichen Auffassung schliesslich
ganz von der Erde abgelöst wird.
Gucumatz zeigt umgekehrt einen zum Propheten und dann
zum Priesterhäuptling herabgestiegenen Gott, und manifestirt sich
dadurch als einer dem geschichtlichen Auftreten der Quiche vor-
angehenden Epoche angehörig.
1) Auch in der späteren Auffassung werden die Itzaes in Chichen, die Xeles (die
durch Xelhua auf die Chichimeken Nonohualco's oder von Xelahu auf die Mames
führen würden) oder Cheles (in Izamal) nebengereiht.
2) Der (ursprüngliche) König (s. Koutorga) est revetu du triple caractere de chef
militaire, d'administrateur el de pontife (bei Chopin).
STURMGOTT. 353
Im Rathe mit den andern Göttern, obwohl indess bereits im
Hinblick auf den altern Hurakan (der auch für Quetzalcoatl's
Form als Ehecatl den Hintergrund des antillischen^) Sturmgottes
bildet), tritt er als Schöpfer auf, unternimmt dann aber über die
schon von eingeborenen Barbarenstämmen bewohnte Erde jene
Wanderungen, die zu der Entdeckung der nährenden Maispflanze
in Paxil und Cayala führen, und dadurch erst die Möglichkeit
gewähren, die Menschen xaS^ ^"^oxrjv, eben die Vorfahren der
Quiches, ins Leben zu rufen.
Bei den von Vierfürsten geleiteten Wanderungen derselben
ist nun Gucumatz (wie bisher mit Tepeuh zusammengehend) der
menschlichen Hülle bereits gänzlich entkleidet, und wird dann in
den göttlichen Anrufungen genannt, neben Tohil, oder als Doppel-
gänger dieses, der in seinen Bezeichnungen als Yolcuät^) Quitzal-
cuat gleichfalls die Beziehung auf Quetzalcoatl documentirt, und
unter Zufügung deificirter Häuptlinge, wie Avilix oder Hacavitz
(und Nicahtagah). Diese Darstellungsweise deutet auf den Ein-
tritt eines roheren Stammes in den Bereich eines Culturvolkes,
dessen Heroengestalten bei ihnen Vergötterung fanden, und so
werden auch die Tutul-Xiu chronologisch noch in der Kukulcan
zugewiesenen Periode angesetzt. In den Traditionen der Quiche
ist diese Zusammenschiebung zweier verschiedener Mythenkreise
erst so wenig vollzogen, dass sie noch in den Fugen offen steht.
Das erste Menschengeschlecht (im Popul-Vuh) geht im
Wasser unter, das zweite, unter theilweiser Affenverwandlung,
durch den Zorn der Götter, nämlich durch jene im rächenden
Sturm dahinbrausende Windsbraut, die auch in Anahuac nur die
Menschenaffen der Bäume übrig lässt, und die eben in der direc-
ten Beziehung zu Quetzalcoatl steht, als dem Propheten der
Olmeken, deren dem stürmischen Windgott geweihter Tempel zu
Cholula noch bei d'Alva in diese Catastrophe hineingeflochten wird.
Im Popul-Vuh wird nun, scheinbar ganz unmotivirt, die Epi-
sode Xibalba's zwischen geschoben, in welcher bereits die Heroen
der Quiches spielen, während diese, dem Gange der Erzählung
1) Ordonez lässt die Erbauer Culhuacan's oder Palenque's (in Chiapas) aus Cuba
einwandern. Bei Cogo]ludo wird die kleine Emigration oder Genial (der westlichen
Nohnial Zamna's gegenüber) aus Cuba hergeleitet. Statt für Tempel dient Ku (in
Yucatan) zur Bezeichnung der Götter, während sich Zemes an beiden Plätzen für
Penaten erhalten hatte.
2) Sahagun nennt Yoalli-Ehecatl als höchsten Gott der Chichimeken.
Bastian, America. 23
354 YUCATAN.
zufolge, noch gar nicht existiren sollten, sondern erst später (nach-
dem die Heldengeschichte Hunahpu's und Xbalanque's mit der
ihrer Epigonen abgelaufen ist\ überhaupt nur geschaffen werden
könnten, eben nach der Auffindung des Mais durch Gucumatz in
Paxil oder Cayala mit Hülfe Utui's und der übrigen Barbaren.
Während nun dieses (in Ayala wieder erkennbare) Land des
Ackerbau's bei den Quiche eine geographische Unterlage hat,
da es später von ihnen unter Ermordung des Häuptlings Utui in
factischen Besitz genommen wird, erhält im Chimalpopoca die-
jenige Gegend, in welcher Quetzalcoatl durch die Ameise oder
Azcatl zum Mais ^) geführt wird, nur den allegorischen Namen
Tonacatepetl (Berg unseres Unterhaltes), kann indess auch hier
durch die hergestellte Beziehung mit Tamoanchan, das bei Saha-
gun eine locale Färbung besitzt, einigermassen verificirt werden.
Im Codex Chimalpopoca ist es Quetzalcoatl, der den nach
Bildung von Himmel und Erde durch die Gottheit g'eschaffenen
Menschen vervollkommnet. Dem wirklichen Auftreten desselben
gehen aber auch hier Weltzerstörungen voran , jedenfalls eine
durch Wasser, vielleicht indess noch eine zweite, indem es nach
der zweiten Periode von Quetzalcoatl heisst, dass er allein übrig
geblieben sei. Dann beginnt das Suchen des Mais in Tonacate-
petl und das Zurückbringen desselben zu den Göttern von Tamo-
anchan, also nach einer Götterstadt, die als solche über irdische
Katastrophen erhaben gedacht werden müsste. Auch bei Saha-
gun treten die über den Landungsplatz Panutla oder Panoia nach
Tamoanchan gelangenden Häuptlinge in einem gottähnlichen
Charakter auf, oder vielmehr in demjenigen von Halbgöttern, wie
er auch in andern Schöpfungssagen JNIexico's die Fürsten dem
Volke gegenüber kennzeichnet. Bei dem Feueropfer in Teotihuacan
werden sie nach Nanahuatzin's , oder (im Codex Chimalpopoca)
Nanahuatl's, Apotheose als Sonne vernichtet, aber schon waren in
den Höhlen Chicomoztoc's aus dem Knochen der Unterwelt die
Vorfahren der Alenschen in Iztac-Mixcohuatl und Ilancueitl gross-
gezogen (s. Mendieta), und von diesen Ahnen leiten sich die
Völker der actuellen Geschichte Anahuac's (unter Zulassung einer
besonderen Mutter für Quetzalcoatl).
Bei Sahagun wird (bis zu der durch Tezcatlipoca angestifte-
ten Verfolgung) Quetzalcoatl in Tula mit gottgleichen Ehren ge-
1) Den Culturheros des Ackerbau's, wie Triptolemos in Griechenland oder Satur-
nus 'zu Janus' Zeiten) in Italien, kannten auch die Brasilier.
TAMO ANCHAN. 355
feiert, aber es fehlt die Erwähnung seines Namens unter den in
Tamoanchan eingezogenen Fürsten. Dagegen finden sich bei der
(nach dem Abzug der übrigen) zurückgebHebenen Vierzahl (neben
Tlaltetecui und Xuchicaoaca) als Erste Oxomoco und Cipactonal
aufgeführt, und eben diese gleichen Namen werden, bei Mendieta,
als die der Eltern Quetzalcoatl's (Oxomoco des Vaters und Cipac-
tonal der Mutter) überliefert, und zwar in der (auch sonst zum
Stammsitz gewählten) Höhle Cuemavaca's wohnend, so dass bei
Zulassung der späteren Wanderung von Tamoanchan über Xu-
miltepec (Teotihuacan und Chicomozotoc) nach Tollancingo und
Tulan der Sohn ganz folgerichtig erst in Anahuac (in dessen
Nähe die Legende dann auch seine Eltern unter Geschlechtsmeta-
morphosen versetzt hatte) eine mithandelnde Existenz erhalten
würde.
Da Sahagun zwei Wanderungen von Tamoanchan nach
Teotihuacan unterscheidet, von denen die zweite, auf dem Umwege
über Xumiltepec und mit den nördlichen Zuzügen aus den Sieben
Höhlen^) durchkreuzt, erst weit später stattgehabt habe, so dürf-
ten vorwiegend an diese die jüngeren Geschichtsvölker anzu-
schliessen sein, während sich die erste wahrscheinlich im Beson-
deren um Quetzalcoatl drehte, und deshalb auch die Olmeken,
als Olmeca-Vixtoti, mit in ihren Kreis zog.
Es ergiebt sich daraus, dass die in Tamoanchan (bei Saha-
gun) oder in dem mit Paxil (des Popol-vuh) identischen Tonaca-
tepetl abgelaufenen Ereignisse der historischen Zeit der Quiches
vorangehen, dass sie dagegen mit der Blüthe des Xibalba-Reichs
synchronistisch eine Ueberführung zu den Sagenkreisen der Vo-
taniden anbahnen werden, und auch mit Yucatan, wenn Votan
(bei Ordonez) in Na-Chan (Palenque), wie über Tula (Ocosingo)
auch über Mayapan herrscht.
Nach Palacios war Copan durch einen mächtigen Fürsten
aus Yucatan erbaut, der dorthin von seiner Expedition zurück-
kehrte. Zugleich aber wird die Aufrichtung dieser von Copan-
Calel gegen die Spanier vertheidigten Monumente dem König
^) Die Priesterschaft der Papahua Tlemacazque (s. Veytia) wird in Teotihuacan
eingesetzt sein, als sich die Umgegend noch im Besitz der zur Erbauung der Pyramiden
herbeigezogenen Totonaken fand, und als diese vor den vom Norden herabdrängenden
Chichimeken sich nach der Küste gezogen, wurden die wilden Stämme in den Sold
des Sonnengottes genommen und der Belehnung durch den heiligen Pfeil gewürdigt.
23*
356 YUCATAN.
Nakschich zugeschrieben, unter welchem die Tolteken aus Mexico
ausgewandert.
Von den Chiapas^) wird gesagt, dass sie, aus Nicaragua
kommend, die Zoques (nebst den Quelenes) unterworfen und auch
über die Zotziles und Zeltzales oder Tzendalen (bei Palenque oder
Ototiun^)) ihre Herrschaft ausgebreitet hätten, wogegen sie mit
den Chinanteken Chinantla's (seit Besetzung der Grenze durch
mexicanische ") Garnisonen) in feindHcher Berührung standen.
Wenn ihnen für solche Eroberung Nima-Quiche oder (bei Fuentes)
ein Bruder desselben zum Fürsten gesetzt wird, so vertritt dieser
den gemeinsamen mythischen Ahn, der auch für die Quiches gilt,
aber von der geschichtlichen Zeit dieser durch eine unausgefüllte
Kluft getrennt bleibt.
Während Votan, Sohn des Ik oder Jogh, der seinem in Chia-
pas gesiedelten Vater Imos (Mox) oder Imox gefolgt war, bei
den Tzendalen herrschte, sollen in Nachan (Xibalbay oder Cul-
huacan) oder Palenque, das (nach Ordonez) durch Einwanderer
aus Cuba erbaut war, die Tzequiles angekommen sein, und (nach
Cabrera) war es eben Votan selbst, der die sieben Schilf brüchigen,
als Tzequiles (in lange Gewänder Gekleidete) herbeiführte, indem
er aus Valum Chivim (und so zu den Chivim gerechnet) nach
Valum Votan ^) ziehend, von der Laguna de Terminos den Usu-
macinta aufstieg, während sonst gesagt wird, dass Votan'') bei
der Rückkehr von seiner zweiten Reise unter den von ihm an-
gesiedelten Familien (aus dem Stamm der Chanes oder vSchlan-
gen) die Tzequiles angetroffen, und ihnen gegen Unterweisung in
der Gotterkenntniss die sociale Gesittung gelehrt habe.
Nach einer andern Version werden die Votan (oder Tanub)
begleitenden Chanes (oder Lacandones ''), als sie den Usumacinta
^) Die Chiapes des Isthmus waren als Schiffer geübt und bedienten sich (zu Bal-
boa's Zeiten) zusammengebundener Canoes für ihre Seefahrten (an der Küste St.
Miguel). Bei den Okanagan (in Columbia) wurde Skyappe verehrt.
2j Palenque (am Otula-Fluss) hiess Ototiun (Steinhaus).
^) Grijalva fand am Banderas-Fluss mexicanische Wachtposten mit Fahnen.
■^) Valum-Votan findet sich bei Tcopixca (in der Nähe von Cuidad-Real de Chia-
pas) in "Wiederholung.
ö) Die Urkunde der Geschichte Votan's erhielt sich in der Uebersetzung oder Er-
klärung (in der Chondalsprache) nach dem bilderschriftlichen Original.
^•) Die Lacandones (bei Palenque) heissen Chanes oder Schlangen (Colhuas oder
Quinames). Die Can oder Chanes (Schlangen im Tzendal) kamen unter Votan aus
Valum Votan nach den Mündungen des Tabasco und Usumacinta.
CHANES. 357
hinauffahrend Na-Chan (Stadt der Schlangen) gründeten, von den
Tzendales als Tzequiles bezeichnet, und dann seien noch sieben
Schiffbrüchige hinzugekommen, denen Votan die Bequemlichkeiten
des Lebens geliefert. Clavigero lässt Votan aus dem Norden
nach Chiapas kommen.
Für die Chiapaneken war Votan der Enkel des aus der Fluth
Geretteten (s. Nuhez de la Vega) und nach der Gründung des
Dunkelhauses (mit heiligen Tapiren ^)) am Huehuetan-Fluss, wo die
Priesterhüter oder Tlapiones unter der Oberin oder Priesterin stan-
den, verschwand Votan ein Kreuz zurücklassend.
Nach Ordohez kam Votan '^) mit den Chanes von den Antillen
nach Tabasco, und auf grossen Schiffen folgten die Tzequiles
oder Nahuatlaques, die sich mit den Einheimischen verheiratheten,
worauf Votan in Na-Chan über die Vasallenstaaten Yucatan, Gua-
temala und Tulha des Reiches Xibalba (der Quiche) oder Xibal-
bay (der Cakchiquel) herrschte.
Die Chiapaneken bekunden in ihrer Sprachverwandtschaft mit
den Dirias und Chorotecas in Nicaragua die Richtung ihrer
Wanderungen, sowie die der ausgeschickten Colonien. Sie sollen
bei ihrer Ankunft aus Nicaragua nicht nur die ihnen auch später
unterthänigen Zotziles und Quelenes, sondern auch die Tzendales
und Zoqui unterworfen, und dieses Reich von ihrer Hauptstadt
Theo-Chiapan (oder Copanahuaztlan) aus beherrscht haben, als
Votan landete und im Gebiet der Tzendalen mit den Tzetziles
den Grund zur Erbauung Palenque's legte. Wie in dem von dort
ausgebreiteten Xibalba-Reich bestand auch bei den Chiapaneken
ein Doppelkönigthum , und dass sich beide Machtgebiete über-
einanderschoben , geht daraus hervor, dass die als Vasallen der
1) Votan (die Dantas oder Tapir einführend) fabricö a soplos die Gebäude am
Flusse Huehuetan in Soconusco (nach Nunez). Votan erfand den Zayi (Tapir) genann-
ten Tanz (nach Carillo).
-) Votan kam aus Valum-Votan (Havana) nach Campeche und dann nach der
Mündung des Usumacinta, welchen Fluss hinauffahrend, er Palenque gründete (in der
Cen-ial oder kleinen Landung). Die (nach Motolinia) von Tezcatlipoca geschaffenen
Quinames (Tlaloc verehrend) wurden von den Votaniden vorgefunden. Valum-Votan
war von den Xibes bewohnt. Nach Nunes wohnten Nachkommen Votan's in Teopixca.
Votan, der (als der dritte Votan) die sieben Familien von Valum-Votan nach Valum-
Chivim (Palenque in America) führte, reiste bis zu den Wurzeln des Himmels, um
seine Verwandten (die Schlangen) zu finden (nach Ordoüez).
358 YUCATAN.
Chiapas betrachteten Zotziles^) in den Annalen der Quiche's mit
diesen von Seiten Xibalba's unterhandeln.
Von den Tzetziles, als Begleitern Votan's, wird vorzugsweise
immer die Bekleidung (mit langen Gewändern) hervorg-ehoben, als
Zeichen der Gesittung gegenüber den nackten Wilden, und auch
die Spanier wurden zur Characterisirung auf Hayti als Maga-
cochios (von Kopf bis zu Fuss bekleidet) bezeichnet (nach Thevet).
In Ornofay auf Cuba hörte Colon von den geschwänzten Magon
(]\Iaya), die zur Verdeckung ihrer INIissgestalt Kleider trügen
(in Yucatan). In Maguana (auf Hayti) wurde Martin Alonso
erzählt, dass (1493) das von Handelsböten besuchte Festland durch
bekleidete Leute bewohnt sei (in Yucatan).
In dem Lande der intermittirenden Quellen und der (zum
Theil im Tempel ausgearbeiteten oder von Dämonen heimge-
suchten) Höhlen (mit den Sprachen der Chiapanecas, Zoques,
Zeltales und Quelenes) befestigten sich auf einem steil den Fluss
überhängenden Fels die aus Nicaragua gekommenen Chiapaneken^)
(im Pueblo de Chiapa), die gegen die mexicanischen Garnisonen
von Cinacatlan ihre Unabhängigkeit vertheidigend, die Zoques
tributpflichtig unterworfen hatten.
In den Canoen der (isthmischen) Chiapes, deren Häuptling nach
1) Zwischen Zotziles (Fledermäuse) oder Quelenes (in Comitan) und Zoqui wohnten
die Chiapaneken in Chiapas oder Zacatlan. Die Sprache der Tzendalen war der der
Zotziles verwandt. Xibalba verhandelte durch Zotziles mit den Quiche. Die Tukuches
oder Häuptlinge der Cakchiquel nahmen in Tzinacantla den Titel Zotziles an. "Wie
die Tzendales (bei Palenque) und Zoqui wurden die Zotziles und Quelenes von den
Chiapas aus Nicaragua unterworfen, und dann landete Votan mit den Tzequilcs. Chia-
penses non modo inter hos populos primi censentur , sed et reliquis Novae Hispa-
niae populis ingenio et moribus praestant (de Laet). Die Sprache der Chiapaneken,
Nachbarn der das Zozil (Dialect des Tzendal) redenden Quelenes mit der Hauptstadt
Copanahuaztlan (zwischen Ghovel und Soconusco) hat Verwandtschaft mit der Sprache
der Dirias und Chorotecas in Nicaragua, wohin Colonien geschickt waren. Die (in
Xibalba) von zwei Königen beherrschten Chiapaneken wurden von den (aus Xibalba
vertriebenen) Nahuas angegriffen.
2) Son los Indios de este pueblo singulare» entre los de Nueva-Espaua en sus
tratos y inclinaciones, sahen criar caballos y andan en ellos, son musics, en todo
genero de musica, y pintores, y qualquier oficio, que consiste en arte, aprenden bien,
usan entre si de mucha cortesia, son muy respetados los principales (Herrera). Als
sie in ihrem Aufstande von Diego de Mazariegos auf einen abschüssigen Felsen (nach
tapferer Vertheidigung) zurückgetrieben waren, und keine Hoffnung zum Entkommen
sahen, los mas de ellos, con sus hijos y mugeres acuestas, se despenaron por la parte
de un Rio, que es altisima (im Selbstmord).
CHIAPA. 359
einer Vasco Nunez Baiboa gelieferten Schlacht die angetragene
Freundschaft annahm, befuhr Alonso Martin, als Erster, das Süd-
meer, und nachdem, wie der Häuptling Coquera, sich auch der
Häuptling Tumaco auf die Gesandtschaft des Häuptling Chiapes
zum Bund mit den Spaniern veranlasst gesehen, hörten diese von
beiden Häuptlingen hinsichtlich des Häuptlings der Perleninsel und
erhielten von Tumaco zugleich eine Bestätigung der bereits von
Comagre gegebenen Nachricht über das mächtige Reich an der
südlichen Küste, „que en ella havia gran cantidad de oro y que
usaban los naturales ciertos animales, adonde ponian sus cargas"
(s. Herrera). Auf den von Chiapes und Tumaco gelieferten Fahr-
zeugen besetzte später Gaspar de Morales (in Begleitung von
Francisco Pizarro) die Perlinsel, die von dem Holzthurm (torre-
cilla de madera) des Königs überblickt wurde, und bei seiner
Rückkehr nach Darien (nach Besiegung des Häuptlings Chirucä)
,,tenia nueva, que a la parte oriental del Golfo de St. INIiguel havia
un Cacique Poderoso, llamado Birü, que otros llamaron Biruquete*'
(der unterworfen wurde), und von dort wurden der Name Peru's
abgeleitet.
Bei Benalcazar's Durchzug* wird in Popayan das hochgelegene
Bergland von Chiapanchica (Chapanchica) oder Madrigal (mit
Goldminen) erwähnt und an der Küste Santa-Martha des in den
Canoen mitgeführten Kriegsgottes Chiapes, während sich in Chia
ein alter Fürstentitel im Reiche des Zipa bewahrt hatte (einer
Monddynastie, gegenüber der spätem Sonnendynastie oder So-
mavansa).
Das Herz war das Symbol Votan's von Chiapas, (oder Teo-
Chiapan), wie das Schilfrohr Quetzalcoatl's in Mexico. Votan be-
deutet Herz ^) in Tzendal. Nach dem Tode Votan's (der in seine
Heimath zurückkehrt) wurden ihm Tempel erbaut, als dem Herz
des Königreichs oder Herz des Volkes. Im Quiche wird mit Herz
des Himmels (oder Herz des Berges) die Gottheit bezeichnet.
1) Jo (god) properly means „pith" or „core" of a tree. AVliat the core is to the
tree, the god was believed to be to the man (in Mangaia). Nach Ordonez erbauten
Einwanderer aus Cuba die Stadt Culhuacan oder Palenque in Chiapa und dann wurden
die Reiche Yucatan, Culhuacan, Tulha und Chiquimila gegründet, später beherrscht
von den in Tulha oder Ocosinga siedelnden Einwanderern (vom östlichen Meere), die
(als Tolteken) unter Huitsiton bis California weiter wanderten, während andere in
Zacatlan (Ciudad-Realj und Soconusco verblieben, sowie (in San Salvador) die Stadt
Couhatltepetl erbauten.
360 YUCATAN.
Als Herr des hohlen Holzes oder der Trommel wurde Votan
als Tepanahuastle bezeichnet (El Seiior del palo hueco).
In Yucatan gebrauchte man „trompetas^) largas y delgadas
de palos huecos y al cabo calaba9as longas y tuertas" (Herrera).
Tanub oder Votan ^) (Sohn des Imox) gründete von Tabasco
aus Culhuacan oder Palenque in Xibalbay, sodann Zacatlan in
Chiapas und Utatla in Guatemala.
Die Verehrung des weissen Tapir, als heiligen, wurde in
Soconusco auf Votan's Besuch zurückgeführt. Unter einer der
Pyramiden in Merida wurden Knochen des Tapir und anderer
Pachydermen gefunden (s. Waldeck). Als Schöpfer oder Schützer
(Grossvater und Grossmutter von Sonne und Mond) wurde Hun
Ahpu Vuh und Hun Apu Utiu (Xpiyacoc und Xmucane) bei den
Quiche verehrt (mit Tapir-Nasen).
Von Votan ^) steht eine Mehrheit der Wanderungen vermerkt,
sei es (nach Art der Buddhen) in einer Reihenfolge derselben
Figuren (bis zur Dreizahl bei Ordonez), sei es in einer Wieder-
holung seiner Reisen, und bei der Rückkehr von den spätem
(den Usumacinta aufwärts) fand er in der Zwischenzeit in dem
1) Die heilige Trompete Botuto, deren Anblick den Frauen (am Orinoco) bei
Todesstrafe verboten war, diente bei der Weihe der zu keuschem Leben verpflichteten
Piaches, besonders auf dem heiligen Hügel an der Confluenz des Tomo und Guainia
oder Rio Negro (s. Codozzi). Este instrumento no es otra cosa que un palo hueco
(am Guainia beim Tanz dienend). Die Begleiter Votans hiessen Chanes (Schlangen), wie
die Cocomes (von Maya) Hörer. Die Chanes (Votan's) entsprechen den (älteren) Cul-
huas. In Chiapa fanden sich Zoques, Chontales, Llanos und Xiquipila. Votan (aus
dem Stamme des Chan) begab sich auf seiner Reise nach Chivim zu den AVurzeln des
Himmels, seine Verwandtschaft zu den Schlangen aufzufinden (und daran knüpfen sich
in den Missionsberichten, neben dem Babelsthurm, die Pilgerreisen nach Rom).
2) Votan (Nachkomme des Imos), aus dem Stamm der Chan, gehörte zu den
Chivim, aus. Valum Chivim nach Valum Votan ziehend und in der Laguna de Termi-
nos, den Usumacinta aufsteigend, um durch die Tzequiles (mit langen Gewändern)
Nachan (Schlangenort) oder Palenque zu gründen. En lugar de los cuatro Caracteres
Tecpatl, Calli, Tochtli, Acatl (Süden, Osten, Westen, Norden bei den Mexicanern)
se sirven los de Chiappa de 4 figuras de Senores: Votan, Lambat, Been y Chinax
(im Calender) zwischen 20 (s. Boturini), mit Mox (Imos oder Ninus) beginnend (nach
sieben Schwarzen zählend). Votan schrieb sein Geschlecht in Hieroglyphen der Tzendal-
sprache auf einen Stein in Soconusco (als Häuptling der Tzendalen).
3) II est curieux de voir les noms de Boud-var, Wodans-dag et Votan designer,
dans rinde, en Scandinavie et en Mexique le jour d'une petite periode (s. A. v. Hum-
boldt). Die Chilener bezeichneten den höchsten Oberherrn als Mu Vuta Apo (für den
spanischen König), und die Würde des Papstes drückten die Missionäre aus durch Mu
Vuta Apo Patiru (einen Häuptling durch Vuta Apo).
NA -CHAN. 361
neu zu besiedelnden Lande noch Andere seiner Verwandten an-
gekommen, die gleich den ersten Begleitern von den Tzendalen
als Tzequiles bezeichnet und von ihm selbst, als zum Geschlecht
der Chanes (oder Schlangen) gehörig, erkannt wurden. Davon
wird dem bei Palenque ansässigen Stamm der Lacandones der
Name der Chan geblieben sein, wie er auch den der Quinam^s
und Culhuas erhielt, in- welchen beiden die Natur des Riesigen
sowohl ausgedrückt liegt, wie die eines vorzeitlichen Architec-
ten. Die alten Gestaltungen der Culhuas, wie sie sich mit den
Quetzalcoatl betreffenden Mythen durchkreuzen, erneuern sich mit
den jüngeren Namensträgern in der Geschichte Anahuac's, wo-
gegen das Reich der Quinames mit der Ausbreitung der Olmeken
vom Boden vertilgt wird, ausser an den Plätzen unzerstörbarer
Monumente. Bei Motolinia werden die von Tezcatlipuca geschaf-
fenen Quinames (die Verehrer Tlaloc's) auch von den Votaniden
schon vorgefunden.
Von den historischen Völkern Mexico's reichen die Otomiten
am weitesten zurück, und bei ihnen tritt als Eponym der Häupt-
ling Oton auf, der in seiner Vergötterung als Otontecuhtli (neben
dem Gott Yocipa) verehrt ward.
Aehnlich diesem Vertreter mexicanischer Autochthonen, ge-
hört nach einer andern Version auch Votan, dessen Neffen (nach
Mendieta) Anahuac unter sich theilten, einer seit Imos oder Mox
in Chiapas ansässigen Herrscherreihe an, und folgt auf Ik oder
Igh im Fürstenthum der Tzendalen, wo unter seiner Regierung
die Palenque als Na-Chan (Schlangenstadt) erbauenden Tzequiles
anlangen und Chan oder Ghanan als König einsetzen.
In der Reihe der Nachfolger fanden sich die neben Votan
im Calender der Chiapa angeführten Namen, Lambat sowohl, wie
Been oder Be (Gründer Comitans) und der tzendalische National-
heros Chinax, der durch Fremde vertrieben oder von der Na-
gual (Zauberei) eines bösen Feindes vernichtet wird.
Wenn bei dem Zuendegehen des Reiches die Dynastie der
Votaniden durch die Nahoas aus Tulha ersetzt wird, so führt
dies auf Quetzalcoatl, der in der Form des Gucumatz mit seinen
Nahuatl die wStadt Tula bei Ocosingo (in Chiapa) gegründet habe,
und dann Tula (der Tulteken) in IMexico.
Hier wird sich also der Wendepunct ergeben, an welchem
die Chroniken der Quiches eingreifen, indem sie unter dem Schutz
des neuen Culturvolk's von der Tyrannei des altern (in Xibalba)
362 YUCATAN.
befreit, jetzt den Heroen jenes in Gucumatz als ihren eigenen feiern.
Aus verehrungsvoller Scheu mag auch Votan in seiner Identifici-
rung" mit Tamub bewahrt werden, der dann nicht nur als Gründer
Palenque's oder Culhuacan's (in Xibalbay), sondern auch Zacat-
lan's in Chiapas und Utatlan's in Guatemala gilt.
Eine Unterscheidung beider Perioden zeigt sich bei Ordonez,
der Einwanderer aus Cuba die Stadt Palenque (in Chiapa) oder
Ototiun und dann die Reiche Yucatan, Culhuacan, Tulha und
Chiquimula (Copan) gründen lässt, die spätere Beherrschung aber
den in Tulha oder Ocosingo siedelnden Einwanderern zuschreibt,
die vom östlichen Meere hergekommen, und darauf als Tulteken
weiter ziehen. Die Trennung der nach verschiedenen Richtungen
auswandernden Chichimeken Nonohualco's unter Xelhua, und der
Tolteken unter Jeyxcohuatl wird aus der Ermordung des Chane-
Fürsten in Tollan hergeleitet.
Die auch bei Votan festgehaltene Siebenzahl der Familien
wiederholt die bei anderen Einwanderungen gleichfalls beobach-
tete Anordnung, und so wird von den gewöhnlich für die yuca-
tanischen Propheten aufgebrauchten Landungen der Nohen-ial
(Chi-kin) und Cen-ial (Li-kin) die letztere mitunter für Votan ^)
zurückbehalten.
An einen einheimischen Stamm knüpft Votan's Herleitung von
Imox oder Nimus (Xinus), die Repräsentation des Seiba-Baumes, aus
dessen Wurzeln die Chiapas sowie (nach Nunez de la Vega) die
Tzendalen entstanden, und zugleich (bei, den Tzendalen) der Er-
neuerer des Menschengeschlechts nach der Fluth, bei welcher er
allein gerettet worden. Die locale Modification eines sonst wei-
ter verbreiteten Cultus ergiebt sich in den am Flusse Huehuetan
von Votan für die Heilighaltung der Dantas oder Tapir ^) er-
richteten Gebäuden.
In seine Reisen zur See und die Vielheit der besuchten
1) Vutan mapu Toqui (Supremus Bellidux), der (zuerst in Liucurra angetroffenen)
Pehuenches, wohnte am Vulcan Punmahuida (in der Nähe des Vuta Covudleuvu, Neben-
fluss des Biobio) und die Missionäre besuchten zugleich terras Pehuenchium, quae ad
Vire Vutan Mapu pertinent (1752}. Territorium Indorum Chilensium in quatuor
Uütan, Vutan, Uüdan mapu, id est hospitates, vastas differentesque provincias dividitur
(s. Have Stadt).
-) Besonders der weissen, wie (in Ostasien) des weissen Elephanten (und anderswo
wieder des Hirsches). Bei den Okanagan (in Columbia) diente das Fell des weissen
Wolfes als Zeichen des Königthums (wie sonst der weisse Hund heilig gilt}.
SEEHANDEL. 363
Küsten mögen auch Beziehungen zu caribischen Fahrten hinein-
gezogen sein, und die in den Gewölben Palenque's begangenen
Mysterien ihren Schatten in denen des Botuto unter dem Wald-
dache am Orinoco gelassen haben.
Durch das bei Gunaja am Golf von Honduras (1502) ange-
troffene Handelsschiff hörte Columbus von den Maya oder Taya
genannten Ländern, und Handelsschiffe von dort (aus Yucatan)
durchfuhren die Gewässer Cuba's, wo Velasquez (nach Las Casas)
Wachs aus Yucatan fand und Columbus ausserdem noch silberne
Nasenringe vom Festlande. Der aus Yucatan gebürtige Dol-
metscher Grijalva's vermochte sich in Yucatan zu verständigen
und am Cap Catoche wurde von den Spaniern (15 18) eine Frau
angetroffen , die in Begleitung der zum Fischfang Ausgefahrenen
von Jamayca nach Yucatan verschlagen^) war.
Die frühesten Bevölkerer Yucatans sollen von Osten ^) ge-
kommen sein, und indem hinzugefügt wird, dass für sie, die aus
fremder Knechtschaft befreit seien, die Gottheit einen Pfad am
Meere geöifnet") habe (s. Herrera), so Hessen sich auf Küstenver-
änderungen im Canal von Yucatan zwischen Catoche und dem
Cap San Antonio (Cuba's) Deutungen suchen.
Vom Westen kamen dann nach Chicheniga die drei Brüder,
die dort hohe Gebäude errichteten, und ebenso erschien aus Westen
(während diese Izaes genannten Brüder in Chichenica herrschten)
der deificirte Cuculcan"'), der nach der Gründung von Mayapan
1) Grijalva fand in Cozumel von Jamaica (wo die Sprache Cuba's geredet wurde)
dahin verschlagene Indianer (bei Santa-Cruz). Juan diaz de Solis und Vicenle Janez
l*in9on (1505) kamen vom Golf Dulce nach der Baia de Natividad (in Yucatan), dann
die Sierras de Caria entdeckend, y volvieron al norte y descubrieron mucha parte de
el reino de Yucatan (s. Herrera). Die Schiffbrüchigen Valdivia's (zwischen St. Do-
mingo und Jamayca) gelangten (mit den später von Cortez angetroffenen Aguilar) nach
der Maya genannten Provinz Yucatan's (s. Landa).
^) In Yucatan war überliefert, que aquella tierra havian poblado ciertas gentes,
venidas por la parte de Oriente, und wurde dieser Emigration der Seeweg an die
Küste zugewiesen. Bei Cukulcan wird die Einwanderung aus Westen festgehalten, bei
Zamna einzeln auch eine östliche angenommen, obwohl ihn dies in einen Gegensatz
zu dem von Westen kommenden Izaob stellen würde (wie in der Mehrzahl auch bei
ihm die westliche Richtung überwiegt).
«'] Von periodischer Unterbrechung des Wasserlaufs fanden sich Sagen bei einem
Fluss in Chiapa (s. Torquemada).
^) Cuculcan (aus dem Westen nach Yucatan gekommen) fue grand republica y por
esto tenido por dios (no le conocieron muger ni hijos) nach Mexico zurückkehrend,
(s. Herrera),
364 YUCATAN.
und Erbauung des Cuculcan (Cu-cul-can oder Cu-Culhua-Can)
genannten Tempels^), ein politisches Reich (wie Votan unter den
Can oder Chanes) stiftete und das Land unter die Fürsten aus-
theilte, worauf er nach Mexico^) (Culhua) zurückkehrte.
Von Süden ^) zogen darauf über die Berge von Lacandö (der
Lacandones) die Tutulxius^) (Tutu-Xue oder Tutu-Xive) herbei,
aus Chiapas, wde (nach Herrera) vermuthet wurde, und also wohl
in Aveiterer Beziehung zu Tutu-Tepec'*), der am Rio Verde ge-
legenen Hauptstadt von Gnuundaa (von Unter-Misteca) , oder zu
dem Chivin (Xivim oder Xue) Votan's.
Die vielfach im Allgemeinen w^iederholten Aussagen, welche
bei der Zerstörung- Tula's die Tulteken nach Yucatan, Guatemala
nebst den Nachbarländern flüchten lassen, und welche in Cuscutlan
eine bestimmtere Anknüpfung an den letzten König Topiltzin er-
halten, lassen sich ausserdem in einzelnen Zügen präcisiren für
die unter dem Streite der Nonohualcos genannten Chichimeken
mit den toltekischen Chichimeken nach der Ermordung des
Knabenkönigs Huemac III erfolgte Auswanderung oder für die
bei dem Aufstande der Teo-Chichimeken gegen die Priesterfürsten
in Cholula veranlasste Verwüstung dieses Göttersitzes.
1) Die Götter heissen Ku in Yucatan (wie in Cuba die Tempel). Den grössten der
von Cuculcan in Mayapan gebauten Tempel llamaron Cuculcan (s. Herrera), als Cu-
Culcan.
2) Cuculcan (in Yucatan) entrö por la parte del poniente, nach Cliicheni9a (wo die
Izaes genannten Brüder herrschten) kommend und dann ]Mayapan gründend, unter Er-
bauung grosser Tempel und Austheilung des Landes unter die Fürsten (Herrera). Sa-
cerdotes vivunt celibes et incorrupti (Potanchanus hie regulus dicitur) in bevölkerten
Städten (s. Peter Martyr).
'^) De parte de mediodia vinieron a Yucatan muchas gentes con sus senores y
parece aver venido de Chiapa, und diese Tutul-Xiu (unter dem Fürsten Xiui) traten
dann in einen Bund mit Mayapan (Landa).
-^) De la parte de ]\Iediodia, de las faldas de las Sierras de Lacandö, entraron
grandes companias de gente, que tienen por cierto eran de Chiapas, als Tutuxius,
welche (nachdem sie viele Jahre in den AVüsten Yucatan's gewandert waren) sich auf
den Hügeln bei Mayapan (viele Gebäude errichtend) niederliessen , und dann auf Ein-
ladung der Cocomes von Mayapan mit diesen siedelten , en tanta paz , que no tenian
ningun genero de armas porque la ca9a con la^os y trampas las mataban, bis von den
durch die Cocomes in Mayapan (zur Befestigung einer despotischen Regierung) einge-
führten Mexicanern der Krieg gelernt ward, und dann in der (durch die Tutuxius
aufgewiegelten) Empörung die Cocomes getödtet wurden, unter Zerstörung von Maya-
pan (s. Herrera),
5) Tutruane war Titel der Fürsten in Nicaragua (s. Calverton). Regulos et prin-
cipes Tutruane appellant (Tutu-ane).
NONOHUALCO. 365
Die Bezeichnung des gestürzten Königs, als letzten der Chane-
Fürsten, deutet auf Quetzalcoatl's Schlangensymbol, das zwar
nach Cholula übertragen, aber bei der zu seinen Gunsten nach
seines Feindes Huemac I Tode in Tula eingetretenen Reaction,
auch in dem dortigen Fürstengeschlecht wieder zur Anerkennung
gekommen sein mag.
Von diesem Gesichtspunkt lassen sich Chanes oder deren
Vasallen vom Norden herabführen und der den Chichimeken durch
das von ihnen in Tula besetzte Quartier gegebene Name der
Nonohualcos nach Süden übertragen, während zugleich die ein-
getretene Berührung mit den Tolteken mit jener Culturfärbung
überzog, die noch gesättigter aus Cholula selbst ausströmen
würde.
Als Gründung dieser chichimekischen NonoTiualcos wird neben
Quetzaltepec im Lande der Zoqui, noch deren Hauptstadt Zoquiapan
genannt, und so kann bei dem dortigen Durchzugs- oder Ausgangs-
punkt der, Nonohualco oder Onohualco (mit Nanaual oder Nana-
huatl) bezeichneten, Tutul-Xiu (des Nahuatl-Stammes in Tulan) der
Name mit ihren Wanderungen bis Yucatan fortgetragen werden,
und bei den Azteken (s. E. Mendoza) hiess Yucatan (Yucaltepen
oder Mayapan) Onohualco (pays muy poblado). Auch heisst es,
dass Xelhua (nach Ermordung Huemac's III) die Nonohualcos über
Nonahualco (bei Tabasco) nach Quetzaltepec geführt und dann
sein Nachfolger (Huehuetzin) Tecpantlan, die Hauptstadt der Zoqui
(in Zoquiapan), gegründet habe. Bei dem Tode des letzten Chane-
Fürsten in Tulha oder FIuey-Tollan wurde der unmündige Prinz
unter den Schutz der zwei Familien gestellt, der Chichimeco-Tol-
teken und der Chichimeken von Nonohualco (nach dem Codex
Gondra). Als in dem zwischen beiden ausbrechenden Streit
(unter der Ermordung des Prinzen) die Nonohualcos unter Xelhua
(auf Rath des Orakels von Culhuacan) fortgewandert waren und
im Lande der Zoques die Stadt Quetzaltepec gegründet hatten,
wurden auch die Tolteken (unter Jeyxcohuatl) vertrieben und
zogen zu den Olmeken und Xicalanken bei Tlachihualtepec der
Cholula.
Nachdem Mayapan (in Folge der dort eingeführten IMexica-
ner) zerstört war, siedelten die Tutuxius in Mani und die in
Ulua zurückgebliebenen Cocomes zu Tibulon (in Zututa) , während
sich Achal, ein Abkömmling der Priester von Mayapan, nach
Terrohö begab und „estos Senores Cheles" (die das Priesterthum
366 YUCATAN.
erhielten) gründeten dort eine Herrschaft, „que se llama Ahar-
rinchel (Aharrin-Chel), que es la de Ygamal" (s. Herrera).
Diesen Cocomes und Cheles (unter A-Chel) wird als drittes
Reich das der Xives ^) zugefügt, die so im Zusammenhange den
Tutulxiu (Tutuxiu oder Tutu-Xive) entsprechen werden. Als sich
nach der Zerstörung Mayapan's, die Völkerschaften Yucatan's
aufs Neue mit den Herrschaften der Cocomes, Cheles und Xives
geeinigt, brachen allerlei Plagen über das Land herein (Pest,
Fieber, Krieg) und zunächst ein „Huracan de quatro vientos", der
alle hohe Gebäude umstürzte, nur die niedrigsten verschonend
(s. Herrera), wie in den Weltzerstörungen wiederkehrend.
Sieht man in den zuerst vom Osten") durch das Meer gezo-
genen Ankömmlingen die Erbauer Palenque's zu Votan's Zeit (in
den Brüdern der Izaes den Ausdruck des einheimischen Prophe-
ten Zamna und in Cukulcan") die mexicanisch-toltekischen oder
olmekischen Beziehungen), so würden die (aus Chiapa hergeleiteten)
Tutuxiu (Tutu-Xives) eine Rückwanderung der Votaniden (Chivim's
oder Xivim) nach Uxmal darstellen, wo (wie die doppelköpfige
Thierfigur) die Hieroglyphen-Tafeln (auch im nahen Kabah) mit
Palenque (und Copan) verknüpfen und das Rüssel- Ornament auf
den heiligen Tapir (Votan's) führt.
Wenn die Chanes oder Canes aus Norden herabgeführt wer-
den, liegt eine Anknüpfung an die Culhuas zum Grunde, und
obwohl ihnen auch dann Votan als Führer gegeben wird, so
deutet doch der in Begleitung seiner Tzendalen in Nonohualco
(an der Mündung des Usamacinta) erscheinende Gott Hurakan
darauf hin, dass unter dem heimathlichen Camuhibal (dem Ort der
Dunkelheit) antillische Berührungspuncte verhüllt liegen.
Nachdem, während Zamna's Herrschaft in Yucatan das
Schlangenhaus Nachal's gegründet und die Einwanderung Gucu-
matz's nach Xicalanco (an der Lagune de Terminos) gefolgt -war.
1) Ghib ist das Armadill (in Tzendal), Chib la patrie (s. Brasseur). Im Calendcr
der Tzendalen findet sich Chuie oder Chic neben anderen Heroen der Tagesnamen,
Neben den (in Tabasco lebenden) Xibes oder Chivim (in Xibalba) kamen vom Norden
die Chanes (unter Votan) nach Chiapa.
2) Yucatan war bevölkert durch „ciertas gentes, venidas por la parte de Oriente,
a las cuales havia dios librado de otras, abriendoles Camino por la mar" und während
die Yzaes in Chichen-Itza herrschten , kam vom Westen Kukulcan , der später über
Champoton nach Mexico zurückkehrte (s. Herrera).
3) Quetzalcoatl oder Cuculcan kam (nach Torquemada) de las partes del Poniente
(que es de estas partes, porque respecto de ellas, esta Yucatan al Oriente).
TEMPELBAUTEN. 367
langten auf grossen Schiffen jene Fremden an , die wegen ihrer
langen Gewänder Tzequiles (Alänner in Frauenkleidern) genannt,
von Votan's Tzendalen (aus Chivim oder Valum-Chivin) als Ver-
bündete aufgenommen wurden und diese in den Künsten unter-
richteten (so dass bei der Verknüpfung Panuco's mit Tabasco
Quetzalcoatl oder Cuculcan hineingezogen werden würde).
Vielleicht war ihnen die Herkunft ebenso unbegreiflich, wie
die der europäischen Entdecker dem P^ürsten Nicaragua, der sich
bei Gonzales erkundigte, ob die Spanier aus dem Himmel auf
den Wolken herabgekommen oder frei fliegend (s. Gomara). Auch
Davila, als er sich von Nicoya nach Nicaragua begab, hatte
mancherlei Fragen zu bestehen, über die Fluth, den Weltunter-
gang, Sonne und Mond, die Seele u. s. w. (los Castellanos estu-
vieron espantados). Bald genug freilich wird es mit dieser Wiss-
begierde vorbei gewesen sein, da es Anderes und Wichtigeres
zu thun gab, und zwar so unerträg'lich Vieles, dass die Nicara-
guaner, (wie Gomara erzählt), sich ihrer Frauen enthielten, um
nicht Sklaven für die Spanier zu gebären, bis sich Pedrarias zu
besserer Behandlung, oder wenigstens zum Versprechen einer
solchen, herbeiliess.
Durch neuere Reisende ist darauf aufmerksam gemacht, dass
die grossen Bauten in Yucatan nicht als Städte zu betrachten
seien, sondern als die Stätten von Tempeln, da die Indianer zur
Wohnung Hütten der jetzigen Art benutzt haben würden, und es
ist das nur eine Bestätigung dessen, was bereits verschiedene der
alten Chronisten mit bestimmten Worten sagen, die man damals
im ersten Erstaunen bei dem Hervortreten der so lange begrabe-
nen Monumente übersehen hatte. Indess darf andererseits der
Begriff der Stadt nicht ganz entfernt werden, da die Ansiedlungen
sich in der Nähe des priesterlichen Tempelsitzes fanden, und auch
die Fürsten^) (neben der Priesterschaft) dort ihren Aufenthalt
nehmen konnten. Ausserdem die langen Häuser noch in den
Casas grandes Analogien finden.
^) Das Anoantal genannte Pueblo (des Fürsten Guaramental) es solamente los
pala9ios y apossentamientos deste senor (zu Sedeno's Zeit). Die erste Umzäunung
diente für seine Wohnung, die zweite für die Frauen, die dritte für die Dienerinnen,
die vierte für die Waffen, die fünfte für die Kinder, die sechste für die Lebensmittel,
die siebente für die Küche (s. Oviedo). Der Name Cacique (Seiior principal) se dice
alli Acribano (in Anoantal). Der Acribano Gueregueritar herrschte in Pacamaria (zu
Miranda's Zeit).
368 - YUCATAN.
Als Cuculcan seinen Sitz von Chichen-Itza (unter der Herr-
schaft dreier Brüder) nach Mayapan verlegte, „hicieron un Cerco ^)
(de una pared, en piedra seca, dexando solo dos puertas)" und:
„hicieron sus templos y ediiicaron tambien cerca del Cercado
las casas de los Senores" (s. Herrera). Als dann die Regierung
auf die Dynastie der Cocomes übertragen wurde, befahlen diese:
„que pues el Cercado no era para mas de los templos, se labra-
sen casas fuera de el, adonde tuviesen sus mayordomos" (zur Tri-
buterhebung), und setzten Gouverneure über die Ortschaften, die
von dem die Fürsten berathenden Oberpriester ausserdem Priester
erhielten (proveia de Sacerdotes a todos los pueblos). Als die
Tutul-Xiu (in Chiapa) dorthin kamen, wurden sie eingeladen
„edificasen moradas para los Senores, en el asiento de la ciudad".
Damals habe ungetrübter Friede bestanden, und das Waffen-
handwerk sei erst gelernt, als Einer der Fürsten aus ehrgeiziger
Herrschsucht mit den Garnisonen der mexicanischen Grenzfestun-
gen in Unterhandlung trat und: „metio en Mayapan gente de
guerra, con que tyrannizö la republica".
Obwohl sich in Yucatan kein Metall findet (bemerkt Landa),
werden viele gut bearbeitete Gebäude angetroffen, w^elche Tem-
pel darstellen und in solchen Mengen vorkommen, weil sie bei
der veränderlichen Lebensweise der Indianer in jeder Ansiedlung
neu gearbeitet wurden, denn „en cada pueblo labravan un Templo
por el gran aparejo que ay de piedra y cal, y cierta tierra blanca
excellente para edificios" (und die darauf ausgeführten Bildwerke
zeigen die Rasse der von den Spaniern angetroffenen Indianer
als die Erbauer).
Die drei Brüder, welche in Chicheniga grosse Gebäude^) er-
richteten, kamen dorthin „de la parte de Poniente" (nach Herrera).
Yucatan hiess U Cuumil cutz, u Cuumil ceb (tierra de pavos y venados) oder
Ulumil Cuz und Etel Ceh (nach Landa), auch Ulunuluyz Yetelzeh (s. Herrera). Vom
Westen gekommen, herrschte Cuculcan mit den drei Brüdern der Yzaes in Chicheniza.
Dann wurde Mayapan gegründet mit dem Tempel Cuculcan's, der von Champoton
nach Mexico zurückkehrte (Herrera). Zwischen Catoche (casa) und Campeche ant-
1) Mayapan (pendon de la Maya) oder Ychpa (dentro de las Cercas) wurde von
Cukulcan gegründet (s. Landa). Stephens beschreibt die Ummauerung von Copan.
2) Die Dachformen der Denkmäler von Palenque haben chinesische und japanische
Aehnlichkeit, ebenso das Bizarre in den Sculpturen und Ornamenten, während Körper-
gefühl und Bewegung der Gestalten mehr mit ostindischer Kunst verwandt zu sein
scheinen (s. Kugler). Der Horizontal -Bogen in Räumen der Casa de las Monjas in
Uxmal entspricht dem etruscischen oder pelasgischen (nach Fergusson).
ITZAES. 369
werteten auf Cordova's Fragen die Indianer mit Tectetan, tectetan (no te entiendo), und
daraus entstand Yucatan (Gomara), Zamna (in Paduco erscheinend) wurde in Izamal
begraben, aber dann als Kab-ul vergöttert (Panuco als Landungsplatz). Im Lande der
Mazotecas war das Wild zahm, viel verehrt, und deshalb nicht erschreckt (zu Cortez
Zeiten). Die Comanches heissen (bei den Pawnees) Padukas (s. Pike). Die aus Chiapa
gekommenen Einwanderer Hessen sich in der Nähe von Mayapan nieder, wo durch
ihre friedliche Gesinnung und Bildung der Fürst der Tutuxiu weite Achtung erwarb.
Als der König Cocom aus den mexicanischen Grenzstädten (von Tabasco) Soldaten
einführte, um aus seinen Untcrthanen Sklaven zu machen, verbanden sich die Vor-
nehmen mit den Tutuxiu, um die Cocomes zu ermorden, mit Ausnahme eines abwe-
senden Prinzen, der bei der Rückkehr Tibulon in Zututa oder Sotuta gründete. Unter
den Itzaes (heiligen Männern), den Gründern von Chichen-itza und später von Mayapan
(wo Stephens a dome-shaped edifice fand, wie die Dagobas in Ceylon) there was a
character corresponding in many respects with Quetzalcoatl, named Kukulcan (Kubilac-
Khanj or God-feathered-Serpent, der, als Gesetzgeber, vom Westen (nach Herrera)
kam (s. Squier). Die Itzaes verliessen Yucatan im achten Zeitalter (Vaxachaau). Nach
Veytia fiedelten die Olmeken und Xicalances in Yucatan. Die nach der Schlacht der
Huexotzingos sich in Yucatan niederlassenden Teochichimeken (s. Torquemada) nahmen
die dortige Sprache an. Die Nunualcas (Nonohualcas) wohnten am Vulcan San Vin-
cente. Godoy traf bei Clatipilula von Chiapa nach Quichula ausgewanderte Zapotecas.
Die Yucatanesen passirten durch die aufgetrocknete See bei ihren Wanderungen. Der
König Ytzmatul (el que recibe y posee la gracia y rozio ö substania del cielo) wurde
in Ytzamal vergöttert (s. Lizana), als Kab-ul (mano-obradora). Nach dem Fall von
Chichen-Itza herrschte in Ytzmal der Gottessohn Ytzamatul, als Thau des Himmels,
und bei seinem Tode wurden über die Glieder des vertheilten Körpers Tempel gebaut.
Unter den Caziquen der Typu stammte Cumux von den Fürsten der Insel Cozumel.
Die Chinamitas kämpften mit den Itzaes. In Champoton herrschte die Familie der
Covoh. Der Fürst Chiapoton von Aguanil wohnte in Moscobo (zu Cordoba's Zeit).
An die Stelle der Chomes traten (XVII. Jahrh.) die Urinamas, Cavecanas, Talamancas
und Terrabas (s. Pelaos). Montejo unterstützte die Cheles in Tirroh (mit Chicheniza)
gegen die Covohes in Chianpotan (in Yucatan). Neben Canek, König der Taika, auf
der Inselstadt am See, herrschte Amohan in Tlesean. Der aufständische Fürst von
Chetemal befestigte sich in Chequitaquil (in Yucatan). Nachdem die Spanier durch
den Aufstand der Indianer in Yucatan gezwungen waren , sich über Cilam aus Cam-
peche zurückzuziehen, wurden die während der Dürre ein Opfer bei dem Brunnen von
Chicheniza beabsichtigenden Mani von den Cocomes auf dem Wege getödtet, worauf
die Tutuxius die Länder der Cocomes verheerten, und während dieses Krieges die
Spanier zurückkehren konnten (Herrera). Wie die Tzotziles sind die Zoques von der
Fledermaus (Zoo) genannt. Neben den Itzcaes und Lacandones wohnten zwischen
Guatemala und Yucatan die Choles, Mopanes, Queaches, Tirampies u. A. m. Der
(zu den Lacandones) gehörige Stamm der Chanes (Chan oder Schlangen) hiess Colhuas
oder Quinames (bei Palenque). In Verapaz finden sich neben den Lacandones in
Acala die Pochutecas (Herrera). Die westlichen Lacandones (an der Grenze Chiapas)
sprechen die dem Maya verwandte Sprache Putum oder Chol (Berendt). Das Maya
ist mit der Sprache Zotzile, Tzendal und Chamha oder Chamula verwandt. Neben
Coribizi, Chonal und Orotina war die Sprache von Choluteca die älteste und ein-
heimische in Mexico, und die der mexicanischen Sprache tenian por letras las figuras
de los de Culua (in Folge einer Dürre aus Anahuac ausgewandert). Gesetze und Ge-
Bastian , Ameiica. 9_i
370 YUCATAN.
brauche waren nach Art der Mexicaner gemalt, y esto hazen solos los Chorotegas, y
no todos los de Nicaragua, y tambien son diferentes en los sacrificios (s, Herrera).
Bien qu'elle renferme un grand nombre de racines communes ä la langue maya, eile
differe de celle-ci d'une maniere essentielle; pour ce qui concerne sa grammaire , eile
parait 6tre un dialect de la langue Diria ou Choroteca du Nicaragua, qui, ä son tour,
se rattache ä plus d'un titre h des idiomes de l'Amerique m^ridionale , bemerkt Bras-
seur von der langue chiapaneque (in Chiapa de los Indios). Chinabahul oder Huehue-
tanango war Hauptstadt der Tzitzol, Die Chinamitas redeten Maya. In Chinamila
(bei Quirigua) finden sich Monolithen. Die Azteken zogen über Xaltocan und den
See Chinamitl. Chinandega war Stadt der Nagrandaner. Die Chinanteken oder Tenez
wohnten in Teotitlan. Chinantla war Hauptstadt der Chinanteken (bei den Mazateken
in Oajaca). Die Parascer gründen Chincila oder Tzintzunzan (Guayangareo) am See
Patzcuaro. Chindoy war der böse Geist der Navajos. Chinigchinig war Gott der
Acagchemem. Die Chin wohnten nördlich vom Atnah in Columbien (mit Chinook).
Die Tlapaneken oder Chinquimes wohnten in Chilapan. Chinapa war Stadt der Opatos
in Sonora. Die Chinipos wohnten bei San Andres Chinipa. Kinich Kakmo (als
Sonne mit Vogelschnabel) wurde in Itzamal verehrt. Der Gott Kabul (des Lebens und
Schaffens) in Yucatan wird unter dem Symbol der rothen Hand verehrt. Alquin ist
hijo del Sol (in Yucatan). Hun Itzamna oder Yaxcocahmut war Sohn des unkörper-
lichen Gottes Hunab Ku , von dem alle Dinge herrührten (in Yucatan). Aus dem
Westen nach Chichen-Itza kommend, vereinigten die (ohne Frauen lebenden) Fürsten-
brüder die Eingeborenen (Tempel bauend), bis Einer aus den Dreien nach Bac-halal
zurückkehrte (Landa). Bei den Itzas war das Wild heilig (wie bei den Lacandonen).
Von dem Beori (danta) oder Tapir wollten die Eingeborenen (in Vera Paz) die Blut-
entziehungen gelernt haben, nam ubi sanguinis nimia copia se gravari sentit, illico
petrarum attritu venas crurum sibi aperit et sanguinem derivat (de Laet). In Yucatan
zeugte der Gott Izona mit der Jungfrau Chibirias (Tochter des Ischel) den Sohn
Bacab, der durch Eopuco getödtet, wieder auflebte und zum Himmel emporstieg,
worauf Echuah (der Kaufmann) die Welt erneuete (nach Casas). In Yucatan (wo
Chylamcabal die Ankunft der Spanier prophezeite) hatte Cozas (mit 19 Gefährten) das
Fasten und die Beichte eingeführt, unter Verehrung des Vaters als Yzöna (im Himmel),
des Sohnes als Bacab (mit seiner Mutter Chyribirias) und des heiligen Geistes, als
Yschel (s. Remesal) oder Echuah (als Dritter hinzutretend). Ausser Chilam-Balam
hatten (in Peten) die Hohenpriester Patzin-Yaxan , Nahau-Pec, Ahnapuc-Tun das
Christenthum prophezeit (s. Villagutierre). Canal Bacab wurde bei den Maya verehrt
(als Himmelsträger mit seinen Brüdern). Zamna oder Itzamna, als Sohn Hunabku's,
des einzig Heiligen (b. Cogullado). Der Frömmste unter den drei Brüdern, die in
Chichen-Itza herrschten, zog sich nach Bac-Halal zurück (Landa). Die Tutul-Xiu
wanderten unter Holon-Chan-Tepeuh nach Yucatan. Die von den Tutul-Xiu vertrie-
benen (Ahizaes) Itzaes oder Izaes hiessen Kuyen Vinkob (heilige Männer). Nach
Clavigero rühmte sich der Adel Yucatan's seiner Abstammung von Quetzalcoatl. Die
Cocomes in Yucatan stammten von dem aus Westen gekommenen Quetzalcoatl oder
Kukulcan (Torquemada). Der Prophet Napuctum (in Yucatan) prophezeite die Zer-
störung durch Feuer (s. Lizana). Unter den 12 Priestern Mayapan's sagte der Vater
Achchel's die Zerstörung der Hauptstadt voraus, worauf sein Sohn nach der Küste
auswanderte und Tikoch gründete (in Ahkin-Chel oder Yzamal) als Stadt der Cheles
(im Kriege mit den Cocomes und Xius). Neben den Prophezeiungen des Priesters
Chilam Calam (in Yucatan) finden sich die Napuctum's, Ahkuil-Chel's, Nahau-Pech's,
CHINANTECA. 371
Natzin Yabun-Chan's. Die Tutuxiu (den Cocomes feindlich) schlössen sich in Folge der
Prophezeiung Chilancambal's(Chilamcabars) an die Spanier an. Die Propheten Chilanibalam
schrieben ihre Prophezeiungen in Maya-Bücher. In Mini (in Yucatan) Hess der Prophet
Chilancalcat Prophezeiungen. In Yucatan, wo die Heroen dem Kreis der Götter
(Ku) zugefügt wurden, hiessen die Götzen (bei Villagutierre) Zemes. Die Kriegsgötter
Pakoc und Hunchunchan orakelten (bei den Itzas). Nachan (Schlangenort in Maya)
oder Hochan (der Tzendalen) bei Palenque wird von Ordonez mit Culhuacan identifi-
cirt. Nach Las Casas hatte Cocolcan, mit 20 langbewandeten Bärtigen nach Yucatan
kommend, die Beichte und das Fasten eingeführt. Als ganz Yucatan mit Ansiedlungen
bedeckt war , zerstörte ein Sturmwind alle hohen Gebäude , so dass nur die kleinen
Hütten blieben , in denen die Kinder (von ihren Eltern getrennt) lebten. Nach
15 Jahren folgten tödtliche Fieber, nach wieder 15 Jahren blutige Kriege, nach 15
bis 20 Jahren Pestilenz, und dann prophezeite in dem Gebirge von Mani (in Tutuxiu)
der Priester Chilam Chambal von der Einführung des Kreuzes, wie sich auch in den
Büchern der Cocomes (nach D. Juan Cocom) eine Prophezeiung mit Abbildung sonder-
barer Hirsche fand, die eingeführt werden würden, den Kühen der Spanier entspre-
chend (s. Herrera). Canek (in Peten) bemerkte den von den Typu kommenden
Missionären, dass, obwohl sein Vater die Annahme des Christenthums versprochen
hatte, noch keine Zeit sei, weil man sich erst im dritten Zeitalter (Oxahau) fände
(Yillagutierre). Die Itzaes nannten die Spanier Xolopes, desde que vieron ä los pri-
meros comer Anonas, que es Truta de Tierra caliente. Chilan-Balam , Grosspriester
von Tixcacayon Cabich (in Mani), hätte die Ankunft des Kreuzes im 13. Zeitalter
prophezeit. Die wilden Yucatanesen am Rio Hondo (mit der Hauptstadt Chan Santa
Cruz) werden von dem Patron oder Totich genannten Priesterkönig (der das Kreuz
befragt) regiert, mit dem Tata Polin (interprete de la cruz o de dios) und dem El
organo de la divina palabra, als dritten (Aldherre). Von Mayapan nach Mexico zurück-
kehrend, Hess Cuculcan bei Champoton zu seiner Erinnerung un edificio dentro de la
mar (Herrera). Ytzamma, Sohn des Gottes Kincliahan mit Ixkaleox (Erfinderin des
Webens), erfand die Schreibekunst (in Yucatan). Bei Dürre wurden Mädchen in die
Cisterne (Zenote) eingetaucht (bis sie ertranken) in Yucatan. Hun-Itzamna oder Yax-
Cok-Ahmat war Sohn des Gottes Hunab-Ku (Einzigen Heiligen) in Yucatan (Cogul-
ludo). Neben den Naturgöttern (Xoj, Ajmak, Kanil und Ik) wurde in Istlavacan der
Lichtgott Kij und der (böse) Erdgott Juiup verehrt (nach Scherzer). Die Tutul-Xiu,
weil ohne Waffen (bis zur Zeit der Mexicaner), bedienten sich nur der Schlingen und
Fallen zum Thierfange (nach Landa). Die von dem Hohenpriester des Gottes Turanga
geführten Tongaiti-Akareva-moana (der durch die Himmelslüfte segelnden Tonganesen)
brachten die Verfertigung der WafiFen nach Mangaia (s. Gill). Von Nicaragua ge-
kommen, unterwarfen die Chiapas die Zoques, verblieben aber in Zwist (ohne Ver-
heirathung) mit den Cinantecas in Chinantlan (wo mexicanische Garnisonen lagen),
qualquier oficio, que consiste en Arte, aprenden bien, usan, entre si, de mucha cortesia
(s. Herrera), singulares (son). Chinanthla (b. Zazatula) lag ausserhalb der mexicanischen
Grenze (zu Cortez Zeit), In Chinanteca (von Montezuma unterworfen) lieferten die
Herren ihre eigenen Sklaven zum Opfer. In der Schlacht der Tuatecas (in Chinanteca)
zogen die Fürsten (mit den Haaren federartig aufgeputzt) voran. Der Fürst Chiapes
(neben den Quarequa) führte Baiboa zum Südmeer. Im Chinantekischen sind die
Vozes tan equivocas, que con un mesmo termino mas blando ö mas reciö dicho, significa
disonante sentido (Remesal) [chinesischer Betonung]. Das Tzendalische ist ein Dialect
des Zotzilischen, zum Maya gehörig (wie das Chiapa). (Giapon und Japan). In Chiapa
24*
372 • YUCATAN.
finden sich neben Chiapaneken (und unterworfenen Zoques) die Zeltzales und Quelenes.
Juarros rechnete die Chiapaneken zu den Kichc (Nachkommen der Tuheken). In
Chiapas fanden sich (verschiedensprachig) die Chiapanecas, Zoques, Zeltales (mit Yuca-
tan grenzend), Quelenes (mit Guatemala und Soconusco grenzend). Mayapan bildete
einen Bund mit Tulha und Palenque in Chiapa. Die Zotziles (murcielagos) stammten
von Tzinacantan, Hauptstadt der Quelenes. Die Tzendalen wohnten in Chiapan oder
Zacatlan. Von der letzten Felsenfestung, auf welcher die Chiapas von Mazariegos
eingeschlossen waren, stürzten sie sich, als alle Hoffnung des Widerstandes aufzugeben
war, mit Frauen und Kindern in den Abgrund (s. Herrera). Tzinacantlan (Stadt der
Fledermäuse) oder Zotzilha (der Tzotziler) war Hauptstadt der Quelenes. Neben den
Chiapaneken finden sich in Teochiapan die Zoques, Cendales oder Zeldalcs und Mamcs.
Die Chiapaneken unterwarfen neben den Tzendalen (bei Palenque) und Zoquen die
Zotzilen und Quelenes (in Chiapa). Die Tzendalen in Soconusco gehören zu den
Mayas in Uxmal, von wo das Reich der Itzaes in Peten gegründet wurde. Nachdem
sich Imos (Mox) in Chiapas niedergelassen, folgte Ik oder Igh und dann (bei den
Tzendalen) Votan (unter dem die Tzequiles in Nachan oder Palenque ankamen).
Darauf herrschten Chan oder Ghanan, Abagh, Tox, Moxic, Lambat, Muluc oder Molo,
Elab, Batz, Ewab, später Been oder Be (der Gründer Comitan's), weiter Hix, Tziquin,
Chabin, Chin (als Einführer der Sodomie deificirt) und Chinax, der durch die Nagual
(Zauberei) eines mächtigen Gegners vernichtet wurde. Ihm folgten Cahogh und
Akbal, nach denen die Dynastie der Votaniden durch die Xahoas aus Tulha ersetzt
wurde. Bis zur Zeit der mexicanischen Kriege wurden die von Votan stammenden
Chiapas von zwei Priestern regiert (Clavigero). Im Königreich der Otomies (mit der
Hauptstadt Xilotepec) war Chiapa (neben Tula, Tepexic, Xiquipilco, Atocpan und
Queretaro) einbegriffen (Torquemada).
Imox oder Ninus wurde durch den Seiba-Baum repräsentirt, aus dessen Wurzel
die Chiapas entstanden waren. Imos (Nimus) rettete sich (nach den Tzendalen) aus
der Flutli in einem Boot (wie Tezpi in Mechoacan). Die Tzendalen glaubten sich den
Wurzeln des Seiba-Baums (dem Ymos oder Imos heilig) entsprossen (Nunez de la Vega).
Lambat findet sich unter den Heroen die in Chiapa siedelten. Izamal wurde von Zamma
gegründet. Die Cheles bildeten den Priesterstand in Izamal. Die Chiapaneken setzten
die Calchiguites (mit den Bildern ihrer Heiligen) in eine Urne zu Tlacoaloya bei Hue-
huetlan (in Soconusco) bei, zu Ehren Votan's unter Hut von Priestern (con tapianes).
Der Hohepriester (gran sacerdote), que llamavan Ahkin-Mai y por otro nombre: Ahau-
Can-Mai, que quiere decir el Sacerdote Mai o el Gran Sacerdote Mai, lebte (in Yucatan)
nur von freiwilligen Gaben (s. Landa). [Mai, gross, oder Maha mit Con.] Nach Landa
kamen westliche und östliche Einwanderungen nach Yucatan. Der Osten wurde (bei
den Maya) Li-kin (Sonnenaufgang) oder Cen-ial (kleines Herabkommen), der AVesten
Chi-kin (Sonnenuntergang) oder Nohen-ial (grosses Herabkommen) genannt (nach Landa).
Zamna (Sohn des Hunab-ku), der sich als Ytzen-Caan, Ytzen-Muyal (rosce ou substance
du ciel, rosee des nuages) bezeichnete, galt als inventeur des caracteres dits calculiformes
(s. Charencey). Cuculcan nannte die von ihm gebaute Stadt Mayapan, que quiere decir,
la vandera de la Maya, porque Maya significa la lengua (Herrera). Nach der Zerstö-
rung Mayapan's theilte sich die Herrschaft Yucatan's zwischen los Cocomes, Cheles y
Xives (s. Herrera). Die Ah-Itza wurden durch die Tutuxiu (zu Nahuatl gehörig) aus
Potachan und Chichen-Itza vertrieben. Die wilden Chontal (deren Sprache sich bis
Oaxaca erstreckte) wohnten nördlich vom See Nicaragua, zwischen welchen und den
Pautli die (mexicanischen) Niquiran wohnten, neben den Choroteyes (als Diries, Na-
SEIBA.
373
grandes, Cholutekcs und Orotines). Die aus Soconusco durch die Olmeken nach Ni-
caragua Getriebenen bauten (auf dem "Wege) Escuintla (nach Torquemada). Nach Ix-
tlilcochitl wanderten die Reste der Tolteken nach Nicaragua. Der Gott Itzamna (in
Yucatan) galt als Erfinder der Schrift (nach Cogulludo). Ix-Kanleox war Mutter der
Götter. Kukulkan (die Luft) war Gott der Gesetze und des Krieges. Citbolontum
war Gott der Medicin (wie die Göttin Ixchel). Xocbitum war Gott des Gesanges.
An-kin-Xoc war Gott dichterischer Begeisterung (wie Pizlimtec). Htubtun war Gott Metnal
der Beredsamkeit. Als höchster Gott wurde Hunabku verehrt (in Yucatan), während
der Böse als Xibilba erschien. Die Seelen (Pixan) der Guten genossen Seligkeit unter
der riesigen Ceiba (Yaxche), während die bösen in der Hölle (Metnal) gestraft wurden.
Der Stamm des Seiba-Baum's (Cha-Yaxche) war heilig, als Votan oder Zamna (Itzama-
tul). Die Mädchen wurden als Jungfrauen des Feuers, und die Knaben in Klöstern
(von Hohenpriestern) erzogen. La denominacion comun del afio era hab, del siglo
katun, sincope de la fräse kat tun, que significa atravesar una piedra (in Yucatan) und
diese monumentalen Steine wurden im Tempel der Stadt Tixualahtun aufgestellt (Car-
rillo). Bis zur Zeit Nunez de la Vega fand sich (in Teopixca) generacion, que llaman
de Votantes, als von Votan, que es el Senor del Palo Hueco (que llaman Tepanaguaste)
stammend. Durch den spiegelnden Stein Zatzun wurde Krankheit entdeckt (in Yuca-
tan). Rakalku war Gott des Todes (in Yucatan). Die Shasta stammen von dem Bär
mit der Tochter des Grossen Geistes. Die Tempel in der Boca de Terminos (aus Stein
und Kalk) enthalten Götzen von Thon und Holz. In der Nähe des Flusses Lagartos
steht auf dem freien Platz der Stadt Mani ein kegelförmiger Steinpfeiler. In Campeche
fand Cordova in einem Stufenthurm Steinbilder von wilden Thieren und Schlangen.
In Champoto (unter dem Caciquen Mochocoboc) beantworteten die Indianer den Donner
der Geschütze mit Geschrei. Im ISIonat Chen wurde der neue Götze von den fasten-
den Verfertigern dem Eigenthümer übergeben (in Yucatan). Die Jungfrau Chibirias
war Tochter der Arzneigöttin Ixchel (in Yucatan). In Yucatan wurde ein durchsich-
tiger Stein (Zalzun) befragt, um die Ursache der Krankheit zu erkennen (s. Baeza).
Die Königstochter Ix-Zuhuy-Kak im Feuerkloster (unter der Aufseherin Ixnacanka-
tum) sterbend, wurde vergöttert (in Yucatan). Nach Las Casas führte der Gott Chin
(Cavil oder ISIaran) die Sodomiterei ein (bei den Mayas). Bei Aht oder (bei den Ta-
kali) Chins (Fremdlinge) gehen die Seelen der natürlich Gestorbenen zu dem als knochen-
loses Fleischgespenst umherwandelnden Chayher, die Seelen der im Kampfe Gefallenen
zum glücklichen Lande des Schöpfers Quawteaht. Neben dem bönen Chindoy verehrten
die Navajo den guten Gott Whaillahay. Den Acagchemem (bei San Juan de Capis-
trano) erschien Quiot als Chinigchinich. Der Gott Chin (Cavil oder Maran) führte in
Verapaz die Sodomiterei ein und seitdem verheiratheten die Väter ihre Söhne mit
Knaben. Die Chin lebten nördlich von den Atnah oder Shushwap (in Columbia),
Can findet sich, als Schlange, im Quiche-Calender. Die Priesterin (Sclavin des Ober-
priesters Quincanek) Hess sich von ihren Geliebten in Gestalt von Löwen oder Tiger
besuchen (am See von Itza). Beim Fest Pocam (der Maya) wurde der Tanz Okot nuil
abgehalten. In Chiapas wurde Costahuatox (mit Widder-Kopf) verehrt. Bei den Llanos
wurde Yabalan (Yahalan) und Canamlum verehrt. In Chiapas wurde eine fette Greisin
(von den Spaniern getödtet), als Göttin verehrt (s. Diaz). In Chiapa verehren die In-
dianer neben den Sternen Thiere als Naguals (Fetischgötter). Bei Huehuetan wurden
Tapire verehrt. Vom Looswerfen (Kinyah) wurden die Priester (Yucatans) Ahkin (Ala-
kin) genannt (Lizana). Bei den Guechecoros wurde ein Bild des Cortez verehrt. Der
erste Mensch (in Yucatan) war aus Erde und dem (Zacate genannten) Stroh verfertigt,
374 YUCATAN.
die Knochen aus Erde, Haut und Haare aus Stroli (CoguUudo). In Yucatan waren
vier Erdepochen vorübergegangen, die durch Pestilenzen (plötzlichen Tod), Sturm und
Fluth vernichtet waren. Der Schöpfergott Hunab-ku zeugte den Sohn Hun Ytzamna
oder Yaxcocahmut (in Yucatan). Gott wurde als Kue angerufen (in Yucatan), unter
Seufzen (s. Cogulludo). Neben den Kriegsgöttern Pakoc und Hexehunchan, verehrten
die Itzaex den Gott Hobo durch Menschenopfer (s. Fancourt). Quincanak fungirte
als Hoherpriester in dem Tempel Itza's (s. Villagutierre). Der Priester Tut (in Ilza)
erhielt von seinem Gott Prophezeiungen. Das Wild war (bei den Itzaes) heihg und
durfte nicht gejagt werden. Jachel war Göttin der Geburten (in Yucatan). Die die Seele
in Blumen (Acat) verwandelnde Dämonen wurden verehrt (in Yucatan). Der Gott Kin-
chakau zeugte mit der Göttin Ixazalvah (der Erfinderin des Webens) den Sohn Itzamna
(der Erfinder der Schrift), während die übrigen Götter von der Göttin Ix-Kanleox ge-
boren wurden (in Yucatan). Die Göttin Ixchebelyax erfand die Malerkunst, die Zauberin
Ixbel (neben dem Arznei-Gott Cixbolontum) die Heilkunst. Neben Xocbitum, dem
Gott des Gesanges, wurde der deificirte Sänger Ah Kin Xooe verehrt, als Gott der
Dichtkunst oder Pizlimtec. Neben dem Häuptling Kukulcan wurde Kakupacat (mit
Feuerschild) verehrt. Chac wurde als Erfinder des Ackerbaues verehrt. Der Gott JNIul
Tul Tzec herrschte über die Gewitter (in Yucatan). Neben dem Gott Tel-cuzan (mit
Schwalbenfüssen) wurde der Gott Lakunchan (mit verwachsenen Zähnen) verehrt. Der
Gott Htubtun (in Yucatan) excretirte kostbare Steine (Cogulludo). Die vier Bacab (der
Maya) stützten die Weltgegenden und die Eingeweide der Todten wurden in Bacab
genannten Gefässen begraben. Unter den Göttern (in Yucatan) herrschten die vier
Brüder (Bacab) in den vier Weltgegenden den Himmel tragend. Am Fest Pocom des
ersten Priesters Chinchau-Yzamna reinigten die Priester (nachdem sie den bösen Geist
vertrieben) die heiligen Bücher mit Wasser, das aus einem nur von Frauen betretenen
Gehölz geholt war (in Yucatan). Yzamna, Citbolantum und Atau-Chamahez waren die
Götter der Medicin in Yucatan). Am Feste Chic-Kaban kam der zum Himmel auf-
gestiegene Prophet Kukulcan zur Erde, die Opfer persönlich zu empfangen (in Mani).
In Süd-Californien legte der Schöpfer die Erde auf den Rücken von vier Riesen, die
sich im Erdbeben schütteln. In Yucatan tragen die vier Brüder Bacab die Erde.
Dem Gott Kinchachau haban wurden (in Campechc) Menschen geopfert. In Tihoo (bei
Merida) wurde Ahchun caan verehrt und (früher) Vaclomchaam. In Cozumel wurde
Ahulane oder Ahulneb verehrt. In Itzmal wurde neben Itzamat-ul (der Thau des
Himmels) Kab-ul (die arbeitende Hand) und das Sonnengesicht Kinsch Kakmo (dessen
Strahlen in dem Vogel Vacamaya hernieder kamen) verehrt (s. Cogulludo). Die vier
Bacab (in den vier AVeltgegenden) waren der Fluth entkommen (in Yucatan). Ra-
kalku (Gott des Todes) wurde auf der Opferinsel verehrt (Cogulludo). Die Priester
(in Yucatan) communicirten mit dem Dämon Xibilba (der Verschwindende). Die vier
Götter Zakal Bacab, Canal Bacab, Chacal Bacab und Ekel Bacab trugen die Erde (in
Yucatan). Beim Fest Vayeyab wurde ein Stock ausgekleidet (als Mam oder Grossvater)
und verehrt (in Yucatan). In der Schlacht wurde der Gott Ahchuy kak von vier
Häuptlingen getragen. Auf der Insel Uloa fand Grijalva die Verehrung des Kreuzes.
Aus dem Kreuz in Yucatan schloss man auf Ankunft der Spanier tiempo del rey don
Rodrigo (Gomara). Boturini identificirte das Kreuz mit dem Baume des Lebens (To-
nacaquahuitl). Die Itzaexes verbrannten die Menschenopfer in der Höhlung eines me-
tallenen Kreuzes unter Tromraellärm (Waldeck). Das Kreuz oder Tonacaquahuitl (dios
de las lluvias) hiess Quiahuitziteotl (dios de madera) oder Chicahualizteotl (dios fuerte
e poderoso). Nach Quauhtolco oder Guatulco wurde das Kreuz durch einen weiss
KREUZE. 375
gekleideten Bärtigen gebracht. Auf dem Berge Escurruchan oder Esclicurruchan, als
Gottheit der Gebirge, wurde ein beständiges Feuer unterhalten (bei Cahabon). Die
Kaufleute in Yucatan verehrten den Gott Ekchua. Von Kaufleuten wurden Steine dem
Haufen an dem Bilde des Gottes Echuah auf Reisen zugefügt (in Yucatan). Die In-
dianer von Zaclun (und die Typu) stellten längs der Wege estatuas, ä traza de Es-
panoles ridiculos und davor Götzenbilder, als die Figuren de dioses de los Caminos, die
den Spaniern die Wege verlegen sollten (Villagutierre). An der Puntade las mugeres
fand Cordova an den Steinthüren weibliche Idole. Dem Gott Mam (Ahnherr) waren
in Yucatan die Unglückstage geweiht. In dem Tempel Ppapp-Hol-Chac (casa de las
cabe^as y rayos) wurden in Yucatan Orakel ertheilt (Lizana), im Ppappismus. Die Yu-
cataner feierten la fiesta del dios Mam, abuelo (Pio Perez). Beim Fest Pocam (in Yu-
catan wurde (unter Oeff'nen der Bücher) Kinchau-Izamna (als erster Priester) angerufen
(Landa). Bei den Maya wurde Ixchel als Mutter der Götter verehrt (nach Carillo).
Das Buch Hun-Yecil (der Mayas) sprach (nach Aguilar) von der Abtrennung Cuba's
von Yucatan durch eine Wasserfluth. Mit der petite figure accroupie (mit gekreuzten
Beinen sitzend und auf das Knie gelegter rechter Hand) in der Casa de monjas (in
Uxmal) vergleicht Eichthal einen Buddha, sculpte sur muraille du temple de Indra-
Saba ä Ellora (mit analogem Kopfputz). Nach den Japanern (des Budsdo-Dienstes)
ist Buds oder (bei Kircher) Butzen (Buddha) in Makattakokf, einer Provinz des Reiches
Tencikf geboren. Wie Sommonocodom (der Samanäer) Zamna, Hesse sich dem
Bogdo-Lama (neben dem Tischi Lama) Bogota Bochica's annähern und Nemi (von den
Jainas als Neminath deificirt) im Nim-lap, Nemi-Quiche, Nompa-nemi u. s. w. suchen. Die
Rundbauten mit einer cylindrischen Masse im Innern, deren Reste sich in Yucatan
(Mayapan, Chichen, Uxmal) erhalten haben, erinnern an die Anlage asiatisch-buddhisti-
scher Dagopbauten (Kugler). Die Teocalli in Yucatan erheben sich nicht in Terrassen,
sondern neigen sich allmälig aufwärts (wie die Teil). Das Kreuz in Cozumel war
durch einen Fremden aufgestellt, der die Ankunft seiner bärtigen Brüder aus dem
Osten verkündete (s. Mendieta). In Acuzamil oder Cozumel (mit Calchunis oder Cazi-
quen) fand sich in dem viereckigen Stufenthurm ein hohles Thon-Idol an der Wand
befestigt, aus welchem der Priester redete, und das Kreuz wurde für Regen verehrt
(s. Gomara). In Gasperien (Accadien und Neu-Schottland) trugen (XVII. Jahrhundert)
die Eingeborenen Kreuze als Amulette (Le Clerq). In Xalisco wurden Kreuze ge-
tragen. Una aspa, como la de San Andres (un quadro, como signo de Escrivano qua-
drado, cerrado y atravesado en cruz, de esquina a esquina) wurden in Cumana zum
Schutz gegen Gespenster verehrt (Herrera). Unter den Beschnittenen der Insel Ulloa
fand Grijalva die Verehrung eines Kreuzes, auf dem Einer, glänzender als die Sonne,
gestorben sei. Pilger (Yucatan's) besuchten den Tempel von Xicalanca (wo ein Jahr-
markt abgehalten wurde) und von Acu9amil, in denen sich Kreuze fanden (Gomara).
Bei Merida wohnten die Priester Alquimpech. Am Punta de Cotoche fand Cordoba
aus Stein und Kalk aufgeführte Tempel mit Thongötzen (zum Theil in Holzkästen)
und Goldfiguren. An den Tempeln (aus Stein und Kalk) in Campeche waren Schlangen-
figuren und Kreuze. Die Kaziken in Potonchon trugen Baumwollmäntel. In einem
am Kreuz befestigten Menschen, durch Thiere auf beiden Seiten zerfleischt, neben der
Schlange, die einen Löwen umschlang, zeigte sich in Campeche (in Yucatan) der Ort der
Qualen (Torquemada). Die Walliser (unter Madok) landeten in Akuzamil, w^o Gomara
wahrgenommen, dass die „Einwohner das Kreutz anbähteten" (Dapper). Die Schama-
nen heissen Cha-pa in Tibet. Les aborigenes du Darien (de race caraibe) appartiennent
aux tribus des Indiens Cunas ou Irraiques (s'appellant Tule en leur langue). Vasco
376 YÜCATAN.
Nunez de Baiboa erblickt das Südmeer von der Höhe des Pirri (15 13). The Lenca
Indians were the ancient inhabitants of Chontales (s. Bell). Bland (s. Kingsley) states
his opinion, that Porto Rico, the Virgins, the Anguilla group, Cuba, the Bahamas
and Hayti, once formed continuous dry land that obtained its land molluscs from
Central- America and Mexico. The land-molluscs of the Islands to the south, on the
contrary, from Barbuda and St. Kitt's down to Trinidad, is of two types, one Vene:
zuelan, the other Guianian, the western side of the supposed continuous land, namely,
Trinidad, Tobago, Grenada, the Grenadines, St. Vincent and St. Lucia belonging to
the first type, the eastern side, from Barbados to Antigua, to the sccond. Le Clerc
fand bei den Gaspesiern (in Acadien oder Markland) die Verehrung der Crux immissa
(1691). Einige Jahre vor Ankunft Montejo's in Yucatan hatten die Tutulxiuh von
Mini, auf die Prophezeiung des Priester's Chilancalatl über die Ankunft weisser Frem-
der, ein steinernes Kreuz aufgestellt (s. Torquemada). Nachdem Palenque (der Tzen-
dales) nach der spanischen Eroberung noch ein Jahrhundert lang in der Besitzung der
Indianer verblieben, richtete Lorenzo Mugil, der als Missionär direct aus Rom kam,
das Kreuz unter ihnen auf, und sein Gewand wird noch als heilige Reliquie verehrt,
auch nach dem Abfall vom Christenthum (i/oo) im Aufstand gegen die Spanier bis
zur Wieder-Unterwerfung (s. Stephans). Das Manuscript Votan's, dessen Nachkommen
1696 in Teopixca (bei Ciudad Real) lebten, wurde 1692 von Nunez de la Vega (Bischof
von Chiapas) verbrannt, aber Cabrera fand (Ende des XVIII. Jahrhunderts) eine Copie
im Besitz von Ordoiiez (zu Ciudad Real in Chiapas). Es ist so leicht erklärlich, wie
sich die Erzählungen von Rom, vom Thurm zu Babel, die Landkarten u. A. m. mit
den aus einheimischer Erinnerung an Votan geknüpften Traditionen aufmischten, zumal
bei der eigentlichen Entdeckung Yucatan's (durch Cordova, Grijalva, und dann Cortez),
oder bei der noch späteren Eroberung, bereits für Jahrzehnte hindurch Nachrichten
über die geheimnissvollen Besucher der Antillen dorthin gelangt sein mussten, und
auch die Küsten selbst verschiedene Male vorübergehend berührt waren.
ZUR
GESCHICHTE DES ALTEN
MEXICO.
Die bei Panuco oder Panoctlan Landenden, und dann mit Er-
laubniss der Votaniten in Paxil oder Cayala (am Usumacinta)
dem Lande des Barbaren Utui, zur Gründung Huehue-Tlapallan's
(das Ixtlilxochitl dagegen nach Sonora verlegt) Siedelnden, wur-
den aus Chicomoztoc (unter Quetzalcoatl oder Gucumatz) herge-
leitet oder, von Sahagun, aus Florida zur Auffindung des Tamo-
anchan oder irdischen Paradieses (in Guatemala), von wo (nach-
dem die Mehrzahl der verhüllte Götter tragenden Priesterfürsten
dieser in die Generalisation der Nahoas Einbegriffenen bereits
früher den Heimweg eingeschlagen), eine Rückwanderung nach
Chicomoztoc (über Teotihuacan) stattgefunden, um von hier aus wie-
der Tulancingo zu erbauen, und die dortigen Tulteken erhalten
darauf (nach Ixtlilxochitl) von den aus Chicomoztoc stammenden
Chichimeken bei Panuco ^) (vor deren Einwanderung nach Ana-
huac) ihren König ^).
1) Die bei Panutla (Panoaia) oder Pantlan (aus Florida) Landenden (als Nahoas)
siedelten (der Küste bis Guatemala folgend) in Tamoanchan , von wo ihre Gelehrten
oder Amoxoaque (hombres entendidos en las pinturas antiguas) mit den eingehüllten
Göttern (und der Bilderschrift) nach Osten zurückkehrten (ausser Oxamoco, Cipactonatl,
Tlaltetecui und Xuchicaoaca). Nach Ordnung des Kalenders und dem Besuche von
Teutioacan oder Teotihuacan (um nach der Errichtung von Pyramiden für Sonne und
Mond die Fürsten unter Erdhügel im Hause der Gottheit oder Teotl bis zum Wieder-
erwachen zu begraben) und nach der Auswanderung einiger Familien nach Olmeca
Vixtoti (der Dlmeken und Huasteken) zogen die Ansiedler in Tamoanchan nach Xu-
miltepec und dann nach Teutioacan, wo sie sich unter ihren Fürsten vertheilten. Bei
der Weiterwanderung zogen die Tultecas voran und mit ihnen, da die Otomiten unter
dem Fürsten Coatepec in der Sierra verblieben , dje Mexicaner oder Nahoas bis zu
dem Felsenthal der sieben Höhlen, wo in der Bedrängniss geopfert wurde. Nachdem
dann die Tultecas über Tullantzinco nach Xicocotitlan (zur Gründung Tulla's) gezogen,
folgten die Michoaques (unter Amimitl) und darauf die Nahoas (als Tepanecas, Acol-
hoaques, Chalcos, A'exotzincas und Tlascaltecas), worauf zuletzt (über Culhuacan) die
Mexikaner angelangt seien.
2) Die (aus Chicomoztoc stammenden) Chichimeken (unter Chichimecatl) mit den
380 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Camargo leitet die bei Panuco Gelandeten vom südlichen
Meere her, indem sie über den Isthmus gekommen, bei Motolinia
dagegen langen sie, als die Vorfahren der (sonst weit jüngeren,
und mit der aztekischen Einwanderung verknüpften) Tlascalaner
von Nordosten an, und seine Schifffahrt auf dem Südmeere ist
umgekehrt nach Nicaragua hin gerichtet, wo die Eingeborenen
besiegt werden. Algunos traen becotes ä la manera de los In-
dios de Panuco, bemerkt Torquemada von Nicoya.
Bei Veytia sind es die Ulmekas^) und Xicalancas'"^), die in
Begleitung der Zapoteken (bei Panuco) landen und dann nach
Tlascallan (als ältere Tlascalaner auffassbar) und Huexotcingo
ziehen, um am Flusse Atoyoc die Riesen (Quinametli oder Qui-
nametzin) bei dem verrätherischen Fest zu vernichten, und sich
später (in Folge gememeinsamer Nahuatl-Sprache) mit den Tol-
teken zu mischen.
In Ergänzung hierzu unterscheidet Torquemada zweierlei
Landungen, der in schwarze Gewänder") Gekleideten (unter dem
Hauptstädten Amaquemecam und Oyomc im Lande Amaquemecam der Nacuix
(Necuametl) sandten von Panuco aus einen König zu den Tolteken und wanderten
dann (mit Xolotl) nach Analiuac (s. Ixtlilxocliitl). ^Martinez unterscheidet die Stämme
der Chichimeken bei Panuco nach ihren Gesichtsstreifen.
1) Die Ulmecas und Xicalancas landeten (von den Zapotecas begleitet) bei Panuco
und zogen nach Tlaxcallan und Huexotcingo, am Fluss Atoyoc, beim Feste die Riesen
(Quinametli oder Quinametzin) vernichtend, worauf sich die Zapotecen bei Teotihuacan
niederliessen , die Xicalancas bei Atlisco und die Ulmecas bei Cholollan (s. Veytia),
sich später mit den Tultekas mischend, weil in der Sprache (Xahuatl oder Mexicanisch)
gemeinsam.
2) Die Ulmeken und Xicalancen (vom Osten gekommen) landeten in Potonchan
und zogen nach Cholula, die Riesen vernichtend (s. Ixtlilxochitl). Nach Gongora
kamen die Ulmeken von Osten. Siguenza lässt die Olmeken von den atlantischen
Inseln kommen, während sie (nach Boturini) dorthin (auf Antillen, caribische Inseln
und Centralamerika) vertrieben wurden.
3) Nachdem die in lange und schwarze Gewänder Gekleideten (unter dem weissen
und bärtigen Quetzalcoatl) aus Panuco über Tulla nach Cholula gekommen (Colonien
nach dem oberen und unteren Mizteca, sowie nach Huaxyacac und Zapotecan sendend),
begab sich (bei den Verfolgungen durch Huemac, König von Tulla, und durch
Tezcatlipoca) Quetzalcoatl nach Onohualco (que son vecinos del mar) oder der See-
küste von Yucatan, Tabasco und Campeche (nach Torquemada). Die Gaditaner trugen
(nach Strabo) schwarze Langkleider und die Bewohner der Cassiteriden schwarze JNLäntel.
Cortez bemerkt in seinem Bericht (1528), dass er die Bewohner von Churultecal (Cho-
lula) mehr, als ihre Nachbarn, bekleidet gefunden habe, und so in Tamazulapa (bei
Oajaca).
OLMEKEN. 381
weissen und bärtigen Quetzalcoatl), die aus Panuco^) über Tulla
nach Cholula ziehen, und die der zur See angelangten Riesen^),
die neben hohen Gebäuden (die sonst dem als Riese auftretenden
Xelhua zugeschrieben werden) Steinbrunnen (wie in Yucatan und am
Punta Elena) bauen, bis sie (wenn nicht durch einen Huracan)
durch Feuer vom Himmel (wie ihre Doppelgänger in Punta Elena)
vernichtet werden, und die übrig gebliebenen Reste durch spätere
Einwanderer nach Tlascala getrieben. Die durch Erdbeben ver-
nichteten Riesen heissen (bei d'Alva) Quinametzin Tzocuilhioxime^).
Xelhua, der auch als ältester Sohn des Iztac Mixcohuatl (und so
in Verknüpfung mit der Nahua-Einwanderung) figurirt, tritt zugleich
bei Erbauung der Pyramide von Cholula ^) als Heros der Olmeken
auf, gilt aber sonst als der Architect unter den sieben Brüdern, die
sich bei der die Riesen vertilgenden Fluth nach den sieben
Höhlen am Berge Tlaloc '') retteten, also ein Chicomoztoc oder
(für die ihre Götter suchenden Quiches) Tula-Zuiva. Ausserdem
erscheint Xelhua, in seiner Gründung Cholula's, als der Gefährte
des nach Tulha wandernden Quetzcalcoatl (oder Gucumatz), unter
dessen Führung die in sieben Schiffen aus Chicomoztoc in Pa-
noctlan gelandeten Nahoas nach Tamoanchan (Temoanchan, vamos
a nuestra casa) weiter geschifft waren.
Die (aus Florida) bei Panutla (Panoaia oder Pantlan) oder
Panuco Landenden zogen nach Guatemala, auf dem Wege Tamo-
anchan gründend, von wo (mit Ausnahme von Oxomoco, Cipac-
^) Despues de la fundacion de Mexico y de toda la tierra, fueron nuevas gentes,
de hacia el Xorte, aportaron a Panuco (in langen Kleidern wie Tänzer) , die (als Tu-
lotecas wegen ihrer Geschicklichkeit) nach Tulo und dann nach Cholula zogen, dort
in Guaxaca, Misteca alta und baja, und unter den Zapoteken siedelnd (Herrera).
-) Die auf dem Meer angelangten Riesen bauten (nach Bekämpfung der Einge-
borenen) grosse Gebäude und „un P090 hecho de Piedras de gran valor," bis durch
Feuer vom Himmel vernichtet, ausser dem in Tlascala gebliebenen Reste, die durch
die Einwanderer später erschlagen wurden (s, Torqüemada).
^) Die (mit den Tzendalen grenzenden) Zoques (oder Tzockes) bildeten (mit den
Zotziles and Quelenes) die eingeborene Bevölkerung, welche in Chiapas (Jiapan) durch
die Einwanderung aus Nicaragua unterworfen wurde. Chiappe wurde auf der Piraten-
flotte als Kriegsgott mitgeführt.
'*) Nach Siguenza war die Pyramide von Cholula von den Olmeken erbaut.
^j Bei Sahagun wird Tlalocan, das Land der Reichthümer, (zu den jSIixteken
verlegt) mit Tamoanchan (dem irdischen Paradies) identificirt. Von der Höhe des
Berges Tlalocan (dem Sitz Tlaloc's mit dem Toltekentempel) erblicken (bei Camargo)
die (von Tezcuco kommenden) Teochichimeken ihr gelobtes Land (Tlascala's und
Cholula's).
382 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
tonal, Tlaltetecui und Xuchicaoaca) die schrifterklärenden Priester
oder Amoxoaque nach Osten (mit ihrem eingewickelt getragenen
Gott) zurückkehrten (Wiederkunft verkündend). Nach Ordnung
des Calenders wurden von Tamoanchan aus die Pyramiden der
Sonne und des Mondes in Teotihuacan (als Gräber der Fürsten)
erbaut, während andere Familien in Olmeca Vixtoti siedelten (und
in Huasteca). Die Residenz wurde dann von Tamoanchan nach
Xumiltepec verlegt, und als der Gott die Auswanderung beüihl,
wurde diese in das Thal der sieben Höhlen unternommen, wo
später dann vom Orakel zur Rückkehr aufgefordert, die Tol-
teken nach Tulancingo (ToUancingo) zogen und von dort nach
Tulan oder Tollan (Sahagun).
Mit dieser Traditions-Verkettung wird nichts weiter gesagt
sein, als dass die Wanderstämme in ein reiches Culturland ein-
traten, auf das sie später sehnsüchtig zurückblickten, als sie es
zu verlassen gezwungen w^aren und sich, trotz ihrer Hinwendung
zu den Priester-Orakeln, in die Wüsten der Berge und Höhlen
zurückziehen mussten, ehe sie genügende Kraft gewonnen, das
verlorene Terrain dauernd zurück zu erobern.
Bei Torquemada sendet Quetzalcoatl bei seiner Hegira (oder
Flucht nach Cholula) Colonien nach Mistekan und Zapotekan, so-
wie bis Onohualco (mit Einschluss von Yucatan), wogegen Saha-
gun die Olmeka Vixtoti in Teotihuacan von den später aus Ta-
moanchan nach Xumiltepec und (mit neuer Berührung Teoti-
huacans) bis Chicomoztoc Wandernden abtrennt.
In den Traditionen der Quiches kamen die Nahuas unter
Leitung der Stämme Camub und Tlocab in sieben Schüfen (den
Höhlenöffnungen entsprechend) aus dem Osten nach Panuco und
Hessen sich dann unter Genehmigung der Votaniden^) in Paxil
oder Caxala (das Land der vier Barbaren) nieder, worauf Huhue-
Tlapallan durch die Götterbündel tragende Priester erbaut wurde.
Las Casas stellt die 20 Häuptlinge, die in Yucatan landen, unter
die Führung Cukulmam's oder Cukulcan's, doch fanden auf dieser
Halbinsel Landungen^) von verschiedenen Richtungen her statt.
1) Von den Votaniden wurden bereits die von Tezcatlipoca geschaffenen Quinames
oder Riesen (Tlaloc verehrend) im Lande vorgefunden (s. Motolinia). Die Chiapas,
als ältestes der Völker, leiteten sich von Votan (s. Clavigero), Die Choctaws und
Chickasavt^s leiteten sich von den Chickamicaws in Mexico (s. Boudinot). Die Crcek
oder Muscogee unterwarfen die Alabamas und Uchees.
2) In langen Kähnen (Maracatim) mit einer Zauberklapper (um das Zeichen zum
pANücö. 383
Von dem Handel der Yucatanesen an der Küste von Honduras
berichtet Torquemada, und Columbus fand sie im Antillenmeer ^)
bei Cuba. Ihnen sind sprachlich die Huastekas oder Cuextecas
(Toveiome) verwandt, die als Panotecas^) bei Pantlan oderPanuco^)
(am Landung'splatz) wohnten, mit Chila grenzend (s. Gomara).
Nach Sahagun waren die Guaxtecas^) unter dem Fürsten Cuex-
teco dorthin, nach Panoia (lugar por donde pasan), zu ihren
Verwandten Tooampohoan (nuestros proximos) zurückgeflohen,
als sie sich beim Fest der Pulque (oder Chicha) auf dem Berge
Chichinauhia oder Popoconaltepetl (Schaumberg) von den Olmeko-
Vixtoti (den Vorfahren der Anoacamixteca) , die den Tulteken
gefolgt waren, abzutrennen hatten.
Angriff zu geben) am Schnabel (Tim), befuliren die Tupis die Küsten der Guyanas
bis zum Isthmus von Panama, mit Stationirungen in Uraba oder Caribana (s. Martins).
Die Seminolen (bei Talahasotschte) fahren auf ihren aus den Stämmen der Cypressen-
bäume (Cupressus disticha) verfertigten Kanots (von denen einige 20— 30 Krieger
tragen können) des Handels und der Jagd wegen den Fluss hinunter nach der See-
kiiste, den benachbarten Inseln und Felsenklippen, bis ganz zu der Spitze von Florida
hin, ja, zuweilen auch über den Meerbusen, bis nach den Bahama-Inseln und selbst
bis Cuba (s. Bartram). Die englischen Handelsschiffe stets in demselben Hafen landen
sehend, meinten die Sewees (am Santee-Fluss) that way was the exact road to England,
und um in directen Verkehr einzutreten, bauten sie heimlich eine Flotte von Canoes
(durch lange Jagdparthien mit Proviant und Gütern beladen) und segelten mit den
Mattensegeln in den Atlantic hinaus, wo einige durch Sturm untergingen , andere von
englischen Schiffen zu Sklaven gemacht wurden (s. Lawson).
1) Die aus Mexico eingewanderten Cofachiten wurden von den Apalachiten der
Berge in Amana angesiedelt (als Cariben), und diejenigen, welche sich nach einem Kriege
nicht dem Dienst der Sonne fügen wollten, wanderten (auf Anlass der in Florida
landenden Schiffer aus den Bahama) nach der Insel Santa Cruz, von wo sie sich weiter
über den Archipelago verbreiteten und dann bis zum südamerikanischen Festland (nach
Bristock).
2) Die Cuextecatl (Huaxteken) oder Toveio heissen Panuco (Pantlan oder Panotlan)
oder Panoia (lugar por donde pasan) in Panteca oder Panoteca, weil sie auf Schiffen ge-
kommen nach Tunacatlalpan (lugar de bastimentos) oder (Xuchitlalpan oder lugar de
rosas) Huaxtecapan (tierras de los Huaxtecas) in Mexico (s. Sahagun).
^) In Panuco wird das Guasteca geredet , ausser bei den Bewohnern von Tama-
polipa, que hablan la olive chichimec-a.
■*) Den Tultekas (beim Auszuge aus Tullan folgend), wanderten die Olmecavixtoti
(unter dem Fürsten Olmecatlvixtotli) oder Olmeca-Vixtoti (Vorfahren der Anoacamixteca)
nach Osten (mit ihren Zauberbildern) und feierten (da sie am Hafen nicht das Meer
passiren konnten) mit der durch die Frau Maiavel erfundenen Pulque ein Fest auf
dem Berge Chichinauhia oder Popoconaltepetl (oder Schaumberg) und als Cuexteco
(Fürst der Guaxtecas) sich dort berauschte (seine Scham entblössend) , floh er zurück
nach dem Landungsplatz Panuco (Pantla oder Panutla) und Hess sich dort mit den
Cuextecas (Taosiomes) oder Taoampohoan (nuestros proximos) nieder (s. Sahagun).
384 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Mit den Olmecatl (Gummileuten oder Bewohnern von Olman)
oder Olmeken (als Olmeka-Vixtoti oder Anoaca-Mixteca) werden
in ihren alten Sitzen, neben den Zapoteken (die sie bei der Aus-
wanderung aus Anahuac begleiten), die (nach Gomara) zum Theil
in Maxcalcinco (bei Vera-Cruz), zum Theil bei Tabasco siedeln-
den Xicalancas^) verbunden, obwohl insofern verschieden, als sie
die Nahua-Sprache redeten.
Veytia erwähnt von den Olmeken in Yancluitlapan oder
Natividad (in Tlascalla), dass sie mexicanisch gesprochen, aber,
wie Sahagun bemerkt, wurden die (von den Tulteken hergelei-
teten) Olmeken, Vixtoti und iMixteken, die als Söhne Quetzal-
coatl's in Tlalocan (hacia el nacimiento del Sol) wohnten, ihrer
barbarischen Sprache wegen Tenimes"') genannt.
Von dieser Sprache der Ulmeken heisst es dann weiter, dass
sie von der der Riesen oder Quinames (Tzocuilloque) zwar ver-
schieden, aber doch mit ihr verständlich (also nur dialectisch ab-
weichend) gewesen sei, und die Olmeken werden auch sonst mit
den aus einer prähistorischen (oder vorweltlichen) Erdperiode
(der Schöpfung) hereinragenden Riesen ''^^) identificirt, oder doch in
ihren (mit denen der Xicalancas gemeinsamen) Sitzen am Plusse
Atoyac zwischen Tlascallan und Quetlaxcoapan als Nachfolger
der Quinametin als Hueytlacame (hombres grandes y diformes)
bezeichnet. Zugleich w^erden die Olmeken (in der auf dem
Schaumberg spielenden Legende) in nahe Verbindung zu den
die Maya-Sprache redenden Huasteken gesetzt, und hinsichtlich
der Erbauung der Pyramiden Teotihuacan's — die (bei Siguenza)
den Olmeken, (oder dem olmekischen Stamm der Matlacueje), wie
sonst den Totonaken, zugeschrieben wird — mit den ihr eigenes
Idiom bewahrenden Totonaken"^) (deren politische Selbstständig-
1) Die mit den Olmeken (Olmecatrs) bei Panuco landenden Xicalancas zogen
(unter Xicalancatl) in das Land der Nonoliualcas am Goazacoalco.
2) Als Tlapanecas oder Yopes wohnten die Tenimes (mit den Mixteken grenzend}
an der Küste des Pacific (s. Montufar). Die Tlapanecas wohnten (mit den Tenimes)
in Chilapan. Die Huasteken erstreckten sich bis Chila. Unter den Ost-Tupis stammten
von den Tamoyos (Grossvater) die Temiminos.
^) Die Giganten (nach Oleastro) waren los mayores , asi en dignidad , como en
cuerpo, de los de la Republica, escogiendo tambien mugeres corpulentas y muy crcci-
das para sus ayuntamientos (s. Torquemada), also in künstlicher Züchtung gebildet,
wofür sich bis zu einem gewissen Grade aus Polynesien und sonst dem alten America
bestätigende Analogien finden Hessen.
*) Die (mit den Xalpaneken) aus Chicomoztoc (wo die Chichimeken noch einge-
ÜLMECATL. 385
keit mit dem Verschwinden des Königs Umeacatl oder Ulmecatl
bei der Chichimeken-Eroberung- endete) und die Sprachverschie-
denheit bewahrt sich dann in den Mixteken und Zapoteken, als
sich die Olmeken (oder Mixteken) und Zapoteken (nebst den
Xicalankern) bei Ankunft der Tolteken aus ihren Sitzen (in Tlas-
cala und Huexotczinco) zurückgezogen und jene Wanderungen
begonnen, die sie bis Yucatan, die Inseln und Peru geführt haben
sollten. In jüngerer Auffassung wird die Vertreibung der Ulmeken
und Zacatecas den Tlascaltekas zugeschrieben (die auch mitunter
an Stelle der Teochichimeken, mit den Riesen selbst zu kämpfen
haben), und wenn Clavigero die am Berge Matlalcueje ansässigen
Olmeken sich von den Teochichimeken und Tlascalanern nach
den Küsten des mexicanischen Golfes hinwenden lässt, so tritt
hier wieder die Beziehung zu Huasteken (und Totonaken) hervor.
In der entgegengesetzten Richtung erscheinen die Olmeken (jen-
seits der Sitze der Zapoteken und Mixteken) in Soconusco, von
wo sie die Mames nach Guatemala trieben oder Colonien am
Golf von San Lucar bei Chira (Chila) gründen, und nach Tor-
quemada waren es die Unterdrückungen ^) der Olmeken, wodurch
die Südwanderung der Cholulteken oder Chorotegen bis Nicaragua
veranlasst wurde. In der ursprünglichen Heimath dagegen trat
nun der verschwundene Stamm der Olmeken, der (bei Boturini)
nach den Antillen, den caribischen Inseln und Südamerica ver-
trieben wurde, für die Volkserinnerung in jene (vielfach unter
gleichen Verhältnissen bekannte) Schattengestalt zurück, die zu
wunderbaren Zauberdeutungen ^) verführte (s. Sahagun).
Von den Olmeken wird ausdrücklich hervorgehoben, dass sie
nicht, gleich den übrigen Völkern Mexico's, von Westen (und
Norden) gekommen, sondern aus dem Osten (und zwar zur See),
doch findet sich auch in einer anderen Version die später ge-
schlossen blieben) einwandernden Totonaken erbauten die Pyramiden von Teotihuacan,
wo die aus dem zersprungenen Kieselmesser (Tecpatl) der Göttin Citlalicue (neben dem
Gott Citlalatonac, oder als Göttin Omehicuatl mit Ometeuctli) geborenen Götter der
Hoble von Chicomoztoc (nachdem Xolotl die Knochen belebt) das Opfer für Sonne
und Mond brachten.
1) Die bei der Unterdrückung durch die Olmeken (welche die Töchter für Frauen
verlangten) Auswandernden verloren einen Priester auf dem Marsch nach Quauhte-
mallan und einen andern in Cholulteca oder Chorotega (Torquemada).
2) Die Olmeca Vixtoti übten Zaubereien, indem sie Feuersbrunst oder Quellen mit
Fischen vorspiegelten, sich scheinbar tödteten, in Stücke zerhackten u. s. w. (Sahagun).
Bastian, America. 95
386 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
läufige Herleitung aus Chicomoztoc (als gemeinsamer . vagina
gentium), und würde solche für Olmeken und Xicalancas (bei Go-
mara) geltende Abstammung wieder den Totonaken nähern,
durch welche die Chichimeken in den sieben Höhlen noch ver-
schlossen zurückgelassen wurden; doch werden (im Codex Telle-
rianus) neben diesen Totonaken (und Xicalancas) die Chichimeken
(ebenso wie Nonohualcas, Michinacas, Couixas und Cuextecas)
als Begleiter der Olmeken bei der Fortwanderung aus den Höh-
len genannt, und (bei Camargo) ziehen im Gefolge der Olmeken
und Xicalanken, als sie (über Mexico, Tochimilco, Atlixo und
Calpan) aus den sieben Höhlen nach Huexotango und Tlascala
wandern, auch die Zacatecas, zu denen (bei Laet) Cazcanes, Gua-
maras und Guachachiles (gleich den vorzeitlichen Guachemines
in Guamachuco) gerechnet werden.
Die Aluskhogees w^aren (der Tradition zufolge) aus einer
Höhle in Alabama hervorgekommen, nachdem ihre (Hichittees
genannten) Vorfahren vom Himmel gefallen. Als Zweig der
aus der Erde hervorgekommenen Choctaws waren die Chicasas
von Westen her eingewandert. Die Caddoes oder Caddokies
wohnten neben dem Hügel, worauf ihre Stammes-Familie von
dem Grossen Geist gesetzt wurde, als die Erde von der Fluth
bedeckt war (s. Sibley). Die Mandan kommen unter der Erde
herauf, an einer Ranke emporkletternd.
Die maritime Einwanderung der Olmeken führt (bei Veytia)
unter den Häuptlingen Olmecatl und Xicalancatl nach dem be-
liebten Landungsplatz Panuco's, soll indess bei Seguenza (der
freilich Anahuac als Zielpunkt festhält) von den atlantischen
Inseln ausgegangen sein, wohin auch die Traditionen Yucatan's
verweisen. So ergiebt sich für Mendieta der Hafen Goazoalco
als der Boden, auf welchem die Begleiter Xicalancatl's siedeln,
und wie die Stadt Xicalanco bei Vera Cruz findet sich in Anahuac-
Xicalanco eine gleiche Stadt Xicalanco an der Lagune de Ter-
minos.
An der Lagune de Terminos, beim Papuha oder Sumpffluss
(bei Tabasco und Usumacinta) landen (nach Ixtlilxochitl) die von
Florida (mit den Xicalanken) ausgezogenen Olmeken, und zwar
im dritten Weltalter. Mit ihnen jedoch bricht die geschichtliche
Aera des vierten oder jetzigen an, denn ihnen (den Olmeken und
Xicalanken) erscheint der sie einleitende Prophet (oder Menschen-
QUINAMES. 387
Schöpfer) Quetzalcoatl, nachdem die viehisch beim Fest berausch-
ten Quinames ausgerottet^) sind.
Die gleichen Vorgänge werden indess, statt nach Anahuac-
Xicalanco, nach dem centralen Anahuac verlegt, indem die in
Canoen und Flössen^) bei Panuco gelandeten Olmeken (und Xicalan-
ken) nach dem Flusse Atayoc ziehen, um die Riesen zu vertilgen
und dann bei der zum Tempel Quetzalcoatl's bestimmte Pyramide
Cholula's siedeln, die als durch den Riesen Xelhua für die Olme-
ken erbaut bezeichnet wird. Veytia nennt Cholula (Cholollan) die
Hauptstadt der Olmeken. Von den dortigen Colonien aus Tula
strömten Cultur-Einflüsse nach Süden über, und nachdem die
Gründung des Chichimeken- Reiches^) ihre Rückwirkung ge-
äussert, wurde schliesslich die Auswanderung^) der Olmeken und
Xicalancen (unter Fürst Colopechtli) erzwungen.
In der Darstellung Gomara's vermitteln sich die nördlichen
1) Die Tultecas waren segundos pobladores (despues de los Gigantes, die in
Tlascala von den Ulmeken und Xicalantlen ausgerottet wurden). Bei Yancuitlapan
(Pueblo de Natividad) und bei St. Miguel del Milagro (bei Tlascala) finden sich Reste
der Olmeken (nach Ternaux-Compans). Xochitecatl gehörte zu den Ansiedlungen der
Olmeken (von Cholulan).
2) In Canoen und Flössen nach Panuco kommend, zogen die Ulmeken (unter
Ulmecatl) und die Xicalanken (unter Xicalancatl) nach dem Fluss Atayoc (b. Puebla),
die Reste der durch den Huracan vernichteten Riesen (Quinametli oder Quinametzin)
zu vertilgen (in Berauschung bei einem Feste). Die Zapoteken Hessen sich dann bei
Teohuacan nieder, die Ulmeken bei Cholula und die Xicalanken bei Atlisco, mit der
Nahuatl-Sprache (wie die Tulteken). Nach einem (mit Sonnenfinsterniss verbundenen)
Erdbeben (das das in Huehuetpallan prophezeite Ende des dritten Zeitalters fürchten
Hess) erschien aus dem Norden der weisse Kreuzträger Quetzcalcohuatl (Cocolcan) oder
Hueman in Cholula.
3) Nachdem die Ulmeken die Stadt Yancuietlalpan und die Tolteken die Stadt
Tepetupac gegründet, wurde Tlascala von dem Chichimekenkönig Huetzin oder Tloltzin
seinem Sohne Culhua Tecuhtli Quanex (noble Culhua que manda ö es cabeza) gegeben,
wie Huexotzingo seinem dritten Sohne und Tezcoco den beiden ältesten (Payno).
*) Bei Payauhtlan (zwischen Tezcuco und Chemalhuacan) ansiedelnd, wurden die
von den Chichimeken stammenden Tlascaler oder Teochichimeken (wegen ihrer
Räubereien) durch einen Bund der Sochimilken, Colhuas, Tepanecas und Calcheser
vertrieben und wandten sich theils nach Norden (unter den Königen von Chechemecan
in Tollantzinco und Quauchinaca siedelnd), theils nach Süden (vom Popocapetec nach
Quauhquecollan bei Atrisco ziehend und sich von Amahliacan bis nach dem Berg
Orizaba streckend), während der Rest über Cholula nach dem Berge Matlalcueye
ziehend, die Olmecas und Xicalancas (unter dem Fürsten Colopechtli) vertrieb und
sich (unter dem Fürsten Colhuatateuctli) niederliess, um (nach Kriegen mit den Huexo-
zincas) Tlascala zu gründen.
25*
388 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
und südlichen Landungsplätze, indem sich von Ulmecatl (dem
Gründer Totomiuacan's, Vicilapan's, Cuetlaxcoapan's u. s. w.) sein
Begleiter Xicalancatl abtrennt, und der Küste folgend, ein Xica-
lanco in Maxcalcinco (bei Vera Cruz), sowie ein anderes bei Ta-
basco gründet. Die Ulmecas und Xicaloncas (s. d'Alva) venieron
en navios y barcas por la parte del Oriente hasta la tierra de
Papuha, desde donde comenzaron a poblarla (die Quinametitsuchil
oder Riesen am Fluss Atthoiac vertilgend).
Mit den Quinametin ging in der Erdbebenkatastrophe zu-
gleich ein Theil der Chichimeken, sowie der ihnen benachbarten
Tulteken, zu Grunde, und diese übernahmen von den Quinametin
oder Riesen den (der Verehrung Tonacateuhtli's oder der Sonne zu-
gefügten) Cultus des Tlaloc oder Regengottes, die Deification eines
alten Zauberfürsten unter den Quinametin (s. d'Alva), wie seine
auf hohem Berge stehende Bildsäule schon von den Einwanderern
angetroffen wurde.
Aus der mehligen Substanz der Maiskörner wird das als
lebensfähig fortdauernde Menschengeschlecht geschaffen, und in
der späteren Version das Menschengeschlecht mit dem von
Quetzalcoatl aufgefundenen Mais durch die Götter ernährt, die
den Menschen Speise in den Mund stecken (wie es in dem
Schöpfungsliede heisst).
Modius Fabidius (dius Fidius oder Semo Sancus, Vater des
Sabus oder Sabinus, als Stammherr der Sabiner) wird (bei Pfund)
als der „Gott mit dem Bohnenscheffer' erklärt (und die Bohnen,
als das irdische Leben in der Mauserung schaffend und erhaltend,
werden so umgekehrt wieder von den auf das geistige Fortleben
unter Vernichtung oder Abschwächung des Körperlichen in
buddhistisch vertrauter Anschauung hinweisenden Pythagoräern
zur Speise vermieden).
Wie Ceres bei Isidor erklärt wird, als quasi creans res, so
hiess Centeotl (s. Torquemada) Tonacayohua (la sustentadora de
nuestra carne) und die Göttin Toci (nuestra abuela) wurde als
Teteoyuna (madre de los dieses) verehrt.
Nanabusha, der Fürsprecher der Menschen beim Grossen
Geist (oder Gitsche-Manitu), hatte für jene die Jagdthiere ge-
schaffen, und der Hut seiner im Wigwam verbleibenden Gross-
mutter (unter finnischen Analogien) übergeben, wie bei den
Eskimos die Grossmutter Torngarsuk's die Seethiere aussendet,
oder (wenn nicht von den Angekok bezwungen) sie auch zurück-
AFFEN. 389
halten mag, und so leitet die Kette weiter zu der Grossmutter
des Teufels, wie sie im Volksglauben spukt.
Die neben den Olmeken und Xicalanken das dritte Sonnen-
alter (im Umlauf der Kaipen) bewohnenden Menschen blieben
aus der Sturmeskatastrophe unter der (auch in Arabien bekann-
ten) Verwandlung in Affen übrig, und von den Affen (in Panama)
dicen los Indios, que son personas, sino que no quieren hablar
por no trabajar (s. Garcia), wie an afrikanischer Westküste.
In Tibet veredeln sich die Affen zu Menschen (wie bei Malacca).
Nach der Erbyggia Saga fing Thorfinn an der Wunderküste
Furdustrandir (Nauset-Bay) duo animantia, simiae quam homini
similiora, quae Hakcum et Hekjam appellavit (s. Rafn), und so
Hanno auf seinen Fahrten Gorilla-Menschen.
Als die vom Himmel gefallene Sonne Gdazoa, Frau des Mon-
des Cidiaga, durch einen Mocobi zurückgesetzt war, und zum
zweiten Mal fiel, verbrannte Alles und die in's Wasser flüchten-
den Menschen wurden Caymane und Reptilien ausser den in
Bäumen verborgenen, die mit geschwärztem Gesicht zu Affen
wurden.
Tezcatlipuca, aus den Schultern redend, erschien in Mexico
in der Form eines Affen (s. Thevet) oder mit einem Affen auf
den Schultern, und als Reliquie Quetzalcoatl's wurde in Cholula
ein von Stein geschnittener Affenkopf verehrt, (wie Buddha's
Affenzahn in Ceylon).
Durch die (ihre Feinde scalpirenden) ^) Chichimeken verknüpfen
sich bereits zur Zeit der Tolteken die Beziehungen mit der Um-
gegend Panuco's, die diese auf ihren Wanderungen durchzogen,
und solche treten bei der Ansiedlung der Chichimeken nochmals
hervor.
Auf Rath Huematzin's erbaten die Tultecas oder Huey-Tlapa-
lanecos einen König von den Chichimeken aus dem (auf ihrer
Wanderung nach Tullantzingo durchzogenen) Lande Zuihcohuac
und Huexutla (bei Panuco oder Tampico).
^) Die Floridaner hingen die Scalpe der verzehrten Dominicaner in Tempeln
auf (Gomara). Die jenseits des Papamene wohnenden Choques (zu denen Speier vor-
drang) führten ein Rohrmesser, um dem gefallenen Feind den Kopf abzuschneiden (zur
Zeit der Conquista). In Tocuyo wurden (zu Speier's Zeit) die Schädel der Feinde zu
Trinkgefässen verarbeitet. Nach Centenera bewahrten die Charruas die abgezogene
Gesichtshaut als Trophäe. Die Tobas (im Chaco) bewahren die abgezogene Kopf-
haut als Trophäe, die Xivaros die getrockneten (und so die Mundrucas den Kopf).
390 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Xolotl war (nach d'Alva) mit der Fürstin Tomigauh vermählt
(senora de las provincias dePanuco,Tampico und Tomigauh Tecuhtli).
Die Cuextecas im nördlichen Mexico schlössen sich dem
Maya-Quiche an, und Sahagun lässt von den den Cuestecas ver-
wandten Totonaken Einige das Cuextekische reden. Andere Nahua
(seit der Eroberung) und Otomie (als einsilbig vermuthete Sprache).
La antigua Huasteca se hallaba comprendida entre el Pais
de los Tamaulipas, el de los Pames, Chichimecas, Metztitecas,
Otomies y Totonaques (mit nördlicher Einwanderung).
Im Totonakischen unterscheidet Zambrano die Dialecte Teti-
kilhati der Tatikilhatis (in der Sierra alta), Chakahuaxti (in Xalpan
und Pantepec), Tatimolo (in Naolingo) und Ipapana (der
Ipapanes). De los Totonacos hablaban algunos el otomi ö el
nahoa o el huaxteco (Orozco). Zum Lande der Totonaken (Gu-
astemas) oder Totonacapan (Totonachi mit der Hauptstadt Mizqui-
huacan) gehörte ,,la bella citta di Cempoallan suUa costa del Golfo"
(s. Clavigero), wo Cortez seine ersten Bundesgenossen in den das
neu aufgelegte Joch der Mexicaner nur unwillig tragenden Ein-
geborenen fand.
Das Land der Huasteken comprende la parte Norte del
Estado de Vera-Cruz y una fraccion lindante del de San Luis,
confinando al Oriente, con el Golfo de Mexico, desde la barra
de Tuxpan hasta Tampico (Pimentel). In den Ebenen der Huaste-
ken bildete Yagualica die Grenzfestung gegen das gebirgige
Meztitlan^) (de Chaves).
Die in 20 Stämmen aus dem Norden nach Teotihuacan ge-
wanderten (und dort Pyramiden bauenden) Totonaken wurden
durch die (bis Nepoalco vordringenden) Chichimeken nach Tena-
mitic, und dann (über Atenamitic) bis zur Küste getrieben, rühm-
ten sich aber in Begleitung der Xalpaneken aus den Sieben
Höhlen^) fortgezogen zu sein, als sich die Chichimeken dort noch
1) Der Fürst von Meztitlan (im Kriege mit Mexico, Tlaxcalla und Guasteca) war
Oberherr aller Chichimeken (nach Nicolas de "Witt). II n'y avait pas de seigneur uni-
versel dans la Guasteca, et seulement des chefs particuliers (s. Ternaux-Compans). Als
bei Nacht angreifend wurden die Meztitlanecas (in deren Lande sich ein Felsen mit
Mondbild fand) gens de la lune genannt (s. Ternaux-Compans). Meztitlan (im Norden
von Tezcuco) grenzte westlich in Xelitla mit den Chichimeken,
2j Die aus den sieben Höhlen (mit den Xalpanecas) über Teotihuacan nach Cem-
poala gezogenen Totonaken wurden in Mizquihuacan durch Umeacatl beherrscht (der
in ein Temazal oder Bad eintretend, verschwand) und unter seinem Nachfolger Xaton-
tan langten die Chichimeken an. Während innerer Kriege bestieg der Chichimeke
NAHOAS. 391
eingeschlossen gefunden. In dem alten König Umeacatr) oder
Ulmecatl symbolisirte sich den Totonaken (oder Otonaken) die
Vorzeit eines selbstständigen Tolteken-Reiches, auf welche dann
unter wunderbaren Ausschmückungen die Herrschaft der Chichi-
meken^) folgte.
Bei Sahagun kommen die Nahoas aus sieben Höhlen (als
siete cidades) oder sieben Schiffen (um nach Tamoanchan weiter
zu fahren) nach Panuco, während sonst die Wanderungen der
am 5* Tochtli die Sieben Höhlen^) verlassenden Nahuas, die von
der mit Mixcohuatl ^) oder Iztac Mixcohuatl (Sohn Acamapichtli's)
vermählten Königin Cohuatlicue aufgenommen werden, sich zu
Lande vollziehen. Nach Camargo zogen die aus den Sieben
Höhlen ausgewanderten Nahuas über Amaquetepec und Tepeneco
(Berg des Echo) nach Culhuacan. Dann wird als ihre Heimath
Aztlan^) (Culhuacan oder Teo-Culhuacan) und Aquilasco angege-
Xihuitlpopoca (vaterlos) den Thron, sich in verschiedene Gestalten (als Kind, Mann,
Frau, Alter) wandelnd und (nach der Prophezeiung des Reichsunterganges durch An-
kunft Fremder) verschwindend, worauf der Chichimekenfürst Montezuma geherrscht, und
unter seinem Nachfolger Quauhtlaebuna die Totonaken durch die Mexicaner unter-
worfen wurden.
1) Umeacatl, Fürst der Totonacen in Mizquihuacan, verschwand (während einer
Hungersnoth) in einem Temazcal (Bano), ohne zu sterben (Torquemada). Unter seinem
Sohne Xatontan liessen sich die (von Westen gekommenen) Chichimeken in Nepoalco
nieder. Auf seinen Sohn Teniztli folgten Panin, Kahuacatl, Ithualtzintecuhtli (der mit
Tecpanquimichtlan kämpfte), Tlaixehuatemitzli und Catoxan, unter dessen beiden Söhnen
Bürgerkriege ausbrachen, worauf sich die Chichimeka unter dem (ohne Vater geborenen)
Xihuitlpopoca des Landes bemächtigten (s. Torquemada).
2) Die unter Umeacatl aus Chicomoztoc ausgewanderten Totonaken (in der Haupt-
stadt Niquihucan) wurden durch den (ohne Mann von seiner Mutter geborenen und
in Gestalten wandelnden) Chichimeken Xihuitlpopoca unterworfen. Auf ihn folgte
(neben Moztecuhzuma) Quohutlaevana in Zempualan (zu Cortez' Zeit). Ome-Acatl,
der die Totonaken (mit den Xalpaneken) aus den sieben Höhlen nach Mizquihuacan
geführt, verschwand (ohne zu sterben). Ome-Acatl war Gott der Feste und Gast-
freunde. Zu Techotl's Zeit herrschte Omeacatl, als Omaca, in Tlalmanalco. Unter den
Totonaken gehörten die Edlen den Huasteken und die Häuptlinge den Tlastalteken
an. Der Name der Totonaken wird (bei Dominguez) aus toto (drei) und naco (Herz)
erklärt.
3) Die Nahoa gelangten beim Auszuge aus Tamoanchan über Xumiltepec in das
Thal der sieben Höhlen, wo jeder Stamm sich einer derselben als Tempel zum Opfern
bediente (nach Sahagun). Nach den Nahuas (den Erbauern der Casa grande in Neu-
Mexicü) folgten die Tolteken und dann (nach den Chichimeken) die Nahuatlacas.
4) Im Tempel Mixcoatlyteopan opferten die Mexicaner dem Gott Mixcoalt, que
tambien lo era de los Matlatzincas (s. Torquemada).
^) Die Nauatlacas (gente que se explica y habla clarö) kamen aus Neu-Mexico mit
392 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
ben. Torquemada rechnet die Cuitlahuaca und Mizquica, Clavigero
die Tlahuiques zu den Nahuatlaques, aber im Allgemeinen um-
fassen sie die Xochimilcas, Chalcos, Tepanecas, Colhuas, Tlahuicas,
Tlascalaner und Mexicaner, und im Besonderen wird ihre Ein-
wanderung^) auch nach der Niederlassung Xolotl's in Tenayuca
angesetzt, zwischen der Ankunft der Chichimeken und der Acol-
huas. Wie vielfach unter der Bezeichnung Chichimeken die
wilden Völker überhaupt einbegriffen wurden, während ihnen gegen-
über die Tolteken die Civilisation repräsentirten, so verstand man
unter den Nahuas, als den deutlich Redenden (oder Deutschen) ^),
die mit der (gebildeten) '') Nahuatl-Sprache Vertrauten , und so
musste ihr ethnischer Begriff ein schwankender und unbestimmter
bleiben, obwohl er am geeignetsten für diejenige Einwanderungs-
reihe festgehalten wird, die mit der letzten Staatengründung ab-
schliesst, also für jene Siebenzahl ^) der Höhlenstämme '^), die mit
den Azteken abschliesst.
Sahagun macht alle Nahoas, als mexicanisch redend, zu
Nachkommen der Tultekas oder Tulanos und auch unter den
Olmecas, Vixtoti und Mixtecas finden sich Nahoas aufgeführt.
In Nicaragua ward das Nahuatl, als Niquiran, geredet, und in
Guatemala, sowie in den Curaten von Cojutepeque, San Pedro
Mazagua und Texistepeque. Nach Anahuac, dem dominirenden
den Districten Aztlan (lugar de gar^as) und Theuculhuacan (tierra de los que tienen
Abuelos divinos) in sieben Nacionen (s. Garcia).
1) Die aus einem Nachbarlande Amaquemeca's (aus Norden), gekommenen Nahuatl-
achi (unter 6 Häuptlingen) wurden von Xolotl in Tenayuca aufgenommen und nach
Verlegung der Residenz nach Tezcuco die aus Teo-acolhuacan (von Norden) einge-
wanderten Acolhuas unter drei Fürsten aus dem Hause Citin, von denen sich zwei
mit Töchtern Xolotl's vermählten, dessen Sohn Nopaltzin die Prinzessin Azcaxochitl
(Tochter des Tolteken Pochotl) geheirathet hatte.
2) Für Fremde dagegen die Niemci oder Stummen, und die den Quiches unver-
ständlichen Mames hiessen deshalb die Stotterer oder Stammler.
3) El Nahoa es un mexicano (culhua) menos perfecto y puro (Orozco y Berra), in
Tezcuco verfeinert, und Quetzalcoatl's Aufgabe war es eben, dieses Perfectmachen zu
vollenden.
*) Die Nantikoll stammten von 7 Vorfahren aus einem See (Loskiel).
5) Die im Innern der Erde geschaffenen Piyaos kamen zwischen dem Fluss Caca-
rayma und dem Thal Anayma aus den Bergen hervor (wie die Navajos in Mexico).
Die (von Barton) aus Mexico hergeleiteten Chikkasaw waren von Westen gekommen,
während die (mit den Choctaw verwandten) Muskoghee's aus der Höhle des Alabama-
flusses hervorgekommen (oder vom Himmel gefallen) waren (s. Gallatin).
ANAHUAC. 393
Hochlande wurden als Centrum von allen Richtungen die Wan-
derungen gelenkt.
Ausser Anahuac oder Anahuatl (cerca del agua) im Thal
von Mexico fanden sich (seit Auswanderung der Tolteken) in
Central- Amerika ein Anahuac-Ayotlan (ayotl oder tortuga) zwischen
Tutotepec und Guatemala und im Norden ein Anahuac-Xicallanco
(Xicalli oder vaso de calabaza) zwischen Vera-Cruz und Tabasco
(s. E. Mendoza).
Nach der Fluth vereinigten sich im Schneegestöber die Lina-
pewi (Lenape) mit den Tapfern der Schildkröten in der Haus-
grotte Talli (Loskiel). Nach Las Casas kamen die Nahoas
(mit Quetzalcohuatl) aus Tula (in Florida) nach Panuco.
Zur Zeit der Entdeckung war der Name Culhua der in der
Fremde bekanntere für das mexicanische Reich und wurde auch
zuerst von den Spaniern gehört. Derselbe geht zunächst zurück
auf jene alte Stadt Culhuacan am nordöstlichen Ufer des See's,
wo zu Veytia's Zeit die Ruinen noch unter dem Wasser sichtbar
waren, und ihre Hegemonie, mit Otompan und Tollan verbunden
in der Dreiherrschaft des Tolteken-Reiches. Auch nach dem
Untergang derselben gründeten die von den Chichimeken (die
Tollan zerstört hatten) unbelästigten Reste das Reich Culhuacan
am See, oder erhielten vielmehr, durch abgeschlossenen Vertrag,
das bereits bestehende, und der alte Glanz desselben wurde nach
der Einwanderung der Acolhuas (neben den Tepaneken unter
Acolhua) in Tezcuco erneuert, wo sich auch unter den in Netza-
hualcayotl (nach Völkerscheidungen) angeordneten Quartieren der
Name Culhuacan (neben Tlailotlacan, Chimalpaneca, Huitznahuac,
Tepanecapan und Mexicapan) erhielt. Los Aculhuas eran Tezco-
canos. Die Culhuas oder Toltekas gründeten das Reich Coloa-
can^), wo zweimal die Tenuchcas siedelten.
Indessen sollte dies in der See-Region gelegene Culhuacan
selbst (dessen Gründung auch auf die Chichimeco-Culhuas unter
Mixcohuatl zurückgeführt wurde) nur der Wiederschein eines vor-
angegangenen sein, das die Nahuatl-Stämme^), als sie vonTlapallan
1) Yohuallatonac oder Huetzin bildete (in Culhuacan herrschend) als Tlatocat-
Achcauh (Kaiser) den Bund zwischen Culhuacan, Otompon oder Tezcuco (wo Nach-
kommen Camaxtli's herrschten) und Tollan.
^) Die sieben Nahuatl-Stämme, als bei der Sprachverwirrung gleichsprachig blei-
bend, wanderten zum Rio Colorado am californischen Golf, (mar bermejo), wo Tlapallan
(la Bermeja) gebaut wurde (Veytia), und dann (nach dem Passiren der Meerenge) Cul-
394 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
(am Mar Bermejo) die Meerenge gekreuzt, berührt hätten, und
in dessen Erinnerung dann die Tolteken später (wie Veytia be-
merkt) die Stadt Culhuacan (lugar de la culebra) am See Chalco
gegründet.
Dieses auf den späteren Zügen nach Quivira und Cibola^)
wiedergefundene Culhuacan besass seine Bedeutung für die
Wanderstämme in der Lage am Ausgang der Wüste als erster
oder letzter Rastort.
Von den in Aztlan lebenden Azteken wird erzählt, dass sie
jährlich einen Fluss passirten, um dem Gott Tetzauh in Teo-
Culhuacan^) Opfer zu bringen, und dieser Ort Aztlan selbst (oder
Aquilazo), von dem die Nahuas gekommen, erhielt den Namen
Culiacan (Culhuacan oder Teoculhuacan). Beim Auszug von den
sieben ^'^) (chicome) Höhlen (moztoc) gelangten die Mexicaner
westlich nach Colhuacan. Nach Gomara waren die der Sonne
Schlangen und Eidechsen, sowie Vögel und Schmetterlinge opfern-
den Chichimeken von jenseits Xalisco her, aus Aculhuacan ge-
kommen. Im Süden ruhte der Name Culhuacan auf Palenque,
als Nachan^) oder Schlangenstadt.
Motolinia unterscheidet die von Osten gekommene Einwande-
rung der Culhuas, die über Tollantzinco nach Tullan, und dann
von Tezcuco nach Culhuacan gezogen, von der der bei Tollan
eintretenden Mexicaner, die in Atzcapotzalco und dann in Cha-
pultepec siedelten.
huacan (lugar de la culebra), in deren Erinnerung die Tolteken später am See Chalco
die Stadt Culhuacan gründeten. Beim Durchzug der acht Stämme schlössen sich die
Colhuacan den Azteken an, mit vier Trägern für den Gott (und die Frau Chimalma).
1) Culhuacan (bei Ankunft der Spanier) era governada de reies y seiiores en
estado politico y monarquico, y lo mismo la de Xalisco (Torquemada).
-) Aus Aztlan (unter den Priestern Huitziton und Tapatzim) ausgezogen, erhielten
die Azteken in Huey-Culhuacan durch die Erscheinung des Huitzilopuchtli den Auf-
trag der Tragung (Theomama), indem der Götze von vier Theotlamacatzin (Quauhco-
huatl, Apanecatl, Tezcacohuatl und Chimalman) auf dem Sessel (Theoycpalli) getragen
wurde, und als sie sich auf Geheiss (am Baum von Chicomoztoc) von den übrigen
acht Stämmen (Chalca, Matlatzinca, Tepaneca, Malinalca, Xochmilca, Cuitlahuaca, Chi-
chimeca, Misquica) oder drei (Tlacochcalca, Chalmeca, Calpilco) getrennt hatten, wurde
der Name Azteken in Mexicas verwandelt, als Ausgewählte Gottes (Torquemada).
3) Die Misteken kämpften zu je sieben unter einem Führer (s. Herrera) salian de
siete en siete.
*) Ausser Na-Chan wurden von Votan die Städte Tulha, Zacatlan oder Ghowel
(bei Ciudad-Real), Chiquimula, Huehuetan, Mayapan, sowie Utatlan und Copan ge-
gründet. Cabrera setzt Amaquecan nach Palenque.
CULHUACAN. 395
Die unter Huetzalin aus Aquilazco (in Aztlan) ausgewander-
ten Xochimilcos zogen über Tollan nach Culhuacan und von dort
vertrieben, nach Teyahualco, bis sie (vom König von Culhuacan)
Erlaubniss erhielten, Xochimilco zu gründen.
Von den Nahuatlacas wanderten nach den Suchimilicos die
Chalcos ein, dann die Tepanecas (gente de la Puente) oder Tec-
paneken (Tecpan oder Steinpallast) nach Azcapuzalco, weiter die
Culhua nach Tezcuco und darauf die Tlatluicas (Quahunahuac's
oder Cuernavaca's), die Tlascalas und die Azteken (s. Acosta).
De las partes del Poniente kamen die drei Fürstenbrüder
der (riesigen) Acolhuas (den Chichimeken fremdartig) und die
beiden Aeltern (Aculhua und Chiconquauh) erhielten Töchter des
Xolotl, während der Jüngste (Tzontecomatl) sich später mit einer
Prinzessin aus dem Stamm der Culhuas und Tulteken vermählte.
Durch Culhua Teuchtli Quanex oder Xiuhquetzaltzin waren
die Tlascalaner den Tezucanern verwandt. Cortes passirte auf
dem "Wege von Cholula nach Amecameca (bei Chalco) die Pro-
vinz Culua (s. Herrera).
In Auslegung des Namens Culhuacan oder Culiacan (pais
de los Colhuas ö Culhuas) gehen die Erklärungen auseinander.
Bald wird Culhuacan als Stadt der Beugen (colhi. Gebogenes), oder
der Schlangen gedeutet, bald (s. Gallatin) als Land der Vorfahren
(coltzin), und Acolhuas, los que rodearon el agua (coloa, rodear),
als Leute an der Biegung (coloa, biegen) des Wassers (atl). Nach
Duran fand sich in Aztlan (blancura) der Hügel Culhuacan (cerro
tuerto).
Los Culhuaques dijeron al reino, de Acolhuacan, „que es tanto
como decir, tierra y provincia de los hombres hombrudos, y rop
la misma razon al lenguaje que generalmente en toda esta orp-
vincia hablan, Uamaron Acolhuatlatoli" (Orozco).
Die aus Aztlan fortgewanderten Mexicaner erhielten in Hui-
Colhuacan (Huey-Colhuacan) oder Culiacan (wohin sie über Tara-
humara gekommen) ihren Schutzgott Huitzilopochtli zum Führer ^)
und trennten sich dann in Chicomoztoc von den Nahuatlaken.
Nachdem die Chichimeken einen neuen Zustand der Dinge
von Anahuac angeführt hatten, tritt als das bedeutungsvollste
^) Mit der von den Minitari (to cross the water) oder Hidatsa (willows) angenom-
menen Frau zeugte die Sonne den Propheten Itamapisa (Enkel) zur Führung auf den
Wanderungen (Matthews).
396 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Ereigniss die Einwanderung der Acolhuas hervor, deren Fürsten
sich mit Xolotl ^) (sowie auch mit den Tolteken) ^) verschwägerten,
und vor Allem dazu beigetragen haben sollen die noch rohen
Eroberer allmählig zu civilisiren. Sie gelten (bei Veytia) als
Nachkommen toltekischer^) Colonisten, die an der Küste des
Pacific^) zurückgeblieben waren, und leiteten sich (nach Rios)
von dem edlen Stamme der Citin"^) oder Uluca^) ab. Solchen
Acolhuas (oder den in Tezcuco, Hauptstadt von Acolhuacan sie-
delnden Colhuas), waren (nach Gomara) die Mexicaner verwandt,
die sich bei der Einwanderung von Tulla aus in Azcapuzalco
niederliessen, dann in Tlacopan und Chapultepec, bis sie Mexico
erbauten.
Von diesen (unter Xolotl's Regierung) aus Michoacan an-
1) Von den Fürsten der (mit ihrem Gott Cocopitl) aus den äussersten Grenzen
Michoacan's anlangenden Acolhuas vermählte Xolotl den Fürsten der Tecpanequen
(Acolhua) und den Fürsten der Otomiten (Chiconquauhtli) mit seinen Töchtern, den
Fürsten der Acolhuas dagegen (Tzontecomatl) mit einer Tolteken-Prinzessin (aus
Chalco) in Coatlichan. Die Tochter Xolotl's, der (nach Icahuatzin) über die Chichi-
meken herrschte, vermählte sich mit dem Caziken der eingewanderten Acolhua
(s. Garcia).
2) Die (Cocopitl verehrenden) Acolhuas (aus der californischen Halbinsel) ver-
schwägerten sich mit der toltekischen Fürstenfamilie in Chalco. Aculhua wurde mit
Xolotl's Tochter Cuetlaxochitzin (als Fürst von Azcapuzalco) vermählt, Chiconquauhtli
mit Cihuaxochitl, als Fürst von Xaltocan (Hauptstadt der Otomiten), und Tzontecomatl
(als Fürst von Coatlichan) mit Quatetzin, Tochter des toltekischen Fürsten Chalchiu-
chlatonac (in Chalco).
3) Den Tolteken in Huhue Tlapallan benachbart, kamen (nach Ixtlilxochitl) die
zu den Chichimeken gehörigen Acolhuas aus Teoacohuacan bei Amaquemecan (nach
Clavigero), als Nachkommen toltekischer Colonisten an der Küste des Pacific (nach
Veytia), mit den Nahuatlacas verwandt (von Citin stammend), nach Anahuac.
•*) Gegen das zum Südmeer erstreckte Tutepeque (Tultepec) waren die mexicani-
schen Grenzfestungen in Tecomastla und Pucla (in Guadalajara) besetzt.
5) Die Unterthanen Zitin's oder Citin's (Vater des Aculhua, Chiconquauhtli und
Tzontemacatl) redeten das Nahuatl. Der Stammherr Citli wird als Hase erklärt. Micha-
pous wohnte zwischen Huronen- und Michigan- See (am Berge Michilimakinak) ä la
figure d'un lievre (wie der Grosse Geist, als Hase).
6) Die aus dem Stamm Citin oder Ulcua abgeleiteten und nach dem tapferen und
riesigen Häuptling Acoli (Schulterknochen) benannten Acolhuas boten mit den Tepa-
neken (und Otomiten) dem Chichimekenkönig Xolotl II. (Vater des Nopaltzen) ihre
Huldigung an und wurden von ihm zum Rang seiner ersten Barone (ihrer Cultur wegen)
erhoben, indem sie Acapuzalco zur Hauptstadt erhielten, sowie später Xaltocan (für die
Otomiten) und Coatlichan. Huetzin, Enkel des Acolhua-Häuptlings Tzontecoma (in
Coatlichan) erhielt von den Chichimeken den Thron Culhuacan's. Aculhua (Schwieger-
sohn Xolotl's) oder Huetzintecuhtli herrschte als erster König von Azcaputzalco.
ACOLHUA. 397
langenden Stämmen der Teepaneken, Otomiten und Aculhuas be-
merkt Ixtlilxochitl, dass sie, obwohl den Chichimeken verwandt,
jeder eine verschiedene Sprache geredet hätten, die Teepaneken
unter dem Fürsten Acolhua, die Otomiten unter Chiconquauhtli
und die Aculhua unter Tzontecomatl. Sie brachten von den jen-
seitigen Grenzen Michoacan's das Idol Cocopitl oder Schlangen-
sohn (cocome, Schlange, wie in Yucatan) nach Anahuac, sowie
Zeichenbücher (nach Gomara) bei der Einwanderung aus Tulla^).
Clavigero leitet die Aculhuas^) aus Teo-acolhuacan (bei Amaque-
macam) ab.
Die verwandtschaftliche Beziehung zu den Chichimeken
scheint in verschiedenen Zügen der Sage angedeutet, wie auch,
wenn Motolinia die Aculhuas vom Häuptling Acoli, Mendieta vom
Häuptling Aculli^) (als Aculhuaques von Tezcuco) stammen lässt,
Gomara dagegen von dem Häuptling Chichimecatl, der seine
Stärke bewies, indem er dem Gott Quetzalcoatl den Arm an die
Schulter band.
Bei den Semiten erwies sich die Gottheit überlegen, indem
sie ihrem Gegner die Hüfte verrenkte, und auch Wodan beim
Wandern über die Erde findet keinen Ebenbürtigen. In Mexico
dagegen konnten die Kühnen im nächtlichen Ringen mit dem
1) Die (mit Zeichenbüchern) aus Tulla eingewanderten Aculhua gründeten erst
Tullancinco, dann Tulla und später Tezcuco, und zogen darauf über Covatlichan nach
Culhuacan oder Coiocan (von wo auf einer Insel des Sees die Stadt Mexico Tenoch-
titlan erbaut wurde) unter Civilisirung der Chichimecas (s. Gomara). Die Mexicaner
wurden durch Xaltocamecatl Huixton, Fürst von Xaltocan, aus Chapultepec ver-
trieben.
2) Auf den Zügen der Tolteken zurückgeblieben, kamen aus Nayarit über Mechoacan
an den Hof Xolotl's (in Tenayocan) die" Fürsten Aculhua (mit den Teepaneken), Chicon-
quauh (mit den Otomiten) und Tzontecomatl (mit den Acolhuas) den Gott Cocopitl
(Sohn der Schlangen) mit sich führend (s. Veytia). Die Aculhuas (unter Tzonteco-
matl) verschwägerten sich mit den Tolteken in Chalco (s. d'Alva).
3) Die Aculhuas (in Tezcuco) leiteten sich von dem riesigen Ahnherrn Aculli (der
Breitschulterige) ab (Aculli es hombro, aun que tambien quiere decir el hueso, que
baxa del hombro al codo). Der Fürst von Mexiko führte sich zurück auf den starken
Häuptling Chichimecath, der, weil er den Arm des lehrend umherziehenden Quetzal-
koatl mit einem Riemen an der Schulter festband, Alculhuatli (Aculli el es hueso del
codo al hombro) genannt wurde und wegen dieser That (Hombre que atö a un dios,
atara todos los mortales) verherrlicht wurde (s. Gomara). Von Chichimecatl, der (als
er Quetzalcohuatl's Arm mit einem Lederriemen hoch auf die Schultern gebunden)
Acolhuatl genannt wurde, stammten die Colhua, Vorfahren Montezumas und Könige
von Mexico und Coluacan (nach Motolinia),
398 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Gott, ihn zur Gewährung der dargelegten Wünsche zwingen. Die
Verehrung des Sturmgottes hatte sich in den Antillen verbreitet,
wo das Naturereigniss des Cyclon's denselben Eindruck des
Ueberwältigenden machte, wie anderswo der Ausbruch des Vulcan's
(in Centralamerika oder Honolulu). Die mildere Form des Luft-
gottes in Mexico liess die Mythe erstehen, dass ihm sein Arm
gebunden sei, wie bei den Maori dem dort weniger gefährlichen
Erdbebengott von Maui ein Arm abgedreht war.
Wenn der Gott Tezcatlipuca, als Tlacanexquimilli (als
Todtenskelett) erschien (sowie auch das riesige Phantom Tlaca-
hueyac), fielen Schwache ohnmächtig nieder, die Starken und
Muthigen aber hielten ihn fest, um mit ihm bis zur Morgenröthe
zu ringen, und wenn das Gespenst dann seine Entlassung forderte,
gewährten sie dieselbe nicht eher, als bis, durch Ueberreichung von
Dornennägel, Glück und Ruhm im Kriege versprochen war (s.
Torquemada). Andere rissen der offnen Brust das Herz aus (das
durch Verwandlung in Federn oder Kohlen günstige oder un-
günstige Vorbedeutungen gab) oder trugen das Phantom auf dem
Rücken nach ihrem Hause (in Mexico).
Den Acolhuas (aus Citin) mag die (bei Andres de Olmos
erhaltene) Stammessage angehören von den zersprungenen Split-
tern des von Citlalicue (Frau des Gottes Citlalatonac) geborenen
Feuersteins oder Tecpatl und von den daraus in Chicomoztoc,
wohin er durch seine Vollbrüder im Himmel geworfen, entstandenen
Halbgöttern oder Heroen, die sich auf die Botschaft des Habichts
(Tlotli) aus dem durch Xolotl von der Behausung Mictlanteuctli's in
der Unterwelt heraufgebrachten Knochen die von den sechs Söhnen
des Ersten Menschen Iztacmixcuatl (mit seiner Frau Ilancueitl
aus Regen und Schmutz gebildet)^) hergeleiteten Menschen (in
Jalisco) zu Dienern schufen.
Als dann durch das Opfer Nanahuatzin's die Sonne ^) (und
1) wie Motolinia zufügt, während sonst die Splitter des (auf Xolotl's Flucht aus
der Unterwelt bei seinem Fall zerbrochenen) Knochen, durch das Blut der Götter be-
netzt, erst einen Knaben und dann ein Mädchen entstehen lassen, welche Kinder durch
Xolotl mit dem Saft der Maguey zu den Stammeseltern der Menschen auferzogen
werden. Ketumalea wurde wegen Menschengeruches aus dem Himmel verjagt.
2) Als nach verschiedenen "Weltgegenden ausgeblickt wurde, riethen die nach
Osten Gewandten richtig über den Ort des Sonnenaufgangs. Dicen que los que miraron
acia el Oriente fueron Quetzalcoatl, que tambien se llama Ecatl, y otro, que se llama
Totec, y por otro nombre (Anoatl y Tecu), y por otro nombre Anaoatlytecu y por otro
HEROEN-GESCHLECHT. 399
Später durch das des Tecuziztecatl oder Tezcociztecatl der Mond) in
Teotihuacan entstanden war, blieb das am Himmel aufgestiegene
Gestirn trotz der durch Tlotl gesandten Botschaft unbeweglich
stehen und bedrohte mit seiner Gluth die Helden, den von Citli
abgeschossenen Pfeilen ausweichend und ihn selbst mit einem
zurückgeschleuderten durchbohrend. Es folgt darauf das Selbst-
opfer der Heroen (mit Ausnahme Quetzalcoatrs) durch Xolotl,
der zuletzt nach verschiedene Metamorphosen sein eigenes Leben
in der Form des Axolotl-Fisches darbringt, und die Bündel
(Tlaquimilloli) der verhüllten ^) Götter wurden den Menschendienern
zum Tragen übergeben. Bei der Wiedererscheinung Tezcatli-
poca's ^) wurde seinem in Trauer versunkenen Lieblingsschüler der
bezaubernde Sang gegeben, durch den es ihm gelang die Musiker
aus dem Haus der Sonne auf die Erde herabzulocken, so dass
Feste gefeiert werden konnten.
nombre Tlatavictezcatlipuca , y otros que se llaman Mimizcoa (Minizcoa), que son
inumerables, y cuatro mugeres, la una se llama Tiacapan, la otra Teicu, la tercera
Tlacoeoa, la quartoXocoyotl (s. Sahagun). Estando esperando por donde avia de salir el Sol,
en el entre tanto, dizen, apostaron con las codornices, langostas, mariposas y culebras,
que no acertaban donde saldria. Y los unos, que por aqui, los otros, que por alli, en
fin, no acertando, fueron condenados a ser sacrificados (Torquemada). Nachdem die
von der Göttin Citlalicue nach Theotihuacan vom Himmel gesandten Kinder (i6oo) zu
Grunde gegangen, und sich (in der anbrechenden Dunkelheit) die Götter Tezcatlipuca
und Ehecatl mit der Göttin Citlaleene zur Berathung versammelt, überredete der Gott
Pilciuteutli (der Choquipile mit seiner Frau Chuquiquecal gezeugt) seinen Pflegesohn
Nanauaton (Sohn des Izpatl und Cuzcamianh), in das Feuer einzutreten, um aus der
Unterwelt Schätze zu bringen, die ihn zur Sonne machten (s. Thevet).
1) Auch bei den Quiches fanden sich solche Umhüllungen, wie bei den Azteken
die heilige Lade mit Knochen-Reliquien getragen wurde. Wie bei den Chibchas
Figuren, wurden in Peru auch im gewöhnlichen Leben zur Huldigung Lasten auf dem
Rücken getragen. An der Hudsonsbay wurde (17Z2) die Tehipaye genannte Puppe
beim Tode des Kindes (dessen Haare in seinen Kleidern aufgewickelt wurden) bewahrt
(Bacqueville).
2) Die (durch Xolotl) geopferten Götter Hessen ihr Gewand (que era una manta)
den ihrem Dienst Ergebenen zurück, y estos devotos ö servidores de los dieses (muer-
tos) embolvian estas mantas en ciertos palos y haciendo una muesca e agugero al palo
le ponian por corazon unas pedrue^elas verdes, y cuero de culebra y tigre, y a este
emboltorio decian Haquimilolli, y cada uno le ponia el nombre de aquel demonio, que
le avia dado la manta (Torquemada). Andaban tristes y pensativos, cada uno con su
manta embuelta acuestas, buscando y mirando, si podrian ver a sus dioses, ö si les
aparecirian (bis am Meeresufer Tezcatlipoca seinen Jüngern erschien). Kommt ein Iro-
kese zu einem der unterthänigen Stämme, die als Vettern bezeichnet werden, so muss
ihm dort sein Bündel von einem Dienstmann getragen werden (s. Loskiel).
400 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
In dieser Mythe liegt die Hindeutung auf ein verschwundenes
Geschlecht, das obwohl vom Himmel entsprossen, doch den aus
der Unterwelt hervorgerufenen Menschen erlag, da von diesen
Einer, um den hohen Preis zu gewinnen, sich kühn in's Feuer
stürzte, und da er so ausgeführt, was Keiner der Heroen gewagt,
jetzt dieselben, nachdem er als strahlende Sonne am Himmel auf-
gestiegen, unerbittlich dem Tode weihte, seine Menschenbrüder
dagegen unbeschädigt Hess und sie selbst mit Musik und Lust-
barkeiten aus dem Pallast des Sonnenhimmels beschenkte.
Neben diesen, gleich den Arcadiern, proselenischen Menschen
gab es noch eine ebenfalls in Tezcuco ^) , dem Hauptsitz der Acol-
huas, heimische Legende, welche die Menschen zu directen Sonnen-
kindem erhebt, wie es das Inka-Geschlecht Peru's von seiner Ab-
stammung rühmte (während das gemeine Volk mit einer Hacke
hatte ausgegraben werden müssen).
Bei Aculma (zwischen Tezcuco und Mexico) heisst es, schoss
in der Morgenstunde die Sonne einen Pfeil hernieder, der in die
Erde eindringend, ein Loch eröffnete, und aus demselben hob sich
die Gestalt eines Mannes hervor, anfangs nur bis zu den Achsel-
höhlen, weshalb er Aculmaitl (Schulterhand) genannt wurde, und
dann folgte die weibliche Hälfte, so dass damit das Paar der
menschlichen Urahnen gegeben war. Nach Galvez war dieser
Pfeil durch die Sonne auf Befehl des Schöpfergottes Tezcatlipoca
abgeschossen, und Tezcatlipoca (der Stammherr Tezcuco's) galt
auch für den Schöpfer der Riesen (die bald mit den Acolhuas,
bald mit den Tulteken identificirt werden, wenn aus der ihnen
jenseits der Olmeken angewiesenen Vorzeit in den geschichtlichen
Tag hineingezogen). Als Vorfahren (der Tezcucaner) kamen zu
Tezcalque aus dem vom Himmel herabgeworfenen Pfeil Loli und
seine Frau Compahli hervor, mit menschlichem Obertheil, „et en-
gendroit ledit Loli, en mettant sa langue dans la bouche de sa
femme," und sandte (nach Gründung von Texcinq, in dessen Nähe
das Idol Tezcatlipuca gefunden wurde) seine 6 Söhne und 6 Töchter
zum Wandern aus, indem die in Höhlen Lebenden aus Chalio
(Chalco) den Mais erhielten (s. Thevet) oder aus Culuacan (über
Tula zu den Chichimeken).
Indem der Sohn Loli's, der Tezcinq (Tezcucu) gegründet, sich
1) Nach Lorenzo waren die Bewohner Tezcuco's von dem Opferplatz der Götter
und aus der Höhle von Chicomoztoc gekommen.
CHALCO. 401
mit einer Tochter des Fürsten von Culhua vermählt, entstanden
die Otomis (Thevet).
Bei den Chichimeken könnte die Namenserklärmig auf die
bis zu den Aleuten mehrfach wiederholte Hundeabstammung deu-
ten, während die Azteken sich näher dem Vogel anschliessen.
Die Peguaner (oder Mon) wollen von einer Frau und einem Hunde
stammen, die allein aus einer vom Sturm zerstörten Flotte von
Chinesen entkamen, die zur Entdeckung über die Strasse von Sin-
capur geschickt waren (nach Mancaned).
Die von Xolotl aufgenommenen Acolhuas, die in Fellgewän-
der gekleidet und den Chichimeken verwandt waren, verschwä-
gern sich (bei d'Alva) durch ihren Häuptling Tzontecomatl mit
den Tolteken in (Chalco-Atenco) Chalco, so dass sich daraus
die in Bezug auf civilisirenden Einfluss oft gleichgeltende Bedeu-
tung beider Namen erklären könnte, wie auch die Acolhuas als
Saamen und Pflanzungen bringend geschildert werden, w^ährend
sonst dieser Ackerbau von den Resten der zurückgebliebenen
Tolteken erneuert wird. Die vereinigten Acolhuas und Tolteken
wohnten in Chalco Atenco, während bei Torquemada bei Tren-
nung der von ihm als Otomiten geltenden Teochichimeken die
nicht die Sierra übersteigende Hälfte nach Chalco zieht, und, bei
Herrera, Chalco als ein religiöser Centralsitz dasteht.
Der Gebrauch der Menschenopfer (in Tlascala) „havia proce-
dido de la Provincia de Chalco y la idolatria y el sacarse sangre
de sus proprios cuerpos y hacer ofrenda de ello ä los dioses"
(Herrera). Bei Gomara ist Chalco der grosse Handelsmarkt für
Tlascala und die Küste.
Bei Torquemada bringen die von den Aculhuas und Tetzcu-
canos als Verwandte aufgenommenen Teochichimeken, die sich,
obwohl Otomiten, als Chichimeken bezeichneten und das von ihrer
Sprache verschiedene Mexicanische angenommen hatten, die Ver-
ehrung des Gottes Camaxtle mit.
Die zu den früheren Bewohnern hinzugewanderten Teochi-
chimeken werden von Torquemada mit den Otomiten identificirt
und die Ansiedlungen (in Tullantzinco) theilten sich in die des
südlichen Tlatohcan mit Mexicanern, Acolhua und Tetzcucanern,
und des nördlichen Tlaixpan, wo die otomitische Sprache geredet
wurde, (unter der Bezeichnung als Chichimekisch), und dann wurde
die mexicanische Sprache zur allgemeinen, obwohl die Unter-
scheidung zwischen Acolhuas und Chichimeken zu gelten hat.
Bastian, America. 26
402 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Weiter im Norden, von Tlaixpan abhängig, fanden sich Ansied-
lungen der Otomiten, die ihre Sprache bewahrten, während im Süden
die von Tlatohcan Abhängigen Mexicanisch redeten. Mit der
Unterscheidung zwischen Acolhuas und Chichimeken (fügt Tor-
quemada hinzu) wird Alles umfasst, da die Nahuatlaken, welche
mexicanisch reden, mit den Tezcucanern identisch sind, und man
kann deshalb auf die eine Seite die Nahuatlacas und Acolhuas
stellen, auf die andere die Chichimeken und Otomiten.
Clavigero bemerkt, dass die in ihrer Gesittung den alten
Tolteken (Huehue-Tlapallan's) nahe kommenden Acolhuas (des
edlen Hauses Citin) sich dem Könige in Tenayucan vorstellten, als
aus Teo-Acolhuacan stammend, in der Nachbarschaft Amaqueme-
can's, der Heimath der Chichimeken, und dass, als sich Zwischen-
heirathen eingeleitet, die höhere Bildung der Acolhuas überwog,
so dass das Land den Namen Acolhua erhielt, während diejenigen
unter den Chichimeken, welche dem weichlichen Leben des Acker-
bauers abgeneigt, bei der Jagd ihrer Voreltern verblieben seien,
sich in den Bergen mit den wilden Otomies vermischt hätten.
Verschieden von den Acolhuas (aus Teo-Colhuacan neben
Amaquemecam) gründeten die zu den Nahuatlacas gerechneten
Colhuas das Reich Colhuacan (s. Clavigero), wie auch die Tapa-
necas, welche sich des Reiches von Acolhuacan bemächtigten, zu
den Nahuatlacas gehörten, den Verwandten der aus Aztlan aus-
gewanderten Alexicaner.
Bei der Verwandtschaft der Azteken zu den übrigen Nahuatl-
Stämmen wird meistens für alle ein gemeinsamer Exodus (vielleicht
mit besonderer Rücksicht auf die Tepaneken Azcapuzalco's ') wegen
zeitweiser Hegemonie) ang'enommen, der indess nicht für Chico-
moztoc^) gelten darf, sondern nur für das, im wSpecielleren den
Xochimilcos ") zugewiesene, Land Aquilasco oder Aztlan^), indem
') Azapuzalco (Ameisenhügel) wurde wegen der Menge der Tepcacos so genannt
(s. Herrera), als Myrmidonenstadt.
-) Aus Chicomoztoc (sieben Höhlen) und Aztlan (Reiherland) zogen auf Geheiss
des (die Blume Aztaxochitl tragenden) Huitzilopochtli die Aztlantlacas oder Aztecas
Mexiton (mit Tlalocateotl) in sieben Stämmen (Yapica, Tlacochcalca, Huitznahuac,
Cihuatepaneca, Chalmeca, Tlacatecpaneca und Izquiteca) durch Culhuacan, Xalisco,
Mechoacan nach Tula, Tacuba und Chapultepec (s. Tezozomoc).
3) Als Aquilasco (in Atzlan) zogen die Xochimilcos (unter Huetzalin) nach Tollan
und siedelten dann (beim Angriff auf Culhuacan zurückgeschlagen) bei Ocopetlayuca
(unter Tlahuil Tecuhtli), Xochimilco bauend.
*) Als der Priester Huitziton dem Häuptling Nahuatlaca die Sprache des Vogels
CHICOMOZTOC. 403
in Chicomoztoc ^) vielmehr die Zerstreuung statt hatte, obwohl
freilich auch dort von einer vorherigen Vereinigung^) geredet
wird und mitunter der Weg von Chicomotztotl ^) erst nach Atzlan
führen soll. Für die speciellere Wanderung der von Mendieta
aus Chicomoztoc über Jalisco hergeleiteten Mexicaner aus Aztlan^)
im Norden, (die nach Chapultepec gekommen, von den Fürsten
von Culhuacan in Tizaapan angesiedelt wurden und dann an den
See zogen, Tenochtitlan zu gründen), wird berichtet, dass sie nach
Berührung Culhuacan's ') (mit dem Patriarchen Coxcox) aus Aztlan
erklärt, wanderten die Stämme der Xaliuatlacas aus Aztlan nach Chicomoztoc (wo sich
die Azteken abtrennten), als Xochimilcas, Chalcas, Tepanecas, Acolhuas, Tlahuicas,
Tlascaltecas, Aztecas und Mexicaner (dann Tarascos, Matlatzincas, Malinalcas, Cholul-
tecas, Huexotzincas Cuitlahuas, Mizquicas, Cohuixcas).
1) Die unter einem dichten Laubbaume in Chicomoztoc speisenden Stämme hörten
(während eines Geräusches in den Aesten) die Stimme ihres Gottes aus der Urne, den
Fortzug von acht Familien anbefehlend, worauf den Zurückbleibenden angekündigt
wurde, dass sie als die geliebten Kinder des Gottes ihren Namen der Azteken in den
der Mexikaner zu verwandeln hätten, indem sie zugleich Bogen und Pfeile (für den
Kampf) sowie ein Xetz für den Fischfang erhielten.
2) Bei der Vereinigung der Stämme von Chicomoztoc erschienen in ihrer Mitte
zwei Bündel, deren eines (wie die Eröffnung zeigte) einen Smaragd enthielt, um dessen
Besitz Alle stritten, ausser dem Stamm Huitziton's, der bei Oeffnung des anderen
Bündels zwei Stäbe fand, durch deren Reibung das Feuer erzeugt wurde, und so
theilte sich das Volk in zwei Abtheilungen, die auf der Wanderung zwar zusammen
blieben, bis sich später die Besitzer des Smaragdes in Tlatelolco (von den Alexicanern)
abtrennten (als die Adligen).'
3) Als die neun Stämme aus der Höhle von Chicomoztotl nach Aztlan und dann
zu dem Opferbaum gelangt waren, gebot Huitzilopochtli den Mexicanern allein weiter
zu ziehen, worauf die übrigen (acht Stämme) als Tarasker nach Mechoacan wanderten.
'^j Aus Aztlan zogen die Fürsten Yopica, Tlacochalco, Huitznahuac, Cihuatecpa-
neca, Chalmeca, Tlacatecpaneca und Izcuintecatl (mit den Göttern Quetzalcohuatl,
Tlazolteotl, Macuilxochiquetzalli, Chichilticcenteotl, Pilzinteuhtli, Tezcatlipuca und
Mictlanteuhtli) unter Huitziton, der nach dem Tode durch den (in Drachengestalt ihn
empfangenden) Gott Tetzauhteotl (dios espantoso) oder Tezcatlipoca von den neun
Himmeln herab seinem Volke der Tlamacazques (Priester) in den Gebeinen des Huitzi-
lopochtli (Huitziton sentado ä la mano siniestra) als Führer zurückgegeben wurde, in
einer Urne aufbewahrt (Veytia), als dios in pyxide. Camaxtli, dessen Gebeine von den
Teochichimeken auf ihren Wanderungen getragen wurden, war von Mixcohuatl be-
gleitet (oder Ocelopan). Huitziton oder Ocelopan, der Führer der Mexicaner, war von
den Fürsten Itzcahui, Yopiatzone und Cuexpalatl umgeben. Nach Chimalpain begleitete
Tenunctzin die Mexicaner bis Chicomoztoc (als Chalchiuhtatlonac), Mexitzin blieb in
Michoacan (auf der AVanderung der Mexikaner).
^) Die aus dem Norden über den Fluss Gila und durch Chihuahua nach Culiacan
gezogenen Mexicaner, die dort ihren Schutzgott Huitzilopochtli erhielten, trennten sich
in Chicomoztoc (von den Xochimilcas, Tepanecas, Chalcheses, Tlahuicos und Tlascalas
26*
4Ö4 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
(Land der Flamingos) nach Chicomoztoc oder Quinehuayan (am
Flussufer) gekommen und dort den in Chicomoztoc ^) herrschenden
Chalchiuh Tlatonac, der sich mit den Azteken^) verbunden, zum
höchsten Rang neben Huitziton erhoben. Der zweite Auszug'')
aus den Höhlen von Chicomoztoc vernichtete die, in ihren Ruinen
zurückgebliebenen, Monumente bei Quemada.^)
Die Xuchimilcas (gente artificiosa de traje muy conjunto ä
los Tultecas, y la lengua en alguna manera la misma, y grandes
maestros de obras de arquitectura y carpinteria y otras obras
mecanicas) wanderten (unter Huetzali) aus Aquilazco (in der Nach-
barschaft der Aztlanecas oder Alexicaner) aus und siedelten (unter
der Regierung desChichimecakönigsTlotzin) in Xochimilco (dAlva).
in Chicomoztoc (in Zacatecas), um dann über Colima und Coatlicomac (wo der
Zwist über die Bündel die Tlaltclolcen und Tenuchcas trennte) nach Tula, sowie nach
Zampanco (des Königs Tochpanecatl) zu ziehen und w^eiter über Tepeyacac nach Cha-
pultepec, von wo sie vor den Bedrückungen des Fürsten von Xaltocan nach den
Inseln von Acocolco flüchteten und dort von dem Fürsten von Culhiacan zu Sklaven
gemacht wurden, bis zu der im Kriege gegen die Xochimilcas geleisteten Hülfe. Durch
Coxcox, König der Colhuas (wegen der Menschenopfer der gefangenen Xochimilcas)
entlassen, zogen die Mexikaner am See zur Gründung von Mexico (unter dem Menschen-
opfer eines aufgegriffenen Colhuas), wo die Tlatelolcas sich in Xaltilolco abtrennten
(einer später mit Tenochtitlan verbundenen Insel).
1) Nach Acamapictli herrschte Izlac Mixcohuatl in den sieben Höhlen und unter
seinem Sohne Tenuch oder Teuch (A^orgänger des Ouaunahuac) wurde Culhuacan und
Tenayucan von den Mexicanern erobert.
^) Die Aztlantlacas (Aztecas-Mexiton oder Mexico-Chichimeca) von Aztlan (Reiher-
land) auf Gottesheissung über Guadalajara und Mechoacan herbeiziehend, flüchteten
(durch die Culhuas besiegt) nach der Insel, Tenuchtitlan bauend (s. Tezozomoc) als die
Stämme Yapica, Tlacochcalca, Huitznahuac, Cihuatapaneca, Chalmeca, Tlacatecpancca
und Itzquiteca (mit den Göttern Huitzilopochtli, Tlacolteutl und Mictlanteuctli) an den
Halteplätzen (wo gepflanzt wurde) Cu (Tempel) bauend (Culhuacan und Xalisco durch-
ziehend). Melinalxoch, Schwester des Huitzilopochtli, in Mechoacan (schwanger) zu-
rückgelassen, siedelte unter den Otomiten in Coatepec (den Sohn Cohuil gebärend).
Zwischen den Culhua und Aculhua, den Bewohnern von Atzcaputzalco und Tezcuco
siedelnd (auf dem See) wurden die Mexicaner dem Tecpanekenkönig Tezozomoctli von
Atzcaputzalco dienstpflichtig.
-') Nach Tello folgte auf die Einwanderung aus Chicomoztoc nach Sinaloa (durch
Petatlan, Culiacan, Chiametla, Zentispac, Xalisco, el valle de Banderas u. s. w.) bis
zum lago de Chapala, ein zweiter aus Chicomoztoc, welcher durch Cohuatlicamac, Mat-
lacahualan, Panuco, Chimalco, Sain, Fresnillo, Truxillo, Valparaiso, Zacatecas zum
valle de Tuitlan ziehend, dort die Monumente der Quemada gründete (s. Beaumont).
Die Abalichi (von Panuco) fischten Perlen im Fluss Guascacaesquique (zwischen Aba-
lichi und Olagale).
4) Die Erdfestungen zur Beschützung der Ansiedlungen der Chikkasah hiessen
(s. Ardair) Nanne Yah (Hügel der Berge Gottes).
ATZLAN. 405
Wie den Tolteken wird auch den Suchimilken (Xochimilken)
das Verdienst beigelegt, den ersten Samen zu Anpflanzungen den
Jägervölkern gebracht zu haben.
In Aztlan lebten die Azteken unter einem Priester ^) und einem
König, und die Rivalität des (levitischen) Priesterthums (der Träger
der heiligen Gotteslade) ^) und des monarchisch gesinnten Adels
tritt nicht nur während der (durch orakelndes Vogelgezwitscher")
veranlassten) Wanderungen verschiedentlich hervor, sondern auch
noch später nach Gründung der Stadt. Nach ihrer Ansiedlung
führten sie anfänglich, in den Rohrsümpfen des See's versteckt,
ein ärmliches Leben, bis sie sich (wie die Irokesen gegen die
Algonkin) gegen ihre Unterdrücker erhoben, und dann (nach
römischer Art) sich zum Eroberervolk heranbildeten.
Gegen die Unterdrückung der Arowaken aufständisch, flüch-
teten die Cariben (vom Festlande) nach Tobago (s. Rochefort),
und begannen dann Raubzüge gegen die Inseln.
Die Priester widersetzten sich verschiedentlich der Krönung
eines Königs (wie bei den Hebräern), so bei der Thronerhebung
Huitzilihuitl's in Chapultepec und späterhin.
In der späteren Geschichte Mexico's zeigen mehrmals Zwischen-
fa-lle den scharfen Gegensatz zwischen Adel und Volk, gleich den
Kämpfen zwischenPatriziern und Plebejern, und auch dieSecessionen
fehlen nicht. Bisweilen intriguirt der Fürst mit dem Adel des
feindlichen Volkes und finden auch gegenseitige Einladungen
statt, die vor dem Volke geheim gehalten werden.
^) Die Passe's werden von einem Paje (Zauberer) oder Häuptling (Tabixaua) be-
herrscht. Die Araonas, Toromonas, Pacaguaras und Cavinas leben unter einem Häupt-
ling und einem Priester (Church).
^) Die Mexicaner wanderten von Aztlan oder Theoculiacan aus, llevando ä un
idolo, metido en una arca de juncos, la cual llevaban cuatro sacerdotes (Garcia).
^) Auf dem (im Rath beschlossenen und durch Gesandtschaft angezeigten) Kriegs-
zug (auf den sie sich durch Fasten unter Genuss des Reinigungstrankes vorbereitet
haben) trägt der Anführer der Chikkasah die heilige Lade und ernennt den Etissu
(Diener) zur Vertheilung der Speise (s. Ardair). Der (Freundes- oder Unglücksbote genannte)
Vogel dient als Orakel. ,,Wenn er neben ihnen singt, so erweckt er Furcht, wenn er
sich aber über dem Feldlager auf einen Ast setzt und singt, so brechen sie geschwind
auf." Nach den polynesischen Mythen sprachen die Götter anfangs durch die Vögel,
da aber solche Mittheilungen zu unbestimmt und undeutlich waren, wurde die Priester-
schaft der Pia-atua (Gefässe der Gottheit) oder der (gottbesessenen) Priester eingerich-
tet, obwohl noch immer in wichtigen Fällen der Bote der Götter, als Vogel, herab-
gesandt wurde (s. Gill). Von dem Sperber (Cara-cara) erhielten die Guaycuru die An»
Weisung zum Räuberleben.
406 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Als die Mexicaner sich gegen die von Alaxtla (der seine
Residenz von Coyuhuacan nach Atzcaputzalco verlegt hatte) auf-
gelegten Erniedrigungen erhoben, wurde ein Vertrag abge-
schlossen, zwischen Adel und Volk, dass sich die ersten, im
Falle einer Niederlage den Göttern opfern würden, wogegen sich
das letztere, nach Erkämpfung des Sieges, in die Sklaverei geben
solle. In Coyuhuacan wurden den Mexicanern Frauenkleider
angelegt, wie den Delawaren von den Irokesen.
Nach Padre Tello hatte (zur Zeit Nuno de Guzman's) der
Cacique Pantecal von seinem Vater (in Nueva-Galicia oder Xalisco)
gehört, dass zwei nördliche Einwanderungen aus Aztatlan statt-
gehabt, die erste friedlicher Stämme, (die auch in Nueva-G^dicia
Ansiedlungen Hessen), durch Neu-Mexico, Zibola, Sonora, Sin£iloa,
Tonala, Avalos, Colima, Michoacan bis Texcuco, die zweite
kriegerischer Stämme (welche Menschen opferten) durch Topia,
Guadiana, Zacatecas, Xuchipila, Teul, Nochistlan, Tlaltenanco,
Teocualtichi, Queretaro bis Mexico.
In Nueva-Galicia wurde Teopiltzintli (als Kind), Heri (der
Gott der Weisheit) und (als Kriegsgott) Nayarit (mit Bogen und
Pfeil) verehrt (s. ]\Iota Padilla).
D'Alva lässt die aus ihrem Vaterlande vertriebenen Tolteken
die Küste Californien's entlang schiffen und dann von Huehuet-
lapallan (Tierra de Cortez) die Küste Xalisco's befahren bis zur
Landung in Huatulco, um über Tochtepec nach Tollantzingo zu
gelangen und Tollan zu erbauen unter sieben Pläuptlingen (Tla-
comihua oder Acatl, Chalchiutlanetzin , Ehcatl, Cohuatzin, ^laza-
cohuatl, Tlapalhuitz und Huitz), giebt indess auch eine andere
Route (unter den beiden Führern Chalcultzin und Tlacamalitzin)
über Tlapallantzinco, Hueyxallan, Xalisco, Chimalhua-Atenco (an
inselreicher Küste), Toxpan, Quiahuitlan-Anahuac (wo ein Meeres-
arm überschifft wurde), Zacatlan, Totzapan, Tepetla, Matzatepec,
Ziuhcohuatl, Ixtachuexucha, Tollantzingo, worauf Tula gegründet
wurde.
Das für 26 Jahre bei dem Auszug von den Tolteken über-
nommene Gelübde der Keuschheit endete bei der Erreichung von
Chimalhuacan-Atenco (nach dem Passiren der Inseln diesseits
Xalisco), und begannen dort Männer und Frauen wieder zusammen
zu leben (s. d'Alva).
Aus Aculhuacan (jenseits Xalisco) kamen nach dem vSee von
Tenuchtitlan die Chichimeken, als Jäger lebend, bis gesittet
EUNDESLADE. 407
durch Ankunft der (den Mais bringenden) Aculhuaques, die erst
in Tullancinco und dann in Tulla siedelnd, sich darauf in Tezcuco,
Covathchan, Culhuacan oder Coioacan niederliessen.
Die (mit den Aculhua verwandten) Mexicaner (aus Chico-
muztotlh), die über Tullan eingewandert, in Azcapuzalco, Tlacopan
und Chiipultepec siedelnd, dann Mexico bauten, stammten von
Iztac-Mixcoatl, der mit Ilancueitl die Söhne Xelhua, Tenuch,
Ulmecatl, Xicalancatlh, Mixtecatlh, Olomith zeugte, sowie mit
Chinatmatlh den Sohn Quezalcoatl.
Die in dem Suchen verknüpfender Fäden bis Cinaloa und
Quivira verfolgte Verwandtschaft der Mexicaner wird auch nach
Osten weitergeführt, wenn Barton die Chikkasah aus Neu-^lexico
herleitet. Sie hätten sich von ihrem am Pacific ^) sitzenden Haupt-
stamm abgelöst, und „crossed the Missisippi nearly apposite the
Chikkasah-Bluff." Die früher in Florida angetroffenen Apalachen
waren von den aus Nordwesten herabgekommenen Aluskoghee
oder Cree (von denen sich die Seminolen ableiten) vernichtet
worden.
Weitere Handelsbeziehungen scheinen in La Potherie's Er-
zählung angedeutet, dass als die Franzosen (1683) in die Baye des
Puans (am Lac-Dauphin) kamen, neue Stämme aus dem Süden
angelangt, „oü ils avaient vü de beaux pais et dont ils avaient
apporte des pierres bleues et vertes, qu'ils etaient attachez au
nez et aux oreilles" (s. La Potherie). In „el Valle que llamaron
de Coracones" (zwischen Florida und Culuacan) sah Nunez (1528)
„saetas con puntas de Emeraldas" (s. Gomara),
Auf die Schöpfung durch Tloque Nahuaque folgte die Fluth,
und von den daraus in einer Toptlipetlacali (arca cerrada) ge-
retteten ^lenschen (denen beim Bau des Zacuali genannten Thur-
mes die Sprachen verwirrt wurden) zogen die sieben Stämme
der Tolteken nach Huehue-Tlapalan, und als sie (nach der Sturm-
Katastrophe) dort horvorkamen, trafen sie Affen (als verwandelte
Menschen). Nachdem die Sonne durch Mosquitostiche in Be-
wegung gesetzt war, folgte das Erdbeben, in welchem (neben
vielen Tolteken und benachbarten Chichimeken) die Quinametin
(Riesen) zu Grunde gingen, und dann vereinigten sich die Weisen
1) Nach Romans beobachteten besonders die Chikkasah eine Abschliessung der
Frau während der Menstruation (doch auch der Choktah, Cheerokees und Creek), nach
dem bei den Kolochen und anderen Stämmen des Pacific geübten Brauch.
408 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
der Tolteken (in Huehue-Tlapalan) zur Calender-Orclnung (bei
Ixtlilxochitl).
Wegen ihres Aufstandes wurden die Tolteken (unter Chalcatzin
und Tlacamihtzin) aus Tlachicatzin (bei Huehue-Tlapallan) vertrieben
und aus ungefähren Daten findet sich eine Chronologie ^) versucht.
533 p. d. Auszug der Tolteken aus Hueliuetlapalan und Chalchicalzin,
6i6 ,, in Xaliscü,
713 ,, in Tollan,
719 König Clialchiutlanctzin (Sohn des Chichimekenfürsten Huctzin),
771 „ Ixtlilcuechahuac,
823 ,, Huctzin,
875 „ Totepeuh,
927 ,, Nacaxoc (Gründer von Teotihuacan),
979 „ Mitl,
1035 Königin Xiuchtlaltzin,
1039 König Tecpancaltzin (mit Xochitl vermählt),
11 16 Niederlage des Königs Topiltzin (Sohn des Tecpancaltzin),
11 17 Einwanderung der Chichimeken unter Xolotl,
II 20 Gründung Tenayuca's (Residenz Xolotl's),
1135 Vermählung der Chichimeken-Prinzessin mit Pochotl (Sohn Topiltzin's),
1168 Einwanderung der Aculhuas,
1220 Fürstenthümer von Tlaxcalan, Zacatlan, Tcnamitec,
1230 Nopaltzin (Sohn Xolotl's), als König der Chichimeken,
1263 Tlotzin Pochotl ,, ,, (Wiederherstellung Tezcuco's),
1270 Quinantzin (Sohn Tlotzin's) „ ,, in Tczcuco,
1271 Einwanderung der Xochimilcas, Teochichimecas, Mexicas und Tlaltelolcas
(aus Aztlan),
1303 Acamapichtli, König von Culhuacan,
131 8 Acamapichtli folgt seinem A^iter Huitzilihuiil, als Fürst der ^Mexicaner,
1325 Wanderung der Mexicaner von Chapollcpec nach Mexicaltzingo,
1326 Mixcohuatl, als König von Tlaltelolco,
1327 Gründung von Mexico (mit Trennung von den Tlaltelolken),
1357 Techotlalatzin folgt seinem Vater Quinantzin, als König der Chichimeken,
1361 Acamapichtli, König von Mexico,
1409 Ixtlilxochitl IV folgt Techotlalatzin, als König der Chichimeken,
141 4 Chimalpopoca folgt Huitzilihuitl, ,, ,, von Mexico,
141 8 Tetzozomoc von Atzcapotzalco stürzt seinen Vater Ixtlilxochitl,
1422 Maxtla folgt seinem Vater Tetzozomoc,
1423 Ixcohuatl folgt seinem (im Gefängniss zu Atzcapotzalco gestorbenen)
Vater Chimalpopoca in Mexico,
1427 Quautlatohuatzin folgt Tacalcotzin, als König von Tlaltelolco,
1428 Xetzahualcoyotl (König von Tezcuco) besiegt Maxtla,
1431 Netzahualcoyotl stellt das Reich Tezcuco her,
1436 Moctheuzoma Ilhuicamina folgt Ixcohuatl, als König in Mexico,
1441 Moquihuix folgt Quauhtlatohuatzin, als König in Tlaltelolco,
1464 Axayacatl folgt Moctheuzoma Ilhuicamina, als König in ]SIexico,
TOÜLAN. 409
Als ersten König wählten die Tolteken in Tollan (s. d'Alva)
Chalchiuhtlanetzin oder Chalchiutlatonac, Vorgänger des Ixtlique-
chahuac Tlalchinotzin, und dann (bei dem Tode des Propheten-
priesters Hueman) folgten Huetzin, Topeuh, Nacaxoch, Ilacomihua
oder jNIitl (den Froschtempel bauend), Xiuhquentzin (als verwitt-
wete Königin), Iztacquauhtzin (oder Tecpancaltzin), Topiltzin, Vater
des (durch seine Amme Tocheneil g-eretteten) Pochotl (und Xilotzin).
Es wird gesagt, dass die Tolteken ihren König (auf Rath
Huemac's) von den Chichimeken bei Panuco und Tampico erbeten
hatten, und auch £iuf den Wanderungen der Tolteken wird unter
den Steitionen Panuco erwähnt. Wie bei Tampico, lag Panuco
bei Zacatecas (in der Alcadia mayor de Frenel) [s. Alcedo].
Das Gesetz der Tulteken (eine 52jährige Regierungszeit der
Könige bestimmend) „se guardo inviolablamente hasta el tiempo
del rey ^litl, el cual quebranto la orden de sus pasados y gobernö
59 ahos" und ihm folgte die Königin Xiuhzaltzin (s. d'Alva).
So wiederholt sich unter einem thatkräftigen König die auch
in der Geschichte Meroe's und Cochin's gezeigte Reaction gegen
priesterliche Hegemonie.
Als die siegreichen Feinde (nach Zerstörung Tula's) wieder
abgezogen waren, sammelten sich die noch übrigen Tolteken in
vier Stämme, um nach verschiedenen Richtungen fortzuwandern,
während (nach d'Alva) nur Wenige im Lande zurückblieben, und
zwar: in Culhuacan (Suitemolcan mit Frau Ozalaxochitl und Sohn
Nauhyotl , sowie Catauhtlixcan mit Frau Ilmixuch und Sohn Axo-
quauh), in Tlazalan (]\Iitl mit Frau Cohuaxochitl und den Söhnen
Pixahua und Axopal), in Tototepec (Nacaxoch mit seiner Frau
und dem Sohne Ouetzalpopoca), in Chololan (einige Priester mit
der Ehebrecherin).
Auf Totepeuh, König von Tullan, folgte (nach Torquemada)
Topil, dann Huemac, bei dessen Auszug für Eroberungen, der
zweite König oder Nebenkönig (el segundo Senor) Nauhyotzin
(natural de los Chichimecas) auf den Thron gesetzt wurde, (wor-
1470 Nctzaliualpilli folgt seinem Vater Netzaliualcoyotl, als König in Tezcuco,
1477 Titzotl folgt Axaj-acatl, als König in Mexico,
1482 Ahuitzotl folgt Titzotl, „ ,, „
1502 Moctheuzoma Xocoyotzin folgt Ahuitzotl, als König in Mexico,
15 16 Cacamatzin folgt Netzahualpilli, „ ,, „ Tezcuco,
1520 Cuitlahuatzin folgt Moctlieuzoma, ,, ,, „ Mexico,
dann Ouauhtimoc u. s. w.
410 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
auf er gleichfalls für Eroberungen an den See zog). Darauf folgte
Quauhtexpetlatl, Huetzin Nonohualcatl , Achitometl (der bei Ein-
wanderung der Mexicaner in Culhuacan herrschte), Quauhtonal
(unter dem die Mexicaner nach Chapultepec kamen), dann ^lazatzin
(Nachfolger Achitometl's, der in Culhuacan herrschte), Quetzal,
Chalehuichtonal, Quauhtlix, Yohuallatonac, Tziuhtecatl (unter dem
die Mexicaner die Stadt Mexico gründeten) , Xiuhtemoctzin, Cox-
cotzin.
Die in lange Gewänder gekleideten Künstler oder Tultecas,
welche aus dem Norden kommend, in Panuco landeten, zogen von
dem bereits übervölkerten. Tullan unter ihrem (von Tezcatlipucan,
Huemac und andern Fürsten beleidigten) Häuptling Quetzalcoatl
nach Cholula, Colonien nach Huaxyacac (sowie nach Mixteca alta
y baja) aussendend (und Alixtlan bauend), bis Quetzalcoatl (von dem
Anzüge seines Feindes Huemac hörend) sich nach seinen £im Meer
gelegenen Colonien von Onohualco (Yucatan, Tabasco und Cam-
pech) fortbegab (Torquemada).
Von den Chichimeken in Teotihuacan als Tolteken - König
erwählt, herrschte Nauhyotl oder Nauhyotzin (in Culhuacan), als
Vorgänger des Totepeuh (]\Iixcohua Camaxtli) oder Nonohualcatl,
der (mit der Fürstin Chimalman von Huitznahuac) den Sohn Ceacatl
oder Quetzalcoatl zeugte, welcher von der Flucht bei seines Vaters
Ermordung (dem Yohuallatonac folgte) zurückkehrend, in Tollan
auf Ihuitemal, Nachfolger des Huetzin (Nachfolger des Mixcohual
Mazatzin) folgte, aber von Huemac (mit Tezcatlipoca und Nacaxoc)
vertrieben wurde (als Nachfolger), und dieser (beim Feldzug gegen
Cholula) wurde durch Nauhyotl oder ^litl (Erbauer des Frosch-
tempels) gestürzt.
Auf Yohuallatonac (in Culhuacan) folgten Quetzallacxoyatl, Ca-
chiuh Tlatonac, Totepeuh II, dessen Sohn (Huemac II) den Thron
von Tollan bestieg, (Vater des Topiltzin Acxitl Quetzalcoatl, unter
dem Tollan zerstört wurde), während sein Sohn Nauhyotl IL in
Culhuacan folgte.
Nach dem Tode Totepeuch's, der über die eingewanderten
Chichimeken herrschte, vereinigten sich diese in Tullan, um
(s. Gomara) Topil (Totepeuch' Sohn) zum König zu wählen, und
nachdem bei seinem Tode eine republicanische Verfassung be-
standen, wurden (nach 1 1 o Jahren) Doppelkönige (von den ver-
schiedenen Stämmen) erwählt, in Huemac und Nauhiacin, welche
beide mit ihren Heeren auszogen, und zwar Nauhiacin nach dem
THRONFOLGE. 411
See, worauf bei seinem Tode Ouauhtexpetlatl folgte, dann: Vecin,
Nonovalcatl, Achitometl, Quauhtonal (unter dem die Mexicaner
nach Chapultepec kamen), Mazazin (Nachfolger des Achitometl),
Queza, Chachiuhtona, Quauhtlix, Johuallatonac , Ciuhtetl (unter
dem die jNlexicaner sich in ^lexico festsetzten), Xiuiltimoc,
Cuxcux, Acam.apictli, der in dem Aufstande Achitometl's (in
Aculhuacan) getödtet wurde, worauf (als die Tyrannei Culhuacan's
durch die Fürsten von Azcaputzalco, Quauhnavac, Chalco, Couat-
lichan und Huexocinco gestürzt war) Achamapich, (der durch^
seine Mutter Ilancueitl nach Couatlichan gerettete Sohn Acama-
pictli's) von den Mexicanern auf den Thron gehoben wurde (seinen
Sohn Nauhiozin in Culhuacan einsetzend) und ihm folgte sein Sohn
Viciliuitl.
AufAcamapich (Sohn des von Achitometl getödteten Königs
Acamapictli) folgte Viciliuitl (in Mexico) , dann Chimalpopoca,
Izcova (mit Necavalcoiocin, König von Tezcuco und von
Tlacopan), Montezuma (Sohn Viciliuitrs ) , auf dessen zur Kö-
nigin eingesetzte Tochter, (mit einem Edlen vermählt), ihr Sohn
Axaiaca folgte, und dann Tizocica, Auhico, Moteccuma (Sohn
Axaiaca's), zu Cortes' Zeit (s. Gomara).
Unter sieben Fürsten (Zacatl, Chalcatzin, Checatzin, Cohuatzon,
Tzihuacoatl, Metzotzin und Tlapalmetzotzin) von Huehuetlapallan
über Tollantzinco nach Tula gewandert, wurden die Tolteken be-
herrscht (nach Clavigero) durch Chalchuitlanetzin, Ixtlicuechahuac,
Huetzin, Totepeuh, Nacaxoc, Mitl, Xuitzaltzin (Königin), Topiltzin.
Xolotl (Brüder des Chichimekenkönigs Achca,utli in Amaqueme-
kan) gründete Tenayuca, wo ihm sein Sohn Nopaltzin folgte, dann
Tlotzin, Quinaltzin, Techotlalla, Ixtlilxochitl und (nach der Tyrannei
Tezozomoc's und Alaxtla's) folgte (in Acolhuacan) Nezahualcoyolt,
Nczahualpilli, Cacamatzin, Cuicuitzcatzin, Coanacotzin.
Auf Tlaltecatzin (König der Chichimeken) in Tezcoco folgt
(nach Sahagun) Techotlala Chichimeca, dann Ixtlilxuchitl, Netza-
hoalcoiotzin, Netzahoalpilli, Cacamatzin. Die (nach Tezcoco oder
Aculhoaca) einwandernden Chichimeken siedelten in Vexotla, unter
dem König Macatzintecutli, welchem folgte Tochintecutli, dann
Ayotzintecutli, Quatlavicetecutli , Totomochtzin und dann (indem
die ]\racehuales zum Tribut vonTepanoaiantlaca gezwungen wurden),
Xilotzitecutli, Ixtlacauhtzin (wegen seiner Unterstützung Maxtla's
durch Netzahualcoyotl besiegt), Tlacuiliautzin , Tezontemoctzin,
Cuitlaoatzin, Tezapocuctzin, Cuitlavatzin,
412 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Nach dem Tode Totepeuch's (unter dem die Chichimeken
eingewandert waren) wurde in Tullan sein Sohn Topil zum König-
erwählt, und bei dessen Tode folgte eine Trennung zwischen
Vemac (der auswanderte) und Xauhiocin, der sich am See nieder-
liess, wo auf ihn Quauhtexpetlatl folgte, dann Vecin, nach diesem
Nonovalcatl, darauf Achitometl, unter dessen Nachfolger, Quauh-
tonal, die Mexicaner einwanderten (nach Chapultepec), und dimn
folgten: ^lacacin (SohnAchitometrs),Queca, Chalchiuhtona, Quauht-
^lix, lohuallatonac, Ciuhtetl (zu dessen Zeit Mexico gegründet
wurde), Xiuiltimoc, Cuxcux, Acamapichtli, dessen (bei dem Auf-
stande des Achitometl nach dem Gebirge geretteter) Sohn Aca-
mapichcin, nachdem (unter Erhebung der Fürsten von Azcaput-
zalco, Ouauhnavac, Chalco, Couatlichan und Huexocinco) Culhua-
can zerstört war, aus Couatlichan nach ^Mexico gebracht und
dort (als aus dem alten Stamm von Culhua) zum König eingesetzt
wurde, worauf ihm (nachdem Culhuacan durch Einsetzung seines
Sohnes Nauhiocin wieder hergestellt war) in IMexico sein Sohn
Viciliuitl folgte und diesem sein Bruder Chimalpopoca (s. Gomara).
Als Ixtlilxochitl über das (von Tenayucan nach Tezcuco) ver-
legte Chichimekenreich herrschte, vertrieb ihn Tezozomoc von
Atzcaputzcalco (Ameisenhaufen), der Besieger der Otomiten (wie
Acamapichtli, König der Tenuchcas, Culhuacan zerstört hatte),
von ^[exico unterstützt (einen Bund von Atzaputzcalco mit Cohuat-
lichan und Acolman herstellend) und verfolgte den Prinzen Netza-
hualcoyotzin, der indess (nachdem beim Tode Tezozomoc's sein
Sohn Maztla gefolgt war) mit Hülfe von Tlaxcallan und Huexot-
zinco die Tepaneken besiegte, und als auch Mexico unter Itzco-
atzin (in Folge der Tyranneien Maztla's) auf seine Seite getreten
war, die Stadt Atzcaputzalco zerstörte, worauf der Dreibund
zwischen den Königen, Netzahualcoyotzin von Tezcuco (als
Aculhua Tecuhtli oder Chichimecatl Tecuhtli), Itzcoatzin von
Mexico (als Culhua Tecuhtli) und Totoquihuatzin von Tlacopan
(als Tecpanecatl Tecuhth) geschlossen wurde (s. Ixthlxochitl).
Nachdem Netzahualcoyotzin beim Schlüsse des Krieges einige
Jahre in Mexico residirt hatte, kehrte er nach Tezcuco zurück.
Die Gemeinsamkeit der Nahua-Stämme soll in der genealogi-
schen Sage ausgedrückt hegen, die auf den mythischen Ahn Iztac ')
') Iztac, cosa blanca (bei Olmos).
OTOMITEX. 413
Mixcohuatl zurückgeht, der neben seinem ältesten Sohn Xelhua')
(dem Gründer von Quauhquechola) die Söhne Tenuch, Olmecatl,
Xicalancatl, Mixtecatl und Otomitl zeugt mit seiner Frau Ilan-
cueitl") (und in zweiter Ehe Quetzalcoatl). Den ältesten der
sieben Brüder aus Chicomoztoc lässt Motolinia in Cuauhquechallan
(Quauhquechola) siedeln, und dann in Cozcatlan. Mixcohuatl^)
(Mixcohuatl Mazatzin) stammte von den Chichimeko-Culhuas, die
über Xalisco und Michoacan nach der Umgebung des Popoca-
tepetl einwanderten. Als Erbauer der Pyramide von Cholula ist
Xelhua den sieben Riesen verbrüdert, die bei der Fluth in die
Höhle von Tlaloc gerettet wurden.
Wie weit die mit ihrer vermeintlich monosyllabischen Sprache
isolirten Otomiten"^) als Autochthonen zu betrachten seien, bleibt
bei ihrer Aufführung unter den Wanderstämmen in Frage gestellt.
Motolinia macht die von Oton"') stammenden Otomiten
oder (nach Izcabalete) Otonca zu Stammvätern der Chichi-
meken , und eine Verwandtschaftsneigung ergiebt sich aus
Clavigero's Mittheilungen, dass die den civilisatorischen Bestre-
bungen der Acolhua abgeneigten Chichimeken sich in die Berge
gezogen und mit den Otomiten gemischt hätten. Als das Cultur-
Reich der Tolteken Tula oder Tollan (auf der Stätte des alten
Otomitensitzes Mamheni) zu Grunde gegangen, besetzten wieder
die Otomiten das Land, und die mit ihnen verwandten Mazahuis
bewohnten die Ebenen bei Ankunft der Nahoas, durch deren
sieben Stämme die Otomiten aus ihren Ansiedlungen bei Xilotepec
vertrieben wurden.
Die Tolteken °) hatten die Otomiten bei ihrer Ankunft bereits
1) Xelhua (Gründer von Ouauliqucchola), Tenuch (der Tenuchcas), Uhnecatl (der
Olmeken), Xicalancatl (der Xicalancen mit Kaufleuten gemischt), Mixtecatl (der Mix-
teken) und Otomitl (der Otomiten) stammte von dem (nebelgrauen) Iztac Mixcuatl in
den Sieben Höhlen.
2) Die Xachkommen Xelhua's, der (mit seinen Brüdern Tenuch, Ulmecatl, Xica-
lancatl, Mixtecatl und Otomitl) von Iztac Mixcohuatl mit seiner Frau Ilancueitl in
Chicomoztoc erzeugt war, Hessen sich im Südosten nieder.
•^) Mixcoatzin, als Schlange (Coatl) der Wolken (Mixtli).
■*) Fueron estos Otomies Senores y Possedores de todas estas lierras, muy antiguos
en ellas (Herrera).
^) Der erste Krieger bei den Nadowessiern hiess Ottah ton yoom lisheah oder
der grosse Vater der Schlangen (ottah oder Vater).
^) Xachdem sich die Tolteken (unter dem Priester Hueman) in Tula am Flusse
Quetzalati niedergelassen, wurde vom Chichimeken-König Icauchtzin in Huehue Tla-
414 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
vorgefunden, und ebenso fällt, im Anschluss an die Herstammung
von Iztac-Mixcohuatl ^), die Begründung des Priestersitzes ^) in
Teotihuacan in ein graues Alterthum, und dort traten die kriege-
rischen Wanderstämme in den Dienst'^) der Sonne mit dem hei-
ligen Pfeil ^) der Götterstadt"') belehnt, womit die den Olmeken'')
pallan sein Sohn Chalcliiuh Tlatonac zum König erbeten, und auf ihn folfjjte sein
Sohn Ixtlilcuechahuac oder Tlatecall (unter welchem Hueman nach Vollendung des
Teoamoxtli oder heiligen Buches starb), dann Huetzin, dann Totepeuh, dann Nacaxoc,
dann Mitl. Als Huemac nach Cholula gezogen war (um Quetzcalcoatl zu vertreiben^,
wurde bei einem Aufstande in Tula (mit Unterstützung Quetzallacxoyatl's , Königs
von Culhuacan) der König Xauhyotl oder j\Iitl (durch den Pluemac besiegt wurde,
worauf er verschwand, als Tezcatlipoa) erwählt, den Tempel der Wassergöttin (Chalchi-
huitlicue oder Tocij bauend in Froschgestalt. ]Slit Camaxtli wurde Tlaloc (als Wasser-
gott) in Tlascala und Huexotcinco verehrt.
1) Die unter Mixcohuatl einwandernden Chichimeco-Culhuas gründeten (am See) die
Stadt Culhuacan (während die Chichimeken des Chicon Tonatiuh oder siebenfachen
Sonne die Städte Huehuetocan und Macuexhuacan gründeten) und erklärten sich der
Priesterschaft (der Nahuas) in Teotihuacan als Vasallen der Sonne (wobei die später
aufständischen Mixcohuas von Chachiuhapan oder Tolteken mit Hülfe neu eimvandernder
Chichimeken-Stämme wieder unterworfen wurden), während die von Tulancingo nach
der Otomiten-Stadt Mamheni (Xocotitlan) ziehenden und Tula (Tollan) erbauenden
Tolteken in Chalcbiuh-Tlatonac (Sohn des Chichimekenkönigs Icauhtzin) einen König
erhielten.
-) Unter dem herrschenden Priesterlhum in Teotihuacan erwählten die Chichimeco-
Culhuas (unter Mixcohuatl Mazatzin) zusammen mit den Chichimeken Quauhtitlan's (wo
Chicon-Tonatiuh herrschte) und Tollan den (in Teotihuacan gekrönten) König Nauhyotl
von Culhuacan (als Tlataoni oder Topiltzin). Auf Nauhyotl folgte Mixcohua Camaxtli
oder Totepeuh (vergöttert als Camaxtli oder Kriegsgott) und dann sein Sohn Huetzin
(vergöttert als Tezcatlipocaj. Als Totepeuh oder Totepeuh Nonohuacatl (Camaxtli),
der mit der Prinzessin Chimalman von Huitznahuac den Ceacatl Quetzalcoatl zeugte,
im Aufstand ermordet war, folgte, in Culhuacan, Yohuallatonac oder (der in Tollan
herrschende) Huetzin (während in Tollan König Ihuitimal, Vorgänger Quetzalcoatrs,
herrschte). Auf Yohuallatonac folgte (in Culhuacan) Quetzallacxoyatl.
^) Die Priesterschaft von Teotihuacan wurde unter den Chichimeco-Culhuas (Mix-
cohuatl's) und (in Culhuacan) beendet durch die Erwählung des Nauhyotl oder
Nauhyotzin zum König, der den Titel Topiltzin oder Tlatoani annahm, und denselben
Titel Tlatoani empfing Chicon Tonatiuh in Quauhtitlan, worauf Mixcohuatl Mazatzin,
dessen (als Tezcatlipoca vergötterter) Sohn Tezcatlipocatl die Stadt Tezcuco gründete^
den Thron von Tollan bestieg und seinen zweiten Sohn Mixcohuatl nach Huitalapa
oder Tlascala schickte.
'^) Die Indianer jenseits Ante (neben Apalachen) dan una saeta en senal de amistad
y besanla (s. Gomara).
«') Teotihuacan viile des dieux (s. Ternaux-Compans) hiess Veitioacon oder Toltecat.
C) Bei Einwanderung der Chichimeken erhielten die Mixcohuas (Chichimeko-
Mixcohuas) aus Chalchiuhapan von den Priestern in Teotihuacan den heiligen Pfeil,
THEOCRATHIE. 4l5
zuzuweisende Periode durch eine neue verdrängt wurde. Noch
währte indess das heroische Zeitalter, ehe die Geschichtssonne
den Nebel zerstreute, und bei der unbestimmt verbleibenden
Scheidung der Götter- und Menschenwelt, gingen die Deifi-
cirungen fort, wie die Mixcohuatl ^) Mazatzin's, auf den Huetzin
(oder Tezcatlipoca) in Tollan folgte, als Kriegsgott.
Tiuxl oder Teul (s. Mota Padilla) war der befestigte Tempel
der, Teules Chichimecos genannten, Chichimeken (in Zacatecas^),
die mit den Cazcanes, sow4e den Tecuexes und Tepecanos neben
Cuachililes (Guachichiles oder Huachichiles) mit den Zacatecas
(zwischen Mezquital, Durango oder Cuencame und dem Fluss Nazas)
wanderten (s. Orozco).
Aus der Theocratie lös't sich später, in der politischen Be-
wegung, das ritterliche Königthum ab, und auch die Würde des
Priesterkönigs zerfiel bald in eine geistliche und weltliche
Hälfte, so dass der diese bei den Tulteken als König kennzeich-
um für die Sonne (Tonatiuh) zu kämpfen gegen die feindlichen Otomiten, und als sie
beim Abfall unter Hülfe anderer Chichimeken (gleichfalls durch die Pfeile geweiht)
wieder zur Unterwerfung bewogen waren, erschienen (über Popocatepetl einwandernd)
unter Mixcohuatl (Mayatzin oder Jäger) die Chichimeko-Culhuas (aus Xalisco), darauf
die Stadt Culhuacan gründend, nach Unterwerfung der Olmeken bei Huitzilapan durch
Xuchnel und Mimich. In Quauhtitlan (im nordwestlichen Waldland) wird durch den
Chichimekenhäuptling Chicon Tonatiuh (Sieben Sonnen) (als Stifter der heiligen Schaar
der Teules) die Stadt der alten Leute oder Huehuetocan und Macuexhuacan oder Stadt
der Halsgcschmeide gebaut, während die von Huehuetlapallan nach Tulancingo ge-
wanderten Tolteken (unter Hueman) bei den Otomiten von Mamheni siedeln und
dort (bei Xocotitlan am Fluss Quetzalati) die Stadt Tollan oder Tula gründen, wo
Chalchiuh Tlatonac, der erbetene Sohn des Chichimekenkönigs Icauchtzin in Huehuet-
kapallan, den Thron besteigt (worauf die Xicolancen und Olmeken sich unterwerfen).
1] Nachdem Mixcohuatl ^lazatzin (der Chichimeco-Culhuas) den Thron von Tullan
bestiegen, wurde durch seinen Sohn Tezcatlipocatl (als Tezcatlipoca vergöttert) Tezcuco
gegründet, während sich in Huitzilapan oder Tlascala sein zweiter Sohn Mixcohuatl
(Mixcohua Camaxtli) oder Nonohualcatl niederliess, welcher (als Totepeuh) auf Nauhyotl
(König von Culhuacan) folgte. Xach der Ermordung Xiuhmel's, Sohnes des Chicon
Tonatiuh (der den Königstitel in Quauhtitlan angenommen hatte), folgten (durch die
zauberische Prinzessin Xochitzin angeregt) neue Kriege (zwischen Tolteken und Chi-
chimeken), bis der Häuptling Huactli (mit Xochitzin vermählt) das Königthum in
Quauhtitlan herstellte.
^) Nachdem die Spanier zur Besiedelung von Zacatecas Festungen angelegt hatten,
caminaban (die Reisenden) en caravanas y acostumbraban llevar entre otros un carro
en forma de fortaleza, de madera bastante fuerte, para resistir d las piedras y a las
flechas, con sus troneras para disparar por dentro, y en el cual se abrigaban en caso
de ataque las mugeres, los ninos y cierto nümero de defensores (Orozco).
416 ZUR GESCHICHTE DES ALTEX MEXICO.
nende Titel Tolpitzin in Mexico nur für priesterliche Functionen
fortbestehen blieb (als rex sacrificulus), obgleich indess auch hier
noch die Königswürde eine Heiligung bewahrte, was sowohl £ius
Montezuma's priesterlichen Handlungen hervorgeht, wie auch
daraus, dass es nöthig wurde, bei der Thronerhebung Huitzili-
huitl's II. noch die Wahl eines Kriegsfürsten (als Taikun gleichsam)
vorzunehmen. Von Topiltzin, dem letzten König der Tolteken, wird
(bei d'Alva) gesagt, dass an ihm die Prophezeiung erfüllt gewesen,
von dem Untergang des Reiches „lorsqu'un roi qui aurait les che-
veux herisses en maniere de panache, depuis le front, jusqu'a la
nuque, monterait sur le trone" (s. Ternaux-Compans), und ähnliche
Haartracht fand sich (wie in Melanesien) als iVuszeichnung^) bei
nördlichen Indianerstämmen.
Bei weiterem Umfang der Einwanderungssagen wurden auch
die Tolteken (bei Sahagun) in das Felsenthal -) mit eingeschlossen,
wie sich ebenso die Menschenschöpfung"') (nach Alendieta) an die
in Chicomoztoc zersprungenen Steinsplitter anschliesst, und von
1) Die Priester (in Virginia) trugen das Haar sliaved close, except a tliin crest,
like a cock's comb, whicli Stands bristling up, and runs in a semicirclc from tlie forc-
licad up along the crown to tlie nape of the neck (s. Bcverley). His haire the one
syde was long , the otlier sliorne close , with a ridge ovcr his crowne like a coxcomb,
sagt Strachey von dem Häuptling der Susquehannah.
-) Als die in ein felsiges Thal Eingewanderten dort Hunger und Durst litten,
opferten sie (ihr Leid beklagend) in den sieben Höhlen, und dann (auf Geheiss des
Gottes) wanderten zuerst die Tultecas aus (über Tullantzinco nach Xicocotitlan oder
Tulla), darauf die Michoaques (unter dem Fürsten Amimitl) und nach ihnen die Nahoas
(als Tepanecas, Acolhoaques, Chalcas, Vexotzincas und Tlascaltequas), bis zuletzt die
Mexicaner folgten, die in Culhuacan die Aufträge ihres Gottes erhielten (s. Sahagun).
3) Aus den von den Kindern Citlalicue's (und des Gottes Citlalatonac) auf die Erde
geworfenen Steinen (Tecpatl) entstanden (in Chicomoztoc zersprungen) die Götter, die
aus dem von Xolotl aus der Unterwelt ]SIictlan Tacutli's geraubten (und in die .Stücke
der Grossen und Kleinen bei der Flucht zerbrochenen) Knochen (des früher Verstorbe-
nen) mit ihrem Blute in vier Tagen einen Knaben und vier Tage später ein Mädchen
brauten, die Menschen, als ihre Diener, zu erzeugen, und als bei dem Feueropfer Eines
dieser in Teutiuacan die Sonne (und aus dem in der Höhle Verborgenen der Mond)
aufgegangen war, und sie (trotz der Botschaft Tlotli's) stillstehend, dem Pfeile Citli's
durch Bücken ausgewichen, dann aber solchen tödtlich auf ihn zurückgeschleudert hatte, um
die Götter (die sich verwettet hatten) zu vernichten, opferte sie Xolotl und dann sich
selbst, indem Jeder seinem menschlichen Verehrer den Mantel Hess, der mit Stäben
(und Einfügung eines grünen Steines) zum Bündel (Tlaquimilloli) aufgebunden wurde
(nach Olmos). Als die Menschen, diese Bündel auf dem Rücken tragend, ihre ver-
schwundenen Götter suchten, erschien Tezcatlipuca seinem Verehrer am Strande des
Meeres, und sandte ihn (von Fischen und Schildkröten eine Brücke bauend) mit einem
TITLACAHUON. 417
den 15 Söhnen des mit seiner Frau Xochiquetzal aus der Fluth
in einem Boot nach dem Berg Culhuacan geretteten Coxcoy (und
seine Frau Xochiquetzal) stammten die Tolteken, Azteken und
Acolhuas.
Solcher Fluthsagen vom Teocipatli oder von Nata und Nemi,
denen Titlacahuan Warnung gegeben, gab es in Auswahl, bald
die Riesen^) betreffend, oder auf die Aifen^) zurückgehend, dann
wieder die Sprachverwirrung") und eine Arche Noah's für die
Rettung verwendend, sowie an den Thurmbau"^) knüpfend, und
eine Arche Noah für die Rettung verwendend, sowie den Zu-
sammenhang mit früheren Weltperioden'') festhaltend, und die Zer-
Gesang zur Sonne, und die darauf Antwortenden (trotz der "Warnung der Sonne)
mussten ihm folgen, so dass für die Feste die Musikanten gewonnen waren (s.
Mendieta).
1) Die Anahuac bewohnenden Riesen (Tzocuillixeque) wurden in Fische ver-
wandelt, bis auf sieben, welche sich in Höhlen retteten, und bei Abnahme des Wassers
kam daraus der Riese Xelhua (der Baumeister) hervor, um zum Andenken an den
Berg Tlaloc (der ihm mit seinen sechs Brüdern zum Zufluchtsort gedient) durch die in
Tlamanalco Geknechteten die Pyramide von Cholollan zu bauen, die (^von den Göttern
durch herabgeworfenes Feuer zerstört) als unvollendeter Teocalli dem Gott der Luft
und Stürme (Quetzalcoatl) geweiht wurde (nach Pedro de los Rios).
2) Nach der Fluth führte der Sturm (unter Rettung in Höhlen) die Affen herbei,
und dann wurden die Riesen durch Erdbeben vernichtet, worauf die durch Feuer
unterzugehen bestimmte Epoche einbrach, in der, in der Versammlung zu Huehuetla-
pallan, das Jahr geregelt wurde. Von dem nach der Fluth als Zufluchtsplatz errichte-
ten Thurm Zacuali (wo die Sprachen verwirrt wurden) wanderten sieben Tolteken (mit
ihren Frauen) nach Huehue-Tlapallan.
•"') Nachdem aus der die Berge Caxtolmolictli bedeckenden Fluth die in einem
Hauskasten oder Tlaptlipetlacalli Geretteten (8 an Zahl) die Erde wieder bevölkert
hatten, wurden beim Thurmbau in Zacuali (als Zufluchtsort bei neuer Fluth) die
Sprachen (durch einen Vogel) ausgestreut, worauf sich in dem Wirrwarr die sieben
Familien der Nahuatl zusammenschlössen und nach Tlapallan (La Bermeja) am Rio
Colorado (mit Huehuetlapallan oder dem alten Tlapallan) sich niederliessen , dann
Culhuacan gründend, nach welchem die Tolteken ihre spätere Gründung benannten (s.
Veytia).
*) Als von den durch die Fluth vernichteten Riesen oder Tzocuillicxeque der allein
Gerettete (Xelhua) in Cholulan einen Thurm baute, der vom Blitz getroffen wurde,
bekehrte sich (aus Schreck) Quemoque, Fürst der Mexicaner, zu dem Gott Toseque.
Ausser dem auf den Baum Ahuehuete (Fichte) geretteten Paar in dem (durch Wasser
zerstörten) Alten Zonistal oder Weisskopf (testa blanca) wurden sieben in einer Höhle
bewahrt, und unter diesen wurde Hulhueteotli als Stammherr der Tepanechi verehrt,
Quetzalcouatl, der Chichimeke, und Tzinacouatl, der Culhue.
^) Als am Ende der ersten Sonne die Erde durch die aus der Fluth Geretteten
wieder bevölkert und bei dem Bau des Thurmes die Sprache verwirrt war, wanderten
Bastian, America. cyj
418 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Störung des Himmelthurms ^) durch göttlichen Zorn wurde dann
weiter für die Sprachverwirrung und Völkerzerstreuung ausgemalt.
Als vier Sonnen wurden geschaffen Chalhiuch-Tonaio (unter
der die nicht Ertrunkenen sich in Fische verwandelten, von dem
Flusskraut Aciantli genährt), Chalchiuh-tonaiuh (worin die von
dem Kraut Centencupi Genährten verbrannt, ausser denen in
Schmetterlinge und Hunde Verwandelten), Yioanoatiuh (wo di(i
von Myrrhe und Harz Genährten durch Erdbeben oder von den
Wildthieren Quenamenti vernichtet w^urden) und Ecatonatiuh (wo
die durch die Frucht Misquitl Genährten durch den Sturm in
Affen verw^andelt w^urden) bis zur fünften Sonne (s. Thevet).
In Dunkelheit wandernd, gelangten die Tulteken nach Hue-
hue-Tlapallan (dem rothen Land am Rio Colorado), und nach Ix-
tlilxochitl kamen dorthin die sieben Stämme der (das Land aus-
theilenden) Tolteken, die bei der Sprachenverwirrung am hohen
Thurm (oderZacuatli), den die in einem Toplipetlacali (verschlossenen
Kasten) aus der Fluth Geretteten erbaut hatten, getrennt wurden.
Das Land TlapuUan (tlapalli, roth) wurde gleich Tamoanchan, wo die
aus Panuco kommenden Nahoas nach Rückkehr ihrer Amoxcaquez
oder Priester (ausser Oxomoco, Cipactonal, Tlatetecui und Xuchi-
coaca) gesiedelt, als die ersehnte Heimath gesucht, und Sahagun
wurde auf seinem Wege nach Mexico befragt, ob die Spanier
aus Tlapallan^) gekommen und w^o dieses Land läge. Die Cu-
die sieben Familien der sich gleichsprachig Verstehenden nach Huehuetlapallan, worauf
in der zweiten Periode ein Theil der Menschen durch Sturm in Affen verwandelt
wurde. Als dann die Quinames oder Riesen durch ein Erdbeben gestört worden und
die in Tlachicatzin aufständischen Tolteken zur Auswanderung aus Huehuetlapallan
gezwungen waren, verkündete (an dem entdeckten Tlapallanconco) Hueman, dass im
Osten ein glückliches Land (seit Vernichtung der Quinames) wüst läge und ihnen durch
astrologische Zeichen bestimmt sei, worauf sie nach Tulancingo ziehend, dort ein grosses
Haus für den Stamm bauten (nach Ixtlilcochitl). Nach den Chiapaneken erhielt Votan
(Enkel des aus der Fluth Geretteten), als die Völker beim Thurmbau zerstreut wurden,
von der Gottheit (Teotl) den Auftrag zur Besiedelung von Anahuac (s. Nuüez de
la Vega).
1) Nach den (mit den Ges-Stämmen verwandten) Acroas (bei denen ein Knieband
getragen wird), soll (n. Spix und Martins) die Gottheit am Anfang der Dinge ein hohes
Haus nach dem Himmel hinauf gebaut haben, durch dessen Einsturz die Verschieden-
heiten der Thiere und Nationen entstanden seien (zwischen dem Rio das Balsas und To-
kantin oder Cotzheioikonä).
2) Tengo noticia de muy grandes y ricas provincias, y de grandes Sefiores en ellas
de mucha manera y servicio , en especial de una que llaman Hueitapalan y en otra
lengua Xucutaco, schreibt Cortez vom Hafen Truxillo (50 — 60 leguas entfernt). In
SIEBEXZAHL. 419
baner suchten den (in Florida vermutheten) Fluss Jordan in der
Nähe der von Otopali und Olagatano (unter dem Häuptling Zer-
tepe) bewohnten Seen bei Panuco neben Abalochi (Fontanedo).
Die ersten Einwanderer kamen aus dem Norden, Tamoanclan
(das irdische Paradies) oder Tictemoatochan (buscamos nuestra
casa natural) im Süden suchend und die Stadt Tulla bauend, von
wo aus (als der König Quetzalcoatl nach dem östlichen Sonnen-
haus Tlapallan geflohen und die Sonne geworden war) die Stadt
Cholula gegründet wurde, worauf die Mexicaner das Land er-
oberten (Sahagun). Titlacuahua rieth die Auswanderung nach
Tlapallan. ^)
Nach Ixtlilxochitl schifften die verbannten Tolteken die Küste
der Südsee herab bis Huitlapan oder Huitlapatlan (am Golf von
Californien) und dann bis Xalisco, worauf sie von Guatulco über
Tochtepac oder Tullitepeque nach Tulancingo zogen.
Nach Ixtlilcoxchitl kam die Einwanderung der Tolteken aus
Tamaulipas (mit den Huasteken).
Die Tolteken zogen von Tulancingo nach Osten, um Tulan
zu gründen (unter Acapichtzin). Nach Arlegui kamen die Tol-
teken von "Westen nach Mexico, das Land unter sieben Häupt-
linge vertheilend.
Trotz verschiedener Ansichten „kamen Alle überein", que su
origen es de äcia aquellas partes de Jalisco, que es al Poniente,
der Nähe von Ihueras (Honduras) lag Tapalan oder Tlapalan. Tollan ChoUollan hiess
Tultecatl Chachihuatlon azia Ecatepetl (monumento o piedra preciosa de la Nacion
Tulteca, que anda con su cerviz buscando ä la region del Ayre). Tulan gehörte zu
Teotlapan (tierra de los dioses), se le decia tierra de los dioses porque era muy abun-
dante en producir semillas (nach Padilla). Tlachiatzin, die Stadt der Nahuas, erhielt,
weil von weisen und geschickten Männern gegründet, den Beinamen Toltecatl. Nach
der Gründung Mexico's kamen vom Norden die geschickten Tultecas, die in Panuco
landend, nach Tulo zogen und dann nach Chololan, von wo sie sich nach Guaxaca,
nach Misteca baxa y alta und nach Zapoteca verbreiteten (Herrera). Ixtlilxochitl ver-
gleicht die langen Gewänder der Tolteken denen der Japaner (und so sind auch Vo-
tan's und Cukulcan's Gefährten gekleidet, sowie die Quetzcalcoatl's). Chicon-Tonatiuh
(von Quetzaltepec nach Quauhtitlan gezogen) herrschte in Macuexhuacan und Mixcohuatl.
Mazatzin wurde zum König von Tollan erwählt.
1) Nach Cabrera lag Tlapalla im Südosten. Von Tulan aus fanden drei Aus-
wanderungen statt, eine nach Mexico und zwei nach Tepeu und Oliman, welche Länder
(nach den Cakchiquel) zwischen Peten und Yucatan lagen. In ihrer Urheimath
Huehuetlapallan waren die Tolteken zuerst von Tanub beherrscht. Die Tolteken
wanderten unter Tanub nach Guatemala.
27*
420 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
respecto de Mexico (Torquemada). Die Tolteken kamen von Westen
(über Xalisco), die Chichimeken von Norden (s. Galvez).
Als Chichimecatl (aus dem Stamm Chichen) in Huehuetla-
pallan das Reich der kriegerischen Chichimeken stiftete, trennten
sich die friedhchen Tolteken ^) und erbauten die Stadt Tlachicatzin
und bei andern Auswanderern ging die Nahuatl-Sprache verloren
(s. Veytia).
Die Tolteken werden auch unter den Chichimeken einbe-
griffen, während (nach Sahagun) die Nachkommen der Tolteken,
als deutlich Redende Nahoas g-enannt wurden und sonst bei der
Auswanderung der Tolteken (nach dem Fall Quetzalcoatl's) die
Nahoas zurückblieben; die Könige von Tilantango leiteten sich
von den Tolteken.
Von der Stadt Chichen (Cichen) oder Huehuetlapallan von
den Tolteken (aus Tlachicatzin) gegründet, wurden die Chichi-
meken^) benannt (s. Veytia), als Verwandtschaft (mecatl oder
Strick) von Chichen. Nach dem Untergang des Reiches der
Quinames (Chichimekes-Quinames) folgten die Tolteken-Nahoas.
Aus ihrem Vaterland vertrieben, schifften die Tolteken die
Küste Californien's herab und gelangten nach Huehuetlapallan'')
1) Die Tolteken in Huehue-Tlapallan waren den wilden Azteken benachbart. Die
in Tlachicatzin oder Toltecatl das Reich Tlapallan bewohnenden Nahuas (oder Tolteken)
erhoben sich gegen die Chichimeken. Vor Ankunft der Tolteken in Anahuac war
Teotihuacan die Hauptstadt der Nahnas. Die Tolteken w^anderten in 7 Stämmen. Die
friedlichen Tolteken trennten sich von den Chichimeken (mit dem Hcäuptling Chichi-
mecatl oder Cichen), um die Stadt Tlachicatzin zu gründen (s. Echeverria).
2) Vor den Chichimeken über Allapan (am Südmeer) nach Huehuetlapallan flüch-
tend, wurde Axcitl (König von Tollan) durch Acauhtzin, König der Chichimeken, in
die Hauptstadt Oyome aufgenommen. Chichimec (chichimac) ist Plural, von Chichi
(Hund). Im Guatemaltekischen bedeutet Tzi (Chi) Hund oder Sklave. Die Tolteken
wurden (mit Baugeräthen in der Hand) neben westlicher Sonne, wegen ihrer Herkunft,
dargestellt , die Chichimeken als Jäger mit w^eissen Flocken (des Schnees) , aus dem
Norden gekommen (Galvez). Herrera setzt die Ankunft der aus dem Norden in Panuco
landenden Tulotecas (porque en Tulo comencaron a ensenar) in Chololan (mit Aussen-
dung von Colonien zu Misteken und Zapoteken) in die späteste Zeit, despues de la
fundacion de ]SIexico y de toda la tierra (und geht dann gleich auf die Erwählung des
Königs Acamapixtli über). Siendo algun hombre de prudencia y industiia, le llamaban
Tuloteca (s. Herrera). Die Gesetze des Toltekenkönigs Topiltzin wurden durch Netza-
hualcoyotzin erneuert (s. d'Alva).
3) Die gegen den König (in Huehue-Tlapallan) aufständischen Häuptlinge Chal-
catzin uud Tlacamihtzin wanderten (aus Tlachicatzin durch die Tolteken von Tlaxico-
luican vertrieben) nach Tlapallanconco (Klein-Tlapallan) und dann (auf Rath des Hueman
oder Huematzin) in das Land der (durch Erdbeben vernichteten) Quinames oder Riesen
TOLLANTZINGO. 42 1
(tierra de Cortez). Von dort schifften die aufständischen HäuptUnge
Chalcultzin und Tlacamahtzin (Tlacamihtzin) nach Xahsco* in Hua-
tulco landend, und zogen über Tochtepec nach Tollantzingo, von wo
durch die sieben Häupthnge (unter ihrem Oberfürsten) Tollan
gegründet und dann der König Chalchintlanetzin erwählt wurde,
aus dem Königshause der Chichimeken (mit einer Prinzessin der
Tolteken vermählt). Die Toltekenkönige regierten 52 Jahre, in-
dem bei früherem Sterben die Republik eingeschaltet w^urde
(Ixtlilcochitl).
Aus Huehuetlapallan (im Königreich Tollan) vertrieben, kamen
die Tolteken aus dem Nordwesten nach Tollantzingo und dann
nach Tollan oder Tula (Chavigero). Die Tolteken kamen (mit
sieben Fürsten) aus dem Westen nach Tulantzinco, Sämereien
und kostbare Steine bringend (s. Torquemada).
Unter den Häuptlingen (Zacatl, Chalcatzin, Checatzin-Cohuat-
zon, Tzihuacoatl, Metzotzin und Tlopalmetzotzin) kamen die Tol-
teken nach ToUantzinco und dann nach Tullan, wo als Könige
folgten: Chalchintlanetzin, Ixtlicuechahuac, Huetzin, Totepeuh,
Nacaxoc, ^litl, Xintzaltzin (die Königin) und Topiltzin.
In Folge von Unruhen in Huehuetlapan oder Chalchicatzin
zogen die Tolteken (607 p. d.) durch Xalisco über Texpan,
Tuzapan und Tulantzinco^) nach Tollan (713 p. d.), wo Chalchint-
lanetzin (zweiter Sohn des Chichimekenkönigs Huetzin) als erster
König herrschte. Nachdem die Tolteken vom Westen gekommen
Tulla gegründet, herrschte dort Chalchiuhtlanetzin.
Als die (Nahoa redenden) Toltekas sich in Tollan niederge-
lassen, erbaten sie einen Fürsten von den Chichimeken, dessen
Nachkommen herrschten, bis (zur Zeit des Propheten Quetzal-
coatl) die Priester von den Soldaten besiegt wurden.
Im Aufstande gegen Chichimecatl, König von Huehuetlapallan,
leiteten die Häuptlinge Chalcaltzin (Chalcultzin) und Tlacamihtzin
mit fünf anderen Häuptlingen (Checatl, Cohuatzin, Mazacohuatl,
Tlapalhuitz und Huitz) die Auswanderung der Tolteken aus Tlachi-
(wohin die Chichimeken nicht gelangten) über Hueyxalan (Sandwüste), Xalisco, Chimal-
huacan Atenco (an der Küste), Toxpan, Quiyahuitzlan Anahuac (an Seebuchten),
Zacatlan, Totzapan, Tcpetla, Mazatepec, Ziuhcohuatl, Yztachuexucha bis Tulancingo,
von wo die Hauptstadt nach Tollan (im Osten) verlegt wurde (nach Ixtlilcoxchitl).
1) In Tollantzingo bauten die Tolteken ein grosses Haus für das ganze Volk (ehe
sie nach Tula weiterzogen). Einige Familien der Tolteken blieben auf der Wanderung
in Xalisco zurück.
422 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
catzin (oder Tlaxicoluican) um Tlapallan oder Tlapalkmconca (das
kleine Tlapallan) zu gründen (indem sie gelobten sich 2^ Jahre
ihrer Frauen zu enthalten). Auf Rath des weisen Hueman oder
Huemantzin weiterwandernd, zogen die Tolteken über Xalisco
und Quiyahuitztlan Anahuac (sowie Zacatlan) nach Tolantzinco,
und dann nach Tula (s. Veytia). Durch eine Gesandtschaft der
Tolteken nach dem Hof des Chichimekenkönigs Icauchtzin wurde
einer seiner Söhne (Chachiuhtlanetzin) als König erbeten (aus
Panuco).
Während die Chichimeco-Culhuas (unter Mixcohuatl) die
Stadt Culhuacan gründeten, zogen die aus Huehue-Tlapallan Ver-
triebenen (unter Hueman) von Tulancingo nach Xocotitlan oder
Tula (Tullanatl oder Montezuma) am Fluss Quetzalati, Tollan
neben der Otomiten Stadt ]\Iamheni gründend und holten den
König Chalchiuh Tlatonac von Huehue-Tlapallan. Gleichzeitig
wurde von Tollan, Quauhtitlan (unter König Chicon Tonatiuh)
und Culhuacan, in Teotihuacan als Oberkönig Nauhyotl oder
Nauhyatzin erwählt, der seinen Sitz in Culhuacan nahm. Die
vergötterte Fürstin Xochitzin, die durch ihr Orakel die Eroberung
Quauhtitlans durch Huactli unterstützt hatte, vermählte sich mit
diesem König.
Die Fürstin Xochitzin wurde in ihrem Thurm am Flusse
Quauhtitlan als Seherin (mit dem Geist des durch IMimich auf
dem Berge Tepenec getödteten Itzpapalotl verkehrend) durch
den Fürst der Chichimeken befragt und reizte sie zu Kriegen
an [wie Veleda].
Auf den in Teotihuacan in Tullan, Quauchtitlan und Culhua-
can erwählten Oberkönig Nauhyotl folgte (in der Residenz Cul-
huacan) Totepeuh (Alixcohua Cam.axtli oder Nonohualcatl) und
dieser zeugte mit der besiegten Fürstin Chimalman (in Huitznahuac)
den Sohn Quetzalcoatl Chalchimitl oder Ceacatl Quetzalcoatl, der
beim Tode seiner Älutter im Wochenbette, durch deren priester-
liche Schwester Cohuatl auferzogen wurde.
Auf Totepeuhs Ermordung folgte in Culhuacan der König
Huetzin (Yohuallatonac) von Tollan und dann (unter Begründung
des Dreibundes von Tullan, Otompan und Culhuacan) der König
Ihuitimal, worauf Ceacatl Quetzalcoatl (Totepeuh's Sohn) den
Thron (in Tollan) bestieg, als Priesterkönig (Topiltzin Ceacatl
Quetzalcoatl), während (neben ihm) als weltlicher Herrscher (mit
Yohuallatonac, König von Culhuacan verwandt) Huemac (Tezcat-
FROSCHTEMPEL. 423
lipoca oder Nacaxoc) oder Matlacxochitl regierte. Als Huemac
den nach Cholula vertriebenen Quezcalcoatl verfolgte, wurde bei
seiner Abwesenheit (mit Hülfe des in Culhuacan auf Yohuallatonac
gefolgten Quetzallacxoyatl in Tullan der König Nauhyotl oder
JMitl (der Quetzalcoatrs Lehre wiederherstellte) eingesetzt.
Der Toltekenkönig Ilacomihua baute den Tempel des Frosches
und nach der Königin Xiuhquentzin folgte Istacquauhtzin, der
mit der Ehebrecherin Quetzalxochitzin den Sohn Topiltzin zeugte
(s. Ixtlilxochitl). Tollan^) Cholollan war von den Tulteken erbaut.
Unter Iztacquauhtzin (Vater des Topiltzin) rissen (unter den Tol-
teken) durch die Zauberer Tezcatlipoca und Tatlauhquizatlepuca
Unordnungen ein, und die nach Cholula pilg'ernde Fürstin von
Tula wurde dort von dem Hohenpriester Texpolcatl mit dem
Sohn Ixcax geschwängert, in dessen Familie das Hohepriester-
thum erblich blieb (s. Ixtlilxotxitl).
Gegen den Toltekenkönig Iztacquauhtzin (Vater des Topiltzin)
erhoben sich die am nördlichen Meere herrschenden Fürsten
Coanacotzin, Huetzin und Misiotzin (Ixtlilxochitl). Bei der Empö-
rung der Fürsten Quauhtli und Matlatzin gestand ihnen der
König Tecpaucaltzin die Aufnahme ihrer Staaten in den Bund
unter Tula zu (d'Alva).
Nach Totepeuh, der die Mexicaner nach Tulla führte, folgt
Topil und diesem (zur Zeit Quetzalcoatl's) Huemac, dann Nau-
hyotzin, Quauhtexpetlatl , Huetzin Nonohualcatl, Achitometl,
Quauhtonal, unter welchem die Mexicaner nach Chapultepec ge-
langten (s. Torquemada). Bei Gomara folgt nach Topil (Nach-
folger Totepeuh's) ein Interregnum in ToUan und dann ward zum
Fürsten erwählt Vemac und der Chichimeke Nauhiocin, welche
beide mit ihren Begleitern Tollan verlassen, wo sich dann Vecin,
Nonoualcatl, Achitometl und Quauhtonal (unter dem die Mexi-
caner nach Chapultepec kamen) folgen. Tula (bei Mexico) wurde
auf der Stätte der Otomiten-Hauptstadt Mamheni oder Xocotitlan
erbaut (nach Motolinia).
Unter den Tolteken, die von Huehuetlapallan (Residenz des
Chichimeken- Kaisers) ausgezogen waren, um Tlachicatzin zu
gründen, wanderten die aufständischen Fläuptlinge Chalcaltzin
1) In Tollan reinö muchos anos un rey llämado Quetzalcoatl, gran nigromantico,
inventor de las nigromancias (Sahagun). Von den den Tulteken beim Auszug aus Tula
folgenden Olmeca-Vixtoti trennten sich auf dem Berge Toponocaltepetl die Huasteken.
424 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN ISIEXICO.
und Tlacamihtzin (mit Checatl, Cohuatzon, Mazacohuatl, Tlapcil-
huitz und Huitz) aus, um (in Verbindung mit Auswanderern aus
Tlaxicoluican) die Stadt Tlapallan oder Tlapallan-conco (la pe-
quena Tlapallan) zu gründen. Durch Hueman (el de las grandes
manos) oder Huemantzin zur Auswanderung (wegen Uebervölke-
rung) veranlasst, kamen die Tolteken dann nach dem von ihnen
gegründeten Hueyxalan (arenal grande), und später die Wande-
rung fortsetzend, nach Xalisco an der Küste, von dort über
Chimalhuacan Atenco, Toxpam, Quiyahuitzlan Anahuac, Zacatlan,
Tutzapan oder Tuzal, Tepetla, !Mazapetec, Ziuhcohuatl, Itztachue-
xuxa nach Tolantzinco (697 a. d.) gelangend, von wo die Gründer
Tollan's (als Hauptstadt) ausgeschickt wurden. Auf Rath Hueman's
wurde nach dem Chichimekenkaiser Icauhtzin oder Icoatzin eine
Gesandtschaft geschickt, um in der Person des zweiten Sohnes
Chalchiuhtlanetzin oder Chalchuitlatonac (piedra preciosa que
alumbra) einen König für Tollan zu erbitten, wo sich derselbe mit der
Tochter des Tolteken-Häuptlings Acapichtzin vermählte (Echeverria).
Bei Ankunft der Tolteken wanderten die Ulmeca, Xicalanca
und Zapoteca, die in den früheren Ländern der Giganten (Tlax-
calan, Huexuctzinco und Puebla de les Angeles) wohnten, aus und
„pasaron ä poblar las provincias de Yucatan, las islas de Barlo-
vento y parte del reino del Peru." Nachdem das Tolteken-Reich
unter Topiltzin im Kriege mit den drei Königen der Südküste
(los tres regulos de la costa del Sur) zu Grunde gegangen, schickte
der Chichimekenkaiser Achauhtzin seinen Bruder Xolotl zur
Besiedlung des Landes, von Xoloque aus Tenayocan gründend
(Echeverria y Veytia).
Der Toltekenkönig Huetzin flüchtete von Chapultepec über
Michoacan nach Aztlan (bei Xalisco), wo auf seinen Sohn Ozolo-
pan, sein Enkel Aztlal folgte, dessen Sohn Ozolapan IL die Aus-
wanderung der Mezetin nach Mexico leitete (dAlva). Die prophe-
zeite Rückkehr des Toltekenkönigs Topiltzin wurde aus der Höhle
Xicco erwartet, w^o er mit den Königen Netzahualcoyotzin,
Netzahualpiltzintli, Aloquihuix und andern Helden weilte (s. d'Alva).
Die sieben Nationen der Nahuatl-Sprache, die (nach Zerstö-
rung des Himmelsthurms) auszogen, um Tlapallan (la Bermeja)
oder Huehuetlapallan^) (Tlapallan la vieja) zu gründen, kamen
1) Nach der Gründung Huehuetlapallan's, wo das Land wegen des Fürsten Clii-
chimecaÜ (der die Wanderung geleitet) den Namen Chichiraecatlali (tierra de los Chi-
ciTiN. 425
aus Culhuacan (lugar de la culebra), und gründeten nach dem
Passiren des californischen Busen's an der a.ndern Küste eine
gleichnamige Stadt Culhuacan, wie auch später die Tolteken am
See von Chalco eine Stadt Culhuacan erbauten (s. Echeverria).
Als Tula unter den hereingebrochenen Katastrophen unter-
gegangen war, folgte bei Einwanderung- der Chichimeken jene
Zerstreuung der Tolteken, wodurch ihr Name mit den schon früher
von ihnen beeintlussten Culturkreisen für weiterhin noch näher
verknüpft wurde.
Indem sich die durch die Chichimeken aus Chapultepec ver-
triebenen Tolteken mit den einwandernden Azteken verbanden,
wurde eine directe Beziehung zu diesem späteren Herrschervolke
hergestellt, und die Tlaltelolken auch als Nachkommen der Tol-
teken bezeichnet (1357 P- d.). Damit hängt dann die andere Version
zusammen, nach welcher die durch Amacui (Nachfolger Xolotl's)
aus Chapultepec vertriebenen Tolteken (unter Huetzin und seinem
Sohne Ocelopan) durch Michoacan nach Aztlan geflüchtet seien,
um dann als Mexico- Azteken zurückzukehren.
Nach dem Untergange Tula's und der Zerstreuung der aus-
gewanderten Bevölkerung, verblieben die Priester in dem Tempel
Cholula's, und dort feinden die einwandernden Tolteken die Fürsten-
familie Xilzin's (drei Hasen oder Citli) mit Gattin und Sohn unter
den Tolteken. Als Nachkommen dieser galten, als dem Stamm
Citin oder Ulcua angehörig, die drei Fürsten aus Westen, die
von Xolotl's Heimath in Amaqueme nach Tenayucan folgten (nach
Galvez), als Acolhuas. In Cholula bildeten sich die Chichimeco-
Tolteken und Nopaltzin, Sohn Xolotl's, vermählte sich mit einer
bei den Priestern Cholula's zurückgebliebenen Prinzessin der Tol-
teken.
Von Xolotl zur Erforschung der Seeufer geschickt, traf Aca-
tomatl (durch den Rauch geleitet) in Chapultepec den alten Tul-
teken^) Ecitin (mit seiner Frau Axochiatl), der mit einigen andern
chimecas) erhielt, wurde durch una gran Junta de astrologos der Kalender geordnet.
Nachdem die Tultecas in Tullantzinco den Cu (Tempel) Vapalcalli gebaut, gründeten
sie bei Xocotitlan die Stadt Tula oder Tullan mit dem Schlangenwerk Quetzalli.
1) Nach der Zerstörung Tullan's durch die Teo-chichimeken flüchteten die Reste
der Tolteken nach Azcapotzalco (Tzihuactlatonac auf den Thron erhebend), während
die Ueberbleibsel aus der königlichen Familie (Topiltzin-Acxitl's^ sich (unter Acapol)
in Chalco niederliessen und die Verwandten Nauhyotl's II in Culhuacan (unter Xiuhte-
mal), die alte Stadt wiederherstellend.
426 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
in der Nähe (und zwei Priestern in Cholula) beim Abzug zurück-
geblieben, aber „en lengua no se entendian" (s. Torquemada).
Rückwanderungen der Tolteken fanden besonders unter Qui-
nantzin statt, als die Residenz der Chichimeken von Tenayuca
nach Tezcuco verlegt war, und damals kamen die (von Tempantzin
oder Aztatlitexcan geführten) Tlailotlaques (als Verehrer Tezca-
tlipoca's) aus Oajaca (oder von den ^lixteken) über Chalco, sowie
die Chimalpaneken und später die Huitznahuac. Tezcuco war
(nach den Stämmen) in die Quartiere Tlailotlacan, Chim^ilpanecan,
Huitznahuac, Tepanecapan, Culhuacan und ]\Iexicapan getheilt.
Bei dem alten Stamm der Huitznahuac hatte sich noch wäh-
rend des Tolteken-Reichs in Tula gynaikokratischer Einfluss er-
halten, als König Totepeuh die Fürstin Chimalman bekämpfte,
deren Namen sich dann mit dem Cultus Ouetzalcoatrs verknüpft,
und als Huitznahuac-Tehuatzin verblieb eine hohe Priesterw^ürde
(neben Tepan-Tehuatzin) im Dienste des IVIexicatl-Tehuatzin, als
Hoherpriester Huitzilopochtli's (mit dem der Priester Quetzalcoatfs
gleich standV Die bei Tetela del Rio wohnenden Cuitkiteken,
die bei der ^lündung des Mexcala am Pacific siedelten, w^aren
bereits vor den Chichimeken eingewandert.
Als die Reste der Tolteken, die sich unter König Nauhyotzin
in Culhuacan niedergelassen, nur die Sonne für ihren Herrn an-
erkennen wollten, Hess sie Xolotl durch seinen Sohn^ Nopaltzin
unterjochen und dann wurde Achitomemetl als König der Cul-
huas eingesetzt. Die unter Topiltzin (in Tenayocan) aus Apuilasco
einwandernden Nachkommen der Tolteken (unter Xochimilco)
wurden am See von Chalco angesiedelt, wo sie Xochimilco grün-
deten (s. Veytia).
Unter der Herrschaft des Kaisers Techotlalatzin in Tezcuco
kamen toltekische Zuzüge, theils aus Michoacan (wo atzlanekische
]\Iexikaner zurückgeblieben waren) als Metzintzin oder Mexicas
(unter Tenahuacatzin) , die vom König Huitzilihuitl angesiedelt
wurden, theils aus der Südküste (der Länder von Culhuacan jen-
seits Xalisco), als die (den früheren Tepaneken unter Acolhuan
in Azcapuzalco verwandten) Tepaneken, die in Azcapuzalco an-
gesiedelt wurden, und als die (aus Tlaxicalincan in Cibola stam-
menden) Culhuaques (unter Nauhyotl) und Huitznahuaques (unter
Tlaminatzin), die bei Tezcuco angesiedelt wurden (s. Veytia).
Die wilden Chichimeken, die (gleich den nördlichen Indianer-
stämmen) ihre Feinde scalpirten — wie auch in Panuco (s. Arlegui)
SCALPIREN. 427
oder in Huaxteca (mit Torquemada's „muchedumbre de Chichimecas,
gente caribe y brava") ein Stück der feindlichen Kopfhaut am
Gürtel als Trophäe getragen wurde, — sollen aus den von den
Tolteken zurückgelassenen Körnern den Ackerbau gelernt haben,
und als sich dann die civilisatorischen Einflüsse unter ihnen prä-
dominirend geltend machten, sanken die weniger davon berührten
in die Gleichstellung mit rohen Otomiten zurück, als die späteren
Eroberer hinzugetreten waren. So heisst es, dass die Nahoas ge-
kommen, als die Chichimeken von den Colhuas unterjocht ge-
wesen. Tecpocho Achcauhtli, auf dem Fels Xicco wohnend,
lehrt den Chichimeken unter Huetzin, Sohn des Nopaltzin, den
Ackerbau. Catlenichco, von den Tolteken gegründet, wurde von
den Chichimeken (unter Quinautzin) wiederhergestellt, als Tezcuco.
Die aus Aculhuacan (jenseits Xalisco) nach der Lagune von
Tenuchtitlan kommenden Chichimeken verehrten die Sonne (s. Go-
mara). Ihnen folgten die (den Ackerbau einführenden) Acolhuas,
die sich in Tullancinco oder Tulla, dann in Tezcuco und Covatli-
chan, sowie in Culhuacan oder Coiocan niederliessen (s, Gomara).
Die ihnen folgenden Mexicaner siedelten in Azcapuzalco, dann
in Tlacopan und Chapultepec, bis Mexico erbaut wurde.
Die wilden Chichimeken wurden durch die Colhuas in Be-
bauung des Bodens unterrichtet, und dann kamen die (mexikani-
schen) Nahuas von Iztac-Mixcohuatl stammend, Vater des Xelhua
(der Teepaneken), Tenuch's (der Mexicaner), Ulmecatl's (der Olme-
ken), Xicalancatl's (der Xicalancas), Mixtecatl's (der Mixteken),
Otomitl's (der Otomiten) von der ersten Frau (Ilan-cueitl) und
des Quetzalcohuatl von der zweiten Frau (Chimalmatl). Bei Her-
rera sind unter den sieben Stämmen die Suchimilcos (gente de
sementeras y de flores) die ersten, welche unter den (als Jäger
lebenden) Chichimeken in die Seen-Region einwanderten.
Die wilden Chichimecas und Otomies wurden durch die Cul-
hua im Ackerbau unterrichtet, und dann kamen die Mexicaner
mit dem Götzen Mexitle oder Texcatlipoca (Motolinia). Nach den
Chichimecos, die in Höhlen lebten, kamen (den Ackerbau lehrend)
die Culhuaques nach Tezcuco und dann (die Idole bringend) die
Mexicaner (nach Olmos).
Unter den jagenden Chichimeken Hessen sich ackerbauende
Stämme (der siebenthorigen Höhle) nieder, die aus dem Norden
Neu-Mexico's (von Nauatlacan) nach Mexico kamen (als Suchi-
milcos, Chalchas, Tepeacas, Culuas von Tezcuco, Tlatleucas und
428 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Tlascaltekas, worauf als siebenter Stamm die Mexicaner (Mexi)
folgten, nach deren Stadtgründung die (späteren) Tulteken in Panuco
landeten (s. Herrera). Da der von den Tulteken nach Mexiko mit-
gebrachte Mais an der dauernden Trockenheit zu Grunde ge-
gangen war, hatten die von den Chichimeken angetroffenen Reste
seinen Gebr^iuch vergessen, bis Xiuhtlato (in Quauhtepec) einige
übriggebliebene Körner fand, die ausgesäet, sich vermehrten unter
Nopaltzin, Sohn Xolotl's (s. Torquemada). Die (um das Jäger-
leben zu bewahren) die toltekische Gesittung hassenden Chichi-
meken verbanden sich mit dem Rebellen Yacanex gegen König
Quinantzin. Coxcox, König der Culhuas (als Nachfolger des Cal-
cozametzin), schützte den Hohenpriester von Cholula gegen die
Chichimeken.
Die wild von der Jagd lebenden Chichimeken, als erste Be-
wohner [Mexico's, überliessen die zum Anb^iu geeigneten Lände-
reien einem gebildeten Volke, das von Norden aus den sieben
Höhlen gekommen war (mit Büchern der Traditionen) von Nauat-
lan, als vSuchimilcos, Chalchas, Tepeacos, Culuas, Tlatleucas (in
Quahunahuac), Tlascaltecas, und später den Mexicanern unter dem
Häuptling IMexi (Herrera).
Noch in späteren Zeiten galt es für ehrenhaft, von Bog-en und
Pfeil zu leben, (nach „sus cantares, que dijeron a sus hijos"), wie „en
el tiempo de aquellos dieses Chichimecos nuestros antepassados"
(Herrera).
Nach Herrera passirten die sieben wStämme aus Navatlacan
(in Neu-Mexico) einen Meeresarm, um nach den Sieben Höhlen zu
gelangen, von wo sie auszogen, um (die iMonumente ihrer Gebäude
auf dem Wege lassend) nach den Ufern des See's zu gelangen,
wo sie, als Suchimilcos, Chalchas, Tepeacas, Culuas (und die
Tlatleucas in Quahunahuac) siedelten, den Ackerbau einführend
(wie die Irokesen unter Algonkin) unter den in die Berge fliehen-
den Chichimeken, (während die die Sierra Nevada passirenden
Tlascalteken .die Riesen auszutreiben hatten), und dann folgten
(unter dem Häuptling Mexi) die Mexicaner, welche über Mechoa-
can nach Tulo (die Festung Coatepec bauend) gelangten, aber
als der dort gegrabene Flusscanal austrocknete, sich nach Chapul-
tepec begaben und dann Tenuchtitlan gründeten.
Hieraus ergiebt sich, dass in Cholula allerdings schon eine ältere
Cultur existirend gedacht wurde, welche durch die Tlascalteken
ihren Untergang fand, Avogegen die (nach anderen Versionen) in
ACKERBAU. 429
Tula voraufgegangene in directer Beziehung zu den Azteken ge-
setzt wurde.
Es wird deshalb auch so dargestellt, als ob die Tolteken unter
sieben Häuptlingen (nach einander) eingewandert seien, und als der
letzte derselben wird dann Metzotzin (Metzi oder Mexi) genannt,
also in nämlicher Weise, wie die Azteken (unter Mexi der
Mexicaner) als letzte unter den sieben Stämmen der Nahuatlaken
marschiren.
Diesen Azteken wird dann die Erbauung von Coatepec oder
Quauhtepec in Tula (der Tolteken) zugeschrieben, in Coatepec
aber wieder (heisst es bei Torquemada) wurde zum zweitenmal
durch die Epigonen der Tolteken der Mais ausgesäet, nachdem
er durch die wiederholten Jahre von Dürre und Misswachs fehl-
geschlagen und bei Ankunft der Chichimeken verloren gegan-
gen war. Bald sollen dann diese den Anbau des Mais den Acol-
huaken gelehrt haben, bald ihn Chichimeken und Acolhuaken von
den Nachkommen der Tolteken gelernt haben.
Diese Jahre der Dürre, während welcher (wie bei Untergang
der Schöpfung Con's in Peru) die Civilisation in Barbarei zurück-
fiel, schieben gleichsam die Existenz in eine vorzeitliche Periode
zurück, und trennen sie durch eine Kluft von der geschichtlichen
Periode, in deren Annalen deshalb auch die Tolteken mitunter
ausfallen.
Als die fortdauernde Dürre die Ansiedlungen der Tolteken
ruinirt hatte, hörten diese auf, die wenigen gebliebenen Felder mit
Mais (oder in den warmen Theilen mit Baumwolle) zu bepflanzen, um
nicht von den Chichimeken beständig zur Ablieferung desselben ge-
zwungen zu sein, bis unter d'er Regierung des Kaisers Nopaltzin
der von den Tolteken stammende Fürst von Quauhtepec einige von
seinen Vorfahren übrige jNIaiskörner findend, dieselben pflanzte, und
als dann die Chichimeken und Aculhuas die daraus erwachsenden
Vortheile sahen, (weil sichrere Nahrung, als die Jagd gebend) „tuvieron
por bien de bajar el cuerpo y sembrarlo, y gocar de su fruto"
(para mantenerse), und so (s. Torquemada) mit der Baumwolle (de
aqui finalmente, tuvo origen, la segundaez el Maiz y se fue cun-
diendo por toda la tierra). Nach Andres (von Tezcuco) wurde den
jagenden Chichimeken, die in Höhlen lebten, bei Einwanderung
der Colhuaques von diesen das Säen des Mais (und Kochen des
Fleisches) gelehrt (Torquemada).
430 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Bei der Unbestimmtheit des Namens der Cliichimeken findet
sich derselbe unter vielfachen Combinationen , ähnlich dem der
Kelten oder Geten (oder Scythen) im Alterthum. Betancourt
leitet das Wort von Chichimi (Hundeknochen) , während Torque-
mada es als Blutsauger erklärt , und dann wieder mit edler Be-
deutung", als Musterbilder der Vorfahren. Die Aleuten stammen
von einer alten Frau, die von einem Hunde g-eschwängert ^) Avurde.
Zu den Chichimeken gehörten die Tezcucanos, Tlaxcaltecas,
Mezcas, Totonaques, Queztecos, Mexicanos (mit Aculhuas und Te-
panecas), sowie die späteren Otomiten (s. d'Alva).
Zu den Tultecas gehören die Bewohner von Culhuacan,
Cholula, Chalco, Quecholan, sowie der Küste des südlichen und
nördlichen Meeres (mit der Abstammung aus Colihuacan, Xalisco,
Tlaxicatzinca, Huihuitlapalan).
Je nach der jedesmaligen Auffassung wechseln die vStämme,
die in die verschiedenen Klassen bei versuchter Eintheilung ge-
setzt werden, und ihre zu den autochthonen Riesen am Flusse
Atoyac (atojatl, Bach) hergestellte Beziehung.
Obwohl im Allgemeinen mit der Bezeichnung Chichimeken
die rohen Wanderstämme begriffen werden, liegt doch zugleich
in dem Namen der Chichimeken der Begriff des Edlen und Freien
(des Gothen als Geten), und das Verhältniss der in ansässigen
Siedlungen Ackerbau treibenden l^olteken zu diesen unstäten, aber
als kriegerisch gefürchteten Jägervölkern, wiederholt sich, wie
unter den Pueblos und Apaches, so auch bei den Irokesen zu den
Algonkin. ")
Auch hier erscheinen die Algonkin als die gebietenden Flerren,
die den Irokesen gelegentlich' Geschenke von ihrem Wildpret'^) zu-
1) Saturn in Pferdegestalt, zeugte mit der (in eine Linde verwandelten) Philyra
den Sohn Chiron, den Stammvater eines so mit den Pferden verwachsenen Geschlechts,
dass sie für Eins gehalten wurden (wie die Spanier in America).
2) Die im Lande Outaouak jagenden Algonkin wurden im Aufstand der (von
Montreal stammenden) Irokesen, die sie (gegen gelegentliche Geschenke an Wild) zum
regelmässigen Tribut von Feldfrüchten gezwungen hatten (oder als Träger auf die Jagd
mitnahmen), nach der (französischen) Stadt des Trois-Rivieres getrieben, und dann ver-
nichteten die Irokesen die (bei Quebec wohnenden) Huronen (s. Bacqueville).
3) Im Allgemeinen hatte sich bei den nordamerikanischen Wanderstämmen die
Arbeit zwischen den Geschlechtern in solcher Weise getheilt, dass der Mann aus seiner
Jagdbeute das Fleisch zur Mahlzeit lieferte, die Frau dagegen die von ihr gepflanzte
Pflanzenkost.
LAXGHAXS. 43 1
kommen lassen, dagegen aber einen stetigen Tribut an Körnerfrucht
verlangen, und zugleich Trägerdienste zur Begleitung auf der
Jagd, bis dann der Aufstand ausbricht, unter dessen Erfolgen
sich die Irokesen, wie die früher verachteten Azteken in Mexico
(und die Römer der Fiebersümpfe) zu einem Eroberervolk heraus-
bilden. Die in langen Häusern wohnenden Guanas, als Leibeigene
der kriegerischen Mbayas (Indios cavalleiros), bebauen am Pilco-
mayu das Land.
Die Alandan vertheidigten sich in befestigten Dörfern^) gegen
die Sioux und riefen in Zeiten der Bedrängung die Crih zu Hülfe,
oder auch die (von den Sioux abtrünnigen) Assiniboin, sowie die
Ojibways, und wenn die letzteren in der Nähe der von den Sioux
durchstreiften Gründe jagten, pflegten sie ihre Lager zu be-
festigen (s. Tanner).
Die dreifach als Otomies und Teochichimeken mit ihren Pfeil-
schiessern oder Tamimes unterschiedenen Chichimeken^) aus den
campos llanos y espac.iosos, que estan hacia el Norte (Tlaot-
lapan, Tlacohcalco, Mictlampan) im Geg'ensatz zu den östlichen
Stämmen (Olmekas, Vixtoti, Nonoalca), die Mexicaner oder Atlaca-
1) Die Dorfbauer, nach dem Gila fortschreitend, wurden dann (unter den Apaches)
weiter nördlich (an dem Canon des Colorado) nach Osten abgelenkt, Zuni (die Haupt-
stadt von Cibola) bauend, und weiterhin Dorffestungen der Moqui. Von dem an der
Quelle des Rio San Juan (nach Kreuzung des Rio Grande) von Norden nach Süden
(mit Grenzfestungen gegen die Utes) zur Ansiedelung durchzogenen Thal, sandten die
Pueblos in das Bassin des Colorado die Colonien von Pecos und Quarra oder Gross-
Quivira hinab im Lande der Buffaloes (Arrapahos und Comanches), sowie der Laguna
von Acoma im Lande derXavajoes, dann auch durch El Paso sich zum Rio Corralitos
und der Lagune von Guzman ausdehnend (s. Bell).
2) Los Chichimecos se extendian desde Zacatecas hasta Queretaro, serviendo de
limite al Sur el rio Tololotlan, avanzando al Este ä ocupar San Luis Potosi y la parte Sur
de Tamaulipas (s. Orozco). Die Chichimeken wanderten als Tonases, Mecos, Cazcanes,
Zacatecos, Mazapiles, Cuachichiles, Cocas, Tecuexes in Queretaro, Guanajuato, Aguas-
calientes , Zacatecas , Jalisco , San Luis (als Teules und Chichimekes). Die Teules
Chichimecas (in Xalisco) gehörten zu den Stämmen der Cazcaner und Cuachichiles
(s. Orozco). Die Chichimeces, von chicha oder perros altaneros (s. Padilla) begreifen die
Pamies, Capuzes, Samues, Zan^as, Maiolias, Guamaves, Guachichiles etc. (Herrera).
Wie die Mexicaner oder Atlacachichimeca (pescadores), nannten sich auch die Nahoas
(als die Tepanecas, Acolhoacas, Chalcas, die Bewohner der Heissländer und die als
Tlascaltecas, Vexatzincas und Chololtecas jenseits der Sierra lebenden Tlateputzcas)
Chichimeken, und ebenso die Tultecas (sowie die Otomies und Michoacas), aber die
im Osten lebenden (die Olmecas, Vixtoti und Nonoualca) wurden nicht als Chichimeken
bezeichnet (s. Sahagun).
432 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
chichimeca (Fischer), die Nahoas der sieben Höhlen (mit den
Tepaneken, Acolhoacas, Chalcas, Tlalteputzas, Tlaxcaltecas, Vexot-
zincas und Cholohecas u. s. w.), die Tolteken, die Otomies und die
Michoacas einschhessend, bildeten mit den Nahuas die Nahua-
chichimecas, mit den Otomis die Otonchichimecas und mit den
Guaxtecas die Cuextecachichimecas (s. Sahagun).
Die einwandernden Yconipixoanimexiti (los que primero pobla-
ron, que se llamaron mexiti) bauten den Tempel Amantla (in
Mexico) unter den Amantecas für den Gott Ciotlinaoatl, als Gott
der zuerst siedelnden Chichimecas (s. Sahagun).
Nach Einwanderung der Chichimecen folgte auf Totepeuch
sein Sohn Topil von TuUan (s. Gomara), dann folgten nach dem Inter-
regnum Nemac (der ausgewanderte) und Nauhiacin, der die Chichi-
mecen auf die See führte, worauf ihm Quauhtexpetlatl folgt (s. Gomara) .
Während die Teochichimeken als Quauhtinchanes, Moquihui-
canes, Totomihuas, Acotl-Chichimecas, Tzauhtecas, Zacatecas, Tex-
caltecas (Tlascaltecas) und Malpanecas in Culhuacan einfielen,
drang Huehuetzin (aus Xalisco) gegen Tullan vor. Matlacxochitl,
als Huemac III. durch die Teo-Chichimeken auf den Thron von
Tollan erhoben, wurde (bei Yaotl's Aufstand) während der Streitig-
keiten der Tolteca-Chichimeken (unter Icxicohuatl und Quetzalte-
hueyac) und der Nonohualcas (unter Xelhua und Huehuetzin),
worin die Teo-Chichimeken^) zerfallen waren, getödtet (und dann
wanderten die Nonohualcas aus).
Unter Chichimecatl (oder unter Nequametl und Namocuix)
waren die Chichimeken nach Amaquemecam (unter Oyome) ge-
kommen, und (^bei Ixtlilxochitl) herrschen nach diesem ersten
König Chichimecatl, dann Mixcohuatl, Huitzilopochtli, Huemac,
Nauhyotl, Quauhtepetla, Nonohualca, Huetzin, Quauhtonal, Ma-
satzin, Quetzal, Icoatzin oder Icautzin (Achcauhtzin), dessen Sohn
Chalchiuh Tlatonac von den Tolteken (auf Hueman's Rath) als
erster König aus Huhue-Tlapallan nach Tollan gebracht wird,
weiter Mozeloquitzin, Tlamacatzin, Acauhtzin (Bruder Xolotl's).
Aus Tlachicatzin (im Chichimekenreich Huehuetpallan) wan-
derten (nach Veytia) unter Chalcaltzin und Tlacamihtzin die Tol-
teken über Tallantzinco nach Tullan, wo Chalchuihtlanetzin (Sohn
des Chichimekenkönigs Icauhtzin) den Thron bestieg, welchem
1) Die Chichimeko-Tolteken zogen nach Cholula. Die Teules-Chicliimecas sprachen
das Tepecano, wie (nach Orozco) die Colotlanes.
NACHFOLGER. 433
folgte Ixtlilcuechahuac (unter dem der Weise Hueman stirbt),
dann Huetzin, der nach Abfluss der ^2 Jahre die Krone cedirte
an seinen Sohn Totepeuh, Mitl (der das Gesetz der 52 Jahre
brach und fortregierte), in dem in Teotihuacan gebauten Frosch-
tempel begraben, Xiuhtlaltzin (seine Wittwe), Tecpancaltzin (unter
dem die Pulque erfunden wurde), Topiltzin (unehelicher Sohn)
nach der Höhle von Xicco flüchtend und (nach Einsetzung Xiuh-
temoc's in Culhuacan) zu den Chichimeken; Xolotl, Sohn des Chichi-
mekenkönigs Achauhtzin, gründet Tenayocan und schickt seinen
Sohn Nopaltzin gegen Nauhyotl in Culhuacan (nach Xiuhtemoc's
Tode), um Achitometl (Enkel Topiltzin's) einzusetzen, Nopaltzin
folgt seinem Vater Xolotl, dann Tlotzin Pochotl, Quinantzin (nach
Tezcuco übersiedelnd und Tenancacaltzin in Tenayocan zurück-
lassend), nach der Einigung durch Aculhua und Azcapuzalco restituirt,
Techotlalatzin, Ixtlixochitl (Vater des Nezahualcoyotl), beim Auf-
stande Tezozomoc's in Azcapuzalco getödtet. In Culhuacan folgten
Xiuhtemoc, Nauhyotl, Achitometl, Xohualatonac , Calquiyauhtzin,
Coxcox (durch Acamapuchtli , Bruder Acolhua's , gestürzt). Auf
Acamapichtli folgt Xiuhtemoc, dann Acamapichtli. In Azcapuzalco
folgt Aculhua I, Aculhua II, Tetzozomoc, Maxtla. Die nach Cha-
pultepec eingewanderten Mexicaner wählen Huitzilihuitl zum König
und bei dessen Tode Xiuhtemoc von Culhuacan, wo sie sich nieder-
lassen, bis sie (von dort vertrieben) Tlatelolco gründen (unter dem
König Mixcohuatl, Sohn Aculhua's) und dann Tenuchtitlan, wo
(nach der Regierung des Häuptlings Tenuhctzin) Acamapichtli
(von Culhuacan) zum König gewählt wird (und seine Residenz
nach Mexico verlegt). Auf Mixcohuatl (in Tlatelolco) folgte
Quaquauhpitzahuac, dann Tlacateotzin, Quauhtlatohuatzin, Moqui-
huix. Auf Acamapichtli (in Mexico) folgte Huitzilihuitl, dann
Chimalpopoca, Itzcohuatl, Montezuma, Ilhuicamina, Axayacatl,
Tizoc, Ahuizotl, Motezuma II. Auf Nezahualcoyotl in Tezcuco
folgte Nezalhualpilli (als König von Acolhuacan). In Tlacopan
folgten Totoquiyautzin, Chimalpopoca und Totoquiyauhtzin IL
Auf Chichimecatl , unter welchem die Chichimecen nach
Huehuetlapallan einwanderten, folgten (nach Veytia) Nequametl,
Namacuix, Mixcohuatl, Huitzilopochtli, Huemac, Nauyotl, Quauh-
tepetla, Nonohualca, Huetzin, Quauhtonal, Masatzin, Quetzal,
Icoatzin oder Icauhtzin, dessen Sohn (Chalchuihtlanetzin oder
Chalchiuhtlatonac) den Thron der Tolteken in Tullan bestieg.
Bas ti an, America. 28
434 ZUR GESCHICHTE DES ALTEX MEXICO.
In den Otomiten wurde ein eingeborener Stamm angenom-
men, der bald den Character roher Wilden, bald den eines gesun-
kenen Calturvolkes annimmt, und auf der Stätte seiner alten
Hauptstadt, Mamheni oder Xocotitlan, soll (nach Motolinia) Tula
erbaut sein. Damals war es, wo Las Casas von den mächtigen
Helden redet, welche die eingeborene Bevölkerung bezwungen
und die Herrschaften Mexico, Tezcuco und Tlascala begründet
hätten. Mamheni (bei Alexico) wurde (bei Einwanderung der
Tolteken) Tula oder Tollan genannt. Odon oder In-Odon fand
sich im Kalender der Tarasquer (in IMichoacan). Die Vornehmen
der Otomiten nannten sich Otonila Macaaque von dem ersten
Fürsten Oton oder Oton-Teuctli. Die Sprache der Otomiten hiess
Hiang-Hiung.
In Begleitung der Teepaneken (unter Aculhua) und der Acul-
huas (unter Tzontecomatl) kamen (unter Chiconquauhtli) die Oto-
miten aus der fernsten Heimath jenseits des rothen Meeres bei
Californien (nach d'Alva).
Am Otulaflusse gelegen, heisst Palenque, als Platz zusammen-
gefallener Steine, Otolum oder Ototiun. Nach dem Untergang
der Theocratie in Ototiun kamen Flüchtlinge nach Yucatan, Bau-
werke errichtend (Waldeck).
Die in den Bergen von Izmiquilpan lebenden Otomiten wur-
den (unter der Herrschaft von Acolhuacan) zur Ansiedelung ver-
anlasst unter Gründung von Xilotepec und Huitzapan, während
sich andere unter den Matlatzincas und Tlascalanern niederliessen
(s. Clavigero). Die Matlatzincas (in Toluca) wurden durch den
mexicanischen König Axayocatl unterworfen. Die den Otomiten
verwandten Mazahuas wohnten in Mazahuacan (in Tacuba). Nach
Torquemada waren die Teochichimeken (oder Tlascalaner) Otomiten.
Nach Torquemada vertauschten die Chichimeken die Sprache
der Otomiten mit der Mexicanischen (bei ihrer Verbindung mit
den Acolhuas). Otompan war Hauptstadt der Hia-Hiu oder
Otomiten (Teo-Chichimeken) mit Xilotepec. Die von (den Otomi-
ten verwandten) Macahui bewohnte Provinz Mazahuacan gehörte
zum Königreiche Tacuba^).
Nach Betancourt wanderten die Otomiten später ein, als die
Mexicaner, indem sie sich unter der Herrschaft des mexicanischen
1) In Anahuac finden sich die Reiche Tlacopan oder Tacuba, Acolhuacan (mit
Tezcuco) und Mexico. Nach Ixtlilxochitl gehörten die Otomiten zu den Acolhua.
OtOMITEJ^. 435
Königs Chimalpopoca in Xaltocan niederliessen. Als Xaltocan,
Hauptstadt der Otomiten, durch die Mexicaner und Teepaneken
verwüstet war, wurden die Flüchtlinge wegen ihrer Bildung in
Tezcuco aufgenommen, und ebenso die Aculhuas bei Zerstörung
Culhuacans durch die Tenuchcas. Bei der Eroberung Mexico's
zerstreuten sich Einige der Otomiten unter den Chichimecas,
während die von dem Kaufmann Conin geführten sich bei Quere-
taro niederliessen (s. Herrera).
Odon, der Gesetzgeber der Otomiten, der im Kalender von
Mechoacan verblieben war, weist in seiner Beziehung zu Votan
auf eine frühere Epoche der Cultur - Verbreitung zurück. Die
alten Gebäude in dem Lande der wilden Chichimeken (von Za-
catecas, bis California) rührten von den vertriebenen Otomies (als
Ackerbauern) her (nach Herrera). Zu den Chichimeken gehörten
die Otomies oder Tamimes (tirador de arco y flechas) und die
Teochichimecas (del todo barbados) oder Cacachimecas, und aus
der Mischung der Chichimeken mit den Nahoas entstanden die
Nahuazchichimecas, mit den Otomis die Otonchichimecas, mit den
Guaxteca die Cuextacachichimecas.
Bei d'Alva sind die Teepaneken unter Acolhua und die
Aculhuas unter Tzontecomatl von den Otomiten unter Chicon-
quauhtli begleitet, und während die beiden ersten als nähere Ver-
w^andte der bereits unter Xolotl ansässigen Chichimeken darge-
stellt sind, wird für die letzteren ein entfernterer Ausgangspunkt
angenommen, da ihre Heimath jenseits des rothen Meeres, nach
California zu, gelegen sei. Für ihre Niederlassung erhalten sie
Xaltocan, dessen Fürst Xaltocamecatl Huixton später die in
Chapultepec siedelnden Mexicaner von dort vertreibt (bei Torque-
mada). In solcher Auffassung wäre auch für die Otomiten (wie
es für die Chichimeken gilt) eine Reihenfolge verschiedener Zu-
züge anzunehmen, indem bereits die Tulteken bei ihrer Einwan-
derung Otomiten angetroffen hatten, und so, da sie selbst in einer
Verwandtschaft zu (ungesitteten) Chichimeken auftreten, in T^Iam-
heni, dem alten Sitz der Otomiten, wo Tulla gegründet wurde, civili-
sirt sein könnten. Indem die von den neuen Ankömmlingen
unterjochte Bevölkerung in die Berge gedrängt wurde und dort
verwilderte (oder sich mit den wilden Eingeborenen mischte),
mochte für sie der Name der Otomiten (wie anderswo der der
Rumänier Rom's) bleiben, und dieser selbst zum Typus der Roh-
heit werden. Dass sich aber auch umgekehrt gerade mit den
28*
43G ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Otomiten die Darstellung und Erinnerung höherer Bildung ver-
knüpfte, geht aus der Angabe von Granados y Galvez hervor,
dass Netzahualcoyotl seine Dichtungen in otomitischer Sprache,
also wohl einer archaistischen abgefasst habe.
Den, wenn nicht an antediluvianische Perioden^) oder in weiterem
Rückgang^) (auf Riesenknochen) an die Atlantis oder kroni-
sche Insel angeschlossenen Hypothesen über amerikanische Ein-
wanderung der Aegypter, Etrusker, Phönicier, sowie aus Carthago
und andern Theilen Afrika's bis zu den Römern '"), schliesst sich
der Cosmograph Henrico Martinez an, der America aus Curland
(wie Jones aus Wales) bevölkert werden lässt (und sonst aus
Irland). Auf die von den Sagen des Mittelalters verhüllten Heili-
genfahrten ^) folgen von Thule oder Tula (der Papas) die (noch
heidnischen) Normannen mit Wodan oder Votan und dem Fries-
land der Brüder Zeni. An der Westküste glaubt man Japaner
und nach Fusang reisende Chinesen zu erkennen, und von Lan-
dungen hörte Vasquez Coronado, als er von Cibola aus in's Land
der Kühe vordrang (1541). In Quivira sah man (nach Gomara)
„des vaisseaux ä proues argentees et vergues dorees" (Vaugondy)
auch mit Verzierungen von Reihervögeln am Bug. Die Tolteken
(nach d'Alva) „venaient du cote du couchant et avaient debarque
1) Bei den Bergwerksbauten von Pirci (bei Callao) trafen die Conquistadorcs tief im
Berge ein fremdartiges Schiff, que en el diluvio avia.quedado enterrado (Simon).
2j The difficulty of supposing man to have been introduccd into America during
the Quarternary lies in the fact that he must have been in the stone age when the
migration was made. This difficulty vanishes if, as I suppose, man entered upon
possession of this continent during the Pliocene, and before the Ice-period had intcr-
fered with a warm climate in the north. This will leave us free to consider American
civilizations indigenous. The idea is here suggested that the Ice-period acted as a
barrier to inter-communication between Asia and North America. The part allowed
hitherto by anthropologists to accidental migration in the peopling of North America
will be found, I think exaggerated. We may conceive that this peopling was effectcd
during the Tertiary; that the ice modified races of Pliocene man, existing in the north
of Asia and America, forced them southward, and then drew them back to the locality
where they had undergone their original modification (s. R. Grote).
''') Die römischen Münzen des Isthmus, wie die (nach Freitas) in tierra firme ge-
fundenen des Kaisers Claudius, stiessen schon bei den Zeitgenossen auf Widerlegung.
In Minen bei Panama auch, sei eine Goldmünze des Augustus angetroffen (nach Marin).
'^) Machutes oder Maclovius (Bischof von Alete) gelangte nach der Insel Imo und
der von Brandan im Grabe belebte Gigante erzählte von der durch eine Goldmauer
umgebenen Insel im fernen Ocean, wohin es die Stürme unmöglich machten, zu ge-
langen.
STRÖMUNGEN. 437
sur les bords de la mer du Sud" (s. Ternaux Compans). Leurs
vetements etaient de larges tuniques semblables ä Celles que
portent les Japonais (mit denen die Spanier in Mexico Gesandt-
schaften wechselten 1610 p. d.).
Die Zahl der durch Strömungen nach den Küsten Californiens
vertriebenen Schiffe Japan's ist seit den genauen Beobachtungen,
mit americanischer Besitzergreifung, sehr gewachsen. Der Strom
von Tessan und der Kouro-Siwa führen von Japan nach Cali-
fornien.
Ein auf der Fahrt von Lanzerote nach Tenerif befindliches
Schiff wurde durch Strömungen bis in die Nähe von Caracas ' ge-
trieben (s. Glas) und Gumilla erzählt von einem Schiff, das auf
der Fahrt von Tenerif nach Gomera bis nach Trinidad (bei Paria)
verschlagen war.
Die von Cannon auf der (von den Cariben nicht besuchten)
Insel Barbadoes angetroffenen Hafen und Pfannen sollten von den
Negern Angola's hinübergebracht sein (s. Ligon). Auf dem Isth-
mus wird von den ersten Eroberern über Schwarze gesprochen,
die sie dort gefunden.
Buffon vermuthete einen früheren Zusammenhang America's
mit Africa. Paracelsus ertheilt jeder Hemisphäre ihren besonderen
Adam. Columbus erfuhr von den Bewohnern des Cap de la
Verga (auf den Azoren), dass sie Almadias oder bedeckte Bar-
ken (barcas cubiertas) gesehen mit unbekannten Menschen. Die
von den Canarischen Inseln (aus den Antillen) antreibenden
Früchte wurden (nach Viera) als von der Insel des heiligen
Brandan (vor der Entdeckung America's) betrachtet (s. Humboldt).
Vater findet in keiner Sprache soviel Aehnlichkeiten mit der
amerikanischen (hauptsächlich ihren Conjugationen), wie im Bas-
kischen (und dann in der Kongo-Sprache).
Atlantis wurde durch ein Erdbeben begraben, wie auch die
griechische Insel Euboea durch solche Katastrophe vom Festland
getrennt sei. Als Magusanus sollte Herkules die Reise nach der
Atlantis unternommen haben und (nach Diod.) erbaute Herkules
die Stadt Alecta in Septimania. Plerodot stellte den ältesten
Herkules unter die zwölf Götter der Egypter, die dagegen Posei-
don nicht kannten. Poseidon zog die Kreise für seine Söhne auf
der Insel Atlantis und Poseidon verehrten die Carthager in feier-
lichen Opfern, im Kriege mit Gelon, und in dem gegen Agri-
gent.
438 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Poseidons Sohn Agenor sandte seine Söhne aus, Europa zu
suchen, deren mit dem arabischen Gharb oder Westen zusammen-
gestellter Name, von Hesychius als xcoqa ttjq övctsck^ j] (rxoreiv^ er-
klärt, auf das Land des Dunkels in den Liedern der Tolteken führe.
Das Popol-Vuh nennt das Land der Schatten, wie Brasseur über-
setzt, Ombraculum, als Heimath der Quiches, und in den scan-
dinavischen Sagas wird von der Reise nach der Bucht des Schattens,
ad sinum Skuggam (Umbram) gesprochen.
Nach Grotius zogen die Norw^eger von Island nach Estotiland
(auf dem Festlande Americas) mit Norimbegua, und (nach Lact)
Agguncia (am Fluss Pemtegoüet). Von dort seien die Mexicaner,
den californischen Alävarden (Longobarden) verwandt, gekommen.
Nach Bembo traf ein französisches Schiff in der Nähe der
englischen Küste ein Schiff mit amerikanischen^) Eingebornen (1508).
Nach Pallas waren Grönländer (als Finn-men) nach den Orkaden
getrieben, nach der Insel Eda (1680) und nach Westram (1684)
und in der Kirche der Insel Burra sollte ein americanisches Canoe
aufbewahrt werden (und so zur Römerzeit).
Nach Proclus sah Crantor (bei Plato) die Inschriften in Sais,
von denen der Priester dem Solon von der atlantischen Insel er-
zählt ; rj s'^ü) (STrj)Jo)p ^ciXaGüa ^ ^AiXavTiq xaXsofjiSPfj (Herodot).
Westlich von den Ataranten wohnte das nichts Lebendes essende
Volk der Atlanten. Nach Beckmann kamen die Carthager nach
Brasilien.
An den grossen Athenäen wurde der Sieg der Götter über die
1) Die Quiche prefigirten Baalam den Namen ihi-er Stammheroen und als National-
gott führte Baal den Namen Melkarth (Herakles) oder König der Stadt in Carthago,
wo die mit Car zusammengesetzten Namen (Hamilcar, Bomilcar u. s. w.) den in Mexico
mit Coatl, das in Mixcoatl, Quetzalcoatl u. s. w. Schlange bedeutet, parallelisirt werden
könnten und so einen ähnlichen Zusammenhang herstellen, wie er in Folge der Grün-
'dung auf dem Boden des Erdendrachens zwischen Naga und Nagara in Indien besteht,
während die Verknüpfung der eingeborenen Naga mit dem mystischen Zauberdienst
der Naga (und ihres Nakharaxa) im mexicanischen Nahualismus wiederkehrt, da zugleich
Nahuatl als Bezeichnung ältester Bewohnerschaft auftritt. Unter den sonstigen Ana-
logien findet sich das im Pa-Hom gespielte Ballspiel der Quiche, bei welchem der
Ball (Hom) mit verschiedenen Körpertheilen aufgefangen wurde, wie im birmanischen
: Ballspiel und anderswo in Ostasien. Nach Wytfliet waren die verschlagenen ,,Indi",
'. die Metellus Celer vom König der Boier (s. Nepos) oder Sueonen (bei Plinius) erhielt,
amerikanische Fischer von Labrador. Unter Barbarossa wurden Indier nach Deutsch-
land verschlagen (s. Aeneas Sylvius). Nach Bembo wurden (1508) blau tättowirte
Eskimo nach der Bretagne verschlagen (und dem König Ludwig XII. in Rouen vor-
gestellt).
OKEANOS. 439
Giganten verherrlicht, an den kleinen trug man einen Peplos, den
Sieg der Athener über die Atlanten darstellend. Der Okeanos
der Barbaren hiess die grosse See bei den Asiaten und das
Atlantische^) Meer bei den Hellenen (nach Phavorinus). Morima-
rusa bildet den Uebergang der Todten in den nördlichen Ocean.
Auf der Flucht vor Annius in Baetis landend, erhielt Ser-
torius durch lusitanische Seecapitäne Bericht von den Insulae for-
tunatae oder (nach Statins Sebosus) den Hesperiden.
Nach dem Siege der Araber bei Guadelete zogen sich die
sechs Bischöfe unter dem Erzbischof von Porto nach der Insel
der Septe Cibdades zurück. Die Spanier des XVI. und XVII. Jahr-
hunderts sprechen von den Siete ciudades des Landes Quivira,
(eines der nördlichen Eingangsthore nach Mexico), wie sich auch
eine Siebentheiligkeit überall bei den Indianern in Santa Fe am
obern Theil des Rio Grande findet. Vivien de St. Martin bemerkt
dazu: Au nombre des traditions qui se conservaient encore, au
temps de la conquete espagnole, une des plus uniformement re-
produites, et en meme temps des plus caracteristiques , etait le
Souvenir d'une division de la nation en sept tribus. Cibola hiess
das Siebenkönigreich (sagt Brasseur) rappelant les Sept-Grottes,
les Sept-Ravins. Nach Diodor erbaute Hercules (der als Magusa-
nus die Reise nach der Atlantis unternahm) die Stadt Alecta in
Septimania. Nach Marcellus (bei Proclus) fanden sich in der
Aussensee sieben Inseln, die der Persephone heilig gewesen und
drei mehr des Plato, Amnion und Poseidon. Ultra Gorgades
Hesperidum insulae sunt, sicut Sebosus afirmat, und diese gorga-
dischen Inseln seien die des Cabo verde, jenseits welches, sitae
sub Athlanteum littus in intimis maris finibus (b. Isidor) dann
(bei Oviedo) die Hesperiden liegen sollten, von (dem spanischen
König) Hesperus, Bruder des Athlantes (b. Calpinus), benannt (dem
Gefährten des libyschen Herakles).
Saturn auf der Insel ^) Ogygia durch Briareus bewacht, träumte
das, was Jupiter dachte, oder die Genien vermittelten (s. Plutarch).
Nach Pseudo-Aristoteles w^ar jenseits der Säulen des Hercules
1) Si los Cares eran, segun Eckstein, Cari como los seiiores del viejo mundo, do-
minando sobre todos los mares antes de los Aryas y los predecesores de los Phenicios,
könnte man sie (heisst es weiter) in America wiederfinden (mit den Göttern der Macarcs).
2) Fertiles in oceano jacere terras ultraque eum rursus alia littora alium jacere
orbem (Avienus). Die Mexicaner waren durch die Herkunft der Spanier um so mehr
überrascht, „por tener el mar por inavegable" (Torquemada).
440 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
ein Gebirgsland gefunden worden von den Carthagern, oder (nach
Diodor) von den Phöniziern (die Tyrrhenier wurden verhindert,
dorthin Colonien zu schicken), ^fjalrj fjnsiqog nordwestUch von der
Bretagne (Plutarch). Als die Phönicier durch einen Sturm von
der Küste Afrikas nach einer fruchtbaren Insel verschlagen waren,
verhinderten die Carthager die Ansiedelung durch die Tyrier.
(Diodor). An den Canälen der Städte in der Atlantis wurden
grosse Märkte abgehalten (nach Plato), wie Solon hörte.
Lamprias hörte von Sylla die Erzählung des carthagischen
Fremden (aus alten Pergamenten), dass in dem cronischen Con-
tinent (des durch Jupiter gefangenen Saturn) oder Ogygia (wo
ein Monat lang Nacht blieb ohne Sonne) die griechischen Colonien
am schlammigen Golf bereits ihre Sprache vergessen, bis Hercu-
les sie an ihre alten Sitten erinnerte (b. Plutarch). Auf dem
Continent Cronion (jenseits der Insel, wo die Sonne einen Monat
kaum unterging) ^), im Westen von Britannien, wurden Cyklusfeste
gefeiert (nach Lamprias).
Die InseP) Atlantis zum Eigenthum erhaltend zeugte Posei-
don mit Klito, Tochter des Euenor und der Leukippe, die dort
aus der Erde gewachsen waren, fünf Paare von Söhnen und theilte
die Insel unter ihnen zehnfach, den ältesten Sohn Atlas in der
Mitte als Oberkönig einsetzend.
In einem Gespräch mit Midas (König von Phrygien) erzählt
Silenus von den grossen Städten der Insel, die jenseits des Eu-
ropa, Asien und Afrika umgebenden Meeres lägen (b. Theopom-
pus), indem in dem meropischen Continent mit dem Fluss der
Freude, der verjüngte (und dem der Trauer), die friedlichen Eu-
1) Quidqtiid homo operari voluerit, vel pediculos de camisa abstraliere, tanquam
in presentia solis potest (Dicuil) in der Mitternacht des Sommers (auf Thule). Insel
Ogygia (bei Plutarch), Berg Ogygia im Norden bei den riphäischen Gebirgen (nach
Strabo). Scylla erzählt dem Lamprias, einen von der saturnischen Insel gekommenen
Reisenden in Carthago gesehen zu haben (bei Plutarch). Nach Scylla ist wegen des
dicken Meeres die Ueberfahrt von den cronischen Inseln bei der Insel Ogygia (im
fernen Ocean) langsam. Nach Timäus lag die Insel Mictis (Mictlan) jenseits Britannien (s.
Plinius). Der Samier Colaeos habe in den Hesperiden die Inseln des Cap Verde besucht.
2) noog x^alaoGrig uti' y.aia dl /ubgou naorig nsdioi' ?j, o dt] nävToii^ nt6i(s}v y.äl-^
XioTov (cQtrrj Tf 'r/.ayoi' yivio(^«v liytTca (nach Critias) auf der Atlantis (bei Plato).
Als in der Vorzeit die Götter die Welt unter sich verlosten (wobei die Insel Atlantis
dem Poseidon zufiel), lebte das Kriegsgeschlecht abgetrennt von den Handwerkern (die
durch Minerva und Vulcan unterrichtet wurden), an Schönheit und Tugend ausge-
zeichnet (s. Plato).
VORENTDECKUNGEN. 441
sebier und die kriegerischen (goldreichen) Makimer lebten, die
sich mit Keulen und Steinen erschlügen, von sehr grosser Ge-
stalt, sowie grosse Thiere neben rauchenden Vulkanen.
Xach Strabo kannten die Phönizier^) (jenseits Lixus fahrend)
die Inseln der Glücklichen, wo sich (nach Juba) Reste alter Ver-
ehrungen finden.
Die wüste Insel (mit schiffbaren Flüssen) am Ocean, deren
Klima (und Flora) Diodor rühmt, wurde von den (von der afrika-
nischen Colonie verschlagenen) Phöniziern entdeckt und galt be-
reits den Etruskem bekannt, die indess (obwohl der carthagische
Senat die Auswanderung verbot) fern gehalten w^urden, um sich
in Unglückszeit einen Zufluchtsort zu bewahren. Mit den Einge-
borenen (Phöniziern und Nigritiern) kämpfend, wurden die Phö-
nizier der afrikanischen Colonie zur Auswanderung gezwungen.
Als Publius Crassus die Cassiteriden oder (nach Gravier)
Azoren entdeckte, wanderten die Phönizier aus. Die Römer fan-
den die Canarien (mit Junonia) unbewohnt, aber Reste von Ge-
bäuden der (Juno verehrenden) Phönizier.
Nach den Wallisern war Arthur nach der w^estlichen Insel
Avallon (der Apfelreichen) versetzt. Von dem Barden jNIereditti
') Hörn findet Poenus in Panucus. In Panuco hat man die Wurzel Poenus
gesucht (s. GaflFarel). Jomard findet in der Inschrift aus dem Tumulus von Grave-
Creek bei Wheeling (in Ohio) die (von den Phöniziern stammenden) Zeichen der Tuareg
der Sahara. In Corvo (auf den Azoren) wurden (phönizische) Münzen gefunden (1749).
Rufus, Erzbischof von Cosenza, schenkte dem Papst eine in americanischen Minen ge-
fundene Münze des Augustus (s. Sanson). Flamländische Münzen wurden auf Neu-
Fundland (nördlich St. John) gefunden (nach Lacroix). Nach Buchan wurden in Con-
ception Bay (bei St. John) neben alten Ruinen flamändische Münzen gefunden (s.
Barron). Der Padre Joseph de Guerra (Dominicaner) erhielt von einer Indianerin aus
San Juan Zacatepeque (in Guatemala) eine von den Vorfahren ererbte Münze Trajan's
(Aqua Trajana). Die Maghrurin (El Maghrourga oder die Getäuschten) gelangten
(1147) "^'on Lissabon aus nach einer Insel im Nebelmeer, wo sich ein arabischer Dol-
unetscher fand (nach Ibn-al-Quardi). Ibn-Fatimah (XIII. Jahrh.) kam von Noul-
Lamtha (nördlich vom Cap Non) nach dem schwimmenden Berg (Aldjebel-Mamas) oder
Cap Blanco (nach Ibn-Said). Huetius hält die Nephthuim für Americaner, Arias
Montanus sucht Ophir in America, Hornius den Namen Cham's in Yucatan, Gomara die
Kanaanäer (wie Escarbot und Lery), Le Comte die Phönizier, Moraez die Karthager,
Charron (mit Postel) die Gallier, Milius die Gelten, Valancey die Irländer, Genebrand
und Malverda leiten die Aufspürungen der zehn Stämme ein. Fischer vergleicht die
Peruaner (Volney die Miami) mit den Chinesen, Jones mit den Hindu, Bell (und Anter-
mony) mit Tungusen und Canadensern. Brerewood lässt America von den Tataren be-
völkert werden, Forniel von Japan, (Paravey das Land der Chibchas) u. s. w.
442 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
besungen, zog Madoc, Sohn des Owen Guyneth (König von
Wales) nach einem wesüichen Lande und kehrte wegen der Vor-
züge desselben für neue Einwanderer zurück (Powel). Nach den
Triaden schiffte sich Gafran ab Aeddan (in der Bretagne) nach Gwer-
donau Llion (grüne Inseln der Strömung) ein, und ebenso Madawg
ab Owain für Entdeckungsfeihrten auf dem Meere, ohne zurück-
zukommen, und auch der Barde INIenddyn (im Glashaus). Perez
findet Reste des Irländischen im Algonquin.
Behaim identificirt Antiglia mit den Siete Cidades der 734
geflüchteten Christen.
Die Insel Antifia^) (des Ptolemäos) findet sich auf der Karte
Bianco's (1436). Lancelot besucht die Canarier (1275). Neben An-
tilia finden sich die Inseln Rayllo, Satamaxio (San Atanagio) und
Tamnar oder Damnar (s. Formaleoni). Die Insel Antiglia, wohin
nach der Schlacht am Guadalete der spanische Erzbischof mit
6 Bischöfen geflüchtet, wurde (14 14) von Portugiesen besucht.
Gunnbjorn (877) entdeckt Grönland von Island aus, d^mn
Erik der Rothe (883 in Igalikko). Bjarn begiebt sich von Nor-
wegen nach Island und folgt seinem Vater LIerulf nach Grönland
(994), nachdem er südwestlich Länder gesehen (Neufundland
u. s. w.). Leif, Bruder Thorstein's (Sohn des Erik), durch Olaf I.
bekehrt, wird nach Grönland zurückgeschickt. Die Orte der
irländischen Älönche wurden von den Normannen als Papey (Inseln
westlich von Irland) oder Papyli (östlich) bezeichnet (von den
Papa). Der norwegische Name Vestmenn (Leute des Westens)
für die Norweger verblieb auch in Island.
Biarn (vor dem Zorn Snorro's fliehend) schiffte sich in Island ^)
1) Ortelius fand in der ^iyäktj rjnHQog (bei Plutarcli) jenseits Britannien (nach
Nordwest) die Antillen und Amerika. Florida (Cautio) galt als Theil von Asien.
Schoner identificirte (1533) Mexico mit Quinsay (Hang-tscheu-fu). Auf Bianco's Atlas
findet sich das neu gefundene Land der Insel Scorafixa oder Stocafixa (Stockfischinsel), das
durch den Basquen Juan de Echaide entdeckt, an andere Fischer übergegangen war
(1436). Les Canadois ne traittoient parmy les Fran9ois en aultre langue, quien celle
des Basques (Pierre de l'Ancre). Auf dem medcäischen Portulan findet sich die Insel
Bracie (Bresil) oder Brasil (1351) und auf der catalanischen Karte (1363) die Inseln
Maida (Asmaides) und Isla Verde.
2) Este nombre Gruntlandia quiere decir arenosa tierra 'y en la parte que la isla
de Islandia mira ä Gruntlandia esta un monte altissimo que sc llama Huitsark , que
quiere de^ir monte blanco (Oviedo).
^ Hollur Geit sah zusammenschlagende Berge (Eisfelsen), als er sich von Island
nach Grönland begab. Von den Inseln am Chouacoet-Fluss (mit den Almouchiquosier)
ISLAND. 443
ein, und wurde durch einen Nordostwind vertrieben, ohne dass
man weiter von ihm hörte (99g a. d.). Vinland oder Finland wird
von Oderic Vital unter den Besitzungen des norwegischen Königs
Sigurd I. aufgezähh. Der sächsische Bischof Jonus begab sich
(XII. Jahrhundert) von Island nach Vinland, die Heiden zu be-
kehren (und wurde getödtet). Eric, Bischof von Grönland, pre-
digte in Vinland (1121). Erzbischof Jon Hess für Papst Nicolas II
den Zehnten in Island (aus Fellen, Wallfischzähnen u. s. w.) ein-
sammeln (1279), ebenso Arin, Bischof von Gardar (1325) und Ger-
vais (1335). Der Brief des Priesters Halldor an seinen Collegen
Arnold spricht von dem Besuche Sniofell's (mit langen Tagen).
Are war nach der Taufe von den Weissen (oder weiss geklei-
deten Papas) in Hvitramannaland zurückgehalten (durch Sturm
verschlagen) und von Jarl Thorfinn Sigurdson dort gesehn.
Bjoern Breidhvikengakappe, nach Gross-Irland verschlagen,
wurde zu einem Häuptling gemacht und wurde durch den (vom
Sturm verschlagenen) Gudhleif angetroffen (als hoher Greis unter
Fahne oder Schirm), der vor den Eingebornen (welche die Frem-
den für Opfer gebunden) w^arnte.
Thorfinn hörte von den Skrälingen, dass Hvitramannaland
oder Irland ik mykla von Weissgekleideten^) bewohnt sei.
unam a vinearum multitudine Galli quidem insulam Bacchi, nostrates vero "Wijngaerden
Eylandt vocant (s.. de Lact). Henrici Christian! insulam (die Holländer , Angli autem
Vineam Marthae videntur appellare (de Laet). Die Bewohner von Tenerif (Achineche)
heissen Vincheni (s. Glas). Philipp Marsh hätte (1862) bei der Kirche von Skalholt
(im Jahr 1057 erbaut) das Manuscript der Skalholt-Saga gefunden, demzufolge Hervador (auf
dem Wege von Vinland nach Hvitramannaland) bei den Wasserfällen Hvidsaerk über-
winterte und dort durch den Pfeil eines Wilden getödtet wurde, ebenso wie die Frau
Syasi, die dort begraben wurde (105 1) und Raffinson hätte (neben Bronzesachen, Knochen
und byzantinischen Münzen des X. Jahrh.) bei den Wasserfällen des Potomac (bei
Washington) eine Runen-Inschrift unter dem Felsdach über dem Grab der Syasa, Wittwe
des Kjoldr (i 867) gefunden. Die isländischen Priester Adalbrand und Thorwald Helgason
besuchten (mit Wallfischfängern) Nordsetur (1285). Königin Margarethe machte den
Handel mit Grönland zum Monopol der Krone. Nach Rafn wurde Markland (1347)
von Grönland aus besucht. Hakon, Bischof von Bergen, schickte Ivar Bardson nach
Grönland (1341). Ein 1383 von Norwegen einlaufendes Schiff brachte die Nachricht
vom Tode des grönländischen Bischofs (zehn Jahre vorher). Friedrich III. von Däne-
mark Hess Grönland vergeblich suchen. Der Priester Egede (aus Norwegen) begründet
die Mission in Grönland (1725). Die von Thorfinn in New- York (ohne Eisen) ange-
troffenen Skrälinger kämpften mit Schleuder (oder Pfeilen), beim Gebrüll der Ochsen
erschreckt. Thorhall Gamlason wurde mit seinen Gefährten von den Eingeborenen
gefangen (in Markland).
1) Nach den Shawanis fanden sich in Florida Weisse, die den Gebrauch des
444 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Nach dem im XVI. Jahrhundert in Venedig gefundenen
Manuscript wurde (von Nicolo gerufen) Antonio Zeni durch Fürst
Zichumi nach Estland und (1395) nach Engroveland (mit einem
Kloster des St. Thomas) geschickt, sowie (nach der Erzählung
der nach Estoteland verschlagenen und dort einen fremdsprachi-
gen Schiffbrüchigen als Fürsten antreffenden Schiffer, bei ihrer
Rückkehr nach Drogeo) nach Icaria, wo Zichumi eine Stadt
gründete. Die Faroer ^) heissen Reslanda (b. Edrisi) als Fereys-
land (Fers-ey-land) oder Friesland.
St. Brandan in Cluainfort hörte von dem Mönch Barintus,
dass sein Verwandter jNIernoc in der Mitte des Oceans die lieb-
liche Insel Ima entdeckt habe, und fand auf seiner Reise Inseln
mit duftender Vegetation, schönen Vögeln, Vulcanen etc. Auf
der Karte von Picignano findet sich die Insel von St. Brandan
(1367) und Emanuel von Portugal reservirte sie für sich (15 17).
Nach der Schlacht bei Xeres de la Frontera flüchtete sich der Erz-
bischof von Porto nach Inseln der Sette-Cidade (mit sechs Bischö-
fen oder Begleitern).
Nach Thevet finden sich Schlangen eingegraben auf den
Höhlen der Insel St. MicheP) (in den Azoren).
Eisens kannten. Die in Canada wild wachsenden Trauben hiessen (bei den Einge-
borenen) Oroba (Thevet), Yinland wurde nach den von Tyrker aufgefundenen Trauben
benannt, Thorfinn (s. Leifsbudir) soll nach Süden bis zum Potomac gelangt sein (loii).
In Island wurde kostbares Masur-Holz durch einen Kaufmann aus Bremen zu hohem
Preis gekauft (1015),
'^) Nach Schroeter bildeten die Friesen von Akraberg (auf den Faroer) ein -ab-
geschlossenes Gemeinwesen, als Piraten. Als Harald Harfargr die geflüchteten Scandi-
navier nach den Orcaden verfolgte, rottete er dort (in Pettoland) die Peti (Picten) aus,
sowie die Papae (irländische Priester). Nach den Sagas glaubte man Vinland das Gute
nahe bei Afrika (XVIII, Jahrh,) nach der Gripla.
2) In einer Höhle auf St, Michel (des isles des Essores oder Azoren) wurden zwei
Steinpfeiler (von Schätzesuchern) gefunden, mit zwei Schlangen jeder umwunden,
zwischen denen sich Zeichen eingehauen fanden, die der Jude Maranna als hebräische
erklärte (s, Thevet), auf die nach Afrika ausgewanderten Cananäer bezogen. Nach
Lund finden sich in der Provinz Bahia Stadtmauern (aus behauenen Steinen) mit einer
nach Norden weisenden Figur auf einer Säule (1840). Hojeda en su primer viaye
hallö a ciertos ingleses por las inmediaciones de Coquibacoa (Navarrete). Italienische
Kaufleute schifften (aus Lissabon) nach der wiedergefundenen Insel (der Canarien) 1341,
Do legname (Madeira) findet sich auf Bonis Portulan (1351) und ebenso die Azoren (Cabre-
ran, Brazi u, s. w,), J, Contereal (Garpandi's Vater) entdeckte Neufundland (1463)- Mar-
tinez correspondirte mit Toscanelli über die westlichen Seewege (zu Columbus' Zeit),
Columbus fand in Guadalupe die Trümmer eines europäischen Schiff"es. Nach Las
Casas erzählte man auf Hispaniola den ersten Entdeckern, dass bereits vor ihnen
OSTASIEN. 445
Buddhistische Priester, die 499 p. d. nach Hingchau kamen,
erzählten, wie das Volk in Fusang, unter dem (459 p. d.) Bettel-
mönche Tractätchen und Bilder vertheilt, kein Eisen, sondern nur
Kupfer besässen, und aus dem Mark der Maguey-Pflanze^) Papier
verfertigten.
Nach Melendez fanden sich (an der Küste der Catacualcer)
Wracke chinesischer Schiffe (s. Acosta) bei Quivira.
Vieron por la costa naos que traian arcatra9es de oro y de
plata en las proas, con mercaderias y pensaron ser del Catayo
y China por que senalavan aver navegado triginta dias, bemerkt
Gomara, bei Cardenas und Vasquez' Entdeckung von Quivira (mit
vacas fieras y bravas), wo der (angeblich ein Kreuz verehrende)
König Tatarrax herrschte (1542).
Nach Dali Hessen sich die Bogenleute (der Tuski), durch die
Lippenpflockleute (Okee — Ogmut — Innuit) von den Diomedes-
Inseln vertrieben, an der Felsküste der Rennthier -Leute (der
mit den Koriaken verwandten Chukchi) nieder (bei Plover-Bay
in Ost-Sibirien).
Japanische") Schiffe scheiterten in Oahu (Sandwichgruppe)
bärtige AVeisse dort angekommen seien. Alonzo de Hojeda fand in Venezuela An-
zeichen dorthin gekommener Engländer. Huelva wurde auf der Reise von Madeira
nach den Canarien bis Dominique getrieben (1484). Nach Antonio Leone wäre America
auf einer Reise nach Irland entdeckt. Wie Coussin aus Dieppe (1488) wurde Cabral
(1500) durch Strömungen an die Küste Brasiliens getrieben. Ein Schiff der Canarien
wurde (1731) nach Trinidad durch Stürme getrieben, ein anderes (1770) nach La
Guayra bei Caracas, und Cabral (auf seiner Fahrt) nach Brasilien.
^) George Hörne (der die Mexicaner von einer chinesischen Einwanderung unter
Ti-pin abstammen lässt) apprend qu'ä l'occident du pays des Epiceriniens, voisins des
Hurons, habitait un peuple, chez lequel on voyait aborder des Marchands etrangers,
qui n'avaient pas de barbes et qui montaient grands vaisseaux. Fran9ois Vasquez de
Coronado raconte aussi, que l'on a trouve ä Quivir des vaisseaux dont les poupes
etoient dorees et Pierre Melendez (dans Acosta) parle des debris de vaisseaux Chinois
vüs sur les cötes. C'est encore un fait constant, qu'il venoit autrefois chez ces Catual-
cans des Marchands etrangers, vetus de soie (s. De Guignes). Jenseits Tahan (Alaska)
neben den Bemalten (der Aleutischen Inseln) kam Hoei-schin (aus Hukuang) nach
Fusang (499 p. d.j, wo die Lehre Buddha's durch fünf Mönche aus Kipin verbreitet
war (458 p. d.).
2) Von der Kamtschatka- Strömung, welche die japanische Djonke (1862) nach der
Insel von Attou trieb, abgezweigt the main body of the stream Stretches directly
towards the coast of America, is deflected to the southward and eastward, runs down
the east coast of Oregon and California, and finally sweeps back into the great northern
äquatorial current. The existerce of this current is well demonstrated by the wrecks
of Japanese junks upon the coast of Washington Territory and Oregon. Many years
446 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
1832, und bei Königin-Charlotte-Insel 1834, ^^^ seitdem sind in
Californien viele Fälle bekannt. Hieronymus d'Angelis bewun-
derte (16 18) die Geschicklichkeit der Eingeborenen (Yesso's) in der
Schifffahrt, und auch die Schifffahrt der Chinesen war eine aus-
gedehnte (jenseits Indien bis zum persischen Golf), ehe das Ver-
bot der Yuen die nautischen Kenntnisse sinken liess.
Auf den Charlotten-Inseln bemerkte man (1790) „mausolees
ou tombeaux qui ont beaucoup de ressemblance avec les Morais
des lies du Grand Ocean" (s. Marchand) und Roblet beschreibt
kreuzw^eis sitzende Figuren (ses cuisses etendues ä l'horizon ä la
maniere des tailleurs assis), gleich Buddha's.
Joseph de Acosta (16 13) erzählt, dass er einen chinesischen
Satz habe niederschreiben lassen, ,,hallandome en Mexico con unos
Chinas" (vielleicht von Manilla eingewandert).
Nach Barton finden sich sprachliche Uebereinstimmungen
zwischen Polynesien und America (und so nach Pickering).
Nach Li yan tcheou brachten unter der Sung-Dynastie fünf
Pi Khieou oder Missionäre den Buddhismus nach Fusang. Nach
dem ursprünglichen Riesenbaum Fusao Boku (aus dem später
Fusigamä hervorging) wurde Japan als Fusao oder Fusang be-
zeichnet (s. Goble).
Hinsichtlich der Erzählung Hoei-schin's, dass fünf Bonzen aus
Kipun oder Kophen das im Westen nach der dortigen Pflanze
Fusang genannte Land besucht hätten (458 p. d.), ist zunächst
im Auge zu behalten, dass der angegebene Zeitpunkt allerdings
derjenige ist, in welchem sich die geographischen Kenntnisse der
Chinesen mehr, wie in einem andern ausdehnten, durch die wei-
ten Reisen nach Indien sow^ohl, wie in Central- Asien, und dass
damals auch der Buddhismus in Japan eingeführt wurde, das
Land des Fusiyama.
ago, upon the beach south of Point Adams, at the entrance to the Columbia River,
there was cast away a Chinese or Japanese junk, with many hands and a cargo of
beeswax. The ship was totally lost, but the crew saved. In support of this Indian
tradition pieces of this wax, coated with sand and bleached nearly white, are occasio-
nally thrown upon the beach after great storms. Formerly a great deal was found,
but now it is rarely met with. In 1851 we saw many pieces of it. In 1833 a Japa-
nese junk was wrecked near Cape Flattery, of which accounts can be found in Belcher's
narrative and in that of the United States exploring expedition. Nach Kotzebue
(1815 — 18) traf Adams (1815) eine von Osaka vertriebene Djonke mit drei Japanern
in der Nähe der Californischen Küste, und die Besatzung einer später auf See getroffe-
nen Djonke wurde nach San Francisco gebracht (s. Davidson).
FUSANG. 447
Im Falle also länger dauernde Seereisen unternommen wur-
den, lag damals sowohl, wie es später aus factischen Beobach-
tungen bewiesen, die Möglichkeit vor, dass Schiffe durch die
Strömungen an die Küste America's geführt seien, und die von
heiligem Eifer geleiteten Bettelmönche, wie sie bis fern in den
Westen vordrangen, auch nach dem Osten ihre Lehren zu tragen
versucht haben könnten, als die fünf Pi-Khieu oder Missionäre
der Sung-Dynastie (nach dem Li-yan-tcheou) ; und Neumann ver-
gleicht die Uebertragung des Namens Tahan, als Gross -China,
mit der Gross-Irland's von der andern Seite her auf America.
Die zunächst berührte Küste würde allerdings nicht die
Mexico's gewesen sein, doch wurden damals die Wohnsitze der
Tolteken eher nördlich gesetzt, neben dem mythischen Stammland
Culhuacan, dass Montezuma durch eine Gesandtschaft besuchen
Hess und das die Spanier später zu identificiren suchten, auf jener
Expedition, wo sie Schiffe ^) aus Katay's getroffen zu haben meinten,
mit buntverzierten Bugsprieten.
Wie die Fusang-Pflanze, wenn als Agave gefasst, aus deren
Rinde (nach Hoei-schin) Papier für die Schriftzeichen Fusang's
verfertigt wurde, nicht auf Mexico beschränkt ist, so würden die
von Deguignes für Bison erklärten Ochsen nach Norden deuten,
und wenn die in Fusang gehaltenen Hirsche'-^) (oder Rennthiere)
mit den Kühen China's verglichen werden, so liegt die Mittheilung
Gomara's nahe über Heerden von Ciervos (in Chicora), aus deren
Milch Käse gemacht worden.
Dass die americanische Sitte der Frauen, ihre Kinder in
Wiegenkörben auf dem Rücken zu tragen, und mitunter dort
durch Ueberwerfen der Hängebrüste zu säugen, Anlass zu einer
Fabel, wie sie bei Hoei-schin (neben der in America geläufigen
von den Amazonen) erzählt wird, gegeben haben könnte, bedarf
keiner Ausführung, und ebenso finden sich americanische Ana-
logien zu dem Werbebrauch der Jünglinge in Fusang, die neben
der Wohnung ihres künftigen Schwiegervaters eine Hütte bauen
sollten.
Dann ist für die Culturstaaten America's die Bemerkung cha-
1) Nach Melendez wurden Trümmer chinesischer Schiffe an der Küste Quivira's
gesehen (und die Catacualcer wurden von seidegekleideten Kaufleuten besucht).
-) Am Rio Yenadillo (Xebenfluss des Magdalena) fanden die Spanier gezähmte
Hirsche (schreibt Perez), und milchgebende Hirsche in Carolina (s. Herrera).
448 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
racteristisch, dass in Fusang kein Eisen in Gebrauch gewesen,
aber Ueberfluss an Kupfer.
Wie wenig indess solche Allgemeinheiten entscheiden können,
so lange sie nicht im Einzelnen präcisirt sind, geht ex. gr. aus
den folgenden Citationen hervor, die, obw^ohl sie fast eine wört-
liche Uebersetzung von einander bilden, doch für die Beziehung
Fusang's zu Mexico nichts entscheiden können, da sich ein Inter-
vall von tausend Jahren für eine Einrichtung findet, deren beson-
dere Form so sehr von den durch die Umstände gegebenen Zu-
fälligkeiten abhängt, dass sie in jedem Jahrhundert hundertmal
wechseln konnte.
Leland führte aus Hoei-schin an: There are two prisons, for
light and confirmed criminals (in Fusang) und Bussierre sagt von
Mexico : II y avait dans l'Anahuac deux sortes de prisons, in Be-
ziehung auf die von den Chronisten angeführte Unterscheidung
zw^ischen Schuldgefangenen und schweren Verbrechern. Der
Häuptling von Campeche mostro ä los primeros descubridores
un lugar donde eran puestos y castigados los malhechores (nach
Pedro Martyr).
Die in Fusang als üblich angegebene Bestrafung der Ver-
gehen an der Nachkommenschaft findet sich besonders streng in
Peru durchgeführt, und wenn die Gerichtssitzungen .(in Fusang)
in einer Grube abgehalten wurden, so liesse sich an die Estufas
der Pueblos denken.
Nach dem Liang-sze-kung-ki brachte der Gesandte von Fu-
sang (als Tribut) gems for observing the sun, like Square and
round mirrors (s. Leland), wie sie in der letzten Form in den
Sammlungen mexicanischer Alterthümer häufig sind (aus Schwefel-
kies) %
In der Angabe, dass beim Tode des Königs (in Fusang) die
Söhne sich für drei Jahre der Staatsgeschäfte enthalten hätten,
könnte eine Hindeutung auf die klösterliche Zurückgezogenheit
des Thronfolgers liegen, wie bei den Chibchas und in einigen
Staaten Mexico's vorgeschrieben, und wie weit 'der Titel des
Königs, als Ichi und Itzae^), oder der der Edlen, als Tuilu mit
1) Ausserdem findet sich jetzt im Berliner Museum ein ähnlicher Spiegel aus den
Grabfunden der Chibchas.
2) Neben dem König oder Ichi (in Fusang) fanden sich die Edlen (Teules in
Mexico) oder Tuilu (mit den Kleinen Tuilu) und die Na-to-sha.
SCHIFFBRÜCHIGE. 449
Teules Hessen sich weiter in Betracht nehmen, sowie die als
buddhistische Uebertragungen aufgefasste Rehgionsgebräuche oder
Anklänge an die Propheten-Namen (in Zamna, dem Samanaer, in
Kukulcan, in Botz oder Bochica, Fo, Thomagata, Hiracocha oder
Viracocha, Thonapa u. s. w.).
Eine aprioristisch weder von Westen noch von Osten, auf
America hin, auszuschliessende Einwirkung würde sich für das
Studium nur dann fruchtbringend erweisen, wenn sie sich unter
den neuen Phasen, in welchen sie sich bei ihrer Inoculation in
den auf dem heimischen Boden America's erwachsenen Cultur-
stamm metamorphosirt hätte, auffassen und verstehen Hesse.
Scamma fand auf der Insel Attou das Wrack einer japa-
nesischen Djonke (1871) und hörte von dem alten Häuptling, dass
bereits drei solcher Fälle vorgekommen, und als segenbringend
zu betrachten seien, weil dem Holzmangel abhelfend. Die im
Jahre 1864 auf der Insel Attou Gestrandeten waren 2 — 3 Monate
von Japan unterwegs gewesen.
In the year 1853 there was found on the southest and largest
of the San Benito Group, the remains of what was supposed to
be a Japanese junk. Belcher (1839) spricht von einem früheren
Schiffbruch (einer Wachsladung) am Point Adams (am Columbia-
Fluss). Nach Wyeth strandete eine japanische Djonke (1833)
zwischen Point Greenville und Cape Flattery, und drei der Ueber-
lebenden wurden durch Capitän Mo Neal aus der Sklaverei be-
freit. Die aus der in der Nähe von Sitka gestrandeten Djonke
Ueberlebenden wurden nach der Insel Japonski gebracht (1804).
Die Ueberlebenden aus der auf den Aleuten (1780) gestrandeten
Djonke (s. Tichmeneff) wurden durch Lakmann nach Japan zurück-
gebracht (1792). Die Djonke Maru von Mats Saka (Provinz Ise)
wurde (18 11) nach der Atka-Insel verschlagen (mit Reisladung).
Eine mit Fischen beladene Djonke aus Japan wurde nach
Oahu verschlagen (1833). Nach Brooks wurden (1859) Wrack's
gestrandeter Djonken aus Japan auf den nordöstlichen Inseln der
Hawaii-Gruppe gefunden (ebenso an Ocean-Island). Auf offener
See wurden entmastete Djonken Japans angetroffen von Capitän
Cox (1848) und Capitän Brooks (1855). Perry fand japanische
Djonken an den Bonin-Inseln gestrandet. Im Jahre 187 1 wurden
japanische Schiffbrüchige durch das Schiff Annie und später
durch den Dampfer China nach San Francisco gebracht. Stran-
dung japanischer Djonken wird bei Petropaulowski und an der
Bastian, America. 29
450 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Insel Kauai verzeichnet. We have in the ninety years 1781 — 1871
nine junks, either stranded on our shores or drifted to their imme-
diate neighbourhood and one at Oahu, and in every case, where we
have a record of the wreck, a part of the crew saved aHve, ad this
too at a period, when the Japanese commercial regulations were
most unfavourable to such voyages, as brought their vessels within
the influence of the Great Stream, which could bear them to our
shores (Davis).
Beim Landen in der Bay von San Francisco überzeugte sich
Pickering mit dem ersten Anbhck der CaHfornier „of their Malay
affinity" (auch in der Sprache, „as soft and as rapidly uttered as
the Polynesian dialects") und wurde darin bestärkt (ausser durch
Nuttall) durch Agate (who had entered California by Land) und
(am Sacramento) durch Alden (1841).
Die Traditionen der Tolteken sprechen von einem Hinab-
schiffen an derjenigen Küste, wo die mit der americanischen Co-
lonisation seit dem Jahr 1848 erleichterte Beobachtungsgelegen-
heit bereits viele Fälle durch die Strömungen aus Japan herge-
triebener Djonken hat beobachten lassen, welche zur Zeit der freien
Schifffahrt (wie unter der Ming-Dynastie auch in China) noch
häufiger sein mussten.
De Laet bespricht die Unklarheit der Berichte, in welchen
Quivira (das Benavides im Westen und Osten Neu-Mexico's ver-
doppelt) mitunter, statt nach dem Osten (auf dem Wege nach
Panuco) westlich gelegt wurde, unter der Beschreibung Californiens
als Insel, und daraus sei wohl Gomara's Angabe zu erklären, Hispa-
nos illo tempore naves quasdam juxta littora vidisse, variis merci-
bus onustas, quarum prorae avibus deauratis erant ornatae, quas e
Catayo aut Sinarum regno venire suspicabantur.
Der ursprünglichen Heimath der Chichimeken, die auch über
Tolteken und Acolhuas ausgedehnt wurde, verblieb der Schein
einer Oberhoheit, die dort die Installation der Fürsten (wie der
Quiche's in Tula) auch für die fortgewanderten nachsuchen Hess.
Seit Xolotl Hueitlacohuani Chichimecatl Tecuhtli führten die
Könige (der Chichimeken) den Titel Huactlatohuani (senor del
mundo ö sehor de mar ä mar) oder Hueitlacohuani.
Da die kriegerischen Chichimeken ihre Fürstengeschlechter
auf den Thron Anahuac's eingesetzt hatten (wie Gothen, Mongo-
len, Turkomanen u. A. m. in den Culturstaaten der alten Welt),
so verblieb ihren Namen, trotz des andererseits wieder damit (wie
AMAQUEMECAN. - 451
bei jenen östlichen Eroberungsvölkern) verknüpften Begriffs der
Wildheit, eine adlige Weihe, als dem des Kriegsstamm, dem das
reinste Blut entquollen.
Den Kindern von Mexico wurde zum rühmlichen Beispiel die
Vergangenheit vorgehalten, wo man mit Bogen und Pfeil den Lebens-
unterhalt erwarb, que fue en el tiempo de aquellos dioses Chichime-
cas, nuestros Antepasados (Herrera), ebenso wie bei Germanen. Die
von Früchten und Kräutern lebenden Menschen (in Mexico) lernten
von Tlaominqui den Gebrauch von Bogen und Pfeil (s. Echeverria).
Aus dem Stamm des Chichimacatl herrschte über die Chichi-
meken der König Icauhtzin oder Tzcauhtzin, Vater des Mocelo-
quitzin, der die Söhne Achcauhtzin und Xolotl zeugte.
Nach Ixtlilxochitl stammte Xolotl von den Teochichimeken,
die in Necuametl und Nacuiz wohnten. Chichen war erster Häupt-
ling der Chichimeken (nach Veytia). Die Tlalmanalcos wohnten
in Amaquemecan oder Amecameca (bei Cuitlahuac).
Moceloquichtli, Vaters des Tlamacatzit (Vater des Achcauht-
zin und Xolotl) folgte auf seinen Vater Icuahuatzin in Amaqueme.
Als erster König herrschte Chichimecatl in Huehuetlapallan über
das Reich Chichimecatlali (der Chichimeken)^).
Von den nördlichen Königen der Städte Nequametl und
Nacuiz (als Nachkommen des Xolotl - Tochinteuctli) herrschte
Xolotl (Sohn des Tlacamatzin) über Amaqueme (wohin seine Vor-
fahren aus Chicomoztoc gekommen) und führte die Teochichimeken
nach Anahuac (wo Tullan durch die Fürsten von Xalisco und
Tonalan zerstört war) in Xoloc siedelnd, von wo die Residenz
nach Tenayocan oder Oztopolco verlegt wurde und durch seinen
Nachfolger Amacui (Xolotl- Amacui) nach Quauhyacac (bei Tezcuco).
Xolotl's Zug in das von den Tolteken verlassene Land er-
öffnet die Reihe der Wanderungen, die sich dann bis zum Ein-
tritt der Mexicaner nach einander folgen. Aus Norden kommend
(mit den Chichimeken) traf Xolotl die Reste der Tulteken (unter
Nauhtyotl) in Culhuacan und nach seiner Ansiedlung in Tenayuca
kamen aus Mixhuacan (von Westen) die Aculhuas, Tlacahuehue-
yaque und Mixhuaque (s. d'Alva). Als in Verbindung mit den
1) Die Chichimeken (aus Chicomoztoc) wohnten in Amaquemecan (mit Oyome)
oder Necuametl (Nacuix). Chichimecatlalli (Land der Chichimeken) lag nordöstlich
von Tenayocan. Amquemecam war durch Xolotl Tochinteuctli gegründet. Nach
Boturini lag Amaquemecam in Michoacan.
29*
452 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Aculhuas König Nauhtyotl (von Culhuacan) den Tribut verwei-
gerte, wurde er durch Nopaltzin (Sohn Xolotl's) besiegt, und
König Achitometl (Enkel Topiltzin's) an seine Stelle gesetzt.
Die von den theils nach Quauhtemallan theils nach Campeche
abziehenden Tulteken verlassenen Länder liess Xolotl (Fürst der
Chichimeken) durch seinen Sohn Nopaltzin besetzen. Nachdem
die Residenz von Tenayuca nach Tezcuco verlegt war, belehnte
Xolotl^) den eingewanderten König Aculuhatl (als Schwieger-
sohn) mit dem Reich Tecpaneca (und der Hauptstadt Atzca-
putzalco). Die Chichimeken kamen aus den sieben Höhlen (im
Osten) nach dem Norden in Amaqueme.
Die nach Tezcoco oder Aculhoacan kommenden Chichimeken
Hessen sich zuerst nieder in Vexotla (unter dem König Macatzin-
tecutli). Xolotl, Bruder des Achautzin (Kaiser der Chichimeken),
zog mit dem Aufgebot über Quaztecatl oder Guasteca nach Tula
(Tenayocan gründend).
Die der Sonne Kräuter und Pflanzen darbringenden Chichi-
meken kamen von Norden aus Amaquemecan, indem Xolotl (Bru-
der Achcautli's) sich nach Erforschung des Landes durch seinen
Sohn Nopaltzin (unter Abschiessung der Pfeile) in Tenayocan
niederliess und durch den Heerführer Achitometl die Reste der
Tolteken auffand. Nopaltzin, von seinem Vater Xolotl zur Be-
sitznahme des Landes abgeschickt, schoss auf einem Berge bei
Mexico vier Pfeile nach den vier Weltgegenden ab.
Die in Anahuac festgesetzten Chichimeken nahmen die Acol-
hua mit ihren Verwandten bei sich auf, und dann die verschiedene
Zahl derjenigen Stämme, die sich mit den Azteken als Nahoas
abschliessen. Die aus Michoacan kommenden Acolhuas wurden
von Xolotl in Aculhuacan angesiedelt (s. d'Alva).
Bei den Chichimeken, deren Namen d'Alva (nicht von den
Hunden, sondern) von den Adlern^) erklärt, werden unter den
1) Beim Untergang des Tolteken-Reichs wanderte Xolotl, Bruder des Chichimeken-
königs Acauhtzin (Sohn des Tlamacatzin) aus Amaquemecan über Choyocan nach
Anahuac bis Tollan und gründete die Stadt Tenayocan (am See), von wo die Haupt-
stadt nach Quauhyacac verlegt wurde, indem der Rest der Tolteken von Culhuacan,
Cholula u. s. w. die Oberherrschaft der Chichimeken anerkannte (in einem späteren
Kriege aber Culhuacan unter König Nauhyotl von den Chichimeken erstürmt wurde).
2) Ixtlilxochitl erwähnt einer in ihren Resten erhaltenen Mythe, dass das aus dem
Ei eines auf dem centralen Baum Tezcucco's nistenden Adlers geborene Kind zum König
gewählt sei. In Shinaki (Fichtenland) erhoben die Delawaren den weissen Adler
TENAYOCAN. 453
umherschweifenden Jägerstämmen, die in Huehue-Tlapallan (Ama-
quemecan's) Gesiedelten und durch den Contact mit einem an-
sässigen Ackerbau -Volk (gleich den verwandten Tolteken) zur
Gesittung Geführten zu unterscheiden sein. Die letzteren, durch
die Künste der Civilisation begünstigt, erlangten dann die Supre-
matie und traten, ihren kriegerischen Sinn gleichzeitig bewahrend,
als mächtige Eroberer auf, ihren sonst verachteten Namen zu dem
edlen der Heroen erhebend (wie ähnlich bei den Mongolen), und
die dadurch eingeleitete Beziehung der Chichimeken zu höherer
Bildung bekundet sich in ihrer Herleitung (bei Veytia) von Chi-
chen, dem alten Sitz der Maya Yucatan's (in Chichen-Itza), wie
auch die ihnen (bei d'Alva) zugerechneten Aculhua's durch ihren
Gott Cocopitl mit den Cocomes in Verbindung treten.
In den auf die Einwanderungen der Chichimeken und ihrer
Verwandtschaften folgenden Azteken erhält sich eine directe
Genealogie in Anknüpfung an die alten Tolteken, welche indess
selbst wieder, schon bei dem Auszuge aus ihrer Heimath, in
naher Beziehung zu den Chichimeken stehen. Der letzte Tolteken-
könig Huetzin flüchtet (bei d'Alva) von Chapultepec über Michoa-
can nach Aztlan (bei Xalisco), wo auf seinen Sohn Ozalopan sein
Enkel Aztlal (also ein Eponym) folgte, dessen Sohn Ozolapan II
die Auswanderung der Mezetin (oder Mexicaner) nach Mexico
leitete, und diese (ehe sie nach Chapultepec gelangen) siedeln dann
wieder (s. Herrera) auf ihren Wanderungen in Tulo (Tula), die
Bauten von Coatepec (oder Cohuatepec) errichtend, während sich
(bei Torquemada) die Teochichimeken unter Quezalxiuhtli in
Cohuatepec niederlassen.
Nachdem Xolotl sich in Tonayocan^) niedergelassen, kamen
andere Chichimeken unter Xiotecua und dann weitere Zuzüge
(aus Norden) unter Xiotzonca, Zacatitexcochi, Huihthuatzin, Tepo-
zotecua, Itzcuintecatl, die angesiedelt wurden (s. Veytia). Nopaltzin
(Sohn Xolotl's) unterwarf die Tolteken in Culhuacan, wo Achito-
metl (Enkel Topiltzin's) als König eingesetzt wurde, und dann
(Wapanelewa) zum König, gegen die Schlangen zu schützen und sie auszurotten (s.
Loskiel).
1) Unter der Herrschaft Tlotzin's in Tenayocan wanderten die Teochichimeken
nach Tlascala und die Mexicaner siedelten in Chapultepec (s. Veytia). Nach den
Chichimeken kamen sechs Stämme der Nahuatlacas (Sochimilcas, Chalcheser, Tepanecas,
Colhuas, Tlahuicas und Tlascaner) und dann (als siebenter) die Mexicaner, welche bei
der Trennung in Chicomoztoc zurückgeblieben waren.
454 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
langte von der Küste Mechoacan's (aus Nayarit) eine neue Zu-
wanderung an, der Tepaneken unter Acolhua, der Otomiten (unter
Chiconquauh) und der Aculhuas unter Tzontecomatl (s. Veytia),
Als Xolotl^) in Tenayuca residirte, kamen 6 Häuptlinge der
Nahuatlachi von Norden aus einem Nachbarlande des Königreiches
Amaquemecam und (als die Residenz nach Tezcuco verlegt war)
drei Fürsten der Acolhuas (vom Hause Citin) aus dem nördlichen
Lande Teoacolhuacan. Die einwandernden Acolhuas fanden die
Stadt Azcapozalco (Azcaquizalca) bereits von den Tepanecas
gegründet und Colhuacan von den Colhuas.
Nach den auf die Chichimeken folgenden Aculhuas^) oder
Tetzcucanos kamen zur Lagune die Chalmecas, Tepanecas, Xoch-
milcas, Tlalhuilcas und (die Sierra passirend) die Hulmecas oder
Xicalancas, worauf die Teochichimeken nach Tlascala einwander-
ten (s. Torquemada), Mit den Tepaneken, Culhuaz und Mexica-
nern wanderten Huitznahuacs ein (um Tezcuco, Atzcapuzalco und
Mexico zu gründen).
Die von Gomara gegebene Völkertafel, in welcher, wie auch
1) Auf Xolotl folgten sechs Fürsten aus Amaqueme (Heimath der Chichimeken)
und dann otros tres, que vinieron del Poniente, del linage esclarecido Citin o Ulcuas
(s. Galvez).
2) Nachdem Xolotl sich in Tenayucan niedergelassen, kamen zur Ansiedlung sechs
andere Fürsten (Tecuatzin, Tzontehuayel, Gacatitechcochi, Huihuatzin, Tepozotecua und
Itzuincua) aus derselben Richtung, ,,aunque convecinos, no de sua lengua" (s, Torque-
mada). Nach dem Fall der Tolteken folgten auf die Chichimeken die Aculhuas oder
Tetzcucanos, die Chalmecas, Tepanecas, Xochimilcas, Tlahuicas an den Seen, während
die Hulmecas und Xicalancas den Vulcan und die Sierra Nevada kreuzten, nach Tla-
scalla (in Huexotzinco) , bis zur Eroberung durch die Teochichimeken, die (mit dem
Gott Camaxtli) nach Tezcuco gekommen, aber durch Aculhuas und Tepanecas ver-
trieben waren (s. Torquemada), Nach Herrera kamen unter den Einwanderern zuerst
die Suchimilcas nach Anahuac und dann die Chalcas. Als die Chichimeken das Thal
Anahuac (nach den Tolteken) besetzt hatten, kamen die Acolhua's (als Teepaneken
unter Acolhua, Otomiten unter Chiconquauhtli und Acolhua unter Tzontecomatl) aus
Michoacan und später (von Xalisco) die Mexicaner aus Aztlan, wohin die Tolteken von
Chapultepec zurückgeflüchtet (Ixtlilxochitl). Nach der Ansiedelung Xolotl's in Te-
nayocan folgten andere Einwanderer der Chichimeken unter Amacui (und dann die
Acolhuas). Nach der Niederlassung Xolotl's wanderte Amacui (mit Erlaubniss zur
Ansiedlung) ein und folgte bei Xolotl's Tode als Amacui Xolotl (Xolotl IL), die
Hauptstadt von Tenayocan nach Quauhyacac (bei Tezcuco) verlegend. Nachdem
Amacui (Nachfolger Xolotl's) die Acolhuas und Tepaneken aufgenommen und ange-
siedelt, wanderten die aztekischen Stämme der Culhuas, Xochimilcas, Chalcas, Tlaxcal-
tecas ein. Als unter dem Nachfolger (Xolotl's) der König Quinatzin oder Tlaltecatzin
über die Chichimeken herrschte, langten die Mexicaner an (vom Westen her).
MIXTECATL. 455
sonst, der priesterliche oder begünstigte Sohn einer besonderen
Mutter zugewiesen wird, stellt den mythischen Iztacmixcoatl ^) an
die Spitze der Eponymen, die bei ihrer Besiedelung das Land
vertheilen.
Diese aus Chicomuztotlh ausgewanderten Stämme finden bereits
die Chichimeken im Lande, die zwar gleichfalls auf eine gemein-
same Heimath in Aculhuacan (jenseits Xalisco) zurückgeführt wer-
den, aber sonst den Character von Eingeborenen tragen, und
zwischen ihnen die Aculhuaques, die bei ihrer Ansiedelung in
Culhuacan oder Coioacan (von wo Mexico Tenuchtitlan gegründet
wurde) die Künste des Ackerbau's mit sich gebracht hatten, die
"Wilden zu civilisiren. Ihnen war der mexicanische Stamm aus
Chicomuztotlh verwandt, da sie bei Gomara als gleichsprachig
bezeichnet werden, und so erhielt Chichimecatl, der (von der ein-
geborenen Bevölkerung eingeschlossene) Stammvater derMexicaner
den Beinamen 'Aculhuatli, da er den Arm Quetzalcoatl's (beim
Bruch der priesterlichen Macht durch die weltliche) gebunden, und
die Fürsten Tezcuco's (in Aculhuacan) leiteten sich sogleich direct
von dem starken Helden AcuUi.
Bei den durch Ilancueit geborenen Söhnen drückt sich in dem
ältesten, Xelhua, die weite Verbreitung des civilisatorischen
Elementes bis nach Cuzcutlan in Central-America aus. Xicalanca
zeigt die durch den Handel vermittelten Verbindungen an der
Küste von Xicalanco bei Vera Cruz bis Xicalanco bei Tabasco,
die sich also von den Huasteken Panuco's bis zu den Mayas
erweitern könnten. Die besondere Hervorhebung Mixtecatl's, in
dem sich die mixtekische und zapotekische Cultur symbolisirt,
scheint auch in dem Namen zu liegen, der sich am nächsten an
den des gemeinsamen Vater's (Iztac-Mixcoatl) anschliesst. Tenuch
ist der Repräsentant des später in Mexico dominirenden Stammes.
Unter den Besiedlungen Ulmecatl's (der Olmeken) wird Vitzilapan
(Huitzilapan) genannt, wodurch sich eine Beziehung für die Vitz-
toti (Vixtoti) gewinnt (und Huitzinahuac). Otomitlh's Otomiten,
1) Von IztacmixcoaÜ's (in Chicomuztotlh) mit Ilancueit gezeugten Söhnen, siedelten
Xelhua in Quauhquechulan, Izcuzan, Epatlan, Teupantlan, Teovacan, Cuzcatlan, Teu-
titlan u. s. w., Tenuch in Tenuchtitlan, Ulmecatlh in Totomucacan, Vicilapan (Vitzi-
lapan, Cuetlaxcoapan), Xicalancatlh in Xicalanco bei Vera-Cruz und Xicalanco bei
Tabasco (als Handelsplatz), Mixtecatlh am Südmeer bis Tutupec, Otomitlh in Xilotepec,
Tullan und Otompan, wogegen durch Quetzalcoatl (Sohn seiner Frau Chimalmatlh)
Cholula, sowie Tlascala und Guexocinco wieder aufgebaut wurde (s. Gomara).
456 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
als Gründer Tullan's, stehen hier an der Stelle der Tolteken, die
sich sonst für Erbauung dieser Stadt auf dem alten Otomiten-Sitz
Mamheni niederlassen.
Wenn dann Quetzalcoatl nicht sowohl der Erbauer, sondern
der Wiederhersteller Cholula's genannt wird, so eröffnet sich da-
mit der Rückbhck auf jene frühere Culturperiode , in der sich
die Pyramiden Teotihuacan's erheben, die später bald den Toto-
naken, bald den Olmeken zugeschrieben wurden.
War diese Genealogie nachträglich gebildet, um den that-
sächlichen Sachverhalt auszudrücken, so würden mit dem patrony-
mischen Otomitl die Otomiten bezeichnet sein, die nach dem
Falle Tula's ihre alten Sitze wieder eingenommen hatten, mit
den Olmeken die Reste der nach der früheren Auswanderung
in einzelnen Ansiedlungen Zurückgebliebenen, in Mixtecatl die
bei dem spätem Vordringen erkannte Verwandtschaft, in Xelhua
eine unbestimmte Erinnerung an einstige Verbreitung ausgedrückt
liegen, in Xicalancatl die kaufmännische Organisation ihren Heros
gesucht haben, und Quetzalcoatl als Repräsentant des Priester-
thums bewahrt sein.
AlsMexiten undAzteca^) lebten die Vorfahren der Mexicaner
in den Höhlen des am Wasser stehenden Hügels Culhuaca (cerro
tuerto) in dem Atzlan (blancura) genannten Land (Duran). Nach
Tetzotzomoc nannten sich die Azteken Aztlantlacas oder Aztecas-
Mexiton. Der weise Huitziton erklärte die Wanderungsbotschaft
des Vogels dem Häuptling Tecpatzin (in Aztlan).
Tezozomoc lässt die Azteken von St. Barbara ausziehen, dem
(durch die Apaches verwüsteten) Minenplatz, wie von Chihuahua.
Nach Lorenzo kamen die Mexicaner^) von Norden, aus Quivira.
1) Die Aztecen zogen von Cohuatitlan über Huexachtitlan nach Tecpayocan (auf
ihrer Wanderung aus Chicomoztoc bis Chapultepec). Die Azteken zogen über Tonalan
zwischen Tlalixco (San Juan del Rio) und dem See Patzcuaro. Nach Beaumont wan-
derten die Mexicaner (aus Chicomoztoc) über Culiacam durch Xalisco nach Zacatecas
(die Stadt Quemada gründend). Die im Norden einwandernden Mexicaner verweilten
einige Zeit (nach Tello) in Tuitlan (Quemada in Zacatecas). Indem Tochpanecatl
(Fürst von Tzompanco) seinen Sohn ühuicatl mit der Mexicanerin Tlacapantzin ver-
mählt, und seine Tochter Tlaquilxochitl mit dem Mexicaner Tozcuecuex , erhielten die
Azteken (nach der Geburt Huitzilopochtli's) den Besitz von Tizayocan. Die unter
dem Häuptling Mexi über Mechoacan nach Tulo (lugar de Tuna) gelangenden Mexicaner
bauten die Festung Coatepec, wanderten aber (als der von ihnen gegrabene Flusscanal
aufgetrocknet war) nach Chapultepec weiter (s. Herrera).
2) Ochenta anos cumplicron quando fueron los chripstianos d aquella tierra, qucl
CIBOLA. 457
Quivira, von wo die Azteken ausgezogen, wird an den See Te-
guayo oder Timpanogos verlegt (im Königreich Tatarrax). Nach
Siguenza stammten die Mexicaner von Naphtuhm, Sohn Me-
zraim's (Sohn Cham's), und phönizische und punische Fabeleien
kehren in Yucatan wieder. Am Cap Antonio wohnten die Gamata-
bein. Cibola wird auch mit den Casas Grandes am Gila in Sonora
identificirt. Die Mexicaner heissen Yaqui in den Traditionen der
Quiches, und die Yaqui wohnten am Flusse Yaqui oder Aztatlan ^). Bei
d'Alva werden in Begleitung der Acolhua die Tlaca-Huehue-Yaque
und die Mixhuaque genannt (wie sonst Tepaneken und Otomiten).
Nachdem auf der Schifffahrt nach Norden von Cibola's An-
grenzung mit Florida gehört war, schickte (1538) der Provincial
(Antonio de Ciudad-Rodrigo) Franciscaner über Xalisco und Nueva
Galicia, und auf dem Küstenweg (nach Norden) tuvo noticia de
una Tierra my poblada de gente vestida y que tienen casas de
terrado, y no solo de un alto sino de muchos altos y sobrados.
Y otros Gentes decian estar pobladas, ä las riberas de un gran
rio, adonde hay muchos pueblos cercados (y que pasando aquel
rio estaban otros pueblos majores y de gente mas rica). Nachdem
dann Marco de Nisa weitere Nachricht nach Mexico zurückge-
bracht, schickte der Vizekönig Antonio de Mendoza (1540) Vazquez
Coronado, y pasadas las provincias de Chiametla, Culhuacan y
Cinaloa, que ya estaban descubiertas, entraron por el Valle de
cora9ones, y llegaron ä las provincias de Cibola^), Tihuix, Quivira
y otras muchas, hasta dar en la terra de Florida (s. Torquemada).
abuelo e padre de Monte9uma avian ydo a ella, hörte Oviedo von Cortez. Die Gründung der
Tripelallianz Mexico's wird 1431 p. d. angesetzt, die Krönung des ersten Königs 1350 p. d.
1) Die ,,Provincia que se llama Aztlatan" grenzt mit dem in der Nähe des Rio
del Espiritu Santo (bei Xalisco) gelegenen Orte Omitlan, wo Guzman (1530) ,, hallo
ciertos nahuatatos" und Abgesandte aus Centiquipaque (worauf Samaniego über Chia-
metla nach Culiacan zog und in die "Wüste gelangten). Azatlan (in einer Ebene amFluss) lag
zwischen Omitlan und Chiametla. Die Mexicaner wurden bei der Einwanderung von Ocelca-
pan (Sohn Ocite's oder Mexiti's), sowie von Yopiatzane und Iscahui geführt (s. d'Alva).
2) iSTach Gomara brachte Nisa Nachricht von der Biete Cuidade de Cibola, wo
die Häuser in Leitern erstiegen werden (mit Estufa vor jedem Haus, als Höhlenge-
wölbe). Zwischen Cicuic (bei Tiguex) und Quivira trafen die Spanier (zu Coronado's
Zeit) un nuevo genero de Vacas (de ellos comen, beben, visten, ca^an y hacen muchas
cosas) die Bewohner von Quivira (s. Gomara). Bei Antonio d'Espejo's Expedition in
Neu-Mexico fanden die Spanier bei Cibola blaue und weisse Helme (der Chinesen)
und hörten von einem 15 Tagereisen entfernten Lande, in dem Völker wohnten, die
an Kleidern und Gold reich seien (s. De Laet). Wie in Zibola finden sich im (süd-
westlich gelegene) Tukujan sieben Flecken (längs des Flusses Huex ,, steinerne Häuser
458 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Unter der Herrschaft Quinatzin's über die Chichemeken kamen
mit den Einwanderern nach der Laguna von Chapultepec die
Mexicaner (und Tlatilulken), die den König Coxcox von Culhua-
can (einem aus den Nachkommen der Tolteken gegründete Reich)
im Kriege unterstützten, und als mit dessen Tochter ihr König
Acamapuh in Tenochtitlan vermählt war, die Herrschaft in Cul-
huacan erlangten (s. Botturini). Die mit den Mexicanern einge-
wanderten Teochichimeken Hessen sich in Tlascalla nieder. Vi-
tzihpustli (der dem Stamm Mexi's das Ziel seiner Wanderungen
ansagte) wurde (auf dem IMarsche in einer Lade aus Rohr von
den Priestern getragen) im Lager auf einen Altar gestellt, und für
die Ansiedlungen befragt, und dieser Dämon quiso en todo imitar
a la salida de Egypto, y Camino, que hicieron los hijos de Israel
(s. Herrera).
Als auf den Wanderungen Viele der Mexicaner in Tulo (wo
sie durch Wassercanäle einen See gebildet und das Land frucht-
bar gemacht hatten) zu bleiben wünschten, erzürnte sich der Gott,
und nach einer Nacht, in der erschreckende Geräusche gehört
waren, fanden sich am Morgen die Widersacher der Priester todt,
„abiertos los pechos y sacados los corazones," worauf der Weiter-
zug nach Chapultepec beschlossen wurde (Herrera). Dort wurde
die als Königin erbetene Tochter des Königs von Culhuacan nach
dem Opfer vergöttert (als Tocci), die Mexicaner aber von dem
erzürnten Vater in den See getrieben, wo (durch Offenbarung
Vitzlipuztli's), nachdem ein Sohn der Zauberin Malinalco geopfert
worden, auf einem aus dem Fels wachsenden Cactus ein Adler
erschien, der (in einer Kralle ein schönes Vögelchen haltend) den
Verehrenden zunickte (s. Herrera). Die bei der Landvertheilung
Unzufriedenen wandten sich nach Tlatelulco, und um die Einig-
keit herzustellen (und den Frieden mit Culuacan) wurde der mexi-
canische Fürst Acamapixtli ^), als König, mit einer Tochter des
mit zween Uebersätzen"), und jenseits des Flusses Zikuike noch weiter nördlich ziehend,
von Wüsten nach einem von Vieh durchschweiften Lande ablenkend, gelangte Kornado
(Coronado) nach Quivira und kehrte dann nach Kuliakan zurück (s .Dapper). Ueber Zivola
ziehend, hörte Coronado in Tiguexa, dass jenseits Quivira der König Tatarrax herrsche (s,
Dapper). Unter den Stämmen in Konibas (zwischen Florida, Mexico, Quivira, Hoche-
laga und Tolin) sind die Avananer der mächtigste (und daran stösst Neu-Granada oder
Zibola mit sieben Flecken). Nach Dapper gehörte Quivira zu Neu-Albion (von Drake
entdeckt). Von den Pintados hörte Niza, dass sich jenseits Zibola die Reiche Marata,
Tonteak und Akus fänden (s. Dapper).
1) Von den 20 Häuptlingen der Mexicaner wurde zum König Acamapitzin, Sohn
TLATELULCO. 459
Königs von Culuacan vermählt (Herrera). Die von den Mexi-
canern in Mechoaca zurückgelassene Zauberin gründete Malinalco.
Als der Chichimekenkaiser Quinantzin seine Residenz nach
Tezcoco verlegt hatte und sein in Tenayocoan als Statthalter ein-
gesetzter Onkel Tenancacaltzin (mit Hülfe des Königs von Azca-
puzalco) die Kaiserkrone usurpirte, wendete sich Coxcox, König
von Culhuacan in seiner Bedrängniss durch die von Chalco her
sich ausdehnenden Xochimilken um Hülfe an die Azteken (unter
Huitzilihuitl, Vater des Acamapichtli) in Chapultepec. Nachdem
die Mexicaner (für Culhuacan) die Stadt Xochimilco erobert hatten,
wurden sie zur Zerstörung Tenayocan's veranlasst durch Aculhua
(König der Azcapujalco), der (bei der Flucht Tenancacalzin's) als
Kaiser gekrönt wurde. Nachdem die Mexicaner dann für Acama-
pichtli, Bruder des Acolhuacan (König von Atzcapuzalco) die
Stadt Culhuacan erobert, Hessen sie sich auf seinem Gebiet nieder
bis sie (ihrer Räubereien wegen) unter Xiuhtemoc (Nachfolger des
Acamapichtli's) erst nach Acatzintitlan oder Mexicaltzinco und
dann nach Nextipac oder Ixtacalco vertrieben wurden, obwohl sie
ihn nach dem Tode Huitzilihuitli's zu ihrem Könige gewählt
hatten, trotz des Widerspruches der Priester. Als dann die Priester
aufs Neue das Verlangen des aus der Urne redenden Gottes nach
einer Priesterherrschaft erklärt hatten, trennten sich die Adeligen
zur Niederlassung auf der Insel Xaltelolco oder Tlaltelolco (wo
sie mit Quinantzin's Bewilligung von Aculhua, König von Atz-
capuzalco, seinen Sohn Mixcohuatl oder Epcoatzin zum Könige
erhielten), während das von den Priestern geleitete Volk das ver-
heissene Zeichen des Nopal (mit Adler und Schlange) suchte.
Vor den Nahuatl besetzten die Suchimilcos (gente de Semen-
teros de flores), Chalcas (gente de las bocas), Tepanecas (gente
de la puente), erweitert bis Azcapuzalco (Hormiguero), Culua (gente
curva vom krummen Berg) in Tezcuco das Thal der Seen, so
des Atzteken Opochtli (der von Tochpanecatl, Fürst von Zumpanco, stammte) und der
Prinzessin Atoztli (aus Colhuacan), gewählt und mit Ilancuaitl, Tochter des Acolmitzli,
(Fürst von Coatlichan) vermählt, während die Tlatelolcer sich von Azcapozalco, König
der Tepanecaner, seinen Sohn Quaquauhpitzahuac zum König erbaten. Nach der
Gründung Mexico's baten die Mexicaner um die Tochter des Königs von Culhuacan,
um sie als Mutter ihres Schutzgottes zu weihen, und vergötterten sie (nachdem sie
unter Schinden geopfert war) als Teteoinau (die Mutter Huitzilopochtli's und aller
Götter). Nach Acosta wurde Tozi, Tochter des Königs von Colhuacan, als Schwester
Huitzilopochtli's geopfert (in Mexico).
460 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
dass die Tlatluicas (gente de la Sierra) sich jenseits der Sierra
nach Quauhnahuac (lugar donde suena la vez del Aguila) oder
Cuernavaca zu ziehen hatten, und die Tlascala (gente de Pan)
jenseits der Sierra nevada im Osten, die Riesen durch List be-
kämpfend (während sonst die scheuen Chichimeken sich in Höhlen
und Wäldern verborgen hatten). Schliesslich kamen die Mexicaner.
Nach dem Tode Huetzalin's oder Quetzalin's, der die Xochi-
milken und Aquilazco bis zur Ruinenstätte Tollan's geführt hatte,
folgt Tlahuil Teuchtli bis Culhuacan, wo die Wanderer durch Huetzin
nach Teyahualco getrieben wurden und (nach der Plünderung von
Culhuacan) ^) Erlaubniss erhielten, die Stadt Xochimilco zu bauen.
Die Azteken aus Atzlan (am Wasser) oder Aztalixtecan
(Land der Riesen) wurden von Huitzilopochtli als Mexiton
(Mexitil im Diminutiv) oder Mexcatl (mi corazon) angeredet, mit
einem Ehren-Namen, wie ihn die Mongolen erhielten. Huitzilo-
pochli hiess Mexitil (Xilti, ombligo) oder Mecitli, weil „su cuna
fue el centro de un maguey", von einer Jungfrau aus der edlen
Familie Citli (libre y abuela) geboren (E. Mendoza). Mexico^)
1) Culhuacan wurde neben dem Tempel Quilatzli erbaut, den Mixcohuatl-Matzatzin
in der Vereinigung der Seen von Tenochititlan und Xochimilco gegründet hatte. Nach
Einwanderung der Azteken herrschte der Bund des (erneueten) Culhuacan mit Azca-
puzulco (der Tepaneken) und Tezcuco (der Acolhuas) und wurde zeitweis Tezcuco von
den Tepaneken beherrscht, während nach dem Fall Culhuacan's sich die Azteken er-
hoben. Die von den Grenzen Xaliscos nach Aculhua kommenden Mexicaner stellten
sich unter den Schutz Atzacaputzalco's und eroberten dann die Stadt Culhuacan.
Azcapuzulco wurde Ameisenhügel genannt, wegen der zahlreichen Bevölkerung.
Tecpantlan war Hauptstadt der Tzoqui oder Teepaneken. Von den verwandten Te-
paneken unterdrückt, erkämpften die Acolhuas von Tezcuco ihre Oberhoheit (im Bunde
mit den Mexicanernj zurück. Cuernavaca war Hauptstadt der Tlahuicas, Acapulco
war Hauptstadt der Copuixcas. Zacatula, Hauptstadt von Zacatollan (an die Cuitlateken
grenzend), wurde durch Tezcuco erobert (XV. Jahrh.). Neben den Ocuiltequas wohnten
die Macaoaquez (des Fürsten Macaoas) in Xocatitlan in der Sierra von Xocotepetl.
Die Meztitlanecas wohnten nördlich von Tezcuco (bis zu den Huasteken). Die Chi-
nanteken oder Tenez wohnten in Teotitlan. Nach Basalenque Hess Characu die Mat-
latzingas die Stadt Charo gründen. Die Quachichiles (Guachichiles oder Huachichiles)
wohnten bis Zacatecas (als Chichimecas).
2) Sieben Familien des Stammes Mexitzin gründeten Mexico. Mexico wurde von
den Mexiti gegründet (s. Molinia). An der Stelle, wo der von dem Priester geopferte
Copil, Sohn der Zauberin Malinalxochitl (Schwester Huitziton's), ins "Wasser geworfen
war, erwuchs der Nopal, bei dem später Mexico gegründet wurde. Mexico wurde
Tenuhctitlan von den Cactus (nochtli) auf dem Gründungsplatze genannt, und nach
dreijähriger Priesterherrschaft wurde der Greis Tenuhctzin zum Anführer im Kriege
gegen die Culhuas und Xochimilcos erwählt. Die von den Mexicanern gegründete
PROPHEZEIUNGEN. 461
hiess (bei den Otomiten) Nbonda (s. Neve) und die mexicanische
Sprache: Na Nhtamandezna (die otomitische : Na Nhianhiu).
Montezuma^) erinnert (beiOviedo) seine ihm, wie seinen Vorgän-
gern, untergebenen Yasallenfürsten daran, dass ihre Vorfahren
Stadt wurde nach Tenuch (dem Vornehmsten ihrer Fürsten) Tenochtitlan (Tenochtitlan-
Mexico) genannt (s. Mendoza). Payno erklärt Teuhnochtitlan als ,,Tunal de dios cerca
de las piedras." Mexico war nach der Erscheinung eines Mondes (Mexitli) bei seiner
Gründung genannt (nach Florencia). Nach Clavigero ist Mexitli oder corazon del
maguey (nach Torquemada) heiliger Name Huitzilopochtli's (der der Stadt den Namen
gab) , des den Wanderungen in einer Lade vorangetragenen Gottes. Die Mexicaner
(in Aztlan) zerfielen in vier Stämme, als Mexicana, Hacochcalca, Chalmeco und Cal-
pilco oder in 9 Stämme, Chalco, Matlazinco, Tepaneca, Malmalca, Xochmilco, Cuitla-
huaca, Chichimeca, Mizquica, Mexica (s. Torquemada). Die Azteken waren von der
Zauberin Quilaztli begleitet. Mexico zerfiel in Tenochtitlan und Tlatelolco. Die
Indianer am Curana hatten stets ihre Götzen bei sich, die bei Wasserfahrten im Canoe
geführt und auf Landreisen von dem Priester auf einer Stange voran getragen wurden
(s. Coreal). Die Tripel-Allianz zwischen den Königen von Acolhuacan, Mexico und
Tacuba (Tlacopan) sicherte jeden gegen die beiden andern und alle drei gegen ihre
Unterthanen (s. Clavigero). Tenia el Aguila en las ufias un Paxaro muy galano (von
reich gefiederten Vögeln umgeben) mit der anderen Kralle auf dem Tunal sitzend, als
Zeichen Mexico's (s. Herrera). Mexico wurde bei der Gründung in vier Quartiere ge-
theilt, unter die Gottheiten, als Capultutco (s. Herrera). Mexico war in vier Calpulli
(Quartiere) getheilt, als Teopan (place of God), Aztacalco (house of the heron), Moyotlan
(place of the mosquito) and Cuepopan (s. Bandelier). Aehnlich Tezcuco.
1) Tuvose noticia de la venida de los cristianos por algunos mercaderes que habian
ido a las ferias de estas costas Xilanco, Ulüa, y Champoton, especialmente cuando
rescataron con Grijalva; y asi tenian por muy ciertas las profecias de sus pasados, que
esta tierra habia de ser poseida por los hijos del sol, demas de las senales que hallaban
en el cielo, de lo cual estaban todos con grandisima pena en considerar que se les
acercaban sus trabajos y persecuciones: acordandose de aquellas, crueles guerras y pesti-
lentias que tuvieron los tultecas sus pasados cuando se destruyeron, que lo misrao seria
con ellos; aunque de todo esto no le daba mucha pena a Mocthecuzoma por hallarse
en el mayor trono, que jamas el y sus pasados se habian visto, y teuer debajo de su
mano todo el imperio; porque lo que era de Tezcoco y sus reinos, y provincias, lo
mandaba todo, pues que el rey Cacama era su sobrino y puesto por su mano, y el
de Tacuba era su suegro y hombre muy antiguo, y que ya no tenia fuerzas para
poder gobernar; y asi con este gran poder que tenia, no creia que pudiese ser subdito
de ningun principe, aunque fuese el mayor del mundo. En el aiio de Ce Acatl, cana
nüm. lO. y a la nuestra 15 19, que es en el que senalö Netzahualcoyotzin que se habia
de destruir el imperio Chichimeca, enviö Teopiti , o Teuhtlile gobernador de Mocthe-
cuzoma, que era de Cotaztlatl, ö Cuetlachtlan sus mensageros por la posta, y en un
dia y una noche trajeron una pintura con el aviso de la venida de los espaiioles, y
como que rian verle , que venian por embajadores del emperador D. Carlos nuestro
senor, y en la pintura venian pintados los trajes y la traza de los hombres, y la can-
tidad de ellos, armas y caballos y navios, con todo lo demas que traian (Alva Ixt-
lilxochitl). In Peru erinnerte man sich Huayna Capac's Prophezeiungen.
462 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
aus einem fernen Lande (muy lexana tierra) zu ihrem Wohnort^)
gebracht seien durch einen Häupüing, der, als er sie bei seiner
Rückkehr mit den Frauen des Landes verheirathet und seiner
Aufforderung, ihm zu folgen, ungehorsam fand, bei seinem Fort-
zuge den Ausspruch hinterliess, dass er mit genügender IMacht
zurückkehren würde, um sie wieder in seine Gewalt zu bringen
(wie es jetzt durch die Spanier geschehen sei).
Nach dem Tode Huitzilihuitl's, König der Mexikaner in Cha-
pultepec, usurpirten die Priester die Herrschaft (indem Huitzilo-
pochtli aus seiner Todtenurne redete und Gebote gab), bis sich
das Volk (bei der Unmündigkeit des Acamapichtli, als Sohn
Huitzilihuitl's) der LIerrschaft des Xuihtemoctevoac, Königs von
Culhuacan, unterwarf. Als sie aber dort (wegen steter Räube-
reien) vertrieben wurden, legten die Priester oder Tlamacazquis
dies als eine Strafe Gottes aus, der sein Volk durch die Priester
regiert wünschte, während sie wiederholt sich einen König ein-
gesetzt hatten, und deshalb ein abgelegener Ort für ungestörte
Priesterherrschaft gesucht werden müsse (s. Veytia).
Nachdem die Priester Quauhcohuatl und Axolohua auf einer
Insel (neben Tlatelolco der Adeligen) für die Gemeinen das durch
Huitzilopochtli verheissene Zeichen des Nopal's (mit Adler und
Schlange) gefunden hatten, wurde dort die Stadt Mexico gebaut
und unter der Gottesherrschaft der Priester, als weltlicher Statt-
halter, der Greis Tenuhctzin (in Mexico Tenuhctitlan) erwählt, bei
dessen Tode (nach einem Interregnum von vier Jahren) die Krone
(trotz des Widerspruchs der Priester) dem Acamapichtli (Sohn
des Huitzilihuitl), der bei dem Tode Xiuchtemoc's auf den Thron
von Culhuacan gefolgt w^ar, angeboten wurde, worauf derselbe
seine Residenz von Culhuacan nach Mexico verlegte.
Der Toltekenfürst Huetzin hatte sich nach Chapultepec zu-
rückgezogen und flüchtete (bei Zerstörung dieses Platzes durch
die Chichimeken) durch Mechoacan nach Aztlan, wo sein Sohn
Ozolopan folgte und dann sein Enkel Atzlal, Vater des Ozolopan II,
der die Mexicaner oder Mezeten (mit dem Gott Huitzilopochtli)
nach Aculhua führte (]\Iexico zu gründen). Techotlalatzin, Sohn
des Quinantzin, führte die Nahuatl-Sprache bei den Chichimeken
ein (^s. Ixtlilxochitl). Zu den Otomiten (von dem Häuptling Oton
stammend) gehörten die Matlaltzincas und die Mazahuas. Nach
1) Y los truxo un Senor, que en ella los dexö, cuyos vasallos todos eran.
THEOCRATIE. 463
Veytia wanderten^) (von den Tolteken vertrieben) die Olmeken
und Xicalanka von Anahuac nach Yucatan.
Nach dem Tode Acamapichtli's erneuerten die Priester die
Ansprüche auf eine Theocratie während eines viermonatHchen
Interregnums, indem die Herrschaft dem Senat verbleiben und
nur ein Kriegsanführer gewählt werden sollte. Da indess die könig-
liche Partei den Ausschlag gab, wurde Huitzilihuitl (Sohn des Aca-
mapichtli) auf den Thron erhoben, zugleich jedoch sein Bruder Itz-
cohuatl (Ixcohuatl) Quatlecohuatzin zum Feldhauptmann (Tlacochal-
catl) eingesetzt (s. Veytia). Nach dem Tode Huitzilihuitli's wurde
durch den Senat sein Bruder Chimalpopoca zum König erwählt,
indem Ixtlilxochitl (Kaiser von Tezcuco) und Tezozomoc (in Acol-
huan)^) Anzeige gemacht wurde. Ixcohuatl (Bruder des Chimal-
1) Nach der Ansiedelung XoloÜ's wanderten die Häuptlinge Xicotecua, Xiyot-
zoncua, Xacatlitechcochi, Huihuatzin, Tepotzoteuca und Itzcuintecua ein, und dann
kamen die Acolhuas (d'Alva). Huexotzinco war von den Teochicliimeken gegründet.
Teo-Colhuacan war die Hauptstadt der Tarahumaras in Chihuahua. Die Calpas und
Huexotzingos, durch deren Bund die Quauhquecholtecas vertrieben wurden , stammten
aus Ocopetlayoca (Thoxmilco) oder Tuclimilco (s. Torquemada). Nach d'Alva ver-
breitete sich die Auswanderung der Tolteken bis Nicaragua. Nach Torquemada Hessen
sich flüchtige Tolteken in Guatemala nieder an der Küste von Tepilhan und Cam-
peche. Die unter Totepeuch eingewanderten Chichimeken, die sich in Tula unter
König Topil vereinigten, erwählten (nach dem Interregnum bei seinem Tode) zwei
Könige, Demac, der nach der Küste zog, und Nauhiocin, der sich am mexicanischen
See niederliess, wo ihm Quauhtexpetatl folgte (s. Gomara). Auf Teuch, unter welchem
Culhuacan und Tenyaucan von den Mexicanern erobert wurde, folgt Acamapich (bei
Purchas). Amaquemecam findet sich neben Chalco (bei Torquemada). Los Cholutecas
se llaman por excelencia grandes Tultecas, porque son grandes artifices (Torquemada).
Die Tolteken zogen von Xalisco über Zacatlan nach Tollantzingo. Nach Duran war
Teo-Culhuacan oder Aztlan (das Land der Sieben Höhlen) mit Florida verbunden.
Nach Madison kamen die Azteken von Ohio (wo sie die Erdarbeiter zurückliessen).
Die Colhuac fanden sich unter den Einwanderern aus Aztlan oder Teo-Aco7huacan,
denen die von Xolotl in seine Familie aufgenommenen Acolhuas folgten. Buschmann
erklärt Olmecatl als Bewohner der Stadt Olman. Camargo lässt die Olmeken und
Xicalanken (in Begleitung der Zacateken) von den sieben Höhlen ausziehen (bis Tlascala).
Cabrera hält die Gegend von Palenque für das Königreich Amaguecan (der mexicanischen
Sagen), woraus der Culturheros Votan vertrieben wurde. Der im Streit mit seinem
Bruder in Echi (Quivir oder Teucan) oder Tholman durch seinen Gott Fortgeführte,
gelangte (mit den Gattinnen Tezcathpuca, Yhim und Cylopuchtli) über Culiacan in das
mit Metl-Bäumen gefüllte Thal von Metl-Echic oder Mexico (s. Thevet).
2) Die vereinigten Chichimeken und Acolhuer (zusammen Acolhuer genannt), zur
Blüthezeit ihrer Macht (141 8) von den Tepaneken (ein Stamm der nach den Chichi-
meken und gleichzei:jig mit den Acolhuern eingewanderten Nahuatlaken oder Anahuat-
laken) unterjocht, befreiten sich unter Nezalhuatcoyatl mit Hülfe der Azteken (ihrer
464 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
popoca) bekleidet auch hier die Stelle des Tlacochcalcatl oder
Feldhauptmanns.
Nachdem Quinantzin ^) (der die Residenz von Tenayocan nach
Tezcuco verlegte) die Empörungen unterdrückt und von Acolhua,
König in Azcapuzalco, die dem Usurpator Tenancacaltzin in Tena-
yocan abgenommene Kaiserkrone (trotz des Widerspruchs seines
Sohnes Tetzotzomoc, der damit das ihm verliehene Tenayocan
wieder abtreten musste) zurückerstattet erhalten hatte, kamen aus
den Südküsten (jenseits Misteca) die von zerstreuten Tolteken
stammenden Tailotlacas (unter Itempantzin) und wurden von Qui-
nantzin in dem Tlailotlan genannten Quartier angesiedelt (Veytia).
Nachdem Tezozomoc (von Atzcaputzalco) das Chichimeken-
reich in Tezucco gestürzt hatte, verband er mit sich in der Re-
Untergebenen und Verbündeten, die anfangs den zu den Naliuatlaken gehörigen Col-
huanern dienstbar gewesen) und zerstörten Azcapuzalco, worauf Tezcuco mit (dem
später mächtiger werdenden) Mexico und Tlacapan einen Staatenbund bildeten. Bei
dem Streit um die Bündel wählten die Tlaltelolcer den kostbaren Stein, während
Huitziton die Tenuchcas lehrte, auf den zwei Hölzern Feuer zu reiben. Moquihuiz,
König von Tlatelulco (mit König Axayacatl in Tenochtitlan verschwägert), baute den
Tempel Cohuaxotl für die alten Culhuas oder Chichimeca. Die früher (wie die Mexi-
caner) Azteken genannten Tlatelulca trennten sich von den Tenuchcanern und erhielten
von Tezozomoctli in Azcaputzalco den König Quahuautizahual. Die von den Te-
nuchcas oder Aztekas abgetrennten Tlatelulcanas (oder Azteken) , auf ihrem Wege
durch einen Windstoss geleitet, erhielten auf ihr Verlangen von Tezozomoctli, König
der Tepanecos in Azcapotzalco, seinen Sohn Quahuautizahual als König (s. Galvez).
Tlacateötzin (König in Tlatelolco), der siegreiche Feldzüge für Tezozomoc geführt
hatte , wurde , weil den zweiten Sohn Tayauh (den sein Vater zum Nachfolger von
Acapozalco bestimmt hatte) begünstigend, nach dessen Ermordung durch seinen älteren
Bruder Maxtla (der die Frau des Chimalpopoca, Königs von Mexico, entehrt hatte)
verfolgt und auf der Flucht getödtet, Chimalpopoca aber gefangen. Der mexikanische
König Axajacatl eroberte im Süden Tehuantepec und später Tlatimalojan und die
Grenze Michoacan's. Unter Montezuma I. (Vorgänger des Axajacatl) eroberte in sei-
nem Auftrage Moquihuix (König in Tlalelolco) das am mexicanischen Busen gelegene
Land Cuetlachtlan oder Cotasta. Von seinem Schwager Axayaca, König in Mexico,
besiegt, stürzte sich Moquivixth (letzter König von Tlaltelolco) von den Stufen des
grossen Tempels (s. Sahagun) und seitdem wurde die Kaufmannsgilde in Tlaltelolco
von zwei Consuln regiert (nach Veytia), bis Axayacatl einen Statthalter einsetzte.
2) Auf Techotlatatzin (Nachfolger Quinantzin's in Tezcoco) folgte Ixtlixochitl
(Vater des Nezahualcoyotl), der durch die Empörung Tezotzomoc's, Königs von Azca-
puzalco (im Bunde mit Chimalpopoca in Mexico und Tlacateötzin in Tlatelolco) ver-
trieben wurde, bis der flüchtige Nezahualcoyotl durch den Beschluss des Volkes von
Chalco (dem der König TotzintecuhtU den Gesandten zur Entscheidung überlassen
hatte), mit einem Heer ausgerüstet (von Mexico unterstützt) den König Maxtla (Nach-
folger des Tezozomoc) stürzte, die Tepanecen Acapuzalco's besiegend.
NEZAHUALCOYOTL. 465
gierung die Fürsten von Cohuatlichan und Acolman. Als die
Tepaneken in Cuyoacan unter den Völkern Anahuac's einen Bund
gegen die Mexicaner bilden wollten, sagte sich Netzahualcoyotl in
Tezcuco ^) davon los, weil den Mexikanern die Zukunft gehöre
(s. Tezozomoc).
Der Gesetzgeber (Architect und Verfasser von Elegien) Netza-
hualcoyotzin (oder Yoyontzin), (der vor seiner Thronbesteigung
viel Fährlichkeiten auf der Flucht zu bestehen gehabt) gab den
Tlascalanern geheimen Auftrag, den Edlen Quauhquauhtzin (in
dessen Pflegekind Azcalxochitzin er sich verliebt) in der Schlacht
zu tödten und musste seinen aufständischen Sohn Tehzauhpiltzintli
hinrichten lassen (so aus der Geschichte eines andern Psalmen-
Sängers die Namen Bethseba und Absalon in seine Lebensver-
hältnisse übersetzend). Netzahualcayotl, der seine heiligen Gesänge
in dem Landhaus von Tezcotzinco abfasste, musste (obwohl den
blutigen Opfern abgeneigt) den Bau mexikanischer Tempel in
Tezcuco gestatten, ihnen gegenüber dem unbekannten Gott eine
vierstöckige Pyramide errichtend, in neun Terrassen, gekrönt von
der zehnten, als Himmel (im schwarzen Grund mit Sternen). Der
^) In dem Bunde mit Otompan (mit Tezcuco und Teotihuacan) und Tollan nahm
Culhuacan den ersten Platz ein. Zum Schutz des Netzahualpiltzintli, Sohn des Netza-
hualcoyotl, residirte Axayacatyn, König von Mexico, eine Zeitlang in Tezcuco. Nach-
dem die Azteken die Tezcoker in Besiegung der Tepaneker unterstützt (und dann die
Oberherrschaft erhalten hatten), bildete sich der Bund zwischen Mexico, Tezcuco und
Tlacopan, Tezcatlipocatl (Sohn des Mixcohuatl) gründete Tezcuco. Nachdem Tezozo-
mac in Acapuzalco (als in der Verwandtschaft dem grossen Xolotl näher) den Kaiser
Ixtlilxochitl in Tezcuco gestürzt hatte, Hess er durch den Feldherrn Huitziltetzin bei
dem alten Tempel der Tolteken in Quauhyacac sein Mandat proclamiren, wodurch in
Tezcuco die Tolteken unter Tlotzin und die Chichimeken unter Chicatzin Quinantzin
gestellt wurden (s. Veytia). Die Xuchiltepeken und Icpactepeken w^urden durch Monte-
zuma unterworfen. Axayacatl sandte ein Heer gegen die Provinz Xuchiltepec in Gua-
temala. Gleichzeitig mit Motecuh9uma in Mexico herrschte Nezahualpilli in Tetzcuco
und Tatoanihuatzin in Tlacapan (Torquemada). Nachdem Ixtlilxochitl (Sohn des Te-
chotlalatzin) gegen die Aufständischen gefallen (und sein Sohn Netzahualcoyotl, Vater
des Netzahualpilli, geflohen war), setzte Tetzotzomoc (König von Azcapotzalco) in
Tezcuco zwei Gouverneure ein (bei einem alten Tempel der Tolteken) , uno de la
misma nacion tolteca llamado Tlotzin y otro de la chichimeca, llamado Chicatzin
Quinantzin (s. Boturini) 1418 p. d. Ixtlilxochitl Hess durch Tazatzin (Hohenpriester
am Tempel zu Huexotla) und Talhuacanamatzin (Hohenpriester am Tempel zu Cohuat-
lican) in Huexotla seinen Sohn Nezahualcoyotl (fastender Prairien-Wolf) zum Nach-
folger (als Kaiser in Tezcuco) weihen. Die Huasteken wurden durch Nezalhualcoyotl
von Tezcuco unterworfen.
Biistian, America. QQ
466 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Frühlingsgesang (Xompacuicatl) enthielt die Prophezeiungen
Netzahualcoyotzin's.
Die Colhuas^) besiegten Xochimilco mit Hilfe der Azteken,
die dann, durch Menschenopfer schreckend, vertrieben wurden und
Mexico gründeten, wo die zur Vergötterung (als Mutter Huitzilo-
pochtli's) erbetene Prinzessin aus Colhua geschunden wurde (s.
Clavigero).
Während der inneren Kriege der Teo-Chichimeken in Ahua-
yopan, trennte sich der Häuptling Itzcohuatl, um in Zacatlan zu
siedeln. Die von dem Berg Poyauhtlan (östlich von Tezcuco)
auswandernden Tlascalteken Hessen sich zum Theil am Vulcan
von Orizaba nieder.
Auf die Aculhuas (nach den Chichimeken) folgend, zogen
(von den Chalmecas, Tepanecas, Xochimilcas und Tlalhuicas ge-
trennt) die Hulmecas (mit den Xicalancas) von Xochimilco (Xochi-
milco) über Atlixco, Calpan und Huexotzinco nach Tlascala (s. Tor-
quemada). Während Coxanatecuhtli über die Ulmecas in Tlascala
herrschte, wurden die Teochichimeken von Chimal dorthin ge-
führt (s. Galvez). Die in Poyauhtlan gesiedelten Teochichimeken
zogen, obwohl siegreich über die angreifenden Aculhuas und
Tepanecas, auf Gebot ihres Gottes Camaxtli (Teotlixco Anahuac
im Osten suchend) mit Führer Tezcuco's nach Tlascala (Tor-
quemada.)
Tlotzin Pochotl (Kaiser von Tenayocan) setzte seinen Sohn
Quihquetzaltzin oder Culhua Tecuhtli Quanex (el caballero Culhua
que es cabeza nach siamesischer Phraseologie) in Tlascalla^) ein
(s. Veytia), wo später die Teochichimeken einwanderten.
^) Nezahualcoyotl (Haupt aller Aculhuas) , der als König über die Tezcucer von
Culhuacan herrschte, wurde durch Montezuma (den Alten), König von Mexico (in
Tecziztlan) zur Abtretung der warmen Länder in Tlahuic (Oaxaca) gezwungen,
2) Xiuquetzaltzin, Sohn des Chichimekenkönigs Tlotzin, gründete (nach Belehnung
mit dem Fürstenthum Tlascala) Tepetipac. Die (mit den Nahuas gleichzeitigen) Teo-
Chichimecen, auf dem AVege von Chicomoztoc (s. Camargo) bis Tezcuco (um dann in
Tlascala zu siedeln), kämpften in Teo-Huiznahuac mit der Königin Coatlicue. Die
bei der Fluth im Tlaptlipetlacalli (casa como arca cerrada) genannten Boot geretteten
Personen (8 an Zahl) bauten zum Gedächtniss den Thurm Zacuali, bei dem sich die
Sprache verwirrte (bei den Tlascalteken). Tepanahuaste (el Senor del palo hueco) war
(als Stammherr der Chiapas) beim Bau der grossen Mauer und der Sprachverwirrung
zugegen (s. Veytia). Malinche (Matlalcuey der Sierra de Tlascala) wanderte lange
umher, bis sie sich auf Einladung der Tlascalteken westlich von Pinar zwischen Tlata-
panga und Amazoque niederliess. Gleichzeitig mit den (unter Xochimilco) aus Aqui-
CAMAXTLI. 467
Nach der Schlacht von Payauhtlan ^) (worin Quinantzin, Kai-
ser von Tezcoco seinen aufständischen Sohn besiegte) gründete
der Flüchtige die Stadt Tlascalla neben dem alten (^Tezcaltipec)
Tepeticpac, wo Ouetzalcoatl gelehrt hatte.
Die Tlascaler bewahrten (als Augurium im Kriege) die Pfeile
ihrer Vorfahren, die sie bei ihrer Auswanderung aus Nordwesten
während der Schifffahrt von dem ältesten Häuptling erhalten
hatten.
Bei den Tlascalanern waren zwei Pfeile heilig, die aus dem
Besitz der beiden Häuptlinge der Einwanderung, zum Losen vor
dem Kriege dienten (s. Torquemada).
Nachdem der (später als Camaxtli vergötterte) ^lixcohua (König
von Culhuacan) die Olmeken in Chlachiuhapan oder Tlascala be-
kämpft hatte, flüchtete (von Tollan durch Tezcatlipoca oder Hue-
mac vertrieben) Ceacatl Quetzalcoatl (Sohn Camaxtli's) nach Cho-
lula. Als nach Einwanderung der Chichimeco - Tolteken oder
Tolteco-Chichimeken (aus dem im Kampf mit Maxtlatzin zerstörten
Tula) einige Horden der (gleichzeitig mit den Nahuatlaken) nach
Anahuac eingewanderten Teochichimeken gefolgt waren, kamen
dann die von dem König von Tezcuco in Payauhtlan angesiedel-
ten Teo-Chichimeken in ihrer Hauptmacht, als sie dort durch den
Bund der umliegenden Städte (ihrer Räubereien wegen) bedrängt
wurden (1272 p. d.) nach den Bergen von Tlalocan (auf Rath des
lazco ausgewanderten Toltekensprösslingen , die bei Clialco siedelnd die Stadt Xoclii-
milco gründeten, kamen die Mejicaner nach Cliapultepec und die Teocliichimeken nach
Tlascala (s. Veytia). Aus Atrisco oder Huehuequauhquecholla (bei Puebla) durch die
von den Huexotcingas unterstützten Calpas aus Tuchmilco oder Tocmilco (Ocopet-
layoia stammend) vertrieben, gründeten die Quauhquecholtecas die Stadt Quauhque-
cholla (Torquemada).
1) Die Huexotxincas (im Bunde mit den Tepanecas) wurden (1355 p. d.) von den
Tlascalanern besiegt (in der Schlacht von Poyauhtlan). Nach Besiegung der Huexot-
zincas wurde Tlaxcalan gegründet (1384). Die Bewohner Tlascala's wurden Otomis
genannt (Sahagun). In Tecoac bewachten die Otomies die Grenze von Quauhtexcalla
oder Texcalla (Tlascalla). Die Tlaxcalteken (Tlascalaner) zwangen die friedlichen Otomie zu
Kriegsdiensten. Nach der Vertheidigung der Grenzen gegen die Mexicaner wurden die
Otomiten von den Tlascalern zu Heirathen zugelassen. Die Tlascalla umgebende
Mauer war von den Mexicanern gegen die Einfälle von dort gebaut (Gomara). Der
vor Tezozomac flüchtige Nezahualcoyotl fand Aufnahme in Huexatzinco und in Tlas-
callan. Die Totonaken (mit Tlascalanern verbündet) wurden (als sie die aufständischen
Huasteken unterstützten) von Ahuitzotl unterworfen. In Tlascalla (Casa de Barranca)
wurde neben Camaxtli oder Mixcoatl (in Ocotelulco) Motlalcueye, der Gott des
Wassers, und Otetochtli, als Gott der Trunkenheit, verehrt (^Gomara).
30*
468 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Gottes Camaxtli) und (nach Besiegung der Cholula-Fürsten Tla-
chiach und Aquiach) Hess sich unter ihren Fürsten der HäuptHng
Quanez (Colhua-TeuctH-Quanez) bei Tepeticpac nieder, die Stadt
Texcalticpal (Texcalla oder Tlaxcallan) oder Tlascala^) bauend.
Dort durch die übrigen Colonien der Chichimeken unter Führung
Xiuhtlehui's (Fürsten in Huexotzinco) angegriffen (gegen ihre
Ansprüche auf Oberhoheit), errangen die (anfänglich besiegten)
Tlascalaner unter Quanez (mit Hülfe des von dem König von Tezcuco
gesendeten Feldherrn Chinametl) den Sieg (da die ihren Feinden
von Coxcoxtli, König in Culhuacan, versprochene Hülfe sich un-
thätig verhielt) und seitdem begehrte Tlascala die Hegemonie,
die Priester Cholula's (wo Quetzalcoatl als Sohn Camaxtli's be-
trachtet wurde) gegen die Chichimeken von Quauhquelchula
schützend (129g p. d.).
Die Tlascalaner werden häufig in gleicher Reihe mit den
übrigen der zaO^' t^o^riv so genannten Nahuatl-Stämme genannt,
1) Das Gebiet Tlascala's war von einer Mauer umzogen, wie ähnlich in Serbien
(und auch africanischen Besitzthümern). Bei der Einwanderung der Chichimeken (nach
dem Fall Tula's) zogen (beim ^ Tode Huemac's III.) die Chichimeco-Tolteken (unter
Icxicohuatl, Quetzaltehueyac, Tatolohuitzil u. A. m.) östlich und traten in den Dienst
der Fürsten Tlachiach und Aquiach in Cholula, bis sie (auf Rath des Nationalgottes
Tezcatlipoca) bei einem Fest ihre Herren niedermetzelten und sich Cholula's bemäch-
tigten, worauf die Vertriebenen neue Staaten gründeten vom mexicanischen Golf bis
Acapulco. Nach der Flucht Topiltzin Acxitl's verschanzte sich der Toltekenfürst
Maxtlatzin unter den Ruinen von Tula, während die Chichimeken (als Toltec-Chichi-
meken und Nonohualcos) den Knaben Matlacxochitl als Huemac III. krönten, und als
dann zwischen den beiden Horden der Chichimeken unter Huehuetzin und Icxicohuatl
(den Dienern Tezcatlipoca's unter Yaotl) und Maxtlatzin Krieg ausbrach, wurde Tula
schliesslich verlassen (1064 p. d.). Der auf dem Stein Tehuehuetl büssende Eremit
Yappan wurde von dem durch die erschreckten Götter über ihn gesetzten Spion Yaotl
(Feind) verrathen, als durch die Frau Tlahuitzin (als Göttin Tlazolteotl) verführt (s,
Boturini). Als die Nachkommen von Quetzalcoatl's Hohepriestern Iztantzin und Nacaz-
pipilolxochi , durch die Teo-Chichimeken aus Cholula vertrieben waren , wandten sie
sich an Coxcoxtli (König von Culhuacan) um Hülfe und wurden dann mit Unter-
stützung der Tlascalteken und ihrer Bundesgenossen, durch welche die Teo-Chichimeken
von Quauhquelchula (nebst denen von Cuetlaxcoapan und Ayotzinco) besiegt wurden,
nach Cholula zurückgeführt, wo das Hohepriesterthum Iztantzin im Dienst Quezcalcoatl's
(des Sohnes von Camaxtli) wieder hergestellt wurde (1280 p. d.). Nach Veytia be-
siegte Xiuhtemoc (König von Culhuacan) in Verbindung mit Nacazpipilolxochi die
Fürsten von Quaxihquelchula (von Cuetlaxcoapan und Ayotzinco), durch welche Izta-
mantzin oder (nach Ixtlilxochitl) Iztamatzin (Yztacima), der Hohepriester Cholula's,
bedrängt war, und stellte die priesterliche Macht (neben einem Rath von Edlen mit
dem Kriegerfürsten) wieder her.
TLASCALA. 469
welche (den Acolhuas folgend) die Reihe der Einwanderungen
mit Errichtung der mexikanischen Herrschaft abschliessen. Und
dafür datirt die genealogische Zusammenstellung aus der Zeit des
als Staat bereits begründeten (und so anerkannten) Tlascala.
Andere Darstellungen dagegen gehen auf die Vorstadien zurück,
ehe noch die eintretenden Wandervölker der Chichimeken zu festen
Ansiedelungen übergegangen waren, und dann erscheinen neben
den Nahoas noch die Teo-Chichimeken, die, weil in Anahuac keinen
Raum mehr findend, das scheidende Grenzgebirge nach Osten
kreuzen. Dass indess die ihnen gegenüber als Nahoas bezeichne-
ten Stämme im Grunde ebenfalls unter die Chichimeken einbe-
griffen waren, und sich damals von diesen nur durch den bei
ihnen, in der Nähe der Cultur-Centren, rascher zum Durchbruch
gekommenen Umwandlungsprocess unterschieden, geht daraus
hervor, dass der Stammherr der Mexicaner mit seinem ursprüng-
lichen Namen als Chichimecatl auftritt, und erst in Folge einer
Legende die classischere Form des Aculhuatli annimmt.
Gleich den (den Otomiten verwandten) Mecos ^) in Mechoacan
stellten die Mixes (oder Mijes) unter den von ihnen zu Mixtecas
veränderten Zapoteken (der Faches) einen eingeborenen Stamm
dar, von dem das schreiende Sprechen^) der (in Guatemala) die
Mexicaner repräsentirenden Yaqui (bei Culiacan) erwähnt wird,
und sie führen auf den auch den Matlatzincas beigelegten Gott
Mixcohuatl ^), der als Stammherr in Iztac-Mixcohuatl erscheint und
im Tempel Micohuapan an seiner Seite die Göttin Cihuacohuatl
erhielt, die Erste, die auf Erden gebar, und also die Ahnmutter
des IMenschengeschlechtes.
Die mit der nördlichen Einwanderung über die autochthone
1) El Meco de los indios Jonases ö Tonases (en Queretaro y Guanajuto) parece
corresponder al otomi (s. Orozco). Die Macoaques gleichen den Bewohnern von To-
luca (nach Sahagun).
2) Hablan siempre ä gritos, sagt von den Mixes (auf ihren Bergen) Burgoa (und
ähnliches wird von den Yaqui erwähnt). Neben den Tahus (deren Oberpriester die
Bräute entjungferte) wohnten (bei Culiacan) die menschenfleischfressenden Stämme der
(sculpirte Steine verehrenden) Pacasas und der (auf schwerzugänglichen Felsen bauen-
den) Acaxas (s. Castaneda).
^) Bei der Jagd des Königs (v. Mexico) wurde dem Gott Mixcohuatl geopfert, por
ser el dios de los Otomies, y a quien tenian dedicado el Arco, y Flechos de la 9a9a
(Torquemada). Im Tempel Micohuapan (des Gottes Mixcohuatl) wurde die Göttin Ci-
huacohuatl oder Quilaztli verehrt (fue la, que primera pariö); daneben fand sich das
Erziehungshaus (Calmecac).
470 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Schichtung hingebreitete Decke, die mehr und mehr in die Gene-
ralisation der Nahoas auslief, erhielt dann ihre überseeische
Sprenkelung durch die Landungen im Osten sowohl, bei Panuco
oder Tabasco, sowie im Westen durch die Huaves^) in Tehuan-
tepec, und dann in Ameca (in Bezug auf den Stammsitz der Chi-
chimeken) oder in Jalisco durch Jojuh Quitecuani, dessen die
Küstenfahrten der Tolteken symbolisirende Legende ihre Fäden
weiterspinnt zum transmarinen Quitumbe Quito's.
Torquemada nennt unter den Städten der zu den Chichimeken
gerechneten Otomies auch Tula, wo fremde Ansiedler sich nieder-
liessen unter dem König Totepeuh, welchem Topil folgte, und
diesem Huemac, als erster, und Nauhyotzin (aus dem Stamm der
Chichimeken) als zweiter König. Damals waren die in Panuco
(mit Quetzalcoatl) Gelandeten nach TuUa gezogen und dort als
künstlerische Tulteken^) aufgenommen, hatten sich aber dann
nach Cholula weiter begeben, wohin auch (in Folge der Nach-
stellungen Huemac's) Quetzalcoatl folgte, um (nach Ansiedlungen
in Huaxyacac, Mixteka und Tzatopecas) Mixtlan bauen zu lassen
und sich später (vor Huemac's Anrücken) nach Onohualco (Yucatan,
Tabasco und Campeche) zurückzuziehen, von wo er (als Huehiac
auch dorthin vordrang) verschwand.
Nachdem (wie Huemac auf den Spuren Quetzalcoatl's) Nau-
hyotzin nach den Seen ausgezogen war, wurde bei seinem Tode
Quauhtexpetlatl, als König von Tulla'), eingesetzt, und dann
folgte (auf Huetzin Nonohualcatl) der König Achitometl (zu dessen
Zeit die Mexicaner nach Chapultepec gelangten). In Tula regier-
ten darauf weiter (der Reihenfolge nach) Mazatzin, Quetzal, Chal-
chiuhtona, Quauhtlix, Yohuallatonac und Tziuhtecatl, während
dessen Regierung Mexico von den Mexicanern gegründet wurde,
und in Tulla folgte auf Xiuhtemotzin dann Coxcotzin.
Nach dieser Darstellung würde der Untergang des Tolteken-
Reiches in die Zeit der Verwirrung fallen, während welcher die
Sage die Flucht Quetzolcoatl's mit den Abenteuerzügen Hue-
mac's und Nauhyotzin's verwebt, und in der Folge ist dann die
Geschichte TuUa's mit der Culhuacan's in einander geschoben.
1) Die von Peru oder Nicaragua 's. Burgoa) hergeleiteten Huaves aus Guatemala
redeten die (s. Orozco) zum Maya-Quiche gerechnete Sprache Huave (huavi oder guave)
oder Guazonteca (Huazonteca).
-) Clavigero erklärt Toltecatl (im Mexicanischen) als Eingeborene von Tollan.
•'^) Tollan am Tula-Fluss.
HUEMAN. 471
In einer andern Version lässt Torquemada die Tulteken selbst
(unter sieben Häuptlingen) von Westen kommen, und in dem
(von Tulantzinco ^) aus gegründeten) TuUa als ersten König Chal-
chiuhtlancxtzin herrschen, mit seinen Nachfolgern Huetzin, Tote-
peuh, Nacazxoc, Mitl und der Königin Xiuhtzalztzin, unter deren
Nachfolger Topiltzin die Herrschaft der Tulteken gestürzt wurde,
während von seinen Söhnen (Xilotzin und Pochotl) die Könige
Culhuacan's stammten, und hier entstehen weitere Complicationen
(nach dem Codex Chimalpopoca) durch die Usurpacion Nauhyotl's,
Sohnes des von Topiltzin für den unmündigen Pochotl eingesetzten
Vormund und Reichsverweser's Xiuhtemoc.
Die Einzelheiten hat Bancroft mit Rücksichtnahme auf die
von Brasseur benutzten Quellen auseinander zu legen gesucht, unter
der Verknüpfung der Geschichte der Culhuas mit der der Azteken
in der Inthronisirung Acamapichtli's II. (des nach Tezcuco ge-
flüchteten Sprossen der legitimen Könige von Culhuacan) zu
Mexico (Tenochtitlan). Die aus dem Westen nach Tullantzingo ge-
zogenen Tolteken, die als Flüchtlinge aus dem Reich der Chichi-
meken in Huehue-Tlapallan bezeichnet werden, hätten auf Rath
ihres weisen Propheten Hueman von dem Chichimeken-König
Ihcauhtzin (zur Versöhnung) seinen zweiten SohnChalchiuh-Tlatonac
zum König von ToUan erbeten, wo er sich mit der Tochter des
einheimischen Toltekenfürsten Acapichtzin vermählte, und gleich-
zeitig sei dann von den vereinigten Chichimeken Culhuas, denen
von Tollan (Tula) und Quauhtitlan, der von den Priestern in Teo-
tihuacan gekrönte Nauhyotl oder Nauhyotzin zum Oberkönig in
Culhuacan eingesetzt.
In Tula folgte auf den Begründer der Dynastie der König
Ixtlilcuechahuac (unter welchem Hueman, nach Verkündigung des
göttlichen Buches Teoamoxtli und seinen Vorhersagungen, von
der Erde abschied), und dann, in laufender Reihe, Huetzin, (auch
als Vorgänger Ihuitimal's genannt), dem Quetzalcoatl folgt (und
diesem Huemac's^) Besieger Nauhyotl), Totepeuh, Nacaxoc und
Mitl oder Nauhyotl, der Erbauer des Froschtempers (und Xochi-
calco's), worauf nach der Königin Xuihtlaltzin (auch an der Stelle
1) Nach Camargo verweilte auch Quetzalcoatl auf seinem Zuge von Panuco nach
Tulla eine Zeitlang in Tulantzingo.
2) Gleichsam der Reflex der an den einheimischen Propheten Hueman ange-
schlossenen Reaction.
472 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
eines sonst erwähnten Interregnum's ^) , mit Zwischenschiebung
von Matlaccoatl und THlcoatzin) der König Tecpancaltzin (Hue-
mac II.) oder Yztaccaltzin (Atecpanecatl oder Iztacquauhtzin) ^)
folgte, Vater des im Ehebruch gezeugten Acxitl (Topiltzin Acxitl
Quetzalcoatl) oder Topiltzin, der aus dem zerstörten Tula (über
Xico) nach Culhuacan zu fliehen hat.
Im Reiche Culhuacan war auf den Wahlkönig Nauhyotl
(als Tlatoani oder Topiltzin) der König Totepeuh (Mixcohua
Camaxtli) •'^) oder Nonohualcatl^) gefolgt, der — nach der, auf das
Verschlucken eines Chalchiuitl (s. Mendieta) zurückgeführten Ge-
burt Quetzalcoatl's Chalchiuitl (Ceacatl Quetzalcoatl) durch Chi-
malman^), die besiegte Königin von (Vitznahuac) Huitz-
nahuac*^), — durch die aufständischen Edlen Apanecatl, Zolton
und Cuilton, ermordet wurde, worauf mit Yohuallatonac
(der mit Ihuitimal in Tula gleichzeitig gemacht wird) eine
neue Dynastie in Culhuacan begonnen, als Vorgänger Quetzal-
lacxoyatl, dem Totepeuh IL folgt, und diesem sein (wieder in
Tula herrschender) Sohn Huemac IL oder Tecpancaltzin (dessen
Sohn nach Culhuacan flüchtet).
Nachdem die ^Mixcohuas von Chalchuihapan (Tlascala) sich
unter ^litwirkung der übrigen Chichimeken den Priestern von
Teotihuacan (in der Pfeilbelehnung) unterworfen hatten, vereinigten
sie sich mit den von Xiuhnel und Mimich (den Besiegern der
Olmeken bei Huitzilapan) Beherrschten, als Chichimeco-Culhuas
(Gründer von Culhuacan), und auf Chicon-Tonatiuh, der das Reich
der Chichimeken in Quauhtitlan stiftete, folgte Xiuhnel, als König
der Tolteken, die dem Aufstande der Eingebornen erlagen, w^äh-
rend in Culhuacan auf Nauhyotl (als ersten König der Tolteken)
1) Durch dieses Interregnum von 48 Jahren sollte nach der im fünften Regie-
rungsjahre gestorbenen Königin unter der Verwaltung der Grossen die vorgeschriebene
Zeit von 52 Jahren voll gemacht werden (nach Clavigero).
-) In finaler Wiederholung ältester Namen (Iztac-Mixcoatl) oder Titel (Topiltzin),
wie bei Romulus Augustulus.
•^) Im Dienst Cholula's wurde der (chichimekische) Jagdgott Camaxtli (oder Mixcoatl,
auch in weiblicher Wandlung) im Tempel Tlascala's als Vater Quetzalcoatl's anerkannt.
'i) Auf Quetzalcoatl's Beziehungen zu Onohualco hinweisend.
^j Als aus dem Süden, nackend kämpfend.
ß) Den Ländern zwischen dem Innern der Halbinsel Yucatan und Chiapa bis So-
conusco und Guatemala, sowie der Quellen des Motagua ,,les Mexicains donnaient gene-
ralement le nom vague de Vitznahuac ou Meridionaux" (Vitzlampa oder Südrichtung)
im Lande der Itzaes.
QUIVIRA. 473
Totepeuh oder Nauhyotl folgte, der Sohn des Königs von Tollan,
und das Reich in Quauhtitlan wird wieder hergestellt, als Huactli,
der Führer der weiter zugewanderten Chichimeken, sich mit der
von den Fürsten als Orakel befragten Fürstin Xochitzin (nach
Art einer Weleda oder Vila) vermählt.
Nach Boturini's Manuscript (bei Aubin) ziehen (von der Frau
Chimalma begleitet) die Mexicaner in acht Stämmen (den Hue-
xotzincas, Chalcas, Xochimilcas, Cuitlavacas, Mallinalcas, Chichi-
mecas, Tepanecas und Matlatzincas) aus Aztlan über Quinevayan
nach Colhuacan, wo Bundesgenossenschaft angeboten wird, und
die dann abgetrennten Azteken werden, als sie an den Seen
(und bis Mizquitl erstreckt) die von Xuihneltzin und ^limitzin
(Xiuhnel und Mimich) mit ihrer älteren Schwester (Hueltiuh) be-
herrschten Mixcoas angetroffen, von dem auf vier Trägern (Quauh-
Covatl, Apanecatl, Tezca-Covacatl und Chimalman) erhobenen
Dämon Vitzillopochtli als Mexicaner begrüsst und im Pfeil-
schiessen unterrichtet (nach Cuextecatl-y-Chocayan und Cohuatl-
y-Camac gelangend).
Achachalintlan grenzte mit der Sierra de Metztitlan (bei Pa-
nuco), als Mondstadt, und die Bewohner solcher Mondstädte waren
für nächtliche Angriffe gefürchtet.
Soto fand in Achalaqui (bei Atalpaha) „pocos Indios mo(;:os,
los viejos cortos de vista y muchos ciegos" (Herrera). DieCherokees
vertilgten die halbblinden Mondäugigen, die sie bei der Iiinwan-
derung antrafen (die nicht am Tage, aber desto besser bei nächt-
lichen Angriffen sahen).
Cibola (mit der Hauptstadt Ahacus) grenzte an das Reich
Totonteac und Acus (nach Markos). Die Bewohner von Quivira
bekleideten sich mit den Fellen der Vacas que matan (Coronado).
In den sieben Städten Cibola's^) (jenseits Culhuacan an den Gren-
zen Mexico's) wurden die Häuser (jedes mit einer estufa) durch
(Nachts emporgenommene) Leitern erstiegen (s. Gomara). Quivira
w^urde zu den Sieben Städten Cibola's, als eine derselben (in den
die Siete Cidades) gerechnet. In Quivira herrschte (zur Zeit Coro-
nado's) Tatarrax (s. Gomara). Der Name Cibola (der Siebenstadt)
wird von cibolo (bos bison) hergeleitet. Die (in Fleerden gehal-
1) Neben Aliacum (Hauptstadt Cibola's) lag die Stadt Tonteac, zu Hiza's Zeit, der
auf dem Wege als Hayota (Gottmenscli) gefeiert wurde. Provinciam attigerunt indigcnis
quidem Zuny, Hispanis vero Cibolam dictam (zu F. Vasquez' Zeit). Die Capoques
■wohnten in Malhado (zu Cabe^a de Vaca's Zeit).
474 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
tenen) Ochsen^) in Quivira (wo das Fleisch wegen mangelnder
Töpfe nur gebraten oder am Feuer gedörrt wurde) „tienen una
gran giba sobre la cruz; i mas pelo de medio adelante, que de
medio atras, i es lana'* (Gomara).
^ Nach den Pimas streckte sich im Anfang das All wie ein
Spinngewebe über das Nichts und der in Gestalt eines Schmet-
terlings darüber hinfliegende Schöpfer Chiowatmahke knetete aus
Lehm den Körper des INIenschen in Mischung mit seinem Schweiss,
worauf er ihn durch Daraufblasen belebte. Durch die Fluth wurde
(da der Prophet am Gila die Warnungen des Adlers nicht gehört
hatte) das Menschengeschlecht vernichtet, und nur ein Wesen rettete
sich, auf einem Gummiball schwimmend, nämlich Szeukha, Sohn
des Schöpfers (Chiowatmahke oder Erdenprophet). An der Mün-
dung des Saltriver in einer Höhle lebend, erstieg Szeukha an einer
Strickleiter den Felsenhorst des Adlers (der in Gestalt einer alten
Frau Kinder raubte und frass), und tödtete ihn, sich mit einer
im Nest gefangenen Frau vermählend und sie mit ihren Kindern
1) Zwischen Tiguex (bei Cibola) und Axa oder Quivira (wo Tatarrax herrschte) traf
Cardenas in Cicuic un nuevo genero de vacas. Die (mit den Tepehuana in Durango
wohnenden) Acaxee (in Topia) verehrten eiren Steinkrug zum Andenken an eine alle
Indianerin, die in Stein verwandelt war (nach Alegre). Die Humes gehörten zu den
Xiximes (in Durango). Ubamari, Gott der Tepehuanes, wurde als Stein verehrt (in
Durango). Bei Zape (in Durango) finden sich Ueberreste vom Durchzug der Mexi-
;caner (nach Alegre). In Chihuahua wohnten die Tarahumanes. Bei den Sinaloas gab
.das Alter den Adel. Die Huites (flecheros) wohnten in den Bergen (in Sinaloa). In
den Gebirgen von Nueva-Galicia erhielt sich (nach dem Durchzug der Mexicaner) die
Sprache Nayarit in den Bergen. In Sinaloa wurden Festungen auf den Bäumen an-
• gelegt (mit Erde zum Feuermachen). Die (mit den Zoes an der Quelle des Rio de
Fuerte) aus dem Norden gekommenen Ahomes (mit der Sprache Vacoregue oder Gua-
zave) schlössen in ihrem Lande den Aufenthalt der Seelen ein für die Stämme Sinaloa's
(wo das Mexicanische als Verkehrssprache diente). Zwischen Puerto de Caballos und
Sancto Thomas wohnten die Toqueguas genannten Indianer. In den Grenzländern von
Neu-Mexico wohnten einige Stämme dentro de unos cercados quadrados, formados de
madera, en cuyas esquinas ai algunos agujeros, a manera de troneros, para divisar y
atalaiar por ellos lo que pasa, por la parte de afuera, y ver si viene gente ä inquie-
tarlos, estos son ä manera de corrales grandes, sin cubierta, ni techo (s. Torquemada).
Die in den (nördlichen) Ebenen weidenden Querechos (entre infinidad de vacas, de las
cuales comen y se mantienen) erstreckten sich bis zu den Chichimecas in Zacatecas (s.
Torquemada). Die Tahuacanos (in Texas) reinigen sich durch Purganzen und Vomi-
tive vor den Festen. Die Lipanes kamen aus dem Norden nach Texas (Teran).
Papasquiaro (bei Durango) wurde im Lande der Tepehuana gegründet (Antonelli).
Nach dem Tanz schworen die Fürsten der Cocenser ihrem Könige Hülfe gegen die
Napochies (in Florida).
piMAs. 475
auf die "Wanderung sendend. Von ihnen stammte das Volk
der Hohocam (Alten oder Gross väter), die auf ihren Zügen bis
Mexico durch drei Adler geleitet wurden. Zu diesen Hohocam
gehörte Sivano, der die Casa Grande am Gila baute, und sein
Sohn führte einen Theil der Hohocam zum Salt river, Gebäude
errichtend und Wasserleitungen anlegend. Als eine Frau auf
einem Thron aus blauem Stein über die Hohocam herrschte, warnte
sie der dienende Zaubervogel vor den Feinden am Rio Verde,
und als dies nicht beachtet wurde, kamen die östlichen Stämme
heran und zerstörten die Städte der Hohocam, die Einwohner
tödtend oder vertreibend (nach Stout). Die Pueblos wollten von
Montezuma stammen ausser den Moquis, deren Vater am Auf-
gang, die Mutter am Untergang der Sonne lebt.
Nach den Pimas (am Gila) geht die Seele (Estupec) nach
Osten, im Sonnenhause mit Sehuiab (Sohn des Schöpfers) ein
glückliches Leben zu führen, soweit nicht durch den bösen Chia-
wat zerstört (s. Walker). Nach den Maricopas (von Colorado)
Averden die Theile des Körpers (bei Rückkehr der Seele zu den
Sandhügeln) in Thiere verwandelt, der Kopf in Eulen, die Hände
in Fledermäuse, die Füsse in Wölfe (s. Bartlett;. Nach den Yu-
mas^) (an der Mündung des Colorado) leben die guten Seelen in
glücklichen Thälern (in dem Canon des Colorado), während die
bösen in Höhlen aufgeschlossen werden (s. Day).
Nach den Pimas fertigte der Schöpfer Mann und Frau aus
einem Erdklumpen, den er mit seinem Schweisse knetete und
durch Daraufblasen belebte. Nach den Papagos wurden die
Menschen aus Töpferthon geformt. Aus der Fluth überlebten
(nach den Papagos) nur der Heros Montezuma und sein Freund,
der Coyote (der sie vorhergesagt). Nach den Papagos^) (zwischen
Gila und californischem Golf) kamen die Stämme (die der Apachen
zuletzt) mit Montezuma aus der Erde, der, nachdem er (durch den
1) Die Maricopas wurden von den (zu den Apachen gehörigen) Yuma vertrieben.
Vom Yuma verschieden gehört das Pirna zur asteco-sonorischen Gruppe der Sprachen.
Die Opas reden die Sprache der Yumas und Cocomaricopas. "Während die Mojaves
an den flachen Uferstrecken des Colorado leben , finden sich in den unzugänglichen
Bergen des Canon die ärmlichen Hualpais. Dann jenseits der Hochebene folgen zwischen
den Felsen die Ansiedlungen der Moquis, von den Navajoes der Grasebene belästigt.
2) Nach Davidson sprechen Pagos, Pimos und Maricopas dieselbe Sprache. Die
Sprache der Papago ist ein Dialect der Pima-Sprache. Das Maricopa ist dem Yuma
(der Apachen) verwandt. Die Sprache der Pirna (südlich vom Gila) ist dem Opata und
Eudeve verwandt (im Azteko-Sonorischen).
476 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Coyote) aus der Fluth errettet war, ein Haus baute, zum Himmel
zu steigen, bis der Schöpfer durch ein nach Osten gesendetes
Insect die Feinde herbeirief, die ihn vernichteten.
Neben den ihre Häuser (a manera de esteras, sostenidas
sobre quatro arcos pequenos, los quales arman luego, donde quiera
pue llegan) auf dem Rücken tragenden "Wanderstämmen (in Florida)
fanden sich (unter Fürsten) Pueblos muy asentados y bien orde-
nados (s. Torquemada), Estas son las provincias de Coca, Talisco,
Oycasqui, Tanico y Latayasa, y otras, que van ä dar ä Cibola
(Nuevo-Mexico). Unter den königlichen Persönlichkeiten fue una
(bei Ankunft der Spanier) salirlos a recibir sentados en Andas,
y no hablar ellos, sino Farautes 6 Interpretes, que llevaban con-
sigo y ä SU lado, para esto proposito (mit gut gebauten und
hohen Häusern), und ähnlich en los reinos de Cibola, Tigues,
Quivira, Tucayan y Uraba (wie auch bei der späteren Besitz-
nahme von Neu-Mexico). Die Manos de Ferro wohnten am Rio
de San Antonio. Die Payas wohnen in Taguzcalpa (Tegucigalpa)
zwischen den Flüssen Aguan und Barbo.
Als bei Abnahme des Regens die Dürre zunahm, wanderten
die Pueblos (vom Rio San Juan) nach Süden unter Montezuma
(wie die Pecos), der zurückzukehren versprach und bei dem
immerwährenden Feuer der Estufa's erwartet wurde (Loew). Nach
La Hontan bewohnten die Mirambec ummauerte Städte (bei einem
Salzsee). Die Wohnsitze der Moqui^) lagen auf isolirten Felsen
in Painted Desert.
^) Neben den Moquis wohnten die bärtigen Yahipais. Bei den Papayos (südlicli
vom Gila) kamen die Indianer (und zuletzt die Apachen) aus dem vom grossen Geist
gegrabenen Loch, worauf der Coyote die Fluth prophezeite. Die Pueblos leiten sich
von Montezuma. Zwei lange Häuser bildeten das Dorf der Taos (in Neu-Mexico).
Das lange Haus in Hungo Pavie war in Terrassen gebaut. Die Ansiedlungen bei
Cicuye und Quivira wurden von den nomadisirenden Querechos und Teyas besucht.
(Castaiieda.) Zu Castaiieda's Zeit war Cicuye von den eingewanderten Teyas belagert
worden. Nach den Moquis , die nicht (wie die übrigen Pueblos) von Montezuma
stammen, schuf die erste Mutter neun Stämme, des Wildes, des Sandes, des Wassers,
des Bären, des Hasen, des Wolfes, der Schlange, des Tabaks, des Schilfes. Bei den Mo-
quis kehrten die Seelen in Thiere zurück, aus denen sie entstanden waren. Neben den
■Zuni (bei Acoma) wohnten die Moqui (nach Benavides). Die Zuni-Städte sind in
Cibola begriffen (s. Loew). Die Moqui-Städte sind in Tusayan begriffen. Die Stämme
am Rio Mancos, Rio de las Animas, Rio San Juan, Canon largo und Canon del Go-
vernador gehören zu Aztlan (das Thal des Rio San Juan mit seinen Nebenflüssen be-
greifend). Die (den Papagos verwandten) Pimas wohnen vom Yaqui-Fluss bis Gila.
CASAS GRANDES. 477
Der (böse) Vater der Moquis lebt am Sonnenaufgang-, die
(gute) Mutter am Sonnenuntergang und von diesen wurden Thiere
in die Stämme der verschiedenen Dörfer verwandelt.
Die Navajos kamen (beim Trocknen des Schlamms) dem
Racun folgend, aus der Höhle, wie die Pueblos und übrigen
Nationen, und als (nach dem Schmieden von Sonne und Mond)
zwei bedeckte Gefässe zu wählen waren, nahmen die Navajos
das bunte mit Spielereien, die Pueblos das einfache mit Heerden
und Reichthümern (Ten Broeck). Die Sinoloer (zwischen Culiacan
und dem Yaquifluss) tanzen zur Ehre Viriseva's, Mutter des ersten
Menschen Vairubi. Niporaja, der Schöpfer, wohnt im Himmel
(der Pericues).
Neben den Tepehuanes, Yanos, Acotlames und Cocoyames,
sowie (im Süden) den Tarahumaras und den Apaches mimbrehos
in der Sierra de los Mimbres streifen in Chihuahua (mit den
Casas grandes oder Casas de piedras zwischen den Presidios San
Buenaventura und Llanos) die (mit den Cumanches kämpfenden)
Apaches Mescaleros und Faraones im Bolson de Mapimi (und
den Grenzgebirgen de los Pilares). Ausser den Keres oder Keras
finden sich in Neu-Mexico die Pira, Xumana, Zura, Pecuri, Manso,
Suhi, Peco oder Pegoa und Thano. Am Rio San Francisco finden
sich die Stämme der Casas grandes oder Hottai-ki. Das Jahres-,
fest der Keres endet mit Orgien in der Höhle; bei den Pueblos
stellt das Mädchen den Antrag auf Verheirathung.
Die Maricopas wohnen an beiden Seiten des Gila. Die Pueblos-Dörfer liegen am Rio
Grande. Die Zuiii wohnen am Zuni-Fluss und west-nordwestlich davon die Moquis.
In sechs Dörfern der Moqui wird das (von der Pueblo-Sprache verschiedene) Moqui
geredet, während im siebenten (Harno) die Tegua-Sprache (eines Pueblo-Dorf's in Neu-
Alexico) geredet wird. Bei den Pueblos werden fünf Sprachen geredet, das Queres,
Tegua, Picoris, Jemez und Zuiii. Die Maricopas sprechen im Dialect des Yuma. In
der Soshones-Sprache finden sich Anklänge an das Aztekische. Die Yosemite-Indianer
wurden durch die Monos ausgerottet. Von den Spaniern Andreas und Caspar, die sich
(aus Cornaro's Zeit) in Zuhi oder Zibola niedergelassen, hörte Espinis, „dass sechzig
Tagereisen weiter ein wüstes Meer gelegen sey, an dessen Ufer unterschiedliche herr-
liche Flecken stünden, darinnen ein Volk wohnete, das güldene Armringe mit zierlichen
Ohrengehänken trüge'^ (s. Dapper). An der Küste von Quivira (bei Aza) sahen die
Spanier (zu Vasquez Zeit) „naos, que traian alcatraces de Oro y de Plata en las proas,
con mercaderias, y pensaron ser del Catayo y China, porque senalaban haver nauegado
trcinta dias" (Gomara). Der Golf von Californien wurde (1535) das Meer des Cortez
genannt. Das menschenleere Innere der aleutischen Inseln gilt von den westlichen
Vaygeli oder Veygali bewohnt (s. Dali) neben den Kagataga Koung (oder Männer des
Ostens).
478 ZUR GESCHICHTE DES ALTEN MEXICO.
Die Coyoteros, Stamm der Apachen (nördlich von Gila), leb-
ten wie die Navajos und Pueblos in vorgeschichtlicher Hohle.
Die Navajos nennen sich Tenuai 'Menschen) und heissen Yutahkah
bei den Apachen, die zur Einneh-Familie der Athapasken gehören.
Die den Apaches^) angeschlossenen Lipanes sind blond (Mühlen-
pfordt).
The Utahs (Uinta, Yampa and Weminuche) drove the ,.ancient
Pueblo races" from their fastnesses (bemerkt Barber).
•Bei den Apaches") wird der Häuptling nur für Kriegszeiten
gewählt, und muss im Frieden wieder abdanken, erwirbt indess
dauernde Macht beim längeren Währen des Krieges. Die Reichen
haben eine Anzahl der Gemeinen, die von ihnen abhängen. Mit-
unter bewahren einzelne Familien ihrer Tapferkeit wegen die
Häuptlingswürde als erblich (s. Henry) für einige Zeit. Die
Navajos halten ihre Gefangenen als Sklaven. Unter zwei stum-
men Flötenbläsern im Halbdunkel der Berghöhle (am Flusse San
Juan) lebend, fanden die Navajoes beim Hervorkommen die Erde
noch lehmig durch die vier Bäche, welche beim Fortfliegen der
vier Riesen-Schwäne ihre Wasser ergossen hatten (bis der Wolf,
durch sein Dazwischenfahren in der Werkstatt des Himmel-
Schmidt, die Sternfunken umherstreute).
') Los Tobosos eran los precursores de los Apaches en Coaliuila (Orozco). Die
Uli-Chichimecas grenzten mit Jabico (und Chamola). Die Comanches tödten die ver-
wachsenen Gefangenen und ziehen die Kinder als Sclaven auf (s. Dillon). In Neu-Mexico
wohnten neben den Passaguates (Nachbarn der Conchi) die Tobosi (s. Ruys). Die
Comanches am Bolsom de Mapimi wurden von einer Frau geführt (nach Langberg).
2) Der Apache (mit seiner „knowledge ofthe assimilalion of colors") can conceal his
swart body amidst the green grass, behind brown shrubs or gray rocks (s. Cremony).
Sometimes they will envelop themselves in a gray blanket and by an artistic sprinkling
of earth will so resemble a granite boulder as to be passed within near ränge without
suspicion. At others, they will cover their persons with freshly gathered grass and
Ijdng prostrate, appcar as a natural portion of the field. Again they will plant themsel-
ves among the Yuccas and so closely imitate the appearance of that tree as to pass for
one of its species (in bewusster Mimicry, wie bei indischen Bheel).
QUETZALCOATL.
Seinen Boten ^) zu der gebenedeiten Jungfrau ^) Tollan's sendend,
zeugte Tonacatecutli oder Citinatonali den von ihr, als Chachi-
huitzli, in Kraft eines Opfer's (oder eines Edelstein's) geborenen
Schöpfergott Quetzcalcoatl, dem Pedro de Rios seinen Geburtsort
in Ziven-avitzcatl anweis't.
1) Tangoroa stieg auf seinem Gürtel (dem Regenbogen) zur Erde, sich mit Ina-
ani-vai zu vermählen (in Mangaia). Kaxa-Klau, der von Chinauta geborner Sohn Jova's,
verschwand (nachdem er die Karen gelehrt) nach Osten (Plaisant). Ilamapisa oder!
Enkel (Prophet der Hidatsa) wurde durch die von der Sonne aufgenommenen Frau ge-f
boren (Matthews). Unter den Tupis bei Santarem zeigte sich die Tochter des Häupt4
lings schwanger, und bei der Bestrafung durch ihren Vater erschien diesem in Traume
ein Weisser, der das Mädchen von jeder Schuld frei sprach. Das geborene Kind,
weiss glänzend und schön (Mani genannt), starb nach einem Jahre, und aus dem Grabe
wuchs eine Pflanze, die beim Aufbrechen den Manioca zeigte, als Transformation (oca)
Mani's (s. Magalhaes). In Virginien wurde zuerst eine Frau geschaffen und aus deren
göttlicher Schwängerung das Menschengeschlecht geboren (de Lact). Xaca oder La
war Sohn der Lamoghiupral (der jungfräulichen Mutter La's). Als Robespierre unter
die Schüler Katharina Theot's, der Mutter Gottes, trat, wurde er als ihr ,, lieber Sohn"
anerkannt. Die Macenicos (in Paraguay) feierten eine Jungfrau, die ohne Mann ge-
boren hatte (nach Muratori). Der Schöpfer Purrunaminari (bei den Maipuris) zeugte
mit der Jungfrau Taparimarru den Sohn Sisiri. Nach Thevet wurde der Zauberer Ata
von einer Jungfrau geboren (in Brasilien) und so vielfach. Nazareth Miriam ou Bibi
Miriam (dame Marie) con9ut de la salive d'Adam (s. Chardin) nach den persischen Ma-
homedanern (indem bei Adam's Husten im Paradies der Auswurf durch Gabriel in den
Busen Maria's getragen wurde).
2) In China gebiert die Halbgöttin Puzza, von dem Genüsse einer Lotusblume
geschwängert, einen grossen Gesetzgeber und Fürsten (und so bei den Mongolen). Nach
den Pueblos wurde die reiche Frau, die in Zeit der Hungersnoth ihre Magazine öffnete,
durch den Sonnenregen befruchtet und gebar den Sohn Montezuma.
480 QUETZALCOATL.
Bei Mendieta ist es Chimalma, die den beim Ausfegen des
Tempels gefundenen Grünstein (wie bei den Chibchas) verschluckend,
den Quetzalcoatl gebiert, während sonst Huitzilopochtli durch
einen Edelstein oder einen Federball concipirt wurde, als eben-
falls d^sog ix naq&svov.
Nach Motolinia gebiert Chimamatl, die zweite Frau des (auch
mit Camaxtli identificirten) Iztac-^lixcoatl (als Ersten Menschen)
den einzigen Sohn Quetzalcoatl, der dann als Gott der Winde
Verehrung erhielt, und in der Geschichte der Tolteken wird Chi-
malma (Fürstin von Huitznahuac) zur Mutter Quetzalcoatl's oder
(nach den Tultecas) Huitzilopochtli's gemacht, der durch das
Bergen eines Federballes im Busen empfangen ist.
Iztacmixcoatl , Stammherr der Mexicaner (in Chicomuztotlh)
zeugte mit seiner Frau Ilancueitl den Sohn Xelhua (der in Quauh-
quechulan, Izcuzan, Epatlan, Teupatlan, Teovacan, Cuzcatlan, Teu-
titlan siedelte), Tenoch, Ulmecatlh, Xicalancatlh, JMixtecatlh, Oto-
mitlh, und mit seiner Frau Chimamatl (^oder Chimalmatlh) den Sohn
Quetzalcoatl ^) (Gomara).
Die Amazonen (unter der Prinzessin Chimalman) w^urden (in
Huitznahuac) von dem Tolteken-König Totepeuh (in Culhuacan)
besiegt, worauf er sich mit Chimalman vermählte, und diese (von
einem Chalchiuitl oder Grünstein in ihrem Leibe träumend) gebar
Quetzalcoatl Chalchiuitl oder Ceacatl, im Wochenbett sterbend,
worauf das Kind von ihrer Schwester, als Priesterin im Tempel der
Cihuacoatl oder Cicacoatl (Göttin des Wochenbettes), erzogen wurde.
Camaxtli (Gott der Jäger und Fischer) zeugte Quetzalcoatl
mit Chimalma (Mendieta).
In Chimalma^), Fürstin von Huitznahuac"), die von Totepeuh,
1) Quetzalcoatl durch den Hauch des höchsten Gottes (Tonacatecotli oder Citina-
tonali) von der Jungfrau Chalchihuitzli geboren, wurde aus der Fluth nach seiner Hei-
math Zivenaritzcatl gerettet (bei Kingsborough). Als die Quiche (unter Balam-Quitze)
nach ihrer Heimath in Tulan-Zuiva (Sieben Höhlen) kamen, erhielten sie ihre Götter
(Tohil, Avilix, Hacavitz und Nicahtagah).
2j Iztacmixcoatl zeugt Quetzalcoatl mit Chimamatl. Chimalacan oder Chamalcan
(Gott der Cakchiquel) wurde als Fledermaus verehrt. Chimalmat ist Gattin Kubuk
Cakix, Vaters von Zabracna in Cabrakan (bei den Quiche). Die Tolteken berührten
auf ihren Wanderungen Chimalhuacan Atenco (an der Küste gelegen). Die Teochichi-
meken unter dem Häuptling Chimalcuixintecuhtli trennten sich von den nach Tlascala
Ziehenden, um sich bei Tulancingo niederzulassen. In Chimalhuacan Tlachialco (bei
Ozumba) wurden sculpirte Steine gefunden (s. Dupaix).
3) Die von Culhuacan über Teotla Cochoalco weiter gezogenen Teochichimeken
HUITZNAHUAC. 481
König der Tolteken, besiegt, mit ihm in Ehebündniss trat, ver-
mitteln sich die Beziehungen des (im Codex Chimalpopoca als
Menschenschöpfer dargestellten) Quetzalcoatl zu den in feindlichen
oder freundlichen Zusammenhang zu den (in Peru mit den Chimu
identificirten) Riesen gesetzten Olmeken (Huitztoti) oder Vixtoti-
Olmeken.
Die Andeutungen früherer Gynaikokratie in Huitznahuac durch
die Quetzalcoatl betreffende Mythe bestätigen sich auch in der
auf Huitzilopochtli Bezug nehmenden, und indem Torquemada das
Verschlucken des Chalchiuitl erwähnt, in dessen P^olge Quelzal-
coatl geboren sei, fügt er hinzu, dass die Tolteken an dessen
Stelle Huitzilopochtli setzten. Doch findet sich auch eine andere
Version :
Als Mutter der, Centzun-Huitznahuac genannten, Söhne und
der Tochter Coyolxauhqui wurde Coatlycue (faldellin de la cu-
lebra), als sie auf der Sierra von Coatepec (bei Tulla) den Platz
des Heiligthums fegte, durch einen in der Luft schwebenden
Federball, den sie unter ihre Gewänder gesteckt, geschwängert,
und der sie durch eine Stimme aus dem Leibe tröstende
Huitzilopochtli tödtete, im Federschmuck als Tetzahuitl (Espanto
ö Asombro) hervortretend, die zur Tödtung ihrer Mutter heran-
gekommenen Söhne, sowie die sie führende Schwester Coyolxauhqui,
indem er dieselbe durch seinen Soldaten Tochancalqui (mit der
brennenden Schlange Xiuhcoatl) umarmen Hess und die ganze
Beute seiner Mutter übergab (Torquemada).
Mit der Göttin Chimalma (die bei der Geburt in Nichatlauco
starb) zeugte Comachtli den Gott Quecalcoatl, der, den Nach-
stellungen seiner Brüder auf dem Berg Chalchonoltepetl (wo er
sich dem Feuer in einer Höhle entzog) und auch dem Baum (wo
er durch todtenähnliches Herabfallen die Pfeilschüsse vermied)
entgangen, von dem Fels (in welchen sein durch die Brüder ge-
tödteter Vater versteinert sein sollte), aus seiner Heimath (nach-
dem aus den Schädeln der mit dem Tode bestraften Brüder
Trinkgefässe gefertigt waren) fortwanderte und über Tulancinzo
nach Tula zog (die Tempelopfer einführend). Dorthin kam in
Bettlertracht Tezcatlipuca, der (durch verschiedene Formverwand-
bekämpften in Teo-Huiznahuac die Königin Coatlicue, um sich dann mit ihr friedlich
zu befreunden (s. Camargo). Nach Mendieta war Quetzalcohuatl der siebente Sohn
des Iztac-Mixcohuatl in Chicomoztoc.
Bastian, America. 3|
4-82 QUETZALCOATL.
lungen schreckend) während des Schlafens der Wächter aus dem
Tempel den Spiegel raubte (durch welchen Quetzalcoatl dem
Lande Regen verschaffte), und eine Greisin mit der Botschaft
darüber beauftragend (sowie seine Haare abschneidend). In Furcht
gesetzt durch die Zaubereien des in wandelnden Gestalten er-
scheinenden Tezcatlipuca (der die Statue Quetzalcoatl's im Tempel
umstürzte), entflohen die Bewohner Tula's, und Quetzalcoatl begab
sich über Tenacuia und Cullinacan nach Quantiquchula, sowie
über Maclalchochitl nach Acholula (wo ihm ein Tempel gebaut
wurde), und dann nach Cempoala. Als Tezcatlipuca auch dort-
hin folgte, floh er in die Wüste, seine Pfeile in einen Baum
schiessend, neben welchem er starb, worauf seine Begleiter den
Körper verbrannten. Aus dem aufsteigenden Rauch des Feuers
bildete sich der Abendstern (s. Thevet).
Wenn gesagt wird, dass von Chimamatl oder Chimama, der
zweiten Frau Iztacmixcoatl's ^) oder Camaxtli's geboren, Quetzalcoatl
sich einem keuschen Leben ergeben, dann aber an seinem Arm
gebunden sei durch Acolhuatl, von dem die Culhuas stammten,
die Vorfahren Alontezuma's, sowie die Fürsten von Alexico und
Coluacan, so liegt in dieser Darstellung eine Vereinigung der aus-
einandergehenden Characterzüge.
Als Sohn der bevorzugten Frau des mythischen Ahnherrn
steht Quetzalcoatl seinen Halbbrüdern gegenüber in der geheilig-
ten Würde des Priesters da und mit der Macht desselben, die
sein Priesterkönigthum in der Tempelstadt über die wandernden
Kriegerstämme ausübte, und diese Traditionen gehen dann in die
halbgeschichtlichen Zeiten der Tolteken übej, wo Quetzalcoatl's
Name noch ein verehrter ist, aber bereits der eines gestürzten
Herrschers.
Unter den Chichimeken waren die Teo-Chichimeken in den
Dienst des Gottes getreten, aber mit den Acolhua leitet sich eine
neue Geschichtsperiode ein. Sie, die einen eigenen Cultus mit-
bringen, brechen mit den alten Ueberlieferungen, und der priester-
lichen Macht wird ihr Arm gebunden, indem sie fortan vor der
weltlichen, die in den vollen Schwung der politischen Entwicke-
lung tritt, zurückzuweichen hat. Die Acolhuas handeln darin um
1) Izt oder Yizt (Hix oder Ix im Maya) bezeichnet den Zauberpriester im Quiche,
früher auch als königlicher Titel (in Yucatan). Nach Hoei-schin hiess der König Ichi
(in Fusang).
CUERNAVACA. 483
SO rücksichtsloser, weil sie durch keine Verwandtschaftsbande
mit den sieben Höhlen verknüpft sind und im dortigen Stamm-
baum keinen Repräsentanten besitzen, sich vielmehr von Citin
herleiten. Da sie indess, weil schwach an Zahl, in einer der in
den Allgemeinbegriff der damals herrschenden Chichimeken ein-
fügbaren Völkerschaften eine Stütze suchen mussten, schlössen
sie sich an Tenuch an, als dessen letzte Stammesgenossen die
Mexicaner einwanderten, die in Folge des von den Acolhua aus-
geübten Einflusses den Namen ihres Ahn aus Chichimecatl in
AuUi verw^andelten. Ihrerseits verstanden sich auch die Acolhuas
zu einem Compromiss, um die in den roheren Stämmen wurzelnde
Priesterscheu nicht allzu sehr durch ihr Vorgehen gegen den
Tempelfürsten zu verletzen. Sie beraubten ihn zwar seiner irdi-
schen Alacht, erhoben ihn aber im Himmel, wo Raum genug für
ung-estörte Herrschaft war, zu desto höherem Rang, indem sie
den bisherigen Sohn des antediluvialen Höhlenmenschen jetzt
direct von ihrem höchsten Gott Citin-atonali gezeugt sein und
von ihm den Lebenshauch empfangen lassen.
Schon als civilisirender Stammesheros hatte Quetzalcoatl die
Bedeutung eines Schöpfergottes gewonnen, indem von ihm ge-
sagt wurde, dass er die von der Gottheit gebildeten Menschen
(in dem Sinne der stufenweis folgenden Schöpfungen bei Quiches
und sonst) bis zur Vollendung fortgebildet, oder die Geschöpfe
gleichsam erst in Menschen verwandelt habe. Nachdem der
Schöpfer die Erde gebildet, wurde der Mensch durch Quetzal-
coatl vervollkommnet (heisst es im Codex Chimalpopoca). Diese
Vermenschlichung wird dann in directe Beziehung zur Schriftein-
führung gesetzt. Als dem geschaffenen Menschen die Bücher
fehlten, beriethen in der Höhle Cuernavaca's der Gott Oxomoco
und seine Gattin Cipactonal^) mit ihrem Enkel Quetzalcoatl (in
Cholula) über die Zeichen, und die beiden Alten, in der Nähe
der Tempelfestung Xochicalco^) (auf dem Platz gebaut, wo die
1) In männlicher Wandlung neben Oxomoco (sowie Tlaltetecui und Xuchicaoaca)
unter den Amoxoaque oder Priesterfürsten genannt, die in Tamoanchan zurückblieben.
2) Als gleichzeitig mit der Erbauung des Froschtempels der Wassergöttin sich der
Dienst Camaxtli's und Tlaloc's in Tlascala und Huexotzinco (wie der Quetzalcoatl's in
Cholula) erneuerte, wurden im Süden durch die Tolteken grosse Tempel gebaut, be-
sonders bei Quauhnahuac oder Cuernavaca (in Xochicalco). Wie die kreuzweis sitzen-
den Figuren an der Aussenwand der Terrassen (zu Xochicalco) an die der Mayas, er-
innern Thierfiguren an solche, die sich auf den Kalendersteinen der Chibcha finden,
31*
484 QUETZALCOATL.
Helden Xochicatli und Xicatetli mit Keulen kämpften) wohnend,
befragten (s. Mendieta) diesen ihren Nachkommen in Cholula über
das Niederschreiben der Kalenderfiguren (oder die Erfindung der
Buchstaben) für den Menschen. Es wird dann hinzugefügt, dass
Quetzalcoatl aus Yucatan (oder Tulla) nach Cholula gekommen
sei, um den Kalender zu ordnen, also mit der Wissenschaft der
Mayas, deren Kunststil sich auch in der Töpferei Tula's bemerk-
bar macht.
Als die Menschen nach der Fluth in Hunde (Chichime) ver-
wandelt waren, vollendete Quetzalcoatl den von Gott geschaffenen
Menschen und suchte durch die Ameise Azcatl Nahrung für die
Götter von Tamoanchan (nach dem Codex Chimalpopoca).
In solchem Dienst der Götter wird Xolotl von Citlalicue (Ge-
mahlin des Gottes Citlalatonac) und Mictlanteuctli gesandt, um
ein Todtengebein für Menschenschöpfung zu holen , und auch
Quetzalcoatl steigt in die Unterwelt hinab, den Hüter derselben
seiner Seemuscheln beraubend, durch deren Blasen er das Ge-
würm erweckt und bei dem Oeffnen der Thore Mictlan's den
Jaspis-Knochen holt, um Menschen zu schaffen.
Bei dem Zusammenhang Xolotl's mit den aus den Splittern
des Feuersteins (Citlacue's) geborenen Stämmen, deren Gesammt-
heit die Chichimeken darstellen, ergiebt sich die zwischen beiden
Persönlichkeiten eingeleitete Beziehung, indem Xolotl den aus
den Höhlen ausgezogenen Stammes - Heros darstellt, Quetzal-
coatl den aus der Fremde, als den von Osten (aus olmekischer
Vorzeit) hinzukommenden , dann adoptirten und in die einheimi-
sche Genealogie aufgenommenen.
In der Form des Luftgottes verschwindend ^), — oder (wie
Gomara sagt) als Luftgott verehrt, weil bei Coazocalco ohne Kennt-
niss seines Todes verschwunden — , durchdringt Quetzalcoatl fortan
das All mit dem belebenden Princip, und dies wird dann bei
Versinnlichung wieder zunächst in dem befruchtenden Regen auf-
und die Colossalgestalt des Drachen oder Crocodiles an jeder der Seiten correspondirt
mit den Eckfiguren auf dem Plan Tumebamba's. Die Tempelfestung Xochicalco
(Blumenhügel) war auf dem Platz gebaut, wo die Helden Xochicatli und Xicatetli mit
Keulen gekämpft hatten.
1) In Brasilien verschwindet der weisse Bärtige Sume oder Paye-tome , der (von
Osten gekommen) die Elemente und wilden Thiere beherrscht, nachdem sich die Pfeile
der ihn verfolgenden Caboclos gegen diese gekehrt.
FROSCHGOTT. 485
gefasst, so dass der in einem runden^) Tempel (s. Ixtlilxochitl)
verehrte "Windgott Quetzalcoatl die Wege rein fegt für die Tla-
loques genannten Regengötter (s. Torquemada), die die Wolken
öffnen.
So stellt sich auch die Beziehung zur "Wassergottheit des
Frosches oder (bei Gomara) der Kröte her, der der Toltekcn-
König ]\Iitl seinen Tempel erbaute, indem gesagt wird, dass,, als
der Tempel des Luftgottes Quetzalcoatl in Cholula durch ein
Gewitter (ähnlich wie der Thurm der Riesen) zerstört worden sei,
vom Himmel ein Stein in Krötenform ^) herabgefallen, und seit-
dem die Kröte verehrt sei. Zugleich gilt dann als Symbol Quetzal-
coatl's der (grüne) ^) Stein, und wenn solchem (in buddhistischer
Erinnerung) der Ausdruck eines Affen'') gegeben wird, so führt
dies auf das durch den Sturmgott (Huracan der Antillen) zerstörte
Weltalter, dessen letzte Menschen auf die Bäume des Waldes ge-
schleudert, dort in Affen verwandelt wurden.
Quetzalcoatl wehte in vier Winden, als der (der Schifffahrt
günstige) Tlalocacutl von Tlalocan (dem irdischen Paradies) vom
Osten, als der (heftige) Mictlampachecatl (von der Unterwelt) vom
Norden, als der (kalte) Cioatecaiotl von dem Frauenland Cioapi-
pilti vom Westen, und als der (den Schiffen gefährliche) Vitz
lampa checatl (oder Wind aus den Wohnungen der Göttin Vit-
znava) vom Süden (s. Sahagun). Der Südwind wurde durch einen
Todtenkopf bezeichnet (in Mexico); für den Süden stand das
Zeichen Tochtli (Kaninchen).
Tecpancaltzin, König von Tula, baute den Tempel Ce Acatl
in Cholula.
Bei Zerstörung des von den Ulmeken bei Cholula gebauten
Thurmes wurde der Tempel Tzalcohuatl (por el Dios del aire)
an die Stelle gesetzt (d'Alva).
Das mit dem Luftgott ■') das All durchdringende Lebensprincip
^) Aedes autem rotundas tribus diis dicunt fieri debere, Vestae Dianae ve Herculi
vel ISIercurio (s. Servius), wie dem athenischen "Windgott (die inaugurirten templa
waren nach den Himmelsgegenden inaugurirt). In Cumana fand sich ein runder Tempel
(zur Zeit Colon's).
2) In Tirol dürfen besonders am Allerseelentage Kröten (oder Frösche) nicht ge-
tödtet werden, „weil arme Seelen darin sind" (s. Zingerle).
•^) Votan wurde als grüner Stein verehrt.
4) Tenia semejan^a de cabe^a de Mona, muy al natural (s, Herrera).
5) Neben dem (ein Rad tragenden und mit einem Gürtel aus Menschenköpfen
umschlungenen) Windgott (mit einem Pfeil aus dem Munde) verehrten die Powhataner
486 QUETZALCOATL.
verlangt bei verfeinerter Auffassung seinen ethischen Hintergrund
und lässt dann die Welt (wie in der buddhistischen Lehre vom
Nirvana) durch die moralischen Tugendkräfte des Heiligen erhal-
ten. In strenger Busse und unter dem Gelübde der Keuschheit
lebend, steigerte Quetzalcoatl seine Kasteiungen bis zu Blutent-
ziehungen aus eignem Körper, besonders, zur Strafe der Lüge,
aus der Zunge (und aus den Ohren). Daraus folgten dann, wie
Gomara bemerkt, die blutigen Thier- und Menschenopfer, so dass
also der in Tulan als der Lehrer eines reinen und schuldlosen
Gottesdienstes dastehende Apostel, der Eiferer gegen die Gräuel
des Blutvergiessens, seinerseits wieder (bei missverstandener Ueber-
treibung seiner Casteiungen) zur Ursache desselben wird, und in
der späteren Zeit gerade die bei seinem (und Totec's) Feste dar-
gebrachten Menschenopfer scheusslichster Natur waren, weil mit
dem Abschinden der Haut verbunden.
Im Uebrigen lag hier, wie bei sämmtlichen Opfern, der be-
dingende Sinn in der Darbringung des Herzens, um mit den in-
dividuellen Lebensatomen, besonders höchster Organisationen,
gleich der des Menschen, das allgemeine Lebensprincip in seinem
göttlichen Walten beständig zu erneuern und in frischer Kraft
zu erhalten.
In dem von Quetzalcoatl selbst eingeführten Dienst dagegen
war nur etwa die Zerstörung des Schädlichen (im Sinne Zoroaster's)
erlaubt, wie durch das Opfer der (giftigen) Schlangen oder der
(auch in Peru Krankheiten verbreitenden) Schmetterlinge, die dem
Gott Quetzalcoatl durch die gleichnamigen Priester geopfert wurden.
Zu Ehren Quetzalcoatl's, der dem Schöpfer der Sonne und
des Himmels Gebäude errichten Hess, mit Darbringungen von
Wachteln und sonstiger Jagdbeute (ohne Menschenopfer), wurden
in Cherula grüne Steine verehrt, „e la una de ellas era una cabeza
de una mona" (s. Tapia).
Als Reliquien des (weissgekleideten) Propheten Quetzalcoatl
in Cholula bewahrte man grüne Steine als Reliquien. Una de
ellas es una Cabe9a de Mona muy al propio (Gomara). Auf
einem der ChalchiuitU), welche die Choluler als Reliquien Quet-
zalcoatl's beAvahrten, fand sich ein Affenkopf (s. Torquemada).
den Dämon Oke, dem Pawooranzes (Götzenhöhen) in den Feldern aufgerichtet wurden
(s. Dapper). Die Mandan peinigten sich beim Fest Okipa (Oki oder Feder in der
Sprache der Minetari).
1) Beim Besuch der "Wirisamoca (Amazonen) erhielten die Arowaken (am Mazuruni)
GRÜNSTEIN. 487
In Cuicas wurden den Götzen aus Baumwolle baumwollene
Puppen geopfert mit grünen Steinen (s. Simon). Grünstein wurde
bis zu den Huronen verhandelt.
Die Aruacas (mit verlängerten Ohren, wie die Peruaner)
machen sich nicht soviel aus dem Golde, wie ,,de unas piedros que
llaman ellos ,,abas", que son ä manera de jaspes labradas y de
que ha9en sartales" (Oviedo\
Quetzalcoatl's Bild in Tollan war (nach Sahagun) liegend dar-
gestellt, in Buddha's^) Lage beim Nirvana (und des Inca Roca's
in Peru). Das Bild Quetzalcoatl's wurde bedeckt und liegend
dargestellt, weil er vom Schlafe erwachend, zurückkehren würde,
und so erinnerte man sich in Peru einer glücklichen Vorzeit, wo
der Tod nur ein fünftägiger Schlaf gewesen.
Der (bärtige) Quetzalcohuatl , von den (im Verfertigen der
Chalchiuitl oder Grünstein geübten) Tlanquacemilhiyme bedient,
wurde in dem Cu (Tempel) zu TuUa in liegender Position darge-
stellt (bemerkt Sahagun). Nach Torquemada lag Quetzalcohuatl's
Bild im Schaf (in Cholula).
Beim Verschwinden Quetzalcoatl's (als Sonne und Mond sich
verfinsterten) erschien der Stern Tlahuizcalpan-Teuctli (Herr des
leuchtenden Zeichens). Quetzalcoatl's Seele ging in einen Ko-
meten über.
Mit den Ahizaes oder Itzaes in Chichen-Itza herrschte in
Yucatan (Ulumil-Cuz oder Etel-Ceh) der Fürst Cuculcan, der vom
Westen gekommen war und nach seinem Fortgang in Mexico,
als Cezalconatli vergöttert wurde (s. Landa).
Der in Cholula (als Quetzalcoatl) , sowie in Huexotzinco und
Tlascalla (als Camaxtli) unter verschiedenen Namen verehrte Gott war
in Yucatan als Kukulcan vergöttert (bemerkt Torquemada). Beim
Fest des Camaxtli in Tlascala brachten ihm die Priester die Klei-
der seines Sohnes Quetzalcoatl (Gott der Tulteken oder Künstler),
grüne Steine (Macagua oder Calicot). Neben Fusang wird eines Frauenlandes er-
wähnt.
1) Die Nachrichten des buddhistischen Priesters Hui-shen über Fu-Sang finden
sich in den Geschichtsbüchern der Liang-Dynastie (502 — 556) mit Wiederholung bei
Matuanlin and in other historical works (nach Bretschneider). Auf das Zwergland Chu-
ju-kuo (der Lew-chew-Inseln) folgt Lo-kuo (der nackten Schwarzzähnigen) oder (zur
Zeit der Han) der schwarzen AVeissäugigen , dann "Wen-shen (d^ Tättowirten) und
weiter (das zur Tang - Dynastie nach Sibirien verlegte) Tahan , sowie östlich davon
Fu-sang.
488 QUETZALCOATL.
und bei dem Fest des Quetzalcoatl in Cholula die Priester Tlas-
cala's diesem die Kleider des Camaxtli. In Cholula wurde (im hohen
Tempel) Quetzalcoatl (als Mann mit Vogelkopf) verehrt (Herrera).
Quetzalcoatl's Menschenfigur mit Vogelkopf (in Cholula) zeigte
die ausgestreckte Zunge (Acosta). Xelhua, Quetzalcoatl's Ge-
fährte, baute die Pyramide von Cholula.
Quetzalcoatl's Mantel war mit Kreuzen besetzt (nach Herrera),
rother Farbe (auf dem Obergewand). Quetzalcoatl (bei Panuco
landend) trug Kreuze auf seinem Gewand (nach Las Casas). Quet-
zalcoatl wurde mit einer Sichel in der Hand dargestellt.
Die Pipiles in Mulla (in San Salvador) verehrten neben Quet-
zalcoatl die Frau Itzqueye. Von Quetzalcoatl ^), als Kukulcan, der
von Westen gekommen, stammten in Yucatan die Cocomes (Oido-
res) genannten Könige (Torquemada).
Quetzalcoatl baute unterirdische Häuser (Mictlancalco) und
balancirte grosse Steine, die mit dem kleinen Finger bewegt wer-
den konnten, obwohl durch keine Gewalt umzustürzen (nach
Sahagun), nach Art der "Wiegesteine. Das Schilfrohr war das
Symbol Quetzalcoatl's.
Die im Namen Quetzalcoatl's (gefiederte Schlange) ausge-
drückte Schlange findet sich in Xicalanco (an der Grenze Yuca-
tan's), bei Tabasco (s. Torquemada). Die in Meztitlan gesehenen
Kreuze datirten von Quetzalcohatl's Aufenthalt in Tulancingo.
Die in Panuco aus dem Norden Landenden zogen unter
Führung Quetzalcoatl's nach Tulla und von dort durch König
Huemac (und Tezcatlipoca) vertrieben nach Cholula, von wo Co-
lonien nach Mixteca und Zapoteca (Mictlan erbauend) gesandt
wurden (s. Torquemada). Als Huemac nach Cholula folgte, zog
Quetzalcoatl nach Onohualco (Yucatan, Tabasco und Campeche).
Nach Sahagun schifften die in Panuco Landenden nach Tamoan-
chan (bei Guatemala) und zogen dann (in Teotihuacan opfernd)
über die Sieben Höhlen nach Tullan (wo Quetzalcoatl als Gott
verehrt wurde).
Wie Cortez von Montezuma hörte, stammte der von den
Spaniern proclamirte Fürst von Quetzalcoatl, dem Beherrscher
1) Die Mexicaner (vom Norden gekommen) allegaron hasta Gua9acalco con un
senor que se llamaba Quezalcoat (Antonio de Mendoza). Nachdem Quetzalcoatl in
den verzerrenden Doppelspiegel Tezcatlipoca's geblickt hatte, Hess er sich zur Be-
deckung des Gesichtes eine Maske mit zwei Hauer-Zähnen (nach dem Codex Chimal-
popoca) verfertigen (n. Brasseur).
opu. 489
der sieben Höhlen der Navatlachos und rechtmässigem König der
sieben Nationen, die das Reich Mexico stifteten.
Quetzalcoatl von der Küste (bei Panuco^. mit Künstlern über
Tulancingo nach Tulan gekommen und von dort nach Cholula
(von Huemac oder Tezcatlipoca vertrieben), dachte (von dem
Zauberer Titlacaaon oder Titlacahua berauscht), nach der Heimath
Tlapallan (um seine Jugend wieder zu gewinnen) zurückzukehren
und verschwand in Goazacoalco. Von Cholula kehrte Quetzalcoatl
zu seiner Heimath am Usumasintu zurück. Nachdem Xelhua,
Häuptling der Olmeken, die Pyramide in Cholula erba,ut, erschien
dort der Prophet Quetzalcoatl.
Von Norden kam der Stabträger Quetzalcoatl (Cocolcan) oder
Hueman (Huemac) zu den Ulmeken in Cholula (s. Veytia). In
Peru ist Tonapa Stabträger. Las Casas bezeichnet Quetzalcoatl
als Stabträger. Quetzalcoatl^) kam von Osten über Californien
nach Mexico (s. Bustamente).
Nach Herrera landete Quetzalcoatl aus dem Norden in Panuco
und begab sich nach Tollan mit seinen Begleitern, von dort nach
Chololan ziehend, und dann bis Huaxaca und Misteca. Die mit
Quetzalcoatl in Panuco Landenden zerschnitten sich das Gesicht
und assen Menschenfleisch, in Feldarbeit geschickt, sowie in
Metallverarbeitung (s. Garcia). Quetzalcoatl's Schüler verbrannten
seinen Körper, so dass er als Luftgott im Rauch verschwand.
Der Zauberer Tezcatlipoca, der als der Hausirer Toveyo
(nackt nach dem Brauch seiner Heimath) Huemac's oder Vemac's
Tochter heirathet, bezauberte die Tolteken durch seine Musik,
so dass sie den Abgrund (nach Abbrechung der Brücken) bei,
Texcalapa hinabtanzten, und verursachte, als der erschlagene
Tlacavepan oder Acexcoch (der die Puppe Huitzilipochtli auf
seiner Hand tanzen Hess), die Pest.
Als Opu (der Unsichtbare) oder Yohualli Ehecatl (der Nacht-
wind) landete Quetzalcoatl mit den Amoxoaques oder Schriftge-
lehrten (der Nahoa) in Panuco und schiffte dann weiter nach
Tamoanchan bei Tabasco (nach Sahagun), wo (nach Las Casas)
Cukulcan landete (als Gucumatz in Guatemala). Die Olmeken
und Xicalancen landeten (nach Ixtlilxochitl) in Papuha (bei der
1) Quetzalcoatl landete in Panuco unter den Cuextecas. Nach Las Casas landete
Quetzalcoatl in Xicalanca. Quetzalcoatl zog über Tulancingo nach Tula (s. Camargo).
Auf seiner Abreise von Tulla durchschoss Quetzalcoatl einen Baum mit seinem Pfeil
kreuzweis (Sahagun).
490 QUETZALCOATL.
Laguna de Terminos) oder (nach Veytia) bei Panuco. In Ta-
rn oanchan gelandet, wurde Quetzalcoatl durch den Barbaren Utiuh
nach den Maispflanzungen in Tonacatepetl oder Paxil-Cayala ge-
führt, und schifl"te sich dann (zur Rückkehr nach Osten) wieder
ein, vier Häupthnge zurücklassend (Oxomoco, Cipactonal, Tlalte-
tecui und Xuchicaoaca), die den Calender ordneten (und das Reich
Xibalba stürzten).
Ome-Acatl, der die Totonaken (zugleich mit den Xalpaneken)
aus den sieben Höhlen nach Mizquihuacan geführt hatte, ver-
schwand (ohne zu sterben). Quetzalcoatl verschwand in Coatza
cualco oder das Verborgene (Coatzalan) ^) der Schlangen (coatl), als
Schlangenland. d'Alva citirt Quetzalcoatl unter den altern Ge-
schichtsgelehrten, sowie Netzahualcoyotzin , Xiuhcozatzin (Sohn
des im Anfang des XV. Jahrh. regierenden und 14 14 gestorbenen
Königs Huitzilihuitzin oder Huitzilihuitl) u. A. m. Huemactzin oder
Huemac, der als Prophet die Tolteken auf ihrer Wanderung
leitete, verfasste das göttliche Buch Teoamoxtli. Weil zum
Beweis der Wahrheit seiner Prophezeiungen Quetzalcoatl seine
Hand einem Fels eingedrückt hatte, erhielt er den Beinamen
Huemac ") oder Starke Hand (s. dAlva).
Der von Quetzalcoatl verkündete Gott (Teotl) hiess Teotloque
oder mit seinem vollen Namen (bei d'Alva) : Teotloque-Nahuaque-
Hachiguale-Ipalnemoani-Ilhuicahua-Halticpaque (der Gott der
Welt, der Schöpfer aller Dinge, der von sämmtlichen Geschöpfen
in Gehorsam Verehrte, der Herr des Himmels und der Erde).
Teotloque erklärt sich als der Göttliche, Nahuaque als der
Allgegenwärtige, Hachiguale oder (nach Buschmann) Tlachiguale
als Schöpfer, Ipalnemoani, der Gehorsam Empfangende, Ilhui-
cahua, der himmlische, Halticpaque oder Tlalticpaque als der
Herr oben (in Prof. Buschmann Correction\
Das von Quetzalcoatl oder Huemac aufgestellte Kreuz (Quauh-
cahuizteotl-Chicahualizteotl oder Tonaca-Quehuitl) wurde als Gott
des Regens oder der Gesundheit und als Baum der Nahrung oder
des Lebens verehrt) (s. d'Alva). Tonaca - Quauhuitl würde sich
'1) Die Gefährten von Quetzalcohuatl oder Quetzalli wurden Cocomes (Plur. von
Cohuatl) genannt. Die Bewohner Tlallocan's (zwischen Oaxaca, Cliiapas und Tabasco)
hiessen (nach Sahagun) Kinder des Quetzalcohuatl.
-) Huemac wird ,, Starke Hand" erklärt (als Beiname Quetzalcoatl' s). In der
Kirche der Furcht Marie (bei Nazareth) wurde ein Stein mit den Eindrücken von
Marien's Knien gezeigt.
FEDERSCHLANGE. 49 1
als der Baum (Quauh) ^ / unsers Fleisches (Tonaca) erklären (nach
Buschmann).
Wie Quetzalcoatl selbst, erscheinen die im Osten Gelandeten
als weissgekleidete^) Bärtige und (gleich den Tzequiles) in langen
Gewändern, denen d'Alva bei den westlichen Tolteken Japanischen
Schnitt giebt.
Während die Acolhuas in näherer Beziehung zu Tezcatlipoca
stehen, dem Gegner Quetzolcoatl's, so bringen sie aus Culhuacan
(der Schlangenstadt) den Schlangengott Cocopitl mit, wie in den
südlich von Votan (der sieben Schlangen) berührten Ländern
Nachan's (Schlangenstadt) die Cocomes (Schlangen) als Begleiter
des zu Coatzacualco '^) in einem Schlangenboot verschwindenden
Quetzalcoatl's (oder Kukulcan's) erscheinen, und als Stabträger tritt
Quetzalcoatl oder (Kukulcan)Cokolcan (bei Veytia) selbst in demCha-
racter Hueman's oder Huemac's (der Personification Tezcatlipoca's)
auf. Die Federschlangen, nach denen Quetzalcoatl benannt war,
„se crian en la Provincia de Xicalanco, que estä en la entrada
del Reino de Yucatan yendo de la de Tabasco" (Torquemada).
In seiner Rückwanderung aus Yucatan berührt Quetzalcoatl
den Hafen Panuco auf dem Weg nach TuUan, kehrt aber dann
nach den Ländern zurück, die ihm bereits zur Heimath geworden.
Mendieta lässt Quetzalcoatl von Yucatan nach Cholula kommen.
Bei Torquemada dagegen begiebt sich Quetzalcoatl von Tula
1) Quaulitli, Ort des Baumes, Quäuhtli (des Adlers).
2) Nach den Okanagan (zu den Shushwap gehörig) war aus dem östlichen Meere
ein weisses Paar angetrieben , das die Seereise gebräunt hatte (s. Ross). Einige der
(weissgekleideten) Culdäer oder Papas (irländische IMönche) ,,emigraverunt, desertum in
pelago intransmeabili invenire optantes", und deshalb ersuchte St. Columban den
schottischen Brudeus (König der Picten), seinen Beamten in den Orcaden Auftrag für
gute Behandlung zu geben, wenn sie dahin kommen sollten (s. Adamnan). Nach den
Hatteras-Indianern (auf Ranoak- Island) erschien zuweilen (seit Raleigh's Zeit) das
Phantom-Schiff der weissen Männer (s. Lawson). Die Papas (Hvritammanaland's) waren
weiss gekleidet (als Culdäer). Die (zu Thorfinn's Zeit) von den Königen Avalldania
und Valldidida beherrschten Skrälinger (Markland's) grenzten mit dem Land weiss Ge-
kleideter (er voru i hvitum klaedhum). Durch Tezcatlipoca von Cholula nach Tlillapa
oder Tizapan getrieben, wurde Quetzalcoatl bei seinem Tode durch seine Gefährten
verbrannt.
•') Der Verbergungsort der Schlangen oder Coatl (coatzalan, sich verbergen). Wie
Monlezuma an Cortez erzählte, war der Häuptling, der seine Vorfahren herbeigeführt,
nach seinem Geburtsland zurückgekehrt und kam später von dort wieder , entfernte
sich aber aufs Neue , als die bereits mit Familien Angesiedelten ihm nicht länger
folgen wollten, noch seine Herrschaft anerkennen.
492 QUETZALCOATL.
nach Cholula und dann als Kukulcan, nach Yucatan. Titlacahuan
machte Quetzalcoatl glauben, „que en el nacimiento del Sol estaba
un varon viejo, que le Uamaba" (s. Torquemada) und ein anderer
am Wege (in buddhistischer Vervielfältigung).
Neben Quetzalcoatl erscheint (wie der die Beichte einführende
Cozas neben Kukulcan in Yucatan) ein ihm ähnlicher Doppel-
gänger in Totec oder Xipe^), der oft als sein Schüler, oder
unter den Schülern, als sein Lieblingsschüler dargestellt, mit
dem der Meister umherwandert, während sich die Felsen
öffnen, ihnen Durchgang zu geben (w^ie bei Wixepecocha unter
den ]\lijes). Beide werden schon beim Schöpfungsopfer der Sonne
in Teotihuacan unter den nach Osten Blickenden zusammen ge-
nannt, Quetzcalcoatl oder Ecatl und Totec (Tlatavictezcatlipuca)
oder Anaoatlytecu (Anoatl y Tecu).
Wie Quetzalcoatl als der Gott der Künstler in Cholula,
wurde auchXipe^) von den Goldschmieden insbesondere und von
den Silberschmieden ") verehrt, wie Quetzalcoatl übt Totec oder Xipe
strenge Kasteiungen und Büssungen mit jenen Blutentziehungen,
die dann durch extravagante Uebertreibungen der Fanatiker zu
jenen Opfergreueln ^) führen, die besonders die diesen, gerade
1) Xipe-Totec, der stete Begleiter Quetzcalcoatl's et Ic precurseur du Pontifc
(s. Brasseur).
-) Xippe heissen die mit der abgezogenen Haut der Menschenopfer Bekleideten.
(Torquemada).
^) Nach Clavigero wurde Xipe (Xipetotec) oder Totec (Thipetotec) besonders von
den Goldschmieden (in Mexico) verehrt. Torquemada erklärt Xippe (Totec) oder Xipe
(Gott der Silberschmiede) als calvo ö ate^ado. Der Gott Xippe (calvo ö ate^ado)
oder Totec wurde, als Krankheiten sendend, gefürchtet (Torquemada\ In Xipixapa (auf
dem Wege von Planta nach Riobamba) oder Jipijapa fand Alvarado grossen Reich-
thum an Gold und Silber, sowie Smaragden (s. Herrera).
'^) Die bei dem Fest Xipe's Geopferten, als Xipeme (Geschundene) oder Tototecti
(die zu Ehren Totec's Gestorbenen), wurden (nach dem Ausreissen des Herzens) abge-
häutet, und dann tanzten die mjt der Haut bekleideten Jünglinge (als Tototecti) im
Scheingefecht (in Mexico). Die mit der Haut des Menschenopfers Bekleideten wurden
(in Tlascala) Chipe genannt bei der Verehrung Camaxtli's (s. Veytia). Beim Fest Tla-
caxipehualitztli wurden für Xipe (Gott der Silberschmiede) Menschenopfer geschunden,
um den nach Silber und Gold Begierigen Furcht einzujagen (Torquemada). Der Gott
der Goldschmiede, Xipe, wurde mit Opferung von Kriegsgefangenen und Golddieben
verehrt. Letztere schleppte man an den Haaren auf den Tempel, wo sie geschunden
wurden, um mit ihrer Haut die Priester zu bekleiden. Das Unterlassen solcher Opfer
rächte der Gott durch Augenleiden, Krätze und Kopfschmerzen.
TOTEC. 493
einen reinen Gottesdienst predigenden, Lehrern geweihten Feste ^)
noch mehr entstellten, als die übrigen. Bei Thipe (Xipe oder
Chipe) oder Totec wird dann noch im besondern die Kahl-
köpfigkeit hervorgehoben, die in den bei Xalisco angetroffenen
Tonsuren wiederkehrt, und im Allgemeinen bewahrt er mehr den
rein geistlichen Character des Priesters oder Eremiten, während
der seines Meisters und Herrn, Quetzalcoatl's, in politische Wür-
den übergeht und bis zum König aufsteigt.
Daneben findet sich indess noch eine andere Version, in
welcher Totec die erste Rolle zugewiesen wird und umgekehrt
Quetzalcoatl als sein Gefährte (oder Schüler) erscheint, und zwar
in der Gestalt einer Menschen verschlingenden Schlange, um ihn zu
schützen, w4e über Buddha der Naga-König als sieben- oder
neunköpfige Schlange w^acht und ihn in seinen Wölbungen hütet.
Indem nun Sahagun^) den Cultus des Totec (Toltec) oder
Xipe aus Zapotlan (bei Jalisco) eingeführt sein lässt, so mag sich
darin ein Faden bieten, um in den vielfach räthselhaft verschlun-
genen Windungen der Legende von Quetzalcoatl einen leitenden
Pfad zu finden. Zugleich wird von den Otomiten gesagt, dass
sie neben dem Gott Otontecuhtli^) (dem alten Häuptling Oton,
als vergöttertem Heros) den Gott Yocipa verehrt hätten, und zwar
in Tempeln aus Stroh (wie ähnlich im Reiche der Zipe).
Quetzalcoatl ist scheinbar so eng mit der Geschichte der
Tolteken verwebt, dass man sich geneigt fühlen musste, ihn schon
als einen Begleiter ihrer Wanderungen anzunehmen. Die Mythe
redet aber wieder bestimmt von seiner Herkunft aus Osten und
erst späterm Eintritt in Tullan, während dagegen die von ihm ein-
geführten Institutionen w^eit mehr ein westliches Gepräge tragen.
Dann auch ist der militärische Häuptlingscharacter, der so ent-
1) Während des Festes des Gottes Xipe (und Totek) wurden kriegerische Kampfe
gefeiert (in Mexico). Boturini erklärt Totec als „dios Seiior nuestro" und Oxipe (oder
Xipe) als „dios del deshollamiento". Xipetotec, que quiere decir dessoUado (Sahagun).
^) Nachdem Ceacatl oder Quetzalcoatl durch einen unterirdischen Gang die Festung
Cuitlahuac erobert hatte, wohin sich die Mörder (Apanecatl, Zolton und Cuilton) seines
Vaters (des Königs Totepeuh in Culhuacen) gerettet, Hess er sie nach dem Schinden
mit Pfeffer bestreichen und seinem als Camaxtli vergötterten Vater (König von Cul-
huacan) opfern.
^) Nach Sahagun wurde Xipe oder Totec (Xipetotec oder Thipetotec) besonders
an der Seeküste bei Zapotlan (in Jalisco) verehrt.
*) Bei den Tlascalanern wurde Otetochtli, als Gott des Weines verehrt. Palenque
die Gründung Votan's (Uotan's oder Otan's) am Otula-Fluss, hiess (nach Waldeck)
Ototiun (Steinhaus).
494 QUETZALCOATL.
schieden für ihn festgehalten wird, mit dem ihm zugeschriebenen
Lehramt schwer vereinbarUch, und würde eine Anomahe unter
den übrigen Propheten America's bilden, den Tonapas, Nemere-
quetabas, Sumes, Wixepecoches u. s. w.
Erkennt man dagegen in Totec (Thipe) oder Xipe (mit der
königlichen Wandlung des Zipe im Süden), als der bereits mit
den Otomiten verknüpften Gestalt des Yocipa, den eigentlichen
Apostel der Tolteken, den Bussprediger und einsiedlerischen Mönch,
in Folge welches Lehren sich die Klöster mit Cönobiten füllten
und die Götzentempel verödeten, lässt man diese für die Cultur des
alten Mexico wichtige Erscheinung auf Totec ruhen, so würde sich
der Zusammenhang mit Quetzalcoatl ohne Schwierigkeit erklären.
Unter seiner auf den Thron erhobenen Heroengestalt gelangte
die reformatorische Religion zu ihrer höchsten Blüthe und Ent-
faltung, und beim sehnsüchtigen Rückblick auf den Glanz
solch' goldener Zeit verklärte sich das tragische Schicksal des
Herrschers zu seiner Apotheose, und der das Mönchthum be-
günstigende König wurde dann später selbst als Eremitenfürst
aufgefasst, dem gegenüber der in undeutlich verschwimmende Vor-
zeit zurücktretende Prophet zum Diener und Begleiter herabsank.
Dass auch bei den Zapoteken Thipetotec als büssender Ere-
mit verehrt wird, deutet gleichfalls auf eine ältere Epoche, und
wie Quetzalcoatl mit der Geschichte der Maya, verknüpft sich
Totec oder Xipe enger mit der Mechoacan's. Die Einführung
der Feste Zitacuarencuaro (Auferstehung) und Peranscuaro wurde
auf einen Moral-Prediger zurückgeführt, der auf einen von Sonnen-
aufgang zu erwartenden Reformator oder Paracleten hingewiesen
(bei den Matlacingas oder Pirindas), als Surites (neben dem Gott
Coltzin) ^). Die Tarasker oder Quaochpanme (hombres de cabeza
rapada ö raida), von denen der Gott Taras (Mixcoatl) verehrt wurde
(s. Sahagun), bewahrten die Prophezeihungen des Hohenpriesters
Surites.
Als specieller Bussort wird dem Eremiten Totec oder Thipe
das Trauerhaus (Tlaxipuchicalco) auf den Berge Calcitepetli (der
redende Berg) angewiesen, für die Büssungen Quetzalcoatl's da-
gegen der Vulcan Coxcitepec (bei Tullan) reservirt.
Eine die Intriguen der indischen Götter gegen die sie durch
accumulirende Verdienste der Frömmigkeit bedrohenden Einsiedler
Von Coltzin (Ahnherr) wurde der Name der Acolhuas (Vorfahren) abgeleitet.
YAPPAN. 495
wiederholende Mythe [des Caucasus] findet sich auch in Mexico
erzählt :
Als der Büsser Yappan sich auf dem Fels Tehuehuetl (zum
Wohlgefallen der bewundernden Götter) kasteiete, veranlasste der
ihn beobachtende Yaotl (Feind) oder Yao die Göttin der Liebe
(Ixauna) vom neunten Himmel herabzusteigen und ihn als schöne
Frau (Göttin Tlazoteotl) zu bitten, ihr für ihre Büssung hinaufzu-
helfen, worauf sie (als er sie berauscht umarmte) in Staub zerfiel,
der gefallene Büsser aber von der Göttin in einen Scorpion (und
Yaotl in eine Heuschrecke) verwandelt wurde (s. Boturini).
Die einstige Heiligkeit dieses später gefallenen Büssers hat
sich in dem Schul-Kloster^) Yopicocalmecac erhalten, und seine
Beziehung zu Xipe zeigt das zur Aufnahme der bei dessen Fest
Geopferten dienende Beinhaus ^) im Tempel Yopico. Der Dienst
im Tempel des Yocipa (Gott der Otomiten) war zwei Priestern
(Tlamacazque) übertragen. Der Wiyatao (Hoherpriester der Za-
poteken) residirte in Yopaa.
Die drei Zauberer suchten den von Tulla fortziehenden Quetz-
alcoatl durch Vorstellungen über die bei seiner Abwesenheit der
Religion drohenden Gefahren zur Rückkehr zu bewegen (s.
Torquemada), da er sich indess weigerte, weil sein Geschick ihn
rufe, hielten sie wenigstens von ihm die Instrumente und Vor-
richtungen der mechanischen Künste zurück, damit solche dem
Reiche nicht verloren gingen. Bei Sahagun hat Quetzcalcoatl
den von dem Magier angebotenen Rauschtrank zu schlucken, weil
er jeden der andern Lebenden tödten würde [Siva], fällt dann aber
aus der Trunkenheit erwachend, in bittres Klagen und zerreisst
sein Haar. Die herrschende Klasse in Yacapuhtla und Huaxtepec
(in Quauhnahuac) enthielt sich der Rauschtränke (Torquemada).
Die von dem Gott Taras oder Mixcoatl (als Iztac-Mixcoatl,
Ahnherr der Mexicaner) stammenden Tarasker verehrten den
Schöpfergott Tucapacha") (der Unbegreifliche) als unsichtbar im
1) Das Kloster Yopicocalmecac (für Erziehung von Knaben) war verbunden mit
dem Höhlentempel Yopico des Gottes Tequiztlimayehuel (Torquemada).
2) Die Häute der zu Ehren des Gottes Xipe (und Tlalocatecuhtli) Geschundenen
wurden in den Keller des Tempels Yopico geworfen (s. Torquemada). Im Knochen-
haus oder Yopoch des Tempels Quauhxicalco (für den Gott Titlacahua) verbrannten
die Priester Weihrauch (Torquemada). Yoppi der Tlapaneken hiess Tinames (Quinames).
3) Su principal dios era Tucapacha, tenianle per Hacedor de todas las cosas, que
daba la vida y la muerte, los buenos y los malos temporales, llamabanle en sus tri-
bulaciones, mirando al Cielo, entendiendo que alli estaba (in Mechoacan) sagt Herrera.
496 " QUETZALCOATL.
Himmel weilend, und neben ihm die Fischgöttin Xaratanga
(Mutter Alanovapa's), sowie den von den Chichimeken eingeführ-
ten Gott Curicanery oder Curicaweri, und der Hohepriester Curi-
nacanery erhielt von dem Guangua-Pagu (Majestät) oder (in
Mönchstracht) Caltzonzi betitelten Könige Mechoacan's (unter dem
El-Henditare) Huldigung zur Zeit der Erstlingsfrüchte.
Wie in Camaxtli in den Schutzherrn der Jäger übergehend,
wird Quetzalcoatl auch von den Räubern (in einer heiligen Ver-
einigung, ähnlich der der Thug) in Anspruch genommen, so dass
er, gleich Mercur, den Kaufleuten und Dieben zugleich vorstehen
würde. Die (in Mexico) mit dem Zeichen Ceacatl Geborenen
waren von der Natur zu Räubern (Temacpalztotique) bestimmt,
welche nach Opfern für den Gott Ceacatl oder Quetzcalcohuatl
mit dessen Bildniss auszogen und mit dem Arm einer in der
ersten Geburt gestorbenen Frau Thür und Schwelle des zu be-
stehlenden Hauses schlugen, um die Bewohner stumm festzu-
bannen (s. Torquemada).
Quetzalcoatl spielt in Tullan eine doppelte Rolle, bald als
der weltliche Herrscher der Geschichte, bald als der mythische
Prophetenkönig.
Nach dem Tode Ihuitimal's (König von Tollan) wurde Quetzal-
coatl^) erwählt, bis durch Huemac vertrieben, der von Nauhyotl
(von den Cintin von Cuitlahuac stammend) gestürzt wurde (mit
Hülfe Quetzallacxoyatl's, Königs von Culhuacan).
Als König von Tullan verkühdete Quetzalcoatl seine Gebote
dem Volke in Anahuac von dem Berge Tzatzitepetl. Auf Ihuiti-
mal (König von Tollan) folgend, nahm Ceacatl Quetzalcoatl den
Titel Topiltzin an (s. Torquemada). Nach Sahagun herrschte
Quetzalcoatl als Zauberer in Tula. Nach dem Trunk des Zaube-
rers Titlacaaon oder Titlacahua (als Greis ^) verschwindend) wurde
Quetzalcoatl durch Huemac oder Tezcatlipoca (in Gestalt eines
Tigers) von Tula nach Cholula getrieben und verschwand dann
in Goatzacoalco.
1) Quetzalcoatl, Sohn Camaxtli's, zeugte fünf Söhne mit seiner Frau Chimalma
(Torquemada).
2) Aus Tollan (durch die Anhänger Tezcatlipoca's) vertrieben, Hess sich Quetzal-
coatl am dicken Baum Quauhtitlan einen Spiegel geben und nannte ihn (über sein
altes Aussehen klagend) Huehue-Quauhtitlan (die alte Stadt des Baumes oder der Baum
des alten Mannes) und der Stamm wurde mit Steinen bespickt.
GOLDENES ZEITALTER. 497
Quetzcalcoatl (nach dem Trank Tezcatlipoca's)^) begab sich
(unter Verbrennen seiner Paläste) von Tullan nach Quauhtitlan
(unter Einblick in den Spiegel Steine in den grossen Baum
werfend) oder Vevequauhtitlan, dann nach Temacpalco (mit dem
Stein der Thränenspuren beim Rückblick auf Tullan, dem
Stein seine Figur einpressend), dann die Brücke über den Fluss
bei Tepanoaya bauend, dann von dem Zauberer (der ihn nach
Tlapalla gehen hörte) der Instrumente zur Edelsteinbearbeitung
beraubt, dann nach Cohcaapa gelangend (den Schmuck in eine
Quelle werfend), dann nach Cochtoca, wo ihn der Trank des Zau-
berers schlaftrunken macht, dann über die Berge (einen Ballplatz
oder Tlachtli bauend) nach der Küste, um sich im Schlangenboot
nach Tlapallan einzuschiffen (s. Sahagun).
Quetzalcoatl trank den Rauschtrank Titlacahua's (Tezcatlipo-
ca's), weil er unsterblich zu w^erden wünschte (sagt Torquemada).
Nach Sahagun schiffte sich Quetzalcohuatl auf dem Schlangen-
boot (Coatlapechtli) an der Seeküste ein, um nach Tlapallan
(dem Lande der Jugend) zu fahren.
Noch später feierten die Sagen die goldene Zeit Tula's, als ^),
während eines durch keinen Krieg unterbrochenen Friedens'"'),
Quetzalcoatl in einem Hause von Silber und Muscheln und edlen
Chalchiuitle wohnte, in behaglicher Ruhe gelagert, (doch von den
schnellfüssigen Tlanquacemilhiyme zur Ueberbringung seiner Bot-
schaften umgeben), als die Baumwolle bereits farbig wuchs, so
dass die Arbeit des Färbens gespart wurde, und die Sorge auf
Erden unbekannt war. Früchte und Blumen sprossten, wie
Torquemada beschreibt, in Ueberfluss und bunte Vögel *) erfüllten
die Luft mit lieblichem Gesang. Die Kornähren bildeten die
1) Durch Tezcatlipoca aus Cholula vertrieben, kam Quetzcalcoatl (auf dem Weg
nach Tlapalla) nach Goatzacoalco , wo er sich einschiffte, seine Jünger nach Cholula
zurücksendend. In den Schneebergen auf dem Weg nach Poyautecatl starben Quetzal-
coatl's Gefährten, die Buckligen und Zwerge. Quetzalcoatl stellte einen Wiege-
stein auf.
2) Delos blühte unter dem Priesterkönig Anios, dessen Töchter (Oeno, Spermo und
Elais) durch ihre Berührung Alles in Wein, Getreide und Oel verwandelten.
3) Auf Mangaia , wo man unter der Herrschaft Rangi's keinen Krieg kannte , bis
derselbe durch die Häuptlinge von Rorotonga eingeführt war, musste der Friede durch
Menschenopfer bestätigt werden (s. Gill).
*) Als Quetzalcoatl Tula verliess, sandte er alle die bunten Singvögel nach Ana-
huac voraus (Torquemada).
Bastian, America. 32
498 QüETZALCOATL.
Last eines Mannes (s. Clavigero) und die Kürbisse wuchsen zur
Mannsgrösse aus.
Dann folgte die Verschwörung der neidischen, und über
dieses Glück der Menschen erschreckten Götter. Drei traten sie
zusammen, Tlacavepan und Huitzilipochtli mit Tezcatlipoca, der
an einem Spinngewebe (sonst die Seelenbrücke) sich vom Himmel
herabgelassen, in der Form eines alten Mannes (als Titlacahua),
den Lethe-Trank der Vergessenheit einflösst, der für den Un-
sterblichkeitstrank der Gottheit gehalten, aber die Wirkungen des
(damals aus der Maguey erfundenen) Rauschtrankes übend, den
in Klagen und Schmerz von dem sehnsüchtigen Wunsch nach
Verjüngung ergriffenen Quetzalcoatl zum Wandern treibt, und ihn
mit dem Heimweh erfüllt, (Tlapallan) Tullan-Tlappallan (Thule) zu
suchen, oder die die Wegstationen (gleich früheren Buddhas)^)
markirenden Greise.
Als Quetzalcoatl sich in dem von Tezcatlipoca vorgehaltenen
Spiegel entstellt sieht und Tollan zu verlassen beschliesst, wird
ihm (um sich seinen Unterthanen zu zeigen) von einem Magier
eine Maske verfertigt mit vorstehenden Schlangenzähnen.
Als Quetzalcoatl auf seinem Abzüge von Tullan die Schnee-
berge kreuzte, kam sein aus Buckligen und Zwergen bestehendes
Gefolge in der Kälte um, worauf er unter schmerzlichen Klagen
und Weinen seinen Weg allein nach Toyautecatl fortsetzte (wie
die Begleiter des Perser-Königs in den Schneeregionen verschwin-
den). Bei Tezcatlipoca's Verfolgungen begab sich Quetzalcoatl
(Hoherpriester von Tullan) nach Cholula und verschwand dort,
nachdem er den Calender regulirt hatte (nach Clavigero). Der
Eingang in Quetzalcoatl's Tempel zu Mexico war gleich einem
Schlangenrachen (nach Gomara), and which was a thing to fear by
those, who entered in thereat (s. Squier).
Durch die vier Schüler, die bei Einschiffung Quetzalcoatl's
von Goatzacoalco nach Cholula^) zurückkehrten, wurde der Staat
in (vier) Tetrarchien getheilt.
1) Stetiger Dauer, gleich dem ewigen Juden, der (nacli Libavius) als Buttadeus
figurirt.
2) Durch Huemac aus Tollan vertrieben, flüchtete Quetzalcoatl zu den Olmeken
in Cholula. Von Quetzalcoatl wurde Tlascallan, Guexocinco und Chololla wieder auf-
gebaut (Gomara). Montezuma, der mitten im Wasser, Nezahualpilli , der am Ufer des
Sees, und Totoquihuazin , der im Gebirge residirende Fürst, legten bei den Huexot-
zinca's Protest ein gegen die Zerstörung von Quetzalcoatl's Tempel in Cholula.
FELSZEICHEN. 499
Durch den am Spinnengewebe aus dem Himmel herabklettern-
den Tezcatlipoca als Tiger nach Cholula und dann nach der Küste
von Tlillapa oder Tizapan verfolgt, verwandelte sich Quetzalcoatl
in die Strahlen eines schiessenden Stern's (als Cometen). Quetzal-
coatl wurde beim Ballspiel mit Tezcatlipoca, von dessen Verwand-
lung in einen Tiger, nach Tlillapa oder Tizapan getrieben^)
(s. Mendieta).
Huemac (Hueman) wird bald mit Quetzalcoatl identificirt, bald
erscheint er als sein Feind und Gegner, und dann wieder steht
er gleichberechtigt neben ihm, der weltliche Fürst zur Seite des
Priesters.
Hueman wird als „de las grandes manos" erklärt, von huey
(grande) und Maitl (mano), um seine Macht zu bezeichnen (nach
Veytia) und Quetzalcoati, Prophet der Ulmeken (in Cholula), heisst,
weil seine Hand den Felsen eindrückend, Huemac (mächtige
Hand), dem Kabul Yucatan's entsprechend.
Huemac (oder Matlacxochitl) herrschte als weltlicher Fürst
in Tula neben Quetzalcoatl als Oberpriester. Huemac (oder Tez-
catUpoca) war mit Yohualloctonac (Tezcatlipoca und Huetzin)
verwandt. Nach der Ermordung Totepeuh-Nonohualcatl's, der mit
der Prinzessin Chimalman (mit einem Grünstein schwanger) den
Sohn Ceacatl (Quetzalcoatl) gezeugt, verlegte Huetzin die Herr-
schaft von Tollan (wo Ihuitimal folgte) nach Culhuacan. Nach
Mendieta wird Quetzalcoatl von Chimalman (Gemahhn Camaxtli's)
durch Verschlucken eines Chalchiuitl geboren.
Quetzalcoatl, der die Kunst den Chalchiuitl oder grünen
Stein zu bearbeiten lehrte, wurde von der Göttin Chimalma aus
einem grünen Stein geboren, den sie in ihrem Busen verwahrt
hatte. Die Göttin des Wassers hiess Chalchiutlicuye oder die
Frau der Chalchiuitl's. In den Mund eines gestorbenen Häupt-
lings wurde ein Chalchiuitl gelegt, als Herz (s. Torquemada). Die aus
Smaragd gearbeiteten Stücke hiessen'Quetzalitzli. Der Schlachten-
gott in Tayasal war aus einem rohen Smaragd ^) gearbeitet (nach
Villagutierre).
1) Cholula, lugar de huida y por metafora del asilo (s. Mendoza) für die Hegira
Quetzalcoatl's. Nach Rivero hat der Beiname des Apostel Thomas (Didimus oder
Zwilling) dieselbe Bedeutung, wie Quetzalcoatl im Mexicanischen. Die Kranken
Hessen sich von Quetzalcoatl in Cholula heilen.
2) In Neu-Mexico wurden die (Cacona genannten) Türquisen als Schmuck in Nasen
und Ohren, sowie als Halsbänder oder Gürtel getragen (nach De Ni9a). Die (unter
32*
500 QUETZALCOATL.
Neben dem Quetzalitztli oder Smaragd hatten die Mexicaner
den Quetzalchalchivitl (dunkelgrün und durchsichtig) , Chalchivites
(grün und undurchsichtig), THlaiotic (Mischung von Grün und
Schwarz), Iztachalchiuitl (Mischung von Weiss und Grün). Der
grüne Xoxouhquitecpatl oder TeceHc war weich (und leicht be-
arbeitbar). Der aus Kristallen gefertigte Chopilotl w^urde am
Handgelenk getragen. Der Kopfputz Quetzalalpitoai hing in
Federn herunter.
Indem Panuco als Ausgangs- und zum Theil auch als Rück-
zugsort Quetzalcoatl's angegeben wird, so repräsentirt er gewisser-
massen das Vorschieben einer Maya-Colonie nach TuUa, von wo
dieselbe wieder nach den Huasteken zur Küste hinabgedrängt
wurde, wie diese in der Sage der Olmeken vom Popocatepetl
dorthin fliehen, und an den Hafenplatz knüpft die Mythe dann in der
bis Yucatan verlängerten Schifffahrt die verknüpfenden Fäden.
Das im Schlaf liegende Bild Quetzalcohuatl's (in Cholula)
wurde bedeckt gehalten, und erwachend bei seiner Rückkehr,
hatte er sich zu erheben, um wieder die Herrschaft zu überneh-
men (s. Torquemada), damit, wie früher, das goldene Zeitalter
(reicher Ernten) herrsche. Nach den vier Weltperioden wurde
die fünfte erwartet, als Yztapal Nanazcaya (das Alter der Rosen
und Kieselsteine) mit Quetzalcoatl's Wiederkehr. Quetzalcoal
war Sohn des grossen Gottes von Tollan und als man die
weissen Segel der Spanier sah, glaubten die Mexicaner ihn im
Teocalli zurückkehren zu sehen, erkannten aber dann, dass es
viele Götter seien (Motolinio).
König Topiltzin wird aus der Höhle Xiecco oder Xicco, wo-
hin er sich nach seiner Niederlage zurückzog (um in Tlapallan
zu herrschen), wiederkommen, die Indianer zu befreien. Mocte-
Huemac) gegen das Priesterkönigtlium Quetzalcoatl's aufgestandenen Edlen wurden
durch die Königreiche Otompan und Culhuacan (wo die Priester durch das Verbot der
Menschenopfer erbittert waren) unterstützt, und während Huemac oder Nacaxoc als
König von Tula folgte, zog sich Quetzalcoatl (durch dessen Vater Camaxtli die Stadt
Tlascala gegründet war) nach Cholula (über Quauhtitlan) zurück. Ce-acatl (Priester-
könig von Tollan) war Sohn des die Chichimeken beherrschenden Quetzalcohuatl (Sohn
des Nonohualcatl) und der Fürstin Chimalman, die, im Frauenreich Huitznahuac re-
gierend , von ihm besiegt war. Vor Huemac , König von Tula , nach Cholulla ge-
flüchtet, Hess Quetzalcoatl die Provinzen der Tzapotecas, Huaxyacac oder Guaxaca,
Mixteca alta und baja u, A. m. bevölkern. Unter den vier Jüngern Quetzalcoatl's in
Cholula herrschte der Oberpriester (als Tlachiach oder der Herr von Oben) neben dem
weltlichen Fürsten (oder Aquiach).
ANTIQUITÄTEN. 501
zuma in Mexico den Untergang des Reiches vorhersagend,
suchte sich durch magische Künste in die Unterwelt zu retten,
wo Huemac von Zincalco herrschte (s. Tezozonioc). Nach Huizi-
mengazi stand die vSchwester des Königs von Tangapan in
Michoacan (auch über die Teochichimeken herrschend) von den
Todten auf, um das künftige Reich der Spanier zu verkünden
(Ixthtxochitl). Ome-Acatl, der die Totonaken (mit den Xalpane-
ken) aus den sieben Höhlen nach Mizquihuacan geführt, ver-
schwand (ohne zu sterben).
Als die Fürsten von Tlacoban und Tezcuco die von Cortez
an Montezuma geschickten Säbel sahen, erklärten sie sie für
Waffen ihrer Vorgänger, wie auch die spanischen Kleider diesen
angehörig (Gomara). Die Mexicaner glaubten in Cortez und den
Spaniern den letzten Toltekenkönig Topiltzin mit seinen Gefähr-
ten (dem Versprechen gemäss) zurückkehren zu sehen. Nezal-
hualcoyotzin, der die Gesetze Quetzcalcoatl's annahm, wird einst
aus der Höhle von Xicco hervorkommen, wo er mit Topiltzin
(oder Quetzalcoatl, als König von Tulla) und andern tapferen
Kriegern weilt.
Von Vorahnungen gequält, schickte Montezuma Magier an
Huemac im glücklichen Zincalco, dort mit Zwergen und Mimen
zu leben, oder sonst als Ausfeger in dunkler Vergessenheit.
Montezuma's Abgesandte erkannten in der spanischen Sturmhaube
eine Aehnlichkeit mit der von altersher vererbten des Gottes
Huitzilopochtli (nach Bernal Diaz de Castillo).
IMontezuma glaubte bei den spanischen Schiffen (als schwim-
menden Thurmbergen) an die Rückkehr Quetzalcoatl's, nachdem er
die übrigen Götter in Tlapallan und Tula jenseits des Meeres be-
sucht hatte. Nach den Traditionen in Chalco sollte das Land
einst durch die Götter Tezocuilyoxique und Zenteicxique erobert
werden (s. Tezozomoc).
In Xochimilco wurde die Ankunft der fremden Coayxaques
(Fischköpfe) erwartet, die auf hohen Hirschen (Tenacamazatl)
ritten. Der Priester Chilam-Cambal prophezeite die Ankunft der
Spanier von Westen (in Yucatan).
Als die Mexicaner (Teudilli's) den Geschützdonner (der Spa-
nier) hörten, „pensaban, que se hundia el cielo a truenos y rayos,
y de las Naos decian, que venia el Dios Quetzalcovatl, con sus
templos acuestas, que era Dios del aire, que se habia ido y le
esperavan" (Gomara).
502 QUETZ.VLCOATL,
Nachdem der Gesetzgeber Zamna (Ytzamna) von Osten ge-
kommen, Mayapan gebaut und in Itzamal begraben war, herrsch-
ten (von Westen gekommen) in Chichen die drei Brüder der
Itzaob (in Chichen-Itza), die, als beim Fortgang des Einen die
andern Beiden den bisherigen Tugendpfad verhessen, getödtet
wurden, während der von Westen kommende Cukulcan die Stadt
Mayapan wieder aufbaute, dort die Cocomes (Horcher oder Schlan-
gen) einsetzend, und dann in Potonchon oder Champoton (wo ihm
ein Tempel erbaut wurde) verschwand. Die von Süden kommenden
Tutul-Xiu, die sich bei Mayapan niederliessen, stürzten in einem
Aufstand die Herrschaft der Cocomes, die als Nachfolger der
Itza-Brüder herrschten (in Yucatan). Nach Pio Perez kamen
(unter Holonchan Tepeuh) die vier Tutul-Xiu des Hauses Nonoual,
westlich von Zuina (Zuiva oder sieben Höhlen) aus dem Lande
Tulapan (Hauptstadt Tula's) nach Chacnouitan (Yucatan). Die (im
Osten lebenden) Quiche (die Stämme Tepeuh, Oloman, Cohah,
Quenech und Ahau) wanderten nach Tula. Votan, Nachkomme
des Imox (aus dem Hause Chan in Chivim) führte aus der Woh-
nung der dreizehn Schlangen sieben Familien des Landes Valum-
Votan zu der Niederlassung der (als Verwandte erkannten) Tze-
quiles und baute Nachan (Stadt der Schlangen oder Chanes) oder
Palenque. In den Tempel der Dunkelheit am Flusse Huehuetan
(Stadt der Alten) legte Votan die Traditionen seines Stammes
nieder unter Hut der, Tlapianes (Hüter) genannten, Greise und
eines Orden von Priesterinnen, deren Oberin auch über den
Priestern stand.
Votan (Herz) wurde dargestellt durch den Chalchicuitl, der
dem Todten zwischen die Lippen gelegt wurde. Votan ^) war
von sieben Tzequiles (in langen Gewändern) begleitet. Odon fand
sich im Calender von Michoacan, der Häuptling Oton war von
den Otomiten vergöttert.
In Yucatan als Kukulcan, wie unter den Quiches als Gucu-
matz (der aus Camuhibal oder dem Lande der Schatten ausge-
wandert war) auftretend, hat Quetzalcoatl verschiedene Wande-
rungen zu unternehmen, oft in entgegengesetzter Richtung.
Bei Torquemada zieht Quetzalcoatl oder Kukulcan von Cho-
1) Votan soll in Cholula verehrt sein. Oton (Odon) war Gesetzgeber der Oto-
miten. Im Tzendal-Dialect von Chiapas bedeutete Votan Herz (nach Cabrera). Nach
Gonzalez wurde in Yucatan der Prophet Chilamcambal verehrt.
MAISNAHRUNG. 503
lula (wohin er sich aus Tula begeben) nach Yucatan, bei Herrera
dagegen herrscht (Cocolcan) Kuculcan mit seinen beiden Brüdern zu
Izamal in Yucatan (wo er von Westen angelangt) und kehrt nach
der Gründung* von Mayapan (und dortiger Einsetzung der Cocomes,
als Herrscher) nach Mexico zurück. Diese Cocomes genannten
Könige Yucatan's werden auch wieder von Quetzalcoatl herge-
leitet, der in Goatzacoalco (Schlangenecke) verschwunden sei.
Aus Potonchan den Rückweg einschlagend, stirbt Kukulcan
in Tlapallan, und bei Mendieta ist Kukulcan, als er in Yucatan
das Fasten einführte, von 20 Gefährten in langen Gewändern be-
gleitet, ähnlich Votan's Gefolge bei den Tzequiles, und auch
Votan wird mit Mexico (vielleicht bis Odon an den Grenzen
IMechoacan's) in Verbindung gesetzt, indem Anahuac (nach Men-
dieta) unter Votan's Neffen vertheilt wurde (s. Pifieda). Neben
Otontecuhtli (dem ersten Ahnherrn) und der Göttin Yoxippa ver-
ehrten die Otomiten den Gott Atetein, dem auf Bergeshöhen
geopfert wurde (s. Sahagun).
In Tonacatepetl (Berg unseres Unterhalts) findet Quetzalcoatl
(durch die Ameise geführt) den Mais, und der Barbar Utiu (oder
Jackal) führt Gucumatz zu dem Mais in Paxil oder Cayala (wo
Menschen aus Mais gebildet waren).
Nach Mendieta kam Quetzalcoatl von Yucatan (oder Tulla)
nach Cholula, den Kalender (mit dem alten Oxomoco und seiner
Frau Cipactonal in der Höhle von Cuernavaca) ordnend, und die
Kunst der Silberschmiede lehrend, um sich dann nach Goatza-
coalco, von wo er seine Gefährten zurückschickte, hinzubegeben.
In seiner ältesten Form tritt Quetzalcoatl in der Geschichte
.der Olmeken auf, und gehört mit denselben noch einem vorzeit-
lichen Weltalter an, dem dritten oder Ehcatonatiuh, indem nach
Zerstörung desselben durch Sturm ^) auf den Trümmern des um-
gestürzten Thurmes von Cholula der Tempel Quetzalcoatl's oder
Ce-Acatli, als Gott der Luft (oder des Windes)^) erbaut wurde
(s. d'Alva).
1) Mit dem die Gebäude niederwerfenden Sturmwind begannen die die Reiche
Yucatan's zerstörenden Catastrophen (indem die der Fieber, der Kriege, der Pestilenz
folgten) und dann prophezeite der Priester Chilam Chambal (im Gebirge Mani) nach
den Büchern der (von Quetzalcoatl eingesetzten) Cocomes das Einbrechen einer neuen
Zeit (s. Herrera).
2) indem der Prophet, wie so vielfach, zur Gottheit aufsteigt, denn unter den
Priestern, welche die verhüllten Gottheiten (der Nahoas) tragen, wird dem Quetzalcoatl
504 QUETZALCOATL.
Gegenüber den Göttern des vierten (gegenwärtigen) Zeitalters
(Tlatonatiuh), gegenüber Tezcatlipoca, Camaxtli, Huitzilopochtli (den
jedesmaligen Stammesgöttern Tezcuco's, Tlascala's, Mexico's) wird
Quetzalcoatl dadurch in die antiquirte Schattengestalt eines Kronos
oder Uranus zurückgeschoben, und erhält erst eine Auffrischung
als in einer das Wiedererstarken der Priestergewalt in Cholula
begünstigenden Geschichtsphase sein Dienst auf's Neue hervor-
gezogen wird.
Die den heiligen Quetzalcoatl oder Huemac, — nach Vernich-
tung der aus der Erdbeben-Katastrophe (des zweiten Zeitalters
oder Tlalchitonatiuh) übriggebliebene Riesen im verrätherischen
Fest, — bei sich aufnehmenden Olmeken oder Xikalanken waren
von (Champoton oder) Potonchan (wohin zurückkehrend Kukulcan
in Tlapallan starb) nach Cholula gekommen, und in jener Loca-
lität war der Name der Xikalanken zurückgeblieben, wie Tor-
quemada von Quetzalcoatl bemerkt, dass er nach einer in Xika-
lanka (bei Tabasco) vorkommenden Federschlange benannt sei,
und dort verknüpft sich der Schlangencultus dann weiter mit
Votan und seinen Tezquiles in Nachan oder (nach Ordoriez) Schlan-
genort (wie Culiacan im Norden).
Die Riesen Xelhua's, des im ersten Zeitalter (Atonatiuh) aus
der Fluth Geretteten , zeigen sich (in der Künstlerweise der Tol-
teken) als grosse Architekten in Errichtung mächtiger Bauwerke,
und da die Olmeken, wie in ihren Beziehungen zu den Cholu-
teken oder Chorotegen und sonst, mit den Zügen eines roheren
Barbarenthums geschildert werden, so ist die ihnen durch Quet-
zalcoatl gebrachte Cultur als eine fremde zu betrachten, vermuth-
lich noch in den Schöpfungen ihrer Vorgänger wurzelnd, da Quet-
zalcoatl auch direct zu den Riesen gerechnet wird, und dann als
Gefährte Xelhua's (der die Pyramide Cholula's erbaut) erscheint,
wie sonst unter den Heroen bei der Sonnenschöpfung Teotihua-
can's, und ihre Opferung überlebend.
Nach einer anderen Version (bei Sahagun) findet das ver-
derbliche Fest der Olmeken bei Erfindung der Pulque (die auch
in der Geschichte Tula's die Unglückszeit einleitet) auf dem
Schaumberg Popoconaltepetl statt, und der Fürst Cuextecas wird
in Folge damaliger Vorgänge aus dem Lande vertrieben und zur
das Bündel des Yoliualli Ehecatl (des Windes der Nacht) oder Opu (des Unsichtbaren)
übergeben. Chiquinaut oder Hecat war Gott der Luft (in Nicaragua).
PANUCO. 505
Flucht nach Panuco gezwung-en, wo damals die Huasteken sie-
delten (die Sprachverwandten der Mayas in Yucatan), welche
dort an der Küste, wo sie die Adelsklasse der eingeborenen
Totonaken bilden, die aristokratische Stellung bewahren, welche
die Riesen gegenüber den von ihnen in Sklaverei herabgedrück-
ten Olmeken anfänglich eingenommen hatten.
Die bei den verschiedenen Chronisten beständig wiederholten
Beziehungen zwischen Panuco und Tabasco finden in dem kürz-
lich linguistisch festgestellten Bande zwischen Huasteken und
Mayas ihre Rechtfertigung, sie verwirren indess, bei der stattge-
habten Wechselwirkung,^) durch das Betonen entgegengesetzter
Richtung, so dass der primäre Ausgangspunkt ein schwankender
blieb. Dass die nacheinander in Anahuac siedelnden Stämme
von Norden (und meist auch von Westen) gekommen, darüber
kann bei dem übereinstimmenden Zeugniss der Geschichtsschrei-
ber (die nur für die Olmeken eine ausdrücklich die Regel bestäti-
gende Ausnahme zulassen), sowie nach den Lehren der geogra-
phischen Configuration kein Zweifel sein, die Cultur- Anregungen
scheinen indess vielfach nach dem Süden zu weisen, als ob von
dort herauf gekommene Civilisatoren , in der Gestalt geheimniss-
voller Propheten, die wilden Jägerhorden zu gesittetem Leben
übergeführt.
Indess bedürfen auch hier die gegenseitigen Verschlingen einer
sich kreuzenden Wechselwirkung weiterer Klärung.
Sieht man in den Olmeken, die gleich den Riesen oder
Quinames beim Festgelage der Tücke ihrer Wirthe erliegen,
nicht die Genossen dieser, sondern eben jene Quinames selbst,
(die von den Olmeken in ihrer Rebellion gestürzten Herren) , so
könnten sie unter den in architectonischen Monumenten fortleben-
den Quinames als derjenige Zweig derselben betrachtet werden,
der die Pyramiden Teotihuacan's vollendete, welche späterhin,
als der numerisch schwächere Adel der Huasteken bei den
Totonaken unter der Namensbezeichnung dieser mit einbegriffen
1) Von Yucatan oder von Tulla nach Cbolula kommend und dort die Kunst der
Silberschmiede (durch welche sich diese Stadt auszeichnete) lehrend, kehrte Quetzal-
coatl auf demselben Wege zurück und sandte von der Küste in Goatzacoalco seine
Begleitung wieder nach Cholula (s. Mendieta). Vom Westen gekommen, herrschte
Cocolcan (mit seinen zwei Gefährten) in Izamal und kehrte (nach Gründung von
Mayapan) nach Mejico zurück. Nach Remesal kam Cocolcan mit 2o Begleitern nach
Yucatan, Coza (bei Cogulludo) als der 2ote (mit 19).
506 QUETZALCOATL.
war, deshalb eben den Totonaken (dem ältesten der aus Chico-
moztoc ausgezogenen Völker) zugeschrieben wurden.
Bei den Olmeken w^ird freilich auch Florida im Norden als
Ausgangspunct angeführt, doch überwiegt die Herkunft von Osten,
und sie würden damit in den Strudel der caribischen Seefahrten
vom Orinoco bis Florida hereingezogen werden.
Indem im Besondern Potonchan oder Champoton (an der
Westküste Yucatan's), als der genauere Ausgangspunkt der Olme-
ken erwähnt wird, so dürften sie dort bereits mit Votan's Reich
in Xibalba, zu dem von Ordonez neben Palenque, Tulan und Copan
auch Mayapan (die Gründung Zamna's oder Kinich-Kakmo's) ge-
rechnet wird, in Berührung gekommen sein, und in Potonchan er-
hielt (nach Herrera) Kukulkan, (neben dem CoguUudo noch den
die Beichte einführenden Propheten Cozas nennt) einen Tempel,
als er bei seinem Rückzug von Chichen dort verweilte.
Im Allgemeinen werden die Einwanderungen ^) nach Yucatan
(gleich der neueren der Tutul-Xiu) aus Chiapa gekommen sein,
wo die Verknüpfungen mit der Westküste nahe liegen und in den
Landungen bei Tehuantepec auch nach Norden führen, so dass
sich bereits in der von Zamna repräsentirten Cultur ein Knoten
schürzt, dessen Fäden durch Votan nach den Antillen verlängert
werden. Dagegen gehört Kukulcan (Gucumatz der Quiches) einer
späteren Periode an und bildet in seiner Identificirung mit Quet-
zalcoatl die Brücke zwischen Panuco und Potonchan.
Wird diese nun in der Rückzugszeit der Huasteken nach der
Küste geschlagen, so lässt sich eine bereits während der Herr-
schaft der Quinames über die Olmeken mit dem Auszugsort dieser
in Xicalanca hergestellte Verbindung voraussetzen, und dass, als
die Revolution im Norden ausbrach. Einige der bei der ersten
Verfolgungssucht über das Meer geretteten Priester, bei Milderung
derselben die Rückkehr wagen durften, dass auch dann der mit dem
Federschmuck des Süden's, in dessen Schlangen, gezierte Quetzal-
coatl oder Huemac^) (mit Kabul's rother Hand) aus Xicalanca
1) neben den Landungen an der Küste, wo Lizana Einwanderer nach Yucatan
von Cuba und Berra von Florida über Cuba hinführt.
2) Nachdem die aus Osten gekommenen Olmeken und Xicalanca (in Potonchan
gelandet) nach Cholula gezogen, die Riesen vernichtet hatten, kam der heilige Quetzal-
coatl oder Huemac, das Kreuz Quauhcahuizteotl-Chicahualizteotl oder Tonaca-Quehuitl
(Gott des Regens oder der Gesundheit und Baum der Nahrung oder des Lebens) auf-
richtend, und verschwand dann in Coatzacoalco (Ixtlilxochitl).
STURMWIND. 507
gastlichen Empfang finden konnte, zumal zugleich die Erinnerun-
gen an ein heimathliches Tula oder das, paradiesische Freuden
versprechende, Tamoanchan Befriedigung finden mochten, wobei
für das (von Torquemada als Rückkehr nach Yucatan ausgelegte)
Verschwinden die Bühne in Coatzacoalco (s. d'Alva) gewählt wurde.
Indem mit diesem Verschwinden, und dem über die Länder
hinfegenden Sturmwind, das vorige Zeitalter abschliesst und das
neue mit dem Auftreten der geschichtlichen Tolteken beginnt, so
ist die durch ihren Einzug bedingte Entfernung der von dem
Fürsten Xiuhmel und Mimich bekämpften (und bei Huitzilapan
auf's Haupt geschlagenen) Olmeken, Xicalanken und Zapoteken
(s. Boturini) nach Süden gewissermassen als eine Rückwanderung
nach bereits von diesen Stämmen berührten Culturländern aufzu-
fassen, wo sie theils, gleich den Olmeken, im rohen Zustand ver-
harren (und so die Chorotegen Soconusco's bedrängen), theils als
Zapoteken eine neue Blüthenphase der dortigen Cultur inauguriren
(während die Xicalanken die Handelsfahrten unterhielten).
Die Einführung Quetzalcoatl's in die Geschichte der Tolteken
wurde dann dadurch ermöglicht, w^eil mit muthiger Selbstauf-
opferung, (von der auch Cortez auf dem Zuge nach Honduras Bei-
spiele fand), unter den Ruinen der heihgen Stadt Cholula (wie
im verödeten Cuzco bei der Flucht der Dynastie nach Tambo-
toco) die Priester zurückgeblieben waren und ihrer Gottheit, als
dem Alles durchwaltenden Luftkreis, einen neuen Tempel auf-
richteten, an dem die (bei Mendieta) durch Quetzalcoatl in Coatza-
coalco zurückgesandten (und in Kunstfertigkeiten geschickten)
Begleiter mitgewirkt haben mögen. Gucumatz ^) (die Federschlange)
oder Tepeuh (bei den Quiches) ruft Hurakan (den Sturmgott der
Antillen) oder Tohil als Schöpfer an, während er (im Popul-Vuh)
selbst als der Schöpfergott (Tepeu-Gucumatz) bezeichnet wird.
Bei d'Alva fehlt Quetzalcoatl in der Reihe der toltekischen
Könige. Dagegen spricht er von der (der Erfindung der Pulque
beschuldigten) Ehebrecherin Quetzalxochitzin, Mutter Topiltzin's,
und dass damals unter der Regierung des Iztacquauhtzin , des
Nachfolgers der Königin Xiuhquentzin (nach der Erbauung des
Froschtempels durch Ilacomihua oder Mitl) die durch die Zauberer
1) Gucumatz als Tepeuh, wechselte alle sieben Tage seine Gestalt, Himmel und
Hölle besuchend. Er war aus Camuhibal (Land der Schatten) hervorgegangen, wie die
Vorfahren der Quiche's lange im Dunkel zu wandern hatten, ehe sie die Sonne sahen.
508 QUETZALCOATL.
Tezcatlipoca und Tatlauhquizatlepuca (statt der von Torquemada
als Gegner Quelzalcoatl's genannten Zauberer Tezcatlipuca, Tlaca-
vepan und Huitzilopochtli) angestifteten und zum Untergange
Tula's führenden Unordnungen begonnen, unter denen, als das
entsetzlichste der Verbrechen, die Schwängerung der von Tula
nach Cholula pilgernden Fürstin durch den dortigen Hohenpriester
Ixcax hervorgehoben wird, in dessen Familie das Hohepriester-
thum von dann an (wie in der des Wiyatao) erblich blieb, so dass
wohl ein dem zapotekischen in Yopaa (oder auch im babylonischen
Belustempel bekannter) Brauch der landesübliche gewesen sein
muss. Die Pipiles verehrten neben Quetzalcoatl die Göttin
Itzcueye.
Bei der Ueberleitung Quetzalcoatl's nach Tula schiebt sich
Culhuacan (oder Culiacan) zwischen, also das nördliche Seiten-
stück zum südlichen Nachan.
Er wird als Quetzalcoatl-Chalchiuitl oder Ceacatl-Quetzalcoatl
mit der zur Huldigung gezwungenen Fürstin Chimalman^) von
Huitznahuac gezeugt durch König (To-Tepeuh) Totepeu (Mixcohua
oder Camaxtli) oder Nonohualcatl, Nachfolger des Nauhyotl, des
von Culhuacan, Tullan und Quauhtitlan gemeinsamen, aber unter
dem überwiegenden Einfluss der Chichimeco-Culhuas unter Mix-
cohuatl Mazatzin^) (der Jäger), im alten Heiligthum zu Teotihua-
1) Mitunter spielt bei ihrem Empfängniss (wie für den Sonnensolm unter den Chib-
chas) der grüne Stein (als Bild des Herzens oder des Lebens), und ausserdem theilt sie
das Loos so mancher Propheten-Mütter, im Wochenbett zu sterben, so dass in der
Auferziehung (wie für Mama-Ciboca in der Auferziehung Inca Roca's) die schwester-
liche Hülfe der Priesterin Cohuatl erforderlich wird. Te (das von christlichen Missio-
nären für Gott in chinesischer Uebersetzung gebrauchte Wort) applied to a divine per-
son of gigantic stature, in whose footsteps Keang-yuen trod and conceived How-tseih
(den Ahn der Chow-Dynastie) in a miraculous manner (Medhurst).
2) Wie die Söhne Mixcohuatl-Mazatzin's (in Tollan) gründete Texcatlipocatl die
Herrschaft in Tezcuco (wo er als der Stammesherr Tezcatlipuca deificirt wurde) und
sein Sohn Mixcohuatl (als Camaxtli deificirt) die Herrschaft in Huitzilapan und Tlas-
cala. Damals (wie Las Casas sagt) traten mächtige Helden auf, welche die Otomiten
bezwangen, die Herrschaft in Mexico, Tezcuco und Tlascala begründend, und bei der
dortigen Verehrung der (nach Camargo) von Westen gekommenen Dämone (Camaxtli
und Tezcatlipuca) hatte sich Tlascala dem nahen Cholula befreundet, wogegen Tezcuco
im feindlichen Gegensatze verharrte. Der Tempel Cholula's war (in Rivalität mit dem
von Mitl gebauten) durch eine vom Himmel gefallene Kröte (oder Frosch) zerstört.
Die Franken führten Bienen, die in Gallien für Kröten gehalten und dann in Lilien
verwandelt wurden (s. Pauw). In Kärnthen irren die „armen Seelen" in Kröten -
gestalt umher und in Tirol wird den grossen Kröten (aus Barmherzigkeit gegen die
CULHÜACAN. 509
can erwählten Oberkönigs, der seine Residenz in Culhuacan auf-
schlägt.
Nach Totepeuh's Ermordung folgt in Culhuacan der König
Huetzin (Yohuallatonac) von Tollan und dann (unter Begründung
des Dreibundes von Tullan, Otompan und Culhuacan) König Ihui-
timal, bis Quetzalcoatl nach längerer Abwesenheit^) (und der an
den Mördern seines als Camaxtli deificirten^) Vater's genomme-
nen Rache) zurückkehrend, oder (nach anderer Version) als fal-
scher Prinz die Persönlichkeit des echten adoptirend, die Schlan-
gendynastie der Fürsten von Culhuacan wieder zur Geltung bringt,
sich indess schon, bei der inzwischen angewachsenen Macht
Tullan's, bewogen fühlen muss, dort seinen Sitz aufzuschlagen,
und so (obwohl aus dem Blut der Fürsten von Culhuacan) als
König von Tullan herrscht'^).
Da indess das in Culhuacan, aus den Tempeltraditionen Teoti-
huacans, unbestrittene Priesterkönigthum unter den Tolteken, die,
auf Rath ihres weisen Hueman oder Huematzin sich von dem
Chichimeken-Kaiser in Huehue-Tlapallan einen König erbeten
hatten, keine volle Autorität besass, so tritt neben ihm, als
Priesterkönig mit dem Titel Topiltzin (Topiltzin Ceacatl-Quetzalcoatl)
ein weltlicher Herrscher auf in Huemac (Tezcatlipoca oder Na-
caxoc) oder Matlacxochitl , der durch seine Verwandtschaft mit
Yohuallatonac auf toltekische Abstammung (wenn auch von Tul-
lan nach Culhuacan versetzt) zurückführt.
Als Tezcatlipuca (neben Titlacahua) figurirt dann Huemac
unter den Quetzalcoatl entgegen tretenden Zauberern, während (je
nach dem Standpunct) auch Quetzalcoatl selbst wieder als Zau-
berer erschien. In Tollan (sagt Sahagun) „reinö muchos anos
un rey llamado Quetzalcoatl, gran nigromantico y inventor de la
nigromancia." Nach Boturini wurde Tezcatlipuca mit Orgien als
Gott sinnHcher Lüste verehrt (in Mexico), und wird dadurch der
„armen Seelen") kein Leid getlian (s. Wuttke). Im Aargau wird eine Kröte im Keller
als schützender Hausgeist betrachtet.
1) Nach Camargo kam Quetzalcoatl (von Künstlern begleitet) über Tulancingo nach
Tollan (in Panuco). Die Kreuze an den Bergen von Meztitlan wurden Quetzalcoatl's
Aufenthalt in Tulancingo zugeschrieben.
2) In Tlascala, durch die Mixcohuas (von Chachiuhapan) gegründet.
3) Während der Regierung Totepeuh-Nonohualcatl's in Tula landete Quetzcolcoatl
in Panuco und begab sich über Cuextlan nach Tollantzinco (eine Theocratie gründend),
von wo er (nach dem Tode Ihuitimal's) auf den Thron Tula's berufen wurde, als To-
piltzin-Ceacatl-Quetzalcohuatl (von Chimalman geboren).
510 QUETZALCOATL.
natürliche Gegner des, büssende Entsagung predigenden, Quetzal-
coatl, wie (Mara des Buddha).
Torquemada setzt ebenfalls Huemac, der auf Topil (den Nach-
folg'er Totepeuh's) folgt, in die Zeit Quetzalcoatl's, während (bei
Gomara) unter den am Schluss des Interregnums (nach Topil,
Nachfolger Totepeuch's) gewählten Fürsten, neben Vemac (Hue-
mac) der Chichimeke Nauhiocin erscheint, so dass hier also bei
priesterlicher und weltlicher Vertheil^ng die erstere mehr für
Huemac passen würde.
Beide verlassen mit ihren Begleitern Tollan (wo nach Vecin
der Thron von Nonaualcatl ^) bestiegen wird) nach verschiedenen
Richtungen hin, um Colonien anzulegen, und auch sonst veran-
lasst der Abzug Quetzalcoatl's nach Cholula in seiner weiteren
Verfolgung durch Huemac die Entfernung beider Fürsten von
Tollan, wo dann mit Hülfe des in Culhuacan auf Yohuallatonac
gefolgten Quetzalacxoyotl der König Nauhyatl oder Mitl einge-
setzt und (nach der, Huemac auf seiner Rückkehr beigebrachten,
Niederlage) die Lehre Quetzalcoatl's wieder hergestellt Avird.
Dieser Dienst erhielt sich dann von dem in Cholula verbleiben-
den Centralsitz aus vorzugsweise in Mexico neben dem Huitzilo-
pochtli's^), während in Tezcuco der Cultus des Tezcatlipoca ^')
(increado y invisible, obwohl beim Umherwandeln in Knaben-
form auf den Momoztli genannten Sitzen ausruhend), als anima
del mundo (s. Torquemada), weiter zu dem des Teotloque-Nahua-
1) Als sich in Tulha (nacli dem Codex Gondra) die Cliichimeken Nonohualco's
(nach Tabasco weisend) gegen die Chichimeco-Tolteken erheben, werden nach der Er-
mordung des jungen Königs die Nonohualcos unter dem Fürsten Xelhua zur Flucht
gezwungen und durch die Stimme des Orakels von Culhuacan nach Quetzaltepec (im
Land der Zoques) geführt, während die später gleichfalls vertriebenen Tolteken (unter
Jeyxcohuatl) nach Tlachihualtepec oder Cholula gelangen.
2) Des links gefiederten Gottes, wie der Fischergott Opuchtli als linker Hand er-
klärt wird, und so wird schon Quetzalcoatl das Bündel oder Tlaquimilloli des Gottes
Opu übergeben.
3) Nach Sahagun war Titlacahua der allmächtige Schöpfergott, und für Titlacoa
oder Tezcatlipoca (Necocyaotl oder Tonacatlecotle) leuchtete der heilige Stern Titla-
cahuan (s. Gallatin), so dass, als über den terrestrischen Horizont erhoben, Titlacahuan
auch Hülfe leisten konnte, um Nata mit seiner Frau Nena aus der Fluth zu retten
(im Codex Chimalpopoca). Als der von dem angezündeten Feuer aufsteigende Rauch
die Götter Citlallinicue und Citlallatonac (estrella que resplandece) belästigte, stieg
Titlacahuan Tezcatlipoca auf die Erdje herab , um die zum Kochen fertigen Fische in
Hunde zu verwandeln.
ZEITALTER. 511
que-Hachiguale-Ipalnemoani-Ilhuicahua-Halticpaque (s. d'Alva) ge-
läutert wurde.
Quetzalcoatl wird (wie es einem lehrenden Propheten zu-
kommt) als der specielle Menschenschöpfer in seiner Apotheose
gekennzeichnet. Im Zeichen Tochtli wurde die Erde, im Zeichen
Acatl der Himmel, und im Zeichen Tecpatl das Thierreich ge-
schaffen und dann am siebenten Tage (Ehecatl) der Mensch, dem
Quetzalcoatl seine Vollendung^) gab (n. d. Cod. Chimalpopoca).
Seine Functionen als Stammesfürst und Hirtenpfleger gehen
schon auf diluviale Zeiten zurück.
Als nach der Fluth die Diener der Götter Apantecutli (Herr
der Flüsse), Huictlollinqui (die Ursache der Erdbeben), Tlallama-
nac (Fürst der Erde) und Tzontemoc (mit niederhängendem Haar)
geschaffen waren und Quetzalcoatl allein blieb, suchte er für die
Nahrung der Götter, durch die Ameisen (Azcatl) nach Tonacate-
petl geführt, und brachte Mais^) nach Tamoanchan, um ihn den
Göttern als Nahrung zu geben (nach dem Codex Chimalpopoca).
Die Olmeken ragen aus einer früheren Erdperiode in die
jetzige hinein, und zwar (bei d'Alva) aus der dritten in die vierte,
während sonst auch bereits vier Weltalter als untergegangen ge-
dacht und (das gegenwärtige dann, als das fünfte betrachtet), eine
Wiederholung des Cyclus gleichfalls wieder mit der Feuerzerstö-
rung (eines Suturbrandes) zu schliessen haben würde, wie bereits
das erste der Reihe.
Während in der gewöhnlichen Reihenfolge die grosse Fluth-
überschwemmung, die alles Vorweltliche (als antediluvianisch) mit
Vergessenheit bedeckt, der actuellen Generation des Menschen-
geschlechtes vorhergeht, lässt d'Alva bereits das erste Weltalter
im Wasser untergehen, so dass die beiden folgenden Zerstörun-
gen, durch Erdbeben und Wind, nur als partielle gelten können,
ohne den Faden völlig abzureissen, der erst wieder im Feuer
seine gänzliche Vernichtung zu finden hat, wenn nicht etwa die
1) Nach der dämonischen Rasse der Ulhaipa (bei den Chinook) oder Sehuiab (bei
Clallam) folgten die Menschen in unvollkommenem Zustand, bis ihnen der Geist Ikanam
mit einem Stein die Augen öffnete und Arme und Füsse leicht machte.
2) Als in der Berathung der Götter Tepeuh-Gucumatz (der Schöpfer) durch die
Barbaren (Fuchs, Jackal, Papagei und Krähe) die Nahrung des Mais gefunden, wurden
die Menschea geschaffen (nach dem Popul Vuh). Der Barbar Utiu (der Jackal) führte
Gucumatz zu dem Mais in Paxil oder Cayala (wo Menschen aus Mais gebildet waren).
512 QÜETZALCOATL.
in der für sie aufbewahrten Höhle Geretteten, als Samenbehälter
der künftigen Saat, zu überdauern vermögen.
In der Fluth dieser Wasser -Sonne (Atonatiuh) ging (nach
d'Alva) Alles zu Grunde, alle Menschen und alle Geschöpfe, da
indess im zweiten Alter, der Erdensonne oder Tlalchitonatiuh, die
Riesen (Quinametzin Tzocuilhioxime) auftreten, so wird hier die
sonst erwähnte Rettung des Riesen Xelhua (des auch von
den Olmeken beanspruchten Erbauers von Cholula) zu substi-
tuiren sein. Dass bei dieser zweiten Weltzerstörung, durch Erd-
beben, einige Gerettete übrig blieben, wird ausdrücklich bemerkt,
und geht auch daraus hervor, weil die Olmeken und Xicalanken
Reste der Riesen, als vorweltliche Antiquitäten, [gleich Og] in
dem ihnen verheissenen Lande antreffen.
War also der aus der Fluth gerettete Noah der ihrige, so galt
ihnen die Erdbeben-Katastrophe nur als eine partielle für ein im
Laufe der Wanderungen berührtes Land, und dort traten sie nun wäh-
rend der Dauer des dritten Alters (der Luftsonne oder Ehcatona-
tiuh) ihrerseits selbst in die Rolle der Riesen ein für die Augen
des jüngsten Menschengeschlechts (der geschichtlichen Völker
der laufenden Periode), von welchen ebenfalls die Zerstörung
durch Sturmwind nur als locale (zunächst den Tempel Cholula's
betreffende) anzusehen war (da ihre eigene Heimath, der Aus-
gangspunkt der nach dem Schauplatz führenden Wanderungen,
nicht darin miteinbegriffen sein konnte), und überhaupt nur als
vorübergehende, wiegen der für das Tlatonatiuh oder Feuer-Sonne
nicht in Frage gestellten Fortexistenz der Olmeken und Xica-
lanken, deren (den Tolteken Raum gebender) Hinabzug nach
Süden dann die Deutung der bis dahin nicht gesehenen Affen
erklärt, und lag die Metamorphose bei Vergleichung mit tropi-
schen Rassenstämmen um so näher, wie auch Rama's Kriegern
die Eingeborenen des Dekkhan in Affenähnlichkeit erschienen.
Eine neue Epoche schliesst gewissermassen mit dem Zusam-
menbruch des Toltekenreichs, indem im besondern erwähnt wird,
dass nur Einzelne aus den Menschen denselben überdauert, also
nicht mehr noch weniger, als bei den früheren Katastrophen.
Da beständig die Höhlen als schützende Zufluchtsorte dargestellt
sind (in Codex Mend.), so nimmt die Einwanderung zur Wiederbe-
völkerung ihren naturgemässen Ausgang von den Höhlen, woher
sich dann die Stämme der Chichimeken, unter Zwischenschiebung
TAMPICO. 513
der Acolhuas, bis zum Abschluss der Nahuas in den Azteken,
nach einander folgen.
Die räumliche Beschränktheit der zerstörenden Katastrophen
liegt zugleich darin ausgedrückt, dass die Tolteken (bei d'Alva)
bald nach dem Atonatiuh in Huehuetlapallan anlangen, und
dort während der folgenden Zeitalter verweilen, indem sie die
Zertrümmerung des Ehcatonatiuh sowohl, wie den Sonnenstill-
stand überdauern, ausserdem auch noch die auf die Calender-
Ordnung folgenden Finsternisse und Erdbeben, bis dann politischer
Zwist die Auswanderung veranlasste.
Nachdem die (aus Osten) bei Potonchan gelandeten Olmeken
und Xicalanken sich am Flusse Atoyac von dem Joche der Gi-
ganten befreit hatten, erscheint bei ihnen (s. d'Alva) der heilige
Quetzalcoatl oder (unter dem Namen seines Feindes)^) Huemac,
der einen längeren Aufenthalt in Chololan (bei dem geringen Ein-
druck seiner Lehren) als fruchtlos erkennend, nach dem Ort seines
Auszuges zurückkehrt und an der Küste Coatzacoalco's ver-
schwindet. Dann bricht zur Strafe über das gottlose Geschlecht
die Natur-Revolution herein, die das Ehcatonatiuh abschliesst und
in verwüstend dahin brausendem Sturmwind den himmelanstre-
benden Thurmbau Chololan's niederwirft. Auf den Ruinen des-
selben erhebt sich jedoch für die kommende Zeit der Tempel
des Quetzalcoatl, der zur Sühne in derjenigen Form verehrt
wird, in welcher er die Rache geübt, als Gott der Luft oder als
Sturmgott (der Huracan der Inseln).
Für die dann beginnenden Wanderungen der Tolteken giebt
d'Alva ein genaues Itinerarium^), das, wie er selbst bemerkt, die
westliche Richtung zeigt, in welcher sie von Huehuetlapallan nach
Tula gekommen, wo auf Hueman's Rath (nach Echeverria) der
Chichimekenkönig eingesetzt wird.
Wenn also Torquemada die (aus dem Norden) in Panuco
gelandeten und (nach einem Besuche Tullan's) in Cholula siedelnden
^) Als Huemac, nach Cholula kommend, von dem Fortzuge QuetzalcoaÜ's hörte,
richtete er grosse Verwüstungen an und Hess sich dann (in Folge des Schreckens, der
sich verbreitete) als Gott verehren, pretendiendo en esto destruir y obscurecer la forma,
que avia dejado en aquella ciudad Quetzalcoatl (Torquemada).
2) Dass diese Wanderungen in der Hauptsache (wie die der Hebräer) sich im
Kreise umherbewegten, zeigten die ausführlicheren Wegeregister und die Zahl der
Stationen zwischen Xalisco und Tullantzingo.
Basti au, America. 33
514 QUETZALCOATL.
Begleiter Quetzalcoatrs als Tultecas bezeichnet, so ist dieser Aus-
druck nur im Hinblick auf ihre Kunstfertigkeit verwendet, wie
auch aus solchem Grunde zunächst die sonst mit der Geschichte der
Chichimeken verwebten Tultecas in Tula im besondern als Künstler
(auch als Chichimeka-Tultecas) hervorgehoben sein werden. Tul-
teca quiere decir hombre artifice (oder Bewohner von Tula).
Der nördliche und südliche Hafen ^), Panuco und Potonchan,
wird bei andern Darstellungen in derselben Seefahrt berührt,
und die Rückkehr Quetzcalcoatl's nach Goatzacoalco knüpft in
Kukulcan mit Bestimmtheit an die Traditionen der Maya an. Dort
wird von fremden Einwanderern die Körnerfrucht ängstlich ge-
sucht, während die Tolteken"), gleich den Acolhuas, als einhei-
mische Träger derselben dargestellt werden, die Chichimeken zur
Gesittung führend.
Der Eintritt Quetzalcoatl's in die Geschichte der Tolteken unter-
liegt dabei weiterer Erörterung. In d'Alva's Königsliste Tollan's
fehlt sein Name ganz, da eben die Rolle der Olmeken, denen er
angehörte, bereits vor Gründung dieser Stadt ausgespielt hatte.
Reinö muchos anos un rey llamado Quetzalcoatl, gran negro-
mantico (in Tollan), sagt dagegen Sahagun, und auch sonst findet
sich Quetzalcoatl der toltekischen Königsreihe zwischengefügt,
als Priesterkönig, zu dessen Seite der Kriegsfürst Huemac ^) steht
(die starke Hand). Die Rivalität zwischen geistlicher und weltlicher
Macht mag sich nun auch (wie bemerkt) in der Legende der Acol-
huas spiegeln, dass ihr Ahnherr mit starker Hand den Arm Quetzal-
coatl's gebunden, und in Tula muss derselbe den Ränken Hue-
mac's *) (im Bunde mit Tezcatlipoca und Nacaxoc) nach Cholula
hin entweichen, Huemac selbst (bei seiner Verfolgung) dem in-
1) Die in Künsten geschickten Tultecas (Mais , Baumwolle und andere Sämereien
bringend) vinieron de äcia la parte del Poniente (unter sieben Häuptlingen).
2) Die Seminolen von Westflorida handelten auf Canoe mit den Bahama-Inseln in
Cuba (Bartram). Nach Lawson bauten die Indianerstämme (in Süd-Carolina) eine
Flotte, um direct mit England Handel zu treiben.
^) Wenn Quetzalcoatl selbst den Namen Huemac erhält, wird eine Identificirung
mit dem Prophetenfürsten Hueman (dem das heilige Buch Teoamoxtli zugeschrieben
wird) unterlaufen.
^) Huemac II. (Topiltzin's Vater) soll, als den Dienst Quetzalcoatl's wieder be-
günstigend, dessen Namen dem seinigen zugefügt haben. Huemac I. dagegen (Nacaxoc
oder Matlacxochitl) bestieg «bn Thron als der Hohepriester Tezcatlipoca's.
SECTEN-RIVALITÄT. 515
zwischen in Tula gekrönten Nauhyotl oder (bei Torquemada)
Nauhyotzin^) (als Chichimeke der Nationalität nach bezeichnet).
Die von der durch den Prophetenfürsten Hueman unter den
Tolteken eingesetzten Dynastie verschiedene Liste der in Tollan
(bis in die mexicanische^) Zeit) regierenden (und von Torquemada
auch als Tolteken bezeichneten) Könige, die sich mit der Reihe
der in Amaquemecam ^) (vor Xolotl's Auswanderung) herrschen-
den Könige (bei d'Alva) kreuzt, gehört zugleich (bei Gomara)
Culhuacan an, und als Sohn des Königs Totepeuh'') (Mixcohua
Camaxtli) oder Nonohualcatl von Culhuacan, besteigt (durch
die kriegerische"^) Königin Chimalman aus Huitznahuac ge-
boren) Ceacatl oder Quetzalcoatl den Thron Tollan's (als
Nachfolger Ihuitimal's), nachdem er aus der, durch die Er-
mordung seines Vaters benöthigten, Flucht von Osten (also über
Cholula) zurückkehrte. Auch hier ruft die mönchische Religion
passiver Entsagung, die Religion der Fasten und Kasteiungen,
sowie schuldloser Darbringungen von Blumen und Weihrauch, die
kriegerische Reaction der sich der Blutopfer, selbst menschlicher,
freuenden Secte^) Tezcatlipoca's hervor, von Huemac geleitet.
1) Nauhyotzin, als König von TuUan, stammte von den Chichimeken, die sich mit
den Acolhuas gemischt hatten (nach Torquemada).
2) Auch sonst finden sich derartige Confusionen. Als die Tolteken, welche vier
Orte mit Tempeln auf dem Berge Quexachtecatl gegründet hatten, durch Coxcox,
König der Culhuas, vertrieben wurden, flüchteten sie als die Stämme der Mexitin
(unter Ayocan), der Culhuas (unter Noyotl), der Huitzinahuakes (unter Tlacosnihua)
und der Pancas (unter Achitometl), nach Tezcuco und wurden dort (von Techotlalatzin)
als Culhuas angesiedelt, Erlaubniss erhaltend zu den (durch Quinantzin verbotenen)
Opfern (für Huitzilopochtli und Tlaloc).
3) Das Verzeichniss würde (bei d'Alva) auf ein hohes Alterthum zurückgehen,
weil auch Icoatzin einschliessend (Vater des ersten Toltekenkönigs Chalchiuh-Tlatonac),
aber bei Gomara folgte er erst einige Namen nach Quauhtonal, unter dem die Mexi-
caner bereits nach Chapultepec gekommen seien, und dessen Vorgänger Achitometl
mag in diesem WirrM'arr für den von Nopaltzin (Xolotl's Sohn) in die Stelle Nauhyotl's
in Culhuacan eingesetzt sein, so dass etwa nur bis Nonohualca und Nonovalcatl
theilweise Identificirung zulässig wäre.
*) Nachfolger Nauhyotl's oder Nauhyotzin's , der von den Chichimeken in Teoti-
huacan zum Toltekenkönig gewählt, in Culhuacan residirte, während Mixcohuatl Ma-
zatzin in Tollan über die Chichimeko-Culhuas herrschte.
ö) Die Amazonen unter der Königin Quetzalxochitl vereinigten sich mit dem
Heere Huemac's, um Tollan gegen die Teochichimeken zu schützen. Für die zur
Thronbesteigung Huactli's in Quauhtitlan führenden Kriege war der Einfluss der
Fürstin Xochitzin massgebend.
6) Bei den Khonds streiten die Secte Bura's, der keinen Schaden thut (und seine
33*
516 QUETZALCOATL.
und ebenso als später aus Culhuacan der Königssohn Huemac II.
oder Tecpancaltzin den Thron Tollan's besteigt, und durch seine
Bemühungen, dem Dienste Quetzalcoatl's neue Anerkennung zu
schaffen, zwar seiner eigenen Regierung hohen Glanz verleiht,
aber den unter seinem Sohn Topiltzin Axcitl Quetzalcoatl ein-
tretenden Untergang des Reiches herbeiführt.
Das ist auch bei d'Alva darin ausgesprochen, dass er die in
Tula unter Topiltzin zerrüttenden Unordnungen ^) dem Hohenpriester
Cholula's (also der Incarnation Quetzalcoatl's) zur Last legt, und
zwar beschuldigt er denselben besonders eines Vergehens, das
in dem Priesterberufe des Wiyatao unter den Zapoteken seine
Beschönigung finden wird, wie auch die in deren Land gesandten
Colonien besonders betreffs der Ergebnisse der Thätigkeit Quetzal-
coatl's unter den Olmeken (bei Torquemada) hervorgehoben
werden.
Nach der bei Herrera gegebenen Version siedelten unter den
als Jäger umherschweifenden Chichimeken gesittete Landbebauer,
und zwar waren diese aus „Nuevo-Mexico" (de hacia el Norte) ge-
kommen, in Siebenzahl (nach ihren Traditionen) aus sieben Höhlen
hervorgehend, welche von ihrer Heimath (in Navatlan) zu erreichen,
atravesaron un bra90 de Mar en troncos de Arboles.
Auf Geheiss ihrer Götter ein verheissenes Land suchend,
wanderten sie von Station zu Station (y hasta ahora se hallan
rastros del camino, que traxeron, con grandes edificios derribados),
bis sie nach der Seen-Region Mexico's gelangten, und sich dort
niederliessen, die Suchimilcas (in Xochimilco oder Suchimilco),
die Chalchas (in Chalco), die Tepeacas in Azapuzalco, die Culua
in Tezcuco, und zwar die letzteren, als die Gebildetsten (su lengua
es la mejor y mas polida). Die roheren Tlatleucas, welche nach-
kamen, zogen über die Sierra weiter (da die Ebenen bereits be-
setzt waren) und bauten Quahunahuac (Cuernavaca), während die
noch später anlangenden Tlascaltecas das Gebirge im Osten über-
böse Hälfte Tari in Zügel hält) und die an das Uebergewicht Tari's und die nöthige
Versöhnung durch Menschenblut glaubende Secte (Tari's) eines Sakti-Cultus.
1) Die , als Texpolcatl (der Hohepriester von Cholula) im Ehebruch den Sohn
Ixcax zeugte, ausbrechende Unordnung, welche (unter König Topiltzin) den Untergang
des Toltekenreiches herbeiführte, wurde den Anstiftungen der Zauberer Tezcatlipoca
und Tatlauhquizcatlepuca zugeschrieben (s. d'Alva). Der gespenstische Todtentanz, der
nach einander die Fürsten der Tolteken in seinen Reigen schlingt, wird (bei Sahagun)
von Tezcatlipoca geführt.
KÜNSTLER. 517
schritten, jenseits der Sierra nevada, und die an den Vulcanen an-
getroffenen Giganten^) beim verrätherischen Fest ermordeten.
Als Letzte erschienen dann (unter dem Häuptling Mexi) die
Mexicaner (la nacion mexicana), die eine Zeitlang in Mechoacan
verweilt hatten und dann in Tulo (lugar de tuno) grosse Bauten
und Anpflanzungen bei Coatepec unternahmen, auf Befehl ihres
Gottes Vitziliputztli indessen (unter Erduldung verderblicher Pla-
gen) zum Weiterzuge sich gezwungen sahen, erst nach Chapul-
tepec und dann nach Atlacuyabaca (ihrem Aztlan) im Lande der
Culua, von dem sie indess (unter dem König Coxcox^) von Culua-
can) nach der Lagune getrieben werden, und dort auf dem pro-
phetisch angezeigten Ort die Stadt Tenuchtitlan (in vier Quartie-
ren) erbauen, unter Zufügung Tlatelulco's in Folge einer durch
einen Zwist veranlassten Secession.
Nach Allem diesem erst (despues de la fundacion de Mexico
y de toda la tierra) landen (de hacia el Norte) in Panuco in lange
Gewänder gekleidete Künstler, Tulotecas genannt (porque en
Tulo comencaron a ensenar), die sich anfangs nach Tulo be-
gaben, und dann (der dortigen Uebervölkerung wegen) nach
Chololan, y desde alli poblaron a Guaxaca, y a la Misteca baxa
y alta, y Zapotecas.
In dieser Version tritt also die sonst auf eine längst unter-
gegangene Zeitperiode verwiesene Cultur des alten Tula in directe
Beziehung zu dem jüngsten der eingewanderten Stämme, den zur
Zeit der Conquista herrschenden Azteken, wie sich in den zusam-
mengewürfelten Genealogien eine Menge solcher Netzmaschen
durch einander flechten.
In dem heiligen Pilgerort Cholula wurde (wie Herrera an
einer andern Stelle zufügt) als höchster Gott Quetzalcoatl (dios
1) Es ergiebt sich also hieraus, dass die Sierra nevada die Grenze der östlich (auf
dem Seewege) hergekommenen Einwanderungen darstellt, und jenseits derselben stiessen
deshalb die Ansiedler auf kriegerische Stämme, welche in den Olmeken (und weiter
in den Huasteken) ihre Verwandtschaften finden , während die auf der andern Seite
(zwischen den Seen) jagenden Chichimeken als friedlich und furchtsam geschildert
werden, und die höhere Gesittung willig annehmend.
2) Sonst tritt Coxcox in dem alten Culhuacan des Nordens auf, das die Mexicaner
bald nach ihrem Auszuge aus Aztlan erreichen, und Coxcox fungirt zugleich (mit seiner
Frau Xochiquetzal) als der auf dem Cerro de Culhuacan aus der Fluth Gerettete, wäh-
rend nach Ramirez die von Clavigero in solchem Sinn gedeuteten Bilderschriften nur
auf die Wanderungen der Mexicaner unter den Sumpfländern der Seen (Anahuac's)
Bezug nehmen.
518 QUETZALCOATL.
del aire) hochgehalten, primer fundador de aquella Ciudad (que
fue virgen y instituidor del ayuno, y de sacar sangre de la lengua
y orejas, y de sacrificar codornices y palomas), und derselbe wird
ausserdem Dios de las mercaderias genannt, in Bezug auf Mexico,
wo man neben ihm al Idolo Vitzilipuztli (del llover, de los sem-
brados, de la guerra y de la generacion) ^) und Tezcaltlipuco (dios
de la penitencia y de los Jubileos y perdon de pecados) verehrte,
sowie den Himmelsgott (Supremo dios, Senor y Hacedor de todo)
und die Sonne mit andern Naturgegenständen (al sol y tras el
la luna, al Lucero, ä la mar, y a la tierra). In der Form des
durch Gucumatz repräsentirten Schöpfergottes (des Popul-Vuh)
schwebt dann, im Gefolge der sprossenden Götter (als Mehrheit
der Elohim), die gefiederte Schlange (Quetzalcoatl) über grün
schimmernden Wasser (als nebliger Schweif des Erlkönigs), und
in Chimalpopoca wieder ist es Quetzalcoatl, der die von der Gott-
heit aus Asche (dem Staube untergegangener Generationen) her-
vorgerufenen Geschöpfe zur menschlichen Natur veredelt (wie es
in den, seinem Character als Prophet zugeschriebenen, Lehren
weiter geführt wird).
1) Als das irdische Leben erhaltend, bedurfte Huitzilopochtli der Opfer von
Menschenherzen, als concentrirter Lebensessenz oder des lebendigen Prinzipes (und so
bedingten sich die blutigen Kriege), wie daraus auch das symbolische Verzehren des
Gottes in der aus Saaraen mit Blut gekneteten Figur folgte.
ZAPOTEKEN UND MISTEKEN.
Wie die an den Pacific grenzende Küste der Zapoteken mit
Anahuac Ayotlan wird die atlantische (oder die ihrem Lande
nach dem Atlantic zu vorliegende) als Anahuac Xicalanco (bei
Tabasco) bezeichnet, und durch die Xicalanca vermittelt sich die
Beziehung der Zapoteken zu den Olmeken (und den nach Süden
folgenden Mixteken, als Olmeka-Vixtoti oder Anoacamixteca),
von welchen sie sich abtrennten, um die Huati-Quinames (Huati-
guinames) und Guanitiquinames (also, wie früher, die Riesen oder
Quinames) in dem von ihnen besetzten und (nach den Mixes
Lachixila's) Lachea genannten Lande zu unterjochen, worauf durch
ihre Eroberungen von der einen, und durch die der Mayas von
der anderen Seite, die einst unter der alten Cultur der Tzendalen (wie
in der Kalenderrechnung) verknüpften Mixes (nebst den Zoques)
in die Berge gedrängt wurden, mit Ausnahme der (zur Bewahrung
ihres Handelsverkehrs) sich unterwerfenden Beni-Xonos.
In den Traditionen der Zapoteken wurden die Helden Baali
(Baalachi oder Baa-Lachi) und Baalao (Balam) von Macuilxuchil
als Besieger der Barbaren auf den Sonnenbergen (im Gebirge
Teutitlan) gefeiert (noch in ihren Gräbern bei Zeetopaa), und hier
scheint ein Kampf gegen die Sonne, oder deren Verehrer, ange-
deutet, wie er bestimmter bei dem Ahnherrn der Misteken her-
vortritt.
Unter den Nachfolgern des in Mictlan (dem alten Sitz des
Priesterkönigthums) herrschenden Ozomatli gründete Zaachilla die
Stadt Zaachilla- Yoho oder Teotzapotlan, wie Meneyadela (aus
520 ZAPOTEKEN UND MISTEKEN.
Mexico) als Gründer von Coatlan^) (der Zufluchtsort des aus der
Fluth entkommenenen Häuptlings Petela, des Vermittlers mit der
Gottheit Bezelao) galt, und der Sohn des Königs Pichina- Vedella
von Miguitlan (Ort der Trauer) oder Mitlan (Yoppaa oder Lioba)
auszog, um nach Besiegung der Chontales die Kriegerstadt (Oce-
lotepeque oder Quiavechi) zu gründen.
Gegen die Angriffe der Azteken kräftigten sich die Zapote-
ken im Dreibunde mit den mixtekischen Königen von Tilantongo
und Tutupec (alten Hader vergessend), und von dem See Rualo's
aus, wo die Chontales von Nexapa unterworfen waren, begannen
sie ihre Kriege gegen die an der Küste gelandeten Huabi, die
auf die Inseln von Duic-Quialoy der Lagune von Monapostiac (in
Tehuantepec) getrieben wurden.
Von dort war Wixipecocha's Prophetenbotschaft in das
Innere getragen, wo sich die Zapoteken von Löwen und andern
Wildthieren, sowie von schattigen Bäumen^) (bei Santa Marta de
Tule von dem alten Stamme einer Cypresse) und Felsen (s. Bur-
goa) herleiteten, während sie den fürstlichen Vorfahren in Gestalt
eines licht glänzenden Vogels auf den Berg ven Teutitlan (Tla-
colula oder Teotitlan) oder Huaxyacac (bei Oaxaca) vom Himmel
herabkommen lassen (s. Mühlenpfordt) und seine Stimme im Orakel
befragten. Dieser in Erscheinung eines Meteors, als göttliche In-
carnation, niedergeschossene Vogel Ära wurde von den der Me-
ditation und Extase hingegebenen Eremiten heiliger Höhlen ge-
pflegt, und dass auch der aufsteigende Weg zum Himmel offen
blieb, zeigt die in einem weissen Stein verehrte Prinzessin Pino-
piaa, deren zum Himmel emporgehobener Körper in solcher Form
zurückkehrte. Sonst wurden die zapotekischen Fürsten in Liobaa
(Yo-baa oder lugar del decanso) oder (im Mexicanischen) Mictla
beigesetzt. Mictlantecuhtli oder Miquilantecutli (Michilatecotle)
war der Herr der Unterwelt oder des Todes (Miqui^), sterben).
Nach Sahagun lag Tlalocan (das irdische Paradies) im Lande
der Misteken, die (als Tolteken) von Quetzalcoatl hergeleitet wurden.
1) Der für Frauenopfer dienende Tempel Coatlan in Tenuchtitlan war in Rivalität
zu dem Coaxolotl genannten Tlatelulco's für den Dienst der Götter des besiegten
Huexotzinco errichtet.
2) Der Baum-Ursprung (wie bei den Chiapas) übertrug sich (in Südamerica) auch
auf die fortblühenden Aarons-Stäbe der Propheten.
3) Bei den Muskolgee herrschten die Micos oder Kriegsfürsten in den rothen
Blutstädten (des Todes). Der Fürst von Janguitlan (bei den Misteken) se llamaba el
Senor Tres Micos (s. Herrera).
AVIXIPECOCHA. 521
Das durch Wixipecocha in Yoppaa oder Mitlan eingesetzte
Priesterkönigthum des Wiyatao wurde in Folge der einmal im
Jahre (im Zustande der Trunkenheit) erfolgenden Begattung mit
einer (auch im Belus-Tempel der Gottheit^) zugeführten) Jungfrau
zu einem erblichen, und indem die jüngeren Söhne des Wiyatao
mit der weltlichen Fürstenwürde von Zaachilla-Yoho belehnt
wurde, bewahrten sie die Hochhaltung gegen den Hohenpriester,
als zugleich den älteren Bruder. Die priesterlichen Functionen
wurden von den Wiyana oder Wizaechi versehen, während von
den Colonii-Cobee-Pecala die Orakel gedeutet wurden, und die
Copapitas (Copa-Pitao) dem Mönchsleben gewidmet waren.
Vom Süden her war der Prophet Wixipecocha bei Huatulco
in Tehuantepec gelandet, um den Felsentempel von Yopaa (in
seiner dazu später ausgebauten Eremitenhöhle) zu gründen, und
unter den Verfolgungen der Mixi an dem (damals das Land über-
schAvemmenden) See Rualo verschwunden, auf dem Gipfel des
Berges Cempoaltepec in gespenstigen Umrissen [eines Brocken-
gespenstes] wieder zu erscheinen, dann noch einmal auf der
Insel Monapostiac sich zeigend, aber fernerhin nicht mehr ge-
sehen, wenn nicht in der Doppelgestalt seines Nachfolgers (s.
Burgoa).
Während nun dieser bärtige und langhaarige Greis, Enthalt-
samkeit und Fasten predigend, von Tehuantepec am Südmeer
nach dem noch mit Wasser bedeckten Thal des Sees Rualo her-
aufzieht, kommen von Cholula, um über der zu seinen Büssungen
dienenden Felsgrotte den Tempel von Yopaa oder Mictlan zu
bauen, die Apostel Quetzalcoatl's herab, ihre Lehren bis Tehuan-
tepec verbreitend. In Wixipecocha, als (peruanischen^)) Viracocha
spiegelt sich der Prophet Bochica's, und in der, Peruaner und
Chibchas verbindenden, Abstammung aus dem See (Cocha) der
blau gekleidete Greis, der mit einem Mädchen aus dem See
Guixa oder Huixa hervortretend, den Tempel des südlichen Mict-
1) Aus den Lectisternien des Tempels erwuchsen die Vorrechte der Leviten-
Kinder. Paulina hatte bei einem von ihrem eigenen Gatten vorgesehenen Mahl mit ihrem
Geliebten in der Form des von Aegypten gekommenen Gottes Anubis nächtliche Zu-
sammenkunft im Tempel der Isis zu Rom durch Vermittlung der (von Tiberius ge-
kreuzigten) Priester (bei Josephus).
2) Die peruvianischen Stämme, die längs der Cordillere nordwärts gezogen waren,
gründeten, als die (am Ufer des Sarrabia versagende) Feuerprobe sich bei einem Co-
pinol-Baum bewährt hatte, dort die Stadt (Wixicovi) Huixicovi (s. Guillemot).
522 ZAPOTEKEN UND MISTEKEN.
lan baut und von einem Steinsitz seine Gesetze verkündet, wäh-
rend seine weiter wandelnde Begleiterin in der Ferne verschwin-
det (um mit dem etwa in der Zwischenzeit geborenen Knaben
wieder am See Iguaque aufzutauchen).
Im einheimischen Cult wurde der (als Chichimeke) aus der
Fluth in Gestalt des (in peruanischen Mythen die Botschaft ihres
Abflusses bringenden) Hundes ') gerettete Häuptling Petela, in der
mumificirten Leiche des Stammesherrn, verehrt, als Fürsprecher
bei der, Krankheit sendenden, Gottheit Bezelao oder Pezelao, und
dieser (zugleich als Todesgott aufgefasst) begeisterte beim Opfer-
fest den Wiyatao zu seinen Prophezeiungen, während unter den
in Yohopehelichi-Pezelao (dem erhabenen Feste des Pezelao) aufge-
stellten Göttern der Pitao ^) als höchstes Wesen bezeichnet wurde.
Die Mixtecas oder IMixtoguijxi im Wolkenlande oder Mixte-
capan (Nuriuma oder Nebelland) bezeichneten ihre Heimath als
Gnudzavui - Gnuhu (Regenland) im oberen , und als Ganundaa
(Meeresküste) im unteren Mixteca (mit der Hauptstadt Tutupec
am Rio Verde), und während sich ihre Könige (im westlichen
Oaxaca), gleich denen der Zapoteken (im östlichen Oaxaca) von
den Tolteken hergeleitet haben sollen, herrschte (nach Carriedo)
als erster König Mixtecatl (Sohn des Nebelfürsten Iztac-Mixco-
huatl) über die Mixteken Tilantongo, wo sie auch Torquemada
durch diese Abstammung aus Chicomoztoc ableitet. Sahagun ver-
legt in das Land der Mixteken, als (toltekischer) Nachkommen
Quetzalcoatl's, die gesegneten Gefilde Tlalocan's (des irdischen
Paradieses). Aus dem, wie in Cholula bei den Mijes heiligen
Symbol eines Grünstein's (oder Smaragdes) war das als Herz des
Volkes (wie Votan) verehrte Götterbild der Mixtecas gearbeitet
(s. Clavigero), auf dem Berge Achiantla oder Achiutla, nach
welchem Orakelsitz sich der zauberische Kriegerfürst Dzahuin-
dande zurückgezogen.
Die aus Anahuac ausgewanderten Stämme, die nach Besie-
gung der Chochos (Yopes oder Chuchones) und Vertreibung der
Chontales, die (den Namen Mixtecatl's als ihres Erbauer's auffüh-
1) Die (im Nahuatl) Itzcuim (Hund) genannte Familie (toltekischen Ursprungs) von
Nihaib der Quiche nannte sich nach dem in Verbindung mit der Familie von Cavek
geführten Kriege Hun-tzi oder (im Quiche) Hund (wie Chichimeken). Der Hund war
den Huancas heilig (aus dem Norden).
2) Brasseur giebt für Pitao den Sinn des Grossen Geistes (also eines Manito oder
Manitu Man-itao).
HERAKLES. 523
rende) Stadt Tilantongo (mit dem Tempel Achiutla) gegründet,
betraten in Yanguitlan (neues Land) die Berge von Apoala, und
dort war die einheimische Tradition verwachsen, in den zwei
Laubbäumen, die durch den vorbeiströmenden Fluss gekräftigt,
so fest am Eingang der Höhle von Apoala wurzelten, um dem
daraus hervorbrausenden Sturmwind zu widerstehen und unter
den Stammesfürsten auch, als Gründer von Tilantango, die kühnen
Bekämpfer der Sonne zu beleben, während das gemeine Volk
noch als ein Heer wilder Katzen in den Bergwäldern umhersprang.
Dort hatte sich indess bereits eine vorzeitliche Epoche ab-
gespielt, als während der noch allgemeinen Dunkelheit (in jener
Urzeit, wo in Peru die wilden Thiere herrschten) die (auch bei
den Lacandones) im Wilde personificirten Gottheiten erschienen
waren, der männliche Wildgott, als Löwenschlange, und der
weibliche Wildgott, als Tigerschlange. Auf der obersten Spitze
des zum Himmel ragenden Hügel's in Apoala erbauten sie einen
Palast, auf dessen höchster Plattform eine mit der Schneide nach
oben gestellte Kupferaxt das Firmament stützte und trug (so dass
damit die in dem Thurmbau Cholula's durch die Riesen angestrebte
Himmelsstütze erreicht ward). Als dann die Fluth einbrach,
durchschweiften ihre Söhne, der Wind der neun Schlangen und
der Wind der neun Höhlen, den Luftkreis, über den Wassern
schwebend, bis sie bei Abfluss derselben sich auf die neue Erde
niederlassen konnten, um durch Anpflanzung der Bäume von
Apoala den Keim zum Menschengeschlecht zu legen (die Sturm-
epoche überdauernd).
Wie die Birmanen den Sonnensohn, feierten die Mijes oder
Mixes (als Eingeborne den Vorfahren der Mixtecas verwandt) in
dem Heros der Höhle von Atitlan (wohin sich später der letzte
Fürst Condoy zurückzog) ihren Befreier von der Thierherrschaft,
indem er ihnen (als Nimrod) die wilden Thiere zur Jagd übergeben.
Die Auswanderung aus Anahuac in das Land der Mixes wird
während der durch die Priester Teotihuacan's gegen die eidbrüchi-
gen Mixcohuas gepredigten Kreuzzüge stattgehabt haben, als zu-
gleich, zur Zeit des Jäger's Mixcohuatl Mazatzin's, die Olmeken
ihre Niederlage bei Huitzilapan durch Xiuhnel und Mimich er-
litten, so dass auch die Zuzüge der davon mitbetroffenen Vixtoti
(oder der mit den Olmeken identificirten Olmeka- Vixtoti) einfliessen
konnten, um sich in Tilantongo mit der ursprünglichen Landes-
quelle zu vereinigen.
524 ZAPOTEKEN UND MISTEKEN.
Hier nun besiegen die der Tyrannei der Sonnenpriester Teoti-
huacan's entronnenen Fürsten das feindliche Gestirn durch ihre
Pfeilschüsse, während in den mexicanischen Traditionen, ebenso
folgerichtig, die bei Teotihuacan versammelten Heroen dem
Sonnengott erliegen müssen.
Am Tempel Achiutla's in Tilantongo erneuerte sich dann
das alte Priesterkönigthum des Tay-Sacaa, der auch von dem
Könige des oberen ^lixteca Huldigung empfing und als Hoher-
priester dem Collegium der Sacaa oder Priester vorstand, während
in Cueba der Titel Saco auf eine weltliche Würde übergegangen
war, ähnlich wie später derSagamo's (des Erscheinenden) im Norden.
Aus Nicaragua oder Peru (n. Moro) und dann von Pinahuac,
als dem "Westen, kommend, landeten die, den Beichtgott Pino-piaa
mit sich führenden Huaves (Wabi) oder Gozantecas bei Wachi-
laif (oder bei San Francisco) , und nachdem sie sich (unter Ver-
treibung der Mijes) auf dem P'els Arrianjianbay oder Arriangui-
Umbah festgesetzt hatten, wurde Jalapa gebaut, als Hauptstadt
des Reiches, das dann durch die Kriege mit den Zapoteken und
Mixteken seine Beschränkung auf die Lagunen erhielt.
Die Zapoteken^) in Oajaca (im Gebirge von Huixazo wohnend
1) Zapothequen hatten sich von Chiapa nach Quicula begeben (Godo'i). Theozapatlan
oder Zachila (Zaachillatoo) war die Hauptstadt der Zapoteken. Nach längeren Kriegen mit
den Mexicanern schnitten diese den Zapoteken durch Befestigung des Hügels von
Tehuantepec die Verbindung ab, so dass die Zurückbleibenden sich nach Soconusco
und Guatemala zogen (s. de Torres). Das Reich der Zapoteken erstreckte sich von
Oaxaca bis Tehuantepec und Soconusco. Bei San Juan de los Cues (mit Resten von
Pyramiden) wohnen die Mazateken (in Oajaca). Cuicatlan war Hauptstadt der Cuica-
teken. Cuyztata lag bei Oaxaca (Herrera). Bei Guaxaca wohnten in den Bergen die
Indianer von Titiquibo (Herrera). Tlacuechahuaya gehörte ursprünglich zu Tectipac,
von den Häuptlingen Baalao und Baalachi unterworfen (s. Carriedo). Los Zapotecos
(s. Orozco) llamaban ä su tierra Lachea (y los mexicanos le decian Tzapotecapan).
Lachixila ist von Mixes oder Mijes bewohnt (ebenso Zilotepec, Totonlepec u. s. w.).
Die Festung von Huaxyacac oder Monte Alban (bei Oajaca oder Antequerra) wurde
von dem König der Zapoteken gegen die Mixteken erbaut (nach Garcia). Cosijuesa,
König der Zapoteken, gründete (nach Besiegung der Chontales) Quiegolani, als Grenz-
festung gegen die Chontales und Mijes. Neben den Pintados findet sich die Festung
Soyaltepec (in Tuxtepec). Von den Zapoteken fanden Auswanderungen nach Soco-
nusco statt. Guajolotillan bildete die Grenzfestung der Zapoteken gegen die Misteken
und Cuicateken. Im Dialect der Matlatzincas (los que hacen redes) se decian Netam-
bati, los del medio del valle, y Nepintatuhui, los de la tierra del maiz, por estar ave-
cindados en el valle de Toluca, tierra muy abundante en la produccion de aquel cereal
(s. Orozco y Berra). Im Kriege gegen die Tecos (oder gegen die Tochos und Te-
cuexes) siedelte Characu (nach dem Siege) die Hülfsvölker aus Toluea zwischen Inda-
BAAL. 525
und bei Quiechapa mit den Mijes grenzend) bezeichneten ihr Land
als Lachea.
Die Zapoteken ^) leiteten sich von Löwen und anderen wilden
Thieren her, von schattigen Bäumen und Felsen (s. Burgoa), wie
Stämme Peru's.
Die Fürsten von Loohoanna (Ort der Ernährung) oder Villa
de Etla, woher der zapotekische König die Provision für sein
Heer bezog, zahlten für ihr erbliches Lehn Tribut. Der Fürst
von Cuitlacan traf (mit den Zapoteken) die Anordnungen über
das Land. In Etla zahlten die Mannlehn Tribut dem Könige
(in Kriegen der Zapoteken).
Die Gräber der Helden^) Baali und Baaloo, die für den König
der Zapoteken die Stadt Macuilxuchil auf dem Sonnenberge
erobert hatten, wurden bei Zeetopaa verehrt (s. Burgoa).
Die zapotekischen Könige von Zaachilla-Yoho oder Teotza-
potlan waren mit den mixtekischen von Tilantongo und Tutupec
verbündet. Zur Besiegung der Barbaren auf dem Sonnenberge
(im Gebirge Teutitlan) zogen die zapotekischen Helden Baali
parapeo und Tiripitio (in der Mitte oder Pirinta Mechoacan's) an (als Characos oder
Charences). Tambien se llaman Matlatzincas de hondas, que se dicen Tlematlate (nach
Sahagun).
^) Der in der Montana von Teotitlan oder Huaxyacac (bei Oajaca) verehrte Gott
(der Zapoteken) war als Vogel vom Himmel gekommen. Die Traditionen vom Atoyac
wurden mit Zalatlacox (in Oajaca) verknüpft. Im Orte Coatlan wurde die Mumie des
Caziquen Petela (Hund) bewahrt, als eines, der aus der Fluth entkommen (s. Carriedo).
In Quichapa (unter den Zapoteken) wurden von Salazar heihge Bücher der Schöpfung
gefunden.
2) Die Helden Baali oder Baaloo (die Eroberer des Sonnenberges in Teutitlan)
führen auf die mythischen Heroen der Balam in Guatemala. Die Yopes von Yopitzinco
son los que llaman propriamente Tenimes, Pinome, Chinquime, Chochonti, y ä uno
solo llaman Pinotl-Chochon (s. Sahagun). Die (handelnden) Beni-Xono (Nexicha oder
Cajones) unterwarfen sich den Zapoteken. Mictla (infierno im Mexicanischen) oder Lio-
baa (Lyobaa oder Lioba) war Begräbnissplatz der Zapotekischen Könige (Bustamante).
Die Fürsten wurden in ihren Häusern , die Priester im Tempel beigesetzt (in Zapoteca).
In Petalcingo fanden sich Gräber mit Goldschmuck. Verschiedene Sprachen wurden
geredet von den Zapotecas, Mijes und Chinantecas (s. Padilla). In Mitla fand sich
das Begräbniss der Könige von Zachila. Carriedo erklärt Yo-baa (im Zapotekischen) als
lugar de descanso (Lioba). In Teitipac oder Zeetobo fanden sich Gräber der Caciquen
(bei den Zapoteken). Die Priester oder Papas erzogen die Kinder in den Klöstern
(bei den Zapoteken). Der Priester in Ixcatlan führte den Heirathslustigen in den Tem-
pel, und nachdem er ihm die Haare abgeschnitten, übergab er ihm (proclamirend, dass
er sich vermählen wolle) die erste Frau, die er antraf (s. Carriedo). Wenn der Priester
in Ixcatlan sich mit einer Frau verirrte, wurde er abgesetzt. Bei den Indianern Oajaca's
wird die Braut von den Huehuete genannten AUen des Dorfes umworben. Bei Geburt
526 ZAPOTEKEN UND MISTEKEN.
(Baalachi) und Baalao aus als Gründer Macuilxuchirs. Unter den
Nachfolgern des in Mictlan herrschenden Königs Ozomatli gründete
Zaachilla die Stadt Zaachilla-Yoho. Die wilden Mijes^) in Teiti-
pac wurden von den Zapoteken unterworfen.
Zaachilla, Nachfolger des Ozomatli (Königs der Zapoteken)
eroberte die Stadt Nexapa (der Chontalen) und vertrieb dann die
Mijes aus der Stadt Zoquitlan.
Nachdem Zaachilla III. König der Zapoteken die Huaves aus
Jalapa vertrieben, eroberte er (im Bunde mit dem mixtekischen
König von Tilantongo) das von den Mexicanern besetzte Tehuan-
tepec, wurde aber durch Ahuitzotl daraus wieder vertrieben.
Sein Nachfolger Coayoeza schloss mit den Mexicanern (die Yopoa
oder Mitla erobert hatten) Frieden und heirathete die mexicanische
Prinzessin Pelaxilla, Mutter des Cociyopu (der eine Gesandtschaft
an Cortez schickte).
Nach den Quinameten (oder Riesen) folgten am Rio Atoyac
(bei Pueblo de los Angeles) die Hulmecos (Olmekas) und Xica-
lanco mit den ihnen verwandten Tzapotecas. Die Mixtecas (von
dem Stamm der Tzapotecas) folgten den Tzapotecas nach Süden
(die Chuchones oder Chochos unterwerfend) bei ihrer Auswan-
des Kindes wurden Figuren auf die Erde gezeichnet (bei den Zapoteken) für sein
Tona (Schutzgott) als doppeltes Selbst,
1) Der König der Zapoteken (in Teozapotlan) kämpfte mit den Mixes des Ge-
birges und mit dem Fürsten von Tututepec im Süden. Der in Zaachila Yoho oder
Teotzapatlan residirende König der Zapoteken dehnte seine Eroberungen über die
Nebenländer aus. Meneyadela, Gründer von Coatlan (mit zapotekischer Sprache), kam
von Mexico. Nachdem die Zapoteken (des Berges Santa Cruz oder Wijajoo) vom See
Rualo aus die Chontales (bei Nexapa) unterworfen, trieben sie die Wabi auf die Inseln
von Duic-Quialoy der Lagunen von Monapostiac (in Tehuantepec). Cosijoesa, König
der Zapoteken in Teozapotlan (im Bunde mit den Mixtekenj, besiegte die mit Gua-
temala Krieg führenden Mexicaner (unter Montezuma) und besetzte Tehuantepec (später
mit der Tochter Montezuma's vermählt, von der Cosizopi geboren wurde). Quegolani
wurde vom König der Zapoteken an seinen zum König von Tehuantepec erhobenen
Sohn abgetreten. Der Zapotekenkönig Cosizoesa gab seinem Sohne Cosijopy den
Thron, Tehuantepec's (Carriedo). Der älteste Sohn des Königs Pichina Vedella in
Miguatlan überliess den Thron seinem Bruder und zog aus zur Besiegung der Chonta-
len, worauf er Ocelotepeque (Tigerstadt) oder (zapotekisch) Quiavechi (mit zapotekischer
Sprache) gründete. Amatlan (mit zapotekischer Sprache) wurde durch Cochicaguala (el
que pelea de noche) gegründet. Auf Nopaltzin folgte sein Sohn Tlatzinpochotl, wäh-
rend die Söhne Atzotgocoltzin und Totzin über Zacatlan und Tenamitec herrschten, so-
wie über die Mixteken (und Zapoteken), die Xolotl untergeben waren (d' Alva). Die zu
den Mijes gehörigen Beni-Xonos unterwarfen sich (als Handeltreibende) dem Könige
von Zapotecapan. Die Mijes verehrten einen flachen Stein mit rothen Streifen.
WODAN. 527
derung aus Anahuac, wo sie als Olmecauixtoti oder Anoacamix-
teca (unter dem Fürsten Olmecauixtoti) in der Provinz Olmeca^)
Vixtoti gewohnt hatten.
Nach den Chiapanesen^) (unter Votan) waren die ersten Be-
siedler von Norden gekommen und hatten sich in Soconusco ge-
trennt, indem ein Theil nach Nicaragua zog, ein anderer nach
Chiapa (s. Clavigero) unter einem Fürsten, der durch Priester
gewählt war. Nach Huemac's Ermordung von Tollan ausgezogen,
gründeten die Nohohualcas (unter Xelhua, nach Coatzahualco
gezogen) die Stadt Quetzaltepec und (nach ihren Eroberungen)
Zoquiapan unter den Zoqui.
Wixipecocha, in Tehuantepec landend, gründete (unter den
1) Verschieden von den Ulmecas oder Mixtecas und den Zapotecas redeten die
Xicalancas das Nahoa (nach Orozco). Bei ihrer Auswanderung nach Süden unter-
warfen die Zapoteken die Huatiquimanes oder Guanitiquimanes, sowie die Triquis, die
Chinantecos, Mazatecos, Chatinos, Papalucos, Soltecos, Chontales und die (zapotekisch
redenden) Cuicatecos (auch Chochos und Amuchcos). Die Huaves kamen zur See aus
Süden. Als Reste der Eingeborenen verblieben die Chuchones oder Chochos (bei
Oaxaca), die Popolocos (bei Puebla), die Tlapanecos (in Guerrero), sowie die Tecos in
Mechoacan. Bei südlicher Herwanderung der Huaves wird Nicaragua als Ausgangs-
punct genannt oder auch Peru (Biru oder Biruqueta). Die Olmekas erbauten die
Pyramide von Cholullan, und bei Einwanderung der Tolteken wurden die Xicalancas,
Mixtecas und Zapotecas südlich getrieben.
2) Die von Nicaragua ausgezogenen Chiapaneken Hessen sich auf dem Fels von
Chiapan nieder. Die Bewohner von Soconusco kämpften mit Quauhtemallon (s. Go-
mara). Der Cacique von Tecoantepec kämpfte mit Tututepec (s. Gomara). Der König
von Tutupec (bei Mechoacan) führte Kriege mit Montezuma. Während der Kriege
mit Mexico eroberte Cosijoeza (König der Zapoteken) Chiapa. Zur Vorbereitung , für
die durch Montezuma jährlich zweimal bestimmten Opfer enthielten sich die Chinan-
tekas 140 Tage lang ihrer Frauen, unter Fasten und in Blätterbekleidung (s. Herrera).
Die für Riesen geltenden Chinantla sprechen besondere Sprache (neben den Chon-
tales). Xaltepec war von Chiapa erobert. Die Zoques rasirten sich eine Glatze. Die
Zoques wurden von den Chiapas zum Tributzahlen gezwungen. Die Chinantecas oder
Tenez (in Teotitlan) lebten in Baumdickichten. Die Hualies lebten vom Fischfang.
Die Sprache der Amusgo war der mixtekischen verwandt. Wie die Begleiter Quite-
cuani's (an der Küste Mechoacan's) leiteten sich die Zapoteken von Löwen ab (und so
die Chancas in Peru). In Uzila und Atlatlatica (chinantekischer Sprache) bestimmten
die Fürsten beliebige ihrer Unterthanen für Opfer. Beim Jahresfest der Mazateken in
Teutitlan (mit den Mistecas grenzend) durchliefen die, welche die Thierfelle gebracht
hatten, Ort und Feld, um die Begegnenden durch Abschneiden des Haupthaars als für
das Opfer im nächsten Jahre bestimmt zu kennzeichnen (Herrera). Der Seiba, aus
dessen Wurzeln die Chiapas entstanden, war der heilige Baum des Mox oder Imox.
Die Chiapas trugen die (Iboboca genannten) Schlangen um den Hals (nach Montanas).
In Chiapas wurden Costahuntox mit Widderhörnern verehrt.
528 ZAPOTEKEN UND MISTEKEN.
Zapoteken) den Tempel von Yopaa oder Mictlan (einen Hohen-
priester einsetzend), erschien (unter den Verfolgungen der Mixi)
als Gespenst auf dem Berge Cempoaltepec (Fussspuren im Felsen
lassend) und verschwand dann auf der Insel Monapostiac,
nachdem der Hohepriester (Wiyatao) eingesetzt war. In der
Station bei Magdalena (in Tehuantepec) wurde Wixepecocha
sitzend dargestellt (einer Frau die Beichte hörend).
In Tehuantepec landend, begab sich der (weisse) Wixipe-
cocha (ein Kreuz tragend) nach dem Thal der Zapoteken (Ent-
haltsamkeit und Plasten predigend am damaligen See Rualo) und
als von Mixteken verfolgt, verschwand er in dem Berge Cem-
poaltepec, um auf der Höhe desselben für einen Augenblick
wieder zu erscheinen (bis er später auf der Insel Monapostian
bei Tehuantepec gesehen wurde). Der Hohepriester oder Wiyatao
(Huijatao oder Grosshüter) herrscht in Yopaa oder Lyobaa (Grä-
berplatz) über den König (der Zapoteken). Die (Colanii Cobee
Pecala genannten) Priester erklärten Träume (bei den Zapoteken).
Neben den Priestern der (^in Orden getheilten) Wiyanas und der
Wizaechi fanden sich Mönche oder Copapitas.
Von Südwesten kommend predigte der weisse Greis (bärtig
und langhaarig) in Huatulco den Oajaken, dann verschwindend.
Der blau gekleidete Greis, der mit dem schönen Mädchen
aus dem See Guixa oder Huixa hervorkam, baute den Tempel
von Mictlan (in San Salvador), indem er auf einem Steinsitz des
Hügels seinen Platz nahm (während das weiterwandelnde Mäd-
chen verschwand) und Gesetze gab.
Der weisse Prediger (mit Kreuz fastend und kniend) erschien
von Südwesten (zur See landend) in Huatulco (als "Wixepecocha,
von dem sich Wiyetao, der Oberpriester von Zapotecapan her-
leitete) und (nachdem er in Mictlan gelehrt) verschwand er (nach
dem Berg Cempoaltepec getrieben) auf der Insel Monapostiac,
indem er sich in Tehuantepec einschiffte. Wie in Mictlan (mit
den Gräbern der Vornehmen) fand sich am Eingang der Höhle
von Xuitlahuaca (in Mistecapan) ein Bild des Wixepecocha, dessen
Füsse auf dem Fels von Cempoaltepec eingedrückt waren (und
eine auf Fellen geschriebene Tradition bei den Mijes).
Nachdem die Schüler Quetzalcoatl's Mitla oder Yopoa in
Zapotecapan gegründet, verbreitete sich ihre Lehre bis Tehuan-
tepec. In der Statue (des Felsens beim Dorf Magdalena) ist
PEZELAO. 529
Wixipecocha's Darstellung auf die Beichte bezüglich, da er sich,
wie gesagt wurde, der Frauen enthielt, und sie nur zur Ohren-
beichte zuliess. Die Höhle in welcher Wixipecocha gelehrt hatte,
wurde durch die Priester in Yopoa (j\Iitla) in einen Tempel ver-
wandelt.
Der Hohepriester von Mictlan (dem kein Gemeiner in's Ge-
sicht sehen durfte, um nicht zu sterben) fiel in seiner bemalten
Tracht in Verzückung, um zu prophezeien (s. Burgoa).
Das Priesterthum war erblich (in Mictlan), pues aunque no
se casaban con mugeres, solo en ciertas solemnidades que cele-
braban con bebidas y embriaguezes les traian sefioras solteras,
y si alguna habia concebido la apartaban hasta el parto, por que
si naciere varon se criase para la succession del sacerdocio que
tocaba al hijo ö pariente mas cercano, y nunca se eligia (Burgoa).
Nachdem der Gottheit Pezelao geopfert war, setzte sich der
Wiyatao (der Zapoteken) auf den Priestersitz und indem er (von
der Gottheit ergriffen) unter Verzerrungen Geschrei ausstiess,
sammelten die Priester durch Aufzeichnungen die unzusammen-
hängenden Worte, um daraus das Orakel zusammenzustellen (nach
Burgoa). Damit die Hohepriesterwürde in der Familie des
Wiyatao') (in Yopaa) erblich bleibe, wurde ihm bei der Be-
rauschung am Tanzfest einmal im Jahre eine geheiUgte Jungfrau
zugeführt, und der älteste Sohn folgte (sonst der nächste Ver-
wandte).
Der geheiligte Pontif in Yoppaa, in dessen Gegenwart die
Fürsten selbst einen niedrigeren Sitz einnahmen (mit niederge-
schlagenen Augen und barfuss eintretend) lebte keusch, im Fel-
sentempel verschlossen, und wurde in meditirender Haltung dar-
gestellt, als Einsiedler.
Unter den in Yohopehelichi Pezelao (die höchste Feste des
Pezelao) verehrten Göttern oder Pitao (der Zapoteken) wurden
verehrt, neben Piyetao-Piyexoo, als höchstem Wesen (ohne An-
fang und ungeschaffen), Pitao -Cozaana, Schöpfer der Wesen,
Wichaana, Schöpfer der Menschen und Fische, Coquiza-Chibatiya,
Cozaanatao (der Stützer und Beherrscher aller Dinge), Coqui-
Cilla, Xeetao, Piyeexao, Cillatao (unendhcher Herr ohne Anfang
noch Ende). Die Ernten wurden von Pitao-Cocobi geschützt,
1) Indem der jüngere Sohn des Wiyatao mit der Fürstenwürde von Zaachilla-Yoho
belehnt wurde, ging das Hohepriesterthum (unter den Zapoteken) an die Könige über.
Bas tian, America. 34:
530 ZAPOTEKEN UND MISTEKEN.
Fischfang und Jagd durch Cozaana, Erdbeben verursachte Pitao-
Xoo, Regen gab Cociyo. Für Lebensfreuden wurde den Göttern
Pitao-Pezee, Pitao-Quille, Pitao-Yaaye geopfert, gegen Unglücks-
fälle den Göttern Pitao-Ziij, Pitao-Yaa uud Pitao-Pee. Träume
wurden eingegeben von Pitao-Pecala, als Gott der Hühner galt
Coqui-Lao, als Gott der Vorbedeutungen Pitao-Peeci. Die Colo-
nii-Cobee-Pecala genannten Priester legten die M^ahrsagungen aus.
Als Göttin der Saaten wurde Copiiapaa verehrt (bei den Za-
poteken). Als Vermittler mit der (Krankheit sendenden) Gottheit
Bezalao wurde in Coatlan (in Oaxaca) dem Caciquen Petela^)
(Hund) geopfert, dessen Stammherr aus der Fluth gerettet
w^orden war.
Votan hiess der Herr des hohlen Baumes (Tepahuaste oder
Teponaztli). In Itxitpexic (bei den Zapoteken) galten die Spanier
(Guilapa's) für Eisenmenschen, die das Meer ausgeworfen als hijos
de Sol (s. Herrera). Die Abstammung wechselt (wie schon bei
Homer) von Holz oder Stein.
Bei Quijechapa (in Oajaca) wurde das Bild der steinernen
Frau verehrt auf dem Felsen, dem die Quelle des Trinkwassers
entsprang (s. Mühlenpfordt). Die Zapoteken verehrten ihre Haupt-
gottheit, als Seele und Herz des Volkes, in einer Höhle bei San
Francisco de la Mar, wohin die (von den Zapoteken vertriebenen)
Huabes (von Tehuantepec) flüchteten.
Die Zapoteken (und Misteken) hatten durch die älteren Be-
ziehungen der unterworfenen Eingeborenen zu den Mayas Ein-
flüsse aus deren Cultur herübergenommen, zum Theil auch im
Kalender.
1) In der Hölile von Coatlan wurde die getrocknete Leiche des Petela, alten
Häuptling der Zapoteken, verehrt. Unter den Guechecoros (der Zapoteken) wurde eine
Statue des Cortez verehrt. Der Vogel Ära, der (als die Incarnation eines Gottes)
gleich einem Meteor vom Himmel herabgestiegen, war den Zapoteken (wie in Polynesien)
heilig und wurde von den der Meditation und Extase Hingegebenen in Höhlen gepflegt. In
den heiligen See zwischen Tanetze und Talea wurden Opfergaben geworfen. In Santa
Maria de Tule wurde von den Zapoteken der alte Stamm einer Cypresse verehrt. Im
District der Llanos wurde Yabalan (Häuptling der Schwarzen) oder Yahalan und Ca-
namlum verehrt. Nach Diaz wurde die dicke Frau , welche die Eingeborenen gegen
die Spanier führte, von denselben vergöttert. Heiliges hiess Njuhu (Feuer) bei den
Zapoteken. Auf dem Berge bei Teutitlan fand sich ein Orakel (der Zapoteken). Der
hohe Priester in Yxcatlan wurde durch die anderen Priester erwählt (unter den Zapo-
teken). Die in den Tempeln dienenden Priester hiessen Bijanaas (bei den Zapoteken).
Dem Pezelao (Gott des Todes) stand Pitao-Cocobi (Gott des Ueberflusses) zur Seite.
MONATE.
Die Monate (der Mayas) hiessen:
Pop,
Yax,
Uo,
Zac,
.Zip» ,
Geh,
Tzoz,
Mac,
Tzec,
Kankin,
Xul,
Muan,
Yaxkin,
Pax,
Mol,
Kayab,
Chen,
Cumhu,
wogegen bei den Nahuas:
Titil,
Huey-Tecuilhuitl,
Itzcalli,
Miccailhuitzintli,
Alcahualco,
Hueymiccailhuitl,
Tlacaxipehualitzli,
Ochpaniztli,
Tozoztontli,
Teotleco,
Hueytozoztli,
Hueypachtli,
Toxcatl,
Quecholli,
Etzalqualitzli,
Panquetzaliztli,
Tecuilhuitzintli,
Atemoztli;
und die Tage folgten, als:
Cipactli,
Ozomatli,
Ehecatl,
Malinalli,
Calli,
Acatl, ^
Cuetzpalin,
Ocelotl,
Coatl,
Quauhtli,
Miquiztli,
Cozaquauhtli,
Mazatl,
Ollin,
Tochtli,
Tecpatl,
Atl,
Quiahuitl,
Itzcuintli,
Xochitl.
531
In Aufzählung der Feste ' beginnt Sahagun die 1 8 Monate mit
Tlacaxipeoaliztli, (und ebenso Valades), mit Izcalli endend. Sonst
wird auch Atemoztli als erster Monat genannt, wogegen bei Mo-
tolinia (s. Clavigero) sich Atlacahualco an die Spitze gestellt findet.
Die 20 Monate der Chiapas werden (bei Clavigero) von Mox bis
Aghual aufgeführt.
Die Könige der Mixteken (im westlichen Oaxaca) und der
Zapoteken (im östlichen Oaxaca) wurden von den Tolteken herge-
leitet (oder sonst von den Olmeken).
34*
532 ZAPOTEKEN UND MISTEKEN.
Die von Anahuac nach Yanguitlan (neues Land) in den Ber-
gen von Apoala ausgewanderten Stämme gründeten die Stadt
Tilantongo und von dem dort erbauten Tempel Achiuthtla wur-
den die iMizteken civilisirt. Sayacamazompane herrschte in Tizat-
lan, damals als Hauptort betrachtet (in Mizteca alta y baxa). In
Tlalocan (tierra de riquezas y paraiso terrenal) oder dem Land
der Mixtecan ^) hiess der bergige Theil Nunuma (Nebelland).
Wie die Gründer der Mixteken-Königsfamilie mit der Sonne
kämpften, so schössen die Indianer von Campeche bei Finster-
nissen Pfeile gegen die Sonne und den Alond, um dasjenige
Gestirn, das das andere verschlingen wollte, zu verscheuchen (siehe
Waldeck) und ähnlich die Ataranten. Ou-y, Kaiser der Chang,
schoss Pfeile gegen den Himmel, der seine Bitte nicht erhörte,
und liess Blasen mit Blut aufhängen, damit es heruntertropfe
(1198 a. d.).
Tututepec (mit menschHchen und thierischen Steinbildern)
wird als Hauptstadt von Mixteca baja genannt. Bei Achiutla
(mit alten Ruinen) lag der Haupttempel der Mixteken. Die Mix-
teken eroberten das Land der Chochos, Verwandte der Chochonti
(Yope) oder Tlapaneca in Guerrero^).
1) Die Mixteken hiessen Mixtoguijxi (gatos salvajes o montaneses) bei den Za-
poteken. Mistecatl (Sohn des Iztac Mizcuatl) herrscht als erster König der Misteken
in Tilantongo (s. Carriedo). Nach Besiegung der Zapoteken siedelten die Misteken in
Cuylapa. Nach Rückzug der Zapoteken eroberten die Misteken (in Oajaca) Tlapo-
collan (oder Santa Ana) mit den (El Bano del Sol genannten) Monumenten. Unter
den von Mann und Frau aus den Bäumen der Höhle von Apoala (bei Tzotzolan oder
Sosola) stammenden Mixteken gründete Mixtecatl (Sohn des Iztac-Mixcohuatl) die Stadt
Tilantongo, neben welcher (im Tempel von Achiuhtla) der Hohepriester (als Herz des
; Volkes) oder Taysaa herrschte. Die Vorfahren der Italiener galten baumentsprossen,
gensque virum truncis et duro robore nata (Virgil).
^) Die aus Guerrero durch die Mexicaner südlich nach Oaxaca getriebenen Chon-
tales wurden bei der Einwanderung der Mixteken theils in die Berge gedrängt, theils
nach Tabasco und von dort durch die Maya-Quiche-Stämme nach Guatemala. Vom
Norden kommend, besiegten die Mixteken die Chuchones oder Chochos. Die Chuchones
wurden von Ulmeken und Mixteken vertrieben. Die Sprache Musga oder Amusca
war dem Mixtekischen verwandt. In Teotitlan (an der Grenze der Misteken) sprach
sich das Masatekische oder Cuicatekische. Die vom Norden einwandernden Misteken
Hessen sich auf den Höhen von Achiutla und Tilantongo nieder (s. Carriedo) und Tilan-
tongo war Hauptort der Misteken, die vorher in Sosola gesiedelt. In Teotza-
cualco herrschte Oconana aus Tilantongo über die Mixteken. Die Mixteken (im Bunde
mit Tlascala) wurden von den Azteken besiegt (1458) und unter Axayacatl die Zapo-
teken, die sich dann wieder (ausser Soconusco) unabhängig machten. Die Misteken
kämpften mit dem König von Tututepec in Yuuquane. Tutupec, am Rio Verde, war
MÖNCHS ERZIEHUNG. 533
Die Fürsten von Apuale, als Yutatnaho (rio donde salieron
los Senores) oder yuta tnuhu (rio de los linajes) vertheilten das
Land in vier Theile Njudza oui nuhu (Mixteca alta), Tocuijnuhu
(der Chuchones), Tocuisi nuhu (bei Goaxaca) oder Nunina (nuriuma)
und Nundaa (Nufiuama oder Nundeui) oder Sahaandeoui (an der
Seeküste). Tlaxiaco war zeitweis Hauptstadt im oberen Mixteca.
Der Fürst von Nochixtlan erhielt sein Land als Lehn vom König
von Mixtecapan. Der König- von Mixteca alta residirte in Tilan-
tongo. Die jährlich gewählten Beamten (bei den Mizteken) riefen
täglich zur Arbeit.
Bei dem Leichenbegängnisse des Königs der Mixteken wurde
der ihn repräsentirende Sklave mit begraben (Herrera). Mit der
Zauberin Itzpapalotl wurde Mixcohuatl in Cuitlahuac (oder Mix-
coatepetl) begraben. Die Mixteken und Zapoteken leiteten ihre
Ahnherren^) aus verschiedenen Naturreichen.
In den Klöstern der Älisteken wurden die Knaben erzogen,
und der älteste Sohn des Caziquen musste ein Jahr als Mönch
eintreten, mit Harz schwarz beschmiert, bis beim Austritt am
Fest gewaschen (Herrera), muy negro del Humo de la Tea, como
andaban de ordinario los Sacerdotes que parecian Negros de
Etiopia. Jeder (auch die Söhne des Königs) hatte für eine ge-
wisse Zeit im Kloster zu wohnen in Tilantonga (dem oberen
Miztecapan) unter dem Taysacaa (Oberpriester von Achiuhtla).
Hauptstadt des unteren Mixteca. Die Hauptstadt der Beni-Xono (Cäjones oder Nexicha)
lag bei San Francisco (bei Oajaca). Guaxolotitlan (am Rio Atoyac) lag auf der Grenze
der Mixteken und Zapoteken, Die Zapotecas (in Lachea oder Tzapotecan) führten
Kriege mit den verwandten Mixteken. Nach Unterwerfung von Teotzapotlan besiegten
die Mixteken von Cuilapa die Zapoteken von Oaxaca (in :Mitla und Teticpac). Als
die Mixtecas von den Mexicanern angegriffen wurden, kamen ihnen die Zapoteken
(trotz alter Feindschaft) zu Hülfe. Die Mixteken wurden von den Mexicanern zum
Tribut gezwungen. Die in Guaxaca stationirten Mexicaner (unter den Penoles) herrschten
über die Misteken (Herrera). Der (von Montezuma I. besiegte) Dzawindanda, König
von Cohuaixtlahuacan (Ober-Miztecapan) , zog sich im Kriege auf die Höhe eines
Berges zurück, wo er betend niederkniete und aus einem Sacke Truppen schüttelte,
die, hinabsteigend, den Feind angriffen (s. Burgoa). Durch die Miztequen zurückge-
schlagen, Hess Montezuma die tapferen Caziken von Yanguitlan verrätherisch tödten und
besetzte dann das Land. Nauhyotl II, König von Culhuacan, flüchtete beim Vor-
dringen der Chichimeken (nach der Zerstörung Tullans) zu den Misteken (in Coatolco
sterbend).
1) Je nach der Abstammung von Thieren oder Pflanzen wurden die neuen Dörfer
der Moqui von der Urmutter auf ihre Plätze gestellt, und beim Tode kehren die
Seelen in das Prototyp des Stammes zurück.
534 ZAPOTEKEN UND MISTEKEN.
Con sus musicas de atambores sordos, chirimias de carias y
de caracoles, y de conchas de tortugas begleitet, traten die Söhne
der Fürsten (in Misteca) ins Kloster ein, wo sie in Mönchsgewand
gekleidet, ein Jahr unter dem Priester blieben, und dann unter
Festlichkeiten ins Leben zurückkehrten (s. Herrera). Die Misteken
gebrauchten Bilderschrift (nach Burgoa). Bei den Mixteken wurde
die Braut huckeback getragen (s. Gomara), als ob mit Gewalt
fortgeführt.
Der Taysacaa (Oberpriester) als Herr der Sacaa^) (Priester)
in Tilantongo im oberen Miztecapan)'*^) gehörte zur königlichen
Familie und ihm war Achiuhtla als Residenz zugewiesen.
Die neben den Chontales in Tehuantepec wohnenden Mijes
1) Wie in Cundinamarca und Mixteca findet sich in Unaba der Titel Sako (neben
Quevi). Der aus der königlichen Familie erwählte Tay-Sacaa oder Hohepriester von
Achiuhtla (in Tilantongo oder dem oberen Mixtecapan) stand über dem König. Die
nach langjährigen Büssungen und Kasteiungen in die Klöster aufgenommenen Priester
(Sacaa) unternahmen Pilgerfahrten. Der König der Misteken, dessen Rath aus früheren
Papas (der Tempel) oder Priester gebildet wurde, si)rach zu den Fürsten aus den
inneren Gemächern des Pallastes durch Boten (s, Ilerrera). Chiapas (im Süden durch
die Ouelenes oder Zotziles bewohnt) mit den Tzendalen (bei Palenque) wurde durch
die Chiapaneken unterworfen.
-) Als Tlalocan (das irdische Paradies bewachend) werden die (nach Torquemada)
von Mixtecatl (Sohn des Iztac ^Nlixcohuatl) stammenden Mizteken (bei Sahagun) von
Quetzalcoatl abgeleitet (dem Windgott). Bei den Mixtecas fand sich (im Anfang, als
Alles dunkel und Wasser war) un dios que tuvo por nombre un ciervo y por sobre-
nombre Culebra de leon, und una diosa, que su nombre fue un Ciervo y por sobre-
nombre culebra de tigre. Der Himmel ruhte auf der Spitze einer Kupferaxt, die auf
verzierte Steine (welche allein aus den Wasserfluthen hervorragten) bei Apoloa gelegt
war, und die gezeugten Götter (Viento de nueve cuevas y Vicnto de nueve cavernas)
suchten durch das Sprinkeln des aus ihrem Körper gezogenen Blutes die Welt der
Ptlanzen zu befruchten. Als aber Alles durch eine Fluth zerstört war, schuf der
Criador de todas las cosas genannte Gott die neue Welt mit dem Menschengeschlecht.
Der Wassergötze der Mistecas und Chochones (Popolucas und Pinultecas) no era hecho
wurden (in Misteca baja) Kriegsgefangene durch Herabstürzen geopfert. Die ]Mixteken
opferten bei der Höhle von Totomachapa. Das Winderauschen in der Grotte von
Coatlan (bei Xexapa), wo der Fürst Petela begraben war, diente den Mixteken als
Orakel. Bei den Penoles (westlich von Misteca) wurde (für Orakel) in der Höhle
Totomachiapa geopfert. Beim Erntefest der Mixteken suchten die Priester die schwersten
Aehren aus und bewahrten sie eingewickelt auf dem Altar für ein Jahr. Auf den
Bergen des Orakels in Achiutla (der Misteken) lebte der Kriegsfürst Dzahuindande,
der aus seinem Beutel Soldaten schüttelte (s. Carriedo). Das aus einem Smaragd gearbeitete
Götzenbild der Mixtecas auf dem Berge Achiautla wurde als Herz des Volkes verehrt
(Clavigeroj wie Votan. Auf dem Fels bei Tecomastlahuacan wurden (in Misteca baja)
MixES. 535
wurden durch die zur See (von Nicaragua) kommenden Huaves
besiegt, und dann das Land von den Zapoteken unterworfen.
Die von den Zapoteken in die Berge von Cempoaltepec ge-
triebenen Mixi (mit einem Dialect der Maya) bedienten sich des
Kalenders der Tzendalen.
Die zur See von Nicaragua nach Wachitaif (in Tehuantepec)
kommenden Wabi, durch welche die IMixi zurückgetrieben waren,
wurden durch die Zapoteken unterjocht. Die Sprache der Mijes
Dialect der Zoques. Die Mixes in Tehuantepec grenzen mit den
Chiapas (s. Orozco). Die bei Wachilaif gelandeten Wabi setzten
sich (nach Vertreibung der Mixi) auf dem Fels Arriangui-Umbah
(Alte Burg) fest und herrschten dann in Xalapa, als Haupt-
stadt (bis zum Festungsbau der Mexicaner).
Condoy ^) der (aus der Höhle von Atitlan hervorgegangene)
P'ürst der Mixi verschwand nach Eroberung der Hauptstadt Xal-
tepec (durch die Zapoteken) im Gebirge und flüchtete sich durch
einen unterirdischen Gang in ein fernes Land, wo er ein neues
Reich stiftete (unter versahiedenen Versionen der Sage).
Ehe die Huaves dem Gott Pinopiaa, (der sie in Nöthen schützte)
opferten, beichteten sie dem Priester, indem jeder einen Faden
auf den von diesem g'ehaltenen Teller niederlegte, mit so vielen
Knoten, als er sich Sünden bewusst war, und ebenso viele Male
wickelte ihn der Priester um die Hand, um das Blut dem Gotte
darzubringen (s. Carriedo).
Die Huaves sind völlig unbekannt mit Wasserfahrt (s. Garay)
[obwohl auf Schiffen angelangt]. Bei einigen Stämmen der
Kriegsgefangene durch Herabstürzen geopfert. Zoquitlan war Hauptstadt der Mixi.
Die Mijes wohnten in Zuquila, Quezaltepec und Atilan. Nachdem der weisse Alte
bei Huatulco das vom Bischof Cervantes (i6ii) erneuerte Kreuz aufgestellt, erschien
ein zweiter Prediger vom Südmeer her, und verschwand (von den Mixes verfolgt) am
Berge Zempualtepec, den Eindruck seiner Füsse zurücklassend (als St. Thomas aus
Peru , nach Burgoa). Als die Mijes von den Königen der Zapoteken und Misteken
im Bunde mit den Chiapa's angegriffen wurden , verschwand der letzte Fürst Condoy
in einer Höhle , um mit seinen Kriegern nach fernem Lande fortzuziehen.
1) Condoy, Gott der Mijes, wohnte in einer Höhle auf der Höhe von Atitlan (s.
Carriedo) und dann von dort, aus der Nachbarschaft des Pueblo de Atitlan hervorge-
gangene, hatte dieser Gott Condoy den Mijes die Thiere zur Jagd übergeben, und
wachte Nachts (während sie schliefen) für ihre Sicherheit auf dem Gipfel des ZempoaL*
tepec (mit den Caziquen berathend). Dem Gott der Saaten (Ouiegolani) wurden die
grössten Maisähren dargebracht (bei den Huaves).
536
ZAPOTEKEN UND MISTEKEN.
(bärtigen) Mixi findet sich die Beschneidung ^) (und der tzenda-
lische Kalender).
Als Sitze der Mixes giebt Orozco y Berra in Totontepec:
Jagacastepec,
Ocotepec,
Amatepec,
Tepitongo,
Jareta,
Moetun ;
Tonaguia,
in Mitlan:
Sacatepec,
Metaltepec,
Alotepec,
in Ayutla:
Ayacaxtepec;
Tepustepec,
Tepantlali,
Temasulapan,
Tlahuitoltepec ;
in Chichicastepe(
::
Mixistlan,
Tiltepec,
Huitepec,
Yacochi,
Metepec,
Cotzocon,
Puxmecatan,
Chisme;
Candayö,
in Acatlan:
Tutla,
Malacatepec,
Mazatlan,
in Jilotepec:
Chimaltepec;
Angua blanca,
Santa Cruz,
San Pedro,
Nizaviquinta,
San Sebastian,
Lachixonaxe ;
in Juquila :
Cacalotepec, Ocotepec, Acatlancito;
in Guichicovi:
Boca del Monte;
in Lochixila:
Quiavicusas, Xovaguia,
Lachixela, Camatlan,
Quetzaltepec, Ixcuintepec,
Coatlan, Huitepec.
1) Die für die Priesterschaft bestimmten Kinder der Alijes wurden beschnitten.
In Folge der von den Spaniern auferlegten Abgaben enthielten sich die Chontales und
Mixes ihrer Frauen und Hessen sie abortiren, um nicht ihre Kinder für ein mühsames
Leben zu erziehen (Zurita).
MixES. 537
Nach Mühlenpfordt (über die Stämme^) im Staat Oäjaca) woh-
nen im Norden (einem Theile des Partido von Teutitlan) Aztecos,
südlich und südöstHch Mazatecos und Cuicatecos (in den Partidos
Teutitlan und Teutila, Departement Teutitlan del Camino); unter
ihnen wohnen in einigen Dörfern die Ixcatecos. Westlich gränzen
an diese die Chöchos. Gegen Süden gränzt an die Cuicatecos
das einst mächtige Volk der Zapotecos, welche die Mitte des
Staates, das grosse Thal von Oajaca bewohnen, sich im Osten
über die Gebirge von Huixazo, Iztlan und Tanetze und die Thäler
Los Cajönos ausbreiten, und im Süden, im Partido Quiechapa
(Departement Tehuantepec) mit den Mijes, im Partido von Po-
chütla (Departement Ejütla) aber mit den Chontales, Nachbarn
jener, gränzen. Diese Letzteren bewohnen die Gebirge von
Quiegolani und die Küstengegenden um Tilapan, Tonemäca, die
Häfen von Huatülca und San Diego und die Ufer der Flüsse Del
Conuin und Aycitla. Gegen Ost-Nord-Ost stossen an die Huäbes,
in einigen Dörfern der Küste, im Partido von Tehuantepec und
in und um dem Flecken gleiches Namens wohnend. Die Länder
der Mijes und Chinantecos (von Quiechapa gegen Nordosten) um-
fassen die Partidos Quiechapa (Departement Tehuantepec) Jalaläg
und Chuäpam (Departement Villälta). Unter ihnen wohnen in
einzelnen Dörfern die Huatequimänes und an die Mijes stossen
genau im Osten die Zoques, welche sich nördlich von Tehuantepec
bis weit über den Staat Chiäpas ausbreiten. Westlich der Zapo-
tecos, bei San Francisco Huizo im Norden und bei Santa Cruz
Miztepec im Süden des grossen Thaies von Oajaca beginnen die
Misteken, (im ganzen westlichen Theil des Staates und südlich
bis an die Küste bei Jamiltepec und Tututepec). Unter ihnen
wohnen die Pabücos (im Dorfe San Juan Elotepec). Die Almo-
löyas in den nach ihnen benannten sieben Dörfern, die Amüsgos
(nur in einem Dorfe) Soltecos und Triques. Zwischen die Misteca
alta und Misteca baja schiebt sich im Partido Juquila (Departement
Jamiltepec) der von den Chatinos bewohnte Landstrich ein.
1) Zapatecos, Mistecos (Miztecos odee Mixtecos), Mijes oder Mixes, Chinantecos,
Chontdles, Cuicatecos, Chöchos oder Chochönes, Chatinos, Aztecos oder Mexicanos,
Almolöyas, Huabes oder Guaves, Huatequimänes oder Guatinicamaes, Ixcatecos, Meza-
tecos, Soltecos, Triques, Pabücos, Amüsgos, Zoques oder Soques.
DIE TARASKER IN MECHOACAN.
Die (in Abstammung von dem Gott Taras) mit der Durch-
wanderung der Azteken verknüpften (Michoques oder Michoaques)
Quaochpanme (hombres de cabeza rapada 6 raida) oder Tarasker
(deren in Tzintzunzan residirende Fürsten später durch die Göt-
tin Xaratunga in Fische verwandelt wurden) hatten im Lande der
(mit den durch die Mixteken bekämpften Chuchines verwandten)
Tecos ein Reich gegründet, das dann durch die eingewanderten
Wanaceer (zu den Chichimeken gehörig) von Patzcuaro aus (unter
Verehrung des Gottes Curicaneri mit ewigem Feuer) beherrscht
wurde. Der Hohepriester dieses Gottes Curicaneri wohnte in Tza-
capu bei Tzintzunzan (am See Patzcuaro) und erhielt Huldigung
von dem in Tzintzunzan residirendem König Mechoacan's.
Von Characu, König von Mechoacan waren (wegen der gegen
die Tecos geleistete Hülfe) die Matlaltzincos (von Toluca) an-
gesiedelt worden, und diese hatten den Menschenopfer heischen-
den Dienst des Gottes Coltzin mitgebracht.
Dann aber wurde noch, als der Stifter des Hohenpriester-
thums, der Prophet Surites verehrt, der die Auferstehung ver-
kündet und den Cultus des unsichtbaren Schöpfergottes Tucapacha
(durch den der Patriarch Tezpi aus der Fluth gerettet wurde)
gelehrt hatte (wohl im Anschluss an die Seelandung des Jo-
jouh Quitecuani und seine Beziehungen zu Ameca).
Nach Leyva (bei Icazbalceta) kam Jojouh Quitecuani ^eon
cruel y bravo), als erster Fürst von Ameca (Jalisco), zur See mit
einem Kriegsheer und setzte sich erobernd im Lande fest, ^vorauf
TUCAPACHA. 539
mit dem König von Michoacan Kriege geführt wurden (s. Orozco).
Los habitantes de Amecan hablaban entre si el cazcan y el toto-
naco (aunque generalmente us aban la lengua mexicana).
Die (nach Mönchsart) Geschorenen von Tuito (an der Küste
Colima's) wollten ihre religiösen Ceremonien (unter Verehrung
des Kreuzes) von einem Schiffbrüchigen gelernt haben, der ge-
tödtet worden, als er die Gebräuche des Landes zu ändern ge-
dachte (s. Mota Padilla).
Das Zerfliessen der von Tucapacha geschaffenen Lehm-
Menschen findet seine Analogien in den Mythen der Quiche's und
der, aus der (durch die Metall-Menschen herabgezogenen) Fluth
gerettete, Tezpi führt auf Tezcatlipoca, der in dem Nahui-Atl
genannten Weltalter die Rettung Nata's (mit seiner Frau Nena)
vorbereitet, und dann (durch Umwandlung der halbgerösteten
Fische in Hunde) das Auftreten der Chichimeken, während Taras
(Ahnherr der Tarasker) mit Mixcoatl (der Nahuas) zusammen-
gestellt wird.
Als die Chichimecas vanaces aus Bayameo in dem Walde
Viriu-Caranpejo erschienen, verlangte ihr Häuptling Iri-Ticatame
von den Taraskern (Alichoacan's) in Naranjan (unter dem Häupt-
ling Ziranziran Camaro) Opferholz für . seinen Gott Curicaveri und
zeugte mit einer Verwandten Ziranziran's den Jäger Sicuiracha,
von den Priestern des Gottes Vacancuaro (in Zacapo) in dem
Gebirge Oricuaparejo auferzogen. Als im Aufstand Naranjan's
im Bunde mit Presto (Priesterkönig des Gottes Tiresupeme in
Cumachin oder Cumachon) Iri-Ticatam.e getödtet war, besiegte
der aus den Berg-en zurückkehrende Sicuiracha die durch Krank-
heit geschwächten Tarasker und führte sie als Sklaven nach der
von ihm gegründeten Stadt Bayameo oder Vayameo (Hauptstadt
Michoacan's), den Dienst des Gottes Curicaveri wiederherstellend.
Als unter Pavacume und Vapeani (Söhne des verstorbenen Sicui-
racha) die Fürsten von Tzintzuntzan durch den Zorn der von dem
Priester Vatarecha bedienten Göttin Xaratanga über ihre Trunken-
heit) in Schlangen verwandelt waren, dehnten die Chichimeken
ihre Eroberungen aus, indem der Häuptling Torapecha-Chanchori
sich mit seinem Gott Odecavecara in Cureneuaro, der Häuptling
Ipinchuani mit seinem Gott Tiripine in Pechetaro festsetzte und
die Arche des Gottes Curicaveri (durch Vapeani und Pavacume)
auf dem Berg Capacureo. Als Vapeani (in Tarini Chundiro) ' mit
einer Frau aus den von dem Häuptling (El-Henditare) beherrsch-
540 DIE TARASKER IN MECHOACAN.
ten Chichimeken (unter dem Gott Guangari) auf den Inseln des
See's Xaracuaro den Sohn Turiacuri gezeugt, wurde auf dem von
den Göttern Zacapu, Homocutin und Patzcuaro angedeuteten Ort
Petezehua die Stadt Patzcuaro (Hauptstadt von jMichoacan) ge-
gründet.
Nachdem Vapeani (Vater des Cuvatame mit seinen Brüdern
Xetaco und Aramen) und Pavacume in dem Kriege mit Curin-
cuaro gefallen, wurde von den Priestern der (in den Tempeln von
Ziripimeo und Acuaracohuas dienende) Tariacuri (Sohn des
Pavacume) zum Fürsten aller Chichimeken erwählt und eroberte
das Königreich Zirumbo, bei seinem Tode seinen Sohn Huicipan
in Coyucan (mit dem Stein des Gottes Curicaveri) einsetzend,
seinen Sohn Hicucaxe (dessen vom Blitz erschlagener Sohn Hicu-
caxe vergöttert wurde) in Patzcuaro und in Tzintzuntzan seinen
Sohn Tangaxoan, unter dessen Sohn Ziziz-Pandacuare das Reich
der Chichimeken wieder vereinigt wurde (s. Manuel Payno).
Zwang'a oder Sihuanga (Nachfolger des Ziziz-Pandacuare) kämpfte
mit den Mexicanern (1485 — 1490 p. d.) und sein Nachfolger Tau-
ganxoan IL wurde von Nuno de Guzman (1525) verbrannt (in
Michoacan). Neben dem Gott Curicaveri wurden die Götter
Hereti, Encani-Zacapu, Vanacio u. s. w. in Michoacan verehrt.
Cuseravaperi, madre de todos los dieses terrestres (in Micho-
acan) liess (dem Könige die Ankunft der Spanier anzuzeigen)
das INIädchen von Ucareo durch den weissen Adler (des Gottes
Curicaberi) nach dem Götterberge Xanaota hucazio tragen, wo
sich neben Coritacaheri (Bruder des Tiripamequarencha) oder
dem Götterboten (und Xaratonga, Nurendequavecara und Queren-
doangapeti) alle Götter rechter und linker Hand vereinigt fanden
(nach dem Codex des Escorial bei Janer).
Der Sohn des (nach dem Hause des Gottes Achuhirepe ge-
zogenen) Gottes Cutruri-Nirepe, der von dem Gott Cupanzueri im
Spiel überwunden und (in Xaconna) geopfert war, warf den aus-
gegrabenen Leichnam seines Vaters zwischen Rebhühner, worauf
sich derselbe in ein mähniges Wild verwandelte, und in diesem
glaubten die vom König Zuangua befragten Weisen Mechoacan's ^)
1) Mechoacan ist das Fischland, Muchos tiempos haque estd fundado Mejico y
es reino, y este de Mechoacan. Estos dos reinos eran nombrados, y en estos dos reinos
miraban los dioses des de el cielo y el sol (dijo el Cazonci ä los Senores). Venian
en unos venados (y aquellos venados traen calzadas cotoras de hierro) berichteten die
gegen die unbekannten Fremden bei Cazonzi Hülfe suchenden Gesandten Montezuma's.
TECOS. 541
die Wildthiere zu erkennen, auf welchen nach der Botschaft
der Mexicaner die unbekannten Fremden ritten (que es lo que
nos ha accontecido, quel sol estos dos reinos soha mirar, el
de Mejico y este, y no habemos oido en otra parte que haya
otra gente).
Nach Orozco waren die Tecos die Eingebornen Michoacan's.
Auf die von Westen kommenden Culhua's (bis Zacatollan) folgten
(in Mechoacan) die Coras im Acaponela-Thal (bis Zentipac) und
diese wurden von den Tanahumaras nach Nayarit getrieben. Dann
folgten die Azteken, die sich im Tuitlan-Thal niederliessen und
später bei Teul. Darauf kamen barbarische Stämme (s. Gill).
Die Tarascos^) sprachen verschieden von den Mexicanern.
Die von den Mexicanern zurückgelassenen Tarasker gründe-
ten Tzintzuntzan oder Guayangareo, wo nach Characu (der Knaben-
könig) Zioanga (Vater des Tangaxoa) herrschte (s. Granados).
Von den im Kriege mit den Mexicanern durch die Tarascos ge-
fangenen Matlaltzincas (aus Toluca) wurde Charo gegründet (und
die Tecos siedelten in Patzcuaro).
Die Chuchones (Tlapanecos oder Tecos) ^) wurden durch die
1) Herrera unterscheidet Chichimeken, Mexicaner, Otomiten und Tarasces (in Mecho-
acan). Die Mexicaner Hessen nach dem Zuge landende Gefährten in Mechoacan zurück.
Die Thorames oder Totorames wohnten bei Tzentipac. Die mit den Tecos (in Mechu-
acan) verwandten Tecoxines (Tecojines oder Tecoquines) von Xalisco hatten sich (mit
den Cazcanes) bis Ameca ausgedehnt, und die Teules Chichimes sprachen das Tepecano
(mit den Colotlanes in Nayarit verwandt). Die (dem Tarasco verwandte) Sprache der
Tlatlacingos war (nach Sahagun) von der Mexicanischen verschieden. Michoacan war
von Chichimeken (das Pame redend), Mexicanern (der Nahuas) Otomiten, (Mazahuas im
Norden und Matlatzincos im Südwesten) und Taraskes bewohnt. Die (zu den Nahua
bei dem Auszuge gehörigen) Matlaltzincas (Tolucas) oder Pirindas wohnten bei Toluca
(zwischen Mexico und Michoacan). In Xalisco (bei Tepic) wohnten die Tecojines, den
Tecos verwandt. Neben dem Otomi wurde das Pame in Queretaro geredet. Die zu
den Tofliases oder Yonases gehörigen Chichimeken (in Guanajuato) redeten Meco (neben
dem Guaxabana). Caltzonzin herrschte in Tzintzon (Huitzitzila) oder Chincila (Haupt-
stadt von Mechoacan) über Xalisco. Das Fürstenthum Colima grenzte mit Michoacan.
In Queretaro (von Otomiten bewohnt) machten die Yztaechichimecas (Chichimecas blan-
cos) oder Chichimecas tonases Einfälle. In Mechoacan wurde die Sprache der Chichi-
mecen Tarascer, Otomites und Mexicaner geredet (Herrera). Neben Otomiten, Tarasker
und Mexicaner wohnten (nach Herrera) in Mechoacan die Chichimeken mit der Sprache
der Pame, die in den Bergen von Tzichu (bei Guanajuato) gesprochen wird. Die
Tarascos mischten sich mit den Tecos (zu den Popolocas gehörig).
2) Chanacu (König in Mechoacan), durch die Mexicaner und Tecos angegriffen,
siedelte die verbündeten Matlaltzincos in Toluca als Pirindas an, bei Tiripito, wo das
542 DIE TARASKER IN MECHOACAN.
Ulmeken oder Mixteken ausgetrieben, die vor den Nahua-Ein-
wanderern zurückgewichen waren.
Nachdem MaHnalxochitl (Schwester^) Huitziton's) auf dem
Berg Texcaltepec (wo Copil in der Stadt Mahnalco geboren
wurde) zurückgelassen, trennten sich in Mechoacan die Tarascos
(beim Baden ihrer Kleider beraubt) von den Azteken. Die
Mexicaner oder Mechoacanes leiteten sich aus Chicomoztoc.
In Mechoacan (wo die Begleiter der Azteken auf der Wan-
derung unter den Taraskern zurückblieben) lebte der Hohepriester
abgeschlossen in einem Tempel bei der Hauptstadt Tzintzuntzan
und zeigte sich nur einen Tag im Jahre , wenn er vom König
besucht wurde, der ihm knieend Geschenke darbrachte und nur
in solcher Stellung zu ihm redete, als Haupt der heiligen Männer oder
Volk die Stadt Undameo und die Edlen Charo gründeten. Die unter Montezuma I.
Michoacan angreifenden Azteken (mit Teos und Matlaltzincos verbündet) wurden (durch
ein Festmahl berauscht) besiegt, worauf die gefangenen Tecos in der Hauptstadt Patz-
cuaro, die Matlaltzincas in Charo angesiedelt wurden. Teo-Colhuacan war die Haupt-
stadt der Tarahumaras oder Tahues. Die Thorames oder Totorames (und Tzayaquecos)
wohnten hei Tzentipac. Taras war höchster Gott der Taraskes. Die Sprache der
Gachachiles (bei Zacatecas) ist vom Mexicanischen verschieden, und so die der Cazcanes
und Guamora (Herrera). Die Mecos wohnten im Staat von Queretaro. In Mechoacan
(mit Taraskes) wurden die Coras durch die Thorames nach Nayarit getrieben. Tzint-
zuntzan (Stadt der grünen A'ögel) hiess (mexicanisch) Michoacan (Plschplatz).
') Die Schwester Huitzipolochtli's gründete die Stadt Malinalco. In der Um-
gegend von Tula von den Tenucas getrennt, gründeten die Mechoacanes die Haupt-
stadt Zinzunzan oder Guayangareo (bei Valladolid) in der Lagune Patzquaro, wo
Hicahuazitzicatzin (Vorfahre des Cinzica) als erster König herrschte (und Calzontzin
zur Zeit Cortes). Aus den Verschwägerungen in Mechoacan entstand der Name
Tarascer (Tarasque oder Schwager) bei den Spaniern (Herrera). Die Michoacaneser
trafen bei ihrer Ansiedlung mit den Tecos (in der Sprache der Popolucos) zusammen.
Die Tecoxines (Tecojines) oder Tecoquines (bei Tepic) gehörten zu den Tecos von
Michoacan. Die Mecos (von Soledad de las Canoas) wohnen bei Queretaro (mit den
Pames). Die Michoacanenser oder Tarasker riefen die Matlaltzincas (Characos oder
Charences) oder Pirintas (Pirindas) gegen die Tecos (Tochos oder Tecuexes) zu Hülfe.
Die Bundesgenossen aus Toluca gegen die Tecos wurden nach deren Besiegung durch
Characu (König von Mechoacan) zwischen Indaparapeo und Tiripitio angesiedelt. Ta-
rascos wird als Schwäger erklärt. Als der König (Tlatoane) Chimaltecutlit von den
Mexicanern (mit Axaiacaan) unterworfen war, wanderten viele der Matlacingos (aus
Conacantepec) nach Mechoacan, als Tlaulan (s. Herrera). Axayacatl von Mexico er-
oberte Tallocan unter Xiquijulco (1473), worauf sich die Matlatzinger mit den
JMichoanern verbündeten. Die Grenzfestungen Mechoacau's lagen gegen Mexicaner,
Xalisker, Calimas und Matalzingos (Herrera). Bei Irimbo (in Mechoacan) finden sich
Reste von Befestigungen (nach Beaufoy). Olid besetzte Tzintzuntzan.
FISCHGÖTTINNEN. 543
Curicaneri in dem Pyramidentempel von Tzacapu (Izacapu), beim
Darbringen der Erstlinge (s. Rea)»
Neben Tzintzuntzan , Hauptstadt der Tarasker am See Patz-
cuaro, galt so Tzacapu als Priesterstadt.
Bei den (dem Gotte Coltzin Menschen opfernden) Matlacin-
gas (Tolncos) oder Pirindas zwischen Mexico und Mechoacan
hatte der Hohepriester die Feste Zitacuarencuaro (der Auferstehung)
und Peranscuaro eingerichtet, Moralität predigend und Verbesse-
rung von Sonnen-Aufgang her verkündend.
Nach den Traditionen von Quc^etaro kamen alle Geburten
von den Göttern (padre viejo y madre vieja), die aus den (Chiapa
genannten) Höhlen (bei Xilotepec) hervorgegangen. Die Götter
Tariacuri, Nirepani und Tangaxoan wohnten im Himmel (in Mechoa-
can), während Cuseravaperi^) die Mutter der irdischen Götter ge-
nannt wird.
Nachdem die Fürsten der Taraskes in Tzintzuntzan durch die
Göttin Xaratanga in Fische verwandelt waren, besetzten die Chi-
chimecas in "vVayameo das Land (unter Wapeani) und nachdem
sie durch Vermählungen mit dem König Curicateni (als El Hen-
ditare) auf den Inseln Xaracuero und Pacondan (mit Stämmen
der Chichimecas) in Verbindang getreten, wurde Patzcuaro am
See erbaut, bis Wapeani im Kriege von dem Könige von Curin-
cuaro getödtet wurde und sein Sohn Curatame folgte.
Tariacuri, Sohn Paivacume's (Bruders des Wanacaces-Fürsten
Wapeani, der Patzcuoro gegründet) eroberte die Inseln des Sees
und gründete das Königreich Mechoacan, welches unter seinen
Söhnen getheilt, durch Ziziz Pandacuare in Tzintzuntzan wieder
vereinigt wurde.
Von den Teules-Chichimecas waren viele dem Könige von
Mechoacan unterworfen, wo die Residenz von Pazquaro nach
1) Für das von den Göttern Cueravaperi verlangte Menschenopfer benachrichtigte
der Fürst (in Mechoacan) al sacerdote de Araro llamado Baricha y al de Zinapequaro.
Die Tiripimenchas genannten Götter kehrten von Cuyacan, wo kein Holz geliefert
wurde, über Mechoacan nach ihrer Heimath Bayameo zurück (bei Santa Fe). Nach
Herrera erwarteten die Tarascos ein künftiges Gericht. Die Könige von Michoacan
brachten dem Hohenpriester Curinacanery ihre Huldigung. Unter Zivanga, König der
Taraskes, prophezeite der Priester Surites die Einführung einer neuen Religion. Der
König von Michoacan (wo die Priester Fächer tragen) opferte die Erstlinge dem
Priesterkönig Curinacanery in Izacapu (und so werden solche dem Tuitonga dargebracht
und sonst, wenn nicht Wein und Brod).
544 DIE TARASKER IN MECHOACAN.
Guayangareo (bei Valladolid) verlegt wurde (s. Torquemada).
Ueber die Staaten der Betamas und Escomachas (in Mechoacan)
herrschte als Oberfürst der El Henditare^) (Herr über Alle) auf
der Insel des Patzcuaro-Sees.
Nachdem Iri Ticatame, König der Chichimec -Wanacaces au?
Bayameo (und Priester des Gottes Curicaneri) mit der "Rrmzessin
aus Naranjan (unter Ziranziran Camaro) den Sohn Sicuiracha ge-
zeugt, zog er nach Zichajucuero, und d'as dort von Naranjan (im
Bunde mit Oresta, König von Camachen) zerstörte Reich wurde
durch die Siege Sicuiracha's wiederhergestellt, dessen Söhne
(Pavoacume und Wapeani), nachdem sie ihre Eroberungen im Ge-
biet von Tzintzuntzan (dessen Priester und Pursten durch die
erzürnte Göttin in Schlangen verwandelt waren) ausgedehnt
hatten (Cujupuri als Oberpriester Xaratanga's in Tzintzuntzan
lassend), sich aus der (von Betamas und Escomachas bewohnten)
Insel Pacandan (mit dem Gott Cuangari Changatun) an dem See
Patzcuaro (unter dem El-Henditare oder König Curicater»"»^ e.\ne
Frau (Mutter des Tariacuri) verschafften und dar.'ri (als Tempel-
platz aller Götter der Chichimeken) die Stadt Patzcuaro erbauten,
die (nach den Kriegen mit Curincuaro) durch die Siege Taria-
curi's zur Hauptstadt Mechoacan's erhoben wurde. Auf Ziziz
Pandacuare, Sohn Tagaxoan's (Sohn Tariacuri's) folgte Zoanga
(Vater des Tangaxoan II) in Mechoacan.
Die Tarasken nannten den König Irecha (el escogido por
todos), obwohl der Thron später erblich war (s. Mendoza) und
der König hatte zngleich den Titel Guangua-Pagua (Magestad)
oder Caltzonzin.
Der König von Mechoacan wurde Caltzontzin (Haupt des
Hauses) oder Caltzonzin (der stets beschuhte) genannt, weil er nicht
länger barfuss (als Vasall) vor dem mexicanischen König erschien.
Tangajuan oder Bimbicha (wegen seiner einfachen Tracht unter
1) Bei Einwanderung Wapeanis aus AVayameo herrschte Curicaten, als El Hendi-
tare über die Inseln Xaracuero und Pacandan. Zwanziran Camaro in Naranjan (mit
dem Henditare in Patzcuoro grenzend) versöhnte die Chichimeces Wanacaces (mit dem
Gott Curicaneri) aus Bayameo durch Vermählung einer Prinzessin (den eingehüllten
Gott Wasoricuare tragend) mit dem Häuptling Iri Ticatame (Vater des Sicuiracha).
Die mit Iri Ticatame, Häuptling der Wanacaces (mit dem Gott Curicaneri), vermählte
Prinzessin aus Naranjan trug den in ein Tuch gewickelten Gott Wasoricuare. Die
mit den Quatalas (que se ceriian la cabeza con sus hondas) von Matlalzingo verwandten
Michoaner stammten von dem am See Patzcuaro (wo der El-Hindetare oder El Senor
residirte) zurückgelassenen Stamm aus Aztlan.
jALisco. 545
geschmückten Edeln Cazonzin genannt), König von Mechoacan,
opferte statt der Spanier (zur Sühne der Getödteten) ihre Hunde
(Herrera).
Tzintzuntzan ^) Ort der himmlischen Vögel) wurde von den
Taraskern (die dadurch ihre Federmosaik lernten) auf dem Platz
gebaut, wo glänzende Vögel eine Wölbung über die aufgestellte
Gottesfigur bildeten.
Neben dem Mexicanischen redete man Cazcan und Totonaco
in Ameca (von Xalisco), dessen erster Fürst (Jojouh Quitecuani
oder kühner Löwe) zur See anlangte und von Mechoacan An-
sitz erkämpfte.
Die Michoacaques (Tarascos) oder Quaochpaume (hombres de
cabeza rapada^) ö raida) verehrten den Gott Taras oder (bei den Chi-
chimeken) Mixcoatl, dem Schlangen, Vögel und Kaninchen geopfert
wurden (Sahagun). In Michoacan wurden besonders Blumen cultivirt.
Die Göttin Xaratanga (Mutter des Manovapa) hütete die
Fische im See von Tzintzuntzan. Neben dem Gott Curicaneri
(der Wanacaces) verehrte die Königin (aus Naranjon) den Gott
Wasoricuare.
Neben dem (unsichtbar im Himmel weilenden) Schöpfer Tu-
^) Huahuzitzicatzin herrschte (als erster König von Mechoacan) in Zinzunzan (bei
Valladolid) oder Guayangareo.
2) Die Indios coronados (del pueblo de Tuito al sur del valle de Banderas) heissen
so, weil sie den Spaniern entgegen kamen mit escapularios blancos (Tonsur und Kreuzen
und der Caciqne gekleidet in eine tunica talar, como religioso de Santo Domingo (Pa-
dilla). Unter dem sculptirten Kreuz an dem Teich bei Chacala (in Michoacan) finden
sich unbekannte Buchstaben mit Punkten (s. Gutierrez). Von den Predigten Mateo's
oder Matias', der in Chacala getödtet wurde, hatte sich der Gebrauch der Tonsur be-
wahrt, den die Conquistadores fanden (s. Gutierrez). In Mechoacan fanden sich Grenz-
festungen gegen die Mexicaner, Xalisker, Colimas und Matalzingos (s. Herrera). Unter
der Herrschaft Zwanga's (in Mechoacan) prophezeite der Hohepriester Surites die Ein-
führung einer neuen Religion '^ aus Osten). Taras, Ahnherr der Tarasker (b. Sahagun)
wird mit Mixcoatl (der Mexicaner) identificirte. Ueber die Trunkenheit des Fürsten
Tarigaran erzürnt, hielt die Göttin Xaratanga (oder Tarigaran), Mutter des Manovapa,
die Fische im See zurück, so dass nur Schlangen erlangt wurden, und die davon
Essenden verwandelten sich in Fische (in Mechoacan). Die Matlatzincas (Nentambati
oder Nepintatuhui) wurden nach ihrer Ansiedlung in Mechoacan (zwischen Indaparapeo
und Tiripitio) Characos oder Charences genannt (s. Orozco). Vor dem Gott Cunica-
neri brannte Feuer (in Michoacan). Die Priester (Watarecha) der Göttin Xaratanga
(Mutter des Manovapa) trugen eine Glatze. In Chapala (in Jalisco) wurde der Geist
des See's verehrt. In Zentipac und Acaponeta wurde Piltzinteolli (der Kindgott)
verehrt.
Bastian, America. 05
546 DIE TARASKER IN MECHOACAN.
capacha (als unbegreiflich und nicht darstellbar) verehrten die
Tarasker die Gottheit Xaratanga und dann den durch die Chichi-
meken eingeführten Gott Curicaneri oder Curicaweri). Iri Tica-
tame, Häuptling der Wanacaces, trug den Gott Curicaneri (bei
der Einwanderung in Mechoacan). Die Taraskos in Michoacan
(Fischland) oder Quaochpanme leiteten sich von Gott Taras.
Der (höchste und bildlose) Gott Tacupacha (der Tarasken)
bildete zuerst Menschen aus Thon, die sich beim Baden im Fluss
auflösten, und ebenso das zweite Geschlecht aus Asche, während
die Menschen aus IMetall aushielten und weiterzeugten, indem
sich bei der Fluth Tezpi (mit Frauen, Samen und Thieren im
Canoe eingeschifft) rettete, und durch die Colibri (während die
ersten Vögel im Fressen der Leichen ausgeblieben) bei der Rück-
kehr durch das Aufhören der Fluth unterrichtet wurde, im Bringen
eines Zweiges (Herrera). In IMechoacan (wo Tucapacha als
Schöpfer verehrt wurde) rettete sich Tezpi ^) aus der Fluth, aber
von allen ausgesandten Vögeln kam nur der kleine mit glänzen-
den Federn (der deshalb verehrt wurde) als Bote zurück (Herrera).
In dem Weltalter Nahui-Atl rettete sich (nach dem Codex
Chimalpopoca) Nata (mit seiner Frau Nena) aus der Fluth, auf
Rath des Gottes Titlacahuan oder Tezcatlipuca, der die (halb-
gerösteten) Fische in Hunde verwandelte (als Chichimeken).
Neben Xalisco grenzte Chiametla mit Tonala (oder Cocas
Tequexes) an Cuixco Chiamulan Culhuacan oder Culiacan (s. Tor-
quemada). Die Fürsten von Xalisco^) (JaUsco) residirten am Rio
Seco (zur Zeit F. Cortez').
Nach Flerrera wohnten in Michoacan (mit den Tecos als Ein-
geborenen) die Chichimeken (das Pame der Berge von Tzichu
1) Tezpi (mit Samen und Thieren) landete in der Nähe des Berges Colhuacan (bei
der Fluth Mechoacan's). Tezcatlipuca (Espejo muy pulido y resplandeciente) wurde
im Tempel Tezcacalli (casa de espejos) verehrt (in Mexico).
2) Die Tarascos Michoacan's gehörten zu Jalisco. Zwischen Tonala (mit den Cocas
Tequexes) oder Jalisco (nördlich von Colima) und Chiamula (bei Culhuacan oder Cu-
liacan) lag Cuixco. Die Culhuas von Aztlan (der Heimath der Nahuatlacas) kommend,
Hessen sich in Sonora, Jalisco und südlich in Atzatlan und Tonala nieder. Die Tho-
ramas und Tzayaquecas wohnten bei Zentipac. Die Pame wohnten bei Queretaro. Bei
Ameca (in Jalisco) wohnten die Jaqualuzos (s. Torquemada). Die Tecos (bei Tepic
in Jalisco) machten Einfälle in Ameca. Jenseits von Ulichichimecas uud Jalisco lag
Culiacan mit Chamola (s. Oviedo). Die Teules Chichimecas (in Jalisco) gehörten zu
den Cazcanes und Cuachichiles.
DIALECTE. 547
redend), die Mexicaner (aus den am See Patzcuaro Zurückgeblie-
benen), die Otomis (als Mazahuas und Matlaltzincas) und die Ta-
rascos (deren Herrschaft die Chichimeken anerkannten). Nach
Ixtlilxochitl wanderten Tolteken nach Mechoacan (Fischplatz)
oder (nach Beaumont) Tzintzuntzan. Nach Sahagun wanderten
Tolteken aus von Michoacan. Von den Matlaltzincas (Tolucas)
siedelten die Pirindas in Mechoacan. Die Tonaltecas (als Cocas
und Tecuex) wohnten in Jalisco (Torquemada). Jalisco war Von
den Cazcanes, Guachichiles und Guamanes bewohnt.
Neben der Landschaft Tonala herrschte der Fürst Cuyzco
(zu Guzman's Zeit) zwischen Cuynab und Tepic (Herrera). Tana-
yan (in Xalapa) significa lugar en que raya el Sol temprano
(s. Alcedo). Tonala ^) wird bis Guadalaxara erstreckt und Huame-
lula (mit Tonameca) und Oaxaca stösst an das Meer.
Als in Mechoacan geredete Sprachen nennt Orozco y Berra:
El Tarasco,
„ Mexicano,
„ Mazahua,
„ Otomi,
„ Matlaltzinca
während das Teca verloren gilt.
Unter den Dialecten in Oaxaca werden aufgezählt:
Zoque, Cajonos,
Huave, Serrano de Miahuatla,
Mixe, Tehuantepecano,
Zapoteca, Triqui,
Nexitza, Chontab,
Serrana de Istepeji, Chinanteco,
^) Die Königin von Tonala regierte als Wittwe für ihren Sohn über die Caciquen
von Tlapepaque (San Pedro), Coyula, Tetlan u. s. w. Der Guestlacatl (Häuptling)
Tonat (der Nayaritas) wurde von Flores de la Torre besiegt. Tonala quiere decir
lugar del sol, ö porque los orientales veian que alli era su ocaso , ö porque los occi-
dentales le veian nacer en aquella altura, dando primero sus rayos en la poblacion
que eii los demas valles, asi como Mexico se interpreta lugar de la luna (s. Mota Pa-
dilla). Die Bewohner von Tonala (in Xalisco) zeichneten sich durch die Töpferei aus.
Die Chinquimes (Tlapanecas oder Yopis) oder Tecos (Tenimes oder Quinames) grenzten
(westlich von den Mixtecas) im Süden an den Pacific. Tzecanda, General des Tsint-
suha oder Catzontzi (König von Mechoacan), eroberte die Provinz der Tecos. Tanga-
wan Bimbicha, König von Mechoacan, erhielt den Beinamen Cazonzin. Dem Könige
von Colima waren die Fürsten von Xicotlan, Autlan, Zapotlan und Zaulan oder Sayula
35*
548 DIE TARASKER IN MECHOACAN.
Mazateco, Cocho,
Cuicateco, Mexicario,
Chatino, Papaluco,
Mixteco, Solteca,
und bereits ausgestorben:
Huatiquimane,
Chantaleno,
Ixcateco.
Popoloca (hablar lenguage barbaro) significa barbaro (s. Orozco
y Berra). Das Musga oder Amusca entbehrt der Vocale (nach
Ramirez) neben andern Dialecten schwieriger Aussprachen (unas
narigales, otras guturales etc).
Die Laimones oder Icäs gehörten zu den Cochimies oder
CoHmies, nördhch von Loreto (in Unter-CaUfornien). Die Guachi-
chiles^) (Huachichiles) wohnten in Zacatecas und südhcher Ana-
logien zu traditionellen Riesen. Am Flusse Nayarit^) oder Jesus
Maria wohnten Coras (bei Nuevo-Toledo). In Sinaloa wohnten süd-
lich die Coras, Najantes, Hueicolhues, nördlich von Culhuacan
die Cinalaos, Cochitas und Tuvares und bei El Fuerte die Mayos
mit Quasare, Ahomes und Ocoronis.
Taraumara ist Hauptort der Yaquis (der laut Redenden) am
Flusse Yaqui (in Sonora) neben den Mayos (oder Grenzlern) am
imterwürfig. Die Huachi wohnten bei Santa Cruz (in Californien mit Tuca). Unter
den Nahuatlacas siedelten die Cohuixcas in Guerrero. Unter den Nahuatlacas liessen
sich die Tlahuicas bei Quauhnahuac (oder Cuernavaca) nieder.
1) Die Cazcanes (an der Grenze von Zacatecas) redeten verschieden von den Gua-
chichiles und Guamares. Die Cocohiomes wohnten bei Zaque. Die Zacatecas kämpften
mit den wilden Guachichiles. Zu den Coras (in Cinaloa) gehören die Nayarites und
Hueicolhues. Culhuacan (Hueyculhuacan) lag am Rio Culhuacan (bei Cinaloa). Nach
dem Aufstand der Indianer verlegte sich Guadalaxara nach dem Thal von Atemaxac.
Die Aquamish wohnen am Nutka-Sund. Acapulco pertenecia a los Yopes (zwischen
den Cohuixques und den Mixtecas). Die Thorames (und Tzayaquecos) wohnten bei
Tzentipac (bei Mutoacan). Der Ort Toro gehörte den Mayos in Sonora (bei Alamos).
Nachdem die Thorames die Culhuas und die (später eingewanderten) Coras nach Nayarit
getrieben, kamen die Azteken nach Mechoacan (mit den Eingebornen Tecos). Die
Coras wohnten bei Puerto de la Paz (in Californien). Die Icas zwischen S. Thomas
und S. Vincente gehörten zu den Limonies (in Californien). Die Colimies oder Co-
chimies wohnten bei S. Loreto. Die Tecos oder Tlapaneken in Chilapan grenzten mit
den Mixteken.
2) Bei Nayarit finden sich die von den Cori angelegten Gräben, um sich gegen
die Mexicaner auf ihren Zügen von Huicolhuacan nach Chicomoztoc zu schützen (s.
Clavigero). In Nayarit wohnten die Teules Chichimecas (und Cascanes).
CULIACAN. 549
Rio Mayos (von Feinden umgeben). Die Provinz Culiacan liegt
an der Grenze Sinaloa's (mit dem Fluss Culiacan)^). Unter den
Tepehuanes (mit dem Steingott Ubamari) fanden sich (aus dem
Durchzug der Mexicaner) Reste von Gebäuden und Idolen bei
Zape (sowie Spuren der Sprache) in Durango (s. Alegre). Die
aus Sonora nach Sinaloa gewanderten Pimos reden mexicanisch
neben dem Pima. Sinaloa erstreckte sich (nach Villasenor) bis
zum Rio de Culiacan^) (Mazatlan gehörte zu Copala). Die Län-
1) Coronado zog von Culiacan nach Chichilticale an die Grenze der Wüste und
erreichte am Rio Vermejo die Grenze von Cibola, worauf er in Tiguex Führer für
Quivira erhielt. Culiacan (an der Grenze von Nueva Galicia) war durch die Tahus,
Pacasas und Acaxas bewohnt (s. Castaneda). La terre (de Chichilticale) est rouge
(Ternaux Compas). Xalisco (Compostella) und Tonala (Guadalaxara) bildeten Nueva-
Galicia, das auslief in Culiacan (zwischen Chiametla und Cibola). Antonio de Mendo^a
schickte den Franciscaner Marcos de Niza, um von Culiacan aus Cibola zu erforschen
und rüstete dann die Expedition Coronado's aus (s. Castaiieda) 1540. In Tiguex be-
wohnten die Männer die Estuvas, die Frauen die Häuser (Castaiieda). Die alten Ge-
bäude zwischen Cicuye und Quiria (in Cibola) waren bei dem Einfall der Teyos oder
Querechos (bis Quivira bei Florida wandernd) zerstört. Die Häuser von Quivira (auf
den die Ebene begrenzenden Bergen mit der Quelle des Flusses Espirito-Santo in
Florida) waren rund (nach Castaneda).
2) Cibola verlassend, erreichte Coronado (nach dem Durchziehen der AVüste) in
Petatlan den ersten Ort Culiacan's (nach Castaneda). Zu den südlich von den Cochi-
mis lebenden Guaycuris (in Magdalena-Bay von Californien) gehören die Guaycuros,
Coras, Conchas, Uchitas und Aripas. In Cinaloa wohnen im Süden die Coras, Na-
jorites und Hueicolhuas, nördlich von Culiacan die Cinaloas, Cochitas und Tuvares,
sowie bei El Fuerte die Mayos mit Quasare, Ahome und Ocoronis. Die Coras oder
Ateakari wohnen am Rio Nayarit. Die Korbböte der Pirnas und Maricopas heissen
Cora. Die Thoramas wohnten bei Zentipac. Die Mecos wohnten in Queretaro, Die
Tecos oder Tlapanecas wohnten in Chilapan. In Pecos wurde das heilige Feuer der
Pueblos bewahrt. Teo-Colhuacan war Hauptstadt der Tarahumaras oder Tahues (in
Chihuahua). Die Guachachiles wohnten bei Zacatecas. Die Mayos sind mit den
Yaqui (Opferern) verwandt (am Rio Yaqui). Mit dem Fürsten von Iscuintla (in
Xalisco) grenzte Ocalotl, Fürst von Zentispac, der über die Coras und Tepehuanas
herrschte (s. Tello). Die Vorfahren der Ahome und Guayave waren vom Norden ge-
kommen (Ribas). Die Tepehuanes, in deren Land sich (nach Alegre) Töpfe und
Figuren der durchgewanderten Mexicaner fanden, verehrten den Gott Ubamari, als
Stein. Die ins Acaponeta-Thal (bis Zentipac) eingewanderten Coras wurden von den
Thorames nach Nayarit (in Nuevo Toledo) getrieben (aus Mechoacan). Die von Pima
und Maricopa verfertigten Korb-Boote hiessen Cora. Bei Tzentipac wohnten die Co-
rarus. Die Coras nannten die Kinder nach Onkeln und Tanten (die Seele des Ge-
storbenen fortbeschwörend). Zur Cahita- Sprache gehören die Dialecte Mayo, Yaqui
und Tehueco. Die Sprache der Cora (Ateacari) ward in Nayar geredet. Den Tara-
humares benachbart, bauten die Tepehuanes (und Acaxees) auf schwer zugänglichen
Klippengipfeln. Die Trümmerspuren der „Cliff-houses" erstrecken sich durch die jetzt
verödete Wüste des Nordens.
550 DIE TARASKER IN MECHOACAN.
der des Caciquen Coringa, über die Coxas, Guamamotas, Toco-
nios und Tequales herrschend, grenzten an Culiacan (s. de la
Marcha). Colombo wurde von einem Bruder des Fürsten von Cu-
Uacan beherrscht (zu Guzman's Zeit).
In Cuhacan wurden zahme Schlangen in den mit Zeichnungen
verzierten Häusern gehalten (nach Guzman). Die Tebacas (zu
Acaxees gehörig) wohnten am Flusse Culiacan (in Sinaloa). Die
Landschaft Culiacan fiel in einen Ausläufer der Berge von
Xalisco und der von Guamuchiles bewohnten Sierra nach dem
Meere hin ab, mit den Ortschaften längs des Flusses (zu Guzman's
Zeit), la mas poblada, que se ha visto en el Mer Oceano (die Be-
wohner in baumwollene Gewänder gekleidet, während sich jen-
seits der dort beginnenden Wüste umherschweifende Jäger in
Fellen antrafen).
RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Die mexicanische ]\Iythologie bietet Analogien zu den
Schöpfungsepochen, die sich in der griechischen Kosmogonie so-
wohl, wie in indischen antreffen, und ebenso spielt in ihr die so
vielfach wiederkehrende Idee des Opfers in der Wechselbeziehung
des Schaffenden und Geschaffenen.
Wie Bure's (Bör's Vater) Söhne (Odin, Wile und We) aus
dem Leibe des Riesen Ymir die Welt bildeten, so die Götter
Mexico's aus dem des Gottes Tlacopile (des Vielgeliebten) oder
Ciuteutl, des in dunkler Höhle von dem Gott Piecuiteutli mit der
Göttin Choquyceli gezeugten Sohnes, indem sie aus seinen Haaren
Baumwolle schufen, aus den Nägeln den Mais, aus den Fingern
Früchte, aus den Augen Saamen (s. Thevet). Die Götter Calcoatl^)
und Tezcatlipuca brachten vom Himmel die (mit den an allen Ge-
1) Tani (auf Tahiti) zeugte (mit Taroa): Aveii (frisches Wasser), Ateii (die See),
Awa (Wasserhose), Areii (Himmel), Po (Nacht), und dann wurde in Gestalt eines Mannes
(Oiroa-Tabua) die Sonne (Mahanna) geboren, deren Bruder und Schwester Erde wurde,
ausser der Tochter Taunu, mit der Oiroa-Tabua die 13 INIonate zeugte, und nachdem
er mit dem Fels (Poppahara-Harriha) einen Sohn (Tetubu-Amata-Hatu) gezeugt, zu
Staub wurde. Sein Sohn zeugte mit dem Sand der See den Sohn Thi und die Schwester
Opira, Eltern der Tochter Ohira-Rini-Munoa, mit der ihr Vater die Söhne (Ora, Wanu,
Teitorei) und die Töchter (Hennatumorruru , Henaroa, Noweia) zeugte, aus deren Ver-
mählung die Menschen geboren wurden (nach Andres). Taaroa etait son nom, il se
tenait dans le vide. Point de terre, point de ciel, point de mer, point d'hommes.
Taaroa appelle, mais rien ne lui repond [Java], et seul existant, il se changea en l'uni-
vers, wie auf dem Bananenblatt geschrieben, das Moerenhout von dem Priester in Ra'i-
atea empfing. Nachdem er (als Vater) aus der Grundlage (der Mutter) die sieben Himmel
als Anhalt fortgeschleudert, entsteht das Licht, die Finsterniss vertreibend. Mit der
552 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
lenken geöffnete Münden um sich herumbeissende) Göttin der
Erde oder Atlaltentli, und zerrissen dieselbe (nachdem sie sich in
Schlangen verwandelt hatten), aus der untern Hälfte (während
die obere Hälfte zum Himmel entfloh) die Erde bildend, auf der
die vom Himmel herabsteigenden Götter, aus den Haaren der
Göttin die Bäume und Blumen, aus ihrer Haut die Kräuter, aus
ihren Augen die Quellen und Seen, aus ihrem Alund die Flüsse und
Höhlen, aus Nase und Schultern Thal und Berg schufen, ihr zu-
gleich zur Tröstung die blutigen Menschenopfer, unter Darbringung
der abgezogenen Haut versprechend (ähnlich, wie in Tahiti, im
Selbstopfer Brahma's). Nach Torquemada wurde die Erde als
Frosch mit blutigen Mäulern in allen Gelenken dargestellt, weil
Alles verschlingend.
Aus der in die Unterwelt hinabführenden Höhle bringt Xolotl
den geraubten Knochen, dessen mit der Götter Blut besprengte
Splitter sich zu dem Manne Iztacmixcohuatl und der Frau Ilan-
cueitl beleben (s. Mendieta).
Hierbei wird indess bereits eine frühere Schöpfung vorausge-
setzt, indem Xolotl von seiner Himmelsmutter nach den Gebeinen
eines Verstorbenen ausgeschickt wird, also der Herabkunft seiner
Begleiter vorangehender Menschejibewohner, und diese erste
Aussen-Göttin (dem Meere) schlafend, erzeugte Taaroa Wolken und Regen, mit der
Luftgöttin den Regenbogen und den Mond, mit der Innen-Göttin (der Erde) die Pro-
ductionen der Erde und die Schönung mit der innersten Göttin (dem Schooss der Erde)
das unterirdische Getöse (Tefatou ou Fatou, le genie ou l'intelligence, qui animait la
terre), mit der jenseitigen Göttin die 3 Götter (Teiri, Tefatou, Rouanoua). Alors le
dieu Roo, saississant ce que renfermait le sein de sa mere, en sortit par la cote und
half bei der Entbindung des Windes, des Sturms, des Orkans, der Windstille (des be-
ruhigten Zornes). Taaroa (Tangata-roa ou grand homme von laa (loin) roa (grand) tres
eloigne ou tres etendu. Dans le principe, il n'y avait rien et Ic dieu supreme Ihoiho-Taa-
roa habitait dans le vide. II crea d'abord ses eaux, dont il recouvrit les abimes, et le
dieu jeune, Tino, se mit ä flotter ä la surface (Jacolliot). Der Gott Ihoiho theilte
sich männlich (als Taaroa) und weiblich (als Ina), Oro zeugend [Horus]. Taaroa (in der
Muschel) steckte die Hand durch (dass Licht ausströmte) und kam zum Sand des Meeres (die
Schöpfung mit Mond und Sonne hervorrufend). Als er zur Abfahrt sich in ein Canoe
verwandelte, fanden die Insulaner dies beim Sturm mit Blut gefüllt, das sie nur zum
Theil ausschöpfen konnten (in die Morgen- und Abendröthe), und dann (nach Tahiti
zurückkehrend) trafen sie das Skelett Taroa's. An der Spitze der Eatua (auf Tahiti)
standen Tani oder Ti Medua (der Vater), Oromattau oder Tua Ti Te Medua (Gott
in dem Sohn) Taroa oder Mannu Te Hua (Vogel, oder Geist), als Thanau Po
(J. Wilson). Die Götter traten aus der Nacht (Po) hervor.
ACULMA .
553
ursprüngliche Schöpfung wird die aus der Erde (wie beim Autoch-
thonen Jarbas in Libyen) hervorgeschobene gewesen sein, in
Aculma (bei Tezcuco), gleichsam die aus den Höhlen, worin der
Anus der Naturgöttin (auf den Antillen) erkannt wurde, hervor-
geworfenen Excremente.
Neben der Abschiessung des Pfeiles nach Aculma von der
Sonne, die selbst erst als weit spätere Schöpfung zu erscheinen
hätte, steht die Fassung, dass derselbe, um Lohli und seiner Frau
Compahli den Weg auf die Oberfläche der Erde zu öffnen^), vom
Himmel herabgeworfen sei (s. Thevet), so dass sich hier eine Be-
ziehung zu dem in Chicomoztoc zersplitterten Kiesel, dem die
Halbgötter entsprungen, (zumal eine andere Version auch Acul-
maitl aus einem niedergefallenen Stein sich beleben lässt), her-
stellen könnte, und es würde deshalb auf eine noch primitivere
Form zurückzugehen sein.
Eine solche liegt in der Mythe angedeutet, dass (nach der
Weltschöpfung durch Tloque Nahuaque) die ^lenschen aus dem
schwangern Leibe Oxomozco's (Tonacacihuatl) oder Titil's (s. Eche-
verria) hervorgetreten, denn diese Göttin heisst zugleich Teyao-
minqui oder Teayaomiqui und w^eilt, als „la diosa que recoge las
almas de difuntos,'' in jener Unterwelt, aus welcher XolotP) den
Schöpfungsknochen heraufbringt. Ihre männliche Hälfte erscheint
bald im Ersten Menschen, als Cipactli, bald in der Sonne
(Tonacatecuhtli) als Tlatizpaque (el que envia la luz ä la
tierra), und dem (irdischen) Gatten zugewandt, weilt in steter
Trauer weinend die Erste Frau (Isnextli), da sie den Himmel
nicht zu schauen vermag.
Dieses sonst in mexicanischer Kosmogonie, welche in einer
ij Die Navajos kommen aus der Unterwelt durch das vom Erdwurm gebohrte Loch
herauf. Die Irokesen lebten unter der Erde bis Ganawagahha den Weg an die Ober-
fläche fand (s. Pyrläus). Auf Neufundland sind die Menschen aus Pfeilen entstanden,
die die Gottheit in die Erde steckte (Vischer). Die Minsi lebten in der Erde unter
einem See, bis der Weg zur Oberfläche gefunden wurde (Heckewelder) mit der Hülfe
des Wolfs. Die nordamerikanischen Indianer nennen sich Erdgeborene oder Metok-
theniake (s. Volney).
2) Die aus den Splittern des Kieselsteins der Göttin Citlalicue (Gattin des Citla-
latonac) in Chicomoztoc geborenen Götter sandten Xolotl in die Unterwelt, um von
Mictlanteuctli die Knochen zu erhalten, aus denen mit Blut ein Knabe und Mädchen
gekocht wurde, als die ersten Menschen Iztacmixcuatl und Ilancueitl. Die aus Nana-
huatzin's Opfer entstandene Sonne weilte am Horizont, bis durch Citli's Bogen ge-
troffen ^^sonst vom Mosquito gestochen).
554 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Kaipenreihe Welterneuerungen und Weltz er Störungen gesetzlich in
einander zu schlingen pflegt, ungewöhnliche Eingreifen eines
Schöpfers (durch Tloque Nahuaque) liegt ausgeprägter vor bei
den Taraskern, deren Schöpferg'ott Tucapacha (ähnlich wie Gucu-
matz mit seinen Elohim bei den Quiches) verschiedene Versuche
zur Menschenschöpfung macht. Das erste, aus Lehm (wie Ejoni
mit der Frau Ae durch Nocuma bei den Playanos Capistrano's)
geknetete Geschlecht, — gleich dem auch in Mexico (s. INIotolinia)
aus Staub und Regen (aus dem Zusammenwirken von Erde und
Himmel oder Uranus und Gaea) gebildeten (engendrada de la
lluvia y del polvo de la tierra), — wurde beim Baden schmutzig
und zerfloss, das zweite, dem Metall eingefügt war, zog dadurch
die Electricität der Gewitter und also die Fluth herab, aus der sich
nur Tezpi rettet (s. Herrera), als noachischer Ahnherr der Epi-
gonen (wie Coxcox mit seiner Frau Xochiquetzal in Mexico), wo-
gegen die Quiche durch Zufügung einer dritten Menschenbildung
(nach den aus Thon und Holz), nämlich aus den Nährpflanzen
(und nach Auffindung derselben) auf einen noch jüngeren Nach-
wuchs deuten.
In Yucatan überlässt der älteste Sohn Xchel's und Xtcamna's
(Zamna's), als die von ihm aus Thon gekneteten Menschen keine
Consistenz besassen, die Neuschöpfung seinen Brüdern Hun-Cheuen
und Hun-Ahau (s. Roman), und sie führen dann durch Hun-Ahpu
und seinen Bruder wieder zu Gucumatz, wie dieser auf Quetzalcoatl.
Von Quetzalcoatl wird gesagt, dass er den von Gott aus
Asche gebildeten Menschen vollendet habe, oder dass er, durch
den Athem Tonacatecotle's oder Citinatonali's gezeugt, von ihm
auf die Erde herabgesandt sei, um die vielfach durch Sünden
zerstörte Welt zu erneuen.
Im Zeichen Tochtli wurde die Erde, im Zeichen Acatl der
Himmel, im Zeichen Tecatl das Thierreich und dann am siebenten
Tage (Ehecatl) der Mensch geschaffen, dem Quetzalcoatl seine
Vollendung gab.
In Ehecatl oder Ce-Acatl tritt die Form des Luftgottes her-
vor oder des stürmischen Huracan und so heisst es von dem
Grossen Manne der Mattoles, dass er im nebligen Wirbelwind die
Erde mit Leben bedeckt habe, wie bei den Mixteken die Menschen
durch die Eltern der Winde der neun Schlangen und neun Höhlen
geschaffen werden.
KALPAS. 555
Wenn die durch "Winde zerstörte Sonnenzeit Coneuztuque
(goldenes Alter) genannt wird, so deutet das auf die beglückende
Regierung Quetzalcoatl's, mit dessen Fortzug, unter dem Sturz des
Thrones Cholula, die Zerstörung des Ehcatonatiuh eintrat.
Der zerstörende Orkan (in Yucatan) heisst (nach Cogolludo)
Hun-Yecil (Wegfegen der Wälder).
Nach dem Codex Chimalpopoca stieg auf den Willen des
Himmelsherzen aus dem Wasser die Erde auf mit den Bergen,
Pflanzen tragend und von Thieren durchwandert. Dann schuf
durch Einblasen die Gottheit aus einem Holzstück den Alann und
aus dem Pflanzenmark Cibaque die Frau. Da diese Menschen aber
zu stumpf waren, um die Gottheit (Cabobil) zu verehren, wurden
sie in Affen verwandelt, und aus iMaisfrüchten , welche reichbe-
fiederte Vögel brachten, neue Menschen gebildet mit Belebung.
Als Auffinder des Mais durch die Ameisen berührt sich
Quetzalcoatl mit Gucumatz in dem Charakter eines Culturheros,
und als solcher wird er von der Tigerform Tezcatlipoca's ver-
scheucht, während nach einer andern Version aber Quetzalcoatl,
in einen Tig'er verwandelt, seinen Gegner Tezcatlipoca stürzt
(s. Chavero), und dieser wird bei der Schöpfung der Giganten in
die halbe Sonne verwandelt, die nur wenig Licht verbreitet (wie
im Dämmerreiche Xibalba's). Umgekehrt ist es wieder Quetzal-
coatl, der in diese Halbsonne verwandelt, durch die glänzendere
Sonne Tezcatlipoca's verdunkelt wird (nach dem Codex Zumär-
raga), freilich in deutlich späterer Interpretation, da in Schaffung
dieser halben Sonne durch Quetzalcoatl auch Huitzilopochtli (der
aztekische Schutzpatron) mithilft, w^ährend sich in der anfänglichen
Fassung Quetzalcoatl mit Tlaloc associirt findet, dem ältesten der
Landesgötter (aus der Tolteken-Zeit).
Nach dem durch Quetzalcoatl (wie durch den peruanischen
Propheten) herabgesandten Feuerstrom und der durch Regen er-
zeugten Fluth wurde der Sohn Quetzalcoatl's in die Sonne, und
Tlaloc's Sohn in den Älond metamorphosirt.
Die neben der weiter verbreiteten Fluth (in Mexico) im ersten
der vier Sonnenalter eingetretene und für das fünfte vorhergesagte
Feuerzerstörung sah (nach Camargo) die Götter auf die Erde
zum Tödten der Menschen (in diesem Ragnarökr) niedersteigen
und die Sterne vom Himmel herabfallen. Die Rettung der allein
Uebriggebliebenen in Höhlen findet sich auch bei den Yuracares
(s. d'Orbigny), als Sararuma die Welt verbrannte.
556 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Nach einigen Darstellungsweisen würden die fünf Sonnen nach
der Art andern Schöpfungsmythen (in welchen es eines Heros
zu ihrer Bekämpfung und Verminderung bedarf) zu verstehen
sein, als ob sie nicht in zeitlicher Folge, sondern räumlich neben
einander erschienen seien.
Huvo cinco soles en los tiempos passados, en los cuales no se
criaban bien los bastimentos y frutos de tierra, so dass die
Menschen starben (Torquemada).
Nach Mendieta folgte auf die fünf unvollkommenen Sonnen
(oder Zeitalter), in welchen die Früchte nicht zur genügenden
Reife gelangen konnten, die jetzige oder sechste, in welcher
Alles seine richtige Entwicklung erhält.
Die Mexicaner glaubten (s. Gama) qua el sol habia muerto
quatro veces, so dass man sich jetzt ^) im fünften Sonnenalter fin-
den würde, wogegen die Tlascalaner überhaupt nur vier gezählt
zu haben scheinen, von denen das eine durch Wasser zerstört,
das zweite durch Stürme (unter Degradirung der Menschen
zu Affen) und das dritte, indem sich die Welt von Unten nach
Oben kopfüber kehrte und in diesem Umsturz die Giganten er-
schlug (s. Herrera). Die Zerstörung durch Feuer hatte dann zu
folgen. Eine ähnliche Aufstellung findet sich bei d'Alva, nur,
dass er die Erdbeben der Sturmkatastrophe voransetzt, doch mag in
beiden Fällen das einleitende Feueralter deshalb ausgefallen sein,
weil man es in der Bestimmung für das jüngste Gericht bereits
verbraucht glaubte, während es bei der periodischen Wieder-
holung des Cyclus aus dem Anfang eben am Ende zu wiederholen,
oder aus dem Ende im Anfang zu praesupponiren, sein würde.
Diese Weglassung scheint nun Gomara in Verlegenheit ge-
bracht zu haben, bei der (auch Mendieta) bekannten Fünfzahl
unter den Sonnenaltern, die er mit dem Atonatiuh beginnen sah,
seine Feuersortne zu placiren, und so ist sie von ihm zwischen
zweites und viertes Alter als drittes eingeschoben, wo jedenfalls
kein Platz dafür sein kann.
x\ls fünfte Sonne betrachtet er die nach der (auf die Dunkelheit,
•w^elche bei der Sturmkatastrophe eingesetzt hatte, folgenden) Men-
1) Nach Teller beschränkt sich die Ewigkeit (der Höllenstrafen) auf die gegen-
wärtige Epoche, indem später eine Nachweltsepoche folgen wird, wie eine Vorwelts-
epoche vorhergegangen (1785). Pistorius stellt dem Evangelium und der Predigt von
Gottes Gnade (der Chiliasten) das „ewige Zorngericht" entgegen, ,,weil Gott in der
Ewigkeit wider den Teufel und die gottlosen Menschen wil zürnen" (1700).
TERRASSENHIMMEL. 557
schenschöpfung hervortretende (und den Tod der Götter bewir-
kende) Sonne, also die auch von den Quiche auf ihren Wanderun-
gen erwartete.
In Chimalpopoca folgen Ocelo-Tonatiuh (Sonne des Tigers
oder Hungers), Eheca-Tonatiuh (Sonne des Windes), Quia-Tona-
tiuh (Sonne des Feuer's, und Ah-Tonatiuh (Sonne des Wasser's).
In diesem Umlauf der Kaipen gab es kein willkürliches
Eingreifen eines deus ex machina, sondern der Gang der Dinge
w^ar durch das gesetzliche Walten eines Dharma bedingt, das von
dem eines esoterischen Einblicks in das System Ermangelnden als
Zufall abgeschätzt werden würde. Entendieron que no avia sido
criado el mundo, sino que ä caso se habia hecho, ni que fueran
criados los cieclos, sino que eran sin principio (die Tlascalaner).
Indess war durch das Weltgesetz zugleich die Existenz der Göt-
ter in den g oder 1 2 Himmeln bedingt, und die Weltzerstörungen
werden (wie im Buddhismus) verschiedentlich hoch in diese Terras-
sirungen des Firmament's hinaufgereicht haben.
Unberührt^) war jedenfalls derjenige Himmel geblieben, in
welchem die Göttin Citlalicue oder Omecihuatl mit dem Gotte
Citlalatonac oder Ometeuctli weilte, als das Ahnenpaar der nach
Chicomoztoc herabgesandten Heroen.
Dass indess auch diese Terrasse, obwohl sie eigentlich den
Gestirnhimmel repräsentiren würde, durch die zuletzt auf der Erde
vorgegangene Revolution in nächste Nähe gebracht war, geht
aus der dortigen Belästigung durch den Rauch hervor, als nach
dem Verlauf der ersten Fluth Nata und Nena ihr erstes Feuer
anzündeten.
Als bei der Fluth Himmel und Erde sich zusammengezogen,
schloss Titlacahuan Tezcatlipoca den Mann Nata und seine Frau Nena
in einen hohlen Baum ein, verbot ihnen aber das Feuer, da der
Rauch die Götter Citlallinicue und Citlallatonac belästigte (nach dem
Chimalpopoca Manuscript). In Chalco kamen die Götter Cemecatl,
Tezcatlipuca, Chiconaui und Ehecatl von den Kindern der Göttin
Atlatime (welche die Gestirne, sowie Sonne und Mond geschaffen)
auf die, nach dem Wasser, gebildete Erde herab, den Menschen
in's Leben zu rufen (s. Thevet).
1) Nach der Fluth kamen die Teotes vom Himmel, die Welt zu erneuern (in Ni-
caragua). Nach Duncan sprachen die Tsimshean von einer Fluth, aus der nur wenige
entkamen.
558 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Auf dem Isthmus lebten während der Fluth (aus welcher sich
die Vorfahren der Menschen in einem Canoe retteten) der Regen-
macher im Himmel mit einer schönen Frau nebst Knaben
(s. Herrera) und in Nicaragua stellten nach der Fluth Tamagostad
und Cipattonal die Erde wieder her unter Beihülfe der Teotes
oder Götter.
Wie Tezpi Mechoacan's landete der mexicanische Coxcox
(Teo-Cipactli) oder Cipactli (dessen von der Frau Xochiquetzal
stumm geborene Kinder erst durch einen Vogel Zungen ausge-
theilt erhielten) am Berge Culhuacan, die aus der Fluth geretteten
Riesen dagegen am Berge Tlaloc, wo Xelhua die Pyramide von
Cholula baute.
Die Thlinkiten lassen das Schiff, auf welchem sich die die
Fluth Ueberlebenden befanden , auf einem Fels zerbrechen , und
begehren die eine Hälfte für sich, während sich auf der andern
die verschieden redenden Stämme fanden.
Die Ayricos und Jinaras verehrten den die Erde, die von
ihm aus Nichts geschaffen war, durch eine Fluth zerstörenden
Gott und seinen herabgesandten Sohn, der den Tod erlitt.
Von Skomelten (Skoi oder Mutter) ohne Mann geboren schuf
Amotkan (der auf der Bergespitze Sitzende) viele Welten, die
erste Generation der Menschen, weil sie lahm und taub, durch eine
Fluth zerstörend, die zweite (doppelt so grosse) durch Feuer, die
dritte durch Pest, bis bei der vierten dann seine Mutter Für-
.sprache einlegte. In der allgemeinen Dunkelheit gab zuerst
der Präriewolf (Sinchlep) einiges Licht, und als er (weil sich
in die Angelegenheiten der Familie mischend) am Schwanz
befestigt gefangen gehalten war, an seiner Stelle die Krähe, die
indess als schwarz verlacht wurde, so dass Amotkan seinen Sohn
Spakani sandte, der sich vorher mit einer Frau unter den
Menschen vermählen wollte, und da ihm dies versagt wurde, mit
einer Frau aus der (neben dem Dorfe in einer Hütte wohnenden)
Froschfamilie, die zur engeren Vereinigung mit ihm an seine
Backe sprang, so dass die Sonne, dadurch beschämt, sich am
Tage das Gesicht verschleierte, und nur Nachts, (wenn unter dem
Wasser hindurch tanzend) mit dem Frosch zu sehen ist, im
Monde (Mengarini). They have but one and the same w^ord, to
express both sun ad moon, namely Spakani (die Flatheads in Oregon).
Die Natliskaliguten (Menschentödter) genannten Riesen wur-
den durch Sinchlep (den Prärien- Wolf) in Steine verwandelt, und
FLUTH. 559
umherliegende Feuersteinstücke galten für die Pfeile der Menschen-
tödter (s. Mengarini).
Nach den Flathead bedeckt der Himmel als hohler Berg die
flache Erde, gleich einem Kessel (s. Mengarini).
Bei den Pari (im Osten Borneo's, als Dayak) haben die Eltern
von Sonne und Mond, der Gott Minjanni (mit der Göttin Sem-
pulu) die Erde erschaffen und aus Steinen Menschen und Thiere.
Die Krieger, welche viele Köpfe erbeutet haben, gehen nach dem
Himmel Langit-Suka, die an Krankheiten oder gewöhnlicherweise
Sterbenden nach dem Himmel Lamur-Niang, die in Kindesnöthen
sterbenden Frauen nach dem Himmel Tai-Assoh, diejenigen, deren
Köpfe in Feindeshand gefallen sind, gehen nach dem Himmel
(oder Hölle) Rarau-Saban.
Die Dayak (im Norden von Central-Borneo) verehrten Di-Battah
oder Ju-Battah (als allmächtigen Schöpfer), auf dessen Befehl
Pa-Nitah die Welt schuf, wie Pa-Nampa das Licht schuf und Pa-
Jadzih (Pa-Jädi) die Erde und Menschen schuf, welche von Pa-
Niring erhalten werden. Pa-Jihrah ermahnt die Menschen zum
Guten, der böse Pa-Nadu verleitet zum Bösen. Die Erde steht
in der Mitte der Welt (halbkugeliger Form). Von den bösen
Geistern weilt Nesi-panjang (Kamang) bei den Waldflüssen (den
Canoen gefährlich), und Belauwan (weiblich) bringt Verderben.
Von den guten Geistern wird Tepang zum Schutz der Reisfelder
angerufen, Tetingi gegen wilde Thiere, Tukar bei Kriegszügen,
Tugan bei Krankheiten, Inaija im Walde, Auwi bei Anfertigung
von Waffen, Mudjang als Beherrscher des Feuer's, Eijong (als
Beherrscher der Winde); Bankit ist der Geist des Verstorbenen
oder (wenn ermordet und unbegraben) Pugak oder Bukang, dessen
Spuk durch Umzäunung vorgebeugt wird (Kessels).
Die Caddoes wohnten neben dem Hügel, auf welchen ihre
Vorfahren von dem Himmelsherrn gesetzt wurden, als die Erde
von der Fluth bedeckt war. Bei der Fluth wurde (nach den
ApalachernX nur der Sonnentempel auf dem Berge Olaimi mit den
dorthin Geflüchteten gerettet, bis man in dem Erscheinen der
Tonatzuli genannten Vögel die Wiederkehr der Sonne begrüsste
(s. Dapper).
Die Wiederbevölkerung der Erde (wofür in Mexico gleich
das Ehepaar der Stammeltern reservirt ist) geschieht bei den
Tupi durch einen der wunderkräftigen Zauberer oder Caraiben,
während die (von dem bei Nacht arbeitenden Macunaima aus den
560 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
in den Fluss geworfenen Baumrindenstücken geschaffenen) Macusi ^)
(Deucalion und Pyrrha nachahmend) Steine hinter sich warfen, die
Maipuris dagegen vom Berge Tamanaku (als Tamanaken) die
Früchte der Mauritia-Palme.
Als (der gute) Mauri oder Mauaröba (neben dem bösen Sa-
raua oder Umauari) sich nach der Fluth allein sah, bildete er
eine Frau aus Baumharz, nach den Paravilhana (am Rio Branco),
bei denen als Gespenster umgehen: Matuzu (mit verkehrten
Füssen), Curiquan (als Riese), Goajazi (als Zwerg), Tipito (als
Gerippe) und geschwänzte Menschen (Coata- und Guariba-Ta-
puija) bekannt sind (s. Sampayo).
Die Neuschöpfung aus dem Wasser macht das Schweben
des göttlichen Geistes darüber nothwendig, und wenn in Polynesien
die Gottestöchter auf die Meeresfläche herabschweben, gebiert
am Orinoco eine durch die Luft fliegende Frau den ersten Warrau,
von dem die übrigen Stämme entsprangen.
Michapous (s. Bacqueville) lässt sich in der späteren Landenge
zwischen Huronen- und Michigansee von den Thieren (von denen
sonst vorwiegend die Schildkröte verwandt wird) eine Brücke^)
1) Der neben dem bösen Epel oder Horuich verehrte Gott Macunaima (der bei
der Nacht Arbeitende) warf (nach den Macusis) die mit einer Steinaxt abgehauenen
Rindenstücke eines Baumes in einen Fluss, wo sie sich in Thiere verwandelten, worauf
der Mann (und während seines Schlafes die Frau) geschaffen wurde (s. Schomburgk).
Als der aus der Fluth Gerettete durch die Ratten (in Ueberbringung eines Mais-
kolbens) von dem Abfluss der Wasser benachrichtigt war, warf er Steine hinter sich,
um die Erde neu zu bevölkern (bei den Macusis). Die Erde mit seinen Flügeln be-
rührend, rief der Riesenvogel alles Lebende daraus hervor, ausser den Tinneh, vom
Hunde stammend, der in Gestalt eines schönen Jünglings auftretend, von den anlan-
genden Riesen zerstückelt wurde. Franklin fand unter den Tinneh einen Propheten,
der ihnen die Sünde gezeigt , ihren Vorfahren , den Hund , zum Arbeiten zu
benutzen, weshalb sie, um nicht weiter verleitet zu werden, alle Hunde tödteten. Nach
den Totoyantes (in Californien) entwickelten sich die Coyotes (seitdem durch Verbrennen
der Leichen das Fortfliegen der entstehenden Würmer als Geister zum Monde verhindert
war) in Menschen (den Schwanz indess bedauernd). Chareya (der Alte von Oben)
schuf die Welt auf dem Stuhl (des Hohepriesters) sitzend (bei den Cahrocs am Kla-
math-Fluss). Der aus dem Himmelsloch auf Berg Shasta herabgestiegene Schöpfer
pflanzte Bäume.
2) Die bei Quebec lebenden Stämme verehrten gemeinsam den Gross-Onontio ge-
nannten König (des höchsten Berges). Der Himmel wurde von Michapous geschaffen
und dann alle Thiere , welche auf dem Wasser eine Brücke bildeten , für Michapous
darauf zu schwimmen, und als der Wassergott Michipisi Erde versagte, wurden durch
die Moschusratte einige Körner an die Oberfläche gebracht und durch das Umherlaufen
des Fuchses (Wolfes) das Land ausgedehnt, das Michapous durch sein Umhergehen noch
CARDINALPUNCTE. 561
Über das Wasser bauen, und weiss, als der (feindliche) Wasser-
gott Michipisi Erde versagt, die von den Moschusratten gebrach-
ten Körnchen nach dem Hinstreuen auf dem Wasser durch das
Umlaufen des Fuchses auszubreiten.
Die Birmanen lassen aus dem Wasser der vierten Weltzer-
störung nur den (in Peru zur Rettung von Menschen dienenden)
Baum Gondom hervorragen, auf welchem ein Vogel nistet, dessen
Koth die Substanz zu einer teigigen Masse abgiebt, aus der sich
dann die Erde bildet (s. Carpanius).
Von den fünf Göttern (Virginien's) schuf der grosse Hase die
Menschen (sie in einem Sack vor den canibalischen Riesen be-
wahrend) und dann ein riesiges Wild, und als dieses durch die
von den vier Weltgegenden (Ost, Nord, West, Süd) kommenden
Götter getödtet und verzehrt war, streute er (für neue Thierbildung)
die Haare desselben über die Erde aus und setzte dann die
Menschen frei (s. Strachey). Als ein Einbruch von Riesenthieren
(der Mammuth) Verwüstungen unter den Heerden des Jagdwdldes
anrichtete, erschlug sie von einem Fels der grosse Geist mit
Blitzen, ausser dem Leiter, der jenseits der grossen Seen nach
Norden entfloh (nach den Delawaren).
Die vier Götter der Weltgegenden (auch als Himmelsträger)
finden sich sowohl in Yucatan, wie bei den Navajos.
Von den, den Arowaken benachbarten Jayer, (deren Zauber-
priester oder Peeeiais behaupten, se crebro cum daemone sermones
facere, quem Wattipam nominant) wird gesagt, pro numine
venerari Tamoucum, ut vocant, quem in superiore aeris regione
degere et inferiora haec pro nutu gubernare (s. de Lact).
Auf eine von den jüngeren Zuwanderungen nicht (oder wenig)
beeinflusste Fassung der heiligen Sage deutet die gleichzeitige
Theilnahme Tezcatlipuca's und Ehecatl's am Schöpfungswerk, in-
dem jener durch den Alund, dieser durch den Nabel der Göttin
Tlalteutl in sie eintreten, und dann im Herzen (dem Mittelpunkt
beständig (nach Süden hin) erweitert. Um die bei seiner Abwesenheit unter sich un-
einig gewordenen Thiere zu strafen, schuf Michapous für ihre Jagd die Menschen,
welche (aus einem langen Schlaf erwachend) neben sich eine riesige und eine zwergige
Rasse fanden, und dann in der Hütte Michapous von der Aufgabe des Mannes zu
jagen, der Frau zu dienen unterrichtet wurden (s. Bacqueville). Als Gott des Eis
wird Meteomex verehrt (1722). Von Manito (Kije-Manito und Matchi-Manito) oder
Göttlichen kommt Manitowatan (bei den Cris) zur Bezeichnung des Geheiligten (wie
der Hase u. s. w.).
15 ast ia n , j\inerica. og
562 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
der Erde) zusammentreffen, um das schwere Himmelsgewölbe
emporzuheben, worauf auch die Thurmbauten der Riesen abge-
zielt haben mögen. Dass von den mithelfenden Göttern einige
zur Stütze (als Atlas) zurückblieben (s. Thevet) zeigt sich auch in
den vier Bacab Yucatan's. Aus dem Chaos hervortretend, brachte
Quaor auf seinen Schultern sieben Riesen und schuf dann die
Menschen (bei Los Angeles).
Bei den Maori als Vater und IMutter (gleich Uranos und
Gaea) einander vermählt (und aus ihrer Umarmung durch den
aufwachsenden^) Baumgott geschieden), wurden Himmel und Erde
von den Acagchemem als Bruder und Schwester gefasst und
ihnen Ouiot zum Sohn gegeben, der nach dem Tode als das Ge-
spenst Chinigchinig wiedererschien oder in der durch Nocuma auf
dem Fels Tosaut gestetigten Welt der Playanos Capistrano's
(s. Boscana) als Sohn Sirout's im Tobet tanzend.
In den Mund der Erdgöttin Tlalteutl eintretend, vereinigte
sich Tezcatlipuca mit dem durch den Nabel eingetretenen Ehecatl
im Herzen (dem ]\Iittelpunkt der Erde) und erhoben sie (mit Hülfe
anderer Götter) das schwere Himmelsgewölbe, worauf durch den
Gott Citlaltona und seine Frau Citlalcue die Sterne, durch Yoal-
teutli und seine Frau Yacahuiztli die Nacht, sowie durch Tlaloc
das Wasser, mit den aus den Bergen hervorgehenden Wolken
(Tlatoqs oder Herren) geschaffen wurden, und dann durch Mitlan-
teutli die Unterwelt. Als nach Berathung mit Tezcatlipuca über
die Menschenschaffung Ehecatl in die Unterwelt hinabgestiegen,
erhielt er (neben Todtenasche) einen langen Knochen, der bei der
Verfolgung durch JMitlanteutli zerbrach, so dass die Menschen
(statt riesig) nur klein gebildet wurden, und nachdem sie von den
durch das Buch Paztli, worin ihre Namen verzeichnet waren, zu-
sammenberufenen Göttern durch Blut aus ihren Zungen belebt
waren, durch den Gott Cholutl mit eingeweichtem Brod gross-
gezogen werden mussten. Um dann die Nachkommen des ersten
Menschen (der in der Höhle Tamoachan in Quahuahuac oder
Cuernavaca entstand) zu erheitern, damit sie den Preis der Götter
sängen, brachte der Luftgott Ehecatl die jungfräuliche Göttin
1) Als unter Mischung des weiblichen (me) und männlichen Prinzips (o) Himmel
und Erde noch verbunden waren, wuchs die Äshi-Pflanze als Kami auf, die Ursprung
gab für Izanagi no Mikoto und (dem weiblichen Geist) Izanami no Mikoto, von deren
Tochter Ten-sho-dai-jin (als Sonne am Himmel) der Mikado stammt (unter Verehrung
der Kami im Sinto-Dienst).
ATLAS. 563
Mayanetl (Enkelin der Göttin Cicimitl) auf die Erde herab, und
aus ihrer Baumverwandlung wurde der Rauschtrank bereitet
(s. Thevet).
Indem Tezcatlipuca in den Mund und Ehecatl in den Nabel
der Göttin Tlaltentl (Tlalteutl) eintraten, trafen sie sich in ihrem
Herzen (dem Mittelpunkt der Erde), und begannen emporsteigend
den schweren Himmel ^) zu erheben, mit Hülfe anderer Götter, von
denen einige zur Stütze zurückblieben, damit er nicht wieder
herabfalle.
Nachdem Tloque Nahuaque die Welt geschaffen, gingen aus
deren schwangerem Leibe Oxomozco (Otzmosco) oder Tititl
(nuestra madre oder el vientre de donde salimos), als Teoyaomin-
qui (la diosa que recoge las almas de difuntos), die Menschen
hervor, die sich von Früchten und Kräutern nährten, bis Tlao-
minqui Bogen und Pfeile erfand (s. Echeverria). In der Bildung
aus Wasser tritt der Frosch^) hervor, der auch später in den
Cultus-Ceremonien für Regen seine Stellung bewahrt.
In ihrer Beziehung zu den Olmeken treten die Zapoteken
(und Misteken) der geschichtlichen Periode der Nahuas gegen-
über in eine prähistorische Vergangenheit zurück, als ihrem Ur-
sprung nach einer vorweltlichen Epoche angehörend, je nach den
Tonatiuh oder Sonnen. Als solche finden sich unterschieden:
Ocelo-Tonatiuh (des Tigers oder der Hungersnoth),
Ollin- „ (der Bewegung),
Quia- „ (des Regens),
Eheca- „ (des Sturmwindes),
Atonatiuh (des Wassers oder Atl),
1) Die in eine Cocuss-Nuss-Schaale eingeschlossene Welt (in Mangaia) ist gradually
tapering to a point, which represents the very beginning of all things. This point is
a spirit or demon, without human form and is named Te-aka-ia-Roe or The-root-of-
all-existence (Gill). Auf Nukunau der Gilbert-Gruppe (wo der Gott Tapu-Ariki sich
im Donner manifestirt) hoben die Brüder Naleau und Laki den auf der Erde ruhenden
Himmel in die Höhe und warfen dann das rechte Auge ihres jüngeren Bruders als
Sonne, das linke als Mond hinauf (s. Turner). In Mangaia erhoben Maui und Ru
den auf der Erde liegenden Himmel, erst ihn am Rücken tragend, dann auf die Kniee
gestemmt, weiter mit den Schultern, und schliesslich mit aufgerichteten Händen (s.
Gill). Kircher giebt die Abbildung eines Idols (variis animalium capitibus, tanquam
figuris quibusdam hieroglyphicis concinnatum) , es als Anni dominum bezeichnend (in
Mexico).
2) Bei der Schöpfung (in Canada) durchhieb Juskeha einen Frosch, unter dessen
Achseln die "Wasser verborgen gelegen, und eröffnete dann eine Höhle, aus der die
Thiere hervorkamen (s. Dapper). Als Numank-Machana (der erste Mensch der Man-
3G*
564 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Tlaltonanatiuh (der Erde) oder
Tlalchitonatiuh,
Tletonatiuh (des Feuers),
dann des Nahui-Atl u. A. m, wobei die Folge in der vorwiegen-
den Vierzahl wechselt.
Vierfach theilt sich auch der (im Alter der Huehuetilitztli
verdoppelte) Cyclus von 52 Jahren, und die Zählung wieder nach
vierfacher Benennung durch
Tochtli (Kaninchen),
Calli (Haus),
Tecpatl (Feuerstein),
Acatl (Rohr),
wobei die Xiuhtlapohualli (Jahresrechnung) durch die Monate (mit
5 Nemontemi) gebildet wurde.
In der von Clavigero adoptirten Reihenfolge der Zeitalter
(Atonatiuh, Tlaltonatiuh , Ehecatonatiuh, Tletonatiuh) wird das
vierte (des Feuers) als das jetzige betrachtet, während sonst (wie
gesagt) seine Wiederholung (unter Ablauf des Cyklus) im fünften
auftritt.
Sahagun führt die 20 Constellationen auf, von Cecipactli bis
Cexuchitl, und in jedem 13 Häuser, so im letzten:
Cexuchitl Chicueyquauhtli
Umecatl Chiconavicozcaquauhtli
Eyetzcuintli Matlactliolin
Naviocumatl Matlacthocetecpatl
Macuillimalinali Matlactliomomequiavitl
Chicuacenacatl Matlactliomeyxuchitl
Chicomeocelutl
Die grün auf dem Wasser schimmernden Gucumatz bildeten
(nachdem Hurakan, das Himmelsherz, die Erde geschaffen) den
Menschen erst aus Thon, dann aus Holz, schliesslich aus Mais
(nach den Popul Vuh) als vier Männer, die (mit ihren Frauen) in
den sieben Höhlen (Tulan-Zuiva) Götter erhalten, Balam Quitze
den Tohil, Balam-Agab den Avilix, Mahucutuh den Hacavitz,
während Iqui-Balam, als kinderlos auf keinen Gott zählte (in
Guatemala). Aus dem von der Sonne bei Aculma gebohrten Loch
kam der erste Mann Aculmaitl (Schulterhand) nur als Kopfbüste
daren), auf dem Lande (das er aus der vom Vogel aus dem AVassser gebrachten Erde
gebildet) umherwandelte, fand er die Kröte, die er, M^eil sie so alt aussah, seine Gross-
mutter nannte (Neuwied).
ÄRA. 565
und dann folgte die Frau (nach den Tezcucern). Aehnliche
Autochthonen entspringen in Guamachuco (Peru's).
In eine Höhle hinabsteigend, fanden die Götter (Mexico's)
den Gott Picciuteutli mit der Göttin Choquyceli schlafend, und
bemächtigten sich des daraus geborenen Sohnes, des unter der Erde
verborgenen Gottes Ciuteutl oder Tlacopile (der Vielgeliebte), in-
dem sie aus seinen Haaren die Baumwolle bildeten, aus dem
einen Auge den Samen Sanctlhquez, aus dem andern Auge den
Samen Chia, aus den Fingern die Frucht Camotl, aus den Nägeln
den Mais u. s. w. (s. Thevet).
Die Göttin Citlalicue (mit dem Gott Citlalatonac im Himmel)
gebar den Stein Tecpatl, aus dessen Splittern (von ihren Söhnen
auf die Erde geworfen) in den sieben Höhlen von Chicomoztoc
die 1600 Götter (oder Heroen) geboren wurden, die durch ihren
Boten (den Habicht oder Tlotli) über die Schöpfung von Men-
schen bei ihrer Mutter anfragend, angewiesen wurden (um die-
nende Menschen zu erhalten) von dem Gott der Unterwelt (Mic-
tlanteuctli) einen Knochen (oder Todtenasche) zu erhalten, aus
dem (durch Xolotl, trotz seines Beinbruches, geraubt) mit Opferblut
der erste Mensch Iztacmixcuatl mit seiner Gattin Ilancueitl (am
vierten Tage) gebildet und durch den Saft von Disteln grossge-
zogen wurde (und dann folgte die Schöpfung von Sonne ^) und Mond).
Die irdischen Kinder Citlalicue's senden den Habicht (Tlotli)
nach Oben, um Menschen zu erbitten. Am Jahresfest wurde (bei
den Acagchemen) der (Panes genannte) Geier getödtet (als die
in Chinigchinich verwandelte Frau). Quaroteaht, der erste Mensch
(haarig und dick) zeugte mit dem Donnervogel Tootooch den
Menschen. Als der Donnervogel aus der mit Wasser gedeckten
Erde alle Schöpfung hervorgerufen, entstanden die Chepewyer
vom Hunde, der deshalb nicht gegessen wird (s. Mackenzie).
Nach dem Codex Zumärraga wurde (während eine halbe
Sonne nur wenig Licht verbreitete) Tezcatlipoca in die Sonne
1) In Aegypten wurden, als die Welt beherrschend, zwei ewige Götter in Sonne
und Mond angenommen , während das Feuer zur Hervorbringung aller Dinge wirke
(s. Diodor). Insunt enim corporeis rebus per omnia elementa mundi quaedam occultae
seminariae rationes quibus cum data fuerit opportunitas temporalis ac causalis, prorum-
punt in species debitas suis modis et finibus. Et sie non dicuntur angeli, qui ista
faciunt, animalium creatores, sicut nee dicendi sunt, quamvis noverint praebere quasdam
visibiles opportunitates et causas, ut illa nascantur. Quod autem isti faciunt visibiliter,
hoc angeli invisibiliter , deus vero solus verus creator est, qui causas ipsas et rationes
seminarias rebus inseruit (Augustin).
566 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
verwandelt bei Schöpfung der Giganten, welche durch Quetzal-
coatl (durch den Tezcatlipoca gestürzt wurde) verschlungen wurde
bei seiner Verwandlung in einen Tiger (s. Chavero). Nach dem
Feuerregen Quetzalcoatl's und der durch Regen erzeugten Fluth
(im Zeitalter Chalchiuhtlicue wurde der Sohn Quetzalcoatrs in die
Sonne verwandelt und Tlaloc's Sohn in den Mond. Da die Sonne,
worin Quetzalcoatl verwandelt war, nur wenig Licht gab, als
halbe Sonne, wurde sie durch die glänzendere Sonne des Tezcat-
lipoca ersetzt (wie auch in anderer Version). Die halbe Sonne
wurde durch Huitzilopochtli und Quetzalcoatl geschaffen. Wie
der erste Mensch als Cipactli (mit der Frau Tonacacihuatl und
Oxomoco) war der Gott Toacatecuhtli die Sonne ^), als Tlatizpa-
que (el que envia la luz a la tierra).
Von Himmel und Erde, als Bruder und Schwester, geboren,
zeugte Quiot (mit einem "Wei b) die Menschen und starb im Alter
als der Coyote (Eno oder Dieb) den von seiner Mutter (der Erde)
gebrauten Heiltrank umgestossen (nach den Acagchemem). Als
das Gespenst Chinigchinig wiedererscheinend, weihte Ouiot (als
Schöpfer) seine Nachkommen als Zauberer für die aus Lehm ge-
bildeten Menschen (s. Boscana). Nach den Playanos (bei San
Juan Capistrano) stetigte der unsichtbare Nocuma die geschaffene
"Welt auf dem Fels Tosaut und bildete (aus Lehm) den Mann
Ezoni und die Frau Ae, unter deren Nachkommen Sirout mit
Ycaiut den Sohn Quiot (Herrscher) zeugte, der als er vergiftet
gestorben war (nachdem die Erscheinung Attajen die Zauberer
geweiht hatte) als Tobet (Quiamot oder Chinigchinich) tanzend,
wieder erschien und die Macht der Zauberer (Puplem) bestätigte,
die Vanquech genannten Tempel (als Asyle für Verbrecher)
bauend, während von dem Gott Touch (im Innern der Erde woh-
nend) jedes Kind den Schutzgott in Thiergestalt zugesandt erhielt.
Nach mexicanischen Traditionen verlor sich die erste Sonne
durch Wasser, die zweite durch Einsturz des Himmels (die Riesen er-
schlagend), die dritte durch Feuer, die vierte durch Sturm (die
Menschen in Affen verwandelnd). Dann folgte eine 25 jährige
1) In Florida wurde neben dem Schöpfer, als Sonne, der böse Toja verehrt.
Nach den Agreskoui oder Iroquesen stieg von den sechs Vorfahren einer zum Himmel,
sich mit Atahensic vermählend, die dann durch den Himmelsherrn herabgeworfen, auf
die Schildkröte fiel (Jeffreys). Bei Erdbeben schüttelte sich die trageude Schild-
kröte (bei den Lenape), denn diese Schildkröte trägt die Erde auf dem Rücken
Heckewelder).
EDOM. 567
Dunkelheit, und in 15 Jahren bildeten die Götter einen Mann und
eine Frau (die Kinder zeugten), worauf 10 Jahre später die Sonne
(als fünfte- Sonne) erschien am Tage des Kaninchen (mit dem
seitdem die Jahre beginnen) und drei Jahre später starben die
früheren Götter, indem die neuen entstanden (s. Gomara).
Nach den Tlascalanern war die Welt einmal durch Wasser
zerstört, dann durch Stürme (die Menschen in Affen verwandelnd),
und als sie sich von oben nach unten umgestürzt hatte, gingen
die Giganten zu Grunde. Eine Zerstörung durch Feuer wird fol-
gen (Herrera).
Als nach dem Fortzuge Quetzalcoatl's oder Ce-Acatl's von
Cholula die Zerstörung des dritten Zeitalters (Ehatonatiuh) durch
Sturm eintrat und der Fall des Thurmes von Cholula, wurde auf
den Trümmern desselben der Tempel des Quetzalcoatl oder Ce-
Acatl (als Gottes der Luft) erbaut (s. Ixtlilxochitl). Dabei sei die
Sprachverwirrung (des Babelthurms) gefolgt. Um die Welt, die
vielfach durch Sünder zerstört war, zu retten, sendete Tonacate-
cotle oder Citinatonali den durch seinen Athem gezeugten Sohn
Quetzalcoatle auf die Erde.
Nachdem die anfangs sprachlosen^) Narrinjeri (als Alaloi
am Untern Murray) durch das Essen der Eingeweide der an einer
Krücke hinkenden Alten verschiedene Sprachen erlangt hatten,
verfolgte Narrunderi seine treulosen Frauen, und als diese von
der Fluth verschlungen waren, stieg er mit den Kindern zum
Himmel (Weürrewarre) auf, den Regenbogen hinstellend und im
Donner redend (s. Jung). Beim mexicanischen Weltuntergang
(durch Feuer) hatten die Götter zum Tödten der Menschen nie-
derzusteigen und die Sterne herabzufallen, in Wild verwandelt
(Camargo). Aus der Schulter Dimivan Caracol's kam die Schild-
kröte hervor, die nach der Fluth die Unterlage der neuen Erde
bildete (P. Martyr). Den, wie in Yucatan und Guatemala gekne-
teten Lehm mengt der Schöpfer bei den Nutka mit seinem
Schweiss für die Menschenschöpfung. Bei dem Ain-el-Dschudeide
(ausgehöhltem Brunnen) Hebron's wird die rothe Erde ge-
zeigt, aus der Adam geformt wurde. Der aus der von Izrail
trotz der Einwendungen von der Stätte der spätem Kaaba
1) On taking off my hat I received a compliment I did not expect. „How like
a galdesa (monkey) he is," exclaimed one. This was in allusion to the colour and
straitness of my hair, but perhaps rather to its shortness, erzählt New (im Galla-
Lande).
568 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
genommenen Erde durch die Hände Gottes geknetete Mensch
blieb an einem Ort zwischen Mekka und Thaif bis zur Be-
seelung (nach Abulghazi). Der aus der Wasserfluth (mit sei-
ner Frau Xochiquetzal) gerettete Cocox (mit einem Bart) sandte
erst einen Geier, der, von den Leichen der Riesen zehrend,
nicht wieder kam, dann einen Colibri, der einen Zweig zurück-
brachte. Die Taube ertheilte seinen Söhnen 15 Zungen. Die
sechs Sterne Tzontemocque fielen bei der Fluth vom Himmel (in
Mexico) und in Peru wird der Hirt (nach Älolina) vom Nahen der
Fluth unterrichtet, als seine trauernden Thiere bei der Finsterniss
den Lauf der Sterne und ihre Anhäufung in Sechszahl betrachteten.
Als die auf die Erde gefallene Sonnenfrau, durch einen Mocobis
am Himmel wieder angebunden, zum zweiten Male herabfiel,
brachen überall Flammen aus, so dass sich die Mocobis in Flüsse
und Seen stürzten (wo sie in Caimane verwandelt wurden), ausser
einem auf der Höhe eines Baumes geretteten Paar, das mit seinen
durch den Rauch geschwärzten Gesichtern in Affen verwandelt
wurde (s. Guzman).
Nach den Moluches und Puelches, welche die Schöpfung un-
vollendet und noch nicht völlig an das Licht getreten glauben,
wurden, wie die Menschen, die Thiere in Höhlen geschaffen, aus
welchen die schnellsten zuerst hervorkamen, während die Ochsen
und Kühe (/da die über die Hörner erschreckten Menschen die
Oeffnungen verschlossen) bis zur Zeit der Spanier darin geblieben
sind (s. Guzman). Als zur Zeit des Königs Maido der Apalacher
(in Florida) die Sonne sich verdunkelte und die Fluth ^) einbrach,
1) Bei der Fluth rettete sich Tamanduare (Stammvater der Guaranis) auf eine
Palme. In Canada stellte Messou", als das Wasser eines Pfuhls überlief, die Welt
wieder her mit der von einer Ratte gebrachten Erde. In der Quia-Tonatiuh regnete es die
Xoltetl genannten Steine, die sich zerstreut finden, und siedete das poröse Tetzontli-Gestein
in Mexico). Beim Erdbeben flohen die Araucaner (wie einst bei der Fluth) auf den Berg
Thegtheg mit Holzplatten als Kopfdeckel gegen das Verbrennen (beim Aufsteigen des
Berges zur Sonne). Nach den Manaos bei Barra (am Rio Negro) verzehrte ein Welt-
brand die Wälder (in denen mit rückwärts gekehrten Füssen Motacu umgeht). Nach
den Papagoes, deren Ahn dem Rath des Coyote bei der nahenden Fluth folgte,
stammen die Pimas von dem, dem Adler ungläubigen, Propheten (s. Spring). Ueber
die von selbst entstandene Welt herrschen (nach den Jaruris) die Götter des Himmels
Andeconome), der Erde (Dabuconome) , der Wälder (Inaiconome) , des Wassers (Vico-
nome), der AViesen (Ciriconome). Bei den Rothhäuten der Seen bildete Kichi-Manitu
die Erde aus dem Wasser (und so in Polynesien). Angelorum habitatio coelum est,
atqui ex aquis coeli, terra hominum locus atque ex aquis terra [dk/J l'^ vdccnoi^ rj v^)
et ante omne rerum creatarum opificium sex dierum (Cyrill. Hier.).
ABHISARA. 565
blieb nur der Berg Olaimi übrig, auf dem die Wiederkehr der
Tonatzuli genannten Vögel begrüsst wurde (s. Dapper).
Als Alles Wasser war, schuf Kiantitowit den Geistbildner
Manito-Manitoak mit dem Ersten Wesen oder Owiniwak (sowie
mit den Engeln oder Angelatawiwak und den Seelen oder Chi-
chankwak), sodann die Menschen (Tinwis), während der böse
Makimani neben den Alakowini die schwarzen Schlangen (Nako-
wak) und reptilische Ungeheuer (Amangamek) hervorrief (nach
den Delawaren). Als während der Fluth die Schlangen und
Luftengel kämpfen, entsteht in Tula der kriechend geborene Nana-
Bush (der Hase Nana), als Vorfahre der Wesen und Menschen,
die sich auf dem"^ Rücken der Schildkröte sammeln, als Tulapewi
(oder Schildkröten -Menschen), und dann wohnten die starken
Lenapewi zusammen in dem Höhlenhause Talli (s. Loskiel). Phae-
tontis inflammatio und Deucalionis inundatio (bei Clem. AI.) ist
auch auf Vancouver-Island bekannt (s. Mache).
In der (nach den Canadiern) durch Atahokan geschaffenen
Welt entstand die Fluth, als Messou den Wölfen, mit denen er
jagte, in das Loch, wohinein sie ein Ungethüm gezogen, folgte,
und so die Wasser zum Ueberlaufen verursachte, bis er (nach
vergeblicher Absendung des Raben) von der Ratte einige Erde
zur Neubildung erhielt. Die Pillotoas oder Zauberer stammten
aus dem Himmel, indem Atanaentsik (über den Sternen wohnend),
als ihr kranker Ehegemahl Gelüste nach den von den Himmels-
bewohnern genossenen Früchten spürte, den Baum umhauen Hess,
und als sie ihn (die Himmelsbewohner der Nahrung beraubend)
aus dem Himmel auf die Erde fallen sah, dorthin abstieg, im
schwangeren Zustand, eine Tochter gebärend, die Mutter von
Toaviskaron und Juskeha. Bei der Schöpfung lagen die Ge-
wässer unter den Achseln eines Frosches verborgen, und als
Juskeha diese durchhauen, bildeten sie die Flüsse und Seen, wäh-
rend aus einer von Juskeha geöffneten Höhle die Thiere hervor-
kamen. Der Donner entsteht, wenn der Dämon Manitu eine
Schlange auszubrechen sucht. Als der Zwerg Takabech auf
einem sich allmälig hebenden Baume in den Himmel geklettert,
und erfreut über die Sternengefilde seine Schwester nachholen
wollte, fand er die Sonne in die für Wild gestellten Netze verstrickt,
bis dieselben (denen er sich wegen der Hitze nicht nahen konnte)
durch eine von ihm aufgeblasene Maus aus einander geknabbert
waren. Oki herrscht über die See und die Jahreszeiten (s. Dapper).
570 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Die Strasse nach dem (westlichen) Seelendorfe beginnt (in
Canada) am Steinfels Ekaregniendi, wo die Gesichter bemalt wer-
den, und führte dann vorüber an der Hütte, wo der Greis Osko-
tarach das Hirn aus dem Kopfe nimmt, worauf die hirnlos Weiter-
wandernden an einen breiten Strom gelangen, den sie auf einem
schmalen Brett zu kreuzen suchen, aber durch den Anfall eines
Hundes hineingestürzt werden, und von der Fluth nach dem
Seelendorfe hingetrieben werden (s. Dapper).
Gleich der ursprünglichen Schöpfung Peru's stellten sich die
Mexicaner die Erde als eine Fläche ^) dar, die am Meere mit der
gleichen, aber dichteren Substanz, wie der Himmel, in diesen über-
gehend, damit verschmolz. Das die Erde umgebende Meer wurde
(bei den Mexicanern) Teoatl (dios agua oder agua maravillosa, en
profundidad y grandeza) oder Ilhuicaatl (agua que se juntö con
el cielo) genannt (Sahagun). Die Flüsse (atoyatl) entsprangen in
Tlalocan (que es como paraiso terrenal) des Gottes Chalchihuit-
lycue (aus den Bergen strömend).
Neben diesem auf dem Gipfel eines Olymps (zur Residenz
des alten Gottes Tlaloc) localisirten Paradiese^) (gleichsam dem
Meru, als Göttersitz, entsprechend) erhob sich nun über die Erde
eine Stufenpyramide von Terrassenhimmeln, deren Zahl verschie-
dentlich angegeben wird, bei neun stehen bleibt, oder bis zu zwölf
weitergeht.
') Die von den Yurimauas (am Solimoes) stammenden Passes am Yupura und Rio
Negro (wo früher die Juris herrschten) lassen die Strömung der Flüsse von der Bewe-
gung der Erde (um die feststehende Sonne) entstehen, zwei Sphärenhimmel unterschei-
dend, einen oberen und einen unteren (durch ein durchsichtiges Gewölbe geschieden),
von denen der obere ganz Licht, als Aufenthalt des Schöpfers, durch seine Strahlen
die Sterne in dem unteren erleuchtet (s. Ribeiro de Sampaco). Die Waicurier (in
Californien) bezeichneten den Himmel als Tekerekadatemba (gebogene Erde) oder Aena
(Oben), die Hölle als unerlöschliches Feuer (s. Hassey).
2) Für Homer bilden die elysäischen Gefilde ein begünstigtes Land im "Westen,
als die (westlichen) Inseln der Glückseligen bei Hesiod, der den Atlas zum Nachbar
der hesperidischen Xymphen macht. Perdita Insula Oceani, ad quam Brandanus venit
(als Latomia oder Antilia) Porcacchius dicit Islandiam esse (s. Ortelius), quam Honorius
Perditam vocat, Ima vocatur in Speculo Historiali Beluacensis. Bei Dante liegt das
irdische Paradies auf dem zur Läuterung durch das Fegefeuer bestimmten Berge. Wie
fromme Mönche in Mesopotamien, glaubte Columbus sich am Orinoco dem Paradiese
zu nähern. Während die Tapferen „ad campos Elyseos'' gehen (bei den Tapuyern),
credunt a diabolo statim post mortem cruciari (die Feigen) und (s. INIargrave) sie
nennen „diabolum" : Anhanga, Jurupari,' Curupari, Taguaiba, Temoti, Taubimama.
FIRMAMENT. 571
Ein doppelter Himmel findet sich auch bei den Cherokesen^),
die ihre Zauberpriester aus dem unteren Himmel oder Feuer-
himmel (Cheera oder Feuer) stammen lassen (s. Ardair), und ähn-
lich unterschieden die Passe's am Yupura zwei Sphärenhimmel,
durch ein durchsichtiges Kristallgewölbe getrennt. Während die
Gottheit keine Wohnung hat, findet sich über der Scheidewand
des blauen Himmels die Wohnung der guten Geister, und von
einem hohen Felsen, über welchem sich der Himmel mit grossem
Getöse auf und nieder bewegt, lässt sich in das Reich der guten
Geister gelangen (nach den Delawaren).
Bei den Mexicanern umfasste das kosmologische System (wie
bei den Peruanern) die drei Welten, die obere, mittlere und
untere, als Himmel, Erde und Unterreich. Auf Ylhuicatl Tetlali-
coe (Citlalicoe oder Sternenhimmel) und Ylhuicatl Tlalocaypan-
metzli (der Mondhimmel Tlaloc's) folgt Tlaltipac (die Erde), dann
Apano Huaya (der Wasserweg), Tepetli Monanamycia (die zu-
sammenschlagenden Berge), Yztepetl (der Messerberg), Yee He-
caya, Pacoecoe Tlacaya, Temimina Loya (der Ort schiessender
Pfeile), Teocoylqualoya und Yzmictlan Apochcaloca.
Die HimmeP) selbst werden, neben der Bezeichnung als Ciu-
teotle (der gute Himmel) und Iztle (der böse Himmel) nach den
Farben abgestuft, unterhalb der im Götterglanz verklärten Region.
Der dreifache Gott Hometeutli (Ome oder zwei) oder Olomris
weilte in Zivenavichnepaniucha oder Homeiocan (Cipatenal mit
der Frau Xumio, als die Eltern Tocatuitle's schaffend), und auf
Hometeutli folgte Teotl Tlatlaucha (rother Himmel), Teotl Cocaucha
(gelber Himmel), Teotl Yztaca (weisser Himmel), Yztapal Nanaz-
caya (rosiger Himmel) , Ylhuicatl Xoxoucha (grüner Himmel),
Ylhuicatl Yayaucha (blauschwarzer Himmel), Ylhuicatl Mamalua-
coca (Himmel der Mutter), (Ylhuicatl Huixtutla (Himmel der glänzen-
den Greisin), Ylhuicatl Tunatiuh (der Sonnenhimmel). Eine andere
Version zeigt inHomeyocan (dem Himmel der Himmel) Tonacatecutli
weilend, dann folgte der grüne oder hellblaue Himmel, der schwarze
oder dunkelblaue Himmel, (der rothe Himmel). Im fünften Himmel
wohnte Chalchiuitlicue (die Mutter Quetzalcoatl's). Der sechste
1) Die Zauberer der Cheeraken Messen Cheera-tahge (Männer voll himmlischen
Feuers) nach dem Unterhimmel Cheera oder Feuer (Adair).
2) Der Himmel besteht aus Aether, als einer von den vier Elementen durch hohe
Vollkommenheit verschiedene Substanz (nach Aristoteles). In Cibao verehrte man Turey,
que quiere decir cielo (nach Chr. Colon).
572 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Himmel hiess Ylhuicatl Tunatiuh (Himmel der Sonne), der siebente
Ylhuicatl (Tetlalicoe oder) Citlalicoe (Himmel der Sterne), der
achte Ylhuicatl Tlalocaypanmeztli (der Himmel des Gottes Tlaloc
im Paradies des Mondes), der neunte Himmel Tlalticpac (oder
Himmel der Erde).
In dem Kristallhimmel folgen (bei Dante) auf die sieben
Himmel der Planeten der achte, als der Fixsternhimmel, und
dann der neunte Himmel (primum mobile), der die gesammte Ein-
wirkungskraft ungetheilt vom Empyreischen empfängt und sie
dann ebenso auf den Himmel der Fixsterne überträgt (s. Witte).
Der neunte Himmel ^) (in Mexico) entspricht dem siebenten
Mara's in der buddhistischen Uranologiej als der Himmel sinnlicher
Lust, und so wohnt dort Tlazoltecotl oder Ixcuina, die Göttin der
Liebe, umgeben in ihren Gärten von Musikern, Buckligen, Zwergen
und Possenreissern mit Spiel und Tanz (wie Siwa in Kailasa).
Bei Herrera lebt diese „diosa de los enamorados" hoch in der
Luft, noch über dem neunten Himmel, in einer lieblichen Gegend,
wo sie sich an den Spässen ihrer Gaukler und Narren ergötzt,
aber zugleich spinnend und webend im Kreise göttlicher PVauen.
Sie gilt als Xochiquetzal, für die durch Tezcatlipuca ent-
führte Gattin Tlaloc's, die durch ihren Liebhaber nach diesem
neunten Himmel versetzt wurde, während der alte Wassergott
sich dann ^letlacueycati vermählt, der Mutter der Hexen, die auf
nebligen Bergspitzen den Hokuspokus des Sabbath's treiben.
Vielleicht ist diese Mythe unter der Erklärung einer Götter-
verdrängung aufzufassen (ähnlich wie die Asuren aus Indra's
Himmel entweichen mussten), indem Tloque-Nahuaque, der einst
neben der Sonne, als Nauholin, und dem Mond angerufen, mit
Tlaloc an den Würden und Ehren der höchsten Gottheit partici-
pirte, sich (bei Camargo) als Beherrscher des neunten Himmels
angegeben findet.
Ihm erbaute der König Tezcuco's einen neunstufigen Pyra-
midentempel im keuschen und strengen Büsserdienst, während es
im neunten Himmel damals schon anders aussah.
2) In all, there were said to be ten separate heavens, rising one above the other
into immensity in dem früher durch den Pfeiler Ru des Centralberges (auf Alangaia)
getragenen, aber dann von Maui dauernd nach oben gehobenen Gewölbe (s. Gill). Lla-
man ä los espacios Celestes Guenu-mapu, los paises del cielo, y la luna Cuyen-mapu,
el pais de la luna, die Chilener, welche noch ausser der Erde bewohnbare Welten an-
nahmen (s. Molina).
MARA. 573
„Wer durch eine Blume der Xochiquetzal (Göttin der Liebe)
im Tamotamohuanicha-Xochitlycacan-Chitamihuany-Cicuhnauhue-
paniuhcan-Tuhecayan (der Ort Tamohuan und der Platz des blü-
henden Baumes Xochitlihcacan , mit frischen Lüften jenseits der
neun Himmel) berührt war, musste sich in Liebessucht verzehren."
Als eines aus dem Himmel vertriebenen Gottes wird Yxpa-
palotl's erwähnt, der früher Xomunco hiess (als Messer aus Schmet-
terlingen) und sich nur in den Füssen eines Adler's zeigte. Er
habe auf "Geheiss Tqnacateuhtli's und seiner Gattin die seeligen
Gefilde verlassen müssen, als er im Paradiese eine Rose ab-
brach, und so das Blut der Pflanze vergoss.
Im Paradies^) der wolkigen Berge thront Tlaloc als Tlalo-
1) Von den Atua fanau po oder den in der Nacht geborenen Göttern in Raiatea
(in den Leewards-Inseln der Gesellschaftsgruppe) schuf Taaroa (in der ersten Klasse)
die Göttin Hina, die Welt, die erste Abtheilung der lo oberen Götter, die zweite Ab-
theilung der andern Götter als Herolde, Gott Raa und seine Nachkommen, Gott Oro
und seine Nachkommen. Die zweite Klasse begriff die Götter, die einst Menschen
waren. Die dritte die Schutzgötter der Handwerke, der Familien, der Localitäten. Die
vierte die Oromatuatii und Tii. In Tahiti standen Taaroa, Tane und Oro an der Spitze.
In Tonga zerfielen die Götter (mit Tali-y-Taobo als Schutzgott des How oder Königs)
in i) die oberen Götter (300), 2) die obere Klasse der vergötterten Todten, 3) die
untere Klasse der vergötterten Todten, 4) die Diener der Götter, 5) die Hotua-po,
6) die Maui. One of Langi's daughters having lost immortality by eating of the pro-
ductions of Tonga, where her beauty had excited wars, he cut the head of the other,
which falling in the water turned into a turtle. Ruhuta noanoa (das duftende Paradies)
Tahiti's lag auf der Spitze des höchsten Berges von Raiatea in zehn Schichtungen bis
zum Po (oder Fanau Po). Das von dem ältesten Könige Akea und Miru gegründete
Reich in der Kapapa hanau moku (felstragenden Insel) lag unter der Erde. Der
Göttersitz Bolotu (Tonga's) lag im Nordwesten. Das Todtenreich Reinga (Neuseeland's)
bildet eine Höhle am Abhang des nördlichsten Ausganges der Inseln. Die Vornehmen
wurden in den Po aufgenommen (die andern Seelen schweiften in der Nähe der alten
Wohnungen umher, die der Gemeinen wurden von den Göttern gefressen), und von
den Göttern, nachdem das Fleisch von den Knochen abgekratzt war, empfangen,
um als Götter wieder hergestellt zu werden. Die Too (Idole) waren in Tahiti aus
Flechtwerk und heiligem Holz (Casuarina equisetifolia) mit rothen Papageienfedern.
Der Gott besuchte den Tempel als Reiher, Eisvogel, Seeschwalbe und die Haie w^urden
als Boten der Götter verehrt. In Hawaii durfte nur der König Menschenopfer brin-
gen. Das Auge der Geopferten (aus den geweihten Familien) wurde (in Tahiti) dem
Könige dargereicht. In Tonga war meistens die Operation Tutunima (Abschneiden
des kleinen Fingers) an Stelle der Menschenopfer getreten (für Kranke vorgenommen(.
In den Formeln der Ubu (auf Tahiti) oder Lotu (auf Tonga) wurde gebetet. Tanga-
loa (Taaroa) war in Samoa höchster Gott und Schöpfer (Tonga und Tahiti). Tane,
Vater der Götter in Huahine (in Hawaii). Kaili, Kriegsgott in Hawaii. Lono, ver-
götterter König von Hawaii. Korungo, Gott des Regens auf den Gambierinseln. Ku
Gott der Tapfern auf Hawaii (Tu in Neuseeland). Oro (Sohn des Taaroa) erhielt (in
574 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
cateuctli, als Herr der Gewässer (des Luftraum's und des Erdinnern).
Für die vier Höllenkönige, die vom Himmel gefallen waren, wurde
das Fest Quecholi gefeiert. Bei den Mixteken lag das Paradies
in der Höhle von Chalcatongo und bei den Zapoteken in der
Höhle Mictlan.
Jenseits des neunten (eilften) Himmel's sobre los once cielos ^)
(s. Torquemada) erhob sich (im 12. Himmel)^) eine glanzstrahlende
Stadt (una ciudad gloriosa), wo, das Weltall mit Leben und Wärme
Tahiti) Menschenopfer (Vater des Hiro, dessen Schädel in Opoa gezeigt wurde, bis 181 6)
"Wiro, böser Geist auf Neuseeland. Hikolea (Todesgott) wacht über das Inachi-Fest
auf Tonga. Akua mahiai war Gott des Landbau's (in Maui). Maui erfand das Feuer
und erzeugte Erdbeben (an der Schöpfung Theil nehmend) auf Tahiti. Maui bevölkerte
die Inseln (auf Hawaii). Maui trug die Erde (auf Tonga), erschütternd. Maui ordnete die
Menschenwelt (auf Neuseeland). Maui's Frau Hina (in Neuseeland) ist in Tahiti die
Gemahlin Taarora's, der die Inseln (in Tonga) heraufzog (als Tongaloa). In den So-
cietätsinseln wurde Taaroa nur auf der kleinsten Insel (Maiaoiti) als Schutzgott verehrt.
Die Priester (Tahua oder Tahunga) besorgten das Tättowiren (Beschneiden) und die
Tradition (als Begeisterte aus den Ariki auf Tonga). Die Uu genannten Krieger halfen
beim Menschenopfer. Beim Fest Paeatua wurden die Götter Tahiti's in den Haupt-
tempel gebracht und neu gekleidet. Das Fest Maoa raa matahiti (Vollendung des
Jahres) galt den Verstorbenen. Fest Takurua in Atui. Bei dem Fest des Lono wurde
seine Statue umhergetragen (in Hawaii). Inachi-Fest der Erstlingsfrüchte (in Tonga). Kava-
feste vor Unternehmungen (auf Neuseeland). Am Tea-Spiel durften auf Tahiti) nur
Vornehme Theil nehmen. Makahiki-Spiel mit Ring- und Kampf Übungen (auf Hawaii).
Durch die an die Opfer gebundenen Cocosstiel-Flechten (Tapaau) genossen die Götter
(auf Tahiti) das Geistige der Speise. Augurien aus Vogelflug, Zuckungen der Ster-
benden, Opferthiere, Meteore. Der Priester (in Tahiti) sah den Dieb in einem Wasser-
becken (Wai-horru in Hawaii). Durch Tubu (growing or causing to grow) sandten
die tahitischen Zauberer einen bösen Geist in den Körper eines Andern. Zur Be-
zauberung: (Anana in Hawaii, Tahutahu in Tahiti, Tatau in Tonga, Makutu in Neu-
seeland), mussten die Priester etwas zu der Person Gehöriges erhalten. Im Gegenzauber
(Faatere) wurde die Hülfe mächtigerer Götter angerufen. Erskine fand den allgemeinen
Glauben an Zauber und Hexen in Tana (Neu-Hebriden), da der Tod nie natürlich ist
(wie sonss) Bei der Schöpfung war die Insel Samoa (durch Tangaloa) vom Himmel
geworfen. Auf Fiji, wo der Zimmermann Rokova mit Doppel-Canoe aus der Fluth
gerettet wurde, schaffte der Gott Ove (im Mond) die Menschen, während der Gott
Ndengei in der Schlange lebt (Hunt).
1) En una cuidad gloriosa, asentada sobre los once cielos, cuyo suelo era mas alto
y supremo de ellos wohnten (die Natur beherrschend) Ometehcuhtli (dos hidalgos ö
Caballeros) und Omecihuatl (dos mugeres) mit dem Beinamen Cillalatonac (Estrella que
resplandece o resplandeciente) und Citlalicue (faldellin de la estrella), als Mann und
Frau (Torquemada).
^j Im höchsten der zwölf Himmel wohnte (nach den Tulteken) Ometecutli (el
gran Sefior) mit seiner Gattin Omecioatl (Senora), und von ihm aus wurde alles mit
Leben durchdrungen und die Kinder gezeugt im Leibe der Mutter (s. Sahagun).
ASTROLOGIE. 575
durchdringend, die Urgötter weilten, Ometecuhtli (el Gran Senor)
und Omeahuatl (criador de las animas ^), die im nächtlichen Dun-
kel des Sternenhimmers^) eingehüllt (als Citlalatonac und Citlali-
cue), durch die magischen Kräfte desselben auf die Natur sowohl,
Wie auf das Menschenleben einwirkten. Von dort aus incarnirte
sich deshalb auch der Prophet, der als Bote der höchsten Gott-
heit die Erde durchwanderte.
Aus der von dem Gott Citlallatonac (in der Milchstrasse am
Himmel)- an die Jungfrau Sochiquetzal (der Rosenträgerin) oder
(Schild) Chimalman, Prinzessin von Tula (deren Schwestern Tzo-
chitlique und Conatlique aus Schreck sterben) gesandten Botschaft
ward Quetzalcoatl geboren und seine Mutter als Chachuihtlotonac
(Königin des Himmels) vergöttert.
In Verbindung mit dem Bilde des Mixcoatl spricht Sahagun
bei den Chichimeken von dem Dienst des unsichtbaren Gottes
JooalUehecatl, worin (als Jooalli-Ehecatl) die Verehrung des
Quetzalcoatl einbegriffen gewesen sein wird, in seiner Beziehung
zu Camaxtli (oder Mixcoatl).
Opu (der Unsichtbare) oder Yohualli-Ehecatl (der Wind der
Nacht) wurde von Quetzalcoatl als verhüllte Gottheit (im Bündel)
getragen, während die aus Chicomoztoc kommenden Nahoas in Pa-
notlan landeten und nach Tamoanchan zogen. Neben Omeyateite
und Omeyatezigoat (Homey-Atelite und Homey-Ateciguat) wurde
(in Nicaragua) Quiateot (der Regengott) verehrt (s. Oviedo).
In Pocorasa bewohnte Chipiripe den Himmel, in Dreiheit mit
Mutter und Kind. In XaUsco wurde der Mann Aguar im Himmel
verehrt (zu Cabe9a de Vacä's Zeit), in Durango der Gott Cachi-
ripa. Die Totonaken beteten zu ihrer Gottheit um himmlische^')
Fürsprache.
^) Das (in Mexico) von den Göttern Ometecuhtli und Omeichuatl (Seiiores del
doceno cielo), als Seelenschöpfer, in die traurige Welt gesandte Kind wurde mit dem
Wasser der Göttin Chalchihuitlycue oder Chalchiuhtlatonac gewaschen (s. Torque-
mada).
2) Als die Gattin (mit welcher sich der gute Gott über den Sternen erlustigte) aus
dem Himmel herabstieg (nach den Manhatter) und im Wasser ertrunken war, bildete
sich ein Klumpen Erdreich, worauf sie Hirsch, Bär und Wolf, und dann in weiterer
Vermischung mit diesen die anderen Thiere, sowie die Menschen gebar (s. Dapper).
3) Die Jakuten rufen den Himmelsgott als Tangara an (s. Middendorf). Tangaloa
bewohnt den polynesischen Himmel. In Colima wurde der höchste Himmelsgott ver-
ehrt mit einer Jungfrau, von der die Menschen abstammten (s. Beaumont). Die Dela-
576 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
An der Spitze der zwölf Götter stand als dreizehnter (in dem
Kreis von 13 Göttern) Rinteutli, der Gott der Jahre und dann
begann die Reihe mit der Erdgöttin Rontli.
Die Monhataner (b'ei Staten-Insel) „gleuben zwar, dass ein
Gott über den Sternen wohnt, aber dass er sich um das Thun
der Teufel auf Erden bekümmere, gleuben sie nicht, weil er sich
mit einer schönen Göttin, deren Ursprung unbekannt sei, fort und
fort erlustige." Indem sich unter dieser aus dem Wasser ein
Hügel erhob und darum das Erdreich ansammelte, gebar die
Göttin einen Frosch, Bär und Wolf und indem sie sich weiter
mit diesen Thieren^) vermischte, gebar sie verschiedene andere
Thiere vielfacher Form und Art, sowie Menschen, (furchtsam wie
Hirsche, grausam wie Bären oder betrügerisch wie Wölfe) und
kehrte dann wieder nach dem Himmel zurück (s. Dapper).
Die Unterwelt (Mictlan) w^urde in das Innere der Erde ver-
legt, nach Tlalxicco, wo der Tempel Mictlantecuhtli's ^) stand, und
dort fand sich auch der Strafort ^) der Bösen, den Zontemoqui
regierte. Dieses unterweltliche Mictlan (des Norden's) hiess (bei
den Chichimeken) Niduü (s. Galvez). Als Todesgott wurde auf
der Insel de los Sacrificios dem Rakalka geopfert, und der Todes-
gott mit seiner weiblichen Hälfte weilte in Chiconahui- Mictlan
(dem neunten Mictlan).
Mictlan (die Unterwelt) zerfiel in neun Abtheilungen, und in
waren stammen von Zwillingen ab, die eine vom Himmel gefallene Frau gebar (s.
Loskiel). Auf das Paar männlicher und weiblicher Gottheit (unter Wak oder Himmels-
herr) folgen die Untergottheiten oder Zaren (doppelten Geschlechtes) und neben dem
männlichen Gott Oglia wird der weibliche oder Atatia (als Göttin der Fruchtbarkeit)
verehrt (bei den Galla).
1) Baumgarten sah einen Heiligen in Aegypten nackt auf den Sandhügeln sitzen.
Ejusmodi vero genus hominum libertatem quandam effrenem habent, domos quos vo-
lunt intrandi, edendi, bibendi et quod majus est, concumbendi, ex eo concubitu, si pro-
les secuta fuerit, sancta similiter habetur, His ergo hominibus, dum vivunt, magnos ex-
hibent honores, mortuis vero vel templa, vel monumenta extruunt amplissima, eosque
contingere ac sepelire maximae fortunae ducunt loco. Audivimus haec dicta et dicenda
per interpretem a Mucrelo nostro, insuper sanctum illum, quem eo loci vidimus, publi-
citus apprime commendari eum esse hominem sanctum, divinum ac integritate praeci-
puum, eo quod, nee foeminarum unquam esset, nee puerorum, sed tantummodo asel-
larum concubitor atque mularum.
2) Mictlantleuhtli (Gott des Todesortes) wird, ein Kind verschlingend, mit rüssel-
artiger Verlängerung der Oberlippe dargestellt (s. A. v. Humboldt).
3) Die Seelen der Guten gingen nach einem lieblichen Ort, unter einem schattigen
Baum zu ruhen (in Yucatan), die Bösen litten Hunger und Kälte (s, Herrera).
MICTLAN. 577
dem unteren (Chicohuahuimictlan oder neunten Mictla.n) wohnte
(im Norden von Mictlampa) der Unterweltsg"ott (Mictlantecuhtli)
und seine Gefährten (während über Tlalxicco oder Holle Tzonte-
moc herrschte).
Neben dem Miquitlantecotl oder Zitzimitl genannten Höllen-
fürsten wohnte auch in der Hölle der böse Gott Yzpuzteque (der
lahme Dämon, in den Strassen mit Hahnenfüssen erscheinend),
Nextepehua (der Aschenzerstreuende), und Contemoque (der mit
dem Kopf voran herabfallende oder an einem Spinngewebe herab-
kletternde) und Zon, dann Nexoxocho, IMicapetlacoli, Chalmeca-
cuiatl. Colon hörte (in Hayti) von zwei Seelenwegen (einem hellen
und einem dunklen) reden (s. Peter Martyr). Die guten Seelen
gehen (in Virginien) nach einem lieblichen Ort, die bösen nach
dem Popogusso genannten Feuerpfuhl (s. de Laet).
Bei der (auch sonst häufigen) Identificirung von Hölle
und Unterwelt herrscht Miquitlamtecotl (Tzontemoc) oder Zitzi-
mitl (mit der Göttin Miquitecacigua oder Mictecacioatl), über
den lahmen (mit dem Hahnenfuss erscheinenden) Dämon Yzpun-
teque (mit der Göttin Nexoxocho), den Aschenstreuer oder Nex-
tepelma (mit der Göttin Micapetlacoli) und den mit dem Kopf
voran herabsteigende Contemoque (mit der Göttin Chalmecaciuatl).
Miquitlantecotli oder Michitlatecotle führte die Seelen der
Todten (Alichitla) nach der Unterwelt (Mictlan), ausser den von
der Sonne aufgenommenen. In Mictlan wohnte er als Mictlantecutli
(Michitlatecotle oder Miquilantecotli) mit der Göttin Mictlancihuatl
(Mictecacioatl), als Gefährtin.
In Nicaragua herrschte Miquetanteot über die Unterwelt^).
Während die Bösen vom Dämon Han-hau in der Unterwelt (Mit-
nal) gequält wurden (in Yucatan) ruhten die Seelen der Guten
unter dem Baume Yaxche im Paradiese, wohin die Gehängten
von der Göttin Ixtab getragen wurden (s. Landa). In Chicora
am Rio Jordan (bei Cap Santa Elena), wo im warmen Paradies
(neben kalter Hölle) der lahme Quexuga herrschte, wohnten (neben
der Wassergöttin , die beim Tode eines Fürsten Feuer erscheinen
Hess) „muchas gentes en el cielo y muchas debajo la tierra, como sus
antipodes" (wie in den Gesängen der Priester erzählt). Beim
1) Jede Insel (von der Hervey-Gruppe) was supposed to be the body or outward
form, to whicli a spirit, bearing a district name, located in Avaiki, belongs (Gill). Der
Dämon Hun-Came wohnte in der Unterwelt (bei den Quiche's). ■
Bastian, America. 37
578 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Jahresfest wurden die Gebeine eines alten Fürsten oder Priesters
ausgegraben und auf ein Gerüst gestellt. Lloranlo las mugeres
solamente, andando ä la redonda (bis zum Wiederbegraben). Beim
Erntefest wurde ein Idol aufgestellt, und das von denVerheiratheten
verehrte Bild auf einen Pfeiler. Descuelzan la estatua en anoche-
ciendo, y echanla on el Rio, ö en la mar, si esta cerca, para que
se vaia con los dioses del agua, en cuyo honra la fiesta se hizo
(s. Gomara) , wie beim Winter- Austragen. Auch nach Herrera
war es der hinkende Quxuga, der in Chicora oder Gualdape am
Rio Jordan (in Florida) die guten Seelen im Paradies empfing.
In der mexicanischen Unterwelt, wohin den Todten Pässe ^) mit-
gegeben wurden und ein rother Hund zum Passiren des Flusses,
empfing sie Mictecacioatl, Frau des Mictlantecutli oder Tzontemoc.
Mictecacihuatl (Frau des Mictlan-Teutli) hiess (mit neun Hun-
den) Ixcuina (Doppelgesichtig), weil das Gesicht bis zur Nase
schwarz, am Mund roth bemalt.
Ning-gah-be-ar-nong-Manito (der westliche Gott), als der (ge-
tödtete) Bruder, Na-na-bou-jou's, herrschte über die Todten in den
Städten Je-bi-ug (im Westen) bei den Ottawa. Nach den Chepewyer
werden die Seelen in einem steinernen Canoe nach der lieblichen
Insel eines See's übergeführt, bringen dasselbe aber (wenn mit
Sünden beladen) zum Sinken. Bei den (Torngarsuk oder Anguta
verehrenden) Eskimo besuchen die Angekok das Paradies Akillnek.
In Sawania (im Südosten Neu-England's) weilte der Gott Caw-
tantouwih mit den Seelen der Abgeschiedenen (nach Roger Wil-
liams). Die Pimas, deren Seelen durch die Eulen in das Jenseits
getragen werden, verehren neben dem Erdpropheten den bösen
Sche-a-Vurl, und die Hexen werden von den Ma-ke (Medicinmän-
ner) verfolgt.
Tloque Nahuaque wird als Gott der Chichimeken, der frei
das Weite durchwandernden Nomaden, genannt, die ausserdem
in Sonne und Mond ihren Vater und ihre Mutter verehrten, und
diesen Eltern das zuerst am Tage Angetroffene darbrachten.
Mit Tloque Nahuaque (dios Supermo) Ipalnemohualoni (s.
Veytia) sollte gesagt sein „que este Solo, Poderoso y Clemen-
1) Noch im Jahre 1764 wurde in einer deutschen Universitätsstadt ein Verbrecher
zum Galgen geführt, der in der einen Hand eine Citrone und in der andern einen
versiegelten vom Pater unterschriebenen Pass an den heiligen Petrus hatte (Leistner),
und so von russischen Popen ausgestellt. In französischen Gräbern ist ein Geldstück
mit der Inschrift tributum Petri neben dem Schädel eines Todten gefunden (s. Rochholz).
SCHÖPFER. 579
tissimo Dios" (s. Boturini). Tloque Nauaque, cabe quien esta el
ser de todas las cosas, conservandolas y sustentendolas (s. Moli-
nia). Als sich der mit blutigen Opfern verbundene Götzendienst,
den die Mexicaner bei den Culhuas eingeführt hatten, auch unter
den Chichimeken zu verbreiten begann, hielt Techotlatatzin, Kai-
ser von Tezcoco, an der Verehrung des Schöpfer's, Tloque Nahua-
que, fest und Nezahualcoyotl errichtete später zu seiner Verehrung
einen hohen Thurm von neun Stockwerken.
Netzahualcoyotl (in Tezcuco) „labrö una Torre de nueve altos,
simbolo de los nueve cielos, y sobre ellos un chapitel con cornijas
de oro, que llamaba Tloque Nahuaque" (s. Galvez). Netzahualcoyotl
erbaute (in Tezcuco) den Callitli genannten Tempel dem „Dios
Todopoderoso criador de todas las cosas, oculto y no conocido",
für den er im Walde Tezcutzinco fastete.
Die oberen Götter (in Alexico) hiessen (nach Torquemada)
Tloquenahuaque (junto, 6 por de quien esta el ser de todas las
cosas) oder Ypalnemohualoni (por quien vivimos y somos), sowie
die Sonne Ypalnemohuani (aquel por cuya virtud vivimos). Der
Höchste der Götter (Teteu) hiess (in Mexico) Tetlamachtiani
(Glorificador) oder Ypalnemohuani (dador de vida), sowie Tetlaoco-
liani (Misericordioso) oder Tetla90tlani (Amador de los hombres),
während die Dämone (Tzitzimime [zemes]) als Coleleti oder Tlat-
lacatecolo bezeichnet wurden und die Zauberer als Nanahualti
[Nana-bosho's] (s. Torquemada). Neben dem höchsten Wesen
Tloque-Nahuaque (dem Alles Enthaltenden) verehrten die Tlascaler
(in verschiedenen Himmeln) die neun Götter Chicuhnauhnepa-
niuhcanilhuican. Der Gott Ometochtli (des Weins) wurde am
Jahresfest gefeiert. In der durch Zufall entstandenen Welt galt
Tlaltecutli, als Gott des (von jeher bestehenden) Himmels oder
der Erde (in Tlascala).
Der Schöpfer Tloque-Nahuaque w^urde (in Santa-Cruz) als
Quiahuitziteotl (el dios de madera) oder (Tanacaquahuitl oder
Gott der Regen) Chicahualizteotl (mächtiger Gott) verehrt. Tloque-
Nahuaque (criador de todas las cosas) hiess (bei den Tolteken)
auch Ipalnemohuatoni (por quien vivimos y somos).
Neben Tloque-Nahuaque (criador de todas las cosas) oder
Ypalnemohualani (s. Veytia) wird Tonacateotl als Schöpfer be-
zeichnet und als der Erhalter, dessen Thätigkeit bereits in seinem
Namen ausgedrückt liegt (gleich der Sonne).
Ebenso erscheint die Maisgöttin Centeotl (Tzinteotl oder die
37*
580 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
ursprüng"liche Göttin) oder Cioaaioatl als Tonacajohua (Sie, die uns
erhält) als Tocitzin (unsere Mutter), und weiter als Teteionan
(Mutter der Götter) oder Cihuatcoatl (Schlangenfrau).
Der höchste Schöpfergott Tonacateotle erhielt dann den Titel
Tloque-Nauaq-Tlalticpaque-Teotlalale-Matlava-Tepeva. In Durango
wurde neben Meyuncame (Schöpfer aller Dinge) der Gott Cha-
chiripa verehrt, und solche Schöpfergötter finden sich bis über
Nicaragua hinaus, wo auf die Frage des Caciquen Nicaragua's
respondiole Gil Gonzales como christiano, y lo mas filosofiha-
mente que supo (Gomara). In Darien wurde der Gott Chicuhna
(Principio de todo) oder Chiculma im Himmel erkannt (Torque-
mada). In Yucatan fand die Dreiheit des Schöpfers Izona, seines
Sohnes Bacab (von Chibirias geboren) und dem auf die Erde
g-estiegenen Echuah einen Cultus (nach Remesal). Die Tlascala-
ner boten Cortez (der Zerstörung der Idole verlangte) an, seinen
Gott mit den ihrigen aufzustellen (Camargo), im Eclectismusr ömi-
scher Kaiserzeit.
Da den Mexicanern das Herz als concentrirte Essenz des
Lebensprincip's galt, wurde den Göttern, um die das All durch-
waltenden Naturkräfte stets auffrischend zu verjüngen, Herzen
geopfert, wie in Guatemala auch die Gottheit selbst im Herzen
symbolisirt wurde. En el corazon, como en fuente, colocaban la
vida, la alma y el espiritu (die Mexicaner); die Seele heisst Anxe-
notal (in Mexico) und bei den Otomiten bezeichnete Muy Seele
oder Herz (s. Galvez). Die Nagos oder Djedjis (bei Dahomey)
verehren die Seele, die den Körper durchwandert und auch in
den Bauch hinabsteigt, wenn sie sich im Kopfe befindet und über-
legt (Bouche).
;■ In Itzamal wurde der Götterkönig Ytzamat-Ul (der Thau oder
die Wesenheit des Himmels) unter dem Bilde einer, (Kranke
heilenden und Todte erweckenden), Hand oder Kab-ul, (mano
obradora) verehrt (s. Lizana). Waka, formlos im Himmel lebend,
bei den Gallas, geht mit dem Neumond zu ihren Feinden, den
Somali, für welche er gleichfalls zu sorgen hat (weshalb die
dann geborenen Kinder im Kampfe mit ihnen fallen), kehrt aber
bei Veränderung des Halbmonds in Vollmond wieder zurück (mit
Tanz und Musik empfangen). Während des Sonnenfestes der
Aethiopier war die Gottheit abwesend (schon im Alterthum).
Gott oder Njakupong (der Hohe oder Onjamä), als Odaman-
kama 'Schöpfer), Amosu (Regengeber), Amovua (die Sonnen-
DÄMONE. 58 l
wärme verbreitend) u. s. w. weilt als geistige Wesenheit im
Himmel (in Akwapim).
Neben Mahopa oder Mahopaictias (the Great Spirit) wird
Itsikamahidis (the first ^) made) oder Itakatetas (old man immor-
tal) verehrt (bei den Alinnetaris).
Der Ojibway glaubt sich in Zeiten der Noth in Träumen von
dem Grossen Geist selbst geleitet, den er dann auch mit Gesang
und Gebet anzurufen pflegt. Bei seinem einsamen und unabhän-
gigen Leben, auf selbstständige Thatkraft hingewiesen, meint er
auch seitens des Grossen Geistes (der unbestimmten Auffassung des
göttlich Allgemeinen) directer Gunstbezeugungen würdig zu sein,
und solche beanspruchen zu dürfen, wie sie der gedrückte und
geknechtete Neger nur von seinem durch langen Umgang familiär
gewordenen Specialfetisch zu heischen wagen, die Gottheit ihm da-
gegen in einer allzu fernen Himmelshöhe sitzt, als dass die Gebete bis
dorthin dringen könnten, wenn sie nicht etw^a schon an sich taub
ist, wie in Melanesien. Sollte nun freilich, beim Uebergang zu
einem engeren Lebenskreis, oder in seinem Beruf als Zauberpriester
dazu veranlasst, die Indianer sich länger und öfter mit seinen
^lanitu beschäftigen, dann schrumpfen diese auch bald für ihn
in die ^lonstruositäten der Fetische zusammen, wie der Gesundheits-
gott (bei Jones) , Quiosan (in Virginien) u. s. w., und der Kitche-
]\lanitu, wenn überhaupt noch erinnert, wird w^eiter zurückgeschoben,
oder in anderer Form verstanden.
Während das höchste Wesen (Aluberi) sich um die ^lenschen
nicht kümmert, sind (wie die Frauen von Kulimina) die Männer
von Kurumany (bei den Arowaken) geschaffen, und seine Frauen
heissen Wurekaddo (im Dunkeln arbeitend) und Emisiwaddo, (die
in der Erde wühlenden) oder Ameisen (s. Schomburgk).
Nach den Feuerländern geht ein schwarzer Riese in Wäldern
und Bergen um, der jedes gesprochene Wort hört, und darnach
das Wetter gut oder schlecht einrichtet (s. King). Neben den
Nachts umgehenden (und so durch Feuer fern zu haltenden) Dä-
monen der Höhlen und Schluchten (s. Nixon) kannten die Tasma-
1) Unter Utixo verehren die KaflFer den Umshologu (Geist) ihres frühesten Häupt-
lings oder Vorfahren (s. Maclean). Bei den Galla in Limmu verehren Männer und
Frauen verschiedene Götter. Für Gott sagen die Tarahumara (s. Ochs) Tepagatigameke
oder Repogatigameke (der oben ist). Gott hiess Shimanyet lakkah oder der Häuptling
(shimanyet) oben (lakkah) bei den Tsimshean , die ihn in Unglücksfällen schelten (s,
Duncan).
582 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
nier einen guten Geist, der von den Frauen, bei Abwesenheit
ihrer Männer, singend um deren Beschützung gebeten wurde (s.
Jeffreys). Bei den Patagoniern^) erscheint Achekena-Kanet, bald
böse, bald gut (Moussy). When a Hidatsa dies, his shade lingers
four nights around the camp or village, in which he died, and
then goes to the lodge of his departed kindred in the Village of
the dead (s. Matthews). Die Todtengeister wurden durch den
Geruch verbrannten Leders fern gehalten und Kinder durch die
Gespenster (Nohidahi) geschreckt. (In Folge der Vierfachheit
der Seelen kann der Tod im allmähligen Absterben, von den
Extremitäten aus, eintreten).
Wie die in der Schlacht gefallenen Krieger und die auf der
Reise gestorbenen Kaufleute, gingen die den Geburtswehen ^) er-
legenen Frauen in die P>euden des Sonnenhauses ein, die dem
Tlaloc geopferten Kinder oder die Ertrunkenen zu den Genüssen
Tlalocan's, die Erhängten^) (s. Herrera) zum Tanz in der Luft, die
Säuglinge zum Himmel Chichiualquauitl (mit dem Milchbaum), die
2) Neben dem (guten) Himmelsgott verehren die Patagonen den strengen Be-
herrscher der Erde (s. Viedma) als Camalasque (der Mächtige oder Tapfere). Bei den
Moluches und Puelches verehrt jeder Stamm seinen Schöpfer (als Tiger, Guanaco,
Strausse, Löwen u. s. w.), der seine Indianer mit den ihnen eigenthümlichen Waffen (inner-
halb von Höhlen) schuf und seinen besonderen Wohnsitz (in einem See, am Berg u. s.w.) hat,
wohin sich die Seele beim Abscheiden begiebt und in den Sternen der Milchstrasse er-
scheint. Ueber die Seen und Jahreszeiten herrschte Oki (in Canada). Der Gott der
Winde (in Virginien) hielt ein schildartiges Rad oder Kreis in der Hand (s. Dapper).
Gualichu oder Arraken wurde von den Pampas als höchstes Wesen verehrt (s. d'Or-
bigny). Ilsikamahidis (der zuerst Seiende) wird (von den Hidatsa) als Itakatetus (der
unsterbliche Alte) verehrt (Matthews). In Cayenne heisst Gott oder (bei den Galibis)
Tamoucicabo (der Alte des Himmels oder Cabo) Maire bei den Xouraguas und Aco-
quas (s. Grillet). Der böse Geist Bohem Cülleh überfällt einsam Wandernde zur
Nothzucht (bei den Neeshenam) in Australien.
1) Die Guten ruhten im Jenseits aus , wogegen die Schlechten viel Arbeit zu
dulden hatten (bei den Moscas), el hombre que moria en la guerra y la muger que
fallecia de parte (aunque fuesen malos) se iban derechos al descanso (Herrera). Wäh-
rend die natürlichen Todes Gestorbenen zur Nacht gehen (are ki te po) , gehen die in
der Schlacht Gefallenen (in Mangaia) zum Licht (are ki te ao), indem sie auf der
westlichen Klippe (als Heuschrecken) vom Kriegsgott Kongo verschlungen, durch die
Eingeweide gleiten, und in den Höhen schwebend, sich in Gewölk verwandeln (s. Gill).
Ehe in Keewuck-kow (life above) mit ewiger Jugend eingehend, müssen (nördlich von
Vancouver) die natürlich Gestorbenen durch Seewuck kow (life in purgatory) passiren
(s. Macfie).
2) Die Seelen derjenigen, die sich erhingen (den Leiden des Lebens zu entgehen),
wurden von Ixtab (Göttin der Galgen) nach einem glücklichen Ort geführt (in Yu-
catan) beim Yakche-Baum. Die Bösen litten Hunger.
WALHALLA. 583
gewaltsam oder plötzlich Sterbenden, die an Krankheiten Dahin-
gesiechten, die Alten, die Hingerichteten, die Elternmörder, die
Fürstenmörder ^) (s. Gomara) an die für sie bestimmten Plätze, die
übrigen Seelen aber, wenn sie von Yautequiba, dem Boten ^) Mict-
lantecuhtli's, in der Stimme des Käuzchens gerufen waren, zur
Unterwelt, von der nur bei der Einladung zum Jahresfest durch
die Verwandten eine kurze Frist der Rückkehr gestattet war.
Im schallenden Waffengetöse die Schilder zusammenschlagend,
zogen die Krieger in glänzender Rüstung die Sonnenbahn hinauf,
um am Zenith mit den Frauen in festlichen Tänzen zusammenzu-
treffen, und so waren ihren Seelen in diesem Walhalla fröhlichere
Genüsse beschieden, als denen hellenischer Helden, von welchen
selbst die des Achill das Loos des niedrigsten Tagelöhners einem
traurigen Schattenleben vorziehen würde.
Die Piaches (der Insel Trinidad) hörten im Echo die Seelen
der Verstorbenen (s. Thevet). Auf Mangaia bewohnte die Fee
des Echo das Land vor dem Ersten Menschen, der erstaunt war
ihre Stimme zu hören (s. Gill). Am Orinoco gehen die Seelen
(Nande) jenseits des Meeres, um die von den Europäern entwen-
deten Kunstsachen zu verfertigen (s. Gilij).
In Nayarit (bei Rosario) wurden die Seelen gewaltsam Ge-
storbener (verschieden von den an Krankheit Gestorbenen) zu
Sternschnuppen, während die übrigen nach Mucchita gingen (von
•Kahlköpfigen gepflegt) und von dort am Tage als Fliegen (um
Nahrung zu suchen) ausflogen, Nachts daselbst in Menschengestalt
tanzten. Die von ihrem Ehemann mit Pfeilen verw^undete Frau
kehrte aus Mucchita (wohin sie von den Geistern gewinkt w^ar)
Nachts in das Haus zurück, wurde aber bei lautem Ausruf zur
Leiche.
Nach Jahresfrist wurden die begrabenen Knochen des Caci-
quen ausgegraben und verbrannt (in Cumana), und die Seelen
gingen zum Essen und Trinken nach ihrem Lande, im Echo ge-
hört (s. Gomara). Die vom Jenseits zurückkehrende Seele Vee-
tini's (in Mangaia) lehrte die Todtenopfer (s. Gill). Ensene be-
freite die Seele seiner Frau Kura aus der Unterwelt (in JNIan-
gaia), wie in griechischen Mythen. In Oldenburg (s. Stracker-
1) In Nicaragua gingen die Seelen der Bösen im tiefen Miquetanteot zu Grunde,
während die Guten mit Tamagostat und Cipattonal lebten. Die Mayas begruben Cacaö
mit der Leiche, das Wegegeld zu zahlen.
^J Der Vogel Voc (in Guatemala) war der Bote Hurakan's, als Herz des Himmels."
584 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Jahn) können fromme Priester die Seelen der Gestorbenen auf
den Altar beschwören und besonders während des Todtenamts
sie um deren Schicksal befragen (s. Wuttke).
Neben dem Medecinfels oder jMihopas (Mihopinis) diente den
Hidatsa zum Orakel die Makadistati (^House of the Infants) ge-
nannte Höhle, aus der die in Pygmäengestalt hervorlauschenden
Kinder von unfruchtbaren Franen durch Spielzeug (Bälle oder
in Bogen und Pfeile) angelockt wurde (s. Matthews).
Beim Tode stirbt man (nach den Platheads) nur halb, indem
die andere Hälfte (Singapens) zu Amötkan geht, um sich (wenn
gut) bei ihm zu erfreuen (s. jNIengarini). The Dayaks think that
in sleep the soul sometimes remains in the body, and sometimes
leaves it and travels far away (eiders and priestesses often assert-
ing, that in their dreams they have visited the mansion of Tapa).
In dreams Tapa and the spirits bestow gifts in the shape of
magic stones, washed in cocoanut-milk (to anoint the people at
the harvest feasts).
In Oregon wurde die Seele vom Priester gehascht, um zur
Wiedergeburt erlangt zu werden. Die Priester in Pukapuka
hingen Seelenschlingen (Ere Vaerua) an Bäumen in der Nähe
eines Kranken auf, und wenn die Seele sich darin verfing, wurde
sie von Vaerua (dem Geist der Unterwelt) hinabgezogen (s. Gill).
Auf den Fiji stellte man Sonnenschlingen, den Tag zu verzögern
(auf der Reise). Die alte Frau Tempuleaque trägt als Walfisch
die Seele ins Jenseits, fordert aber (bei mangelnder Bezahlung)
ein x\uge (in Araucanien). *
Die von Blitz ^) Erschlagenen, Ertrunkenen, die Wassersüch-
tigen und Aussätzigen, die (nicht verbrannt, sondern) begraben
wurden, gingen zum irdischen Paradies Tlalocan, wo die lang-
haarigen Tlaloques weilten.
Die Pimas halten „einen vom Donner getroffenen ]\Ienschen
für die verabscheuungswürdigste Creatur, als welcher von Gott
1) When lightning strikes a Kraal or an individual or the property of any onc,
the inhabitants of the Kraal are considered unclean, until a sacrifice has been ofTered,
and puritication has been performed by a doctor (unter den Kaffern). Who is a nianito?
asks the mystic meda-chant of the Algonkins. ,,He, is the reply, he who walketh with
a serpent, Walking on the ground, he is a manito" (Brinton). Nach den Algonquin
ist der Blitz eine gewaltige Schlange, hörte Buteaux (1637), und unter den getroffenen
Bäumen werden oft grosse Schlangen gefunden. Nach den Shawnees ist der Donner
das Zischen einer grossen Schlange.
WASSERGOTT. 585
selbst auf der Erde herumzugehen, unwürdig erachtet worden"
(s. Ochs). When a man is killed in battle, the thunder is sup-
posed to take him up (according to the Konzas). In going to
battle each man traces an imaginary figure of the thunder on the
soll (Say). Todte werden mit Mocassin und Speise begraben (für
die lange Reise). Mayne beschreibt (representing thunder under
its native name Tuturruh) a carving of two eagles with a dove
in their centre and two serpents in the rear, with a whale seem-
ingly seeking protection from the serpents (in Vancouver-Island).
Bei den Flatheads gilt das Tödten durch Blitz für ein böses Vor-
zeichen, und der Regenbogen wird als ein für seine Beute nieder-
blickender Blitz betrachtet (s. Mengarini).
Die Tlaloc geopferten Kinder wurden nach den Gärten^)
Tlalocan's (des irdischen Paradieses) versetzt, bis sie auf Erden
wiedergeboren wurden. Das Paradies Tlaloca.n's oder Ylhuicatl's
(agua de los festos de Cielo) hiess (bei den Otomiten) Magetzi.
Die durch das Feuer des Popocatepetl^) gereinigte Seele gelangte
1) Die mit der Angel des Dämon Agnen gefangenen Fische wurden von den
Todten (am Cap Frio) an dem Agnen pinaiticane genannten Ort geröstet und getrocknet
(s. Thevet). Die Seelen der Verstorbenen lebten als göttliche Wesen (dii manes) in
der Unterwelt fort (in Rom). Bei den Floridanern heisst der Vater Iti (während des
Lebens), Siki ibei Nachkommenschaft), naribica pasano, wenn kinderlos sterbend.
2) Die Seele der Apiacas (zu den Tupinambas gehörig) am Arinos (sowie zwischen
Tocantin und Xingu) gelangt beim Tode in Gefilde, wo die schönsten Früchte ohne
Pflanzen wachsen (s. Martins). Nach den Karaiben, deren Priester (Boje) den bösen
Maboje vertreiben, wohnen gute Geister (Akambove) über dem Mond (s. Dapper). Der
vielgestaltig neckende Wisakketjak der Cri (die Seele als Atchak oder Wok bezeich-
nend) heisst Nenaboj (bei den Sauteux) und (bei Pieds-Noirs) Napiw (Lacombe). Bei den
{mit den Chiquitos grenzenden) Manacicas fliegt der Mapono (Priester) mit der durch)
Wassersprengen gereinigten) Seele des Abgeschiedenen (um nachher den Hinterbliebe-
nen Nachricht über ihr Schicksal bringen zu können) in die Höhe, und führt sie auf
den durch eine Wilderniss von Bergen und Wäldern führenden Weg, bis an die
Holzbrückc des von dem in Lumpen gehüllten Gotte Tatusiso bewachten Flusses, wo
die Schmutzigen ins Wasser geworfen werden. Im jenseitigen Paradies finden sich die
Wohnungen der Götter um den Palast der Göttin Quipoci und die Seelen leben von
dem abtröpfelnden Gummi der (von schwarzgesichtigen Affen bewohnten) Bäume,
während ein grosser Adler durch die Zweige fliegt (1729). Ngaru (in Mangaia) be-
kämpft den Dämon Amai-te-rangi, der in einem Korb ^Menschen zum Fressen hinauf-
zieht (s. Gill). Nachdem sich die Seelen (Canada's) am Steinfels Ekaregniendi das
Gesicht bemalt, wird ihnen bei der Hütte des alten Askotarach das Gehirn aus dem
Kopf genommen, worauf sie, durch einen Hund angefallen, in einen Strom stürzen,
der sie nach dem Dorf des Westens treibt (s. Dapper). Der Blitz wird (nach den
Kaftern) von dem Umshologu (Geist) ihres grössten Häuptlings oder Inkosi (der
emphatische „Inkosi") gesandt, und der von demselben Erschlagene darf nicht beklagt
586 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
nach Phajaa, dem Lande Tlaloc's. Die Priester der Preussen
sahen aus dem Haus des Griwe die Seelen der Abgeschiedenen
in schimmernder WafFenrüstung hoch zu Ross in das himmHsche
Land des Jenseits einreiten.
Die gefallenen Krieger wurden in den Armen (der Walkyre)
Teoyaomique (Gefährtin Huitzilopochtli's) zum östlichen Sonnen-
haus getragen, von wo die Seelen täglich die Sonne zum Zenith
begleiteten, um dort mit den Seelen der im Kindbett Verstorbe-
nen zusammenzutreffen (worauf die Sonne Nachts von den Todten
durch Mictlan getragen wurde). Die im Kriege Gefallenen ziehen
zum Himmel, w^o die Sonne aufgeht (war auch mexicanischer
Ausdruck).
Die auf der Reise gestorbenen Kaufleute gingen mit den in
der Schlacht gefallenen Kriegern (die später in bunte Vögel
verwandelt wurden) in das Sonnenhaus ein. Die in der ersten
Geburt gestorbenen Frauen wurden als Civapipilti vergöttert und
erhielten von den Kreuzwegen Brod in verschiedner Form (auch
von Schmetterlingen) um den Kindern keinen Schaden zu thun
(s. Sahagun) in Mexico.
Die im Sonnenhaus versammelten Helden ^) (heisst es dann)
begleiten täglich mit Musik und Tänzen die Sonne bis zum Mit-
tage, wo ihnen die im Kindergebären gestorbenen Weiber be-
gegnen, mit denen sie sich bis zum Sonnenuntergang vergnügen.
Alle vier Jahre werden sie theils in Wolken, theils in Kolibris'-^)
verwandelt und können als solche auf die Erde zurückkehren, zu
singen und den Saft aus den Blumen zu saugen.
El alma va ä cimentarse ä la otra parte del mar (bei den
Peguenches), und damit sie an diesem kalten Ort nicht leide, se
queman con un tizon los brazos, las piernas y por todo el cuerpo,
werden, da er zum Dienst benöthigt war (Maclean). Die zu demselben Kraal Gehörigen
dürfen erst wieder Verkehr mit den Uebrigen haben und Milch geniessen , nachdem
sie durch den Priester gereinigt sind (unter Einstreuen der Kohle des verbrannten
Opfers in Hauteinschnitte). Wie Gumilla mittheilt, hielt man in Encaramada den
Regen für den Urin eines gewissen Canepo (Conopa), der mit seinen Söhnen auf dem
Berge wohne (s. Gilij).
1) Die Häuptlinge, wie die in der Schlacht Gefallenen, gehen (bei den Aht) zu
dem glücklichen Lande Ouawteahti (oben im Himmel) , während die natürlich Ver-
storbenen (im Lande der Frauen) in der Unterwelt bei der (knochenlosen) Fleischmasse
Chayher, (der herumgehend Seelen stiehlt), verbleiben (in einem Niflheim). Xuchitlalpa
war das irdische Paradies in Mexico.
2) Die Märtyrer des Islam umfliegen als Vögel die in schattigen Grotten duften-
den "Wasser des Paradieses.
ELYSIUM. 587
diciendo, que es guardar fuego, para que dios no le de alli frio
(Guzman). Am Caroni gehen die Seelen zu einem See, um von
einer Riesenschlange verschlungen zu werden, welche sie nach
lieblichen Gefilden des Tanzes und der Berauschung führt
(s. Codazzi). Durch den Dämon Iris werden die Seelen der
Frauen (bei den Caraiben) um die Sonne und durch die Gefilde
des Jenseits getragen (s. du Tertre). Die Seelen der Araucaner
werden von der alten Frau Tempulagy westlich über das Meer
geführt (s. Stevenson).
Die Guten (in Guyana) gehen zum Himmel (Kaupo) die Bösen
in die Unterwelt (Soi). Nach den Mahatanern gingen die Seelen
der Guten nach einer massig warmen Gegend in Süden, während
die der Bösen umherschweiften und in dem kläglichen Geheul
der wilden Thiere gehört wurden (Dapper). Seelen ^) der Häupt-
linge und Priester (whom they esteem half quioughcosughes)
gehen zu lieblichen Gefilden des Sonnenunterganges, aber „they
suppose that the common people shall not live after death" (s.
Strachey). Nach Plato sind die in der Schlacht Fallenden als
gute Genien zu schätzen unter Verehrung ihrer Gräber und da-
mit rechtfertigt Eusebius den Heiligencultus im Reliquiendienst.
Die unsterbliche Seele (Cherapicouare) wurde (am Cap Frio)
vom Dämon Aiguan fortgeführt, ausser den in der Schlacht Aus-
gezeichneten, die zu lieblichen Gefilden gingen.
Bei den Arowaken schweift die Seele der Feigen (Maggu-
lurugua) in einer unbewohnten Gegend umher, während die Seele
des Tapfern (Gagguburugua) in der Luft über ihrer Hütte wohnt
(vSchomburgk). Auf den Antillen assen") die Seelen Nachts die
Früchte immergrüner Thäler.
Für das geknechtete Volk in Cueva war keine Hoffnung im
Jenseits, ihre Seelen starben rettungslos dahin (wie auf vielen
Inseln Polynesiens), sie lösten sich in Luft auf (gleich denen der
^) Every human being lias four souls in one (nach den Hidatsa) und bei Karen
eine Siebenzahl der Seelen.
2} Nach Tung-fang-so (II. Jahrh. a. d.) findet sich in Fusang (im blauen ]Meer
gelegen) der Maulbeerbaum , dessen Früchte die unsterblichen Menschen geniessen.
Der Fu-mu im Osten (zur Zeit Yü's) wird {IV. Jahrh. p. d.) als der Baum Fusang
erklärt (s. Bretschneider). In der Geschichte der Liang-Dynastie (502 — 557), die im
Süden China's, gleichzeitig mit der Wei-Dynastie (386—558) im Norden, regierte,
findet sich das Original-Document der Nachrichten über Fusang (s. Bretschneider).
Nach dem Liang sze kungi ki (VII. Jahrh. p. d.) brachten Gesandte aus Fusang
Spiegel aus Nephrit als Geschenke für den Kaiser von China.
588 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Thiere), ausser dessen, der sich freiwillig am Grabe seines Häupt-
lings geopfert hatte und ihn deshalb in's Jenseits begleiten durfte
(s. Oviedo).
Jedes Volk pflegt seinen Himmel für sich zu bewohnen, doch
wird einer Ausnahme bei den Irokesen zu Gunsten Washington's
erwähnt, für den sie vor der Pforte eine Gartenumzäunung
eingerichtet, wo er einsam wohnte, wie Henoch in seinem
Himmelsbezirk.
Neben den in moderner Reformation (in Uebereinstimmung
mit russischen Popen) von den mexicanischen Priestern einge-
führten Pässen in das Jenseits, bedurfte es noch aus alter Tra-
dition zur Führung einesHundes, wie durch den ganzen Norden
bis zu den Eskimos. In Mexico musste dieser geheiligte Hund ^)
rothgelber Farbe sein (s. Sahagun), und im Vendidad schützt der
Hund mit gelben Augenbrauen, sowie gelben und weissen Ohren
die Todten gegen die Dämone. Das Todtenopfer für den Jaga (in
Cassange) erforderte un cäo grande de cor amarella.
In Tlascala verwandelten sich die Seelen der Fürsten in
"Wolken, Nebel, in bunte Vögel und kostbare Steine, die des
Volkes in Insecten und Gewürm (s. Torquemada), in Stinkkäfer
und Ratten (oder in Reptile)"). Bei den Icannas gehen die See-
len der Tapfern in schöne Vögel (die der Goyatacas in die ge-
huppte Krähe) über, die der Feiglinge in Reptilien, und so (nach
Villavicencio) bei den Zaparos (s. INIartius). Bei den Goyatacas
(in Brasilien) wanderte die Seele in den Krähenvogel Sacy oder
Lanambuch (Coracina ornata).
Die Peguenches leben im Jenseits mit ihren Frauen, aber
ohne Kinder zu zeugen, „porque las almas no tienen alli cuerpo,
que es preciso para la generacion" (s. Guzman). Als Tekauae's
Seele aus IMiru's Unterwelt zurückkehrte, erzählte er von dem
dort eingesetzten Gericht der Antipoden und zeigte den Weg
zum glücklichen Lande Joa's (in Mangaia). Die für unsterblich ge-
haltene Seele (der Cumanaer) wanderte (zu essen und zu trinken)
in ein Thal, w^o sie durch das Echo gehört wurde (Herrera).
1) Das Phantom Tibicena erschien (auf den Canarien) als bärtiger Hund (s. Ga-
lindo). Die Eingeborenen von Tenerif (Chinet) hiessen Guanchinet (guan oder Mensch)
oder Guanche (de la Pena). Der auf orientalischen Talismanen als Wächter symbolisirte
Hund der Siebenschläfer hat (nach dem Koran) seine Herren ins Paradies begleitet.
2) Die Samogiter verehrten Eidechsen (nach Skaliger). Das kleine Himmelsvolk
(Ke-zhe-ko-we-ning-ne-wug) hilft den Menschen (bei den Algonkin).
TODTENPASS. 589
Von den dem Todten mitgegebenen Pässen (in Mexico) diente
der erste, um die zusammenstossenden ^) Berge zu passiren, die
folgenden für die von der Schlange bewachte Strasse, geg-en das
grüne Crocodil (Xochitonal), in der Wanderung durch die acht
Wüsten und über acht Hügel. Dann war der Messer -Wind (Itze-
hecaya) zu passiren und weiter (auf dem Rücken eines röthlichen
Hundes) der Fluss Chiconahuapan, worauf der Todte seine Gaben
Mictlantecutli überbrachte und seinen Platz angewiesen erhielt.
Für den Flussübergang w^urde ein Hund mitbegraben.
Splamente el perro de pelo vermejo podia pasar (Sahagun)
den Todtenfluss (Mictlan's). Bei den Huronen begaben sich die
Seelen auf dem Sternenweg (Atiskein andahaley oder Seelenstrasse)
zu Yoscaha (und Ataensiq), w^ährend die Hundeseelen sie auf dem
Gagnenon andahatey (Hundestrasse) genannten Sternenweg beglei-
ten (Sagard). Die Todtenseelen (in Canada) wohnten in einem
grossen Dorfe (nach Westen), „daraus sie zuweilen auf eine Zeit
verhauseten, klopften des Nachtes an die Tühren ihrer alten
Freunde und besäeten verlassene Aecker" (Dapper).
Nachdem die Seelen der Todten eine Rohrbrücke passirt
haben, wandern sie am Strom (getrocknete Fische für die Reise
bereitend) und folgen dann einem engen Weg, ,,lequel a pour bar-
riere deux gros pilons qui se levent et s'abaissent alternativement"
(und den Todtenseelen Durchgang gestattend, aber Lebende zer-
schmetternd), und dann gelangen sie nach einer schönen Ebene,
sich in Jagd und Tänzen zu erfreuen (unter den Indianerstämmen
bei Quebec) 1722 (s. Bacqueville).
Die Seelen der Ottomachier eilen nach Westen, wenn ihnen
indess der Riesenvogel Tighitigh begegnet, müssen sie sich
tapfer vertheidigen, um nicht von ihm verschlungen zu werden
(Schomburgk).
Bei den Opata wurden Kleine und Verwachsene in Ehren
gehalten, als Repräsentanten des Zwerges Butzu Uri, der die
Seelen über die See führte (s. Orozco y Berra).
Nur wenn die Lieder der Zauberer singend, vermögen die Seelen
(am Orinoko) den im Feuer brennenden Baum zu überfliegen, um
^) Zum Beweise ihrer Abkunft von Maire-Ata hatten seine vSöhne unbeschädigt
durch die zusammenschlagenden Felsen (Itha Irapi) zu passiren (am Cap Frio), wobei
der Bastard zerdrückt wurde (s. Thevet\ Die Todtenseelen oder Je-bi-ug (bei den
Otawwas) haben über einen schaukelnden Balken (vom Hund bewacht) zu passiren (s.
Tanner). Nach den Cree ging der Geist des Sterbenden (po yau fic chau), der Sonne
folgend, westlich (Timberlake).
590 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE-
in das Seelenland zu gelangen (s. Schomburgk). Die Seele der
Grönländer muss (um nach Torngarnsuk zu gelangen) fünf Tage
einen rauhen Felsen hinabrutschen, und dass sie dabei nicht im
stürmischen Wetter zu Schaden kommt und den andern Tod
stirbt, müssen sich die Verwandten in solcher Zeit aller geräusch-
vollen Arbeiten enthalten. Die Seelen der Frauen kommen in
den Himmel (und Mond) an den See, der beim Ueberlaufen Regen
verursacht, und spielen Ball im Mondschein, sind aber mager (weil
ohne Nahrung), während sich unter der Erde Jagdgründe finden. Zu-
letzt kommen die Seelen in die stillen Wohnungen (eines Nirwan^i).
Kallak (der erste Alensch) wuchs aus der Erde und die erste
Frau aus seinem Daumen. Nach der Fluth schlug der allein
übriggebliebene Grönländer die Erde und eine Frau kam hervor.
Nach St. Clemens lag das Paradies jenseits des Oceans. Auf der
catalanischen Karte liegt das Paradies jenseits der durch Hitze
unberührbaren Zone des Aequator (1375). Columbus vermuthete
das Paradies an der Mündung des Orinoco.
Bei den Jägervölkern des Nordens war früher der Weg in
das Jenseits leicht und fröhlich gewesen, da sie frei geblieben
waren von den Banden einer Hierarchie, die durch die Ausmalung
der Hindernisse die Nothwendigkeit der Pässe bewies, um die,
ohne solche verschlossenen, Thore zu öffnen.
Am Potawomek-Fluss erstiegen die Seelen einen hohen Baum
und sahen dann einen breiten Pfad vor sich, der sie an dem
Halbw^eghaus der Göttin (wo ein Mahl zur Erfrischung bereit
steht) nach dem Haus des grossen Hasen's im Osten führt, und
dort wohnen sie in Freuden mit ihren Vorfahren, bis im hohen
Alter sterbend, um auf der Erde wiedergeboren zu werden
(s. Strachey). Die Kluft, durch welche die Geister der Unterwelt
heraufstiegen Krankheit verbreitend, wurde durch das Hinab-
rollen der schönen Tiki geschlossen, und seitdem nahmen die
Seelen einen anderen Weg, den Geisterbaum erklimmend, der
sich hinabsenkt, worauf sie von Miru (der Beherrscherin der
Unterwelt) gekocht und gegessen werden (in Mangaia).
Später wurde es auch hier offenbart, dass durch Beherrschung
des Jenseits Alacht über die Fortlebenden erlangt werden könne,
obwohl zunächst wenigstens noch der Einfluss für Förderung
patriotischer Zwecke verwandt wurde.
Der Propheten-Prediger der Delawaren in Cayahaga (am
See Erie) zeigte (1762) auf seiner vom Grossen Geiste erhaltenen
PROPHETEN-REISEN. 591
Karte, wo die Weissen den Eingang zum Seelenlande besetzt
hätten, so dass auf dem jetzt zunehmenden Umweg, ein Graben
zu überspringen sei mit der Gefahr, in die Oeden des bösen
Geistes zu fallen. Es wurden deshalb Opfer und besonders Ent-
haltung von Branntwein gerathen (s. Heckewelder).
Der nach dem Himmel gereiste Prophet (der Delawaren)
hatte einen gefährlichen Ort zu passiren, wo ihm der böse
Dämon auflauerte (s. Loskiel). Der den Himmel suchende
Prophet kam oft nahe genug, um die Hähne krähen zu hören,
oder den Rauch des himmlischen Schornstein's aufsteigen zu
sehen (bei den Delawaren). Die Seelen der Mocobis stiegen
früher auf den Baum Nalliagdigua zum Himmel auf, um einen
lieblichen See zu beschiffen, bis die Seele einer Alten, die im Fischen
erfolglos, von den übrigen Fischern keine Hülfe erhielt, sich so
erzürnte, „que transfigurada en capiguara, tomö el ejercicio de
roer el arbol, por donde subian al cielo" (Guzman). Von Attestupa,
den Felswänden des Halleberg's stürzten sich lebenssatte Alten
herab (s. Schubert), gleich Hyperboräer..
Nach den Pimas (und Maricopas) werden die verschiedenen
Glieder des Körpers in Thiere verwandelt, der Kopf in Eulen,
die Füsse in Wölfe u. s. w. (s. Bartlett). Die Seele ^), als Estupec
(Herz) oder Eeep (Athem), geht bei den Pimas (wenn dem bösen
Chiawat entkommend) nach dem östlichen Sonnenhaus, mit Se-
.huiab (dem Sohn des Schöpfers) zu leben.
Das Vögelchen^) (llamado Huitzitzilin) diente (in Mexico) zum
Bilde der Auferstehung (bei den Missionären), indem es sich
während der trocknen Jahreszeit in Baumzweigen verbirgt (für
sechs Monate) , bis es „con las primeras aguas y truenos revive, y
despierta de aquel misterioso sueno, como si huviora estado dor-
miendo" (s. Torquemada). Animorum immortalitatem credunt, sed
corporum resurrectionem desperant (Caxamalcani).
Zur Heilung wurden die Kranken in den Tempel Kabul's ge-
1) Los Opatas creian que las almas de los muertos iban ä una espaciosa laguna,
en cuya orilla septentrional era sentado un Enano nombrado Buizu Uri, dieser schaffte
sie zu der Greisin Vatecom hoatziqui, welche die Bemalten in den See stürzte, die
übrigen verschlang, um sie im Magen zu hegen (in Sonora). In Canada wurden Kranke
todtge'schlagen, bei plötzlichem Todesfall aber die Seelen durch Geschrei (Ove, ove)
aus den Hütten vertrieben (Dapper).
2) BuUok erzahlt aus Mexico, wie der Muth des kleinen Kolibri (Symbol von
Huitzilopochtli) ihn weit grössere Vögel anfallen lässt.
592 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
bracht, und der von Göttern gezeugte König Itzamatul (der Thau
des Himmels) erweckte die Todten zum Leben.
Die vom Tode wieder Aufgestandenen erzählen von der
Stadt des Geisterlandes im Süden, Avohin der Weg der Milch-
strasse am Himmel führt (bei den Delawaren). Der Menschen-
geist steht (bei Averroes) unter dem Intellectus agens (der höchsten
Gottheit). Bei den Evveern kehrt die Seele nach der Seelen-
heimath zurück, von der sie Mawe hereibgesandt (wie in den
AVanderungen buddhistischer Metempsychosen). Mit Zähnen ge-
borene Kinder zeugen (bei den Chepewyern) von der Wieder-
geburt.
Von den verschiedenen^) Seelen der Caraiben begiebt sich
eine zu dem Gott Icheiri oder Chemin, um mit ihm fortzuleben
(Dapper).
Im Geg*ensatz zum Körper (anca) ist die Seele (am oder
puUi) anconolu, unkörperlich oder mugcalu, ewig (in Chili).
Bei Xuchipitepetl wurde (nach Villa-Sehor) das geschmückte
Skelett eines Königs in einer Höhle verehrt (in Mechoacan). In
Comague wurden die geschmückten Körper der Vorfahren verehrt.
Der Häuptling Mixcohuatl war im Tempel Mixcohuatepec begra-
ben. Als tapfere Heroen wurden Quitzicquaquatzin, Maceuhcatzin,
Tlacahuepantzin, Ixtlilcuechavac, Ihuitlternuc, Chavacuetzin (s. Sa-
hagun) geehrt (in Mexico). Die Knochen der Zauberer wurden
am Amazonas in Hängematten als Reliquien bewahrt (s. Acuna).
Xach einem Opfer für den Gott Chiappe begaben sich die
(die Sonne verehrenden) Bewohner von Tunia in die Schlacht,
indem sie den Körper eines verstorbenen Caziken, der durch
Tapferkeit berühmt war, an einer Stange vortrugen (s. Belzoni),
An der Hudsonsbay wurde beim Tode eines Kindes eine Puppe
aus seinen Kleidern (mit Einlegung des abgeschnittenen Haares)
gemacht und als Tehipaye im Hause bewahrt (s. Bacqueville).
Den Hausgöttern wurden so viele W^ollpuppen aufgehängt,
wie sich Personen in der Familie fanden (Torquemada). Die vom
Töpfer verfertigten Tepitotun (die Kleinen) dienten zum Privat-
1) Yalo, na: spirit, soul, shadow of a person in the water. A yalo bulu, a yalo
sa bula voll na kena totolo: a spirit which leaves a man's body when still alive, but
generally when asleep, and goes and enters or troubles some other men, wlien asleep.
A yalo ni mato (yalo ni moku): the spirits of dead men or slain. The Fijians are
peculiarly afraid of a yalo ni tica_ ni yone, the spirit of a woman, who dies in child-
bed (Hazlewood). In Calabar ist die Seele Schatten (Waddell).
TEZCATLIPOCA. 593
Gottesdienst der Laren. In jedem Quartier fanden sich Bilder
der Schutzgottheiten Capultutco in Mexico (Herrera). Die Nana-
IshtohooUo oder Schutzgeister enthüllen sich den Chikkasah in
Träumen (s. Ardair). Die Indianer (bei Quebec) fasteten, jusq'uä
ce qu'il ayent reve ä quelqu'une de ces divinitez qui sont Tours,
le leopard, le boeuf, la couleuvre, et la loutre (1722), zur Ver-
ehrung (s. Bacqueville).
Each person has his own guardian spirit, called his tamamus
(unter den Twana), an der Thür oder dem Bett auf Pfosten ge-
malt (n. Eells). The Totem-posts oder Tamanamus-posts (der Twana
im Washington territory) are intended to support the ridge-pole
(s. Eells).
Die Camacan oder Mongoyo (zwischen Rio Pardo und Rio
de Contas) legen den Todten das Fleisch verschiedener Thiere^)
hin, und dasjenige, w^as nach einigen Tagen verschwunden ist,
wird als besonders willkommen angesehen, und deshalb das Thier,
welches es liefert, für längere Zeit nicht gegessen (s. Martius).
Der bei den Playanos Capistrano's im Innern der Erde woh-
nende Gott Touch sendet jedem Kinde seinen Schutzgeist in
Thiergestalt zu (s. Boscana).
Beim Fest der Seelen legen ihnen die Delawaren Speise hin
und bitten damit zufrieden zu sein (s. Loskiel).
Den guten Göttern oder Akambue (Opoyem bei den Frauen),
von denen jeder Mensch einen besonderen hat, opfern die Cariben
die Erstlinge, während sie von den Maboya (oder bösen Geistern)
ein Bild machen, in der Gestalt, wie sie glauben, dass sie ihnen
erschienen sind, und hängen solches an den Hals."
Tezcatlipoca wird bald mit den Epitheten der höchsten Gott-
heit geschmückt, bald wird er gehässig dargestellt, als der Wider-
sacher des frommen Propheten, also je nach dem Sectenstand-
punkte. In diesem Angriff auf das Reich in Tule soll er sich an
einem Spinnfaden vom Himmel herabgelassen haben, da indess
auch von ihm gesagt wird, dass er in seiner (mit Vogelkopf
1) Bei den mit den Chiquitos grenzenden Manacicas wurden die Isituus genannten
Wassergeister bei Fischfang angerufen. Die in das Meer eingefahrenen Seelen stürzten
bei den Cariben die Böte um. Die Lares permarini waren die Seelen der im Meer
Ertrunkenen (als Schutzgötter des Seefahrers). Die Lares compitales waren Dii animales
oder die Seelen von A^erstorbenen, deren Gräber an den Compitis lagen (und ebenso
die Lares rurales, Lares viales u. s. w.) Bei Entlassung einer Seele, die ihre Läuterung
vollendet hat, zum Himmel, entstehen Erdbeben (bei Dante).
Bastian, America. 3g
594 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
dargestellten) Manifestation als Chalchiuhtotolli sich nur durch
den Fuss eines Adler's (oder Hahnes) gezeigt, so konnte er
mit dem aus dem Himmel verstossenen Gotte Yxpopalotl (als
Adlerfuss erscheinend) zusammenfallen, oder mit den kopfüber
(wie Lucifer oder der Gott der Ssabäer) vom Himmel gestürzten
Höllengöttern.
Wie aus dem höchsten der Sonnenhimmel Mara herabkommt,
die Werke Buddhas zu zerstören, so steht Tezcatlipoca in Be-
ziehung zum neunten Himmel, wo er die von ihm entführte Ge-
liebte verborgen.
Der Gott Tezcatlipuca erschien in der Gestalt eines Vogels,
,,lequel frappant et battant des aisles faisoit grand bruit et resveil-
loit ceux ausquels il vouloit parier" (Thevet), also wie der Adler
in der aus Spinngeweben geschaffenen Welt Chiawatmahkes an
der Decke des schlafenden Propheten zerrt (bei den Pima). Tez-
catlipoca, als Vorfahre der Göttin Suchiquecal, wurde mit einem
Schwanz dargestellt (in Mexico), wie Fo der Chibchas.
Als der nackte Marktverkäufer Toveyo, verführte Tezcatlipoca
die Tochter Huemac's und (im Kriege mit Cacatepec und Coa-
tepec siegreich) vernichtete er, im Tanz zum Abgrund die über die
Missheirath erzürnten Tolteken [Huarachiri]. Als der Zauberer
Tlacavepan oder Acexcoch erschien Tezcatlipoca unter den Tol-
teken mit dem Puppentänzer Huitzilopochtli. Als unter dem Stein-
regen, mit dem Tezcatlipoca die Tolteken erschlug, der Stein
Techcatl fiel, verkaufte die alte Frau in Chapultepecuitlapilco oder
Vetzinco die Krankheit verbreitenden Papierfähnchen (als Gohei).
Als Teguioa tödtete Tezcatlipoca mit einer Keule die in der Feld-
arbeit helfenden Tolteken. Der Greis Titlacahua bestimmte Quetz-
coatl zum Wandern (s. Torquemada).
Titlacahuan (somos sus criados) war (nach Torquemada) ein
vergötterter Zauberer. Wenn Tezcatlipoca, wie im Himmel oder
Unterwelt, über die Erde wanderte, säete er dort Streit und Krieg,
als Necocyautl (s. Sahagun).
Als Träger des Spiegels^) wiederholt Tezcatlipoca das Sym-
bol der Reinheit in den Kami-Tempeln des Sinto-Cultus Japan's.
1) Tezcatlipoca hielt den Spiegel Itlacheaya (s. Acosta). Im Dienst der Sintu oder
im Kami-no-Mitsi (Weg der Kami) wird von den Kami-Nusi (Wirthe der Götter) ge-
nannten Priestern die Reinheit der Tempel (Mia) neben dem Spiegel durch die Papier-
streifen der Gohei repräsentirt.
ZAUBERSPIEGEL. " ' 595
Solche Spiegel, wie sie sich in mexicanischen Gräberfunden er-
halten haben, werden unter den Tributgegenständen Fusang's bei
den Chinesen erwähnt. Die leitenden Intelligenzen der Planeten,
und mittelbar die Planeten selber, heissen (bei Dante) Spiegel,
weil sie das göttliche Licht von Oben empfangen und nach Unten
zurückstrahlen (s. Witte).
Die Mexicaner hielten Tezcatlipuca (espejo resplandenciente)
por increado y invisible (als anima del mundo). Decian tam-
bien que era como aire y oscuridad, als Moyocayatzin (el que
hace quanto quiere) Krankheiten sendend oder Himmel und Erde
(nach Belieben) zerstörend oder in Menschengestalt, besonders als
Knabe Telpuctli, in Erscheinungen umgehend und sich auf dem
Sitze Ichialoca (donde se aguarda) oder Momoztli ausruhend, unter
der Bezeichnung Titlacahua (cuyos esclavos y siervos somos) ver-
ehrt (Torquemada). Als höchster Gott (Tezcatlipuca) war Titla-
cahua (in dessen Sklaverei die Menschheit liegt) die (unsichtbare)
Luft (oder Dunkelheit), in Menschenform erscheinend und auf den
Ichialoca oder Momoztli genannten Sitzen an den Kreuzwegen
unter einem Laubdach verehrt, aber im Zorn, als Moyocayatzin
(el que hace quanto quiere) Krankheiten sendend (und Vergehen
strafend).
Nach Mendieta waren Himmel und Erde von Tezcatlipoca
(Uzilopuchtli) oder Ocelopuchtli geschaffen. Der Titel Titlacahua
(sinnlicher Allgewalt) wurde nur Tezcatlipuca beigelegt (auch als
Jupiter oder Juvans pater). Decian tambien, que era como aire
y obscuridad (s. Torquemada), wie Chiminagagua (der Chibchas).
Tezcatlipoca^) hatte Himmel und Erde, (nicht jedoch den
Menschen), geschaffen (der von Quetzalcoatl vollendet war).
Vor dem an seinem Fest auf Sänften in Procession getrage-
nen Gott Tezcatlipuca räucherten die Priester, die Hände empor-
streckend zum Flehen, dass ihre Gebete, wie der Rauch, zum
Himmel emporsteigen mögen (Torquemada). Tezcatlipoca wurde
angerufen als Titlacoan, Yautl, Telpuchtli, Tlamatzincatl, Moiocoiat-
zin, Jaotzin, Necociautl, Necavalpilli u. s. w. (s. H. Bancroft), dann
als Yoalliehecatl, Yautluecoeiautlmonenequi, Teiocoiani, Techimatini,
Titlacaoamoquequeloa. Vor der Schlacht ward zum Tetzcatlipoca
gebetet, dass er die Aufnahme der Helden zu den ewigen Freu-
1) Era il dio della Providenza, l'aniina del mondo, il creator del cielo e della
terra, ed il Signor di tutte le cose (s. Clavigero) Tezcatlipoca (il maggior dio).
38*
596 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
den der Sonne vermittele (Sahagun). Tezcatlipuca wurde nach
dem durch aufsteigenden Weihrauch dampfenden Spiegel genannt
(bemerkt Thevet). Tezcatlipoca erschien (mit Spiegel) auf dem
Berge Tezcatepec und von ihm wird gesagt, dass er in den Spiegel
Itlachia blickte.
Nach Sahagun w^ar Titlacuaon (in Mexico) allmächtiger
Schöpfergott. Auf dem Ohrring des (einen Spiegel, um die Vor-
gänge zu sehen, haltenden) Tezcatlipoca waren Wolken von Dunst
gemalt, die Gebete der Nothleidenden, die von ihm erhört wurden,
darzustellen, und in der Hand trug er Pfeile, Missethaten zu
strafen (s. Acosta). An den Haaren des Tezcatlipoca, der die Ge-
bete der Flehenden hört, hing ein goldenes Ohr herab.
Die (Momuztli genannten) Sitze an den Kreuzwegen waren
Titlacahuan (besonders in seiner Form als Huemac) geweiht (zum
Ausruhen). Bei St. Martha sassen Bilder der Dämone auf Stühlen
(nach Davila), und heilige Sessel werden auf den Antillen erwähnt.
Neben den Steinsitzen an den Strassen-Ecken (Mexico's) zum Aus-
ruhen für den Gott Tezcatlipoca, wenn er auf Erden umherwanderte,
deren Laubdach alle fünf Tage erneuert w^urde, fanden sich für
den Handelsgott Mixcoa Steinhaufen längs der Wege oder
an den Plätzen aufgerichtet. In dem Tempel (dessen Dach in
chinesischer Art zurückgebogen war) fanden sich Bänke (seats of
the gods) aufgestapelt (in Fakaafo). So oft in dem Quauhxicalco
genannten Tempelraum (wo die getrockneten Köpfe der Menschen-
opfer aufbewahrt wurden) der Gott Titlacahua seine Trompete
hören liess, trat der Priester ein, um W^eihrauch zu spenden
(s. Torquemada).
Nach Bologna war Tezcatlipuca ein Häuptling, dessen Knochen
zur Verehrung aus dem Grab genommen waren. Die Dämone
Camaxtli und Tezcatlipuca waren von Westen gekommen (Ca-
margo). Tezcatlipoca trug eine Brille, um Alles zu sehen (was
ihm sonst im magischen vSpiegel erscheint).
Tezcatlipuca figurirte als der Stammesgott von Tezcuco und
bei Nata (und seiner Frau Nena), die Titlacahuan aus der Fluth
gerettet, verwandelte Titlacahuan Tezcatlipoca (als Citlallinicue
und Citlallatonac sich oben über den Rauch des Feuers be-
klagten) die Fische in Hunde (nach dem Codex Chimalpopoca).
Tezcatlipoca wurde dargestellt, eine Lanzenschleuder als Waffe
in der Hand haltend.
Mit einem durch Opfer blutigen Dorn dem von ihm geschaf-
VOGELORAKEL. 597
fenen Luftgott erscheinend, beauftragte Tezcatlipuca denselben,
sich in das Sonnenhaus (zu den dortigen Musikanten, Dreifüssigen,
Grossohrigen etc.) zu begeben, über eine von seinen Enkeln Esa-
capachtli (Schildkröte), Acilmatl (Fischfrau) und Altcipatli (Wal-
fisch) im Wasser gebildete Brücke, und obwohl die Sonne bei
seiner Annäherung ihren weiss, roth, gelb und grün gekleideten
Musikanten jede Antwort verboten hatte, wurde doch einer der-
selben durch den Sang des Luftgottes verführt, und folgte ihm
zur Erde, dort die Musik bei den Festen einführend (s. Thevet).
Huitzilopochtli war der Stammesgott der Azteken, denen er
durch das Vogel -Orakel den Auszug gebot, sie auf den Wande-
rungen durch die, seine Reliquien einschliessende, Arche ^) geleitend.
Bei dem von der Tempeljungfrau aus der im Herabfallen unter
ihr Busentuch verborgenen Feder geborenen Guatezuma wird hin-
zugefügt, dass seine Mutter von Orchilobos (mit der Sonne iden-
tificirt), geträumt habe (wie Rhea Silvia von Mars bei Romulus
und Remus' Empfängniss).
Als Gott des plötzlichen Kriegslärms oder Landsturms, galt
Painalton der Gefährte des Huitzilopochtli (Bernal Diaz). Ochi-
lobo oder Ochilobus ward auch als Hauptgott in Mexico darge-
stellt (ochi oder Yaguar). Alezcatepoco wurde als Kriegsgott ver-
ehrt, und den Zancual vertrauten die Mexicaner als Schutzgeister
im Kriege.
Huitzilopochtli wurde geboren mit dem grünen Federbusch,
mit Kolibrigefieder ^) am linken Bein, mit blauen Streifen auf
Gesicht, Armen, Beinen. Der Kolibri vermittelt die Blüthenbe-
gattung, indem er mit dem Schnabel unter den Staubfäden wüh-
lend, den Blumennektar trinkt (Wagner).
1) Die bewegliche Stiftshütte ist noch bei den wandernden Mongolen gebräuchlich
(Meiners). Nach der Schöpfung bildete Tupa noch einen Mbaya und seine Frau, und
da Alles auf der Erde vergeben war, Hess er deren Nachkommen durch den Raub-
vogel Caracara das Recht, ihre Nachbarn zu berauben, anzeigen (s. Angelis). Durch
den Schreckensgott Tetzauhteotl (in Drachengestalt) nach Chicnautopan (los nueve lu-
gares oder los nueve cielos) versetzt, Hess der Kriegsfürst Huitziton den ihre Blut-
bahn ziehenden Mexicanern neben seinem Skelett seinen Schädel, der Orakel gab.
Huitzilopochtli hiess Tezahuitl (Schrecken) oder Tetzauhteotl (der Schreckensgott). Die
Araucaner verehrten Epunamun, als Kriegsgott.
2) Der Specht, sich auf das Vexillum der Sabiner setzend, führte sie in die Gegend
von Picenum, wie ein Rabe den Battus führte, eine Taube die Chalcidier, ein Delphin
die Kreter, ein Stier den Kadmus, ein Wolf die Hirpiner. Auf den Katharineninseln
bei Californien werden die Raben, als Dolmetscher des göttlichen Willens, verehrt.
598 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
In Michoacan sterbend, wurde Huiziton, als von dem Gott
Tetzauh oder Tezcatlipoca zu sich berufen, vergöttert, als Huitzi-
lopochtli und für die Lade mit seinen Knochen wurden die vier
Teomama (Gott-Träger) ernannt (unter Quauhtlequetzqui).
Auf der Wanderung der Azteken liess Huitziton seine
Schwester Malinalxochitl (wegen ihrer Zaubereien) schlafend am
"Wege zurück, mit vier Greisen (Quauhtlonquetzqui, Axoloa, Tla-
macazqui und Ococaltzin), mit denen sie klagend nach dem Berg
Texcaltepetl zog und dort den Sohn Cohuitl gebar (s. Veytia).
Vor dem Auszuge zum Krieg nahm Maquihix (für guten
Erfolg) vor dem Bilde Huitzilopochtli's den geweihten Trank
Itzpactli (in Tlaltelolco). Nach Boturini wurde der mexicanische
Fürst Huitziton (Huitzilopochtli) durch den Gott Tezauteotl in den
Himmel erhoben, vor den Augen des Volkes (wie Romulus),
während seine Gebeine zur Verehrung blieben und orakelten (wie
die Lade der Stiftshütte mit Aaron's Reliquien).
Die aus Samen und Teig mit Blut geknetete Figur Huitzi-
lopochtli's wurde beim Fest zum Verzehren vertheilt. Als Em-
pedocles bei einem Fest in Agrigent dem Volke ein Gastmahl
hergerichtet hatte, bei dem das Schlachten eines Ochsen gewöhn-
lich war, liess er, weil ihm als Pythagoräer dieses verboten war,
die Figur eines Ochsen aus Teig bilden und als Gericht auftragen.
Huitzilopochtli wurde im Waffenschmuck von seiner Mutter
Coatlicue geboren, die ihn durch Auffangen eines Feder-Ei's (auf
der Sierra von Coatepec) concipirt hatte. Durch den Chalchiuitl
gebar Chimalma den Sohn Quetzalcoatl oder (nach den Tulteken)
Huitzilopochtli (Torquemada).
Die fromme Coatlycue heisst Mutter der Söhne Centzunhuitzna-
hua und der Tochter Coyolxauhqui, als sie auf dem Berg Coatepec
(bei Tula) aus einem Federball Huitzilopochtli gebar. Nach Cla-
vigero war Huitzilopochtli von der tugendhaften Coatlicue in
Tula durch einen Federball empfangen, und tödtete (aus dem
Mutterleibe tretend) die sie tadelnden Kinder, als er bewaffnet
geboren wurde.
Neben dem Cu des Tezcatlipoca fand sich in Tezcuco der
Haupttempel mit Huitzilopochtli auf der höheren und Tlaloc (dem
Wassergott der Berge) auf der niedrigem Terrasse (nach Pomar).
Wie Tezcatlipuca und Huitzilopochtli galt Ocelopuchtli als Schöpfer.
Le dieu supreme de la grand ville de Mexico se nommait Hor-
chilouos, dans une autre ville Chuennila, dans une autre Quecad-
HUITZILOPOCHTLI. 599
quaal etc. Huitzilopochtli zeigte ein doppeltes Gesicht, das hin-
tere im Bilde eines Todtenkopfes (als Gott des Todes sowohl, wie
des Lebens). Huitzilopochtli hielt vom Himmel gesendete Pfeile
(s. Acosta), womit die Priester belehnten.
Die Figur Huitzilopochtli's : tenia otra cara en el celebro, a
manera de hombre muerto, para denotar, que asi como en el esta
la vida esta tambien la muerte, y en su voluntad darla quando
quisiere (Torquemada). Die Figur Huitzilopochtli's: tenia una
mascara de orOj para denotar que la deidad es encubierta, y que
solo se manifiesta con mascara (Torquemada). Als Cortez im
Kriege mit Quauhtemoc in den Tempel Huitzilopochtli's eindrang,
bemächtigte er sich der Goldmaske des Götzen (s. Ixtlilxochitl).
Die Figur Huitzilopochtli's hatte „ojos de espejuelos muy relucien-
tes, para denotar, que todo lo ve y nada ignora, y que nunca duerme,
sino que siempre vela y atalaia sobre las criaturas" (Torquemada).
Auf des Missionairs Fragen, „was die Sonne sei und wie das
Korn wüchse" u. s. w. antworteten die Pimas mit Huquays mat
(dies wer weiss), Unquays mat (es ist halt so), Tamacatum (er ist
über uns) u. s. w. (s. Murr).
In die Sonne wurde die Quelle des Lebens versetzt, und durch
ihre das All durchdringenden Aetherschwingungen hielt sie die be-
wegenden Kräfte im steten Impuls (nach mexicanischer Philosophie).
Naolin bezeichnete die zitternde Schwingbewegung, wodurch
•die Sonne Alles belebte und zeugte (bei den Mexicanern), il sole
con le sue trepidazioni e moti, al quäle attribuiscono la produzione
de tutte le cose ordinarie.
Tititonatiuh (accelerado movimiento del Sol) wurde als Fest
der Mexicaner gefeiert, und es wird gesagt, dass die Sonne (To-
natiuh) zugleich als Naolin (in ihren vier Bewegungen) verehrt sei.
Aelter als die Sonne und vor ihr war Tlavizcalpantecutli ge-
schaffen, der Gott der Morgenröthe, und nachdem die Sonne
hervorgetreten war, bedrohte sie bei ihrem Stillstand (während
des Gründungstages von Huehuetlapallan) durch die zunehmende
Hitze die Existenz der Erde, bis die durch eben diese Hitze ^)
erzeugte Mücke (Mosquito) die Sonne ins Bein stach, und sie so,
an ihre Pflicht erinnert, zum Weitergang bewegte.
1) Als die Sonne mit ihren neun Brüdern so heiss brannte, dass die Welt unter-
zugehen drohte, erschlug der Coyote die Brüder, und ebenso mit einer heissen Feuer-
steinmasse die neun Begleiter des Mondes, durch deren Kälte die Menschen erfroren
(nach den Neeshenam in Californien). Die Araucaner verehren: „Antumalguen, das
600 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Die Mythen über Sonne und Mond verfallen vielfach dem
Volkswitz unter familiärer Behandlung jener Himmelsgestirne (die
in Holstein am Seil geleitet wurden), und die über die Pferde der
Spanier (zu Speier's Zeit) so sehr erschreckten Indianer (am
Ariare), dass sie den Kopf in die Büsche steckten, „como suele
hazer la perdiz" (als der Vogel Strauss), bedrohten unverzagt
den Mond mit Steinwürfen und Keulenschläg'en (an den Bäumen),
indem sie über die Verfinsterung' „se mostraban ayrados" (s. Simon).
Aus Aerger wurden bei der Verfinsterung Steine, Brände, Stricke
u. s. w. gegen den Mond geworfen (como si ella tuviera la culpa).
Andererseits verknüpft sich die Vorstellung der Lebens-
erneuerung mit den Phasen des Mondes (von Hottentotten bis
Eskimo), und bei Delawaren und Irokesen bemerkt Loskiel, dass
das Neu-Erscheinen des Mondes sein Wiederaufleben genannt sei,
da er vorher gestorben gewesen.
Als (in Canada) der Zwerg Takabech auf einen Baum ge-
klettert, mit dessen Erhebung in den Himmel gelangte, und dann
für seine Schwester auf die Erde zurückkehrend, diese über die
Sterne führte, fand er in seinen (für Wild gesetzten) Netzen Alles
voll Feuer, da die Sonne gefangen war und durch die Hitze
keine Annäherung erlaubte, bis sie (indem eine Maus das Netz
zerknabberte) wieder in Freiheit gesetzt wurde (s. Dapper), wie in
den Mythen vom Schlingenfanger in Neuseeland (und sonst). Maui
(in Mangaia (stellte dem Sonnengott (Ra) Schlingen, um seinen
Lauf zu regeln, (s. Gill), und bei den Maori, seine Hitze zu massigen.
Bei der Schöpfung Hess Tezcatlipuca aus der Sonne auf die
Erde ^) einen Pfeil herabschiessen, la quäl cayö en la de Aculma,
y abriendo un hoyo, saliö un hombre de medio cuerpo para
arriba y de la otra mitad la muger, tomando la tierra el nombre
de SU formacion, porque Acul quiere decir ombro y Maytl brazo
(s. Galvez), als Aculmaitl (bei Mendieta).
In Birma war das gemeine Volk aus Büschen gesprosst oder
aus der Erde hervorgekrochen, der Adel dagegen vom Himmel
herabgekommen (bei Singpho auf goldener Leiter). Jarbas, aus
der Erde aufgewachsen, galt als Sohn der Nymphe Garamantis
"Weib der Sonne, welcher sie die Gottheit zuschreiben, ob sie gleich dieselbe ihrem
!Manne absprechen, den sie sogar für todt halten" (s. Vidaure).
1) Tuisconem deum, terra editum et filium Mannum originem gentis, conditoresque
Manno tres filios assignant (Tacitus).
SONNE. 60 1
und des Ammon, als er seinem Vater ewiges Feuer weihte und
eine Priesterschaft dafür dotirte.
Als den Quiche auf dem Berge Hacavitz die erwartete Sonne
aufging, (aber nur als schwaches Spiegelbild der jetzigen), und
zuerst der Vogel Queletzu zu singen begann, wurden die Stammes-
götter Tohil, Avilix und Hacavitz in Stein verwandelt, ebenso
wie die Götter der Löwen, Tiger, Schlangen und anderer wilden
Thiere, die vorher die Menschen bedroht hatten. Während die
Navajos mit den Pueblos, Coyoteros und Weissen in der Höhle
von San Juan (vom Wurm durchbohrt) lebten (und die Dunkel-,
heit nur durch die beiden Flötenbläser erheitert w^urde), verfertig-
ten die Alten Sonne und Mond für die sich erweiternde Erde.
Als in der Dunkelheit der Habicht ins Gesicht des Coyoten flog,
gab ihm derselbe Schilfgras und Feuerstein, um am Himmel die
Sonne zu entzünden (im *Russian Valley in Sonoma). Die Black-
feet opfern (beim Auszug zum Kriege) Stücke Fleisch aus ihrem
Körper der Sonne oder Natosa (zu alten Bäumen betend , das
gleiche Alter zu erlangen).
Von den durch Xolotl bei Entstehen der Sonne g'eopferten
Göttern (aus Kieselsplittern), deren Bündel (Tlaquimolli) von
ihren menschlichen Dienern getragen wurden, erschien Tezcatli-
poca dem seinigen , und liess ihn aus der Sonne die Musiker zu
Festen holen. Nanahuatzin, der sich im Feuer für die Sonne ge-
opfert hatte, wurde als Gott verehrt. Bei Mendieta stürzt sich
Nanahuatzin in das Feuer, die Sonne zu bilden, und nachdem
diese den Helden getödtet, kommt aus der Höhle Tecuzistecatl
hervor, um gleichfalls aus dem Feuer als Mond aufzusteigen.
Als die Menschen auf einem Felde um den feuerspeienden
Kessel versammelt waren, forderte der Gott Centeotl (des Maiz)
oder Inopintzin (el dios huerfano, solo y sin padres) den Aus-
sätzigen auf, sich in das P'euer zu stürzen, worauf ein herab-
schiessender Adler den Flammenkörper forttrug und als Sonne
an den Himmel stellte, während der Nachfolger (da die Flammen
bereits einen Theil der Kraft verloren) nur den Glanz des Mon-
des gab (Veytia).
In Hispanien, wo die Neug'eborenen zur Reinigung durch
das treuer gezogen wurden, stürzten sich lebensmüde Greise in
die Flammen (wie anderswo von Felsen). Esta ley tenian esta-
blecida los Tultecas, (como los Garamantes) de matar a las mu-
602 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
geres luego que cumplian los 40 anos y a los hombres los 50 de
SU edad (Galvez).
Nach dem Codex Chimalpopoca opferten sich (bei der Ver-
einigung der Götter in Teotihuacan) der Fürst Nanahuatl, als
Sonne, und Meztli, als Mond. Von dem Berge Chipixab (nach
der Wanderung am Meere) begaben sich die Quich6 (den Mor-
g-enstern zu erwarten) nach dem Berge Gagavitz (mit den Tamub
und Ilocab, sowie den Yaquis von Tepeu) und als die Sonne
(freilich nur noch mit schwachem Lichte) aufging, wurden die
Götter Tohil, Awilix und Gagawitz, sowie die Idole des Tigers,
der Schlange und des Gespenstes oder Zakiquoxal in Stein ver-
wandelt (wie die Riesen in Hayti).
In den heiligen Bündeln Tlaquimilolli wurden die Reliquien
der Helden oder Götter aufgenäht. Nachdem die Sonne Citli's
Pfeil auf auf ihn zurückgeworfen, und die Götter sich durch Xo-
lotl geopfert, Hessen sie den dienenden Menschen die Gewänder,
woraus die Bündel verfertigt worden, mit dem Grünstein als Herz.
Als die Götter sich in Teotihuacan zusammenfanden und über
die Beleuchtung der Welt beriethen, übernahm sie Tecuzistecatl,
der bei dem auf dem F'els Teutezcalli angezündeten Feuer kost-
bare Federn und Schmuck (statt der gewöhnlichen Opfer) dar-
brachte, aber beim Anlauf zögerte, so dass, einer Aufforderung
folgend, der aussätzige Nanaoatzin sich zuerst ins Feuer stürzte,
und dann Tecuzistecatl erst als zweiter folgte (worauf sich ein
Adler die Federn schwarz verbrannte und ein Tiger durch die
Hitze gefleckt blieb). Als die Götter knieend die Wiederkunft
Nanaoatzin's erwarteten, und bei der den ganzen Horizont er-
hellenden Morgenröthe nach allen Weltgegenden blickten (nur
Quetzalcoatl mit den Seinigen nach Osten), stieg Nanaoatzin als
Sonne herauf und nach ihm Tecuzistecatl als Mond, dessen gleich-
starkes Licht durch das Hineinwerfen eines Kaninchen (in den
Flecken) gedämpft w^urde. Als sie im Horizont stehen blieben,
gerieth die Luft in Aufruhr, die Götter zu tödten, und obwohl
Xolotl weinend den Tod ablehnte, und fliehend sich erst in Maiz
dann in Maguey, dann in den Fisch Axolotl verwandelte, wurde
er schliesslich doch als solcher getödtet. Dann setzte der Wind die
Sonne in Bewegung, und da erst später der Mond zu folgen ge-
zwungen wurde, erleuchten sie jetzt abwechselnd den Tag und
die Nacht (Sahagun).
MOND. 603
Die Papahua^) Tlemacazque genannten Priester des Sonnen-
gottes Tonacateuctli (dios del sustento o dies de nuestros carnes)
auf der Höhe der Sonnenpyramide Tonatiuh Itzaqual (casa dedi-
cada al Sol) in Tezcuco , neben der Metzli Itzaqual (casa de la
luna) und den Pyramiden der Wandersterne, vertheilten am Ende
des Cyclus das neue P^euer (s. Boturini). Bei Sonnenuntergang,
um Mitternacht (Yohuanepantla Ticatla) und bei Sonnenaufgang
wurde in den Tempeln der Mexicaner Gottesdienst gehalten (s. Ca-
margo) unter Blasen und Lärmen. Die Tlamaceuhque genannten
Büsser besuchten den Tempel Nachts.
Tonatiuh Itzacual (oder Sonnenhaus) neben dem Mondhaus
oder MetzliTtzacual wird Tonacatecuhtli als Gott des Unterhalts
erklärt in Teotihuacan (mit Tlalteles oder Grabhügel). Cortez
wurde in Mexico als Sohn der Sonne ^) bezeichnet (s. Acosta),
wie (in Peru) der Inca (und Garachacha der Chibchas).
Zwischen Culiacan und dem Rio de Petatlan wurde die Sonne
verehrt (zu Guzman's Zeit.) An der Bay San Dionisio herrschte
(in Unter-Californien) der Cacique Ho (Sonne) zu Salvaterra's
Zeit (s. Alegre). Die Lacandones (mit den Puchutla verbündet)
verehrten die Sonne ohne Tempel (in Verapaz). Die Arkansas
verehrten die Sonne durch Tänze (s. Ash). In Virginien wurde
die Sonne beim Auf- und Untergang verehrt (s. Strachey). Taru
(der Mond) oder die Zeit heisst (nach Neuwied) die Sonne (bei
den Botocuden) als Taru-ti-po (der Läufer am Himmel).
Die Totonaken verehrten in einem (von fastenden Mönchen
bedienten) Haupttempel die Frau der Sonne als Göttin. Sonne
und IMond wurden als vermählt verehrt und Stürme waren der,
Zorn der Sonne (in Cumana). Nach den Tupi frisst bei Finsterr-'
nissen der Jaguar die Himmelslichter.
Die Chichimeken verehrten die Sonne als Vater und die
Erde als Mutter (s. d'Alva). Als höchsten Gott verehrten die
Tultecas die Sonne in Tonocateuhtli (unser Erhalter) mit der Mond-
göttin, als Gattin (s. d'Alva). Neben Tloque-Nahuaque (der
Schöpfer) verehrten die Tolteken (im Tempel von Teotihuacan) die
Sonne als Tonacatecuhtli (Gott der Erhaltung) mit seiner Frau
(dem Mond) die Sterne zeugend (s. Veytia). Die Chihuahuaner
1) Neben Rongo und Motoro wurde (in Mangaia) Tane besonders als Tane Papa-
kai verehrt (s. Gill).
•^) Basilea, Tochter des Uranus (als Himmel) und der Tithaea (als Erde), gebar
(den Hyperion) Helius (die Sonne) und Mene (Selene oder Mond).
604 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
verehrten (wie die Sonne) den Fürsten des Himmels als eine
Untergottheit, welche die Priester begeisterte.
Bei den Finsternissen opferten die Mexicaner Menschen mit
weissen Haaren und weissen Gesichtern. InTlascala waren die Finster-
nisse Ursache eines häuslichen Streites bei der Vermählung von
Sonne und Mond, und der Sonne wurde dann ein röthlicher Mensch
geopfert, dem Mond ein Albino. Sonnenfinsterniss hiess Tonatiuh
qualo, als Gegessenwerden der Sonne (bei den Aztecen). Guaraci
(Sonne) ^) wird als der höchste Schöpfergott verehrt (bei den Tupi).
Die (den Coras benachbarten) Nayaritas in Nayarit unter dem
Hohenpriester Tonati verehrten in ihrem Tempel oder (casas
grande) Huei CaUi das Idol Tonati oder die wSonne (esculpida en
el vaso) und die mit Chalchihuites geschmückte Leiche des Häupt-
lings Nayari oder Guayco (der dritte), aus der der Teufel orakelte
(nach Urquiola). In Caliguei „los Indios tributaban adoraciones
a un gran sol de piedra y veneraban la osamenta del indio tuerto
Nayarit, que dio nombre ä la provincia, y tambien se hallaron
otros idolos de diversas figuras" (s. Mota Padilla) in Nueva Galicia.
Der Schöpfer Pokoh zeigte dem Coyoten den Weg zur Sonne, einst
einem Manne, der allen Thieren Pfeile gab, aber keine, um Men-
schen zu tödten (nach den Pallawonap am Kernfluss in Californien).
Bei den Olchones (bei San-Francisco in Californien) wurde
die Sonne mit dem dicken Mann, der die Erde gemacht hatte,
(im Himmel wohnend) identificirt. In ^lonterey wurden die Erst-
linge der Sonne geopfert. Die Puyacantes (Priester der Coman-
ches) rufen in Gesängen die Sonne als Quelle des Lebens an,
die Erde als Bewahrsstätte (Erzeugung) desselben. Beim Fest
der Sonne wurden derselben i8 Seelen der Geopferten (mit Auf-
trägen der Priester) gesandt. Die Eingeborenen in Florida ver-
ehrten Sonne und ]Mond (nach Garcilasso de la Vega). Die
Lacandoner und Icalaner verehrten die Sonne. In Petatlan, an
Tamochala grenzend, wurde die Sonne verehrt (zu Guzman's
Zeit). Nach den Lules w^rd die Sonne bei der Finsterniss von
den Flügeln eines grossen Vogels verdeckt (s. Guzman). Die
Chiquito bezeichnen den Mond als Mutter und schiessen bei den
Finsternissen gegen den sie blutig beissenden Hund.
1) Die Tecoxquines verehrten die Sonne in einem Tempel in Oztoticpac (s. Tor-
quemada). Camoi ist Sonne (bei den Atoras), Kapoi ist Mond (bei den Macusi). Jeden
Neumond tödtet die Sonne ihren Mann, der Mond aber, indem er stirbt, wird wieder
neu belebt (in Süd- Australien).
ECLIPSE. 605
Auf dem Kopf des Bildes für den Mond oder Metzli (über
Geburten wachend) fand sich eine Schnecke, indem der Mensch
aus dem Uterus, wie die Schnecke aus dem Gehäuse herkam (in
Mexico). MetzH (JoaltecutU oder Nachtgott) schützte die Geburten
(wie Lucina). Die Mickmach riefen den Mond (der ihnen, als P>au
der Sonne, nächst dieser Leben gegeben) an, um den Frauen in
der Geburt beizustehen. Netpe, Göttin der Geburt, bedeckte die
Todten mit ihren schützenden Flügeln, in Gestalt der geflügelten
Sonne (Re) durch den Scarabäus repräsentirt (und solcher ,,winged
globe" findet sich in Ocozingo").
Im Neumond schämt sich der Mond, weil er (als Frau) drei
Nächte mit der Sonne geschlafen hat, und zeigt deshalb nur einen
Theil des Gesichtes (nach den Muskokulgee). In Dabayba sah
man in dem Mond einen Mann, der Incest begangen hatte. Im
Monde sah man das hineingeworfene Kaninchen, um den Glanz
zu mindern (in Mexico). Die Sonne w^urde als Gatte, der Mond
als Gattin verehrt (in Cumana), und bei Mondfinsternissen war der
Mond von der zornigen Sonne verwundet (Herrera).
Im Codex Chimalpopoca ahmt Metzli ebenfalls das Beispiel
seines Gefährten Nanahuatl nach, sich ins Feuer stürzend, um dann
(nach der Sonne) als Mond aufzusteigen. Nach Champlain riefen die
Indianer (Mexico's) bei ihren Festen den Mond an. Neben Tou-
pan verehrten die Toupinambas (unter Häuptlingen oder Morbicha)
die Sonne (Carabsoub oder Jachu-tata) mit dem Mond oder Jachuc
(s. Thevet). Nach den Neeshenam existirte zuerst, "vor allen Din-
gen, der Mond, der anfangs einen Stein und dann eine Pleisch-
masse schuf, die sich zu dem Mann Eicut und seiner Frau Yoa-
totowee ausbildete (s. Powers). Die Amaquinas (bei Xarcia)
opferten der auf einer Tafel geschnitzten Sonne Männer, und dem
auf eine Tafel geschnitzten Mond Frauen (zu Aguirre's Zeit). Die
Meztitlanecas oder Mondleute waren von den nächtlichen Angriffen
benannt (s. Chaves). Die Stämme Virginien's wählten besonders
die Nacht zu Angriffen, beim Mondschein (s. de Laet).
Bei Mondfinsternissen nahmen Schwangere ein Stück Obsi-
dian (IztU) in den Mund, damit der Embryo nicht in eine Maus
verwandelt würde (in Mexico). Bei Mondfinsternissen, in welchen
Mahoya den Mond ass, wurde unter Klageliedern getanzt (bei
den Caraiben). In Sinaloa wird der Mond in der Finsterniss durch
den Staub der Schlachten verdunkelt und man kommt ihm durch
Geschrei zu Hülfe. Bei Mondfinsternissen, wo der durch die
G06 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Ameise Xalab gebissene Mond sterben will, schlugen die Yuca-
.tanesen die Hunde, dass sie heulten, und machten sonstigen Lärm.
Nach den Mocobis stellt der Mond einen Mann vor, dessen Flecken
die durch Hunde (in der Finsterniss) herausgerissenen Eingeweiden
anzeigen (s. Guzman).
Der Mond entwickelte die formlos geschaffene Fleischmasse
zum ersten Menschen, Eicut und seiner Frau Yoatotowee, und um
den Incest ihrer Kinder zu verhüten, schuf der Mond ein neues
Paar zur Zwischenheirath nach den Neeshenam (am Yuba- und
Feather-Fluss) in Californien mii den Meidoo am Bear-river zu-
sammenstossend). Als Eicut auf dem Grabe Yoatotowee's klagte,
stieg ihr Geist herauf, zum Seelenlande oder Oshwooshe Kbm
(Tanzhaus der Geister) zu ziehen, und der Gatte folgt bis zu der
Spinngewebbrücke des Flusses, dann aber (als er im Schmerzes-
ruf gestorben war) auch hinüber, so dass beide jetzt im Jenseits
weilen, als Schutzgötter der Neeshenam (s. Powers).
Bei der Geburt eines Menschen entseht ein neuer Stern
(Siquehoham) am Himmel (Quemhia), während beim Tode eines
Menschen ein Stern verschwindet, bei den Indianern Baualeos
(s. Thevet). Bei Miskou und Port-Royal redete der Geist Cudou-
agni zu den Indianern, die nach dem Tode als Sterne zu glück-
lichen Gefilden gingen (s. Sagard). Der den Sonnengott als
seinen Vater erkennende König von Tezcuco erbaute den Ge-
stirnen einen Tempel mit neun Stockwerken, als Himmel.
Tonacatecotl, der Schöpfergott (als Erster Mensch) wohnte
in der Milchstrasse (bei den Mexicanern). Die Seelen der Pata-
gonier jagen Strausse auf der Milchstrasse. Die Sterne im Orion
(Tineinyara) sind ein Haufen Jünglinge, die auf der weiten Him-
melsebene (Womma) auf Känguruh und Emu jagen, während die
des Siebengestirn's Mädchen sind (Manghamanna) , und nach
Wurzeln graben (in Süd- Australien). Canopus hiess Noteste (the
thing of the day), Mars Tapa (forward). Jupiter Ichmawook, Ca-
pella Cuchara (spoon) oder Löffel (spanisch) und das Südliche
Kreuz Nebo (dew-fall) bei den Sencis am Sarayacu (s. Smyth).
Der (mit verbundenen Augen dargestellte) Gott der Sünde
(Yztlacoliuhqui) wurde von den Mexicanern in einem am Himmel
rückwärts gehenden Stern gesucht. Die Feuerlöschung der
Druiden bestimmte sich nach den Plejaden, zu deren Culminiren
die Peruaner ihre Gräber besuchten, und (nach Hesiod) begann
bei den Griechen der Sommer, wenn die Plejaden des Morgens
STERNE. 607
aufgingen, der Winter mit ihrem Untergang. Nach den Omaguas
üben die Plejaden (Seso Sisytama) einen Einfluss auf menschhche
Schicksale. Keebet, der Stammvater der Abiponen (mit Zauber-
kraft oder Keebet), wird in den Plejaden verehrt.
Im Tempel Ilhuicatitlan (junto al Cielo 6 entre los Cielos)
wurde (in Mexico) bei der ersten Erscheinung des Planeten Venus
geopfert (Torquemada). Quetzalcoatl wird mit Planet Venus identifi-
cirt. Dem Titlacoa oder Tezcatlipoco (Necocyaotl oder Tonacatle-
cotle) war der Stern Titlacahuan heilig (s. Gallatin). Der Pic von Ori-
zaba heisst Citlaltepetl (Sternberg) oder Poyauhtlan ^) (Zeuctepetl) .
Zu Ehren des die Feuer-Reibstöcke repräsentirenden Stern-
bildes Mamalhoatzli (in der Nähe des Taurus) brannten sich die
iMexicaner Narben in das Handgelenk (wie ähnlich in Africa).
Der Luftengel erzeugte Gewitter (nach den Mexicanern).
Magalhaes erklärt den Namen^) Tupi (oder Tupinambas\ als filho
do raio, ein Diminutiv von Tupa (raio). Die (Donner und Blitz,
als Tupan verehrenden) Brasilier (deren Seelen nach Feldbäumen
gehen zum Tanz) legen für die bösen Geister (Taguain, Pigtan-
gua, Machera, Aukanga) Geschenke bei aufg-esteckten Stöcken nie-
der (s. de Laet). Als die von der auf der Schildkröte ruhenden Him-
^) Hacia esta gente particular reverencia y tambien particulares sacrificios a los
mastelejos del cielo, que andan cerca de las cabrillas qua es el signo del toro. Eje-
cutabanlos con varias ceremonias, cuando nuevamente parecian por el Oriente, acabada
la fiesta del sol. Despues de haberle ofrecido incinso decian: ,,Ya ha salido Yoalte-
cutli y Yacaviztli, que acontecera esta noche, ö que fin tendra, pröspero o adverso?"
Tres veces pues ofrecian incienso, y debe ser porque ellos son tres estrellas: la una
vez d prima noche, la otra a hora de las tres, la otra cuando comienza a amanecer.
Llaman ä estas estrellas mamalhoaztli , y por este mismo nombre llaman ä los palos
con que sacan lumbre, porque les parece que tienen alguna semejanza con ellas, y que
de alli les vino esta manera de sacar fuego. De aqui tomaran por costumbre de hacer
unas quemaduras en la murieca los varones, a honra de aquellas estrellas. Decian que
el que no fuese senalado con ellas cuando se muriese , que alla en el infierno habian
de sacar el fuego de su mufieca, barrenandola como cuando acä sacan el fuego del
palo. A la estrella de Venus la llamaba esta gente Citlalpulveycitlalin (estrella grande
ö de la alba) y decian que cuando sale por el Oriente, hace cuatro arremetidas, y a
las tres luce poco, y vuelvese ä esconder; y a la cuarta sale con toda su claridad y
procede por su curso; y dicen de su luz que procede de la de la luna. En la pri-
mera arremetida tenianla de mal agiiero, diciendo que traia enfermedad consigo, y por
esto cerraban las puertas ö ventanas, porque no entrase su luz , y a veces la tomaban
por buen agiiero, segun el principio del tiempo en que comenzaba a aparecer por el
Oriente (Sahagun).
2j Une hiess Feuer (auf Vandiemensland} und Blitz Une bura oder Feuer des
Donners (bura) 1803 (Paterson).
608 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
melsfrau (nach Schwängerung durch einen herabkommenden Geist)
aus der Seite geborenen Söhne inZwist gerathen (am St. Laurent),
stieg der von dem wilden Jäger verfolgte zum Himmel auf, um
dort über dem Kopf seines Bruders zu donnern (s. Hennepin).
Während (nach den Irokesen) Hä-wen-ne-yu-geh (the Ruler)
alle gute Dinge geschaffen hat, hat sein Bruder Hä-ne-go-ate-geh
(obwohl mit geringerer Macht) die bösen zwischengestreut (s. Mor-
gan). Heno führt den Donnerkeil und wirft (durch die Wolken
reitend) Feuersteinscherben gegen die Hexen, Ga-oh (der Wind-
geist) wohnt in Da-yo-da-do-go-wä (das Haus der Winde), von
wo er hervorbricht. Three sisters, the spirit of corn, the spirit of
beans and the spirit of squashes werden als De-o-ha-ko (Our Life
or Our Supporters) verehrt. Als Diener Hä-wen-ne-gu's wurden
die Ho-no-che-no-keh (invisible aids) verehrt. Den Athapaska
war das Nordlicht [sonst Geistertanz] ein Hirsch, weil ein Hirschfell,
wenn mit der Hand gestrichen, Funken giebt (Hearne). A la
inundacion ö huracan Uamaron Hunyeecil, anegacion de ärboles
(in Yucatan). M^enn der Dämon Manitu, als grosse Schlange,
auszubrechen sucht, erschallt die Luft von Donnerschlägen. Die
Calchaquis verehrten Donner und Blitz (s. Guzman).
Als eine Heerde (der in den Knochen als ausgestorben gefun-
denen Riesenthiere) nach dem Bigbone-River kam, Verheerun-
gen unter den zum Nutzen der Menschen erschaffenen Thiere
anrichtend, bestieg der Grosse Geist einen Felsberg (wo sein Sitz
und seine Fusstapfen eingedrückt geblieben), um die Ungethüme
mit seinem Blitz zu vernichten, ausser dem grossen Bull, der über
den Ohio, Wabasch und Illinois setzend, nach jenseits der grossen
Seen entfloh (nach den Traditionen der Delawaren). Nachdem
die Götter der vier Weltgegenden das durch den Hasengott in
Virginien geschaffene Riesenwild getödtet, entstanden aus den
umhergestreuten Haaren desselben die Jagdthiere (s. Strachey).
Die Guaycurus lärmten beim Gewitter, um gegen die bösen Geister
der Luft zu kämpfen (Lozano).
In Uraba fand sich der Tempel Dabeiba's, Göttin des Ge-
witters (Huracan's auf den Antillen). Der Geist des Donners (bei
den Rothhäuten) wohnte in den Bergen (s. Loskiel).
Die von ihrer Grossmutter Cicimitl bewachte Jungfrau Maya-
netl wurde, im Himmel schlafend, durch den Luftgott Ehecatl auf
seinen Schultern zur Erde herabgebracht, wo sich beide in einen
Baum mit zwei Aesten verwandelten, den Quecalhuexotl genann-
METAMORPHOSEN. 609
ten (Ehecatl's) und den Choquicauitl genannten (der Jungfrau).
Als beim Erwachen die Göttin Cicimitl mit andern Göttinnen
(Cicimime) ihre Enkelin suchte, kamen sie auf die Erde, und nach-
dem sie, die Zweige des Baumes auseinander biegend, den ihrer
Enkelin erkannte, vertheilte sie denselben unter die übrigen Göt-
tinnen zur Speise. Nachdem diese zum Himmel zurückgekehrt
waren, nahm Ehecatl aus dem Baumzweig wieder seine frühere
Gestalt an und sammelte die Knochen der Jungfrau, aus denen
(bei ihrem Eingraben) der Metl genannte Baum hervorwuchs,
von welchem der Rauschtrank (unter Mischung mit den Wurzeln
Tepochtli) bereitet wird (s. Thevet). Mayaguil (Frau mit 400
Brüsten) wurde in die Maguey-Pflanze verwandelt, und aus dem
Rausch entstanden, durchschweiften die Dämone Tlamatzatzguex
die Luft (Kinder schädigend). Seit Christianisirung der Setebos
hatten die Stämme der Manoa Reste des Christenthums bewahrt
und liessen die Jungfrau an der Schöpfung theilnehmen.
Mayagil (die Frau des Maguey) gebar durch ihren Gatten
(Tatecatle) die Kinder Adler und Tiger (als vielbrüstige Frau
Mayaguil). Der Gott des Rauschtranks findet sich mit einem Mör-
ser auf dem Kopf dargestellt, zum Eingiessen (Torquemada),
wie ähnlich Serapis mit Scheffel. Die Figur des Weingottes
(Ometochtli) hatte auf dem Kopf einen Becher, um mit Wein
gefüllt zu werden (in Mexico). Matlolcoie, der Gott des Wassers
(in Mexico^ war blau gekleidet (s. Gomara).
Tlatzolteatl (Göttin der Sinnenlust) wurde als augenloser Kopf
dargestellt. Die neben Centeotl verehrte Göttin aparecia en
figura de muger moja y hermosa, y andaba por los Tianguez o
mercados, enamorandose de los mancebos, y provocabalos ä su
ayuntamiento , y consumado los mataba (Torquemada). Der Lie-
besgöttin Tla^olteutl (dios del estiercol ö de la vasura) wurde
für Verzeihung fleischlicher Fehltritte geopfert (s. Torquemada).
Im Monat Quecholli opferten die Huren, welche (als Maqui)
die Soldaten begleiteten, und los hombres afeminados y mugeri-
les, en habito y trage de muger (s. Torquemada). Die Mexicaner
bestraften unanständige Reden, die gegen das Herkommen ver-
stiessen, mit dem Tode, Ehebrecher wurden hingerichtet,
den Unverheiratheten war die Hurerei erlaubt. Yxcuina die
Göttin der Scham (Frau des Migiutanlecotli, des Gottes der Unter-
welt) wurde von den Freudenmädchen verehrt.
üastiau, America. QQ
610 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Yxcuina (Göttin der Fleischeslust) wurde doppelgesichtig
dargestellt (in Mexico). Den Göttinnen der Sinnenlust (Xochi-
quetzal, Xochitecatl und Tlazolteotl) wurden Mädchen (besonders
Prostituirte) geopfert (in Tlascala). Xochiquetzal, Göttin der Liebe,
hiess (bei den Azteken) Itzcuinan (mütterliche Hündin).
Tlazulteotl war Gott der Laster (in Mexico). Neben Coco-
huame (,Tod) wurde Bamusehua (Gott der Wasser), Sehuatoba
(das Vergnügen) und Ouraba (Krieg) verehrt (nach Ribas) bei
den Sinaloa.
In Ococingo fanden sich Thoniiguren als phallische Amulette.
Die sculptirten Pfeiler in Copan sind phallische nach Squier. In
Mexico wurde der Frühlingsgott Xopancalchuey als sculpirter
Pfeil dargestellt (s. Gama). Das Kreuz wurde (in Mexico) als
Tonacaquähuitl (Lebensbaum) verehrt. Der Pfeiler Picotl in Ux-
mal wird als Priapus^) gedeutet. In Yucatan finden sich an den
Bildwerken (nach Stephens) membra conjuncta in coitu und oft
das membrum virile (s. Catherwood). Auf seiner Küstenfahrt sah
Grijalva Goldfiguren im Act der Sodomiterei.
In Panuco verehrte man (in den Tempeln aufgestellt) phalli-
sche Darstellungen obscöner Art (und die durch Weintrinken Er-
müdeten Hessen sich mit emporgehobenen Beinen Weinklystiere
geben). Der Gott Chin"-) (Cavil) oder Maran führte in Vera Paz
die Sodomie ein ^nach Las Casas).
Grijalva fand geschlechtliche Bilder in den Tempeln der La-
guna de los Terminos (nach Gomara). In Panuco (bei Ramusio)
adorano il membro che portano gli huomini fra le gambe.
Einige Tage vor der Aussaat enthielten sich die Pipiles ihrer
Frauen, um die Begattung am Festtage desto kräftiger zu üben.
Die Erntegebräuche verbinden sich meist mit geschlechtlichen
Festen und an africanischer Westküste wird eine Figur mit be-
weglichen Phallus umhergetragen.
Otetochtli war Gott des Weins in Tlascala. Muchos vomita-
1) In Panuco wurde das männliche Glied verehrt (als Lingam) und in den
Tempeln Bilder unnatürlicher Lust dargestellt. In Tlascala wurde die Vereinigung der
Zeugungsglieder verehrt, besonders beim Fest. Quecholli oder Tlazolteotl (Xochiquetzal
oder Xochitecatlj war die Göttin sinnlicher Lust. Auf der Zapotero-Insel fand sich
das Membrum generationis virile in erectione. Bei Cezori (in Honduras) wurden be-
schnittene Kraben vor dem Idol Icelacat's als runder Stein (mit Augen bedeckt) ge-
opfert (s. Palacio).
2) Die Kretenser, weil Sklaven eines schändlichen Lasters, ersannen die Sage von
Ganymedes, um sich mit dem Beispiel Jupiters zu beschönigen (Plato).
PANTHEON. 611
ban para bever de nuevo bei dem Feste in Cumana (Herrera)
wie bei den Huasteken. Die Eskimo (in Prinz William's Sound)
essen eine Schirlingsart als berauschendes Mittel, ausserdem wird
aus Himbeeren und Blaubeeren ein Getränk gegohren (s. Billings).
Die Mexicaner verehrten (nach Boturini)
Tezcatlipoca (im Himmel),
Tlaloc (Gott des Wassers) und seine Gattin
Macuilxochiquetzall,
Tiazolteotl (Liebesgöttin),
Piltzinteuctli (dios de los nirios),
Teotlacanexquimilli (Vulto de oscuridad 6 dios sin piez ni
cabeza),
Xiuhteuctli (Feuer),
Tlatocaocelotl (hombre tigre),
Quetzalcohuatl (durch das Kaninchen symbolisirt),
Chalchiuhcueiti (der Edelsteine),
Teoyaotlatohuahuitzilopochtli (dios, que manda y publica las
guerras),
Hahuiatlteotl (Gott der Vagabonden und Jongleure).
Macuilxochiquetzalli schützte die Ehe, Mictlanteuctli die Be-
gräbnisse, Tlatocaocelotl den Ackerbau.
Als Gott Centaotl-inopitlzin (el dios huerfano, solo y sin pa-
labras) den beim Opfer versammelten Fürsten (der Mexicaner)
.erschien, stürzte sich Nanahuatzin (el Buboso) in's Feuer, aus dem
die Sonne (Tonatiuh) hervorging, und als der Weise (uno de los
Sabios) folgte, vermochte ihn das schon geschwächte Feuer nur
zu Asche zu verbrennen, so dass der entstehende Mond (Meztli)
mit Flecken behaftet blieb.
Dem Schöpfergott (Tloque Nahuaque) war in Tezcuco ein
blauer Tempel geweiht.
Der gute Schöpfergott (Ahone) verlangte keine Opfer (in
Virginien), wol aber das schwarz gekleidete Idol Okeus, der,
„looking into all men's accions, and examining the same according
to the severe scale of justice, punisheth them with sickness, beats
them, strikes their ripe corne with blastings, stormes and thun-
der clapps, stirrs up warre, and makes their women falce unto
them" (s. Strachey). Neben dem Pillam (bei de la Cruz) genannten
Schöpfer verehren die Pehueches den bösen Gueculbu. Neben
dem grossen Hasen (Michabou oder Atahocan) und seinem Gegner
verehren die Algonkin (im Winter) den Gott Matcomek (s. Jeffreys).
39*
612 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Der Grosse Geist (Tongo-Wakon oder Wakon) ist die Quelle
alles Guten (bei den Naudo wessiern). Bei den Mocobis wurde
Gdoapidalgate als Schöpfer verehrt (Guzman).
Neben Huitzilopochtli nennt Sahagun in der Götterwelt den
dios Paynal, que siendo hombre era adorado por dios,
dios llamada Texcatlipoca,
dios llamado Tlaloctlamacazqui,
dios Quetzalcoatl,
als Göttinnen:
diosa Chicomecoatl, 6 sea otra Ceres,
diosa Centeotl, 6 sea otra Civeles,
diosa Tzaputlanea,
diosas Uamadas Civapipilti,
diosa Chalchiuhtlicue, 6 sea otra Juno,
diosa Tlaculteutl, 6 sea otra Venus carnal, dann:
dioses menores Xiuhtecutli, ö sea Vulcano,
dios Macuilxuchitl, que tiene cargo de dar flores,
dios Omecatl, ö sea de los convites,
dios Ixtlilton, o sea el Negrillo,
dios Opuchtli,
dios Xipetotec, que quiere decir desoUado,
dios Yacatecutli, de los mercaderes,
dios Napatecutli,
dioses imaginarios, llamados Tlaloques,
dios Texcatzoncatl, uno de los dioses del vino.
Die von ihrem Häuptling Oton hergeleiteten Otomiten ver-
ehrten (neben dem Gott Otontecutli) den Gott Yocipa. Yocipa
wurde (bei den Otomiten) in Strohtempeln angebetet. Neben den
Göttern Yoxippa (beim Feste Totopaina Ciocippatotoca) und Oton-
tecutli (dem ersten Ahnherrn) verehrten die Otomiten den Gott
Atetein, dem auf der Höhe der Berge geopfert wurde (s. Sahagun).
Bei den Otomies hiess Gott Okha oder Okhua (recuerdo
interior), der Böse Uschkua, die Seele Tzahhia (aliento), die
Schlange Keya (s. G. Alendoza). Beim Fest der Zwietracht riefen
die Otomiten den Gott Quequecoyotl an. Bei Pestilenz opfer-
ten die Otomiten auf hohem Berge eine Jungfrau, der das Herz
herausgenommen Avurde (Herr era).
Mixcoatl, Göttin der Jagd, wurde von den Otomiten verehrt
(s. Clavigero), die in Okha (Ogha) die allgemeine Gottheit sahen.
Ocki war Gott bei den Huronen.
HERMES. 613
Die Mattenverfertiger verehrten den Gott Nappatecuhtli, von
den Steinschneidern wurden die Götter Chicuhnahuiitzciuntli und
NahualpiUi, sowie die Göttinnen Macuicalli und Centeutl verehrt
(Torquemada). Die Göttin Tzapotlatenan hatte den Firniss erfun-
den^). OpuchtU (der Linkshändige) oder (in Cuitlahuac) Amimitl
wurde als Gott der Fischer verehrt mit Ratteln (in Mexico). Te-
mazcaltoci war Gott der Medicin.
Der Kriegsgott (im Tempel von Peten) war un „idolo de
esmeralda bruita" (Magutierre). In Zumpahuacan wurde auf
einem Berge die Erntegöttin Chicomecoatl verehrt (s. Alegre).
Als Götter der Medicin wurden Oxomococipactonatl und Tlate-
cuinxochicaoaca verehrt (als Erfinder und Lehrer der Arzneikunde).
Nach Las Casas fanden sich hospitales dotadas de rentas y va-
sallos, donde se resabian y curaban los enfermos pobres und in
Cortez' Briefen heisst es: Hay calle de herbolarios donde hay
todas las raices y yerbas medicinales que en la tierra se hallan.
Hay casas como de boticarios donde se venden las medicinas
hechas, asi potables como unguentos emplastos (in Tenuchtitlan).
Die ihre (Abends beim Lager zusammengebundenen) Stäbe
(Utatl) verehrenden Kauf leute ^) (Mexico's) erkannten als Schutzgott
den Führerherr lyacatecuhtli (Yiacatecutli oder Jacateuctli) oder
(Jacacoliuhqui) Yacacoliuqui (der Bogennasige) mit seiner Schwester
Chalmecacioatl und seinen fünf Brüdern (Chiconquiavitl, Xomo-
cuil, Nacxitl, Cochimetl und Yacapitzaoac). Die Kauf leute opferten
dem Nahuihehecatli (Gott der vier Winde). Torquemada vergleicht
die Bezeichnung des Kaufmannsgottes lyacacoliuhqui (nariz agui-
leiia) mit Nasutus (como deus sagaz y prudente, y Hombre de
vive9a y agude9a de ingenio), als Mercurius oder (nach S. Isidor)
Medius currens (im Zwischenlaufen der Rede beim Handeln).
Die den Gott lyacatecutli (der Herr mit der Adlernase) in
ihren Stäben verehrenden Kaufleute markirten die für die ver-
schiedenen Götter geschnittenen Papierstreifen mit Tropfen von
1) Die Tagalen verehrten (in ihren Gesängen) den Gott Barhala-May-Capal (c'est-
ä-dire Dieu Fabricateur).
2) Los Mercaderes tuvieron Dios particular , al quäl llamaron Jyacatecuhtli y per
otro nombre se llamö Yacacoluihqui, que quiere decir : El que tiene la nariz aguilena,
que propriamente representa persona que tiene vive9a o habilidad, para mofar graciosa-
mente ö enganar, y es sabio , y sagaz, (que es propia condicion de mercaderes) in
Mexico (s. Torquemada). Nach H. Bancroft ist es auffällig, that this type of face, so
generally connected with the Hebrew race and through them with particular astuteness
in trade, should be the characteristic of the Mexican god of Trade.
614 RFXIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Ulli oder Caoutschuck (in Mexico). Der Gott Ekchuah (Kauf-
mann) wurde von Reisenden angerufen (in Yucatan). Für die Göttin
Mixcoatl (Erfinderin des Webens) wurde das Fest Tititl gefeiert.
Suchiquecal, Frau des Tzinteutl, wurde (als Göttin des Webens)
von Schwangeren angerufen. Xipe oder Peteuh war Gott der
Goldschmiede (bei den Mexicanern). Camaxtli wurde als Gott
der Jagd und des Fischfangs verehrt. In Cozumel wurde Hhulane
oder Khulneb mit Pfeilen verehrt.
Als alter Gott wurde Chico9iagat als Cachiltguegue bezeich-
net (in Nicaragua). Die Göttin Illematecutli (beim Fest Tititl)
trug zwei Masken, eine vorn und eine hinten (Sahagun). Um
von dem Gott Cozio Regen zu erbitten, bestieg der Priester (Papa)
einen hohen Mastpfahl im Tempel und tanzte dort singend, worauf
er sich an einem Strick schwingend wieder herabliess (in Mexico).
Die Schlachtgötter Pakoc und Hunchunchan (Orakel gebend)
mischten sich unter die Tänzer (bei den Itzas in Peten). Der
Haupttempel der (zu den Teules Chichimecas gehörigen) Cazca-
nes an Zacatecas) fand sich in Teul oder Tiuxl).
Cipac war Gott der Pipiles. In Matalcingo wurde dem Gott
Suchiquecal geopfert, Vixtocioatl wird als Göttin des Salzes ver-
ehrt (in ^lexico). Die Mixtecas hatten Idole ^) aus Papier, mit
Federn, Blut u. s. w. gefüllt.
In Meztitlan (mit den Göttinnen Xotchitlachpa und Tecpaxoch,
sowie den Göttern Huytecpatl, Tentetemic, Nanacatlatzi und Izcuin)
wurde neben der (von ihren Kindern, den Dämonen, zur Einfüh-
rung der Opfer getödteten) Hueytonantzin (notre grand'mere) der
Gott des Weins (Ometochtli) verehrt und Tezcatilpuca, der den
Weingott mit seinem eigenen Einverständniss tödtete, um ihn un-
sterblich zu machen. ,,La mort de cet Ometochtli etait semblable
au sommeil d'un homme ivre qui, apres s'etre reveille, est rede-
venue sain et bien portant," und die Unsterblichkeit bestand in
der Verewigung durch die Jahresrechnung, welche mit dem
ersten Jahre, als Ce-Tochtli, begann (nach de Chaves). Von den
(Huehue Teopixqui genannten) Priestern hütete Chiquey-Nochi-
tonal und Chiquey-Ocelotl (die mit Muschelklang zum Opfern
riefen) ein stetes Kohlenfeuer im Tempel, zu dem Jeder alle fünf
Tage Brennholz lieferte (s. Ternaux Compans). Auf der Insel de
^) Para cada cosa, de que sentian tener necesidad avian fabricado Idolos diferentes,
los quales occurrian ä pedir aquello, de que nccessitaban (los Tipus).
IDOLE. 615
los Sacriiicios (in Yucatan) wurde der von schwarz gekleideten
Priestern bediente Todesgott (Rakalku) verehrt. Der von dem
Caciquen Ovando geschenkte Götze hielt einen Fliegenwedel.
Die Mexicaner verehrten die fünf Kaninchen, sieben Schlangen
und viele Schlangengötter (nach Pierre de Gand). Macat und
Toste (Mazat und Teotost) wurden in Nicaragua als Götter des
Wildes und der Kaninchen (Teotochtli der Kaninchen bei den
Mexicanern) verehrt.
Die Torames und Tepehuanes (bei Centizpaz) verehrten den
Gott Theopiltzintle in Kindesgestalt (Padilla). Der Cazique von
Atzatlan hielt gezähmte Caimane und Tiger zum Kampf (zu Zei-
ten Guzman's). Im Tempel Tetlanma wurde der Gott^) Cantico
(cabega de lobo) verehrt (Torquemada).
Im Ceni (in Guayma) hiess die Gottheit Tanjappe. Der Frühlings-
gott Xopancalehuey wurde durch einen Pfeil dargestellt in Mexico
(s. Gama\ Stein-Idole (der Niquirer oder Azteken) sind auf der
Insel Zapotero gefunden (in Nicaragua). Ausser den Idolen mit
wildem Ausdruck oder (nach Pim) der Azteken finden sich andere
mit geschlossenen Augen im Lande der Chontales (nach Bayle).
Neben Manito (dem Göttlichen) hiessen die Dämone und Genien
(bei den Cris) Atayokkan (s. Lacombe). Der Hase (wabus oder
wok) heisst (als Präirienhase) Mistabus.
In der Ortschaft Teul (bei Guadalajara) wurde das Bild des
Gottes Toix verehrt und in der Höhle Cuicon hörten sich Stim-
men und Geräusche (s. Tello). Dem Gott Macuilxochitl (fünf
Blumen) wurde Brod in versciedenen Formen (auch von Schmetter-
lingen) dargebracht. Der Gott Yxtlilton wurde in Tänzen (Maie-
vahistli) gefeiert.
Bei Acapulco fanden sich Idole mit Mützen (Gomara). Die
Mexicaner ,,tenian Idolos de Mariposos" (Gomara). Die Frösche
wurden, um Fische zu geben, verehrt (in Mexico). Die Mexica-
ner verehrten Flöhe und Mosquitos, um nicht gebissen zu werden
(nach Gomara). Adoraban los Chinches, Pulgas y Piojos, porque
no les picasen (Torquemada).
1) In Tabasco wurden Idole von Holz und Thon verehrt. Die Yayos verehrten
Tamoncu (s. de Lact). Die Tagalen stellten unter die (über Berge, Ernten, Häuser
u. s. w. wachenden) Anitos (Davatas der Bisayos) ihre verstorbenen Ahnen, sowie die
im Krieg oder durch Blitz Umgekommenen (auch die von Crocodilen Gefressenen)
[Manitu]. Bei den Yaos (in Guyana) wurde Tamoncu verehrt. Bei den Aino wird
Gott als Kamui (Vorgesetzter) verehrt.
616 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Neben Diose (Gott) kennen die Bayanos-Indianer den bösen
Dämon Butara (Wagner). Die Zaparos verehren den Gott Piatzo
(neben dem bösen Mungia\ Die Tlacanexquimilli genannten Ge-
spenster ohne Kopf und Füsse (bei Nacht erscheinend) verkün-
deten Unglück (auf dem Boden rollend) in Mexico (s. Sahagun).
In Connecticut wurde der gute Gott Kichtan verehrt, neben dem
bösen Habomchon.
Die Chippeway leiten sich von Hund.
Die Delawaren „ „ „ Adler.
Die Tonkaway „ „ „ Wolf.
Die Osagen „ „ „ Schnecke.
Nach den Nanticokes erhielten die Menschen die Weisheit
von der Eule, die Gefrässigkeit vom Bären, den Blutdurst vom
Wolf. Die Athapasker leiten sich von Raben (im Westen\ von
Hunden (im Osten). Bei den Athapasken heisst die Seele i-yune
(yani oder Knochen). Irokesisch heisst Gott oder (bei Cherokee)
Oonalahnunghe (Hochtahli der Choctaw), Lawaneen (bei den Mo-
hawk"» und Tamaindezue (bei den Wyandot), als Hihsagita himise
oder Herr des Athems (bei den Muschkoghee). Dem Kitchee-
Manitu stand der (böse) Matchi-Manitu gegenüber. Am Caroni
wurde als gutes Princip Cachimana verehrt und Jolo-Kiamo als
böses. Manitou es el grande espiritu que arregla las estaciones y
favorece las cosechas (s. Codazzi). Nach Labat wurde Manitu
bei den Caraiben verehrt.
Die Ticunas oder Jumanas verehrten als guten und bösen
Geist den Nanuloa und Locazy. Der böse GuecuUcu (neben der
guten Gottheit) „causa todos los males" (s. Guzman). Der Dämon
heisst (Hori) Hosi (bei Macusi), Yawahu (bei Arowaken), Youmie (bei
Caraiben), Papa (bei Akawai). Gott hiess Kwarisabarote (bei
Warrau), Wumiri (bei Atorai). In Istlavan wurde dem guten
Gott Kij gegenüber das böse Princip in Jujup , Gott der Erde,
verehrt.
Neben dem Schöpfer ^) Yoscaha (oder Ataouacan) wurde des-
1) Als der Gott Waka (der Galla) die Menschen schuf, rief er zuerst die Besitzer
der Kühe (als Galla), dann die Besitzer der Kleider (als Suahili) und zuletzt die
Feldbauer (Pokomo), Neben dem bösen Cäushi wird der Gott Getünt von den Mun-
drucus verehrt. Am Orinoco wird der böse Jolochiano gefürchtet (Gilij). Die Arau-
caner verehrten die guten Meulen (neben dem bösen Guecubu). Neben dem Schöpfer
(als grossem Vater) kannten die Cariben gute und böse Geister (Icheiri und Mapoya).
Neben dem bösen Guecu (Quecubu) wird Pillan (Guenupiglian) als höchstes Wesen
SPUKGESTALTEN. 617
sen Grossmutter (Ataensig) von den Huronen verehrt (Sagard).
Von seinem fernen Aufenthalt liegt die Mittheilung eines alten
Attiuoindaron (Heroenkönigs) vor, sowie als Beweis ein Fuss-
eindruck in Stein. Wenn der (gute) Yoscaha (dessen Werke oft
durch seine böse Grossmutter verdorben werden) alt wird, ver-
jüngt er sich im Augenblick (als unsterblich).
Der Waldgeist (der Kinder raubt und in hohlen Bäumen
füttert) erscheint in Unzengestalt, als Caypora, oder neckend als
Gusupira, der Wassergeist Ypupiara mit rückwärts gekehrten
Füssen (in Brasilien), Uaibuara als Hund mit klappernden Hänge-
ohren. Den Alp verursacht der Seelensauger Pitanga oder Pitan-
hanga, und schreckende Traumgesichte wurden von Morangigoana
herabgespieen (s. Martins). Die Sacka-runas sind in Quito als
Gespenster gefürchtet (s. Osculati). Ein Indianer Amaquemecani
erzählte, seinem Vater sei der Teufel erschienen „en figura de
mona, a las espaldas, sobro el un hombro, y volviendo ä mirarle,
se le volvia al otro y asi andaba jugando de una parte ä otra".
Le renard ä jeun ou ä deuil (Nezahualcoyotl Mexico's) etait
un fetiche adore (ä qui on offrait de la chicha, comme au Fo
de Bogota).
Der (gelenklose) Teufel (als Löwe oder Tiger) erschien ohne
Augenbrauen mit runden Augen (in Texcalla^ „vianle sin cejas, y sin
pestarios los ojos rodondos, sin nirietas y sin blancos" (Herrera).
•Die Botocuden fürchten die Janchon genannten Schwarzgeister.
Nach Bekehrung der Mexicaner zum Christenthum , erschien
ihnen Nachts Tezcatlipoca als kopfloser Riese, an die Hausthüren
schlagend (s. Torquemada), sowie die Zwergin in Kindesgestalt
als Cuitlapantin (böser Vorzeichen), Die Tupinambas fürchteten
den bösen Dämon Ingange (zu Stade's Zeit). Um die Hexen
vom Hause abzuhalten wird ein schwarzes Steinmesser in einer
Wasserschale hinter die Thür gestellt (in Mexico).
Kanaima (der Dämon der Rache) straft Vergehen (bei den
Macusi). Der Dämon Tlacatecolotl erschien als Eule.
Der von den Riesen in Cholula gebaute Thurm wurde durch
einen Chalcuitl zerstört, der in Gestalt einer Kröte vom Him-
mel fiel.
bei den Araucanern verehrt. In Chihualiua wurden Untergottheiten (unter dem
Himmelsherrn) anerkannt. Von den Mattaugwessauks heisst es, dass sie kein höchstes
Wesen verehren, und, wenn sie im Kriege glücklich sind, das Verdienst des Sieges ihrer
eigenen Stärke und Geschicklichkeit beimessen (Long), gleich den Vermessenen der Wüste,
618 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
^ Die Erscheinungen des Teufels ^) wurden an dem Mangel des
" Schatten's, an den gelenklosen Gliedern und an runden Augen
(ohne Weisses) ohne Augenbrauen und Wimpern erkannt (unter
den Tlascalaj.
In den Seen von Vancouver-Island springen mit Stöcken die
in Ellbogen und Knieen gelenklosen Sim-moquis (s. Macfie).
Unter den Seelen, die bei der Fluth in einer Höhle gerettet
wurden, fand sich Xolotl, Gott der Zwillinge und sonstiger
Monstra.
Bei den Neeshenam") am Yuba- und Feather-Fluss (in Cali-
1) Der Teufel (gleich philippinischen Idolen) besass nach Caesarius keine Hinter-
seite (licet Corpora humana nobis assumamus, dorsa tarnen non habemus) und so sagt
videbis posteriora mea, der Widersacher im guten Sinn (in der Sprache der Vulgata).
Le dieu Pet (que les Romains ont revere sous le nom de Crepitus) findet sich bei
Caylus (T. VI).
2) Nach den Neeshenam stammen die Männer vom Coyote , die Frauen vom Reh
(s. Powers). Der heilende Medicin-Mann (der Neeshenam) verwandelt sich (bei der
Extase) in einen Bären. Die Küstenbewohner von San Lucas führten Kriege mit den
Guaycures des Innern (s. Cosanate). Die Laimones und Icas gehören zu den Cochimies
oder Colimies (in Unter-Californien) nördlich von den Gaicuras (mit Coras und Conchas).
Der Uchita (in California) ist verschieden vom Guaicura oder Waicura (s. Orozco).
Bei Sebastian Vizcayno's Zuge nach Californien (y mas adentro al Cabo ;^^endocino)
saliö a la mar una Canoa, que la venian remando cuatro remeros, y dentro un solo
hombre, con grande Magestad y Autoridad, que dijeron Senor y Rey de todas aquellas
riberas y tierra-firme, pegada al dicho Mar (die Spanier einladend), esto sucediö en el
Cabo de Santa-Barbara (s. Torquemada). Unter den Stämmen des Pudget-Sound
wohnten die Hohs am Quinaielt-Fluss. Die Shapta wurden vom grossen Geist mit
einer Bärin gezeugt. Unter den Felszeichnungen bei Sanjiago fand sich die rothe
Hand (in Unte^j-Californien). Als die Stämme des nördlichen Californien aus Norden
herabkamen , landeten an der Küste aus einem Boote die Hohgates (sieben an Zahl)
und bauten hohe Häuser, von Jagd und Fischfang lebend, und aus den Ueberresten
die Muschelhügel am Point St. George (bei Crescent City) errichtend. Als sie einst
einen grossen Seelöwen harpunirt hatten, wurden sie von ihm nach dem nordwestlichen
Seestrudel Chareckquin (wo die hinabsteigenden Seelen in dem kalten Nordwestwind
Charreck-rawek frieren) geschleppt, und während das Seeungeheuer niedergezogen
wurde, erhob sich wirbelnd das Boot in die Luft, und die Hohgates leuchten jetzt als Sieben
Sterne. Die Hohs leben am Quinaielt-Fluss (bei Cape Flattery). Die Hokandikahs
(Salt Lake diggers) am grossen See gehören zu den Snakes. Die Hohilpos gehören
zu den Tushepaws (an den Quellen des Missouri und Columbia), als Flatheads. Die
Ciasset (am Cape Flattery) durchbohren die Nase. Als der Riese Wappeckquemow
am Klamath river wegen Ungehorsam gegen die Gottheit vertrieben war, wanderten die
Stämme des Trinity river ein, aber als auch sie von der Gottheit abfielen, wurden
Plagen gesandt, als Omaha (in Gestalt eines Graubären, Krankheiten sendend), Makalay
(als Einhorn, das beim Sehen tödtet), Kalicknateck (als Donnervogel, mit dem Wal-
GLAUKOPIS. 619
formen) nothzüchtigt das Gespenst Bohem Cülleh (im Walde)
Frauen, die sich verirren. Coyote und Fledermaus (mit Augen
beschmiert und halb durch den Wind geöffnet) stritten um die
den Tauben vermählten Reh-Frauen (bei den Neeshenam).
Am Ende des Saeculums fürchteten die Mexicaner das Herab-
kommen der Menschenfressenden Tzitzimimes (s. Torquemada).
Nächtliche Phantasmen nannten die Mexicaner Hupia (el
anima del hombre).
Die Peeajos oder Priester verkehren mit den Dämonen (Wat-
tipa und Jarakin) in Guyana (Dapper), und auch in Darien wur-
den sie begeistert. Neben dem guten Gott (Yerri Yuppon) erscheint
der böse (Yaccyma) als schwarzer Mann (im Feuerlande\
Wenn die zwerghafte Frau Cuitlapanton (Cintanaton) oder
Cintlatlapachoto (in Gestalt eines kleinen Mädchens mit fliegenden
Haaren) erschien, war es Zeichen des Todes (in Mexico).
Am Salzsee bei Cartago erschien den Indianern ein Mann
mit den Eingeweiden aus dem offenen Bauch hängend (und zwei
Hunde führend) die Pest zu verkünden (s. Cie9a).
Kann der Bluträcher (Kanaima) sein Opfer nicht tödten (bei den
Macusi), so verfällt er in ein wild umherschweifendes Leben (und
oft werden Todesfalle einem unbekannten Kanaima zugeschrieben).
Neben den Dämonen oder Tzitzimime (Coleleti oder Tlatlaca-
tecolo) fanden sich die Tecocolianime (Verfolger), sowie die Nana-
hualti, als Hexen.
Die Wassergöttin Chalchihuitlicue (der grüne Stein) lebte
(als Gattin Tlaloc's) im grünen Schilf (in Mexico). Der Böse er-
schien als Eulen-Mann (Hombre Buho) in Mexico. Quid quod istas
nocturnas aves, cum penetraverint larem quempiam, soUicite pre-
hensas foribus videmus adfigi, ut quod infaustis volatibus familiae
minantur exitium suis luant cruciatibus (Dobneck). Der Dämon
(wayota) erschien (in den Canarien) als toller Hund oder Tibisena
Irvene oder Hu-candscha.
In Verehrung der Vulcane hiess der Popocatepec der
rauchende Berg, der Istacihuatl die weisse Frau.
fisch kämpfend) u. s. w. Yehl trank das Trinkwasser im (nebligen) Quell Koniath
(oder "Wolfes), um es, fortfliegend, in den Menschenansiedlungen auszuspeien (nach den
Thlinkeet). La Reina ö giganta in der Insel der californischen Golfbildung trug an
Halsbändern die in Muschelhügeln erzeugten Perlen und pulverisirte sie zum Trank
(Cardona), nach Kleopatra's Geschmack. Onate fand auf der Insel Cinoguahua (bei
Californien) die Riesin Ciiiacacahota (Fürstin oder Herrin) 1604 (s- Veytia).
620 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Auf dem Vulcan von Tuxtla wusch die Zauberin Malintzin
ihren Mais im gelben Wasser der Lagune Nextamalapon und
badete sich im grünen der nebenhegenden (s. Mühlenpfadt).
Die Tlahuipuchtli genannten Zauberer spieen Feuer aus dem
Munde (s. Torquemada).
Die Chiriguanos fürchten den nächtHchen Dämon Anaguazu
(s. AngeUs). Die Yuracaes wurden durch den Dämon Pepezu
geschreckt. Die Tuppin-Inba gehen Nachts nur mit Feuer aus
der Hütte heraus, aus Furcht vor dem bösen Ingange (s. Staden)
und ähnhch in Austrahen. Neben dem bösen Gabco oder Gabiot
wurden (auf den Canarien) die Phantome Mahio und Tibicen ge-
fürchtet, sowie (bei den Haourythen) das Gespenst Yruene oder
Irvene (s. Galindo). In Gran Canaria the devil appeared to them
in the shape of an animal resembhng a shock dog and sometimes
in other figures, which the natives call Tibicenas.
Bei den Lules kamen alle Krankheiten^) vom Ayaquä (el
gorgojo de Campo), der seine Steinpfeile abschiesst (s. Guzman),
Nach den Pericues (in Californien) zeugte Niparajo (im Himmel)
mit seiner Frau Anajicojondi drei Söhne (ohne Begattung).
Wie Xippe wurde Gott Amimitl für Krankheiten^) gefürchtet.
1) Nach den Guaicuras wohnt im Norden Guamongo, der Krankheiten sendet. Die
Cochimies feierten ein Fest für den Wohlthäter Jama ambei ucamba tevivichi (el
hombre venido del cielo). Die Apaches (nach Cordero) verehrten Yastasitasitan-ne
(Capitan del Cielo). Der Vogel Guirapuru dient zu Omen (bei den Tupi). Der
Wassergott Uauyara (über die Fische herrschend) stellt den Frauen nach (bei den
Tupi). In Sonora verehrte sich Yastasitasitan-ne, als Himmelsherr (s. Hernandez).
2) There is a disease, called ahiwataka-roga (in Ceylon), supposed to be caused by
a pestilential blast, mixed with the breath of poisonous serpents, that comes upon a
dwelling, when the flies first die; then the lizards and other reptiles, afterwards cats,
dogs, goats and cattle, and last of all human beings. There is no escape from it but
by bursting through the wall , to depart through the door would be certain death
(Hardy). Hardy nennt, als Buddhisten-Priester, die Srawakas {axovanxoi') , Theros
(eiders), Bhikshus (mendicants) and Sarmanas, from srama, the performance of asceticism,
answering to the ccay.rjrai, exercisers, of the ancient church. By the Chinese the word
is written Cha men and Sang men and it is said by Klaproth to mean, ,,celui, qui
restreint ses pensees, ou celui, qui s'eff'orce et se restreint." It is probable, that the
epithet Samanean, as applied to the religious System of Tartary, is derived from the
same word. It is to the priests of Buddha, that Strabo refers, when he speaks of the
Garmanas of India. By Clemens Alexandrinus they are called Sarmanas, though he
afterwards mentions the followers of Butta (Budha), as belonging to a separate Commu-
nity. In other works of the fathers, they are called Semnoi; Porphyrius calls them
Samanaeani (s. Hardy). Shahrastani unterscheidet von denjenigen, die ihr Wissen aus
der Lichtnische der Prophetie empfangen haben, diejenigen, welche in der ersten Zeit
FEST-KALENDER. 621
Der in Cuiüahuac verehrte Gott Amimitl (cosa de pesca 6
ca9a en agua) „daba romadico y catarro, hipo, como el que les
da ä los, qu estan a la muerte" (Torquemada). Kranke Kinder
wurden zur Heilung in den Tempel des Gottes Yxtlilton (cara
tiznada o negra) gebracht (zur Heilung durch diesen Aesculap).
Mictlan-Teuctli (Tzontemoc oder Aculnaoacatl) hess aus der
Tiefe der Gewässer das Ungeheuer Cipactli oder Capactli hervor-
gehen. Der im Delphin personificirte Wassergeist Bouto des Ma-
rahon erscheint oft als reizende Frau, Jünglinge ins Wasser zu
ziehen (s. Bates), wie ähnlich in Hellas. Gegen die Wellen der
See rufen die Chippewäer den Manitto des Wassers an (den
Manitto der Luft bei bedrohendem Sturm).
Durch die Sukia (Hexen) wurden (bei den Mosquitos) die
nächtlich umgehenden Wulacha beschworen, dann der die Baden-
den niederziehende Wassergeist Leewa, das wieder zur See zurück-
kehrende Zauberpferd Wichwin (die Hügel durchstreifend), die
von weissen Ebern in den Bergen bewachte Warrees (Königin
der Wildschweine), die giftigen Eidechsen u. s. w.
Cocopitl oder Sohn (Pitl) der Schlange (Cocome) war Gott
der Acolhua. Die Schüler des Quetzalcoatl oder Cocolcan hiessen
Cocome (Schlangen) und mit Opfern von Vögeln und Thieren
wurde dieser Gott Cocopitl oder Sohn Cocome's (Cohuatl oder
Schlange) verehrt. Nach Veytia war Cocopitl ein Schüler Quet-
zalcoatl's (oder Kokolcan's).
Die von Sahagun aufgeführten Feste folgen in der Reihe, als :
(fiestas fijas).
Fiesta del mes Tlacaxipeoalixtli.
Fiesta del mes Tozoztontli.
Fiesta del mes Veytocoztli.
Fiesta del mes Toxcatl.
Fiesta del mes Etzacualiztli.
Fiesta del mes TecuilhuitontH.
Fiesta del mes Veytecuilhuitl.
Fiesta del mes llamado Tlaxonchimaco.
. Fiesta del mes llamado Xocahuetzi.
Fiesta del mes llamado Ocpamiztli.
gelebt haben, Materialisten, Haschischyn (Haschich-Esser), Naturalisten und Theisten,
die durch ihre Kenntnisse verleitet wurden und sich nur an die eigene Erfindung
ihres Kopfes hielten.
622 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Fiesta del mes llamado Tloteco.
Fiesta del mes llamado Tepeilhuitl.
Fiesta del mes llamado Quecholli.
Fiesta del mes llamado Pancuetzaliztli.
Fiesta del mes llamado Atemoztli.
Fiesta del mes llamado Tititl.
Fiesta del mes Uamano Izcalli.
Nach den „cinco dias valdios del ario, llamados Nemontomi"
folgte: la fiesta del mes llamado Atlacaolo, 6 Quavitleloa.
Dann werden beschrieben:
Ceremonias y sacrificios que hacian en el segundo mes que
Uamaba Tlacaxipeolalixtli.
Fiestas y sacrificios que hacian en el postrero dia del segundo
mes llamado Tlacaxipeoalixtli.
De la fiesta y ceremonias que hacian en las kalendas del
cuarto mes que se llamaba Veytocoztli.
De la fiesta que se hacia en las kalendas del quinto mes
llamado Tozcatl.
De la fiesta y sacrificios que se hacian en las kalendas del
sesto mes llamado Etzaqualiztli.
De la fiesta que se hacia en las kalendas del setimo mes que
se llamaba Tecuilhuitontli.
De la fiesta que se hacia en las kalendas del octavo mes
llamado Veytecuilhuitl.
De la fiesta que se hacia en las kalendas del noveno mes
llamado Tlaxochimac.
De la fiesta que se hacia en las kalendas del decimo mes
llamado Xocotloctzi.
De la fiesta que se hacia en las kalendas del undecimo mes
llamado Ochpaniztli.
De la fiesta que se hacia en las kalendas del duodecimo mes
llamado Teutleco.
De la fiesta que se hacia en las kalendas del decimotercio
mes llamado Tepeilhuitl.
De la fiesta que se hacia en las kalendas del decimocuatro
mes llamado Quecholli.
De la fiesta que se hacia en las kalendas del decimoquinto
mes llamado Panquetzaliztli.
De la fiesta que se hacia en las kalendas del decimosesto
mes que se llamaba Atemuztli.
BAUM-CULTUS. 623
De la fiesta que se hacia en las kalendas del decimosetimo
mes que se Uamaba Tititl.
De la fiesta que se hacia en las kalendas del decimooctavo
mes que se Uamaba Izcalli.
De la fiesta llamada Oauquiltamalqualiztli que se hacia ä honra
del dios llamado Ixcocauhqui.
Als heilige Bäume wurden Cypressen und Palmen, in Gruppen
zu drei, in der Nähe der Tempel gepflanzt (in Mexico) und be-
sonders verehrt war der Seiba-Baum (bis nach Süden).
Als ein Bauer in Jägerndorf die Birke umhieb und nach dem
Zerspalten verbrannte, welthe seine Frau allnächtig als Alp zu
drücken hatte, wurde sie krank und starb (s. Peter), wie bei den
Dualla das Leben mit dem Baume verknüpft ist (und so in
Hellas). Ehe ein Baum gefallt wurde, befahl der Rajah von
Coorg den Bhutas sich von dort fortzubegeben.
Reisst der Missouri einen Baum hinab, sagen die Minitaris,
„that the spirit of tree cries, while the roots yet cling to the land"
(s. Matthews) und ähnlich bei den Dryaden (der Griechen), auch in
römischen Vorschriften (Cato's). In der Oberpfalz bitten die Holz-
fäller, wenn sie einen schönen, gesunden Waldbaum fällen müs-
sen, ihn um Verzeihung, denn die Bäume haben Leben, „sie reden
mit einander", auch in Franken vergreift man sich nicht leicht an
Waldbäumen, ,,das ist viel sündlicher, als einen von Menschen ge-
pflanzten Baum umhauen'' (s. Wuttke).
Von Cioacoatl (Schlangenfrau) oder Civacoatl, die eine Wiege
trug (und darin verborgen das Steinmesser für Menschenopfer),
wurde das Kinderpaar (Cocohua oder Schlangen) geboren, von
denen die Menschen stammten, als Tonantzin (unsere Mutter) oder
Cihuacoatl. Tonacacigua, Frau Tonacatecotle's, hiess Suchipuetzal
oder Chicomecoual (sieben Schlangen) weil die (sieben) Plagen,
Dürre, Hungersnoth u. s. w. sendend. Die Göttin Cihuacohuatl (die
Schlangenfrau) gebar (als ursprüngliche Mutter) stets Zwillinge
(paarweis). Die Göttin Toci hiess Teteoynna (madre de los dioses).
Für Verehrung der Hügel verfertigten die Mexicaner aus Holz
oder Wurzeln eine Schlange (mit Schlangenkopf), welche (nach
Umlegung durch einen aus Saamen bereiteten Teig) mit (Eca-
totontin genannten) Kinderpuppen auf einem Holzgerüst befestigt
wurde (s. Torquemada).
Nach den Zauberpriestern der Tuscaroras wurde die ver-1
schlingende Schlange im Neus-Fluss durch einen Adler getödtet
624 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
' (s. Lawson). Die Indianer nannten die gefiederte Schlange, von
Squier an einer Felsenwand in Nicaragua gesehen, die Sonne.
Der Kolibrigott (Kolibri links) Huitzilopochtli (Sohn der Schlan-
gengöttin Coatlicue) trug in der rechten Hand einen Stab, der in
der Gestalt einer wellenförmigen Waldschlange geschnitten war.
Der mit einem Vogel (Sperlings-) Kopf dargestellte Quetzalcoatl
wird zugleich die gefiederte Schlange genannt. Der Schlangengott
Votan erhielt später einen Vogelkopf, w4e die Egypter Schlan-
gengötter mit Vogelköpfen darstellten und die geflügelten Gorgonen
der Griechen von Schlangen umgürtet waren.
Zwischen Chametla und Culiacan wurden zahme Schlangen
verehrt (zu Guzman's Zeit). In Tenayuca wurden (nach Bernal
Diaz) Schlangen verehrt. Die Tahus (bei Culiacan) in Sinaloa
verehrten Schlangen (nach Castarieda). Die Aht stammten vom
riesigen Quacoteaht und dem Donnervogel.
Der Priester Powako führte insgeheim die Verehrung der
Schlangen (Inihako) ein im Cultus des Schlangengottes oder
Wakon (bei den Delawaren).
Der böse Hobbamok oder Abamocho erscheint (bei den Roth-
häuten) als Schlange (der Schöpfergott als Riesenvogel).
Die Schlange, welche das Ei zu erschlagen droht, wird von
dem Vogel getödtet (bei den Rothhäuten), und Bauwerke sollen
die Schlange mit dem Ei im Munde darstellen.
Cihuacohuatl (la muger culebra) oder (Oxomozco) Otzmosco
(la preriada golosa) hiess Teoyaominqui (la diosa que recoge las
almas de los difuntos) oder Tititl (nuestra madre).
Civacoatl (muger de la culebra) oder Tonantzin (nuestra
madre) Hess sich Nachts in der Luft hören (eine Wiege den
Frauen bringend).
Bei Ankunft der Acolhuas (zur Zeit der Chichimeken) fanden
sie auf der, Tlaloc genannten, Bergspitze bei Tezcuco das Bild
des Wassergottes Tlalocatecuhtli (senor del paraiso ö lugar de
sumos deleites) oder Tlaloc (in einem, Sämereien enthaltenden,
Gefass sitzend, um ihnen Regen zu geben), und derselbe herrschte
über die Untergötter, die auf all denjenigen Bergspitzen verehrt
wurden, wo man sich die Wolken ansammeln sah (Torquemada).
Als Nezahualpilli (König von Acolhuacan) ein hartes Steinbild
(weisser Farbe) an die Stelle setzen Hess, wurde es (durch Strafe
des Himmels) vom Blitz getroffen. Neben der Sonne (Tonaca-
teuhtli) verehrten die Tulteken den Regengott Tlaloc, die Ver-
WASSERGÖTTIN. 625
götterung eines alten und zauberkräftigen Fürsten unter den
Quinametin oder Riesen (d'Alva). Tlaloc, als Gott der Wasser
und Gewitter, wurde an zwei Jahresfesten gefeiert (in Tlascala).
Wenn die Priester am Wasserfeste des Tlaloc Schilf aus dem
See holten, durften sie dem Begegnenden wegnehmen, was ihnen
beliebte. Beim Ersäufen der Kindesopfer wurden nachlässige
Tempeldiener im Wasser geschwemmt. Tlaloc hielt einen zuge-
spitzten Schlangenstock (als Gott der Gewitter), Camaxtli zehn
Pfeile. Die Misteken, bei denen Njuhu (Feuer) die Gottheit
bildete, verehrten das Wasser als Säule in heiligen Höhlen. Neben
den Quellen waren 4 Altäre gebaut (Torquemada). Mit Vachom-
choam wurde auf einem Hügel von Tcho (bei Merida) Hehuncaan
verehrt.
Auf der Bergspitze Chiauhtempan (bei Tlascala) verehrten
die Tlascalteken (als Gefährten Tlaloc's) die Göttin Matlalcueye
(die Blau-Bewandete) oder (grüne) Chalchichuitlycue (Gewand der Ge-
wässer), welche als Apozonallotl oder Acuecueyotl (la onda ö y
hincha9on de las aguas) die Namen Atlacamani (tempestuosa y
Alborotadora), Ahuic oder Ayauh (hin- und herbewegt), Xixiqui-
pilihui (Auf und Nieder) erhielt (Torquemada). Auf der Berghöhe
von Tolucan wurde der riesige Wolkensee als Ursprung der
Wasser heilig geachtet. Beim Fest der Huixtocihuatl oder Göttin des
Salzes (die beim Streit mit ihrer Schwester, der Wassergöttin, in's
Salzwasser getrieben war) wurde, neben der in die gelbe Farbe
der Gottheit gekleideten Frau, die Haixtoti genannte Gefangene
geopfert (für die Salzmacher in Mexico). Bei den Goldarbeitern
erhielt der Gott Xipe Verehrung (auch in der Form Quetzal-
coat's). Für Tlaloc wurden von den auf Sänften (unter Gesang
und Tanz) getragenen Kindern die weissen, aus Canoen, in dem
See versenkt, die dunkeln den Wolkengöttern der Höhen (auf der
Bergspitze Cohuatepec) geopfert (s. Torquemada). Die Reste der
Tlaloc geopferten Kinder wurden in einem Steinkasten bewahrt
(s. Torquemada\
Die Teteuhpoalti genannten Kinder, die den Göttern Tlaloques
(der Quellen) geopfert waren, stiegen in das Haus Quauhxicalco
hinab, um in Freuden zu leben (s. Torquemada).
Der Feuergott Xiuhtecuhtli oder Ixco9auhqui (cara amorilla)
2) Die Najaden weilten im Wasser, die Göttin Collina herrschte über die Hügel,
Vallonia über die Thäler. Tlaloc thronte auf wolkigem Olymp.
Bastian, America. ^Q
626 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
hiess, als der älteste Gott, Huehue-Teutl (s. Torquemada). Xiuh-
tecutli (der Gott des Feuers) heisst der Vater aller Götter, als
ältester Gott (bemerkt Sahagun). El dios antiguo, que es el dios del
fuego, que esta (en medio de las llores y) en medio del albergue
cercado de cuatro paredes, y esta cubierto con plumas resplan-
decientes que son come alas [und so Agni] beim Gebet an Tezcatli-
poca (in Mexico). Den Songhie, die früher die Fische roh
assen, wie die Esquimaux, brachte ein Vogel auf seinem Kopf
das Feuer (s. Macfie).
Auf dem Berge Vixachtlan oder Huixachtla (zwischen Izta-
palapa und Culhuacan) Avurde (durch die Priester von Copolco)
das neue Feuer entzündet (in Mexico). Das Knistern des P'euers
(in Mexico) war Vorzeichen, dass ein Störenfried kommen
würde (s. Torquemada). Die Powhatans (welche am Jahresfest
das alte Feuer erlöschten, um neues zu entzünden) verehrten,
(neben den Schutzgöttern der Städte) den Gott Okee (Quioccos)
oder Kiwasa (als sitzende Figur) in Virginien (s. Howe). Am
Ende des Cyclus von 52 Jahren wurde das Geräth in Töpfen
u. s. w. im Hause zerbrochen, und das Feuer erlöscht, um dann
mit neuem Feuer Alles zu erneuern (in INIexico).
In Argos wurde nach dem Begräbniss das Feuer des Hauses
ausgelöscht und neues von einem anderen Heerde geholt (s. Plu-
tarch). Bei dem Reinigungsfest auf Lemnos w^urde nach Erlöschung
des Feuers neues von Delos geholt. Zum Opferfeuer in Olympia
durfte nur das Holz der Weisspappel verwandt werden. An dem
Erntefest fasten die Muskokulgec drei Tage unter Erlöschung
aller Feuer, bis der Oberpriester neues aus trockenem HLolz reibt
(Batram). Die Römer erneuerten jährlich das Feuer der Vesta.
Der Feuergott war in Tlascala „dios de la senectitud". Im
Tempel Huitznahuac wurde von den Priestern ein stetes Feuer
unterhalten. Der Tempel Zonmolco war dem Feuergott geweiht
(in Mexico). Aus dem Tempel des Camaxtli (mit einer Mosaik-
Maske in Türquisen) wurde das Feuer mitgetheilt. Die Pecos-
Indianer unterhalten ein stetes Feuer in dem Tempel Montezuma's
an den Quellen des Pecos (auf der Strasse von Missouri nach
Santa Fe). Nach den Asinais würde die Menschheit aussterben,
wenn das von dem Oberpriester oder Chenesi erhaltene Feuer
erlöschen sollte.
Der Gott Tepeyolotli w^urde Tesciulutli genannt, das Herz des
Berges (als im Echo gehört). In Cumana galt das Echo für Ant-
HEPHÄSTOS. 627
wort der befragten Seelen (Herrera). Der Hauptgott in Zoguio
war der Gott der Erdbeben, (una mano labrada de una piedra
preciosa) bei den Alixteken (s. Davila). Der Vulcan Maxaya wurde
(zu Toribio's Zeit) von den Spaniern für den Eing'ang der Hölle ge-
halten. Bei dem Kitchee Manittos genannten Felsen des Lac
Superior ward von Vorüberfahrenden Tabak geopfert (nach Volney).
Die Indianer in Verapaz (und die Choles) verehrten den Berg
Escurruchon, auf dessen Höhe ein Feuer brannte, damit die Rei-
senden Copal anzünden könnten.
Die Götter der Zauberei, der Bettelei, der Habsucht u. s, w.
wurden (in Tlascala) dadurch erinnert, dass Berge nach ihnen
benannt waren. Der Cazique von Lenderi und der benachbarte
hatten Berathungen (Monexico) mit der aus dem Vulcan^) von
Massaya (auf dessen Sierra Chorotegen lebten) hervorgehenden
Alten über die Witterung (s. Oviedo).
Während der Kriege in der Sierra de Topia (bei Guadala-
jara) fasteten die zurückgebliebenen Frauen. Neben Neyuncame
(el que todo lo hace) wurden Idole oder Tesaba verehrt und zum
Schutz der Pflanzungen (um nicht durch Kaninchen und Wild
beschädigt zu werden) der Gott der Kaninchen und des Wildes.
Bei Dürre wurden Steine besonderer Form , als Götzen, in den
^) Die Mamea (Hölle) fand sich auf dem rauchenden Hügel bei Leon (in Nica-
ragua). Am Flusse Sagadahok quälte beim Neumond der böse Tanto (s. Dapper). Die
Manche hatten keine Götzen sondern opferten ,,a los montes y sierras muy altas y fra-
gosas, y a los passos peligrosos, y en cruzijados de los caminos y a los grandes remansos
de los rios, porque entendian que por esto vivian y se multiplacaban y que de alli les
venia todo su sustento y las cosas necessarias para la vida humana" (Remesalj. Die
Asinais verehrten als Gottheit den im Himmel wohnenden Häuptling Caddi oder Anjo,
aus dem (von der zu der Mutter geflüchteten Jungfrau bewahrten) Blutstropfen der
Schwängern Schwester (von Riesen zerrissen) entstanden. Die Apaches verehrten Yasta-
silasitan, als Schöpfer des Himmels. Lonouoyroya est le moyen plus propre, pour
chasser les diables, qui causent les maladies (dans les villages des Hurones), le soir les
hommes commencent ä casser tout (schreiend und durch die Strasse laufend). Sie den-
ken sich dann irgend einen Gegenstand, und gehen am nächsten Morgen bei allen
Hütten herum, um ein Geschenk zu bitten, aber nur das Geträumte (das Glück bringt)
behaltend (Sagard). The Lower Pend d'Oreilles of Oregon believed that illness and
bad luck generally were the effects of the anger of a fabulous old woman. Gott hiess Nuiste-
pochpochot (Old Man above). Böser Geist, Taia ni^ot (bad below) unter den Selish
(s. Haie). Akom-kiniko (the one above), Gott ist Inim-kiniko (the one below) der Teufel (in
Sahaptin). The Musquito-Indians hold in dread the Wulasha or evil spirit and the
Liwaia or water-spirit (s. Cotheal). DieMinnetarees sühnen den Man-ho-pa (Grossen Geist)
am Me-ma-ho-pa (Medicin-Stein) der Prärien.
40*
628 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Fluss gelegt, und wenn sie nicht nützten, andere (Alegre). In
Chili kündete der Ehegott ^) Maruapounte den Männern im Traume
an, wann sie ihren Frauen beiwohnen sollen (Rudolphi).
In Jalisco wurde der Kindgott (Piltzinteolli) verehrt. Die
(von den Pimas stammenden) Nayarit (mit der Sprache der Cora
oder Chota) verehrten in einer Höhle ein thronendes Königsskelett.
Nayarit (mit Coras) grenzte an Acaponeta (wo die Sterne verehrt^')
wurden) in Nuevo Toledo.
Nach den Shoshones*^) leben in den Bergen von Montana
kleine nackte Kinderteufel (Ninumbees), die Kinder verwechseln,
ebenso wie die Pahonahs (Wasserkinder), die Kinder und Frauen
verschlingen.
1) In Chiapas wurde Costahuntox (mit Widderhörnern) verehrt. In Tetlan (bei To-
nala) wurde der Gott mit einem Stein in der Hand verehrt (neben einer piedra move-
diza). Bei den Mojaves (mit dem bösen Ne\vathie) lebte der Schöpfer Matevil oder
Mathowelia (dessen Sohn Mastamho das Wasser schuf und Bäume pflanzte) in einem
grossen Hause, bis er bei dessen Zusammenbruch fortzog, aber zurückerwartet wird
(zu den Apaches gehörig). Llaman a sus idolos Tesaba y al principal Neyuncame, el
que todo lo hace, el dios que cuidaba las sementeras tenia la forma de conejo o ve-
nado para que estos animales no las talaran, el que cuidaba de la caza de los ciervos
que se cogian para hacer tamales al recoger las sementeras, eran unas grandes astas de
venado, una äguila muerta era el numen para la volateriä y un navajon de pedernal
servia para que las flechas no se decompusieran. Otros idolos habia en figuras huma-
nas ö solo las Cabezas (bei den Acaxee in Durango). Die Acaxees curiren mit Saugen
und durch ein Rohr blasend. In Nayarit (mit der Chota-Sprache) wurden die Götzen
Tayoapa, Täte und Cuanamoa verehrt (s. Alegre). Die Ricaries pflanzen am Jahresfest
eine (immergrüne) Ceder vor die Hütte der Alten, und beschmieren sie mit Roth, wie
auch einen daneben gestellten Felsstein (das Symbol der in Stein verwandelten Helden),
beide zu verehren.
2) In Chapala (in Jalisco) wurde der Geist des See's verehrt. In Ubamari (Haupt-
stadt der Tepehuanes) wurde ein Kopf auf einer Säule angebetet (Tarayre). In Aqu-
9amil fand sich (zu Cortez' Zeit) ein hohles Thon-Idol, in das durch eine geheime Thür
ein Mensch eintreten konnte, um daraus zu den Verehrern zu reden (Topia). Neben
der Sonne wurde in Chihuahua der Herr des Himmels verehrt und ein die Priester
begeisternder Untergott. Mazahuacan der Mazahuas (in die Otomiten bcgriff'en) gehörte
zu Tucuba. Spiritus malignes (die Tapuyer) Curipura, Taguai, Macachora, Jurupari,
Marangigoana vocant, sed diversis significationibus, nam Curipura significat numen mentium
Macachera numen viarum, viatores praecedens. Petiguares fingunt boni nuntii para-
nymphum, contra Tupiguaos et Caryos medicum humanae salutis hostem. Juripari et
Anhanga significant simpliciter diabolum. (Marangigoana animam vel aliud quid, in-
stantem mortis praenuntians , ipsis Brasilianis non satis notum et tarnen illud vel maxime
timent). Bei, der Erde eingesteckten, Stäben wurden die Geister durch Aufhängen von
Armbändern gesühnt (s. Piso).
^) Von Wankanaga stammend, trennten sich die Shoshones und Comanches beim
Streit an den Soda-Springs.
VOGEL GREIF. 629
Von den Kindern der von dem durch Szeukha, Sohn des
Schöpfer's erschlagenen Adler geraubten Frau stammten die
(fortwandernden) Hohocam (nach den Pimas).
Beim AVirbelwinde warfen sich die Indianer (in Zacatecas) auf
die Erde und riefen den bösen Geist (Cachimipa) an. Bei Santa
Fe (in Neu-Mexico) wurden für den Dämon Neneca Maskentänze
abgehalten. In Neu-England galt der Südwesten als die Heimath,
wohin die Todten zurückkehren würden. Durch die Flügel des
Riesen Hrsuelgur, der als Adler an dem Ende des Himmels sitzt,
entsteht der Wind (nach den Sagas).
Ueber dem Wasser schwebte (nach den Tinneh) der Riesen-
vogel, der durch das Niederfahren die Erde hervorgehen Hess,
und diese mit dem Schnabel prickelnd, die Menschen (ausser den,
vom Hunde stammenden, Tinneh). Der von dem Himmelsgott
gesandte Rabe bracht das Licht (nach den Konyagaes). Bei der
Fluth ^) trennten sich (nach den Thlinkeet) Bruder und Schwester,
indem Chehtl (Donnerblitz) in Vogelkleidern nach Südwesten flog,
während Agishanakou (die unterweltliche Frau) in eine Oeffnung
auf dem Berg Edgecomb (bei Sitka) verschlungen wurde (und
neben den Erdtragenden Pfeilern eine Dunkelheit herrschte).
Der Riesenvogel, aus den Augen Blitze sprühend und mit
den Flügeln donnernd, findet sich vergöttert bei Chipewäyas,
Tlinkeets, Ätnas, Koltschanes und Kenai. Nach den nordöstlichen
Eskimo kommt allen Thieren die Fähigkeit der Seele zu, beson-
ders aber den Vögeln. *Die Californier ") in der Santa Catalina-
Insel verehrten zwei schwarze Raben (zu Viscaino's Zeit).
Manitu Kichton (der Lenape) auf dem Wasser schwimmend,
schuf Mann und Weib aus einem Baumstamm, und nach Unter-
gang der Menschen durch die Fluth, verwandelte er Seethiere
^) Bei der Fluth entflog Yelil, als (weisser Rabe), die Gestirne zu rauben (nach
den Thlinkeet) in "Wiedergeburt. Die Yopimes (Yopes) und Tlapanecas (Pinomes oder
Chinquimes) oder (Chochonti) Tenimes (Pinotl-chochon) verehrten das (roth gekleidete)
Idol Totectlatlauhquitezcatlipuca (s. Sahagun) in Yopinzinco. Im District der Llanos
wurden die Götter Yabalan oder Yahalan und Canamlum verehrt (und eine fette
Greisin, die im Kriege anführte). In Piraera (in Honduras) erschien der Dämon als
Neger (nach Herrera).
2) Die Californier verehrten den gelbköpfigen Geier (nach Taylor). Der Raub-
vogel Calhartes Californianus wurde (in Californien) verehrt (s. Reid). Nach Herrera
wurde Quetzalcoatl in Menschenform mit Vogelkopf dargestellt. Die Aht stammen vom
Gott Quawteaht, mit dem (weiblichen) Riesenvogel Tootooch vermählt.
630 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
in Menschen, Nach den Mmgos liess Michabu durch eine Ratte
ein Sandkorn aus dem Wasser holen.
Michabu (als Gott des Wassers) ist Gegner des grossen Ha-
sen (Atahocan), der mit seinem Hofstaat über den Wassern
schwebend, die Erde aus einem aus der Tiefe geholten Sandkörn-
chen bildete.
Als ein Greis die vom Baume gehackten Spähne ins Wasser
warf, wurden Fische daraus (in Grönland), wie in Are's Schöpfung.
Nach den Odjibway rettete sich ^lanabozho bei der Pluth
auf einen Baum. Bei der Fluth ergriff ein Weib den Fuss eines
vorbeifliegenden Vogels und wurde nach einer Klippe getragen,
wo sie gebar (bei den Knistineaux). Manabozho^) (als Michabu,
der grosse Hase) bekämpft die Schlange, die die Fluth verursacht
(bei den Chippeways).
Wie bald die Einführung der Nährpflanzen (bei Triptolemos
und Hiawatha), bald technische Erfindungen, wie der Töpferscheibe,
der Stahlbereitung u. s. w. auf Culturheroen zurückgeführt werden,
so lehrte Bochica bei den Chibchas den Gebrauch des Weber-
stuhls ^) und finden sich auch in Mexico ähnliche Deificirungen.
Der in einem Tempel (mit stets rein gefegten Matten) auf-
gestellte Nappatecuhtli (quatre veces Senor) wurde von den Matten-
verfertigern verehrt, als Tepalipaca oder Teaaltati (limpiar 6 labar),
weil die Sünden vergebend, als Quitzetzelohua (cernir o esparcir,
derramando cosa molida y hecha polvo), weil Güter ausstreuend
(oder Tlaitlanililoni) , als Tlanempopoloa (der Freigebige), als
Teatzelhuia (el que rocia con agua), weil barmherzig, als Amo-
tenenqua (muestrase agradecido), indem den verschiedenen Vor-
nahmen bei der Mattenverfertigung zugleich ethische Bedeutung
gegeben wurde.
Auf den Antillen führte Boitio das Brodbacken ein und in
Mexico wurde Chicomecoatl als Erfinderin des Brodbackens ver-
ehrt, Opuchtli, als Erfinder der Fischereigeräthe, Yiacatecutli,
als Erfinder des Handels, (neben dem Gott der Schilfmatten^,
Tzaputlatena , als Erfinder des Oelpressens. Die Göttin Tzapot-
1) Nach Verrichtung seiner Thaten in den Nordwestwind verwandelt, richtet
^Manabozho (durch klappernden Ton angekündigt) grosse Verheerungen an und ist
verdammt, im Jslärz über die Felder zu rennen. Der Teufel, der den Menschen
schadet, heisst Muhaptura (der Mörder) in Sonora.
2} Bei den Chinesen lehrte die Kaiserin Si-ling-chi, Gattin Hoangti's, das Spinnen.
p:rfindungen. • 631
latenan war Erfinderin des in der Arznei verwandten Harzöl's
Uxitl (s. Torquemada).
Opuhtli (El Izquierdo) invento la arte de la Pesqueria (auch
Opuchtli). Die ersten Menschen nährten sich von Kräutern und
Früchten (nach den Mexicanern), bis Tlaominqui (el que mato
con flecha) die Jagd einführte (s. Veytia). Die Steinschneider (in
Xuchimilco) verehrten die Götter ChicuhnahuiitzcuintU (nueve
perros) und Nahualpilli (caballero encantador ö Hechicero) und die
Göttinnen Macuilcaüi (cinco casas) und Centeutl (diosa de las
Mieses) unter den beim Zeichen Chicuhnahuiitzcuintli gefeierten
Festen (s. Torquemada).
Die Göttin Ixazalvoh erfand das Weben (wie Bochica in
Bogota) und die Göttin Yxchebelyax das Färben der Fäden (in
Yucatan). Bei den Cariben war der Ackerbau durch einen
Weissen eingeführt (s. Rochefort). Nachdem (bei den Tamanaken)
der Schöpfer Amalivaca mit seinem Bruder Vocci darüber be-
rathschlagte , wie der Orinoko gleich bequem zum Hinauf- und
Hinabfahren (mit Hülfe der Fluth) einzurichten sei, begab er sich
in einem Boot auf die andere Seite des Salzwassers (s. Gilij).
Beim Abschied (zur Rükkehr) verkündet Amalivaca den Tama-
naken, dass sie sich wie die häutende Schlange verjüngen soll-
ten, aber auf den Zweifel einer Frau bestimmte er, dass sie
sterben sollten.
Von Einem der alten Attiuoindaron (Heroenkönige) , dessen
Fusseindruck im Stein zurückgeblieben war, hatten die Huronen
die Kunde von dem Schöpfer (Yoscaha) erhalten (s. Sagard).
Die Erde wurde aus dem Wasser durch Micaboche (Michabu)
gebildet, wie aber der Himmel geschaffen sei (antworteten die
Indianer auf Henepin's Fragen) könnten sie nicht wissen, da ihre
Seelen nicht dorthin gelangten (XVII. Jahrhundert). Für die See-
len des gemeinen Volkes wurde das Tlaxochimaco (kleine Fest der
Todten) gefeiert, für die der Edlen das Xocotlhuetzin in ver-
schiedenen Monaten (in Mexico). Am Seelentage wurde ein Fest
im Hause angerichtet und die Seelen mit Fackeln zum Herbei-
kommen eingeladen (bei den Mizteken). In Goazaoalco wurden
die Knochen des Todten an einem Baum aufgehängt in einem
Beutel, damit der Geist sie fände. Die Aleuten riefen die Hülfe
der Geister (besonders in Blutrache) an. Die Seelen der Chepewyan
wurden in einem Stein-Canoe eingeschifft. Bei den Tinneh em-
pfängt Chutsain die Seelen. Tlalxico (das Erdinnere) war der
632 RELtGlÖSE VERHÄLTNISSE.
Tempel des Mictlantecuctli (in ^lexico). Bei den Pericues er-
langten die natürlich Gestorbenen Seligkeit, und ähnlich auch die
Mexicaner, wo die Seelen gewaltsam Gestorbener in den Kerker
der Unterwelt eingeschlossen wurde, während bei ihren kriegeri-
schen Nachbarn gerade jene zur Glorie des Jenseits eingingen.
Nach den Californiern (bei Monterey") gingen die Seelen nach
grünen Inseln des Westens, dort die Geburt der Kinder, die sie
zu beleben hatten , erwartend. Die gleiche Sprache eines ent-
fernten wStammes wurde von den Nutka erklärt, weil die abge-
schiedenen Seelen dorthin flögen, sich neu zu verfleischlichen.
Der von dem Grossen Geist inspirirte Prophet Wangomend
(der Monsey) war (in der Extase aufgehoben) dem Himmel so
nahe gekommen, um das Krähen der Hähne zu hören, und konnte
einen Blick in die drei Himmel (der Indianer, Neger und Weissen)
thun (1766), wo die Indianer Seligkeit genossen, die Weissen ge-
quält wurden (s. Heckewelder). Doch hatte man später für
Washington einen besonderen Pavillon einrichten lassen, wo er
sich, gleich Henoch, in seinem Paradiese allein befand, von den
zur Seligkeit eingehenden Rothhäuten indess, wenn sie dort
vorüberzogen, beobachtet werden konnte.
Das Characteristische der mexicanischen Teocalli liegt im
Anschluss der terrassenartigen Pyramidenbauten an eine natür-
liche Hügelunterlage, während die Architectur Yucatan's selbst-
ständig und freier gegliedert ist, aber dennoch Eigenthümlichkeiten
der, sonst dem mexicanischen Styl angeschlossenen, Casas grandes
des Nordens bewahrt. Die (über Florida die Mounds fortsetzenden)
Cues der Antillen (wenn neben den Höhlentempeln zulässig) gehen
dann in die südlichen Erdhügel über (noch bei den Caras), wäh-
rend in Peru eine neue Originalität, unter verschiedenen Variationen,
zu Tage tritt.
Die Denkmäler Yucantan's tauchten unerwartet aus den Ur-
wäldern auf, da die Entdeckung bei der ersten Conquista fast
bereits wieder vergessen war, wie die frühere bei den^) cambo-
dischen, als diese neuerdings hervortraten. Die bei der mexica-
nischen Eroberung erwähnten liegen jetzt meist in Trümmer, als
in den Kriegen oder durch die Missionäre zerstört.
1) Im Jahre 1570 wurde in Canibodgia (Cambodja) eine Stadt entdeckt in Mauern
und Sculpturen (nach Christoval de Jaque de los Rios de Mancared). Cette ville se
nomme Angor (s. Ternaux-Compans), zu Zeiten des Königs Nacaparas Prabantul (1606),
als Ancon oder Nakon (Nngara).
TEOCALLI. 633
In Teotihiiacan war der Sonncntempel (Tonatiuh Itzaquall rund (in vier sich ver-
mindernden Stockwerken), der ISIondtempel (Miztli Iztaqual) pyramidalisch (s. d'Alva).
Neben der Pyramide der Sonne und des Mondes -in Teotihuacan) fanden sich die
Tlalteles oder Coccillos genannten Erhebungen (s, Almaraz). Auf der Insel de los
Sacrificios traf man Treppentempel (Diaz de Castillo). Monumente mit "Wendeltreppen
fanden sich bei Xuchiltepetl (bei Tepic), und so bei Xuchipiltepetl ein Hügeltempel
mit gewundenem Weg (in Mechoacan). Bei Papantla oder Tajin stiess (nach Nebel)
auf Reste einer Stadt. Bei Chicualoque (in der Nähe von Papantla finden sich die
Ruinen der alten Stadt Tuzapan. Nach Velarde finden sich zerstörte Gebäude in
3 Stockwerken an der Confluenz des Salado und Verde (sowie Salado und Gila).
Bei Papantla (El Tajin oder Donnerkeil) wurde eine Goldfigur (Ouetzalcoatl's) gefun-
den (s. Gondra), ■ Dupaix fand hölzerne Teponastle (Trommeln) bei Tlascala. In
Xochimilco wird ein steinerner Todtenkopf erwähnt (bei Dupaix). Aus Tlahuac
werden sculptirte Steingefässe erwähnt, Opferzahn und Stein bei Orizava u. s. w. Der
hohe Stufentempel Tonala war aus Adobes gebaut (s. Hei-rera). Clavigero identificirt die
iMonumente von Ouemada (als CohuatHcamac) mit Chicomoztoc. Bei Veracruz sieht
man Ruinen alter Festungen (s. Sartorius). An der Pacific-Küste (in der Nähe von
Huehuetan in Soconusco) fanden sich Ruinen bei Tlazoaloyan. Die Monumente von
Tonala (der Chiapas) in Tehuantepec lagen an einem See der Küste. Bei Ciudad
Real (in Chiapas) werden die Ruinen von Valum Votan gesucht. Am Ulua-Fluss (bei
Comayagua) fanden sich alte Terrassen. Im Lande der Chontales traf man recht-
eckige Steinsetzungen auf Hügelgipfeln (in Nicaragua). Zerstreute Steinsäulen wurden
bei David und Veragua gefunden. Die Augen der Götzen waren von einheimischen
Spiegeln (Tezcat) gemacht, an dem Bild Tezcatlipuca's (Bernal Diaz). In Xochimilco
wurden mit Zierrathen sculptirte Steine gefunden , die in Mauern eingefügt gewesen
waren (s. Dupaix). An den Steinen von Xochicalco fanden sich Oalmetas oder
Maeander, Bei Casasano in Yahualica (nördlich von Mecamecan) wurde ein runder
Stein mit geometrischen Figuren gefunden (s. Dupaix). The Mexican mosaic forms its
figures by means of the head or outer-part of oblong shaped pieces of stone, that are
inserted the rest of their lenght , in the spaces left for them in front of the minor
portion of the wall (aus Sandstein) in Mitla (s. Tempsky). In Tlalmanaco wurden
thierische Steinfiguren gefunden. In Cuernavaca werden Steine mit Wappen er-
wähnt. Bei Santa Teresa (in Mexico) wurde ein Steinkopf gefunden mit Thränen-
zeichen auf den Backen (und ähnlich bei St. Lucia de Cotzamalyuqas, als ausgedrückte
Augen\ In Tula wurden Thongefässe gefunden, ornamented with figures in intaglio,
resembling those found on the monuments in Yucatan (s, Mayer). Zickzack-Ornamente
auf Thonsachen finden sich bei Tololatlon bei Tepic. (Tola, Mond der Syris). Auf
dem Platz Tlatelulco in Mexico wurde ein Gefäss mit Flügelkugel gefunden. Auf
den Zuni-Gefässen findet sich das Bild des Frosches (s. Whipple). In der Hacienda
St. Hieronymo (der Dominicaner von Guatemala) sollen Porcellanarbeiten gefunden sein
(wie im alten Aegypten). The Earthen Pots, die in Nord-Carolina in der Erde gefunden
wurden, waren von den (zu Lawson's Zeit) von den Indianern gebrauchten verschieden
(1700 p. d.). Neben den Steininschriften finden sich sculptirte Steine (bei David) in
Alanje oder Chirigui (s. Pim). Der ,, Büste d'une pretresse azteque" aus Mexico ähn-
liches Idol aus Tezcuco findet sich in Berlin (durch Humboldt), ,,als Idol azteque en
basalte" wie ähnliche Anahuac's. Das Relief mexicain aus Oaxaca (Huaxyacac), dessen
Zeichnung Humboldt durch Cervantes erhielt (Professor der Botanik), zeigt sich dem
Yucatanischen ähnlich. Das Obsidian-Armband (Humboldt's) aus Mechoacan war in
634 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
einem Grabe gefunden. Zwischen Pueblo de los Angeles und Tlascala finden sich die
Ruinen von Mixco, Xochitecatl , Tenexotzin , Hueyxotzin und Cacaxtlan. Bei San
Antonio de Tula (in Zacatecas) findet sich eine alte Opferpyramide. In Huizteco
(bei Tasco) sind alte Ruinen n. Guerrero) erhalten. Ruinen finden sich am Novillo-
fluss, sowie zwischen Acoyapa und Yuyagalpa. Bei Nayarit werden (von Hervas)
alte Ruinen genannt. Auf dem Cerro de la Ciudad (in der Sierra de Canoas) Wn-
äen sich ausgedehnte Befestigungen (s. Morfi) in Queretare (mit vielen Cuicillos
oder Todtenhügeln). Nach Ballesteros bildeten Canoas und Ranas alte Befestigungen
für die in der Mitte gelegene Hauptstadt (in Queretaro). Cabrera fand bei San Luis
Potosi Grabhügel oder Cuiztillos (Cuicillos). In Quedhula finden sich Ruinen des
alten Tempels (Jule). Zwischen Tula und St. Barbara (in Tamaulipas) findet sich eine
Lehmpyramide (s. Lyon). Bei Santa Catarina (in Guanajuato) traf man durch eine
Mauer verbundene Pyramiden (s. Berlandier). Löwenstein fand bei Tepatitlan eine Stufen-
pyramide (in Mechoacan). Die meisten Gebäude Mexico's bestehen aus dem Tetzontli
genannten Stein (ein poröser Amygdoloid). In Teremendo (bei Valladolid oder Mo-
relia) fanden sich gebrannte Gebäude (nach Villa-Senor y Sanchez). Die Erdwälle bei
Nayarit, wo das (dem Mexicanischen verwandte) Cora geredet wird, werden den Azteken
zugeschrieben. In Xuchipiltepetl (bei Tepic) findet sich ein Steintempel, sowie Alter,
thümer bei Sanjago Ixcuintla (bei Tepic). Bei Sanjago de Ixcuintla (am Rio Grande
oder Tololotla bei Jalisco) wurden Stein-Crocodile gefunden. Bei Santjago (Jalisco)
sind Thonstempel angetroffen (s. Retes). Im Cerro de Los Edificios (Tuitlan oder Quc-
mada) hat sich das Bild einer Schildkröte gefunden. Die Ruinen der Quemada (in
Zacatecas) unterscheiden sich von den casas grandes (in Chihuahua), dass sich dort zu-
erst die Form der Pyramide bemerklich macht (s. Orozco). In Tzintzuntan (bei
Ignatzio) finden sich (in Michoacan) Reste der (Yacatas genannten) Königsgräber
(s. Beaumont) und Trümmer von Pyramiden zerstreut. In den Bergen von Tequicis-
tepeca (in Misteka) fand sich ein Labyrinth , zu einem mittleren Platz (mit heiliger
Quelle) führend (s. Herrera). Unter den Pimas am Gila finden sich Reste labyrinthi-
scher Bauten (s. Johnston). In Tonala (zwischen Colima und Xalisco) fanden sich
unterirdische Gallerien in einem Hügel. In den Ruinen des Chaco (in den San Juan
^ fliessend) findet sich ein Bogen überkreuzender Steine. In einer Höhle bei Achiuhtla
(bei Oajaca) wurde ein (mit Schlange und Vogel verzierter) Chachicuitl als Herz des
iVolkes verehrt (Burgoa). Für eine geheime Botschaft erhielt der Indianer (bei den
Rothhäuten) den Auftrag, sie unter der Erde zu überbringen (s. Heckeweldcr) und
ähnlich in Kambodia. Nach Villa-Senor y Sanchez waren die Steine der Gewölbe
von Teremendo bei Valladolid oder Morelia (in Michoacan) durch Feuer zusammenge-
schmolzen (bei / Hassel). Bei den Cerro de los edificios (hacienda de la Quemada)
findet sich ^in Zacatecas) die Ojo del Monarca genannte Höhle (von Chicomostoc)
neben dem Piedra del Monarca, en que se halla esculpida una mano y un pie
(Ballesteros). Nach Alzate fand sich zwischen Xochicalco und Miacatlan der Schluss-
stein eines unterirdischen Ganges, on the face of which was sculptured an eagle
tearing a prostrate native Prometheus (s. Bancroft) und ähnlich scheinbar in St. Lucia.
Bei Bolaiios wurde eine Höhle mit Steinfiguren gefunden (in Xalisco). Bei Tupa-
taro (in Guanajuato) finden sich künstlich ausgearbeitete Höhlen (s. Bustamente). Die
Malereien in den Höhlen von Unter-Californien werden den Riesen zugeschrieben. An
den Klippen bei Santiago finden sich rothe Hände. In den kreuzbeinig sitzenden
Figuren (in Xochicalco) finden sich Aehnlichkeiten mit the Maya sculptures and
stucco-reliefs of Central America (und so Goldfiguren in Leiva). In Guadalajara wurden
MONUMENTE. 635
unterirdische Gewölbe mit bemalten "Wänden gefunden (in Michoacan). Die der Höhle
von Chicomuzclo benachbarte enthielt Altäre und Figurenzeichen in Chiapa (s. Her-
rera). Der Eingang der Höhle bei Coatlan (in Zapoteca) sollte unterirdisch salir a la
ciudad de Chiapa (s. Herrera). Von den Thürmen, die Grijalva an der Küste Yuca-
tan's (bei der Insel Cozamel oder Cucuniel) sah, kamen Canoes zum Schiff (151 8).
Die Abgesandten (am Rio de los Lagartos) trugen vergoldete Masken. An den Stein-
gebäuden (beim Rio Grijalva) fanden sich Thierköpfe (wie Löwen u. s. w.) und (seit-
lich blickende) Idole. Die Ruinen bei Ococingo oder (nach Juarros) Tulha heissen
Tonila (Steinhäuser) bei den Tzendal. Copan war Hauptstadt Payaqui's oder Chiqui-
mula's. Die Steinplatten, auf demsich die Statuen als Reliefs befinden, waren in
Zwischenräumen von einander aufgestellt (nach Mendez) in den Ruinen von Tikal
(und so wohl in Cozamalguapan). Copan wurde (1530) durch Hernando de Chaves
erobert (indem sich der Cacique in den Ruinen verschanzt hatte). Die Ruinen von
Palenque (Xhembobel-Moyos oder Ghocan) oder Otoliun (Nachan) werden als casas
de piedras bezeichnet. Die Monumente Yucatan's haud dubie templa et adoratoria
fuerunt, nam privatorum aedes fere ligneae erant et ,, Stramine tectae" (de Laet).
Stephens vergleicht die Sculptur eines zerbrochenen Steins in Ocosingo (Tonila oder
Steinhaus) oder Tulha mit dem ,,AVinged-Globe" der ägyptischen Tempel. Als ge-
flügelte Sonnenscheibe tritt Horus dem Typhon entgegen (und ähnliches in den
Schnitzereien der Papuas). Am Tabasco-Fluss fand Grijalva Goldfiguren von Enten
und Eidechsen. Die Ruinen (Culiacan's) bei Palenque heissen (in Yucatan) Xlap pahk
(alte Mauern). Die Monumente auf dem Hügel Ahancab (Hand des Herren) bei
Ocosingo waren mit Zeichen verziert, (die Jacinto Garrido für chaldäische hielt). Die
Erdhügel am Balize-Fluss dienten (nach Henderson) als Zufluchtsplätze bei Fluthen.
Bei den Ruinen von Labphak (in Yucatan) fanden sich inwendig Treppen. Waldeck
identificirt die Ruinen von Uxmal mit Itzalane. Roulin vindicirt den Rüssel des
mythischen Thieres Me (bei den Chinesen) dem Tapir (in rüsselartiger Priesterkleidung
in Mexico). Wie die Sculpturen Oajaca's zeigen die Yucatan's vorspringende Nasen
und zurücktretende Stirn. Nach Plato lag etwas erhaben Königliches [ßaailiy.oi') in
einer grossen Nase). Ruinen finden sich bei S. Lucia Cozumalguapan, Tzoc Uleu (bei
Huehuetenango), Utatlan bei S. Cruz de Quiche, Ixinche oder Patimanit bei Tecpan-
Guatemala, Rabinal, Flores, Ouirigua (in Yzabal), Nebay (am Rio Chixoy), bei
Socoleo oder Sac-uleuh Jocotan (Brücke bei Copan), an der Laguna von Atitlan
(Cerro de oro) u. s. w. Asmitia (Smith) fand am Vulcan des Fuego einen Aquäduct
und Steinfiguren. Bei Santjago Ixcuintla w^urde (am See San Juan) ein aus dem Fels
gehauenes Crocodil geftinden und sonstige Thierbilder (in Xalisco). In Mixquiahuala
(bei Actopan) wurden Alterthümer gefunden. In der Nähe von Payaque fanden sich
Reste von Befestigungen (in Verapaz). In der Nähe von Zacabaya finden sich die
Ruinen von Tuhal oder Tuhalha. Die Ruinen von Chulimal lagen zwischen Lemöa
und Chichicastenongo. Zwischen Guadalajara und Sayula wurden Reste eines alten
Steinweges gefunden (in Michoacan), an einer Stelle, wo früher die Stämme Kriege
um die Salzgewinnung führten (s. Rio). Die Reste einer alten Strasse finden sich
zwischen Guadalajara und Sayula. Zwischen Tiho (bei Merida) und Yzamal existiren
die Reste einer alten Indianerstrasse (nach Landa). Die Baulichkeiten auf dem Hügel
Los Edificios (der Quemada oder Tuitlan) am Rio de Villanueva sind durch Wege
verbunden (in Zacatecas). In der Nähe von Rabinal fanden sich Erdhügel als Cakhay
oder rothe Häuser (Brasseur). Tohil's Tempel war konisch in Utatlan (in Guatemala).
Das Scioto-Thal (voll Alterthümer) wurde später von den Shawanees durchzogen,
636 RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
Die Altertliümer in Indiana und Michigan hängen mit dem Kupferbau am Lake Su-
perior zusammen, wo der geringe Baumwuchs erst seit dem XII. Jahrh. stammen
kann. Specimens of the blood-red pipe stone (of the Coteau des Prairies west of St.
Peters) occur in ancient burial-grounds, as far east as New-York. Auf Pfeifen (in den
Hügeln Ohio's gefunden) ist der Manatee oder Lamantin (ähnlich den Funden in
Florida) dargestellt (Squier). Die alt -amerikanischen Bauwerke wurden noch von
den Creek-, Natchez- und Florida-Stämmen (im Süden) aufgeführt (nicht im Norden).
Nach Garcilasso de la Vega liebten die Floridaner auf Höhen zu bauen und bauten
in Ebenen künstlich, um darauf das Haus des Häuptlings, sowie das Dorf zu stellen*
The garden beds (in Southern Michigan) are vestiges of ancient field labor (in rows).
M'Coy schloss aus den Jahresringen dort gewachsener Eichen auf 1502 p. d. als Jahr
der verlassenen Arbeit. In Wisconsin unterscheidet man neben den Monumenten in
Thiergestalt die garden-beds. In a burialground at Kinderhook (near the spot, where
Ive Smith discovered copper-plates with hieroglyphics) an earthen vase (with the bones
of a rattlesnake) were found with the skeleton (flint spear-head, bone-awls etc.) 1843
(of Indians driven out by the Sioux) in Illinois. In the Georgian excavation (at Flint
river) was found an unfinished vessel on the wheel (according to Hitchcock). Bartram fand
Ruinen (im Lande der Chirokesen) bei Sticoc. In der Nähe von "Wrigtsborough (am
Little River) sah Bartram die Ueberbleibsel einer alten Stadt der Indianer. Auf den
Inseln des Georgs-See (mit dem St. Johann-Fluss) sah Bartram die Reste einer india-
nischen Stadt und in der Nähe Moundts sowie eine indianische Heerstrasse. Jenseits des
Gila fanden sich die Casas de piedras als die Ruinen der Stadt Hottai-Ki (s. Mühlen-
pfordt). Nach den Jahresringen der Bäume war das Erdwerk in Ohio (nach Locke)
1238 p. d. verlassen, der Tumulus zu Grave Creek in Virginia (nach den Ringen der
quercus albus) 1328 p. d. (nach Tomlinson). Bei den indianischen Befestigungen führt
das Thor (wie in Tlascala) in ein Labyrinth von Passagen (im Zickzack). Atwater
beschreibt (1820) die Werke von Circleville, Marieta u. s. w. (Arch. Am.), Squier
und Davis (1848) die des Missisippi-Thals (Smiths. Trans.). Die als Teiche oder Brun-
nen beschriebenen Vorrichtungen neben den Tumuli im Lande der Cherokesen lieferten
die Erde, um jene aufzurichten, und die sie verbindenden Dämme der offenen Allee
mögen bei den mechanischen Vorrichtungen zur Fortschaffung gedient haben. Am
Rio Gila (östlich von der Mündung in den Colorado) finden sich Figurenzeichen auf
Felsen (s. Bartlett). Das Rothe Haus oder Chichilticale (bei Coronado) war (nach
Castaneda) aus rother Erde gebaut, als Casa Grande oder Casa de Montezuma zwischen
den Pima-Dörfern und der ^lündung des San Pedro am Gila (mit angebrannten Balken
aus Sabino-Holz oder Ceder). Am Chelly-Canon (Nebenfluss des San Juan) finden
sich (nur auf Leitern zugängliche) Steinbauten unter überhängenden Felsen (bei Simp-
son). Sedelmair fand Ruinen zwischen Gila und Salado. Adobe-Bauten finden sich im
Salado-Thal (s. Emory). Leroux fand Steinbauten im Verde-Thal. Nach Whipple
finden sich Befestigungen bei Pueblo Creek (an der Quelle des Rio Verde). Am
oberen Gila finden sich (unter den Pimas) labyrinthische Bauten (Johnston). Nach
Espejo hiess das (von Coronado besuchte) Cibola (der Spanier) Zuni (bei den
Eingeborenen). Die Casa Grande (Casa de Montezuma) findet sich am Gila
zwischen den Pima-Dörfern und der Mündung des San Pedro, als Chichilticale odcj-
rothes Haus (bei Coronado) 1 540. In den Ruinen des Pueblo-Dorfes Pecos finden sich
Adobes (Emory). Die Ruinen des Pueblo-Dorfes Quivira (östlich vom Rio Grande) zeigen
Steinbauten (s. Greggs). Froebel fand Felsinschriften im Thal des Rio Grande. In Tezique
ist das indianische Dorf auf alten Ruinen gebaut (s. Abert). In der Sierra de los Mimbres
RUINEN. 637
finden sich alte Kupferminen (bei der Quelle des Gila). Die stufenförmigen Wände
der Casa Grande (an der Mündung des San Pedro in den Gilaj oder Chichilticale
(rotlies Haus) waren von einem ,,barro algo colorado" (s. Bernal) mit Resten alter Wasser-
leitungen. Die dort gefundenen Scherben (verschiedener Farben) sind (nach Font) ver-
schieden von dem Töpferwerk der Pimas. Nach Hutton hat die Erde ringsum ein
röthliches Aussehen, obwohl die Casa Grande durch den Kiesel weisslich erscheint.
Nach Bartlett waren Figuren in rothen Linien auf den Zimmerwänden eingezeichnet.
Leroux fand am Rio Verde, Nebenfluss des Salinas (der in den Gila fliesst), Reste von
Steinbauten. Am Fluss San Pedro (Nebenfluss des Gila) fanden sich Bauten aus
Adobe auf Steinfundamenten (bei Emory). Die Casas Grandes (in Chihuahua) am
Casas Grande-Fluss (zwischen Sanos und Galeana) sind aus sonnegetrocknetem Lehm
und Kies gebaut (s. Bartlett) in Etagen (mit grossen und kleinen Räumen). In den
Ruinen des Rancho de las Piedras bei Topila (in Tamaulipas) finden sich viereckige
und runde Hügel aus Steinblöcken. Auf der rothen Erde von Chichilticale (bei
Culiacan) finden sich die Ruinen zerstörter Gebäude eines aus Cibola eingewanderten
Stammes (nach Castaneda). Das viereckige Haus Montezuma's (mit drei Etagen) beim
Rio Gila (in der Nähe der Pimas Gilaiios) war durch die Mexicaner auf ihrem Durch-
zuge gebaut (s. Pedro Font) 1775. Culiacan (am Nebenflusse des Umaya oder Culia-
can) wurde auf der Stätte des alten Hueicolhuacan erbaut (von den Spaniern). Die
(viereckigen und runden) Klippenhäuser in den Canons der Flüsse Mancos und M'Elmo
(Nebenflüsse des San Juan) wurden von einem ackerbautreibenden und heerdenhalten-
den Volke (die Sonne verehrend) gebaut, als ihre vom Norden herabkommenden Feinde
(die Vorfahren der Utes), die sie jeden Sommer unterdrückt hatten, auch im Winter
blieben , und als sie sich nicht länger vertheidigen konnten , errichteten sie neue
Festungen im Süden, aus welchen gleichfalls vertrieben, sie sich in Arizona nieder-
liessen, in den Pueblos der Moqui (nach Ingersoll). Am Chaco (Nebenfluss des San Juan
finden sich die Ruinen des Pueblo Pintado, als Steinbauten röthlicher Färbung (s.
Simpson). Im Pueblo Chettro Kettle waren die Wände mit rothem Lehm belegt. Im
Pueblo bonito (neben dem Pueblo Hungo Pavie) finden sich Balken unter dem
Zimmerdach, mit stumpfen Instrumenten (nach Hammond) bearbeitet. Die Bogen waren
aus überkreuzenden Steinen gearbeitet. Die Pueblo -Dörfer am Rio Grande del Norte
sind in Terrassen aufgebaut (s. Meline). Die Moqui-Dörfer (zwischen Chelly-Canon
und Colorado Chiquito) liegen auf überhängenden Klippen (s. Ives). Dass sich in
unfruchtbaren oder durch spätere Verhältnisse spärlicher bewohnten Gegenden Monu-
mente häufiger erhalten finden müssen, als in dicht bevölkerten, hätte vor Aufstellung
jener gekünstelten Theorien bedacht werden können, durch welche die locale Verbrei-
tung der Dolmen in Europa und Nordafrica (oder gar in Verbindung mit Indien u. s. w.)
erklärt werden sollte. Gegenüber Major's Ansicht hinsichtlich der in Nord-Cimberland
häufigen Gräber, findet Arnkiel zu erinnern, „dass in der Marsch und fruchtbahren
Gegend, weit mehr Heyden-Gräber zerstöhrt seyn, als auff der Heyde, da man wegn
Unfruchtbarkeit des Landes nicht so eiff"rig gewesen, die Gräber der Heyden zu ver-
wüsten (1702)".
638 OPFER.
Von den Totonaken wird gesagt, dass sie ihrer Göttin Cen-
teotl Blumen^) und Früchte geopfert, statt der sonst in Mexico
üblichen Menschenopfer, und deren Einführung" wird der auf Furcht-
einjagung (wie das Alenschenfleischessen der Kreuzfahrer zu
Tyrus) berechneten Tragödie der Azteken bei dem den Krieg be-
schhessenden Hochzeitsfest in Culhuacan zugeschrieben.
Nach Herrera war der Gebrauch der Menschenopfer '^) von
Chalco nach Tlascala gekommen, und unter den Chichimcken
sollen die Menschenopfer bis zur Zeit des Kaisers Ixtlilxochitl
verboten gewesen sein. Auch wird von Netzahualcoyotl gesagt,
dass er unfähig die jMenschenopfer abzuschaffen, wenigstens (wie
Numa) auf ihre Alilderung gesonnen, und so den eigenen Kindern,
die früher (wie in Cartago) von den Priestern gefordert wurden,
die Kriegsgefangenen substituirt habe, sich also, wie es scheint,
unfähig fand, bis zu einem rein symbolischen^) Opfer, (wie es
auch bei den Argeen auf dem Pons*) sublicius statt fand) weiter
zu gehen, doch kam man zu sacramentalen Gottesmahlen und
zu der sacramentalen Kraft des sündenlosen Kindes oder der
seines Blutes.
Nach langem Fasten (und Tanzen in Blätterkleidern) opferten
die Tuateken ein Kind, das noch keine Sünde gekannt hatte
(s. Herrera). Bei den mit Tänzen (in Blätterkleidung-) gefeierten
Festen der Chinantecas wurde ein unschuldiges Kind, sowie ein
1) Auf dem ßcojuog urcu^ay.Tog im Tempel Apollo's wurden nur Opferkuchen ohne
Feuer dargebracht.
2) Das steinerne Opfermesser war von den mexicanischen Frauen in einer AVicge
gefunden, welche die Göttin Civacoatl in dem Tempel niedergesetzt hatte (Sahagun).
3) Die Oscilla genannten Wollpuppen wurden beim Fest der Mania aufgehängt
(in Rom), und bekleidete Puppen fanden sich in peruanischen Mumiengräbern.
*) Die Chicoranos (deren Priester beim Tode des Königs Feuer anmachten, um
die zum Himmel aufsteigende Seele zu zeigen) warfen das auf einem hohen Pfahl
verehrte Götzenbild nach dem Fest in einen Fluss (Gomara) wie beim Winteraus-
treiben.
MENSCHENOPFER. 639
Huhn geopfert, und die Körper für die Vögel auf das Feld ge-
worfen, dann aber gekaufte Sklaven geopfert und gegessen
(s. Herrera). Neben der Capelle Huitzilopochtli's und Tezcatlipoca's
fand sich die des mit Kinderblut gekneteten Sonnengottes (in den
edle Steine und sonstige Kostbarkeiten zu Opfergaben hinein-
gedrückt wurden), und die Mexicaner opferten ihm (unter Ver- ;
theilung von Teigsachen zum Essen) für den Mais, „quando las
canas estaban pequenitas sacrificaban Ninos recien nacidos, /
i quando mas crecidas, mayores, y asi iban subiendo, hasta que el ]
J\Iayz estaba en macorca y maduro, que entonces sacrificaban hom- ^
bres viejos" (Herrera).
Nachdem den drei Knaben, die alle drei Jahre getödtet wur-
den, das Herz herausgenommen war, wurde aus ihrem Blut mit
Saamen ein Teig verfertigt, der (als Seelen-Nahrung) verzehrt
wurde (s. Mendieta). Die wenig der Religion ergebenen Chichi-
meken, die auf die Tolteken gefolgt waren, nahmen von den
Acolhuas den Cultus der Sonne (mit Darbringung von Blumen
und Räucherwerk) an, und dann brachten die Mexicaner die
Menschenopfer (nach Olmos). Die auf der Wanderung bei der
um Tulla gebildeten Lagune zu bleiben Geneigten wurden am
Morgen der nächsten Nacht mit ausgeschnittenen Herzen gefun-
den, so dass die Mexicaner daraus die Herzen als Lieblingsspeise
des Dämons erkannten, und dann, als sie bei Culhuacan später
gesiedelt, die Culhuas gegen die Xuchimilcos unterstützten, die
ersten vier Kriegsgefangenen dieser in gleicher Weise opferten
(s. Torquemada). Grijalva hörte in San Juan de Ulua (Culhua),
dass die Menschenopfer auf Befehl des Fürsten von Culhua ge-
bracht wurden (s. Torquemada).
Eine der indischen ähnliche Opferscala war auch in Mexico
bekannt, und wenn die Verehrer der blutigen Kali von Elephanten
selbst bis zum Menschen weiter gehen mochten, so war den Azte-
ken eine Steigerung bis zum Opfern der Gottheit selbst geläufig
(in deren irdischen Repräsentanten). Auch intensiv konnte der
Werth, und also die magische Opferkraft, erhöht werden, wie
bei den Carthagern durch Auswahl der den Eltern liebsten Kin-
der, und in Mexico mussten die in ihrem Herzen der Gottheit
Geweihten frisch vom Schlachtfeld von den Kriegsgefangenen ge-
bracht sein, während das Anerbot von Haussklaven und ihr mattes
Lebensblut nichts Grosses zu schaffen vermochte. Als concen-
trirte Lebensessenz galt das Herz, das deshalb den Göttern zur
640 OPFER.
Speise dargebracht wurde, besonders in Mexico, doch auch in
Peru und anderswo.^)
In Yucatan suchte man „prender hombres principales para
sacrificar, porque mientras el sacrificado era de major caUdad,
mas acepto el servicio les parecia, que hacian ä dios" (s. Herrera).
Um Gelübde zu erfüllen, pflegte man (in Mexico) viele neu-
geborne") Kinder (wie Herrera sagt) zu verkaufen und in den
Tempeln zu opfern (como nosotros las candelas).
Während die Tlascalaner früher dem Gott Camaxtli nur
Wachteln, Kaninchen, Papier und Kräuter dargebracht hatten,
wurde bei dem i^durch die Botschaft der ihre Hülfe versprechen-
den Mexicaner angezeigten) Aufstand gegen Culhua Tecuhtli
Quanex (König von Tlascala) auf das Gebot des Gottes ein neues
Opfer eingeführt, indem der erste Kriegsgefangene geopfert und
abgehäutet wurde. Der Priester Achautli drückte aus dem grösseren
der beiden Busen eines Mädchens einen Tropfen Milch, der in ein aus
Teotetl (piedra de dios) gefertigtes Steingefäss (schwarzer Farbe)
auf den Altar getröpfelt wurde, und am dritten Tage das Gefäss mit
einem weissen Schaum füllte, in welchen die Krieger ihre Pfeile
(um sicher das Ziel zu treffen) tunkten, und indem dann der
Priester das Gefäss über die mit der Menschenhaut Bekleideten
entleerte, verbreitete sich ein dichter Nebel, durch den die Feinde
verwirrt und besiegt wurden (s. Veytia), wie in der Mongolenschlacht.
Die in Chichen-Itza geopferten Jungfrauen erhielten Aufträge
zu Fürsprache bei den Göttern. Um den Altar des Jungfrauen-
sohnes ^) Huitzilopochtli zu versehen, wurden blutige Kriege ge-
führt. Die Zapoteken opferten den Göttern Männer, den Göttinnen
Frauen und geringeren Gottheiten Kinder. In Chicomucelo finden
sich in einer Flöhle Altäre zum Opfer (Herrera).
1) Nach Marcgrav opferten die Araucaner Kriegsgefangene (mit Herausnehmen
des Herzen's). Tenian por santos (die geopferten Menschen) in Yucatan (hostia, ab
hoste sacrificato). Pour nous la victime la plus sainte n'est pas seulement un homme,
c'est un dieu, immole pour nous sauver, so sagt Brasseur de Boui'bourg (als katholi-
scher Priester). Die Mojas genannten Knaben (aus den Llanos) wurden bis zum lO.
Jahr im Tempel auferzogen, und dann von Kaufleuten denjenigen Caciquen der Ort-
schaften verkauft, die ihn im 15. Jahre opferten (Piedrahita).
2) Die Bevölkerung der Insel Funafuti wurde (aus Furcht vor Hungersnoth) nie-
drig gehalten by the practice of foeticide and occasional infanticide (A. W, Murrayj.
3j Natus est de pater semper et matre semel, de patre sine sexu, de matre sine
usu; Apud patrem quippe defuit concipientis uterus, apud matrem defuit seminantis
amplexus (Augustin.).
WASSEROPFER. 641
Bei Ung-lücksfällen (in Yucatan) wurde das Menschenopfer
blau bemalt und die Priester con una flecha en la parte verenda,
fuese muger ö hombre, le heria worauf die Uebrigen mit Pfeilen
erschossen (Landa).
Für das Fest Toxcatl wurde unter den (von den Capilxques)
in feiner Lebensart auferzogenen Knaben einer zum Opfer bestimmt
(nach welchem er durch einen anderen ersetzt w^urde), um während
eines Jahres (von acht Pagen begleitet) als Bild des Tezcatlipoca ver-
ehrt zu werden, und nachdem er für die letzten zwanzig Tage
ein Mädchen zur Ergötzung erhalten, wurde er in königlicher
Barke übergefahren nach dem Berge Acapilcan, w^o er (von dem
übrigen Gefolge, ausser den acht Pagen, verlassen) die Stufen
des Tempels erstieg, auf jeder der einen Terrasse eine der Flöten
(auf denen er bis dahin gespielt) zerschlagend, um auf der Höhe
durch Herausreissen des (der Sonne geweihten) Herzens geopfert
zu werden, ebenso wie der Tlacalepan genannte Knabe, der in
seinem Ornate den Vitzlopochtli repräsentirte (s. Sahagun).
Im ersten Monat des Jahres wurde (in Mexico) Tlaloc (Gott
des Wassers) verehrt. Beim Fest Xipe's (Gott des Reichthums
und der Goldschmiede) bekleideten sich die Priester mit der Haut
der Menschenopfer. Der Göttin Centeotl wurde eine Frau ge-
opfert. Beim Fest Tezcatlipoca's wurde gefastet. Beim Fest des
Huitzilopochtli wurde die gebackene Statue mit einem Pfeil durch-
bohrt, indem der Priester ausrief: „Der Gott ist todt". Im zwölf-
ten Monat verkündete der Priester, wann die ersten Strahlen des
Morgens auf die vor den Tempel Tezcatlipoca's gestellte Säule
fielen: „Die Götter sind angekommen, verehrt sie".
Nachdem die Mexicaner (auf ihrer Wanderung) in Tulla die Menschenopfer (durch
Herzausschneiden) gelernt hatten, opferten sie in solcher Weise (als bei Culhuacan
gesiedelt) die Kriegsgefangenen der Xochimilcos (im Kriege mit den Culhuas), und
idann (auf Anordnung Huitzilopochtli's) die (als Königin erbetene) Tochter des Königs
von Culhuacan durch Schinden , ihre aufgehängte Haut als Schwester (zur Gefährtin)
Huitzilopochtli's weihend (s. Torquemada). Beim Fest des Monats Xul (in Mani)
stieg Kukulcan vom Himmel herab, die Opfer zu empfangen (Landa), wie auf den
Sculpturen St. Lucia's. Für Tlaloc wurde ein Knabe und ein Mädchen ersäuft im
See (Mexico's) und beim Jahresfest drei Knaben in eine Höhle gesperrt, um zu ver-
hungern. Der auf der Höhe des Tempels befindliche Stein für Menschenopfer era ä
manera de Piramide, mas pantiaguda, que llana, para mejor atesar los hombres* und
während zwei Priester die Füsse, zwei die Hände, einer den Kopf (mit Niederdrückung
der Kehle durch einen Stock) hielten, schnitt der sechste (mit dem Quetzalli ge-
nannten Federschmuck und grünen Steinen in den Ohren zur Zierde) , als (erblicher)
Papa oder Topiltzin, das Herz aus (Torquemada), während die fünf Gehülfen traian
Bastian, America. a]
642 OPFER.
las cabelleras muy encrespadas y rebueltas (und alle sechs Priester Gesicht und Hände
schwarz gefärbt hatten). Mit dem Tecpatl genannten Steinmesser wurde dem Opfer
die Brust geöffnet (in Mexico). Vor Ausschneiden des Herzens gaben die Priester
dem Menschenopfer Auftrag an den Gott (in Mexico). Die Priester (beim Menschen-
opfer) hechaba la corma o argolla de madera ä la garganta (s Torquemada). Das mit
Aufträgen in das Jenseits für Verwandte und Geschenken (für die Opferer) versehene
Opfer wurde an den Rücken des Götzen (auf der Treppe des Tempels) mit Hand an
Hand und Fuss an Fuss gebunden, damit ihm das Herz ausgenommen wurde (im
Teocalli). Die Papa oder Papaua genannten Priester zerbrachen dem ]\Ienschenopfer
den Rücken, um das Herz auszuschneiden (s. Mendieta). Bei den Chinantecas be-
stimmten die Fürsten nur ihre Sklaven für Menschenopfer (Herrera). Monlezuma
sandte Menschen zu Cortes (als Quetzalcoatl) zu opfern, wenn er Blut zu trinken
dächte. Centeotl, Göttin des Mais, wurde von den Totonaken (als Hauptgottheit) mit
Blumen, von den Mexicanern mit Menschenopfern verehrt. Zu dem vom König der
Culhuaner gesandten todten Vogel legten die Azteken ein wohlriechendes Kraut imd
ein Messer vom Stein Ixtli , ehe sie die Gefangenen opferten. Die Arnaquinas oder
Arekainas (am Rio Negro) opferten der Sonne ISIänner und dem Mond Frauen (zu
Aguirre's Zeit). Auf Vorschlag des Tlascaler Xicotencatl acceplirtc Netzahualcoyotzin
(in Tezcuco) das monatliche Schlachtfeld (zwischen Quauhtepcc und Ocelotepec) für
die häuslichen Feindschaften, indem die drei Königreiche Tezcuco, Mexico und Tla-
copan (mit den Göttern Tezcatlipoca, Huitzilopochtli und Tlaloc) den drei Republiken
Tlaxcallan, Huexotzinco und Chololan (mit den Göttern Camaxtli , Matlalcueitl und
Quetzalcoatl) entgegengestellt wurden (während sie gegen äussere Feinde vereinigt
waren), um die Götter in den Menschenopfern mit frischer und wMrmer Speise zu
füttern (mit Fremden, statt eigenen Kindern). Um die Götter Mexico's zu versöhnen,
genügten nicht die Gefangenen aus politischem Kriege an fernen Grenzen, sondern die
in den Kämpfen mit den inneren Feinden gemacht, ohne Eroberungen. Im Kriege
mit Huexocingos, und Nachbarn, opferten die Tlascaler die ersten Kriegsgefangenen
dem Camaxtli, y aun no bien acabado de morir le desollaron y vistiendose uno el
pellejo, con las tripas arrostrando se presentö ante el Idolo, donde los Sacerdotes oraban
y pedian la victoria (Herrera). Im Tempel Huitznahuacteuhcalli wurde den Göttern
Centzonhuitznahuac geopfert (s. Torquemada) durch den Priester des Hauses Huitzna-
huaccalmecac (casa junto ä la de las espinas y puas). Der Tempel Cinteupan (mazorca
del Maiz), wo dem Gott Cinteutl (der Ernten) geopfert wurde, war der Göttin Chico-
mecohuatl geweiht (s. Torquemada). Den Gottheiten Tlaloc und Coatlicue wurden die
zuerst aufblühenden Blumen geopfert, dem (Cinteutl) Centeotl der erste Mais (in Mexico). Als
die Indianer von Tabasco, nach dem "Wiehern der Pferde fragend, hörten, dass sie über
den Kampf erzürnt seien, brachten sie ihnen Blumen zur Versöhnung (zu Cortez' Zeit).
Beim Heranreifen der Feldfrüchte wurden durch freiwillige Gaben gekaufte Kinder
geopfert, indem man sie in einer verschlossenen Höhle verhungern und bis zum nächsten
Jahre dort Hess (Torquemada). In Chiapa finden sich heilige Höhlen (mit Altären
zum Opfer). Das zum Beschmieren der Figur des Gottes Kanal-Acantum verwandte
Körperblut wurde dem Gott Kan-u-llayeyab dargebracht (in Yucatan). Vor dem Früh-
stück wurde dem Gott Ixcozauhqui von Speise und Trank eine Libation ins Feuer
geworfen (Torquemada). Octli (das Getränk aus Maguey) wurde im Opfer dargebracht.
Das Fest Atemoztli wurde für den Gott gefeiert, durch welchen die Erde nach der
Fluth wieder sichtbar wurde (in Mexico). Dem Götzen Ubamari opferten die Tepe-
huanes Pfeile, Thierknochen und Blumen (s. Alegre). Der Göttin Umacotzitzin wurde im
RELIQUIEN. 643
Tempel Tzumpanlli geopfert (s. Torquemada). Die Zapoteken opferten in den Höhlen
Totomachiapu um Wasser für ihre Pflanzungen. Bei Dürre wurde in Venezuela dem
verbrannten Boden ein Mädchen geopfert, zur Vermählung (s. BallufFi). Im Tempel
Tecucizcalco (casa de caracoles marizcos) wurde dem Mond (Tecucciztecatl) geopfert
(Torquemada). Dem Gott Huitznahuac wurde im Tempel Tezcathachco (juego de
Pelota) geopfert (unter „el Signo llamado Umacatl") beim Ballspiel (Torquemada).
In den Mumah genannten Verehrungsplätzen wurde geräuchert in Guatemala (s. Roman).
In der dem Umacatl geweihten Kapelle opferten die Mexicaner diesem Zeichen (Tor-
quemada). In Nicaragua wurde auf Tezarit (hohen Plätzen oder Pyramiden) geopfert
(s. Cerezada). Die den Göttern dargebrachten Zweige wurden von den Araucanern
mit dem Blut der Chilihueques genannten Schafe besprengt. Auf den Pawcorance
genannten Steinen wurde geopfert (in Virginien). Dem Mixcoatl wurden Hasen, Rehe,
Coyotes und Kaninchen geopfert, dem Huitzilopochtli (in der Sonne) Wachteln. Auf
den nordamerikanischen Seen opfern die Indianer bei Sturm einen Hund dem Wasser
(s. Charlevoix). Bei Dürre wurde dem Heuyteucylhuitl geopfert, einem der den Himmel
tragenden Götter (in Mexico). Die Indianer am Amazonenfluss bewahrten die Knochen
ihrer Zauberer in der Hängematte, worin sie geschlafen, als Reliquien (s. Acuna). Nach
dem Opfer der Kriegsgefangenen wurde der Kopf jedesmal an denjenigen Baum auf-
gehängt, der nach dem feindlichen Volk benannt war (in Nicaragua). Die Schädel der
im Kriege Gefallenen wurden auf Planken gezogen, in dem Tlatzolli Tzonpontli (kost-
barer oder Wünschenswerther Tod) genannten Platz aufbewahrt (in Mexico). Die im
Kriege befehligenden Nacon brachten die Menschenopfer (in Yucatan); der Chilan
vermittelte die Antworten der Dämone und die vier Chac genannten Greise wurden in
jedem Dorf als Gehülfen des Priesters gewählt. Wenn bei den Haeel-tzuk (der Haidah)
der Beschwörer oder Tzeetzaiak aus dem Walde, wo er als Taamish (fastend und Gras
essend) geweilt hat, zurückkehrt, beisst er Menschenfleisch aus den Armen der Begeg-
nenden , die dadurch Verdienst erwerben. Von dem Menschenopfer (in Nicaragua)
wurde das Herz dem Priester, Hände und Füsse dem Fürsten, die Schenkel Bevorzugten,
die darum baten, die Eingeweide den Trompetern, das Uebrige dem Volk gegeben
(zum Essen), der Kopf an den Bäumen aufgehangen (s. Herrera). Die bei dem Fest
der Kaufleute zum Opfer bestimmten Sklaven (in Mexico) wurden in der letzten Nacht
mit Nasensteinen (in Form von Schmetterlingen) geschmückt, und mit Gewändern, auf
denen Schädel und Knochen als Verzierungen angebracht waren (s. Sahagun). Auf
dem spitzen Stein Quauxicalli wurde der Rücken des Menschenopfers zerbrochen (in
Mexico). Die Alexicaner steckten um die Idole auf Lanzenspitzen die Köpfe i) der
Geopferten (s. Torquemada), y si eran de Senores y Capitanes de cuenta, las desolla-
ban con sus cabellos y barbas, y secabanlas (no se creiera ser rostros de hombres, y
porque se avian revenido y arrugado tanto, que parecian de ninos, y causabalo el
averse enjugado y secado mucho). Auf Tlacaeltzin's Vorschlag Hess Montezuma auf
1) Die Köpfe der aufständischen Soldaten, die Caesar auf dem Campus durch den
Flamen Martialis opfern Hess, wurden in der Regia angeheftet (s. Dio Cassius). Las
cabezas de los que sacrificaban en especial de los tomados en guerra, desolläbanlos,
y si eran senores o principales personas los asi presos, desoUäbanlas con sus cabellos
y secabanlas para las guardar. De estas habia muchas al principio, y si no fuera porque
tenian algunas barbas, nadie juzgara sino que eran nostros de ninos de cinco a seis
anos, da sie, wie Mendieta zufügt , in Folge eines austrockenden Präparationsprocesses
zusammenschrumpften (wie die Trophäenköpfe am Napo).
41*
644 OPFER.
dem Opferstein Schlachtscenen aus Besiegung von Cuyoacan und Alzcaputzalco ein-
hauen. Nachdem der Gefangene (angebunden) auf demselben (mit einem Holzschwert
ohne Stein) gegen mexicanische Krieger gefochten, wurde er geopfert. Bei dem Auf-
stand in Cuetlaxtlan wurde der Körper der getödteten Mexicaner ausgestopft, und auf
Armsesseln (zum Aufrechthalten) höhnisch mit Speisen bedient (s. Tezozomocj. Die vier,
den Kriegsgefangenen an Armen und Beinen haltenden Opfercr (in Mexico) le cchaban
encima de aquella piedra puntiaguda, donde el quinto de estos ministros le echaba el
collar a la garganta (s. Acosta). Ouando estaba de sazon y bien gordo, llegada la
fiesta, le abrian, mataban y comian, den (mexicanischen) Kriegsgefangenen, der als Bild
der Gottheit geehrt wurde und Kranke heilte (s. Acosta). Die Irokesen schmückten
die Gefangenen mit Corallenhalsbändern und sonstigen Kostbarkeiten, um ihnen, wenn
sie in Qualen gestorben waren, das Herz auszureissen (s. La Patherie). Die Gefangenen
(am Cap Frio) wurden in bequemen Häusern (mit den Frauen des zu Rächenden ver-
heirathet) gemästet bis zum Fressen (s. Thevet). Die Guaranies (bei Ascension) mästeten
ihre Gefangenen , unter sorgsamer Pflege und Tanz durch die Frauen , und liessen sie
dann am Fest durch ein Keulenschwert während des Tanzes niederschlagen, worauf
Knaben mit Kupfer-Aexten ihnen den Kopf abhackten, und der erste derselben (der
Sohn des Häuptlings) fortan den Namen des so Getödteten annahm (s. Cabeza de Vaca).
Bei den Poes (in Canada) erhielten die Kriegsgefangenen die Klapper Chessaquoy beim
Todesgesang zu schütteln. Beim Opfer des Xipototec und Huitzilopochtli wurde das
Opfer auf die Steine an Füssen, Händen und den Kopf gehalten, beim Nacken durch
ein Joch niedergedrückt. Die Göttermutter genannte Göttin (Centeotl) wurde in Tänzen
verehrt und erhielt zum Opfer eine Frau, die geschunden wurde (la desollaban y un
hombre ö Satrapa vestiase su pellejo). Von den dem Gott Cintcotl (in Mexico) ge-
opferten Gefangenen wurde der Eine als Iztaccinteotl (dios de las Mieses blancas), der
Andere als Tlatlauhquicinteotl (dios de las mieses encendidas) und die Frau als Atlan-
tona (que resplandece en el Agua) gekleidet (s. Torquemada). Beim Fest des Wasser-
gottes wurde ein Sklave und eine Sklavin, als Gott und Göttin gekleidet, bei Tanz
geopfert (in Mexico). Die nördlichen Indianer (Indios bravos) opferten Sklaven, als
Stellvertreter der Götter. Die Dirier (des Häuptlings Diriangen) von Salteba (Granada)
opferten der runzligen Alten (mit scharfen Zähnen) im Vulcan von Masaya Mädchen.
Der Orakelpriester Chilan wurde von den vier Alten (Chac) unterstützt und der Nacon
genannte Priester riss dem ^Menschenopfer das Herz aus und bekleidete sich im Tanz
mit der abgezogenen Haut (in Yucatan). Die sorgsam gepflegten Opfert) (männliche
^) Si era comprado al que sacrificaban, scpultaban las entranas, manos y pies me-
tidos en una calaba^a y quemaban el cora^on y todo lo demas, salvo que ponian la
cabeza en los arboles (Herrera) die Chorotegas (in Nicaragua). Von Alten , die als
Priester fungirten, wurden dem Vulcan von Massaya die ihm geweihten Menschen geopfert.
Nach dem Menschenopfer am Jahresfest (inNicoya) flohen die Frauen schreiend in die Berge
und mussten von den Männern zum Zurückholen gesucht werden (Oviedo). Kinder
ohne Fehl (die schönsten) wurden von den Inca geopfert, ,,que tubieren salud y buenos
maizales y buen suceso en todo". In dem Roca Xipe Valitzli genannten Opfer wurden
die Sklaven geschunden in Mexico (s. Acosta). In dem Metall-Idol Hobo verbrannten
die Itzaes (von denen im Kriege die Götter Pakoc und Hexchunchan vorangetragen
wurden) die Menschenopfer. (Tulunqui war Hauptstadt der Chinamitas, als Festung
von Maguey und die Quehaches grenzten mit Yucatan.) Die Druiden verbrannten ein
ANTHROPOPHAGIE. 645
lind weibliche) wurden (bei besonderen Katastrophen) nackt mit Pfeilen erschossen,
nachdem die Priester vorher die Geschlechtstheile mit einem Steinmesser geritzt hatten,
um das Gesicht des Götzen mit Blut zu bestreichen. Die Mexicaner mästeten i) die
Menschenopfer in hölzernen Käfigen (Bemal Diaz). Die Gefangenen wurden in Zem-
poalla in hölzernen Käfigen gemästet (Bernal Diaz), wie in Arma. Sandoval fand in
dem erbeuteten Gepäck von Matlalzinco gebratene Kinder zum Mundvorrath. Männer
und Frauen wurden in Tlascala in Holzkäfigen gemästet (zur Conquista-Zeit). Für die durch
die Mexicaner in Yucatan eingeführten Menschenopfer suchte man besonders Vornehme
porque mientras el sacrificado era de mayor calidad, mas acepto servicio les parecia
que hazian a dios (Herrera), wie in Carthago. Die Tolucas (am Berge Tolutzin), die
ihre jMenschenopfer in einem Netz erdrückten, verehrten den Gott Coltzin (Sahagun)
als Matlaltzincas. Die Otomies zerrissen die geopferten Menschen und verkauften das
Fleisch auf dem Markt. Das Fleisch der vor dem Pyramidenhügel (Tescuit oder Te-
zarit) geopferten Frauen wurde, als unrein, vom Oberpriester nicht gegessen (in Nica-
ragua). In Tocuyos wurden Menschen geopfert. Die Cariben opferten Menschen dem
Gott Chiappe (s. Benzoni) als Kriegsgott. Im Gebiete Guaramental's (bei Maracapana)
wurde der gefangene Häuptling lebendig in Stücke geschnitten , zum Verzehren (s.
Simon). Bei den Cariben, in Brasilien, in Popayan, in Guatemala u. s.w. wurde Menschen-
fleisch gegessen, in Mexico aber nur bei den Opfern, ,, porque la tenian cosa sagrada y
mas se movian ä esto por religion que por vicio" (s. Torquemada). El primer empe-
rador mexicano se comiö ä su esposa en la noche de sus bodas y ante el sol del
siguiente dia la convirtiö en diosa (J. Ramirez). Die Otomiten zerstückelten die ge-
opferten Menschen, um das Fleisch zum Essen zu verkaufen. Von den getödteten
Spaniern trugen die Mechoacaner bei ihren Festen las manos y los rostros con sus
cabellos e los pies, puestos como mäscaras (s. Oviedo). Die Apiaba oder Apiaca (oder
Tupinambas) zogen die gefangenen Kinder 2) bis zu 12 — 14 Jahren auf, um sie dann
beim Fest zu verzehren, wobei nur diejenigen, denen die AVangenlinie und die Mund-
linien zugefügt sind, ein Recht haben, Menschenfleisch zu essen (s. Castelnau). Wie
die erschlagenen Feinde, verzehren die Maxurunas (in Javary) Alte und Kranke (vor
dem Abmagern) des eigenen Stammes (s. Martins). Vadillo fand die Ansiedlungen im
Thal Buy ausgestorben, da die von den Indianern Nori's Besiegten von diesen nach
einander aufgegessen wurden (poco ä poco, a manera de monteria, los mataban e se los
comian). Die (den bösen Yinijama verehrenden) Canichanas bekriegten die Itonamas
(sowie die Itenes und Cayuvavas), die Kriegsgefangenen verzehrend. Die den Kriegs-
Geflecht. Die mexicanischen Priester öffneten die Brust con una piedra de pedernal
con que sacaban lumbre (Motolinia).
1) Nach Apion befreite Antiochus aus dem Tempel Jerusalems einen Griechen,
der dort zum Verzehren aufgefüttert wurde (wogegen Josephus polemisirt),
~) Auf dem Vulcan von Masaya (El infierno de Masaya) wurden (nach Oviedo)
Kinder geopfert, um das Feuer zu beruhigen. Quizquiz bewachte Cuzco für Atabaliba,
weil die Stadt an die Caraiben und andere Krieg führende Stämme grenzte, wie Xerez be-
merkt, nach welchem der von Quito zur Befreiung Ataliba's gegen Caxamarca ziehende
Lluminabi viele, Menschenfleisch fressenden, Caraiben in seinem Heere hatte (s. Külb).
Der Usurpator Ruminagui in Quito liess (nach Zarate) Illescas (den Bruder Ataba-
liba's) lebendig schinden und seine Haut über eine Trommel, woran der abgeschnittene
Kopf (Neger der Goldküste) befestigt war, spannen.
646 OPFER.
gefangenen abgezogenen Häute wurden (in Mexico) aufgebläht und mit Baumwolle
ausgestopft, im königlichen Hause (zur Erinnerung) aufgehängt (Torquemada). In der
Exquinan genannten Ceremonie bekleideten sich die Opferer mit der Haut des ersten
Kriegsgefangenen, der geschunden wurde (in Mexico). Nach dem Tanz wurde um
Mitternacht der Scheitel der Gefangenen rasirt, um am Morgen durch die Quaquacuiltin
(Schinder) geopfert zu werden, und die (als Tototecli) bestimmten Jünglinge bekleideten
sich mit der abgezogenen Haut, denen die mit Krätze und Hautausschlägen Behafteten
(die sich gegen Xipe vergangen hatten) Gaben darbrachten (in Mexico). Der Kampf-
stein Temalacatl stand neben dem Yopico genannten Tempel des Totec oder Xipe (in
Mexico). Die in Darfur als Gnum-Gnum bezeichneten Heiden are in the habit of
Stripping off the skin of the hands and faces of their slaughtered foes, which after-
wards undergo some preparation, and are worn as a mark of triumph (s, Browne). In
Campeche wurden Kinchahauhaban Menschen geopfert. Dem zu Ehren des Quetzal-
coatl 40 Tage von den Kaufleuten bewirtheten Gefangenen verkündete mit demüthi-
ger Geberde trauernd der Priester, 9 Tage vor Ablauf der Frist, dass er dann geopfert
würde. Liess er sich dadurch nicht in seiner Fröhlichkeit stören, so war es ein gutes
Zeichen. Zeigte er Furcht, so gab man ihm ein Getränk von Blut und Cacao, um die
Erinnerung zu verwischen. Im Tempel Tolnahuac , dedicada al Signo o Caracter,
llamado Cemiquiztli que quiere decir, Una muerte, wurden diesem Gotte Menschen
geopfert (Torquemada). Im Tempel Tezcacalli (Haus der Spiegel) wurde dem Gott
Tezcatlipuca geopfert (Torquemada). In Coyna (bei Mechoacan) wurden Menschen in
grossen Oefen (hornos muy grandes) durch Verbrennen geopfert (s. Oviedo). Der auf
dem Kampfstein (Temalacatl) besiegte Kriegsgefangene wurde von dem Priester Cha-
chiuhtepehua (vestido con el piel de un Oso) geopfert. Nachdem der König (in Mexico)
in der Hueyquauhxiccalco genannten Capelle gefastet, wurden die Chachame (Tontos)
genannten Gefangenen geopfert (Torquemada). Neben Tharonhijouagon (der göttliche
Schutzgeist) wird bei den Mahakabas oder Mohawks (Azotzolnoa), von welchen die
Mahakinbaas oder Kajingahaga unterworfen sind , der dämonische Otskon oder Aires-
kuoni (durch Bärenopfer) verehrt. Dem Idol Yzamna-Cauil wurde (beim Fest des
Südens) ein Mensch oder Hund geopfert (in Yucatan) und ein junger Hund mit
schwarzen Schultern (beim Fest des Ostens) dem Yax-Coc-Ahmut (oder Zamna). In
Dürre wurde dem in Sänfte nach dem Tempel Xoloteupan getragenen Hunde ^) (ohne
Haare) das Herz ausgeschnitten. In Misswachs, Pest und Hungersnoth zeigten die
Götter ihren Zorn, und waren (nach den mexicanischen Priestern) durch frische Schlacht-
opfer zu versöhnen, nicht durch die schwach und ermüdet aus entferntem Kriege an-
langenden Kriegsgefangenen. Beim Fest des Gottes Xipe bekleideten sich die Priester
mit der Haut der Geopferten (wie auch sonst). In Teutitlan wurde in der Bekleidung der
geopferten Menschenhäute gebettelt und am Jahresfest durchlief mit der Trommel des
Tempels der Diener der Priester die Umgegend , um alle die Angetroffenen durch
Schneiden einer Tonsur als Opfer für das nächste Jahr zu bezeichnen (s. Herrera). In
Quauhtitlan bekleideten sich die Priester mit der Haut der Geopferten und erschossen
die am Baum befestigten Gefangenen mit Pfeilen). "Wenn die mit der Haut der ge-
opferten Frauen Bekleideten (ihre Schenkelknochen als Flöte tragend) vom Tempel
1) Die Bewohner von Palma, (denen der Dämon Irvene in Hundegestalt erschien)
verehrten neben dem Gott Abora im Himmel, den auf dem (mit Fall drohenden) Opfer-
fels Idafe Wohnenden.
ABHÄUTUNG. 647
herabkamen (in Cuauütlan), wurden sie mit dem Rufe : „schon kommen unsere Götter'*
empfangen, und dann wurden die an die Spitze der aufgerichteten Pfähle gebundenen
Gefangenen mit Pfeilen durchschossen, um sie beim Herabfallen (nach Durchschneiden
der Bande) zu opfern (s. Motilinia). Wenn beim Fest Izcalli (in Quahutitlan) die in die
Häute der geopferten Frauen gekleideten Häuptlinge die Stufen des Tempels herab-
stiegen, schrie das Volk, dass schon die Götter kämen (sagt auch Gomara), Beim Fest der
Salzgöttin Vixtocioatl wurde einer straff über den Stein (um das Blut spritzen zu
lassen) ausgestreckten Frau, deren Kehle (um nicht zu schreien) mit einer Holzrolle
zusammengepresst war, das Heiz ausgeschnitten (s. Sahagun). "Wenn beim Fest der
Toci die sie darstellende Frau geopfert war, wurde sie (nach dem Köpfen) enthäutet
und lo primero qua la desollaban era el muslo, worauf die Haut zum Tanz diente.-
Die Häute der geschundenen Frauen wurden in der Höhle neben dem Teich Aticpac
verwahrt (Torquemada). Im Tempel zu Mictla (in Guatemala) wurden dem Gott Quet-
zalcoatl und der Göttin Itzqueya bei Aenderung der Jahreszeiten auf dem Cue (Teo-
calli) Knaben geopfert (nach Palacio). Beim Fest Xocothueci wurden die Menschen-
opfer verbrannt (in Mexico). Die als Opfer für die Göttin Xilonem bestimmte Frau
tanzte in deren Ornat mit den Cioatlamaiazque oder Priesterinnen des Tempels (s.
Sahagun). Für Toci (Mutter der Götter) oder Ahnfrau wurden Frauenopfer geschunden
zum Bekleiden der Priester. Am Jahresfest wurde die als Bild der Mutter Gottes
gekleidete Frau auf den Schultern eines Mannes an den Hüften geschunden, um diese
Haut nach dem Tempel Centeotl's (Sohn der Toci) zu schicken, während sich der
Priester mit dem Rest bekleidete. Am Fest der Xilonem (Göttin des jungen Mais)
wurde einer von einem Mann über seinem Rücken gehaltenen Frau das Herz ausge-
schnitten. Für die (als Cioapipilti vergötterten) Seelen der im Kindbett Gestorbenen,
die auf Kreuzwegen schweiften, wurden Schmetterlinge (und Donnerkeile) aus Teig ge-
knetet (in Mexico), ausser den (bei muthvollem Ertragen) zum Westhimmel (Mocioa-
quezque) gehenden, um die im Krieg Gefallenen am Zenith (Nepantlatonatiuh) zu
treffen. Bei dem ohne Musik in Stillschweigen und lautlosen Tänzen gefeierten Fest
der Göttin Teteuynan wurde einer durch Spiele erheiterten Frau, ohne ihr Schicksal
zu ahnen (um nicht traurig zu werden), rasch der Kopf abgeschnitten (y en este modo
fenecia su vida, la que pensaba, que iba ä teuer alegre aquella noche, y regalada,
cuya alma iba ä ser sepultada con su diosa). Für die Göttin Ilamatecuhtli (Principala
vieja) wurde dagegen eine Frau, die bei Vorstellung des zu Erwartenden jammerte und
klagte, geopfert, und dann schlugen durch die Strassen laufende Jünglinge die begeg-
nenden Frauen mit Riemenbeutel, bis sie vor Schmerz weinten (s. Torquemada). Im
Tempel des Gottes Tlaloc im Gebirge von Texcoco wurden Mädchen geopfert. Wenn
die in den gelben Gewändern der Göttin des Salzes (Huixtocihuatl) tanzende Frau von
den Priestern auf den Stein geworfen worden war, zum Herausschneiden, drückte
man die Gurgel mit den Knochen des Schwertfisches, das Schreien zu hindern.
Bei dem Fest Teotleco (das Kommen der Götter) kam Tezcatlipoca (der jüngste
und stärkste Gott) zuerst, und wenn der Priester auf dem ausgestreuten Mehl
seine Fusstapfen bemerkte, rief er aus: ,, Seine Hoheit ist da", worauf unter
einschlagender Musik die Opfergaben dargebracht wurden. Der beim Fest des
Feuergottes in Quauhtitlan zum Opfer geschundenen Frau wurden die Schenkelknochen
ausgeschnitten, für Blasflöten der Priester (Torquemada). Nachdem die Frau (auf dem
Rücken eines Priesters) der Göttin Xilonem geopfert war, wurde es erlaubt, das neue
Brod zu essen (s. Sahagun). Der Göttin Teteoinan wurde eine Frau auf dem Rücken
einer anderen enthauptet (in Mexico). Unter den Bäumen erhielt besonders der weit-
648 • RELIGIÖSE VERHÄLTNISSE.
ästige Seiba Verehrung (gleich der Banyane in Indien). Auf dem Wege verehrend
hingen die Assiniboins die Opfergaben (Puk-ketch-gun-nan) an die Bäume (s. Tanner).
Die Chichimeken setzten den abgeschlagenen Kopf des gejagten Wildes der (verehrten)
Sonne als Opfer aus und hingen ihn an einen Baum (Alegre). Neben dem von
Papahua Tlamacazque (der unter beweglichen Steinen Menschenopfer brachte) bedienten
Sonnentempel (Tonatiuh Itzacal oder Sonnenhaus), mit der Figur der Sonne darauf,
fand sich der Mondtempel (Meztli Itzaqual oder Mondhaus) und kleinere Pyramiden
der Sterne. Der Sonne und dem Mond wurden in Mexico viele Menschen geopfert,
damit sie (neubelebt) nicht aufs Neue stürben, wie es schon vier Mal geschehen (Go-
mara). Centeotl (der Gott des Mais) oder Inopintzin (el dios huerfano, solo y sin
padres) forderte den geschwürigen Alten zum Opfer für die Sonne auf. In dem
Tempel Ilhuicatitlan des Planeten Venus wurden bei ihrem Erscheinen Menschen ge-
opfert (Clavigero). Bei dem Sonnenfest Nauholin sendeten die Cuacuauhtin (Adler)
genannten Ritter ein roth beschmiertes Menschenopfer als Boten zur Sonne (Duran),
Bei Finsternissen (in welchen Sonne und Mond sich schlugen) wurden in denen der
Sonne röthliche Menschen geopfert, in denen des Mondes Albinos (in Mexico). Beim
Opfer der Gefangenen wurde der Topiltzin oder Papas von den Chachalmua genannte
Priester unterstützt. ,,Der Topilzin lief sehr eilend die Treppe hinunter nach dem
Gefängnisse zu und Hess jedem Gefangenen absonderlich ein Bild sehen, dabcy er sagte:
,, Dieses ist euer Godt". Das Bild, welches aus einem Teige von Bledos, Mais und
Honig zusammen geknähten war, hatte an stat der Augen grüne Korallen und die
Maiskörner machten die Zähne. Darnach wurden die Gefangenen nach obenzu geführt
und allda mit dem Rükken auf den spitzigen Stein Quauxicalli gelegt. Die fünf Prie-
ster Chachalmua fasseten ein jeder ein Bein, einen Arm und das Haupt. Derselbe,
der das Haupt niederdrückte, warf dem ringenden Menschen ein hölzernes Halsband,
das eben als eine Schlange gekrümmt war, um den Hals. Unterdessen, dass die Brust
gespannen lag, kehrte sich der Topilzin nach dem Abgotte und erwiese ihm eine
niedrige Ehrerbietigkeit. Hierauf schnitt er mit einem steinernen Messer dem Gefan-
genen, der auf dem spitzigen Stein lag und kärmte die Brust auf, rückte das Herz
aus dem Leibe und hielt es noch rauchend nach der Sonne zu, warf es endlich dem
Abgotte ins Angesicht und stracks darauf den ermordeten Leib zur Treppe hinunter."
Und so vielfach ähnliche Beschreibungen.
SOCIAL-POLITISCHES.
Während wie die Caquetios^) (nach Simon) und die Puris^)
(nach Eschwege) auch die Misteken ^) in engen Verwandtschafts-
graden heiratheten, herrschte sonst die exogene Ehe, und waren
bei den Pipiles*) wie am Lempa-Fluss sieben Verwandtschafts-
grade") verboten, in Verapaz die männhche Verwandtschaft, auf
') Die Caquefios (Caquetios) heiratheten (b. Coro) „con sus hijas, primas y parientes"
(s. Simon), und die Inca folgten persischem Königsbrauch aus der Achamänidenzeit.
-) Nach Eschwege heirathen die Puris (Brasilien's) in den nächsten Verwandt-
schaftsgraden,
3) Die Misteken heiratheten in der Verwandtschaft, es mussten jedoch erst die
Gelehrten befragt w^erden, ob in den Namen kein Hinderniss läge, und die Priester
hatten dann den geeigneten Tag zu bestimmen durch Loosen (s. Herrera), wie auch in
Ostasien der Astrologe entscheidet,
'^) Bei den Pipilen (am See Uxaca) waren sieben Grade der Verwandtschaft ver-
boten und nur der im Kriege Ausgezeichnete konnte schon im dritten Grade heirathen
(nach Palacios). Am Lempa-Fluss war das Heirathen in sieben Verwandtschaftsgraden
verboten, ausser den tapfern Kriegern, die indess gleichfalls erst innerhalb vier Ver-
wandtschaftsgraden heirathen durften (heisst es bei Herrera). Bei den Berbern war
Heirathen bis zum dritten Verwandtschaftsgrad verboten. Die Bauzorigames, Cabezas,
Contotoses und Tehuecos heirathen innerhalb der Familien (die Acaxees und Tahues
übten Incest). Bei Ceris, Chinipas, Tiburones und Tepocas waren Familienheirathen
verboten. Die Pecos heirathen innerhalb des Dorfes. It is said, that the Salineros
sometimes eat their own excrement (in Sinaloa). Any relationship, what may be traced
to whatever distance is considered as Coming within the bounds of consanguinity
(Brownloe) bei den Kaffern.
^) In Verapaz galten die Verwandtschaften väterlicher Seits und deshalb alle des-
selben Dorfes verschwistert, weshalb die Frauen in fremden Ortschaften gesucht wurden,
und dort konnte auch die nächste Verwandte, weil fremd, geheirathet werden. Bei
den Arowaken heirathen die (27) Geschlechter unter einander (s. Hilhouse).
650 SOCIAL-POLITISCHES.
der Insel Malhado') die zwischen Landsleuten überhaupt und in
Yucatan (wie in China) die der Gleichnamigen^).
In den exogenen Ehen, wo das Kind der Mutter folgte (und
sich unter Umständen Privilegien des Mutterrechtes entwickeln
konnten) fand vor allen die in der Verwandtschaft begründete
Blutrache ^) zum Besten des Stammesganzen ihre Milderung , da
sich bei Ausübung derselben leicht Vater und Sohn in verschie-
denen Partheien einander gegenüber gestellt finden mochten.
Im Allgemeinen wurden die Frauen als dienstbare Klasse^)
betrachtet und wie bei den Irokesen (im Gegensatz zu den Lenape)
auch in Mexico unterdrückt. Bei den Choluteken dagegen herrschte
eine Art Gynaikokratie ^) (wie bei den Chibchas) und so überhaupt
1) Auf der Insel Malhado (bei Florida), -vvo nicht mit den Landsleuten (weil ver-
wandt) geheirathet werden durfte, kaufte man vom Feinde die Frau mit Pfeilen oder
einem Fischernetz und tödtete alle die Töchter, damit sie nicht wieder, von dem Feinde
geheirathet, diesen Söhne gebarten (s. Torquemada).
2) Gleichnamige betrachteten sich in Yucatan als Verwandte, und durften nicht
heirathen (Landa). Ninguma muger ö hombre se casava con otro del mismo nombre
(in Yucatan). In Yucatan (wo nicht innerhalb des Ortes vcrheirathet wurde) zählte
die Verwandtschaft nur vom Vater, so dass Heirathen unter Verwandten von der Mutter-
seite her, erlaubt waren (nach Torquemada). Bei den Molopaquen (trans fluvium Parae-
wam) plures quam subditi alit uxores der König (quem vocant Moroshovam) in Brasilien
(de Laet). Qui-pu, hermana, dize la muger mayor ä la menor, y ä su sobrina menor,
(Qui-pu-me, cunado) im Guarani (s. Montoya). In Corolina folgte dem Häuptling der
Schwestersohn (s. Lawson), wie vielfach im Neffenrecht.
^) Die Verwandten (mütterlicher Seits) üben Rache (in Australien) an den mit
der Blutschuld (jeedyte) Behafteten. Thevet erzählt von einer Frau (bei Cap P>io), die
(weil keine Verwandten ihren erschlagenen Gatten rächen wollten) selbst in den Krieg
zog (in männlicher Tracht) und den Gefangenen ihren Kindern zum Tödten gab. Solche
Ceremonien der Adoption, welche die Wiederholung der Mantras verlangen ,,cannot be
performed by a female adopter personally, she must go through the essential form of
taking the adoptee in her lap and supply funds for Brahmin Agency in other respects'*
(in Indien). Bei den Circassiern wird gesäugt. [Here und Herakles].
*) Da die Indianer in Tobasco die Spanier (Cortez') ohne Frauen sahen, brachten
sie solche für weibliche Dienste, wie Mahlen u. s. w. (s. Gomara).
5) Bei den Morotocos (neben den Chiquitos) waren die Männer den Frauen unter-
worfen (und ähnlich bei Manacicas). Bei den Guanos von Cuyaba (und im Chaco) er-
hielten die Frauen Achtung. Smith's, durch Opechankanough (Häuptling von Pamunkee)
gefangen, wurde durch Pocahontas, Tochter des Königs Powhatan, befreit. Bei den
Chorotegen (in Nicaragua) hatten die Frauen grossen Einfluss (s. Gomara). Bei den
Delawaren ist für die Frau doppeltes AVehrgeld zu zahlen, weil sie hätte Kinder ge-
bären können (s. Arischer). Da der weibliche Schöpfungsgeist, vor dem männlichen
redend, diesen erzürnte, musste die Liebe erst von den Vögeln gelernt werden (in Japan).
Unter den mexicanisch redenden Nicaraguern arbeiteten die Mädchen für ihre Heirath
MITGIFT. 651
in Nicaragua^), wo in Folge dessen auch die Mädchen, die sich
vorher ihre Aussteuer^) selbst verdienten (wie in Babylon), das
Recht des „Leap-year**") besassen, ihrerseits zu werben, wie sich
demgemäss auch die Beschäftigungen unter den Geschlechtern
verschieden vertheilten.
Wie im Norden der Totem "^) bei den Indianern, verbot in
und behandelten die Männer als Diener (von dem Oberpriester bei einer Goldfigur ent-
jungfert). Neben Herzen wurden bei Opfern die Zungen mit einem rasirmesserartigen
Stein ausgeschnitten. Dem Vulcan von Masaya wurde eine Jungfrau geopfert (nach
Andogoya).
1) In Nicaragua waren die Ehemänner so sehr ihren Frauen unterworfen, dass
diese sie aus den Häusern vertreiben und für sich dienen lassen konnten, wenn nicht
die Nachbarn vermittelten (s. Herrera). In Nicaragua zwangen die Frauen, die Handel
trieben, ihre Gatten Hausarbeit zu thun, oder verjagten sie nach Belieben u. s. w.
^j In Nicaragua mussten die Mädchen vor der Hochzeit durch Hurerei dem Vater
Geld verdienen (Herrera). Die heirathsfähigen Mädchen wurden von ihren Vätern aus-
geschickt, sich (durch das Land ziehend) Eigenthum zu erwerben, worauf sie vermählt
wurden (heisstes von dort). In Guiana wird ein Gebrauch beobachtet, welcher die jungen
Mannspersonen verbindet die ältesten Wittwen, und die jungen Mädchen die abgeleb-
testen Greise zu heirathen (Baumann). Bei den Kaffir wird die Ehe durch Zahlung
von Vieh geschlossen, und bei Geburt des ersten Kindes meist eine Nachzahlung ver-
langt, deren Nichtgewährung Rücknahme der Frau durch ihre Verwandten veranlassen
kann (s. Brownlee). Auch sonst vertritt vielfach Vieh das Geld (als Pecunia).
In einigen Theilen Nicaraguas werben die Frauen um die gemeinsam speisenden
Jünglinge (Gomata). „Eine Jungfrau, welche Lust hat sich zu verehelichen, bedeckt
ihren gantzen Leib und setzt sich also vermummt bei dem Wege nieder. Ein vor-
beigehender Frager macht bald darnach den Kauf blindlings" (bei den Mahatanern). In
Darien nimmt der Brautvater die Braut erst sieben Nächte zu sich (s. Wafer). Im Böh-
merwald enthalten sich die Neuvermählten die ersten drei Nächte, weil sonst die Ehe
unglücklich ist. Auf den Samballues-Inseln schläft erst der Vater mit der Braut des
Sohnes und die übrigen Verwandten (s. Wafer). In Lancerote bestand Polyandrie (bis zu
drei Gatten). Bei Maypures und Avanos fand sich Polyandrie. Unter den Poyas (Pata-
gonien's) bestand Polyandrie (nach Molina). Bei den Goajiras findet sich Bigamie,
indem eine Frau für Feld und Krieg, eine geringere für das Haus diente.
•*) Die Stämme des Raben (mit Frosch, Gans, Seelöwe, Eule und Lachs) und die
des Wolfes (mit Bär, Adler, Delphin, Hai und Alca) müssen kreuzheirathen, obwohl
mit einander Kriege führend (nicht dagegen unter sich). Bei den Arowaken kreuzen
die Familien bei Heirathen, und wird die Abstammung nach der Mutter geführt (Shom-
burgk). Die Kutchin sind in drei Kasten getheilt, als Chitcheah, Tengratsey und Nat-
sahi, each occupying a distinct territory. Two persons of the same caste are not allow-
ed to marry, but a man of one caste must marry a woman of another. The mother
gives caste to the children, so that as the fathers die ofF, the caste ofthecountry con-
stantly changes (s. H. Bancroft). No conocian carnalmente ä las parientas en primer
grado, ni se casaban con ellas, porque vivian en la creencia que los incestuosos morian
de mala muerte (en Puerto-Rico). Children belong solely to their father and the mother
652 SOCIAL-POLITISCHES.
Australien der Kobong die Heirath und herrschte so die exogene
Ehe, (während die endogene^) besonders auf die Fälle adliger
Abscheidung bei Eroberungen beschränkt ist).
Die Vorstellung der Unreinigkeit^) der Frau, wie sie sich in
Florida sowohl, wie bei Eskimo, Samojeden und sonst findet,
trat besonders in der Periode der Reinigung") hervor, die des-
halb, wie bei Koluschen u, s. w., bei Brasiliern sowohl, wie bei
has no claim whatever to them under any cincumstances , and when the father dies,
they pass, together with his otlier property, to his heirs (bei den KafFir).
^) Marriages must always, among the Karens, be contracted by relations (second
Cousins are the most suitable matches). Beyond third cousins marriages are forbidden
(s. Mason). In der Institution Vinalua hielten verschiedene Brüder mit ihren Frauen
oder verschiedene Schwestern mit ihren Männern (auf Hawaii) zusammen Haus (s. An-
drews). In der östlichen Ebene von Mocoa finden sich Verheirathungen in dritter
Linie. Casaban con sobrinas y algunos de los senores con hermanas (n. Cali). Mem-
bers of the same tribe may and do marry, but those of the same crest can not
(s. Mayne) in Vancouver-Island. ,,Ihre Muhmen sind ihnen auf gewisse Masse der Ge-
burt nach zuständig, sie können davon nehmen, welche sie wollen, und dürfen sie nur
ohne weitere Ceremonien in ihre Hütten führen" (die Cariben), wie bei den Arabern
(und sonst).
2) Nachdem das Mädchen bei erster Menstruation sich während der Intonjane ge-
nannten Ceremonie in Abgeschlossenheit der Milch enthalten hat, wird sie als Intombi
unter die Frauen aufgenommen erklärt (bei den Kaffir). Während der monatlichen
Unreinheit (Ukuzila) dürfen die Frauen (der KafHr) keine Milch trinken. Während
der Ukufukama oder Unreinheit des Wochenbettes beobachtet die Frau (bei den KafFir)
die Zila (Enthaltung) von Milch, bis durch die Ukuquaba genannte Ceremonie gereinigt
(s. Maclean). Formerly a woman was not seen by her husband for about a month after
the birth of a child (bei den Kaffir). In Schlesien darf eine Frau während der Men-
struation nichts Eingemachtes berühren, weil es verderben würde, in Thüringen in keine
Brauerei eintreten, damit das Bier nicht umschlägt, in Schlesien nichts pflanzen, da es
nicht aufgehen würde (im deutschen Volksglauben). Die Albardaos (b. Florida) essen
Nichts, was ein Gewand der Frau berührt hat, und schütten ihre Kochtöpfe aus, wenn
(ohne dass sie zugedeckt waren) eine Frau vorüberging (Gomara). Bei den Alabardaos
verheirathete man sich mit weibisch gekleideten Männern (s. Gomara). Die Männer,
who make themselves women, hiessen (bei den Ojibway) Agokwa (Tanner).
3) Vor der ersten Reinigung wird den Mädchen mit einem Fischzahn das Haar
entfernt und auf dem Rücken von der Schulter abwärts ein Kreuz geritzt und die
Wunde mit Asche eingerieben. Nachdem in die Hängematte aufgebunden, die Zeit
bis zur zweiten Blutung hingebracht ist, wird es auf's Neue auf den Stein getragen,
wo man Bauch und Hinterbacken blutig ritzt, bis zur Wiederzulassung in die Gesell-
schaft (s. Thevet). Nach Bacqueville wurde bei den Ouenebigonhelinis (in der Hudson-
bay) das Mädchen bei der ersten Menstruation in eine abgelegene Hütte entfernt (1722).
Bei den Nadowessiern blieben die Frauen während ihrer Reinigung in einem beson-
deren Gebäude abgeschlossen (s. Carver), Dos anos ante que se casasse la donzella,
avia de estar encerrada, sin salir de un aposento (in Cumana) mit festgeschnürten
Wadenringen (s. Simon), gleich der casa de tinta.
REINIGUNG. 653
Nadowessiern und ihren Nachbarn eine Abschliessung" bedingte.
Die Männer enthielten sich dann ihrer Frauen, und ebenso (in
Mexico) während der Säug'ezeit^) (und Schwangerschaft) wie bei
den Alabardaos (und ähnlich in Africa).
Bei den Guaraunos (am Orinoco) hält die Frau ihre ]\Ien-
struation") in abgesonderter Palmwedelhütte ab (s. Appun) und
ähnlich bei Delawaren (bis an die Nordwestküste und weiter).
Die Ceremonien in Schliessung'"') der Ehe'^), die den
1) Die mexicanischen Frauen, während der vierjährigen Säugezeit, ,,escusavan de
ajunlarse con sus maridos" (Herrera). Die Alabardaos enthielten sich der Schw-angeren"
und Säugenden (s. Gomara). Die Floridaner enthielten sich der Frauen während
der Schwangerschaft (bemerkt Correal). Nach dem deutschen Volksglauben soll die
Frau bei der ersten Schwangerschaft von einem zum erstenmal tragenden Fruchtbaum
essen, indem dann beide fruchtbar werden (in Schwaben). Die Nicaragues enthielten
sich ihrer Frauen , keine Sklaven zu gebären (zur Zeit der Conquista), Die Aculhua
enthielten sich ihrer Frauen bei der Schwangerschaft und nach den "Wochen (in Afrika
auch während des Säugens). Die Frauen wurden meist nach der Geburt bei den Guana
getödtet (im Gran Chaco). In Melicoas und Coaios war die Beiwohnung für zwei Jahre
nach der Niederkunft verboten (ebenso während der Menstruacion), und so vielfach
sonst für die ganze Säugezeit (in natürlicher Hinführung auf polj'gamische Verbin-
dungen). Die Indianer Popayan's entschuldigten die Polygamie damit (bemerkt Corealj,
weil viele Felder, gleichzeitig bebaut, grösseren Vortheil brächten, als wenn einer im
Einzelnen arbeite (Afrika).
2) Die Frauen der Freineger in Surinam ziehen sich bei der Menstruation in das
Kay-Haus zurück (Riemer). Bei den (den guten Idaapa und den bösen Mainaje ver-
ehrenden) Cayuvavas enthielten sich die Männer der Arbeit während der Menstruation:
ihrer Frauen, und so lange der Wittwenstand dauerte, durfte nichts unternomrnen wer-
den (d'Orbigny).
•^) In jedem Dorfe (in Mexico) fand sich ein Cihuatlanqui , um die Ehe (zu der
die Tlamacaxques oder Priester ein geschmücktes Hochzeitsgewand, mit einem Skelett
in der Mitte, gaben) zu weihen, und wenn sich das Hemd der Vermählten blutig fand,
wurde es im .Tanz umhergetragen, sonst dagegen ein durchlöchertes Gefass zur Schande
vor die Thür gesetzt (s. Echeverria y Veitia). Bei den Naudowessiern wird die Neu-
vermählte von dem Bräutigam auf dem Rücken getragen (Carve). Der Bräutigam trug
die Braut auf dem Rücken (bei den Mixteken), nachdem Beiden ein Haarbüschel ab-
geschnitten und die Kleider zusammengebunden waren (Torquemada). In Ixcatlan bei
Tilcazete in Zapotekan (wo alle Vergehen durch Gaben an den Tempel vergeben wur-
den) musste sich der zum Hohenpriester Erwählte von seiner Frau scheiden, und wer
sich (nach Erziehung im Tempel) verheirathen wollte, wurde von den Priestern öffentlich
ausgestellt und dann der ersten Frau, die beim Hinaustreten angetroffen wurde, ver-
ehelicht (s. Herrera). Vor der Heirath muss (am Cap Frio) ein Gefangener gemacht
sein, da die von Manem (Feigen) geborenen Kinder Mebek (furchtsam und nichts-
nutzig) sein würden (s. Thevet). Nach der Ehe ,, Pater aut Socer (in Brasilien) acuta
silice palum ligneum caedit, nepotum procreandorum caudas se hoc facto amputare
somniant, atque ex eo sine caudis nasci" (de Lact).
"*) AVenn der Priester die Ehe durch Zusammenbinden der Gewänder schloss.
654 SOCIAL-POLITISCHES.
Frauen^) der Chichimeken erst im 40. Jahr^) erlaubt gewesen
sein soll, wechselten in vielfacher Weise.
Bald war das Eheband lax^'), so dass, wie in Africa, die Frau
dem Gast*) angeboten werden mochte, auch Probenächte er-
wurde sieben Mal das Feuer umwandelt (in Mexico). Nach vier Tagen Enllialtsam-
keit in Fasten und Gebet wurde das Hochzeitsbett bereitet. Der Cazique nahm die zu
Vermählenden bei dem kleinen Finger der linken Hände mit seiner rechten Hand und
führte sie in ein kleines Haus mit einem Feuer, wo sie bis zum Verbrennen einiger
Holzbrände allein zusammenbleiben (in Nicaragua). Auf der Insel Mocha (bei Chile)
wurden die Mädchen zur Heirath für Ochsen verhandelt (s. de Laet) [Kru, KafiFer's].
Einen dem Köpfeschnellen (Ostasien's) ähnlichen Brauch erwähnt Strabo aus Pcrsien
und bei den Sarmaten musste (nach Pomponius Mela) beim Freien um die Frau vor-
her ein Mensch getödtet sein. Die Zeles (Zauberer) weihen die Ehe, indem die Neu-
verheiratheten in ein Boot den Fluss abwärts gesandt werden (auf dem Isthmus). Vor
der Heirath (durch Zusammenbinden der Kleider) wurden die Geburtszeichen (in
Mexico) befragt, ob sie zu einander passten (Torquemada). Bei Eheschliessung unter
den Quelenes wurden Braut und Bräutigam von den älteren Gästen auf dem Rücken
nach dem Hause getragen und auf das Bett geworfen (Herrera). Beim Bus-ke-tau-Fest
zündeten die Frauen mit dem neuen Feuer das ihres Heerdes an (du Pratz).
1) Bei den Towkas (an der Mosquito-Küste) werden Kinder verlobt, und dem
Halsband des Knaben jährlich eine Muschel zugefügt, um ihn bei Zehn zum Muhasal
(halben Mann) zu machen und bei Zwanzig zum ,,AH" (vollen Mann), worauf die Hei-
rath statthat (s. Squier). There are 8 kinds of marriage (in the Shastras), Bruhm,
(where the charges are incurred only by the girl's father), Dyv (where the girl's father
give her in marriage to a Brahmun during the Hom sacrifice), Ursh (where the girl
is given in exchange for a cow or a bullock), Prajaputyu (given with the view of an
ofFspring), Usoor (taken in exchange for wealth and married), Gandhurvu (where the
marriage is agreed on by the parties without the parents knowledge), Rakshus (where the
girl is seized and married with tumult and violence), Pysach (where the girl is stolen
at night from her place of sleep). Die Indianer Popayan's trinken bei der Hochzeit
das Chicali genannte Getränk und dann helfen die Gäste mit den beim Tanz in der
Hand gehaltenen Aexten die Bäume umhauen auf dem neuen Terrain, das anzubauen
ist (s. Coreal). Beim Hochzeitsfest in Nicaragua wurden Hunde (Xulos) gegessen (s.
Oviedo).
2) Bei den Chichimeken war den Frauen die Heirath verboten „hasta no cumplir
cuarenta anos", bis sie sich mit den Tolteken vermischt, wo die Frauen im zwanzigsten
Jahre heirathen konnten (Veytia). In Taumulipas heiratheten die Frauen erst bei
40 Jahren (s. Gomara), und zu der Zeit erst waren Heirathen in Panuco erlaubt.
3) Die Guachichiles (in Jalisco) verliessen ihre Frau, wenn sie schwanger wird.
*) Bei den Killistinoes wurde die Frau dem Gast angeboten (s. Carver). In
Mallorca und Minorca, sowie in Corsica wohnten alle Eingeladenen der Braut bei
(nach Diodor). In Rom konnten die Frauen leihweis überlassen werden, wie die
Cato's an Hortensius. Unter den Cahyapos (in Matto Grosso) herrscht Frauen-Gemein-
schaft (s. Magalhaes). Der Bräutigam Hess vorher seine Braut von allen Freunden
derselben Kaste beschlafen (auf Cuba), Herren, Kaufleuten, Fischern u. s. w. (s.
Dapper).
HAREM. 655
laubt^) waren, dann wieder wird sie eifersüchtig gehütet, und der
Unterscied zwischen legitimen") Frauen und Concubinen auch
rechtsgrundsätzUch, (wie bei den verschiedenen Eheformen der
Römer) aufrecht erhalten, während anderswo wieder die Würde
des Häuptlings das Anrecht auf zwei Frauen"') und mehr gab
(wie dem König von Dahomey auf alle im Lande Geborenen). In
Mexico waren öffentliche Mädchen erlaubt, und dann verschiedene
Arten des Zusammenlebens, ausser der förmlichen Ehe. Die
Mädchen (Temecauh), die von den Jünglingen beim Mannbarwer-
den von ihren Eltern zum Zusammenleben erbeten werden, hiessen
1) In Guamacliuco leben die Indianer auf Probe mit der Frau. Bei den Guachi-
chiles werden die Frauen auf Probe genommen. In Choco wird die Frau für ein
Jahr auf Probe gegeben.
2j Die legitimen Frauen hiessen Espobe auf dem Isthmus (Herrera). Die von dem
Priester geschlossene Ehe wurde vom Richter nur indirect wieder gelöst. Ausser der
rechtmässigen Frau (Cuiatlantli) wurden Concubinen (Temecauh) gehalten, und von den
Edlen ausserdem noch Beischläferinnen (mit Erlaubniss der Eltern), oder (ohne solche)
als Tlaciuaantlie. Der unverheirathete Mann konnte mit einer Grisette (Tlaca-
cavili) leben (in Mexico). Die legitimen Frauen (am Cap Frio) sind die weiblichen
Nichten (Cheraindit-mebut) , die bei der Geburt von dem mütterlichen Onkel von der
Erde erhoben werden, ihm aber erst, wenn nach der ersten Reinigung das dann ge-
schnittene Haar bis über die Schultern gewachsen, von den Müttern zum Beischlaf
gegeben werden, obwohl sie in der Zeit oft mit einem Souaragi oder Beischläfer leben
und (bei Abneigung gegen den mütterlichen Onkel) einen vorübergehenden Gatten
(Atoussap) wählen, sowie (beim Mangel oder Tode des mütterlichen Onkels) einen
kriegerischen Gatten (Kereumbau) sich verbinden, der dann seinen Schwiegereltern und
Schwägern Dienste zu leisten hat, während die Frau ohne Verwandten bei den Schwie-
gereltern wohnt, als Comsa-mene (s. Thevet). Nachdem der Häuptling (bei den Kaffern)
die Hauptfrau (Omkulu) und die rechter Hand Frau (Owasekunene) in der Versamm-
lung bestimmt hat, folgt der Sohn der Ersteren in der Häuptlingsschaft, der der Letzten
baut ein neues Haus für Abzweigung eines Theils des Stammes (s. Dugmore). Mit
dem zunehmenden Alter des Häuptlings pflegen ihm (wegen seines wachsenden An-
sehens) die Töchter eines angesehenen Nachbarn als Bräute zugeschickt zu werden,
die es bedenklich wäre zurückzuweisen, wogegen sie durch ihren eigenen Rang zu der
Rangerhöhung als Erste Frau sich empfehlen, die deshalb oft erst sehr spät be-
stimmt wird.
■') Von den Wäldern am Marauia (Nebenfluss des Rio Negro), wo am Bache
Ata pana-pischi derTuxaua(Häuptling) in Bigamie, mit zwei Frauen lebte (während sonst nur
Monogamie erlaubt war), wurden die Jabaana nach dem Pacimoni vertrieben. Die
ältere Frau gab ihrem zweiten Ehemann die Tochter erster Ehe zur Gattin in Me-
choacan (Torquemada), Bei der Entführung in Araucanien suchen die Frauen durch
Begiessen mit "Wasser und durch Feuerbrände das Mädchen zu schützen, während die
Männer des Hauses sich unbetheiligt verhalten, dann aber dem Paar nachjagen, um
einen Vergleich für die Ankaufssumme (als Brautgabe) zu schliessen.
656 SOCIAL-POLITISCHES.
Tlacatlalcahuilli (überlassene Person), und blieben bis zur Geburt
eines Kindes, indem dann regelmässige Eheschliessung, oder Ent-
lassung eintreten musste. Auch ein freies Zusammenleben bei
gegenseitiger Vorliebe hatte statt, und wenn dies einige Zeit ge-
dauert hatte, bedurfte es gewünschten Falles nur der Erklärung-
vor den Verwandten, um es in den eigentlichen Ehebund zu ver-
wandeln, worauf dann der bisherige Tepuchtl (Knabe) die Be-
zeichnung Tlapalihui (gemachter Mann) und das ]\Iädchen die als
Cinuatlantli oder Nocihuauh (die Erbetene oder reine Frau) erhielt.
Ausserdem nahmen die Vornehmen neben der gesetzlichen Gattin
oder Cihuapilli noch Nebenfrauen (s. Torquemada).
Streit zwischen Mann und Frau wurde den Richtern (in Tez-
cuco) vorgelegt, welche die in wilder Ehe Lebenden sich selbst
überliessen (mit den gesetzlichen Strafen belegt), die ceremoniell
Verheiratheten dagegen zur Einigkeit ermahnten, obwohl bei ihrer
Weigerung die öffentliche Erklärung dann als Thatsache der Schei-
dung galt, ohne einen directen Spruch (Torquemada). In Mexico
übernahm der Sohn beim Tode seines Vaters nur diejenigen
Frauen, die nicht von ihm geboren hatten (Torquemada).
Bei den Tlascalanern erbten die Brüder (s. Camargo), wie
anderswo die Neffen. Bei den Mayas wurde die Erbschaft unter
die Söhne vertheilt, wobei derjenige, der am meisten dem Vater
in der Erwerbung geholfen hatte, den bedeutendsten Antheil er-
hielt. In Cumana^) erbte der jüngste Sohn die Hausfrau.
Die gegenseitige Vermeidung^) der Schwiegerverwandten
1) In Cumana (s. Simon) el menor de todos los hijos era el sucessor, y si moria
antes de heredar, entrava el que naciö antes que el, y asi de los demas.
2) In Yucatan wurde der Schwiegervater von dem Schwiegersohn und die Schwieger-
mutter von der Schwiegertochter vermieden (Palacios) und ebenso bei den Pipiles.
Bei den Mayas hatte der Bräutigam im Hause des Schwiegervaters Dienste zu leisten.
Nach Powers „a Modoc may kill his mother-in-law with impunity" (s. H. Bancroft).
In Panuco fand für ein Jahr kein Verkehr zwischen Schwiegervater und Schwieger-
sohn statt. In Florida hatte der Bräutigam die Schwiegereltern zu vermeiden (Torque-
mada). Während der Jagdzeit (in Apalache) ni los suegros entran en casa del yerno,
ni el yerno en casa de los suegros , ni tampaco los cunados , ni se hablan , c si acaso
se topan, se desvian (Oviedo). Durch denUkuhlonipa-Brauch die Schwiegertochter (bei den
Kaffern) is required to ,,hlonipa" her father-in-law and all her husbands male relations
in the ascending line, that is, to be cut off from all intercourse with them. She is
not allowed to pronounce their names, even mentally, and whenever the emphatic
syllable of either of their names occurs in any other word, she must avoid it, by
ZWILLINGE. 657
finden sich ausser in Africa auch im südHchen America (bei Abi-
ponen u. s. w.) sowohl, wie im nördhchen. Bei den Pipilen ver-
mied man die Begegnung des Schwiegervaters^), der Schwieger-
mutter und der Schwäger, weil sonst die Ehe unfruchtbar bleiben
würde.
Wie das ebenso in Africa häufige Tödten^) der Zwillinge^)
kommen auch die Gebräuche der Couvade *) in vielfachster Wieder-
holung vor.
either substituting an entirely new word, or at least an other syllable in its place (s.
Maclean). Manatji-mew, il le respecte, il le menage dans ses paroles. On se sert de
ce mot pour parier du gendre avec son beau-pere et sa belle-mere, qui ont honte de
se parier, bei den Cris (s. Lacombe). Acostumbravan a volver las espaldas a los
hombres quando los topavan en alguna parte (s. Landa) die Frauen Yucatan's (wie der
canarischen Inseln). In Malhado (wo das Haus der Schwiegereltern ein Jahr lang
vermieden wurde) begrub man, aber die Priester wurden verbrannt (s. Gomara).
1) Wenn (bei den Arowaken) der vom Vater zum Schwiegersohn Ausersehene das
von der Tochter hingesetzte Essen annimmt, gilt die Ehe für geschlossen (Schomburgk).
Die Cariben hatten die Verwandten der Frau zu meiden (und so in Südafrika). Wenn
(bei den Assiniboins) der Schwiegersohn die Hütte betritt, ziehen die Schwiegereltern
ihre Decken über den Kopf. If a man enters a dwelling in which his son-in-law is
seated, the latter conceals his face, until he departs. While the young men remain
with the parents of their wives, they have a little separate lodge within, or a part
divided ofF by suspending mats or skins, and into this little apartment the wife retires
at night, by day she is the organ of communication with those without. A man ra-
rely, if ever, mentions the name of his father-in-law (Tanner). In Araucanien spricht
d.er Ehemann nicht mit seiner Schwiegermutter (und vermeidet sie zu sehen), weil sie
ihn (bei Entführung der Tochter) hatte verbrennen und ertränken wollen (durch Ueber-
giessen mit heissem Wasser), und der Schwiegervater vermeidet seine Schwieger-
tochter aus Achtung. Wie Plutarch bemerkt, bestand noch zu Cato's Zeit eine ge-
wisse Zurückhaltung zwischen Eidam und Schwäher, so dass sie sich nicht zusammen
badeten.
2) „Kam eine Frau mit Zwillingen nieder, so hielten sie solches für ein Wunder
und nannten Mutter und Kind Huaca, krönten sie mit Blumen, trugen sie öffentlich
durch die Strassen, tanzten um sie her, und stimmten zu Lobe der Mutter und ihrer
Fruchtbarkeit Lieder an" (in Peru). Wenn Zwillinge gebärend, tödtete die Mutter das
eine Kind, um nicht dem Spott ihrer Nachkommen ausgesetzt zu sein und von den
Männern öffentlich ausgescholten und mit Ruthen gestäupt zu werden (in Guayana).
^) Von Zwillingen (Cocomes oder Schlangen) wurde einer getödtet (in Mexico). Die
Abiponen erziehen nur zwei Kinder in der Familie, und tödten die Uebrigen, der
Lästigkeit wegen.
*) Nach dem Baden des Neugeborenen legt sich die Mutter bei den Marauas
(zwischen Jutai und Jupary) drei Wochen in die Hängematte, und beobachtet, wie
der Mann bestimmte Diät, und ebenso fasten die Männer der Culinos (für fünf Tage),
während die Wöchnerin Diät hält (s. Martins). Bei den Jivaros hütet der Mann
(bei Entbindung der Frau) die Hängematte (s. Orton) wie in Afrika und Asien (sowie im
Bastian, America. 42
658 SOCIAL-POLITISCHES.
Die Frauen der Guaycurus (denen Zweikämpfe zur Schlich-
tung von Streitigkeiten dienen) treiben bis zum 25. Jahre die
Frucht ab, um dem Manne im Reiterleben und Kriege folgen zu
können (nach Castelnau).
Viven muchos casados ^) en una casa, ö por estar juntos los
hermanos y Parientes, que no parten las heredades, 6 por la estre-
chura del pueblo (bemerkt Gomara aus Mexico).
Das Kind, das schon im Embryonalenzustand^) Fürsorge er-
langt hatte, wurde bei Eintritt") in die (buddhistische) Leidens-
alten Euiopa). The Lagunero and Aliomama husbands after the birth of a child, remain
in bed for six or seven days, during which time they eat neither fish nor meat (in Nord-
Mexico), the father being intoxicated and in that State sorrounded by a dancing multi-
tudo, who score his body tili the blood flows freely (in other tribes). Die Chiriguanos
ehren ihre Vorfahren und legen sich nach der Entbindung der Frau ins Bett.
1) Die Spanier bestimmten zwangsweise Verheirathungen von Kindern in den
Dörfern Guatemala's um die Zahl der Steuer zahlenden Familien zu vermehren (s. Gage).
Bei Avicenna führt sich die Lehre des Triptolemus auf drei Vorschriften zurück, die
Götter zu ehren, die Eltern zu lieben und kein Fleisch zu essen (s. Rodigini). Tienen
por gran fealdad mirar a los hombres y reirseles (die Frauen Yucatan's). Das Haus
der Hauptfrau heisst Ibotire (bei den Kaffir).
2) Eine schwangere Frau durfte keine Eclipse sehn, weil sonst das Kind mit Hasen-
scharte geboren würde (in ^Mexico). Als mociaquezqui (tapfere Frauen) erhalten die
Cioapipilti oder im Kindbett gestorbenen Frauen an den Kreuzwegen Opfer von Brod,
das in verschiedene Gestalten geknetet war (besonders von Donnerkeilen oder Schmetter-
lingen), und an ihre Bilder wurden die Amatetevitl genannten Papiere aufgehängt. Die
Sechswöchnerinnen essen ihre eigene Nachgeburt auf (s. Dapper) bei den Tapujer (zu
Baron's Zeit). Die aufgehobene Nabelschnur wird dem Kinde im 6. Jahr in einer
Eierspeise gehackt zu essen gegeben, um den Verstand zu öffnen (in Franken), Die
:Eskimo bewahren den dem Kinde abgeschnittenen Nabelstrang, als langes Leben sichernd
(s. Kink), wie in Melanesien.
3) Yohualticitl (diosa de las cunas) w^urden von den Hebammen um die Hut des
Neugeborenen gebeten (in Mexico). As soon as a male child was brought into the
World , he was sprinkled with some drops of his father's blood (bei den Caraiben) und
je geduldiger der Vater den Schmerz ertrug, desto mehr glaubte er seinen Muth auf
den Sohn zu übertragen (s. Edwards). In Tenerife wurden die Neugeborenen durch
heilige Jungfrauen gewaschen (s. Glas). Dem Säugling wird im sechsten Monat (unter
den Kaffir) bei der Isiko Lobulunga (Ubulunga) genannten Ceremonie aus dem Schwanz
von (dann als heilig betrachteten) Rindern ein Halsband umgelegt, das gegen Uebel
zu schützen hat, und in der Isiko lengquiti (Ingquiti) genannten Ceremonie schneidet
die Mutter das erste Glied des kleinen Fingers ab und klebt es in Lehm gesteckt der
Wand des Hauses ein (s. Maclean). The Nicobarians compress with their hands the occi-
put of the new-born child, in order to render it flat. By this method the hair remains
close to the head, and the upper fore-teeth very prominent out of the mouth.
SCHUTZENGEL. G59
welt^) mit Klagen empfangen und erhielt (nach sühnenden^)
und symbolischen^) Weihen, dem Geschlecht^) entsprechend)
zum Führer durch dasselbe seinen Schutzgeist ■'^) ausgewählt,
anfangs in der Unmündigkeit (auch unter astrologischer^) Befra-
1) Die Les Pleureurs genannten Biscantonges beweinten (nach Heckewälder) die
Geburt eines Kindes (als den Eintritt in ein leidenvolles Leben). Nach Gomara flachten
die Mexicaner das Hinterhaupt mit dem Brett der Wiege ab. Dem festgebundenen Knaben
(unter den Tapuiyern) werden bei der Pubertät von Teufelsbannern Lippen und Ohren
durchbohrt unter den weinenden Klagen der Mutter (s. Dapper).
2) Nachdem das von den (im zwölften Himmel weilenden) Göttern Ometecuhtli und
Omeahuatl (criador de las animas) mit dem (auf Erden Leben gebenden) Wasser der
Göttin Chalchihuitlycue gewaschen war (um das Uebel aus den verschiedenen Gliedern
zu vertreiben), wurde es von der Mutter der Göttin der Wiege (Yohualticitl) zum Schutz
und dem Gott der Nacht (Yohualtecuhtli) für guten Schlaf empfohlen (s. Torquemada).
Die Kinder der Mayas wurden gebadet, da das Eintauchen die Sünden fortwusch.
3) Nachdem (in Guatemala) der Nabel des Kindes mit einem neuen Messer (das
in einen Fluss weggeworfen wurde) auf einem Maiskolben abgeschnitten war, wurde
der Mais gesäet, und aus der Frucht zwei Kuchen (für Kind und Priester) gemacht,
der Rest der Körner aber bewahrt, um von dem Kinde nach dem Aufwachsen gesäet
zu werden (s. Torquemada). Der vom Knaben abgeschnittene Nabel wurde den Krie-
gern gegeben, damit er muthig werde, und der des Mädchens beim Hause beerdigt,
damit sie häuslich werde (in Mexico). Bei Eclipsen nahmen die Frauen ein Obsidian-
stück in den Mund, damit der Embryo sich nicht in eine Ratte verwandle (in Mexico).
^) Si era hijo, le ponian una saeta en la mano, si era hija un huso (bei der Ge-
burt) in Misteka (Herrera).
^) War eine Frau bei den Zapoteken der Entbindung nahe, so zeichneten die Ver-
wandten Gestalten von Thieren auf den Boden, die mit der Verfertigung auch ausge-
löscht wurden, und das gerade mit der Geburt des Kindes correspondirende galt als
Tona oder Zweites Selbst, welches von dem Individuum heilig zu halten war. Der
Zauberarzt (Paje oder Bogaier) oder Semetti (der Arowaken) ist für die Namengebung
(aritin) zu bezahlen, da ein Unbenannter (Morikai) den Nachstellungen des bösen Dämon
(Jawahu oder Yawahu) ausgesetzter ist.
6) Bei der Taufe des Kindes (in Mexico) urtheilten die Verwandten aus Kalender-
zeichen über sein Geschick. Astrologisch ist der unter dem Einfluss der Venus Ge-
borene zur Sinnenlust geneigt, während die Culraination des Mars bei der Geburt zur
Gewaltthätigkeit prädisponirt (Mercur zum Handel u. s. w.). Nach Chinigchinich's
Vorschriften geben die Californier dem Kinde im 5 — 6. Jahr ein Thier, als Beschützer,
worin der unsichtbar in den Bergen lebende Teufelsgott El Touch in schreckenerre-
genden Gestalten erschien. Das durch den berauschenden Trank der Pibal-Pflanze
besinnungslos gemachte Kind war von alten Männern und Frauen umgeben, die es
warnten nicht zu schlafen, da der Coyote, der Bär, die Klapperschlange kommen möchten,
und es aufforderten, ihr Benehmen, ob freundlich oder feindlich, zu beachten und
nach den Wünschen des zuerst Kommenden zu fragen. Wenn die entsprechenden
Visionen gekommen waren, wurde das Fasten unterbrochen. Andere Kinder, ohne
jenen Trank zu erhalten, wurden phantastisch gekleidet und bemalt, in den Tempel
geführt und dort drei Tage strengen Fastens neben einer zur Darstellung des Gottes
42*
660 SOCIAL-POLITISCHES.
gung, mit dem Namen ^), während der zur Mannheit reifende
Jüngling sich im prophetischen Traum selbst die Offenbarung zu
suchen hatte.
Chinigchinich gezeichneten Figur gelassen, mit der "Warnung, dass jeder Bruch der
Vorschriften von dem Gott gesehen und bestraft werden würde. Als ein Indianer
einst sich rühmte, ungestraft heimlich gegessen und selbst den Gott mit den Füssen
gestossen zu haben, wurde er sogleich von den erzürnten Zuhörern mit Pfeilen er-
schossen (Boscana).
^) Bei den Chichimeken ging die Hebefrau mit geschlossenen Augen in das Haus
und gab dem Kind den Namen nach dem zuerst gesehenen Gegenstand. Bei den
Otomi wird das Kind nach dem Onkel oder der Tante genannt (an der Goldküste
nach dem Grossvater). Das auf ein Aschenbett gelegte Kind erhielt nach den Fuss-
tapfen den Namen des Thieres (in Yucatan). El primer hijo se llamaba Skob, el sc-
gundo Put, el tercero Oktz (in Mixe). En Tarasco el hombre llama b. su hermano
Hero y la mujer la dice Ueze, en Huasteco el hijo del padre se llama Atik et de la
madre Tam (s. Pimentel). Ausser dem von einem Thiere oder anderm Gegenstande
entlehnten Beinamen (Kangarlta) hat der Jüngling (in Südaustralien) auch einen ge-
heimen Namen und wird in die Mysterien eingeweiht, von welchen "Weiber und Kinder
ausgeschlossen sind (Schayer). Bei einem Todesfall (unter den Guaycurus) verändert
der Hcäuptling alle Namen, damit der zurückkehrende Geist das Gesuchte nicht wieder-
finde (s. Lozano). A sus hijos y hijas siempre llamavan del nombre del padre y de
la madre, el del padre como propio y de la madre appellativo (in Yucatan). Auf dem
Isthmus von Chiriqui (wo die Leiche auf vier Pfeiler gesetzt wurde) erhält das Kind
(nach dem Fasten) seinen Gott, in Thiergestalt (J. Cook). Protracted ceremonies involving
Isolation, fasting, purgation, self-denial and ablution were religiously observed under
the personal supervision of the Is-te-puc-cau-chau-thluc-co or grcat leader, before the
Creek-youth was admitted to the dignity and privileges of manhood (C. Jones). Neben
dem Schöpfer Ikanam, der sich auf dem heiligen Berge in Stein verwandelte, verehren
die Chinook den Coyote, der die Menschen belehrte (die Personalgeister oder Tama-
nowas gehen vom Vater auf den Sohn über). Die zwerghaften Ninumbccs in dem
Berge der Soshones wechseln Kinder aus und die Wasserkinder oder Pahonahs ver-
schlingen Frauen. Neben Chareya (der alte Mann droben) wird der Coyote verehrt
(bei den Cahrocs). Chinigchinich (in California) durfte nicht begraben werden, indem
er sich rächen würde, wenn man auf sein Grab träte (Boscana). Nach Heckerwälder
müssen sich die Knaben bei Irokesen und Delawaren durch Fasten (bis sie Gesichter sehen)
auf die Männerweihe vorbereiten, bei den Mönnitarris am Missouri schleppen sie an
den ausgeschnittenen Hautstücken einen BüflFelkopf (nach Neuwied) und bei den Man-
danen werden an dem mit thierischen Masqueraden verbundenen Frühlingsfest Okippe
Fingerglieder abgeschnitten, oder es wird geschwungen mit Aufhängen am Rückenmuskel,
bei den Tschippewäern werden (nach Long) Figuren aufgeprickelt. Die Caraiben ritzen
bei der Wehrhaftmachung die Knaben mit dem Agutizahn, die Dorier geisselten im Tempel
der Artemis, bei den Passes (in Brasilien) werden die Knaben mit einem Sperber-
schnabel verwundet. Der Edelknabe wurde durch den Ritterschlag wehrhaft gemacht,
die Jägerburschen (s. Fleming) durch eine Maulschelle. Beim Hobeln der Kirmess-
burschen in Udestedt (zwischen Weimar und Erfurt) wurde der Candidat mit einem
Hülzmesser barbirt.
HEIRATHEX. 661
«Die in Peru (und Tahiti) gesetzlich regulirten Kopfentstellun-
gen fanden sich, wie bei noch andern Stämmen in Südamerica
(neben den Omaguas) auch unter den nördlicheren (bis zu den Chi-
nuk). In Yucatan wurden Stirnen und Köpfe ^) abgeflacht (Herrera).
Wie in den gemeinsamen Häusern des indischen Archipelago
schliefen die unverheiratheten Jünglinge in der Galpon genann-
ten Vorhalle des Tempels zusammen. i
In Yucatan schliefen die Jünglinge in einem grossen Hause
zusammen (s. Landa) und auch in Guatemala waren die Kinder
von den Eltern getrennt (nach Ximenez).
In jeder Ansiedelung der Quelenes fand sich ein Capul (casa
del Comun) für Abschluss von Heirathen (Herrera).
Beim Mannbarwerden waren, wie in Südamerica (wo auch
die Mädchen bei der ersten Menstruation gepeinigt wurden), Muths-
prüfungen^) (neben religiösen Riten) zu bestehen.
Bei Herausforderung wegen Liebschaft mit einem Mädchen
durfte (in Mexico) der Zweikampf erst beim nächsten Feldzug
abgehalten werden (s. Torquemada).
Dem Ehebrecher zerschlug der Gatte den Kopf mit einem
Stein und die Frau wurde (in Mexico) gepfählt (s. Francesco
de Bologna).
Die Fussstapfen eines Bären erblickend, brechen die Weiber
der Koloschen^) in Lobsprüche aus, um nicht von ihm in den
1) Cuando nace un niiio, no se hace otra practica, que marcarlo en el oertice de
la cabeza con una piedra aguda y candente (zum Schutz gegen Hexerei) bei den
Cariben in Nicaragua (Levy). Queda por medio de la cabeza un grand hoyo de parte
a parte durch das Zusammendrücken der Kinderköpfe (für Lastentragen) in Nicaragua
(s. Oviedo).
2) Auf den Cacao erbittenden Jünglingen aus Nachbardörfern wurden vorher von
dem Caciquen (in Tecoatega) verschiedene Stöcke zerbrochen, um ihre Ausdauer und
Muth zu prüfen, ehe man ihnen die Cacaokörner gab.
3) Mit dem Ostwinde erhalten die Koloschen Kunde Von der Existenz des Jeshl
(der schon existirte, bevor er geboren wurde, nicht älter wird und nie stirbt), an den
Quellen des Flusses Nass weilend. Auf den Rath eines Delphins einen aus dem Meere
genommenen Stein verschluckend, wurde Jeshl's Mutter mit ihm schwanger, und in
die Haut eines Kranich gehülj^t, flog Jeshl zu den Wolken, bis sich die Fluth seines Oheims
verlaufen. Verschieden von den mit Rennthieren wandernden Tschüktschen wurden
die Namolli (durch Verlust der Heerden) zu ansässigen Fischern und Jägern. Die
Ostjaken (in Obdorik) dienen in Waflfentänzen dem Jelan (Gott). Die Tadaby sind
Schamanen der Samojeden. Die Aleuten gebrauchten zur Heizung und Beleuchtung
ihrer Wohnuneen die Jirniki oder Fettlampen (in ausgehöhlten Steinen). Für den
662 SOCIAL-POLITISCHES.
Wald entführt zu werden. Die mannbaren Jungfrauen wurden als
unrein eingeschlossen und mit einem breitkantigen Hut bekleidet,
um nicht durch ihre nach oben gewendeten Blicke den Himmel
zu verunreinigen.
Wie in Peru waren die Spanier in Mexico erstaunt^) über
die vollendeten Arbeiten^) ohne Kenntniss des Eisens^), das
(ausser dem bereits durch Fernando Colon erklärtem Missverständ-
niss bei den Caraiben) eine der späteren Traditionen (bei Monte-
sinos) den mythischen Architecten der Chimu zuschreibt, während
diese selbst bei der Conquista dessen entbehrten, wie ihre Nach-
Uebergang in den akadan kujudak (eine bewohnte Welt, von wo das Sonnen- und
Sternenlicht ausging), statt in den sitchudik kujudak (eine bewohnte Unterwelt der
Finsterniss) übten die Aleuten bei der Morgendämmerung im Wasser das Lichtschlucken
(mit offenem Munde nach Osten gewandt). Von dem Dämon (Kugan) inspirirt, tanz-
ten die Zauberer (der Aleuten) mit Masken. Auf den westlichen Inseln der Aleuten
fanden sich Götzenbilder (in Menschengestalt) oder Taijaguliguk (Kugadakh auf Una-
lashka); die Kugagikh oder Zauberer (der Aleuten) repräsentirten Thiergeschlechter.
Nach Jakow unterscheiden die Aleuten den Kujudam ajugu (Himmelsschöpfer) und
Atschidam ajugu (Erdschöpfer).
1) Herrera spricht seine Verwunderung aus, dass trotz des Mangels an jeder Art
von Metall sich in Yucatan erbaut haben : tan grandes edificios, los cuales parece havcr
sido templos, porque sus casas siempre las usaron de madera, cubiertas de paja, (Ad-
mira que no hallandose ningun genero de metal, se ayan podido labrar tan grandes
edificios.) In Tenerife wurden (beim Mangel an Metall) Instrumente aus schwarzem
Stein (Tavonas) gefertigt.
2} Durch die Töpferei zeichnete sich Cholula aus, durch die Goldschmiedekunst
Azcapozalco, durch die Malerei Tezcuco, durch Steinbildnerei Tenajocan, durch Matten-
weben Quauhtitlan, durch Blumenzucht Xochimilco, durch die Jagd Xilotepec, durch
die Fischerei Cuitlahuac (sagt Clavigero).
3) Die Eisen-Minen von Ancoriames sollten von den Inca bearbeitet sein und
(nach Montesinos) hätte das Eisen seinen einheimischen Namen in der Sprache Chili's ge-
habt. Nach Velasco machten die Peruaner keinen Gebrauch von dem Eisen (Quillay), weil
sie das Kupfer, wie Stahl, zu härten verstanden. Nach Montesinos brachten die Riesen
oder Chimus Eisen mit und schreckten durch ihre daraus gefertigten Waffen die Ein-
geborenen. Die südlich von den Thlinkiten und Tun-Ghaasen wohnenden Kaiganen
bezeichnen die Amerikaner als Jez-hata oder Eisenmänner (nach Scouler). Zwischen
den ^skimo-Dialecten und der Sprache der Ugalachmut oder Ugalenzen (westlich vom
Vorgebirge Elias) besteht keine Verwandtschaft (nach Radioff). Neben Fusang fand
sich das Land der Amazonen (Nio-mujok). Nach Tongtien (im Wa-kan-san-tai-dzon-
ye) werden in dem östlich von China gelegenen Fusang von den schriftkundigen Ein-
wohnern (die Milch zahmer Hirsche trinkend) aus der Rinde des Fusang-Baumes (Hi-
biscus rosa sinensis) Kleider verfertigt. Le sol ne renferme point du fer, mais on y
trouve du cuivre (s. Leon de Rosny). Gegen Ende der Tscheou-Dynastie begann man
im südlichen Königthum Thsou Eisen zu verarbeiten (neben der bisherigen Bronze).
METALL. 663
barn, auch in Chile. Mit Quillay wird Metall im Allgemeinen
bezeichnet. Als Geräthschaften wurden Steine^) benutzt, beson-
ders der (die Stelle des Feuersteins^) vertretende) Obsidian,
und (neben Knochen oder Muscheln) das Kupfer^) oder der
1) Die Brasilier (bei der Insel Coröa Vermelha) hauten Holz mit Steinen in Keil-
form, in einen Stiel eingefügt und festgeschnürt (nach Vaz de Caminha). Para labrar
la madera se servian de piedras de rios muy duras y agudas (in Guanahani). Die
Chikkasah wickelten 2 — 3 zähe Zweige vom. weissen Wallnussbaum um den einge-
kerbten Griff der Steinaxt (s. Adair).
2j Das Messer (der Soshones) bildet a piece of flint, with no regulär form, and
the sharp point of it no more than one or two inches long, the edge of this is renewed,
and the flint itself is formed into heads for arrows by means of the point of a
deer or elk hörn (s. Clark and Lewis). Flints neatly formed into arrowheads are fre-
quently found throughout Texas (Burnet). Am Ogden-Fluss (in Utah) wurden Obsidian-
Spitzen gefertigt. Das Schild der Snakes wird vom Medicin-Mann geweiht. Manche
haben einen eiförmigen Stein mit oder ohne Leder an einem Stock befestigt oder
eiserne Streitäxte (Ohmanah-Tchamaha) bei den Mandan (Neuwied). Die Holzkeule
hiess Manna-Pauishä. Das Messer (Itaquice), wenn aus Stein gefertigt, hiess Itaque
(bei den Brasiliern), item ex arundine, quos dicunt Taquoaquice (Marcgrave). Primero
sacan una piedra de navajas que son negras como azabache y puesta tan larga como
un palmo 6 algo menos, hacenla roUiza y tan gruesa como la pantorilla de la pierna y
ponen la piedra entre los pies y con un palo hacen fuerza a los cantos de la piedra,
y d cada empujon que dan, salta una navajuela delgada con sus filos como de navaja
(s. Motilinia) in Mexico (s. auch Torquemada ad I, 3. B. 34. Capt.). Die ,,Indians, who
make arrow as a specialialty (unter den Veeards in California) employ for this purpose
a pair of buck-horn pincers, tied together, at the point with a thong. They tirst
hammer, out the arrow head in the rough, and then with these pincers carefully nip
off one tiny fragment after another" (nach Powers). The Shastas especially excelled in
making obsidian arrows (s. H. Bancroft). The arrow-point maker, who is one of a
regulär guild, places the obsidian pebble upon an anvil of talcose slate and splits it
with an agate chisel to the required size, then holding the piece with his finger and
thumb against the anvil, he finishes it off with repeated slight blows (nach Wilkes).
Their knives were sharpened needs or shells, their axes sharp stones (in Virginien), no
iron tools (s. Carew). Während Lewis* und Clark's Anwesenheit unter den Shoshonen
erbeutete Drewyer ,,an Instrument made of bone for manufacturing the flints into heads
for arrows" (1804). One of the Pitt River Indians (of California) made from a frag-
ment of quartz, with a simple piece of round bone, one end of which was semi-sphe-
rical, with a small crease in it (as if worn by a thread) the sixteenth of an inch in
depth, an arrow-head, which was very sharp and piercing, and such as they use on
all their arrows (Beckwith). Von dem mit den Füssen gehaltenen Obsidianstück wur-
den (in Mexico) die Messer mit einem an die Brust gestemmten Holz abgedrückt (Tor-
quemada). Una von Iti (oder Tahiti) führte in Mangaia die künstliche Befestigung
der Steinäxte in den Holzgriff ein (als Erfindung Tane-mata-ariki's).
^) Zum Holzfällen wurden (in Mechoacan) Kupferäxte verwandt (Torquemada). In
Mechoacan benutzte man das Kupfer einer dortigen Mine „en lugar del hierro, porque
corta como acero" (Herrera). In Veragua wurde die Guanin genannte Goldlegirung
664 SOCIAL-POLITISCHES.
Legirungen desselben in verschiedenen Verbindungen (nach
der erforderlichen Härte). Bei den Eskimo fanden sich Messer
aus gediegenem Kupfer. Nach alten Traditionen der Koluschen
soll einst ein Weib in Tschischikhath die Kunst zu schmieden
erfunden haben, weshalb ihr auch eine fast göttliche Verehrung
zu Theil ward (Holmberg).
Neben den auch in Peru als Chaquira ^) bezeichneten Arm- und
Halsbändern, wurde verschiedener Schmuck^) gefertigt (in Peru
auch aus blauem Schmelz ^) , gleich dem ägyptischen, in Africa
verwandt. Die von den Schiffen Dieppe's (unter Florentin) besuchten (1524) Indianer
(südlich von Nueva Francia) besassen „laminas de Cobre", sowie ,,arcos y flechas, labradas
curiosamente armada de pedernal" (s. Herrera). Die Atnah (unter den Kenai) üben
die Verarbeitung von Kupfer. Bei dem Caciken Diriangen erhielt Davila goldene
Aexte (Herrera). Die Hachas de Oro (de catorce quilates i aun menos) brauchte
man (in Nicaragua) en la Guerra y Edificios (s. Gomara). Der Seythe Lydus erfand
die Bronze-Bereitung (nach Aristoteles). Michael Rossi fand in den etruskischcn
Gräbern von Valentano und Narni (unter einer Peperino-Schicht der albanischen
Lava) Gelte (mit Tüllen) und Paalstäbe (mit rechtwinklig aufgebogenen Seitenflügeln),
sowie sichelartige Messer u. s. w. Nach Aristoteles waren die chirurgischen Instru-
mente von Kupfer, weil "Wunden dann leichter als durch Eisen heilten. Die Mexi-
caner verfertigten aus den entsprechenden Metallen die Sonne aus Gold, den Mond
aus Silber zur Verehrung (Gomara). Tenian hachuelas de cierto metal (s. Landa) in
Yucatan (durch Schlagen mit einem Stein geschärft). Die Künstler in Gold oder Tul-
tecas opferten dem Gott Totcc (in Mexico) im Kriegsspiel (s. Sahagun). Die Stein-
schneider (Mexico's) waren von Xochimilco gekommen (Sahagun). Die riesigen Stein-
figuren (Huitzilopochtli's und Tezcatlipoca's) estaban cubiertos de nacar y encima
muchas perlas, piedras y pie^as de oro en gastadas, con engrudo de ^acotl, y aves,
sierpes, animales, peces y flores, hechas ä lo Musaico de Turquesas, Esmeraldas, Cal-
cedonas, y otras piedrecitas finas (Gomara) in Mexico. Mascaras musaicas de pedre-
citas finas con las orejas de oro, con los colmillos de hueso fuera de los labios
(s. Gomara) fanden sich in Mexico.
') Die Armbänder werden auch als Chaquira bei den Cuebas bezeichnet. Zur Verferti-
gung der Angeln aus Knochen und Schildkrötenschale (zu Colon'sZeit) die Eingebornen (in
Veragua) : los cortaban con hilo de cierta especie de Canamo, que en la Espanola llaman
Cabuya, de la manera, que los que hacen cuentas, cortan con una Sierra delgada los huesos,
y no hai huerro, que de aquella manera no corten (Herrera). Der Fischfang wurde mit
Netzen betrieben oder durch Pfeilschiessen, nach dem narcotischen Betäuben der Fische.
Zum Vogelfang (in Brasilien) utuntur certis instrumentis , quae vocant Incana, quae
illis sunt trium generum, nimirum Incanabipiara , quod aves pedibus capit, Incanajuri-
piara, quod eas cervice apprehendit, Incanapitereba, quod medio corpore (Marcgrav).
2) Yacaxuitl, Nasensteine (aus Chalcuitl), Tentetl, Lippensteine, Nacochtli, Ohr-
ringe, Matzopetzli oder Matemecatl, Armringe, Cozcatl, Halsband. Die mexicanischen
Spiegel (aus polirtem Stein) zeigten das menschliche Gesicht besser und correcter, als
die spanischen (bemerkt Peter Martyr).
3) Bei den Mandan werden blaue Perlen angefertigt (s. Catlin). In peruanischen
TÖPFEREI. 665
mit Agries-Perlen), und die Tradition, dass dem Thon der Töpfer-
waaren ^) Gold beigemischt sei, hat zur Zerstörung manch' werth-
vollen Gefässes geführt. Besonders berühmt für Töpferwaaren
war Cholula. Das bunte und schwarze Töpferwerk (heisst es) kam von
Chohche (Cholula), die Arbeiten der Goldschmiede von Ezcapuzalco.
Bei der Ansiedlung in Nacapahuazcan lernten die Teochichimecen
die Kunst, Fleisch in irdenen Töpfen zu kochen (nach Camargo).
Der auf der Sacramento-Ebene die Indianer (zur Speise) in
einem Steinmörser zerstampfende Riesen-Greis wurde vom Coyote
getödtet (nach den Neeshenam).
Die in Cahfornien gefundenen Steinmörser waren (nach den
Neeshenam) vom Geisterfürst Haylin Kakeeny gefertigt (s. Powers).
Die Figuren in den Gemälden sind, beim Uebergang zu
Schriftzeichen, conventionell abgekürzt oder entstellt, wogegen
die Sculptur an den Thieren Naturnachahmung zeigt und auch
bei den Menschen Portrait- Aehnlichkeit^) angestrebt haben soll.
Gräbern wurden (ähnlich den afrikanischen Agries) blaue Schmelzperlen gefunden
länglicher Form (wie in den ägyptischen). Zinniu wird (in Japan) mit einem Hals-
schmuck dargestellt, der an den in Polynesien gewöhnlichen erinnert, und in den
jener Zeit zugeschriebenen Gräbern finden sich Längsröhren, sowie die dieselben unter-
brechenden Zähne (in Nachahmung aus Glasschmelz).
1) In Yucatan ist zuweilen statt gewöhnlichen Sandes, goldhaltiger mit dem Lehm
des Topfgefässes gemischt (nach Berendt). Havia oficiales de loca y de vasijas de
barro, para comer, y beber en ellas, muy bien hechas, pintados y galanas (in Mexico),
und dann verfertigte man Xicaras y Tecomates (de ciertas calaba9as), mit bunten
Figuren bemalt (die im "Wasser fest blieben). Verschiedene Arbeiter stellten aus Federn
ein Gemälde zusammen (s. Torquemada). Die Mexicaner suchten den Spaniern die
Glasur abzulauschen. The Muscogee Brass plates (nur bei Festen gezeigt, aber nicht
berührt) appear to have been Covers for pots, or some other vessels, (from the
Spaniards in Florida) 1852 (s. Loughridge). Maka-c6ga, an earthen vessel or pot, such
as the Dakotas are said to have made and used before their intercourse with white
people (Riggs).
2) Torquemada rühmt (besonders wegen zwei steinernen Königsfiguren in Chapultepec,
que parecen mas labradas de cera, que de la materia, que son) die Escultores de canteria,
que labraban, quanto querian en piedra, con otras Piedras guijarenas y pedernales,
porque carecian de Hierro y Acero (in Mexico). Los Carpinteros y Entalladores la-
braban la madera con instrumentos de Cobre, pero los Lapidarios cortaban y labraban
las Piedras preciosas, con cierta arena, que ellos conocian, aunque aora la cortan con
Esmeril, y hacian ellos las figuras, que tjuerian. Die Silberschmiede (Plateros) ar-
beiteten ,,con una piedra sobre otra" und waren besonders geschickt (auch im Wechsel
von Gold und Silberbelegung) im Giessen und Modelliren (haciendo mucha ventaja ä
nuestros plateros Espanoles), bis sie sich bei der spanischen Unterdrückung durch die
Armuth verloren (hay ya muy poco ö casi ninguno). Ausgezeichnet waren die En-
ßQQ SOCIAL-POLITISCHES.
Wie überall bei wenig bekleideten Völkern sucht der Hang
zum Schmuck zunächst (wie im polynesischen Tättowiren)^) in
oder auP) der Körperhaut ihre Thätigkeit zu äussern, und dann
talladores (und die Maler für Pflanzen und Thiere) und auch die Künstler in Knochen-
schnitzereien (und Figuren aus Rohr). Zuniga (f 1606) sah in Chapultepec aus Fels
gearbeitete Statuen mexicanischer Könige in Rüstung und Federschmuck, que parecen
mas labradas de cera, que de la materia, que son, tan lisas y limpias, que no parecen
hechas ä mano. Tode esto labraban con otras piedras y pedernales (in langer Zeit-
dauer). Havia plateros , pero faltabales las herramientas necesarias , para labrar de
martillo o ma9oneria, pero con una piedra sobre otra, hacian una ta9a llana y un plato.
Para las cosas, que dicen de fundicion y vaciado, eran muy habiles, y hacian una joia
de oro 6 plata, con grandes primores, (saccaban de la fundicion una pie^a la mitad de
oro y la mitad de plata, oder einen hohlen Fisch mit Schuppen abwechselnd aus Grold
und Silber, de que se maravillaron mucho los plateros de Espana).
1) Les Coradjis incisent d'abord la peau avec un coquillage tranchant, puis brü-
lent ou irritent la plaie pendant plusieurs mois, jusqu'ä ce qu'il survienne un bourrelet
cicatriciel allant jusqu'ä la grosseur du petit doigt (beim Tättowiren in Australien).
The ingredients for tattooing or pricking marks (won by victory with men or bears)
on the ehest are red ochre (tzo\v-gwit-zo\v) or black lead (toong-e-rillery) and indigo
(Hooper) bei den Tschuktschi. Maxima illorum pars corpus, brachia, femora pingit ele-
gantibus et concinnis figuris, qiiarum color numquam obliteratur, in ipsa enim cute
sunt impressae notae sive puncturae (in Florida). The women have their bodies painted
(s. Ribault). Les emblemes armorials tatoues ä l'aiguille, parfois par scarification, sur
la figure principalement parmi les indigenes des mers du Sud, correspondent au signe
de tribu , que les Australiens se scarifient sur la cuisse et placent sur un arbre voisin
apres la mort (Topinard). Men and women are tattooed (in the Pelew-islands) or mel-
gothed (Keate). Das Manka- Verfahren Neu-Hollands beschränkt sich auf Narben-
bildung. Nach Thevenot fügten die Bisayer ihren schwarz gefärbten Zähnen Gold ein.
und ebenso trug der Mangellan besuchende Fürst in Mindanao Gold in den Zähnen
(wie die Goldzähner Central- Asiens).
2) Bei den Gruguanas oder Giriguanas (zu Alfinger's Zeit) bemalten sich die
Frauen Brust und Arme unauslöschlich mit ihrem Blut (Oviedo). Die Delawaren
ritzten sich mit Nadeln Figuren in die Haut, durch Pulver schwarz gebeizt (Loskiel).
Die Cupulen in Yucatan tättowirten. Die Pa-Utah durchbohren die Nase. Für jeden
erbeuteten Kopf schneiden sich die Itucalis (in der Pampa del Sacramento) kleine
Stücke der Nasenhaut ab, und indem sie Kernschaalen der Palme in die Wunde ein-
fügen, bildet sich ein Fleischauswuchs, so dass sich oft eine Reihe Knöpfe von der
"Wurzel der Nase bis zur Spitze findet (s. Skinner), wie die Knopfkneuzen in Afrika.
Victuris in cute punctis milites scripti (Vegecius). Wie Britannier tättowirteji die Illyrier
und Nachbarstämme (in Adels-Wappen). In Panuco war das Tättowiren das Zeichen
der Adligen (de Witt). Bei Tödtung des ersten Feindes bemalten die Caquetio (bei
Coro) einen Arm, beim zweiten die Brust, beim dritten echava una raya desde el
estremo del ojo a la oreja, y este era su blazon (Simon). Labravanse los cuerpos y
quanto mas, tanto mas valientes y bravosos se tenian (wegen der Schmerzertragung
beim Tättowiren) in Yucatan (Landa).
OHRDURCHLÖCHERUNG. 667
besonders am Haar ^), so dass z. B. in Melanesien der Kopf oft 3 — 4
verschiedene Frisuren gleichzeitig zeigt , um das Beste ^) daraus
zu machen.
Neben (peruanischer) Ohrdurchbohrung ^) oder Ohrverlänge-
rung'^) kamen Einlochungen der Lippen "') und auch Durchlöcherung^)
1) Wer (in Mexico) eine Kriegsthat ausgeführt hatte, erhielt die Erlaubniss, die
Haare aufzubinden mit dem Titel Quachictin (Gran Capitan). Auf den Sulpturen
Yucatan's bezeichnen Hörner in den Haaren die Frau (als Schmuck). Die Misteken
rissen den Bart mit Goldzangen aus (s. Herrera). Die Comanches verfertigen Silber-
Zierrath aus dem Silber der Minen von San Saba (nach Domenech). Am Cap Frio
wurden die Haare am Körper den Männern von den Frauen ausgerissen, und den
Frauen von ihren Liebhabern (Thevet).
2) Die Tupinambas schnitten die Haare mit einem Steinkeil unter Darunterhalten
einer Steinplatte (s. Stade). Die Zoques bei St. Miguel und Santa Maria Chimalapa
rasirten die Scheitel. Bei den Souriquois in Neu-Schottland (mit Autmoins oder
Zauberpriestern) trugen nur die Vornehmen Barte , da ihn die Gemeinen ausrupfen
mussten (s. Vischer). In Guyana gilt langes Haar als Zeichen der Freiheit, weshalb
es den Sklaven abgeschnitten ward (nach Barrere). Die Osagen haben den durchge-
henden Gebrauch des Kopf-Rasirens, so as to leave only a scalp on the back part and
above (Long). Bei den Mandan wird der Tanz des halbgeschorenen Kopfes (Ichohä-
Kakoschochatä) aufgeführt. Die Floridaner schoren die Hälfte des Kopfes (nach
Coreal). Die Pallotepallors oder Flatheads rissen den Bart mit Holzzangen aus (s.
Lewis). Wie die nordwestlichen Nationen flechten die Sioux ihr langes Haar in
Zöpfe (s. Paul von Würtemberg). The women at a dance wear huge paste board
coiff"ures, like turrets, which are painted symbolically and adorned with feathers. These
headdresses are similar to those used by the Aztecs, from whom the Pueblo-Indians
(Moqui) are supposed to be derived (Broeck).
3) Während die Mexicaner oder Culhua Ohren und Lippen nur mit kleinem
Schmuck durchbohrt hatten, \varen die Ohren der anders redenden Indianer aus
Cempoallan (deren Nasenlöcher durchbohrt waren) faustgross ausgedehnt und fiel die
Unterlippe durch die Schwere der in die Löcher eingefügten Stücke auf das Kinn
herab (Gomara). Die Otomis (nach Sahagun) trugen Ohrschmuck von Thon oder von
Schilf. Die Nachbarn von Punta Casinas hatten die Ohren verlängert (zu Colon's
Zeit). The Chipaway Young Men, who are emulous of excelling their companions in
finery, slit the outward rim of both ears (Lewis).
: ^) In Nicaragua wurden die Ohrläppchen durch eingefügte Knochen vergrössert
(Oviedo). Todos los hombres usaban espejos (in Yucatan). Die Mexicaner trugen
metallnen Ohrschmuck (Nacochtli genannt). Neben Thierknochen war es (in Virginien)
besonders rühmlich, getrocknete Feindeshände als Schmuck zu tragen (s. de Lact). Die
Durchbohrung des Nasenknorpels (bei beiden Geschlechtern) heisst Gnah-noong (in
Australien).
5) Die Chorotegen (in- Nicoya) durchbohrten die Unterlippe (um runde Knochen
einzufügen). Die Grijalva in Sanct Antonio besuchenden Indianer hatten die Ohren
eingeschnitten oder zerfetzt und das Gesicht blutig, este sajamiento de orejas es entre
aguella gente como una compurgacion ö ceremonia para aplacar el demonio (Oviedo).
Die Frauen Yucatan's schnitten sich die Zähne sägeartig ein.
668 SOCIAL-POLITISCHES.
der Nase ^) vor, sowie Zustutzen der Zähne ^). Lippenpflöcke (Ten-
teotl) und Armbänder (matzopeztli) wurden getragen, und beson-
ders gern wurden edle^) Metalle zu Verzierungen verwandt oder
grüne Steine.
Die Darier trugen eine Decken-Kapsel von Gold, Silber oder
Blättern, worin das Glied gezwängt und an dem Gürtel um die
Lenden fest gebunden wurde, „die Geilen aber lassen sie frei
ß) Nach Azissevski trugen die Tapuijer in den durchlöcherten Lippen, Ohren,
Wangen und Nasenknorpel einen Zierrath von Stein, Knochen, Holz und Federn hän-
gend (s. Dapper). Als Ehrenzeichen trugen die Mexicaner den Stein Tentetl in der
Unterlippe. Die Nicoyes trugen zwischen Unterlippe und Kinn einen Knochen oder
Goldknopf, der beim Essen und Trinken herausgenommen wurde (s. Oviedo). In Ni-
coya (Hauptstadt der Provinz) algunos traen Be9otes b. la manera de los Indios de
Panuco (Torquemada).
1) Die Frauen trugen Nasenschmuck in Yucatan (Herrera). Die Alannssbildt haben
ein löchlin auff der Nasen, darinnen sie zur Zier ein Pappegoy Fcderlein stecken
(Schmidt von Straubingen). Die Frauen malen das Gesicht blau (bei den Mapennis).
Nach Azara drückten die Tapuyas den Kindern die Nasen ein. Die Parienser (b. Para)
pflegen (s. Höges) durch die Nasen, Läpfchen und Ohren Löcher zu boren und Ring
daran zu henken (s. Bentzon von Meylandt). Der Quetzalalpitoai genannte Federschmuck
hing in zwei Büscheln vom Kopf herunter. Die Aleuten oder Kagataya Koungus
(Männer des Ostens) erweitern ihre Nasenlöcher durch einen cylindrischen Bogen, den
sie darin tragen. Die Eskimo begrüssen sich durch Nasenreiben (wie die Maori).
2) Die Frauen in Yucatan feilten die Zähne (s. Landa). Schielende Augen galten
für schön (in Yucatan). Die Souriquosi oder Acadier rissen den Bart aus. Die Hu-
ancavelicas zogen Ober-Zähne aus.
3) AVie am Golf von Uraba trugen die edlen Frauen (Espaves) in Cucba eine
Goldplatte mit Figuren, um den Busen zu stützen, und ebenso dienen Goldplattcn
(Adler, Federbüsche u. s. w.) zum Hauptschmuck für Mann und Frau (Oviedo). Auf
dem Isthmus trugen die Frauen Goldplatten (über der Schulter befestigt) unter den
Brüsten, zum Aufrechthalten derselben. Die Mexicaner trugen den Siegelring am Arm
(nach Lorenzo). Die Tlapiloni (Stirntroddel) dienten als Schmuck in Mexico.
Muchas veces en la fabricacion del Uni (corteza del arbol die hule für Kleider)
se emplea una maseta estriada y se dan golpes de tal modo, que dejan en la
estofa impresiones estampadas en realce ornamentales (bei den Cariben) in Nicaragua
(Levy). Analogien dafür finden sich im Museum aus Ostasien, Polynesien, afrika-
nischen Bari, Alt-Mexico u. s. w. Cuaxinguba (en lingua Tupy), chamada no Rio
Negro Uapuim uassu, pelos Portuguezes Lombrigueira, arvore de que os Jurupixunas
fasiao tangas, camizas (Gon^alvas Dias). In Nicaragua wurde die vordere Hälfte des
Kopfes rasirt und bei den kriegerischen der ganze Kopf ausser dem Scheitel (s. Herrera),
wie die Rothhäute den Schopf Hessen. Tenian por gala ser vizcos lo quäl hazian
por arte las madres, colgandoles del pelo un pegotillo que les llegava al medio de las
cejas desde ninos, y alcan^ando los ojos siempre como les andava alli jugando venian
a quedar vizcos (Landa). En la lengua de Yucatan Zihil (bautismo) quiere decir nacer
de nuevo ö otra vez (s. Landa),
BEKLEIDUNG. 669
hangen" (s. Wafer). Die Cuevas^) trugen die Genitalien in einer
Muschel oder Röhre (s. Oviedo).
„Die männliche Ruhte binden sie mit einem Bande von Baum-
wolle oder aber mit zahrten Reisern zusammen, weil sie es für
eine Schande halten , wenn sie eine fleischliche Bewegung sehen
Hessen" (nach Arzissevski) die Tapujer (s. Dapper).
Wie die Camacan stecken die Botocuden das Zeugungsglied
in ein von trockenen Issara-Blättern geflochtenes Futteral (Guican
oder Taconhoba). „Bei Befriedigung der natürlichen Bedürfnisse
muss dieses Futteral jedesmal abgenommen, nachher aber wieder
aufgezwängt werden" (Neuwied).
Die Careta bedeckten sich die männlichen Genitalien mit
Muscheln (und so die Insulaner der Admiralitätsgruppe). Auch in
Acla (in Darien) wurden Muscheln über den Genitalien^) getra-
gen (s. Herrera).
Die Mexicaner arbeiteten Kleider aus bemalten Thierfellen,
oder aus Baumwolle. Otras hacian de pelo de Conejo, entre-
texido de hilo.de Algodon (Torquemada). In Yucatan trugen die
Frauen Körper und Kopf bedeckt^) (zu Cordova's Zeit).
1) Die Indianer von Coyba (fern) oder Cueva (im Istmus von Panama) trugen eine
Röhre über dem Penis (nach Oviedo). Die Edelfrauen im Golf von Uraba (wo die
Frauen ihre Ehemänner in die Schlacht begleiten oder selbst commandiren) trugen
eine Goldplatte, um den Busen zu stützen.
2j Cinense un hilo tan delgado ö menos como una pluma de escribir, ö como un
alfiler grueso, de algodon torcido, y desde la cinta baja por sobre el ombligo otro hilo
no mas gordo quel de la cinta, y aqueste passa por mitad de la natura de la muger,
y va a fenes9er entre las nalgas, con un nudillo al cabo, con que entra en el purga-
torio ö parte mas sucia de su persona (die Frauen bei Maracaiboj. Todos los Indios
(in Venezuela) traen sus verguen9as metidas en un palo ö canuto hueco ö cuello de
calaba^a (s. Oviedo). Trahian los genitales atados adentro por honestidad, diziendo,
que los bestias los llevavan sueltos (s. Herrera) in Nicaragua. Traian los hombres las
partes deshonestas metidas en caracoles de oro fino y de huessos (in Uraba).
3) Auf den von Columbus angetroffenen Schiffen hatten die Frauen den Kopf be-
deckt mit Gewandschleier. Die Choluler glichen in der Bekleidung den Zapoteken. Die
gegerbten Felle der Mexicaner waren (in allerlei Farben) tan blandos, que hacen oi
dia guantes de ellos. Die Weber verfertigten feine oder grobe Tücher aus Baumwolle,
unterwirkt mit Kaninchenhaar (s. Torquemada). Habia oficiales de curtir cueros y muchos
de adovarlos maravillosamente (Las Casas), tan suaves que se vestian (Sahagun) in
Mexico (auch als Pergament zum Schreiben). Los Tarascos curtian perfectamente las
pieles de los animales (Payno). Los hombres traen unas camisas cortas hasta el om-
bligo y sus verguen^as defuera (Barcia), wie die äquatorialen Küstenstämme Peru's
(und ähnliches von den Taraskern Mexico's gesagt wird). Quitzaxi-calcolihuhqui, Feder-
kleid, Omacacalle, Muschelkleid, Centtozcatlxiuacl , Halsband aus Steinchen, Aiatl,
670 SOCIAL-POLITISCHES.
Die Olmeken verwebten Hundshaare, und (nach Humboldt)
verarbeiteten^) die Misteken (zu Montezuma's Zeit) einheimische
Seide. Als Gürtel wurden Stricke ') umwunden (wie in Polynesien).
Das Färben der Baumwolle mit festen Farben, wie es die
Spanier zu ihrer Verwunderung in America antrafen, war damals
in Europa noch nicht bekannt (bemerkt Carli).
Die Bekleidung aus Baumwolle wurde unter dem König
Huitzilihuitl eingeführt (cominciarano in questo tempo a vestirsi
di cottone). Ausserdem w^urden Palmfasern, Zeuge aus Aloe,
Haargeflecht, Felle u. s. w. verwandt.
Palmgeflecht als Gehänge (in Mexico) als Schmuck. Vuah (Vuampuvak) goldenes
Halsband, Ximbal (nupam), Gürtel, Calca, Knöchelband, Napca, Ring, Chuncu,
Armband aus Federn. Pavakim chuncu, Armband aus Gold. Unampuvak, Kette aus
Gold (oder Silber). Rupahay, Schmuckstein, (in Guatemala). Die Bisonroben (Mih-Ihä)
der Mandan sind verziert. Hatte ein Stutzer unter den Mandans mit einer Person
vertrauten Umgang, die die weisse Bison-Robe trug, so wird ein Stück solchen Felles
oben an dem Liebesstocke angebracht, hat sie eine rothe wollene, oder eine Bisonrobe
getragen, so befestigt man ein rothes Tuchläppchen daran (Neuwied).
3) Hilan teniendo el copo en una mano y el huso en otra. Tuercen al reves que
aca, estando el huso en una escudilla. No tiene hueca el huso mas hilan a priesa y
no mal (s. Gomara). In Puebla erhielt sich die Baumwollfabrication aus der Zeit der
Azteken unter den Spaniern. In Mexico wurden die Bauchhaare der Haasen und Ka-
ninchen seidenartig versponnen. Aus Mixtepan erwähnt Humboldt eine Art einhei-
mischer Seide. Die Chayennes brennen ihren Kleidern Figuren ein.
2) Als Montezuma gegen die Spanier (worunter anfangs Topiltzin oder Quetzal-
coatl vermuthet wurde) seine Zauberer abschickte, „gingen ihrer sehr viele aufF die
Strasse naher Chalco , durch welche die Spanier ziehen mussten , daselbst stiegen sie
aufF eine Höhe, und als sie hinaufFkamen, erschien ihnen Tezcatlipuca, einer auss ihren
vornemblichen Göttern, der kam auss dem Spanischen Läger und trug sich mit Klei-
dungen, wie in Chalcos, seine Brust ward gegürded mit einem Seyl von Sparto , von
welchem Gewächs man in Spanien die Feygen-Körbe machet, dasselbig ging ihm acht-
mals um den Leib und stellt sich, als ob er wahnsinnig trunken, müd oder toll war.
Sobald er nun bei dem Hauffen Zauberer kam, blieb er stehen , und sagt mit grossem
Zorn wider sie: Warumb kompt ihr abermals her.? Was sucht Montezuma durch ewer
Mittel.? Er hat sich zu spät bedacht, es ist schon beschlossen, dass man ihn sein Ehr,
Reich und Alles, was er hat, wegen der grossen Tyranney, die er an seinen Under-
thanen getrieben, von ihm nemme. Er hat nicht regiert als ein Herr, sondern als ein
Tyrann und Verräther, Als die Zauberer diess hörten, erkannten sie ihren Abgott,
demüthigten sich für ihm und richteten einen steinernen Altar aufF, denselben bedeck-
ten sie mit Blumen, so umbher stunden. Er aber acht solches nicht, schalt sie und
sagt: Warumb seyt ihr Verräther hierher kommen? Kehrt euch, kehrt umb, und sehet
Mexico an, wie es ihr ergehen wirdt. Als sie sich umbwendeten, da däucht sie, als
ob die gantze Stadt in Fewer stünde. Nach solchem sey der TeufFel verschwunden."
(Humberger).
KUNSTFERTIGKEIT. 671
Sahagun unterscheidet in den mexicanischen Goldschmieden^)
neben den Tlatlahani (6 por otro nombre se Uaman Tulteca), die
in Gold oder Silber arbeiteten, die Martilladores oder Amajado-
res, die das Gold hämmerten (con piedras ö con martillos).
Edelsteine wurden mit Kupfer-Instrumenten und Kieselgrus
gearbeitet (in Mexico). Die Peruaner bearbeiteten Steine mit
dem Huihana genannten Schwarzkiesel.
Nach Gama gebrauchten die Mexicaner zum Härten des
Kupfers, ausser Zinn, auch Silber und Gold. Nach Clavigero
wurden in Zacatollan zwei Arten Kupfer gefunden, hart und
weich. Oviedo erwähnt Zinnschüsseln in Mexico. In der Pro-
vinz Tasco waren zu Cortez' Zeit Zinn-Münzen im Umlauf. Nach
Peter Martyr wurden Harzfackeln in Kupferständer (als Leuchter)
gesteckt (in Mexico).
Besonders gerühmt werden die Federarbeiten'), für welche
sich die Geschicklichkeit noch in Mechoacan erhalten hat, und
^) Los Plateros de Madrid gestanden (nach Boturini) (dass manche Goldarbeiten
Mexico's unnachahmbar wären (besonders die „Brazeletes de Oro'*j. Los plateros de aca
no alcan^an el primor (s. Gomara) in goldenen Kunstwerken (Mexico's). Die Nürn-
berger Rothschmiede hatten (XIV. Jahrh.) eine Theilung der Arbeit unter sich ein-
geführt, indem der Eine sich nur mit dem Formen abgab, der Andere nur den Guss
besorgte, ein Dritter nur den Schaft der Leuchter, ein Vierter nur den Fuss und ein
FÜHfter nur den Henkel derselben (s. Kriegk).
2) Die den (Yiacatecutli verehrenden) Pochtecas (die als Kaufleute die Federn
nach Mexico brachten) benachbarten Federarbeiter Amantecas (Tultecas) weihten ihre
Söhne dem Gott Coiotlinaoatl, damit sie in dem Gewerk des Tultecaiotl vollkommen
würden, und ihre Töchter in der Färberei (des Tochomitl) für Federn und Kaninchen-
felle (s. Sahagun). Die mexicanischen Maler retrataban al natural, en especial aves,
animales, arboles, flores y verduras (zu Wandausschmückungen), pero formas humanas,
asi como rostros y cuerpos de hombres y mugeres, no los pintaban al natural, antes
algunos tan feos, que parecian monstruos. Die Holzschnitzer übertrafen zum Theil die
spanischen (nach Torquemada) und auch aus Knochen wurden bis nach Spanien ver-
führte Figuren gefertigt (in Mexico). Die das Material zu den Federkleidern liefernden
Vögel fanden sich besonders in Vera-Paz y se juszgaba por gran pecado matar estas
aves, sino pelarlas y dejarlas (Herrera). Adair erwähnt Federkleider bei den Choctaw
und Dupratz (neben Zeugen aus Papiermaulbeer) Federkleider in Louisiana. Die feine
Federarbeit bildete sich in Mexico aus, als die Tecunenenque genannten Kauf leute die
schönen Federn aus Anaoac brachten (unter dem König Avitzotl). Am Golfo dülce
wurden Federarbeiten gefertigt (Herrera). Die Federarbeiter wohnten in dem Amantla
genannten Quartier der Hauptstadt. Die Mönnetarris halten lebende Eulen (strix vir-
giniana) in ihren Hütten, als Wahrsagevögel, sowie den Königsadler, (Aquila chrysaetos),
der ihnen seine Schwanzfedern liefert (Neuwied). "
672 SOCIAL-POLITISCHES.
wie Cortez in seinem Briefe an den Kaiser versichert, dass die
mexicanischen Goldschmiede in manchen Stücken die von Sevilla
überträfen, finden sich auch sonst ähnliche Vergleichungen ^) zu
Gunsten der im Uebrigen verachteten Indianer.
In den Tropen boten die Naturproducte ^) selbst die Grund-
lage des Hausrathes, und die Gartenanlagen ^) wurden durch die
Besonderheiten des Sees von Mexico, auch als schwimmende be-
günstigt. Als Sandoval (während der Belagerung Mexico's durch
Cortez) Huaxtepec erstürmt hatte ,, dankte er Gott dem Allmäch-
tigen und überliess sich der Erholung in einem überaus schönen
Garten, der in dieser Ortschaft war". Die ganze Anlage, wie
Bernal Diaz de Castillo zufügt, war eines grossen Monarchen
würdig und von solcher Ausdehnung, dass es einer ziemlichen
Zeit bedurfte sich darin umzusehen (s. Rehfues).
Die Schwierigkeit der Feueranzündung ^) , deren Erfindung
1) Bernal Diaz meinte in Mexico indianische Künstler zu kennen, die sich mit
Apelles oder mit Michael Angelo und Berruguete vergleichen. Torquemada vergleicht
die Töpferarbeit von Cholula mit den schönsten Arbeiten Italiens, selbst deAen von
Florenz. Herrera rühmt die mexicanische Töpferwaare (loza tan hermosa y delicada como
la de Faenza en Italia). Die nach spanischen Mustern verfertigten Pfeilspitzen in Mexico
waren schöner, als die spanischen (sagt Bernal Diaz). Betancourt erwähnt bei den mexicani-
schen Töpferwaaren „un barniz". Die Bildhauer labraban quanto puerian en piedra, con
guijarros ö pedernales (in Mexico). Los carpinteros y entalladores labraban la madera
con instrumentos de cobre, las piedras preciosas los lapidarios con cierta arena (los
plateros con una piedra sobre otra hacian una ta^a llana y un plato). Carecian de
Hierro (cf. Torquemada).
-) Xicalli, vaso de calabaca (Molina). Mit der äussern Bastlage des Stengels
aus Calathea flechten die Arowaken Körbe mit altgriechischen Desseins, Pegals genannt
(s. Schom.burgk). In Duracai und Cobiores (in Nicaragua) webten die Männer, deren
nackte Arme bemalt waren (s. Herrera), während, wenn ein kriegerisches Volk das
Land besetzte, solche Arbeit den Frauen überlassen wurde,
3) Cortez fand die Gartenanlagen in Huaxtepec schöner, als irgend andere und diese
Stadt Huastepec (Huaxtepec) zeichnete sich durch Blumencultur aus. Der erste bo-
tanische Garten Europa's wurde 1545 in Padua angelegt, und für ihn sollen die Gärten
mit Nutz- und Heilpflanzen als Vorbild gedient haben, wie sie Bernal Diaz de Castillo
bei Pallästen der Fürsten in Mexico beschreibt.
*) El fuego lo encendian con tres palos delgados (zwei zusammengebunden) in
Puerto Rico (Acosta y Calbo). At the great feast of the year (among the Creeks) or
the Boos-ke-tau (an occasion of general purification and of universal amnesty for all
crimes committed during the year, murder excepted) all fires were extinguished and were
new lighted from the spark, kindled by the high priest (s. C. Jones). Der Coyote
reis't östlich, wo ein Feuerstein glitzerte, und brachte den Menschen Feuer (nach den
Neeshenam). Ehe die Kunst, das Feuer aus Holz zu reiben, erfunden war, wurde es
durch Aneinanderschlagen von Kieselsteinen erzeugt, durch die Tolteken, y por esta
PYREIA. 673
oft auf einen Prometheus zurückgeleitet wird^), führte (wie sich
von den Damara Afrika's bis Perser verfolgen lässt) zur Erhal-
tung immerwährenden Feuers (statt des ghmmenden^j Scheites in
causa eligieron esta piedra para el geroglifico del fuego, dandole el primer lugar entre
los cuatro principales que servian de clave a sus computos (s. Zeytia), indem das ter-
restische Feuer älter, als das der Sonne war. Neben den frommen Carmani, die täg-
lich Feuer vom Himmel erhalten, wohnen die Brahmanen (350 p. d.). Feuer wurde
angemacht (bei den Shoshones) by means of a blunt arrow and a piece of well-seasoned
wood of a soft spongy kind, sucjh as the willow or cottonwood (s. Clark et Lewis). In dem
Temescal oder Schwitzhaus (Nord-Californien) wird ein Feuer bis zum Frühling brennend
erhalten (auch für Versammlungen). Die Floridaner machten (zum Trocknen der mit
scharfen Rohrstücken abgeschnittenen Scalpe) in Erdgruben Feuer, ,, welches sie in
Moss fassen und in den Falten ihres Fells, damit sie umbgürtet seyn, eingewickelt,
stäts bey sich tragen" (s. Le Moyne). Feuer wurde bei den Pauhatanern angezündet
,, durch ein dürres scharfes Holtz, welches sie in einem viereckichten Loche eines an-
dern Holtzes mit Kraft umdrehen." Als Etwas im Osten glänzte , brachte der Coyote
von dort den Feuerstein den Shastas, um Feuer zu machen (nach Powers). Bei Er-
wählung eines Königs aus dem Dageou-Stamm (in Darfur) wurde Feuer entzündet und
bis zu seinem Tode brennend erhalten (Browne).
1) On arriving at the surface of the earth, the Navajoes found themselves without
fire. The animals now found on the earth were then already in existence. The
Coyote, the bat and the squirrel were the special friends of the Navajoes and agreed
to aid each other in procuring fire for them [Statue der Lateiner]. The animals
(neither deer nor moose being yet created) were engaged in playing the moccasin or
shoe-game, having a fire to play by. The coyote, having some slivers of gummy pine
wood tied to his tail, went to the scene of sport and wliilst the attention of the ani-
mals was absorbed in the play, ran quickly into and through the fire, by which the
pine slivers were ignited. He then ran ofF, pursued by all the animals and when
tired, by a previous arrangement, the bat took the fire from him and flying hither and
thither, dodging first to one side and then to the other, he escaped from pursuit,
when becoming in his turn exhausted, the fire was quickly turned over to the squirrel,
who by great agility and endurance of body, was successful in conveying it, to the
Navajoes (s. Eaton). Vatipa or the god of evil (the immediate minister of the Great
Spirit) is said to appear to the priests of the Aricoris in various forms, in the wild
fruits of luxurious Vegetation (Schooleraft). On the river Parussa skulls are prepared
and decorated with art (s. Edwards). The fact remains uncontroverted , that insanity
is much more prevalent among a civilized, than it is among a savage people (Pitcher).
To escape death and ensure immortality, Xolotl changed himself, first into a species
of maize and successively into a species of maguey and a fish and was finally killed
by the god of the air. The medicine-men of the Dacotahs are divided in Zuya Wakan
and Wapiya (War-prophet and Renovator). The Onkteri (gods of the Dacotahs, res-
sembling the ox) can instantaneously extend their tails and horns, so as to reach the
skies. The water is addressed as Grandfather, the earth as Grandmother.
2) Die Lenape führten früher glimmenden Baumschwamm auf Reisen mit (s. Loskiel).
Die Mohaves (am Rio del Tinzon) tragen stets einen Feuerbrand bei sich (und so die
Feuerländer).
Bastian, America. ^o
674 SOCIAL-POLITISCHES.
Australien) und die Fütterung mit oft unreinen Materialien bedingte
dann weiter, neben den Sühnungen, die periodische Erlöschung und
Wieder-Erneuerung aus reinen Elementen. Durch Leckerbissen,
wie sie ihm in Taximaroa^) gewährt waren, wurde dieser stets
hungernde Feuerschlund besonders erfreut.
Ehe die Mexicaner ein neues Haus bezogen, empfahlen sie
es (um nicht zu sterben) dem Schutzgott durch ein Tanzfest (s.
Boturini). Die Yucatanesen bewohnten kein neues Haus, bis nicht
der Zauberer eingetreten und es geweiht hatte (Cogulludo). Beim
Hausbau wurde der innere Theil dem Hausgott (Chahalka) ge-
weiht in Guatemala (Roman). Vor dem Hause des Häuptlings in
den Dörfern (der Antillen) fand sich (zum Ballspiel) der Batey
genannte Platz (Torquemada). Die Häuser der Vornehmen (in
Nicaragua) lagen um die Höfe der Tempel, und in der Mitte die
Arbeitsstätten der Goldschmiede (s. Herrera). Die Zeltales be-
malten ihre Häuser^).
Nach Clavigero verfertigten die Mexicaner aus den Axajatl
genannten Sumpffliegen und deren Eiern ein Gebäck, wie sie
auch Ameisen gegessen hätten. Die Mexicaner rauchten den
Tabak in zwei Sorten (Picietl und Quaujetl) in kleinen Pfeifen
1) Wegen des Sieges über die Mexicaner wurde in der Grenzfestung Taximaroa
(in Mechoacan) das alte Holz (das herauszunehmen war) nur für Opfer verbrannt (aus
Dankbarkeit des Schutzes) und das neue unter priesterlicher Weihe eingefügt (s.
Herrera). Xiuhtecuhtli, Gott des Feuers (dem beim Essen der erste Bissen vom Hcerde
geweiht wurde), wurde verehrt als Huehueteutl (dies viejo y antiguo) oder als Ixco-
^auhqui (cara amarilla 6 ojos amarillos), und mit andern Beinamen, die sich bei Agni
wiederholen (dem Vater der Götter). Der Reibapparat entsprach dem anoQtvg der
Griechen. Dem mit I2 Manitto (Thieren oder Pflanzen) umgebenem Feuer (als Gross-
vater aller Stämme) wird (bei den Delawaren) Tabak (auf heissen Steinen) aus der
Pfeife geopfert (s. Loskiel). Auf der Oster-Insel zündeten die Eingeborenen (mit
ihren kahl geschorenen Priestern) bei den steinernen Coloss-Götzen Feuer an und warfen
sich bei Sonnenaufgang mit dem Gesicht nach Osten zur Erde nieder (s. Roggeveen).
2) Die Indianer von St. Barbara bauten (1769) Dörfer mit Häusern pyramidaler
Form und überzogen die Binsen-Gefasse im Innern mit Asphalt, um sie wasserdicht
zu machen (s. Mühlenpfordt). In Quauhuahuac bauten die Tolteken einen Steinpalast
ohne Mörtel. Die Uaupes leben in grossen Familienhäusern. Nach Raleigh wurden
die Feuer der Tivitiven und Qua-rau-eten (Guaraunen) hoch auf Bäumen gesehen
(1595). Die Pames leben in Baumhütten des Waldes (s. Vigneaux), wie die Chichi-
meken in Höhlen. In Abrayme wohnten die Indianer auf den Bäumen (s. Valdez).
Hinsichtlich der „Separation of the Maize-eating from the Mandioca-eating Indigenes of
America", bemerkt Bell: In the West-Indian Islands Cuba and Hayti seem to have
been peopled from Yucatan and Florida, Porto Rico and all the Islands to the South-
wards from Venezuela. Die vierfüssige Kopfbank hiess Duho in Nicaragua (Oviedo),
WAFFEN. 675
mit Storax und sonstigen Riechkräutern (s. Clavigero). Der Tabak
(Petimaoba) wurde von den Tapuyern aus den Petimbuaba (Catim-
baba) genannten Röhren geraucht ^) (s. Marcgrav).
Die Yucataner gebrauchten warme Bäder (Temazcalli der
Mexicaner oder Tuh der Quiches) neben den kalten (nach Art
der Estufas). In den Dammwegen wurde der Stadt Tenustitan
(Tenochtitlan) Trinkwasser zugeführt, das über die überbrückten
Schleusen in Röhren gelegt war, damit das salzige Wasser darun-
ter flösse (s. Oviedo). Hunahpu in Guatemala lehrte den Gebrauch
der Baumwolle und des Cacao (nach Juarros). In Guyana, wie
in Polynesien w^urde die nährende Cocos durch Metamorphose
im Selbstopfer gewonnen.
Neben den seitlichen oder (als zweihändig) Maquahuitl
genannten Schwertern^) aus Obsidian, fanden sich mit den
sonst der Sitz. On trouve (en Haiti) des meubles des anciens Indiens, comme de leurs
pots et marmites de terre et certains cailloux, couleur de fer, d'un giain fin et com-
pact, dont quelques bords de la mer sont tous remplis. Ils ont pour l'ordinaire deux
pieds ä deux pieds et demi de longueur, quinze ä dix-huit pouces de large, et environ
neuf pouces d'epaisseur, arrondis par les extremitez. Ils avoient l'industrie de les
fendre par le niilieu de leur longueur et de leur epaisseur et de creuser le dedans, de
maniere qu'ils en faisoient des especes de tourtieres ovalles ou de lechefrittes d'un peu
plus d'un pouce d'epaisseur qui resistoient au feu (s. Labat). The meals of Monte-
zuma were served on thick cushions or pillows. This was probably on account of tlie
rgunded bases of the bowls and dislies used. The gourd forms of bowls probably
often originated in the clay having been moulded over gourds, whicli were burnt out
in the baking process (Bell).
1) Nach Abulensis rauchten die Thracier berauschende Saamen am Feuer (zu
Eusebius' Zeit).
^) Otlatl, Wurfspeer, TlauitoUi, Bogen, Mitl, Pfeil, Tepuztopilli, Speer, Maccuahuitl,
Schwert, Tematlatl , Schleuder (zum "Werfen von Steinen) , Quauhololli, Keule , Chi-
malli, Schild, Tlauiztli, Helm, Quetzalpatzactli, Federhelm, Ichcahuipilli, Baumwollen-
rüstung. Porras claventadas de hierro , cobre y oro erwähnt Ixtlilxochitl unter den
Waffen Mexico's. Die Wotawe, weapons consecrated by religious ceremonies, werden
bei Dacotah erwähnt. Als Waffen der Virginier nennt Heriot des arcs en noisetier,
des fleches en roseaux et des massues en bois, plates et tranchantes (leurs armes defen-
sives consistaient en boucliers d'ecorce et en une espece d'amure, faite avec des bätons
enlaces et lies ensemble avec du fil). Die Steinäxte (im Lande der Chontales) are
called thunderbolts by the natives (s. Bell), wie über die ganze Erde (Columbien,
Ecuador, Birma , Japan, Indonesien, Frankreich und sonst in Europa). Der Cacique
Quarequa kämpfte mit angebrannten Wurfgeschossen (unas tiraderas con que arrojavan
baras tostadas) in Darien (zu Balboa's Zeit). Die Mozcas kämpften mit tiraderas, que
son ciertos dardillos de varillas livianas a manera de carrizos, con puntas de Macana,
los quales tiran no con amientos de hilo sino con un palillo de dos palmas del grossor
del jaculillo, prolongando con el la tercia parte de la cana (s. Piedrahita). In den
43*
676 SOCIAL-POLITISCHES.
andern offensiven Waffen die mit einem (neu-caledonischen) Amen-
tum^) oder auch dem Wurfbrett geschleuderten Spiesse, sowie
Keulen zu Steinschleudern, ebenso Rüstungen^), Schilde und andere
Vertheidigungsmittel ^).
Llanos gebrauchte man unas fleclüllas o virotes, que despiden por servetanas (mit Gift).
Mit den Xiuhatlatli wurden Speere geworfen (von den Azteken). Die Eskimo biegen
unter einem gefrorenen Schneeball eine Fischbeinspitze ein und umhüllen sie mit Fett,
um, nach dem Verschlucken aufspringend, den Bär zu tödten. Die Tlacochcalco
(Geschosshäuser) genannten Zeughäuser zum Aufbewahren der Waffen waren mit den
Tempeln verbunden (in Mexico). "Wie Marius im Kriege mit den Cimbern die
Spitzen des Pilum lose mit Holz befestigen Hess, so dass sie beim Auftreffen ab-
brechen mussten und nicht zurückgeworfen werden konnten, schnitten die Kaffern
ihren Assegaien die Spitzen ein zum Abbrechen beim Auftreffen (s. Wood). In
the western mounds rows of chert heads (made by cleavage) have been found,
lying side by side, like teeth (s. Morgan), als Ueberreste eines Schwerts (in den
Vereinigten Staaten). Bei der Härte der Indianerschädel (in Cueva) sprangen die
Klingen der Spanier, wenn auf den Kopf schlagend (Oviedo). Die Snakes führen
einen in Leder gewickelten Stein (an einer Schnur gehalten) als Keule (oder Poggamoggon).
1) Nach Bernal Diaz schössen die Mexicaner ihre Wurfspiesse mit einem Riemen
ab. Die Schwungsteine der Pehuenches heissen Laques (nach Vidaure). In Honduras
gebrauchte man Macanas (aus Madera senenosa) oder giftige Holzschwerte (als Macanas),
deren Splitter die Wunden unheilbar machten (s. Herrera). Die Netzkämpfer in Mexico (als
Retiarii) zogen wenig bekleidet in die Schlacht. In Cueva wird ein Wurfbrett ge-
braucht, und wenn für Feste verwandt, eine Rassel dem Wurfspiess angefügt.
2) Nach Landa waren die Rüstungen in Yucatan (Ichcahuipil im Mexicanischen)
gemacht aus: Sal y algodon (in Kristallisationen im trocknen Klima). Die mit den
Uainumas verwandten Juris (am Yupura und Solimoes) führen Schilder. Die am
Purus oder Cuchiguira wandernden Casipunas und Zuronas schnitzten Holzgötzen und
Sitze in Thierform, sowie Wurfbretter (s. Acuna). Die glattpolirte Kriegskeule aus
dem Norden (bei Tupi u. s. w.), die auch bei kriegerischen Gez-Stämmen vorkommt,
fehlte bei den Botocuden (s. Martins). Am Paraguay werden Bolas (Libes) gebraucht
(zur Waffe). Die Lacandones bei Palenque gebrauchen steinerne Pfeile aus Kiesel
oder Obsidian (s. Woeikof). Cantidad de flechas de Crystal, en lugar de hierro, o
pedernal (y de Quentas muy gruessas de lo mismo) fanden die Spanier in Peten. Wie
die Chichimeken mit dem Bogen , kämpften die Matlatzincas (bei Toluca) mit der
Schleuder, die sie um den Kopf gewunden trugen. Die Cayapos verstehen mit ihren
langen Bogen (Itsche) die Pfeile (Caschone) nicht uur in grader Richtung, sondern
auch in einer krummen Linie herabfallend zu schiessen (nach Pohl).
3) D'Alva spricht von Panzerkleidern der Tolteken und nennt als ihre Waffen „de
longues lances, des javelots et des massues garnies de fer. Ils avaient des casques en
fer, en cuivre et en or" (s. Ternaux-Compans). Die mit Baumwolle gepanzerten Indianer
der Insel Cebo hatten lange Lanzen (s. Espinosa), dont le bout etait garni, dans la
longueur d'une aune et demie, de dents de requin (Ternaux Compans). Bei Alfinger's
Zug werden Harnischrüstungen aus Gold bei den Alkoholados (am Rio de Cartagena)
erwähnt. Die Büffelhaut, um den Schild (der Soshones) zu verfertigen, wird während
eines Festes (um gemeinsam darauf zu stampfen) verfertigt, damit ihm durch den Medicin-
KURFÜRSTEN. 677
Die tapfersten Krieger der Mexicaner zogen nackend in die
Schlacht, nur mit einem Netzwerk bekleidet (als Beserker). Die
(von den Juris am Yupura gebrauchten) Schilde waren rund.
Schleuder und Keule dienten auch auf der Jagd neben dem Zu-
sammentreiben des Wildes. Der Atlatl (Riemen), um den Wurf-
speer zu schleudern, war in Tacubaya erfunden (s. Ramirez).
Die mit steingespitzten Pfeilen^) (und einem Lederring am
Arm für das Rückschnellen des Bogens) kämpfenden Chichime-
ken skalpirten (zu Luys de Velasco's Zeit) die gefallenen Feinde
(s. Herrera).
Neben den vier (aus königlichem Geschlecht) ernannten Tla-
cohecalcatl (Pfeilherren) oder Wahlherren ^) des Königs von
mann die geeignete Zauberkraft des Schutzes verliehen wird (s. Rees). Die Mexicaner
(nach Torquemada) kämpften mit Pfeillanzen, que tiraban con cierto artificio, que 11a-
maron Atlatl (die in Tacubaya erfundenen Ballesta). Unter den AVaffen der Lenguas er-
wähnt Demersay (neben den Macana) une hache, quil's appellent Achagy (Assagai in
Afrika). Die Araucaner spitzten hastas suas quondam aere, ehe sie Eisen aus Spanien
erhielten (s. de Lact). Wird das von dem Stammespriester (Intonga yakwomkulu) un-
verwundbar gemachte Heer geschlagen , so tÖdtet man ihn (bei den Kaftern). Die
Cariben führten die (Butus genannten) Keulen (s. Labat). Die Eskimo werfen hölzerne
Fischbilder in die Eislöcher zum Anlocken (beim Fischen). Die Koniagen stellen ein
aus aufgeblasenen Därmen verfertigtes Bild eines Seehundes zum Anlocken auf das
Eis (bei der Jagd).
^) Die Pfeilspitzen zwischen Guadalajara und Sayula stammen von den alten
Kämpfen um die Salzwerke (s. Rico). Die Matlaltzincas waren von den Schleuderern
(Tlematlate) benannt. Der Bogen hiess (bei den Tapuyern) Guirapara oder Urapara,
die Sehne (aus Baumwolle) Guirapacuma, die Pfeile Vuba, die Holzspitze Anha und
die Grätenspitze Iperu (s. Marcgrav). Japema waren die Keulen aus schwarzem Holz
(bei den Tapuyern), die mit Baumwolle umwundenen Wessen Jatirana, ihr Feder-
schmuck Atirabebe und Jatirabebe. The sling was a piece of wood about two feet in
lenght with a notch made en it, wherein the head of the dart was fixed (Keate) auf
den Pelew-Inseln. In Mexico wurden Blasrohren zur Jagd gebraucht. Die Coiba ge-
brauchten Schleuder statt Bogen und Pfeil. Die Lanzen der Chinanteken waren mit
einer zweischneidig scharfen Spitze von Feuerstein versehen (nach Bernal Diaz). Für
Cortez' Soldaten wurden sie durch das Kupfer des Landes ersetzt. Sus armas son
frechas en lugar de hierros, porque no poseen ningun hierro, ponen unas puntas fechas
de huesos de tortugas los unos e otros de otra isla ponen unas espinas de una pez
fechas dentadas, schreibt Colon von den Caribes (1494). Die Azteken kämpften mit
Speeren (Tlacochtli oder Tlatzontectli), Wurfspiess (Otlatlj, Bogen (Tlauitolli) und
Pfeil (mitl), Lanze (Tepuztopilli), Schleuder (Tematlatl), Schwert (Maccuahuitl), Schild
(chimalli), Wattenpanzer (Ichcahuipilli) , Helm (Tlauiztli oder Quetzalpatzactlij. In
Camula wurden (zu Godry's Zeit) die zusammenfaltbaren Schilde Pavesi gebraucht (s.
Carli). Der mexicanische Helm war (s. Mc. Gull och) precisely similar to those used
in early ages among the Greeks (und so auf Hawaii).
2) Vom Adel ernannt, bestimmten sechs Wahlherren, zu denen die Fürsten von
678 SOCIAL-POLITISCHES.
Mexico (zur Erwählung der Doppelkönige von Tezcuco und Ta-
cuba) bildete sich dessen Rath aus den Tlacatecatl (Opferern),
den Ezuahuacatli (den Blutvergiessern) und den Tlillancalqui (Herren
des schwarzen Hauses). Den Städten waren die Tectli genann-
ten Beamten vorgesetzt, als Richter fungirten die Mixcoatlayotloc,
Ezguagacatl, Acatlyacapanecatl und Tequixquinahuacatl. Für
Berichte aus fernen Provinzen wurden die Tepuchtli ausgeschickt,
und den dortigen Tribut erhoben die Petlacalcatl, während die
Steuererhebung von den Calpixque besorgt wurde. Die Aufträge
der Edlen oder Tecuhtles wurden von den Tlayacanque oder
Tequitlatoque mit ihren Gehülfen oder Topileque (Alguaciles) über-
nommen (in j\Iexico\
, Als die erobernden Azteken einwanderten, unter dem Geheiss
des Gottes die Völker am Wege mit der Schärfe des Schwertes
zu schlagen, zog ihnen voran die heilige Lade, welche, von vier
Priestern getragen, die Gebeine^) des verstorbenen Häuptlings
(des Führers im Exodus) barg.
Die Besitzrechte ^) auf das Land, wie aus der Natur der
Tezcuco und Tacuba, sowie ein königlicher Prinz gehörte, den Nachfolger aus der
erblichen Familie (in Mexico). In Honduras konnten nur die Fürsten, die sich unter
einander verheiratheten, die Priester befragen (n. Herrera).
1) Nachdem der Chef Mihti-Pihha oder Mihti-Schi (dessen Schädel und Schi-
schikue als heilige Reliquie im Medecine-bag der Nation aufbewahrt werden) die Ban-
den der Mandan gebildet, gab er ihnen 'die die Sonnenblume und die Maißähre vor-
stellendeu Stangen, um im Kampfe vorangetragen zu werden (Neuwied). Die geweihte
Pfeife ist eine Schutz-Medicin gegen Pfeilschüsse bei den Mandanen (Neuwied).
-) In jeder Ortschaft (Tezcuco's) fanden sich die Ländereien Tlotocatlali (Tlatoca-
mili oder Anpflanzung des Herrn) oder Herrenland, Itonatlintlacatl oder Ernten des
Herrn, die durch die vom Calpixque (Aufseher) bestimmten Taglöhner für den Herrn
bearbeitet wurden, und dann die Ländereien Tecpatlantli (Pallastland), die zum Unter-
halt der königlichen Palläste diente, neben den Ländereien Calpollali oder Gemeinde-
land (s. Veytia). Der Eigenthümer des Grundes und so des Jagdrechts hat (wenn fremde
Stämme zu Treibjagden eingeladen sind) ein Anrecht auf den Wurm in der Xanthorr-
hoea, als Leckerbissen (s. Palacky), in Australien. Wer in Nicaragua aus einem Ort
fortwanderte, konnte sein Land nicht verkaufen, sondern musste es dem nächsten Ver-
wandten lassen (Herrera). Die Kutchin (der Tinneh) und die Eskimo hüten die Rechte
auf ihre Jagdgebiete an der Grenze, indess erlauben die Kutchin das auf ihrer Seite
getödtete Thier den Eskimo unter Zurücklassung des Felles für das nächste Dorf. Die
Aht besassen (zu Cook's Zeit) eine so bestimmte Vorstellung von ihrem Anrecht auf
das Land, dass sie selbst für Holz, W^asser und Gras Zahlung verlangten (und das Be-
sitzthum der Stämme ist genau bestimmt). Neben dem Umzi wakwomkulu oder dem
hauptsächlichsten Erbtheil von dem Vieh des Vater's, setzt sich das Einkommen des
ihm nachfolgenden Sohnes (bei den Kaffir) zusammen aus dem Amawakhe (die Ge-
schenke bei der Einweihung), die Ukuqola (gelegentliche Höflichkeitsgaben), sowie
LANDRECHT. 679
wSache (unter den politischen Vorgängen) ersichtlich, gestalteten
sich in verschiedener Weise. In Chalco (und Mexico) unterschei-
den sich die Altepetlalis (terres appartenant aux villes) und die
CalpuUalis (terres appartenant au quartier) neben den Tecutlallis
(terres qui appartenaient en propre aux chefs), wo Flüchtlinge
(in Asylen) aufgenommen wurden (Domingo de la Annunciacion).
Die Ländereien Tlatocatlatli (Saat des Herrn), Tecpantlali^)
(Schlossfreiheit) und Colpollali (Stadtgemeinden) gehörten dem
Könige und Fürsten, die Pillali den Prinzen, die Tecpilali den
Adligen (in Tezcuco). Die Loatkiti wurden vom Könige belehnt.
Die im Kriege gemachten Eroberungen bildeten die Sklaven-
tribut zahlenden Provinzen des mexicanischen Reiches, und diese Te-
quitintlacotl (Sklaventribut ^) zahlend) genannten Provinzen, als
im Kriege durch Mexico unterworfen, hatten ihren Tribut durch
die Steuererheber (Calpixques), die über ihren Fürsten standen,
nach der Hauptstadt einzuliefern.
Von den Kronländereien oder Tecpantlalli (des Königs) hatte
der Palastherr (Tecpanpouhque oder Tecpantlaca) den Niess-
brauch (gegen die Verpflichtung, den Palast im baulichen Stand
zu halten). Die Pillalli oder Ländereien des Adels waren erblich
(und durften nicht an Bürgerliche veräussert werden). Die Alte-
petlalli oder Communal-Ländereien wurden in so viele Quartiere
getheilt, als sich in der Stadt fanden, und die zur Provision der
Armen bestimmten hiessen Cacalomilli.
Von den Tecpantlalli (Kronländereien) wurde an die Tec-
pantlaca (Leute des Palastes) abgegeben. In den eroberten Pro-
vinzen wurden die Ländereien Yaotlalli (Kriegsland) für den
König, als Mexicatlalli (für Mexico), als Acolhua-Tlalli (für Acol-
Strafen für vergossenes Blut (da die Person dem Häuptling gehört), und ausserdem Mit-
theilungen aus den bei Appellationsfällen entschiedenen Confiscationen (s. Maclean).
1) Ein Theil der Kronländereien (in Mexico) wurde als Tecpantlalli (Pallastland)
den Tecpanpouhque oder Tepantlaca (Pallastleute) genannten Tecuhtli als in einer di-
recten Linie erbliches Lehn (so lange der Wohnsitz nicht verändert wurde) überlassen,
gegen Dienste an die Krone. Nach Eroberung des Landes durch Axayacatzin (in
Mexico) wurde das Land unter seine Vasallen vertheilt, während die Güter früher ge-
meinsam (conzegiles) gewesen waren. Charlemagne constitua de grands fiefs, qui rele-
vaient immediatement de la couronne d'Aquitaine, et dont les possesseurs, aux termes
de capitulaires, etaient appeles Vassi, et ceux qui tenaient de ceux-ci d'autres terres en
arriere-fief, etaient appeles Vassali (Castillon). Cotuha-ztayub, König der Quiche, theilte
das Land unter 24 Grosse (Ximenes).
L. ^) Die Länder unterworfener Stämme in Fiji heissen Vanua-Kaisis (slave-lands).
680 SOCIAL-POLITISCHES.
hua) u. s. w. bebaut. Die Pillalli (Ländereien des Adels) waren
belehnt (oder auch allodial).
Von den Altepatlalli (Stadtländereien) wurden die Milchimalli
für den Unterhalt der Soldaten im Kriege niedergesetzt, die Cal-
pulli genannten Ländereien aber an die Gemeinden vertheilt,
und diese überliessen sie den Stammesmitgliedern unter dem
Vorbehalt des Anbaues.
Für kriegerische Auszeichnung^) wurden (neben Titel und
Ritterrang) Wappen, auch in Tätto wirungen ^') (bei den Guasteken,
wie im Reiche Pawhattan's in Virginien) verliehen, und die Adli-
gen ^) oder Pilli (Teuctli) vererbten ihre angestammten Besitz-
thümer (Mayeguez), während die Gemeinen oder Mazehuales (s.
Zurita) nur ein Anrecht auf das Communenland besassen.
Nach der Vereinigung Tlatilolco's"^) (mit Mexico-Tenochtitlan)
1) Die gemeinen Soldaten (yaoquizqui) avancirlen bei Tapferkeit zu den Achcaut-
zin, Quauhtin und Ocelo (oder Tequiliua, Cuachic und Otomitl). Die Matlatcincas
hiessen Quaquatas (coatl im Singular) oder Quatlatl (hombre quc trae la honda en la
cabeza por guirnalda), weil mit Schleudern kämpfend. Die Cuachies und Otomis bil-
deten, als Tapferste, die Vorhut des mexicanischen Heeres. Als Ehrentitel wurden ver-
liehen: Tequihua (Raubthiere), Cuachic oder Cuachimcc (starke oder alte Adler), Oto-
mitl (schweifende Pfeile).
2) Adlige Würde wurde (mit Wappen) durch kriegerische Auszeichnung erlangt,
während ,,la gente populär" (dem nur der Gebrauch von Thongefässen erlaubt war) keine
Schuhe und nur einfache Kleider gebrauchen durften (Herrera). Zur Prüfung wurden die
Häuptlinge der Caraiben (nach den Fasten) mit Ameisen in einer Hängematte aufge-
bunden (s. Schomburgh). Die Indianer in Ancerma bemalten das Gesicht, auch die
Frauen, y quanto mas principales son, mas pintados andan (Oviedo). In Tenerif wur-
den die Königlichen oder Achimencey, die Adligen oder Chichiciqui^o und die (nach
den andern aus Erde und Wasser, aber ohne Hcerden, und desshalb für Dienstbarkeit
geschaffenen) Achicaxna unterschieden (s. de la Peiia). Den Stand der Ehrbaren bestimmte
der Gegensatz zu den Handwerkern oder den Zünften, und im Unterschied von diesen
bildeten sie die Aristocratie in der Bürgerschaft (s. Hegel) in Nürnberg. Der Rang des
Adels (vor der Aufnahme schmerzhafte Ceremonien erfordernd) wurde durch persönliche
Tapferkeit erworben und die Edlen bezeichneten ihre Namen durch Anhängesilben (bei
den Abiponen).
''^) Nur die Arbeiter oder Macehuales und die Kaufleute zahlten Tribut (in Mexico),
nicht die (als Hatriant, Pipiltic und Tiachan unterschiedenen) Edlen, die in Guasteca an
der Tättowirung zu erkennen waren mach de Witt). Die Diener in Mexico sprachen
mit ihren Herren niederhockend (s. Zuazo)^ Der Adlige wurde Pilli genannt (in
Mexico), die Reichen Axcahua, die Grundbesitzer Tlaquihua. Gegen König Quicab
empörte sich der Adel der Quiche (wegen Eingriffen). Die (zu den Tinneh gehörigen)
Kutchin (am Yukon) sind in drei Gasten getheilt (Chitcheah, Tengratsey und Natsahi),
die zwischenheirathen.
4) Bei der Niederlassung der Matlaltzincas oder Pirindas in Tiripito, gründeten die
RANGSTUFEN. 681
bildete sich auf diesem Hauptmarkt Anahuac's der Honoratiorenstand
der Kaufleute (unter Quauhpozchualtzin) als Pochtecas (mit Staats-
ämtern bekleidet), Nahualoztomekas (Verkleidete oder Spione) und
Teyaohualohuani (Sklavenhändler) , mit den Hueycomatzin als Vor-
stehern (zur Zeit Montezuma's II.).
Als Sohn des Mixcohuatl - Mazatzin stiftete Mixcohuatl-
Camaxtli oder Totepeuh-Nonohualcatl (dessen Bruder Texcaltepo-
catl die Stadt Tezcuco gegründet hatte) den Ritterorden^) der
Nahual-Teteuctin (nach der Eroberung Cuitlahuac's), in Culhuacan
herrschend.
Als militärische Belohnung wurde in Mexico der Orden
Achcautin^) den Prinzen mit Baumwolle-Troddeln an der Kopf-
binde, der Quauhtin (der Adler) und der (buntgefleckte Waffen
tragende) Ococelo oder Tiger verliehen (s. Clavigero).
Der zur Führung des ausgehobenen ^) (und in Steinhaufen
Vornehmen Undeo und die Gemeinen Charo (in Michoacan). Die Fürsten von Nica-
ragua waren von den Galpones, als Leibwachen, begleitet (s. Oviedo). Die durch
Tapferkeit Ausgezeichneten (oder Tapaligui) hatten den Kopf bis auf einen Haarschopf
geschoren.
1) Zur Auszeichnung wurde (bei den Tupinambu's) der Titel Eugatoresme ver-
liehen, und den im Kriege hervorragenden Häuptlingen der Titel Treresimbaue oder
Toubicha Agathou (s. Thevet). Acxitl setzte Cempoal-Taxuch unter dem Titel Orbaltzam
(Perce-Nez oder Nasendurchbohrten) in Vera-Paz ein. Die zum Ritter geschlagenen
Jünglinge der Mexicaner erhielten die Nase durchbohrt.
2) Die Leibgarde der Könige (in Mexico) wurde von dem Ritterorden der Ach-
cauhtzin (Fürsten), Quauhtin (Adler) und Ocelome (Tieger) gebildet. Die im Gegen-
satz zu den Marabuten als Ungläubige bezeichneten Thiedo bilden die militärische
Macht des Damel (s. Balat). Wer im Zweikampf zwischen den beiden Heeren siegte,
hatte sich den Kopf zu scheren bis auf einen Haarbüschel in Nicaragua (s. Oviedo).
Vornehmen Gefangenen wurde der Kampf auf dem Temalacatl genannten Stein
gestattet, wobei der Ausgang als Vorzeichen für den Feldzug galt. Die Mexi-
caner zeigten (durch Herolde) Krieg mit Aufsteckung von Pfeilen längs der feind-
lichen Grenze an. Neben der Häuptlingshütte (bei den Tapuyern) liegen zwei Baum-
stämme, die im Wettlauf getragen wurden (s. Dapper). Der durch Tapferkeit erlangte
Adelsrang wurde (bei Coro) durch Bemalung ausgedrückt, indem man bei den Fingern
anfing, über die Brust zum Gesicht aufsteigend, und wenn Alles bis zur Stirne gefüllt
war, ein Stirnband aus Tigerfell zufügte, schliesslich aber, als höchsten Grad ein Hals-
band aus Zähnen (s. Oviedo). Der mexicanische Ritterorden Nahual Teteuctin stammte
aus der Stadt Cuitlahuac (durch Totepeuh erobert).
3) Die Holcanes genannten Soldaten wurden ausgehoben (in Yucatan) für den
Feldzug (s. Landa). In Centiquipaque (bei Tepic) führten die Officiere Stöcke, um den
lässigen Soldaten in der Schlacht anzutreiben (s. Oviedo). Nach Ixtlilxochitl fanden
sich zwei Nopohualcos oder Zählplätze (mit Steinen) für das Heer Xolotls bei Ozto-
tipac und Ecatepec.
G82 SOCIAL-POLITISCHES.
gezählten) Heeres in Mexico ernannte Feldherr hiess Tlacochcalcatl
(Herr der Pfeile), da die Waffen in Magazinen verwahrt wurden,
wie im alten Schweden (nach Tacitus). Auch fanden sich Vor-
rathshäuser dafür, wie die Spanier (südlich) in Pozo trafen, und in der
Schlacht wurde die Feldstandarte ^) (Tlahuizmatlaxopilli) voran-
getragen (als Netz zum Einfangen und Auffcmgen). In die Grenz-
plätze wurden Garnisonen verlegt, auch längs der Küste ^). Die
Kriege wurden durch Gesandte oder symbolisch'') angesagt.
Nachtangriffe waren (zu Cortez' Zeit) im Allgemeinen von
den Mexicanern gemieden, indessen bei den Meztitlanecas (als
Mondleuten) beliebt (s. Chaves), und die Cherokesen sprachen von
den in ihrem Lande angetroffenen Mondgesichtigen, die bei Tage
nicht zu sehen vermochten, vielleicht freilich wohl desto besser bei
Nacht (indessen von den Einwanderern ausgerottet wurden).
Verrätherische Spione (in Mexico) wurden auf dem Markt in
Stücke zerschnitten, indem man mit Abschneiden der Lippen be-
gann (s. Torquemada). Nach Molina tragen die Araucaner Zweige
des heiligen Baumes (drymis punctata) als Friedenszeichen
(symbolisch).
Bei dem Kriege^) der Mexicaner schickten sich die feind-
1) Die Schawanesen trugen (1774) ihre Krieger -Beson auf einer Stange in die
Schlacht, damit die Kugeln sie nicht treffen sollten (s. Loskiel) und so dienten den
Mongolen ihre Standarten (wie sonst die Fahnen der Heiligen) zum schützenden Fe-
tisch. Haogni compagnia il suo alfiere con la sua insigna inhastata (in Mexico). Bei
Kriegen (in Nicaragua) trug der älteste Priester das Bild des Gottes auf einer Lanze
voran (Herrera).
2) Die zur Bewachung der Küste beorderten Obersten der Calpixques (unter den
Pinotl, als Calpixque in Cuextecatl) brachten Montezuma Nachricht von den Schiffen
Grijalva's (s. Sahagun), Die mexicanisehe Feldstandarte (Tlahuizmatlaxopilli) wurde (als
goldenes Netz) von dem Oberfeldherrn (Matlaxopilli) getragen.
^) Vor einem Kriege schickte der Fürst von Cumanagoto einen Pfeil umher an
seine Verbündeten, von denen die ihn Annehmenden Hülfe versprachen (s. Oviedo).
Durch Einstecken von Pfeilen in die feindliche Grenze kündeten die Mexicaner den
Krieg an (nach Art der Fetialen) und ähnlich in Guatemala (durch geopferte Hunde).
Auf dem Wege von Pazuco nach Acayucatl fand Alvarado aufgehängte Pfeile und
zerstückelte Hunde als Herausforderung (s. Gomara). Auf dem Wege nach Quetzalte-
nango fand sich das Opfer einer Frau und eines Hundes bei einer Brücke, was als Heraus-
forderung erklärt wurde (s. Herrera; ,
^) ,,Der Krieg ist bey allen diesen Völkerschaften die feyerlichste und wichtigste
Unternehmung. Wegen ihrer rachsüchtigen Gemüthsart, sind sie zu jeder Zeit leicht
zum Kriege zu bewegen, und sie schlagen es selten ab, sich darinn einzulassen, wenn
sie von ihren Bundesgenossen darum ersucht werden, welches durch Uebersendung einer
grossen Muschelschale geschiehet. Die Axt aufheben heisst den Krieg ankündigen,
ARISTOKRATIE. 683
liehen Fürsten geheime Gesandtschaften, in Verkleidung ihren
Festen beizuwohnen, ohne von dem erbitterten Volke bemerkt zu
und jede Privatperson hat ein Recht dazu: wenn aber von einem Kriege zwischen
zwoen oder mehrern Völkerschaften die Rede ist, so sagt man, den Kessel aufliängen.
Die Begierde, die Todten durch Gefangene zu ersetzen, oder ihre Schatten zu besänf-
tigen, ein Traum und anderer Vorwand machen oftmals, dass ein Haufen Abentheurer
in den Krieg zieht, die den Tag zuvor an nichts weniger gedacht haben. Ihre kleinen
Privathändel werden oft auf diese Art entschieden , und dergleichen Feldzüge werden
ohne Wissen oder Einwilligung der Rathsversammlung vorgenommen, ohne eine förm-
liche Kriegserklärung. Man sieht dabey durch die Finger, weil diese kleinen Kriege
ein Mittel sind, ihre jungen Leute wachsam zu erhalten und sie im Kriege zu üben.
Wenn aber der Krieg eine Nationalangelegenheit wird, so lassen sie sich darinn mit
vielen Ueberlegungen und Feyerlichkeiten ein, und setzen denselben mit der grössten
VerscliAviegenheit, Munterkeit und Sorgfalt fort. Zuerst rufen sie eine Versammlung
der Sachems und vornehmsten Krieger zusammen, und die Frauenspersonen haben bey
einigen Völkern hierbey so gut eine Stimme, als die Mannspersonen. Der Vorsitzer
trägt die Sache vor, hebt das Beil auf und fragt, wer mitgehen und fechten will.
Hierauf hält einer von den vornehmsten Kriegern eine Rede und wendet sich hernach
an die jungen Leute und fragt, welche von ihnen mitgehen wollen; denn da gemeinig-
lich einer nach dem andern aufsteht und sich mit ihm vereiniget. Bey dieser Zusammen-
kunft lassen sie ein Thier ganz braten, wovon jeder ein Stück abschneidet, es verzeh-
ret und dabey sagt: so will ich unsere Feinde verzehren. Denn fängt der Tanz an
und sie singen in einem traurigen und fürchterlichen Tone ein Kriegslied, dessen In-
halt sich auf ihren beschlossenen Feldzug und Sieg beziehet. Die Beredsamkeit und
Macht der Weiber ist in ihren Berathungen so gross, dass der endliche Entschluss oft
davon abhängt. Will irgend eine Frauensperson jemanden, der nicht unmittelbar von
ihnen abhängt, bewegen, dass er an dem Kriege Antheil nehme, so schickt sie ihm
durch einen jungen Krieger die Schnur des Wampums; und diese Einladung ist selten
ohne die gewünschte Wirkung. W^enn sie um das Schutz- und Trutzbündniss einer
ganzen Nation Ansuchung thun, so fertigen sie eine Gesandschaft mit einem breiten
Gehänge des Wampums und mit einem blutigen Beile ab. Die Gehenke, die in allen
Bündnissen, Kriegserklärungen und wichtigen Unterhandlungen von einer Nation an
die andere kommen, werden in den Kabanen der Häupter sorgfältig aufgehoben, und
dienen nicht nur statt einer Urkunde sondern auch zu einem gemeinen Schatze. Ein
anderes Werkzeug, dessen sie sich bei dieser Gelegenheit bedienen, ist der Tomahahk,
eins von ihren alten Waffen. Es siehet fast wie ein Beil aus und hat einen Stiel. Der
Vordertheil ist eine runde Kugel von dichtem Holze und stark genug, einem Menschen
den Kopf einzuschlagen. Auf der andern Seite ist statt der Schärfe eine etwas krumme
Spitze, und wo der Stiel durchgehet, raget eine andere lange Spitze hervor, mit welcher
sie wie mit einer Lanze werfen können. Der Tomahahk ist mit Federn und Figuren
geschmückt, die in vielen bedeutenden Gestalten abgeändert werden. Wird über den
Krieg gerathschlagt, so ist er ganz roth, und wenn der Krieg beschlossen ist, so nimmt
der Anführer der jungen Krieger denselben auf, tanzt damit herum und singet sein
Kriegslied. Alsdann wird er durch einen Kriegsmann an einen jeden Stamm geschickt
und mit demselben ein Gehenke des Wampums. Er trägt seine Botschaft vor, indem
er das Beil auf die Erde legt, und will man sich mit ihnen vereinigen, so wird das
Beil von einem der erfahrensten Krieger aufgehoben".
684 SOCIAL-POLITISCHES.
werden. Als der Gesandte Nezahualcoyotl's auf die erbetene
Hülfe von Totzintecuhtli (König in Chalco) eine Verständigung
erhalten, wurde er (bei Appellation an das Volk) an Händen und
Füssen gebunden auf dem Markt ausgestellt, bis ihn die günstige
Zusage befreite.
Die Menschen nährten sich mit Früchten und Kräutern , bis
Tlaominqui (el que matö con flecha) den Gebrauch ^) von Bogen
und Pfeil erfand (nach den jNIexicanern), und auf den Antillen
(wo Hayti zu Colon's Zeit in fünf Cazicate getheilt") war) hatte
1) Auf der Insel Burica wurde (wie in Huysu auf dem Isthmus) mit Netzen ge-
jagt (Herrera). Die Tlatilulcas tödteten Vögel mit der dreizackigen Lanze Minaca-
challi, mit dem Stock Atlatli geworfen (Tezozomoc). Bei dem beabsichtigten Krieg
mit Izkoatl (König von Mexico) zwangen die Kujoakaner die einem Fest beiwohnen-
den Mexicaner, „Frauenkleider anzuziehen und verwiesen ihnen mit überaus spöttischen
und schimpflichen Worten, dass sich ihr männlicher Muht in einen weiblichen verändert"
(s. Dapper) und solches erlitten die Delawaren (unter den Irokesen). Schlechte Jäger erhiel-
ten Frauenkleider als Cueitl bei den Teochichimeken bei Mechoacan (Gomara). Die Häupt-
linge bei Cumana hatten Jagdpark und Fischerei. Roulin erzählt, wie die bei St. Fe
in Mexico Wild jagenden Hunde dasselbe gelernt haben, am Bauche zu fassen und
umzuwerfen, während nicht damit betraute und nach dem europäischen Gebrauch ja-
gende oft durch die Grösse des Thieres sich beschädigen. A new instinct has be-
come hereditary in a mongrel race of dogs, employed by the inhabitants of the Magda-
lena, almost exclusively in hunting the white-lipped pecari, bemerkt Lyell. Sie halten
die Heerden zusammen, während europäische Hunde die einzelnen Individuen angreifen,
die von den Uebrigen umringt und getödtet werden. Die von den englischen Mineuren
im mexicanischen Hochlande zur Hasenjagd mitgebrachten Hunde verloren bald den
Athem, während die von diesen dort geworfenen Jungen in der dünnen Luft trefflich
ausdauern. In the retired parts of the mountains, where hunters had seldom pene-
trated, there is no difficulty in approching the Rocky Mountain sheep, which there
exhibit the simplicity of character so remarkable in the domestic species, but where
they have been often fired at, they are exceedingly wild, alarm their companions on
the approach ot danger, by a hissing noise and scale the rocks with a speed and agi-
lity, that baffles pursuit (Richardson). Um die Affen zu fangen, zündeten die Mexi-
caner ein Feuer an über einem Stein, und wenn die Affen herbeikamen, sich zu
wärmen, flohen sie, wenn der erhitzte Stein zerplatzte, und Hessen ihre Jungen zurück,
die von den versteckten Jägern mitgenommen wurden (Sahagun). Creian, que sabian
hablar y que el no hacerlo era porque no los obligasen ä trabajar (s. Veytia) die
Mexicaner (von den Affen), und so in Afrika.
2) La tierra se cultivaba en gran parte de su estension, y era muy abundante de
name, maiz y yuca, de que los Indios sacaban mucho provecho; y quiza diö causa al
renombre de Yucayas con que se designaban estas Islas, que producian con tanta
abundancia esta raiz. Tenian ademas otras cosechas y frutos de que se abastecian
ordinariamente , ya para las curaciones de sus dolencias, ya para su regalo y placer.
Entre las primeras se encontraba el cardo santo, la toatua ö frailecito, la cana fistola,
el almäcigo, el pinon, las malvas, la brusca, el guaguasi, maboa y otros productos
KRIEGSRECHT. 685
sich gewissermassen bis zur Ankunft der Caraiben ein kriegloser
Frieden erhalten.
Gleich den Mitimaes von Peru wurden auch in Mexico Colo-
nisten^) ausgeschickt, die neben der Verbreitung der General-
sprache dazu dienten, die unterworfenen Provinzen in Unterwürfig-
keit zu erhalten. In den eroberten Staaten^) oder Tequitin-Tlacotl
(den Sklaventribut zahlenden) wurden vom Könige von Mexico
die aus den Adligen (Pilli) erwählte Tributerheber^) oder Cal-
pixques unter der Aufsicht der Huey-Calpixques eingesetzt. „Die
Rechte des Adels w^aren unter den Mexicanern meistens erblich ;
manche Familien, die von den edlen Aztecas, die Mexico gründeten,
abstammte, erhielten sich bis zum Umsturz der Monarchie im grössten
Glänze, und einige Zweige der ältesten Häuser sind noch vorhanden,
wenn gleich in elenden Umständen", heisst es bei Clavigero (1780).
medicinales , cuya nomenclatura ha desaparecido : entre las segundas se hallaba el ta-
baco, el algodon, el anil y la bija, el mamey, la pina, la guanabana, el mamon, el
anon, la chirimoya, la guayaba, el caimoni, el escobon, el memiso , la gina, la guama,
el arrayan, el aguacate, el uvero , y otra infinidad de frutas que escusamos por no
hacer muy estenso este catalogo. Los instrumentos de su labor se reducian a un sen-
cillo palo duro, quemado por la punta, que llamaban Coa, y de que se servian para
formar hoyos y hacer sus siembras, y de hachas de piedra para cortar maderas y otros
usos, ä que probablemente las aplicaban. En sus casas tenian piedras llanas ö conca-
vas para moler, con bolillos de la misma especie, pilones para triturar los alimentos,
ollas de barro para cocinar sus viandas, bacias para depositar sus bebidas, y güiros ö
calabazos para conservar el agua potable y fresca en sus viviendas.
^) Nach der Zerstörung im Kriege schickte Ahuitzotl mexikanische Colonisten
nach Oztoman und Alahuiztlan (s. Guerrero). Um die im Kriege zerstörten Orte
wieder herzustellen , schickte Montezuma I. mexicanische Colonisten nach Huaxaco
(aus Cuauhtochpan, Tuctepec und Teotlitec), nach Jancuitlan und Cuzcatlan.
2) Ein Theil jedes Gemeindelandes war als Milchimalli (oder Cacolomilli) für den
Kriegsbedarf niedergesetzt und wurde gemeinsam bearbeitet (in Mexico), wie die
Yaotlalli genannten Ländereien in den eroberten Provinzen für den Staatshaushalt der
Central-Regierung. Das (Kashim genannte) Gemeindehaus diente in den Dörfern der
Eskimo für Festversammlungen. Das Versammlungshaus in Guiana hiess Tabui (s. Baumann).
•*) Torquemada meint, dass die Läuse, die Ojeda als Tribut in Säcken bei Monte-
zuma sah, vielleicht Würmer gewesen (gusanillos de seda, als Seidenwürmer) oder
auch Cochenille (s. Rehfues). Den Bewohnern von Tlatelulco lag die Verpflich-
tung auf, den Tempel von Huitznahuac zu unterhalten (s. Purchas). Die Armen (in
Nicaragua) bettelten nicht por amor de dios, sondern sagten einfach, dies habe ich
nöthig, gieb es mir, um ihren Bedürfnissen abzuhelfen (wie Bobadilla hörte). Cortez
leitete den Anspruch der Mexicaner auf den Rang eines Culturvolkes von dem Vor-
handensein von Bettlern ab , die sich besonders in Cholula fanden, der Stadt von 400
und mehr Tempeln. Dort wurde gebettelt, „como hacen los pobres en Espana y en
otras partes, que hay gente de razon".
686 SOCIAL-POLITISCHES.
Der Ueber^ang des Wanderlebens ^) zur Ansässigkeit ist
unter den geographischen Verhältnissen durch historische Be-
dingungen gegeben, und leitet sich oft (wie in Ostasien nach Be-
raubung der Heerden) durch die Noth ein, die Ackerbauer
mit dem Charakter der Unterdrückten, wie (vor ihrer später aus
gleichen Ursachen folgenden Erstarkung) die Irokesen unter den
Algonkin, stempelnd. Die Ansiedlung selbst ist anfangs noch
beweglich, wie in den wechselnden Dörfern der Karen ; und ähn-
lich wie bei Lappen und Samojeden die Wohnsitze von den
Zügen der Rennthiere abhängig sein mögen, so richteten sich
die der Delawaren vielfach nach dem Waldbestand, indem sie
mit zunehmender Lichtung ihre Dörfer") verlegten, um den Holz-
bedarf bequemer nahe zu finden (s. Loskiel).
Die von dem mexicanischen Dreibund gemachten Eroberun-
gen wurden nach einem festgesetzten Verhältniss unter die Staaten
vertheilt, und wie die unterworfenen Fürsten brachte man :iuch
deren Götter"^) nach der Hauptstadt.
Nachdem sich der mexicanische Staat bereits (unter dem
Zurücktreten der Wappen-Geschlechter)^) als Ganzes organisirt
1) Die Apalachiten wurden durch den Häuptling Parausti oder Mayrdock zur An-
siedlung nach Melilot geführt, während die Hustamin und Elamin ein nomadisches
Leben bewahrten (XVIII. Jahrh.).
^') Cultivation (amongst the Indians from the Atlantic to the Mississippi) appears
to have been confined to the maize, some species of beans (phaseolus) and pumpkins
(Cucurbita) , and in some quarters the sweet patato (convolvulus) , the watermelon and
tobacco.
•'') „A manera de carcel" bewahrten die Mexicaner die besiegten Götter in ,,una pie9a
hecha ä manera de jaula, toda de red, donde tenian encerrados todos los Idolos, que
habian traido de las provincias que avian conquistado" (Torquemada), und so in Cuzco
(wie ähnlich in Rom). Die Götter der besiegten Nationen wurden (in Mexico) in
einem Tempel-Gefangniss aufbewahrt (sagt Clavigero).
•*) Die Banden der Mönnitarris sind : die Steinbande, die Bande der grossen Säbeb
die Rabenbande, die Bande der kleinen Prairie-Füchse, die Bande der kleinen Hunde,
iie Bande der alten Hunde, die Bande der Bogenlanzen, die Bande der Feinde, die
Bande der Stiere, die Rabenbande, die Bande des heissen Wassers (die nackt zwischen
glühenden Kohlen tanzen [wie die Hirpiner] und Fleisch aus einem Topf mit kochen-
dem Wasser nehmen), identisch mit der Steinbande, Die Vereine der Weiber sind:
die Bande der wilden Gänse, der Feinde, die Stinkthierbande (s. Neuwied). Die Familie der
Mönnitarris, die eine weisse Bisonhaut besitzt, stellt sie oft zur Schau und schneidet
schmale Streifen zum Schmuck auf. Nach 4 Jahren schenkt man sie durch einen
Medicinmann der Gottheit, indem man sie auf einem abgelegenen Platze verfaulen
lässt, und zuweilen ein an Füssen und Maul geknebeltes Pferd dabei lässt. Wollte
ein anderer Indianer dieses Pferd stehlen, so würde man von ihm sagen: „Er ist ein
GLEBAE ASCRIPTI. 687
hatte, wurden, im Unterschiede von den bei der ersten Besitz-
nahme zu Leibeigenen herabgedrückten Eingeborenen, die später
Unterworfenen als Tequitin-tlacotle (tributan como esclavos) be-
zeichnet, in Annäherung an eine eigenthche Sklaverei (der Helo-
ten). Dagegen wurden in den erblichen Stammesländem manch'
neue Kataster-Eintheilungen, in Folge der Palastländer, der Staats-
länder (die für die öffentlichen Magazine^) den Unterhalt des
Heeres lieferten, u. s. w.), der Tempelländer ^) u. A. m. er-
forderHch, denn, wie Herrera bemerkt: ehe die königliche Herr-
schaft in Mexico begründet wurde, waren die Ländereien ge-
meinsam und Jedem zugänglich, ausser den den Herren gehörigen.
So verblieb auch der Gemeinde ein Rückkaufsrecht, das dem
Einzelnen (als individuell rechtlos) nicht zustand.
Von den Pillalli genannten Ländereien der Adhgen (die von
Thor oder Narr, dass er den Herrn des Lebens bestiehlt" (Neuwied). Der Ehsicka
Wahäddisch (erste Mensch) oder Herr des Lebens hat Alles aus der vom Vogel ge-
brachten Erde gemacht bei den Mönnitarris, zugleich schuf eine umherziehende Alte
die Sandratte (Goffer) und die Kröte , und schmückte die heiligen Töpfe zur Erinnerung
an die grossen Wasser, woraus die Thiere hervortanzten, um Regen zu bitten. Die
Banden der Arikkaras sind die Bande der Bären, der tollen Wölfe, der Füchse, der
tollen Hunde, der tollen Stiere, der Soldaten. Ihre Tänze sind der heisse Tanz, der
Tanz des Vögeleins, der Tanz des jüngsten Kindes, der Tanz der Prairie-Füchse , der
weisse Erdtanz, der Geistertanz, der Tanz der ausgestreckten Robe u. s. w. Die
Arche des ersten Menschen (Ihkochu) oder Wolfes (Sziritsch) zu verehren, hatten die
Arrikaras zu Neuwied's Zeit aufgegeben. Der Herr des Lebens sagte den Arrikaras:
,,wenn sie von dem bei der Busse getragenen Fleische den Armen gäben (die dafür
Medicingesänge singen), so würden sie allezeit dafür wieder Glück und Segen bei
ihren Unternehmungen haben" (s. Neuwied). Die Banden der Crows sind: die Sihrapichte
(Bisonstiere), Ihchochke (Prairie-Füchse), Pahriskichte (Raben-Bande), Zohta-Girack-
schohke (die Bande des halbgeschorenen Kopfes), die Padachishi, die Wih-Wa-Uhpake
(die Bande des steinernen Kopfbrechers oder Casse-tete), die Wiske-Kahte (der kleinen
Hunde), die Wischkissah (die Bande der grossen Hunde). Der erste Stamm der
Huronen (welche die Nation des Stachelschweins bildeten) trug den Namen des Bären,
die beiden andern den Namen des Wolfes und der Schildkröte (Neurohr).
^) Die Matalzingos bearbeiteten ein Feld für den König von Mexico (zum Unter-
halt des Heeres). Von den unter die Calpules (oder Quartiere) vertheilten Kriegsländern
wurden die Milchimalli für die Provisionen und die Cacalomilpan für die Bereitung
des Getränkes bebaut (bemerkt Torquemada). Die Lieferung von Fackeln (Acayetl) für den
königlichen Hof gehörte zum Tribut Tollantzinco's, und ausserdem waren die ver-
schiedenen Bedürfnisse für den Hof unter bestimmte Städte vertheilt.
~) Durch Schenkungen an Tempel wurde die Weihe eines Tecle erlangt (in Cholula).
Die Tacatecle oder tetuan waren von Abgaben ausgenommen (Fuenleal) in Mexico
(1532).
(588 SOCIAL-POLITISCHES.
Leibeigenen bebaut wurden) waren einige erblich und durften
verkauft werden (aber nicht an Macehuales oder Gemeine, son-
dern nur an die Gemeinheit des Calpulh), andere, die als Gnaden-
geschenke für Verdienste gewährt waren, gingen an die Erstge-
borenen über, fielen aber bei Ermangelung von Nachkommen an
den Fürsten zurück und konnten nicht veräussert werden.
In Zapotecapan und Miztecapan durfte der Landbesitz nur
bei Nothbedrängniss verkauft werden, und auch dann blieb dem
Sohn oder nächsten Anverwandten für einige Jahre das Vorrecht
des Rückkaufs reservirt (s. Burgoa).
Die Tlamaitl (Pächter oder Tlalmaites) oder Mayeguez (Mace-
huales oder Gemeine) , die zur Heeresfolge verpflichtet waren,
arbeiteten auf fremdem Land bald als Tagelöhner, bald (obwohl
von den Sklaven verschieden) als Leibeigene (für den Grund-
herrn), und sie gehörten in der Hauptsache den unterworfenen
Eingeborenen an, während sich der Adelsstand in den Eroberern
vom König abwärts gliederte, und sich dann in die politisch er-
forderten Beamtenordnungen verlor. Auf die Könige oder Tlato-
ques (tlatoa, reden) folgten in Mexico in ihren Teccalli (Calli oder
Haus) oder Palästen die Teutley (Tee Tecutzin), dann die Chinan-
callec (CalpuUec) und darauf die Pipiltzin oder Söhne der Tlato-
pipiltzin (Infanten) mit den Tequivac oder Tecuyva, als von
Adligen stammend (s. Zurita). Die Calpiques erhoben die Ab-
gaben in den Dörfern. Die den Fürsten erbthümlichen Län-
der hiessen Magueys (mit Maguey bepflanzt). Um die Macht
des erblichen Adels zu brechen, schuf Quikab (König in Guate-
mala) den militärischen Adel der Achihab.
Der auf den Gütern der Edlen zum Unterhalt des Herren-
hauses verpflichtete Landbauer wurde (in Tlascala) Teixhuihuan
(Enkel des Herrenhauses) genannt. Die Tlamaitl leisteten Frohn-
dienste ^) auf dem Herrenland (in Mexico), und auch in den Städten
fanden die Spanier ihre Ganapanes oder Tagelöhner.
Neben dem königlichen Eigenthum (Yococlali) und dem adli-
gen Grundbesitz (Clatocacali) fanden sich (in Mexico) die Ge-
1) Die Tlacoti (Sklaven) bildeten die Tetlan nenque. Die Vasallen (Tequitlatos)
brachten bei den Matlacingas Tribut den drei Fürsten, die in Zeit des Nothstandes aus
ihren Magazinen das Volk erhalten, und sie bezeichneten sich untereinander als
Padres, Hermanos hijos, (Herrera). In Neu-Seeland wurden neben dem Ariki (König)
und den Prinzen (Tana) die Rangatiras (Häuptlinge), Tutua (Bürger), Ware (Gemeinen)
und Taurakarika (Sklaven) unterschieden (s. Thomson).
LÄNDEREIEN. 689
meindeländer der Dörfer (Capulali), die oft durch jährliche Loo-
sung ausgetheilt wurden. Das Gemeindeland (Altepatlalli) der
Städte war in verschiedene Calpulli (Quartiere) nach den Strassen
(Tlaxicalli) getheilt und wurde von den, Calpullec genannten,
Beamten für erblichen Besitz (während der Bebauung) verpach-
tet, wogegen die (Milchimalli oder) Cacalomilli genannten Lände-
reien für den Unterhalt der Armen reservirt blieben. Die Tempel-
ländereien wurden von den Priestern verwaltet (in Mexico). Das
den Tempeln^) zugehörige Land hiess Teotlalpan.
Auch w^erden die Ländereien (Altepetl) der Dörfer unterschie-
den von den in den Städten Hueyaltepetl genannten nach den in
Strassen (Tlaxilacales oder Tlaxicalli) geordneten Quartieren (Calpu-
les oder Calpullec) ausgetheilt, indem der Kaiser Techotlalla (um die
königliche Macht zu befestigen) das überschüssige Besitzthum der
Adligen in andern Localitäten anwies, und so ihren Einfluss schwächte
(und da diese Ländereien der Gemeinde gehörten, konnte sie der Ein-
zelne bei Auswanderung nicht verkaufen). Den adligen Besitzern
wurde Tribut in Naturalien und persönlichen Diensten^) geleistet.
Auf den erblichen Ländereien (en la heredad que tienen por
suya) der Herren zogen die Tiquitlato von den Bebauern Tribut
ein, die Zahlungsunfähigen auf den Märkten in die Sklaverei ver-
kaufend (s. Oviedo). In Tlascala besassen die Töchter kein Erb-
recht, damit der Landbesitz nicht in fremde Hände überginge. In
Panuco ging der Landbesitz auf den ältesten Sohn, als Erben,
über, der seinen Brüdern davon in Pacht gab (s. Witt).
Jeder Familie war die Hun-uinic genannte Landausmessung
für den Ackerbau zugetheilt (in Yucatan).
Neben den zur Bebauung des Bodens an die Scholle gebun-
denen Macehuales") wurden auch die Tamemes (oder Lastträger)
1) Das Enterben seiner Verwandten, zu Gunsten der Kirche oder der Klöster heisst
(in Peru) dejar su alma heredera.
2) Jeder Ackersmann bezahlte den Drittheil als Ertrag des Landes, so er bearbei-
tete, die Handwerksleute mussten von dem Preise ihrer Arbeit ebensoviel entrichten,
die Armen mussten unentgeltlich alles dasjenige, was die andern beitrugen, nach Hofe
bringen und Handdienste thun (Baumann) in Mexico. Auf den Sandwich-Inseln the
common people are generally considered as attached to the soil (s. Ellis).
3) Indem die Macehuales auf dem Lande eines Edlen arbeiteten, so sicherten sie
sich dadurch den Schutz, der auch in Siam im Nai gesucht werden muss. Von den
Tributzahlern (in Mexico) war die erste Klasse der Teccallec (Vornehmen) den (durch
Verdienst belehnten) Tecteclutzin (den Gutsherren auf Lebenszeit) untergeben, die zweite
Klasse der Chinancalla (guten und bekannten Familien des Stadtviertels) oder Capullec
B a s t i a n , America. 44
^ OF Tu
OF th;
■'V
690 SOCIAL-POLITISCHES.
aus der Klasse der Tagelöhner in die der Leibeignenen herab-
gedrückt, da alle sonst durch Hausthiere (oder später durch die
von Aristoteles vorhergesehenen Maschinen) verrichteten Arbeiten
in Mexico die Menschenhände erforderten.
Der wegen kriegerischer Verdienste ertheilte Rang der Tec-
quivac befreite von Tribut^), obwohl er nicht von andern Dienst-
pflichten entband. Die Tecpanpouhqui oder Tecpantlaca (gente
del palacio y recamara del Rey) bebauten ihre Ländereien ohne
Tribut (nur Pflicht -Geschenke gebend bei königlichem Besuch),
hatten aber die Gärten des Königs und die Palläste in Ordnung
zu halten.
Die Fürsten waren in Folge der Immunität ihrer Beneficien
(durch deren Belehnung sie indess zur Stellung von Heeresschil-
den verpflichtet wurden) jedes ferneren Tributes enthoben, wogegen
solcher, ausser von den als tributpflichtig unterworfenen Prinzen,
auch in dem Herrscherlande von den Gemeinen oder Macehuales
zu zahlen war, und von den Kaufleuten ^), wenn sie je nach dem
arbeitete in den Quartieren des Stammes, die dritte Klasse wurde von den Kaufleutcn
gebildet (mit Privilegien), die vierte Klasse der Tlalmeiten oder Mayegues arbeitete auf
fremdem Land (aber an die Scliolle gebunden). Die Tlalocamilli genannten Ländereien
waren erblich (Zurita). Der Tribut an den königlichen Hof war unter die verschiede-
nen Städte nach Naturallieferungen vertheilt (in Mexico). Bei den Guaycurus (deren
Frauen sich in der Sprache von den Männern unterschieden) finden sich neben dem
Adel der erblichen Häuptlinge, die Krieger, und das vom Gebrauch der Waffen fern-
gehaltene Volk, als Abkömmlinge von Kriegsgefangenen oder Sklaven (Martius). Die zur
Dienstbarkeit gezwungenen Sklaven (Mero oder Cini) heissen (bei den Caraiben) Poiti
(Gilij). In Tonga zerfallen die Gemeinen oder Tuas in die Landbauer und in die
von den Fürsten oder Matabules (neben den Muas oder Fürstensöhnen) Abhängigen,
als Cow-tangata (Begleiter oder Gefolge) und Köche. Von den Ueberbleibseln der ty-
rannischen Rasse und der versklavten am See Tahoe Hessen die Ersteren (als die Erde
durch eine Fluthwelle zerstört war) durch die Letzteren einen hohen Tempel (mit der
Verehrung des ewigen Feuers auf der Spitze) erbauen, während die Sklaven, denen
(als die Erde auf's Neue durch Erdbeben bedroht wurde) dieser Zufluchtsort versagt
war, in ihren Canoes nach dem Humboldt-Flusse ruderten. Bei dem ausbrechenden
Gewitter versank der Thurm (den See Tahoe bildend) und die auf der Spitze Geret-
teten wurden durch den Zorn des grossen Geistes gleich Kieselsteinen in die Geister-
höhle geworfen und dort (wo man noch ihr Klagen hört) eixngeschlossen, bis sie ein
neues Erdbeben befreien wird (s. Wadsworth).
1) Every weroance knoweth his owne meeres and lymitts to fish, fowle or hunt
in (in Virginien), but they hold all of their great Weorance Powhattan, unto whome
they pay eight parts of ten tribute of all the commodities, which their contry yeldeth
(s. Strachey).
2) Die nicht zu Anpflanzungen (Milpas) verpflichteten Kaufleute zahlten Tribut
STEUERN. 691
Einflüsse einer auf ihr blaues Blut stolzen Aristocratie die (durch
Ahuitzotl verliehene) Erhebung in den Adelsstand zeitweis wie-
der verlieren mochten, wie es z. B. unter Montezuma II. geschehen.
Neben den Adligen der fremden Eroberer erkannte das Volk
seine einheimischen Oberen in den CalpuUes (Calpulli), als den
(älterem Stamme entsprossenen) Häuptern in den Quartieren des
Gemeindelandes, das nach dem Loos vertheilt wurde.
Zur Schlichtung der kreuzenden Ansprüche verschiedener
Gerechtsame tenian un principal, come consul, para tratar sus
cosas con los Seriores (s. Herrera).
Die zweite Klasse der Steuerzahler wurde (nach den Teccallec)
von den (über den Mayeguez und Tlalmeiten stehenden) Capullec
oder Chinancallec gebildet (s. Zurita), nämlich den guten ^) und
bekannten Familien der Stadtviertel (also den Honoratioren des
Bürgerstandes).
Der Gemeinde war in Mexico eine Art Selbstverwaltung ge-
blieben und für öffentliche Angelegenheiten versammelte man
sich (bei den Quelenes) im Capul, que es una casa del Comun, en
cada Barrio (Herrera).
Es wurde dann den Alten oder den durch Erfahrung "Weisen
von ihren Waaren (und ebenso die Beamten von ihren Einnahmen). Die Milpas ge-
nannten Ländereien wurden gemeinsam bebaut (in Mexico). Während die Kaufleute
unter* Ahuitzotzl die Ehren der Adligen genossen, wurden sie unter Montezuma II.
(der alle Plebejer von Ehrenstellen ausschloss) unterdrückt. Der militärische Rang der
Tecuhlli wurde nur den Adligen ertheilt (unter den Chichimeken durch Xolotl be-
gründet).
1) oder den begüterten, wie die „guten" Joloff, die buenos hombres (bei den West-
gothen) u. s. w. Among the Natchez the common people or Miche-Miche-Quipy
(Stinkards) were to the last degree submissive to the nobility, consisting of Suns,
Nobles and Men of rank, Those Suns claimed to be the descendants of the man and
woman, who came down from the sun, and their children, to the remotest degree, were
distinguished above the bulk of the nation and enjoyed an exemption from capital
punishment (the nobility being transmitted only through the women). The great chief
of the Natchez) bore the appellation of The Sun, succeeded in his office by the son of
the woman (woman chief), who was most nearly related to him (s. C. Jones). Nach
Charlevoix wurde die Sonne jeden Morgen durch den nach Osten aus der Hütte tre-
tenden Häuptling der Natchez begrüsst. Die zuerst um St. Juan angesiedelten Indianer,
die von Sejat kamen, unter Oyaison und Sirorum, deren durch einen Nabelbruch aus-
gezeichnete Tochter Coronne später in einen Erdhaufen aufschwoll, gaben die Führer-
schaft dem Aeltesten der Familie (Nu) und nannten den ihm Nächststehenden Eyacque,
und die Frau Jenes Coronne, die Dieses Tepi, wie auch von den Insecten (lady bug)
die rothen: Coronnes, die gelben: Tepis genannt werden und diese Namen zu Rang-
unterscheidungen dienen, wie P. Boscana ausführt (s. Robinson).
44*
692 SOCIAL-POLITISCHES.
(Senatoren oder Geronten) der Vorrang- gelassen, wie überall,
nachdem das rohe Vorstadium alleiniger Anerkennung des körper-
lich Stärksten überwunden ist. Da-gä-no-we-dä, der Gesetzgeber
der Irokesen, ermahnte zur Hochachtung der Alten (Morgan).
Die mehr als Sechszigjährigen wurden ihrer Erfahrung wegen,
als Capagehe geachtet (in IMexico), mit dem Recht des Rausches.
Im Uebergang von den erblich dem Grundherrn verflichteten
Leibeigenen, Macehuales (als an die Scholle gebunden) und den
Tamemes (Lastträger) zu den Sklaven (von denen wieder die
in der Familie geborenen Haussklaven ^) eine verschiedene
Behandlung von den im Kriege Erbeuteten oder auf dem Markte
Erkauften erfuhren), schoben sich die auch bei den Fantih und Sia-
mesen bekannten Pfandsklaven ein, und zwar gleichfalls in wech-
^) Die Sklaven wurden als Angehörige des Hauses gehalten (in Mexico) und oft
verheiratheten sich die Herren mit ihren Sklavinnen oder Herrinnen mit ihren Sklaven
(s. Torquemada). Nach dem Brauch Huehuetlatlacali (culpa ö servidumbre antigua)
verpflichteten sich in Zeiten von Hungersnoth einige Familien gemeinsam einen Sklaven
zu stellen (und „h teuer siempre aquel esclavo vivo"), welcher in seinem eigenen Hause
verblieb und sich nach einigen Jahren durch ein anderes Mitglied der Familien er-
setzen lassen konnte, aber stets zur Arbeit bereit sein musste. Dieser Gebrauch wurde
(nach Toribio) bei der Hungersnoth im Jahre 1505 durch König Nezahualpilli in Tetz-
cuco abgeschafTt. Die Kinder der Sklaven (welche Vermögen erwerben und selbst
wieder Sklaven halten konnten) waren frei (in Mexico). Familien, die sich in Noth
fanden, konnten ein Kind (vor Zeugen) als Sklaven verkaufen, dasselbe aber nach
einigen Jahren durch ein anderes (mit Nachzahlung eines Theil's des Preises) ersetzen
(in Mexico). Es costumbre de pecheros, que el hijo major herede al padre, en toda
la hacienda, raiz y mueble, y que tenga y mantenga todos los hermanos y sobrinos
con tal (in Mexico), pagan al Sefior por cabe^as und fallen bei Zahlungsunfähigkeit in
Sklaverei, während bei Fehlen der Erben das Gut an den Herrn oder an die Gemeinde
zurückfällt (s. Gomara). Anderswo erben die Söhne gemeinsam, oder bestimmt die
Gemeinde aus ihnen den Erben (oder der Vater). Bei Tode eines Schuldners konnten
die Gläubiger sein Eigenthum in Anspruch nehmen (in Mexico), aber nicht Frau und
Kinder, „en su gentilidad, pero los Castellanos, que hoy viven en el Christianismo"
(s. Torquemada) führten dies ein. Mit Toxcatl wurde der Halskragen bezeichnet, über
welches Wort sonst im Sinne des Monats Tepopochuilitzli verschiedene Erklärungen
gegeben werden. Verkaufbare Sklaven trugen Halskragen. In Yucatan wurde den
Gefangenen (mit den Händen auf den Rücken gebunden) ein Holzkragen umgelegt und
dieselben in einen Holzkäfig gesteckt (Cogolludo). In Honduras wurden die Sklaven
(mit abgeschnittenen Nasen) zum Landbau verwandt (Herrera). Für Vergehen wurde
den Sklaven ein hölzerner Halskragen umgelegt, wenn er sich indess mit demselben in
den Pallast des Königs retten konnte, war er frei, und wer ihn daran zu hindern suchte,
wurde zum Sklaven gemacht (in Mexico). Im wiederholten Vergehen wurden die
Sklaven (in Mexico) zum Opfer bestimmt (s. Torquemada.) Der Kriegsgefangene (in
Mexico) wurde als Opfer in die Tracht des Gottes Ixco9auhqui (que es el Sol) ge-
kleidet (s. Torquemada). Kriegsgefangene heissen Malli (in Mexico).
SKLAVEN. 693
selnden Formen. Nach der Huehuetlatlacolli (oder althergebrach-
ten Dienerschaft) verpflichteten sich verarmte Familien ein an
einen Edlen verkauftes Mitglied stets lebendig zu erhalten, indem
sie beim Tode Ersatz zu leisten hatten.
Die im Spiel ^) Patolli Verlierenden verkauften sich (um es
fortzusetzen) als Sklaven, meist für eine Cenanquimilli (eine Last
von 20 Tüchern), und ebenso die öffentlichen Mädchen, welche
in Armuth fielen. Die Diebe (wenn die Verwandten nicht Er-
satz geben konnten) wurden als Sklaven (von den Richtern) ver-
kauft, und wenn sich zwei vereinigt hatten, eine Maisscheune zu
bestehlen, derjenige, welcher in dieselbe zum Herauslangen ein-
gestiegen war (s. Torquemada). Wer einen Dieb auf dem Markt-
platze ertappte, erhielt denselben als Sklaven (in Mexico). Der
Dieb wurde (in Nicaragua) der Sklave des Bestohlenen bis zum
Wiederersatz (Herrera).
Unter den Gemeinen oder Macehuales (in Mexico) standen
die Sklaven, als Kriegsgefangene, Verbrecher oder Schuldsklaven
(die ihre Kinder verpfändeten oder sich selbst). Der hauptsäch-
lichste Sklavenmarkt wurde in Azcaputzalco abgehalten (sowie
an der Küste Yucatan's).
Niemand durfte den Sklaven^) verkaufen, ehe er ihm nicht
die Strafe des Halskranzes auferlegt hatte , und das konnte nur
aus Gründen, die der Richter gebilligt hatte, geschehen (Gomara)
in Mexico.
Bei den Condaguas am Atrato wurde den Sklaven das Zei-
chen des Eigenthümers aufgedrückt (s. Oviedo). Wenn der Grön-
länder Treibholz als Eigenthum zu bezeichnen wünscht, legt er
einen Stein darauf (s. Baumann). „Auf ihren Rücken haben die
Inwohner der gantzen Provinzen ein ausdrücklichs Markzeichen ^),
1) Nach Tacitus verspielten sich die Germanen. Den athenischen Sklaven durften
die Namen Harmodius und Aristogeiton nicht beigelegt werden (s. Gellius), während
die Amerikaner in ihren Negertaufen selbst Washington nicht verschonten.
2) Sklaven konnten Sklaven halten (in Mexico). Kinder wurden als Sklaven ver-
kauft. Auf dem Todtenbette wurden oft die Sklaven in Freiheit gesetzt (in Mexico).
Von den Sklaven (bei den Kimbonda) sind die Dongo (als Kriegsgefangene) unbe-
schränktes Eigenthum, wogegen die Fuka oder Hafuka als Pfänder bis zur Auslösung
dienen (Magyar). Auch Verstösse, als Kesila- Verbrechen, führen in die Sklaverei.
Ausser durch Vatira (Flucht in's Ausland) kann sich der Sklave durch Schimbika der
Gewalt seines Herren entziehen, indem er in dem Hause des Neugewählten ein Thier
tödtet, und sich dafür zum Ersatz anbietet, oder einen Riss in das Kleid macht.
^) Gada cacique traia senal propria para su gente en la guerra (in Nicaragua).
694 SOCIAL-POLITISCHES.
daran man erkennen möge, welches Fürst Untersessene sie sein
und aus was Landschaft sie geboren" (in Virginia).
AehnUch den (Hausmarken-artigen) ^) Zeichen bei den Samo-
jeden und denen dertscheremissischen Bienenwärter (s. Schiefner)
finden sich (bei Pallas) die Tamgha im Kaukasus.
Die Tecuhtli genannten Beamten der Dörfer (in Mexico) tru-
gen in der linken Hand einen Stab") und in der rechten einen
Fächer, als Zeichen der königlichen Bestallung. Die Magistrate
(Achcacaulitin) wurden gewählt.
Die Nahualoztemekas dienten als Geheimpolizisten zur Be-
aufsichtigung der übrigen Beamten (wie die Spione Japan's),
ähnlich spartanischen Ephoren, oder den Censoren Rom's.
In jedem Saale des Palastes in Tezcuco sassen (mit den
Schreibern der Bilder) je zwei Richter oder Tecuhtlatoque (die
ihre Mahlzeiten aus der Hofküche erhielten) für grössere oder
geringere Vergehen, und alle zehn Tage hielt unter ihrer Bei-
ziehung der König die NapoallatoUi genannte Sitzung '') (mit seinem
Rath) zur Appellation ab (s. Torquemada).
The principal mark was a sort of triangle, with the apex downwards, imprinted on
each haunch (on Oatafu). Some had rüde figures representing torloises, imprinted on
breast and sides (Haie). Einige der auf Vaitupu tättowirten Stämme hatten „to represent
pigeons" (Cupe). Bei den Guaycurus werden die Frauen (wie Pferde und Hunde) von
dem Häuptling mit seiner Figuren-Marke zum Eigenthum gezeichnet (s. Castclnau).
Les habitans de Sainte-Domingue et de l'Isle ä Vache marquent leur negres, quand ils
les achetent. Ils se servent pour cela d'une lame d'argent mince, tournee de fa^on
quelle forme leur chiffre, eile est jointe h un petit manche, pour la pouvoir tenir
(Labat).
1) Wer die Gestützeichen der Circassier fälscht, verfällt der Blutrache (Colenati).
Auf der Steinspitze der "Walfisch-Lanze ist die Marke des Eigenthümer's eingezeichnet
(bei den Koniagas). In California wurden die Pfeile bemalt, um das Eigenthum zu
unterscheiden.
2) Die Caluac, Diener der Cocomes, in Yucatan , trugen kurze Stöcke (Landa).
Die Tithuas waren mit der Tributerhebung beauftragt (im Reiche der Zipa). Die
Dienstleistungen der Macehuales oder Gemeinen wurden durch die eingesetzten Aufseher
(Calpisques) geleitet (in Mexico). t)ie Dörfer (Altepetl) und Städte (Hueyaltepetl)
waren in Quartiere (Calpules) und Strassen (Tlaxilacales) getheilt (in Mexico) und die
Länder wurden, als der Gemeinde gehörig, vertheilt. Die Tequitlatos (Tequitlocos)
genannten Beamten erhoben den Tribut (Tequitl). Die Centecpanpixques (Beamten über
loo) wurden aus den Stadtvierteln erwählt (s. Torquemada).
^) Während die Amapakats zu Busa gehen, am Sitz des Häuptlings, bilden sie
die Beisitzer in Rechtsfällen (bei den Kaffir) und durch den Upundhlo genannten Ge-
brauch (im Fortschleppen von Mädchen) wurden sie an Statt der zurückgebliebenen
Frauen versehen (s. :Maclean). Bei Verbrechen ist dem Häuptling (der Kaffir) die
RICHTER. 695
Neben dem vom König (in Mexico) ernannten Oberrichter
(Cihuacohuatl) stand der Richter oder Tlacateccatl mit zwei Bei-
sitzern (Quaunuchtli und Tlaylotlac); die Aufsicht über die Teyl-
piloyan (für Civil-Sachen) und Quauhcalco (für Criminalsachen)
genannten Gefängnisse führte der Quauhnochtli mit dem Herold
oder Tecpayutl (s. Torquemada). Von der Entscheidung des
Oberrichters ^) (Cihuacoatl) lag keine weitere Appellation, selbst
nicht an den König (in Mexico). Der MaisdiebstahP) wurde mit
Erhängen bestraft (in Mexico), doch war es den Reisenden er-
laubt, einige Kolben am Wege abzupflücken (s. Torquemada).
In IMichoacan g-ab es (nach Herrera) kein Strafgesetz ") über Mord,
weil derselbe nicht begangen wurde (wie einst in Athen). In
Mexico wurde der Codex der Gesetze^) auf das göttliche Buch
Huemac's zurückgeführt. Clavigero nennt neben dem höchsten
Richter oder Cihuacoatl, das Tribunal des Tlacatecatl (neben Quauh-
nochtli und Tlanotlac als Beisitzer) im Saal Tiatzontecojan (mit dem
Ausrufer oder Tepejotl\ die Teuhtli (der Quartiere) und die Centec-
Izizi genannte Bussstrafe zu zahlen. Für Berathungen versammelten sich die Indianer
Buenaventura's zu einem gemeinsamen Mahl unter ihren Alten (s. Coreal).
1) Neben dem Oberrichter oder Cihuacoatl bestand das Tribunal Tlacatecatl in
Mexico (s. Gil). Die Tlatoques (tlatoa oder reden) genannten Herren übten die Gerichts-
barkeit aus (in Mexico). Die (Tequitlatos genannten) Alten sprachen Recht (in Mez-
titlan). Unter den Rejangs (s. Marsden) wird nach dem Adat (Brauch) entschieden
(und nur bei mangelndem Präcedenzfall weiter berathen). Neben dem Schuldgefäng-
nisse (Teilpilojan) wurden die zu Opfern Bestimmten in Käfigen (Quauhcallo) gehal-
ten (in Mexico). Strafgelder wurden in Mexico in kostbaren Federn gezahlt, die im
Verkehr circulirten. No havia pena, para quien mataba Cacique, diciendo que no
podia acontecer (Herrera) in Nicaragua (wie deshalb Drako in Athen keine Strafe auf
den Vatermord gesetzt haben sollte). In Mexico sei aus Furcht nicht gemordet.
2) Im Viehdiebstahl muss (bei den Kaffir) zehnfacher Ersatz geleistet werden (s.
Maclean). Die (12) Richter (in Mexico) standen unter zwei Oberen oder Tecuitlato
(Gomara). Die Mexicaner hatten Gesetze (leyes) escritas ö pintadas y de palabras 6
costumbres (s. Torquemada).
3) No havia castigo seiialado para el homicida, porque por el gran miedo no
acontecia (Herrera) in Mechoacan. Nezuahalpilli, Sohn des Nezahualcojotl (in Tezcuco)
liess seinen eigenen Sohn hinrichten, weil er das Gesetz gebrochen hatte (wie Brutus).
•^) The divinity Tarenyawagon , who, in his social State, while on earth, assumed
the name of Hiawatha, taught the Irokese the knowledge of all things essential to
their prosperity. Atotarho (erster Herrscher der Irokesen) wird als ein von Schlangen
umwundener Mann dargestellt. Von den in grossen Häusern lebenden Bewohnern des
Landes Ukanat, das Anaguman von Tomil (Wuap's) auf seiner Seefahrt besuchte, wurde
es gelernt, Feuer anzumachen. Beile aus Muschelstücken zu verfertigen und grosse
Häusser zu bauen (hörte Miklucho von Rongnibai).
696 SOCIAL-POLITISCHES.
tlapixqui oder Commissarien, sogar die Taquitlatque zum Benach-
richtigen und die Topilli, welche in Haft nahmen. „Indem der
König das Urtheil sprach, zog er mit einem Pfeil einen Strich
auf dem Kopf der schuldigen Person, welche auf der Abbildung
des Processes gemalt war".
Columbus hatte bereits Gelegenheit, auf Cuba^) sowohl, wie
auf den andern Inseln^) die Ausdehnungen der Seefahrten von
Yucatan aus zu bemerken und die mexicanischen Kaufmannsgilden ^),
die wie die Beni-Xonos (zwischen ]\lixteken und Zapoteken) oder
die Nachkommen Xicalancatl's nationale Besonderheit gewinnen
konnten, der auch in der physischen^) Erscheinung ein (dem jüdi-
schen Namen entsprechender) Ausdruck gegeben wurde, durch-
zogen um so weiter und ungehindert die Stämme, als sie nicht
nur oft von den Fürsten mit Aufträgen versehen waren, sondern
bei etwaigen Unbilden stets auf deren Schutz rechnen konnten,
und so sich überall Zutritt verschafften, ausser bei den Stämmen
der Chichimeken, die (nach Gomara) kein Kaufmannsgut'') zulies-
sen, wie die nördlichen Indianer in neuerer Zeit oft, aber vergeb-
lich, gegen die Einfuhr des Feuerwassers protestirt haben (und
so in Guatemala am See Atitlan).
Die Kaufleute ^) von Xicalanco, Ulua und Champoton brachten
1) Von den Küsten Cuba's wurde mit der Küste Mangon des Festlandes ge-
handelt (zu Columbus Zeit).
2) Zwischen der Insel von Guanara (bei Honduras) und dem Cabo de Gracias ä
dios traf Columbus ein Handelsschiff der Indianer, deren sich den Körper und das
Gesicht (wie die Mohrinnen) bedeckende Frauen und Kinder mit den Waaren unter
einer dem Gondeldeck (Felzi) der Venetianer ähnlichen Decke sich fanden. Als Handels-
artikel wurden Metalläxte geführt (aus Mexico stammend). Die Küsten-Indianer erhiel-
ten das Gold aus Apalache (zu Narvaez Zeit) 1527.
'^) Die Nachkommen des Xicalancatl, die als Kaufleutc umherzogen, siedelten in
Xicalanco bei Vera Cruz und in Xicalanco bei Tabasco (Gomara). Unter den Cariben
am Golf Uraba fanden sich (zu Ojeda's Zeit) algunos grandes mercaderos, que llevaban
a vender la tierra adentro (s. Herrera). Die Charazanis bei Apolobamba wandern mit
Medicinen von Argentina bis Peru.
'*) lyacatecuhtli, Gott der Kaufleute, wurde als Yacacoluihqui verehrt (s. Torque-
mada), que quiere decir: El que tiene la nariz aguilena, que propriamente representa
persona, que tiene vive9a ö habilidad pora mofar graciosamente ö enganar, y es sabio
y sagaz (wie die Indier der Beni-Xonos in Oajaca).
5) Das Schiff aus Yucatan, das Columbus auf der Isla de Pinas (Guanaja) antraf,
führte als Waare muchas mantas de algodon, muy pintadas, y de diversos colores y
labores y camisetas sin mangas y sin cuellos cortas hasta la rodilla y etc. (Herrera),
sisoles para fundir el cobre, hachuelas de cobre para cortar lena, espadas etc.
ß) Statt wie früher mit Lamuten , Jukagiren und Tschuwanzen handeln die
KAUFLEUTE. 697
die erste Nachricht über die Spanier nach Mexico (s. Ixtlilxochitl).
In Acalan war man durch die Kaufleute von Xicalanco und
Tabasco von Cortez Thaten unterrichtet (s. Gomara). Canec (Fürst
von Taico) war durch die von Tabasco aus die Jahrmärkte Be-
suchenden über Cortez' Zug in Kenntniss gesetzt.
Die Kaufleute ^) theilten sich auf der Reise zum Besuch von
Anahuac (Anaoac) Ayotlan und Anaoac Xicalanca.
Starb ein Kaufmann auf der Reise, so wurde sein Körper ein-
Tscliukten (auf den Jahrmärkten Ostrownoje, Gijiga und Anadyr) mit den Russen,
ihre Waaren den Küsten - Tschukten (Namalloh) bringend, die sie an die Insulaner
{Zahnmenschen) und die Amerikar (Ekargi Elem oder Bartmenschen) verhandeln. Die
Tschukten handeln auf der Insel Imaklit (in der St. Diomed- oder Gwosdew-Gruppe)
mit den Amerikanern. Die Pastolinjuten kaufen den Stämmen des Binnenlandes ihre
Waaren ab und vertauschen sie an die Asiakmjuten, die sie nach der Insel Imaklit
bringen und an die Tschukten vertauschen. Die Tschukten, die zu den Namallohs
kommen, unterhalten einen stummen Handel mit den Wilden auf der Insel (s. Lorenz).
Die Tschukten, die den Russen nicht Tribut (Jasak) zahlen, unterscheiden sich in
Rennthier-Tschukten (Olennyje Tschuktschi) und Stand-Tchukten (Osjedlyje oderSidjat-
schie) an der Küste. Die Rennthier-Tschukten verstehen sich mit den Korjaken, die
Stand-Tchukten und Namollas mit den Kadjaken (nach Lütke). Der geschätzte Bern-
stein (den das Meer besonders nach Erdbeben auswirft) bildete einen einträglichen
Handelsartikel der Konjagen, die ihn unter den Völkern an der BriStolbai und noch
weiter an dem Flusse Nuschagak absetzten (s. Holmberg). Die AValfischfänger (auf
Kadjak) bewahrten die Leichen ausgezeichneter Verstorbenen auf und legten sie in
entlegene Höhlen vor der Jagd in Bäche, um von dem Wasser zu trinken (nach
Davydow). Das Haus eines Verstorbenen (der sich in einen Teufel verwandelt) wurde
auf Kadjak niedergerissen. Der Sinn der Teufelsspiele auf Kadjak wurde von den
Kasjat (Weisen) erklärt. Als die von Shljam Schoa (Herr der Welt) auf die Erde
geschickte Schwester trotz der Warnung des Bruders Gras gegessen und darauf das
Licht hervortrat, so schämten sie sich, ihren nackten Körper zu sehen und trennten
sich, bis sie auf der Himmelstreppe zusammentreffend Kinder zeugten, die anfangs
starben (s. Holmberg), bei den Konjagen. Ijak, der Gott des Bösen, wohnte in der
Erde (bei den Konjagen), die Schamanen unterstützend.
^) Die Sklaven wurden auf dem Sklavenmarkt von Atzcapotzalco durch die Kauf-
leute zum Verhandeln auf der Reise gekauft. Los Aruacas (quando captivan a sus
enemigos caribes) bezeichnen sie dieselben als pretos ö moavis (e sirvense dellos en sus
labores como de esclavos). Wenn die Cariben die Araucaner zu Gefangenen machen,
los que estan gordos , matan y comen (Oviedo). Für die Reisen der Kaufleute (in
Mexico) war das Zeichen Cecohuatl (Schlange) günstig (Torquemada). Marina war aus
Viluta (in Xalisco) durch Kaufleute geraubt, auf dem Sklavenmarkt in Xicalanca (bei
Coatzoqualco) an den Fürsten von Potonchan verkauft (Gomara). In Canada wurde
der Steinfels Tsanhohi Arasta verehrt (weil früher ein Mensch) , zum Schutz auf der
Reise (bei den Irokesen). Die mexicanischen Couriere zum Postdienst wurden von
Kind auf im Laufen geübt (s. Clavigero). Die Frucht des Baumes Copalxocotl und
de Wurzel der Amolli (Saponaria Americana) dienten anstatt der Seife (in Mexico'.
698 SOCIAL-POLITISCHES.
gewickelt auf der Spitze eines Berges beigesetzt, damit er zum
Hause der Sonne ginge (in Mexico).
Die wegen eines Mordes an Kaufleuten oder weil Gesandte
(welche Aufnahme der mexicanischen Götterbilder in den Tem-
pel und Anerkennung des mexicanischen Königs als Oberherrn ver-
langt hatten) getödtet waren, entstandenen Kriege wurde in
Uebersendung von Schilden und Mänteln angezeigt (s. Torquemada).
Vor dem Kriege mit Tutupec (in Oajaca) sandte Montezuma II.
Kaufleute als Spione. Unter den Kaufleuten besuchten die Na-
hualoztomecas fremde Länder als Kundschafter.
Diese auch Naoaloztomeca genannten Kaufleute (Mexico's) er-
handelten in der Provinz Tzinacantlan (in Verkleidung) den Amber
(Balsam) und Vogelfedern u. s. w. mit Obsidianmessern (Schwe-
fel u. s. w.).
Während Auitzotzin (Ahuitzotl) in Mexico herrschte, eroberten
die Kaufieute in Tlatelolco (nachdem sie die Belagerer in Quauchte-
nanco besiegt) die Provinzen Ayotlan^) und Anaoac (s. Sahagun) und
bei der Rückkehr verbanden sich mit ihnen die Kaufleute von
Mexico.
Auf den Tianguez oder Märkten wurden Abgaben von der
Verkaufswaare erhoben. In die Märkte von Nicaragua durften
keine Frauen eintreten, noch Knaben vor der Pubertät (s. Oviedo).
An allen Anlegeplätzen der Canoe in Mexico standen Zollhäuser
zur Erhebung der Accise (s. Oviedo). Die Märkte (Tianguez^) oder
Tianquiztli) wurden alle 5 Tage abgehalten (Torquemada).
Für Bewahrheitung der Verträge in Kauf und Verkauf wur-
den die Zungen geschUtzt (in Nicaragua) zu Ehren des Steingottes
Mixcoa (s. Oviedo).
^) Als Avitzotzin (Ahuitzotl) von der Belagerung der Kaufleute aus Tlatelolco in Ayot-
lan hörte, schickte er den Feldherrn Mocthecuzoma oder Tlacochcalcatl zu Hilfe, der sie
aber bereits siegreich fand, und seitdem blieb der Weg nach Anaoac oder Anaocatl
offen , ohne dass ihn weder die Tzapotecas , noch die Anoacas sperren konnten. Die
mit Rom und Constantinopel bekannten Gefährten Cortez' fanden den Markt in Mexico
grösser und besser geordnet (nach Bernal Diaz), den von Salamanca dreifach über-
treffend (s. Ramusio). In Zempoallan wurde alle 20 Tage ein Markt abgehalten. In
Mexico diente für die Märkte oder Tianguez (Tianquitli oder Tianquisco) der Catebulco
genannte Platz.
2) The Mexicans were a great trading people and had money of several kinds in
general use, but the art of weighing was utterly unknown to them, while on the other
hand, the Peruvians habitually used seals and weights, but had no idea of the use of
money (s. Tylor).
VERKEHR. 699
Den Aufsehern auf dem Markt, wo falsches Maass^) bestraft
wurde, zahlten die Verkäufer eine Abgabe für den von dem
Fürsten gegen Räuber gewährten Schutz (in Mexico).
Auf den Märkten (in Mexico) wurde ausgetauscht, und sonst
diente als Geld^) entweder Cacao oder Federposen mit Goldstaub»
auch kleine Tuchstücke (Patolquachtli), sowie unas monedas de
cobre, casi de hechura de Tau T, de anchor de tres o quatro de-
dos, y era planchuela delgada, unas mas y otras menos, donde
havia mucho oro (s. Torquemada).
Ausser Steinen (s. Landa) und Cacao-Körnern^) dienten Glöck-
chen und Schellen von Kupfer als Geld (nach CogoUudo) in
Yucatan (wo sonst Metall fehlte, und nun die Seltenheit zum
Austauschwerth um so mehr befähigte). Nach Lizana zahlten die
Yucatanesen die Cuzcas genannten Geldstücke als Tribut.
„Ihren kleinen Handel treiben sie durch Umtausch der Waa-
ren, oder sie haben gewisse schwarze und weisse Körner, welche
1) Die Pacabyes (von Pauxoto) in Tliamara (zu Altinger's Zeit) lienen unas romanas
sotiles con que pesan, y son de un huesso blanco que quiere pares^er marfil, y tam-
bien las hay de un palo negro, como ebano. Tienen sus muecas e puntos para cres9er
y menguar en el pesso, como nuestras romanas (Oviedo). Die von Ruyz auf der
Balsa angetroffenen Kaufleute trahian unos pesos chiquitos de pesar oro como hechura
de Romana (in Peru).
-) In Virginien gebrauchte man de coquillages et particuHerement de ceux du
dam (venus mercenaria) en guise de monnaie (s. Warden). In Nord-Californien bildet
die Allicochik genannte Muschel das Austauschmittel. A scalp of the red-headed
woodpecker is equivalent to about five dollars (Boston-money unter den Klamath). Nach
Key wurden die Wampum (Weegis) als Geld verwandt. Bei den Tacullies circuliren
die Hiaqua-Muscheln als Austauschmittel. Neben dem Ueberwurf (als Kleid ge-
tragen) diente (am Cape Flattery) die Hiaqua genannte Muschel zum Verkehrsmittel
(ebenso bei Chinuk). Bei den Mojaves dienen die Pook genannten Muschelschnüre
als Austauschmittel (Whipple). Usus ferri apud eos nullus invenitur (P. Martyr) in
den Antillen. Als Hühner nach Mexico gebracht waren, züchteten sie die Indianer in
solcher Menge, dass sie bei Tausenden auf den Märkten verkauft wurden (s. Molina),
bis in einer plötzlich ausgebrochenen Epidemie (1539) die meisten starben (s. Torque-
mada). Die (von den Nahuas) als Geld gebrauchten Kupfergeräthe wurden bei Monte
Alban (der Zapoteken) in einem Topf gefunden (s. Castaneda). Nach d'Alva war
unter den Tolteken Kupfergeld im Gebrauch. Landa fand in einer bemalten Todten-
urne. Yucatan's „tres cuentas de piedra buenas de las que usavan los indios por
moneda".
3) Zum Handel wurden in Guatemala die Cacaobohnen gezählt zu 400, 8000 und
24000 (contles, xequipiles und cargas). Ausser Cacao (und Kupferstücken) dienten zum
Geld unas mantas pequenas, que llaman Patolquachtli in Mexico (Torquemada). Hatten
die mexicanischen Kaufleute das Zeug auf dem Markte nicht verkauft, legten sie für
die Nacht Aji hinein, damit es am andern Tage besser abginge.
700 SOCIAL-POLITISCHES.
ihnen statt der Gold- und Silbermünzen dienen; jedoch mit dem
Unterschiede, dass ein schwarzes Korn ebensoviel als zwanzig
weisse am Werth enthält. Die Indianer am Meere machen diese
Art der Münze aus den äussern Theilen der Muscheln, die sie
besonders achten. Sie machen Ketten daraus, und schmücken
sich damit, wenn sie im vollen Putz etscheinen wollen. Diese
Münze hat ihren Lauf nicht nur unter den Eingebornen im mitter-
nächtlichen Amerika, sondern sie gilt auch in den englischen
Colonien** (in Florida).
In Mexico wurde der Tabak ^) sowohl geraucht (unter Zu-
halten der Nasenlöcher) wie auch geschnupft (s. Clavigero). Das
Kraut Hado (s. Venezuela) hiess (in Nicaragua) Yaat (Coca in Peru).
Das (mexicanische) Spiel'^) Patolli (que en algo parece al
juego de las tablas reales) wurde mit Bohnen gespielt (hechos
puntos en ellos, ä manera de dados de arenillas), und mit Linien,
die auf einer Matte gezogen waren (Torquemada).
Wie bei Peruanern und Chibchas waren auch bei den Mexi-
canern die Feste vielfach mit Wettläufen") verbunden.
Die Frau Maiavel erfand die Weinbereitung'') aus Pflanzen-
1) Bei den Mauhes und bei den Muras (am Madeira) wird mit dem Pulver der Parica
aus dem Samen der Parica-uva (Mimosa acacioides Benth.) nicht nur durch Bambus-
röhren (tabocas) die Nase aufgeblasen (zur Aufregung bei Freundschaftsschluss), sondern
dasselbe auch als Klj'stier genommen (s.Martius). In Africa wird geschnupft, Byron sah
Pfeifen aus rother Erde bei den Patagoniern (wie im Norden). Die Mandan cultivirten
für Rauchtabak Nicotiana quadrivalvis. Die Saskesanahok rauchen ,,aus künstlich ge-
schnittenen Pfeifen" (s. Dapper). Tapaco (in Weslindien) oder Petum hiess (nach
Drake) Tobah (in Nordamerika) oder (in Virginien) Uppöwoc (nach Hariot). In jedem
Dorf der Jeberos wurde die Tunduli oder Trommel für die Versammlung geschlagen.
Teponastle ist die geschlitzte Trommel der Mexicaner. Die Maske Macehuaz diente
bei den Mitote-Tänzen in Tlatilolca. Patoliztli war ein Brettspiel in Vierecken mit
geworfenen Bohnen (in Mexico).
2) Ad lapidis jactum a reguli tabernaculo, duo trunci arbore humi jacent, die von
den Tapuiyern im Wettstreit, von zwei Partheien, getragen werden, berichtet Piso (e
relatione Jacobi Rabbi).
3) Ardair erzählt von zwei Mohawks-Indianern , die bei einem Zuge gegen die
Chirokesen durch Uebermacht verfolgt, die Verfolger, als sie sich im Nachlaufen ge-
trennt, nach einander tödteten, 1747 (in römischer Analogie). Hippisley sah den
(spanisch) Palo Volador genannten Tanz (der alten Mexicaner) in Angostura (am
Magdalena).
4) Xochitl, Tochter des Papantzin, erfand in Tulan das berauschende Getränk aus
Maguey (nach Veytia). Die Frauen in Florida mussten fern bleiben, wenn die Männer
ihren Rauschtrank bereiteten (nach Cabe9a de Vaca). Nozalcoyotl (in Tezcuco) be-
strafte das Pflanzen von Maguey. Die Koniagas verfertigten einen Rau.schtrank aus Bee-
BERAUSCHUXG. 701
saft und Pantecatl die Zufügung der Wurzeln zum Saft, sowie
Tepuztecatl, Quatlapanqui, Tliloa und Papatztactzocaca die Her-
stellung der Pulque (s. Sahagun) oder (bei Oviedo) Panicaca.
Hatten sich die Huasteken so voll gesoifen, dass der Magen
nichts mehr annahm, Hessen sie sich den Rest des Rauschgeträn-
kes in Klystieren beibringen, und so in Südamerika. Wüste
Feste, bei denen die Trinker an Ort und Stelle das eingenommene
Getränk^) auch wieder von sich Hessen, wurden mehrfach von
alten Reisenden beschrieben.
In den Erziehungssprüchen wurde, wie andere Laster, auch
die Trunkenheit gerügt, die ausserdem mit schweren Strafen sei-
tens des Staates belegt war, aber denjenigen, die das 70. Jahr über-
schritten hatten, freigestellt war, um sich von den Mühen ^) des
Lebens zu erholen (in Mexico).
Von den Guasteken werden phallische Riten") erwähnt (und
ähnlich aus Yucatan). Als nach der Abdankung Huemac's IL
ren. Das Getränk aus gegobrenem Mais heisst Viru (bei den Botocuden), sonst Awa
in Brasilien (Kavi in Polynesien). Das Rauschgetränk (Chicha in Cuba) hiess Chica in
Cueva. Nach Pichardo ist das Wort Chicha aus (oder über) Panama nach Cuba ge-
kommen (in Peru im Gebrauch). Die Polynesier bereiten ihren Rauschtrank von der
wilden Pfefferpflanze Cava, indem junge Leute sie kauen und ausspeien. Die Brasilier
bereiten den Piwarry genannten Rauschtrank aus der Cassava-Pflanze, die von Frauen
gekaut und ausgespuckt wird (zum Gähren) wie ähnlich Chicha (in Lima). Die Ranke
Tuba wird auf Sumatra in's Wasser geworfen, um Fische zu betäuben (nach ]Marsden)
und so auf Tahiti (nach Cook). Nach Hillhouse fängt man in Guiana Fische durch
betäubende Pflanzen. Nach Marsden erstreckte sich das Betelkauen östlich bis zu den
Pelew-Inseln, aber Hunter fand es (1791) auf Neu-Irland.
1) Los Moros se rerajan, los Gentiles mean en cuclillas, que de ambas Leies ai
(s. Gomara) in Borney (zur Zeit Barbosa's). Der christianisirte Indianer rechnet sich
zu Master's caste (reason: piimp ship Standing): Die Brasilier (mit den Göttern Tam-
merkaj ,,truncken die Getrenke, welche sie Kawi nennen" (s. Staden), wie in Polynesien.
Auf dem Feldzug gegen die Guasteken fand Cortez in unterirdischen Gewölben Kufen
mit dem Wein des Landes (Pulque). Hatte der Tapuyer zuviel getrunken, vomitum
sibi excitat et denuo haurit (um als starker Trinker zu gelten). So bei lucullischen Mahlen.
-) Bei den Sokulks am Columbia (und Mündung des Chinnapum) bemerkten Lewis
und Clarke : the great respect, which was shown to cid age. Old people are treated
with contumely, both men and women (in Californien). Der abgelebte Greis hat bei
den Chipewyern die Wahl, auf einer Insel ausgesetzt oder beim Fest von seinem Sohn
getödtet zu werden (s. Long). Im Jammerholz bei Lüchow (im Lüneburgischen) wurden
die abgelebten Eltern von den Kindern erschlagen (n. E. A. W. Zimmermann). Bei
den Gallas tritt der älteste Sohn in die Rechte seines Vaters, wenn er durch Alter
zum Kriege untüchtig wird (s. Bruce).
"^) Zu Demothenes Zeit fanden sich Cultgenossenschaften mit dem Ithyphallus als
Patron (in Athen). Auch in Rom kamen die festlichen Bekränzungen des Phallus
702 SOCIAL-POLITISCHES.
Tollan unter Topiltzin Acxitl durch Zwistigkeiten zerrüttet wurde,
verbreitete die aus Cuextlan (wo der Phallus verehrt wurde)
stammende Secte der Ixcuinames ihre Orgien, während die Teo-
chichimeken vordrangen. Auf dem Isthmus reden die Spanier
vor. In Culiacan the liouses were decorated with obscene paintings (zu Guzman's
Zeiten). Son muy corpulentos y membrudos, y por esto llevan muy grandes cargas
(in Florida), die Hombres mariones impotentes, que andan vestidos, con traje mugeril y
hacen los mismos oficios (Torquemada). Die Sodomiten (Cuylon) wurden gesteinigt (in
Nicaragua). In Tamanlipas fanden sich Bordelle für Männer in Frauenkleidcrn. Die
Frauen (in America) faciunt intumescere maritorum inguina in tantam crassitudinem, ul
deformia videantur et turpia et hoc quodam earum artiticio et mordicatione quorundam
animalium venenosorum (Vespucci). Die Aleuten nennen die Mannweiber Bardachas,
die Saukes und Foxes (Mih-däcka der Mandans) Shopan. Nach Firmicus kleideten sich
die assyrischen Priester zu Ehren ihrer Gottheit in Frauentracht. Die Hermaphroditen
(in Frauentracht), die die Spanier bei der ersten Entdeckung Amerika's dort anzutreffen
meinten, wurden meist, wegen ihrer unnatürlichen Laster, von Hunden zerrissen. Nach
Pierre de Gand hielten die unverheiratheten Priester Knaben an Stelle der Frauen (in
^Mexico). In Tabasco fanden sich Figuren im Act der Sodomiterei in den Tempeln
(nach Oviedo). Bei den Tenucas wurde beschnitten sowie am Rio Negro. Die To-
tonaken beschnitten (s. Mendieta). Die Mixi beschnitten (nach Brasseur). Zu den
Scarificationen (in Yucatan) gehörte das Aufschlitzen des Praeputium (nach Landa).
Nach Lawson fand sich Beschneidung bei einigen Stämmen der Machapunger in Nord-
Carolina. Bei den Chontales (in San Salvador) wurde der Penis aufgeschlitzt (nach
Palacio). Aos machos fazem uma pequena e imperceptivel incisao no prepucio e as
femeas cortando-llieer parte da crescencia dos vasinhos (die Tecunas) bei der Be-
schneidung (s. de Souza). Die zu den Jitipos (aus Peru stammend) gehörigen Panos
(am Ucayali) beschnitten am Jahresfest der Tambos am Rio Guallaga die zu Prieste-
rinnen geweihten Mädchen (nach Vidman). Am Marindö, Nebenfluss des Atrato, wird
den neugeborenen Mädchen die Clitoris abgeschnitten. Nach Gumilla beschnitten
die Salivas nicht nur die Knaben, sondern auch die Mädchen. In Zempoalla
fanden sich Knaben in Weiberkleidern zur Sodomiterei. In Zamba oder Nao (bei
St. Martha) fanden sich als Frauen gekleidete Männer, während die die Keusch-
heit bewahrenden Frauen im Kriege kämpften (Gomara). Die Indianer auf der Insel
Ulua waren beschnitten (zu Grijalva's Zeit). Beim Ueberliefern der Braut (in
Cartagena) la madre de la mo9a en presencia de algunos de su linaje la corrompe
con los dedos (Cieza). Die Chontalen (bei Gracias a Dios) schlitzten sich den
Penis auf (zur Busse) und das Blut wurde dem Gott Yvelaca dargebracht. Ausser
dem Vernähen der Frauen oder Anlegung eines Ringes ist eine dritte Art der Infibu-
lation im Gebrauch, eile consiste ä mettre aux femmes une ceinture tressee de fil d'ai-
rain et cadenacee audessus des hanches, par le moyen d'une ferrure composee de cercles
mobiles, oü l'on a grave un certain nombre de caracteres ou des chiffres entre les-
quels il n'y a qu'une seule combinaison possible pour comprimer le ressort du cade-
nat, et cette combinaison est le secret du mari (s. Pauw), In Menda (und andern In-
seln) wurde (für die Keuschheit der Frauen) gebraucht: une certaine ceinture pourvue
d'un anneau ä charniere en argent ou en autre metal, d'une forme particuliere et ac-
compagne d'un petit cadenas, dont on garde le clef (n. Boudyck-Bastiaanse). Pour
BESCHNEIDUNG. 703
Überall von der Ausübung unnatürlicher Laster. In Coazacoalco
herrschte die Beschneidung (nach Herrera) und in Iluta, wie bei
den Totonaken (nach Torquemada).
Fehlte der im Tempel lebende Priester von Ichcatlan, der
mit keiner Frau Umgang haben durfte, gegen seine Pflichten,
so wurde er in Stücke zerrissen, um seine Glieder dem Nach-
folger als warnendes Beispiel vorzulegen (s. Clavigero). Ebenso
wurde bei den Priestern in Teotihuacan jede Ausschweifung hart
geahndet und bei den der Aufsicht des Tepanteohuatzin über-
gebenen Mädchen des Tempels streng ihre Keuschheit gehütet.
„Jedes Vergehen dieser Art war ohne Verzeihung" und blieb es
verborgen, so suchte die Verbrecherin den Zorn der Götter durch
Fasten und Kasteiungen zu besänftigen, weil sie sich einbildete,
dass ihr Fleisch zur Strafe verfaule.
Die „Ruthe wird mit einem Faden zugebunden" bei den
Enoo (als Kemeneter, Kenneker und Karaiker) bei den (riesigen)
Tirimenern (s. Dapper).
Auf der Insel Capul (zwischen Ladronen und Philippinen)
wurden die Knaben mit einem Nagel infibulirt (s. Candish).
Als Numank-Machane und der Herr des Lebens dem ge-
schaffenen Menschen das Zeugungsglied an die Stirn ansetzte,
änderte der Frosch die Stelle, erhielt aber einen Schlag, der sei-
nen Rücken krümmte (Neuwied). Da die Dorfbewohner den
ersten Menschen (der Mandanen) und seine Begleiter weder durch
Todtfüttern noch durch Rauchen vernichten konnten, versuchte
man es durch die Weiber. Numank-Mächana autem partis natu-
brider les gar9ons on leur mettoit dans le prepuce un anneau d'or ou d'argent,
tellement rejoint par les extremites qu'on ne pouvait plus Touvrir qu'avec une
lime , et c'est ce que les Romains nommoient „refibulare" (s. Pauw). Infibulare
quoque adolescentulos interdum valetudinis causa quidem consuerunt (Celsus). Die
griechischen Bussmönche der Caloyer trugen Eisenringe am Penis. Viri membri sui
fistulam in se contrahunt, et involvunt taeniola quadam, vocantque id, quo ligant mem-
brum, Tacoynhaa, religant autem, quando opus est, ut mejant (Margrave) in Brasilien.
Alibi in eodem tractu, intra vaginam mentularem nervum reducunt funiculoque prae-
putium aliigant (Peter Martyr). Von der Hottentotten-Schürze der Mandan-AVeiber sagt
Neuwied: Haec deformitas a viris ipsis, ut dicunt tractibus saepe repetitis producitur,
nonnullis labia externa in orbem tres ad quatuor digitos transversos prominent, in
aliis labia interna valde pendent, immo virorum ars in partibus ipsis figuras artificiose
fictas format. Foemina, hac raritate carens parvi aestimata et neglecta est. Moris
est in Mandans, Mönnitaris et in Crows magis autem in Mönnitaris, in Mandans a
mulieribus dissolutis magis, quam ab uxoribus hie mos perversus adhibitur (s. Neuwied).
704 SOCIAL-POLITISCHES.
ralis loco cauda vaccina usus erat, incolae loci valde stupefacti
praestantes et assiduas primi hominis vires admirarunt (Neuwied).
Durch die Beschneidung suchen die Kaffir von Inushologu
die Entfernung des bösen Einflusses (oder Isixake) zu erhalten,
„Das Volk, welches durch Guazakuallo Iluta und Kueztxatla
sich ausbreitet, haben die Beschneidung, nach einer alten Ge-
wohnheit, wie sie vorgeben" (s. Dapper). Nach Clavigero haben
die, wie an andern Stellen des Körpers, auch am Präputium übli-
chen Blutentziehungen (für Büssungen) Anlass zur Vorstellung
von der Beschneidung (in Mexico) gegeben.
Die Nahuall unterscheiden sich als die deutlich Redenden von den mit Chontal
oder anderen Barharen-Namen bezeichneten Fremden. Der höfische Dialect des Nahuatl
wurde in Tezcuco gesprochen, und dort als Sitz der Chichimekenherrscher wurde von
Techotl, der von seiner Amme aus Culhuacan die von den Acolhuas erneuerte Sprache
der Tolteken gelernt hatte, diese als rechtsgültige im Reiche proclamirt, während
Tezozomoc noch sein Edict zweisprachig veröffentlichen liess, nicht nur in der Sprache
der Tolteken, sondern auch der Chichimeken, deren Sprache sich bis 1582 (nach
Pomar) an abgelegenen Punkten bei Mexico erhielt. Tcchatlalatzin, Sohn Quinantzin's
(durch die toltekische Amme Papaloxechutli erzogen), nahm die Nahuatl-Sprache an
und liess sie die Chichimeken (die sich mit den Tolteken mischten) erlernen (s. Ixtlilxochill).
Der Kaiser Techotlala machte (nach Ixtlilxochitl) die mexicanische Sprache zur allge-
meinen, aber im Jahre 1582 fanden sich (wie es heisst) noch chichimekische Namen,
die Niemand übersetzen konnte, und in Pueblo wie Pachuca wurden (1579) drei einander
unverständliche Sprachen geredet (nach Alontufar), nämlich das Otomi, Mexicanische
und Chichimekische. Todos los que hablan claro la lengua mexicana que los llaman
Nahoas, son descendientes de los Tultecas (Sahagun). Los Nahuatlacas, que hablan
esta lengua, que llamamos Mexicana, tienen su lenguage y pronunciacion, como los
mismos Tezcucanos (s. Torquemada). Nach Villa- Manrique war die allgemein, als
mexicanische, geredete Sprache die alte der Chichimeken von Tezcuco, als ältester An-
siedler nach den Tulteken, doch glaubt Torquemada, dass überhaupt bereits eine gleiche
Sprache der Aculhuaques (in Tezcuco) und der Mexicaner anzunehmen sei (so dass
also die unter den Chichimeken eingewanderten Aculhuaques nach ihrer Verschwäge-
rung mit jenen den Ehrennamen derselben für sich in Anspruch nahmen und so für ihre
Sprache, die bei dem spätem politischen Uebergewicht, als eine höhere Bildung reprä-
sentirend, die herrschende wurde, und auch von den hinzukommenden Mexicanern ge-
braucht). Die mit den Nahuatlacas ausgewanderten Azteken zogen von Aztlan durch
Oztotlan (das Schluchtenland) nach Anahuac. Der Codex Chimalpopoca (in der Col-
lection Boturini's) ist im Nahuatl geschrieben und dieser in der Sammlung Boturini's als
Historia de los reynos de Culhuacan y Mexico befindliche Codex Chimalpopoca wurde
durch Brasseür de Bourbourg nach dem Manuscript Ixtlilxochitl's copirt und von
Aubin's Copien wurde die eine von Gama, die andere von Pichardo angefertigt. Wie
bei Quechua und Tupi oder bei Chinuk haben sich solche General-Sprachen auch in
Afrika und Asien (sowie Polynesien) vielfach gebildet. Von den 14 Sprachen am
Golfo dulce wählten die Dominicaner eine zum allgemeinen Gebrauch. Bei den
Choctaw, Chickasaw, Creek, Seminoles und Cherokees diente das Comanche als Ver-
GEHEIMSPRACHE. 705
kehrssprache (s. Boudinot). Unter den algischen Stämmen zwischen Labrador und
Rocky mountains wird neben den Stammessprachen das Crih als allgemeine Sprache
geredet. Die Verkehrssprachen werden um so nothwendiger bei der aus feindseliger
Stimmung zu einander vorliegenden Neigung zu Besonderheiten im Dialect, wie auch
sonst. Von den Häuptlingen der Mandans rauchte Charatä der Numakschis nie aus
einer steinernen Pfeife, sondern nur aus einer hölzernen, Matö-Töpe rauchte nie mit
andern Leuten Tabak, sondern immer für sich allein und bei verschlossenen Thüren.
Die Dolmetscher (in Mexico) hiessen Naguatatos (s. Oviedo). La langue des Sioux se
rattache par quelques mots au vocabulaire caribe (d'Eichthal), doppelter Sprachen.
Die Geheimsprache (Sikowscher oder Schakobsche) der Tscherkessen wird auf Räuberzügen
gebraucht (n. Reineggs). Ausserdem haben die Kabardiner noch eine geheime Art, sich
auszudrücken (Farschipse genannt), indem zwischen jede Silbe der Sprache entweder ri oder
fe gesetzt wird (s. Klaproth). Au IV si^cle Tarmenien litteraire, l'ostanie, n'etait pas
une langue nationale et vivante (Patkanoffj, c'etait une langue artificiel en usage ä la
cour et dans les chancelleries, de lä sa denomination de langue litteraire (grabar), par
Opposition k la langue vulgaire (askharhabar). La maniere de s'exprimer est bien
differente dans les harangues, les supplications etc. et dans la conversation ordinaire. II
y a une phrascologie particuliere dans les narrations d'evenements passes et anciens et
un autre pour ce qui se passe presentement. Pareillement , quand il s'agit de songes
et d'idees superistitieuses (bei den Cris). The Kyans have a language peculiar and
sacred for invoking the spirits (according to Hupe). Die „Cris des prairies" (in Zelten, wie
die Cris des bois in Rindenhütten lebend) parlent leur langue avec beaucoup de purete
et d'elegance (s. Lacombe) [Beduinen]. The hereditary appellation of the chief of
Pango-Pango (in Tutuila) being Maunga (Mountain) , that word must never be used
for hill in his presence, but the courtly term substituted (Erskine) 1853. Indem die
Mayas beim Schreiben spanischer Lautworte die Silbenschrift in eine alphabetische zu
verwandeln suchten, schrieben sie (nach Landa's Erklärung) buchstabirend, wie Le, als
E, L (= 1) e (= e) = le (Schlange), oder a, h = ha (Wasser), indem sie erst jedem
der Buchstaben eins ihrer Zeichen hinzufügten, und dann ein anderes Zeichen, neu
componirt (mit partieller Zufügung des Nebenlautes zum Hauptlaut), der daraus ge-
bildeten Silbe, und es wird auch der Grund zugefügt, „haviendoles nosotros hecho
entender, que son dos letras" (le). Landa scheint in seinem Alphabet Maya aus all'
den Silbenzeichen nur diejenigen bewahrt zu haben, welche dem Klang der Buchstaben
im spanischen Alphabet am nächsten kamen, und durch Beitran de Santa Maria Er-
weiterungen erhielt. The sounds of m, b and w are interchangeable, so also those
of d, 1, n and r (in der Sprache der Hidatsa).
Niya (ich) bei Knistinaux des prairies,
Nira ,, „ Cris,
Nitha „ „ Cris (des bois),
Nila ,, ,, in Labrador (bei Cris),
Nina ,, ,, Maskegon,
Nin „ „ Sauteux (oder Algonkin).
Nichic, mein Fuss,
Bichic, dein „
Lichic, sein „
Tichic, des ,,
bei den Caraiben (Dapper) im promoninalem Wechsel
Bastian, America. • 45
706 SOCIAL-POLITISCHES.
In der Sprache der Mascliacaris (s. Neuwied) bilden sich Vorsilben mit Id, wie Idpata
(Fuss), Idcussän (Botocude), Idnooy (Bruder), Idkäng (Blut), Idcay (Auge), ebenso bei
Maconis, wie Idcasche (Bein), Idcutö (Kind), Idcaai (Auge). The chief peculiarity of
the Ihanktonwan-dialect as compared with that of the Dakotas of the Minnesota is the
almost universal Substitution of k for h. The Titonwan-dialect g (hard) is used for h
of the Isanties and k of the Ihanktonwans , and rejecting d altogether , they use 1 in
its stead. By the bands of the Dakotas east of James river, g is not heard, except as
final (s. Riggs). Hund heisst:
Anum im Dialect der Cowweset.
Arum ,, „ ,, Nariganset,
Alum „ „ „ Neepmuck,
Ayim ,, ,, ,, Nariganset.
Aigu: matchila (Tonga midritou, marangit) in Madagascar.
T (in she Adelaide-dialect) is changed in Y (by the Parnkalla) or dropped, Ta (mouth)
— ya, turti (arm) — yurti, tidna (foot) — idna (s. Schürman). Die Damara sprechen
den zwischen r und 1 schwankenden Laut, wie d (Baines). L verwandelt sich in R
oder D an der Goldküste (Riis). Rond, boto-boto (Tonga vola, bola) in Madagascar.
The Nitinahts pronounce almost every m as b (Sproat). Ein russisches Mädchen, wenn
man es lateinisches ecclesia auszusprechen aufforderte, konnte es auf keine Weise aus-
sprechen, sondern sagte stets dafür Kjeza, wie italienisches chiesa (Baudouin de
Courtenay). Wie bei andern Völkern sprechen auch bei den Polen viele Kinder und
einzelne Erwachsene d, t für g, k. — Am Tabasco wurde von Mexico als Culhua ge-
sprochen und unter Acolhua verstand man (s. Bemal Diaz) die Unterthanen Monte-
zuma's. Motolinia lässt die Mexicaner gleiche Sprache mit den Culhua reden, wogegen
nach d'Alva die Azteken das Mexicanische erst in Tezcuco erlernten und also vorher
linguistisch mit den von ihnen zurückgelassenen Taraskern (deren Sprache von der
toltekischen verschieden war) übereingestimmt haben könnten. Diese allgemeine
Sprache, die dann die Sprache der Tolteken genannt wird, wurde (nach Veytia) auch
von den Ulmeken geredet. Die Chichimeken werden wiederholt als fremdsprachige
bezeichnet, bis Techatlalatzin das Erlernen des Nahuatl obligatorisch machte, und da
die Mischung der Chichimeken und Tolteken allmählig vor sich ging, so unterschied
man eine Zeitlang die Nahua-Chichimeken , welche das Nahuatl adoptirt hatten (s.
Sahagun), von den übrigen Chichimeken (wie Celtiberer, Rossolanen u. s. w.). Zu
Mendieta's Zeit hatte sich in Tezcuco bei Einigen noch das Chichimekische bewahrt,
während sonst im Allgemeinen mexicanisch geredet wurde. Die Annahme der Nahua-
Sprache durch die Chichimeken wird auch von Torquemada erwähnt, obwohl er
anderswo bemerkt, dass als die nach Tezcuco gekommenen Chichimeken sich mit den
Mexicanern verheirathet, die Sprache dieser verloren gegangen und die der Chichimeken
zurückgeblieben sei. D'Alva unterscheidet, neben der Sprache der Otomiten, noch
zwischen der Sprache der Acolhua und der Tepaneken. Nach Veytia änderten die
Colonien der Tolteken am Pacific ihre Sprache, wogegen das Mexicanische bis zur
atlantischen Küste vorgedrungen war. Das bei Tabasco geredete Anualulco oder
Onohualco wird als verderbtes Mexicanisch bezeichnet und in Chapaxina und Papaica
(bei Nako) verstand man die mexicanische Sprache Marina's, obwohl im verschiedenen
Dialect (Gomara). Neben dem Chontal und (in der Sierra) dem Zoque wurde in Ta-
basco das in die Festungen Zimatlan und Xicalango eingedrungene Mexicanische ge-
redet (s. Herrera). Techotlatatzin (Nachfolger Quinantzin's, als Kaiser in Tezcoco)
durch die toltekische Dame Papaloxochitl in der Nahuatl-Sprache unterrichtet, adoptirte
AUSSPRACHE. 707
sie (statt der Sprache der Chichimeken) und verbot (sie bei dem Gerichte einführend)
den Gebrauch der anderen Sprachen, aus Mexico und Tlaltelolco Lehrer berufend (s.
Veytia). So gingen eingeborene Dialecte damals schon in grössere Verkehrssprachen
auf und ihr Verdrängen durch das Spanische konnte neuerdings Behrendt noch in
Nicaragua beobachten, wie sich ähnliche Verhältnisse auch sonst wiederholen. Im
Jahr 1404 starb in Jasmund auf Rügen die Frau Gulitzin, die mit ihrem Mann die
letzten waren, welche wendisch reden konnten (nach Kantzow^). Da der Landgraf
Friedrich mit der gebissenen Wange (1327) bei Leibesstrafe verbot, wendisch zu reden oder
sich dieser Sprache vor Gericht zu bedienen, lernten die von den Sorbenwenden stam-
menden Altenburger Deutsch. Wie Torquemada die Teochichimeken (in Tlascala)
mit den Otomiten identificirt, deren Sprache von der mexicanischen verschieden war,
so bemerkt er auch von den Chichimeken , dass sie in der mit den Acolhuas einge-
leiteten Verbindung die otomitische Sprache gegen die mexicanische vertauscht hätten.
Wenn also, wie Granados y Galvez meint, die Lieder Netzahualcoyotl's im Otomiti-
schen abgefasst gewesen, so würde dies auf einen archaistischen Fortgebrauch der an-
gestammten Sprache deuten für poetische Zwecke. In Tlascala wurde neben der Hof-
sprache oder Nahuatl das Otomix (in den Bergen) geredet und das Pinomex (s. Go-
mara). Die Sprache der Totonaken galt dem Otomitischen verwandt, wogegen Pimentel
erklärt Hia-hiu (der Otomiten) von hia (lengua) und hiu (sentarse, permanecer ö descan-
sar). Unter den Totonaques oder Guastemas (Guastelas) wurde neben der eigenen
Sprache die der Nahoas, der Otomiten und der Guastecos geredet (sagt Sahagun). In
Pachuca (bei Tlahuelilpa) wurden drei einander unverständliche Sprachen (das Otomi,
Mexicanische und Chichimekische) geredet (1579)- Neben dem Pinomen redete sich
(in Tlascala) das Mexicanische in der Stadt, das Otomi auf dem Lande (s. Gomara).
Die Otomies, Chichimecas und Cuextecas nahmen, als mit den Nahoas zusammen-
grenzend, zum Theil deren Sprache an. Neben dem Mejicanischen wurde in Quauchi-
nango das Otomi und das Jotonaca geredet (1609). lieber die Aussprache des Othomi
berherkt Najera: „Como pueden bastar las letras para hacer entender algunas palabras
que apenas comienzan ä sonar, cuando espiran en los labios, y otras que, ä lo mas,
constan de dos silabas separadas la una de la otra por el tono, que unas veces les da
la nariz, otras la garganta, y en el que en otras tiene parte la mayor ö menor fuerza
para aspirar ö respirar? Esta dificultad se presentö como insuperable ä los que al prin-
cipio quisieron escribir la lengua con solo las letras, y bajo de ella sucumbieron, con-
fundiendose y haciendose ininteligibles, pues inventaron agregar ä la palabra las letras
h, ng, nn, n, ug, mm; con lo que despues no se sabia si eran parte de la voz, ö solo
el signo musical de ella. Grande esfuerzo de ingenio necesito D. Luis Neve y Molina
para descubrir el sistema bajo del cual publicö su obra, ünica por donde se viene en
conocimiento de la naturaleza de la lengua. De lo expuesto se sigue que, en el
sistema de escritura hebrea, griega y la actual europea, no puede, sin gravisimas difi-
cultades, escribirse el othomi. En esos sistemas nos seria imposible distinguir y anotar
las palabras homönimas, cuya significacion varia, non por la mutacion de las letras,
sino ya por la expresion, ya por la modulacion de la voz, y ä veces por el solo signi-
ficado de la palabra. Luego el othomi necesita para escribirse con perfeccion de un
sistema propio y peculiar de ortologia. En el no solo deberia haber las letras que
representasen los sonidos, sino tambien los signos de los tonos que dan la expresion ä
las letras, pues una misma palabra, segun los diversos tonos, signihca diversas cosas.
Aun cuando para atender ä todo esto, usäramos de algunos puntos, como los de la
Mashorra, nos quedaba un hijeco que llenar, pues muchas palabras, aun con los mis-
45*
708 SOCIAL-POLITISCHES.
mos tonos, significan distintas cosas, segun sus distintas raices; clasificacion que no
podria hacerse con solos los puntos musicales. He, es el monte o cerro; he, elhielo;
he fingir: muy, el corazon; muy, el alma; muy, la indole; muy, afectos del animo :
nho, bueno; nho, hermoso; nho, apto; nho, justo; nho, perfecto; nho, urbano, y aun
significa otras muchas cosas : por lo tanto , el othomi necesita de un genero de escri-
tura en el que hubiere signos con que fijar el significado de las palabras que con las
mismas letras y tono pueden tenerlo diverso. Esto se podria conseguir acaso con la
escritnra china." In wieweit die mexicanischen Hieroglyphen einer Erweiterung fähig
waren, ergiebt sich aus der in der ersten Zeit der Spanier versuchten Uebertragung in
fremde Sprachen. Die Bücher in Mexico bildeten eine tabella plicatilis (wie ähnlich in
Siam). Unter den zn den Setebos (am Ucayali) gehörigen Panes (am Huallaga, Ma-
ranon und Ucayali) wurden Schriften auf Papier gefunden, das aus den Blättern der
Platanen verfertigt war. Nach Kalm sah Verandrier eine westlich von Montreal, 1746
entdeckte Schrifttafel, die durch den Gouverneur Beauharnois an Maurepas (oder Denon)
geschickt sei (s. Humboldt). In Virginien wurden die Traditionen in den Sagkokok
genannten Malereien (in Radform) bewahrt und Lederer sah einen astrologisch geord-
neten Cirkel in Pomanacomek. Die Zeichen der Alfuren in der Minahasa fanden sich
auf schwarzem Holz, mit weiss kalkartiger Masse ausgefüllt (nach Tiele). In Neu-
Caledonien finden sich Bambus mit Zeichnungen (und Tafeln auf der Oster-Insel).
Unter der Herrschaft Ixtlalcuechahuac in Tula verfasste (nach den Traditionen der
Tolteken) Huematzin das göttliche Buch Teoamoxtli (s. Boturinij. Vor seinem Tode
stellte der weise Hueman (die künftige Geburt des kraushaarigen Propheten vorher-
sagend) in Tula das heilige Buch Teoamoxtli zusammen, das in den Archiven von
Tezcuco und später in Mexico bewahrt wurde (bis zum Brande). Die Tlascalaner
hatten ihre Kriege auf Nequen (Leinwand des Landes) gemalt (auch von Maguey-Faser
gefertigt). In Virginien wurden historische Begebenheiten auf den Sagkokok genann-
ten Gemälden dargestellt. La Rea berichtet von einem „lienzo, en el cual (die Tarasker)
conservaban parte de su historia" (s. Pimentel). Nach Herrera hielten die Caziquen in
Nicaragua eine Art Fahne in der Hand, worauf ihre Gesetze und andere Sachen ge-
schrieben waren (tenian por letras las figuras y sus libros son de papel y pergamina
en forma de fuelle doblados). Der auf die Königin Xiuhtlatzin (Wittwe Mitl's) fol-
gende König Tecpancaltzin liess die Geschichte der Tolteken auf die Wände der
Paläste von Toluca und Quauhnahuac eingraben (s. d'Alva). Das Buch Votan's war
in Tzendal geschrieben. Transmiten por medio de geroglificos ihre Traditionen (die
Comanchen) nach der durch Ugartecha erhaltenen Bilderschrift (s. Garcia Rejon) 1861.
Die aus sechszigjährigen Wittwern gewählten Priester der Cinteutl (bei den Totonaken)
hatten zu „escrivir por figuras, muchas historias, la quales puestas en estilo, y bien con-
certadas las daban ä los Summos Sacerdotes, los quales las referian despues, en sus
platicas y sermones, ä las republicas y pueblos" (Torquemada). Die Bücher, worin
Palastbeamte (Mexico's) die Chroniken führten, wurden (al principio de la conversion)
meist verbrannt, doch hatten sich (zu Torquemada's Zeit) einige Bruchstücke erhalten,
und besonders „un libro, que se hallo entero, en poder de un Senor Teztcucano, nieto
del Rei Ne^ahualpilli , llamado Don Antonio Pimentel" (hombre muy curioso). Nach
Brasseur bildet der americanische Codex von Dresden ein Tonalamatl (Rituel religieux)
oder Todtenbuch. Diego de Landa wurde durch Don Juan Cocom aus den Büchern
Mayapan's unterrichtet. Aehnlich der Bücherzerstörung in China unter Tsin-chi-hwang-ti
(und der ägyptischen durch die Araber) fand eine solche auch in Peru (bei Einführung der
Quipos) statt und ebenso im alten Mexico findet sich darauf bezügliche Erwähnung. Unter
ZÄHLEN. 709
der Herrschaft Itzcoatl's in Mexico verbrannten die Adligen die alten Bilderschriften,
damit sie nicht in die Hände des Volks fielen und verachtet würden (s. Sahagun).
Hallamosles grande numero de libros destas sus letras y porque no tenian cosa en que
no uviesse supersticion y falsedades del demonio se les quemamos todos, lo quäl a
maravilla sentian y les dava pena, sagt Landa von der Literaturzerstörung in Yucatan.
Bei Ankunft der Spanier an der Küste wurden durch die Boten Montezuma's die
Schiffe mit ihrer Bemannung und sämmtlichen Einzelheiten, um an den König ge-
schickt zu werden, abgezeichnet (wie es früher in Japan geschah). Ibn Batuta wurde
bei seiner Ankunft in China abgezeichnet, (damit das Porträt an die Behörden versandt
würde). Auf einer Kartenskizze in Tetlama fanden sich auf dem Platze Xochicalco's
(Blumenhügel) die Figuren der Keulenkämpfer Xochicatli und Xicatetli. Die Tolteken
(s. Humboldt) und „n'offroient ä la divinite que des fruits, des fleurs et de l'encens".
Die von den Mexicanern aus Federn hergestellten Bilder zeigten solche Farbenzusam-
menstellung, dass sich in den besten Werken weder der alten noch der neuen Maler
etwas Aehnliches fand (nach Lorenz d'Anagma) XVI. Jahrhundert. Für einen (in
Mexico) aus Edelsteinen gefertigten Schmuck wurden Cortez von genuesischen Kauf lauten
40,000 Ducaten geboten, um ihn dem türkischen Sultan zu verkaufen. Es muy raro
que las pinturas representen un objeto definido, son ovolos, triangulos, lineas cruzadas,
ö paralelas in der Kriegerbemalung der Cariben Nicaragua's. (Levy). Im Aztekischen
und Quechua bedeutet 5 Hand, wogegen das System der Klikatas, Schlangen-Indianer
auch (am Rio Columbia) binär (4 = 2X2) und das der Indianer in Californien (in
San Gabriel, San Diego, Primas u. s. w.) quaternär (8 = 2 X 4> 12 = 3 X 4)
gilt. Bei Nepohualco (contadero) Hess Xolotl sein Heer Revue passiren. Die Boto-
cuden (von Urucu) legen den Daumen der rechten Hand an den Mundwinkel und dann
drücken sie ihn in die linke Hand mit dem Worte Teputaplan (beim Zählen). Zum
Ausdruck, dass sie in 5 Tagen wiederkommen wollen, zeigen sie auf die Sonne, machen
einen Kreis von Osten nach Osten, drücken 5 mal den Daumen in den Mund und
5 mal in die Hand, indem sie 5 mal Teputaplan sagen (s. Lallemant). Die Mundrucus
gebrauchen ein Kerbholz zum Zählen. Die Darier zählten mit Maiskörnern, die sie in einen
Korb legten (zu Wafer's Zeit). In Tixhuolahtun (in Yucatan) fanden sich sculptirte
Steine (Katun), jedesmal am Ende eines 20 jährigen Cyclus (aus 4 mal 5 Jahren) aufeinander
gelegt (s. Cogolludo). Nach Torquemada erlernten die Indianer in Yucatan die Gebete
mit Steinchen oder Maiskörnern, die sie noch zwei Perioden hinlegten (zur Erinnerung).
Die Cardinalzahlworte (in Tupi) gehen nur bis 4 (Platzmann). Die Caraiben zählten
die Tage durch Steine in einer Calabasse und Herausnehmen derselben. Die Mexi-
caner bezeichneten die Zahl durch Puncte bis 20, das ein besonderes Zeichen besass,
das verdoppelt wurde bis 400 mit neuem Zeichen und ein anderes für 8000. Bei der
Zahl 20 strecken die Tarahumaren ihre 10 Finger gegen die Füsse. Die Zahl 4 wird
durch 3 Gliedchen des einen und durch eins des zweiten Fingers angedeutet. Für
zwölf werden (unter eingebogenem Daumen) die 4 Finger gezeigt (mit 12 Gliedchen).
Auch wird mit Maiskörnchen und Steinchen gezählt oder eingeschnittenem Kerbholz
(s. Sheffel). Any number within five, above any number of tens, is indicated by
clenching the [left hand and crossing the right over it, with the requisite number of
fingers extended. Für 10 werden (nach dem Zeichen für 10) 4 Finger und 2 Daumen
ausgestreckt, dann auch der rechte Zeigefinger für 17 u. s. w. bis 20. Zum Aufzählen
beugt der rechte Zeigefinger die Finger der linken Hand, mit der Fläche nach oben
(in den Rocky Mountains). Die Finger mit Daumen bedeuten 10 und nach Oeffnung
der geschlossenen Hand 20 u. s. w. Für l wird der kleine Finger der linken Hand
710 SOCIAL-POLITISCHES.
ausgestreckt, für 2 der Ringfinger u. s. w., der Daumen für 5, der rechte Daumen
für 6 u. s. w. (s. Say). To express (for instance) 149, the Hovas begin with the low-
est Unit, as sivi-ambi-efa-polo ambi zato (efa-polo, 40). The coast tribes commence
with the highest number, zato-ambi-efa-polo-sivi-amby (Kessler).
Macuilli (5), main prise (compte des doigts),
matlactli (10), doigts du buste,
cempoalli (20), compte entier (in Mexico) und 20 oft der ,, ganze Mensch".
If a Caraib was paid for what he had sold in coin, it was necessary to ränge the
money in a straight line. If the row was doubled or the pieces were put one upon
another, the additions went for nothing the whole being considered as only a single
rank (Sheldon). Als Labillardiere auf den Frcundschaftsinseln nach hohen Zahlen
fragte, gab man ihm nichtssagende Namen oder für 100,000,000 laounoua, Unsinn (s.
Lubbock). Some of the Sheeay (considering the three first caliphs as wicked men)
never utter the number four (in their arithmetical calculations), and olhers, instead of
using a country cot (bcd) with four legs (charpaee or four-legged), have one with six,
and name it ch'hay-paee (or six-legged (s. Herklots). La langue nahuatl cn mcxicaine
avait diverses tcrminaisons pour enoncer les nombrcs joints aux noms de personnes,
d'animaux et de certains objets (Simeon) cempoalxiuitl ou cempoalli {20) xiuitl, vingt
ans, centecpatli-tlaca, 20 personnes; cemipilli pctlatl, 2,0 nattes. Abba i, Biama 2,
Kabbuin 3, Bibiti 4, Abbatekabbu, eine Hand 5, Abbattiman 6, Biamattiman 7, Kab-
buintiman 8, Bibititiman 9, Biamantekabbu, zwei Hände 10, Abba Kuttihibena i von
den Füssen (11), Biama Kutihibena 2 von den Füssen (12), Abba luku, ein Mensch (20),
Abba luku abba ladsaku (21), 20 und noch eins darüber (s. Quandt). Die arabischen
Zahlen (statt der römischen) fanden in Mecklenburg erst Anfang des XVI. Jahrh. Ein-
gang (sonst seit dem XIII. Jahrh.). In den Vocalveränderungen bei Ableitungen von
einem primitiven Wort verwandelt Guna 1 in e, ü in ö, n in ar, Irf in äl. Vriddhi ver-
mehrt ä in ä, i in ai, ü in äu, ri in är, tri in äl, e in ai , o in an. Die Entfernun-
gen (im Tupi) zugesetzten Zahlen sind, oyepe l, mocoin 2, mocapyr 3, moncherudic 4,
ambos (Hand) 5, opacambo 10 (beide Hände), xepoxepy 20 (Hände und Füsse), ceta
ceta viel, papacaua Alle. Das Zählen der Miranha schliesst mit 15, ranaiga (non plus
ultra). Bei den Carajas scheinen die Zahlen über 7 (natirolay) nur besser Unterrichteten
bekannt. Die Paravilhana zählen: teuenje, i
akounien, 2
olaule, 3
olaule avainjanlö, 4
adou avainjanlö, 5
enepu naci, 6
olau lei, 7.
Bei den Caripuna (Jaun-avo) oder (nach Natterer) Wassermänner (s. von Martius)
wird gezählt: Aares, i eranbue, 2 Kimischa, 3 (Kimza in Quechua), eranbue narbuc, 4
mueken tüna, 5, als die Hand (muekana) der 5 Finger.
D geht (in s. Laute) über (bei den Walachen), in dies (sie), dico (sick), deus (Seu) u.
s. w. (im Walachischen)
sol wird suorc gesprochen
mel ,, miere „
angel ,, fudscher ,,
mulier,, mujere „
filius ,, fiu
LAUTVERSCHIEBUNG. 711
Birmanisch geht r in y (Siamesisch, in vielen Wandlungen). Le rouchi offre un
changement de l'h fran9ais en 1 (calier, cahier). T nimmt oft den Ton des k (c,
qu, g), wie eneque (arete) en rouchi, vicima (vetement) en haut-alsacien, bequia, ba-
teau en lorrain (s'pouque, se porter). Each mute consonant in "Welsh has two changes
in Gaelic, either in its own middle sound or into another consonant of the same cha-
racter, but of a different organ. Thus the labial p passes into its middle sound b or
in the guttural c (Pascha, as Pasg (in Welsh) and casg (in Gaelic). The Welsh gut-
tural g either disappears or passes into the dental d or, combined with w, in f in
Gaelic (s. Skene). #
r geht in 1 über oder verschwindet,
1 „ „ n,
n „ „ r, 1, ii,
m „ „ 1, n, r,
b ,, „ p (am Ende), ausgelassen vor 1, t, st, sc,
c „ „ g (vor a, o, u), ch, k,
d ,, „ t, ausgelassen,
f „ „ b,
g » 55 '^v (vor a, o, u), qu (am Ende), dj, ausgelassen.
h ,, ,, ch, j, (Aspiration),
j „ „ g, 2, ds,
s ,, ,, ch, j, verdoppelt,
t ,, „ k, zugesetzt (am Ende),
o „ ,, p, b, f,
in den Dialecten des französischen Patois (nach Schnakenburg). O aliquot Italiae ci-
vitates (teste Plinio) non habebant, sed loco ejus ponebant u, et maxime Umbri et
Tusci (Priscian). U quoque multis Italiae populis iu usu non erat, sed e contrario o,
unde Romanorum quoque vetustissimi in multis dictionibus loco ejus o posuisse in-
veniuntur (Quito und Quitu). Celi, as an epithet of the deity, originated (according to Skene)
in the Latin word caeli, (caelum, heaven) and Duw Celi is Dens coeli, but in process of
time, the relation, in which it stood to another word having been forgotten or over-
looked, it was used independently, and gradually came to be looked on as being derived
from cel (hidden, secret), the root of celu or to conceal (as the Mysterious are). Dem
Gadhelischen Guttural entspricht im Kymrischen der Labial (nach Zeuss). Cenail der
Schotten hiess (anglice) Peneltum (nach Nennius). Im Albanesischen ist der Lautwechsel
zwischen r und n häufig (nach Hahn), und in birmanischen Endungen.
Alach, thu, xal (zal), huth, ci, sa
12 3 456
im Etruskischen (n. Braun). Im Armenischen vertritt gh das 1 und r anderer Sprachen.
Das K der Ursprache (wenn nicht bleibend) geht über
in kh, kj (tsch), ch, p (im Sanscrit),
„ kh, 9, p (im Zend),
,, s, p (im Altbulgarischen),
,, sz, p (im Litauischen),
„ j, TT, T (im Griechischen),
„ h, hv, g, V (w), f (im Gothischen),
,, g, qu, p (im Lateinischen).
In many cases, d, dd and t in Welsh pass into s in Cornish and z in Breton (Skene)
Gegenseitiges Verständniss der Waleser mit den Bretagnern (deren Dialect dem cor-
712 SOCIAL-POLITISCHES.
nischen näher steht) ist unmöglich (nach Price). Während das Wort, worauf der
hauptsächlichste Nachdruck ruht, seine ursprünglichen Consonanten beibehält, verändert
ihn das untergeordnete AVort (im Walischen) in den sanften Buchstaben (s. Walter).
Le g et le k, precedes ou suivis d'un 1 se prononcent avec un roulement, qui ne peut
etre rendu par aucun signe de l'Ecriture fran^aise et qu'il est meme impossible d'imiter,
si l'organe de la parole n'y a pas ete forme des l'enfance (s. Marchand) in der Sprache
derKoloschen. Die durch Vriddhi und Guna hervorgerufenen Vocalveränderungen beruhen
in nahe liegender Verlängerung der Hauptsilbe eines Wortes, um dieselbe durch den
Nachdruck hervorzuheben unter den nebensächlichen Anhängen , die bei Ableitungen
zugefügt werden. Bei der theoretischen Reduction der Worte auf ihre Wurzeln wird
durch den beabsichtigten Zweck selbst ein Zurückführen derselben bis zu den kürzesten
Formen nöthig, und so lassen sich die derivirten Worte mit den Principien der Guna
und Vriddhi von den primitiven unterscheiden, und (im Sanscrit) yauvanna (Juventus)
für eine spätere Form ansehen, als yuvan (juvenis). Dies systematische Zurechtlegen
grammatischer Formen darf nun aber nicht zu einer historischen Zeitbestimmung ver-
leiten im lebendigen Werden der Entwicklung, wo sich zwar die Gegenseitigkeit der
Verhältnisse bestimmen lässt, aber das Ausziehen derselben in eine einzelne Reihe
sie auch verstümmelt. Ein hypothetischer Anfang, in dem alle Worte nur kurz ge-
sprochen werden, ist ebenso wenig zulässig, wie der Ausgang von monosyllabischen
Sprachen und deren Weiterbildung, oder die Annahme, dass sich jedes Gestein der
Berge direct erst aus den chemischen Elementen aufgebaut habe , die ihnen allerdings
allen zu Grunde liegen. Und wenn sich auch hier im Anorganischen noch ein
Unterstes gewinnen lässt, so schliesst sich dagegen im Organischen das Ende stets
wieder dem Anfange an. Auch die Lautverschiebungen der Consonanten können
(ausser im Nacheinander) im Nebeneinander verschiedener Dialecte gleichzeitig bestehen.
Indem (im Lateinischen) sich die „Diphthonge trübten zu einlautigen Vocalen , lange
Vocale kürzten, schwere sich erleichterten, leichte und kurze Vocale stumm wurden
oder ganz verklangen, die zusammentreffenden Consonanten' sich assimilirten oder zer-
störten" (s. Corssen), ging die Volkssprache „auf dem abwärts führenden Wege der
Abschwächung (im Vocalismus der Schriftsprache) weiter, bis ihre Lautverhältnisse die
Gestalt gewannen, welche die romanischen Sprachen zeigen". Die Erfindung der Inter-
punctionszeichen wird dem Aristophanes von Byzanz zugeschrieben. Bei Aristoteles
liegt der Circumflex zwischen dem o'^v und ßanv in der Mitte (s. Schmidt). 'O \4qioio-
(fdvrjg arjfiiia td^tro 7(o löyo) (Arkadios). Die Zeichen für das nvtvfxa werden mit der
Einric"htung der Flöte zusammengestellt. Die Musik bezeichnet die Gliederung und
das Ebenmaass des Fortschreitens, das Auf- und Absteigen der Stimme mit hoch [o^v]
und tief {ßaQv) bezeichnend. In fine Missae sacerdos versus ad populum vice : Ite missa
est, ter hinhannabit, populus vero vice, Deo gratias, ter respondebit: Hinham (dem Sire
Asnes). Es ist ein Factum der Monumente, dass die Sprachen im ungebildeten
Zustande der Völker, wie sie gesprochen, höchst ausgebildet geworden sind, dass der
Verstand sich, sinnvoll entwickelnd, ausführlich in diesen theoretischen Boden geworfen
hatte (Hegel). Es ist ferner ein Factum, dass mit fortschreitender Civilisation der Ge-
sellschaft und des Staates die systematische Ausführung des Verstandes sich abschleift
und die Sprache hierin ärmer und ungebildeter wird. Im Griechischen herrscht die
rythmische, im Lateinischen die mechanische, im Deutschen die logische Betonung (s.
Cuno). Die Odschi- Sprache lässt in der Betonung, das logische Verhältniss der Factoren
des zusammengesetzten Wortes aus dem Auge, nimmt das Wort als ein vorhandenes
ACCENTE. 713
und giebt ihm dieselbe Betonung, als ob es ein einfaches wäre (Riis). The Intonation
(distinguished from accentuation) consists in the raising and sinking of the voice (not
so prominent in the Hausa language, as in the Ibo and others) and dwelling upon
and prolonging one syllable according to the will of the Speaker (Schön). The chief
peculiarity of the Orkney dialect is its accentuation, the intonations of the voice being
marked by abrupt rises and falls so as to form a sort of cadence. Aristarch verfuhr
bei der Accentsetzung nach zwei verschiedenen Prinzipien, indem er einmal verschiedene
Worte in derselben Weise accentuirte, weil in ihnen eine Gemeinsamkeit der Bedeu-
tung vorhanden war, und ferner nach der äusseren Gestalt accentuirte (Steinthal). In
der phönizischen Inschrift des sidonischen Grabes (unter dem Brustbild einer männ-
lichen Figur, wie unter ägyptischen Manuscripten) widmet König Eschmun-ezer den
beiden Gottheiten der Astarte und dem Schamem (Baal-Schamem) ein Kunstdenkmal.
Bei Zusammenstellung mancher Nennworte und Verbindung mit den zueignenden Für-
wörtern wird (im Denka) der letzte Buchstabe geändert, und zwar in n oder ng (und
1, m, n, p, r bleiben unverändert). Die Worte sind einsilbig (Kaufmann). Die Sprache
der Bari hat (in der Bildung des Verbum) Aehnlichkeit mit dem Semitischen. Um
ein abstractes Substantiv zu bilden, verbindet das Dinka mit der Form des attributiven
Beiwortes ke (Ding oder Sache) ke-puat, Güte (ka-puat im Plur.), ke-did, Grösse (ka-did
im Plur.), auch bei Pronom. ke-dia, das Meinige (ka-cia), ke-du, das Deinige u. s. w.
(s. Mitterrutzner). Heute aus hiu-tagu (an diesem Tage), heuer aus hiu-jaru (in diesem
Jahre), hanmer: haben wir, sümmer: sind -wir. Das Siamesische mit einer Buchstaben-
schrift bildet Wörter aus Stoff- und Formwurzeln (Dwan-di oder Güte, als gute Sache),
das Annamitische mit einer chinesischen Silbenschrift bleibt einsilbig. Im Kalmüki-
schen schreibt man üsädshi bainu tschi (siehst du) in der Volkssprache, als üsädshä-
nülsch zusammengezogen (s. Plath). Das geschriebene Mandschu behält seine Armuth
an grammatischen Formen, die nur gesprochenen tungusischen Dialecte beginnen gram-
matische Formen zu entwickeln, ebenso (nach Castren) die Sprache der mongolischen
Bijräten. Fofoa fo evila de dsitre, der Vater nahm seinen Knaben gehen aufstehen
(hub ihn auf). Etso adaka hada dafike, er nahm die Kiste halten legen fern an
diese Stätte (stellte dahin). Ekplo alea de fa nam, er führte ein Schaaf kommen
gehen (brachte mir ein Schaaf) im Ewe (Schlegel). To say that a person is glad, the
Susoo say a bonie dokhama, his heart fits (lies), wie im Vey (und Chinook Jargon).
Nach Barth ist Sonrhay-kini (die Sprache von Sonrhay) ursprünglich einsilbig, im
Dialect von Agades durch den Einfluss der Berber- oder Tema-shirh-Sprache umge-
ändert. He-ye, to believe or to take (he) and eat (ye); wode, herausstossen oder
werfen von wo (schlagen), de (gehen) im Ewe. Wetterstein (bei Böhmisch- Aicha) ist
aus ve Trti (im Schilf) entstanden, Radelstein aus Hradistany, Rozmital aus Rosen-
thal, Bierloch aus Brloh (Wildlager), Liebrose aus Luboraz, Mühlrose aus Miloraz,
Strohschutz aus Strozisco (Wachplatz), Leichnam aus Lichan, Nebelschütz aus Njebeciey,
Nadelwitz aus Nadzanecy, Schöpsdorf aus Sepsecy, Thräne aus Tranje, Sauhahn aus
Zahon, Postelberg aus Postpoloptry, Oberklee aus Sobechleby, Eule aus Silove, Wal-
bramocy aus Wolmsdorf (Wolframsdorf), Kysberk aus Geiersberg, Küstrin, als küsse
Trin. Mit Abwerfung des eigentlich Stammhaften in dem Worte talamasca behielt
man masca, raaaca und verlängert /LiaaxaQfiucaa bei, als Larve, Maske (s. Sachs), wie
Busses von Omnibus (im Englischen). ,,Das Holländische gilt für eine eigene Sprache,
während es doch dem Hochdeutschen nicht ferner steht, als das Pommersche, das als
Mundart betrachtet wird. Dasselbe Idiom, welches als portugiesische Sprache aufge-
führt wird, gilt in Galicien als Dialect des Spanischen. Sämmtliche slawischen Sprachen
714 SOCIAL-POLITISCHES.
sind im Grunde nur Dialecte einer einzigen Hauptsprache" (Kaulen). Das Amharische
(der nach Nubien gezogene Araber ist im Stoff africanisch, in der Form semitisch)
meint Kaulen. Verschieden von physiologischer Verwandtschaft findet sich genealo-
gische, wenn Sprachen in ihrem grammatischen Bau Uebereinstimmung zeigen, ohne
dass sich ein Zusammenhang des Wortschatzes findet. Die Verwandtschaft von dies
und jour zeigt sich in diurnus und giorno. Danti (der Gezähmte) oder Elephant (im
Sanscrit) führt durch dens auf edo (von ad) und essen. Für Frau hat das Spanische
muger (von mulier), das Französische femme (von femina), das Italienische donna (von
domina) fixirt. Das ungarische farkas oder der Geschwänzte (fark) hat nichts zu thun
mit Sanscrit wrkas (wri9e oder zerreissen) oder Wolf, während für hostis (fremd) und
Feind im Deutschen Gast entspricht (s. Kaulen). Gustav war ein Schmeichelnamc zu
Zipatz, Jonathan zu Jokel, Elisabeth zu Ibab. In jenem Processe, durch welchen aus
der Anschauung Vorstellungen gebildet werden, ist eben die Schöpfung der Sprachen
enthalten, und die Vorstellungen werden im Laut, im Wort festgehalten und reprodu-
dirt (Steinthal). „Die Sprachen sind so verschieden, wie das Bewusstsein der ver-
schiedenen Volksgeister". Bei Abstumpfung der Flexionsendungen hat sich (im
Deutschen) das Gefühl für die Bedeutung der Formen in den Umlaut gelegt (nach
Steinthal). Auch der Ablaut war ursprünglich nur ein beiläufiger Vocalwandel, der,
nachdem das eigentlich bedeutsame Affix, nachdem auch die Reduplication verloren
war, dem Sprachgeist als Mittel zur Apperception der Formen diente. Sound in „safe
and sound" comes from one Germanic word, and sound in Long-Island-Sound" from
another, while sound (noise) is from the Latin sonus. So page (of a book) from thc
Latin pagina, and a page (in waiting) from the Greek paidion (a little boy), or cleave
(to stick together) from the Anglo Saxon clifian and cleave, to part asunder, from the
Anglo Saxon clufan etc. (s. Whitney). Gwyle, hwyle (Anglosax.) from: such is so like,
which is who like. Eberesche heisst soviel als Afteresche (oder unächte Esche). De
coitre (cotre ou matelas) on a forme coitrart, bätard, enfant du bat, con9u sur les bäts
par les muletiers du Sud. Dans la languc du pcuplc, von der Bank fallen, signifie
avoir une naissance illegitime (bankert). II ne serait pas impossible, quc les premiers
bäts eussent ete faits d'aubier, de tresses d'aubier (Burguy). Weissig ist aus (slav.)
Wysoka (hoch) entstanden (nach Schmaler) in der Oberlausitz. Nach Schiern wohnten
auf Laaland und Falster (sowie auf Langcland) früher Slaven. Deodatus (de Apulia)
Regem Stephanum baptisavit. Cujus quidem monasterii nomen pro eo Tata appella-
tur; quia cum Beatus Rex Stephanus ipsius nomen ob reverentiam , non exprimeret,
sed cum Tata cum appellaret, abolitum est nomen Deodati, sed Tata est vocitatus,
unde etiam ipsius monasterium taliter est vocatum (Chron. Thur.). Aus dem Abziehen
der Kopfhaut (des Feindes) bei den Skythen bildeten die Griechen das Wort aposky-
thisiren. Willis bildete (in den Americanismen) das Wort japonicadom (die höheren
Klassen der Gesellschaft). Na Tapoe, na gron, booven beneden (im Negerengelsch).
Neo oder Hawaneu (die Gottheit der Irokesen) ist (nach Brinton) aus Dieu und le bon
dieu entstellt. Der Name New-Zealand wurde von den Eingeborenen als Nuitireni an-
genommen. Mutyerta (in Australien), corruption of my shirt (s. Teichelmann). Alfred
wird in der Aussprache der Eskimo zu Faffaree und Leopoldus zu Pustusee (s. Rink).
Las mujeres al padre llaman Pap y los hombres Pailom, en la madre no hay diferencia
(Mim) bei den Huasteken (Marcelo Alejandre). Der Ochse wurde Gu top (grosses
Reh) genannt (bei den Pimas). Die Pferde wurden Mazatl (Hirsche) oder Tlacaxolotl
(Tapire) genannt (in Mexico). Auch in dem geschwätzigen Zusammenzwitschern der
Vögel finden sich Modificationen der Stimmen ausgedrückt, die ihre Bedeutung haben
ZEICHENSPRACHE. 715
werden, und ebenso moduliren sich die Mittheilungen der Thiere, denen auch im ge-
zähmten Zustande ein Aufspeichern aus der Vergangenheit im Gedächtniss möglich
wird. Nur bei Menschen indess kann das Nacheinander in der Erinnerungsfolge zu
jenem Nebeneinander werden, das in dem gleichzeitigen Bestehen zweier Gedanken-
reihen die Einheit des Selbstbewusstseins (in der Wechselwirkung objectiver Betrach-
tung) abschliesst, und wie dieses durch das mit dem aufrechten Gang und damit ver-
bundener Gestalt sich ergebende Zusammenwirken der Gehirncentren vorbereitet wird,
so ermöglichen diese auch das raschere und feinere Spiel in den bei Menschen ge-
gliederten Gesichtsmuskeln zum fast umschriebenen Wortausdruck, der dann als solcher
dem Gedächtniss eingefügt und in ihm festgehalten werden kann. Das ganze Gerüst
seiner Körperconstitution (besonders die ausgebildete Handformation) ermöglicht es
dem Menschen, das Erforderliche mit möglichst geringem Aufwand an physischer
Kraft auszuführen, so dass Muse für freie Geistesthätigkeit bleibt, während z. B. bei
den ebenfalls in Gesellschaft communalcn Ameisen, wie überall unter den Insecten,
die im Verhältniss zur Körpermasse äusserst umfassende und aufreibende Gliederbewe-
gung fast alle freie Thätigkeit absorbiren muss. Die Besonderheiten der Sprache
hängen, wie alles Uebrige, von den geographischen und historischen Umgebungsver-
hältnissen des Volkes ab, und werden dann gewöhnlich in der eigenen Entwicklung
noch durch fremde Einflüsse modificirt. Die Vocalsprachen sind bei der Einsilbigkeit
meist auf die Hülfsmittel der Betonungen angewiesen, die Consonantsprachen kamen
darauf selten zurück, liefern dagegen in ihrem festen Buchstabengerüst den Ansatz-
punkt für die Operationen der Grammatik. „Die grosse Menge der Conjugationen im
Baskischen ist nichts Anderes, als eben dieselbe Art der Bezeichnung der Pronominal-
Accusative , welche ein Verbum regieren kann , durch besondere Biegungen dieses
Verbums, durch besondere Endformen aller seiner Personen und zwar andere bei jedem
jener Pronominal-Accusative. Es sind dies ganz andere Formen, aber eine gerade eben
so zusammengesetzte Art der Conjugationen , wie die der Grönländer. Nicht so ganz
einzelne Bezeichnung jedes solchen Falles, aber doch auch eben diese Richtung der
Bezeichnung hat endlich die Sprache von Kongo, die in dieser Hinsicht auch wirklich
ausgebildet ist" (Vater). Im Quechua (nach Torres Rubio) wechselt die Bedeutung nach
der Gutturalisation des initialen Consonanten, wie in Cara (der Pallastwand), Ckara (die
Haut), ccara (das Jucken) und ckcara (kahl). There are some in Mexico, that doe
understand each other by whistling, which is ordinarily used among Lovers and
Theeves (s. Purchas). Ausser durch Figurenzeichen „i tambien se hablan y entienden
algunos de Mejico por silbos, especialmente ladrones y enamoradas, cosa que no al-
canzan los nuestros y que es muy notable" (Gomara). Da die Sprachen der
feindlichen Stämme von einander verschieden sind, so haben sie (von den Coman-
ches) eine Zeichensprache eingeführt, die jeder Steppen-Indianer kannte (s. Uhde).
Die Chippewa und Sioux schlössen (weil einander unverständlich) Frieden mittelst
einer Bilderschrift. Die Ashantce gebrauchen viele und lebhafte Geberden und
sprechen immer im Recitativ. Sie wechseln oft den Ton, wenn sie ein Wort
aussprechen, das mehr als eine Bedeutung hat, wie die Chinesen (Bowdich). Yes:
j — i (in Australia), projecting the chin forward and keeping the mouth nearly shut,
when uttering his guttural sound: Kwa, Ky, Koa, Kya. If an Albanian is asked if
there is any fear of robbers in a road and he means to say there is not, he pushes his
cap over his eyes (to say, a man might walk there blindfolded). Instead of saying „not
at all", he puts the nail of his thumb under his upper fore-teeth and draws it aut
smartly (with h sound, employed in place of alas). A shake of the head serves both
716 SOCIAL-POLITISCHES.
for no and yes (Hobhouse). In der indianischen Zeichensprache, von der Neuwied
weitere Proben anführt, (Thl. II, P. 45) verstehen die Arikkaras, Mandans, Mönni-
tarris, Crows, Chayennes, Snakes und Blackfeet sämmtlich gewisse Zeichen, die dagegen
den Dacotas, Assiniboins, Ojibuäs, Krihs und andern Nationen unverständlich sein
sollen. In Paraguay lässt der Cebus azarae wenigstens sechs verschiedene Laute hören,
die in den andern Affen entsprechende Empfindungen hervorrufen (nach Rengger).
With the domesticated dog one has the bark of eagerness, as in the chase, that of
anger, the yelping or howling bark of despair, as when shut up, that of joy, as when
starting on a walk with his master, and the very distinct one of demand or supplica-
tion, as when wishing for a door or a window to be opened (Darwin). Articulate
language is the peculiar to man. Le Bressan parle avec une volubilite qui contraste
absolument avec la lenteur de son geste, et le montagnard, au contraire, a des manieres
vives et une parole pesante (Monnier). Die Worte im Hottentottischen können mit
dreifachem Ton gesprochen werden (Hahn), unter Aenderung der Bedeutung (wie im
Mandingo). Die Hottentotten haben vier, die Buschman sechs Schnalzlaute (s. Hahn).
Strident magis quam loquuntur (Mela) die aethiopischen Aethiopen (b. Herodot). Die
Galla gebrauchen den Lateral als Lockruf der Kameele, aber nicht als Schnalz. In
addition to the clicksand gutturals of the Hottentots, the Bushman have still the mere
disagreeable sound of croaking in the throat (Appleyard). Duponceau hebt die Melodie
der Indianer-Sprache hervor. Nach Mc. Culloh sind die Indianersprachen so arm, als
der Hülfe von Geberden und Zeichen zu bedürfen. Jahns führt „63 verschiedene,
selbständige deutsche Namen des Pferdes auf, ganz abgesehen von der Fülle lokaler
oder historischer Varianten; 23 sind von der Bewegung abstrahirt, 21 sind Geschlechts-
bezeichnungen, 10 beziehen sich auf Jugend und Kleinheit, 2 knüpfen an sein Gewieher
an und 7 endlich an andere besondere Eigenschaften". Mist-atim, big dog (atim or
dog) als Pferd bei den Cree. Sho-a-thin-ga, grosser Hund (b. Assineboins). Ponoka-
mita, red-deer dog (po-no-ko, red deer) bei den Blackfeet. Chistli, seven dogs (chis,
seven) bei den Sircies, Itschou ma shungu, red dog, bei den Grosventres. Unter den
Jarochos (de la costa del golfo) reden die Gemeinen una gerigonza de su invencion
(s. OrozcoV Nao tem lingua. fallao so em gerigonza (die brasilischen Indianer). Die
Indianer von Popayan ,,parlent si fort du gosier, qu'on a peine ä distinguer leurs pa-
roles" (Coreal). Als bei den Mokobiern (mit den Abiponen grenzend) die Häuptlinge
Ana (Nadel), Aloatagangaiquin (zaloat oder tödten) und Amaniquin (amanic oder Strauss)
gestorben waren, wurde statt ana für Nadel Nevadagancato gesagt, für tödten nicht
mehr zaloat, sondern zatetahat und auch das Wort für Strauss geändert (s. Baucke).
Renault erwähnt (bei den Botocuden) die Leichtigkeit, neue Worte zu erfinden (be-
sonders unter den Frauen), indem der vom Einfall Ergriffene die Bezeichnung des
Gegenstandes laut ausgerufen habe, worauf sie von den Uebrigen unter Gelächter und
Geschrei öfter wiederholt sei, um dann Geltung zu gewinnen (und so bei Abiponen,
in Südafrica, Australien u. s. w.). Hay una lengua, que solo de dia se entienden bien
y que de noche en apagandoles la luz, no se pueden explicar, porque con los gestos
significan (Lorenzana y Buitron) in Oajaca (unter den Mijes). When Indians, men or
women are conversing among themselves, they seem to take pleasure in inventing
new modes of pronunciation or in distorting words. It is amusing to notice, how the
whole party will laugh, when the wit of the circle perpetrates a new slang term, and
those new words are very often retained (Bates) am Maranon. Die Sprache von Eten
soll von den Jesuiten künstlich gebildet sein (obwohl auf einheimischem Stamm ruhend).
In der Verzückung sprach der Zauberer (bei den Killistinoes) in einem unverständli-
SPRACHTRENNUNG. 717
chen Jargon von Chipeway, Ottawaw und Killistinoe (s. Carver). Die Piaches (in Cu-
mana) sprechen con palabras oscuras qua ellos mismos no entendian (s. Herrera), wie
mancher Priester (in America) das Lateinische der Messe. In ihrer Capelle (in Cu-
mana) hörten die Spanier die Piaches hablar al uno con el otro en lengua de Indios
y de pajaros y en otras idiomas que no pudo entender, ni tampoco ver al que hablaba
con el Medico (Simon). Ausser der bei Männern und Frauen verschiedenen Sprache,
reden die Krieger eine besondere. „So gebrauchen die Alten etliche Arten zu andere,
welche niemals in den Mund der Jünglinge kommen, und die Jünglinge wieder andere,
welche bei den Alten nimmermehr gebraucht Av«erden". Ausserdem dient eine allge-
meine Mischsprache mit fremden Entlehnungen (s. Dapper). Die Caraiben „haben
baumwollene Decken, welche sie Amakken nennen, an Bettes statt" (Dapper). Die
Gesänge der Tsugur oder Priester sind zum Theil in unverständlicher Sprache (in
Costa Rica) und die Gegenstände werden verschiedentlich benannt (s. Gabb). Nachdem
die Piaches jahrelang in Höhlen des Waldes gefastet, zauberten sie in unverständlicher
Sprache (in Cumana), vom Dämon besessen (Herrera). Neben der Männer- und Frauen-
sprache bestand (bei den Cariben) eine Geheimsprache der Krieger (s. Rochefort). The
incantations of the priests of Powhattan were not in ordinary Algonkin, but some
obscure Jargon (s. Beverly). Ebenso bei Dacotas und Eskimo. Die Tempelsprache in
Peru war (nach Coreal) dem Volke unverständlich. The sacred language of the con-
juror (whose dreams are revelations) consists (among the Dacotas first in employing such
words as the names of things which have been introduced from other Indian languages
(nide, water, instead of mini, paza, wood, instead of can), in the second place in em-
ploying descriptive expressions, instead of the ordinary names of things (calling a man
a biped, the wolfa quadruped), and thirdly words which are common in the language
are used far out of their ordinary signification (as hepan, the second child, of a boy,
is used to designate the other) [Scalden]. When the Dakota braves ask a white man for an ox
or cow, they generally call it a dog, and when a sachem begs a horse from a white
Chief, he does it under the designation of mocassins (Riggs). Sometimes the war-songs
are so highly figurative, that their meaning is just the opposite of what the expressions
used would naturally convey. Verwandtschaften mit der aztekischen Sprache finden sich
bei den Copa (in Nayarit des Jalisco-District), den Tarahumara (in Chihuahua und
Sonora), den Tepehuana (in Sinaloa) und den Cahita (mit Yaquis und Mayos) an der
Ostküste des californischen Golfes (s. Buschmann). Verschieden von der Sprache der
Pueblos ist die der Moquis dem Aztekischen verwandt. Das Cora (in Nayarit) zerfällt
in die Dialecte der Muutzicat (auf den Bergen) der Teacuaeitzica (an den Bergen) und
der Ateacari oder Cora am Rio Jesus Maria. Die Sprache der Nayares ist der der
Punas (zu den Pueblos gehörig) am Rio Gila verwandt (s. Orozco). Der Taura-Dia-
lect stimmte mit dem Varogia überein (in Sonora). Die Sprache Guaicuri oder Wai-
kur begreift die Dialecte Cora, Uchidie und Aripa (in Unter-Californien). Die Xalpa-
neken redeten im Dialect der Totonaken (bei Vera-Cruz). In Nuevo-Leon wurde das
Oame, Xanambre (Tamaulipeco), Hualahuises und Toboso geredet. Die Xuchipila re-
deten die Sprache der Zacateken. Das Cazcamsche wurde in Zacatecas geredet. Das
Mexicanische oder Nahuatl streckt sich nördlich bis Sonora, Nutka und Virginien,
südlich längs des Pacific bis Panama, und findet sich in Localitäten bis zum See Titi-
caca und den argentinischen Grenzen (meint Brasseur). Juarros unterscheidet die Sprache
der Quiche, Kachiquel, Zubtugil, Mame, Pocomame, Pipil, Populuca, Sinca, Mexicana,
Chorti, Aluquitak, Lenca, Aquakateca, Caiki, Pochonchi, Ixil, Zotzil, Tzendal, Chapa-
neca, Zoque, Coxhoh, Chol, Chanabal, Uspanteca, Maya, Quiichi (in Central-America).
718 SOCIAL-POLITISCHES.
Nach Brasseur finden sich Verwandtschaften des Quichua in der Sprache der Dirias in
Nicaragua, der Wabis (Huabis) in Tehuantepec, im Chiapa, im Zoqui und im Tarasca
von Michoacan. Das mit der Sprache der Antillen verwandte Maya lässt sich in der
Sprache Florida's sowohl erkennen, wie im Mexicanischen, im Cakchiquel und dessen
Dialecten (nach Brasseur). Die bei Copan gesprochene Apay-Sprache wird auch in
Yucatan verstanden (Palacio). Die Sprache der Tzendal galt für den ältesten Dialect
der Maya. Die (mit den Nahuatl des mexicanischen Hochlandes verwandte) Sprach -
familie Sonora's begreift (neben Utah, Pah-Utah, Digger, Schoschonen, Comantchen)
die Moqui (nordwestlich von den Zuni, die zu den sprachlich verschiedenen Pueblos
gehören), sowie die Tarahumara, Tepeguana, Cora, Cahita. In den Dialecten der Sho-
shones, wozu die Sprache der Utahs (und Comanches) gehört, finden sich aztekische
Verwandtschaften, und solche zeigt auch die Sprache der Moquis, die dem Shoshoni-
schen ferner steht. Ausser in Harno (mit der Tegua-Sprache aus den Pueblos) wird
in den übrigen sechs Dörfern der Moqui die Moqui-Sprache geredet. Die Moquis
stammen von dem (bösen) Vater im Osten und der (guten) Mutter im Westen (beim
Tode in Thiere, Pflanzen und leblose Gegenstände verwandelt). The language of the
Mohegans (Muhhekaneew) or Stockbridge Indians is spoken by all the Indians through-
out New-England (s. Cotton). The Mohauk (of the Six nations) is different. Die
Otomiten, das einsilbige Hiaug-Huing redend, rechneten nach Mondjahren. Nach Pa-
lacio wurden in Chiapa die Sprachen Chiapaneca, Zoque, Zozil, Seldaguelen und Mexi-
cana gesprochen, in Soconusco das Uebetlateca und Mexicanische, in Suchitepeque und
Cuahutelema das Mamey, Achi, Cuahutchmalteque, Chienauteque, Huataleque, und
Chirichota, iu Guazacapan das Popoluque und Pipil, in Verapaz das Poponchi, Calchi
und Colchi, in Chiquimula das Hacacebastleca und Apay, in San Miguel das Poton,
Taulepa, Ulua, in Choluteca das Mangue und Chontal, in Honduras das Ulba, Chon-
tal und Pipil, in San Salvador das Pipil und Chontal, in Nicaragua das Pipil, Mangue,
Marimbio, Poton und Chontal, in Taguzcalpa das Mexicanische und einheimische
Dialecte, in Nicoya das Mangue und einheimische Dialecte. Das Pame wurde in den
Bergen von Tzichu (nordöstlich von Guanajuato) geredet. Die Pames wohnten bei
Queretaro. Als verschieden (in Mexico) nennt Andres de Tapia die Sprache der Ulu-
mies, Tutunaques, Tentecas, Mistecas, Zaputecas, Mazatekas, Tenis u. s. w., dann von
Chinanta, Xalisco, Colima, Zacatula (s. Icazbalceta). Die Topia- Sprache war mit der
Acaxel und Tepehuana verwandt (als Dialecte des Zacatecas). La langue Sauteuse,
une partie des mots venant des memes racines et ayant souvent la meme prononciation,
la langue crise peut se faire comprendre en grande partie par un Sauteux. Seulement
l'accent est bien plus determine en sauteux qu'en cris. Les Assiniboines, dont la
langue est la meme que celle des Sioux, et qui sont les amis et allies des Cris par les
mariages, comprennent presque tous un peu le cris, et quelques-uns le parlent tres-
bien. Meme les Pieds-Noirs et les Sarcis peuvent parier un peu aussi eux le cris,
ayant souvent campe avec cette nation, dans les temps de paix. Grand nombre de Mon-
tagnais dont la langue est si difficile comprennent le cris, ainsi que leurs confreres,
les Castors de la riviere La Paix. A un temps non tres-recule, des Cris habitaient
aux environs de la Riviere Rouge, d'apres ce que disent les vieillards et etaient meles
aux Sauteux et aux Maskegons. Ces sauvages, ainsi que les autres peuplades de ce
pays, n'ont aucune tradition sur leur origine ni sur leur transmigration premiere. Tout
ce qu'on connait, c'est qu'en se separant de leurs allies, ä cause de l'eloignement du
buffalo, ils se sont avances vers les plaines de la brauche nord de la riviere Saskat-
chiwan et petit ä petit ont repousse les intrepides Pieds-Noirs, qui anciennement plan-
HEILIGE SPRACHE. 719
taient leurs loges sur la rive nord (Lacombe), Wie die Sprachen westlich des Felsge-
birges zeigen die nördlich von Columbia (Tahkali Umqua, Selish, Tschinuk, Yakon u.
s. -w.) eine harsche Aussprache in Folge von Consonantenhäufungen (tchl u. s. w.) und
Räusperlauten, wogegen die Sprachen südlich von Columbia (Sahaptin, Shoshoni, Kala-
puya, Saste, Lutuami, Californier u. s.w.) weich sind und vokalreich (s. Haie). Pickering be-
merkt polynesische Einflüsse in der Sprache der Nordwestküste. The physical and in-
tellectual superiority (an der Nordwestküste) gehörte den Stämmen zwischen Cape Fair-
weather und der Fuca-Strasse an (s. Gallatin). The Ceris (on the bay of San Juan
Bautista) are supposed to be of Asiatic origin, the Mexicans believe they are des-
cendants of Tartars and their idiom is said to resemble that language (s. Browne).
The natives between Maska and Queen Charlottes Sound are fair in complexion, some-
times with ruddy cheeks (having thick beards) of a cruel and treacherous disposition.
All the early settlers intermarried with the natives (in California). The number of
children in some of these mixed families was extraordinarily large (tili up to 28).
Many of these half-breeds were of extraordinary size, some of them being seven feet
high and stout in proportion, while the ladies are fine specimens of humanity (Cromse).
The brain of the Indian in his savage State, is far larger than that of the old demi-
civilized Peruvian or ancient Mexican (according to Morton). The intellectual lobe of
the brain, (if not borne down by overpowering animal propensities) would doubtless
have been capable of much greater eflforts, bemerkt Phillip von den wilden Indianern
(verglichen mit den energielosen Mexicanern). Their imitative skill is as noticeable
as their dexterity in carving, bemerkt Sproat von den Chimsyan (und Mackenzie rühmt
ihre Geschicklichkeit im Sculptiren). Der Dialect der (zu den Haidah gehörigen) Chim-
syan (bei Port Simpson) erstreckt sich (nach Good) bis Fräser und Stuart Lake. Die
Punca (mit stark gebogener Nase) sind ein Zweig der Omahas, die Arikkaras zeigen
(nach Neuwied) ein volles Gesicht und feine Züge. The Crows are marked with a
bold and prominent anti-angular nose, with a dear and rounded arch, and a low
receding forehead, the frontal bones oftentimes appearing to have been compressed
(s. Catlin). Die Mandan zeigen graue Haare. Grapes grew to the very borders of the
sea in Virginia or Wingandacoa (Brownell) unter König Winginia (1584). Neuwied
hat „ganze Reihen von Mandan-Schädeln mit einander verglichen, die sämmtlich echt
waren, und darin, besonders was das Zurückweichen der Stirn und die Abplattung des
Kopfes betrifft, sehr grosse Verschiedenheiten gefunden". Im Verkehr mit Vornehmen
oder Angesehenen erhält das Wort (der mit dem gemeinen Mann gesprochenen Sprache)
entweder am Ende oder in der Mitte einen Zusatz (Baucke) in Paraguay (und so im
Aztekischen). There is among the Hottentott-race, a language in which the great people
communicate and-which the common people do not understand. The Dacotahs have a com-
mon and a sacred language (Hind). Neben der Ignota lingua erhielt die heilige Hildegard
durch innere Erleuchtung ein unbekanntes Alphabet. W. Grimm findet lateinische Bezie-
hung (zu lux) in luzeia, oculus, (ougappel: Luz poiuphia) in den Wiesbadener Glossen. Ydor
Ydorum (aquam affer) halgein ydorum (sal affer) erinnerte der durch humunculi duo zu den
Pymaeen unter die Erde geführte Knabe von ihrer Sprache (Giraldus) in Cambrien. Dynon
bach teg (fair small people) in Pembrokeshire. Dämone konnten die Sprachen des heiligen
Irland nicht reden (O'Connor). Im Catapathabr. werden die Brahmanen vor Nach-
ahmung der Dämone gewarnt, die fälschlich helajo (helavo) statt herajo (Feinde) sagen.
Nach Becanus war das Flamändische die Sprache des Paradieses (1569). Die Unsterb-
lichen nannten dem troischen Hügel das Mal der Myrine (Klügmann). The Sanscrit
owes the original production of a great part of its structure not to causes naturally
720 SOCIAL-POLITISCHES.
operating on the human mind, but altogether to artificial contrivance (s. Wall). Die
Sprache, wie sie in den alten Schriftwerken der Chinesen vorliegt und in allen denje-
nigen späteren Werken, welche in derselben Sprache abgefasst sind, ist als ein künst-
lich zubereitetes Idiom anzusehen (s. Steinthal), neben der sich (für Werke leichtern In-
halts) eine neue Schriftsprache gebildet hat, neben dem Kwan-hwa (der Umgangs-
sprache der Gebildeten) unter den Volksdialecten. Un Jargon semblable au balaibalan
est problablement cette langue nommee afriskoe qui se parle entre les maquignons et
colporteurs de la Grande Russie, surtout dans le gouvernment de Wladimir. II n'y a
que les hommes, qui s'en servent (s. Gobineau). At one time (the priest in the Pai-Ma-
rire worship) was speaking English , at another French and then Hebrew, winding up
with a hymn in Maori (Meade). La metaphore et l'allegorie semblent former l'element
principal de ce langage, bien qu'il ne soit pas le seule, car il est bien certain que
chaque pays qui poss^de un argot, ce jargon contient nombre des mots qui difFerent de
la langue de ce pays (s. Nodier). Les Bohemiens repandus dans les Pyrences basques
s'expriment generalement dans la langue du pays (et ont conserve quelques debris de
leur ancien idiome), mais ils ont besoin, pour communiquer entre eux, sans etr.e com-
pris des Basques, de recourir fort souvent ä un jargon conventionnel (Francisque-Michel)
Les plus S9avants, les plus habiles marpauts (gar^ons) de toutime (tout) l'argot, qui
sont des escoliers desbauchez et quelques ratichons (pretres), de ces coureurs qui en-
seignent le jargon ä rouscailler bigorne (parier argot), ostent, retranchent et reforment
l'argot ainsi qu'ils veulent. Wagenseil fand hebräische Worte im deutschen Rothwälsch.
Hieron. Foroliviensis hörte von den Cingari, dass sie aus Indien kämen (1422). The
Nuts have two languages peculiar to themselves, one intended for the use only of
the craftsmen of the set, the other general among men, women and children, The
Hidostanee is the basis of both, the first in general being a mere transposition or
change of syllables and the second apparently a systematic conversion of a few letters
(s. Richardson). The jargon (of the Nuts) formed upon similar principles with that of
the Bazeegurs. Die Gaunersprache der Phausigars (in Mysore) besteht aus verblümten
Redensarten (Schlegel). Die Ghowasi (feile Weibspersonen) haben einen eigenen Jargon
unter sich eingeführt (Burckhardt). The Ramoossies (Rukwalldar or watchmen) have
a language peculiar to themselves (containing some Telingana-words) in Satara. Ze
faze Supunnia (statt: Tsche fatsche Schupunnia) in der afFectirten Sprache der Frauen
(besonders griechischen) in der AValachei (s. Sulzer). Afin de derouter les ecouteurs,
l'argot se borne ä ajouter indistinctement ä tous les mots de la langue, une sorte de
queue ignoble, une terminaison en aille, en orgue, en iergue ou en uche (vouziergue
trouvaille bonorgue ce gigotmuche, trouvez-vous bon ce gigot), phrase addressee par
Cartouche ä un guichetier (s. Moreau-Christophe). Affe, vie, ame (dans l'argot des
Coquins). La conjuration mystique sous l'invocation de St. Nicaise (Opas, nolipas,
opion, nolipion, tendula, pendula etc.) se termine ainsi : In nomine domini mortnus est
vermis (XII siecle). Reyher leitet Rotwelsh (der Schelmensprache) vom Hofgericht zu
Rothweil (1146 p. d.). Les difFerentes sectes religieuses dissidentes de l'Eglise orthodoxe
russe ont, pour la plupart, des argots pour leurs sectaires (Francisque Michel). Le Bala'iba-
lam (langue artificielle en Asie) participe des formes de l'arabe, du persan et du turc. Les
Medecins zagorites (empiriques en Albanie), dont l'instruction est purement traditionelle et
qui jurent par les paroles du maitre ai/Tog i(fri, comme les disciples de Pythagore,
avaient besoin d'une langue non entendue de leurs dupes pour se comprendre. Comme
ils ne savent pas le latin, ils ont donc pris le louable parti de se creer un dialecte au
moyen duquel ils ecrivent leurs oracles et soutiennent des longues conversations (Pou-
KUNSTSPRACHE. 721
queville). The main principle of the back slang (the secret language of costermongers)
is spelling the words backwards, or rather pronouncing them rudely backwards (the
coster having his own idea of the proper way of spelling words). By the time a
coster has speit an ordinary word of 2 — 3 syllables in the proper way and then speit
it backwards, it has become a tangled knot (generalise is considered to be Shilling
speit backwards). The addition of an s always forms the plural, namus (woman or
namow) is women (Hotten). Where a word is refractory , letters are made to change
positions (pound or dunop). The Cant (of Chaunters and Patterers) is known in Seven
dials and elsewhere as the Rhyming Slang, or the Substitution of words and sentences
which rhyme with other words intended to be kept secret cherry ripe (a pipe), cow and
calf (to lough), mince pies (the eyes), Split pea (tea) etc. (s. Hotten). Ena (an Inver-
sion of the Order of letters, syllables, words or sentences, under which the sense is
concealed or changed (is occasionally employed by parties who may wish to commu-
nicate privately and to disguise the sense from bystanders (de mi babba, cover me
father, employed to signify Babba mi de, my father is come) in Yoruba (s. Crowther).
Nach de Gerando können sich die ungarischen und französischen Zigeuner gegenseitig
nicht verständlich machen (wegen Verschiedenheit der Landesaussprache). Zigeuner
von England und Russland können sich unterhalten (nach Borrow). Das Jitano in
Spanien hat die dortige Grammatik angenommen. Die Zigeunersprache der Nauar (in
Syrien) ist (ausser aus Griechischem, Türkischem u. s. w.) besonders aus Arabischem
gemischt (Seetzen). Bei allerdings vorkommendem Wechsel im Einzelnen, je nach
Zeit und Ort, zeigt das deutsche Rotwälsch doch in der Masse gewisse Beständigkeit
(s. Pott). Wie in fernen Zeitweiten, wiederholen sich nicht selten auch in weit aus-
einander liegenden Ländern dieselben oder doch ähnlich gebildeten Wörter. The Irish
Gipsies have the same language as those in Scotland. The English Gipsy is sub-
stantially the same (Simson). Whenever the Gipsies find words not underslood by
the people, among whom they travel, they commit such to memory and use them in
their ^conversation, for the purpose of concealment. In the Lowlands of Scotland for
example, they make use of Gaelic , Welsh , Irish and French words. These picked-up
words and terms have, in the end, become part of their own peculiar tongue (s. Simson).
Grellmann findet türkische, slavonische, griechische, lateinische, wallachische, ungarische
und deutsche Worte im Zigeunerischen. Joseph IL verbot den Gebrauch der Zigeuner-
sprache bei Stockstreichen. Eine der geläufigsten Accommodationsformen für die Um-
deutung biblischer Verse und Textes besteht darin, sich den vokallos geschriebenen
Text anders vokalisirt zu denken (s. Sachs). Signa varia, per quae unusquisque valet
signare alii sine loquela. Signa secundum ordinem Cisterciensem : Videre (index positus
super oculum et tunc ejectusj, Nux (dentibus mordens indicem exterius). Signa quae
olim in coenobio Luccensi usitata fuere: Gripet 5 finger an den kyn, betekend den
düvel. Klemmestu ehne (den indicem) twischen de thene (dentes), dat beduedet
Nöthe (nuces). Spaun erfand eine Verständigung durch Pochen (s. Pott), The inha-
bitants of Prince's Island speak a kind of Mongrel language (Luso-Ethiopian), differing
in pronunciation from that of St. Thome (Valdez). The Ukuhlonipa custom (of the
kaffirs) has given rise to an alraost distinct language among the women, the new words
or modified words, which they employ, being known in the general Community, as
women's words (s. Shaw). Gleich seinen Vorgängern hatte Axcajatl (König von Mexico)
seine Figur an einem Fels Chapultepec's ausarbeiten lassen. Bei Temacpalco zeigte
man Quetzcalcoatl's Hand von Stein. Bei Tepic fanden sich Fusstapfen in Stein. Die
Hände zeigenden Zeichen auf den Felsen von Amoltepec wurden dem durchwandernden
Bastian, America. A(f
722 SOCIAL-POLITISCHES.
Propheten zugeschrieben (Hernando de Cervantes). In den Ruinen des Salado-Thals
(des Rio Salinas, der in den Gila fliesst) findet sich in einem Adobe ein Fusseindruck
(s. Emory). Hieroglyphic groupings, both sculptured and painted, are frequently seen
in the ancient Pueblo towns, depicting, perhaps, their historical events and deeds (H.
Bancroft). Quetzalcoatl liess Eindrücke seines Körpers auf Stein zurück und weit ver-
breitet sind die dem Propheten Thomas oder Bartolomaeus zugeschriebenen Fusstapfen
in den Felsen Süd-America's (wie die Buddha's in Indien). Bei Antlan finden sich in
den Fels gehauene Fussspuren (in Michoacan). Auf dem (in Harmony befindlichen)
Fels bei St. Louis am Missisippi finden sich Menschenfüsse eingegraben. Bei den
Ruinen der Quemada findet sich auf Stein der Fusseindruck des Piedra de Monarca
(s. Lyon). Tsome oder Tzume drückte seine Fusstapfen ein bei Gorzahu (bei Per-
nambuco) und auf dem Pray de Embar6 (bei Santos). Bei Aniche (am See Patzcuaro)
finden sich hieroglyphische Felsschriften (Beaufoy). Bei Atliaca findet sich eine Fels-
Inschrift (s. Heller). An den Felsen des Columbiaflusses wurden Felszeichen gefunden.
Vielerlei Felsinschriften wurden in Central- und besonders in Süd-Amerika gefunden.
Nach Silas Burrow tragen die Sculpturen der Charlotten-Inseln einen japanischen
Character. In Utah meint Loew chinesische Schriftzüge zu finden. Im Osten sucht
man nach Runen (und das Phönizische bis Brasilien). Giordan findet Aehnlichkeit
zwischen den ägyptischen Hieroglyphen und den Inschriften auf den Steinen Palenque's.
Jomard meinte die Steinzeichen von Grave-treek aus dem Libyschen erklären zu können.
In der Quauhtetle (Steinerner Adler) benannten Localität bei Quauhnahuac (Platz des
Adlers) oder Cuernavaca findet sich eine Vogelfigur auf dem Fels sculptirt. Die Fels-
hand von Tlemaco (la piedra de la manco) bei Tlalnepantla (bei Mexico) war von
Hueman (el de las grandes manos) oder Quetzalcohuatl eingedrückt (s. Veytia), als
Huemac. Hueman wird als de las grandes manos erklärt von Huey (grande) und
Maitl (mano), um seine Macht zu bezeichnen (s. Veytia). Bei Xocotitlan fanden sich
Handeindrücke im Fels. Auf der Insel de la Muerte (in der Bay von Chiriqui)
wurden Säulen mit hieroglyphischen Zeichen gefunden (s. Cullen). Bei Ayutla (in
Nueva Galicia) fanden sich Spuren in Stein gemeisselter Füsse (s. Aguirre). Nachdem
der Fürst der Nahoas in Paxil-Cayala den Mais gefunden, gravirte er auf Stein den
Zodacus in der Stadt Tollantzinco. Auf den Steinpfeilern in Tula fanden sich Karten
sculpirt, zur Bezeichnung der Tlalpilli oder 30jährigen Perioden. Auf den Ruinen
von Metlaltoyuca (am Tuxpan-Fluss) wurden hieroglyphische Zeichen gefunden (s. Al-
maraz), Montezuma I. liess die Bilder der alten Könige in einen Fels bei Huastepec
einhauen. Unter den Ruinen von Chiapa de Indios (bei St. Christoval) findet sich ein
Obelisk mit Königsnamen. Fortis fand Monolithen als Gräberzeichen (in Bosnien).
Der Häuptling Myeengun liess die Erfolge seines Kriegszuges auf einem Felsen am
Lake Superior abbilden. El vestigio , que se calla estampado en una piedra de la
provincia de Ubaque, fue sefial del pie del Apostol (Piedrahita). Der Aiyukuba ge-
nannte Mittelpfeiler in der Hütte der Maopityans oder Froschindianer (am Darura)
trug Figuren und Hieroglyphen (Schomburgk). Die Stickereien auf den Schaam-
schürzen (Mosa) der Frauen (mit eckigen Figuren ä la grec) hatten (bei den Macusi)
Aehnlichkeit mit den Hieroglyphen von AVaraputa, und die Bilderschriften bei den
Tarumas sollten in früherer Zeit von den Frauen (durch welche auch Waffen und
andere Instrumente der Männer verziert werden) auf den Steinblöcken eingegraben
sein (s. Schomburgk). Amititlan hiess ciudad de las cartas (nach Sahagun), weil dort
das Papier zum Schreiben geliefert wurde. En la provincia de Yucatan habia unos
libros de ojas, a su mado encuadernados ö plegados, en que tenian los indios sabios
BÜCHER. 723
la distribucion de sus tiempos y conocimiento de planetas y animales, y otras cosas
naturales y sus antiguallas (s. Acosta). Die Bücher hiessen (in Yucatan) Analte, weil
aus der Rinde des Baumes Amatl verfertigt. Nach Peter Martyr führten die Mexicaner
für Aufzeichnungen Holztäfelchen mit sich. The Pueblos figured histories on tablets
of wood (Mallery). Die Zapoteken besassen Bilderschrift, die Mayas ein Sylben-
Alphabet. The Indian *proficient in the art of the Kekewin, reads off his figu-
res and chants them in due sequence with tone and emphasis. Die Guegues
(oder Alten) in Nicaragua (mit Orchilobos oder Tempel) schrieben in gefaltete
Pergamentbücher aus Wildhäuten (s. Oviedo). Die Mexicaner lasen ihre Bücher von
Unten auf (nach Acosta). Die Mexicaner besassen Figurenschrift, si ya no la tomaron
de aquellos Oteos de Aculhuacan, despues que trazaron con ellos amistad y parentesco
(Gomara). Die Figuren auf dem bei Ocosingo gefundenen Chachihuitl gleichen dem
Bas-Relief des Gottes Culculcan in Palenque (s. Squier). Katun (pierre qu'on inter-
roge) in Maya (s. Brasseur) piedra pintada. Neben religiösen oder astronomischen, so-
wie politischen und pädagogischen Werken wird eines Theils ^der mexicanischen Lite-
ratur erwähnt, der sich (s. Acosta) auf Botanik und Zoologie bezog (auch auf Medicin).
Peter Martyr beschreibt eine mexicanische Landkarte. Nach Long sind die Indianer
sehr geschickt, ,,mit Holzkohle, worunter Bärenfett gemischt ist, auf Baumrinde
Gegenden abzuzeichnen" (s. Long). Der Hieroglyphe des Königs Ilhuicamina oder
des Pfeile (mitl) zum Himmel (ilhuicatl) Schleudernden (Montezuma I.) stellte einen
den Himmel treifenden Pfeil dar. Die Poblicii Malleoli (in Rom) führten einen
Hammer im Wappen des Geschlechts, die Servilii Gemini die Dioscuren, die Furii
Purpureones die Purpurschnecke u. s. w. Der Weiseste der zwölf Priester in Mayapan
lehrte seinem Schwiegersohn Achchel Vorhersagungen und dieser ,,escriviö ciertas letras
en la tabla del brazo izquierdo" (s. Landa). Unas ciertas figuras, que sirven por Letras
wurden von den Mexicanern in Stein oder Holz geschnitten , sowie auf Papier ge-
zeichnet (s. Gomara'' . Die Acolhuas gebrauchten Figuren als Schrift. Die Alten oder
Guegues (in Nicaragua) erklärten die aus Fellen zusammengefalteten Bücher, worin
(roth und schwarz) die Besitzungen aufgezeichnet waren, ,,assi como los caminos, los
rios, los montes y boscages e lo demas" (Oviedo). Les signes lineaires auf dem mexi-
canischen (yucatanischen) Codex von Dresden (s. Humboldt) rappellent les Kouas (wo-
durch Kaiser Tai-hao-fo die chinesischen Knotenschriften ersetzte). Das heilige Buch
Tonalamatl enthielt die Bestimmungen über die Beichte bei den Mexicanern. Auf den
Palästen von Toluca und Quaunahuac war die Geschichte der Tolteken sculptirt, wie
zu Ixtlilcochitli's Zeit noch die Ruinen zeigten. Die alten Traditionen wurden be-
sonders durch König Nesahulcoiotzin in Tezcuco und den Prinzen Xuihcoscatzin und
Tzahuatzin (aus Mexico) bewahrt (s. d'Alva). Die Priestergewänder (der Misteken)
,,eran mantas de diversas colores, pintadas de historias de los dioses" (s. Herrera). Die
Indianer von Akapantzingo führen ihre Rechnung noch mit hieroglyphischen Zeichen.
Hieroglyphische Briefe (wie der eines Mandan-Indianers an einen Pelzhändler) kommen
bei mehreren Völkern vor und Freycinet hat einen ähnlichen von den Caroliniern ab-
gebildet (s. Neuwied). On Tobi there are three classes of numerals, the first of a ge-
neral nature , the second appropriated to counting cocoanuts and the third used only
for fish (Haie). Sun, yaro, God, yaris, night, nibo, Bone, tsil, bad, tama. In counting
the Bechuanas begin with the little finger of the left hand, the thumb of the right is
six , and the little finger of the right hand is ten (Mackenzie). Many things are
counted each in its own peculiar way (in the Samoan language). Men are counted by
prefixing toa, masi in round cakes or balls (potoij, young pigs and cocoanuts by pre'
46*
724 SOCIAL-POLITISCHES.
fixing oa (Piatt). The Dayak arranged each piece (of paper) separatcly on a table and
used his fingers in counting as well, until he reached ten, when he lifted his foot on
the table and took each toe to accord witli each bit of paper answering to the name
of a village, name of chief, number of followers and amount of fine. After having
iinished witli his toes, he returned to his fingers again and when the list was com-
pleted, forty five bits of paper were counted arranged on the table. He then asked
to repeat them once more, going over the pieces, his fingers and toes as before. Late
in the evening, he repeated them all correctly, placing his finger on each paper (saying
it would be all right, if recollected to morrow). The first thing in the morning, he
proceeded to arrange the papers as on the evening before and repeated the particulars
MÜth complete accuracy, and for nearly a month after, in going round the villages, far
in the interior, he never forgot the different amounts etc. (Ch. Brooke). Kumi i, wal 2,
nuipa 3, wal-wal 4, matasip (mäta oder Hand) 5, an der Mosquito-Küstc. Torque-
mada berichtet von der Doctrina Christiana , wie sie die Knaben durch Vorsagen , an
Sonntagen, rasch erlernt, andere dagegen für jeden Satz ein Steinchen gelegt, und diese
dann in Anweisung nach einander berührt hatten, um sich zu erinnern, einen Stein
für ,,pater noster", einen andern für ,,qüi es in Coelis", einen andern für ,,sanctificetur"
u. s. w. Auch habe man sich geholfen durch lautähnliche Bilderschrift, wie für patcr
ein Fähnchen (pantli oder 20) gemalt sei, für noster ein tuna (nuchtli) u. s. w. Nötre
Canot vient de Canoa (dans la langue de Hayti) , d'Amacha nous avons fait Hamach,
c'est un branle de Cotton ou de fil, maniere de lit suspendu par les deux extremites,
qu'on attache avec une corde ä deux arbres ou ä deux pilicrs et dont on se sert assez
communement dans tous les pays chauds (Charlevoix). Auf den Büffelhäuten der
Rikkaris werden Tagereisen durch Fusstapfen angedeutet (das Zeichen für ,, gehen" in
Mexico). Die Biergilde ist durch den darüber stehenden Bierschöpfkübel gekenn-
zeichnet in den Bildern zum Eisenacher Stadtrecht (s. Kopp). Neben der Bilderschrift
(in welcher zu der kyriologischen Schrift oder einfacher Darstellung des Sinnlichen die
symbolische Schrift der Vergleichung tritt) steht die Zeichenschrift (die Begriffe durch
willkührlich angenommene Figuren ausdrückend) , wie (in der Tonschrift) die Silben-
schrift (neben der Buchstabenschrift). Nach Gesenius waren die phönikischen Buch-
staben eigentlich Bilder , deren abgekürzte Figur den Werth von Buchstaben (und
zwar die Anfangsbuchstaben der jedesmal zu bezeichnenden Sache) erhielt. Red being
the color of war, the calumet in making peace or settling alliances, was daubed over
with white clay or chalk (s. Loskiel). Dans le temps de l'ignorance on se servait d'un
mode d'ecriture, dont chaque signe avait deux ou trois valeurs, et un homme de
Heyt et d'Ambar ameliora cette ecriture ancienne et l'amena au point d'etre ce qu'on
appelle aujourd'hui le Kufique (nach Manukdjy-Lymdjy-Sahab). Les ecritures cunci-
formes appartiennent ä un seul et unique Systeme. De meme l'ecriture talyk est l'u-
nique Systeme graphique des peuples musulmans, bien que les Arabes d'Afrique pos-
sedent des formes, qui leur sont particulieres, bien que les Persans, les Afghans, les
Hindous aient ajoute de nouvelles lettres ä l'alphabet arabe au moyen de points diacri-
tiques disposes d'une maniere qui leur est propre (Gobineau). Einzelne Buchstaben
der libyschen Inschriften (in Nord-Afrika) gleichen den Tifinagh oder Schriftzeichen
der Tuareg.
Der Telpochtlato beaufsichtigte die Erziehungshäuser der Knaben, zu deren Unter-
halt Ländereien angewiesen waren (s. Torquemada). Im Tempel Yopico wurde dem
Gott Tezquiztlimayehuel geopfert, neben dem Kloster Yopicocalmecax, wo die Knaben
erzogen wurden (s. Torquemada). In jeder Warrau-Niederlassung werden die Knaben
CALENDER JAHRE. 72D
durch den Ho-liih genannten Musiklehrer im Zusammenspiel unterrichtet. Im Hause
Mecatlan wurden die Musikinstrumente gelehrt (Torquemada). Die Knaben (in Mexico)
wurden in dem Telpuchtlato (s. Mendieta) erzogen, sowie von dem priesterlichen Ach-
cauhtli. Die in das Telpuch-calli eintretenden Knaben (piltonh) wurden als Jünglinge
(Telpuchtli) von dem Telpuchtlato (neben dem Achcacautzin) erzogen. In jedem Stadt-
viertel fand sich eine Knabenschule oder Telpochcalli (Telpuch-calli) für das Volk, während
die Söhne der Edlen und Priester im Kloster, (Colleg oder Calmecac) erzogen wurden. Die
Mädchen wurden in Seminarien, die mit den Tempeln verbunden waren, in Handarbeiten
unterrichtet (bei Unterhaltung des heiligen Feuers). Nach Granados y Galvez waren
die Gesänge des Königs Netzahualcoyotl in Tezcuco im Otomitischen (als seiner Mutter-
sprache) abgefasst. In den Gesängen Ciucuyan wurden die Traditionen der Mexicaner
bewahrt. In Matlalzihuatzin verliebt, die Braut Temitzin's, wurde dieser von Nezahual-
coyotl beim Kriege an einen gefährlichen Punkt gestellt, wo er umkam (Veytia). Bei
dem Feste (Tezcuco's) wurden Lieder Nezahualcoyotl's über die Kürze des Lebens und
die Vergänglichkeit der Freuden gesungen (s. Veytia). Der Edle von Teonatzin verfasste
im Gefängniss eine Elegie, die vor Netzahualpitzintli gesungen, seine Freilassung er-
wirkte (in Tezcuco). Wie bei den Indianern Xordamerica's wird die Beredsamkeit der
alten Mexicaner gerühmt (s. Clavigero) und, wenn Adair meint, dass manche ihrer Reden
in Madrid verfertigt seien, so braucht man nur den Text der gleichzeitigen Chronisten,
von denen sie überliefert sind, zu lesen, um zu sehen, dass hier mehr zu lernen, als
zu lehren gewesen wäre. Beim Jahresfest der Feuer-Erneuerung flogen die Mexicaner
(in Vögelgewändern) an einem hohen Mast (Torquemada). Die Seher oder Tonalpouh-
qui (sortilego) wahrsagten nach dem Buche Tonalamatl (libro de suertes ö de Ventura).
Hueman war der den Calender ordnende Astrologe der Tolteken. Zur Erinnerung an
die Verbesserung des Calenders feierten die Tulteken das Fest des Xiuhteuctli (Senor
del Ano). Das Binden der Jahre in der 13 jährigen Periode von Xiuhmolpolli oder
Jahresbund wurde durch zusammengebundene Schilfe repräsentirt (in ]Mexico). Im
Peruanischen hiess das Jahr Huata von huatani (bindeti). Hieroglyphische Kalender
finden sich noch bei Indianern von Tschiapas und Jucatan (und in Guatemala bei Alt-
Mixco für traditionelle Geschichtsdaten). Die Californier rechneten nach Mondsmonaten,
und Hessen die bestimmten Zeiten zum Säen und Ernten durch den Herold oder Puplem
ausrufen, da das Jahr jedesmal mehrere Tage gegen die Sonne zurückblieb. Their
year (sagt P. Boscana), commenced always on the 21. December and upon the sun's
arrival at the tropic consequently the days which transpired between the last conjunc-
tion and the 21. were not noticed, or in their mode of expression, „there was no day"
[wie in Egypten] (s. Robinson). Ausser der Jahresrechnung in 4 Zeichen (Cetochtli,
Omeacatl, Eytecpatl, Nahucalli) in 13 Jahren, die sich vierfach zu 52 Jaltfen (des Toxiuh-
molpia) wiederholte, hatten die Mexicaner ein astrologisches System (über den Einfluss
der Constellationen auf den Menschen), mit 20 Zeichen (von welchen jedes 13 Tage
herrschte), beginnend mit: Cecipactli (Schwertfisch), Ceocelotl, Ceacatl, Cexuchitl, Cea-
catl u. s. w. und die 4 Jahreszeichen wurden zwischengefügt.
Cipactli oder Schwertfisch (espadarte) herrscht am i. Tage
Acatl (cana) ,, „2. ,,
Calli (casa) ,, ,,3. ,,
Quetzpalli (lagartija) ,, ,,4. ,,
Cohuatl (culebra) ,, „5- ,,
Miquiztli (muerte) ,, ,, 6. ,,
726 SOCIAL-POLITISCHES.
Ma^atl (venado) herrsche am 7. Tage
Tochtli (conejo) ,, ,,8. „
Atl (agua) „ „ y. „
Itzcuintli (perro) • . „ „ lO. ,,
09amatli (mona) ,, „ ii. „
Malinalli (Jerva) ,, ,, 12. „
Acatl (cana) ,, ,,13. „
unter dem ersten Zeichen Cipactli (als glückbringendem). Von den Calenderzeichen be-
deutete Tecpatl (Stein) im Süden, das Feuer (im Norden) — Calli (Haus) im Osten,
die Erde (im Westen) — Tochtli (Kaninchen) im Norden, die Luft (im Süden) —
Acatl (Schilf) im Westen, das Wasser (im Osten) - und jedes derselben begann in
den vier Wochen, welche die 20 Tage des Monates zusammensetzten. Das Jahr be-
stand aus 18 Monaten (jeder von 20 Tagen) mit fünf Nemontemi, als überflüssigen
(und unglücklichen) Tagen. In der Woche kehrten vier Zeichen (bis zum fünften
Tage) wieder, als Cetochtli (conejo) im Süden, Omeacatl (dos cafias) im Osten, Eytec-
patl (tres pedernales) im Norden, Nahuicalli (quatro casas) im Westen, dann Macuilli-tochtli
(5 conejos\ Chiquacenacatl (6 canas), Chicometecpatl (siete pedernales), Chicueycalli
(ocho casas), Chicunahuitochtli (nueve conejos), Mactlactliacatl (diez canas), Mactlactlioz-
zetecpatl (onze pedernales), Mactlactliomomecalli (doze casas), Matlactliomeytochtli (treze
conejos). Die Stunden zu bezeichnen, zeigten die Mexicaner zum Himmel, nach dem
Stand der Sonne, sagend: Izteutl (aqui el dios). Neben der bürgerlichen Sonnen-
rechnung (Tonalpohualli) und der rituellen Mondrechnung (Mezllapohualli) gebrauchte
der Priester (in Mexico) den Festkalender oder Cemilhuitlapohualiztli. Die aus 360
Tagen mit 5 Nemontemi (baldios, als keinem Gotte geweiht) bestehenden Jahre wurde
in der Periode Cehuehuetiliztli (una vejez) von 104 Jahren zusammengesetzt, getheilt
in zwei Toxcichmolpia (atadura de nuestros anos) von 52 Jahren, worin die Jahre nach
4 Zeichen (bei 13 auf das erste zurückkommend) gezählt wurden (s. Torquemada). Zum
Wahrsagen (aus den Geburten] dienten 20 Zeichen, von welchen jedes 13 Tage herrschte,
in einem Umlauf von 280 Tagen (bei den Mexicanern). Das Jahr bestand aus 365
Tagen, indem den 360 oder ig Monaten (aus je 20 Tagen) die 5 Nemontemi (über-
flüssigen Tage) zugefügt wurden, und am Ende des Cyclus aus 52 Jahren wurden 13
oder (nach Gama) 12V2 Tage eingeschaltet. Der Monat zerfiel in Mextozolitzli (die
Zeit des wachenden Mondes) und Mecochilitztli (die Zeit des schlafenden Mondes).
Dreizehn Jahre (Xihuitl oder neues Gras) bildeten den Tlalpilli (Knoten). Verschieden
von dem solaren Calender (in Mexico) rechnete der lunare (des Ritual's) mit 20 Wochen
(jede von 13 Tagen), indem die Rechnung noch für 105 Tage weiter fortgeführt wurde,
mit Einschaltu^l^ von 13 Tagen am Ende des Tlalpilli (unter Benutzung der Quecholli
oder neuen Nachtbeherrscher zum Zählen). Unter den yucatanischen Tageszeichen
bildeten Kan, Muluk, Ik (Yx) und Cauac den Beginn der Monate. Von den vier Leit-
jahren (in Yucatan)
regierte Kan mit dem blauen Bacab im Süden,
„ Muluc „ „ rothen ,, „ Osten,
,, Yx ,, „ weissen ,, ,, Norden,
,, Cauac ,, ,, schwarzen ,, ,, Westen,
Die Speichen des mexicanischen Jahresrades waren grün, blau, roth und gelb (zu 13
Jahren). Das Jahr in Nicaragua zerfiel in 10 Zempuales (jeder von 20 Tagen) mit 21
Fasttagen. Im Calender der Tzendalen entspricht Lambat dem Ganel (Kaninchen) der
Quiche und Cakchiquel. Der Eroberer Chinax bei den Tzendal (im Calender) wurde
KALPAS. 727
durch Fremde vertrieben. Uitzlan (Dornenplatz) war der Süden, Teutletlapan (Mictlan
mit Miquitlamtecutle's Residenz in der Unterwelt) oder Miquitlan der Norden, Tlac-
pac der Westen und Tetziuatlan der Osten (in Mexico). Bei der Feuer-Erneuerung
am Ende des Cyklus, wenn der Weltuntergang drohte, wurde um Mitternacht (von den
Priestern) der Himmel auf einen Hügel beobachtet, und wenn sich die Zeichen zum
neuen Morgen wandten , das Feuer wieder entzündet. Im Königspallast in Darfur
wurde heiliges Feuer unterhalten, wie vielfach sonst in den fünf Erdtheilen. El
calendario Mexicano, que dicen les trajo el predicador, es casi identico al de los tär-
taros Chineses, y la lengua Mexicana estä llena de palabras Chinas, (wie „la particula
reverencial tzin etc.). From the creation the first age or sun (of the Mexicans)
lasted 676 years (comprising 13 cycles), when the crops failed and men perished,
the second 364 ,, ( ,, 7 ,, ), by hurricanes and rain.
,, third: 312 ,, ( ,, 6 ,, ), ,, fire and earthquakes (human being
converted into owls),
,, fourth: 52 ,, ( ,, i ,, ), ,, flood (men changed in fishes).
Para memoria del tiempo en que acaecia cada cosa tenian aquellas ruedas, que era
cada una de un siglo de 52 anos (Herrera) in Mexico, ausserdem mit gemalten Büchern,
(wie sich Blattbücher in Yucatan und Honduras fanden). Die Catastrophe, in welcher
das Reich der Tolteken zerstört war, wurde capelli negri (itl. Ueb.) genannt. Das
von Quetzalcoatl's. Geburt datirende Zeitalter hiess Yztapal-Nanazcaya (die Periode
der Rosen). Wie Ahcautlitlenamacani (der Hohepriester) das Jahr der Tolteken (unter
dem Gott Xiuhteuctli oder Herr des Jahres) in Huehuetlapallan (rothe Erde der edlen
Alten) geordnet, soll unter der Herrschaft Yxtlilcuexahuac in Tula (660 p. d.) durch den
Astronomen Huemac in das Teomoxtli (libro divino) niedergeschrieben sein. Der Calendar-
stein (in Mexico) wurde vom König Axayacatl gefertigt. Contaban los meses por las
lunas y los dias por los soles (s. Nuiiez de la Pena) in den Canarien. Son grandes
observadores de los Astros, porque como siempre duermen ä cielo descubierto y estan
hechos ä mirarlos, se maravillan de qualquier nueva Impression, que registran en los
Cielos, bemerkt Arlegui von den Yaqui. Zur Zeitenbestimmung auf der von Lahon-
tan mitgetheilten Hieroglyphenschrift (in Canada) wird der July unter der Figur eines
Hirsches mit einem Mond auf dem Rücken dargestellt (als Monat des Hirsches). Der
Monat Tlacaxipehualitzli (das Schinden von Menschen) hiess zugleich Cohuailhuitl (das
Fest der Schlange) in Mexico (in Beziehung zum Häuten). In Chiapa wurden die
sieben Wochentage nach sieben Wandelsternen benannt (s. Boturini). Das Jahr hiess
in Honduras Joler (das Vorübergehende) [im Yulfest]. An der Küste hiess der März der
Alsenmonat (weil dann die Alsen in die Flüsse aufstiegen) und als die Delawaren in das
Innere gedrängt waren, der Saftträufelnde (zum Zuckersieden). Nach dem Sonne- und
Mondopfer in Teotihuacan begann die Periode Nahui - Ollin - Tonatiuh (der Sonne in
ihren vier Bewegungen) in Mexico.
Als Stämme in Mexico werden (bei Orozco y Berra) aufgezählt:
Acafes: Coahuila. Ahomamas: Coahuila.
Acaxees: Sinaloa, Durango. Ahomes: Sinaloa,
Acolhoaques, los nahöas. Albinos: Sonora.
Acolhuis: Mexico. Aicales, los mopanes.
Aguaceros: Nuevo Leon. Ajoyes, los axoyes.
Agualulcos, los ahualulcos. Alasapas: Coahuila, Nuevo Leon.
Ahualulcos: Tabasco. Alchedomas: Sonora.
728
SOCIAL-POLITISCHES.
Aliquis: San Luis.
Amitaguas : Coahuila.
Amuchcos: Guerrero.
Amusgos, los amuchcos.
Anacanas: Tamaulipas.
Ancasiguayes: Tamaulipas.
Ancavistis: Chihuahua,
Anchanes: Chihuahua.
Apaconecas: Jalisco.
Apaches: Chihuahua, Sonora, Durango,
Coahuila, Nuevo Leon.
Apes: Coahuila.
Apocanecas, los apaconecas.
Aretines: Tamaulipas.
Arigames : Chihuahua.
Aripas: California.
Ateacari : Jalisco.
Atlacachichimecas, los mexicanos.
Ayaguas: Nuevo Leon.
Ayas: Coahuila.
Auyapemes: Tamaulipas.
Axoyes, de los choles.
Aztecas, los mexicanos.
Babeles: Coahuila.
Babiamares: Coahuila.
Babos: Chihuahua.
Babosarigames : Coahuila.
Bacabaches: Sonora.
Bacapas: Sinaloa.
Bagiopas: Sonora.
Baguames: Coahuila.
Baimenas: Sinaloa.
Bamoas: Sinaloa.
Bapancorapinanacas : Coahuila.
Baquiobas: Sonora.
Basiroas : Sonora.
Basopas: Sinaloa.
Batucaris: Sinaloa.
Batucos: Sonora.
Baturoques: Sonora.
Bauzarigames : Coahuila.
Baxaneros : Coahuila.
Bayacatos: Sinaloa.
Benixono, los cajonos.
Biaras: Sinaloa.
Blancos: Coahuila.
Boboles : Coahuila.
Bocalos: Coahuila.
Bocas prietas: Tamaulipas.
Bocoras: Coahuila.
Borrados: Tamaulipas, Coahuila, Nuevo
Leon.
Cabezas: Coahuila, Durango.
Cacalotes: Tamaulipas, Chihuahua.
Cacaris: Durango.
Cacastes: Coahuila.
Cachopoztales : Coahuila.
Cadinias: Tamaulipas, Nuevo Leon.
Cahiguas : Chihuahua.
Cahitas: Sonora, Sinaloa.
Cahuimetos : Sinaloa.
Caitas, los cahitas.
Cajonos : Oaxaca.
Cajuenches: Sonora.
Camotecas: Guerrero.
Canaynes: Tamaulipas, Nuevo Leon.
Canceres : Chihuahua.
Canos: Coahuila.
Cantaycanaes: Tamaulipas.
Catafes: Coahuila.
Cantils: California.
Canuas: Coahuila.
Caramariguanes: Tamaulipas.
Caramiguais : Tamaulipas.
Caribayes: Tamaulipas
Caribes: Tabasco.
Carrizos: Tamaulipas, Coahuila.
Carlanes: Chihuahua.
Cascanes: Zacatecas, Jalisco.
Cataicanas: Tamaulipas.
Catanamepaques: Tamaulipas,
Catuxanes: Coahuila.
Caviseras: Coahuila.
Cayeyus : California.
Celdalas, los tzendales.
Celtalas, los tzendales.
Cenizos: Tamaulipas, Coahuila.
Cinaloas, los sinaloas.
Coahuiltecos: Coahuila, Nuevo Leon.
Coaquites: Coahuila.
Cocas: Jalisco.
Coclamas : Chihuahua.
Cocobiptas: Chihuhua.
Cocomaques : Coahuila.
STAMME.
729
Cocomaricopas: Sonora.
Cocomes: Yucatan.
Cocopas: Sonora.
Cocoyomes: Chihualiua, Coahuila.
Cochimies: California.
Codames: Coahuila.
Cogüinachis: Sonora.
Cohuixcas: Guerrero.
Colhuis: Mexico,
Colorados: Chihualiua, Coahuila.
Colotlanes: Zacatecas, Jalisco.
Comecamotes: Tamaulipas.
Coraecrudos: Tamaulipas [Eskimo].
Comepescados : Nuevo Leon [Ichthyophagi].
Comocabras: Coahuila.
Comesacapenes: Tamaulipas.
Comitecos, los chaiiabales.
Comoporis: Sinaloa.
Comuripas : Sonora.
Conchas: Chihuahua.
Conchos: California.
Conejos: Chihuahua.
Conicaris: Sonora.
Contlas : Sonora.
Contotores: Coahuila.
Coras: Jalisco.
Coras: California.
Cor'onados : Jalisco.
Cosninas, los jamajabs.
Cotomanes: Tamaulipas.
Cotzales: Coahuila.
Coviscas, los cohuixcas.
Coyoteros, los tontos.
Coyotes: Coahuila, San Luis.
Cuachichiles: Coahuila, Nuevo Leon, San
Luis, Zacatecas, Jalisco.
Cuampes: Chihuahua.
Cucapa: Sonora.
Cuchinochis: Nuevo Leon.
Cuelcajen-ne, los Ilaneros.
Cuernosquemados: Tamaulipas.
Cues, los tecayaguis.
Cuesninas, los jamajabs.
Cuicatecos: Oaxaca.
Cuismer, los jamajabs.
Cuitlatecos: Guerrero
Cuixcas, los cohuixcas.
Cuextecachichimecas : Mexico.
Cuextecas, los huaxtecas.
Cuhana, los cucapa.
Culisnisnas, los jamajabs.
Culisnurs, los jamajabs.
Culuas: Mexico.
Cuiiai: Sonora.
Cutecos : Chihuahua.
Cutganes : Sonora.
Cuyutumatecos: Guerrero.
Chacaguales: Coahuila.
Chacahuaxtis : Veracruz.
Chafalotes: Sonora.
Chahuamesi Coahuila.
Chalcas: Mexico.
Chancafes : Coahuila.
Changuaguanes : Chihuahua.
Chantapaches : Coahuila.
Chanabales: Chiapas.
Characos, los pirindas.
Characuais : Tamaulipas.
Charenses, los pirindas.
Chatinos: Oaxaca.
Chayopines: Coahuila.
Chemeguabas: Sonora.
Chemegue cajuala: Sonora.
Chemegue sevicta : Sonora.
Chemegues : Sonora.
Chemeguet: Sonora.
Chiapanecos: Chiapas.
Chapaneques, los chiapanecos.
Chapaneses, los chiapanecos.
Chicoratos: Sinaloa.
Chicuras: Sinaloa.
Chichimecas: Mexico.
Chichimecas : Zacatecas, Aguascalientes,
Jalisco.
Chichimecas blancos: Aguascalientes, Que-
retaro, Guanajuato.
Chichimecas blancos, los iztacchichimecas.
Chilpaines: Coahuila.
Chinantecos : Oaxaca.
Chinarras: Chihuahua. •
Chinipas : Chihuahua.
Chinquime, los tlapanecos.
Chiricaguis: Sonora.
Chiros: Chihuahua.
Chirumas, los yumas.
730
SOCIAL-POLITISCHES.
Chizos: Chihuahua.
Chochonti, los tlapanecos.
Chochos: Oaxaca, Veracruz.
Choles: Chiapas.
Choles-uchines, de los choles.
Cholomos: Chihuahua, Coahuila.
Chontales: Tabasco, Oaxaca, Guerrero.
Choras, los coras.
Chotas, los coras.
Chuchones, los chochos.
Chumbias: Guerrero.
Daparabopos: Coahuila.
Didues : California.
Dohrae, los eudeves.
Echunticas: Chihuahua.
Edues: California.
Escavas: Coahuila.
Eudeves: Sonora.
Faraonas: Chihuahua.
Filifaes: Coahuila.
Garzas: Tamaulipas.
Gavilanes: Coahuila.
Gayamas, los guaimas.
Gecualmes, los coras.
Gecuiches: Sonora.
Genicuiches: Sonora.
Gicücoges: Coahuila.
Gijames: Coahuila.
Gilerios, los xilenos.
Gilenos: Sonora.
Gojoles: Jalisco.
Goricas: Coahuila.
Gozopas: Sinaloa.
Guachichiles, los cuachichiles.
Guaicamaöpas: Sonora.
Guaicuras: California.
Guailopos: Chihuahua.
Guanipas: Coahuila.
Guastecas, los huaxtecas.
Guatiquimanes, los huatiquimanes.
Guaves, los huaves.
Guaxabanas: Guanajuato.
Guaymas: Sonora.
Guazamoros: Coahuila.
Guazapares: Chihuahua.
Guazarachis : Chihuahua.
Guazaves: Sinaloa.
Guazontecos, los huazontecos.
Gueiquisales: Coahuila.
Guisoles: Coahuila.
Guixolotes: Tamaulipas.
Gummesacapemes: Tamaulipas.
Hegues, los eudeves.
Hequis, los eudeves.
Hiaquis, los yaquis.
Hichucios: Sinaloa.
Hijames: Coahuila.
Himeris: Sonora.
Hinas: Sinaloa, Durango.
Hios: Sonora.
Hizos: Chihuahua.
Hoeras : Coahuila.
Huachichiles, los cuachichiles.
Hualahuises: Coahuila, Nuevo Leon.
Huatiquimanes: Oaxaca.
Huaves: Oaxaca.
Huavis, los huaves.
Huaxtecos: Veracruz, San Luis.
Huazontecos, los huaves.
Hudcoadanes: Sonora.
Huexotzincas: Puebla.
Huicholas: Jalisco.
Huites: Sinaloa.
Humas, los chinarras.
Humes: Durango.
Husorones: Chihuahua.
Huvagueres: Sonora.
Iccujen-ne, los mimbrefos.
Iguanas: Coahuila.
Inapanames : Tamaulipas.
Inocopoles: Veracruz.
Ipapanas: ,,
Irritilas: Coahuila, Durango.
Isipopolames: Coahuila.
Itzalanos : Yucatan.
Izcucos: Guerrero.
Iztacchichimecas : Queretaro.
Jalchedunes: Sonora.
Jallicuamai : Sonora.
Jagullapais: Sonora.
STAMME.
731
Jamajabs: Sonora.
Janos: Chihuahua.
Jarames: Coahuila.
Jocomis: Chihuahua.
Jonases: Guanajuato, Queretaro.
Jopes, los yopes.
Jovales, los jovas.
Jovas: Sonora, Chihuahua.
Julimes: Coahuila, Chihuahua.
Jumanes: Chihuahua.
Jumapacanes: Tamaulipas.
Jumees: Coahuila.
Jut joat, los yutas.
Kichees, los quichees.
Kupules: Yucatan.
Lacandones: Chiapas.
Laguneros : Coahuila.
Laimones: California.
Lauretanos : California.
Liguaces: Coahuila.
Lipajen-ne, los lipanes.
Lipanes de abajo : Coahuila, Nuevo Leon,
Tamaulipas.
Lipanes de arriba: Coahuila, Nuevo Leon,
Tamaulipas.
Lippillanes: Coahuila.
Llamparicas : Chihuahua.
Lianeros: Coahuila.
Macoaques: Mexico.
Macones: San Luis.
Macoyahuis, los tecayaguis.
Maguiaquis : Chihuahua.
Mahuames: Coahuila.
Maiconeras: Coahuila.
Malaguecos: Tamaulipas, Nuevo Leon.
Malincheüos: Tamaulipas, Nuevo Leon.
Mamazorras: Coahuila.
Mames : Chiapas.
Mammites: Chihuahua.
Manches, de los choles.
Manos de perro: Coahuila.
Manos prietas: Coahuila.
Maporcanas : Tamaulipas.
Mapulcanas : Tamaulipas.
Maquiapemes: Nuevo Leon.
Mariguanes: Tamaulipas.
Martinez: Tamaulipas.
Mascores: Tamaulipas.
Mascorros: San Luis.
Matapanes : Sinaloa.
Matlaltzincas : Mexico, Michoacan.
Matlaltzingas, los Matlaltzincas.
Matlames: Guerrero.
Matlatzincas, los matlaltzincas.
Matlazahuas, los mazahuis.
Matzahuas, los mazahuis.
Mayas: Yucatan, Tabasco, Chiapas.
Mayos: Sonora.
Mazahuas, los mazahuis.
Mazahuis: Mexico, Michoacan.
Mazames: Coahuila.
Mazapes: Coahuila.
Mazapiles : Zacatecas.
Mazatecos: Oaxaca, Guerrero.
Mecos: Guanajuato, Querelaro.
Mejuos: Chihuahua.
Mem, los mames.
Mescales: Coahuila.
Metazures: Coahuila.
Meviraras: Coahuila.
Mexicanos : Tabasco , Chiapas, Oaxaca,
Puebla, Veracruz, Tlaxcala, Guerrero,
Mexico, Michoacan, Colima, Jalisco,
Zacatecas, Aguascalientes, San Luis,
Durango, Sinaloa.
Mexcaleros: Chihuahua.
Mezquites: Tamaulipas, Coahuila, Chi-
huahua. ^.
Meztitlanecas: Mexico.
Michoa, los tarascos.
Michoacaque, los tarascos,
Mijes, los mixes.
Milijaes : Coahuila.
Mimbrenos altos: Sonora.
„ bajos : „
Miopacoas: Coahuila.
Mixes: Oaxaca.
Mixlecos: Oaxaca, Puebla, Guerrero.
Miztoguijxi, los mixtecos.
Molinas: Tamaulipas.
Monquies : California.
Monquies-laimon : California.
Mopanes, los choles.
732
SOCIAL-POLITISCHES.
Moralenos: Tamaulipas.
Movas: Sonora.
Mozahuis, los mazahuis.
Muares: Chihuahua.
Mulatos: Tamaulipas.
Muutzizti: Jalisco.
Nahöas: Mexico.
Nahuachichimecas : Mexico.
Nahuales, los nahöas.
Nahuallaques: Mexico.
Narices: Tamaulipas.
Natages: Coahuila.
Navajoas: Sonora.
Navajos: ,,
Nayaeritas, los nayaritas.
Nayares, ,, ,,
Nayaritas, los coras.
Nazas: Tamaulipas, N. Leon, Durango.
Nebomes: Sonora,
Negritos: Coahuila.
Neguales: ,,
Nentambati, los matlaltzincas.
Nepintatuhui ,, „
Netzichos, los nexitzas.
Nexitzas : Oaxaca.
Nevomes, nebomes, los pimas.
Nios: Sinaloa.
Nures: Chihuahua.
Oabaponomas: Sonora.
Obayas: Coahuila.
Ocanes: „ ♦
Ocoronis: Sinaloa.
Ocuiltecas: Mexico.
Ogueras: Sonora.
Ohaguames: Coahuila.
Ohueras: Sinaloa.
Olives: Tamaulipas.
Olmecas: Puebla.
Onavas: Sonora.
Opas : „
Opatas ,, Durango.
Oposines: Chihuahua.
Orejones: ,,
Ores, los ures.
Oronihuatos: Sinaloa.
Otaquitamones : Chihuahua.
Otomies, los otomies.
Otomis: Veracruz, Puebla, Tlaxcala, Mexico,
Queretaro, Guanajuato, Michoacan,
San Luis.
Otomites, los otomis.
Otomitl, otomi.
Otonca, los otomis.
Otonchichimecas: Mexico.
Ovas, los jovas.
Oxoyes, los axoyes.
Paceos: Choahuila.
Pacos: ,,
Pacpoles: .,
Pacuaches: ,.
Pacuas: ,,
Pacuazin : ,,
Pachales; ,,
Pachalocos: ,,
Pachaques: ,,
Pacheras : Chihuahua.
Pachimas: Tamaulipas.
Pacholes: Coahuila.
Pafaltoes: Nuevo Leon.
Paguaches: Coahuila.
Pajalamcs: Chihuahua.
Pajalaques : Coahuila.
Pajalatames: .,
Pajalatas: ,,
Pajaritos: Tamaulipas.
Palalhuelques: ,,
Palmitos: N. Leon.
Pamaques: Coahuila.
Pamasus: ,,
Pames: Mexico, Queretaro, Guanajuato, N.
Leon, S. Luis.
Pamoranas: N. Leon.
Pamozanes : Tamaulipas.
Pampopas: Coahuila.
Panagues: ,,
Panana: Chihuahua.
Panaquiapemes: Tamaulipas.
Panguayes: ,,
Panotecas: los huaxtecos.
Pantecas: ,, „
Paogas: Coahuila.
Papabotas, los päpagos.
Papabucos: Oaxaca.
STÄMME.
733
Papanacas : Coahuila.
Papagos: Sonora.
Papahotas : los papagos.
Papalotes: ,, ,,
Papavi-cotam: los papagos.
Papudos : Durango.
Pasalmes: Chihuahua.
Pasalves: Coahuila.
Pasitas: Tamaulipas.
Pastalocos: Coahuila.
Pastancoyas : ,,
Patacales: ,,
Pauzanes: ,,
Payaguas: ,,
Payos: ,,
Payuchas : Sonora.
Payzanos : Tamaulipas.
Paschales: Coahuila.
Paxuchis : Chihuahua.
Pelones: Tamaulipas, Coahuila, N. Leon.
Pericues: California.
Piatos: Sonora.
Pies de venado : Coahuila.
Pihuiques: Coahuila.
Pimahaitu, los pimas.
Pimas altos: Sonora, Chihuahua.
,, bajos: ,,
Pinanacas : Coahuila.
Pinome, los tlapanecos.
Pinotl-chochon: los tlapanecos.
Pintos: Tamaulipas, N. Leon.
Pirindas, los matlaltzincas.
Pirintas, los pirindas.
Piros: Chihuahua.
Pisones: Tamaulipas, N. Leon.
Pitas: Coahuila.
Pitisfiafuiles: N. Leon.
Poarames: Chihuahua.
Polames: ,,
Politos: Tamaulipas.
Pomulumas: Coahuila.
Popolocos: Puebla.
Popoloques, los popolocos.
Posnamas: N. Leon.
Potlapiguas: Sonora.
Pulicas: Chihuahua.
Putimas: Sonora.
Quaochpanme, los tarascos.
Quaquatas, los matlaltzincos.
Quatlatl,
Quedexeiios: N. Leon.
Quelenes : Chiapas.
Quemeya: Sonora.
Quepanos: Coahuila.
Quicamopas : Sonora.
Quichees: Chiapas.
Quihuinas, los quiquimas.
Quimis: Coahuila.
Quinicuanes: Tamaulipas, N. Leon.
Quiquimas: Sonora.
Rayados : Coahuila.
Sabaibos: Sinaloa, Durango.
Salineros: Sonora, Durango, Coahuila.
Sanipaos : Coahuila.
Sandajuanes: Coahuila.
Sarnosos: Tamaulipas.
Saulapaguemes : Tamaulipas.
Segatajen-ne, los chiricaguis.
Seguyones: N. Leon.
Sejen-ne, los mezcaleros.
Serranos: Tamaulipas.
Seris: Sonora.
Sibubapas: Sonora.
Sicxacames: Coahuila.
Sinaloas: Sinaloa.
Sisibotaris: Sonora.
Sisimbres : Chihuahua.
Sivolos: ,,
Siyanguayas: Coahuila.
Sobaipuris: Sonora.
Soltecos: Oaxaca.
S onoras, los öpatas.
Soques, los zoques.
Sovas: Sonora.
Sumas: Chihuahua, Sonora.
Supis: ,,
Tacames: Coahuila.
Tagualilos : Tamaulipas.
Tahuecos: Sinaloa.
Tahues, los tahuecos.
Talaquichis: N. Leon.
734
SOCIAL-POLITISCHES.
Tamaulipecos: Tamaulipas.
Tamime, los chichimecas.
Tanaquiapemes: Tamaulipas.
Tapacolmes: Chihuahua.
Tarahumaras: Chihuahua, Sonora, Du-
rango.
Tarahumares, los tarahumaras,
Tarascos: Michoacan , Guerrero, Guana-
juato, Jalisco.
Tareguanos: Tamaulipas.
Tasmamares: Coahuila.
Tatimolos: Veracruz.
Teacuacitzisti : Jalisco.
Tebacas: Sinaloa.
Tecargonis : Chihuahua.
Tecayaguis: Sonora.
Tecayas: Durango.
Tecojines : Jalisco.
Tecoquines, los tejoquines.
Tecoripas: Sonora.
Tecos: Michoacan.
Tecualmes, los coras.
Tecuatzilzisti: Jalisco.
Tecuexes: Jalisco, Zacatecas.
Techichimecas : Mexico.
Tedexones: Tamaulipas.
Teguecos, los tehuecos.
Tegüimas: Sonora.
Tegüis: ,,
Tehatas:
Tehuantepecanos: Oaxaca.
Tehuecos: Sinaloa.
Tehuizos: Sonora.
Temoris: Chihuahua.
Tenez, los chinantecos.
Tenimes, los yopes.
Tepahues: Sonora.
Tepanecas: Mexico.
Tepaneques, los tepanecas.
Teparantanas : Sonora.
Tepecanos: Zacätecos, Jalisco.
Tepeguanes, los tepehuanes.
Tepehuanes: Durango, Sinaloa, Chihuahua,
Jalisco.
Tepehuas: Veracruz.
Tepocas: Sonora.
Tepuztecos : Guerrero.
Terocodames: Coahuila.
Tetilkihatis: Veracruz.
Texomes: Guerrero.
Texones: Tamaulipas.
Texoquines, los tejoquines.
Teules chichimecas: Zacatecas, Aguas-
calientes, Jalisco.
Tezcatecos : Guerrero.
Thehuecos, los tehuecos.
Tiburones: Sonora.
Tilijayas : Coahuila.
Tilofayas: ,,
Tinapihuayas : Coahuila.
Tintis: Chihuahua.
Tistecos: Guerrero.
Tizones: Tamaulipas.
Tjuiccujen-ne, los gilenos.
Tlacotepehuas: Guerrero.
Tlalhuicas: Mexico.
Tlahuique, los tlalhuicas.
Tlapanecos: Guerrero.
Tlaltzihuiztecos: ,,
Tlaxcaltecas: Tlaxcala, Durango, Coahuila,
S. Luis, Jalisco.
Tlaxomultecas: Jalisco.
Toaniares: Coahuila.
Tobozos: Coahuila, N. Leon, Durango,
Chihuahua.
Tocas : Coahuila.
Tochos: Chihuahua.
Tolimecas: Guerrero.
Toltecas, los tultecas.
Tolucas, los matlaltzincas.
Tonases, los jonases.
Tontos: Sonora.
Torames: Jalisco.
Totonacas, los totonacos.
Totonacos: Veracruz, Puebla.
Totonaques, los totonacos.
Totorames, los torames.
Toveiome, los huaxtecas.
Triquis: Oaxaca.
Troez, los zoes.
Tuancas: Coahuila.
Tubares: Chihuahua.
Tulanos, los tultecas.
Tultecas: Mexico.
Tumacapanes: Tamaulipas.
Tusanes: Coahuila.
STAMME.
735
Tuztecos: Guerrero.
Tzapotecos, los zapotecos.
Tzayahuecos, los zayahuecos.
Tezeltales, los tzendales.
Tzendales: Chiapas.
Tzoes, los zoes.
Tzotziles: Chiapas.
Uchitas: California.
Uchilies, los uchitas.
Uchitils, ,, „
Uchitis, ,, ,,
Upanguaymas: Sonora.
Ures, los öpatas.
Uscapemes: Tamaulipas.
Utlatecas, los quichees.
Utschiti, los uchitas.
Vacoregues: Sinaloa.
Vaimoas: Durango.
Varogios, los voragios.
Varohios, ,, ,,
Vasapalles: Coahuila.
Vayemas : Sonora.
Venados: Tamaulipas, Coahuila.
"Vinniettinen-ne, los tontos.
Vixtoti, los mixtecos.
Vocarros : N. Leon.
Voragios: Chihuahua.
Xanambres: Tamaulipas, Coahuila, N.
Leon.
Xarames: Coahuila.
Xicalamas: Puebla.
Xicarillas: Chihuahua.
Xilenos: Sonora.
Xiximes: Sinaloa, Durango.
Xochimilques : Mexico.
Xoquinoes: Chiapas.
Yacanaes: Tamaulipas
Yanabopos: Coahuila.
Yaquis: Sonora.
Yavipais, los apaches.
Yavipais cajuala: Sonora.
,, cuercomache: Sonora.
,, gilenos: Sonora.
,, jabesua: Sonora.
,, muca oraive : Sonora.
,, navajoi: Sonora.
,, tejua: Sonora.
Yecoratos: Sinaloa.
Yopes, los tlapanecos.
Yopis, los yopes.
Yuanes: Sonora.
Yucatecos, los mayas.
Yum-yum, los yutas.
Yumas : Sonora.
Yurguimes: Coahuila.
Yutajen-ne, los navajos.
Yutajen-ne, los faraones.
Yutas: Sonora.
Zacachichimecas : Mexico.
Zacatecos: Zacatecas, Durango.
Zacatiles : Tamaulipas.
Zaklohpakaps, los mames.
Zalais: N. Leon.
Zapotecos: Oaxaca.
Zapoteros: Tamaulipas.
Zayahuecos: Jalisco.
Zendales, los tzendales.
Zivolos: Coahuila.
Zimas: N. Leon.
Zoes : Sinaloa.
Zopilotes: Coahuila.
Zoques: Tabasco, Chiapas, Oaxaca.
Zotziles, los tzotziles.
Zoziles, „ ,,
Zuaques: Sinaloa.
CEREMONIELLES,
Wie nach heiligen Tempeln (gleich dem Cholula's) oder in
Hayti (s. Gomara) nach der Höhle Tabaoyna (mit den Figuren
Morabo's und Bintatet's) waren die Pilgerfahrten^) auch nach
Eremitenbergen gerichtet, wo mancherlei Gefahren drohten (wie
an dem Wägefels der Japaner). Auf dem Beichtort Songeno
tacoro (bei Oajaca) stürzte die Lügner von dem steilen Pfad in
den Abgrund hinab (s. Block), und wer den Orakelsee von Coatlan
mit sündigen Augen anblickte, wurde durch Stummheit gestraft.
In Dante's Hölle mögen die Verdammten durch die Windsbraut
in tiefere Höhlenräume geschleudert werden, wo die Qualen sich
steigern (im höllischen Orkan).
Zu den Büssungen gehörten vor Allem Blutentziehungen aus
verschiedenen Gliedern, was, den Beschreibungen nach, in den
Klöstern Alexico's bis zum Excess getrieben wurde (besonders
für die lügnerischen Zungen). Für das vierjährige Fest Quetzal-
coatl's fasteten^) (in Teouacan) vier Knaben vier Jahre lang im
1) Die Yucatanesen pilgerten nach dem Brunnen von Chichen-Iza (s, Landa), dem
Pozo de Chichen (s. Herrera) und der Insel Cozumel. Kinguna cosa se emprendia,
que primero no se tratare por via de religion, in Cholula, und dort fanden Spanier
„pobres mendicantes cosa hasta entonecs, por ellos no vista en Nueva Espana, y enten-
diose: que iban en romeria (por la devocion y religion de los templos)" (Herrera).
Ausser dem Tempel der Sonnengöttin (Ten-sio-dai-zin) in Isye werden die Berge der
Eremiten oder Jammabus in Pilgerfahrten besucht (in Japan).
2) Nach Florian brachten die Hispanier nicht nur das Blut vom Menschenopfer,
sondern auch das den eigenen Gliedern entzogene dar. Am Cabo de Vela wurde das
(Coima genannte) Fasten beobachtet. Vor den Opfergaben beobachteten die Chibchas
die Zanga genannten Fasten. Die Pamaouris oder Puru-Puruz (am Puruz) beobach-
ten jährliches Fasten. In Yucatan war die Taufe in Gebrauch (nach Landa)
KASTEIUNGEX. 737
Tempel, und durchbohrten sich alle 20 Tage die Ohren mit 60
Schilfrohren, worauf sie am Ende die 4320 (oder im Ganzen 17280)
Schilfe vor dem Gott verbrannten (s. Gomara). Beim Fasten (un-
ter Blutentziehungen) assen die Zapoteken alle vier Tage „una
hierva, que llaman Pisate, que es medicinal" (s. Herrera).
Beim Fest Tezcatlipuca's (als Gottes der Busse) „geisselten
sich nicht allein die Priester, sondern auch die gantze Gemeine,
die newe Seyl in ihren Händen hatte, Klafftern lang, und von
Hanff oder Mangey gemacht waren, am Ende desselbigen war
ein KnopfF, damit schlugen sie sich über die Schuldern auff ihren
Rücken" (s. de Bry).
Die mexicanischen Priester wuschen das bei ihren Büssungen
durch Dornen (wie IManguey) im Prickeln des Körpers entzogene
Blut in dem Ezapan (Blutwasser) genannten Bassin ab.
Der Gebrauch warmer Schwitzbäder hatte sich von dem Norden
America's weit herab verbreitet, und ausser durch Waschungen^),
con vocablo que quiere decir iiacer de nuevo 6 otra vez (zihil oder caput-zihil) mit
den Festceremonien Enku (baxada de Dios). Vor der Weihe fasteten die Piaclie zwei
Jahre in den Wäldern (in Cumana).
1) Da die Bäder als unchristlich verboten wurden, verfielen die in Cordova für
die bei den im Koran vorgeschriebenen Waschungen erbauten, da die Inquisition in dem
Waschen eine geheime Haeresie witterte (und strafte). In den kaukasischen Grenzge-'
bieten der beiden Religionen bilden Schweinefleisch-Essen und Weintrinken das Zeichen
des guten Christen. In Chicora (in Florida) reinigten sich (zur Heilung) die Indianer mit
einem als Brechmittel dienenden Kraut (Herrera). Die hauptsächlichsten der heiligen
Pflanzen bei den Creek waren (nach Hawkins) Hex vomitoria Hex canina (diuretica
und emetica) und Iris versicolor (für Bereitung des schwarzen Trankes, der purgirte
und vomirte, vor den Versammlungen). Beim Wallfischfang muss Alles reinlich ge-
kleidet und die Lampe im Zelt verlöscht sein (bei den Eskimo). Das Boot trägt
vorn einen Fuchskopf und die Harpune einen Adlersschnabel. Bei der Rennthierjagd
wird den Raben Fleisch hingeworfen. Die Seehundköpfe dürfen nicht zerbrochen wer-
den. An den Kajak wird ein Modell mit Schwertträger oder eine todte Schnepfe
(Holz, Federn etc.) gehängt (um nicht umzuschlagen). Die Erde ruht auf morschen
Stützen, die von den Angekok ausgebessert werden, der Himmel auf der Spitze eines
Berges. Alle himmlischen Körper sollen ehedem Grönländer oder Thiere gewesen
sein, die durch besondere Fatalitäten da hinaufgefahren und nach Verschiedenheit ihrer
Speisen blass oder roth glänzten. Ursa-major hiess Tukto (Rennthier) , Siebengestirn:
Kellukturset (Bären hetzende Hunde), Gemini : Killab Kuttuk (Himmels Brustbeine),
Orion: Siektut (der Verwilderte). Zum Zeichen eines tief fressenden Schmerzes ver-
wunden sich die Grönländer. AVenn Mädchen von Sonne und Mond (oder einem
Vogel im Fluge) beschmissen sind, so müssen sie (um nicht Ehre oder Leben zu ver-
lieren) sich gewisser Speisen enthalten. Die Essäer versagten sich am Sabbath
jede stärkere Leibesbewegung und die Dositheaner blieben, ohne sich zu rühren, zu
Bastian, America. 47
738 CEREMONIELLES.
mochte die Reinigung^) symbolisch durch die Beichte voll-
zogen wurde, oder auch materiell mit Purganzen oder Vomitiven.
Entrados en el templo, vomitaban, metiendose un palillo por el
garguero, para mostrar al Idolo, que no les quedaba cosa mala
en el estomago (die Verehrer) in Hayti (s. Gomara). In Portorico
reizte man sich bei der Verehrung mit kleinen Stöcken zum Er-
brechen, „damit keine Unreinigkeit mehr bei ihnen bleiben
möchte" (Dapper).
Eine populi lustratio (wie bei den Thargelien^) Athen's) fin-
det sich (wie in Peru) am Calabar und auf polynesischen Inseln,
sowie durch Asien. Die mit Blutschuld oder sonst Befleckten,
Hause sitzen. Bei Strafe der Excommunication verbietet (305) das Concil. Jliberit.,
„dass man bei Tage keine Wachslichter mehr auf dem Kirchhofe anzünden soll, weil
man die Geister der Heiligen nicht beunruhigen dürfe". Tertullian vergleicht die heili-
gen Handlungen der Christen , welche Allen unter dem Siegel der Verschwiegenheit
anvertraut werden, (ex forma omnium mysteriorum silentii fides debeatur) mit den
Mysterien von Samothrace und Eleusis". „Orat omnis creatura. Orant pecudes et ferae
et genu declinant et egredientes de stabulis ac speluncis ad coelum non otiosi ore
suspiciunt, vibrantes spiritu suo movere. Sed et aves nunc exsurgentes, eriguntur ad
coelum et alarum crucem pro manibus extendunt et dicunt aliquid, quod oratio
videtur" (Tertullian). Im 3.-5. Jahrhnd. war der Gebrauch des Vater-Unser (ff/»?
Twj' TTKJTujt') nur auf die Fideles beschränkt und den Katechumenen nicht gestattet.
Bei der TaufFormel hiess Amen das Siegel des Herrn [tj o'fQaytg tov Kvqiov). Um nicht
die Haut zu berühren, gebraucht der Pima ein (im Haar getragenes) Hölzchen (s. Wal-
ker). Auf dem Cerro de las Trincheras finden sich Ruinen in Sonora. Vor dem
Fest des Camaxtle fasteten die Priester oder Tlamacazqui's unter dem Oberpriester
Acchcauhtli und opferten der Wassergöttin auf dem Berge Matlaleueje (in Tlascala).
Vor den Opfern reinigen sich die Lenape durch Brechmittel, Fasten und Pflanzensäfte
(s. Heckewelder).
1) Am Morgen vor der Jagd reinigen sich die Jiviros durch ein Emetic (eine
Infusion aus den Blättern der Guayusa). Auch Abführmittel wurden verwandt, etwa
(purgamenta in triviis (als 'Excang). Beim Fest der Cybele , als Berecynthia, wurde
jdas Bild der Göttin von den römischen Frauen mit Urin benetzt (S. August). Vor
dem Jahresfest der Irokesen legte ein Jeder (mit einer weissen Wampum in der Hand)
seine Beichte ab (s. Morgan). Wer beim Blumenfest Xochilchuitl des Gottes Macuil-
xochitl (Fünf blumen) nicht fastete, wurde von ihm mit Krankheit an den Geschlechts-
theilen geschlagen. In Veragua wurde vor dem Goldsammeln gefastet. Das Fest
Veipachtli (der Demüthigung und Busse) wurde durch einen Kopf mit geschnörkelter
Nase symbolisirt. Beim Fest der Göttin Ochpanitzl (oder Reinigung) wurden die Häu-
ser gefegt (in Mexico), wie in Birma Dämone durch Trommeln ausgetrieben. Nach
dem Raudat-al-Menadhir wurde von einem zahnlosen Greise (auf einem Esel) der Win-
ter fortgejagt (in Irak), ähnlich dem (böhmischen) Todaustreiben (und sonst).
2j SccQyriXkMvog ^xrt] , ort ya&(ä(jovoi jrjv nöXiv ^Ad^iji'uloi y.(d rr^v "Aqt(/uii^ yn'ta-
d^ca JrjKioi (fuay (Diog. Laert.). Das im Februar gefeierte Fest der Lupercalia diente
zur Sühne- und Reinigungsfeier.
KATHARISMEN. 739
als Fusio benöthigen (ehen sie einen Sinto- Tempel in Japan be-
treten durften) der Reinigung (wie im alten Hellas). Wie Szeukha
nach dem Erschlagen des Ungeheuers, reinigt sich der Pima durch
Fasten nach dem Tödten eines Apachen.
Wenn die Zeit der Opfer gekommen, verkündeten die Prie-
ster den Königen (in Mexico), „dass die Götter bald Hungers ster-
ben müssten, darumb solten sie deren gedenken. Darauff machten
sich die Könige alsbald auff, mahnten einander, dass sie auf eine
bestimpte Zeit jhr Volck^ solten gerüstet haben, denn die Götter
forderten Essen. Dessgleichen schickten sie auch ihren Feinden
Bottschafften zu, Hessen ihnen ansagen, dass sie sich zum Kriege
solten geschickt machen" (Humberger).
Bei der zweiten W^assertaufe w^urden die mexicanischen
Knaben zur Reinigung viermal durch's Feuer gezogen.
Die Neugeborenen ^) wurden (von den Quiches) der Sonne
1) Gleich nach der Geburt schnitt die Hebamme dem Kinde die Nabelschnur ab,
vergrub die Nachgeburt und badete das Kind, wobei sie zu ihm sagte: ,,Nimm dieses
Wasser hin, denn die Göttin Chalhiuhcueje ist deine Mutter. Möchte dieses Bad dich
von allen im Mutterleibe empfangenen Unreinigkeiten säubern, dein Herz reinigen, und
dir ein gutes, vollkommenes Leben verschaffen". Darauf wandte sie sich mit ihrem
Gebet an die Göttin, bat sie in ähnlichen Ausdrücken um diese Gnade, und nahm
wieder Wasser in die rechte Hand, und benetzte den Mund, den Kopf und die Brust
des Kindes damit. Wenn sie das ganze Kind gebadet hatte, sagte sie: „Möchte der
unsichtbare Gott sich doch auf dieses Wasser herablassen, dich von allen Sünden und
Unreinigkeiten reinigen, und von allem Unglück befreien", alsdann wandte sie sich
mit diesen Worten an das Kind: ,. Liebes Kind, die Götter Ometeuctli und Omecihu-
atl haben dich im Himmel geschaffen, und auf die Erde herabgesandt: aber wisse, dass
das Leben, in welches du jetzt trittst, traurig, mühselig und voll Elend ist; und du
wirst nicht im Stande sein, dein Brot ohne Arbeit zu essen: Gott stehe dir in den
vielen Widerwärtigkeiten bei, die auf dich warten''. Diese Ceremonie schloss sich
mit Glückwünschungen an die Eltern und Verwandten des Kindes. War es der Prinz
eines Königs oder der Sohn eines grossen Herrn, so kamen die vornehmsten Unter-
thanen dem Vater ihre Freude zu bezeugen, und seinem Kinde viel Glück zu wünschen.
Nach dem ersten Bade zog man die Wahrsager über das künftige Glück des Kindes
zu Rathe , welchen man zu dem Ende die Stunde und den Tag der Geburt anzeigen
musste. Diese untersuchten das Zeichen des Tages, und das herrschende Zeichen der
Periode von dreizehn Tagen, darin der Tag fiel, oder wenn es um Mitternacht geboren
war, das Zeichen des eben beschlossenen und wieder angefangenen Tages. Wenn sie
nun ihre Betrachtungen darüber angestellt hatten, so thaten sie endlich den Ausspruch,
ob das Kind glücklich oder unglücklich sein werde. Klang es unglücklich, und der
fünfte Tag nach der Geburt, wo das zweite Baden geschah, war einer von den un-
glücklichen Tagen, so ward die Ceremonie bis zu einem glücklicheren Zeitpunkt auf-
geschoben. Bei dem zweiten Baden, welches mit weit mehrer Festlichkeit geschähe,
wurden alle Freunde, Verwandte, und auch etliche junge Knaben eingeladen. Waren
47*
740 CEREMONIELLES.
und dem Wasser geweiht (durch Emporhebung in der Taufe).
In der heihgen Quelle in Tlascalla wurden die Neugeborenen ^)
gebadet (s. Herrera).
In Yucatan war die Taufe in Gebrauch, „y en su vocablo
die Eltern in guten Umständen, so gaben sie grosse Mahlzeiten, und schenlcten den
Gästen Kleidungsstücke, War der Vater des Kindes vom Soldatenstande , so machte
er zu dieser Festlichkeit einen kleinen Bogen, vier Pfeile, und ein kleines Kind von
der Form, wie es das erwachsene Kind einst tragen sollte. War er ein Landmann
oder Künstler, so verfertigte er einige Werkzeuge seiner Handthierung nach Proportion
der Grösse des Kindes. War das Kind ein Mädchen, so verfertigten sie ein kleines
für ihr Geschlecht schickliches Kleid , eine kleine Spindel , und verschiedene Webe-
werkzeuge. Sie zündeten viele Fackeln an, und die Hebamme trug das Kind im
ganzen Hofe des Hauses herum, hernach legte sie es auf einen Haufen Blätter von
AVasserschwertel, dicht bei einer zu dem Ende mitten in den Hof gesetzte Wanne mit
Wasser, zog es aus, und redete es also an: ,,Mein Kind, die Götter Omemeteuctli
und Omecihuatl, Herrn des Himmels, haben dich in diese unglückliche Welt gesandt;
nimm dieses Wasser hin, welches dir Leben geben soll". Wenn sie den Mund, den
Kopf und die Brust mit eben der Formel wie beim ersten Baden nass gemacht hatte,
badete sie den ganzen Körper, und rieb alle Glieder mit den Worten: ,,Wo bist du
Unglück, in welchem Gliede steckst du.' Entferne dich von diesem Kinde". Darauf
hob sie es auf, bot es den Göttern dar, und bat sie, es mit allen Tugenden auszu-
schmücken. Das erste Gebet war an die beiden gedachten Götter, das andere an die
Götter des Wassers, das dritte an alle Götter, und das vierte an die Sonne und Erde
gerichtet. „O Sonne", betete sie, „Vater von allem was auf der Erde, unser aller
Mutter, lebet, nimm dieses Kind, und beschütze es als deinen eignen Sohn: und da
es zum Kriege geboren ist, (wenn nämlich der Vater vom Soldatenstande war) so mag
es auch darin sterben, indem es die Ehre der Götter vertheidigt, so wird es im Him-
mel alle die Gtückseligkeiten geniessen. welche denen bereitet sind, die ihr Leben für
eine so gute Sache aufopfern". Dann gab sie dem Kinde die Werkzeuge der Kunst,
die es einmal treiben sollte, mit einem Gebet an den Schutzgott dieser Kunst in die
Hände. Waren es Kriegswerkzeuge, so wurden sie im Felde, wo der Knabe dereinst
einmal fechten konnte, die weiblichen Werkzeuge hingegen im Hause unter dem
Stein, darauf Maiz gemalen ward, vergraben. Bei dieser Gelegenheit ward der Knabe
auch, wenn man dem Boturini glauben darf, viermal durch das Feuer gezogen. Ehe
die Werkzeuge einer Kunst dem Kinde in die Hände gegeben wurden, so fragte die
Hebamme die eingeladnen Knaben, wie das Kind heissen sollte, worauf diese den
Kamen, den ihnen der Vater vorher angegeben hatte, sagten. Nunmehr kleidete sie
das Kind an, legte es in die Wiege, und bat die Göttin der Wiegen, Jacateuctli, es
zu wärmen, und in ihrem Busen zu bewahren, und den Gott des Schlafs, Joalteuctli,
ihm Schlaf zu bescheeren (s. Clavigero).
1) Tenian que cuando la rnuger pare dos criaturas de un ventre (lo cual en esta
tierra acontece muchas veces) habia de morir el padre ö la madre. Y el remedio que
el demonio les daba era que matasen al uno de los mellizos, ä los cuales en su len-
gua llaman Cocöhua, que quiere decir culcbras (nach Torquemada) in Mexico (wie in
Africa). Usaban tener muchas mugeres sin guardar ningun parentesco (in Tucuyo).
SONNENTISCH. 74 1
quiere decir: nacer otra vez" (s. Herrera), in Wiedergeburt ^). Bei
dem zu Ehren Tezcatlipoca's gefeierten Regenfest wurde der
Tempel von den in den Klöstern erzogenen Jünglingen und Jung-
frauen mit einem Seil umzogen. „Das Seyl nännete man Toxcatl,
das ist truckne oder unfruchtbare Zeit" (ähnlich in Birma).
Wenn im Alonat^) Teotleco aus den Fusseindrücken der
(jüngeren) Götter (und zuerst des Tlamatzincatl, als des schnellsten)
auf dem ausgestreuten Mehl die Priester die Ankunft des Herren
ersahen, wurde das Volk durch Trompeten zum Opfer in den
Cu berufen, wohin am nächsten Tage auch die älteren Götter (als
die langsameren) kamen [aus Aethiopien zurück].
Wenn die Priester in dem beim Altar ausgestreuten Mehl
die Fussspuren eines Adlers ^) sahen, verkündeten sie die Ankunft
der Götter (s. Herrera).
Beim Fest des Gottes Mixcohuatl (culebra neblinosa ö de
nube), zu dessen Ehren auf dem Mutter genannten Hügel gejagt
wurde, legten die Mexicaner von den verfertigten Spiessen und
Pfeilen auf die Gräber der Verstorbenen, und dann folgte (in
Toluca) das Fest des Gottes Tlamatzincal (s. Torquemada). Um
eine Gottheit anzurufen, streute man (in Mexico) Staub ^) auf den
1) In der Pow-wau-huiz oder Wakon Kitschewah (the friendly society of the
Spirit) fallen (bei den Nadowessiern) die durch den quiekenden Ton des mit der
Luft gefüllten Fellsackes Angeblasenen für einige Zeit, wie todt, hin (s. Carver). Die
Rückkehr der Götter, die sich aus Aerger oder um andere Länder zu besuchen, ent-
fernt hatten, wurde in schwelgerischen Gelagen des Festes Teutleco gefeiert, nachdem
man sie bei der Einladung begrüsst hatte mit der Ceremonie Neylpiliztli , indem mit
bunten Bändern an den Handgelenken geschmückte Kinder ihnen mit Körbchen, die
Speisen und einen Wasserkrug enthielten, auf dem Rücken, entgegengingen (s. Torque-
mada), wie ähnlich in Africa (und sonst).
2) Im Monat Teutleco wurde beim Fest die Ankunft der Götter bewillkommt,
von denen, als schnellster und stärkster zuerst der jugendliche Tezcatlipuca erschien,
und von dem auf eine Matte gestreuter Staub seine Schritte zeigte (s. Torquemada).
^) Die Tinneh verehren die Dreiheit des auf dem Weltmeere ruhenden Adlers in
Olbale, Orelpale (der Weisse oder Ungeheure) und Nositete oder Kaledele (der Reisende),
als Vater, Mutter und Sohn.
*) Zeigten sich in dem auf den Ahar gestreuten Pulver des giftigen Krautes
Spuren von Thieriüssen, so verkündeten die Priester das Kommen des Dämons Tlaloc
(s. Duran). Im Monat Quecholli wurde der Niedergang der Götter Tzontemocque zur
Unterwelt gefeiert. Nach dem Todtenfest (Milcuilheuitl) feierten die Mexicaner das
grosse Fest der Todten oder Hueimilcailhuitl. Den Seelen der Verstorbenen opfern
die Delawaren ohne Licht oder Feuer. Mit dem Fest Texcatl (Toxcatlj feierten die
Mexicaner den jährlichen Einzug ihres Gottes Huitzilipochtli in seinen Tempel (und
dann den des Tezcatlipuca). Für die Todten feierten die Huronen das Seelenfest
742 CEREMONIELLES.
Altar, und wenn sich dort Fusseindrücke eines Thieres (besonders
eines Adlers) zeigten, wurde ihr Kommen begrüsst (nach Mendieta).
Die Totonaken^) opferten von drei zu drei Jahren drei Kin-
der, deren mit Gummi gemischtes Blut, als heiliger Gegenstand
aufbewahrt wurde.
Vor dem Fest Tezcatlipuca's (im Monat Toxcoatl) blies der
(Erde essende) Priester auf „einem kleinen steinernen Pfeifflein
eines fast hellen Thon's" (nach den vier Weltgegenden) und „alle
gegenwärtige fielen nider auff ir Angesicht, betten die Nacht,
Wind und daz Finsternuss an, und begerten, dass solche sie nit
verlassen, noch ihnen das Leben nemmen, sondern ein End machen
wolten der Macht, so sie hätten" (s. Lintschoten).
In dem mit festlichem Schmaus") begangenen Feste Teutleco
(das Kauen des Gottes) wurde die Gottheit, wenn nicht in einem
Naturgegenstande, symbolisch im Brod genossen zur sacramentalen
Weihe, einer ^vata dpaifiaxwc. Das Kraut Picietl (Tabac) wurde
als Körper der Göttin Ciuacouatl verzehrt (s. Mendieta). Bei dem
Fest Ipaina Vitztliputzli wurde die geknetete Bildsäule des Gottes
auf ihrem blauen Stuhl von den Jünglingen des Klosters im Lauf
nach Chapultepec getragen, dann nach dem Feld Atlakuavaja
und dann (über Kujoakan) nach Mexico zurück (s. Dapper). Beim
Teoqualo (Essen des Gottes) wurde die aus Teig geknetete Gottes-
(Agochin atiskain). Die Creek feierten das Feuerfest zur Bekräftigung des Friedens
(s. Hawkins).
1) Auf den Fürsten Umeacatl, der die Einwanderung der Totonaken leitete, folgten
Xatontan (unter welchem sich die Chichimeken in Nepoalco festsetzten), dann Tenitzli,
Panin, Nahuacatl, Ithualtzintecuhtli (der mit den Tecpanquimichtlan kriegte), Tlaix-
chuatenitzli und Catoxan, der das Reich unter seine Söhne Nahuacatl und Ixcahuitl
theilte, während deren Kriege die Chichimeken als Eroberer eindrangen (unter Xihuitl-
popoca). Die Nauatlacas kamen aus Neu-Mexico mit den Ländern Aztlan (Ort der
Reiher) und Teuculhuacan (Land derer so göttliche Grossväter haben). ,,Daz erste,
das sie thäten , wenn sie an einen Ort kamen , war diss , dass sie ihrem Abgott im
Tarbernacul oder Hauss bawten, setzten ihn allweg in die Mitte des Lagers auff einen
Altar" (Humberger).
2) Die Mexicaner assen nicht Menschenfleisch im Allgemeinen (wie in Paria,
Popaian, Quauhtemalan u. s. w.), sondern nur „aquella, que era de sacrificios, porque
la tenian por cosa sagrada, y mas se movian ä esto por religion, que por vicio" (bemerkt
Torquemada). Die Subtilitäten der Stercoranisten und die von Paschasius Radbertus
verwandten Argumente, um seine Lehre von der Transsubstantiation gegen Rabanus
Maurus zu vertheidigen, scheinen den Mexicanern fremd geblieben zu sein. Les mots
d'Hostie et de Victime (s. Paw) derivent de Hostis et de victus ou vinctus, comme si
EID. 743
figur verzehrt. Bei dem Feste (in Nicaragua) wird Mais mit Blut
aus den Geschlechtstheilen befeuchtet, als geweihte Speise ge-
gessen (Gomara).
Am Ende des 52 jährigen Cyclus bildeten (nach dem Chimal-
popoca) die Priester aus Mais eine menschliche Figur mit Ein-
geweiden und schnitten aus der Brust des Brodgottes das Herz
heraus, das in soviele Stücke getheilt wurde, wie das Königreich
Provinzen hatte. In jeder Provinz wurde das zugetheilte Stück
dort nach der Zahl der Ortschaften vertheilt, in jeder dieser nach
den Familien, und in jeder Familie nach der Zahl ihrer Personen,
deren jede ihre Portion ass.
Im Monat Panquetzalitzti wurde die aus Sämereien zusammen-
gebackene Figur des Huitzilopochtli vom Priester Quetzalcoatl
(Haupt der Büssenden oder Tlamacazqui) mit einem Pfeil durch-
schossen („Der Gott ist todt*') und dann vertheilt für die Cere-
monie Teocualco (der gegessene Gott) in Mexico (s. Clavigero).
Für Ome Acatl (Gott der Feste), der durch das Loch des Scep-
terstabes Tlachielonique blickte, wurde aus Teig ein Kuchen
geknetet, und nach Abzapfen von Blut ^) des Opfers gegessen (in
Mexico).
Bei dem Räucherfest des Huitzilopochtli^) wurde die Figur
1) Im Tempelraume Huitznahuaccalpulli wurde die Bildmasse des Gottes Tlaca-
huepancuexcoch geknetet (s. Torquemada). Für die (Erkältungskrankheiten sendenden)
Götter der Berge (und Felder), wurden (wie für Ertrunkene) die mit Teig beklebten Holz-
figuren Ecatotonti mit Festen gefeiert (Torquemada). Jeder bei der Procession der
Teigfigur (in Mexico) Anwesende ass davon ,,et se croyoit sanctifie apres avoir mange
son dieu" (s. Raynal. Zur heiligen Speise an den peruanischen Festen, bereiteten die
Sonnenjungfrauen das Brod Cancu und das Getränk Aca. Bei dem Fest der Aussaat
wurde (bei den Pipiles) aller Art Saamen in einem Beutel in ein Erdloch gelegt,
worüber Copal verbrannt wurde, unter Blutsprengen. Vor der Jagd wurde ein Hirsch
geopfert und der Schutzgott mit Blut besprengt (s. Palacios).
2j Beim Fest Vitzilopochtli's trug der, der Statue des Gottes Paynal vorangehende,
Ceremonienmeister einen Schlangenstab in Mosaik mit Türquisen. Die aus Teig und
Saamen gebildete Figur Huitzilopochtli's wurde von dem Priester Quetzalcoatl mit
einem Pfeil durchbohrt und dann zum Verzehren vertheilt (Torquemada). Beim Fest
des Gottes Paynal wurden erst die Papierkleider der Gefangenen verbrannt, und dann
diese selbst auf den Scheiterhaufen auf der Spitze des Tempels geworfen , um halb
gebraten durch die Quaquacuiltin herausgezogen zu werden, worauf die Brust ge-
öffnet wurde, um dem Feuergott Xiuchtecutli das Herz darzubringen (s. Sahagun).
Das aus Saamen (mit Maguey-Splittern als Knochen) geknetete Bild Huitzilopuchtli's
wurde, auf Sänften mit Schlangenköpfen getragen, auf den Huitznahuac genannten
Altar gestellt (Torquemada). Zum Metai-we-koon-de-win (oder Zauberfest des Metai)
744 CEREMONIELLES.
des Gottes aus Fleisch der essbaren Pflanze Tzohualli und aus
dem Holz . Mizquitl (für die Knochen) gebildet.
Aus den von der Sonne getödteten Heroen (in Begleitung
Xolotl's) erschien Tezcatlipoca seinem Diener und Hess ihn aus
dem Hause der Sonne die Musik für Festlichkeiten holen. Die
Antillenos verehrten in den Areytos genannten Tänzen. Die mit
Gesang ^) und Tanz gefeierten Feste bei den Attigovautanern (nörd-
wuiden die Candidaten durch die !Me-zhin-no-way (die Häupter der Eingeweihten)
eingeladen (s. Tanner), Wenn in der Ceremonie Machitun der Gott Meulen an-
gerufen Avird (in der Besessenheit), um den Kranken zu heilen, wird, unter Blutspren-
gen, in den vier Winkeln (Machi) des Hauses Tabak gestreut (bei den Araucanern).
Bei dem (medicinischen) Pow-wow-Tanz (der Nadowessier) fällt Jeder dem unter und von
den Tanzenden das aufgeblasene (und quiekende) Thierfell (aus Otter oder Wiesel) ent-
gegengehalten wird, wie todt nieder, springt aber alsdann wieder empor, um foxtzutanzen
(s. Carver), War keine Zeit für die umständlichen Ceremonien, um Huitzilopochtli
anzurufen , so wandte man sich an seinen Unterfeldherrn Paynal als Stellvertreter
(Sahagun). In Chalco wurde das Kriegsfest (Panquetzalitzli) zu Ehren des Stamm-
helden Catlipocatl gefeiert, in Mexico für Vitzilopuchtli. Auf dem Temalacatl kämpf-
ten die Krieger zum Gottesgericht. Die Zweikämpfe der Australier wurden von dem
Ca-bah-my genannten Zeugen überwacht (und so bei den Puris in Brasilien). Neuwied
erzählt, wie unter den Mandans die ,, Kohle" und ,, schwarze Katze'' dadurch ihre
Streitigkeit beilegten, dass sie um den Preis der Tapferkeit gegen die Dacotahs stritten,
wie Aehnliches von einem englischen Offizier und im Alterthum berichtet wird.
Die Peruaner feierten das Puclla genannte Fechterspiel. Les duels furent encore un
espece de jugement des dieux in (Vico's) age heroique (s. Michelet). Otto M. berief
ein Kampfgericht, um die Entscheidung des über das Erbrecht der Enkel und Söhne
bestehenden Streites auf ein Gottesurtheil zu stellen.
1) Die Achcauhtzin sangen bei dem Feste Camaxtli's in Tlascalla (s. Torquemada).
Am Queti oder Thiertanz der Maipurier wagen die Frauen nicht Theil zu nehmen
(Gilij). Bei dem Achei-nateri (Flöten der Schlangen) benannten Tanz der Tamanachier
spielte eine in das Geheimniss eingeweihte Frau das Hauptinstrument (war aber z.ur
Schweigsamkeit verpflichtet). Der als Zaubergeist agirende Häuptling oder Iriabos
schlägt mit seiner Keule rings um den Kranken, um die Seele des erbitterten Thieres
(welche das Leiden verursacht) fortzujagen, wenn der Patient ,,den Hunden ein Stück
Fleisch von einem Schild-Krot, Hirsch oder anderen Thier vorgeworffen habe" bei
den Chiquitos). Ist der Himmelsgott Peiamei oder (nach Cunningham) Koyan, der,
als Schöpfer, Mahmam-mu-rok (Allvater) heisst, erzürnt, so muss er durch Tänze ver-
söhnt werden (in Süd- Australien). Unter Acxitl führten die Ixcuinames (maskirten
Frauen) den Phallusdienst (Panuco's) in Tollan ein. Bei den nackten Tänzen der
Ixcuinames in Cuextlan, trugen die Frauen Masken. Beim Jahresfest der Aleuten
tanzen nackte Frauen maskirt bei Mondlicht. Zu Ehren des Gottes Yxtliltan (que quiere
decir el negrillo) oder Tlaltetecuin wurden die Macevalistli genannten Tänze abgehalten.
Die Sinaloas bei Culiacan (nördlich vom Yaqui-Fluss) tanzen zu Ehren Viriseva's,
der Mutter des Ersten Menschen Vairubi. Die Yaquis (neben den Mayos) oder Hia-
quis sind als laute Sprecher bekannt, „essa palabra y nombre significa, el que habla a
BACCHUS. 745
lieh vom St. Lorenz) hiessen Tabagos (zu Carter's Zeit) oder Ta-
bagia (bei Souriquosier).
In den Mico genannten Tänzen begrüssten sich die Stämme
Cahforniens zum Austausch ^) von Handelsgegenständen (s. Alegre).
Mit der heiligen Maraca tanzend^) blasen die Priester (in
Brasilien) aus langen Röhren den Rauch des angezündeten
Tabaks auf die Umstehenden, damit sie den Geist der Kraft em-
pfangen (s. Coreal), und so in Festen der Rothhäute.
In Tlascala erschien der als Gott Ometochtli (des Weins) ^)
gritos" (Ribas). Am Fluss Yaqui wohnen die Opatas. Bei den Yaqui wurde Tohil
(Gott der Quich^) als Yolcuat Quitzalcuat verehrt (in Tulan). Die Yaqui begleiteten
die Quich^ (und verwandten Stämme) bis zu den sieben Höhlen von Tulan-Zuiva, wo
die Sprache verwirrt wurde. Im Kriege mit den Akahales half ein Trupp von Yaquis
gegen die Cakchiquel. Die Yaquis (und Ceris) verfertigen Thonwaaren. Bei dem
Tanz Tutuli gamuchi (der Yaquis) werden die Frauen vertauscht. Die (mit elastischem
Ball) Fussball spielenden Opatas (bei denen sich Traditionen von den Wanderungen
der Azteken und das Erscheinen Montezuma's erhalten haben) feiern das Tanzfest
Torom raqui für Regen und gute Ernte.
1) Die Anlage der (auch in Polynesien bekannten) Asyle neben den Vanquech
genannten Tempeln (in Californien) wurde dem Gott Ouiamot oder Chinigchinich zu-
geschrieben. Nous venons de donner la premiere origine des asiles. C'est en ouvrant
un asile que Cadmus fonde Thebes, la plus ancienne cite de la Grece. Thesee fonde
Athenes en elevant l'autel des malheureux, nom bien convenable ä ceux qui er-
raient auparavant, dcnues de tous les biens divins et humains que la soci^te avait pro-
cures aux hommes pieux. Romulus fonde Rome en ouvrant un asile dans un bois,
vetus urbs condentium consilium, dit Tite-Live. De la Jupiter re^ut le titre d'hos-
pitalier. Etranger se dit en latin hospes. „Hanme puesto un penacho de esclavo y
hanme rodeado al cuerpo una soya'', quiere decir, pormetafora: en este oficio ö cargo,
que me han dado, hanme hecho esclavo y siervo de la republica, ö de las personas ä
quien rijo (als Sprichwort) in Mexico (s. Sahagun). Die Mexicaner achteten die Spa-
nier so hoch, ,,che in ogni parte sentiansi esclamare Teules, che in lor lingua vuol dire
Iddii" (s. Manzi). El color, la ignorancia y la miseria de los indios los colocan ä una
distancia infinita de un espaiiol (s. Queipo) in Mechoacan.
2) Long nennt bei den Chippeway den Kalumet-Tanz, Kriegs-Tanz, Oberhaupts-
Tanz, Ausrücke-Tanz, Skalpier-Tanz, Todten-Tanz, Gefangenen-Tanz, Rückkehr-Tanz,
Lanzen-Tanz, Hochzeit-Tanz, Opfer-Tanz. Der Tanz vor der Teigfigur (im Monat
Toxcatl) hiess (nach Sahagun) Tlanoa , que quiere decir abrazado , quinaoain Vitzilo-
pochtli, abrazar h Vitzilopuchtli. Beim Tanz trugen die Mexicaner in der einen Hand
einen Federstab und in der andern die AjacaxtU genannte Rassel (Clavigero). Unter
den Tänzern der Californier zeigten sich auch ganz nackte Frauen (s. Boscana). Die
Inkülüchlüaten überschütten sich beim Tanze mit Schwanenflaum. Die Tänze oder
Taqui, wenn mit Masken ausgeführt, hiessen Guacones (in Peru', ähnlich den der
Arecunas u. A. m.
3) Der höchste Gott hiess (nach Torquemada) Mexitly (Ombligo de Maguey) oder
Huitzilopuchtli.
746 CEREMONIELLES.
gekleidete Priester in wilden Gesten auf dem Markte, Obsidian-
messer kauend (s. Torquemada). Heckewelder erzählt von einem
als Bären ausstaffirten Zauberpriester, der unter den Bewegungen
dieses Thieres in monströsem Aufputz durch das Dorf ging (bei
den Lenape). Die Choktah (um ihre Feinde zu überlisten), „be-
festigen die Pfoten oder Füsse der Panther, Bären ^) und Büffel
an ihren Füssen und Händen, und kriechen in den Wendungen
und Gang dieser Thiere" (s. Adair).
Ein reich gewordener Kaufmann war (in Mexico) zu einem
freigebigen Fest für seine Freunde verpflichtet, die (nach langen
Vorbereitungen) mit Blumenbouquets empfangen wurden, Nachts
durch Cautschouk (Ulli) bezeichnetes Papier verbrennend, und
nachdem sie am Morgen Chocolade getrunken und den be-
rauschenden Pilz Nanacatl (für Visionen) gegessen, sich (nachdem
sie alle beim Opfer gebrauchten Sachen vor unheiligen Augen
entfernt), unter Gesang und Tanz der dafür Geweihten, dem Ge-
lage ergaben (s. Sahagun). So werden an der Nordwestküste von
den Kaufleuten Verschenkungsfeste gefeiert (unter, an China er-
innernden, Ceremonien).
Wie Xippe war der Gott Amimitl als Krankheiten^) sendend
1) Bei den Attigovantarern wurden Bären für periodische Feste gemästet (s.
De Laet). Die Priesterin der Athene erschien bei Festzeiten in der Tracht der Gott-
heit (s. Polyaen). Nach Reccho assen die mexicanischen Priester, wenn sie mit der
Gottheit communiciren wollten, die Schlangenwurz (Coaxihuitl), um Phantome zu sehen,
wie es Dioscorides vom Solanum maniacum sagt. Bei der ohne die Frauen durch die
Männer abgehaltenen Ceremonie (der Tuppin-Imbas) Hess der Paygi unter Beräuche-
rungen der (verehrten) Tammaraka (Rassel) aus Jedem der Eingeweihten reden (s.
Staden). Die Juripari (devil music) genannte Pauke der Maupes darf von den Frauen
(bei Todesstrafe) nicht gesehen werden. Die Salivaes (am Meta) gebrauchen Thon-
Trompeten. Als auf der Insel Havaiki mit Erfindung des berauschenden Getränkes
Kawa-Kawa sittenlose Zustände einrissen, bildete sich, mit dem Gelübde der Enthal-
tung, der Bund Ranunga, dessen Mitglieder indess, von den die Orgien leitenden
Priestern, zur Auswanderung gezwungen und auf ihren Canoes nach Maoria (Neusee-
land) getrieben wurden. Bei den mit Thiermasken aufgeführten Festen der Tecunas
(bei Tabatingo) erscheint der maskirte Dämon Iticho (s. Spix). Die bei Festen be-
rathenden Cuevas vergassen im Rausch das Gesprochene, wurden aber durch die an-
wesenden Alten am nächsten Tage daran erinnert , und dann musste das Bestimmte
genau ausgeführt werden (s. Oviedo).
2) Zur Zeit der Epidemien (in den Dörfern der Huronen) wurde die Ceremonie
Lenouayroya beschlossen, indem die dazu Verbundenen Abends Alles im Hause zu
zerbrechen und zu lärmen begannen, sich einen Gegenstand vorstellend, worauf sie,
um Sachen bittend, am nächsten Tage von Hütte zu Hütte gingen, bis sie die er-
wünschten erhalten (Sagard).
EXORCISMUS. 747
gefürchtet und die durch den Gott Yxthlton geheilten Kinder
tanzten in seinem Tempel (Torquemada). Nachdem die Indianer
(bei Quebec) die Kriegsgefangenen unter Qualen getödtet, liefen
sie schreiend umher und an alle Hütten klopfend, um die zur
Rache gestimmten Seelen zu verscheuchen (1722).
In Guatemala wurden während der Erscheinung eines Kome-
ten ^) auf einem Altar Lebensmittel verbrannt. Mit dem beim
Fest des Gottes Kinch-Ahau (Kinch-Ahau-Izamna) vergossenen
Blut wurde das Steinbild Chacan-Cantun (Chac-Acantun oder Zac-
Acantun) gefärbt (in Yucatan).
Die beim Erntefest^) der Göttin Chicomecohuatl (siete cule-
bras) oder Cinteutl (zu deren Ehren Scheinkämpfe aufgeführt
wurden) von den Mädchen in die Scheunen gelegten Maisähren,
1) Wenn der Stern, worin sich Topiltzin (oder Quetzalcoatl) verwandelt hatte,
zuerst aufging, Hess der König einen Sklaven opfern (in Mexico). Bei Tlascala wurde
das Fest der Toci (nuestra abuela) als Tzapotlalnanque oder Göttin der Temaxcales
(Arzeneien) gefeiert. Bei der Mosquito-Küste vertrieben die Zauberinnen (Sukia) die
Dämone (Wulasha). Von den Krankheitsgöttern der Maori verursachte Mako-Tiki
Brustleiden, Tonga Kopfweh, Tuti-hai Fussschmerzen , während Tutangata-Kiono in
den Magen kroch und die Auszehrung den Dämonen Tuparitapu und Rongomai zu-
geschrieben wurde. Durch die Ceremonie der Umhlahlo oder Hexenweihe entdeckte
der Priester durch den Imishologu (Geist) den Amagqwira oder Zauberer (bei den
Kaffir). Cuando alguno de noche oia golpes como de quien corta lena, tomaban mal
aguero, ä este llamaban Tooaltepuztli , que quiere decir hacha nocturna (in Mexico),
und wurden den Tlamacazques Sühnopfer übergeben (s. Sahagun). Der Cacique Na-
tibara (in Abibe) tenia a las puertas de su casa muchas cabe^as de sus enemigos,
porque los cuerpos se los comian, su religion era adorar el sol, y el demonio les
aparecia en diversas figuras, y hablava con ellos (so als Tiger).
2) In den Festen der Aussaat und der Ernte wurde das Götzenbild mit den Herzen
geopferter Thiere umhängt (in Sonora). In Durango wurde neben Cachiripa der
Schöpfer Meyuncame verehrt und ein Feuerstein für die daraus gemachten Werkzeuge.
Die den Gott Cocohuame (als Tod) und Banuehua (als Wassergott) verehrenden Sinaloas
opferten Waffen dem starken Ouraba und Federn dem Gott der Freude oder Sehuatoba.
Die Tahus bei Culiacan (in Sinaloa) verehrten heilige Schlangen durch Gaben von
Edelsteinen und Zeugen. Die Hoopah wohnten am Trinity-Fluss. Die Tejones wohnten
im Tulare-Thal (in Californienj. In Uraba trugen die Frauen, für dicke Beine, Bänder
an denselben. Beim Erntefest der Mexicaner wurde das Tetlimonamiquian genannte
Opfer gebracht, im Zermalmen eines Verbrechers zwischen niederfallenden Steinen. Die
Göttin Tzapultatena (in Mexico) wurde von den Harzsammlern verehrt, der Gott Ma-
cuilxochitl oder Zochipilli von den Blumengärtnern. Die Indianer Culiacan's glaubten
en uno que llamavan Aguar, que entendian, que era Senor de todo y estava en el
cielo, y les dava agua, quando la pedian, y que esto avian prendido de sus padres y
ajuelos (zu Cabe9a de Vaca's Zeit).
748
CEREMONIELLES.
dienten als das Herz, damit der Vorrath nicht verderbe (s. Tor-
quemada).
Die Pani opferten im Frühling ein Mädchen, das Blut auf
das Feld rinnen zu lassen (ähnlich dem Meria der Khond).
Die zuerst bei vierjähriger Dürre (worauf im fünften Jahre
die Auswanderung nach Nicaragua statthatte) geopferten Knaben
wurden (in Mexico) für Tlaloc in eine Höhle eingeschlossen, und
dort bis zur OefFnung derselben im nächsten Jahre bewahrt
Xs. Gomara). Bei der Thularabuldra genannten Ceremonie, um
von der Gottheit (Muramura) Regen (Thulara) zu erbitten (in
Austrahen, bekleben sich die mit dem Blut des Aderlasses be-
spritzten Männer mit Habichtsfedern (s. Jung). Einhüllung in
Federdaunen beim Tanz findet sich bei Californiern (s. Choris),
bei Haidah, Nutka u. s. w.
Bei der Cacao-Ernte wurde von dem Caciquen Agaleyte in
Tecoatega (in Nicaragua) ein Tanz (Mitote) mit Masken für den
(auf einer Stange getragenen) Gott des Cacaguat (Cacao) abge-
halten, sowie Vogelflüge der Indianer an einem Drehpfahl
(s. Oviedo). Beim Fest der Xilomen (Göttin des jungen Mais) ^)
wurden die Armen von den Vornehmen bewirthet (in Mexico).
Bei Mangel an Regen trennten die Tenerifer bei einer auf-
gesteckten Lanze die Mütter in den Heerden von den Lämmern,
so dass jene sowohl, wie diese kläglich brüllten, um den Himmel
zu erweichen (s. De la Pena). Um die Feldfrüchte von den
(durch den bösen Huecub gesandten) Würmern zu befreien, hiel-
ten die Ulmenes der Araucaner auf den ausgeschütteten Proben
einen Scheinkampf ab (s. Vidaure).
Vor der Aussaat enthielten sich die Pipiles einige Tage
ihrer Frauen, und beim Fest übten bestimmte Personen den
Coitus (während des Pflanzens)^). Beim Fest Xocotlhuetzin
^) Am Fest der Dea dia setzte man vor die arvalischen Brüder fruges aridas et
virides (des vergangenen und jetzigen Jahres). Dem gesäeten Korn stand die Göttin
Seja vor, dem aufgeschossenen Segecia, dem blühenden Flora, dem Milchsaft treiben-
den der Gott Lactuo, dem Knoten ansetzenden Nodoso, dem reifen die Göttin Matura,
dem gemäheten Runcina, dem aufgespeicherten Tutilina. In dem Tempel Tirma (auf
Gran Canaria) wurde eine weibliche Holzfigur verehrt, desnuda con sus miembros de
fuera, e delante della una cabra de un madero entallada con sus figuras de hembra,
que queria concibir, y tras della un cabron entallado de otro madero y puesto que
como que queria subir a engendrar sobre la cabra (s. Bernaldes).
2) In Nicaragua wurde der Mais mit Blut besprenkelt, das aus den Genitalien ge-
zogen war (s. Oviedo). Auf der Insel Culua (San Juan de Ulua) wurden dem Tez-
APHRODISIAKA. 749
(der reifen Früchte) wurde das Bild des Feuergottes XuihtecutU
auf einen entblätterten Baumstamm gesetzt und dann zerbrochen
(unter Orgien) in Mexico. Der (höchste) Gott Tezcatlipoca (als
Sonne) wurde (nach Boturini) als Liebesgott verehrt (mit Aus-
schweifungen) in Mexico.
Bei Mangel an Buffaloes führen die Mandan's den Büffeltanz
auf, indem die Jüngern ihre Frauen den Greisen bringen, und sie
anzureizen suchen, trotz natürlicher Erschlaffung den Coitus zu
vollziehen (Lewis and Clark).
Beim Fest Tlalocs schnitten sich die Mexicaner das (Mete-
poliso genannte) Stück des Präputium ab und brachten es dem
Gotte dar, um Nachkommenschaft zu erhalten (s. Veytia). Am
Fest des Tlaloc opferten die Mexicaner einen abgeschnittenen
Theil der Vorhaut (s. Veytia). Durch die Beson genannten
Amulette sucht man Zuneigung zu erregen (bei den Delawaren).
Fromme in Yucatan verstümmelten sich den Penis (s. Landa)
oder schnürten ihn auch mit einer Kette zusammen, um mit dem
ausquellenden Blut den Götzen zu beschmieren (quedando asi to-
dos asidos y exsartados).
Am Feste der Ilamateuctli (der Göttin des Greisenalters) lie-
fen die Priester durch die Strassen und schlugen die Begegnen-
den weiblichen Geschlechts mit Heubündeln). Am Regenfest
durften die Priester auf ihrem Umzüge alle Begegnenden miss-
handeln (Sahagun).
Beim Fest Etzalqualiztli hatte der Priester (auf der Prozession
nach der Quelle Temilco) das Recht von den Begegnenden
catlipuca Menschen geopfert (zu Grijalva's Zeit). Die mit den (vom riesigen König
Datha beherrschten) Duhare grenzenden Chicoranos in Chicora (am Rio Jordan) ver-
ehrten das Idol der Ernte mit Fellmasken und bei dem Fest der "Wassergötter wurde
das Idol später zerrissen und in den Fluss geworfen, nachdem auf Pfähle Opfergaben
niedergelegt waren, und derjenige', dessen Opfer sich als das beste erwiesen, für ein
Jahr lang (nach Bestimmung der Priester) Ehren empfing. Am Jahresfest wurden die
Knochen des alten Caciquen ausgegraben und, nachdem ihn die Frauen beweint, wieder
beigesetzt. Die Bösen leiden in kalten Gegenden, während die Guten sich in dem
Paradies des lahmen Qnexuga ergötzen. Die Priester besassen Gesänge für die Leute
des Himmels, für die unter der Erde und für die Götter im Wasser. Beim Tode des
Caciquen zündeten die Priester Feuer an, die zum Himmel aufsteigenden Seelen zu
zeigen, unter Klagen (s. Gomara). Die Manzanillos von St. Blas kämpfen mit den
Bayanos bei Chepo (die Savanerias wohnen in Veraguas). Despues de la Invasion de
los Olmecas los Mames que aun quedaban en Soconusco, se vieron atacados y vencidos
por los Toltecas (bis dann von den Quich6 unter Kicab II. unterworfen).
750 CEREMONIELLES.
Alles, was ihm zusagte, zu nehmen (s. Sahagun). Nachdem der
Göttin Ilamatecutli eine klagende Frau geopfert war, liefen die
Tänzer mit Mehlsäcken durch die Strassen, die Begegnenden
(und besonders Frauen) schlagend.
Im Monat Tititl (nachdem eine unter Seufzen und Weinen
tanzende Frau geopfert war) schlugen die Männer, mit Säcken
durch die Strassen laufend, die begegnenden Frauen, und die
Knaben die Mädchen (s. Sahagun), w^e bei den Luperealien
(in Rom).
Beim Fest Toxuih molpilia oder Jahresbindung ^) (alle 52
Jahre) zogen die Priester in Gewändern der Götter (Quetzalcoatl,
Tlaloc u. s. w.) Abends in dem gemessenen Schritt Teonenemi
(van caminando como dieses) nach dem Hügel Huixachtla, wo
der Priester des Stadtviertels Copulco mit den Tletlaxoni genannten
Hölzern neues Feuer rieb, wenn um Mitternacht die Plejaden (in
jener Jahreszeit) culminirt hatten (s. Torquemada).
Bei dem Entlassungsfest aus dem Kloster brachten die Jung-
frauen für das Bild Tezcatlipuca's die (von den Jünglingen im
Wettlauf zurückzutragenden) Speisen. „Für ihnen ging ein alt
bedagter Mann her, der für einen Hoffmeister dienete und ein
seltzames Kleid an hatte (anstatt der Ermel hat es Flügel, da
etliche rothe Bendel herauss kamen, binden hing an denselben
eine mittelmässige Calaba^a oder Kürbiss, welcher voll Blumen
Stack)."
Vor Anhören der Beichte (in Mexico) rief (unter Verbrennen
von Copal) der Priester das Feuer an, als ältesten Gott, Vater
und Mutter der Götter (Sahagun). Xiuhtecutli (Gott des Feuers)
hiess auch Viveteutl (el dios antiguo). Im letzten Jahresmonat
(Izcalli oder Wiederauferstehung) wurden Feste (unter Erneuerung
der Häuser und Tempel)^) gefeiert (in Mexico) mit Opfern für
den Feuergott (s. Torquemada).
Das neue Feuer, das auf dem Hügel Ixtlapalapa ") angezündet
1) Bei dem Jahresfest der Mandan überbringt der Abgesandte des ersten Menschen
(von der Fluth erzählend) die Friedenspfeife, mit der der Medicinmann den bösen
Ochkih-Häddäh bekämpft.
2) Beim Fest Tupp-Kak (der Feuerlöschung) matavan el fuego con los cantaros
de agua los chaces (in Yucatan).
3) Das neue Feuer (Mexico's) wurde in Iztapalapa angezündet (s. Mendieta). Vor
der Göttercapelle auf dem Tempel Mexico's wurden stete Kohlenfeuer unterhalten
(Clavigero). Bei Anrufung des Gottes Okeus (zum Orakeln) umkreiste der Priester
VERHÜLLTE GÖTTER. 751
war, wurde nach dem Tempel Mexico's gebracht und nachdem
mit dem Blut der Geopferten geweiht, in die Häuser vertheilt
(Motihnia).
In den Tlaquimilolli (Umhüllungen) wurden die Gottheiten
(der Nahoas) getragen , indem man einem Stück Holz ein Grün-
stein-Idol oder eine Reliquie einfügte, und dieses (mit der Haut
einer Schlange oder eines Tiger überzogen) in verschiedene Lagen
einwickelte. Der Tempel (Teopan oder Platz der Gottheit) hiess
Teocalli oder Gotteshaus (in Mexico) für Feste ^).
(in Virginien) das Feuer (s. Smith). Nach der Weihe eines Königs entzündete der
Dageou (aus Tunis) in Darfur ein Feuer, das bis zu seinem Tode fortbrannte (s.
Browne), Bei den Chippeway wurde das neue Feuer nach dem Erlöschen entzündet
(und so in Sibirien, Arabien u. s. w.) , wie auf Delos und im Maifest der Vestalen.
Beim Eninisma Hessen die Argiver das Feuer für das Todtenopfer als unrein erst aus-
gehen, um es dann wieder anzuzünden (Plutarch). Die Römer löschten kein Licht,-
sondern Hessen es von selbst ausgehen (wie die Mongolen das Feuer). Das heilige
Feuer der (Pueblos für Montezuma) wurde in Pecos unterhalten. Zu Ehren Perun's
wurde ein Feuer mit Eichenholz unterhalten (in Gross-Nowgorod). Nach Fortis zünden
die Hirten von Pogliza am Fest des heiligen Veit wohlriechende Hölzer vor ihren.
Hütten an. In Kroatien werden am Johannisfeste die Kriess genannten Feuer zum
Ueberspringen angezündet (Anton). Die Araber tanzen um Feuer in der Lailat al
vukud (oder Zaubernacht). Das Feuerfest in Budissin (1523) hiess: „das Empfahen
oder Annehmen des Sommers" (s. Worbs). Deorum numero eos solos ducunt, quos
cernünt et quorum ope aperte juvantur, Solem et Vulcanum et Lunam (Cäsar), die
Germanen. Beim Feste Motlaxquiantota (im Monat Izcalli) trug der Feuergott eine
Mosaikmaske mit Türquisen oder Chalcuitl (s. Sahagun). Bei dem Fest der ersten
Früchte erlöschte der Priester (bei den Muscogee) das alte Feuer, neues entzündend,
während die Männer sich durch die Kriegsmedicin , die Frauen mit Wasser von ihren
Sünden reinigten. Bei den Cree brachten die Priester (Feueranmacher) das heilige
Feuer (Grossvater) auf den Altar (von allen alten Früchten darin verbrennend). Durch
das Erinnerungsfest der Creek (mit Anzündung des neuen Feuers durch Kreuzhölzer)
wurden alle Verbrechen gesühnt (Hawkins). Von den Weltenden kamen vier Männer
(Hiyouyulgee), das heilige Feuer zu bringen und die sieben Heilpflanzen zu zeigen.
The Cherokee reckoned it unlawful and productive of many temporal evils, to ex-
tinguish even the culinary fire with water (Adair).
1) Beim Fest Toxcatl wurde das Bild Huitzilopochtli's im Tempel Huitznahuac
bewahrt. Bei den Festen (in Nicaragua) wurde eine Fahne, als Zeichen des Dämon,
in Prozession getragen (s. Gomara). Der Göttin der Jagd (Mixcohuatl) wurden Pfeile
geopfert. Beim Fest Tlaxochimaco wurde der Hausgötze mit Blumen geschmückt (in
Mexico). Ehe nicht die Erstlinge im Monat Tozoztontli den Tlaloquen dargebracht
worden, war es in Mexico verboten, an den Blumen zu riechen. Die Mexicaner
setzten frisch gebackenen Kuchen (Tzoallitlatlaoyo) auf die Altäre, so dass der baho y
humo Uegase ä las narices de las Estatuas (Torquemada), wie sich auch Homer's Götter
des Opferdampfes erfreuen. Beim Fest Izcalli (der Wiederbelebung) im Frühjahr
752 CEREMONIELLES.
Bei der Gillatun oder Gillatucan genannten Ceremonie rauch-
ten die Chilener den in einer Muschel verbrannten Tabak durch
ein Rohr, und riefen bei jedesmaliger Entlassung des Dampfes
den Namen eines abgeschiedenen Helden an, unter Zufügung von
Pom (post singula nomina, dum fumum in os acceptum emittunt,
inclamant Pom), gleich den Schutzgeistern der Schamanen und
Medicinmänner. Die Boratios (Priester) in Venezuela prophezeien
nach der Asche ^) des in Umwicklung angezündeten Tabaks, nach
dem Rauchen (berichtet Oviedo).
heben die Mütter ihre Söhne beim Kopf in die Höhe unter Glückwünschen. Die
Jahresfeste hiessen TonalH (in Mexico). Bei dem Fest Tlaloc's wurden Papierstreifen
(Tetevitl) an Stäben aufgestellt (wie die Gohei in Japan). Die (im Tempel tanzenden)
Nonnen (in Mexico) brachten den Göttern gekochtes Fleisch und Avarmes Brod, damit
der Dampf zu ihnen aufsteige (s. Gomara). Die böhmischen Amazonen duce Valasca
omne maris genus perosae, principatum Bohemiae septennio potenter obtinuerunt (s.
■\Vambolt). Nach Reynoso hiess die Sprache der Mames (man oder Vater) Zakloh-
pakap.
1) Bei der Ukukafula genannten Ceremonie werden die Krieger (der Kaffir) un-
verwundbar gemacht, indem der Priester die Kohlen des verbrannten Opfers in Haut-
einschnitte streut (s. Maclean). Nach Begrüssung der Spanier suchte der Cacique
Diriangen sie beim Ueberfall durch Geschrei zu schrecken, erkannte sie aber, als
Kämpfer widerstehend, für Freunde (Gomara). Der Herr des Lebens, in Gestalt eines
Kindes, in das Dorf Ruhptare kommend, wies die Arrikarras an, jährlich das Okippe,
wie die Mandans, zu feiern, aber nicht ihre Medicin mit dem Vogelkasten. Als aber
Streit entstand und der Herr des Lebens, der sich bei den Mandanen aufhielt, durch
das Salz, womit er seinen Körper gerieben, viele der Arrikarras vergiftete, wurden
diese erzürnt (ihn den Prairie-Wolf oder Pachkatsch nennend) und behielten ihren
Vogelkasten, während die Mandans, jenen Lehren folgend, das Okippe beobachten, als
das Pönitenz-Fest der Arche, das jährlich unter der Leitung des dazu erwählten Kauch-
Sächka gefeiert wird. Beim Besuche des Numank-Machana am Okippe-Fest, wo unter
den Tänzern der Teufel umherspukt, marterten sich die Mandans, einen mit V^^asser
gefüllten Sack (die sogenannte Schildkröte) schlagend. Bei den Selish (Flatheads) wird
durch die Sumash genannte Ceremonie die verirrte Seele zurückgegeben. Die Indianer
(in Acadien) „kommen an einem abgelegenen Orte in dem Wald, wo die Sonnen-
strahlen sie gar nicht treffen können, zusammen" (den Teufel zu beschwören) und ,,der
zum Gaukler ausersehene V^^ilde machet gantz entsetzliche Verdrehungen und Gebärden"
(s. Diereville). Nach dem Fest des neuen Jahres (Gi-ye-wä-no-us-quä-go-wä) verbrannten
die Irokesen einen weissen Hund, als Boten an den Grossen Geist. Die Hunde der
Blackfeet heulen nur, statt zu bellen. Bei ihrem Tanz assen die Dacotas die rohe
Leber der Hunde, um sich deren Verstand und Tapferkeit anzueignen. Die Ho-nun-
de-ont (Keepers of the faith) wurden (bei den Irokesen) erwählt (aus Männern und
Frauen), um die Jahresfeste vorzubereiten und darüber zu wachen (s. Morgan). Neben
dem Thiertanz oder Tooppta (das Thier machen) fanden sich (in Sonora) der Tanz
Pascola (worin der Tänzer einen Coyote- Schw^anz angeheftet hat) und der Tanz Monte-
zuma (in dem die Tänzer Rattel tragen). Bei Festspielen banden sich die Jünglinge
OBO. 753
Auf hohen Ueberg-angspuncten der Strasse^), wo die Träger
ausruhten, errichteten die Mexicaner Steinhaufen^) (s. Mendieta),
wie in Peru (bei Mongolen und sonst). In Usui werden (nach
der Tapuyer die Flügel des Kohituh- Vogels an die Arme (s, Franciscus). An der
Nordwestküste bestreuen sich die Tänzer mit Schwanen federn.
1) Ein Indianer von der Mission San Louis Obispo hatte die Erscheinung eines
Phantoms, nach welchem die Indianer bestraft werden würden, wenn sie einen gewissen
AVeg reisten (Boscana), als FetischAveg (in Africa). Während die Besessenheit („eine Art
einer wahrhaften Besitzung" nach dem auf Regierungs-Anordnung erfolgten Ausspruch
des Ministeriums in Berlin) in Spandau grassirte (1594), hat man auch „in der Stadt
viel und mancherley Sachen, als Geld, Leinwand, ausgehöhlte Büchsslein, Cranze,
güldne Bohrten, Knäuffe, Ringe, Garn, Zwirn-Knäuel ausgeworfFen gesehen, und wer
deren etwas aufgenommen, der ist besessen worden, wannenhero beydes in der Schule
und Kirche auf der Canzel verboten worden, dass niemand etwas aufnehmen solle"
(Küster).
^) Zu den Steinhügeln (in Alaska) fügte jeder Vorübergehende einen Stein (zu
Cook's Zeit). Bei der Revue des Heeres Xolotl's errichteten sich zwölf Haufen aus
den Steinen, die jeder in der Hand trug. Zu Ehren des Dämon Oke wurden ,,Pa-
wooranzes, das ist Götzenhöhen", in den Feldern aufgerichtet (in Virginien). Bei den
Calchaquies (in Tucuman) waren (nach Guevara) mit Widderblut bestrichene Feder-
stäbe in Tempelhütten aufgestellt (als Idole). Im Monat Toxcatl tanzten die Priester
(Mexico's) vor dem Idol mit Cuitlacochtli genannten Federstäben (s. Toiquemada).
Vom Abgott (der Araucaner) „Pillan, dem sie etliche Lieder mit seltsamen Geberden
zu Ehren singen, glauben sie, dass er ein Geist sey, der aus Luft bestände und alle
Sachen auf der Erde beherrschte. Doch andere meinen, dass er der Donner sei, den
sie -auch also zu nennen pflegen. Und darum ehren sie diesen Pillan, wenn es donnert,
am allermeisten, dann stecken sie einen Pfeil und ein steinernes Beil in die Erde, und
nehmen das Gewehr zur Hand , nicht anders als wenn ein mächtiger Feind auf sie zu
kähme, indem sie wähnen, dass sie durch den Donner vor der Spanier Ankunft, deren
Grausamkeit ihnen ein Greuel ist, gewarnet würden. Sonsten nennen sie auch alle
Helden Pillan und schreiben denselben göttliche Ehre zu. Wan sie Taback saugen,
welches sie fast allezeit zu tuhn pflegen , dan blasen sie den Rauch desselben mit
wunderseltsamen Gebährden in die Luft und schreyen: Empfange dieses, o Pillan. Ja
wenn sie aus irgend einer Feldschlacht sieghaftig zu Hause kommen, stecken sie das
gemeldete steinerne Beil in die Erde, stehen um dasselbe gewafnet her, sauffen so
lange, bis sie vol und toi seynd, und singen inzwischen dem Pillan zu Ehren ihre
Lieder Pawari" (s. Dapper). Neben dem Pilun oder Fürst steht der Matra-mat als
Priester (in Yap). Die (grünen) Amazonensteine am Rio Negro sollten aus einem Land
der Frauen ohne Männer (Cougnantainsecouima) oder der für sich allein lebenden Frauen
(Aikeambenano) kommen (A. v. Humboldt). Wo sich Chalchiuitles fanden ,,ö crian,
Ja yerba que esta alli nacida, siempre esta verde, y es porque estas piedras continua-
mente echan de si una ecshalacion fresca y hümeda" (Sahagun). Bei den Mijes wurde
ein flacher Grünstein mit rothen Streifen verehrt. In Tecpan-Guatemala galt die Ver-
ehrung einem Stein (und so in Utatlan). Zu Cortez' Zeit zeigten die Chololteken einen
Meteorstein in Krötenform, der aus einer Feuerkugel auf die Pyramide gefallen. Der
Obsidian hiess Teotetle (göttlicher Stein) in Mexico.
i a s t i a n , America.
48
754 CEREMONIELLES.
Speke) und am Sinai (nach Ebers) Steinhaufen errichtet (wie für
Hermes im Alterthum), und so in Borneo und Tibet. Bei den
Dayak werden Steinhaufen errichtet zur Schande eines Lügners
(in der Schweiz über den Gräbern Verunglückter).
In Costarica ist der Chalchuitl nur in solchen Gegenden
gefunden, die von chorotegischen Stämmen bewohnt waren, wie
in Guanacaste und San Ramon (dann unter den Guatusos in
San Carlos). Der Grünstein mit dem eine Schlange in den
Klauen haltenden Vogel w^urde als „Herz des Volkes" verehrt
(in Cholula).
Unter den Idolen in Zoguio sah Fray Jordan: una piedra
muy hermosa y tan grande como un plato mediano, y de hechura
de plato, y de color verde con pintas y tayos de sangre, cuyo
valor y estima dixeron los Indios que avia sido tan grande que
avia costado una ciudad entera para ofrecerla a los ydoles
(s. Padilla).
Für die alten Mexicaner hatte der Grünstein den Modewerth
des Jade in China, wogegen die Spanier mehr nach den edlen
Metallen suchten, und sie in Geschenken (sow^ohl, wie später in
der Beute) reichlich aufhäufen konnten.
Torquemada giebt ein Verzeichniss der von Cortez zuerst in
Mexico erhaltenen Geschenke.
Der Abgesandte von Motecusuma Hess vor Cortes reich gearbeitete Matten auf
dem Boden ausbreiten und sie mit baumwollenen Zeugen bedecken, darauf legte er die
Geschenke aus. Sie bestanden in einer grossen Menge und Mannigfaltigkeit von baum-
wollenen Hemden und baumwollenen Stoffen überhaupt, welche auf das zierlichste ge-
arbeitet, und mit Federn von den herrlichsten Farben durchwirkt waren. Dann kamen
Schilde, von blendend weissen Stäben verfertigt, und mit Federn und Gold- und Silber-
Plättchen belegt, und andre, die mit Perlen gestickt waren, wo die feine und kunst-
volle Arbeit Alles übertraf, was man sehen konnte. Ferner ein, aus Holz auf das ge-
schickteste geschnitzter, Helm, welcher ganz mit Goldkörnern angefüllt war; eine
Sturmhaube von Goldblech, mit Troddeln und mit Steinen, wie Smaragde, besetzt;
allerhand grosse Federbüsche von dem buntesten Gefieder und in Silber und Gold ge-
fasst; Fliegenwedel von den seltensten Federn, mit tausend Berlocken von Gold und
Silber und von der feinsten und wundersamsten Arbeit; Armspangen und Waffen-
schmuck von Gold und Silber und mit grünen und goldgelben Federn geziert; Wild-
leder, auf das beste gegerbt und gefärbt ; Schuhe und Sandalen von dergleichen Leder,
mit Goldfäden genäht, und mit. Sohlen von kostbaren weissen und blauen Steinen; an-
dere Schuhe auf das feinste von Baumwolle gewirkt ; Spiegel von Marchash, in Kugel-
form von der Grösse einer Faust, und auf das künstlichste in Gold gefasst, so dass die
Fassung allein schon einen hohen Werth hatte, und man sie jedem König oder Kaiser
zum Geschenk machen durfte. Decken und Vorhänge zu Betten, aus Baumwolle von
TRIBUTGESCHEXKE. 755
den verschiedensten Farben und von höherem Glanz und Feinheit als Seide; eine Menge
anderer Kleinode von Gold und Silber: ein Halsband von Gold mit mehr, als hundert
Smaragden, mit Rubinen und einer Menge goldener Berlocken, ein zweites Halsband
gleichfalls mit vielen Smaragden und grossen Perlen ; Alles von der kunstvollsten Ar-
beit; viele Kleinodien von Gold, in Gestalt von Fröschen und anderen Thieren; Ju-
welen in der Form von Denkmünzen und mit einer Einfassung, deren Arbeit einen
höhern Werth hatte, als die Edelsteine selbst; eine Menge grosser und kleiner Gold-
körner, "Was aber das Kostbarste war, bestand in zwei runden Scheiben, die eine von
Gold, worauf die Sonne mit ihren Strahlen und dem Thierkreis abgebildet war, und
über loo Mark Gewicht schwer; die andere von Silber, die in gleicher Weise den
Mond vorstellte, und" von 50 Mark Gewicht und darüber; beide massiv, in der Dicke
eines Stücks von vier Silber-Realen und der Grösse eines "Wagenrades . . . Alle,
welche diese Kostbarkeiten gesehen, urtheilten, dass sie, ohne die kunstvolle Arbeit
und die Zugaben, blos an Gold- Und Silbergewicht allein einen "Werth von 25,000
Castellanos de oro hätten; so dass man dieses Geschenk im Ganzen füglich auf 50,000
Ducaten schätzen konnte". Nach Gomara war auf einem Schilde der Kriegsgott Vitzil-
opuchtli, oder Huitzilopuchtli, in erhobener Arbeit abgebildet. Aehnlich berichtet
Bernal Diaz de Castillo : Bei der Abreise des Tendile mit den Geschenken, welche
ihm Cortes für seinen Monarchen Motecusuma gegeben, war der andere Statthalter
Pitalpitok in unserem Lager zurückgeblieben. Er bewohnte eine Baracke, die von
den unsrigen entfernt lag, und liess Indianer kommen, um Maisbrot zu backen und
Hühner, Früchte und Fische herbeizuschaffen, welche die Provinz für die Tafel von
Cortes und die übrigen Officiere zu liefern hatte. Wir übrigen Soldaten mussten selbst
Muscheln sammeln und Fische fangen, wenn wir satt werden wollten. Indess fanden
sich viele Indianer aus den zuvorgenannten Provinzen ein, von denen jene Beamten
des grossen Motecusuma Statthalter waren, und brachten etwas Gold, Geschmeide von
geringem Werth und Hühner mit, und vertauschten sie gegen unsere Waaren, die in
grüiten und weissen Glaskoralleu und dergleichen bestanden, womit wir sammt und
sonders versehen waren, da wir den Nutzen solcher Tauschwaaren während der Ex-
pedition von Grijalva kennen gelernt hatten. Sechs oder sieben Tage mochten auf
diese Weise vergangen sein, als der Tendile des Morgens wieder anlangte. Er hatte
mehr als hundert indianische Lastträger, welche alle wohl beladen waren, und einen
grossen mexicanischen Caziken bei sich, der in Gesicht, Statur und Haltung viele Aehn-
lichkeit mit Cortes hatte, und blos deshalb von seinem Monarchen zu dieser Sendung
ausersehen worden war. Denn, wie man erzählte, so hatten alle Grossen des Motecu-
suma, welche gegenwärtig waren, als der Tendile die Abbildung von Cortes übergab,
sogleich die Bemerkung gemacht, dass er einem vornehmen Manne, Namens Quintalbor
gliche. Dies war der Nämliche, der nun mit dem Tendile kam, und so nannten wir
den Einen den Cortes von hier, und den Andern den Cortes von dort. Hören wir
aber, was die Gesandten machten, als sie vor Cortes kamen. Erst berührten sie die
Erde zu seinen Füssen mit der Hand, dann beräucherten sie ihn und alle Spanier, die
in der Nähe waren, mit ihren Kohlenbecken von Thon. Cortes empfing sie mit dem
grössten Wohlwollen, und hiess sie neben sich Platz nehmen. Der Cazike Quintalbor
hatte den Auftrag, mit dem Tendile gemeinschaftlich das Wort zu führen. Beide
hiessen den Cortes daher auf das geziemendste willkommen in ihrem Lande, und nach
vielen gewechselten Reden holten sie die Geschenke hervor, und breiteten sie auf einer
Matte aus, über die sie noch einige Stücke baumwollener Stoffe gelegt hatten. Das
erste war eine Scheibe, von der Grösse eines Wagenrades, welches die Sonne vorstellte,
48*
756 CEREMONIELLES.
ganz vom feinsten Gold und von der schönsten Arbeit, ein überaus merkwürdiges
Kunstwerk, das nach der Aussage derer, die es gewogen, über zwanzig Tausend Gold-
Piaster Werth gehabt haben soll. Das zweite eine Scheibe, grösser noch, als die erste;
schwer von Silber, von grossem Werth, und den Mond vorstellend, mit vielen Strahlen
und andern Figuren darauf. Das dritte war eine Sturmhaube, ganz mit gediegenen
Goldkörnern angefüllt, wie sie aus den Bergwerken kommen, an drei Tausend Piaster
Werth; und das war mehr für uns, als wenn es das Zehnfache gewesen wäre, weil es
uns die Gewissheit gab, dass reiche Goldgruben im Lande waren. Hierzu kamen noch
zwanzig goldene Enten, vollkommen nach der Natur und sehr zierlich gearbeitet; ferner
Figuren von Hunden, Tigern, Löwen und Affen, sodann zehen Halsketten und Ber-
locken, alles von Gold und von der kunstmässigsten Ausführung; ein Bogen mit der
Sehne und zw-ölf Pfeilen, und zwei fünf Palmen lange Stäbe, wie die der Gerichtshalter,
alles aus dem feinsten Golde gegossen ; weiter brachten sie Büsche, wo die schönsten
grünen Federn in Gold und Silber gefasst waren, und Fächer in gleicher Art; aller-
hand Wild, gleichfalls aus Gold gegossen; kurz eine solche Menge von Gegenständen,
dass ich mich Alles dessen seit der langen Reihe von Jahren her nicht mehr erinnere.
Es waren allein über dreissig Packe von baumwollenen Stoffen, von der verschieden-
sten Arbeit, und mit bunten Federn durchwirkt (s. Rehfues),
Wie bei den Römern, haben bei den Mexicanern die Be-
stattungsgebräuche zwischen Begraben und Verbrennen gewech-
selt, im Einzelnen jedoch laufen die Nachrichten auseinander und
scheinen sich oft direct zu widersprechen. Im Gegensatz zu den
Teepaneken, die den Brauch des Verbrennens eingeführt hatten,
(und zwar, wie gesagt wird, als Entlehnung von den Azteken,
deren Leichengebräuche bei der Bestattung Netzahualxoyotzin's
als auch in Tezcuco herrschend erwähnt wird), begruben die
Chichimeken (nach Veytia). Auch d'Alva screibt den Chichime-
ken ursprünglich das Begraben zu, während sie später von den
Tolteken, (welche die Asche zu verwahren pflegten) den Brauch
des Verbrennens adoptirten, und bei dem Tode des Kaisers Ixt-
lilxochitl wird bemerkt, dass er nach der Bestattungsweise der
Tolteken verbrannt sei, unter Bewahrung seiner Asche. Vorher,
wie Galvez hinzufügt, habe eine Ausstellung der Leiche im vollen
Staat des Herrscherschmuckes stattgefunden (bei Quinantzin nach
vorherigem Ausweiden des Körpers).
Andererseits heisst es wieder, dass die Mexicaner ihrer alten
Sitte gemäss begraben hätten, (wie noch bei Huitzilihuitl's Be-
stattung in Chapultepec) , und zwar in Hallen (s. Francesco de
Bologna) und dass ihnen die Todtenverbrennung durch die Oto-
miten zugekommen sei oder (nach Galvez) von den Chichimeken,
VERBRENNUNG. 757
(die Clavigero auch bereits ihren Heerfürsten Xolotl verbrennen
lässt), wogegen später aber wieder Montezuma Ilhuicamina nicht
verbrannt, sondern in einem vergoldeten Pantheon beigesetzt sei,
ein Gebrauch, der auch bei seinen Nachfolgern adoptirt worden.
Nach Gomara wurden in INIexico nur die Leichen der Fürsten
verbrannt, die des gemeinen Volkes dagegen begraben.
Im Allgemeinen mag angenommen werden, dass bei den
nördlichen Wanderstämmen aus oft baumlosen ^) Ebenen (also auch
bei den Mexicanern, ehe sie ihren neuen Wohnsitz fanden) der
Brauch des Begrabens geherrscht habe, bei den Ansässigen da-
gegen die Verbrennung, die dann bald von den Tolteken, bald
von den Otomiten entlehnt gedacht wurde, und möglicherweise
konnte dann später wieder, in Folge des bereits bei der Con-
quista fühlbaren Holzmangels , das Begräbniss in der Erde seine
Empfehlung finden. Die in solchen Gräbern Bestatteten wurden
(nach Clavigero) auf den Icpalli genannten Doppelsessel gesetzt,
in einem mit Kalk ausgemauerten Räume. Die Asche der
Verbrannten wurde in einer Urne im Tempel aufbewahrt. Damit
waren die Coacuiles genannten Priester betraut, und von ihnen
wird angeführt, dass sie die Leichen im Tempel verbrannt hätten,
ausser denen der am Aussatz Verstorbenen und der Knaben unter
17 Jahren (wie ähnlich in Rom). Ein anderer Unterschied wird
(wie bei den Mongolen) nach der Todesweise gemacht, indem
die Ertrunkenen und an Wassersucht Gestorbenen (in Mexico)^)
begraben worden, die übrigen dagegen verbrannt.
Mit der Herausnahme der Eingeweide wird die Einfüllung
aromatischer Kräuter verbunden, und der mit Tuchlagen (wie
in Congo) eingewickelten Leiche des mexicanischen Königs habe
^) Die Steinsetzungen der Grabhügel auf den norddeutschen Ebenen sind dort
durch das umhergestreute Material gegeben, im natürlichen Anschluss, wie überall zu
beobachten.
-) Die Mexicaner, die die Leichen begruben (die der Fürsten aber verbrannten)
hatten neun Plätze für die Seelen , der höchste (neben der Sonne) für die in der
Schlacht Gefallenen oder Geopferten, einen (in der Erde für die Bösen), dann einen
für die bei der Geburt gestorbenen Kinder, einen für die im Alter Verstorbenen,
einen für die plötzlich Verstorbenen, einen für die in Krankheit Verstorbenen, einen
für die Ertrunkenen, einen für die Hingerichteten, einen für Mörder, einen für die
von Caciquen oder Priestern Erschlagenen. Die Leiche des Soldaten vv'urde in dem
Gewand Vitzilopochtli's begraben, die des Trunkenboldes in das Ometochtli's (Gott des
Weines), des Ehebrechers in dem Tlazolteutli's (Gott der Wollust), des Ertrunkenen in
dem Tlaloc's (^Gott des Wassers), und so Jeder in dem seines Schutzgottes (nach Gomara).
758 CEREMONIELLES.
man dann das Gesicht mit einer IMosaik-Maske bedeckt. Auch
bei Clavigero findet sich die Notiz , dass das Gesicht der in
Kleider gehüllten Leiche mit einer Maske bedeckt sei, und Tor-
quemada spricht von einer Maske aus Türkisen bei dem menschen-
ähnlichen Bündel, worin man die Asche des Königs von Mechoa-
can verwahrt habe. vSchon während der Krankheit des Königs
oder bei andern Calamitäten wurden (in Mexico) die Bilder der
Götter Huitzilopochtli und Tezcatlipuca mit Älasken verhüllt.
Die Auskleidung der Leichen war (in Mexico) nach dem
Stande verschieden, indem jeder die Insignien seines Schutzgottes
annahm (wie die peruanischen Creolen die Erlaubniss erkaufen, sich
im Mönchsge wände des heiligen Franziscus begraben zu lassen).
Der Todte in Mexico wurde, wenn Krieger als Huitzilopochtli,
wenn Kaufmann als Jacatuctli , wenn Künstler in dem Zeichen
seines Schutzgottes, wenn Ertrunkener als Tlaloc, wenn wegen
Ehebruch hingerichtet als Tlazolteotl, wenn versoffen als Tezcat-
zoncatl gekleidet und erhielt (neben einem Wasserkrug) von den
Priestern Papiere, um mit dem ersten die fechtenden Berge, mit
dem zweiten die grosse Schlange, mit dem dritten das Krokodil
Xochitonal, mit dem vierten die acht Wüsten, mit dem fünften
die acht Hügel, mit dem sechsten den scharfen Wind am Orte
Itzehejacon oder den Messerschneider (wofür auch Kleider zum
Schutz verbrannt wurden) zu passiren, worauf noch (zur Beglei-
tung) der Hund Techichi mit einer Schnur um den Hals (um den
tiefen Fluss Chuihnahuapan oder neues Wasser zu kreuzen) ge-
tödtet wurde. Die in einem irdenen Topf (mit einem Edelstein)
begrabene Asche erhält Speise und Trank darüber hingesetzt.
Die unter dem Erdhügel ^) in Teotihuacan (Ort des Teutl
^) Ausser der Begrab nissart in Hügeln, die nach der Würde des Verstorbenen
höher aufgehäuft und mit einem Schirm bedeckt sind, beschreibt Lawson bei den
Congarees (in Süd-Carolina) eine andere in Gewölben. The bones are then taken up,
cleaned, jointed, clad in white-dressed deer-skins [Patagonier] and laid away in the
Quiogozon, which is the royal tomb or burial place of their kings and war-cap-
tains. The arithmetic of the Congarees was kept with a heap of Indian grain. The
Congarees have abundance of cranes ad storks in their sawannahs. Thei take them
befere they can fly and breed them as tarne and familiär, as a dung-hill fowl (s. Lawson).
The Avampum and peace-pipe of Yogowanea (the queen of the Eries), called the Mo-
ther of Nations, were held sacred (Schoolraft). In the rcports of the Jroquois country,
the Neutres (Attiwandaronk) are mentioned as living, a kind of Helots, in the cantons
of their conquerors (Schoolraft). The sacred spring (near Fort defiance) of the Na-
vajoes now only boils, when approached by bad men (Backus). The boy, w^^ose mother
GRARHÖHLE. 759
oder Gottes) oder Veitioacan (lugar donde hacian senales) be-
grabenen Fürsten wurden vergöttert (als Teutl), da sie sich nur
zum Schlaf niedergelegt hatten, und einige verwandelten sich
in Sonne und Mond oder in Sterne (s. Sahagun). Sie wurden
deshalb angerufen zu erwachen, da schon die Morgenröthe tage,
die schöngefiederten Vögel sängen und die Schmetterlinge bunter
Farben umherflatterten. (Senor o Senora despierta, que ya co-
mienza ä amanecer). Die in der Schlacht Gefallenen gingen zum
Sonnenhause ein, die an Krankheit oder Alter Verstorbenen^)
dagegen stiegen hinab zum Hades oder Mictlan.
Der verstorbene Fürst w^urde (bei den Mixtecas) um Mitter-
nacht von den Priestern (die mit ihm als noch lebend redeten)
in einer Höhle (am Eingang zum Paradies) im Walde begraben,
und dann ein in die fürstlichen Insignien gekleideter Sklave (mit
Maske), nachdem er einen Tag hindurch die Huldigungen als
Fürst erhalten, geopfert und in ein Grab gelegt, ohne dass Erde
hinauf geworfen wurde. Ponenle su rueca, e huso, con que hilan
el algodon (den Frauen, wie Bogen in die Gräber der Männer)
in Chagaopo (zu Heredia's Zeit).
Mit dem König von Mechoacan") wurden sieben Frauen be-
had conceived by the sun, killed the giants, who liad nearly extinguished the Na-
vajoes (Eaton). Mit Phantasia {(f tavsox^cii) bezeichnet Aristoteles den Uebergang von
der. Sinnesempfindung zum bewussten Denken. Among the many tokens of divine
favour, which the Shawnees formerily enjoyed, was the art of Walking on the surface
of the ocean, by which they crossed from the east to America without vessels (s. Rod-
gers). Franklin erzählt von einem schwedischen Missionair, der den Susquehannah-
Indianern die heilige Schrift lehrte, aber die ihm dagegen mitgetheilten Traditionen
für Fabeln erklärte, worauf sich die Indianer über seine schlechte Erziehung be-
klagten. The Indians believe, that an Otkon (evil spirit) has power in this valley, sagt
Wiser von einem Abgrund in dem Irokesen-Lande.
1) Der eines natürlichen Todes Sterbende ist für den guten Ort des Dsiewe oder
Yoame (Verbleibort) bestimmt, wogegen der eines gewaltsamen Todes Sterbende, als
Blutmensch oder Verfluchter, von dem Begräbniss in seiner Hütte ausgeschlossen wird
(bei den Eweern), und ein ähnlicher Gegensatz zu der Auffassung bei kriegerischen
Völkern fand sich auf den friedlichen Mariannen.
2) Wenn mit Fackeln und Trompetenblasen die Leiche des Königs von Mechoa-
can nach dem Tempel des Gottes Curicaneri getragen wurde, gingen Diener voran, den
Weg zu fegen, „y decianle: Seiior, por aqui has de ir, mira no pierdas el Camino"
(s. Torquemada), Nachdem der Caotzonzin oder König (in Mechoacan) verbrannt war,
wurde seine Asche in einem Bündel aufbewahrt , das mit Goldmaske ausgekleidet , in
einem Grabe beigesetzt wurde, während für fünf Tage weder Mais gemahlen noch Feuer
angezündet wurde (s. Mendieta). Die Begräbnisse der Könige hiessen Yacata (Cuicillos
oder Erdhügel) in Mechoacan (s. Beaumont). Die Asche der verbrannten Königsleiche
760 CEREMONIELLES.
graben, die Eine für seine Lippensteine, eine Andere für seinen
Schmuck, „otra era servidora de la copa, para haverle de dar de
beber, como en vida lo accostumbraba, otra, que le daba agua ä
manos, una cocinera, otra, que le servia con el orinal". Unter den
männlichen Begleitern ,,era uno, que llevaba las mantas del Ca-
9untzin difunto, a cuestos, otro, que le hacia las guirnaldas de
flores, otro, que llevaba su silla, otro, que llevaba otras mantas de
algodon, otro, que llevaba hachas de cobre para cortar lena, otro
que le llevaba el mosqueador y aventador grande, para hacerle
sombra, otro le llevaba el cal9ado, otro los perfumes y canutos
de colores, un remero, un barquero, un barrendero, un encalador,
el portero de su sala, otro de las mugeres, un plumagero, un pUi-
tero, que le hacia joias, un oficial de arcos y flechas, dos 6 tres
monteros", dann „un truhon y un gracioso, que tenia cargo de
contarle novelos, un tabernero para el vino, iba un tariedor, y un
bailador, y un carpintero de hacer los Instrumentos musicos, con-
que tahen", einige Aerzte und andere Diener (Torquemada).
Auf der Insel Apupato fand sich der Tempel für die Königs-
gräber, auf der Insel Xanicho der Tempel des Mondes (bei den
Taraskem). Mit der (über die vom Scheiterhaufen gesammelten
Asche verfertigten) Puppe des verstorbenen Königs (während
dessen Trauerzeit im Lande kein Feuer angemacht werden
durfte) wurden (in jMechoacan) sieben Frauen (durch den Nach-
folger bestimmt) begraben (neben den Sklaven), deren verschie-
dene Bedienungen, w^ie mehrfach angegeben, dann auch noch (wie
Gomara erzählt) die Tagesbedürfnisse begriffen, so dass auch eine
Köchin, eine Wäscherin, eine Ankleiderin dazu gehörten. In den
peruanischen Gräbern finden sich die eingehüllten Mumien in ver-
schiedenster Weise ausgekleidet (auch als Popanze und maskirt).
Nachdem die Mexicaner dem in Zeuglagen gewickelten
Todten einen Grünstein (als Herz) in den Mund gelegt, und ein
(in Mechoacan) wurde unter Kostbarkeiten in ein menschenähnliches Bündel (mit Pfeil
und Bogen daneben) aufgewickelt, das Gesicht durch eine Maske aus Türkisen bedeckt,
und nachdem der Priester dasselbe auf das Lager des Grabgewölbes (neben Töpfen
für Speise und Trank) gesetzt, legte er Alles in eine grosse Urne, welche zugedeckt
wurde, mit Matten und Teppichen bedeckt (sagt Torquemada). Nach dem Begräbniss
des Königs von Mechoacan wurde während der fünf Tage der Trauer weder Feuer an-
gezündet noch Mais gemahlen und der Handel war aufgehoben (s. Torquemada). Die
Sänfte mit der Leiche des (in Pazquaro residirenden) Königs von Mechoacan wurde
durch die Fürsten der Ortschaften Eneani, Zacapu, Heriti und Vanacaye getragen
(nach Torquemada).
TODTENOPFKR. 761
Büschel Scheitelhaare abgeschnitten, um es (zusammen mit den
bei der Namensgebung abgeschnittenen Haaren) als Andenken an
die Seele in steinernen oder hölzernen Kästchen (mit Schnitzereien
und ]\falereien) zu verwahren, legten sie ihm eine bemalte Maske
vor. Nach dem Verbrennen wurden die Knochenreste, sowie der
Grünstein aus der Asche hervorgesucht, um sie (mit dem Haar)
in dem Kästchen zu verwahren, und darüber wurde eine Figur als
des Verstorbenen ausgekleidet, um in den Quitonaltia genannten
Ceremonien Opfer von Sklaven (zur Nachsendung von Helfern) zu
empfangen, und solche Menschenopfer^) wiederholten sich zu be-
stimmten Zeiträumen während des ersten Jahres, während nach
Ablauf desselben die späteren Erinnerungsfeste mit Opfern von
Wachteln oder Schmetterlingen gefeiert wurden (s. Torquemada).
Jenes dem Darius von den Kalantiern als ehrenvollstes ge-
rühmte Begräbniss (s. Herodot) w^ar auch in Südamerica bekannt,
da es tröstlicher schien, von liebenden Verwandten^), als von den
Würmern, absorbirt zu werden, und so zerrieb man die gebrann-
ten Knochen in das Getränk.
Die Cocomas trinken die zerriebenen Knochen ihrer Ver-
wandten, weil man sich besser im Innern des Freundes finde, als
wenn von der schwarzen Erde verschlungen.
Die Caschibos essen die Alten zu deren Freude (s. Raymondi)
und ein getaufter Mayorunas (am Napo) beklagte sich, dass er als
Christ bei der Beerdigung von den Würmern'^), statt von seinen
1) Der der Leiche des Ahuizotl geopferte Sklave wurde in die 7. Unterwelt ge-
sandt. Der König von Meztitlan ,,faisait ä ses idoles une offrande de papier decoupe
et d'encens" (bei der Priesterweihe). Die Fürsten wurden zu Grabe geleitet mit ,,deux
grands banniers de papier blanc" (zum Verbrennen). Weil gelb gefärbt, wurde die
Wittwe (in Guatemala) Mal-cani genannt (Ximenes).
2) Kach Valerius Maximus beabsichtigte die Königin Artemisia von Carien , als
„vivum sepulcrum" ihres verstorbenen Gatten Mausolus, die Asche des verbrannten
Körpers mit ihren Getränken zu mischen. Die Leichen der Fürsten wurden von den
Vornehmen gegessen (nicht vom Volk), die der Kinder begraben (in Nicaragua). Beim
Tode des Caciquen in Tecoatega tanzten Verkleidete in bunter Bemalung. Die Yaros
(am Uruguay), durch Abschneiden eines Fingers an der linken Hand (bei Todesfall),
, .verlieren also so vil finger, so vil Bluts-Verwandte" (s. Sepp). Entierran los hombres
que se mueren, e ä los que dellos son medicos los queman (bei Apalachen), die zer-
riebenen Knochen trinkend (zu Cabe^a de Vaca's Zeit). Die Zaquitios (in Venezuela)
tranken die gemahlenen Knochen des Verstorbenen in dem Mazato genannten Getränk
(s. Oviedo).
■^) In Veraguas wurden die Todten den wilden Thieren überlassen (wie in Bactra),
Sonst den Vögeln (wie in Siam). Die Isannas oder Papunauas (am Isanna) begraben
762 CEREMONIELLES.
Verwandten gegessen werden würde (nach Osculati). Gefangene
geringerer Herkunft wurden (nach Blas Valera) den Dienern zum
Verzehren gegeben, bei den Bewohnern der Antis (Andes), wäh-
rend Angesehene von den Vornehmen selbst zu fressen waren.
Die Knochen Solcher, die keine Klage ausgestossen, wurden auf
Hügeln an die Sonne gelegt, als Götter verehrt (in den Andes). In
vorincanischer Zeit verzehrten die peruanischen Wilden ihre Ver-
wandten, um sie in sich zu begraben (nach Garcilasso de la Vega).
Die eines natürlichen^) Todes Gestorbenen (in Mexico) gin-
gen nach IMictlan, wo der Gott IMictlantecutli (Gott der Unter-
welt) oder Tzuntemoc (hombre que baja la cabega, hacia abajo)
mit der Göttin Mictecacihuatl (la muger que hecha en el infierno)
wohnte (s. Torquemada). Die vom Blitz Erschlagenen, sowie Er-
trunkenen und die an unheilbarer Krankheit (wie Aussatz, Wasser-
sucht u. s. w.) Verstorbenen, die (nicht verbrannt, sondern) begra-
ben wurden, gingen nach Tlalocan (fresco y ameno), wo ,,nunca
faltaban macorcas de mais verde, calabacas y bledos, chile ö axi
verde, xitomates y frisoles", und ihnen wurde (den Kopf mit
Zauberpapier bedeckt) ein Schössling in die Hand gegeben,
„porque decian, que como el lugar era fresco y ameno, alli havia
de reverdecer y hechar hoja"; wie auch dort die Tlaloques ge-
nannten Götter wohnten, welche „aparecian ä los Sacerdotes y
ministros de los Idolos, que traian el cabello largo" (Torquemada).
Die in der Schlacht Gefallenen, sowie die in Gefangenschaft
vor den Hütten. Bei den Movinas durften die Wittwer keinen Tiger tödten, weil sie
dann gleichfalls sterben würden (d'Orbigny).
1) Dem Verbrannten (als natürlichen Todes Gestorbenen, der nach Mictlan ging)
wurde gesagt: „de vos, ya no ha de haber mas memoria, porque os vais ä un lugar
oscurisimo, que no tiene ventanas" (Torquemada). In San Salvador erklärte am fünften
Tage der Priester, dass der Todte in das Haus der Sonne eingegangen und weitere
Klage überflüssig sei (s. Palacio). Die Priester der Preussen sahen den Todten zum
Himmel einreiten. Nachdem die Mexicaner dem Todten verschiedene Papiere, als
Pässe für die von der Seele zu passirenden Plätze der Unterwelt mitgegeben, ,,mataban
tambien un perro bermejo, y atabanle un hilo de algodon al pescue^o, porque decian,
que era necesario para pasar unas aguas, muy hondas, las quales havia de pasar ä
nado sobre el Perrillo. A este rio llamaban Chicuhnahuapan, que quiere decir nueve
aguas" (Torquemada). Die Leiche des Königs wurde im Tempel durch die Chihua-
cohuatl Tlamacasque oder Priester der Göttin Chihuacohuatl (welche die Seelen auf-
nahm) empfangen. Die im Kriege Fallenden erfreuten sich ewiger Ruhe in Titlaca-
huan mit den Göttern Tealotlateuctli und Xiuhtecutli und den Göttern der Winde,
Regen und Nächte (in Mexico) oder mit Mictlanteuctli (Unterweltsgott) und den
Ahnen.
NIFLHEIM. 763
gestorbenen Krieger gingen zum Haus der Sonne, und diejenigen,
deren Schild mit Pfeilen durchbohrt war, sahen die Sonne durch
diese Löcher (in Mexico), bis sie sich dann in die Vögel Tzintzo-
nes verwandelten.
Die im Kampfe Fallenden gingen zum Sonnenhaus, die durch
Blitz ^) oder im Ertrinken sterbenden zum irdischen Paradies oder
Tlolocan (der Tlaloques genannten Götter), die Uebrigen zum
Hause Mictlantecuhtli's (berichtet auch Sahagun).
Die als ^loziaquezqui (tapfere Frau) im Kindbett Gestorbene
wurde durch bewaffnete Hebammen zum Begräbniss im Tempel
der Civapipilti geleitet, damit der Rekrute nicht den IMittelfinger
der linken Hand oder das Haupthaar für ihre Schilde raubte
(als Zauberwerk, den Feind zu blenden).
Für den in der Fremde gefallenen Krieger ^) verbrannten die
Mexicaner eine bewaffnete Puppe im Tempel (die Asche auf den
Hügel Jahualhucan begrabend) und riefen sie an, als im Licht
lebend mit den Göttern Huihpilli und Cuctlenahuitl.
Beim Tode eines Kaufmanns auf der Reise vollzogen die
1) Lightning is considered as the direct Operation of tlie great or supreme spirit.
Any object or person Struck is considered as having been directly appropiated to him-
self and instead of being mourned or lamented over, is made, after the purification, a
cause of dancing and rejoicing (Brownlee), während die Busse dem Häuptling gezahlt
wird -(bei den Kaffir). Im Caucasus darf der vom Blitz Erschlagene nicht berührt
werden.
2) Der Mönnitarris-Chef Uassä-Issis (der Todte oder Taes fortan genannt) kam, in
der Schlacht gefallen, aus dem grossen Dorfe der Seelen in Folge eines Papieres, das
ihm dort ein weisser Mann gegeben, auf die Erde zurück, wo er fortlebte und im
Billardspiel (Skohpe bei den Mandans) unüberwindlich war, wenn er seine Hände mit
dem Talisman rieb, nach Addih-Hiddisch's an Neuwied gemachten Mittheilungen. Auf
einen der Hügel, wo ein Kriegszug der Mönnitarris zwei Kinder sitzen sah , die beim
Annähern verschwanden (Mah-Karistahti oder les buttes des enfants) am Heart-River,
gehen die Frauen zu klagen, wenn sie Nachkommenschaft wünschen. Die dem Todten
abgeschnittenen Haare mit andern, die seit seiner Geburt bewahrt waren, wurden (in
Mexico) in ein Kästchen (in welches nach dem Verbrennen die Knochenasche zuge-
fügt wurde und ein Chachihuitl mit Bild des Verstorbenen) gelegt, „bien labrada y pin-
tada, por de dentro, con figuras del demonio, segun que les aparecia y las tenian di
bujadas en piedra y maderas. Sobre la mortaja le ponian una mascara pintada" (Tor-
quemada). Die mit den Insignien des Chichimekenkönigs in Mexico aus Nayarite
(171 8) Huldigenden verführten die geschmückte Leiche seines Vorfahren in die Höhle
auf der Mesa del Tonati (nach Eintritt der Missionäre in die Wälder flüehtend). In
the house of the dead (in Virginia) was set up a Quioccos or idol (s. Hariot). The
Quiogozon was the Royal tomb or Burial place of kings and War-Captains in Caro-
lina (Lawson).
764 CEREMONIELLES.
Verwandten die Leichen-Ceremonien') an einer ihn darstellenden
Holzfigur (Clavigero).
Bei Krankheit des Königs wurde (in Azcapozalco) die Statue
des Gottes Tezcatlipoca (bei Krankheit eines Fürsten die des
Huitzilopochtli) verschleiert und die Leiche wurde im Älantel
(und einem Gewände mit dem Bilde Tezcatlipoca's) auf eine
Matte (mit Goldmaske) gesetzt (nach Abschneiden einer Scheitel-
locke). Nach dem Verbrennen im Tempel, wurde die Asche mit
den Zähnen und der Scheitellocke in eine Urne gethan und
darüber das Bild des Verstorbenen aus Holz gestellt für vier-
tägige Opfer, worauf man sie in einer Nische des Tempels bei-
setzte (s. Veytia).
Bei Krankheit des Königs ^) in Mexico wurde die Bilder des
Huitzilopochtli und Tezcatlipoca mit einer Maske verhüllt und
(nach dem Tode) der Leichnam (dem man einen Smaragd an die
Unterlippe hing) verbrannt, worauf in der Asche der Smaragd
und die Zähne gesammelt und in einer Büchse begraben wurden,
um Speise hingesetzt zu erhalten.
Nachdem die Leiche des Chichimekenfürsten im Staat aus-
gestellt war, wurde sie verbrannt, und die in einer Steinkiste auf-
bewahrte Asche (nach ihrer Ausstellung) in einem unterirdischen
Raum beigesetzt (s. Galvez). Diesen Todtengebrauch der Chichi-
meken adoptirten die mexicanischen Fürsten „y su sepulcro lo
fabricaron dentro del mismo Palacio, en una boveda, edificada para
solo este fin". Der Kaiser Ihuilcamina Hess sich indess (ohne
1) Beim Begräbniss feierten die Huronen das Seelenfest (Agochin Atiskein). Der
verstorbene Fürst (der Misteken) wurde während des Todtenfestes durch einen in seiner
Tracht gekleideten Sklaven dargestellt, den man dann (neben andern und Frauen)
opferte (s. Herrera). Nach Herausnehmen der Eingeweide und Einfüllung aromatischer
Kräuter wurde die Leiche des mexicanischen Königs in Tuchlagen eingehüllt (das
Gesicht mit einer Mosaik-Maske bedeckt) und mit einem rothen Hund, der (durch
einen Pfeil getödtet) über die neun Wasser oder Chicanahuapan zu tragen hatte (mit
Papieren versehen, die Gefahren zu passiren) , von den vermummten Priestern (Coa-
cuiles) in Procession getragen. Die nicht im Alter zu Grunde gegangenen Seelen
zogen (ausser den von Tacu verschlungenen Edlen und Priestern, die Gestirne wurden)
nach der Unterwelt Tomec, von wo Chinigchinich das Herz nach verschiedenen Plätzen
(seiner Stellung im Leben entsprechend) sandte (bei den Acagchemcm).
2) In Hayti wurde nach Begräbniss eines Häuptlings von dem Volk Gericht über
den Todten gehalten und bei günstigem Urtheil ein Lobgesang zur Erinnerung ver-
fasst (ähnlich in Ceylon). Die nach Verlauf eines Jahres ausgegrabenen Gebeine werden
(nach rother Bemalung mit Orlean) wieder beerdigt (bei den Ges oder Cran).
AUFERSTEHEN. 765
Verbrennung) in einem vergoldeten Pantheon beisetzen, unter
Opfer vieler Kriegsgefangenen, und seitdem wurde diese neue
Bestattungsart von seinen Nachfolgern angenommen.
„No tenemos vida permaneciente, en este mundo, y es tan
breve como el rato que uno se pone al Sol, en tiempo de frio,
para calentarse", wurde in der Anrede bei Bestattung des Todten
(in Mexico) gesagt (s. Torquemada). Wenn die Leichen der Co-
copa-Indianer am Rio Gila verbrannt werden, hebt ein Alter mit
einem Stock die Augen heraus, und hält sie gegen die Sonne, mit „a
prayer for the happiness of the soul of the deceased" (s. Le Conte).
Um gute und g-eschätzte Verstorbene wieder zu beleben (unter
den Huronen) übertragen die Attiuoindarons in einem Rath seinen
Namen und Person auf einen vor ihnen Niedersitzenden (s. Sagard),
ähnlich der Sumach-Ceremonie in Oregon.
Nach dem Tode schwebt die Seele ^) einige Zeit um den
Körper (weshalb die Irokesen eine Oeffnung im Grabe lassen)
und steigt dann auf unsichtbarer Strasse zum Himmel auf
(s. Morgan), und solche Oeffnungen lassen sich vielfach (bis zu
den Dolmen) verfolgen.
Bei der Rückkehr der Seele zum Colorado, wird der Körper
1) Die Seelen der Indianer (in St. Laurent) werden (neben den Seelen der Thiere)
von den Seelen der Schrittschuhe , sowie der Bogen und Pfeile begleitet (s. Henne-
pin). Die Crans (am Maranhao) glauben, die Nähe der Abgeschiedenen durch leichtes
Säuseln zu vernehmen (s. Martins). Am Abend des Begräbnisses wurde bei den
Irokesen ein Vogel freigelassen , um die Seele fortzutragen (Morgan). Der mit dem
Todten verbrannte Hund, der die Seele über die gefährlichen Wegestellen leiten sollte,
wurde durch einen Pfeilschuss in den Hals getödtet (in Mexico). Die Leichen der
Könige in Virginien wurden unter der Haut, nach Fortnehmen des Fleisches, mit
Sand gefüllt. Von einem auf der Reise gestorbenen Kaufmann (in Mexico) wurde
aus Harz eine mit neuen Kleidern angezogene Figur gebildet und im Tempel ver-
brannt (s. Torquemada). Der Priester (der Misteken) wurde im Tempelhof begraben,
„embuelto en una red" (s. Herrera). Todten werden in sitzender Stellung begraben, weil
die Galla glauben, der Mensch sterbe nicht, sondern er träume nur (Krapf). Einige
Stämme der „Micui-tsi do not weep for their parents, when they die, but when the
birds come back in spring they weep, saying that their parents will never come back"
(Edkins). Hayes fand die von Steinen bedeckten Eskimo-Gräber in grosser Menge zu-
sammen im Port Foulke. Dem besten Jäger mit der Harpune wird der Titel Nalegak
oder Häuptling gegeben (bei den Eskimo). Wenn (in Cueba) die Fürsten von Poco-
rosa (denen man, neben Lebensmitteln und Waffen, ein Bootmodell in das Grab mit-
gab) verbrannt wurden, zog der Rauch nach dem Sitz der Seele, im Aufsteigen zum
Himmel (s. Herrera), wie in Mikronesien. Während die Scythen (nach Herodot) be-
gruben (unter Todtenopfer), die Gallier verbrannten, wird bei den diesen benachbarten
Germanen (von Tacitus) dieselbe Sitte erwähnt (und Erdhügel).
766 CEREMONIELLES.
in Thiere ') vertheilt, indem der Kopf zur Eule wird , die Hände
zu Fledermäusen, die Füsse zu Wölfen u. s. w. (bei den
Maricopas),
Die (caribischen) Indianer von Uraba begruben") mit dem
1) Nach den Moqui kehren die Seelen in Thiere, Pflanzen und Steine zurück.
Ausser den auf dem Schlachtfeld gefallenen Kriegern ging die Seele der auf der Reise
gestorbenen Kaufleute in das Sonnenhaus ein (in Mexico). The fleshly soul goes im-
mediately at death to the land of spirits or future bliss. The mental soul abidcs with
the body and hovers round the place of sepulture in Canada (s. Mac Müllen). Nach
den Pimas geht die Seele (Estupec) östlich, um im Hause Schuiab's (Sohn des Schöpfers)
zu weilen, obwohl durch Chiawat geplagt. Nach den Yumas gehen die Seelen in ein
fruchtbares Thal in dem Canon des Colorado, während die Bösen in Höhlen einge-
schlossen werden. Die bösen Seelen werden in Klapperschlangen, die guten in Vögel
verwandelt (bei den Apache). Die Häuptlinge (in Tahiti) erfreuten sich (nach dem
Tode) in der Sonne (mit Mau\ve), während die Tutu oder Gemeinen nach Taya-hoba
gingen (s. Cook). Nach den Comanches gehen die Geister der Jäger und Krieger
westlich zu den glücklichen Prairien des Buffalo. Die Seelen der Navajos steigen eine
Leiter hinab, um die Plaar kämmenden Geister (männlich und weiblich) zu beobachten,
und kommen dann durch einen Morast wieder herauf, um (nach der Reinigung) in's
glückliche Jenseits einzuziehen. Nach den Pericues schloss der (den Krieg hassende)
Schöpfer Niparaya die Geister der Erschlagenen in die von Walfischen bewachte
Höhle des Kriegsgottes Wac oder Tuparan ein. Die Cochimies banden den Todten
Sandalen an die Füsse (nach Baegert). Das Mädchen, zu dem der (sie peitschende)
Herr des Lebens in Gestalt eines jungen Mannes gekommen war, stieg in Folge einer
Stimme an einem Stricke zu der Sonne auf, bei den Mandanen (Neuwied). Ein in
Federkleidung gesteckter Indianer, der im Busche verborgen lag, rief eine Indianerin
in Californien mit hohler Stimme zu sich und gab sich ihr als ihren verstorbenen
Gatten zu erkennen, drei Nächte mit ihr verbringend. Um solche Erscheinungen un-
möglich zu machen, wurden Körper und Haus von den Verwandten der "Wittwe ver-
brannt (s. Boscana). Ein Indianer verweigert Venaga's Sacrament: Because I will
not. If I have been deceived whilst living, I do not wish to die in the delusion (s.
Robinson). Der Zauberer Nayewiri gelangte an den Aufenthalt der Seelen (Ttsinlcwi-
tan oder Ttsinteni-tet) im Südwest oder Inkfwin (bei den Tinneh). It is indispensable,
when a woman of the (algic) Chippeway loses her husband, for her to take of her
best apparel and roll it up, confining it by means of her husband's sashes, to carry
this bündle, called her husband (tili after years of mourning one of her husbands
relations takes the badge from her). A Chippeway mother, on losing her child, pre-
pares an image of it, and dresses it as she did her living child, fixing it in the cradle
and going through the ceremonies of nursing (s. Mc Kenney).
2) Die Jumanos (am Jupura) bei denen die Seele in den (deshalb zu Asche ver-
brannt, getrunkenen) Knochen wohnt, verehrten (neben dem bösen Locozy) den guten
Uanuloa, der die Todten zum Fruchtessen führt (s. Spix). According to the tradition
of the Po-to-yan-te (in California) the first Indians, that lived were Coyotes. When
one of their number died, the body became füll of little animals or spirits. After
crawling over the body for a time, they took all manner of shapes, some that of the
deer, others the elk, antelope etc. It was discovered however, that great numbers wcre
LETCHENKLAGE. 767
Todten Speisen für seine Reise in das Seelenland jenseits des
Flusses von Darien (s. Herrera).
„Stirbt jemand, so sind alle seine nächsten Verwandten ver-
bunden, sich die Spitze eines Fingers, oder wenn sie eine desto
grössere Betrübniss anzeigen w^ollen, den ganzen Finger abzu-
schneiden. Fügt es sich, dass so viele Personen sterben, dass
die Hände gänzlich verstümmelt w^erden, so kommen die Füsse
daran, und es werden so viel Zehen abgeschnitten, als der Tod
Verwandte wegnimmt" (bei den Tscharos in Paraguay). Bei den
Nateotetain (mit den TacuUies in Neu-Caledonien) schneiden sich
die Frauen w^ährend der Trauer ein Fingerglied ab (s. Harmon).
Aehnlich bei Hottentotten, Australiern u. s. w.
taking wings and for a while they sailed about in the air, but eventually they would
fly off, to the moon. The old Coyotes (Indians) fearing the earth might become de-
populated in this way, concluded to stop it at once, and ordered, that when one of
their people died, the body must be burnt. Ever after they continued to burn the
bodies of deceased persons. Then, the Indians began to assume the shape of man,
but at first they were very imperfect in all their parts. At first they walked on all
fours, then they began to have sonie members of the human frame, one hnger, one
toe, one eye, one ear etc. After a time they had two fingers, two toes, two eyes,
two ears etc. In all their limbs and joints, they were yet very imperfect, but pro-
gressed from period to period, until they became perfect man and women. In the
course of their transition from the Coyote to human beings, they got in the habit of
sitting upright and lost their tails. This is for many of them, a source of regret to
this day , as they consider a tail quite an Ornament and in decorating themselves for
the dance or other festive occasions, a portion of them always decorate themselves
with tails (s. Johnston). When the Great Spirit gave tobacco to the man, he told him,
that when he wanted to speak to the winds or to the beasts, to put tobacco in the
fire and they would hear him and that the Great Spirit would answer him. The Great
Spirit made the fire and the tobacco for the AVinnebagoes and all the other Indians
got their fire and their tobacco from them (Fletscher). „The Great Spirit at first waked
up as from a dream and found himself sitting on a chair. On finding himself alone,
he took a piece from his body, near his heart, and a piece of earth and from them
made a man", beginnt (nach Fletcher) die Schöpfungsgeschichte der Winnebagoes. Die
Vornehmen in Mexico wurden (nach der Einbalsamirung) mit Frauen und Kostbar-
keiten begraben (F. de Bologne). Die Tecles wurden (in Mexico) mit den Kleidern
des Gottes Chipi bekleidet. Die Peruaner bliesen den Todten durch eine Röhre Nah-
rung in den Mund. In Nautingui (bei Guayra) wurden die Körper der Zauberer Uru-
buti (cuervo blanco) verehrt auf der Hügelhöhe, und ebenso ein anderer bei Iluiteray.
In Darien, in Nicaragua und in Veragua wurde ein Theil der Güter (und einige Ca-
ciquen) mit dem todten König begraben, ein anderer Theil derselben in das Meer ge-
worfen, damit die Seele, wenn den Aufenthalt im Wasser vorziehend, sie, dort
schwimmend, antreffen würde. Beim Begräbniss eines Quevi oder Fürsten (in Castilla
del oro) wurden die berauschten Frauen lebendig mit begraben (s. Oviedo).
768 CEREMONIELLES.
Auch die (im Gegensatz zu den Mincianes) melancholischen
Charruas schneiden sich beim Tode von Verwandten ein Finger-
glied ^) ab (nach vielfach verbreiteter Sitte).
„Die Todten werden auff ihren eygenen Aeckern bey ihren
Häusern begraben. Etliche tragen sie auffs Gebirg und verrichten
jhre OpfFer daselbst. Etliche verbrennen die todten Körper und
begraben die Aschen in die Tempel. In summa sie werden mit
allen ihren Kleydungen, Edelgestein und Kleynodien zur Erde
bestattet. Die so man verbrannt hatte, die legt man in Aschen
mit allen jhren Zierrathen in ein Töpfchen und sang dabey das
Officium oder Gezeid der Todten, gleich alss Responsen" (nach
Lintschoten) in Mexico (s. Humberger).
Bei den Mixteken bildete die Höhle von Chalcalongo , bei
den Zapoteken die Höhle von Mictlan den Eingang zum Paradies.
In Xibalba (der Unterwelt) herrschten die Ein-Tod und Sieben-
Tod genannten Fürsten (bei den Quiche's). Am Jahrestage fahren
die Seelen in genpenstigen Barken auf dem See Ilopango. Vier
Tage nach dem Tode ihres Kindes durfte die Mutter (bei den
Pipiles) kein anderes Kind säugen, damit nicht die abgeschiedene -)
Seele durste und sich räche.
Auf dem Isthmus von Chiriqui Avurde die Leiche auf vier
Pfähle ^) gesetzt (wie bei nördlichen Indianern). Das Fürsten-
begräbniss oder Qucogozon war heihg (in Nord-Carolina). Die
Zapoteken balsamirten die Leichen der Fürsten.
Nachdem das Grab, worin die Leiche begraben war (mit dem
1) Les Romains coupaient quelquefois un doigt aux corps morls que les lieux et
Iqs circonstances ne leur permettaient pas d'ensevelir avec toute la pompe convenable
(Pauw).
^) Bei dem Todtenfest (Veymiccaihhuitl) standen die Mexicaner (während der
priesterlichen Ceremonie im Tempel) auf den Dächern der Häuser, nach Norden blik-
kend.und ausrufend: Kommt rasch, wir erwarten euch. Da die Seele der Todten, vor
Erreichen der immergrünen Prairien durch Thiere wandelte, assen die Allequas das
Wild, um ihre Seelenkraft zu mehren. Die San Diego-Stämme enthielten sich des
Wildessens, um nicht darin verwandelt zu werden, ausser den Alten, die schon dem
Tode nahe waren. Bei den Tlascalteken wandelte sich die Seele der Vornehmen in
Edelgestein, die des Volkes in schmutzige Dinge, und in den Funken des Vulcans wur-
den die Seelen der Tyrannen gesehen. Tlacatecolotl (der Eulenhafte) schweifte (in
Mexico) umher, Schaden anzustiften. Bei den Otomiten starb die Seele mit dem
Körper.
3) Die Apiacas (der centralen Tupis) hängen die in der Hängematte zusammenge-
bundene Leiche an den Pfosten der Hütte auf.
SKELETT. 769
Füssen nach Osten) zerfallen, wurden die Knochen^) (bei Zapo-
teken, Alixteken und Mixes) in Beinhäuser gesammelt.
In Nayarit (bei Tepu) wurde (in einer Höhle) ein geschmückt
sitzendes Königsskelett verehrt (nach Villa- Senor). Der Ober-
priester ^') der Pipiles wurde auf einem Holzsitz beigesetzt.
In Guazacualco wurden die getrockneten Knochen an einen
Baum^) gehängt zur Auferstehung (Herrera). Am Putumayo
^) Constat, dentes incorniptos pcremiare, qui ut semina retinemur fructificaturi
corporis in resurrectione (s, Tertullian). Hominem priusquam genito dente cremari,
mos gentium non est (Plinius), woher die ISIinores igne rogi. Nach den Rabbiuen
diente der Knochen Lus zur Auferstehung. Kadmus säet Drachenzähne. Ein mit
Zähnen geborenes Kind wird ein Drud (in Tyrol).
^') Les vieillard choisissaient, pour leur sepulture, quelque endroit remarquable
dans les montagnes, particulierement sur les pointes, qui s'avancent dans la mer, pour
y etre adores par les Pecheurs et les Mariniers (auf den Philippinen) [wie die Scha-
manen Sibiriens]. Die Floridaner bedienten sich ihrer Tempel zu Begräbnissen (de la
Vega). Hat der Verstorbene bei den Coras Vieh hinterlassen, stellen ihm (damit er
nicht dafür zurückkomme) die Verwandten Fleisch hin, und am fünften Tage sucht ein
Zauberer den Schatten, ihn mit Baumzweigen zu vertreiben. Nach den Knisteneaux
erscheint ein Geist in Menschengestalt auf dem Baum einer Hütte, wo man das Eigen-
thum dem Verstorbenen nicht mitgegeben hat, They believe that the vapour which
is secn to hover over moist and swampy places, is the spirit of some person lately
dead (s. Lewis). Der Kamm, mit welchem die Leiche gekämmt, das Tuch, mit wel-
chem sie abgewischt worden, das Rasirmesser u. s. w. muss ihr mit in den Sarg gelegt
wevden (nach dem deutschen Volksglauben).
^) Nach dem Tode eines Häuptlings auf Neuseeland wird der Körper mit frischem
Flachs geschlagen, um das über ihn schwebende Uebel abzuwehren (bis der Geist des
Todten in die höheren Reiche übergegangen ist). Nach Beendigung des Festes be-
kümmert sich Niemand um die auf einen Baumstamm gestellte Leiche bis zum Jahres-
fest Hahunga, wo die verschiedenen Stämme die Gebeine ihrer Todten zum Begrab -
nissplatze bringen, die Häuptlinge berühren die Todtenkiste mit einem kleinen Stabe,
murmeln einige Zauberworte und legen den Inhalt auf ein Tuch, dessen Bürde einem
geschmückten Krieger auf den Rücken gelegt wird, um sie zum Begräbnissplatz zu
tragen, dort schabt man die Knochen vollends rein, schmückt sie mit Federn, wickelt
sie in Tücher und legt sie in das Grab. Früher wurden auch Sklaven erschlagen und
erhängten sich seine Weiber freiwillig. Schneckenhäuser (turbines) bezeichnen den Ort
als Grabstätte eines Häuptlings in Neu-Caledonien. Opferspeisen lagen vor den hölzer-
nen Figuren des Begräbnissplatze's von St. Christiania (1595). Stein-Colosse der
Oster-Insel werden von den Eingeborenen als Bilder ihrer verstorbenen Häuptlinge
(Harikis) bezeichnet. Casuarina-Bäume werden auf Gräbern der Freundschafts- und Ge-
sellschafts-Inseln gepflanzt. Schwingt man einen brennenden Stock (in Australien) um'
den Kopf, so kann man Koppa oder Potoyan hervorrufen, der seine Gegenwart durch
tiefes Gesäusel anzeigt. Im "Wasser lebt das crocodilartige Ungeheuer (Warwi), das
Kinder raubt. Kupir (menschliches Ungeheur in Höhlen) raubt schwarze Menschen
(der gute Geist Koyan schützt). Dem bösen Geist Man gehören in Cumberland die
Bastian , America. 49
770 CEREMONIELLES.
wurden die Todten an Bäume gehängt, bis das Fleisch ver-
trocknet^) war, um die Knochen zu sammeln (s. Coreal).
Beim Tode eines Wallfischjägers (unter den Koniagen) wird
der Körper in eine Höhle gesetzt und dann in einen Fluss ge-
legt, damit Alle von dem Wasser trinken, worauf getrocknete
Stücke des Fleisches unter die Jäger vertheilt werden, um als
Talisman aufbewahrt zu werden. Die Irokesen stellten die Leich-
name") auf Rindengerüsten aus und vereinigten dann (nach dem
Todten. Bucld, der den Todten feindliche Geist, bewohnt die Höhlen. Mangut geht um
als böser Geist am Schwanenflusse (Guyot, guter Geist). Die Gespenster schleichen gebeugt
herum und fassen den Menschen an der Gurgel. Um diese Erscheinungen los zu
werden für den Rest des Lebens, muss man in der Nähe eines Grabes schlafen. Dann
kommt der Geist, fasst den Schlafenden an der Gurgel, öffnet den Leib und zieht die
Gedärme heraus, dann legt er sie wieder in Ordnung und schliesst die Wunde. Um-
risse von Thieren auf Felsen eingehauen fanden sich bei Botanybay (Fische, Eidechsen,
Waffen, Menschen).
1) Häuptlinge wurden einbalsamirt in einem Gewölbe auf einem Sitz (mit den
Frauen zur Seite) begraben (Bologna). Die Krieger Mexico's werden in ihrer Tracht,
mit Rüstung und AVaffen, bestattet. Die Capuri und Macuri hingen (nach dem Ab-
häuten des Fleisches) die ausgegrabenen Skelette der Häuptlinge in den Häusern auf
(de Bry). Am Orinoco werden die Leichen in den Fluss geworfen , um von den
Caribes genannten Fischen verzehrt zu werden, worauf man die Knochen in Körben
innerhalb der Häuser aufhängt. Nachdem die Leiche des Caziquen am Feuer ge-
trocknet und geschmückt ist, wird sie in Tuch eingewickelt, ,,y es la quantidad de
mantas que le ponen tanta, que hacen un bulto como un tonel" (in Ancerma). Ueber
das tiefe Grab wird Mais gesäet. Bei den Pauixana wurde die am Feuer getrocknete
Mumie des Häuptlings verehrt (am Yupura und Uraricoera). Auf den Canarien wurden
dem König bei der Krönung der eingehüllte Knochen eines verehrten Vorfahren auf
das Haupt gelegt und schworen bei demselben die Edlen (s. Minutoli).
2) Neben dem Tempel des Okeus (in Virginien) fand sich der Begräbnissplatz der
Weroance oder Häuptlinge, um die Leichen (nach dem Herausnehmen der Eingeweide)
über Feuer zu trocknen (s. Strachey), Bei den Moluches wird der Todte skelettirt
unter Verbrennung des Fleisches und Begraben der Knochen, während die Tehuelches
die Leichen auf Gerüste aussetzen (s. Guzman). In den Gräbern von Chetko oder
Chit (bei Crescent City) fand Schumacher das Skelett mit aufwärts gezogenen Knien
und ein mit Steinen beschwertes Brett über dem Schädel. Almeida fand bei den
Goaytaca oder Tapuya (am Paraiba) ein menschliches Skelett aufgestellt (s. Neuwied).
Die guten Seelen gehen (in Virginien) nach einem lieblichen Ort, die bösen nach dem
Popogusso genannten Feuerpfuhl (s. de Laet). Die vor den Cariben zurückgezogenen
Salivas (zwischen den Flüssen Vichada und Guaviare) errichteten in dem Land des Ver-
storbenen einen Hügel, wo geklagt ward, und warfen dann, mit Tänzen, die Leiche in
den Fluss (s. Perez). Die Nadowessier brachten ihre Todten nach dem gemeinsamen
Begräbnissplatz in der Nähe der Wakon-teebe (Wohnplatz der Gottheit) genannten
Höhle (bei den Antonius-Fällen), und wenn im Sommer (bei den Wanderungen)
Jemand so entfernt stirbt, dass „they find it impossible to remove the body before it
MUMIEN. 771
Zerfall) die Knochen in Familiengräbern. Zu Balboa's Zeit be-
wahrte der Häupthng von Comagre (in Darien) die getrockneten
Leichen^) der Vorfahren. Die in Kentucky gefundenen Mumien
waren hockend') begraben (s. Mitchill), wie in Peru. Die „Be-
gräbnisse befinden sich auf den Ackerfeldern, auch wohl zuweilen
in den Häusern. Andere führeten ihre Leichen nach den Bergen,
noch andere begruben sie in den Götzenhäusern'' (in Mexico).
In Chicora (nördlich von Florida) wurde beim Ausgraben
der Knochen eines verehrten Fürsten und während des Bewei-
putrefies, they burn tlie flesh from the bones, and preserving the latter, bury tliem" (s.
Carver).
1) Auf den Canarien wurden die im Meere gebadeten Todten getrocknet und dann
mit Ziegenfellen aufgebunden erhalten (Gomara). Algunos se despenavan en vida a la
elecion del seiaor con gran pompa y atencion del pueblo por ganar fama y hazienda
pora los suyos, de un gran penasco que llaman Ayatirma (in den Canarien). Die
Leichen (Xaxo) wurden (in Tenerif) mit Kräuterbereitung gefüllt, und nach Trocknen
in der Sonne, mit Fellen bedeckt, in Höhlen beigesetzt (de la Pefia). Der mit Berei-
tung der Mumien (Fayo) Beauftragte war unrein (auf den Canarien). Am Eintritt der
Begräbnisshöhle (am Suares-Fluss) wurde die Mumie gefunden, ,,assise sur un siege en
bois , bas et sans bras , tenant " un arc et une fleche , dans l'attitude d'une personne
prete ä lancer son javelot au dehors, on assure qu'elle portait aussi une couronne d'or
sur la tete" (s. Velez).
2) Die Troglodyten banden ihre Todten so dicht zusammen, dass sich Hals und
Schenkel berührten (s. Diodor), und so das von Cyrus erwähnte Begräbniss. The Ali-
bamons buried their dead in a sitting posture, stating, that man being upright, should
have his head turned toward heaven, which was to be his habitation (according to Bossu).
In der Nähe der alten Mauer beim Fort Gibson (bei Natchez) fanden sich künstliche
Hügel (s. Gage). Neben den künstlichen Hügeln (abgestumpfter Form) finden sich (bei
New-Madrid) Höhlen, worin die Todten auf dem Rücken liegen, die Arme über die
Brust gefaltet. Da der Herr des Lebens es nicht gern sieht, dass sie sich unter ein-
ander streiten und todten, so werden diejenigen, welche dieses thun, in die Erde be-
graben, damit man sie nicht mehr sehe. Man legt dann einen Bisonkopf auf das Grab,
damit die Bisonheerden (die, den Bösen witternd, fortziehen möchten) nicht wegbleiben
sollen. Die guten Menschen legen die Mönnitarris auf Gerüste, damit der Herr des
Lebens sie sehen könnte (Wied). Die Arikkaras (die sich Sachnisch, d. h. Leute oder
Menschen nennen) erhielten ihren Namen von den Mandanen und hiessen Arikkarahu
bei den Mönnitarris. Gott sagte den Arikkaras, dass sie aus Erde beständen und
zu Erde werden müssten, weshalb sie ihre Todten begraben (Neuwied). Die Arikkara
dürfen keinen Markknochen in der Hütte entzwei schlagen , sondern nur unter freiem
Himmel, weil sonst ihre Pferde in der Prairie die Beine brechen würden. Bei den
Mandans spricht die Schwiegermutter nicht mit dem Schwiegersohn, bis er den Scalp
eines getödteten Feindes bringt. Bei den Ojidwas und Algonkins (die in ihren Hiero-
glyphen die Dacotas und verwandte Stämme, nach Tanner, dadurch characterisiren,
dass sie sie ohne Totem darstellen) darf der Name oder Totem nicht verändert werden
und Leute von gleichem Totem sich nicht heirathen.
49*
772 CEREMONIELLES.
nens ^) desselben von den Frauen (bis zur Wi e derbe grab ung-) durch
die Priester (welche das männliche und weibliche Idol nur am
Jahresfeste dem Volke ausstellten) die Unsterblichkeit gelehrt und
der Aufenthalt unter dem lahmen Quxuga geschildert (heisst es bei
Herrera).
Die Momoxtles oder alten Gräber (in Guerrero) finden sich be-
sonders in der Nähe von Ansiedlungen (nach Munoz). Die Tschak-
tah stellen die Leiche auf einem Gerüste aus und setzen die ge-
sammelten Knochen in einem Sarge von Stein") oder PIolz bei (s.
Bartram). Am Maranon w^urden die Knochen der verstorbenen
Zauberpriester in Hängematten ) als Reliquien verehrt (s. Acuha).
^j Nachdem die Leiche auf ein Gerüst ausgelegt ist (bei den Choctaw), ,,a certain
set of venerablc old Gentlemen, who wear vevy long nails as a distinguishing badge
on the thumb fore-and middle fmgev of cach hand, having travelled through the nation
(to invite the friends and rclations) , the Operator tears the remaining flesh off the
bones and throws it with the entrails into the fire, where it is consumcd, thcn he
scrapcs the boncs and burns the scrapings likewise , the head , being paiuted red with
vermillion , is with the rest of the bones put into a neatly made ehest and depositcd
in the loft of a hit, bnilt for that purpose and called bones house, each town having
one of these" (s. Romans). Die Virginier legten die {nach Herausnehmen der Einge-
weide) in ihrer Haut aufgenähten Leichen der Häuptlinge (Werowan) auf ein Gerüst,
mit dem Idol Kiwasa zur Hut daneben gestellt (s. Plariot). According to Timberlakc
the Cherokees (upon the banks of the Tennessee) seldom buried their dead, but threw
them into the river. Beim Menaijau (Kopferbeuten) wird (nach Abschlagen des Kopfes)
der Körper mit einer Umzäunung umgeben, damit der Bankit (Geist) nicht umgeht (in
Borneo). Die Daiyak tragen die Talismane (Agit oder Ussak) am Schwert. Durch
Geschrei beim Leichenbegängniss wurde die Aufmerksamkeit Omaha's (des bösen
Geistes), der die Seele zu haschen sucht, abgezogen (in Nord-Califlrnien). Am Russian
River wurde der Todte verbrannt, um nicht ein Graubär zu werden. Die Seele der
Kahroc trifft zwei Pfade. In Sonora bewohnten die Seelen die Klippen, im Echo
gehört. Zum Tlalocan oder "Wohnsitz Tlaloc's (auf dem Berge Tollan) zogen die vom
Blitz Erschlagenen, die Ertrunkenen und an unheilbaren Krankheiten Gestorbenen.
Weder ein weisser, noch ein schwarzer Hund konnte den Todtenfluss durchschwimmen,
sondern nur „el perro de pelo vermejo" (in Mexico). Die INIexicaner legten den Todten
Steine in den Mund als Herz. AVenn die Brasilier ihre Dörfer versetzen, stellen sie
auf die Gräber der Verstorbenen die Pengdo genannten Dächer (s. Lery). Ueber der
Asche der verbrannten Todten wird in Australien ein Erdhaufen errichtet. Any per-
son, whether consciously or unconsciously approaching the grave, may be plundered
and beaten (durch die Wächter) bei den Kaftir (Brownlee). Bei den Negritos wird
die Annäherung des Grabes verwehrt.
2) Die Lenni-Lenape begruben in Steinsärgen (s. Barbe r). In der Insel Malhado
(mit den Stämen Capoques und Han) wurden die Leichen begraben, die der Zauber-
piiester aber verbrannt (s. Vaca). Die Atorai verbrannten die Todten (in Guyana).
Die Heruler verbrannten ihre Leichen (nach Procop).
•') Die Manaos begruben aufgewickelt in Hängematten. In Brasilien wurden die
KNOCHEN.
Die vom Blitz Erschlagenen halten die Pirnas „nicht für
todt, sondern sagen : dass die Seele nur für Schrecken sich nicht
finden könne, sie lassen sie unberührt auf dem Platze Hegen"
(s. Ochs) und so anderswo. In Sonora (wo aus einer in die Hand
genommenen Eidechse in Beobachtung der Bewegungen prophe-
zeit wurde) wurde der vom Blitz Getroffene vermieden (wenn am
Leben bleibend) und (wenn getödtet) drei Tage lang in sitzender
Stellung beobachtet, ob er wieder auflebte, um ihn dann zu be-
graben (Alegre).
Cues waren die über die Gräber aufgehäuften Ilüger) (in
Todten in die Hängematte eingewickelt begraben (bemerkt Herrera). Die Apiaca begraben
mit Federschmuck (s. Martins). Die mit Feuer ausgedörrte Mumie der Mauhds wird um-
tanzt (im Leichenfest). In Bogota, -wo man die Leichen begrub, wurde die des Fürsten in
einem Goldsarg (oder Cataure) in eine Lagune geworfen, während man in Tunja die
Knochen der Vornehmen in ihrem Schmuck auf Gerüste stellte (Oviedo). Die Kla-
malh lassen ein Feuer auf dem Grabe brennen, um (nach Gibbs) die Dämone zu
verscheuchen. Im Staat Cohuila sind Mumien in einer Höhle gefunden zwischen Du-
rango und Pariz. Neben den Götzen wurden die Gräber der Caciquen in Cempoallan
verehrt (Gomara). Die Cuicillo oder Erdhügel (bei Ranas) enthielten Skelette und
Muschelschmuck. Die Muskokmlgen begruben die Todten. Die Passes begruben in
runden Gräbern. Die Uaupes begruben die in der Hängematte aufgeschnürte Leiche
in der Hütte. Die zu Coreal's Zeit sog. Lobos-Inseln bei Sangalla (an der peruanischen
Küste) sollten in alter Zeit zum Begräbniss gedient haben. Die Indianer Puuo's be-
gruben auf der Insel Santa-Clara.
1) Die Tumuli oder (türkisch) Taph (Taphitis oder Tape hiessen bei den Griechen
/iTtjyaui, yrjioXofog^ yr^koifot (monceaux de terre), auch in Aegypten (s. Chevalier).
Nach dem Essen der Muscheln, die Feuerländer ,,never throw the empty shells about,
but carefully lay them on heaps. They are especially careful not to throw them back
nto the sea, thinking that the molluscs would take warning by seeing the shells of
their comrades and would forsake the coast" (Wood). Die Muschelhaufen wurden
inach der Tradition) von den Waitaha errichtet, den ältesten Einwanderern, denen die
Ngatimamoe folgten, die Vorgänger der (gegenwärtigen) Ngatikuri. Die Pampas
verehren die kugelförmigen Erdhügel auf den Gräbern ihrer Häuptlinge (s. de I^Ioussy).
Die Hügelgräber in dem später von den Cherokee bewohnten Laude enthielten Idole
von Stein oder Thon in Menschen- und Thierform. In dem Mound bei Macon in
Georgia (im Lande der Creek) Avurde ein indianischer Schädel mit Stein-Instrumenten
aus venetianischen Glasperlen (im secundären Begräbniss) gefunden, darunter aber ein
Flachkopf ohne europäische Beigaben (s. Jones). Die Mönnitarris behaupten, dass die
Knochen der Bisonten in der Prairie zuweilen belebt würden. Say erzählt eine Ge-
schichte, wo ein Knabe in dem Bauche eines Bison zubrachte und darin fortwuchs
(Jonas). „Dass Andubon eine ähnliche Fabel für Nord- Amerika erzählt, wie sie in
Mittheilungen aus Brasilien berichtet wird, wie ein Paar (von einer Schlange) gebissene
Stiefel mehrere Besitzer hintereinander tödteten, kann nur bestätigen, wie sehr man in
allen uncultivirten Ländern nach dem Wunderbaren hascht und die wahre Beobachtung
nach der Natur verabsäumt" (sagt Neuwied).
774 CEREMONIELLES.
Mexico (von den Antillen). In Guatemala wurden Erdhügel über
den Todten errichtet (Ximenes). Die Gräber der Vornehmen
wurden bei den Dorachos mit flachen Steinen bedeckt. In den
Grabhügeln aus Erde oder Steinen (in Vancouver-Island) ■ lag
der Schädel mit dem Gesicht nach Unten (s. Deans).
Die in die Gräber gelegten Idole hiessen (in Mexico) Nacas
(s. Icaza) als Tepitoton oder Laren. In Vera Paz wurde dem Todten
ein Edelstein in den INIund gelegt (Roman). Beim Bestatten
wurde (als Herz) in den INIund der Eürsten^) ein Chachiuitl ge-
steckt, und in den der Gemeinen in Texoxoctli (piedra de navaja)
in Mexico (s. Sahagun).
Die Asche des verbrannten Fürsten wurde in einem Topf
(Urva) aufbewahrt (in Nicaragua)-).
1) Mit dem Fürsten in Tlascala verbrannten sich Frauen und Sklaven, Bucklige
und Zwerge (s. Herrera). Um die Gräber wurden (in Cueva) Bäume gepflanzt (s. Oviedo).
Bei Cariari (jenseits vom Cabo Gracias ä Dios) hatten (zu Colon's Zeit) die (mit Gold-
adlern geschmückten) Eingebornen (die gegen die Spanier Staub wirbelten) mit Thieren
oder Menschen beschnitzte Tafeln, über die in den Häusern begrabenen Todten gestellt
(Herrera). Auf die Icpalli genannten Sitze (im Gra]|^ wurden die Geräthschaften des
Todten gelegt (Clavigero). AVaren bei den Otawwas dem Todten kostbare Geschenke
gegeben worden , hielt man , statt sie zu begraben , Spiele dafür ab , dass sie der
beste Schütze oder Läufer oder Ringer gewänne (s. Tanner). Die Tasmanier verwei-
gerten Speise von den Europäern anzunehmen (weil sie dieselben für zurückgekommene
Todte hielten, deren Gaben das Leben kosten würden). Die Chavantes (mit dem
Häuptling Zaque) verzehren die gestorbenen Kinder, um in den Neugeborenen wieder
aufzuleben (in Brasilien). In Yucatan füllte man den Mund der Leiche mit gemahle-
nem Mais, als Geld dienende Steinchen hinzufügend (Landa). Bei den Xeeshenam (in
Californien) wird die abgeschiedene Seele einige Monate nach dem Begräbniss genährt,
indem man Speise in die Luft streut. Starb ein Säugling (in Darien), wurde (zum
Milchgeben) die Mutter mit ihm begraben (s. Carli), wie sonst der Säugling oft mit
der gestorbenen Mutter. In der Sierra von Guaturo wurde neben den Gräbern der
Tiba (Caciquen) Mais und (zum Feldbau) Macana in den Gräbern der gleichzeitig ge-
tödteten Feldarbeiter beigesetzt (Oviedo). Die jSIosquitos banden einen Beutel mit
Saamen um den Hals, die Ueberfahrt ins Todtenland zu zahlen. Ueber Blackbird
(Häuptling der Omahaw) wurde (am Missouri) auf seinem lebenden Pferde (im Kriegs-
schmuck) sitzend, ein Hügel erhoben (zum Begräbniss). Die Indianer Puerto-Rico's
zweifelten an der Sterblichkeit der als höhere "Wesen betrachteten Spanier, bis sie
einen Versuch anstellten „en un mojo llamado Salcedo, que ahogaron al paso de un
rio" (Acosta y Calbo).
2) Beim Tode eines Fürsten wurde derselbe in viele Zeuglappen gewickelt und
mit seinen Kostbarkeiten verbrannt, um den Topf mit Asche vor dem Haus zu be-
graben (in Nicaragua). Im indischen Archipelago findet das Begräbniss erst in Jahres-
frist statt, nachdem der beim Tode gesäete Reis geerntet ist. Nach Von dem Borne
(1641), Hessen die Adligen die Leiche oft ein Jahr und länger unbegraben, „damit es
C ANOPAS. 775
Die Indianer von Careta (auf dem Isthmus) bewahrten die
Knochen und Asche der Vorfahren in Urnen oder bemalten
Thongefässen, während andere, ohne Verbrennung die getrockneten
Körper in Gewändern bewahrten (Herrera). In Venezuela wurden
die Knochen der balsamirten Leichen noch ein Jahr in Töpfen
oder Körben bewahrt. Am Morro bei Guayaquil sind Leichen
in Tinajas begraben gefunden worden. Die Passes begruben in
Todtenurnen, aus denen sie die Gebeine später in kleinere Ge-
fässe übertrugen. In der Höhle Atauripe bewahren sich in
Körben bemalten Thongefässen die Knochen der Atures.
Die Indianer am Ucayali begraben in Töpfen und auch die
jNIanaos begraben in Todtenurnen (Igacalin).
Am Cap Frio wurden die Todten (zusammengebunden) in
Töpfen, die mit einem Deckel zugedeckt waren, beigesetzt, „de
peur (disent-ils) quils ne reviennent s'estans desliez" (s. Thevet),
und so wurde auf das Grab des Helden Antar von den Arabern ein
hoher Hügel gethürmt, damit seine gewaltige Seele nicht hindurch-
breche. Die Omaguas begraben die Todten in Töpfen in der Hütte.
In Honduras wurde das Haus des Verstorbenen verbrannt
(Herrera). Beim Tode wurde die Toubana oder Hütte ^) verlassen
(unter den Caraiben).
In Yucatan wurden die Todten im Hause begraben, Vor-
nehme dagegen verbrannt, um ihre Asche in Holzfiguren einzu-
schliessen, deren hohler Hinterkopf mit der dem Hinterkopf des
Todten abgezogenen Haut verdeckt wurde. Die Asche der Fürsten
wurde in Urnen oder Thonfiguren geschüttet und darüber ein
Tempel erbaut. Bei den Fürsten aus dem Hause Cocom wurde
der Schädel gekocht um das Fleisch abzuziehen, und dann durch-
gesägt, worauf man an den Vordertheil mit Gesicht das Fleisch
des ganzen Schädel durch ein Harz wieder anfügte (s. Landa)").
ja bey der Beerdigung recht köstlich hergehen möchte" (in der Mark Brandenburg).
Auf der Durchzugsstation der Mexicaner bei den Tepehuanes fand Padre Larios (1604)
Aschenurnen, sowie Steinfiguren in Menschen- und in Thierform (s. Alegre). Die
Mexicaner legten in die Todtenurnen einen Stein, der bei der Auferstehung zum Herz
des Gestorbenen würde. An der Mosquito-Küste (bei Cap Gracias ä Dios) wurde in
einer Todtenurne eine auf Goldplatte gearbeitete Figur gefunden (von Squier) [Moscos
oder Muyscos].
1) Beim Tode eines Häuptlings (bei den Kaffern) wird die Idhlaka genannte
Hütte verlassen (s. Warner).
2) Und ähnliche Beschreibungen. Echavan las cenizas en estatuas hechas huecas
de barro , cuando eran muy seüores (in Yucatan), Tempel darüber bauend (s. Landa).
77G CEREMOXIELLES.
Ausser den Seelen der Helden oder Kee-yek (Obere), die im
Nordlicht tanzten, wurden die Seelen (Yek) der Thlinkit zu Ttüvce-
yek (Landgeister), neben Tekee-yek (Seegeister), im Takankon (im
Erdinnern), während die Seelen der an Krankheit Gestorbenen unter
einem Baume weilten. Bei den Chinook zogen die guten Seelen
auf der Milchstrasse (Otuihuti) zur sonnigen Tamiith, während
die bösen dem schwarzen Häuptling übergeben wurden. Bei den
Haidah gingen die guten Seelen zum Keewuk (und die der Hel-
den darüber zum Keewuckkow), während die natürlich Gestorbenen
im Seewukkow (in Wäldern) festg'ehalten wurden. Nach den
Aht lebten die guten Seelen im Himmel mit Quawteaht, die
bösen mit Chayher (dem knochenlosen Fleischm^mn). Bei den
Enroc muss der Abgrund vor dem Paradies cmf einem schlüpfri-
gen Balken passirt werden. Die Seelen der Kaiita wurden durch
Vögel ins Jenseits getragen. Bei den Tolewah liegt das Paradies
hinter der Sonne. Nach den Allequas hatte die Seele durch
Andere legten die Asche in den Kopf einer Holzfigur , der hinten geöffnet und mit
der dem Todten abgezogenen Haut des Hinterkopfes ^wieder verschlossen war, A los
senores antiguos de Cocom avian cortado las cabezas cuando morian , worauf sie den
Schädel durchsägten, und den Vordertheil der Gesichtsknochen zur Verehrung be-
wahrten (a estas medias calaveras suplicron lo que de carne les faltava de cierto bctun
y les dieron la perfeccion muy al propio de cuyos eran). In Yucatan wurde mit den
Idolen (Priester mit ihren Büchern) begraben, die Leichen der Fürsten verbrannt,
und die Asche in hohlen Figuren aufbewahrt (Herrera). Beim Tode eines Cocome
(in Yucatan) wurde der abgesägte Gesichtslheil des Schädels durch plasliscli angefügtes
Portrait ersetzt (zum Aufstellen im Tempel). Der T\ame Quichc (muclios ärboles)
wurde auf das ursprüngliche Reich von Palenquc angewandt, „por las innumerables
familias de diferentes naciones que le compusieron, los cuales symbolizabau en figuras
de diversos ärboles". Unter dem Nachfolger des Königs Cotuha-Ztayab (aus einer
Dynastie Balam-quitze's) wurden die aufständischen Ilocab wieder unterworfen. Die
Roaymas (in der Pampa del Sacramento) nachdem sie den vergebens zum Bleiben auf-
geforderten Kranken durch Frauen erstickt haben, löschen das Feuer, den Rauch
verjagend, aus, damit nicht die durch das Erblicken eines Ausganges verwirrte Seele
auf dem Dache bleibe, und umgeben das Haus mit Koth, dessen Gestank die Rückkehr
verhindert, die Leiche in einem Topfe begrabend, bis zum Waschen der Knochen bei
Verwesung (Skinner). In Polynesien wird das Grab des Häupilings mit Excremcntcn
bedeckt. Im Ahnendienst der (verstorbene Häupilinge, wde Pan-ku der Han-Dynastie,
verehrenden) Miau-Stämme (in Kwei-cheu) on the day of sacrifice, when animals and
wine are offered, the coffm is lifted from the grave and opened. „The bones are then
taken out, carefully washed in a tub, ad rubbed tili they are quite white. They are
replaced and often two or three years regain washed. This is repeated scven timcs.
Sickness will supervene, if this is neglected" (s. Edkins). So werden die Knochen der
Vorfahren in Dahomey und Ashanlee gewaschen (in ^lenschenblut).
SEELE. 777
verschiedene Thiere zu passiren, ehe sie die immergrünen Prairien
betreten konnte.
Nach den Mozaves (unter den Apaches) stieg die Seele ^) im
Rauch des Scheiterhaufens zum Himmel auf, wohin Matevil (von
Bergspitzen) vorangegangen, musste aber von Verbrechen vorher
in Rattengestalt gereinigt werden. Bei den Okonag-an war
Kichtsamah die Hölle und Elemehumkillanwaist der Himmel.
J^ie Edayme, eyunne, euine, ettsine, ninkkion (Hauch, Athem,
AVind, Geist, Schatten, Doppelheit) genannte Seele (der Dene-
dindjies) entfliegt beim Tode (Edhie ewie oder Trennung) in das
Ahnenland (Itsinlewi-tan) an der südwestlichen Höhle (wo an dem
Naetieiwer oder Denker geannnten Baum die Seelen der Ver-
brannten, aber nicht BegTabenen tanzen) des, als glockenartiges
Gewölbe um den Horizont gelötheten, Firmamentes, aus dem der
Himmelsfluss strömt, an dessen Ufer die Seelen der durch die
Feinde nicht Verbrannten tanzen (s. Petitot). Auf den Jagdgrün-
den des Ahnenlandes oder Itsinlewi-tan (mit dem Donner oder
Idi) jagen und fischen die Seelen, die Trennungslieder (Cle-ttcha-
tseline) singend (bei den Dene-dindjies). Die Seele (bei den
Pimas) g'eht östlich, mit Sehuiab, Sohn des Schöpfers (im Sonnen-
haus zu leben, obwohl mit Zulassung- des Teufels Chiawat ge-
plagt. Bei den Maricopas verwandeln sich beim Tode die Glieder
in verschiedene Thiere.
Der Piuhs oder Athem (des Lebenden) war innerh^ilb des
Körpers (petacan) aus der Luft aufgenommen (nach Ansicht der
Californier) und die Seele '^) hiess pusuni (oder die Substanz des
Innern). Ein in der Mission St. Juan Capistrano (1817) erkrankter
Californier träumte von dem fröhlichen Himmel Chinigchinich's,
1) Die Seele des Zauberers wurde zum Chaylier (Fleischmann) «^^esandt, die Seele
des Kranken zu befreien (bei den Aht). Die Spokanes am Columbia (bei Okanagan)
hiessen Sinkoman (bei den Kootomies). Die Seele des Jägers wurde zu Wild, die des
Fischers zu Fisch (bei den Songliies).
2) The New England tribes called the soul chemung, the shadow, and in Ouiche
natub, in Eskimo larnak express both these ideas. In Mohawk atonritz the soul is
from atonrion, to breathe (Brinton). Ce n'est pas leur coeur qui va en haut, mais ce
qui les faisait vivre, c'est-ä-dire , le souffle qui leur sort par la bouche et que Ton
nomme Julio, sagt Oviedo von den Nicaraguern und Buschmann leitet yulia von yoli
(leben) ab. Im Aztekischen hiess Ehecatl Wind, Seele und Schatten. The Iroquois
Word for bone is esken, for soul atisken or that which is wilhin the bone (Brinton).
Nach Hodgson glaubten die Choctaws, dass die Welt nach dem Brande schöner er-
neuert werden würde.
778 CEREMONIELLES.
WO man ihm köstliches Getränk gab, als P. Boscana durch ein
Glas heisses Wasser die Krisis einleitete.
„Auch die "Weiber haben ihren Schutzgeist, den man aber nicht so für wichtig
hält, als der Mannspersonen ihre. !Man verehrt sie durch verschiedene Arten von
Opfer. Man wirft dem Wassergolt zu Ehren Petun, Tabak und abgewürgte Vögel in
die Flüsse und Seen, und für die Sonne wirft man sie in's Feuer. Sie verrichten
auch bey einigen Gelegenheiten verschiedene Arten von Libationen, die mit geheimniss-
vollen Worten begleitet sind. Man trifft am Rande beschwerlicher "Wege über jähe
Felsen und bei "Wasserstürzen bald Halsbänder, bald Tabak, bald Maizähren, bald
Thierhäute und ganze Thiere, vornehmlich Hunde an; und dies sind eben so viele
Opfer für die Schutzgötter, die diesen Oertern vorstehen. Die Furcht vor der ge-
ringsten Gefahr macht auch, dass man den bösen Geistern eben diese Ehre erzeiget.
Sie thun auch Gelübde, die blosse Religionshandlungen sind. Haben sie auf Reisen
keine Lebensmittel mehr, so versprechen sie zu Ehren ihrer Schutzgeister ein Stück
von dem ersten Thiere, das sie zu erlegen hoffen, dem Haupte ihres Fleckens zu geben,
und nicht eher einen Bissen zu essen, als bis sie ihr "Versprechen erfüllt haben. Wird
die Ausführung des Gelübdes wegen Entfernung des Oberhauptes unmöglich, so ver-
brennen sie das für ihn bestimmte Stück. Ob sie gleich die Seele nicht für geistig
halten, so halten sie sie doch für unsterblich und behaupten , dass sie , nach der Ab-
sonderung vom Körper, eben die Neigungen behalte, die sie im Leben gehabt habe;
und daher kommt die Gewohnheit, dass sie Alles mit den Leichen begraben, was zu
ihrer Nothdurft oder "Vergnügen diente. Sie glauben, die Seele bleibe noch lange bey
dem Körper, und dann gehe sie in ein anderes unbekanntes Land, wo sie nach einiger
Meynung in eine Turteltaube verwandelt wird. Andere geben allen Menschen noch
eine andere Seele, welche den Körper niemals verlasset, sondern nur aus einem in den
andern gehet. Man muss die Seelen auch ernähren, und daher setzen sie Speisen auf
die Gräber; allein dies dauert nicht lange, weil man vermuthet, dass die Seelen sich
mit der Zeit zum Fasten gewöhnen. Von dem Lande der Seelen glauben sie, es sei
eine sehr weit gegen Westen entfernte Gegend , wohin zu koriimen sie viele Zeit ge-
brauchten und viele Schwierigkeiten zu übersteigen hätten. Sie reden von einem
Flusse, über den sie hinüber müssen; von einem Hunde, wider den sie sich mit vieler
Mühe zu vertheidigen hätten; von einem Orte des Leidens, wo sie ihre Fehler aus-
söhnen. Wer ein guter Jäger, tapfer im Kriege, glücklich in Unternehmungen ge-
wesen ist, und eine grosse Anzahl Feinde getödtet oder verbrannt hat, gelanget an
diesen glücklichen Ort, und seine Glückseligkeit besteht darinn, dass man allezeit etwas
zu jagen und zu fischen, einen immerwährenden Frühling, einen grossen Ueberfluss an
Lebensmitteln ohne Arbeit und alle sinnliche Vergnügungen findet. Den Seelen der
Thiere weisen sie auch einen Platz in diesem Lande an, denn sie halten sie für un-
sterblich und eignen ihnen Vernunft zu; und nicht nur alle Gattungen von Thieren,
sondern auch jedes Thier hat seinen Schutzgeist. Nichts kömmt ihrer Ausschweifung
und ihrem Aberglauben in Ansehung der Träume bey; doch sind sie in der Art und
Weise, sie auszulegen, sehr verschieden. Bald ist es die vernünftige Seele, die herum-
spatzirt, unterdessen dass die empfindende Seele den Körper noch immer belebet; bald
ist es der Schutzgeist, der von dem, was geschehen soll, heilsamen Unterricht ertheilet,
bald ist es ein Besuch, den man von der Seele oder dem Schutzgeiste des Gegenstandes
des Traumes erhält. Indessen wird der Traum stets für einen heiligen Zufall und für
eine Mittheilung des Willens des Himmels gehalten. Daher ist nicht nur derjenige,
TRÄUME. 779
der geträumt hat, verbunden, den erhaltenen Befehl auszuführen, sondern es ist auch
für diejenigen, an welche er sich wendet, ein Verbrechen, wenn sie ihm das versagen,
was er im Traume gewünscht hat. Ist es von der Beschaffenheit, dass ein einzelner
Mensch es ihm nicht verschaffen kann, so bemühet sich die ganze Nation, es ihm zu
verschaffen, es koste was es wolle, und sollte man es auch 500 Meilen weit suchen.
Sie machen das Träumen zu einem gottesdienstlichen Gebrauch. Sie schwärzen sich
das Gesichte und fasten verschiedene Tage, in welcher Zeit sie hoffen, dass der gute
Geist sich ihnen im Traume offenbaren werde. Die Veränderung, die durch das lange
Fasten im Gehirn eines Menschen hervorgebracht wird, muss ohne Zweifel sehr stark
sein, und die Alten sorgen dafür, dass die Träume, die sie des Nachts haben, am fol-
genden Morgen getreulich erzählt werden. Sie haben ein Fest, welches sie das Traum-
fest, oder die Umkehrung des Gehirns nennen. «Es wird zu Ende des Winters, 14 Tage
lang, gefeyert und ist eine Art von Bacchanalien, wo alle Einfälle der Thorheit er-
laubt sind. Ein jeder läuft von Hütte zu Hütte, unter tausend lächerlichen Verklei-
dungen, man zerbricht und zerschlägt alles, und niemand hat das Herz, sich zu wider-
setzen. jSIan fragt alle, die man antrifft, um die Auslegung seines letzten Traumes,
und wer ihn erräth, ist verbunden, das zu geben, wovon man geträumt hat. Das Fest
endigt sich mit einem Schmause, nachher wird alles wiedergegeben, und jeder denkt
darauf, die verdriesslichen Wirkungen einer solchen gewaltsamen Vermummung wieder
gut zu machen, welches oft viel Zeit und Mühe erfordert. Religiöse Betrieger sind
unter den Indianern in Amerika so gemein, als anwerswo, und einige derselben sind
so glücklich, den grossen Haufen zu überreden, dass sie eines göttlichen Antriebs und
Eingebung gewürdiget sind; es verstehen auch wenige in dieser heiligen Taschen-
spielerey ihre Rolle besser, als sie. Sie schreiben nicht nur Gesetze und Lebensregeln
vor, und überreden das gemeine Volk, dieselben zu glauben; sondern sie wollen auch
die Geheimnisse der Religion erklären und alle Träume und Erscheinungen auslegen.
Diese Gaukler sind es hauptsächlich, welche die Bekehrung der Indianer zum Christen-
thum verhindern, an welcher die französischen Missionarien mit vielem Eifer gearbeitet
haben. Diese werden von jenen als böse Zauberer geschildert, und ihre Gebethe als
Zaubersprüche, und alles, was sie in ihren Häusern haben und den Wilden nicht be-
kannt ist, als Zauberinstrumente vorgestellet. Hiezu kommt noch, dass sie glauben,
dass die christliche Religion gar nicht für sie gemacht und nur bloss für die Europäer
gut sey; und dass ihnen als Leuten, die ihre Glückseligkeit suchen, sich in nichts zu
zwingen und in allem ihrer Neigung zu folgen, die Forderungen der christlichen Sitten-
lehre zuwider sind. Es hielt daher anfänglich sehr schwer, einige zur Annehmung der
christlichen Religion zu bewegen. Endlich gelung es den Missionarien doch zwey
Dörfer von christlichen Iroquesen, und eins von christlichen Huronen, ohnweit Quebeck,
zu Stande zu bringen. Auch von den Engländern sind bisweilen einige bekehrt wor-
den , und besonders haben die in den englischen Kolonien befindlichen mährischen
Brüder Missionen unter verschiedenen Völkern mit gutem Fortgange errichtet. Fast
alle Völker in Nordamerika haben eine Art von aristokratischer Regierung, deren
Form aber überaus verändert ist. Ueberhaupt wird nichts wichtiges anders, als mit
Gutachten der Alten, beschlossen, obgleich jeder Flecken ein unabhängiges Haupt hat.
Viele Völkerschaften haben in ihren vornehmsten Flecken drey Hauptfamilien, unter
denen eine als die erste angesehen wird und eine Art des Vorzugs geniesset. Eine
jede hat ihr besonderes Oberhaupt, und in Sachen, welche die ganze Völkerschaft an-
gehen, kommen diese Häupter zusammen, sich darüber zu berathschlagen. Ein jeder
Stamm führt den Namen eines Thiers, und die ganze Völkerschaft hat ihren Namen
780 CEREMOXIELLKS.
auch von einem Thier, dessen Abbildung ihr Kennzeichen ist, womit man auch die
Verträge unterzeichnet. Also ist die huronische Nation die Völkerschaft des Stachel-
schweins und ihr vornehmster Stamm führt den Namen des Biirs, der zweete des
Wolfs, und der dritte der Schildkröte. Die iroquesische Völkerschaft hat einerlcy
Thiere mit der huronischen, nur dass die Schildkrötenfamilie sich daselbst in zwo ge-
theilt hat, welche man die grosse und kleine Schildkröte nennet. Das Haupt einer
jeden Familie führt den Namen davon, und bey öffentlichen Handlungen giebt man
ihm keinen andern. Ebenso verhält es sich auch mit dem Haupte der Nationen und
eines jeden Dorfes. Unter den Huronen, die von den fünf Nationen der Iroquescn
Väter genannt werden, ist die AVürde eines Oberhaupts erblich in weiblicher Linie, so
dass allezeit dem Oberhaupte seiner Schwester Sohn nachfolget, und in Ermangelung
desselben der nächste Verwandte in der weiblichen Linie. Ist eine ganze Linie aus-
gegangen, so kann die edelste Matrone des Stammes oder der Völkerschaft eine "Wahl
trefifen."
In der Verwaltung der mexicanischen Tempel fand sich der
Tlaquimiloltecuchtli oder Schatzmeister (über Kleider, Lampenöl
u. s. w.), der Tlilloncalcatl (über den Schmuck) , der Tlapixcatzin
(Vorsänger) der Chorkn^iben (Teotlamacazque) mit dem Tzii2:»otla-
teohuatzin zum Taktschlagen (auf der Trommel oder Teponaztli),
der Tlamacazcateul zum Unterricht, der oNIexicalteohuatzin zur Auf-
sicht über die Klöster (und Aus\v^lhl der dort erzogenen für die
Kirchenstellen) mit dem Gehülfen Huitznahuacteohuatzin (s. Tor-
quemada). Der Epqualiztli hatte das Räucherwerk zu besch^lffen,
der INIeloncoteohua die Salben der Priester. Der Priester Tecan-
manteohua diente im Tempel des Feuergottes. Der Priester
Atempanteohuatzin verfertigte den Federschmuck der Göttin Toci.
Der Priester Tezcatzoncatlometochtli bereitete mit seinem Ge-
hülfen Ometochtliyyauhqueme (undOmetochtlitomiauh) den^Iuschel-
schmuck für die Priester des Rauschgottes. Der Priester Quat-
lapanquiometochtli diente dem Gott Quatlapanqui , der THlhuao-
metochtli dem Gott Tlilhua, der Ometochtlinappatecuhtli dem
Gott Nappatecuhtli. Neben dem oberen Hohenpriester oder Teo-
tecuhtU (der Höchste der Gottgeweihten) stand als Gehülfe der
Hueyteupixqui (der Grossmeister der göttUchen Angelegenheiten)
über die Teupixque (Hüter der Götter) oder Priester (Torquemada).
Unter den Totonaken wurden sechs Hohepriester erwählt,
von denen der eine die AVürde des Oberpriesters erhielt, worin
ihm bei seinem Tode die Uebrigen der Reihe nach folgten. Die
(streng und zurückgezogen lebenden) Priester der Göttin Centeotl
PRIESTERSCHAFT. 781
(als Wittwer, die über 60 Jahre ^), eine bestimmte Zahl bildeten
und nur bei Todesfall neu ersetzt wurden) gaben (in Fuchs- oder
Coyotl-Felle gekleidet) Orakel (hockend auf die Erde blickend)
und zeichneten Bilderschriften, die vom Hohenpriester dem Volke
mitgetheilt wurden (mit Ulli gesalbt). Die Würde des Topiltzin,
des Obersten der Opferpriester, war erbHch (in Mexico).
In Comaltepec wurden die Viganas zum Dienst der Idole aus
einer bestimmten Familie^) genommen (und castrirt) und der
Hohepriester der Viganas (der als vSohn der Sonne galt) wohnte
in Chuapa {als Coquitela zur Zeit Fray Jordan's). Der Oberpriester
wurde auf einem verzierten Holzsitz beigesetzt im Grabe (s. Pala-
cios). Die mexicanischen Priester (bei der Salbung) „bestrichen
den ganzen Leib und sonderlich das Flaupt mit einer Schmaltze,
davon das Flaar bis über die Knien wuchs, und darum pflegten
sie es gleich den Pferdemähnen mit breiten Baumwollenen Bän-
dern einzuflechten."
Die Glieder des dem Quetzcalcoatl ^) geweihten Ordens (Tla-
^) Plato empfiehlt 60 jähriges Alter für die Priesterschaft. In Ichcatlan hatte der
Oberpriester beständig im Tempel zu leben (s. Clavigero). Ueber den Priestern (Tlama-
cazque oder Tlenamacaque) stand (in Mexico) der Oberpriester oder Achcauhtli (Go-
mara). Der Achcauhtli oder Oberste der Tlamacazque (Priester) predigte (in Tlascala)
beim Jahresfest des Camaxtle (Torquemada). An der Lagune des Lempa-Flusses stand
der Hohepriester über einem Rath von vier Priestern, aus denen Einer zu seinem
Nachfolger gewählt wurde (s. Herrera). Ausser der Sonne (mit Menschenopfer) wurde
ein männliches und ein weibliches Götzenbild verehrt.
2) In Etrurien war das Priesterthum bestimmter Götter an einzelne Lucumonen-
familien geknüpft. Der Priester hiess Ahkin (Looswerfer) in Yucatan (s. Lizana)
unter dem Ahan-lan-Mai oder Ahkin -Mai (Hohepriester). Yalahau wurde als
der Oberpriester verehrt (in Yucatan). Der Zauberpriester Obera (am Parana) llama-
base libertador de la nacion Guarani, unigenito de Dios Padre, nacido de una virgen
sin comunicacin de varon, plenipotentiario de dios (s. Guzman). Die beiden Ober-
priester Teoteuctli (der göitliche Herr) und Hueiteoquixqui (grosser Priester) ernannten
zur Aufsicht über die Priester oder Teopixqui (Diener Gottes) den Mexicoteohuatzin
mit dem Gehülfen Huitznahuateohuatzin (der die Seminarien leitete) und Tepaneo-
huatzin, während der Tlatquimilolteuctli die Einkünfte verwaltete, der Quetochtli die
Festgesänge abfasste, der Epcoacuiltzin die Ceremonien bestimmte, der Tlapixcatzin
die Musik anordnete u. s. w. (in Mexico). Der Priester hiess (in Mexico) Teopixqui oder
der den Gott Bewahrende (im Cult Quetzalcoatl's). Nach Diaz de Castillo hiessen die
mexicanischen Priester Papas.
3) Die Tlamacazqui (Priester) des Ordens, Tlamacazcayotl (Orden der Religiösen)
standen unter dem Oberpriester des Gottes Quetzalcoatl. Der Ometochtli stand den
Centzontotochtin genannten Priestern vor, im Dienst des Tezcatzoncatl (dios del Pulque).
Quetzcalcoatl's Priester wurden Qucquetzalcohua genannt. Von den langhaarigen Priestern
782 CERE]\I0NIELLES.
macazcajotl) ') hiessen Tlamacazque (in Mexico). Der dem Tezcatli-
poca geweihte Orden (Tepochtlitzli) bestand aus Jüngiingen und
Knaben (s. Clavig'ero). Zur Seite des Mexicatl-Teohuatzin als
(Papahua Tlamacazque) in Teotihuacan wurde bei Ende des Cyclus das heilige Feuer
verkauft (s. Veytia). Die Priester des Teocatlipuca hiessen Telpochtilixtlis (mancebos
dedicados al dios Mancebo). Der Hohepriester Quetzalcoatrs war der nächste im Rang zu
den Mexicatl-Teohuatzin, als Hoherpriester Huitzilopochtli's. Unter den Priestern oder
Teopixqui (in den Tempeln) bildete der Huey-Teopixqui den höheren Rang. In Mexico
fand sich der Tempel Huitznahuateocalli (in der Vorstadt Huitznahuac). Unter den mexika-
nischen Priestern waren die des Vitzilipuztli erblich, indem sie stammweis in gewissen
Stadtvierteln folgten (s. Acosta). In dem Tempel Tlalxicco (el ombligo de la tierra)
fungirte der Priester Tlillantlenamacac. Bei den Pipiles (am See Uxaca) bildeten unter
den Priestern (Teupas) die vier Teupixquis den Rath des (mit einem Federbusch des
Quetzal-Vogels geschmückten) Hohenpriester oder Tuti (neben dem Caciquen regierend)
und der Zauberer Tschu-a-matlini erklärte die Bücher. Die Männer verehrten Quetzal-
coatl und die Frauen die Göttin Itzgueye (Palacios). Die Priester für Menschenopfer
standen unter dem To'lpitzin (in Mexico). Die Papa genannten Priester opferten
Menschen in Tlascala. Bei den Totonaken redete die Göttin Centeotl (Göttin der
Centli oder Maisähren) oder Tonacayohua (la sustentadora de nuestra carne) mit den
Quacuiles genannten Priestern (s. Torquemada).
1) Die Priester Tahiti's 'feerfielen in die Tahaura Moral (bei den Morais' fun-
girend) oder Tahaura Eatua, die in phantastischer Tracht (durch Herabfliegen eines
Vogels) inspirirt wurden. Alle Dinge (ausser dem Menschen) waren moa (heilig),
als den Göttern gehörig oder noa (gemein), worauf das tabu (durch Könige und Edle)
übertragen werden konnte. Der Tempel durfte vom Volk nicht betreten werden,
ausser den Asyltempeln (Pohonua in Hawaii). Beim Erkranken eines Vornehmen
(dessen Haus an sich tabu war) wurde der ganze Bezirk (weil dann ausserdem von
Gottheit heimgesucht) tabu, so dass Stille herrschen musste und kein Feuer angezündet
werden durfte (mehr noch nach erfolgtem Tode). Durch die Begräbnissceremonie
(Moe-moe) wurde (in Tonga) das Tabu aufgehoben. Nach dem Otohoa (Blutigätzen)
herrschte einige Tage ein gesetzloser Zustand beim Tode eines Königs (in Tahiti).
Die Medicinleute der Tinneh hiessen Sehendje (Schatten). Die Bezauberung (um dem
Feinde zu fluchen) hiess Anana (in Hawaii), Tahutahu (in Tahiti), Tatau (in Tonga),
Makutu (in Neuseeland). Als Gegenzauber (Faatere) rufen die Priester die Götter an. Beim
Begräbniss beteten die Priester über ein neben der Bahre gegrabenes Loch, wohinein dann
ein Pfahl gesteckt wurde, damit das Gespenst nicht die Verwandten quäle (in Tahiti). In
Hawaii (wo die Buoa oder Gräber aus losen Steinen mit einem Erdhügel in der Mitte
und Haus darüber bestanden) wurden die gereinigten Knochen theils im Hecau der
Familie heigesetzt, theils unter die Verwandten (als geheim zu haltende Reliquien) ver-
theilt. Beim Hahunga-Fest brachten alle Mitglieder eines Stammes die gereinigten
Knochen ihrer Vornehmen zusammen. Die Idole (Too) bestanden aus Flechtwerk und
Holz (besonders dem heiligen Casuarina equisetifolia) oder aus Stein. Die Tii-Bilder
dienten zur Bezeichnung des Tabu (Tiki, als Amulette). An den Götzen von Raro-
tonga war ein Stück Perlmuschel befestigt (als Seele des Gottes). Ausserdem wurden
Bäume oder Thiere als Wohnsitz der Götter verehrt. In den Marquesas erhielten zwei
Göttermenschen Opfer (nach Stewart). Die Priester wurden periodisch inspirirt. Die
HIERARCHIE. 783
Hoherpriester des Huitzilopochtli, standen der Huitznahuac-Tehu-
atzin und der TepanTeohuatzin unter den Priestern oder Teopix-
qui (mit Huey-Teopixqui oder Oberpriester).
Im Tempel von Teotihuacan wurden von vier zu vier Jahren
vier Priester ^) (Menauhxuchcauhque) gewählt, die (umschichtig zu
zwei und zwei jede Nacht) in Wachen und Fasten (Raucher werk
verbrennend) zu verbringen hatten, (einmal nur am Tage einfache
Speise, ausser an dem 2otägigen Festtag) essend, (cuando el Sol
iba mas alto y, ä veces, quando declinaba), die Ohren mit be-
ständig vergrösserten Stäbchen durchbohrend und Prophezeiungen
(für den König) empfangend (s. Torquemada).
Im Muscheltempel neben dem Tempel Tezcacalli stand ein
Haus, wo die Könige (Mexico's) fasteten^), wie in dem Hause
Pojauhtlan der Oberpriester.
Würde der Priester (Tahunga), die curirten und tättowirten, war erblich. An die
Opfer wurde Tapaau (Bänder aus Kokosblattstielen) befestigt, (damit der Gott mit der
Speise in Verbindung trete). An die Stelle der Menschenopfer (wobei die Uu ge-
nannten Gehilfen die Priester auf den Marquesas unterstützten) trat das Tutunima
(Abschneiden des kleinen Fingers). Die Gebetformeln (oft in unverständlicher Sprache)
hiessen Ubu (in Tahiti), Sotu (in Tonga), Kauwau (in Neuseeland). Beim Fest Pae
atua (auf Tahiti) wurden die Götter des Landes in dem Haupttempel zusammengebracht.
Das Fest Maoa raa matahiti wurde (auf Tahiti) den Verstorbenen gefeiert. In Tonga
feierte man Inachi bei den Erstlingen, Tautau, wenn der Yam zu reifen begann. Das
Föst Hakari wurde als Begräbniss gefeiert (in Neuseeland). Jedere Alfoersche Negorij
(en Amboina) hebben doorgans twee afgodpriesters, Mauen lalamena (eerste of vorste
afgodpriester), en Mauen lalamoerie (tweede of achterste afgodpriester) genaamd. Jeder
dezer heeft vijf lala, handlangers-afgodpriesters (in Ludeking). Neben den Uliassern
fanden sich (1607) die Oliliman (Siebenland) und Olisivas (Neunland) auf Amboyna
(s. Argensola). Die Stämme der „Ceramiche Alfoeren" zerfallen (in West und Ost)
in den Stamm der Pata Siwa und den Stamm der Pata Lima (s. Van der Grab) 1862.
Im Innern Ceram's werden die ., Alfoersche Bergnegorizen" erwähnt.
1) Die Priester hiessen Manitourious (der göttlichen Dinge Wisser) bei Algonquin,
Wakanwacipi (Träumer der Götter) bei Dacotah, Honundeunt (Glaubensstütze) bei
Irokesen, Atsilung Kelawhi (Besitzer des göttlichen Feuers) bei Cherokee, Medawin sind
die gelernten, Jossakeed die begeisterten Priester (bei Chippewäh), Agotkon bei Iro-
kesen. Die Zaubergeister der Cris zerfallen in Mitewiw, (les gens de mt'dicine), Mani-
tokkasuw (les devins), Kosabattam (les Jongleurs), Nipiskew (les Souffleurs). Der
Kasek, als Gehülfe des Zauberarztes oder Shaman, leitet die Festlichkeiten (bei den
Koniagen). Walian ist der Oberpriester jeder Negerie (Dorfes unter den Alfuru in
der Minahasa), Mawasal der Todtenpriester, Menanalinga der Vogeldeuter, Tumutungep
der Eröffner der Reisfelder, die von den Leleen (mit dem Wunderholz oder Tahas)
besäet werden, Tunahos der Priester der Jäger, Teterussan der Priester der Krieger.
Die Kapojas dienen als Schutzholz (in Celebes).
1) Der Oberpriester (in Mexico) zog sich für mehrwöchentliches Fasten in die
784 CEREMONIELLES.
Der Tempelbezirk war geweiht, und das Heiligthum^) war
(wie in Indien und Peru) dem Laien oder Profanen unzugänglich
Berge zurück, wo ihm eine Laubhütte gebaut wurde (Torquemada). In der Nähe der
Tempel fanden sich viele Zellen, wo vor den Festen die Vornehmen zurückgezogen
(und ohne Fleischliches Beiwohnen) fasteten, indem einige nur zwischen ISlittcrnacht
und Mittag, andere nur zwischen Mittag und Mitternacht einmal assen [Talapoin].
In Teotihuacan fasteten vier Priester vier Jahre hindurch, um dann durch andere er-
setzt zu werden (s. Clavigero). Bei Unglücksfällen fastete der Oberpriester (in ^Mexico)
in einer Hütte im Walde, deren Zweige beim Verdorren stets durch grüne ersetzt
werden mussten. Vor dem Fest Quetzalcoatl's fastete der Oberpriester Achcauhtli oder
Tlamacaz, imd ebenso die Priester oder Tlamacazqucs. Die Paj^as (der Totonaken)
nährten sich von den Saamenkernen des Baumwollstrauches [Lotus in Indien]. Die
Coatlan genannten Priester (in Mexico) badeten sich im Teich Copan. Cosa quc des-
cicnde dcl ciclo, como agua clarisima y purisima para lavar los pecados (s. Sahagun)
im Bussgebet an Tezcatlipoca (in Mexico), wie der Name der Brahmanen erklärt wird,
als Sünden wegwaschend (auch in der Taufe). Les paroisses dissemines (des Feroe) ren-
dent penible et souvent impossible le service eclesiastique. II y avait autrefois dans
les petits iles, des sources d'eau benite oü les meres pouvaient, sans l'intervention du pas-
teur, baptiser leurs enfants (s. Edmond). Als der büssende Yappan von der Frau T]a-
huitzin verführt war, wurde er (nach Kopfabschlagen) in einen (sich aus Scham unter
die Steine verkriechenden Scorpion) verwandelt, durch Jaotl (seinen Hüter) den die
Götter dann (wegen seiner Strenge) in eine Heuschrecke verwandelten (in Mexico),
wie ähnlich bei indischen Büssern, wenn Kama erliegend. Nach Ribadeneyra galten
die Missionaire auf den Philippinen für göttlich, wegen ihrer Enthaltsamkeit. Einige
der (von Kinderfleisch und Blut lebenden) Priester (in Mexico) hatten keine Frauen,
„sed earum loco pueros quibus abutebantur" (s. Pierre de Gand) 1529. Teupisque war
ein Canonicus unter den Priestern Mexico's. Auch Esputle wird als Diacon (unter den
mexicanischen Priestern) erklärt.
2) The name of the religion of the Jews in Honan was formerly Tien-chuh-kiau
(Indian religion), but afterwards changed in Tiau-kin-kiau (religion of those, who pluck
out the sinew). According to the tablet placed 151 1 p. d. the first ancestor (in the Israelitish
religion) Adam came originally from India and during the Chau-state the sacred writ-
ings were in existence. The Eternal Reason, revealed in the sacred writings, is very
mj-sterious, being treatcd with the same veneration as Heaven. The foundcr of this
religion is Abraham, who is considered the first teacher of it. Then came Moses,
who established the law and handed down the sacred writings. After his time, during
the Han-dynasty, this religion entered China. In II 64 p. d. a synagogue was built
atPien. In 1296 p. d. the old temple was rebuilt. According to the tablet placed 1480
p. d. Abraham, the patriarch, who founded the Israelitish religion, was the ninetecnth
descendant from Pwan-ku or Adam. The teachings of Ezra (the religious reformer
and wise instructor) contained the right clue to the Instructions (of the foundcr of the
religion), as the duty of honouring Heaven by appropriate worship. Eternal Reason is
worshipped as without form and figure. In the spring and autumn men sacrifice to
their ancestors, Every seventh day is observed as a holy day of rest. Seventy clans
(coming from India) brought as tribute some western cloth under the Emperor of the
Sung-dynasly (519 p. d.), and settled in the town of Pien-liang. The temple of
ASYL. 785
(wie das Allerheiligste im Tempel Hierosolyma's) ^). Nur Cabnal,
Hoherpriester der Lacandones, betrat den Tempel.
Wenn der geweihte Tempelbezirk als solcher bereits ein
Asyl darstellte, konnten die unverletzlichen Priester unter krie-
gerischen Gefahren als Vermittler auftreten oder, neben den von
den Pilgern gezogenen Wegen, auch handelswichtige Oertlich-
keiten, g-leich den Märkten, neutralisiren, und so blieb auch aus
alter Tradition der rothe Pfeifensteinfels^) zwischen den Quellen
des Missisippi und Missouri ein allen Indianerstämmen gleich zu-
gängliches Gebiet.
In der Nähe des Rio de los Lagartos war ein Thurm (an
der Küste ^) Yucatan's) von Frauen bewohnt, die ohne Männer
lebten (Juan Diaz).
Israel is erected to tlie honour of Hwang-tien (the Great heaven), like tlie temple
Taching of Confiicius, the temple Shing-yung of Nimau (Buddha) and the temple Yuh-
hwang (of the Tauists), wie andere Mischungen. According to the Syrian Monument (in
Singanfu) Holooy, determining in the form of the cross to establish the four quarters
of the Earth, moved the primeval spirit, and produced all things visible and invisible.
As an architect having finished the universe, he created the first man. The Trinity
set apart (to overcome Sho-tan) the illustrious and adorable Mi-Xio (Messiah), saluted
and Persians (Po-su) after his birth (to defeat the wiles of the Mo or Mara) in Tacyn,
which country Stretches (on the west) towards the flowery forests and the regions of
the immortals. Religion (Tao or the path) may have any name. In the year 599 p. d.
th'e teachers of abstinence (Shü-tiaou) raised a persecution , but at later attacks by base
scholars (713 p. d.) the chief priests, Lohan, Taiteh, Lieh and others maintained the ori-
ginal doctrine, the portraits of the five sacred ones were placed in the church. The
bright and illustrious religion visited the Tang-dynasty, which translated the scriptures
and built churches. The ship of mercy was prepared for the living and the dead. In
the reign of Taitsung (of the Tang), the virtuous Olopun (Arpoon) guided by the
azur clouds, arrived at Changugan, bringing scriptures and Images from afar. The
priests shave the crown of the head, but preserve the beards, praying seven times in
the day and performing divine Service once in seven days.
1) Seguian la superstition, de que si se acercavan a algun sacerdote moririan luego
(die Lacandones), wie der Russe vor dem Popen ausspuckt. Der von sieben Priestern
(unter einem Hohenpriester) bewohnte Haupttempel von Utamussack (bei Pamunky)
durfte (in Virginien) von keinem Laien betreten werden (s. Strachey). Die Priester
(Mexico's), welche die Tempelgeheimnisse verriethen, wurden hingerichtet (s. Thevet).
2) Am Berg Moschylos in Lemnos wurde jährlich (nach Galen) die rothe Erde
(für Arzneien) von einem Priester in Prozession abgeholt, und mit dem Bildniss der
Artemis gesiegelt, verschickt.
3) Die Priesterinnen (Serfacareha) heissen Tamonante (auf den Canarien). In den
Canarien dienten die Tamagantes genannten Wohnungen der heiligen Jungfrauen (oder
Harimaguadas) Verfolgten als Asyl. Chota war die Schutzstadt der Cheerokee, wo
jeder dahin Flüchtende eine Freistätte fand (s. Ramsey), und ähnlich in Hawaii. Bei
Btistian, America. 50
786 CEREMONIELLES.
Die in Keuschheit und kasteiendem Fasten lebenden Priester
(als Heihge^) verehrt) hatten (bei den Misteken) keine andere
der Einweihung in den Wakon-Kitcliewah (Friendly Society of the Spirit) genannten
Orden (bei den Nadowessiern) geräth der Ceremonien-Meister vor dem knieenden Can-
didaten, diesen auf das ErgrifFensein von dem Geist vorbereitend (tliat it would strike
him dead, but that he would instantly be reslored again to life), in einen ekstatischen
Zustand, und indem er einen bohnenartigen Gegenstand gegen den Candidaten wirft,
fällt dieser, wie leblos, nieder, bis er auf Behandlung durch Assistenten (die Bohne aus-
brechend) wieder zu sich kommt (s. Carver). Die Eskimo stellten der Hexerei (Ku-
suinek) in ihrer Ausübung, als Iliseenek, die Serranek in den an Tornarsuck gerich-
teten Gebeten gegenüber (s. Rink). Bei den Tuppin-Imba liefen die von den Zauber-
ärzten beräucherten Frauen umher bis zur Erde fallend, ,, gleich als sie todt wcrcn.
Darnach sagt der Warsager: Sihe, jetzt ist sie todt, baldt wil ich sie widerum lebendig
machen" und dann sind sie geschickt, um die Zukunft zu prophezeien (s. Staden). In
eine Höhle zurückgezogen fielen die Piache (in Cumana) bewusstlos nieder, und nach
"Wiederzusichkommen sagten sie den Spaniern die Ankunft von Schiffen voraus
(s. Herrera). Japituari, von dem die Tamanachier die luca erhielten, stieg auf einer
Pflanzenleiter in den Himmel (s. Gilij). Zu Cabe^a de Vaca's Zeit wanderte unter den
(mit den Maliacones grenzenden) Avavares ein kleiner Bärtiger (unbestimmter und wech-
selnder Gestalt) im Lande umher, und wenn er zu den Thüren der Hütten kam, trat
er unter die Erschreckten and ,,seized whom he chose of them and giving him threc
great gashes in the side with a very sharp flint the width of a band and two palms in lenglh,
he put his hand through and drew forth the entrails, from one of which he would cut
off a portion more or less the length of a palm and throw it on the embers. Thcn
he would give three gashes to an arm, and the second cut on the inside of the elbow
and would sever the limb. A little after this, he would begin to unite it and putting
his hands upon the wounds, these would instantly become healed" (Buckingham Smith)
[Zauberer in Australien]. Der zum Himmel aufgestiegene Piaci hatte (wie man Gu-
milla erzählte) das Füttern der Tieger durch die Gottheit gesehen (s. Gilij).
^) Die Caraiba genannten Zauberpriester (der Brasilier) ,,popularibus suis, interdum
et integris provinciis, persuadent, culturam agrorum penitus omittere, venisse enim
tempus, quo tellus omnia sua sponte ipsis sit productura, ipsaeque ferae ultro pabulum
ipsis ailaturae, his autem similibus naeniis miseros hosce, natura sua plerumque desides,
ita infatuant, ut neglecto terrae cultu, sensim commeatu destituantur, praeque inedia
deficiant, donec Caraiba aut salus supersit, aut a suis, dolum persentientibus, trucidetur"
(s. de Laet) [wie Xolotl, im Uebermaass der Budhistisch ähnlich an Entsagung]. In den
Tempeln (Teoba) Nicaragua's hatte stets ein Jahr lang unter Gebet ein Priester zu ver-
weilen, der dann beim Jahresfest (unter Durchbohrung der Nase) hervorkam und durch
einen andern ersetzt wurde (s. Oviedo). Die Reinigung und Fasten predigenden Pro-
pheten (die nur ihren Anhängern den Himmel öffneten) umgaben sich (s. Loskiel) mit
vielen Kebsweibern, da sie, als Gott wohlgefällige Männer, diese armen Wesen zu sich
zu nehmen hatten, um sie auf dem Wege zu Gott zur Seligkeit zu führen (bei den
Delavaren) und so (nach loo Jahren wieder) die Latter-day-Saints. An den Be-
freiungsfesten, wie dem Passah, pflegte man Verbrecher hinzurichten, und darauf die
Sünden des Zolkes zu wälzen, während andere (wie Barnabas) frei gegeben wurden,
um auch für das folgende Jahr die Gnade zu sichern. Tamanend, der alte Heros der
KLOSTERSCHULR. 787
Aufgabe, als „pedir vida y salud para el rey, paz para las republi-
cas, buenos temporales, y venganza de los enemigos" (Herrera).
Die Tuppin-Imbas haben Propheten oder Priester, „Caraibes
genannt, die gehen von einem Flecken zum andern und bereden
das armselige blinde Völcklein, dass sie einem jeden, dem sie es
gönnen, die Stärcke und Mannhaftigkeit krönen (dieweil sie
Geister haben die umbgehen) also dass derjenige, dem sie solche
genad geben, seine Feinde im Kriege überwinden möge. Ja sie
geben auch für, dass sie zu wegen bringen, dass allerley Obs
und die dicke Wurtzeln wachsen, darvon angezeigt, wie sie in
America herfürkommen*' (s. E. Franciscus).
Die bis zur Verheirathung im Tempel aufgezogenen ^) (Cihuat-
lamacasques oder Cihuaquaquilli) hatten die Weihrauchbecken
beständig versorgt zu halten (und wurden geschoren). Die Opfer-
Priester (in Mexico) standen unter dem Topiltzin, dessen Würde
eine erbliche war. Die im Kloster aufgezogenen Fürstensöhne
(der Misteken) „iban muy negro del humo de la tea, como anda-
ban de ordinario los sacerdotes, que parecian negros de Etiopia"
(s. Herrera).
Die (durch Fasten geweihten) Piaches in Cumana begaben
sich mit Knaben in eine Höhle, den Teufel zu beschwören, der
(durch ein Geräusch sein Kommen anzeigend) den Piache be-
wusstlos niederfallen liess, worauf er auf Fragen antwortete
(Gomara), wie bei den Delawaren. ^EyyaazQifjiv^og Tovtov zi^veg
eyyadTQifjai'Ta oi 6s (SiFqvoiAavnv Xsyovüv (Hesych.).
Den Quetzalcohuatl geweihten Kindern wurde von dem
Priester ein Einschnitt auf die Brust gemacht oder (wenn jung)
das Yanuali genannte Halsband umgelegt (s. Torquemada).
Die Comocois oder Priester (die den Tigern entgangen waren)
mussten die Namen aller Tiger ^) des Districts kennen und theil-
ten dem, der einen Tiger getödtet, dessen Namen mit, damit er
Delawaren, erhielt in Philadelpliia Prozessionen abgehalten als St, Tammany (s. Hecke-
Avalder). Tamanamos bildet das Hexenwesen der Twana (s. Eells).
1) Die Priester mussten in Seminarien (Calmecac) für den Tempel erzogen sein
(in Mexico). Im Tempel Huitzelopochtli's dienten die Priesterknaben Telpochtlatoque.
Die Indianer von Da (neben Vayre) hörten die Sprache, wenn der Piache mit dem
Teufel redete, ohne sie aber zu verstehen (bei Cartagena).
2) Toz-wönn oder Nau-wu-tu, der als Minister im Fürstenthum Tsu, dasselbe
durch seine Gesetze ordnete, war von einer Tiegerin gesäugt. Die Vögel und wilden
Thiere drängten die Menschen (sagt Menzius) zur Zeit des Yau (ehe Yü die Drachen
verjagte). Nachdem die Singphos auf den Bergebenen Miyai-Singra-Bhum geschaffen
50*
788 CEREMONIELLES.
ihn annähme (unter den Moxos). Wer unter ihnen die Erschei-
nung eines unsichtbaren Geistes gehabt hatte, übte die Priester-
schaft der Tiarauquis (oder Scharfsichtigen). Die Hexen in Nica-
ragua wandelten^) sich in Löwen oder Crocodile, Menschen zu
tödten (nach Oviedo), nach Art der AVehrwölfe (oder Hyänen in
Abyssinien).
Vor der Aufnahme unter die Priesterärzte wird auf Vancou-
ver-Island die Ceremonie Kluquolla geübt, indem der unter der
Lippe adergelassene Candidat nach Aufwachen aus einer durch
Opiate erzeugten Betäubung^) begegnende Hunde oder JMenschen
waren, ,,the wliolerace was devoured by the Raldias or demons, witli tlie cxception of
a man, named Siri-Jir ad liis wife Phakrat" (s. Elias).
1) A wicked medicine-man is supposed to be able to send a woodpecker, squirrel,
bear or any treaclieroiis animal, lo the heart of his enemy to eat his lieart, plague
him, make Inm sick or kill him. The good medicine-man finds out from his sickness,
what kind of animal it is and then tries to draw it forth (bei den Twana). Die Zauber-
ärzte der Cuevas in Castillo del oro (oder auf dem Isthmus von Panama) hiesscn Tcqui-
mas, "When a person falls ill , the Kakyens appeal to the Alitwei or priests, who
find out, what animal's ancestor ate the particular mcdicine good for the disease in question
and recommended the sacrefice of one of its species for the eure of the sick person,
that species of animal being responsible for the eure of the sick person (s. Elias). Die
Neger Surinam's (die ihre Obia von den Locomen oder Zauberern kaufen und den
Prophezeiungen der Frauen folgen) enthalten sich erblich des (Treff genannten) Thicr's
(s. Stedmann). Loki waren die Zauberpriester der Algonkin.
2) Sobald der Knabe von den Zeichen der Iminyanya und Imishologu (Besessenheit
durch Todtengeister) erfasst ist, wird dem Häuptling (der Kaffir) Nachricht gegeben, und
Priester haben zu untersuchen, ob er sich (ohne Trug wirklich) im Zustande von Uku-
twasa findet, um dann die Einweihungs-Riten des Ukupehlelela vorzunehmen, und
durch dieselben wird er zum vollkommenen Priesterarzt oder Isanuse (Intonga oder
Igqira) erklärt. Zum Prophezeien (wenn durch die Anzeichen der Besessenheit er-
griffen) setzt sich der Priester durch den Klang der Ingqongqo oder Hauttrommel bei
dem Hexentanz (Ukwombela) in die Ukuxentsa genannte Aufregung (oder Inspiration),
um die Orakelsprüche der Isnishologu zu erklären. In Havana wurde den Spaniern
(1528) von einem umherwandelnden Gespenst erzählt, das in die Häuser eintretend,
mit einem Steinmesser den Bauch öffnete, und die herausgezogenen Eingeweide nach
dem Braten derselben wieder einfügte, so dass die Narben zurückblieben (Alv. Nunius).
So wird den australischen Priestern der Bauch zum Reinigen der Eingeweide für die
Wiedergeburt aufgeschitten, von dem Gespenst des Grabes (und in den grönländischen
von Eligertorsoek). In dem Kloster Calmecac, wo (wie in dem Kloster Telpuchcali)
Knaben erzogen wurden, durchliefen die Priester die Stufen des Tlanamacac, Tlama-
cazqui und Tlamacazto, und dann wurden aus ihnen (als Quequetzalcoa oder Nach-
folger Quetzalcoatl's) die beiden Hohenpriester gewählt, nämlich Teotetlamacazqui oder
Quetzcalcoatl (für Vitzilopochtli) und Tlaloctlamacazqui (für den Gott Tlalocantecutli).
VESTALEN. 789
beisst, und dann unter dem Ton einer Rassel umherg-eführt wird
(s. Lennard). Die in den Klöstern Quetzalcohuatl's aufgenomme-
nen Knaben und Mädchen widmeten sich unter Kasteiungen der
Tlamacazcayotl (vida de penitencia) genannten Lebensweise (s. Tor-
quemada). Die in den Tempeln Mexico's erzogenen Mädchen^)
unterhielten das heilige Feuer, bis sie bei der Vermählung durch
Darbringung von Wachteln ausgelöst wurden (s. Clavigero), indem
diese als Kinder dem Tempel von ihren Müttern geweihten
Mädchen dort bis zur Heirath erzogen wurden (in Mexico), wie
in den Theehäusern Japan's. Tambien hay hospital para las mu-
geres bubosas, las quales se sustentan, dando cada mes las mu-
geres publicas un tanto, bemerkt Ribadenegro von China. Sacer-
dotes Quines appellant, singulari numero Quin, coelibes vivunt et
incorrupti (s. P. Martyr). In Taitikakkak wurden Mädchen im
Tempel der Göttin auferzogen, um im Jungfrauenstand geopfert
zu werden (Gomara). Hatte eine Ratte oder Fledermaus den
Schleier des Gottes angenagt, so wurde eine Uebertretung seitens
einer der Tempeljungfrauen vermuthet, und unter denselben Nach-
suchungen angestellt, um die Schuldige zu strafen (in Mexico).
„Nit anders, als ein Vater sein Kind oder ein Lehrmeister sein
discipulum zu streichen pflegt, also werden Gross und Klein ge-
züchtigt" (in Uruguay) „und Geschrei oder Fluchen wird kein
einzigs mahl gehört von einige Indiern oder Indianerinnen, die
sich vielmehr bedanken beim Pater und küssen ihme die priester-
liche Hand" (s. Sepp). When the Bible, as altered by Joseph
the Seer, shall be published, so wird, nach Gunnison, der Mor-
monismus aus einer christliche Secte sich zu einer neuen Religion
gestalten, and a direct blow be aimed at he faith once delivered
to the Saints. Die Frauen in Brasilien müssen sich verbergen,
wenn die Zaubertrompete den Waldteufeltanz (Gurupura-Cau) an-
kündigt. Die Frauen am Orinoco müssen fliehen, wenn der Paje
das Botuto blässt (für reiche Ernte an Palmfrüchten). Der heilige
Federschmuck der Chambiocas am Araguaya darf von den Frauen
nicht gesehen werden. Der heilige Hellas in Gesellschaft von
Nonnen in der Wüste lebend, kehrte, durch einen Engel (wie
der heilige Equitius) kastrirt, zu den trauernden Frauen (ad lu
gentes foeminas) zurück (in Reminiscenz der Trauerfeste um Attys).
1) Die Cihuatlamacazque oder Cihuaquaquilli genannten Jungfrauen in den mexi-
canischen Klöstern standen unter der Aufsicht des Tequacuilli (Torquemada).
790 CEREMONIELLES.
Bei den Challam an der Fuca-Strasse (mit dem bösen Skoo-
coom und dem guten Teyutlma) bilden die Priester durch den
Verkehr mit den Geistern (Sehuiab) einen Geheimbund, und der
Candidat wird nach dem Fasten als Todter aus der Hütte aus-
getragen, um durch "Waschen wieder erweckt zu werden, worauf
er in den Wald läuft, um dann mit der Rassel als Medicinmann
gekleidet wieder zu kehren.
Die in den Orden Telpochtliliztli aufgenommenen Mädchen
(unter den Frauen Ychpochtlatoque) und Knaben (unter einem
Aufseher) vereinigten sich Abends zu gemeinsamen Tänzen (bei
denen Unsittlichkeiten mit dem Tode bestraft wurden) zu Ehren
des als Telpuchtli (joven ö mancebo) erscheinenden Gottes Tez-
catlipuca (s. Torquemada). Zur Zeit der Chichimeken herrschte
über die Tolteken von X^holula der Priester Ixcax, der durch die
Hurerei ^) des Hohenpriesters mit der Oberpriesterin oder Wasser-
göttin geboren war. Der Papa genannte Hohepriester schlief
vor der Hochzeit mit den Bräuten^') (in Nicaragua).
1) Nach Domingo de Santa Thomas wurde in den nicht den Inca untenvürfigen
Provinzen das Laster der Sodomiterei als eine Art Heiligkeit geachtet, und die in den
Tempeln gehaltenen Männer „andan vcstidos como mugeres, donde el tiempo que eran
ninos y hablaban como tales". In den Klöstern wurden die Izto^oalitzli genannten
Wachen beobachtet, um bei Nacht das beständige Feuer zu unterhalten (s. Torque-
mada). Die Knaben (besonders die Erstgeborenen) blieben bis zur Hcirath (von
7 — 8 Jahren) in den Tempeln (in Mexico). Piltoutla waren die im Tempel dienenden
Knaben (in Mexico).
^) In Tenerif gehörte die Jungfrauschaft aller Mädchen dem König (s. Cadomosto).
Nach Boetius behauptete (in einem Appellations-Process bei dem Metropolitan- Ge-
richtshof zu Bourges) der Pfarrer, dass er „suivant l'usage re9u" das Recht der ersten
Nacht habe (s. Kolb). Die in Neu-Ilion im Flusse badenden Bräute opferten ihre
T Jungfrauschaft dem Skamandros. Als der Korinther Xenophon zum Wettkampf nach
.Olympia zog, gelobte er der Göttin im Falle des Sieges Hetären zu widmen. Nach
Herrera wurden die Bräute in Nicaragua durch den Caziquen, in Cumana durch den
Priester entjungfert. La noche antes habia de dormir con la novia uno que tenian
por papa, que residia en la mezquita (in Nicaragua) sagt Andagoya (s, Navarrete).
Los hechiceros son de ambos sexos. Los hombres estan obligados (bei den Moluches
und Puelches) ä dejar su sexo y vestirse de mujer, no siendoles permitido casarse,
aunque si ä las hechiceras. Son elegidos para este oficio desde ninos, dandose la
preferencia ä los que estän mas dispuestos desde su primera edad ä condicion femenina,
Vistense muy temprano en trage de mugeres, y se les da un tambor y matraquillas,
como pertenecientes ä la profesion que han de seguir. Los que padecen el mal de
epilepsia o chorea sanabita, se eligen immediatamente para este oficio (s. Guzman).
Die Priester (in Mexico) wurden Papas genannt, ,,y fue, que preguntados , porque
traian asi los cabellos? respondian papa, que es cabello", y asi les llamaban Papas (Go-
mara). Nach Linschoten waren die Priester Yucatans verheirathet (ausser den Beich-
COENOBITEN. 791
Zuweilen wurden die Frauen (um sie zu ehren) durch den
Caciquen ^) entjungfert (heisst es in den Berichten aus Nicaragua).
Die für Heilige gehaltenen Priester^) (in Cumana) schliefen nur
mit Unverheiratheten, „porque tenian por honrosa costumbre, que
ellos las quitassen la virginidad".
Die wegen ihrer langen Haare") (papa oder Haar) Papas
genannten Priester (Tlamacazque oder Tlenamacaqu) standen (in
Mexico) unter dem Hohenpriester oder Achcauhtli (s. Gomara).
Während des Aufenthaltes in den Tempeln wurde das Haar der
Priester weder geschnitten noch gekämmt (in Mexico).
„Wan das Pflantzen und Säen vollendet ist, lesset der König
das Volck mit den Priestern zusammen rufen. Er selbsten ist
mit grühnen Kräntzen behänget. Alle erscheinen mit gemahle-
tem gantzem Leibe und mit vielfarbigen Federbüschen ausge-
zieret. Sie setzen sich auf die Erde nieder, trucknen bei dem
Feuer einige Baumfrüchte, und diese Früchte, nachdem sie die-
selben gestampft und mit Wasser gemänget, trinken sie so lange,
bis sie es alles wieder ausbrächen. Die Priester singen unter-
dessen und richten ihre Pfeile nach dem Himmel zu, in die Höhe.
tigern). Die Priester der Itzaes trugen lange Haare und ,,nunca las peynaban, trayen
dolas emplastadas y enredadas en mechones, porque las untavan continuamente con la
sangre de los, que sacrificaban" (s. Villagutierre). Die Priester der Muskogee lieissen
Feueranmacher. Traian en las cabezas unas Coronas, como frayles, el cabello poco mas
crecido, que les daba ä media oreja, excepto que al coldrillo dexaban crecer el cabello
quatro dedos en ancho, que les descendia por las espaldas, y ä manera de tranzado los
ataban y tranzaban (Acosta) der Priesterknabe im Tempel Vitzilopochtli's (in Mexico).
Die (mexicanisclien) Priester, als Tlamacazque, färbten sich das Gesicht schwarz, mit
der Farbe des „Dios del Infierno" Mictlanteuctli oder Teotlamacdzqui (s. Boturini). Bei
Akawai (in Guyana) hiess der Dämon Papa (Schomburgk).
1) Kaiser Maximin brachte die Gewohnheit zur Geltung, ut ipse in omnibus nuptiis
praegustator esset (nach Lactantius). König Even führte das jus primae noctis in
Schottland ein. Maritus femora aperiet, ut dominus primum florem primitiasque delibct
facilius, heisst es vom jus primae noctis in einer Guyenner Urkunde (v. 1302).
2) Begegneten die Californierinnen, wenn sie ausgingen, um Sämereien zu sammeln.
Einem der Zauberer, so mussten sie ihm nach seinem Belieben zu Willen sein. Die
Coias (Cuit oder Ulluqui), als die unter einander verheiratheten Männer, wurden einst
in St. Domingo (Unter-Californien) alle durch eine Pest getödtet (hörte Boscana),
3) In Cenu trugen die Sodomiten lange Haare, wie die Frauen (s. Oviedo).
Los Sacerdotes traian los Cabellos largos y Coronas abiertas en la Cabeca (mit
Guirlanden) in Mechoacan (s. Herrera). Die schwarz gekleideten Priester der Klöster
(in Mexico) trugen einen langen Bart mit Schnüren zusammengedreht (beim Begegnen
von Frauen die Augen niederschlagend). Los que tienen cargo de los uchilolos se
llaman papas, que quiere decir persona sancta, hörte Oviedo von Cortez,
792 CEREMONIELLES.
Ja sie stehen nicht anders, als wenn sie in der Luft ein seltsames
Gespänst mit Entzückung anschaueten. Auf etlicher Rücken
hänget ein Bündlein Strausfedern. Andere werfen leichte Federn
in die Höhe, zu sehen, wie der Wind wehet. Sie glauben, dass
auf gemeldete Bündlein Strausfeder, Broht aus dem Himmel
niederfällt" (die Tapujer). Stat der Beschneidung der jungen
Kinder gebrauchen sie eine Einschneidung (Rudolf Baron).
Der Naoalli (Hexenmeister) schreckt bei Nacht und saugt den
Kindern das Blut aus (in Mexico). Die Zauberer (bei den Cuebas)
tödteten ihre Feinde, indem sie Nachts am Nabel ^) sogen. In
Panama (wo die Hexen Nachts an den Nabeln der Kinder sogen)
wurde der Dämon Tavira oder Tuyra verehrt (nach Gomara).
Bei den Issinois ward ein Bild mit einem Pfeil durchschos-
sen, um einen Entfernten zu tödten (s. Bacqueville) 1722, und ähn-
lich im Mittelalter die Wachsfiguren") (oder die Fetische in Afrika).
Krankheits-Schmerzen (wie Gliederreissen) wird (am Orinoco)
Mavari's Pfeilen zugeschrieben (s. Gilij), wie finnische Zauberer
den Hexenschuss senden. Bei den Mundrucus (unter dem Tu-
schana oder Häuptling) ist jede Krankheit"') durch einen Wurm
in dem leidenden Gliede verursacht und der Paje saugt ihn aus
1) Auf den Antillen erschienen die Gespenster ohne Nabel, Als einst ein östlicher
Hurrican den Isthmus verwüstete, erschienen zwei Vögel (der jüngere Kind des Grös-
seren) mit Mädchengesichtern, die Menschen nach ihrem Berghorst zum Fressen fort-
tragend (und an den Felsen die Spuren der Krallen lassend), bis der Aeltere durch
Einrennen eines spitzigen Pfahls (mit Menschenfigur) am Platze des Niederschiessens
gespiesst wurde (Peter Martyr). Huracan, als Juracan oder Jurican in Hayti. Jura,
Vasallen-Häuptling (in Darien).
2) Im Atzmann wurde das Bild desjenigen gequält, dem geschadet werden sollte.
In Livland reiten die Zauberinnen Nachts auf Besen, Kinder tödtend (s. Thevet). Unter
den Maribios, (des Caciquen Galtonal) raubten die Texoxes (Hexen) Kinder.
^) Bei den Indianern in Quebec (1722) heilten die Zauberärzte (Meteoue) mit
Tänzen und Gesängen (s. Bacqueville). Die Medicinleute (der Ojibway) ,,or those, who
are acquainted with the hidden powers of their wuks, can, by practising upon thc
Muz-zin-ne-neence (little images or drawings) exercise an unlimited control over the body
and mind of the person represented (für Liebe oder für Hass). Die Chippewyans ge-
brauchen für gleichen Zweck den Schulterknochen des Rennthier's oder El-kul-lah-ki-
set-ze (the shoulderblad one) , der in das Feuer gelegt wird (s. James). Am Orinoco
w^erden Krankheiten dem giftigen Hauch der Piaci zugeschrieben (Gilij). Bei den
Sahaptin ist das Amt des Medicin-Manns oftmals erblich (s. Alvord). Bei den Okana-
gon sind die Medicinmänner (Tlaquillaugh) meist ältlich (s. Ross). Wenn die Mo-
kobies den einen Todesfall verursachenden Zauberer nicht auffinden können, trägt man
die Leiche durch das Feld, wo ihr der Priester zwei Pfeile in die Kehle und einen
in die Brust schiesst, worauf der entfernte Zauberer durch diese Wunden sterben werde
REINIGUNG. 793
(nach Bates), wie ähnlich im oldenburgischen Volksglauben. Die
Priester in Yucatan reinigten die Häuser, „echando fuera el de
monio con ciertas ceremonias" (nach Herrera). Während Leared's
Aufenthalt in Mogador wurde das Haus eines iMohren durch un-
sichtbar geworfene Steine unbewohnbar gemacht (1872). Im Rath
der Delawaren wurde Verfolgung^) der Hexen beschlossen (und
Tödtung), Da der grosse Geist verordnet hatte, „dass der Mensch
leben sollte bis alle seine Zähne abgenutzt, sein Auge dunkel und
seine Haare grau geworden", erklärte der Prophet Tecumseh
(s. Baucke). Wenn trotz des Reibens und Saugens des Piaia der Kranke stirbt, so
ist (am Orinoco) die Sonne erzürnt (s. Coreal). So wurde die Aufstellung eines
höchsten und allmächtigen, am Besten auch zornmüthigen Gottes, und das Verlangen
eines unbedingten Glaubens an denselben zum Interesse der Zauberpriester , um für
etwaige Unfähigkeit ihrer Privatgötzen eine Entschuldigung zu haben. Sind die von
dem Häuptling geschickten Opfer für Regen erfolglos, räth der Regenmacher (bei den
Kaffern) eine Hexenrieche (wird aber bei Erfolglosigkeit selbst getödtet).
1) Die Zauberärzte (Mohanes oder Xeques) oder Piaches (in Cumana) wurden be-
zahlt, ,,pero si el enfermo moria, pagaba el Medico con la vida" (Simon). Piache waren
Priester in Mexico (s, Oviedo). In Krankheiten schüttelt der Priester (bei den Nau-
dawessiern) die Chichicoue genannte Rattel. Von den Gehülfen des Medicinmannes
(bei den Koniagas) überwacht der Kasek die Festlichkeiten. Die Piaches (in Cumana)
kneteten die Gelenke des Kranken durch, und nach dem Schwitzen spieen sie ein hartes
Kügelchen aus, das (als dämonisches) auf dem Felde begraben wurde. Bei den Carai-
ben wurden die Piais (Zauberer) über die Todesursache befragt (Dapper). Bei Krank-
heit wurden früher die Frauen, als welche sie in den Körper hineingezaubert, getödtet
(bei den Chiquitos). Die die Maiskolben hinaustragende Medicinfrau der Mönnitarris
wurde zuletzt mit einem Blutstrom übergössen, den sie aus einem Stück Leber presste,
das sie im Munde hielt (Neuwied). „Suponen que cada uno de sus hechiceros tiene
dos demonios familiäres" die Moluches oder Puelches, welche die Luft mit bösen
Geistern durchschweift glauben und ihre Zauberer tödten, wenn sie bei Krankheiten
nicht zu helfen wissen. Bei _der Pocken-Epidemie unter den Checheheches befahl
der Häuptling Cangapol ,,matar todos los hechiceros" (s. Guzman). Nach den Araucanern
versammeln sich ihre Zauberpriester in der Renn genannten Höhle. Die Propheten
(Gliqua oder Dugol) bekämpften bei den (Araucanern) die Zauberer oder Calcus mit
ihren Schülern oder Jounchcs (Thiermenschen) in Höhlen. In Canada heissen die Zau-
berer (von Atanaentsik stammend) Pillotoas (bei den Irokesen). Die Zauberer in Yu-
catan beherrschten den Willen solcher Personen, denen sie eine Blume zum Riechen
gegeben. Les Esquimaux se servent d'une foule d'ämulettes ce sont des vieux morceaux
de bois, des cailloux roules, des os de poisson, des becs ou des serres d'oiseaux. Ils
les suspendent ä Icur cou pour se preserver du mal ou bien encore au cou de leurs
enfants ahn qu'ils ne perdent pas leur äme en courant sur la plage (s. Edmond).
Zur Zusammenberufung im Walde für Berathungen, bedienen sich die Botocuden eines
aus der abgestreiften Schwanzhaut des Gürtelthiers (Dasypus Gigas) verfertigten Sprach-
rohrs oder Kuntschang-Cocann (s. Neuwied).
794 CEREMONIELLES.
(t 1813) alle anderen Todesfälle als Wirkung der Zauberer^), die
zu tödten seien (unter den Shawanoes).
Die als verboten (mit dem Tode bestrafte) Zauberei darf nur
von den Maihi geübt werden (bei den Araukanern), „welche sich
verpflichtet haben, dieselbe einzig zum Besten der Nation und
zur Entdeckung der bösen ^) Zauberer zu gebrauchen" (Vidaure).
Als bekehrte Brujos (Hexenmeister) bekämpfen (in Chiloe) die
Machil (oder Aerzte) die Zauberei (s. Martin).
1) Der (in Kulla) wegen Zauberei (bei einem Todesfall) Angeklagte muss sich
durch Trinken des (in Dar-Fur) als Kilingi bezeichneten Trankes reinigen (s. BroAvne).
Gegen die Zauberei der Aniagqwira (ohne welche der Tod nur durch Altersschwäche
eintreten würde) dienen (bei den KafFern) die den Priestern durch Imishologu ent-
hüllten Talismane oder Amadini, und bei Nutzlosigkeit derselben in aussergewöhnlichen
Fällen wird (mit Erlaubniss des Häuptlings) die Ceremonie Umhlahlo geübt, indem sich der
Priester unter Trommelschlagen (bei der Ukwombelo genannten Ceremonie) in den
Ukuxentsa genannten Aufregungszustand versetzt, zum Ausfinden der Hexen, die zu
dem Geständniss (oder Mbulula) der Zaubersachen (oder Ubuti) gefoltert werden und
dann (wenn nicht zum Tode verurtheilt) den Imisila oder Beamten des Häuptlings den
Blutpreis oder Isizi zu zahlen haben ^vorauf ein Reinigungsprocess des Priesters sie
für wieder gereinigt erklärt).
2) Neben Mo-Nat (God of heaven), Monauk-Monaung (the object of royal wor-
ship), Maw-Pit-Wa (father or king of god), Nun-kwan (god of creation), Nga-ka
(the Nat of the earth), Tsaw-Tung (the Nat of the forest), Sam-Nat (god ot the Sun),
Sada-Nat (god of she moon), Warum (god of disease), Nga-ku (the house Nat in dual
form), Num Siang (the god of the village in dual form), Nga-dong (the Nat, who
guards the outside of the houses), Kakoo-Kanam-Nat (the spirit of the waters), Bhum-
Nat (the spirit of the hüls), Mam-Somla-Nat (the spirit of the paddle fields), Ning-
poi (the spirit of the air), Lakang (the Nat who guards steps ad doorways), Nga-kau
(the ancestral Nat), Nga-dang (the ghost of women, who die pregnant), Lessa-Nat (the
ghost of dead men), Ko-kam-La-Nat (the spirit of a Burmese king), Kaw-Saing-Nat, (the
god of China), Saga-Nat (the protecting spirit of the garden), kennen die Singpho den
bösen Geist Pi-lo-mum (the Nat that resides in man for evil purposes). A person
suspected of being possessed of Pi-lo-mum is generally expelled the Community (s. Elias).
Bei den Ostjaken beteten die Verirrten zu Meiko (Gott der Bösen), damit er sie wieder auf
den rechten Weg führe. Im Tempel des Masterko (bei Troitskoja) fand sich ein oben
geschlossener Sack, welcher mit andern Säcken gefüllt war (durch Silberplatte be-
festigt), und der beinlose Körper seines Gefährten (des Gottes Ortik mit silbernem
Gesicht) bestand aus einem mit Fell gefüllten Sack, die Arme aus Tuch (im Tempel
von Scharkan). Neben dem Kupfer-Ei (dem Gott der Vögel) in dem Garten von
Bjelgorod wurde der Hauptgott der Ostjaken und Wogulen verehrt, die Göttin der
Jagd beim Dorfe Bjelogorskoje, der Alte vom Ob (als Fischgott) beim Dorfe Sama-
rowo. Als Bote der Götter wurde Eliane bei den Ostjaken verehrt (s. Sobruk). Die
bösen Dämone (Alal oder Telal) oder ]Mas (Maskim oder Schlingenleger) störten
(wie die Naturprocesse , in welchen die Zi walten) die körperliche Gesundheit des
Menschen (durch Krankheit), die geistige (durch Anregung zu Verbrechen), und
HEXENFAHRT. 795
„Wenn die mexicanischen Priester sich mit der (in den Tem-
peln geweihten) Hexensalbe ^) anstrichen, verging ihnen alle
Furcht, überkamen einen grewHchen Geist und grimmig Gemüht,
also, dass sie Menschen unverzagt opferten, giengen bei Nacht
und Nebel auf dem Gebirge in grewlichen Klüfften und Holen,
verachteten die grimmigen Thiere, so sich im Gebirge hielten und
meinten Löwen, Tygerthier, Wölff, Schlangen und andere wilde
Thier mehr, solten für ihnen durch Krafft des obgemelten Schmeer's
weichen und fliehen, und da schon die Salb nichts wirken sollte,
mussten durch die Magie (mit Hülfe der Gölter) bekämpft werden (bei den Chaldäern).
In Darfur wird der (neben dem Gott Kalge) verehrte Teufel mit Terbel angerufen
[Taurobolium]. Ausser dem für Heilung von Krankheiten dienenden Tamanamus unter-
scheidet Eells (bei den Twana) den schwarzen Tamanamus (in den Riten des Geheim-
bundes), und die im Leben (um die Gunst des Schutzgeistes zu gewinnen), sowie beim
Tode (um die Seele zurückzurufen) angestellten Ceremonien (des Tamanamus).
1) Wie im Inquisitionsprocess. "Wenn der Teufel den Hexen (nach Salbung mit
Kräutern) erschien (in forma de nino hermoso) no le vian las manos, en los piesa
trahia tres unas, a manera de grifo (Herrera) in Castillo del oro (bei Darien). Die
Mexicaner verehrten den Götzen Ometochtli (dos conejos), weil der Teufel einst in
solcher Form zu ihnen geredet (s. Davila Padilla). Nachts erschienen den Mexicanern,
um den Muthigen (die zu befragen wagten) gute oder böse Vorhersagungen zu
geben ,,una cabe^a de Hombre de largos cabellos, abierta la boca hasta las orejas"
(s. Torquemada). Auf dem Isthmus, wo der Priester (Maestro) in einer thürlosen
Hütte (oben offen) mit dem Teufel sprach, erschien derselbe als handloses Kind mit
drei Krallen an den Füssen, auf Beschwörung der Hexen (s. Herrera). Wenn Yxpapo-
cotl erschien , wurden nur die Füsse eines Adlers gesehen. Bei den Festen wurden
die Priester (in Yucatan) durch die vier Chaces genannten Greise unterstützt und die
Beamten (Nacones), während die Chilanes die Antworten der Dämone mittheilten. Die
Boyez redeten aus den Rioches genannten Puppen. Am Isthmus wurde der Tuira
(Teufel) durch die Tequina (Meister) in dachlosen Hütten angerufen, mit Stimmen
antwortend oder (nach Andagoya) als handloser Knabe (zur Begleitung) erscheinend,
um den Nabel der Schlafenden (bis zum Tode) zu saugen. Von den himmlischen
Ulmen der Araucaner schützte der (männliche) Gen die Männer, die (weibliche) Amei-
malghen die Frauen und Jeder hat seinen Spiritus familiaris. Mit dem bösen Butara
(Ursache des Schlangenbisses und Giftbaumes) verkehren die Priester oder Lere (bei
den Bayanos). Von den Zauberpriestern werden (bei den Huronen) die Dämone als
Oke oder (bei den Canadiern) Pirintois (Manitus) bezeichnet (s. Sagard). Der berau-
schende Pilz Nanacatl wurde (in Mexico) für Visionen gegessen (wie ähnlich in Sibirien).
Die Boyez (Zauberer) befragten (vor dem Kriege) das Orakel (der Cariben) bei Fest-
gelagen, Die Zauberer, welche in Löwen und Tiger verwandelt, in den Wäldern
schweiften, Menschen zu tödten, wurden (wenn ergriffen) gehängt (in Honduras). In
Virginien war (vor der Ankunft der Europäer) Powhattan durch eine Prophezeiung
geschreckt, dass durch ein von der Chesapeak-Bay kommendes Volk sein Reich zu
Grunde gehen würde (s. Strachey). In Cumana riefen die Piaches in dunkeln Höhlen
singend, den Dämon an und wenn sie besessen waren, wurden sie von den begleitenden
796 CEREMONIELLES.
muss doch solches wegen eines so teufflischen Gesichts, darin sie
sich verwandelt hatten, geschehen" (s. Lintschotten). Bei den
Tehuecos in Sinaloa, wo die Zauberer durch den als Knaben
erscheinenden Huyotova (der Südliche) orakelten') wurde Coco-
huame, als Todesgott verehrt, Ouraba als Kriegsgott (mit Opfer-
gaben von Waffen), Sehuatoba (als Gott der Lust durch Federn),
Bamusehua als Gott des Wassers (s. Alegre). Die Wahrsager")
erklärten den Traum des Tezozomoc (in Atzcaputzalco), wonach
er Netzahualcoyotzin in Wald und Berge eindringen sah, das
Herz desselben zu wenden, dass er das Reich wiedererlange.
Die Zauberer der von Montezuma I. (auf Rath Tlacaeleltzin's)
nach den Sieben Höhlen geschickten Gesandtshaft, begaben sich,
in Coatepec (bei Tollan) in Thiere verw^mdelt, nach den Hügeln
von Culhuacan, wo sie durch Führung ihrer dort zurückgebliebe-
nen Vorfahren, auf dem Sandberg, die weinende Coatlicue, Mutter
des Huitzilopochtli, besuchten und Prophezeiungen zurückbrachten
(s. Duran).
Wie Tamayo bei den Guarayos Boliviens in seinen (gleich den
Häusern Hayti's) achteckigen Tempeln in monoton klagendem
Knaben über die Jahreszeiten und andere Ereignisse befragt (s. Simon). Der Mapono
(oder Priester) unterhielt „in seinem Hauss eine Menge Schlangen und Nattern, und
wenn er von seinem Teuffels-Dienst nach Hauss kehret, pfleget er dergleichen gifftige
Thiere ungescheuet in seinen Händen zu liebkosen" bei den (mit den Chiquitos gren-
zenden) Manacicas (1729).
1) Mit den Priestern der Cakchiquels sprach Caxtoc (diablo). Der durch die
Tequina (in Kegelhütten) redende Tuyra verkündete die Stürme Huracan's (in Cueva).
Huemac Atecpanecatl wurde in der Grotte von Chapultepec (wo er sich erhangt hatte)
begraben, und dort von Montezuma befragt (wie Saul in seiner Bedrängniss die Hexe
von Endor besuchte). Der (zugleich in den thierischen Schutzgeistern oder andern Natur-
gegenständen waltende) Manitto (als von Holz geschnitzter Menschenkopf) wurde am
Hals oder in einem Beutel getragen, sowie an die Pfosten des Hauses aufgehängt (bei
den Delawaren).
^) Tecutlato war der Hohepriester der Otomiten und die Wahrsager hiessen Tla-
ciuhque (allegados y semejantes a su dios). Der Tempel (Cu) des Yocipa, des Gottes
der Otomiten, wurde durch zwei Priester (Tlamacazque) bedient. Ceux qui apresent
s'appellent Chichimeques en Culhua sont Prestres et devineurs (Thevet). Zum Orakel
begab sich der Priester in die hohle Kriegerstatue des Tempels von Ahulneb auf
Cozumel. Ahkin (Priester) wurde (in Maya) von Kinyah (würfeln) hergeleitet (nach
Lizana). Die Leles (Priester) der Darier (Tooleh oder Stamm) prophezeiten (Tuyra,
als Dämon verehrend). El sacerdote Tut (in Peten) era su principal profeta. Bei
Anrufung Tlalocs prophezeiten die Priester je nach den Spuren des Thieres, das auf
dem Pfanzenstaub sich zeigte. Wie Bobadilla von dem Häuptling Avagoaltegoan (in
Nicaragua) hörte, hatte seit dem Tode Xostoval's, Vaters des Cuylomegilte, Niemand
NAME. • 797
Taktschlagen mit Keulen verehrt wird, und in den Canarien am
Meeresstrande mit Keulen der Cultus-Takt eingehalten wurde, so
schlägt der Priester Fiji's, wenn von der Gottheit ergriffen, mit
heiliger Keule an die Tempelpfosten, und zum priesterlichen
Apparat im Tempel des Herakles auf Kos gehörten auch Keulen.
In Florida antworten die Beisitzer des orakelnden Priester's (beim
Scalpfest) durch Aufschlagen^) einer Keule auf einen Stein
(s. Le Moyne).
Schon dem neugeborenen Kinde wurde ein Name^) ertheilt
(in Guatemala nach magischer Auswahl), um es nicht ganz ohne
jede Hut zu lassen, aber bei der Pubertätsreife geht der (mit
Prüfungen verbundenen) Jünglingsweihe zur Aufnahme unter die
IMänner, der do'/Anaaia naiÖMV (durch welche die Knaben beim
Opfer xovQeiop in die Phratrien eingeführt wurden), eine Confirmation
zur selbstständigen Auswahl eines fortan für das Leben perma-
nenten Schutzgeistes vorher, der bei den Rothhäuten durch die
Vision des Traumes enthüllt wird.
Diese eindrucksfähigste Periode der Lebenszeit wird auch
von den Schamanen benutzt, um ihre Lehrlinge"') mit den
mehr mit den Tcotes (Göttern) geredet (s. Oviedo). Die Priester (Obiahleute) der Busch-
neger, die den Schöpfer Gran Massa Gaddo verehren, werden vom "Winti (Geist) in
ectsatischen Zufallen besessen (in Surinam).
1) Beim Befragen des Zauberpropheten (in Westafrika) wird, unter dem Klopfen,
gerufen Gan, gan, hört, hört (den Ganga). Neben Inncibi und Amagquira fungiren bei
den Kaffir als eigentliche Priester die Hexenriecher, die aber zu fungiren nur erlaubt
sind, wenn sie durch die, Ukuwasa genannte, Weihe-Ceremonie passirt haben.
2) Die Chinuk verhehlen ihren Namen (aber ihn als Freundschaftszeichen ertheilend),
da durch seine Kenntniss der Person Schaden zugefügt werden kann. Der Name des
Verstorbenen wird (unter Andeutung ähnlicher Worte bei den Verwandten) nicht aus-
gesprochen (um den Geist nicht zurückzurufen. Der Totem geht nicht nur auf alle
Andern über, sondern auch auf die adoptirten Kriegsgefangenen, und alle zu gleichem
Totem (vom Grossen Geist gegeben) Gehörigen betrachten sich als Verwandte (s. Tanner).
Auf dem Isthmus von Cheriqui erhält das Kind unter Fasten seinen Gott in Thiergestalt
(J. Cook).
^') Die Zauberer (bei den Delawaren) suchten (um ihre schwarze Kunst fortzu-
pflanzen) durch Geistererscheinungen auf Knaben Eindruck zu machen, und „daher
kommen die Erzählungen von ausserordentlichen Erscheinungen, die solchen Knaben
begegnet sind, wenn sie im Busch allein in der Furcht waren" (bemerkt Loskiel) wie,
dass ein weissgrauer Greis erschien und so gesagt habe, wie er zu nennen sei u. s. w.
(weiter unterrichtend). Bei den Pend d'Oreilles wird der Knabe bei der Mannbarkeit
von dem Vater in die Berge geschickt, dort von einem Thiere, Vogel oder Fisch zu
träumen, dessen Tatze, Zahn oder Feder dann als schützendes Amulet (zur Medicin)
getragen wird. Die Marirris (Piaches) der Reste der Caraiben bereiten die Jünglinge
auf die Männerweihe durch Jagd und Medicin vor (s. AI. v. Humboldt).
798 CEREMONIELLES.
Glaubenssätzen zu imprägniren, und ähnlich überall in der
Erziehung" (unter gleichzeitiger Uebernahme eines bindenden Ge-
lübdes)^).
Um dabei gleichzeitig drohenden Gefahren vorzubeugen, findet
sich überall in Afrika, in der Form der Quimbe, des Belli-Paro-
Tanzes u. s. w., ebenso in Ostasien und in America, die Ceremonie der
Wiedergeburt, bei welcher die pubertätsreifen Knaben'^) eine^m
Process völligen Vergessens unterworfen werden, damit bei Ein-
tritt unter die Männer ihr Gedächtniss eine tabula rasa darstelle,
auf welcher sich die neuen Eindrücke, wie sie unter dieser gereif-
teren Umgebung zu erwarten sind, rein und unverfälscht nieder-
schrieben. Durch die leichte Eindrucksfähigkeit des Kindes könnten
sich bei ihm allerlei zufallige Ideenassociationen Stereotypiren, die
dann als einseitige Vorurtheile das ganze Leben hindurch anhän-
gen mögen und so das unpartheiische Urtheil beständig beeinträchti-
^) The custom Pamali or (according to the Land Dayaks) Porikli (Haram of tlie
Malays) is constantly practised. To propitiate tlie supcrior spirits thcy shut themsclvcs
up in their hoiises a ccrtain numbcr of days and by that hopc to avert sickncss, to eure
a favourite cliild or restorc thcir own health (likewise placing themselves iinder this
interdict at the planting of rice, at harvest home etc.). These interdicts are of different
durations or importance. (Sometimes the whole tribe being compclled to obscrvc it,
none leaving the village, at otlier timcs it only extcnding to a family or to a Single
individual). If a stranger should break the taboo (by entering the village, hoiisc or
apartment, placed under interdict) he would be fined. People under interdict may
not bathe , touch fire or employ themselves about their ordinary occupations. (Fowls
and pigs are sacrificed as also dogs). Most are not allowed to eat the flesh of horned
animals (some of their ancestors being formerly metamorphosed in cows or bulls) and
many tribes extend the prohibition to the wild decr. In some of the tribes the eider
together with the women and children, but not the young men, may eat eggs. In
other instances the very old men and the women may eat the flesh of the deer, while
the young men and the warriors of the tribe are dcbarred from venison for fear i^
should render theni timid (Spenser St. John). It is religiously forbidden to all those
intending to engage in a pig-hunt from meddling with oil before the chase, for fear
the game should thus slip through their lingers.
2) Der Knabe, wenn er sich dem Jünglingsalter nähert, heisst Walyakundarti, in
der Ceremonie, die alsdann dabei stattfindet, wobei er mit grünen Zweigen gepeitscht
wird (in Südaustralien), auch Marndo bis zur Beschneidung, die durch den Turlo vor-
genommen wird (Schayer). The Youths who have been huskanaw'd are afraid to
discover the least sign of their remembering any thing of their past lives, for in such
case, they must be hushkanawed again (in Virginien). Les fetes d'Eleusis sont certaine-
ment celles , qui avaient le plus importance pour l'ephebie (Dumont). Auf den sym-
bolischen Kampf mit dem Opferstier (eine Art Tauribolium) folgte die iWMhcc (eine
Milchernährung der neuen Wiedergeborenen durch die Mutter der Götter oder die
Urmutter).
PURERTÄTSPRÜFUNG. 799
gen. Um diesen Nachtheilen abzuhelfen, wird die Radicalcur
völlig-er Regeneration angewandt.
Bei dem Fest der Jünglings weihe (alle 14 — 16 Jahre, je nach
dem Aufwachsen der Generation) bei den Pamunkies (in Virginien) ^)
wurden die Candidaten durch die Zauberpriester in einer Hütte
des Waldes (unter Fasten) so lange mit berauschenden Getränken
versehen, bis sie allmählich alles Bewusstsein verloren, dann
wieder (unter Verminderung der Gaben) etwas in Ordnung ge-
bracht, and „before they recover their senses they are brought
back to town." Die Erinnerung soll ausgelsöscht werden „to releas
the youth from all their childish impressions, and from that strong
partiality to persons and things, which is contracted before reason
takes place" (damit sie frei handeln, unbeeinflusst durch Rücksich-
ten auf Brauch und Erziehung). „Thus they also become dischar-
ged from any ties by blood, and are established in a State of
equality and perfect freedom, to order their actions and dispose of
their persons, as they think proper, without any other control,
than the law of nature" (s. Beverley).
Der ausgelernte Noaide musste es durch verschiedene An-
strengungen des Körpers und Geistes dahin bringen können, dass
er in Abspannung und magnetischen Schlaf verfiel (für die Offen-
barungen) und Frijs fügt hinzu, dass alle die den Lappen ver-
wandten Völker des Nordens (bei denen der Schamanismus
herrscht) sehr schwachnervig seien (wie auch Castren diese Ner-
vosität beobachtete).
Bei dem Kindopfer in Quiyoughcohanock (in Virginien) wur-
den die Knaben den sie mit Schlägen (unter Weinen und Klagen
der Frauen) vertheidigenden Vätern und Verwandten, durch die
vom Rath der Alten abgesandten Jünglinge entrissen, und nach-
dem aus der linken Brust des durch das Loos dazu Bestimmten
der Gott Okeus im Tempel das Blut ausgesaugt, „the remaine were
kept in the wilderness by the said young man tili nine moones
were expired, during which tyme they must not converse with
') Diejenigen, welclie die Operation des Huskanaw durchgemacht haben (indem
sie unter einen Korb eingeschlossen und durch die Priester mit giftigen Wurzeln ge-
füttert „alle vorigen Dinge, sogar ihre Eltern, Schätze, Sprache etc. vergessen) traten
(in Virginien) als Coucarauses unter die Männer, es geschieht das, „um von den jungen
Leuten alle kindischen Gedanken oder die starke Partheilichkeit gegen Leute und
Dinge, so vor Bemächtigung der Vernunfft ihren Sitz bei ihnen hat, wegzunehmen"
(s. Vischer).
800 CEREMONIELLES.
any, and of these were made the priests and conjurers, to be
instructed by tradition from the eider priests (s. Strachey).
Der zur Priesterschaft Bestimmte (bei den Kaffern) is „first
seized with an unaccountable sickness or ailment, which often
continues for months. While in this State, he is constantly
groaning and appears to endure a great deal of mental, as well
as bodily suffering. Then he begins to see and hear supernatural
sights and sounds. Bye and bye a species of insanity seizes
him, and he wanders over the country and on the mountains in
a very excited State, uttering certain kinds of jargon" (s. Maclean).
Nachdem der Knabe (bei den Kaffern) das nervöse^) Stadium
des Twasa (Monderneuerung) durchgemacht hat (in den AVald
fliehend und niit Schlangen spielend) begiebt er sich zu einem
Zauberer in die Lehre. Mit dem Eintritt in die Pubertät wird
der Knabe der Mutter zum Fremdling (bei den Macusis). Das
als unrein abgesonderte Mädchen wird nach dem Fasten von dem
Paje (Piai) besucht, „um das jMädchen und Alles, was mit ihm
in Berührung gekommen ist, durch Anblasen unter Gemurmel zu
entzaubern. Töpfe, Trinkschalen, die es gebraucht, wurden zer-
trümmert und vergraben. Nach der Rückkehr aus dem ersten
Bade muss es sich während der Nacht auf einen Stuhl oder
Stein stellen, wo es von der Mutter mit dünnen Ruthen gegeisselt
wird, ohne eine Schmerzensklage ausstossen zu dürfen, welche
die Schlafenden in der Hütte aufwecken könnte, ein Ereigniss,
das nur Gefahr für ihr künftiges "Wohl im Gefolge haben würde.
Bei der zweiten Periode der Menstruation dieselbe Geisselung,
später nicht mehr. Das JMädchen kann sich nun wieder zeigen.*'
Bei den Uaupes haben die Mädchen „eine Emancipationsprüfung
durch schwere Streiche mit biegsamen Ranken zu überstehen.
Sie empfangen von jedem Familiengliede und Freund mehrere
Hiebe über den ganzen nackten Leib, oft bis zur Ohnmacht, ja
bis zum Tode. Diese Execution wird in sechsstündigen Zwischen-
räumen viermal wiederholt, während sich die Angehörigen dem
reichlichen Genüsse von Speisen und Getränken überlassen, die
zu Prüfende aber nur an den in die Schüsseln getauchten Züchti-
gungs-Instrumenten lecken darf" (s. Martius). Die Mauhes, um
1) So mochte sich auch die Deisidämanie in heiligen Rishi-Familien erblich fort-
pflanzen und bei den Shawanoes gehörten die Priester dem (levitischen) Stamm der Mequa
chakes an.
demuth. 80 1
die Knaben zu erziehen, ,,üben sie in Ertragung des Schmerzes
von Bissen der grossen Ameise, Tocanguira, Cryptocerus atratus,
deren einige in baumwollene Aermel eingesperrt, die Arme des
zu Prüfenden verwunden und in Geschwulst und Entzündung ver-
setzen". Die Inca unterwarfen die Jünglinge vor der Aufnahme
unter die ^länner, Fasten (im Hause von Collcampata) und Prü-
fungen^) (s. Garcilasso de la Vega), „herianlos asperamente con
varas de mimbres y otros renuevos en los brazos y piernas" (wie
am spartanischen Altar der Artemis) und übten sie dann in Kampf-
spielen verschiedener Art. Aehnlich in Mexico (und sonst).
Bei der Einweihung in den Ritterorden, als Tecuhtli, erzählt
Torquemada, dass nach Durchbohrung des Nasenknorpels (und
Einfügung von Obsidian) „daban bexamen al nuevo caballero qua
nuevamente entraba, en aquella nueva dignidad y honra, y vi-
tuperabanlo, diciendole denuestos y palabras afrentosas, y no solo
de palabra lo injuriaban pero tamhien lo repelaban, y le daban
rempujones para probarlo en Paciencia." (Muth zeiget auch der
Mameluck — - Gehorsam ist des Christen Schmuck) im Tempel
Camaxtli's, (wo dann ein ferneres Jahr unter harten Entbehrun-
gen verlebt werden musste).
^) Bei der Kabarrah genannten Ceremonie (in Australien) ,,the youth, who is to
be initiated is suspended or held by tlie heels, wliile tlie natives dance round him,
uttering loud sliouts. A man called Cragee or doctor then bites out the upper front-
tooth on the left side, or, if he fails, it is knocked out (Breton). Nach Ausschlagen
eines oberen Schneidezahns empfängt der Jüngling (in Australien) „the cumeel or
opossum-skin belt, after which he is admitted into the society of men, permitted to
attend the corroberas or consultations etc." (s. Bernett). Bei den Mandan verknüpft
sich die Erscheinung des Einzigen Menschen (Numohmuck-a-nah) , als des allein aus
der Fluth (Mie-ni-ro-ka-ha-scha) Erhaltenen, beim Okiepa-Fest (unter zeitweiser Frauen-
herrschaft nach Vertreibung des Bösen bei den Büffeltänzen) mit der neuen Wieder-
geburt in der Jünglingsweihe.
Biistiaü, America. 51
INDIANERSTÄMME.
Hinsiclulicli der Bewohner Neiifoiindlands, von denen die östliche Küste noch
1539 bewohnt gewesen, (während sie sich dann vor den europäischen Fischern nach
Norden zurückgezogen) fügt de Laet (1633) seiner Beschreibung der (sie den Eskimo,
wie auch in Benutzung regendichter Darmhäute aus ihrem Fischfang, verähnlichenden)
Körper-Constitution hinzu : uterque sexus non modo cutem scd et vestimenta rubrica
quadam tingit, (quae ex pellibus marinorum luporum barbara industria consuunt), so
dass sich daraus der (später für eine andere Rasse characteristische) Name „Red Indians"
erklären würde. Später (1780) kamen die Micmac, deren Sprache mit derjenigen der (den
Penobscot verwandten) Abenakis oder Wapanakki gleichartig war (s. Galati n), von Cap
Breton nach St. George-Bay herüber, um sich dort niederzulassen. Die den Mountain-
eers benachbarten Nescaupic (in Labrador) grenzten mit den Eskimo. Die Athabas-
ker, durch stattgehabten Durchbruch von den sprachlich verwandten Apaches getrennt,
erstrecken sich von atlantischer bis pacifischer Küste und schieben sich längs des
Mackenzie-Flusses selbst bis an die Küste, sonst von Eskimo besetzt, mit denen sie
im Norden (wie im Süden mit den Algonkin) grenzen. Die algische Familie von La-
brador bis zu den Rocky mountains und zum Fluss Athabaskan begreift die Monta-
gnards (Labrador's), Tetes-a-Boule (von St. Maurice), Abenaquis, Ottowas, Algonquin,
Sauteux, Maskegons, Cris. Die Cris (Kistinaux oder Nehiyawok) zerfallen in die Pas-
kwawiyiniwok (der Ebenen), als Sipiwiyiniwk (Flussleute) und als Mamikiyiniwok
(Unterländer), und in die Sakawiyiniwok (der Wälder), als Sakittawawiyiniwok (auf
Cross-Insel) und als Ayabaskawiyiniwok (Rabaskaw's). Die (mit den Maskegons und Sau-
teux) am Red River wohnenden Cris zogen sich von dort nach dem Nordarm des
Flusses Saskatchiwan oder Kisiskatchiwan (die Blackfeet zurückdrängend). Als Attio-
nondaron (zwischen Champlain-See und St. Lorenz-Fluss) bewohnten die Attigovau-
taner (zu Champlain's Zeit), in mehreren Familien zusammen, lange Rindenzelte,
Bären mästend, um sie bei periodisch gemeinsamen Festen zu verzehren. Das Dämonisch-
Göttliche bezeichneten sie mit dem Namen Oki, und „eodem et divinatores suos et ha-
riolos atque magos appellant" (s. de Laet), wie bei den Huronen die Zauberpriester Loki
[Loke] hiessen und bei den Irokesen der Schöpfer (nach Hennepin) Otkon, während bei
den Powhattan (in Virginien) die dämonische Macht des Okee (Quioccos oder Kiwasa)
geheiligt war (s. Strachey). Mit den Ottawas, die sich (am Erie-See) von den öjibway
oder Chippeway (des Huronen-See's) abtrennten (16 13), waren die Pottowatomie (am
FÜRSTEN. 803
Michigan-See) gleiclisprachig. Nach de Lact lebten die Attigovautaner mit getrenntem
Häuptlingsrath uneinig in jedem Dorfe, beobachteten indess bereits die gemeinsamen
Feste (der Tabagos), welche sich in der bei dem westlichen Zuzug der Mengwe gebil-
deten Conföderation erhielten, auf deren feste Durchbildung auch die in Hochalaga
bereits geltenden Gesetze eingewirkt haben werden. Unter den Huronen wurden in
den Attiuoindaron ihre Heroenfürsten gefeiert, die durch Atti (Baum) auf die Ab-
stammungsmythe führen. Bei dem hier aus verschiedenen Elementen erfolgenden Zu-
sammentritt der fünf Nationen, bewahrten die durch ihre Beziehungen zu den (von
Ojibway abgetrennten) Ottawa (als Attigovautaner) den Delawaren genäherten Wyandot
oder Huronen eine Sonderstellung , und werden (bei Evans) mit den Foxes oder Oata-
gamis, als Zweig der Nadowessier oder Sioux, verknüpft, und Natowesiw oder Sioux
(kleine Irokesen) wird erklärt von Natowew, (il est Iroquois). Die Könige oder Ato-
tarhos (Atatarhos), von denen die alte Ueberlieferung der Irokesen spricht (s. Cusic),
deuten auf die Verehrung Ataouacon's (Atau-Wacon's) bei den Huronen, und diese
wieder auf Wakon oder Tongo-Wakon (s. Carver), die (unbegreifliche) Gottheit der
Nadowessier (oder Dacota). So könnte sich in dem bei Sagard gegebenen Fürstentitel
Garihoua (Gari-Ahoua) der Huronen (als Garihoua andionxa über die Garihoua-Douta-
gueta) die Gottesanrufung Ahoue (in Virginien) verbergen. Die westlich vom Missi-
sippi im "Wanderleben wohnenden Jägerstämme bildeten den Grundstamm , von dem
sich die (am Missisippi mit den Mengwe zusammentreffenden) Lenni-Lenape abgelöst,
welche sodann die Alligheni oder Talligheni den Missisippi hinabtrieben, nachdem sie
(s. Heckewelder) ihre Festungen eroberten, und ebenso waren, gleich der Stadt Hoche-
laga (zu Carter's Zeit) die Dörfer der Attigovautaner (nach Champlain) mit Holz-
befestigungen umgeben (wie die der, den Pequatoes benachbarten, Nawasier). In den
Sagen der Ojibway werden die Huronen und Nahdooways (aus deren Sitzen sie gekom-
men) als ein Grabhügel erbauender Stamm dargestellt. Diese alte Bevölkerungsschicht
also, welche am Ostufer des Missisippi durch die Alligheni repräsentirt war, und sich
in ihren Resten (wie in den, den wilden Manhatter erliegenden, Sanhikaner oder San-
kikaner) eine Zeitlang an der Küste Virginien's in dem Reiche Powhattan's (unter
den Bedrängungen der zu Lenape gehörigen Naticokes vom Norden und der im Lande
der Natchez den Missisippi kreuzenden Auswanderer des "Westens vom Süden her)
forterhielt, ging im Norden bei der Bildung des Irokesenbundes oder Hadenosaunee
(am Onondega-See) in neue Gestaltungen über. Als sich bei der Ausbreitung dessel-
ben durch das Innere (unter Beanspruchung des an Oshawano, Bruder Manabozho's, zu-
gewiesenen Süden, des Antheils der abtrünnigen Shawanoes) ein Gürtel herumzog von
den Seen bis zu den Tuscaroras in Carolina, wurden durch denselben die Lenape um-
schlossen und mehr und mehr eingeengt, doch hatte sich während der Dauer ihrer
Hegemonie, in Folge der (unter der Grenzwacht der Minsi) prädominirenden Bundes-
stellung, ihre Sprache bereits als gleichartige "Verkehrssprache (nach allmähligen Ueber-
gangsstadien, wie bei den zweisprachig den Hudson überschreitenden Mohikanern)
über die Dialectverschiedenheiten der einzelnen Stämme gelagert, bis zu den (neben
Irokesen und Ochaistaguincr genannten) Algoumequiner (mit den Otaguottoveminer)
oder (mit Quenongebirer, Oveschariner und Maton-Oue-Scheriner) Algoiougequiner
(s. de Laet) im Norden, die durch ihre Beziehungen zu den Europäern die Namen
abgaben, und in den Sagen der Irokesen als die tyrannischen Algonquin oder Adiron-
dack (s. Morgan) spielen. Die (von JefFerson) zu den Irokesen gerechneten Schawa-
noes oder Chawanokes (neben den Illinois von den Sauks und Füchsen abgelöst) wur-
den, von den Cherokees und Chikkasahs vertrieben (in Tennessee), von den Delawaren
51*
804 INDIANERSTÄMME.
(im Kriege mit den Irokesen) in den Bund der Algonkinslämme aufgenommen. AVie
Pillotoas (bei Quebec), „Manitones appellantur", die Zauberpriester unter den Algomme-
quin (und Montagnetes) bemerkt de Laet, der (bei New-York) Menutto oder Menetto,
als Bezeichnung des Dämonischen, giebt, und so verehrten die Ojibway (die, wie in
dem Geheim-Orden der Jossakeed, den huronischen Gottesnamen Yoscaha oder Atao-
uacan in Jeesukhon oder Yesukhon, der Orakelhütte des Pow-Pow, bewahrten) die
Gottheit (s. Jones) in Munedoo, als Kishi-Munedoo (Manitou), während sich (s. La Potterie)
die Sagen von Mishapus oder Michabu (in Michillimakinak) bis nördlich zu den
Mountaineers oder Montagnard's (in Labrador) wiederholen, bereits die spöttischen
Züge der Polarstämme , wie bei den legendenhaften Possen der Grönländer und
Kamtschadalen annehmend, und ähnlich belustigen sich die Ojibway mit den über Mena-
bozho oder Menaboschu (Nanaboojoo) im Schwange gehenden Schwänken. Ochawano,
Bruder Manabozho's, erhielt den Süden als sein Reich zugewiesen. Unter den wilden
Thieren der Insel Tobago's wird aufgeführt das (katzenartige) Ospassum, Insulanis
Grenadensibus Manitou, Brasiliensibus Carigueya dicitur (1705). Numank Machana,
der Erste Mensch, der nach Antreffen von Kröte, Topfscherben und Maus auf dem,
aus der (durch die Taucherente gebrachten) Erde auf dem Wasser gebildeten, Land mit
seinem Schöpfer Ohmahauk-Numakschi (Herr des Lebens) stritt, galt als älter (bei den
Mandan). The Numakaki (people, men) or Mandan (Matani) spoke of themselves and
the Minnetarrees together as Nuweta (Ourselves). Neben dem Teufel (oder Mendon)
wurde (in Acadien) die Sonne, als Nichekaminu, [Kami] verehrt (s. Diereville). In den Tra-
ditionen der Irokesen treten die (von den Lenape als Alligheni) bekämpften Stämme
der Vorbevölkerung, mit dem Namen Conay-uch-such-runa, Coch-now-was-runan, Tsclioa-
crough-runan und Connutskin-ough-runaw auf (s. Golden), \md die von den eingewan-
derten Stämmen in Ehrfurcht betrachteten Alterthümer, werden den früheren Einge-
borenen zugeschrieben, als welche westlich von den Bergen wieder die Cony-uch-such-runa,
die Coch-now-was-runon und die Tshoa-nough-runaw (in Pennsylvania) genannt werden
(s. Ramsey) [Runa in Peru]. "Wie im Pudget-Sound bei den Höh (am Quinaielt-Fluss) liegt
in den (von Janktonwannas oder Sioux abgetrennten) Hohe (Assiniboins) und den am
Michigan-See geschaffenen Hochuagorah (Hochalaga's) oder Winibagoes (die Pike aus
Mexico herleitet), eine Hindeutung auf den Irokesenbund des langen Hauses (Ho-de-
no-saunee) und ähnlich in südlichen oder westlichen Sagen. Bei den Pimas (s. Stout)
belebte (nach der Fluth) Szeukha (Sohn des Schöpfers Chiowotmahke) die von dem
(durch ihn getödteten) Adler Geraubten, die Frau mit ihren Knaben befreiend, von
denen die (nach Mexico wandernden) Hohocam (Alten oder Grossväter) stammten, deren
Häuptling Sivano die Casa Grande am Gila baute, und der Sohn desselben führte
(Canäle anlegend) die Colonie zum Salt river, welche (im Kriege mit den Stämmen
am Rio Verde) durch das von Osten kommende Volk zerstört wurde (s. H. Bancroft).
Die (in Siebenzahl) auf einem Schiff anlangenden Hohgates, (von denen die Muschel-
hügel bei Crescent-City (im nördlichen Californien) errichtet waren, wurden auf dem
Fischfang durch einen Seelöwen zum Wirbel Chareckquin (dem Eingang zur Unterwelt
der Seelen) hingezogen, zum Himmel aufgehoben und in das Siebengestirn verwandelt.
Bei St. Cruz (in Nueva Francia) wurde von den Indianern (mit Zauberern oder Pillo-
toas) der Gott Cudruagnius verehrt (s. de Laet). Bei Quebec unterhielten die Pillotoas
(Zauberpriester) „familiariter cum cacodaemone sermones" (s. de Laet). Apud Algomme-
quinos et Montagnetes, Manitones appellantur (die Zauberer). Bei den Souriquosier
(in Acadia) erhielten die Autmoins (Zauberpriester) Ehre von dem Könige oder Saga-
mes. Sagamo (bei den Cris) oder Sakamo: sans cesse, ä tout moment, als säkamow.
DÄMONE. 805
il projecte, il montre la lete, il parait (sak, hervorgehen). „Sagomos vocant" die Souri-
quosier (Cadiae sive Acadiae indigenae) ihre Fürsten (nördlich vom Hudson) mit
Autmoins oder Zauberpriestern (s. de Laet). Die (mit den Maricheit und Abenakis ver-
wandten) Mickmakis (neben den Canibat) wurden von Sagamo (Häuptlingen) beherrscht
(s. de la Varenne). Die Stämme Virginiens wurden von den (Weroances genannten),
Fürsten regiert, ausser den Chicahiraanenses, die unter Priestern oder Caw-Cawassoughes
standen, die aus den Aeltesten gewählt waren (s. de Laet). Die Mequachake bildeten
den Stamm der Priester unter den Shawanoes (mit Piqua, Kispapocoke und Chilli-
cothe). Die Fürsten (am Manhatta-Fluss) Sackmos et Sagamos vocant (de Laet). Ogima ist
der Häuptling (am obcrn See). Die Jawas oder Zauberpriester in Florida (mit den Para-
coussios genannten Häuptlingen) heilen Krankheiten (bei Laudonniere). Neben dem wähl-
baren Kriegsfürsten steht der erbliche Sachem (bei den Naudowessier). Auf dem Berge
iSIichilimakinak (ä la figure d'un lievre) hat Michapous, der dort am längsten gelebt hatte
(auf einer Landenge, qui separe le lac Huron du Mecheygan, autrement lac des Issi-
nois), die mächtigen Geister Imakinagos zurückgelassen (s. Bacqueville) 1722, In
Hochelaga (bei Monte-Real) wurde der Gott Cudragny verehrt (zu Carter's Zeit). In
Baccaleos (zwischen Florida und Labrador) findet sich der Schöpfergott (Cudragny oder
Andouagni) und der Mond oder Assomaha, neben der Sonne oder Ysmay (s. Thevet), Die
Attigovautani verehren den Dämon Oki (nach Laet). Die nördlichen Attigovautaner ver-
ehrten die Dämone als Oki (zu Carter's Zeit), Bei den Powhattan wurde Okee (Qui-
occo oder Kiwasa verehrt (in Virginien). Menabozho (der Stammheros der Algonquin)
vertilgt die schädlichen Thiere. Die Dämone ,, vocant Menutto vel Menetto", sagt de Laet
(bei New-York). Bei den Attigovautanern (nördlich von St. Lorenz) wurden die Dämone
als Oki verehrt. Die Stämme Virginiens stellten (zum Opfer) Altäre (Pawcoranes) in den
Feldern auf und verehren ,,Cacodaemonem, quem oke vocant", sowie (neben der höchsten
Gottheit) die Götter Mentoac, deren Bilder (Kewasowack) in Tempeln (Machiconnuck)
aufgestellt wurden (s. de Laet). Die Attionondaron wohnten am rechten Ufer des
Lorenz-Flusses. Michigan (bei den Cris) grosser (misi) See, Michabo oder Michabu
(Po, Ende). Michabu gilt als der Schöpfer. Die (Kitchi-Manitou verehrenden) Canadier
unterschieden die Michibichi oder Traumgeister, als gut, von den (bösen) Matchi-Ma-
nitou (s. Lahontan). Bei den nördlich von Saguenay wohnenden Mountaineers oder Mon-
tagnards (aus dem Innern von Labrador) weilte das höchste Wesen (Michiapous) in
Michillimakinak (s. La Potherie). Die Indianer (am Flusse Montaines) „trugen Pfeile,
derer Spitzen aus scharfen Steinlein, welche mit Hahrtze an das Holtz festgemacht waren,
bestunden" (zu Hudson's Zeit). Das Holzidol Kirvasa (in Secota) war mit Kupferketten ge-
schmückt (in "Virginien). Neben dem Quera (guter Geist) war (in Nord-Carolina) ein böser
Geist verehrt. Die (mit den Marichech und Abenakis verwandten) Mickmakis (neben den
Canibat) wurden von Sagamo (Häuptlingen) beherrscht (s. de la Varenne). Die Irokesen ver-
ehrtenDämone oder Otkon. Die Zauberpriester hiessen Medeu (bei den Minsies). Die
Priester der Pampticough (in Nord-Carolina) heilten. Ueber den Häuptlingen oder
Garihoua doutagueta stand im Rath der Huronen (von Quieunonascaran) der Fürst
oder Garihoua andionxa (s. Sagard). Nach der Mittheilung eines Attiuoindaron (atti
oder Baum) oder Heroenfürst der Huronen wurde die Welt geschaffen durch den Gott
Yoscaha oder Ataouacon, dessen Grossmutter (Ataensiq) böse ist. Nach den Souriquois
legte die Gottheit (nach der Schöpfung) Pfeile auf die Erde, aus welchen die Menschen
hervorgingen (s. Sagard). Als Zauberpriester fungirten die Loki bei den Huronen.
Bei den Osagen war das Volk getheilt in Krieger, Köche (Ausrufer) und Aerzte.
SOG INDIANERSTÄMME.
Gott hiess Kezha-munedoo bei den Ojibway i^Keezis oder Sonne), Palitum-owlnvog bei
den Delawaren, Niyoh bei den Mohawk, Hawenniyoh bei den Onondaga, Raweaniyoh
bei den Oneida, Yeweaniyoh bei den Tuscarora, Kesa-munitoo bei den Cree. Die von
den Irokesen als Väter bezeichneten Wyandot oder Huronen wurden von diesen (ob-
wohl mit den Algonkin verbündet) besiegt (1650). Die Schlacht zwischen den Mingwc
und Irokesen und den Huronen (Wyandot) wurde in Canoes auf dem Erie-See geliefert
(s. Harrison), und beim Rückzug der Wyandot nach dem Michigan- See, drangen die
Irokesen in Ohio ein. Die Huronen betrachteten die Halbinsel zwischen Huron-, On-
tario- und Erie-See als ihre Heimath. Nach Evans gehören die (mit den Irokesen
verwandten) Wyandot (Junundat oder Wanat) oder Huronen (die sich mit den Dela-
waren verbündeten, zu den Foxes oder Outagamis (als Zweig der Naudowessies oder
Sioux). Die von Keehe-munedoo oder Kezha-munedoo geschaffenen Ojibway kamen
von den westlichen Seen (Oberer-See und Huronen-See), wo sie das Land der (Grab-
hügel erbauenden) Huronen oder Nahdooways besetzt hatten (s. Jones). Aus dem
Westen (von dem Huronen- und Oberen-See) kommend, vertrieben die Ojebway oder
Chippeway (heisst es) die Nahdooways oder Huronen (von denen die Mounds zurückgeblie-
ben sind) aus dem Lande an den Ontario-, Erie- und St. Clair-Seen. Am Mahatan-
Fluss das ,,Geld bestehet in Schnäckenheuslein oder den inwendigen Stücklein der
Seehörner" (s. Dapper). Nach den Denes (Menschen) am Sklavensee wurde der Riese
Takkc-elt-ini (celui dont la tete balaye le ciel) von den Menschen getödtet, als er ihnen den
Eintritt in das Land verwehren wollte. Nach Kämpfen mit den Kfwi detelli (Glatz-
köpfen) im Lande der Riesen (Kodene-tcho) wanderten die Dene-Dindjies von Westen
ein. Die Hasen-Indianer flüchteten vor den Kfwi-detete (Kahlköpfe) zum Mackenzie-
Fluss. Die Sarcis, mit den (zu den Sioux gehörigen) Schwarzfüssen vereinigt, bilden
ein Verbindungsglied (am Oberen Saskatchewan) zwischen den Denc-dinjies (mit den
Chippewyans oder Athabaskans) und den Apaches (s. , Petitot). Die Himmelsfrau
(Yakka-Tsiege oder Morgenroth) verwandelt sich bei den Loucheux unter den Dindjies)
in weisse Schwäne (oder andere Vögel). Die Seele heisst edayine, eyünne, euire,
ettsine, ninkkion (souffle, haieine, vent, esprit, ombre, doublure) bei den D6ne-dindjics
(s. Petitot). Nach dem Tode fliegt die Seele Edayine (eyunne oder euine) oder Ninkkion
(ettsine) nach dem Itsinlevi-t'an oder Land der Väter, indem sie sich bei dem, am Ein-
gang gepflanzten Baum (Naetieiwer) geistig belebt. Matsokui (unter den Mönnitarris)
wollte sich nicht von Herrn Bodmer zeichnen lassen, weil er sonst fürchtete, bald sterben
zu müssen (Neuwied). Die Zauberpriester der Denes und Dindjies heissen Nakoi (Seher).
Der von Individuen verehrte Gott (bei den Denes) heisst Elloni (in Thierform). Die
Montagnard (unter den Denes-Dindjies) verehren eine Dreiheit von Riesenadlern (Vater,
Mutter und Sohn), als Oldelbale oder Olbale. Die Peaux-de-Lievre verehren eine Götter-
dreiheit, als den Vater Inkfroin-Wetay (im Zenith), die Mutter Yakkena-Tschontini
(am Abendhimmel) und den zwischen beiden umherwandernden Sohn, der seiner auf
der Erde trauernden Schwester Feuer vom Himmel brachte (s. Petitot). Nach den Chal-
däern kreist der Sternenhimmel um das Gebirge des Ostens (Chursack-Kurra), das den
!Himmel und die Erde verbindet [mit Uttakorra jenseits]. Nachdem Keehe-munedoo
oder Kezha-munedoo die Welt geschaffen, lebten (nach den Ojebway) zwei Ungeheuer,
ein gehörntes Thier und eine Kröte, und als das Erstere den Leib dieses mit dem
Hörn durchstach, brachen die Wasser der Fluth hervor, vor denen Nanahbozhoo auf
einen Berg entfloh, und dann einen Cederbaum erkletternd (der sich unter seinem Singen
über die Wasser bei deren Steigen mehr und mehr emporhob) aus den abgebrochenen
-Zweigen ein Floss für sich und die geretteten Thiere baute, umherzufahren, bis ihm (nach
OJIBWAY. 807
anderen vergeblichen Versuchen) die Moschusratte Erde brachte, um neues Land zu bilden
(s. Jones). Ausser Keche-munedoo (the Great Spirit) oder Kezha-munedoo (the Bene-
volent or merciful Spirit) kennen die Ojibway den Mahje-munedoo (als böse) und viel
Dämone (Peter Jones). Der Grosse Geist oder (bei den Chipeways) Kitcho Manitou
heisst Wakon oder Tongo-Wakon bei den Xaudowessier (s. Carver). In den verschie-
denen Horden der Ojibway wurde beim Tode eines Häuptlings der Nachfolger (meist
der älteste Sohn) von den Vornehmsten erwählt (wie der Kriegsführer vor einem Feld-
zuge), und seine Botschaften wurden von den ihm zugegebenen Gehülfen (Mezhenuhway)
überbracht. Die Jeesukhon (Hütte) des Pow-wow (Zauberers) schüttelt (bei den Ojeb-
way) durch die Familiengeister (Jones). Die Feen oder Mamagwasewug besuchen
oft Nachts die Hütten (der Ojebway) und können dann gefangen w^erden, worauf sie
Glück in der Jagd verleihen (s. Jones). Nur die Muthigen vermögen über die schmalen
Pfahlbrücken in das Jenseits zu passiren, während die anderen Seelen in den Abgrund
stürzen (bei den Ojibways). Nach Begrabung ihres Gatten, läuft die Wittwe in Zick-
zackwindungen zwischen den Bäumen zurück, und, (nachdem Nachts in der Hütte ge-
trommelt ist) werden Rindenstreifen an Stangen (um vom Winde bewegt zu werden)
aufgehängt, sowie die Gesichter der Kinder mit stinkender Fettabkochung bestrichen,
um die Seele fortzuscheuchen (bei Ojibway). Beim Eintritt in das Jeehsukon (Be-
schw^örungshaus) knieen die Ojibway (s. Jones). In das Grab wird ein Loch gebohrt,
zum Ein- und Ausgang der Seele (bei den Ojibway). Im Winter (wo der Frost kein
Begraben erlaubt) hängen die Ojibway die Leichen an die Bäumen, um die herab-
fallenden Knochen später zu begraben (s. Jones). Nachdem die Wittwe (bei den
Ojibway) ein Jahr lang (eine Puppe des Verstorbenen tragend) gefastet hat, erscheint
sie bei dem Fest der Verwandten, zum ersten Mal wieder gewaschen und festlich ge-
kleidet. Die Ojebways (s. Jones) ,,seldom cut down green or living trees, from
the idea, that it puts them to pain, and some of the Pow-wows have pretended to
hear the wailing of the forest trees, when suffering under the Operation of the hatchet
Dr axe". Die Ojibway schreiben den Thieren und Pflanzen gleichfalls Beseelung zu,
,,immortal spirits, and that they possess supernatural power to punish any, who may
dare to despise or make any unnecessary waste of them" (s. Jones). Der, die Göttin
Nahneetis (der Gesundheit) darstellenden, Figur wurden jährliche Geschenke für einen
Anzug dargebracht bei den Ojibway. Die Toodaim, worin die Stämme zerfallen, werden
durch Thiere symbolisirt (s. Jones). The Twana (in Washington Territory) believe in
diflferent centres of creation for themselves and all other tribes and peoples (s. Eells).
Im Lande der (südlich vom Huronen-See und am See Michigan mit den Ottawas gemischten)
Ojebway oder Odjibwäs (vom St. Lawrence-Fluss längs der Seen Ontario, Erie, St. Clair,
Huron, sowie der Hudson's-Bay, bis zu den Quellen des Missisippi) leben (von ihren
Stämmen eingeschlossen) die Sechs Nationen (Mohawks, Onondagas, Senecas, Oneidas,
Cayugas, Tucoraras), sowie die Delawaren, Munecey, Minominees, Wyandot, Ottawas,
Pottawatamees u. A. m. (s. Jones). Neben dem Mohawk (der Oneida, Onondaga,
Seneca, Cayuga, Tuscarora, Wyandot und Cherokee) wird die Sprache der Ojebway in
weiter Ausdehnung gesprochen, bei den Stämmen Ojebway (Odahwah), Potawahduhmee,
Minoomenee, Kenistenoo (Cree), Delaware, Muncey, Saukie, Kicapoo, Muskeegoo,
Mohegan, Miskwukeeyuk, Juskwaugume, Weah, Shawnee, Miamee, Peoria, Aubinaukee,
Kaskaskia, Piangeshaw (verschieden von den Sioux, Assinebwaunuk, Osage, Kansas,
Quaupaw, Oto, Pawnee und Omuhaw). Die Algonkins (Nipissing und Nipissinien) ge-
hörten zu den Ojibways bei Old Lake und Sandy Lake (am Oberen See) verwandt mit
den Pattowatomie (am Michigan-See) und den Ottawa (am ^Michigan). Mit den andern
808 INDIANEKSTÄMME.
Algonquin-Stämmen im St. Lawrence-Thal (Glitte des XVI. Jahrb.) besiegt, gelangten
die Ottowa an den Lake Michigan. Die Maskutech (unter dem Häuptling Kikirinous)
suchten den Schutz der Franzosen gegen die Nadouassioux nach (s. La Potheric). Die
im Streit um eine Frau von den Sioux (Bivoir-nug) getrennten Assiniboins zogen zu
den Ojibwaj und Crees (s. Turner). Nach Osten wandernd trafen die Lenni Lenape
in Namaesi-Sipu mit den Mengive (Irokesen) zusammen, die Talligen oder Talligewi
(Alligewi oder Allegheni) nach Eroberung ihrer Festungen den Missisippi hinabtreibend
(s. Heckewelder). Nach Besiegung der Alligheni Hessen sich die Lenape (mit ihrem
Versammlungshaus) zwischen Manicannittuk und Potomack nieder in den Stämmen der
Schildkröte und des Welschhahnes (Unamis und Unalachtgo) mit den Minsi oder
"Wölfen als Grenzhut (gegen die Mengwe oder Irokesen an den Seen) , während die
Mohicander nördlich (jenseits des Hudson) zogen (in Mischungen) und die Naticokes
nach Süden (bis Virginien). Die von den übrigen Stämmen als Grossväter geehrten
Lenni-Lenape führten die Schildkröte als Wappen (oder Unamis, als Stamm der Schild-
kröte). Die Minsi (mit dem Wappen des Wolfes) nannten sich Pduk-sit (Rundfuss).
Die zu den Lenni-Lenape gehörigen Minsi (Wolf) wohnten an der Südküste der
Hudsonsbay. Der Stamm der Minsi oder ^Monsey (Wölfe) bildeten die Grenzwacht der
Lenape gegen die Irokesen. Die Mohicaner, die (von den Lenape abgegrenzt) zwei
Sprachen mischten, Hessen sich jenseits des Hudson nieder. Die Abenakis oder Napa-
nachke (Männer des Aufgangs) gehörten (in Neu-Schottland) zu den Lenni-Lenape.
Beim Passiren des Missisippi mit den Irokesen verbündet, besiegten die Delawaren die
AUigewis. Beim Rückzug der Delawaren vom Meer wurden die Cherokesen vom Ohio
vertrieben (aus dem Land der Huronen). Die Delawaren (Lenni-Lenape) oder Wapa-
nachki (von denen die Mahicanni oder Mohican abstammen) zerfielen in die Stämme
der Unamis oder Wanami, der Unalachtigo oder Wunalachtigo und der Minsi oder
Munsee (s. Barton). Die Indianer-Stämme in Neu-England, meistens den (als älteste
geltenden) Narranganset (in Rhode-Island) zinspflichtig, sprachen Dialecte in der Sprache
der Lenni-Lenape (Delawaren) oder Wapanachki, die (von Westen kommend) am
Missisippi die AUigewis besiegten. Bei ihrem Aufstande gegen die Tyrannei der (zu
den Algonkin gehörigen) Adirondack (von denen sie den Ackerbau sowohl, wie Jagd
und Krieg gelernt) wurden die Irokesen von Montreal (über den Ontario-See) zum
Seneca-Fluss getrieben, und als die verschiedenen Stämme sich in Absplitterung bilde-
ten, wurde am Onondaga-See der Bund des Langen Hauses (Ho-de-no-sau-nec) gebildet
(s. Morgan). Das Land zwischen Hudson und Lake Erie galt als die Heimath der
Irokesen (mit den Mohawk am Mohawk-Fluss). Die Irokesen (nach Tachanoontia)
conquered the several nations living on Sasquahannah, Cohongoronta, and on the Back
of the Great mountains in Virginia, the Conay-uch-such-roona, Coch-now-was-roonan,
Tchoa-irough-roonan und Connutskin-ough-roonaw (s. Golden). Die Tuscaroras (Carolina's)
wurden von den Irokesen (17 12) in ihren Bund aufgenommen, sowie die Meherrin und
Tuteloes als Schützlinge. Patuxet (neben den Masasoiten und Nausiter) war durch
eine Seuche ausgestorben (1620). Die Irokesen kämpften mit den Natchez (1683).
Die Irokesen herrschten über die Delawaren der Blauen Berge (zu Penn's Zeit).
Zwischen Huronen und Irokesen war ein Vertrag geschlossen „de donner reciproque-
ment la vie aux prisonniers" (XVII. Jahrh.). Bei dem (mit den Wyandot und Huronen
verwandten) Fünfvolk bildeten die Senecas, Mohawks und Onondagos die älteren (die
Mohawks die ältesten), die Cayugas und Oneidas die jüngeren Stämme und später traten
noch die (verwandten) Tuscaroras zu dem Sechsvolk. Nachdem die Himmelsfrau mit
ihrem Sohne die Erde geschaffen, wurde sie (vom Himmel fallend) durch eine Schildkröte
IROKESEN. 809
aufgenommen, und nach den Indianern am St. Laurent und Mescliasipi (Missisippi)
wurde die in der Luft schwebende Frau, nach Berathung der Fische, durch den
Rücken der Schildkröte getragen, worauf sich aus den dort angelagerten Unreinig-
keiten des Meerwassers die Erde bildete (s. Hennepin), und die durch einen herbei-
kommenden Geist geschwängerte Frau zwei Söhne aus der Seite gebar. Die durch
den Schöpfer Atahauta oder (bei den Irokesen) Otkon geschaffene Erde (am St. Lau-
renz) wurde, als von der Fluth zerstört, durch Messou (oder Otkon) wieder herge-
stellt (Hennepin). Manitou wird als Gott verehrt. Die Irokesen (in Hochelaga) ver-
ehrten den Gott Cudragny oder Cudruaigni. Die Irokesen (bei denen die Ceremonien
der Zauberpriester von den Huronen eingeführt waren) verehrten Agriskoue oder
Tharonkiaouagon, indem sie Tabak in's Feuer oder Wasser warfen (La Potherie). Die
Irokesen wurden früher von Atotarhos (als Könige) beherrscht (s. Cusic). Die Würde
des Sachem's war im Stamm erblich, und so lange unter den Verwandten mütterlicher-
seits derselben Familie sich geeignete Persönlichkeiten fanden, wurde aus diesen ge-
wählt, und erst bei gänzlichem Mangel an solchen aus dem Stamm im Allgemeinen
(bei den Irokesen). Die Onondagas kamen aus der Erde am Oswego-Fluss und die
Seneca bei Nun-da-wä-o. Die (zwischen Hudson und Eric wohnenden) Irokesen be-
trachteten sich als Erdgeborene (nach Morgan), während sonst der Schöpfergott (in
America) auf den W^assern schwebt. Aus Nu (dem uranfänglichen Ocean) gebar sich
die Gottheit (in Aegypten). Im Bunde der Irokesen wurden jährlich 6 mit dem Acker-
bau verknüpfte Feste beobachtet, und von den (wählbaren) Ho-nun-de-ont (Glaubens-
stützen) geordnet. Die ,,five nations" (Mohawks, Oneydoes, Onondagas, Cayugas und
Sennekas) oder Ongue-honwe (men surpassing all others) hielten die gemeinsamen
Rathsversammlungen in Onnondaga (s. Golden). Die Tuscaroras wurden als sechste
Nation aufgenommen und (1723) die Necariages (von Misilimakinac) als siebente. Da-
gä-no-we-dä (und die Mohawk) gründeten den Bund der Ho-de-no-sau-nee an der
Nordküste des Onondaga-Sees oder Ga-nun-ta-ah (s. Morgan). Das Rathfeuer und der
W'ampun werden bei den Onondaga, als centraler Stamm, bewahrt. Zu den Onondaga
gehörig, wurde Da-gä-no-we-dä von den Mohawk, als Sacheni aufgenommen. Die
Irokesen nannten sich (nach Morgan) Ho de no saunee (Volk des langen Hauses oder
Haus vieler Feuer). Zu Lahontan's Zeit wurden die 5 Hütten der Irokesen von den
Tsonontouan, Goyogoan , Onnatagues, Onoyout und Agnies gebildet (1700). Die
Palenach-end-chiesktajeet (fünf Abtheilungen) der Irokesen umfassen die Saukhicani
(Flinten) oder Mohawk, die W'Jassone (Steinpfeifen- Verfertiger) oder Oneida's, die
Onondagoes (auf dem Hügel), die Queyque oder Cayugas (am See), die Maechachtinni
(Bergbewohner) und die Seneca (Heckewelder). Die fünf Nationen nennen sich Ongue-
honwe (Männer über alle anderen). Die Irokesen schlössen den Aquanoshioni genann-
ten Bund (nach Pyrläus). Hiawatha, der Culturheros der Irokesen, entfernte sich auf
magischem Canoe. Riah, Göttin der Wasser, ist (bei den Chaldaeern) Mutter des
Ea, (Gottes der Erde), der (als der erhabene Fisch des Oceans) sein Gebiet auf sym-
bolischem Fahrzeug durcheilt (s. Maspero). Neben den Irokesen (am Lorenzfluss)
wohnten die Ochataiguiner, sowie die Algoumequiner (mit den Otaguotteveminer) und
Nebiceriner, weiter nördlich die Quenongebiner, Oueschariner, Algoiugequiner und
]SIatou-Oue-Scheriner bis Quebec (s. de Laet). Während die Montag netes, Canadenses,
Souriquosii u. A. m. ein Wanderleben führten, fand sich Ackerbau bei den Algoume-
quini, Ochaistaguini, Yroquosii u. s. w. Auf die Sequiner, Nachbarn der (mit den
Wapenoker kriegenden) Pequatoes folgten (in Holzfestungen) die Nawasier, dann die
(den Fluss befahrenden) Horikaner und (im Innern) die Suwaneer (s. de Laet). Neben
810 - INDTANERSTÄMME.
den (friedlichen) Sauhikanern wohnten die (wilden) Manhatter oder Manathaner und
auf der andern Seite des Flusses) die Machkentiworni , sowie weiterhin die Tappaanes
(s, de Lact). An den Penobscot wurde die Stadt Norumbegua oder Agguncia verlegt
(im Lande der Estechemines). Am unteren St. Lorenz (bis zur Mündung) streiften die
Montagneten, Canadenser, Souriquosier als Jäger umher, während die Algoumequiner,
Ochaistaguiner und Irokesen Ackerbau trieben (s. de Laet). Zu Carter's Zeit herrschte
in der durch Holzwände befestigten Stadt Hochelaga (mit grossen Häusern) der ver-
ehrte König Agouhanna (s. de Laet). Die Dörfer der am See wohnenden Attigovau-
taner waren mit Holzbefestigungen umgeben (zu Champlain's Zeit). Die Pawmetti
wohnten am Cap Cod, und die Chavvuni in der Bucht (de Laet). Die Puans (in der
•JBaye des Puans am See Michigan) ,,se croyaient les plus puissans de l'univers" (Sodo-
miten und Anthropophagen) und unterdrückten die übrigen Stämme, wurden aber
'Schliesslich in einem Rachekriege der Issinois vernichtet (s. Bacqueville). Die Taren-
tiner am Penobscot kriegten mit den Bessabiern (s. de Laet), während am Sagadahoc-
Fluss die Aumukia-ugeni und Kinnebeky wohnten. Südlich von Labrador erstreckt
sich das Land Boropelyp (pays valeureux) oder Baccaleos (s. Thevet). Die Nipmuck
zahlten den Narragansets Tribut (in Neu-England). Die mit den Abenaquis verwand-
ten Maricheet (von St. John) kämpften mit den Mickmakis am Cap-Breton. In Ncu-
England redeten (neben den die Inseln bewohnenden Mattahuntier) die Segetago,
Pahtiuntanuck , Pocopassum, Taughtanakagnet, Wabiggan, Nassaque, Mashecosqueck,
Wavvrigweck , Moshoquen , Wackiogo , Passaraneck mit ihren Bundesgenossen Auco-
ciso, Accomintiws, Passataquoc, Aggovvan und Naemkek verschiedene Sprachen, wäh-
rend die Bessabees am Penobscot herrschten (de Lact). Die Manhatter wohnten am Manhat-
tanfluss (s. de Laet). Die benachbarten Estecheminer (am Penobscot oder Pemteouetfluss)
sprachen wie die Souriquosier verschiedene Sprachen. Mit den (am Huronen-See wohnenden)
Ojibway (oder Chippeway), von denen sich (am Erie-See) die Ottawas (1813) abtrennten,
waren die Pottowatonue (am Michigan-See) gleichsprachig. Die drei Stämme der Yatou oder
Yazoo (am Yazoo-Fluss) redeten verschiedene Sprachen. Die Sprache der Algonquin wurden
für gebildeter geschätzt (nach Lahontan), als die (von den Irokesen geredete) Sprache der
Huronen, die auch den Andastaguerans , Torontogueronon, Errieronon und anderen
(von den Irokesen unterworfenen) Stämmen zukam (1700). Neben dem Naudowessischen
wurde die Sprache der Chipeway oder Algonkin von den Ottowaws, Saukies, Otta-
gaumies, Killistinoes, Nipegons, Algonkins, Chipeway u. s. w. gesprochen (s. Carver).
The Algonquins reside on the lake of the two Mountains and are dispersed along
the north side of Lakes Ontario and Erie und von ihnen (s. Pike) ,,the language of
the Chipeways derives its name" (1807), „Das Spinnen gehet unter den Virginischen
Frauen sehr im Schwange" (s. Dapper). Die Pequod und Mohegan übten eine
Oberherrschaft über die Indianer -Stämme am Connecticut-River. Die Nanticokes (in
Maryland) waren (den Susqliehannah-Fluss hinaufwandernd) den Irokesen unterwor-
fen. Unter den (den Bund Powhatan's bildenden) Sachdagughroonaw bildeten die
Stämme der Acomack und Acohanock die südHchsten (in Virginien). Die Bashabcs
am Pennobscot herrschten über die umwohnenden Stämme (1524). Mit den Mique-
maques (bei Port Royal) grenzten die Mariciten, am St. Georgenfluss wohnten die
Kanibas und Abenakis, nach Quebec zu die Papinachois, Saguenets, Algonquins,
Iroquois, Hurons, Loups, Socokis, dann die Outaois, nördlich die Esquimos, Christi-
nos, Sauteurs, Savanois, Placotes des Chiens und Assineboils (s. Direville) 1700.
Als Johann Witte (auf Raleigh's Wunsch) in Raonoack anlief, fand er (nach den
Zeichen), dass die zurückgelassenen Ansiedler nach Süden fortgezogen waren (nach
POWHATAN. 811
Kroatoan). Die Oumas oder Humas (Red Nation) wohnten unterhalb Manchac und
bei Attacapas (s. Gallatin). Die Rothhäute bezeichnen sich selbst als Erdgeborne (und
Autochthonen). In Virginien wurde Ahoue als höchster Gott verehrt. Neben den Wero-
wances und Häuptlingen (und Priestern) wurden (in Virginien) die Coucarouses unterschieden
(as have past the trial of Hushkanawing). Nachdem die Sachem (Häuptlinge) mit dem
grossen Rath (Matchacomoco) eine Staatsangelegenheit (in Virginien) erörtert hatten , war
noch die Beistimmung der Volksversammlung erforderlich (s. Howe). Der König (Wero-
ance) Powhatan residirte in Werowocomoco (Weromokomo) oder auch in der (sogenannten)
Stadt Powhatan (bei Richmond) an dem Powhatan- oder James-Fluss, wo Jamestown (1606)
gebaut wurde (s. Cpt. Smith's). Parahunt (Powhatan's Sohn) herrschte als Tanxpowatan
(Klein-Powhatan) im Grenzland gegen die Monacan. Powhatan's Brüder wohnten in
Youghtamund, um ihm nach einander zu folgen (Strachey), Nach Powhatan's Tode wurde
sein Bruder Itopatin von dem aus Süden gekommenen Häuptling Oppecaneanougt vertrieben
(in Apelehen). Die Chechahamias (am Flusse Chickahamania), welche die Fürsten (Wero-
ances) Powhatan's nicht zuliessen, (obwohl sie ihn gegen Kupfer in seinen Kriegen unter-
stützten), wurden, ausser ihren Priestern, durch die Alten (Cawcawwassoughes) regiert
(Strachey). Von den Stämmen Virginiens (durch die Massawomeck bekämpft) wurden ver-
schiedene Sprachen geredet (s. Strachey). Die Susquehannock erstreckten sich aus Virgi-
nien nördlich bis zum Potamac (mit den Lenape). Neben den Powhatan (an der Küste)
und den ^lannahoack erstreckten sich die Monacan bis Nord-Carolina (zu Smith's
Zeit\ Die Tuscaroras (in Nord-Carolina) verbanden sich mit den Irokesen. Die
]Mannahoac (an den Quellen des Patownac und Rappahanoc) und die Monacan
(am oberen James-Fluss) kämpften mit den (verschieden sprechenden) Powhatan, südlich
von Patowmac (s. Jeffersonj, und westlich (bis zu den Seen) wohnten die (den Pow-
hatan und Mannahoac) feindlichen Massawomec (zu den Irokesen gehörig), als Ver-
wandte der Monacan und Tuscaroras. Neben den Monacan oder Tuscaroras wohnten
zwischen Virginien und den Alleghanis die Powhatan und die Mannahoack. Die In-
dianer in Nord-Carolina (Tuscaroras u. s. w. kämpften mit den Sinnagan oder Irokesen.
Die Machapunga kämpften mit den Coranines (in Nord-Carolina). Bei den Hatteras-
Indianern (in Nord-Carolina) wird das zuerst auf der Jagd Getödtete (oder Gefischte)
nicht gegessen (Lawson). In Nord-Carolina heissen die Indianer Unqua (bei Tuskaroro),
Nuppin (bei Pamticough) und Yauh-he (bei Waccon). Oestlich vom Missisippi fanden
fanden sich (XVIII. Jahrhundert) die Stämme des Muscogee-Bundes (als Uchees
mit den oberen, mittleren und unteren Creek), die Yamassees, die Cherokees, die
Chickasaws, die Choctaws, die Natchez und Seminoles, östlich vom Savanna-Fluss die
Catawbas, die- Savannahs und die (von diesen vertriebenen) Westoes (mit Stonoes und
Edistoes), sowie die Yamasees (1695) bei Charleston (bis St. Augustine jagend). Die
an den Chattahoochee- und Flint-Flüssen wohnenden Hitchittees (deren Vorfahren vom
Himmel gefallen waren) sprachen verschieden von den (aus einer Höhle am Alabama-
Fluss hergekommenen) Muscogee, zu denen die Seminolen (Isty-Seraole oder wilden
Menschen) gehörten (s. Jones). Die (ackerbauenden) Choctaws waren (nach Romans)
aus einem Loche hervorgekommen, das zwischen ihren Sitzen und denen der (wilden)
Chicasaws lag. Nach Gallatin gehörte der Name Appalachen den Indianern der
Flüsse Appalachicola und Chattahoochee, während die am Savannah-Fluss lebenden
zum Creek-Bunde gehörten (mit den Muscogee als mächtigstem Stamm). Die Uchees
oder (zu de Soto's Zeit) Appalachen und die Natches (deren von Missisippi ausge-
wanderten Reste sich mit den Creek verbanden) erkannten eine Zugehörigkeit mit dem
Creek-Bunde an, in welchem die Dialecte der Muscogee, Hitchittee, Uchee, Natchez
812 INDIANERSTÄMME.
und Alibamon oder Coosada geredet wurden. Als Muscogee waren im Crcck-Bunde
die Cawittas, Talepoosas, Coosas , Apalochias, Consliacs oder Coosadas, Oakmulgis,
Oconis, Okchays, Alibamons, Natchez, Weetumkus, Pakanas, Taensas, Cliacsihoomas,
Abekas u. s. w. begriffen (nach Romans). Wie mit den Creek kämpften die Cherokees
(jenseits des Broad-River) mit den Shawnoes und Tuscaroras. Die von den Muskoghec
verschiedenen Stämme am Koosah-Fluss waren von Süd- Amerika gekommen (nach Adair).
Die Creek (oder Seminoles) grenzten am Coosa-Fluss mit den Choctaws (zu Adair's
Zeit). Als die Muskoghee den Missisippi kreuzten, hörten sie von bärtigen Weissen
mit Feuer und Blitz (aus Fernando de Soto's Expedition). Die Chikkasah (deren Haupt-
stamm nach dem Pacific zu wohnt), kreuzten den Missisippi bei Chikkasah Bluff und
brachten (gleich den Choktah) Pferde mit (von den Chokchooma begleitet). The Choktah
known by the name of the Flat-Heads) formerlv compresscd the heads of their children
with a bag of sand (Barton), ebenso die Katahba. Die Carolina-Indianer leiteten sich
(nach Lawson) aus dem Westen, wo die Sonne schläft, die Natchez (nach Du Pratz)
von Südwest. Im Südwesten (Sawwaniu) lebte (nach den Indianern Neu-England's)
der Gott Cawtantowwit mit den Seelen der Ahnen (Roger Williams). In Florida ein-
fallend, Hessen sich die Savannahs oder Yemassees (zu den Muskogeh oder Creek gehörig) in
Mischung mit Resten eingeborener Stämme, (alsChias, Canaake, Tomocos, Atimucas u.s. w.)
auf den Savannen von Alachua nieder (l686). Von dem Cherokee Leechee geführt,
siedelten die Uchees (mit Palachoclas oder Apalachicolos verbündet) am Flint river
(oder Apalachicola) 1716. Aus den Resten der zu den Muskogeh (Creek oder Alli-
bamons) gehörigen Lower Creeks bildeten sich in Mischung mit Negern die Seminolen
oder Ishti-Semoli, die (1732) in Coweta (am Flintriver) siedelten und dann (unter
Secoffee) in Alachua (1750). Die Muskogees, welche die Jamascn (in Florida) unter-
warfen und (nach Besiegung der Tschirokesen) die Tschikasah zum Bündniss zwangen
dann mit den Tschaktah kämpfend) hatten die alte Stadt Apalachucla zu ihrem Haupt-
ort gemacht, während die Kriegsfürsten in (der blutigen Stadt) Coweta über einen
Feldzug beriethen (s. Batram). Die Muscolgee kamen aus dem Südwesten (von jenseits
des Missisippi), die Stincard unterwerfend. Im Kriege mit den Nachkommen der alten
Floridaner (Tanwkos, Utinas, Kallusas, Jamasis u. s. w.) verbündeten sich die Alat-
schuas und Okonen mit den Krihks (Batram). Die Alabama wurden durch die Musko-
gulgen besiegt (s. Batram). Die Krikh zerfielen in die ansässigen Muskoguiges (mit
der Stadt Utsches am Apalatschukla-Fluss) und die umherstreifenden Seminolen
Die Tschaktah (in West-Florida) kämpften mit den Seminolen (aus Ost-Florida).
Die Vorfahren der Muscogee waren aus einer Höhle am Alabama-Fluss gekommen.
Die Vorfahren der Hitchikees (zu den Muscogee gehörig) waren vom Himmel gefallen.
Die Chactaws waren aus einem Loche zwischen ihren Sitzen und denen der Chicasaw
hervorgekommen. Neben dem (wählbaren) Mico oder König der Muscogee (in der
Grossen Rotunde) stand der grosse Kriegshäuptling. In der Rotunde (Choocofau-
thlue-co) wird das Feuer unterhalten. Beim Erlöschen des Feuers wurde es (am
Jahresfest) durch den Hohenpriester (der unter einem Kegelhügel begraben wurde)
wieder entzündet. Beim Jahresfest wurde die Sonne verehrt. In Union County
(Georgia) findet sich der Fusstapfen des Grossen Kriegers am Fels. In Tenessee finden
sich Bilder der Sonne und des Mondes am Fels. Bei Forsyth County (Georgia)
liegen sculptirte Felsen (s. Charles C. Jones). Verschieden von dem gemeinen Volk
oder Miche-Miche-Quipy (die Stinkigen) und darüber erhaben, stammten die Edlen
der Natches (deren König den Titel der Sonne führte) von dem Mann und der Frau,
die von der Sonne gekommen, und vererbten den Adel auf mütterlicher Seite (s. Jones).
MUSKOLGEE. 813
Die Fürsten von Cutifachiqui (zu Soto's Zeit durch eine Cazikin regiert) wurden in
dem (durch Holzriesen bewachten) Mausoleum von Talomeco beigesetzt, und daneben
fanden sich Zeughäuser für Waffen. In Virginien wurde neben der präparirten Leiche
des Fürsten das Idol Kiwasa zum Bewachen gestellt. Die Jaounas in Florida sogen
die Krankheit aus (nach Coreal), Die Zauberer in Virginien trugen als Zeichen einen
schwarzen Vogel (s. Hariot). Den Alibamern gelten die Sprachen des Propheten als
göttliche (Bossu). Bei den Natches und Creek finden sich Rangsprachen. Der König
der Natches rauchte der Sonne zu, als Bruder der Sonne). AVenn das ewige Feuer
erlosch , musste es bei den Tonicas wieder angezündet werden. Die Uchees oder
Natchez gehörten zu dem Bund der Creek oder Muscogee. Die Apalachians wohnten
am Fluss Appalachicola oder Chattahoochee. Die Yamassees der Savannah wurden nach
Florida getrieben, und so die (zu den Muscogee gehörigen) Seminolen. Die Catawbas
wohnten östlich vom Savannah-Flus. Die Uchees oder Appalaches, östlich von Coosa
(und Chattahoochee) galten für die Eingeborenen. Ein Theil der Natchez wanderte
östlich, sich mit den Creeks zu vereinigen. Die Shawanoes wurden von den Cherokees
aus dem Lande südlich vom Ohio vertrieben. Die Cherokees wurden durch angrenzende
Creek bekriegt. In Quizquiz herrschte der Cacique Aquisco (zu Soto's Zeiten). Die
Bilder der Untergötter (Kewosok) wurden in die Tempel gestellt (in Virginien). In
California sogen die Zauberer mit einer Steinröhre die Krankheit aus oder bliesen durch
Tabakrauch (s. Venegas). Das Feuer durfte (bei den Natchez) nicht mit "Wasser erlöscht
werden (s. Adair). Nach den Assinais oder Ainais, die mit den Naichas ein gemein-
sames Haus des heiligen Feuers hatten, waren die Menschen durch Feuer und Wasser
hervorgebracht. Nach den Potowatomi flicht im Monde eine Frau einen Korb, mit
dessen Vollendung die Welt ausgehen würde, wenn ihn nicht ein Hund stets zerrisse.
Nach den Dacota wird der Mond von Mäusen angefressen , beginnt aber dann wieder
zu wachsen. Die Cheerake oder Cheelake, bei ihrer Einwanderung in das Land, „found
it possessed by certain moon-eyed people , who could not see in the day time" (s.
Barton) [aber um so besser bei Nacht, und deshalb nächtliche Angriffe wagend]. Von
den Muskoghee oder Creek, die nach den Cherokee einwanderten, stammen die Semi-
nolen. Die den Choktah (und Chokchooma) benachbarten Chikkasah (Chicachas oder
Chicasaw) kamen von jenseits des Missisippi (wie die Choktah) die andalusische Pferde-
rasse einführend (s. BartonV Die Tschirokesen trafen bei ihrer Einwanderung die
Mounds und die aus Stein gebauten Altäre bereits im Lande an (s. Bartram). Die
Yamassees wurden von den Cherokees nach Süden getrieben. Aus dem Nordwesten
kommend, vernichteten die Muskoghee und Cree (mit den Seminolen) die Apalachen
(von Suwanee). Die Muskolgee rühmten sich, den Tschirokesen den Weiberrock an-
gezogen zu haben (s. Bartram). Während der Fasten (um Krankheit abzuwenden)
trinken die (von Schlangen stammenden) Otasses (unter den Muskolgee) das abführende
Decoct von Iris versicolor (s. Batram). Neben den Paraoustik (oder Häuptlingen) in
Florida (s. Correal) finden sich die Jaounas oder Priester. Während das schwarze
Decoct der Cassine von den mit dem Mico (König) versammelten Häuptlingen (der Mus-
colgee) getrunken wird, läuft eine in trockenem Reisig angezündete Flamme in Spiral-;
linien um das Versammlungshaus (Bartram). In der Sprache der Cree heisst Mikko Blut
(mikk, roth). Bei den Muskolgee und Krihks herrschten die Micco in den rothen Blut-
städten als Kriegsfürsten. Die Tschirokih waren von den Muskogulgen abhängig, die
mit den Tschaktah (Flachköpfen) Krieg führten. Die Tschaktah drücken den Vorder-
kopf des in der Wiege ausgestreckten Kindes mit einem Sandbeutel hoch und hinten
abfallend (Bartram). Die Sprache der Muscogulgen (von der der Tscherokis verschieden)
B 1 4 INDIANERSTÄMME.
wurde auch von den Natchez gesprochen. Die Denkmäler (an Hügeln und Terrassen)
zwischen dem Savanna und Oakmulge gehören einem (den von den Muscogulge ver-
triebenen Cherokee vorangehendem) Volke an. Die Cherokesen hiessen Owaudah, a
people, who live in caves, bei den Irokesen (s. Brinton). The Cherokees are a sepa-
rate nation from the Muscogulges, of much more ancient establishment in the regions,
they inhabit (Bartram). The Natchez, Chickasaws and Choctaws speak a dialect of the
same country (Bartram). Die nicht tributpflichtigen Völker wurden (von den alten
Mexicanern) Chichimac (wilde Indianer) genannt, als Eingeborene oder Barbaren
(Squier). Nach den Natchez erschienen die Choctaws plötzlich, wie aus der Erde ent-
standen (s. du Pratz). Bartram sah (1789) durch die Indianer von Illinois (bei Fort
Charters) bemalte BüfFelhäute, die dieselben Inschriften und Bilder varstellten, wie sie
hieroglyphisch zur Erhaltung der Familientraditionen auf dem Körper der Häuptlinge
(Mico) bei den Muscogulge tättowirt waren. When the Cheerake first arrived in the
country, they found it possened by certain moon-eyed people, who could not sce in
the day time (nach Marbury) and were expelled. Adair erklärt Cheerake als Cheera-
tahge er men possessed of the divine fire (Chee-ra or fire). Wyandot heissen (bei den
Chippewas) Nottawessie (Naudowessier oder Sioux). Nach Barton gehörte die Sprache
der Cherokee (am Tennesse) zu der Verwandtschaft der Irokesischen. Die Shawanoes
wurden durch die Cherokee aus dem Süden des -Ohio vertrieben (1770). Die (mit
Cherokees, Illinois, Arkansas kämpfenden) Chicasas waren mit den Choctaws verwandt.
Die (mit Tuscaroras und Cherokee kämpfenden) Catawba (Flathead) oder (bei Lawson)
Esaws (in Carolina) hatten die Shawanoes (von der Quelle des Santee und Redee)
vertrieben. Wer von dem Wunderhorn der Schlange Onniont etwas abbrechen konnte,
würde immer Glück haben (nach den Huronen). Ein in Leder gekleideter Cherokee
schritt durch den Schlangenhof des Königs der Klapperschlangen, in den Bergen, und
verlangte das als Talisman bewahrte Kleinod (Timberlake). Bei den Crcek w^ar der
Schlangenkönig durch Gesänge aus dem Wasser hervorgezaubert, um ihm ein Stück
seines Hornes abzuschneiden (s. Hawkins). Die Chikkasah (vom Hauptstamm am Stillen
Ocean abgelöst) crossed the Missisippi, nearly opposite the Chikkasah-BlufF (Barton).
Von den Chokchoosnah stammten die Choctaw und Chikkasaw. Die Choktah flachten
den Kopf ab, die (mit den Cherakee grenzenden) Katahba (Catawba) entstellten den Kopf
der Kinder. Die Catawbahs waren mit den AVookon (die an die Tuscarora grenzten)
verwandt und wurden (in dem Kriege mit den Delawaren) nach Süden getrieben. Die
Sapona (am Yadkin-Fluss) waren mit den Totero und Keyauwees verbunden. Zu
Soto's Zeit lag östlich vom Missisippi der Tula genannte Ort (bei den Natchez). Die
mit den Nachitoches grenzenden Natchez (die bis Ohio herrschten) zerfielen in die
Taensas und Chetimaches. Wenn das heilige Feuer bei den Tonicas erloschen war,
musste es bei den Natchez wieder angezündet werden. Die (zu den Mobiliern ge-
hörigen) Tonicas bei Point Coupee (am Missisippi) wurden von den Chickasaw ver-
nichtet. Die Oumas erstreckten sich bis New-Orleans. In Florida (mit Zauberpriestern
oder Jaruas) leitete der Häuptling (Paracoussi oder Paraousti) die Schlacht mit einem
Stock (s. Thevet). Von den Paduca (am oberen Kansas) stammen die Kioway (am
oberen Red-River). Die Comanches heissen (bei den Pawnie) Paduca. Neben den
wilden Stämmen Florida's wohnten gesittetere in Coca Talisco, Oycasqui, Tanico und
Latayasa (bis Cibola), unter auf Sänften getragenen Königen, die durch Dolmetscher
redeten (Torquemada). Die in Texas (am Red River herrschenden Caddo oder Coda-
daquious wurden von den Cumanchen (sowie von den Osagen und Towcasch) ver-
drängt. Die Carancahuas (an der Küste von Texas) wurden durch die Cumanchen ver-
MEDICIN-MANN. 8 1 5
tilgt. Die Towiaches (Pawnee Puts) oder Toweashes wohnten zwischen Red River
und Canadian. Die Tonkaways streifen bis Sante Fe. Die in Uche geredete Savana-
luka-Sprache (der Schawanesischen verwandt) ist von der Sprache der Krihks ver-
schieden (Bartram). Die Shawanees kamen von Florida durch Kentucky (längs des
Cumberland-Flusses) von dem Ohio und zogen dann von Wabash an den Scioto (1774).
Bei den Shawanoes gehörten die Priester dem Stamm Mequachakes an. Die Shawa-
noses (durch die Musko aus Florida vertrieben) kamen nach dem Ohio. Die Westoes
(in Carolina) wurden von den Savannas vertrieben (s. Vischer). Die Calusas (der letzte
Rest der Indianer in Florida) wurden von den Creeks nach den Keys an der äussersten
Spitze der Halbinsel getrieben, von wo sie (1763) nach Havannah übersetzten (s. Gal-
latin). Am Tugilo (Kriegerin) genanntem Creek gewannen die Cherokees durch
die Tapferkeit einer Indianerin den Sieg über ihre Feinde (s. Bartram). Der Micco
von Tuck-au-bat-che war (nach Hawkins) vom Adlerstamm (Lum-ul-gee). Hatte der
Micco und sein Rath (unter den Creeks) entschieden, dass die Nation beleidigt sei, so
erhob der Grosskrieger die Streitaxt, damit Solche, die geneigt seien, ihm folgten, aber
der Micco mit dem Rath suchte dann erst in jeder "Weise zu vermitteln, wie sie auch
nach stattgehabtem Kriege über den Frieden entschieden, dessen Abschluss bei Auf-
regung der Krieger zuweilen Schwierigkeiten machte (Hawkins). Neben den Chatha-
Muskokis wohnten in Florida die Timucuas am unteren St. John-Fluss, und dann
wanderten die verwandten Seminoles oder wilden Männer (isti semoli) ein. Masasoit
herrschte als Erster der Sagamos (1620). Auf die Ais an der östlichen Küste,
die Cabooras an der südwestlichen und die Temuncas im Norden folgten in
Florida die Mikasaukies, die durch die Creek oder Muscogulges (aus Georgia) besiegt
mit entlaufenen Negern die Seminolies bildeten. The Creeks gave the appellation of
Seminoles, which means runaways (s. Stanley) bei der Abtrennung in Folge inneren
Zwistes. The Natches, settled among the Creeks, speak the language of the Creeks
(1790), the Natches among the Chikkasah the language of the Chikkasah (1798). Die
Krieger der Creek wohnten in den rothen Städten, der Mico oder Friedenshäuptling
regierte in den weissen. Die Gottheit Takuschkauschkan wohnte im heiligen Speer
und in den vier "Winden, (bei den Dacota). Die Tempel von Pamunky durften nur
vom König und Priester betreten werden (in Virginien). Die den Natches verwandten
Nechas (zu Assinais gehörig) hatten die Nabidachos aus Texas vertrieben. Nach den
Assinais (die mit den Naichas ein heiliges Feuer unterhielten in gemeinsamem Haus)
waren die Menschen aus Feuer und AVassser entstanden. Bei den Natchez durfte daS
Feuer nicht mit AVasser erlöscht werden. Zur Rechten des in jeder Stadt der Creek
(nach Hawkins) aus einer besonderen Familie (in Tuckaubatche aus dem Adler-Stamm
oder Lumulgee) erwählten Mico oder Königs sass (im Rath) der Kriegsführer, zur Linken
der Aelteste oder Häuptling. Neben dem Chooc-ofau-thlucco (dem Schwitzhaus) fanden
sich im Dorfe der Creek der Mic-ulgee-in-too-pau oder Raum des Mico, Tus-tun-nug-
ul-gee-in-too-pau oder Raum der Krieger (der Befehlshaber unter ihrem Haupt), der
Is-te-chaguc-ul-gee-in-too-pau oder Raum der geehrten Männer (durch Tapferkeit aus-
gezeichnete Krieger) und der Hut-te-mau-hug-gee-in-too-pau oder Raum des jungen
Volks (s. C. Jones). Während der Medicinmann der Cree eine kranke Frau heilte,
gab das Klingeln einer aufgeliangenen Glocke Nachricht, so oft der erbosste Manitu
sich näherte, und der den in der Mitte der Erde schreitenden Herren anrufende Zau'
berer trommelte dann, den Geist zu besänftigen, bis er ausfand, dass ihm ein in einem
Traume versprochenes Opfer nicht geworden sei, was jetzt verdoppelt werden müsste.
Ein Plain-Cree erzählte einem von den Begleitern Hind's von seinem Besuche der
8 1 6 INDIANERSTÄMME.
glücklichen Jagdgründe. Im Thal des Qu'appelle-Flusses sind oft Gaben der Manitu
an die Bäume gehängt. In den Kalkhöhlen am Winnipeg See sind noch Wohnungen
der Manitu, bei denen der Indianer entweder eine Opfergabe niederlegt oder weit vor-
beifährt. The Rain-Stoppers (neben den Rain-makers) schwingen das Schild gegen
den Donner (bei den Mandanen). Die Muscogulgee übten Polygamie, die Creek zuweilen,
die übrigen Indianer des Südens Monogamie. Bis zur Vermählung war das Leben ein un-
gebundenes. Der letzte Rest der Caloosa (Carlos oder Callos) oder Calos (am Sanybal rivcr
Carlosa hatchie) zog sich nach Key West (Cayo Hueso) zurück und wanderte (1763)
nach Cuba aus (s. Brinton). Unter Sequene, König des Caloosa-Stammes, Hessen sich
Einwanderer aus Cuba und Honduras in Florida nieder. Oathcaqua, Häuptling von
Ais (Aisa oder AVald) in Tegesta, residirte am Cap Canarval. Die von Paracoxi
(Hurripacuxi oder Urribarracuxi) beherrschten Stämme zogen sich vom Hillsboro' river
nach Tampa-Bay (in Tocobaya oder Toyabaja). Die Häuptlinge von Maryland bis
Florida führten den Titel Paracussi (Brinton). Utina (bei Canaveral) kämpfte mit
Vitachuco (als Nachbar Potavou's). Casicola (Nachfolger Soturiba's) herrschte an der
Mündung des St. John. Der König der Caloosas beherrschte die Jahreszeiten (in Flo-
rida). Soto fand Vogelbilder in den Dörfern Florida's. Nach Barcia gründeten die
Cariben Colonien in Florida. Im Kriege mit den Apalachiten schifften die Cofachitcn
von Florida nach den Antillen (nach Bristock). Cautio war alter Name für Florida,
von wo die Bevölkerungen kamen nach den „Islas de la Espaiiola, Cuba, San Juan de
Bosiquen, Jamaica y otras*', während von Cuba viele Ansiedler nach Florida (die Ver-
jüngungsquelle suchend) zurückkehrten (s, Cardenas y Cano). Der Cacique von Mavila
(in Florida) andaba siempre con un moscador, que traia un Indio detras el, hecho de
plumas (Biedma). Soto kam nach der Provinz Tula zwischen Cayas und Quipana (in
Florida), Die Greise oder Zauberer in Coco (in Civola) dicen que suben al ciclo
(Hernando de Alvarado). Marcos de Nieza (auf dem Wege nach Civola) wurde bei
Vacapa als Sayota (hombre del cielo) begrüsst. Der Bezirk von Cutifachiqui wurde
(zu Soto's Zeit) von einer Cazika beherrscht. In Chicora herrscht der Fürst Danta,
als Riese, da ihm in der Kindheit die Glieder ausgestreckt waren (s. Herrera). Die
Jaounas (in Florida) sogen aus dem Kranken das Uebel mit dem oMund oder einem
Rohr (nach Coreal). Der Krankheitsbeschwörer sprang (in Carolina) vor dem nackten
Patienten innerhalb der Hütte mit einer Rattel in Verzerrungen herum (s. Lawson)
[Patagonier]. Wer beim Fest der Floridaner den (Schweiss und Urin treibenden) Trank
der Cassiine ausbricht, wird für unfähig erklärt, den Feldzug mitzumachen. Wie
Seneca, erzählt Picolo in Californien von einem Manna, das im April bis Juni mit
dem Thau auf die Schilfpflanzen fiele und sich verdichtete. Im Lande der (Soto in
einem Canoe mit ihren Frauen besuchenden) Fürstin am Rio Cafachiqui wurde Sonne
und Mond verehrt (Herrera) neben dem von ihrer verwittweten Mutter beherrschten
Lande. Die Asinais wurden von den südlichen Nationen des Golfes (zwischen Galveston
und Rio Grande) in ihren Kriegen mit den Apaches unterstützt. Die Stämme der
Bidais, Ays und Jakdoas hatten viel Quacksalber, welche (nach den Asinais) heimlich
zu ihnen gekommen und ihnen die Krankheiten (Aguaia) gebracht hätten. Bei dem
Jahresfest Sacabbi verkündete der Priester der Asinais die Ereignisse des kommenden
Jahres (und die Ernten). Vor einem Kriegszuge berauschte sich der Führer der
Asinais, um die Feinde an der Stelle, wo sie besiegt werden würden, zu sehen (s.
Uhde). Die Asinais versahen sich mit Würmern, die sie den Kranken aus dem Körper
gezogen zu haben behaupteten, wenn sie Blut aussaugten. In jedem Hause wurde die
Flamm.e aus dem Feuertempel (bei den Ainais, Naichas, Acodoches und Nazones) sorg-
SONNENBERG. 817
fältig unterhalten, weil mit ihrem Ausgehen die Familien aussterben würden (bei den
Asinais). The natives (of Tenessee) made two divisions of their country, Ayrate or
low (on the Savannah) and Ottare (mountainous) on the eastern branches of the Missi-
sippi (s. Ramsey).
Auf Florida (und den Sonnenberg) wurden die aus Guayana durch ihre Be-
ziehungen zu den Arowaken bekannten Cariben zurückgeführt , xlie das antillische
Inselmeer mit ihren Bootflotillcn füllten und in dem Kriegsgott Chiapas aus dem
Centrum des Votan-Reichs Beziehungen zum Isthmus herstellten, wo weiterhin dann
ebenso Chiapes erscheinen, wie auf den bogotanischen Hochlanden. In den zu ihnen
gerechneten Abrayme könnte die Bezeichnung Ome für Mensch weiter nach Süden zu
Omaguas und deren weiteren Verwandten führen, während bei den im Golf von Uraba
benachbarten Cuevas oder Coibas die Bezeichnung Tule für Mensch nach Norden auf
Tulteken (Tula's) deuten würde. Los Cholultecas se llaman por escelcncia „Grandes Tulte-
cas" (Artifices). Die Chiuchines bei Porto Bello w^aren auf Böten an die Küste von Hondu-
ras gekommen (in Republiken lebend) und dann beginnen weiterhin die Königreiche der
Cuebas oder Coibas (von Pariz an). Die Cuevas oder Coibas erstreckten sich von den
Chiriqui mit den Dorados bis zum Golf von Uraba, jenseits welches die Abrayme, zu
den Cariben gehörig, begannen. Tule heisst Mann bei den Cuevas und Ome bei den
Abrayme. Das Reich Tullan wurde durch Totepeuh gegründet (Vorgänger des Topil)
und bei der Abwesenheit des Königs Huemac auf Kriegen, wurde Nauhyotcin aus den
Chichimecas erwählt. Quetzalcoatl Hess von Cholula (nach Tula) aus Mixtecas und
Zapotekas civilisiren, sowie Onohualco (Yucatan, Tabasco und Campeche). Fischer
erklärt Jade (Nephrit oder, chinesisch, Yu) von (spanischem) ijada (Lende), weil der
Stein von den Mexicanern gegen Nierenkrankheiten getragen wurde. Tezcatlipoca
hicss Necoyautl (sembrador de discordias de ambas partes). Im höchsten der 12 Himmel
herrschten Ometecutli (doppelter Herr) und Omecioatl (doppelte Herrin) in Mexico
(nach Sahagun). Die Flüsse strömten (in Mexico) aus dem Paradies oder Tlalocan,
wo Chalchihuitlycue wohnte. Die aufständischen Maya-Indianer bei Chan Santa Cruz
(Klein St. Cruz) verehren unter dem von ihnen erwählten Häuptling Tat-itsch (Vater-
Auge) ein in den Balken bewegliches Kreuz, das Nachts prophezeit und durch Kopfnicken
Zustimmung giebt. Als die Götter sich in Teotihuacan zusammenfanden und über die Be-
leuchtung der Welt beriethen, übernahm sie Tecuzistecatl , der bei dem auf dem Fels
Teutezcalli angezündeten Feuer kostbare Federn und Schmuck (statt der gewöhnlichen
Opfer) darbrachte, aber beim Anlauf zögerte, so dass einer Aufforderung folgend, der aus-
sätzige Nanaoatzin sich zuerst ins Feuer stürzte, und dann Tecuzistecatl erst als zweiter
folgte (worauf sich ein Adler die Federn schwarz verbrannte und ein Tiger durch die Hitze
gefleckt blieb). Als die Götter knieend die Wiederkunft Nanahuatzin's erwarteten, und
bei der den ganzen Horizont erhellenden Morgenröthe nach allen Weltgegenden
blickten (nur Quetzalcoatl mit den Seinigen nach Osten), stieg Nanaoazin als Sonne
herauf und nach ihm Tecuzistecatl als Mond, dessen gleich starkes Licht durch
das Hineinwerfen eines Kaninchens (in den Flecken) gedämpft wurde. Als sie am
Horizont stehen blieben, gerieth die Luft in Aufruhr, die Götter zu tödten, und ob-
wohl Xolotl weinend den Tod ablehnt, und fliehend sich erst in Maiz, dann in Maguey,
dann in den Fisch Axolotl verwandelt, wird er schHesslich als solcher getödtet. Dann
setzte der Wind die Sonne in Bewegung, und da erst später der Mond zu folgen ge-
zwungen wurde, erleuchten sie jetzt abwechselnd den Tag und die Nacht (s. Sahagun).
Die (Maya redenden) Huastecas (an der Lagune von Panuco) berühren sich bei Papantla
mit den Totonaken des Chichimeken-Dialects von St. Louis. Bei Yalton, nördlich
Bastian, America. 52
8 1 8 INDIANERSTÄMME.
von Campeclie zeigte sich bei niedriger Ebbe ein Gebäude in Resten aus Muscheln
(mit rohen Steinwerkzeugen). Die Silos (aus Stuck gearbeitet und zum Theil bemalt)
wurden (in Yucatan) zu Kornbehältern benutzt (unter Gras bedeckt). In den Tinajas
(mit gereinigten Knochen) finden sich Schmucksachen aus Stein und Thon (und zu-
weilen Idole) in Yucatan. Die Idole finden sich meist unter der Erde, von Lehm-
klumpen umgeben (in Yucatan). In die Zimmer der verfallenden Steinhäuser fanden
sich Urnen gestellt. Als Pinzon ein Canoe der Eingeborenen an der Küste traf,
wurde ihm ein Theil des Landes als Maya, der andere als Taya bezeichnet. Die
Payas (der Ulbas Sprache) erstrecken sich von den Chorti bis zu den Chontales in
Nicaragua. Die Chorotegas Messen Mangues (Herren) als Herren des Landes in
Mangusea (und Nicaragua). Die Zotziles (in Chiapas) wurden wegen ihrer kriegerischen
Erscheinung von den Spaniern als Quelenn (Quelenes) oder Jünglinge bezeichnet. Die
von Nicaragua nach Chiapa Eingewanderten, die mit den Mexicanern inCinacantlan kriegten,
hielten die Zoques, Zeltales und Quelenes unterworfen (s. Remesal). Die Indianer von
Nicaraguas und die Mangues von Nicoya, als Chololtecas, wohnten (die crsteren an der
Küste) die letzteren im Innern (zwischen Xoconochco und Tequantepec , von wo sie
vor den Menschenopfer heischenden Olmeken über Quauhtemallan nach Cliolulteca
oder Chorotega und dann weiter (die Ansiedlungen in Mictlan und Yzcuintlan zurück-
lassend) nach Nicaragua und Nicoya zogen. Von den längs der Küste Ziehenden
stammen die Pipiles, ebenso die Bewohner von Izalco (bei Sonsonate), wie Nicaragucr
von Mexicaner aus Anahuac. Die Provinz Cliolulteca erstreckte sich an die Bay von
Fonseca. In Nicoya wurden Bezotes getragen, wie in Panuco. Die Geschichte Mexico's
knüpft sich an das Ueberwiegen des centralen Plateau in Anahuac, wie ähnlich in
Nepaul oder auf Sumatra und Madagascar. Auf den Ebenen im Westen (Madagascar's)
wohnen die Sakalavos, im Osten auf zwei niedrigen Terassen die Betsimisaraka (deren
Dialect dem Malayischen am nächsten kommt), auf der centralen Terrasse (und im
Süden) die Hovas, die vom Südosten nach Imerina kommend (unter seitlichem Zurück-
bleiben der verwandten Betsileo und Ibara), durch das Ueberwicht des Eisens die
(Steingräber errichtenden) Vazimba nach Südwest treibend und unter Andrianjaka
(Sohn des Königs Rolambo) die Hauptstadt Antassanarivo bauend. „Die Floridaner
begraben ihre Todten und geben ihnen alles mit, was sie in ihrem Leben lieb gehabt
haben. Die Weiber schneiden sich die Haare ab und streuen sie auf die Gräber ihrer
Männer. So wie ihnen die Haare wieder wachsen, nimmt auch die Trauer ab, und
wenn sie wieder zu ihrer ersten Länge gekommen sind, so ist sie völlig aus und als-
dann mögen sie sich wieder verheirathen. Ihre Caziquen oder Parausti begraben sie
mit aller Pracht. Sie setzen sie in einigen Landschaften in Tempeln bey; in andern
stecken sie Pfeile um das Grab und setzen die Schale oben drauf, deren er sich im
Leben zum Trinken bediente. Sie bringen 3 Tage mit Fasten und Weinen auf dem
Grabe zu und schneiden sich ihm zu Liebe alle Haare ab, welches das grösste Zeichen
der Trauer ist. Alle Tage gehen Klageweiber hinaus, 6 Monate lang, und beweinen
ihn dreymal des Tages. Man verbrennet alles, was er im Leben besessen hat, und an
einigen Orten werden auch seine Sklaven und liebsten Bedienten mit ihm begraben.
Die Apalachiten balsamiren die Leichname ihrer verstorbenen Freunde. Sie lassen
sie 3 Monate lang in Balsam liegen, bekleiden sie hernach mit schönen Fellen und
legen sie in Särge von wohlriechendem Holze, die sie 12 Monate lang bey sich be-
wahren. Dann trägt man sie in einen Wald und begräbt sie an der Wurzel eines
Baumes. Stirbt ein Cacique, so bekleiden sie den Leichnam, wenn sie solchen balsa-
mirt haben, mit allen seinem Schmuck und verwahren ihn 3 Jahr lang in dem Zimmer,
APALACHITEN. 819
wo er gestorben ist. Wenn diese Zeit um ist, trägt man ihn in das Grab seiner Vor-
fahren am Fuss des Berges Olaimy. Man lässt ihn in eine Kluft hinunter, verschliesst
die Oeffnung mit grossen Steinen, und hängt seine Waffen an die Zweige der in der
Nälie stehenden Bäume. Die nächsten Anverwandten pflanzen eine Ceder dabey und
unterhalten sie mit möglichster Sorgfalt. Die Hauptleute und andere Bediente,
ingleichen die Häupter der Familien, welche dem Begräbniss beywohnen, stossen ein
fürchterliches Geheul dabey ans, und alle Unterthanen schceren sich den ganzen Kopf
kahl , lassen auch ihre Haare nicht eher wieder wachsen , als bis der Leichnam zur
Erde bestättigt ist. Die Apalachiten glauben an die Unsterblichkeit der Seele und
dass diejenigen, welche gut gelebt haben, gen Himmel geführt und unter die Sterne
gesetzt werden; den bösen aber weisen sie die Abgründe der höchsten Berge gegen
Norden, unter den Bären, mitten in Eis und Schnee an. Auch die anderen Völker
glauben eine Belohnung der Frommen und Bestrafung der Bösen nach diesem Leben. Sie
nennen den Himmel [peruanisch] Hamampascha, d. i. die Oberwelt, und die Hölle Ucupacha
oder die Unterwelt, in welcher ein böser, grausamer Geist, Cupay, herrschet, von dem
die Bösen gemartert werden. Andere glauben eine Wanderung der Seele , und wenn
jemand stirbt , so begräbt man Lebensmittel und einiges Geräthe zu seiner Nothdurft
mit ihm. Hierbey ist zu bemerken, dass alles, was von den Ehen, Aerzten und Be-
gräbnissen der Apalachiten gesagt worden, theils von den Alten, theils auch von denen
ihrer Nation angenommen werden muss, welche annoch in der AbgÖtterey verbleiben.
Die Völker in Florida sind Abgötter und halten die Sonne und den Mond für Gott-
heiten, welche sie verehren, ohne dass sie ihnen Gebet und Opfer bringen. Nach
einem anderen Berichte bethen sie einen einzigen Gott, Schöpfer aller Dinge an: sie
glauben aber nicht, dass sich solcher um die Geschäflfte der Menschen bekümmere,
als welche seine Sorgfalt nicht verdienen; sondern er überlasse die Führung und Ein-
richtung der Dinge auf Erd*en bösen und guten Geistern. Einige setzen der oberen
Gottheit ein böses Wesen, welches sie Toja nennen, entgegen. Von diesem werden
sie, wie sie sagen, grausam gemartert, daher sie es anbethen, um es zu besänftigen.
Einige Völker opfern der Sonne oder vielmehr ihrem Oberherrn ihre Erstgeburt auf;
wenigstens geschiehet diese grausame Ceremonie in Gegenwart eines Parausti. Es
wird vor demselben ein Block hingesetzt, worauf das Kind geopfert werden soll.
Die Mutter des Kindes nahet sich diesem Block, huckt vor demselben nieder und be-
deckt sich mit ihren Händen das Gesicht. Indem sie nun also weinet und seufzet,
machen ihre Nachbarinnen einen Kreis, singen und tanzen. Eine, die das Kind trägt,
tritt in die Mitte des Kreises und singet und tanzt ebenso, wie die andern. Sie zeigt
das Kind dabey dem Parausti von ferne, dessen Lob sie anstimmt. Unterdessen naht
sich der Priester zwischen sechs anderen geführet und schlachtet das Kind, welches
allezeit ein Knabe seyn muss, auf dem Blocke. Eben diese Völker nehmen die Haut
von dem grössten Hirsche, den sie nur bekommen können, stopfen sie mit allerhand
Kräutern aus, schmücken sie mit Blumen und Früchten, und stellen sie auf den Gipfel
des höchsten Baumes, so dass der Kopf gegen die Sonne gerichtet ist. Diese Ceremonie
geschieht alle Jahre zu Ende des Hornungs und wird stets mit Gebeten und Liedern
begleitet, welche der Parausti und einer der obersten Priester selbst an der Spitze der
Andächtigen anstimmet. Sie ersuchen die Sonne dadurch, die Früchte des Landes zu
segnen und demselben seine Fruchtbarkeit zu erhalten. Die Hirschhaut bleibt auf dem
#»Baume stecken bis auf das folgende Jahr. Bey einem andern Feste versammelt sich
das Volk, um dem Toja seine Schuldigkeit abzustatten. Sie kommen auf einem grossen
Platz zusammen und machen einen Kreis, in dessen Mitte drey Priester erscheinen,
52*
820 INDIANERSTÄMME.
die mit manclierley Farben bemalt sind, und Trommeln haben, nach deren Klange sie
singen und tanzen und ausserordentliche Geberden machen. Die Versammlung ant-
wortet chorweise auf das Singen der Priester, welche drey- oder viermal herumtanzen
und darauf plötzlich in den Wald fliehen, daselbst den Toja um Rath zu fragen. Die "Wei-
ber setzen die Andacht den ganzen Tag mit Heulen und Weinen fort; sie schneiden
ihre Töchter mit scharfen Muschelschiefern in die Arme , und sprengen das heraus-
fliessende Blut unter dreymaliger Anrufung des Toja in die Luft. Zween Tage her-
nach kommen die Priester wieder aus dem Gehölze zurück und der Tanz endigt sich
mit einer Mahlzeit, welche sie nach dreytägigem Fasten wohl nöthig haben. Das
Fasten aber war umumgänglich nöthig, weil sich die Götter nur denjenigen frey offen-
baren, die solches beobachten. Ihre Janas öder Priester sind zugleich Aerzte, und
noch über dieses die Räthe und Staatsbediente des Parausti. Bevor sie zum Priester-
thum kommen , müssen sie durch die Prüfungen einer strengen Zucht , welche drey
Jahre dauert, gehen, unter der Anführung anderer Priester, welche in den Geheim-
nissen der Religion unterrichten. ^Man übt sie durch Fasten, durch die Enthaltung,
durch die Eingezogenheit und durch die Beraubung der sinnlichen Vergnügungen.
Diese Völker haben Tempel, sie bedienen sich aber derselben nur, ihre Todten darin
beizusetzen , und dasjenige darin einzuschliessen , was sie kostbares in ihrem Leben
gehabt haben. Sie stecken auch an den Thüren dieser Tempel dasjenige, was sie ihren
Feinden abgenommen haben , als Siegeszeichen auf. In dem Höhlentempel des (allein
bei der Fluth hervorragend gebliebenen Berges) Olaymi (bei Melitot in Bemarin)
wird der Sonne im Wasserbecken eine Hirschhaut dargebracht". Bei den Floridanern
durften nur die Zauberärzte mehr, als eine Frau haben (nach Cabe9a de Vaca).
In Neu-Mexico finden sich neben schweifenden Apaches oder Shis-Inday (mit Na-
vajos oder Tenuai, Comanches, Mojaves, Hualapais, Yumas, Cosninos, Yampais) an-
sässigen Pueblos (mit Pimas, Maricopas, Papagos), daneben Unter-Californier (Cochimis,
Guaicuries, Pericues), sowie Nord-Mexicaner (in Sonora, Sinaloa, Chihuahua, Durango,
Cochuila, Nuevo Leon und nördlichem Zacatecas), als Ceris, Tiburones, Tepocas, Cahitas
und Sinaloas (mit Yaquis und Mayos) in Sonora, dann Cochitas, Tuvares, Sabaibos,
Zuaques, Ahomes in Sinaloa und (zerstreut) Opatas, Endeves, Jovas, Tarahumaras,
Tubares, Tepehuanes (in Chihuahua oder Durango), ferner Conchos, Acaxees, Xiximes,
auch Irritilas (auf der Hochebene von Mapimi), und Guachachiles, Huamares, Cazcahcs)
in Zacatecas oder San Luis de Potosi), neben (östlichen) Cassizas oder Garzas, Xanambres,
Pintos (bis zum Golf). Die Pimas (am Gila) und die Papagos, sowie die (sprachlich
verschiedenen) Maricopas bauen das Land, aber nicht (wie die Pueblos) Dörfer. Die
Jicorikas streifen im südlichen, die Apaches im nördlichen Theil von Neu-Mexico, die
(ackerbauenden) Navajos zwischen San Juan (im Norden) und Gila (im Süden), wie die
Moquis (südlich von den Yutas). Die Cheyennes oder Arapahoes streifen in Arkansas
(die Kayugues mit den Comanches). Nach Lane sprachen die Apaches, Lepan und
Navajoes Dialecte derselben Sprache. Die Apaches wurden aus dem Lande zwischen
Sonora und Chihuahua nach den Los Mimbres (der Sierra Madre) zurückgedrängt (von
den Spaniern), die vordringenden Spanier wurden (1688) über den Paso del Norte
zurückgeworfen, besetzten aber dann w^ieder das Land der Pueblos (bis zum allge-
meinen Verfall). Die Apaches tontos wohnen an der Quelle des Gila (in der Sierra
del Mogayen). Die Apaches bewohnen Chihuahua als Gilenos, Mimbrenos, Mezca-
lenos und Lipanes. Die Navajos-Apaches nennen sich Tinnai oder Menschen (wie die
Tinneh). Die (Dene-dindje und Apaches verbindenden) Sarcis (die vom Friedensfluss
nach den Saskatschewan gezogen, reden die Sprache der Black-feet, unter sich aber
SONORA. 821
das Dene. In der zwischen Bergen eingeschlossenen Ebene des Bolson de Mapimi
(zwischen Chihuahua und Durango) finden sich die Begräbnisshöhlen der Lipan
(s. Wislizenus). Die Ruinen der Ouemada liegen zwischen Zacatecas und Villanueva
(in Zacatecas). Neben den Zacatecas oder Cascanes wohnten (in Zacatecas) die Guachi-
chiles oder Huachichiles. Die Apalaches trugen die Schädeldecke der Feinde als
Trophäe (Herrera). So completely was she disguised by long exposure to the sun,
tattowing and costume, that he could not believe, she was a white woman, als Mr.
Grinnell (1856) Olive Oatman von den Apachen geraubt (1851), von den Mojaves los-
kaufte. The Cumanches call themselves Na-uni (live people). Die Comanches (mit
Yamparack und Tenawas) kamen vom Norden nach Texas (den Stamm der Kilchie am
River Trinity als Zauberer fürchtend). Die Lipan (in Texas) sind den Muscaloroes
(am River Puerco) und den Geratick (am Rio Grande) verwandt, verschieden von den
Tonkawa. Die Hitchie haben sich durch Zwischenheirathen gemischt. Die Caddoe
(mit Whacoes, Tawacanies, Aynies, Nabaduchores) kamen vom Red River (in Loui-
siana) ^ach Texas, und so sind die Cherokee, Shawnee, Delaware, Kickapoo Einwan-
derer (nach Burnet). Le Comanche, parle par des nomades apparus vers 1700, est
aujourd'hui repandus entre le Nouveau-Mexique et le Texas (s. Aubin). Los Indios
Yutas (s. Berlandier und Thovel) son los mismos que los Comanches ö Cumanches,
pues yuta eso quiere decir en la lengua de los Lipanes (Edward rechnet auch die
Pawnees hinzu). Die Sprache von Harno ist der der Pueblos verwandt, während in
den anderen sechs Städten der Moqui eine dem Aztekischen verwandte Sprache geredet
wird. Die Yaquis in Sonora wohnen zwischen dem Rio Yaqui und Rio Mayo (mit
den Mayos). Neben den Opatas wohnen die zu den Pimos gehörigen Papagos (So-
nora's) am mittleren Gila (unter schweifenden Apaches). In dem vom Rio Grande
durchflossenen Chihuahua (mit Arizona grenzend), wo sich (neben feindlichen Tarahu-
maros) Apachen und Comanches zusammen treffen, finden sich Ruinen am Casas-grandes-
Flusse oder San Miguel (und Ruinen erstrecken sich durch Arizona). An dem Zu-
sammenfluss des San Pedro und Gila findet sich die Casa de Montezuma (Chichilticale
oder rothes Haus). An der Confluenz des Salado finden sich Ruinen und alte
Wasserleitungen. Bei den Salzseen (südlich von Santa Fe) finden sich (zwischen Rio
del Norte und Pecos) die Ruinen von La Gran Quivira (s. Wislizenus). Nach La-
hontan bewohnten die Mirambees befestigte Städte an einem Salzsee. Tucayan lag
zwischen Quivira und Uraba. Die Tompiros grenzen mit den Llanos de Cibola ö
Zuiii (Salmeron). An den in den San Juan (zwischen Arizona und Neu-Mexico)
fliessenden Chelly und Chacoflüssen finden sich Ruinen im Lande der Navajos (zwischen
Zuni im Süden und Utah oder Platte im Norden). Die Ruinen des Chelly-Canon sind
in Klippen eingebaut. In den Ruinen des Chaco-Caüon findet sich ein Bogen aus
überkragenden Steinen. Von Szeukha (dem Propheten der Pirnas) ausgeschickt, bauten
die Hohocam (unter Sivano) die Häuser am Gila, und dann am Salt-river (bis durch
den Einfall zum Rio Verde vertrieben). Die Pirnas erstreckten sich vom Gila (ober-
halb der Confluenz mit dem Colorado) bis nach Sonora. Das Pirna gehörte zu den
Azteco-Sonora-Sprachen. Teo - Colhuacan war Hauptstadt der Tarahumaras. An der
Mündung des Santa Maria in den Colorado finden sich Höhlen mit Zeichnungen (s.
Möllhausen). Zwischen Colorado und Colorado Chiquito finden sich Ruinen (Sitgrea-
ves). Am Rio Puerco (Nebenfluss des Colorado Chiquito) finden sich Bauten und
auch Zeichenschriften. An den Klippen des Rio Zuiii (Nebenfluss des Colorado Chi-
quito) finden sich Inschriften. Im Zuni-Thal finden sich Bauten aus Stein in Lehm-
Mörtel. Am Arch-Spring (neben dem Pueblo-Dorfe der Zuni) finden sich Felsschriften.
822 INDIANERSTÄMME.
Die Topfscherben bei Alt-Zuni sind mit Fröschen und Kröten verziert (Whipple). Am
Ojo del Pescado (bei Zuni) finden sich Reste alter Ansiedlungen (s. Simpson) mit vier-
eckiger Estufa. Auf dem El Moro genannten Fels im Zuiii-Thal finden sich Inschriften.
Nach Erbauung der Casas Grandes am Gila schickte der von den aus der Fluth (unter
den Pimas) geretteten Sohö stammende, König Sivano (dessen Frauen Töpfe verfertigten)
seinen Sohn zur Gründung des Reiches am Salzsee, das nach dem Tode der in
einen Adler (der vor Nachstellungen zu fliehen hatte) verliebten Königin unterging.
Bei den Pimas erschlägt Szeukcha den menschenfressenden Adler. Bei den Moquis
ward ein heiliges Feuer unterhalten. Die (die Sonne durch Tänze verehrenden) Pueblos
halten ihre Rathsversammlungen (wie die Moquis) in der Estufa (oder dem Schwitz-
haus) ab. Die (den Gebrauch der Schwitzbäder liebenden Californier begrüssten Mor-
gens die verehrte Sonne durch Zuruf, Die Moquis in Arizona sind den Pueblos und
Zuiiis in Neu-Mexico verwandt. Nach den Moquis (in Aizina) flüchteten die fried-
lichen Ackerbauer und Hirten von dem Stein Crestone (am San Juan) in die Klippen
und Felsen. Die Sprache der (von den Pueblos verschiedenen) Moquis besitzt Verwandt-
schaft zum Aztekischen. Nach den Utes sind die Ruinen am Colorado von den
Moquis erbaut. Vom Gila zogen die Azteken über Huey-Colhuacan und dann durch
die Berge Tarahumara nach Chicomoztoc und Zacatecas (nachdem die Opatas in Sonora
zurückgeblieben). In Chihuahua finden sich Ruinen (mit Topfscherben) am Rio Casas
grandes) zwischen Janos und Galeana). Die Ruinen des Pueblo de ]\Iontezunia oder
Pueblo de Ratones am Chaco Messen Pueblo colorado oder Pueblo Pintado (Simpson),
neben den Ruinen von Hungo Pavie und des Pueblo Wege-gi , sowie der Pueblo
Chetho-Kette , Pueblo del Arroyo, Pueblo de Peiiasca blanca. Simpson verlegt die
sieben Städte von Cibola an den Rio de Zuiii. Coronado zog von Culiacan nach den
Ruinen von Chichilticale, am Rande der Wüste, und dann nach der am Fels gebauten
Indianerstadt Cibola am Rio Vermejo, und weiter von Tiguex (am Rio Grande) über
Cicuye oder Pecos nach Quivira. Unter den Stämmen Californien's, von welchen die
Shoshones (mit den Utah) durch die Sierra Nevada abgetrennt sind (in Idaho und
Nevado), wohnen im Norden : die Klamath, Modoc, Shastas, Pitt-River-Indians, Eurocs,
Cahrocs, Hoopah, Weeyot, Wallies, Talewalis, Rogue-River-Indians, in der Mitte : die
Tehamas, Pomos, Gallinomeros, Sanel, Socoas, Lamas, Socoas, Comachos, Ukiahs,
Gualalas, Lopillamillos, Mipacmas, Tyugas, Yolos, Colusas, Sonomas, Guillicas, Kani-
mares, Simbalakees, Petalumas, Wapos, Yachichumes, Mayacomas, Calojamanas, Caymus,
Napas, Ulucas, Suscol, Guenock, Tulkays, Sooollomillos, Suisunes, Pulpones, Tolenos,
Ullulatas, Bolanos, Tamales, Karquines, Matalanes, Salses, Quirotes, Ahwastes, Altahmos,
Romanans, Tulomes, Socoisukas, Thamiens, Gergecensens, Olchones, Rumsens, Eccle-
maches, Escelens, Achastliens, Mutsunes, Costrowers, Pitiaches, Talluches, Loomnears,
Amonces, Chowclas, Cookchaneys, Fonechas, Nookchues, Howetsers , Eemitches,
Cowiahs, Waches, Natoowthas, Chunemmes, Talches, Woowells, in Süd-Californien : die
Cahuillas und Diegueiios. Der Name California (den Einige von calida fornax wegen
der grossen Hitze ableiten) mag eher aus dem Missverständniss eines indianischen
Lautes, den die Spanier nicht richtig auffassten, entstanden sein, wie P. Venagas
meint. Eine chinesische Djonke litt Schiff"bruch am Point Greenville (i833)- There
is tradition among the Indians, that a Chinese or Japanese Jonk was wrecked years ago
on Clatsop-bay, south of the Columbia (s. Swan). 1857. Mit den Sudya- Völkern der
Palava, Yavana und Saka wurden die Tshina von den Brahmanen Indiens vertrieben
(nach Manu). Im Mahabharata finden sich (neben Darada) die Tshina-Kambodja (mit
Yavana). Nach Jesaias kamen von fernher die Sinim nach Babylon. China heisst
CALIFORNIA. 823
Matshin (das grosse Tshin) bei Persern. Die Sliina wohnen in Gilgit (in Dardistan\
Nach RadlofF findet sich der Xame Usün noch unter den Anwohnern des Issy-kul
(s. Richthofen). Die Bewohner von Ferghana (Hui-suin) waren vom Stamm der Sze
zurückgeblieben, welche gleich den Yue-tshi einst aus der Gegend der Yu-mönn-
Passage gekommen, daher von den angesessenen Völkern wesentlich verschieden waren.
Die Bewohner von Ta-wan hatten tiefliegende Augen und trugen Vollbarte. Das
gleiche ]Merkmal galt für die ansässige Bevölkerung von dort bis zu den Ansi. Auch
konnten sie in dieser ganzen Strecke sich mit einander verständigen durch eine domi-
nirende Sprache des geschäftlichen Lebens (zu Thang-Kien's Zeit). Kwei-shan-tshöng,
Hauptstadt von Ta-wan, wird mit Uratiübe identificirt (s. Richthofen). Die Yen-tsai
am Aralsee (zu Thang-Kien's Zeit) erschienen (blondhaarig und blauäugig) als Alanen
oder (bei den Chinesen) A-lan-na (Asi) zwischen AVolga und Schwarzem Meer (nach
Vivien de St. Martin) in westlichem Umwandlungen. Neben Fischfang (doch meist ohne
Böte) wird kleine Jagd (au/ Hasen, Kaninchen, Vögel, Insecten, auch Antilopen) geübt
^nd Ausgraben von Wurzeln (in Californien). Das Ansehen des Häuptlings ist so weit erb-
lich, alss ein Reichthum auf den Sohn übergeht. Die Todten werden verbrannt. Frauen
sind käuflich. Bei San Juan Capistrano stand das Bild des Gottes Chinigchinich in dem
A^anquech genannten Tempel. Die Stämme der Huixapa und Huixapapa wohnten bei
Santa-Barbara (in Californien). Die Olchones leben zwischen Francisco und ^Monterey.
Die Olowits (Olowedocs) wohnten auf der Ebene bei Stockton (in Californien). The
Shoshones (Snakes) occupy all the territory of the Great South Pass, between thc
Missisippi valley and the waters of the Columbia (Brownell) aud as Yampatickara (or
Root eaters) and Bonnacks the basin of the Great Salt Lake (with the Utah), the
Shirrydikas being the real Soshones (according to Ross). The word Modoc is a
Shasta Indian word and means all distant, stranger or hostile Indians (s. Steele). The
Modocs (known in their language as Okkowish) inhabit the Goose lake country (in
California). Aus dem Lande Ajachechak oder Tanam-anguna breiteten sich die Aleuten
über Unimak und Unalaschka nach Aljaksa aus (Wenjaminow). Die Thlinkeeten sind
von dem den Queen- Charlotten-Inseln gegenüberliegenden Festland in ihre Sitze ein-
gewandert. Die Tototins zerfallen in zwölf Stämme. Der von Etalapass geschaffene
Mensch wurde von Ecanam belehrt (bei den Chinnuk). Von den Kenai wohnen die
eigentlichen (Kenai-tena oder Thnaina) in der Halbinsel von Kenai (s. Dali). Die
Hunde- Abstammung erstreckt sich bis zu den Aleuten. Die von mittelalterlicher
Geographie verschiedentlich versetzten Cynocephali, entsprechen den Hunde-Djung
(Föng-tsiang-fu's oder Shensi's) in China (wie Chichimeken in Mexico). Durch den
Slave-Jargon, entstanden an der Confluenz des Tananah mit dem Yukon, verkehren
die westlichen Eskimo mit den Tinneh (s. Dali). Die Hoopah (am Trinity-Fluss) er-
hoben Tribut von den benachbarten Stämmen und die Chimalaquais zahlten denselben
in Fellen (Powers). Die Sprache der (in Snakes und Utahs zerfallenden) Soshones
gehörte (wie die der Comanches) zu Sonora. Die (hellen) Monquoy (Monkey In-
dians) leben (südwestlich vom Youta-Lake) in Bergfestungen (s. Wilkes). Die Deguthee-
Dinee (or Quarellers) erhalten Eisen von den benachbarten Eskimo (s. Mackenzie). Die
Knistenaux vertrieben die Beaver-Indianer (am Portage la Loche) und die angrenzenden
Slave-Indianer. Der Stör-See wird von den Hawoyzask oder Musquash (welche die
Sprache der Chippewyer reden, besucht (s. Long). An der Confluenz des Peace-river
und Columbia (mit den gleichsprachigen Atnah oder Chin grenzend) erstreckten sich
die Chepewyan bis zum Churchill (in Berührung mit den Knistenaux) und jenseits
desselben bis zum Saskaschewin (s. Mackenzie). Die Sussees am Sakachewan gehören
824 INDIANERSTÄMME.
ZU den Athabaskern. In den Legendenpfeilern der Haydah findet sich die genealo-
gische Abstammungslinie mit den Totem-Thieren der Vorfahren. Memelose tillicum
(dead people) who go about, talking the lord's language (through the teeth) in Shoal-
water-bay (s. Swan). Bei der Virilitäts-Ceremonie sehen die Knaben und Mädchen
ihre Tamanawos oder Tamahnavas der künftigen Bestimmung (in Shoalwater-Bay).
Die Mischin (Couse-rocks) sind Steimvandlungen des Häuptlings und seiner Frauen in
Long Island. Der alten Toolux (Südwind) nordwärts reichend, traf die Riesin Quoot-
shoi, die nachdem der aufgeschnittene Walfisch sich in den Donnervogel (Hahness)
gewandelt, beim Essen seiner Eier Menschen zeugte (nach den Chinuk oder Chehalis).
Im Osten reichten die Eskimo, die (1377) den Westbau der Normannen in Grönland
überfielen, von Labrador bis nach Neufundland. Die Eskimo, als westliche Eskimo,
ziehen sich am arctischen Ocean hin, vom Mackenzic-Fluss bis Kotzebue-Sound, dann
folgen die Koniagas vom Kotzebue-Sound, jenseits der Kaviak^Halbinsel, über Alaska
und Koniagan bis Atna-Fluss), weiter die Aleuten auf aleutischen Inseln, die Thlinkeet
oder Koloshen (Kaluga) zwischen Ätna und Nass, und die Tinneh oder Athabasker
(bis Hudson-Bay), als Chepewyan oder Athab'askans (von Hudson Bay bis Rocky
Mountains), Tacullies (in Neu-Caledonia), Kutschin (am oberen Yukon), Kenai (bis
zum Kupferfluss). Nach Richardson werden die Eskimo von den Hare-Indians ge-
fürchtet. Von den Knistenaux gedrängt, fallen die Chepewyer über die Eskimo her. In
Canada wurde das Rennthier (Caribu) nicht (wie in der östlichen Hemisphäre) gezähmt.
Das Uebernatürliche oder Nalussaerunek (der Nalussaerutok oder Klarseher) be-
greift die Beziehungen der (Menschen und sonstigen Naturgegenstände beherrschenden)
Inua (Inuk oder sein Mann) oder Eigner und die der Zauberei (Kusuinek oder Ilisinek)
der Ilisitsok oder Hexen ibei den Eskimo). Die mit Angakunek (Weisheitmacht) be-
gabten Angakok (Angakut) können im Verkehr mit unsichtbaren Mächten die Schutz-
geister oder Tornat (unter dem Tornarsuk) gewinnen, und dann (durch das Land der
Arsissut oder Seelen, über ein Eisrad im Abgrund, neben einem siedenden Kessel,
zwischen bewachenden L^ngeheuern und über eine Messerklingen-Brücke passircnd) in
der Tiefe des Oceans die alte Frau Arnarkuagssak (neben der mit stets fliesscndem
Oel gespeisten Lampe) von den schädlichen und schmutzigen Agdlerutit (ungeborenen
Embryonen), die ihren Kopf umflattern, befreien, so dass die Seeihiere wieder frei
zum Fischfang kommen (s. Rink). Der in der Einsamkeit lebende Kivigtok erwirbt
die Nalussaerutok, die Sprache der Vögel lernend. Durch Fasten der Mutter wird ein
Kind, das (an den Urin-Geruch gewöhnt) sich vor Verletzung jedes Hundes hütet,
zum Angerdlartugsiak (unter Zaubergesängen das Kayak besteigend) und kann beim
Ertrinken wieder belebt werden. Die Insassen des Umiarissat (Wunderboot) genannten
Umiak verwandeln sich in Seehunde. Von den (auf den Klippen wohnenden) Ingners-
suak begleiten die (wohlwollenden) Mersugkat oder Kutdlit (weiss mit rothen Augen)
die Bootleute, während diese von den Atdlit verfolgt werden. Den Kungusutariak
oder Innua der See werden Fuchsschwänze geopfert (als Meermenschen). Die Tunek
(Tornit) genannten Innua des Innern (mit Weisheit begabten Riesen) leben in ver-
borgenen Plätzen des Inlandes und gehen nur im Nebel auf die Jagd. Im Inland
wandern die Igalilik (mit einem Topf auf den Schultern) umher, sowie die blinzelnden
Isserkat, ebenso die Tarrayarsuit (Schatten) und Narrayaut (Dickbäuche). Die Kayarissat
(riesigen Bootsleute) verursachen Stürme. Die zwerghaften Inuarutligkat tödten schon,
indem sie ihr Wurfgeschoss gegen eine Person richten. Aus der See und in die
Höhlen führen Wege zur warmen Unterwelt der glücklichen Seelen (Arsissut) und
aus dem Horizont andere zu der (auch durch Fliegen erreichbaren) Welt des Himmels-
ESKIMO. 825
gewölbes, wo die Kälte und Hunger leidenden Seelen (Arssartut) im Nordlicht Ball
spielen (bei den Eskimo). Die Seelen der Abgeschiedenen (als Inua des Grabes)
machen sich durch Pfeifen oder in's Ohr singen bemerkbar (s. Rink). Die Imainak
Ingitsut (Andersgewandelte) können sich von ihrer Seele scheiden. Bei grossem
Kummer (Suilarkinek) kann sich die Seele vom Körper trennen. Dem Tarnerutok
(seiner Seele Beraubten) haben die Inua (die schreckbar in Lichtern erscheinen) seine
Seele genommen. Die Anghiak (heimlich geborene Kinder) verwandeln sich (zur
Rache) in böse Geister, wie auch die Abortus in Ungeheuer, die die Familienglieder
tödten. Die Erkigdlit sind oben Mensch, unten Hund. Neben dem Fabelwolf (Ama-
rok) findet sich unter den Ungeheuern der Kiliopak (mit 6 — lo Füssen), der Riesen-
wurm Kudglughiak, dann wunderbare Bären, Füchse, Hasen, Vögel u. s. w. Die
Schwester des Aningaut (Mann des Mondes) ist schön vorne und skelettartig hinten
(als Inua der Sonne). Die auf dem Wege zum ]\Ionde weilende Frau (Erdlaveersissok
oder Eingeweidereisser) nimmt die Eingeweide derjenigen, die sie zum Lachen gereizt
hat. Die auf der Eisjagd verlorenen Siagtut bilden die drei Sterne des Orion (als
Igdlokok's oder in Hälften getheilte Menschen). Vom Avingak (Wunder- Wiesel)
werden Amulette erlangt. Wenn in einem Hause gestorben, wird die Leiche aus dem
Fenster, wenn im Zelte, unter dasselbe herausgebracht (bei den Eskimo). Beim Passiren
von Klippen und Felsen u. s. w. wurde dem Innua ein Opfer (minguleterrinek oder
Aitsuinek) gebracht. Die Enthaltungsgebräuche bei Geburt, Begräbniss u. s. w. galten
den (das Wetter bestimmenden) Inerterrisok (als Innua der Luft, des Mondes u. s. w.)«
Das (nach dem Tode von Kindern im zarten Alter geborne) Kind Piarkusiak schützte
gegen Hexerei, und ebenso das unter Enthaltsamkeitsgebräuchen der Mutter aufgezogene
Kind Agdlerutighissak. Der durch den Angekok erzogene Kiligtisiak rief in der
Einsamkeit (unter Fasten) Tornarsuk an (in den Angakussarfiks genannten Höhlen
Steine reibend und in Morästen durch W^ürmersaugen Blut entziehend) und erhielt
da'nn (in Bewusstlosigkeit) seinen Tornak, sich als Angekok beweisend, indem seine
Füsse in den Felsen einsinken, wie in Schnee (bei den Eskimo). Die dem Angekok
Nachrichten bringenden Geister Ekungassok sind machtlos (und werden wegen ihrer
Prahlereien verlacht), wogegen der Grosse (poolik) Bär und Walros beschwört (von
dem Bär in die See geschleppt und dort von dem verschlingenden Walros wieder aus-
gespieen). Die meisten Innua (des Landes und der See) können den Tornak des
Angekok liefern, ebenso die Seelen der Kivigtut (Einsiedler), der Todten, der Thiere
(s. Rink). Im dunklen Raum (mit der Trommel) festgebunden, übte der Angekok
(unter Gesang) die Beschwörung (Torninek) des mit Lichtfunken und Getön manifestirten
Tornak oder den Ilimarnek (Geisterflug) , durch das Dach fortfliegend , worauf kein
Licht bis zur Rückkehr gemacht werden durfte. Die Atliaruseks leben in den Klüften,
als Gnomen. Als flackernde Feuer der Irrwische erscheinen unstät schweifende Seelen
in den Felsengeistern (den Wanderer irreführend). Die Vorfahren der Eskimo in La-
brador und die Tunneck (Tunnit oder Binnenländer in Grönland) wohnten früher zu-
sammen, bis die Letzteren aus Furcht vor Jenen flohen (s. Rink). Durch Reiben mit
dem Wetzstein der Innuarutligaks (Bergelfen) wird der Körper des Säuglings hart,
und später unverwundbar (bei den Eskimo). Die Angakok besuchen beim Ausfliegen
(nachdem gebunden) das fremde Land Akilinek. Die Eskimo fordern sich auf die
(satirischen) Nith-Lieder heraus. Die (Inuarutligak oder Inorusek genannten) Elfen
(der Eskimo) erneuern ihre Jugend fünfmal durch Inutsungnartok, d. h., indem sie sich
kopfüber in einen Abgrund stürzen [Hyperboräer]. Die durch Ofi'enbarung in der Serranek
unterrichteten Alten richteten die Serrat (um Gesundheit, Jagdglück u. s w. zu er-
826 INDIANERSTÄMME,
halten) oder Zaubersänge an die Vorfahren (bei den Eskimo). Die theils von Thiercn
erlangten, theils wegen ungewöhnlicher Form ausgewählten Arnuat oder Amulette
wurden durch Serrat geweiht (s. Rink). Der Eigenthümer des Pok (oder Sack) ver-
wandelte sich in das Thier, von dessen Fell er genommen war (bei den Eskimo). Der
aus verschiedenen Thieren zusammengesetzte Tupilak befähigte zur Verwandlung in
eins derselben. Zu den Imainak ingitsut (ungewöhnlichen Menschen) gehörte der (die
Seele ausziehende) Tarneerunek, der (klarsehende) Piodlingayak (Narr) und der (auf
dem Wasser wandelnde) Pivdlerortok (Wahnsinnige). Der Kigligtisiak war vom An-
gekok (auf seinen Knieen) zum Seher aufgezogen, und blieb (bei unvollendeter Er-
ziehung) ein Kilaumassok oder Nerfalassok, der verborgene Dinge entdecken konnte.
Die Angekok gebrauchen eine allegorische Sprache besonders durch Umformung grön-
ländischer Worte (s. Rink). Der (nach verschiedenem Wiederaufleben) gestorbene
Angekok erschien am fünften Tage als Geist. Durch die Angmainek genannte Kunst
nahm der Angekok die Eingeweide heraus und setzte sie gereinigt wieder ein. Die
Klarsehenden unterscheiden die gleich den Hexen am feurigen Athem erkennbaren
Angekok von diesen dadurch, dass sie keine schwarzen Arme haben. Der Angekok
verschafft gutes Wetter (Silagigsainek) und Jagdglück (Angussorsainek oder Pilcrsainek)
durch Versöhnung der Arnarkuagsak (der in der See lebenden Greisin) oder durch
Anrufen des Kivingak (Tornak der Eisberge). Der Sterbende wurde auf die Erde ge-
legt, um den Weg zur Unterwelt näher zu haben (bei den Eskimo), während die
Leichen von Uebelthätern zerstückelt wurden (bei den Eskimo). Ein Kind erhielt den
Namen eines verstorbenen Verwandten, um den Geist desselben zu beruhigen, und
musste sich besonders solchen Gefahren aussetzen , wodurch er umgekommen. — Wie
von dem Milieu im Allgemeinen, wird durch die von diesem gleichfalls wieder ab-
hängigen Natur-Erzeugnisse auch das Stammesleben bedingt , und wo die Flora nicht
den Uebergang zum Ackerbau ermöglicht, greifen die Thiere selbstthätig ein , wie die
Rennthiere des Nordens, die nach ihren Wanderungen die der Jäger nicht nur, sondern,
wenn gezähmt, auch der Züchter bedingen. Buft'aloes are a sort of roaming creatures,
congregating occasionally in huge masses, and strolling away about the country (from
east to west or from north to south), and the Mandans are sometimes (by this means)
left without any thing to eat, and being a small tribe, and unwilling to risk their
lives by going far from home in the face of their more powerful enemies, are oftcn-
times left almost in a State of starvation (wenn der Büffeltanz nicht hilft). For the
most part of the year, the young warriors and hunters, by riding out a mile or two
from the village, can kill meat in abundance, and sometimes large herds may be seen
grazing in füll view of the village (s. Catlin). Die geographische Configuration zeichnet
im Grossen und Ganzen die Vertheilung der Ansiedlungen oder der Streifgebiete vor,
in friedlichen oder feindlichen Beziehungen geschichtliche AVeiter-Entwicklung ein-
leitend. North and south of the great line of demarcation of the Southern-Pass (their
route from the ^Missisippi Valley to Oregon, between the Sweet- water mountains and
the Colorado) the Shoshonees extend. Vom Platte geht der Weg durch das Thal des
Sweet-River und South-Pass nach Oregon. Der Südpass führt vom Platte-Thal nach
Utah, der Lewis- und Clark-Fluss an die Quelle des Missouri, (der Yellow-Head-Fluss
beim Abfluss des Athabasca). Der Yellow-Head-Pass führt zwischen Athabasca und
Columbia. Der Pass am Unijah (Zweigfluss des Athabaska-Flusses) führt von den
Cheppewyan durch die Nauscud-Dennies zu den Tacullies am Fraser-Fluss. Am Be-
ginn der californischen Halbinsel zerbricht sich die Sierra nevada (in den „Lost moun-
tains"), indem sie (ausser der der Halbinsel folgenden Kette) die Sierra madre (des
CLIFF-HOUSES. 827
westlichen Mexico) bildet, während von den Rocky mountains sich (bei der Abzweigung
in Utah) die "Watsatch genannte Kette mit der Sierra madre vereinigt, und ebenso auf
dem mexicanischen Tafelland die grosse Cord^llere, die (als anderer Zweig) im Osten
Mexico's sich hingezogen. Sonora, durch den Fluss Fuerte von Sinaloa (mit Culiacan)
getrennt, wird durch die Sierra madre (im Osten) von Chihuahua geschieden. Die
Sonora und Sinaloa von Chihuahua und Durango trennende Cordillere (mit der paci-
fischen Küste parallel) verbindet sich mit der östlichen (Coahuila, Nuevo Leon und
San Luis de Potosi durchschneidenden Sierra Madre auf dem Isthmus von Tehuantepec,
und dazwischen erstreckt sich (von der westlichen Cordillere zum Rio Grande) die
Sierra Mimbre (sowie die Ketten von Durango nach Coahuila und die Jalisco's bis
San Luis Potosi). Von Santa Fe führt der Weg durch den Paso del Norte nach
Chihuahua. Die Ebene zwischen den Rocky Mountains und den Aleghanies oder
Apalachen verbindet den arctischen Ocean mit dem Golf von Mexico. Situated upon
the head-waters of the Hudson, the Delaware, the Susquehanna, the Ohio and the
St. Lawrence flowing in every direction to the sca, the Irokese held within their Juris-
diction, as it were, the gates of the country and could, through thcm, descend at will
upon every point (Morgan).
Die Region der zerstörten Klippenhäuser (deren Erbauer sich an die Vorfahren
der Moqui anschliessen werden) legen Zeugniss ab von dem Durchbruch der ,, nörd-
lichen Feinde" (als Athabasken), die im Weiterzuge der Apalachen zu südlichen wurden,
als die Diagonale von den Shoshenes zu den Comanches auch sie wieder trennte. Die
Apaches werden Quijamalat Togot (northern enemies) bei den Utah genannt, (weil von
den Athapaska nach Süden kommend. Die Chinimo (wise men), Erbauer der Fels-
wohnungen in Columbia (und von der Sierra nevada bis zu den Park-Bergen) starben
(nach den Uintah-Yute's) weil sie zu viel wussten. Die Utah füllen das Grand Basin,
von Columbia bis Colorado ausgedehnt, die Pai-Ute, Shoshones, Digger u. s. w. in
djalectischen Verwandtschaften einschliessend, und sind auch mit den (nach Art der
zerstörten Felswohnungen bauenden) Moqui (Pueblo, Zuiii u. s. w.) sprachverwandt,
sowie mit den Comanches, wie die Apaches mit den von Norden, als nördliche Feinde,
eingedrungenen Athapasken. Nach Osten berühren sie sich mit den feindlichen
Cheyennes; Arrapahoes u. s. w., sowie mit den Sioux im Allgemeinen. In den Pässen
des Park-mountain bei Pike Peak finden sich Festungswerke der Utah gegen die Arra-
pahos und Cheyennes. Die Felswohnungen am San-Juan River (southern Colorado)
wurden von den Utah den Moqui zugeschrieben. Die Moqui (in ihren auf Leitern zu
betretenden Terrassenhäusern) steigen zum Himmel empor auf Treppen (im treppen-
artigen Kopfputz der Idole angedeutet), während für die jagenden Wanderstämme die
Welt des Jenseits durch einen Abgrund von der hiesigen getrennt ist. Having intermarried
withs the Osages (in peace since 1806) the Sconzas are more and more closely approach
ing that people (in stature, features and customs) 1823 (Long). Mozombo sind die
aus europäischen Eltern in Brasilien Geborenen, Mameluck aus Europäer und Brasi-
lierin, Mulato aus Europäer und Negerin, Kuriboka oder Kabocles aus Brasilier und
Negerin, Kriolo von Neger-Eltern (s. Dapper). The inhabitants (of the Queen Charlotte
Islands, north of the New-Hebrides) have the crisp hair of the Austral negroes, with
regulär features and broad forehead (Angas). The people of New-Ireland and New-
Britain are black, with crisp , wolly hair and good figures and features (the hair is
black and curly in the Admiralty Islands). Als die Californier von St. Diego von
der Revolution gegen die Spanier hörten, erhob sich unter ihnen ein Häuptling, der
sie tyrannisch knechtete, als sie aber später hörten, dass an der Stelle des spanischen
828 INDIANERSTÄMME.
Vicekönigs Iturbide (1822) Kaiser geworden, verbrannten sie ihren Häuptling leben-
dig und erwählten einen Andern, um das Verfahren der Mexicaner gegen den König
von Spanien nachzuahmen, da auch ihr^ Fürst schlecht gewesen und drohten dasselbe,
in solchem Falle, mit seinem Nachfolger zu thun (Boscana). Eine lange hinsiechende
Kranke wurde durch den californischen Zauberer geheilt , der ihr die Bärenhaare aus
dem Magen sog, die ein Bär einst in ihrer Jugend ihr, während eines Schlafes auf
denselben gelegt hatte. Der Grossvater nannte bei den Californiern den Sohn, die
Grossmutter gab meist ihren Namen der Tochter. In den Temescal oder hot-air baths
wird in einer Grube die Lehmhütte (mit Oeffnung für Abzug des Rauchs und zum
Eintritt) erhitzt, und die schwitzenden Californier stürzen sich dann in den nächsten
Fluss, als Universalmittel gegen alle Krankheiten (s. Robinson). Wenn beim Tode
eines Vornehmen die Utahs keinen Gefangenen haben, so opfern sie ihm die Fremden,
die sich unter ihnen finden. In dem Pun-gun-Quell im Youab-Valley (des Salt-lSIoun-
tain) wohnt ein Kind, das mit Sonnenuntergang an die Oberfläche steigt und durch sein
klägliches Geschrei Leute herbeizieht, die dann in die Tiefe [der Lore-Ley] verschwin-
den. Die mit den (den Ahnahaways verwandten) Minnetarris, die (von dem Stamm der
Fall-Indianer am Saskaskawan) von Osten gekommen seien, zusammenlebenden Mandan
waren durch die Sioux aus ihren alten Ansiedelungen vertrieben (zu Lewis und Clark's
Zeit). Die Minnetarrees (am Knife river) kämpften mit den Snake-Indians (am Missouri)
Die Mandans (wie sie bei den Dacotas heissen) nennen sich Numangkake (Menschen)
mit Zufügung des Dorfes, woraus jeder stammt. Als Numank-Machana (der erste
Mensch) bei den Mandanen den Herrn des Lebens aus den schon gebleichten Knochen
wieder auferstehen sah, erkannte er ihn als seinen Vater (Neuwied). Die (1724) in
Dörfern an der Quelle des Kansas wohnenden Paducas zogen sich vor den Stämmen
des Missouri nach dem Platte zurück (s. Lewis). Die (mit den Tawakanoes gleichsprachi-
gen) Panis (am südlichen Ufer des Red River) treiben (neben Jagd) Ackerbau und
verhandeln den Ueberfluss an die Comanches oder Hietaus für Vieh (mit den Osagcn
kriegend) 1835 (s. Bromme). Die (ackerbauenden) Pawnees wurden durch die Osagen
aus Kanzas und Arkanzas zum Red River getrieben (s. Lewis und Clark). Zu Bourge-
mont's Zeit (1724) wohnten die Paduca zwischen Platte und Kanzas (mit Dotama,
Cataka, Castahana, Kiawa, Slaitan u. s. w,). Die Ottoes (deren Grabhügel sich bei
Indian Knob Creek finden) flüchteten unter den Schutz der Pawnees (s. Lewis und
Clark). Die Poncoras am Poncora-Fluss (in den Missouri fallend) und die Mahas
wurden durch die Sioux aus ihren Dörfern vertrieben. Die zu den Pawnee gehörigen
Ricaras zogen sich aus ihrer Ansiedlung am Missouri (unterhalb des Cheyenne) vor
den Sioux zu den Mandan zurück. Die mit den Knistenaux (zu Chepewyan gehörig)
verbundenen Assiniboin bedrängten die Mandan. The Caddoes, Jonies and Ahmaudakhas
have a tradition that they issued from the hot Springs of Arkansas, and from that went
to Red-river finally Coming to the Brazos. Das Volk der Arkansas, das die Hunde gött-
lich verehrte, pflegte am Gottesfeste Hundefleisch zu essen. Den dürre Maisblätter
tragenden Jungfrauen gegenüber, am Jahresfeste, standen die mexicanischen Priester
mit Honig auf den Lippen. Die vor den Europäern in America fehlenden Bienen
wurden durch den Kolibri ersetzt, indem er die von Honig lebenden Käferchen aus
röhrenförmigen Blumen sammelt (nach Müller). Die heilige Muschel der Omahaws
(von der Medicin- oder Wase-ish-ta-Bande getragen) liegt in unberührbaren Um-
hüllungen im Zelttempel (s. Yong). The mounds (near the Indian Knob) indi-
cate the position of the ancient villages of the Ottoes^ before they retired to the
protection of the Pawnees (Lewis). The Paduca-nation occupied the country between
BLACKFEET. 829
tlie Upper parts of the River Platte and the river Kanzas. Die Hügel bei Whitestone
River wurden (nach den Sioux) von grossköpfigen Zwergen bewohnt. Die Musquak-
kuik (Red Clay) oder Foxes und die Saukies (White Clay) am Fox-Fluss (Dialecte
der Algonkin sprechend) unterwarfen (nach dem Kreuzen des Missisippi) die (zu den
Sioux gehörigen) Jowas (wie sie im Bunde mit Sioux die Illinois unterworfen hatten).
Die Kickapoos (zwischen Illinois-Fluss und AVabash) gehören zu den Algonkin. Die
von jenseits des Missisippi gekommenen Mitchigamias hatten sich mit den (zu den
Algonkin gehörigen) Illinois (zwischen Missisippi und Ohio) oder Miamis verbunden.
Die (zu den Algonkin gehörigen) Shawanoes waren von den Sacs und Foxes aus-
gewandert, südlich von dem Ohio (nach Kentucky). Die Tracht der Back-Woodsmen
(bemerkt Wicd in Indiana) besteht in einer Nachbildung aller Moden der englischen
Städte. Die Schawanesen bestanden aus den Piqua, den Maguachake, den Kiscopocoke
(zu denen Elsquataway und sein Bruder Tecumseh gehörten) und den Chillicothe.
AVer bei den Sakis und Foxes die Heldenthat eines Pferdediebstahls geübt hat, be-
festigt an die Adlerfeder, die auf dem Kopf getragen wird, die Schwanzklapper
einer Klapperschlange (Neuwied). Die Sakis und Foxes scheinen stets alliirt gewesen
zu sein. Der indianische Name der Ersteren bedeutet: die aus dem Lande (0-Sauki)
zogen und der anderen : Rotherde (Red Earths), Miskwaki oder Muskwaki (Neuwied).
In Lower-Canada fanden sich Huronen, Abenakis, Mic-Mac und Iroquoisen, Caughna-
waga, im Innern von Quebec aus Labrador die Montaineux. Die Salteaux, Chipp oder
Ojibway of the lakes finden sich am Lake Superior, am Rainy River in Winnipeg,
am Red River. Westlich vom Red River, am Saskatchewan und Assineboine, sowie
dem Milk-River streifen die Black-feet (als Blackfeet proper, Bloods and Piegans) mit
Crees, Assiniboins und den aus Minnesota geflüchteten Sioux. All the tribes are
slowly preceeding towards the south (in Folge des Drängens der kräftigeren Stämme
aus dem Norden). Die Shoshonee von den Blackfeet (aus dem jetzt von diesen be-
setzten Lande verdrängt) trieben die Bonnack (aus dem Lande östlich vom Salzsee)
in die südwestliche Wüste. Südlichen Wanderungen sind die Shyennes, Kaiawas und
Comanches gefolgt. Die Sprachverwandtschaft findet sich in den von Norden nach
Süden zerstreuten Stämmen. Die mit den Flat-Heads und Shoshones, sowie den Mine-
tares (und Crows) kämpfenden Blackfeet (besonderer Sprache) sind von den (zu den
Sioux gehörigen) Assiniboins (mit Knistineaux verbunden) zurückgetrieben. Die Black-
feet rasseln mit Schellen , ehe sie rauchen (stecken die Pfeife nicht direct am Feuer
sondern mit einem verzierten Stocke an) und spucken aus, ehe sie trinken. Die
Blackfeet verehren die Sonne (Natohs). Einer der Blackfeet steckte in den Pfeifen-
anzündungsstock ein kleines Stäbchen, da ,,er Furcht vor dem Eisen habe und deshalb
die Pfeife mit diesem besonderen Stocke anzünden müsse" (Neuwied). Die Blackfeet
sind mit den Piegans, Blood-Indians und Fall-Indians (oder Grosventres am Missouri)
verbunden, sowie mit den von den Chipewyans abgezweigten Sircees (s. Southesk).
The Snakes are at war with the Crows and Blackfeet, and the Utahs with the Cheyennes
and Arrapahoes (s. Hurt). Die Flatheads leben im Kriege mit den Blackfeet, die
ihnen das Recht, am östlichen Abhang der Berge zu jagen, bestreiten. Die zu den
Snake-Indians gehörigen Shoshones ziehen sich nach der Bergquelle des Colombia
zurück, wenn bei den Büffeljagden auf den Ebenen am Missouri von den Pawkies oder
(den mit Flinten versehenen) Minnetarries vertrieben (Lewis und Clark). Die zu den
Tushepaws (Flatheads) gehörigen Ootlashoot wohnten an der Quelle des Missouri und
Columbia (zu Lewis' und Clark's Zeit). Beim Absteig folgen die Chopunnish oder
Picrced nose (am Kooskooskee). Die „Gates of the Rocky mountains" (where the Valley
830 INDIANERSTÄAtME.
of tliat river widens into an extensive piain as entering tlie cliain of mountains) ent-
sprechen der Beuge des Missouri. Die Tushepaws kamen zum Laclisfischen nach
dem Lewis-River (an der Quelle des Colombia) , von wo bis zum JeflFerson river (an
der Quelle des Missouri) die Shoshones lebten (Lewis und Clark). An die (zu den
Algonkin gehörigen) Schwarzfüssen oder Satsika (bis zum Felsgebirge), durch welche
die Schoschonen an der Quelle des Missoui-i verdrängt wurden, schliessen sich die Kcna
(Blood-Indians) und die Piekan, sowie die (später zum Plattefluss gewanderten) Arpa-
hoes (Minetaries des prairies oder Gros-Ventres des prairies) oder Ahni-Ninn und die (mit
den Athapasken verwandten) Sarsi oder Susee, nebst den (durch Sioux verdrängten)
Schiennes oder Istayus Chayennes (vom Winnipeg-See zum Schieme-Fluss gewandert).
Die den (mit Kanzas gemischten) Osagen oder Wasagi verwandten Arkansas oder
Quapaws (mit Quappos) und Ozarks kamen den Missisippi herab, um sich an der
Mündung des Missouri zu theilen. Die (mit den Missouri, Jowa, Otoe und Omaha
verwandten) Winibagoes (Winipeg oders Puant) oder Hochuagorah (Ochungaraw) wur-
den am See Michigan vom grossen Geist geschaffen (bei Green Bay oder Baye des
des Puants). Wie die Sprache der Jowa, Otoe und Missouri, bildeten die der Omaha
und Ponka, sowie die der Konza, Osage und Quapaw Dialecte des Winibagoes. Die
mit den Otoes (welche über das grosse Wasser gekommen) verbundenen Missouri (am
Platte-Fluss) wurden durch die Sauks und Füchse zerstreut. Bei Otoe, Missouri,
Jowa und Omaha fand eine Einwanderung von Norden statt. Von den mit den
Illinois (Männern) grenzenden Sauks und Füchsen (Saukie und Musquakkie) stammten
die Shawanoes. Die den (mit den Illinois grenzenden) Kickapus verwandten Saukie
und Musquakkie (Ottahgahmie), von denen die Shawanoes sich (in P'olge eines Streites)
abtrennten , trieben (von der Meeresküste gekommen) die Winebagoes nach Süden.
Zu den (mit den Riccaras oder Aricarra verwandten) Pawnies gehören die Wacos,
welche in der Sprache den Keechi und Witchita (mit den Yowoconees) gleichen.
Die Arkansas und Quahas sind aus dem Wasser hervorgekommen. Die Mandan oder
Numangkake kamen von der östlichen Seeküste. Die Menitaries (über das AVasser
gekommen) oder Grosventres (Biddahatsi-Awatiss) sind den Crows oder Upsarokas
(zwischen Klein Missouri und Yellowstone) verwandt. Manda oder Fasane heisscn
See-pohs-ka-nu-mah-ka-kee. Nach Pike sind die Winebagos aus Mexico eingewandert.
Die Sioux (mit Pawnes und Riccaras) sind aus Mexico eingewandert (nach Beltrami).
Die Assiniboins (Stone-Indians) oder Hohe (Hoha) trennten sich durch einen Streit
(wegen Frauenverführung) von den Janktonwannas (oder Sioux). Die Hohs gehören zu
den Sound-Indians, wie die Homanush (Hoeras im nördlichen Mexico), die Hokandikahs
zu den Shoshonen (Hohilpos in Columbien). Die nach Mexico wandernden Hohocam
stammten von der durch Szeukha (Heros der Pirnas) vom Riesenadler befreiten Frau (durch
östliche Nachbarn vom Rio Verde vertrieben). Die Knistinaux oder Gris nennen sich Nehi-
yawok (iyiniwok, les vrais hommes), in die Paskwawiyiniwok (Cris des prairies) und die
Sakawiyiniwok (Cris des bois) zerfallend. Die (zu den Algonkin gehörigen) Knistenaux
erstrecken sich von der Küste Labrador's (mit Eskimo grenzend) zum Elk-River (in Be-
rührung mit Chepeewyanes). Die chippewäyische Sprache wurde als Verkehrssprache von
den Stämmen an den Seen (bis Missisippi und Ohio) gesprochen (nach Long), verschie-
den von der durch Lahontan als die classische Sprache bezeichneten Algonkinischen.
Die muhhekanische oder moheganische und schawanesischen Sprachen (b. Edwards)
zeigen Analogien mit der Chippewäyischen. Die Alleghanies sind in Pennsylvanien
und Maryland am niedrigsten. Die den Ojibways sprachverwandten Swampies (in der
Hudsonsbay) gehören zu den Knistino (Naehiaok) oder Christinaux (Kricqs oder Wilde).
ALGONQUIN. 831
Kacli Schoolcraft waren die Algonkin (Algommequin) identisch mit den Nipissing
(Nipissirinien) oder Ojibways. Die Algonkin (mit den Ottawas) am Ottawa-Fluss
sprachen im Dialect der Montagnar (bei Tadoussac am Fluss Daguenay). Nach Charle-
voix bildeten die Nipissing am See Nipissing (an der Portage zwischen Ottawa-Fluss
und Lake Huron) den Stamm der Algonkin (s. Gallatin). Of the Algonkin tribes the
Shawnees confined the priesthood to one totem, but the greatest of their prophets
(Elskataway, the brother of Tecumseh) was not a member of this clan. Der zu den
Algonkin gehörige Bund der 'Sacs and Foxes hatte südlich von den Sioux den Missi-
sippi (zwischen River Desmoines bis Prairie du Chien), nach Westen zu, überschritten.
Die Algonkin-Stämme wurden bei den Irokesen als Roonaw (Ireni oder Menschen im
Algonkin) bezeichnet. Leute heisst innuit (bei den Eskimo), dinnie (bei den Atha-
pasker), inini (im Lenape-Dialect der Algonkin), Die Abenakenscr bewohnten die
Küste zwischen Neu-Frankreich und den englischen Besitzungen (XVIL Jahrhundert).
The Monacans, Mannahocks, Sasquesahonoks and other tribes, which environed the
Powhatan country, were so dissimilar in their language, that they could only communi-
cate by Interpretation (according to Smith). The great nations were subdivided into a num-
ber of smaller tribes, each subject to its own Werowance as king (s. Brownell) in Vir-
ginien (XVI. Jahrhd.). Bei der Gründung von Philadelphia (Coaquannoc) verhandelte
Penn (1682) in Pennsylvanien mit den Sachems der (zwischen Potomac und Hudson
wohnenden) Lenni-Lenape (original people) oder Delawaren. Bei Ankunft der Pilger
(der Gründer Plymouth's) in den May-Flower (1620) herrschte Massasoit über die in
Pocanokot, über die Wampanoag, (verbunden mit den Narragansett). Die Ansiedler
in Connecticut hatten mit den (zu den Mohegan gehörigen) Pequot zu kämpfen. Das
Hauptquartier der Irokesen lag (XVII. Jahrhd.) am St. Lawrence (bei Montreal).
Wie in Virginia sprachen die Indianer Maryland's algonkinische Dialecte. Die Dela-
waren und Ohio-Indianer wurden (durch ein Wampum) in dem Dreibund der Shawnees,
Mohickanders und Nanticokes (1757) bei Binghampton unterrichtet. Die Susquehannas
oder Andastes herrschten (in ihrer pallisadirten Stadt) über die Algonkin (1608). Die
Minquas bildeten den Hauptstamm am Delaware. Die Susquehannas wurden (1674) durch
die Senecas vom Chesapeake vertrieben. Die Delawaren wohnten (1643) am Delaware-
fluss, westlich zu den Minquas oder Susquehannas ausgebreitet in Pennsylvania, wo
Penn eine Colonie (1682) gründete. Die Susquehannock in Maryland, als Jamestown
gegründet wurde , grenzten mit dem Königreich Powhatan's. Jamestown wurde unter
Newport (1607) erbaut. Das kleine Volk der Michillimackinac flüchtete unter die
Erde, als die Ojibway nach dem Huronensee kamen. Am See Michigan wurden die
Muskoda von den Chippeway und Ottowa (aus dem Norden) vertrieben. Das Land
zwischen Missisippi, Redriver, dem Lake Winnepeg, Saskaskawan und Missouri fand
sich (1804) im Besitz der Sioux oder Dacota (am Missisippi). Im Gegensatz zu den
Weissen heissen die Indianer (bei den Dacota) Ikcewicasta (ikce, wild oder ungeschmückt).
Die Absaroukas (Crows) kämpfen mit den Sioux. Die von den Yankton oder Sioux
abgetrennten Assiniboin wurden als Hoha (Rebellen) bezeichnet (s. Gallatin). Die
Dacotah (Verbündeten) kamen (nachdem die Assiniboins von den Sioux sich abgetrennt)
vor den Feuerwaffen der Algonquin zurückweichend, vom Mille lac (Isantamde or
Knife-Lake) nach dem Zusammenfluss des St. Peters und Missisippi (s. Williamson).
Die Banden der Assiniboins sind (nach Neuwied) die Itschiabine (les gens des filles),
Jatonabine (les gens des roches), Otöpachgnato (les gens du large), Oatopabine (les gens
des canots), Tschantoga (les gens des bois), Watopachnato (les gens de Tage), Tanintaui
(les gens des osayes oder Knochen, im Canadisch-Französischen) , Chabin (les gens
832 INDIANERSTÄMME.
des montagnes). Die Medicinmänner vertreiben die Plagen des bösen Uakan Scliidja
(während als Schöpfer Uakan Tange verehrt wird) mit einer Rassel (Quakemuha).
Beim Essfeste muss Alles aufgegessen werden, und wer es nicht vermag, giebt die
Schüssel mit einem Stock einem Andern zum Ausleeren, der dafür ein Pferd erhält. Die
Winnebagoes (am Lake Michigan) hatten sich abgetrennt von den Sioux, zu welchen
ausserdem die Assiniboins, Osages u. A. gehören. Vor der Ankunft der Weissen in
America ,,a large band of Indians (Fisheaters) , who inhabited the lakes, being dis-
contented, concluded, that they would migrate to the South-West in pursuite of the
Buffalo" (nach Bean), worauf sie an verschiedenen Plätzen Winnebagos, Joways, Neu-
ta-che (Missouries), Wagh-toch-ta-ta (Otoes) genannt wurden (s. Neuwied). In Ver-
bindung mit den "Winnebagoes, die am Lake Michigan zurückblieben, kamen die
Osages aus dem Norden nach dem Kansas. Die zu den Abanic (Kabeyum oder
Westen) gerechneten Winnebagoes hatten den Missisippi von Westen nach Osten
überschritten (s. Schoolcraft). Die Winnebagoes (in Wisconsin) unternahmen (nach
Carver) Streifzüge nach Südwesten (bis Neu-Mexico der Spanier). Die Krihs, die sich
Nahiaak nennen, haben dieselben Spiele, wie die Assiniboins (die .sie Shahiape nennen),
als das Reifspiel (Testepinatoh-Etatt), das Rathe-Spiel (Etschon-Bineno) und das
Spiel mit kleinen Knochen und Nägeln (Oyahkanick-Metoh-Etack). Den Gebrauch,
die Todten auf das Gerüst zu legen , haben sie (nach Cass) von den Dacotas ange-
nommen (Neuwied). Vor dem Trinken sprengten sie einige Tropfen in die Luft für
die Verstorbenen.
Die bei (dem späteren Ort) Montreal das Land bebauenden Irokesen standen unter
der Herrschaft der jagenden Algonkin, bis sie sich von denselben unabhängig machten
und dann selbst im Kriege furchtbar wurden (s. Parrot). Die fünf Nationen anf der
Insel Montreal (1603) erhoben sich nach dem Siege über die Satanus oder Schaou-
nons gegen die Adirondacks (am Uttawa-Flusse bis Michillimakinac). von welchen sie
bis dahin unterdrückt waren (s. Long). Der alte Name der Wilden war Yendats, der
Name der Huronen kam ihnen daher, dass die ersten Colonisten, wie sie ihre Kopfe
auf eine so bizarre Weise aufgestutzt sahen, ausriefen : ,, Welche Strobelköpfe" und
sich gewöhnten, sie Huronen zu nennen (Neurohr). Den St. Laurence aufsteigend, fand
Carter (1534) die Wyandots bei Hochelaga (wo Monterey gegründet wurde), am Lake
Champlain mit den Irokesen zusammen grenzend. Auf der anderen Seite des St.
Lawrence wohnte das nördliche Volk der Montagnards oder Algoraeequin (von den
Quellen des Utawas her), die von den (früher verbündeten) Irokesen nach Westen ge-
trieben wurden. Die Shawnees und Delawaren flohen (1728) nach dem Ohio-Thal
(vor den Irokesen), wie schon früher die Leni-Lenape. Die Irokesen waren (bei
Montreal) den Adirondoc (oder Algonquin) unterworfen, von denen sie den Ackerbau
gelernt, und flohen (als ein Aufstand unterdrückt war) zum Seneca-Flusse (s. Morgan).
Die von den Chippeway stammenden Connecedagas (am Erie-See) sprechen eine aus
den Sprachen der Irokesen und Chippeway gemischte. Der Name Irokese wurde den
Agonnosionni (Hüttenerbauer) von den Franzosen gegeben, wegen des Wortes Hiro,
womit sie alle ihre Reden und von Koue das, je nach der Aussprachsweise, ein Aus-
druck der Freude oder Traurigkeit ist (s. Neurohr). Die Irokesen theilten sich in die
Cantone von Agnier, Onneyuth, Onontague, Goyoguir und Tsonnonthouam (XVII. Jahr-
hundert). Obwohl sich Alterthümer fanden, war (von Kentucky) Tennessee (als ge-
meinsamer Jagdgrund) unbesetzt, ausser von den Cherokee innerhalb des Tenessee-
Flusses (Chee-ra oder Feuer). Die wandernden Shawanees (aus Tenessee wurden unter
die Irokesen aufgenommen. Die Irokesen streiften aus dem Staat New-Tork bis zum
MOHAWK. 833
Missisippi (s. Rau). In each nation there werc 8 tribes, arrangcd in iwo divisions, as
wolf, bear, beaver, turtle and as deer, snipe, heron, hawk (among the Iroqiiois), the
deer and bear being the original tribes. Die ersten vier betrachteten sich als Brüder
und konnten nicht heirathen, ebenso die zweiten vier, während die Abtheilungen zu
einander nur in Verwandtschaft von Vettern standen. The wolf tribe (for instance)
was divided into five parts and one fifth of it placed in each of the five nations.
Between those of the same name, there existed a tie of brotherhood (the ties of con-
sanguinity). The office of sachem was hereditary in the particular tribe, in which it
ran, while it was elective as between the male membres of the tribe itself (Morgan).
When an individual was raised up as a sachem, his original name was laid aside and
that of the sachemship itself assumed. The nations were divided into two classes (upon
opposite sides of the Council fire). On the one side stood the Mohawks, Onondogas
and Senecas, who, as nations, were regarded as brothers to each other, bot as fathers
to the other nations. Upon the other side were the Oneidas and Cagugas (with the
Tuscaroras, w^ho in like manner, were brother nations to each other, but children to
the first three. Die Mohawk forderten Tribut ein von den Unterworfenen. Die
Häuptlinge« (chiefs) bildeten die (nicht erblichen) Räthe der Sachem. No individual
could obtain the absolute title to land, as* that was vested by the laws of the
Iroquois in all the people, but he could reduce unoccupied lands to cultivation, to any
extent the pleased, and so long he continued to use them, his right to their enjoy-
ment was protected and secured. He would also seil his improvements or bequeath
them to his wdfe or children (Morgan). Nach den Irokesen waren alle guten Dinge,
Thiere und Pflanzen von dem grossen Geist Hä-wen-ne-yu (dem Herrscher) geschaffen,
alle schlechten, bösen und giftigen von seinem bösen Bruder Hä-ne-go-ate-geh, der
die Hexen zu Freveln verleitete. Der gute Geist hatte als seine unsichtbaren Gehülfen
(Ho-no-che-no-keh) die Geister aller Dinge und Wesen geschaffen, als den mit dem
Donnerkeil begabten Heno, der Regen sendete (als Grossvater der Menschen), dann
Ga-oh (Geist der Winde), die drei Schwestern oder De-o-ha-ko (unsere Erhalter, als
die Geister des Korns, der Bohnen, der Kürbisse), die Geister der Quellen, des Feuers, der
Eiche u. s. w. Nachdem die Leiche (bei den Irokesen) auf ein Gerüst ausgesetzt war,
wurden davon die Knochen in einem Hügel zusammengelegt. Auf dem Grabe Hess
man zur Befreiung der Seele einen Vogel fortfliegen und der Sarg war mit einer
OefFnung durchbrochen. Als Heno (der Irokesen) im Niagara-Falle lebte, tödtete er
mit dem Donnerkeil die Schlange, die (in der Erde lebend) das Dorf der Cayuga mit
Krankheit verheert hatte. Nach den Irokesen bedurfte es des Tabaks zu einer Communi-
cation mit der Gottheit im aufsteigenden Rauch (Opferdampf der Griechen, Caroliner u.s. w.).
Da nach den Irokesen die erste Hälfte des Tages dem Grossen Geiste, die zweite den
Todten gehören, mussten religiöse Ceremonien um Mittag beendet sein (Morgens bei
den Buddhisten). Vor Beginn des Festes (bei den Irokesen) beichtete Jeder unter Er-
fassen des Wampum in der Sanundäthawätä genannten Versammlung. Bei Dürre war
die Sünde eines aus dem Volke Schuld am Zurückhalten des Regens. The Iroquois appear
to have had no idea either of the atonement or of the forgiveness of sin. Meritorious
acts neutralized evil deeds, but neither the one nor the other when done, could be re-
called or changed or obliterated, (wie im Buddhismus). Vom Busen der Mutter des Grossen
Geistes war (nach den Irokesen) das Korn entsprungen (s. Morgan). Krieg wurde im
Bunde der Irokesen beim Aufstecken eines rothen Tomahawks in jedem Dorfe erklärt,
Avorauf jeder dazu Geeignete Freiwillige zusammenrufen konnte, indem er am Kriegs-
pfosten (Gä-on-date) geschmückt seinen Kriegstanz hielt (s. Morgan). Nach dem Auf-
Bastian, America. ')o
834 INDIANERSTÄMME.
stand gegen die Adirondack (algonkinischen Stammes) von Montreal flüchtend, liessen
sich die Irokesen oder Ho-de-no-sou-nee am Seneea-Fluss nieder, imd ein Theil begab
sich zum Mohawk-Fluss, jenseits desselben das Dorf Gä-ne-ga-hä-gä (bei Utica) grün-
dend, als Mohawk. Durch Trennung liessen sich die Oneida östlich vom Oneida-See
und dem Onondaga im Onondaga-Thal nieder. Eine andere Abtheilung zerfiel in die
Cayuga, an der Ost-Küste des Cayuga-Sees und die an der Spitze des Cananduigua-
Sees sich ansiedelnden Seneca. Dann schlugen die Onondoga den Bund vor unter
Zusammenkunft der Häuptlinge im Norden des Onondaga-See's (s. Morgan). Die
Onondaga wollten aus der Erde (am Oswego-Flusse) entstanden sein und die Seneca
bei Nundawäo. Neben den mit der Civilverwaltung betrauten Sachems (und den
Häuptlingen) wurden zwei erbliche Feldherrn (für den Bundeskrieg) gewählt aus dem
(thürhütenden) Stamm der Irokesen, und zwei Tawannears aus den Wolfliorden und
Sonosowa aus den Schildkrötenhorden. Für alle kriegerischen Unternehmungen rief
der Vorschlagende beim Kriegstanz Anhänger zusammen. Die Honundeunt (Glaubenshalter)
überwachten die religiösen Feste. Die Seneca (zwischen den Seen Seneca und Eric)
bildeten (als Thürhüter des Langen Hauses) das erste Feuer. Den bei der Vertrei-
bung aus Carolina in den Bund der Irokesen aufgenommenen Tuscaroras wurden im
Lande der Oneida Niederlassungen cedirt. Dagonoweda aus dem Stamm der Onondoga
gründete in Gänuntaah unter den Häuptlingen den Bund der Irokesen als eine durch
Verwandtschaftsbande vereinigte Familie des langen Hauses oder Hodenosaunee (unter
50 Sachem mit erblichen Titeln in dem jedesmaligen Stamm unter den verschiedenen
Nationen). Die Onondoga bewahrten das Rathsfeuer und den Wampum , und aus
ihnen wurde Tododäho (Besieger der Cayuga und Seneca) unter seinen Nachfolgern
als der angesehenste Sachem (mit zwei Käthen) betrachtet. Neben den (die Hoyar-
nagowar genannte Klasse bildenden) Sachem, die (wenn nicht im Rath vereinigt) in
ihrer jedesmaligen Zahl die Stammesangelegenheit leiteten, standen die Häuptlinge oder
Hasehnowäneh. All military Operations were left entirely to private enterprise (ausser
den beiden Kriegshäuptlingen für Vertheidigung). Les Cris appartiennent, comme on
le prouve par l'identite du langage, ä la grande famille Algique, qui s'etend depuis Ic
Labrador jusqu'aux Montagnes Rocheuses et jusques sur les bords de la riviere Atha-
baskaw, et forment les tribus des Montagnais du Labrador, les Tetes-de-Boule du St.
Maurice, les Abenaquis, les Ottawas, les Algonquins, les Sauteux, les Maskegons et
enfin les Cris. Les difFerents dialectes de ces tribus semblent avoir la meme origine
par Tanalogie de leur langage. Connaissant un de ces idiomcs, il ne suffit que d'cn
entendre un congenere, pour se convaincre que le radical est ä peu pres le meme, et
que les principales regles de la grammaire se forment de la meme fa^on. Le mot cris
(en anglais cree) vient probablement de Kinistinok, nom qui est donne ä cette nation
par les Sauteux. Les premiers voyageurs, en entendant dire Kinistinok, auront bientot,
comme toujours, forme un nom plus court et plus facile a prononcer. De tous les
idiomes Algiques, c'est le cris et le maskegon qui offrent le plus de ressemblance.
On peut dire meme que c'est la meme langue, excepte pour l'accent et la manierc
d'appeler certaines choses. Le sauteux, l'algonquin et leurs congeneres different beau-
coup du cris par la prononciation, la desinence des pluriels et les differentes termi-
naisons du verbe. En sauteux et algonquin, la forme negative se double, comme en
fran9ais v. g. je ne le vois pas, en sauteux, on dit kawin ni wabamassi; mais en cris,
eile est simple , comme en anglais , v. g. I do not see, namawiga ni wabaraaw. Les
Pieds-Noirs, dont pourtant la langue est si diflferente, ont la meme forme, pour la
phrase negative, que le sauteux. Les Cris s'appellent dans leur langue Nehiyawok,
CRis. 835
mot dont la signification n'est pas certaine. Cependant il paraitrait que 9a veut dire
la meme chose que iyiniwok, les vrais hommes, les etres de prämiere race. Ils se di-
visent en plusieurs Landes. D'abord les deux grandes familles, les Cris des prairies
(Paskwawiyiniwok) et ceux des bois ou de la foret (Sakawiyiniwok). Ces deux familles
se subdivisent comme suit: pour les Cris de la prairie, il y a les gens de la rivi^re
(Sipiwiyiniwok) et les gens d'en bas (Mamikiyiniwok). Pour ceux du bois, il y a les
gens de l'Ile ä la Crosse (Sakittawawiyiniwok) et les gens du Rabaskaw (Ayabaska-
wiyiniwok). Les Cris des prairies sont plus nombreux que ceux des bois. Ils peu-
vent ä peu pres former une population de 15 a 16 mille ämes. Les Cris des prairies
demeurent en gros camps, sans cesse ä la suite de leurs ineffables buffalos, ne vivant
que de chasse et du benefice du hasard. Les Cris des bois, humbles chasseurs ou pe-
cheurs, vivent isoles par trois ou quatre familles, parce qu'une plus grande agglome-
ration ne pourrait trouver assez de chasse pour subvenir ä ses besoins. Les sauvages
de la grande plaine sont bien plus fiers et guerriers que ceux de la foret. Les pre-
miers ne le cedent pas en hardiesse, audace et effronterie aux fameux Pieds-Noirs,
leurs voisins et leurs ennemis. Les Cris des prairies habitent des loges ou tentes faites
avec le cuir du büffle, tandis que ceux des bois, le plus souvent, n'ont pour abri que
des cabanes d'ecorces ou de branches d'epinette. Les premiers parlent leur langue
avec beaucoup de purete et d'elegance; les seconds perdent de cette purete, en em-
pruntant quelque chose aux Maskegons (s. Lacombe). „Von denen so vielen Indianischen
Nationen, deren Capit. Smits und Dehaet gedacht, sind nur noch wenig übrig und
heissen auch dieser kaum einige so wie sies genannt. Wir finden bey diesem Scriben-
ten die Indianische Königreiche Segetago, Pahtiuntanux, Pocossum, Taughatanaxgnet,
Wabiggan, Nassaque, Maschecosqueek, "Wavvrigovek, Mothoquen, Wackcogo, Passa-
ranak und ihre Alliirte Aucocisco, Accominiticus, Passataquac, Aggowvan, Massachusct,
Naemkek. Von welchen allen nur die 2. Letzteren die neue Scribenten gedacht.
Die erste Nationen liegen Ostwerts (die Englische aber setzten sich in den Südlichen
Theilen Neu-Engellands), wohin Capit. Smith nicht gehandelt. Naemkek ist das Land,
so jetzo die Grafschaft Essex ausmachet. Das nächste daran war Massachuset, welches
der Ober-Colonie von Neu-Engelland den Nahmen geliehen. Wo jetzo SufFolk und
Middlesex, waren die meiste Indianer, und schienen sittsahmer als die andre, so vielleicht
von ihrem Handel mit den Europäischen Nationen herrühret, dann alles was überhaupt
Handlung halber dahin kam, triebe ihr Gewerb mit ihnen, und fischete aufF ihren
Cüsten. Gleichwie sie in ihren Sprachen, Manieren und Gewohnheiten von anderen
Indianern viel unterschieden, so hatten sie unter sich auch was besonders: von denen
wir verschiedene Meldung finden; als die Massassoit, so um Mount Hope in Neu-
Bristol gewohnet, die Pocassets in Plimouth, die Manimoys in Barnstable, die Nansets,
Mattachieses, Namaskets, so im Lande darinnen zwischen dem Fluss Providence und
Merrimack gewohnet. Die Narragantsets, um Neu-London herum. Die Pequots und
Wapenokes, mit denen sie meistens immer im Krieg begriffen. Die Marchicans, die
Sequems in Hampshire, etwa 20 Meilen von der Cüste, die Navasii und Horakasi
weiter ins Land hinein. Diese alle waren Inwohner des Landes um Connecticut. Die
Moratiggons nach dem Westen der Massasoits. Die Patuxets zwischen den Graf-
schaften Neu-Bristol und Neu-Londen. Die Maquas gegen dem Jorcker-See zu, an
der West-Seite des Connecticuts: die Meneglus und andere Ostwerts. Diese besondre
Nationen hatten einen noch generaleren Nahmen Armonchiquois, die von Norembegua
aber hiessen Etechemins. Doch machte jeder Sachem oder Segamore, der nur ein
Gebieth von 8 oder 10 Meilen in die Länge hatte, sein Land zu einem Königreich,
53*
836 INDIANERSTÄMME.
und nannte seine Nation änderst. Diese Segamores waren ihre Krieg^-Capitaine (aus
den edelsten Geschleclitern erwählet. Jedes seine Herrschaflft gieng gemeiniglich l)is
an eine Bay oder Fluss. Beim Ausspruch eines Segamors beruhete alles in ihren
öffentlichen Versammlungen.' Bissweilen wurden auch ihre Pfaffen und Wahrsager,
die zugleich ihre Aertzte, um Rath gefraget. Ihre Segamores herrscheten despotisch.
Tapfferkeit adelte einen Mann, und war weiter kein Unterscheid unter ihnen, als ein
Behertzter und ein Bärnhäuter. Ihr Kleid waren Bären- Wolffs- und andrer Wilden
Thieren Häute, so sie im Sommer ab, des Winters aber wieder anlegten. Ihre Speise
war Mahitz, Fisch und Vögel. Ihre Waffen waren Bogen und Pfeile, (mit Fisch-
beinen an statt der Messern scharff gemacht). Ihre Fahrzeuge waren Kahne aus einem
Baum-Klotz, mit Feuer ausgehölet. Einige hatten keine beständige Wohnung, sondern
es lebten 8. bis lO. Hausshaltungen beysammen in einem beweglichen Zelt zu desto
bequemeren Fischfang, nach Art der Tartaren, von denen sie sollen entsprossen seyn.
Doch es ist nur eine Muhtmassung, von geringer Gleichheit ihrer Sitten mit jenem,
woraus doch schwehr was zu erweisen, als wie America zuerst bewohnet worden.
Etliche hatten Wohnungen oder Wigwams in Städten von Plählen und Schilfmatten,
das Dach mit Baumrinden belegt, darinn vor etliche Familien Raum, indem sie gantz
nicht zänckisch, sondern Freunde der Gesellschafften (s. Vischer).
Tupis (den Tapajos oder Waldmenschen gegenüber), als Tupinambas, durch welche
die Tupinaes (Besieger der Quinimures) vertrieben waren, lieferten (bei Bahia) See-
gefechte (1531), dann nach Pernambuco ziehend, und den Amazonas nach Westen bc-
fahrend bis zur Colonie Tupinamba-rana oder das unächte Tupi-Land [Haussa bokeu]. Zu
den Ges oder Cran am Rio Tocantin (in Goyaz) gehören Cayapos, Chavantes u. s. w.
Die Guck oder Coco (zwischen Rio de Janeiro und Bahia) stammen (mit den Cariri,
Carapotes u. s. w.) aus dem Gebirge der Gujana (und der Serra Borborema). Unter
den Cren oder Gueren (zwischen Parahiba und Rio de Contas) wohnten die (mit den
Puris, Coroados und Malalis kämpfenden) Aimures oder Botocuden auf der Serra dos
Aimures (und Serra do Espinha9o). Die Tupinambas (als Vorfahren der Tupis) im
Norden Brasilien's, zogen (bei Besiedlung von Bahia, Sergipe nnd Pernambuco) nach
dem Amazonas ab (1560) und verbreiteten durch Unterwerfung dortiger Stämme ihre
Sprache. Bei späteren! Vordrängen der Portugiesen (seit 161 5) zogen sie sich in die
BergM'älder des Innern zurück. Die Tapuyas (por varias provincias do Brazil, princi-
palmente pelas do Maranho e do Ceara) erstreckten sich (nach Freire) bis Cap
St. Augustin. „Ehemals waren die Aymores im höchsten Grade furchtbar für die
schwachen portugiesischen Ansiedelungen, bis man sie späterhin mit Nachdruck angriff
und in die Wälder zurücktrieb, wo sie heut zu Tage unter den Nahmen der Boto-
cuden leben. In Southey's history of Brazil und in der Corografia Brazilica findet
man Nachrichten über die Verheerungen, welche diese Wilden zu verschiedenen Zeiten,
besonders zu Porto Seguro , S. Amaro, Ilheos u. s. w. angerichtet haben. Von den
Aymores, die ehedem am Flusse Ilheos gewohnt haben, existirt nur noch ein kleiner
Rest: ein Paar alte abgelebte Personen, die unter dem Namen Guerens am Flusse
Itahype oder Ta'ipe sich aufhalten. Aber noch immer weckt der Nähme Aymores
oder Botocudos bei den europäischen Ansiedlern Empfindungen von Abscheu und
Schrecken, weil diese rohen Menschen allgemein in dem Rufe stehen, Anthropophagcn
150T0CUDEN. 837
zu sein. Den Namen Botocudos haben sie von den grossen Plolzpflöcken , womit sie
Ohren und Lippe verunstalten; denn Botoque bedeutet im Portugiesischen ein Fass-
spund. Sie selbst nennen sich Engeräckmung und hören es sehr ungern, wenn man
sie Botocudos nennt. Ob sie gleich von der Küste verdrängt worden sind, so blieb
ihnen demungeachtet noch ein weiter Strich undurchdringlicher Urwälder zum ruhigen,
ungestörten Zufluchtsorte frey. Heut zu Tage bewohnen sie den Raum, der sich
längs der Ostküste, jedoch mehrere Tagereisen vom Meere entfernt, vom 15. bis zu
19)^ Graden südlicher Breite ausdehnt, oder zwischen dem Rio Pardo und Rio Do9e
liegt. Sie unterhalten von dem einen dieser beiden Flüsse bis zum andern eine Ver-
bindung längs der Gränzen der Capitania von Minas Geraes; näher an der Seeküste
aber findet man einige andere Stämme, die Patachos, Machacalis, u. s. w. Westlich
dehnen sich die Botocuden bis zu den bewohnten Gegenden von Minas Geraes hin aus;
]SIawe verlegt ihren äussersten Wohnplatz an die Quellen des Rio 0090 nach S. Jose
da Barra Longa. Ueberall, in Minas sowie am Rio Do^e, führt man Krieg gegen sie ;
in früheren Zeiten waren besonders die Paulisten (Bewohner der Capitania von
S. Paulo) ihre unablässigen Feinde. Am Rio Grande de Belmonte findet man bis
Minas Novas hinauf die Gesellschaften der Botocuden, die hier in ungestörter Ruhe
leben. Jede Truppe hat ihren Anführer (von den Portugiesen Capitam genannt), der
nach Verhältniss seiner kriegerischen Eigenschaften mehr oder minder in Ansehen
steht. Nordwärts am rechten Ufer des Rio Pardo zeigen sie feindliche Gesinnungen;
ihren Hauptsitz haben sie jedoch in den grossen Urwildnissen an beyden Ufern des
Rio Do9e und des Belmonte. In diesen Wäldern schalten sie ungestört, und am
Flusse S. Mathaeus streifen sie noch zuweilen bis nahe an die Seeküste hinab. Dies
sind die Gegenden, welche heut zu Tage diesem Stamm zum Wohnsitz dienen. Ihre
frühere Geschichte, wovon wir einige Notizen in den Werken der Jesuiten und anderer
Schriftsteller finden, die Southey in seiner History of Brazil zusammengestellt hat,
zeigt, dass sie immer zu den rohesten und wildesten der Tapuyas gerechnet und sehr
gefürchtet wurden; dieses Urtheil von ihnen findet man auch noch in den gegen-
wärtigen Zeiten bestätigt" (Neuwied). Zu Soarez' Zeit (1589) gehörten die Tamoyos,
Papanazes, Tupiniquin, Tupinaes, Amoipiras, Tupinambazes, Pitogoares, Caites zu den
Tupis, aber diese oder die bei Vasconcellos genannten Stämme, als die zuerst mit den
Entdeckern in Berührung gekommenen, sind jetzt (wie von Martins bemerkt) fast
gänzlich verschwunden, während sonst das Indianergeschlecht in den dichten Wäldern
Brasilien's mehr Schutz gefunden hat, als die dem Untergang geweihten Indianer der
nördlichen Union (oder die Australier). The Douttagalla tribe has now only one member
left (in Australia felix) bemerkt Haydon (1848). Die Tasmanier gingen bald darauf
unter. Die 1631 in Sad-Pedro-do-Rio-Grande begonnenen Missionen vereinigten die
„Indios Guaranis, Tupes e Charruas" in den Encommendas (von wo der Handel be-
trieben wurde). Antes e depois d'establecidas as missoes naö discontinuarao os Pau-
listas de fazerem armadas entradas nas terras para cativarem Indios que repartiaö entre
si, e os vendiao como escravos" (und nachdem die Jesuiten ihre Indianer dagegen be-
waffnet hatten, „commandarem uma multidao sem conto d'Indios contra osHespanhoes
e Portuguezes que assignalavao os limites das terras pertenecentes as duas Coroas").
„Nicht selten befriedigte sich der fromme Eifer der apostolischen Seelen- Eroberung,
indem er, ohne Rücksicht auf die nur unsicher festgestellten Grenzen harmlose Indianer
überfiel und in weit entlegenen Ortschaften mit ganz fremden, ja ursprünglich feind-
lichen Familien vermischte" (beim Näherrücken der spanischen Missionen am oberen
Orinoco und in ]Maynas mit den portugiesischen am Solimoes und Rio Negro). In
838 INDIANERSTÄMME.
den jesuitischen Missionen Bolivien's ^var Alles so sehr geregelt, „iit secundum morem
in Bolivia traditum conjuges Indiani media nocte sono tintinabuli ad exercendum coitiim
excitarentur (s. Keller-Leuzinger). Die aus den früheren Missionen zerstreuten (als
Lootsen zwischen Maranhao und Para dienenden) Nord-Tupis (in der Provinz Para am
Rio Tury-a9U nach Westen und Norden, in der Umgegend von Para und Canieta,
auf der Insel Marajo und am Amazonas) sprechen den Dialect der allgemeinen Lin-
gua geral (s. v. Martius). Die früher in Aldea's wohnenden Ost-Tupis (von der Ilha
de St. Catharina bis zur Mündung des Amazonas) oder Tupinambas sind in Mischun-
gen aufgegangen. Die Süd-Tupis (in Parana, Rio Grande do Sul bis Montevideo)
zogen sich aus den Reducciones , wo sie als Guaranis (Carios) vereinigt waren, in das
Innere Brasilien's zurück. Die Central-Tupis (am Tapajoz) streifen zwischen Tocantin
und Madeira (mit Apiacas, Cahahybos u. s. w.). Die West-Tupis fielen als Chiriguanos
in Peru ein (1430). Die Tupi sprechenden Stämme Brasilien's wohnen besonders
zwischen Tapajos und Xingu (sowie in Chiquitos), am mittleren Parana, einzeln an
der atlantischen Küste, und am Amazonas (mit den Mischlingen der Mundrucus\ Die
Lenguas oder Guaycurus wohnen zwischen Parana und Paraguay, die Parexis zwischen
Parana und Madeira. Die (statt auf der Hängematte) auf einem Gestell oder Girao
schlafenden Ges oder Cran wohnen am Tocantin. Die Cren finden sich zwischen
Parahiba und Rio das Contas (mit Botocuden, Coroados, Puris und Malalis). Die
Guck oder Coco erstreckten sich bei Bahia und Pernambuco (mit den Manaos am Ama-
zonas). Die Miranhas wohnen am Rio Negro (und Uaupes). Die Tecuna bewohnen
die Ufer am obern Amazonas. In Guayana finden sich neben Cariben die Arowaken.
Die Nord-Tupis begreifen (nach v. Martius): i) Taramembes, Teremembes, Tre-
membes, was Wanderer, Vagabund bedeuten soll, ist ohne Zweifel ein Spottname.
Man findet ihn auf Indianer angewendet, die auf dem Continente der Provinz Parä
zwischen den Flüssen Tury-a9Ü und Coite wohnten. Aldeirt wurden sie in der Villa
de Sobral und in N. Senhora da Con^eicäo d'Almofalla (in Cearä), wo noch Abkömm-
linge von ihnen vorhanden sind. 2) Die Nhengahibas, Niengahüvas, auf der Insel
Marajo , sind wahrscheinlich von den stammverwandten Bewohnern des Festlandes so
genannt worden, um anzudeuten, dass sie die gleiche Sprache sprechen; also Sprach-
männer, gleichsam : unsere Leute, (wie auch die Deutschen von Thiuda, Volk, genannt
sein sollen). 3) Pacajas, Pacajazes wohnten auf dem Festlande, um die Insel Marajo.
Ebenso nach Acuiia's Anführungen. 4) Die Apantos. 5) Die Mamayamas, Mamaya-
mazes. 6) Die Anajäs, Anajazes. Und alle diese Horden oder Familiennamen sind
wahrscheinlich identisch oder gehören zusammen mit den 7) Guayanas, Guayanazes.
Von diesem Stamm- oder Hordennamen, der aber auch 24 Grade südlich, bei S. Vin-
cente, gegolten haben soll, wird der Name der Landschaft Guyana abgeleitet. Nach
der mitgetheilten Etymologie wäre das Wort verdorben aus Cua-apyaba, mit Federn
bekränzte Männer. 8) Die Cambocas oder Bocas lebten an der grossen Südwasserbay,
östlich von der Mündung des Tocantins, wxlche davon Bahia oder Bocas hiess. Sie
wurden aldeirt in Melga90, Veiras und Portel. Eben so verschollen wie sie sind
9) die Tocantinos, Tucantinos und 10) die Tochi- oder Cuchi-uaras, welche beide den
Tocantins herabgekommen sein und an seiner Mündung gewohnt haben sollen. 11) Ja-
cundas, südlich von der Quelle des Rio Capira. 1 2) Vielleicht sind auch die Cupinharos
(Cupi-n-uaras = Ameisenmänner) als ein Haufen der Tupis anzuführen [Myrmidonen]. Sie
sollen noch jetzt südlich von S. Pedro d'Alcantara am Tocantins im Zustande der Frei-
heit hausen. Als die Bewohner der dichten Urwälder an den Mündungen der zahl-
reichen Flüsse jener Gegend werden auch die 13 j Uanapüs und Taconhapes genannt,
Tupis. 839
dann Juuruna (Schwarzgesicliter). Weiter gegen Westen wohnten ehemals noch mehrere
Horden dieses Stammes , auf welche unter andern die freilich unkritischen Berichte
Acunna's hinweisen. Es gehören hieher die Namen: Cachig-uaras, Cuchi-uaras, Curig-
ueres, Cumayaris, Guacui-aris, Guac-ares, Yacuma-aras, Aguayras, Canisi-uras, Paca-jares
jenes Schriftstellers. Von ihnen allen begegnet man am Amazonas keiner Spur mehr.
Das Wort Ymira-yares oder Ibira-yares, welches auf vielen älteren Karten er-
scheint, bedeutet in der Lingua geral Holzmänner, Waldherren (Ibyra-uara), also keine
Nationalität. Dazu kommen Omaguas. Von den Süd-Tupis werden einbegriffen (s.
V. Martius): i) Die eigentlichen Guaranis-(in denen früher die Horden der Arachanes,
der Mbeguds und der Caracaräs, d. i. Sperber-Indianer, unterschieden wurden) wohnen
ausserhalb des Reiches. Die übrigen stammverwandten Horden sind verscheucht
oder im Verkehre und in der Vermischung mehr oder weniger verloren gegangen.
Es lassen sich von ihnen anführen : 2) Die Patos, ehemals ein Fischervolk an der Lagoa
dos Patos. 3) Die Minuanos, ebenfalls ehemals an der Lagoa mirim und dos Patos
wohnhaft. Ihre Reste haben sich in die Wasserscheiden zwischen Rio Pardo und
Ibicuy zurückgezogen. 4) Die Tapes, Tappes, Tapis. Sonst in den Fluren von Monte
Video und nördlich bis über den Uruguay verbreitet, und gefährliche Nachbarn. In
den sieben spanischen Missionen zwischen Ybicuy und Uruguay wurden Glieder dieser
Horden aldeirt. 5) Pinares oder Pinaris, südlich von den Quellen des Uruguay. 6j Die
Guaycanans, Gunhanäs, Guauhanäs, Guannanäs, in den Campos de Vaccaria der Provinz
Rio Grande do Sul. 7) Die Biturunas, Piturunas (Schwarzgesichter oder Nachtmänner)
südlich vom Rio Curitiba. 8) Die Guarapü-ava oder Japö in den s. g. Campos de
Guarapuava und aldeirt in Castro. Bei den Central-Tupis (s. v. Martius) werden von den
in dem bezüglichen Territorium genannten Indianern die folgenden zu den Tupis ge-
rechnet: i) Die Apiacas. 2) Die Uyapas oder Oropias, eine von den vorigen wenig
verschiedene, zerstreut unter ihnen wohnende Unterhorde. 3) Die Cahahybas, Caa-
üvas, Cabaivas, Cayowas (bei Castelnau), welche mit den Vorigen in Feindschaft leben.
4) Die Mitandues (Kinder). 5) Ababas (Männer). 6) Die Temanangas (weibliche Ver-
wandte). 7) Die Tapirapes. 8) Die Pochetys. Die West-Tupis begreifen (b. Martius) die Chiri-
guanos, Sirionos, Guarayos. Zu den Ost-Tupis (als Tupinambas) gehören (s. Martius:
i) Als eine getrennte Horde darf man die Tamoyos, Tamojös, d. i. die Grossväter,
betrachten, so von ihnen selbst genannt. Sie wohnten südlich von jener Horde in den
Küstenwaldungen von Ubatuva bis S. Vicente. Abkömmlinge von ihnen sind in der
Aldea da Escada (Prov. von S. Paulo) katechisirt worden. Diejenigen, welche sich
als die Abkömmlinge von den Tamoyos ansahen, nannten sich selbst Temiminos.
2) Tupiniquins, Tupinaquis, soll „die benachbarten Tupis" bedeuten. Unter diesem
Namen werden Indianer, welche zuerst in Porto Seguro wohnten, aufgeführt. Im Jahre
161 9 versetzte Martim de Sä eine Colonie derselben nach Mangaratiba, Marambaia
und Itaguahy in der Provinz von Rio. Auch in Belmonte, Camamü, Valen^a wurden
sie aldeirt (Spix undMartius, Reise II, 677). Sie alle sind aber ihrer Nationalität und Sprache
verlustig. 3) Tupinäs, Tupinaes, Tuppynäs werden in den portugiesischen Berichten
westlich vom Reconcavo de Bahia, am Rio Peruagua9Ü, in Sergipe d'El Rey u. s. w.
genannt. Wenn die mehrfach angegebene Deutung des Namens richtig, so hätten
sich die einander feindlichen Tupi-Horden gegenseitig Tupi-n-aem, d. i. Tupis maos
oder perversos, die Schlimmen oder Verkehrten genannt. Unter diesem Namen schei-
nen Jene begriffen, welche im letzten Decennium des 17. Jahrh. besonders zwischen
den Flüssen Vaza-Barris (indianisch: Irapirang) und de S. Francisco sich so feindlich
gegen die Ansiedler erwiesen, dass man mehrere blutige Feldzüge gegen sie eröffnen
840 ixdianerstäm:me.
musste. In der Provinz Sergipe d'El Rey sind Abkömmlinge von ihnen noch so
häufig, dass man 25,000 Köpfe indianischer Ra9e zählt. 4) Obacatuaras, zusammen-
gezogen aus Oba oder Iba, catu und Uara, d. i. gute Waldmänner, wurden, viellciclit
im Gegensatze zu den Vorigen, Tupis, als Verbündete genannt, welche auf den Inseln
des Rio de S. Francisco wohnten. Ihre Abkömmlinge sind gegenwärtig grösstentheils
in der Villa de Propiha, in der Jesuiten-Mission Mornim und längs dem Rio de S.
Francisco, in den ehemaligen Capuziner-Missionen ansässig. Kleine Horden desselben
Stammes waren: 5) Die Chocös oder Chucurüs, die zuerst am Rio Pajehv'i, in Alagoas,
wohnten, und in der Aldea von Ororoba, jetzt Symbres (Prov. Pernambuco), aldcirt
wurden ; und 6) die Icö , am Rio do Peixe , in der Provinz Rio Grande do Norte.
7) Poty-uaras, Pito-uaras, Potigares, Pitigares, bei Lact Peti-guäres. Dieser Bei- oder
Spottname wird verschieden erklärt: Krebs- oder Tabakspfeifen-Männer, von Poty,
Krebs, Krabbe, oder von Pita, der sogenannten Aloepflanze, Fourcroya gigantea,.aus
deren ausgehöhltem Blüthenschaft die Tupinamba ihre grossen Tabakspfeifen bereiteten.
Nach einer andern Erklärung hätten sie sich den Namen nach einem Anführer beige-
legt. Sie wohnten vorzüglich in Parahyba do Norte, Ciara und von da nördlich bis
zur ehemaligen Comarca de Cuma in Maranhäo. Nach den Wortproben, die, in der
Bahia de Trai^äo (oder Acejutibirö) gesammelt, sich von Lact aufbewahrt finden,
sprachen sie den gewöhnlichen Dialekt. Unter dem Namen der 8) Caetes, Caitcs,
Cahetes führen die älteren Berickte eine Horde auf, die vielleicht von ihren Slanim-
genossen selbst als ,, Waldmänner" (von Caa-ete, der hohe oder Ur-Waldj bezeichnet
wurde, indem sie nicht wie die Poty-uaras am Seegestade, als Fischer, sondern in den
Wäldern als Jäger lebten. Caetes wurden jene Wilde genannt, welche i. J. 1554 den
Bischof von Bahia mit allen seinen Begleiten ermordeten und auffrasscn, als sie an der
Küste von Parahyba do Norte Schiffbruch gelitten hatten. 9) Andere Haufen, die
weiter nördlich in Ceara hausten, wurden Guanacäs, Jaguaranas, d. i. Onzen-Indianer,
Quitarioris und Viatanis (Viatans) genannt, und die Cahy-Cahys in Maranhäo, welche
im vorigen Jahrhundert blutige Raubzüge zwischen den Flüssen Pindare und Monim
ausführten, sind vielleicht versprengte Reste jener ehemals am Seegestade sesshaftcn
Tupis. 10) Unter dem Namen Tobajares, Tobbajares, Tupajaros, Tupajaras finden
sich Tupis in dem nördlichsten Theile von Ceara, in Maranhäo und auf der Serra
Ipiapaba verzeichnet, Abkömmlinge von ihnen leben in Paco do Lumiar und in
Vinhaes auf der Insel Maranhäo, in der Villa de Mon^ao und längs dem Rio Itapi-
curü, alle ebenfalls ihrer Nationalität verlustig. Dass Tobauara in der Tupisprache
,, Schwager" bedeute, wird mitunter angeführt. Der Name Tabajaris kommt unter
denen der Indianer in der Gujana vor (am Rio Caura), welche Humboldt aufgezeichnet
hat. Vielleicht sind Reste dieser Horde die Guajojaras, die an den Quellen des
Rio Mearim in Freiheit leben sollen, und die Manaxos (Manajos), ebenfalls frei am
Mearim und im Districte von S. Bento dos Pastos bons, westlich vom Rio das Balsas
bis zum Tocantin; aldeirt in Vinhaes. Zwischen Rio de Janeiro und Bahia unterscheiden
sich a) Nationalität der Goyatacas: i. Coropos, 2. Paraibas, 3. Cachines, 4. Canarins,
5. Maxacaris, 6. Capochös, 7. Cumanachös, 8. Patachos, 9. Panhames, 10. Macunis,
II. Monoxös. b) Nationalität der Crens: 12. Botocudos, früher unter dem Namen der
Aymores bekannt, 13. Puris, 14. Coroados, 15. ]Malalis, 16. Ararys, 17. Xumetös,
18. Pittas. c) Nationalität der Ges: 19. Camacans, 20. Mongoyös, 21. Meniens, 22. Ca-
tathoys, 23. Cotoxos, dann 24. Kiriris und 25. Sabujäs, welche, zugleich mit den Pi-
menteiras, einer weit über das Gebiet, von dem hier die Rede ist, verbreiteten Natio-
nalität angehören, und zugleich mit vielen andern unter dem Namen der Guck oder Cocos
DIALECTE. 841
begriffen werden (s. Martins). Neben den Gnaycurus (amParaguay) finden sich die Calian, die
Parexis in der Serra de Parexis (mit Guatos), die Chamicocos am Rio Preto. Am Guapore
und Nachbarschaft finden sich die Tamarares, Puchacas, (Pujacdz, Pacaja, Baccahas), Mo-
quens oder Mequens, Patitins, (Patetens, Patetui), Guariteres, (Ouariteres), Aricorones,
(Urucurynys, Aricorany oder Aricorumbis), Lambys, Cautarios, (Cautarüz, Caturias,
Cutrias), Pacas-novas (Pucanova), Itenes, Sarumos, Burapaia. In der Provinz Alto
Amazonas finden sich die Caripunas (mit Pamas oder Muras), am Tapajoz die Xacu-
ruina, Birapa^apara, Mucuris, Arinos, Urupuyas, (Oropias oder Arapium), Uyapäs oder
Uyapes, Maturares. In S. Paulo finden sich Tupiniquin, Tamoyos, Carijos, Goyanas,
(sowie Bugres, Game u. s. w.). Bei Rio de Janeiro wohnten Tupis (als Tamoyos,
Tupiniquin und Papanajes) und Goianas. Unter den Gcs (in Goyaz) sind die Cayapös,
Chavantcs, Cherentes und Chicriabas als der südliche, die Ges im engeren Sinne,
Crans und Acroäs, als der nördliche Ast des Gesammtstammes zu betrachten (s. Martius).
Die Masacaras, Aracuyas, Pontas, Geicös und Gogues sind Bruchstücke derselben Völker-
familie, die in den portugiesischen Niederlassungen des Innern von Bahia, Pernambuco
und in Piauhy aldeirt wurden, und zugleich mit ihren ursprünglichen Sitten auch ihre
Sprache wesentlich verändert, oder gänzlich verlernt haben. Zu den eigentlichen Ges
oder Cran kommen (westhch von Araguaya) die Carajas (in Goyaz). Im Gebiet des
Paraguay wohnen die (zu den Payagoas gehörigen) Guaycurus, Cahan, Parexis, Guatos,
Chamicocos, (dann Tamarares, Puchacas, Moquen, Patitin, Guariteres, Aricorones, Lambys,
Cautarios, Pucanova, Ilcnes, Sarumos, Burapaia, Xacuruma, Birapa^ara, Mucuris, Arinos,
Urupiujas, Uyapas, Maturarcs u.s. w.). In Para und Alto-Amazonas finden sich die Stämme
der Bös (Bus), Amaniüs, Pussetis, Guanapüs, Pacajäz, Tacanhopes, Tacuhunos, Ajn-
nages, Curiarcs, Cuzaris, Javipujäz, Ouaruaras, Araes, Guapindois, Bacahiris. Am
Tapajoz finden sich die Stämme der Uarapäs, Guaiajaz, Tapicures, Periquitas, Suari-
ranas, Sacopes, Uara-piranga, Parapitatas, Arinos und Juruenas, Jacuruinas, ^Mucuris,
Maturares, Parexis, Bacahiris, Cabixys, Cautarios, Puchacas, Jacare-uäras, Mambarehis,
Jumas, Parentintins, Araras mit Apiacas und Mundrucus (neben den Mauhes). Im
Stromgebiet des Rio Negro finden sich Manaos, Bares, Mepuris, Cariay, Banibas,
Uirinas, Uaupes, Izannas, Arecunas, Paravilhanas, Pauixana (am Yupura), Atorais,
Uabixana (am Rio Branco). Ausser den Piras und Carapanas finden sich als Unter-
Abtheilungen der Uaupes die Qucianas, Tarianas, Ananas, Cohens, Piraiurus (fish's
mouth), Pisas (net), Tapuras (tapir), Uaracus (fish), Cohidias, Tucunderas (ant), Jacamis
(trumpeter), Miritis (palm) Omauas, Mucuras (opossum), Macunas, Taiassus (pig), Ti-
jucos (mud), Arapassos (Woodpecker) , Tucanas (Toucan), Uacassas (heron), Desannas,
Ipecas (duck), Gis (axe), Coua (wasp), Coraoro (Green ibis', Banhunas, Tatus (arma-
dillos), Tenimbucas (ashes) am Rio Negro (s. Markham). Die Sioux zerfallen in die
Ogalallas (mit Ke-ax-as, Waz-az-e und E-tach-e-cha) , Ishangos, Minneconjons, Jank-
tonnais, Tetons, Ohanapas und Warpeton (s. Brackett). Die Dzunganen, Turgut, Khos-
hod und Turbet bilden die Durban-oirad oder vier Verbündeten (unter den Mongolen).
Von den (nach den Mandan) östlich vom Wasser gekommenen Minetares trennten sich
im Streit um einen Büffel die Crows ab. Die Guaicurus (Cavalheiros am Paraguay)
reden Dialecte des Tupinambas. Das Rothwälsch der Meniens hat (nach v. Martius)
Worte aus der Sprache der mit ihnen vermischt lebenden Neger aufgenommen. Es
wird von den Cayapos vorzugsweise bemerkt, dass sie mit geschlossenem Munde aus
dem Kehlkopf sprechen (s. von Martius). Bei den (der Haut Eiguren aufmalenden)
Muras (am Madeira) rudern die Frauen mit den Männern. Die (zu den Guck oder
Coco gehörigen) Cayriri sprechen die Kiriri-Sprache. Die in ihren Böten (oder Igaras)
842 INDIANERSTÄMME.
Igaruanas genannten Nhengahibas (auf der Insel Marajo) mitsollten sich mit den Tupi-
nambas. Die Cayapos leben in Goyaz, Sao Paulo und Minas Geraes. Die Tamoyas
(von Cabo Frio bis St. Paulo) kämpften in Canoen. Die Mundrucus (mit Tupis ge-
mischt) zwischen Madeira und Tapajoz, besiegten die Muras (am Madeira). Die Boto-
cuden nennen sich selbst Endgerekmoung und die Botocuden oder Aymures (der Serra
dos Aymures) Wessen Nac-nanuk oder Nacporok (Söhne der Erde). Puri lieisst bei
den Coroados ein Räuber (v. Martins). Die Coroados (den Malalis verwandt) wurden
von den Guaycurus bekämpft. Die den Kopf abplattenden Omaguas oder Cam-
pevas am linken Ufer des Amazonas (zwischen Tamburagua und Putumayo) kämpften
(wie mit den nördlich angrenzenden Tacunas) mit den Curinas am südlichen Ufer.
The Caribs or Galibis (calling themselves Banares or a man Coming from bcyond tlic
sea) are designated by a patch of arnotto on their foreheads (Dalton) in Guiana. The
Caribs resemble the Asiatics (of Ceylon). Nach Spix gleichen die Cariben den Chi-
nesen. Cariboca ist der Nachkomme von Neger und Indianer in Brasilien. Riemer
unterscheidet in Surinam die Caraiben als Adel, die Indianer als Bürger, die Wa-
rauer als Bauern (i8oi). Die von den Coroados abgetrennten Puris trugen (wie die
Ges) ein steiffes Band unter den Knieen und oberhalb des Fussgelenkes. Nachdem
Tamoi den Guarayos (unter den West-Tupi) den Ackerbau gelehrt, zog er nach
Osten. Die Ges erproben die Kraft durch Tragen eines schweren Holzstammes.
Marsiba ward als guter Geist, Yarfa als böser Geist von den Goajiros verehrt. jNIitten
im Zelt des Königs hängt die den Tapujern heilige Kürbissflasche mit Kenturah-
Steinen und Titscheyouh-Früchten, da nur im Tabaksrauch eine Darbringung gemacht
werden darf, zu Orakeln (s. Franciscus). Der Dialect der Caraiben (die sich aus den
Tupi zwischen die unterworfenen Horden eingeschoben) ist aus einer weitausgedehnten
Sprachvermischung hervorgegangen (nach Martins). In langen Kähnen (Maracatim)
mit der grossen Zauberklapper am Schnabel (Tim) hätten die Tupis die Küsten der
Guyanas bis zum Isthmus von Panama befahren. Gleich den Warraus in Surinam
(Malayen der Sunda und Papuas in der Humboldtsbay) bauten die Girauaras (Pfalbauten-
Männer) ihre Hütten auf Pfosten im Wasser. Die Caziken hiessen Porocoto am Rio
Tapajoz. Die von den Caraiben angegriffenen Bewohner der Antillen gelten als Taini.
Nach Petrus ^lartyr war die Insel Madanina (^Martinique) nur von Weibern bewohnt,
die zeitweis die Canibales bei sich aufnahmen, aber nur die Mädchen behielten (die
aufgesäugten Knaben den Vätern zurückgebend). Die mannhaften Weiber (am Amazonas)
begünstigten (nach Acunha) zeitweis die Guacaras mit ihrem Besuch (Söhne zurück-
gebend). Nach der Sage am Amazonas wohnen die Curhaeta imenu cyma (Weiber
ohne Männer) auf dem unzugänglichen Gebirge Icamiaba oder Jacamiava (mit der
Quelle des Rio Nhamunda). Barazo kannte Amazonen bei den Tapacures. Die In-
dianer des Amazonasgebiets bewahren als Erbstücke die Ita ybynibae oder grünen
Steine aus Sausserit (Jade) oder Nephrit (Punamu der Neuseeländer), als Arzneisteine
(Ita-po9anga) oder Amazonensteine. Ihre Lagerstätte und Bearbeitung bleibt unbekannt.
Auch die Caraiben der Inseln besassen solche Steine (Tlima paracoua balou balou,
geglättete, weit aus dem Continent) und die Weiber unterscheiden die wirksamen Ta-
coulaoua (Itacurao oder Zaubersteine im Tupi) von den unächten oder Maconabou
(s. Martins). Die Galibis (Cariben) in Cayenne nennen sich selbst Calina. Der Paje
(Bogayer) oder Semetti (Zemi auf den Antillen) beobachtete (bei den Arowak) die
Gestirne, besonders den Orion (Warubussi), das Siebengestirn (Wijua), den Beginn des
neuen Jahres (um die Monde oder Katti zu zählen) verkündend, wenn er früh nach
Hahnenschrei das Sternbild wieder hervorkommen sieht. Durch Benennung schützt er
AROWAKEN. 843
gegen Krankheit und Unglück, da ein nnbenannter Arowak (Marikai) den Einwirkun-
gen des bösen Dämon Jawahu (Jemao auf Hayti) oder Jawaliu zugänglicher ist. Alle
schlimmen Ereignisse sind feindliche Handlungen des Yawahu und es giebt so viele
böse Dämone (Jawähunu), als Plagen auf den Menschen einwirken, und er von Teufeln
besessen sein (jawahüssiaen) kann. Um sie fern zu halten, verkehrt der Zauberarzt
mit ihnen in der Einsamkeit. In stillen, sterndunkeln Nächten hört ihn die Gemeinde
aus dem Walde schreien, um sich die Kräfte gegen Krankheiten zu verschaffen (Ibbi-
hiddikoana) und aus dem Geklapper der Feuersteine (Kalekku) in der Maraca (Zauber-
klapper) zu prophezeien (auch Träger historischer Mythen, die den Jünglingen erzählt
werden). Die Arowak stammen (wie die Frauen von Kulimina) von Kurruiruma,
mit Wurekaddo (in der Nacht arbeitend) und Emisiwaddo (gleich den Ameisen in der
Erde bauend) vermählt. Als Schöpfer wird Aluberi von den Arow^ak verehrt. Als
Kurvirumany einst auf die Erde kam, und die Menschen so böse fand j dass sie ihn
tödten wollten, nahm er ihnen das fortdauernde Leben und gab es den (wie Schlangen
und Eidechsen) häutenden Thieren (s. Schomburgk). Die Sprechweise beider Ge-
schlechter ist oft verschieden (bei den Arowak). Dieser Unterschied tritt nicht sowohl
im Gebrauch ganz verschiedener Worte, als in der Flexion desselben Wortes hervor.
Die im XVIII. Jahrhundert die Colonisten (zwischen Santarem und der Barra do Rio
Negro) anfallenden AVilden wurden Pora-tendis (Kinderräuber) oder Ceta (Viele sind's)
und dann Pariguis genannt, als Stamm (das Tupi redend) 1775. Am Kampf Orellana's
(1542) mit den Canuris (am nördlichen Amazonas) betheiligten sich streitbare Weiber.
Nachdem der gute Geist Macunaima (der bei Nacht arbeitet [Po]) die Erde mit den
Pflanzen geschaffen, kam er aus der Höhe herab, stieg auf einen Baum und warf in
den hinströmenden Fluss abgehauene Rindenstücke, die sich in Thiere verwandelten.
Dann wurde der Mensch erschaffen , der (aus dem Schlafe erwachend) das Weib an
seiner Seite fand. Der böse Geist (Epel oder Horcueh) erhielt die Oberhand. Macu-
naima schickte die Fluth. Der im Corial Entflohene (als die Maiskolben bringende
Ratte das Ablaufen der Wasser bewies) warf Steine hinter sich (bei den Macusis),
um die Erde wieder zu bevölkern (Schomburgk). Zum Schutz gegen Mosquito be-
streichen sich die Macusis mit Rocou-Farbe. Nach Natterer erbauen die Macusis in
dem Flurlande ihre Hütten bald viereckig, bald kegelförmig, im Walde aber nur
konisch. Alle Indianer schreiben besondere Zauberkräfte den Haaren, Federn, Zähnen,
u^d Klauen gewisser Thiere zu, weil sie glauben, dass die Erneuerung oder das Wie-
derwachsen nur durch eine höhere Macht verliehen sei und darum von solchen Thei-
len, wenn sie gesund sind, auf andere Wesen übertragen werden können. Animalische
Theile kranker Individuen sind (aber keine Heilmittel, sondern^ gefährlich für die,
mit denen man sie in Verbindung bringt. Die vielfach an der Mündung des Rio
Negro ausgegrabenen Todtenurnen wurden von den Turumas verfertigt. Wie bei den
Arowaken in Demerary und Essequibo, muss (bei den Araycu am Solimaes) der Jüng-
ling für die ihm schon als Kind bestimmte Braut noch vor der Verheirathung jagen
und alle Sorgen als Hausvater tragen (s. Hilhouse). Der Stamm der Aruac oder Aro-
wak (in Guyana) zerfällt in 27 Clans (nach Hilhouse), die keine Ehebündnisse unter
sich eingehen, sondern in einander heirathen, indem die Mutter die Stammfolge auf-
recht hält. Die Aruac begraben in einem ausgehöhlten Baumstamm oder Corial (Kahn)
unter. der Hütte. Das Todtenfest wird abgehalten, wenn bei eingetretener Reife der
jNIandioca-AVurzel, Material für das nöthige Getränk (Paiwari) vorhanden ist, worauf
die Nachbarn durch Gedenkschnüre (Ikissihi), deren Knotenzahl die Tage angiebt,
eingeladen werden. Wenn bei der Bewerbung (unter den Arowak) das Mädchen noch
844 INDIANERSTÄMME.
nicht das gehörige Alter erreicht hat, so übergiebt der Schwiegervater dem Bräutigam
meistens eine Wittwe oder älteres unverheirathetes Weib aus der Familie, die nach
der Verheirathung mit der eigentlichen Braut in das Verhältniss einer Magd zurück-
tritt. Der Bluträcher (Kanaima) streut (bei den Macusis) dem Schlafenden das Pulver
des Wassy-Giftes auf Lippeii und Nase. Sonst verfällt er (von der Familie abgeson-
dert) in Monomanie, im Schlupfwinkel auf seinen Feind lauernd (im Thicrfell mit be-
maltem Körper) und als Ausgestossener für vogelfrei erklärt, dass ihn jeder Indianer
im Walde tödte. Auch der Tod eines an Krankheit Gestorbenen wird einem unbe-
kannten Kanaima zugeschrieben (nach Rieh. Schomburgk) und durch Sieden der ab-
geschnittenen Daumen und kleinen Finger sucht man in der Richtung des Ueberkochens
den Aufenthaltsort des Feindes zu erfahren. Die der, Pya-aiba (das böse Herz) ge-
nannten Alienation verfallenen Indianer (unter den Coroados und Puris in Minas
Geraes) brechen plötzlich (nachdem sie lange blass und einsilbig umhergegangen) in
Wuth und Mordlust aus (in Folge von Verhexung), Begegnende anfallend und heulend
Todte aufgrabend (nach IMartius), oft epidemisch. Nach Dobrizhoffer kam diese Passion
(unter den Abiponern) nur bei der Horde Nakaiketergehes vor. Das abgeschwächte
Tfeilgift führt nur eine transitorische Lähmung herbei und dient dem Indianer, um
Thiere zur Zähmung abzurichten, besonders Affen. Das junge Nabelschwein (gegen
dfessen Fleisch indess bei manchen Indianern ein Vorurtheil herrscht) lässt sich ohne
Mühe aufziehen und vertritt zuweilen, wie der Tapir, an Orten mit sumpfiger Nach-
barschaft die Stelle des zahmen Schweines. Oft findet man in der Hütte des Indianers
ebenso viele gezähmte Affen (alle Gattungen der amerikanischen Affen, ausser den
Brüllaffen), als Menschen (meist zur Zähmung aus dem Neste mitgenommen). Um
einen erwachsenen Affen für den Haushalt zu erwerben , wird er mit einem Pfeilchen
(dessen Gift verdünnt ist) leicht verwundet, im Zustande der Bewegungslosigkeit ge-
fangen, durch grosse Gaben von Kochsalz wieder zum Leben gebracht [Wiedergeburt],
und so lange in der Hütte wohlgefüttert gehalten, bis er sich an die Nähe des Herrn
gewöhnt (nach Martins). Die Arecunas graben (nach Aussaugung der Wunde) die
betäubten Affen bis an den Hals in die Erde , beleben ihn durch Zuckersaft und
wickeln ihn dann in Palmblätter fest. Bei späterem Ausbruch der AVildheit, wird er
jedesmal in den Rauch gehängt (nach Schomburgk). Die Indianer lehren den Papagei
sprechen. Die Murururus (mit Aexten aus Stein und Pfeilen aus Gräten) hingen (bei
Hochwasser) ihre Hängematten an die Gipfel der Bäume. Die Oremanaos oder Manaos
(am Rio Negro, Rio Hiapura und Chucara) verehrten den guten Mauari (neben dem
bösen Surahua). Mehr als die Sonne (Taru) wurde von den Botocuden (de boto e
codea, por isso que os Indios d'esta na^af eraö rolhos e traziaö o corpo cobierto
d'uma codea de gomma copal com que se puntavaö) oder Aymores (Aymbores) der Mond
verehrt, als auf nächtlichen Streifzügen helfend (s. Milliet). Die Chiquitos oder Travasicosi
schiessen bei Verfinsterung des Mondes Pfeile gegen den Hund ab, der ihre Mutter
beissen will. Nachdem die Brüder Tupi und Guarani (als Patriarchen der nördlichen
und südlichen Stämme) am Cabo Frio gelandet, wurde das Menschengeschlecht in
Brasilien durch eine Fluth zerstört, aus der sich nur der fromme Tamanduare, durch
Tupa gewarnt, auf einen Palmbaum rettete (s. Martius). Im Ausdruck Tupa versinn-
licht sich das Göttliche in Brasilien. Netpe (the mother of Osiris) is sometimes repre-
sented under the form of a hieroglyphic character signifying „the heavens" , studded
wdth Stars, and sometimes as a human figure, whose body, as it bends forw-ards with
outspread arms, appears to overshadow the earth and encompass it (her name Pe, or
with the feminine article „Tpe" signifies in Coptic the heaven"). Tupa (bei den
DÄMONE. .845
Marquesas) war „le pere des dieux, le Jupiter du Pays, c'est de lui que descenden
tous las autres, y compris Tiki (s. Eyriaud des Vergnes), „Der Paje weiht Amulette
Holz und Knochen, Steine, Federn u. s. w.), um Unglück von der Hütte fern zu
halten. Diese Gegenstände werden im blinden Aberglauben aufgestellt und verehrt
Wenn er als Richter zwischen streitenden Partheien auftritt, benennt er gewisse Gegen-
stände unter allerlei gaukelhaften Beschwörungen, so dass der frühere Besitzer in
seinem Besitzrecht dadurch vermeintlich bestärkt wird oder es, meistens zu Gunsten
des Paje selbst, oder eines Gönners desselben, verliert. Unter tjem Schein von Hexerei
beschränkt, erweitert oder sichert er manchmal einer ganzen Gemeinschaft Besitzthümer,
Rechte oder Befugnisse. So werden z. B. durch den Paje die Grenzen gewisser Re-
viere, wie etwa zur Jagd bestimmt, so muss eine Frau, auf welche verschicdenseitige
Ansprüche gemacht worden, nach seinem AVorte abgetreten oder übernommen werden.
Auch zu Verträgen, Krieg oder Frieden, rathen die Pajes mit grosser Autorität".
!Martius vergleicht den Einfluss dieser brasilischen Zauberpriester auf das sociale Leben
mit den Wirkungen des polynesischen Tabu (bei Langsdorff) und tritt ähnliches im
Fetischmus Africa's hervor. „In der Tupi-Sprache heisst der mächtigste und überall
thätige böse Geist Jurupari oder Jerupari, was die Brasilianer mit Diabo oder Demonio,
die Kenner der Sprache merkwürdig genug mit ,,Der stolze Hinkende" (jerubiar-pari)
übersetzen. Seinen Kamm, Jurupari Kiba'ba, nennt der Tupi die grosse Scolopendra
morsitans. Caypora, der Waldgeist, der Kinder raubt und in hohlen Bäumen füttert,
heisst eigentlich nichts anders als Waldbewohner. Er erseheint besonders als Onze
oder ein gefährliches Thier des Waldes. In einer andern Form als neckischer Wald-
geist kommt er als Gurupira (Corubira) vor. Der Wasser-Unhold heisst Ypupiara,
d. i. der Mann im Wasser (Y. pupe uara).- Eine andere Sage lässt ihn als Mann mit
rückwärts gekehrten Füssen erscheinen, so dass man ihm entgegengeht, wenn man sich
von seinen Fusstritten zu entfernen meint. Uaiuara, Uaibuara, d. i. der böse (alba)
Mann, der Luvis homens der Portugiesen, erscheint als ein kleines Männchen oder
als ein Hund mit hängenden, klappernden Ohren. Der Alp, welcher die Schlafenden
ängstigt, heisst Pitauga, der Seelensauger oder Pitauhanga, das saugende Gespenst
(Vampyr). Fürchterliche Traumgesichte speiet der Marangigoana herab (maran-gi-
goene)''. Gegen diese Mächte werden Waffen, Büschel und Kräuter, Vogelfedern
u. s. w. in den Wäldern aufgehängt , oder stille Sühnopfer gebracht (s. Spix und
Martius). Die Fährten des mit rückwärts gekehrten Füssen einherschreitenden Un-
holdes Motacu führen in die Irre (bei den Manaos). Neben dem guten Mauri oder
(bei Natterer) Mauaoroba kennen die Cariays oder Gespenster der Geschwänzten (Coata-
und Guariba-Tapuiija), der Gerippe (Typiti), der Riesen (Curiquan), der Zwerge
(Goajazi), des Matuzu (mit verkehrten Füssen) u. s. w. Nach Vertreibung des von
Wappeckquemow (am Trinity river) stammenden Riesen-Geschlecht's (an der Mündung
des Klamath) wurden die nördlichen Einwanderer, weil gleichfalls gegen den grossen
Gott sündigend, den bösen Mächten übergeben, als dem in Bärgestalt erscheinenden
Omaha, dem Makalay (als Einhorn) und dem Kalicknatock oder dem (mit dem Wal-
fisch kämpfenden) Riesenvogel (s. Roseborough). In den Brasilischen Todtenklagen
wurden Thaten des Abgeschiedenen gefeiert mit dem Schlussgesang: „Wir werden ihn
nicht wieder sehen, als wenn unsere Seelen hinter die hohen Berge verhausen, da
unsere namhaften Voreltern in Reyhen geschaart, hüpfen und springen" (s. Dapper).
Der Leidtragende schlägt sich Wunden, um „den Kummer herauszulassen" (bei den
Omaha). Die Berg- und Biber-Indianer (am Missouri) hacken sich (in der Leichen-
trauer) ein Fingerglied ab (nach Mackenzie). „Der Leiche legt man einen Stein unter
846. INDTANERSTÄJ^IME.
den Kopf, richtet sie sitzend in die Höhe, und setzt neben sie einen Topf, einen
Kessel, eine Schüssel, einen Löftel mit einigem Gelde und Speisen zum Gebrauche in
der künftigen Welt. Darnach bestecken sie die Leiche rund herum mit Höltzern,
welche sie oben mit Bretern zulegen. Auf diese Breter, nachdem sie mit Steinen
und Erde bedeckt sind, fügen sie einige Staken, also dass das Grab einem Hause
gleich ist , dem sie auf eine gottesdienstliche Weise begegnen" (bei den Mahatanern),
wie die Steingräber des Nordens das Haus repräsentiren sollen. Die Seelen der Winnebagoes
wandeln auf der Milchstrasse zu den „glücklichen Jagdgründen" des Jenseits. Bei den
Pokanoket gingen die Seelen (wenn nicht ihrer Verbrechen wegen ruhelos umher-
getrieben) zum Gotte Kautantowit im Südwesten. Der Ausspruch der Schrift, der im
Osten das Paradies gepflanzt sein lässt, verlegt es in das (chinesische) Reich der Mitte,
docet enim nos quia in extrema Orientis totius terrae est paradisus (Anonym. Rav).
Nachdem der heilige Higen in Westtibet als Sohn des Königs von Schambalin (der
Insel im nördlichen Meere) wiedergeboren ist, wird er mit dem Heere des Dalai-Lama
den Angriff der Dunganen zurückwerfen, und den Glauben Buddha's in allen Ländern
zum herrschenden machen (wie Prejevalski vom Lama Sordschi hörte). Bei den
Miranhas verbergen sich die Frauen nach der Geburt im dichtesten Walde , damit der
Mondschein ihnen und dem Säugling keine Krankheit verursache (s. von Martins).
Während die Wöchnerin Diät hält, essen die Männer die ersten fünf Tage gar nichts
(bei den Marauhas), wie sonst im Gebrauche der Couvade. . Bei den Wakamba darf
während der Tagesstunden, dass sich das Vieh auf der Weide findet, der Beischlaf im
Dorfe nicht vollzogen werden. Die Mexicaner fasteten zur Sühne (und so sonst).
Bei den brasilischen Stämmen dient der Brautbewerber im Hause des künftigen
Schwiegervaters und am Amazonas geniesst er schon während dieser Zeit das soge-
■ nannte Busenrecht (s. von Martins). Unter den Guaycurus bleibt der Schwiegersohn
für immer im Hause der Aeltern, aber diese vermeiden von nun an mit ihm zu
sprechen, wie bei den Cariben (s. du Tertre) und sonst. Nach der Entführung darf
der (australische) Bräutigam (bei Goulburn) not see his mother-in-law any more (nach
Blandowsky), wie oft. Funiculum umbilicalem pater ipse aut dentibus aut saxis acutis prae-
scindere solet, dum cultello caret (bei den Passt's). ,,Die Sechswöchnerinnen essen ihre
eigene Nachgeburt auf" (bei den Tapujern). Die Frauen der Aymores sollen während
der Abwesenheit ihres Gatten zu einem andern Manne entweichen dürfen, der eben
eine grosse Jagdbeute gemacht hat (berichtet Martius) als Uebergang zur communalen
i^he, der sich im Norden dadurch ausspricht, wenn nicht das Zusammenleben der
Frau mit einem andern Manne desselben Stammes als Ehebruch betrachtet wird, son-
dern nur mit einem Fremden. Auf der Insel Lamori, nördlich von Sumoltra (Sumatra)
herrschte AVeibergemeinschaft (nach Odericus von Pordenone). ,, Obwohl eheliche Ver-
bindungen meistens zwischen Gliedern desselben Stammes geschlossen werden, bemerkt
man doch bei einigen kleinen Völkern am Amazonas und Rio Negro eine vorherr-
schende Neigung, sich Frauen aus andern, vorzüglich schwächeren Stämmen, oft aus
weiter Entfernung, zuzulegen. Dies geschieht namentlich in der Absicht, seiften Haus-
stand und sein Ansehen durch Verwandte der Frau, welche dieser nicht ungern folgen,
zu vermehren" (von Martius). O casamento entre parentes e entre elles licito (s. Milliet)
unter den Indianern (Brasilien's). Neben der Ambel-anak (Kind- Annehmung) genannten
Eheform, (bei welcher der Mann in die Familie der Frau heirathet) und der Djudjur-
Ehe (bei welcher die Frau in die Familie des Mannes heirathet) kennen die Redjang
die Form Semando, als auf beiden Seiten gleichberechtigte Ehe. In Rom vollzog sich
das convenire in manum durch Coemptio, usus oder confarreatio. In Brasilien wird
VÖGEL. 847
die Frau durch Arbeit und Brautpreis oder im Wettkampf erworben. Bei den Coe-
runas und Uainumas, „dem Verlöschen nahe" (1838) wird innerhalb enger Verwandt-
schaftsgrade geheirathet, aber die Yameos „dulden keine Verbindung zwischen Per-
sonen, welche zu ein und derselben Zunft gehören, wenn schon sonst keine wahre
Blutsverwandtschaft zwischen ihnen aufvveisbar herrscht, indem sie sich dennoch inner-
halb der Grenzen jener Zünfte als die nächsten Blutsfreunde betrachten." Unter den
Karen gilt bei den Sgau die Verwandtschaft durch den Vater, bei den Pwo durch die
Mutter. Bei den Rothhauten folgt das Kind der Mutter (in den Totem ihres Stammes),
wie auch sonst. Die Uapixana sind berühmt wegen künstlicher Federarbeiten, und
sollen (wie ]SIartius zugefügt) in der Kunst erfahren sein, junge Papageien buntfarbiger
zu machen, wie sie auch Vögel bei sich aufziehen, um von ihnen die schwarzen
Federn zum Besatz der Hängematten zu erhalten. So wird in Mexico von aviarien
gesprochen. Auf der Insel Santa Catalina (zu Sebastian Viscaino's Zeiten) se hallo
un templo, donde ellos hacian sus sacrificios y era un patio grande, y llano, y en la
una parte de el, que era donde ellos tenian el Altar, avia un circulo redondo, grande
todo, rodcado todo con plumas de varias aves, de diferentes colores, que entiendo
eran de las aves, que ä sus Idolos sacrifican muchas. Y dentro del Circulo avia una
figura pintada, de varios colores, como de demonio, al modo y usan^a, que los Indios
de este Nuevu Espana le suelen pintar, ya los Pados tenia la figura de el Sol y de
la luna. Aqui succdiö, que quando los Soldados llegaron a ver este templo, avia
dentro del Circulo dicho, dos grandisimos cuervos (die fortfliegend, getödtet wurden)
1602 (s. Torquemada), Beim Tättowiren (in Brasilien) wird die Haut gelb mit Urucu,
roth mit Carajuru , blau mit Cissus und Genipapo, schwarz mit Macucu (Hex Macucu)
gefärbt. Die Flechtarbeiten der Miranhas beschreibt von Martins (Z. E. B. Bd. I.
S. 540 u. flg.) Auf der von Vizcaino (1602) entdeckten Insel Santa-Catalina brachten
die Eingeborenen Wasser von einer Botija (hecha de Juncoi^) ä manera de garrafa.
Die (meist aus dünnen Bambustrieben geschnittenen) Pfeile werden, wenn nicht mit
dern scharfen Spane eines stärkeren Bambus-Rohres, mit scharfen Thierknochen, Fisch-
gräten oder dem Stachel von Raya bewehrt (s. von Martins). Der Gebrauch von
langen und mit einem spitzigen Steine oder einem Bambus-Spane bewaffneten Lanzen
kommt nur bei den kriegerischen Banden von Madeira, Javary u. s. w. vor. Stein-
werkzeuge werden mehrfach angetroffen in den brasilischen Wäldern, wie sonst. Blandowski
fand bei Mount William (zwischen Lancefield and Kilmore in Victoria) „the deserted
quarries" (Kisioham) der Eingeborenen, their tomahawks being formed of Greenstone
(Tadizem or phonolite;. The quarries which extend over an area of lOO acres, present
an appearance somewhat similar to that of a deserted gold field, and convey a faithful
idea of the great determination displayed by the aboriginals, prior to the intrusion of the
white races. They are situated midway between the territories of two friendly tribes
(the jVIount-Macedon and Goulburn), who are to weak to resist the invasion of the
more powerful tribes, many of whom travel thither several hundreds of miles in quest
of this invaluable rock. The hostile intruders however acknowledge and respect the
rights of the owners and always meet them in peace (1855). „Dieser Indianer Pfeyl sind
gemacht von Hörn, und zünden sich, wenn sie abgehen, vornen bey den Spitzen an;
Sie haben auch Holtz, daraus sie Pfeyl machen, welche, wenn sie angezündet und ge-
schossen werden, nicht erleschen, sondern zünden damit die Häusser, so mit Stroh ge-
deckt, oder was sie dergleichen antreffen, noch dazu an, und verbrennen's" (bei Buenos-
Ayres) 1535 (s. Schmidel). Der Manaos, (um das Feuer auf dem Heerde nicht aus-
gehen zu lassen) sammelt in einer Büchse aus Bambus-Rohr die Filzmasse, welche
848 INDIANERSTÄMME.
manche Ameisen von gewissen Gesträuchen (]\riconia) zu ihren Gebäuden zusammen-
tragen, als Zünder (Tata-ca oder Feuerhaus). Die Coroados gebrauchen als Zunder
einen Schimmelpilz (Botrytis fomentaria), der aus der Raupe eines Nachtschmetterlings
hervorwächst (s. von Martius). Statt der sonst in Brasilien häufigen Tacanhoba (In-
dusium partis vir.), eines cylindrisch zusammengewickelten Stücks Palmblatt, trugen
die Männer einen hölzernen Ring (nach Castelnau) unter den Bororos (Mcntulam in-
serunt in annulum ligneum, unde appellantur Porrudos i. e. menlulati). Unter den
Mundrucus tragen die Männer ein Suspensorium aus Baumwolle, oder die Tacanhaoba
(s. von Martius), bei den Botocuden als Gnicann bezeichnet (eine Tute aus der Fieder
eines Palmenblattes unter den Tupi). Caripunas-Indiani penem ad praeputium lignis
ligatum et sursum tractum destinatumque ad lineam ventri circumdatam ita gestaut, ut
perpendiculari ratione erigatur (s. Keller-Leuzinger). Bei den Uaupes werden die Jüng-
linge erst nach abgelegten Proben der Standhaftigkeit zu den mit der Teufels-Musik
gefeierten Festen zugelassen und ähnlich ist die Mannbarkeitserklärung bei Mundrucus,
Mauhes, Culinos, Muros. Passes u. s. w. mit Ceremonien verknüpft. Upon a youth arriving
at manhood he is conducted by three of the leaders of his tribe, into the recesses of the
woods, where he remains tw^o days and one night. Being furnished -\vith a piece of wood,
he knocks out tw^o of the tceth of his upper front yaw, and on returning to the camp
carefully consigns them to his mother. The youth then again retires into the forest and
remains absent two nights and one day, during wdiich, his mother, having selected a young
gum tree, inserts the teeth in the bark, in the fork of two of the topmost branches.
This tree is made known only to ccrtain pcrsons of the tribe, and is strictly kept from
the knowledge of the youth himself. In case the pcrson, to whom the tree is thus dedi-
cated, dies the foot of it is stripped of its bark and it is killed by the application
of fire, thus becomming a monument of the dcceascd (bei Goulbourn) in Australien (s.
Blandowski). Bei den Festen der Uabixana kreist die fusslangc Cigarre, wie bei den
Uaupes zwischen einer künstlich ausgeschnittenen Holzgabel festgehalten (s. von Martius).
Den Tupinambas (oder Tupis) gegenüber, begreifen in Brasilien die Tapuyas die
Vielfachheit der eingebornen Stämme , die meisten, gleich den Aymores oder Botocu-
den, die Sitte der Körper-Entstellung üben, wie durch Einfügung von Holzpilöckcn,
in Lippen und Ohren, Durchbohrung des Nasenknorpels u. s. w. Die zur Zeit der
Entdeckung nach der Küste vorgedrungenen und besonders bei Bahia angetroffenen
Tupinambas zogen sich 1560 vor der portugiesischen Colonisation nach dem Maranon,
die dortigen Stämme unterwerfend, zunächst wahrscheinlich die (im Dualismus den
guten Mauari und bösen Sarahua verehrenden) Ore-Manaos oder Manaos am Rio
Negro, während die am Putumayo das linke Ufer des Maraiion bewohnenden und (wie
mit Tecunas) mit Curinas kämpfenden Omaguas unberührt blieben. Als späterhin
die Portugiesen nach dem Marafion folgten, zogen sich die Tupinambas (161 5) die
südlichen Nebenflüsse aufwärts in die Hochwälder zurück, (auf allen diesen Zügen
zur Verbreitung des Tupi als lengoa geral beitragend), und in den Mischungen mit
den eingeborenen Stämmen, bildeten sich kriegerische Horden, wie die der zwisschen Tapa-
yoz und Madeira schweifenden Mundrucus, von denen die Muros am Madeira unterworfen
wurden. Indem die Tupi so bis zum Ouellengebiet des Tapajoz gelangten, kamen sie viel-
leicht auf denjenigen Ausgangspunkt zurück, an dem sie sich nach der Landung am Cap
Frio (in den Sitzen der Tamayos) beim Zuge in das Innere von den verwandten Gua-
ranis getrennt hatten, und im Süden spielten die Guaycurus (Indios Cavalheiros, wäh-
rend im Norden mehr als Canoneiros) die Rolle eines Eroberervolks (am Paraguay), die
mit den Malalis verwandten Coroados unterwerfend, und weitere Beziehungen einleitend.
PROVINZEN. 849
Martius giebt neben denen der Tupi (Apiacas, Cayowäs, Bororos, Omaguas, Cam-
pevas, Araquajü, Uara-gua9Ü, Mundrucüs, Müras) weitere Dialecte Brasilien's (mit
Vocabularien) : Guaycurüs, Guanas, Guachis, dann der Ges mit (Cayapos, Chavantes, Che-
rentes, Chicriabas, Geicö, Masacara, Acroa mirim, Apinages, Aponegierans, (Timbira
etc.), Carahos, Camacan, Meniens, Cotoxö, Tecuna, Catoquina, Coretü, der Goyatacas
mit Coropo, Machaculi, (Macliacali), Capoxö, (Cumanacliö, Pauhdme), Patacho, Macuni,
der Cren mit Botocudo-Encreckmung (Crecnum, Cracnum), Botocudo-Crecnum, Boto-
cudo-Nac-nauouk (Nackgnuck), Botocudo-Djiopouroca , oder Jiiporocas, (Boutourounas
und Craikmous), Puri, Coroado am Rio Xipotö, Coroado in Aldea da Pedra, Malali,
Guato, Patagon, Game, der Guck mit Caryiri, Sabuja, Pimenteira, Manao, (Ore Manao),
Marauha, Macusi, (Macuschi), Paravilhana, Uirina, Bare, Cariay, Araicu, (Uaraicü), Ca-
namirim, (Caamare), Maxuruna, sowie Maxuruna domestica und fera, Jaun-avo, (Caripuna),
Culina, Uainuma, Jumana, Jucüna, Passe, Cauixana, Tariana, Baniva, (Baniba, Maniva),
Carajds, Mariatc, Juri, ferner Coeruna, Jupua, Miranha, als Carapauatapuya, Miranha,
als Oird-a9u-tapuya, Jaüna, Cobeu, Tucano, Curetü, sowie: Kechua (Peru's), Yaguas,
Orejones, Panos, Cocamas, Pebas, Iquitos, Zapara, Aruac, (Aruwaac, Aroaqui), Caribisi,
Accawai, Macusi, Arecuna, Waiyamara, Guianau, Maiongkong, Woyawei, Mawakwa,
Pianogliotto, Tiverighotto, Wapityan, Wapissiana, Atorai, Taruma, Warau, (Guarajos),
Oyambi, Palicur. In Hayti das Taino mit Dialecten. Milliet de St. Adolphe giebt als Liste
der brasilischen Indianerstämme: Ababas, (Mato-Grosso); Abatira, (Bahia); Acroas,
(Goyaz); Aimbores ou Aimores, (Espirito Santo); Ambuds, (Pard); Ammaniüs, Id;
Andird, Id; Appiacds, (Mato-Grosso); Appinages, (Goydz); Aracis ou Ara^s, Id ; Araras,
(Pdra e Minas); Aricunanes, (Mato-Grosso); Arinos, Id; Aroaquis, (Pard e Guiana);
Atabds, (Mato-Grosso); Baccahiris, (Mato-Grosso); Baccaris, Id; Baniba, (Guiana e Pard);
Bare, Id; Brapacarapa, (Mato-Grosso); Börörös, Id; Botecudos, (Minas e Espirito Santo);
Bugres, (Sao Pedro e Säo Paulo); Bus, (Maranhäo); Caba'ibas, (Mato-Grosso); Cabixi,
Id; Cahan, Id; Cahete, (Parahiba); Caiapös, (Goydz e Mato-Grosso); Cairiri, (Ceard);
Caiüva, (Mato-Grosso); Cambeba au Cambiva, (Pard); Camecran, (Goydz); Canarin,
(Bahia); Canoeiras, (Goydz e Mato-Grosso); Cantdros ou Cantdrios, (Mato-Grosso); Ca-
pepuxis, (Goydz); Carahiahis, (Pard); Carajds, (Goydz); Carijös, (Säo Paulo); Caripaina,
(Mato-Grosso); Cataühixi, (Pard); Chacriabds, (Pernambuco, Bahia e Minas); Chamoco-
cos, (Mato-Grosso); Charrüas, (Sao Pedro-do-Rio-Grande); Chavante, (Goydz); Cherente
ou Xerente, Id; Chimanos, (Pard); Cocurünas, Id; Coroados, (Mato-Grosso); Cötöchös
ou Cötöxös, (Bahia e Spirito Santo); Crixds, (Goydz); Cupinharös, (Maranhäo); Gacia,
(Mato-Grosso); Gamellas, (Maranhäo); Ge, com diversos prenomes, (Maranhäo e Pard);
Goitacaz, (Rio de Janeiro); Goyd, (Goydz); Groahira, (Rio Grande-do-Norte) ; Guaica-
nan, (Säo-Pedro-do-Rio-Grande); Guaicurü, (Mato-Grosso); Guajard, (Maranhäo) ; Guand
ouGuannd, Id; Guapindaia, Id; Guarani, (Sao-Pedro-do-Rio-Grande); Guaritere, (Mato-
Grosso); Guarü ou Guarucho, (Rio-de- Janeiro); Guatö, (Mato-Grosso); Guegue, (Piauhi);
Icö, (Ceard); Italaprids, (Pard) ; Itauhds, (Ceard); Jacundds, (Pard); Jahicö, (Piauhi); Ja-
mundds, (Pard e Guiana); Javaes, (Goyaz); Jörörös, (Rio-de-Janeiro); Jümas, (Pard); Lam-
bis, (Mato-Grosso); Machacaris, (Minas e Bahia) ; Macramecan, (Goydz); Macunnis, (Minas-
Geraes); Magne, (Mato-Grosso); Majuruna, (Pard); Mamands, Id; Mambare, (Mato-Grosso);
Manahös, (Pard); Manajös ou Tormembös, (Maranhäo); Mahue, (Pard); Marabitdna ou
Marapitanas, Id; Marahuds ou Marauhds, Id; Mariaronas, Id; M^puri, (Guiana); Me-
quen, (Mato-Grosso); Minuanos, (Sao-Pedro-do-Rio-Grande); Mongaiös, (Bahia); Mucori,
(Mato-Grosso); Mundrucüs, (Pard); Müra, Id; Nambiucdra, (Mato-Grosso); Nhengahiba,
(Pard); Norogudges, (Goydz); Omagoas ö Cambevas, (Pard); Oppinaze, (Goydz); Pacahd,
Bastian, America. 54
850 INDIANERSTÄMME.
(Mato-Grosso); Pacaja, fPara); Pacüna, Id; Paiacü, (Rio-Grande-do-Norte) ; Pama
6 Pamma, (Mato-Grosso); Pannati, (Rio-Grande-do-Norte) ; Paranazind, (Mato-Grosso);
Pareci, Id; Parintintin, (Parä); Passe, Id; Patachö, (Bahia); Patetui, (Mato-Grosso); Pimen-
teiras, (Parahiba); Pittas, (Rio-de- Janeiro); Pocheti, (Para); Potiguara, (Paralnba); Puca-
xare, (Mato-Grosso); Purarione, Id ; Paris, (Espirito Santo); Purupurü, (Para); Quagejü,
(Mato-Grosso); Quiniquinado, Id; Quinnimüra, (Bahia); Remaris, (Sergipe); Sacarü, (Rio-
de- Janeiro); Sarüma, (Mato-Grosso); Tacanhüna, (Para); Tacüna, Id ; Tamarambaze, Id;
Tamaran, (Mato-Grosso); Tamare, Id; Tamembös, (Goyaz); Tamepunga, (Mato-Grosso) ;
Tamoios, (Rio-de-Janeiro) ; Tamüana, (Para) ; Tapacod, (Goyaz) ; Tapanhüna, (Mato-Grosso) ;
Tapes, (Sao-Pedro-do-Rio-Grande); Tapirape, (Goyazj; Tapiraqui, Id ; Temembö, (Pard);
Terenoc, (]Mato-Grosso); Timbira, (Maranhäo); Tards, (Pard); Tramembe, (Ceard); Tumbira,
(Pard); Tupinambas, (Bahia, Para, Minas); Tupininquim, (Bahia e Espirito-Santo); Uaca-
ranhä, (Pard) ; Uahids, (Mato-Grosso); Uahupe, (Pard); Uarahicü, Id; Uman, (Pernambuco);
Urubü, (Para); Urucaruni, (Mato-Grosso) ; Urucunis, Id; Urupüca, Id; Ururi, Id; Vajari,
(Mato-Grosso); Vouve, Id; Ximbina, (Mato-Grosso); Xiquitos, (Santa-Cruz da Serra);
Xumettos, (Rio-de-Janeiro). Von den Stämmen vom Thal des Amazonas findet sich bei
Markham die folgende Liste zusammengestellt: Abactis, Abigiras (Avijiras, Auxiras,
or Abiras), Abipones (or Callagaes), Abiras, Acamoris, Acaneos, Achouaris, Achua-
les, Agapicos, Agoyas, Aguanos, Aguanacos, Aguaricos, Aguarunnas, Aguas, Aguay-
ras, Aguilotes, Aicores, Aisuaris, Ajunas or Clamicuras, Alabonos, Amajuacas, Amao-
nas, Amazons, Amulalaes, Apaxiases, Anamaris, Ancuterres, Andoas, Anduras, Anguteras,
Anjenguacas, Antis, Antives, Aomaguas, Apantos, Aparia, Aperas, Apiacas, Araguanay-
nas, Araycus, Arazas, Ardas, Arekainas, Ariquenas, Arubaquis, Ataguates, Atuais,
Aturiaris, Aunares, Auxiras or Avijiras, Avanateos, Avijiras, Ayacares, Barbudos,
Baures, Becabas, Betocuros, Bilelas, Blancos, Bocas, Burais, Busquipanes, Cachicua-
ras, Caguarans, Cahuaches, Cahuamares, Cahuayapitis, Callisecas, Camavos, Cambcbas,
Campas, Campevas, Canamaries, Canizuaris, Capanahuas, Carabuyanas, Caraguanas,
Carapaches, Carapanas, Carcanas, Caripunas, Cashibos or Callisecas or Carapaches,
Catauxis, Catauuixis, Catuquinas, Cauanas, Cauxanas, Cayanas, Cayubabas, Chais, Cha-
micuras, Chapas, Chavelos, Chayavitas, Chepenaguas, Chepeos, Chichas Orejoncs, Chi-
quitos, Chiriguanas, Chiripunos, Cholones, Chudavinas. Chufias, Chunchos, Chunipies,
Chuntaquiros, Churitunas, Chuzcos, Cingacachuscas, Ciures, Coata Tupuüjas, Cobeus,
Cocomas, Cocamillas, Coerunas, Cofanes, Cohidias, Cohumares, Colchaquies, Comacoris,
Comavos, Conambos, Conejoris, Conamonas, Conibos or Manoas, Copatasas, Corocoros,
Coronas, Coronados, Cotocarianas, Couas, Cuchiguaras, Cuchivaras, Cuinuas, Cuircs,
Cuiyacus, Cuiyayos, Cumaruruayanas, Cumayaris, Cumbasinos, Cunas, Cunjies, Cunuris,
Curanas, Curanaris, Curarayes, Curetus, Curiates, Curigueres, Curinas, Curis, Curiveos,
Curuanaris, Curucurus, Curupatabas, Curuziraris, Cusabatayes, Custiniabas, Cutinanos,
Desannas, Encabellados, Erepunacas, Engaibas, Enjeyes, Eriteynes, Frascavinas,
Gaes, Ginoris, Gis, Givaros, Guacaras, Guachis, Guajayos, Gualaquizas, Guamalcas,
Guanas, Guanamas, Guanapuris, Guanarus, Guanibis, Guaquiaris, Guaraicus, Guarana-
cuazanas, Guaranaguacus, Guarayos, Guarianacaguas, Guasitayas, Guatinumas, Guayabas,
Guayacaris, Guayazis, Guaycurus, Guazagas, Guencoyas, Guevas, Haguetis, Hibitos,
Himuetacas, Huachipayris, Huahuatales, Huairous, Huambisas, Huasimoas, Huirunas,
Humuranas, Ibanomas, Ibitos, Icahuates, Ilurus, Imaschahuas, Incuris, Inuacas, Ipa-
puisas, Ipilos, Ipecas, Iquitos, Isannas or Papunauas, Itremajoris, Itucales, Izas, Izibas,
Izuhalis, Jacamis, Jacares, Jamamaris, Jamunas, Japuas, Jauanas, Jawabus, Jeberos or
Jivaras, Jibitas, Juanas, Jubiris, Jumas, Jumanas, Juris, Jutipos, Lamas, Lamistas or
MARANON. 851
Motilones, Lecos, Lliquinos, Logrofios, Lulcs, Macaguas, Macavinas, Macunas, Macus,
Maisames, Manacurus, Manahuas, Manamabobos, Manamabuas, Manaos, Manatinabas,
Managus, Manoas, Manues, Maparinas, Maparis or Mapiarus, Maraguas, Maranhas,
Maraymumes, Marianas or Maranhas, Mariguyanas, Mariruas, Masamaes, Masipias, Ma-
sucaruanas, Matagenes, Mataguayos, Mautas, Mayanases, Maynas, Mayorunas or Barbados,
Mazanes, Miguianas, Miranhas, Miritis, Moacaranas, Mochovos, Mocovies or Mocobios,
Mopitirus, Moronas, Moruas, Motilones, Moxos, Mueganos, Mundrucus, Muniches, Mu-
parinas, Muras, Muratos, Muriates, Musquimas, Mutayas, Mutuanis, Naneruas, Napeanos,
Napotoas, Naunas, Neguas, Neocoyas, Nepas, Nerecamucs, Nesahuacas, Nevas, Nushi-
nos, Oas, Ojotaes, Omaguas, Oreguatus, Orejones, Oritos, Oroupianas, Orystinesis,
Otanavis, Ozuanas, Pacaxas, Pachictas, Pambadeques, Panajoris, Panataguas, Panos,
Papaguas, Papunauas, Paranapuras, Paratoas, Parranos, Passes, Pastazas, Pastivas, Pavas
or Pevas, Pautes, Payaguas, Pelados, Pequeyas, Pevas, Pinches, Pindos, Piras, Pirros
or Chuntaquiros, Pocoanas, Puinaus or Mapiarus, Punouys, Purupurus, Putumayos,
Quatausis, Quererus, Quilivitas, Quimaus, Quinarupianas, Quirivinas, Remos, Rimachu-
mas, Roamaynas, Rotunos, Ruanababas, Rumos, Sencis, Senos, Sepaunabas,
Setebos, Sliipibos, Shiripunas, Siguiyas, Simarrones, Simigaes, Sirineyris, Sirionos,
Solimoens, Sorimoens, Suchichis, Sucumbios, Tabalosos, Taguacuas, Taguaus,
Tamas, Tamuanas, Tapajosos, Tapuras, Tapuyas, Tasias, Tarianes, Tatus, Taunies,
Tenimbucas, Tequetes, Terarus, Tiassus, Ticunas or Jumanas, Tijucos, Tinganeses,
Tipunas, Tiputinis, Tivilos, Tobas, Tonocotes, Toquisteneses, Tremajoris, Tucales,
Tucanos, Tucunderas, Tucuriys, Tuinamaynas, Tulumayus, Tupinambas, Tupis, Tupiti-
mis, Tuyuneris, Uaenambeus, Uamanis, Uaraycus, Uaupes, Uayupes, Ucayales, Ucliucas,
Uerequenas, Ugiaras, Umauas, Üngumanas, Unibuesas, Unonos, Upanas, Upataninabas,
Urarinas, Urayaris, Urubatingas, Uspas, Velebas, Xanias, Ximanas, Yacariguaras, Ya-
cucaraes, Yaguas, Yameos, Yamoruas, Yamnas, Yapuas, Yarapos, Yaribarus, Yaruca-
guacas, Yasheos, Yasunies, Yequeyos, Yetes, Yguaranis, Ynuris, Yquitos, Yucunas,
Yucunampas, Yumaguaris, Yupiuas, Yuracares, Yurimaguas, Yurunas, Yurusunes,
Yxisteneses, Zamoras, Zapas, Zaparos, Zapitalaguas, Zeoqueyas, Zepas, Zepucayas, Zeu-
nas, Zias or Ziyus, Zibitos, Zucoyas, Zurinas. Von den 40 Provinzen des Königreichs
Quito giebt Juan de Velasco (bei Ternaux-Compans) 34 Namen: Aloa, Aloasi, Ama-
guana, Calacali, Cansacoto, Chillo, Chilbogälli, Conocoto, Cotocalla, Cumbaya, Calea,
Guapulo, Guayllabamba, Langasi, Lloa, Lulubamba, Machachi, Malchingui, Mindo,
Nono, Perucho, Pifo, Pintac, Pumasqui, Puembo, Puellaro, Quinchi, Sangelqui, Tum-
baco, Turubamba, Uguimbichu, Yaruqui, Ychubamba, Zambisa Es werden dann
6 nördliche Staaten aufgezählt, 13 südliche und 8 der Küsten: i) Poritaco, Collahuaso
et Linguachi, etaient les plus voisins de Quito. Les tribus qui les composaient sont
eteintes ou ont pris d'autres noms, comme les Tabacundos etc., et dependent d'autres
provinces. 2) Cayambi comprenait plusieurs tribus, telles que les Cayambis, Guacha-
laes, Tocachis, et quelques autres qui fönt actuellement partie d'autres provinces.
3) Otavalo se composait des Cochasquis, Cotacachis, Cusines, Hatuntaquis, Piguell6s,
Tocachis, Urcuquis etc., qui n'etaient, que des tribus differcntes d'une meme nation.
4) Ymbaya (appele depuis Carangui), comprenait beaucoup de tribus, telles que les
Cahuasquis, Chotas, Cuchicaranguis , Miras, Pimanes, Quilcas, Tumbavipos, Ymbaburas
et quelques autres. 5) Pimampiro ne se composait que des Ambuguies, des Carpuchas,
des Piscos et des Pusires. 6) Huaca, Dehuaca et Tusa etaient de petites provinces
situees ä l'extremite septentrionale; elles n'etaient pas divisees en tribus, ou si elles
l'etaient, ces tribus etaient tres peu nombreuses. 7) Latacunga etait presque aussi
54*
852 . INDIANERSTÄMME.
etendu que le royaume de Quito; il se composait de seize tribus, la plupart trcs-
nombreuses, ce sont: les Alaquez, Callos, Collas, Cuzubambas, Mulahaloes, Mulli-
Hambantos, Pansaleos, Pilahaloes, Pugillies, Saguisillies, Sieclios, Tanicuchies, Tiopullos,
Toacasos, Yanaconas et les Lataciingas. 8) Angamarca, etat de moyenne grandeur,
comprenait les tribus qu'on nomme aujourd'hui Colorados, Yungas et autres. 9) Ham-
bato, petit etat, comprenait les Huapantos, Pillaros, Guizapinchas etizambas. 10) Mocha,
etat m^diocre, liabit6 par les Pachanlicas, Pasates, Pelileos, Queros et Tisaleos. 11) Pu-
ruha etait aussi grand que le royaume de Quito. Sans compter toutes les tribus qui
ont pris des noms de saints, on en trouve encorc une trentaine qui ont conservc leurs
anciennes denominations, telles que les Cachas, Calpis, Caxabambas , Cliambos, Colum-
bis, Cubixies, Guanandos, Guanos, Guamotes, Licanes, Lictos, Liribambas, Moyo-
Canchas, Ocpotes, Pallatangas, Pangores, Penipes, Pungalads, Punicos, Quimiacs, Rio-
bambas, Tiocanas, Tungurahuas, Tunohis, Yaruquis, Ylapos, Zibadas, Zicalpas, Zicaos,
et les Purubuayes ou Guaconas. 12) Chimbo, etat de moyenne grandeur, contenant
plusieurs tribus; les Asancotos, Chapacotos, Chimas, Guanujos et les Guarandas.
13) Tiquizambi (aujourd'hui Tixan), petit etat compose des Quionas, Jubales, et des
Zulas. 14) Lausi ou Alausi etait un peu plus grand; il renfermait les Achupallas,
Chanclian^s, Chunchis, Cibambis, Fungas, Guasuntos, Pinancayes et Pumallactas.
15) Canar, egal en extension h celui de Quito, contenait vingt-cinq tribus tres-nom-
breuses, savoir : les Araucayes, Azogues, Bambes, Burgayes, Canaribambas, Chuquipatas,
Zinubos, Cumbes, Guapon^s, Girones, Gualascos, Hatun-Cauares, Manganes, Molleturos,
Paeclias, Paut^s, Plateros, Racares, Sayausies, Siccis, Siseytes, Tadayes, Tarquis, Tome-
bambas, Yunguillas. 16) Paltas, petit etat renfermant les tribus: des Cariochambas,
Chaparras et les Saraguros. 17) Zarza, grand etat de plusieurs tribus, les Cariamangas,
Catacochas, Catamayus, Chapamarcas, Chantacos, Colambos, Gonzanamaes, Guachana-
maes, Malacatos, Piscobambas, Villcabambas, Yanganas et les Zazarumas. 18) Huanca-
Bamba, Gascayunca et Caxas etaient trois petits etats indcpendants. 19) Ayabaca et
Calbay etaient enfin deux autres etats indcpendants. 20) Payta, etat, de moyenne gran-
deur et le plus meridional, comprenait : les Calanes, Amotap^s, Pelingaras et les Puiras.
21) Tumbez et Maya^illca etaient deux petits etats allies. 22) Poeeos et Machala,
deux autres reunis. 23) Lapuna (Puna), situe dans l'ile de meme nom. 24) Guanca-Villcas,
grand etat compose de nombreuses tribus: les Alonches, Babas, Babahoyos, Chanduyes,
Changones, Chunanas, Colonchis, Daulis, Guafas, Mangachis, Nauzas, Oxibas, Palen-
qu6s, Pimochas, Quileos et les Yaguacbis. Quoique toutes ces tribus fussent d'une
m^me origine et parlassent la meme langue, cependant une d'entre elles se distinguait
des autres, c'^tait celle des Guanca-Villcas qui, par leur ancienne coutume, s'arrachaient
deux dents superieures du devant. Dans la suite, l'Inga Huayna Capac, pour les
chätier, les obligea ä en arracher quatre de plus. 25) Manta, etat assez grand, mais
presque desert; il s'etendait depuis la pointe de Santa Elena jusqu'ä la baie de Chara-
poto. C'^tait le lieu qu'habitait, au commencement de l'ere chretienne, la race
efFrayante des g^ants. Ils avaient detruit en partie les populations americaines qui
avaient habite avant eux ce pays et en avaient chasse le reste. Apres la destruction
de ces geants, le pays fut repeuple par neuf tribus de m^me origine, savoir: les Apichiquies,
les Cancebis, les Charapotoes, les Pichotas, les Picoasaes, les Pichunsis, les Manavies, les
Xarahusas, et les Xipixapas. On ignore si les Yzapiles faisaient partie de cet etat ou du sui-
vant. 26) Cara 6tait beaucoup plus considerable, et s'etendait depuis la baie de Cliarapoto
jusqu'au cap de San Francisco. Ce fut dans ce pays que s'etablirent les premiers
etrangers qui, comme l'avaient fait les geants vinrent par mer. Ils avaient pour clief
ECUADOR. 853
im nomme Caran, qui donna le nom de Cara ä la premi^re ville qu'il fonda dans ce
golfe qui prit lui-meme le nom de baie des Caranguis. Ces ^trangers, port^s sur leurs
balzas, debarquerent dans cet endroit vers l'annee 700 ou 800 de l'ere chretienne.
Apres y ehe dcmeures quelque temps, ils se dirigerent vers le nord, en suivant les
bords de la mer jusqu'au Rio des Esmeraldas qu'ils travers^rent pour arriver ä Quito.
Apres avoir abandonne Cara, les etrangers se confondirent avec les autres tribus de l'in-
terieur, qui. prirent ä la suite de cette invasion le nom general de Caras. Ceux qui
s'etablirent ä la baie des Caranguis et y fonderent une ville, avaient pour coutume de
comprimer et d'allonger la tete des enfants comme le fönt les Omaguas, qui habitent
les bords du Maranon. Les autres tribus de cette nation etaient les Apesigues, Cani-
loas, Chones, Pasaos, Silos, Tosahuas et Xahicas. 2,7) Tacames ou Atacames, dernier
etat maritime situe au nord de Quito, etait beaucoup plus vaste. Les Caras en furent
les Premiers habitants, mais empörtes par leur charactere aventureux et le d^sir de
trouver un pays meilleur, ils l'abandonnerent bientot. Les populations qui leur succ^-
derent ou plutöt qui se formerent de leurs debris furent les Esmeraldas, Quaquis,
Silanchis, et quelques autres tels que les habitants de l'ile de Tumaco et de la Tola.
Les Quaquis, Colimas, Pimpaguaces, Pechaucinchis, Xaramixos, Yambes, Yutas et
Cayapas, s'etablirent dans l'interieur du pays. Toutes ces peuplades, situees au nord,
au sud et ä l'ouest de Quito, se reunirent en un seul corps de nation ä la fin de la
troisieme epoque, et formerent le royaume de Quito qui, vers la quatrieme, acquit une
plus grande extension par suite des conquetes des Espagnols au sud, au nord, et au
de lä des grandes Cordillieres (s. Ternaux-Compans). Garcilasso de la Vega bestimmte
folgendermassen das alte Reich der Inca in seinen Grenzen: AI norte llegaba hasta
el rio Ancasmayu, que corre entre los confines de Quitu y Pastu, quiere decir (en la
lengua del Peru), rio azul, esta debaxo de la linea equinocial casi perpendicularmente.
AI mediodia tenia por termino al rio llamado Mauli, que corre leste hueste , pasado
el- reyno de Chili, antes de llegar ä los Araucos. Peru erstreckte sich von ungefähr
2° N. to the thirty-seventh degree of south latitude (s. Prescott) oder (nach Markham)
to about 20° S. (wobei die südlichen Eroberungen ausgeschlossen sind). Und ebenso
wechseln die Angaben über die Breite (der als natürliche Grenzen gegebenen Confi-
guration des Landes entsprechend).
zu PERUa
Bei der Vielsprachigkeit der Stämme von Südamerika, wo
die Zahl der Dialecte als infinito bezeichnet wird, mussten sich zu
gegenseitigem Verkehr, wie auch in Nordamerika (und allen übri-
gen Theilen der Erde), Gemeinsprachen herausbilden, theils ^ds
eine Art lingua-franca, gleich dem Chinook (der Columbier), theils
bei der Präponderanz einer durch politischen Einfluss gestützten
Gelehrtensprache in der, dem Lateinischen durch Europa ähnlichen,
Verbreitung des Quichua durch die Weite des alten Inca-Reiches.
In Brasilien diente die lingua geral im Tupi (am Orinoco das
Tamanaco) als eine „Nahuatl-Sprache" (für Verdeutlichung nach
mexicanischer Bezeichnungsweise) zum allgemeinen Verständniss
und wurde durch die Missionäre, für eigene Erleichterung eines
solchen, in diesem Character befestigt; in Tucuman wurde neben
den Sonder-Sprachen die Sprechweise der Diaguitas als allgemein
geredet, in Moxos bedienten sich die Quitemocas, Chapacuras und
Tapacurus ausser ihrer besonderen Sprachen der der Baures, als
allgemeiner.
Nach Herrera war es Ynga Yupanqui, der den Gebrauch
der Sprache von Cuzco zum herrschenden machte, und Blas Valera
motivirt dies im Genaueren durch die Bestimmung Pachacutec's,
dass jeder mit einem Amt Bekleidete verpflichtet worden sei,
diese Sprache Cuzco's zu erlernen. Daraus folgte dann die all-
mählige Einführung in die grosse ]Masse des Volkes, was unter-
1) Nachträgliches zum Band I.
ALLGEMEINSPRACHE. 855
Stützt wurde durch den periodischen Aufenthalt der Curacas am
Hofe, sowie durch die Erziehung ihrer Söhne in den Schulen der
Hauptstadt.
Ausserdem wird auch (s. Oliva) einer Eigensprache der
Inca Erwähnung gethan, die als eine Hofsprache (nach Art der
Rangsprachen im südösthchen Asien) dargestellt ist, und dazu
gehörig findet sich eine Reihe von Worten aufgeführt, wie Ayar,
Raurana, Socso, Cuzco, Manco, Collcam, Ceraquenque, Hahuanina,
Panaca, Ucsa, Vicaquirau, (von denen einige indess schon aus
der Volkssprache ihre Erklärung gleichfalls erhalten können).
Da nun Garcilasso de la Vega diese Hofsprache der Inca als
eine Geheimsprache behandelt, deren Erlernung den Profanen
verboten gewesen sei, so würde sie eher, oder doch zugleich, in
die Reihe der vielfach (auch auf einigen Inseln Polynesien's) den
Aussenstehenden (mitunter den Eingeweihten selbst) unverständ-
lichen Priestersprachen (bald als kunstvoll gefeiltes Sanscrit, bald als
künstlicher Jargon fortgebildet) fallen. Den Guacas, bemerkt Acosta,
durften sich nur die Eingeweihten hinwenden, denn man bediente
sich „cum divo diversa lingua" (von der peruanischen). Die Priester
nähern sich dem Idole in demüthiger Stellung (in Peru) „y hablan
con el en lenguage, que los Seglares no entienden" (s. Gomara).
Bei den Cariben soll neben der Männer- und Frauensprache eine
Geheimsprache der Krieger (s. Rochefort) bestanden haben, wie
wohl in den durch die Botuto (oder Trompete der Salivas) be-
rufenen Geheimbünden amOrinoco. Die enge Verbindung, in welcher
(aus Gleichheit der Interessen den Chancas gegenüber) die Inca-
Fürsten Cuzco's, nach der Ueberbrückung des Apurimac, mit den
Quechua des Pachachaca's traten, machte für diese allgemeine
Sprache Cuzco's, wie sie früher genannt war, die Bezeichnung
der Quechua-Sprache zu einer geläufigeren, und diese kann dann
auch als die Sprache der Serranos oder der Sierra aufgefasst
werden, indem bei Mossi die gemässigten (mittleren) Thäler unter
die Rubrik Quichua (von Stroh oder Ychu erklärt, als Quehuasca-
ychu) gestellt wurden, im Gegensatz zu den heissen Yungas und
den kalten Punas.
Zur Zeit der Conquista lag die Verbreitungsweite des Quichua
für den Norden in Quito, an der Grenze mit den (nasendurch-
bohrenden) Quillacencas, — worauf dann bei Pasto und Popayan
(s. Andagoya) die Klagen über die Zersplitterung unzähliger
Zungen beginnen, (bis zur Mosca-Sprache der Chibchas), — für den
856 zu PERU.
Süden in Tucuman^), wo das dem Quechua verwandte Calchaqui
geredet wurde. Dass sich hier der Einfluss der gebildeten
Sprachen noch weiter erstreckte, lässt sich aus den Bezeichnungen
für höhere Zahlen schliessen, die sich (nach d'Orbigny) aus dem
Quichua bis zu den Pehuelches verbreiteten. Dobrizhoffer er-
wähnt das Quechua in Paraguay.
In Chile") ist das Quichua gegenwärtig bei den Indianern
völlig durch das Spanische verdrängt, doch hatte es sich in Pro-
tero grande bis zum Jahre 1677 unter einigen Alten erhalten.
Die Guarpes-Indianer in Cuyo sprachen Allentiac und Milcocayoc
(chilenische Dialecte).
Auf der ganzen Sierra dagegen herrscht das Quichua, soweit
es nicht durch das Aymara") unterbrochen wird, noch jetzt, und
ist auch in manchen der IMissionen der Andesstämme heimisch
geworden, wie in denen am Napo, Pastassa u. s. w., wie Velasco
berichtet: „La lengua jeneral de estos indios es el Quichua o
Peruano, que lo hablan con bastante pureza, casi tal como lo
esenaron los conquistadores". Die Indianer von Ipiales, Cumbal,
Tulcany Mallama (zur ando-peruanischen Rasse gehörig) redeten
gleiche Spra.che mit den Cotacaches und Otabalos, einen Dialect
des Quichua, wie er sich in den von dort fortgeführten Colonisten
im Territorium von Puben, sowie in den durch solche gegründe-
ten Pueblos von Yanaconas, Puelenje und Poblazon bewahrt hat.
Nach Techo redeten die Lules neben ihrer Muttersprache
Kakana das Quechua*) (der Peruaner) und das am Pilcomayu
1) In dem von den Inca nicht unterworfenen Theile, die Sprachen: ,,sont innom-
brables, quelquefois dans un seul village on parle trois ou quatres langues tellement
differentes, que les habitants ne se comprennent pas entre eux" , bemerkt Oliva, die
Sprachen Guaraju und Gorgotoqui als verbreitetste hervorhebend (s. Ternaux-
Compans).
-) Die Chilier von Chili-mapu (Land von Chili) bezeichneten den Archipel von
Chiloe als Chil-hue (Provinz Chili's). Die Sprache hiess Chili-dugu (s. Molina).
3) El idioma general del pueblo en el departemento (de Puno) es el Quichua y
en algunos puntos, comb Ilave, Acora, Juli, Chucuito, Pomata etc. el Aymard, siendo
de notar que este idioma solo se habla desde las cabeceras de Tacna, como en Torata,
hasta la Paz, en una direction y extension muy limitadas (Soldan).
^) L'emission des lettres, doubles (kk, pp, tt) se fait avec une sorte de claquement
(guttural, labial, lingual) en Quechua (Weddell). Sometimes they will, as if for amuse-
ment, end all their words with tl (the Chelalas). Aus der californischen Mission ent-
lief ein ungefähr 60 jähriger Mann mit seinem 5 Jahre alten Sohn, und als sie nach
6 Jahren aus den Wüsteneien zurückgebracht wurden, wusste der circa 12jährige
Knabe kaum drei Worte zu reden (ausser etwa Wasser, Feuer, Holz, Schlange, Maus),
QUICHUA. 857
verbreitete Tonocote (der Matarä oder Tonocote in Esteco). Wie
unter den Calchaquies (bei Cordova, Salto u. s. w.) wurde das
Quichua in Santjago-del-Estero geredet. Bei den Indianern am
Alto-Amazonas finden sich Anklänge an die Quitena (Sprache
von Quito).
Am ausgeprägtesten tritt der Gebrauch des Quichua in den
Residenzen, in Cuzco und Quito hervor, während die Spanier auf
dem zwischen liegenden Terrain noch viele Spuren der einheimisch
älteren Sprachen erhalten fanden.
So bemerkt Cieza de Leon von den Pururaes, dass sie neben
der Sprache der Inca ihre eigene bewahrt hätten, und bei Gua-
mango (und Vilcas) fanden sich vielerlei Sprachen, „porque cada
parcialidad habla la suya, aunque todas hablan la general del
Cuzco" (Herrera). Ebenso galt in Guanuco (mit den unterworfenen
Conchucos) die Sprache der Inca, „aunque la tenian propria". Die
Indianer von Loxa oder Zarza (von Canga-chamba nach Cuxi-
bamba verlegt) „tienen tres diferencias de lenguas (Paltas, Canas
y Malacatas), y la del Cuzco havia de ser comun a todos por el
mandamento general de los Ingas''. In Chiquito: „hablan la lengua
general, que se llama Aymara, y tambien la de los Ingas y pocos
hablan la particular", so dass hier also bereits vor dem Quechua
das Aymara die Bedeutung einer Ausgleichsprache zwischen den
ursprünglichen Indianern erlangt haben würde.
Zu Cardenas' Zeit wird aus Ambate (Hambato) mitgetheilt:
,, Hablan los Indios la lengua general que es la del Inga, pero
entre si se comunican en la lengua propia y materna que es muy
diferente" (s. Mendoza), und hier werden die nach Quero (bei Am-
bate) aus Cuzco versetzten Colonisten oder Mitimaes (wie in den
so dass er der „stumme oder dumme" Pablo genannt wurde (wie Baegert erzählt). Nach
Brown waren nordamerikanische Stämme, die ihr heimisches Dorf verlassen hatten, um
sich in einem anderen Dorfe anzusiedeln, nach 2 — 3 Generationen ihren Vorfahren
unverständlich geworden (s. Müller). Ein Australier (bei Shoal Haven River) ass die
Zunge eines getödteten Engländers „in the supposition, that as he had eaten the tongue
of a white man , he would in consequence be enabled to speak English" (s. Breton).
So tödteten die Bulgaren Verständigere (s. Frähn) und ähnliches berichtet Marco Polo
von Gastfreunden. Neben dem Tractus Australis oder (bei Postellus) Chasdia, als
drittem Theil der Pila terrae (Orbis terrarum), unterscheidet Ortelius zwei andere (nach
Mercator) : Primum facit eam in qua Europa, Africa et Asia (hanc Ptolemaicum voco).
Secundam Americam dicit, ita nominant hanc etiam ceteri, vulgus Indiam Orientalem.
Sunt qui Novum Orbem (1596J.
858 zu pp:ru.
andern Eroberungen der Inca) zur Einführung ihrer Sprache mit-
gewirkt haben.
Nach Hervas war die Sprache der Chancas von der der Inca
verschieden, und so wahrscheinHch die Mehrzahl der in Chincha-
suyu gesprochenen. Die am See Chincha-cocha geredete unter-
scheidet Tschudi, als Chincha-suyu-Sprache (oder vielmehr Sprache
von Chincha-suyu) von der Ccauqui oder Kauqui genannten Sprache
der Yauyus, von denen sie sich bis Caiiete (Huarco) erstreckte.
Bei seiner Elinabreise aus dem Norden fand Cieza de Leon
den Beginn der Inca-Sprache in Pansaleo (bei Quito), wo die-
selbe durch die Eltern auf Regierungsbefehl den Kindern hatte
gelehrt werden müssen, daneben jedoch bewahrten die verschie-
denen Stämme ihre besonderen^) Sprachen, und die in Pansaleo
geredete war verschieden von der der Carangue's und Otabalo's.
Wie weit der als Aymara bezeichneten Sprache dieser
Name zukommen dürfe, ist Gegenstand mehrfacher Erörterungen
gewesen, und besonders Markham hat in verdienstvoller Weise
dazu beigetragen, verschleppte Irrthümer zu beseitigen.
Die Abfassung der Grammatik in Juli unter Colonisten, die
sich der Landessprache accommodirt hatten, gab Anlass zu der
Bezeichnung, die seitdem eine dauernde geworden ist.
Dass aus den Aymaraes"), den Grenznachbarn der Quechua,
Colonisten nach dem Titicaca-See gebracht seien, wird in der
Geschichte der Inca erwähnt, aber in dieser von Capac Yu-
panqui eroberten Provinz wurde (nach Alcedo) das Quechua
geredet.
Dagegen war die Aymara genannte Colla-Sprache besonders
den Pacasa mit zugehörigen Lupaca eigenthümlich, und dann ihren
Sprachverwandten (Aymarez in diesem Sinne), wozu Bertorius
ausserdem noch die Canchis, Cahas, Charancas, Charcas, Colla-
guas u. s. w., neben den eigentlichen Collas, rechnet. Auch wird
die Ausdehnung dieser Sprache der Lupacas, die (unter der Be-
zeichnung Aymara) bei deren Priestern am reinsten gesprochen
worden sei, über die Pacages, Carancas und Charcas bis zu den
Chiriguanis (und Guaranis) angegeben. Ebenso werden die Indianer
1) Les patois rustiqucs n'ont guere change depuis trois siecles, ou ont changc
beaucoup moins que ne changeait dans l'intervalle le fran^ais cultive (Cournat).
2) Tlie Aymaras were a branch of the Quicliuas living in the valley of the
Pachacliaca (Markham). Several families were brought by Tupac Inca Yupanqui to
Sulli or Juli on the western shore of lake Titicacca.
DIALECTE. 859
von Tarapaca zu den Aymara gerechnet. Zwischen Vermejo und
Pilcomayu fanden sich Aymara redende Chichas-Orejones (s. Lo-
zano). Bei Herrera wird das Land der Pacasas in Chuquiabo als
reich und begünstigt geschildert, aber zerspHttert in eine Menge
Stämme, unter denen dann die Aymara -Sprache zum Verkehr
gedient zu. haben scheint, und neben ihr, nach der Besetzung
durch die Incas, das Quechua. Im Osten durch das Quechua,
beim Vordringen nach Tucuman umschlossen, wurde das Aymara
auf den unwirthlichen Hochebenen und den Wüsten nach der
Küste zu isolirt.
Garcilasso de la Vega macht auf den civilisirenden Einfluss
aufmerksam, den die aus Cuzco zurückkehrenden Indianer durch
Kenntniss der dort erlernten Sprache auf ihre Heimathsgenossen
ausübten, und lässt solche Beobachtung besonders für die Ay-
maraes in Sulli (Juli) in die Augen springen. Dies wäre um so
einleuchtender, wenn sie die Reichssprache aus ihrer früheren
Nachbarschaft zu den Quechuas bereits mitgebracht hatten, und
nun unter veränderter Umgebung zu einem zweisprachigen Volke
Avurden, das dann den von Cuzco kommenden Missionären wieder zu
Dolmetschern diente, und dadurch den Anlass gab, mit eigenem
Namen eine Sprache zu bezeichnen, die in den Augen der sie
nur mit ihrer Hülfe Verstehenden für sie characteristisch war,
während sie von ihnen selbst als fremde betrachtet werden mochte.
Als Vertreter der einheimischen Landessprache (die unter
angenommenem Namen sich ausbreitete) würden dagegen die
Puquinas und Collas anzusehen sein, indem Garcilasso, obwohl er
zugiebt, dass Einzelne unter den Puquinas, Collas, Urcos und Yuncas
eine Kenntniss des Quechua sich aneigneten, doch von den Puquinas
und Collas ausdrückhch bemerkt, dass sie die Sprache Cuzco's
vernachlässigt und an ihrer ursprünglichen festgehalten hätten.
Da neben den Puquinas die (unter den Schilfen des Titicaca-
See's die Lebensweise der Azteken vor ihrer Stadtgründung
führenden) Urcos namentlich aufgeführt sind, scheint es nicht
unbedenklich, wenn man das Puquina als die Sprache der Urcos
aufgestellt hat, und ausserdem erwähnt Oliva diese Puquina-
Sprache bei Lambayeque, indem es heisst (s. Ternaux-Compans) :
Quant au quichua, il s'est repandu partout et se parle generale-
ment, cependant quelques provinces ont conserve obstinement leur
ancienne langue, par exemple la langue Puquina ä Lambayeque,
dans les plaines de Lima et dans quelques districts de la pro-
860 zu PERU.
vince de Chiquito (wobei sich Chuquito wiederholen konnte, wie
Pacasa in Pacasmayo oder Pacasa-mayu).
Nach Vater wurde die Puquina-Sprache (ausser in der Nähe
der Pucarani und einigen Dörfern auf Inseln des Chucuito-See's)
„in der Diöcese della Paz und einigen Gegenden der Diöcese
Lima geredet".
Die Sprache der Atacamenos wurde (zu Philippi's Zeit) ge-
redet in San Pedro de Atacama, Toconado, Soncor, Socaire, Peine,
Antafagasta und einigen Orten in Chiuchia (1853); die Changos
(an der Küste) redeten früher chilenisch.
Längs der Küste stiess man im Süden auf diese Sprache der
Changos, die sich von dem Quechua und Aymara sowohl, wie
von dem Atacama unterschied, im Norden andererseits auf ein
vSprachwirrwarr, in dem die Tosagua, Conchipa, Poal (bei Charapoto
oder Japoto) verschiedene Sprachen redeten, die Pasaos ausser-
dem noch Dialecte, und so an andern Plätzen.
Der mittlere Küstenstrich dagegen war von einem ausge-
dehnten Sprachenzweig" überschattet, der mit dem allgemeinen
Namen der Yung'a-Sprache (der Yungas oder Yuncas) bezeichnet
wird (also gewissermassen im Gegensatz zur Sierra-Sprache als
Quechua) und (nach Carrera) in Chimu, Chicama, Chocopo, Sana,
Lambeyeque, Chiclayo, Huacabamba, Olmos und IMotupe g'eredet
wurde. Ternaux-Compans giebt Piura Truxillo, Zana und Caxa-
marca als Verbreitungsbezirk des Yunga (wogegen nach Herrera
die Guamachucos mit Caxamarca gleichsprachig waren).
Den von ihr occupirten Localitäten nach scheint diese sog.
Yunga-Sprache in der Hauptsache mit dem Einfluss des alten
Chimu-Reiches zusammenzufallen, und sie verlief im Norden in
die Vielfachheit der Dialecte, aus welcher sich noch heute der
(als Sek von Sechura abgeleitete) bei Eten^) erhalten hat, und
bis vor Kurzem der benachbarter Ortschaften, w^ie in Monsefu.
Bei Payta fand sich dann die Sprache der Colanes, von der
Eten's sowohl, wne der Sechura's und Catacao's verschieden^),
1) Während man in Eten Chinesen sucht und Ranking auch Mongolen nach Peru
bringt, lässt Wallcott Brooks China durch die Peruaner besiedelt werden.
2) La plupart de leurs villages, quoique tres-peu eloignes les uns des autres, ont
des manieres de s'exprimer, et des prononciations gutturales differentes, et que recon-
naissent, en les entendant parier, ceux menies qui ne les comprennent pas. Die Be-
deutung der Worte (im Peruanischen) änderte sich nach dreifacher Aussprache, „nimirum
intra labia, palatum et intra fauces".
DOLMETSCHER. 8 Gl
und von de^r damaligen Schwierigkeit des Verständnisses bei Piura
hat in den mitgetheilten Reisen wSkinner berichtet. Die Quingnam
genannte Sprache des Thaies von Chimu erstreckte sich (nach
Calancha) bis Lima (vor Einführung des Quechua). En los demas
valles de los llanos hablaban la lengua Muchic, que se conserva
hasta Motupe, otra que Uaman See y la de los Indios Olmos (mit
Dialecten). La que aquellos Indios llaman „Pescadora", dice
Calancha, „es una lengua pobre, oscura, gutural y desabrida, mas
parece una lengua para el estomago que para el entendimiento"
(s. Raymond).
Barcia erwähnt, dass bei dem Wechsel der Sprachen in jeder
Provinz an der Küste, die Vornehmen (oder Beamtenklasse) auf
Befehl Huayna-capac's die Sprache von Cuzco hätten lernen
müssen , um der Dolmetscher zu entbehren, unterscheidet aber
sonst in der Eintheilung der Küstensprachen ^) die Sprachen der
Yungas, der Tallanes (Fallanes) und jNIochicas (s. Zarate). Diese
Mochica- Sprache wurde in den Thälern von Huarco (Canete) und
Runahuanac oder Lunahuana geredet (nach Ore) und gilt auch als
die Sprache der Chincha, w^ogegen (nach Garcilasso) in Chincha
die Yunca-Sprache gebraucht wurde, und (nach Hervas) die Yunca-
Mochica. Die Anknüpfung des Mochica an die Yunca-Sprache^),
w;enn diese als für die Chimu geltend genommen wird, würde
sich in Mochi bei Truxillo finden. Im Speciellen wird der Dialect
Truxillo's als Lamano bezeichnet, oder der Lamista-Dialect, und
die behauptete Ausdehnung des dortigen Idiom's bis Caxamarca
zugegeben, Hesse sich dann noch eine Brücke finden bis zu den
Lamas am Salto de Aguirre oder den Lamistas bei St. Regis del
Baradero. Wenn nun aber andererseits wieder bei Eten eines
Lamano-Dialectes Erwähnung geschieht, so müsste für diese bei
dem Glockensteine von der Morgenröthe '') begrüssten Einwanderer
1) The language of tlie Indians (of the piain) in the interior of America is con-
stantly clianging, owing to their roving and intermixture with other tribes, The Coast-
Indians, on the other hand, remain for generations on the same spot, and their lan-
guage consequently is less susceptible of alteration, nothwithstanding the effect of the
coast intercourse (Sproat).
2) Zu Coreal's Zeit unterschied man an der Küste die Yumgas, Tallanas und
Mochicas (im XVII. Jahrh.). The natives (of Piura) contract half of their last words,
as if they wanted breath (s. Bollaert).
^) Titu (Quito) wird als Morgenröthe erklärt und Eten als der Platz, wo die erste
Dämmerung gesehen wurde.
862 zu PERU.
die Verwandtschaft aus früherer Wurzel sprossen, wenn nicht
später erst Generalisationen eingetreten sind. Das am Huallaga
gesprochene Lama wird der Tupi- Sprache angereiht. Nach
Alcedo wurde in Lamas das Quechua geredet. Die Lama-Sprache
reichte bis an den Huallaga, wo neben den Lamusas oder La-
mistas die Hilistos (Xibitos) und Cholones wohnten. Am Mayu-
lipi, Nebenfluss des Mayu-tatu (Madre de Dios oder Amarumayu)
wurde die Tacana-Sprache geredet (s. Church). In Monsefu hat
sich der eigenthümliche Dialect^) erst seit Kurzem verloren und
1) „Man glaubt in der blossen Aussprache einen Beweis zu finden, dass die
3 Hauptsprachen in Kanada keinen gemeinschaftlichen Ursprung haben. Der Siuse
pfeift im Reden; der Huron hat keine Lippenbuchstaben, redet aus der Kehle und
hauchet fast alle Silben heraus; der Algonquine spricht viel gelinder und redet natür-
licher. Die huronische Sprache hat einen Ueberfluss, einen Nachdruck und etwas
edles, das man vielleicht in keiner von den schönsten Sprachen beysammen findet.
Die algonquinische hat nicht so viel Nachdruck, aber mehr Zierlichkeit und Lieblich-
keit. Beyde haben einen Reichthum von Ausdrücken, eine Mannigfaltigkeit in Redens-
arten, eine eigentliche Bedeutung der "Wörter und eine Regelmässigkcit die erstaunlich
ist. Man muss sich wundern , dass sich unter Barbaren , die nichts vom Studiren und
vom Gebrauch einer Schrift wissen, kein schlechtes Wort, kein uneigentlicher Aus-
druck, keine fehlerhafte Wortfügung einschleicht, und dass sogar die Kinder selbst in
den gemeinen Reden alle Reinigkeit ihrer Sprache beybehalten. Ueberdiess lassen ihre
Geberden, womit sie alle Ausdrücke begleiten, nicht zweifeln, dass sie nicht alle Kraft
und Schönheiten derselben begreifen. Von beyden Sprachen sind viele Mundarten
hergeleitet worden, die aber weder die Annehmlichkeiten, noch die Starke derselben
behalten haben. Die Abenakier, die Huronen, die Iroquesen, die Illinesen, die Algon-
quinen, die Miamier u. s. w. haben also ihre eigene Sprache; wenn man aber die
huronische gelernt hat, so kann man in wenigen Monaten die Sprache der fünf iro-
quesischen Völkerschaften lernen. Alle diese Völker haben in ihren Reden etwas
asiatisches, welches den Sachen eine gewisse Einkleidung und verblümte Ausdrückung
giebt, woraus man schliesset, dass sie ihren Ursprung aus Asien haben; und in dieser
Meynung wird man durch andere Beweise aus ihrer Regierungsform und Religion
bestärkt. Sie haben einen sehr dunklen Begriff von einem obersten Wesen und
kommen durchgängig darinn überein, dass sie es als den obersten Geist, den Herrn
und Schöpfer der Welt ansehen. Die alonquinischen Völker haben ihm fast alle den
Namen des grossen Hasen gegeben. Einige nennen ihn Michabu; andere Arahokan;
andere reden von einem Gott des Wassers, der sich den Absichten des grossen Hasen
widersetzte, und diesen Gott nennen sie den grossen Tyger. Endlich haben sie noch
einen dritten Gott Matcomek genannt, den man den Winter über anruft. Die Huronen
nennen das höchste Wesen Areskui, und die Iroquesen Agreskue, und sehen es zu-
gleich als den Kriegsgott an. Von der Schöpfung des Menschen haben sie vielerley
Fabeln und sie haben auch einen Begriff von einer allgemeinen Sündfluth, wie fast
alle amerikanischen Völker. Sie glauben an unzähliche untere Geister oder Schutz-
geister, gute und böse, die alle ihren Dienst haben. Die Iroquesen setzen Arahentsik
an die Spitze der bösen, und Juskeka zum Haupte der guten Geister. Man wendet
RARRAREN. 863
ZU Bayer's Zeit wurde in Sechura eine besondere Sprache ge-
redet (1751), als Sek. Zu Cieza's Zeit wohnten Sichos neben den
Pillaos, cils Nachbarn der Puruaes von Riobamba, und Montesinos
nennt Sichos mit Atarungos und Lampatos (bei Quito). Die
Sprache der Pacaguara (in Bohvien) war der der Quechua ver-
wandt (und der der Panos). Die zum Ucayah weiter gezogenen
Panos, die in den Amaguacas (bei Sarayacu) den Uebergang zu
den Omaguas bildeten, stammten von den Jitipos oder Xibitos
(am Pluallaga), mit den Lamistas grenzend. Die Lama-Sprache
gilt (bei Tschudi) von der peruanischen verschieden, doch wird
im Dorfe Lamas (nach Alcedo) Quechua geredet, so dass auch
hier die Bezeichnung eines einheimischen Sprachstammes von
den als Dolmetscher dienenden Colonisten hergenommen sein
könnte, wobei diese (nach Lambayeque weisenden) Lamas in Tru-
jillo neben ihrer eigenen Sprache bei der Eroberung der Inca
bereits deren Allgemeinsprache gelernt hätten.
Die wilden Indianer, deren Sprache nicht verstanden wurde,
hiessen (in Peru) Upa-runa (upa, stumm oder taub) und ihre
Sprache upallani.
Ueber die rasche Verbreitung^) des Quechua im Reiche der
sich nur an die bösen Geister, um sie zu bitten, dass sie nicht schaden, und von den
guten vermuthet man, dass sie zur Bewachung der Menschen bestellt sind und jeder
Mensch seinen eigenen habe. In der huronischen Sprache heissen sie Okkisik, und in
der algonquinischen ]\Ianitue. ]\[an nimmt zu ihrer wohlthätigen Macht in Gefährlich-
keiten und bei grossen Unternehmungen seine Zuflucht. Man wird nicht unter ihrem
Schutze geboren, sondern man muss seinen Schutzgeist erhalten und erst Bogen und
Pfeile zu führen wissen. Man schwärzet den Kopf des jungen Wilden und lässt ihn
8 Tage hungern, in Meynung, dass sein Schutzgeist sich ihm unter der Zeit durch
Träume ofi'enbaren werde. Der junge Mensch wird nicht ermangeln zu träumen und
im Traume das Bild zu sehen, unter welchem der Schutzgeist sich ihm offenbaret,
welches bald der Fuss eines Thieres, ein Stück Holz oder eine andere Sache ist.
Dieses Bild behält er mit der möglichsten Sorgfalt, und man unterrichtet ihn sorgfältig
von der Ehrerbietung, die er ihm schuldig ist. Das Fest endigt sich mit einem
Schmause, und es ist die Gewohnheit, dass man ihm das Bild seines Okkisik oder
Manitue auf den Leib sticht". Nieuhof (1669) berichtet (in China) von der Herstellung
der Purpurfarbe aus dem Blut der Sing-sing genannten Affen, die vorher durch Wein
berauscht wurden, und so Rubruquis : Abscondunt ergo se venatores et exeunt predicta
animalia de cavernis suis et gustant predictum potum et clamant: ,,Chin, chin", unde
nomen acceperunt a clamore illo, dicuntur enim „Chinchin" (1254), als Begrüssung
(im chinesischen Jargon).
^) Die mit den Kriegszügen der Tupinambas verbreitete Tupi-Sprache, die in den
Missionen adoptirt \vorden war, wurde in der ferneren Ausdehnung beschränkt, als
durch königliches Edict (1755) nur portugiesisch abgcfassten Schriftstücken gesetzliche
864 zu PERU.
Inca und die Sorge die man trug, neben dem einheimischen
Dialect die Vortheile einer allgemeinen Verkehrssprache zu ge-
winnen, berichtet Sarmiento ^), indem, wie er sagt, bereits das noch
an der Mutterbrust ^) befindliche Kind schon, so zu sagen, seinen
Unterricht im Quechua empfangen habe.
Nach chinesischen Traditionen ging die Knotens chrift^) oder
Knotenrechnung der Zeichenschrift-Erfindung vor, und so (nach
Humboldt) in Mexico^) den Bildertafeln, während in Peru jene
Gültigkeit zugestanden wurde. In Mexico ward die Verbreitung des Nahuatl durch
politische Verhältnisse unterstützt, während Handelszwecke die Verkehrssprache des
Chinuk begünstigten, wie des Hindustani, Malayischen und anderer lingua franca. Der
Brahui-Khan von Kalat und seine Sardar reden die Sprache der Balocher (oder Nharuis),
da das Brahuiki oder die Sprache der Brahuis (Ba-roh-i) als Patois (Kur-Galli) verachtet
wird. The many differences, which exist between Persian and Balochki have been
mainly brought about from the habit, that Balochis have of transposing letters in
jwords and so changing them as to be scarcely recognizable in their original form. Die
Schriftsprache (der Munshi) ist Persisch (s. Hughes).
1) Aun la criatura no hubiese dejado el pecho de su madre quando le comen-
zasen ä mostrar la lengua que havia, de saber; y aunque al principio fu6 dificultoso e
muchos se pusieron en no querer deprender mas lenguas de las suyas propias, los
reyes pudieron tanto que salieron con su intencion , y ellos tubieron por bien de
cumplir su mandado, y tan de yeras se entendiö en ello que en tiempo de pocos anos
se savia y usaba una lengua en mas de mil y doscientas leguas.
2) „Wenn ein Kind so zu sagen kaum den Kopf aus dem Mutterleib gestecket,
und man nur erkennt, ob es ein Mägdlein oder Knäblein sey, so sind die Eltern
schon auf den französischen Sprach- und Tanzmeister bedacht" (1689).
3) Suischin erfand die Knotenschrift Kieischeng der Chinesen, und dann Fohi die
Schriftzeichen der Kwa (Ausgehängten), durch Tsangkie verbessert. Der Schafhirt
Suwenschu benutzte die Hautlagen einer Sumpfpflanze zum Schreibstoff, der Sauhirt
Kongzanghong Bambusstäbe durch Einkratzen oder (unter Schün) mit Firniss, dann (auf
der von Schitschen gebrauchten Seide) mit Tusche (Wawang's). Tian erfand die
Pinsel und unter den Han wurde Papier aus Broussonetia papyrifera gefertigt. Du
temps de Yong-tching-chi (fondateur de la XIII dynastie du VIII e Ki) les Chinois se
servaient de petites cordes, qu'on marquait de divers noeuds, au lieu d'ecriture (des
Hautes-Rayes), und daran schliessen sich bei A. von Humboldt die Raml u, s. w.
^) Die Hirschhäute hiessen in Mechiko Mazatl, das Pflanzenpapier Matl oder
Maguey, ein Buch von Pflanzenpapier in der Kitschesprache Vuh, im Maja Analte,
im Nahwa Amatl, d. h. ,, Holzbuch". Die Uebereinstimmung beider Namen weist
vielleicht darauf hin, dass die Bereitung des Papieres ebenfalls älter ist als der Ein-
bruch der Azteken. Von dieser Benennung rührt wahrscheinlich der Name Analthes,
Amalthes her, den die mechikanische Hieroglyphik trägt. Mal bedeutet im Kitsche
mit Flüssigkeit bestreichen. Der besondere Name der mechikanischen Schriftgemälde
(oder wohl blos der geistlichen Schriften) lautet: Tonalamatl. Die Steine mit ge-
schichtlichen Angaben, welche in den Mauern öffentlicher Gebäude eingefügt wurden,
heissen im Maja Katun. von Kat Fragen, und tun Stein, Daher kam im AVesten der
KNÜPFEN. 865
auf diese gefolgt sein soll und auf eine Verfolgung der Buch-
gelehrten hingedeutet wird, wie sie ähnlich in China unter der
Tzin-Dynastie sich zur Analogie bieten würde. Noch nachdem
die Schrift Eingang gefunden, behalfen sich Zeugen eines Ver-
trages, welche nicht schreiben konnten, damit, dass sie eigen-
händig an der Urkunde einen Knoten knüpften. Diese Sitte war
so allgemein, dass- auch w^ohl ein Zeuge, der selbst unterschrieb,
überdies noch einen Knoten schürzte und dass in der ersten
I Hälfte des Mittelalters das Wort „Knotenknüpfer (nodatores)
den Sinn von Zeugen bekam" (Wuttke). Nach dem deutschen
'. Volksglauben (in Hessen) können die Hexen durch Verknüpfen
tödten, indem sie einen Knoten in Weiden schlingen (was nicht
gelöst werden darf). Nach Hansen fürchten die P>iesen Hexen-
knoten in Tauen und die Finnen schürzten Knoten für den Wind.
Ausdruck Katun im Sinne von Inschrift. Ebenso nannten sie aber auch die Zeichen
ihres Kalenders. Katun bedeutet m'ithin in Jukatan Schriftzeichen. Das Schreiben
zerfiel demnach in zwei Arten. Die eine bestand in Meisselarbeit. Die Züge wurden
in hartem Stoffe ausgehauen und Träger der Schrift waren dann Steine, Fussgestelle
der Götterbilder, Wände der Tempel und Palläste. Die Schriftbilder traten in der
Regel erhaben hervor. Vertieftes Eingraben kam auch, jedoch selten vor. Dupaix
sah nur wenige vertiefte. Oft wurden viele Hieroglyfen mit einem rothen Firniss
überstrichen, der dem Wetter und der ^eit widerstand. Die andere Art war das viel
raschere Bemalen der Häute oder des Papiers, welches vermuthlich mit einem Pinsel
ausgeführt wurde. Gemeinlich wurden die Umrisse der Figuren schwarz gezeichnet;
die angewandten Farben waren stark und lebhaft, schon und dauerhaft. Zu denselben
nahmen die Mittelamerikaner sowol erdige Stoffe als Färbepflanzen und des besseren
Haltens wiegen rührten sie die Farbe mit Leim oder Oel an. Auf den in Nicaragua
gefundenen Hirschhäuten beschränken sich die Farben auf schwarz und roth. Die
Züge der Schrift werden kräftig und breit, dick und derb, dem Anschein nach oftmals
im Einzelnen keineswegs sorgfaltig und sauber ausgeführt; manche sind eher flüchtig
zu nennen. So scheint z. B. in dem zu Dresden aufbewahrten Buche die rasche
Arbeit eines geübten Schreibers vorzuliegen. Das wäre ein Anzeichen starken Schrift-
gebrauches. In Steinschriften, wie z. B. in Palenke sind dagegen die Umrisse sichtlich
in grosser Regelmässigkeit von geschickten Künstlern gehauen. Ob Brasseur de Bour-
bourg mit der Behauptung Recht hat, dass rohe Bilder für höheres Alter sprechen,
muss zur Zeit noch dahingestellt bleiben" (Wuttke). Die Mongolen entlehnten die
Schrift der (syrischen) Nestorianer von den Uighuren, durch Saja Pandita adaptirt
(statt der auf die tibetische Modification des Devanagari gegründeten Schriftweise
Bashpa Lama's). Aus den Ländern am Pamir fanden chinesische Fortwanderungen nach
Osten (aus dem Tarym-Becken), indische nach Süden (aus Turan) statt, und die (agglu-
tinirende Sprache redender) Akkader nach Susa, von wo sie den semitischen Chaldaern
die Keilschrift gebracht hätten. Nach Pauthier bildete die Pfeilspitze (der Scythen)
das Prototyp der Keilschrift.
Bastian, America, 55
860 zu PERU.
„Signum in aliquo ligno et nodum in corrigia aut Zona" machten
die Preussen (nach Duisburg) bei der Jahresrechnung.
Durch die Rusl genannten Taue Averden in Knoten ^) und
Verschlingungen der Enden Nachrichten von einer Person zur
andern geschickt (auf den Palau-Inseln). Zu der Festhchkeit des
Peitschenfestes (bei Todesfällen in Surinam) werden die Indianer
durch umhergeschickte Knoten-Kalender eingeladen (s. Quandt).
Aus dem Knotenschürzen bildeten Yljia (unter Mayta Kapak)
die Quipuschrift.
Als das Reich unter den Einfällen wilder Barbaren zu-
sammengebrochen war, als Cuzco, die heihge Stadt, zerstört und
öde lag, w^urde das Land (wie das der Tolteken beim Untergang
ihrer Herrschaft) von neuen Calamitäten heimgesucht, indem ver-
heerende Pestkrankheiten ausbrachen und den Rest der übrig
gebliebenen Bevölkerung decimirten.
Die in das Versteck von Tambo Toko geflüchtete und dort den
Nachstellungen der Feinde entgangene Dynastie sandte eine Bot-
schaft an die Priesterschaft, welche allein in den Tempeltrümmern
der geweihten Stätte zurückgeblieben^) und dort die fremden
Horden (wie die Priester Teotihuacan's die Chichimeken) zu er-
warten gewagt hatten, mit der Anfrage, wie der Zorn des Himmels
zu besänftigen sei und dem unglücklichen Volke der Friede
zurückgegeben werden könne.
In ihrer Erwiederung an Topa-Kauri-Pachacutek bezeichneten
die Priester des Gottes Illatiksi-Huiracocha die Schriften ") (mit
ihren magischen Zeichen) "*) als Ursache der Epidemien, und dass
1) Ucarauas (Cauaxis) lendo de mais semelhan9a com os Guipos dos antiguos
Peruenses, na arte de exprimir os seus pensamentos por signaes de cordoes e la9adas,
e tenda o uso de alguns nomens parecidos com nomes proprios do idioma hebraico
(Vasconcellos). Die Papuas gebrauchen Stäbchen und Netze für Botschaften.
2) wie deren Cortez auf dem Zuge nach Honduras angetroffen.
3) Les Premiers imprimeurs allemands, qui allerent porter de livres imprimes ä
Paris, faillirent ä etre brüles vifs par arret du Parlament, comme sorciers manifestes
et surpris en sortilege (s. Pauw), Die Zerstörung der chinesischen Bambusschrift durch
Tsin-Shi-Hwang-Ti (213 a. d.) war eine politische Massregel. Wenn ein Kru-Neger
„while absent in Sierra Leone or on board a vessel, has learnt to read, he is certain
of being poisoned by the priests on his return" (s. Breton). Die (meist Omar zugeschriebene)
Zerstörung der alexandrinischen Bibliothek fallt vielmehr zusammen mit der des Serapis-
Tempel (auf Theodosius' Anordnung zur Entfernung der heidnischen Tempel) durch
den vom Bischof Cyrillus geführten Pöbel, und schon zu Orosius' Zeit waren nur
die leeren Schränke zu sehen (V. Jahrh.).
*) die überall die Naturvölker als Zauber schrecken.
SCHRIFTVERROT. 867
die erste Massregel sein müsse, alle diese Zauberbücher zu zer-
stören und nur den Gebrauch der Quipus oder Knotenstränge
für die Erklärung durch die Amautas zu bewahren. Montesinos,
der für diese Darstellung verantwortlich bleibt, fügt hinzu, dass
ein Amauta, der sich bald darauf erkühnte, neue Charactere zu
erfinden, dafür den P^euertod erlitt.
Neben dem Verbot der Schrift, wird im Besonderen das des
Pergaments oder Quillca, dessen sich die Amauta unter Huayna-Cavi-
Pyrhua zum Schreiben bedient hätten, sowie des Bananen Papieres
(Quillca) oder Pergamentes, Erwähnung gethan, obwohl es doch
wieder heisst, dass Inca Roca die Gesetze auf ein Stück Perga-
ment schreiben Hess. Der Verlust der Schrift in Peru durch den
Barbaren-Einfall aus Brasilien in die Andes wird in die Regierung
von Titu-Yungui Pachacutek ^) gesetzt. Dagegen sei unter Toca-
Corca-Apu-Capac auf, Blätter und auf Pergament geschrieben
worden, und dieser Fürst habe eine hohe Schule in Cuzco ge-
gründet.
An den Gebäuden Quinoa's (bei Guamango) werden Inschrif-
ten^) auf Stein erwähnt, die von einem Spanier zur Entzifferung
copirt wären (s. Montesinos).
Dass Bilderschriften in Peru, wie in allen anderen Theilen
Afnerica's (mit mehr oder weniger Annäherung zum Phonetischen)
üblich waren, geht nicht nur aus den Stein-Inschriften bei Hua-
nuco, bei Castro Vireyna und Arequipa (s. Rivero), den den letzten
(bei Caldera) ähnlichen bei Janca (s. Raymond!), dann von Qui-
noca (oder Quinoa), bei Magdalena auf dem Wege nach Caja-
marca, hervor, sondern auch aus der Notiz Molina's, dass in dem
Poquen Cancha genannten Räume des Sonnentempels sich die
Leben der Inca mit den von ihnen eroberten Ländern aufgemalt
gefunden hätten, sowie ein Bild über die Schöpfung. Ebenso
werden Karten und Pläne erwähnt, wie der Riss der Festung
Pomacocha (im Lande der Chachapoyas), den Tito-Atauchi an
Huascar schickte (s. Baiboa). Garcilasso sah einen in Muyna
aus Lehm, Steinchen und Stäben verfertigten Plan Cuzco's, der
die verschiedenen Plätze und Strassen der Stadt nach genauem
1) Auf dem "Weg von Pamansancha (bei Viru) nach Tangutsche soll sich ein
Stein mit Figurenschrift finden, Sonne, Mond, geschwänzte Figuren etc. darstellend.
2) Pachacuti VII. verbot (s. Montesinos) „de se servir de quilcas (parchemin pr^-
pare pour encre) ou de feuilles de bananier, non plus, que de tracer aucun caractere"
(Ternaux-Compans).
55*
8G8 zu PERU.
Massstab zeigte, sowie die durchfliessenden Flüsse. Der Kazike
von Tumaco zeichnete die Küste von Quito für Baiboa (Herrera).
In jedem Dorf fand sich eine Karte mit den „Ceques y Gua-
cas y Adoratorios fijos" (Cuzco's), um sich darnach bei dem Cultus
zu Orientiren (wird 1571 gesagt). Hell erwähnt, im Museum Mexico's
aufbewahrt, eines vor der Cönquista angefertigten Grundrisses
der Stadt (1850). Quadratisch ausgelegte Tafeln, ähnlich denen
bei Tombebamba (als Stadtplan in der Erklärung Padre Rencoret's)
gefundenen, wurden bei Wiener's Anwesenheit inRecay alsRechen-
bretter gedeutet. Doch war die Festungsform, die sich in Thon-
gefässen antrifft, auch sonst beliebt. „Dos fortale9as, a manera de
fuente, figuradas de piedra", brachte der von Soto getroffene Ge-
sandte Atahuallpa's, als Geschenk für Pizarro. (s. Xerez.)
In Chile soll (wie Montesios wissen will) noch länger auf
Bananenblätter geschrieben sein, und am Titicaca-See hätten sich
(nach Baldwin) beschriebene Lama-Felle gefunden. Zufolge
Tschudi 's Mittheilung erfand der Lehrer des Juan de Dios Apasa
in Copacahuana eine Bilderschrift auf Fellen, die mit dem Seift
des Solanum atramentorium in der Aymara-Sprache beschrieben
waren. Der Wallam-Olum bildet die Geschichtsüberlieferungen ^)
der Lenape von "Wapahani (s. Ward).
Als Alonzo de Ercilla für sein Gedicht des Papiers bedurfte,
lehrte ihm ein Indianer (Chili's) die Bereitung aus Bananenblät-
tern und ausserdem kannte man (nach Montesinos) die Perga-
mente^) der Quilcas genannten Häuten, worauf die Amautas ihre
Gedichte geschrieben, in der zu Quinoa (bei Guamanga) gefundenen
Schrift. Die an Quesada, von Pasco aus, gesandte Botschaft w^ar auf
Fell geschrieben. Die Paducas sollten ihre Traditionen auf
Häute geschrieben haben (XVIII. Jahrhundert.) Die Accreditiv-
briefe der an den Präsidenten in Washington geschickten Häupt-
linge der Chippeway waren auf die innere Rinde der Betula pa-
pyracea geschrieben (1849) [statt früherer Wampum].
Die der Knotenschrift kundigen Gelehrten (die Quipocamayoc)
waren als Rechnungsbeamte durch die Provinzen (Peru's) vertheilt,
zur Berichterstattung an die Inca. Por hilos y nudos se hallan
1) The Mayos had their picture writings, called Analtlies, which were written upon
bark folded up into books, like tliose of the Aztecs (s. Bradford).
2) Als die Ptolemäer die Ausfuhr des Papyrus verboten, erfand Attalus das
Pergament.
ZÄHLEN. 869
figuradas las leyes ') y estatutos asi de lo uno como de lo otro,
y las sucesiones de los reyes y tiempo que governaron (s. On-
degardo) in den durch die alten Beamten weltlichen und geist-
lichen Standes geführten Annalen (in Cuzco). In Chile wurden die
Quipos als Pron bezeichnet.
Quipos (ramales de cuerdas) wurden in Archiven aufbewahrt,
(tenian un aposento, colgado de ellos), bemerkt (in Peru) Herrera,
und Baiboa spricht von den bemalten Stäben der Quipocamayoc.
Auch die araucanischen Häuptlinge lasen mit den (in Chile) Pron
genannten Quipos.
Nach Humboldt bedienten sich die Mexicaner der Knoten vor
der Schrift und Boturini fand Knotenschnüre (Nepohualtzitzin) in
Tlascala.
Ausser mit hieroglyphischen Bildern bewahrten die Tolteken
ihre Geschichte in Knotenfäden verschiedener Farben, als Nepo-
hualtzitzin (cuenta de los sucesos) bezeichnet (bemerkt Veytia). Die
Nayarit (unter dem Güestlacalt betiteltem Fürsten) zählten die Tage
der Gesandtschaft nach Knoten (s. jNIota Padilla). Bei Krank-
heiten (in Mexico) wurden Knotenstricke auf die Erde geworfen
und daraus gewahrsagt (s. Torquemada). In Popayan wurden
bunte Knotenschnüre oder Guappas gebraucht (XVII. Jahrhdrt.)
und die Indianer erzählten darin ihren Kindern, wie an der
Küste geflügelte Barken gelandet seien, Räuber herführend, die
ihnen das Eigenthum geraubt hätten und sie zu tödten getrachtet
(s. Coreal). Nach Southey gebrauchten die Arecunas (s. Marina)
Quippos (als Gedenkschnüre). Früher wurde der Wampum ■*^) aus
1) Polyplionische Zeichen, wie in der Keilschrift zugelassen, würden auch bei den
Quipus mancherlei zu lesen erlauben.
2) The original wampum of the Iroquois, in which the laws of the league were
recorded was made of spiral fresh water shells, Ote-Ko-a, which were strung on deer
skin strings or sinew, and the Strands braided into belts, or simply united into strings
(s. Morgan). Bei den Verträgen der Machataner werden soviele Stäbe mitgebracht,
als Bedingungen sind, und beim Niederlegen jedem Geschenke zugefügt (s. Dapper).
Die „Colliers des grains de porcelaine enfilez" (in verschiedene Figuren zusammen-
gesetzt, um die Botschaften der Gesandten auszudrücken) sont des Bourgos ou Coli-
ma9ons, qui sont blancs et violets, tirant sur le noir, qu'ils sciaient avec une pierre
de fusil, dont ils fönt des grains un peu longs et qu'ils percent, (cela aussi tient
lieu de monnaye) bei den Iroquesen (s. Bacqueville). Die Azquiy oder Sonnenpriester,
welche Ki-ji-val (Bohnen, Maisköner, Bergkrystalle u. s. w.) zur Zauberei gebrauchen,
verbrennen :Mi-si-sal (Harz des Rhus copallinum) den Götzen, indem (im Gegensatz
zum guten ICije oder Gott des Lichtes) Juiup (in Form eines Steinklumpens mit
870 zu PERU.
kleinen gleich geschnittenen Stückchen Holz verfertigt, die weiss
oder schwarz gefärbt wurden, während die aus Muscheln schwerer
herzustellen waren (s. Loskiel).
Eine systematische Austilgung der Schrift (wie in Peru
und in China, um die Bestimmungen der alten Gesetze in Ver-
gessenheit zu bringen) soll auch in Mexico beabsichtigt ge-
wesen sein, indem die Adligen während der Regierung Itzcoatl's
(wie Sahagun erzählt) die alten Bilderschriften vernichtet hätten,
damit sie nicht dem Volke in die Hände fielen. Das frühere Ge-
schlecht der Tempelbauer ^), denen bei den Monumenten am Flusse
Menschengesicht) oder Erdgott, als Noj (Genius der Vernunft), Ajmak (Genius der
Gesundheit), Ik (der Mond), Kanil (Genius der Aussaat) u, s. w. in der Art eines
feindlichen Princip's betrachtet wird (in Istlavacan). In jedem Monat finden sich (in
Istlavacan) 9 gute und 9 böse, sowie 12 indifferente Tage in dem (mit Mai beginnen-
den) Jahr (s. Scherzer). Das Thier, dessen Namen unter Harzverbrennung dem Kinde
beigelegt wird, gilt als Nagual (in Santa Catalina Istlavacan).
1) Y tambien hay fama, que se hallaron ciertas letras en una losa deste edificio (ge-
baut von bärtigen Weissen vor der Zeit der Incas) bei Guamanga (s. Cieza de Leon).
In den Schriftzügen auf den Steinen bei Grave Crcek (Ohio) fmdet Jomard Aehnlich-
keit mit den libyschen, und Rafn's Vermuthung von Runen knüpft Schmeller an den
Aufenthalt der Vandalen in Afrika an. Man stiess auf Analogie ,,des formes avec les
inscriptions du Fezzan et celles de l'Atlas** beim Monument von Taunton (Massachusetts)
und besonders bei ,,pierre gravee de Wheeling" (s. Nailj. Les lettres modernes du
Teflnagh (chez les Touaregs), ä quelques exceptions pres, sont les memes quo celles
de l'inscription de Tugga, contemporaine de l'epoque carthaginoise (Duveyrier). Hi-
bernos veteres Fenios dictos fuisse a quodam Fenio, qui primus litterarum Oghamiarum
inventor habetur. Eine phönizische Inschrift auf dem Sarge Aschmanazars bei Sidon
1000 a. D.) gilt als älteste der alfabetischen. Die Schrift Hasik war (nach den
(Arabern) aufThon geschrieben, der nachher im Feuer zu Ziegeln gebrannt wurde, und
erhielt sich (als Hasik) in der chaldäischen Stadt Risher (bis zum Islam). Set schrieb
sein Wissen auf gebrannte Ziegel, die dem Wasser widerstanden und auf ungebrannte,
die durch Feuer nicht zerstört, sondern gehärtet wurden, nieder. Nach Phillips
bildet das phönizische Alphabet die eigentliche Grundlage des iberischen, auf welches
dann in späterer Zeit das griechische und römische Einfluss gewonnen hat. Zu den
Buchstaben, die Kadmus nach Griechenland gebracht, sollte Palamedes vier und Simo-
nides andere vier zugefügt haben. La primera clase (de las Letras desconocidas) com-
prechende las Medallas Celtibericas (de la Provincia Tarraconense), a la segunda se
reducen las medallas Turdetanas ö Beticas, a la tercera pertenecen las Medallas Phe-
nicias y Punicas de Gadir etc. (Velasquez). Nach Diodor hatten die Phönizier die
Schriftzüge von den Syrern, die sie erfunden, gelernt. Nach Syncellus brachte Abra-
ham die Schriftzüge der Chaldaeer den Phöniziern. In der kyprischen Schrift, die
neben der phönizischen bestand, finden sich Keile unter den Buchstaben (570 p. D.).
Nach Sanchuniathon musste das Alphabet schon dem Hohenpriester Thabion bekannt
sein, vor der Zeit, in welcher die Benennung Phönizier angenommen wurde (s. Wuttke).
Nach Themistocles hatten die Perser vor Darius keine andere Schrift, als die assyrische.
BILDER. 871
Vinaque (bei Guamanga) auch die Kenntniss der Schrift zugeschrie-
ben wird, deutet auf die unter Titu-Capac-Yupanqui (Titu's oder
Quito's) aus den (während der Dürre zum Rückzugsorte benutzten)
Andes her erneuerte Pirhua - Dynastie, in welcher besonders
unter Toca-Corca-Apu-Capac (dem Begründer des Ritterordens)
das Schreiben (auf Baumblätter und Pergament) geübt worden
(während Sinchi-Cosque durch seine Steinbauten berühmt blieb),
und als dieses Reich durch den Einfall wilder Völker (unter
denen auch Schwarze erwähnt werden) zu Grunde gegangen
sei, unter Rückzug ihrer Reste (nach dem Schlachtentode Titu-
Yupanqui's) nach Tambotoco, heisst es bei Montesinos, dass sich
jede Provinz unter ihrem Fürsten selbsständig gemacht habe, also
die königlose Zeit eingebrochen sei, bis sich mit Inca-Roca die
Herrschaft der Inca begründete.
Die hieroglyphischen Gemälde mit Characteren in symmetri-
schen Linien, welche sich, als den Panos^) gehörig, am Ucayali
(nördlich vom Einflüsse des Sarayacu) auf Baumwollenblätter fan-
den, wurden dem Padre Narcisso Gilbar durch die (mit der
Sprache der Panos vertrauten) Manoa (zwischen Pachitea und
Ucayali) oder Setivos erklärt, und nach Viedma schrieben die
Moxos ihre Traditionen „en una tabla ö pedazo de cana por medio
de varios signos" (1787). Die Moxos. haben besondere Fähigkeiten
für die Zeichnung-^) und ihre Bilder stellen richtig ausgeführte
Thiere und Pflanzen dar, bemerkt d'Orbigny, sowie der ver-
schiedenen Gedächtnisshülfen, um das Gehörte nicht zu vergessen,
Die Yuracares bedienten sich zum Bedrucken ihrer Rindenzeuge
beschnitzter Holztafeln, und auch für die Muster der Körperbe-
malung sind unter den Maranon- Stämmen Stempel im Gebrauch
(wie im Cauca-Thal). Nach Peter Martyr führten die mexikani-
Die Neger Barya Nara (zwischen Tacaze und :Marab) haben noch hieroglyfische Zeichen
im Gebrauch (nach d'Abadie). Poncet sah in der Stadt Helein mit Hieroglyfen be-
deckte Granit-Pyramiden (Obelisken). Livingstone habe syllabarische Zeichen beim
Volk der Bermegai in Mittelafrika gefunden. Der Chalif Walid verbot den Arabern
die griechischen Schriftzüge (mit Ausnahme der griechischen Zahlzeichen). Von
Einführung der indischen Zahlzeichen spricht Albyruny (zur Zeit Mohammed's von
Ghazna) und Fibonnacci „in duana Bugea" (1202), als Zeyfertzal 151 8 (bei Köbel).
1) Nach den Manaos enthielten die hieroglyphischen Bücher der Panos Nachrich-
ten über ihre Wanderungen und Kriege (s. Gilbar).
2) In Villaviciosa (zwischen Patia und Pasto) „se hazen estranas curiosidadcs de
pintura de humo y yervas sobre calabazinos y maderas, que llaman comunmente de
Mocoa" (s. Piedrahita).
872 zu PERU.
sehen Verwalter ihre Rechnungen auf Holztafeln. Bei den Sche-
rues (und Xarayes) waren (s. Schmidel) Hirsche und Thierfiguren
den Baumwollenzeugen eingewebt (und ähnlich auf peruanischen
Grabhemden). In Yucatan diente Rindenpapier ^) neben dem aus
Agave bereiteten, für die Bücher.
Die Erfindung der Quipus^') wird bald in die Zeit Topa-
kauri - Pachacuteks gesetzt, der die Papierschriften verboten
habe, bald in die Mayta Capac Amaru's (Nachfolger Manco
Capac's) und dann seinem Günstling Ylla (Ylia) zugeschrie-
ben, der ihn in Lobliedern besang* (s. Oliva). Nach Molina
waren die Quipo's '') durch Yupanqui vervollkommnet. Die
1) Die Mamelucken (in Brasilien) erwählten einen Mamcluckisclien Papst, Mame-
hickische Bischöfe und Priester, welche Beichte sassen, die Messe lasen und das Volck
mit Schlagen und Klopfen auf hohle Kalebassen zum Gebähte riefen. Ilire Bücher,
welche sie gebrauchten, waren aus Baumrinden gemacht , darinnen stunden ihre aber-
gleubisclien Kirchengebräuche mit wunderseltsamen Schriftzeighen beschrieben. Unter
andern hielten sie es vor eine grosse Heiligkeit, wenn sie böbeten, die Zunge aus
dem Munde streckten und einen hohlen Klang aus dem Tiefsten der Brust von sich
gaben, darzu sie ein sonderliches Kraut kaueten" (Dapper).
-) Titu Yupanqui substituirte für die Quillca (Papier aus Plantanenblättern) die Knoten
der Quipo (wie sonst zugeschrieben). Nach Acosta hatten die Peruvier symbolische
Malereien, die (nach der Eroberung) zum Beichten gebraucht wurden. Felsinschriften
(Thiere, Blumen u. s. w. darstellend) finden sich bei Caldera (bei Arequipa) und bei
Huara (nach Tschudi). Einzeichnungen werden (nach Bradford) auf einem Gebäude in
Huaytaca (Provinz Castro Vireyna) gesehen. Wie in den Pintados von Tarapaca, finden
sich gezeichnete Steine auf der Pampa del Leon, und (nach Rivero und Tschudi) auf
einem Stein von Junin , ähnlich dem Cuhupqua, „the ear or snailshaped granaries of
the Chibchas" (Bollaert), sowie auf einem Stein von Timana (astronomischer Deutung).
Die Hieroglyphen der weiblichen Figur aus Peru sind „composed of angles principally"
(Bollaert), und Hieroglyphen am Kopfe einer bei Tia-Huanacu gefundenen Figur.
Ein Canopa oder heiliges Gefäss (bei Rivero und Tschudi) zeige einen Priester mit
mystischem Gürtel. Gillis giebt hieroglyphische Zeichen auf einem Coca-Sack oder
Chuspa. Auf dem sogenannten Riesenfelsen in der von Guarpes bewohnten Provinz
Cuyo (zwischen Mendoza und La Punta) finden sich schriftartige Zeichen (nach Molina),
sowie auf einem Stein am Diamanten-Fluss neben einem Fusseindruck (des St. Tho-
mas). Ferrerius Pedemontanus schickte an Gessner einen Schmuck aus Grünstein,
,quem nobiliores Bressillienses cum in publicum prodeunt, ad labia eorum ab adole-
scentia perforata applicant, unum vel plures pro singulorum dignitate, et comedentes
aut quoties volunt de loco ubi haerent vicissim detrahunt" (1565).
3) Die Arowaken laden durch umhergesendete Gedenkschnüre (Ikissihi), deren
Knotenzahl die Tage angiebt, zur Todtenfeier ein. Die Wigandacoa (in Virginien)
zählten ihre Sachem durch Knoten an einer Schnur oder Kerben an einem Stecken
(einen unbegreiflichen Gott verehrend). Die Cariben gebrauchten „Cordoncillos de
nudos" (s. Caulin). Die Tamanaken' bedienten sich der Knotenschnüre bei Handels-
rechnungen (und so ihre Nachbarn). Aehnliches findet sich noch jetzt auf der Sierra
KNOTEN. 873
Erklärung der Quipo's war das Amt der Quipo-Camayoc, und
unter ihnen beaufsichtigten die Vilca-mayoc die Angelegenheiten
der Tempel. Die Deutung der Quipos basirt auf den verschiede-
nen Farben, auf Zcihl, Stellung und Richtung der Knoten, sowie
ihrem Verhältniss zu einander.
Die Indianer von Villar don Pardo (zwischen Purbayes oder
Purgayes und Chimbo) gebrauchten : „unos guascas, que llaman qui-
pus, son unos hilos de cabuya delgada, en que dando nudos ponen
por memoria sus cuentas", und so die Purguayes von Santjeigo de
Kalpi (bei Ambate) „cuentan por nudos, que llaman quipos, hechos
en hilos, que llaman guascas, y se entienden como por libros
de caja."
Der von dem Auracanier Lepitaru bei dem Aufstande (1792)
umhergeschickte Quipo bestand aus einem Holz mit Fäden um-
wickelt,um durch die Knoten der schwarzen den Tag der Aussendung,
der weissen das, Datum der Versammlung zu bezeichnen, wäh-
rend der Empfänger einen Knoten in den rothen^) zu schürzen
hatte, wenn er zusagte, in den blauen (mit dem rothen verbun-
den), wenn verweigernd (s. Stevenson).
Die Australier von Port Philip (oder Narme) kannten keinen
Tod aus natürhchen Ursachen, sondern schrieben ihn einem
Feinde ^') zu, der ihn durch Singen herbeiführte oder allerlei Cere-
monien, „such as tying up pieces of cord in knots'' (s. FEaydon).
El que procura contar las estrellas, no sabiendo aun contar
los tantos y nudos de las cuentas, digno es de risa, hat Blas
Valea als Spruch des Inca Pachacutek bewahrt (s. Garcilasso de
la Vega).
Ein Häuptling oder Sachem der Onondagas hatte den Wam-
pumgürtel (als Archiv der Irokesen) in Verwahrung, um die
früheren Ereignisse zu erklären, bei denen sie überschickt oder
(und in Afrika). Bei den Mbocobies (neben Lules und Mataras) waren Knotenfäden
im Gebrauch (im Chaco). In Nukahiva wurde Eigenthum durch Knotenschürzen be-
zeichnet. Nach Marsden waren in Sumatra Knotenschnüre im Gebrauch.
^) White down and feathers on the head are signs of war. Red, on the con-
trary, denotes peace, so that these people entirely reverse the symbolism of colour,
which is accepted, almost over the entire world (bemerkt Wood von den Feuerländern).
^) Um den Thäter ausfindig zu machen, ,,a hole is dug in the earth near the spot
where the person may have died, and on coming to a worm hole or any other cavity
underneath the surface it is traced to its end, and in whatever direction it may tend
is a sign (in what quarter they are to look)" in Australien.
874 zu PERU.
niedergelegt waren (mit verschiedenen Zeichnungen und Färbun-
gen der dem Ledergürtel aufgenähten Muscheln). Die Muscheln
des Wampum enthielten eine Bedeutung nach der Färbung, indem
braune drohten, schwarze warnten, weisse Frieden und rothe Krieg
verkündeten, und auch die nebeneinander oder ineinander laufenden
Reihen hatten ihre Bedeutung der Vereinigung oder Trennung.
Die früher aus kleingeschnittenen und gleichen Holzstücken
schwarzer oder weisser Färb e(selten aus den schwerer bearbeit-
baren Muscheln) hergestellten Wampum dienten als Fäden zur
Bekräftigung eines Satzes, als Gürtel (in Reihen und Fäden) eines
Absatzes der Rede, und unterschieden sich nicht nur nach der
Farbe (schwarz für nachdrückliche oder feindliche Aussage, weiss
dagegen für friedliche), sondern auch nach dem (mit verschiede-
nen Farben) eingewirkten Bilder (Avie eine Axt für Krieg, ein ver-
schlungenes Händepaar für Frieden u. s. w.), dann auch nach
ihrer Länge, Form u. s. w. um als Erinnerung aufbewahrt zu
werden, (erklärt Loskiel). Bei den Stämmen am Ucayale und den öst-
lichen Nachbarflüssen finden sich „künstlich geflochtene und mit
Glasperlen reich verzierte Schürzen (tanga) und Gürtel (Cua Pe-
coacaba), denen sie durch Einfügung von Zähnen und Klauen er-
legter Thiere bald die Bestimmung von Amuleten, bald von
Nachweisen ihrer Heldenthaten einverleiben wollen" (s. von ]\Iar-
tius). In Guyana zeigen die Schürzen die, Woro genannten, Ver-
zierungen (nach Schomburgk).
Ausser den Knoten waren (in Peru) noch andere Aushülfs-
mittel im Gebrauch, besonders Kerbhölzer^), auf welchen einge-
schnitten das Testament Huayna Capac's^), der Hut der Quipoca-
1) Von den Nachkommen des Kakhan Khikheou (aus der Familie Ye-liu) führte
Yali die Kerbhölzer als Schrift ein, die Kaiserwürde der Familie Yao-nian überlassend.
Unter seinen Nachfolgern führte Yundeshi die Viehmästung und Ackerbau ein , und
dessen Nachfalger Saladi lehrte Eisen schmieden. Nach Städte-Gründungen wurde
Apaokhi (Stifter des Liao-Reiches der Khitan) aus der seiner Mutter in den Schoss
gefallenen Sonne geboren (887 p, d.). In der (921 p. d.) erfundenen Schrift der
Khitan wurde (unter Apaokhi) das Gesetzbuch abgefasst. Die meisten Stämme der
Miautse (in the art of writing) ,,have not gone beyond the use of notched sticks for
conveying messages'* (s. Edkins).
2) Guayna-Capac (s. Baiboa) fit son testament selon l'usage, on prit un long ba-
ton ou espece de crosse, et on y dessina des raies de diverses couleurs, d'ou l'on dc-
vait avoir connaissance de ses derniers volontes, on le confia ensuite aux Quipoca-
mayoc ou notaire (bei Ternaux-Compans). Die Pfosten oder Wände des Versamm-
lungshauses (bei den Muskogee) sind mit Malereien und Schnitzwerk verziert, als
TALLY. 875
mayoc übergeben wurde. Auf dem Stabe des Propheten To-
napa waren durch Einkerbungen^) die von ihm gelehrten Ge-
bote (Cazi-Cazi) verzeichnet.
Tupar-Inca-Yupanqui Hess die seinem Statthalter zu über-
gebende Botschaft auf einen Stock markiren (s. Salcaymahua).
Traditionen staatlicher und priesterlicher Angelegenheiten (s. Batram). Bei den Tacana
(am May-tatu oder Madre de dios) werden bunte Stöcke mit eingeschnitzten Hiero-
glyphen verehrt. Silex pertusus foraminibus aliquot, natura vel casu aliquo nos la-
tente. Hujusmodi autem lapides mulierculae quaedam superstitiosae quaerunt, circa
torrentes et fluvios, stolide persuasae curatum iri vaccas, quae sanguinem cum lacte
reddunt, si papillis in haec foramina immissis mulgeantur (s. Gessner).
1) Zur Niederzeichnung von Urkunden diente „un cylindre en bois en forme de
bäton ou de Crosse" (in Peru). Am Titicaca-See siivi Leder- und Holztafeln ge-
funden, auf welche ein Harzüberzug aufgetragen und in diesem eine Art von Hieio-
glyphenschrift eingravirt war, die theils in Puncten, Linien, Kreisen und allerlei
eckigen und unregelmässigen Figuren, theils in sonderbaren Abbildungen von Menschen,
Thieren, Bäumen, Sonnen, viertel und halben Monden u. s. w. bestand (s. Mosbach).
Nach Ibn-et-Nedim kerbten die Russen ihre Schrift auf Holz (987 p. d.). In Nord-
carolina waren (statt der Wampum aus ^Muscheln) eingekerbte Rohrbündel im Ge-
brauch (nach Lawson). In Carolina fanden sich (nach Lederer) bemalte Tafeln mit
Kreisen oder Strahlen (XVII. Jahrh.). Surculos (der Germanen) notis quibusdam
discretos (Tacit). Virgas easque cum incantamentis quibus (Alani) discernentes (Amm.).
Carmina sua incantationesque ac divinationes significare procurant (Hrab. Maurus) von
den Normannen. Dira admodum carmina ligno insculpta (Saxo) von den Dänen. Die
Runen bezeichneten die Zahl der Anlaute , auf deren Glcichklang die altgermanische
Poesie gebaut ward (Liliencron). Durch Combination (der ^lalrunen) mittelst der
Kenningar könnte die Versmaterie ausgedrückt werden. Chilperich setzte (nach Greg.
Tur.) dem lateinischen Alphabet neue Buchstaben zu. Die Runen (notae characteristicae)
wurden (erst durch Einfluss des griechischen oder römischen Alphabets) litterac. The
ante-christian Gaelie wrote upon staves of the poets, tablet staves , tables of the poets
and the Wand of the poet (O'Curry). In the Tain-bo-Chuailgne one reads of Cu-
chulainn having written or cut an Oghuim in hoops or wands, which he had placed
in such places, as that they should be found by queen Meave and her army, and that
when found, they were always carried to Fergus, to read and explain them. Oporte-
bat considerare mentem sancti Francisci et intentionem in regula, meinten die Francis-
caner, und so entwickelte sich in der Spielweite der Auslegung die Parthei der Spi-
ritualen (aus Joachim's Evangelium aeternum) Joachim's von Fiore (als vir indutus
lineis), mit dem Engel habens falcem acutam et alius angelus habens signum Dei Vivi
(sei. St. Franciscus). Et ibi enim docetur, quod ipse non est Deus et quod sacramen-
tum ecclesiae nihil est (Wilhelm von St. Amour). Dobrowsky leitet Kniez oder
Priester (Kniaz oder Buchgelehrter) von Knjh oder kniga (Buch). Nach Schafarik
schrieben die slawischen Priester auf Holztafeln (mit Runen). Gentes, quae suas lite-
ras norunt, Scythae, Sarmatae (Chron. paschale). Die Slowenen nannten die Schrift
Bugwica (Bogwiedza oder göttliche Kunde) oder Buhweca (s. Hanusch). Kucharski
leitet Runen von Grona (Gronis oder sprechen im Serbischen). The ancient British
characters are denominated Coelbren y Beinz or Stave of the Bardic signs (s. Owen).
876 7.Ü PERU.
Die Indianer (am Rio negro) rechnen die Tage „by cutting notches
on a stick" (s. Wallace). Die Mundrucus gebrauchen ein Kerbholz
zum Zählen (s. IVIartius). Nach Heckewelder fanden sich bemalte
Stöcke (Olumapi) bei den Lenapes. The Pueblos „figured histo-
ries on tablets of wood" (Alallery). Die Vaqueros Mexico's be-
dienen sich Einkerbungen auf Lederriemen und in der Sierra
Peru's ist noch das Schürzen von Knoten für Rechnungen im Ge-
brauch (wie von Kaufleuten in Truxillo gezeigt wurde). „Indem
man in Russland früher kein anderes Geld als Denga gehabt,
und bei der Rechnung ein Kerbholz gebrauchte, In welches,
wenn bis loo gezählt war, ein Schnitt mit dem Messer gemacht
wurde, so bezeichnet man mit Rubel (als Schnitt) die Münze von
loo Kopeken."
Die Indianer (in Virginien) „keep their accounts by knots^)
on a string or notche^ on a stick" (s. Carew), und so versuchte der
von Powhatan nach England geschickte Uttamaccomack die dor-
tige Bevölkerung nach Einschnitten zu zählen (s. Smith).
Bei den Caras soll eine Art Steinschrift gedient haben, in-
dem unter ihnen (nach Velasco) Tafeln (aus Stein, Thon oder Holz)
in Gebrauch waren, mit Compartmenten, Avohinein bunte Stein-
chen verschiedener Farben gelegt wurden, und ist derartiges z.
B. in den Gräbern Cafiar's beobachtet worden. Die Leichen der
Scyris wurden im Umkreis in eine Pyramide gestellt, (s. Marcos
de Niza) und „sobre cada uno correspondia un agujero ö pequeno
nicho, en que se hallaba representado una figura de barro, pie-
dra ö metal, en cuyo hueco habia piedrecillas de diverses colo-
res y tamafios que denotaban su edad, los afios y meses de su
reinado."
„Ohne die Quipos von Fäden haben sie noch andere von
Steinlein ^), womit sie die Worte lernen, so sie behalten wollen"
^} Garotta, cordelette sur laquelle ils fönt certain nombre des noeuds, dont ils
defont un chacun des jöurs qu'ils employent ä un voyage pour en scavoir le nombre
(schreibt Murr) en Galibi. Pron-it, los nudos, que hacen en un hilado para contar los dias
que faltan para alguna Junta 6 bebida, ö juego, ö tambien por las pagas de una muerte
ö hurto y si van con hilado Colorado, es decir, que ä sangre y ä fuego han de dar
las pagas (s. Febres) in Chile. Nach Riveiro gebrauchten die Arecunas (an Roraima-
Berg) Quippus. Die Negritos (der Philippinen) gebrauchen Knotenschnüre zum Zählen.
2) Nach Herodot rechneten die Aegypter mit Steinchen, und in Indien finden sie
sich auf Schnürchen gereiht, als Akshamäla (bis zum Rosenkranz auch bei Mohame-
danern), iprj'fiCfiy (rechnen) von i/jr}(fiog (Stein oder Muschel), wie calculare (von Calculus).
AP.Acus. -877
(in Peru), „auch noch eine andere Art Quipos, dazu sie Körner
von Mays brauchen" (de Bry).
Was die Spanier den Peruanern vorlasen, behielten diese in
Erinnerung mit Hülfe von Kieseln, bunten Saamen oder Bohnen,
erzählt Garcilasso, und ähnliche Gedächtnisshülfen fanden sich im
Wampum der Rothhäute, und sonst. Die Peruaner rechneten (nach
Acosta) mit Maiskörnern, und vollzogen durch Umherlegen auf
Häufchen divisionen zu proportionellen Vertheilungen.
Acosta liefert noch einen andern zugehörigen Beitrag: „Fuera
de estos quipos de hilo tienen otros de pedrezuelas, por donde pun-
tualmente aprenden las palabras, que quieren tomar de memoria"
(und von diesen Steinen finden sich in den Gräbern). Die Carai-
ben führten Zeitberechnungen ^) mit Steinen in einer Calabasse, von
denen jeden Tag herausgenommen wurde.
„Por unas cuentas de pedreguelas aprenden quanto quieren
tomar de memoria, por los granos de maiz suelen hacer un gran
repartimiento de cuenta muy dificultosa", (in Peru, neben den
officiell verwandten Quipos).
Am Ucayali werden, wenn das Kind seinen Namen von einem
Thier erhält, hieroglyphische Zeichen^) auf zwei Blätter mit einem
Holzstift bemerkt und bis zum Tode bewahrt, um in das Grab
mitgegeben zu werden.
Der Betrag von Schuldnern wurde an einem der Länge nach
gespaltenem Stab vermerkt (nach weit verbreiteter Sitte). Die
eine Hälfte des Stockes nahm der Ausleiher, die andere der Bor-
ger an sich. Wenn dann die beiden ineinander passenden Holz-
stäbe zusammengefügt ^), ein längliches Viereck darstellten, so war
der Beweis über die Höhe der zu zahlenden Summe geführt (s.
Wuttke). Und ähnlich die Tessera zum Erkennen (des Gast-
^) Die Cariben zählten bei Steinen (in einer Calabasse), bei Einschnitten im Holz
oder bei Knoten in einem Strick (nach Laborde). In der traditionellen Erzählung (bei dem
Todtenfeste) der Redner (in Nord-Carolina) ,,produces the records of the country, Avhich
are a Parcel of read, of different Lenghts, with several distinct marks, known to none
but themselves" (s. Lawson). In Darien wurde mit Mais gezählt (Wafer).
^) Die Dinka ritzen oder schneiden (gor oder eingraben) oft die Umrisse von
Menschen, Krokodilen, Schildkröten, Vögeln und anderem Gethier mit einem Dorn
oder spitzigen Eisen in weiche Kürbisschaalen (s. Mitterrutzner).
^) The practice of cutting notches in a piece of stick, and then Splitting it, so
that one-half may be retained by each of two parties to a transaction , is a prominent
point of resemblance in the customs of the Gold-teeth and the Kakhyens (s, Elias).
878 7.\J PERU.
freund's). Die Mausmai (Stein des Eides) genannten Steinsäulen
(in Indien) wurden zum Andenken eines Vertrages aufgerichtet
(s. Yule).
Von den (vierjährigen) Lustren der (nach Acren aus zwanzig
Jahren zählenden) Mayas bemerkt Cogolludo: „Llegando estos
lustros a cinco, que ajustaban veinte anos, llamaban katun, y
ponian una piedra labrada sobre otra labrada, iixada con cal y
arena en las paredes de sus templos y casas de los Sacerdotes,"
(als Uazlazon Katun bei Landa) bis 260 in 13 Ahaues (nach Bei-
tran de Santa Rosa Maria).
Die Römer schlugen Nägel in Jupiter's Tempel ein (zur Jah-
reszählung). Volsiniis quoque clavos, indices numeri annorum
fixos in templo Nortiae, Etruscae deae, comparere diligens talium
monumentorum auctor Cincius affirmat (s. Livius).
Symbolische Briefe ^), wie einen solchen Darius (bei Herodot)
von den Scythen erhält, kamen vielfach vor, in Amerika sowohl,
wie Afrika.
Bei den Coroados (in Paran) fand Keller-Leuzinger's ,, aufge-
reiht auf dünne zwischen Baumstämmen ausgespannte Lianen oder
Bastschnüre seltsame Zusammenstellungen von Holzstückchen,
Federn, Knochen, Klauen, Unterkiefern verschiedener Thiere
u. s. w.", (um Stammverwandten Nachricht zu geben vom Jagd-
erfolge u. s. w.). Auf den Molukken wählte man zum geheimen
Bezeichnen vorzugsweise Blumen und Früchte (im Orient wurden
kleine Gegenstände, wie Holz, Stroh, Salz, Brod für Verknüpfung
einer Gedankenreihe zusammengebunden) und „in den Harems
wurde die Blumenschrift grossgezogen, der Selam" (s. H. Wuttke).
1) The symbolical letter (to a Nupe relative in Sierra Leone) consisted of a red
parrot tail (being in good circumstances and expecting return witli the speed of a
parrot) tied to a white cotton thread at one end (being well and strong, but hearts
black as coal fire by mourning for your loss), with a small piece of hard wood, burnt
black at one extremity fastened to the other end of the thread, four cowries being
attached to the middle of the thread, two facing each other (wishing to see you face
to face), with the small ends upwards, and the other two in like manner with the
small ends downwards, (alluding to the disorderly state of the country with all things
upside down) on the Niger (s. Crowther). The islanders of Bonabe send messages by
means of leaves of a particular tree, the points of which are folded inwards in diffe-
rent mode to express difFerent meanings (s, Pickering). A piece of chicken liver, three
pieces of chicken fat and a chili wrapped in red paper means „Prepare to fight at
once" (s. Cooper) in der Bildersprache, die die Lutsu mit den Chinesen (bei Kämpfen
gegen die Mahomedaner) führen.
FÜSSSPUR. g79
Felsinschriften') fanden sich besonders längs der Küsten (und
nördlich im Inneren) von Peru zerstreut, und wie in Colombien
im Wassergebiet des Marahon. Als die Missionäre in Peru im
heiligen Eifer die in Stein gegrabenen Zeichen, die der Recht-
gläubigkeit gefährhch erschienen, auszukratzen begannen, Hess sie
der Erzbischof Torribio mit Tüchern überhängen, um sie ohne
Zerstörung dem Anblicke zu entziehen. Indess ist nur an wenigen
Punkten etwas übrig geblieben.
Die F'elsfusstapfen ^) (im östhchen Brasilien) sollen von Tzume
(vor seinem Verschwinden) eingedrückt sein, „ so z. B. in der Pro-
vinz S. Paulo, auf der Praya de Embare zwischen Santos und S.
Vincente, auf hohen Kuppen der Serra do mar in Espritu Santo
und Bahia, bei Gorjahu" (auch als Pegadas de S. Thome). Ein
analoges Naturspiel, die Eindrücke darstellend, als sei ein Mensch
von dem einen Granitfels bei Waraputo am Essequibo zum an-
dern gesprungen, wird von den dortigen Indianern für Spuren
des grossen Geistes erklärt, die er ihren Vorvätern zurückgelassen
(s. Martius). Vor Unternehmungen schlafen die Mandan in
der Nähe des mit Fussabdrücken "') versehenen Medecin- Stein's
oder Mih-Choppenisch und zeichnen am Morgen einige der Pl-
1) Zwischen Mendoza und Punta fand sich ein Steinpfeiler (der Riese genannt)
mit Einzeichnungen, die von Molina mit chinesischen Schriftzügen verglichen wurden,
und am Diamantfluss ein Fusscindruck (sowie Thierfiguren) auf dem St. Thomas zu-
geschriebenen Stein (in Cuyo). Der Fels des St. Thomas am Rio Diamante (südlich
von Mendoza) enthält Thierfiguren neben einem Fuss-Eindruck. Raymondi berichtet
von Steinschriften auf den Campanas del Diablo bei Caldera (de los Altos) und
von Locumba. Ein Lama-Fell mit Figuren (aus spanischer Zeit) wurde in Copo-
cacava (am Titicaca-See) gefunden (nach Helsby). Nach Evans findet sich Bilder-
schrift auf einem Fels bei Tacna. An den Felswegen im Thal der Pintados (in
der Provinz Tarapaca) sah man Darstellungen von Llama, Hunden, Indianern
u. s. w. An den Felsen des Rio Macaya (Apoporis) sind Zeichen eingegraben (und
die Gottheit hat in die Tiefe einen grünen Kasten geworfen, der nicht zu erreichen
ist) neben den Guaquas oder Guaguas. Die Einzeichnungen an dem Hügel Serra de
Escama (bei Obidos) ,,were very similar to those seen in British-Guayana, but instead
of being cut in very hard rock were deeply grooved in soft ones" (Barrington Brown).
Auf einem Fels bei dem Dorfs Pedreira fand Barrington Brown und Lidstone: ,,some
ancient Indian picture writings, chiefly composed of circular forms" (am Rio Negro).
2) Bruzelius beschreibt „empreintes de pieds" auf dem Figuren felsen von Jarrestad.
3) The most extravagant among the sculptures (upon the enchanted Mountain in
Union country) is that known as the footprint of the Great Warrior. It measures
l8 inches in lenght and has six toes (bei Jones). Marignola mass mit einem spanischen
Pilger (auf Ceylon) die Fussstapfen Adams (dritthalb Spannen in einem Marmorblock).
880 7^3 PERU. '
guren auf ein Fell ab, damit sie von den Alten im Dorfe aus-
gelegt werden (am Kannonball-River).
Die Felsschrift (Muzzinabikon) am Ufer des Namabin oder
Karpfenflusses verewigte den Feldzug des Häuptlings^) Myeen-
gun, der den Lake Superior auf Kanoe's kreuzte (nach dem
M^azhenaubikiniguning Augawong am Superior) neben der Bezeich-
nung der ihn unterstützenden Fabelthiere der Meda. Das Auftreten
der rothen Hand (in Neu-Mexico) hat seine Analogien im Orient
und in Yucatan wurde die Gottheit, als Kabul, durch eine Hand ^')
allegorisirt.
Neben der Felsschrift oder Muzzinabikon (der Felsinschrift-
ten") oder Muzzinabik) unterschieden die Rothhäute die trag*-
baren Schriftstücke oder ^luzziniegun (s. Wuttke).
Die Kekiwin (Bilderschrift)'') wurde (bei den Nadowessiern)
von den Schebaygo (Schreibern) erklärt. In der Kekinowin ge-
nannten Geheimschrift wurden (von den Jossakeed) die Mazzi-ne-nin
genannten Bilder zum Bezaubern angefertigt (bei den Rothhäuten).
Während die auch auf den Felsschriften der Muzzinabiks ge-
fundene Bilderschrift oder Kekiwin (für Begräbnisse, Jagd, Reise)
1) Harald Hildetand Hess in Bleking die Thaten seines Grossvaters Iwar mit Buch-
staben in einen Felsen eingraben (s. Suhm). Am Rhein ,,in vertice rupis similitudo
lunae jussu Dagoberti regis ipso praesente sculpta cernitur ad discernendos terminos
Burgundiae et curiensis Rhaetiae" (1185), wie in Süd- Afrika zur Grenzbestimmung
(und sonst).
2) Dans les monuments chretiens des premiers ages, l'idee ou rintervention de
Dieu le Pere n'est jamais exprimee autrement que par une main isolee, sortant d'un
nuage (s. Martigny).
?') The pictographic art (in symbolic figures) of the Indians is called Kekeewin
(instructions), the rock inscriptions are called Muzzinabiks (Schoolcraft).
^) Nach dem bulgarischen Mönch Chabr hatten die Slawen ehemals keine Bücher,
sondern lasen und wahrsagten mit Strichen (Linien oder Crtami) und Ritzen (rezkami),
so lange sie Heiden waren (s. Schafarick). Ibi sententiae capitales de robore profe-
runtur et scribuntur in ossibus (an der Loire]. Die Osseten führen eine Chronik nach
den aufgehäuften Köpfen und Hörnern in den Opferhäusern (Klaproth). Les Austra-
liens n'ont rien qui ressemble ä l'ecriture, mais savent se donner des indications.
Ainsi une pierre perchee ä differentes hauteurs donne l'heure ä laquelle Tun deux est
passe en cet endroit (Topinard). The Tsaubwa of the Shan (near Yunnan) sent (to
the British) a piece of bamboo , split down the middle , so that the two pieces fitted
closely together, forming a tube in the original shape of the bamboo (a notch showing,
that they were a pair). If the reply were favourable, one of the pieces was to be re-
turned and the other kept (1863 p. d.). Das von den Skandinaviern ausgetauschte
Wahrzeichen (Jarteikn) diente als Vollmacht.
BILDERSCHRIFT. 88 1
Jedem durch die Jossakeed g-elehrt werden kann, ist die Kennt-
niss der denIMedas ') eigenen Bilderschrift oder Kekeenowin geheim.
Die gewöhnhchen Zeichen der Kekeewin werden für Reise, die Ad-
jidatigun genannte für Begräbniss gebraucht. Die Kekeenowin
befasst hauptsächUch: Medawin (Medicin), Kleine Jesukawin (Ne-
cromasie), Wabineo (Geträume), Keossawin (Jagd), Grosse Jesu-
kawin (Prophezeiung), Nundobewunebun (Krieg), Sageawin (Liebe),
Muzzinabikon (Geschichte).
Die Jossakeed (Propheten) lehren die Kekewin genannte
Kunst, die mystischen^) Bilder und Gesänge zu lesen. Die Jäger
^) Wie MedaAvin (von meta in OUowa) oder medicinische Magik ist auch Jessu-
kawin oder Prophezeiung (jeesuka oder murmeln) der Einsiedler verschieden von der
Kunst des Arztes oder Muskekewininee Die nächtlichen Orgien des AVabeno galten
als Entstellung des Meda (Wabun oder Morgendämmerung). In der Meda-Gesellschaft
steigt man durch die Grade Meda, Saugemau und Ogemau empor. Auf Reisen wird
das Kekeewin für Benachrichtigung auf (Felsen oder) Bäume geschnitten oder auf
aufgesteckte Rollen weisser Birkenrinde. Auf der Adjedatig oder Grabplatte aus
Cederholz wird die Adjedatigwun (wun als Pluralbezeichnung) geschrieben mit umge-
kehrtem (adjidj) Totem auf dem Pfeiler oder Atig (bei den Sioux und Chippeway).
Ausser den arithmetischen Zeichen (über die Zahl der Kriegszüge) werden noch zu-
weilen Figuren von (geopferten) Thieren zugefügt in der Kekewaowinautig (religiöser
Bedeutung). In Keossawin (aus Kekewin und Kekeenowin zusammengesetzt) wird auf
die hingemalten Thiere durch die Gesänge der Medawug anziehende Zauberkraft aus-
geübt. Jeesukaun ist die Hütte des Jossakeed, welcher Wahrsagung (Jeesukawin) übt
in Formelrecitation neben den Medawinini. Wird die Bilderschrift (Kekewin)
wegen Belehrung verwendet, heisst sie Kekenowin (als symbolischer Bedeutung neben
den Figuren).
2) A waving line to denote air in motion, drawn from the ear, implies hearing
or attention. To double the sign by embracing both ears, is füll or perfect attention
and shows the devotion of the listen er. A circle drawn around the body at the ab-
domen, denotes füll means of subsistence, as sitting posture, rest. An elliptical line
about the Shoulders, symbolizes a pack or burthen, and implies the possession of goods.
If a Square be drawn to include the lower limbs, it is a symbol of the female godaus
or coat and denotes that the family also are provided with clothing. A dish or semi-
circle fiUed with water and placedon the head, denoted by short dashes, symbolizes
the waters of the clouds and implies power over them. A circle completely surround-
ing the head, denotes the Immersion of it in the sky and implies miraculous influences.
A lodge and a kettle represent the preparation of a feast. A man's hand lifted to
his mouth, denotes eating. An arrow symbolizes the direct power over life (im Meda).
Vigilance, speed and success of hunting are symbolized by a human head appended
to the body and stretched wings of a bird. If it be intended to represent Superlative
skill, the arrow^ is substituted as the head of this Compound symbolical figure. An
arrow held so as to direct the point inwards is used to portray the seliacting affect
of Sharp words. Die Medas-Eingeweihten singen die Lieder ab von den Sangtafeln
oder Nugamoon-un, auf denen die Figuren die Worte zurückrufen. Auf der von dem
Bastian , America. oG
882 zu PERU.
der Chippeway tragen zauberkräftige Birkenrindenstreifen , die
Manabosho mit glückbringenden Bildern der den Vorvätern ge-
lehrten Künste beschrieben.
Ein Gesetz war erforderlich und wurde in Mechico^) erlassen,
Chippeway-Häuptling Nago-nabe dem amerikanischen Agenten übergebenen Steuerrolle
des Indianerstammes am Mille-Lac (in Minnesota) war neben dem Totem auch der
Privatname angedeutet. Unter den Totem gehörte der der Schildkröte zu den ältesten,
und mit der durch einen Pfeil durchschossenen Schildkröte wurde die Schöpfung sym-
bolisirt. Die vom Süden kommenden Gesandten der Yue-shan-shi brachten zum Ge-
schenk für Kaiser Yau eine heilige, tausend Jahre alte Schildkröte, deren Rücken mit
Schriftzeichen in der Form von Kaulquappen bedeckt gewesen sei (s. Richthofen).
Davon scheinen auf dem Boden alter Bronzegefässe die Quadrate übrig, welche (neben
dem Frosch) auch auf Felszeichen vielfach wiederkehren, während die Schildkröte in
der kosmogonischen Mythe der Indier ebensowohl, wie der Indianer spielt.
1) L'ecriture mexicaine presente au moins deux degres de developpement. Dans
las compositions grossieres, dont les auteurs se sont presque exclusivement occupes jus-
qu'ici, eile est fort semblable aux rebus que l'enfance mele ä ses jeux. Comme ces
rebus, eile est generalement phonetique, mais souvent aussi confusement ideographique
et symbolique. Tels sont les noms de ville, et de roi cites par Clavigero , d'apres
Purchas et Lorenzana, et d'apres Clavigero par une foule d'autres auteurs. M. de
Humboldt en a donne une appreciation satisfaisante. Dans les documents historiqucs
ou administratifs d'un ordre plus eleve , l'ecriture figurative, constamment phonetique,
n'est plus ideographique par abreviation ou par impuissance. Itzcoatl (serpent d'obsi-
dienne) nom du quatrieme roi de Mexico, a pour rebus, dans les tributs de Lorenzana
et dans toutes ses peintures populaires, un serpent (coatl) garni d'obsidienne (iztli),
pouvant ä volonte s'interpreter phonetiquement, par le son du mot, ou ideographique-
ment, par son acception grammaticale. Mais tout devient phonetique dans les peintures
plus precises. Le Codex Vergara (Boturini), f. 39, 49, 52, ecrit syllabiquement cc
meme nom d'Itzcoatl au moyen de l'obsidienne (itz-tli, racine itz), du vase (comitl,
racine co), et de l'eau (atl). II n'y a plus lä d'ideographique ni de symbolisme
possibles. Les documents de cette classe, oü l'ecriture syllabique predomine, sont
g^neralemeirt, comme le Codex Vergara, des cadastres ou terriers, des matricules, des
roles de tributs. Ces peintures, encore longtemps en vigueur apres la conquete , por-
tent, ä l'usage des administrateurs espagnols, des transcriptions litterales, qui permet-
traient de former un dictionnaire assez complet (de l'ecriture mexicaine). L'ecriture
mexicaine, comme probablemeni l'egyptienne et la chinoise, decrive des rebus dont le
peuple et l'enfance conservent partout le goüt et la tradition. Les correctifs ideogra-
phiques, definissant etymologiquement le mot par l'idec, paraissent avoir ete bien
moins avantageux que les phonetiques, procedant mat^riellement et par parties. Ces
derniers ont immediatement conduit ä l'ecriture syllabique comme dans Itzcoatl, dejä
cit^, et mieux dans Mocuauhzoma, nom propre signifiant qui s'irrite comme un aigle,
et compose des elements syllabiques mo au mon (espece de souriciere), cuauh (aigle),
zo (percer), ma (main), auxquels on Joint le signe a ou atl (eau). Nous en voyons
un autre exemple dans Tepalecoc (celui qui survient ou auxiliaire), compose de te ou
ten (livre), pal (teinture ou chevelure noire), e (haricot) co (vase) oc (liqueur fermentee
et mousseuse). L'analyse de la syllabe a suivi celle du mot, et les Mexicains sont
HIEROGLYPHEN. ^g3
dass niemand sich einfallen lassen solle, anderer Zeichen, als der
übereinkömmlichen, sich im Schreiben zu bedienen. Diese Schrift
war also auslegungsbedürftig, war wenig Unterrichteten grossen-
theils unverständlich. Hierzu kam, dass die blosse Aneinander-
reihung, die das Vielfache und Verschlungene in neben einander
gestellten einzelnen Bildern wieder geben will , auf das Errathen
des Zusammenhanges hinweist (s. Wuttke).
Ein Aymara- Indianer in Sampaya erfand symbolische Zeichen^),
um mit dem Saft von Solanum atramentarium und einem Stäb-
chen den Katechismus auf Eelle oder Papier zu malen. Nach seinem
Tode wurde der Unterricht von dem Indianer Juan de Dios Apasa
fortgesetzt (s. Tschudi). Bei Cherokesen und bei Vey wurde ein
Alphabet erfunden. Einige Lappen haben sich selbst gewisse
Charactere erdichtet, wodurch sie sich fortgeholfifen , um ihre
Glaubensartikel im frischen Andenken zu behalten. Einer in
Arieplog, in Pite-Lappmarck, hatte die Fragstücke seines Christen-
thums mit den Antworten auf ein Brett geschrieben (Hoehström).
Montesinos lässt Topa-kauri-Pachacutek eine Kriegschule in
Paccari-Tambo errichten, während (bei Garcilasso) die Einführung
der Schulen (Yacha-huasi) dem Inca-Roca zugeschrieben wird,
und ihre spätere Erweiterung dem Titu Manco Capak oder Pacha-
cutek (Sohn des Ynca-Viracocha). Eine hohe Schule in Cuzco
soll von Toca-Corca-Apu-Capac gegründet sein, unter dem be-
sonders die Schrift geblüht habe (s. Montesinos).
Nach Blas Valera wurde in den in Cuzco gegründeten Schulen ^)
arrives ä l'element litteral en appliquant au monosyllabe isol6 le meme Systeme de
correctifs ou di.stinctifs orthographiques qui avaient donne naissance ä l'ecriture sylla-
bique. De lä le signe oc, employe comme consonne finale de Tepalecoc , et le poin-
9on zo qui va devei>ir le z final dans le mot Tecuhtlacoz, nom d'un serpent tres-
veniraeux, compose de Tecuh (seigneur-ceint d'un diademe), Üa (dent), co (vase), zo, z
(poin9on) etc. (Aubin).
1) Peu ä peu les peuples de la race lettone adopterent pour leurs dialectes diffe-
rentes ecritures etrangeres, de sorte qu'on peut voir sur leurs drapeaux, sur leurs
ornements et sur leurs divers monuments, des caracteres tantöt runiques, tantot ruthenes,
tantot gothiques ou des lettres lalines contournees (Lelevel). In Deutschland kennt
Tacitus Schriften nur auf der Grenze Rhätiens (Mone). Die Runen-Zeichen gehen in
die der Hausmarken über. Nach Valades wurde in Mexico mittelst ausgewählter Hiero-
glyphen für die im Verkehr mit den Spaniern benöthigten Vorkommnisse ein Alpha-
bet zusammengestellt (s. Aubin). Nach Gomara unterschied sich die Bilderschrift der
Mexicaner von der der Acolhuas.
2) Ausser der Tepuchcali genannten Klosterschule wurden die Kinder auch (zur
Ausübung von Büssungen) dem Calmecac (la casa que se llama Calmecac) von ihren
56*
884 " ZV PERU.
(neben den Priestern) auch die Söhne der Curacas durch die
Amautas unterrichtet, und sie scheinen von Inca-Roca besonders
für diesen Zweck bestimmt zu sein. Die von Inca-Roca für die
Amauta gegründete Schule wird Sacha-huasi genannt oder Yacha-
huasi (als Erziehungshäuser für Edelknaben) und diese Yacha-
huasi werden auch als Wohnungen der Gelehrten oder Amautas
bezeichnet.
Nach Inca Roca's Ansicht müsse man nur die Vornehmen in
den Wissenschaften unterrichten und nicht auch die Söhne niedrig
geborener Leute, denn es stehe zu befürchten, dass sie durch die
zu hohen Kenntnisse übermüthig würden und dem Staate daraus
Unheil erwachse, weshalb es genüge, dass Jeder das Handwerk
seines Vaters lerne (bemerkt Vega\
. Zum Lehrfach hatte dann die Galender-Ordnung (nach den
Solstitien Capac Raymi und Inta-Raymi oder Sulloa-Raymi zu
gehören, sowie die Betreibung der ^lusik.
Die Peruaner, die einige Accorde verstanden, besassen eine Art
Hirtenpfeife aus vier Schilfröhren, jede von höherem Tone, als
die andere, bestehend. Die vier Töne waren Discant, Tenor,
Bass und Contrebass (berichtet Vega\
Die medicinische Schule der Koyas wird nach Collao ver-
setzt, und noch jetzt kommen die wandernden Kräuterärzte Peru's
aus den Yungas Bolivien's.
Neben den Auslegern') der Knoten (Quipo-Camayu) oder
Quipus-Gelehrten fanden sich Haravec oder Dichter, die Verferti-
ger der Yaravies genannten Lieder und anderer der von den
Spaniern (des schwermüthigen Characters dieser Quechua- und
Aymara-Compositionen wegen) als „Tristes" bezeichneten. Als vor
dem Inca gespielte Dramen werden Anaysauca und Hayachuco
(bei Salcamayhua) erwähnt (neben Ollantay). Haylli war der
Eltern übergeben, und dort dienten die Mädchen der Göttin Cioatlamacazque (in Mexico).
Templum quoque in eädem urbe Neomago Jovi constituerunt magnum atque fortissimum,
in quo Theocalcus pontifex cum sacerdotibus habitans filios principum atque nobilium
in moribus et scientia instituit (s. Hunibald), wie Diceneus (bei Jornandes). Sola dis-
ciplina philosophica est necessaria (im Averroismus). Sapientia praecedit, religio se-
quitur, prius est enim Deum nosse, consequens colere (Lanctantius).
^j One of the Onondaga-Sachems (Ho-no-we-na-to) was constituted „Keeper of the
Wampum", and w^as required to be versed in its Interpretation (s. Morgan). Das Amt
der Sze, zur Führung der Chroniken an chinesischen Höfen, wird im Ritual der Tschu
bestätigt. In Yucatan wurden Holzstatuen der Vorfahren unter die Götterbilder gestellt.
SCHULEN. 885
Siegessang; der Gesang Chamay-huarisca datirte aus der Zeit
iVIanco Capac's.
Um merkwürdige Thaten der Nachwelt zu überliefern, brach-
ten sie die Amautas (Weisen) der Peruaner in Form von Erzäh-
lungen und Sagen, welche von den Vätern den Kindern leichter
mitgetheilt w^erde könnten. Sie hüllten übrigens ihre Geschichte
stets in ein fabelhaftes oder allegorisches Gewand oder behandel-'
ten sie (um bei den Festen gesungen zu w^erden) dichterisch, was
den Havaries (Dichtern) oblag. Die Curacas der Provinzen be-
fragten über die Vorzeit die Quipucamaycas (heisst es bei Vega).
Der Name Haravec wird in einer (mit Poet oder Dichter
gemeinsamen Bedeutung) als Erfinder erklärt (s. Beauchamps),
und im alten Peru erhielten jene Erfinder den Titel eines Sonnen-
kindes, wie der Inca, der die erste Brücke baute, und durch
dieses Wunderw^erk die Huldigung der umwohnenden Stämme
erzwang.
Während den dem gemeinen Volke Angehörigen nur erlaubt
AVar das ihrem jedesmaligen Gewerke Benöthigte ') zu erlernen,
wurden die Kinder der Adligen in den Schulen durch die Amau-
tas oder Gelehrten in allen Wissenschaften (des Rechtes, der ge-
schichtlichen Ueberheferungen , der rehgiösen Riten, der Stern-
kunde u. s. w.) unterrichtet. Es erklärt sich aus diesem Verhält-
niss um so einfacher, w4e bei dem xVussterben der vornehmen
Stände, die hauptsächlich den Bedrückungen, weil an bessere
Zeit gewöhnt, erlagen, (und auch von den Missionären, als die
gefährlichen Anhänger des Heidenthums schärfer verfolgt wur-
den), mit einem Schlage die ganze Cultur des alten Volkes ver-
nichtet war, und nur die wenig oder gar nicht darin eingeweihten
Volksklassen übrig blieben.
Nach Acosta gab es zwar für specielle Gewerke die dafür
bestimmten Techniker (wie Goldschmiede, Maler, Töpfer, Boots-
leute, Rechnungsführer, Musiker), dagegen keinen weiteren
Unterschied in den für Alle nöthigen Beschäftigungen, so dass
ein Jeder im Weben, im Schneidern, in der Feldbestellung, im
Hausbau unterrichtet war (in Peru), und so dem Inca, wofür er
1) No es licito, que ensenaria a los hijos de los plebeyos las ciencias, que pertenes-
cen a los generosos, y no mas, porque como gente baja, no se eleven, y ensobervezcan
y menoscaben y apoquen la republica, bastales que aprendan los oficios de sus padres,
que el mandar y governar no es de plebeyos, que es hacer agravio al oficio y ä la
republica, encomendarsela ä gente comun (Garcilasso de la Vega).
886 zu PERU.
verlangt Avurde, zu Diensten sein konnte. Die Kenntniss der
Knotenschnüre war, in ihrem geheimen Sinn, auf die staathchen
Beamten beschränkt.
Garcilasso de la Vega sagt (in seinem Capitel über die Quipu) : Quipu quiere decir
aiiudar y nudo, y tambien se toma por la cuenta, porque los nudos la daban de toda
cosa. Hacian los Indios liilos de diversos colores, unos eran de un color solo, otros
de dos, otros de tres y otros de mas, porque los colores simples y los mezclados todos
tenian su significacion de por si: los hilos eran muy torcidos de tres ö quatro linuelos,
gruesos como un huso de hierro, y largos de ä tres quartas de vara, los quales ensar-
taban en otro hilo por su örden ä la larga, ä manera de rapacejos. Por los colores
sacaban lo que se contenia en aquel tal hilo , como el oro por el amarillo , la plata
por el blanco, y por el Colorado la gente de guerra. Las cosas que no tenian colores
iban puestas, por su örden empezando de las de mas calidad , y procediendo liasta las
de menos, cada cosa en su genero, como en las mieses y legumbres. Pongamos por
comparacion las de Espana, primero el trigo, luego la cebada luego el garvanzo, haba,
mijo, etc. Y asi tambien quando daban cuenta de las armas, primero ponian las que
tenian por mas nobles como lanzas, y luego dardos, arcos, flechas, porras, haclias,
hondas, y las demas que tenian. Y hablando de los vasallos daban cuenta de los
vecinos de cada pueblo , y luego en junto de los de cada provincia. En el primer
hilo ponian los viejos de sesenta anos arriba; en el segundo' los hombres maduros de
cincuenta arriba; y el tercero contenia los de quarenta; asi de diez h diez anos hasta los
ninos de teta. Por la misma örden contaban las mugeres por las edades. Algunos
de estos hilos tenian otros hilitos delgados del mismo color, como hijuelas o excep-
ciones de aquellas reglas generales, como digamos en el hilo de los hombres ö mugeres
de tal edad que se entendian ser casados, los hilitos significaban el numero de los viu-
dos o viudas que de aquella edad habia aquel afio; porque estas cuentas eran anales,
y no daban razon mas que de un ano solo. Los nudos se daban por su örden de
unidad, decena. centena, miliar, decena de miliar, y pocas veces ö nunca pasaban ä la
centena de miliar; porque como cada pueblo tenia su cuenta de por si, y cada metro-
polis la de su distrito, nunca llegaba el numero de estos ö de aquellos ä tanta cantidad
que pasase ä la centena de miliar , que en los nümeros que hay de alli abaxo tenian
harte. Mas si se ofreciera haber de contar por el numero centena de miliar tambien
lo contaran : porque en su lenguage pueden dar todos los nümeros del guarismo como
el los tiene; mas porque no habia para que usar de los nümeros mayores, no pasaban
del decena de miliar. Estos nümeros contaban por nudos dados en aquellos hilos,
cada numero dividido del otro ; empero los nudos de cada numero estaban dados todos
juntos debaxo de una vuelta, ä manera de los nudos que se dan en el cordon de
S. Francisco, y podiase hacer bien, porque nunca pasaban de nueve, como no pasan
de nueve las unidades decenas etc. En lo mas alto de los hilos ponian el numero
mayor, que era el decena de miliar, mas abaxo el miliar, y asi hasta la unidad. Los
nudos de cada numero y de cada hilo iban parejos unos con otros, ni mas ni menos
que los pone un buen contador para hacer una suma grande. Estos iiiudos o quipus
los tenian Indios de por si ä cargo, los quales llamaban Quipucamayu, quiere decir el
que tiene cargo de las cuentas; y aunque en aquel tiempo habia poca diferencia en
los Indios de buenos ä malos, que segun su poca malicia y el buen gobierno que
tenian todos se podian llamar buenos, con todo eso elegian para este oficio y para
Quipos. 887
otro qualqulera los mas aprobados, y los que hubiesen dado mas larga experiencia de
SU bondad. No se los daban por favor ageno, porque entre aquellos Indios jamas se
uso favor ageno sino el de su propia virtud. Tampoco se daban vendidos ni arren-
dados, porque ni supieron arrendar, ni comprar, ni vender porque no tuvieron moneda.
Trocaban unas cosas por otras; esto es las cosas del comer y no mas, que no vendian
los vestidos, ni las casas ni heredades, Con ser los Quipucamayus tan fieles y legales
como hemos diclio, habian de ser en cada pueblo conforme ä los vecinos de el, que
por muy pequeno que fuese el pueblo habia de haber quatro , y de alli arriba hasta
veinte y treinta: todos tenian unos mismos registros, y aunque por ser los registros
todos unos mismos, bastaba que hubiera un contador 6 escribano, querian los Incas que
hubiese muchos en cada pueblo y en cada facultad, por escusar la falsedad que podia
haber entre los pocos; y decian, que habiendo muchos, habian de ser todos en la
maldad ö ninguno.
Als peruanische Geschichtschreiber finden sich bei Markham zusammengestellt:
Polo de Ondegardo (1550), Cieza de Leon (1554), Agustin de Zarate (1555), Fernan-
dez de Palencia (1571), Cristoval de Molina (1580), Miguel-Balboa 1566— 1586, Blas
Valera (1592), Jose de Acosta (1590), Garcilasso Ynca de la Vega (1609), Luis Geronimo
de Ore (1602), D'Avalos y Figueroa (1602), Torres Rubio (1603), Juan de Figue-
redo, Francisco de Toledo (1509), Gonzalez Holguin (1607), Francisco de Avila
(1601), Ludovico Bertonio (1612), Alonzo de Ramos (1620), Pablo Arriaga (1621),
Bernardino de Cardenas (1634), Diego de Cordova y Salinas (1643), Fernando de
la Carrera (1644), Fernando Montesinos (1652), Calancha (1653), Juan de Padilla
(1657), Bernardo de Torres (1657), Antonio de Leon Pinelo (1660), Gaspar de Esca-
lona (1647), Francisco de Montaloo (1683), Juan de Santa Cruz Paciiacuti (1690), Pedro
Peralta (1723), Juan Jorge and Antonio Ulloa, Juan de Velasco (1789), Lorenzo Hervas
(1800), Levinus ApoUonius, Gomara, Herrera, auch Oviedo, Fernandez, Xerez, Ro-
dri'guez, Mercurio Peruano (1790 — 96), Memorias de los Vireyes (1681). Ausserdem
würden zu nennen sein die in ^Madrid herausgegebenen ,,Documentos", welche Ver-
öffentlichungen aus den Archiven bringen, vielfach mit Bezug auf Peru , für die
Andesthäler die ]SIissionsberichte, für Colombien dann Simon, Piedrahita, Caulin
u. s. \v. , und im Allgemeinen ältere, sowie die neueren Reisewerke. Clavigero
führt als Autoren für die mexicanische Geschichte an: Ferdinand Cortes, Bemal
Diaz Castillo, Alfonso de Mata und Alfonso d'Ojeda, Francisco Lopez de Gomara,
Toribio de Benavente, Andrea d'Olmos, Bernardo Sahagun, Alfonso Zurita, Juan
de Tobar, Joseph d' Acosta, Fernando Pimentcl Ixililxochitl und Antonio de
de Tobar Cano Montezuma Ixtlilxochitl , Antonio Pimentel Lxtlilxochitl , Taddeo de
Niza, Gabriel d'Ayala, Juan Ventura Zapata e Mendoza, Pedro Ponce, Christoval del
Castillo, Diego ]Maguoz Camargo, Fernando d'Alba, Juan Batista Pomar, Domingo de
San Anton Munnon Chimalpain, Fernando d'Alvarado Tezozomoc, Bartolome de las
Casas, Augustino Davila, Doctor Cervantes, Antonio de Saavedra Guzman, Pedro
Guterrez von St. Chiara Betancourt, Anton von Herrera, Arigo Martinez, Gregorio
Garcia, Juan de Torquemada, Arrias Villalobas, Christoval Chaves Castillejo, Carlos
de Siguenza e Gongora, Augustino de Betancourt, Antonio de Solls, Pedro Fernandez
del Pulgar, Lorenzo Boturini Benaducci. Dazu kommen: Oviedo, Duran, Alcedo,
Alegre, Arlegui, Baegert, Benzoni, Burgoa, Cabeza de Vaca, Cogolludo, Coronado
Davila Padilla, Juarros, Landa, Motolinia, Palacio, Tapia, Veytia, Ximenes, dann
Dupaix, Waldeck, Kingsborough u. s. w. nebst den verschiedenen Reisewerken.
888 *" zu PERU.
Für die Tempel gebrauchten die Peruaner^) den Lancac-Allpa
genannten Mörtel, aus Kalk mit einer Art Bitumen (erzählt Go-
mara). Für gewöhnliche Gebäude mit Sand gemischten Kalk
(Pachachi). Nach Sarmiento waren die durch Betumen (ohne
Sand und Kalk) verbundenen Steine des Sonnentempels zu Cuzco
so genau auf einander gefügt, dass kein ^Mörtel sichtbar war.
Der älteste Styl^) der Inca zeigt unbehauene Steine mit Lehm
1) In Ulis Virtual absence of all written documents, the study of the architectural
monuments of the Peruvians becomes of the highest importance in the investigation
of their history and civilization. These are, indeed, of the greatest value. They show
clearly the State of their arts in almost every department. We have evident remains
of what they could do in architecture. Their reservoirs and aquaeducts give us a
clear insight into their agricultural System. Their bridges, roads, and tambos teil us
of their means of intercommunication. Their great fortresses and other public Avorks
show that the rulers had at their disposal the labor of a numerous and industrious
population. And the very absence of any remains of the habitations of the common
people shows us conclusively what must have been the condition of the masses. These
monuments also illustrate the proficiency to which they had attained in what may be
called the sciences. We have, for instance, the very means which they used for deter-
mining the solstices and the passage of the sun through the heavens. From the po-
sition and character'of the great fortresses, as at Ollantaytambo and Pisac, we can
learn much of the military condition of the empire. Events vaguely recited by tra-
dition assume a historical character when we tind the ruins of such and such a town,
which such and such an Inca is said to have built or destroyed, or of works which he
is said tp have constructed. Fortifications, if on as grand scale, naturally occur near
the frontiers of an empire , • and in the direction from which an attack might be anti-
cipated. These ruins also throw much light upon costums, modes of life , and politi-
cal, social, and domestic Organization. We know how crimes were punished, from the
elaborate prisons, how executions were performed, from the ruins of structures which
unmistakably indicate the purpose of their construction, The sites of their villages,
and the indications of the quarters of the cities, show how closely the people must
have been crowded together' in their narrow homes. We have remains which indicate
the general character of their household implements and the texture of their garments.
Their chulpas and tombs give evidence of their belief in a future life. The field thus,
and in a thousand other ways, opened to us is a wide one; and I may confidently
trust that my researches and explorations furnish many valuable aids for its further
investigation. It is not too much to hope that patient labor in this department will
enable some future Student to reconstruct for us the vanished empire of the Incas.
What we already know is enough to awaken the desire ,to know more (s. Squier).
2) In many Huacas of stones we observe vaults very superiorly constructed (sagt
Rivero). According to all appearances the Peruvian architects (in the construction of
arches and vaults) used the same plan in making them, that the Indian masons em-
ployed at the present day do in the construction of small vaults in the smelting
ovens, that is, by filling the space with materials forming a convexity and arching
them afterwards with lime and stone. In some of the larger edifices you meet also
IRRIGATIOX. 889
(wie bei Curampa), der zweite cyclopische Bauten (wie die Ollan-
taytambo), polygonale Steinsetzungen in dichter Fügung (wie in
Rimac -tampo), der vierte Steine in Parallelogrammen, und der
fünfte Steine mit convex vorspringenden Oberflächen (s. Alarkham).
Zur Bewässerung dienten (in Peru) offene Canäle (Larcar)
oder unterirdische, Vircus genannt (s. Velasco). In Tolom zwi-
schen San Pedro und Caxamarca finden sich Reste von Wasser-
leitung-en. Bei Patapo sieht man Reste alter Wasserbauten in
Aquäducten. Im Aquäduct von Pilquiyacta, von dem um die
Hand der Inca-Prinzessin werbenden Fürsten Ollantaytambo's ge-
baut, sind Andeutungen des Bogens (in Nachahmung des Regen-
bogens) beobachtet.
The Valley of Nasca, though situated in the midst of an ex-
tensive desert, is rendered very productive in vines etc., by means
of subterraneous aquaeducts, constructed by the aborigines (s.
A. Smith).
Bei Chancoran (am Aucantagua) finden sich alte Bauten (für
Minenarbeiter) und so beim Pucara von Jnsura. In (peruanischer)
Verehrung der Berggipfel^), wurden dorthin die Riesenwohnun-
gen gesetzt.
Aus einer Zeit vor den Inca sollten (als religiöses Centrum
der peruanischen Stämme) die Monumente stammen, die sich
(neben einem Steinsitz) bei Concacha (südlich von Abancay) fin-
den, und (ausser den Ruinen bei Vilca) trifft man zwischen Gua-
mango und Andahuaylas (in der Nähe des letzteren) die Pyra-
mide von Curumba.
Die Monumente von Vilca (bei Guamanga) waren (nach Cieza)
durch Tupac-Inca-Yupanqui gebaut. Dagegen wurden die Ge-
bäude bei Vinaque den Bärtigen zugeschrieben, von den Wer-
ken der Inca verschieden, „porque los de los Ingas son largos y
aquellos quadrados" (s. Garcia), weil älter, als die Inca (s. Cieza),
und für ebenfalls älter als diese, gelten die mit Pflanzen und Eidechsen
verzierten Bauten der Chancas.
with vestiges of arches, but it is certain, that their application was quite limited
(s. Hawks).
1) Heng-shan war Schutzberg der Provinz King-tshou, Hwa-shan der Yütshou,
Hwei-ki-shan der Yang-tschou, Ishan der Tsing-tschou, Yoshan (Kien-shan) der Yung-
thsou, Tai-shan der Ycn-thsou, Heng-shan der Ping-thsou, I-wu-liu-shan der Yau-thsou,
Ho der Ki-thsou (in China).
890 zu PERU.
Unter (Montesino's) Manco-Pirhua II. kamen, durch die Bar-
baren der Grenze bedrängt, die Hirtenvölker der Atumurunas,
durch welche die IVIonumente Tiahuanuco's bei Hatum - Pakasa
erbaut wären, nach Peru, wo sie, Land zur Niederlassung erbit-
tend, von Manco Capac I. in Guamanga angesiedelt wurden, und
bis Huanuco. Die Ruinen von Chucava oder Tiahuanaco und von
Huaraz gehören dem cyclopischen Styl an.
Die von Angrand gezeichneten Figuren aus Tiahuanaco finden
sich in der Stellung, „que Ton donne ordinairement aux statues de
Bouddha" (Gosse). Nach Garcilasso hielten die Steinfiguren in
Tiahuanaco Trinkbecher in den Händen. Neben Chavin mit den,
zum Theil unterirdischen, „ruinas llamadas el Castillon" traf Ray-
mondi auf einen geglätteten Stein „una caricatura de hombre tri-
dactilo".
Während der Stein von Chavin mit Schlangen bedeckt ist,
findet sich auf den Monumenten Tiahuanaco's neben Schlangen
auch die Figur von Geiervögeln ^) (s. Raimondi). Dieser Gegen-
satz des Luftvogels und des Reptil's wiederholt sich in Polynesien
sowohl, w^ie in der alten Welt, und in Mexico erkannten die
Tlaltelolken durch eine aufgerollte Schlange den Ort der Grün-
dung, wogegen der Platz von Tenochtitlan durch einen Adler, der
eine Schlange in den Krallen trug, angezeigt wurde. In unter-
irdischen Höhlen^) (wie bei Chavin) und Labyrinthenbauten wur-
den mysteriöse Riten verborgen, während die Verehrung der
Himmelskörper hochgelegene Teempel verlangte.
Die weissen Fremden hoher Gestalt, durch welche die ]\Io-
numente in Xauxa erbaut worden, galten für so tapfer und mäch-
tig, dass sie nur durch das Clima hatten bewältigt werden kön-
nen. Die Monumente von Huaraz (unter den Conchucos) wurden
riesigen Erbauern zugeschrieben. Die Gebäude bei Guamanga,
1) Hat (in the form of a Sun supported by two asps and outspread vultures'
wings) findet sich über den Portalen und an den Fa9aden (in Aegypten), ähnlich der
geflügelten Sonnenkugel in Ocosingo.
2j Wie aus dem Boden die Erdgeborenen, traten aus dunklen Höhlen (vor
Schöpfung der Sonne bei den Quiche's) die Volksstämme hervor, wie Chichimeken
und Navajoes (oder sonst). OvTovQyovooi bei Colchis, (s. Procop) oder Cimmerii (populi
sempiterna caligine septi) a Strabone ex Ephori traditione in Campania circa Baias,
subterraneis aedificiis, quas Argillas («op/tAA«*) vocant, statuuntur, inter Baias et Cumas,
Festo (s. Ortelius). In Mecklenburg kann das Notfeuer nur gerieben werden, wenn Alles
andere Feuer am Ort ausgelöscht ist (i 860), und so geschah es am Feuer-Erneuerungs-
fest in Mexico (wie sonst).
BAUSTYL. 39]
von deren Wänden die Spanier Buchstaben copirt haben wollten,
unterschieden sich (wie gesagt ist) als viereckig von den langen und
schmalen Bauten der Inca. Die hohen Thüren in den Inca-Ge-
bäuden waren zum Eintritt auf der Sänfte erforderlich. Die
Mauern (in Peru) sind zuweilen aus einer Gattung Granit gemacht
und die gehauenen Steine scheinen gegen einander gerieben zu
sein, so ungemein dicht schliessen sie zusammen. In einem die-
ser Tambos bemerkt man noch einige zur Auszierung angebrachte
Thierköpfe, in deren durchbohrten Nasenlöchern Ringe hängen,
welche man darin herumdrehen kann, ohnerachtet sie mit dem
Kopfe aus einem Stein gemacht sind (s. Bouguer).
Die in einer Nacht aufgerichteten Monumente von Tiahuanaco
fallen in graue Vorzeit, doch waren ihnen durch Acahuana Inca
(den Architecten der Festung Cuzco's) neue Baulichkeiten zur
Zeit der Inca zugefügt. „Rieronse de esta pregunta" (los naturales),
ob die :Monumente Tiahuanuco's der Zeit der Inca angehörten
(s. Cieza). Bei Oliva waren die Gebäude von Chucava oder Tyay
Vanuco dem AVeltbeherrscher Huyusthus zugeschrieben (oder Rie-
sen). Die Tempel auf den Inseln des Titicaca-See's wurden von
Tupac-Yupanqui erbaut, der an die Stelle der als Wilde betrach-
teten Colla's, (durch deren Eintritt die heiligen Stätten verunrei-
nigt sein würden), Ansiedler aus den verschiedenen Provinzen des
Reiches einführte.
Neben dem „die Festung" genannten Haupttheil der Ruinen
(a great, rectangular mound of earth, originally terraced, each
terrace supported by a massive wall of cut stones and the whole
surmounted by structures of stone , parts of the foundations
of which are still distinct) findet sich (in Tiahuanaco) der sog.
Tempel (slightly raised, defined by lines of erect stones). A row
of massive pilasters Stands somewhat in advance of the eastern
front of this area and still in advance of this are the deeply em-
bedded piers of a smaller edifice of squared stones, with traces
of an exterior corridor, der sog. Pallast (s. Squier).
Als Ueberreste der Inca-Bauten finden sich in Cuzco der
Sonnentempel (am Huatenay), der Pallast Mango Capac's, Yu-
panqui's und Huayna-Capac's, das Amarcucancha genannte Gefäng-
niss (mit Schlangenverzierungen), das Kloster (der heiligen Jung-
frauen) oder A cllahuasi ^) u. s. w.
1) Die mexikanischen Schulen fanden sich neben den Tempeln. Nach Walter
892 zu PERU.
Minen ^) wurden für die ^letallgewinnung bearbeitet, das Gold
aber meist gewaschen, und auch die Gewinnung des Silbers durch
die alten Peruaner war keine regelmässig bergmännische.
Von den Pucara oder .Festungen fand sich die bedeutendste
an der Hauptstadt, um Cuzco, und diese Festung (Calispo) wurde
(nach Oviedo) von Capac-Inga gebaut, während sich (bei Garci-
lasso) die Vollendung bis Huayna-Capac hinauszieht. Der Missio-
när Montilla theilte Garcilasso de la Vega mit, dass die cyclopi-
schen Bauten der P^estung Cuzco's nur durch Hülfe des Teufels
gebildet sein könnten (also als Teufelsmäuer). Die Bauten von der
Festung Ollantaytambo (die durch die Zopyrus-List den Inca
gesichert wurde) gehört verschiedenen Epochen an. Die Festungs-
bauten bei Paucartambo sind gegen Angriffe von der Sierra ge-
richtet. Die von Inca-Yupanqui im Thale von Paramunca oder
(nach Herrera) Parmonguilla erbaute Festung war (nach Garci-
lasso) mit bunten Farben und Malereien (von Thieren und Vögeln)
geschmückt (von denen noch jetzt die Spuren sichtbar sind). An
der Thür der bemalten") Gebäude in Parpunga (an der Küste)
standen zwei Tieger. Auf den Höhen von Cobalo finden sich
Reste einer aus Erde und Stein (in viereckiger Form) gefertigten
Festung, zu der ein Zickzack -Weg (Quingos im Quichua) hinauf-
führt. In Cobalo herrschten die Caciquen Guanaritas neben den
Ländern des caciquen Mompötes (unter den Coconucos). Maw er-
wähnt alter Häuser der Indianer in Form von Martello-Thürmen
(bei Chachapoyas). Wie Neu-Cuzco im Kriege mit den Inca, er-
bauten später die Eingeborenen von Huarco eine F'estung am
Meeresstrande (nach Herrera\ die noch jetzt sichtbar sei. Nach
Cieza wurde das während des Feldzugs zum Lager benutzte Cuzco
Huarco's (bei Mala) später als Festung eingerichtet. Die Colcas
beiChancay bezeichnen Festungen derChimu im Kriege mit den Inca.
zeigen die Ruinen auf der seit 50 Jahren (zu Anson's Zeit) verlassenen Insel Tinian
„the foundations of particular buildings set apart for those Indians only, wlio had
engaged in some religioüs vow" (1742).
1) They did not attempt to penetrate into the bowels of the earth by sinking a
shaft, but simply excavated a cavern in the steep sides of the mountain or at most,
opened a horizontal vein of moderate depth. Kupfer wird am reichlichsten aus Chile
geliefert und Zinn findet sich am Titicaca-See. Das Zinn der (handelnden) Midianiten
kam aus Drangiana des Zareh-Sees (beim Hilmend-Fluss) und dann von den Cassi-
teriden.
2) Am Schloss des (zu Dapper's Zeit) unbewohnten Thals Parmonga „siehet man
die Mauren mit wilden Tieren und Vögeln bemahlet".
FESTUNCxEK. S93
Neben den auf kalter Ebene lieg-enden Gebäuden von Teo-
caxas^) finden sich (nach Pomallacta zu) die von Tiquisambi, und im
warmeil Lande die von Chanchan, sowie die von Hatun-cahari
auf dem Wege nach Tumebamba und jenseits die von Canari-
bamba (s. Cieza).
Der von Inca-Yupanqui gebaute Stammsitz von Vilcas (zwi-
schen Guamanga und Cuzco) gilt als der ^Mittelpunkt des Reiches
von Quito bis Chile (s. Cieza). Die Lucanas zwischen Vilcas und
Uramarca waren den Soras gleichsprachig.
Die Befestigungen von Chuquilusco, Ollantaytambo (Bideos)
und Cuzco sind zur Vertheidigung gegen Süden g-erichtet,
die- von Limatambo gegen Norden, die Befestigungen von Pau-
cartambo (mit Schiessscharten) unterschieden von denen in der
Umgegend von Cuzco, schreiten in dreifacher Linie in der Mon-
tana vor. In Talamba bei Tolon (auf dem Wege von Pacas-
mayo nach Magdalena) finden sich neben einer Festung-') Reste
von Dörfern und Spuren viereckigen Anbau's. In Tomaval (bei
Viru) liegen Lehmfestungen im Pentagon.
Hinsichtlich der auf den Mauern Pachacamac's angetroffenen
Rothfarbung (done probably with ochre) stimmt Hutchinson mit
A. Smith überein, „that, although executed many centuries ago,
it is as inviolate and fresh on the mud plaster. as if it were the
work of yesterday."
Die Wände der Festung von Parmanga waren mit Vögeln
und Thieren bemalt (nach Cieza) und die Wände und Thüren des
Tempels von Pachacamac mit wilden Thieren. Auch die Festung
Huarco (Cahete) war bemalt. Zu den alten Bauten in Pumaca-
yan (bei Huaraz) wurden skulptirte Steine von Pongor gebracht.
In dem Tempel von Puno waren die Wände „pintadas con espan-
tosas figuras''. Im Thal von Yucay fanden sich Steine mit Tiegern
und Löwen, sowie bewaffneten Kriegern (s. Cieza).
Inca-huasi (königliche Häuser) finden sich erwähnt in Paucar-
collo, Huamanga u. s. w. Der Pallast Villamarca wird bei Zaroguru
1) Auf dem Wege von Riobamba nach Tomebamba lagen bei den Tambos in
Teocaxas die Palläste von Tiquicambi (3 Leguas entfernt). Die Festung im Thal von
Guarco (Canete) war durch Quadern eng verbunden (s. Coreal). Die Befestigungen von
Casma haben Eingänge im Zickzack. .
2) An den Abhängen der Berge finden sich oft Befestigungen abgeglättet, wie im
Thal von Chillogalli, bei Chicupayo u. s. w. Bei Casma findet sich eine Festung aus,
zum Theil bearbeiteten, Steinen aufgeführt (Pilcas).
894 zu PERU.
angeführt, Ynga-pirca in der Nähe von Juntas, der Inca-Pallast bei
Ona u. s. w. Auf den Steinen Cuzco's waren Schlangen und Vogel-
menschen eingegraben.
In einigen Wänden der Incahäuser bei Lactacunga waren
noch die Nischen sichtbar (zu Cieca's Zeit), in denen die Idole
und sonstige Reliquien bewahrt wurden.
Am Ucayali fanden sich die Reste des Inca-Gebäudes Inca-
Chaca, die Ruinen von Gallo bei Latacunga, Reste des alten
Palastes (nach Velasco) bei Pumallacta. Der Panecillo auf der
Stätte des Sonnentempels (Quito's) hiess (bei den Inca) Yavirä.
Den Caras wird der Bau von Bogen zugeschrieben, und Squier
fand einen solchen in Pachacamac.
In den viereckigen Alonumenten von Huaraz waren mensch-
liche Gesichter und Plguren eingehauen (s. Cieza). In dem Auqui
Huanuco genannten Monument (bei Huanuco) fanden sich sculp-
tirte Thierfiguren. Zu Ehren des mit der Frau Urochombe aus
der Quelle Huarivilca Hervorgekommenen bauten die Huancas
eine hohe Mauer und daneben einen Tempel.
Reste aus der Inca-Zeit werden am Cerro de Chanchoguin
(bei Copiapo) angetroffen, dann bei Choliguin. Die cyclopischen
Bauten (in der Calle del Triumfo) gelten für den Palast des Inca-
Roca (in Cuzco). Am Tempel Quisuar-cancha fanden sich Bilder
von Schlangen.
Das von Hualcopo Duchicela (1430) in Gallo (bei Latacunga)
errichtete Pallastgebäude Pachuzala wurde durch Huayna Gapac
renovirt. Gieza sah die Nischen zum Hineinsetzen der goldenen
Schafe (Lama) und anderer Kostbarkeiten in den Tempeln von
Latacunga, deren Bewohner mit denen von Muli-Ambato verwandt
waren, und hier (sowie in Mulahalo) finden sich Stationshäuser
der Inca, wie auch am Fluss Ambato (wo Atoco, Feldherr Hua-
scar's, von Atahualpo getödtet worden), und dann bei Mocha. Die
Ghasqui oder Postboten wurden von den umliegenden Ortchaften
geliefert.
Bei Supe finden sich Hausgallerien im Felsen (s. Stevenson).
Der aufwindende Weg zu der Festung Paramonga ^) bei Patavilka
lässt Winkel für die Befestigung hervortreten (s. Ulloa).
1) Tiene una casa Fuerte, con cinco Cercas ciegas, pintada de muchas labores por
dentro, y por de fuera, con sus Portadas muy bien labradas, ä la manera de Espana,
con dos tigres h la puerta principal, sagt Estete von Paramonga (Parpunga).
CYKLOPENRAUTEN\ 895
An dem durch Wächter gehüteten Tempel von Vilcas (mit
dem Sonnenbilde) fanden sich „los asientos reales en una piedra
de II pies de largo, 7 de ancho')" (Torquemada).
Auf dem Cerro Kopiton am Kanuto (Nebenfluss des Tosagua,-
der sich mit dem Rio Chones vereinigt) finden sich Steinsessel^)
und andere Alterthümer, die besonders nach Regen ausgewaschen
werden.
Neben den Ruinen von Parara (bei Andaymayo) sah Ray-
mondi bei Pasacancha alte Gräber, „que podrian Ilamarse monu-
mentales, tanto por el tamano de las piedras conque estan con-
struidas, cuant opor la perfeccion del trabajo", und Aehnliches fand
sich bei Hualgayoc an den „gigantescas semi-esferas", (enormes
pehascos de forma hemisferica algunos, y otros algo conicos k
manera de monstruosos panes de azucar muy achatados), wo für
den ausgehöhlten Stein (mit der Leiche) ,,la masa monolitica sirve
solamente de tapadera a la otra piedra enterrada".
Bei der gewaltigen Grösse der von den Inca zu ihren Bauten
verwendeten Steinblöcke, waren manche derselben beim Trans-
port am Wege zurückgelassen, und so fanden sich ermüdete
Steine (Saycusca-rumicuna) bei Ollantaytambo (und ähnlich viel-
leicht in Leiva die für Ramiriqui bestimmten). „Pour elever des
grosses pierres, ils amassaient de la terre le long des murailles,
de maniere de former un plan incline, et les montaient ainsi ä
force de bras", bemerkt Montesinos (s. Ternaux Compans), und die
Bearbeitung der Steine geschah mit Steinäxten (auxquelles on
donnait un aussi bon tranchant, que si elles eussent ete de fer). Von
Pernambuco ausgehend, fand Harckmann zwischen Irupari-bakau
(dem Teufelsberg) und der Ortschaft Wirarembuca (bei dem Fluss
Tambajuha) in der Nähe der auf einander gehäuften Steinblöcke
noch andere; „dieselben Steine hatten in ihrer Zusammenfügung
1) Im Cerro de liojas findet sich ein steinerner Tisch, von Indianern getragen.
Der Tempel zu Tambo im Thal Yucay (bei Cuzco) war gebaut (nach Torquemada) „con
aquellas monstruosas y espantables piedras (las quales tenian por mezcla, ä bueltas de
el betumen y oro derretido)". Squier erklärt die hochgelegene Inca-Feste (mit weiter
Aussicht) nördlich von Abancay als eine Inti-huatana (zum Sonnenbinden). Bei Chopzi
in Sigsig und zwischen Cojipalto und Xabon finden sich geschlossene Gebäude von
(Inga-pirca) von mehreren Thüren. Die Aposento de Mulalo (bei Mulalo) werden neben
Gallo erwähnt. Sarmiento spricht von den goldenen Gärten und goldenen Heerden,
sowie dass die Wände zeigten (im Sonnentempel) „esculpidas y pintadas otras mayores
cosas" (in Cuzco).
B96 J^u PERU.
eine Gestalt, wie etwa ein Altar" (s. Barlaeus) 1641 (in einer Ge-
gend , aus welcher mehrfach die Gerüchte über Ruinenstädte
auftauchen).
In den Höhlen von Guagua-suma (bei Cuenca), wo die Geister
der Inca erschienen, wurden Opfergebräuche beobachtet.
Der Tempel von Cacha enthielt labyrintische Gänge. Nach
Oliva war das Labyrinth Chingana (bei Cuzco) von Huayna Capac
gebaut. Bei Chancayllo (neben Chancay) finden sich die unterirdi-
schen Bauten oder Calcas, von den Yuncas für Getreidemagazine
während des von Capac Yupanqui gegen Chimu-Cancha geführ-
ten Krieges erbaut. Die unterirdischen Gänge des alten Gebäudes
bei Chavin sollen unter dem Flussbett des Conchua oder Callejoo
hindurchgehen. Die viereckigen Thürme Pauca-marca und Sacllac-
marca (in Sacsahuanan) waren durch unterirdische Gewölbe mit
dem Rundthurm Moyoc-marca ^) (mit Verzierungen von Thieren und
Vögeln in den Wohnungen der Inca) verbunden (s.Garcilasso). Die
Fundamente von Ccari-cancha (mit dem Sonnentempel) lagen über
dem Huatanay-Fluss. Bei Andahuaylas findet sich die Pyramide
Curumba.
Neben dem Sonnentempel fand sich der Inti hutana (huatana
Plätze zum Binden der Sonne, wie auf den Fiji-Inseln und sonst).
Wie die Insel Titicaca der Sonne, war die Insel Coati dem Mond
gew^eiht, im Intiticaca- (Titicaca-) See neben dem Aullaga-See oder
(nach Franciscus) Paria (Paraima). Der Fels (Kaka) Manco Ca-
pac's auf der Insel Titicaca wurde mit Kostbarkeiten bedeckt.
^) Neben dem runden Hauptthurm (Moyoc-Marca) in der Mitte nennt Garcilasso
die viereckigen Thürme Paucar-Marca und Sacllac-Marca (bei der Festung Cuzco's)
und drei Thore (Ttui-puncu , Acahuana-puncu und Uiracocha-puncu). Der nördliche
Wall in Pachaconal (mit vier Terrassen und Wölbungs-Nischen unter den obersten) ist
von aussen Stein, im Innern Adobe, im Süden vorne Adobe und drinnen Stein. Ausser
einem viereckigen Gebäude finden sich die Umfassungsmauern (eines künstlichen Hügels
mit Fort). Obere Terrasse 744 Fuss lang , untere 450 Fuss lang. Höhe der Terrasse
6 — 8 Fuss. An dem Dorf Magdalena bei Bellavista (zwischen Lima und Callao) fand
sich der Tempel Rimac's, wo (nach Calancha) die Antworten auf die Fragen in
Figuren zeichen zwischen einem doppelten Wall gezeigt wurden. In Pachacamac ruhen
die Adobe auf Unterlagen von Steinen. Mancherlei künstliche Hügel fanden sich bei
Santa Rosa und in Arenilla auf dem Wege nach Tumbez. Die Ruinen des Rimac-
Orakels sind (nach Soldan) bei Lurigancho und Ate gesucht. Vollmer bezeichnet die
Ruinen von Macoa aus eng zusammengefügten Steinen hergestellt, den rohen Steinen
stets ein behauener eingefügt. Nach Caldas besuchte Codazzi die ^Monumente San
Agostin's (und steht jetzt Dr. Stübel's Aufnahme zu erwarten).
FESTUNGEN. 897
(nach CalanchaX Die Tumuli (bei Sota) heissen (bei den Arau-
canern) Quel (s. Cunningham).
„Am Ufer des grossen Flusses Vinake siehet man auch jetzund
etliche starke Mauern von uhraken Gebäuden liegen. Die Ein-
wohner melden, dass dieselben von einem ausheimischen Volke
gebaut worden. Und dieses scheint auch der Wahrheit einiger-
massen gleich, weil solche Gebeude eine recht viereckige Gestalt
haben, dagegen die peruanischen Könige längHcht und schmahl
zu bauen pflegten'' (Dapper). Bei Soras (zwischen Guamanga und
Abankai) lagen Sonnentempel.
Dem Pallaste des Gran-Colla auf einer Insel des Titicaca-
^See's bei Atun-Colla wurde von Alcedo eine dreieckige Form bei-
gelegt, während die Caras viereckige Festungen bauten, mit ein
oder zwei Stockwerken, die mit bewegHchen Leitern erstiegen
wurden. Der Panecillo (Callo's gleich dem Quito's) gilt als Tu-
mulus (wie bei Mansiche), und die den Puruay's ^) angehörigen
Adob e-Bauten führen gleichfalls nach der Küste. Nach Cieza de
Leon lebten die Yunca-Häuptlinge dort auf Terrassenhöhen, wie sie
noch jetzt nach ihrem Verfall erkennbar sind, in den Festungen
(wie bei Guavira u. A. m.), im Palast des Chimu-Capac und den
andern Chanchan's (zwischen Huanchaco und Trujillo) mit der
Hviaca Toledo's^) und Llomayoahan (Yomayocgoan bei Feijos), das
Grab des Königs Yomayaguan.
Nach Herrera wurden von den, dem Glauben an die Unsterb-
lichkeit Anhängenden nächtliche Mysterien in unterirdischen Grot-
ten gefeiert, und an den Kreuzungspunkten oder labyrinthischen
Gängen in dem Castillo (bei Chavin de Huantar) fand Raymondj
prismatische Säulen mit Sculpturen aufgestellt. Die Monumente von
Cuelap bei Santo Tomas (im nördlichen Peru) waren in Stock-
werken gebaut. Verschieden von den übrigen Bauwerken Peru's
lies Virakocha seinem Phantom einen dachlosen Tempel erbauen (s.
Garcilasso). Runde Gebäude fanden sich am Pluss Cachito (las
Porcas) der Guaranis (aus Tucuman), und Steine mit Figuren.
1) Les murs de briques non cuites doivent leur origine aux anciens habitans de
Quito, les Puruays, gouvernes par le Concbocando , ou roi de Lican, et par les
Guastays ou princes tributaires.
2) En la Huaca (de Toledo) ö depösito de los tesoros de sus ascendientes , deno-
minada Tomayoabuan, ä una legua al Oeste de Trujillo, se encontraron en peces ani-
males y otros artefactos curiosos, todo de oro , caudales immensos (der Chimu) 1560
(Soldan).
Bastian, America. 57
898 zu PERU.
Von Manco Capac's erstem Palast in Sacsahuaman werden
einige Ueberreste angezeigt (s. Squier).
Zarate rechnet die beiden Strassen Huayna-Capac's auf 500 Le-
guas, während es in Spanien mit grossen Kosten kaum mög-
Hch gewesen, die zwei Leguas hügligen Landes zwischen El
Espinar de Segovia und Guadarrama einigermassen fahrbar zu
machen, obwohl auf dem Wege des königlichen Hofstaates von
Castilien, wenn von Andalusien oder Toledo dorthin reisend.
Nach Fernandez legte Topa Inga Yupanqui den Weg der
Sierra und Küste (von Chile bis Quito ^) an, „que es obra tan seiia-
lada'*. Diese zwei Wege (Huayna-Capac's) übertrafen „las siete
obras mas sefialadas" (s. Zarate). Huayna-Capac baute den Weg
von Cuzco nach Quito „incredibili miraculo" (ApoUonius). Der Weg
von Cuzco nach Quito ist ,,por la Sierra bien labrado" (Xeres). Es
ist wunderbar zu sehen (bemerkt Cieza de Leon aus Huaraz), wie
die königliche Heerstrasse über die Berge fortgeführt ist, überall
breit und eben, und an einigen Stellen ist der lebendige Fels aus-
gehauen. Treppen und Ruheplätze zu bilden.
Guaina cauae monumenta nobilissimum opus via strata, com-
planatis ad aequum aliquot monticulis, adhuc spectatur (s. Calve-
ton). Nach Botero-Benes w^aren die Strassen der Inca wunder-
barer^) als die Werke der Aegypter und Römer. Das Schloss
Attabalko (von Karangue bei Quito) ist ein solches wunderwürdiges
Gebäude, welches keinem röhmischen, wie berümt und vortrefflich
es war, zu weichen nöthig hat" (Dapper.)
Jahuanan war der obere und Uran an der untere Weg, von
Ynca- Yupanqui begonnen, von Tupac- Yupanqui fortgesetzt und
von Huayna-Capac vollendet. Huiracocha Hess (nach Montesinos)
einen Weg von Quito zu den Chonos (am Guayaquil-Fluss) bauen.
Cieza de Leon traf, von Pasto kommend, bei Jpiales die Strasse
der Inca auf dem Wege nach Quito. Von den zwischen Hua-
machuco und den Conchucos divergirenden Strassen (bei Bombon)
war die eine von Tupac-Inca - Yupanqui gebaut, die andere von
1) Quiti (im Quechua) als „la provincia, ö sitio, ö comarca, 6 la redonda de un
lugar, el contorno ö circuito" (s. Mossi). Estan todos los pueblos cercados con for-
tale^as de maderas gruessas (s. Simon), im Land der Choques (jenseits des Rio Papa-
mene).
2) Die Festung von Cuzco erklärt Perez de Torres so ausgezeichnet gearbeitet,
„que el dia de oi nuestros Maestros se espantan, que no saben, como se hi^o" (1600).
CAMINO REAL. g99
Huayna-Capac (sagt Cieza). Nach Herrera vervollkommnete Huay-
nacapac den von seinem Vater angelegten Weg nach Quito.
Sarmiento meint, dass die peruanische Strasse mit keines
Kaisers Macht zu bauen gewesen, „sino fuese con la orden tan
grande, que para ello los Yngas mandaron que hubiese" (XVI. Jahrh).
„El ca mino de sierra es cosa de ver, porque en verdad en tierra tan-
fragosa en la chripstiandad no se han visto tan hermosos caminos,
toda la m^ayor parte de calcada" schreibt Hernando Pizarro (in
der Audiencia Real von St. Domingo) mit Brücken aus Stein
und Holz (oder Rohr). An der Küste: „el camino va muy ancho,
tapiado de una banda ä otra" (in Peru).
An steilen Plätzen zwischen Huamachuco und den Conchucos
war die Strasse in Treppen angelegt und gepflastert (s. Cieza),
und die dadurch überw^undenen Schwierigkeiten lassen sich aus
dem sonst dargelegten Zustand der Wege') entnehmen.
Der durch die Sümpfe von Surite angelegte Steindamm läuft
bei Iscu-chaca aus. Neben den Taravitas fanden sich Steinbrücken
(Rumi-chaca),
Der Küstenweg von Peru (neben dem der Berge, von San
Francisco de Quito an) lief „entre dos paredes altas" von Piura bis
Chile). Der Küstenweg war mit Bäumen bepflanzt") und der
W«g der Sierra: „cortado en vivas pehas y hecho de Cal y Canto,
9a ö bajaban los" Cerros ö alzaban los Valles para igualar el
Camino (s. Gomara).
Als Huiracocha den Besuch seiner Neffen, Söhne des wäh-
rend der Gefangenschaft in Cuzco dort durch Sinchi Roca ver-
mählten Caciquen von Laharguacac, in Chili erwiederte, habe er
ausser der bereits von Cuzco aus bestehenden Strasse eine andere
von Charcas d||xh das Land der Chiriguanos nach Chili bauen
lassen (s. MonSRnos).
Von H. Pizarro wurde jenseits der aus Stein gebauten Festung
Guancamba der von Cuzco nach Quito führende Weg getroffen,
1) Se vieron obligados ä cortar los bejucos mas tenaces y trepando los hombres
por la pena, con inauditos esfuerzos tiraban de arriba los caballos amarrados con estas
sogas improvisadas y los subian (bei Pedro Candia's Expedition) in der Entdeckung
Paucartambo's (nach Raymondi).
-) AI Camino de los llanos hi^o hacerle una pared por un lado e otra por el
otro, tan alta como tapia y media (Guaynacava) und der Sierra-Weg (cosa de mucha
admiracion) war ,,una obra, b. la quäl ninguna semejante se le iguala en aquellas partes
e aun en el mundo ö lo que del se sabe por los chripstianos" (s. Oviedo). Der „Ca-
mino de los" Incas zieht sich von Copiapo nach Tres puntas.
57*
900 zu PERU.
der bei Caxas auslief, wo auf einer Brücke Wegegeld für die
Lasten zu zahlen war. Auf der anderen Seite des Fürstenthums
Zinto^) (jenseits des Wasserzuflusses von Lemepe oder Eten bei
Collique oder Coyique) verliess Pizarro den breiten Weg, der
nach Chincha fortlief, um die Sierra hinanzusteigen, nach Gua-
machuco (bei Caxamarca).
Auf der Reise von Caxamarca nach Pachacamac traf Her-
nando Pizarro an den am Meer gelegenen Ort Perpunga (mit
Tiegerbildern am Tempel) die Küstenstrasse (s. Oviedo) zwischen
Guaracanga und Guamamayo. In Andamarca berührte Hernando
Pizarro den Vereinigungspunct der beiden Wege.
In Guamalies sind Reste des Inca-Weges sichtbar und ebenso
bei den Conchucos und Tarma (heisst es bei Alcedo)-). The Inca's
road (von Huamilies alto") is generally lined w^th freestone (s. Steven-
son). Wiener beschreibt die Reste des Inca-Weges und seine Stufen
bei Recay. Zwischen Agua und Anchuco war der Weg (zur Zeit der
Conquista) mit Treppen aufgebaut und zwischen Anchuco und Anda-
marca fand sich eine Brücke '^) aus Stein und Holz, während sonst die
Brücken der Inca aus Stricken in der Luft aufgehängt w^iren. Al-
magro kehrte auf dem Inca- Wege vonCopiapo nach Atacama zurück.
Am Cerro de Chanchoquin werden Reste der Incastrasse angegeben.
Alte Wege finden sich im Cauca- und Magdalenenthal, ebenso in
Mexico und Drake sah eine alte Indianerstrasse am Miami.
Reste der Incastrasse finden sich bei Tarqui erwähnt (zwischen
Cuenca und Loja. Bei der Ladera de Cadlud (auf dem Paramo
del Ancay) finden sich Reste der Incastrasse (nach Humboldt).
Orton traf Reste der Incastrasse zwischen Riobamba und Caja-
^) Nach dem Aufbruch von Cinto (Chiclayo) erreichte Pizarro den Punkt, wo
sich die Wege der Küste und der Sierra trennten, der Küstenj|Ä|se folgend bis ,,al
valle de Saiia, donde se dividia el que iba por la sierra ä CajIH^ca" (s. Raymondi).
^) Vestigios de un camino de piedra, hecho ä mano (zwischen Aguamira und
Banos), über Caxamarca nach Quito führend. Künstliche Strassenbauten zeigen sich
im Caucathal, auch unter den Chibchas erwähnt, und in Yucatan. Zwischen Tiho und
Yzamal fanden sich Reste einer von den Indianern gebauten Strasse (Landa).
3) Als sie auff eine Zeit die Bogen über den Fluss Xauxa gestellet sahen, dar-
über man die Brück mit Steinen wölbete und dass man nachmals die Bogen , als die
Brück aussgemacht hatte , hinweg thäte , flohen sie , vermeinendt , das gantze Werk,
welches von gehawen Steinen gemacht worden, müst nun eynsinken. Da sie aber
vernahmen, das es stehen blieb, und wie die Spanier darüber giengen, sagt der Cacique
oder Herr zu seinen Gefehrden : „Wir dienen diesen billig, denn sie scheinen Kinder
der Sonne zu seyn" (s. Lintschoten). So soll der Inca durch den Bau der Brücke
über den Apurimac die Huldigung der Eingebornen erzwungen haben.
BRÜCKEN. 901
bambo aus behauenen Porphyrblöcken. Ausser den Tambo (als
Erholungshäusern der Reisenden), fanden sich längs der Strassen
die Chasqui-huasi für die Postboten (Chasqui) für Beförderung
der Sendungen des Inca, und auch geheihgte Plätze^), wie zu
Concacha (bei Abancay).
Wie die Brücke über den Apurimac, baute Mayta Capac eine
Pflasterstrasse durch die Sümpfe nach Alka (s. Garcilasso). Reste
alter Brücken') werden bei Cuenca gezeigt (s. Velasco). Am See
Lauricocha finden sich die Trümmer einer Steinbrücke der Inca.
<Am Strassenthor bei Urcos wurde Tribut erhoben (s. Cieza)
und H. Pizarro traf auf seiner Reise längs der Inca-Strasse ver-
schiedene Plätze, wo Wegegeld oder Brückenzoll zu zahlen war.
Dr. Reiss in seinem an den Präsidenten Ecuador's gerichteten
Brief (Quito, 1873) sagt von dem auf dem Azuay beschriebenen
Inca- Weg: „El piso del Camino en esta parte estä formado por la
superficie irregulär de las lavas antiguas y no hay ni vestigios
de empedrado ö de cimiento de cal y betun".
Zum Bau Tumebamba's (auf der Messer-Ebene) Hess Inga-
Yupangui (Vater Tupac-Inca's) Steine von Cuzco bringen, und die
spanischen Chronisten beschreiben diese Stadt, welche von den
Eroberern nur in ihren Ruinen (nach der Zerstörung durch Ata-
hualpa) gesehen wurde, als eine der prächtigsten des alten
America.
1) An der deutschen Heerstrasse des Helweg's sassen die Marsen (mit dem Tem-
plum, quod Tanfanae vocabant) im Gau Niflharsi (Niflheim).
2) Todos los arroyos tierien puentes de piedra ö de madera. En un rio grande,
que era muy caudaloso y muy grande que pasamos dos vezes, hallamos puentes de red (Her-
nando Pizarro). Die Inca-Strassen von Cuzco zum Yucay ,,were formed of rough stones set
in the ground and were raised in the centre, with a row of larger stones set on edge
on each side, through which at intervals there was an opening to pass off the water"
(Squier). Der Marquis Canete (als Vizekönig) Hess Brücken bei Xuaxa, am Ango-
yaco, Aucay, Cuzco, (bei Lima), aus Stein herstellen. Reste des alten Inca-Weges
(aus rohen Steinen erhöht) finden sich auf der Strasse von San Pedro nach Mokha
(bei Chicama). Bei Ysiama am Beni finden sich Reste der Inca-Strasse (s. Church).
Bei Scinbocal am Rio Chones finden sich Reste eines alten Weges (in rohen Steinen
die Höhe hinaufführend) bei Quito. Zwischen Patapo und Ferinnafe finden sich Reste
des alten Weges, der in Stufen in die Höhe auf- und niedergeht. In Pacanga (bei
Guadelupe) finden sich Reste einer früheren Strasse, Zwischen Guadelupe und San
Pedro (auf dem Wege von Chiclayo nach Truxillo) finden sich Reste des Inca-Weges.
Beim Dorf Pindel (östlich von Azogues) sieht man alte Wege. Auf dem Wege von
Manta (bei Montechristo) nach Quito werden Reste einer verfallenen Strasse erwähnt
(und so vielfach).
902 zu PERU.
Als Huayna Capac seine Geburtsstadt Tomebamba zur Resi-
denz erhob, Hess er dort den Pallast Mullucancha (mit Muscheln
ausgelegt) bauen, nebst dem Pallast Tumi-Bamba-Pachamanca
mit der Goldstatue seiner Mutter Mama-Ragua-Oella (in deren
Bauch die Nachgeburt niedergelegt wurde), dann den Tempel^)
der Sonne und des Donner's, das Heiligthum Ticci-Viracocha-
Pachacamac's, sowie den Opferplatz der Sonne, als Usno oder
Chiquin-Pillaca , indem zugleich verschiedene Nationen dort an-
gesiedelt und die Canar (Cariaribamba's) mit dem Dienst betraut
wurden (s. Baiboa). Nach Cieza waren die Thüren in den Tem-
peln von Tumebamba'^) mit bunten Mosaiksteinen ausgelegt.
Nach Montesinos wurde das Thal von Cuenca Messer-Ebene
oder Tumibamba genannt, weil Huiracocha dort die aufständischen
Cariares massacriren Hess (vielleicht auf der Stätte von Tumbe's
alter Stadt).
Während seines Aufenthaltes in Tomebamba erhielt Huayna
Capac, wie Garcilasso erzählt, die erste Nachricht von den Schiffen
Balboa's, die damals die Küste entlang fuhren.
In der Nähe von dem Gebäude Teocaxa oder Tucassa (auf
kalter Einöde) lag der Pallast Tiquicambi (bei Pumalacta oder
Palata), sowie unter den Tambo (auf dem Wege bis Thomebamba)
besonders Cannaribamba und Hatuncannari. „Nihil superest prae-
ter vastum cadaver" von dem „magnificentissimum et opulentissimum
1) Le dit lieu de Tomebamba est situe en une vallee lä oü se rencontrent deux
rivieres en un lieu assez froid, et lä ou neantmoins il y a force de chevres, connils et
autres bestes. Lä aussi y avait jadis un temple du soleil, basti de grands pierres noires
et verdes comme pierres de jaspe (Linschoten). Die Urabaes mit der „casa del Sol"
zwischen Darien und Cartagena, erkannten die Oberherrschaft der Tayronas (in Santa
Martha) an (s. Piedrahita). Nur bei den Indianern von Coquiboca (bei Maracaybo)
fand sich (in America) „pesso y toque para el oro*' , meint Simon (obwohl indess
ähnliches auch in Mexico und Columbien erwähnt wird). Die Guaycaries handelten
mit den Caquetios. Die Stämme von Meta unterhielten Verkehr mit den Spaniern
für „el comercio de la Sal, que suelen suplirla comiendo tierra" (s. Piedrahita).
2) Aquel templo famosisimo y nunca otro rico jamas imaginado (s. Torquemada)
bei Tomebamba (mit Figuren von Llamas u. s. w.). Die Windungen der Drachen-
schlangen Chavin's lösen die Umrisse der Figur allegorisch in Ornamente auf. Feder-
mann kam (zwischen Caocao und Pauto) ä la ribera de un rio profundo, en que se
conservaban las ruinas de muchos pueblos destruidos por una Serpiente de muchas ca-
bezas, que habitaba en sus margeres, segun relacion de los naturales, y de algunÖs
Espunoles, que afirmaron aver oido sus bramidos (s. Piedrahita), als Minho9ao (Erd-
würmer) oder (s. Martins) Wasserungeheuer in Brasilien, wo Magalhanes von dem 1564
gelödteten Seeungeheuer Hipupiara spricht.
TUMEBAMBA. 903
Palatium Thomebamba" oder Tumipampa (s. de Laet). An mehreren
Häusern sind keilförmig glatte Steine eingemauert (aus Bauten
der Inca), bemerkt Schmarda in Cuenca.
Nachdem (nach Besiegung der Paltas) Inga-Yupanqui im
Lande der Cariar die Städte Cariari-bamba und Tumi-bamba besetzt
hatte, liess er die Canar-Festungen auf dem Azuay und Tiocaxas
(neben denen von Tiquisambi) gegen die Purvaes und Chim-
bos bauen, sowie in Pumallacta gegen die von den Fürsten
Apoc-Chavan-Callo und Apoc-Anto beherrschten Stämme (s. Bai-
boa). Tumebamba wurde durch Inca Yupanqui gegründet.
Nach Velasco liess Capac- Yupanqui von Tumibamba aus
Grenzfestungen im Lande der Canar (nach Alausi zu) errichten,
um sich auf den Angriff des in Liribamba befindlichen Scyri
Hualcopo Duchicela vorzubereiten, dessen Feldherr Epidachima
dort seine Truppen vereinigt hatte. Als Calicuchima, Feldherr
des Scyri Cacha (der in Liribamba Hoflager hielt) den Ueber-
gang über den Fluss von Achupallas vertheidigte, und Huayna-
Capac dadurch auf den Schneehöhen Lashuay's (Assuay's) zurück-
gehalten wurde, liess er den Sonnentempel von Achupallas bauen,
und die warmen Bäder dort einrichten. Die Paredes (bei Cariar)
waren vom Ynca Tupac Yupanqui gebaut. Auf dem Fels von
Inti-Guaicu findet sich ein Sonnenbild neben dem Steinsitz Inga-
Chungana. Auf dem Paramo von Chulucanas (zwischen Ayavaca
und Guancamba) liegen die Ruinen von Chulucana.
Jenseits Cayambe (bei Riobamba) traf man in kalter Höhe
(erzählt Cieza de Leon) die Tambos von Teocaxas, dann folgten
die Gebäude von Tiquisambi und von dort stieg man hinab zu
den Bauten von Chanchan im heissen Lande der Yunca, worauf
der Weg über Cariaribamba und Hatun- cariar nach Tomebamba
führte. Von dem Pallast Tiquicambi (bei Pumalacta) „descenditur
ad Chancham et calidiores regiones, quae ut caeterae ejusdem"
conditionis ab indigenis communi nomine appellantur Yungae (s.
de Laet).
Weddell traf östlich von Tarija aus Kieseln und Platten ohne
Mörtel aufgeführte Mauern, Bei Samaipata (in Chuquisaca) finden
sich Baureste (s. Castelnau). Am Mararion oder Tunguragua beim
See Yauricocha oder Lauricocha sollen sich Steinreste ^) und
1) Bei Pupiles im Caucathal finden sich Ruinen. Herkmann fand bearbeitete
Steinblöcke bei Pernambuco sowie Steinaltäre (s. Barlaeus). Auch im Süden will man
Trümmerreste gesehen haben.
904 zu PERU.
Brücken der Inca finden (und vielfach sonst, oft in Verwechslung
mit alten spanischen Bauten).
Tschudi fand die Ruinen der Festung (Pucara), in welcher
sich die Calchaquis gegen Huayna-Capac vertheidigt hatten, in
der Sierra de Escoba (zum Aconquiza-Stock gehörig), auf dem
Wege von Catamarca zur Cuesta de la Chilca (Cuesta de Cariza
oder Cuesta de Carapurco), bis Fuerte de Andalgala^). Neue
Ausgrabungen alt -peruanischen Typus sind durch Francisco
Moreno in denjenigen Grenzgebieten gemacht, die zugleich durch
die Ausbreitung des Quechua-^) gekennzeichnet sind, wenigstens
als Verkehrssprache"), indem Herrera noch vier Sprachen neben
derjenigen der (die Sonne in Tempeln verehrenden) Diaguita^) nennt.
Die (Landbau und Hühnerzucht treibenden) Xarayez (nördlich
von den Orejones) wurden von einem Alanes betitelten Häuptling
beherrscht (s. Guzman).
1) Der weitere Weg führte über Rodeo de los Changuas, Santa Maria, Cololoa (in
Tucuman), Tolombon (in Salta), Cafayete (mit den Trümmern eines Calchaqui-Dorfes)
San Carlos, Rio de los Calchaquis (im Valle de los Calchaquis), Molinos (mit Mumien
in Steingräbern), Pass von Abra de la Cortadera (auf der Grenze zwischen La Plata
und Bolivien) , am Beginn der (mit Medanos und Schneemassen gefüllten) Wüste.
Dann folgt der Codilleren- Pass von Puntas negras mit dem durch Yupanqui's Pircas
(bei dem Feldzug gegen die Charcas) markirten Inca- Weg und über Soncor wurde
Pedro de Atacama erreicht. Neben dem Weg über die Cordillera von Puntas negras
bis Atacama und über die Pässe von Fiambala (nach Bolivien, sowie durch die Quc-
brada del Diablo nach Antafagosta) führen von Catamarca Wege nach Copiapo (wie über
die Cordillere von Laguna brava) ; Salta communicirt durch die Cordillere von San Fran-
cisco mit Copiapo, durch die Cordillere des Desplobado mit Cobija, und in Jujuy
findet sich durch das Thal von Humaguaca Verbindung mit Potosi. Von Peru aus
zog Almagro über den Pass von San Francisco nach Chile (im Thal der Calchaqui).
Die Wüste Atacama's erstreckt sich von El Urucatado (bei Molinos) bis Copiapo, (von
Cobija im Süden bis Loa im Norden).
2) in zerstreuten Spuren bis Paraguay verfolgt (bei Dobrizhoffer). Zwischen Ver-
mejo und Pilcomayo waren von den Inca Colonisten (des Quechua) zum Landbau an-
gesiedelt (als Churumatos) neben (Aymara redenden) Chichas Orejones zur Bearbeitung
der Minen.
3) und so den Handel, wofür Baumwollen-Zeuge als Austauschmittel dienten , bei
Omaguacas sowie benachbarten Juries (deren Name zwischen Putumayo und Japurä eine
Wiederholung findet) und Diaguitas, welche Lama und gezähmte Strausse mit anderem
Geflügel als Hausthiere hielten. Schmidel lässt in den Städten der Orthuesen oder
Uritueses einheimische Schafe als Zugvieh verwendet oder gesattelt werden, und bei den
Scherues (Xarayes) findet sich die Erwähnung von Baumwollenzeugen mit eingewebten
Thierfiguren, (sowie von Goldobjecten).
^) Die abgeschiedenen Seelen wurden in Sterne versetzt, und die der Häuptlinge
in die Planeten.
CALCHAQUIS. 905
Mit den Lules') von Tocuman und den Humaguacas von
Jujuy können die Calchaqui") (Salta's) als die Repräsentation
derjenigen Schichtung selbstständiger Halb-Cultur erscheinen, die
in der den Inca Viracocha in Charcas begrüssenden Botschaft
aus Tucma (Tucuman) Empfänglichkeit für höhere Gesittung
zeigte (und von dem durch Schneeberge getrennten Barbaren-
lande Chile's die erste Kunde brachte).
Die (von den Bewohnern Hoch-Boliviens und von den Chango
der Küste) verschiedenen Indianer, welche am westlichen Fusse
der Anden, als Atacama, Peyne, Toconado, Soncor, Solcor, So-
caire u. s. w. bis westhch nach Chiuchiu leben, gehören zu den
(im Osten der Codillere wohnenden) Calchaqui (welche das Quechua
angenommen) und haben (als vor den Inca in die Wüste der
Codillere geflüchtet) die atacamenische Sprache (als selbstständig
eigene) bew^ahrt (s. Tschudi).
Bei den Tacanas sind die Zahlworte dem Aymara (und
Spanischen) entnommen (s. Weddell).
Pachacutec, Sohn Viracocha's, der seine Eroberungen bis
Salines ausdehnte, herrschte über den östlichen Abhang der
Andes bis zur Sierra de San Luis, sowie in den Thälern von
Salta, Catamarca und La Rioja.
Als Yupanqui Kundschafter ausschickte den Weg^) von
1) Neben dem Quichua redeten die Lules, deren eigene Sprache Kakana hiess,
die von den Mataras angenommene Tonocote-Sprache (s. Techo).
^) Die Inca waren durch das Thal der Humaguacas und über die Puna von
Jujuy nach Tucuman vorgedrungen, aber die dorthin folgende Abtheilung aus Alma-
gro's nach Chile gerichtetem Zuge (1535) ging zu Grunde, und erst Diego Rojas ge-
langte nach Santa-Maria (in Catamarca). Dann folgte mit Aguirre's Erbauung von
Santiago de Estero der Aufstand der Calchaquis {1553) und die Humaguacas zerstörten
(1561) die Festung von Niera in Jujuy. Barco war durch Prado gegründet (im Thal
der Calchaquis). Mercado de Villacorta (als Gouverneur von Tucuman) zwang die be-
siegten Calchaquis zur Ansiedelung. Bei den Calchaquies im südlichen und west-
lichen Tucuman (welche Lozano von den Calchaquies von Salta an der Grenze Ata-
cama's unterscheidet) beschreibt Guevara, neben Idolen, blutbestrichene Federstäbe
(für die Verehrung von Donner und Blitz), Die Calchaquies trennten sich aus ihrem
Bündniss mit den Mogosnas, Naticas, Callagaes und Abiponer.
3) Bezeichnend für den Character der amerikanischen Culturstaaten, und die Sach-
lage graphisch illustrirend, ist die Bemerkung Garcilasso de la Vega's, dass die Boten
gleich Ameisen hin und hergegangen , indem nur in schrittweise aufrecht erhaltener
Verbindung zwischen der Vorhut und den nachrückenden Reserven die Schrecknisse
dieser grausigen Hochlandswüstenöde überwunden werden konnten. Asi fueron yendo
y viniendo como hormigas, trayendo relacion de lo descubierto y llevando bastimento,
(de dos a dos leguas).
906 zu PERU.
Atacama nach Chile (zunächst bis zu dem bewohnten Theile Co-
payapu's) zu erforschen, wurde (durch den Führer aus Tucuman)
die Codillere von Mendoza eröffnet.
Nachdem dann der General Sinchiroca mit der Eroberung Chile's
beauftragt war, drang derselbe über Cuquimpu nach dem Thal
von Chile (bei Santjago) vor, und weiter zum Rio Maule, jenseits
welches sich die Purumaucas oder Promaucaes mit den Antallis,
Pincus (Pancones) und Caciquis (Cauquenes) verbanden.
Yupanqui hatte ausserdem die früheren Pläne ^) zur Bezwin-
gung der Antis-Stämme wieder aufgenommen, und nach der da-
durch veranlassten Expedition gegen die Musus, liess er die
Chirihuanas (östlich von Charcas) bekämpfen, welche von Garci-
lasso de la Vega in einer (an Erzählungen über irisch-britische
Anthropophagie") erinnernden) Physionomie dargestellt werden,
wie sie in Montesinos' Berichten über die Einfälle (brasilischer)
Wilden, zu verschiedenen Perioden der Incaherrscaft, ausgemalt
ist. .Als nächster Ausgangspunct dafür wird Tarija (mit den
Sitze der Chanoses) angenommen, und die Rubrificirung der (als
Jarayes oder Xarayes auf Flussbefahrung führenden) Chiriguano's •'^)
mit den (in den Siri oder Chunchus wiederklingenden) Sirionos
(und Guarayos), als westliche Tupi (s. Martius); Hesse sich für einen
Zusammenhang mit der traditionellen Landung am Cap Frio ver-
werthen.
Der Name Jarayes*) (Herren des Wassers) wird auch für
1) Als Inca-Roca seinen Sohn (Yahuar-Huacac) zur Eroberung Antisuyu's aus-
schickte, drang derselbe vom Fluss Paucar-tambo nach Challa-pampa vor und dann
über Pillcu-pata nach Havisca und Tunu (wo Coca-Pflanzungen angelegt wurden). Bei
der Unterwerfung der Chunchus (auf dem Wege zu den Musus oder Moxos) wurde
die Ansiedlung von Tono gegründet.
2) Dife Chirihuanas, welche (zu spanischer Zeit) nicht nur die Rinder der Heerden,
sondern noch lieber die Hirten assen, lernten von den Inca (wie Garcilasso de la Vega
sagt) die Sitte, in gemeinsamen Häusern zusammen zu leben. Gleich den Hütten
Hayti's (zu Oviedo's Zeit) bilden die .der Guarayos (zwischen Moxos und Chiquitos)
längliche Achtecke mit zwei Thüren an den schmalen Seiten (nach d'Orbigny). Die
(bienenkorbartigen) Hütten der Tobas haben niedrige Eingänge (wie die der Chiquitos).
3) Die Sprache der (Abas oder Leute genannten) Chiriguanos (zwischen Chuqui-
saca und Chiquitos) ist dem Guarani verwandt.
■*) Der „Puerto de los Orejones" am See der Xarayez (als Sitz geflüchteter Inca)
wurde dann zum „Paraiso terrenal" ausgemalt. Cabeza de Vaca sah Holz-Idole bei
den den Guaxarapos verwandten Anwohnern (Sococies und Xaquetes oder Chones)
des Xarayez-See (in Paraguay). Unter den fünf Nationen (Tequet, Churipi, Guamalca,
GRAN CHACO. 907
die längs der Flüsse angetroffenen Stämme der Parecis oder Pa-
rexis ') beansprucht, die sich von der Sierra de Parecis (und den
Campos de Parecis) nach dem Paraguay verbreiteten.
Die Parexis (mit localisirten Chiquitos und Moxos verwandt)
als der allgemeine Typus der Eingeborenen genommen, würde
sich in den Guarayos die w^estlichste Versprengung der von den
zu den Cren gehörigen INIalali von der Küste (bei Bahia) herüber-
geschobenen Schichtung erweisen, aus welcher (in Mato-Grosso)
neben den Guatos die (mit den Mataguaya in Verwandtschaft ge-
setzten) Cahan oder Guana (mit guayanischen Verw^andtschaften)
zurückgebheben sind, als spätere Unterthanen der auf die (west-
lich als Chiriguanos und Sirionos in Peru eingedrungenen) Tupis
in den Eroberungen folgenden Guaycuros.
Diese, vom Gran-Chaco nach Matto-Grosso vorgedrungenen
Oaekakalet, die sich aus den verwilderten Pferden der Pampas ^)
beritten gemacht hatten, erhielten von den sie als Mbae-ayba
(Schrecken) fürchtenden Tupis den Namen der Guaycuru *) (Oata-
Yucunampa und Velela) suchte Ledesma Valderrama (1630) die Stadt Ococolot (am
Rio Bermejo).
1) Nach Martius ist die Sprache der Parexis oder Poragi (zwischen Madeira, Ta-
pajoz und Paraguay) den Dialecten bei Moxos und Chiquitos verwandt (und der der
Chiquitos wird Verwandtschaft mit der der Lenguas zugeschrieben).
2j Die topographische Isolirung spiegelt sich hier in den ethnischen Zügen, wie
bei den zwischen MOxos und Chiquitos angetroffenen Guarayos (bärtig beschrieben,
gleich den Guatos, und mitunter Horden der Botocudos). Die Lecos (in Guanay) be-
wahren den Bart, während ihn die Mozetenos (am Rio Beni) abschneiden (s. Weddell).
Für das „jüdische" Gesicht der Coroados (bei Eschwege) weis't Martius auf die stete
Vermischung im engen Verwandtschaftsgrade innerhalb kleiner Rancherias hin, und
unter ähnlichen Verhältnissen, wie sie oftmals durch das gemeinsame Interesse an
monopolistischen Handelsvortheilen. gegeben sind, ist auch in Afrika die jüdische Nase
beobachtet.
^) Die einförmige Vegetation von Caranda-Palmen, blattlosen Cereus-Stämmen und
der Algoraba wird am Gran Chaco (mit den aus den Pampas berittenen Guaycurus,
Abipones, Tobas u. s. w). nur an den Ufern der Flüsse durch Wälder unterbrochen
(welche dann zunehmend die Heimath der Tupis bilden).
^) Die Guaycurus zerfallen (s. Lozano) in Taquiyiqui oder Codollate (des Süden's),
Napinyiqui (des Westen's) und Picpuayiqui (des Norden's). Bei Festlichkeiten zieren
die Guaycurus den Kopf mit einer Federhaube, sowie Daumen und das Kniee unter-
halb mit Federbinden (s. von Martius). Aehnlich in Ostafrika mit Streifen aus Ziegen-
haut und anhängenden Barthaaren. Bei den Caraiben tritt die Zusammenschnürung
auf, die sich auch in den ausgegrabenen Thonfiguren des Caucathals zeigt. Von den
Aegyptern erzählt Sextus Empiricus, dass die Frauen, die mit Vielen Umgang pfleg-
ten , einen Schmuck um die Knöchel trugen, als Abzeichen ihres Stolzes (s. Kirch-
mann), wie bei vielen Stämmen Africa's (und Indiens). Mannaune, der als Gott ver-
908 zu PERU.
curuti-uara) oder „schnelllaufenden Leute** (in Gestalt der Centau-
ren) und ihr Charakter als Eroberungsvolk erscheint auch in der
politischen Rangordnung^), indem sich neben dem Stand der
Gemeinen oder der Krieger (unter dem Adel'-') der erblichen
Häuptlinge) der der Sklaven fand, denen das Tragen von Waffen
verboten war. Die Trennung der Geschlechtssprache ''^) folgt auch
bei den Caraiben aus der Aufnahme der Frauen aus fremd-
sprachigen Stämmen, deren waffenfähige Mannschaft getödtet war.
Vor der Ankunft der (bis zur caraibischen Verallgemeinerung
verzweigten) Tupi-Guarani, deren Traditionen auf fremdländische
Abkunft deuten, fand sich als relativ ältere Schicht der Autoch-
thonen im östlichen Brasilien die der Aimures oder Botocuden^),
die sich in der Küsten-Cordillere als Nac-nanuk oder Nacporok,
Sohn der Erde, bezeichnen. Wegen ihrer ausgedehnt"') ver-
ehrte Cacique der Caquetios wurde auf den Schultern getragen (15 17) bei der Gründung
Coro's (Coriana's). Die Häuptlinge von Mbengga (in Fiji) sind Gali-cuva-ki-lagi (nur
dem Himmel unterthan) -betitelt. Bei den Payaguas war der Speichel des despotisch
herrschenden Häuptling's mit der Hand aufzufangen (nach Cabeza de Vaca). Die Lecos
(in Bolivien) wählten ihre Caciquen ,,parmi les guerriers les plus experimentes" (s. Wed-
dellj. Bei den Guaycurus wurde der zum Nachfolger bestimmte Sohn des Häuptlings
fern von dem Vater erzogen (wie ähnlich bei Chibchas). Der Cazique Jonastete ver-
handelte im Namen der übrigen für ,,la nacion Malbala" mit den Spaniern (s. Lozano).
^) Unter den Abiponen wurde die Aufnahme in den Adel (nach längerem Fasten
und Schweigen) unter einer Veränderung des Namen's vollzogen. Vom Rang des
Nabiddagan (que quiere decir sucios ö negros) steigt der Jüngling (unter Annahme des
Kopfnetzes, und dann unter scheeren einer Tonsur) zum Soldado veterano (s. Lozano).
In Brasilien wurden die Nichten geheirathet (Pero de Magalhanes).
2) Dem erblichen Cazikat der Chiriguanos wurden nur zur Kriegszeit stärkere
Rechte eingeräumt.
3) In der (den Dialecten der Abiponer, Mocobies und Tobas verwandten) Sprache,
der Guaycurus reden die Frauen von den Männern verschieden (s. Martins). Bei den
Nheengaybas (zu dem Stamme der Ges gehörig) redeten die Frauen eine von der der
Männer verschiedene Sprache (nach Daniel). Renault beschreibt die Erfindung neuer
Worte bei den Botocuden (besonders durch die Frauen), AVenn der Botocude Etwas
sehnlich wünscht und verlangt, oder in Leidenschaft geräth , so erhebt er die Sprache
zu einem monotonen Gesänge (s. Martius) [unwillkürlicher Erguss zum Zaubergesang].
Die Vornehmen (unter den Abiponen) reden eine durch Anhängesilben difFerencirte
Rangsprache (und ähnlich in Mexico).
*) mit abgezweigten (und bis Guatos in Matto-Grosso gesuchten) Malali (der Cren)
und Puri, während St. Hilaire die von den Puri (oder Cren) abgetrennten Coroados
von den Goyatacas herleitet. Wie die Cayapos" (in Matto-Grosso) gehören (zwischen
Porto Seguro und Bahia) die Menien und Camacan zum Ges-Stamm.
5) Nach Pedro Simon wohnten die Tutanuchas genannten Langohre bei Californien.
Der gehörnte Stamm der Mataguayes (Cullus) oder Suripchaquin (pies de avestruz)
OREJONES. 9Q9
grösserten Ohren erhielten die Botocuden ') den Namen Epcosek
oder Grossohren, und ausserdem bewahrten sie den Tembeitara
genannten Pflock der Lippe (ähnlich dem afrikanischen Pelele),
galt als riesig (im Gran Chaco). Federmann spricht von den zwergigen Ayamanes
welche durch eine wüste Strecke (der Feindseligkeiten wegen) von dem Gebiet der mit den
Caquetios (bei Coro) benachbarten Xideharas getrennt wurden. Eschwege beschreibt
den Cannibalismus der Botocuden. Chrysippus vertheidigt das Essen von Menschen-
fleisch (von Lebenden sowohl, wenn ein brauchbarer Theil abgeschnitten sei, wie bei
Todten, ausser den Nägeln und Zähnen), wie Sextus Empiricus bemerkt (und Zenon
den Incest). In den Canoes der (mit dem Caciquen Uriaparia grenzenden) Cariben
fanden die Spanier (Alonso Herrera's) „quartos de Indias, dellos frescos, y dellos assa-
dos en barbacoa, que llevaban para comer (s. Simon).
1) Nach den Botocuden erzeugt der Mond (Taru) Donner und Blitz und tödtet
viele Menschen beim Herabfallen auf die Erde (nach ;SIeuwied). Bei den Mbocobies
war die herabgefallene Sonne zu replaciren. Bei den Arnaquinas wurde Sonne und
]V[ond verehrt (zu Aguirre's Zeit). Bei Ungewitter kamen die Guaycurus bewaffnet
und mit Geschrei aus der Hütte, die Dämone zu bekämpfen (s. Lozano). Die Lules
(oder Tonocotes) bezeichnen die Tropfen als die Augen des Regen's (Epucue) und
die Regenwürmer als die Läuse des Epucue oder Regen *(s. Lozano). Die Sonne
wtrd durch die Flügel eines grossen Vogels verfinstert (nach den Lules). Der Mond
stirbt in den Finsternissen, um sich zu erneuern (nach den Lules). Der Planet Mars
heisst die rothe Spinne (arana colorada) bei den Lules (s. Lozano). Nach den Austra-
liern fischen die abgeschiedenen Seelen in der Milchstrasse, eine Abspiegelung des
Darling-Flusses. Bei den Botocuden ward der Dualismus eines guten und bösen Princips
ift Sonne und Mond anerkannt (nach Visconde d'Itabayana). Aeltere Botocuden be-
anspruchen von dem selbst erlegten Wild nichts oder nur wenig, da dem Tödter der
Genuss des Fleisches schadet (s. Martius). Die Dawari suchen verdorrtes Land dadurch
zu beleben, dass sie einen getödteten Reisenden dort begraben , indem sie , je heiliger
dieser war, auf desto wirksameren Erfolg rechnen. Aus den Cirkeln um den Mond
wollte seine Mutter Huayna Capac das vom Schöpfer Pachacamac verhängte Unheil
vorhersagen (nach den Llayca oder Wahrsager). Bei Finsternissen schiessen die brasilischen
Indianer (unter Geschrei) Pfeile in den Himmel (nach Renault), Nach Olaus Magnus
schössen die Gothen beim Gewitter nach dem Himmel. Mit den Donner-
keile genannten Steinbeilen wird im Harz die Rose (und andere Entzündungen) ge-
heilt (s. M. Busch). Da der Lapis lydius, aus dem die Steinhämmer meist verfertigt
sind, wenn an das Feur gelegt , schwitzt , so dass ein darum gebundener Faden nicht
verbrennt, gilt (in Westphalen) der Donnerkeil als gegen den Blitz schützend (s.
Hartmann). Die Botocuden sühnen die schädlichen Einwirkungen des Mondes
bei nächtlichen Zusammenkünften (nach Itabayana), den bösen Jantschong fürchtend.
Bei den von den Coroados abgetrenntnen Puris tättowiren die Männer Linien an den
inneren Arm, um sichere Bogenschützen zu werden (s. Martius). Die Botocuden (wie
die Coroados) üben den Aderlass mittelst eines Bogens und Pfeils, dessen Krystallspitze
nur eine leichte Wunde machen kann (Martius), wie (früher) in Darien (und in Ost-
africa). Wie die Mbayas (im Gran Chaco) entzogen sich die Payaguas aus Zunge
und andern Körpertheilen durch Holzsplitter Blut, das man in ein Erdloch laufen
Hess (s. Azara), und ähnlich in mexicanischen Büssungen.
910 zu PERU.
sowie die Anfertigung geschlagener Bastzeuge (aus Lecythis- und
Couratari- Arten) , und von den Moxos erwähnt d'Orbigny, dass
sie Bastzeuge (aus Ficus) verfertigten.
An dem Jahresfest der Lules wird im Walde dem Dämon
eine Hütte errichtet (casa del diablo), in welcher aus dem Boden
der Erddämon emporsteigt, durch den bemalten und gefiederten
Indianer repräsentirt, der die ihm w^ährend der Trinkgelage mit-
getheilte Speise als geweihte Bissen vertheilt und während der
Zeit seines Aufenthalts in der Hütte den dorthin geholten Indianern
neue Namen giebt (s. Lozano).
Bei den Moxos übte der Priester-Candidat „jeünes rigoureux"
(s. d'Orbigny), wie in Mexico (und sonst).
Bei Benalcazar's Eroberung von Popayan^) zogen sich die
(an Sebondoyes, sowie an Purases und Cocomiccos grenzenden)
Mocoas, die am Fluss Mocoa oder Paria ^) (Nebenfluss des Orinoco)
wohnten, nach dem Patacos zurück, hinter das Süsswassermeer
oder den See Mocoa's, erzählt Velasco, und Federmann hörte bei
Itabana oder (nach Castellanos) Hitibana von einem Wasser reden,
das er anfangs für die Südsee hielt, aber bei der Besteigung des
Berges, von w^o sie sichtbar sei, als überschwemmte Fläche er-
kannte. Von La Fragua umkehrend (porque las grandes cres-
cientes havian empantanado la Tierra) gelangte Perez de Que-
sada (günstigeren Nachrichten folgend) „ä un valle, dentro de las
Sierras, que se llama de Mocoa" (s. Herrera).
Als die Spanier zuerst nach der Lagune von Maracaybo ge-
langten, fanden sie dort (besonders im Westen) „grandes pueblos
de Indios fundados dentro del agua, por las orillas y partes mas
fondables, que da el agua ä los pechos, donde tenian sus casas
sobre grandes maderos hincados dentro del agua, sirviendose
para todas sus necessidades de canoas" (Simon).
Jenseits der Xaguas traf Federmann als Verwandte der Ca-
quetios bei Coro, ebenfalls Caquetios, welche (unter dem Häupt-
1) Die Bewohner Popayan's stammten (nach Velasco) ,,cles Caribes des Antilles".
2) Der Golf von Paria wurde durch Colon entdeckt (wie die Perleninsel Paria).
Almagro gründete in Paria (mit den Desaguadero des Titicaca) eine Colonie für Char-
cas und Collas (Sierra de Pariaca in Peru). Gonzalo de Badajoz gelangte in Cheru zum
Caziken Pari9ao Pariba (que los Castellanos llamarou despues Paris) oder Cutara (s.
Herrera).
^) Nachdem Federmann von Coro über Bariquisimeto an den Fluss Apure ge-
zogen, wandte er sich (während Speier's Kämpfen mit den Choques) nach den Llanos,
über die Flüsse Apuri und Zarare (und die Sümpfe von Arechona und Caocao) zum
OMAGUAS. 911
ling von Variquecemeto) mit ihren Xeques (wie Chuques die der
Muyscas) genannten Zauberern die Ebenen (nach Vertreibung der
Eingeborenen in die Berge) in Besitz genommen hatten (mit ver-
gifteten Pfeilen kämpfend). Speier bekämpfte (bei Coro) die wilden
Giraharas, die nur zum Theil unterworfen waren (zu Simon's Zeit).
Die ausstrahlenden Wanderungen der Tupi oder Tupinambas,
als Guarani (Guarini oder Krieger in Kämpfen mit den als Ta-
pujer entgegentretenden Eeindesstämmen) haben auf dem durch
die topographische Gestaltung des Landes verzw^eigten Wegen
ihre Anklänge verstreut, und in ähnlicher Abhängigkeit waren
bereits, für ihr Auftreten vorgeschichtliche, Perioden abgelaufen,
in denen auch die Omaguas^) ihre Rolle spielten, deren Aus-
dehnung nach Süden sich in den Omaguacas (s. de Laet) erkennt,
die nördlich von Jujuy Lamaheerden züchteten und aus der Wolle
derselben Kleider webten. Bei eingeleiteter Beziehung zu den
an die Monumente San Agostin's und die Coca-Pflanzungen Ti-
Rio de Pauto ziehend und dann (den Rio Meta auf Balsas passirend) nach Marbd-
chare (San Juan de los Llanos) mit Fragua (s. Piedrahita). Zwischen dem Rio de la
Hacha und Nueva Segovia wohnten die ,, Indios Guagiros Cocinas y de los Eneales"
(s. Simon). Die Coyones (zwischen Acaricagua und Barinas) waren ihren Nachbarn an
Tapferkeit überlegen (s. Simon). In Hacarygua wohnten Cuybas und Caquetios zu-
sammen unter einem (mit den Cuyones kämpfenden) Häuptling. The reason for han-
giiig fringes before their eyes, is to hinder any bad medecine man from harming thcm
during this critical epoch, bemerkt John Rae von den Mädchen der Nancaushy Tine
oder Fräser Lake Tribes in New-Caledonia (nach Gavin Hamilton), und so bei Inca
(als Würdenzeichen, wie die Fetische des Cazembe).
1) Die (südöstlich von Macatoa) unter dem Oberpriester Quareca lebenden Oma-
guas hielten Hausgeflügel (nach Philipp von Hütten) und Orellana fand Federmäntel
in den Sonnentempeln der Homaguas, sowie Kupferäxte und zierlich bemaltes Kupfer-
geschirr. Nach Acuna wohnten die Omaguas am Maranon, bis zur Mündung des
Putumayo, an dessen oberen Lauf die Omaguasyete (oder ächte Omaguas) gesetzt wer-
den. Girval erwähnt Omagua am Yapura. Die Yurimaguas (als Omaguas von Yurua)
kamen (nach Pöppig) vom Madeira. Die Tocantin sind sprachlich (nach Vater) den
Omaguas verwandt. Alcedo setzt Omaguas bis Venezuela. Waitz fügt zu den Oma-
guas, als Aguas (s. Acuna) die Enaguas, Achaguas, Condaguas, Capanaguas, Maraguas,
Payaguas (wogegen die Yaguas bei Pebas sich von den Inca leiteten). Bei der Con-
quista fanden sich die Omaguas in Berührung zu den peruanischen Spuren bis Timana.
Alfinger (1530) zog von Maracaibo durch das Thal von Upar nach Tamalameque,
dann den Magdalenfluss entlang und schlug über Ocana (in Kämpfen mit den Citare-
ros) den Rückweg ein (in Chinacota getödtet) nach Coro (s. Acosta). Speier zog von
Coro über die Flüsse Tocuyo , Upa , Ariari bis Papamene (dann mit den Choques
kämpfend) und kehrte von dort (über den Apure) nach Coro zurück (i 536). Federmann
zog über den Rio Pauto nach Casanare zum Meta und von Marvachare nach Pasca
(im Thal von Fusagasugä).
912 zu PERU.
mana's durch die neben Yumbos genannten Quijos^) (s. Rodriguez)
angelehnten Verwandten im Norden (mit benachbarten Lama-
heerden) würden die (mit Manoas und Setebos zusammengenannten)
Panos''), die Skinner in die Verwandtschaft der Omaguas (und
Cocamas) setzt, eines der (in der ihnen zugeschriebenen Schrift-
kunde verschlossenen) Mittelglieder bilden, deren sich auch östlich
ausgraben lassen, wie in der bei Barra de Rio negro gefundenen
Figur, w^elche die- von den Omaguas, oder in Tupi (s. Southey)
Cambebas, (ähnlich der der Panches) geübte Kopfabplattung zeigt.
Die CoUas begruben (nach Cieza) in Chulpas (Chullpas), die
durch runde (wie in Sillustani) oder (wie bei Escoma und in
Caranga) im Viereck gestellte Steintafeln mit einem Steindach
gebildet waren, die Canches in steinernen Nischen (Machays), die
Chachapoyas in Rundthürmen (die auch in Collao vorkommen).
Die von den Caras errichteten Hügelgräber oder Tolas waren im
Innern gewölbt. Der Todte wurde mit seinem Schmuck an
einem abgelegenen Orte beigesetzt, und dann ein solcher Grab-
hügel über ihn aufgethürmt (s. Velasco), wie in Antioquia (s. Cieza).
Die Thür des Begräbnissthurmes in Collao war nach Osten ge-
richtet. Die Häuptlingsgräber (Protho) der Chachai lagen über
den Abhängen des Marahon. Die Gräber der Huancavilcas waren
rund gewölbt. Am Uebergang der Küsten-Ebene in die Sierra
wurden an den Felsen Mauern aufgeführt, um die Todten in
Nischen beizusetzen (s. Cieza).
Zwischen Andamarca und Tacna finden sich die aus Adobe
gebauten Rundgräber (länglich in gewölbter Ofenform) mit sitzen-
den Leichen (und Grabeigaben). In Supe wurde in den Häusern
begraben.
In Vilcamayu wurden die Mumien (Malqui) in den Machay
genannten Höhlengrotten beigesetzt. Nach Forbes sind die Thürme
der Chulpas (unter den Aymara) aus Adobe's gebaut, von Stein
dagegen in Carangas und am Titicaca (und mit Stockwerken auf
der Insel ^ebaya).
Verschieden von den unterirdischen Gräbern der Quichuas
waren- die der Aymaras viereckige Gebäude, kleine Häuser aus
1) in Popayan, wo sich (bei Piedrahita) Omaguas fanden (neben Pijaos und
Paezes).
2) Die Sprache der bei Sarayacu (zwischen Cuja und Ucayale) wandernden Ama-
huacas (Omaguacas) oder Amajuacas fällt in die Verwandtschaft der Panos.
SEELENLÖCHER. 913
Ziegelsteinen oder viereckige Thürme mit verschiedenen Etagen
(s. d'Orbigny). Die unterirdischen Gräber (viereckiger Form) mit
Planken darüber (worin 10—12 Personen mit ihrem Schmuck be-
graben wurden) hatten „un agujero en medio de la sepoltura, por
donde en ciertos dias les entran a dar de beber ä los muertos
(s. Diego de Molina), wie vielfach sonst.
Die Peruaner suchten ihre in den Kirchen begrabenen
Todten nach den Zamay oder Machais genannten Gräbern über-
zuführen, sagend „que los muertos estan en la yglesia^) con mucha
pena apretados con tierra, y que en el campo como estan al ayre
y no enterados estan con mas descanso" (s. Arriaga) , also nach
alt-germanischer Anschauung.
Von den Collas bemerkt Cieza de Leon, dass sie den Todten
grosse und prächtige Gräber gebaut, dagegen keine Sorgfalt auf
1) Visto Almagro y los oficiales la yda de Soto apretaron al Marquez con muchos
rrequirimientos , y la lengua por su parte que ayudava con sus rretruecos, vinieron h
convencer al Marquez que muriese Atabalipa, porque el Marquez hera muy zeloso del
servicio de S. Mag. y ansi le hizieron temer, y contra su voluntad setenciar a muerte
ä Atabalipa mandando le diesen garotte, y despuez de muerto le quemasen porque
tenia las hermanas por mugeres. Cierto pocas leyes avian leido estos senores ni enten-
dido, pues al infiel sin aver sido predicado le davan este setencia. Pues el Atabalipa
llorava y dezia que no le matasen, que no abria Yndio en la tierra que se meneasse
siA SU mandado, y que presso le tenian, que de que temian? y que si lo avian por oro
y plata, que el daria dos tanto de lo que avia mandado. Yo vide llorar al Marques
de pesar por no podelle dar la vida porque cierto temio los requirimientos y el rriezgo
que avia en la tierra si se soltava. Este Atabalipa avia hecho entender ä sus mugeres
e Yndios que si no le quemavan el cuerpo, aunquc le matassen avia de bolver ä ellos,
que el sol su padre le rresucitaria. Pues sacandole ä dar garrote ä la plaza, el Padre
Fray Vicente de Balverde ya dicho le predico diziendole se tornase Cristiano: y el
dixo que si el se tornava Cristiano, si le quemarian, y dixeronle que no : y dixo que
pues no le avian de quemar que queria ser baptizado, y ansi Fray Vicente lo baptizo
y le dieron garrote, y otro dia le enterraron en la yglesia que en Caxamalca teniamos
los Espanoles (Pedro Pizarro). Por dezir Dios trino y uno, dixo Dios tres y uno son
quatro, sumando los numeros por darse ä entender, der Dolmetscher Felipillo (als er
Valverde's Predigt für Atahuallpa übersetzte). Rationalis logica fidei alia debet esse
a logica naturali, meint Robert Holkot, „quia Aristoteles non vidit, quod una res
esset una et tres. (Catholicus obligatus ad tenendum pro principio, quod una res est
tres res.) Doch warnt Goddam, dass die Theologie dann zum Gespött werde (exponere
fidem derisioni infidelium) und Gregor Ariminensis, dass es unmöglich wäre, gegen die
Ketzer zu polemisiren (aliquid probare contra haereticos). Dubium est de forma syllo-
gismi expositorii, an valeat in omni materia (nach Robert Holkot), nam non sequitur:
„Iste deus est incarnatus, iste deus est pater, ergo pater est incarnatus". In creaturis
impossibile est dare aliquam rem unam numero, quae sit realiter plures res et quaelibet
illarum, sicut est in divinis, nam divina essentia est tres personas (s. Occamj.
Bastian , America. 58
914 zu PERU.
die Häuser im Leben verwandt hätten, (als ob ihnen dieses im
buddhistischen Spieg'elbild der Alaya erschienen sei).
Wie bei Nanctoc finden sich Gräber^) der Orresquis (Indios
infieles) am Cerro de Capis beim Pueblo de San Fernando (pueblo
de los Indios) , wo die dorthin (bei der Landvertheilung" an die
Spanier) zurückgezogenen Indianer durch ihre Häupthnge regiert
wurden (bis Anfang des XIX. Jahrb.). In Zenu waren die Gräber
flach und „otras eran como montones grandes de la tierra'' (s.
Herrera), gleich den Tumuli der Cara.
Bei dem Erdbeben in Arica^) (1868) wurden hockende Mumien,
denen man die mitgefundenen Fischaugen einsetzen wollte, aus
dem Boden gehoben und ähnlich bei Pachacamac, wo sich die
halbmondförmigen Ruinen mit der concaven Seite nach Süden
strecken.
Frezier unterscheidet die Familiengräber") (zwischen Ilo und
^) Bei Pachacama -werden drei Grabbogen übereinander erwähnt. In Ancon fin-
den sich Trichterförmige Gruben (mit stehendem Dache), längliche mit liegendem und
quadratische (mit Mattenbedachung). Ueber diese ergiebigen Gräberstätten werden die
Untersuchungen der deutschen Gelehrten , der Herren Dr. Reiss und Stübel, weiteres
Licht verbreiten.
-) C'est une infirite de tombeaux oü ils sont enterrez tout vifs avec leurs famillcs
et leur bien, bemerkt Frezier von den bei Arica zur Zeit der Conquista untergegangenen
Indianern , welche (nach Aussagen der Spanier) der Sonne gefolgt seien und als sie
diese im Meere niedersteigen sahen, sich dort begraben hätten. Son tantas las sepulturas,
que ocupan mas campo, que la Poblacion, bemerkt Herrera vom Lande der Cahas
(mit dem Tempel Acocaguae). The ,,lower classes", the ,,hewers of wood and drawers
of water^* in Peru, as everywhere eise, met in death a treatment corresponding with
that meted out to them in life, they were thrust into holes in the nitrous sands of the
coast or into crevices of the rocks among the mountains, with such scant paraphernalia
for their wanderings in a future world as their own limited means or those of their
humble friends could supply. Few and rüde are the relics found with these shrivelled
remains, a calabash, a gourd, perhaps a wooden cap, containing amulets or charms,
curious stones, to the natural peculiarities of which the superstitious mind rendered
reverence, an implement of toil and perhaps a wooden idol, such were the objects most
frequently found with the plebeian dead of the coast, buried in such shallow graves,
that the winds often exposed them (s. Squier).
3) Bouguer setzt die Gräber bei Cochesqui (mit langen Gängen) in die Zeit Huayna
Capac's. In der Huaca San Gertrudis (bei San Pedro) und in Motupe wurden goldene
Schmetterlinge (die bei Anblasen in der Luft schwebten) gefunden. Die Puruaes be-
gruben in den Häusern (Herrera). In Yanacancha (bei Caxamarca) wurde ein goldbe-
deckter Indianer gefunden, und Zeuge mit goldenen Schmetterlingen , die durch An-
athmen flogen. In der Huaca bei Santa windet sich ein Weg hinauf zwischen den
jSIauern, mit verschieden gestellten Eingängen. In einer Huaca von Chimbote fand
sich neben der Mutter ein Kreuzschmuck und ein in Leinwand eingewickeltes Kind.
PAPAGF.YEN. 915
Coles) von den aus Backsteinen gebauten Taubenhäusern (Colum-
barien) der Vornehmen (in Peru).
In der von Polo aufgefundenen Mumie Inca Yupangui's {in
Totocache) waren die Augen mit einem Goldblättchen (Xelilla de
oro) eingesetzt.
Hippolito Ruiz fand in den Huacas de Torreblanco (1778)
„un perrico embulto de algodon" (und thönerne Llama bei Ancon).
In Japan legte man an Stelle der früher lebendig eingegrabenen
Menschenopfer die Tschuschi Ningio genannten Thonfiguren in
das Grab (vicarirend wie die Argyräer).
Die^) Atacamas (von den Olipes oder Lhpi stammend) be-
1) Beim Begräbniss des Comleray-Stammes (nach einer Fehde mit den Wallombi)
„the bodies of the men were placed on their backs in the form of a cross, head to
head, eacb bound to a pole by bandages round tlie neck, middle, knees and ancles,
the pole being behind the body, the two M'omen had their knees bent up and
tied to the neck, while their hands were bound to their knees, they were then
placed so as to have their faces downwards" (Breton). Beim Tode eines Ver-
wandten die Australier „paint their bodies, for days to gether they sit fasting, weeping and
mourning, and lacerating themselves. They also abstain for a considerable time from
washing, and religiously avoid mentioning the name of the deceased. Some tribes
bury their dead, some burn them and others place the corpse in a wicker covering,
which they suspend from the boughs of trees" (s. Lancelott). In Moreton-Bay führen
die_ Australier an den Gräbern ihrer Verwandten Tänze auf (nach Clunie). The Co-
warrwel Blacks (bei Port Macquarrie) sew the body in bark, procured from the tea-
tree (s. Breton). ,,0n the coast the dead are buried in shallow graves". The Hare o
Keave (the house of Keave) probably erected for the reception of the bones of the
king , whose name it bears , and who reigned in Hawaii about eight generations ago)
was a sacred depositary of the bones of departed kings and princes (Ellis). Das
Häuptlingsbegräbniss (Fiatuka) auf Tongatabu war von grossen Steinen (bis 12 Fuss
lang und 12 Zoll breit) eingefasst (nach Cook). In der Form einer Schlange verehrt
(mit seinen Söhnen Tokairambe und Tui-Lakemba) erschien Ndengei unter den aus
der Fluth Geretteten in Mbenga (auf Fiji). Der böse Lothia (mit seinem Diener Sa-
minualo) wohnt in der Unterwelt oder Mbula, Der Ambati oder Priester wird vom
Gott (Kalou) besessen (s. Ricci). "Wounded spirits may not present themselves at the
judgement seat, but are condemned to a perpetual wandering in the mounJ:ains. Die
Würfel (Dikgagare) im Säckchen der Naka oder Zauberer wurden aus den Fussknöcheln
des Rindes bereitet (bei Basutos und Beschuanen). Die auf Amboina in dem wüthen-
den Rausch durch Anfion Sterbenden gehen zum Himmel (De Torres). Scientia (media)
de futuris conditionalis (Gottes) wird im Streit gegen die Prädestination erklärt (bei
Mohna). Auf Tobi Hess sich die Gottheit auf ein schwebendes Brett nieder, um mit
dem Priester (Yarris oder Gott) zu verkehren (Picketing). Die einzige Pforte in dem
Himmel (auf Ponapi) ist von einem tiefen Graben umgeben, welchen die Seele zu
überspringen hat, wenn nicht von der alten Frau, die dort wohnt, hinabgestossen
(Cheyne). Tawhaki und sein Bruder Karihi finden an dem Himmel und Erde verbin-
58*
916 zu PERU.
gruben hockend (unterirdisch) wie die Quechuas in elhpsioidischen
Gräbern, die Ayamara ^) dagegen sitzend in runden Gräbern (oder
Etagengebäuden). Bei den Chango lag" der Todte ausgestreckt,
und so in den Huacas oder Huancas (in vertieften Gräbern).
Zur Einbalsamirung ") soll Chenopodium ambrosoides gedient haben.
Bei Cuzco wurde der Todte sitzend begraben, auf Duchos ge-
nannten Bänken (bemerkt Cieza).
Am Ucayali wurden die Todten im Canoe oder in einem
Thongefäss unter dem Verlassenen Hause begraben (s. Orton).
Gleich den Chaneses in Parapiti (s. Viedma) begruben die Chiri-
guanes (nach d'Orbigny) in Töpfen, Avie es am Rio Negro ge-
schieht und (nach Humboldt) am Orinoco (in der einst auf den
Balearen und Corsica üblichen Sitte), auch in den Begräbniss-
höhlen am Atures. Bei Barra de Rio Xegro wurden die mit
Knochen gefüllten Thongefässe reihweis aufgestellt gefunden.
Edw^ards grub Todtenurnen zu Mixiana (bei Marajo) aus. An der
Küste Peru's sind in Canete Graburnen mit den Todtengebeinen
gefunden. Die (Quechua redenden) Indianer von St. Jago del
Estero (in la Plata) begTuben in Urnen. Nach Ribeiro begruben
die Passes in Thongefässen (1774). Die zum Begräbniss benutz-
ten Thongefässe am Rio Xegro waren von den Tarumas zurück-
denden Strick (den sie springend zu erreichen suchen) ihre blinde Ahnin, als AVäch-
terin (s. Grey) [Hottentotten, Araucaner].
^) Les tombeaux des Aymaraes (au lieu d'etre Souterrains, comme ceux des
Quichuas) etaient tantot des grands batiments carres, tantot de petites maisons en bvi-
ques non cuites etc. Bei Andamarca fanden sich Thürme aus Adobe mit Nischen für
die Todten.
2) Luego que el Zipa moria los xeques le sacaban las entranas y llenaban las
cavidades con resina derretida, introducian despues el cadaver en un grueso tronco de
palma hueco forrado de planchas de oro por dentro y por fuera, y lo llevaban secrc-
tamente ä sepultar en un subterraneo, que tenian hecho desde el dia mismo en que
comenzaba a reinar, en parajes lejanos y ocultos (Joaquin Acosta). Nemquetheba trug
die Haare aufgebunden ,,con una cinta como tren9a puesta a la manera que los antiguos
Fariseos usaban los Philacterios" (s. Piedrahita) auf die Augenbrauen überfallend [wie
die Inca]. Die Tochter der (von Nemquetheba mitgeführten) Chia (muger de Yaqui)
casö con el Capitan de los demonios (s. Piedrahita). Die Muyscas, bei welchen
nacheinander die Propheten Nemquetheba, Bochica und ^uhe erschienen, in Verferti-
gungderidole „siempre juntaban la figura del varon con la de la hembra" (Piedrahita).
Unter den Goldfiguren im Tempel der (mit Macatoa grenzenden) Omeguas fand sich die einer
„muger, que era su diosa" (zu Hutten's Zeit). In Guatavita fand sich ein Steinidol
(zu Zamora's Zeit). Torres hizo cortar dos hermosas palmas que daban sombra ä los
esjanques del Zipa en Tabio (wiegen ihrer Heilighaltung durch die Indianer).
SEEL EXTÖPFE. 917
gelassen, welche durch Schomburgk an den Quellflüssen des
Essequibo angetroffen wurden.
In Chincha wurden die Todten auf Rohrbetten begraben (nach
Cieza). In der Höhle Atauripe bewahren sich in Körben und
bemalten Thongefässen die Knochen der Atures. Die Manaos
begruben aufgewickelt in Hängematten.
Im südlichen Peru wurde in Töpfen begraben (nach Gomara).
In den westhchen Codilleren dienten Oefen aus Adobe zu Gräbern,
in der Sierra aus Stein, als Obelisken. Die Todten wurden in
Höhlen und Felsritzen gestellt. Die Leichenhügel finden sich mit
Steinen bedeckt.
Die Paravilhana (am Rio Branco) begruben in Todtenumen
(Tguasaba) in der Hütte (s. Martius). Die Tecunas begruben in
grossen Töpfen unter der Hütte. Bei den Atures (am Orinoco)
wurden die Knochen des Häuptlings (nach verfaulter Leiche)
in einer mit Harzfirniss überzogenen Urne (Igua 9aba) beigesetzt.
Der mit der Aufschrift der Leiche eines verstorbenen Inca
beauftragte Beamte „en nombre suyo ymbiava con las mugeres
sus vasos de chicha al Ynga, vino, e al Sol e a los otros cuer-
pos, a manera de brindar, y ellos los vevian e los capitanes, los
que ymbiaban a los difuntes en nombre de los cuerpos". Das
Gesicht der Leiche wurde nur von den zur Reinigung bestimm-
ten Frauen gesehen, oder mitunter vom „hijo mayor que suscedia
en el reyno".
Für den Unterhalt ^) der verstorbenen Inca waren Landgüter
1) Vor dem Begräbniss wurde dem Todten (in Peru) durch ein Rohr Chicha ein-
geflösst (s. Dapperj. Ob (Schlauch) ist der den Menschen ernährende Zaubergeist in
der (hebräischen) Todtenbeschwörung (s. Scholz) [Obi der Neger]. Nun oder Djok
(die unsichtbare Gottheit der Bari) wohnt im Himmel und auf der Erde. Bei Leichen-
cegängnissen (und Krankheiten) werden von den Priesterärzten (Bonit) Opfer (Robanga)
gebracht. Die Bonit saugen so lange an der Haut des Kranken (bei den Bari), bis
Blut kommt, das sie ausspucken. Ausser dem Häupthng des Stammes vermögen die
Bonit (bei den Bari) Regen zu erzeugen (nach Vinco). Abälard weis't (in allegorischer
Erklärung) den den Christen gemachten Einwand ab, terrenum aliquid in coelo esse
non posse. Quaecunque nascendo exeunt ad oculos vestros, ex occultis serminibus
accipiunt progrediendi primordia (Ratherius von Verona). Marcus Marci Erklärungen
der Naturerscheinungen aus einem einwohnenden Princip werden von Hirnhaim auf die
Sympathie und Antipathie in der Natur bezogen (und Zöllner kommt auf Empedokles
z'irück in dem Widerspiel von Liebe und Zwietracht). In eo, quod dictum est „tene-
biae erant super faciem abyssi" res constituta est (nach Fredegisus), wogegen Isidorus
die Substanz der Finsterniss (bei der Schöpfung) bestreitet. Der Pfarrer zur heiligen
918 zu PERU.
niedergesetzt, (se le hacian chacras), ,,porque cada dia se sacavan
los cuerpos todos de los Yngas a la placa, e alli se les ha9ia su
fuego, muy cuviertos y embueltos en muncha suma de mantas
ricas sobre cantidad de algodon y estavan devajo sentados en
sus sillas e alli delante se les hacia su fuego, como al propio
Ynga vivo, o su gente y mugeres con sus cantares de agua ques
el vino de que ellos usan, hecho de mayz, y esta gente nunca
volvia a su tierra sino siempre estavan alli accompanando el
cuerpo" (unter Aufsicht eines Beamten).
Wenn eine Lieblingsfrau des Inca in Cuzco starb, liess der-
selbe aus ihrer Heimath Erde dorthin bringen, um sie darin zu
begraben, „porque en ello no se pone duda y menos que en
Quito este una casa que los Yngas mandaron hacer, de piedra
labrada de las canteras del Cuzco". Die Leiche des Pachacutinga
Yupanguy Inca (que estaba embalsamado e tanvien curado) fand
sich zusammen mit den Hauptgötzen des Landes Andavaylas,
das (nach Besiegung des Fürsten Barcubilca) von ihm erobert
worden war. „Auf dem Haupte fand sich ein Maalzeichen von
einem in der Schlacht einstmals empfangenen Steinwurf', an der
(von den Spaniern gefundenen) Mumie de^s Pachacuti Inga Yu-
pangui (s. E. Franciscus). Hutchinson spricht von Merkmalen der
Schleudersteine an vielen Schädeln.
Die von jedem Inca aufgehäuften Schätze wurden mit ihnen
begraben, (wie in den Pyramiden Aegypten's), indem sein Nach-
folger neue zu sammeln hatte, und, wie Acosta bemerkt, be-
stimmte der Inca seinen Schatz für den Unterhalt derjenigen
Nischen, worin seine Leiche^) aufzustellen war.
Dreifaltigkeits-Kirche richtete (27. Nov. 1650) eine ,,nottringende Supplication" an den
Magistrat zu Ulm wegen ,,AnklopflFen, Poldern und abscheulichen Geschrey in den
Zimmern des Pfarrhauses" (durch ein Gespenst).
1) All were anxious (in Samoa) as a person drew near the close of life, to part
in good terms with him. It was considered a frequent source of disease and death : the
spirit of a departed member of the family returning and taking up his abode in the
Jiead ar ehest or stomach of the party and so causing sickness and death. The spirits
of the departed were also supposed to come and talk through a certain member of
the family, prophesying various events or giving directions as to certain family affairs
(Turner). Die Häuptlinge hatten einen besondern Platz nach dem Tode (Pulotu) unter
dem Fischmensch-König Saveasiuleo ; at his birth every Samoan was supposed to be
taken under the care of some tutelary or protecting god (aitu). The gods were sup-
posed to appear in some visible incarnation (eel, shark, turtle, dog, owl, lizard etc.)
and the particular thing [Rothhäute], in which the god was in the habit of appearing
TEPITOTOX. 919
In den Machays (Gräbern) wurden Hausgötter (Mamos oder
Malquis) beigesetzt. Die Penaten hiessen Canopas und die Mu-
was to the Samoan an object of veneration. This class of genii or tutelary deities
were called aitu fale (gods of the house). The father of the family was the high priest.
Often it was supposed, that the god came among them and spoke through the father
or some other member of the family telling them , what to do in order to remove a
present evil or avert a Coming one. Besides that, every village had its god (Turner). Beim
Schwur legten die Samoer eine Handvoll Gras (das schleunigst auf dem Grabe des
Meineidigen wachsen möge) auf die Repräsentantion des Dorfgottes (meistens ein Stein).
Der Bcstohlene verfluchte auch privatim den Dieb. There was an öther- class of cur-
ses, which were also feared (by thiefs): the silent hieroglyphic taboo or tapui (tapooe)
i) the sea-spike taboo (if a man wished, that a sea-pike might run into the body of
a person, who attempted to steal, say: his breadfruit; he would plait some cocoa-nut
leaflets in the form of a sea-pike and suspend it (from the trees), 2) the white shark-
taboo (Cocos-Nussblatt, als Hai geformt), 3) the cross-stick taboo (a piece of any sort
of stick, suspended horizontally from the tree. It expressed the wish of the owner of
the tree, that any thief touching it, might have a disease running right across his body
and remaining fixed there tili he died, 4) the ulcer taboo (burying some pieces of clam
Shells under some reeds, to cover with ulcers), 5) the tic-doloureux taboo (fixing a spear
in the ground close by the trees), 6) the death taboo (burying some oil under a white
hillock), 7) the rat-taboo (suspending ashes: Rats might eat holes in the fine mats of
the thief), 8) the thunder-taboo (plaiting some cocoa-nut leaflets in the form of a
small Square mat and suspending it from a tree with the addition of some white strea-
mers of native cloth flying. Lightning might strike any, who should steal from the
lapd), wie Turner aufzählt. After burial, the Saraoans kept a fire blazing in the
house all night (to honour the departed) and had the space between the house and the
grave so cleared as that a stream of light went forth all night from the fire to the
grave (Turner). The spirit of an unburied person (lost in war or of drowning) haunt-
ed the Samoans, crying. „Oh, how cold, oh how cold". At Aneiteura, (of the
New Hebrides) they kindled fires (at the burial of a chief), saying that it was,
that the spirit of the departed might come and warm itself (s. Turner). On the beach,
near where a person had been drowned or on the battle-field, where another feil, might
be Seen , sitting in silence , a group of five or six and one a few yards before them,
with a sheet of native cloth spread out on the ground before them (in Samoa). Ad-
dressing some god of the family, he said: „oh be kind to us, let us obtain without
difficulty the spirit of the young man". The first thing that happened- to light upon
the sheet (grasshopper, butterfly, ant or whatever eise) was supposed to be the spirit.
It was carefuUy wrapped up and the bündle buried with all due ceremony (Turner).
The entrance to the hades of the Samoans was supposed to be a circular basin among
the rocks at the west end of Savaii (zwei Eingänge für Häuptlinge und Volk). Die
Seelen der ösüichen Inseln sprangen von einem grossen Stein in den See, über zu
schwimmen. The first man, who had previously been a stone, thought one day,
he would make a woman (according to the people at Fakaafo of the Tokelaugroup). He
collected the light earth on the surface ot the ground in the form of a human body,
plucking out one of his left ribs. The upstarting woman he called Ivi or Rib (Tur-
ner). Covering the body was a reproach (in some Parts of Polynesia) as it was sup-
920 ^U PERU.
mien wurden als Malquis verehrt. Die Chapacuras begruben mit
den Waffen. Neben den Leichen, als Malquis (Mumien) oder (an
posed to indicate some defect or ailment, which tlie party wislied to conceal, bemerkt
Turner, erinnernd an Gen. 25 (Erbsünde). Some of the heathen priests in the New-
Caledonia group when they pray to the gods, tie on their foreheads or to the arm,
above the elbow, a small bag, containing hair and fingernail relics of their forefathers,
(reminding us of the Jewish phylacteries). Such things are also worn by the people
as a charm in going to battle (Turner).. Those who had the title of kings in Samoa
were of old considered peculiarly sacred. They lived in a house isolated away from
the rest. To. approach them was considered perilous [Cazembe], if unattended by cer-
tain purification the most common of which was to sprinkle the person with clean
water. It was the opinion, that some deadly influence radiated from the person of the
king and that this mysterious current was broken by sprinkling (^Turner). Some of the
South Sea Islanders have a tradition of a river called the „water of life". It was supposed,
that if the aged, when the died, bathed there, they became young and returned to earth
to live another life over again (s. Turner). Formerly the head of the family, in taking
his cup of ava at the commencement of the evening meal, would pour out a little on
the ground, as a drink-offering to the gods and all being silent, he would utter aloud
the praver (there is ava for you, o gods etc. etc.). It was also very common (in Samoa)
to pray with an offering of „flamming fire" just before the evening meal. Calling
upon some one to blow up the irre and make it blaze and begging all to be silent, a
senior member of the family would pray aloud: „This light is for you, o king (the
principal god of the family) and gods superior and inferior! this light is for you
all" etc. etc. (s. Turner). Insanity is occasionally met with (in Samoa). It was invariably
traced in former times to the immediate presence of an evil spirit (Turner). If the
high priest (called to a sick) did not wish anything particular from the party, he
would probably teil him to assemble the family „confess and throw out". In this cere-
mony (in Samoa), each member of the family confessed [lagas] his crimes and any
judgements which, in anger he had invoked on the family or upon the particular
member of it then ill, and as a proof that he revoked all such imprecations, he took a
little water in his mouth and spurted it out towards the person, who was sick (Turner).
Während der Wochen rufen die Samoer verschiedene Götter an und das Kind ist dem
geweiht (merda), dessen Namen im Augenblick der Geburt ausgesprochen wurde. Der
Säugling wird die drei ersten Tage mit gekauter Coconuss genährt, bis eine weise
Frau im Kochen die Muttermilch nicht mehr käsig und nicht mely giftig findet (s.
Turner). A scarcity of food the Samoans were in the habit of tracing to the wrath
of one of their gods, called O le Sa (the Sacred One). The sun, storms, caterpillars
and all destructive insects were said to be his au ao or ministers of his, that do his
pleasure (eating up the plantations). Nur besonders gehasste Feinde wurden auf Sa-
moa gegessen , als die schwerste Strafe. To speak of roasting him is the very worst
language , that can be adressed to a Samoan. Sometimes a proud chief will get up
and go out of the chapel in a rage, should as native teacher in his sermon speak
of hell fire (Turner). A man, (in Samoa) would not eat a fish, which was supposed
to be under the protection and care of his household god, but he would eat, without
scruple , fish sacred to the gods of other^ families. The dog and some kinds of fishes
and birds were sacred to the greater deities and all the people abstained rigidly from
PARZEN. 921
der Küste) Munaos wurden, wenn männlich, Schaufeln (Tacllas)
niedergelegt, wenn weiblich, die Webergeräthe.
In den bei Arica geöffneten Gräbern wurden (neben Pfeil-
spitzen aus Chalcedon- und Cactus-Nadeln) Skelette von Hunden
gefunden (Gilless) und so in Ancon (mit gelbem F'ell, wie in
Mexico). Ulloa beschreibt Steinspiegel aus Ynca-Stein und Gal-
these things (Turner). The youth Maui (in Savage Island) stole the fire (Turner).
Tangaloa (nach der Kosmogony der Samoer), im Himmel lebend, sandte seine Tochter
in Gestalt einer Schnepfe (Turi) auf das Wasser und als sie einen trockenen Fels fand,
gab er ihr Erde und ein Rankengewächs, das aufwuchs, dann verdorrte , dann ver-
faulte, dann sich mit Würmern füllte, und aus den Würmern entstanden Männer und
Frauen. Nach Andern rollte Tangaloa zw^ei grosse Steine (Savaii und Upolu) vom
Himmel. Vor Alters fielen die Himmel herab und die Menschen hatten zu kriechen.
Die Arrow-root und ähnliche Pflanzen stiessen den Himmel ein Wenig in die Höhe
[Neuseeland], als Te-enga-lahgi (heaven-pushing plants), und dann ein Mann, der von
einer Frau um Trinken gebeten. Losi, der auf einen Baum aufsteigend, den Himmel
besuchte, brachte einige Pflanzungen von dort zurück. Tafalui stieg auf einem Dampf-
wirbel in den Mond, über Punifanga spottend; der langsam an einem Baum hinaufge-
krochen. Die Frau Sina, die den Mond für eine essbare Brodfrucht gehalten, wurde
von ihm mit ihrem Kind aufgenommen. Mangamangai's (die durch den Anblick der
aufgehenden Sonne schwanger geworden) Sohn (das Kind der Sonne) fing die Sonne
in einer Schlinge, um von ihr das väterliche Geschenk für die Braut zu erhal-
ten. Ein Anderer (wie der Hawaier Maui) fing die Sonne, damit sie langsamer
ginge. Der Sohn Talanga's (Ti'iti'i), der seine Plantagen neben dem Ofen des Gottes
Mafuie baute, forderte von diesem Feuer und drehte ihm den rechten Arm ab, als er
es durch Explosion verlöschte, bis es in jedem Holz zu finden war (Turner), In their
temples, the Samoans had generally something for the eye to rest upon with super-
stitious veneration. In one might be seen a conch-shell, suspended from the roof in
abasket made of cinnet-network and this the god was supposed to blow [Vishnu], when-
ever he wished the people to rise to war. In another two stones were kept. In another
something resembling the head of a man wdth white streamers flying, was raised on a
pole at the door of the temple, on the usual day of worship. In another a cocoa-nut
Shell drinking-cup was suspended from the roof and before it prayers were addressed
and offerings presented (Turner). In some cases, the feasts in honour of the god w^ere
regulated (in Samoa) by the appearance in the settlement of the bird, which was thought
to be the incarnations of the god. Whenever the bird was seen [Phönix], the priest
would say, that the god had come and fix upon a day for his entertainment (Turner).
If a man found (in Samoa) a dead owl by the road side and if that happened to be
the incarnation of his village god, he would sit down and weep over it and beat
his forehead with stones, tili the blood flowed. This was thought pleasing to the
deity. Then the bird would be wrapped up and buried with ceremony [Egypt]. This
however was not the death of the god. He w^as supposed to be yet alive and in-
carnate in all the owls in existence. If the bird flew before them (in time of war)
it was a signal to go on, others saw their village god in the rain bow , others in the
shooting Star etc.
922 zu PERU.
linaze-wStein, als in peruanischen Gräbern gefunden. Die Malquis
(Mumien) wurden in ihren Gräbern (Machay) gefüttert. Den
Frauen wurden Spindeln ins Grab mitgegeben und den Männern
ihre Schaufeln (tacclas).
Die Apiaca (am Tapajoz) begruben die Todten im Feder-
schmuck, und Federschmuck ist in den Gräbern der Peruaner so-
w^ohl, wie der Chibcha gefunden. In den Gräbern von Ancon
fanden sich Schildplatten ^), mit dämonischen Figuren bemalt, neben
den Mumien.
Die seltene Kornart Zea rostrata findet sich mit den Todten
begraben^) und so Cocablätter. Beim Bearbeiten der Felder
1) Die Irokesen stellten kleine Hütten aus Holzbrettern auf die Gräber. Ils pei-
gnent le genie, que le defunt avait choisi et fönt d'autres tigures sans autre dcssein
(La Potherie). Pillars (Chedd) are erected on the death of a tribesman, who has died
without issue (in Balochistan). The mound (of the grave) is covered with white and
black fragments of stone (s Hughes). Bei den Chillluckittequaw (am Cataract-Fluss)
fanden sich menschliche Holzfiguren in den Häusern und Gräbern (Lewis). Bei den
Algonkin wurde der Totem-Pfahl mit dem Wappen am Grabe aufgesteckt. Die Gua-
rani bezeichneten die Gräber der Häuptlinge mit pyramidenförmigen Steinhaufen und
einen Palisaden-Zaun (s. Alvear). In der Zeit der ersten christlichen Kaiser „il se trouva
des fideles, qui par motifs de pauvrete, ouvraient les tombeaux d'autrui pour y intro-
duire leurs morts, il y en eut d'autres que la cupidite porta ä rechercher l'or, l'argent
et diflerents objets precieux , qu'on avait alors coutume d'ensevelir avec les defunts
(s. Martigny). Qui sepulchra violaverint punantur, tarn ingenui quam servi (in den
Capitularien). Sidonius Apollinaris stellt das Begraben der Christen dem heidnischen
Veibrennen gegenüber. Lorange fand in den Bronzegräbern (Norwegens) unter den ver-
brannten Körpern einige Beigaben, mit den Skeletten prächtige Waffen, (da sie dem
in voller Manneskraft Verstorbenen mitgegeben waren, die dann hoffen, einst mit
ihrem Körper wieder aufzustehen, während die schon unnützen Leiber der Alten ver-
brämt wurden, wie sonst die junger Kinder). Die Nachfrage nach Reliquien machte
(in Venedig) Verbote gegen Grabberaubungen nothwendig , aber dennoch scheinen
manche der heiligen Leiber die Begabung einer Ubitas zu gewinnen. Cum constet
et quod nusquam geminari potuerit alterutros habere non posse, perspicuum est hos
vel illos plurimae falsitati sucumbere, bemerkt Guibert, Abt von Nogent im Streit
über die Reliquien des heiligen Antonius (in der Abtei bei Grenoble oder in der von
Montmajour). Desireux d'avoir dans le sacraire „duas uncias digitorum manus dextrae"
de Saint-Antoine, wandte sich Leo nicht nach Vienna, sondern nach Arles, aber Dassy
bewahrt trotz der notariellen Bestätigung, sein Bedenken, in der Frage : Mais le cham-
bellan n'a-t-il pas montre ses titres? ausserdem auf die Entscheidung durch eine vom
Papst in Rom eingesetzte Commission hoffend (1855). „Das Haupt Johannis des Täufers
(so einmal um 50000 Ducaten soll verkaufft sein) hat sich merken lassen zu Gendt und
auch in Amiens" (s. Wolfgang Frantzius), wie andere Partickel (vielfach).
2) Esparcen en algunas partes harina de Maiz o de Quinua por la casa para ver
(como ellos dizen) si vuelve et difunto , por las pisadas , que ä de dexar senaladas en
TODTENSPEISE. 923
wurde den in Höhlen ') beigesetzten Körpern der Vorfahren
Chicha dargebracht. In die Gräberlöcher bei Puerto Viejo (bei
Manta) wurden Röhren eingefügt, die mit Acca (Chicha)
gefüllt wurden, damit die Todten trinken können (s. Cieza.)
In Huancaya sind Hunde-Mumien in den Gräbern gefunden, wie
auch bei Ancon (und in denen der Eskimos die Schädel). „Hasta
que sepa , como se passa por alla la vida es debido , que tenga
con que comer y sustentarse", meinen die Achaguas, indem sie den
Todten Cazabe mitgeben (nach Cassani).
Mit dem Inca wurden seine Frauen beigesetzt und die Diener
in Holzbildern ^) (s. Gomara). Von dem Inca wurde schon bei Leb-
zeiten eine Figur'') gefertigt. Cie9a de Leon erzählt, dass bei
dem kurz vorher erfolgten Tode Alayas, eines Herrn zu Xauxa,
die Indianer mit ihm Frauen und Diener lebendig begruben.
la harina (in Peru). Stevenson fand Lagen von Bananenblättern in den Huacas von
Pararaongo, somit (wie er schliesst) von der einheimischen Varietät, die sich jetzt neben
den Einführungen aus Guinea und Tahiti findet.
1) An der Schluchtenwand von Pisac (zwischen Yucay und Paucartambo) ,,in many
a niche and crevice, under projecting strata of sandstone and limestone, tier on tier, in
solitary cells or populous Chambers, plastered up like the nests of the mud-swallows,
they buried their dead. The cliflf, which for the lenght of a mile, and for the height
of- hundred of feet, is literally speckled with the white faces of tombs, is called Tan-
tana Marca (the Steeps of Lamentation). Some of the tombs were elaborately built
up of cut stones, the rock being dug away behind them, so as to form large Chambers,
but these have all been broken into and rifled. Many of the others have also been
desecrated, but most remain intact. They contain the desiccated or dried bodies of the
dead, bent in a sitting posture, with their heads resting on their hands, and their hands
on their knees, wrappred in coarse cotton cloth or mats of rushes with a few rüde
household or other Utensils and implements surrounding them (Squier).
^) Dans le Perou, outre qu'on adoroit les statues de ITnga des qu'il etait mort
on tuoit plusieurs milliers de ses concubines et de ses domestiques les plus chers, pour
le servir dans l'autre monde , on enterroit avec lui des richesses immenses, afin qu'il
s'en servit dans le besoin. D'autres Indiens mettoient des viandes proche'du tombeau
croyant que les morts mangeoient (s. Careri). Nachdem die Leiche des Sobas (in Dondo)
eingewickelt ist (für 3 Monate), he is deposited in his grave , two grown-up slaves
being decapitated and their bodies interred with him, as well as a boy and a girl (both
alive), the former holding the Soba's pipe and the other a vessel of water (s. Alexan-
derson).
^) Auf den Marquesas-Inseln wird bei der Begrabung (im Canoe) vorher der
Kopf abgelöst, um ihn im Hause (als heilig) zu bewahren, indem zugleich eine Holz-
figur des Verstorbenen verfertigt wird. Im Mittelalter bestand bei den Franken die
Sitte, den Kopf des in der Ferne Verstorbenen in die Heimath mitzunehmen. In
Brönshoog (bei Kampen) war ein abgeschnittener Kopf begraben (s. Handelmann) und so sonst.
924 zu PERU.
worauf der President Gasca solches Verfahren den übrigen AdH-
gen fortan als Verbrechen verbot.
Bei Yupanqui's Tode erhingen sich Viele im Reich, um ihm
zu folgen. Beim Tode eines Vornehmen der Itatiner (s. Charle-
voix) sprangen einige Verwandte von einem hohen Orte herab,
um mit ihm zu sterben, und auf den canarischen Inseln stürzten
sich bei der Wahl eines Fürsten solche, die durch Erinnerung an
dies Ereigniss Ruhm zu erwerben dachten, von dem Felsen Aca-
terma herab. Wie Garcilasso erzählt, boten sich beim Begräbniss
eines Inca so viele zum freiwilhgen^) Tode an, dass die Beamten
nur einen Theil tödten Hessen, und damit das Bediirfniss der
Dienerschaft als vorläufig gedeckt erklärten, indem sie die Uebri-
gen auf die Zeit vertrösteten, wo sie eines natürlichen Todes ster-
bend, in die Reihen eintreten könnten.
In Huanuco wurden Frauen und Sklaven mit dem Fürsten
begraben, um ihnen in das Jenseits zu folgen. Als ein im Auge
verwundeter Portugiese von den amerikanischen Indianern geopfert
werden sollte, wurde er losgelassen, auf die Bemerkung, dass
ein Diener mit zwei Augen besser nützen werde (Acosta). Neben
dem (einen Goldstab haltenden) Könige Huayna Capac's sass
(nach Pizarro) eine Frau mit Goldmaske bedeckt (einen Fliegen-
wedel in der Hand). Die Peruaner „opffern auch Kinder, mit
deren Blut sie die Abgestorbenen anstreichen und machen Streyff
von einem Ohr biss zum anderen über das Angesicht hin" (s.
Tintschoten).
In Puira begrub man den Todten mit seinen Reichthümern-^) und
Waffen, sowie mit lebenden Frauen und Sklaven (mugeres vi-
^) Winidi tarn magno zelo matrimonii amorem mutuum servant, ut mulier, viro
proprio mortuo, vivere recuset et laudabilis mulier inter illa esse judicatur, quae pro-
pria manu sibi mortem intulit, ut in una strue pariter ardeat cum viro suo (Bonifacius).
2) Des le qnatrieme siecle la coutume impie de violer et de depouiller la demeure
des morts etait dejä fort repandue. Nous en avons pour preuve les nombreuses epi-
grammes que S. Gregoire de Nazianze avait compöses contre cette sorte des malfaiteurs
et que les lideles inscrivaient sur leur tombe comme une protection (bei Muratorij. Im
VI, Jahrh. wurden dann Anathemata zur Verfluchung beigefügt (s. Martigny). Rolf
Krake's Grabhügel (bei Leire) wurde durch den irländischen Seefahrer Skegge beraubt,
der Alboin's durch Herzog Giselbert von Verona (und Aehnliches wird vom fränkischen
Herzog Guntram erzählt). In der lex Salica wurde der Grabräuber für "Wargus er-
klärt, wie auch im Norden Strafen auf das Haugbrot (Hügelaufbrechen) standen. Die
Friesen bestraften die Todtenberaubung als Diebstahl (s. Handelmann). Unter den Zulu
Hess Chaka Wache an das Grab seines Vaters stellen.
SCYTHEN. 925
vas), mit Knaben und Sklaven , auch mit Speise und Trank in
grosser Menge, „labrando magnificas sepulturas de Grandes losas
y bovedas, unas hondas y otras altas, con sus puertas, otras llanas,
y en algunas partes, en los heredades, y en otras en par-
ticulares cementerios 6 en sus casas (con que daban a entender
que creian la inmortalidad del alma) para lo cual ayudaban los en
garios del demonio, en todos los reinos del Peru, porque tomaba
la figura de algun muerto y daba ä entender ä los vivos, que en
el otro mundo comia y bebia y estaba con todo deleite y placer.
En otras partes los enterraban sentados y ricamente vestidos, y
en otras cosidos en un pellejo fresco de sus ovejas, y bien for-
mado el rostro y los tenian en sus casas, y en otras partes en ca-
mas de canas, y solian renovar las sepulturas, metiendo comida,
y aquello tenian ofrenda y sacrificio, haciendolo en ciertos tempos.
Y quando enterraban ä los Senores, hacian grandes llantos, y las
Mugeres, que no entraban ä morir con el muerto, se cortaban los
cabellos, y con Atambores y Flautas tocaban sones tristes y cantaban
Endechas , para provocar ä lastima y lloro ä los presentes. Llora-
banlos, antes de enterrar, quatro ö cinco dias mas 6 menos, conforme
ä la calidad Üel Senor, refiriendo en estos Cantares, quanto en su
vida habia hecho digno de memoria que eran sus historias (Herrera).
„Bei dem Tode eines Tehuelchen werden alle seine Pferde,
Hunde und sonstigen Thiere getödtet, seine Ponchos, Schmuck-
sachen, Bolas und Alles, was ihm sonst noch persönlich zuge-
hört, auf einen Haufen gelegt und verbrannt, während die Wittwe
und die anderen Frauen schrecklich jammern und klagen und auf
die schwermüthigste Weise laut schreien. Das Fleisch der Pferde
wird unter die beiderseitigen A^erwandten vertheilt, und die Wittwe,
die sich vorn das Haar kurz abschneidet und sich mit schwarzer
Farbe bemalt, geht mit Sack und Pack in den Toldo ihrer Ver-
wandten oder, wenn sie in der Horde keine hat, in den Toldo
des Häuptlings. Die Leiche wird in einen Mantel, Poncho oder,
wenn der Verstorbene einen besass, in einen Panzer eingenäht, von
einigen Verwandten fortgeschafft und, mit dem Gesicht nach
Osten, in sitzender Stellung beg'raben; über der Grabstätte wird
ein Steinhügel ^) errichtet, dessen Grösse je nach dem Reichthum
und Einfluss des Verstorbenen verschieden ist" (s. Musters).
1) Bis zum XIV. Jahrhundert dauerte in Lithauanien die Sitte fort, über die ver-
brannten Knochen der Häuptlinge Grabhügel zu errichten (s. Przezdzieckij. Vor der
926 zu PERU.
Ueber das Grab ^) des unter Einwickelungen in Gewölben be-
grabenen Fürsten bei den Mochica (an der Küste Peru's) wurde
Tödtung des Gefangenen , gaben ihm die Brasilier ein Mädchen zum Beiwohnen (wie
die Mexicaner dem Opfer für Tezccatlipoca) und für diese Feierlichkeit wurden neue
Thongefässe verfertigt (wie in Peru für Begräbnisse). Die Irländer assen (nach Strabo)
ihr verstorbenen Verwandten, die Kalantier (nach Herodot), wie in Guyana (und sonst).
1) Ueber die mexicanischen Begräbnisse sagt Clavigero: ,,Man hatte keinen be-
stimmten Ort zu den Begräbnissen. Manche verordneten, ihre Asche bei einem Altar
oder Tempel, andere auf dem Felde, noch andere bei den Opferstätten auf den Bergen
zu begraben. Die Asche der Könige und vornehmen Herrn ward gemeiniglich in den
Thürmen der Tempel, vornemlich des grossen Tempels, beigesetzt. Dicht bei Tcoti-
huacan, wo viele Tempel standen, waren auch unzählige Grabmale. Die Gräber derer,
die ganz begraben wurden, waren, wie der anonymische Eroberer, der sie sah, bezeugt,
tief mit Stein und Kalk ausgemauerte Löcher, in welche sie die Leichname auf kleine
Sitze (Icpalli) mit den Werkzeugen ihrer Handthicrung setzten. In das Grab eines
Soldaten legten sie seinen Schild und sein Schwert u. s. w., bei einer Frau legten sie
eine Spindel, ein "Weberschiffchen und ein Xicalli oder Gefäss, sowie andere Gebrauchs-
gegenstände, In die Gräber der Reichen legten sie Gold und Juwelen ; alle wurden aber
mit Esswaren zu der grossen bevorstehenden Reise versorgt. Die spanischen Eroberer
hatten von dem Golde in den Gräbern der Vornehmen Nachricht, öffneten einige, und
fanden einen ansehnlichen Vorrath von diesem kostbaren Metall darin. Cortes sagt in
seinen Briefen, dass seine Soldaten bei einem Einzug in die Stadt, als er solche be-
lagerte, ein tausend fünfhundert Castellanos, das sind zweihundert und vierzig Unzen
Gold, in einem Begräbniss im Thurm des Tempels fanden. Der anonymische Eroberer
versichert, dass er bey der Eröffnung eines anderen Grabes zugegen gewesen, daraus
sie ohngefähr dreitausend Castellanos genommen. Die alten Chechemecas begruben
ihre Todten in den Höhlen der Berge ; als sie aber gesitteter wurden , nahmen sie in
diesen und anderen Fällen die Gebräuche der Acolhuaner an, welche ziemlich mit den
mexicanischen überein kommen. Die Mixtecas behielten zum Theil die alten Gewohn-
heiten der Chechemecas bei, hatten doch aber auch einige sonderbare Gebräuche.
Wenn einer ihrer Herren krank ward, so stellten sie Gebete und Opfer für seine
Genesung an; ward er gesund, so begingen sie Freudenfeste. Starb er, so fuhren sie
fort von ihm zu reden, als ob er noch lebte; sie führten einen seiner Sklaven zu dem
Leichnam , zogen ihm seines Herrn Kleider und eine Maske an , und erwiesen ihm
einen ganzen Tag eben die Ehrerbietung als dem Verstorbenen. Um Mitternacht
trugen vier Priester den Leichnam , und begruben ihn in einen Wald oder in eine
Höhle, zumal dahin, wo sie glaubten, dass eine Thüre zum Paradiese wäre. Nach
ihrer Zurückkunft opferten sie den Sklaven, und legten ihn mit allen Ehrenzeichen
seiner kurzen Würde in ein Grab, würfen aber keine Erde darauf. Jährlich hielten
sie ihrem letztverstorbenen Herrn zu Ehren ein Fest, wobei sie seine Geburt, aber
nicht seinen Tod, von dem nie gesprochen ward, feierten. Ihre Nachbarn , die Zapo-
tecas, balsamirten den Körper ihres vornehmsten Herrn ein. Von den Zeiten des
ei'sten Chechemecanischen Königs an , waren bei diesen Nationen gewisse balsamische
Zubereitungen im Gebrauch, um die Leichen für die geschwinde Fäulniss zu bewahren,
doch wissen wir nicht, ob man sich ihrer häufig bedient babe". Und ähnlich (nach
Barcia) bei Ramusio (s. Rehfues): „Die Mexicaner pflegten die Gräber, welche sie in
NACHLASS. 927
ein Holzbild desselben gestellt, und die Knochen ungestört ge-
lassen für die Wiederauferstehung'). Nach Martius ward den
Manaos ein Unsterblichkeitsglaube zugeschrieben.
Beim Tode eines Häuptlings wurde eine Goldstatue angefer-
tigt und sein Haus mit den Schätzen unberührt gelassen, damit
sich seine Nachfolger ein neues bauen (nach Andagoya). Ebenso
berichtet Acosta, dass beim Tode eines Inca sein Hausstand zum
Dienste des zurückgelassenen Wohnsitzes verbUeben sei, ohne
fernere Benutzung. Nach dem Tode eines Inca wurde weder sein
Pallast je w^ieder betreten, noch die Stationshäuser, in denen er
auf der Landstrasse bei seinen Reisen gerastet haben mochte
(erzählt Garcilasso).
die Erde gruben, mit Kalk und Stein auszumauren, und die Todten auf Stühlen bei-
zusetzen. Auch geben sie Jedem sein Schwert, seinen Schild und allerhand Juwelen
mit. Ich habe ein solches Grab öffnen helfen, in welchem wir über dreitausend
Castellanos fanden. Desgleichen wurden dem Todten noch für mehrere Tage Speisen
und Getränke in das Grab gestellt; das Nämliche geschah auch mit den Frauen, denen
man, statt der Waffen, die Spinn-Rocken und andre Werkzeuge ihrer häuslichen Ar-
beiten in das Grab legte. Die Speisen dienten dem Todten, wie die Mexicaner sagten,
um unterwegs davon zu leben. Manche Leichname verbrannte man auch, und begrub
alsdann die Asche davon. Alle Einwohner von Neu-Spanien und der benachbarten
Länder verzehren Menschenfleisch, und ziehen es allen anderen Speisen der Welt vor.
Manchmal fangen sie blos Krieg an, um sich wieder einmal im Feindesfleisch recht
gütlich thun zu können. Wie mehrfach bemerkt, so sind die Meisten der Sodo-
miterei und der Völlerei ergeben". In Virginien dienten Holzschwert, Keule, runde
Schilde aus Baumrinde zu Waffen. mit Bogen, und „die Spitzen ihrer Pfeile bestehen
aus geschärften Fischgrähten und Knochen, oder aus scharfen Steinen oder auch aus
Spohren und Klauen der Truthähne, ja selbst aus Vogelschnäbel" (Dapper). Quando
moria algun Cacique, le abrian y le secaban al fuego , para que se conservase entero,
y le enterraban en alguna cueva ö otra parte hueca , adonde le ponian pan , vino y
sus armas, y de las mugeres que tenia, la que queria mostrar, que le havia amado
mas, se enterraba con el, y alli moria, y algunas veces eran dos. De la gente del
pueblo, solamente guardaban la cabe9a de los que morian, quando los vian en punto
de muerte, los ahogaban, y esto , por la major parte, se hacia con los caciques, y ä
otros los sacaban de la casa y ä algunos metian en una hamaca, que eran sus camas,
y con Pan y agua ä la cabecera, los dexaban solos sin volverlos ä ver (in HaytiV Bei
einigen Stämmen Australiens (die begraben) ist es gebräuchlich, ,,when young children
die to burn them" (Haydon) und ähnlich oft. Alex. M. wurde in Honig begraben
(s. Varro). Die in einem Marmorsarge bei Speier (auf dem Gänsepfuhl) Begrabenen
(1741) lagen in w^eich weisser (kalkartiger) Masse (s. König). One of the most distin-
guished Citizens of Quito keeps his mummified father at his hacienda and annually
dresses him up with a new suit of clothes (Orton) 1867.
^) Una quaeque mulier post viri sui exequias igne cremati decollata subsequitur
(Ditmar) bei den Slaven, die mit dem Verbrennen der Leichen alles beendet glaubten
928 ^u PERU.
Beim Tode Viracocha-Inca's wurde er durch wehklagende
Frauen, die sich geisselten, gesucht (s. Salzamayhua) unter den
aus der Classicität, und sonst, bekannten Ceremonien.
Bei Montesinos soll Aranial Cassi die Einbalsamirung der
Leichen (mit dem Opfer der AVittwen) eingeführt haben, und sein
Name wird erklärt aus Aranya^) (Gespenst), alla (widrig) und
kasi (Kälte). Unter den damals einbrechenden Wilden werden
auch solche aus Darien erwähnt, wo das Ausstopfen der Leichen
durchgehend angetroffen wurde. Auf den canarischen Inseln
wurden die Leichen in Seewasser gewaschen und nachdem sie
von der Sonne getrocknet waren, in Ziegenfelle aufgewickelt (s.
Gomara). Am Congo sind Einwickelungen im Gebrauch. Die
Mumien in Florida und Kentucky waren in Häute oder Matten
eingewickelt (s. Brinton). Bei den Misteken wurden die Kran-
ken, die in Klöstern starben, in einem Netz begraben und in Peru
ist das Bündel der Mumie mit einem Netz umgeben. In Xauxa
wurden die in Fellen aufgenähten Leichen") in den Häusern ge-
halten und zur Erntezeit auf die Felder gebracht (Cieza). Die aus
den Mumien der Inca herausgenommenen Eingeweide wurden im
Tempel von'Tampu beigesetzt. Nach Gomara wurde den Leichen
(in Peru) eine harzige Flüssigkeit in den Mund gegossen. Bei
den Mauhe's (am Tapajoz und Madeira) wurden die am Feuer ein-
getrockneten Mumien umtanzt.
(cum morte temporali omnia putant finiri). Die (ein nacktes Schwert verehrenden)
Alanen verachteten die an Krankheit Sterbenden, während sie die in der Schlacht
Gefallenen glücklich priesen (nach Amm. Marc), wde vielfach.
J) El Enmascarado (Aranya, Maskentänze aufführen), meist zur Verscheuchung
von Dämone. In griechischen und römischen Gräbern finden sich Bleiplättchen mit
Verwünschungen , indem ein Feind des Verstorbenen den unterirdischen Göttern zu
völliger Vernichtung geweiht würd (tabescat morbus), wie man sonst den Todesursacher
zu strafen sucht (durch die Fetisch -Operationen). Durch die raschen Lehrerfolge
Thomas !Murner; (in der logica memorativa der Kartenspiele) suspicio de praedicto
patre oriebatur, quiddam magicarum rerum infudisse potius, quam praecepta logicae
tradidisse (in Krakau). Von Elias im Donner verfolgt, fühlt der Teufel solche Schrecken,
dass er sich selbst unter das sonst gefürchtete Kreuz verkriechen kann , und deshalb
wird in Krain und Serbien zu solcher Zeit vor dem Kreuzschlagen gewarnt. Der mit
der Tödtung des Gefangenen (in Brasilien) beauftragte, enthielt sich des von den
Andern gegessene Fleisch und entzog sich Blut durch Einschnitte (s. Pero de Magal-
hanes).
2) Mumien wurde die Nase verstopft, den Trophäenköpfen (der Mundrucus u. s. w.)
der Mund zugenäht. Enterravaö os Tupinambas os mortos ennovelados (s. Milliet)
mit Waffen und Wassergefäss (besonders im Baumesschatten).
BALSAMIRUNG. 929
In Imitation of the Egyptians the Peruvian drew out the brains
through the nostrils (erzählt Barreda, dem indess Rivero wider-
spricht), thus explaining- the want of the small bone, which se-
parates the eyes and the fracture made in the suture, which con-
nects this with the forehead, thus faciHtating the passage to the
interior of the cranium. They sometimes preserved this small
bone, entirely withdrawing the brain and yet without leaving
any mark capable of manifesting the corruption which would
have been produced, if they had extracted the brain in any
other way.
Als Guaynacapac in Quito starb, blieb dort Herz und Ein-
geweide, während der Körper^) nach Cuzco gebracht wurde
(heisst es bei Acosta). In Caxahuana (bei Cuzco) fand sich das
Grab Viracocha's.
1) Als ein Häuptling (der Mauhe's) auf der Reise starb, theilten seine Begleiter
den Leichnam unterhalb der Rippen in zwei Hälften und brachten den Rumpf gedörrt
in die Heimath zurück (s. Martins). Im europäischen Mittelalter brachte man von dem
auf der Reise Gestorbenen den Kopf (und aus Palästina auch das Herz) zurück.
Wenn ein Siammer stirbt, wird die Leiche gleich in einen hölzernen, bleyernen, doch
lackirten und vergüldeten Sarg gelegt, und umb den Gestank vorzukommen, sagt man,
giesseh sie dem Todten ein Hauffen Quecksilver in den Mund und lassen es unten
wieder auslauffen (nach Salmon). Indische Secten begossen das Neugeborene mit
Wasser, um die aus der vorigen Existenz noch träumerische Seele für ihre neue Auf-
gabe in der Leidenswelt zu erwecken. Einen Portugiesen treffend , beklagten die
Brasilier (XVL Jahrhundert) beim Gruss die Verstorbenen , die noch keine Gelegen-
heit gehabt hätten, so vorzügliche Leute zu sehen (s. Pero de Magalhanes), und
Wilson erzählt, dass die Neger von Ukerewe in ihren Bootgesängen ihre bereits ver-
storbenen Verwandten beklagt hätten, weil sie dem Tode verfallen seien, ehe sie den
weissen Mann hätten erblicken . können. In der von den Aegyptern angenommenen
Lehre des Pythagoras (s. Plato) losen die (theils zum Strafplatz unter der Erde, theils
zum Himmel gegangenen) Seelen nach looo Jahren um die Form der neuen Existenz
(vom Thiere bis zum Mensch) und der Umlauf vollendet sich in 1 0,000 Jahr, für den
Philosophen aber schon in 3000 Jahr , und nachdem dieser Beruf dreimal befolgt ist,
wachsen die Flügel genugsam, um ganz fortzuschwinden [Buddhaghosa]. Bei den
Illawarra (in Australien) empfängt Mirrirul (der alle Dinge machte), den Todten, an
einem grossen Baum stehend (s. Malone). Nach Ausschlagen der Vorderzähne (in
der Bora genannten Ceremonie) die Knaben des Wailwun-Stammes (nach längerem Fasten)
„were compelled to eat the excrement of old women mixed with tao (the root of
a plant called pigwood) in basins of bark" (nach Honery). Bei der Bora (Geheim-
Weihe der Knaben) erscheint Turrumulan, mit Muni Burribian (egg or life, and
milk or nourishing, who has charge of the instruction and supervision of women) ver-
mählt, als alter Mann (bei den Kamilaroi in Australien). An der Westküste Afrika's
wird der Lebensgeist sympathisch vom Baum übertragen (wie Meleagers im Holz).
Gensque virum truncis et duro rubore nata (s. Virgil.).
Bastian, America. 59
930 2U PERU.
Polo fand den Körper Inca - Yupanqui's (bien aderezado con
cierto betun) ^) , mit golden eingesetzten Augen (Acosta). In
Chancay treffen sich Mumienköpfe mit silbernen Masken^). Clift
glaubte die Augen der Mumien (in Arica) als Fischaugen zu er-
kennen.
Bei einem Todesfall versammelt sich die Verwandtschaft, die
Kleider des Verstorbenen ' ) (Zamarcam, requievit) zu waschen und
1) In Guayana wurden die Gäste ,,mit einem weissen Balsam vom Haupt bis auf
die Füsse bestrichen, nachmals mit lauterm klarem Goldtsand durch Röhrlein ange-
blasen , welcher dann auff dem Balsam kleben bleibt und sihet der Mensch , als were
er gantz gülden" (zu Raleigh's Zeit). Patino fand die Indianer im Chaco Gualamba
(Gran Chaco) embijados (botunes ö tintes, con que se pintan todo el cuerpo) 1721
(s. Arenales). Sibi primum fecit agrestis pocula.
^) In der ,, Persona cerea" wurden die Leichen der französischen Könige (in St.
Denis) mit Wachsmasken ausgestellt.
^) Bei den Kaffern werden die den Todten mitgegebenen Waffen zerbrochen oder
verbogen , damit nicht etwa der Geist , wenn er Nachts durch die Luft eilt , Jemand
mit ihnen verletze. Von den Erstlingsfrüchten, die Jehova als Opfer gebracht wurden,
durfte den Todten noch nichts gegeben sein. Kurcho wurde (bei den Preussen) als
Erntegott verehrt (1249). Die Priesterinnen der Dayak besuchen in Träumen die
Wohnung Tapa's (der Gottheit). Das Getränk aus der geistigen Gährung des Mais
nennen die Coroatos (in Brasilien) AVeru (s. Eschwege). ,,Bis jetzt verabscheuen sie
noch den Branntwein", schreibt Malier (an Eschwege) von den Puris (181 5). Da es
in der Sprache der Nicobaren (nach Roepstorff) kein Wort für ,,Name" giebt, so
bleibt es (wie Spencer bemerkt) „von vornherein unmöglich, den Unterschied zwischen
einer Person und dem Gegenstande, nach welchem derselbe benannt wurde, auszu-
drücken" (s. Vetter). Nach Diensten auf europäischen Schiffen gründete Siovidi eine
neue Religion auf Samoa (s. Pickering). Die (durch Saugen kurirten) Krankheiten
in Paraguay entstehen durch die Sünde, dass von dem Chicha- Getränk auf die Erde
gegossen ist oder das Fleisch svon Hirschen, Schildkröten u. s. w. den Hunden vorge-
worfen wurde (s. Muratori). Die Manaziken (am See Xarayes) „lassen nur drei vor-
nehme Götter und eine Göttin zu, welche sie das Weib des Ersten oder die Mutter
des Gottes Urasana, welcher der zweite ist, nennen" (s. Muratori). Das Feuer (bei der
mexicanischen Leichenbestatiung) ,,wird von einem Priester geschühret, der in ein ab-
schewlich Teuffels Gestalt verkleidet ist" (s. de Bry). Eine Frau in Nuffi war (nach
Laird and Oldefield) so fest von der Kraft ihres Maghony (Zauberamulettes) überzeugt,
dass sie aufforderte, mit einem Beil auf ihr Bein zu schlagen, das indess abflog, als es
der Dorfliäuptling versuchen Hess. Winterbottom hörte, wie ein Neger, der sich durch
seine Amulette gesichert glaubte, einem Schützen, den er selbst wegen seiner Sicherheit
belobt hatte, die Erlaubniss ertheilte, mit einer scharf geladenen Pistole auf ihn zu
schiessen. Die Coroados stecken den Arm eines getödteten Puri als Siegeszeichen auf,
um darnach zu schiessen (Eschwege). Der Wendenkönig (bei Burg) schüttelte ein
Heer aus seinem Sack (wie der Fürst der Mijes). Bei Mondfinsterniss schiessen die
Paraguayer mit Geschrei Pfeile gegen die beissenden Hunde (s. Muratori), wie der
Fürst der Mixtecas gegen die Sonne. Die Mbocovis, die einen von Hunden verfolgten
SEELENSPENDE. 931
Chicha zu trinken, die der herbeikommenden Seele ^) gesprengt
wird, bis sie in Zamay huaci (casa de descanso) übergegangen
Strauss unter ihren Constellationen sahen, hielten einige Sterne für einen Baum mit
leuchtenden Zweigen. In Calabrien heissen die Steingeräthe Cuogni di truoni (Donner-
keile), die in die Erde eingesunken, sich nach i8 Jahren wieder hervorheben und mit
einem Faden umwunden, in das Feuer gelegt werden, um, wenn jener nicht verbrannt,
als Talisman zu dienen (s. Nicolucci), wie im deutschen Volksglauben (nach M. Busch).
Bei den Botocuden heisst Taru-te-cuong der Donner (dessen Klang durch cuong nach-
geahmt sein soll) oder: wenn's brüllt (s. Göttling). Augustus liess nachforschen betreffs
„rebus vetustate ac raritale notabilibus, qualia sunt Capraeis immanum belluarum,
ferorumque membra praegrandia, quae dicuntur gigantum ossa et arma heroum" (s.
Sueton), als SteinwafFen in den Knochenhöhlen (Capri's). Cimon fand Schwert und
Lanze aus Bronze neben Theseus' Körper auf Scyros (s, Plutarch) und nach Pausa-
nias waren die Waffen der Heroenzeit aus Bronze gefertigt. Ante factas domos aut in
cavis arboribus aut in speluncis manebant, sagt Dionys. Hai. von den Aborigines
(Italiens). Von den (durch die Guaycurus bedrängten) Caupezes (am Parana), in unterirdi-
schen Höhlen wohnend, wird erzählt, dass den Kindern in dem frühesten Alter die
Haut am Unterleibe nach und nach so lang gezogen wird, bis sie zuletzt über den
Schenkel herabhängt, oder ihnen als Schürze die Schamtheile bedeckt (s. Aloes do
Prado), wie in Afrika.
^) An den in der Nähe verehrter Pflanzen errichteten Bambus-Altären befestigen
die Dayak Leitern, um den Geistern das Emporsteigen zu den niedergelegten Opfer-
gaben zu erleichtern (s. Low). Die Geister der Abgeschiedenen (Kinirkiner) schweifen
über der Erde (in Australien). The Krodjis profess to drive away rain by taking a
large cinder out of the fire and beating it with a stick tili it flies to pieces (bei
Aberdeen in Australien). Auf den Nicobaren wurden die Dämone bei der Jahres-
reinigung durch den Minloven (Priester) in ein Canoe getrieben (s. Barbe). Die Danakil
verfolgen den AVirbelwind mit gezogenen Dolchen, um durch Hineinstechen den bösen
Geist zu verjagen (Harris). Nach dem italienischen Volksglauben kann Höllenbräu aus
der Leber eines gestohlenen Kindes gefertigt werden, das bis zum Kinn eingegraben,
von den Hexen zu Tode gequält ist. Lag ein Häuptling im Sterben (in Vera Paz),
so wurden die Sklaven getödtet, um im Voraus das Haus für ihn zu bestellen (s. Xi-
menes). Die Indianer in Maramorena (in Chile) begraben (beim Tode) „Bogen und
Pfeil und alles was jhnen im Leben lieb ist gewesen mit sampt dem Cörper" (nach
Franz Prettie) 1587. Die (ihre Pfeile mit Kieselsteinen spitzenden) Patagonier am
Port desire (zu Candish's Zeit) „haben im Brauch, wenn sie ihre Verstorbenen wollen
bestatten, dass sie dieselbigen auff die Steirifelsen so am Rande des Meeres seind
führen, oder mit Bogen und Pfeilen und allem ihren Zierrath auff die Hügel der
Klippen begraben, sampt allem was sie für das Köstlichste die Zeit ihres Lebens
haben gehalten und am liebsten gehabt, und unter andern halten sie viel von
einer sonderlichen Art Schulpen, die sie am Ufer des Meeres finden, und künstlich
und sauber fein viereckicht oder auff eine andere Manier wissen zu schneiden. Die
Schulpen legen sie den Verstorbenen unter die Häupter. Ihre Gräber werden von
grossen langen Steinen gemacht und das Grab rings umbher. mit dess Abgestorbenen
Pfeilen besetzt, welche alle, wie auch die Gräber, mit der Roten Färb gemahlet seind,
da sie sich selbst mit pflegen anstreichen" (1586). Olivier van Noort fand (bei Porto
Desiere) Todtengräber, „da sie ihre Todten in begraben hatten, welche waren auf
59*
932 zu PERU.
ist, um nicht wiederzukehren, und nach fünf Tagen endete mit
dem Spiel Pisca das (Pacaricuc genannte) Fest (in Peru).
Der Malquisp-villac genannte Priester besorgte (in Peru) die
Todten, welche beweint wurden, indem die Leidtragenden das
Gurgeln der Turteltauben nachahmten. Grau war die Trauerfarbe
der Inca (nach Garcilasso). Die Charruas schnitten sich (nach
Angelis) beim Tode ihrer Verwandten ein Fingerglied ^) ab, nach
einem Brauche, der bei Hottentotten und Australiern seine Ver-
wandtschaft findet. Die Cocomas am untern Huallaga tranken die
zerriebenen Knochen ihrer gestorbenen Verwandten.
hohen Steinfelsen und lagen auff denselben hohe Steinhauffen, die alle roht gefärbt
waren, und waren die Gräber mit allerley Pfeilen, Federn und anderen Sachen bestecket
und geschmückt" (i 598). Wie die Neger Mozambique's zur Sicherheit des Arms den-
selben tättowiren, so (erzählt Eschwege) machen die Coroatos Einschnitte darin, um
sicher mit dem Bogen zu schiessen. Tinha a mulher do irmao mais mo9o ensinado
um papagaio ä fallar com tal propriedade que parecia creatura humana, cubi^ou-o a
mulher do mais velho, e d'aqui se originaram taes desauen9as, que nao podendo os
deis irmäos continuar a viver juntos, foi o primero assentar o seu domicilio para as
partes do Sul (s. Vasconcellos), bei der Trennung am Cap Frio (s. Gon^alvez Diaz).
Bei den Küstenstämmen erscheint dann der Prophet, der sie zum gesitteten Leben führt.
Qui dispersos homines in agris et in tectis silvestribus abditos, ratione quadam compulit
in unum locum et congregavit (s. Cicero).
1) Um zum Sitz des Kriwe Kriweito den steilen Berg Anafielas oder (in Polen)
Szklanna gora (Glasberg) zu erklimmen , verbrennen die Littauer (beim Begräbniss)
Klauen vom Bären und Luchs mit dem Todten [Eskimo]. Im deutschen Volksmähr-
chen schneidet sich das ein Hünkelbein mitführende Mädchen den kleinen Finger ab,
um den gläsernen Berg aufzuschliessen oder zu erklimmen (s. Grimm). Treten Un-
glücksfälle in einer Familie ein, so schneidet man einem Kinde den kleinen Finger
ab, und führt es zu dem Grabe desjenigen Ahnen, dessen Zorn zu besänftigen war
(in Polynesien). If a native is killed by a thrust of the ghici (wooden spear), his
countrymen think, that his soul remains in the point of the weapon, which caused his
death, and they burn it after his burial, so that the soul may depart (in Australien).
' Von Orion (Bessiberia mit Burran oder Bumerang und Gürtel), als Liebhaber verfolgt
flüchtete das Mädchen (Miai-Miai) mit Bhaiami's Hülfe in den Gunakulla (Himmel),
als Plejaden (s. Greenway) bei den Kamilaroi (in Australien). Waarrawach oder
Schutzgeist (bei den Tasmaniern) wird (von Milligan) erklärt, als Halbdunkel oder
Schatten (Geist oder Erscheinung). The Tohi, (smoke, spirit, heart, central life), that
which speaks, thinks, determines within man, does not die with the body, but ascend
to Bhaiami or transmigrates into some other form (as wandali or wunda, spirit wandering
about the earth). The Bunna (flesh or material part) perishes, the wandah may become
a white man (s. Greenway) bei den Kamilaroi (in Australien). Lucrez statuirt eine
Unendlichkeit der Welten im Entstehen und Vergehen, gleich dem Buddhismus, und
lässt gleich diesem die Seelenstrafen (wie mythologisch in der Unterwelt symbolisirt) schon
im Leben erlitten werden.
LRICHENOPFER. 933
In Caxamarca (heisst es) wurden monatlich Menschen
geopfert, wobei sich FreiwiUige mit freudigem Geschrei zum
Opfer anboten, und nachdem ihnen der Kopf abgeschlagen
war, wurden mit dem Blute die Tempelwände ^) und Gräber be-
strichen. Die (den Tinitwas benachbarten) Capuri und Macusi (in
Guyana) begruben ihre Häuptlinge unter Trauerklagen, und „wenn
sie hernach dünkete, dass das Fleisch von den Beinen nunmehr
verzehret und abgefaulet sei, gruben sie alsdann die Gebeine
wieder auss, welche von wegen der Nerven und Sahnen noch
zusammengehalten wurden. Dieses geräifel hencken sie in ihre
Häuser auff, darinnen sie gewohnt haben zu einem Gedächtniss,
und bestecken den Kopif mit allerley schönen Federn, ihre Arme
aber und Beine behencken sie mit den güldenen Platten und an-
derem Zirath, so sie in ihrem Leben gehabt haben und lassen sie
also hencken." (Zu Raleigh's Zeit.)
Nachdem bei den Macusis die Leiche (deren Mund und
Ohren von dem Paje mit Haaren vollgestopft sind) in das Grab
gelegt ist, werden ihre Besitzthümer vor der Hütte verbrannt')
(s. Schomburgk).
^) Der hinter dem Vorhang im Tempel (bei den Manazikes am Xarayes-See)
Orakel ertheilende Mapon oder Priester fliegt in den Himmel, ,,von wannen er hernach
in den Armen der Göttin Quipoci schlafend zurückgekehret, welche mit ziemlicher
Melodie verschiedene Gesänge, aber ohne sich sehen zu lassen, anstimmet, indem sie
in dem Tabernackel verborgen steht. Alsdann bricht das Volk in das grösste Freuden-
geschrei aus und bewillkommt diese gute Göttin mit Titeln , welche ihre grosse Zu-
neigung und Liebe gegen sie ausdrücken. Sie antwortet darauf mit grösster Höflich-
keit, nennt sie ihre Söhne und saget, dass sie ihre wahre Mutter sey, und dass sie sie
vor dem Zorn der Götter beschützet, welche grausam sind" (s. Muratori).
2) Unter den, die Todten begrabenden, Algonkin verbrannten die Ottawa (wie
Takhali und Kenaier). In Florida wurden nur die Zauberer verbrannt (statt des sonst
üblichen Begrabens). Haben die heiraths fähigen Mädchen, welche als Fetischfrauen
und Priester in den Tempel zu Badagry versammelt sind, Kinder, ,,they were called
the Fetich-children". Conceptus complexi formantur in utero rationalis animae nobilius
et generosius per semen fidei simplicis et incorruptae , quam per semen philosophiae
(Joh. Gerson). In Brasilien pflegten die Frauen (nach der Geburt) ihren Gatten in
der Hängematte, und (nach Pero de Magalhanes) cela vient de ce qu'elles aiment beau-
coup le pere de leurs enfants et quelles desirent lui complaire apres s'etre accouchees
(s. Ternaux-Compans). Die Wailwun (like the Kamilaroi im nordwestlichen Australien)
have four family names of men and four of women, (Ippai, Murri, Kumbo and Kubbi,
and Ippatha, Matha, Budtha and Kubotha). These are divided into Murui or Muruwi
(Kangaroo), Yuri (Emu), Tdhuru (Brown snake), and Kuraki (Opossum). These are
therefore four classes of Ippai, namely Ippai muruwi, Ippai Yuri, Ippa tdhuru and
Ippai Kuraki and so of others, making i6 classes of men and i6 of women (s. Honery),
934 zu PERU.
In Caraque (an der äquatorialen Küste Peru's) „tenian sobre
las Puertas de los templos unas figuras de hombres, con una ves-
tidura de la mesma hechura de Almatica, de diacono" (Barcia).
In jedem Tempel „hay dos figuras de bulta de cabrones negros"
(oder auch grosse Schlangen), und in einigen (besonders in Pasao)
,,en todos los Pilares de ellos tenian hombres y nihos crucificados
los cuerpos ö los cueros tan bien curados, que no olian mal, y
clavados muchas cabecas de Indios, que con cierto cocimiento
las consuman, hasta quedar como un puho''. Die Jivaros bewah-
ren eine Mumie der Feindesköpfe „on a reduced scale" (s. Orton),
und so präpariren sie die Mundrucus (s. Bates). Die mit den
Bathacos gegen die Carlos (unter dem Caziken Machkarias)
kämpfenden Jeperos hingen die abgeschnittenen Köpfe der Feinde
in den Tempeln auf (Schmidel). Die Fischer verehrten Bilder
von Haien, die Jäger des Wildes u. s. w. (in Peru).
Als die Spanier die Gräber der Inca öffneten, baten die In-
dianer (wie Zarate erzählt) nicht die Knochen in Unordnung zu
bringen, damit die Todten leicht wieder auferständen^).
unter zwei Vorschriften, ^that a man cannot take a wife of the names corresponding
with liis own and that parents may not give children their own names" (Bruder oder
.Schwester mit verschiedenen Namen). Die Bewohner der Insel Capul hatten den
Brauch (zu Candeish' Zeit), dass die Knaben ,, einen zinnernen Nagel durch das Haupt
des männlichen Gliedes durchgestochen haben und tragen. Dieser Nagel ist an der
Spitze zertheilt und wird unibgeschlagen oder gekrümbt, der Kopf dess Nagels ist ge-
schaffen wie ein Krönlein, die Wunde wächst in der Jugend wieder zu, ohne dess
Kinds sonderliche Schmertzen, und diesen Nagel können sie ab oder an thun, wenn
es von nöhten oder ihnen gefällig ist (1587). Wegen geübter Sodomie hatten die
Frauen dieses Gesetz bei ihrer hohen Obrigkeit aussgebetten" (s. Frantz Prettie). ,,Es
giebt unter den Guaycurus Männer, die in allen Stücken Weiber sein wollen" (Cudinas
genannt), sagt von Eschwege.
1) Resurgit igitur caro, et quidem omnis et quidem ipsa, at quidem integra (s.
Tertullian). In Lafranc's Elucidarium findet sich auch die Frage, „wie es bei der
Auferstehung des Fleisches sich mit den Haaren, welche wir abrasiren, und mit den
Nägeln, welche wir uns abschneiden, verhalte, und wie es mit jenen Menschen stehe,
welche von wilden Thieren gefressen wurden" (bei Anseimus Cant.). Aus dem Ver-
gleich des Leibes mit dem Samenkorn, schliesst Tertullian einerseits auf die Selbigkeit
des Leibes, andererseits auf die Verschiedenheit seiner Gestalt (s. Hauck). Als Baker
in der religiösen Disputation (mit Hülfe von Bari und eines Latooka-Dolmetschers)
das Beispiel des Samenkorns verwandte, das in die Erde gepflanzt, wieder empor-
wüchse, erwiederte Commoro: „Exactly so, that I understand. But the original grain
does not rise again, it rots like the dead man and is ended, the fruit produced is not
the same grain , that we buried, but the production of that grain , so it is with man,
I die and decay, and am ended, but my children grow up, like the fruit of the grain.
KÖRPERSEELE. 935
Ueber die peruanischen Ansichten vom Tode bemerkt Gar-
cilasso de la Vega: Tuvieron los Incas Amautas que el hombre
era compuesto de cuerpo y anima, que el anima era espiritu in-
mortal, y que el cuerpo era hecho de tierra, porque le veian
convertirse en ella, y asi le llaman allpacamasca, que quiere decir
tierra animada; y para diferenciarle de los brutos le llaman runa,
que es hombre de entendimiento y racion, y a los brutos en co-
mun dicen llama, que quiere decir bestia. Dieronles lo que lla-
man anima vegetativa y sensitiva, porque les veian crecer y
Some men have no children, and some grains perish, without fruit, them „all are
ended" (1861). ,,Wie viel Götter werden aus diesem Getreide noch hervorwachsen", meinte
(mit dem Gedanken an die Hostie bei einem Kornfeld vorübergehend) der Kaiser, dem
Gregor IX. den Ausspruch „de tribus impostoribus" zuschrieb (und das Gami-el-Tawarich
die Bezeichnung christlicher Polytheisten Jerusalem's als Schweine). Dicebant non
aliter esse corpus Christi in pane altaris, quam in alio pane (Amalricani des Amalrich
von Bena). Am Ende des grossen Cyclus (Zoroaster's) les morts ressuscitront en
Corps et en äme (Lajard). Damit der Geist (Fanahy) der in der Ferne Verstorbenen
nicht ruhelos umherschweife (mit Eulen und wilden Katzen), errichten die Madagassen
in der Heimath ein Kenotaph oder leeres Grab (s. Sibreej, Nach Oldfield sind alle
Gespenster (Ing-nas) in Australien abgeschiedene Seelen. Nach fünf Generationen
wird die Ahnentafel der Chinesen nicht länger verehrt, da die Seele dann zur Be-
lebung eines neuen Körpers zurückgekehrt ist (s. Doolittle). Von den (den zum
Himmel aufgestiegenen Jungfrauensohn in der Sonne verehrenden) Maziken oder Mana-
ziken (am See Xarayes) wird die Unsterblichkeit „geglaubet, denn sie halten da-
für, dass die Seelen von ihren Priestern (Mapon) in den Himmel übertragen werden,
um daselbst ewig in der Freude zu leben. Um einen Dienst von so grosser Wichtig-
keit denselben armen Seelen zu erweisen, macht der Mapon keine Schwierigkeiten,
die Post gegen das Paradies zu nehmen. Das Land, durch welches er reisen muss,
bestehet aus lauter Wäldern, Bergen und Thälern , durch welches verschiedene tiefe
Flüsse laufen. Einer von diesen sollte grösser sein, als die übrigen, und man solle
zu ihm nach einer Reise von etlichen Tagen gelangen und über denselben auf eine
Brücke von Holz gehen, zu dessen Bewachung ein Gott, Namens Tatutis steht" (die
Seele zu reinigen vor dem Eintritt in das Paradies, wo von Gummi, Honig und Fischen
gelebt würde). Die Mannacicas (im Norden von S. Xavier und im Osten und Süden
des Tapacunes) werden zu den Chiquitos gerechnet (wie Zamuca, Morotoco, Sara-
veca u. A. m.). Los Scyris ö Reyes de Quito se sepultaban todos en uno solo muy
grande, fabricado de piedra con figura cuadrada piramidal, cubierta de tanta piedra y
tierra que hacia una pequena montana. La puerta hacia el Oriente cerrada con pared
doble, solo se abria en la muerte de alguno de ellos. Estaban sus cuerpos embalsa-
mados, colocados en contorno con sus insignias reales y el tesoro y alhajas, que cada
cual mandaba que se pusiese. Sobre cada uno correspondia un agujero ö pequeiio
nicho, donde representado en una pequena figura de barro, piedra ö metal, tenia en la
oquedad de ella las piedrecillas de diversos tamanos y colores, que denotaban la edad,
los anos y los meses de su reinado. Los vasallos de esta nacion acostumbraban las
tolas (s. Velasco).
936 zu PERU.
sentir, pero no la racional. Creian que habia otra vida despues
de esta, con pena para los malos y descanso para los buenos.
Dividian el universo en tres mundos: llaman al cielo hanan pacha,
que quiere decir mundo alto donde decian que iban los buenos ä ser
premiados de sus virtudes: llamaban hurin pacha ä este mundo
de la generacion y corrupcion, que quiere decir mundo baxo;
llamaban ucu pacha al centro de la tierra, que quiere decir mundo
inferior de alla abaxo, donde decian que iban ä parar los malos;
y para declararlo mas, le daban otro nombre, que es ^upaypa
huacin, que quiere decir casa del demonio. No entendian que la
otra vida era espiritual sino corporal como esta misma. Decian
que el descanso del mundo alto era vivir una vida quieta, libre
de los trabajos y pesadumbres que en esta se pasan. Y por el
contrario, tenian que la vida de mundo inferior, que llamamos
infierno, era llena de todas las enfermedades, dolores, pesadumbres
y trabajos que acä se padecen, sin descanso ni contento alguno.
De manera que esta misma vida presente dividian en dos partes :
daban todo el regalo, descanso y contento de ella a los que ha-
bian sido buenos, y las penas y trabajos ä los que habian sido
malos. No nombraban los deleytes carnales in otros vicios entre
los gozos de la otra vida, sino la quietud del animo sin cuidados,
y el descanso del cuerpo sin los trabajos corporales.
Tuvieron asimismo los Incas la resurreccion universal, no para
gloria ni pena, sino para la misma vida temporal, que no levan-
taron el etendimiiento ä mas que esta vida presente. Tenian gran-
disimo cuidado deponer en cobro los cabellos y uhas que se
cortaban, tresquilaban 6 arrancaban con el peyne: ponianlos
en los agujeros o resquicios de las paredes; y si con el tiempo
se caian, qualquiera otro Indio que los veia los alzaba y
ponia a recaudo. Muchas veces, por verlo que decian, pregunte
ä diversos Indios y en diverses tiempos para que hacian aquello,
y todos me respondian unas mismas palabras, diciendo: sabete
que todos los que hemos nacido hemos de volver ä vivir en el
mundo, no tuvieron verbo para decir resucitar, y las sepulturas
con todo lo que fue de sus cuerpos, y porque las nuestras no se
detengan buscando sus cabellos y unas, que ha de haber aquel
dia gran bullicio y mucha priesa, se las ponemos aqui juntas
para que se levanten mas ayna; y aun si fuera posible habiamos
de escupir siempre en un lugar. Francisco Lopez de Gomara,
capitulo ciento veinte y cinco, hablando de los entierros que ä
AUFERSTEHUNG. 937
los reyes y ä los grandes senores hacian en el Peru dice estas
palabras, sacadas ä la letra : Quando los Espanoles abrian estas se-
pulturas y desparcian los huesos, les rogaban los Indios que no
lo hiciesen, porque juntos estuviesen al resucitar: ca bien creen
la resurreccion de los cuerpos y la inmortalidad de las almas etc.
Pruebase claro lo que vamos diciendo, pues este autor con escri-
bir en Espana sin haber ido ä Indias, alcanzö la misma relacion.
El Contador Agustin de Zarate, libro primero, capitulo doce, dice
en esto casi las mismas palabras de Gomara, y Pedro de Cieza,
capitulo sesenta y dos, dice, que aquellos Indios tuvieron la in-
mortalidad del anima y la resurreccion de los cuerpos. Estas auto-
ridades y la de Gomara halle leyendo estos autores, despues de
haber escrito yo lo que en este particular tuvieron sus parientes
en SU gentilidad, holgue muy mucho con ellas, porque cosa tan
agena de gentiles como la resurreccion pareceria invencion mia
no habiendola escrito algun Espahol. Y certifico que las halle
despues de haberlo yo escrito;» porque se crea que en ninguna
cosa de estes sigo ä los Espanoles, sino que quando los hallo
huelgo de alegarlos en confirmacion de lo que he oido ä los mios de
SU antigua tradicion. Lo mismo me acaeciö en la ley que habia
contra los sacrilegos y adülteros con las mugeres del Inca 6 del
sol, que adelante veremos, que despues de haberla yo escrito la
halle acaso leyendo la historia del contador general Agustin de
Zarate, con que recibi mucho contento por alegar ä un caso tan
grave un historiador Espahol. Cömo ö por que tradicion tuviesen
los Incas la resurreccion de los cuerpos, siendo articulo de fe, no
lo se, ni es de un soldado como yo inquirirlo, ni creo que se
pueda averiguar con certidumbre hasta que el Sumo Dios sea
servido manifestarlo : solo puedo afirmar con verdad que lo tenian.
Todo este cuento escribi en nuestra historia de la Florida, sa-
candola de su lugar por obedecer ä los de la Compahia de Je-
sus, Miguel Vazquez de Padilla, natural de Sevilla, y Geronimo
de Prado, natural de Ubeda que me lo mandaron asi, y de alli
lo quite, aunque tarde, por ciertas causas tiranicas, ahora lo vuelvo
ä poner en su puesto porque no falte del edificio piedra tan
principal; y asi iremos poniendo otras como se fueren ofreciendo,
que no es posible contar de una vez las niherias ö burlerias que
aquellos Indios tuvieron, que una de ellas fue tener que el alma
salia del cuerpo mientras el dormia; porque decian que ella no
podia dormir, y que lo que veia por el mundo eran las cosas
938 zu PERU.
que decimos haber sonado. Por esta vana creencia miraban tanto
en los suenos y los interpretaban, diciendo que eran agiieros y
pronösticos para conforme ä ellos temer mucho mal ö esperar
mucho bien. „Die Indier zu Peru glauben in gemein, dass die
Seelen unsterblich seyen und dass die frommen das ewige Leben,
die bösen aber eine ewige Verdammnuss erlangen werden, der-
halben sind sie zu Anwendung dieses Artickel's leichtlich zu
bewegen. Doch wussten sie nicht, dass die Leiber mit den
Seelen widerumb aufferstehen selten, umb welcher Ursach willen,
sie grossen Fleiss ankehrten, damit sie nur die Leiber lang un-
versehrt behalten möchten. Die Nachkommen haben solche
Körper mit Kleyder behängt, sie thäten ihnen auch Opffer,
sonderlich den Königen Ingas." Ein Todesfall wird bei den
Patochos und Maconis beheult (mit folgendem Gesang). „ Sie
begraben alsdann den Leichnam und geben ihm zu essen mit
in's Grab, sowie auch Bogen und Pfeile. Hieraus muss man
schliessen, dass sie an eine P'ortdauer nach dem Tode glauben"
(s. Eschwege). Die Indianer in Paraguay „halten ihre Seelen
für unsterblich, welches daraus erhellet, dass sie in das Grab der
Verstorbenen einige Speisen und ihre Bogen und Pfeile legen,
damit sich dieselben in dem andern Leben ihren Unterhalt mit der
Arbeit ihrer Hände gewinnen können, und ihnen der Wille nicht
wieder komme, in diese Länder zurückzukehren" (s. Muratori).
Als Bewohner des Chaco werden aufgführt (s. Arenales) :
Cuatugues, Chaponas, Ayaquinues, Choconocos, Corometetes, Ibi-
rayas, Camoyenos, Samaquionos, Saracutus, Ibirayaras, Tarundues,
Socondues, Sopri, Ayusequitere, Manioponos, Boapuno, Coromete,
Guaraconos, Pareraguanos, Taparunas, Pororenos, Gonotos, Guan-
riquinos, Chilicutiques, Esquinos, Guorotonos, Tacanos, Yoboonos,
Iririguanaes, Pildores, Coramaes, Cureres, Bayaigratonos, Apinos,
Mosionos, Bocoos, Bayatues, Layanos, Tobas, Mataguayes, Cumuyu-
nos, Pereguanos, Gueroyenos, Mocaranis, Marapanos, Maquionos
Motites, Coroconos, Chirionos, Guaycuros, Guatrates, Guaicurutis,
Payaguas, Chuquinatas, Tonocotes, Lules, Chiriguanas, Queanaes,
dann (1764): Aglayqui, Inianidi, Pacatagotqui, Questaidi (als To-
bas), Lobacas, Atalalas, Vilelas, Mocobies, Bennogodi, Jequetalin,
Exagantin, Pataquin , Yecomitas, Malvalaes, Ocoles, Chunupies,
Yoes, Mataguayos, sowie Matacos, Abipones, Bejoses u. s. w. Die
Guaranis, Aquitequedichagas, Ninaquiguilas , Guanäs, Mbayäs,
Lenguas, Machicuys, Enimagas, Guentuse, Tobas, Petilagas, Agui-
cHAco. 939
lot (oder Aquilotes), Mocobis, Abipones, Vilelas, Chumipis (Chu-
nupis) und Guaicurues werden von Azara als die hauptsächlichsten
Stämme im Gran Chaco bezeichnet.
Nachdem Cabot den Paraguay bis zum Rio Bermejo hinauf-
gefahren (1528), Hess Mendoza durch Ayolas das Fort Corpus
Christi oder Buena Esperanza am Parana erbauen. Dann wurde
Assumpcion gegründet (1536), und Ayolas drang durch den Chaco
in das Gebiet der Chiquitos nach Peru vor (1538), sowie Irala (1548),
bis zum Fluss Guapay, von dem Chaves (1557) bis in die Llanos
von Guelgorigota zog und darauf St. Cruz de la Sierra gründete
(1560), von Mendoza berührt, auf seinem Zuge nach Chuquisaca
(1564). Der in Verfolgung des Paraguay (unter Nichtberücksichti-
gung des Bermejo und Pilcomayo) bedingte Umweg wurde noch
1576 von Chuquisaca aus durch Zaray eingeschlagen, während
sich mit Besetzung des bereits von Almagro's Truppe erreichten
lujuy und (unter Vaca de Castro mit Diego de Rojas' Sendung)
Tucuman's' der Weg über Cordova eröffnete, dem Tristan Tejada
(unter Zarate) nach Buenos Ayres folgte (1595). Penedo unter-
nahm die Erforschung des Chaco (1670), wie Urizar (1710), Mon-
tiel (1721), Espinosa y Davila (1759), Matorvas (1774).
Um die durch den Chaco unterbrochene Verbindung mit den
Missionen der Chiquitos einzuleiten, schiffte der Jesuitenpater Arce
(1701) den Paraguay hinauf, bis zum See de los Xarayes (s. Mu-
ratori). „Bei der Mündung dieses See's ist die grosse Insul Ore-
jones gelegen, welche vor Zeiten durch eine unbeschreibliche
Alenge Inwohner bevölkert wurde, heut zu Tag*e aber eine wüste
Einöde". Auf der zweiten Fahrt (17 15) wurde die Landreise nach
den Chiquitos unternommen (unter Zusammentreffen mit dem Pater
Baptist von Zea). Die auf Muratori's Karte an das Westufer des
See's Xarayes gesetzten Guarayos oder Guarajuz am Rio St. Miguel
(zwischen Chiquitos und Moxos), seien ihren Traditionen nach (s.
Martius) aus Südwesten (Paraguay) gekommen.
Der aus den Sete-Lagoas (auf einem Joche des Pari-Gebirges)
entspringende Paraguay nimmt (nach den Zuflüssen des Diaman-
tino, Preto, Sipotuba und Jauru) aus dem rechtufrigen Seiten-
gebirge (der Serra dos Dourados mit Insua im Norden und Chay-
nez im Süden), die Zuflüsse des See's Oberaba (sowie des Gahiba
und Mandiore) auf, und dann (nach Aufnahme des Tacoary, Mon-
dego und Rio Queima) wird bei Fecho dos Morros (auf der Grenze
Brasiliens und Paraguay's) während des Hochwassers ein perio-
940 zu PERU.
disches Meer gebildet, von den ersten Entdeckern (s. Macedo) der
See Xaraes genannt.
Von den (in Töpferei und Weberei geschickten) Parexis (in
Matto grosso), heissen die im Sumpfgebiet des Paraguay Wohnenden
(am Tupi) Jarayes oder Herren (Jara) des Wasser's (Yg oder Hy).
Wie bestimmte Gipfel der Serra dos Dourados, mit dem Rio
dos Dourados oder (nach St. Hilaire) Douradinho, wird der Ein-
gang in den grossen See Uberaba (Oberaba) von den (mit den
Parexis in Matto Grosso benachbarten) Guatos (mit klar entwickel-
tem Zahlensystem) heilig gehalten.
Die (wie an der Quelle des Tacoary und Araguaya) am
Paraguay und dem See Uberava (Gaiva, Jany u. s. w.) wohnenden
Guatos oder Vuatos werden als heller Farbe beschrieben: „Ihre
Gesichtszüge sind von angenehm regelmässigem Schnitt, eine
Habichtsnase, grosse, offene, am äusseren Rande nicht hinaufge-
zogene Augen, die Frauen sind schön, doch von melancholischem
Ausdruck" (s. von Martius). Die Lagune Uberaba (an der Serra
de San Fernando), zwischen welcher und dem See Gaiba (Gaiva)
die Hauptsitze der Guatos angegeben werden (s. Moure), steht in
der Ueberschwemmung mit dem Meer von Xarayes in Verbindung.
In den wilden Kämpfen der Mamelucos oder Paulistas mit den
Payaguas (auf den Elüssen) und (berittenen) Guaycurus zu Lande
bedrängt, wurden Reste der Guatos (mit den Quinquinadas- In-
dianern) von dem Gouverneur Pareira e Caceres (1775) in der
Ansiedlung von Albuquerque vereißigt.
Indem die Eldorado-Sage Paititi's auch den See von Jarayes
und im Besondern die Lagune Oberaba (mit der Serra dos Dou-
rados) umschwebt, so reflectirt sich in den durch sprachliche Fäden
(s. Martius) mit östlichen Malali verknüpften Guatos, sowie in den,
den lichten Herren in der Sonne verehrenden, Manazikas ein
Kettenglied derartiger Wanderungen, die auf den — in Zügen der
Conquistadores aus dem Süden sowohl, wie während der (die
Missionen am Rio Guapay erreichenden) Streifjagden der Mame-
lucos gefolgten — Wegen nach Westen führen konnten, auf solche
Punkte des Hochlandes, von w^o eine Verlängerung bis zum Titi-
caca (Chuquito der Chiquitos) thatsächlich nachweisbar bleiben
würde, um den in dortiger Geschichte unvermittelt hervortauchen-
den Culturgenius aus seinen natürlichen Wurzeln erwachsen zu
sehen.
ANHANG
Auffällig wird die vmbestimmte Namensschreibung erscheinen, die ausserdem leider
noch durch mannigfache Druckfehler!) vermehrt wird. Hiervon abgesehen war ich eine
Zeitlang über das zu befolgende Princip schwankend, konnte indess, unter der, mit
längerer Ueberlegung zunehmenden Vielfachheit der Für und Wider, zu keiner festen
Entscheidung gelangen, und trotz aller Einwürfe, wozu somit Anlass geboten sein
mag, hatte es bei solcher Unentschiedenheit zu verbleiben. So förderlich die allmälig
anerkannten Bestrebungen nach Richtigschreibung der Fremdwörter sich mehr und
mehr erweisen müssen, so bleibt doch zunächst selbstverständlich immer erst die Frage
nach der Richtigkeit dieser jedesmaligen Richtigschreibung selbst zu beantworten, und
damit mag man es nun mitunter wieder etwas allzu leicht nehmen.
So lange wir uns innerhalb der arischen oder semitischen Sprachfamilie bewegen,
auf einem durch tausendjährige Studien kritisch gesäuberten Boden, mit festen Regeln
der Grammatik zum Anhalt und geschichtliche Reihen von Schriftdenkmälern zur
etymologischen ControUe ist Alles schön und gut, und die Umschrift je nach dem ge-
wählten Alphabete gleichmässig durchführbar. Die Anwendung dieses Principes auf
schriftlose Sprachen, selbst wenn sie bereits von Missionären oder Reisenden eine Art
grammatischer Durchbildung erhalten haben, bedarf jedoch, wie es scheinen dürfte,
grösserer Vorsicht, als durchschnittlich darauf verwandt wird. Das Ohr des Missionars 2)
wird sich durch den längeren Aufenthalt auf seiner Station an schärfere Auffassung
gewöhnen, der Durchreisende dagegen, welcher eine Sprache nach dem Gehör nieder-
schreibt, wird in Folge der dialectischen Schwankungen, die sich im Laufe seiner
Weiterwanderungen ablösen, selbst ins Schwanken gerathen, da er erst, wenn an den
) unter denen, die gerade aiifgestossen sind, ist zu lesen, z. B. :
S. 84, Z. 3 V. 0.: Chimo-Capac st. Chinco-Capae
S. 95, Z. 10 V. u. : C'aziqueii (Caziken) st. Cazibeii
S. 95, Z. 11 V. 11.: Piura statt Puera
S. 161, C: Caxamarca st. Caxamorca
S. ISl, C: Pampas st. Paapas
S. 181, Z. 18 V. u : Cueva st. Cuvea
S. 181, Z. 17 V. o. : Tonatik st. Tonalik
S. 388, Z. 5 V. 0.: Xicalancos st. Xicaloncas
S. 414, Z. 4 V. o.: Tamoanchan st. Tamoanclan
u. s. w. u. s. w.
Die Weclisel der deutschen Namea (Federniann, Ilutten, Dalfiiigcr) Lei spanischen Chronisten rectificiren
sich von selbst. Sclimiedel, der die im Jahre 1534 (nach Ruy Diaz) ausgcsaudte Expedition begleitete,
ist neuerdings auf Schmidt zurückgeführt.
2) La padres Jesuitas (Paraguay) vfvieron mas de veinte anos en cluse de curos doctrineros, entre
los Tobas PitilaynP, Abipcnes, Mocolus, Albnyns, Pampasy Minuanes, sin poder formar una gramätica
ni catccismo eu tales lenguas (todos 6 casi todos los citados idiomas usan de sonidos que no pueden
cscribeise con nuestro alfabeto).
S. 4, Z. 11 V. u.: Collao statt Colloa
S. 20, Z. 1 V. o.: Cliibchas st. Chibehas
S. 21, Z. 8 V. u. : Chordeleg st. Chordeley
S. 3G, Z. 17 V. o. : Maranou st. Maration
S. 36. Z. 18 V. 0.: Indianer st. iudianor
S. 44, Z. 19 V. 0.: Guamachuco st. Guamachuo
S. 44, Z. 7 X. u. : Collasuyu st. Collosuyu
S. 75, Z 1 V. u.: Kavarrete st. Wavarrcte
S. 78, Z. 4 V. u. : Cabo st. Cabe
944 ANHANG.
Endpunkt angelangt, den erforderlichen Ueberblick besitzt, um die Revision zu be-
ginnen, die jenes Ende zum Anfangspunkt machen und ihn zu einer nochmaligen,
wenn nicht mehrmaligen, Wiederholung seiner Route zwingen würden. Ohne solch er-
neute Controlle bleibt es von der Willkür des Zufalls abhängig, welche aus den dialecti-
schen Nüancirungen als die leitende Richtschnur angenommen und somit die übrigen
nach den dadurch aufgestellten Regeln ummodelliren wird. Ist nun dieser Schritt
einmal gethan, so hat sich dadurch eine Orthographie fixirt, welche, M'enn unrichtig ge-
wählt, die den ersten Versuchen gewöhnlich mehr oder weniger anhaftenden Fehler zu
stereotypen macht, und das wissenschaftliche Studium der Sprache insofern schädigend,
weil die natürlichen Etymologien verschiebend oder verdeckend. Auf die in alliteri-
renden und assonirenden Sprachen nahe liegenden Verwirrung oder Missverständnisse
(von den Tonsprachen gar nicht zu reden), ehe man nicht an den Geist des Sprach-
Organismus selbst eingedrungen ist, wird es kaum eines Hinweises bedürfen.
Im Ganzen also sollte diese wichtige Operation sprachlicher Formgestaltung nur
von der geschickten Hand eines dafür berufenen Sprachforschers, der seine ganze
Kraft und Thätigkeit auf ein bestimmtes Feld zu concentriren Zeit und Neigung hat,
vorgenommen werden, um sonst nicht etwa die gebotene Bequemlichkeit leichterer
Handhabung mit der Trübung des genetischen Einblicks erkaufen zu müssen. Unter
den Sprachen der wandernden Indianerstämme Americas haben besonders die der Ver-
einigten Staaten (seit Duponceau, Gallatin und ihren Nachfolgern) mancherlei Durch-
arbeitungen erfahren, die südlichen sind, das Tupi ausgenommen!) in den neuerdings
zum Theil wieder veröffentlichten Arbeiten der alten Missionäre, spärlicher bedacht.
Die gründlichste Behandlung ist unter den Sprachen des westlichen Continentes
der mexicanischen zu Theil geworden, mit dem umfassenden Apparate der langjährigen
Studien, welche Prof. Buschmann ^j zu veröffentlichen noch beschäftigt ist. Für die
Sprache des südlichen Culturvolkes, das peruanische, sind besonders (im Anschluss an
Domingo de San Tomas Antonio Ricardo, Diego de Torres Rubio, Juan Martine/,
Gonzalez Holguin, Alonso de Huerta, Juan Roxo Mexia y Ocon, Estevan Sancho de
Melgar u. A. m.) Markham und Tschudi zu nennen, für Colombien die in der Heraus-
gabe begriffene Colleccion Uricoechea's (für das Chibcha auf Lugo basirend), während
für Centralamerica die Dr. Berendt's in Aussicht stehen (und Vorarbeiten geliefert sind).
Mit diesen Hülfsmitteln zu Gebote, hätte nun allerdings an Vorzeichnung eines
selbstständigen Weges gedacht werden können, während eine directe Nachfolge sich
etwa nur für die aztekische Sprache empfehlen würde, wenn die Arbeiten darüber
^) Marteus folgt in der Schreibung des Tupi der in dem Wörterbuch „diccioiiario portuguez e
brazileiro" (Lisboa 1795) gehrauchten, woneben besonders A. Gon^alvez Dias e K. Ferreira Franc;a: diccio-
nario da Lingua Tuj)y e Chrestomatliia da Lingua brazilica (1858 — 59) der Beachtung empfohlen wird.
■^) Ueber die aztekischen Ortsnamen (Berlin 185:5).
Die Sprachen der Kisch und Ketele von ]N'eu-Californien (B. 185G).
Die Pima-Sprache und die Sprache der Koloschen (B. 1857).
Die Völker und Sprachen Neu-Mexicos und der Westseite des britischen >'ord-Amerika (B. 1858).
Der athapaskische Sprachstamm (B. 1856).
Das Apache als eine athapaskische Sprache (B. 1856).
Die Lautveränderungen aztekischer Worte in den sonorischen Sprachen (B. 1857).
Die Spuren der aztekischen Sprache im nördlichen Mexico und höheren americauischeu Korden. Zu-
gleich eine Musterung der Völker und Sprachen des nördlichen Mexico und der Westseite ISord-
Amerikas von Guadalaxara an bis zum Eismeer (B. 1859)
Grammatik der Sonorischen Sprachen, vorzüglich des Tarahumara, Tepeguana, Cora und Cahiti (B. 1804).
Die Verwandtschaftsverhältnisse der Athapaskischen Sprachen (ß. 1863).
Svstematische Worttafel des Athapaskischen Sprachstammes (B. 1849).
ANHANG.
945
bereits ihren Abscliluss erhalten hätten, der die linguistische Literatur mit einem seltenen
Fundamentalwerk zu bereichern verspricht. Auch einigen der andern Führer würde
man sich mit guter Zuversicht haben anvertrauen können, um Prinzipien für die
Rechtschreibung der Namen zu entwerfen, und so darin eine Gleichartigkeit, für das
vorliegende AVerk wenigstens, herzustellen.
Wenn dieses nicht geschah, so ist der Grund ein sehr einfacher, aber desto ent-
scheidenderer, nämlich Mangel an Zeiti). Vor der Kritik gilt dieser Grund im All-
gemeinen für kein stichhaltiger, er wird aber, wohl oder übel, in diesem Falle wenig-
stens, soweit zuzvilassen sein, als es sich um ein Entweder — Oder handelte, entweder
so oder gar nicht.
Und da, was immer zu geschehen hat, ganz geschehen muss, Halbheiten dagegen
stets ihre Bedenken haben und schlechte Nachwirkungen, so musste mir auch für die
Namensschreibung ein solches Entweder — Oder gelten. Indem ich von Vornherein
darauf zu verzichten hatte, die erforderliche Müsse zu gewinnen, um mich in wenigstens
ein halbes Dutzend Sprachen mit derjenigen Gründlichkeit und Sorgfalt hineinzu-
arbeiten, in deren Bewusstsein sich überhaupt erst die Berechtigung zu authoritativem
Mitsprechen erwirbt, so habe ich es für das Beste gehalten, die Sachen zu lassen, wie
sie sind, die Namen zu geben, wie sie sich finden, um nicht voreilig das Eine oder
Andere zu präjudiciren und ein bereits dunkles und verworrenes Feld durch Ueber-
klugheit noch dunkler zu verwirren. Solche Zurückhaltung schien um so mehr ange-
zeigt, weil es sich zunächst nur um einige Beiträge handelt, die bei späteren Vor-
arbeiten für die alt-americanische Geschichte zur Benutzung stehen könnten.
Gewöhnlich ergiebt sich im Text aus der direct beigefügten Quelle oder sonst
aus dem Zusammenhang in der Citation die Autorität, auf welche sie für die ei--
scheinende Schreibform zurückführt.
Zur Erleichterung für den Leser sind einige der wechselnden Namensformen im
Nachstehenden zusammengestellt, und diejenige Form, bei welcher auf eine Autorität ver-
wiesen ist, soll dadurch als die gebräuchlichste gekennzeichnet werden, wie auch in
gesperrter Schrift.
Dann folgen einige der von Buschmann gegebenen Erklärungen im Mexicanischen,
andere aus der Chibcha-Sprache, und ein für gleiche Zwecke verwendbares Wortver-
zeichnisss, das aus Markham's Quechua-Sprache entnommen ist, sowie Bemerkungen
über die ausgestorbene Sprache der Antillen.
Verschiedene Schreibweisen :
Abiba, Abibe [Ilerrera], Abibeyba, Abi-
eiba.
Acolhuas [Clavigero), Aculhuas , Acol-
hoaques.
Alcay-Vilca, Alco-Vilca, AUca-Veyca.
Amaquemecan {Clavigero), Amaquene.
Anzerma, Anserma, Ancerma.
Atun, Hatun.
Azcapozalco [Clavigero], Atzaputzalco,
Atzcaputzcalco, Azapuzalco, Azcapu-
zalco, Acapozalco, Acapuzalco.
Balam - Quitze , Balanquich, Balam-
quiche.
Butios, Bucios, Butyos.
Cachiquel, Kachiquel [Juarros), Cachequil,
Cakchiquel, Zakchiquel.
1) Da das Werk spätestens April 1878 abzuscl.liessen hatte, blieb mir seit meiner Rückkehr Ende
August 1876, für diese zwei Bände nur eine beschränkte Zeit, die ausserdem durch andere Arbeiten
um so mehr verkürzt wurde, weil zunächst die während der Abwesenheit entstandenen Anhäufungen zu
beseitigen waren.
Bastian, America. 60
946
ANHANG.
Caltzonzin, Catzonzin.
Camateca, Camoteia.
Cambebas, Campevas.
Ccapac [Vega), Capa, Capac.
Cara, Ccara, Cari, Ccari, Kakara, Scara.
Caraiben, Cariben, Caribhi.
Chechemecas {Clavigero), Chichimecas.
Chicha, Chica.
Chichen-Itza, Chicheniea.
Chicliimecatl, Chichimecath.
Chile, Chili, Chilli.
Chimalma, Chimalman, Chimamatl.
Chimbo, Chimpo.
Chimocappa, Chimu - Cappac , Chimum-
canchu, Chimu-Capac.
Chimu (Vega), Chimo, Chima, Chinmu.
Chirihuanos, Chiriguanos.
Cholollan {Clavigero), Cholula.
Cholultecas, Chololtecas.
Cibuney, Ciboneyes, Siboneyses.
Cipattonal, Zipaitonal, Zipaltonal, Ci-
pactonal.
Citin, Cittin, Zitin.
Colhuacan {Clavigero), Culhuacan, Culua-
can, Culiacan.
Colhuas {Clavigero), Culhua, Culua.
Colima, Colimba.
Comagre {Herrera), Comague.
Comizahual, Comicahual, Comi^agual,
Comi9ahual.
Coyapayu, Copiapo, Copiapu.
Cuismancu {Vega), Cuyz-mancu , Curis-
mancu, Cuzmangu.
Curicaneri, Curicaveri, Curicaberi, Curi-
nacanery.
Dabeiba, Dabieba.
Ebate, Ibate, Ibatte.
Firabitöba, Firabitova.
Fomagata, Fomagasta.
Guacanagari {Monte y Tejada), Guacana-
guari {Torquemada), Guacanagari,
Guamachuco, Guamachaco, Huamachuco,
Guaman, Huaman.
Guagugiona , Guahahiona, Guagagiona,
Vagoniona.
Guarionex {Torquemada), Guarianex, Gua-
rinex.
Guatabita {Fiedrahifa), Guatavita, Gatavita.
Guaxtecas, Huaxtecas, Cuaxtecatl.
Guixa, Huixa, Guitcha.
Huaccha-cuyac, Hacha-cuyac.
Huanca-villca ( Vega), Huancabilca, Guan-
cavillcas,
Huracan, Juracan, Uracan.
Huari, Vari.
■ Huayna-Capac ( Vega), Huaina-Capa, Gua-
yanacapac.
Huemac, Vemac, Hueman.
Huitzilopochtli {Clavigero), Vitzilopochtli.
Huitznahuac, Vitznahuac.
Idacan^as, Idacanzas, Ida^an^as.
En los tiempos antiguos huvo un
Cazique nombrado Ida9an9as, que en
SU idioma quiere decir, luz grande de
la tierra (s. Fiedrahita), siendo este Ida-
canzas el mismo Apostol , que Uaman
Bochica los Bogotdes, (bei den von
,,Sogamoso" beherrschten ,,Sogamosos"
am Rio Sogamoso).
Inca, Inga.
Jupura, Yupura, Yapura.
Jivaros, Jeveros, Jeperos, Xibaros, Xi-
Kukulcan , Cocolcan, Cuculcan, Cu-
kulman.
Lama, Llama.
Machokael, Machakael.
Manco {Vega), Mango, Mancu.
Mizes, Mixes,
Mizteken, Misteken, Mixteken.
Montezuma {Clavigero) , Moctheuzoma,
Muctozuma.
Muyu, Muru, Moya.
Nahuatlacas {Clavigero), Nahoas, Nahuas,
Nahuatl.
Nemterequeteba {Äcosta) , Nenquetheba,
Nemquetheba {Fiedrahita), Nemquere-
taba, Nemquereteva, Nemteretequetaba,
Nemterequetaba.
Der fremde Greis (a quien Uaman
ANHANG.
947
unos Nemquetheba, otros Bochica y
otros Zuhe) traia una Almalafa (Ober-
rock im maurischen Schnitt) puesta, cu-
yas puntas juntaba con un nudo sobre
el ombro, de donde anaden aver tomado
el trage, el uso del cabello, y de andar
descal9os (s. Piedrahita).
Nonohualco, Nonoual, Nunualco, Nono-
alca, Onohualco.
Oeüa, Oclla.
Olmekas {Clavigero), Ulmekas, Hulmecas.
Omaguas, Omeguas.
Omagua-siete, Omaguasyiete.
Paccari, Pacari, Pacaric, Pacarisca, Pa-
carina.
Pachacamac [Vega), Pachacamac, Pachia-
mac, Pagacamac.
Pachayachachi {Vega), Pachayachachic.
Panuco, Panoctlan, Pantlan. Panoia.
Pariacaca, Pariacacca.
Paris [Tlerrera), Pariz, Pariza.
Piaze, Piaye, Pyais, Piache.
Pirhua, Pyrhua, Pirahua, Piray.
Purues, Perues, Purugaes, Perrugaes, Pu-
ruhas, Purus.
Quechua [Vega), Quichua.
Quillacenca {Vega), Quellcasenca, Quilla-
cinga, Quillasinga.
Quinametli, Quinametzin.
Quito, Quitu, Thito, Titu.
Quitombe, Quitumbe.
Rabinal, Rabinall.
Rocca, Roca.
Scyri, Schyri.
Sinchi-Rocca ( Fe^ra), Sinchi-Roca, Chinchi-
aroca.
Sogamuxi, Sogamoso.
Nach dem Sturze des „'EexTat]o^'
(vonFirabitöba), eines Barbarossa: coloco-
ron en la silla de Sogamoso a voluntad
de todo el reyno un cavallero de To-
bazä llamado Nompanin, que quiere
dezir „Vasija de Leon", y ä este le suce-
diö otro de Firabitöba que se nombraba
Sugamuxi, que significca „el Encubierto"
(s. Piedrahita), y por el nombre que
tenia el Cacique troco la Provincia el
de Iraca en el de Sogamoso, corrom-
pida la voz.
Sogundomoso, Sogundomoxo.
Supay {Vega), Zupay, Zopa.
Tamagostat, Tamagostad, Tomagastat.
Tampu {Vega), Tambo.
Tanub {Juarros), Tamub.
Teotihuacan, Teutioacan.
Tenochtitlan {Clavigero), Tenuchtitlan,
Teuhnochtitlan.
Tenayuca {Clavigero), Tenayocan. Tonayo-
can, Tenayancan.
Tezcatlipoca {Clavigero) , Tezcatlipuca,
Tezcathpuca.
Tezcuco {Clavigero), Tezcoco, Tezcucco.
Thipe, Xipe, Xippe.
Ticci- {Vega), Tice-, Tecsi-, Ticce-, Illa-
tici-, Contici-Viracocha.
Tiahuanacu {Vega), Tihuanuco, Tihuanaco,
Tiguanuco, Tiganave, Tanahuaca, Tyay-
vanuco, Tia-Huanuco, Ti-Huanuco.
Titicaca ( Vega), Tiquicaca.
Ttahuantin-suy u Ttahuantu - suyu,
Tchanti-nti-suyu, Tahuantin-suyu, Tu-
hanti-ntin-suyu.
Toltekas, Tultekas, Tulotekas.
Tonapa, Thonapa.
Tula {Clavigero), Tullan, Tulha.
Tollantzinco {Clavigero), Tulancingo, Tol-
lancingo, Tullantzingo.
Turmeque, Turmeke.
Tupi, Tuppi, Tupy.
Tzequiles, Tzetziles.
Ubaque, Ubague, Ubake.
Umasuyu {Vega), Omasuyu.
Utatlan {Juarros), Otlatla, Utlatlan.
Vihinquira, Vichinquira.
Vilca, Huilca, Bilca.
Villac-Umu {Vega), Vilca-Uma, Vilaoma.
Viracocha, Huiracocha, Uiracocha.
Wabi, Huaves, Guabi, Huabes, Huavi.
Wanacaces, Vanaces.
Wiyatao, Huijatao.
60*
948
ANHANG.
Xequesi), Chuques-).
Xibalba, Xibalbay.
Xochimilcas, Sucliimilcas ,
milcas.
Xuclii-
Yaliuar -huaccac ( Vega) , Yaguar - Huacac,
Yaguarguaque, Yahuarhuacac.
Yucayos {Monte y Tejada), Sucayos.
Yunga, Yunca, Yungus.
Yupanqui ( Teg-rt), Yupanque, Yupangui.
Zamna, Zamma, Itzamna, Ylzamat (Hun-
Itzamna), Yzamnä.
Zapa, Sapa, Zapalla, Zapana, Kapalla,
Capana, Sapana, ^apa, ^opalla, Za-
pella, Capanac, Yumalla, Chipana,
Chapana.
Zemi, Cemis, Zemes, Chemiin, Semh
Zippa {Pledraldta), Zipa.
Zuhe [Piedraliitd), Sue.
Zutugil [Juarros], Zutuhiles.
In mexicanischen Namenserklärungen finden sich bei Buschmann zusammengestellt :
Nahuatlacatl, eig. aus nahuatl und tlacatl,
Person, zusammengesetzt, ein das az-
tekische Idiom Redender.
Matlatzinco, kleiner Ort der (matlatl) Netze.
Cuitlatecatl, Ort des (cuitlatl) Kothes.
Xicallanco, Ort der (Xicara oder Xicalli
genannten) Kürbisschaalen.
Chinantecatl, Ortder (chinamitl) Rohrzäune.
Mazatlan, Ort der (Mazatl) Hirsche.
Mixtlan, Ort der (Mixtli) Wolken.
Zacatlan, Ort des Maisstroh.
Tollan, Ort der (tolin) Binsen.
Tollantzinco, kleiner Binsenort.
Xochitzinco, kleiner Blumenort.
Tlapallan, Ort der (rothen) Farbe (Tlapalli).
Chichimecan, Ort der (chichi) Hunde (me-
can im Ortsnamen).
Chicomoztoc , sieben (chicomc) Höhlen
(oztotl).
Azcapotzalco, Ort der (Azcaputzalli) Amei-
senhaufen (azcatl, Ameise).
Tlaxcallan, Ort des (Tlaxcalli) Gebackenen
(oder Brodes).
Xochimilco, Feld (milli) der Blumen
(xochitl).
Tepeyacac, auf der Spitze (yacatl) des
Berges (tepetl).
]SIichhuacan, Land der (michhua) P'ischer.
Huexotzinco, kleines Weidengehölz.
Quauhtemallan, Ort der Holzstösse (quauh-
tematli).
Cozcatlan, Ort der Edelsteine.
Teopixca, Ort der Priester.
Utlatlan, Ort des (otlatl) Rohrs.
1) Todos agoreros (Piedrahita).
■*) In Tempeln den, Zaga genannten, Fasten
aufliegend.
Xoconochco, Ort der (Xoconochtli-) Tuna.
Amatitlan, im Seenbusen oder Amactl mit
maitl (Hand) und atl (Wasser).
Maxaltenango, in der AVegbahnung (Lich-
tung).
Anahuac, von atl (Wasser) 1) mit nahuac
(nahe bei) erklärt, führt auf Nahuatl,
wie Buschmann meint, nach dessen
Ansicht Aztli (Aztlan's) zu iztac (weiss
sein) , statt zu Aztatl (Reiher) oder
Azcatl (Ameise) zu stellen sein würde.
Ilancueitl, Weiberrock (cueitl) der alten
Frau (ilama oder ilantli).
Iztac Mixcoatl, weisse (iztac) Schlange
(coatl) der Wolken (mixtli).
Citlalicue (Milchstrassc) mit Rock (cueitl)
von Sternen (citlalin) angethan.
Ixtlilxochitl (Vanillengesicht) aus ixtli (Ge-
sicht), tlilxochitl (Vanille), wieder zu-
sammengefasst aus Tlilli (schwarze
Farbe) und xochitl (Blume).
Huitzteotl, Gott der (huitzli) Dornen,
(Gott des Hungers).
Von den Tarahumara heisst es bei
Steffel : „Sie haben so viele Buch-
stabenverwechselungen, dass es zu weit-
läufig sein würde, alle anzuführen", so
z. B. wird gebraucht c, g, q statt 1, t, r,
i statt y, s statt z (dann b u. p, m u. n,
h u. g u. s. w.). AVeiteres über die
Buchstaben- Veränderung bei Ed. Busch-
mann (Grammatik der sonorischen
Sprache, S. 436 u. flg.).
') Die Acolhuer (Acolhuacan's oder Tezcuco's)
oder (s. Buschmann) Wasser-Colhuer (Atl oder
Wasser) werden von Sahagun zu den Nahuatlalcen
gerechnet, wie (von Clavigcro) die Colhuer Colhua-
can's, welche, von den Toltekcn stammend (bei
Ixtlilxochitl), den Chichimeken zinsbar waren, als
die Azteken in ihre Knechtschaft fielen.
ANHANG.
949
lieber die (mexicanische) Revenzial- ;
form (im Subst. als tzintli, wegen i
des pron. gewöhnlich tzin , manchmal |
auch ohne pron. tzin, an Verba als [
tzinoa gehängt) bemerkt Buschmann : j
„Nicht nur an die geehrte Person,
an die sie bezeichnenden Substantiva, ,
Pronomina und Adjectiva wird tzintli |
(anus, foramen podicis) gehängt, son- j
dern auch an alle Gegenstände, welche |
in irgend einer Beziehung zu der ge- |
ehrten Person stehen, wenn man auch
vor diesen Dingen an sich gar keinen
Respect hat und haben kann" (tzintli,
tzin bezeichnet -Achtung, Ehrfurcht,
Höflichkeit, "Liebe, Wertschätzung, Lieb-
kosung, Bedauern oder Mitleid gegen
die Person oder Sache, mit oder von
welcher man redet). Tzin (de tzintli,
anus, fondement, tzinnamaca-nite, lenoci-
nari) significa reverencia, pequenez, di-
minucion, ternura de amor (s. Olmos).
Die Chibcha-Sprache ist mit der Veröffentlichung von Lugo's Grammatik durch
E. Uricoechea (Verfasser der Antiguedades Neo- Granadinas) zugänglich gemacht, als
erster Band einer sprachlichen Colleccion, die hoffentlich bald in den Erscheinungen
der noch zu folgenden Beiträge ihre Vervollständigung erhalten wird. Für einige
Namen lassen sich Deutungen gewinnen :
Chibchacum, apoyo ö baculo de los Chib-
chas.
Fuzachogua (Bachue) oder (bei Simon)
Turachogue (tura quiere decir muger
y chogue significa cosa buena).
Guatavita, remate de (gua) sierra.
P"o, zorra; Chie, luna (luz, resplandor);
sua, sol.
Chie, nosotros, honra, hortiga, luz, mez
. (bei Lugo).
Chia (Yubecayguaga oder Huythäca)
wurde von Bochica in eine Nacht-
Eule verwandelt oder in den Mond
(als Frau der Sonne), a que anaden los
Ubaques, que la tal Chia era muger de
Vaqui y tuvo una hija, que" casö son
el capitan de los demonios (Piedrahita).
Gueza (el sacrificado), la victima del sacri-
ficio), significa errante, sin casa (oder
Quihica, que quiere decir puerta).
Fomagata (simbolo del mal) significa fuego,
masa fundente.
En lo que se convienen, todos los
Indios Moscas, es en aver sido anti-
quissimo el seriorio del Tunja, a que
anaden los Tunjanos aver tenido prin-
cipio con la autoridad supremo de uno
de los mas antiguos pontifices de Iraca,
welcher kraft der von Idacan9as (que
es lo migmo, que el Bochica) in der
Nachfolge auf ihn übergegangene Auto-
rität unter den Kriegen der Häupt-
linge (los Caziques de los Mozcas) einen
Gottes -Frieden herstellte, und in der
Wahl seiner Berather, Hun9a-hua (in
Hun9a oder Tunja) zum (Zaque) König
einsetzte (als Zaquen-Zippa neben dem
Zippa).
Das Land der Chibchas^) lag „entre la cordillera al Oriente de Bogota hasta
las cercanias de Facatativa y desde Zipaquira hasta el rio Tunjuelo (nach Uricoechea).
Los habitantes de Tunjuelo eran de orijen caquesio, y los de Fontibon Chibchas de
la raza conquistadora (hinsichtlich der Schädel aus den Ausgrabungen). Die Chibchas
grenzten im Süden mit den Sumapaces, im Osten mit den Caquesios, sowie Ipuyes,
1) Uricochea führt als Sprachen Colombiens auf: Im Westen: Abade, Amursa, Anapoima, Ana-
bali, Auyame, Choc(^, Citarac, Cuaca, Dagua, Jlanipo, MosteJ, Noana, Novita, Guinchia, Guirrubia,
Syria, Tibabue, Timbo, Talon, Guanaco, Malvassae, Koänama, Cuna (Atrato), Coconuco, Ptliiularo,
Guaubia, Mesaya. En el Tolima: Panche, Pijao, Andaqui, Jfeiva, Päez, Timana, Putumayo, 3Iacaguaje,
Correguaje, Amaguaje, Mocoa, Sebondoye, Inga (Andaqui) Guaque. Rcjion del Caquetä: 3Iariquitare,
Yocura, 'Enagua, Muco, Cabiuna, ilitua, Guaipunabi, Azaneni, Cofane, 3Iaco, Manativita, Aguas (Rio
Napo), Yete (Rio >'apo\ En Panama, BoHyar y Magdalena: Dariel, Caribe, Guaimia, Yule, Tairona,
Goajiro, Opon, Cueva, (lengua de los Chocamos, Panama), Citarä, Cunacuna, Mosquito, Savaneric (Verä-
guas). En Cundinamarca i Boyacii : Chibcha, Tunjana, Duit, Tuneva, Muzo, Moriote, Guacico, Cliita,
Sinsiya, Itoco. Rcjion del Meta: Saliva, Ature, Piaroa, Maipure, Avane, Catene, Parene, Guipanare,
950
ANHANG.
Achaguas und Tames, im "Westen mit Muzos, Colimas, Panches, sowie Calandaimas,
Parriparries, Amurcas, und im Norden mit Agataes, Chipataes und Guanes. Was jetzt
Chibcha genannt wird, als lengua mosca ö muysca, ist die Sprache „que se hablaba
en los principales pueblos y an la corte de esta nacion, en la sabana de Bogota, desde
Tunjuelo hasta Zipaquira y desde Bogotd hasta Facatativa. En las otras partes, aun
entre los pueblos sometidos al Zipa, se hablaba la lengua de Tunja hasta Gualavita y
la Diut al Oriente de esta valle. Die von Simon's zweitem Bande in Bogotd an-
gefertigte Copie wird, wenn die Fortsetzung zu erlangen ist, veröffentlicht werden, da
sie sich bis jetzt, ausser in der Wiedergabe bei Kingsborough, noch nicht gedruckt
findet.
Als Indianerstämme im Territorio del Caqueta finden sich (bei Perez) aufgeführt:
sobre el Rio Inirida: Guaipunabis; sobre el Orinoco: Maquiritares ; sobre el Guainia:
Azanenis, Macuenis, Guaripenes de Guanai, Manivas, Airicos; sobre el Guaviare: Mi-
tuas, Churuyes, Guaiguas; sobre el Vaupes: Vaupes, Enaguas ; sobre el Apoporis:
Yocunas, Mucos, Cabiunes; entre el Guaviare y Caqueta: Guaques; entre el Yari,
Caguan y Orteguasa; Correguajes, Tamas; en la Cordillera: Andaquies; entre el Putu-
mayo y el Caqueta: Macaguajes, Amaguajes, Guitotes ö Huitotes ; sobre el Aguarico:
Cofanes, Macos; entre el Apoporis y el Yupurä ö Caqueta: Orelludos, Cabacabas; en
el Yupurä y sus afluentes meridionales : Cafuanas, Moroquenis, Moruas; sobre el Putu-
mayo: Agustinillos, Orejones, Mayaties, Mariates, Yuries, Picunas, Paseses.
Für die Erklärung peruanischer Namen folgen einige der dafür verwendbaren
Worte aus Markham's Quichua-Dictionair :
Acllani, to choose, select, set apart.
Aclla-cuna, virgins of the sun,
Aclla-huasi, convent of the virgins of
the sun.
Aenani, to perform a ceremony.
Acna-cuna-camayoc, master of the cere-
monies.
Allco, a dog (canis Ingae).
AUi, good, satisfied.
Alli-runa, a gentleman.
Alli-yachic, physician.
Alpa, earth, dust.
Ama, not (no).
Amanisca, a prohibited thing.
Amaru, a large snake.
Amanta, wise, prudent, able, learned.
Anas (aiias), a fox (atoc, canis Azarae).
Ancas, blue.
Apu, a chief, lord.
Apusquepay, leader of an army.
Aranya, a masked dance.
Ari, yes.
Arpani, to sacrifice with blood.
Arpana-cuna, instruments for sacrifice.
Arpana-pacha, the time of sacrifice.
Atau, Chance, game, fortune of war.
Atauchi, a married prince of the royal blood.
Ati, a bad omen.
Ati-mosccoy, a bad dream.
Atipani, to conquer.
Atipac, powerful.
Atic, a conqueror.
Atiy, victory.
Aucca, enemy, traitor.
Guirupa, Achagua, Guisaniva, Amarizana, Quajibo, Otumaca, Toparita, Quiriquiripa, Betui, Jirara, Ele,
Airica, Situja, Guarera, Manare, Taine, Dialecto betui, Aiauca, Cocatia, Guaican, Guaiva, Chiricoo,
Yaj-ura o Japoen, Uruba, Amorua, Enagua, Tama, Zeona. Lenguas extinguidas ya en el siglo pasado :
Chibcha, Calamar, Almaguer, Caivana, Chimica, Chiaizaque, Gorrone, Guaraepoana, Guatica, yatagaima,
Gueca, Curumene. Als (alte) Sprachen des Isthmus verzeichnet H. Bancroft: Kicoya, Cerebaro, Chiriqüi,
Burica, Veragua, Paris, Escoria, Biruqueta, Nata, Urraca, Chiru, Chame, Chicacotra, Saugana, Guarara,
Cutara, Panama, Chuchura, Chogre, Chepo, Cueba, Quarecua, Chiape, Ponca, Pocora, Zumanamä, Coiba,
Chitarraga, Acla, Careta, Darien, Abieiba, Abenamechey, Dabaiba, Birü, Tule, Cbolo, Doracho, Cimarron,
Bayano, Manzanillo (oder San Blas), Mandingo, t'una, Cunacuna, Chocö, Caomane, Crabä, Idiba, Paya,
Goajiro, Motilone, Guameta, Cociua,
ANHANG.
951
Aucca-aucca-pacha, time of war.
Auccani, to figlit.
Auccac, a soldier.
Auccac-cunap-apu, general in chief.
Auccay, battle, war.
Auccay-huancar, war drum.
Auqui, unmarried prince of tlie royal blood.
Auqui-cuna, nobles.
Aya, dead.
Aya-huasi, a tomb.
Aycha, flesh.
Aychannac, the spirit.
Ayllu, lineage, tribe, family.
Ayllu-ayllu, good lineage.
Ayllu-runa, a relation.
Ayri, an axe.
Caca, uncle, brother of the mother.
Cacca, rock.
Cacca-pata, top of a rock.
Cacha, a messenger.
Cachi, Salt.
Caci, a fast.
Cacim, it thunders (cunnunam).
Callchay, harvest.
Callqui-rumi, paving-stone.
Cama-allpa, fertile land.
Camayoc, official.
Camachic, a governor.
Camachinacuy, Council.
Camachisca-simi, law.
Camachiy, government.
Camani, to create.
Camac, creator.
Camasca, creation.
Caru, distant, far off.
Caru-runa, a foreigner.
Casma, a clod of earth.
Catay, son-in-law.
Causani, to live.
Colla, a remedy.
Colli, reddish-brown colour (cuUi, red).
Coptra, a storehouse.
Cosa, husband.
Cuchuna, knife.
Cunani, to advise, counsel.
Cunac, councillor.
Curac, the eldest son.
Curaca, chief of a tribe.
Cusillu, monkey.
Cutini, to overturn.
Cuti, time.
Ccallampa, a mushroom.
Ccallani, to break.
Ccapac, rieh, grand, illustrious.
Ccapac-apu, a great lord, king.
Ccapac-ayllu, royal family.
Ccapac-ccoya, the queen.
Ccapac-llacta, the capitalcity.
Ccapac-yahuarniyoc, blood royal.
Ccapac-Ynca, the sovereign.
Ccapacay, empire.
Ccaramuc, a servant.
Ccarhua, yellow.
Ccari, a man. «
Ccasa, ice.
Ccaspa, toasted maize.
Ccatu, Market.
Ccauchu, a witch, scorceness.
Ccaunihua, a spy.
Ccocha, lake (Mama-ccocha, the sea).
Ccocha-pata, banks of a lake.
Ccochap-pocchiccen, waves of the sea.
Ccollqui, silver.
Ccomer, green.
Ccomer rumi (or Umina), emerald.
Ccompi, fine cloth.
Ccoppa, blue.
Ccori, gold.
Ccosa, husband.
Ccosantin, husband and wife.
Ccosannac, maiden.
Ccosayoc, married woman.
Ccosap-mama, mother-in-law of the wife.
Ccosco (Cuzco), navel, centre, capital of
the empire of the Incas.
Ccoya, queen, princess, deity ofamine, shaft.
Ccoyllur, star.
Ccuhunini, to thunder.
Ccuhunin, thunder.
Ccuichi, a rainbow, the Standard of the Yncas.
Ccullu, wood, timber.
Cculluy, a large ant.
Huilca (Vilca), sacred.
Huillac Umu, great-grandchild.
Huyra, end of all things.
95:
ANHANG.
Ccummunum, earthquake.
Chaca, a bridge.
Champa, clod of earth.
Champi, a nail, mace, a batttle-axe.
Charapa, a turtle (spruce).
Chatani, to accuse.
Chataycuycay, confession.
Checcana, pickaxe.
China, female (animals).
Chinca, a jaguar.
Haccu, flower.
Hacha (or Sacha), a tree.
Hachap-rurun, fruit.
rapin, leaves.
chapran, brauch,
pichin, root.
ccullun, trunk, stem.
quina, stem.
ccaran (see Quina), bark.
hualpa, wildfowl.
Hachasapa-pampa, forest.
Hancca, lame.
Haptay, stab.
Hatun, great.
Hatun-ayllu, the whole nation.
Hatun-apu, principal judge.
Hatun-pacha, harves time.
Hatun-rucana, thumb,
Hatun-poccoy, spring, February.
Hatun-rimuy, a royal decree.
Haylli, a song of triumph.
Hirpu, a transparent quartz.
Huaccha, poor.
Huacchay-cuyay, compassion.
Huaccha-cuyac, „benefactor of the poor".
Huahua, child, grandchild,
Huahuaricuni, to teil tales to cbildren.
Huampu, boat, ship.
Huanca, mournful verses.
Huancar, a drum.
Huanca-camayoc, drummer.
Huanuy, death.
Huanuc-quilla, half-moon.
Huarmi, a woman, wife.
Huattuni, to guess, prophesy.
Huattucay, a game of riddles.
Huattucupuni, to count (Quipumanta-
huattucupuni, to read the quipus).
Llaclana, an adze.
Llacsac, a phantasm.
Llacta, a town.
Llactamasintin, towns people.
Llactayoc, Citizen.
Llactanac, vagabond.
Llama, a beast, llama.
Llama-cancha, a yard.
Llama-michec, shepherd.
Llama-conopa, an idol in the shape of a
llama.
Llimpi-cuna, colours.
Lloque, left hand.
Macana, a club.
Machu, old.
Machu-cuna, ancestors.
Machucay, age.
Machuypa yaya, grand-grandfathcr,
machi, great-great-grandfathcr.
Maqui, hand.
Marca, tower, house with Upper stories, a
village on a hill, a fortress.
Maucca, old.
-causay, past life.
-yachacusca, ancient costums.
Alayu, river.
- -pata, banks.
- -purina, source,
- -tincu ting-o), confluence.
- -uichayta, up the river.
- -urayta, down the river.
Mayup quimraynin, breadth of a river.
Mayup puriquen, current.
Mitta (mita), time, turn, harvest.
Mosoc, new.
-quilla, new moon.
-nina, sacred fire, vernal equinox.
Ntin, together with.
Nunu, spirit (Man-allim-nunu, espiritu
malo).
Occlani, to hatch, to warm in the bosom.
Ocoti, anus.
Paccari, morning.
Pacco, red.
Paccha, a stream.
ANHANG.
953
Pacchani, to flow.
Paclia, time.
Pachac, a liundred.
Pacsa, moonshine.
Patpa, wing, feather.
Paucar, beautiful.
Pauchi, waterfall.
Pincullu, a flute.
Pinta, flsh hook.
Pirca, a wall.
Piscu (Pisco), a bird.
Ppacha, earth, the world.
Ppacha-camac, creator of the world.
Puca, red.
Puncu, a door.
Punchau, a day, the sun.
Quellay, iron.
Quellu (Ccello), yellow.
Quena, a flute.
Quepa, trumpet.
Rihuy, a club.
Riti, snow.
Riti-mitta, winter,
Ruccana, tinger.
Runa, a man.
Runa-runa, a crowd.
Runtu, an egg.
Rupani, to burn.
Rupay-mitta, summer.
Sacsa-huaman, eagle (the fortress of Cuzco).
Sapa, only one. Added to nouns, as a
particle to denote degree.
Sapay, only (Yncap sapay churin, the heir
apparent}.
Sapallan apu, only lord.
Sapallan ccoya, only queen.
Sapallan Ynca, the sovereign.
Sinchi, strong.
Siui, a ring.
Sonocco, heart (frequently added to a nom
tö denote heartiness or proficiency).
SuUu, premature.
Tian-tian, a grasshopper.
Titi, lead.
Titu, august, liberal, magnanimous.
Tituni, to provide.
Topu, measure of land, a large pin.
Ttiu, sand.
Tumi, a knife.
Tupac, a royal thing, resplendent, name of
honnour.
Tupa-cochon, a piece of gold set with
precious stones, into which the royal
fringe was fixcd.
Tupa-coca, royal provision for couriers.
Tupa-yanti, the regal sceptre.
Tushuy, a dance.
Uiniani, to increase.
Uira (or Vira), foam, grease.
Uiru, maize stalk.
Umu, a priest.
Umutu, a dwarf.
Urccu, mountain.
Uru, Spider (cusi-cusi, apasanca).
Uru-Uican, cobweb.
Usuta, sandal, shoe.
Utcu, cotton.
Uuturuncu. a jaguar.
Yahuar, blood.
Yahuar-masi, bloöd relation.
Yahuarini, to bleed.
Yana, a servant.
Yana-cuna, Indians bound to service.
Yaya, father, master.
Yllani, to shine.
Yllapa, thunderbolt.
Yncca, each.
Yupanqui, virtuous (Yupanqui is the
second person singular, future, in-
dicative of Yupanqui, and signifies
literally „You will count',. Meaning
that he who bears this title will count
as one whs is excellent for his virtues,
clemency, piety, etc.).
Yurac, white.
Yurini, to be born.
Yuyani, to think, remember.
Yuyacuni, to meditate.
Yuyana, thought.
Yuyay, memory.
Yuyap-ppitini, to faint.
954 ANHANG.
Besonders wild ist die Namensschreibung in den antillischen Berichten, wofür
ohnedem fast jede Controlle fehlt. Vielleicht findet sich dahin gehöriges in Naudin:
Les Caciques de Haiti, ein Buch, das ich bereits seit Jahren antiquarisch in Havana
und Port-au-Prince suchen lasse, ohne es bis dahin erhalten zu haben. Da es bei
Guell y Rente's Romanze (tradiciones de America) benutzt sein mag, ist mitunter
darauf Rücksicht genommen. Monte y Tejada sagt von den auf Hayti gesprochenen
Dialecten, ,,que el del centro de la Vega tenia mas sonoridad y pureza". Este idioma
era el Yucayo, que hablaban todos los habitantes de las Islas conocidas hoy por las
Lucayas ö Antillas, no obstante que habia alguna variedad entre estos mismos. Era
muy rico, fluide, sonoro, original, y de tan sencillo artificio en sus raices y derivados,
que admira el mecanismo de su formacion, pues que con un simple monosilabo o disi-
labo variaban las voces de significacion, siguiendo siempre su recta analogia. Estas
voces a que nos referimos, se contraen a los nombres propios, que son los ünicos que
nos han quedado, y a cierto nümero de terminaciones, qne, aplicadas a la gencracion
de las otras palabras, demuestran la fecundidad del principio fundamental del idioma.
Estas raices estaban reducidas a un örden de anteposiciones, y que cuando empe-
zaban, mediaban ö concluian, aunque variaban el sentido de las voces, conservaban
cierto enlace con la idea generadora, como se advertira en el siguiente catälogo, que
presentamos a la curiosidad publica.
I o
En ana.
Principio i.*^, Ana-caona, Ana-na, Ana-mü.
Medio, 2.*^ , M-ana-jü, Guac-ana-gari, M-ana-ti.
Ein., 3.^ , Magu-ana, Igu-ana, Sab-ana.
En agua.
Principio, i.^, Agua-cate, Agua-bama, Agua-ji.
Medio, 2.^ , C-agua-so, Gu-agua-si, Y-agua-sa.
Ein, 3.^ , Dicay-agua, Y-agua, Jac-agua.
En coa.
Principio, i.^, Coa, Coa-ibai, Coa-guateje.
Medio, 2*^ , 0-coa-je, Gua-coa-nejo, Ba-coa-nabo.
Ein, 3.*^ , Majiba-coa, Caya-coa, Barba-coa.
Estas raices conservaban la idea madre en las aplicaciones, ä los lugares, personas
ö cosas. Se advierte que las terminaciones en ana eran aplicables ä la agricultura, ö
ä donde ecsistian simientes, yerbas, ö frutos, ö ä las personas que las poseian; y por
eso era mas comun su uso, como
Guanäbana, Anana, Guatäpana, Anayboa, Guacanagari, Anacaona.
Entre las que se aplicaba el agua, se referia a los lugares donde corrian aguas, a
los litorales de las costas, ä las frutas acuosas, ö ä las personas que poseian esos ter-
renos, como
Dicayagua, Aniguayagua, Jacagua, Macagua, Maguä.
ANHANG. 955
Las en coa eran aplicadas ä las cosas en que ecsistia el fuego como elemento y ä
personas ö lugares donde comunmente se le veia, y esto queda justificado con observar
que todos los nombres propios de pueblos ö las cosas ö personas quemadas, ö lugares
donde hubo un incendio, ö las proprias a la combustion, llevan en si esta raiz gene-
rativa, como
Guasabacoa, Ocoa, Cayacoa, Majibaco, Bacoanoboa, Coa, Barbacoa.
En algunos idiomas modernos vemos este örden de composiciones, siguiendo el
mismo principio, como sucede en el Ingles con Town: Elizabeth town, George town,
Spanish town, y otros.
La sonoridad y fluidez del idioma estä reconocido en la riqueza y lujo de voca-
les, diptongos y triptongos, de que hacian uso con no poca profusion, lo que justifi-
caba, hasta cierto punto, las aserciones que anteriormente hemos asenlado. Usaban de
unas y otras en las terminaciones, como para darle mas sonoridad y fluidez a las voces
ö periodos, conservando asi el eco y suavidad en la reproduccion de los sonidos. Las
voces siguientes demostrarän la verdad de esta proposicion.
En ai.
Cahai, Provincia Occidental de la Isla.
Adamanai, La Isla Saona.
Caibai, Purgatorio de los ludios de Ayti.
En ao.
Bao, Rio de la Isla.
Bonao, Cacique, y Ciudad de la Isla.
Cibao, Centro de las montanas de la Isla.
Mao, Rio en el despoblado del Norte.
Guarcao, Päjaro ö Ave de los rios de la Isla.
Ca, Ave del genero de las Urracas.
En ei.
Mamei, Fruta de Santo Domingo.
Atuei, Cacique de la Isla, emigrado ä Cuba.
Canei, Caserio Indio.
Igiiei, Cacicato del Este de la Isla.
Copei, Arbol rasinoso que produce la goma.
En ia.
Naboria, El Siervo ö Esclavo.
Jutia, Cuadrüpedo indigena de la Isla.
En io.
Bohio ö Bojio^ Nombre de la Isla Espanola.
Macio, Planta acuätica.
956 ANHANG.
En i.
Ayti, Nombre Yucayo de la Isla.
Manati, La Vaca Marina de las costas de la Isla.
Aji, Fruta picante como la pimienta.
Macori, Provincia del Xorte de la Isla,
Quemi 1
Cori / Tres especies de cuadrupedos indigcnas de la Isla.
Mojui j
En oa.
Canoa, pequena embarcacion India.
Coa, instrumento de agricultura.
Barbacoa, aposento alto en el techo de las casas.
Ocoa, puerto en el Sur de la Isla. '
Cayacoa, Cacique de Higuey.
En ua.
Magna, Cacicato de la Vega Real.
Jagud, Fruta silvestre parecida ä la pera.
Aniguayagua, Cacicato en el estremo Occidental.
Unter den Bewohnern Hayti's : los de Maguä, Marien y Jaragua cran mansos y
pacificos, los de Maguama e Higüei eran guerreros y poco sufridos (Sus adornos eran
aros de oro en las orejas y narices, Coronas en sus cabezas y brochetes en los brazos
y piernas, y otras piedrezuelas y conchas que completaban sus arreos; sus armas, la
flecha y aljaba, el hacha de piedra y la macana). A la gente del pueblo le cortaban
sus cabezas cuando morian, y las colgaban en unas «-canastas ö cestos que tenian al
efecto en sus casas para recordar a las personas que habian amado (während die
Leichen der Caciquen, nach dem Dörren am Feuer, in einer Höhle beigesetzt wurden).
INDEX.
Areitos 313.
Boitio 292.
A.
Arnava 25. 28. 58- 67.
Bri-bri 283.
Abah 319.
155-
Busse 737.
Abibe 241.
Atabeira 288-
Bxogmoa 190.
Abstammung 616.
Atabex 295.
c.
Aburra 239.
Ataguju 177.
Acamapichtli 462.
Atau 4. 48. 92. 172. 179.
Cacha 29. 45. 46. 58. 66.
Achacallas 66.
Atayococ 387.
Ca^i 172.
Acliihab 688.
Atit 319.
Calpixques 685.
Achiutla 532.
Atrato 242.
Calpullec 688-
Acolhua 398 n. a. a. O.
Atumuruna 156.
Camaxtli 467. 496.
Aculma 401. 553.
Atun-Viracoclia 27.
Caiiares 89.
AfFen 41.
Ayamarca 9. 177.
Canas 59.
Ahpop 317.
Ayar 8- 48. i33- Hi- I44-
Canas 154.
Ahtlan 318.
172.
Canches 154.
Akambu 300.
Ayarache 133.
Canek 369.
Alco 51.
Ayaviri 4. 153.
Canopa 61 u. a. a. O.
Allcay-Vilca 28. 148.
Ayllo 89.
Capacabana 46.
Amaqueme 402. 451.
Aymaraes 149.
Cara 70. 83. 85. 102.
Amanta 22. 165.
Aztlan 394.
Caraiben 30. 33. 37. 79.
Amazonen 2. 32. 39. iio.
Caramanta 238-
132. 176. 231-. 480. 917.
B.
Cari 7. 28. 39-
Ameisen 351. 555.
Baali 519. 525.
Cariben 243. 245. 252. 264
Amoxoaque 38^-
Bacab 374.
290. 296. 311. 842.
Anahuac 519.
Bachue 188.
Caruincho 56.
Anserma 236.
Balam 320.
Catequil 44. 187.
Apo 129.
Beichte 750.
Cavinas 18. 40. 91. 154.
Apoala 523. 532.
Beschneidung 704.
Cavres 289.
Apotin-Viracoclia 27.
Bestattung 756.
Genial 351.
Apu-Manco-Capac 66.
Blindheit 62.
Centeotl 579. 601. 638.
Apu-Tambu 42. 46. 66. 172.
Bochica 187. 199.
Cerquin 282.
Arcca 19.
Bogota 196.
Chaco 180.
Are 208. 212.
Bohitos 295.
Chalchuitl 499 u. p.
958
INDEX.
Chancas 6. lo. 52. 140. 150.
Chanchan 103.
Chanes 356. 360.
Cheques 215.
Chia 195.
Chiapaneken 357.
Chiapas 359 u. a. a. O.
Chiape 252.
Chibchacun 187. 199-
Chichen-Itza 363. 368. 802.
Chichimeken 381. 410. 430.
452.
Chicomoztoc 455.
Chile 158.
Chima-Panaca 56.
Chimalma 480. 515.
Chimalpopoca 463.
Chimbo Icagua 173.
Chiminigagua 187.
Chimizapagua 201.
Chimo Capac 116.
Chimus 79. 87. 99. 115.
Chin 373.
Chinax 361.
Chincha 2. 6. 73. 102.
Chingana 12. 24.
Chipiripe 262. 575.
Chiriguanos 13. 16.
Chiriqui 274.
Chita 28. 58.
Chivim 357.
Cholula 428. 485. 499. 517.
Choluteken 271. 273.
Chones 356. 365.
Chorotegen 313.
Chua 106.
Chuquichana-Viracocha 27.
Churi Inti 14.
Cibuney 288-
Cihuacohuatl 625.
Cipactli 553.
Cipactonal 483.
Citin 398- 516.
Citinalonali 479.
Citlalatonac 565.
Civacoatl 623.
Coamizuqual 277.
Cocomes. 360. 366 368.
Coconucos 240.
Cocopitl 453.
Colcabamba 129. 173.
Colimbas 85.
Colla 147.
CoUao 55. 120.
Collas 14. 152.
Comagre 280.
Con 41. 48. 62. 64. 68. 176.
Condor 62.
Condoy 535.
Con-Tici-Viracocha 67. 128-
Coniraya Viracocha 63.
Conopa 63.
Contici 58.
Copan 355.
Cori 152.
Coxcox-Coxcoy 417.
Coza 347. 492.
Cuca 2i8-
Cuexa 253.
Culhua 393 u. p.
Culiacan 550.
Cumana 243.
Cunas 242. 256.
Cunis i8i-
Cuquimancu 73. I15.
Curicancha 129. 147.
Curicaneri 538.
Cuysmancu 13. 115. 119.
Cuzco 26. 29. 40. 89- 1^8
131. 134. 167. 175.
Dan 318-
Diaguitas 15. 22.
Dynastien 169.
E.
Eclipse 604.
Ehe 650.
Eier 57. 61. 146.
Eldorado 18. 26. 230.
Erbschaft 656.
Erde 570.
Ernte 747.
Esmeraldas 84.
Espave 257.
Eten 93.
Eyeri 289-
F.
Feste 621. 741.
Feuerentzündung 672.
Firabitoba 190.
Fische 74. 79.
Fischmensch 79.
Fluth 558.
Frosch 485.
Furachoque 201.
Furatena 211.
G.
Garanchacha (Guaranchacha)
189.
Gärten 672.
Geburt 797.
Grünstein 84- 96.
Guabanex 309.
Guaca 295.
Guachemimes 49. 177.
Guacheta 196. 206.
Guahahiona 287.
Guajiro 287.
Guamachuco 177.
Guanacauri 134.
Guano 76. 78-
Guarayos 12. 31.
Guarionex 285-
Guatavita 196. 206.
Guaynay 171.
Gucumatz 564 u. a. a. O.
Guesa 207.
Guispeguanagai 56.
Guixa 521.
Gynaikokratie 132. 190. 221.
481.
Hacavitz 318.
Handelsfahrt 76.
Hapi-nunos 66.
Hatun-Collas 29.
Haus 223. 290. 309. 674.
Hausthiere 15.
INDEX.
959
Henditare 544.
Hicara 43.
Hilvaya 66.
Himmel 571.
Höhle 304. 317. 543.
Huabi 81.
Huaca 10. 61.
Huaca-ynan 89.
Huanaco 178.
Huancas 52.
Huancavilca 83.
Huara 43.
Huaracu 43,
Huaralla 43.
Huari to. 43.
Huarochiri 56. 60.
Huastecas 383. 506. 701.
Huehuetapallan 418.
Hueman 496. 501. 509. 515.
Huitzilopochtli 597 u. a. a. O.
Huitziton 456.
Huitznahuac 427.
Hunapu 323.
Huncahua 192.
Hund 7. 51. 128. 588.
Hunza 191.
Huracan 303.
laia 288.
lamapo 93.
Ica 79.
Icheiricou 300.
Idacancas 89. 197. 217.
Idacanzas 9. 197. 217.
Ilacomihua 423.
Ilancuait 455.
Illatici-Viracocha 121. 131.
Ilocap 320.
Imox 372.
Inca 50. 149. 229.
Inga Roca 12. 136. 139. 171.
Inti 120.
Inti-Capac 12. 140.
Intip-Churi 29.
Jooalliehecatl 575.
Jovobaba 305.
Ipi-Ticatame 539.
Iquibalam 335.
Iraca 189.
Ii-echa 544.
Irimo II.
Itzac-Mixcoatl 455. 480.
Itzaob 63.
Jujuh 10. 81. 538-
Jünglingsweihe 799.
Ivaros 83-
K.
Kallinago 299.
Kaufleute 696. 746.
Kind 658.
Kinich-Kamo 343.
Kleider 670.
Kloster 750. 787.
Ku 364.
Kukulkan 344 u. a. a. O.
Kurfürst 189.
Kuru-rumany 60.
L.
Laches 208.
Lambat 361.
Lambayeque 93.
Landbesitz 678.
Langhäuser 31. 236.
Leichenbekleidung 758.
Llactayoc 10.
Llira 49. 171.
Lloque Yupanqui 137.
Loki 802.
Louquo 300.
Lukku 35.
Lukku-Iri 292.
M.
Maboya 300.
Macehuales 689.
Machakael 307.
Machay 10.
Malqui 10.
Mama-Ciboca
Mama-cocha 75.
Mama-Huaco
Mama-Oella 175.
Mames 321. 332.
Mancu 119. 142.
Mandingas 259.
Manes 149.
Mango Capac 134. 145.
Marca 44.
Marcayoc 10.
Maske 764.
Matagua 129.
Mayapan 344. 365.
Mayas 453 u. a. a. O.
Mayo 321.
Mayta-Capac 140.
Mecos 469.
Aleire 60.
Menschenschöp fung 292.554.
Metallarbeit 671.
Metztitlanecas 682.
Meztli 605.
Mictla 276.
Mictlan 519. 576.768.
Miquitlanteot 577.
Mixes 485. 523.
Mictecatl 455.
Mochica 93.
Mojanes 217.
Momutztli 596.
Monan 60. 71.
Mond 202. 266. 295. 300.
605.
Montezuma 501 u. p.
Mozas 207,
Munaos 10.
Muru-muru 53.
Muzos 208. 222.
N.
Nachan 361.
Nagrando 272.
Naguales 282.
Nahoas 391.
Nahuatl 704.
Nanaotzin 602.
Naoali 792.
Nappatecuhtli 630.
Nasenschmuck 239. 291.
Nata 252. 417. 546. 801.
Naymlap
Nemaquiche 333.
960
INDEX.
Nemi 417.
Nemterequeteba 193.
Nena 546.
Netzahualcoyotzin (Neza-
hualcoyotl) 465.
Nohen-ial 362.
Nonohualcos 365.
Olmeken 270. 352. 380. 385-
503. 507. 513.
Omaguas 18. 26. 35. 109.
228- 229.
Omasuyu (Umasuyu) 176.
Ome-Acatl 490. 501.
Omeahuatl 575.
Ometecuhtli 575.
Ometochtli 579.
Omeyateite 575.
Opfer 139.
Opia 307.
Opu 489. 575.
Opuchtli 631.
Orejones 18 u. a. a. O.
Otomiten 413. 434.
Oton 413.
Ototiun (Otolum) 362.
Oxomoco 381. 483- 553.
Pacari-tambo 46. 128- 133.
Pacarini 11. 41.
Pachacamac 40. 46. 49. 61.
65. 79. 104. 172 u. p.
Pachacuti 5. 124. 177.
Pachayachachi 29.
Palenque 362.
Pampas 182.
Panches 222.
Panos 109.
Panotlan 330. 346. 379.
Pantheon 611.
Papa 790.
"Papahua 603.
Papameme 108. 232.
Papua 489.
Pariacaca 56. 146.
Pariila 177.
Parima 20.
Pariz 251.
Paucar 138-
Paucartambo 129.
Paxil 325.
Payaqui 329.
Paytiti 14. 16. 26.
Petela 520.
Pezelao 529.
Phallus 610.
Piache-Piaye 301.
Pijaos 210. 235.
Pilan 157.
Pillalli 687.
Pinahua 175.
Pinopiaa 535.
Pipiles 277.
Pirhua 8- 2.2. 123. 130. 157.
163.
Pirhua-Manco 141. 156.
Pitao 522. 529.
Poeras 3.
Popayan 239.
Pozo 238.
Priester 780.
Pulque 701.
Puma 30.
Punchao 29. 120.
Puquina 93.
Purues 86. ii8-
Purumpacha 46. 66. 146.
Putumayo iii. 229.
Q.
Quaqua 259.
Quebi 258.
Quechua 127. 151.
Quetzalcoatl 276. 343. 354.
456.485. 487- 507- 554-
787-
Quexuga 577.
Quiateot 273.
Quiche 325.
Quillasenca 54. 223.
Quinames 331.
Quinameten 526.
Quinametzin 380.
Quipu 146 u. p.
Quisura 28- 42,-
Quitecuani 6. 10, 76. 8i- 539-
Quitumbe 6. 92. 170.
Quitus 63. 82.
Quivira 473.
Quizqueia 287-
R.
Ramiriqui 195,
Rayu (Razu) 43.
Republik 24. 120. 149.
Riesen 22. 72. 82. 87. loi.
231. 251. 401. 505. 561.
Rimac 74.
Rimgrim 6. 102.
s.
Saco 259.
Sahacon 68.
San Agostin 113.
Saiiuc 129.
Savacou 302.
Schädel 238.
Schlangen 62.
Schleuder 8- 178-
Schmuck 664.
Schrift 24. 166.
Schwägerschaft 656.
Scyri 66 u. a. a. O.
Seelen 776.
Seelenland 590.
Seen 11. 14. 29. 45. 122.
Sinchi Cosque 163.
Sinchi-Roca 132.
Sklaven 693.
Smaragd 85- 2,11. 500.
Soclococha 150.
Sogamoso (Sogamuxi) 183.
197. 201. 205.
Songeno-Tacoro 736.
Sonne 7. 21. 40. 44. 99. 148.
203. 219. 260. 295. 300.
389. 452. 53^- 565-
Sonnenalter 556.
Sonnenhaus 582.
Spiegel 595.
Steine 7. 44 u. a. a. O.
Steingeräth 663.
INDEX.
961
Steinhaufen 754.
Sterne 606.
Strasse 197.
Suamoz 193.
Suesca 241.
Sumc 12. 60.
Surites 538.
T.
Tabak 700.
Taini 292.
Tamagostad 280.
Tambo-Soko 131.
Tamoanchan 330. 355. 379.
419.
Tamoi 12. 31.
Tamub 330.
Tanga 47.
Tapir 360. 366.
Tarapaca 61.
Taras 494. 538-
Tariacuri 543.
Taufe 739.
Tay-Sacaa 524.
Tcayaomiqui 553. 586.
Tecos 541.
Tccpantlalli 679.
Tecsi-Viracocha 7. 65.
Tecuhtli 694.
Tecuzistecatl 602.
Teocalli 632.
Teochicliimcken 401. 482.
Teo-Culhuacan 402.
Teotihuacan 602.
Teotl 490,
Tequinas 259.
Teules 415.
Tezcatlipuca 398- 48 !• 509.
552.562.593.641. 737.
Tezozomoc 412.
Thierherrscliaft 44.
Thomagata 189.
Tiahuanaco 49. 69. 161.
Tianguez 698.
Ticci-capac 59.
Tilantongo 524.
Timana 91.
Titi 176.
Bastian, A merica.
Titicaca 172. 175.
Titlahuacan 417.
Titu 49. 163.
Tlacopile 551.
Tlabuan (Tlahuacan) 8- ^']^
Tlaloc 381. 573. 584- 624.
641. 762.
Tlalteotl 562.
Tlamacazqui 781.
Tlamaitl 688-
Tlaquimolli 399.
Tlatopipiltzin 688-
Tloque Nahuaque 407. 553.
578.
Tocapo 40. 49. 594.
Tocay 56. 174.
Todesart 762.
Tobil 318. 335- 337-
Tolteken 269. 342. 406. 470.
489. 517-
Tonacatecutli 479. 580.
Tonala 547.
Tonapa 5. 27. 46. 66. 128-
Tonatuih 603.
Topa 29. 48.
Topiltzin 500. 648.
Totec 492.
Totepeuh 422.
Tribut 685.
Truxillo 98-
Tucapacha 495. 538.
Tucuman 8- 12. 22. 55.
Tulancingo 379.
Tule 318. 331. 409. 497. 510.
Tumaco 255.
Tumbe 86. 92.
Tumbez 113. 170.
Tunja 191.
Tupac-yauri 123.
Tupi 848.
Turacapa 5. 27. 66.
Turey 310.
Tutul-Xiu 348.
Tuyra 259.
Tzendalen 356. 360. 367.
Tzequiles 358-
Tzintzuntzan 545.
Tzontemoc 577.
u.
Uicchaycamayoc 66.
Uitzes 344. 348.
Unus 44.
Urochombe 7.
Urusayua-Viracocha 27.
Usapu 45 u. p.
Usaque 221.
Uscaigua 63.
Usekara 283-
Utatlan 321
Utiuh 323
V.
Vapeani 540.
Vierzahl 8- 172. 174.
Vilca 164. 167.
Viracocha 5. 25. 39. 45. 58.
61. 90. 98. 124. 139.
150. 158. 171.
Viru 75.
Vixtoti 362.
Vogelmenschen 89.
Votan 327. 356. 357. 360.
362. 376. 530.
Vucub-caquix 324.
Vutan 182.
Vutan-mapu 183.
w.
Wabi 535.
AVaffen 676.
Weben 33. 191. 200.
Wixicovi 10. 8i.
Wixipecocha 60. 79. 521.
Wiyatao 522.
X.
Xaratanga 539.
Xarayes 15.
Xbalanque 325.
Xelhua 365. 381. 504. 512.
Xibalba 323. 327.
Xicalancas 380.
Xilotepec 543.
Xipe 492. 641. 746.
Xiuhnel 323.
Xiuhteculitli 625.
Gl
962
INDKX.
Xives 366.
Xmucane 32,3.
Xochicalco 484.
Xochiniilcas 404.
Xochiquetzal 573.
Xolotl 451. 484- 522.
Xomunco 573.
Xuitlaliuaca 528.
Y.
Yamaguanco (Yamoliuaca)56.
Yaotl 495.
Yappan 495.
Yaqui 321. 457. 548-
Ylla 132.
Yma-guanca 56.
Ymayma 40.
Yocipa 495.
Yohualli Ohecatl 489.
Yolar (Jolar) 278-
Yopaa 495.
Yopica 495.
Ypalnemohualoni (Ypalne-
mohuani) 579.
>Ytzamat-Ut 580.
Yucayos 291.
Yulio (Julio) 278.
Yupanqui 114.
I Yiinga 54. 78.
I YxpapaloÜ 573.
z.
Zamna 343. 502.
Zapana 2. 28- 39- 153. 157
Zaque 192 u. a. a. C).
Zemes 295. 309.
Zenu 227.
Zipa 193 u. a. a. ().
Zipactonal 280.
Zitacuarencuaro 543.
Zuche 19.
Zuhe (Suhe) 188.
Zuiva 333.
Ziipay 44. 91.
Zwerge 21. 72. 102.
REGISTER
ZUM LETZTEN CAPITEL BAND I.
Aemter 553.
Alcos 525.
Alpacamasca 494.
Ameisen 578.
Ancasmarca 511.
Apachitas 469.
Apo-Catequil 524.
Apo-Tambu 508.
Apurimac 514.
Apurucos 456.
Arbeitstheilung 565.
Armenpflege 558.
Atauguja 524.
Auqui 471. 543,
Axomamas 450.
Ayarache 528-
Ayatapuc 474.
B.
Bauten 547.
Bäume 449.
Beamte 569.
Beichte 478. 483- 5^7-
Benamung 587- 596.
Blendung 480. 486.
Braut 595.
Bronze 587.
Brücke 515.
Busse 481.
c
Cacha 508.
Calender 536,
Calparicules 474.
Cama (Camac) 449. 502.
Camayoc 478.
Canari-bamba 511.
Canchas 473.
Capac 537.
Casera 558.
Casi-puma 445.
Catequilla 445.
Caviacoc 474.
Cavina 516.
Chalco 472.
Chaquira 491.
Chicha 465.
Chingana 494. 512.
Chirimaya 600.
Chucomama 524.
Chunchu 520.
Chuquilli 445.
Chuqui-yllayllapa 485.
Chutarpu 452.
Coca 478. 599.
Cocha 443.
Comocois 521.
Compa 446.
Con 504. 512.
Coniraya 505.
Conopen 444. 449.
Constellation 603.
Cuna 444.
Curaca 544.
Curi 450.
Cushipata 478.
Cuyaspa 452.
Cuzco 514. 523. 544.
D.
Donnerkeil 488-
Drache 521.
Dürre 512.
E.
Eclipse 488-
Ehe 592.
Ehebruch 597.
Eidesleistung 553. 56;
Eier 525. 528.
Eingeweideschau 464.
Erbfolge 598.
Erdgeboren 493.
Erhängte 475.
Ernte 568.
Eroberung 570.
Etikette 541.
Eunuchen 593.
61*
964
REGISTER ZUM LETZTEN CAP. BAND I.
Fabelthier 531.
Fasten 478.
Federschmuck 538-
Feldarbeit 565.
Felsen 443.
Feste 533.
Feuerstöcke 579.
Fischfang 556.
Fischgott 501.
Fluth 509.
Frohndienst 547.
Fuchs 443. 466. 511. 530.
Fussabdruck 468-
G.
Geburt 595. ^
Geld 556.
Gemeindeland 566.
Geweihe 467.
Goldblatt 495. 499.
Guacar-machi 474.
Guachacoal 524.
Guamansi 524.
Gu^ino 465. 566.
Guaviqui 514.
Guayalmojon 444.
H.
Haarfrisur 586.
Haarschneiden 587.
Hacchacuyac 537.
Hachus 474.
Hanan-pacha 493.
Hapi-munis 500.
Hausthiere 577.
Hechecoc 474.
Heerde 574.
Herkunft 493,
Hinken 495.
Hirca 476.
Hospitäler 568-
Huaca 446. 527.
Huacanqui 452.
Huaccha-cuyac 537.
Huanarpu 452.
Huan-pacha 493.
Huantazara 450. 474.
Huaracu 543.
Huari 444.
Huarivilca 444.
Huarochiri 527.
Huathicuri 529.
Hügel 443.
Hund 573.
Hundertschaft 569.
Hunos 569.
Hurango 569.
I.
Jahrestheilung 605.
Idole 444.
Incap-Runam 546. 560.
Indijllapa 486.
Insccten 443,
Inti-huatana 602.
Intip-huillac 477.
Itu 535.
K.
Kaufleute 556.
Kleidung 547. 580.
Kloster 452. 568.
Kopfbinde 538. 583. 585.
Krankheit 478. 483.
Kriegsdienste 560.
Krönung 543.
Kröte 529.
Kry stall 515. \
Kunstfertigkeit 559.
Lacas 449.
Lastträger 539.
Leibwache 561.
Libiac 448.
Llacta-camayoc 554.
Llama 445. 456. 572.
Llautu 537.
M.
Machis 486.
Märkte 556.
Mahones 483.
Malqui 451.
Mama-Cacha 489.
Mamacunas 479. 486.
Mama-Quilla 487.
Mamayoc 445.
Mannszucht 560.
Marka 444.
Markstein 565.
Masken 600.
Mayuchulla 475.
Menagerien 578.
Menschenopfer 453.
Menstruacion 594.
Micsazara 450.
Mita-chanacuy 567.
Mitimaes 546.
Mocha 482.
Mohan 483.
Mohari 519.
Mojanes 483.
Mojas 483.
Mond 485.
Mosca 483.
Mucha 451.
Muscheln 466. 512.
N.
Nabel 596.
Nägel 476. 596.
Nasenschmuck 583.
Nipacachan 495.
o.
Ohrdurchlochung 543.
Opas 445. 471.
Opfer 464. 486.
Orakeln 464. 471.
Orcorara 496.
Orejones 582.
P.
Pacari-tambu 508.
Pacarina 451.
Pacha 445. 503. 511.
Pacha-mama 466. 500.
Pachacamac 452. 473. 500.
506.
Pachava 569.
Pachayachachi 477. 501.
Palla 594.
REGISTER ZUM LETZTEX CAP. P.AND
965
Palla-sillu 445.
Pampauruna 593.
Pariacacca 528-
Parianas 554.
Paucar 446.
Pflöcke 584.
Pflug 566.
Pflugfest 567.
Pilger 481.
Pirhua 497.
Post 556.
Prüfungen 54a.
Puma 443. 467.
Punchao 485.
Puruha 459.
Pururaucas 514.
Putz 600.
Q.
Quipu 449,
Quipucamyoc 553.
Quisuar-cancha 518.
R.
Rangordnung 56z.
Rauschtrank 599.
Haymi 459. 533.
Razu 476.
Recht 506.
Regen 51a.
Regenbogen 489.
Regenzauber 464.
Reiten 572.
Richter 547.
Riesen 445. 448. 452.467.476.
Runap-micuc 473.
Runatinguis 474.
Rüstung 562.
s.
Sacrament 460. 479.
Sacrosanct 540.
Sänfte 540.
Säugezeit 595.
Sahacon 505.
Sandeln 543. 582,.
Schlangen 443. 576.
Schleuder 514.
Schmetterlinge 475.
Schmuck 580.
Schwester 542. 594.
Schwur 486. ,
-Seefahrten 551.
Sessel 540. 591.
Sittenrichter 553.
Situa 534.
Smaragd 443.
Sonccon 491.
Sonne 449. 484- 518.
Sonnenhitze 513.
Sonnenjungfrauen 479.
Sonnenland 567.
Sonnensäule 602.
Speise 541.
Spiegel 523. 591.
Spiele 601.
Spindel 547. 580.
Spinne 471.
Stände 546.
Steine 467. 527.
Steingeräthe 588. 591-
Sterne 490. 602.
Strafen 547.
Supay 446. 453. 472.
493-
Tänze 533.
Tättowiren 583.
Tambo 545.
Tanga-tanga 496.
Thierherrschaft 493.
Thongefasse 581. 590.
Tiahuanaco 507.
Tiaranquis 521.
Titel 554.
Titu-cussu 472.
Tocapo 524.
Tocochiqui 543.
Tocricoc 553. 570.
Todtenbrücke 492.
Tonapa 508.
Topallimillay 526.
Topu 565.
Traum 476.
Treibjagd 578.
475-
Tribut 547, 561.
Tucapa 496.
Tucuy-ricoc 554.
Tumi 587.
Tumpal 445.
Tupa yauri 538.
u.
Umu 471.
Upa-marca 492.
Urku 473.
Usachum 473.
Usapu 501.
V.
Verwaltung 559.
Villca-coto 511.
Villca-Umu 477.
Viracocha 445.
506.
Virapircos 474.
Völkerrecht 560.
Vyaca 579.
w.
Waffen 562. 569.
Wappen 556. 568.
Weben 568. 580.
Wegeaufseher 553.
Werkzeuge 588-
Wittwe 595.
Wohnungen 579.
X.
Xulcamango 478.
Y.
Yacarcas 516.
Yana-cuna 546.
Yanapac 477.
Ylla 450.
Ymayma 524.
z.
Zamay-huasi 492.
Zapa 546.
Zaramamas 449.
Zwillinge 475.
47^- 497-
REGISTER
ZUM NACHTRAG BAND II.
A. 1
D.
J.
Abbilder 927.
Druck 871.
Jahuanan 898-
Amaula 8^7-
E.
Inti-huana 896.
Atacamenos 860.
Juli 858.
Atumurunas 890.
Einkerbungen 860.
K.
Auferstehung 932.
Eten 860.
Autis 906.
F.
Kaka 896.
Aymara 857.
Karten 867.
Felsinschriften 879-
Kauqui 818.
B.
Festung 899- 903.
Kekewin 88 1-
Kerbhölzer 874- 877.
Baustyl 888-
G.
Knotenknüpfung 864. 869
Bemalung 893-
Gedenksteine 878.
873-
Bewässerung 889-
Geheimsprache 855.
Kopftrophäen 931.
Bilderzeichen 867.
Gemeinsprache 854-
Bogen 894- 912-
Geschlechtsprache 855. 908-
L.
Briefsymbole 879.
Gewebstickerei 872-
Labyrinth 896.
Brücke 901.
Gewerke 885-
Lamano 861.
Grabhügel 918. 924.
Lamas 863.
c.
Gräber 914,
Leichenopfer 918- 923. 930
Caci 875-
Guatos 907.
Lules 905. 910.
Calchaqui 905.
Guaycurus 907.
M.
Calender 884.
Chavin 896.
H.
Machays 912. 919.
Chimu 860. 897.
Haravec 884-
Malqui 912. 920.
Chiriguanos 907.
Haylli 884-
Medizin 884-
Chulpas 912.
Hieroglyphen 869. 871- 877.
Minen 889- 892.
Collas 858.
Hofsprache 855.
Mitimac 857.
Cua-pecaa9aba 874.
Holztafeln %'jz. 876.
Mochica 861.
Cuzco 891.
Huaca 915.
Mowa 910.
RKGISTKR Zl'.M NACHTRAG RAND II.
9G7
Mumien 928-
Munaos 921.
Musik 884-
N.
Xcpohuallzilzin 869.
o.
Oln'vcrlänf^crung 909.
Omaguas 911.
' P.
Pachachi 888-
Panos 863.
Papier 858. 871-
Parexis 907.
Pausaleo 858-
Pergament 868- 871.
Protho 912.
Pucara 892.. 904.
Puna 855.
Puquina 859.
Q.
Quecliua 855.
Ouillca 867.
Quinquam 8^1 •
Ouipocamayoc 863.
Ouipos 866. 886.
R.
Rie.sen 890.
Rindenpapier 872.
Rothfärbung 893-
s.
Sacha-huasi 884-
Sanca-Allpa 888.
Saycusca-rumicuna 895-
Schrift 866. 870. 883.
Schulen 883.
Sculpturen 893.
Sek 863.
Steinabdrücke 879-
Steinschrift 876.
Strassen 898-
T.
Tambos 903.
Tanga 874-
Tarija 906.
Tiahuanaco 890.
Tiegel 897.
Timana 911.
Tiquisambi 893- 902.
Titicaca 891. 897-
Todtenklage 928. 930.
Todtenköpfe 916.
Todtenschmuck 922.
Tomebamba 903.
Tucuman 905.
u.
Upa-runa 863.
Uranas 898.
V. '
Vilca 889.
Vinaque 881. 893. 8'
Vircus 889.
w.
Wampun 873.
Woro 874.
X.
Xarayez 906.
Y.
Ylla 872.
Yungas 855. 860.
z.
Zeichensymbole 885-
Zoll 901.
Andere Mittheilungen über die vorliegende Reise finden sich:
Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde (Jahrg. 1876).
,, ,, ,, ,, Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (Zeit-
schrift für Ethnologie, Jahrg. 1876),
Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde (Heft I, 1878, die Zeichen-Felsen Columbien's)
mit Tafel.
Zeitschrift für Ethnologie, Jahrg. 1876 (die ]Monumente von Santa Lucia de Cotzamagu-
alpan mit Abbildungen) und Jahrg. 1877 (über Peruanische Altertliümer mit Tafel).
Druck von AV. Pornietter in Berlin C, Neue Grünstrasse 30.
DIE CULTURLÄNDER
DES
ALTEN AMERICA
VON
A. BASTIAN
DRITTER BAND.
BERLIN.
WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG.
1889.
NACHTRÄGE UND ERGÄNZUNGEN
AUS DEN
UMMLONGE» EES ETHIOLOGISCHEN MUSEUMS
VON
A. BASTIAN
r. UND II. ABTHEILUNG.
BERLIN.
WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG.
1889.
VORWORT,
IVlit diesem dritten Bande erhält das Werk ,,Die Culturländer
des Alten America" seinen Abschluss und werden fernere Bearbei-
tungen aus der americanischen Alterthumskunde in der von dem
Museum für Völkerkunde vorbereiteten Zeitschrift folgen: ,, Ver-
öffentlichungen aus dem Königlichen Museum für Völkerkunde"
(Fortsetzung der ,, Original - Mittheilungen aus der Ethnologischem
Abtheilung der Königlichen Museen").
Indem die Fertigstellung der zweiten Abtheilung dieses Buches
mit der durch den Internationalen Americanisten-Congress im October
1888 gebotenen Gelegenheit für Ueberreichung einer Festschrift zu-
sammenfiel, ist solche dafür benutzt worden zur Vertheilung unter
die damaligen Mitglieder. Im Anschluss nachträglich weiterer Zu-
fügungen erscheint jetzt das Heft in der für Vervollständigung des
obigen Werkes bestimmten Form.
Berlin, November li
B.
Im internationalen Verkehr beginnt der Gesichtskreis welt-
geschichtlicher Betrachtung seine naturgemässen Erweiterungen zu
erhalten, und wie die alten Culturlander des südöstlichen Asiens
allmählig hinzugetreten sind auf der östlichen Hemisphäre, so von
der westlichen her der transatlantische Continent, der wenn nicht
durch die Denkmale alter Culturen zu Ansprüchen auf historische
Beachtung schon berechtigt, solche unbestreitbar doch zur Geltung
bringt, durch den auf neu bepflanzten Boden desto üppiger und
mächtiger emporstrebenden Stamm europäischer Civilisation.
. So bietet sich hier, im eigenartig umgränzten Rahmen, ein viel-
gestaltiges Bild für mancherlei Sonderzweige wissenschafthchen
Studiums, wie sie die Ethnologie zum Ziel ihrer Arbeiten ge-
nommen hat, seit unbehinderter in seiner Umschau der Forscher-
blick den Globus durchschweift, wo mit Anbruch des Entdeckungs-
alters der Neuzeit Sonne emporgestiegen ist, über neue Welten
gar viele.
In ihrem Lichte, unter der Beleuchtung objectiv naturwissen-
schaftlicher Auffassung, erscheint der erdgeschichtliche Mensch eines
tellurischen Ganzen, im Vergrösserungsglas erweiterter Umrisse, —
weithin, seinem Umfange nach, den weltgeschichtlichen Menschen
übertreffend, der in subjectiver Welt der Vorstellungen gepflegt, aus
klassischer Erbschaft innerhalb der Kreislinie eines eng umzogenen
,,Orbis terrarum" in die Neuzeit hinübergenommen worden war.
Die Welt ist eine unermesslich grössere geworden kraft jener
Neuschaffung mächtigster Katastrophen, wie sie in gleichzeitiger
Doppel-Revolution auf unsern Planeten hereinbrachen, der siderischen,
wodurch der damalige Centralsitz des Universum's zu einem irrenden
Punct im Unendlichkeitsraum verwiesen wurde, und der geographischen,
Bastian, America ITT. 1
welche den Erdenrund (;'^5 (Scpaiqcdiia) verfünffachend, aus auf-
eröffneten Fernen unbekannte Continente hervorzurufen begann, (im
Fortgang der Erdumsegelungen des Entdeckungsalters).
Unter ihnen lag der gewaltigste enthüllt, als auf westlicher
Halbkugel, ein Seitenstück zum europäisch-asiatischen Continent, der
americanische aus den Fluthen emporgestiegen war (wie Australien
als Ergänzung gleichsam zu Afrika).
Damit war die Welt verdoppelt, oder (bei Wiederholung auf
südlicher Hemisphäre) verdreifacht, und das Menschenleben, das sich
vorher nur in Einer Phase, — einer in ihren Bevorzugungen hervor-
ragendsten zwar, aber Einzigen nur — , in derjenigen bisheriger Welt-
geschichte, entfaltet gezeigt, lag jetzt in buntester Mannigfaltigkeit
differenzirter Variationen jung und frisch vor den Blicken aus-
gebreitet, nach den Umlagerungsgrenzen der geographisch-anthro-
pologischen Provinzen, innerhalb jedesmal ethnologischen Horizontes
zugehöriger Geschichtsentwicklung (für die ,, Lehre vom Menschen"
als die seines Geschlechts).
Damit war die heutige Weltanschauung gewonnen, wie sie auf
festgebautem Fundament der Thatsachen arbeitet, nach inductiver
Methode ihren logischen Rechnungen folgend (in naturwissenschaft-
licher Psychologie).
Im Gange unserer Studien suchen wir nach dem Warum? dem
Warum des Warum. ,,Rerum cognoscere causas" ist Aufgabe und Ziel
derselben. Wenn aus den Erscheinungen, die entgegentreten, die
Verwirklichung sich erklärend auseinanderlegt, unter Abwicklung der
Ursächlichkeiten, deren einanderverschlungene Kette untergelagert
hindurchzieht, wenn in allseitiger Wechselbeziehung Glied auf Glied
sich 'fügt (im Schluss zusammen), so ist für jeweiligen Fall die
Antwort insoweit gefunden — (soweit nun eben soweitige Sehweite
reicht) — , und aus den Verhältnisswerthen lässt sich sodann ihr Facit
ziehen, um die Richtigkeit der Rechnung zu controliren.
Für jenseitige Ausläufer führen die höchsten und letzten Fragen
hinaus in das Absolute, auf den Ursprung im Anfang des Anfangs, die
,, Causa causarum", wie angestrebt im ,,Progressus ad infinitum" (durch
metaphysische Speculationen), wenn an die Hoffnungen auf ein „infi-
nitum a parte post" das Grübeln sich kuppelt über das ,, infinitum a
parte ante", und dann bald Alles feststeckt in der ,,aeternitas fixa",
nachdem es mit der ,,successiven" zu Ende gegangen (und mit dem
gesunden Menschenverstand gleichfalls).
Im Unendlichen (einer unendlich und ewig proclamirten Welt)
fällt jeglicher Anfang fort, ein Anfang zum Ausgangspunct (im abso-
luten Sein); der Anfang der Reihe ist überall oder nirgends. Deut-
lich geklärte Anschauung wird nur aus gesetzlichen Gleichungen
gewährt, unter gegenseitiger Bedingung der Verhältnisswerthe. Ent-
stehung oder Schöpfung der Welt mag in philosophischen Thesen,
oder Hypothesen, discutirt werden, die naturwissenschaftliche For-
schungsmethode darf solches Problem vorerst noch nicht kennen, um
nicht etwa gar, im ttqcotov ipsvdog ersten Anfanges schon, von Anfang
her das Ganze zu fälschen. Von ehrlustigen Aspirationen nach den
Bereicherungen aus einem Infinitesimalcalcul nothgedrungen ab-
sehend, so lange es mit den Vier-Species noch hapert (im logischen
Rechnen), wird die Naturwissenschaft ihrer wohlerprobten For-
schungsmethode treu zu bleiben haben und nur auf fest gesicherten
Unterlagen, vorsichtig und langsam, das Wagniss unternehmen dürfen,
jenen irrlichterirenden Nebelfernen sich anzunähern, wo scharf um-
schriebene Thatsachen der Sehweite zu entschwinden beginnen.
Erst nachdem den ,, Termini" der „Series" ihr Stellenwerth ein-
gestellt und aus dem ,, Proportionale" das Deutliche sich gedeutet,
mag es versucht werden, im Bereich des Undeutlichen zu verdeut-
lichen, was auch dort noch deutbar sein möchte (zum Verdeutschen).
Mit der Ratio (dem Verhältniss oder Logos) ist auch das Rationale
oder Rationelle dahin, und „Unvernunft du siegst", nach mathe-
mathischem Rechenknecht (bis irrationelle Zahlen geläufig ge-
worden).
Hier nun freilich würden betreffs derjenigen Theorie, welche nach
des (in moderner Forschungsrichtung bahnbrechenden) Pfadfinders
weitgreifender Reform, durch Uebereilung (vorschneller Popularisirung)
für die Naturforschung verflacht worden ist, schwerwiegende Be-
denken aufzustossen haben, indem die belehrenden Resultate, welche
unter reichlich gespendeten Ueberraschungen dem mit den Er-
fahrungen eines langen Studienlebens wohlgefüllten Schatzsäckel
des Altmeisters entquollen, allzurasch im Einheitscanal zusammen-
geleitet, verleitet und verführt haben, hinausgeführt bereits zu
Generalisationen, als es gegentheils, erst recht (und richtiger) zu
detailliren galt, — die Einzelnheiten eben, eine jede für sich (nicht
als vertrocknete Species des Systematikers, sondern biologisch
belebt durch die Physiologie aus ihrer, im Kampf mit der Lebens-
kraft, gewonnenen Kraft naturwissenschaftlicher Verjüngung). Und
so, ob gut oder schlecht, würfelte es sich zusammen in Empedokles'
Ungethümlichkeiten, obwohl ^ dsl ^ tag ini cb noXv (s. Aristotel.)
1*
das Zweckmässige, wie hervorgehend (aus dem „struggle for exi-
stence"), jeder Lebensfähigkeit als Regel zu gelten hat (im Normal-
Gesunden der oXoo(fVsi,g tvnoi).
Wenn ohnedem, noch ehe (für seine aus actuellen Kräftewirkungen
bestätigte Erklärbarkeit) der geologische Thatbestand eigener Be-
meisterung selber sich sicher ist, glatt und gleissnerisch gewundene
Transmutationsreihen hinüberzugreifen sich erkühnen, droht beim
Ueberschreiten zum unabsehbaren Jenseits gefährlicher Rückfall in
vermeintlich abgewiesene Beschränkung der Teleologie, um sodann
zur Stütze ungebunden waltender Selection verwandt zu werden,
und sofern unter Zutritt (und Zulassung etwa) eines ,, Migrationsgesetz"
auf gesetzliche Fesseln, wie in geographischer Umgebung vorliegend,
hingewiesen wird, kämen diese doch secundär erst zur Geltung,
während sie bei einer objectiven Umschau als primäre, rücksichtlich
des Ausgangspuncts, zu gelten hätten, für die Lehre von den Geo-
graphischen Provinzen, mit dem Ansatz an die ,,Didomena" des that-
sächlich Gegebenen. Ist dort jedoch die Eins gewonnen, darf kraft
festgesicherter ,,Data" Ermuthigung sodann gefühlt werden, die Rech-
nung zu beginnen, wie in euclidischer Mathematik, und demnach
muss in Handhabung der Elementar-Operationen zunächst, (im logi-
schen Einmaleins eines pythagoräischen Rechentäfelchens), Uebung
erlangt sein, im „calculus of deductiv reasoning" (s. Boole), ehe das
Denken daran denken könnte, an die complicirteren Probleme der
Unendlichkeit als ,, Symbol" (im mathematischen Sinne) sich heran-
zuwagen, in „metamathematische Speculationen" höherer Analysis
(um höheren Blödsinn kabbalistischer Zahlenhäufungen zu meiden).
Als Allererst-Erstes, und Allem voran, bedarf es der Eins — der
abstracten Einheit der Eins (in sogebotener Unterscheidung von der
concreten) — zum einheitlich ersten Ansatzpunct, und sie ist dort
zu erfassen, wo (in Verhältnisswerthen) fassbar, aus den, durch die
Wechselwirkung des Organismus mit der Wandlungswelt seiner geo-
graphischen Provinz, gewährten Gleichungen.
Für solche Lehre von den Geographischen Provinzen bietet die
weiteste und vielseitigste Vergleichungsfläche der americanische Con-
tinent, weil über zwei Hemisphären erstreckt, in doppelter Wieder-
holung der Seitenstücke (sowie nochmaliger Vermehrung in verticaler
Folgereihe neben der horizontalen), und indem auf dem Globus
(in unsers Geschichtsgeographen Augen) die Continente als „Indivi-
duen" sich gliedern, — ein jeder mit der ihm eigenthümlich charakte-
ristischen Physiognomie, — empfiehlt sich für Theilung der Arbeit
(zu erster Angriffsnahme der gestellten Aufgabe) die Erdtheile getheilt
zu behandeln, einen jeden für sich.
Unter vorläufigem Absehen also von denjenigen Controversen,
welche sich für Einwanderungen und deren Wege erheben lassen,
unter zwingender Abweisung zunächst des für Vereinfachung nahe-
liegenden Dranges (bei Rückführung der Schöpfungscentren auf ein-
heitlichen Mittelpunkt), würde, vorläufig und zunächst, in trockenster
Nüchternheit bei den Aussagen des thatsächlich gegeben Vor-
liegenden zu verbleiben sein, für Ueberschau der geographischen
Provinzen, botanisch und zoologisch sowohl, wie anthropologisch und
ethno-anthropologisch (in unabänderlicher Umrahmung der anthropo-
geographischen Provinz innerhalb ihres historisch schwankenden
Horizontes). Durch die Deduction erstarkt, gewann die Philosophie
auf der Schwelle des laufenden Jahrhunderts ausreichendes Selbst-
vertrauen, um der Natur ihre Gesetze vorzuschreiben, vernünftige je
nach der Vernünftigkeit (des „Archiphilosophus"), oder sonst eben
nicht. Ein hoher Preis war's, den es galt, und so unabgeschreckt
durch das Missglücken, folgten erneute Versuche, bis schliesslich der
Naturphilosophie die Naturwissenschaft sich zu entwinden ver-
mochte, um in objectiver Umschau jetzt lauschend auf das zu
horchen, was die Natur aus ihren Lehren nicht vorzuenthalten ge-
neigt scheint (wenn richtig befragt).
Aus der planetarischen Stellung der Erde liegt es inbegriffen,
dass unter Combination der solarischen Strahlenwärmewirkungen auf
die tellurische Constitution (des rotirenden Himmelskörpers) differen-
zirt abgeschlossene (und, durch wechselweis wahlverwandtschaftliche
Ineinanderkreuzungen, einheitliche) Kräfte-Centren, die ihren „causae
efficientes" entsprechenden Effecte ins Dasein rufen, unter den Er-
scheinungsformen eben des organischen Lebens (aus terrestrischem
Mutterschooss einer „Magna Mater").
Der Anfang solcher Ursächlichkeiten entzieht sich dem Blick, da
der, auf Erschöpfung derselben, nachgehende Ausverfolg, sich in die
Unendlichkeiten des Raumes verliert — wenn nicht bereits in einer
Nebularhypothese verrannt (oder verwässert), die individuell idiosyn-
krasischen Ansprüchen genügen mag, (wie sonst mythologische Aus-
malungen), die indess, wo immer auf den Zahn gefühlt, allzuschmerzlich
ihre Mängel empfinden lässt, um sich mit einem, naturwissenschaftlich
auf deutliche Rechenschaft über jeder Einzelnbehauptung dringendem,
Gewissen vereinbarlich zu erweisen. ,,La celebre hypothese cosmos-
gonique de Laplace est en pleine contradiction avec l'etat actuel de
6
la Science et les recentes decouvertes des Astronomes" (1884), für
»(Faye's) Rückgang auf die ,,tourbillons" (Descartes'), und so im
Nebel umnebelt folgt wieder der Rausch aus drehendem Gewirbel
(im wirbelnden Reigen manches Derwisch-Tanzes).
Nicht im Ersten, wenn die Eins, (eines Ersten), noch nicht bekannt,
nicht in der Welt-Entstehung, (in einer Theorie darüber), wird das
Denken reale Ansatzpunkte zu nehmen befähigt sein, sondern nur in
Demjenigen, was den Denkoperationen zugänglich, in fassbaren Ver-
wirklichungen nämHch, um aus den Effecten, die der Betrachtung
vorliegen, auf die Ursächlichkeiten zurückzuschliessen: aus den
organisch gesetzlichen Variationen, als Effecte der physikalischen
Agentien ihrer geographisch-siderischen Umgebung, auf diese letztern
(als Ursach Wirkungen), auf den vovg noi^iixog aus den Anzeichen
eines voig invxTfjjog (im vovg nad-rjzixög).
Dieserlei Aufgaben also wären es, welche es auszuverfolgen
gelten würde in der Gesammtmasse derjenigen Reihen, wie einer
comparativ - genetischen Methode geboten, botanisch, zoologisch,
anthropologisch (und ethnologisch), zunächst nach einer Induction
„per enumerationem simplicem", um die vorbedinglich erforderten
Bausteine zusammen getragen zu haben, ehe der logische Aufbau
beginnen darf (für das System, dessen Plan im Gange der Forschung
erst unter allmählig zunehmenden Enthüllungen würde hervorzutreten
haben).
Was also für das Klima — (die klimatisch-geographische Wand-
lungswelt) — und dessen organischen Schöpfungs - Effect hier zu-
sammenwirkt (und demgemäss zur Ueberlegung käme), wäre, einmal
(tellurisch):
i) die Configuration der Erdoberfläche (nach Urographie und
Hydrographie);
2) die geologische Constitution (mit den Weisungen magne-
tischer Streichungslinien);
3) die Vertheilung nach Festland und Meer
und ferner, (meteorologisch-siderisch):
i) die Einstrahlung der Sonne, nach dem Jahresumlauf (für
den Character der Durchschnitts - Temperatur und deren
Mittelwerthe), neben den wechselnden Phasen des Mondes,
oder sonstigem Gestirneinfluss (soweit zu mitsprechender
Gültigkeit gelangend);
2) der Luftdruck, nach den Niveau-Verhältnissen;
3) die Electricitäts-Verhältnisse des Luftraums;
4) die Windrichtungen mit Rücksicht auf die Erwärmungs-Ver-
schiedenheiten der Luftschichte, nebst Bewölkung, Nieder-
schlag (hygrologisch u. s. w.);
5) die Insolation des Bodens;
6) die Luftströmungen (unter Rückwirkung auf Meerströme etc.).
Indem all' solche (und weiter zugehörige) Kraft-Agentien durch-
einanderwirken, (in ähnlichen Ergänzungen sowohl wie im gegen-
sätzlichen Wiederstreit), wird — inmitten ihrer '' „Aktionscentren"
gleichsam (cyklonischer und anticyklonischer Systeme) — an den-
jenigen Stellen, wo sie im einheitlichen Abschluss wahlverwandt-
schaftlich aufeinander treffen, ein organisches Product hervorspringen
oder aufspriessen (nach harmonischen Schöpfungsgesetzen gesetzHch
bedingter Wechselwirkung), und an der so der Anschauung ge-
botenen Erscheinungsform hätte nun die Forschungsmethode ein-
zuhaken (zum ersten Anhalt).
Dass hier, wie überall in unserer jungen Wissenschaft, die aus-
reichenden Unterlagen noch fehlen, bedarf keiner anderen Be-
merkung, als vielmehr den desto dringenderen Hinweis auf mög-
lichst baldige Beschaffung (zur Förderung der einschläglichen Stu-
dien), und die „wissenschaftliche Meteorologie" anzufangen ,, unter
den Tropen" (wie Alex. v. Humboldt es gefordert).
Erst wenn das Netz der meteorologischen Stationen auf dem
Clobus vollendet, wenn derselbe seinen Cardinalrichtungen nach damit
überspannt ist, und im tagtäglichen Einfangen der klimatisch-meteo-
rologischen Phänomene den Central-Instituten die genügende Menge
der Daten in den Beobachtungsreihen geliefert ist, um aus den Neben-
einanderbeziehungen der geographischen Provinzen zu präcisiren,
wohin jedesmal das Centrum grösster Schwere fallen möchte, für die
Schöpfungsthätigkeit in botanischer und zoologischer Welt, — erst
dann werden für Umgränzungen des Verbreitungsbezirkes die Wege
geöffnet sein in einer Geographie des Pflanzen- und Thierreichcs, um
den Variationen nachzugehen oder, im Antreffen solch' entsprechenden
Variationen, die allgemein leitenden Orientirungslinien vorläufig zu
markiren. Daran anschHessend würde dann die Biologie ihre phy-
siologischen Arbeiten zu detailliren haben für die Besonderheiten
botanisch und zoologisch charakteristischer Grundtypen sowohl, wie
für die Specialfragen einer vergleichenden Rassenphysiologie nach
geographischer Vertheilung, — unter dem Hineinspielen historischer
Motive (und Motore), nach Massgabe der geschichtlich dem Globus
eingezeichneten Bahnen für Entwickking der Culturvölker, aus anthro-
pologisch-autochthonen Stämmen (in der Ethnologie).
Bezüglich Alldiesen's erweist sich, unter den fünf Continenten,
der americanische als derjenige, welcher das grösste Vergleichungs-
material zu liefern verspricht, weil nicht nur zwei Hemisphären
durchragend in seiner horizontalen Ausbreitung, sondern auch in der
verticalen am vielfachsten gegliedert, wegen den gerade dort unter
den Tropen zusammengeballt aufsteigenden Hochgebirgen, weshalb
auch auf ihnen (bei dem kürzer erleichterten UeberbHck) die Lehre
von den geographischen Provinzen ihren Keim-Ideen nach dem Ent-
decker-Genie zuerst in deutlich anschaulichen Umrissen entsprungen,
seit des Kosmohistoriker's Reisen (mit dem Beginn dieses Jahrhun-
derts), während die früher bereits bei Vorläufern aufgetauchten An-
deutungen, weil auf unvollkommener beschränktem Terrain (gleich dem
des von Tournefort bestiegenen Ararat) mehrweniger wirkungslos ver-
blieben waren (weil ohne durchschlagend packenden Eindruck). So
bietet die „Neue Welt'', weil günstigst vorbereitet in der Natur für
diese neue Lehre, den geeignetsten Boden zu ihrer systematisch-
methodischen Durchbildung, in Ergänzung der auf alten ,,Orbis
terrarum" der Weltgeschichte classisch begründeten Wissensdisciplinen
(unter Eintritt der Psychologie in die Reihe der Naturwissenschaften).
Ursprungsfragen über erstes Woher? fallen der Metaphysik zu,
wenn statt der dichterischen Form mythologischer Glaubensdogmen
eine philosophische zusagender erscheint. Die Speculation bleibt eine
Dichtung des Individuums (s. A. Lange), so lange nicht auf die Er-
fahrung in exacter Detailarbeit zurückgeführt (durch Anreihung der
Psychologie an die Naturwissenschaften). Die Natur als gewordene
(gesetzte) Grösse oder ReaHtät (s. Th. Weber) ergiebt sich als ,, Be-
dingtheit" (b. A. Günther)-, ovdtv yccg XQfjiia ylvexav ovö^ änöXXvTaij
aXV and eovioov XQW^^''^^ Cv^ji'KSyeiai %8 'Aal diaxQivsrai (b. Anaxa-
goras). „Stoffwechsel, Fesselung und Entfesselung bezeichnen den
ewigen Kreislauf der Elemente, in der anorganischen Natur wie in
der belebten Zelle der Pflanzen und Thiere" (s. A. v. Humboldt).
Ohne Entstehung {(f'VCig) (k'jvov ^iTl^ig ts diaXXa'^iq ts fiiysproiv soxi
(b. Empedokles). Die dq^aiov noifjzai, (b. Aristoteles) Hessen das
Höchste nicht das Erste der Zeit nach sein, sondern ein Späteres
(wie die Induction zum Höheren allmählig aufwärts zu schreiten
hat, statt vom hypothetischen Anfang herab zu deduciren). Und im
idealen Glanz der Prototypen wehte es hernieder aus den Gestirnen,
als d^idnvoiav wv aoa^iov (b. Diog. Ap), durch der Luftringe Spalten
feurig ausströmend (b. Anaximander). Jetzt blickt man prosaischer
in das Loch der ,, Kohlensäcke" oder den Thierrachen (s. Littrow)
unter Orions Jakobsstab (neben ,,nebulous stars" und „stellar nebulae").
Indem die Dinge da sind, steht solches Dasein da, ob nun
aus dem Werden realisirt (im absoluten Idealismus), ob zum ,,prin-
cipium individuationis" (beim Erbleichen scholastischer Essentia vor
der Existentia), — das Thatsächliche,, ovx sad- otimq ov, ist gegeben
(factum, weil factibile), und somit das der naturwissenschaftlichen
Methode erforderHche „Didomenon" gewonnen, als vorläufiger Aus-
gangspunct setzbar: dort nämlich, wo in einfachster Formel die
Wechselbeziehungen zu erfassen sind, — um dann vielleicht im
logischen Rechnen, (wenn in genügender Schulung erstarkt), bis zu
einem Infinitesimalcalcul später fortschreiten zu können, und so in
naturwissenschaftlich durchgebildeter Psychologie Probleme höherer
Potenz zu lösen, wie sie dem Menschengeist sich gestellt erweisen
(über Erstes und Letztes).
Wie in allen Dingen bedarf es auch hier systematisch langsamer
Arbeitsbemühung, um das zu erlangen, was der innere Drang erstrebt,
und was sich durch des Wunsches Zauberkraft nur in temporär
täuschenden, (und desto bittrer bald enttäuschenden), Phantasiebildern
befriedigen Hesse. Wer ihrer nicht entrathen kann, wird daran
festhalten wollen und müssen, wogegen es naturwissenschaftlich
durchtränkter Anschauungsweise zur Erkenntniss kommen mag, dass
eine, beim gegenwärtigen Anbruch naturwissenschaftlichen Zeitalters,
mit ersten Schritten kaum begonnene Forschungsarbeit, die Ungeduld
der Erwartungen bezähmend, von dem, was heute gepflanzt erst ist,
nicht morgen schon reife Früchte verlangen wird, (wenn biUig ge-
stimmt). Wem solche Ueberzeugung sich festgestellt hat, (bei ge-
wissenhaft strenger Controllirung der Vorgänge im Denkprocess), ist
dadurch sodann die subjectiv erstrebte Genugthuung (richtiger Weg-
weisung) gewährt, durch jene des Dichterfürsten Genius be-
friedigende Abfindung mit sich selbst, in ,, eigener Wahrheit" (aus
Parmenides' Musengöttinnen redend). Und fortan demnach, von der
Furcht labyrinthischen Irregehens befreit, mag die Forschung un-
bedenklich und rüstig vorwärtsschreiten auf der für die Zeitanfor-
derungen (mitlebender Generation) angebahnten Strasse, unter der
Consolaridität der Menschenheitsinteressen durch Raum und Zeit (bei
geschichtlichem Fortgang der Culturschöpfungen auf geographisch
gebreiteten Unterlagen, im Zusammenhang des All). Die Befrie-
digung wird eine desto vollere sein, da sie ohne Unterlass erneut.
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vervielfältigend sich wiederholt, wenn und so oft auf die Frage ihre
lösende (und vom Zweifel erlösende), Antwort erfolgt, während von
Aufnöthigung eines Tändeins mit müssigen Fragen, (unlösbaren, weil
noch-nicht-lösbaren), abgesehen werden kann, - — und am leichtesten
sicherlich in diesem AugenbHck gerade, wo „Zetemata" und „Melete-
mata" in ungeahnter Fülle, künftige Lösbarkeit verprechend, plötzlich
und unerwartet nach allen Seiten hin sich zu eröffnen beginnen
(in tagtäglicher Vermehrung, brennendster Zeit- und Streitfragen).
So für Niemanden, den Herzensfragen kümmern, wie sie schlagen
im Menschenherz, können bei ernstlicher Arbeitslust Schwierigkeiten
entgegenstehen, solcher Bekümmerniss Herr zu werden durch seine
Mithülfe beim Ausbau einer naturwissenschaftlichen Psychologie, um
ohne Gefahr pessimistischer Langeweile (und ihre zu mystischen
Räthseln verleitenden Qualen) den Geist beständig in ernster Be-
schäftigung zu halten und mit gesunder Speise zu nähren (zum
Abgleich seiner idealen Bedürfnisse).
Und dieser Art Auffassung wohnt insofern schon ihre Berech-
tigung inne, weil es bei der Zeitaufgabe der Gegenwart (im „natur-
wissenschaftlichen Zeitalter") um die Psychologie vornehmlich sich
handelt, damit auch sie, als letztabschliessendes Glied, hinzugefügt
werde in die Reihe der Naturwissenschaften. Dadurch gelangen in
den Bereich naturgemäss fortschreitender Forschungsmethode auch
jene ethischen Probleme, welche, der socialen Anforderungen
wegen, einer abgerundeten Weltanschauung am Wenigsten fehlen
dürften. Ist es doch ihrerwegen gerade, dass zu allen Zeiten und
unter allen Völkern bald in den Religionen tröstende Hoffnung
gespendet wurde, bald in philosophischen Meditationen aus schwachem
und armem Menschengehirn herausgeklügelt werden sollte, was sich
dabei etwa denken lassen möchte. Wem also hoffnungsvolle Ver-
sprechungen, so lieblich und wohlwollend sie tönen mögen, nicht
zuverlässig und deutHch genug im Ohr erklingen, um darauf sein
Eins und Alles einzusetzen, wem andererseits dem innerhalb enger
Spanne trügerischer Klugheit und Weisheit Herausgegrübelten das-
jenige vorziehbar erscheint, worin objectiv belehrend die grosse
Naturmutter redet, bei makrokosmischem Reflex im Mikrokosmos, —
wem also menschlicher Vorwitz, bei all' den unvermeidlichen Mängeln
und Schwächen, ein allzu gebrechlicher Stecken gilt, um darauf zu
bauen und stützen, der wird vorziehen, lauschend Dem sich zuzuwenden,
was aus des Alles Harmonien mit des Jenseits Stimmen zwar undeut-
lich noch vorüberrauscht, aber wenn die Sprache gelernt, einstens dann
11
mag verstanden werden; und jene künftigen Generationen, die an
geistiger Tafel schwelgend, solchen Hochgenusses sich erfreuen,
werden uns es Dank dann wissen, dass wir die trockene Erlernung
ersten Buchstabirens nicht als verächtlich abgewiesen haben, sondern
fleissig in die Schule gegangen sind, die im Laufe der Jahre, (im
Leben des Menschengeschlechts, bei neu verjüngter Jugendzeit), den
arbeitssam Beflissenen zur Prima bringt, und dann vielleicht zur
,,Universitas litterarum" (im Universum).
Von dem Wissenscapital der Vorfahren zehrend, wie es sich
angehäuft in jahrtausendjährigem Forschungszweig, wird die Genera-
tion zeitweiliger Gegenwart ihrerseits wieder derjenigen Zeitaufgabe
zu genügen haben, wodurch die für die Nachwelt bestimmten
Magazine anzuzufüllen sind mit geistigen Schätzen inductiv fort-
gehender Arbeit, — und hier aus den gegebenen Verhältnissen ent-
sprungen, ist die Sicherung der psychischen Originalitäten zunächst
als peremptorisches Gebot gestellt (für die Sammlungen der Ethno-
logie).
Ohne Massstab, keine Zeit. Nur beim Ausgang von dem An-
satzpunct einer Aera oder bei wechselsweiser Abschätzung in dem
Verlauf einzeln bekannter Ereignisse, folgt geschichtliche Datierung.
Sonst redet sich's ins Blaue hinein, mit blauen Mährchen, wenn, auf
unabsehbarer Reihe hin, Zahlen gehäuft werden, ohne etwelchen
Ziffernwerth (im Unendlichen). Erst aus dem Werden versteht sich
das Sein, als Gewordenes, während im Sein, als Daseiendes, ein
leerer Wortschall redet, wenn nicht genommen, wie gegeben (im
selbstgesetzten Datum mathematischer Wortbedeutung). Nur in die
oberen Schichten geologischer Bildungen lässt sich aus der actuellen
hineinblicken. Bald bereits verwischt sich deutliche Anschauung,
und die Hypothesen gerathen um so mehr in's Schwanken, je
weniger ein Anhalt gegeben bleibt, ob und inwieweit die gegen-
wärtig im Schöpfen und Schaffen bethätigten Agentien auch damals
schon zu setzen sein würden (in vormaliger Wirksamkeit für Vor-
schöpfungen). Bezüglich realen Werthes macht es keinen Unter-
schied, ob die Zahl, von der geredet wird (so lange ihr ein fester
Ziffernwerth noch fehlt), sich in Tausenden von Millionen oder
Billionen bewegt, oder ob sie primärer Zehnerreihe noch angehört, und
wo, beim Suchen nach einem Anfang in der Schöpfung, dieser gesetzt,
ob in nebligen Graus hinschwindendster Vorzeit, ob im Moment der
Gegenwart, verschwimmt dahin in gleichgültig einförmiges Grau,
so lange die Möglichkeit fehlt, eine im Rechnen verwendbare Eins zu
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formuliren. Und da, wie unerbittliche Logik es zwingt, vom Suchen
aufs Gerathewohl abgesehen werden muss, im Gewühl unendHcher
Reihen, kann dort nur eine Eins sich bieten, wo sie aus gegenseitig
genau bedingter Gleichung selber sich ausspricht. Ist hier indess
sie einmal gefunden, mag die Rechnung vertrauensvoll begonnen
werden, denn so eng beschränkt sie anfänglich auch zusammen-
schrumpfen sollte, dürfen doch, mit aprioristischer Gewissheit, solche
Keime in ihr vorausgesetzt werden, die sich im Laufe künftiger
Uebung zu Ergebnissen entfalten müssten, wie aus Infinitesimal-
rechnungen spriessend (soweit diese irdischem Denken adäquat).
Ein solches Sein, das aus dem Werden verständlich vor den
Augen verläuft, tritt entgegen nun in dem, was sich mit organischem
Leben als Seiendes proclamirt, während das anorganische Entstehen
(von kurz krystallinischem Hervorspringen abgesehen) den Gesichts-
kreis deutlicher Sehweite überragend, im Dunkel der Mutternächte
erlischt (wenn sie kreisen die ,,Po" uranfänglicher Schöpfungs-
mythen). Im Organischen dagegen lässt sich mit jetzig schwacher
Jugendkraft naturwissenschaftlicher Induction vielfach schon das
Wie und das Warum actueller Verwirklichung verstehen, um die
Entelechie (,,potentia" Und ,,actu") in ihren Proteus -Wandlungen zu
fassen und dann festzuhalten auch, zumal wenn zum Durchblick des
im physiologischen Abschlüsse Vollerwachsenen embryologische
Vertiefung ergänzend hinzutritt (wie psychologische mit Hülfe der
Naturstämme, als Kryptogamen der Völkerkunde gegenüber den
Culturvölkern und deren Schöpfungen). In dem grossartigen Bilde,
das mit geologischer Construction entworfen daliegt, der Betrachtung
ausgebreitet, mehrt sich durch fleissige Detailarbeit im ununter-
brochenen Fortgang die Masse der lehrreich neuen und über-
raschenden Ausblicke. Aber ein erstes Entstehen könnte nur da
gefasst werden, wo es real sich verwirklicht im eigenen Bewusstsein,
bei Anschluss seines Entstehens an allgemeines Naturwalten, inner-
halb der physikalisch-siderischen Agentien geographischer Provinz,
bis zum Hervortreten des, (auf psychologischer Unterlage), ge-
klärten Völkergedanken (mit Hoffnung auf psychologische Inte-
grirungsmöglichkeit für das individuelle Einzeln - Selbst im gesell-
schaftlichen Zusammenhang). So mag hier ein erster Leitungsfaden
allmählig vielleicht gesponnen werden, für das Gewirre der Welten-
räthsel, welche allseits sich zusammendrängen und bisher der Lösung
gespottet haben, so oftmals auch die Deduction (in philosophisch
scharfsinnig geschärften Auseinandersetzungen) den gordischen Knoten
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zu zerhauen gesucht (so dass jetzt die Induction es verursachen mag,
ihn in seinen Verschlingungen auseinander zu legen, für die Welt-
anschauung eines „naturwissenschaftlichen Zeitalters").
Je verführerischer eine junge Wissenschaft mit neuen Problemen
schwillt, die bei dem Ausöfifnen ungeahnter Perspectiven den Flug
der Phantasie beflügeln, desto ernster und strenger lautet das Gebot
vernunftgemäss nüchterner Zügelung, um emsig und treu an mecha-
nisch trockener Handwerkerarbeit festzuhalten, die für Sicherung
erster Fundamentirungen nicht erspart werden kann noch darf. Dies
gilt besonders für die Ethnologie, und für die Amerikas nicht
am Wenigsten. Auch hier also ist der Blick auf das im Umkreis'
deutlicher Sehweite Erkenn- und Unterscheidbare zunächst ein-
geschränkt zu halten, unter vorläufiger Abweisung reizvoller Mythen,
die aus saitischen Traditionen von Aztlan und (äussersten) Ut-atlan zu
Atlanten rufen, oder von Tula her gar vieler, bis zum ultima Thule,
in Euscarischen redend, oder andrerseits mit chinesischen Schlüsseln,
je nachdem sie passen mögen, für ein Fusang und japanischen Lan-
dungen, die am Cape Flattery sich einschmeicheln, — aber hier bereits
von der Statistik in feste Disciplin genommen sind, so dass bald
die erforderlichen Anhalte erwartet werden dürfen für zuverlässigere
Entscheidungen über ihre Aussagen (ob für oder wider).
Naturgemäss gesetzliche Wachsthumsvorgänge des Denkens
sind es, aus denen, wie alle übrigen Vorstellungen, auch die über
abscheidende Trennungen der einzelnen Naturgegenstände in ihren
jedesmalig eigenthümlichen Selbstständigkeiten hervorgehen.
Auch dem Wilden ist der Stein ein Anderes, als Pflanze oder
Thier, und bezüglich dieses der Vogel, Fisch oder Reptil ver-
schieden, obwohl hier je nach genauer richtigem Einblick Ineinander-
schiebungen schärfer sich abzeichnen, mit der Cultur und deren
wissenschaftlichen Systemen.
In den für uns in heutiger Gegenwart gültigen, ist in geschicht-
"* Hcher Entwicklung der Begriff der Art (mit seinen Gliederungen
nach Species, Genus, Familien, Ordnungen etc.) zur Feststellung durch-
gebildet, und trotz mancherlei theoretischem Rütteln neuerdings,
fährt er fort sein wohlbegründetes Recht in der Naturforschung zu
bewahren, wenn sich auch, je nach dem persönlich kritischen Urtheil,
(im Ueberblick und Schätzung der gesichert vorliegenden That-
sachenreihen), die Grenzen zwischen Art und Gattung z. B. mehr-
fach verschieben mögen (und mehrfacher die zwischen den oberen
Classificirungen in Terminologien).
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Immer bleibt hier, wie immer auch gefasst, ein begrififlich verwirk-
lichtes Ding- Ganzes gegenüberstehend, mit welchem also wissen-
schaftlich weiter operirt werden kann, wenn der Naturforscher seine
naturwissenschaftliche Weltanschauung ausbaut (im naturwissenschaft-
lichen Zeitalter unserer Generation).
Soweit es sich — bei der, in ,,Eduction" der (in ihr liegenden)
Formen beruhenden, Bildung der Materie (s. Ibn. Roschd) — um
Schöpfergedanken (b. Agassiz), als „pensees realisees du Createur"
(s. Hirn.) oder um Schöpfungsgedanken handeln sollte, hätte zunächst
im Nachdenken darüber aus den differenzirten Variationen auf die
geographischen Provinzen zu führen, wie bedingt nach der klima-
tischen Umgebung unter Zugehörigkeit meteorologisch - siderischer
Einflüsse, (auf die topischen Bezirke jeglicher Localität einfallend).
Je nach den Gesichtspuncten wechselnder Parthei- Ansicht pflegen
nun hier, leicht sogleich, die Controversen über Prinzipienfragen
heranzudrängen, ob die geographisch-klimatischen Bedingungen als
ursächlich wirkende zu setzen seien, oder doch inwieweit für die
actuelle Existenz mit demiurgischem Charakter zu bekleiden, während
auf dem naturgeschichtlich objectiven Standpunct der Umschau, in
der Tageshelle ringsum aus neu hervorbrechendem Licht, weder
Anlass noch Lust verspürt werden kann, bereits in das Dunkel der
Ursprungsfragen den Blick zu versenken, so lange ihm die Ver-
schärfung fehlt, um hindurchzudringen; denn in erster Linie, um die
Inductions-Methode überhaupt zur Anwendung zu bringen, ist der
Ansatzpunct selber verlangt, zum Beginn des Rechnens, wie in
wechselweiser Gleichung zwischen dem Organismus und den physi-
kalischen Agentien der Umgebung als geboten erachtet werden
darf, (für eine Eins, als Erstes). To sv dvai (fijat top d^sov (Xeno-
phanes). Das ansigov (b. Anaximander) setzt den Anfang (c(Qxv)> statt
des Ersten (das erst im Fortgang der Rechnungen zum Unendlichen
führen dürfte). In (successiver) Entwicklung des Absoluten (b. Hegel)
führt (der Natur entsprechend) Prakriti („the self-evolvent principle")
auf „annulam mulam" oder wurzellose Wurzel (in der Sankhya), bis
zu Negationen, wenn nicht in Nichtigkeit des ovx (av, doch eines
liri CQV (des Köre bei Maori).
Mit dem Omphalos in der» Mitte des von Harmonia (b. Phere-
kydes) gebreiteten Peplos, webte Athene den Umkreis des Oceans
(s. Nonnos) und Kalypso ihre Gewebe (in Ogygia). Die Gottheit
i.st ein Kreis, dessen Mittelpunct allenthalben, dessen Umkreis
nirgends ist (b. Herder). Einheitlich thront Gott im Centrum des
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äusserst Umschliessenden {nsQiexov), als änsiQov (b. Philolaos) im
Unendlichen (des Gedankens); t6 yag dvro vosXv saziv ts xai sivai
(s. Parmenides), soweit das Verständniss reicht (für verständliche
Erklärung, wenn in den Rectificationen logischer Berechnung und
Rückberechnung controllirt). „Indern wir die Zugehörigkeit zu ver-
schiedenen Reichen begrifflich scheiden, ist ein einfaches Grundreich
ein Reich von bestimmter, einziger Weltdimensität und die ihm zu-
gehörigen Objecte sind diejenigen, welche diese Dimensität als
höchst effective Dimensität an sich tragen, während die Elemente
solcher Objecte als Objecte nicht in Betracht kommen" (s. Scheffler).
Das Künftige (in ratione summae naturae) kam zum Aussprechen
(s. Anseimus) durch den Logos im Wort (Brahmas), und so redet es
aus dem Schweigen gnostischer „Sige" oder Mutuhei (in Nukahiva).
In den geographischen Differenzirungen würden die Verwirk-
lichungen eines Schöpfergedankens insofern zur Erkenntniss ge-
langen, als die das All durchwaltenden Kräfte dort eine definirbare
Eorm gefunden haben, obwohl (unter Abhängigkeit von ferneren
Ueberlegungen) noch nicht für die „Essentia" etwa (in der Substanz),
so doch, (in den der Anschauung verständlichen Erscheinungsweisen),
für die Accidentien, welche sich der Forschung zugänglich erweisen
(in Schöpfungskreisen, mit deren Hinweis auf Schöpfungscentren
hinaus, nach erfragtem Standpunct). Und so wäre ein Weg eröffnet,
für den ersten Schritt, der bei sorgsam umsichtigem Weiterschreiten,
unter Beherrschung des wissenschaftlichen Apparates mit der Ge-
sammtheit der von ihm für die Controlle gelieferten Aushülfen aus-
gerüstet, auf gesichertem Boden fortzuschreiten hat, und bald wird
instinctgemäss schon, ein Fussauftritt in's Leere nicht gewagt sein,
sondern dorten nur, wo solide Unterlage der Thatsachen sich fühlt.
Das Wohin bleibt der Zukunft überlassen, und so manch kühnes
Wagniss später vielleicht, bei ermuthigt anwachsendem Vertrauen in
eigene Kraft, wenn es gesetzlich zu klingen beginnt, mit empor-
schwellendem Schall verständlicher Lautbelehrungen, aus gesetz-
lichen Harmonien (des Kosmos).
Momentan freilich dürfen keine Sirenen-Gesänge bethören, im
Zeitmoment heutiger Gegenwart, wo an der Schwelle kaum an-
gelangt, ahnungsvoll wir überwältigt noch stehen, im Staunen und
Wundern über ausgeöffneten Aufblick in unermesslich erstreckte
Perspectiven, denn jetzt, wo tastend und zagend erste Schritte erst
zu versuchen sein werden, gilt es nüchternst trocken - ernster Ein-
schränkung auf minutiös engstes Detail, für gesicherten Anhalt, zum
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Einklang mit innerlich eigener Gewissenhaftigkeit, um dessen sicher
zu sein, was ausgesprochen wird, in jedem Einzelwort.
Sofern vom astronomisch - physikalischen Gesichtspuncte eine
Nebular - Hypothese (nach Laplace's Einzelausführung) bei einer
gleichzeitig in Rotation und Concentration befindlichen Masse
(s. Mädler) zu kosmogenischer Empfehlung kommt, würde beim
Ausgang vom urstofflichen Feuer — als nvg dicovioy (b. Heraklit) —
und der Sonne, als fjLVÖgog öidnvQog (s. Anaxagoras), in einer Ekpy-
rosis die Ausbrennung bereits organischen Lebens involvirt liegen,
und dieses also aus (epicuräischen) Zwischenwelten (wo die dXsi-
TOVQyriTav weilen) erneuert zu entnehmen sein, wofür, bei vulka-
nischer Ausschleuderung der Planeten auf dem Abstand dieser von
ihrem solaren Centrum, Raum gelassen wäre, um sodann, aus den an
den Grenzen der Atmosphäre einsetzenden Vorgängen in das
Terrestrische hineinzuspielen, (wie aus Abhassara - Terrassen in
buddhistischen Umschwungsperioden), unter flüssigen und verflüssi-
genden Niederschlägen zunächst, also mit primärer Wasserbreitung^)
(in indianischen Schöpfungstheorien). Die Schöpfung tritt als ,,pro-
cessio" hervor (durch die „principia"), indem die in Gott subsistirenden
Ideen, als ,,causae primordiales" (jtQOoqiöiiaTa oder praedestinationes)
aus der „Ursache alles Seienden und Nichtseienden" hervorgehen
(b. Erigena). ,,Ipse omnium essentia est, qui solus vere est" (ait
Dionysius Areopagita). Pythagoras suchte die Ideen in den Zahlen
und ihren Harmonien (b. Stob.), um die Schwingungen gesetzlich
zu fesseln (im logischen Rechnen).
Bei allmähliger Annäherung der Psychologie, um auf psycho-
physischer Brücke in das Geistesleben des Zoon politikon einzu-
dringen, musste auf noch unentschiedenem Grenzgebiet, die natur-
wissenschaftliche Forschungsmethode durch selbstgegebene Conflicte
mit philosophischer Deduction in allerlei Querkreuzungen gerathen,
die ihre Entwirrung verlangen, um nicht das eigene Lebensprincip
zu kreuzigen und opfern.
Die in dem als zoologisches Reich Gefassten durchziehende
[ilv izlsto'^ ßipoq d'^B~ripavB rö 7:üp, ro dk ke(.<pi^i\> diä rrfj exxauatv p.srißakst>
(s. Simplic). Phaeton's Brand zu löschen, folgt deucalionische Fluth (s. Hyginus). Ra
vernichtet das Erdengeschlecht (durch Tefnut), wie Mexico's Sonne Xolotl's himmel-
entstammte Gefährten; doch erhaltend als Wärme wohnt Baiwe im Rennthier der Lappen,
und Ra im Stier Mnevis (zu Heliopolis). Die Sonne wird vom Kirchthurm zu Bösum am
Tau der Dorfjungen ihren Lauf geführt (im Ditmarschen), und der indianische Schiingen-
fänger der Sonne nimmt bei den Maori seine Brüder zur Hülfe (aus dem Maui-Geschlecht).
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Grundeinheit, unter den typischen Differenzirungen, bildet die eigent-
Hche Voraussetzung neben solcher Umgränzung, und deshalb eine
selbst gegebene.
Sofern hier die Auffassung einer Abstammnng hineingetragen
werden sollte, könnte sie, wenn nicht pantheistisch im Ganzen ver-
schwimmend, nur für den jedesmaligen Sonderfall gelten, um diesen
durch gemeinsame Abstammung in seiner Eigenartigkeit hinzustellen,
zur Abscheidung vom, (also im eigenen Gegensatze zum), Fremdem
(als Nicht-Eigenem). Aehnlichkeit, ob mehr ob weniger, würde nur
für die nähere oder fernere Zusammenstellung unter den Ketten-
gliedern der Reihe in Betracht kommen dürfen, denn sofern die
Aehnlichkeit (auf den Vermuthungswegen etwaig blosser Variation)
bis zur Identität fortschritte, wäre deren specifische Unterscheidung
damit herausgefallen, wogegen sie peremptorisch eben zu trennen
hat in jener Kluft, worin der Missverstand (in Misskenntniss) den Hals
zu brechen pflegt (nachdem es dem gesunden Menschenverstand allzu-
scharf an den Kragen gegangen). Dass der Mensch zur zoologischen
Schöpfung auf der Erde gehört, dass innerhalb dieser den Quadru-
manen die Bimanen am nächsten stehen, — das mit Zugehörigem
lässt an den fünf Fingern (für Sechsfingrige auch) leicht genug sich
abzählen, zumal die vergleichende Anatomie, seit Begründung dieses
Studiumzweigs, auf all' die Correlationen in der comparativen Ueber-
schau (ihrer Vergleichungen) bereits hatte hinweisen können, welche
auf den Faden der Descendenz gereiht, unklar wieder durch ein-
ander zu laufen drohen, wenn nicht durch den Anschluss an die
Geographischen Provinzen gefestigt.
Als terminus technicus (in naturwissenschaftlicher Sprache) kann,
dem Wortsinne nach, Abstammung nur bedeuten sollen, dass inner-
halb der gegenwärtig als auf Erden gültig erkannten Gesetze
(inducirt aus Raum und Zeit) ein Etwas, (aus Etwas), ein Anderes zu
werden vermag, ohne den Character eines einheitlichen Bestandes zu
verlieren, und gesetzliche Grenzen überschreitende Auffassung würde
hinübertreten dann in Entstehung (für philosophische Deduction)
oder in Schöpfung (religiösen Glaubens).
Sobald sich die Chemie (aus Zwang der Experimente) genöthigt
sieht, ein Element zu setzen, hat dieses sein Bestehen (unter allen
als möglich dargelegten Wandlungen) deshalb eben zu wahren, weil
solcher Wahrung wegen nur (zur Befreiung aus alchymistischer
Verwirrung) im selbstständig erklärten Bestände eben anerkannt erst.
Und so hat in biologischen Systemen (botanisch oder zoologisch)
Bastian, America III. 2
18
der Widersinn einer contradictio in adjecto zu folgen, sobald die
Art über die Weite der thatsächlich erwiesenen Variationen hinaus, in
eine andere Art, als einen für sie specifischen Gegensatz, überschlagen
sollte (in eigener Selbstvernichtung). Von fortschreitend vermehrter
Kenntniss der Thatsachen hat die Weite der Wandlungsmöglich-
keiten abhängig zu bleiben, aber bei jedem Schritt über das soweit
als thatsächlich Aeusserstes Gesetzte, würde (im innerhchen Wider-
spruch) das für die naturwissenschaftliche Anschauung zur bindenden
Regel aufgestellte System auseinanderfallen, also entweder ein neuer
(je nach erlaubter Erweiterung) veränderter Grundriss aufzustellen sein,
oder sonst mit Rückfall in primäres Chaos jene Regellosigkeit statt
haben, welche auf klärende Regeln hindurchzuführen dem natur-
wissenschaftlichen Denken nun eben, als seine Aufgabe gestellt zu
gelten hat.
So hat das Factum zu entscheiden, und im Einzelnfalle also, bei
Fehlen des Descendenzfactum diejenige Descendenzhypothese, die
hinzutreten mochte bei schärferem Einblick in fruchtbar statthabende
Kreuzungen, oder in die aus der Action geographischer Umgebung
erklärbaren Variationen, wogegen jedwede Simulirung willkürlichen
Factum's sich in metaphysische Speculation verliert, und aus
physischem (für irdische Verhältnisse zulässigem) Bereich somit aus-
geschlossen bleibt, (weil naturwissenschaftlicher Forschung nicht
länger angehörig). Quaelibet res eo ipso quod est, est haec res
(s. Occam), für jedesmaligen Ziffernwerth (im logischen Rechnen),
Zeitlos tritt die Schöpfung ins Dasein (in der Religions-Philo-
sophie), und beim Anstreben ersten Ursprungs, unterirdisch oder
überirdisch, verliert sich das Entstehen im Himmelsraum aufwärts
oder in unsichtbaren Hades hernieder, beide Male in ein Jenseits
ausserweltlichen Raums (für menschliche Sehweite). In naturwissen-
schaftlicher Weltanschauung dagegen soll im deutlich Erkennbaren
eben, jenes Gesetzliche in der Natur gesucht werden, was im gesetz-
lichen Denken sich versteht (aus kosmischen Harmonien).^)
') 7/ Y'^wai': roü örj.oiou zw ößoioj (s. Empedokles), oder im Gegensätzlichen
(b. Anaxagoras) die Sinneserkenntniss (wahlverwandtschaftlich). Zur „Urposition" tritt inner-
liche Bezogenheit im geordneten Zusammengehören (b. J. H. Fichte). Die „eigene Wahr-
heit" eines Jeden (s. Göthe) liegt im Verhältniss zu sich selbst und zur Ausseuwelt (mit
dem dem eigenen Denken angeschlossenen Gedanken, als fruchtbaren, und deshalb wahren)
im menschlichen Massstab (b. Protagoras) für weitere Einfügung in's All (naturwissenschaft-
lich). Nicht „nach dem Menschen" (als „Metron"), sondern „von dem Menschen" (s. Süss)
ist der Planet gemessen (für seine Stellung im System). „Entellectus ille, qui velut habitus
dicitur, materialis intellectus, species, virtus atque perfectus est" (s. Alex.). Der Begriff
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Wie für Alles in naturwissenschaftlicher Auffassung, (dem von
der Natur gelehrten Wissen), bieten sich auch betreffs des Menschen
die Gesichtspuncte zweifacher Betrachtung, einmal vergleichend
durch den Raum und dann entwickelnd in der Zeit dahin, also nach
comparativ- genetischer Methode (in der Induction).
Hier kann das logische Rechnen seinen Ausgangspunct stets dort
nur nehmen, wo aus den Gleichungen eine Eins sich bietet, in solcher
Wechselwirkung nämlich, wie unter einfachen Verhältnissen geogra-
phisch gegeben, und in organischer Entfaltung dann historisch ge-
staltet, also gemäss den Bedingungen geographischer Provinzen betreffs
ihrer anthropologischen Bedeutung, auf dem ethnologisch umziehen-
den Horizont für die Weite der Geschichtsbewegung (soweit hinein-
greifend).
Insofern hat sich aus practischen Rücksichten zunächst die Be-
handlung der Naturstämme zu empfehlen, ehe complicirtere Probleme
in Angriff genommen werden (wie bei den Culturvölkern gestellt).
Rationalis fabrica naturale quoddam postulans praecipium numerus
est (s. Cusanus), für die logischen Rechnungen (des Denkens).
P^in (bei Umschlagen des Sein in das Nichtsein) ^) mit Negationen
beginnendes Denken (der Identitätsphilosophie) negiert den gesunden
Menschenverstand von vornherein durch die Alles auf ein Nichts
reducirende (und annuUirende) Null, wogegen bei genügender Schu-
lung in psychologisch-naturwissenschaftlichen Operationen auch für
die Berechnungsweisen negativer Grössen rationeller Anhalt geboten
werden mag (in höherer Analysis).
Wenn eine auf mehr weniger deutlicher Anschauungsweise ba-
des Atoms führt zurück auf eine unbedingt göttlich metaphysische Urkraft (b. Ulrici). Als
Ding an sich (abrö xaiV abru) enthalten die Ideen das Reale (b. Plato), und so in
psychischer Vorschöpfung (polynesisch).
^) Nur in der Linie findet Entgegengesetztes statt, indem man die Stetigkeit durch
den Gedanken, Punct genannt, unterbricht (s. L. Hoffmann); „die eine Richtung, gleichviel
welche, heisst positiv oder affirmativ, die andere negativ (bei entgegengesetzten Grössen).
Auf dem Standpunct organischer Entwicklungsreihe gewinnen unter den entgegengesetzten
Grössen die auf künftighin fortgehenden, indem die Gegenwart aus immanentem Bewusstsein
selbstthätig mitwirkt, ihren positiven Werth, gegenüber den abgethan vergangenen (und
soweit negativ nichtigen). Das Frühere von Natur ist immer der allgemeine Gedanke, die
allgemeine Form oder Absicht („Intention") der Natur, welche in allen ihren Werken auf die
Verwirklichung einer Form ausgeht, das Spätere von Natur dagegen ist die Form in der
besonderen Materie (b. Averroes), „anknüpfend an die Unterscheidung des Aristoteles
zwischen dem von Natur und dem hier aus Frühcrem und Späterem" (s. H. Ritter), wie in
den kosmologischen Antecipationen (im Pule-hau). In der Natur sind alle Gestalten gleich-
zeitig, nur der Geist hat Geschichte (b. Hegel), und so in der Cultur, wogegen die Chrono-
logie ausfällt in ethnischer Betrachtung (der Naturzustände).
2*
20
sirende (diese präsupponirende) Erklärungsweise (in naturwissen-
schaftlicher Methode) mit den anorganischen Umgestaltungen (in
chemisch herleitbaren Wechselfolgen) fertig geworden ist, auf plane-
tarisch ausgebrannter Schlacke, reisst der Faden ab. Das Organische
steht jetzt zu erwarten (zunächst im Flüssigwerden, dass das Leben
sich rege), und wie bei Ausfall des Thatsächlichen stets in hypothe-
tischen Annahmen, hätte an sich die für Anwendung der Methode
(weil hierfür nur bestimmt) empfohlene Bequemlichkeit allein zu
entscheiden, ob von einem durch Intussusception (antecipirend) das
Ganze bereits einschliessenden Urkeim (in generatio spontanea)
auszugehen sei, und seiner allmähligen Entwicklung, ohne zu wissen
wohin? — oder, (ohne zu wissen woher?) von denjenigen, allgemeinen
Umrissen nach, bereits begreifbaren Typen, wie sie sich im psychi-
schen Begriffsvermögen dem Beschauer ergeben haben. Immerhin
bietet sich im letzteren Falle ein Vorzug jedenfalls insofern, als die
Möglichkeit gewährt ist, im logischen Rechnen, (ohne von vornherein
in Unendlichkeitsreihen sich verloren zu finden), mit einer Gleichung
anzusetzen, indem aus dem Kosmischen innerhalb des Terrestrischen
gespiegelte Prototypen sich dort nach den geographischen Provinzen
abschattiren, und hier also feste Formeln gewinnbar sein möchten,
um überhaupt erst rationellerweise ein Rechnen (in seinen Elementar-
operationen) zu beginnen, ohne dass deshalb die Hoffnung aus-
geschlossen bliebe, nicht vielleicht, einstens einmal, auch infinitesimal
gestellte Probleme b^meistern zu können, nachdem genügende Schu-
lung gewonnen (bei naturwissenschaftlicher Durchbildung der Psycho-
logie). Tiaaaqa tujv ticcvtcöv Qi^cofiata (^HgjceiCTogj, "Hgrj, N^Oug^ Alöiß-
vsog) in den vier Elementen (b. Empedokles). „Es existirt nur
Psychisches" (s. Ehrenfels), und nach den Principien der Zahl waren
die Dinger Abbilder in der fjbifi'^aig (b. Pythagoras), während bei
den Archetypen, als geometrischen (im Timäos), die kanonischen
Paradigmen (b. Plato), im Aufschwung der Ideen gesucht werden
(für ideale Verklärung).
Bei inductiver Zuschärfung ausdeutender Erklärungsversuche
hätte die Vorexistenz idealer Prototypen den Händen, die sie packen
wollen, schon deshalb zu zerfliessen, weil die Pflanze den Wurzel-
anschluss, oder das Thier die Existenz innerhalb seines Mediums
(Erde, Wasser, Luft), wie terrestrisch gegeben, voraussetzen würde
(mit unverbrennbarem Salamander überher).
Nicht um solche, in den Constellationen glänzenden — und dort
21
astrologisch (auch in Kosmologien der Quechua*)) verwertheten —
Phantombilder religiösen Dranges handelt es sich, sondern um die
in Schöpferkraft schwellenden Agentien, welche aus dem Kosmischen
in's Planetarische einfallend, dort sich zu den gesetzlich vorbedingten
Existenzformen gruppiren — in den Verwirklichungen, wie (weil er-
schienen) begreiflich (zur Auffassung).
P2in ferneres Vorgehen, (im directen Fortgang) ist abgeschlossen,
aber dem Ansatz der Forschung ist hier ein Weg eröffnet, für
ihren methodischen Gang auf Umwegen zu erreichen, was sich nicht,
— auch nicht durch einen mit organischen Keimen geschwängerten
Meteorstein (der weder für Australien noch sonstwo nützen könnte) — ,
durch einmaligen Angriff nehmen lässt, wohl möglich indess durch
unerschrocken anhaltende Ausdauer, wie wenn sich die Astronomie
der Spectral-Analyse anklammert, für Auskunft über die räumlich
unerreichbaren Gestirne, und dort, zu wohlverdienter Belohnung, im
Laufe der Untersuchungen, rasch bereits eine Zahl unterstützender
Aushülfen hinzugewonnen hat.
So hier psychisch. Indem siderisch-kosmische Agentien, mit
ihren Kräftewirkungen in planetarische Sphäre niederfallend, auf den
im anthropisch (oder humanistisch) angelegten Organismus vor-
bereiteten Nervenapparat reagiren, zeugen sich, aus pflanzlichem
oder thierischem Begrififsbereich, jene Realisationen, welche nach
ihren Dififerenzirungen, in der unter geographischen Provinzen
variirenden Vertheilung, auf physikalische Agentien (aus meteorolo-
gischer Atmosphäre) zurückzuführen haben, um dasjenige abzuleiten,
was sich physisch sowohl, wie im weiteren Anschluss auch psychisch,
thatsächlich verwirklicht zeigt (im logischen Rechnen des Denk-
processes). „Tout etre vivant devant ses qualites, ses attributs, ses
fonctions, ä un element animique, a une unite douee dune activite
spontanee et consciente d'elle meme dans des limites plus ou moins
etendues, prend une raison d'existence ä la fois propre et correla-
tive" (s. Hirn), und in den Verhältnisswerthen hat die Rechnung ein-
zusetzen (aus den Attributen für die Substanz).
Bis zur genügenden Aufhellung des die Göttlichkeit umhüllenden
Dunkels vorzudringen, hindert (b. Protagoras) fj ddijXoTj^g zai ßga^vg
MV 6 ßiog TOI äv^Qconov (s. Diog. Laert.). Und so hat die Cultur
1) De todos los animales y aves que hay en la tierra, creyeron que hubiese un
semejante en el Cielo, a cuyo cargo estaba su procreacion y aumento (s. Acosta) in
Benennung der Sternbilder (Peru's), Und so wandert der zu Tentyra in Verschiebung ge-
rathene Thierkreis durch die Astronomien im Gestrcit (und unter Izdubar's Abenteuer dahin).
22
fortzubauen durch Generationen hin, denn obwohl die Individuen
vergehen, dauert die Gattung fort (s. Aristoteles), in der Consolari-
dität der Interessen (für die Geschichtsentwicklung im naturwissen-
schaftlich gesicherten Fortschritt).
Auf der Grund-Idee von Darwin's Reform basirt (in der ,, Genesis
of species") die Wechselwirkung des Organismus mit seiner geogra-
phischen Umgebung, wodurch die ,, natural selection" zur Gültigkeit
kommt.
Dabei wird wegen der bedenklichen Führung durch Analogie
allein (wenn den Lockungen zur Vereinfachung allzu bereitwillig Folge
gegeben ist), die Frage offen gelassen, ob bei Einschluss der Species
in Genera, und dieser weiter in Klassen (für Ableitung von Varia-
tionen), vier oder fünf Prototypen (statt schon einer einzigen allein)
genügen möchten, aus denen dann die auf der Erde angetroffene
Mannigfaltigkeit hervorgegangen, nachdem ihnen der ,, Creator"
Leben eingehaucht, für den ,,Struggle for life" (1861).
Da für solche schöpferischen Vorgänge jede creatürliche An-
schauung fehlt, ^) Hessen sich, zum Umgehen des Anfangs, Schöpfungs-
gedanken denklich setzen, unter ihren organisch - geographischen
Adaptationen, dort, wo solche sich factisch nachweisbar böten, und
dann im Voraus bereits gegeben präsumirt wären, um die logische
Rechnung zu beginnen (unter festem Zifferwerth in den Gleichungen).
Mit Eros' schöpferischer Kraft aus dem Nachts vom Winde
befruchteten Ei (b. Aristophanes) , durchdringt (in Indien) Kama,
1) In der Controverse, „whether species have been created at one or more points
of the earths surface," entscheidet die Bequemlichkeit in „the simplicity of the view, that
each species was first produced v\ithin a single region" (vom Schöpfungscentrum aus-
strahlend); „the view of each species having been produced in one area alone, and
having subsequently migrated from that area as for as its powers of migration and
subsistence under past and present conditions pcrmitted, is the most probable" (1861).
The theory of descent, with modification embraces all the members of the same class
(wie in Meisterzügen nachgewiesen für die Taubenrassen), animals have descended from
at most only four or five progenitors, and plants from an equal or lesser number. Analogy
would lead one step farther, namely, to the beiief, that all animals and plants have
descended from some one Prototype; but analogy may be a deceitful guide {s. Ch. Darwin),
„life, with its several powers, having been originally breathed by the Creator into a few
forms or into one" (zum„Struggle for life").
^Ei TioXXaX ßh> xopaoi di^ao^eueg ißXd(Trrj<Ta>
Fußvol d' i7:Xa^o>TO ßpayiovzg i.u>tdeg wfj.wv
^'Ofxiiaza d'ol äTzkauäro Tzzvfjrsoovra //cTwttwv (xaß^aTzep
EfxTredoxXrjq kiyet rd ,.ßouy£vy) d>^pu7rp(opa').
"E^ äkXo£idd)v ^wiüv 6 äviS^poTZog iyzwriß-rj (s. Anaximander), iv iy^dumv (als Fisch-
mensch), oder aus der Schnecke (bei den Indianern), unter (periodischen) Abwerfen des
Gehäuses (wie Tahiti's Taaroa).
23
ausgebrannt (kami auf Viti) in Rehua's Feuerkraft (der Maori)
aus Baiwe's (der Lappen) erwärmendem Centralheerd (Hestia's), unter
abwechselndem Entzünden und Erlöschen (s. Clem. AI.) für Heraklit's
Feuer (im Urstoff), bis ^dXaaaa sich breitet, als Gnsqfxa Tijg dia-
xoafiij(re(og (für Menabozho's Erdbildung). ,,The life in the body and
the fire on the hearth are one and the same thing" (bei den
Shawnee), both proceed from the same source (s. Tanner), und
Rehua durchdringt das All von Naharangi aus (auf oberster Terrasse).
Ohne Unterscheidung noch des Oben als Himmel oder des Unten
als Erde war im Anfang ein unermessener Abgrund zum Hervor-
gehen der Götter (in Assurbanipal's Inschriften), mit Lakmu (und
Lakamu). Aus der Mutternächte Dunkel (oder Po) tritt (auf Ha-
waii) Kumu-honua hervor, als das (aus des Beginns Wurzel) sichtbar-
lich zum Ausdruck Drängende, (nu mit dem causativen Präfix), im
,, Ersten Menschen" (,, First Made" or ,, First in Existence") oder
Itsikamahidis (bei den Hidatsa). Aus Pachacamac („de pacha que
es mundo universo y de camac, participio presente del verbo camac,
que es animar"), als unsichtbarlich verehrt im Thal von Irma, trat
der Sohn Inti hervor (im leuchtenden Sonnengott). A este dios
Sol tenian por cosa viva y divina (s. Torquemada), Tonatiuh ,,E1
que va resplaciendo" (in Mexico). .
Wenn in den (bis auf die der Spectral- Analyse , oder Meteor-
gefällen, entnehmbaren Aussagen) einer exacten Forschung unzugäng-
lichen Weltraum (epikuräischer Zwischenwelten, oder Diakosmien,
wenn man will) hypothetisch die Keime der Ursächlichkeit hinaus-
verlegt werden, welche sich planetarisch unter klimatische ,, Aktions-
centren" verwirklichen, so würde (im drehenden Umschwung von
Epicyklen, unter den, zum Primus motor hingerichteten, Verdrehungen
auf philosophischen „Tabulae") das in der Schöpfung realisirt Hervor-
tretende, wieder von dem in Constellationen Zusammentreffenden, —
wie durch den Quechua an sichtbare Gestirne geknüpft, für thierische
Prototypen (s. Acosta), - abhängig bleiben, indem die für mehrfache
Localisation geeigneten Organisationen zunächst an einer besonderen
Oertlichkeit zum Ausdruck gelangen mögen, wie etwa für die Dattel-
palme Mesopotamien supponirbar zu empfehlen wäre, während sie auch
in Aegypten z. B., gleich einer bodenentsprossenen Pflanze sich als
autochthone demonstriren Hesse. ,,Anaxagoras dogmatizavit facta
animalia decidentibus e coelo in terram seminibus" (s. Irenaeus), und
neuerdings sind nicht nur Pflanzenkeime in Meteorsteinen herab-
gefallen, sondern grösser als der, bei nachlassendem Umschwung, in
24
Aegospotamos herabgekommene, ein ganzer Continent (australischer
Absonderlichkeit). Zcoa y^vsadai i^ vygov xal d^sQfjiov xccl y€ajdovg_,
vöTSQOv de i^ dXk^Xcov (s. Diog. L.). Manabozho belebt die aus Thon
gebackenen Thierfiguren durch Hineinkriechen (auf der Schöpfungs-
Insel), und Xolotl den Knochen untergegangener Generationen mit
dem Blut der aus dem Tecpantl (oder Feuerstein) zersplitterten
Götter, vom Himmel herabgefallen in die Höhlen eines Höhlen-
geschlechts, (spelunkisch erspäht). Le paradis terrestre, c'est ,,la
deuxieme epoque des Cavernes" (b. Letourneau).
Dergleichen Hesse sich nun in Phantasiebildern weiter ausmalen,
um mythologischen Dichterspielen Spielraum zu lassen, der indess
auch philosophischer Speculation sich verwerthbar geboten hat.
wenn sie etwa mondsüchtig geworden oder altersschwach.^)
Sieh' die Luft, die uns umgiebt. Oder vielmehr, du siehst sie
nicht. Da mag vor den Augen ein Hagelkorn herabfallen, als das
Product der unsichtbaren Agentien um uns herum.
Und so der lebende Organismus als Product physikalisch-sideri-
scher Agentien im Actionscentrum geographischer Provinzen, und
zwar hier, weil im statu nascenti die Wechselbeziehungen bewahrend,
in vegetativischer Fortentwicklung geschlossenen Kreislaufs (an
Stelle der Einmaligkeit krystallinischen Abschlusses).
,,La matiere n'engendre pas les phenomenes, eile les manifeste,
eile n'en est que le substratum, et ne fait que donner aux pheno-
1) „Wenn die Philosophie ihre Abstractionen Grau in Grau malt, so ist die Frische
und Lebendigkeit der Jugend schon fort" (s. Hegel). Wie haben wir uns doch die Ent-
stehung des Mondes zu denken? Deutschlands grösster Philosoph, Immanuel Kant, ist der
Erste, der in seiner Naturgeschichte des Himmels diese Frage befriedigend beantwortete.
Durch die Schnelligkeit der Erdumdrehung, so meint er, hätte sich dereinst von dem
gluthflüssigen Leibe des Planeten ein Reif abgelöst, ähnlich jenen Ringen, die den Planeten
Saturn umgürten. Wie nun dieser Ring durch eine Ursache, die sich heute unserer
Kenntniss entzieht, einen Riss bekam, da zog er sich zu einem flüssigen Feuerball
zusammen, ein neuer Weltkörper war gebildet, bestimmt, seinem Erzeuger ein steter Be-
gleiter zu sein. Und von der Tragweite des kühnen Gedankens entzückt, überlässt sich
Kant einen Augenblick dem ganzen Schwünge einer lebhaften Phantasie, wie man ihn
dem kritischen Philosophen am wenigsten zutrauen durfte. Wenn die allmälig fort-
schreitende, kühnen Sprüngen abholde Wissenschaft freilich dem Fluge Kantischer Ein-
bildungskraft nicht folgen konnte, so ist es doch heute, wo das Sintfluth-Räthsel eine
nüchterne, jede Kritik aushaltende Lösung fand, interessant, den grossen Geist einmal
dasselbe Problem in der Werkstatt seiner Phantasie bearbeiten zu sehen. Kant denkt sich,
dass zu jener Zeit, als die glühende Erdmasse sich bereits mit einer kalten und festen
Rinde gepanzert hatte, die den Menschen ein gastlicher Wohnsitz ward, dass da die
Schnelligkeit der Umdrehung noch stark genug war, um die dünneren Bestandtheile der
Erdmasse emporzuheben. Diese aber sammelten sich zu einem Reif am Firmament.
Nimmt man an, dass derselbe zum guten Theil aus Wasserdünsten sich zusammensetzte,
25
menes leurs conditions de manifestation" (s. Claude Bernard). What
it this „primo mobile", this transitional power, in which all things
live and move, and have their being? (s. Ruskin), different from
matter (we may call it, as we choose — „first cause", or „first light",
or „first heat"). Declinando faciunt primordia motus | Principium
quoddam, quod fati foedera rumpat | . Ex infinito ne causam causa
sequatur" (s. Lucrez) in Freiheit (bis zu der des Willens). Throughall
the „immeasurable intervals of time and space" Matter has never
created one single atom. Causa causarum: what was that? Whatever
it was, you will not be able to ignore it, except by refusing to go
back to ,,The First Beginning" (s. Wainwright), und aus Erstem des
Ersten auf eine Eins zunächst (im logischen Rechnen).
Die Wurzeln (nrjy^ xal Qi^cofjia) ewig strömender Schöpfung
{(f)VCig äsvctog), des ,,immeasurably fount ebullient with creative Deity"
(b. Coleridge), liegen in der Tetraktys (b, Pythagoras), als Qi^uiiiaxa
T(7)v TtavTcop (s.Empedokles) oderTe-akaia-Roe (auf Mangaia) verborgen,
und unter Schweigen gnostischer Y^uyij hüllt sich (im Bythos) Ku-mu
(das im Schweigen aufgestandene Stehende) Kumulipo's (auf Hawaii).
'Ofjiov ndvra xQijfJ^ccrcx rjv (s. Simpl.) im Urzustand (b. Anaxagoras),
8ha 6 vovq sXd^ooVj avrd df£x6a[jii](^€ (s. Diog. L.). ,, Brahma is the
materiel as well as the efficient cause of the world" (s. Böse), in
simultaner Causalität für Schelling's Absolutes (als Beharrendes).
Im Hervorwachsen eines Samens ist die Natur der Welt in
so ist damit zunächst jene für die Auslegung so schwierige Stelle der Bibel erklärt: „Da
machte Gott die Veste und schied das Wasser unter der Veste von dem Wasser über der
Veste" (Gen. i, V. 7), „und man hat noch den Vortheil, den Ring im benöthigten Falle
etwa durch den Stoss eines Kometen zerbrechen zu lassen, um die Bewohner, welche
solcher Vortheile und Schönheiten der Natur sich unwürdig gemacht hatten, mit Ueber-
schwemmungen aus seinen Wassern zu züchtigen. Erst mit der Sintfluth also, meint
Kant, sei vom Himmel jener lichte Wasserbogen verschwunden, an seine Stelle aber sei
der farbige Bogen getreten, der „durch die Versicherung des versöhnten Himmels ein
Gnadenz^ichen und Denkmal einer fortwährenden Erhaltung des nunmehr veränderten
Erdbodens sein sollte." Wir bezweifeln nicht, dass an dieser merkwürdigen Erklärung bei
Kant die damals „herrschende Neigung, die Wunder der Offenbarung mit den ordentlichen
Naturgesetzen in ein System zu bringen," viel beigetragen habe. In dem jetzigen natur-
wissenschaftlichen Zeitalter ist eine solche Neigung uns fremd geworden (s. Erich Martheus)
1881 (B. T., July). „Uranus est le pays des savants, pays froid, par consequent, glace meme"
(Jupiter est la terre type, car eile est la patrie future de la Republique universelle), comme
dit M. Flammarion (s. Loudun); il presente un plan complet de reorganisation du monde
(le monde tout entier est mal fait, dit-il, le monde, I'air, la terre et l'homme). Die
Itälmenen halten „sich viel klüger als Gott, niemand thörichter, unsinniger, dümmer als
ihren Kutka" (s. Steller), und würde er noch mehr Verkehrtheiten begangen haben ohne
die Rathschläge seiner verständigen Frau Chachy, während Atai's schlimmer Rath ihren
Gatten Abasi zu irdischer Menschenschöpfung verleitet (am Kalabar), cf. G. u. E. B. (S. 196).
26
allen ihren Bewegungen, Bestrebungen und Neigungen, welche die
Griechen ögfitj nennen, selbstständig (s. Cicero), im schöpferischen Auf-
blühen oder „Pua-mai" (auf Hawaii), wenn aus (Kore's) Po (im ro ^^ 6v)
Te-Rapunga (der Maori) einsetzt, „Asking or Seeking" (s. White),
gleich Plato's oq^iti ^sicorega (den ,,Appetitus intellectivus" zu wecken),
und in chaldäischer Kosmogenie wachsen aus Mummu-Tiamat (als
All-Gebärerin) die Götter hervor (Lachma und Lachmu), nach den
ix vvxTog ysppöovTsg d^soXoyoi (bei Aristoteles), während den Tahuna
im Kreisen der Mutternächte („the circling of innummerable Po")
Mutuhei schweigt (auf Nukahiva). „Mundus coeli vastus constitit
silentio" (b. Ennis). Die kosmogonischen Vorstellungen des philo-
sophisch angelegten Neuseeländers (b. Macaulay) sind weniger
kindisch, als manche der „most civilized heathen nations of old"
(meint der Missionär Taylor). ,,Wenn mit dem Zurücktreten der
philosophischen Thätigkeit die vielseitigste und fruchtbarste Arbeit
auf dem Gebiet der Erfahrungswissenschaft und vor Allem auf dem
der Naturwissenschaft Hand in Hand ging, so war damit deutlich
angezeigt, dass die neue Philosophie mit diesen Wissenschaften in
ein engeres Verhältniss treten müsse, als die bisherige" (s. E. Zeller),
durch Anreihung der Psychologie, slxörcog ySj um die Kette der
Naturwissenschaften zu schliessen (mit fortgeführtem Verband induc-
tiver Methode).
Die Formen des Wissens bilden (s. Schleiermacher) Induction
und Deduction auf dem nach beiden Richtungen hin durchwanderten
Forschungswege (odog ävco xal xaVw). In der Cultur findet das zu
bewusster Thätigkeit gelangte Denken einen Vorrath geistiger Güter
bereits vor, welche zunächst, für ihre Erkenntniss, deductiv zerlegt
werden müssen, während später erst für das Individuum (in seinem
Zusammenhang zum Ganzen) die Objectivirung hinzutreten kann,
um der Entstehung genetisch nachzugehen aus comparativem Aufbau
(in der Induction), mit Anschluss controllirender Prüfung (in gegen-
seitiger Bestätigung durch Addition und Subtraction),
Indem der Natur auch für ihre geistigen Schöpfungen das Mass
sich selbst gesetzter Gesetzlichkeiten gezogen ist, wird zur Ueber-
sicht im Bereich ethnischer Denkensmöglichkeiten zunächst eine Ge-
dankenstatistik anzustreben sein. Für den planetarisch der Be-
trachtung geltenden Standpunct der Menschheitsgeschichte wäre
dadurch, weil, — unter der Vermittelung etwa durch Aethersphären (b.
Cornelius), — aus einer, für den Abblick, unerschöpflich strömenden
Quelle (kosmisch einfallender Agentien) zehrend, ein Fortschritt nicht
27
ausgeschlossen, wie ebensowenig ein (durch untergegangene Culturen
genugsam bezeugter) Rückfall in zeitliche Wandlungen des Ent-
stehen's und Vergehen's, während bei einem über die mitwirkenden
Motoren allmählig geklärten Bewusstsein, betreffs des Geistigen auch
die sobezüglich waltenden Naturgesetze zur Erkenntniss gelangen
würden (bei naturwissenschaftlicher Durchbildung der Psychologie).
Bei dem was in irdischer Horizontsphäre aus jenseitigen Weiten
hineinspielt, mit der Fortdauerbeständigkeit (,,persistence") der Kraft
(b. Spencer), mögen in den Effectwirkungen, Anhalte zum Rückschluss
auf die Herkunft geboten sein, — durch soweitige Relativitäten im
TiQÖg ti> (b. Protagoras), — für einen ,,Concretismus" (s. Horvath),
mit „Keimen höherer Ordnung" (s. Spiess), und immerhin wäre dies
der in der Zeitweisung betretbare Weg, da kein anderer angezeigt
liegt, als der naturwissenschaftlich geöffnete (im Zeitalter der Natur-
wissenschaften).
So würde es im Correlativismus (s. Laas) unabhängig fremden
Thatsachen zu verdanken sein, wenn die Wissenschaft vordringt,
aber dieser Gang selbst dann in die Verständlichkeit eintreten, wenn
auch die Psychologie den Naturwissenschaften angeschlossen ist (in
Abrundung der Weltanschauung). Aus der ,, ungehörigen Ver-
wendung einer ethnischen oder ästhetischen Idee zur Erklärung der
Naturvorgänge" (s. Riehl) folgten (in Verkoppelung zwei verschiedener
Begriffe) die Irrwege (der Philosophie). Immer jedoch bleibt die Ein-
heit der Weltanschauung gewahrt, durch ein und dieselbe Methode,
wenn an Stelle der deductiven die inductiv naturwissenschaftliche tritt
(auch für die Psychologie). Im Determinismus fällt der Unterschied
zwischen Naturgesetz und Sittengesetz aus, für das Organische, als
Ineinander von Vernunft und Natur (b. Schleiermacher), wie gesetz-
lich zu verstehen (im Dharma der Triratna).
,, Unser Natur-Erkennen ist eingeschlossen zwischen den beiden
Grenzen, welche einerseits die Unfähigkeit, Materie oder Kraft,
andererseits das Unvermögen, geistige Vorgänge aus materiellen
Bedingungen zu begreifen, ihm ewig stecken" (s. Dubois-Reymond),
bis mit Fassung des Menschen als Gesellschaftswesen der Völker-
gedanke gegeben ist, in seiner geographisch differenzirten Mannig-
faltigkeit (für Verwendung einer comparativ-genetischen Methode bei
naturwissenschaftlicher Behandlungsweise der Psychologie).
Unter mythologischen Schöpfungsbildern schlägt der autochthone
Stamm als „Mensch", oder Wushkamsi (der Kurilen), in der Mutter-
Erde (einer Magna Mater) Wurzel, aus der mancher Jarbas empor-
28
wächst, gleich Tuisco (Mannus' Erzeuger), ein ,, Erster Mensch", der
den Epigonen, wie im Leben, auf dem Todespfad vorangeschritten,
im leuchtenden Sternenglanze indianischen Seelenweges, wo Here
ihre Milch verschüttet hatte längs der Strasse der Heckerlingträger
(Derb ettübenin). In den Plejaden der Kioway (s. Emerson) leuchtet
the ,,form of a divine man" (ihres Ahnherrn). Wie die Seelen
der Chickasaws zum Missisippi, kehrten die der Caviilas, um die
neuen Nachgeburten wieder zu beleben, heim zu ihrem heiligen
See, um den sie hockten, den Fröschen gleich, (wie ihre öst-
lichen Confratres am Teich des Mittelmeersee). Aus vorweltlichem Ur-
schlamm Mesopotamiens (bei Berosus) wühlen und wälzen sich Unge-
thüme chaldäischer Phantasiegebilde hervor, oder aus dem Nilschlamm
(für hieroglyphische Entzifferung), und ob aus Stein oder Baum fragt
sich schon in homerischen Versen, betreffs der Holzmenschen vor-
geschichtlicher Ouiche etwa, die als hölzern und unverständig dumm
wieder untergegangen, oder der Steinmenschen (für Oneida) und
sonstigen ,, Sachsen" (aus dem ,,Saxum"), während mit Ask und Embla
sich Meschia und Meschiane wiederholen, im Rückgang auf den Urstier
oder eine Audumbla, als brahmanische Wunschkuh, und Alles wäre
möglich kraft des Wunsches Zauberkraft, um auch Menschen zu
schaffen, im Centralsitz zu monistischer Vereinfachung, nachdem er
selbst nur erst hervorgezaubert und zwar am rathsamsten hier, um
sich der Controlle geographischer Ortsbestimmung zu entziehen, aus
versunkener Lemuria vielleicht, wo der (tibetisch fromme) Urahn im
Affen zu äffen Auswahl hat, um sich menschlich zu vervollkommnen
bei Jakun, oder auf Tasmania (nach Amputiren des Dorsalfortsatzes).
Für Alles Das, und ähnlich Vieles, wären Möglichkeiten insofern
schon nicht zu bestreiten, weil darüber streiten leeres Strohdreschen
scheint, 30 lange für logisches Rechnen ein fester Ansatz noch nicht
gewonnen, zu vorläufig objectiver Ueberschau dessen, was thatsächlich
sich ihr bietet, betreffs actueller Vertheilung des Menschengeschlechts
auf der Erde, in Gemässheit mit den gesetzlich markirten Differenzirun-
gengeographischerProvinzen (nebst ihren in solare Sphäre hinausreichen-
den Ursächlichkeiten, aus nsqa&sv eingreifenden Agentien). Bei stets
nothwendigem Bezug auf Vorhandenes ist das Entstehen als „Ge-
mischtwerden", das Vergehen als „Gesondertwerden" zu bezeichnen
(b. Anaxagoras), unter ,, Erhaltung der Kraft" (und so sind auch die
Haare des Hauptes gezählt), wobei für geistige Objecte das Phäno-
menon mit dem Noumenon zusammen zu fallen hat (zur Erkenntniss),
wenn das Denken, selbst sich zu denken, in jene Tiefen niedersteigt.
29
wofür die Leiter der Mystik sich zu kurz erwiesen, bei ,, Septem
gradus", so dass ihre Verlängerung anheimgestellt bleibt (psycholo-
gischer Zimmermannskunst).
Von den Missionären über die Welt- und Erdschöpfung befragt,
bekundeten die abiponischen Heiden eine heidenmässige Unwissen-
heit, da Niemand dabei gewesen, und die über das Geistesdunkel ihrer
Naturkinder („the benighted natives") betrübten Väter haben ihnen
dann Alles fein säuberlich erzählt, wie es in den sieben Tagen her-
gegangen. Der zum gaffenden Verwundern geneigte Neger hat dies
bei gebotener Gelegenheit zum vollen Ausdruck gebracht, über über-
natürliche Weisheit staunend (wie Bischof Colenso es weiss), wogegen
die Australier, durch Erfahrungen gewitzigt, jene ,,plenty of lies", die
sie von den Weissen bereits gehört, zum Einwand nahmen, mit
der Entgegennahme zu zögern, als ,,Jehovah's book" (s. Taplm) zum
Angebbt gebracht wurde (da es sich hier ebenso verhalten könnte).
Ob solcher Antworten staunende Verwunderung (beiderseits)
oder auch „bedenkliches Schütteln des Kopfes".
Dieu (im Donnerwetter, als Toupan) ,,faisait ainsi trembler ciel et
terre; leurs resolutions et responses ä cela estoient, que puis qu'il
les espouvantoit de teile fagon, il ne valait donc rien; voilä choses
deplorables, oü en sont ces pauvres gens" (s. Lecy). Nur aus
Dummheit oder Unverstand hat Gott die Welt nicht besser ge-
schaffen (mit ihren Gebirgen, Klippen, reissenden oder seichten
Strömen, Ungewittern u. s. w.), meinten die Kamschadalen (XVIII.
Jahrhundert) und mit dem Stolz des Spaniers, wie ihn der Dichter
will, hätte königlicher Rathschlag Manches besser zu machen ge-
wusst, wenn vorher befragt (um die Schöpfung ptolemäisch geord-
neter Welt).
Woher der Pflanze erster Keim? ob aus einer Generatio spon-
tanea, ob mit einem Meteoritenkörper in irdische Atmosphäre hinein-
gefallen? Und wie bringt es uns näher einem Ersten, das Eine oder
Andere? Die Generatio spontanea, wenn chemisch-biologisch etwa
nachweisbar, würde das Problem weiter nur zurückschieben, auf das
Erste in anorganischen Elementen, und der kosmische Keim dann
alle dieselben Erörterungen über seinen Ursprung wieder erheben,
wie schon terrestrisch der Erledigung harrend. So wurde es discutirt
am Abendtisch, mit dem Bier darauf. Woher denn das? In dem
uns umgebenden Raum tritt, aus den Göttergesprächen (0€mv JiccXoyoi)
der russige Mundschenk {tTl toov (^ntv^'iJQcov ävdnXsoov) oder der
Gargon (o Fapvfjiijdtjg (J«), als ,,pincerna Jovis", in irdischer Stell-
30
Vertretung eines Schaffner, der das Bier uns geschafft und gebracht.
Doch wohl nicht als seine Schaffung, von ihm selber, mit dem wir
anstandslos conversirt haben, gleich unsers Gleichen, das Abgleichen
der Rechnung erwartend. Dahinten jedoch, in einer, den Benebelten
neblig nur und undeutlich erkennbaren Ecke, am Schenktisch, da
geht es, soviel es scheint, geschäftig her, mit Sprudeln und Zapfen
und Füllen, und dann kommt das Bier herbei, getragen in die Nähe,
näher und näher, bis auf den Tisch gestellt. Dort in der Ferne also
wohl der Ursprung? aprioristisch gesetzt. Aber dahinter, hinten
wieder, wie sich bei weiterer Nachforschung a posteriori ergiebt,
findet sich eine Hinterthür, aus der andere Gestalten eintreten, ein
Herbeibringen wiederum sonstiger Art aus Fernen her, die über den
Horizont des Gemaches hinausfallen. Und wie dann das Gebräu
schliesslich gebraut, im Brauhause und Aufbewahrungskammer, mit
Herübernahme der Ingredienzien aus Hopfen oder Malz, und (wenn
nicht schon verloren) ihre Spuren bis da, wo sie ihrerseits wachsen die
Vorbedingungen, um die Substanzen zu schaffen zum Mischen und
Präpariren, Alles das würde Frage an Frage reihen, für die, die
nun aus der engen Umschliessung hinaustretend auf die Strassen der
Stadt, die Brauhäuser in den Vorstädten zu suchen suchten, oder
die Hopfen- und Gerstenfelder an abgelegenen Dörfern. Und
schliesslich ständen wir wieder am Ersten, wie anfänglich, noch
zweifelhaft verwirrter, als zuvor, mit all den Controversen darüber,
wie sie sich in terrestrischer Bewegung ergeben, wenn Lichtblicke
vorübergehend einblitzen aus leuchtenden Meteoren , oder den in
buntem Wechseln hier und da durch feiner vervollkommnete Mess-
instrumente fassbaren Aussagen der Spectral-Analysen.
„Woher das Kind? mein Kind!" „Der Storch hat's gebracht."
,,Von wo denn?" Vom Baum, auf dem sie wachsen (in Sachsen), die
Mädchen aus Rosmarienbüschen, die Knaben aus Kohlhäuptern, (und
Cocosnüssen in Polynesien), auch aus dem Milchbrunnen oder dem
Jungbrunn, wo die goldene Jungfrau (oder Holda) sie gepflegt mit
süsser Milch, wenn nicht aus den Milchströmen der Schöpfungskuh
Audumbla (einst im Norden). Das wissen sie nun besser, die Er-
wachsenen aus practischer Mitthätigkeit, wie physiologisch im Ein-
zelnen ausverfolgt, bis zur Keimzelle, mit kernigen ,,Eiweissklümpchen"
und deren Häutung (aus monerischen Prädilectionen). Doch auch
dann, wie wieder helfen wir uns mit dem Pesten? wenn in der Vexir-
frage verstrickt betroffen über Priorität von Henne und P^i , für
Weiterfragen transcendentalisch, hinaus in den ,,progressus ad infi-
31
nitum". So würde innerhalb sichtbar verständlicher Grenzen zunächst
der Erkenntniss dessen nachzustreben sein, was dem Verständniss
Zugänglichkeit verspricht, beim Ausgang vom Gegebenen im Dasein
dort, wo sich ein fester Ziffernwerth substituiren lässt (im logischen
Rechnen).
In den Verkettungen der Nidana beginnt es mit Avixa, einer
Unwissenheit des Noch - nicht - Wissen, doch zugleich mit Weges-
anweisung nach der zur Erkenntniss des Dharma führenden Richtung
hin, bei Durchschau im Bodhi (unter Anstrebung von Asangkhara-
Ayatana).
Im „fremden Buch" wird zur Erschaffung Adams (aus Staub)
„Material gebraucht, so dass nicht zu verstehen, womit dann Erde,
Sonne, Mond u. s. w. gemacht wurden," meint Jasui Tschiuhei (in
Yeddo), während in Borneo der bei Erschaffung des Mondes über-
schüssige Thon zur Herstellung der heiligen Töpfe dient, die deshalb
unschätzbar sind, oder doch allzuhoch geschätzt werden, um von
Ethnologischen Museen erworben werden zu können (bei der Be-
schränktheit ihrer Mittel). ,,Nun mach' ich noch aus diesem Rest |
Das Letzte und zugleich das Beste," singt (im ,, neuen Laienbrevier")
der „Apostel" („das Küchenbrett mit dem letzten Drittel der archi-
gonen Moneren zur Hand nehmend"), hinäugelnd auf den Homunculus
aus Wagners Retorte im Laboratorium „Dr. J. Fausti" („dreifacher
Höllenzwang") M D I (mit der von Alexander IV. , D. G. Pontifex
und ,,Piccolomineus Cardinalis" unterschriebenen „Praefatio"). Und
so bewahre uns Gott vor dem Bösen, um mit ihm im Guten zu ver-
bleiben mit dem ,,good people" der Güetel, in der Gütchengrube
(oder dem Gütchenteich) bei Glaucha oder, zu Antäus' Riesenalter,
am ,, tritonischen See" zum autochthonisch stärkenden Festhalten, an
gesicherter Unterlage. Dann würde auch in naturwissenschaftlicher
Zukunft die Erscheinung ihres Culturheros zu erwarten sein, eines
Herakles, wenn seine Zeit gekommen, um (zur Einführung in der
Seligen Kreis) höher emporzuführen, zu den dem Blick der fi^Qoneg
ävd-Qoanoi heute noch umwölkten Gipfeln, wo die Götter weilen, auf
des Olympos Höhen oder dem Meru (mit jenseits aufbäumenden
Ansteigen).
Und hier hätte die Erhebung zu beginnen, zu den Meditations-
terrassen aufwärts, die über „Kronos' Thurm" auf Pindar's Dichter-
Insel, weit empor sich thürmen, wenn philosophische Speculation zu
vollem Schwung gelangt, bis in sich selber vernichtigt (mit Nevasanja
nasanjayatana), so da.ss vorherige Aussättigung mit solider Haus-
32
mannskost rathsam erscheint, sobald die naturwissenschaftliche
Psychologie sich befähigt finden wird, in geniessbarer Form her-
zurichten und aufzutragen (oder vorzutragen), wozu sich gegenwärtig
noch die Rohmaterialien sammeln (aus allen Theilen der Erde).
Der ,,Vergleichungspunct zwischen Entwicklung und Dialectik"
(s. K. Fischer) wird gegeben sein in den organischen Wachsthums-
gesetzen des Denkens aus comparativ-genetischer Methode, nachdem
unter der Controlle thatsächlich objectiver Vergleichungen die Unter-
lage gesichert ist (für das Fortschreiten der Forschung).
Wenn zu der potentiell nur, (einer blossen Möglichkeit nach), wie
angelegt (sTrirrjö^ioTi^g), existirenden Materie die Form ^lOQCfij oder
ildog) gestaltend hinzutritt, spiegelt sich in den Gebilden der Aussen-
welt, was durch die von dem vovg nOLf^uxog, (aus övvafiig zur ivsQysia
übergegangen), in den (favrdgfi/xTaj (den Reflexen der Urbilder), für
den aus dem vovg Trad^fjnxog hervorgerufenen „intellectus acquisitus"
{vovg snixTrjTog) geschaut worden ist, in seinen Ideen (idealistisch).
In der Verwirklichung durch Kraftentfaltung liegt das schöpfe-
rische Prinzip, das sich an einer, weil nur der Möglichkeit nach vor-
handenen, soweit (realiter) ausfallenden Unterlage bethätigt, unter
den Umrissen schwankender Schatten aus jenseitigen Zielen herab-
scheinend, und so schlingt sich der subjectiv gordische Knoten, im
Lebensräthsel einer ,,Activität" (s. Bunge), aus dem etwaiger Aus-
gang dort nur sich öffnet, wo unter gesicherten Anhalten ein objec-
tiver Forschungsgang auszuverfolgen bleibt (mit Erweiterung natur-
wissenschaftlicher Methode bis in die Psychologie).
Voilee aux yeux de l'intelligent, eile se laisse entrevoir cepen-
dant, mais sans oter son masque (b. Ibn. Sina), une äme universelle
(s. Dugat). Und ähnlicherweis reflectirt es sich aus des Schöpfergottes
Glanzspiegel, alsTezcatlipoca (miroir luisant), ,,on le nommait aussi Ame
du monde" (s. Biart), wie Pachacamac, als ,, Allseele" (b. Garcilasso).
Die Unsterblichkeit ist nichts Jenseitiges, sondern des Geistes eigene
Kraft, sich über die Endlichkeit hinaus zu Ideen zu erheben
(s. Strauss), wenn diese zum Verständniss gelangen werden (in natur-
wissenschaftlicher Psychologie).
Indem bei dem Lichtgluthzustand der Sonne ^) die als (aus-
') Solar heat is produced by the impact of meteors falling from extra-planetary
Space and striking his surface with velocities, which they have acquired by his attraction
(b. Hall). The source of energy from which solar heat is derived is undoubtedly meteoric
(s. W. Thomson). Le soleil est une vaste machine thermique organisee de maniere ä
rayonner indifferemment vers toutes les regions de l'espace, une enorme provision de
33
gebrannte) Schlacke rotirende Erde aus dem Weltraum diejenigen
Stoffe zu condensiren hätte, welche in der Atmosphäre meteoro-
logische Processe anregen, und in das Wasser somit den indianischen
Anfang des Schöpfungsprocesses (wie im Anbeginn jonischer Philo-
sophie) hineinverlegen würde, so wären damit die Keime organischen
Lebens angeschlossen zu setzen, in niederregnenden Seelen (bei Indiern
oder Papua), sowie in die, von dem Quechua den Constellationen ab-
geblickten Prototypen (Plato's), die aus den Schöpfungsgedanken
ihre Schatten in das Irdische werfend, dort unter den Erscheinungs-
formen der Pflanzen und Thiere auftreten (nach den Variations-
differenzen der geographischen Provinzen).
Aus dem einmal, — in einer oder anderen Art aus kosmo-
gonischen Verbildlichungen entnommen — , gesetzten Anfang folgt
der rückkreisläufige Weiterentwicklungsprocess des organischen
Lebens, in directer Abhängigkeit von meteorologisch - kosmischer
Umgebung bei den Pflanzen, und bei dem durch Freibewegung
losgelösten Thier in entfernterer zwar, aber dennoch zugleich in
bindender für die Existenz (bei der mehr oder weniger auf die Weite
geographischer Provinz eingeschränkt angewiesenen Lebensfähigkeit).
Unter Beobachtung nach den drei Daseinszuständen zeigt sich
für seine einfachst niederste Form der organische Lebensprocess
ayf dem Festland im unmittelbaren Abhängigkeitsbedingniss von
dem planetarischen Jahresumlauf (beim Aufblühen im Sommer und
Absterben im Winter), während er im Flüssigen unbestimmter ver-
schwimmend fortdauert (vegetativisch), und den animalischen Luft-
geschöpfen ihren Fusspunct am Festen nicht entbehrlich macht.
Freier, als Flugbewegung, fährt dann aus psycho-physischer Unter-
lage das Psychische aufwärts, bis in ausschweifende Flüge der
Phantasie, wenn nicht gesetzlich geregelt (im sprachlichen Austausch
auf gesellschaftlicher Sphäre).
Im Anorganischen liegen Substanzen vor, die weil der Erde
aus ihrem (terrestrischen) Schlackenzustande, nach eigener Natur,
bereits angehörig, auf derselben, für ihre elementaren Stoffe (minera-
logisch), unvernichtet und unvernichtbar fortzubestehen haben, während
der in jedesmaliger Zusammensetzung einheitliche Abschluss von
den Umständen zufälliger Nebenbedingungen geboten wird.
Im organischen Leben dagegen waltet ein von jenseits her
chaleur avec une constance et une duree mcrveilleuse (s. Faye). Die Sonne der Azteken
steigt aus Teotihuacan's Feuersgluth hervor, (worin der Aussätzige sich dem Opferbrand
weihte).
Bastian, America TTI. 3
34
hineinreichendes Princip, zur Forterhaltung der als abgeschlossenes
Ganze auftretenden Erscheinungsform (bei elementarem Zerfall), sei
es in Keim-Erneuerung, sei es in Wiedervereinigung geschlechtlicher
Spaltung (um aus der Eins und einem Zweiten Drittes zu zeugen).
Dies als mit solaren Einstrahlungen auf planetarischem Begleitkörper
verknüpft, ergiebt sich, dem Terrestrischen gegenüber, als kosmisch,
und somit (betreffs erstbewegender Ursprungsquelle) jenseits deut-
licher Sehweite, wie für planetarische Verhältnisse geschaffen (optisch
und psychisch). Für soweit zuverlässigere Aussagen Hesse sich nur
dahin gewisse Berechtigung finden, dass hier ein aus Zeit - Räum-
lichem Fortdauerndes entgegentritt, ein Ewiges im Unendlichen, ein
auf immerströmende Quelle, der cfvaig (b. Porphyrius), Hinausragendes
als zugleich Fortdauerndes in den von aussenher stammenden Typen,
welche auf terrestrischer Unterlage eingefallen, dort zum Ausdruck
gekommen sind (im botanischen und zoologischen Bereich), sowie
ein lebendig Dauerndes in denjenigen physio-biologischen Vorgängen,
welche, nach aussenhin hinüberschreitend, psychische Vorstellungs-
bilder darüber hervorgerufen haben (unter der Mannigfaltigkeit der
Völkergedanken, in den Umgebungsbedingungen ihrer geographischen
Provinz).
,,Dem räumlichen Weltmechanismus der Naturwissenschaft ist
keine reale Existenz zuzuschreiben-, in Wirklichkeit existirt eine
ihren directen Bestimmungen nach uns vollkommen unbekannte
Welt, von welcher nicht mehr behauptet werden kann, als dass sie
in ihrem Bestände und Verlaufe zu den Raumrelationen jenes Welt-
mechanismus Analogie aufweise" (s. Ch. von Ehrenfels).
Während der Schöpfungsgedanke im organischen Werden
lebendig sich manifestirt, kommen in der Blüthe desselben die
mathematischen Grundmaasse des Anorganischen wieder zur Geltung
(optisch und akustisch). Mit Erhaltung der Energie setzen sich die
psychisch-harmonisch veredelten Kräfte in weltschöpferische um, unter
Einheit des physischen und moralischen Gesetzes in Dharma, wenn
der im Nirvana verschwindende Buddha durch seine moralischen
Kräfte die physische Welt erhält, — bis wenn die Frömmigkeit dahin,
Zerstörung wieder einsetzt, im Strafgericht, philosophischer döixta
(theologisch gefasst).
Nach der dem letzterreichten Standpunkte physikalisch-ana-
tomischer Kenntnisse gemäss verbesserten Nebular - Hypothese
mag die Erde betrachtet werden in ihrer planetarisch ausge-
schleuderten Kreisbewegung, oder auch vielleicht (nach hawaiischer
35
Auffassung), als von vornherein in sich selbst gefestigt (Paa-nona-hio),
da es sich zuuächst nur darum handelt, einen Anfang zu gewinnen,
der im processus ad infinitum eher wieder zu entschlüpfen droht.
Ob nun so oder so, wird in der plutonisch - neptunistischen
Controverse, sich für die Urgesteine ein, wenn nicht ausgebrannter,
jedenfalls todter Character ergeben, und die nach (Heraklit's) feurigem
Urstoff {nvQ dsi^MOV, änronsvov (jlstqm xäv änocßevvviisvov fistgoi) mit
^aXadcya erst (als ünsQfjia t% diaxo(^fjji](f€cog) folgenden (fTregfiara zwv
XQf]fJictTcov (b. Anaxagoras) würden zunächst aus meteorologischen
Niederschlägen von den atmosphärischen Grenzen her vorauszusetzen
sein, für den Ansatzpunkt eines (organischen) Werdens (bis zur Lebens-
entwicklung, hinauf).
Wenn hier zum Ordnen nun der Nous {vöog) hinzutritt, so würde
seine Deutung als feinstes (Ismozatov es 7TdvT0)V '^qriiidxoDV xal xa^a-
QWTazov) etwa auf den Feinmenschen als Orang Alus (der Passumah)
hinauskommen (in der Seelen-Auffassung), während was als Geistiges
ordnend waltet, der irdisch höchsten Schöpfungsgestaltung zu ent-
sprechen hätte, im denkenden Geist (um Schöpfungen zu gestalten),
ndvTct syvM voog (in Durchschau der Bodhi).
Hielt sich ein anderer Denker nur an das, was der vooc; dem
Anaxagoras wirklich war, nicht an das Wort und den möglichen
Tnhalt des Begriffes, so musste er einen voog als bewegende Ursache
neben den materiellen Objecten für entbehrlich halten (in ähnlichem
Gedankengange, wie in späterer Zeit Laplace und Andere den ,,nur
von aussen stossenden Gott" älterer Astronomen) und wissenschaft-
licher zu verfahren glauben, wenn er mit Aufhebung des anaxago-
räischen Dualismus in den Dingen selbst die zureichenden Ursachen
der Bewegungen finde; in solchem Sinne steht die Lehre des Demo-
crit der des Anaxagoras gegenüber (s. Uebei-zueg) in der Atomistik
(Leukipp's). JfjfA^oxg iwg rov dsi ovx a^LÖi aQXfjP ^tjtsiv (s. Aristotel.), in
den Atomen, weil ewig, ursachlos und wenn sich dann ,,die Ursachlosig-
keit zu einer Art von Ursache oder wirkendem Wesen, to avzöfiawyj
hypostasirt", hätten die Gegensätze, beim Ineinander-Ueberschlagen,
wechselweis sich aufzuheben, und ständen wir wieder im Nichts, also
nirgends, so dass es rathsamer bleibt, bei dem Vorhandenen zu
verbleiben, um für den Beginn des logischen Rechnens die Eins zu
suchen, wo immer sie unter rationell gerechtfertigter Formel sich
ziffernwerthig bestimmbar erweisen sollte, — und am nächstliegenden,
wie es scheint, in denjenigen Gleichungen, wo sie in der Wechsel-
wirkung geographischer Umgebung mit dem organischen Product
3*
36
(oder dem Effect der causae efficientes in den physikalischen Agen-
tien) sich naturgemäss von selbst geboten zeige (zur Verwendung
der inductiven Methode).
Zenon El. bewegt sich (der Realität der Bewegung entgegen)
in den Antimonien der Dialectik, (,,ad absurdum" zu führen in den
Paralogismen), wie 6 MeXiaaov Xoyog (fOQTixög (s. Aristoteles), ,, allein
durch Anwendung des Identitätsprincips das wirklich Seiende ge-
winnen will, mit völliger Verläugnung des mit gleicher Macht in uns
wirkenden Causalitätsprincipes" (s. Kern) für die Relativitäten (inner-
halb des Absoluten). Das Causalgesetz ist das Gesetz der auf-
einanderfolgenden Erscheinungen (s. Mill), wofür also ein Anfang
zu setzen ist, der der unendlichen Reihe sich entziehend, aus gesetz-
lichen Wechselbeziehungen zu finden sein muss (und zu suchen zu-
nächst, für logisches Rechnen).
Das Problem der Materie wird gestellt in denjenigen Eindrücken,
welche aus der Auffassung psycho-physischer Wurzelstämme empor-
gestiegen, im gesellschaftlichen Sprachaustausch zu Darstellungs-
bildern verwirklicht, als geistige Schöpfungen entgegentreten, den
Erkenntnissdrang des Einzeln-Individuums weckend, um als Bruch-
theil gesetzlichen Ganzens seinen Ziffernwerth herauszurechnen (zum
Verständniss des Selbst im einschliessenden All).
Was im Identitätsgefühl als das Engere sich beweist, geht für
den Ursprung fesselnder Verknüpfung in dunkler Nacht verloren,
während der Ausblick in blendende Helle die Möglichkeit allmähliger
Unterscheidung, nur nach dem Massstab fortschreitenden Wissens
zu gewinnen vermag. Was sich dort abgrenzen mag für klärende
Bestimmung, trägt die Rechtfertigung eines (oder seines) Seins stets
aus der Gesetzlichkeit nur in sich, die, weil einwohnend, im Gange
logischer Berechnungen nachweisbar sich zu erweisen hat. So auf
Erfassung des gesetzlich Waltenden zunächst liegt das Ziel der For-
schung hingewiesen, auf Wechselbeziehungen (in Relativitäten), die
ihre primär frühesten Gleichungen dort deshalb am ehesten erlangen
werden, wo das Psychische eben den Hauptfactor bildet, also in
naturwissenschaftlicher Psychologie, soweit auf Anknüpfung an
physikalische Umgebung (geographischer Provinzen) begründbar
(nach den Aussprüchen des Völkergedankens bei gesellschaftlicher
Wesenheit des Menschen). Mit einer ernstlich, unter gesicherter
Controlle, festgestellten Gleichung, (wo immer und wie immer, ob
gross oder klein), wäre sodann der, ausserweltlich versagte, Stand-
punct gegeben für den Anfang des Durchblicks und harmonische
37
Einfügung- (in die Harmonien des Kosmos). ,,E1 que procura contar
las estrellas no sabiendo aun contar los tantos y nudos de las
cuentas, digno es de risa" (meint Inca Pachacutec), und so zu
unerlässlicher Vorbedingung im Heute und Jetzt jedzeitiger Ge-
dankenzuckung, würde vorerst das psychologische Maschengewebe
zu entwirren sein, das im engen ,,Engkephalos" schwirrend webt, ehe
einer phrenitischen Phantasie (in psychiatrischer Dialektik) gestattet
werden dürfte, ihre Hypothesen zu spannen und spinnen auf jene Weiten
hinaus, wo die Unendlichkeit sich breitet, (in des Alles Ewigkeiten),
Soweit hier etwa mehr weniger congeniale Fühlung ahnungsvoll zur
Durchempfindung gelangte für das Dasein in seinen Bedingungen (vor-
läufigen Vorbedingnissen nach), wäre die Hoffnung erweckt, einer
,,mens sana (ratione utens") einstens vielleicht gesunde Geistesspeise
(für ihren „Appetitus intellectivus") geniessbar anzuempfehlen (zum
Assimiliren im einheitlichen Einklang). Immer wird dem in laby-
rinthische Irrwege Verstrickten, nach Missgriffen und Fehlversuchen
im Suchen, innerliche Befriedigung auftauchen mit der Gewissheit
auf dem richtigen Wege sich zu finden, richtig oder gerecht, (den
Zeitanforderungen gemäss), wie im ,, naturwissenschaftlichen Zeitalter"
gestellt (nach naturwissenschaftlicher Schulung des Denkens).
Innerhalb der Gesammtbestrahlung, welche von der Sonne auf
d-ie Erde fällt — (innerhalb welcher also diese steht, in rings über-
greifendem Sonnenschein), — werden sich localisirt bestimmte Strahlen-
kegeln zu eigenartigem Zusammenwirken, (eigenartiger Wirkungs-
weise demnach zugleich), abzuschliessen haben, je nachdem die
Strahlen, statt auf gleichartige Oberflächen des Meeres, auf mehr
weniger ausgedehnte Continentalmassen treffen, und deshalb durch
die, von geologischer Constitution bedingte, Insolation rückwirkend
(für den Zieleffect) beeinflusst werden müssen.
Daraus folgt das Hervortreten der einzelnen Continente in eigen-
artig characteristischer Physiognomie, wie in deren Sonderstempel
jedesmaliger Entfaltung des organischen Lebens ausgedrückt, und
davon redend (nach Flora und Fauna).
Obwohl auf der Oberfläche des gleichen Continentes die Geo-
logie nach neptunischen und plutonischen Aussagen wechseln mag,
wird doch in den tiefern Schichtungen ein innerlicher Zusammenhang
zu setzen sein, durch dessen Einheitsmotive die Festmasse, aus dem
Flüssigen abgeschieden, darüber zunächst hervorgetreten war, und
dies würde mehrweniger gespiegelt bleiben, in dem durch die Inso-
38
lation modificirten Rückeffect der planetarischen Verhältnisse auf
die solaren.
Unter der im Allgemeinen vorbedingten Verschiedenheit hin-
sichtlich der characteristischen Individualphysiognomie jedes Con-
tinentes für sich, kommen nun die ihrerseits klimatisch gleichartigen
Zonen-Aenderungen zum Einspielen, und zeigen also im Scliluss-
ergebniss der Durchwirkung verschiedentlich sich gefärbt (bis in
psychische Productionen hinauf).
Mit der polaren Zone, die in dem mächtigen Durchschlag ihres
harten Klima, individuelle Gliederung der Continente vergessend
oder unterdrückend, über verschiedene sich hinzieht, folgt der Ursus
maritimus in seiner Verbreitung, dem Ursus arctus der gemässigten
entspricht der Ursus ferox westlicher Hemisphäre des Nordens (dann
der Ursus frugiferus etc.), und im Süden ersetzen sich durch Jaguar
und Puma die Tiger Indiens oder die Löwen Afrika's, wie dessen
Antilopen durch die Guanuco, auf entsprechender Localität der
Bolas, während in den Tropen-Wäldern Guyanas, wie das Blasrohr,
der Kletter-Affe (in Baumbewohnung) entgegentritt. Los animalcs
domesticos que Dios dio ä los Indios del Peru, dice el P. Blas
Valera, que fueron conforme a la condicion blanda de los mismos
Indios, porque son tan mansos que qualquiera nino los lleva donde
quiere, principalmente los que sirven de llevar cargas (als Llama).
Als Widerspiel des Fuchses in japanischen Mährchensagen,
spielt an Oregons und Californiens pacifischer Küste der Coyote,
die Auchenien combiniren die Vertretungen afrikanisch -asiatischer
Wüstenschiffe sowohl, wie europäisch- asiatischer Hochgebirgsthiere,
in Lama, Alpaca und Vicuna (das im Namen des ,,Schaf-Kameel"
überführen soll aus Tylopoden in Cavicornia), und so eine eigen-
artige Form darstellend, wie eigenartig gestaltet die Weltgeschichte
in dem auf der Sierra begründeten Inca-Reiche verläuft, unter Be-
strahlung einer göttlich verehrten Sonne, die (mit Vorbehalt ent-
sprechender Analogien) von den Herrschern in dem, aus Persiens
Bergrückenthälern erobertem, Weltreiche gezollt wurde.
Ein historisch -geographischer Gegensatz zwischen Turan und
Iran, wiederholt sich in den Chichimeken, als (hellenischen) Barbaren
an den Schutzgrenzen mexicanischen Culturstaats rüttelnd, und bei
den durch Völkerwanderungen veranlassten Dynastien -Wechseln,
treten, ähnlich wie auf östlicher Hemisphäre, die nothwendig be-
dingten Wechsel feudaler Staats - Einrichtungen zu Tage, in den
Landverleihungen (unter den Titeln als Tecpantlalli oder Pillalli),
39
während auf dem Antillen-Meer die Cariben schweifen, im Character
der Malayen, oder Karer, auf zugehörigen Archipelen, und mit den
Erfolgen berberischer Piraten sowohl, wie normannischer Wikinger.
Mancherlei Analogien treffen so auffällig den Blick, dass wie
von Votan zu Wodan, (Vutana bei Aroanas im Anschluss an Wüthen
des Sturmwinds), directe Uebertragungen gesucht sind, von dem
Mikado und seinen Kronfeldherren zum Idacanza der Chibcha neben
seinem Zape und Zaque (im Schatten der Schatten-Shiogune), oder in
Yucatan's Tempelbauten zu den Repräsentanten weiter Wanderungen
in den Phöniziern, wogegen für die durch ethnologische Umschau
eingeführte Methode der Induction eine, der aus der Classicität in
unsere Weltgeschichte fortgeführte Betrachtungsweise, entgegengesetzte
Wegerichtung zu verfolgen ist, um zunächst das an sich gesetzlich Gleich-
artige in den Elementargedanken zu eliminiren, ehe in der Sonder-
Physiognomie der Völkergedanken nach demjenigen gefragt werden
darf, was aus fremden Elementen herübergenommen sein könnte (soweit
documentarisch nachweisbar, unter dem Prüfungsmesser gesunder Kritik).
Eingeengt auf Americas Südspitze fristen die Pescheräh ihr
Dasein, neben den physisch überlegenen Patagoniern, vom Norden
hcrabdrängend, wie die Bantu in Afrika, wo die Koin-Koin unter dem
Zurückdringen fast schon verschwunden sind, oder doch nur unter
solchen Mischungen verbleiben, wofür seit der Entdeckungszeit
Americas Mestizen belehrende Objecte bieten, während auf dessen
Boden die Creolen dortige Umwandlung zeigen, und aus den durch
historisch -soziale Veranlassungen zwischengeführten Rassen Africa's,
deren Kreuzungsproducte theils mit anglo- sächsischem, theils mit
romanischem Stamm, in den Mulatten, durch mehrw^eniger gewaltsame
Combinationen erzwungen sind, die unter den statistischen Er-
hebungen in den Vereinigten Staaten verarbeitungsfähiges Material
zusammenzutragen beginnen, (für die verschiedenen Gradationen auch).
Dort sind dann zugleich, durch wissenschaftliche Institute und
Gesellschaften, nicht nur die prähistorischen Funde (aus den
Mound's) in systematisch geschulte Behandlung genommen, sondern
zugleich die forterhaltenen Indianer, unter deren durch die geo-
graphische Ordnung verschieden gefärbten Manifestationen, sei es
auf dem der Ansässigkeit günstigen Boden in Seen-Regionen und
längs der Flüsse haftend, sei es im Jagdzustande schweifend durch
die Prärien in mongolischen Seitenstücken, oder mit sibirischen ander-
seits, des Fischerlebens, wie in den jenseits des Küstengebirges, (eines
„Far West"), durch maritime Einflüsse modificirten Eingeborenen
40
erscheinend, die bald von Polynesien, bald vom jenseitigen Asien
zu sprechen scheinen, um fortzuwirken bis in jene geschichtlichen
Bewegungen, deren Ausläufer unter den complicirteren Frage-
stellungen aus centralamerikanischer Archäologie im Gegrübel oft-
mals über mancherlei Wunderbarkeiten allzu schnell und übereifrig
ihre Berücksichtigung erhalten haben, andererseits derselben keines-
wegs gänzlich werden entrathen können (so lange die Schluss-
antwort in der Schwebe bleibt).
Fremdes mag dem einheimischen Boden hinzutreten,^) je nach
der Acclimatisationsfähigkeit (und ihrer Unterstützung durch Kreu-
zung), und dann ergeben sich die Anpassungen, ethnologisch, wie
zoologisch (oder botanisch), mit practischen Ergebnissen (oder nicht;
jewie, nach dem Widerstand, die Probe ausfällt).
Wenn durch politische Rücksichten zu Colonialgründungen ver-
anlasst, zogen die Inca die aus klimatischen Bedingungen gelehrten
Rücksichtsnahmen in Erwägung (die in europäischer Colonialpolitik
zu oft ausser Acht geblieben sind). ,,Mandava passar a otra parte,
que fuesse semejante temple al suyo" (der Inca) die Mitimayos (gente
sacada de una tierra ä otra), und so traf Pachacutec beim Feldzug
gegen Chincha die erforderlichen Massnahmen (durch Ablösung in
Reserven).
Ein Untersuchungsfeld eigenthümlicher Art bilden die in den
alten Culturländern Americas vorgefundenen Schriftsubstitute, die Kno-
tungen der Quipos bei den Peruanern, die Hieroglyphen der Nahuatl
und mit der Controverse phonetischer Deutungen bei den Maya, aus
Ytzamna's Erfindung (s. Cogolludo) bei den Maya mit den Analtehes
(b. Villagutierre) genannten Bücher (geschichtlicher Tradition). Der
Baustyl der Architectur zeigt mit Wandreliefs geschmückte Tempel
in Yucatan, aufsteigende Terrassenbauten in Mexicos Teocalli, als
„Yacata" (in Mechoacan) mit den Treppenstufen der Cara (s. Velasco),
und massenhaft cyclopische Construction in Perus Hochgebirgen, für
^) Die (neben dem mexicanischen Puter) von den Spaniern eingeführten Hühner
brüteten in Cuzco erst nach dreissig Jahren (s. Vega), während sie in den Thälern von
Yucay und Muyna rascher sich fortpflanzten (weil dort wärmer). In Bogota ebenfalls
folgte die Acclimatisation erst allmählig (wegen der Höhenverhältnisse). Die Mitimaes
wurden zur Colonisirung nach congenialen Klimaten versetzt (unter Herrschaft der Inca).
Die Kaninchen verbreiteten sich in Peru von Chinchapucyu aus, wo sie ein gemässigtes
Klima gefunden hatten, während es höher aufwärts zu kalt für sie gewesen wäre oder
am Apurimac zu heiss, und Garcilasso beruft sich auf den (orakelnden) Fluss zur Zeugniss-
ablegung, (gleichsam ein Eid beim Styx für Richtigkeit der Lehre von den geographischen
Provinzen).
41
die Heerstrasse sowohl, wie die Pucara oder Festungen. Die Keramik
trägt ein eigenthümliches Gepräge nach jedem der selbstständig um-
grenzten Culturkreise, und hier wieder in eine Mannigfaltigkeit localer
Varietäten geschieden. Aehnlich die Sculptur und Kleinkunst mit
jenen Schmuckgegenständen aus den edlen Metallen, welche im
Suchen nach dem Phantom des Eldorado zum rascheren Aufschluss
des Inneren durch abenteuerliche Entdeckungsfahrten geführt haben.
Lehrreiche Betrachtungen bilden die auf geographisch dem
Continent eingegrabenen Geschichtswegen verfolgten Völkerzüge,
sowie die staatlichen Einrichtungen, die aus dem Aufeinandertreffen
ethnisch verschiedener Reizwirkungen zur Entstehung gelangten, mit
feudalem Character im Eroberreich der Azteken oder patriarcha-
lisch-theocratischen in dem der Inca.
Dann bieten sich in den technisch verschiedenen Industrien, be-
sonders dem Weben und dabei verwandten Mustern, sowie in den
Grundzügen altamericanischer Ornamentik überhaupt, interessante An-
halte für comparative Behandlung des Kunstgewerbes, und nach com-
parativ-genetischer Methode ist die naturwissenschaftlicherweis zu
fundamentirende ,, Lehre vom Menschen" in Bearbeitung zu nehmen,
wie in der Ethnologie als Aufgabe gestellt, so dass hierfür die
systematische Durchforschung des americanischen Continentes den
geeignetsten Ausgangspunct gewährt (in internationaler Zusammen-
arbeit).
Unter Absehen von solchen Variationen im vegetativ-animalischen
Reich (und Bereich), welche für ihre Causalitäten unverkenntlich
bezeugt, der Forschung damit einverleibt stehen, mag sich die
Specialbetrachtung im Detail zunächst auf den anthropologisch-
ethnischen Kreis beschränken, wo der Neger als Repräsentant tro-
pischer Zone entgegentreten würde, der Eskimo als polarer, und
auf amerikanischem Boden, dann im weiterführenden Anschluss der
Indianer, unter der Weite des Continents hin, in seinen geographi-
schen Differenzirungen, wobei der Quechua zur Illustration der ver-
ticalen Wiederholung horizontaler Breitenlegung sich bietet (dem
Tibeter östliche Hemisphäre entsprechend). Für die im physischen
Habitus selbstgegebenen Auseinanderlegungen kann auf die mehrfach
wiederholten Erörterungen darüber verwiesen werden, und auch in
den Constructionsweisen der Völkergedanken sind die gesetzlichen
Ursächlichkeiten unverkenntlich nachweisbar (wie ebenfalls bereits
zu Besprechungen gelangt). Z. L. v. d. G. Pr., S. 17 u. flgnd. (u. a. a. O.).
Die algonkinische Weltanschauung der See-Regionen knüpft für
42
mythologische Systeme an das Wasser an, die der Quechua auf
hoher Puno zeigt sich in Abhängigkeit von der im tägHchen Nieder-
gang den Sommer in Winter verwandelnden Sonne, den brasilischen
Indianer schrecken die Gespenster seiner dunkeln Waldungen, und
dem Pescheräh wandert ein schwarzer Bumann durch die öden Thäler
seiner Felsengründe, während in unbestimmterer Weite das Dämo-
nische schweift, wo in nächster Nachbarschaft weite Pampa sich
dehnen. Auf Mexico's vulcanisch zerrissenem Boden wüthen wilde
Göttermächte, in grässlichen Verheerungen hervorbrechend, in
ruhiger Anschauung verfliesst das Geistesleben, wo es sich in der
Maya (architectonisch vollendeten) Tempelbauten verewigt hat, und
eng beschränkt auf antillischen Inseln. Vielgestaltig bunt zerbricht
es sich an derjenigen Küste, wo in gegenseitigen Durchkreuzungen
der Einflüsse drei Continente nahe zusammentreten, deutlich ge-
schieden auf dem durch das Küstengebirge von den Bewohnern des
Binnenlandes abgeschiedenen Streif, und eintönig wieder verklingend
in Californiens einsamem Spitzenauslauf.
Ueberall mit Ueberfülle der Aussagen in massenhaften An-
häufungen accumulirenden Materials, für dessen Sichtung es zunächst
der Sammlungen bedürfen wird (in ethnologischen Museen).
Im Tageslicht treten dem Geist seine Vorstellungsbilder ent-
gegen, wenn auf der Unterlage der geographischen Provinzen durch
die sinnliche Anlage seines Nerven-Apparates eingekörpert und
mittelst gesellschaftlichen Verkehrs mit sprachHchem Ausdruck be-
kleidet.
Mit der Helle des Lichts erHscht die geistige Thätigkeit in
periodisch dunkelnder Nacht, in den Schlaf versenkt, den Bruder des
Todes, und aus dem Halbdunkel der Dämmerungsstunden huschen
nun die Gespenster hervor, die durch den irdischen Reflex der von
dem Lappen als Baiwe (in der Lebenswärme), von dem Peruaner als
Punchao Ynca (s. Molina) verehrten Sonne, durch das Feuer, zu
verscheuchen sind, weshalb zum Schutz gegen Aygnan der Tupin-
Imbas stets das Feuer glimmend erhält (s. Lery) und der Australier
den Feuerscheit mit sich zu führen pflegt, ihn gegen Koin zu
schwingen, der nächtlich lauert (im Umkreis des durch die Wacht-
feuer erhellten Lagers).
So, auf den Pyräen flammend, wird das Feuer als ewiges ge-
pflegt, von der Häuptlingstochter bei den Damara sowohl, wie unter
jungfräulicher Hut in Cuzco's und Quito's Pasiian-huasi (nach der für
Vestalinnen erprobten Klosterzucht).
43
Auf die Botschaft des Inca antworteten die Chincha, dass sie als
Gottheit (Chincha-camac) das Meer (das ihnen Fische gab) verehrten
(mayor cosa que el sol), ,,y que el sol no les hacia beneficio
alguno, antes los ofendia con su demasiado calor, que su tierra era
caliente y no habian menester al sol, que los de la- Sierra que
vivian en tierras frias le adorasen, pues tenian necessidad de cl"
(s. Garcilasso de loc Vega), unter den Bedingnissen geographischer
Provinz (für mythologische Beantwortung der Fragestellungen).
Die als dem psychischen Primär -Zustande entsprechend, all-
gemeinen Elementargedanken unter den Naturstämmen kehren auch
bei denen America's wieder, in den Heilsoperationen der Sauger,
den Seelenscheuchern und Seelengreifern, den Abwehrmitteln gegen
das Dämonische, dem Erkennen des Schutzgeistes, dem Staunen vor
dem Wunderbaren bei Manitu und Usava bis zur Unbegreiflichkeit
des Wakan (eines in gnostischer Mystik übersättigten Agnosticismus),
den Mysterien der Geheimbünde, im schütternden (oder tanzenden)
Zauberzelt des Meda oder Wabeno im Norden, während in Wäldern
des Südens die dem Ohr des Uneingeweihten verbotenen Töne die
Luft durchschwirren u. s. w.
Daneben aber führt der westliche Continent im eigenartigen
Styl Bilder jener Schauspiele vor, welche auf weltgeschichtlicher
Btihne spielen, culturelle Schöpfungen zeitigend, und auf ihm auch
stehen die ablaufenden Phasen geschichtlichen Lebens in Monu-
menten verewigt, welche als ebenbürtige Seitenstücke denen der
östlichen Hemisphäre gegenübertreten, in den Bildhauerwerken der
Quiches, in der Goldschmiedekunst der Nahuatl, in der Tempel-
Architectur der Maya oder in jenen Colossalbauten,- welche in ihren
Ueberresten von Aquäducten und Terrassenbogen zeugen, wodurch
die Sonnenkinder aus dem Lica - Geschlecht, (das sein vestales
Feuer von Ccuri-cancha hüten Hess), die chinesischen Himmelssöhne,
in Ausnutzung bebaufähigen Bodens, ebenso sehr übertrafen, wie in
Hochgebirgs- und Wüstenstrassen dasjenige, was aus dem römischen
Imperatoren - Reich für militärische Zwecke übrig geblieben ist.
Und auf diesen Strassen liefen Postboten, wie sie für bescheiden
kleinere Entfernungen den Achämeniden einst zu Dienst gestanden
hatten, in den Ländern persischer Sonnen- und Feuerverehrung, wie
sie dagegen in dem mit dem Entdeckungsalter gleichzeitigen Europa
jeder Rivalen entbehrten. Dort damals, aus dem Nachwehen rohen
Faustrechts, lastete noch das Joch schwer bedrückender Leibeigen-
schaft auf dem der eigennützig kleinlichen Willkür seiner Duodez-
44
Despoten hülflos anheimgegebenen Volke, während in dem durch
weite Organisation nach den vier Cardinalpuncten wohlgeordneten
Ttahuantin-suyu die Frondienste unter fröhlichen Gesängen geleistet
wurden, da Niemanden Sorgen bedrückten, mit dem (in Mexico
auch den — dem Schicksal der Depontani entrissenen — Sexagenarii
eignendem) Vorrecht der Puiiucrucu die Altersversorgung vorgesehen
war, und bei der Ackerbestellung (nachdem dem Göttlichen sein
Recht geworden) durfte das private Eigenthum zuerst bearbeitet
werden, dann das Land der Hülflosen und Armen, während das des
Fürsten zuletzt erst an die Reihe kam (um in Form solcher Staats-
dienste den Steuerbeitrag zu leisten); ,,jamas se viö un mendigo, un
ocioso, ni un embustero" (s. Velasco) in Quito (dem vor-spanischen).
Wenn im lehrreichen Paradigma für den Socialismus solches Ge-
mälde entrollt wird, unter einem Vater des Vaterlands, dem das Volk
den Titel ,,Huaccha-cuyac" (Wohlthäter der Armen) gönnte, dürfte
Mancher sich angezogen fühlen, dem neben dem eigenen Wohl das
des Nebenmenschen am Herzen liegt (unter den Vexirfragen heutig
socialistischen Gespensterspuk's).
Solch vergleichende Betrachtung stellt sich desto ernstlicher
für gewissenhafte Ueberlegung, wenn man auf der Trümmerstätte
eines vormals glücklichen Volkslebens die Verwüstungen vor sich
sieht, welche die vermeintlich weltbeglückende Civilisation dort an-
gerichtet, und selbst, wo sich diese zu üppig mächtiger Bildung
entfaltet hat, glaubt ein anerkannt befähigster Forscher in der Con-
stitution seines Volkes die (mutatis mutandis) correspondirende
Wiederholung dessen zu sehen, was die Natur der Fünfstämme in
ihrem vorgeschichtlichen (oder archaistischen) Langhaus gelehrt
gehabt hatte; unter Gleichartigkeit naturgemässer Bedingungen
(in geographisch - historischer Provinz). Die Inca - Strassen ( Jahua-
nan und Ura-nan), welche Cieza de Leon (unter Garcilasso de la
Vegas Bestätigung) an verschiedenen Stellen des peruanischen
Weltreichs auf seinen Reisen (aus Autopsie) mit Bewunderung be
schreibt^), da Kaiser Karl (,, Carlo quinto") nichts Aehnliches, mit
all' seiner Macht würde schaffen können, — (obwohl in der Volks-
') Die Chasqiiis (auf der Strasse von Cuzco nach Chili) in Chasqui-huasi, „a cada
dos millas" (s. Valesco), „parcouraient en trois jours la distance de cent vingt lieus"
(s. Oliva). En quinze dios y mcnos, venian desdc Chile, y desde Quito al Cuzco. Y assi
mismo, le llevava el pescado fresco en tres dias desde la Costa al Cuzco, que son ciento
y veynte leguas (s. Fernandez), durch Chasqui neben Feuersignalen in zwei bis drei
Stunden Nachricht zu geben (über eine Entfernung „de quinientas ö seiscientas leguas").
45
sage als Erbauer übernatürlicher Wunderwerke fortlebend), — über-
trafen (nach Juan Botero Benes) die architectonischen Denkmale der
Aegypter und Römer, und Zarate vergleicht die fünfhundert Leguas
mit zwei Leguas zwischen El Espinar de Segovia und Guadarrama,
welche obwohl inmitten des Weges des castilischen Königshofes auf
seinen gewohnheitsmässen Umzügen von Andalusia und dem König-
reich Toledo, Schwierigkeiten entgegensetzten, die noch nicht hätten
überwunden werden können (im Massstab europäischer Verhältnisse
zu den fortan in der Ethnologie hinzutretenden).
Nach psychologischem Drange zur Anthropomorphirung tritt
auf den Vorstadien der Cultur der persönliche Gott, als „gegen-
ständliches Wesen des Subjects" (s. Feuerbach) entgegen, wogegen
auf tieferen Stufen dementsprechend niedere Formen der im ein-
drucksfähigen Momente des (indianischen) Pubertätstraums als Edro
(Afrikas) im Genius genialisch erkannten Naturgegenstände genügen,
und hier ersetzte der Inca die idolisirten Huaca der Wilden (aus
Stein, Pflanze, Thier) durch das in solcher Hinsicht irdisch höchste,
die Sonne, als lebensströmende Quelle, hervorsprudelnd aus einem
Hvergelmir in schöpferischer Weltseele (Tecsiviracocha's),
Auch hier unsichtbaren Hades eines Bythos entstammend, waren
aus Kumulipo's Wurzel hervor die Dinge in's Dasein getreten, und jetzt,
wo sie da sind und vor Augen stehen, stellen sich die Fragen zur
Beantwortung, religiös oder philosophisch, bis naturwissenschaftlich
(w'enn die Induction in ihre Rechte eingetreten). Im Selbstbewusst-
sein, als fester Punkt, liegt die Voraussetzung für alle andere Ge-
wissheit (b. Neudecker), wenn selbst gefestigt im Bewusstseinsanhalt
(s. Schuppe) aus Objectivität (naturwissenschaftlicher Psychologie).
Um bei bindender Anerkennung der Gesetze im Gehorsam ihre
Befolgung aus freiem eigenem Zugeständniss zu erzwingen, waren
sie auch hier mit der Weihe der Infallibilität geweiht, weil in des
ersten Inca Vorzeit aus der Sonne entquollen, in des Vaters Lehren,
welche die Vertreter seiner Nachkommenschaft im Laufe der
Dynastien dann zur Veröffentlichung brachten, wenn innere Offen-
barung ihnen das zeitgemässe Erforderniss enthüllt hatte, — auch mit
religiöser Tragweite, als dem vorher unsichtbar im Thal von Irma
verehrten Pachacamac sein Tempel erbaut wurde (im Anschluss an
die in Huiracocha gefeierte Erscheinung, aus politischen Motiven).
So auf Pachacamac's schöpferischen Ursprung, — einer (fixSig
TiQcoTMg ^(Joaa (b. Porphyrius) — , rückreichend, waren die Verwirk-
lichungen der irdischen Dinge aus den, (in Plato's Idealen auf
46
dem Götterwagen einherfahrenden), Prototypen ausgestrahlt, die (für
ihre Prae-existenz) in himmhschen Constellationen erglänzten, und
sich priesterlich für die Schutzgeister verwerthbar erwiesen, afrika-
nischen Wong entsprechend, durch Vermittlung der (unter Hay
Iluaypanti gestellten) Huaminka (als Donner des Gottes lUja Teke).
In solcher Weise erhielt eine auf westlichem Continente (in
geographischer Abgeschlossenheit) von fremden Einflüssen möglichst
ungestört verlaufene Civilisation ihren naturgemässen Abschluss, mit
temporär günstigen Resultaten für das sociale Wohlsein.
Anders in dem vielbewegten Geschichtsleben auf östlicher
Hemisphäre. Dort, wo mit Erfindung des Schriftgebrauches früh
bereits die körperlos aufstrebenden Ideen in anthropomorphisch um-
hüllende Formen wieder einzuzwängen gewesen, wurde bei mäch-
tiger anwachsendem Schwung (nach Meditationsterrassen aufwärts)
der persönliche Schöpfergott (in gnostischer Verachtung) wieder
degradirt zum Demiurgos, der im siebenten Himmel (des Kala-
chakra) als Mara thront, mit der Maske des Bösen, wie unter
Supay's Furchtgespenst unstät umherspukend (bei den Quechua).
Solch unbestimmt haltloser Schatten, der sich auf fürstlichen Befehl
im Festeslärm alljährlich verscheuchen Hesse (bei der Situa-Feier),
konnte freilich nicht genügen für die an handfestere Greifbarkeit
gewohnten Conceptionen damaligen Mittelalters in Europa, aus
dessen Hexenprocessen die Neger bereits für ihre Handthierungen
mit Poetischen (der Feticeiro) das Voudoux entnommen hatten, um
Dahomey's Staats-Einrichtungen blutiger zu durchtränken.
Aus der vagen Auffassung Supay's hatten die Missionäre, (wie
der Herausgeber der Commentare meint), ihre Noth mit Rehabili-
tation des Teufels, der (in Chuquisaca) auch die Dreieinigkeit Tan-
gatanga's, im tibetischen Widerspiel (s. Huc), erfunden hatte
(b. Acosta). Doch war auch der peruanische Volksglaube für grö-
beres Packen empfänglich, wenn an den Confluenzen (Tinkuk) mit
wollenen Bändern die (in den Fäusten der Angekok schleimige)
Seele gefesselt wurde, welche sich in Hawaii in das Kilu genannte
Büchschen aufpfropfen Hess (wie ähnlich aus Jacobsen's Reise nach
der Nordwestküste Amerikas den Sammlungen des ethnologischen
Museums eingefügt). Wie es betreffs solcher und zugehöriger Dinge,
zur Entdeckungszeit (XV. Jahrh.) an der Hochschule der für Heiden-
bekehrung ausgesandten Apostel, in der siebenhügligen Weltstadt —
dem alten Sitz im Brückenschlagen (zum Jenseits) erfahrener Ponti-
ficen — , in Rom aussah, wo zur Beseitigung classischer Bildung,
47
für ihre Spiegelfechtereien, ein Colosseum gebaut worden, eine
,,simbel spiegelburck", erzählt sich in Muftels Memoiren; „ein Denkmal
der Anschauungsweise eines der hervorragendsten Bürger seiner Zeit"
(aus Nürnbergs Patriziergeschlecht in Kaiserlichen Diensten).
Und so unter allen Ehren Dem, dem Ehre gebührt, unter voller
Verehrung und Achtung für das stolze Wissensgebäude, das unter
ernsten und ehrlichen Bemühungen in jahrtausendjähriger Cultur-
arbeit von der Deduction emporgeführt worden ist, wird sich denn-
noch die Ethnologie gestatten dürfen, den Universalhistoriker darauf
hinzuweisen, dass auch hinter den Bergen noch Leute leben, (hinter
denen majestätischer Andes vornehmlich), und dass der zu ihnen
führende Weg mittelst der Induction gefunden werden möchte,
wenn sie bis zur naturwissenschaftlichen Behandlung der Psychologie
gelangt sein sollte (in der Lehre vom Menschen), „Nach wie vor ist
Alles das, was die Weltgeschichte für die Vergangenheit der Mensch-
heit zu leisten verspricht, nicht viel mehr als eine Phrase und muss
mit jeder neuen Entdeckung, welche im Gebiete der Geographie
und Ethnographie gemacht wird, in immer grösserem Maassstabe
leere Phrase bleiben" (s. Lorenz). „Die Natur selbst hat hier einen
Abschnitt gemacht, es entsteht in neuer Welt," (XV. Jahrh.), mit der
Entdeckung Amerika's (s. Schlözer), durch ermöglichte Einleitung
inductiver Methode (auf Grund der Vergleichungen zunächst).
Für den Unterschied zwischen naturwissenschaftlicher und philo-
so'phischer Anschauungsweise könnte der zwischen telescopischer
und microscopischer zum Vergleich dienen. Wenn im Anschluss
an hellenische Mythologien aus egyptischen Tempeltraditionen sich
die Namensklänge der Atlanten am Atlas längs der Küste jener
Atlantes hinziehen, von deren anderer Seite das Echo in Atl und
Aztlan antwortet, wenn für Sagen über verschlungenem Inselcontinent
ein nautisches Fundament sondirt w^erden kann, mit saragossischen
Schlammschwemmungen im „Mare Cronium" (als „Mare tenebrosum")
und im Wüstenmeer ,,Salzhüger' auslaufend nach Westen, wo es
auch linguistisch tönt im transatlantischen Polysynthetismus, wenn in
Analogien mancherlei für Seitenstücke Parallelen einander gegen-
überzustellen sind, würde es, gleich dem Vogel Strauss sein Bequem-
lichkeitstrieb, zum Schaden ausschlagen, hier die Augen schliessen zu
wollen, statt jede derartige Auffälligkeit sorgsam zu notiren, und
ad acta gelegt fertig zu halten, für geeignete Verwendung, — wenn
eben verwendbar für exact realen Gewinn (ohne müssige Träumereien
vorher schon).
48
So überall ist der Forschung ihr sicher begründeter Gang aus
diesem selber vorgeschrieben.
Im wirbelnden Tanz der Himmelsgestirne setzt der ,,Nous" seine
Ordnung durch Keppler'sche Gesetze, in jenen allgemeinen gütig
beweisbaren Ausgleichungen, welchen es auf einige tausend oder
tausend mal tausend Jahre zunächst oft noch nicht anzukommen
brauchte, bei der aus Unendlichkeiten der Solar- und Sideral-Systeme
gewährten Liberalität, ohne die practischen Zwecke zu beeinträch-
tigen, welche erreicht werden sollten, (und im vollsten Masse solche
Zwecke erfüllt haben). So mochte auch ein weiteres Ausschreiten
der Hypothesen zu Gute gehalten werden, bis zu kosmischen Nebu-
lar-Hypothesen hin, mit graulichen Verbleichen buntschillernder Ver-
schiedenheiten in elementarer Färbung aus irdisch gebrochener
Atmosphäre. Wie aber jetzt!? seit im gleichbunten Geschiller auch
aus kosmischen Räumen die Färbungen hereinfallen, um gemessen
zu werden, ängstlich und genau bis auf letzte Decimalstellen hin?
Bis hier für telescopische und microscopische Forschung ein „Tcrtium
comparationis" auffindbar, scheint ein noch langgezogener Wegesstreif
(allzulang für kurzes Leben). Doch da solche Angelegenheit in den
Händen mathematisch gründlichst geschulter Fachgelehrter liegt, hat
kein Unberufener sich einzudrängen, um seine Weisheit zu Markte zu
tragen, wo seiner Pfuscherei ihr Lohn nicht ausbleiben würde, und
der ächte correcter Handwerksarbeit verbleibt, nach Verdienst und
nach Recht.
Auch aufdrehendem Globus sind im Geschichtsrad der Hypothesen
gar manche gedreht und gewunden worden, so lange es sich um
subjectiv gesponnene Hirnfäden handelt, statt um das Gewebe jenes
Peplos, den die Natur bereits über phönizische Schöpfung spannte,
und jetzt ihren Erforschern zum objectiven Durchstöbern anheim-
zugeben haben wird: ihrer inductiven Methode, die bis zur Physiologie
siegreich bereits fortgeschritten, gegenwärtig den Schritt zu wagen
hat auf psychischem Terrain, inmitten historisch - philosophischer
Disciplinen hinein, um die dort gestellten Aufgaben ebenfalls in Angriff
zu nehmen, nach ihrer Arbeitsweise (der comparativ-genetischen).
,, Beständigkeit müssen die Gattungen und Arten haben, oder es
giebt überhaupt keine" (s. Chamisso), je nach dem System, und
mit diesem, dem Maassstab empirisch gewonnener Kenntnisse ge-
mäss, entsprechenderweise wechselnd, stets jedoch unter den Fesseln
bedingter Gesetzlichkeiten verbleibend, die jetzt den Beitritt der
49
Psychologie zu den Naturwissenschaften erwarten (um auf Ursäch-
lichkeiten geprüft zu werden).
Dichterisch begabten Talenten wird es gerne vergönnt sein,
wenn in Speculationen angelegt, um die Phantasien hellenischer und
egyptischer Mythen für die transatlantisch oder cisatlantisch eigenen
zu verwerthen, da es auf eigenes Risico geht, je nachdem die Lee-
türe denjenigen schmeckt, die sich in der Stimmung dafür finden
mögen. Ist doch die urwüchsig pedantische Archäologie steifer
Pharaonenzeit bereits unter das leichte Völkchen der Romanschreiber
gegangen, und so mag das atlantische Söhnchen aus Sais, wo es zu
Solon's Zeit gepflegt wurde, gerne mithindurchschlüpfen bis zur
Gegenwart. Wer dagegen auf Anlegung gut fundirten Capital's
sinnt, wird den Gefahren ephemerer Schwankungen zu entgehen,
lieber auf minutiöse Arbeitstheilung dringen, um zunächst auch
in americanischer Alterthumskunde fest bestimmbare Ziffernwerthe
zur Verfügung zu haben, wie sie auf östlicher Hemisphäre aus diplo-
matischer Genauigkeit historischer Studien dort vielfach schon ge-
währt wurden, — dank einer tausendjährigen Cultur-Arbeit, w^ährend
die auf westlich jungem Continente kaum nach Jahrhunderten zählt.
Wie weltbeglückende, bleiben auch weltgeschichtliche Hypothesen
unbenommen, und so, wie gesagt, die atlantische oder die der Folian-
ten, welche ein an Ideen-Sprudeln reicher Kopf darüber zusammen-
schreiben möchte. Vielleicht bringt es ihm Lob und Ruhm, wenn
in' poetischer Ausschmückung solcher würdig. Hier indess ist das
Risico zu laufen, dass irgend ein klein archäologisches Fundstückchen,
ein längerer oder kürzerer Lothfall, irgend aus philologischem
Forschungsmeer für durchgreifende Feststellung auftauchendes Er-
gebniss die Hypothese zum Fall bringt, mit allen darauf gethürmten
Luftpallästen der Geniestreiche, zum jäh plötzlichen Sturze, gleich
dem der innerhalb von Tag- und Nachtfrist verschlungenen Atlantis
selber, die dann zwar, wenn in anderer Wandlung baldigst wieder
emporgeschwommen kommend, unter derartig schlüpfrigen Metamor-
phosen von der exacten Forschung zu fixiren und beobachten
wäre, bis schliessHch von sich selbst bezwungen (um des orakelnden
Meeresgottes Antwort abzugeben).
Esta Mechoacan al Occidente, que si el Paraiso de Eden lo puso
Dios al Oriente, — ad orientalem plagam Edem, — este otro ameno
jardin, lo coloco al occidente, haciendo aeste quiza antipoda florida
de aquel (s. Escobar). Und so beantwortet sich vielsprachig die
Frage: „Wo lag das Paradies?" (b. Delitzsch). „Situated at the
Bastian, America III. 4
50
North-Pole" (s. W. F. Warren), und ,,ohne Eiszeit kein Mensch"
(s. M. Wagner), bald vom frommen Afifen-Ahn Tibet's, bald ge-
scholten, ,,als Affe und nichts weiter" (s. Martins) in Sprache der
Caripuna oder Coataiji (Coata oder Ateles Paniscus).
Mit dem Fall semitischer Verschuldung fällt Adam auf den
Berggipfel des (beim Aufsteigen zurückgelassenen) Prabat, aus dem
himmlischen Paradies in's irdische, so hoch, ,,that it nearly touches
the circle of the moon" (s. Maundeville), und weil die feine Nase der
Deva das Menschenfleisch riecht in Indra's Bastardsohn, wird Pa-
thummasurivong, obwohl im Lotus duftend , ausgestossen von dem
Verkehr, als „Tischgenosse" gleich Tantalos, der mit den Göttern
die Liste der xqeovQyia UsXottoc versucht, während Upalero das
Muttergericht im Schweinefleisch auftischt (auf Luang), und mit Ab-
hauen der Schlingpflanze der auf Abassi's Tischglocke (am Calabar)
gefolgte Himmelsweg bis auf den Tugendpfad der, vom Daitik-Gipfel
zu Ahura Mazda leitenden, Brücke Cinvat (bei den Parsen) unter-
brochen war, nach oben hin, wie für die Navajo der Verkehr mit
unterirdischer Heimath, (als das dicke Weibsbild in der Höhlen-
öfiiiung stecken geblieben war).
Bis mit des Octopus Hülfe (auf den Gilbert) emporgehoben,
lagerte der Himmel so dicht auf der PZrde, um selbst die Stampf-
arbeit der Frauen zu behindern (auf Samoa), so dass die Menschen ge-
bückt zu gehen hatten (in pithekischer Reminiscenz), und die Be-
völkerung der Sermata-Inseln ist ,,van het uitspansel Lianti, doen dit
nog lajer op de aarde lag, afkomstig" (s, Riedel). Noch enger gepresst
liegen Uranos und Gäa aufeinander (bei Hesiod), wenn sich die
Kinder zeugen aus Rangi's und Papa's Schooss (bei den Maori).
Aus Nodsie's Seelenheimath kommt die Kla herab (in Guinea),
die Welt zu durchdringen mit dem nveviia (b. Anaximenes) oder
einem (die indonesische Urmutter) befruchtenden Südwind, als ,,anima
mundi" oder (b. Caesalpinus) „Anima universahs" wehend und (im
Ruach) belebend, gleich Pillan von pulli (pilli) oder „Seele", (s. Molina),
als Guenu-pillan (Himmelsgeist) oder Buta-gen (Gross-Wesen) verehrt
(bei den Araucanern), in Pachacamac's Weltseele, mit ihrer Per-
sonification in der Sonne (oder Inti), niederwirkend auf die ,, Mutter"
(s. Garcilasso de la Vega) genannte Erde (im Fruchtbringen). So
einigt sich ,,het mannelijk beginsel, de Upulero, heer Zon" mit der
Erde ,,het vrouwelijke beginsel", (in Dualität von Ying und Yang).
Da die Unbegreiflichkeit des naxriQ dyvco(TTog , im vnsQOVffiog
(der Essentia) oder ,,Superessentialis" (s. Erigena), nur eine Erkennbar-
51
keit a posteriori für die Gottheit zulässt (s. Thom. Ap.), um das
ypcoQificorsQov cfvasi, (b. Aristl.) verständlich zu machen, stellt sich als
Aufgabe, das Studium der Natur, „Deus sive Natura" (b. Spinoza),
naturwissenschaftlich auszuverfolgen, bis in die Psychologie hinein,
zum Wissen, als Mitwissen (,,conscientia") des göttlichen Wissens
(s. Baader), wie es sich im Auge des Einzelnen bricht, (der aus
seinem Bruchtheil zum gesellschaftlichen Ganzen den selbstständig
gültigen Zififernwerth zu berechnen hat). Ol [itv yag TIvd^ccyoQsioi
miiriofv xd övza (faalv stpai tmp dqi&ßcov (s. Aristotl.) für das
logische Rechnen (in kosmisch gesetzlichen Harmonien).
Im Apeiron, als ,,ein der Qualität nach unbestimmter und der
Masse nach unendlicher Stoff' (s. Ueberweg), lässt sich mit einer
der Materie innewohnenden „potentia inchoationis formae" (s. Alb.
Magn.) der Anfang setzen für Alles Weitere, wenn mit Einsäen der
vom Spiritus Mundi (s. Agrippa) durchdrungenen Keimsamen, stoischen
koyog (tnsQfiaTixög aus der Weltseele, — als Grund der organischen und
anorganischen Bildungen (s, Schelling), — auf Antrieb einer „force
organoplastique" im Protoplasma (,, Blasteme primordial") die Proto-
Organismen entstehen- wie ,,ex matre terra" (in seinen ßXaaTtjfia)
Cecrops, den (s. Wernsdorf) ,,negat integrum seu öXovxItjqop hominem
fuisse" (Himerius), — ,,hylozoistisch" (mit Einschluss des ordnenden
Nous) durch ,, unendliche Gedankenkräfte" (s. Herder) aus den ,,cor-
porum exemplaria" (b. Gilb. Porr.) die Ideale zu realisiren, und
(s. Böse) ,,material substances are: earth, water, light, air and mind"
(in der Nyaya) bei Scotus' geist-körperlicher Materie (mit Anschluss
an Avicebron). Alles mit weiterem Ausfnlten der P^volution, würde
sich, aus keimartigen Formen in der Materie (b. Averroes) durch
die ,,Entelechia universi" (s. Maimon) auseinanderlegen lassen, jetzt
oder später, doch der Anfang des Anfang's, jetzt und von jeher,
genau so weit wie früher entfernt bleiben, (und keinen Fingerbreit
näher). Für ihre mythischen Ausmalungen setzen die orientalischen
Kosmogenien mit einem aus früheren Zerstörungen für die Neubildung
übriggebliebenen Keime an, (einem unzerstörbaren Hiranyagarbha
je nach der Fassung), und dann sind für die feineren Ausführungen,
wie den Tii (in Polynesien) zufallend oder Quetzalcoatl (bei Mexi-
canern), die Demiurgen zuzuziehen, (oder ein Viswakarma etwelcher
Art). Das Letzte und Höchste verbirgt äich in der Unbegreiflichkeit
als Wakan (oder Hopa) und Usapa, mit dem staunenden Eindruck
der Atua (Manitu u. s. w.), während für den Abschluss im Uebrigen
nur die Negation selber bleibt (und damit nichtsnicht).
4:?
52
Matji payiwin, principe (bei den Cris), leitet sich aus matji (der
Beginn zu begreifen) und payip („perforer"). Tekivu (beginning) be-
greift (im Viti) die Negation (teki) des Untergrunds (Vu), beim Noch-
darüber- hinaus, im Anfang, als Noch-Nicht oder Köre (der Maori),
gleich t6 iiriov statt hoffnungslosem ova 6v, ,,quod penitus non est"
(der Scholastik).
Die aQxi^ (Anaximander's) bezieht sich (im Apeiron) auf den
unbestimmt chaotischen Urstofif, zwischen Luft und Wasser schwan-
kend, als Anfang der Entmischung xarä xo xgecov (dem Gemusst-
sein), unter Zusammenfluss des Gleichartigen, und dann folgender
Entwicklung xaTct t'^p tov xqovov tci^iVj, in dem Gegensatze von Liebe
und Hass (b. Empedokles), wenn (pythagoräisch) zu der Eins die Zwei
getreten (in wahlverwandtschaftliche Wechselwirkungen kreuzend),
die Zahl als „ratio explicata" (b. Cusanus). In der Dreiheit von
Zahl, Zeit und Raum ergeben sich die maassgebenden Daseinsformen
Gottes (b. Weiss). ^QXV^ l^^^ dnavTcov fiovdöaj lehrt der Pytha-
goräer (s. Alex. Pol.), tö sv ccqxv^ to^v tkxvtmv (b. Eudorus). Der
Ausdruck äqxv wurde zuerst von Anaximander gebraucht (s. H. Ritter),
und ,, diese ccQxri ist nach ihm das Unendliche" {dnsvQOv) oder
(b. Simplicius) (fV(Sig änsiQog (dogiaiog).
Die Zahl erhält reale Bedeutung in der Zififerngrösse erst. Die
Neun als solche gegeben, mag dreimal drei Thaler sein oder das
Dreifache von drei Pfennigen nur, und kleiner somit als einzelne Drei
von diesem Thaler, wogegen der Werth auf 60 umgesetzt, in rationelle
Gleichungen ihrer Art wieder eintreten könnte (für die Berechnungs-
weisen). Auch in dem Wissen der Menschheit (nach dem speculativ thcä-
tigen Verstände) kann die Natur ihr Maass nicht überschreiten (s. Ibn.
Roschd), und so wäre zunächst der Umfang der Denkmöglichkeiten
statistisch festzustellen (durch eine Gedankenstatistik). Die ,, Inter-
polation" subjectiver Zuthaten (s. Liebmann) sind für ihre Wurzel
in den Wahrnehmungen zu verfolgen (in psychologischer Entwicklung).
Indem nach dem „Princip von der Erhaltung der Kraft", stets gleiches
Quantum in actuelier und potentieller Energie in der Welt bewahrt
bleibt, ergiebt sich bei einer in Raum und Zeit stehenden (und
stabiler) Bewegung psychische Durchströmung aus jenseitig leben-
diger Quelle (ausserweltlich insoweit), in der dsv ovaa g)vaig (b, Porph.)
für ideale Hoffnungen (zum ergänzenden Complement).
Wie den übrigen Aromana ihre Ayatana entspricht Dharma
dem Manas, die Bodhi zu zeitigen, und der vovg noTjrtxog (b. Aristot),
durch welchen der vovg naO^fjzixög (potentiell und hylisch) zum
53
rovg snixTfjTog entfaltet wird, wirkt im Menschen, als das Göttliche
(b. Averroes), unsterblichen Intellect's im gesammten Menschen-
geschlecht, denn während die Menschen sterben, dauert die Mensch-
heit fort (s. Herder), in der Consolidität der Cultur-Interessen (durch
Raum und Zeit). Die Geschichte der Menschheit ist der innerste
Theil der Einen Geschichte alles Lebens (K. C. F. Krause) in der
,, Vereinswesenlehre" (mit der Menschheit als innerstes Vereinswesen),
und so hat sich die naturwissenschaftliche Kathedrale aus der
Psychologie zu krönen (als Kuppeldom).
Indem das Vorstellungsbild [cpawaaiici), als in der Wahrnehmung
eines leiblichen Organes wurzelnd, mit diesem zu vergehen hat,
folgt die individuelle Vernunft jedes Einzelmenschen als sterblich,
wogegen der activ unsterbliche Intellect mit dem göttlichen Geist
sich identificirt (s. Pomponatius), und so kehrt die (bei Ankunft aus
der Praeexistenz um ihre c^v(x^v7](Tig befragbare) Kla beim Tode zu
ihrer Praeexistenz zurück (in Guinea), als to d^stov (ro Xoyiauxöv oder
vojjTixop), während gleich den sterblichen Seelen (to x^vfiosösg und
TO sm^v^fjuxop), weiblich verknüpft, das als abgeschwächtes Schatten-
bild der Luwo am Grabe nachspukende Gespenst der Sisa allmählig
entschwindet (auf Afrikas Erde), wenn die letzte Feuchtigkeit aus
dem Verwesungsleib entflohen ist (s. Paracelsus). Während des
Lebens dagegen spiegelt sich dem Nigritier sein Schutzgeist im
P2dro, und der Araucanier ist von weiblicher Geschlechtshälfte der
Amei-malghen oder Amchimalghen (s. Molina) begleitet, als Fravashi
(der Parsi), im Vortritt und Nachgang (auf scandinavischen Zügen),
wenn des Gottes „Species intelligibilis" (s. Bruno) zu gewinnen,
angestrebt wird (im Grossen oder Kleinen). Li der Welt als yspsaig
(nicht ovaia) handelt es sich (b. Plato) um sixörsg ^iv&oi {otv nsQ
nqög ysv6(SLv ov(Sia tovto ngog niüTiv aXijd^sia), und so aus den Sym-
bolen der Völkergedanken sind die innerlich wirkenden Denkgesetze
herauszulesen (oder im logischen Rechnen zu entziffern).
Der Resolutio (dem Hergang endlicher Wesen aus der Gottheit)
fügt sich (b. Erigena) die „Deificatio" (reversio) als (b. Eckhart) „Ver-
gottung" oder ^€(o(ttg (s. Maximus) hinzu, den Kreislauf abzurunden,
und ,,the problem of restoring to the world original, and eternal
beauty is solved by the redemption of the soul" (s. R. W. Emerson),
auf dem ,,via eminentiae" zu Gott für das Gottesbild (imago dei),
mit der Gottesliebe als Ziel des Streben's (b. Malebranche), unter
Auffassung der Dinge ,,sub specie aeternitatis" (s, Spinoza), wie
wenn in der Weltseele, als erste Schöpfung des zur Materie hinzu-
54
tretenden Gottes (b. Plato), eine „Intclligentia prima" (s. Avicenna)
hervorgerufen, die Emanationen aus dem „Ens primum" (b. Alfarabi)
bis zur Beseelung der Materie fortschreiten mögen für ,, lebendige
und wirkende moralische Ordnung" (b. C. J. G. Fichte), oder unter
der Weltconstruction des Abhidhamma die physischen und mora-
lischen Kräfte sich einen (im Dharma).
Im unerbittlichen Walten der Karma vollziehen sich die Wieder-
geburten, nach des Geschickes eisernem Schluss unbeugsam durch
zauberische Karakia (b. Maori), da Mahatara nur Gutes will (auf
Borneo), und (nach indianischer Ansicht) ,,prayer is a wicked thing"
(s. Oglethorpe), denn s(^tiv ävayxijg xQW^j O-scov ipricpiü^a naXaiOi^,
aiöiov (s. Empedokles), wenn die Seele zu wandern hat, bis die
ädixia gebüsst ist (in Abwägung von Bun und Bab, indochinesisch).
So lange die Anlage {dvvafiig) von der Form noch nicht durch-
gebildet ist (zur evTsXsxfia oder ipsgyeia), findet sich der Stoff im
Nichtseienden (oderNochnichtseienden) durch aTtQijaig („Privatio"), und
so verhüllt im Dunkel der Po (beim Hervortreten von Köre in
Kosmogenie der Maori), während die Avixa sich in Bodhi zu klären
hat, für Erkenntniss des Dharma (als Asangkhara-Ayatana).
Als bei ansteigenden Fluthwassern die Navajo's auf den Gipfel
des Nordberges geflüchtet, dort aus angehäufter Erde mit auf-
wachsendem Schilfrohr sich emporhoben, fanden sie sich gerettet,
als hingelangt „to the flour of the fourth world, and here they
found a hole through whieh they passed to the surface" (s. W. Mat-
thews). So ziehen sich, den Goldkeim (brahmanischer Hiranya-
garbha's) zu wahren, die Einwohner buddhistischer Rupaterrassen
höher und höher aufwärts (als Jonaka), je nach der Zerstörung
durch Wasser, als eine weiter hinaufreichende (durch Feuer oder
Windsturm).
Und wie bei kosmogenischen Legenden kehren solch' nahgelegte
Vorstellungsbilder aus den Mährchensagen wieder, in Indonesien
(s. Vlk. d. ö. As., L, S. 343), wie indo-arisch (und sonst überall). Savitri
hat die Erde auf Pfosten gestellt (im Rigveda), als Pfeiler des Atlas
(b. Homer), ovqavov xal yijv dvsxijdv (s. Pausanias) Atlas {ln\ T(av
öficov) oder Tantalus (als Talantos). Die Erdstützen der Grönländer
sind durch die Angekok auszubessern (weil alt und gebrechlich).
Wie der Berg Ap-en-to oder Tap-en-to (neben dem Meer oder Sar)
im Süden, galt (den Egyptern) als die äusserste Grenze im Norden
dagegen „die vier Stützen des Himmels" (s. Brugsch), als Pfeiler
(der Maori).
55
Bei der durch das Band der Sprache geschkingenen Gesellschafts-
wesenheit des Menschen — in der Gesellschaft (,,Samhälle") lebendiger
Organismen (s. Boström) — waltet der einigende Halt sittlicher
Scheu und Verehrung bereits in dem physisch begründeten Kreis
der Familie, und zwar aus mehrweniger ehelichen Zuständen, wo
das Kind durch thierisches Abhängigkeitsgefühl an die Mutter ge-
knüpft bleibt), zur eindrucksvollen Geltung dann gelangend, wenn
die väterliche Autorität deutlicher hervortritt (im Patriarchat). In
Peru erbten die Neffen, oder in der Familie der Inca die männ-
lichen Nachkommen (s, Gomara), und bei den Tlinkiten (mit mütter-
licher Folge) ertheilen die Reichen ihren Söhnen den väterlichen
Namen (s. Holmberg). Bei den Navajos hat sich der Uebergang
vom Matriarchat zu Patria potestas beobachten lassen, wie oft im Sess-
haftwerden aus Wanderleben (s. M. u. P., Ztschft. f. E., May 1886).
Aus dem vom Wind nach Tiahuanaco getriebenen Kasten sie-
delten die Nachkommen des Menschenpaars als Mitimaes, über die
vom Schöpfer autochthon gebildeten Stämme herrschend, wie die
herbeigeflogenen Byamma über die Eingeborenen (birmanischen)
Bodens). Im Streit zwischen Engel und Affen empfehlen die P^ncyclica
Aeterni Patris eine Rückkehr zum ,,Doctor Angelicus" (1879). Der
Staat ist der universelle Mensch in der individuellen Form des
Volks (s. Trendelenburg). ,,Die Art ist Alles, Einer ist Keiner"
(s. Nietzsche); für den Mensch (als Zoon politikon).
Der Mensch, überall und stets, fühlt sich in der Macht über-
menschHcher Mächte, vor deren mächtiger Stärke erzitternd, der
Unmächtige durch die Deisidämonie im religiösen Gefühl gebunden
sich findet, nach pan-ethnischer Zeugniss- Ablegung. Aus solch' Un-
bekanntem stellen sich die Fragen, die das nach einer Antwort
suchende Denken zum Vordringen in gesetzliche Erkenntniss trei-
bend, hinein und weiter führen zur allmähligen Klärung einheitlichen
Zusammenwirkens der Naturgesetze, in ,, organischer Weltanschauung"
(b. Trendelenburg), auch für psychische Vorgänge (in der Harmonie
des Kosmos).
Und so, da ,,ex nihilo nihil fit", im „atheistical stage" (s. Lub-
bock), also unfruchtbar bleiben müsste für theistische Gedanken,
liegt in Urzeiten schon die Wurzel eingeschlagen für das „sittlich
Erhabene" (b. Caspari), aber erst im Blüthenalter der Cultur reifen
die Früchte (religiöser Moral).
Wenn aus dem Hades, als unsichtbarem {Atdeg), die Dinge ins
Dasein getreten, liegt verwirklicht vor, worin das ,, absolute Maxi-
56
miim" und Minimum gewirkt, in dreifacher Absichtlichkeit, „deus est
tricausahs" (s. Cusanus). Hier gilt der im Glauben für Auslegungen be-
dürftige Theil nur für die demgemäss Gebildeten (s. Averroes), denen
Kunst, als die vollkommene Inseinsbildung des Realen und Idealen
(b. Schelling), oder Wissenschaft, die Religion vertreten mag (in
Göthe's Dichterwort), wogegen die naturwissenschaftlich behandelte
Psychologie in philosophisches Wissen überzuleiten hätte (je nach
dem Grade der Fassungskraft). Mit wahrhafter Identität des Den-
kens und Sein's im Ichgedanken ergiebt sich die Gewissheit
(b. Günther). Die logische Wahrheit ist für jede, der endlichen In-
telligenz denkbare, Intelligenz zugleich real (b. J. G. Fichte), das
Nicht-Ich durch das Ich gesetzt, als bestimmt durch das Ich (in der
practischen Wissenschaftslehre), und so wird die Psychologie einen
Ausgangspunct für das Studium bieten können (nachdem sie ihre
naturwissenschaftliche Fundamentirung gewonnen hat).
Das Charakteristische in der Auffassungsweise des Laien be-
steht in dem Nichtscheiden oder, positiv ausgedrückt, in der Hin-
gabe an den Total-Eindruck (s. Ihering), und so in der Philosophie
(vor naturwissenschaftlicher Klärung der psychologischen Grund-
begriffe).
Bei Zutritt des Zweckes (ov svsxa) geht die Dynamis in Energia
über (in sinnlich abgeschlossener Auffassung), wogegen im (specula-
tiven) Hinzulernen die xipijaig fortgeht (b. Aristotl.) in Unendlichkeit
hinaus, aber ebenfalls determinirt innerhalb organischer Bewegungen,
unter festen Wachsthumsgesetzen (wie in naturwissenschaftlicher
Psychologie festzustellen bliebe).
Je nach den Zerstörungen durch Feuer (in der Ekpyrosis), durch
Wasser, Wind, Erdbeben, folgen die Tonatiuh (der Nahuatl) gleich
indischen Kaipen, und stets wird aus der früheren Welt (im Um-
schwung polynesischer „Keau") der Keim für Entstehung der neuen
herübergenommen.
Wie, wenn zu noachischem Bundesvertrag der Inca im Regenbogen
das Wahrzeichen gegen weitere Zerstörung erkennt, aus den von
Deucalion und Pyrrha geworfenen Steine die Menschen sich im „Laos"
erheben (neben, und unter, der tabuirten Himmelsrasse der Maori),
I schafft Contici-Viracocha aus Steinen (s. Betangos) sein Volk, worüber,
als aus den Pacarina (in Felsen, Flüssen, Quellen) hervorgegangen,
und wild zerstreut in Einöden lebend, die sonnentsprossenen Inca
(b. Vega) ihre Herrschaft begründen, wie die von oben herab-
geschwebten Abhassara unter den aus Kräutern und Büschen ent-
57
sprossenen Eingeborenen (Birma's). Dann handelt es sich um ein
paradisisch geschmücktes Eden, bis zur Mondshöhe gedehnt (s. Alb.
M.), die ;, terra ultra Oceanum, ubi ante dilivium habitabant homines"
(b. Kosmas), und in den Wassern der Fluth erlöschen die Flammen
des von Phaeton angezündeten Brandes (s. Hyginus), um auf aus-
gebrannten Schlacken verjüngtes Leben zu erwecken, da Alles i^
vdaxog (b. Thaies) für Menabozo's Schöpfung, oder Kunyan's (s. Peti-
tot). Aus dem Schlamm (in Erwärmung der wässrigen Erde durch
das Feuer) gehen die Wesen hervor (b. Anaximander), ungethümlich
emporgewälzt (in Mesopotamien), und als Fischmenschen an den
Strand geworfen (wie es an Huayna Capac berichtet wurde). Die von
Camaxtle im achten Himmel Geschaffenen kamen von den Bäumen
herab, ,,y dieron muerto ä los chichimecas", (s. Orozeo), über die
steinentsprungenen Ottomiten herrschend (,,Chichimeca-Otomies").
Auf Aegypten's uraltem Cultur- Boden reichen die Dynastien
der Götter, durch Halbgötter (und Manen) niedersteigend hinab zu den
Sterblichen (Nsxvsg) im menschlichen Dasein, als Menes den Herrscher-
stab führt, und im Suchen des Ursprung's mögen dann Peru's Eier
(s. Avendano) herabfallen, als goldene, silberne und kupferne, für
den Unterschied der Stände, wie in scandinavischen Zeugungen der
(Curaca oder) Äsen auch sonst, (die Jarl und Karl zu trennen). Die
autochthonische Herkunft mag aus dem Nilschlamm hervortreten
(halbthierisch noch) oder in Mesopotamien (b. Berosus), aus dem
S'chneckengehäuse auch (bei Indianern), und den Affenschwanz all-
mählig verlieren, (in gradueller Veredlung der Jakun) oder im chirur-
gischen Schnitt davon operirt werden (auf Tasmanien), während der
„Homo primigenius" (b. Häckel), „descended from a hairy quadruped,
furnished with a tail, and pointed ears" (s. Darwin), aber noch nicht
zu sprechen vermochte (als Alalos), und so seine Unwissenheit (pri-
märer „ Avixa") zu bekunden hatte, im rückhaltlosen Geständniss der
Wilden (am Silberstrom). „Primum germen fuit Cecrops, qui lenigena
ncLitiquam totus erat homo, sed umbilico tenus spiras adhuc ex
matre terre trahebat" (s. Himerius), und ebenfalls nicht reden konnte
(wenigstens nicht attisch).
Im Dunkel wandernd (bis zum Halblicht des Popol-Vuh), suchen
die Balam (der Quiche) ihre Sonne, und als Airyana Vaejo durch Or-
muzd geschaffen (am Flusse Daitya) von Angra Mainyu mit Kälte
geschlagen, beginnen die Wanderungen, für deren Rückleitung dann
mit gigantischen Sequoya (s. Asa Gray) eine Brücke gebaut werden
mag zu den aus Mammuth-Knochen aufgebauten Inseln Sibirien's
58
(s. Gratacap) bis zum Nordpol (b. Warren), wenn versunkene Le-
muria nicht zusagt, die Atlanta zu ersetzen, ,,the true Antedilu-
vian World" (s. Donnelly), — und so geht es in Kreisen um den
Globus herum, mit dem Omphalos in der Mitte, als Centralberg
eines Pamir (im Zwiebelgebirge) oder Meru's (für die Meropen). Auf
Ternate steigt es herab von dem Kegelberg der Insel (s. Indones., I,
S. 64), und aus der Sierra bevölkerten sich die anfänglich als
pestilentialisch gefürchteten Thäler der Küste, wie noch die Olmos
(bei Sechura) bewiesen (s. Baiboa), bis dann die maritimen Ein-
wanderungen zutraten (in Lambayeque oder anderen Anlegungs-
plätzen).
Im (oceanischen) Aufblühen der Schöpfung (Pua-mai) entfaltet
sich diese aus ursprünglicher Wurzel einer (scandinavischen) Welten-
Esche (Yggdrasil) zum (parsischen) Baum des weissen Hom (Goa-
karena oder Gokard), dessen Kosten Unsterblichkeit gewährt (weil
von Ewigkeiten her), während aus dem ,,Baum aller Saamen" diese
(mit dem thierischen des Urstier's) durch den Vogel Kamros all-
jährHch gemischt werden (im Bundehesh), um in Tishtar's Regen
niederzufallen, für die Wandlungen des Werdens (entstehend und
vergehend), am Tartarus aufwärts (s. Rink) einem „verborgendsten Ort"
(in dem See Var Kash) aus dem Wasser des Leben's, „der Quelle
Ardvigura Anähita" (s. Windischmann) , als Ardvi - Sura auf Hara-
berezaiti's Höhen (in den Yashna), gleich Asvattha aus Yama's
Unterwelt (oder herabreichend von Himmelsreichen). Die Wirkungen
des „Primus motor", des fifyag sv xai ovgava) (TocfKTTijg (b. Himerius),
liegen vor Augen, scfzi toIvvv ri xai 0 xtvst (s. Aristotel.), und so
sind aprioristisch im methodischen Fortgang die Materialien zu
sammeln für den naturwissenschaftlichen Aufbau (bis zur Psycho-
logie). Bei der Einstimmigkeit der ,,communes notitiae" (s. Cher-
bury), die mit Allgemeingültigkeit der Elementargedanken überall
wiederkehrend sich verbreitet finden, (unter den Variationen geogra-
phischer Specialfärbungen), sind sowohl die Vergleichungen zu über-
schauen, wie die Entwicklungsstufen zu verfolgen (nach comparativ-
genetischer Methode). Wie in Beziehung zur Natur ist Gott auch
in der zum menschlichen Geist zu betrachten, im Leben der Völker
(s. Vico), für die Völkergedanken (naturwissenschaftlicher Psycho-
logie). ,,Der Organismus der Menschennatur ist in seinem Wesen
den nämlichen Gesetzen unterworfen, nach welchen die äussere
Natur allgemein ihre organischen Erzeugnisse entfaltet" (s. Pestalozzi),
und so sind die psychischen Wachsthumsgesetze zu studiren (nach
59
comparativ- genetischer Methode). „Die nothwendige Tendenz aller
Naturwissenschaft ist von der Natur auf's Intelligente zu kommen"
(s. Schelling), im Fortschreiten bis zur Psychologie (unter inductiver
Behandlungsweise).
In Erklärung der Natur handelt es sich nur um die secundären
Ursachen (s. Gassendi), ohne auf die primäre jedesmal wieder
zurückzugreifen (in Gott), unter Anerkenntniss des Nichtwissen's
(s. Cusanus), bei temporär dem Verständniss gesetzten Grenzen, an
deren Erweiterung ununterbrochen fortzuarbeiten die inductive
Methode anleitet, wobei dem Studium das Sammeln vorherzugehen
hat (s. Agricola) und das Urtheil suspendirt bleiben muss (s. Charron),
um frühreif unzeitige Hypothesen zu meiden, bis ein statistischer
Anhalt gewonnen ist (für logische Berechnung). Nur nach Durch-
forschung und, unter gegenseitiger Verbindung aller Grundbegriffe
der Empirie ist das Absolute zu erkennen (s. Harms) in der
Psychologie (auf naturwissenschaftlicher Unterlage).
„Cogitat ergo est", rectificirt Lichtenberg (den cartesianischen
Fundamentalsatz), bei dem Ich der intellectuellen Anschauung
(s. C. G. J. Fichte), und daneben, (im Occasionalismus), „nudus spec-
tator hujus machinae" (s. Geulinx) schaut dem Tanze zu (in Prakriti's
Schöpfungsspiel vor Prajapati's Augen). Und zum Tanz die Musik,
indem die Seele (b. Philolaos) nach den Zahlenverhältnissen ihrer
Harmonien mit dem Körper verbunden (s. Claudianus) ihre eigenen
Melodien zu belauschen hat (in den Symphonien des All).
Das Unerfahrene in der Erfahrung (s. Volkelt) ist bei natur-
wissenschaftlicher Behandlung der Psychologie zur Erfahrung zu
bringen, aus Empfindungscomplexen (s. Mach), auch den speculativ
entwickelten (im Zoon politikon).
So lange es sich um metaphysische Generalisation des sv xal
näv handelt, wie, (im Anschluss an frühere), vom Eleatengeschlecht
(des ,,Sophistes") gelehrt und von Lessing in seinen Erörterungen mit
Jacobi notirt, (als Schiboleth der Philosophie), fällt mit der Nichtig-
keit des Nicht-Seins das Werden in den, — das Sein, als absolute
Position (b. Herbert) voraussetzenden — Schein [rd ngog dö^av) täu-
schender Maya, auch für die Sinnesempfindungen des „Esse" als
,,Percipi" (b. Berkeley), t6 yccQ avro vostv icfriv ts xai slvai (b. Parme-
nides, als Nachfolger des Xenophanes), und in dem das Detail
analysirenden Denken jetzt, ist die Eins als Ausgangspunct zu
nehmen bei logischem Rechnen, in jenem (aus psycho - physischer
Grundlage) zu Allgemeinbegriffen aufsteigenden Denken, wie aus
60
der sprachlich geschhmgenen Gesellschaftswesenheit (des Zoon poli-
tikon) seine (geographisch-historisch differenzirten) Völkergedanken
an dem ethnischen Horizont projicirend und reflectirend (in natur-
wissenschaftlicher Psychologie).
Wer aus dem ecstatischen Rausch einer instinctiv gewonnenen
Bodhi erwacht und ernüchtert wieder, aus den Seligkeiten eines im
„Nichtbild" oder „Nichtgott" (b. Eckhart) momentan flüchtigen
Schauen's die Bitterkeiten seines irdisch gebrechlichen Lebens
doppelt schmerzlich empfindet, wer dann, von dem aus schweigend
gedehnten Unendlichkeiten heranbrausenden Strom betäubend um-
tos't, sich fortgerissen fühlt in die nihilistischen Oeden eines pessi-
mistischen Mahayana (mit Dukha, Anatta, Aneiza), dem bleibt
geöffnet ein zwar enggewundener und mühsamer, aber zielbewusster
Pfad, zur Rettung in inductivem Arbeitsgang comparativ-genetischer
Methode, bis aus den harmonisch tönenden Gesetzen eines kos-
mischen All sympathischer Wiederklang sich weckt (im lauschenden
Ohr).
Um aus trügerischer Dialectik die Metaphysik zum Range einer
Wissenschaft überzuführen (wie Chemie aus Alchymie, Astrologie
aus Astronomie), bedarf es eines durch die Kritik entworfenen
Systems der Begriffe a priori (b. Kant), aber hier ist der Aufbau
a posteriori wieder ein vorbedingter vorerst, im Gange naturwissen-
schaftlicher Psychologie, nach logischer Rechnungsregel (da einem
höheren Calcul Uebung im elementar niederen voraufzugehen hat).
Das Rationale logischen Rechnens ruht in dem Kernprincip,
dass bei den Gleichungen nur die Factoren gleicher Grade in Ver-
gleichungen gestellt werden, oder, wiefern für verschiedene, diese so-
dann nach genau bestimmten Verhältnisswerthen (wie für sie gültig).
Dementsprechend mögen die allgemein weitesten Generalisationen
im Völkergedanken neben einander gestellt werden, sie mögen es
nicht nur, sondern sie müssen es eben, um zunächst das durchgehend
Uebereinstimmende elementarer Gleichartigkeiten, (elementar gleich-
artigen in der Umfassung eines Allgemein-Ganzen's), zu überschauen,
wogegen, sobald und so oft dann practische Verwerthung für einen
Specialfall einzutreten hat, ein minutiös peinlichstes Zurückgehen
bis auf letzte Decimalstellen verlangt wird, für das elementar Ein-
fachste, das im Ausgestalten des Werdens zu Grunde liegt, unter
der Fessel organischer Gesetze, die, wie im Physischen, im Psychi-
schen walten (längs naturwissenschaftlichen Forschungsweges einer
inductiven Methode zur Behandlungsweise der Psychologie). ,, Quant
61
ä l'espece de riiomme, le substratum qualifiee par eile est son
substratum au dieuxieme point de vivre, et dans ce qui est homme
on trouve l'espece de Fhomme, quoique ce qui la regoit, regoive la
forme de rhomme de deux manieres ä la fois" (b. Ibii. Badja), une
fois en tant que forme et une autre fois comme perception (s. Munk)
zum eigenen Verständniss (aus psychologischer Deduction).
,, Getrennt marschiren und vereint schlagen", das ist die Devise
der Naturwissenschaft, wenn sie unter Arbeitsvertheilung auch in
der Psychologie auf dem Kampfplatz zu erscheinen haben wird, für
ihr Eingreifen in den Wettstreit um die Entscheidung idealer Fragen
(wo der Sieg dann nicht zweifelhaft bleiben kann).
Zum regulativen Princip ist das „Vernunftideal" als systematische
Einheit (zur principiellen Verständigkeit des Verstandesgebrauch's
im Zusammenhang der Erfahrung) zu suchen, bei den theoretischen
Beweisen für das Dasein Gottes (s. Kant), für die Harmonie des
Kosmos (im Dharma), mit Rückführung auf das Selbstbewusstsein
(durch naturwissenschaftliche Behandlungsweise der Psychologie).
Die Fortschreitungsstufe von lemurischen Pitheken tropischen
Baumleben's (oder aus früherer Ahnenreihe her) zu dem aufrecht
schreitenden Anthropos hätte sich im „struggle for existence" nicht
zu Gunsten des letzteren entscheiden können, im ,, Recht des
Stärkeren", weil der noch nicht als „Schoosskind" der Natur
(b. Herder), sondern . nackt und bloss (s. Plinius) auf die Erde ge-
setzte Mensch sich so hülflos erwies, um anfänghch der Pflege
anderer Thiere zu bedürfen (cf. Anaximander), und die Herrschaft
der Thiere (in Birma und Peru) sich in den Mythen erst beendet,
nachdem ein U-Blei (vom Himmel her) Bogen und Pfeil (bei den
Kasya) verliehen hat, mit dem Hund (Kimera's in Uganda) zur Be-
gleitung (wie den Aleuten anheimelnd aus Hundestamm), so dass also
die primäre Kunstsphäre des Zoon politikon als Vorbedingung der
Existenz ihre Praesumtion (oder Antecipation) verlangt, beim Vorher-
gang der psychischen Schöpfungen (im Pule-hau). Hier wenn die
Anfertigung der Steinsplitter von Thenay (s. Beauvois) paläolitischen
Erörterungen über den Dryopithecus von St. Gaudens (s. Gaudry)
überlassen blieben, wäre ein Rückgang bis zu primärer Einfachheit
in niederer Characteristik einer Cannstatt - Rasse mit deren Ver-
wandten geöffnet, doch nur innerhalb der dem ,, Regne humaine" für
seine „raison detre" rationell gezogenen Grenzen (so lange das
logische Rechnen seine eigenen Gesetzlichkeiten anerkennt).
Von zunehmender Kenntniss der Thatsachen, (mit Verdeut-
62
lichung microscopischen Einblick's), bleibt es abhängig, wie zwischen
maläokologisch niederen Formen das Denken für jeden Specialfall
mit seinem System sich abfinden will, (kann oder muss), und wenn
im Generationswechsel für scheinbar bisher weit getrennte Er-
scheinungsformen hindurchverschlungene Bindungsfäden zu Händen
kommen, mögen durch verständiges Knüpfen derselben (unter
sonstigen Rücksichtnahmen) Familien und Ordnungen zusammen-
schrumpfen, soweit es dem Verständigen sein Verstand erlaubt,
indem theoretisch nichts im Wege zu stehen brauchte, wohl aber
ein practisches Verbot (in Warnung vor dem Unverstand), wenn
eine im hellen Tageslicht als eigenartig umschlossene Art unter den
vor Augen umherwandelnden Wirbier in eine Un-Art verkehrt würde,
durch den Wunscheszauber eines ,,missing link" gespenstisch auf-
tauchend, oder in einem Parijata (des Harivansa) emporwachsend,
aus dem Dunkel paläolithischer Vornächte, so oft im dorthinein-
versenkten Geträum kostbare Zeit vergeudet wird, die scharf ge-
stellten Arbeitsaufgaben besser hätte gewidmet sein sollen (für
methodische Pflege im Aufwuchs der Cultur).
Die Kernfrage unserer Zeit, die eigentliche Zeitfrage also, xat'
i^oxfjp, ist die der Psychologie als Naturwissenschaft, um in einem
naturwissenschaftlichen Zeitalter auch die Psychologie in gleiche
Weise, und Behandlungsweise, mit den übrigen Wissenszweigen zu
stellen, und so die P.inheit der Anschauung zu wahren, welche jeder
Gegenwart als die Aufgabe ihrer Cultur gestellt ist.
Inductive Verwendung der comparativ- genetischen Methode bei
der Psychologie setzt die Auffassung des Menschen als Gesellschafts-
wesen voraus, und dann aus seiner Wurzel in den geographischen
Provinzen führt durch geschichtliche Bewegung der Völkergedanke
bis zu der Wirkungsweise jener physikalischen Agentien, die wie
innerhalb des Planetarischen auch jenseits walten (unter den Ge-
setzHchkeiten eines harmonischen Kosmos).
Für Alldieses wird als unerlässlich erste Vorbedingung ein
Studium der Ethnologie verlangt zur Kenntniss oder Ansammlung
der Thatsachen zunächst, und zunächst also der Sammlungen selbst,
als Allen voran im Ersten (,,to begin with").
Der kaum erst betretene Weg dehnt sich in unabsehbare
Fernen, aber in den Verheissungen, die von dorther klingen, schwillt
es vertrauensvoll empor in mächtiger Ergreifung, in der Voraussicht,
dass auch unter sozialen Sorgen und Bekümmernissen einst mit der
jeder Naturforschung innewohnenden Zuverlässigkeit wird gesprochen
63
werden können, um über die höchsten Interessen zu entscheiden zu
Gunsten des Menschen, wenn er sich selber erkannt hat, als erden-
bewohnendes Geschlecht. Und für jeden Einzelnen, der zugehört,
fügt das Selbstbewusstsein sich ein in schöpferischem Walten, mit
dem Mittelpunkt überall da gesetzt, wo die eigene Kraft dafür er-
rungen, obwohl die Peripherie dem Gesichtskreis sich entzieht (in
des Ewigen Unendlichkeit). Was innerlich laut überzeugend redet,
hat sich aus seinen Verwirklichungen, unter Prüfung auf Richtigkeit,
richtig und bewährt zu erweisen, als erbeigenthümlich eingehöriges
Gut (des Denkens, das sich selber zu denken, einstens die Be-
fähigung erlangen mag).
Wer beim Hineindenken in den Zusammenhang der Dinge seinen
aus dem Vergangenen fliessenden Erfahrungen, unbeeinflusst durch
subjectiv augenblickliche Störungen, empfänglich sich hingiebt, wird
in innerlichen Wirkungen das Fortwalten auf die Zukunft hinaus zu
spüren beginnen, in der, als Bekundung oder Offenbarung des
Uebersinnlichen im Sinnlichen, gefassten Ahnung (b. Fries), und die
Freiheit, welche den Menschen ,, gänzlich ausserhalb der Natur-
kette" setzt (s. Kant) fällt innerhalb bedingender Gesetzlichkeiten
bei Zuziehung der Psychologie in die naturwissenschaftliche Beob-
achtungsweise (zu einheitlicher Abrundung der Weltanschauung).
Wenn das Denken der umgebenden Welt sich zuwendet, ist der
Ausgangspunct im Dasein zu nehmen, im Daseienden oder Etwas,
das Resultat des Werdens (bei Hegel), aus der Identität des Unter-
schieds zwischen Sein und Nichts, oder Nicht-sein, wenn der Beginn
sich setzt (mit dem abstracten Sein). Das Etwas ist da und fassbar,
hier kann mit deutlichen Daten das Rechnen beginnen, und nach-
dem genügende Schulung erlangt sein wird (aus naturwissenschaft-
licher Behandlung der Psychologie), mag die Rückkehr gewagt
werden, wenn es beliebt, zu metaphysischen Vorbegrififen, deren
Probleme, ehe an ihre Lösung gedacht werden kann, schulgerechte
Geübtheit in den Operationen eines höheren Calcul voraussetzen wür-
den (für Unendlichkeitsberechnungen, bis in negative Grössen hinein).
Im daseienden Etwas des Einzelndinges führt die verwirklichte
Erscheinung auf die Wurzeln physikalisch ursächlicher Agentien
zurück, und hier mit zunehmender Kenntniss der Thatsachen, wird
das Verständniss der Entwicklung, mit Gewinnung fester Ziffern-
werthe, demgemäss sich klären, für das Physische sowohl, wie an-
schliessend daran das Psychische (sowie mit diesem, und durch
dieses, für das Werkzeug selber, wie im Denken verwandt).
G4
Zunächst deshalb sind die Bausteine erfordert, die Anhaltspuncte
deuthch klar erkenntlicher Thatsachen zAim Ansatz und Auso-an<i
des logischen Rechnens (nach comparativ - genetischer Methode in
der Induction). Was meint ein Rechnen auf's Gerathewohl? im
Zahlengewühl ohne definirbaren Ziffernwerth für jeden jemaligen
Fall (unter bestimmt gestellten Aufgaben).
Und hier bietet sich das organische Werden zum Ausgang,
wenn der Rückgang bis zur Entstehung hingelangt auf die Wechsel-
wirkung des Organismus mit seiner physikalischen Umgebung (einer
„Monde ambiante") im ,, Milieu", wie naturgemäss durch die ,,Surroun-
dings" (oder „Environments'') gesetzt (in geographischer Provinz).
Als unerlässliche „conditio sine qua non" wird erfordert dem-
gemäss: ein Ueberblick über die geographischen Variationen, wie sie
bunt sich brechen, in den botanischen Varietäten, in den zoologi-
schen, und (auf physischer Unterlage) in den psychischen dann
(ringsum unter ethnischen Kreisen anthropologischer Provinz), — bunt
gefärbt schillernd über die Oberfläche des Globus dahin, mit dem
Zwischenhineinfallen ausserplanetarisch causaler Agentien, die aus
solarem Ursprung auf kosmischen, (und diakosmischen etwa), weiter-
führen würden, in solchen Räthselfragen des All, um sie zu
beantworten durch logische Rechnungsaufgaben (im Denken).
Demgemäss also im Zeitalter naturwissenschaftlicher Welt-
anschauung wird auch die Psychologie hinzuzutreten haben, unter
gleichartig gültigen Gesichtspuncten, durch das (im Character des
Zoon politikon) durch die Völkergedanken gelieferte Material, mit
ethnologischen Sammlungen als gefestigte Unterlagen derselben, um
daraufhin weiter zu bauen in festgeregelter Kunsttechnik der Dia-
lectik, unter der durch mathematische Rechnungsmethoden gewährten
Controlle, (wenn im Fortschreiten zur Selbsterkcnntniss zuverlässig
gesicherte Anhalte gewahrt bleiben sollen).
Und so, was in vorzeitlichem Orakelwort schon als Pensum aus-
gesprochen, und der Alterthumsweisheit zur Lösung aufgegeben war,
wird bei jugendlicher Verjüngung aufgenommen sein in Fleisch und
Blut, um auf des Zweifel's Fragen ihre Antwort zu finden, die im
innerlichen Abgleich ihre Verwirklichung bethätigte, beim frisch
erblühendem Leben (künftiger Forschung).
Der methodologische Gegensatz der, Erfahrungswissenschaften
genannten, Fachwissenschaften zu der „Philosophie, als der Wissen-
schaft der Speculation aus Ideen oder Begriffen" (s. J. B. Meyer),
würde dadurch zur ordnungsmässigen Aufhebung kommen, wenn
65
die Philosophie gleichfalls als Erfahrungswissenschaft bearbeitet
werden kann (mit dem in den Völkergedanken angesammelten
Material). ,, Physik und Naturphilosophie unterscheiden sich nicht
wie Wahrnehmen und Denken von einander, sondern nur durch die
Art und Weise des Denkens; sie sind beide denkende Erkenntniss
der Natur" (s. Hegel), aber an Stelle der Natur-Philosophie hat hier
die Natur- Wissenschaft zu treten, und ihrer inductiven Methode
bedarf es, für die Objectivität der Anschauungen (um aus der Natur
zu lernen, statt subjective Theorien in sie hineinzutragen). — bedarf
es, in erster Vorbedingniss, der als Ziffernwerthe verwendbaren,
(also genau und fest definirten), Thatsachen, damit sich im logischen
Rechnen zuverlässige Resultate gewinnen lassen (unter jeglicher
Controlle erprobt, weil eben richtig), für allgemeingültige Werthe
(s. Windelband), bei der unteren Welt als Nachahmungsbild (fjiifiTj^a)
der oberen (b. Plotin), um von dem Schein zum Sein hindurch-
zudringen (im Dharma).
Als das von der Philosophie verwandte (von ihr zur Handhabe
erforderliche) Instrument, hat die Psychologie im Voraus schon ihre
Ausbildung zu erhalten, welche (im objectiv naturwissenschaftlichen
Sinne) der Induction zu folgen hat, nach comperativ- genetischer
Methode. Und demgemäss also werden die zu Bausteinen be-
nöthigten Anschauungen, welche für die Erfahrung dem Denken im
Wahrnehmen hinzutreten, mehrfach (oder mehrfältig) vorliegen
müssen, in derjenigen Mannigfaltigkeit der Variationen nämlich, wie
sie mit der Ueberschau des Globus erst dem bisher weltgeschicht-
lichen Menschen (in seiner Isolirung) geboten worden sind.
Für kurze Gedankenreihen genügt kurz gefasste Antwort, für
die in die Unendlichkeit verlängerten unserer Civilisation bedarf es ein
muthiges Ausverfolgen der unendlich accumulirenden Arbeit, bis es
harmonisch hervorklingt (aus den Harmonien des Kosmos). ,,Essentia
occulta non suscipit formas, hoc est materia prima universalis una
non habet diversitatem" (s. Salomon-ibn-Gebirol). Die Form als Be-
wegung in den Empfindungen des Seienden (s. Avenarius) gestaltet
nach dem allgemein durchwaltenden Gesetze, auf physischer Unterlage
psychisch zu erfassen oder begreifen (in gesellschaftlicher Sphäre).
Der Mensch vergegenwärtigt sich das im Daseienden als Welt
Gefasste, theils durch die physische Vermittlung sinnlicher Auf-
fassung, theils (im Fortgang darüber hinaus) rein psychisch (aus den
Ergebnissen des Sprachaustausches). Für das so organisch seinem
Geist und Vorstellungen Erwachsende müssen die Wurzeln ihren
Bastian, America III. 5
G6
Keimen nach in den Agentien ringsum eingeschlossen Hegen, in den
terrestrischen nicht nur, sondern auch den kosmischen Formen. Dass
sich die physisch wirkenden Kräfte auch psychisch (als identische)
bethätigen, erweist sich psycho-physisch, und so muss im Psychi-
schen gleichfalls Identität vorauszusetzen sein, wenn aus dem Ver-
borgenen die Schöpfungsgedanken hervortreten, enthüllt daliegend
in den Vorstellungen darüber.
In Demjenigen, was mit der Fülle des Wachsthumsschusses
überall zur Erscheinung drängt für die Wandlungen des organischen
Werdens, unter botanischen und zoologischen Erscheinungen sowohl,
wie (auf jedesmal physischer Unterlage) in den psychischen Bildungen,
hat individualisirende Abgrenzung als nothwendig vorbedingte zu
gelten, und zwar (allgemein genommen) eine terrestrisch gestempelte
auf Terra (unter den Planeten), sowie eine an sich gegeben indivi-
duelle in den Individuen, welche gesellschaftlich zusammenwirken
im Gesellschaftsgedanken (nach den elementaren Grundzügen seiner
Differenzirungen in den Völkergedanken).
Insofern also, was kraft geistiger Schöpfungen innerhalb irdischer
Atmosphäre sich manifestirt, würde mit reflectirten Abschattirungen
spielen aus den kosmisch das All durchwaltenden Kräftewirkungen,
und hier hätten dann die Melodien harmonisch einzuklingen, im
Jubelgetön polyphonischer Symphonien zur deutlichen Klärung
soweit das Verständniss reicht, in der Spanne von Raum und Zeit
(bei gesetzlichem Ausströmen in die Unendlichkeit des Ewigen).
Eingeschlossen demgemäss im Durchkreuzen, (vom Unbekannten
her, nach Unbekanntem hin), für das innerlich unbekannt Gekreuzte,
wird dieses, betreffs seines logischen Rechnen's, erste Anhaltspuncte
in der Eins rationeller Gleichungen, aus den Wechselwirkungen nach
geographisch normirter Vertheilung (im Solarsystem) zu entnehmen
haben, ziffernmässige Verwerthung suchend bei den durch die
Differentiale gelieferten Aussagen, zu fernerer Integration (im
Selbstbewusstsein) .
Und so, wenn das Denken sich denkt, kraft geistiger
Schöpfungen, denkt es zurück aus Psychischem aut Physisches, auf
Anfänge und Ausläufe unabsehbar entschwindender Kraftlinien, die
indess, weil in organisch geschlossenen Erscheinungen für ihre Effecte
gesetzlich reahsirt, dort den Schlüssel der Gesetzlichkeiten in sich zu
tragen haben, als einen auffindbaren vielleicht im Gange der Induc-
tion (bei naturwissenschaftlicher Behandlungsweise der Psychologie).
Tafel -Erklärung. *)
(Durch Herrn Gonservator E. Krause angefertigt.)
Tafel I.
Fig. I. Thongefäss in Gestalt eines menschlichen Kopfes mit Kopfputz.
Der Kopfputz oder die Mütze stellt einen Vogelbalg dar; der Leib des Balges
zieht sich in Gestalt eines Ringes oder einer Binde um den Kopf und um-
schliesst die weisse Kappe, welche bis an den Nacken das lang herabhängende
Haar bedeckt und noch oben in einen hohlen Handgriff" übergeht, der oben
in den Flaschenhals endet. Der Kopf des Vogels ragt nach vorn über die
Stirn hervor; der grosse Schnabel und der Hornauswuchs auf dem Oberkiefer
dürften den Vogel als ein Hocko-Huhn (Crax spec. ?) bezeichnen. Die Vogel-
flügel sind dargestellt durch zwei schildartige Ansätze, vorn rund, hinten spitz;
der hintere Theil des Leibes und der Schwanz des Vogels hängt hinten über
den Nackenschutz der Kappe herab, sich nach unten verbreiternd, lieber den
hmteren Körperlheil hängen aus dem Kopfring vier Bänder, zwei roth, zwei
weisslich, herab, wahrscheinlich die aus den Enden der Kopfbinde hergestellte
Schleife versinnbildlichend, wie sie an anderen Gefässen, namentlich an Fig. 4
dieser selben Tafel, ausdrücklich dargestellt sind. Der Vogel ist in bräunlicher
Purpurfarbe, der Schnabel und die Zierstriche in weisslicher, einige Zierstriche
am Hals und auf den Flügeln in schwarzbrauner Farbe dargestellt. Das Ge-
sicht des menschlichen Kopfes ist roth und mit schwarzbraunen Verzierungen
bedeckt, welche die bei den dortigen Indianern noch heute übliche Bemalung
des Gesichtes darstellen, einige von ihnen vielleicht auch Tättowirung. Die
Nasenscheidewand ist zur Aufnahme eines Nasenringes durchbohrt, an den
Ohren ist die Durchbohrung nur angedeutet. Das Gefäss stammt aus einem
altperuanischen Grabe und ist als Bestandtheil der Sammlung Ferreyros in
das Museum für Völkerkunde gelangt. Es ist ohne den (in der Zeichnung in
punktirten Linien angedeuteten Hals) 21 cm hoch. Die Masse ist hellroth ge-
brannter Thon und ziemlich dünnwandig.
Fig. 2 und 3. Gefäss aus gebranntem Thon in Gestalt einer sitzenden
menschlichen Figur. Die Figur ist mit einer weisslichen, aus einer Kopfbinde
hergestellten Kappe versehen, welche durch ein unter das Kinn durchgehendes
Band festgehalten wird. Das Haar hängt hinten herab, über dasselbe breitet
sich ein von der Kopfbedeckung herabwallender Nackenschutz aus. Aus dem
cf. Band III, Erste Abtheilung.
5*
Hinterkopf entspringt ein hohler Bügel, zugleich Handgriff, der bis zum Rücken
reicht und nach oben in den Hals des Gefässes ausläuft. Der Körper der
Figur ist ganz bekleidet; durch die Unterkleider sind die Beine der knieend
gedachten Figur bedeckt, die Arme sind mit langen Aermeln bekleidet, was
sehr auffallend ist, da fast alle bekannten alten Gewänder genau die Gestalt
der noch heute üblichen Ponchos haben, welche ärmellos sind, ausserdem
aber nur wenige kurzärmliche Gewänder bekannt sind. Die Figur ist aus-
serdem noch mit einer weisslichen Decke als Mantel umhüllt. Das Gesicht ist
bedeckt mit schwarzbraunen Zierstrichen, welche wie bei dem vorigen die Be-
malung oder Tättowirung darstellen. Ebenfalls aus einem altperuanischen Grabe
und aus derselben Sammlung. 23 cm hoch; hellrother Thon, dünnwandig.
Fig. 2 giebt eine genaue Zeichnung der Bemalung des Gesichtes.
Fig. 4. Gefäss aus gebranntem Thon in Gestalt eines menschlichen Kopfes.
Das Gefäss ist von ausserordentlicher, vollendeter Arbeit; das in Thon ge-
schnittene Gesicht wirkt geradezu ^v[e ein Portrait. Der Kopf ist bedeckt mit
einer turbanartig, aus einer langen, schmalen Kopfbinde, ähnlich wie bei PMg. 3
hergestellten Kappe. Die Enden der Binde sind hinten zu einer Schleife ver-
knotet, deren Enden und Schlingen auf den Nackenschutz herniederhängen,
welcher bis zum Nacken sich über das lang herabwallende Haar lagert. Die
Kappe ist auch hier, wie bei Fig. 3 durch ein Kinnband gehalten, welches aus
einem schmalen Band besteht, das mehrfach herumgelegt und oben verknotet
ist. Die nach oben sich weitende Tülle, das Gesicht, der Fials und das Haar
sind roth, in der Farbe des gebrannten Thones belassen, das Weisse in den
Augen, die Kopfbedeckung und das Kinnband sind mit weisslicher Masse um-
zogen. Die Höhe des Gefässes beträgt 28 cm.
Fig. 5. Kanne aus gebranntem Thon in Gestalt einer sitzenden mensch
liehen Figur, welche mit einer geflochtenen Kopfbinde, einem mit gemuster-
tem Randstreifen versehenen Poncho und rothem Unterkleid bekleidet ist;
ausserdem hängt an der linken Seite eine Tasche, deren Tragband über die
rechte Schulter geht. Die Kopfbinde ist in mehrfacher Verschlingung ungefähr
in die Form eines Kopfringes gebracht, der oben auf dem Kopf liegt, das eine
Ende dieser Binde bildet eine Oese, das andere, hindurchgeschlungene endet
in auf dem Kopfe ruhenden Franzen. Das Gesicht zeigt auf den Wangen
tiefe Furchen; das rechte Auge fehlt; es ist wohl als ausgelaufen oder einge-
trocknet zu denken, da die Höhlung noch durch die zurückstehenden Lider
halb verschlossen ist. Das linke Auge ist weit aufgesperrt. Die Nase ist ver-
hältnissmässig klein und wie verschrumpft. Der Mund ist sehr gross; die
Lippen in der Weise geöffnet, dass beide Reihen Zähne zu sehen sind. Die
Ohren sind an den Läppchen durchbohrt. Die Arme und die unter das Ge-
wand gezogenen Beine, von denen nur die Füsse unten hervorragen, sind in
ähnlicher Weise zur Darstellung gebracht, wie an gewissen Chibcha-Gefässen,
das heisst schematisch, ohne Rücksicht auf die durch die Muskulatur bedingte
Form in nahezu riemenartigen Streifen. Die Tülle der Kanne geht vom Rücken
in leicht gebogener Linie nach oben, wo sie in einem Mundstück mit breitem
Rande endigt. Der Rand ist behufs besserer Befestigung der Tülle durch einen
breiten Steg mit dem Kopf verbunden. Die Oberfläche ist, wie dies bei den
meisten peruanischen Gefässen zu beobachten, mit einer ganz dünnen Lage
feingeschlemmten Thones überzogen, die durch Polirstein geglättet ist; die
Kopfbinde, das Gesicht, die Arme, der Tragsack und der Saum des Kleides
sind hell terracoltaroth, letztere beiden mit dunklen Mustern verziert. Das
Kleid selbst ist purpurbraun, der untere Theil des Gefässes, das Unterkleid
69
vertretend, roth. Das Haar ist fast schwarz und* wie gescheitelt, nach hinten
über die Ohren gehend, dargestellt, was vielleicht auf Darstellung einer weib-
lichen Figur schliessen lässt. Die eigenartige Darstellung des Gesichts und
der Arme, in ersterem namentlich das fehlende rechte, das starr offene linke
Auge und die scharfen Furchen und Falten auf den Wangen, bei letzteren
die durchaus nicht dem Leben entsprechenden Formen, nöthigen die Ansicht
auf, dass man es hier mit der Wiedergabe einer Mumie zu thun hat. Das
GefUss ist 17 cm hoch und von derselben Herkunft wie die vorigen.
Fig. 6. Thongefass aus gebranntem Thon in Gestalt eines stylisirten
Taschenkrebses mit weitem oberen Mundstück und feiner Ausflussöfthung
zwischen den Scheeren, also höchst wahrscheinlich zum Besprengen des
Fussbodens, von Pflanzen oder Früchten bestimmt. Um die Ausflussöffnung
vor dem Verstopfen durch etwa oben eingeführte Unreinigkeiten zu schützen,
schliesst der obere, weite Theil des Mundstücks nach unten mit einem sieb-
förmig durchlöcherten Boden ab. Das Gefass ist sehr sorgfältig polirt, oben
dunkelroth, im Uebrigen hellroth und über die ganze Oberflache schwärzlich
getüpfelt: seine Höhe betrügt i5,2 cm. Der Fundort ist Nomala, Peru.
Tafel II.
Fig. I. Flasche aus gebranntem Thon; der Körper der Flasche ist im
Querschnitt elliptisch, das heisst, die Flasche ist gewissermassen von beiden
Seiten zusammengedrückt und auf den mit Reliefs verzierten beiden Seiten
ziemlich flach. Die Flasche hat unten einen Standboden und läuft oben
mittels eines hohlen Bügelgriffes in den engen Hals aus. Die Reliefs auf
beiden Seiten sind ganz gleich und höchst wahrscheinlich aus einer Form
gepresst; sie stellen zwei kämpfende Figuren dar, deren eine mit einer Schlange
umgürtet ist und auch um den Kopf eine Schlange gewunden hat. Um den
Hals hat sie einen Schmuck, anscheinend von Muscheln, in der linken Hand
eijie Keule oder Hand mit Unterarm. Mit der rechten Hand fasst sie das
eine Hörn der andern Figur, welche einen Thierkopf mit zwei Hörnern hat,
der indessen vielleicht nur als Maske aufzufassen ist, da er um den Hals
herum so scharf abgegrenzt. Am Kopf dieser zweiten Figur befinden sich
nach hinten zwei kugelförmige Ansätze oder Auswüchse. Die Figur hält in
der linken Hand ein abgeschnittenes menschliches Haupt beim Schopf, in der
rechten ein ähnliches Geräth, wie die erste, in Gestalt einer Hand mit einem
Theil des Armes. Das Getäss ist sehr gut geglättet, roth mit weisser Ueber-
malung; seine Höhe beträgt 26 cm, es stammt wahrscheinlich von Trujillo,
nach Analogie ähnlicher.
Fig. 2. Doppelgefäss aus gebranntem Thon. Flaschenförmiges Gefäss,
das durch communicirende Röhre mit einem Gefäss in Gestalt eines Vogels
verbunden ist. Die beiden Hälse sind durch einen riemenartigen Steg, welcher
zugleich den Griff'bügel bildet, an einander befestigt. Von den mit warzigen
Erhöhungen verzierten Flächen ist die eine mit einer Reliefdarstellung ver-
sehen, welche eine die Arme ausbreitende menschliche Figur mit grossem
Kopfputz und grossen Ohrpflöcken darstellt. Die Oberfläche des Gefässes ist
schwarz (schwärzlich grau) und mit dem Polierstein sauber geglättet. Das
Gefäss ist ein sogenannter „Sifflador", das heisst Pfeifer; es pfeift nämlich,
wenn man Flüssigkeit in den Flaschenhals eingiesst oder in denselben hinein-
bläst, da in dem Vogelkopf eine entsprechende Vorrichtung angebracht ist.
Seine Höhe beträgt 21 cm; es stammt aus einem altperuanischen Grabe.
70
Fig. 3. Flasche aus gebranntem Thon. Der Körper der Flasche ist
kugelförmig und mit einem Standfuss versehen, hellroth und oben weiss bemalt;
die weisse Bemalung greift fünfpassförmig in den rothen Grund. Ueber den
Flaschenkörper gelegt und sich mit den nach vorn ausgebreiteten Armen fest-
haltend, liegt ein gewappneter Krieger. Er tragt eine Art Helm mit einem
aus vier Schuppenplatten bestehenden Nackenschutz. Der Rücken ist ge-
panzert mit ebenfalls vier übereinandergreifenden Schuppenplatten, die Ober-
schenkel hinten ebenfalls mit je drei Schuppenplatten; zwischen dem Rücken-
panzer und den Schenkelpanzern sind die Hüften mit einem hinten zugebundenen
Gürtel umgürtet, auf dem an jeder Seite zwei kreisförmige weisse Flecke als
Muster aufgemalt sind; die dünnen Enden des Gürtels hangen hinten herab.
Der Helm wird durch ein Kinnband festgehalten, an welchem seitlich zwei
scheibenförmige runde Kissen angebracht sind, wie sie auch an Mumien
des Königlichen Museums für Völkerkunde vorkommen. Die Handgelenke
sind durch breite Armbänder geziert, oder durch Aufschläge an den Kleider-
ärmeln (es lässt sich dies nicht bestimmt erkennen). Die linke Hand hält
eine Keule. Der hohle Henkelbügel mit dem Flaschenhals ist abgebrochen.
Das Gefäss ist in seinem jetzigen Zustande 20 cm hoch und stammt aus
einem altperuanischen Grabe.
Fig. 4. Vierkantige Thonflasche mit hohler Bügeltülle, auf welcher
hinten ein kleiner Affe mit langem Wickelschwanz sitzt. Das schwärzliche
Gefäss stellt eine Art Sessel dar, auf welchem eine mit Mütze, Halsband,
Gürtel und grossen Ohrbommeln angethane Figur sitzt, die im Rücken durch
ein blaues Kissen gestützt wird. Die Figur ist im Gesicht, auf dem Körper
und an den Armen und Beinen hellrosa, die Wangen und der Mützensaum
roth, die Verzierungen der Mütze golden, das Halsband schwarz bemalt. Die
sonst an keinem andern altperuanischen Gefässe der so reichhaltigen Sammlung
derartiger Alterthümer im Königlichen Museum für Völkerkunde vorkommende
rosa Körperbemalung, die nur dem Europäer eigenen rothen Wangen, das
ungewöhnliche Vorkommen der Verzierungen aus Gold, das in feiner Pulver-
form mittelst eines Bindemittels, anscheinend Lack, auf di^ Mütze aufgetragen
ist, sowie die sonst ebenfalls an derartigen Gefässen nicht beobachtete blaue
Farbe des Rückenkissens legen die Vermuthung nahe, dass die ganze Bemalung,
die auch an dem wie schwarz lackirt aussehenden Halsbande auffällig, spätere
Zuthat ist. Gold als Verzierung auf einem Thongefäss kommt in der ge-
nannten Sammlung noch auf dem Gefäss Tafel III Fig. i vor (vgl. die Be-
schreibung), Silber auf Gefässen von Recuay (vgl. Tafel IV). Das hier be-
schriebene Gefäss ist 21 cm hoch und stammt von Cuzco.
Tafel III.
Fig. I. FlaschenfÖrmiges Thongefäss mit zwei Henkeln und spitzem Boden.
Auf der Bauchfläche geometrische Zeichnungen, doch nur auf einer Seite, so-
dass die Annahme berechtigt erscheint, die Flasche sei an einer Schnur so
getragen Avorden, dass die hintere unverzierte Seite am Körper anlag. Die
Zeichnung ist in schwarzbrauner Farbe aufgetragen und mit rothem Rahmen
umgeben. Um den Hals des Gefässes zieht sich ein rother und ein goldener
Strich, begrenzt durch drei feine schwarze Striche. Die Auftragung von Gold
ist, wie bei Tafel II Fig. 4 verdächtig. Unter der Halsverzierung findet sich
ein kleines Zäpfchen, das Rudiment oder Symbol einer Tülle, wie der in der
Mitte angebrachte, die Oeffnung vertretende schwarze Fleck zeigt. Unter der
71
Mündung des Gef*dsses sitzen zwei Zäpfchen in der Ebene der Henkel. Das
Gef'äss ist 14 cm hoch und stammt von Guzco.
Fig. 2. Aehnliches Thongefass wie Fig. i mit zwei Henkeln; die Mündung
ist abgebrochen. Das Gefäss ist, wiederum nur auf einer Seite reich verziert;
auf dem Bauche des Gefässes befinden sich vier Reihen grösserer, vier Reihen
kleinerer Vögel. Erstere sind schärfer, letztere leichter aufgeführt, dürften also
im Hintergrunde gedacht sein, und sämmtliche acht Reihen ein Schwärm von
Vögeln darstellen; nach Dr. O. Finsch geben die Zeichnungen in ganz charak-
teristischer Weise den Fregattvogel wieder. Am Halse sind Doppelspiralen
und Dreiecke gezeichnet. Das Gefäss ist i5,5 cm hoch und ohne Angabe emes
Fundortes in die Sammlung gekommen, dürfte aber nach Analogie anderer
ebenfalls aus Guzco stammen.
Fig. 3. Gefäss in Gestalt eines stylisirten Puma (Silberlöwen), der auf
dem Kopf einen Korb oder ein Gefäss trägt, das nach vorn unter dem Rande
eine viereckige Oeffnung und in seiner Wandung hakenförmige Durch-
brechungen hat. Das Gefäss ist aus dem seinem Fundorte eigenthümlichen
weissen Thone dargestellt und roth und schwarzbraun bemalt. Es ist 24 cm
hoch und kommt von Recuay.
Fig.4. Doppelgefäss aus Thon. Würfelförmiges Gefäss, auf dem unter einem
mit vier Zinnen gezierten, vorn auf Säulen ruhenden. Dache ein menschlicher
Kopf sich befindet, dessen Hals nach unten in den Körper des Gefässes aus-
läuft. An beiden Seiten des Kopfes befinden sich durchbrochene Wände, wie
Figur 4a zeigt. An dieses würfelförmige Gefäss schliesst sich nach hinten
(cf. Fig. 4a) ein kugelförmiges, welches sowohl an der Verbindungsstelle unten
wie durch den hohlen Griffbügel mit dem Vorderkörper communicirt. Dieser
kugelförmige Theil hat unten einen Fuss und läuft nach oben in einen
Flaschenhals aus. Das Gefäss iq,5 cm hoch, besteht aus rothem Thon mit
weisslicher Bemalung. Peru.
Fig. 5. Vierkantiges, langgestrecktes Thongefass, auf dessen vorderem Theil
ein vierkantiger Aufsatz sich befindet, den oben ein säulengetragenes Dach
überragt, unter dem ein menschlicher Kopf sich befindet, ebenso vorn vor der
einen Säule, mit dem Gesicht dem ersteren zugekehrt, ein kleinerer mensch-
licher Kopf; vor dem vierkantigen Aufsatz strecken sich zwei kleine Köpfe
nach vorn. Ein hohler Bügel verbindet den Aufsatz mit einem konischen
Aufsatz, auf dem Hintertheil des Gefässes, welches hinten nach oben in einen
engen Hals ausläuft, (cf. Fig 5a). Das Gefäss besteht aus rothem Thon mit
schwarzer Bemalung und ist 20 cm hoch. Peru.
Fig. 6. Rundes Gefäss auf dessen oberem Boden ein Haus steht mit
zweiseitigem Dach, an dessen beiden Giebeln Rauchlöcher angebracht sind.
An dem dem Beschauer zugekehrten Giebel sitzt ein Mensch, daneben steht
ein flaschenförmiges Gefäss; vor dem Hause sitzt, das Gesicht dem Hause
zugekehrt, wiederum ein Mensch, neben welchem ein Korb oder eine Trag-
tasche liegt. Der Griffbügel ist hohl und läutt nach oben in eine Tülle aus
Das Gefäss ist roth mit weisslicher und dunkler Bemalung und 17,5 cm hoch. Peru.
Tafel IV.
Enthält Gefässe von Recuay, Peru. Aus der von Dr. Macedo angekauften
Sammlung.
Fig. I. Kannenartiges Gefäss aus Thon mit figürlichen Darstellungen.
Vor der trichterförmigen Eingussöffnung sitzt eine grössere Figur mit Ohr-
Bastian, America III. 6
72
pflöcken und reichem Kopfputz, in der Rechten eine Keule; vor ihr sind die
Füsse eines (abgebrochenen) Thieres zu sehen; neben ihr zwei kleinere Figuren,
welche je ein Gefäss in den Händen halten; sodann links vom Beschauer zwei,
rechts eine Figur mit Keulen, ganz nach vorn eine Ausgusstülle in Gestalt
eines Vogelkopfes. Das Gef'ass ist, wie die übrigen, aus weisslichem Thon
(cf Taf. III, Fig. 3) mit rother und schwärzlicher Bemalung. Es ist 2,3 1 cm hoch.
Fig. 2. Kannenartiges Thongefäss mit sehr weiter, trichterförmiger Ein-
gussöffnung, breitem Henkel und Tülle. Die Tülle entspringt aus dem Kopf-
putz des an der Vorderseite angebrachten, mit Ohrpflöcken gezierten Menschen-
kopfes. Unter dem Menschenkopf befindet sich eine stylisirte Zeichnung,
anscheinend ein Vogel. i6 cm hoch.
Fig. 3. Thonflasche mit ziemlich weitem Hals. Vorn ist ein Menschen-
kopf mit Ohrpflöcken und Kopfputz in Gestalt eines Thieres (Gürtelthieres?)
dargestellt. Da unten vorn Füsse angebracht sind, ist der Körper des Gefässes
als Körper zu dem Kopf gedacht; die Bemalung stellt sonach die Kleidung
vor. i5 cm hoch.
Fig. 4. KannenfÖrmiges Thongefäss, mit breiter Eingussöff'nung, Henkel
und Tülle, welche wiederum aus dem Kopfputz des vorn angebrachten mensch-
lichen Kopfes entspringt. Zu diesem Kopf, der Ohrpflöcke trägt, sind die
Arme und die Halskette gemalt, während der Kleidersaum und die Beine
plastisch dargestellt sind. 17,5 cm hoch.
Fig. 5. Thongefäss mit nur einer Oeff"nung. Oben unter einem von
zwei Säulen getragenem Dach ein menschlicher Kopf vor der nach hinten
aufsteigenden Tülle; vor diesem Kopf zwei kleinere, sehr roh ausgeführte,
welche die Gesichter dem ersteren zukehren. 17 cm hoch.
Die Goldbeläge auf Thongefässen (Taf II, Fig. 4 und Taf. III, Fig. i)
betreffend, deren Alter nicht sicher ist, mag hier bemerkt sein, dass auf einigen
Recuay - Gefässen des Königlichen Museums für Völkerkunde unzweifelhaft
alte Silberbeläge vorkommen, indem die Augen, auch die Ohrpflöcke und
andere Zierrathen mit einer dünnen Schicht Silber überzogen sind, das ohne
(oder anscheinend ohne) Bindemittel auf dem Thon haftet. Dieses Silber dürfte
in Gestalt von Silber- Quecksilber- Amalgam aufgetragen sein, aus welchem
dann das Quecksilber durch Erhitzung ausgetrieben wurde, unter Zurück-
lassung des metallischen Silbers, welches jetzt als geschwärztes Schwefel- und
Chlor- Silber erscheint.
Tafel V.
„Wappenhemd'\ Hemd aus gazeartigem Stoff mit daraufgenähten ge-
stickten Wappen, die Curaca auf der Sänfte getragen darstellend. Aus einem
peruanischen Grabe.
Tafel VI.
Bronze-Aexte aus dem Funde von Azogues, mit Emblemen.
(S. Zeitschrift für Ethnologie, Verhandlungen der Berliner Anthro-
pologischen Gesellschaft 1876 S. 210.)
NACHSCHRIFT.
Ehe dieses Schlussheft des dritten Bandes, das bei Gelegenheit
der im October 1888 in Berlin stattgehabten Sitzung des Internatio-
nalen Congresses der Americanisten zugleich als eine Festgabe für
denselben fertig gestellt war, zur Versendung gelangt, lässt sich
noch ein Nachtrag hinzufügen, über die seitdem vollzogene Er-
werbung einer Sammlung, welche insofern schon Erwähnung er-
heischt, weil sie gewissermassen für das hiermit beendete Werk
den eigentlichen Ausgangspunct gebildet hat.
Der nächste Anlass zu der im Jahre 1875 angetretenen Reise
.bildete die Aussicht, dass die allbekannte und altberühmte, aber bis-
her Ankaufsverhandlungen unzugängliche Alterthumssammlung in
Cuzco, die im Besitz der Dona Maria Ana Centeno durch deren
unausgesetzte Thätigkeit mehr und mehr vervollständigt war, viel-
leicht für das Berliner Museum gesichert werden möchte, da mit
ihrem, im Jahre 1874 erfolgten, Tode die Erben einer Veräusserung
nicht abgeneigt schienen.
Die in Lima angetroffenen Verhältnisse, wo gerade damals
durch temporär herrschende Tagesstimmung eine aussergewöhnliche
Preissteigerung auf dem archäologischen Markte angestachelt war
(wie Bd. I, S. 47 erwähnt), machte einen Mitbewerb fast hoffnungslos
oder doch nicht rathsam, da die Museen, als langlebige Institutionen,
zu warten haben, wenn allzu lebhafte Betheiligung aus privaten
Kreisen Liebhaberpreise zur Geltung bringen, um des Besitzes für
den Augenblick schon gewiss zu sein.
Unter solchen Verhältnissen erhielt der Reiseplan eine dem-
entsprechende Abänderung, und statt eines Besuchs in Cuzco, wurde
Colombien als Ziel genommen, um dem Königlichen Museum die
6*
74
bisher fehlenden Vertretungen aus dem Culturkreis der Chibcha,
und den im Caucathal verwandten Anschlüssen, zu schaffen.
Gleichzeitig wurden indess die betreffs der Sammlung Centeno
angeknüpften Verhandlungen in Gang gehalten, und haben dieselben
unter mancherlei Wechselfällen, und nach endlicher Ueberwindung
der entgegenstehenden Schwierigkeiten, jetzt mit Ende des Jahres
1888 zu dem gewünschten Resultat geführt.
Und für das künftige Studium der americanischen (im Beson-
deren zunächst der peruanischen) Alterthumskunde war der Besitz
dieser Sammlung als eine Art Lebensfrage zu betrachten, weil sie
aus dem eigentlichen Herrschersitz der Inca, aus der Sierra nicht
nur, sondern dem Sitz der Dynastie selber stammte, während die
sonst in den Museen befindlichen Sammlungen vorwiegend den zur
Zeit der Entdeckung einverleibten Reichen des Küstengebietes an-
zugehören pflegen.
Die auf dafür geeignete Localität aufblühende Cultur eines
Landes hat sich aus den geographisch vorgezeichneten Geschichts-
wegen zu erklären, wodurch die in jedesmal anthropologischer Pro-
vinz, nach Weite des ethnologischen Horizontes ausgeprägte Eigen-
thümlichkeiten aus wechselseitger Berührung zu höherer Weiter-Ent-
wicklung geführt wurden (bei wahlverwandtschaftlicher Durchkreuzung).
Vorwiegend im historischen Gange treffen sich die, durch fort-
gesetzte Inzucht gleichsam, allmählig verfallenden Culturstaaten
periodisch erneut und verjüngt aus nahegelegenen Steppen der
Wüsten durch frisches Blut der als herrschend eingesetzten Dynastien,
oder mächtig wirkende Reize werden dann aus den für maritimen
Verkehr geöffneten Küsten zugeführt, und glänzende Streifen finden
sich den Flüssen entlang gezogen, die aus geheimnissvollen Quellen
in heiligen Strömen entsprungen, altberühmte Residenzen der Tempel-
städte an ihren Ufern spiegeln.
In Peru, als unter den Tropen gelagertes Hochlanjd, — (wo die
sonst horizontale Folge der geographischen Provinzen sich in ver-
ticaler Erhebung, unter abgekürztem Verlaufe, wiederholt), — tritt die
Gliederung der Bergterrassen unter massgebender Bedeutung für den
politischen Verkehr hervor, und die für ihre topische Entstehung
dadurch räthselhaft verschleierte Cultur erscheint im „Deus ex
machina" aus dem Titicaca-See hervorgerufen, als eine in Vollrüstung
dem zeugenden Haupt entsprungene Athene, in Darstellung der
Chronisten (bei Anschluss an einheimische Sagen), während nun viel-
mehr diejenigen Strassen in Rechnung zu ziehen sein würden, die sich
75
für ausgiebigere Einwendungen aus Tucuman her öffnen, oder längs
der Sierra von Norden nach Süden, (wie dann von Süden wieder
nach Norden), während zugleich temporär gewaltsamer Durchbruch
von beiden Seiten der Cordillere de los Andes statt haben konnte,
wenn die Schwierigkeiten der Passübergänge besiegt waren, sei es
durch den auf Wasserwegen des Flussverlaufs Herbeigeschifften im
Osten oder durch maritime Landungen an westlicher Küste.
In Purunpacha, d. h. (wie die Araber sagen) el - 'gähilija (Zeit
der Unwissenheit) oder in (prähistorischer) Vorzeit, unter halbem
Dämmerlicht (der Quiches), erschien (nach Norden fortgehend)
Tuunapa (Arnauan) oder, — in Gestalt des (bei Athabasker) schöpfe-
rischen Riesenvogel's — , Tarapaca (Tuapaca) und dann der, seinem
Vorgänger die Bezeichnung „Tecci-Viracocha" (Tecci: der Grund oder
das frühere Erste) verleihende ,,Viracocha" (im CoUao), seinem Namen
gemäss zum Meere zurückkehrend, wo längs des Strandes Con einher-
wandelt, gleichfalls (als Doppelgänger des Bahnbrechers auf der
Sierra) Berge ebnend oder Thäler erhöhend (wie später die Inca^)
beim Strassenbau^)), bis ihm von Süden Pachacama entgegentrat,
durch den die Chimu im Meere geschaffen waren, ihren Fischgott
verehrend, während aus dem Titicaca-See die Sonne hervortritt, im
Abglanz zum lUatici, dessen Beiwort „Viracocha" auf ,,Pirua" führt
(s. Montesinos), und unter dem Titel Pirua Manco herrscht der
erste König Peru's, im Anschluss an die Mythen eines vorzeitlichen
Mango-Capac, dessen Brüder sich mit ihm wiederholen, bei dem
späteren Hervortreten aus Pacaritambo, worüber auch der Weg der
(b. Garcilasso de la Vega) aus dem Hochsee hervorgerufenen Sonnen-
kinder führt.
Der Aufenthalt in dem durch die Colossalbauten von Ollan-
taytambo vertheidigten Versteck (in Tamputocco ^)) wird Titu
Yupanqui's Niederlage (in den Andes) zugeschrieben, und die unter
jenen Sagenfiguren kurz zusammengefasste Urzeit dann detaillirt in
den, unter verschiedenen Cyclen (der Pachacuti) vom Diluvium^) her
bis dahin (und weiter bis zur Conquista) herrschenden Dynastien.
Im Verlauf der Ereignisse kommen bei den Befestigungen von
Lima-tambo und Vilca besonders die Kämpfe mit den Chimo oder
Chimbu zur Erwähnung, von denen Colonien in Huaitara und Quinoa
gesiedelt hätten, und auch noch bei Ankunft der Inca in Cuzco
ein alter Zauberpriester, oder der Priesterkönig Chimbo Icagua
(s. Baiboa), angetroffen wurde. Die das Reich des Gran Chimu
76
begründenden Landungen wurden durch das Einlaufen der von
Naymlap geführten Flotte in Llambayeque unterbrochen, worauf
an der Küste die Riesen bei Puerto Viejo oder Punta Elena zu
Grunde gingen, während sich bis zum Chimborazo schon nach dem
Innern hin die Chimbo ausgedehnt hatten, in Berührung mit der,
durch die Scyri der Cara beseitigten, Vorzeit der Quitu's, wo aus
Quitumbe's Nachkommen der Weg über Ica (b. Oliva) zu den Inca
führt, im Anschluss an den aus der Fremde gekommenen Viracocha
(s. Cieza de Leon), der historisch im Anzünden Caitomarca's durch
die Feuerschleuder das von seinem mythologischen Vorläufern bei
Cacha herabgerufene Himmelsfeuer wiederholt, und dann, während
der Kriege mit Zapana, — dem Besieger der als Amazonen (in
Ayavire) gefärbten Frauen (die auch in der Geschichte der Inca
ihre characteristische Rolle spielen), — mit dem von Coquimbo ein-
gebrochenen Cari, der die Inseln des Titicaca-See eroberte, auf
die als Orejones heranziehenden Ringrim (b. Zarate) hinweist, sowie
auf die verwandtschaftlichen Besucher, (unter Viracocha's Regierungs-
zeit u. s. w.), aus und in Chile, auf den Strassen von Tucuman her,
wo noch bei den späteren Kriegen mit den Canar, seit Topa Inga
Yupangui's Feldzügen, die kriegstüchtigen Hülfsvölker berufen wurden.
Der in den Zeugniss-Aussagen (b. Toledo) beschriebene Gang
von allmähligem Anwachsen der Inca-Macht^), unter den von Sinchi
oder (Chinche) Cinche (der sich alter Eroberungen auf den Bergländern
rühmenden Chincha) als „Dux ex virtute" oder (bei den Maori) „Tua"
(im Stärksten, nach chilenischen Kraftproben), beherrschten Guaillas
wird bestätigt in dem von Mango Capac's Sohne geführten Titel
Sinchi Roca sowie der erzwungenen Vermählung seines Sohnes mit
der Tochter des Häuptlings von Sancu, der dann mit seinem Ge-
folge nach Cuzco (Quimti-Cancha oder Chumbi-Canche) übersiedelt,
während die Erzeugung des Thronfolgers mit der rechtmässig legi-
timen Coya zugleich den Hass erklärt gegen Mayta Capac, in seinem
Zwist mit den Allcahuaiza's, worin sich ausserdem die in Ayar Uchi's
Steinverwandlung ausgesprochene Rivalität innerhalb der Inca-Fami-
lien selbst bemerken lässt (bei dem Ayllo Ayaruche).
Die durch die Frauen-Conspiration, unter Mama Ciuaco bewirkte
Erhebung Inca Roca's, der im Schmucke des aus dem Andes-Thale
(Carabaiya's) erlangten Goldes^) aufgestellt wird (wie der Staaten-
gründer in Timor), erhält die entsprechende Variation durch das
Gebet des von seinen Frauen umgebenen Inca Roca, als Sohn der
Sonne (unter den Intipchuri) auf dem Hügel Chaca der Ohrdurch-
77
bohrung (Huanacauri's), worauf unter Himmelserguss in Donner-
schlägen der Fluss hervorquillt, der die Ansiedlung von Cuzco
befähigt, sich zu der Residenzstadt eines mächtigen Weltreiches zu
vergrössern.
Als diese Stätte öde lag, und nur bei Festeszeit von der in Tam-
potocco (der späteren Ausgangshöhle im Morgenrothe Paucaritambö's)
verborgenen Herrscherfamilie, der durch die Priester in Stand gehaltene
Sonnentempel besucht wurde, verbreiteten sich über das Land die
Pisaes oder Pijaos (s. Montesinos), Verwandte der im Cauca- und
Magdalenenthal unter vielfachen Wandlungen gespiegelten Cultur-
ansätze, und Nachbaren zugleich jener Puruhaces oder (im Gleichklang
des Namens mit Peru) Peruhaces, der (seit Duchicela) mit den Scyri
im Fürstengeschlecht verschwägerten Bewohner Riobamba's, bei denen
der Cultus des alten Con (der Conopa's) als einheimischer erwähnt
und, bis zur Berührung wieder mit Con-Tici-Viracocha (s. Garcia), um
AUca-Vica zu Cuzco's Herrscher zu weihen (als Vorfahr der Inca).
Unter den (in Pomacocha, Quino und Huaitara, den Llanos und
Chachapoyas siedelnden, oder den Apurimac hinabfahrenden) Ein-
wanderern fanden sich „algunos obreros", die in Cuzco blieben, am
Hofe Manco Capac's (Sohn Pirua Capac's), und wurde dadurch das
unter den einheimischen Häuptlingen verbreitete Connubium unter-
brochen (bis sich Sinchi Cozco mit der Häuptlingstochter aus Yucay
vermählte).
Während der fünfjährigen Regenlosigkeit, durch welche die
Llanos von Tumbez bis Arica ausgedörrt waren (und die bei der in
den Legenden Huarochiri's erzählten Katastrophe eintrat), hatte sich,
durch Vorzeichen der Cometen erschreckt, Tini Capa Yupanqui
(Sohn Tupac Capac's) in die Andes zurückgezogen, bis sein Sohn
Titu Capac Yupanqui nach Cuzco zurückkehrte und dessen (enterbter)
Sohn (Inti Capa Pirua Amaru) sodann Collao eroberte (bis Charcas).
Als in Flössen und Canoen Fremde gelandet, und, nachdem
Einige derselben in Huaitara und Quinoa gesiedelt waren, — die
dort (mit den, durch Inti Capac's Steinbeilen) begonnenen Gebäude^)
mittelst eiserner Werkzeuge vollendend — , die Riesen auch von
Puerto Viejo gemeldet waren, befestigte sich Ayar Tacca inVilca^)
und Lima Tambo, aber als Titu Yupanqui (Sohn Huascar Titu's)
die Chimu oder Chimbu (Trujillo's) zu bekämpfen beschlossen,
weigerte der Fürst von Vilca seine Mitwirkung. Marasco Pachacuti
(Sohn Cayo Marco's) hatte am Rimac und in Huanuco die Grenzen
zu vertheidigen (sowie die Wilden Collao's zu bekämpfen).
78
Nachdem Tupac Curi Amauta (Sohn Tupac Cauri's) die aus
Tucuman Eingefallenen bei Huillcanota zurückgeworfen hatte, drangen
durch die Andes Flüchtlinge ein, die von Riesen aus ihren Sitzen
vertrieben von den Llanos sich durch Sumpfwälder einen Weg
geöffnet hatten, Wohnsitze suchend (unter Huillcanatui-Amauta).
Als gegen die durch die Andes anstürmenden Wilden in Pucara
befestigt, Titu Yupanqui (Sohn Huaman Tocco Amauta's) im Kampfe
gefallen war, zog sich mit seinem Sohn Titu Huaman Quichu die
Herrscherdynastie nach Tamputocco zurück, während im verlassenen
Cuzco nur der Sonnentempel verblieb (für periodisch gelegentliche
Festlichkeiten besucht) und dann, zur Zeit Toco Cozque's oder
Manco Cozque's (Sohns des Huispa Titu Auqui) in die Gewalt der
(menschenfressenden) Fremden fiel, welche aus Panama und den
Andes gekommen, ,,y destos que vinieron por el puerto de Buena-
ventara procedieron los Pijaos y Paeces" (s. Montesinos), wie auch
„los barbaros que entraron por Terra Firme de las Islas de Barlo-
vento" von Huira Cocha (Sohn Yahuar Huacac's) angetroffen wurden
(cerca de la provincia de los Purues ö Perues, Puruguaes o Peru-
guaes).
Unter der Regierung Inti Malta Capac's (in Pacaritampu oder
Tamputocco), wurde durch Mama Ciuaco (und ihre Schwester) der
Plan zur Wiederherstellung des Inca- Reichs in Cuzco entworfen,
in der Person des Inga Roca (als Sohn der Sonne).
Nachdem Zapana (in Hatuncollao) die in Ayavire befestigten
Frauen besiegt hatte, gerieth er in Krieg mit Cari, der von Coquimbo
kommend, die Inseln im Titicaca-See erobert hatte, und durch einen
mit Ynca Huiracocha in Cuzco abgeschlossenen Vertrag, sich diesem
unterwarf (s. Cieza). ,,E1 principal Inga que saco de Tiquicaca los
primeros y que los acaudillo se nombrava Zapalla que significa solo
senor. Tambien dizen algunos indios ancianos, que se llamava
Viracocha, que quiere dezir grasa del mar. Y que traxo su gente
por la mar. Zopalla, en conclusion, afirman que poblo y assento
en el Cuzco, de donde comenzaron los Ingas a guerrear la comarca.
Y aun otras tierras muy lexos" (s. Gomara).
Als Ringrim kamen die Inca unter ihrem Häuptling Zapalla
(„seul seigneur ou roi") oder Inca Viracocha über den See Titicaca
nach Cuzco (s. Zarate). Aus dem See Titicaca hervortretend, schuf
Con-Tici-Viracocha die Sonne (in Tiaguanaco) und setzte Allca Vica
(Vorfahr der Inca) in Cuzco als Herrscher ein (s. Garcia). Ab
79
Titicaca lacu Ingae numerosa multitudine profusi , Cuzconem occu-
parunt (s. L. Apollonius) unter Inga Zapalis (als Herrscher).
In dem Bericht über den Beginn der Inca-Herrschaft entspricht
Manco Capac der Zeugnissablage (b. Toledo), dem Sohn Inti Capac's
(b. Montesinos) oder „Manco Capac segundo de este nombre", ein
späterer Nachfolger des Tupac Ayar Uchu (Pirua Manco), wie dort
Ayar Uchu's Ankunft in Pukamarka vorhergeht.
Sinchi Cozque^) beweist in seinem Namensklang die Fortdauer
der ursprünglichen Verhältnisse, bekleidet sich indess als Kriegs-
herzog zugleich mit der Würde eines Priesterkönigs (,,sumo sacer-
dote del Illatici Yachachic Viracocha") in dem von ihm gegründeten
Cuzco, und dann folgt die epische Sagenzeit, die sich mit den
Thaten seines Sohnes Inti Capac (und seiner Beschützung durch
Inti oder Sonne) verknüpft, bis seines Nachfolgers Manco Capac's
Regierung beginnt, als eine weltliche, da das Priesterthum seinem
Bruder übertragen wurde (hermano 6 muy cercano pariente suyo).
Himmelszeichen verkünden eine neue Aera, und so die Land-
veränderungen (in Huarochiri's Traditionen), mit Aenderung des
Menschengeschlechts (zwischen Con und Pachacamac's Schöpfungen).
Mit der Pest verband sich ,,una sequia tan grande, que durö cinco
aiios, de tal manera, que los rios que regaban los Llanos desde
Tumbez hasta Arica" versiegten, (unter Entvölkerung bis auf einige
Küstenanwohner), und derartige Revolutionen haben sich dort mehr-
fach wiederholt, wie für Chacama, ,,the granary of Peru" (s. Stevenson),
bis zum Erdbeben(i687). Sinchi Kizki oder (b. Montesinos) SinchiKozke
(als Gründer Cuzco's) geht in seiner Einwanderung zum Lande der
Guallas (und verdrängten Anda-Guayllas), die Siedlung Sauasirayi's ^*^)
(aus Sutiktoko) bereits antreffend, der Ankunft Ayar Uchu's (Tupac
Ayar Uchu's) oder Pirna Pacari Manco voran, unter Begründung des
Ayllo Allcahuiza (von Manco Capac vorgefunden), der durch Mayta
Capac unterworfen wurde, im Kriege zwischen den Häuptlingen Apo-
maota und Culloy Chima, und unter Mayta Capac (Apo Mayta) begann
dann, mit gewaltsamer Entscheidung der ausgebrochenen Zwistigkeiten,
die Befestigung der Inca-Herrschaft, als Sonnensöhne (oder Intipchiri),
wie aus dem um Inca Roca's (unter Identification mit Sinchi Inca)
Erhebung gesponnenen Sagenkreis hervortretend, als das schwächere
Geschlecht seine gegen Zapalla mit Waffengewalt vertheidigten
Rechte freundlich zurückgestellt erhielt (auf dem Wege der Ehe-
schliessung).
Nach Inca Roca's Vermählung (mit seiner Schwester Mama
80
Cura) , al dia siguente se casaron seis mil personas y luego se
promulgö ley rigurosa contra los sodomitas (s. Montesinos). Quand
Mama-Oollo fut accouchee de Sinchi-Ruca, on le fit passer pour fils
du soleil (s. Baiboa). Als Inca Roca (Sohn Inca Capac Yupanqui's)
bei der Ohrdurchbohrung, auf dem Hügel Chaca, in Gesellschaft
seiner Frauen, zu der Sonne (sowie zu Ticci Viracocha und Guanau-
curi) gebetet, quoll (unter Donnerschlägen) der Fluss hervor (um
durch die Stadt Cuzco geleitet zu werden).
Sospechando que siendo hijo del Sol, producto de la tierra,
sin padre humano, podria causar algunas novedades (s. Montesinos)
Manco Capac ^^) (oder sein Vater), fürchteten ihn die Eingeborenen,
und auf Berufung der Priester des (durch ein Stein-Idol repräsentirten)
Feuer's, ,,que era la primera deidad que tenian, en primer lugar, y
ä la Madre Tierra, que le pidiesen respuesta (über den beabsichtigten
Widerstand), lautete die Antwort (des Orakel's): Pirna Manco y
Manco Capac, reyes del Cuzco y sus desiendientes, prevalecian
contra la adversa fortuna y se le sujetarian los habitadores de toda
esta tierra, por que son hijos del Sol, en cuya virtud tienen la
dicha felicidad, y yo he visto ä primer Senor medir ä pasos toda
la tierra" zum Schutz gegen das ,,Chiche" (oder Unsaelde).
Die betreffs der über ein Connubium gestellten Anträge mit den
einheimischen Häuptlingen eingeleiteten Verhandlungen wurden durch
Ankunft der fremden Einwanderer, (worunter sich die in Dienst ge-
nommenen Baukünstler befanden), unterbrochen, aber Huanacui
Pirna (dem sein zum Opfer geraubtes Söhnchen, als blutweinend,
zurückgegeben war) vermählte sich mit Mama Micay, Häuptlings-
tochter aus Hillaca, im Thal von Yucay (dem späteren Erhohlungs-
sitz der Inca). Als der aus erster Ehe entsprossene Sohn Sinchi
Cozque den wegen der Nachfolge ausgebrochenen Aufstand nieder-
geschlagen und Cuzco, (um dort als Hoherpriester des lUatici
Yachachic Viracocha zu residiren, das Pfluggeräth ^^) Taclla er-
findend), gegründet hatte, folgte der Krieg mit den Andaguailla's,
den sein Sohn Inti Capac (Vater Manco Capac's) siegreich beendete
(Cuzco in Hanan Sayac und Urin Sayac theilend).
Lloque Yupanqui war zur Heirath mit der Tochter des Häupt-
lings von Zaiiu gezwungen (der sich bei der Nachfolge Sinchi
Roca's in Aran-Cuzco niederliess), verblieb aber kinderlos, bis im
Alter mit seiner Coya den Thronerben (Mayta Capac) zeugend
(s. Cieza). Apomancocapac (Sohn Apotampo's) besiegte durch den
in Gold verwandelten Stab Tunapa's (als Topayauri oder Tupayauri)
81
das Stein-Idol von Sanuc und zog von Collcapampa nach ,,Cuzco
casaorumi" (als „Cuzcocapac 6 Cuzcoynca"). Manco Capac setzte
sich in Cuzco fest, durch Befreundung mit den Cavinas (s. Cieza de
Leon), ihren heiligen Stammsee anwohnend (unter Seelen-Erneuerung).
Durch die Zauberkünste des fastenden Tempelpriesters Chimbo
Icagua wurde Ayar Cacha in Stein verwandelt (s. Baiboa). Im
Westen Cuzco's wohnten die Chumbi - Vilcas (neben Vuinas und
Pomatambos). Wie der in Stein verwandelte Huanakauri (als Vor-
fahr der Inca) wurde (gleich Pachacamac) die Mumie Tupac Inca
Yupanqui's (und Huayna Capac's) angerufen zur Verehrung des
Weltschöpfers Viracocha, bei dessen Wiederkehr die Todten aus
den Gräbern auferstehen würden (s. Toledo).
Die Chancas (unter Anco allo), von Viracocha besiegt, flüchteten
nach Moyobamba zu den Chachapoyas (und Huancas), die Mayoruna
vertreibend (s. Spruce), am Mayo siedelnd, Nebenfluss des Huallaga
(in Loreto). Nach Viraratu's Ankunft wurde das Gold (Ccuri in
Quechua) des Eldorado gesucht (bei den Omaguas). The word
Curi means coloured earths (im Tupi) für Hütten (s. Markham). Als
die Quichua von den Frauen der Quillaca besiegt waren, fing
Yupanqui die in Frauenkleidung flüchtigen Fürsten der Collas
(s. Santa-Cruz). Yupanqui's Feldherr zog von Huarma-auca (von
Frauen bewohnt) nach Escay-oca (wo Gift verfertigt wurde).
Antes que los Ingas les senorasen, erzählten die Eingeborenen
(in Vera Cruz de Cabana), hacian caminos (b. Luis de Monzon) die
Viracochas ^^) (s. Jimenez de la Espada), während „allanando los pasos
difficultosos" seine Wege Manco Capac (Sohn Inti Capac's) verfertigte,
und bei Gründung der Stadt ,,en esos cuzcos" („en ese sitio donde
estän esos piedras que parecen amontonamientos") ,,el sitio donde
se fundö estaba cercado de cerros y tenia algunos penoles que fue
necesario allanarlo con tierra, y este termino de allanar se dice por
esto verbo cozcoani, coscochanqui 6 chanssi, y de aqui se Hämo
Cuzco" (s. Montesino), unter Tupac Ayar Uchu (Pirna Pacari Manco),
nachdem Ayar Manco Tupac in eine Höhle eingeschlossen war
(Samen und Fruchtbarkeit von lUatici Huira Cocha zu erbitten),
Ayar Cachi Tupac auf dem Berggipfel (durch Illatici Huira Cocha)
in Stein verwandelt worden (für die Nachkommenschaft zu beten), und
Ayar Auca Tupac (auf der Flucht) in den Himmel erhoben „para
desde alli tomar ä su cargo todos los montes, llanos, fuentes y rios,
para defenderlos de las heladas, rayos, relämpagos y nublados,
y ser patron y abogado del gobierno que habia de teuer de todo
82
el mundo, como hijo dcl Sol, y qiie le habia puesto Pirna Pacari
Manco, por que habia de ser como dios de la tierra" verkündete
Ayar Uchii (Vater Manco Capac's) den Schwestern (Mama Cora,
Hipa Huacum, Mama Hiiacum und Pilco Huacum).
Dem aus dem Titicaca-See^"^) hervorgerufenen Geschwisterpaar
war von der Sonne für Erprobung des geweihten Bodens (zur Be-
gründung der Inca-Stadt) ein Goldstab verHehen (s. Garcilasso), und
wie bei dem nächtlichen Ueberfall, die Sonne im Lager ihrer Kinder
wandelte, die im Dunkel umnachteten Feinde zu verderben, hatte
Inti Capac Yupanqui (s. Montesinos) von der Sonne seine Goldlanze
erhalten, um die Aufständischen zu besiegen (in Andaguayllas), und
erschreckt durch die mit dem Goldklumpen ihrer Hiuntscha durch
Mama Huaco (unter Manco Capac's Begleitung) verübten Grausam-
keiten, flüchtete Sauasiray in wüste Gegenden ^^) (s. Navamuel), wie
Ayar Auca vor seinem Bruder (als Rebell), oder Ancohualla (Hanco-
Hualla) vor Viracocha nach Muyupampa (b. Garcilasso).
In angstbedrückender Zeit wurden von den Inca die Quilca, als in
den Andes (s. Humboldt) noch die, auf Blätter in Chile (zu Valdivia's
Zeit) geschriebenen, Büchern verwandt wurden, durch die (in China der
Schrifterfindung vorhergehenden) Knotenstränge der Quipus ersetzt,
und zauberischer Verdacht klebte an den Buchstabenzeichen der
Schrift für die mit Briefen der Missionäre beauftragten Kanaka, bis
in legitimer oder illegitimer Benutzung heiliger Schriften (im Islam
oder Christenthum). An den viereckigen (statt, wie bei Inca, läng-
lichen) Bauten (zu Vinaque) sollten Buchstaben gefunden sein
(s. Cieza), und P^lszeichen bei Arequipa (s. Bollaert) im Anschluss
an die columbischen (oder am Orinoco).
Die aus der Doppeltheilung Cuzco's (wie Tenochtitlan's) folgende
Rivalität spricht sich aus in der Wechselwahl der Herrscher (,,fue
erden que un Inga fuese una vez de Urincuzco, ^^) y la otra de Anan-
cuzco")^^).
Urincuzco angehörig, siedelt Mango-Capac in seiner Gründungs-
hütte^^) (gleich der des Romulus in Rom), durch frommen Wandel
die Eingeborenen gewinnend, während im Namen seines Sohnes
Sinchi-Roca die weltliche Häuptlingsmacht des Tapfersten (oder
Sinchi) hervortritt, und dieser dann auch Inga-Roca genannt wird,
als Erster der Eroberungsfürsten aus der Stammeslinie Hanan-Cuzco's,
und dessen Gründung wurde dann wieder auf die Zuwanderung ver-
schwägerter Ansiedler (unter Lloqui Yupanqui) zurückgeführt, (beim
Aufwachsen transatlantischer Siebenhügelstadt).
83
Die bereits bei Mayta Capac hervortretenden Aspirationen, zu
seinem ,,sicut deus", wurden durch die Traumesausflucht nicht ent-
schuldigt (,,le tuvieron mal, que se intitulasse Viracocha"), aber
Capac Yupanqui brachte den eigenen Befehl'^) des Gottes zur
Geltung, der sich von seiner Creatur überschattet sah (in Verehrung
der Sonne).
Als sodann nach Ermordung des Inca Yupanqui durch die
Condesuyos'^^), diese (vor den Gewitterausbrüchen) aus der geplün-
derten Stadt abgezogen waren, und während der Unordnungen die
Orejones über die Errichtung einer vom Senat der Weisesten, (por
algun numero cierto de los mas sabios), regierten Republik beriethen,
wurde durch den orakelnden Ausruf einer Frau (aus Anan-Cuzco) die
Wahl auf Viracocha Inga hingelenkt (s. Herrera). Nachdem Vira-
cocha den während seiner Abwesenheit in Cuzco ausgebrochenen
Aufstand der Orejones unterdrückt hatte, und Cari (in Chucuyto)
gegen Capanac (in Atuncolla) unterstützt, dankte er (in Xaqui
xaguana) zu Gunsten Inga Urco's ab, und diesem, bei der Be-
drängung durch die Chancas (unter Hastaguaraca), folgte der sieg-
reiche Inga Yupanqui (seine Eroberungen über Yauxa ausdehnend),
mit vollem Durchbruch des politischen Lebens, während der die
vorangegangene Epoche abschliessende Büsserkönig, im geistlichen
Stand zurückgezogen, unter Mythen verschwindet.
Der (im Fortgang nach Norden) Berge und Thäler (auf der
Sierra) ändernde Prophet Tuapaca (oder Arnauan) erhielt den Namen
Ticci-Viracocha (Ticci oder Grund), nach Erscheinung Viracocha' s,
als Sohn (oder ,, Vater") der Sonne, welcher (am Titicaca-See) die
Verfolgung der Cailas durch Feuer strafte, auf seinem ManteF^)
eingeschifft, und dann traten (in Goldgewändern) die Inca aus der
Höhle Pacari-tambo hervor (mit Metamorphose des fliegenden Ayar-
Cachi).
An die Küste (von Norden) kommend ändert Con, (vor An-
kunft der Cara auf der Sierra verehrt). Berge und Thäler, bis ihm
von Süden Pachacamac entgegentritt.
Die, in Tarma, als Mocha verehrte Sonne (oder Inti) wurde
den Caiiaris an Stelle des Mondes als Gottheit vorgeschrieben^^), mit
einem Tempel in Tumebamba (durch die Inca erbaut). Die Ver-
ehrung der Sonne (auf Anordnung der Inca) hiess Mocha (s, Cieza)
von mochani (küssen).
En tiempo de Purunpacha todas las naciones de Tauantinsuyo
benieron de hazia arriba de Potossi tres 6 quatro excercitos (s. San-
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tacruz), und als die Happinufios und Achacallas geflüchtet waren,
erschien Tonapan Viracochampacachan (Tonapa ö Tarapaca, Vira-
cochanpachayachicachan ö Pacchacan y Bicchhaycamayoc Cuna-
cuycamayoc) oder Thonapa, dem Caziken von Apotambo (Paccarec-
tampo) den Stab seiner Lehrvorschriften ertheilend, und dann (von
Caravaya) am See Carapuco auf seinem Mantel eingeschifft, über
Titicaca nach Tiyaguanaca gelangend (wo die Verfolger beim
Tanz in Steine ^^) verwandelt wurden). Paso siguiendo, al rio de
Chacamarca, hasta topar en la mar (hacia la otra mar).
Aus Pacarec Tampu kommend, siedelten die Intipchuri (oder
Inca) in Tampu Quiru, und dann Mango Capac in Cuzco (mit den
Frauen), nachdem Ayar Ucho in Stein verwandelt war (gleich dem
geflügelten Ayar Cachi).
Nachdem die zwerghaften Eingeborenen (von den, ihnen gegen-
über, als Riesen auftretenden Angelangten) vertilgt waren, fielen die
Chincha^^) (von dem aus Felsgestein redenden Orakel Camay ge-
leitet) in die Sierra ein, über Soras und Lucanas, zur Gründungszeit
Cuzco's^^) durch den ersten Inca (s. Cieza de Leon), bis Collao vor-
dringend, wo der zum Herrscher erhobene Zapalla, als Viracocha
von der Küste hergeleitet wurde (s. Gomara), und die Cinchi, (Sinchi
oder Tapfere), standen als Häuptlinge an der Spitze der Gemeinwesen,
gleich Sinchi Roca (Nachfolger Manco Capac's), der in Inca Roca
zur Sonnensohnschaft führte (unter den Intipchuri).
Unter den Landungen der Küsten fällt zwischen die, gleich den
Chincha zu Sierra aufsteigenden, — nach Huaitara und Quinoa sowohl,
wie (als Chimo's) zum Chimborazo im Norden (und dort an der
Küste in den Sagengestalten der Riesen bei Manta verbleibenden), —
Chimbu oder Chimu die Einwanderung Naymlap's^^) bei Llambayeque,
mit Götterfiguren aus grünem Edelstein (s. Baiboa), und Umina's
Verehrung, während (in Manta) ein Smaragd in der Krone der
Scyri's getragen wurde (s. Velasco), als Fürsten der Cara (Caran's),
dem Esmeralda folgend, zur Eroberung Quitu's, unter Quitumbe's
Nachfolger, deren Verwandte über die Inseln (s. Oliva) nach Ica
gelangten (für Cuzcp's Gründung).
Die Sprache der Scyri's (neben der der Quitu und der Puruha)
no era otra cosa (zu Huayna Capac's Zeit) ,,que un dialecto del
mismo idioma de los Incas del Peru 6 mas bien el mismo, diversa-
mente pronunciado y mezclado ya con otros" (s. Velasco) ^^). Aun
que tienen lengua hablan la general del Cuzco (die Purüaes), „heredan
los seiiorios el hijo de la hermana y no del hermano " (s. Herrera).
85
Von Ica und Arica wurden Flotten ausgerüstet durch die Inca
für mehrjährige Schififfahrt ^^) zur Eroberung der Inseln (von denen
Gold zurückgebracht sei) und aus Biru kamen die Piratenschifife auf
dem von Handelsschiffen aus Tumbez befahrenem Meere (zur Ent-
deckungszeit).
Als die Sonne aus der Insel im Titicaca-See (zur sonnenlosen
Zeit) emporgestiegen^^) (s. Herrera), ,,pareciö luego por la parte de
medio dia un hombre blanco de gran cuerpo, y de veneranda
presencia, que era tan poderoso, que baxava las sierras, creciä los
valles . y sacava fuentes de las piedras , al cual por su gran poder
llamavan: „Principio de todas las cosas creadas y padre del Sol"
(llamavan Ticeviracocha, y en el Collao Tuapaca y en otras partes
Arnava).
Im Tempel des Pachacamac oder Weltschöpfers (s. Cieza de
Leon) wurden die Götzen von Fischen und anderen Thieren (s. Gar-
cilasso) durch die Inca beseitigt (unter Zufügung eines Sonnentempels).
Neben dem Tempel von Chinchay-cama (s. Cieza) wurde ein Sonnen-
tempel erbaut, bei Unterwerfung der Chincha (durch die Inca).
Nachdem durch Erscheinen von fünf Sonnen ^^) die Dämone verjagt
waren, bauten die Ynca neben dem Tempel Huarivilca's den der
Sonne (in Xauxa).
In jenem unbestimmten dunkeln Drängen des religiösen Gefühls,
das sich den Eweern in Mawu abschloss, den Dacotah in Tahu-
Wacan aus gnostischem Bythos her, oder unergründlicher Tiefe eines
Kumulipo (Hawaii's), leuchtete den Quechua, in Illatici-Viracocha, der
„Abglanz allumfassenden Abgrunds", und beim Sonnenaufgang aus
sonnenloser Zeit eines Purunpacha (b. Santa Cruz), erschien sodann
der Schöpfergott in Ticci-Viracocha, als ,, padre del Sol" (s. Herrera),
während die sinnliche Auffassung sich an das Himmelsgestirn ^^)
selber festigte, das die Inca zu ihrem Wahrzeichen (im Totem) ge-
wählt hatten, weil ein höheres und edleres, als die Thiere und
Pflanzen (oder Steine) der Huaca, unter deren Formen den dort ein-
heimischen Stämmen die Buntheit dessen spielt, was sich als Fetische
zerbricht, in den Facettenaugen niedrigerer Organismen ethnischer
Natur (bei afrikanischer Umgebung).
Neben dem von den Naturstämmen gebotenen Vergleichungs-
material in den Elementar-Gedanken, wird historischem Studium die
erforderliche Illustration geboten aus gesetzlicher Entwicklung ein-
heimischer Culturen auf erbeigenthümlichem Boden (transatlantischer
Welt).
Anmerkungen zur Nachschrift.
') Con SU lionda de oro derribava los cerros y ponia las piedras cerca de las
nubes (Ayarache).
-) Edificio a dicho de todos, que vence las pyramides de Egypto y cal9adas Romanes,
y todas obras antiguas (s. Gomara) die „caminos reales" (in Peru), mit Tampu besetzt durch
Huayna Capac (s. Zarate).
•'') Mango Capac (Vater Pachacuti's) saliö de una cueva, que ellos llaman Tuco
(s. Toledo). Mango Capac kam aus der Höhle von Tambo (s. Acosta). La lengua quichoa
(der Inga) es particular y natural de los Indios de dicho Pacaritambo, do dicen ser su
principio (s. Santillan).
^j Dizen los Guancas habitadores del valle de Xauxa y los de Chiquito en el Callao,
que en ias cuevas y concavidades de las sierras mas altas quedaron algunos que volvicron
ä poblar la tierra; otros de la Serrania afirmavan que todos acabaron en el diluvio, sal-
vandose en una barca seys personas, que procrearon toda lo dcmas de aquella tierra
(s. Herrera).
°) Die unter seinem Vater Pachacuti Inga ausgebrochene Empörung dämpfend, eroberte
Topa Inga Yupangui von Chile bis Pasto (s. Toledo) und dann ordnete Huayna Capac das
Reich (alte Strassenbauten erneuernd). Von den Söhnen des Schöpfer's wurden Ymaymana
Viracocha längs der Berge, Tocapo Viracocha auf der Ebene ausgesandt (s. Molina), als
Pfadfinder (den Weg ebnend). Chuchi-ccapac (Fürst der Hatuncollas) als (Inti-Mucha)
Verehrer der Sonne (auf silbernem Thron) stritt mit dem Ynca Viracocha (auf goldenem
Thron), als Verehrer Viracocha Pachayachachi's (s. Salcaymahua). Das Bild des Mondes
(Mama-quilla) war mit Silber bedeckt, mit den Mumien der Gemahlin des Inca davor
(s. Garcilasso de la Vega), als Mutter-Mond (im Tempel zu Cuzco).
^) In der Sierra de Tunuhy galt werthvoller als Gold das Silber (oder prata), ohne
einheimischen Namen (bei den Macusi), und so findet sich eine Goldmaske auswendig
versilbert (unter den Alterthumsstücken aus Ecuador im Königl. Museum). „Sacaron mucho
servicio de oro" (s. Herrerä) die Inca, auf Ayarache's Rath in Pacaritambo siedelnd (con el
tiempo pusieron alli' mucho oro). Dem Silberland des hohen Peru's kommt das Gold von
den Abhängen der Quellflüsse (wie in Caravaya).
'') Zur Errichtung des Sonnentempels verlieh Inti Kapak Steinbeile an den Häuptling
von Huaitara, wo die unter Ayar Tocko an der Küste gelandeten Riesen, beim Vorgehen
in das Innere, mit eisernen Instrumenten angefangene Baulichkeiten vollendeten, und den
Tempel des Pachacamac erbauten, aber weil sie den Zorn der Sonne erregt hatten, von
den Strahlen dieser vertilgt wurden (wie die aus Chicomoztoc's Feuerstein geborenen
Götter in Mexico). Pachacuti Inca Yupanqui (im Bunde mit Yamqui Pachacuti) schickte
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die in Vilcas-huaman gefangenen Huacas (worunter die der Cafuiris) zum Bau der Festung
Sacsahuaman (s. Santa-Cruz). Von den an der Küste gelandeten Giganten (die später bei
Punta Elena vernichtet wurden) waren einige in's Innere gelangt (bis Huaitara und Quinoa),
dort angefangene Baulichkeiten vollendend, um dann gegen Limatambo zu ziehen (als
Chimo), und so am Chimborazo (als Chimbo). Neben dem Nachfolger Sinchi Ruca Ynca
wird Ynca Manco Capac's Bruder Chima-panaca-ayllo genannt (s. Santa-Cruz). Von Mama
Tancarayacochi Chimpu Coca, Tochter eines Huaca in Tancar, wurde Mayta Capac geboren
(Sohn Ynca Lloque Yupanqui's).
^) Die Tempel und Magazine in Vilca (als Mittelpunct des Reich's von Quito zu Chile)
waren von Inca Yupanqui erbaut (s. Cieza). Bei Eroberungen führte der Inca den Dienst
des Ticci Huira-Cocha (und Pachacamac) ein, den Nationalgott des Landes nach Cuzco
sendend (s. Blas Valera).
^) Cuentan en segundo lugar ä Cinchiaroca que otros llaman el Inga roca (s. Hcrrera).
Celui qui se trouvait le plus fort et le plus puissant succedait ä l'empire (b. Zarate)
unter den Inca Peru's (s. Ternaux - Compans). Caran, Fürst der Cara, führte den Titel
„Scyri ö Senor de todos" (s. Velasco), wie Zapalla (in Collao). Ccapac Yupanqui Hess zur
Taufe seines Sohnes Inca Rupa das Wasser Toriapa's vom Fels Titicaca bringen (s. Santa-
Cruz). Die Gebäude in Tiahuanaco (am See Chucuito oder Chuquiviitu) waren dem
Weltschöpfer geweiht (b. Alcobasa). Das Stein-Idol im Tempel von Cacha, wo bei Vira-
cocha's Verfolgung Feuer vom Himmel gefallen, war verschieden von dem in Tihuanaco,
errichtet (s. Cieza).
^°) Als aus Sutiktoko der Sinchi (oder Sinchikuna) Sauasiray nach Chumbi-Cancha
(Kumiti-Cancha) oder (zur Zeit Inca Pachakutaki's) Gorikancha kam, wohnten dort Huaillas
(in der Nachbarschaft). Zu den Huallas (unter dem Sinchi Apokiahus) kam (zur Gründung
Cuzco's) Manco Capac aus Tambotoko (unter zweimaliger Vermehrung seines Stammes).
'^) Als nach Ayarache's Höhlen-Einschluss (zu Pacaritambo) die Brüder in Tambo-
quiro gesiedelt, zog Ayar-Mango nach Cuzco, als Mango-Capa, „que quiere dezir Key y
Senor rico" (s. Herrera), gleich den Orang-kaya herrschend (indonesisch), neben dem Auf-
treten eines Sinchi oder (bei Maori) Tua (als Kriegsherzog).
^'■^) Aus der durch Spaltung der Erde gebildeten Höhle Pakarek Tampu krochen die
Vierpaare hervor, in Huanakaure Kartoffeln pflanzend, und nach der Gründung Cuzco's
(bei AUcahuiza's Ansiedlung) wurde Mais gesäet (s. Betanzos). Tupak Ayar Utchu (Pirna
Pakari Manko) veranlasste seinen Bruder, in die Stammeshöhle hineinzukriechen, um von
Illatici Viracocha Saatgetreide zu erbitten (s. Montesinos). Von den Beiworten zu Ayar (im
Dialect der Inca) wird (bei Garcilasso) „Cachi" als Salz erklärt,. „Uchu" als Würze und „Sauca"
als angenehme Befriedigung (in der Volkssprache).
'3) Manco Capac fue extrangero y asi el como un hermano suyo eran llamados Vira-
cochas, por haber conducido la familia navegando por el mar (s. Velasco). Sinchi Apuski
stellte als Huarma Viracocha den Cult Pirua's (Illja Ticci Viracocha's) wieder her (s. Mon-
tesinos). Inca Ripac (Sohn Yaguar-guacac's) bezeichnete sich als Viracocha nach der Er-
scheinung (beim Aufstand in Chincaysuyu).
^*) Mit Aufgang der Sonne aus dem Titicaca-See kam von Süden Tuapaca (Ticivira-
cocha) oder Arnauan (Tihuanacu bauend) und nach ihm (zu den Canas) Viracocha (s. Cieza).
Nachdem Inca Yupanqui im Aufstande der Condesuyos getödtet war, und die Quichua am
Chocticocha-See durch die Häuptlinge Huaraco und Uasco besiegt, wurde in Cuzco der
aus der Fremde gekommene Viracocha zum Inca erhoben (mit Ruantu Coya vermählt), die
Aufständischen besiegend (bei Calca). Die Auqui Huanuco genannten Gebäude fanden
sich in Huanuco, mit Conchucos, in Huamachuco (bis Huaraz). Die von der Fluth (durch
die Sonne) in der Inselhöhle (Titicaca's) Geretteten kamen als Viracochas über Tiguanuco
nach Cuzco (s. Acosta). Nachdem Catequil die Guachamines getödtet, Hess ihn Atagui
die Indianer (bei Parilla) ausgraben (s. Munoz).
Bastian, America III. 7
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^^) Habiendo pasado los llanos, donde hahitaban, tierra muy regalada y rica, habian
pasado, (um durch die Andes nach Peru zu gelangen), por muy grandes pantanos y arbo-
ledas espesas, Uenas de fieros animales (s. Montesinos), die vor Riesen Flüchtenden (zur
Zeit Huillcanota Amauta's). Viraratu, den Maranon aufwärts fahrend, (für Eroberungen),
gelangte über die Mündung des Huallaga nach Moyabamba (am Rio Maya). In Macotoa
(Hauptstadt der Uaupes) erhielt Hütten Nachricht von der Residenz Guarica's (Häuptlings
der Omaguas). Aus der Expedition auf dem Amaru - mayu verblieben die Orejones
unter den Musus (s. Garcilasso). Die von den Inca besiegten Chancas (unter Anco-allo)
flüchteten nach Chapoyas (mit Hancas) über Moyombamba zur Ansiedlung an einem See
(s. Cieza de Leon), zur Zeit Viracocha's (s. Garcilasso de la Vega) zwischen Ucayali,
Maraiion und Yavari (als Mayorunas) siedelnd (s. Spruce). Precianse de los cabellos y de
teuer las orejas muy grandes (die Arowaken), vinieron de adonde sale el Sol en unos
nabios (vom Meer) zu den Flüssen (im Besitz der Caraiben).
'^) Die erobernden Könige der Inca-Dynastie stammten aus Anancuzco mit Ingaroca
(Stifter des Geschlechts Vizaquirao), während Manga-Copa nach Urincuzco gehörte, und
ihm folgte sein Sohn „Chinchiaroca, que otros llaman el Ingaroca" (s. Herrera). Sein
auf Antrag des Mächtigsten unter den Verbündeten mit dessen Tochter vermählter Sohn
Lloqui Yupanqui (oder Yacarguaque) veranlasste seinen Schwager zur Ansiedlung in Cuzco
(y esta es la otra opinion de la fundacion de Anancuzco).
'7) Hurin-Cuzco bildete den südlichen Theü, Hanan-Cuzco den nördlichen (als oberen).
^8) El origen y fundacion fue una pequena casa de piedra cubierta de paja (in Cuzco),
bei Siedlung Manco-Capac's (hombre de bien y religioso), gleich Romulus' Hütte verehrt
(als des Gründers).
^^) Capac Yupanqui fingiö que le hablö el dios Viracocha, que tenian por criador
universal, y se le quexö, que aviendo el criado al Sol, ä los hombres y ä todo el mundo,
y quanto en el havia, veneravan ignalmente al Sol, al trueno, ä la tierra y ä otras cosas,
que todas recebian de! la virtud y que en el Cielo adonde estava, todos le llamavan Vira-
cocha Pacha y Achachic, que significa universal criador (s. Herrera). Seinem Tempel
fehlten die Priesterländereien (weil Alles bereits ihm gehöre).
2") Cunti-suyu begriff denjenigen Theil des Reiches, durch welchen Einwanderer über
Arica (oder Ica) heraufzukommen hatten (nach Cuzco).
2') Vieron como tendian unas grandes mantas en los mastiles del navio (bei Grizalva's
Abfahrt), die Mexicaner (s. Duran).
''■^) Llamose este sitio de Guenca antiguamente Tumipampa, que quiere decir „llano
del cuchillo". Tumi, es un instrumento de cobre, de la hechura de un trinchete de zapa-
tero, que se ensartaba en un palo; pampa, significa llano. La causa por que le pusieron
este nombre fue, porque estando el Inga en este paraje descansando del largo viaje que
hizo, y con tantos trabajos, con sus gentes, vieron por las sierras, cerca del ejercito
grandes tropas de enemigos, que al son de muchas bocinas y otros instrumentos venian
ä inquietarlos; pusieronse en buen örden, esperaron la batalla, que dilataron los Canares
dos dias; pasados estos, la dieron al Inga; defendiöse valientemente y sin perder paso de
tierra; los Chonos y Chiriguanas del ejercito se sefialaron tanto, que ä fuerza de su valor
entraron por los escuadrones contrarius y los rompieron, de modo que fue fäcil quedar
deshechos y vencidos. Fueron los muertos sin nümero; los presos dicen los Indios que
pasaron de ocho mil. Otro dia despues de la victoria, mandö el Inga Huira Cocha pasarlo
todos ä cuchillo; y no parö en esto, porque mandö buscar los viejos y las viejas de aquella
provincia, y los hizo cortar las cabezas. Y por esto llamaron ä este lugar Tumipampa.
Y a todos los mozos y muchachos los mandö trasplantar al Cuzco, donde viven sus
descendientes y son mitimaes del Cuzco (s. Montesinos), während sich an Ort und Stelle
Bronze-Aexte fanden (b. Azogues).
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'-'3) Ayar Utschu wurde geflügelt in Stein verwandelt (s. Betanzos). Bei Sintschi Cizco's
Einwanderung (zur Gründung Cuzco's) wurde (neben den Huallas) die Ansiedlung Sauasi-
ray's angetroffen (in Kintikancha). Dann kam Ayar Uchu nach Pucamarca (den Ayllo
Allcahuiza begründend). Nach Steinverwandlung Ayar Uchu's herrschte Apan Mayta als
Sinchi (und dann Kukoytchima). Der Stein, worin sein Brudel- durch Illatici Viracocha
verwandelt war (zur Verehrung als Vermittler), wurde von Tupac Ayar Uchu (Pirna Pacari
Manco) mitgenommen (nach Cuzco).
^*) Die (unter einem Priesterkönig) eingewanderten Chincha übernahmen die nachbarliche
Verehrung Pachacamac's (des Allerhalters) für ihr Land im Besonderen, als Chincha-camac
(s. Vega). Im Reich Cusimancu's (Nachbar Chuquimancu's) war dem unsichtbaren Gott
(der Ynca) der Tempel Pachacamac's gebaut, mit einem Fuchs darin (und Fischen), während
am Fluss Rimac das Orakel sprach (s. Vega). Die von den sodomitischen Riesen, die den
Tempel Pachacamac's (mit Eisen-Instrumenten) bauten, nach Cuzco ziehende Abtheilung
wurde durch Ayatorco-Cupo vor Limatambo besiegt (s. Montesinos).
-^) Las fortalezas de Pisac y Sacsayhuaman tienen el mismo genero de construccion
y pertenecen ä la misnria epoca de las de Torontoy, Chuquillusca, Ollantaytambo y otras
de los contornos (verschieden von der in Paucartambo durch Yahuar-Huaccacc, Sohn Inca
Roca's, zur Herrscherzeit der Inca erbauten Festung). Estas fortalezas fueron erijidas
antes del Imperio Inca, por una nacion que vino conquistando de Norte ä Sur y que
conforme ä esta circunstancia dispuso la construccion de ellas (s. Göhring). Titicaca galt
heilig, weil die Sonne aus Dunkelheit hinter der Insel emporgestiegen (s. Ramos). Die
Cauaris hatten den Mond verehrt (sowie Bäume und Steine).
*ö) Palenques finden sich unter den Guancavilcas (s. Velasco) und die Colimas gehörten
zu den Tacames oder Atacames im Königreich Quito, mit Anklängen aus dem Norden in
den Landungssagen Mechoacan's (und Xalisco's). Coliman formö un reino independiente
que ocupaba grandes pueblos pertenecientes al Estado actual de Jalisco (s. Peiiafiel).
27) En la provincia de Puruhä abrian en la tierra las hoyas muy profundas, donde
sepultaban el cadaver con todas sus cosas (s. Velasco). In Antioquia wurden Hügel über
dre Todten aufgehäuft (s. Cieza), wie die Tolas von den Cara (in Inbambura), während in
Quito begraben wurde (und so im Caucathal). Die Grünsteine (in Cayana) kamen aus dem
Lande der gattenlosen Frauen (s. Condamines). Die Smaragd-Steine wurden von den
Muzos gehütet (Nachbarn der Chibchas). Im Caucathal wurden in Häuptlingsfamilien die
Schwestern geheirathet (s. Cieza).
28) Aus Quitumbe's Nachkommenschaft erfolgt die Einwanderung zur Begründung des
Inca-Reiches aus den Inseln über Ica (s. Oliva). Aus den, gegenüber von Acari (Arica),
weit draussen in der See liegenden Inseln war (nach einheimischer Tradition) Gold nach
Peru gebracht (s. Cieza). Cuentan los Indios de Ica y Arica que solian antiguamente
navegar ä unas islas hacia el poniente muy lejos (s. Acosta). Die Galapagos wurden für
Schildkröten besucht (von Manta aus).
2^) Los Yncas adoraban ä dicho Viracocha por hacedor de totas las cosas, y al Sol
y Pachacama y ä otras gualadro no adoraban por Dioses ny por hacedor de todas las
cosas, sino por ellos tenian por hijos 6 cosa muy allegada al dicho Viracocha (s. Navamuel).
Out of the great lake Titicaca came one Viracocha, which staied in Tiahuanaco (b. Acosta).
Sobrevino Pachacamac, hijo tambien del sol y de la luna, q^ie significa criador, y desterrö
ä Con. Y convertiö sus ombres en los gatos, gesto de negros que ay. Tras quäl crio
el de nuevo los ombres y mugeres como son agora (s. Gomara). Als Sohn des Ersten
Menschen mit der Riesenschlange kämpfend, rettete sich Pacha (vor den in der Fluth aus-
gestossenen Wassern) auf die Höhen des Pichincha (s. Niza) zur Erneuerung des Menschen-
geschlechts, in Sprachverwirrung (wie bei Cholula).
^°) Coquitela (in Chuapa), „el sumo sacerdote de los Viganas (el que guarda los
Dioses) se tenia por hijo del Sol (s. Padilla). Die Sonne leuchtete dem Sohn In'ti Capac
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beim Uchcrfall in der Nacht, wciclie die Gegner in Hnnkellieit umfangen liielt (s. Montesinos\
in Zorn die feindlichen Riesen (I'eru's) vernichtend (wie Mcxico's Halbgötter).
"1) Die Inca verehrten Viracocha Piichayachachic (Creator of the world) „and after
him the sunne" (in Peru), the sunne reccivcd lii-s vcrlue and being from the Creator, as
the other idolls do (s. Acosta). Im Tempel am Fluss (Yucay oder) Cacha wurde Viracocha
(von den Canas) als Schöpfer verehrt (s. Cieza), nach der Schlacht mit Anco-huallas
erbaut (s. Garcilasso). They say the Creator was in Tiahuanaco and that there was his
Chief abode (b. Molina); whcn the sun, in the form of a man, was ascending into heaven,
very brillant, it called to tlie Yncas (von Manco Capac die Verehrung als Vater verlangend,
für künftige Grösse).
Berlin, Druck von W. Büxenstein.
^00^ IS ^
15»
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