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Full text of "Die maschinellen Hilfsmittel der chemischen Technik"

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DIE 



MASCHINELL! HILFSIHITTGL 



DER 



CHEMISCHEN TECHNIK. 



II. VERMEHRTE UND VERBESSERTE AUFLAGE. 



BEARBEITKT 



VON 



A. PARNICKE, 

CIVIL-INGENIEUR IN FRANKFURT A. M. 
VORM OBER-INr.RNIRlJR DER (7HEM]8CIfKN FABRIK GRIESHEIM. 



Mit 409 Abbildungen, 



»♦^♦4 



FRANKFURT A. M. 

VERLAG VON H. BECHHOLD. 

1898. 



^-Vö 



THE NEW YORK 

A8T0R, LENOX AND 
TILDEN FOUNOaTIONS. 

1898. 



Alle Rechte, insbesondere das der Uebersetzung, vorbehalten. 



• - 



Druck TOD Ph. Rohr (Inh. : Emil Rohr), Kaiserslautem. 



Vorrede. 



Dem Wunsch des Herrn Verfassers,, das fertig gestellte Manuskript 
vor der Drucklegung durchzusehen und ihm meine Ansicht über die An- 
ordnung des Stoffes, sowie über den Umfang der einzelnen Kapitel mitzu- 
teilen, bin ich um so bereitwilliger nachgekommen, als der chemische 
Technologe einem Werk der vorliegenden Art ein besonderes Interesse ent- 
gegenbringt. 

Der von Seiten einzelner Industrieller erstrebten Ausbildung der 
studierenden Chemiker nach der rein technischen Seite hin will und kann 
die Hochschule nur bis zu einem gewissen Grade gerecht werden und es 
macht sich deshalb beim Uebertritt des jungen Fachgenossen in den Fabrik- 
betrieb in der Regel ein Mangel an Vertrautheit mit den in der Technik 
benutzten Vorrichtungen bemerkbar. 

Der Verfasser will nun die Rolle des Führers auf dem ihm wohl- 
bekannten maschinentechnischen Gebiete übernehmen und hat in dieser Ab- 
sicht das über die vielseitig gestaltete Apparatur der chemischen Fabriken 
I Wissenswerte zusammengefasst utid in gedrängter Weise an einander gereiht 
zu einem Ganzen vereinigt. 

Dass er bei Besprechung der einzelnen Gegenstände seine eigenen Er- 
fahrungen in den Vordergrund gestellt hat, wird dem Buche nicht zum Schaden 
gereichen; ist doch gerade die lebendige Darstellung iii erster Linie der 
unmittelbaren Anschauung zu verdanken. 

Stuttgart, den 6. September 1894. 



C. Haeussermann. 



Vorwort 

zur ersten Auflage. 



Nach dem heute, besonders an den Universitäten üblichen Studiengang 
erhalten die Chemiker eine gründliche theoretische Ausbildung, die mit 
praktischen, teilweise selbständigen Uebungen im Laboratorium verbunden ist. 

Wie man nun aber diese Laboratoriumsversuche in den Fabrikbetrieb 
übersetzt, welche maschinellen Hilfsmittel dazu zur Verfügung stehen, und 
welche hiervon sich wieder für den speziellen Fall am besten eignen, wird 
bis heute nur an wenigen technischen Hochschulen gelehrt. 

Damit nun der, in die Praxis eintretende Chemiker sich bei der grossen 
Anzahl der maschinellen Hilfsmittel und deren verschiedenen Verwendungs- 
arten ein eigenes Urteil über dieselben bilden kann und sich frei von Nach- 
ahmungen macht, muss er in dieser Hinsicht mit dem Lernen von vom 
beginnen. 

Bei der Vielseitigkeit der Fragen, welche bei der Beurteilung der er- 
forderlichen maschinellen Hilfsmittel in Betracht kommen, ist es deshalb sehr 
schwierig, sich vor deren Anschaffung für jeden gegebenen Fall genügend zu 
informieren und da das erforderliche Material, soweit es überhaupt vorhanden, 
so zerstreut und in vielen Fällen so schwer zugänglich ist, so hat es der 
Verfasser auf Anraten vieler, älterer Fachleute unternommen, dasselbe zu 
sammeln und systematisch geordnet zusammenzustellen. 

Wenn nun das vorliegende Werk nicht alle in der chemischen In- 
dustrie zur Verwendung kommenden maschinellen Hilfsmittel behandelt, so 
liegt dies sowohl in der Vielseitigkeit derselben, als auch darin, dass eine 
sehr grosse Anzahl von Konstruktionen bezw. Ausfuhrungen als Fabrikge- 
heimnis betrachtet und nicht bekannt gegeben wird. 

Bei der Lösung der gestellten Aufgabe wurde der Verfasser von den 
Herrn Fachleuten und Fabrikanten bestens unterstützt, welchen er hiermit 
öffentlich dankt; besonderen Dank sagt der Verfasser aber Herrn Professor 
Dr. Haeussermann in Stuttgart und dem Herrn Ingenieur Fellner in 
Bockenheim, welche ihm in entgegenkommendster Weise mit bewährtem 
Rate beistanden. 

Frankfurt a. M., September 1894. 

A. Famicke. 



Vorwort 

zur zweiten Auflage. 



Seit dem ersten Erscheinen dieses Werkes hat der Verfasser so viel- 
seitige Anerkennung und freundliche Aufmunterung gefunden, dass er sich 
gern der Mühe unterzogen hat, auch die vielfachen neuen Erscheinungen im 
Bereiche der chemischen Industrie, soweit möglich, zu studieren und in den 
Rahmen der vorliegenden neuen Auflage einzufügen, welche dadurch eine 
weitere, ansehnliche Bereicherung erfahren hat. Ganz neu sind ferner die 
»Elektrischen Beleuchtungseinrichtungenc und die »Ventilations- 
und Badeeinrichtungen«. 

Der Verfasser hofft, sich auch hiermit wieder aufs neue das ihm bis- 
her zu Teil gewordene Wohlwollen der verehrl, Fachgenossen zu verdienen 
und wird jede fernere sachliche Mittheilung, ebenso wie seither, dankbar 
entgegennehmen. 

Frankfurt a. M., Januar 1898. 



A. Farnicke. 



Inhalts -Verzeichnis. 



AUsremeines. 

Seite 



Das Verdichten u. die Rohrieitangen 1 

Wärmeschutzmittel 5 

Verpacken der Stopfbüchsen etc . 7 
Schmieren von Apparaten und Ma- 
schinen 8 

Hähne . 9 



Ventile 

Schieber 

Kondensationswasser-Ableiter . . 
Kondensationswasser-Abscheider . 
Blektrische Beleuchtungseinricht- 
ungen 



Seite 

13 
23 
24 

30 

32 



I. Abteilung. 
Kraftquellen. 



Dampfkessel u. Dampfkesselfeuer- 
ungen 39 

Wasserreini^ungen 69 

Dampfmaschinen 74 

Gasmaschinen 86 

Petroleummaschinen 87 



Benzinmaschinen 88 

Elektrische Motoren 88 

Hydraulische Motoren 90 

Druckluftmotoren 90 

Druckproben 90 



II. Abteilung. 
Kraftttbertrairniigen. 



Transmissionen 

Elektrische Kraftübertragung 



91 
94 



Hydraulische Kraftübertragung 
Pneumatische Kraftübertragung 



96 
97 



III. Abteilung. 
Transport-Einrlehtungen. 



Eisenbahnen mit und ohne Seilbe- 

trieb, Drahtseilbahnen ... 99 

Hängebahnen 108 

Transportschnecken 104 

Transportbänder 105 

Becherwerke 106 

Schiebebühnen 107 

Aufzüge 108 

Flaschenzüge 109 

Winden 110 

Krahnen 113 

Säuren und laugenbeständige Ma- 
terialien 116 

Injekteure 119 



Elevatoren 121 

Ejektoren 122 

Pulsometer 122 

Aquapnlte 123 

Montejus 128 

Pumpen 125 

Kesselwagen, eiserne Fässer, 

gläserne Ballons und Heber . 136 

Transport von Gasen 139 

Ventilatoren und Exhaustoren . . 141 

Rotations- oder Kapselpumpen 143 

Luftpumpen 144 

Entfernung u. Vernichtung schäd- 
licher Dünste und Gase 148 



lohalts-Verseichnis. 



VII 



IV. Abteilung. 
ZerUelnernnp^MMehlneii. 



Seite 

recher, Sektoratoren ... 162 

^erke 163 

gänge 164 

abeDmühlen.Brechschaecken 166 

^'erk 166 

enmühlen 167 

idermijhlen, Desintegratoren 168 

siormiihle 169 



Seite 

Dismembrator . 161 

Mahlgänge 162 

KugelmiJhlen 163 

Doppelpendelmühle 168 

Propfemtihle 171 

Indigo-Reibmaschine 178 

Farbe-Reibmaschine 173 

Seifen-Mahlmaschine 178 



V. Abteilung. 
Misehmasehlneii. 



Schnecke od. Polterschnecke 176 

maschinen (Diverse) . . . 176 

nmmaschinen 184 

[iliessmaschinen 186 

maschine mit Kühlvorricht- 

lg 187 



Rührgebläse 189 

Mischapparat von Rössler ... 190 
Gloverturm, Kolonnen- oder Platten- 
turm 191 

Mischen von Gasen 191 



ende Oefen 



VI. Abteilung. 
Schmelz-, Aufltfs- und Anslausre -Torrlehtimgeii« 

Autoklaven ....*.... 201 
Abdampf- und Kalcinierofen . . 202 



lerungen 193 

Schmelzofen 196 



196 i Auflös- und Auslaugevorrichtungen 204 



VII. Abteilung. 
Konzentratlons -Yorrichtangen. 



drwerke 207 

mpfen mittelstdirektem Feuer 208 

o'sche Pfanne 209 

-ender Bindampfapparat . . 210 

rapfapparat von Prof. Hempel 212 
-, Sand-, Oel-, Wasser- und 

Qftbäder 214 

mpfen durch Dampf . . . 216 



Vakunmapparate 216 

Rotierende Heizschlange . . . . 217 

Eindampfgefösse mit Luftmantel . 218 
Eindampfen mittelst überhitztem 

Dampf und Heisswasser . . 219 

Verdampfapparate 222 

Kondensation 228 

Kühlanlagen 233 



VIII. Abteilung. 

Yorrlehtangen zum mecbanisehen Trennen, einaehliesslieh des 
Extraktions- und Fraktionsverfahrens. 



und Siebmaschinen . . . 237 

rsiebe 240 

kelsiebe 241 

atoren 241 

m 242 

fugen 248 

pressen 256 

len 264 

und Schwemmfilter . . . 266 

lung durch Krystallisation . 267 



Trennung durch Extraktion . . 269 
Trennung durch Sablimation . . 274 
Trennung durch Destillation . . 274 
Trennung durch Absetzen oder Ab- 
kühlung 282 

Kälteerzeugung 282 

Trennung von Flüssigkeiten und 

Gasen 284 

Trennung von Gasen von einander 286 



arren 289 

lenkammern 290 

:enkanal 296 



IX. Abteilung. § 

Trockenanlagen. 

Schachttrockenofen 301 

Trockentrommel 301 

Vakuum-Trockenapparat .... 90^ 



VIII 



Inhalts-Verzeichnis. 



X. Abteilung. 

Apparate zur Bestlmmiiiiir <les Oewiehtes, der Temperatur, des Dmekes 

und des Zaires. 

Seite 



Wagen 311 

Arlometer 314 

Thermometer and Pyrometer . . 314 

Manometer 322 

Zugmesser 324 



Seite 

Dasymeter mit Zugmesser . . . 326 

Gaswage 327 

Oekonometer 320 

Hydrometer 330 



1 



XI. Abteilung. 
Ventilations- and Badeeinrlehtaniren. 



Veotilationsanlagen 332 

Allgemeine Raumventilation . . 333 
Entnebelungs- oder Entdunsttings- 

anlagen 334 

Besondere Ventilation 335 

Sangluft-Filter 335 

Nass-Filter 335 



Trocken-Filter 

Staubkammer 

Spiralausscheider . . . . 

Cyclone 

Kühlanlagen 

Badeanstalten 

Wasser-Erwärmungsapparat . 



337 
339 
339 
340 
341 
342 
343 



XII. Abteilung. 
Gesetzliehe Yerordnangen. 



Gesetz, betr. den Betrieb der Dampf- 

* kessel, vom 3. Mai 1872 . . 350 
Bekanntmachung, betr. allgemeine 

Solizeiliche Bestimmungen 
ber die Anlegflng von Dampf- 
kesseln vom 5. Aug. 1890 . . 350 

Bestimmungen über die Genehmig- 
ung, Prüfung und Revision der 
Dampfkessel 355 

Anweisung betr. die Genehmigung 
und Untersuchung der Dampf- 
kessel 357 

Gebührenordnung für Dampfkessel- 

untersachungen 371 

Unfallverhütungsvorschriften der 
Berufsgenossenschaft der che- 
mischen Industrie .... 373 

Besondere Unfallverhütungsvor - 

Schriften für Seifenfabriken . 376 

Besondere Unfallverhütungsvor - 
Schriften der Berufsgenossen- 
schaft der chemischen Indus- 
trie für Sprengstofffabriken . 377 
I. Pulver- (öchwzarpulver-) 

Fabriken 377 

n. Nitroglyzerinsprengstoff- 
Fabriken 882 

Besondere Unfallverhütungsvor- 
Schriften für das Auspacken 
von Gay-Lussac-Türmen . . 387 

Besondere Unfallverhütungsvor - 
Schriften für Betriebe zur Her- 
stellung V. Feuerwerkskörpem 388 



Besondere Unfallverhütungsvor- 
schriften der Berufsgenossen- 
schaft der chemischen Industrie 

a) für Lack- und Firnissfab- 
riken 

b) für Düngerfabriken (ein- 
schliesslich Thomasschlak- 
kenmühlen) mit Ausschluss 
der Knochenverarbeitun^ . 

c) für Düngerfabriken (ein- 
schliesslich Abdeckereien) 
mit Knochen Verarbeitung . 

Besondere Unfallverhütungsvor - 
Schriften der Berufsgenossen- 
schaft der chemischen Indus- 
trie für den Betrieb von Dampf- 
fässern und sonstigen Appa- 
raten und Gefässen unter 

Vorschriften über die Einrichtung 
und den Betrieb der Anlagen 
in denen die Herstellung von 
Alkali • Chromaten oder die 
Chromat- Regeneration statt- 
findet 

Grundsätze und Anleitung, betr. die 
Untersuchungen an Dampf- 
kesseln zur Ermittelung ihrer 
Leistungen 

Sachregister - . . 



393 
393 



39S 



40O 



'4 



mu 



407 



410^ 
420 



Allgemeines. 



Um dem Betriebschemiker, namentlich in solchen Fabriken, in welchen 
ihm ein Ingenieur nicht zur Seite steht und ihm deshalb auch die Instand- 
haltung des maschinellen Teiles seines Betriebes obliegt, Gelegenheit zu geben, 
sich mehr oder weniger von dem Werkmeister oder Schlosser unabhängig zu 
machen, sollen vorerst alle diejenigen mechanischen Handhabungen und 
Hilfsmittel besprochen werden, die tagtäglich vorkommen und die bei 
falscher Anwendung unter Umstanden recht unangenehme Betriebsstörungen 
zur Folge haben können. 



Dos V«rdlohten und dis Bohrl«ituDgen, Zu diesen mechanischen 
Handhabungen gehört in erster Linie das Ver- und Abdichten von Rohr- 
leitungen und Gefässöffnungen. Da nun fast alle Materialien verschiedene 
Eigenschaften haben, so lassen sich allgemeine und immer zutreffende Regeln 
für das Verdichten nicht aufstellen, nur im grossen ganzen kann man Angaben 
machen, wie man mit Vorteil diese oder jene von den vielen Dichlungs- 
materiahen, auf die es ja hier nur ankommt, verwenden könnte. 

Bei dem Verdichten von Rohrleitungen richtet sich das anzuwendende 
Dichtungsmaterial nach dem Zwecke, welchem jene dienen sollen, d. h. ob 
Dampf, Luft, Wasser etc. in den Röhren fortbewegt werden. 

Für das Verdichten der aus Flanschen röhren, gleichviel aus welchem 
Metall, bestehenden Dampfleitungen haben sich die längst bekannten 
Gummiverpackungen mit Lein- 
wand- oder Metalldrahteinlagen am 
besten bewahrt; ferner sind noch ausser 
zusamm enge löteten Kupferringen von 
nebenstehenden Querschnitten {Fig. i) viel- 
fach sogenannte Korapound-Dichtungsrnige 
aus Asbest und Gummi empfohlen und 
angewendet worden. Die Meinungen darüber 
sind sehr verschieden und liegt ein defi- 
nitives Urteil noch nicht vor, da einige 
Konsumenten gute und andere schlechte 

Erfahrungen damit gemacht haben, doch scheinen erstere zu überwiegen. 
Namentlich verlangen die Kupferringe eine gut abgedrehte D ich tungs flache, 
und solche Röhren, welche schon längere Zeit im Betriebe waren und an 
den Dichtungsfiachen durch frühere Undichtigkeiten etwas korrodiert sind, 
werden schwerlich damit abzudichten sein, weil das Kupfer die lädierten 
Stellen, auch beim kraftigsten Anziehen der Schrauben, nicht ausfüllen kann. 




2 Allgemeines. 

Hierin liegt ja gerade die abdichtende Eigenschaft des Gummi, dass 
derselbe die Unebenheiten in den Dichtungsflächen, infolge des durch die 
Schrauben ausgeübten Druckes ausfüllt, und durch die Einlage, gleichviel 
ob aus Leinwand oder Metall, den Dampf verhindert, trotz seines hohen 
Druckes, den Zusammenhang der Gummimasse aufzuheben. 

Vor allen Dingen ist darauf zu achten, dass bei Dampfleitungen, 
nachdem einige Zeit Dampf durchströmte, alle Dichtungen nachgezogen 
werden und zwar so, dass nicht etwa erst eine Schraube ganz fest ange- 
zogen wird und dann die zweite, dritte etc. Schraube, sondern das Anziehen 
muss gleichmässig geschehen, da sonst, abgesehen von der verschiedenen 
Beanspruchung der Schrauben, das Zusammenpressen der dichtenden Zwischen- 
lage nicht gleichmässig erfolgt, weil dieselbe zuerst zu viel und dann zu wenig 
gepresst wird. Hierdurch wird die Dichtung an der Stelle, welche der zuerst 
fest angezogenen Schraube gegenüber liegt, die Unebenheiten in der Dichtungs- 
fläche nicht ausfüllen und den Dampf leicht durchtreten lassen. Das gleich- 
mftsBige Anziehen ^der Befestigungsschrauben Ist aber nicht nur bei 
Dampfleitungen, sondern bei allen Bohrleitungen und da, wo überhaupt 
Flächen abgedichtet und verbunden werden, unbedingt erforderlich, 
und sind durch Nichtbeachtung dieser einfachen Vorschrift schon viele Be- 
triebsstörungen und auch Unfälle vorgekommen. 

Kleinere Dampfleitungen, etwa bis zu 50 mm Durchmesser, stellt man 
mit Vorteil aussog. Gasröhren her und kann hierbei entweder Fla n sehe n- 
oder Muffen Verbindungen anwenden. Im ersten Falle gilt bezüglich der 
Dichtungen das vorstehend Gesagte, im zweiten Falle legt man in das 
Gasgewinde einige mit Mennigkitt getränkte Hanffäden oder einige Asbestfäden 
und schraubt die Muffe, soweit es das in der Regel schwachkonische Ge- 
winde erlaubt, darüber. Ist die Leitung hohem Druck ausgesetzt, so kann 
man die Muffen, nachdem sie festgeschraubt sind, noch verstemmen. 

Bei der Wahl, ob Flanschen- oder Muffen-Verbindung, ist zu erwägen, 
dass sich erstere viel leichter demontieren lassen, was infolge von Apparaten- 
und Systemwechsel in chemischen Fabriken sehr häufig vorkommt und wohl 
zu beachten ist; ferner lassen sich nachträglich noch sehr bequem Abzweig- 
ungen jeder Art anbringen, ohne mehr wie gerade das eine Rohr abzuschrauben. 
Diese Annehmlichkeiten bieten die Muffenverbindungen nicht, dagegen sind 
sie aber wesentlich billiger und sollte man sie aus diesem Grunde überall 
da, wo Leitungen voraussichtlich lange und unverändert liegen bleiben, ohne 
Ausnahme anwenden, und noch um so mehr, als sie wenig Montage- und 
Unterhaltungskosten beanspruchen. 

Gusseiserne Muffenröhren sind nie zu Dampfleitungen verwendbar, 
weil der abdichtende Bleiring sehr bald zerstört werden würde. 

Um vorkommenden Falles schnell eine Dampfleitung zu legen, benutzt 
man auch Bleiröhren, aber nicht gern über 25 mm Durchmesser und nur 
für geringen Druck, etwa bis zu drei Atmosphären. Hierbei lötet man grosse 
Längen an einander und bringt nur vereinzelt und ausserdem noch da, wo 
es die Situation verlangt, die gewöhnlichen Flanschen Verbindungen an. 

Kupferröhren behandelt man genau wie Gasröhren, nur verbietet 
meistens ihr hoher Preis die Anwendung für längere Leitungen; für kurze 
Strecken mit vielen Krümmungen, namentlich als Veibindungsröhren von 
der Hauptleitung nach einer Verbrauchsstelle sind sie jedoch sehr em- 
pfehlenswert. 



Verdicht«a and RohrldlnDgen. j 

Noch zu erwähnen sei, dass man Dampfleitungen entweder oberirdisch 
führt oder in gedeckte Kanäle legt, aber immer die leichte Zugänglichkeit 
zu den Verbindungsstellen, gleichviel ob Flanschen- oder Muffen röhren 
(letztere natürlich nur bei sog, Gasröhren), im Auge behält. 

Ist die Leitung lang, so muss man in bestimmten Abstanden — je nach 
der Wärme des Dampfes alle 50 bis 100 m — kupferne Kompensations- 
röhren in dieselbe einschalten, um dadurch die, durch die Wärme des 
Dampfes eintretende Längsausdehnung aufzuheben, da sonst, bei festgelegter 
Leitung, ein Bruch derselben entstehen würde. 

Von den in der Praxis eingeführten Konstruktionen kommen die in 
untenstehender Fig. 2 am häufigsten vor. 




Fij, 2. Fig. 3. 

Diese Ausfilhrung hat vor der in Fig, 3 den grossen Vorteil, dass 
sie sowohl die Ausdehnung der Leitung aufnimmt, sobald diese in der ge- 
zeichneten Stellung bei 6 fest und von ihrem Anfang bis zu a lose gelagert 
ist, als auch gleichzeitig eine bequeme und richtige, weil am tiefsten Punkte 
stattfindende, Abführung des Kondensationswassets ermöglicht. 

Die zweite Konstruktion (Fig. 3) ISsst letzteres nur teilweise zu und 
versagt dann vollständig, sobald die Leitung ein wenig schief liegt, weil dadurch 
die Reibung in den Stopfbüchsen so gross wird, dass ein selbstthatiges Aus- 
dehnen und Zusammenziehen nicht mehr stattfinden kann. 

Für Pressluftleitungen wendet man sowohl Flanschen- als auch 
Muffenröhren an, und zwar letztere aus Gusseisen überall da, wo dieselben 
in die Erde zu liegen kommen und hat man ausser der, von dem „Deutschen 
Verein von Gas- und Wasserfachmännern" angegebenen, umstehend skizzierten 
Konstruktion (Fig. 4) noch verschiedene Ausführungen in der Praxis ein- 
geführt. 

Bei der Druckluftanlage in Offenbach a. M., welche mit acht Atmo- 
sphären im Maximum arbeitet, hat man eine Muffenverbindung in die Erde 
veriegt, welche in umstehender Fig. 5 dargestellt ist und sich sehr gut 
bewahrt hat. 

Wahrend bei der zuerst angegebenen Konstruktion die Dichtung der 
einzelnen Röhren durch Einstemmen eines Zopfes aus geteertem Strick, 
Darübergiessen von flüssigem Blei und späterem Feststemmen des letzteren 
hergestellt wird, geschieht hierbei das Abdichten durch zwei Gummiringe, 
welche lose über je ein Ende der ganz glatten Rt ihren geschoben und 
durch zwei ebenfalls lose, mit vier Schrauben versehene Scheiben, gegen 
eben zwischengelegten Eisenring geprcsst werden. Der King sitzt mit seiner 
Mitte über den zu verbindenden Röhren, welche jedoch nicht dicht zusammen- 
stossen, sondern für die Längsausdehnung genügenden Spielraum besitzen. 



A Allgeioeines. 

Mit Hilfe dieser Muffenverbindung ist das Montieren der Leitung sehr 
einfach, ebenso leicht ist ein Auswechseln von schadhaften Röhren und ein 
Einbau von Abzweigungen. 






Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. 

Ausser dieser Ausführung hat man den Druckluftröhren in Offenbach 
a. M. noch die in Fig. 6 dargestellte Form gegeben, bei welcher, ähnlich 
wie bei den normalen Muffenröhren, das eine Ende des Rohres gerade und 
das andere Ende muffenartig gebildet ist. 

Der Gummiring, welcher auch rechteckigen Querschnitt besitzen kann, 
wird von dem losen Ring mittelst mehrerer Schrauben festgepresst. 

Da, wo bei Pressluftleitungen Flanschenverbindungen angewendet werden, 
sind nur Gummidichtungen ohne Einlage oder Asbestdichtungen zu verwenden, 
auch haben sich die in Firnis getränkten billigen Papierdichtungen ganz 
gut bewährt. 

Leitungen für e v a k u i e r t e L uf t sollte man ausschliesslich mit Flanschen- 
verbindungen anordnen, und auf das Legen derselben die grösste Sorgfalt 
verwenden, da die geringste Undichtigkeit das Vakuum nicht unwesentlich 
beeinflusst und eine vorhandene Undichtigkeit in der Leitung ausserordentlich 
schwer zu finden ist. Bei Dampfleitungen erkennt man jede Undichtigkeit 
am ausströmenden Dampf, bei Pressluftleitungen entweder durch das Gehör 
oder durch die Blasenbildung einer, mit einem Pinsel an den Verbindungs- 
stellen aufgetragenen Seifenlösung; bei Leitungen für verdünnte Luft aber 
muss man, wenn alle Anzeichen auf eine Undichtigkeit schliessen lassen, 
Verbindung für Verbindung losnehmen und frisch verdichten. 

Eine sichere, allerdings kostspielige Leitung für verdünnte Luft erhält 
man dadurch, dass man die geraden Strecken aus sog. Gasrohr mit aufge- 
schraubten, gestemmten und hart gelöteten Muffen versieht und die Krümm- 
ungen durch Normalkrümmer mit Flanschen herstellt. Als Dichtungsmaterialien 
dienen dieselben Materialien wie bei den Pressluftleitungen. 

Bei den Wasserleitungen muss man für die Wahl der zu ver- 
wendenden Dichtungsmaterialien Druck-, Saug-, Warm- und Kaltwasser- 
Leitungen unterscheiden. 

Druckleitungen für warmes oder kaltes Wasser sollten immer 
nur aus Flanschenröhren oder in kleinen Dimensionen bis etwa zu 50 mm 
Durchmesser aus Gasröhren mit Flanschen oder Muffen hergestellt werden, 
da man bei Anwendung von gusseisernen Muffen röhren und höherem Druck 
Gefahr laufen kann, die eingestemmten Bleiringe herauszudrücken. 



Verdichten und Rohrleitungen. ^ 

Ein gleiches in Bezug auf die MufFenröhren gilt bei den Saugleitungen 
fQr warmes Wasser, da man hier befürchten muss, dass sich der eingestemmte 
Bleiring mit der Zeit durch die umgebende Wärme an den Wandungen der 
Muffe lockert und Luft eintreten lässt, welche das Saugen der Pumpe nicht 
nur erschwert, sondern unter Umständen ganz unmöglich machen kann. 

Bei Saugleitungen für kaltes Wasser wendet man wohl ausschliess- 
lich die Muffenröhren an und um so mehr, als wohl der grösste Teil 
dieser Leitungen unter der Erde liegt. Als Dichtungsmaterial bei Flanschen- 
röhren far Wasserleitungen wendet man meistens Gummi ohne Einlage oder 
Asbest an. 

Leitungen für Säuren und Laugen werden ausschliesslich aus 
Flanschenröhren hergestellt, nur bei Anwendung von Bleiröhren, z. B. bei 
dünner (50 — 60® B.) Schwefelsäure, lötet man, wie auch schon vorher bei 
den Dampfleitungen gesagt, grosse Längen zusammen und legt nur da, wo 
unbedingt erforderlich, Flanschen Verbindungen ein; zum Abdichten hat sich 
der Asbest durchgehends bewährt. 

Für das Verdichten von Destillations-, Rektifikations-, Ex- 
traktions- etc. Apparaten sind ebenfalls keine bestimmten Regeln an- 
zugeben, da die Eigenschaften des dabei zu verarbeitenden Stoffes immer 
nur bestimmte Dichtungen mit gutem Erfolg anzuwenden gestatten. Ausser 
Gummi mit und ohne Leinwand- oder M eta 11 ein lagen, Asbest- 
platten oder Schnüren finden Dichtungen aus Blei platten, aus Draht- 
gewebe mit Mennig- oder Schwarz kitt, aus Bleir öh ren mit Woll- 
einlage, aus feinem geschlämmten angefeuchteten Thon u. s.w. grosse 
Verwendung in der chemischen Industrie. 

Ein gleiches trifft vollständig zu beim Abdichten von Mannlöchern 
und Gefässdeckeln der diversen Apparate, wo ebenfalls, je nach dem 
darin zu behandelnden Körper, entsprechendes Dichtungsmaterial anzuwenden 
und auch ganz besonders auf die eingangs erwähnte Hauptregel, nämlich 
ein regelmftssiges Ansiehen der BefestigungsBohrauben, zu aohten ist. 
Wird hierbei einseitig angezogen, so kann der auf dem Deckel lastende 
Druck die schon bis nahezu an die Elastizitätsgrenze beanspruchte Schraube 
vollständig zum Bruch bringen und, wenn im günstigsten Falle die anderen 
Schrauben den Druck dann noch aushalten und ein Abfliegen des Deckels 
verhindern, so kommt man mit einer Undichtigkeit und event. Betriebsein- 
stellung davon, im ungünstigsten Falle aber, wo die anderen Schrauben den 
Druck nicht mehr aushalten können, fliegt der Deckel in die Luft. 



Das Umhüllen oder Bekleiden von Röhren etc. Um bei Dampf- 
lei t u n g e n, ganz gleichgiltig, ob dieselben in einem gedeckten Räume oder 
im Freien liegen, das durch die Abkühlung des Dampfes an den verhältnis- 
mässig kalten Rohrwänden entstehende Kondensationswasser auf ein sehr ge- 
ringes Quantum herabzumindern, versieht man die Oberfläche dieser Leitungen 
mit einem Wärmeschutzmittel. Der Herstellung dieser Wärmeschutz- 
mittel hat sich nun die Industrie ganz energisch bemächtigt und so sind 
eine stattliche Reihe von Fabriken entstanden, welche jede ihr besonderes 
Präparat herstellt. 

Um über diese, für die Praxis so wichtige Frage Klarheit zu erlangen, 
sind schon von den berufensten Personen die ausführlichsten Versuche ange- 
stellt und die interessantesten Vorträge gehalten worden, aber alle haben noch 
nicht zu abschliessenden Resultaten geführt. 



6 Allgemeines. 

Damit aber die Objektivität dieses Buches gewahrt bleibt, sollen nur, 
ohne auf die Vor- und Nachteile der einzelnen der vielen Fabrikate einzu- 
gehen, die Wärmeschutzmittel ganz allgemein behandelt werden, um zu ersehen, 
unter welchen Verhältnissen sie mit Vorteil angewendet werden können oder 
nicht. Das Nachstehende ist einer, in der ,, Zeitschrift des Vereines Deutscher 
Ingenieure", Jahrgang 1887, enthaltenen Abhandlung entnommen, deren Ver- 
fasser der Zivil- Ingenieur H. Bei Im er, Stuttgart, sich seit langen Jahren 
speciell mit diesem Gegenstand beschäftigt hat. 

„Die Haltbarkeit der Wärmeschutzmassen steht bis zu einem gewissen 
Grade im umgekehrten Verhältnisse zu ihrer Schutzfähigkeit. Es ist bekannt, 
dass die schlechtesten Wärmeleiter, soweit sie hier in Betracht kommen 
können, im allgemeinen die tierischen Faserstoffe sind: Federn, Seide, 
Haare, fettfreie Wolle. Nach diesen kommen die pflanzlichen Faser- 
stoffe: Baumwolle, Stroh, Cellulose, Torf, Kork und die künstlichen Fabrikate 
aus Kork. In dritter Reihe stehen die pulver förmigen Stoffe pflanz- 
lichen und mineralischen Ursprunges: Holzasche, Kieseiguhr, Sägemehl, 
Kokespulver, Schlackenwolle. Endlich kommen die plastischen als Kompo- 
sitionen aus den vorstehend erwähnten mit tierischen oder pflanzlichen 
und selbst erdigen Bindemitteln, sowie diese letzteren: Lehm, Kalk, Gips, 
allein oder mit wenig Haaren vermengt. 

Die zerstörenden Einflüsse, welchen diese Wärnieschutzmittel unter- 
worfen sind, können verschiedener Art sein : 

A. I. Durch zu hohe Temperatur leiden bis zu einem gewissen 
Grade die tierischen Faserstoffe, indem sie ihr Verbindungswasser verlieren 
und sich bräunen, versengen. Diese Veränderung dringt jedoch erfahrungs- 
mässig bei den angewendeten höchsten Temperaturen und bei massiger 
Dicke der wirksamsten Umhüllungen nur bis zu einer unschädlichen Tiefe 
in die Umhüllung, von wo ab die Temperatur unter der kritischen von etwa 
100® C. bleibt. Die versengte Zone verliert aber nichts an ihrer Isolier- 
fähigkeit und schützt dadurch die äussere Schicht gegen Zerstörung, so dass 
das ganze Material in der Hauptsache unversehrt bleibt und die versengte 
Schicht an ihrem Platze erhält. 

2. Am wenigsten oder gar keinen Einfluss hat selbst die höchste vor- 
kommende Temperatur auf die erdigen plastischen Massen. 

3. Der zerstörende Einfluss hoher Temperaturen ist am wirksamsten, 
zuweilen sogar bedenklich, auf die Pflanzenstoffe, da diese mit Flamme ver- 
brennen können. 

B. I . Der chemisohen EinwirkuDg widerstehen die tierischen Faser- 
stoffe : Seide, Haare, Wolle in unabsehbarer Zeit vollständig. 

2. Erdige plastische Massen, wenn ohne pflanzliche Beimischungen, 
erleiden keine Veränderung; Hochofenschlacke verwittert fast immer. 

3. Am meisten leiden die plastischen Massen aus Pflanzenstoffen mit 
tierischem oder pflanzlichem Leim und die hieraus hergestellten Form- 
stücke. 

C. I . Unter rein meohanischeii Einflüsseii leiden, so lange es nicht 
gewaltsame äussere Einwirkungen sind, die jedes Material zerstören, tierische 
Fasers toflfe gar nicht, 

2. plastische mineralische Massen am meisten und 

3. plastisch gemachte Pflanzenkörper und die daraus hergestellten 
Formstücke nicht viel weniger. 



Wärmeschatzmittel. n 

Somit wirken auf die unter A, B und C ad 3 angeführten Stoffe die 
thermischen, chemischen und mechanischen Einflüsse gleichzeitig zerstörend. 

Die ad 2 bezeichneten unterliegen wesentlich nur den rein mechanischen 
und die ad i aufgeführten nur den thermischen Einflüssen. 

Die mechanische Einwirkung auf die wenig elastischen, plastischen Massen 
ist allgemein bekannt und sollten diese, namentlich aber die erdigen, da ihr 
Isolierwert ein verhältnismässig sehr geringer ist, als unzweckmässig nicht 
mehr zur Verwendung kommen." 

Bei der Auswahl eines dieser Wärmeschutzmittel ist noch der Preis, 
die leichte und schnelle Anbringungsweise und die Wiederverwend- 
barkeit derselben zu berücksichtigen. Namentlich der letzte Punkt ist in 
der chemischen Industrie insofern von Wichtigkeit, als es sehr häufig vorkommt, 
dass mit solcher Masse umhüllte Rohrleitungen und Apparate ihren Platz 
und auch ihren Zweck ändern und es dann nicht zu unterschätzen ist, wenn 
das hierdurch frei gewordene Material anderwärts wieder Ven\'endung finden 
kann. Am meisten haben sich wohl die Fabrikate von E. und C. Pasquay, 
Wasselnheim (Seidenabfall), Grünzweig & Hartmann, Ludwigshafen (Kork) 
und Berkefeld, Celle (Kieseiguhrkomposition) eingeführt. 

Luftleitungen, namentlich solche, welche in nassen Luftpumpen 
erzeugte Pressluft fortleiten, müssen im Winter gut vor Frost geschützt werden 
und hilft man sich hierbei am besten dadurch, dass man Bleiröhren von 
etwa 10 mm Durchmesser um die Röhren wickelt und so viel Dampf durch 
dieselben streichen lässt, dass am Ende dieser Heizleitung noch warmes 
Kondensationswasser abfliesst. 

Auch bei Rohrleitungen für solche Körper, welche leicht ein- 
frieren, z. B. Benzol, hilft man sich in derselben Weise, oder man legt 
neben die zu schützende Leitung eine Dampfleitung und umwickelt beide 
gemeinschaftlich mit Filz, welchen man seinerseits durch eine Blech- oder 
Leinenumhüllung, die später angestrichen wird, vor dem Einfluss der 
Witterung schützt. 

Auch solche Apparate, in welchen eine gewisse Temperatur erhalten 
werden muss, umwickelt man mit einer dünnen Bleirohrleitung, durch welche 
man dann so viel Dampf strömen lässt als nötig ist, um die dem Apparat 
durch Ausstrahlung verloren gegangene Wärme zu ersetzen. 

Dies wäre wohl das Wichtigste, was man über Rohrleitungen im all- 
gemeinen und soweit es der Rahmen dieses Buches erlaubt, sagen könnte. 



Das Verpacken, Sohmieren. Fernere mechanische Handhabungen, 
die täglich vorkommen, sind das Verpacken der Stopfbüchsen und das 
Schmieren der Maschinen und Apparate. 

Was das Verpacken der Stopfbüchsen anbetrifft, so lassen sich auch 
hier keine allgemeinen Vorschriften über das Packmaierial angeben, da das 
Verhallen desselben den abzuschliessenden Körpern gegenüber, je nach deren 
Eigenschaften, ein ganz verschiedenes ist. 

Bei Wasser und Wasserdampf ist immer noch der schon von 
unseren Vorfahren benutzte, mit heissem Talg getränkte Hanfzopf in An- 
wendung; seine geringe Dauer hat aber zur Erfindung von anderen Dichtungs- 
materialien gedrängt. Man verpackt mit quadratisch oder rund geflochtenen 
Asbest oder mit getalgten Baumwollschläuchen, die mit Talkumpulver 
(s. Fig; 7) oder einem Gummikern ausgefüllt sind. Letztere Packung, die 



r 



8 Aügcmtin«. 

Sfigenannte Tuckschnur ist von verhältnisralissig langer Dauer, hal aber 
den Nachteil, dass beim Anlassen der Maschine so lange Dampf entweicht, 
bis der Gummikem warm geworden ist und sich ausdehnt. 

Bei grösseren Dampfmaschinen sind jetzt vielfach die meist aus Hart- 
blei hergestellten Metall -Packungen im Gebrauch. Dieselben bestehen (s. Fig. 8) 
aus einer Anzahl radial geteilter, konisch in einander gelegter Ringe, bei 
denen der untere Ring an der unteren Fläche im Stopfbüchsen-Gehäuse 
meist ebenfalls eine konische Auflage hat. Der obere Ring ist gerade, die 
Bohrung dieser Ringe passt genau zur Stange und der Durchmesser derselben 
ist dem liohlen Raum der Stopfbüchsen kämm er angepasst. Zwischen Stopf- 
büchse und Packung kommt dann entweder ein Tuck- oder Talkum schnurring. 
Durch massiges Anziehen der Stopfbüchse schieben sich die einzelnen geteilten 
Ringe durch die konische Form so in einander, dass sie fest an der Statige 
anliegen, und da die Stösse bei den Ringlagen versetzt sind, ergeben sie 
eine sehr gute Abdichtung, 





F.g 7 



f<e S 



Bei Stopfbuchsen nelche S luren und Laugen abschlieasen sollen, 
verpackt man m den meisten Fallen mit aus. Asbest hei^estellten Zöpfen, 
da die anderen Mrten^hen durchweg schnell angegnffen werden 

Gende wie bei den Rohr\ ertm düngen ist auch bei den Stopfbüchsen 
auf ein gleiohrnftsBigeB Anziebeo der SetiTBuben zu aohtan, da im anderen 
Falle die Achsen der SIl pf budist und der WlWl nuht mehr pirallel liegen, 
sondern sich sthneiden 

Hierdurch entsteht einerseits ein schiefer Druck der Stopfbuchse, also 
auch der Verpackung auf die Welle und ein schneller Verschleiss derselben; 
andererseits bilden sich zwischen Welle und Verpackung Zwischenräume, 
welche genügen, um das abzudichtende Material an der Stopfbüchse durch- 
strömen zu lassen. 

Aber nicht nur gleichmassig, sondern auch nicht zu fest sollen 
die Stopfbüchsen angezogen werden, da man sonst das Packungsmaterial 
so fest gegen die sich bewegende Welle presst, dass dieselbe gebremst wird 
und unter Umstanden stehen bleiben kann; wenn dies nun auch gerade der 




Verpacken und Sclimicren. 



11 ist, so liegt doch immerhin in dem zu festen Anziehen der 
Stopfbüchsen ein Mehr\'erbrauch an Kraft und Material ohne jeden Nutzen, 

Ueber das Schmieren von Apparat en und Maschinen lÄsst sich 
nur sagen, dass man, wo irgend möglich, eine automatische Schmierung 
anwenden soll, und wo es geht, eine Zentralsch mierung anordnet, d. h., 
dass man möglichst viel Schmiervorriclilungen von einer Stelle aus bedient. 
Das konsistente Fett, weiches ziemlich viel gebraucht wird, hat das 
Schmieren sehr erleichtert, da man dasselbe von jeder beliebigen Stelle aus, 
mittelst dünner Gasrohren und besonders dazu konstruierter Schmierbüchsen, 
nach den unzugänglichsten Schmierstellen, welche aber ebenso wie die Leitung 
frostfrei liegen müssen, pressen kann. Wo dies aber nicht angängig ist, also 
z. B. bei allen Kurbehi, Exccnterr etc., tr;ige man dafür Sorge, dass das 
Schmieren durch den Arbeiter nie während dea Ganges der betrelTenden 
Maschine geschieht, da UnPjlle nicht ausgeschlossen sind und der hierdurch 
entstehende Schaden von der betreffenden Berufsgenossenschaft nicht aner- 
kannt *ird. 

Zu den mechanischen Hilfsmitteln, welche dem Belriebschemiker 
auch wohl bekannt sein müssen, gehören vor allen Dingen die Hahne, 
Ventile, Schieber imd die Kondensationswasscrableiter. 



Ueberall da, wo man ei' 
Bnd zu schliessen wünscht, ist die E 
oder Schiebers erforderlich. 

Bei den Hahnen unterscheidet 
die gewöhnlichen Kükenhahne, Si 
imd die selbstdiclitenden Hahne. 



: Rohrleitung beliebig oft zu offnen 
ischaltung eines Hahnes, Vcntiles 



an in Bezug auf die Konstruktio: 
pfbüchshahne, Kappenhahn 






Die Kükenhähnc (s. Fig. q) werden nur da angewendet, wo es 
weniger auf besonders gute Ausführung ankommt und wo der billige Preis 
derselben massgebend ist. Sie haben zwei Stellen, an denen sie undicht 
werden k^mnen, nSmlich ober- und unterhalb des Kükens, während dies bei 
den anderen drei Konstruktionen nur oberhalb desselben der Fall ist, da 
das Küken bei diesen nur nach einer Seite durchgeht. 

Aus diesem Grunde werden diese Konstruktionen bei besseren Aus- 
tGhmngen und namentlich bei höherem Druck mehr verwendet als die 
KükenhShnc. 

Sind die Küken festgebrannt oder zu fest angezt^en gewesen, so 
lockert man bei den Kükenbähnen die Mutter des Küken.« um '/i ^'^ 
I Gang und schlagt von unten leicht und vorsichtig dajjegen, bei dem 



) u. II) lockert man die Stopf* 
Küken vermittelst der unten 



Allgtme, 



Stopfbüclis- und Kappenhahn (s. Fig. 
büchse bcKw. die Kappe und schiebt d 
angebrachten Schraube heraus. i 

Um das Festbrennen der Küken zu verhindern, hat man Hähne mit 
Schmier Vorrichtungen konstruiert. Einen derartigen Hahn bringt die 
Firma Hans Reisen in Köln nach untenstehender Fig. 12 in den Handel. 
wobei ausserdem noch die Anordnung getroffen ist, dass niclit wie sonst die 
Packung auf das Hahnküken wirkt, sondern letzteres wird durch eine ge- 
schlossene Mutter nach Bedürfnis angezogen und gehalten. Dadurch, dass 





t'<g. 13- 

die Mutter geschlossen und die Zwischenscheibe auf beiden Seiten auf- 
(jesclililfen wird, ist auch nach unten eine nochmalige Abdichtung erreicht. 
F,s kann demnach die Stopfltüchse fest angezogen werden, olme dass der 
Huhn sich dadurch wesentlich schwerer drehen iHsst; ausserdem hat diese 
Konstruktion noch den Vorteil, dass die Packung nicht durch den in der 
Leitung herrschenden Druck zusammengepresst werden kann. 

Die Maschinen- und Armaturen fabrik vorm. Klein, SchanzHn & 
Hecker in Frankenthal {Pfalz) verhindert das Anbrennen der Küken da- 
durch, dass sie — siehe obenstehende Fig, 13 — in dem Hahnengehäuae 
4 scIiwjilbenscliwanzGimiige Nuten anbringt und diese mit Asbestfasern fest 
uusslumpfl. Stellt man nun den Hahnen aus möglichst süurebestandigein 
MaloriHl {t- H. Mirametall) her, so erhält man ein Abschlussorgan, welchea 
iu der chcinisdien Industrie die weiteste Verwendung verdient. 

Gut haben sich die sogenannten »selbstdichtende 11 Hähnec be« 
wjthrl, vuu d»nen Fig. 14 und 15 zwei verschiedene Konstruktionen zeigen. 

Die ertte .Ausführung hat gegen die zweite den Nachteil, dass das 
lliiKiikilkcn Tiur bei goi'iflneter Stellung durch den Druck des Dampfes 



i 



Hähne. 



oder der Flüssigkeit gegen die Dichtung« flachen des Gehäuses gedrückt 
wird, während dies bei der zweiten immer der Fall ist. 

Ausserdem hat die zweite Konstruktion, wenn die freien Querschnitte 
gross genug sind, noch den Vorteil, dass das Küken wegen seiner gleich- 
massigen Erwännimg immer leicht gehl, da der Dampf oder die Flüssig- 
keit stets das ganze innere Gehäuse umgiebt und innerhalb des Kükens 
sieht. Dadurch, dass das Küken nur eine Öffnung hat, besitzt es eine 
bedeutend grössere Dichtungsflache als alie anderen Konstruktionen. 

Einen Nachteil besitzt diese Hahnen kons truklion insofern, als durch die 
Anordnung des Kükens die Richtung des durch die Leitung strömenden 
Dampfes geändert uird. 





Wird ferner der Halm in der gezeichneten Stellung in eint- horizontale 
Rohrleitung eingebaut, so wird sich im geschlossenen Zustande, namentlich 
bei feuchtem Dampf, unterhalb des Kükens ein Wassersack bilden, dieses 
Wasser wird dann beim Oeffnen des Hahnen von dem nachdrückenden 
Dampfe so kräftig gegen das Hahnengehäuse geschleudert, dass ein Zer- 
springen desselben leicht eintreten kann. Aus diesem Grunde müssen die 
nach dieser Konstruktion ausgeführten Hahne immer so in die betreffende 
Leitung eingebaut, oder an einen beliebigen Apparat geschraubt werden, dass 
sich niemals ein Wassersack bilden kann. 

Bei sehr billigen und unter geringem Druck stehenden Leitungen be- 
nutzt man auch die sogenannten Gasbähne, deren mit zwei Muffen ver- 
tehenes Gehäuse aus Seh mied ec 
gepresst ist und eine 
Küken besitzt. 

Zur Verbindung der Hahne 
mit den Rohrleitungen versieht man 
dieselben mit Flanschen, oder mit 
HüfTen fßr Gewinde, oder mit 
Zapfen zum Einigten, oder einer- 
Kils mit Flanschen und andererseits 
mit Muffen, oder einerseits mit 
Flanschen oder Muffen und anderer- 
leiis mit Auslauf- oder Schlauch- 
veischraubungen etc. etc., so dass man für alle inöglic 
die entsprechend passenden Hähne sofort erhalten kan 




r 



12 Allgemein«, 

Alle oben skizzierten Hahne sperren nur ein Rohr ab welches gerad- 
linig weiter lauft, es kommen aber Fäüe vor wo an der Stelle an welcher 
die Rohrleitung einen Winkel bildet, ein Hahn angebracht uerden muss. In 
solchen Fallen wendet man Winkelhähne (s vorstehende Fig i6) an 
wodurch gleichzeitig das sonst noch nötige Bcgenstück gespart wird. 

Um eine Leitung mit zwei zu ihr senkrechten Leitungen mittelst eines 
Hahnens in und ausser Verbindung zu setzen benutzt man die D r e i w 
bahne, welche so eingerichtet sind, dass man entweder die linke oder die 
rechte der horizontalen Leitungen mit der \ertikalen verbinden kann und ist 
im ersteren Falle die rechte, im zweiten die linke Leitung abgeschlossen. 
s. Fig. 17, uder man bohrt den Hahnenkuken wie in Fig 18 und man 
kann dann ausser der oben beschriebenen Korabmation noth alle drei Leit- 
ungen gleichzeitig mit einander verbinden und abstellen 




Di 



e Hahne «erden entweder ganz in Rotguss oder ganz in Eise 
Eisen mit Rotgussküken hergestellt, je nach dem Zweck, dem 



oder 

sie dienen sollen. 

Für Wasser und Wasscrdampf wird man, des Festrostens wegen, 
entweder ganz in Rotguss ausgeführte Hahne oder solche mit eiseniem Ge- 
häuse und Rotgusskflken verwenden, wahrend man für Laugen und solche 
Säuren, welche Eisen nicht angreifen, z. B. ob" B. Schwefelsaure, 
eiserne Gehäuse mit Eisenküken oder ein säurebeständiges Material, 
benutzt. 




Für SalpfirrsfLuri-, Salzsiiure etc. wendet man aus harter StoJ 
gulmasse oder Thon hergestellte Hahne an. welche absolut dicht ( 
schliffen sind ; zur Verbindung mit einer Flanschenleitung werden diese E 
von aussen mit Blei gefasst, mit Schwarzkitt verdichtet, das vordere ' 
dieses Bleies in Rohrform gebracht und mit eisernen Gegenflansclien verse 



Ventile. 



13 



Eine andere Ausführung von March Söhne in Charlottenburg zeigt 
vorstehende Fig. 19, bei welcher das aus Thon hergestellte Hahneng^e- 
bäuse mittelst zweier Schrauben zwischen die Rohrleitung gepresst und ein 
Herausfliegen des Kükens durch die über demselben befindliche Schraube 
verhindert wird. 

Finden Thonhähne bei Tourills, wie z. B. in der Salpetersäure- 
fabrikation Anwendung, so erhalten deren Gehäuse einen konischen Ansatz, 
welcher in den Auslaufstutzen des Tourills wasserdicht eingeschliffen ist. (S. 
Fig. 20.) 

Dieser Hahn, eine Konstruction der Thonwaarenwerke in Bettenhausen 
b. Kassel, zeichnet sich durch die eigentümliche schräge Bohrung des 
Kükens aus, wodurch etwaige Rillen nur an solchen Stellen entstehen können, 
mit denen kein Auslauf auf der entgegengesetzten Seite korrespondiert, also 
ein Undichtwerden des Hahnens nicht so leicht eintreten kann. 

Bei anderen chemischen Produkten, z. B. bei der Herstellung von 
Pikrinsäure, wendet man Hähne ganz aus Hartgummi, bei anderen Säuren 
wieder solche aus Hartblei mit Hartgummiküken an, welche man ebenso 
wie die eisernen, als Flanschen-, Muffen- u. s. w. Hähne herstellen kann. 



Ventile. Bei den Ventilen ist in Bezug auf die Konstruktion und auch 
das zur Herstellung benutzte Material eine viel gn'^ssere Vielseitigkeit vor- 
handen als bei den Hähnen. Man bringt immer mehr Ventile in Anwendung 
als Hähne, was wohl hauptsächlich darin seinen Grund hat, dass sie sowohl 
ein genaueres Einstellen der Durchgangsöffnung gestatten, als dass auch durch 
das verhältnismässig langsame Oeffnen und Schliessen vermittelst der Spindel 
eine plötzliche Druckverminderung oder -Erhöhung der in der Leitung be- 
findlichen Flüssigkeit nicht eintreten kann. 

Dass das plötzliche Abstellen einer unter Druck stehenden Wasser- 
leitung vermittelst eines Hahnes für diese schädlich werden kann, beweist 
schon das Verbot der Anwendung von Hähnen in den meisten städtischen 
Wasserleitungen, da durch schnelles Auf- und Zudrehen eines Hahnes ein 
so starker Schlag — Wasserschlag — in der Leitung entsteht, dass die 
Röhren leicht platzen und dadurch viel Unheil anrichten können. 

Bezüglich der Konstruktion der Ventile unterscheidet man in der Praxis 
Bauch-, Eck-, Speise- und Niederschraubventile und zeigen die 
drei ersten Konstruktionen bezüglich Führung und Abdichtung der Spindel, 
sowie der Kegel und Sitze so viel Abweichungen, dass hier nur die haupt- 
sächlich vorkommenden Ausführungen besprochen werden können. 

Die Bauch-, Eck- und Speiseventile sollen für sich vorerst behandelt 
werden. 

Die gebräuchlichste Herstellung ist in Eisen mit Rotgussgarnitur; die 
Anordnung der Spindelabdichtung richtet sich nach dem Durchmesser der Ventile. 

Für einen Durchmesser von 15 bis 35 mm wendet man eine Ver- 

schraubung mit Ueberfallmutter (s. Fig. 21), für einen Durchmesser von 25 

■ bis 50 mm einen aufgeflanschten Eisendeckel mit Ueberfallmutter (s. Fig. 22) 

i und für tinen Durchmesser von 25 bis 250 mm einen aufgettanschten Eisen- 

( deckel mit Stopfbüchse (s. Fig. 23) an. Bei letzterer Ausführung wird die 

■) Spindel oberhalb der Stopfbüchse mit Gewinde versehen und wird die hierdurch 

i nötig gewordene Führungsmutter entweder durch einen Süulenaufsatz, wie 

^ig« 23 zeigt, oder durch einen Bügelaufsatz gehalten ; letzterer ist aus Guss- 



14 Allgcmcm«. 

eisen und etwas billiger als erscerer, dafür aber auch leichter zerbrechlich 
als dieser. 

Die verschiedenartigen Konstruktionen der Kegel und Sitze, sowie 
der Befestigung der ersleren an die Spindel sollen an den Figuren 24 bis 31, 
welche Ausführungen der Finna Ludwig Becker, OfTenbach a. M. wieder- 
geben, behandelt werden. 




Fig. 23- 



Fig, 24 wird benutzt bei Ventiien von 15 bis 35 mm Durchmesser, 
Fig. 25 bei solchen von 40 mm Durchmesser an. 

Fig. 26 zeigt eine Abdichtung nach Jenkins, welche sich nach lang- 
jährigen Erfahrungen, sowohl bei Dampf als auch bei kalten und warmen, 
alkalischen und sauren Flüssigkeiten vorzüglich bewährt hat. Die | 
Dichtungsringe nutzen sich nur wenig ab und kiSnnen sehr leicht und ohne 
das Ventil aus der Leitung zu entfernen, durch neue ersetzt werden. Eine 
andere Befestigung des Jenkinsringes zeigt der Ventil durchschnitt in Fig. 28. ^ 

Fig. 27 stellt eine Kegel- und Sitzkonstruktion für eine Dichtung aus 
Komposition, z. B. Hartblei oder Hanf dar. Diese Ausführung hat den 
grossen Vorteil, dass sie auch dann noch abdichtet, wenn die Flachen nicht 
mehr ganz glatt oder wenn Unreinlichkeiten zwischen Kegel und Sit« ' 
gekommen sind. Die Erneuerung ist, wie aus der Figur ersichtlich, ebenfalls 
eine sehr bequeme, indem man die Komposition herausschmilzt, neue ein- 
giesst und egalisiert, oder, wenn man keine Schwalbenschwanz form ige, sondern 
eine gerade Nute im Kegel angeordnet hat, verfährt mau ähnlich wie bei der 
Jenkinsdichtung. 

Fig. 29 giebl die Konstruktion für die Fälle an, wo als Kegelabdich? , 
tung Gummi. Leder. Holz oder Vulkanfiber gewählt wird, -wit 
bei dicken Flüssigkeiten der Gummi und bei Benzin das Leder 

Bei Speise Ventile n finden die umstehenden Konstruktioner 
Wendung, weiche sich nur dadurch unterscheiden, dass in Fig. 30 der] 
Kegel im Siiz gefülirt wird und seine Hubbegrenzung durch einen, obes.| 




nn Kegel befindlichen, iii einer am Ventildeckel angcbrai.hten Büchse 
gleitenden Stifte erhalt und dass in Fig. 31 der Kegel sich nicht im Sitz, 




sondern in einer am Ventilgehause angeordneten Führung bewegt und 
durch einen aus dem Ventildeckel herausragenden Stift seinen Anschlag 
bekommt. 

Bei diesen Anordnungen wird der Kegel immer nur vom Dampfdruck 
auf seinen Silz gepresst und nur durch den Druck des Speisewassers 
während der Druckperiode der Speisepumpe abgehoben; will man aber 
auch von aussen den Kegel auf den Sitz 
drücken können, so wird umstehend skiz- 
ziertes Ventil (Fig. j2) benutzt, bei welchem 
der Kegel auf der Ventilspindel gleitet und an 
dieser seinen Anschlag nach oben erhalt; man 
hat es somit in der Hand, dem Kegel viel, 
wenig oder gar keinen Hub zu geben, also 
im letzteren Falle das Ventil von aussen ab- 
zustellen. 

Samtliche bis jetzt besprochenen Kegel- 
kotatruktionen sind nicht entlastet und lassen 
sich deshalb die mit demselben ausgestalteten 
Absperrventile, bei grossen Durchmessern, nur 
durch grosse Kraftanstrengungen oder durch 
Anwendung von Hebeln öffnen und schliessen. 

Diesem Cbelstand ist durch das Absperr- 
ventil System Daelen mit enttasleiem Kegel 
abgeholfen und soll dasselbe an Hand der neben- 
stehenden Fig. 33, eine Ausführung der Finna 
Schäffer & Budenberg, Buckau-Magdebuig, 
naher beschrieben werden. Der Dampf tritt 
nicht wie bei den gewöhnlichen Absperrventilen 
unter, sondern über dem Kegel ein. Direkt an 
der Ventil Stange befindet sich nur der kleine 
mtkher die in der Mitte des losen Hauptkegels befindliche Öffnung 
Der Hauptkegel ist zylindrisch in das Ventilgehause eingepasst, . 
M viel Spielraum, dass sich der Dampf- resp, Wasserdruck in 
obeihalb des Ventilkegels fortpflanzen, also beide Kegel nieder- 
Siibald man nun die Ventilspinde! hochschraubt und dadurch 
H j Ti K<^1 öffnet, so dass der in dem Räume oberhalb der Kegel 
Diwk entweichen kann, hebt sich der grosse Kegel durch den 
^ Wasserdruck von selbst, ohne die Spindel zu belasten. Beim 
. V,-niiles ist die Arbeitsweise ebenso; dadurch, dass man 
.hirch Niederdrehen der Spindel schliesst. entsteht ober- 
■ in Druck, durch welchen die letzteren von selbst auf ihre 
■-. kl werden. 

■_■ iiben gesagt wurde, kann man die Ventile verhältnismässig 

,_1>, und M hliessen, es kßnnen aber auch Falle eintreten, 

. .i,i' < ir \-it, eine Leitung schnell absch Hessen zu ■ 

■ ' ■ 1 Dampfleitung zur Dampfmaschine, bei einem 

oder an einer Ziifühningsleitung nach 

cli.hem, durch eine vorgekommene Unregel- 





" I 

1 



I Untenstehend abgebildetes Ventil (Fig. 34) — eme patentierte Aus- 

Räining der Firma Schaffer & Budenberg — ennöglicht dies auf eine 
seht einfache Weise, nur miiss das Ventil so in die Leitung eingeschaltet 
«erden, dass der Dampf über dem Kegel eintritt und letaleren, beim Anlüften 
des Hebels, auf den Sitz zu drücken bestrebt ist. 
^^2^^^^^g^_ Die Ventilslange ist liierbei aus zwei Teilen 

_ ^^^^^^^^^^^ hergestellt, weiche an der Stelle a zusammen 

^U s stossen. Um das Ventil z. B. vor dem Anlassen 

H _. f^B >^ einer Damp&naachine mittelst des Handrades zu 

W B ^^^^^^1 öffnen, wird die, um eine der Ventildeckelsäulen 

^ ?T^^E-«-r i drehbare Kappe nach der Stelle a geschlagen 
und so die beiden Teile der Veotilstange gewisser- 
massen gekuppelt, worauf durch Drehen am 
Handrad die gewünschte Stellung des Ventiles 
bewirkt wird. Nachdem 
man nun die Kappe wieder 

zurückgeschlagen hat, 
kann man durch Anheben 
des Hebels den Schnellschliiss des Ventiles be- 
werkstelligen. Um dies aber auch von entfernter 
Stelle thun zu können, trägt der Hebel an seinem 
Ende eine Oese, welche zur AufnaJime eines 
Drahtes oder einer Kelle dient, die nach der 
oder den Stellen geführt wird, von welchen 
aus evenl. ein schnelles Schliessen gewünscht 
werden könnte, 

Eine ahnliche vom Oberingenieur Wach, 
Höchster Farbwerke, konstruierte Absperrvor- 
richtung wird von der Maschinen- und Arma tu r- 
fabriic vorm. Klein. Schanzlin & Becker in 
Frankenthal in den Handel gebracht. 
Wie untenstehende Fig. 35 zeigt, besteht diese Vorrichtung aus 
Eckventil, dessen Ventilspindel mit einem Hebelgewicht in Ver- 
: ; bindung steht. Im normalen Zu- 

stand wird der Hebel a durch 
! 6 festgehalten, und der 
Dampf kann in die Maschine ein- 
treten; soll nun die Maschine plötz- 
lich abgestellt werden, so braucht 
man nur an der mit dem Klinken- 
hebel verbundenen Schnur zu ziehen, 
um durch Niederfallen des Gewichtes^ 
das Abschliessen des Dampfzutritts 
zu bewirken. 

In denjenigen Fallen, wo man 
zwei verschiedene Leitungen mit einem 
Ventil abschliessen wül, also da, wo 
von einer Leitung aus Dampf etc. 
Iiselnd nach zwei verschiedenen Verbrauchsstcllen geführt werden soll, 
Biet man. ahnlich wie bei den Hähnen, die Dreiweg- oder Wechsel- 
Stile an. deren Bauart aus umstehender Fig. 36, eine Konstruktion 
[L. Becker, Offenbach a. M., zur Genüge hervorgeht. 




Allgen 




bildet 



Bisher war angenommen, dass die Ventilgehäuse aus Eisen- oder Rotgtiss 
hergestelit sind und nur die Kegelabdichtung aus anderem Materiale besteht, 
für Säuren und Laugen aber ist es erforderlich, 
dass das ganze Innere des Ventilgehäuses , die 
Spindel, der Kegel und der Sitz mit, diesen Flüssig- 
keiten gegenüber, indifferentem Material, z. B. Blei, 
Zinn, Hartgummi ausgegossen bezw. umgössen ist. 
Untenstehende Fig. 37 zeigt ein Ventil, bei 
welchem alle nur je mit der Säure in Berührung 
kommenden Teile durch Hartblei geschützt sind; 
die Venlilspindel besteht auch hier aus zwei Teilen 
und gleitet beim Oeffnen und Schliessen des Ventils 
in der Stopfbüchse auf und ab, ohne sich in der- 
selben zu drehen, wodurch die Dichtigkeit derselben 
\"ii viel längerer Dauer ist. 

Bei der Anbringung resp. Einschaltung 
i!i.-r Ventile in die Dampfleitungen werden immer 
11(11 h viele Fehler dadurch gemacht, dass dieselben 
-' in die Leitung einmontiert werden, dass durch die 
Lage des Ventilsitzes ein Wassersacfc, ahnlich 
wie bei dem selbstdichtenden Hahne (Fig. 1 5) ge- 
odurch ausser der Verengung des Querschnittes und des 
eintretenden W'asseischlages noch eine Differenz der Dampfspannung zwischen 
Kessel und Entnahmeslelle eintreten kann. Um dies zu vermeiden, 
baue man die Durchgangs Ventile stets 
so in die Dampfleitungen ein, dass die 
Spindeln horizontal liegen. Obiger 
Uebelstand fallt bei den weiter hinten be- 
schriebenen Darapfschiebern durch deren eigen-. 
tümliche Anordnung der abdichtenden Flachen 
von selbst weg und kann man deren Spindeln 
dann eine beliebige Stellung zur Leitung an- 
nehmen lassen. 

Bevor zur Besprechung der Nieder- 
schraubventile übergegangen wird, sollen 
die Dampfdruck-Reduzier-Ventile noch 
kurz erwähnt werden. 

Ueberall da , wo man hochgespannten 
Dampf von wechselndem Druck, also aus 
einem Dampfkessel, in einen Raum mit ge- 
ringerem aber konstantem Druck, /.. B. in die 
Heizschlange einer Destiilierblase, überführen 
will, muss man die Reduzierventile an- 
wenden. Bisher drosselte man den Dampf 
durch die entsprechende Stellung der gewöhn- 
lichen Abspenrentile auf den gewünschten 
Druck, aber dies hatte den grossen Nachteil, 
dass , sobald der Druck im Dampfkessel 
das Ventil verstellen musste und es war auf diese 
geradezu eine Unmöglichkeit, an der Verbrauchsstelle einen 




Fig. 37. 



Weii 



auch 



massigen aber geringeren Druck als im Kessel zu erhalten. 




r das Gewicht B vom Stützpunkt 
mg des durchgegangenen Dampfes 



Man hat nun darch verschiedene Konstruktionen de; 
errnciien gesucht, einen Apparat 
iprflchen genügt. 

Nebenstehende Fig. 38 7.eigt 
«iReduzienen tilder Firma Losen- 
Düsseldorf. mit Kolben- 
,XH. Das Kolbenventi! ist otien 
issen, sonst aber liohl, und 
nur den Dampf durch, wenn 
seitlichen runden Durchstrn- 
tamgsOflhuiigen mit dem Ventit- 
eingang korrespondieren. Wird aber 
to Kolben infolge des an der 
.\asgsngsseite herrschenden, etwa 
m hohen Gegendruckes in die 
H'ihe getrieben, so wird der Dampf- 
lügang so lange ahgeschnillL-n, 
bis durch den nun sinkenderj 
Dampfdruck auch der Kolben wieder 
61lt und den Dampfdurchgang eni- 
Bprecherid öffnet. Das Gewicht B 
auf dem Hebel D dient zur Regu- 
lierung des Druckes, welchen der 
duirhgela-ssene Dampf haben soll ; 
'.' entfernt ist, desto höher wird di 
und umgekehrt. 

Fig. 39 zeigt ein 
Reduzierventil 
mit Doppelsilz- 

fOhrungsfoim der 
Finna Schaffer Ä: 
Buden bcrg, Butkau- 
llagdeburg. Bei ..Ije- 
sem Ventil ist ckr 
emiBstele Doppelsn/,- 
lentilktfgel ciiiL-rli.ilb 
mit einem Kolben ver- | 
bundcn, welcher ini'p''- 1 
liehst dicht eiiifie- 
«-■hliffcn ist und su h 
aa oberen Halse li(■^ | 
V'eniilgehäuses bc- kij;. 3.1. 

wegen kann. Auf dem 
Kolben lastet, wenn das Ventil im Betriebe ist, von unten der reduzierte Druck und 
von oben ein, auf eintm Hebel verschiebbares Gewicht. Tritt nun der Dampf durch 
du Ventil hindurch, so kann sich unter dem Kulben nur ein so hoher Druck 
bilden, als dem Gleichgewicht der Belastung durch das Gewicht auf den Hebel 
eatspticht, ein weiteres Steigen des Druckes bewirkt ein Heben des Ge- 
wichtes und hiermit ein entsprechendes SchÜesseti des Ventiles. Rohrchen R 
dient dazu, den durch Undichtigkeit des Kolbens nach oben tretenden 
Dampf abzufflhrcn. 






r jedrs Reduzierventil aus Gründen der grösseren Betriebs^ 

^ noch ein Absperrventil in die Leitung einschallet, 

^ ■■, iMU KeUvwicrve utile konstruiert, welche das letztere entbehrlich machen, 

. I '>cklc luil einander verschmolz; derartige Konstruktionen werden 

Aniiuturenfabrik ausgeführt, kfinnen aber ihrer grossen 

lirtAi wn«l« hier aufgeführt werden. 

. Jw alkntcucsten Patente in dieser Branche wurde der Firma 

■. S'jdtnbeip. Buckau-Magdeburg, auf nebenstehendes kombi- 

.il'ldiuck-, Reduzier- und Absperrventil genannt iMultiplex« 

Dieses Reduzierventil (s. Fig. 40} 

zeichnet sich vor allen anderen dadurch 
aus, dass die selbstthätige Regulierung 
des Druckes vermittelst einfacher Rflck- 
sclilag Ventile erfolgt, welche bekanntlich 
auf die Dauer den denkbar höchsten 
Grad von Dichtigkeit gewährleisten, weil 
sie durch den Dampf aui ihre Sitze 
gedrückt werden. 

Der Dampf tritt in <iet Pfeil- 
richtung mit der Kessel- bezw. I.eitui^s- 
s^iannung in den Apparat ein. An der 
entgegeugesetzten Seite befindet sich 
ein Kolben, auf den die reduzierte ^ 
Spannung drückt. Der Raum unter- 
halb des Kolbens steht mit der Atmo- 
sphäre in Verbindung. Dem Drucke, 
den der Kolben auf diese Weise er- 
fahrt, wirkt eine Feder entgegen. 

Sinkt der reduzierte Druck unter 
das durch die Federspannung bestimmte 
Mass, so drückt die Feder den Kolben 
hoch, hebt gleichzeitig durch den unteren 
Stift mit der daran befestigten Platte 
nacheinander die im Kreise angeord- 
neten kleinen Rückschlag- (Multiplex-) 
Ventile und nachdem diese geöffnet 
sind auch den dann entlasteten grossen 
Ventilkegel. 

Die kleinen in der Mitte liegenden 
(Muhiplex-) Ventile haben namhch ver- 
schiedene Längen, so dass sie einzebi 
eines nach dem anderen gehoben werden. 
Hierin ist der wesentliche Vorteil d« 
vorliegenden Konstruction begründet. 

Der Feder- bezw. Kulbenmecha- 
nismus hat für eine gewisse Schwankung 
des reducierten Druckes nur eine be- 
schrankte Energie, welche nicht aus- 
j „e Ventile zu öffnen. Deslialb ve^^vendet man ab 
■'^■" fcjjiiervcntilen doppcisitzige Ventile, die indes 
^* mJftomBien dicht zu hallen, oder freischwebende 



Ventile. 



Ein Venlü, welches i 



lastungsventtle, die bei unedel massiger Dampfentnalime das bekannte Hammem 
verursachen. 

Durch die Anwendung mehrerer kleiner einsitziger Ventile sind diese 
Uebelstände vollkommen gehoben. Bei dem Multiplex-Reduziervenlü ist die 
Energie der Feder zwar nicht grösser als bei einem gewöhnlichen Reduzier- 
vcDtJ], aber diese Energie braucht zur Zeit immer nur den, auf einem der 
ideinen Rückschlagkegel ruhenden Druck zu überwinden. Nachdem bei ab- 
nehmendem Druck auf der Austrittsseite der Kolben gehoben und der Ungste 
der kleinen Kegel gei'iRhet ist, setzt dieser der Weiterbewegung der Feder 
nur noch geringen Widerstand entgegen und es bleibt für die Eröffnung des 
zweiten, dritten u, s w. Ventües die Kraft der Feder annähernd dieselbe. 
Der Gesamtquerschnitt der kleinen Ventile ist aber so gross, dass ein ge- 
nägender Ausgleich für die vollkommene Entlastung des grossen einsitzigen 
Ventils stattfindet. 

dem Betrieb chemischer Fabriken gute Dienste 
leistet, ist das nebenstehend gezeichnete Ventil 
zum Mischen von direkten Dampf mit Ab- 
dampf von Fritz KUferle in Hannover. 

Dieses Ventil ist überall da anwendbar, wo 
der zum Heizen oder sonstigen Zwecken dienende 
Abdampf der Dampfmaschine nicht ausreicht, 
vielmehr direkter Kesseldampf mit zu Hilfe ge- 
nommen werden muss. Der letztere wird durch 
die im inneren des Venlilkörpers befindliche 
Rotgussdüse eingeführt und strömt in der 
Richtung <ler Pfeile mit dem Abdampf zu- 
sammen weiter. Der mit bestimmter Ge- 
schwindigkeit aus der Düse strömende direkte 
Dampf, dessen Menge durch ein mehr oder weniger 
OenfTen des Absperrventils bestimmt wird, wirkt 
saugend auf den Abdampf, so dass nicht nur 
kein Gegendruck auf die Dampfmaschine auftreten kann, sondern vielmehr 
eine gewisse Druckverminderung im Abdampfrolir entsteht. 




Kig. ^1. 




Will man ein Reservoir immer auf ziemlich gleicher Höhe gefüllt erhalten, 
»O bringt man an die Anschlussleitung ein sogenanntes Schwimmerventil 
an, welches die genaue Zufuhr der Flüssigkeit automatisch vermittelt. Auch 
hiervon existieren ein grosse Anzahl Ausführungen, da auch hierfür jede 



r 



Annaturenfabrik ihre eigene Ko 
Fig. 42, einem Patent vi.in A. 
gezeigt werden. 



truktion besitzt, und soll an vorstehender 
G. Dehne, Halle a. S., nur das System 



Dieses Venlil zeichnet sicli vor 
ähnlichen Ventilen dadurch vorteilhaft aus, dass es 
vollständig stossfrei arbeitel, was bei hCherem 
Druck für die Erhallung der Rohrleitung, welche 
die Flüssigkeit zuführt, von grösster Wichtigkeit 
ist. Der stossfreie Schloss ' wird dadurch erreicht, 
dass das Ventil vollständig entlastet ist und durch 
einen Kniehebel bewegt wird, welcher den Schwimmer 
trägt. Die gleichmässig verlangsamte Schlussbewegung 
des Kniehebels und das günstige Uebersetzunga Ver- 
hältnis, welches jede Rückwirkung des durchströmen- 
den Wassers auf den Schwimmer verhindert, veran- 
lassen den vollkommen sanften und langsamen Schluss 
des Ventiles. 

Ein Ventil, weiches namentlich bei Schwefel- 
saure-Montejus angewandt wird und sich durch 
seine leichte KeparierfJlhigkeit vor allen anderen 
Ventilen auszeichnet, ist in nebe rtslehen der Fig. 43, 
eine Special konstruktion der Chemischen Fabrik 
Griesheim, dargesleül. 

Dasselbe besieht aus einem rOhrenartigen Ge- 
häuse, welches an der Seile den Stutzen für die Zu- 
flussleitung, oben die mit Gewinde versehene Stupf- 
büchse zur Führung der Ventilspindcl imd unten die 
aus Hartblei g^ussene Ventüplaite besitzt. Die 
Ventilspindel, bestehend :tus einer Eisenstange, ist 
, teilweise mit einem Bleirohr überzogen und unten 
.'. mit einem darüber gt^ossenen Weichbieizy linder. 
■ welcher in einen Kegel endet, versehen; der un lere 
Flanschen des Gehünses, die Hartblei platte und der 
Flanschen des Montejus werden durch gemeinsctaft- 
Kig. 43, liehe Schrauben verbunden. Für dünne Sauren ist 

das Gehüuse aus Hartblei, sonst aus Gusseisen. 
Die meisten Undichtigkeiten enlstehen dadurch, dass sich Unreinlich- 
kolten, welche die Säure mitführt, zwischen Kegel und Platte legen und da 
emtprcr weicher ist als letztere, werden sich dieselben in diesen eindrücken; 
man hat deshalb nur nutig, die Veniilspindel herauszunehmen, auf der Dreh- 
bank einen Span von dem Kegel abzudrehen und die Re- 
(larulur ist beendigt, ohne mehr wie die Venlilstange heraus- 
genommen zu haben. 

Die letzte Gattung der Ventile, die Niederschrauh- 
venlilc, werden nur bei Leitungen von geringem Durch- 
messer — bis ca. 40 mm — angewandt. Wie neben- 
stehende Fig. 44 zeigt, bestehen dieselben aus einem 
Ventilgehiluse, welches so geform t ist, d;iss es zuglek h 
den Sitz mit bildet ; der Ventilkcgel bildet oinc 
Platte, welche mittelst einet Spindel auf- und abbcwegt 
werden kann und ist letztere oben ahnlich wie bei dtn 
Ucberfallnuiltcr abgedii.hlel. An der unteren Fläche der Kegclplatt 




Mitilen mit 
t di« 



eigentliche Di chtungs platte, eine Scheibe aus Gummi oder Leder, so befestigt, 
dass ein leichtes und schnelles Auswechseln möglich ist. 

Die Niederschraub Ventile werden mit Flanschen, Innen- und Aussenge winde 
und Lötiapfen als Massenartikel hergestellt und werden ihres dadurch erzielten 
geringen Preises wegen naraenilich bei Wasser- und Luftleitungen ange- 
wendet. Die Ausführung erfolgt nicht nur in Eisen und Rotguss, sondern 
auch in Hartblei, Hartgummi etf, für Säuren und Laugen. 



ichen Hilfsmittel 
I Alispcrren von 



Bohieber. Die zunächst zu besprechenden mechar 
wären die Schieberventile; dieselben dienen ebenfalls 211 
Rohrleitungen, und zwar speziell für Wasser, 
Dampf und Gas. Dieselben sind so konstruiert 
(a. nebenstehende Fig. 45), dass zur Anbringung 
des Abschlussorganes, alsö des Schiebers, nicht wie 
bei den Ventilen die Bewegungsrichlung des durch- 
strömenden Köqjers verändert werden musste, 
sondern hier sitzt der Schieber senkrecht zur 
Leitung, so dass eine Verengung des Quer- 
schnittes derselben bei ganz geöffnetem Schieber 
gar nicht eintritt. Die Dichtung geschieht 
durch eine, den Dichtungsring tragende Scheibe, 
welche mittelst einer Spindel ihre Auf- und Ab- 
wärtsbewegung erhalt und gegen zwei im Gehäuse 
befestigte Lideruugs- resp. Dichtungsringe gepresstß 
wird. Die Gehäuse dieser Schiebervynlile haben | 
uvalen und runden Querschnitt und unterscheidet 
sich die Schieber Für Wasser und Dampf \on I 
denen für Luft und Gas nur dadurch, dass bei 
crsteren der abdichtende Ring auf dem Schieber 
und im Gehäuse, Spindel und Mutter aus Rotguss 
und bei letzteren aus Eisen hergestellt sind 

Die Schieber werden mit M u f f en und 
Flanschen gebaut und eignen sich wegen ihrer 
Billigkeit den Ventilen gegenüber besonders 

föT grosse Durchmesser, bis zu 1000 mm, und für Einbauten in die 
Eide, in welchem Falle die Spindel in einem Schutzrohr nach oben bis in 
eine, unter der Erdoberfladie liegende eiserne Strassen kajDpe verlängert ist 
Dud von dort aus durch ein Handrad oder Steckschlüssel bewegt werden kann. 

Da bei den Schiebern von grösseren Abmessungen, Jlhnlich wie bei 
Ventilen, das OefFnen wegen des einseitigen Druckes nur mit grosser Krafl- 
anstrengung möglich ist, so werden sogenannte Umlaufschieber (s. um- 
stehende Fig. 46) angebracht, welche zuerst geöffnet werden, um den grossen 
Schieber zu entlasten. 

Einen Schieber mit Entlastung hat sich Giebeler patentieren 
la»en und ist derselbe in umstehender Fig. 47, einer Ausführung von 
A- L. G. Dehne, Halle a. S., dargestellt. Der Schieber mit selbstthatiger 
Entlastung besteht darin, dass im keilförmigen Schieber ein zylindrischer 
Schieber mit Schlitzen ein geschliffen ist, durch weiche beim Andrehen der 
Spindel eine entsprechende Reihe von Schlitzen im Keil geöffnet und der 
Durchgang des Wassers freigegeben wird. Nach Schluas des Keiles schliessen 




Fig. 45- 



I 



24 



Ailgemci, 



die Schlitze wieder ab, indem sii:h der an der Mutter festsitzende Schliti- 
schieber weiter nach unten bewegt. 

In solchen Fallen wo nur ein geringer Druck auf der Schieberfläche 
ruht, wie bei Reservoiren, Bütten etc., bewegt man den Schieber nicht 





mittelst einer Spindel sondern mittelst eines Handhebels, wodurch das Oeßacn 
und Schliessen sehr schnell erfolgt. 



KondenaatioQaw aiser ableit«r. Wie schon bei der Besprechung der 
Isolterungsmalerialisn für Dampfleitungen erwähnt wurde, wird dem Dampf bei 
der Fortleitung in Ri3hren Wärme entzogen und dadurch ein Teil desselben 
KU Wasser verdichtet. Zur Entfernung dieses Wassers aus den betreffenden 
Rohrleitungen, und zwar ohne Verlust von Dampf, dienen die Konden- 
sation swass er ab leite r, die in unzahligen Konstruktionen ausgeführt sind 
und mehr oder weniger ihren Zweck erfüllen. 

Man ist bei der Herstellung von derartigen Apparaten von drei Haupt- 
gesichtsp unkten ausgegangen, und zwar benutzte man i. die Ausdehnung 
von Metallen durch Erwärmung und ihre Zusammenziehung bei Ab- 
kühlung, oder 2. den Auftrieb der sich in einem GefUss ansammelnden 
Flüssigkeit, oder 3. deren Gewicht dazu, geeignet konstruierte Hahne, 
Ventile etc. zu bewegen und das Wasser abfliessen zu lassen, wahrend der 
nachstr^mende Dampf zurückgehalten wird. 



Kondensation>WBiS< 



25 



Das Ableiten des Wassers geschieht nun eniweder periodisch oder 
tLontinaier lieh und ist das letztere entschieden vorzuziehen, da bei dem 
osien Verfahren Dampfverluste nie ganz zu umgehen sind. 

Es sollen nun einzelne, nach obigen Grundsätzen ausgeführte Kon- 
stniktionen hier besprochen werden, da eine spezielle Ausführung derselben 
fowohl ausser der Absicht dieses Buches liegt, als auch viele davon nicht 
mehr hergestellt werden, weil sie von neueren und besseren Konstruktionen 
überflügelt wurden. 

Der Repräsentant der ersten Gattung ist der Apparat von ,,Kusen- 
iierg" und gründet sich die Wirksamkeit desselben auf die durch die 
Tempeiaturunl erschiede, welche zwischen dem Dampf und dem Koudens- 
was s er bestehen, entstehende 
Ausdehnung bezw. Zusara- 
inenziehung eines gebogenen 
'i Schenkelrohres (s. neben- 
stehende Fig. 48). Dasselbe 
ist in der Regel aus ge- 
btjgenen Messingröhren her- 
gestellt und besitzt in der 
Mitte des unteren Schenkels 
einstellbares Ventil, welches im kalten Zustande des Apparates 
, Kondenswasser und Luft ungehindert entweichen zu lassen. 
Dampf wird nun die Entfernung der beiden 




Fig. 48- 



em von i 
Jrtffnet i: 

DttTch den durchs trömci 

Schenkel in der Mitte grösser und da die beiden Enden derselben als fest 
M betrachten und mit dem oberen Schenkel durch eine Rohrschelle fest 
verbunden sind, so inuss sich der untere Schenke! bewegen und das an der 
Rohrschelle befindliche Ventil seh Hessen und umgekehrt. Man findet die 
richtige Stellung des Ventils, indem man zuerst Dampf voll durch den Apparat 
strömen l3sst und dann das Ventil so lange zuschraubt, bis eben der Dampf- 
anstritt aufhört, es genügt dann die geringste Abkühlung, um den Apparat 
richtig fimktionieren zu lassen. 

Zu derselben Kategorie gehört auch der Wasserableiter der Firma 
Dteyer, Rosenkranz & Droop, Hannover, s. nachstehende Fig. 49, bei 
»elchem in einem Eisenrohr g ein oben und unten offenes Messingrohr ü/ 
sitzt, welches sich, sobald Dampf darin steht, ausdehnt und dadurch Ab- 
bewirkt. Sobald sich indes Darapfwasser bildet, kühlt sich das 



b 



I 



■ ab, kürzt sich und öffnet das Ventil V fQr den Abfluss, 
[Bt, welcher u. A. auch von Gebr. Körting gebaut wird, hat nur 
teil, dass, da die Grösse der Ausdehnung des geraden Rohres von 
i^arme des Dampfes, also von dessen Druck abhängt, derselbe nur für 



26 



Allgemi 



s-eiche unter ziemlicli gleWi*! 



kt^lrohres findet ; 




solche Leitungen angewandt werden kann, 
massigem Dampfdruck stehen. 

Eine Anwendung des Kusenberg 'sehen Seh 
dem Patent „Kuhlmann" wieder. 

Hierbei besieht der Expansions- 
körper aus Metaiistäben von verschie- 
dener spezifischer Ausdehnung, welclie, 
wie Fig. 50 zeigt, so mit einandi 



bunden sind, dass ihre Langen Verände- 
rung auf einen Ventilkegel V ühertragen 
wird, der sich alüo bei der Ausdehnung 
schiiesst und bei der Zusaniinenzie^iung 
öffnet, um das Kondenswasser abzu- 
lassen. Es tritt in dem Ablauf desselben 
aber eine Verzögerung ein, weil heisseres 
Wasser aus der Leitung in den Apparat 
nachdrängt und die Ausdehnung des 
Expansionskörpers, alsü ei» Seh li essen 
des Ventils bewirkt, ehe das vorhan- 
dene Wasser vollständig entfernt war. 
Sonst ist der Apparat wegen seiner 
Billigkeit , leichten Unterhaliung und 
be<juemen Montage wohl zu beachten. 

Als Vertreter der zweiten Gattung 
der Kondenswasserableiter ist wohl der 
von A. L. G. Dehne, Halle a. S., aus- 
geführte anzusehen, 

Der.selbe besieht (s. Fig. 51) aus einer metallenen Hohlkugel, deren 
unteres Ende mit einer Ventilstange eines Doppelsilzventiles so verbunden 
ist, dass ein geringes Heben der Schwimmkugel ein Oeffnen des Ventiles 
herbeiführt. Der Apparat wirkt in der Weise, dass das aus der Leitung 
eintretende Kondenswasser den Schwimmer anhebt und das durch das untere 
Stangenende geschlossene kleine Loch i'iffnet. Dadurch kann der im Inneren 
des Ventils sich befindende Druck entweichen, so dass der Ueberdruck, 
welcher auf die unlere Flache des Ventiies wirkt, letzteres hebt und dal 
Kondenswasser abfliessen lasst. Ist das Niveau desselben so weit gefallen, 
dass die Kugel durch ihr Niedersinken das kleine Loch wieder schiiesst, to 
tritt der anfJuglichc Zustand wieder ein, bis das Spiel von neuem beginnt, 

Der Verfasser hat an den Heizschlangen von Destillierapparaten vor- 
zugsweise mit diesen Dehne'schen Kondenstöpfen gearbeitet und haben 
sich dieselben rerht gut bewahrt und verhältnismässig wenig Reparaturen 
verlangt. 

Wenn aber der Druck in dem zu entwässernden Apparate sehr wachsen 
würde, so müssle auch der Schwimmer hinsichüiih seiner Grösse mit wachsen, 
damit noch eine Wirkung auf das Ventil ausgeübt werde; um dies mit kleineii 
Schwimmern aber doch zu erreichiin, hat man diese durch einen Hebel oder 
durch ein Hebelsyslem auf das Ventil wirken lassen. 

Eine Ausführung dieser Idee zeigt nachstehend abgebildeter Kondeaft^ 
topf (Fig. ,52) von Scharfer & Budenberg, Buckau- Magdeburg, mit enl^ 
lasletem Ventil, welches in einem seitwärts vom eigentlichen Topf be*" 
findlichen Räume untergebracht ist. 



Fig. 50. 



Konilcnsalion^v 



rableil 



Die Schwiminkugel ist mittelst Scliarnier mit einem enihsteten Ventil 

I \«bunden und wird durch Heben des Schwimmers zunächst ein kleines 

I Ventil von mm Durchmesser geöffnet, durch welches das Kondenswasser 

«hon entweichen kann. Öffnet sich aber zufolge starken Wasserzufluss 

das ktdne Ventil noch mehr, so wird der grosse Ventilkegel durch den 




Wasserdruck selbstthülig gehoben und es kann nun das Wasser mit voller 
Knft durch eine verhältnismässige grosse Öffnung abtliessen. Der Apparat 
ist idir leicht zugänglich und nicht zu teuer. 

Bei allen diesen Töpfen hing die Thflligkeit des Auslassventites immer 
von geringen Schwankungen des Kondenswasserstandes im Gehäuse ab, 
OB sich aber hiervon ganK unabhängig zu machen und da es sehr schwer hält 
die Sdiwimmet für die Dauer dicht zu halten, so ging man zur Anwendung 
Je» offenen Schwimmers über. 

Hierbei musa sich das, den Schwimmer enthaltende GehSuse erst ganz 
mit Kondenswasser füllen, welches \\asser dann den Schwimmer trägt und 
lieh beim weiteren Steigen in den offenen Schwimmer stürzt. Wahrend 
bdm Anheben des Schwimmers ein Auslassventil direkt oder mit Hebel- 
flbersctiung geschlossen wurde, wird jetzt durch das Gewicht des ein- 
senden Wassers der Schwimmer nach unten gedrückt, dadurch das Ventil 
ricder gei^ffnet und das Kondenswasser durch den, im Topfe herrschenden 
Druck heraus befördert. 

Auch hiervon giebi es viele Konstruktionen und sollen nur einige davon 
be^rochen werden. 

Umstehend gezeichneter Kondenstopf, ein Patent der Firma Gebr. 
Körting, Hannover, dessen Konstruktion aus der Figur ersichüieh ist, wirkt 
in der Weise, dass, wenn das Kondenswasser aus der Leitung in das Ge- 
häuse und dann weiter in den offenen Schwimmer fliesst, dieser sich nach 
unten bewegt und hierbei eine, am Ende eines Lenkarmes befindlicbe Rolle 
B mji lierunterzieht. Dadurch beschreibt die.se Rolle einen Kreisbogen, drückt 



I 
I 



auf diesem Wege gegen den längeren Sclienkel des Winkeltiebels K, an dessen 
kurzem Arm das Ventil 7 hangt und Öffnet dasselbe, wodurch da» Kondens- 
wasser durch den lierrsiIit^nLlL-n Druck herausgestussen »ird. 




Die in vorstehender KonstruLtion erforderlichen beweglichen Teile, 
als Schamierbolzen, iind naturgemäi', Melen Reparaturen und auch vielen 
Störungen unterworfen, weshalb man in der PraMS immer solche Töpfe vor- 
zieht, bei welchen so wenig wie möglich Bolzen, Scharniere etc vorkommen. 

Alle beweglichen Teile, bis auf den Schwimmer nebst Schwimmer- 
ventil r und Kulbenienlil, hat Reu ther, in Firma Bopp 6^ Reuther, 
Mannheim, in seinem nathstchend dargestellten Topfe (Fig 54) ver- 
mieden, und funktioniert derselbe wie folgt: Steigt das Wasser im Topfe, 
so lauft es Ober den oberen Rand des Schwimmers, welcher, wenn er 
nahezu gefüllt ist, sinkt und zunächst das kleine Ventil v öffnet. 

Der Druck pflanzt sich durch dessen Oeffnung über das grosse Ventil 
auf den mit diesem verbundenen Kolben fort und öffnet dieses. Dm 
Wasser wird nun durch den jetzt frei gewordenen grossen Querschnitt foit- 
gedrückt, so lange bis der Schwimmer leer ist, sich hebt und hierdurch die 
Ventile wieder schliesst. 

Wichtig für die gute und sichere Funktion des Topfes ist die An- 
bringung des Mantelsiebea in der gewühlten Form, da bei dessen Grösse 
sich schon viel Schmutz ablegen kann, ehe der Zufluss verhindert wird. Der 



Kondensationsn 



29 



einzige, dem Verschleiss unterliegende Teil isi der Vcntilkegel, welcher aber 
sehr leicht zugänglich ist und schnell nachgeschliffen werden kann; durch 
diese guten Eigenschaften und den billigen Preis hat der Topf schon viele 
Anwendung gefunden und wird sie wohl auch weiter finden. 




Der neueste, zu dieser Gattung gehörige Kondensationswasserab Idter 
ist von Missen g. Höchst a. M., konstruiert und wird dieser Ableitei ebenfalls von 
der Firma Bopp & Reuther. Mannheim, hergestellt. Bei diesem Topfe (Fig. 55.) 
irilt das Kondensationswasser durch das Mantelsieb und Oeffnungen a in den 
oBenen vorher gefüllten Schwimmer und lauft in das Gehäuse über. Der 
jefflilte Schwimmer ist durch das Gewicht g, welches in zwei Schneiden 
pendelt, so ausbalanciert, dass die Ventile leicht geschlossen gebalten werden. 
Steigt das Wasser im Topfe, so wird das Seh wimmerge wicht durch den Auf- 
irieb leichter und das Gegengewicht ki>mmt zur Wirkung auf die Ventile. 
Zuerst wird sich bei einem gewissen Stand des Wassers im Gehäuse das 
kleine Ventil öffnen, bei weiterem Wasserzufluas vollendet es seinen Hub 
und nun öffnet sich langsam das grosse Ventil, je nach dem 2uflus3 viel oder 
•cnig. Der Vorgang ist umgekehrt bei abnehmendem Wasser, jedoch wird 
«ich das kleine Ventil nie ganz schliessen, da das stets zufliessende Kondcns- 
«asser ein vollständiges Sinken des Schwimmers verhindert, wodurch ein 
I kontinuierliches, stossfreies Ablaufen desselben vollkommen er- 
reicht wird. 

Zum Scbluss sei noch ein Kondenstopf erwähnt, der sieb von allen 
vorher beschriebenen dadurch unterscheidet, dass nicht wie bei den anderen 
Eonstniklionen durch Einschaltung eines Rückschlagventil es am Abtlussstutzen 
das Kondenswasser dem Dampfiinick entsprechend gehoben werden kann, 
«ondem dasselbe läuft frei aus. Dieser Topf, Patent ,,KulMg", ausgeführt von 
der Rheinischen Apparale-Bauanstalt in Brühl, besteht, wie Figuren 
56 und 57 leigen, aus einer in Zapfen aufgehängten Glocke, welche durch 
Dampfdruck gehoben werden kann und folgen dermassen funktioniert. 



30 



AllgCItK 



Die Glocke liegt für gewöhnlich auf dem Boden des Gehäuses, das 
Ventil ist geöRnet und das Kondenswasser kann bei b ablaufen. Sobald 
aber Dampf in die Leitung tritt, sammelt sich derselbe in der Glocke 0. 
hebt dieselbe in die Höhe und schliesst dadurch das Ventil v, indem die 
mit der Glocke verbundene Schraube S fest gegen dasselbe drückt. Ist der 




Fi^. 56. 



f'>a- 57. 



D;im[)f über dem Wasser in der Gk>ckc koudensierl, so senkt sich die 
(ikicke. das Ventil liflnet sich wieder und das Spiel beginnt von neuem. 
I>*fr Abflugs des Wassers ist nahezu kontinuierlich; die Zugünglichkeit zum 
Ventile sehr bequem, da der obere Deckel nur lose aufliegt und mau nur 
die Glocke G aus ihrem Zapfen zu heben braucht, um an das Ventil r tu 
lielnngen. 

Dii< wo man das Kondenswasser nicht heben will, wird sich der Topf 
ttul einfuhren, weil er, wie sich der Verfasser selbst überzeugte, ganz vor-__ 
««glirh nrheitet. 



KODdeasWBBserabschsider, Das Kondensat ionswasser muss 
MJwletii dcs^i.'lhirn zugeführt werden und zwar geschieht dies bei Hq 
•uu)|«-'n. 1,1'itiuiget! etc. am einfaclislen durch natürliches GefJtlle bis 

hl allpn Fallen aber, wo das sich bildende Kondensationswaaser i 
\tiu *tw* ttU> dem Kessel direkt mitgerissene Wasser beim Durchstr 
nUun Kv>ht)«ilU)i|{ abgesondert werden soll, z. B, bei direkten Leitv 
UW K'^'mfI imch dem Motor, muss man sogenannte Wasserabscheltl 



l^M» Al*|wnle. von denen ebenfalls die mannigfaltigsten Konstrakt 
ViW)twii>. K'fuhvii darauf, dass man dem sich bewegenden Dampfe Wi^ 
•I4it>l('- kiuauui, wnlrhe den Durchgangsquerschnitt zwar nicht 

' ■ "■■nr-f zwingen, seine Bewegungsrichtuug zu andern, 

L' der schweren Wasserteilchen vor sich geht. 

■ nun an der tiefsten Stelle und wird von hier 1 

■li'iter geführt; diese Wasserabscheider können in y 

ti'.'4mH>liil oder vertikal, eingeschaltet werden und 

» Uiv von der Firma Ludwig Becker in Offenbach a. 

I \pparate, die sowohl in vertikale Leitungen mit : 

> I7uu|it *ls auch in horizontale Leitungen eingeschald 





Häufig genügt das einfache Verfahren der Ablenkung des Darapfstromes 
iiidil, um das im Dampf enilialtene Wasser abzuscheiden, was ohne weiteres 
Üar wird, wenn man daran denkt, dass beim Abscheiden dieser Art, die 
Geschwindigkeit des Dampfes eine ganz erhebUche Rolle -spielun njuss. Aus 
Siesem Grunde findet man neben den 
einfachen Abscheidern mit Scheidewand, 
Ablenkungen, Winkeln u. dergl. auch 

»ölche mit anderen Einrichtungen wie 
diejenigen mit doppelten, schrägen 

Sebblechen. welche Gebr. Körting, 

Hannover konstruiert haben (s. Fig. 61), 

Bei diesen wird der Dampf gezwungen, 

durch eine Anzahl enger Schlitze zu 

itrßmen, wobei er Gelegenheit hat. 

itäa Wasser abzugeben. Der gesamte 

Querschnitt der Siebbleche ist sn gross, 

dais eine nennenswertlie D ruck vermin - 

dcmog des Dampfes bei normalen Durch- 

Stusmengen nicht stattfindet. 




2 2 Allgemeines. 

Elektrische BeleuehtuDgBeinriohtungen. Die steigende Verwendung 
der Elektromotoren auch in chemischen Betrieben hat die forlgesetzte Aus- 
breitung der elektrischen Beleuchtung in den Arbeitsräumen, auf den Fabrik- 
höfen etc. zur Folge und soll deshalb in diesem Buche soweit darauf ein- 
gegangen werden, als es für den Betriebschemiker von Interesse und Wissens- 
wert sein kann. 

Es ist bekannt, dass die elektrische Beleuchtung, namentlich das Glüh- 
licht, in Bezug auf Feuersicherheit alle anderen Beleuchtungsarten übertrifit, 
wenn die Installation des Beleuchtungskörpers und des Leitungsnetzes in 
sachgemässer Weise vollzogen wird. Im Anfang wird dies in jeder Fabrik 
wohl auch der Fall sein, da die ersten Lieferungen doch zweifellos durch 
eine auf diesem Gebiete erfahrene Firma erfolgen und die Arbeiten durch 
deren geschultes Personal ausgeführt werden. Im Laufe der Zeit verschlechtert 
sich der Zustand der Leitungen etc. nicht allein durch naturgemässe Ab- 
nutzung, sondern in der Regel vielmehr dadurch, dass kleine Aenderungen, 
nötige Verlegungen und Erweiterungen durch Anschlüsse neuer Lamp>en in 
eigener Regie von Leuten ausgeführt werden, welche höchstens oberflächliche 
Kenntnisse der Materialien und Verlegungsarten der Leitungen besitzen und in 
keinem Falle eine Ahnung davon haben, welche Gefahren in Bezug auf 
Feuer in diesen dilletantenhaften Arbeiten begründet sind. 

In neuester Zeit sind vom Verband deutscher Elektrotechniker in Ge- 
meinschaft mit den bedeutendsten Feuerversicherungsgesellschaften, leicht- 
verständliche Sicherheitsvorschriften für elektrische Anlagen aufgestellt worden, 
deren Kenntnisnahme schon aus dem Grunde jedem Betriebsleiter empfohlen 
werden muss, weil die Versicherungsgesellschaften die strikte Innehaltung 
dieser Vorschriften beanspruchen. Ausserdem geben diese Vorschriften ge- 
nügende Anhaltspunkte für die fortgesetzte Prüfung der Leitungen etc. in Be- 
zug auf betriebs- und feuersicheren Zustand der ganzen Anlage. Die von 
Dr. Oscar May Frankfurt a. M herausgegebenen ,, Erläuterungen zu den 
Sicherheitsvorschriften'* Leipzig Oscar Leiner sind für den Nichtelektro- 
techniker ein unentbehrliches Handbuch zur richtigen und praktischen Durch- 
führung der einzehien Sicherheitsparagraphen. 

Zu einer sachgemässen Installation in chemischen Betrieben gehOMi 
ein sehr gewissenhaft angelegtes und stets kontrollierbares Leitungsnets» 
sowie sorgfältig für diesen Zweck ausgewählte Apparate und Lampen- 
armatur teile. 

Einheitliche, für alle Fälle passende Vorschläge in Bezug auf Wahl des 
Leitungsmaterials und der Verlegungsart in chemischen Betrieben zu geben, ist 
unmöglich, da jeder Prozess sich unter anderen Bedingungen vollzieht. Da 
man bereits aus der Praxis genügend Anhaltspunkte hat, welche Materialien 
sich in den einzelnen Betrieben am besten bewähren, so wird man leicht 
in der Lage sein, auch hierfür geeignete Leitungsmaterialien für die elektrische 
Installation auszuwählen. Da z. B. bekannt ist, dass in Räumen, welche 
Chlordämpfe enthalten, alle organischen Stoffe sehr schnell zerstört werden, 
wird kein verständiger Installateur in diesem Falle isolierte Leitungen frei ge- 
spannt verlegen, höchstens eignen sich hierzu (He mit sogenanntem säurefesten 
Anstrich versehenen bekannten Adt'schen Isolierröhren ; als sehr gut empfiehlt es 
sich jedoch, blanke Kupferdrähte, aber 2 bis 3 mal so starke, als die Berech- 
nung erfordert auf grosse Glockenisolatoren zu verlegen. Solche Leitungen 
können schon jahrelang oxydieren, ohne ihren nc'Higen Leitungsquerschnitt 
einzubüssen. Ableitungen zu den Lampen werden ebenfalls blank hergestellt, 
die Hängearme bekommen jedoch <.)ben einen grossen Trichter, welcher nach 



EIek 



sehe IJdea 



itiingse 



ichLuiigen. 



33 



dem Verbiniten der blanken Zuleitungen mit den im Innern des Armes be- 
findlichen isolierten Drähten mit Pech uder dergl. ausgegossen wird. Eine 
derartige Installation sieht zwar nicht sehr elegant aus, sie ist aber praktisch 
und sehr ausdauernd im Betrieb, In fast allen anderen Fällen bilden die 
bereits oben erwähnten Isnlirröhren der Firma Gebr. Adt Ensheira,. 
Pfalz, ein ausgezeichnetes Material der Leitungen zum Schutz gegen Be- 
schSdiguugen durch chemische und andere Einflüsse. Wie jedoch schon ge- 
sagt, ist es Sache der Erwägung in jedem einzelnen Falle, welches der ver- 
schiedenen Instaliationssysteme jeweils das beste ist; doch stets muss 
ein System gewählt werden, welches leicht controllierbar ist und leicht 
erneute Anschlüsse gestattet, da diese Forderungen im Betriebe sehr (ift 
auftreten. 

Die Schaitapparate zerfallen in zwei Kategorien, in solche, welche 

in der Kraft- oder Lichtzentrale oder den H au [jtverteiiungsp unkten und 

EjMlche, welche in den einzelnen Betriebsräumen, den Kellern oder im Freien 

Iptiert sind. Erstere finden sich naturgemäss an Orten, wo sie schädlichen 





Hflssen durch SauredSmpfe etc. nicht ausgcsti^t :,jiid, Iviuauii alsu uui- 

Ausführung sein, letztere hingegen müssen mit Rücksicht auf diese 

'. besondere konstruiert und geschützt sein. .\n alle Ausschalter etc. 

f jedoch die Bedingung zu stellen, dass sie den Strom schnell und rapid 

I ODierbrechen, ohne eine Mittelstellung einnehmen zu kennen, welche ein 

Stehenbleiben des Unterbrechungsfunkens zulässt. 

Fig. 62 Bcigt einen Hebelschalter, einpolig mit Sicherung für 100 Amp., 
. 03 einen solchen zweipolig ohne Sicherung, an welchen das Princip 
I frei atis den Kontakten herausspringeiiden Messers deutlich ersichtlich ist, 
r Abzughandhebel hat todtenGang g^eti das Messer, so dass dieses sobald 
I «n Stock in dem Kontakt gelockert ist, unter dem Einfluss der am hintern 
Ende befindlichen Spiralfedern die Kontakle rapide verliisst. Dieses ist die 
NonnaJkonslruktion der Firma Voigt & Häffner Frankfurt - Bockenheim , 

Iwddve als Special! tat sämtliche Bedarfsartikel für elektrische Licht- und 
Ki3flaniagen fabrizirt. 



r 
I 

I 

r 



34 






Auch für die kleinen Schalter ftlr einzelne Lampen und Lampen- 
gruppen von I — 15 Amp. sind nur betriebssichere Konstruktionen zu ver- 
wenden. Fig, 64 zeigt einen Ausschalter für 3 Amp. ganz in Porzeüan- 
gehause, ebenfalls von obiger Fabrik. Diese Apparate sind derart konstruirt, 
. dass sowohl Kontaktbildung wie Kontaktunl erbte chung plötzlich erfolgt, ohne 
dass eine Funkenerscheinung eintritt, und zwar unterscheidet sich diese Kon- 
struktion van den meisten anderen dadurch, dass Schleifkontakte im Gegensatz 




Fig 64 



Fiß- 65- 




zu Piallkonlakten zur 'VTivicndung kommen, welche, wenn auch etwas teurer, 
so dnch theoretisch und praktisch besser sind. Fig. 65 zeigt einen in feuchten 
Räumen und im Freien montierbaren Ausschalter, der, soweit es die Kontakte 
und KonUktbildung anbelangt nach gleichem Principien konstruiert ist; Rlr gani 
nasse Räume und solihe Orte, in welchen esplusiebele Gase auftreten und aus- 
nahmsweise ein Schalter montiert werden 
muss, kommt der in Fig. 66 dargestellte 
Schalter zur Anwendung. Bei diesem be- 
findet sich in einemPorzellanballonQueck- 
silher, welches in der auFderAbbildungan- 
gedeuteten Stellung des Ballons die in 
letzteren luftdicht eintretenden Leitungs- 
drähte verbindet. Wird der Ballon um- 
gewendet so fliesst das Quecksilber in 
den tiefst gelegenen Teil, so dass die 
Verbindung der Drähte aufgehoben wird. 
'■'t- '■"■ Obwohl mit Erwähnung diesei 

Konstruktionen das Kapitel über 
noch nicht erstlnipft ist, so werden die gegebenen Andeutung) 
um Anhaltspunkte für die jeweils besten Modelle zu geben, welche 
verschiedenen Zwecken dienen kö: 

Die Frage nach dem 
besten, für chemische Fabriken 
geeigneten Blei siehe rungs- 
modell ist schwieriger zu be- 
antworten, und doch erfordert 
gerade dieser Punkt die griisste 
Aufmerksamkeit, da von einem 
richtigen Funktionieren dt-r 
Bleischaltungen die Feui^r- 
sicherheit der Gebäude in 
erster Linie abhüngt. Viele 
vorhandene Anlagen sind mit 




ElcklHiche Beleuchtnngseinrichtangen. 



35 



. versehen, weiche für das sogenannte S tan iollamellensvs lern ein- 

", eine soidie Sicherung, ganz in Purzellan ausgeRihrt, ebenfalls 

von Voigt li Hflffner in Frankfurl zeigt Fig. 67. Sollen 

, dieses Systems in saure- oder dam pferfü Uten Räumen montiert 

werden dieselben am besten in einem gusseisernen Gehäuse, 

It aufschraiibbarem und mittelst Gummiring al)gedichteten Glasdeckel 

schlössen wird, eingebaut. 
^eue Anlagen ist von vornherein die Anwendung des \'om Verband 
^Elektrotechniker zur Einführung empfohlenen Systemes mit unver- 
wechselbaren Absclimelzstüpseln, in Er- 
wägung zu ziehen, welches grosse Vor- 
züge hat. Es bedingt bei richtiger 
Anwendung eine überaus übersichtliche 
Disposition des gesammten Leitungs- 
netzes, indem es zur Zentralisation der 
Sicherungen an bestimmten Haupt- 
punkten führt, wobei die Sicherungen in 
bequem erreichbarer Höhe angebracht 
werden. Man kann dieser Forderung 
Fiy. 6g. allerdings auch mit anderen Systemen, 

z. B. mit dem Staniollamellensvslem 
rungsgemäss geschieht dies seitens der Monteure jedoch seltener. 
itystem setzt sich zusammen aus einer sog. Normal-Gewindebrücke 
J^ mir Aufnahme des Sicher ungsstopsel^, von denen verschiedene 



ibgebildei sind, dient. Dir (■ ■ ' , .;■■■, ;:.-ihieuc 

Enach Einschrauben des Slöp>Lls -i,'ht d.iiiii Ji.r Struiu vn» üi.-i i'ihienc 
rkontakt des Stnpsels, dunli den in jenem b-tiiiilljrhiii .\bsilimel>;drLiht 




36 



Allgtn 



zum Gewindetheil in der BrÜL-ke und von hier nach dem betreffenden 
leitungsdraht. Fig. 72 und 73 stellen derartige, sog. Sammeisclialttafeln 
drei und zwei Stromkreise, ohne und mit Ausschaltern dar. Man wird 
diesen Zentralpunkten aus Leitungsstrange Tür verschiedene Lampen za! 
ausgehen lassen, es jedoch stets so einzurichten suchen, das jeder Strang 
sich einen abgeschlossenen Teil bildet, sodass er, ohne anderen Beirit 
oder Abteilungen das Licht zu entziehen, abgeschaltet werden kann. D 
Einrichtung zeigt ihre wohlthätige Folge in vielen Füllen besonders aber di 
wenn in Folge einer Betriebsstörung, eines kleinen Brandes, einer Umandet 
oder dergl einer oder mehrere Strange ausser Betrieb gesetzt werden müs: 
ebenso erleichtert diese Einrichtung das Aufsuchen von Isolationsfehlen 
der Leitung in hohem Masse. Falls die Anzahl der Lamiien in eii 
Stromkreise hinter der Sammel Schalttafel grüsser ist als acht, ist es nötig 
Strang in Unterabteilungen zu zerlegen, wobei man wieder zu den Sann 
Schalttafeln greifen oder auch die in Fig. 74 1 
gestellte Sicherung nehmen kann. Die beste 
Verhältnissen gut Rechnung irrende Verteil 
der Sicherungen ist nicht einfach, sie ist jed 
Z'^i;t' i:M^VMHtV''i^V '^"^ '^''^ Uebersichttichkeit und den leid 
||iiii,',y,ii" t I..'' ^V weiteren Ausbau des Leitungsnetzes einer Fa 

'^"'"' ' — y von allergrusster Bedeutung und erfordert i 

halb ein gutes Studium der einschlug liehen Fra 
seitens der betreffenden Betriebsbeamten. 
chemischen Fabriken häufig vor, das schnell FOrtä 
1 irgend einer in der Nahe befindlichen L 
muss. Dieses erreicht man am ein&chi 
mit der ebenfalls von der Firma Voig 
H a ff ner hergestellten LufÜeitungssicher 
f~ig. 75. Ein Messingbflgel hat an eil 
Ende einen geschlossenen Ring, welc 
das Stupse Ige winde enthalt ; am ande 
Ende befindet sich ein Porzellan kör] 
welcher Je nach der Starke des Kai 
verschieden eingestellt werden kann. I 
Bügel wird nun einfach mit dem Porzell 
teil gegen d;ts Kabel gehalten, wahn 
oben der Sichetheitsstöpsel eingeschra 
wird, womit die mit Bleisicherung versehi 
- Abzweigdraht wird dann einfach an ei 




Fig. 74. 



Es kommt gerade 
neuen Raum ein Anschluss ' 
leilung aus hergestellt 




Abzweigung hergestellt i 




Elektrische Beltuchtungadiirichtungen. 



37 



^ Klemm votricluung angeschlussen und weiter gespaont. Zum Schluss 
'i ein^e Apparate der Firma Voigt & Haffner weldie spezielle 
r für chemische Fabriken beanspruchen dürften, 
i/Fig. 76 ist eine in Porzellan ausgeiilhrte Fassung für feuchte und 
nllte Räume dargeslelll; Fig. 77 ist derselbe Apparat in Verbindung 
i Reflektor, an welchem sich nix-h Is^laluren zur Befestigung der 



tn Reflektor, 



IdrShte befinden um einen möglichst guten Isolations widerstand der 
frecht erhalten zu können. Fig, 78 zeigt eine sogenannte wasser- 
. Fig. 79 einen doppc Ikonischen Relieklor mit wasserdichtem 




khutzglas für Hofbeleuchtung. Für Räume, welche in der auf 
Jiriebenen Weise (blanke Drahte an Isolatoren) installirl sind 





38 AUgememei. 

und in welchen der Gase und Dämpfe halber keine Wandkontakte zum Anschlusi ; 
transportabel er Lampen angebracht werden können, wendet man vortheilhalt ■ 
als transpoitabele Beleuchtungskörper die in Fig. 80 dargestellte Hängelampe . 
an. Sic besteht aus einem T förmigen, aus ganz leichten Röhren hergestellten 
Körper, der oben zwei Kontaktrollen tragt, welche sich auf die blanken 
Leitungen aufsetzen, den Strom abnehmen und der unten in starker Latenie 
befindlichen Lampe zuführen. Für Fabriken mit ausgedehnter BogenIichd)e' 
leuchtung — falls letztere in einzelnen Gruppen von der Zentrale aia 
gespeist werden — empfiehlt sich der Bogenlampen in dikator, Fig. 81, weichet 
durch eine, kleine Signalscheibe das gute und ruhige resp. schlechte Brennen 
der Lampen dem Warter in der Zentrale bemerkbar macht. Auch die sehr 
praktisch konstruierte Bogenlampenaufzugswinde, Fig. 82, dQrfte vielfach als 
willkommener Ersatz für die einfachen und primitiven Aufhängujigsarten der 
Bogenlampen, zumal in alten Anlagen Empfehlung verdienen. 




! 






1. Abtheilung. 



Kraftquellen. 

In allen Fällen, in welchen motorische Kraft gebraucht wird, wirft sich 
die Frage auf, wie dieselbe zu beschaffen ist. Weiterhin ist dann zu unter- 
suchen, welche Dimensionen der Motor besitzen muss und welche Betriebs- 
kosten er verursacht. 

Die Natur bietet uns schon ohne weiteres ganz bedeutende Kräfte 
— Wasser und Wind — dar, welche ja längst von unseren Vorfahren 
zu den verschiedensten Zwecken ausgebeutet wurden und von uns noch 
ausgebeutet werden, aber eine Nutzbarmachung dieser Naturkräfte für den 
Dienst der chemischen Industrie hat, abgesehen von vereinzelten Fällen, 
wegen der Abhängigkeit von örtlichen Verhältnissen, mangelhaften Beständigkeit 
und der unrationellen Ausnutzung bisher nicht stattgefunden. 

Von der Ausnutzung des Windes als treibende Kraft musste man fiir 
den regelrechten Betrieb schon aus dem einfachen Grunde Abstand nehmen, 
weil derselbe in der erforderlichen Stärke nicht immer vorhanden ist. 

Aber auch die Wasserkraft lässt sich nicht in allen Fällen dauernd 
für einen konstanten Betrieb anwenden, da das Wasserquantum zu sehr von 
den jeweiligen Witterungsverhältnissen abhängt, und es kann bei den kleineren 
und auch mittleren Wasserläufen vorkommen, dass zu wenig Wasser vor- 
handen ist und man aus diesem Grunde den Betrieb einstellen musS. Femer 
stehen aber auch nicht immer da, wo aus anderen Gründen eine Fabrik er- 
baut wird, Wasserkräfte zur Verfügung und ebenso kann man nicht immer 
in unmittelbarer Nähe derselben Fabriken errichten. 

Nur bei Anwendung der Dampfkraft ist man von allen diesen Zu- 
fälligkeiten unabhängig und wird dieselbe wohl in den meisten Fällen auch 
benutzt; ausgeschlossen ist jedoch dabei nicht, vorhandene Wasser- und 
Dampfkraft so zu kombinieren, dass dieselben entweder zusammen arbeiten 
odtr aber, so lange die eine erhältlich ist, die andere still gelegt wird. 



Die Apparate, welche uns nun diese Dampfkraft liefern, sind die 
Dampfkessel. Im allgemeinen bestehen dieselben aus geschlossenen Ge- 
I Össen, welche zum Teil mit Wasser gefüllt und von aussen heizbar sind. 
Um dieses Wasser in Dampf verwandeln zu können. 

Die Formen, die man dem Dampfkessel seit seiner ersten Anwendung 
bis zum heutigen Tage gegeben hat, sind so mannigfaltig, dass dieselben 
in diesem Buche nicht alle besprochen werden können und da sie teilweise 
veraltet sind und nicht mehr ausgeführt werden, so sollen nur diejenigen 
Erwähnung finden, welche heute noch und zwar speciell in der chemischen 
Industrie Verwendung finden. 






'ste 



Es sind 
ngrßhrig 



Siedei 



jhrke 



e! und die 




Die Walzenkessel bilden zylindrische Röhren, welche vom und hinten 
mit geraden oder mehr oder weniger gewölbten Böden abgeschlossen sbd, 
Da diese Kessel in dieser einfachen Form aber trotz des grossen bean- 
spruchten Raumes eine verhllltnismassig geringe Heizfläche, d. h. diejenige 
Flache, welche die Wanne des Heizmaterials aufnimml und an das za ver- 
dampfende Wasser abgiebt, besitzen, so ordnete man, um eine Vergrösserung 
der Heizfläche herbeizuführen, entweder mehrere solcher Röhren übereinander 
an oder ma.n baute die sogenannten Flammrnhren ein. 




Fig. 84. 



Fig. Ss. 



;sel (Fig. 83) — tindcl map 
un Schaffungen schwerlich an- 
iden. da sie, im Veriialinis 
Heizfläche, immer noch zo 
ei Raum für ihre Aufetellang 
:dür(en. 

DieFlammrohrkesselbe- 
L-hen aus einem Wal) 
kessel, welcher mit einem od« 
KW ei Flammröhren versehen 
die mit ihrer Achse parallel Wlj 
Achse des Haupt kesscis liegcA 
und deren Böden, meistens flach« 
l'lülten, miltelsl kräftiger KonBoW' 
oder Anker mit dem Hauptkosstt 
verbunden bezw. abgesteift sini 

Bezüglich der F o rm 
von der Kreisform vorhanden; 
n Querschnitt gebaut, die dawi' 
■halb liegende Röhren abgestuft 



Flammrohren sind wenig Abweichungen 
man hat aber auch Röhren mit elliptische 
der Festigkeit wegen, durch andere innt 
werden müssen. 

Dies, von Gallowav eingeführte System bezweckt hauptsächlich bnt 
gleichen Dimensionen der Kessel eine Vergrösserung der HeizflSehej 
dasselbe eneicht man aber auch auf die Weise, dass man die einzelnes 
Schüs.se der Flammröhren nicht mehr aus Zylindern mit ebenen, sondei 
mit wellenförmigen Oberflachen herslelll. Hierdurch ist man in ätat 
Stand gesetzt worden, bei gleich grosser Heizfläche nur ein Flammrohr, abe| 
von ziemlich grossem Durchmesser zu verwenden, und zwiir legt ml 
dasselbe dann nicht wie bisher zcnirisch zum Haiiplkessel, sondern C! 



Damplkes^et. 



41 



;it als früher 



ohrkessel oder kurz 




Horizontalen geneigt, 
dadurch mit einander 
kaniiiier aii> und liegen 



«Dlrisch lu diesen), um eine bequemere Zugängli 
nm Kesselinnereji zu erlangen. 

Die engröhrigen Sie 
Rülicenkessel kann man als 
eine Anordnung vieler Walzen- 
Leasel von geringen Dimen- 

i ansehen, die in einen ge- 
schäftlichen Dampf- 

aler münden und ver- 

ihrer zusammengedräng- 
ten Bauart eine bedeutend 
püssere Heizflächeauf gleichem 
f«anspru<'hten Bodenraum, al-. 
liie vorher besprochenen Kes:id- 
sviierae besitzen. 

Diese klein dimensio- 
niertcn Rohren von ta. 35 bis 
1 10 mm äusseren Durchmesser 
Iwinncn nnn, entweder senkreclii oder 
wischen zwei Wasserkammem liegen 
verbinden, oder aber sie gehen von ei: 
mit dem andern Ende lose 
auf einer Stütze bezw. hangen 
«e frei nach unten, -ider 
aber es ist gar keine 
Wasserkammer vurhan- 
den und die Röiiren sind 
dutchVeibiiidungsstücke 
Büt einander verbunden, so 
"lüjs sie gewissermassen ein 
langes, im Feuer liegendes 
Rohr bilden. 

Am verbreitetsten 
tinrj wohl Hie R.nhren- 
kmel mit zwei Wasser- 
Kammern und geneigt 
Hegenden Siederöhren, 
W welchen Jedes derselben 
nur in einer Richtung v.>n 
'S'wser durchströmt wird. 
Die verschiedensten Aus- 
flihnmgen dieses Systems, 

*■ B. von Göhrig & Leuchs. Darmsiadt; Simonis ..t Lanz, Frankfurt 
iM. (s. Fig. 88]; L. & Ed. Sieinmüller, Gummersbach; The Babcock & 
Wilcox Co., Glasgow u. s. w., unterscheiden sich eigentlich nur in der Art 
dö Verschlusses der, in den Kammern angebrachten, zum Einziehen, Aus- 
»echseln und Reinigen der Siederiihren dienenden Li^cher, in der Lage des 
beiw. der Oberkessel, ob in oder ausserhalb der Einmauerung und in der 
.\n der Dampfentnahme. 

Von den Verschltlssen existieren in Bezug auf die Anordnung der- 
lelben xvei verschiedene Systeme; bei dem einen liegen dieselben ausser- 
halb der Wasserkammer und werden mittelst Schrauben festgehalten, so dass 




diese also den ganzen Dampfdruck aufzunehmen haben, bei dem andern 
System liegen die Verschlüsse aber innerhalb der Wasserkammer und werden 
durch den Dampfdruck fest gegen die letztere angepressl und so abgedichtet. 
Dem letzleren System ist ganz entschieden der Vorzug zu geben, 
da selbst bei genügend stark konstruierten Befestigungsschrauben ein Abreissen 
derselben nicht ausgeschlossen ist. Bei dieser Befestigungs weise der Ver- 
schlüsse kann man diese ent*'eder von Innen nach Aussen oder von 
Aussen nach Innen in die Wasserkammer einführen, wovon das letztere 
als das bequemste und schnellste Verfahren das bevorzugsle ist. 





Namentlich sind es die Innen verschlusse v 



a & Lanz, Frwik- 



und Gilhrig 

/erdienen. 




Darmstadt, welche besondere Be- 

Bei erstcrem (s. Fig. 89 u. 90) er- 
hältdieOeffnunginderWasse rkamm^r- 
platte in diagonaler Richtung einen 
so grossen Ausschnitt, dass der 
Deckel hindurthgeht und später um 
qo* gedreht die Stellung der Fig. 90 

Der Innen verscliluss von Göhiig 
& Leuchs. Darrastadt, besteht aus 
zwei Hälften, weiche durch ein Dret . 
F,g 5, F.„ 9? gelenk derart mit einer Anzuga- 

si-hraube verbunden sind, dass sie 
wie Fig 02 angiebt, durth die zu versLliliessende Oeffnung eingebracht werden 
können Im aufgeklappten Zustande (s Fig. 91) bilden beide Hälften einen 
kreisrunden Deckel mit am Rande belindhcher Verdichtungsfläche, während 
die Benihrungsfiat-hen der beiden Deckelhalften vermittelst eines um die eine 
Hälfte gespannten Gummiringes verdichtet werden. 

Die Oberkessel sollen nie im Feuer, sondern stets Über der Ein- 
mauerung liegen, weil die hierdurch zu gewinnende Heizfläche nie so wirkt, ■ 
wie die an den Sieden^liren ; sie wird aber öfters mi^erechnet und man 
besitzt dadurch weniger Heizflache, als in Wirklichkeit vorhanden ist. '. 

Das von den Verschlüssen und Oberkessein soeben Gesagte gilt all- 
gemein für alle Röhrenkessel, was hier nochmals besonders betont ' 
werden soll. 




Die nächste Gruppe von Röhrenkesseln ist die, bei welcher die Siedc- 
föhren ebenfalls geneigt liegen, aber nur eine Wasserkammet und 
war vom vorhanden ist; hierbei wird jedes Siederohr narh beiden Riehlungen 





iimensiunierles 
1 sind behufs 




Rohn 



f'e- 9S- 



Röhrenkessel mit zwei Wasserkammern und senkrecht siehenden 

Sieder'ihren haben sicli weniger eingeführt, als diejenigen mit einer 

Wasserkammer — sogenannte Field'sche Kessel. — Beide Konstruktionen 

sind nur für verhältnismässig kleine Heizflächen angewendet, jedoch hat 

f erst«re die grosse Annehmlichkeit, dass man die Heizfläche ohne grosse 

~" 1 durch registetweises Aneinanderfügen beliebig vergriisscm kann. 



44 



I. Abtdlang- 



Bd iler [etztcn Gruppe von Rf'.hreokesstdn, welche keine Wasaer- 
kammern t>e3itzen, steigt das Gembch vod Dampf und Wasser in den 
KÜitnn empor, entercr winl im Oberkessel abgegeben und letzteres fällt 
an dessen Ende wieder in die Röhren herunter, so den Kreislauf des 
Wassers herstellend. Die verschiedenen Ausführungen unte (scheiden sitli 
nur in der Konstruktion der Verbindungsslücke der einzelnen Röhren unter 
einander und seien als Faiirikanten nur Walther & C<}„ Root und de 
Nayer erwähnt. 

Von den Kombinationen vorstehender Kesselsysteme mit 
einander existieren ebenfalls eine so grosse Anzahl, dass nur diejenigen er- 
wahni werden können, welclie sich Ihats3dilich auch eingeführt haben. 

Entstanden sind diese kombinierten Kessel ans dem Verlangen, die 
goicn Eigenschaften der Walzen- und Rrthrenkessel — s. weiter hinten — 
m"iglic!ist zu vereinigen und die Xailitcile derselben zu beseitigen. 




frig. 97- 



Fig. gS.') 



Die Kombination eines horizontalen Flammrohrkessels mit 
darüber liegendem, horizontalen Röhrcnkessel wurde von Tisch- 
bein und von Wcinlig angegeben; erstere Konstruktion (Fig. g8) war so 
eingerichtet, dass beide, durch ziemlich weile Stutzen verbundene Systeme 
nur den Dampfraum im Oberkessel enthielten, was den Nachteil hatte, 
das« die im unten liegenden Flammrohrkessel sich entwickelnden Dampf- 
blasen eine hohe WasseisSule durchdringen mussten und dadurch na; 
Dampf hergestellt wurde; ausserdem war der im oben liegenden Röhren- 
kessel sich bildende Kesselstein und Schlammansatz schwer zu beseitigen. 

Weinligs Konstruktion (Fig. 99) ist insofern hiervon verschieden, 
als er diese Nachteile dadurch zu beseitigen suchte, dass er für jedeftJ 
System einen besonderen Dampfraum anordnete; hierdurch trat aber ] 
ein Ucbolsland auf, welcher diese Konstruktion fast illusorisch machte. 



•) Fig 98-— 101 tind der Zeiwehrifl d« Vei'eini deutsclier Ingenieure, Jahrgang 1879, 



Danipfkei 



45 



Der untere Dampfraum kam nämlich in das Feuer iu liegen und raussle 
hinten durch ein Gewölbe vor der direkten Berührung mit der Flamme 
geschützt werden; es gelang nmi nicht, dieses Gewölbe lungere Zeit intakt 
zu hallen und so enl- , 

standen Reparaturen und 
Betriebsstü rangen, welche 
VI« einer Anwendung 
dieses Kesselssystems ku- 
TÜcJcsch reckten. 

Aber auch dieser 
Uebelstand wnirde be- 
seitigt und zwar mit Er- 
folg von Piedbijeuf, 
Düsseldorf und Bern ing- 
haus, Duisburg. Ersterer 
{Fig. loo) setzt nur 
einen Verbindungsslutzen 
zwischen die beiden Kes- 
sel, legt denselben gann 
nach hinten und bringt 
vor den Stutzen noch 

eine Blechwand an, welche bis zu einer gewissen Tiefe i 
Flammrohrs eintaucht. Hierdurch entstehen zwei getrennte Räume, 
der vordere für den Dampf und der hintere für das Wasser, erslerer 
wird dann durch ein besonderes Rohr mit Schwimmerventil nach dem Dampf- 
; des oberen Röhrenkessejs geführt. 




ng. 9y. 



1 das Wasser des 




nach hin teil, dass 
Blech wand, ausserdi 



schafllichen Dam p fsam m i < 
zu bieten und ihm so Gelegenhe 
genügend zu trocknen. 



i (Fig. loi) legt den Flammrohrkessel s 
er genau dasselbe erreicht, als Piedhoeuf 
[1 ordnet er noch über dem Rflh renkesse 1 einen 





mpf einen langen Weg 
vor seiner Entnahme 

Letztere beiden Aus- 
führimgen liaben sich 
ihrer grossen Leistungs- 
fähigkeit wegen gut 
eingeführt und werden 
heute noch viel gebaul. 

Eine ganz von die- 
sen abweichende Kom- 
bination von Röhre n- 
und Walzenkesael zeigt 
der verbesserte Mac- 
Nicol-Kessel (Fig. 
11)2), welcher dem ver- 
storbenen Ingenieur P. 
Hetzler, Frankfurt a. 
M., patentiert war und 
auch von dessen Erben 
noch vertrieben wird. 



Kei 



el ver- 



t einen R(ihren- 

erkammer der- 
mit zwei Ober 
einander liegenden 
alzenkesseln, daas 
untere gewisser- 
ssen al s Verlängerung 
r hinteren Wasser- 

Es findet bei diesem 
.'ssel eine ausser- 

'''^- '"-■ ordentlich lebhafte Was- ' 

serzirkulalion statt und I 

der schnell entwickelte Dampf steigt in den von hinten nach vorne schr^ * 

ansteigenden Wasserrohren durch den weiten Verbindungsstutzen in den | 

Oberkessel, während aus diesem das Wasser durch den hinleren Verbindungs- i 

stutzen in den Unterkessel und durch die Tauchruhren in die Wasserröhrai I 

unmittelbar nachstrOmt, ohne den in den achrag liegenden Wasserrohren i 

entwickelten Dampf am freien Aufsteigen zu hindern. Durch den grossen J 

Wasserraum, welchen man den jeweilig vorliegenden Verhallnissen anpassen I 

kann, ist eine vollstäudige gleichmassige Dampferzeugung seihst bei sehr J 

wechselnden Betrieben ennOglicht und durch die ebenfalls sehr grosse Ver- I 

dampfungsoberfiäche audi die Erzeugung von trockenem Dampf erreicht. Auch ■ 

dieses System hat sich, namenllicli im Westen Deutschlands, viele Freund« ^ 



>d«4 



Dimpfkejtet. 



wegen, 



47 

namentlich far die 



erworben und kann seiner guten Eigenschaften 
chemische Industrie, nur empfohlen werden. 

Flammrohrkessel mit stehenden Röhrenkesseln kombiniert finden 
sich in zahlreichen Anordnungen vor; so stellt Dupius, M. -Gladbach eine 
Konstruktion her, welche das Brennmaterial gut ausnutzen — bis 75% 
Nutzeffekt — und selbst für hohen Druck leicht hergestellt werden soll. 

An dieser Stelle sei noch der Tenbrinkkessel Erwähnung gethan, 
deren hauptsachlichstes Konstruktionsglied die Feuerung ist, welche weiter 
hinten noch beschrieben wird. 

Es ist dieses System eine Kombination von über und neben 
einander liegender Walzenkessel, welche durch diese Feuerung ge- 
heizt werden ; da man aber bei den ersten Ausführungen den Wasserumlauf 
nicht genügend berücksichtigt hatte, so kamen sehr viel kostspielige und zeit- 
raubende Reparaturen vor, welche vor weiterer Anwendung abschreckten. 

Trotz Beseitigung dieser Konstruktionsfehler, namentlich durch Ingenieur 
A. Hering in Nürnberg, ist es aber doch nicht gelungen, diese Kessel all- 
gemein einzuführen, da der ziemlich hohe Preis und der Umstand, dass sie 
nidit für angestrengten Betrieb und für alle Brennstoffe geeignet sind, dazu 
beitrugen, dieses viel bestrittene System zu verlassen. Endgiltig abgeschlossen 
ist die Frage über die Brauchbarkeit dieser Kessel aber noch nicht, da sich 
die Kessel techniker bis heute noch in heisser Fehde Über dieselben be- 
kämpfen. Verfasser hat in seiner Praxis nie mit Tenbrinkkesscln gearbeitet 
und muss sich aus diesen Gründen über den praktischen Wert derselben 
jedes Urteil es enthalten. 

Eine Kesselkonstruktiun, welche für die chemische Industrie insofern 
von grösserem Werte ist, als man mit derselben den erhaltenen Dampf 
tiis 350" C. Oberhitzen kann, ist die vom Civil Ingenieur W. Schmidt in 
Wilhelmshöhe bei Kassel erfundene. 

Der Ueberhitzer (s. Fig. 103) ist 
niit einem stehenden Kessel mit Quer- 
siedern, welcher recht feuchten Dampf 
liefert, kombiniert und besteht au.s einer 
spiralförmigen Rohrleitung, die mit Muffen 
unter einander verbunden ist. Diese 
Rahiteitung zerfällt nun in zwei Teile, den 
Vor- imd den Hauptüberhitzer. Im Dampf- 
raum des Kessels liegt ein ringRirmigcs 
Kohr, in welchem sich oben Löcher be- 
finden, durch die der Dampf nach dem, 
die zwei un leren Rohrspiralen bildenden 
VorOberhitzer geführt wird und ist in diese 
Leitung behufs Absperrung des Dampfes 
ein Ventil eingeschaltet. Hierauf tritt der 
Dampf unten in den seitwärts liegenden 
Jfachvcrdampfer und von hier «.iben in den 
Haiiptüberhitzer, in welchem er mich dem 
Gegenstromprinzip den aufsteigenden Feuer- 
gasen ausgesetzt wird. Durch diese eigen- 
[ anige Konstruktion ist es gelungen, <lcn 
' Dampf höher zu überhitzen, als die Tem- 
peratur der abgehenden Gase nbethalb des 
Hauptüberhitzers beträgt. Zur Regulierung 




48 



I. Abteilang. 



der Temperatur des überhitzten Dampfes ist in dem Rauchrohre eine, von 
aussen verstellbare Klappe angeordnet und hat man es durch diese in der 
Hand, viel oder wenig Feuergase an den Ueberhitzem vorbeizuführen. Es 
unterliegt keinem Zweifel, dass diese Kesselkonstruktion überall da, wo man 
mit überhitztem Dampf arbeitet, also z. B. bei der Destillation etc., wegen 
der mit ihr erreichbaren sehr hohen Ueberhitzung vielfache Anwendung 
finden wird. 



Es sei an dieser Stelle gleich eines Apparates Erwähnung gethan, welcher 
Dampf, der in einem beliebigen Kessel erzeugt wurde, überhitzt. Dieser der 
Firma Gebr. Bolze in Mannheim geschützte Ueberhitzer besteht aus einem 

starken gusseisemen Zylinder, in dessen Wand 
eine Rohrspirale eingegossen ist. Der Dampf 
tritt oben in die Rohrspirale ein und zirculiert 
durch die vielen Windungen derselben bis zum 
unteren Austritt. Der innere Hohlraum des Zv- 
linders wird mit Koks gefüllt, dessen Verbrennung 
durch die untere Schieberthür geregelt wird. Dieser 
entgegengesetzt ist oben der Rauchabzug ange- 
ordnet. Die glühende Kokssäule, welche den guss- 
eisernen Zylinder innen überall berührt, bringt 
diesen auf eine sehr hohe Temperatur, welche 
direct auf den Dampf in der eingegossenen Spirale 
übertragen wird. 

Der Apparat kann auch zur Ueberhitzung 
von Wasser, Luft und Gasen verwendet werden 
und ist neben ausgezeichneter Leistung die hohe 
Dauerhaftigkeit desselben hervorzuheben. 

Fragt man nun, welches Kesselsystem 
eignet sich denn eigentlich am besten für 
eine chemische Fabrik, so muss man vor 
allem die Art des Betriebes derselben kennen. 

Allgemein kann man sagen, dass in den 
Fällen, wo der grösste Teil des zu er- 
Fig. 104. zeugenden Dampfes für den Betrieb von Mo- 

toren und nur ein sehr kleiner Teil desselben 
zu Koch- und Heizzwecken benutzt werden 
soll, die Röhrcnkessel und in den Fällen, wo in gleichen oder in 
stark wechselnden Quantitäten Motor- und Koch- oder Heiz- 
dampf gebraucht wird, die Walze nkessel mit Vorteil anzuwenden 
sind. Wendet man aber in letzterem Falle aus Liebhaberei oder anderen 
Gründen trotzdem Röhrenkessel an, so muss man Oberkessel nehmen, 
deren Durchmesser etwa 1,2 bis 1,6 m betragen, damit ein einigermassen 
genügend grosser Wasser- und Dampfraum vorhanden ist, über deren Not- 
wendigkeit später gesprochen werden wird. 

Aber auch das zur Verfügung stehende Sp eise w asser spielt bei der 
Auswahl des Kesselsystems eine wichtige Rolle. Es hat sich nämlich 
in der Praxis herausgestellt, dass bei den Röhrenkesseln der dickste 
Kesselsteinansatz in den untersten Siederöhrenreihen vorzufinden 




Dmmpfkei^el. 4Q 

und dass diese Röhren dadurch sehr vielen Reparaturen resp. Erneuer- 
en unterworfen sind. Das Wasser, welches zum Speisen von Röhren- 
;eln benutzt wird, muss demnach genügend rein sein, um wenig oder 
keinen Kesselstein abzusetzen, ist dies aber nicht der Fall, so muss 
bei diesem Kesselsystem unbedingt gereinigt werden, was allerdings 
h Walzenkesseln, welche damit gespeist werden würden, nur zum Vorteil 
äichen könnte. 

Eine andere nicht minder wichtige Frage ist, welches Kesselsystem 
tzt die Heizgase am besten aus? 

Es ist noch nicht gelungen, bei den Röhrenkesseln die Heizgase so 
Dampfentwickelung auszunutzen, dass dieselben mit einer so niedrigen 
nperatur in den Schornstein abziehen, als bei gut angelegten Walzenkesseln 
1 hat man, um die sonst verloren gehende Wärme zu verwenden, in den 
:hs noch sogenannte Economisser eingebaut, in welchen vermittelst der 
irschüssigen Wärme der Heizgase das Speisewasser sehr stark vorgewärmt 
1 dadurch eine gute Ersparnis an Kohlen erzielt wird. 

Den Vorzug der Röhrenkessel gegenüber den Walzenkesseln in 
2ug auf den durch sie erzielten hohen Arbeitsdruck, haben Schulz 
Knauth in Essen, G. Rochow in Offenbach u. a. durch ihre Wellrohr- 
sse 1 gänzlich beseitigt, da sie durch gute Arbeit und richtige Wahl von 
terial und Dimensionen solche Kessel mit lo bis 12 Atmosphären Arbeits- 
ick gebaut haben, die sich ganz vorzüglich bewähren. 

Nicht unbeachtet bei der Auswahl eines Kesselsystems darf aber auch 
r Umstand bleiben, dass bei einer durch irgend eine Ursache entstehenden 
plosion die Wirkung derselben bei einem Röhrenkessel viel geringer 
als bei einem Walzenkessel; auf der andern Seite ist aber wieder zu 
lenken, dass zur Wartung eines Röhrenkessels ein viel besser ge- 
bultes und intelligenteres Heizerpersonal erforderlich ist, als bei 
a anderen System. 



Aber nicht allein das Kesselsystem, sondern auch die Entscheidung 
sr die beste, dem zur Verfügung stehenden Heizmaterial entsprechende 
uerung wird ausschlaggebend bei der endgiltigen Annahme des einen 
ti des andern Systems sein müssen. 

Das allgemeine Bedürfnis, eine Feuerungsanlage zu besitzen, welche 
5 Heizmaterial auf das Vollkommenste ausnutzt, hat den Feuerungstechnikern 
ranla.ssung gegeben, die verschiedensten Konstruktionen auszuführen, was 
:h mit mehr oder weniger Glück geschehen ist, allerdings sind auch An- 
en dabei, welche nicht über die erste Ausführung hinauskamen. 

Vorausgeschickt sei, dass die Lösung dieser wirtschaftlich und gesund- 
tlich so wichtigen Frage nicht so einfach ist, denn die tüchtigsten 
^enieure der Heizungsbranche setzen schon seit Jahren ihr ganzes Wissen 
d Können daran, um zum Ziel zu kommen, leider bis jetzt noch ohne den 
vünschten Erfolg. 

• 

Als Beweis hierfür muss wohl auch die Thatsache dienen, dass auf ein 

Jahre 1 890 erlassenes Preisausschreiben des Vereines Deutscher Ingenieure 

reffend »die bei Dampfkesseln angewendeten Feuerungseinrichtungen zur 

cielung einer möglichst rauchfreien Verbrennung«, von den vielen Tausend 

Ptrnlcke. V 



CO '• Abteilung. 

Ingenieuren Deutschlands nur sechs Bearbeitungen eingelaufen sind» von 
denen aber keiner der Preis zuerkannt werden konnte. 

In Rücksicht auf die zur Verfügung stehenden Heizmaterialien teilt man 
die Kesselfeuerungen in drei Hauptgruppen ein: 

1. in Feuerungen für feste Körper, wie Kohle, Holz, Torf, 

2. A A A flüssige Körper, und 

3. A A A gasförmige Produkte. 

Jede dieser drei Gruppen lässt sich aber wieder in eine grosse Anzahl 
von Unterabteilungen zerlegen, wovon jede besonderer Berücksichtigung 
bedarf. 

Die am häufigsten unter den festen Körpern zur Verfügung stehenden 
Brennstoffe sind Kohlen; diese teilen sich zunächst in Stein- und Braun- 
kohlen. Die Steinkohlen zerfallen wieder in sogenannte Fett- und Mager- 
kohlen, dann in stark und wenig schlackende Kohlen und in Stück-, Nuss- 
und Grusskohlen. Die Braunkohlen treten als Stückkohlen und auch als 
Holzreste, Lignite, auf; ebenso mannigfach sind die Zusammensetzungen von 
Holz, Torf, flüssigen und gasförmigen Brennstoffen. Alle diese 
Stoffe haben ihre besonderen Eigenschaften, welche speziell berücksichtigt 
werden müssen, wenn man mit ihnen eine möglichst vollkommene Verbrennung 
erzielen will. 

Um letzteres zu erreichen, müssen in erster Linie nachstehende Be- 
dingungen erfüllt werden: 

1. das zur Verbrennung gelangende Material muss zunächst aus dem 
festen oder flüssigen Zustand in den gasförmigen übergeführt 
werden. Hierbei stellen sich in den meisten Fällen gleichzeitig zwei 
Prozesse ein, nämlich die Bildung von vorzugsweise kohlenwasser- 
stoffreichen Gasen mit geringeren Quantitäten Kohlenoxydgas, oder 
vorzugsweise Kohlenoxydgasen mit geringer Beimengung von leuch- 
tenden, also kohlenwasserstoffreichen Gasen. Je nach der Reinheit 
oder den fremden Beimengungen der Brennstoffe muss man die sich 
hieraus bildenden Schlacken besonders berücksichtigen; 

2. muss die Bildung der Gase möglichst dem augenblicklichen Be- 
darf entsprechen, es dürfen also nicht beliebig viele Gase entwickelt 
werden ; 

3. muss der Zutritt der atmosphärischen Luft dem entwickelten 
Gasquantum möglichst genau entsprechen; denn erzeugt man in 
einem Zeitraum z. B. mehr Gas als in gleicher Zeit im Verhältnis 
Luft zuströmt, so geht ein Teil der Gase un verbrannt fort und 
belästigt die Umgebung durch Rauch, ganz abgesehen von dem un- 
nütz aufgewendeten Heizmaterial; findet der umgekehrte Fall statt, 
so kühlt die überschüssige Luft einesteils die Gase ab und 
anderenteils gehen viele Wärmeeinheiten durch den Kamin verloren 
— man hat also in beiden Fällen Verluste; 

4. müssen die einmal flüchtigen Gase eine möglichst gleichmässigc 
Mischung mit der atmosphärischen Luft erhalten und in dieses 
Zustande einer genügend hohen Temperatur ausgesetzt oder eine 
entsprechenden Wärmequelle zugeführt werden, an welcher sie sid 
entzünden können. 



Dampfkesselfeaerong. 5 1 

Sind die Einrichtungen bei einer Feuerungsanlage so getroffen, dass eine 
er Bedingungen nicht vollkommen erfüllt wird, so tritt regelmässig eine 
iing des Verbrennungsprozesses ein. 

Am rationellsten gestalten sich die Verbrennungen, wenn man die Brenn- 
fe zunächst in einem separaten Räume vergast und dann ein be- 
imtes Quantum derselben unter gleichzeitigem Luftzutritt in eine 
brennungskammer einleitet, in der sie eine genügend hohe Temperatur 
linden, an welcher sie sich entzünden und weiter fortbrennen können, 
se Einrichtungen lassen sich indessen nicht überall gleich vorteilhaft treffen, 
Qentlich aber bei Kesselfeuerungen nicht, weil 

a) die abkühlenden Kesselwandungen die Zündtemperatur sehr 
stark herabdrücken und die vollkommene Verbrennung ver- 
hindern und 

b) die Verbrennung gleichen Schritt halten muss mit der Dampf- 
entnahme; da diese vom Heizer aber stets nach dem Manometer 
beurteilt wird, so muss er es auch in der Hand haben, je nach 
Bedürfnis die Quantität des Brennmaterials zu beurteilen und nach 
seinem Ermessen die Verbrennung zu steigern oder zu mildern. 

Diese Bedingungen könnte man ja schliesslich bei Dampfkesseln auch 
allen, aber dann nur auf Kosten des leider immer sehr knapp bemessenen 
umes und der erhöhten Thätigkeit des Heizerpersonales. Wegen der sehr 
ingen Anwendung der Gasfeuerungen bei Dampfkesseln soll an dieser 
Ile auf diese nicht weiter eingegangen werden, sondern weiter unten bei 
»prechung der Schmelz-, Kalcinier- und anderen Oefen. 

Hier sollen nur diejenigen Gasfeuerungen behandelt werden, bei denen 
Abgase anderer Feuerungen Verwendung finden und femer die soge- 
mten Halbgasfeuerungen. 

Bei den Steinkohlen unterscheiden wir zunächst die Fett- oder Glanz- 
hle und die Mager- oder Anthrazitkohle. 

Die erstere eignet sich, streng genommen, mehr zur Erzeugung von 
icht- als von Wärmegasen, da sie aber mit zu den besten Brennstoffen 
ort, so wird sie eben so gern zur Wärme- als zur Lichterzeugung ge- 
ucht. 

Eine rationelle vollkommene Verbrennung gerade dieses Brennmaterials, 

zu den besten gehört, hat aber seine grosse Schwierigkeit. In erster 

ie hat diese Kohle die Eigenschaft, dass die leicht verflüchtigenden Be- 

ndteile schon bei geringer Temperatur plötzlich verdampfen, aber nicht alle 

gleich hohen Wärmegraden verbrennen, sondern sich oft leicht zu ganz 

rerbrennbaren Substanzen zersetzen. 

Haben diese leicht flüchtigen Teile die Kohle verlassen, so ist diese 
ist zusammengesintert und verstopft mit der Schlacke den Rost, 
mangelt dann sofort die genügende Temperatur für die weitere 
stillation von Kohlenwasserstoffen, es fehlt aber auch gleichzeitig das 
Qügende Quantum atmosphärischer Luft zur Umwandelung der auf dem 
ste befindlichen Kokse und die Gasproduktion verringert sich. In der 
berwindung dieser Schwierigkeit liegt die Hauptaufgabe des Konstrukteurs. 

Um die Schlackenbildung über den ganzen Rost zu verhindern und der 
ft genügenden Zutritt zu den entsprechend vorgewärmten Gasen zu ver- 
laffen, ordnete man schon vor vielen Jahren Roste au, welche auto- 
itisch den Brennstoff von der Aufgabestelle nach der Feuerbrücke förderten 
d so die Funktionen eines Heizers verrichten sollten. 



Auch die Treppen-, Schräg- und Schütlelroste sind aus obigeu 
Gründen entstanden und findet namentlich die erstere Art noch vielfache 
Anwendung; so zeigt Fig. 105 eine 
\oa der Maschinen- und Armaluren- 
fabnk \Lrm C L Strube in Magde- 
but^-ButkdU idhlreidi ausgeführte 
Konstruktion 

Die Treppenroste sind an 
den btellen zu empfehlen, wo grosse 
Luftmengen in die Kohle eintreten 
aollen z B bei nassen Braun- und 
Klarkohlen Die Bosch ungs flachen 
geben der zutretenden Luft viele 
Zundpuukte ohne die Luft direkt 
zu zwingen die Kohle zu durch- 
dringen dadurth entsteht urunittel- 
bir auf dem Roste eine intensive 
Kohlensäurezone welche vurteilhaft 
auf die Verdampfung des in der Kohle 
solchen Fallen roßglichst 




enthaltenen Wass 
Stufe nteilung und 



iMai 



haft I 

^hlej 

J 



ht breite Stufen. 

Bei leicht zündender trockener Kohle mit massiger Schlacket 
bildung ist der Schrägrost oft sehr angebracht. Es muss bei diesen Rostcil 
— wie übrigens auch bei allen anderen — ganz besonders darauf geachtet 
werden, dass V'ine Löcher in der Kohlenschicht durchbrennen, durch welche 
ein Luftüberschuss eintreten kann. 

Eine vollkommenere Art dieser SchrKgrc 
derselben mit einem unten anschliessenden Planroste, hierdurch wird 
eine Art Sack gebildet, in dessen tmterslem Teile sich die verkokten und 
verschlackten Verbrenn ungsprodukle ansammeln, dort mit stark osydierenden 
hoch erwärmten Gasen verbrennen und zur vollkommenen Verbrennung der 
zuströmenden Gase vurteilhaft beilragen. 

Für Steinkohle eignet sich bei ziemlich gleich massiger Dampfentnahmft 
eine selbstlhStige Beschickung des Rostes ganz gut, da man mittelst 
solcher nach einigen Versuchen die Zufuhr der Kohle, dem Konsum ent- 
sprechend, bequem einstellen kann. 

Der Vorteil, den diese Feuerungen bieten, besteht darin, dass die 
Kessel durch Oelfnen der Thüren nicht abgekühlt werden und dass «cBli 
die Kohlen in sehr rationeller Weise zuerst ihrer leichtflüchtigen Gaaii 
entledigen, indem diese allmählich in heissere Zonen gelangen, sich mit Aei 
heissen stark oxydierenden Stichflammen mengen und eine lange, rauchig 
freie Flamme geben. 

Versähe man dagegen einen Röhrenkessel, bei welchem die Dam^ 
entnähme eine stark wechselnde ist, mit einer solchen Feuerung, 
man bald den Betrieb einstellen müssen , da unter diesen Vethaltnias« 
kaum der aufmerksamste und gut geschulteste Heizer den nötigen Dampf 
liefern könnte. 

Eine der vollkommensten Kesselfeuerungen ist wohl die ' 
Feuerung (Fig. iq6 u. 107), Während bei den meisten anderen FeuerungC 
die Destillate der Kohle über die in der Oxydation befindlichen Gai 
geleitet werden und sich in gleicher Richtung mit diesen fortbeweg 
gehen bei den Tenbrinkfeuerungen die Gase von intensiver Warme 



hohem Oxydati ons vermögen den frisch entwickelten Destillaten ent- 
gegen und hindern diese an ihrer Zersetzung, begünstigen vielmehr im 
hohen Grade die Oxydation derselben. Namentlich vorteilhaft wirkt bei 
dieser Feuerung der Umstand, dass die hoch erwärmte Flamme gezwungen 
wird, ihren Weg teilweise von oben nach imten üu nehmen. Hierbei findet 
eine sehr innige Mischung von Gasen und Luft statt und infolgedessen eine 
rationelle Verbrennung derselben. 




Als Nachteil der Tenbrinks ist ausser dem auf Seite 47 bereits Gc- 
Jlcn noch anzuführen, dass die Stichflamme sehr o.tydierend 
irtt und man die, dieser Flamme sehr ausgesetzten Kesselwandungen 
durch entsprechentle Schulzmauem schützen muss. 

Bei Feuerungen, in welchen vorzugsweise Kohlenwasserstoffe zur Ver- 
brennung gelangen — also bei fetter Kohle — tritt bekanntlich eine starke 
Russbildtmg ein, welchen Uebelstand man unter UmsUlnden durch Zuführung 
TOD Wasser — Anfeuchten der Kohle — oder von Wasserdampf beseitigen 
Bekanntlich zersetzt sich überhitzter Wasserdampf leicht bei An- 
wesenheit glühender Kohlen, indem sich ein grosser Teil des Kohlenstoffes 
mit dem Sauerstoff des Wassers, unter gleichzeitiger Bildung von Wasserstoff, 
B Kohlcnoxyd umwandeil, welche Gase nachträghch durch Sekundarluft ver- 
bannt werden. Es ist selbstredend, dass hierdurch eine Brennmaterial- 
npamts direkt nicht eintreten kann, da die Zersetzung ebenso viel Warme 
^rhiert, als bei der späteren Oxydation frei wird. Indirekt kann hiera 
iltitdi unter Umstanden aber eine grosse Ersparnis erzielt werden, indem 
ü Teil des Brennstoffes, der sich sonst als Russ in den Kanälen ansetzt 
ier jtimi Schornstein hinausgeht, in ein, für die Verbrennung bequemes 
Gas Qbergeht und als solches leicht und voUsHindig verbrennt. 



I 



•) Fig. 106 u 



107 . 



r Zeilschrift des Vereines Deutscher Irnjen 



:. Jahrg. 1889, 



i 



54 



I. 



leilang. 



Verschiedene Kohlen haben die Eigentümlichkeit auf dem Rüste 2U 
sintern und als wenig durchlässige Masse den Rost zu bedecken, oder 2u 
zerfalleil und durch die Roslspallen hindurch zu fallen. 

Um diesen beiden Uebelsianden zu begegnen, werden bei Planrosten 
R'jststäbe von verschiedener Gestaltung angewendet, die alle darauf hinaus- 
laufen, die Lufl durch m^Iichst enge Spalten oder Lochet eintreten zu 
lassen: dahin gchr.ren ii. a. die Schlangen-, Poly-iTai- et<% Rosistabe. 




I 



Die Mannigfaltigkeit in den Formen ist so gross, dass bald jede grössere 
Fabrik ihre Spczialkonstraklion hat, welcher dann die grössien Vorläge 
nachgerühmt werden. In den meisten Fallen erreicht man dasselbe mit 
einem gew<5hnlichen Rostslab von genügender Höhe — mindestens aber 
I 50 mm hoch - — und geringer Dicke, und hat dabei den Vorteil, dass man 
nur die Hälfte zu zahlen hat, als für die meist patentierten, kompliziert ge- 
formten anderen Roststabe. 

Da die zur Verbrennung dienende Luft überwiegend durch die Roat- 
spalten eingeführt wird, so entsteht leii.ht eine zu geringe Zuleitung 
der Luft, was zur Folge hat, dass ein grosser Teil der Gase unverbrannt 
durch den Schornstein entweicht. 

Es ist nun eine schwierige Aufgabe für den Heizer, den sich ent- 
wickelnden Gasen das richtige Quantum Luft zuzuführen und um dies ai 
umgehen, hat man in neuerer Zeit die Feuerungsanlagen so gestaltet, dass 
auf dem Rost vorzugsweise die Gasbildung stattfindet, während durch Neben- 
kanale, die in den Wänden der Feuerkammern liegen, die zur Verbrennung 
dienende vorgewärmte Luft kurz vor der Feuerbrücke zugeführt wird. 

Diese Feuerungen, unter dem Namen — Halbgasfeuerungen — 
bekannt, sind für Kesselfeuerungen bei geschickter Anordnung sehr zu em- 
pfehlen und werden solche auch vielfach angewendet 

Die meisten Verdienste um diese Halbgasfeuerungen, wenn auch weniger 
für Kesselfeuerungen, so doch für Schmelz- und Glühöfen fcuerungen, hat sich 
ßoülius erworben, der bereits in Mitte der sechziger Jahre grössere der- 
artige Anlagen mit viel Geschick und Glück zur Ausführung gebracht hat. 
Der Umstand, dass regenerierte, also hoch erwärmte Regeueralorgase von 
fetten Steinkohlen sich bei eintretendem Luflmangel zum Teil zersetzten und 
infolgedessen die Regeneratoren allmählich verengten, veranlasste B oöt ius 
in solchen Fallen nur mit vorgewärmter Luft und direkten Gasen itt 
arbeiten. Er legte deshalb einen Generator eng an die Brennkammern, die 
zur Verbrennung dienende Luft nahm die aufgespeicherte Wärme aus der 
erwärmten Kammer auf und wurde dann nicht unter den Rest gefOhn 



mpftestelfener 



55 



ial hin, wahrend die für die RostfeueniDg 



«JDdeni über das Brenn: 
nötige Luft kalt zuströmte. 

Wenn diese Oefen auch hinter den Leistungen der Siemens 'sehen Re- 
generativören k uro eitstanden, so zeichneten sich dieselben doch durch ihre 
grosse Einfachheit sehr vorteilhaft aus und fanden deswegen und wegen der 
viel geringeren Anlagekosten weite Verbreitung. Lürmann-Osnabrück, 
Putsch-Berlin, Rösky-Frankfurl a. M. u. a. haben diese Spezialitat weiter 
verfolgt und dieselbe für Kesselfeuerungen verwendbar gemacht. 

Um die über das Brennmaterial eintretende Luft, welche zum Unter- 
schied von der unter den Rost geführten Luft ,, Sekunda rluft" genannt 
wird, möglichst warm eintreten zu lassen, wendete Röskv schon in der Mitte 
der siebziger Jahre Hohlsteine an, mit welchen die Rauchkanale ausgefüttert 
waren. In diesen Hohlsteinen, welche aus feuerfestem Material hergestellt 
sind, striSmt die Luft den Verbiennungsprodukten entgegen; eine An- 
weitdnng, die bei langen Kesselanlagen — Walzenkesseln mit Feuerröhren — 
Nachahmung verdient, bei kurzen Kesseln — Riihrenkessel — sind die vom 

r berührten Flüchen hierfür aber zu klein und der Erfolg weniger günstig. 
Eine auf gleichem Prinzip beruhende Ausführungsform ist dem Ingenieur 
C. Reich in Hannover patentiert worden. 

Hierbei gelangt das durch den Fülldeckel in den Schacht A eingebrachte 
Brennmaterial kondnuierlich vorgewärmt auf dem unteren Treppen- oder 
gemischten Roste zur vollständigen Verbrennung, nachdem im Schachte A 
selbst der grflsste Teil der Gase entzogen ist. 

Die zur Verbrennung bezw. Vergasung nötige Luft wird durch die 
seillich verschiebbaren oder nach 
üben zu öflfenden Klappen K dem 
Roste zugeführt. Die sich bildende 
Flamme auf dem Roste gelangt in 
den Raum B und vermischt steh 
hier mit den durch den Kanal A' 
abgesaugten Gasen aus dem Schachte 
A. Letztere werden fortlaufend und 
gleichmässig, je nach Einstellung des 
Schiebers S erzeugt, und zwar eines- 
teils durch die strahlende Warme 
des im Brande befindlichen Materials 
auf dem Roste, bezw. im Schachte 
selbst, anderenteils durch die, eine 
.\rt Retorte bildende tmd in Glut- 
hitze kommende Wand zwischen 
A und.S. Um nun zur vollständigen 
Verbrennung dieses so entstandenen, 
den glühenden Brenner ^passierenden 

und dabei sich noch hi^ch erhitzenden Gasgemisches die nötige Luft zuzu- 
führen, dient das Ventil V. Letztere strömt durch den vorderen Kanal L 
nach beiden Seiten, von hieraus seitlich entlang in den hierzu gebildeten 
Isolierkammern bis zur Verbindungskammer M und umspült dann den Brenner 
Ä, öberail die nach aussen strahlende Hitze aufnehmend und somit das 
Mauerwerk kühlend und erhaltend, um schliesslich durch schräge Kanäle oder 
Schlitze in stark erhitztem Zustande so zum Verbrennungsprodukt zu 




I 



(^6 I- Abteilang. 

treten, dass ein Wirbeln und gleichzeitig ein inniges Mischen stattfindet 
^besonders beim Spitzbrenner unter langer stichflammartiger Flammenbildung), 
wodurch vollkommene Verbrennung eintritt, ohne dass die Flamme an die 
Kessel wilnde weder an- noch aufschlagen kann. 

Durch die Wirbelung beziehentlich Drehung der nunmehr oxydierten 
Gase nach einer Richtung hin wird gleichzeitig ein Ablagern der Flugasche 
in dem Flammrohre vermieden und ausserdem wird letzteres von den Heiz- 
gasen durchweg umspült, so dass die günstigste wasserberührte Heizfläche 
vollständig ausgenutzt wird. Durch Aschenablagerung wird der Abschluss 
der Schrügroste unten hergestellt bezw. erhalten. 

Zum Schutze der Rostteile gegen Verbrennung kann sich unterhalb 
der Feuerung Wasser befinden, oder direkt Dampf eingeblasen werden, wo 
dun.^h beim Passieren des Dampfes durch die glühende Koksschicht eine 
Zersetzung stattfindet, welche zur Erhöhung des Heizeflfektes mit beiträgt. 
Damit der Kessel an seiner Ausdelinung nicht gehindert wird und eine Be- 
sichtigung der Stirnwand leichter erfolgen kann, ist bei Flammrohrkesseln die 
l'ebertührunsskammer M so ausjjebildet, dass sie beides zulSsst. 

Bei gewr»hnlicher Flammrohrinnenfeuerung mit Planrost kann durch 
Kinbau eines Brenners in geringer Entfernung hinter der Feuerbrücke, ohne 
wesentliche Aenderung ».ler bestehenden Einrichtung, schon ganz erheblicher 
Nutzen er/ielt wer<.len. in^^lem sowohl die Luft für den R«:»st, als auch für 
ilen Brenner getrennt und regulierbar zugeführt wird, so dass in ähnlicher 
Weise, wie oben beschrieben, der Wirbel mit seiner günstigen Einwirkung, 
z. B. auch Rauch Verbrennung, stattfindet. 

Von grv>sser Wichtigkeit bei Halbgasfeuerungen sind heisse Feuer- 
brücken und um solche bei Innen feuerunuen zu erhalten, setzte Siemens 
ChaniK^tieiiune in ilie Flammrohren, die sich aber mitunter so stark er- 
hii/ten. dass die W,lnile vier FKimmröiiren darunter litten; bei Braunkohlen- 
teueruuiien und Ablasen aus H.>oh>fen sind diese Ringe jedoch sehr 
empfehleujiweil. 

Wilmsmann bringt bei seiixer sogenannten „Wehrfeuerung" am hinteren 
Fude vles ganz gewi«hulu'!ien Plaurv^stes einen aus feuerfesten Steinen gewölbten 
lv»*4eii ,in, \;e»^e!i welchen der uUi!iende Brennsiott s-^ Iam;e geschoben wird, 
bis die Oethnui.; /wiM'lieu Bv>iieu luid Feuerbräcke abgeschlossen ist, wie 
Kij;. 1 1^; ^eiiii. 

Die NaviiiiMU« iliosv*: Feuerun-,: bestehen d.irln. dass der Wehrbogen 
viel KeiMuUiuki^sUMi lHMnxp:uv!\i und dass die He: .Ter durch die nach Aussen 
xtMhleuvIe Wänue \ul ,ui»«'u:;a!ten haben. 

\\»n dei l »Mu.i Kx»\\ii!ve vV v.\v ;!i Berlin wird die Verbrennunir 

vle> Kauvhes \l.uluu'U luMb\'i'.tciiihii, vüss vi.e unter den Rosten entnommene 

\ eibiennu»u;Nluil \liu\ h eine luOde e;sv»:!u* Feiierb rücke den Verbrennungsgasen 

u<vMü!ui \>Mvl P«iNv' \nl,»oy ,nlv'.;ei s.^ \i!^e ;^u:. als die unter den Rosten 

ab<v'U\MMi»iv t»\- 1 Uli \\.»nu o\t\U'.\ in*. :iu .i*.v.v;Te»». F»iüe wird die Verbrennung, 

^Mue .iluilu he KN»nHU\»kUi»u ist vlie wvi <.^. Lorentz jr. in Berlin, 
weUtiet xKm lV\i\*ibiü\ k«« oihit^tv l wlt vailih*:. es :>; aber zu befürchten, 
vlax> vUo l'ouoi(M\uk«» i^K \X\\\y\\\A\^\\\\\. 

\\\ KimVMMll hm HtüAnltmiP \\\ tW\\\\w\\ \w-\ Ausr,lhrun:;en vorhanden, 
M wKiW lim^^^ ^^\^ du» luft e- :•: w:r.: und so hinter der 

hVuVf^ tU\l vhe Kv^.xi^t.iVe .;.v: v.:.h: widerstandsfähig 



Dampdies 



57 



Direktor Cario, Magdeburg, hat einen dachfönnig gestalteten Rost 
angewendet (Fig. 115 u. iib), auf dessen First eine rinnartige Schaufel, der 
Lange der Feuerung entsprecliend, eingeführt wird, die ausserhalb der Feuerung 
mit Kohlen gefüllt, sich nach rechts oder links auf die Roste entleert. Diese 
Anlage soll sehr ökonomisch arbeiten, erlaubt aber eben so wenig wie die 
Tenbrinkfeuerung einen furcierten Betrieb. 





Fig. I 



Fig. I 



Der Vollständigkeit halber sei u a nudi die Feuerung von Schom- 
bnrg, Berlin, erwähnt, über weiche aber noch keine dun hschiagenden Er- 
folge in der Praxis vorliegen 

Eine wn.htige Rolie spielen heute die flüssigen Brennstoffe, wenn 
Mich weniger in DeutSLhland, so doch in anderen Landern Immerhin ver- 
dienen auch für deutsche Verhaltnisse die flüssigen Brennstoffe der Erwähnung, 
md werden diese auch hier eine grosie Rolle spielen, sobald bei uns rentable 
Petroleum quellen entdeckt «erden sollten 





Fig. »5 



Flg. "6. 



Diese Anlagen funktionieren in der Weise, dasa ein Dampfstrahlgeblase 
*us einem Reservoir das Petroleum ansaugt und fein in den Verbrennungs- 
faum sUtubt, woselbst es sich entzündet und nahezu vollkommen verbrennt, 
sobald Rlr Zutritt der erforderlichen Luftmenge gesorgt wird. 

Aus dieser Verbrennungsmethode hat sich nun in jüngster Zeit die 
Kohlenstaubfeuerung entwickelt, deren Vorgang dem vorher beschriebenen 
>'h ahnlich ist; wahrend dort durch den Strahlapparat der flüssige Stoff 
litisehst zerstäubt und erst sp.'iter durch die Warme verdampft wird, wird 



•) Fig. 113—116 sind der Zcilichrifl des Vereinei Deutscher Ingenii 



, ]•> 



I. Abtcituag. 

hier der vorher mechanisch zerpulverle Brennstoff in die diesem Zutande in die 
Feuerung geblasen und zwar unter gleichzeitiger Zuführung der erforderlichen 
Verbrennungsluft. 

■ brauchbare aber später wiederholt umgeänderte Konstruktion 
wurde vom Ingenieur C. Wegener in Berlin ausgeführt, welcher ; 
Mitteilung des Ingenieurs Haase in der Zeilschrift für Lüftung und Heizung, 
Jahr),'. 1895, Heft 6, längere Erfahrungen in Feuerungen mit flüssigem " 




Dampikesselfeaening. cq 

lind endigt über einem Schieber S. Unterhalb des letzteren ist in einem 
engen Rohrhalse ein Sieb eingesetzt, welches leicht ausgewechselt werden 
kann. Dieses steht mit einer oscillierend wirkenden Rüttel Vorrichtung R in 
Verbindung, deren Antrieb von einer Welle aus erfolgt, die ihrerseits ver- 
mittels eines Windrades V durch den vom Schornstein herbeigeführten Luft- 
zug in Umdrehimg gesetzt wird. Die durch das Windrad hindurch ein- 
dringende Luft strömt dem herabrieselnden, auf einem Konus der rotierenden 
Welle sich ausbreitenden Kohlenstaub entgegen und reisst diesen ohne wei- 
teres mit sich in den Feuerherd hinein. 

Unterhalb und seitwärts von der Einmündung des Apparates in den 
Feuerherd besitzt dieser eine Feuerthür, welche dem Zwecke des Entzündens 
eines Holzfeuers für das Anheizen dient. Zum Zwecke der Regulierung der 
zuströmenden Luft ist das Gehäuse des Windrades V mit einer auf- und 
abstellbaren Glocke U umgeben. 

Die Schwartzkopff'sche Feuerung (s. Fig. ii8) enthält am Fusse des 
Schütttrichters eine rotierende Bürste f, deren Borsten aus flachem Stahldraht be- 
stehen, und welche in der Mitte einen in radialer Richtung verstellbaren 
Hammer g besitzt. Der Trichter a selbst besitzt an der Vorderseite eine 
nach einwärts gebogene festliegende Blechwand e und davor ein federndes 
Blech d, dessen unteres Ende h sich gegen die rotierende Bürste anlegt und 
von dem Hammer der letzteren jeweils für einen Augenblick zur Seite ge- 
drängt wird. Ausserdem liegt zwischen dem Trichterfusse und der rotieren- 
den Bürste ein federndes Blech c, welches vermittelst einer mit Handgriff 
versehenen Schraube b mehr oder weniger gegen den Umfang der Bürste 
hingedrängt wird, um die Oeffnung, durch welche der Kohlenstaub auf die 
Bürste fällt, nach jeweiligem Bedürfnis zu regeln. 

Der Rückschlag der federnden Blechplatte d am Schütttrichter nach 
erfolgtem Vorübergang des rotierenden Hammers bewirkt die Lockerung des 
sehr hygroskopischen und darum leicht zusammenballenden Kohlenpulvers, 
um ein gleichmässiges Herabfallen desselben auf die Bürste zu sichern, 
während die hinter diesem federnden Blech liegende einwärts gekrümmte 
Blechwand e den Seitendruck der Last des Kohlenpulvers von dem federnden 
Blech abhält und die Kohlenbelastung über der Mündung konstant zu er- 
halten bestimmt ist. Anstatt einer durchgehenden federnden Blechplatte ist 
auch versuchsweise eine federnde Zunge an das untere Ende der starrliegen- 
den nach einwärts gekrümmten Wand angefügt worden. 

Zur Mischung des von der Bürste in den Feuerherd zu schleudernden 
Kohlenstaubes mit Luft sind drei Luftwege vorgesehen und zwar einer, durch 
welchen Luft demjenigen Raum zuströmt, in welchem der Kohlenstaub auf 
<iie Bürste föllt, s. Pfeil m, ein zweiter oberhalb und hinter der Bürste, 
^- Pfeil 1, und ein dritter unterhalb der letzteren, s. Pfeil n. Alle drei Luft- 
wege sind natürlich in der Ausführung vermittelst geeigneter Vorrichtungen 
(Schieber, Klappen u. s. w.) nach Bedürfnis mehr oder weniger von dem 
Luftzutritt abschliessbar. 

Die Wegener'sche sowie die Schwartzkopff'sche Feuerung waren auf 
der Bf rliner Gewerbeausstellung 1896 im Betriebe und haben die vom Berliner 
Dampfkessel-Revisions-Verein an diesen Kesseln vorgenommenen Versuche 
bezgl. der Verdampfung und rauchfreien Verbrennung ganz vorzügliche Re- 
sultate ergeben. 

Schliesslich sei noch der Ausnutzung der Abgase, die gerade in 
chemischen Fabriken oft zur Verfügung stehen, Erwähnung gethan, da ein 



6o I. Abtcünng. 

grosser Teil derselben ohne viele Kosten und Mühe lohnend venii-ertet werden 
kann, indem man die Kessel direkt hinter den Fuchs der Oefen — Raf- 
finier-, Kalcinier-, Schmelz- etc. Oefen — einbaut. 

Die im Vorstehenden ermähnten Feuerungsanlagen können nun in Be- 
zug auf ihre Lage zum Kessel verschiedentlich angeordnet werden, man legt 
sie entweder vor den Kessel — Vorfeuerung — unter den Kessel — 
Unterfeuerung — oder in denselben — Innenfeuerung — ; letzteres 
nur bei Walzenkesseln mit Flammröhren. 

Die Vorfeuerung kann man bei allen Walzen- und kombinierten 
Kesseln anlegen und hierzu Plan-, Treppen- oder Schrägroste und 
Halbgas- oder Gasfeuerung benutzen. 

Sie hat den Vorteil, dass der von der Stichflamme getroflfene Kesselteil 
durch Gewölbe etc. gut geschützt werden kann, beansprucht aber einen 
grossen Raum und verbraucht einen grossen Teil der entwickelten Wärme 
dazu, das Mauerwerk ohne jeden Zweck zu erwärmen und die Tem- 
peratur der Umgebung in belästigender Weise für das Heizpersonal zu er- 
höhen. 

Der letztere Nachteil haftet zum grossen Teil auch den Unter- 
feuerungen an, welche bei allen Kesselsystemen, ausschliesslich aber wohl 
bei den Röhren kesseln, angebracht werden können. Auch bei den Unter- 
feuerungen lassen sich alle Feuerungsarten anwenden, nur sind die von der 
Stichflamme getroffenen Kessel Wandungen gut zu schützen. 

Beide Feuerungen lassen bezüglich der Grösse der Rost fläche einen 
grossen Spielraum zu, was bei einzelnen Brennmaterialien von so grossem 
Werte ist, dass davon die Verwendung des einen oder anderen, z. B. der 
Braunkohlen, überhaupt nur ermöglicht wird. 

Dies ist nun bei der Innen feuerung nicht der Fall, da die Rost- 
fläche von der Grr^sse des oder der Flammröhren und diese nieder 
von der Grösse des Kessels abhängen. Diese Feuerung hat aber den 
grossen Vorteil, dass die entwickelte Wärme am besten auf die 
Kesselwandungen übertragen und ausgenutzt wird, allerdings auch auf 
Kosten der zuerst getroffenen Kesselteile, welche schwer oder gar nicht vor 
der Stichflamme zu schützen sind. 

Der den Innenfeuerungen anhaftende Nachteil, dass sich die un- 
teren Flachen der Flammrr)hren leicht mit Staub- und Ascheteilchen bedecken 
und dadurch nutzbare Heizfläche verloren geht, lässt sich sowohl durch 
öfteres Reinigen mit der Hand oder mittelst Dampf während des Betriebes 
umgehen, als auch dadurch, dass man halbmondförmige unten offiene Brücken 
in die Röhren einbaut, welche durch ihre eigentümliche Form die sich etwa 
ansammelnden Ascheteilchen in fortwährender Bewegung bis an das Ende 
der Flammröhren erhalten, wo sie dann herunterfallen, ohne eine nutzbare 
Heizfläche zu verdecken. 



Was nun die Beanspruchung der verschiedenen Kesselsysteme 
anbetrifft, so soll man bei Röhrenkesseln pro Stunde und Quadratmeter 
Heizfläche nicht über 12 bis 15 kg und bei Flammrohr- und kombinierten 
Kesseln nicht über 18 bis 22 kg Dampf entwickeln. 

Auf den Quadratmeter Rostfläche, d. i. diejenige Fläche, welche 
der vor, oder unter, oder im Kessel liegende Rost bildet, darf man für alle 



DuapfluiMlfeneniDt; . 



61 



Kesselsy Sterne bei massig angestrengtem Betriebe pro Stunde nur 60 bis 70 
kg Steinkohlen verbrennen, wenn man eine rationelle Ausnutzung derselben 
verlangt. 

Um ein Mitreissen von Wasser bei zu starker Dampfen t Wickelung 
zu verhüten, muss die Verdampfungsoberfläche, d, i. diejenige Fläche, 
welche die Oberfläche . des Wassers im KesseÜnneren bildet, in einem be- 
stimmten Verhältnis zum Dampfquantum stehen. Erfahrungsgemäss steht 
fest, dass ein Quadratmeter Verdampfungsoberfläclie jiro Stunde im 
Ma.\imum 160 bis 200 kg Dampfdurchlassen kann, ohne iliiss der Dampf bei 
seinem Durchgang durch die von ihm zu passierende Wassersäule Wasser 



An diesem Verhältnis laborierten lange die meisten Röhrenkessel, da 
man dieselben trotz der grossen Heizfläche mit einem kleinen Oberkessel, 
selten mit zwei, versah und auf diese Weise wohl grosse Verdampfungs- 
zahlen erzielte, aber dabei vergass, das vom Dampf mitgerissene Wasser 





abzuziehen; es sind viele Rohrenkessel ausgefülirt worden, bei welchen auf 
den Quadratmeter Verdampfungsoberiläche scheinbar ca. 250 bis 300 kg 
Dampf kamen. Um das Mitreissen der Wasserteilchen mit dem ab- 
ziehenden Dampf — abgesehen von dem eben besprochenen richtigen Ver- 
liillnis zwischen Verdampfungsuber Hache und Damj>fquantum — trotzdem 
noch zu beschränken, empfiehlt es sich, sogenannte W;isserabscheider 
in :iem Kesselinneren anzubringen. Die ältesten, aber bis jetzt wohl mit die 
■irtsamsten Wasserabscheider dürften diejenigen sein, die auf dem Prinzip 
der oberen Einströmung basieren, oder die als sogenannte Glocken- 
Separatoren konstruiert sind. 

Erstere bestehen aus einem der Länge nach oben geschlitzten, mit 
«ei seitlichen Tropfschüsseln versehenen Rohre, das möglichst nahe 
dem Scheitel des, den Dampfraum bildenden tJberkessels angebracht ist, den- 
selben der ganzen Länge nach durchzieht, und nur da, wo es in den Dampf- 
dum abzweigt, geschlossen ist. 

Der GlockenseparatOT (Fig. inj bis 121) zweigt vom Dampfdom ab 
und besteht aus einem vertikalen Abzugsrohr, welches oben mit einer 



62 



L AbteUung. 



Haube abgedeckt ist, von welcher die aufsteigenden Wassertropfen zurück- 
geworfen werden; das untere Ende dieses Rohres taucht bis etwa loo mm 
unter dem niedrigsten Wasserstande in das Kesselwasser, darüber stülpt 
sich eine Glocke, deren äusserer Mantel mit dem Abzugsrohr eine Ring- 
schelle bildet. Der am unteren Ende der 
Glocke eintretende Dampf geht nun zunächst 
vertikal nach oben, dann nach unten und 
wieder nach oben, während die spezifisch 
schweren Wasserteilchen den letzten Weg 
nicht mehr mitmachen, sondern nach unten 
fallen. 

Eine Bestimmung dieses mitgeris- 
senen Wassers hat aber seine grossen 
Schwierigkeiten namentlich bei Abnahme- 
oder Garantieversuchen, wo es genau darauf 
ankommt, das mitgerissene Wasser von dem 
Kondenswasser zu trennen und entsprechend 
zu verrechnen. 

Einen einfachen Apparat zur Be- 
stimmung des vom Dampf mitgerissenen 
Wassers hat M. Gehre, Düsseldorf, kon- 
struiert und ist man mit Hilfe dieses Apparates nach einiger Uebung im 
Stande, jederzeit und ohne den Betrieb zu stören, den abgehenden Dampf 
in Bezug auf seinen Wassergehalt ganz genau zu untersuchen. 

Der Wichtigkeit dieser Frage wegen soll der Apparat an Hand der 
Fig. 122 näher beschrieben werden. Um die Kondensation von vornherein 




Fig. 121. 




Fig. 122. 



auszuschliessen, wird der Apparat direkt hinter den Kessel in die Dampf- 
leitung horizontal eingebaut. Der Apparat besteht, den Angaben des Er- 
finders gemäss, in seinen Hauptteilen aus einer Rohrleitung a, durch welche 
der Dampf beim Nichtgebrauche des Apparates strömt, einem Umschalt- 
zylinder 6, den beiden, letzteren schnell abschliessenden Ventilen c r, einem 
Manometer d, einem Thermometer e, sowie einer unter dem Zylinder h 
angebrachten Heizvorrichtung /. 



Dampfkessel. 63 

Behufs Messung des Wassergehaltes im Dampf lässt man den letzteren 
bei geöffneten Ventilen cc so lange diurch a und b strömen, bis man an- 
nehmen kann, dass der Behamingszustand in beiden Zylindern eingetreten 
ist, sodann werden durch Handhabung des Hebels g die Ventile cc gemein- 
schaftlich geschlossen und dementsprechend der Dampf nur durch die Rohr- 
leitung a geführt, wodurch der in b befindliche Dampf von dem übrigen 
getrennt wird und man gewissermassen ein Stück der, in der Leitung sich 
unter gleichen Verhältnissen weiter bewegenden Dampfsäule zur Untersuchung 
herausgeschnitten hat. Durch die Heizvorrichtung f wird nun der Dampf 
und das mit übergerissene Wasser im abgeschlossenen Räume b weiter er- 
wärmt, damit letzteres nachverdampft. 

So lange der Dampf gesättigt bleibt, stehen Spannung und Temperatur 
stets in einem bestimmten Verhältnis, ist jedoch das Wasser verdampft, so 
verlässt die Temperatur bei fortgesetzter Erwärmung dieses Verhältnis und 
steigt, da nun der Dampf anfängt sich zu überhitzen. 

Die Skala des Manometers ist zur Erleichterung der Messung auch mit 
Temperaturangaben für die verschiedenen Dampfspannungen versehen und 
giebt sowohl der Zeiger desselben, als auch der Thermometer e so lange 
dieselben Temperaturen an, bis der Dampf in den überhitzten Zustand tritt. 
Von diesem Zeitpunkt, ab werden die Temperaturen am Thermometer und 
am Manometer verschieden sein und hat man bei letzterem nur abzulesen, 
wann dieser Zeitpunkt eintritt. 

Da nun ferner gesättigter Dampf für jede Spannung, ausser einer be- 
stimmten Temperatur, auch ein bestimmtes Gewicht hat, so kann man durch 
den Unterschied zwischen den, aus Tabellen bekannten, auf der Manometer- 
skala ebenfalls angegebenen Gewichten eines gleichen Volumen gesättigten 
Dampfes von verschiedener Spannung, ohne weiteres den Prozentsatz des 
nach verdampften Wassers bestimmen. 

Bei einem Versuch merkt man sich, nachdem wie schon gesagt der 
Behamingszustand eingetreten ist, die Zahl, welche der Zeiger des Mano- 
meters in der Gewichtsreihe angiebt, schliesst mittelst des Hebels g die 
Ventile und zündet die Heizvorrichtung an. Sobald nun die Temperatur 
im Thermometer höher zu werden anfängt, als im Manometer, merkt man 
sich wieder die Zahl in der Gewichtsskala des Manometers, auf welcher der 
Zeiger desselben in diesem Augenblicke steht. 

Zieht man nun die zuerst erhaltene Zahl (x) von der zweiten (y) ab, 
und dividiert man diese Differenz (x -y) durch die erste Zahl (x), so giebt 
das erhaltene Resultat, mit 100 multipliziert, sofort den Prozentsatz des 

x—y 

übergerissenen Wassers an, also 100=% Gehalt des Wassers. 

X 

Der Apparat hat in der Praxis bereits Verwendung gefunden und hat 
man durch denselben erst erfahren, unter welchen ungünstigen Verhältnissen 
die einzelnen Kesselanlagen bisher gearbeitet hatten, während man ohne den 
Apparat angeblich die glänzendsten Verdarapfungszahlen erzielte. 

Professor Lewicki in Dresden bestimmt die Feuchtigkeit des ab- 
gehenden Dampfes dadurch, dass er denselben aus einer Rohrleitung direkt 
ins Freie strömen lässt, wobei die Spannung auf i Atmosphäre (absolut) 
zurückgeht und zunächst infolge dieser Druckverminderung ein Nachver- 
dampfen des mitgeführten Wassers und ein darauffolgendes Ueberhitzen des 
Dampfes eintritt. Diese Ueberhitzung wird tlurch ein in den Dampfstrom 
gehaltenes Thermometer gemessen und kann man mit Hilfe dieser Zahl (f'). 



64 1- Abteilang. 

der Temperatur (t) und der Flüssigkeitswärme (q) des Kesseldampfes im 
Rohrstrange, den in einem kg Dampfgeraisch enthaltenen trockenen Dampf 
(x) in kg nach folgender Formel, deren Entwickelung wohl weggelassen 
werden kann, finden: 

_ 637 + t' , 0,48 — q 

^~ 606,5 -f- 0,305 .t — q' 

Die Wassermenge, welche der Dampf pro i kg seines Gewichtes mit 
sich führt, beträgt dann 

1,000 — X kg. 

Das sicherste Verfahren, das mitgerissene Wasser im abgehenden 
Dampf zu bestimmen, ist auf alle Fälle das chemische, nur kann es nicht 
allgemein ausgeführt werden, weil zur Ausführung desselben eine chemisch 
gebildete Persönlichkeit gehört. Es giebt zwei derartige Verfahren, und zwar 
das eine mit Chlomatrium und das andere mit schwefelsaurem Natron, wo- 
von das letztere der Einfachheit halber vorzuziehen ist. Die Ausführung 
geschieht in der Weise, dass man dem im Innern des Kessels befindlichen 
Wasser eine beliebige Menge schwefelsaures Natron zusetzt, an einer geeig- 
neten Stelle dem Kessel Dampf entnimmt und zwecks Kondensation durch 
eine Kühlschlange leitet. In nahezu gleichem Quantum wie das Kondens- 
wasser dieses Dampfes aus der Kühlschlange abfliesst, zieht man aus dem 
Kesselinnern Wasser ab, wozu man sich am besten der Probier- oder Wasser- 
standshähne bedient. Von diesen beiden verschieden erhaltenen Proben 
macht man eine Schwcfelsäurebestimmung, aus welcher sich sofort der Prozent- 
satz des mitgerissenen Wassers ergiebt. Enthält z. B. das Kondenswasser 
0,1 g und das Tropfwasser 1,00 g Schwefelsäure, so hat der Dampf 10 % 
Wasser aus dem Kessel mit fortgerissen. 

So lange nicht vollständige Klarheit über das vom Dampf mit- 
gerissene Wasser, unter den verschiedenen Beanspruchungen der Röhren- 
kessel herrscht, sind die Walzenkessel mit ihren grossen Verdampfungs- 
oberflächen in (lieser Beziehung den Röhrenkesseln unbedingt über- 
legen und vorzuziehen. 

Aber noch ein anderer Umstand spricht für die Walzenkessel. 

Zufolge ihrer Konstruktion besitzen dieselben einen viel grösseren 
Wasser räum als Röhrenkessel von gleicher Heizfläche, und sind .sie da- 
durch viel geeigneter, bei wechselnder Dampfentnahme den Druck auf gleicher 
Höhe zu erhalten. 

Auch das Verhältnis, Wasserinhalt zur Leistung, ist in der Praxis 
vielfach untersucht worden und so hat sich ergeben, dass man bis zu einer 
Dampfentwickelung von ca. 1 50 kg pro Kubikmeter Wasser und Stimde, den 
Dampfdruck ziemlich gleichmässig halten kann. 

Die Röhrenkesselfabrikanten haben sich diesen Thatsachen nicht ver- 
schliessen können und bauen jetzt die Kessel statt mit dem früher üblichen 
einen Oberkessel von ca. 900 mm Durchmesser mit deren zwei von 1,2 bis 
1,6 m Durchmesser, selbstverständlich im Verhältnis zur Grösse der Heizfläche. 

Alle diese Missverhältnisse lassen sich aber bei bestehenden Anlagen 
nur auf Grund richtig ausgeführter Verdampfungsversuche ermitteln imd 
da diese Versuche auch von einem Chemiker ausgeführt werden können, so sind in 
der Abteilung XH dieses Buches die vom „Verband der Dampf kessel-Ueber- 
wachimgsvereine" und vom „Verein Deutscher Ingenieure** aufgestellten Vor- 
schläge, unter welchen Untersuchungen von Kesselanlagen stattfinden können, 
angegeben. 



Dampfkessel. 65 

Hat man sich nun durch einen, auf vorstehender Basis ausgeführten 
Versuch überzeugt, wo die Fehler einer Kesselanlage liegen, so wird man 
denselben nach Möglichkeit abzuhelfen suchen, da sich jede Unterlassungs- 
sünde in dieser Beziehung am eigenen Geldbeutel bitter rächt, und zwar 
nicht nur einmal, sondern Tag für Tag. 

Vor allen Dingen ist aber die Kesselanlage nicht zu klein zu 
bemessen und wenn dies schon im allgemeinen zu beachten ist, so ist es 
bei einer solchen Anlage fttr die chemische Industrie ganz besonders zu thun. 
Der Dampfverbrauch einer Anlage wird in den meisten Fällen be- 
rechnet, aber schon bei der Inbetriebsetzung und kurze Zeit nach derselben 
stellen sich für die Fabrikation noch so viel unvorhergesehene Verbrauchs- 
stellen für Dampf heraus, und sind unter Umständen noch so viel neue 
Apparate aufzustellen, dass eine knapp bemessene Anlage sich bald als zu 
klein erweist. Deshalb soll man von vornherein den Kessel nicht zu klein 
wählen und ist er anfangs wirklich etwas zu gross, so kann man sich durch 
Verkleinerung der Rostfläche — was am einfachsten durch Einlegen von 
Mauersteinen an den Seiten des Rostes geschieht — nach oben erwähnten 
Verhältniszahlen sehr schnell helfen. 



Aber auch die beste und reichlich gross bemessene Kesselanlage wird 
ungünstig arbeiten, wenn derjenige der sie bedient, nämlich der Heizer, 
nicht die richtige Fach- und Sachkenntnis mitbringt und ausübt. Denn der 
Heizer hat nicht nur die Aufgabe, den Dampfdruck und den Wasser- 
stand im Kessel auf einer bestimmten Höhe zu erhalten, also ein vorsich- 
tiger Heizer zu sein, sondern er soll auch ein sparsamer Heizer sein, 
welcher bei Innehaltung der gesetzlichen und der speziellen Betriebsvorschriften 
immer bestrebt sein muss, den Kesselbetrieb so billig als nur irgend möglich 
zu gestalten. 

Was ein Heizer, namentlich bei den jetzigen hohen Kohlenpreisen, 
sparen kann, lässt sich sehr leicht ausrechnen und man sollte deshalb nur 
tüchtige, erprobte Heizer einstellen und sie für ihren schweren Dienst ent- 
sprechend bezahlen; man soll sie unterweisen oder unterweisen lassen und 
sich dadurch einen Heizerstand erziehen, welcher die Interessen seines 
Arbeitgebers erkennt und danach handelt. 

Der Verfasser hatte in seiner Praxis die Einrichtung so getroffen, dass 
er allwöchentlich einmal die Heizer um sich versammelte und, nachdem er 
über die einschlägigen Punkte Vortrag gehalten hatte, sich durch Abfragen 
überzeugte, inwieweit derselbe verstanden und aufgefasst war, während er sich 
bei seinen täglichen Revisionen von der Anwendung des Gesagten vergewissern 
und, wo es nötig wurde, nachhelfen und berichtigen konnte. 

Auf diese Weise hatte sich der Verfasser einen ganz guten Heizerstand 
herangebildet, der vor allen Dingen gleichmassig ausgebildet und sich seiner 
grossen Verantwortlichkeit voll und ganz bewusst war und dadurch, soweit es 
in seiner Möglichkeit lag, das Interesse seines Arbeitgebers wahrte. Man 
soll sich deshalb nicht der Arbeit, die ein solcher Unterricht zur Folge hat, 
entziehen; der Erfolg, wenn er auch manchmal lange auf sich warten lässt, 
belohnt dieselbe schliesslich doch. 

Die grösste Schwierigkeit bei der Ausbildung von Heizern liegt 
**ohl unzweifelhaft darin, dieselben an die richtige und regelmässige 
Bedienung des Rauchschiebers während des Betriebes zu gewöhnen. 
T^rotzdem den Heizern klar gemacht und auch von denselben eingesehen wird, 

Parnicke. ^ 



66 



[. Ahleilung. 



dass durch Einströmen von kaller Luft durcli die geöffnete Feuerthür eine 
starke Abkülilung der Feuerzüge \'erursacht wird, welche sowohl auf die Dampf- 
entwickelung, als auch auf die Haltbarkeit des Kessela schädlich einwirkt, ist 
es kaum zu erreichen, dass eine gleichmassige Benutzung des Rauchschiebers 
eingeh allen wird. 

Um sich nun nach dieser Richtung hin einigermassen unabhängig ' 
dem Heizer zu machen, hat man schon vor längerer Zeit Anordnungen 
dahin getroffen, dass entweder ein Schliessen des Rauchschiebi 
erfolgte, bevor die Feuerthür geöffnet werden konnte, oder dass mit 
dem Oeffnen derselben ein gleichzeitiges Schliessen des Schiebers 
verbunden war; beide Arten haben sich aber in der Praxis nicht besonders 
bewähr! und sind so gut wie verlassen. 




An dieser Stelle soll nur auf eine Konstruktion hingewiesen werden, 
welche sich anscheinend gut bewährt hat und auch schon vielfach ange- 
wendet wird. 

Es ist dies der Zugregulator der Rheinischen Apparate- 
Üau- Anstalt in Brflhl bei Köln {Fig. 123), bei welchem der Bolzen, um 
den sich die Feuerthür dreht, nach oben in ein schraubenariig gewundene 
Flacheisen auslauft. Am Feuerthörgeschränk ist femer an geeigneter Stelk, 
ein einarmiger Hebel angebracht, der mit einer Rolle in Verbindung steht, 
die sich, sobald der Hebel gehoben oder gesenkt wird, geradlinig auf and 
ab bewegt, dabei aber in steter Berührung mit dem schraubenförmig g** 
wundenen Flacheisen bleibt. 

Infolge dieser Anordnung findet beim Heben oder Senken des Heb«lk 
eine Rechts- oder Linksdrehung des Bolzens und mit diesem eine Bewegunf 
der Feuerthür statt, d. h, letztere wird dabei gefiffnet oder geschlosseüj; 
Vom Hebelarme führt gleichzeitig eine Zugvorrichtung nach dem Rauch* 
scliieber, die so angeordnet ist, dass derselbe geschlossen wird, wenn sidl 
die Feuerthür fiffnet. Der Heizer hat alsu nur nötig, mit liem Hebel 
arbeiten und die Feuerthüren gar nicht mehr anzufassen. 



mplt« 



ä 



t ;i 



Streng genommen müsste ja entsprechend dem stetigen 
chwanken im Luflbedarf — je nach der mehr oder weniger weit vorge- 
chrittenen Entwicklung des Verbrennungsprozesses — der Rauch Schieber 
■Bch in fort währender Auf- und Abwärtsbewegung sein, 
Line derartige Benutzung des Schiebers kann man jedoch billiger Weise vom 
Revier nicht verlangen. Um es aber trotzdem und zwar automatisch zu 
areichen. sind auch hierfür Konstruktiunen ausgearbeitet 
uu) in der Praxis eingeführt worden, welclie wegen ihrer 
grossen Wichtigkeil in jedem Kessel bei riebe besclirieben 
»erden sollen. 

Es sind dies der Seh ornsteinschieber-Re- 
Kulator vom Ingenieur Th. Speckbölel, Hamburg, 
und der Feuerzugregler vom Ingenieur O. Hörenz 
in Dresden. 

Der Speckbfiteische Regulator besteht aus zwei 
mit einander verbundenen Zylindern , welche überall 
iliihi verschlossen und vollständig mit Oel angefüllt 
sind. In einem dieser neben einander sitzenden Zy- I 
linder bewegt sich ein dicht schliessender Pumpen- 
tolben Ar. der durch eine Kolbenstange mit einem 
leicht auf und abwärts beweglichen, äusseren Tra\'ersen- 
rahmen in fesler Verbindung steht. Beim Nieder- 
laug des Rahmens wird also der Kolben mit abwflrts 
^ehen und dessen Vendl, sich selbstthaiig nach oben 
"linend, dem Oel freien Durchtritt in der Pfeilrichtung 
narh oben gewahren. 

Will man aber den Traversen rahmen nebst Kolben • 
weder hochschieben, so wird sich das Kolbenventil fest 
rinstschlossen halten und kann also das Oel nicht wieder 
iluich den Kolben zurücktreten, sondern findet durch 
ilie, im oberen Zylinderdeckel angebrachten Hahne h 
einen Abliuss, sobald diese geüfftiet werden. Diese 
Aufwürtsbewegung des Rahmens mit Kolben ge- 
schieht nun aber nicht von Hand, sondern wird auf 
einfache Weise durch das sciiwere Gewicht des Rauch- 
schieber» bewirkt, welcher mittelst eines über Rollen ge- 
führten Drahtseiles oder Kette mit dem oberen Querslück 
lies Traversenrahraens in Verbindung steht. Durch das 
ITebergewicht des Schiebers wird also auf den Rahmen 
um! den mit diesem verbundenen Kolben ein fortwähren- 
der Zug nach oben ausgeübt, so dass das Oel, welches 
fliier dem Kolben steht, einer immerwährenden Pressung 
ausgesetzt ist. Bei geschlossenen Hähnen h wird Still- 
sland des Kolbens und folglich auch des Schiebers statt- 
finden , wogegen bei Freiwerden einer Hahnfiffhung 

das Gel durch den zweiten (L'mführungs-) Zylinder wieder schnell unler 
den Kolben k des Arbeitszyliudets zurück gedrückt wird. Der durch das 
L'eberstrc'jraen des Oeies aber erfolgende Aufwarlsgang des Kolbens k hat 
auch gleich sehn eilen Niedergang des Rauchschiebers zur Folge. Die Hahne 
h sind nun durch Gestänge derartig mit den Feuerthüren des Dampfkessels 
verbunden, dass beim Oetfnen derselben auch die Durchgangsöffnung des zuge- 
hörigen Hahnes frei wird, und dadurch sofortiges Niederfallen des Schiebers erfolgt. 



* 



I 



*^l^ 



68 



I. Abteilang. 



Ausserdem wird aber auch, wahrend Feuerlhüren und Motnentsctilosg- 
hahne k geschlossen sind, das Oel in einem feinen Strahl durch ein Ueines 
Regulterventilchen r in den Nebenzylincler hinübergepressl, wodurch ein gani 
allmähliches Sinken des Schiebers erreicht wird 

Hai man bei geschlossenem Schomsteinschieber frische Kohle auf- 
gegeben, so tritt man mit dem Fu5s in das Gestänge t des Regulators und 
zieht dadurch den Kolben herunter und den Schomsteinschieber auf. 
Schieber geht dann selbstthatig durch sein Eigengewicht wieder herunter und 
ziehl den Kolben des Regulators mit sich in die Höhe. Dies kann aber 
nur ganz langsam erfolgen, weil das Clber dem Kolben befindliche Oel ent 
allmählich rlurch das kleine Regulierventilchen r hi nd u rchgedrücti 




Fig. 125. 

werden muss. Das Regulierventilchen r lasst sich so verstellen, dass der 
Rauch Schieber, je nach Bedarf in 5 bis 25 oiler mehr Minuten heralisinki; 
.liese Vcrstellbarkeit ist nötig, da für jeden Kessel und für jede Kohle diese 
irtschwindigkeit nach einigen Versuchen festgestellt werden muss. 

Der Apparat ist überall und an Jedem Kesselsystem leicht und schnell 
Igen und haben sich bei Benutzung desselben in ticr Praxis Kohlen- 
zu 20 Prozent ergeben. Allerdinga be«eist letalere Zahl nur , 
'^T^Aache, dass es sehr schwer hielt, den Heizer an den Gebraadi 
^^^ Kaocbschiebers zu gewöhnen und scheint in diesem vorliegenden spe- 
^^^ FiBe> entweder gai kein Schieber vorhanden gewesen zu sein oder aber, 
^^^^ )B schlimm ist, er wurde überhaupt nicht benutzt. 

a^ — <»■ mit diesem Apparat Kohlen ersparen muss, ist einleuchtend^ 
^^;^^kJct beste Heiner wird und kann nie, selbst wenn er auch immet 
^^^^ae beim OetTnen der Feuerlhüren schlies!;t und beim Schliessoi 
^^^^^ ^^K. aal die fortschreitende Verbrennung Rücksicht nehmen i; 
am immer mehr und mehr schliessen, was aber der Appa 
c d» Heiners thiit. 



Wasserreinigang. 5q 

Hörenz, Dresden, wendet bei seinem Feuerzugregler ein starkes 
Räder- Hemmwerk an, welches nach und nach den aufgezogenen Schieber, 
auch infolge seines Eigengewichtes bis zu einem gewünschten Punkte herunter- 
lässt. Der Heizer braucht nach dem Nachfeuern den Apparat nur wieder 
aufzuziehen und funktioniert derselbe dann selbstthätig durch das Glyzerin- 
Hemmwerk (s. Fig. 125), welches keiner Abnutzung unterworfen sein soll (?) 
und eine variable Ablaufszeit von 3 bis 60 Minuten, je nach der Eintauch- 
tiefe der Flügel, erhalten kann. Damit der Heizer aber aufmerksam gemacht 
wird, dass der Apparat abgelaufen ist, d. h. also, dass der Schieber die ge- 
wünschte tiefste Stellung eingenommen hat, ist noch eine Glocke angeordnet, 
welche ertönt, sobald diese Stellung eingetreten, also es Zeit zum Nachfeuern 
ist. Auch dieser Apparat ist vielfach angewendet worden und sind die Re- 
sultate wie bei der Konstruktion von Speckbötel bis ca. 20 Prozent Kohlen- 
ersparnis: er lässt sich ebenfalls sehr leicht anbringen und verlangt nur 
eine wöchentliche Schmierung. 



WaBserreiniguiig. Wie schon weiter vorn gesagt wurde, ist es für 
die Röhrenkessel in Bezug auf die Betriebssicherheit unbedingt 
nötig und für diese, wie auch für die Walzenkessel im wirtschaft- 
lichen Interesse geradezu geboten, das Kesselspeisewasser vorher 
zu reinigen, um einer Kesselsteinbildung vorzubeugen. Wie ja all- 
gemein bekannt ist, besteht letztere darin, dass die im Wasser gelöst be- 
ündlichen Beimengungen beim Verdampfen des Wassers zu Boden fallen und 
hier den Grund für die Bildung des Kesselsteines abgeben, der sich dann 
an die Kesselwandungen ansetzt und die Leistungsfähigkeit der Anlage herab- 
setzt oder, wenn man dieselbe erhalten will, einen grösseren Aufwand an 
Kohlen bedingt. 

Ausser der Ersparnis an Heizmaterial fallen bei Benutzung von 
gereinigtem Wasser die Kosten für das Kesselsteinabklopfen, die E x- 
plosionsgefah r und die damit verbundenen Betriebsstörungen mehr 
oder weniger weg und es tritt eine viel grössere Schonung des Kessel- 
raaterials ein, wodurch die bisherigen Reparaturen an den Feuerplatten 
der Walzenkessel und das Durchbrennen der Röhren bei den Röhrenkesseln 
seltener vorkommen werden und dadurch die Betriebs fähigkeit eine 
längere Dauer erhält. 

Zur Beseitigung der Kesselsteinbildung hat man folgende Wege ein- 
geschlagen : 

1 . man benutzt den Kessel selbst als Reinigungsapparat, 
indem man die Zusätze von Chemikalien, welche die Kessel stein- 
bildner in leicht lösliche Verbindungen umsetzen, im Kessel selbst 
zur Anwendung bringt, oder 

2. man reinigt das Wasser vor seinem Eintritt in den 
Kessel durch Ausfällen der Kesselsteinbildner und Trennen der- 
selben von dem gereinigten Wasser, entweder durch das Absitz- 
oder durch das Filtrierverfahren. 

Das unter i angegebene Verfahren hat man immer mehr und mehr 
verlassen und zwar mit vollem Recht, denn das dadurch im Kessel gebildete 
Schlammwasser verlangt gegenüber dem gereinigten Wasser immer noch ein 
grosseres Quantum Kohle für die gleiche Dampfbildung und ausserdem ist 
die eine Kontrolle darüber, ob das richtige Quantum von Zusätzen in dem 
Wasser enthalten ist oder nicht, immer schwierig. 




Chemikalien vermittelst eines Rührgeblases recht innig, lasst den sich bildeDdea 
Niederschlag absetzen und, nadulem dies geschehen ist, nimmt 
geklärte Wasser ca. 2oo — i<,o mm über dem Boden ab und l'Jsst es in dU 
untenstehende Gefkss abfliessen, aus welchem es dann die Speise Vorrichtung 
entnimmt. Um dem Wasser auch die nötige Zeil zu lassen, 
klären ku können, muss man die Geßtsse so gross wählen, dass, wahrend 
eines von den beiden oberen sich klärt, das andere entleert, gefflllt und ge- 
mischt werden kann, so dass im unteren Geßsse immer gcntlgendcr VonSt 
von gereinigtem und geklärtem Wasser für den Kessel vorhanilen ist. 

Gebr. Körting nehmen (s. Fig, 126) nur zwei übe rein anderstehende 
GefUsse und schalten zwischen dem unteren Gefässe und dem Kessel nodi 
eine Filierpresse ein, wodurch die ganze Anlage wenig Raum beansprucht. 

So bequem imd übersichtlich das Absitz verfahren auch ist, so länt 
es sich doch nicht überall anwenden, da es nur Aufstellung der Gefässe bi 



Was ber reinig ang. 



mittleren und grossen Anlagen sehr 
nicht immer zur Verfügung steht. 

Um diesen einzigen MissstancI, v 
anhaftet, zu venneiden, hat man Appa 



viel Raum beansprucht und derselbe 



'eich er diesem ; 



isgezeichneten System 
in weichen das Wasser 



mit den suspendierten Kesselsteinbildnern einen grossen Weg machen rauss, 
auf welchem es sich klärt und schliesslich frei von suspendierten Teilchen abtliesst; 
aii Type für die vielen existierenden Ausführungen mag die von der Ma- 
schin enbauanstah Humboldt, Kalk bei Köln, hergestellte dienen. 




Kie- 127 ■ 



n Fig. 127 ist ein solcher Apparat dargestellt; in demselben fliesst 
asüer, gleichgiltig ob warm oder kalt, in den Behälter Ä und aus diesem 
immer nur so viel in den darunter liegenden Behfllter B, als die in diesem 
aoöulfjsenden Zusatumittel erfordern. Der Behalter B ist in der Mitte durch 
«ne ScheidewamI geleilt, um wie bei dem vorher beschriebenen Apparate 
getrennte Abteilungen zum abwechselnden Mischen und Ablassen der Flüssig- 
L erhalten. Aus diesem Behaltet B lliesst das nun mit den Cliemi- 
kalien versetzte Wasser nach dem Regulator C, welcher, dem Bedarf enl- 
iprechend, den Zufluss des Wassers nach Gefäss A und den Zufluss des 
Wassers aus B in den Setzkasten D vermittelst Schwimmer regelt. Dieser 
Setzkasten D enthalt in seinem Innern eine Reihe flacher, geneigter Wände, 
um welche die Flüssigkeit in \'ielfachen Winilungen fliesst, wobei die, durch 
Zusatz der Chemikalien entstandenen Niederschlage Gelegenheit haben, sich 
äbjusetzen. auf diesen Ilachen Wanden abzurutschen und in die Schlammsäcke 
i^u gelangen, aus welchen der Schlamm in gewissen Zeitabschnitten abgelassen 
Mird. Nachdem das Wasser diese Abteilungen passiert hat, gehl es zur 
eventuellen Zurückhaltung mechanisch mitgerissener Teile noch durch ein 
beliebiges Filter c und von da durch die Rohrleitung 4 nach tler Ver- 
brauchssieile. 



gefilllten Kesselsteinbitdner vom gereinigten 
iriermethode, bei welcher man entweder 



Die zweite Methode. 
Wasser zu trennen, ist die 
t'illerpressen nder Sand filier anwendet. 

Bei beiden werden ilem ebenfalls vorgewärmten Wasser die Chemikalien 
sl»t einer Pumpe, deren Tourenzahl von der Geschwindigkeit iler Speise- 




r 



T 



I. Ab [ei lang. 



pumpe abhs.ngt und so immer das richtige Quantum liefert, in einem FäU- 
apparat zugetUhrt und von diesem entweder nach der Filtetprcsse oder nach 
dem Sand 6 her geleitet. 

Die erstere Kombination wird von A. L. G, Dehne in Halte a. S. 
ausgeführt und zeigt Fig. 128 eine Anlage nach dessen System. Das Wasser 
passiert zunächst den Vorwärmer A. in welchem es auf möglichst hohe 
Temperatur gebracht wird, da die Fallung der Kesselsleinbildner um so voll- 
kommener wird, je »armer das Wasser ist. Aus dem Vorwarmer Ä tritt das 
nun heisse Wasser in den Fallapparat S. in welchem es mit den, von der 
Pumpe D eingespritzten Chemikalien gemischt winl. Dieses Wasser passiert 
alsdann die Filterpresse C. tn deren Kammern die suspendiert gewesenen 
Schiammteile zurücklassend, und wird nun von der Pumpe E entweder direkt 
in den Dampfkessel oder in ein Speisewasse rreservoir gedrückt. Die Che- 
mikalien werden in dem Mischkasten F der bezüglichen Analvse gemäss auf- 




I 



Fig. [zS. 

gelfist und, wie schon gesagt, in dem erforderlichen Verhältnis durch die 
kleine Pumpe D nach dem Fällapparat B gedrückt. Dieses Wasserreinigungs- 
system hat sich ganz gut bewährt, nur rauss man das lastige Entleeren der 
Filterpresse — je nach der Zusammensetzung des Wassers alle 2 bis 8 Tage 
— und das kostspielige Erneuern der Filtertücher, jährlich mindestens zwrä* 
mal, mit in den Kauf nehmen. 

Beide Uebelstände hat die Reinigung mittelst eines Sandfilters nicht, 
wie an dem »Je well Wasserreinigungsapparat«, welcher in 
Deutschland von der Firma Louts Dill in Frankfurt a. M. vertrieben 
wird, gezeigt werden soll. 

Der Apparat (s. Fig. 129 u. 130) besieht aus einem geschlossenen und 
mit Mannloch versehenen Blechzylinder, welcher bis dreiviertel seiner Höhe 
mit scharfkantigem Quarzsand von drei verschiedenen Kfirnungen so ausge- 
füllt ist, dass sich die gröbste K^rnmig unten und die feinste oben befindet. 

In dem Zylinder sind drei Rohrsysterae angeordnet, von denen je 
zwei immer durch einen Muschelschieber in Verbindung e^^'^acht werden 
können, so dass einerseits das zu reinigende Wasser zu- und andererseits 
das gereinigte Wasser abgeführt wird. 

Der Apparat funktioniert wie folgt : Durch Kreuzstück x tritt das sU 
reinigende, bereits mit den Chemikalien versetzte Wasser durch das geöffnete 



WuierreiDigaDg. 



73 



Ventü A in das Schiebergehause ein, durchlauft ein grosses Sieb, tritt durch 
die Steigrohren in die Höhe und wird vermöge des Druckes der Speisepumpe 
durch die SandfilUung — auf welchem Wege es die Schlammteile in dem 
Quarzsande zurOcklasst — nach unten gedrückt. 

Hier tritt es durch die am unteren Ende mit Sieben versehenen Röhren a 
in ein gemeinschaftliches Sammelrohr b, welches in die Kanäle des den 
Muschelschieber tragenden Schie berge hauses einmündet; von hier gelangt das 
gereinigte Wasser durch das Ventil C in die Speiseleitung. 

Da sich nach längerem Gebrauche des Apparates in den feinen Maschen 
der Siebe eine schlämm form ige Masse ansetzt, so ist es nötig, diese Siebe 
von Zeit zu Zeit zu reinigen. Hierzu verwendet man das noch zu reinigende 
Wasser selbst, — aber ohne Zusatz von Chemikalien — schliesst nur die 
Ventile A, C und D, öffnet dagegen B, G und J; das Wasser geht dann 







Fig. 130. 



durch B den umgekehrten Weg als früher, durch das Sammelrohr b in die 
Siebröhren a, durch den Sand nach oben und schliesslich durch die Saug- 
rGhren c in das Schiebergehäuse und von da durch \'cntil Ö nach der Ab- 
■'asserleitung J. Sobald aus dieser Leitung kein schmutziges Wasser mehr 
abfüesst, ist die Reinigung als beendet anzusehen und der Apparat kann 
durch Umstellen der Ventile seine eigentliche Funktion wieder erfüllen. 

Aber auch die Sandfüllung bedarf dann und wann einmal der Reinigung, 
was man an dem bei K angebrachten Probierhahnen erkennen kann. Um 
diese Reinigung zu bewerkstelligen, wird Ventil D geöffnet, die Ventile ß, 
und G geschlossen und der Muschel schiebet in seine höchste Stellung ge- 
bracht, wodurch der untere Kanal des Schiebergehäuses frei wird und die 



^^ I. Abteilang. 

Verbindung mit dem radial angeordneten Auswaschrohrsystem d, auf welchem 
Kegelventile e sitzen, hergestellt. 

Das Wasser tritt nun wiederum durch Ventil A in das Schiebergehäuse, 
von da nach dem Rohrsystem d und von hier, durch die vielen Kegelventile 
gleichmässig verteilt, durch die Sandfüllung in die Höhe, den abgelagerten 
Schlamm aufrührend und als Schlammwasser durch Steigrohre c und Ventil 
D nach der Ablaufleitung J abführend. Um einen etwa entstehenden Ueber- 
druck, veranlasst durch zu schnellen Gang der Pumpe oder durch falsche 
Schieberstellung, im Apparate vorzubeugen, ist auf dem Kreuzstück X ein 
auf einen bestimmten Druck eingestelltes Sicherheitsventil angeordnet, welches 
(las übelflüssige Wasser ebenfalls bei J entweichen lässt. 

Der Apparat ist bei gleicher Leistung billiger wie die der anderen 
Systeme, bedarf beinahe keiner Unterhaltungs - und Betriebskosten, nimmt 
wenig Raum ein und Ulsst sich sehr leicht bedienen. 



DampftnaschiDen. Zur Umwandlung der vom Dampfkessel gelieferten 
Kraft in Arbeit dienen nun die Dampfmaschinen. Gerade wie bei den 
Kesselanlagen alles darauf hinausläuft, mit einem Kilo Brennmaterial recht 
viel Wasser zu verdampfen, so ist bei den Dampfmaschinen konstruktionen 
das Streben vorhanden, mit wenig Dampf eine recht grosse Leistung 
zu erzielen. 

Die Erfüllung dieser Bedingung, der Preis und die beanspruchte 
Grösse der Maschine sind nun die Veranlassung der Mannigfaltigkeit der 
Anordnungen geworden, welche wir im Dampfmaschinenbau aufzuweisen haben. 

Der Hauptteil an jeder Dampfmaschine ist der Zylinder und 
der mit diesem in direkter Verbindung stehende Steuerungsmechanismus; 
je nachdem nun der erstere horizontal oder vertikal zu liegen kommt, 
unterscheidet man liegende und stehende Maschinen, und bei letzterer 
Gattung, als Abart, noch die Wanddampfmaschinen, die kein besonderes 
Fundament benc'Higen, sondern an der Wand befestigt werden, Nach der 
Anzahl der Zylinder unterscheidet man i-, 2- und 3-Zy linder maschinen 
und nach der Art der angewandten Steuerungsorgane Maschinen mit 
Schieber, Ventil, Hahnen- oder Kolbensteuerung. 

Je nachdem der Betriebsdampf ins Freie gelassen oder zur Kondensation 
gebracht wird, unterscheidet man Maschinen mit und ohne Kondensation. 

Dem Steuerungsmechanismus fällt die Aufgabe zu, dem Zylinder den 
erforderlichen D<mipf so zuzuführen, dass dieser in demselben die grösstmöglichste 
von ihm zu leistende Arbeit auch wirklich abgiebt. Aus diesem Grunde 
muss jede gute Steuerung den Dampf ebenso schnell eintreten 
als auch nach gegebenen Verhältnissen schnell absperren lassen und 
vollständig zuverlässig arbeiten; diese drei Eigenschaften sind nun in 
den mannigfaltigsten Kombinationen und mit den verschiedensten Mitteln mit 
mehr oder weniger Erfolg in den zahlreichsten Ausführungen vorhanden. 

Der einfachste Steuenmgsmechanismus besteht aus einem Schieber, 
d. h. einer Metallplatte, welche von einem, auf der Hauptwelle sitzenden 
Excenter oder einer Kurbel, über eine an dem Zylinder angebrachte Fläche 
hin- und herbewegt wird und den, im Schieberkasten befindlichen Dampf 
durch geeignete Kanäle einmal auf die eine Seite des Kolbens, und das 
andere Mal auf die andere Seite desselben treten lässt und so dessen Be- 



eintachatc. aber auch die u 
sie heute wohl kaum noch 



/m\ 



^^regucgen veranlasst, Üicses ist allerilinji;fi 
voUkoinmenste Konstruktion, weshalb man 
neuen Maschinen ausführt. 

Man wendet jetzt zwei, unmittelbar auf einander liegende Schieber 
, welche ihren Antrieb ebenfalls von der Hauptwelle oder von einer durch 
diese betriebene Steuerwelle erhalten und von denen der auf den Schieber- 
äachen direkt arbeitende Schieber, der ,,G run dsch i e b e r" und der auf 
diesen gleitende, der „Expansionsschieber" genannt wird, Durcli 
diese Anordnung ist man im Stande, wahrend des Betriebes den Zylinder 
je nach Bedarf mit beliebig viel oder 
' wenig Dampf zu Rillen und nach Ab- 

scliluss expandieren zu lassen, während 
(lies bei dem einfachen Schieber nicht der 
^^^^^^ Fall war, da die Zutrittsöffnungen wahrend 
M ■ ^^^H^B dcsBelriebes nicht verstellt werrienkonntcn. 
Fig. 131 •) Lasst man nun den Expansions- 

schieber noirh vom Regulator beein- 
flussen, so erhalt man eine Steuerung, welche den Anforderungen, die man 
ra eine solche zu stellen berechtigt ist, wohi genügt. 

Die beste Konstruktion einer Expans ions -Schieb erateuerung 
ist die von Meyer, welche, wenn sie gut ausgeftlhrl ist, immer noch mit 
ilen spater zu beschreibenden Systemen konkurrieren kann. 

Die Art der AusfQhmng geht aus untenstehender Skizze hervor und 
sei hierzu bemerkt, dass der Expansionsschieber aus zwei, auf einer gemein- 
schaftlichen Stange sitzenden 
kleinen Schiebern besteht : 
diese Stange besilzl nun 
, Rechts- und Linksgewinde, 
dass sich die beiden 
jinen Expansionsschieber 
;i einer Recht sdreiiung der 
Stange nahem und bei 
einer Linksdrehung von 
einander entfernen. Es ist 
also begreiflich, dass, wenn 
inan diese Bewegung der Stange ilurch ilen Regulator der Maschine \'or- 
nehmen lässt, diese beiden kleinen Schieber ihre Stellung dem Grundschieber 
g^enüber wahrend des Betriebes verändern können, wodurch sowohl der 
Anfang des Dampfeintrittes in den Zylinder, als auch das Quantum des 
Dampfes — die sogenannte Füllung — verschoben bezw. vergrflssert oder 
verkleinert werden kann. Da nun der Regulator auf eine bestimmte Touren- 
lah) eingestellt ist. so wird man niemals mehr Dampf in den Zylinder be- 
kommen, als zur Erhaltung dieser Umdrehungen bei der jeweiligen Bean- 
spruchung der Maschine unbedingt erforderlich ist. 

Dieser Meyersche Schiebermechanismus hat ausser dem eben gesagten 
Voreug der rationellen Dampf Verteilung noch den grossen praktischen 
Vorteil, dass alle Teile leicht zugänglich sind und etwaige 
Undichtigkeiten von jedem Schlosser schnell beseitigt werden können, 
*as speziell von dem zunächst zu besprechenden Schieber nicht behauptet 




I 
I 



135 tind L'hluid's Praktischem Muchineo-Konitmklcur, Sappl.-Btnd, 







76 I- Abteüung. 

werden kann. Der einzige Uebelstand der Me versehen Steuerung besteht 
darin, dass die fort>*'ährend im Dampf liegenden Gewindegänge der Schieber- 
stange leicht angegriffen werden und dadurch das Drehen der letzteren etwas 
erschwert wird. 

Wenn man den Expansionsschieber nicht, uie bei Meyer, mit einer 
geraden Fläche, sondern mit einer Zylinderfläche auf dem Grund- 
schieber arbeiten lässt, so erhält man die von »Riderc konstruierte 
Steuerung, welche genau so rationell arbeitet, wie die Meyersche und dieser 
gegenüber den Vorteil hat, dass sie sich vom Regulator viel leichter beein- 
flussen lässt als jene, da der Expansionsschieber nur senkrecht zu seiner 
Schubvorrichtung verschoben 

zu werden braucht, um eine /-| [ ] \ \ p 

Veränderung in der Füllung 
eintreten zu lassen. Wie be- 
reits gesagt, lässt sich die 
Rider-Steuerung nicht so be- 
quem reparieren, wie die ^'^' '33- 
Meyersche, denn wenn bei 

jener ein Verschleiss eintritt — was namentlich dort nicht lange dauert, wo 
der Grundschieber nicht mit durchgehender Schieberstange versehen ist — 
so geschieht dies nur an der Arbeitsfläche zwischen Expansions- und Grund- 
schieber, und diese wird durch die zusammengesetzte Bewegung des ersteren 
und die mangelhafte Führung des letzteren nach verhältnismässig kurzer Zeit 
so windschief, dass man bald einen neuen Expansionsschieber einsetzen muss, 
welcher vorher genau in den entsprechend ausgebohrten bezw. ausgedrehten 
Grundschieber einzupassen ist, wenn man es nicht vorzieht, beide Schieber 
zu erneuern. Diese Arbeit kann man aber in den meisten Fällen nicht 
selbst ausführen, sondern muss sie einer Maschinenfabrik übertragen, 
während man eine ähnliche Reparatur an einer Meyer*schen Steuerung 
von jedem Reparaturschlosser in sehr kurzer Zeit vornehmen lassen 
kann. 

Letzteres Moment ist aber gerade für die Dampfmaschinen in 
chemischen Fabriken ausschlaggebend, denn für die Reparaturen an 
denselben ist in den meisten Fällen nur wenig Zeit übrig, und giebt der 
Verfasser aus diesem Grunde der Meyerschen Steuerung den Vorzug vor 
der Rider-Steuerung bei der Anwendung an Dampfmaschinen für chemische 
Fabriken. 

Da der Expansionsschieber nicht entlastet ist und dadurch der Einfiuss 
des Regulators auf die Steuerung beeinträchtigt wird, so hat man den Ex- 
pansionsschieber als vollständigen Kolben konstruiert, welcher nun in dem 
zum Zylinder ausgebildeten Grundschieber die Dampf Verteilung ausführt. 

Um aber den Betrieb noch ökonomischer zu gestalten, als mit vor- 
stehenden Steuerungen möglich ist, hat man Präzisionssteuerungen kon- 
struiert, welche vollständig vom Regulator beeinflusst werden und zu diesem 
Zweck aus sehr leicht verstellbaren inneren Steuerungsorganen als Hähnen, 
Schiebern und Ventilen bestehen. 

Zu der ersten Gattung gehört vor allen die Corliss-Steuerung 
(Fig. 134); diese besteht aus vier Hähnen, welche seitlich an dem liegenden 
Zylinder angebracht sind und von einer gemeinschaftlichen Scheibe — der 
Steuerscheibe — angetrieben werden. Die beiden oberen Hähne sind die 
Einlass-, die beiden unteren die Auslasshähne, von denen letztere mittelst 
Hebel mit der Steuerscheibe fest verbunden sind und durch deren oszillierende 



Dmd pl mMchtneD, 



77 



Bewegung geOflhet und geschlossen werden. Die Einlasshähne sind mit 
Winkelhebeln versehen, deren einer Schenkel mittelst eines durch Federn be- 
einflussten Hebels mit der Steuerscheibe, und deren anderer Schenkel mit 
einem LuftpufTer in Verbindung steht, der stets das Bestreben hat, den Hahn 
geschlossen zu halten. Der Regulator ist nun so mit diesem Mechanismus 
verbunden, dass bei zu schnellem Gange die Zughebel nach der Steueischeibe 
den EingrifT mit den Hähnen verlieren und der Luftpufler resp. das in dem- 
i selben wirkende Gewicht die Hähne schlies-st. 




Fig. 134. 

Corliss hat im Laufe der Jahre seine Konstruktionen vielfach geändert 
und findet dieselbe im Auslande, namentlich in En;>land und Amerika, die 
ausgebreitetste Anwendung. 

Um untei Benutzung von Flachschiebern eine Präzisiunssteue- 
rung zu erhalten, hat man älmlich wie bei der Corliss -Steuerung Auslass 
und Einlass des Dampfes getrennt angeordnet und hat oben auf den Zylinder 
hinten und vom je einen Einlassschieber und unten, ebenfalls hinten und 
vom je einen Auslassschieber angebracht, von denen die ersteren, wie auch 
nur erforderlich, vom Rq^lator beeinflusst werden. Von diesen Konstrukti- 
onen ßndet man speciell in Oesterreich sehr viele Ausführungen. 

Von den Präzisionssteuerungen mit Ventilen sei besonders die 
Konstruktion von Sulzer, welche auch die älteste ist, erwähnt. Auch 
Merbei sind Ein- und Auslass gelrennt an jedem Ende des Zylinders oben 
und unten angebracht und werden die verlängerten Ventilstangen dieser 
eigentümlich geformten — von Sulzer mit dem Namen ,, Roh rve utile" be- 
legten — Ventile mittelst Zugstangen mit einem Excenter verbunden, welcher 
ilie öffnende und schliessende Bewegung übertragt. Nach <lem Einlassventile 
führen zwei Zugstangen, von denen die eine das Ventil Tiffnet und die andere 
so mit der ersteren und dem Excenter kombiniert ist, dass sie. je nach dem 
Gange der Maschine die Funktion <ler ersten Zugstange früher oder spater 
unterbricht, also mehr oder weniger Dampf in den Zylinder einstnimen lasst. 



7« 



I. Abteil UD|[. 



Diese Steuerung ist in vielen Ausführungen vorhanden und wird seht 
viel angewendet, da sie sich für grosse Kolbengeschwindigkeiten gut 
eignet und letztere, namentlich für die Dynamomaschinen eine grosse Rolle 
spielt. In den chemischen Fabriken wird man die Dampfmaschinen mit 
Sulzer-Sleuerung nur wenig und höchstens nur da finden, wo grosse Leist- 
ungen auszuführen sind, für gewöhnliche Betriebsmaschinen aber, bis etwa 
zu 30 bis 35 HP., wird man sie wohl kaum anwenden. 




t'ß' '35- 



Eine auch viel verbreitete Präzi sions-Ven t i Is t e ue rung ist die von 
Collmann, bei welcher der Ein- und Austritt von jeder Zylinderscite oben 
auf tiem Zylinder neben einander angeordnet ist : auch diese Steuerung ist 
für grosse Umdrehungszahlen mit Vorteil anwendbar, ila auch hier der Ventil- 
schluss nicht durch Federn oder Luftpuffer beeinllusst wird. 

Dies ist in ganz groben Zügen alles, was über Steuerungsmechanismen 
hier gesagt werden kann, unerwähnt soll aber nicht bleiben, dass es noch 
eine grosse Anzahl von Konstruktionen giebt, welche sowohl bezüglich iler 
angewendeten <tft sehr sinnreichen Kombinationen, als auch deren Ausführung 
die grösste Beachtung von selten des Fachmannes verdienen. 

Bezüglich der Anzahl der Zylinder unterscheidet man, wie oben 
gesagt, ein-, zwei- und d roizylindrige Dampfmaschinen und werden von 



Lokomobilen. no 

der ersteren Gattung, wenn es auf ökonomisches Arbeiten ankommt, heute 
wohl nur noch Maschinen bis 30 HP gebaut, weil es von dieser Grösse an 
schon rationeller ist, sogenannte Kompoundmaschinen zu bauen. 

Die Damp&naschinen mit zwei Zylindern können nun Zwillings-, 
Woolfsche oder Kompoundmaschinen sein. 

Zwillingsmaschinen besitzen zwei gleich grosse Zylinder, welche 
neben einander liegen; diese Kombination hat den Vorzug, dass, wenn der 
eine Zylinder oder der Antriebsmechanismus desselben reparaturbedürftig ist, 
man mit dem anderen Zylinder — wenn auch nur zur Hälfte der gemein- 
schaftlichen Kraft — arbeiten kann. Häufig kommt es vor, dass man ein- 
zylindrige Maschinen, wenn sie für den Betrieb zu klein geworden, aber sonst 
noch gut erhalten sind, durch Nebeulegen eines zweiten genau so grossen 
Zylinders in eine zweizylindrige umwandelt. Die Zwillingsmaschinen können 
mit und ohne Kondensation gebaut werden. 

Bei Woolfschen Maschinen sind die Zvlinderdurchmesser verschieden, 
derjenige des Hochdruckzylinders ist kleiner als der des Niederdruckzylinders. 
Charakteristisch für diese Maschinen ist ferner, dass sie stets mit Kondensation 
arbeiten und dass die Kolben beider Zylinder gleichzeitig in den toten Punkt 
treten, was dadurch geschehen kann, dass beide Kolben entweder an einer ge- 
meinschaftlichen Kurbel, oder an zwei, um 180® versetzte Kurbeln angreifen. 

Bei den Kompoundmaschinen ist alles wie bei der Woolfschen Ma- 
schine, nur sind die Kurbeln um 90 • versetzt, wodurch man, weil kein toter 
Punkt für die Triebkraft eintritt, einen ruhigen, gleichmässigen Gang der Ma- 
schine erliält. 

Kondensation ist nicht Bedingung; die Verbindung zwischen Hoch- und 
^iederdruckzvlinder ist erweitert und bildet ein Reservoir — Receiver — für 
den Dampf des Niederdruckzylinders, welcher bereits im Hochdruckzylinder 
gearbeitet hat und hierin nochmals geheizt wird, ehe er in den Niederdruck- 
zylimler eintritt. 

In den Woolfschen und den Kompound-Maschinen wird also der Dampf 
zweimal expandiert und man nennt diese Maschinen wohl auch Z wei fäch- 
le xpansio ns- Maschinen; legt man nun noch einen Zylinder dazwischen, 
•^0 dass man Hoch-, Mittel- und Niederdruck-Zylinder hat und legt zwischen 
Hoch- und Mittel- und zwischen Mittel- und Niederdruck-Zylinder Receiver 
an, so nennt man diese Maschine eine Dreifach -Expansions- Maschine. 
Auch bei den Kompound-Maschinen kann man nach Belieben nur die eine 
Seite laufen lassen, während die andere behufs Reparatur oder wegen zu ge- 
ringer Kraftentnahme stehen bleiben kann. 



Einer Gruppe von Dampfmaschinen — der Lokomobilen — soll be- 
J^onders Erwähnung gethan werden. 

Diese Maschinen sind dem Bedürfnisse der Landwirtschaft entsprungen, 
liaben aber im Laufe der Zeit, vermöge ihrer guten Ausführung und des 
hilliiren Betriebes, auch in der Industrie ganz allgemeine Verwendung gefunden. 

Die Lokomobilen sind Dampfmotoren, bei welchen der Dampfkessel, 
also der Dampferzeuger, und die Dampfmaschine, also die Dampf- 
te rbrauchste 1 le, auf ersterem angeordnet ist und dadurch beide zu einem 
(ianzen vereinigt sind. Bringt man an diesem so ausgerüsteten Dampfmotor 
ein Gestell mit Rädern an, so erhält man die fahrbaren Lokomobilen, 
^etzt man denselben aber auf Füsse, so erhült man die Lokomobilen mit 
Tragfüssen. 



I. Abteiliiiig. 



Es ist einleuchtend, dass diese Vereinigung einer Dampfhiaächine mit 
einem Dampfkessel eine nicht unbedeutende Brennmaterialersparnis lur 
Folge haben muss, da eine Rohrleitung zwischen beiden Apparaten nicht er- 
forderlich ist, Verluste durch Weiterleitung des Dampfes also nicht auftreten 
können. 

Xicht minder wichtig ist der Umstand, dass die Lokomobilen viel 
weniger Raum zu ihrer Aufstellung bedQrfen, als jede andere gleich- 
wert^ Stationare Dampfanlage ; dieser Faktor ist namentlich da besonders zu 
beachten, wo entweder Platzmangel vorhanden oder der Raum zur Aufstellung 
sehr teuer ist. 

Die Konstruktion einer Lokomobile soll an der Ausfuhrung «ron R. Wolf 
in Buckiu-Magdeburg des näheren beschrieben werden; es giebt zn'ar noch 
eine Reihe iinderer in- und ausländischer Fabriken, die 
Lokomobilenbau als Spezialität betreiben, aber die von 
Wolf hen^esicllten Lokomobilen sind wohl die von Fach- 
leuten anerkannt besicn. 




Per Kes-f! t^Fii;, i^ol be>telu aii> einem Watzenkcssel, der im Inneren 
mit einer ;\Iinvlr;>i:!;en Keuerbüth-«? n*bst Rohrsii-slem — beide gemeinschaft- 
lich aus^i^^,";^L^ — versehen ist. Hierin liegt ein wesentücber Vom^ der 
W\>lfso!:en K.'n-itruktion, weil m;m mit dieser in den Stand gesetzt ist, den 
-ich auf den R>'hreH und viem Kes.-.elinn<'ren abseseizicn Kesselstein auf das 
beviuem-i» umi biilLriie lu e-infernen. 






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A:beiter hat nur 



nötig, die Schmuben fl! (Fig. 136) an der Stimplalie und die MiiUem b in 
iSw Rauclikammer zu lösen und das ganze Rohrsy.stem herausKuziehen. Mit 
dazu passenden Werkzeugen kann man dann an alle Stellen der Siederöhren 
gelangen und den Kesselstein entfernen. 

Die Anordnung des Dampfzylinders an den Wolfschen Lokomobilen 
I weiciit in sehr vorteilhafter Weise dadurch vun den Ausführungen der anderen 
Fabriten ab, als er nicht auf dem Kessel, sondern i m Kesselinneren, und zwar 
oben im Dampfdom, plaziert Lst. Durch diese Einrichtung k;inn sich der Dampf 
im Zylinder nicht abkühlen und kondensieren, da die Wandungen des letz- 
leii immerw^rend von aussen durch Dampf erwärmt werden ; ausserdem 
I der Dampf stets trocken, weil er an der höchsten Stelle des Kessels ab- 
SCBommen wird, 

ie günstige Anordnung des bezw. der Zylinder im Kessel hat den ge- 
ringen Kohlen verbrauch der Wolfschen Lokomobilen zur Folge, welcher dazu 
beitrug, die englische Konkurrenz ku Schlagen und die Lokomobilen auch 




Blarionäröi Betrieb immer mehr und mehr einzuführen. Es beträgt iz. B. 
nadi amilicher Ermittelung der Verbrauch an Kohle bei einer loopferdigen 
Kompound-Lokomobile mit Kondensation nur 0,1)25 kg pro eiTektive Pferde- 
Iwftstundfi. 

Trotz der beschriebenen Anordnung des Zylinders sind Kolben untl 
Sdiieber leicht zugänglich. 

Was nun die anderen Teile der Lokomobile unbetriSt, so ist bei ihrer 
Aübriogimg auf eine bequeme Schmienmg und leichte Zugünglichkeit besondere 
ÜDcksidit . ^nommen. 

Wte' bereits vom gesagt, unterscheidet man fahrbare und stationäre 
I^komobUcn. 

Die fahrbaren Lokomobilen (Fig. 139) werden in den chemischen 
Fabriken wohl nur zur Aushilfe bei Reparaturen an den stationären Dampf- 
Dascliinen benutzt, oder aber zum Antrieb von Versuchsapparaten, oder von 
wichen Arbeiismasciiiiien , welciie nur vorübergehende Verwendung haben, 
t i. Zentrifugalpumpen, Ventilatoren etc. 

Diese falirbaren Lokomobilen werden mit ein und zwei Zylindern ge- 
löut «ad sind zum Heizen von Tillen möglichen Brennmaterialien — Kohlen, 
HoU, Stroli, Petroleum — einj;erichlel. 



Öj . 1. Abteilung, 

den Dampfturbinen eine enonne Peripherie -Geschwindigkeit notwendig und 
macht z. B. eine 5 pferdige Dampfturbine 30000 Umdrehungen per Minute. 
Diese grosse Geschwindigkeit ist die Schattenseite dieses neuen Motors, 
weicher deshalb eine vorzügliche AusfCihning verlangt. Um nun siclier 
sein, dass der Schwerpunkt des rotierenden Materials in der geometrischen 
Achse liegt, wendet de Laval eine biegsame Achse an, welche es erlaubt, dass 
lue Turbine sich selbst auf ihre geometrische Achse einstellt. Neben dem 
Turbinengehäuse ist auf gleicher Grundplatte ein Lagergehause angeschraubt, 
in welchem die Geschwindigkeit der Turbine mittelst Scliraubenradüberseizung 
von I : 10 reduziert und von dieser neuen Welle mittelst Riemen etc. ab- 
gegeben wird. Bei Versuchen mit einer ^opferdigen Dampfturbine ergab sich 
ein Dampf verbrauch pro Pferdekraft und Stunde von nur 8,95 kg, also derselbe 
niedrige Dampfverbr.iuch wie die besten Expansionsmaschinen von gleich 
Grösse. Von grossem Vorteil bezOglicIi der Anwendung dieses neuen Motors 
wäre es, wenn man auch mit weit geringerer als der oben angegebei 
.schw-incÜgkeit einen gleich grossen Nutzeffekt erreichen würde. 



l 



Üb man eine Maschine, gleichviel welcher Konstruktion, mit oder ohne 
Kondensation arbeiten ISssl, hangt von verschiedenen Faktoren ab. Kiinn 
man den Abdampf zu anderen Zwecken, z. B. zum Kochen oder Heilen 
benutzen, so wird man keine Kondensation einrichten. Ebensowenig wird 
man eine derartige Anlage machen, wenn das dazu erfürderliche Wasser so 
schwer zu beschaffen ist, dass dessen Transijortkosten grösser werden als da 
Gewinn aus der Kondensation. Im allgemeinen la.ssen sich hierüber kei 
Regeln aufstellen und ist es in jedem besonderen Falle Sache der Rechnung, 
sich für da.s eine oder das andere System zu entscheiden; die Ersparnis 
Maschinen mit Kondensation im Verhältnis zu ^en ohne Kondensation betrSgl 
zwischen 20 und 25 Prozent. Ueber die verschiedenen Kondensatoren wird' 
am Sclilusse der VII. Abteilung des weiteren Erwähnung gethan werden. 

Gerade wie man bei den Dampfkesseln von Zeit zu Zeit Untersuchung«! 
bezüglich ihrer Güleverhältnisse anstellt, so soll man auch in gewissen Intei- 
i-allen die Dampfmaschinen von sach verstand igen Ingenieuren prüfen liissen, 
Das hierzu verwendete Instrument — der Indikator — ist so eingerichtet) 
dass es eine Kurve aufzeichnet, welche auf jeder Stelle des Kolbenwe^es dea 
jeweiligen Dampfdruck angiebt und kann man aus dieser Kurve ersehen, ob 
die Steuerung richtig funktioniert, gut abschliesst und ob der Kolben 
noch dampfdicht im Zylinder arbeitet. Namentlich ist das letztere sdir 
wichtig, da man diesen Fehler von aussen schlecht wahrnehmen kann und t 
es nur am enormen Dampf- bezw, Kohlen verbrauch merkt, dass ikr frische 
Dampf sich zwischen den schlecht scliliessenden Kolbenringen narh dem ver- 
brauchten Dampf durdidrückt und so unbenutzt ins Freie gehl. 

Der Unterschied im Dampfverbrauch — immer bezogen auf eine 
Pferdekraft pro Stunde — der einzelnen Maschinen nach den verschiedendl 
Systemen, Grössen und Anordnungen ist ein ganz enormer. So garastieiU 
z. B. die Maschinenfabrik Schidiau für eine stehende joopferdige Dreifadl« 
Expansions-Maschine mit Kondensation 5,6 bis 5,8 kg Dampf, die Nürnberger 
Maschinenbau-Aklien-Gesell Schaft Rir eine liegende roopferdige Kompoun** 
Maschine ohne Kondensation 10,8 kg Dampf, wahrend man für eine gfi* 
wohnliche ispferdige Dampfmaschine ohne Kondensation ca. 20 kg Damp^^ 
brauchen dürfte. 



DampfmiiichinEii. 



85 



dien Daiiipfraaschinenanlagen ist darauf zu acliten, dass der 8e- 
lliiebsdampr möglichst trocken in den Zylinder gelangt, was man dadurch 
weht, (lass man die Dampfzuleitungen, mögen dieselben kurz oder lang 
, gut isoliert und dass man dicht vor den Eintritt des Dampfes in den 
, also direkt auf das Dampfventil, einen mit einem Koiidenstopf ver- 
nen Wasserabscheider setzt. {Siehe Allgemeines.) 

Femer muss für gute Schmierung des Zylinders, der Stcuerungs- 
;n viDil tier sich bewegenden Teile gesorgt werden, denn die beste 
st im Betriebe nidits wert, wenn sie nicht sorgfiatlig geschmiert 
1; Ersterebeiilen Elemente __ 

in der jüngsten Zeit 
'ch geschmiert, dass m:m 
eder den eintretenden 
lampf benutzt, niitoraa- 
"cende Schmier- 
[lefa^se zu belhaiigen, 
Oder aber Schmiergefösse 
durch die eigene Beweg- 
ung des Motors antreibt 
und Oel in den zur Ver- 
«endung gelangenden Dampf 
bin zerstSubt. 

Zu den ersteren Kon- 
Ktuktiorien gehört z. B. die 
Koiutruktion von Weiss in 
Binel (Fig. 141), bei welcher 
der Dampf durch tlie obere 
Röhre ein- und das Oel aus 
dem Oelbehalter durch tue 
mii Glyzerin gefüllte Rühre 
m Tropfenfonn in den Zy- 
linderdiimpf austritt; durcli 
Swllen des Venliles c isi man , 
im Stande, das Quantum des 
Schmiermittels ganz genau zu 
reelleren und kaim man sich 
an den aufsteigenden Tropfen 
(«lerieit überzeugen, ob der 
Apparat noch in Ordnung ist. 

Die zweite Art des Schraierens geschieht durch kleine Pumpen, 
■ddic das Oel ansaugen und in den Dampf drücken; diese haben den Vor- 
teil, da.ss sie beim Stillstand des Motors sofort ausser Funktion treten und 
Biciu besonderer .\bstellung bedürfen. Zu diesen Apparaten gehört vor allem 
der von Möllerup (Fig. 142) mit seinen verschiedenen Abarten, welche sich 
^e genau nach Bedarf regulieren lassen und aucli so eingerichtet sind, dass 
■tun sie von aussen beobachten kann. 

Für Schmierung von Luflpumpenzylindern wendet Weiss, Basel, 
oil Vorteil nadistehenden Sdmiierapparat (Fig. 143) an; derselbe ist auf den 
Zylinder aufgeschraubt und wird dadurch betrieben, dass aus dem Zylinder 
abwechselnd Luft in das aas Glas bestehende Oelgeßss eintritt und dadurch 
d« OeJ verdrängt, welches dann an der Wandung des Verbindungsrohres 
nach dem Zylintlerinneren abtlie.sst. Durch Stellen des Kegulierstiftes kann 




Fig. 141. 



I 



86 



I. AbtciluD 



man das Quantum regeln und hat man an den aufsteigenden Luftblasen einen 
Massstab für den Jeweiligen Verbrauch des Oeles, 

Die bewegten Teile eines Motors, als Kolben- und Pleuelstange, Ex- 
cenler elc. schmierte man früher einzeln, jetzt legt man Zentralschmierungen 
nn, von welchen aus das Schmieren sämtlicher Teile erfolgt. 



EzplosioiiflmaBCbineQ. Da nun nicht immer Dampf zur Verfilgung 
steht, so hat man andere Körper gesucht, deren Expansivkraft, ähnlich wie 
die des Wasserdampfes bei Dampfmaschinen, zur Bewegung eines Kolbens 
benutzt werden kann; so entstanden die Esplosionsmaichinen, zu deren 
Antrieb Gas, Petroleum und Benzin verwendet wird. 




In den chemischen Fabriken werden derartige Maschinen wohl nuraiE'' 
nahmsweise Verwendung finden, da ja hier meistens Dampf noch zu anderen 
als zu motorischen Zwecken gebraucht wird. Ausserdem entschliesst man sich 
eher zur Anlage eines Dampfmotors, weil dessen Abdampf noch weiter be- 
nutzt wird ; aus diesen Gründen sollen die Explosionsmotoren nur kurz er- 
wähnt werden. 

Während ursprünglich der Oasmotor als erster Repräsentant dieser 
Art Maschinen bestimmt war, nur dem Kleingewerbe zu dienen und dazu 
auch heute noch vielfach verwendet wird, beginnen dieselben in neuerer Zeit 
deshalb an Bedeutung zu gewinnen, weil es auch gelungen ist, dieselben bis 
zur Gras.se von mehreren loo Pferd ekrilften auszufüiiren Man ist auch heute 
nicht mehr auf das in den städtischen Leuchigas- Anstalten hergestellte Strifr* 
kohlengas angewiesen, sondern kann mit, in der Zusammensetzung viel 
schlechteren Gasen — Kraft- oder Dowsongas, Wassergas, Koksofeng;a%. 
Hochofengas u. s. w. — sehr gute Betriebsergebnisse erzielen. Insbesondetc' 



UM-, Petrolenm- und Beniin-Moioreo. 87 

ist es das Kraftgas, welches die Verwendbarkeit tier Gasmaschinen fQr grössere 
Betriebe bedeutend gesteigert hat, ja die Gasmotoren in die Lage setzen, mit 
lien grossen DampfmiLSchinen in Konkurrenz zu treten. Das Kraf^as wird 
hergestellt aus gasarmeo Kohlen (Anthracil) oder Koks und zwar in einfachen 
Generatoren. Mit Hilfe eines Dampfstrahl -Geblases wird der in einem solchen 
Generator enthaltenen Brennstoffmenge von unten ein Strom von Dampf und 
Luft zugeführt, wodurch der zu vergasenden Kohle eine gewisse Menge von 
Wasserstoff hinzugesetzt wird. Durch dieses Verfahren wird von der in dem 
Brennstoff enthaltenen Wärmemenge ca. 80 % in dem Gase wiedergewonnen, 
sodass also damit eine ganz vorzügliche Ausnutzung des Brennstoffes entsteht. 
Da auch die Gasmotoren einen ganz ausserordentlich günstigen, viel höheren 
Nutzeffekt in Bezug auf Ausnutzung der Wärme als die Dampfmaschinen er- 
geben, so liegt hierin der Gnind, weshalb sich der Gasmotoren -Beirieb so 
ausserordentlich nützlich und günstig gestaltet. 

Die Gasmoloren sind einseitig wirkende Kotbenmaschinen, arbeiten im 
Viertaki und wirken wie folgt ; Das Gas- und Luflgemisch wird beim ersten 
Hingang des Kolbens so eingesaugt, dass bis auf die erste Hälfte des Hubes 
mir atmosphärische Luft, imd auf die zweite Hälfte desselben Gas und Luft 
«Htritt; beim ersten Rückgang des Kolbens wird dies Gemisch komprimiert, 
«übei sich Gas und Luft innig mischen ; beim Anfang des zweiten Hinganges 
'Ira Kolbens erlolgC die, vermittelst einer Flamme herbeigeführte Explosion 
des Gasgemisches und beim zweiten Rückgang des Kolbens die Ausströmung 
der ausgenutzten, verbrannten Gasrückstände. Es geht hieraus hervor, daas 
'ler Steuerungsraechanismus für den Ein- und Austritt der Gase nur halb so 
viel Umdrehungen macht als die Kurbelwelle und muss die durch die Explosion 
de« Gasgemisches entstehende Expansionskraft so vom Kolben auf die Welle 
imd das darauf befindliche Schwungrad übertragen werden, dass dessen lebendige 
Kraft den Motor so lange in Bewegung erhält, bis die nächste Explosions- 
!«riode eintritt. Die Regulierung dieser Motoren ist ebenso präzis wie bei 
ilen Dampfmaschinen, und haben sie sich infolge ihres ganz gefahrlosen Be- 
triebes, augenblicklicher Ingangsetzung, Nichterfordernis einer Konzession imd 
keinerlei Wartung während des Ganges sehr viel eingeführt, namentlich im 
Kleingewerbe, Nicht unerwähnt sollen die Gasmotoren von M, Grob & Co., 
Leipzig; W. Seck & Co., Oberursel; M. Hille, Dresden; Swiderski & Co., 
Leipzig etc. bleiben, die sich meistens nur in der Art der Steuerung und Zündung 
von den Otto'schen unterscheiden und ebenfalls vielfach ausgeführt sind. 
Die Wirkungsweise und die Bauart der FetrolBummaBchinea ist fa^t 
ilieselbe wie bei den Gasmaschinen, nur unterscheiden sie sich wesentlich 
tiadurch, dass das Petroleum zunächst verdampft werden muss. Dies erfolgt 
bei den meisten der verschieden konstruierten Maschinen in einem sogenannten 
Vergaser, welcher aus einem von aussen zu heizenden Rohre besteht, an 
•lessen glühenden Wanden sowohl die Vergasung des angesaugten Petroleums, 
als auch die Entzündung des gemischten und komprimierten Petroleum- und 
Loflgemisches stattfindet. Die Regulierung des zufliessenden Petroleums, von 
rfer das Güteverhaltnis des betreffenden Systems abhängt, geschieht meistens 
durch patentierte Vorrichtungen; so reguliert z. B. W. Seck & Co. den 
Gang seiner Motoren dadurch ganz vorzüglich, dass er ein sogenanntes 
^ivelliergefäss anbringt, in welches eine Pumpe Petroleum drückt und worin 
ier Stand dieses Petroleums durch ein vom Regulator beeinflusstes Ueber- 
aufrohr derart bestimmt wird, dass das Ueberlaufrohr steigt und fällt, je nach- 
lem die Maschine langsamer oder schneller lauft und so das Petroleum mit 
aehr oder weniger Druck dem Vergaser zugeführt winl. 



88 I. Abteilung. 

Bei den Benzinmaschinen ist genau alles so wie bei den Petroleum- 
maschinen, die Zündung des Gemisches erfolgt durch Glührohrzündung und 
ist die frühere elektrische Zündung bereits seit einer Reihe von Jahren grmz 
allgemein verlassen. 

Von diesen drei Arten von Motoren, den Gas-, Petroleum- und 
Benzin -Motoren, ist bezüglich der bequemen Aufstellung resp. Unterbringung 
der Petroleummotor den anderen entschieden vorzuziehen, denn Anforder- 
ungen, wie sie von Seiten der Polizei und den Feuerversicherungen z. B. 
bei Aufstellung von Benzinmotoren gestellt werden, sind hier nicht vorhanden; 
es bedarf weder einer langen und teuren Rohrleitung und der Unterbringung 
eines umfangreichen Gasometers wie bei Gasmotoren, noch einer besonders 
zu errichtenden Wand, um wegen der vollständigen Sicherlieit bei etwaiger 
Feuersgefahr eine Trennung vom Arbeitsraume herbeizuführen. 

Beim Petroleummotor hingegen sind ausser den gewöhnlichen Vorsichts- 
massregeln, wie sie etwa beim Umgange mit gewöhnlichen Petroleumlarapen 
erforderlich sind, keine erschwerenden Bedingungen für die Aufstellung der- 
selben vorhanden. 

Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle noch der Heissluft- 
maschinen Erwähnung gethan, welche auf der Eigenschaft der atmosphä- 
rischen Luft beruhen, dass sie durch Wärme ausgedehnt und durch Abkühlung 
zusammengezogen wird; dieses System von Motoren hat sich aber wegen 
seines teueren Betriebes nie einer besonderen Aufnahme erfreut, obschon für 
manche derselben recht viel Reklame gemacht wurde. 



Hieranschliesscnd sei noch einiger Motorensysteme gedacht, welche man 
eigentlich mit Motoren zweiter Klasse bezeichnen müsste, denn sie werden 
erst betriebsfähig, wenn sie entweder direkt oder indirekt von einer der vor- 
stehend erwähnten Motoren, oder von einer anderen zur Verfügung gestellten 
Kraft angetrieben werden ; es sind dies die elektrischen, hydraulischen 
und Druckluft-Motoren. 

Von der ersten Gattung der Maschinen, den elektrischen Maschinen, 
unterscheidet man je nach der Richtung der von ihnen entwickelten Ströme 
Wechsel-, Gleich- und Drehstrommotoren. Alle Wechselstrom- 
maschinen bestehen aus induzierten Drahtspiralen, die man mit Induktor, 
Anker oder Armatur bezeichnet, und den induzierenden Magneten. Der 
elektrische Strom entsteht nun dadurch, dass man entweder die Armatur in 
dem magnetischen Felde der Magnete rotieren lässt, oder aber umgekehrt, 
man legt die Armatur fest und lässt die Magnete rotieren. 

Je nach der Form der Armatur und je nach ihrer Lage in Bezug 
auf die Magnete sind verschiedene Konstruktionen von Wechselstrom-Ma.sclünen 
möglich und auch praktisch ausgeführt worden. Bezüglich der Form der 
Armatur unterscheidet man zwei verschiedene Ausführungen, nämlich die 
Scheiben- und die Ringarmatur: erstere wurde namentlich von Siemens, 
letztere von Gramme bei ihren Konstruktionen zu Grunde gelegt und Hess 
Siemens die Armatur rotieren, Gramme hingegen die Magnete. Bei beiden 
Maschinen bestand der Induktor aus Drahtspulen, deren Enden frei waren 
und die durch den äusseren Schliessimgskreis verbunden wurden. 

Pacinotti nahm nun als Eisenkern für tlen Induktor einen geschlossenen 
Ring, umwickelte diesen vollständig mit Draht, welchen er mit seinen Enden 
zusammenlötete und lie.ss diesen zwischen den Polen zweier Magneten rotieren. 
Dadurch entstanden auf den beiden Hälften des Ringes entgegengesetzt ge- 



Elektrische and hydraulische Motoren. 89 

chtete Ströme, welche an zwei gegenüber liegenden Stellen und zwar genau 
i der Mitte zwischen den beiden Magnetp>olen zusammentreffen; verbindet 
lan nun diese beiden Stellen durch einen äusseren Draht, ähnlich wie es 
ei dem Nebenschalten von zwei Elementen geschieht, so fliesst in diesem 
er Strom von dem einen Pol zum andern und man erhält auf diese einfache 
Veise keinen Wechselstrom mehr, sondern einen Gleichstrom. Diese 
Konstruktion wurde von Gramme bei seinen Gleichstrom - Maschinen 
lerart benutzt, dass er die Ringumwickelung aus einer grossen Anzahl Draht- 
ipulen herstellte, deren Enden an die Motorachse leitete und in Kupferstreifen 
indigen Hess. Diese einzelnen Kupferstreifen wurden isoliert neben einander 
gelegt und bildeten so den Teil der Maschine, welchen man mit dem Namen 
Kollektor — Stromsammler — bezeichnet. Bringt man nun an den 
zwei Stellen, welche den Sammelpunkten der verschieden gerichteten Ströme 
entsprechen, sogenannte Schleifkontakte in Gestalt von Metallfedern oder 
Metallbürsten an und verbindet diese mit einander, so erhält man in diesem 
Verbindungsdraht einen gleichgerichteten, einen Gleichstrom. 

Die Magnete der bis jetzt en^ähnten Maschinen waren Stahlmagnete; 
Siemens nahm nun ein hufeisenartig geformtes Stück weichen Eisens und 
führte um dieses den Strom aus dem Induktor. Hierdurch wurde dieses 
Eisen zu einem kräftigen Magneten und verstärkte dadurch wieder den Strom 
aus dem Induktor. 

Nach diesem Prinzip — D y n a m o p r i n z i p — von Siemens sind nun 
Jille Maschinen der neuesten Zeit gebaut und führen den von Siemens her- 
^tammenden Namen Dvnamomaschinen oder dvnamoelektrische Ma- 
seh inen im Gegensatz zu den Maschinen früherer Konstruktionen, den 
magnetelektrischen Maschinen. 

Die dritte Gattung der elektrischen Maschinen — die Drehstrom- 
raotoren — stammen erst aus neuerer Zeit und lässt sich deren Wirkungs- 
^tise nach folgenden Betrachtungen erklären : Wenn man einen Eisen ring 
mit zwei rechtwinklig zu einander stehenden Spulenpaaren versieht, durch 
welche je ein gleich grosser Wechselstrom geht, dessen Phasen um 90® gegen 
einander verschoben sind, so wird die Stromstärke hi dem einen Spulenpaar 
ihren grössten Wert haben, wenn diejenige des anderen Spulenpaares gleich 
Null ist. Nennt man das horizontale Spulenpaar z. B. aa und das vertikale 
hhj so werden, wenn in 66 die Stromstärken gleich Null sind, an den Stellen 
ih des Eisenkerns von den Spulen aa Magnetpole gebildet, zwischen welchen 
ein magnetisches Feld entsteht. Bewegt man dieses nun um ^/g Umdrehung, 
so sind in aa und 66 die Ströme gleich gerichtet; nach einer weiteren */g 
Umdrehung ist in aa die Stromstärke gleich Null und in 66 am grössten. 
alsdann bilden sich die Magnetpole an den Stellen aa des Eisenkerns. Wird 
jetzt um */g weiter gedreht, so wechseln in aa die Ströme ihre Richtung und 
so geht es weiter bis das Feld seine Umdrehung vollendet hat. 

In der Praxis verwendet man seltener zwei, meistens drei sich gegen- 
überliegende Spulenpaare und erzielt dadurch ausser den geringen Schwan- 
tungen in den magnetischen Feldern ein viel leichteres Angehen der Maschine. 
Bringt man nun innerhalb des von dem eisernen Ringe erzeugten rotierenden 
Feldes einen zweiten Eisenring mit kurz geschlossener Wicklung drehbar an, 
So wird derselbe durch das rotierende Feld mitgenommen und kann auf diese 
einfache Weise Kraft abgeben. 

Der Drehstrommotor als Elektromotor hat nun dem Wechselstrom- 
Qektromotor gegenüber den grossen Vorteil, dass er bei einer Ueberlastung 
^ur langsamer läuft, aber nie, wie es bei jenen der Fall ist, ganz stehen 



QO !• Abteflang. 

bleibt; er ist ausserdem sehr einfach, läuft bei voller Belastung von selbst an, 
besitzt einen ruhigen Gang und ist infolge seines geringen Ge>\ichtes und 
kleinen Dimensionen viel billiger als der gleichleistende Wechselstrommotor. 
Dem Gleichstrommotor gegenüber zeichnet er sich ebenfalls durch seine 
grosse Einfachheit und viel grössere Betriebssicherheit aus und ist der Gang 
auch bei den verschiedensten Belastungen bedeutend gleichmässiger. 

Vor allen Dingen kommt bei dem Drehstrom der Kollektor in 
Wegfall und hierdurch die Reparaturen dieses empfindlichen Maschinenteiles. 

Man kann den Drehstrom transformieren und so zur Femleitung 
stark gespannter Ströme — bis zu 30000 V. — benutzen. 

Infolge dieser ganz bedeutenden Vorzüge den Wechsel- und Gleich- 
strommotoren gegenüber, finden die Drehstrom- oder Mehrphasenmotoren die 
meiste Anwendung bei den Kraftübertragungen, auf welche wir in der nächsten 
Abteilung zurückkommen. 

Die hydraulischen und die Druckluft-Motoren wirken genau 
wie die Dampfmaschinen, indem hier nur an Stelle des gepressten Dampfes 
das unter Druck stehende Wasser bezw. Luft tritt, auf den Kolben ^^irkt 
und dessen Bewegung hervorbringt. Das Druckwasser oder die Pressluft 
muss vorher durch die Betriebsmaschine der Zentrale auf den ge^^'ünschten 
Druck gebracht werden. 

Ueber ihre Verwendbarkeit wird in der nächsten Abteilung näher ein- 
gegangen werden. 

Am Schlüsse dieser Abteilung sei noch einiges über die Druckproben 
von Dampfkesseln und anderen Gefässen gesagt. 

Bekanntlich ist gesetzlich bestimmt, dass die Dampfkessel und vom 
I. Oktober 1896 ab auch die Kochgefässe nach jeder Reparatur und in 
gewissen Zeiträumen vor der Wieder-Inbetriebsetzung einer Wasserdruckprobe 
unterzogen werden, welcher die Kessel bezw. die Kochgefässe ohne Form- 
veränderung widerstehen müssen. (Siehe XII. Abteilung, Dampfke-sselgesetz, 
und ,, Besondere Unfall Verhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der 
chemischen Industrie für den Betrieb von Dampffässem und sonstigen Ap- 
paraten und Gefässen unter Druck".) 

Behufs Vornahme einer Wasserdruckprobe schliesst man die Oeffnungen 
des betreffenden Apparates, füllt denselben mit Wasser und sorgt dafür, dass 
während des Füllens die verdrängte Luft am höchsten Teile des Apparates 
austreten kann. Sobald das Wasser aus dieser oberen OeflTnung herausläuft, 
stellt man den Wasser zufluss ab, verschliesst die OeflTnung und setzt nun eine, 
mit dem Apparat verbundene Handdruckpumpe so lange in Bewegung, bis 
der gewünschte Druck erreicht ist. 

Widersteht der untersuchte Apparat diesem Drucke und sind alle Hähne, 
Ventile, Flanschenverbindungen etc. dicht, so kann man den Apparat in Be- 
trieb nehmen. 

Sollten aber während der Wasserdruckprobe Undichtigkeiten auftreten, 
so sind dieselben erst nach abgelassenem Druck zu beseitigen und hierauf 
der Apparat nochmals zu drücken; zeigen sich weiterhin Undichtigkeiten, so 
verfährt man wie oben so lange, bis alles unter dem gewünschten Drucke 
dicht ist. 




II. Abteilung. 



Kraftfibertragnngen. 

« 

Zur Uebertragung und Weiterleitung der Kraft, welche von den in der 
gen Abteilung beschriebenen Maschinen geliefert wird, verwendet man 
veder TransmiSBionen, den elektrischen Strom, das Brackwasser oder 
Druckluft. 

Transmissionen. Bei den Transmissionen hat man, je nach der 
jsse der zu übertragenden Kräfte und der Entfernung auf welche dies 
rhehen soll, verschiedene, die Kräfte aufnehmende Zwischenglieder benutzt 
unterscheidet deshalb Riemen-, Hanf und Drahtseilbetriebe, zu 
:hen in der letzten Zeit noch der Betrieb mittelst der Gliederketten 
lugekommen ist. 

Der Riemenbetrieb ist der einfachste und ist so lange anzuwenden, 

er bei grossen Entfernungen nicht zu teuer oder die mittelst eines 

mens zu übertragende Kraft nicht zu gross wird. Betreffs der Entfernung 

der Preis der Riemen im Verhältnis zu Hanfseilen ausschlaggebend und 

en sich bei Entfernungen über 1 5 m letztere schon vorteilhafter, während 

iglich der zu übertragenden Kraft die Grenzen durch die praktische 

Stellung der Riemen gegeben sind. Einfache Riemen sind den doppelten 

dreifachen stets vorzuziehen. Bis zu 500 mm Riemenbreite verwendet 

i einfache Riemen, und nur wenn noch grössere Kräfte übertragen werden 

;sen, soll man Doppelriemen nehmen; dieselben sind 0,7 mal breiter, als 

berechnete einfache Riemen. 

Mit Hilfe von Riemen kann man unter Verwendung von Leitrollen für 
e beliebige Lage der Wellen Kräfte übertragen und verliert man durch 
Reibung des Riemens auf den Scheiben an der Geschwindigkeit im un- 
stigsten Falle 5®/^^. 

Als Material für die Riemen nimmt man am häufigsten Leder, 
sner Baumwolle, Kamelhaargarn oder Gummi. Lederriemen ver- 
en keine zu hohe Temperatur und keine Feuchtigkeit; im ersten Fall 
den sie trocken und brüchig und im zweiten Fall feucht und rutschen 
ann auf den Riemenscheiben. Unempfindlich gegen Feuchtigkeit sind 
imprägnierten Baumwollriemen, die Riemen aus Kamelhaargarn und aus 
nmi, von denen die Kamelhaarriemen wegen ihrer grossen Zugfestigkeit 
h besonders zu empfehlen sind. 

Um Lederriemen möglichst lange benutzen zu können, ist es ratsam, 
;elben in entsprechenden Zeiträumen von anhaftendem Schmutz etc. zu 
eien, was dadurch geschieht, dass man sie mit warmem Seifenwasser ab- 
cht und nach dem Trocknen mit einer Mischung aus heissem Talg und 
an mittelst Bürsten kräftig einreibt. 



Q2 II. Abteilung. 

Die beiden Enden eines Riemens können auf sehr verschiedene Weise 
mit einander verbunden werden, man näht oder klebt sie entweder zusammen, 
oder man wendet die sogenannten Riemenverbinder an, von denen der 
Bachmann'sche und der Harry'sche wohl die am meisten eingeführten sind. 

Hanf seiltriebe soll man, ebenso wie die Riementriebe, nur in 
geschlossenen Räumen und zwar für Entfernungen bis zu 30 m und 
für jede beliebig grosse Kraft verwenden und bieten dieselben den 
grossen Vorteil, dass man von einer Kraft abgebenden Stelle aus, z. B. von 
dem als Seilscheibe ausgebildeten Schwungrade einer Dampfmaschine, auf 
verschiedene Wellenstränge gleichzeitig Kraft abgeben kann. 

Die gebrriuchlichsten Seildurchmesser variieren zwischen 25 bis 50 mm 
und soll man es möglichst so einzurichten suchen, dass die unteren Seile 
ziehen, damit man die geringste Durchbiegung derselben erhält. Senkrechte 
Seiltriebe sind ohne besondere Spannvorrichtungen nicht anzulegen, weil schon 
bei geringem Nachlassen der Seilspannung die Reibung zwischen Seil und 
unterer Seilscheibe so herabgemindert wird, dass die Seile nicht mehr durch- 
ziehen. 

Hanfseile und Riemen kann man auch gekreuzt laufen lassen, d. h. die 
Bewegung der treibenden und die der getriebenen Welle sind entgegengesetzt, 
im (Gegensatz zu dem offenen Trieb, bei welchem die Bewegung beider Wellen 
im gleichen Sinne erfolgt. 

Es empfiehlt sich bei kleineren Seilscheiben an Stelle von Hanfseilen. 
— Baumwollseile anzuwenden, welche den Vorzug haben, dass sie auftretende 
Stösse wenig übertragen. 

Sowie die Entfernung der zu übertragenden Kraft 30 m überschreitet 
und die Transmission im Freien stattfindet, muss man zu dem Drahtseil- 
triebe greifen, mit dem bis zu 2000 m Entfernung jede beliebig grosse 
Kraft übertragen werden kann, wobei in Abständen von ca. 120 m von 
einander Zwischenstationen mit zweirilligen Scheiben oder Tragrollen zur An- 
nahme und Weitergabe der Kraft angeordnet werden müssen. 

Auch bei diesem Triebe ist möglichst darauf zu halten, dass das untere 
Seil zieht. Die Seildurchnie.sser liegen gewöhnlich zwischen 7 und 26 mm 
und sind, um die Abnutzung möglichst zu verhindern, die Rillen der Seil- 
scheiben mit H i r n 1 e d e r ausgefüttert. 

Falls die Kraft grösser ist, als mit einem Drahtseil übertragen 
werden kann, so ist noch ein zweites anzuwenden, welches aber auf einer 
besonderen Scheibe aufliegen muss, die ihrerseits mit der anderen Scheibe 
durch eine einfache Kupplung so zu verbinden ist, dass beide stets gleich 
grosse Umfangskräfte übertragen. 

Zur Verbindung der Hanf- und Drahtseile bei Kraftübertragungen 
sollte man nie Seilschlösser verwenden, sondern die Enden der Seile stet< 
durch einen geübten Mann zusammenspleissen lassen, damit keine Wulste 
entstehen, welche Str)sse verursachen, gegen die der Seilbetrieb ebenso empfind- 
lich ist wie gegen grosse Schwankungen in der Kraftabgabe und Geschwindig- 
keitsänderung. 

Zur guten Konservierung von Seilen werden in No. 52, Jahrg. 1893 
der Zeitschrift »Dampf« folgende Mittel empfohlen : 

I. Hanfseile. Um Hanfseile, deren Haltbarkeit in feuchter, dumpfiger 
Atmosphäre stark beeinträchtigt wird, für alle Fälle recht dauerhaft zu er- 
halten, empfiehlt es sich, dieselben nach folgenden Rezepten zu imprägnieren: 



Kraftübertragungen. Oß 

1. Auf je I 1 Wasser werden loo g Seife gelöst und dann das trockene 
Seil durchgezogen, worauf es getrocknet wird. Dann folgt ein Anstrich von 
dünnem heissen Teer, nach welchem das Seil noch zum Trocknen der Luft 
aa*5gesetzt wird. 

2. Auf je I 1 Wasser werden 150 g Kupfervitriol gelöst und das trockene 
Seil etwa 4 Tage in dieser Lösung gelassen, nach welcher Zeit es getrocknet 
imd alsdann noch mit einem Teeranstrich versehen wird. 

IL Drahtseile, i. Graphit wird in Talg gekocht und diese butter- 
ähnliche Schmiere mit einer Bürste auf das Drahtseil aufgetragen. Je nach 
der Inanspruchnahme des letzteren und den örtlichen Verhältnissen ist diese 
Einschmierung alle 3 bis 6 Wochen zu wiederholen ; sie schützt sehr gut vor 
Rost und verhindert sowohl das Abscheuem des Seiles an den Seilscheiben, 
als auch eine Reibung der Drähte unter einander, denn die Schmiere findet 
ihren Weg auch in die kleinsten Zwischenräume. 

2. Rohes Leinöl ^^ird mit vegetabilischem Teer gemischt und auf das 
Drahtseil gebracht. Dieser Anstrich bildet eine schützende Oberfläche und 
bewahrt das Seil vor Rost und vorzeitiger Abnutzung. 

3. Um Seile unter Wasser oder unter der Erdoberfläche zu erhalten, 
ist folgendes Mittel anzuwenden: 35 1 gelöschter Kalk kommen mit 50 bis 
öo I mineralischem oder vegetabilischem Teer in Mischung, die gekocht wird. 
Das Gemisch wird dann heiss auf das Seil gebracht. 

Die Verwendung von Gliederketten — aufweiche wir in der nächsten 
Abteilung näher zurückkommen — zu Kraftübertragungen geschieht in den- 
jenigen Fällen, wo man die Riemen, Hanf- und Drahtseile wegen zu kurzer 
Entfernung der Wellen, oder zu geringen Scheibendurchmessern, oder wegen 
der in den Räumen herrschenden Wärme oder Feuchtigkeit, vom Gebrauch 
ausschliessen muss. 

Zu den Transmissionen rechnet man ausser den Riemen, Hanf- und 
Drahtseilen noch die Wellen, Lager, Kupplungen, Stellringe und 
Riemenscheiben; es ist jedoch nicht nötig, in diesem Buche näher auf diese 
Teile einzugehen, da dies zu weit führen würde und ausserdem wohl jeder 
Chemiker auf der Hochschule in den ersten Semestern diese einfachen Maschinen- 
elemente kennen gelernt hat. Da aber durch diese Transmissionsteile viele 
Betriebsunfälle entstanden sind, so sollen einige Schutzvorrichtungen*) an diesen 
Teilen nicht unen^ähnt bleiben. 

Gefährdungen werden durch alle vorspringenden Teile hervorgerufen. 
Die Verkleidung vorstehender Keile an Riemenscheiben, Kupplungen etc. 
erfolgt am einfachsten durch zweiteilige Holzringe, welche mit versenkten 
Holzschrauben auf der Welle zusammengeschraubt werden. Die am Stirn- 
ende einer Welle vorstehenden Keile werden am besten durch eine Blech- 
büchse verdeckt, welche auf die Nabe des betreffenden Rades oder der 
Scheibe aufgetrieben und mit zwei versenkten Schrauben befestigt wird. In 
ähnlicher Weise können auch Keilnuten, welche sich in dem frei vor dem 
Lager laufenden Wellenende befinden, unschädlich gemacht werden. 

Die Verkleidung vorstehender Stellringschrauben an älteren Wellen- 
leitungen, bei denen es nur selten möglich zu sein pflegt, die Schraube aus- 
reichend tief in den Stellring zu versenken, kann durch zweiteilige Holzringe 
erfolgen. 



*) Dem Vcrwaltungsbericht der Nordöstlichen Eisen- und Stahl- Berufsgenossenschaft 
entnommen. 



i 



94 II* Abteilung. 

Die Scheibenkupplungen älterer Bauart zeigen ebenfalls vorstehende 
Schrauben und wählt man zum Verdecken derselben zwei zweiteilige ent- 
sprechend eingedrehte Holzscheiben, welche mit den Stössen versetzt und 
durch lange Holzschrauben — oder eingelegte Blechlaschen — befestigt 
werden. Diese Scheiben sind ohne Schwierigkeit abzunehmen und von neuem 
zu befestigen. Tief liegende Wellen werden am einfachsten durch Holzkästen 
verkleidet; bei stehenden Wellen muss der Holzkasten eine Höhe von 1,5 
bis 1,8 Mtr über dem Standpunkte des Arbeiters bezw. dem Fussboden 
erhalten. 



Elektrischer Strom. Die Kraftübertragung mittelst des elektri- 
schen Stromes verdankt man dem Umstand, dass zum Zwecke der elek- 
trischen Beleuchtung immer mehr und mehr stärkere Ströme verlangt wurden, 
welche auch weit geleitet werden mussten. Bei dieser Gelegenheit wurden 
auch Versuche angestellt, diese starken Ströme nicht nur zur Erzeugung von 
Licht, sondern zur Erzeugung von Energie der Bewegung zu benutzen, also 
Arbeit mit ihnen zu leisten oder solche geleistete Arbeit zu übertragen. 

Die hierfür erforderlichen Einrichtungen sind nun sehr einfacher Natur, 
denn sie bestehen nur aus zwei Dynamomaschinen und aus einer diese 
beiden verbindenden Drahtleitung. 

Wenn man den Induktor einer Dynamomaschine vor den Magnetpolen 
bewegt, so erzeugt man in ihr Induktionsströme, wenn man aber anderer- 
seits durch die Drahtwipdungen eines Induktors eing^ elektrischen Strom 
fliessen lässt, so üben die Magnete auf diesen Strom Kräfte aus, unter deren 
Einfiuss sich der Induktor bewegen muss. Dieser Vorgang wird nun bei der 
elektrischen Kraftübertragung insofern benutzt, als man in der einen der oben 
erwähnten Dynamomaschinen die von einer Kraftquelle — Dampfmaschine, 
Gas- oder Petroleum, Wasser- oder Wind-Motor — gelieferte mechanische 
Arbeit in Elektrizität umwandelt, letztere durch Drähte nach der zweiten 
Dynamomaschine fortleitet und hier wieder in mechanische Arbeit umsetzt; 
die erste Dynamomaschine nennt man die primäre, die zweite die 
sekundäre. 

Es ist nun nicht nötig, dass man den elektrischen Strom immer von 
einer Primärmaschine direkt erhält, sondern man kann denselben auch aus 
Akkumulatoren, oder aus einer Batterie, oder bei vorhandenen Zentralstationen 
aus deren Leitung einführen. 

Die Sekundärmaschine, oder wie man sie auch, und wohl mit 
Recht, als elektrischen Motor oder Elektromotor bezeichnet, konstruiert 
man nun so, dass von ihrer Welle durch Riemen, Zahnräder oder durch 
direkte Kupplung mit der Welle einer Arbeitsmaschine die Kraft an die 
gewünschte Stelle übertragen wird. Man ist dadurch in den Stand gesetzt, 
die Kraft an einer beliebigen Stelle durch irgend einen Motor zu erzeugen 
und sie an einer oder gleichzeitig an mehreren, von jener entfernt liegenden 
Stelle zu benutzen. 

Letzteres wird sich da wohl besonders gut rentieren, wo, gerade wie in 
vielen chemischen Fabriken, an verschiedenen Stellen nur kleine Kräfte 
gebraucht werden, weil erfahrungsgemäss kleine Dcunpfmaschinen verhältnis- 
mässig ungünstiger, d. h. teurer arbeiten als grosse, und man kann somit 
durch Anlegen einer grossen Dampfmaschine und Uebertragung ihrer Arbeit 
auf elektrischem Wege nach den einzelnen Bedarfsstellen hin, viel an Anlage- 
und Betriebskapital ersparen. 



Knftübertitigangen. g^ 

Durch die Umwandlung der mechanischen Arbeit in Elektrizität, Fort- 
leiten derselben nach dem Elektromotor und Umsetzen des Stromes zurück 
in mechanische Arbeit, entstehen aber sowohl . durch Reibungswiderstände und 
Wärmeerzeugung in den beiden Dynamos, als auch durch Wärmebildung in 
der Drahtleitimg Verluste, welche anfänglich so gross waren, dass von einer 
rationellen Anwendung dieser Art Kraftübertragung in den meisten Fällen 
Abstand genommen werden musste. 

Erst der neueren Zeit ist es vorbehalten gewesen durch besser 
konstruierte Maschinen und gute Leitungen diese Verluste so zu verringern, 
dass man derartige Kraftübertragungen in der Praxis anwendet. Versuche 
haben ergeben, dass der Nutzeffekt am grössten ist, wenn man entweder mit 
dicken Leitungsdrähten oder mit recht hohen Spannungen arbeitet; so ergab 
die, gelegentlich der Frankfurter elektrischen Ausstellung im Jahre 1891 aus- 
geführte Kraftübertragung von Lauffen a. Neckar bis nach Frankfurt a. M. 
ca. 175 km, einen Nutzeffekt von 75®/o bei Anwendung von Strömen mit 
25 000 V. 

Die Vorteile des elektrischen Kraftbetriebes anderen gegenüber sind 
nach den Angaben der Firma W. Lahm ey er & Co., Frankfurt a, M., welche 
dergleichen Anlagen als Sp>ezialität betreibt, etwa folgende: 

1. »Der Elektromotor ist von einfachster Bauart. Durch die Ein- 
wirkung des Magnetismus eines feststehenden Gestells auf stromdurchflossene 
Leiter einer kompakten Trommel wird letztere in Umdrdiung versetzt, ohne 
dass also vrie bei den Dampfmaschinen und Gasmotoren irgend welche Kurbel - 
und Gelenkmechanismen vorhanden sind. Diese Mechanismen aber sind es, 
welche bei jenen Kraftmaschinen der grössten Wartung bedürfen und der 
grössten Abnützung unterworfen sind, sowie auch zu einem grossen Verbrauch 
von Schmiermaterial Anlass geben. Die grosse Einfachheit des Elektromotors 
sichert ihm eine geringe Abnutzung, geringe Reparaturbedürftigkeit und geringen 
Wartungsbedarf. 

2. Ohne dass ein Regulator vorhanden ist, hält der Elektromotor stets 
auf das Genaueste die gleiche Umlaufsgeschwindigkeit bei allen 
Belastungen bei. Ohne ein Schwungrad zu haben, ist der Elektromotor zu 
grosser, kurzzeitiger Mehrleistung befclhigt, indem dadurch seine Umlaufs- 
geschwindigkeit nicht wesentlich verändert wird. Diese genaue Regulierung 
des Elektromotors auf gleiche Umlaufsgeschwindigkeit ist zuverlässiger als die 
der Dampfmaschinen und ist daher der Elektromotor gerade für solche Be- 
triebe, wo es auf Regelmässigkeit der Umlaufsgeschwindigkeit ankommt, besser 
als jede andere Kraftmaschine am Platze. 

3. Der Elektromotor ist sehr klein und leicht, der Raumbedarf 
dafür also gering. Der Elektromotor kann daher allerorten auch in höheren 
Etagen und leichten Bauwerken ohne Anstand zur Aufstellung gelangen. 

4. Während der Wirkungsgrad der Dampfmaschinen und Gasmotoren 
erheblich mit der Grösse derselben abnimmt, haben auch kleine Elektro- 
motoren noch einen guten Wirkungsgrad. Man ist also bei Dampf- 
betrieb genötigt, auf einem Werk die Zahl der Dampfmaschinen so klein zu 
halten vrie möglich, wenn man wirtschaftlich arbeiten will, und durch lange 
und schwere Wellen und viele Riemen oder Zahnräder die Kraft möglichst 
weit zu übertragen. Derartige Transmissionen sind aber mit ihrem Zubehör 
von Fundamenten und verstärkter Baukonstruktion eine teuere Anlage. Durch 
ihren Raum- und Wartungsbedarf sind sie eine Unbequemlichkeit und zudem 
bilden sie eine neue Quelle grösseren Kraftbedarfes. 



q5 n. AbteilaDg. 

Die elektrische Kraftübertragung ermöglicht hingegen ohne weiteres, 
durch fest verlegte Leitungen, in denen innerhalb eines Werkes nur etwa 
I ^Iq der Energie verloren geht, jedem Räume seinen K raftbedarf durch einen 
eigenen Elektromotor anliefern zu lassen, mag der Raum liegen wo er will. 
Krahnen, Zentrifugen (d. Verf.) und grössere Arbeitsmaschinen werden direkt 
mit dem Elektromotor gebaut. Der Ausbau eines Werkes mit elektrischem 
Kraftbetrieb ist daher so billig und bequem, wie der Ausbau eines Werkes 
mit Dampfbetrieb teuer und umständlich ist. 

5. Der in den vorhergehenden Punkten beschriebenen Einfachheit der 
gesamten elektrischen Betriebseinrichtung entspricht auch die Sicherheit, 
welche dieselbe für den Betrieb, auch für das Leben derjenigen bietet, die 
damit umzugehen haben. Es ist dies ein Punkt, wo von solchen, die mit 
den hier vorliegenden Verhältnissen nicht vertraut sind, sehr oft mit einem 
gewissen Vorurteil das Gegenteil von dem angenommen wird, was der Fall 
ist. In der That zeichnet sich der elektrische Kraftbetrieb durch ausser- 
ordentliche Zuverlässigkeit aus.« 

Hierzu kommen noch folgende nicht zu unterschätzende Vorteile: 

a) Der Elektromotor kann in sehr kurzer Zeit und von jeder be- 
liebigen Stelle aus in Bewegung gesetzt und abgestellt werden. 

b) Der Kraft verbrauch lässt sich jederzeit ohne jede mnständliche 
Rechnung mittelst eines in die Leitung eingeschalteten Amperemeters leicht 
kontrollieren und 

c) die Kraftverluste bei der Uebertragung lassen sich viel leichter 
feststellen als bei den anderen Systemen und hören diese ganz auf, so- 
bald der Motor still steht, während bei dem Stillstand der anderen Ma- 
schinen der Leerlauf der Transmissionen immer noch Kraft absorbiert. 

Wenn auch diese Vorteile in einigen Punkten von den Gegnern des 
elektrischen Kraftbetriebes nicht anerkannt werden, so muss doch konstatiert 
werden, dass doch schon viele solcher Kraftübertragungen ausgeführt sind, 
welche ganz rationell arbeiten. So existieren einige Anlagen in chemischen 
Fabriken — z. B. von W. Lahmeyer & Co., Frankfurt a. M., in der Che- 
mischen Fabrik „Rhenania** in Rheinau und von Schuckert & Co., Nürnberg, 
in der Chemischen Fabrik L. Vossen, Homburg v. d. H. — , woselbst die 
bis 2000 m vom Werk entfernt liegenden Pumpstationen durch elektrische 
Kraftübertragung betrieben werden und zwar hat man diese Anlagen gleich 
so eingerichtet, dass das Anlassen des Elektromotors nicht von der Pump- 
station, sondern von der P'abrik aus besorgt wird. 

Vielfache Anwendungen finden die Elekromotoren zum Betriebe von 
Zentrifugen, Ventilatoren, Aufzügen und anderen Arbeitsmaschinen, 
Rührwerken u. s. w. und ist es verhältnismässig leicht, in jedem vorliegen- 
den Falle unter Berücksichtigung der Bequemlichkeit, Zuverlässigkeit etc. eine 
Rentabilität herauszurechnen; Thatsache ist, dass in Frankfurt a. M. -Bocken- 
heim schon viele ältere Fabriken ihren Dampfbetrieb eingestellt und elektrischen 
Kraftbetrieb mittelst Uebertragung von der Zentralstation eingeführt haben und 
neu erbaute Fabriken überhaupt keine Dampfanlagen mehr anordnen, sondern 
ihren ganzen Kraftbedarf von der elektrischen Zentrale aus decken. 



Brackwasser. Was nun die Kraftübertragung mittelst Druck- 
wasser anbetrifft, so hat sich diese weniger für Kraft Versorgung von grossen 
Komplexen wie Städte etc., als für kleinere Fabriken, Hafenanlagen etc.- 



KraftübertragODgen. g y 

eingefulirt. Hierbei wird das Betriebsdruck wasser mittelst geeigneter Kom- 
pressoren auf einen ziemlich hohen Druck — bis loo Atmosphären — ge- 
bracht und durch Rohrleitungen den hydraulischen Motoren zugeführt, welche 
dann diese Kraft in Bewegung umsetzen. 

Zur Erreichung eines gleichmässigen Druckes und eines rationellen 
Betriebes sind Akkumulatoren angeordnet, welche von den Pumpen gespeist 
werden und aus welchen das Druck wasser entnommen wird. Pumpe und 
Akkumulator stehen derart in Verbindung, dass erstere nur so lange arbeitet, 
als nötig ist, um letzteren genügend zu speisen, und geschieht die In- und 
.\usserbetriebsetzung der Pumpe resp. des diese treibenden Motors automatisch 
vom Akkumulator. 

Um Betriebswasser zu sparen, wurden Konstruktionen ausgeführt, welche 
das verbrauchte Wasser wieder zum Speisen des Akkumulators benutzen, und 
hat man auf diese Weise die Unterhaltungskosten sehr heruntergedrückt. 

Eine ausgedehnte Anwendung findet das Druckwasser bei Aufzügen 
und Krahnen, wo dasselbe, namentlich bei Hafenanlagen, Lagerhäusern und 
in Fabriken, in Gemeinschaft mit dem elektrischen Kraftbetrieb den Dampf- 
betrieb so ziemlich verdrängt hat. 

Eine vielseitige Anwendung findet das Druckwasser z. B. auf dem 
Hauptbahnhof zu Frankfurt a. M. ; sowohl hydraulische Motoren werden 
direkt oder indirekt bewegt, als auch einige für Beleuchtungszwecke dienende 
Dynamomaschinen, die Aufzüge für Gepäck und Postsachen und die kleinen 
hydraulischen Maschinen — die sogenannten Spcels, welche an geeigneten 
Stellen unter der Erde angebracht, das Rangieren der einzelnen Eisen- 
bahnwagen und das Bewegen der Drehscheiben auf dem ausgedehnten 
Güterbahnhof tadellos ausführen — , werden durch Druckwasser betrieben. 
Auch in einigen grösseren chemischen Fabriken ist der Druckwasserbetrieb 
eingeführt und da, wo viel mit hydraulischen Pressen gearbeitet wird, hat 
man Akkumulatoren angelegt und diese gleich so gross gebaut, dass man 
noch die Krähne und Aufzüge damit treiben kann. 



; Druokluft. Die letzte der zu besprechenden Kraftübertragungen 

. ist diejenige der Druckluft und hat gerade dieses, mit so viel Reklame ins 
Leben gerufene System einen grossen Streit unter den Fachleuten hervor- 
gerufen, der bis heute noch nicht endgiltig entschieden ist. 

Die Verwendung der Druckluft als bewegende Kraft ist schon eine alte 
und wurde wohl zuerst im Bergbau angewendet, wo man durch sie gewisser- 
massen zwei verschiedene Zwecke erreichte, und zwar benutzte man sie zuerst zum 
Antrieb der Bohrmaschinen und dann, nachdem sie hier verbraucht war, zur Ven- 
tilation der Schächte und Tunnel. Da für diese Arbeiten keine andere Kraft 
nir Verfügung stand und die verbrauchte Luft, wie bereits gesagt, noch einem 
weiteren Zwecke diente, so hatte man mit den alten, unvollkommenen Ma- 
schinen ruhig weiter gearbeitet und den geringen Wirkungsgrad derselben 
ausser acht gelassen. 

Das Druckluftsystem zur Kraftversorgung in Städten wurde zuerst im 
grossen in Paris von Popp angewendet und soll dieselbe nach den Angaben 
^et) Professor Ried 1er, nachdem die Missstände in der mangelhaften Kon- 
struktion der Kompressoren beseitigt und die Einführung von vorgewännter 
Luft mit Wassereinspritzung in die Luftmotoren allgemein stattfindet, ganz 

[ Parnicke. 7 



VI O i 



q8 n. Abteilang. 

befriedigend funktionieren, was aber die Gegenpartei und vor allem die 
Elektrotechniker heute noch ganz energisch bestreiten. 

Eine grosse Verwendung, speziell in den chemischen Fabriken, hat die 
Druckluft von jeher für das unmittelbare Fortdrücken von Flüssigkeiten und 
hauptsächlich solcher Flüssigkeiten gefunden, welche die anderen üblichen 
Transportmittel (siehe III. Abteilung) angreifen. 

Da bei der Verdichtung der Luft auf die gewünschte Spannung Wärme 
frei wird, welche das Kühlwasser der Kompressoren aber aufnimmt, so wird 
bei ihrer Ausdehnung Kälte erzeugt werden und hat man es durch die be- 
reits erwähnte Vorerwärmung der Luft, ehe sie in den Motor tritt, in der 
Hand, die Temperatur der Auspuffluft, je nach dem Zweck welchem sie 
eventuell noch dienen soll, hoch oder niedrig zu halten. Diese Eigenschaft 
der Druckluft hat man z. B. in Paris so ausgenutzt, dass man durch einen 
Luftmotor für einen bestimmten Zweck Kraft abgab und die Temperatur 
der Auspuffluft so niedrig hielt, dass man sie noch zu Kühlzwecken in Bier- 
und Weinkeller einleitete. 

Die Firma L. A. Riedinge r in Augsburg hat in Offenbach a. M. 
eine Luftdruck-Zentralstation ausgeführt und sind an diese Anlage, welche 
wohl gleichzeitig als eine Musteranlage des ganzen Systems zu betrachten 
ist, die verschiedensten Betriebe dieser sehr industriellen Stadt angeschlossen. 
So werden die vielen Portefeuille- und Alburafabriken, Druckereien, Tisch- 
lereien etc., ja auch kleinere und mittlere Maschinenfabriken, mittelst Luft- 
motoren betrieben und sind die Preise für die Druckluft so bemessen, dass 
die anderen Kleinmotoren nicht dagegen aufkommen können; ob und vne 
viel der Unternehmer aber dabei verdient, kann man schwer erfahren. 

Was das Dichthalten der Rohrleitungen anbetrifft, so erhält man auch 
hierüber nur geringe Angaben und meistens nur von den Anhängern dieses 
Systems, nach Professor Riedler soll in Paris bei einer 17 km langen Lei- 
tung der Verlust an Luft nur 2,5^/^ betragen haben, der sich durch die 
Nebenanschlüsse auf 5®/^ erhöhte; der Druckverlust soll pro km zwischen 
0,05 und 0,07 Atmosphären variieren. 

Der Betrieb zeichnet sich vor allen anderen jedoch dadurch aus, dass 
er gefahrlos und bequem ist, dass man den Luftmotor an beliebigen Orten 
aufstellen und von jedermann, auch ohne wesentliche Sachkenntnis bedienen 
lassen kann. 

Welches System der Kraftübertragung und welcher Motor mm für einen 
speziellen Fall gerade das, bezw. der richtige ist, lässt sich nur nach genauer 
Kenntnis aller einschlägigen Verhältnisse entscheiden, da gegenüber den vielen 
zu berücksichtigenden Betriebsverhältnissen nicht immer der Nutzeffekt eines 
Systems, ja nicht einmal die Kosten desselben ausschlaggebend sein können. 




IIL Abteilung. 



Transport-Einrichtungen . 

Um ein Produkt, gleichviel welches, billig herzustellen, muss man vor 
allem darauf bedacht sein, die durch und bei der Fabrikation desselben 
entstehenden Transportkosten auf ein Minimum herabzudrücken. Aber nicht 
nur auf die Rohprodukte und auf die fertigen Waren beziehen sich diese 
Ersparnisse, sondern auch auf die Halbfabrikate, und gerade hierin kann es 
liegen, dass das eine Werk mehr verdient als das andere, obschon sie beide 
nach demselben Systeme arbeiten. 

Bei der Ortswahl einer Fabrik wird häufig die billige Fracht der Roh- 
produkte oder die der Fabrikate ausschlaggebend sein und man wird es 
selbstverständlich wohl so einzurichten suchen, dass man sich entweder in der 
Nähe der Rohprodukte oder in der Nähe der Konsumenten anbaut. 

Allgemein lässt sich dies aber nicht durchführen, denn z. B. eine 
billige Betriebskraft — Wasserkraft — kann unter Umständen grössere Vor- 
teile bieten, als eine geringere Fracht des einen oder des anderen Produktes, 
und man kann nur von Fall zu Fall unter Berücksichtigung aller vorliegenden 
Verhaltnisse in dieser Beziehung entscheiden. 



Eisenbahnen mit und ohne Seilbetrieb, Drahtseilbahnen. Ganz 
wesentliche Ersparnisse wird man bezüglich des Transportes von 
Roh- und Fertigprodukten zu machen suchen, indem man, falls derselbe 
durch die Eisenbahn geschieht, für einen richtigen Anschluss der Fabrik 
mit den Eisenbahngeleisen Sorge trägt. Hierzu kann man nun wieder Bahn- 
anschluss wählen und man durchzieht die Fabrikshöfe und Strassen mit 
Schienensträngen, oder man legt Drahtseilbahnen an. 

Erstere Anordnung hat den grossen Vorteil, dass man ein Um- 
laden erspart und direkt bis zur Verbrauchsstelle fahren kann, dass man 
femer kein Betriebsmaterial zum Transport anzuschaffen braucht und 
dass man die einmal angelegten Geleise auch für den Transport der 
Halbfabrikate innerhalb der Fabrik mit benutzen kann, allerdings muss 
naan auch deren Nachteil, dass sie den Verkehr innerhalb der Fabrik 
öfters recht unangenehm hemmen können, mit in den Kauf nehmen. 

Das letztere fällt bei den Drahtseilbahnen ganz weg, da sie ober- 
irdisch liegen, aber die Anlage ist kostspieliger und macht ein Umladen 
immer nötig. 

In den Fällen wo viele Produkte per Wasser ankommen und ein 
Umladen so wie so stattfinden muss, wird man wohl meistens zu den Draht*- 

7* 



lOO in. Abteilang. 

Seilbahnen greifen, um so mehr, als bei ihnen die Terrainverhältnisse nicht 
hindernd sind. 

Trotzdem haben wir aber grosse Anlagen in Deutschland, welche auch 
die per Wasser ankommenden Rohprodukte und die Kohlen mittelst Krahnen 
ausladen, in Waggons abstürzen und mit der Lokomotive oder mittelst Trans- 
portbahnen mit Seilbetrieb in die Fabrik befördern, während wieder andere 
Fabriken dies mittelst Drahtseilbahnen bewerkstelligen. Es spielen hierbei, 
wie schon gesagt, die Terrainverhältnisse und auch persönliche Ansichten 
über die Zweckmässigkeit des einen oder anderen Systems eine grosse Rolle. 

Uebcr Eisenbahn-Anschlüsse kann und braucht wohl in diesem 
Buche nichts gesagt zu werden, da die bezüglichen Vorschriften stets von 
der betreffenden Bahnverwaltung ausgehen und man thut immer sehr gut, 
die nötigen Geleisanschlüsse auch bahnseits anfertigen zu lassen, es ist nicht 
teurer und nach der Fertigstellung, der Bahn Verwaltung gegenüber auf alle 
Fälle richtig. Innerhalb der Fabrik kann man dann die Geleise selbst und 
zwar so legen wie es die Verhältnisse gerade gestatten und ist bei der Anlage 
von Drehscheiben auf das grösste Gewicht und auf die grösste Länge der 
Waggons besonders Rücksicht zu nehmen. 

Bei recht ausgedehnten Fabrikanlagen legt man auch gern 
ausser der normal spurigen noch seh m a Is pur ige Bahnen an und ver- 
wendet letztere dazu, das auf einigen Plätzen durch erstere in grossen 
Quantitäten angesammelte Material, z. B. Kohlen, bis an die einzelnen Ver- 
brauchsstellen, also Dampfkesselhäuser oder bis an die innerhalb der Fabriks- 
räume liegenden Feuerungen zu transportieren. 

Zur Beförderung grosser Massen auf Eisenbahnen findet bei regel- 
mässigem Verkehr auch der kontinuierliche Seil betrieb zweckmässige 
Anwendung, und stellen sich auf denselben die Förderkosten erheblich niedriger 
als bei Handbetrieb, oder bei Verwendung von Pferden. 

Die Anlage besteht aus zwei parallelen Geleisen, über deren Mitte ein 
endloses Drahtseil geführt ist. Das Drahtseil liegt an einem Ende der 
Bahn in der, durch eine beliebige Kraftquelle angetriebenen Treibscheibe, am 
anderen Ende der Bahn in einer beweglich angeordneten und mit Spannvor- 
richtung versehenen Seilscheibe. Auf dem einen Geleise verkehren die be- 
ladenen, auf dem anderen die leeren Wagen. Die Wagen werden dem Seil 
von Hand zugeführt und lösen sich, nachdem sie die Strecke passiert haben, 
am anderen Ende selbstthätig vom Seil ab. 

Für den Transport können sowohl Kippwagen, wie auch alle anderen 
Arten von Transportwagen Verwendung finden. 

Wie aus den Abbildungen (s. Fig. 144 u. 145), welche Konstruktionen 
der auf diesem Gebiet wohlbekannten Firma Julius Römheld, Mainz 
darstellen, ersichtlich ist, erfolgt die Ausführung in zwei verschiedenen Arten 
und zwar entweder mit über oder unter den Wagen liegendem Seil. Die 
erstere Anordnung findet dann Anwendung, wenn es notwendig ist, an ver- 
schiedenen Punkten der Strecke Wagen zu- oder abzuführen, während die 
zweite Anordnung sich da empfiehlt, wo dies nur an den beiden Endpunktea 
der Strecke stattfindet. 

Der Seilbetrieb lässt sich nicht nur bei geraden und ebenen Strecken, 
sondern auch bei solchen, welche in Kurven, oder im Gefälle liegen, mit 
Vorteil anwenden. Namentlich tritt der letztere Fall dann ein, wenn von 
einer Fabrik aus die Entladung von Rohprodukten oder die Beladung von 
fertigen P'abrikaten aus und in die Schitfe vorgenommen werden muss. 



Dnhtieil- und HUngabthocD. 



Drahtseilbahnen werden in Deutschland sowohl von der Firma 
eicheit, Leipzig-Gohlis, als auch von der Firma Th. Otto & Co., 





Schkeuditz bei Leipzig, ange* 
legt und soll das System der 
letzteren Firma nach deren 
Angaben beschrieben werden. 
Bei diesem System liegen 
die Tragseile, welche als 
Laufbahn dienen, parallel 
und in gleicher Höhe auf 
Unterstützungen von Holz oder 
Eisen. Die Seile sind auf der 
einen Station fest verankert 
und auf der anderen durch eine 
selbstthatig wirkende Spann Vor- 
richtung bis zu '/j ihrer Bruch- 
belastung gespannt. Für Ab- 
weichungen von der geraden 
Linie sind sogenannte Kurven- 
oder Wtnkelstationen ein- 
geschaltet, auf welchen die 
Förderwagen durch Hand von 
einer Strecke zur andern ge- 



r 

I 



10' in. Abfeilurig, 

Die Durchmesser der Seile, welche in der letzten Zeit nur aus Stahl- 
draht gefertigt werden, betragen für die beladenen Wagen 35 — 40 mm und 
für die leeren Wagen 1 S — 28 mm und sind die einzelnen Stücke durch 
Muffen verbunden. Die Unterstützungen, welche je nach den vorliegenden 
Verhältnissen in Entfernungen von je 30 bis 60 m, bei Flussübergüngen und 
Thalem bis zu 500 m und darüber angeordnet werden, tragen oben auf 
einem Holm entsprechend geformte gusseiserne Schuhe, in welchen die 
Seile frei aufliegen, 

Die Zugseile aus hartem, zähen Tiegelgussstahl von 10 — 20 mm 
Durchmesser liegen ebenfalls parallel und unter den Tragseilen und linden 
auf seitlich an den Unterstützungen angebrachten Rollen ihre Auflage; 
diese Seile laufen am Anfang und Ende der Bahn über Seilscheiben, 
von denen eine als Antriebsscheibe dient. 

Die Seilbahn wagen bestehen im wesentlichen aus dem Laufwerk, 
dem Gehänge mit Kupplungsapparat und dem eigentlichen Transport- 
gefass. Das Laufwerk wird durch zwei hinter einander gestellte, mit tiefen 
Rillen versehene Stahllaufrollen gebildet, welche gut gelagert sind und auf dem 
Tragseil laufen. Mit diesem Laufwerk sind durcli einen kräftigen Zapfen 
die einseitig nach aussen gekröpften Gehänge beweglich und so verbunden. 
dass direkt unter dem Tragseil die GefSsse hängen, welche je nach der Ver- 
wendung als Ka.sten, Plattformen etc. konstruiert sind. 

Der wichtigste Teil ist der Kupplungsapparat, welcher die Ge- 
hänge bezw. die Förderwagen mit dem Zugseil verbindet und der aus »wei 
Friktionsscheiben besteht, die das Zugseil fest umschliessen und so ein- 
gerichtet sind, dass sie sich beim Ankommen auf der Endstation seibsltliatig 
vom Zugseil loslrtsen. 

Der Betrieb dieser Draiitseilbahncn ist ein sehr einfacher, da nur 
auf den Stationen Bedienungsmannschaften erforderlich sind, welche 
die Wagen auf Hängebahnschienen nach dem Be- oder Endladeorte schieben. 
Diese Hängebahnschienen können 
zum Beladen nach jedem beliebigen Punkte, 
auch ausserhalb der Stationen geführt 
werden; z, B. in Steinbrüche, Kohlen- 
gruben oder an Krähne, Autzüge etc. 

Von Hand wird dann der beladeoe 
Seilbahnwagen wieder der Seilbahnstation 
zugeführt und dort mittelst der oben er- 
wähnten Friktionsscheiben an das, in 1 
währender Bewegung befindliche Zugseil 
angekuppelt, welches ihn zu der Entlade- 
stelle hinzieht. 

Die Entladung der Wagen kami c 
am Ende oder längs der ganzen Bahn- 
strecke selbstthatig geschehen , was man 
durch einen Auslöse apparat erreicht, wel- 
cher an der gewünschten Stelle am Trag- 
seil befestigt ist. 

Dem Verfasser war eine solclie Vor* 
richlung patentiert und hat sich dieselbe 
sowohl beim Tag-, als auch beim Nachtbetrieb sehr gut bewährt; im VOT- 
li^enden Falle musste der ganze Bedarf an den, per Wasser ankommenden. 
Kohlen und Erzen wahrend der Sommermonate transportiert und deshalb» 




Fig. 116. 







Tran sporlschnecken, (Ol 

Quantitäten an verschiedenen Stellen entlang der Baim gelagert 
werden. 

Viele Anwendung finden aber die bereits erwähnten Hängebahnen, 
nicht nur in Verbindung mit Drahtseilbahnen, sondern auch für sich allein. 
Da, wo ein Massen trän spotl zwischen zwei entfernt liegenden Arbeitsstellen 
innerhalb der Fabrik stattfindet, örtliche Verbaltnisse, oder aber der Preis die 
Anlage einer schmalspurigen Eisenbahn oder einer Drahtseübalm verbietet, 
hat man mit Vorteil dieses bequeme Transportmittel benutzt. An Stelle der 
Drahtseile treten dann hochkant stehende Flaclieiienschienen, welche man an 
Mauern oder geeigneten Unterstützungen aufliSngt und auf welchen sich die 
Wagen, durch Hand getrieben, bewegen lassen. 

Man kann bei diesem System an beliebigen Stellen be- und entladen. 
Weichen und Abzweigungen anbringen, und auf diese Weise die Transport- 
kosten auf ein geringes herab bringen. 

Es soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass man sowohl bei den Draht- 
seil-, als auch bei den Hilngebahnen die auf denselben transportierenden 
Materialien durch, in die Geleise eingeschaltete Wagen direkt abwi^en kann- 
Derartige Wagen werden u. A. von der Firma Karl Sclienck in Dannstadt 
gebaut, und werden diese Wagen mit einem Kontrolzahler versehen, welcher 
so konstruiert ist, dass er die Zahl der die Wage passierenden Gefässc zahlt, 
jedoch nur dann, wenn dieselben ein bestimmtes Minimalgewicht besitzen; 
wenn dies nicht der Fall ist, werden dte Gefässe durch einen Sperrriegel 
angehalten. Hat das Gcßss das erforderliche Minimalgewicht, so giebt dieser 
Sperrricgel den Weg frei, dagegen verhindert ein zweiter Riegel, der sich 
hinter dem GefUss vorschiebt, dass dasselbe zurückgezugen werden kann, um 
nochmals auf die Wage geschoben zu werden. Der erste Sperrriegel erliebt 
sidi erst wieder, wenn das GefiLss die Wage verlassen hat, so dass es auch 
nichl auf die Wage zurückgeschoben werden kann. Wo die leeren Geßlsse 
ffllf demselben Geleise zurückgehen sollen, muss auf diese Sperrung verzichtet 
werden. 

Die Wägung kann auch vollständig automatisch vor sich gehen, 
derart, da-ss das Gewicht auf Biliets selbstthütig abgedruckt und gleichzeitig 
die Zahl der Wagungen durch einen Zahler festgestellt wird. 

Dies wären wohi die hauptsSch liebsten Transportmittel, abgesehen vom 
Fuhrwerk, welche dazu dienen, ausserhalb der Fabrik die Materialien von 
enem Ort zum andern zu bewegen. 



Von gleich grosser Wichtigkeit sind aber auch die Transport-Vorrich- 
limgen, welche innerhalb der Fabrik denselben Zweck erfüllen sollen, 
und teilt man dieselben in Bezug auf die Richtung der gewünsditen Be- 
»egung in solche für Horizontal-, Winkel- und Vertikal-Transport 
an, wahrend man^in Bezug auf den Zustand des Materials solche für feste 
Körper, Flüssigkeiten und Gase unterscheidet. 

Die erstere Einteilung hat nur auf feste Körper und nur teilweise 
auf Flüssigkeiten Bezug, da man im allgemeinen bei Flüssigkeiten und Gasen 
mit ein und derselben Vorrichtung (äcn Transport nach allen Rich- 
tungen vornehmen kann. 

Zum Transport von trockenea Materialien in horizontaler Richtung, 
*d es, um den einzelnen Maschinen und Apparaten das vorgearbeitete Ma- 
terial zuzuführen oder das fertige Material ia die Magazine zu befOrdorn, 
wendet man mit bestem Erfolg Transportschnecken an. 




I04 

Dieselben werden 
körnigem Material 

gestellt und zwar bis au 
bis zu 4 5 " lassen sich diese 
Transportschnecken, na- 
türlich mit viel geringerem 
Nutzeffekt , anwenden ; 
man macht dies jedoch 
nur ausnahmsweise und 
in solchen Fallen, wo 
man die anderen Kon- 
struktionen aus irgend 
einem Grunde nicht an- 
bringen kann. 

Eine Tran.spoit- 
sclmecke. welche sicli Ik-i 
grosser Solidität dun -i 
Leichtigkeit und bequeiui. 
Montage der Flügel aus- 
zeichnet , ist die von 
Rössler & Reinhard ir 



in. AbleiluDE. 

ganz trockenem und 
Trögen und Seh neck et 

, Material hingegen ganz i 
e iJlnge von ca. 40 m. Auch 




Fifi- H7- 




München. Die Flügel dieser Transportschnecke sind 
aus einem starken Eisen- oder Stahlblech in einem Stück gestanzt, und die Be- 
festigungslasche nach einem eigenen Verfahren zurückgebogen. Hierdurch erhall 
der Flügel eine so grosse Widerstandsfähigkeit, dass ein Abbrechen desselben kaum 
möglich ist. Der Flügel reitet klemmend auf der Welle und wird noch mit 
einer Kopfschraube auf derselben befestigt. 

Wenn es ja einmal vorkommen sollte, dass ein Flügel gebogen oder 
abgesprengt würde, si> ist der Schaden im Augenblick beseitigt, es Ist nur die 
Schraube des Flügels zu lösen, dieser zu ersetzen und der neue wieder fest- 
zuschrauben — eine Manipulation, die in wenigen Minuten ausgeführt ist. 

Von E, Kreiss in Hamburg werden 
Transportschnecken (Fig. 148) in den 
Handel gebracht, deren Spirale niclit wie 
bei den alten Konstruktionen aus einem 
vollen Blech oder einzelnen Flügeln, son- 
dern aus Flacheisen von besonderem 
Querschnitt besteht, und welche sich ihrer 
Leichtigkeit und Billigkeit wegen sehr gut 
bewährt haben. Hierbei wird nur ein 
kleiner Teil der zu transportierenden 
Körper unmittelbar torigeschoben, während 

der Rest durch das gegenseitig aneinander Reiben seine fortschreitende Be- 
wegung erlialt. 

Dieselbe Firma hat noch ein anderes Förde rungsmittel hergestellt, ge- 
nannt ,,Fflrder-Rinne" oder nach Prof. H. Fischer, Hannover, die 
„Wippe", welche sowohl horizontal als auch schräg aufsteigend alle 
Materialien, gleichviel ob pulverig, körnig, klein, gross, faserig, woll^ 
blätterig, nass. heiss, klebrig etc., geradlinig oder in Krümmungen transportiert. 
Diese Vorrichtung (Fig. 149) besteht entweder aus einer offenen Rinne oder 
einem geschlossenen Rohre, welche auf schräge Federn gestützt oder i^lualb 



Transp o rtbünde r. 



105 



ist. Auf eine dieser Unterstützungen wirkt nun eine Kurbelstange, welche 
die ganze Anordnung in eine liin- und iiergeliende Bewegung versetzt, so- 
dass ein massiges Steigen der ganzen Rinne und ein Rutschen des darin 
liegenden Materials in der Bewegungsrichtung stattfindet. Durch diese ein- 
Eidie Einriclitung bewegt sich jeder einzelne Teil des Materials selbständig 
filr sich mit nur ganz geringem Druck auf das nächstliegende Teilchen, des- 
halb die geringe Reibung des Materials unter einander, Schonung des- 
selben, kein Zerreiben etc. und geringer Kraftbedarf, Die Bedienung 
ist eine sehr einfache, weil nur der, an jeder beliebigen Stelle anzubrmgende 
Kurbelantrieb gesclimiert zu werden braucht und da die Ein- und Auslaufe 
auch beliebig angeordnet werden können, so wird dieses Förderungsmittel 
voraussichtlich eine grosse Verwendung finden, und der Transportschnecke 
eine einpfindliche Konkurrenz bereiten. 




i^um horizontalen Fortschaffen von Material im vorgebrochenen 
i mehl förmigen Zustande auf grö ssere Entfernungen sind die 
'ransportbänder woU die zuverlässigsten und praktischsten Vorrichtungen. 
ie bestehen aus einem breiten, aus vierfach oder doppelten Gummi-Hanf- 
lemen hergestellten endlosen Bande, welches in gewissen Entfernungen 
on. auf einem Gestell gelagerten Tnigrollen unterstützt, und von einer An- 
iebsscheibe bewegt wird. Das zu transportierende Material (siehe Fig. 1 50, 
ine Ausführung der Firma G. Polysius, Dessau), wird an einer beliebigen 
teile aufg^eben und von dem Bande nach der Abwarfst eile geführt, 
eiche durch Einschaltung eines Abwurfwagens verflnderlicli angeordnet 
erden kann. Um den Gurt, namentlich bei grösseren Langen, stets in 
Espannlem Zustande zu erhalten, ist die Endrolle durch Schrauben oder 
lewicfate verstellbar eingerichtet. 
tnu In denjenigen Fällen, wo ein zur Horizontalen geneigter oder 




^k:^ 



vertikaler Transport von Mate- 
rialien erforderlich wird, wendet 
man die Becherwerke oder die 
Elevatoren an. Dieselben beslehen 
aus einer Anzalii von Bechern, 
welche entweder an zwei Ketten, 
oder auf einem Gummiriemen be- 
festigt sind, die oben und unten 
über je eine Führungsrolie laufen ~ 
von denen die erstere in der Regel 
die Aiilriebsroile ist — und die eine 
Spannvorrichlung besitzen, um, tlhn- 
lich wie bei dem Transportband, 
dem Elevatorgurt die nfitige Span- 
nung zu geben. 

Bei trockenen Materialien 
ist CS angängig, die Becher^*-erke 
lotrecht zu stellen, bei dünn- 
flüssigen muss man aber dem 
Elevator eine geringe Neigung 
geben, damit die Becher besser 
auswerfen. Man kann nun die 
Becherw-erke so anordnen, dass sich 
die Becher entweder im Freien oder 
innerhalb einer Röhre, dein so- 
genannten Elevatorschlauch , be- 
wegen ; letzteres ist entschieden 
vorteilhafter, da von dem etwa aus 
dem Becher fallenden Material nichts 
verloren gehl, weil es immer wieder 
an die Aufgabestelle zurückfallt; 
auch können Unglücksfalle durtli 
Hängenbleiben mit den Kleidern 
der in der N^lhe beschäftigten Per- 
sonen nicht leicht vorkommen. Bei 
dünnflüssigem Fördergut ist die 
Anbringung eines Elevatorsfhla 

Als Ersatz für die Ketten, T 




und Schiebebuhnen. 



107 



poftbändet und Becherwerke, wendet man eine amerikanische Erfin- 

liong, die zerlegbaren Treib- oder Gliederketten nach den Systemen 

arl, Gray, Lay oder Gasion an, weldie atis einsielnen Gliedern, wie nach- 

lend nach System Ewart dargestellt, bestehen, und die alle von der Firma 

Fredenhagen, Offenbacli a M., geliefert werden. Dieselben haben 

ide nicht zu unterschätzende Vorteile: I. kann durch Ein- resp. Aus- 

eines event. mehrerer Glieder die Kelte beliebig verlangen 

rkÜTEt werden, 2. sind sie dauerhafter und viel billiger als 

leren Befesiigungsmittel, 3. können sie sowolil unter freiem Himmel 

^^^^^^^ als auch in nassen und hcissen 

^^^^^^^b ^^^^ Räumen laufen und 4. bedürfen 

^^^^^2 ^B^^ sie wenigerKraftaufwand. da 

^^^^^^H^ ^^?W^^^^^ 3'^ nicht gleiten können und des- 

VJT^ ^^^^ halb nicht so straff angespannt zu 

■^^ ^M werden brauchen. 

^^^^^^^^^^^^P^^^^^^^^^^^P^ Diese Systeme sind vollständig 

■^^^^^^^^^^^^B^^^^^^^^^^HÄ durchkonstruiert, so dass man für die 

^^m ^Hl ^■fl verscliiedenen Zwecke besonders ge- 

^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^■pj lormte Glieder sofort vom Lager er- 

Hi^^^^^^^^B^^^^^^^HB^^ halten und etwa vorkommende 

fie 151 Reparatur schnell durch jeden Arbeiter 

vornehmen lassen kann; sie haben 

»ich schon recht gut eingeführt, es empfiehlt sich jedoch, bei der Wahl der 

Grrrsse der Glieder nicht zu niedrig, sondern lieber ein paar Nummern höher 

ni greifen, da man, weil sie aus Gussersen hergestellt sind, auf die etwa 

darin befindlichen Luftblasen Rücksicht nehmen muss. 

Wahrend die bis jetzt erwähnten Transportvorrichtungen gewisserraassen 
TUlomatisch die Fortbewegung von Materialcn von einem zum anderen Orte 
iBüfüliren, giebt es noch eine grosse Reihe anderer Konstruktionen, welche 
idweise Iransporlabel, teilweise stationär eingerichtet sind, und welche 
die Ortsveränderung nur eines bestimmten Stückes oder einer beschrankten 
Anz^ij derselben, gleichviel nach welcher Richtung, ermöglichen. Hierzu 
plii'iren, auch wieder nach einer horizontalen, vertikalen und zusammen- 
^eseutcn Bewegungsrichtung eingeteilt, die Schiebebühnen, Aufzüge, 
Flaschenzüge, Winden und die Krahnen. 

Die Schiebebühnen sind Plattformen, welche mittelst Rädern auf 
einem Geleise laufen und entweder durch Hand-, Seil-, Dampf-, hydrau- 
lischen oder elektrischen Betrieb fortbewegt werden, Die einfachste Form 
der Schiebebühnen ist wohl in dem sogenannten ,,llund" vertreten, ein von 
Hand verschiebbares, auf Schienen laufendes Gestell, welches mit oder ohne 
Bremsvorrichtung aut^estattct, eine Plattform oder einen Kasten trägt, wovon 
die letzteren den verschiedenen Gebrauchszwecken entsprechend besonders 
konstmiert sein können. So wird z, B. dieser )Hund» als Kippwagen für 
Kioe, X. B. Schwefelkiesiran Sport von und nach den Oefen oder in der 
^Ipetersäurefabrikation zum Tragen der Sulfatschalen etc. etc. konstruiert 
und ixt er eines derjenigen Transportmittel, welches sich ganz unentbehrlich 
gcmadit hat und wohl in keiner Fabrik fehit, da ausserdem noch die Billig- 
teil seiner Hersteliimg und Unterhaltung zu seinen Gunsten spricht. 

Grilssere Schiebebühnen, welche zum gleichzeitigen Transport mehrerer 
Gegenstände, z. B. zum Bewegen der nitrierten Schiessbaum wolle zu den 
Wascl^eßssen dienen, werden vielfach mit Dampf-, hydraulischem oder elek- 
liiidicm Betrieb eingerichtet; letztere beiden Anordnungen sind namentlich 



io8 



IIL AbleilaDg. 



in der neueren Zeit vielfach und mit gutem Erfolg angewendet, 
richtet sich die Walil des einen oder des anderen Systems danach, ob b 
eines davon in dem betreifenden Werke für andere Zwecke Vorhände 
und, wie auch in vielen anderen Fallen, nach 
der persönlichen Ansicht der ausschlaggeben- 
den Persönlichkeit und nach den vorhandenen 
Mitteln. 

Ein gleiches lässt sich auch von den ^ 
Aufzügen sagen; sowohl solche mit Dampf-, 
hydraulischem und elektrischem Be- 
triebe sind in einer grossen Anzahl von 
Konstruktionen ausgeführt und wird bei diesen 
die richtige Auswahl von den verschiedensten ; 
Faktoren, welche hier zur Sprache kommen, 
abhängen, so dass man von bestimmten Re- 
geln gflnzlich absehen muss. 

Im allgemeinen bestehen die Aufzüge 
aus einer horizontal liegenden Plattform, 
welche sich vertikal auf und ab bewegt. , 
und werden als Elemente für diese Bewegung 
oben genannte KrSfte benutzt. 

Bei Dampf- und hydraulischem Betrieb 
können die Aufzüge direkt wirken, indem 
die Plattform derselben im ersten Falle senk- 
recht zur Kolbenstange des Dampfzylinders 
und im zweiten Falle senkrecht zur Kolben- 
stange des Pumpen Zylinders steht, wobei 
natürlich \'o rausgesetzt wird, da'w die Situa- 
tion der Anlage entweder ein Anbringen der 
betreffenden Zylinder Ober oder unter der 
Erde zulasst. 

Nebenstehende Fig. 153 zeigt einen : 
Aufzug mit einem in der Erde stehenden 
hvdraulischen Zviinder, wie solcher von der 
Firma Gebr. Weismüller in Frankfurt- 
Bockenheim vielfach ausgeführt wird. 

Ist diese Kombination nicht zulässig, 
so lasst man die Dampfma-schine genau wie 
bei dem hydraulischen Betriebe die Pumpe, 
und heim elektrischen Betriebe die Dynamo- 
maschine, auf eine Zwischeniransmission mit 
Seilscheibe oder Kettenrolle wirken, und man 
kann dann den Aufzug mit Drahtseilen 
oder Ketten betreiben. 

Drahtseilbetrieb hat den grossen 
Vorzug, ilass ein Defekt an demselben 
viel eher und von ganz ungeschulten Ar- 
beitern wahrgenommen wird, als bei den 
Ketten, welche in gewissen Zeitabschnitten 

abgenommen und von sachverständigen Handweritem genau untersucht 
mOssen ; ausserdem verlangen die Ketten eine bessere Sehn 
Drahtseile. 




Fig- "53. 






i Flnsclieniiige, 



109 



Einen indirekt wirkcaden hvclraulLsch.en Aufzug zeigt die untenstehende 
Fig. 154, wie ihn vorher genannte Firma Gebr. Weismüller als Spezialitat 
baut. Der Antrieb geschieht hier durch eine, am Kolben des hydraulischen 
Purapenzylinders sitzende Zahnstange, deren Bewegung auf die bewegliche 
Plattform durch Dralitseile übertragen wird. Der ganze Apparat, welcher am 
wcckmassigsten im Keller aufgestellt wird, da man hierbei die beste .\us- 
outzung des Wasserdruckes erzielt, lummt nur weni^ Raum in Anspruch, ver- 
langt nur geringe Bauarbeiten und kann leicht aufgestellt werden. 

Die Steuerung ist derart einstellbar, dass der Fahrstuhl, an der be- 
itimmlen Stelle angekommen, dieselbe selbstthälijj ausrückt. 

Die Aufzüge bewegen sich immer in 
dnem, entweder durch Bretter, oder 

Sleinwände, oder durch Eisenplatten ein- 
geschlossenen Raum und können in jeder 

beliebigen Höhenlage zum Stillstand ge- 
bracht werden und zwar entweder von der 

Plattform aus, oder von einer ausserhalb 

de Aufzuges Hegenden Stelle. 

Zur Sicherung gegen das Hera b- 

»lürien der Plattform und der darauf 

befiodlichen Menschen, oder der zu trans- 
portierenden Gegenstände bei event. Seil-i 

«ler Ketlenbrüclien, dienen Fallbremsen 

«nd Fangvorrichtungen, welche selbst- 

thatig wirken und in den mannigfachsten 

Konstruktionen ausgeführt werden. 

Die am meisten eingeführten und 

selbst in der kleinsten Fabrik befindlichen 

Trjnsporlmittel, und zwar zum Bewegen 

riet betreffenden Gegenstände in vertikaler 

Ridilung, sind ohne Zweifel die Flaschen- 

■lüge und die Winden, und als Abart 

Jcr letzteren för grosse Belastungen die 

hydraulischen Winden, genannt 

■ Hebeknechte.. 

Der Flaschenzug besteht in 

«inet einfachsten Form aus einer festen 

UDd einer losen Rolle, die unterein- 

Mder mit Seilen oder Ketten ver- 

buoden sind und bei welchen an der Insen 

Rolle die zu hebende La.st hangt. 

Um aber ein bessere'; Verlillitnis 

Irischen Kraft und Last zu erhalten, legt 

fnao mehrere Rollen untereinander oder 1 

Wnnt diese Kombination 




; drehbar : 



bcneinandei 
Rollen „Flaschen". 
Aber auch diese Anordnung ist veraltet und gänzlich durch die D i f- 
ferential- und Schraubenflaschenzüge verdrängt. Ersterer (Fig. 155) 
besteht aus zwei Flaschen, von denen die untere beweglich ist und 
eine lose Rolle bildet, an deren Beschlag der Haken zum Befestigen der 
Last angebracht ist, wahrend die obere Flasche aus zwei verschieden 
grossen, aber aus einem Stück hergestellten Rollen besteht, welche sich 
anf einer Achse drehen, die in dem Gehäuse gelagert ist. An diesem Ge- 



HI. 



hause befindet sich auch der Hakeo zum Anbringen des Flascheneng 
der Stelle, welche über dem zu hebenden Gegenstand liegt. Alle drei 1 
sind an ihrem Umfange mit Vertiefungen versehen, in welche sich die 
lose Kette einlegt und ein Gleiten derselben auf den Rollen unmöglich n 
die Durchmesser der oberen beiden Rollen verhalten sich meistens wie 
Die Führung der endlosen Kette geschieht nun in der Weise, dass die Ketti 
der oberen grösseren Rolle anfangend, um den halben Umfang der ui 
losen Rolle gelegt ist, von da nach der kleineren oberen Rolle gefflhrl 
und, nachdem sie auch hier den halben Umfang bedeckt, nach der grö 
oberen Rolle zurückläuft. Auf letzterer Strecke hängt die Kette ein 
nach unten, welches man erfasst, um den Flaschenzug m Bewegu 



h 




f'B- "55' 



Seit einigen Jahren sind diese Diffen 
flaschenzüge, wenn auch noch nicht gan. 
drängt, so doch stark bedrängt durch die Sc 
benflaschenzüge (Fig. 150), welche i 
ÄUg auf Sicherheil den Differentialflaschcr 
weit überlegen sind. Bei di&sen ist die 
kette mit einem Ende am Gehäuse bei 
wälirend das andere über eine sogenannte K 
nufis — eine kleine mit den Kettenglieder 
sprechend vertiefte Rolle — lauft. Diese K 
iiuss sitzt mit einem Schneckenrad auf der 
Welle und erfolgt der Antrieb durch eine Seh 
welche mittelst einer leichten Kette von 
aus bewegt werden kann. Die Last bleibt 
thiliig nach Loslassen der Hanilkette stehet 
kann ma.n mit diesen Fla-^ichenzügen Last 
y.u loooo Kiln von einem Manne 
lassen. In der Fig 156 ist ein Sehr; 
ihischenzug mit selbsttliatiger Patenthet 
der Firma A. R. Reich in Neustadt a. 1 
angegeben, welcher bei grüsster Einfachhi 
einem hohen Nutzeffekt arbeitet. 

Bei den Win den unterscheidet 
direkt und indirekt wirkende, und kan 
crstcre nur zum Bewegen von Körpern a 
ringere Höhen, bis ca, 0,50 m, letzten 
für beliebig grosse Höhen benutzen, Z 
i Winden gehören die Zahn 
h r a u b c n- und die h v d r a u 19 



Winde 



1 



Frstere Winde (Fig. 157) — ' 
oder B ockwind e genannt — besteht aiL' 
Zahnstange — welche entweder oben oder unten mittelst einer Kla 
zu hebende Last trägt — , die durch ein doppeltes Getriebe mit starker I 
Setzung vermittelst einer Handkurbel bewegt werden binn und zum 
von Lasten bis zu 20000 Kilo benutzt wird. Ihre einfache Form un 
selbst hei der denkbar schlechtesten Behandlung geradezu erstaunliche 
empfin dli chkeit hat sie zu einem unentbehrli 
jedem Betriebe gemacht. 



ApM 



58) dient zum Heben der Last 
lieselben so, dass sich entweder 
idrehl und die auf ihr 

die Schraube fest und giebt der 

drehende 



Winden. 

B«l den Schraubenwinden (Fig. 
eine Schraube nsp in del, und konstruiert mar 
die Schraube aus einer festgelagerten Mu 
luhcnde Last hebt, oder aber, man legt 
Mutter, auf welcher dann die Laiit ruht, eini 
Bewegung; erslere Konstruktion ist aber des besseren 
WirkuDg^ades wegen vorzuziehen. 

Die hydraulischen Winden (Fig. 159). 

genannt Hebeknechte, künnen ebenso wie die 

Bockvtinden mit ihrem Oberteile, oder aber mittelst 

dnes unten am Zylinder angegossenen Schul i es die 

Last angreifen und heben. 

inden bilden eine stehende hydraulische 

Pumpe, bei welcher sich die Druckflüssigkeit in dem 

am oberen Ende des Zylinders angeschraubten Kopfe 

befindet, der auch die Pumpe umschliesst. Durch 

Auf- und Abbewegen des, an einer Exzenterwelle aiif- 

gtstecklen, abnehmbaren Handhebels wird 

»egtmg des Pumpenkolbens bewirkt und die Flüssig- 

Int zwischen Zylinder und Stempel gepresst, wodurch 

ach der erstere mit der darauf ruhenden Last liebt, 

w^end sich der Stempel fest gegen den Erdboden oder die Unterlage presst. 
I Zim Senken der Last genügt das Oeffnen des, seitlich am Behalter an- 




gebrachten kleinen RückflussventUes, und hat 

diese Manipulation langsam oder schnell vor 

diesen Winden ist man im stände, Lasten bis z 

und beanspruchen diese Winden keinen besonderen Aufwand 

und Unterhaltung. 

Ungleich manigfaltiger sind die Konstruktionen der indirekt wir- 
kenden Winden. In d-jr einfachsten Form (Fig. t6o) bestehen dieselben 





1^ 






aus einer, in zwei SWndem ruhenden Seil- oder Ketten trommel, welche dnrch ■ 
eine Kurbel in drehende Bewegung versetzt wird und dadurch das die Last 
tragende Seil oder die Kette aiifwickeli. 

Sowohl in Bezug 
auf die Anbringung der 
Sliinder, ob aufdem Erd- 
boden, an der Wand oder 
an der Decke, ;ds auch 
in Bezug auf die Wahl 
des Antriebes, durdi 
Hand-, Transmission 
oderdirekt durch Dampf- 
maschinen, unterschei- 
den sich diese Winden, 
und würde es viel ZU 
weil führen, alle diese J 
Ki.iistruktionen zu be- ' 

Mit einigen Worten 

>ii nur der sogenannten 
Sicherheilswinden 
gedacht , welche der 
Zweck haben, Unglücla- 
v'nken von Lasten zu verhüten, 
.Ausführungen ; Fig. 1 6 i stelll 
t-incSicherheitswinde für Hand- 
betrieb mit Reg:uliertrommel, 
System Stauffer & Mejy, 
^■ebaut von der Firma J. Lo- 
senhausen, Düsseldorf, dar, 
welclie sich recht gut bewahrt 
liat. Hierbei wird zum Hcbco 
der Last in der gewohnten 
^\'eise die Kurbelwelle nach 
vorwärts gedreht, wodurch die 
vorhandene Friktionskupplung 
ilic Mitnahme der, mit einem 
nngegosseuen Getriebe ver- 
sehe neu Trommel bewirkt. 
Das Getriebe greift in ein Stirn- 
rad, auf dessen Welle sich die 
sogenannte Kettennuss aus 
Hartguss befindet, welche direkt ■ 
in die Lastkette eingreift und , 
letztere durch den Apparat 
tlerart hindurchzieht, dass das 
* ' ' freie Ende der Kette hinten 

herausgleitet. Zum Herablassrn <\vt Last viird nur leicht nach rückwärts auf 
die Kurbel gedrückt, dadurch wird die oben erwähnte Friktionskupplung gelöst 
und sofort beginnt unter dem Einflüsse der Last das Stirnrad und das Ge- 
triebe mit der angegossenen Eeguliertronirael rückwürls zu rotieren. An- 
gehalten wird die sinkende Last fast momentan durch einfaches Loslassen 




der Knrbel, wodurch die Kupplung wieder in Eingriff gebracht wird, was, 
Ua dieselbe sehr elastisch ist, ohne jeden Stoss ^'eschiehl. Die Handhabung 
I dieser Winde ist demnach eine sehr e' ' ' " 
klinke EU berühren, mit der Kurbel zu 
lenken und stillzuhalten; es sollten nu 
benutzt werden, um die grosse Zahl vc 
leichtsinniges Umgehen mit Winden ei 
Körpers 



[fache, da man nur, ohne die Speir- 
arbeiten hat, uro die Last zu heben, 
r noch solche Winden in den Betrieben 
n Unfällen, welche durch falsches oder 
itstehen, aus der Welt zu schaffen, 
in horizontaler und vertikaler 
Richtung mittels eines Apparates und ohne Umspannen dienen, wie be- 
reite gesagt, die Krahnen. Auch bei diesen Tran sportvorrich tun gen kann 
man eine Einteilung, sowohl in Bezug auf die Antriebskraft derselben vor- 
nehmen, und man trennt sie nach dieser in Hand-, hydraulische und 
elektrische Krahnen, als auch in Bezug auf die je nach ihrer Bestim- 
mung zu wahlende Form, wonach man Dreh- und La 
scheidet; alle diese Ausführungen können feststehend oder transportabel 

In den chemischen 
Fahriken werden bis auf 
einige Ausnahmen nur die 
feststehenden Dreh krahnen 
nil Hand- und Maschinen- 
betrieb — sogenan n 1 e Wa n d- 



i freii 



ehende Kri 



krahnen benutzt. 

Fig. 1 62 zeigt einen 
Wandkrahnen mit Hand- 

I betlieb, ausgeführt von der 
RrmaFr.Krupp, Gruson- 

I werk, Magdeburg -Buckau, 
bei welchem Krahnen sich 
die Windevorrichtung nicht 
am Krahnenkörper selbst, 
sondern im Inneni des Ge- 
bäudes befindet, wasnament- 
lith bei Magazinen vielfach 
vorkommt. Dieselbe Kon- 
struktion kann so abgeändert 
werden, dass sich das Winde- 

vterk am Krahnenkörper beßndet und die KrahnensSule ganz frei steht, welche 
dann unten wie gewöhnlich, oben aber mittelst eines Drehzapfens, der am 
Gebalk seine Lagerung besitzt, ihre Führung erhalt ; oder man lasst die obere 
Führung auch weg und lagert die ganze Krahnensaule nur in einem unteren 
krältigen Fusslager, oder aber die Krahnensaule steht ganz fest, 
eine drehbare Hülse angeordnet, welche den horizontalen Arm ,, Ausleger" und 
dessen Verstrebung aufnimmt. Während man bei den Wandkrahnen nur 
einen Teil des durch den Ausleger beschriebenen Kreises benutzen kann, 
lasst sich der freistehende Krahnen ganz um sich selbst drehen, was je 
nadi der Verwendung sehr angenehm sein kann. 

Die Laufkrahnen gehören streng genommen nicht unter die Krahnen, 
da sie eigentlich nur Winden sind, welche auf einer aus Trägern gebildeten 
Brücke fahrbar angeordnet sind und die au%ehobene Last sowoiil nach rechts 




und links von sich, als auch senkrecht i 

falls fahrbar ist, bewegen köni 

wegung der Drücke fuiden die bereits i 





Lange der Brücke, wdche ^bet^ ' 
Antrieb der Winden und zur Be- 
ähntun Belriebskiaftt- Anwendung. 



grosser 



Fig. 163. 

Elektrizität Eingang verschafli und stellt 

ausgeführt von der Firma Collet & 

Engelhard, Offenbach a. H., mit 

Lahraever'schem Drehstrommotor dar. 

7;^ weicher KrahncB schon sehr oft aos- 

llllIlF gefalirt ist und vermöge seines ein- 

^^— ■ fachen und sicheren Betriebes sich 

Beliebtheit erfreut. 

Ebenso wie die Winden, sind 
auch die Krahnen mit Sicherlieits- 
bremsen versehen, damit auch hier 
che vielen Unglücksfälle geringer 
werden, was nach den Berichten 
der Berufs - Genossenschaften aud) 
thiitsSchlich der Fall ist. 

Einen Krahnen mit Druck- 
wasserbelrieb baut die Maschinen- 
und Armaturenfabrik, vorm. Klein, 
Schanzlin & Becker, in Frau- 
kenthal. 

Dieser Krahn (3. Fig. 164) 
zeichnet sich dadurch aus, dass der- 
selbe die Last sehr gleichmSssig 
hebt. Durch die direkte Kraftüber- 
liagung kann ganz nach Belieben 
und Bedarf ein schnelles oder lang- 
sames Heben bczw. Senken bewirkt 
werden. 

Die Verbindung der Druck- 
leitung geschieht durch einen 
Schlauch, so dass man den n 
hebenden Gegenstand nach jeder 
Richtung hin bewegen kann. Will 
man auf grössere Entfernungen hin 



1 laugenbesUndlge Matetinliei 



■rbeilcn, so kann man durch Einfügen von Zwischenstücken den Schlauch 
ittiängem. — Am Wasscrein- bezw. Austritts stützen lies Zylinders C 
Qoe Sicherheils Vorrichtung S angebracht, welche bei etwaigem Platzen des 
SdJauches das Entweichen des ira ZyUnder befindlichen Wassers verhindert 
tmd so die Last in ihrer Stellung festhält. — Einfaches Verstellen des Drei- 
wghahnes S genügt, um die Last zu heben, zu senken oJer festzuhalten. 

Als eine Abart der Laufkrahnen soll 

noch am Schiusa der Tran sportvorrich tun gen 

ffir feste Kötper der Laufkatzen Er- 

Ȋhnung gethan werden. Diese lassen sich 

iD all den Fallen zweckmässig anwenden, wo 

Bewegung der hochgehobenen Last nur 

h der Langsrirhtung erfolgen soll. 

Die Laufkatzen (Fig. 165) bestehen 

zwei Rollen, deren Achsen in Traversen 

gelagert sind, die sich unten in einem Haken 

r'eieinigen und an dem in der Regel ein 

Flaschenzug zum Heben der Last befestigt 

; Rollen laufen entweder auf dem 

(ibcren oder unteren Flansch eines längs i-ig. 105. 

ober dem Raum liegenden I-TrSgers. 

Die Bewegung der Laufkatzen auf den I-Trägern kann entweder durch 
Ziehen an der Handketle des Flaschenzuges direkt geschehen oder aber man 
bringt an die eine Rolle ein von unten durch eine Kette anzutreibendes 
H^pelrad an. Die Laufkai zen haben ihrer Billigkeit wegen grosse Anwendung 
gefunden, namentlich an solchen Stellen, wo der gleiche ("jegenstand sehr oft 
gehoben werden muss, wie z. B. der Deckel von Destillations- Apparaten etc. 



lauch ^^1 

I des ^ 




Für den Transport von Flüsilgkeitea hat die Maschinen- Industrie 
; ganze Reihe von Appatatcn, als Pumpen, Pulsoraeter, Injekteure, 
flge blase und Montej us, hergestellt, welche durch ihre grosse Zahl 
ler verschiedensten Ausführungen dem Chemiker in seinen Betrieben eine 
nelseittge Anwendung ermöglichen, sodass er, bei der Wahl des für den 
jeweiligen Zweck sich am besten eignenden Apparates, nie in Verlegenheit 
liommen wird. Da aber nicht nur Wasser mit oben genannten Apparaten, 
sondern auch Säuren, Farbwasser, Beizen, Laugen etc. befördert 
werden, so sollen, ehe auf die Konstruktion der obigen Vorrichtungen ein- 
gingen wird, an dieser Stelle die verschiedenen in der Praxis bereits zur Ver- 
wendung gelangenden Materialien, welche sich zur Berührung für letzt- 
genannte Stoffe gut eignen, im allgemeinen mit einigen Worten erwähnt werden. 



Bekanntlich ist Gusseisen etwas widerstandsfähiger gegen zer- 
setzende EinHüsse als Schmiedeeisen, und da die Formgebung der meisten 
FlQssigkeits-Transport Vorrichtungen ohnehin mehr zur Verwendung von giess- 
iJhigcn Metallarten nötigt, und das Gusseisen wohl als eines der billigsten 
Metalle anzusehen ist, so findet dasselbe eine ausgedehnte Anwendung. 

Aber auch Gusseisen hat sich beispielsweise zum Fördern von dünnen 
Sauren nicht haltbar erwiesen, und um dessen Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, 
sendet man Ueberzüge von Blei an. Man kann bei entsprechender Ein- 



I 



ii6 



m. Abteilang. 



richtung selbst grössere Teile mit Blei belegen, und ist der Schutz um so an- 
haltender, je dicker der Gegenstand überzogen wird. 

So stellt Fig. i66 einen innen verbleiten gusseisemen Kessel mit Deckel 
dar. Die Bleiauskleidung wird durch die Firma J. Römheld, Mainz, mit 
Hilfe eines besonderen Giessverfahrens hergestellt; sie besteht nur aus einem 
einzigen Stück, besitzt keine Lötstelle, kann eine beliebig grosse Wandstärke 

erhalten und können derartig 
t ausgekleidete Gefässe bis zu den 

grössten Dimensionen angefertigt 
werden. 

Mit Hilfe desselben Ver- 
fahrens lassen sich auch Gegen- 
stände von beliebigen Formen 
mit einer äusseren Bleiverkleidmig 
versehen, so z. B. eiserne Rührer, 
und ist die Haltbarkeit derartiger 
Verkleidungen im Vergleich mit 
solchen aus Walzblei eine \'iel 
grössere. 

Eine homogene Verbleiung 
von Metallen aller Art wird von 
der Firma Eduard Goll in Offen- 
bach am Main nach einem der- 
selben patentierten Plattierungs- 
verfahren ausgeführt und hat sich 
in der chemischen Industrie rasch 
vielseitige Anerkennung verschafft. 
Vermittelst dieses Verfahrens 
können schmiede- und gusseiseme 
I Reservoire, Autoklaven, Montejus, 

¥ig. i66. Rührwerke und sonstige Apparate, 

Bleche und Platten von jeder 
P'orm und Grösse mit einer Lage Blei von beliebiger Stärke überzogen werden. 
Auch Zentrifup:enkessel und gelochte, metallene Bleche für Filter und 
Nutschen lassen sich hiernach derartig homogen verbleien, dass nicht nur 
deren glatte Oberflächen, sondern sogar die inneren Löcherwandungen mit 
einer überall gleich starken Bleilage überzogen sind. 

Als Vorteile dieses Verfahrens werden innigste Verbindung der Metalle, 
gleichmässige und sehr günstige Uebertragung der Wärme, Widerstandsfähigkeit 
gegen Druck, sowie beliebige und leichte Bearbeitung der verbleiten Metalle all- 
gemein anerkannt. 

Bei beweglichen Teilen scheuert sich der Ueberzug allerdings nach und 
nach ab und wird man durch erneuertes Verbleien, Verzinnen etc. die bloss- 
gelegten Stellen leicht wieder bedecken. 

Die sonstigen für solche Fälle angewendeten Metalle, Legierungen 
und andere Materialien sind folgende: Platin, Gold, Silber, Kupfer, 
Zinn, Zink, Messing, Bronze, Rotguss, Deltametall, Alu- 
minium, Gummi, Emaille und Steingut. 

Um die Verwendbarkeit der vorstehend angeführten Materialien kurz zu 
erläutern, sei folgendes bemerkt. Die Edelmetalle, als Platin, Gold und 
Silber, finden ihres hohen Preises und der mehr oder weniger 
schwierigen Formgebung wegen nur da Anwendung, wo eines der nach- 




Säuren- and langenbeständige Materialien. 1 1 ^ 

Stehenden Materialien nicht mehr ausreicht. Nur in solchen Fällen, wo 
starke Sauren einer hohen Temperatur unterworfen werden müssen, wird man 
zu diesen Metallen greifen. 

Kupfer wird wegen seiner grossen Festigkeit in Verbindung mit ge- 
ringem Gewicht insbesondere in Zucker- etc. Fabriken verwendet, namentlich 
aber zu komplizierten Rohrleitungen und Kompensationsstücken, sobald hier- 
bei die Preisfrage nicht ausschlaggebend ist. 

Blei wird als Weich- imd Hartblei verwendet. Ersteres dient 
seiner geringen Härte wegen mehr zu Belägen und können bewegliche 
oder sonst beanspruchte Teile nicht aus diesem hergestellt werden. Bleibleche 
und Bleiröhren finden in den chemischen Fabriken ausgedehnte Verwendung, 
da sich dieselben sehr leicht bearbeiten lassen und als altes Material 
immer noch einen, im Verhältnis zu anderen Materialien sehr hohen Preis 
behalten, so dass z. B. die meisten Versuchsapparate aus Weich blei ange- 
fertigt werden. 

Das Hartblei ist eine Zusammensetzung von Blei und Antimon, 
und da es die billigste — etwa doppelter Preis vom Gusseisen — und 
dabei chemisch widerstandsfähigste aller Legierungen ist, wird es 
sehr viel benutzt, und zwar sowohl für Beläge als auch für Röhren, Armatur- 
und Pumpenteile. 

Zinn ist widerstandsfähig gegen verdünnte Säuren, wird 
aber weniger in reinem Zustande, als in Legierung mit anderen Metallen 
verwendet. Als Rohr nimmt man es z. B. bei der Darstellung von destil- 
liertem Wasser durch Kondensation von Dampf in Kühlschlangen, zu Saug- 
und Druckröhren bei der Pikrinsäurefabrikation etc. etc. 

Zink wird von dünnen Säuren angegriffen und grösstenteils 
in Legierungen angewendet; nur als Blech findet es vielfach bei der Anfer- 
tigung von Spülapparaten, Gefässen etc. Verwendung. 

Messing, eine Legierung von Zink und Kupfer, ist der Grün- 
spanbildung wegen nicht überall anwendbar, auch seine Sprödigkeit macht 
es nur für gering beanspruchte Maschinenteile brauchbar. 

Bronzen werden durch Zusammenschmelzen von Zink, Zinn und 
Kupfer hergestellt und ist die härteste und gegen zerstörende Einflüsse 
am haltbarsten, die mit 0,5®/^ Phosphor fabrizierte Phosphorbronze. Im 
allgemeinen sind die Bronzen härter als Kupfer, daher für beanspruchte Teile 
venv-endbarer. 

Rotguss, auch Rotmetall genannt, ist wie das Messing eine Legie- 
ning von Kupfer und Zinn, nur ist bei demselben der Prozentsatz des zu- 
gesetzten Kupfers grösser als beim Messing, was man sehr leicht an der Farbe 
erkennen kann. 

Er ist, nebst dem Hartblei, wohl die am meisten eingeführte 
Komposition und besitzt eine ziemlich grosse mechanische und chemische 
Widerstandsfähigkeit. 

Deltametall ist eine patentierte Kupfer- und Zink -Legierung und 
so zähe wie Schmiedeeisen. Es hat ein goldähnliches Aussehen, ist fein- 
kömig und dünnflüssig, kann gegossen und geschmiedet werden und soll an 
Bearbeitungsfähigkeit dem Schmiedeeisen nicht nachstehen. Es ist im gleichen 
Preiswert vde der Rotguss, besitzt aber eine bedeutend grössere Wider- 
standsfähigkeit zersetzenden Einflüssen gegenüber, sodass man daraus ge- 
fertigte Säureablasshähne mit gutem Erfolge benutzt hat. 



Il8 III. Abteilang. 

Aluminium ist jetzt durch seine billige Herstellungsweise auch in di< 
Reihe der für diesen Zweck brauchbaren Materialien eingetreten. Mit Lauger 
und mit einigen Säuren darf es nicht in Berührung kommen, da es von den- 
selben bald aufgelöst wird. 

Während vorstehend erwähnte Metalle ziemlich verbreitete Anwendung 
fanden, blieben doch auch andere Mittel zur Herstellung säure- und laugen- 
beständiger Materialien nicht unversucht und führten unter anderen auch zur 
Anwendung von Gummi, als Hart- und Weichgummi, Kautschuk und 
Guttapercha. 

Diese Materialien sind schon deshalb teuer, weil deren Herstellung 
als geformte Gegenstände kostspielige Formen und Modelle bedingen. Eine 
Vervielfältigung solcher Teile tritt aber in dem chemischen Fabrikbelrieb 
nicht in dem Masse auf, um solche zu einem rentabelen Massenartikel zu 
gestalten, und ist deshalb deren Anwendung des hohen Preises wegen, bis 
auf einige Spezialartikel als Hähne, Röhren etc. eine sehr vereinzelte. Be- 
wegliche, mit Gummi überzogene Teile scheuern sich naturgemäss bald ab, 
doch ist der Belag immerhin mehrere Millimeter dick, auch ist diese Dicke 
in den meisten Fällen nicht begrenzt. 

Eine ziemlich häufige Anwendung findet die Emaille als Ucberzug 
von anderen Materialien, namentlich aber von Gusseisen zu säurebeständigen 
Apparaten der mannigfaltigsten Konstruktionen. Man kann die meisten 
Metalle emaillieren, dagegen ist es nicht möglich, verschiedenartige, etwa mit- 
einander verbundene Metalle gleichzeitig zu emaillieren. Die Emaille muss 
den betreffenden Gegenstand ohne Risse und Sprünge bedecken, denn sonst 
dringt die Säure an solchen Stellen ein, unterhöhlt die Emaillekruste und 
greift das Material genau so an, als wenn dieses gar nicht emailliert gewesen 
wäre. Da Emaille durch Schlag von dem mit ihm überzogenen Material 
leicht abspringt, so sind nachträglich miteinander zu befestigende Gegen- 
stände sorgfältig zu behandeln und nicht durch Nieten, sondern durdi 
Schrauben miteinander zu verbinden; sind diese letzteren der zerstörenden 
Flüssigkeit ebenfalls ausgesetzt, so sind sie durch Bleiüberzug etc. besonders 
zu schützen. 

Steinzeug und ähnliche Erzeugnisse der keramischen Industrie werden 
häufig mit Erfolg da angewendet, wo weder die gewöhnlichen, noch die edlen 
Metalle sich als dauernd haltbar enteisen. Es werden die verschiedensten 
Gegenstände und Maschinen als: Saug- und Druckpumpen, Bekleidungen, 
Einsätze, Tröge und Bottiche daraus hergestellt ; namentlich findet das Stein- 
zeug zur Herstellung von Kühlschlangen, Tourills und Säure- Auf bewahrungs- 
und Transportgefässen eine ausgedehnte Verwendung. Für bewegliche Teile 
eignet es sich wegen der geringen Widerstandsfähigkeit gegen mechanische 
Einflüsse weniger, wenngleich es für Hähne etc. unersetzlich ist. 

Das Gleiche gilt auch für T hon, Glas, Porzellan und verwandte 
Produkte. 

Nicht unerwähnt sollen die glasierten Thon- und Steingutröhren 
bleiben, welche bei ihrem billigen Preise sich ganz vorzüglich bewährt haben; 
in manchen Fällen reichen aber auch schon Zementröhren und beto- 
nierte oder asphaltierte Kanäle aus. 

Was vorstehend von der Verwendung von Materialien für Teile von 
maschinellen Einrichtungen gesagt wurde, gilt ebenso auch filr die Rohr- 
leitungen und das Leitungsmaterial zum Transport schädlicher, d. h. an- 
greifender Flüssigkeiten selbst. 



Transportvorrichtiiiigeii für Flüssigkeiten. 



119 



Es wurde schon erwähnt, dass zum Transport von Flüssigkeiten 
e verschiedenartigsten Apparate und Maschinen vorhanden sind, welche so- 
)h\ in Bezug auf ihre Leistung, als auch bei gleicher Leistung in Bezug 
f ihre Konstruktion den weitgehendsten Anforderungen zu genügen im 
nde sind. 

Soll eine Flüssigkeit ohne Höhenbeförderung auf nicht zu grosse 
itfernungen weiter geleitet werden, so sind besondere Transportvor- 
iitungen im allgemeinen nicht erforderlich; man wird solche nur da 
zuwenden haben, wo es sich um das Hochfördem oder Weiterbewegen 
er Flüssigkeit in verschiedenen Höhenlagen handelt. 

Von veralteten Konstruktionen abgesehen, zerfallen die Fördervor- 
itungen für Flüssigkeiten in folgende Arten: 

1 . Solche für direkten Betrieb mittelst Dampf, Luft oder 
ISS er, wie 

Injckteure und Elevatoren (Dampfstrahlapparate), 

Ejektoren (Wasserstrahlapparate), 

Pulsometer (Zweikammerpumpen), 

Aquapulte (Einkammerpumpen) und 

Montejus. 

2. Solche, welche erst durch beliebig andere umgesetzte motorische 
äfte in Thätigkeit versetzt werden, und seien solche zunächst einfach in 
i Begriff »Pumpen« eingeschlossen. 

Man wendet zwar auch Pumpen durch Verkupplung mit Dampfmotoren 
Dampfpumpen an, doch gehört diese Kategorie deshalb doch nicht zur 
:genannten Art, weil eben der Dampf als motorische Kraft erst umgesetzt 
d. 

Dampf 




Wasser 
Fig. 167. 



Es sollen nun im folgenden die Konstruktionen dieser Transportvor- 
itungen nebst ihrer Verwendungsart behandelt werden. 

Die Injekteure sind Vorriclitungen, welche im Prinzip darauf be- 
en, dass Dampf durch ein System von Düsen strömt und dadurch über 
1 Niveau der zu hebenden P'lüssigkeit ein Vakuum erzeugt, wodurch 
tere angesaugt, vom Dampfstrom erfasst, und nach der Verwendungsstelle 
rückt wird. 

Man teilt die Injekteure zunächst in ein- und zweidüsige Injekteure 
und unterscheidet ferner saugende, nichtsaugende und selbstthätig 
ideransaugende, s()gcnannte,,Restarting**-Inj ekteure und solche, 
:he zu ihrem Betrieb frischen Kesseldampf oder Retourdampf — 
h. abgehenden Dampf von Maschinen — gebrauchen. 

Ein eindüsiger, saugender und liegender Injekteur einfachster 
istruktion ist in Fig. 1O7 im Durchschnitt dargestellt und soll an Hand 
>er Zeichnung die Wirkungsweise desselben angegeben werden. 



r 



L 



1 20 III Abicilung. 

Soll der Injekleur arbeiten, so lässt man zuvor das im Dampfrohr 
befindliche Kondenswasser ab, was dadurch geschieht, dass man die Spindel 
langsam und so lange herausdreht, bis an dem Ueberlaufrohr Dampf aus- 
strömt. Hierauf schraubt man die Spindel langsam zurück, bis der Injekteur 
das Wasser ansaugt, welches dann dem Ueberlaiifrohr wieder entströmt; nun 
dreht man vorsichtig die Spindel wieder heraus, bis kein Wasser mehr ab- 
fliesst und der Injekteur arbeitet, was man an einem eigeniümlichen Ton 
schon von weitem wahrnehmen kami. 

Die saugenden Injekteure können durchschnittlich VVasser von 30 ' C. 
ca. 2 m ansaugen, wül man aber die Saughühe vergrössem, so müssen die 
Injekteure besonders adjustiert werden. 

Die nichlsaugenden Injekteure erhalten ihr Wasser aus hoch- 
stehenden Reservoiren oder aus einer Druckleitung zugeführt, und soll man 
auch bei diesem Injekteur nicht über 30* C. Wassertempera tut gehen, welches 
dem Kessel dann mit ca. 70" C. zugeführt wird. 

Körting, Strube und andere Fabrikanten behaupten in dieser Be- 
ziehung mit ihren Injekteuren noch 
viel weiter gehen zu können, indem 
sie mit denselben bis auf ca. 65" 
vorgewärmtes Wasser ansaugen und 
diese Temperatur durch den Injek- 
teur um 50" erh'ihen so dass es 
mit ca 115" in den Kessel gelangt 
V^ enu bei beiden vorgenannten 
K jnstrukliDnen, saugende und nicht 
saugende Injekteure momentan Luft 
in die /iufuhrungsleitung gelanct 
so schlagen dieselben ab d h sie 
hören auf zu arbeiten und mu<isen 
VI n neuem angestellt werden 

Diests Lebelstandes wegen 
sind sLf durch den Unnersal- 
uder Doppcl injekteur von Gebi, 
Körting und durch den Restar- 
ting-Injekteur von Schaffer 
& Budenberg vollständig ver- 
drangt worden. Bei ersterer Kon- 
struktion (siehe Fig. 16S), auf 
welche hier nur eingegangen werden 
soll, hat man einen Hebel derart 
angebracht, dass man nur eine Be- 
wegung mit demselben zu machen 
braucht, um den Apparat in Betrieb 
zu setzen. Der Vorgang ist hierbei 
folgender; Durch eine geringe Be- 
wegung des Handhebels wird zuerst das kleine Ventil V etwas gehoben, 
dadurch das Wasser anges<:igen und anfangs durch den Kanal M ins Freie 
getrieben; durch weitere Fortbewegung des Hebels schliesst der Hahn E diesoi 
Kanal ab, sodass das Wasser in das DUsensystem F' unter Druck eintritt und 
nun durch den Kanal Jtf' noch so lange ins Freie austüesst, bis das grosse 
Dampfventil T^ ganz geöffnet ist und gleichzeitig der Hahn E den Kiinal JC 




Fig. .6S. 



Trsasportvorrichtungeii für FliU^igkeilED. 121 

abgeschlossen hat, worauf das Wasser durch das Speiseventil C in den Kessel 
getrieben wird. 

Während also der eine Injekleur nur das Ansaugen besorgt, dient 
der zweite Injekteur dazu, das angesaugte, schon etwas unter Druck befind- 
liche Wasser unter denjenigen Druck zu setzen, welcher es befähigt, in das 
Kesselinnere zu dringen. In dieser Zweiteilung liegt auch die Begründung, 
weshalb der Universal - Injekteur heisseres Wasser nimmt, als jeder eindüsige 
Injekteur, denn man mengt das an zusauge n".le Wasser zunächst erst mit einem 
geringen Quantum Dampf und erst dann, wenn das Wasser schon einen ge- 
ringen Druck — also einen höheien Siedepunkt — besitzt, fügt man den 
notwendigen Rest Dampf hinzu. Durch dieses Höherlegen des Siedepunktes 
bei der zweiten Zumischung von Dampf wird aber die Fähigkeit, heisseres 
Wasser zu speisen, erlangt. 

Bei den Retourdnmpf-Injekleuren darf der Gegendruck im Kessel 
nicht mehr wie 5 Atmosphären und die Temperatur des Speisewassers nicht 
höher als i8' C. sein; will man diese Verhältnisse erhöhen, so muss man 
dorn Retourdampf noch direkten Kesseldampf luföhren. 

Bei der Aufstellung (.-ines Injekteurs ist es wichtig, auf folgende 
Punkte zu achten: Die R ohrleilungen fflr Dampf und Wasser dürfen 
nichl enger, als die entsprechenden Oeffiiungen am Injekteur sein und 
keine scharfen Krümmungen besitzen; das Dampfzuleitungsrohr muss 
vom höchsten Punkt des Kessels abgehen und darf bis zum Injekteur keine 
-Alnweigungen erhalten. 




Fie- 169. 



We Injekteure werden ausschliesslich zum Speisen von Dampf- 
kesseln verwendet und haben anderen Hebevorrichtungen gegenüber den 
Vorzug der Einfachheit und ferner den, dass der zur Inbetriebsetzung 
benötigte Dampf nicht verloren geht, vielmehr dem Kessel sofort 
*ieder in Gestalt von vorgewärmtem Wasser zugeführt wird. 

Auf ähnlichem Prinzip als die Injekteure beruhen die Elevatoren 
oder Dampfstrahlpumpen, nur sind dieselben .insofern viel einfachet, 
ab sie keine beweglichen Teile (besitzen und bei leichter Handhabung und 
sehr geringer Abnutzung fast keiner Reparatur unterworfen sind. 

Auch diese Transpurt Vorrichtungen werden ihrer Verwendung gemäss 
in drei Arten hergestellt und zwar für geringe Saughöhen oder zu- 
fliessende Flüssigkeiten, für grosse Saughöhen, bedeutende 
Druclthöhen und für veränderlichen Dampfdruck. 



I 



122 



III, AbteUang. 



Bezüglich der Wärme des zu fördernden Wassers gehen einige Fabri- 
kanten sehr weit. So garantiert Körting noch bei qo* C. warmem Wasser 
ein tadelloses Funktionieren seiner Elevatoren. Durch den Betriebsdnmpf 
tritt eine nicht unwesentliche Erwärmung und Vermehrang der gehobenen 
Fltissigkeit ein, und wachsen beide mit der steigenden Förderhöhe. Aus 
diesem Grunde ist es besonders vorteilhaft, solche Flüssigkeiten mit Elevatoren 
zu transportieren, bei welchen die verloren gegangene und von der Flüssigkeil 
aufgenommene Würnie spater wieder verwendet werden kann, also z. B. 
Heben vonSpeise wass er in Reservoire, Heben von warmen Maischen, 



, Sau 







Auch zum Transport von schlammigen und sandigen Flüssig- 
keiten eignen sich die Elevatoren deshalb ganz ausgezeichnet, weil keinerlei 
bewegliche Teile vorhanden sind und der Ersatz der verschliessenen anderen 
Teile, als Düsen, mit wenig Kosten verknüpft ist. 

Ejektoren oder Wa sserstrahlpumpen werden nicht wie die 
Injekteure oder Elevatoren mittelst Dampfdruck, simdem mittelst Wasser- 
druck in Betrieb gesetzt und können naturgemäss nur da angewendet 
werden, wo eine Hochdruckleitung 
vorhanden ist. Ihre Verwendung 
ist insofern eine beschränkte, 
als man sie nur zum Transport v 
Wasser oder solchen Flüssigkei 
benutzen kann, welche eine Ver- 
dünnung durch da-s Betriebswasser 
vertragen können. 

So erklart sich ihre zahlreiche 
Benutzung beim Auspumpen von 

Kellern, Baugruben etc. etc. und zwar umsomehr, als sie wie die Elevatoren 
sehr geringen Abnutzungen und fast keinen Reparaturen unterworfen sind. 
Die gebräuchliche Förderhöhe ist bei einem Wasserdruck von 3 '4 bis 
4 Atm, ca. 4 Meter und werden alsdann \on i I Druckwasser, i I von der 
zu transportierenden Flüssigkeit nuf die angegebene Höhe geschafft. 

Die Pulsometer oder kolbenlosen Zwei- 
srpumpen sind Apparate, bei welchen das 
Saugen der zu transportierenden Flüssigkeit durch 
Kondensation und <las Heben derselben durch 
den Druck des Betriebsdampfes in zwei neben 
einander liegenden Kiimmem hervorgebracht wird. 
Die erste brauchbare Ausführung dieses schon längst 
I bekannten Vorganges ist die von Henry Hall, 
welcher als selbsttliäiiges Umsteuerungs - Organ ßr 
I den Dampfzutrilt eine auf einer Schneide balan- 
:nde Kugel anwendete. Dieser Umsteuenmgs- 
mecluinismus ist nun von verschiedenen Konstruk- 
teuren durch andere, iihnlicli wirkende Organe, als 
1 Platten, Schieber, Kolben, Pendel etc. ersetzt worden, 
wodurch aber nicht das Prinzip des Pulsometeis, 
sondern nur seine Leistungsfähigkeit und sein Dampf- 
verbrauch geändert wurden. 
An vorstehenden Abbildungen (Fig. 171 und 172) des von Schäffer 
& Budenberg hergestellten Pul.someiers soll nun die Wirkungsweise desselben 
angegeben werden. Nachdem bei periodischem Oetfncn und Scbliessen dö 







Fig. 17J. 



Transporlvotrichtnngen fiir nUisigkeiten. I 23 

Dampf ventites die Flüssigkeit angesogen, d. h. der Apparat gefüllt ist, 
dffiiet man das Dampfventil um ca. eine halbe Drehung. Der Dampf strömt 
aus in eine der beiden Kammern A, A^ — in der Zeichnung Af^ — 
und drückt die darin enthaltene Flüssigkeit durch die Oeffnung B^ und 
durch das dahinterliegende Druckvenlit D^ in das Steigerohr G, So- 
bald der Flüssigkeitsspiegel bis imter die obere Kante der Oeff- 
nung ß( tritt, entsteht eine plötzliche Vergrösserung der Flüssigkeitsoberfläche 
nn<i chidurch eine stärkere Kondensation, welche l>ewirkt, dass der Dampf 
^hneller durchströmt und die Klappe / mitreisst. Der nun noch in A^ be- 
findliche Dampf ist dadurch abgeschlossen und bewirkt durch seine Konden- 
sation in A^ ein Vakuum, welches diesen Raum durch das Saugventil iS'g 
weder mit Wasser füllt. Durch ilas Niederschlagen der Klappe f auf die 
Oeflhung B^ ist aber zugleich die Oeffnung H der Kammer A frei geworden, 
sodass jetzt die Flüssigkeit aus dieser in -derselben Weise wie vorher aus A^ 
fortgedrflckt wird, was durch Oeffnung B und Druckventil D nach dem Steig- 
rohr G geschieht. Tritt das Niveau in A unter die obere Kante S, so ent- 
steht ebenfalls eine Kondensation und ein Umwechseln der Klappe / und 
das Spiel beginnt von neuem. Um ein gutes und regelmässiges Arbeiten des 
Apparates zu eriangen, ist es notwendig, dass die Saug- und Dtuckperioden 
in beiden Kammern gleichzeitig abschüessen. 

Dies erreichen Schaffer & Budenberg dadurch, dass sie durch die mit 
Ventilen r und r^ versehenen Rohre R und R^ aus der Druckkammer 
FIflssigkeit in die Kondensationskammer einspritzen. Die oben am Apparate 
angebrachten Luftventile L und Lf, dienen zum Abschwachen der unver- 
meidlichen KondensationsstOsse. 

Auch die Pulsometer gestatten die vielseitigste An wendung und lassen 
(ich durch dieselben kal te und bis ca. 80" Geis, warme, dünn- und dick- 
s flüssige, sandige und schlammige Flüssigkeiten mit Leichtigkeit trans- 
portieren. Für Säuren, Laugen und andere ätzende Flüssigkeiten 
vird der Pulsometer nicht aus Gusseisen , sondern aus dem geeignetsten, 
diesen Flßssiglteiten widerstehenden Material angefertigt. 

Die Aquapulte oder kolbenlosen Einkammer-Dampfpumpen 
wirken in ähnlicher Weise wie die Pulsometer, indem bei ihnen ein ent- 
lajtetes Dampfventil abwechselnd geschlossen und geöffnet wird, wodurch 
Dampf in die Kammer eintritt, welcher dann die angesaugte Flüssigkeit weg- 
drückt und durch Kondensation »neder ansaugt. Aus umstehender Ab- 
bBdiing eines von Körting fabrizierten Aquapultes geht die Wirkungsweise 
air GenUge hervor; es ist nur die Sicherung der Steuerung zu erwähnen, 
vddie in einer Verbindung des Steuerkopfcs mit dem Windkessel besteht 
und erreichen soll, dass die zur Umsteuerung nötigen Druckunterschiede zur 
richtigen Zeil vorhanden sind. Für Aquapulte gilt in Bezug auf deren Ver- 
wendung dasselbe, was oben für Pulsometer bereits gesagt wurde, nur werden 
bezw. sind sie schon von jenen derart verdrängt worden, dass noch wenige 
verwendet werden. 

Sehr bequeme und auch sehr viel angewendete Transportmittel sind die 
Hunt ejus oder die Druckfässer oder die Druckbirn'e n. Diese bestehen 
au.1 zylindrischen oder kegelförmigen Gefässen, denen die zu befördernde 
Flüssigieil zuläuft und welche mittelst eines oben eintretenden Dampfelromes 
durch ein bis auf den Boden des Gefässes reichendes Eintauchrohr, in 
die Druckruhrleitui^ nach irgend einer Verbrauchsstelle gedrückt wird. In 
den meisten Fällen ist oben am Gefäss oder in der Dampfzuleitung zur 
Erkennung des Druckes ein Manometer angebracht, während die Anbringung 




III. Abtei long 



eines äusseren FlOssigkeitsanzcigers nur dann etfoiderlkh ist, 

keine anderen Vorrichtungen voigesehen hat, die ein Ueberlaufeo des Gef^sses 

verhindern. 

Mit diesen Apparaten kann man alle Flüssigkeiten transportieren, sind 
diese aber kalt, so t 
Dampfes ein, we~^halb man nur heisse Flüssigkeiten mittelst Dampf be- 
wegen sollte. 

Wendet man aber bei diesen Gefassen an Stelle des Dampfes als ; 
bewegendes Medium gepresste Luft an, .*o hat man ein Transportmittel, I 
mit weld)em ma» jede Flüssigkeit, ob kalt, warm oder heis.s bew^en | 
kann. Es empfiehlt sich in diesem Falle, die zur Erzeugimg der Pressluft j 




TiaDtporivorrichtungen lür FlUtsigkcil 



'25 



S nach der Art der xa befi^rderaden Flüssigkeit wird das Material zur 
der Gefasse gewühlt, so stellt Fig. 174 ein Gefäss aus Guss- 
"5 ein solches aus Thon dar. 
iztere Abbildung zeigt eine Aus führungs form der Thonwaaren- 
"ettenhausen b. Cassel, welche ihre Driickbimen mit Draht ein- 
, wodurch bei event. Springen einem Herumfliegen von Bruchstücken 
gleichzeitig einem Herumschleudern von Flüssigkeit nach Möglichkeit 
ebeugt wird. Durch Anbringung eines Dreiweghahnes in der Druckluft- 
ng verhindert man im Moment der vollständigen Entleerung des Montejus, 
die Druckluft in das Steigrohr einlrilt und durch das bekannte Schlagen 
Rohr beschädigt. Beim ersten hrvr baren Geräusch wird sofort durch 
hseln der Hahnsteltung der Druckluft aus dem Dnickfaas der freie Aus- 
jijjrch den Hahnen und nicht durch das Steigrohr gegeben. 




eite An von Flüssigkeils - Transportvorrichtungen, 
i durch beliebig umgesetzte motorische Krüfte in Thatigkeit gesetzt 
. und die man allgemein unter den Begriff »Pumpen* zusammen- 
ud Maschinen, welche durch Ansaugen die Flüssigkeiten heben und 
xlrücken, und welche sich nicht nur durch ihre Wirkungsweise, sondern 
ihre Konstraktiinen und Leistungen wesentlich von einander 
leiden. 
! Verschiedenartigkeit der Betriebe von Pumpen — als Allgemein- 
durch Dampfmaschinen, Druckluft- und Elektromotore, 
iBenzin- und Petroleummotore, Windmotore, Hydraulische 



126 



m. AbteUang. 



und Heissluftmotore, Handbetrieb etc., sei ebenso allgemein en^'ähnt, 
als die Anwendung von Göpelbetrieb und ist es ziemlich gleichgiltig, ob 
die Pumpen als getrennte Fördervorrichtungen angeordnet, oder mit irgend 
einem der vorgenannten Motore direkt gekuppelt, betrieben werden. Die 
Betriebsart einer solchen Einrichtung wird sich dem vorhandenen Fabrik- 
betrieb anzupassen haben, ohne dass irgend sonstige Hindemisse der Wahl 
einer besonderen Betriebsart entgegenstehen. 

Am häufigsten geschieht der Antrieb der Pumpen entweder durch 
Dampfmaschinen, — Dampfpumpen — oder durch Transmissionen — 
Transmissionspumpen — oder per Hand — Handpumpen — ; 
letztere nur in kleinem oder unterbrochenem Betriebe, da die dauernde Be- 
dienung durch einen Arbeiter doch viel zu teuer werden würde. 




Fig. 176. 



Die Dampfpumpen sind unabhängig von dem Aufstellungsort, 
sie können je nach Belieben jederzeit in Thätigkeit gesetzt werden und 
rascher oder langsamer laufen, sich ve ränderlichen Anforderungen be- 
züglich der Leistung leicht anpassen, im Notfall als Dampfmaschinen zur 
Kraftabgabe verwendet werden. 

Besonders erwähnenswert sind die vielfach in Anwendung gekommenen 
Dampfpumpen ohne rotierende Wellen, die sogenannten direkt- 
wirkenden Pumpen, welche sich durch ihre gedrängte Anordnung vor 
anderen Darapfpumpen auszeichnen. Fig. 176, eine Ausftihrungsform der 
Worthington- Kompagnie, stellt einen Typus dieser Gattung Pumpen vor. 

Die Scliieberbewegung ist die hervorragende und wichtige Eigenthüm- 
lichkeit dieser Pumpe, welche stossfrei und geräuschlos arbeitet. Zwei Dampf- 
pumpen sind nebeneinander gestellt und so verbunden, dass die eine den 
Dampfschieber der anderen bethätigt; jeder arbeitende Kolben öffnet vor 
Beendigung seines Hubes den Zugang des Dampfes zur anderen Pumpe, 
bleibt stehen und geht erst zurück, nachdem der Dampfschieber durch die 
andere Maschine geöffnet ist. Infolge dieser zeitweisen Pause können die 
Pumpenventile sich allmählich auf ihre Sitze senken, und wird dadurch ein 



Tnnsportvorrichtangen für Flüssigkeiten. 127 

sanftes und stossfreies Arbeiten erzielt. Da ferner immer der eine oder 
der andere Dampfeingang geöffnet ist, so ist auch kein toter Punkt vorhanden, 
üe Pumpe ist stets und sofort betriebsfähig und kann mit jeder beliebigen 
jcschwindigkeit von einer Tour bis zur Maximalgeschwindigkeit per Minute 
irbeiten. 

Die Transmissionspumpen haben die billigere Anlage für sich; 
lie Kraftübertragung erfolgt durch Riemen, Draht- oder Hanfseile oder 
irekt durch die Transmissions- oder Vorgelegewelle. Diese Pumpen kann 
lan auch bei kleineren Dimensionen zugleich für Handbetrieb mittelst 
chwungrad oder Kurbel einrichten. Will man bei diesen Pumpen eine Ver- 
nderlichkeit bezüglich der Leistung während des Ganges der Transmission 
lerbeiführen, so versieht man sie mit Differentialkolben oder mit Regulierhahn 
esp. Regulierventil. 

In Bezug auf die Anordnung der Pumpen ist folgendes zu bemerken: 

Die liegenden Pumpen sind bequem zugänglich, sehr stabil und 
laher in den meisten Fällen als normale Ausführung zu bezeichnen. 

Die Ständerpumpen lassen sich leicht aufstellen und bean- 
pruchen hierzu wenig Raum. 

Die Wandpumpen nehmen ebenfalls wenig Raum ein, lassen sich 
eicht montieren, bedingen aber das Vorhandensein einer günstig gelegenen 
ind stark angelegten Mauer. 

Die freistehenden Pumpen nehmen auch nicht viel Platz in An- 
pruch, sind aber von allen anderen Konstruktionen die am wenigsten 
tabile. 

Die hauptsächlichsten Arten der Pumpen sind: Kolben-, Rotations- 
Kapsel- und Würgelpumpen) und Zentrifugalpumpen. 

Bei ersteren geschieht die Förderung dadurch, dass ein, sich in einem 
'ylinder hin und her bewegender Kolben ein Vakuum im Saugrohr herstellt, 
ladurch die Flüssigkeit anhebt und fortdrückt ; wird bei dei einen Bewegung 
les Kolbens nur gesaugt und bei der entgegengesetzten Bewegung des Kolbens 
lieses Wasser nur weggedrückt, so nennt man diese Pumpe eine einfach 
•irkende, wird aber bei jedem Kolbenhub gleichzeitig auf einer Seite ge- 
äugt und auf der anderen Seite gedrückt, so nennt man diese Pumpe eine 
oppelt wirkende. 

Nach ihrer Wirkung kann man die Kolbenpumpen einteilen in: Saug- 
umpen, Hubpumpen, Saug- und Hubpumpen, Druckpumpen und 
aug- und Druckpumpen. Die Saugpumpen haben eine grosse und 
ie Hubpumpen eine geringe Saughöhe, beide besitzen Ventile oder 
Jappen, sowohl im Kolben, als an der Stelle wo sich das Saugrohr zum 
yünder erweitert; Saug- und Hubpumpen sind so aus vorstehenden 
eiden Arten kombiniert, dass eine Flüssigkeit erst angesaugt und dann 
if eine gewisse Höhe gehoben wird. 

Druckpumpen und Saug- und Druckpumpen haben stets massive 
olben und befinden sich die Saug- und Dru(^kventile in einem, neben dem 
umpenzylinder angebrachten gemeinschaftlichen oder getrennten Räume, 
em Pumpengehäuse. 

Sind die Verhältnisse so, dass die Flüssigkeit der Pumpe zuläuft und 
an die Flüssigkeit nur fortzudrücken braucht, so hat man eine Druck- 
umpe; muss die Flüssigkeit aber angesaugt und dann noch fortgedrückt 
erden, so erhält man die Saug- und Druckpumpe. Ist die Kolbenge- 
hwindigkeit zu gross, so dass sich in der Saugperiode die angesaugte 
üssigkeitssäule von dem aufsteigenden Kolben trennt, so entstehen in der 



III. Ableilang, 

Pumpe Stösse, sogenannte Wasserschlage, welche man aber durch An- 
legen von Windkesseln in die Saugleilung völl^ beseitigen kann. Will 

das stossweise Ausdrücken des gesaugten Wassers verhindern, so legi 
man auch Windkessel in die Druckleitung, nur ist es ratsam die Wind- 
kessel nicht zu klein anzulegen, da sie sonst ihren Zweck nicht erfüllen. 

Die Saug- und Hubpumpen finden wenig Verwendung ; nur da, wo 
man nicht viel für die ganze Anlage bezahlen will und da, wo nur geringe 
Saug- und Hubhöhen vorhanden sind, wendet man sie jeUt noch vereinxdl i 
an. Mit Vorliebe benutzt man heule noch die Hubpumpen zum Transport 
von dickflüssigen, unreinen und schlammhal tigen Stoßen als Maische, ' 
Teer-, Färb- und Kalkwässer, Stärkemilch etc. und stattet sie dann ' 
mit Kugelventilen aus, welche sich für den dichten Abschluss derartiger 
Flüssigkeiten am besten bewahrt haben. I 

Wie bereits oben gesagt wurde, besitzen die Druckpumpen und die 
md Druckpumpen massive Kolben, welche an ihrem Umfange 
behufs Abdichtung mit und ohne Liderungen versehen sind. Diese , 




Fig. 177. 

Liderungen können entweder aus Hanf, Leder oder Metall hergestellt söi 
und kann man erstere bei wenig verunreinigtem und sandigem Wasser ood 
brauchen, während die letzteren hierfür unbrauchbar sind. Als Abart die»" 
. Kolben, welche eine mehr scheibenförmige Form haben und O 
an ihrer Berührungs stelle mit dem Zylinder abdichten, müssen die sogenanate 
Plungerkolben angesehen werden, die massive lange Zylinder bilden, dea 
Durchmesser nur um etwas geringer ist als der des Pumpen Zylinders, « 
welche sich nur an der am Ende desselben befindlichen Stopfbüchse 1 
dichten. Diese Plungerkolben finden eine ausgedehnte Verwendung, 
lieh aber zu Speisepumpen für Dampfkessel und Lokomobilen und zum Hebetf 



■ichtun gen filr Flllssijjlteil 



I3y 



m grcBsen Wassermassen, weil sie sehr dnrach geformt sinil und eine fort- 
ihrende Kontrolle ihrer Dichtiglieit gestatten. 

Ist nun kein Wasser, sondern, was ja hauptsächlich in chemischen 
.biiken vorkommt, eine solche Flüssigkeit zu transportieren, welche Gusseisen 
greift, so muss man die Pumpe, je nach den Eigenschaften der betreflen- 
n Flassigkeit, aus einem dieser widerstehenden Material herstellen, und wird 
dieser Beziehung auf das auf den Seiten 113 bis 1 iS Gesagte Bezug ge- 
mmen. 

Will man aber die ätzende Flüssigkeit nur mit dem Gehäuse, aber 
ht mit dem Kolben in Berührung bringen, so wendet man die Membran- 
mpen an. Bei diesen Pumpen, (Fig. 177) eine Ausführung der Firma 
L. G. Dehne, Halle a. S., befindet sich am Ende des Zylinders zwischen 
sem und dem Ventilgehause eine Membrane aus Gummi, welche beim 
beben des Kolbens nach diesem hin bewegt wird und dadurch das An- 
igen der Flüssigkeit veranlasst, während bei der anderen Bewegung des 
ilbens die Membrane sich nach dem Ventilgehause hin ausbaucht und die 
st dem Saugventil stehende Flüssigkeit wegdrückt. 

Diese Pumpen lassen sich natürlich jedem beliebigen Antrieb und jeder 
iebigen Anordnung anpassen. 

Die zweite Art der Pumpen, die Rolationspumpen, funktionieren in 
r Weise, dass deren Kolben keine hin- und hergehende, sondern eine 
ierende Bewegung ausführen und hierdurch ebenfalls ein Saugen und 
Ocken der Flüssigkeit veranlassen. 

Man unterscheidet bei dieser Gattung Pumpen solche mit einer, und 
che mit zwei und mehreren Achsen; da jedoch bei der ersteren 
olge der gleitenden Reibung der Schaufeln an dem Gehäuse tler Pumpe 
I ein Nutzeffekt unter 50 Prozent erzielt wurde, so sind nicht mehr viele 
n diesen Konstruktionen im Gebrauch. 

Die rotierenden Pumpen 
l zwei Achsen finden sich 
den manigfaltigsten Knn- 
uktionen vor und soll nur an 
benslehender Fig. 178, „Hö- 
rende Pumpe von Hoppe", 
. R. P. 41526/44200), die 
ider Ausführung einer solchen 
!e%t werden. Die beiden 
ilben sind jsahnartig geformt, 
derzeugen bei ihrer Drehung 
I Vakuum ,wod urch d i e F 1 üs s ig - 
t angesaugt wird, zwischen 
: Zahnlücken tritt, nach oben 
legt und durch das Druck- 
ir weiter transportiert wird. 
; Pumpen arbeiten ganz vorteilhaft und beanspruchen wenig Reparaturen. 

Bei der letzten Art der zu besprechenden Pumpen, den Zentrifugal- 
mpen, erfolgt die Förderung durch die Wirkung der Zentrifugalkraft, 
em die Flüssigkeit durch dieselbe ausgeschleudert wird und durch das 
idte Vakuum ein Nachströmen derselben entsiebt. Für die Erreichung 
er bestimmten Förderhöhe ist ebenso eine bestimmte Umfangsgeschwindigkeit 
Flügelrades erforderlich, was bei den vorbenannten Pumpenavteft ■nuAvV itx 




'30 



in. Abteilung. 



Fall ist. Eine Zentrifiigatpumpe besitzt weder Ventile noch Klappen 
und erzeugt eine gleich massigere Förderung, wie kaum eine andere Gattung von 
Pumpen. 

Infolge dieser Eigenscliaft ist die Geschwindigkeit der geförderten Flüssig- 
keit eine grössere, und die Rohrleitungen selbst können kleiner dimensiomerl 
werden, als solche anderer Flüssigkeits-Hebevorrichtungeu. Bei den Zentri- 
fugalpumpen können die Windkessel in Wegfall kommen, ohne Slösse und 
Vibration in den Rohrleitungen befürchten zu müssen, da ein abnormer 
Druck nicht eintreten kann. 

Auch diese Pumpengattung iässt sich in zwei Unterabteilungen trennen, 
nämlich in einseitig und zweiseitig saugende Pumpen, d. h, solche bei denen 
die angesaugte Flüssigkeit nur von einer Seite in das Flügelrad eintritt und 
solche, bei welchen dies von beiden Seiten geschieht. 



[= 



Fig. 179. 

Die einseitig saugenden Zentrifugal- Pumpen bieten den Vorteil, 
man die Saugleitung mit Hilfe des drehbaren Krümmers bequem nach jeder 
Richtung hin anschliessen kann. Dieser Vorteil hebt aber den grossen Nachteä 
derselben, der in der einseitig achsialen Beanspruchung des Flügelrades liegte 
nicht auf. Man sollte daher, wenn irgend möglich bei der Wahl einer Zenlri- 
fugalpumpe stets seine Entscheidung zu Gunsten der zweiseitig saugenden 
Pumpe treffen; wo man aber durch örtliche Verliältnisse oder dergl, 
zwiingen ist zu einer einseilig saugenden Pumpe zu greifen, muss man uft^ 
bedingt darauf achten, dass die Welle derselben gegen den einseitigen Zuy 
nach der Saugweite hin gehörig gesichert ist, da man sonst forlwahrendaa' 
Betriebsstörungen wie Heisslaufen und Festfressen der Welle in den Lagen>,< 
Festbremsen des Flügelrades an der einen inneren Gehäusewand etc. 
gesetzt ist. 

Die obenstehende Fig. 179 zeigt eine solche einseitig saugende Zenlri^ 

■ fügal-Pumpe, bei welcher an dem Saugkrüramer noch eine separate Oelkj 

angebracht ist, in welcher die gehärteten Spurzapfen zur Aufnahme 

achsialen Druckes untergebracht sind. Diese Sputzapfen laufen vollstandj 



Tr>niport*orrichtDDgeD für FlU**igkeiten. 



'3" 



in Od, um ein Wan»werden möglichst zu verhindern ; jedoch muss diese Oelkammer 
Dach dem Saugkrümmer zu an der Durchgangs stelle der Welle gut abgedichtet 
San, da sonst leicht ein Absaugen des Oeles erfolgen ki^nnte. 

Eine besondere Eigentümhchkeit der Zentrifugalpumpe ist die, dass 
nun wahrend des Betriebes unbedenklich eine Rohrleitung abstellen 
kann, ohne Defekte oder Brüche derselben befürchten zu müssen, was 
bekanntlich bei allen anderen Konstruktionen der Fall sein würde. Diese 
Eigenschaft dient besonders zum Regulieren der zu fördernden Flüssigkeits- 
mengen mittelst Schiebern oder Hähnen, und ist diese Regulierung auch 
beiüglich des Kraftbedarfes insofern ein bequemes Mittel, als sich derselbe der 
jeweils geförderten Menge anpasst. 




Pig. i8a. 



Eine jede Zentrifugalpumpe, welche eine SauglifVhe zu überwinileii hat, 
muss vor der Inbetriebsetzung angefüllt werden, ein Erfordernis, welches bei 
underea Pumpen nicht nötig wird. Dieses Anfüllen darf aber nicht wahrend 
der Rotation der Pumpe vorgenommen werden, weil das kreiselnde Flügelrad 
den Eintritt der Füllflüssigkeit nicht gesuttet. 

Man kann auch mittelst eines Injekteurs ein Vakuum in der Saugleitung 
dner Zenlrifugalpumpe bewirken, und wird dabei ein Anfüllen, sowie das Säug- 
ventil überflüssig, welches bei dem gewöhnlichen Anfüllen durch zulaufendes 
Wasser unbedingt nötig ist. Bei grösseren Förderhöhen wendet man Rück- 
Khlagventile an, um die Pumpe von dem auf ihr ruhenden Druck zu entlasten. 

Trotzdem der Kraftbedarf etwas grösser ist als bei den jindercn Pumpen, 
labrä sich die Zentrifuge! pumpen auf Grund der oben angegebenen grossen 
Vorzüge doch viele Freunde erworben und viele Anwendung gefunden. 

Fig. 179 u. 180 stellen als Typen dieser Pumpengattung Ausführungen 
der Firma G, Schiele & Co. in Friinkfurt-Buckenhcim dar. und ist aus diesen 
Figuren alles klar und deutlich ersiclulich. 

Der Vollständigkeit halber seien nocli die Schraubenpumpen erwähnt. 
eine Konstruktion, ahnlich der vurher beschriebenen, nur muss man sich die 
Flügel als Schraubenlinien um die feste Nabe des Schaufelrades gelegt denken. 
En^ldge Erfahrungen übet diese Pumpen liegen noch nicht vor, sie sollen 
aber günstiger art>eiten als die Zentrifugal pumpen. 

An dieser Stelle sei eines neuen Apparates Erwähnung gelhan, welcher 
daai dient, das in Dampfleitungen, Heiz- und Koi^happarateu etc, sich bildende, 
bezw. das in dieselben vom Dampfkessel mitgerissene Wasser in heissem Zu- 
stande in dcD Dampfkessel selbstthütig zurückzuführen. Dieser unter Nr. 8560% 



132 



III, Abteilnng. 



und 86406 patenlierte Apparat wird von der Maschinen- und Dampfkessel- 
Annaturen- Fabrik Schumann li Co. in Leipzig- Plagwitz hergestellt, und be- 
ruht die Wirkungsweise dieses Apparates auf dein Prinzip, dass man durch 
Kondensieren von Dampf in ein-em abgeschlossenen Behalter eine Druct- 
verminderung herbeiführt, wodurch das Kondenswasser angesaugt luid durch 
Zutreten lassen von Kesseldampf in den Dampferzeuger zurückgeführt wird. 




Der Apparat — s. obenstehende Fig. 181 — besteht aus dem Topfe T, 
in welchem ein Hohlzylinder r angeordnet ist, der zur Aufnahme des mit 
Führungsrippen versehenen kupfernen Schwimmers A dient. Der dadurch 
gebildete äussere Ringraum ist durch die Scheidewände W (in der Fig. punktiert) 
in zwei Kammern ü^ und t/j getrennt, welche nur durch die kleine OeffnungU, 
mit einander kommunizieren. Bei A'^ tritt das Kon densationsw asser in den 
Apparat, der durch das Ventil mit dem Wasserraum imd durch Ventil M 
mit dem Dampfraum des Kessels in Verbindung sieht. Der Deckel B des 
Topfes ist hohl ausgebildet und reicht aus demselben ein Rohr n in den 
Schwimmer A herab, wahrend ein zweites Rohr m aus dem Aufsalz r des 
Deckels in die Kammer [7, einmündet. Das Rohr i stellt eine Verbindung 
des Venliles g — welches als Rückschlagventil wirkt, ausserdem aber behufs 
OeiTnen von Aussen noch mit Spindel und Handrad versehen ist — mit dem 
Topf T her. Die Schraube f dient zur anfänglichen Entlüftung des Apparat«. 

Nachdem vor der Inbetriebsetzung des Apparates der Schwimmer A, 
sowie der Behälter r mit Wasser gefüllt sind, wirkt derselbe wie folgt: 



Traniporlvorriclimnjjen für Maisigkeil 



'33 



Der im Apparat befindliche Dampf kondensiert das Förderwasser, tritt 
durch das Rückschlagventil A' in den Topf T ein, wobei der Wasserspiegel 
In der Kammer 17, schneller ansteigt, als in 17, infolge der kleinen Kom- 
munikation s-Oeffhung !(,. Sobald das Wasser die Mündung des Rohres m 
abschliessl, ist die Verbindung der Kammer B mit dem Topf T aufgehoben. 
Infolge der in der Kammer B auftretenden Kondensation steigt das Wasser 
iü n und m empor, wobei sich der Schwimmer A allmählich nach der Kammer 
ß entleert. Der Schn-iinmer untersteht konstant dem Einfluss der Auftriebs- 
kraft der in dem Behälter r enthaltenen Wassersäule, welche bei zum grössten 
Teil erfolgter Entleerung des Schwimmers zum OeHhen des Dampfvenliles 
ausreicht. Dieser Fall tritt ein, wenn das Konsenswasser spärlich zufliesst. 
Anderenfalls tritt das Wasser über den Rand des Behalters r und erteilt dem 
Schwimmer eine zusätzliche Auftriebskraft, wodurch das Ventil ^ geöShet wird. 
Die Oefifnung des durch den Ueberdruck des Kesseldampfes geschlossen ge- 
hallenen Ventiles g geschieht nach erfolgtem Anheben plötzlich bis zum vollen 
Ventil querschnitt. Der Druckausgleich mit dem Kessel findet statt, und das 
Wasser fliesst, da der Apparat oberhalb des Kessels aufgestellt ist, in diesen 
ab. Der Schwimmer verharrt während des Abfliessens des Wassers in seiner 
angehobenen Lage, und zwar so lange, bis die Mündung des Rohres m von 
dem zurücktretenden Wasser freigelegt wird. Da das Wasser aus der Kammer 
Vy schneller als aus ü^ abfliesst, so wird dieses Freilegen des Rohres erst 
dann stattfinden, wenn die Kammer ü^ bereits so weit entleert ist. dass das 
Oebertreten von Wasser aus dem Behälter r in die Kammer U^ infolge Ein- 
sinkens des Schwimmers keinen Einfluss auf den Wasserspiegel in U, haben 
und das Rohr m nochmals abschliessen kann. 

Es wird daher unter allen Umständen ein Niedersinken des Schwimmers 
und ein sicherer Abschluss des Ventiles herbeigefilhrt. 

Der Apparat soll möglichst 1,25 bis 2 m über den normalen Wasser- 
spiegel im Kessel, neben oder Ober demselben aufgestellt werden, und zeigt 
anstehende Fig. 182 eine Anordnung, wo der Apparat direkt auf dem 
Kessel mauerwerk aufgestellt ist. Bringt man nun noch seidich an dem Topfe 
ein Wasserstandsglas an, so kann der Heizer das Steigen und Fallen des 
Wasserspiegels wahrend der Füllungs- und Enlleerungsperiode beobachten und 
wmii den Apparat leicht und bequem kontrollieren. 

Ehe das Kapitel der Transport Vorrichtungen für Flüssigkeiten abgesclilossen 
»ird, sollen noch einige Bemerkungen über den Transport heisser und 
dicker, unreiner, sand- und schlammhaltiger, sowie stark ätzender 
^flisigkeiten gemacht werden. 

Sehr heisse Flüssigkeiten können nicht angesaugt werden, da 
dieselben stets Dampfe erzeugen, welche das unbedingt erforderliche Vakuum 
inuner wieder zerstören. Deshalb ist in solchem Falle die Pumpe derart auf- 
üüslellen, dass die zu fördernde Flüssigkeit dieselbe so füllt, dass keinerlei 
Saughöhe mehr vorhanden ist und die Förderhöhe nur als Druckhöhe auf- 
iriu. Diese Beschränkung ist indessen nicht so hinderlich, als es im ersten 
Moment scheint, da es in den meisten vorkommenden Fällen mflglich sein 
wird, die Hebevorrichtung neben dem Abfüübottich. Reservoir etc. so zu 
plazieren, dass die Flüssigkeit zuläuft. Andererseits kommt es auch seltener 
vor, so heisse Flüssigkeiten transportieren zu müssen, welche ein Ansaugen 
für geringere Höhe unmöglich machen würden. Sehr abweichende Ausführungen 
oder Massnahmen beim Transport von heissen Flüssigkeiten oder bezüglich 
der Installation solcher Einrichtungen sind nicht erforderlich. Man suche 



134 

Oumini oder Leder bei Ventilen und Kolbeo möglichst zu veimeiden, i 
sdb«tt durch hdsse Flüssi^eileti leichler zersefzl «-erden als dnrch ki 
Man hat beobachtet, dass bei plüizUcher iDbetnebselzung eii 
Frdeo atifgesiellten PumpenanUge zur Winietsieit beim Fördern heisser I 
Icdten Derekte entstanden sind, indem mumentan «^inc ungleiche il 
erv^nnuf^ eintrat. Wahrend ein solches Vorkommnis höchst vei 
«tnireten kann, ist es weit öfter mCglich, dass durch rückständ^e, einge 
Rftaüigkciten Sprengungen von Pumpen körpem stattfinden ki5anen, u 
firshalb das grOsste Augenmerk darauf zu richten, dass bei der Anlage : 
Pumpen ßlr die nötigen Ablass Vorrichtungen gesorgt urird. und dass dii 
im Betriebe auch gehandhabt werden, " 




iigkeiten, wie MaiscM 
andere Anordnungen vcST 

II das Fördern von Wass 



Als Lttlungsiniitenal si 
keiten weniger geeignet, da t 
sprengt wurden. 

Der Transport konsiätenlerer Flüs' 
Farbwasser, Kalkwasser etc. etc. erfordert 
Vorrichtungen, als wenn es sich lediglich un 
handelt. 

Zunächst Irin ein Verechleiss der arbeitenden Teile in ■ 
Maase ein und ist dieser beträchtlicher, als man allgera 
häufig äoiche Falle ungenügende Beachtung finden. 

Kolben- und Rotation spumpen. welche abschliessende Arbeitstei 
sitzen, sind zum Fördern sand- und schlämm haltiger Flüssigkeiten e 
weniger geeignet, weil die .\bnutzung an Teilen eintritt, welche deu 
mehr beeinflussen als bei irgend einer anderen Gattung von Hcbcvonicht 
Zentrifugal pumpen sind unbestritten diejenige Gattung von Pumpen, bei » 
der Versehleiss beschrankt werden kann. Es ist dufiir zu sorgen, di 



TrantportTorrichtangen für Flüssigkeiten. I^c 

Flüssigkeit nicht zu den Lagern dringt, was durch Scheiben und Büchsen 
erzielt wc;rden kann. Die Flügel sind seitlich zu decken, damit die Flüssig- 
keit nicht zwischen Flügel und Gehäusewand scheuem kann, sondern nur 
die inneren Flügelwände berührt. 

Bei Anwendung von Kolbenpumpen sind deren Zylinder und Kolben 
mit auswechselbaren Futtern und Ringen zu versehen, und ist es geboten, 
für solche Zwecke von vornherein Reserveteile zu halten, um durch Aus- 
wechselungen eintretende Betriebsstörungen möglichst abzukürzen. 

Spezifisch schwere, dickflüssige Flüssigkeiten erfordern einen 
grösseren Kraftaufwand beim Fördern als dünnflüssige, welche stets 
leichter zu transportieren sind. Die Leistung einer Pumpe für dickere Flüssig- 
keiten etc. ist entsprechend geringer, als diejenige einer Pumpe, welche nur 
zur Wasserförderung dient. Die Dimensionen solcher Einrichtungen sind daher 
jjTösser zu nehmen als für andere Fälle, die Rohrleitungen sind also auch 
entsprechend weiter zu halten 'und Ventile sind möglichst auszuschliessen. 

Hier tritt wiederum ein Vorzug der Zentrifugalpumpen zu Tage, indem 
die Prinzipien, welche deren Konstruktion bedingen, alle Ventile entbehrlich 
machen. 

Bei den Ventilen, welche andere Pumpenarten besitzen, setzen sich 
zuerst die Rückstände fest, diese schieben sich unter die Klappen oder 
zwischen die Ventilsitze etc. und geben Veranlassung zu Undichtigkeiten. 

Bei der Förderung dicker, schlammiger Flüssigkeiten sollen sehr lange 
Leitungen und namentlich Krümmungen möglichst vermieden werden, oder 
man ordnet zwei Hebevorrichtungen an, welche die Arbeit, obwohl zusammen- 
wirkend, teilen. 

Selbst wenn sich bei den Leitungen die Verbindungen, Zusammenstosse 
und Abzweigungen innen glattwandig überführen, sind Rückstände unvermeidlich, 
und ist es zweckdienlich, in entsprechenden Entfernungen Reinigungsöffnungen 
anzubringen. Zum Reinigen der Leitungen empfiehlt sich ein Anschluss an 
t'ine Wasser- oder unter Umständen an eine Dampfleitung, um erstere zeit- 
weise oder am besten nach jeder Benutzung ausspülen, resp. ausblasen zu 
können. 

Stark ätzende Flüssigkeiten, z. B. die meisten Mineralsäuren, 
transportiert man namentlich innerhalb der Fabrik, je nach dem Quantum, 
entweder in Kesselwagen, eisernen Fössern oder gläsernen Säure- 
ballons. Die Kesselwagen bestehen aus einem gewöhnlichen Wagenunter- 
jj^estell, auf welchem ein schmiedeeiserner Zylinder horizontal gelagert ist, der 
ausser einem Mannloch noch je einen Stutzen zum Füllen, zum Ableiten und 
zur Zuleitung von Pressluft besitzt. Aehnlich ausgerüstete Kessel, nur grösser — 
etwa loooo kg Inhalt — montiert man auch auf Waggons zum Versenden 
von Schwefel- und Mischsäure mittelst der Eisenbahn. Ratsam ist es, für 
Druck- und Luftleitung gleich dimensionierte Flanschen oder Gewindestutzen 
einheitlich anzubringen, da man hierdurch in den Stand gesetzt ist, die Wagen 
auch bei veränderter Stellung schnell anzuschliessen, und deren Inhalt nach 
dem Vorratsreservoir oder nach der Verbrauchsstelle hin abzudrücken. 

Die eisernen Fässer eignen sich wie die Kesselwagen zum Transport 
innerhalb und ausserhalb der Fabrik, sowohl für Schwefelsäure als auch für 
Laugen, Benzin etc.; es sind zylindrische Gefässe, welche mit zwei Schutzringen 
versehen sind und eine mittelst gusseiserner Stopfen verschliessbare und ab- 
zudichtende Oeffnung besitzen. Früher wurden diese Fässer nur genietet, 
jetzt aber mittelst des elektrischen Schweissverfahrens geschweisst. 



1^6 in. Abteilang. 

Am meisten zum Transport werden wohl in den chemischen Fabriken 
die gläsernen Säureballons benutzt; es sind dies Flaschen, welche ca. 
60 Liter fassen und mittelst Stroh in einem sogenannten Flaschenkorb ver- 
packt werden, um sie gegen Stösse widerstandsfähiger zu machen. 

Um beim Füllen von hochgradiger Salpetersäure durch abfallende Tropfen 
einer Entzündung des Strohes vorzubeugen, empfiehlt es sich, letzteres zu 
imprägnieren, was am billigsten durch Tränken mit einer Glaubersalzlösung 
geschieht. 

Salpetersäure und Salzsäure werden in solchen Ballons auf grosse Ent- 
fernungen in eigens dazu gebauten Eisenbahnwaggons verschickt, letztere Säure 
aber auch in grossen, auf dem Waggon befestigten thönemen Gefässen. Da 
man beobachtet hat, dass Säureballons, welche von aussen ganz tadellos 
aussahen, beim Füllen oder beim Transport plötzlich ohne jeden Stoss 
oder andere Ursache zerplatzten, so sollte man die, mit diesen Ballons 
hantierenden Leute auf das Strengste anhalten, während dieser Manipulationen 
stets eine Schutzbrille zu tragen, um bei einem Unfall vor allen Dingen 
das Auge vor Verletzung zu schützen. 

Eine gleiche Vorsicht ist bei der Füllung oder Entleerung der 
hierzu bestimmten Ge fasse — letzteres wohl meistens mittelst eines 
Hebers — geboten, da auch hierbei viele Defekte, entweder an den Gefässen, 
z. B. den Ballons oder an dem Heber, vorgekommen sind und zu recht 
schmerzhaften Verletzungen geführt haben. 

Um das lästige Anblasen bei Benutzung eines Hebers für eine und 
dieselbe Flüssigkeit nicht immer zu haben, oder dieses überhaupt ganz zu 
vermeiden, wendet man die sogenannten Patentheber an — das heisst 
gewöhnliche Heber, die an dem Ende, welches nicht in die Flüssigkeit taucht, 
einen Hahnen besitzen — , welche vorher mit der abzufüllenden Flüssigkeit 
oder mit Wasser gefüllt werden und auf diese Weise ein ganz sicheres 
Abziehen irgend einer ätzenden Flüssigkeit ermöglichen. 

In dem Bericht über die Thätigkeit der Beauftragten der chemischen 
Berufsgenossenschaft im Jahre 1895 wird auf einen Säureheber der Thon- 
waaren werke Bettenhausen b. Cassel aufmerksam gemacht. Diese Firma 
fertigt nun 3 Typen von den genannten Hebern an, nämlich Form I, Heber 
zum Anblasen mit Ventil; Form H, Heber zum Angiessen mit Ventil und 
Form ni, Heber zum Angiessen ohne Ventil. Ueber die Konstruktion, den 
Gebrauch und die Verwendung dieser Heber giebt das Werk folgendes an: 

Form I. Der Heber (s. Fig. 183) besteht aus 
einem Tauchschenkel T und einem Laufschenkel L. 
Ersterer, welcher in die abzuhebemde Flüssigkeit gebracht 
wird, enthält in seinem Innern das eigentliche Ablaufrohr 
a und trägt unten in seinem zusammengezogenen Teil, 
das einfache Ventil c, eine Glaskugel. Der Stutzen d 
dient nur zum Einbringen der Ventilkugel und zum Reinigen 
des Hebers. Bei e ist der Stutzen zum Anblasen angebracht, 
- und man ersieht, dass, sobald der Tauchschenkel in die 

j \ abzuhebemde Flüssigkeit eingebracht ist, und das Niveau 

P \ sich innen und aussen gleich gestellt hat, durch den Luft- 

druck beim Blasen in den Stutzen das Ventil sich schliesst 
und das vollständige Prinzip der Spritzfiasche eintritt. — 
Fig. 183. Der Laufschenkel L wird nicht aus einem Stück mit 

dem eigentlichen Heber gemacht, sondern besteht zweck- 
mässig aus Thon, Glas, Gummi oder Blei. Er muss etwas länger als der 




TraiuportvoiTichtiiDgen (Ur FMiiigkeilea. 



137 
1 Thon- 



Tauducfaeakd T sein und wird mit einem Stückchen Schlauch : 
I heber befestigt. 

Nachdem man sich Überzeugt hat, dass die Ventilkugel unten im Rohr 
I h \\e^ wird der Tauchschenkel T in die abzuhebenide Flüssigkeit gebracht; 

derselbe soll thimlichst weit, mindestens aber bis zur Hälfte eintauchen. Der 

1 Stutzen d ist zu schliessen. 
Zum Ingangsetzen wird dann von dem kleinen Ansatz e die Kappe 
abgenommen und nun kurz und nicht zu heftig in den Heber bei e geblasen 
(nicht saugenl). Man bemerkt, dass sich alsbald während des Blasens die 
Flüssigkeit hebt, im Laufschenkel L erscheint und unter Heberwirkung ab- 
lauft. Es ist dann mit dem Blasen aufzuhören (damit man die Flüssigkeit 
nicht wieder herausblast) und die Gummikappe über den Ansatz e zu schieben. 
Der Heber bleibt dann im Gang und leert das Geföss vollständig. 

Zum Abstellen des Hebers vor Entleerung des Gefasses hebt man 
die Gummikappe wieder ab und blast <A-ieder in den Ansatz e hinein; dieses 
Hai aber langer und starker. Man bemerkt, dass die Flüssigkeit nunmehr 
aus dem Laufechenkel verschwindet (herausgeblasen wird) wodurch zugleich 
der Heber aufhört zu laufen. 





Fig. 184 



Fig. .85. 



Schliesst man den seitlichen Ansatz nicht wieder mit der Kappe nach 
dem Anblasen, so wirkt der Heber wohl weiter, entleert das Gefäss aber 
nicht vollständig, wodurch ein automatisches Abhebem nur bis zu einem 
gewissen Teil auch ohne Aufsicht herbeigeführt werden kann. 

Die Anbiaseheber werden für alle sauren, alkalischen oder metall- 
Uigreifenden Flüssigkeiten, die ab zu hebern sind, gebraucht, und bewahren 
sich hierftlr stets in vollkommenster Weise, da ihre eigenartige Konstruktion 
jede direkte Berührung mit der ätzenden Flüssigkeit ausschliesst. 

Das Prinzip der Heber — die Spritzflasche — bedingt es, dass beim 
Ingangsetzen soviel Flüssigkeit im unleren Teil vorhanden sein muss, dass 
beim Anblasen das ganze Rohr damit gefüllt werden kann ; daher das oben 
erwähnte Eintauchen bis etwa zur Hälfte. Für solche Falle, wo das Niveau 
der abzuhebcmden Flüssigkeit diese Höhe nicht erreicht, bedient man sich 
der Angiessheber (Form II u, III). 

Form II. Ganz analog den Hebern zum Anblasen (Form I) sind auch 
diese Angiessheber konstruiert. Nur geschieht bei diesen die zur Inbetrieb- 



138 ro. Abteilung. 

Setzung notwendige Füllung des inneren Rohres a und des Laufschenkels Ij 
durch Angiessen. Die durch den Trichter f (s. Fig. 1 84) eingebrachte Flüssig- 
keit schliesst durch ihren Druck das Ventil c, dadurch steigt das Niveau m. 
Rohre a hoch, und schliesslich fliesst dieselbe unter Heberwirkung durch L ab. 
Der Stutzen e dient hier zum Ausserbetriebsetzen des Hebers, welcher nadi 
Oeffnen der hier befindlichen Verschlusskappe sofort aufhört zu laufen. Be- 
züglich des Laufschenkels L gilt dasselbe wie bei Form I. 

Zum Ingangsetzen bringt man den Tauchschenkel T in die abzuhebemde 
Flüssigkeit, schliesst den Ansatz e und giesst darauf durch den Trichter / 
von der abzuhebemden Flüssigkeit oder, wenn Verdünnung nichts schadet, 
Wasser so lange ein, bis der Heber läuft. Darauf schliesst man den Stopfen 
im Trichter /. Der Heber leert dann das Gefäss bis zum letzten Tropfen. 

Um den Heber schon vorher ausser Betrieb zu setzen, entfernt man 
die Kappe über dem Stutzen e, worauf der Heber seine Funktion sofort 
einstellt. 

Es liegt in der Natur der Sache, dass diese Form H der Heber sich 
auch bei Anwesenheit von nur wenig Flüssigkeit stets und ohne Schwierig- 
keit sofort in Ganj^: setzen lässt. Das Aufgiessen von etwas Flüssigkeit oder 
Wasser kann nicht als umständlich empfunden werden. 

Diese Heber sind daher vorzugsweise bei niedrigen Gefässen oder 
geringem Niveau im Gebrauch ganz speziell bei Säure- (z. B. Salpetersäure) 
Tourills, wo sie auch aus dem Grunde zu empfehlen sind, w^eil durch sie 
die Bodenhähne der Tourills entbehrlich werden. Zu diesem Zweck wird bei 
jedem Tourill durch den oberen Stutzen ein solcher Heber gesteckt und in 
dieser Lage eingekittet. Der Heber bleibt dauernd im Tourill (s. Fig. 185). 

Form HL Im Grossbetrieb bedarf man, um 
grosse Mengen Flüssigkeit schnell abhebern zu können, 
weiter Heberrohre, und hierzu lassen sich die Ventil- 
lieber I und II nicht mehr allgemein verwenden. Die 
Konstruktion der Heber Form III ist derart, dass 
auch weite Heberrohre in Anwendung kommen können, 
und dass auch diese bei vollkommenem Schutz der 
Arbeiter mit Leichtigkeit in Gang zu setzen sind, ifdS 
bisher nicht der Fall war. 

Der Heber (s. Fig. 1 86) besteht aus dem Taudi- 

schcnkel T, dem Mittelstück M und dem Laufschenkel 

L, welche unter sich durch Schlauchstücke verbunden 

pj jg^ sind. L ist unten durch einen Quetschhahn d oder 

dergl. verschliessbar. Die beiden kleinen Stutzen a 
und h sind unter sich durch ein Stückchen Schlauch 
verbuiultMi. Man ersieht, tlass nachdem die Kugel c mit der abzuhebemden 
Flüssigkeit oder mit Wasser gefüllt, der Stopfen e geschlossen und der 
Quetschlialin d darauf ge()lhiet worden ist, die im Heberrohre befindliche 
Luft durch a und h in die Kugel entweicht; während die Flüssigkeit, aus 
der Kugel auslliessentl. den Heber sofort in Gang setzt. Ohne die beiden 
unter sich verbundenen Stutzen a und h ist ein grt)sser und weiter Heber 
nicht in (jang zu setzen. 

Femer haben die Heber den V^orteil, dass auch Gasblasen, welche sich 
l des Gebrauches etwa aus der Flüssigkeit abscheiden (z. B. bei roher 
^ in die Kugel wandern und deshalb nicht den ungestörten Gang 
•1 hindern- ^a« higher nicht zu vermeiden war. 




Tnuuportvomehlangca lUr FlUttigkeitcn. i^o 



I Zum Ingangsetzen verbindet man die drei Teile T M und L durch 

I Sirfalauchenden, ebenso a und h, schüesst d und giesst durch e in die Kugel 
' f von der abzuhebemden Flüssigkeit oder Wasser ein. Nachdem die Kugei 
gefallt und e geschlossen ist, öffnet man d und sofort beginnt der Heber seinen 
ununterbrochenen Lauf. Bei nur zeitweiligem Abstellen des Hebers 
wird d geschlossen; will man ihn dauerd ausser Ge- 
brauch setzen, so öffnet man einfach den Stopfen e. 
Die.ser Heber dient wie bereits gesagt, besonders 
den Zwecken des Grossbetriebes; speziell ist sein 
I Gebrauch beim Entleeren von Salzsäure wag gons und 
' dergl. zu empfehlen. 

; Geschieht das Abfüllen aus einem Säureballon, so 

benutzt man gewöhnlich keinen Heber, sondern man 
setzt den Ballon auf ein für diesen speziellen Zweck 
besonders konstruiertes Gestell, welches aus zwei seit- 
khen festen Böcken besteht, zwischen welchen sich 
ein zur Aufnahme des Ballons dienender Korb bewegt. 
Der Ballon wird, wie aus Fig. 187 hervorgeht, fest 
mit dem Korbe verbunden und kann nun durch Kippen 8- ''*7. 

des letzteren der Ballon bis auf den letzten Tropfen ent- 
leert werden, ohne ein Umfallen desselben befürchten zu müssen. 




Der Truiiport Ton Ooaen, Dämpfsn und Dünsten ist \'on dem Trans- 
port der atmosphärischen Luft nicht sehr verschieden und sollen deshalb 
gemeinschaftlich behandelt und nur an der geeigneten Stelle auf die Unter- 
schiede zwischen den einzelnen Gasarten hingewiesen werden. 

Ein leichtes Gas wird naturgemüss leichter transportiert als ein 
schweres, wie z. B. Kohlensäure, und nimmt die Differenz bezüglich der 
i-erschiedenen Gewichte ab, .sobald der Transiwrt der Gase unter grösserem 
Dmck erfolgt, daher man auch im allgemeinen solche Verhältnisse unberück- 
äichiigt lasst und nur in ganz besonderen Fällen einen Unterschied macht. 
Eine Transportmenge wird stets nach dem Volumen Ueslimmt oder bei 
Gewichtsangabe in ein solches umgerechnet; wechselt das Volumen aber 
n'Shrenil des Transportes durch Erkalten, Erwärmen, Zusammenpressen oder 
.Ausdehnen, so muss man dies berücksichtigen. 

Zum Transportieren einer bestimmten Gasmenge ist zunächst ein Druck 
erforderlich, welcher diese Bewegung hervorbringt; muss diese Gasmenge aber 
erst hervorgeholt, also angesaugt werden, so ist hierzu noch ein Vakuum — 
Depression — herzustellen. 

Bei Annahme eines bestimmten Gaswechsels ist ein bestimmter Druck 
oder Depression erforderlich, welche zunächst ermittelt werden müssen; steht 
diese Bestimmung frei, so wird man mit Rücksicht auf eine ökonomische 
Einrichtung den Druck möglichst gering ansetzen. Dies ist indessen nicht 
immer möglich, da in vielen Fällen hierfür bestimmte Verhältnisse gegeben 
sind, welche durch ihre Einrichtung und durch die Behandlung der Fabrikate 
gewisse Anordnungen bedingen. 

Das Erfordernis eines grösseren Druckaufwandes resultiert seltener oder 
kaum aus <ler Bewegung der Gase selbst, sondern rührt meist von dem vor- 
hergehenden oder nachfolgenden weiteren Verfahren im Fabrikat Ions wege her. 
Diese Widerstände sind Zugaben, Bedingungen, welche bei den verschiedenen 
Fabrikations verfahren zu erfüllen und bei der Transportanlage sehr zu berück- 
sichtigen sind. 



140 ni. Abteilimg. 

Man wird mit Rücksicht auf den Kostenpunkt lange Leitungen mög- 
lichst klein zu dimensionieren suchen, wodurch allerdings eine grössere Ge- 
schwindigkeit des zu transportierenden Quantums erforderlich und der Effekt 
der Anlage geringer wird. 

Bei der Wahl eines Apparates oder einer Maschine zum Transport 
von Gasen ist also massgebend das pro Zeiteinheit zu fördernde 
Quantum, sowie der dabei aufzuwendende Druck oder auch die De- 
pression. 

Soll ein Gasgemenge einfach weiter geleitet werden, so genügt lediglich 
die Ueberwindung der Reibung in den Rohrleitungen, Apparaten etc., imd dient 
der benötigte Druck, abzüglich dieser Verluste, lediglich zur Weiterbewegung 
der Gase. Diese indirekten Widerstände können bei längeren Rohrleitungen 
und bei grosser Geschwindigkeit den erforderlichen Druck ganz beträchtlich 
erhöhen, so dass man den zur Geschwindigkeitserzeugung erforderlichen Druck 
nicht mehr allein ansetzen kann, sondern dass man mit einer absoluten 
Druckhöhe rechnen muss, um die verlangte Leistung auch wirklich erreichen 
zu können. 

Die Gase können sehr verschiedene Eigenschaften haben, z. B. trocken, 
feucht, kalt, warm, absetzend, unrein, schädlich, zersetzend und angreifend 
sein, und man hat hierauf sehr BeUacht zu nehmen, um eine Transport- 
anlage solch abweichenden Verhältnissen gegenüber richtig herzustellen und 
die zugehörigen Details derselben entsprechend zu wählen. 

Trockene, unschädliche Gase erfordern keine besonderen Vorkehr- 
ungen, man bestimmt die Anordnung einer solchen Transportanlage etwa so, 
als wenn man atmosphärische Luft fördern will ; es ist einzig zu beachten, 
dass man bei nicht abgängigen Gasen den Eintritt von Luft oder den Austritt 
der Gase aus dem Apparat oder der Leitung zu vermeiden sucht. 

Beim Fördern feuchter Gase aber hat man Vorrichtungen anzuordnen, 
welche das Kondensat unbehindert ablassen können, ohne dass ein Austritt 
der Gase erfolgen kann; bei heissen Gasen sind Isolierungen erforderlich, 
um eine Abkühlung zu verhindern, auch sind die Lagerungen zu schützen. 

Gase, welche unter höherem Druck oder höherer Depression zu 
fördern sind, bedingen besonders dichte Apparate und Leitungen; man muss 
die Wandungen der letzteren, teils wegen der grösseren Widerstandsfähigkeit, 
teils aber um Porositäten der Materialien sicherer zu vermeiden, stärker hallen 
als sonst. 

Beim Transport heisser Gase teilt sich naturgemäss die Wärme der 
betreffenden Transportvorrichtung, sowie der Rohrleitung mit und nötigt zu 
Vorkehrungen, welche zur Verhütung von eintretenden Missständen getroffen 
werden müssen. 

Die heissen Feuergase, welche oft Temperaturen bis 400^ besitzen, würden 
zweifellos Defekte durch Zerspringen vieler Materialien hervorrufen, welche 
durch ungleiche Ausdehnung derselben entstehen. Schmiedeeisen kann infolge 
seiner grossen Dehnbarkeit und Zähigkeit schon sehr hohe Temperaturen ver- 
tragen, leider aber auf Kosten seiner Festigkeit und sind Deformationen nicht 
ausgeschlossen. Dies gilt mehr oder weniger auch von anderen Metallen, da 
man aber genötigt ist, für rotierende Elemente der Transport Vorrichtungen 
meist nur Metalle anzuwenden, so bleibt man schon aus Billigkeitsrücksichten 
und wo es eben angeht, bei Guss- und Schmiedeeisen. Bei Gehäusen und 
Rohrleitungen kann man sich weit eher helfen, da diese sich sowohl aus- 
mauern, als auch betonieren lassen, und wo diese so hergestellten Gehäuse 



TransportvorricbtaDgen für Gase, Dämpfe and Dttnite* 141 

durch ständige Erwärmung einmal reissen, muss man sie eben reparieren. 
Bei rotierenden Transportvorrichtungen für solche heissen Gase muss beson- 
ders die Lagerung derselben vor dem Erhitzen geschützt werden und legt man 
diese deshalb möglichst ausserhalb der Apparate an, oder wo dies nicht an- 
gebt, formt man sie gehäuseartig und bespült sie fortwährend mit Wasser. 

Eine gleiche Vorsicht ist für die Wellen geboten, welche man entweder 
mit Blechröhren umhüllt, die mit einem Isolierungsmittel — Sand, Asche 
etc. — ausgefüllt sind ; oder aber man gestaltet sie hohl und lässt Wasser 
durchfliessen. Auch die Rohrleitungen müssen isoliert werden, und verwendet 
man neuerdings hierzu für freiliegende Leitungen, bei nicht zu hohen Tem- 
peraturen mit Vorteil Gipsdielen. 

Beim Transport säurehaltiger und zersetzender Gase und 
Dämpfe ist die Zerstörung der Materialien durch Einwirkung derselben 
nicht weniger roisslich und zu unterschätzen, als beim Transport von zer- 
setzenden Flüssigkeiten. Selbst das Rosten des Eisens, das Oxydieren anderer 
Metallarten durch schwächere Säuredämpfe ist schon auf die Dauer nachteilig 
lind bedingt einen frühzeitigen Verschleiss ; man wird es deshalb zu vermeiden 
suchen, irgend einen Mechanismus in direkte Berührung mit solchen Gasen 
m bringen. Schmiedeeisen und Gusseisen sind daher nur in den 
wenigsten Fällen verwendbar und man wendet sich naturgemäss den Le- 
gierungen zu, welche schon beim Transport der Flüssigkeiten Erwähnimg 
fanden. Bronzen besitzen meist die für grössere Zentrifugalkraft nötige 
Festigkeit, sind auch chemisch widerstandsfähiger als Eisen, indessen nur für 
schwächere Gase, nicht aber bei schwefel- und Salpetersäure- etc. haltigen 
Gasen verwendbar, sodass man für diese zum Hartblei seine Zuflucht 
nimmt. 

Die Emaille ist auch in diesem Falle eins der besten Mittel zum 
Schutze gegen zersetzende Einflüsse und wird sie auch vielfach angewendet. 

Nach gemachten Beobachtungen hat sich die Anwendung von Holz 
beim Transport von fluorhaltigen Dämpfen und Gasen bewährt, wo sich sonst 
die Metalle, ja selbst Thon und Steingut, als nicht dauernd haltbar erwiesen 
hatten. Für rotierende Teile kann man das Holz jedoch seiner geringen 
Festigkeit wegen nicht allein anwenden, sondern man benutzt es dann nur 
als Belag, wodurch man sich gleichzeitig noch ein billiges Emeuerungsmaterial 
iür diesen schaßt. 

Die sogenannten säurebeständigen Anstriche haben sich beim Transport 
heisser säurehaltiger Dämpfe und Gase noch nicht derart bewährt, dass man 
sie anstandslos als Schutz für diese empfehlen könnte. 

Beim mechanischen Transport von Gasen werden alle Apparate nutzbar 
gemacht, wie solche schon beim Transport von Flüssigkeiten genannt wurden, 
und sind diese ebenso verschiedenartig angeordnet als jene. 

Injekteure, Dampf- und Wasserstrahlapparate, sowie kompri- 
mierte Luft können nur da angewendet werden, wo eine Vermischung des 
verbrauchten Dampfes, Wassers und der Luft mit den zu transportierenden 
jasen nichts schadet, was aber bis auf das Wegschaffen abgängiger Gase 
selten der Fall sein dürfte. 

Die gebräuchlichsten Fördervorrichtungen für Gase sind die 
Ventilatoren und Exhaustoren (Schrauben Ventilatoren), 
Rotations- oder Kapselpumpen und die 
Luftpumpen. 

Um die Mittel für nicht mechanischen Transport nicht unerwähnt 
u lassen, sei die Erwärmung oder Abkühlung für weiterverwendete 



im Gas- 

r Traus- 



- sonst 



Gase, die Anordnung von Kaminen oder LockTeuern für abgSngige Gase 
hier angemerkt. 

Bezüglich der Ausführung von Maschinen und Apparaten z 
Iransport ist allgemein zu bemerken, dass für die Teile rotierendi 
portmittel ihrer grossen Zentrifugalkraft wegen weichere Materialier 
ringer mechanischer Festig keil ungeeignet sind, dass sie aber ur 
gleichen Verhältnissen viel leichter gebaut werden können als dieje 
Flüssigkeiten, weil die Gase leichtere Transportmittel sind und deshalb die 
einzelnen Teile der betreffenden Apparate nur so stark konstruiert sein müssen, 
dass sie der Zentrifugalkraft widerstehen. 

Die Ventilatoren — zunächst Zentrifugalventilatoren — sind 
verhältnismässig leicht konstruierte Apparate, bei welchen nebst Gusseisen 
auch Schmiedeeisen — Blech — in ausgedehnter Weise Verwendung lindel. 
Man unterscheidet Saug- und Druckventilatoren und versteht darunter zu- 
nächst Apparate, welche entweder nur saugen oder nur drücken — blasen. 
Diese Unterscheidung ist nicht ganz angebracht, indem sehr häufig die 
Ventilatoren gleichzeitig saugend und blasend angewendet werden, was 
namentlich dann eintritt, wenn der Apparat inmitten einer Leitung einge- 
schaltet ist. 

Die Bläser — Ventilatoren — haben gewöhnlich freie Zuströmung und 
geschlossene Druckleitung, die Sauger — Exhaustoren — aber gerade 
umgekehrt geschlossene Saugleitung und freie Druckleitung, d. h. sie blasen 
ins Freie. 

Die Apparate, welche gleichzeitig saugen und drücken, haben sowohl 
auf der Saug- als auf der Druckseite Mündungen, welche den Anschluss an 
die Rohrleitungen ohne weiteres ermöglichen. 

Die Ventilatoren und Exhaustoren werden nach gleichem Prinzip ge- 
baut und bestehen aus einem Gehäuse von Guss- oder Schmiedeeisen — 
auch Mauerwerk und Holz — , in welchem ein Flügel auf einer Welle ge- 
lagert ist; dieser rotierende Flügel versetzt die in dem Gehäuse befindliche 
Luft ebenfalls in Rotation, wodurch dieselbe infolge der nun wirksam 
werdenden Zentrifugalkraft nach aussen geworfen wird und nun aus einer, 
am ausserslen Umfang des Gehäuses angeordneten OefTnung austritt. Für 
die herausgetriebene Luft tritt durch die Säugöffnung neue Luft hinzu, indem 
durch das Ausschleudern vorher eine Verdiinnung im Flügelraume slatlge- 
funden hat. 

Die sogenannten offenen 
Exhaustoren haben ausser- 
halb des Flügels kein uraschlies- 
sendes Gehäuse, sondern die 
Luft tritt hierbei unmittelba[ 
vom Flügel ins Freie. 

Die Flügel der Ventilatoren 
werden in der Regel ausbalau- 
;^iort, damit der Schwerpunkt 
im Welleiimittel liegt, «as 
ing solchK 
Apparate unerlässlich ist. Bft- 
/üglich der zu wählenden Fom* 
gebung des Gehäuses, ist dU 
Kur Anwendung kommende Ma- 
terial massgebend; benutzt man Gusseisen, so ist jede Form zu erreicheiti 




Transport Vorrichtungen für Gase, Dampfe 



143 



r Mauerwerk hierin 



irend man bei Anwendung von Schmiedeeisen oder j 
Qe grosse Auswahl hat. 

Bei Zentrifugal Ventilatoren ist das Förderquantum annähernd proportional 

Geschwindigkeit, aläo bei doppelter Tourenzahl wird nahezu die 

>pelte Leistung erreicht. Letztere bestimmt man dadurch, dass man die 

ichwindigkeit der Luft oder des Gases mittelst eines Anemoineters feststellt 

I mit dem DurchHussqu ersehn itt multipliziert. 

Will man die Druckleistung bei einer bestehenden Anlage messen, so 
u man folgende einfache Vorrichtung anwenden ; Man bringt in die Leitung 
-.t in die Oelihung einer solchen eine Meiallröhre an und verbindet die- 
)e mittelst eines Gummischlauches mit einer ausserhalb befindlichen, gleich 
ten Röhre; taucht man diese nun in ein offenes mit Wasser gefülltes Ge- 
i so weit ein. bis keine Luftblasen mehr aufsteigen, so zeigt die Eintauch- 
e der Röhre, bis zum Wasserspiegel gemessen, die Höhe des Druckes an. 
er welchem die Anlage arbeitet. 

Die Schraubenventilaloren oder Propeller sind nach dem System 
Schiffsschraube konsiruiert und besitzen meist einen Flügel mit offener 
Schaufel, welcher in einem 

umscliliessenden Riiigge- 
hause rotiert; wenn das letz- 
tere keine besondere Breite 
besitzt, wird der FlQgel auch 
mit einem um schli essenden 
Ring, welcher mit rotiert, 
umfassl und dadurch gleich- 
sanj das Gehfluse ersetzt. 
Diese Art Ventilatoren be- 
wirken eine Förderung in 
der Richtung der Welle, auf 
welcher die Flügel schaufei 
sitzt und sind geeignet, grosse 
Lufi- oder Gasmengen mit 
geringem Druck oder De- 
pression zu fördern, infolge- 
dessen dieselben auch den 
ingsten Kraftaufwand beanspruchen. Nalurgemäss erfordern diese Apparate 
ir weite Leitungen und zwar dürfen dieselben nicht sehr lang sein, um den 
ilzeffekt nicht herunter zu drücken ; am vorteilhaftesten wirken sie, wenn sie 
ne alle Leitung frei ansaugen und entgegengesetzt frei ausblasen; eine 
Jssere Drucker zeuguiig als 6 bis lomm Wassersaule ist ökonomisch nicht 
:eichbar, da die hierzu aufzuwendende Betriebskraft im kubischen Verhältnis 
t der gesteigerten Tourenzahl wächst. Obschon Schraubenventilaloren eine 
5ssere Luft- oder Gasmenge fördern als gleich grosse Zentrifugal Ventilatoren, 
deren Effekt trotzdem ein geringerer als derjenige der letztgenannten 
iparale. 

Die Aufsteltungsarlen von Schraubenventilatoren sind verschieden, die 
ifachste ileraelben ist die Befestigung an einer Wandfläche (Fig. 190) oder 
einer OefTnuug derselben, in welchem Falle das Gehäuse ummauert wird; 
r Anordnung an Decken, in Fussböden, an Bretterwänden, sowie mit 
hender Welle steht nichts im Wege. 

besondere Art von Gebläse maschinen, welche füt- den Trausport 
B angewendet werden, bilden die Rotations- oder Kapselgebläse 




iSy. 




'44 



m. / 



[eilung. 




und sind solche besliinmt, massig grosse Forderungen — unter loo cb 
pro Minute — bei geringer Pressung — ca. i — 2 mm Wassersäule — zu liefei 
Die Rotationsgeblase, zu denen unter anderen auch das sogcnanu 
Roota-Geblase gehört, haben dicht schliessende Flögelelemente — 3h 
hch den Kapselpumpen — welche pro Umdrehung eine bestimmte Luft- od 
Gasmenge fordern. Bei höherer Druckleistung wird dieses Verhältnis iw 
nicht mehr ganz zutreffen, da solches nicht nur von der Konstruktion dies 
Geblase, sondern auch von d 
Ausfuhrung abhängig ist und hi 
ein volume Irischer Effekt n 
Geltung kommt, was bei Ventil, 
loren, Exhaustoren etc. nicht d 

Die Rotationsgeblase sit 

den Ventilatoren besüglich d 
Druckleistungweit überlegei 
dagegen stehen sie bezüglich d 
quantitativen Leistung we 
liinter denselben; sie könne 
eben so gut als Sauger, als auC 
als Blaser angewendet werdei 
man muss nur beiderseitig Ai 
schliLsse vorsehen. Die geförderi 
Luft- oder Gasmenge bleibt ai 
nflhemd konstant, wenn dieTourei 
zalil die gleiche bleibt; der Drui 
Pj ,gQ oder die Depression stellt sich de 

Widerstanden entsprechend gai 
von selbst ein und wird, bcsondei 
Widerstände abgerechnet, von der Weile des Leitungsweges bedingt. 

Diese GeblSse haben weitaus geringere Tourenzahlen als die Venl 
latoren und Exhaustoren und können meist von einer nicht sehr schnei 
laufenden Transmissions welle direkt angetrieben werden; sie sind durchwi 
komplizierter, gr^lsser und teuerer als ein dem Förder-Quantum nach gleit 
"mtilator. 
Die Flügel dieser Geblase werden, um die Gleichheit der Bewe^ 
derselben zu sichern, meist durch Zahnrader gegenseitig betrieben, doch gie 
es auch Konstruktionen, bei welchen diese Bewegung durch zahnarti] 
Formung der Flügel gegenseitig bewirkt wird; die letzteren erzeugen ab 
beim Betriebe ein sehr störendes Geräusch, wogegen es keine Abhilfe giel 
Die Rotationsgeblase ergeben durch ihre wenn auch kurzperiod^ 
Förderung ein etwas stossendes Blasen, das man durch Einsetzen ein 
grösseren Behalters, als Windkessel, herabmindern kann; die Messung d 
Leistung und des Druckes oder der Depression erfolgt ähnlich wie bei dt 
Ventilatoren. 

Die Luftkompressoren sind einfach oder doppelt wirkende Kotbe 
pumpen, welche, wie schon ihr Name sagt, Luft oder Gas kompriraiet* 
sollen, aber auch dazu dienen können, Luft oder Gas nur fort zu bewege 
d. h. zu transportieren. Denn es ist dieselbe Arbeit, ob man die ang 
saugte Luft auf einen lungeren Weg und eine gewisse Höhe bewegt, wodiot 
ein bestimmter Arbeitsdruck nötig ist, oder ob man die angesaugte Luft 
ein GefOss drOckt und darin denselben Druck dauernd erhalt. Man h 



^ 



Tiantpi 



htungea fUr Gaie, Dämpfe und Dilns 



145 



auch deshalb dieselben Kompressoren für verschiedene Zwecke angewandt, 
z. B. im Bergbau zum Betriebe der Gesteinbohrmaschinen und gleichzeitig 
«ur Vcntilaüon ; in den chemischen Fabriken, wie bereits vom erwähnt wurde, 
zum Bewegen von FlOssigkeiten in Verbindung mit Druckfössem; zur Kühlung 
and Ventilation von Arbeitsraumeu und dergleichen mehr, also immer zur 
Be»'egung von Luft oder Gasen, gleicfigiltig ob dieselben nur ihren Ort 
wechseln oder üb sie ausserdem noch Arbeit leisten soüen. 

£s soll deshalb an dieser Stelle nur allgemein von Kompressoren die 
Rede sein und ganz davon abgesehen werden, zu welchem Zweck sie Ver- 
wendung finden. 

Ein guter Kompressor muss, da bei der Kompression bekanntlich viel 
Wanne frei wird, eine möglichst kühle Luft liefern, eine minimale Betriebs- 
kiaft benijtigen, womöglich das ganze angesaugte Luftquantum komprimieren 
und bezüglich Dauer des Kolbens und der anderen sicli bewegenden Teile 
denselbeD Ansprüchen genügen, welche man an ahnliche Maschinen, z. B. 
I Dampfmaschinen, stellt. 

Was ihre Anordnung und ihren Antrieb anhelangt, so ßndet man auch 

j dieselbe Mannigfaltigkeit wie bei den anderen Pumpen, es giebt stehende 

bd liegende. Dampf-, Transmissions- und Handkompressoren. Das 

:htigste Organ ist auch hierbei dasjenige, welches den Luftein- und -aus- 

\ tritt vermittelt. Es sei au dieser Stelle gleich noch erwähnt, dass man den 

• auch als Vakuumpumpe benutzen kann, wenn man, statt aus 

■ dem Freien Luft anzusaugen, diese aus dem Gefilsse oder Apparate eut- 
I lümmt, welchen man zu evakuieren wünscht, die anderen Verhältnisse bleiben 
l daher ungeandert. 

Zu den erwähnten Luftein- und -auslassorganen wählte man sowohl 
I Hahne, als auch die verschiedenartigst konstruierten Ventile und arbeitete 
|1)it vor nicht allzu langer Zeit bei allen Luftpumpen mit verhältnismässig ge- 

1 Nutzeffekt, was seinen Grund in der Anwendung dieser Organe haben 
IdSrfte. Erst in jüngster Zeit hat man sich mehr mit dem Bau von rationell 
■jibeitenden Luftpumpen beschäftigt und auch ausgezeichnete Resultate erzielt. 

■ Man erreichte dies dadurch, dass man nicht mehr die Ventile als Steuerungs- 
I mechanismen anwendete, sondern Schieber dafür einführte. Die Ventil- 

loftpumpcn wurden bezüglich ihrer Leistung beeinträchtigt durch defi schäd- 
lichen Raun) und durch den langsamen Gang. 

Der erste Konstrukteur der Schieberkompressoren, Zivilingenieur F. J. 
Weiss in Basel, schreibt über eben gesagtes wie folgt; „Das Vorhanden- 
schädlichen Raumes bei solchen — Ventilluftpumpen — Pumpen 
bewirkt, dass das Saugventil sich erst dann heben, also neue Luft auch erst 
Uann angesogen werden kann, wenn die Spannung der Luft hinter dem Kolben, 



Druckraum \ 



auf die 



md saugt 
e beträgt. 



: bei Beginn des Hubes gleich derjenigen 

I Saugraume herabgesunken ist. 
Hat z. B, eine Vakuumpumpe 5 Prozent schädlichen Raum i 
K aus einem Rezipienten, in welchem der Luftdruck o, 1 Atmosphäre 
) wird sich die Luft im schädlichen Räume (5 Prozent) bei jedem neuen 
I Kolbenhube von der Atmospha renspann u Dg (= i) auf die Spannung im Re- 
I lipieoten i^=- 0,1) ausdehnen, also auf 5 X lo ^= 50 Prozent des Zylinder- 
I Volumens, bevor sich das Saugventil heben kann. Der volumetrische Wirkungs- 
I päd kann daher nicht höher werden wie 50 Prozent. 

Um den £infiu3S der schädlichen Räume zu vermindern, hat man die- 
I Klben möglichst klein gehalten, oder aber mit einer Flüssigkeit — am meisten 
I Wasser — ausgefüllt und ist so auf die sogenannten nassen Luftpumpen 



äÜÜB 



146 



III. Abtciloag. 



gekommen. Diese dürfen aber, einesteils um Wasserstüsse, anderenteils um 
Verspritzen des Wassers zu vermeiden, nur sehr langsamen Gang haben, 
werden daher verhältnismässig gross, schwerfällig und teuer. 

Der zweite Umstand welcher die Leistung nicht so hoch kommen lässt, 
wie er deren Grösse entsprechen würde, ist der, dass Kolbengeschwindig- 
keit und Umdrehungszahl solcher Maschinen nur sehr massige sdn ^ 
dürfen. Der Hub der selbstthätigen Ventile soll immer nur ein kleiner sein, 
indem bei grfSsserem Hube, sowohl beim Oeffhen wie beim Schliessen, die 
Masse der Ventile zu viel lebendige Kraft in sich au&iimmt, daher dieselben 
mit grosser Heftigkeit einesteils an ihre Hubbegrenzung, anderenteils auf die 
Sitzfläche geschlagen werden, wodurch letztere zerstört und die Ventile undichi 
werden, überdies auch häufige Brüche eintreten. 

Muss deshalb einesteils der Hub der Ventile klein sein, so mOsste 
anderenteils deren Umfang gross sein, damit die passierende Luft nicht ge- 
drosselt wird; hierzu fehlt es aber an Platz, wenn man auch die Ventile in 
mehrere kleinere zerlegen würde. 

Wenn auf diese Weise der Ventilhub klein, der Ventilumfang aber auf 
eine mflssige Grösse beschränkt ist, so hat der freie Durchgangsquerschnill 
an den Ventilen eine gewisse beschrankte Grösse und deswegen darf die 



&3ü gWAe 



^UjCnttJtStH 



ilAihtJWMlOl 




Koibengesch windigkeit ebenfalls nur eine massige sein. Aber auch die Um 
drehungszahl ist bei diesen Pumpen mit selbstthätijien Ventilen eine b^ 
schrjtnkte, da sie nicht genau mit dem Hubwechsel schliessen. Daraus folgt, 
dass sowohl Saug- wie Druckventil am Ende des Kolbenhubes eben nod) 
nicht geschlossen sind, so dass beim neubeginnenden Hube das noch niehi | 
geschlossene Druckventil gepresste Luft in den Zylinder, das ebenfalls nuch 1 
nicht geschlossene Saugventil schon angesogene Luft wieder in die Saugleitung f 
zurückströmen lässt. Da nun diese Zeit des schädlichen Offenblcibens bei 1 
einer gegebenen Maschine konstant ist, so wird sich der Luftverlust mit d« [ 
Umdrehungszahl der Pumpe steigern. Kndlich ist noch selbstredend der so I 
lästige Verschleiss der Ventile um so grösser, je grösser die Tourenzahl det | 
Pumpe ist.« 

Alle diese Nachteile hat Weiss nun dadurch beseitigt, dass er t 
Steuerung einen Schieber verwendet und den Einfluss der schädlichen Raun« | 
vollständig wegschafft. 



TriniporlvorrichtUDgen (Ut Gsse, Dämpfe und Dünite. 



Die Steuerung entspricht im allgemeinen einer Dampfraasirh inen- Steuerung 
toll einfachem Muschel Schieber, nur macht die Luft in den Kanälen gerade 
den umgekehrten Weg, welchen der Dampf machen wUrde; durch das „Ab- 
dampfrohr" wird angesogen, durch das Dampfzuführungsrohr wird weggedrückt. 
Dies hat zur Folge, dass der Schieber von der dichteren Luft im Schieber- 
kasten auf seine Gleitflache festgedrückl wird. 

Der Einfluss des schädlichen Raumes wird dadurch beseitigt, dass in 
dem Muschelachieber noch ein Kanal angeordnet ist, welcher nach jedem 
Hube die im schädlichen Räume vor dem Kolben zusammen gepresste Luft 
nach dessen Rückseite überführt, die hier der bereits angesaugten Luft zu- 
gesellt und mit dieser nutzbar weiter befördert wird, während auf der ent- 
g^engeseizten Kolbenseite, welche nunmehr zur Saugseite geworden ist, der 
Druck schon von Anfang des Hubes an auf den Druck im Saugraum her;ib- 
gesunken ist, so dass dort schon von Anfang des Hubes an neue Luft an- 
gesaugt wird. Der Schieber ist ausserdem so konstruiert, dass niemals der 
Saugraum mit dem Druckraum in Verbindung kommen kann. Damit nun 
beim Schieberwechsel ein Rückw^rtsexpandieren der Luft verhindert wird, 
bringt Weiss unmittelbar auf dem SchieberrOcken noch ein Rückschlag- 
ventil in Form einer Platte an, welche, da sie beliebig gross gemacht werden 
kann, nur eines kleinen Hubes bedarf, so dass sie auch bei dem raschesten 
Gange der Pumpe noch richtig und genau arbeilet. 

Dadurch, dass durch obige Anordnung die schädlichen Räume ganz 

i Wegfall kommen, kann der Hub des Kolbens beliebig kurz genommen 

yiea, wodurch die Pumpen erheblich kleiner, also auch billiger werden als 

tilpumpen, ausserdem liegen alle Teile so, dass sie leicht zugänglich sind 

I etwaige Reparaturen schnell ausgeführt werden können. 

Die Pumpen arbeiten mit sehr hohem Nutzeffekt und werden von 
1 Erbauer qo Prozent garantiert: Verfasser hat in seiner Praxis mit diesen 
i vielfach gearbeitet und durchschnittlich qi bis 93 Prozent Nutzeffekt 
Beachtenswert ist noch, dass zur Bedienung dieser Pumpen vom 
tal nicht mehr Kenntnisse verlangt werden, als wie von jedem anderen 
dibaren Maschinisten, 
Eh sei noch bemerkt, dass die Weiss'schen Kompressoren nur von 
aussen gekühlt werden und kein Kühlwasser eingespritzt erhalten. 

Eine Venti Hüft pumpe, welche auch gut arbeiten s 
G. A. Schütz in Würzen her: derselbe wendet sogenannte Luftkatarakt- 
ventile an, welche aus einem Kegel bestehen, dessen hinleres Ende als 
Kolben ausgebildet ist und der sich in einem kleinen Zylinder möglichst gut 
anschliessend bewegt. Dieser Zylinder bildet die Führung des Ventilkegels 
und besteht mit dem Sitze des Ventiles aus einem Stück. Saug- und Druck- 
ventile sind beinahe ohne schädlichen Raum in den 
Zylinderdeckel eingesetzt und ist derselbe nur in dem 
Spielraum zwischen Kolben und Zylinderdeckel — 
0,5 bis I Prozent des ZjHndervolumens — vorhanden. 
Die Ventile wirken wie folgt; Bei Oeffnung des Druck- 
\-entiles, Fig. 192, wird die in dem Zylinder beSnd- 
liche Luft durch den Kolben komprimiert, kann aber 
dtiTcb eine Bohnmg i in der Wandung des kleinen 
Zylinders, welche etwa in halber Höhe angebracht ist, 
i Teile entweichen ; nachdem der Kolben 
s Bohrung passiert hat, wird die Luft energischer 

und bildet ein Kissen, welches einen harten Aufschlag v< 




stellt 




M« 



111. Abteilung. 




hindert und einen schnellen, elastischen Rückgang des Kegels veran« ' 
jasst. Dieser Rückgang ist beschleunigt, bis der Kolben die Bohrung j 
i wieder frei giebl, alsdann verzögert sich die Geschwindigkeit infolge | 
des Widerstandes, den das Ansaugen der Luft 
durch die Bohrung i verursacht, derart, dass der ^ 
Kegel sanft auf seinen Sitz aufschlägt. 

Bei dem Säugventil, Fig. 193, tritt die beschrie- 
bene Wirkung in doppelter Weise ein, insofern, ais 1 
die Kompression auf der einen Seite des klein 
Kolbens stets mit der saugenden Wirkung auf der I 
anderen Seite desselben zusammentrilTt. Schütz kUhlt | 
die Luft im Kompressorzylinder selbst und zwar 
dadurch, dass er einen kleinen Teil der kompri- 
mierten Luft durch einen besonderen Kanal auf die ' 
saugende Kolbenseile leitet, der bei seinem Austritt 
einen Wasserstrahl mit sich reisst mid denselben in 
feinen Nebel zerstaubt, wodurch die erhitzte Luft ganz energisch gekühlt wird. 

Diese beiden Pumpen konstruktionen — mit Schieber und Ventilen — , 
welche noch in mehreren guten Abarten vorhanden sind, z. B. die Kon- 
struktion und System Köster, D. R. P. 75230 und 76308 bilden wohl die 
Repräsentanten der jetzt üblichen Ausführungen und soll deshalb der frUheren, 
jetzt veralteten Pumpenkonstruklionen nicht weiter gedacht werden. 




Fig. 193. 



Vor Beeiiditjünj; dieser Abteilung sei noch einiges über die EatfeniuDg 
und Vernichtung Bobädlloher DünBte und Qase erwähnt. 

Die Entfernung schädlicher, übelriechender Dünste und Dampfe, «eiche 
im Fabrikations verfahren vieler chemischen Fabriken entstehen, geschiejit 1 
teilweise aus Gesundheitsrücksichten für die in solchen Betrieben be- 
schäftigten Arbeiter, teilweise aber auch aus Rücksichten für die An- ' 
grenzer. welche sich Belästigungen solcher Art selten bieten lassen und 
darüber Beschwerde führen. Es ist bekannt, dass aus solchen Ursadici» 
hartnackige Rechtsstreitigkeiten entstanden, wobei nicht unerwähnt bleiben 
mag, dass es seitens der Fabrikbesitzer oft nicht an gutem Willen, wohl aber 
an praktischen Anordnungen fehlte, eine gründliche Abhilfe zu bewirken, 

Man w-ill konstatiert haben, dass durch den Austritt von Leuchtgas 
aus undichten Rohrleitungen in der Nähe befindliche Bäume etc. zum Ab- 
sterben gebracht wurden, weil die Gase deren Wurzeln angegriffen hatten 
und deren Wachstum verkümmerten. 

Es wäre daher nicht richtig, schädliche Gase unter die Erde, 
in den Boden zu leiten, zumal es auch andere Anordnungen in Menge 
giebt und mag zunächst eine Unterscheidung zwischen schädlichen, giftigen 
und nur durch öbelen Geruch belästigenden Gasen gemacht werden, deren 
Entfernung zu den verschiedenartigsten Massnahmen nötigt. Allgemein lassen 
sich solche aber nicht zusammenfassen und wird man in vielen Fallen in 
der Lage sein, diese Dünste schon während der Produktion fassen und 
fortleiten zu können, was die Einrichtung wesentlich erleichtert. Das fort- 
währende Bearbeiten .und Nach.iehen irgend eines Produktes gestaltet indessen 
oftmals das Sammeln solcher Dünste nicht, dieselben treten vielmehr 
behindert in die Arbeits räume. Wenn beispielsweise die Zentrifugen 
schhissene Gehäuse haben , welche durch Anschlüsse mit Saugleitungen in 
Verbindung stehen, so ist dennoch nicht zu verhiniicrn, dass beim Abheben 



Entferaang und Vemichtang schädlicher Dünste and Gase. I^q 

des Deckels und durch Herausnehmen des betreffenden Produktes grosse 
Dunstmengen frei austreten und störend und nachteilig empfunden werden. 
Achnlich ist dies auch bei den Nitriergefössen, Färbebottichen, Eindampf- 
pfannen, Schmelzkesseln etc. und wird man sich hier zunächst mit Ab- 
zugsröhren, Dunsthauben, Trichtern etc. zu helfen suchen. 

Sind die abgängigen Dünste schädlicher Natur, so leitet man 
sie in die Schornsteine der Feuerungen oder verbrennt sie in letzteren, 
sind sie unschädlich, dann können diese Dunst fange mit frei austretenden 
Schloten in Verbindung gebracht werden. Würde zur Winterszeit nicht eine 
ra grosse Abkühlung der Arbeitsräume eintreten, dann könnte dem Uebelstand 
aadi durch Offenlassen von Thüren, Fenstern, Luken etc. abgeholfen werden, 
deshalb hilft man sich auch in vielen Fällen durch Dacherhöhungen, 
.sogenannte Laternenaufsätze, welche Jalousieen haben und die Dünste 
frei austreten lassen. Da, wo grosse Mengen von Wasserdämpfen zu 
entfernen sind, z. B. im Eindampfraum von Aetznatronfabriken, Sodafabriken 
etc., kann man diese unter Hinzutritt von Luft absaugen oder aber 
man fuhrt warme Luft hinzu, die je nach der Temperatur mehr oder weniger 
Feuchtigkeit aufnehmen und abführen kann und wodurch das Ausscheiden 
des schon verdampften Wassers als Nebel erheblich verhindert wird. 

Auf natürliche Weise können Wasserdämpfe selten rationell entfernt 
werden und zwar leichter bei warmer, trockener Aussenluft, aber viel schwerer 
bei kälterer, feuchter Luft. 

Durch natürliche Ventilation sowohl, als durch mechanisches Absaugen 
oder Abführen der Dünste treten dieselben mehr oder weniger mit Luft ver- 
mischt ins Freie. 

Für schädliche oder übelriechende Gase genügt aber selbst eine 
Verdünnung nicht, um deren Wirkung oder Geruch derart zu vermindern, 
«iass Beschwerden ausgeschlossen sein können, man hat also zu rationelleren 
Mitteln zu greifen. 

Ein bekanntes, wenn auch wohl nicht überall anwendbares und ange- 
wendetes Mittel besteht in der Kondensation oder dem Niederschlagen 
der Dämpfe oder Dünste durch Abkühlung derselben. Die Dämpfe werden 
durch längere Leitungen gefördert, welche, der grösseren Kühlhaltung wegen, 
entweder in mit Wasser gefüllten Gruben liegen, oder sonstwie benetzt 
Verden ; man kann die zu kondensierenden Dämpfe auch in Kammern, Gruben, 
unbenutzte Brunnenschächte etc. leiten oder mit Wasserstäubern direkt in 
Berührung bringen; derartige Einrichtungen müssen jedoch ziemlich umfang- 
J^eich angelegt werden, um die Dämpfe dadurch auch wirklich ganz niederzu- 
schlagen. Die Niederschläge, Kondensate, zeigen sich teils als unreine 
Flüssigkeiten, teils als schmierige, konsistentere Massen, welche, wenn von 
Säurehaltigen Gasen herrührend, das Leitungsmaterial mehr oder weniger 
eingreifen, wenn die Masse auch erhärtet oder verkrustet. Es ist deshalb die 
Möglichkeit zeitweiser Reinigung der Leitungen etc. sehr wohl zu beachten, 
schon um Verstopfungen durch grössere Ablagerungen zu verhüten, welche 
sonst die Förderung beeinträchtigen. 

Anstatt die Dämpfe und Gase nur mit einer Berieselung in Berührung 
zu bringen, kann man dieselben auch direkt in Wasser einführen, wozu 
zunächst ein grösserer Druck beim Fördern aufzuwenden ist, als für andere 
Fälle erforderlich wäre. 

Dieser Druck muss stets etwas grösser sein als die Eintauchtiefe eines 
Leitungsrohres und erfordert dementsprechend einen grösseren Aufwand von 
Betriebskraft, der in der Regel aber nicht erwünscht ist. 



I jO UI. Abteilang. 

Will man die Gase mit grösseren Wassermengen in Berührung bringen, 
als dies bei Sprühregen etc. möglich ist, dann wendet man Rieselschächte 
an, welche sich auch gut bewähren. 

Dies sind Aufsätze von Tuff- oder Backsteinen, welche durch- 
lässig hochkantig über einander gesetzt sind und über welche von oben 
grössere Wassermengen geleitet werden, die herunter fliessen. Die zu kon- 
densierenden Dämpfe treten unterhalb in die unten etwas freigelassenen 
Aufsätze ein und finden nebst dem Kühlwasser zahlreiche Abkühlungsflächen 
zum Vorbeistreichen. 

Statt der erwähnten Steine kann man jedes beliebige andere billige 
und emeuerungsf^hige Material verwenden, Lattengerüste, Bretter, 
Reiser etc., welche die nötigen Durchlässe ergeben. 

Ausser der vorbenannten Art kann man die absetzbaren Bestandteile 
eines Gases oder Dunstes mittelst Hindurchfördem desselben durch einen 
Koksschacht als konsistente Teile zurückhalten. 

Diese Einrichtungen sind ziemlich bekannt, für geringere Förderungen 
sind eiserne Behälter stehend angeordnet, für grössere Leistimgen wendet 
man gemauerte Türme, Kammern oder Gruben an, welche mit groben 
Koksstücken gefüllt werden. Die Gase treten einerseits ein, durchstreichen den ge- 
füllten Raum und werden auf der entgegengesetzten Seite abgesaugt, oder aber sie 
werden hindurch gepresst — geblasen. Die Durchlässigkeit ist dabei immerhin 
begrenzt, sodass zum Fördern ein ziemlicher Druck oder Depression nötig ist. 

Die Kokskammem oder Schächte sind dicht anzufertigen und mit 
Thüren zu versehen, um den mit Rückständen bedeckten Koks durch frischen 
ersetzen zu können. Der so ausgenützte Koks kann als Brennmaterial weiter 
verwendet werden und wird deshalb auch gern zum Füllen solcher Kammern 
benutzt, weil er durch seine Trockenheit und Porosität viele Feuchtigkeit 
aufnehmen kann, wie kaum ein anderes leicht ersetz- und verwendbares 
Füllmaterial von gleicher Billigkeit. 

Liegen solche Teile eines Betriebes isoliert, so ist es weniger zweck- 
mässig — mit Rücksicht auf den Kostenpunkt — lange und teure Leitungen 
anzulegen, sondern man errichtet spezielle Feuerungsanlagen in nächster Um- 
gebung der Entstehungsstelle der zu vernichtenden Gase und Dünste. 

Um die vorher angeführten Fördervorrichtungen selbst zu schonen, ist 
es zweckmässig die Gase vorher durch Niederschläge von den Rückständen 
teilweise zu befreien, bevor solche durch die betreffenden Apparate selbst 
hindurchtreten und diese verunreinigen; es ist somit besser, die Gase durch 
Kokskammern zu saugen, anstatt hindurchzublasen, doch sind auch hier Aus- 
nahmen zulässig. 

Auch die Leitungen sind mit Reinigungsöffnungen zu versehen, bei 
längeren Strecken sind erweiterte Sammelkästen mit Ausputzklappen empfehlens- 
wert oder dichte, zwischen geschaltete Senkgruben. 

Zu erwähnen ist noch, dass die Rückstände von harz- und fetthaltigen 
Dünsten nicht nur leicht brennbar, sondern auch leicht entzündbar sind, für 
welche Fälle es sich empfiehlt, die Kokskammem nicht so ganz in nächster 
Nähe der zugehörigen Feuerungen anzulegen. Dem entsprechend sind auch 
die Leitungen bei deren Höhenlage in Eisen oder bei deren Bodenlage als 
gemauerte Kanäle auszuführen. 

Schliesslich sei noch bemerkt, dass für vorbenannte Zwecke, wo die 
unreinen Gase durch den Förderapparat hindurchtreten, die empfindlicheren 
Rotationsgebläse weniger brauchbar sind. Man wählt für diese Fälle besser 
Dampfstrahlapparate oder Exhaustoren. 



IV. Abteilung. 



Zerkleinernngsmasehinen. 

Das Zerkleinem von Rohstoffen, Halbprodukten und fertigen Fabrikaten 
spielt in vielen Industrieen, vornehmlich aber im Hüttenbetrieb, sowie in der 
chemischen Industrie, eine bedeutende Rolle, weil von dieser Manipulation in 
vielen Fällen die Rentabilität eines ganzen Unternehmens abhängen kann. 

Aus diesem Grunde kann der Wahl der, für jeden einzelnen Körper 
am besten sich in Bezug auf Zweckmässigkeit, Anschaffungs- und Unter- 
haltungskosten eignenden Zerkleinerungsmaschinen nicht genug Aufmerksamkeit 
geschenkt werden , und sieht man an der grossen Zahl von dergleichen 
angebotenen Apparaten, wie mannigfaltig die Verwendungsweisen und dem- 
gemäss auch die Ausführungen derselben sind. 

Welche Einzelmaschine oder welche Vereinigung von den 
unten zu beschreibenden Maschinen im besonderen Falle die verhältnismässig 
beste ist, lässt sich immer erst dann entscheiden, wenn die Art des zu 
verarbeitenden Materials, die Grösse, in welcher es der Zerkleine- 
rung zur Verfügung steht, die gewünschte Feinheit, welche die be- 
absichtigte Verwendung unbedingt verlangt, und das stündliche Quantum 
bekannt ist. 

Man wird z. B. nur mit einer Maschine, z. B. einem Kollergang, 
arbeiten, wenn eine geringe Leistungsfähigkeit und ein weniger 
feines Endprodukt verlangt wird; man muss aber den Zerkleinerungs- 
prozess trennen und durch mehrere Maschinen hinter einander ausführen 
lassen, sobald in Bezug auf Tagesleistung und Feinheit des Produktes 
grosse und sehr hohe Anforderungen gestellt werden. 

Um sich über die zweckmässigste Zerkleinerungsmaschine für einen 
bestimmten Zweck ohne grosse Kosten und vor der Projektierung einer 
Anlage schlüssig machen zu können, sind von den Maschinenfabriken, welche 
den Bau von Zerkleinerungsmaschinen als Spezialität aufgenommen haben, 
Versuchsanstal ten errichtet, welche mit den verschiedensten Zerkleinerungs- 
maschinen ausgerüstet sind und zur unentgeltlichen Verfügung der 
Interessenten stehen; eine Einrichtung, die dankbar anerkannt werden muss 
und auf das Wärmste empfohlen werden kann. 

Im allgemeinen lassen sich drei Arten von Zerkleinerungsmaschinen 
unterscheiden und zwar: 

a) Maschinen zum Vorzerkleinern, Herstellung von Schotter; 

b) Maschinen zur Herstellung von Schrot; 

c) Maschinen zur Herstellung von Mehl. 



'52 



IV. Ableilnng. 



I 




k 



Zum Vonerklelneni wendet man gewöhnlich die Steinbrecher uk 

welche die Materialien, gleichgiltig ob hart oder weich, zerkleineni und 
auch eine Wahl in der Grösse der zu erhaltenden Stücke gestatten. 

Die Konstruktion eines Steinbrechers ist aus Fig. 194, Sektorator von 
H. Breuer & Co., Höchst a. M., ersichtlich. Der gerade Brechbacken ist 
mit dem solid gebauten Rahtuen fest verbunden, während der bewegliche 
Backen, genannt »Schwinge«, aufgehängt ist und bei der Bewegung der 
KxKenlerwelie — die durch Riemenbetrieb oder durch eine tlirekt am Rahmen 
montierte Dampfmaschine erfolgen kann 
— sich gegen die feste Backe teilweise 
abwälzt und si> die Zerkleinerung- des da- 
zwischen befindlichen Materials bewirkt. 
Die beiden Brerhbacken bilden nach unten 
einen ziemlich spitzen Winkel, so daS'- 'li'- 
Slücke leicht gefasst und der Brechsiialii 
zugeführt werden; durch den von ol" ii, 
auch wahrend des Betriebes zuganglith'.'n 
Anzugskeil, kann man die Oeflhung des 
Brechmaules beliebig andern und dadurch 
beliebige Korngrössen erhalten. 

Bei anderen Ausführungen, z. B. 
von Fr. Krupp, Grusonwerk, Magdeburg-Buckau; J. Pallenberg, Mann- 
heim; G. Polysius, Dessau etc. etc., wird die Bewegung der Schwinge 
durch eine Kombination der, von der Exzenterweüe getriebenen Zugstange 
mit zwei, im unteren Kopf der Stange gelagerten, einen Kniehebel bildenden 
Druckplatten hergestellt. Die eine der Druckplatten legt sich mit ihrem fraen 
Ende gegen den Rahmen des Steinbrechers, wahrend sich die andere g^en 
den unteren Teil der Schwinge legt und diese hin und her bewegt. 

Das Eisenwerk vormals Nagel & Kaemp, A.-G. in Hamburg, stellt 
einen Steinbrecher nach 
Fig. 1 95 her, welcher 
die \ortei!e hat, flass 
man sowohl die Maul- 
weite, als auch den Hub 
während des Betrie- 
bes nach Be<larf regu- 
lieren kann und dass die 
Kuidicbel als .Bruch- 
L;liederj gebaut sind. 
Wenn also in die Maschine 
ein Stück von nicht zu be- 
wältigender Grösse oder 
ein Eisenteil gelangt . 
demnach eine Ueberan* 
strengung der Maschine 
dadurch stattfindet, so 
brechen nur die Knie- 
hebel und die übrigen 




bleiben vor Schaden bewahrt. 

Bei richtiger Stellung der 
Harlguss für die beiden Backen 



Teile des Steinbrechers 



ten und bei Anwendung von 
stände, mit diesen erwähnten 



Maschinea Basalt , Zi 
Knochen, Kohlen, Quj 
etc. bb zur Nussan" 



Chamolte. Koks, Erz, Kalkstein, gedämpfte 
Ize, Schwefelkies, Schmirgels lein, Thumasschlacken 
i zerkleinern. 



Die zweite Art von Zerkleinerungsmaschinen, nämlich Maschinen 
rar HeriteUnng; von Schrot, muss man, in Rücksicht auf die Härte der zu 
leikleinernden Materialien, in zwei Gruppen teilen, von denen die eine für 
hatte und die andere filr weiche Materialien benutzt wird. 

Erstere Maschinen kann man aber auch für die Verarbeitung der 
»eichen Materialien benutzen. 

Zu der ersten Gruppe, also zum Zerkleinern von Erzen, härteren Ge- 
steinen etc. gehören die einfachen und doppelten Walzwerke mit 
Slalien und geriffelten Walzen, Trocken- und Nasskollergänge, 
I Schraubenmühlen oder Brechschnecken und die Pochwerke; alle 
liefern Stücke von 5 bis 10 mm Korngrösse, vermischt mit griesigem 
Mehle, ein Produkt, welches sich zur weiteren Feinmalilung auf den spater 
I ai beschreibenden Maschinen gann vorzüglich eignet. 




Fig. 190. 



Die einfachen Walzwerke (s, Fig [96), eine Ausführung der Firma 
|C, Polysius, Dessau, bestehen aus einem kraftig konstruierten Gestell, in 
I *elchcm die eine Walze — glatt oder geriffelt — in festen, die andere aber 
1 Stellbaren Lagern läuft. Letztere Lager haben eine Stellvorrichtung mit 
dem, wodurch die bewegliche Walze gegen die feste gepressl wird. 
I Ausser, dass diese PufTerfedern Brüche verhindern, gestatten sie der beweg- 
I liehen Walze in dem Moment zurückzugehen, wo evenlueÜ härtere Material- 
I Stücke in die Maschine geraten und Stfisse hervorbringen «-ürden. Der Antrieb 
f erfolgt von einem Vorgelege aus auf die feste Walze, welche ihrerseits die 
bewegliche Walze durch sogenannte Kuppelrätter in Umdrehung versetzt. 
Zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit und Schonung der Walzwerke, d, h. 
zur gleich massigen Arbeil und Abnutzung der Walzen, ist es sehr empfehlens- 
wert, wenn man die Beschickung derselben durch einen Aufgebeapparat 
mit Rüttelwerk vornimmt. 

Falls das von dem einfachen Walzwerk kommende Produkt noch zu 
gross oder das Material si • hart ist, dass man die weiter unten beschriebenen 



154 



IV. AbtdlnDg. 




Mahlgange oder die Kugelmühlen entlasten muss, um sie für spSter I 
fcLhiget zu machen, so wendet man statt der einfachen Walswerke solche i 
zwei oder auch mit drei über einander liegenden Walzenpaaren 
an. Das Material wird, wie bei dem einfachen Walzwerk, am zweckmäss^t^ 
durch Schültelwerke automatisch aufgegeben und fallt von einem Walzenpaar 
auf das andere un<l, da jedes derselben unabhängig von einander beliebig 
verstellt werden kann, so ist man im stände, die Feinheit des Produktes gau 
nach Bedarf zu regulieren. 

Um die Leistungsfähigkeit der mehrpaarigen Walawerke weiter zu er- I 
höhen, konstruiert man dieselben so, dass die Walzen bei Reichen Durch- I 
messem verschiedene Umdrehungszahlen haben, so dass sie sich nicht rnu | 
auf einander abwälzen, sondern auch eine gleitende Bewegung gegen einander i 
ausführen, wodurch <las von ihnen erfasste Material gleichzeitig zerdrückt und 
zerrieben wird. 

Die zu derselben Gruppe von Maschinen gehörenden Kollergang« ' 
unterscheiden sich bezüglich ihrer Verwendbarkeit dadurch von den Walz- 
werken, dass man auf denselben das Produkt eventuell bis zum feinsten 
Mehl zerkleinem kann, was unter anderem bei der Zerkleinerung von Droguen 
imd Farben vorkommt 

Die Kollergänge werden mit oberem und mit unterem Antrieb, je 
nach lokalen Verhältnissen gebaut. 

In Fig. ig7, Konstruktion von Fr. Krupp, Grusonwerk. Magde- 
burg-Buckau, ist ein solcher mit oberem Antrieb da^estellt, wobei die senl- 
rechte Ki^nigsweile — welche oben 
in der Traverse in einem Halslagei 
und unten auf dem TeUer in einen 
Spurlager läuft — vermittelst Rie- 
menscheiben und Kegelrädern be- i 
wegl wird. An der Königsweüe sind 
zwei gegenüber liegende, von ein- 
ander unabhängige Kurbeln so be- , 
festigt, dass diese der Bewegung der 
Königswelle folgen müssen. .K^ 
diesen Kurbeln sind die Laufet- | 
oder Kollersteine, deren Bahn aus i 
dem besten Hartguss besieht, so 
angeordnet, dass sich jeder Läufer 
für sich heben und senken kann, ' 
je nachdem grosse oder kleine Stücke | 
unter ihn gelangen ; die Läuferhahn 
^B- '37- auf dem Teller ist ebenfalls au* 

Hartguss hergestellt. Um den Lau- ' 
fem immer das Material, welches sie nalurgemäss nach dem Umfang des , 
Tellers schieben, wieder zuzubringen, sind Seh aber Vorrichtungen angebracht, l 
welche auch so gestellt werden können, dass sie nach erreichter Feinheit des 
Produktes dasselbe der Ausfallöffnung zuführen. 

Eine Konstruktion, bei welcher der Antrieb nicht auf die LSufei- 
steine, sondern auf die Bodenplatte erfolgt, wird von dem Eisenwetk 
vormals Nagel & Kaemp. Akl.-Ges. in Hamburg, nach Fig. 198 ausgefUhrL 
Hierbei wird die Boilenplatte, welche aus einzelnen Harlguss-Sektoren 10- 
sammengeselst ist unil unten einen Zahnkranz trägt, angetrieben, wSluend 
jeder Stein für sich, und zwar unabhängig von einander, um seine bcsondeit 



linmtale Achse roliert und beide Steine uro eine gemeinschaflliche horizon- 
le Achse schwingen. Zur Unterstülzung ties rotierenden Tellers sind unter 
msdben Laufrollen ang^ebracht. 



iv, 






Die otien cruiihiiten Na>skul lu: i;.irij;e Imiit-ti iiuiilij; Anwendung bei 

»nassen Aufbereilungsmcthode, wo man also grössere Mineralstocke 

iter Wasserzufiuss vormahlen will, ehe die flüssige Substanz zur weiteren 

teuDg Schlämm masch inen oder Nassgängen zugeführt wird, Die Aus- 




■56 



IV, Abieil «lg. 



zur Aufnahme des Wassers verlängern. Die Vorrichtung zum Zubringen 
Materials und Abführen des Endproduktes kommt aber hierbei in Wegr 

Zum Zerkleinern von Soda, Sulfat. Kalkstein etc. dienen die 
haf\ arbeitende» SchraubenmQhlen uder Brechschnerke 




denen Fig. 20a eine Konstruktion von Fr. Krup]), Grusonwerk, 
welche von denen der anderen Fabrikanten nur unbedeutend abweicht. 

Die aus Harlguss hergestelhc Brec;hsc:hneLke rotiert in einem gu 
1 Kasten, welcher unten 




einen von aussen verstell baren, 
aus einzelnen Stahl gussstäben 
hergestellten Rosl irSgt. lu 
den Zwischenraum zwischen 
Rost und Schnecke legt sich 
nun das Material, um \on 
letzterer gegen den Rost ge- 
drückt und zerkleinert zu 
' werden. Die gewünschte Gri^sse 
korrespondiert mit der Stellung 
des Rostes, durch welchen lias 
Material schliesslich ßllt. 

Die Schraubenmühlen 
sind sehr leistungsfähige 
und wenig Repanilurcn cr- 
fordemde Maschinen, sie liefern 
ein Produkt von 10 bis 15 tnni 
Korngrösse, vermischt inii 
Gries. 

Eine der ältesten Ria- ' ^^ 

schinen, welche namentlich ,.^,, ^,,| 

in Aufbereitungsansi alten zum 

Zerkleinem angewendet *ird, ist das l'orh\verk. 

Hierbei geschieht die Zerkleinerun"^ durch eine Anzahl Stempel, wd- 



r Hcrsleliune von Sclirot. 



157 



lelst Hebedaumen abwechselnd gehoben »enlen und beim Niederfallen das 
einer Ireppenartijjen Sohle liegende Material zerstampfen. An Stelle der 
ile kann man auch einen Rosl anwenden, durch dessen Spalten dann das 
stampfte Material fällt, ahnlich wie bei den bereits erwähnten Schrauben- 
hlen. 

Auch diese Maschinen sind wenig Reparaturen unterworfen und können 
i Jedermann leicht bedient werden; die Leistungsfähigkeit ist naturgemSss 
denjenigen Materialien am gnlssten, welche sich durch Stoss leicht trennen 
jen- 

Hiermit wären diejenigen 
lichineo, weichein derPi 
r Herstellung von Schrot aus 
rten Materialien verwendet 
:rden. alle env3hnt und es 
iren nun diejenigen ftlr 
:ichere Materialien zu be- 
rerhen. 

Wie bereits gesagt, eig- 
n sich die beschriebenen 
aschinen mit Ausnahme der 
"ch werke auch 
Hnem von weicheren 
rialicn. Nur filr di 
cht auch lür harte Materialien, 
Hl die GiDckenmUhlen, 
:hleudermOhlen (Dcs- 
legratoren) und die Ex- 
^IsiormQhlen allgemein in 
erwendung. 

Die Glockenmühle, 
he von oben oder, wie 
g. 2oa — Modell der Firma 
Pallenberg, Mannheim — 
igt, auch von unten ange- 
eben wenden kann, bewirkt 
I Zciileinenmg dadurch, da,- 
ischen den feslstehendi 




158 



IV. Ableilang. 



den rcitierenden, ebenfalls aus Hartguss fabrizierten, geriffelten Konus gebracht 
wird und in Komgrösse von 2 bis 3 mm, vermischt mit Gries und Mei\I, 
diese Maschine wieder verlässt. Die beiden Kegelmäntel von Rumpf und 
Konus sind nicht parallel, sondern der Durchmesser des letzteren ist oben 
bedeutend kleiner, als der des Rumpfes, wälirend beide unteren Dutchmesser 
nur wenig differieren. Dadurch wird erreicht, dass die zwischen die Mahl- 
flachen gelangenden Materialien nach und nach zerrieben werden. Die 
Leistungsfähigkeit dieser Glockenmühlen ist eine ziemlich bedeutende 
und werden vorzugsweise Salze, Sulfate, Thon, Kohlen, gedampfte Knochen, 
Farbstoffe, Kreide etc. auf denselben zerkleinert ; die Reparaturkoslen sind 
auch nicht erheblich, da man die Riffeln des Rumpfes und des Kunus von 
jedem Schlosser leicht nachscharfen lassen kann. 

Wünscht man bei relativ hoher Leistungsfähigkeit ein viel Gries ent- 
haltendes Produkt zu erhatten, so sind Schleudermühlen oder Desi: 
gratoren (Fig. 204) mit Vorteil zu verwenden. 




Fig. »04, 



Dieselben bestehen aus zwei Trommeln — Stiftenkorbe — mit je 
bis drei konzentrischen Reihen Slahlstaben, welche so in einander geschut 
sind, dass sich die Sliftenreihen des einen Korbes in den ringförn 
Zwischenräumen zwischen je zwei Stiftenreihen des anderen Korbes bewq 
können, und zwar dreht sich der eine Korb entgegengesetzt der Drehoi 
richtung des anderen. Die Körbe sind von einem Blechgeliäuse ; 
eingeschlossen und wird das Malilgut durch Aufgabetrichter in die iniq 
Stiftenreihe eingeführt. InfolRe der Zentrifugalkraft wird das Material < 
die Zwischenräume der, in entgegengesetzter Richtung rotierenden 
hindurch nach aussen geschleudert und auf diesem Wege zerschellt ■ 
zerkleinert. 

Ganz vorzügliche llelriebsresultate liefere diese Maschinen beim Zer- 
kleinem von Magnesitsteinen, rohem und gebranntem Kalkstein, Schwerspat 
Thonschiefer, Gips, Erdfarben, Phosphoriten, Guano, Schwefel, Superphosphat. ' 
Salzen, Soda, Gussspflnen etc.; jedoch verlangt diese Maschine aufmerksam' 
Bedienung und sorgfältige Unterhaltung, da sich bei ihrer grossen Tourenall 
— bis 1000 in der Minute — der kleinste Fehler bitter rächen dürfte. 



Muchinen zur Herstellung i 



1 Schro 



159 



Trotzdem die Maschinen sehr bequem zum Auseinandernehmen ein- 
gerichtet sind, können nur die mit den besten Werkzeugmaschinen ausgestatteten 
chemischen Fabriken die Reparaturen an den Karben selbst aiLsfÜhren, die 
anderen sind auf die Lieferanten der Maschine angewiesen, wodurch die 
Unterhaltungskosten viel höher werden und man aus Belriebsrücksichlen 
gezwungen ist, stets ein Paar kostspielige Reservekörbe vorrätig zu halten. 

Ganz vorzügliche Desintegratoren werden von Fr. Krupp, Gruson- 
»rerk, Magdeburg-Buckao: G. Polysius, Dessau: J. Pallenberg, Mannheim; 
■■■ enwerk vorm. Nagel & Kamp, Hamburg; H. F. Stollberg, Offen bac h a. M. 
. gebaut und sind die Konstruktionen bis auf nebensachliche Kleinigkeiten 
alle gleich; Fig. 204 zeigt eine Ausführung der zuletzt erwähnten Firma. 

Die dritte und letzte zu dieser Gruppe gehörige Maschine, die E x - 
iormühle — eine SpezialitSl von Fr. Krupp, Grusonwerk — ist 
eine Scheibenmühle, deren arbeitende Teile aus zwei ringförmigen, vertikalen 




Fig. 205. 



^. 205 — bestehen. Aus den Planflachen 
konzentrischen Kreislinien Zahne von drei- 



Scheiben a und h — siehe I 
dieser Scheiben erheben sich 1 
eckigem Querschnitt und z«'ar in der Weise, dass je zw-ei Zahnkreise zwischen 
sich eine kreisförmige Furche von gleichfalls dreieckigem Querschnitt bilden, 
in welchen Furchen die Zahne der anderen Scheibe rotieren und umgekehrt. 
Dm zu zerkleinernde Material wird in der Mitte, vermittelst des durch 
Schieber / regulierbaren Aufschüttlrichters, eingeführt und vermöge der Zentri- 
bgatkraft, durch die von den Zahnlücken gebildeten radialen Rinnen, nach 
dem Umfang hin geschleudert, wobei es beständig mit den Zähnen in Be- 
rijhrong kommt und zerkleinert wird. Die eine Scheibe a ist fest an das 
GesteU der Mühle geschraubt, wahrend die andere Scheibe b auf der Welle c 
sitzt und mit dieser rotiert. Ausser der leichten Verstellbarkeit der Scheiben 
gegen einander — vermittelst der Schraube d — , selbst während des Bt- 




in die Mühle enUprechend verkleinert. Bisherige Anwendung fanden 
EszelsioimQhlen beim Vennahlen von Alaun, Arsen, Blutlau gen salz, B 



Match inen lur Her»« Hang von Schrat. 



i6i 



Brechweinstein, Gips, phosphorsaurem unti Weisskalk, Kupfervitriol, Magnesia, 
Natron, Salpieter, Schwefel, Schwefelharium. Soda, Steiosalz, Strontian, Sulfat, 
Ultramarin, Weinstein etc. 

Eine Kombination von Desintegrator und Eszelsiormühle 
i die Dismembratoren oder die Schlagstiftmaschinen, von welchen 
on Ft. Krupp, Grusonwerk, in den Handel gebrachte Form in Fig. 
207 abgebildet ist. 

Es rotiert hier, wie bei der Exzelsiormühle, nur eine Scheibe, wahrend 
. die andere fest mit dem Maschinengestcll verbunden ist; nur sind hier die 
lertleinemden Organe, wie bei den Desintegratoren, in konzentrischen Kreisen 



DT.: 

SB " 

.Es 




rdnete Stifte, wtichc aicli zwistlien ilen, al-ermals ic 
verteilten Stiften der festen Gegenscheibe bewegen. 
ist aber 




konzentrischen 

Der Dismera- 

Kxzclsiormühle in den meisten Fällen verdrängt 

ilühes Material mit Vorteil diirauf zerkleinem kanti. 



i 



welches nicht hart genug ist, um die verhältnismässig /arten, aber leuoren 
Schlagstifte rasch abzunutzeii. Anwendung finden die Dismembratoren noch 
bei der Zerkleinerung von Steinsalz, Kalisalz, Gips, Kreide. Seife, Farben elc. 



Für die dritte Art von Maschinen, also solche zur HentalluDg von 
Uebl, kommen für gewöhnlich nur zwei Gattungen, nämlich die Mahlgänge 
und die Kugelmühlen zur Verwendung. 

Die Mahlgange, ob mit Ober- oder Unterläufer — wie Fig. 3o8. 
eine Bauart von Fr. Krupp, Grusonwerk, Magdeburg-Buckau, zeigt — 
dienen nur zum Feinmahlen und erhalten ihr Mahlgut, von den vorstehend 
beschriebenen Zerkleinerungsmaschinen vorgearbeitet, in der Mitte mittelst 
einer Seh iittel Vorrichtung zugeführt, wo es bei dem gezeichneten Unterläufer 
auf den rotierenden Stein fallt und. durch die Zentrifugalkraft sofort erfassl. 
kräftig untergezogen, gemahlen und ausgeworfen wird. 




Bei den erwähnten Konstruktionen liegen die Steine horizontal; die , 
Königahütte bei Lauterberg am Harz baut einen Mahlgang mit verli* 
kaleu Steinen, welcher weniger Kraft und viel weniger Platz gebrauchl, 
als die erstbeschriebenen Mühlen ttnd liefert derselbe ein so gleichraässigd 
Material, dass, wenn nicht ganz abnorme Feinheiten verlangt werden, «B 
Absichten des Mahlgates überflüssig ist. 

Jeder Mahlgang (Fig. 209) erhält drei Steine, wovon der mittlere auf 
der horizontal gelagerten Welle fest sitzt und von dieser bewegt wird, wahrend 
die äusseren Steine fest stehen; die Regulierung der Entfernung der letzteren 
von dem Läufersteine geschieht gleichmassig durch die vor der Mühle liegende 
Spindel mit Rechts- und Linksgewinde. 



Mitchinen zur Hcrftdlung vun Mehl. 163 

Bei diesen Mahlgängen wird kein Stein buchslos und, da ein Verstellen 
durch Warmwerden der Spindel hier nicht vorkommen kann, so ist stets ein 
gleichmSssiges Mahlgut vorhanden. 

Bei allen Mahlgängen ist die Einrichtung getroffen, dass wahrend des 
Betriebes die Stellung der Läufersteine gegen einander beliebig geändert 
werden kann: ausserdem bedürfen sie geringer Reparaturen und hängt die 
Eraeuerung der Laufersteine nur von der Harte des Materials ab. 

In den Fällen, wo es weniger auf die Quantität als auf die Feinheit 
des Produktes ankommt, also überall da, wo ein unföhlbares, feines Produkt 
CTiielt werden soll, wendet man die Nassmahlgange an — s. nachstehende 
Figur 2 10 — bei welchen die Vermahlung unter beständiger Zuführung von Wasser 
«folgt. Vielfach Anwendung finden die Nassmühlen aus obigem Grunde zur 
?.erkleinerung von Glasuren, ferner in der Zementfabrikation und in Holasloff- 
(abriken als Ersatz für die Raffineure, 




Die zweite, der zur Gruppe der Maschinen zur Herstellung von Mehl 
gehörigen Zerkleinerungsmaschinen fat die Kugelmühle, eine Maschine die, 
obschon längere Zeit bekannt, doch erst durch fortgesetzte kostspielige Ver- 
siehe in den letzten Jahren so weit in der Ausführung gediehen ist, dass 
dieselbe in die Praxis eingeführt werden konnte und zwar mit einem solchen 
Erfolg, dass auf dem Gebiete der Zerkleinerungsmaschinen eine vollständige 
Umwälzung eingetreten ist. Dieser Erfolg beruht darauf, dass die Kugel- 
mühle in vielen Fallen eine ganze Anzahl Voczerkleinerungsmaschin 
behrlich toadit, weil das zu mahlende Material, je nach der Grösse der Mflhlen, 
in Stficken von Nuss- bis zu doppelter Fauslgrösse aufgegeben werden kann 
Und das fertige Produkt, so fein wie man es für den jeweiligen Zweck gerade 
iHaucht, die Mühle verlasst. 




104 



IV. Abteilung, 



Der Verfasser hat es in seiner Praxis selbst durchgemacht, dass, nach- 
dem die Kugelmühle für den damals vorliegenden Zweck erprobt war, eine 
nur ganz kurze Zeit im Betriebe gewesene Z e rkl ein erungsan läge, bestehend 
aus Steinbrecher, Walzwerk und Mahlgängen abmontiert und nur durch Kugel- 
mühlen ersetzt wurde. 

Die Ersparnisse, welche durch die Anwendung von Kugelmühlen ent- 
stehen, beziehen sich bei den älteren Maschinen nicht nur auf den erforder- 
lichen Aufsteliungsraum, sondern auch auf die geringeren An schaff ungs-. Be- 
triebs- und Reparaturkosten, so dass man heute filr viele Zwecke wi:>hl nur eine 
Kugelmühle aufstellen wird, wahrend früher mindestens zwei verschiedene Zer- 
kleinerungsmaschinen für dasselbe Endprodukt erforderlich waren. 

Aus diesem Grunde haben die Kugelmühlen eine sehr grosse Verbreitung 
gefunden. Von mehreren Spezialfa briken für Zerkleinerungsmaschinen sind 
eigene Konstruktionen dafür ausgearbeitet, von welchen einzelne durch 
Palente geschützt wurden. Eine spezielle Konstruktion soll wegen der giiisnen 
Bedeutung, welche die Kugelmühle einnimmt, an Hand der nachstehenden 
Fig. 2 11, einer Ausführungsform der Firma Fr. Krupp, Gri 
Magdeburg-Buckau, naher beschrieben werden. 




Die Kugelmühle besteht im wesentlichen aus einer rotierenden Trommel. 
deren Mantel aus zyhndrisch gebogenen, mit Löchern oder Schlitzen ver- 
sehenen Platten a zusammengesetzt ist und deren schmiedeeiserne, auf ihrer 
Innenseite mit Schutzplatten b versehene Stirnwände durch Nabenscheiben 
mit der stählernen Welle der Mühle verbunden sind. Im Inneren der Trommel 
befindet ^ich eine grossere Anzahl Kugeln, welche das eingebrachte Mahlgut 
bei der Rotation der Mühle zerschlagen und zerreiben. Das genügend zer- 
kleinerte Material ßlUt durch die Löcher im Trommelmantel a auf ein, den 
letzteren conachsial umgebendes, zylindrisches Sieb c aus gelochtem Stahlblech, 



r Her«le1lang v 



■ 65 



welches die gröberen Griese zurückhält, während die durchgesiebten, reichlich 
mit Mehl vermischten, feineren Griese auf das, aus Metaligewebe bestehende 
Metallsieb d gelangen. Dieses ist ebenfalls zylindrisch und mit entsprechendem 
Zwischenräume um das Sieb c herumgelegt. Das fertige Mehl fällt durch 
dasselbe hindurch in den, mit einem Sackstutzen und einem Verschlussschieber 
versehenen Auslauftrichter eines, die ganze Mühle staubdicht umgebenden 
Blechgehäuses S. 

Die abgesiebten, zwischen den Sieben c und d und dem Troramel- 
mantel a befindlichen Griese werden mittelst der, über die ganze Breite der 
eisleren reichenden und durch entsprechende Schlitze in dem Siebmantel r 
hindurchgehende Biechschaufeln f den Kanälen g zugeführt, von welchen in 
jeder Mantelplatte einer angebracht ist. Diese Kanäle lassen die Griese in 
das Innere der Trommel zurückfallen, in welchem sie der Wirkung der Kugeln 
auk neue ausgesetzt werden. 

Die Zuführung des zu mahlenden Materials erfolgt durch die eine der 
Naben Scheiben, welche zu diesem Behufe so durchbrochen ist, dass schiffe- 
schraubenartige Speichen entstehen, welche das Material aus dem Trichter h 
in die Trommel befördern und durch diese eigenartige Form auch ein Heraus- 
springen von Kugeln in den Trichter h verhindern. 

Um eventuell in das Innere der Trommel steigen zu können, ist am 
Umfang derselben ein Mannloch angebracht, welches durch die Stäbe Ü und 1 
geschlossen ist. 

In der vorbeschri ebenen Ausrüstung würde man nun das zu mahlende 
Produkt in der Grösse und Feinheil erhalten, welche der Maschenweite des 
Sebes d entspricht ; nimmt man letzteres sehr weil, so erhalt man ein griesiges 
Produkt, nimmt man es sehr fein — bis 200 Maschen auf den laufenden 
englischen Zoll — - so erhalt man staubfeines Mehl. Will man aber die 
KugelmOhlen als Vorzerkleinerungsmaschinen iür Mahlgänge benutzen, so lasst 
nun die Siebe c und d ganz weg nnd bringt dafür in der Mahltrommel a 
entsprechend grosse Oeffnungen an. 

Es geht wohl hieraus zur Genüge hervor, dass man die Kugelmühle 
lor Herstellung von Schrot, Gries imd dem allerfeinsten Mehl verwenden kann. 
Um die Unterhai tungs- und Reparaturkoslen auf ein Minimum zu beschränken, 
«od die arbeitenden Teile — Kugeln, Mantelplatten a und Schutz platten b 
~ aus Stahl bezw. Hartguss hergestellt. 

Mit grossem Vorteil wurden bis jetzt darauf gemahlen : Blei-, Arsen-. 
Chrom-, Gold- und Silber-Erz, Schwefelkiese, Thomasschlacke, Rohmaterial 
ftr Zementfabrikation, Gusseisenspahne, gbrannter Kalk, Phosphorite, Schmirgel, 
Emaüle, Gips, Soda, Porphyr, Quarz, Sulfat etc. 

Wie schon bemerkt wurde, beruht die Wirkung der Kugelmühlen darauf, 
dasB mehr oder weniger schwere Kugeln in die Höhe gehoben werden, 
welche dann beim Herablallen die von ihnen getroffenen Kflrperteilchen zer- 
kleinem. 

Das Eisenwerk vorm. Nagel & Kaemp, A.-G in Hamburg, hat nim 
dne Zerkleinerungsmaschine (s. Fig. 212) konstruiert, in welcher zwar auch 
Kogcln als zerkleinernde Ot^ne verwendet werden, aber es wird nicht 
deren Schwere, sondern die ihnen erteilte Zentrifugalkraft als wirkende 
Ursache benutzt. 

Bei diesen sogenannten iRollmühleni rotiert in einem feststehenden 
^ Gt hanse ein mit Speichen versehenes Armkreuz, das dazu dient, eine Anzahl 
H^tttr Ktigeln auf einer, in das GehSuse eingesetzten, kreisrunden Rollbahn 
^^BUt umlaufen zu lassen. Das zu zerkleinernde resp. zu vermählende Gut 



i66 



rV. Ableilnng. 



wird nahe der Achse in das Gehäuse eingebracht und durch das Atmtreuz ' 
gegen die Rollbahn geworfen, wo die Kugeln über dasselbe hinweglaufen und 
es rasch zu Mehl verarbeiten. Der Auslauf findet bei horizontaler Drehachse 
an einer der vertikalen und xu diesem Zweck durchlocliten Seitenwand statt. ^ 
Je rascher nun das Armkreuz gedreht wird und je rascher durch dasselbe i 
die Kugeln auf der etwas hohlen Rollbahn laufen, um so grosser ist, unter 
dem Einflüsse der Zentrifugalkraft, der Druck, den die Kugeln auf die Roll- 
bahn resp. auf das zu zerkleinernde Material ausüben. Da die Zentrifugal- 
kraft unler sonst gleichbleibenden Bedingungen im quadratischen Verhallnisse 
mit der Geschwindigkeit wächst, so hat man es mit denselben Kugeln gani 
in der Hand, nur durch Steigerung der Umdrehungszahl am Armkreuz, die 
lebendige Kraft der Kugeln beliebig und nach Bedarf zu steigern und dem- 
gemass die Wirkung auf das Mahlgut zu vervielfachen. 




Gebr. Pfeiffer in Kaiserslautern bringen eine piiteniierlc „Horizontal- 
Kugelmühle mit Wind-Separation" (Fig. 213) in den Handel und 
scheint sich diese neue Maschine speziell ftlr das Zerkleinern von Zement, 
Trass, Kalk, Phosphate, Farben etc. gut zu eignen, weshalb an ihrer all- 
gemeinen Einführung kaum zu zweifeln ist. 

Nach den Angaben der Erfinder wird die Vermahlung des aufgegebenen 
Gutes durch Stahlkugeln c bewirkt, welche in einem konkaven, der Kugel- 
fonn angepassten, ausgekehlten Mahtring e laufen und durch ein Annkreui d 
angetrieben werden. Auf diese Weise üben die Kugeln einen zerreibenden 
EinÜuss auf das Mahlgut nicht nur durch ihre Schwere aus, sondern auch 
durch die, bei der Bewegung entstehende Zenlrifugalkndl. Die Einführung 
des Mahlguts erfolgt durch einen, mit dem Armkreuz d fest verbundenen und 
mitrotierenden Trichter f und einen feststehenden Aufschütttrichtet g. Ober- 
halb des Mahlringes e sind zwei konzentrische Mantel k und i angeordnet, 
von denen der äussere i mit einer Decke versehen und vollständig geschlossen 



r Herslellnng v 



167 



ist. -wahrend bei h die Decke fi^lilt und nach oben eine Oefihung bleibt. In 
diesem Zwisclienraum ist ein Ventilator k u-ngebrachl, dessen Flügel von einem 
Armkreuz / getragen werden, das mit dem Trichter f fest verbunden ist und 
infolgedessen mit diesem 1 




Wird nun durch den Triditer g der Mühle das Mahignt zugeführt, so 
gelangt solches zunächst zu den Kugeln c, von welchen es zerkleinert wird; 
hat die Feinheit des Mahlgutes einen bestimmten Grad erreicht, so folgt es 
dem, vom Ventilator k erzeugten Luftstrom in der durch Pfeile angedeuteten 
Richtung nach oben in den weiten Innenraum des Mantels Ä, woselbst nur 
die feinstgemahlenen Teile von dem sich verlangsamenden Strom weiter mit- 
genommen werden können. Oben angekonunen schleudert der Venlilator k 
die mit den feinen Teilchen des Mahlgutes angefüllte Luft hinüber in den 
Zwischenmum der beiden Mäntel h und i. Das hier sich ansammelnde Mehl 
wird durch Streicher fn, welche mit dem Ventilator k verbunden sind, der 
Austtagöffnung n zugeführt und kann dort beliebig abgenommen werden. 

Diese PfeifTer'sche Zerkleinerungsmaschine hat gegeoüber ahnlichen 
ttruktioncn vor allen Dingen den grossen Vorteil, dass die empfindlichen. 



i68 



IV. Abteilaiic> 



teuren Siebe vollständig in Wegfall kommen, wodurch an Unter- 
haltUDgB- und Reparaturkosten viel gespart wird und alle durch Zerrcissen 
der Siebe eotstehenden Betriebsstörungen ein fQr allemal beseitigt sind. 

Ausser diesen besonders wichtigen Vorteilen verlangt diese KugelmDhle 
eine kleinere Betriebskraft, weniger Raum zur Aufstellungund geringeren 
Anschaffungswert, bei vollständig staubfreiem Arbeiten. 

Eine eigenartige Zerkleiaerungs- 
maschine (s. Fig. 2 14) ist dem Eisen- 
werk vorm Nagel & Kaemp A.-G. 
L. in Hamburg patentiert worden. Diese 
Maschine- Doppelpendelmöhle- 
ist eine Feinmahlmaschine, bei welcher 
mehrere Mahlwalzen c mit ihren in 
Kugeln / aufgehängten Pendelachsen 
d um eine zentrale KOnigswelle h 
denLrtigkreisen,dass sie durch Zentri- 
fugalkraft gegen die kreisrunde 
Mahlbahn b gedrückt werden und, 
auf dieser Mahlbahn abrollend, das 
zwischen die Mahlwalzen c und die 
Mahlbahn b geworfene Mahlgut in 
staubfeines Mehl verwandeln. Ein 
die gesämmte Mahlkammer umgeben- 
des Sieb p bewirkt, dass nur genügend 
gefeintes Mehl in die Auslauföff- 
nungen t gelangen kann. 

Demgemass gehört die Doppel- 
pendelmühlezu denjenigen Zerkleiner- 
ungsmaschinen, welche durch Druck 
auf das Mahlgut wirken ; da aber der 
Druck zwischen den Mahlflachen 
ausschliesslich durch Zentrifugal- 
kraft hervorgebracht wird, kann der- 
selbe durch Steigerung der Umlauf- 
Fig. 314. gesch windigkeit beliebig und ganz 

nach Bedürfnis ohne Vermehrung 
des Lagerdruckes vergrössert werden. 

Die Pendelachsen d der Mahlwalzen c hangen mit ihren oberen Spur- 
ringen in kugelförmigen Lagern f. welche gestatten, da.ss die Pendelachsen 
gleich einem Zentrifugalpendel »ach jeder, also sowohl in radialer wie auch 
in tangentialer Richtung ausschwingen können. Hicrt>ei ist das radiale Aus- 
schwingen durch die ringförmige Mablliahn b, (las tangentiale Ausschwingen 
dmch die Schlepplager e begrenzt, weicht- <lurch elastische Federn m mit dem, 
auf der Königswelle h sitzenden Mitnehmer n so verbunden sind, dass die 
Mahlwalzen, wahrend sie um die Königswelle kreisen, etwas zurflckbleibeo 
können, wenn grössere, das Mahlen erschwerende Stücke zwischen die Mahl- 
flachen gelangen. 

Das Mahlgut wird durch einen die Zuführung angemessen regulierenden 
Speiseapparat n in die mit dem Aufsatz q versehene Mahlkammer gebracht 
und dort so lange und so oft gegen die Mahlhahn 6 geworfen, bis dasselbe 
unter dem Druck der über dasselbe hinwegrullenden Mahlwalzen c fein genug 




mahlen ist, tun als fertiges Mehl durch das die Mahlbinimer ringförmig 
^d>mde Sieb p in die Auslaufiliffnungen ( gelangen ku können. 




Am Schluss der Abte lung fdr Zerkleineningarn,iscl nen 
jnstmkt onen Erwähnung geth<m uel he seh fü Spez Az\ 
ntitat haben und her und da Anucndung finden dQrflen 




Eb ist dies unior andurcm die Kugelmühle mit geschlossenem 
kBlgehäuse, dieselbe besteht, wie obensCehende Konstruktion der Firma 
. Krupp, Grüsonwerk, Magdeburg- Biickaii zeigt, aus einer Trommel, 



I70 



IV. AbteünQE. 



welche horizontal oder unter «ineni Winkel zur horizontalen Ebene HJtw 
kann. In dieser Trommel befinden sich, ausser dem zu mahlenden Matci 
Stahl- oder Hartgusskugeln oder, wo es das Material verlangt, Kugeln 
Rolguss — in tlicscm Falle ist dann auch die Trommel aus Rotguss — i 
verschiedenem Durchmesser; die Rotation wird hier so lange fortgesetzt, 
der gewünschte Grad der Feinheil erreicht ist. 

Diese Kugelmühlen erfordern geringen Kraftaufwand und sehr wei 
Reparaturen; ihre Anwendung finden sie naineollich zum Mahlen von Farbi 
Gewürzen, chemischen Produkten aller Art etc. 

Für solche Stofl'e, welche mit Metallen nicht in Berührung komm 
dürfen und deren klare Löslichkeil durch die Pulverisierung nicht beeinflu 
werden soll, baut die Pinna H. F Stollberg m Offenbach a/M. eine Ki^ 
mflhle aus Porzellan, welclie zwetlvs hequt,mi.r Füllung und Entleerung u 
vor allen Dingen gründlicher Reinigung aus zwei Teilen besteht. 

Der eine Teil ist an dem. die Bewegung Obcrtngenden BOgel fest. »■! 
rend der ändert-, wie Fig. 216 zeigt lose mit demselben verbunden ist, diu 
eine Schrauben Vorrichtung aber nnt diesem fest verbunden werden kann. I 
Zerklcinerungs Organe sind ebenfalls PorzelUn kugeln 

Eine für grössere Qüantitätt.n bestimmte Kugelmühle stellt 1 
Firm;i Fr. Krupp, Grusonwi-rk Bin k lu M 1,,'dt bürg her.^ 




DiLS [,ros lin i 1, 1 ; i rt r 1 1 ul i er \chst 

auf vier Rollen die paarweise auf gemeinschaftl dien Lagerstühlen sitzen u 
durch em \ or^elege angetrieben wirden 

Seitlich sind Separationssicbe angebracht welche das genögend zerklein« 
Matenal durchla-wen die Mühle also entUsten und dadurch den MahlprOK 
beschleunigen Die Aufgal e des Materials erfolgt in der Regel durch v 
schhessbare Oiffnungen m der Trommel kann ahtr uch durch einen seill 
angebrachten Tncl ler und eine Zuführungss hnecke erfiigen 

Für kleine QuanbUten ist die m umstehender Fig zi8 dargeste 
Pulverisiertrommel \ielfach in Anwendung Ditstlbe ist für Handbeö 
eingenchtet und sind uch hier Slihl oder Rotgusskugeln he arbeiten« 
Organe 



Die mehr und mehr in Aufnahme gelangende Kohlenstaub-Feuerung hat 
T Folge gehabt, dass eigenartige 2 erkleinenings- Maschinen zum Zwecke der 
; des Kohlenstaubes gcb;mt «orden sind. 




Vor allem ist es die v.m der Maschinenfabrik Gebr. Propfe. Hildes- 
sim konstruierte sogenannle »Propfe- Mahle«, welche u, a. in der Berliner 
ewerbe-Ausstellüng 1 8q6 im Betriebe vorgeführt wurde. 

Die Einrichtung derselben geht aus nachstehender Figur 2 1 9 und dem 
Igenden Vermähl ungsgange zur flcnügf hervor. 

Die in den Fülltrichter geschüttete Kohle wird von dem Rührfinget 
itch die OefFnungcn der Einlaufschieher oder statt des obigen FüUlrichters 
rch eine schneckenförmige Speisewalze mit Feder und Schieber in 
■- Höhle geführt. Im Innern der Mülile fällt die Kohle auf einen Streu- 
Her, der sie gleichmässig an dem Umfange des oberen Mahl- 
iges verteilt, zwischen welchem und den oberen Zentrifugal -Walzen 
vorgemahlen wird. Kohlenstaub und Kohlengrieae sinken in zylindri- 
bem Strome zwischen Sichtflügeln und bei Windsichtun g zwischen 
Igelrad und Siebmantel hezw. Sekanten -Mantel hernieder, der Staub passiert 
; Sieb bexw. die Flügel, der Gries lallt weiter zwischen den unteren 
thlring und seine Walzen, wird hier vollends in Kohlenstaub verwandelt 
i durch das Sieb liezw. Flügel hindurch in den Aussetunanlel befördert. 
dem Untersatze der Mühle sammelt sich der fertige Staub an und ein ein- 
her Arm streicht ihn durch die Ausläufe in unterge hängte Säcke oder (bei 
:>stthatigea Betrieben) in die Transportschnecken, Elevatoren und dergleichen. 
gen Verstopfungen ist die »Propfe-Mühlc» durch eine selbstthatige Vcntil- 
ppe geschützt, welche einen Notauslauf öffnet, wenn der Mühle zu viel 
hie zugefführt ist. 



Diese Mühli? bedarf keines Vorhrecliers, weil sie Kohlen bis 40 
Stüdtgrösse ohne weiteres vermählt, ferner bedarf sie keiner Schüttelsiebe 




weil sie von Eisen teilen und Fn 
n grosser Leistungsfähigkeit und li 



milkörpern nicht ruiniert wird. 
uferte z. ß. die in Berlin aus- 



s;cstelite Mühle in der Stunde durchschnittlich iioo Kilo. 

Speziell zum Mahlen resp. Zerreiben von Indigo wendet man vor- 
nehend (Fig. 22o) gezeichnete Indigo-Reibmaschine von Gebr. Heine 
in Viersen an. 

Dieselbe besieht itus einer gtisseisemen , zylindrischen Trommel mit 
»ei dicht aufliegenden Deckeln, wovon einer mit einer mannlochartigen, dicht 
vcrachliessbaren Oeffnung imn Einfüllen des nassen, aufgeweichten Indigos 
versehen ist. 

Die Trommel ruht in einem kräftigen gusseisemen Gestell, wird durch 
Riemen angetrieben und enthält im Innern mehrere eiserne Walzen, welche 
den Indigo in verhältnismässig kurzer Zeit auf das Feinste zerreiben. Der 
fertig geriebene Indigo wird durch einen an der Trommel befindlichen Hahnen 
aligt^lassen. 

Für die Fabrikation von Buchdruck- und Malerfarben reichen obige 
Mascliinen nicht aus, und muss man hierfür besondere Farbereibmaschinen 
verwenden. 

Diese Maschinen (s. Fig. 2ri) erhalten drei Walzen — aus Syenit, 
Fein- oder Hartguss — die mit ungleicher Geschwindigkeit rotieren und von 
denen der vorderen Walze, behufs Erhaltung einer guten Reibfläche, ausser 
der rotierenden, noch eine seitliche Bewegung erteilt wird. 




Zum Vennahlen leigarligcr Körper, z. B. Seifen, und zum gleichzeitigen 
Umfonnen dieses Mahlgutes in endlose Stangiai dient die umstehend ge- 
idchnete vierwalzige Mühle, welche von H. F. Stollherg, OITenbach a/M. 
gebaut wird. Die beiden unteren Walzen bilden die Aufgabe walzen, während 
die obere die Abgabewalze darstellt. Letztere ist mit zwei Abstreichmessem 
versehen, welche lias gemahlene Produkt abstreichen und entweder, wenn eine 
nochmalige Vermahlung stattfinden soll, in dem oberen Trichter zurückfallen, 
odet aber wenn die Vermahlung genügend weit vorgeschritten ist, in dem 



Auffangapparal des Umformers gelangen lassen. Letzterer Apparat b«tfht ' 

1 parabolisch geformten Hohlkörper und einer sich dessen Form en^' 
ansciiliessenden einarmigen Schnecke, deren Gewindesteigung sich behufs Er- 
zielung des erforderlichen Druckes nach vom vermindert. In dem vor dem 
Apparat liegenden und heizbar eingerichteten Mönilungskopf können nun 
Brillen von jeder gewünschten OetTnung eingesetzt werden, je nach dem Quer- 
schnitt, den die erzeugten Stangen erhallen sollen. Der Antrieb ist so ein- 
gerichtet, dass Mühle und Umformer gleirhzriiig uml getrennt arbeiten können. 




von den verschiedensten ö 1- 
ikernen, Erd- und anderen Nüssen, 
hleudermOhlen oder Walzen- 

Die Walzenmühlen sind ähnlich den Walzwerken (a. S. 153) konstruiert, 
nur erhalten die Walzen beim Verarbeiten von Samen eine möglichst rauhe 
Oberflache, um ein sicheres Einziehen des Samens zu erreichen ; beim Ver- 
arbeiten von Nüssen hingegen werden zwei, auch drei Paar über einander 
liegende Walzen angewendet, von denen die beiden oberen Walzenpaare, je ' 
nach der Grösse der Nüsse und der Beschaffenheit ihrer Schale mehr oder 
weniger stark geriffelt sind, wahrend das unlere Walzenpaar rauh geschliffen «ird- 



V. Abteilung. 



Mischmasehtnen. 

Unter Mischen versteht man im allgemeinen das Zusammenführen, ver- 
schiedener, meist ungleichartiger Substanzen zu einer Gesamtheit. 

In Bezug auf die Vollkommenheit und Innigkeit der Mischung, welche 
sich natürlich nach der Fabrikationsart und den Eigenschaften des darzu- 
stellenden Körpers richtet und gross oder gering sein kann, werden an die 
hierfür vorhandenen Maschinen und Apparate die weitgehendsten Anforde- 
rungen gestellt. 

Diese Ansprüche sind aber vollständig gerechtfertigt und müssen erfüllt 
werden, denn wenn z. B. die Mischung zweier Körper, welche auf einander 
einwirken sollen, nicht ganz gleichmässig ist, so wird, da an einer Stelle der 
eine und an der anderen Stelle der andere Körper im Ueberschuss vorhanden 
ist, der beabsichtigte Prozess ungleichmässig vor sich gehen. Infolgedessen 
wird unrationell gearbeitet werden, weil nach Beendigung des Prozesses ein 
nicht in Reaktion getretener Rest des einen Körpers verbleibt. 

Man sieht daraus, dass die Brauchbarkeit eines Produktes, welches 
während seiner Herstellung irgend einem Mischprozess mit anderen Körpern 
unterworfen werden muss, sehr wohl von der richtigen Konstruktion der dies- 
bezüglichen Apparate abhängen kann. 

Unterschieden werden letztere in Bezug auf die Beschaffenheit 
der zu mischenden Körper, und man teilt sie ein in Maschinen zum 
Mischen von: 

1. Festen Körpern; 

2. Festen Körpern mit Flüssigkeiten; 

3. Flüssigkeiten; 

4. Flüssigkeiten mit Gasen und 

5. Gasen. 



Die einfachste Methode f)B8te Körper zu mischen, besteht darin, 
<iass man diese, dem Mischungsverhältnis annähernd entsprechend, nach- 
und durcheinander so auf einen gemeinschaftlichen Haufen zusammenschüttet, 
dass die Mischung auf der Böschung des so entstandenen Kegels vor sich 
geht. Will man die dadurch entstandene, allerdings noch ungenügende 
Mischung verbessern, so muss man noch ein- oder mehrmal den so gebildeten 
Haufen in gleicher Weise umschaufeln. Diese Manipulation von Hand vor- 
zunehmen ist aber nicht nur sehr kostspielig, sondern auch gesundheitlich 
sdiädlich, da bei dem Umschaufeln, je nach Art der Körper, stets eine grössere 
oder kleinere Staubentwickelung stattfindet, welche die Arbeiter belästigt. 



176 



. Abteilung. 



Man wendet deshalb diese Methode wohl nur noch bei Versuchen an» 
während man für regelrechten Betrieb die Mischmaschinen allgemeia 
eingeführt hat. 

Zu diesen Mischmaschinen gehört die Mischschnecke, ein Apparat, 
der bereits in der III. Abteilung unter Tran Sporteinrichtungen erwähnt wurd^ 
und sich von jenem nur durch die Fonn seiner Flügel unterscheidet, wi^ 




Fig. 123. 



Fig. 223, eine Ausführungsfomi der Pinna G. Polysius, Dessau, auch an- 
deutet. Die Flügel bilden keinen fortlaufenden Schraubengang, sondern sind 
einzelne Flächen, die so schräg zur Drehachse gestellt sind, dass dadurch eine 
unierbrochene Schraubenlinie entsteht. Wird nun diese Schnecke — genannt 
Polterschnecke — in Rotation versetzt, so werfen die Flügel die in Pulver- 
form eingebrachten Körper nicht nur durcheinander, sondern sie bewegen sie 
auch in achsialer Richtung vor sich her, bis sie am Ende des Schnecken- 
troges gehörig \'eniiischt ausfallen. 




Bei diesen Polterschnecken war man aber bezüglich der Genauigkeit der 
Mischung zu sehr von der Zuverlässigkeit des betrelTenilcn Arbeiters abhängig- 
Dr. Jpchum hat eine Teil- und Mischmiischin-e konstruiert, welche 
sich nach den Au.ssagen von Fachleuten ganz ausgezeichnet bewähren soll. 

Sie besteht, wie aus der Fig. 224 her\-f)rgeht, aus einer Reihe neben 
einander angeordneter eiserner Trichter, auf welchen grössere Behalter aus 
Holz oder Eisen aufgesetzt sind, die zur Aufnahme der zu mischenden 
Materialien dienen. Unter einem jeden der eisernen Trichter befindet äch 
ein rotierender Teller, von welchem das konlinuierlich aus jenem Hiessende 
Material in eine danuiter liegende Misch- oder Po Itersch necke abgestrichen 




Der hauptsächlichste Teil der Maschine, s. Fig, 225 und 226, Ansicht 
und Schnitt des Teilapparatcs, d. h. die Vorrichtuiig, mittelst welcher das Ab- 
teilen der Massen in genau vorgeschriebunem Verhältnis bewirkt »ird, ist 
Begenüber den früheren Ausführungen, von der jetzt allein zur Fabrikation 
berechtigten Firma Fr. Krupp, Grusonwerk Magdelmi^-Buckau, so wesentlich 
•«bessert worden, tluss jetzt das Abteilen nicht mehr vom Böschungswinkel 
der betreffenden Materialien abhangt. Ein weiterer Vorzug besteht in der 
Erhöhung der quantitativen Leistung, welche dadurch erreicht wird, da.ss jetzt 
»ei Oeßtaungen zu beiden Seiten des unteren Trichterbodens angeordnet sind. 
Nachdem die Abteüvorrichtung, je nach der Art der Körper und je nach dem 
inrünschten Mischungsverhältnis eingestellt ist, arbeitet diese Maschine selbst- 
thatig genau und zuverlässig und verlangt nur eine einfache Bedienung bei 
gam geringem Kraflbedarf; die Mischung ist eine sehr innige und die Leistung 
auch in quantitativer Hinsicht eine sehr hohe. 

Wenn man ausserdem berücksichtigt, tlass die Maschine völlig staubfrei 
aibcilet und tlass die Geheimhaltung der Mischung, selbst gegenüber den 
daran t>eschäft igten Arbeitern, ermöglicht ist — weil man das Einstellen ja 
selbst besorgen und auch beliebig verändern kann — so dürfte wohl eine 
weiteie Empfehlung nicht nötig sein, um diese Ma.schine an geeigneter Stelle 
aizuwendea. 

\i 




■-■tieliene Trommeln, ähnlich wie 
Integratoren, in eni- 
L;i"gengeselzter Richtung scimell 
rotieren. Das zu mischende Ma- 
terial wird in bestimmten Mengen 
abgewogen und der Masdiine mit 
der Hand zugegeben, wq es als- 
dann von den erwähnten Tromradn 
kräftig durcheinander geschleudeil 
und gemischt wird. 

1 durch das AbwSgoi 
Zuschütten mit der Hand 
ziel von dem Arbeiter ab- 
hängt, so hat Pallenberg die sonst 
schon brauchbare Maschine da- 
durch bedeutend verbessert, dass 
er jedem einzelnen der zumischen- 
, den Stijfle einen besonderen Ein- 
L-hter gab und die Zuführung 
'■ Kur rotierenden Trommel duidi 

JB nach dem gewünsclilen Misciiung^verhältnisse ver- 



Miscliniaschincn fUr feste Körper ijg 

rasch umlaufen und dadurch verschiedene Mengen dem Apparate 
nlciten. regelte. Uie Anzalil der Aufgabeslelleu richtet sich naturgemäss nach 
der Anzalil der zu niischenden Stoffe. 

vorai. Nagel & Kaemp, Aktiengesellschaft in Hamburg, 
laut eine gut arbeitende Mischmaschine in Form einer horizontalen Trommel, 
in deren Inneren Tatzen angebracht sind, welche die zu mischenden Materialien 
Drehung des Zylinders hoch heben und ddnn wieder fallen lassen. 
Zum Ein- und Au-sbringen des Materials dient ein seitlich angebrachtes Mann- 
Der Betrieb mit dieser Maschine ist ein i>eriodischer ; will man aber 
inuierUch mit dieser arbeiten und auch gleichzeitig transportieren, so werden 
die Tatzen im Inneren der Trommel gewindeartig ausgebildet, jedoch mit 
Z»üchenräuraen derartig versehen, dass auf zwei Gewindegänge derselben 
Riditung ein Gewindegang in entgegengesetzter Richtung folgt. Diuch diese 
Anordnung wird eine ganz intensive Mischung und zugleich Fortbewegung, 
in, an dem einen Ende auffiegebenen Materialien erreicht, welche dann die 
Trommel an der entgegengesetzten Seite von der Aufgabeslelle verlassen. 



1 
I 




Wahrend hier also die Trommel rotiert, giebt es wieder AusfÖhrungen, 
bei welchen die Trommel stillsteht. Man versieht dann eine, durch die 
Trommel gehende Aclise, almlich wie bei den Polterschnecken, mit Flügeln, 
und lässt diese die Mischung vollziehen , oder aber, wie Fig. 228, eine 
Konslrukiion von H. F. Stollberg, Oflenhach a. M., zeigt, man bringt 
einen doppelten Schraubengang auf der Achse an, und lässt diese und die 
Trommel in entgegengesetzter Richtung rotieren. 

Man wendet an letzteren Maschinen auch Trommeln mit Doppcl- 
taanteln an — namentlich bei der Methyl violett-, Violett- und Grön- 
fabrifcation — , um das zu mischende Material kühlen bezw. erwürmen 
za können. Das Entleeren findet bei diesen Maschinen selbstthatig statt, 
indem man, nach Abnahme des Verschlussdeckels, die Beschickungsöffnung 
nach unten bringt und alsdann die Rührschnecke in Bewegung setzt, wodurch 
diese das gemischte Material auswirft. 

Diese Mischmaschine hat nun Stoliberg dadurch in eine Zerkleinerungs- 
maschine umgewandelt bezw. beide Maschinen zu einer kombiniert, dass er 
in das Innere der Trommel eine entsprechende Anzahl Kugeln brachte. Der 
auf der Achse befindliche Schraubengang nimmt nun diese Kugeln bis zu einer 

18» 



i8o 



V. Abteilung. 



bestinunten Höhe mit, lässt sie alsdiinn abrollen, wodurch eine derarti 
Kilgliche Reibwirkung erzielt wird, dass z. B. Farben, welche zu einer > 
verarbeitet werden sollen, in Stücken eingeführt werden können und i 
innigst gemischtes unfülilbares Pulver die Maschine verlassen. 

An Stelle der RührflOgel oder Schnecken wendet die Firma W( 
& Pfleiderer, Cannstalt, eigentümlich geformte Mischschaufel 
ihren, nach dem denkbar einfachsten Prinsip gebauten Maschinen an; c 
denselben erzeugten Mischungen sind von bisher kaum erreichter VoUkoi 
heit. Diese Maschinen haben sich, infolge der damit erzielten Gründl 
und Raschheit der Mischung, sowohl in der chemisch-technischen, als 
in der chemisch-pharmazeutischen Industrie, in verhältnismässig kurze 
sehr gut eingeführt. 

In diesen Mischmaschinen kann, bei richtiger Wahl der Gross 
Anzahl von Schaufeln, sowie bei entsprechender Behandlung rasch jeder ] 
prozess, wie schwierig er auch sei, aufs vollkommenste ausgeführt werdei 
sind die besten Erfolge unter anderen in folgenden Fabrikationen zi 
zeichnen: Chinin, Dynamit, Ultnmiarin, Graph i im assen, Gummi und ' 
percha, elektrische Kohlen etc. etc. 




Kig. 2jg. 

Es sei vorausgeschickt, iktst, die Anwendbarkeit dieser Ma.sc!iinen ' 
nur auf trockene Materialien beschrankt ist, sondern dass auch angef 
tete und feuchte Köqier damit verarbeitet werden können und wird 
in letzteren Fällen die Mischmaschine zur Knetmaschine. 

Vorstehend gezeichnete Ma.schine mit zwei Schaufeln wird inG 
von So bis 200 Liier Troginhalt gebaut und i.st der Trog nicht, wie b 
kleineren Maschinen zum Auseinandernehmen, sondern derselbe IcaQ 
Entleerung niiltelst der H;mdspindel gekippt werden. Jj 



MiscbraBichmen (ur feile Kärper. l3l 

Der Antrieb erfolgt bei sämtlichen Maschinen dieser Firma mittelst des 
derselben p;itentierten Re versierappara tes. 

t Dieser sinnreiche Apparat besteht aus zwei losen Riemenscheiben B, B 
F^. 230) und einem dazwischen liegenden, die Weile mitnelunenden 
lelstQck Ä, welches mit den Riemenscheiben aufs bequemste durch das 




H.indrdd S in und ausser Eingriff gebraclit werden kann. Das Handrad H 
bewirkt, nach links angeworfen, den Vorwilrtsgang resp. die Misch- oder bei 
feuchten Körpern die Knetriciitung, nach rechts dag^en den Rückwärtsgang, 
resp. das Auseinanderarbeilen, evenll. die Entleerungsrichtung der Maschine. 
Auf diese Weise hat man nicht nur die Umsteuerung auf das Sicherste in 
<ler Gewalt, sondern man kann auch durch einfaches Anhalten des Handrades 
ptelich die Maschine abstellen, so dass eine weitere Abstellvorrichlung ganz 
eatbehrlich ist. Der Betrieb der beiden Riemenscheiben kann ohne besonderes 
Vorgelege direkt von der Transmission aus erfolgen. 




l82 



. AbleiluDg, 



Diese Mischmaschine (s. Fig. 2iq) ist besonders zahlreich bei Hersti 
von künstlichem KolilenmateriHl für elektrische Zwecke, Akkumulaiorenn 
Kitten aller Art, Farben in Teigkonsistenz, Schmirgel etc. in Verwendung. 
Für die nämlichen Fabrikalionen, jedoch für grössere Massen, dien 
vorstehend in der Kippstellung gezeichnete zweischaufehge Maschine (Fig. 
bei dieser sind, wie bei den anderen Maschinen zur Venneidung von 
^ücksfallen die Zahnräder mit Schutzniänteln umhüllt. Gebaut wini < 
Modell in Grössen von 400, 600 und 800 Liter Troginhalt und gesc 
die Kippung des Troges auton^atisch, d. h. der bedienende Arbeitet br 
nur auf einen Hebel xa treten, worauf sich der Trog an einer Spindel 
kippt. Wahrend des Umkippens bleibt die Maschine im Betrieb, woi 
die hierzu, nötige Zeit der Misch- und Knelarbeit nicht verloren gehl. 




Eine se!ir viel angewandte Maschine ist die nach Fig. 232, weicht 
80 bis 200 Liter Inhalt gebaut wird und zum Mischen von Zement, Isi 
masse, Farben, Papiennassc und vielen wideren Materialien von brotleigahnl 
Konsistenz dient. 

Wie aus der Abbildung hervorgeht, sind bei dieser Anordnung die 1 
niedrig gestellt, um sie bequem einfüllen zu können. Das Kippen ei 
durch an Ketten K und ff' hangende Gegengewichte mittelst der H 
kurbel /, es kann aber auch so bewirkt werden, dass der Arbeiter mi 
eines Hand- oder Fusshebels diese Kippvorrichtung mit dem Antrieb 
Maschine kuppelt. 

Eine Spezialmaschine für die Gummi- und Guttaperchafabrika 
ist die in Fig. 233 dargestellte Maschine, in welcher Zeichnung die Vo 
wand weggelassen ist, um das Innere zu zeigen. 




Diese Maschine wird in Grössen für 3 bis 250 Liter Inhalt gebaut 
und tat mit heizbarem Trog und heizbaren Schaufeln versehen, besitzt eine 
sehr starke Ueberselzung und findet ausser in der Gummi- und Guttapercha- 
fabrikation, wo sie sowohl zur Herstellung von Lösungen, als auch zum 
Inkorporieren von diversen Pulvern in Rohgumnu' dient, noch vorteilliafte 
Anwendung zur Herstellung von Lincruster, Linoleum, künstlichem Elfenbein 
MC., überhaupt zum Mischen aller sehr festen Massen, welche bei ihrer Ver- 
arbeitung einer Erwärmung bedürfen. 





V. Abieüong. 

Eine Mischmaschine, in welcher sich keine Rührer, Flügel etc. befinden, 
sondern nur die schrUge Lage der Mischtrommel dazu benützt wird, bei der 
Drehung derselben die aufgegebenen Materialien durch einander zu werfen 
und so zu mischen, baut die Finua Fr. Krupp, Grusonwerk, Magdeburg- 
Buckau. Diese Konstruktion ist für solche Materialien besonders geeignet, 
welche nicht mit Eisen in Berührung kommen dürfen, denn die Trommel 
lässt sich ebenso gut aus Holz, emaill. Blech etc. herstellen, wie auch, wenn 
von Eisen mit filei, Porzellan platten etc. innen auskleiden, und hat man daim 
den Vorteil, die mehr oder weniger schwierig aus Holz, emaill. Blech. 
Blei, Porzellan etc. herzustellenden Rüiirer und Flügel gänzlich zu entbehren. 

Hiermit dürften die Mischmaschinen für trockene Materialien abgeschlossen 
sein; nur möchte an dieser Stelle noch gesagt werden, da.ss ausser den vor- 
stehenden Konstruktionen von Werner & Pfleiderer die vorher erwähnten 
Mischmaschinen auch zum Vermischen von festen Körpern mit Flüssigkeiten 
benutzt werden können. Nicht unerwähnt sei ferner, dass man zum Mischen 
von trockenen Körpern auch die in der III. Abteilung besprochenen 
Kollergänge, Mühlen und Desintegratoren mit mehr oder weniger Erfolg 
benutzen kann. 



Da durch das Mischen von festen Eörpern mit FlüBsigkelten in der 

Regel eine Veränderung der ersteren vor sich geht, indem sie sich in letzteren 
entweder mechanisch oder cheraisdi auflösen, so müssten derartige Maschinen 
eigentlich erst in der nächsten Abteilung besprochen werden, weil aber doch 
das Mischen die Ursache der Änderung des Zustandes ist, so sollen die zu- 
gehörigen Maschinen gleich hier behandelt werden. 




Zum Auflösen von verschiedenen Materialien unter WasserzuHuss z. B. 
beim Auflösen von Rückständen, welche nochmals auskrystallisiert werden soUen, 
oder zum Auflösen von Thon oder Kalk und Thon in den Zementfabriken etc.. 
werden vorstehend gezeichnete, sogenannte Schlämmmaschinen (Fig. 235) 
häufig angewendel, welche von den verschiedensten Firmen hergestellt werden 
and sich nur unwesentlich von einander unterscheiden. 

Das gezeichnete Schlflmmwerk ist von G. Polysius, Dessau, gebaut und 
wird durch ein Kegelradpaar eine vertikale, oben und unten gut gelagerte 



MischmaschiEen für feile Körper iind FlüsiigkeiteQ. 



■8ä 



Welle Eingetneben; diese Welle bewegt ein Rülirwerk mit Rührstaben, welches 
di^ im bestimmten Verhältnis aufgegebenen Materialien mit dem Wasser zu 
önem dünnen Brei innig vermischt. Dieser Brei kann bei kontinuierlichem 
Betriebe an einer bestininiteii Stelle oben abfliessen oder bei periodischem 
Betriebe und hochstehenden Maschinen nach Beendigung der Auflösung unter 
beständigem Weiterrühren durch eine am Boden oder an der Seite ver- 
schliessbare Oefinung entnommen werden. 

Die Gefässe kann man auch ganz aus Eisen herstellen; sind sie von 
Mauerwerk, so ist es ratsam, wie vorstehende Figur zeigt, den Boden der 
Gnibe mit gusseisernen Segmentplalten auszulegen. 

Eine für alle Zwecke gleich gute Konstruktion dieser Maschinen lässt 
sich nicht angeben, da sich dieselbe nach den Materialien richtet und zwar 
nach deren Eigenschaft, sich mehr oder weniger schnell in Wasser aufzulösen. 
So übt beispielsweise das Einhängen von Ketten, die zu gleicher Zeit 
zerreibend auf die Materialien wirken, sowie das Ein- und Ausschalten 
von Rührsiaben, einen Einfluss auf das Auflösen der Stoffe aus. 

Eine Konstruklion, bei welcher je nach Bedarf noch Rülirstabe ein- 
und ausgeschaltet werden können, führt nacli Fig. 256 J. A, Hilpert in 
NOmberg aus, Man ha( es bei diesen Apparaten in der Hand, FiUe drei 
Rahrer, oder den inneren und einen aasseren oder nur den inneren arbeiten 
ni lassen; der Antrieb kann von Hand — wie gezeichnet — oder mitteist 
Riemen bewirkt werden. 

Dieselbe Firma baut auch Rührwerke ohne Seitenrülirer, auf tleren 
Mier Welle sicli dann zwei über einander liegende Flügel befinden, deren 
Flächen entgegengesetzt geneigt stehen und die sich auch gegen einander be- 
»egcn können, wodurch in verbal tnismäs,sig kurzer Zeit ein inniges Mischen 
bezw. Auflösen der Materialien staltfindet. 




Kig. 236. 



Fig. 337. 



Dienen die Maschinen (Fig. 236 und 237) zum Schlammen, so ist es 
unbedingt notwendig, dass der aufgelöste Schlamm an der Oberfläche ruhig 
abfliesst, damit er keine unaufgelöslen Teüe mit sich fortführt. 

Zur gleichen Gattung gehören auch die Maschinen zum Aufschliessen 
"on Knochenmehl, Knochenkohle, Phosphaten etc. mittels t Schwefelsaure, und 
wilenicheidet man hierbei kontinuierlich und periodisch arbeilende Aufschliess- 
Maschinen. 

Bei ersteren müssen die zu mischenden Materialien — Mehl und Säure 
dem gewählten Verhältnis ununterbrochen zugeführt werden. Das Mehl 
der Maschine entweder durch ein Becheru'crk oder eine Transport- 



J 



i88 



V. Abteilang. 



Stande mangelhafter Dichtung des Rührers bezw. der Rühren^'elle im Thoii- 
kesseldeckel leiden. L. Rohrmann in Krauschwitz i. d. Lausitz vermeidet 
obigen Uebelstand dadurch, dass er eine besondere Dichtung zwischen Rührer- 
welle und Thonkessel und zum Tragen des Rührflügels, soweit als angängig 
eine Eisenstange, im Uebrigen aber eine aus einzelnen Stücken zusammen- 
gesetzte Thonröhre oder hohle Thonstange anwendet. 

Nachstehende Fig. 240 zeigt einen Schnitt durch das Rühn^-erk aus 
Thon, und Fig. 241 die Befestigung des Rührflügels. 




F.- 



i 




Fig. 241. 



Fig. 240. 



Der Thonkessel T ist durch einen zentral durchbohrten Thondeckel D 
gasdicht abgeschlossen. In die von einem aufrecht stehenden Flansche /" 
umgebene zentrale Oeffnung des Deckels D ist das glockenförmige Dichtungs- 
stück d eingekittet, dessen oberer Teil in Form eines mit der Spitze nach 
abwärts gekehrten Kegels ausgehöhlt ist. In diesen Hohlkonus passt die 
knopfartige Verstärkung v der den Mischflügel F tragenden, aus mehreren 
hohlen Stücken ,s^ 5 zusammengesetzten Stange. 

Die Stücke ä s sind mit einander und letzteres mit dem Flügel jF durch 
Bolzen b verbunden und überdies die Verbindung ersterer durch entsprechend 
gebogene Tlion keile A' befestigt. 

Der Dichtungsknopf v ist auf seiner konischen Mantelfläche mit Rillen 
zur Aufnahme der Schmiere und in seinem oberen, vorteilhaft vierkantigen 
Teile mit einer Durchbohrung versehen, mittelst welcher er an die Welle w 
befestigt wird. Die Welle xc steckt in der hohlen Nabe des Antriebrades und 
lasst sich in derselben verschieden tief befestigen. Hierdurch ist die Möglichkeit 



1 (iir Flüsiigkfitcn. 



i8g 



^botcn, die Reibung der Dichtungsstückc d und u auf das zulässig geringste 
Mass XU beschranken und den Thondeckel D mögliclist zu entlasten. 

Der Knopf v wird zwecks Verminderung seines Gewichtes hohl hergestellt 
und in das Dichtungsstück (/ dampfdiclit eingeschliffen, überdies kann in diesen 
hohlen Knopf i' auch Wasser gefüllt wertlen , um das Warmlaufen dieses 
Dichtungsstückes möglichst zu vermeiden. 

Wie aus obiger Darstellung des Erfindungsgegenslandes erhellt, besitzt 
ilereelbe eine genügende, jederzeit regulierbare D ich tungs Vorrichtung, weiche 
dem VeiBchleissen möglichst wenig ausgesetzt ist und eine leicht herstellbare 
gerade ROhrerweile, indem nämlich die Mittellinien der die Weile zusammen- 
setzemlen Stücke leicht in eine Gerade gebracht werden können. 



Eine vielfach angewendete Methode, FlfiBBigkeiteo eu miaohen, 

besteht in der Kombination eines Dampfstrahl-Luftdruckapparates otler 
eines Rührgeblases mit den Mischgeßlssen (s. Fig. 242). Der Luftdruck- 
apparat und das R Ohrgebläse drücken die atmosphärisciie Luft durch ein 
System von, mit feinen Löchern versehenen Röhren, welche in Schlangenform 
auf dem Boden des Mischgefässes liegen, in die darüber stehenden Flüssig- 
teiten von verschiedener Zusammensetzung und verschiedenen spez. Ge- 
wichten, wodurch dieselben heftig bewegt und infolgedessen innig gemischt 
werden. 

Sollen die zu mischenden Flüssigkeiten gleichzeitig erwärmt werden, so 
ISsst man den Luftdruckapparal ganz fort, verbindet die auf dem Boden der 
Muschgefasse liegenden Röhren direkt mit der Dampfleitung und lässt den 
Dampf in die FliJssigkeiten eintreten; in diesem Falle ist aber das, durch 
Kondensation des Dampfes entstehende Wasser zu berücksichtigen, um welches 
die zu mbchenden Flüssigkeiten verdünnt werden. 

Spezieil zmu Mischen von Dampf mit Flüssigkeiten, behufs Erwärmung 
ileraclben, sind die mannigfaltigsten Konstruktionen vorgeschlagen worden, 
«Iche alle mit mehr oder weniger Erfolg das, bei der Kondensation des 
Dampfes entstehende, laute, knatternde Geräusch zu venneiden suchen. 




i vollkommensten wird dieses lästige Geräusch durch den Wasser- 
»vBrmer nach System Thaleroann, der in Fig. 243 gezeichnet ist und 
Wn Gebr. Körting, Hannover, fabriziert wird, vermieden, indem man dem 
DampfslTahl eine kleine Menge atmosphärischer Lufl beimengt. 




I90 



V, Abteüun 



Diese Luft wird durch ein Rolir dem Anw-arraeapparal Ä ao 
'gezeiclineten Stelle zugeführt, und das eintretende Luftquantum mit 
der, am Ende des Rohres sitzenden Luftschraube L, siehe Fig. 244, regt 
Für gewöhnlich werden diese Anwarmer aus Gus! 
mit Rcitgussdüsen hergestellt, sie können aber für besoi 
Zwecke auch aus Hartblei und anderen, Säuren- und L; 
vv'iderslehenden Materialien angefertigt werden. ^ 




Fig. 244. 



Lasst man an Stelle der Luft oder des Dai 
durch einen beliebigen Transportapparat irgend ein an 

PGas in die Verteilungs röhren, der Fig. 24a eintretet 
kaim man diesen Apparat auch ^um Mischen von Fli 
keiten mit Oasen benutzen. Der Zweck dieser K' 
metlK>de bann ein verschiedener sein, z. B. das G; 
reinigen, indem man einen Teil des Gases von der Fl 
keit absorbieren lasst und den übrig bleibenden Teil 1 
verwendet, oder aber, um die Gase oder die Flüssigki 
kühlen, bezw. zu erhitzen etc. etc. 
Wie bereits bei den T ran sportvor rieh tun gen. für Gase gesagt » 
ist es in einzelnen Falten und besonders da, wo die zu transportien 
Gase den Apparat angreifen, vorteilhafter, dieselben nicht durch Drut 
bewegen, sondern durch Evakuieren anzusaugen. 

Ein Apparat, der auf diesem System beruht und zur Ahsorj 
von schwefliger Säure dient, wie solclie in Scheideanstalten, Ultramarin- 
anderen chemischen Fabriken entweicht und die Nachbarschaft belästig 
der von RöBsler, Frankfurt a. M,, angegebene. 

Er wird nach Fig. 245 von der Firma Gebr. Körting, Harn: 
ausgeführt und wirkt wie folgt: 
Der Behalter G, wird mit kon- 
centrierter Kupfervitriollösung 
bis zur Haifte gefüllt, dann 
eine gewisse Menge Zemeiit- 
kupfer hinzugethan und luiii- 
mehr durch den Luftfau^t- 
apparal ij^ , nach Oeffnung 
des Dampfventiles 7), und 
des Gasvenliles T", . die 
Gase aus dem Zuleitungsrohr 
oder dem Kanal K abges£iugt 
und mittelst des, mit vielen 
kleinen Lfichem versehenen 
Verteilungsrohres R so lange 
durch die Flüssigkeit gesogen, 
bis das sämtliche Zementkupfer 
gelöst und das Gefäss mit Kup- 
fervitriollösung entsprechend 
hoch gefüllt ist. 

Hietauf wird der Ltift- 
s auger abgestellt, das Ventil 




1 



Mitchmaflchinen für Flüssigkeiten mit Gasen. Iqi 

Fj geschlossen und das zweite Gefäss (r, genau so behandelt, wie vorher (?,, 
während sich in diesem die Kupfervitriolkrystalle aus der gewonnenen Lösung 
ausscheiden. Mittelst dieses, sich ganz vorzüglich bewährenden Verfahrens, 
wird die mitgerissene Schwefelsäure vollständig, die sdiwef liehe Säure aber 
zum grössten Teile absorbiert und zur Darstellung eines wertvollen Neben- 
produktes benutzt. 

Andere Apparate, welche viel angewandt werden und sowohl zum 
Mischen von Flüssigkeiten mit Gasen, als auch zum Absorbieren, Abkühlen 
bezw. Erwärmen, Reinigen und Trocknen von Gasen mittelst Flüssigkeiten 
dienen, sind der Gloverturrn und der sogen. Kolonnen- oder Platten - 
türm von Lunge- Rohrmann. Diese Apparate werden, je nach dem darin 
zu behandelnden Stoffe, aus Eisen, Kupfer, Blei, Thon, Steingut etc. etc. 
hergestellt. 

Sie bestehen im allgemeinen aus einem stehenden Zylinder, der im 
Inneren mit lose auf einander Hegenden Quarzfindlingen, durchlöcherten Platten 
etc. versehen ist, in welchen von oben nach unten eine Flüssigkeit tropft, 
welcher von unten nach oben der Gasstrom entgegen geführt wird (Gegen- 
stromprinzip). Durch verschiedene Anordnungen und Formen der Platten 
kann man die Flüssigkeit äusserst fein verteilen und so in innige Berührung 
mit den Gasen bringen; je nach den Eigenschaften der Flüssigkeit muss der 
Apparat konstruiert werden, und kann die Flüssigkeit kalt oder warm zur 
Verblendung gelangen. 

An Stelle der Platten kann man auch Kaskadenschüsseln in das Innere 
des Zylinders einsetzen. In diesem Falle muss der Gasstrom die von Kaskade 
zu Kaskade herabfallende Flüssigkeitsschicht durchdringen und in direkte 
Berührung mit derselben treten; diese Konstruktion wird besonders da gern 
angewendet, wo es sich um Absorption von Gasen handelt wie z. B. bei 
der Daretellung von Salzsäure, Salpetersäure etc. 

Man presst nun umgekehrt Flüssigkeiten in Gase, wenn man letztere 
anfeuchten, kondensieren, klären, kühlen etc. will; auch leitet man, um die 
Innigkeit der Mischung zu erhöhen, die Flüssigkeiten zerstäubt in die Gase. 

Besitzen die Gase selbst keine Spannung, so sind die Flüssigkeiten ohne 
Druck einzufahren, dagegen können Gase nur mit Pressung in und durch 
Flüssigkeiten gefördert werden. 



Was das Mischen von Oasen miteinander anbetrifft, so kann man 
gerade wie bei den Flüssigkeiten kalte und warme Gase mischen, ebenso 
aber auch trockene und nasse, leichte und schwere, schäd- 
liche und unschädliche; einesteils will man dadurch ein anderes Pro- 
dukt erzielen, anderenteils eine Temperaturerhöhung oder Erniedrigung be- 
wirken, endlich kann eine Mischung aber auch den Zweck haben, eine 
Reinigung, Klänmg der Gase durch Aussclieidung etc. hervorzurufen und 
Niederschläge zu bilden. 

Eine Mischung geht auch schon beim Zusammenftlhren gleicher, aus 
getrennten Entstehungsquellen gewonnener Gase, vor sich und kann bei der 
Ableitung derselben selbstthätig erfolgen. 

Findet eine Förderung bei ungleichem Drucke statt, dann ist auch die 
Mischung bezüglich der Mengen oft eine ungleiche. 

Bei .spezifisch schweren Gasen ist eine Mischung mit leichten Gasen 
unschwer zu erreichen, indem erstere durch Niedersinken ein inniges Gemenge 
°iit den nach oben verdrängten leichten Gasen hervorrufen. 



iga V. Ableilang. 

Werden leichte Gase mit schweren durch Zufuhr ersterer vermischt, 
so sind diese unten in den betreffenden Behalter einzuffihren und erfolgt 
dann die Mischung durch Aufsteigen der leichteren Gase. 

Aehntich verhält es sich mit dem Mischen kalter Gase mit wari 
oder heissen; da erstere schwerer sind und niedersinken, wird die Mischung 
inniger, wenn deren Einfuhr in das Mischgefäss oder den Behalter, »eichet 
das warme Gas enthalt, von oben erfolgt; umgekehrt ist es, wenn wa: 
Gase zu kalten überzuführen sind. 

Bezüglich der Transpwrt Vorrichtungen der zu mischenden Gase sei auf 
die in der Abteilung III. beschriebenen Apparate hingewiesen. 




VI. Abteilung. 



hmelz-, Aufl58- und Auslauge -Vorrichtimgeii. 

le auf dea eigeotlichen Inhalt dieser Abteilung eingegaugen wird, mOge 
ges über die, in den chemischen Fabrikbetrieben eine so wichtige 
lielenden Feuerungsanlagen gesagt werden. 

> verschiedenartig die Anforderungen sind, welche die Technik im 
len an die Wirkungen der W3rme stellt, so verschieden sind auch 
die Konstruktionen der Feuerungsanlagen aus- 
zuführen, von denen die chemischen Vor- 
gange abhangen, die entweder durch die 
Warme allein, oder durch deren Oxydations- 
oder Reduktions vermögen erzeugt werden. 

Bereits in der I. Abteilung wurden die 
verschiedenen Feuerungsniethoden aufgezahlt 
und ihre Anwendbarkeit auf Kesselanlagen 
naher besprochen ; an dieser Stelle sollen die 
Gasfeuerungen behandelt werden.*) 

Bei den (Hifeueruagsn werden, wie 
bereits erwähnt, die Brennstoffe in einem be- 
sonderen Räume zunächst vergast, dann wird 
ein bestimmtes Quantum derselben, unter 
gleichzeitigem Luftzutritt, in eine Verbren- 
nungskammer geleitet, in welcher sie eine so 
hohe Temperatur vorfinden, dass sie sich 
dort entzünden können und von selbst weiter 
brennen. 

Ein Gaserzeuger, wie ihn z. B. 
Rösky, Frankfurt a. M., Rlr westfälische 
Nusskohleoder magere Ruhrkohle konstruierte, 
ist in nebenstehender Fig. 346 abgebildet. 

Er besteht aus einem geschlossenen 

Ofen, der durch einen Treppen- und einen 

Planrost in zwei Kammern A und B derart 

geteilt wird, dass die in die Kammer B 

Dampf von 5 bis 6 Atmosphären gedrückte Luft sowohl unter den 

.rost als unter den Planrost gelangt. Auf diese Weise wird neben 

verhältnismassig geringes Quantum Wasserdampf unter den Rost ge- 

odurch sich unmittelbar über demselben eine Kohlensäurezone von 




194 



VI. Abieil ong. 



hoher Temperatur bildet, innerhalb welcher der Wasserdampf so stark Ober- 
hitzt wird, dass er sich in den oberen Zonen, in welchen eine Kohlen- 
destillation stattfindet, zersetzt. 

Die in diesen, sowie die in den Oefen von Fr, Siemens in Dresden, 
Larmann in Osnabrflck, Patsch in Berlin, Schneider in Dresden u.a. 
hergestellten Gase (Generatorgase), werden vorzugsweise in Regenerativöfen 
verarbeitet. Dieselben zerfallen in solche, bei denen sowohl Luft als Gas, 
und in solche, bei denen nur Luft vorgewärmt wird. 

Das Vorwarmen von Luft und Gas wird zweckmassig bei der Ver- 
wendung solcher Kohlen ausgeführt werden, die bei der Vergasung wenig 
Kohlenwasserstoffe, aber viel Wasserdampf liefern. Bei solchen Kohlen aber, 
die sehr viel Teer absetzen und Kohlenwasserstoffe mit sich führen, die bei 
der Erwärmung ohne Luftzutritt leicht Kohlenstoff ausscheiden, ist es ratsam, 
nur die Luft, nicht aber die Gase zu erwarmen. 

Im ersten Falle, wo also Luft und Gas vorgewärmt werden, sind vier, 
im zweiten Falle, also nur zur Erwärmung der Luft, sind zwei Wärmespeicher 
erforderlich. 

2uin besseren Verständnis des Ganges solcher Oefen mit vier Wämie- 
speichem soll derselbe, abgesehen von der Herstellung des Generatoi^ases, an 
Hand der untenstehenden schematischen Fig, 247 beschrieben werden. 

Zwei Paar Kammern a, a' und b, b', welche mit feuerfestem Füllmaterial 
{Regeneratorsteinen) aiisgefüllt sind, kommunizieren durch je einen Kanal c, c 
und d, d' untereinander und werden in der 
Mitte durch einen darunter liegenden Kanal e 
gekreuzt. Auf diesen K reu zungs punkten sind 
sogenannte Wechsel / und /' angebracht, 
zum Zweck die Luft, bezw. das Gas entweder 
in das eine Kammerpaar a und i, oder in das 
andere a' und h' eintreten zu lassen- Der 
Wechsel f steht oberhalb mit dem Generator 
in Verbindung, der Wechsel y dagegen direkt 
mit der atmosphärischen Luft, während die 
unteren Oeffnungen dieser Wechsel mit dem 
Rauchkanal * verbunden sind. Jedes Kammer- 
paar steht nun an irgend einer Stelle unter- 
einander durch eine Oeffnung, z. B, 17, g' in 
Verbindung, welclie in die eigentliche Brenn- 
kammer h einmünden. 

Bei der gezeichneten Stellung der Wechsel 
/ und f stnimen in der durcii die Pfeile angedeuteten Richtung Gas unil 
Luft durch ''', d' nach a', h', vereinigen sich in g' und verbrennen in *• 
Mit Hilfe des Schornsteinzuges werden die Verbrennungsprodukte durch J 
nach den Kamnieni n und b geleitel, geben ihre Wurme an die Wärmespeich« 
(Regenatorsteine) ab un<l gelangen durch die Wechsel /' und /' in den Schoro- 
steinkanal e bezw. i. Werden die Wechsel um 90* gedreht, so gehen Gase 
und Luft den umgekehrten Weg, wobei die, in den Kammern a und h vorhe* 
au^espelcherte Wärme von den neu zustmmenden Gasen bezw. Luft wiedet 
aufgenommen wird, bevor sie in h zur Verbrennung gelangen. Die Ver- 
brennungsprodukte treten dann durch g' nach a', h' in die Kanäle c', d' dutd 
die Wechsel / und /' in den Schornstein kanal e bezw. i. 

Diese schematisch gezeichnete Ofeoanlage wird in manigfachster Wei* 
ausgeführt, jedoch ist z- B- beim Glühen von Materialien, welche währen' 




Fig. a47. 



Gasfcoeraagen. ig: 

• 

des Prozesses Aschenteile abgeben, die geeignet sind, die Silikate der Re- 
generatorsteine bei hoher Temperatur zum Schmelzen zu bringen, die An- 
ordnung von solchen Kammern unrationell und eignen sich für diesen Zweck 
die, nach dem schon alten Systeme Withwell konstruierten Wärmespeicher 
viel besser; es sind dies gemauerte Kammern mit parallel auf- und ab- 
steigenden Kanälen, in welchen sich die Aschenteile absondern können. 

An solchen Oefen, bei denen nur die Luft vorgewärmt wird, fallen die 
beiden Kammern a und a' in Fig. 247 fort und münden die Gaskanäle d 
und (P direkt in die Oeffnungen g und g'. 

Ein anderes Verfahren, die Wärme der abgehenden Feuergase für die 
Verbrennungsluft nutzbar zu machen, besteht darin, dass man letztere durch 
Röhren leitet, die von den abgehenden Feuerungsgasen umspült werden. 

Bei solchen Feuerungen, bei denen die Abgase bezw. Verbrennungs- 
produkte zum Heizen von Abdampfpfannen etc. benutzt werden, sind Wechsel- 
gcneratoren nicht immer angezeigt, und wird die zur Verbrennung kommende 
Luft auf andere Weise angewärmt. 

So wird z. B. bei der Konzentration der Schwefelsäure mittelst Gas- 
feuerung, unter anderem von Liege 1 in Stralsund die zur Verbrennung kom- 
mende Luft in, im Mauerwerk des Ofens liegende Kanäle, durch die Ver- 
brennungsgase hoch angewärmt.*) 

Die Gasfeuerungen haben gegenüber den anderen beiden Feuerungs- 
arten, der direkten und der Halbgasfeuerung, den grossen Vorteil, dass 
man mit ihnen, ohne jedes andere Hilfsmittel als den Zug im Kamin, 
die Temperatur leicht und sicher regulieren kann, ein, wenn auch 
nur momentanes Eindringen von kalter Luft absolut ausgeschlossen 
ist, und man neben sauberem Betrieb auch aus minderwertiger Kohle 
den höchsten Heizeffekt erzielt. 

Anwendung finden die Gasfeuerungen zu metallurgischen Zwecken, 
zum Heizen von Leuchtgas- Retorten und in der chemischen Industrie nament- 
lich dort, wo ausser einer verlangten hohen Temperatur ein konti- 
nuierlicher Betrieb stattfindet, so z. B., wie schon bemerkt, bei der Her- 
stellung von Schwefelsäure, Sulfat, Soda etc. Man baut in der Regel für 
jeden Ofen einen besonderen Gaserzeuger, weil sonst durch die er- 
forderlichen langen Leitungen von einem gemeinschaftlichen Generator nach 
den einzelnen Verbrauchsstellen zu grosse Verluste entstehen würden, ganz 
abgesehen von den Nachteilen, die durch die Abhängigkeit der einzelnen 
Fabrikationen von diesem Zentralgenerator bei vorkommenden Reparaturen 
desselben entstehen würden. 

Die Anwendung von Leuchtgas kommt beim Grossbetrieb nur in 
einzekien Fällen, so z. B. für das Sengen der Baumwollgewebe vor dem 
Bleichen und Färben etc. in Betracht. 

Weit mehr Beachtung verdient hingegen das sogenannte Wassergas — 
Dawsongas — , welches aus Wasserstoff, Kohlenoxyd und Stickstoff besteht 
jMf'lfefa *"M e r seiner Billigkeit und Reinheit noch durch eine damit zu er- 
Temperatur auszeichnet. 

wird dadurch hergestellt, dass man Anlhracit glühend 
hitzten Wasserdampf durch denselben leitet. 




iodaindastrie 1894, S. 645 — 647. 

13* 



196 



VI. Abteilung. 



1 



Kommen wir nun nach dieser Abschweifung auf den e^entlichen Inhalt 
dieser Abteilung zurück. 

Zunächst unterscheiden sich die Schmels - Vorriohtiingen in Bezug auf 
die Höhe der zur Erreichung des Schmelzprozesses nötigen Temperatur 
voneinander, da von derselben die Wahl der Feuerung abhängt. 

Man kann sowohl mit direkter, mit Halbgas und mit Gas 
Feuerung, als auch mit Dampf-, Wasser- etc. Bädern und in allseit^ -^ 
geschlossenen Behältern unter Druck (Autoklaven) schmelzen. 

Als Beispiel der direkten Feuerung sei der schon seit langen Zeiten 1 
und auch heute noch im Betriebe befindliche sogenannte Hand -Schmelz- 
ofen erwähnt, der z. B. in der Sodaindustrie bis jetzt noch nicht von den 
maschinell betriebenen und mit Gas geheizten Oefen gänzlich verdrängt ist, 
sondern noch neben diesen weiter besteht. 



7 ^/^^ r I 




Fig. 248. 

Derselbe besteht aus einer, in zwei verschiedenen Horizontalebenen 
liegenden Herdsohle, welche oben durch ein Gewölbe abgedeckt ist und an 
dem tiefer liegenden Teile der Sohle mit einer direkten Feuerung, meistens 
mit Treppenrosten, in Verbindung steht. Durch die verschiedene Höhenlage 
der Herdsohle sind im Ofen zwei Abteilungen entstanden, von denen die 
tiefere und der Feuerung zunächst liegende zur Fertigstellung der Schmelie 
bezw. des Produktes dient, während in der höherliegenden die Vorwärmung 
derselben stattfindet. In die höherliegende Abteilung wird die neue Be- 
schickung gebracht, wo sie so lange verbleibt, bis sie, nach Abzug des fertigen 
Produktes, nach der tieferliegenden Abteilung durch geeignete Werkzeuge 
geschoben wird. 

Jede Abteilung besitzt ihre besondere Arbeitsöffnung, die nach der Be- 
schickung und Entleerung des Ofens geschlossen wird. Die Abgase können 
dann entweder zunh Heizen von Abdampfpfannen oder zum Anwärmen von 
Wärmespeichern etc. weiter benutzt werden. 

Die Leistungsfähigkeit dieser Handöfen ist aber keine sehr grosse, ; 
und so ist man in vielen Fällen, wo grosse Quantitäten verlangt werden, n . 
dem maschinellen Betriebe der Schmelzöfen übergegangen, welche 
man da, wo die Kohle billig ist, wie z. B. in England, mit direkter 
Feuerung — Plan- und Treppen rosten — heizt, während man iß- 
Deutschland mit grossem Vorteil die Halbgasfeuerung eingeführt hat. 

Diese maschinell betriebenen Oefen rotieren und zerfallen in zwei 
verschiedene Arten und zwar in solche, welche sich um ihre horizontale, 
und in solche, welche sich um ihre vertikale Achse drehen. 



Sc hmeli-Vor rieh langen. 



197 



Die erstere Art dürfte wohl eine Nachbildung des, von William Siemens 
d«n secliziger Jahren kunstniierlen, rotierenden Ofens für Eisengewinnung 
Q, and sind auch tiiatsachlich die ersten rotierenden Oefen für die Zwecke 
r chemischen Industrie aus England nacli Deutschland herübergekommen. 

Aber schon seit Jahren haben sich in Deutschland einige Fabriken, 
runter vor allen die Firma Jos. Pallenberg in Mannheim dieser SpeziaUlSt 
mSchtigt, und so zeigen nachstehende Fig. 249 und 250 einen rotierenden 
ida-Schmelzofen dieser Firma, der in Ausführ\ing und Dauerhaftigkeit 
n englischen Fabrikaten nicht nachsteht und diesen gegenüber den Vorteil 
1 Anschaifungskostcn besitzt. 




Dieser Ofen — Revolver genannt — besteht aus einem genieteten 
schzylinder, der im Iimeren mit feuerfestem Material so ausgefüttert ist, 
SS durch einzelne, aus der Ausffllterung hervorragende Steine Tatzen gebildet 
Tden, die das zu schmelzende Material bei der Rotation mit in die Höhe 
hmen und an bestimmten Punkten von diesen abfallen lassen, wodurch den 
ktreienden Heizgasen zur Abgabe ihrer Wanne immer eine erneuerte Ober- 
che der Masse geboten wird. 

Zu beiden Seiten dieses Zylinders sitzen gusseiserne Laufkränze, auf 
:lchen Stahlbandagen von rechteckigem Querschnitt aufgezogen sind. Diese 
ahlbandagen laufin nun auf je zwei Rollen, welche paarweise auf einer ge- 
einsc haftlichen Lagerplalte befestigt sind. Auch diese Rollen sind mit Slahl- 
uulagen armiert und besitzen die beiden Rollen, welche in der Nähe der 
<triebsmaschine sitzen, auf beiden Seiten vorstehende Rander für die Führung 
es Zylinders, wahrend diese Ränder bei den nach der Feuenmg zu liegenden 



>9 



VI. AblFilnng, 



RoHen in Wegfall kommen. Neben tler, an der Antriebseite aitienden SuHS' 
bandage, ist auf dem Zylinder ein Zahnkranz befesligl, in welchen ein Zahn- 
rad eingreift, das von der Betriebsdampfmaschine durch ein Vorgel^e an- 
getrieben wird und somit den ganzen Zj'linder in Rotation versetzt. 

Die Betriebsmaschine kann liegend oder stehend angeordnet werdes 
und besitzt eine Umsteuerung, um den Revolver rechts oder links herum- 
laufen zu lassen, was, abgesehen von der dadurch entstehenden besseren 
Schmelze, für die gleichmassige Abnutzung der dem Verschleiss unterÜ^enden 
Teile von grossem fiknnomischen Werte ist. 



t: 



Die Beschickung des Revolvers geschieht in der Weise, dass das Materia 
durch einen Becherelevator oder durch kleine Wagen in einen dicht Übtf 
dem Ofen befindlichen eisernen Tricliter befördert wird, und nachdem die 
Füllöffnnng des Zylinders sich genau unter dem Trichter befindet, durch Zu- 
rückziehen eines, den unleren Teil des Trichters abschliessenden Schieb«« 
in den Ofen fallen kann. Die Feuergase, mögen sie nun auf einem beliebigen 
Rost oder in einem Generator erzeugt werden, treten an der, der Betriebs- 
maschine entgegengesetzten Seite in den Revolver und werden, da sie auf 
dem kurzen Wi^c nur verhältnismässig wenig Wanne abgegeben haben, nach 
dem Verlassen des Revolvers für andere Zwecke — Erwärmen von Laugen 
etc. — mit Vorteil weiter verwendet. 

Bei Anwendung von Halbgasfeuerung befindet sich zwischen dem Mund- 
stück des Generators und der entsprechenden Oefftiung im Revolver ein 
Zwischenraum, welcher durch einen verschiebbaren Blechring veigrössert und 



SckmeU-VoTiicIitDiigeD . 



199 



verkleinert werden kann imd so der zur Verbrennung erforderlichen atmo- 
sphärischen Luft nicht nur den Eintritt zu den Gasen gestattet, sondern auch 
^ Regulierung des zuströmenden Quantums von aussen erlaubt. 

Die smeite Art der rotierenden Schmelzöfen, welche also um eine 
vertikale Achse rotieren, ist ebenfalb zuerst in England für chemische 
Zwecke gebaut worden und besteht aus einem, mit feuerfesten Steinen aus- 
geplätteten, schraiedeeisemen Teller, welcher unten einen Zahnkranz und 
mehrere Laufrollen tragt. Erster dient zum Antriebe des Tellers mittelst 
Vorgelege, entweder von einer besonderen Dampfmaschine oder von einer 
vorhandenen Transmission aus, während die Roüen auf einem fest gelagerten 
Sdiienenkranz laufen und die seitliche Führung des bewegten Tellers herstellen, 
Am hochstehenden Teüerrande befindet sich ein Sandverschluss , in 
»eichen eine rii^herum laufende Rippe der, das Widerlager des Ofengewölbes 
Mdeoden, auf mehreren Füssen ruhenden Grundplatte gleitet, und so der 
äusseren atmosphärischen Luft den unfreiwilligen Zutritt zu dem Ofeninneren 
^e^l-ehrt. 




Fig. 251. 



Da nicht, wie bei der vorigen Konstruktion, das Mischen der Schmelzen 
«Ibstthatig vor sich geht, so muss dasselbe, wenn es Überhaupt erforderlich 
t — was sich ganz nach der Art derselben richtet — entweder mit der 
Hand oder automatisch durch ein Rührwerk vorgenommen werden. 

Beide Ausführungen sind thatsachlich vorhanden und ist für den ersten 
Fall im Ofengewölbe noch eine Arbeitsthüre angebracht, durch welche die 
Arbeiter mit geeigneten Werkzeugen da.s Mischen und Wenden der Schmelzen 
besorgen, wahrend für den zweiten Fall in das Innere des Ofens ein kräftiges 
Rohrwerk eingebaut wird, welches aber nach Möglichkeit vor den heissen 
Feuergasen zu schützen ist. 

Die Füllung dieses Ofens geschieht an beliebiger Stelle durch eine im 
Gewölbe oben angebrachte Oefihung am besten mittelst einer Transportschnecke 
und erfolgt die gleichmässige Verteilung auf dem rotierenden Teller genau so 
wie das Mischen und Wenden, also entweder durch Arbeiter oder durch da» 
erwähnte Rührwerk. 



VI. 



Ein Gleiches gilt für das Entleeren des Ofens, zu welchem Zweck eine 
im Mittelpunkt des Tellers vorgesehene Oefihuog dient, welche beim Nicht- 
gebrauch auf beliebige Art durch einen Zylinder aus feuerfestem Material von 
unten verschlossen wird. 

Bezüglich der Feuerung des Ofens gilt hier dasselbe wie das bei dem 
Revolver Gesagte, nur bildet hier das Mauerwerk der Feuerung und das d» 
Ofens ein Ganzes ; bei Anwendung von Halbgasfeuening tritt die atmosphflnscbc 
Luft durch besondere Oeffnungen ein, welche in der Rippe der Grundplatte, 
welche den Sand verschluss bildet, angebracht sind. 

Die Feuergase treten an einer beliebigen Stelle des Ofens ein und 
kennen, je nach Umstanden an einer oder an zwei Stellen abgeführt, eventuell 
weiter benutzt werden. 

Geschieht die Erwärmung der zu schmelzenden Produkte mittelst 
Dampf, heissem Wasser etc., so sind die Apparate so eingerichtet, dass 
die Produkte mit dem Dampr 
etc. in keinerlei direkte Be- 
rührung gelangen, sondern dast 
die Wärmeübertragung, wie bei 
den Dampfkesseln, durch die 
Gefäss wände stattfindet. 

Man kann dies dadurch 
erreichen, dasa man genau vie 
bei den Eindampf- und Destil- 
lations -Apparaten (s. Abteilun- 
gen VII und VIII) das Schmeli- 
gefäss mit einem zweiten, das 
erstere umhüllende Geftlss — 
dem Mantel — versieht und in 
diesen dadurch entstandenen 
Zwischenraum entweder Dampf 
leitet, oder einen beliebigen 
Wärmeträger, als Wasser, Oel, 
Legierung etc. einführt und 
denselben von aussen erhitzt, 
oder aber, man legt in das 
Gefäss selbst ein Schlangen- 
system (s. Abteilung VII) ein, 
durch welches Dampf, heisses 
Wasser etc. strömt. 

Letztere Konstruktion ar- 
beitet bezüglich der Wärmeab- 
gabe ökonomischer als erstere, 
aber der Apparat wird in der 
Bedienung unbequemer, weil 
die darin liegenden Schlangen 
der Entfernung der Schmelze 
sehr hinderlich sind. 

Die.ie Apparate, die in 
allen möglichen Formen, zy- 
lindrisch, kcgelfönnig, eiförmig 
etc. ausgeftlhrt werden, finden 
meistens für die Herstellung 




Seh ueli-Varrich tnogen. 



20I 



ganisdier Präparate Anwendung. Für den Fall, dass Flüssigkeiten auf eine 
»rhalb ihres Siedepunktes liegende Temperatur erhitzt werden sollen, arbeitet 
an unter Druck und bedient sich dazu besonders konstruierter Apparate, 
ET sogenannten Autoklaven. 

Es sind dies zylindrische oder kugelförmige Gefasse, welche 
em darin entstehenden Druck entsprechend stark konstruiert sind und 
ben meistens einen abnehmbaren Deckel besitzen, der eine Reinigung und 
tfisichtigung des inneren Raumes des Apparates ermöglicht. 

Die Autoklaven sind ferner noch mit FOllöffnungen, Sicherheitsventil, 
IbqMrrventil, Manometer und Thermometerrohr versehen und werden mittelst 
}anipf — 9, Fig. 252, eine Ausführung der Firma J. Römheld, Mainz — 
oder direktem Feuer erhitzt, 
welches letztere entweder unmittelbar 
auf die Wandungen derselben wirkt, 
s. Fig. 253 von derselben Firma, 
oder bei Vorhandensein eines Mantels 
erst einen Zwischenkörper, Wasser, 
Oel oder Legierungen, erwärmt. 

Statt dem in der Fig. 253 dar- 
gestellten mehr oder weniger ge- 
wölbten Deckel hat die Höchster 
Giesserei L. Scribain Höchst a.M. 





Fig- m- 



Fig. JS4. 



lie in Fig. 254 dargestellte konische Form eingeführt, welche nach oben in ein 
«liebig weites Füilioch ausgeht, dessen Verschluss durch einen Flansch mit 
Copf- und Mutterschrauben erfolgt, sodass also hier kein in den Guss 
eschnittenes Gewinde vorkommt. 

Zwar lasst sich ein solcher Stutzen auch auf gewölbten Deckeln anbringen, 
och entstehen dann in Folge der schrofferen Querschnittsänderung leicht 
oröse Stellen beim Giessen, welche bei der konischen Form vollkommen 
eher vermieden werden können. 

Häufig ist es erforderlich Autoklaven mit Rührwerk zu verwenden. 
^ÜDScht man den Antrieb zu demselben am Deckel des Autoklaven montiert 
1 haben, so entstehen bei kleineren Autoklaven einige Schwierigkeiten dadurch, 
ISS der Raum auf dem Deckel sehr klein ist und auch noch durch die 
nnatuT beansprucht wird. Eine kompendiöse und solide Anordnung, wie sie 



202 

die Höchster Giesserei 
wo ein Autoklav voi 
montiertem Antrieb, 
dargestellt ist. 

Bezüglich der ; 
ist ZV sagen, dai^s 
behandelnden Körper richten 
gebräuchlichsten sind die aus 
Gusseisen hergestellten Autoklaven, 
welche bei ätzenden Flüssig- 
gefüttert, oder mit emaillierten 
Einsätzen versehen sind. Schmiede- 
eisen und Kupfer finden nur ver- 
einzelte Anwendungen. 

Die Apparate, welche in sehr 
verschiedenen Grössen hergestellt 
werden, erfurdem, wegen der Ge- 
fährlichkeit des Betriebes, besondere 
Sorgfalt bei ihrer Anfertigung. So 
werden gusseiseme Autoklaven aus 
einer besonders ausgewählten Eisen- 
mischung nach einer Methode ge- 
gossen, welche einen absolut dichten 
Guss bedingt ; die Schrauben werden 
aus Nieleisen gefertigt , bei den 
grösseren ApiJaraten mit flachgängigem 
Gewinde. Je nach dem Betriebsdruck, 
welchen die Apparate auszuhaken 
haben , werden dieselben vor dem 
Gebrauch einem Probedruck von loo 
bis 200 Atmosphären utiten*-orfen. 

Autoklaven werden hauptsflch- 
lich bei der Fabrikation der künst- 
lichen organischen Farbstoflic, bei der 
Verseifung von Fetten behufs Ge- 
winnung von Stearinsäure etc. ver- 
wendet. 

Das Glühen von Produkten wird 
das Schmelzen ausgeführt, und kommt 
häufig vor. Es wird hier 



iba ausfilhn ist aus Fig. 255 zu erseh 
nur 370 mm. Durchmesser mit komplellera, am Dec 
m Uebrigen mit Dainpfmante! und auf Füssen steh< 

r Herstellung der Autoklaven zu benutzenden Material 
ich diese genau nach dem Verhalten der darin 




Fig. 255. 



der Regel in ahniichen Oefen 
dem chemischen Fabrikbetrieb a 
allgemeinen mit Ealoiaation bezeichnet. 
Die Kalcination dient dazu, Körper durch mehr oder weniger star 
Erwärmen — Glühen — von gevrissen Bestandteilen, z. B. Wasser, zu 
freien und raüsste, da es eine Vorrichtung zum Trennen ist, eigentlich 1 
in der Abteilung VIII behandelt werden, es sei aber gestattet dies gleich 
die.ser Stelle zu ihun, da hierzu, wie bereits gesagt, dieselben Oefen wie bi 
Schmelzprozess benutzt werden können. 

Zum Kaicinieren bedient man sich sowohl des auf Seite igt bescb] 
bencn und dargestellten Handofens, als auch der Schachtöfen, 
das Produkt schichten weise von oben eingetragen wird, und unten als i 
Waare abgezogen wird. 




- lind AiitUngvor rieh tätigen. 



205 



Man kaicinierf z. B. die Sotia in gtisseisernen, an einer Seite geschlos- 
senen, Retorten ahnlichen GefSssen, welche den abgehenden Feuergasen 
des Soda-Schmelzofens ausgesetzt werden, in billiger und ganz vollkommener 
Weise. 

Friedrich Siemens in Dresden hat sich durch das D. R, P, 39558 

1 kombinierten Abdampf- und Kaicinierofen schützen lassen, welcher 

■ Abdampfen von Lösungen oder zum Kalcinieren von feuchten, erst ab- 

mpfenden Salzen in der Weise dient, dass die strahlende Wärme der 

tüven Flamme nur in dem höher temperierten, unter dem Abdampfkessel 

Kalcinierraum zur Wirkung kommt, s. Fig, z^b. Aus diesem 




rg 256 



Raum C werden au h d e neutralen 'S erbrennungsprodukte abgeführt, sodass 
der darüber I egende Abdampfke. el A nur durch lokale Z rkulation der 
Feuerungen ene Warmezufulr empßngt welche dur h Verb ndungskanäle 
*! ^ Cj . . . z» s h n de Kai n erherd und lern durch dessen Gewölbe 
ö gelrennten Ra n fl unter dem Boden des AI dampfkessels A erm ttelt wird. 

Die Warn e 1er iu dem Kai n erraum austretenden \ erbrennungs* 
Produkte wird z r V wlrmun^ der Brennlufl n itzbar gema hl dadurch die 
Temperatur der He zflamme und som t deren Wärme ausstrahl ngstähigkeit 
erhöht. 

Die durch lokale Z rkulation der Feuerungsgase bew rkte He zung eines 
Bietallenen Abdamplkessels gewährleistet d e grösste Gle chmJssigkeit seiner 
Erhitzung, die grosste Schonung des Kessels selbst ohne dessen Form zu 
Verändern, mit all den Vorte len d e sich daraus ei^eben bezt^l ch vermehrten 



204 ^^' Abteilaog. 

Ausbringens, verringerten Brennstoffverbrauches und Vermeidung von Krusten- 
bildung. 

Die Heizung kann mit festem, flüssigem oder gasförmigem Brennstoff 
erfolgen, nur muss dafür gesorgt werden, dass einem lästigen Nachlassen 
des Feuers bei dem Oeffnen der Arbeitsthüren des Kalcinierherdes vor- 
gebeugt wird. 

Am besten eignet sich die Gasfeuerung zum Heizen dieses Ofens und 
ist auch eine solche in vorstehender Fig. 256, welche einen Ofen zum 
Bearbeiten von Bicarbonat darstellt, zu Grunde gelegt. 

Hierbei strömt der gasförmige Heizstoff durch den Kanal g nach dem 
Ofen und mischt sich mit der aus Kanal l eintretenden Luft in der Brenn- 
kammer Ä, um als Heizflamme durch den Fuchs / in den Kalcinierraum zu 
treten, sich in demselben zu wenden und nach dem Kamin abzugehen. 
Durch die bereits erwähnten Kanäle c^ C^ ^s • • • ^^^^^ der Wärmeaustausch 
zwischen dem Kalcinierraum C und der Abdampfschale Ä statt, und sind 
ausserdem im Gewölbe O noch verschliessbare Oeffnungen angebracht, um 
geeigneten Falles nach der letzteren mehr Wärme zu zuführen, damit die 
Leistung der Schale und des Kalcinierraumes im richtigen Verhältnis bleiben. 
Die Kanäle c^ c^ Cj . . . sind ebenfalls durch Chamottesteine regulierbar; 
durch in Mauerwerk liegende schräge Flächen wird der zu kalcinierende Stoff 
von der Abdampfschale nach dem Kalcinierraum transportiert und durch 
Arbeitsthüren a^ a^ . , . verteilt und behandelt. 

Diese Ofenkonstruktion soll sich bei ihren Anwendungen als sehr dauer- 
haft bewährt haben, und da die Ausnutzung der Wärme eine so günstige ist. 
so ist auch der Betrieb ein sehr ökonomischer. 



AnflÖB- und Anslaag-Vorriolitimgen. Das durch den Schmelzprozess 
erhaltene neue Produkt, die sogenannte Schmelze, besteht in manchen 
Fällen aus mehreren, verschiedentlich zusammengesetzten Körpern 
und ist es deshalb notwendig, um den einen oder den andern derselben für 
sich zu gewinnen, diese Schmelzen einer Weiterbehandlung zu unterziehen. 
Letztere richtet sich nun ganz nach den Eigenschaften der Schmelze und 
zwar wird man sie, wenn sie vollständig löslich ist, so lange mit einer Flüssig- 
keit behandeln, bis sich in derselben alles aufgelöst hat, und trennt man 
dann aus dieser so erhaltenen Lösung, die einzelnen Bestandteile nach den 
verschiedenen, in der späteren Abteilung VHI angegebenen Verfahren. 

Ist die erhaltene Schmelze aber derartig, dass nur ein Teil derselbeii^ 
löslich ist, so wird auch hier eine Lösung mit irgend einer Flüssigkeit gebildet 
und die Trennung von den unlöslichen, festen Bestandteilen, durch ebenfall=^ 
in der Abteilung VHI angegebene Hilfsmittel, als Filtrieren, Zentrifugieren - 
Nutschen etc. etc. vorgenommen. 

Je nach der mehr oder weniger leichten Löslichkeit der Schmelzen mus3 
man verschiedene Wege einschlagen, um eine vollständige Gewinnung der 
darin enthaltenen löslichen Bestandteile herbeizuführen. 

Da wo man mit Wasser von gewöhnlicher Temperatur auskommt, wircl 
man dies selbstverständlich thun, da wo aber dieses Wasser nur eine brei^ 
artige Zersetzung der Schmelzen herbeiführt, ohne die darin enthaltenen Be- 
standteile genügend aufzulösen, muss man entweder mit heissem Wasser 
oder Dampf nachhelfen. Diese Behandlungsweise kann nun in offenen 
oder geschlossenen Ge fassen geschehen, und wird die Wahl derselben 



Anflös- and Antlaoge-Vorrichtangen. 205 

ivon abhängen, ob ein hoher Dampfdruck erforderlich ist und ob bei der 
uflösung schädliche Dünste bezw. Dämpfe entstehen. 

In vielen Fällen wird man als Lösungsmittel nicht Wasser, 
>ndem eine dünne Lösung des zu gewinnenden Körpers benutzen, wo- 
urch man dieselbe allmählich anreichert und dadurch bei eventuell später 
orzunehmender Konzentration der Lösung durch Eindampfen eine nicht un- 
edeutende Kohlenerspamis erzielt. 

Zur Beschleunigung des Auflösprozesses und Vollständigkeit 
ler Lösung benutzt man bei offenen und geschlossenen Gefässen Rührwerke, 
welche in den verschiedensten Konstruktionen angewendet werden und im 
illgemeinen den in der vorigen Abteilung beschriebenen Mischmaschinen ent- 
prechen dürften. 

Es sei nur bemerkt, dass da, wo Rührwerke mit beliebig geformten 
klügeln verwendet werden, der stehenden Konstruktion vor der liegenden 
entschieden der Vorzug zu geben ist, da bei letzterer die zur Führung der 
Rührwelle dienenden Stopfbüchsen einem starken Verschleiss ausgesetzt sind, 
ind zwar einerseits, weil sie immer in der Lösung liegen und mit den in 
derselben befindlichen festen Besandteilen fortwährend in reibende Berührung 
iommen, und andererseits, weil der ganze Druck der Flügel gegen die Masse 
and das Gewicht des Rührwerkes von ihnen aufgenommen werden muss. 
Ein fernerer Uebelstand der liegenden Konstruktionen besteht darin, dass 
2ine vorkonmiende Reparatur an dem Rührwerke, namentlich aber dann, wenn 
mehrere Apparate nebeneinander liegen« viel mehr Zeit und Geld kostet, als 
bei den stehenden Gefässen, da man hier nach Entfernung des Deckels das 
Rührwerk leicht nach oben herausnehmen kann. 

Bei den stehenden Rührwerken benötigt man nur eine Stopfbüchse und 
zwar oben, die bei geschlossenen Gefässen nur dampfdicht zu sein braucht, 
da die Lösung nicht bis dahin reicht; unten erhalt die Rührwelle ein Spur- 
lager, wie z. B. auf der Fig. 237 angedeutet, und hat man nur nötig, je 
nach dem Verschleiss, die Spurpfanne desselben und den Zapfen an der Welle 
zu erneuern. 

Die bei der Trennung der unlöslichen festen Bestandteile von den 
Flüssigkeiten durch einfaches Filtrieren, Zentrifugieren und Abnutschen sich 
ergebenden Rückstände enthalten aber in den meisten Fällen noch so viel 
Flüssigkeitsteilchen eingeschlossen, dass eine Gewinnung derselben vorteilhaft, 
ja bei manchen Fabrikationen unbedingt notwendig wird. 

Bei den Filterpressen und Nutschen, s. Abteilung VIII., laugt 
man deshalb diese Rückstände durch Wasser oder dünne Lösungen 
derselben Flüssigkeit, oder auch durch andere Flüssigkeiten so lange aus, als 
bei der Weiterverarbeitung der Rückstände dies die erforderliche Reinheit 
derselben bedingt, oder bei Weiterverarbeitung der Flüssigkeit die gewonnenen 
Waschwässer eine Wiederbenutzung derselben als rationell erscheinen lassen. 

Dasselbe bezieht sich auch auf das durch Zentrifugieren erhaltene 
Schleudergut; hierbei hat man nur nötig, die Zentrifuge so lange laufen zu 
lassen und die Flüssigkeit zuzugeben, bis das oben Gesagte eingetreten ist. 

Bei den Filterpressen sind für die Auslaugzwecke noch besondere Ein- 
richtungen getroffen, und wird deren Beschreibung bei den Filterpressen, 
Abteilung VIII. erfolgen. 

Handelt es sich darum, nur die festen Bestandteile zu gewinnen, 
so trennt man die in den verschiedenen Stadien erhaltenen Waschwässer 
nicht von einander, wohl aber tritt eine Trennung derselben nach den 
spezifischen Gewichten ein, wenn die Lösungen weiter verarbeitet werden 



206 Vt Ahieiloag. 

sollen. Man erreicht dies am einfachsten dadurch, dass man die Ablauf- 
leitungen der Apparate, als Filterpressen, Zentrifugen oder Nutschen, nul 
einer Sammelrinne verbindet und von hier aus, je nach dem spezifischen 
Gewicht der Flüssigkeiten, diese durcli verschiedene, verschhessbare Rohr- 
leitungen nach den Aufbewahrangsge fassen ablaufen laast, von wo aus die 
genl^nd starken Flüssigkeiten bezw, Waschwässer direkt zur Weiterrer- 
arbeitung und die dünneren zur Anreicherung als Auslaugeflüssigkeit »ieder 
verwendet werden. 

Die richtige Wahl der Auslaug- bezw. Aus wasch -Vorrichtung und die 
Grenze, bis zu welcher man diese Operationen treibt, ist oft einer der wich- 
tigsten und ausschlaggebendsten Faktoren für die Rentabilitatsfrage eines 
Fabrikationszweiges. 

Nach den Eigenschaften der Lösungen richten sich die, zum Bau 
der Apparate zu verwendenden Materialien und nach diesen wieder die 
Konstruktion und der Betrieb derselben. 




VII. Abteilung^ 



Konzentratlons-Yorriehtungen. 

Die mittelst der in der letzten Abteilung besprochenen Auflös- und 
Auslauge-Vorrichtungen erhaltenen Lösungen, sind in der Regel so dünn, 
dass dieselben in diesem Zustande nicht verkäuflich sind, sondern erst durch 
eine weitere Behandlung konzentriert werden müssen. Da, wie weiter 
unten dargelegt werden wird, die meisten dieser Konzentrations- Vorrichtungen 
zu ihrer Inbetriebsetzung Wärme, also Kohlen bedürfen, so ist auch, wegen 
der hohen Preise der letzteren, bei der Wahl des für einen bestimmten 
Zweck geeignetsten Eindampf- Apparates bezw. Verfahrens die grösste Vor- 
sicht zu gebrauchen. Nur an Hand der Rechnung und unter Berücksichtigung 
aller einschlägigen Verhältnisse, als Kohlenpreise, Arbeitslöhne, Leistungs- 
fähigkeit und Anlagekosten der Apparatur etc. etc., ist das beste und zugleich 
billigste Verfahren nebst zugehörigen Apparaten zu ermitteln. 

Es verhält sich mit diesen Apparaten genau so, wie mit den Dampf- 
kesseln, dort werden durch i kg Kohle z. B. 8 kg Wasser verdampft und 
hier verlangt man, dass i kg Kohle bezw. Dampf so und so viel Kilo Wasser 
der Lösung verdampft und dadurch das spezifische Gewicht derselben ent- 
sprechend erhöht. 

Derjenige Apparat, der nun unter nahezu gleichen Verhältnissen das 
meiste leistet, nicht zu teuer, haltbar und leicht zu handhaben ist, ist natur- 
gemäss auch der geeignetste und muss dies von Fall zu Fall entschieden 
werden, da sich, wie leicht begreiflich, Normen hierfür gar nicht aufstellen 
lassen. 

Das älteste Verfahren, um geringhaltige Lösungen, namentlich 
Salzlösungen — Soole — , von dem Wasser zu befreien, bestand in dem 
Gradieren. 

Die Gradierwerke bilden hohe, schmale, aber lange hölzerne Balken- 
gerüste, welche mit Domenreisern ausgefüllt sind und auf welche von oben, 
mittelst kleiner Rinnenleitungen die schwachen Lösungen geleitet werden. 
Kese rieseln nun an den Reiserbündeln herab und werden in einer unter 
dem Gradierwerk befindlichen Grube aufgefangen. Durch diese dünne Schicht- 
bildung der Lösung auf den Dornenästen und Zweigen und durch das Her- 
äbtropfen von diesen bietet dieselbe der, durch die Gradierwerke streichenden 
Luft eine grosse Oberfläche, wodurch ein starkes Verdunsten des Wassers, 
^ eine Anreicherung der Lösung stattfindet. Da sich auf einem solchen 
Gradierwerk die Lösungen, z. B. Kochsalzlösungen, nur um ca. 4 bis 6 ^/^ 
konzentrieren, so wird die Gradierung öfter wiederholt, indem man die schwache 
Lösung, wie sie z. B. aus der Erde quillt, oder aus deren Tiefe gepumpt 



2oS Vn. Abteilung. 

wird, auf das erste Gradierwerk leitet und von diesen herablaufen lässt, dann 
auf ein zweites drückt und diesen Prozess drei bis vier Mal wiederholt. Beim 
Passieren der verschiedenen Reiserbündel lassen die Salzlösungen auch ihre 
unlöslichen Verbindungen auf denselben zurück, indem sie eine Schale, den 
sogenannten Dornenstein, um die einzelnen Zweige der Reiser bilden. Um 
eine grosse Leistungsfähigkeit einer Gradieranlage zu erhalten, muss man 
dieselbe so plazieren, dass die Längsseiten derselben von der, am Auf- 
stellungsorte vorherrschenden Windrichtung möglichst unter einem rechten 
Winkel getroffen werden. Da diese Gradierwerke aber sehr viel Raum be- 
anspruchen und möglichst frei liegen müssen, so lassen sie sich schon aus 
diesen Gründen nicht überall einführen; da femer in den verschiedenen 
Jahreszeiten auch die Leistungen sehr verschieden sind und ein gleichmässiger 
Betrieb mit ihnen nicht durchzuführen ist, so hat man sie nur noch bei 
Konzentrationen von Salzlösungen in Anwendung, wo sich neben diesen An- 
lagen Kuranstalten befinden, in welchen die mit Salz geschwängerte Luft von 
den Kranken eingeatmet wird (z. B. Nauheim, Kissingen, Kreuznach, Elm, 
Orb etc. etc.). 

Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass man die Gradierwerke in der 
neuesten Zeit auch noch dazu benutzt, das durch die Kondensation des 
Dampfes bei Dampfmotoren angewärmte Wasser so weit abzukühlen, dass 
dasselbe zu gleichem Zwecke wieder benutzt werden kann, worauf am Schluss 
dieser Abteilung noch näher eingegangen werden wird. 

Das Eindampfen von Lösungen kann femer geschehen durch direktn 
Feuer, durch Dampf und durch Sand- und Luftbäder. 



Eindampfen durch direktes Feuer. Direktes Feuer wird man wohl 
nur noch in solchen Fällen anwenden, wo die abgehenden Gase einer be- 
liebigen anderen Feuerung noch eine so hohe Temperatur besitzen, dass 
man den üblichen Fuchs nochmals erweitert und die Feuergase auf die darin j 
eingebauten Eindampfgeßlsse wirken lässt, ehe sie in den Kamin entweichen; \ 
natürlich ist hierbei vorher zu prüfen, ob auch die Höhe der zur Verfügung 
stehenden Temperatur für den Verdampfungsprozess genügt, wenn man eine 
gewisse Leistung erreichen will. 

Ferner wird man direktes Feuer noch dort mit Vorteil anwenden, 
wo zur Entfernung des Wassers eine ziemlich hohe Temperatur nötig ist, 
z. B. bei der Schwefelsäurefabrikation, wo ausser der Li egel 'sehen Gas- 
feuerung — s. S. 195 — noch die in Fig. 257 dargestellte HalbgasfeueruDg 
von Rösky, Frankfurt a. M. angewendet wird und vor allem da, wo man 
den Verdampfungsrückstand schmelzen muss, wie z. B. bei der Aetznatron- 
fabrikation. 

Zu der Gattung von Konzentrationsein richtungen welche von abgehenden 
Heizgasen erwärmt werden, gehören die verschieden geformten, fiaist ausschliesslidi 
aus Schmiedeeisen hergestellten Gefiisse, in welchen die schwachen Lösungen 
erwännt und um einige Prozente angereichert werden, von wo aus diese 
stärkeren Laugen entweder mittelst direktem Feuer oder Dampf weiter kon- 
zentriert werden. Man nennt diese Gefösse Vorpfannen und hängt das 
Mass der in denselben erreichten Eindampfung nur von der zur Verfiigung 
stehenden Temperatur ab. 

Bei denjenigen Losungen, welche während des Eindampfens Kiystallc 
ausfallen lassen, muss man darauf bedacht sein, diese rechtzeitig zu cnl- 



Eiadompfen durch direktes Fencr. 



weil sonst die Kr^'s[alle zu Boden fallen und hierdurch sowohl die 
n die darüber stehende Lösung beeinträchtigen, als auch 
onuationen des Geßsses herbeiführen können. 




Fig. 257. 

Eine sehr gute Konstruktion eines solchen Gefässes, bei welchem die 
tfemung der Krystalle automatisch geschieht, bei dem man also von der 
wissenhaftigkeit des Arbeiteis unabhängig ist, hatte sich Thelen in Stol- 
g bei Aachen patentieren lassen. 

Dieses Gefäss bildet, wie auch untenstehende Fig. 25S zeigt, einen 
rizontal liegenden, aus Schmiedeeisen hergestellten Halbzylinder, der mit 




2IO Vn. AbteUang. 

seinem Umfange vollständig den Heizgasen ausgesetzt ist. Die beiden Bodei 
oder Seitenwände sind in gnsseisernen Gestellen derart gelagert, dass die 
selben ausserhalb der Feuerung liegen. Genau in der Mittelachse des Halb 
Zylinders oder der Pfanne liegt eine kräftige, vierkantige Welle aus Schmiede 
eisen, welche in den bereits erwähnten gusseisemen Gestellen gelagert ixm 
der Länge nach wechselseitig mit Rührärmen besetzt ist. Diese Rührärm< 
tragen an ihren Enden bewegliche Schaufeln oder Schaber, welche so geform 
und angeordnet sind, dass bei der Drehung der Welle die eine Schaufel, di( 
etwa am Boden abgesetzten Krystalle der nächsten Schaufel zuschiebt, dies< 
wieder der nächsten u. s. w., so dass also die Krystalle nicht eher zur Ruhe 
kommen können, bis sie am Ende der Pfanne angelangt sind. An dieser 
Stelle werden sie nun von einer kastenartig geformten Schaufel gefasst, aus 
der Pfanne heraus gehoben und mittelst einer schiefen Ebene in einen Sieb- 
kasten transportiert, in welchem sich die mitgerissenen Flüssigkeitsteilchen von 
den Krystallen trennen. 

Die Schaufeln können auch so angeordnet werden, dass die eine Hälfte 
von rechts und die andere Hälfte von links die Krystalle nach der Mitte 
zu transportieren und die Auswurfschaufel hier plaziert ist. Bei guter Her- 
stellung der Pfanne und aufmerksamer Bedienung während des Betriebes hat 
sich dieser Apparat ausgezeichnet bewährt und da seit Anfang 1 893 das s. Z. 
hierauf erteilte Patent abgelaufen ist, die Konstruktion jetzt also Jedermann 
anwenden darf, so ist es ausser Frage, dass dieselbe noch in vielen Fällen an- 
gewendet werden wird. Der Antrieb erfolgt, wie aus der Figur ersichtlich, mittelst 
Riemenscheiben und Zahnradvorgelege. Zur Vermeidung von Reparaturen ist es 
wichtig, auch die auf den Rührärmen sich festsetzenden Krystalle, möglichst 
oft von diesen zu entfernen, da sonst durch die sich bildende Kruste eine 
übermässige Belastung des ganzen Rührwerkes entsteht, was ein Verbiegen 
desselben zur Folge hat. 

Bei denjenigen Apparaten, wo eine Entfernung der sich absetzenden 
Krystalle durch Arbeiter geschehen muss, wendet man sogenannte S a i h e r 
an; es sind dies mehr oder weniger flache Schalen, die mit kleinen Löchern 
versehen sind, damit die mitgeschöpfte und die an den Krystallen sitzende 
Flüssigkeit noch über dem Eindampfapparat ablaufen kann. 

Die Firma Fellner & Ziegler, Frankfurt a. M. - Bockenheim, baut 
einen Apparat, der nach dem Gegenstromprinzip arbeitet, und der sich zum 
kontinuierlichen Eindampfen verschiedener Flüssigkeiten sehr gut eignet. 

Dieser Apparat besteht aus einem horizontal gelagerten Zylinder, der 
langsam rotiert und in seinem Inneren einen, an der Zylinderwand befestigten 
und an diesen anschliessenden Schneckengang enthält, dessen innerier Durch- 
messer ^/, bis ^/j des Zylinderdurchmessers beträgt. Das Auslaufende des 
Zylinders ist frei, das Einlaufende mit einem Ringe versehen, der dem inneren 
Durchmesser der Schnecke entspricht. 

Die einzudickende Flüssigkeit wird durch ein Rohr eingeführt und tritt 
der sich entwickelnde Abdampf entweder an derselben Stelle ins Freie, oder 
er wird durch ein, an den obigen Ring anschliessendes weites Rohr fortgeführt 
entweder zu fernerem Gebrauche oder, wenn es schädliche Dämpfe sind, um 
vernichtet zu werden; in letzteren Fällen mündet der Zylinder in einen 
geschlossenen Kasten, der die eingedampfte Flüssigkeitsl aufnimmt und durch 
ein Syphonrohr weitergiebt. 

Geheizt wird der Zylinder — s. Fig. 259 — von aussen durch direktes 
Feuer, oder von innen durch noch genügend heisse Abgase eines anderen 
Apparates. 



RotiereDde Einduapfkppante. 




Fig. 159- 



Gelagert ist der Zylinder auf vier Rollen und der Antrieb geschieht 
mittelst Zahnrad oder Schnecke, von denen die letztere Konstruktion der 
bequemeren Anordnung wegen vorzuziehen ist. Der Zylinder ist in denjenigen 
Fillen, in welchen die Heizung von aussen geschieht, eingemauert, und 
kommt die Einmauerung in Wegfall, wenn die Heizgase direkt über die 
Flüssigkeit durch das Innere geführt werden. Bei letzterer Heizmethode 
'erden die Heizgase in den oben erwähnten Kasten, der alsdann ausge- 
mauert sein rouss, eingeführt und mit den Dämpfen zusammen abgeleitet. 

Die Wirkung des Apparates ist eine sehr intensive, da die Innenfläche 
d« Zylinders fortgesetzt von der Flüssigkeit benetzt und in gleichen Inter- 
^'allen von den Heizgasen erwärmt wird. Durch die Schnecke wird das Innere 
des Zylinders gewissem) assen in eine grosse Anzahl von einzelnen Eindampf- 
scbalen zerlegt, die fortwahrend wechseln, wodurch eine andauernde Bewegung 
der Flüssigkeit und des Dampfes bewirkt wird. Erhöht wird die Leistung 
noch durch Querleisten, die in die Schnecke eingelegt sind. Durch Ver- 
mehrung oder' Verminderung der Umdrehungen, lässt dieser Apparat sich 
^tiau für die, in jedem einzelnen Falle gewünschte Leistung einstellen. 

Hat z. B. die Schnecke loo Gänge, so wird die Flüssigkeit nach 
hundert Umdrehungen den Apparat verlassen; bedarf dieselbe bei der Ein- 
wirkung dieses Apparates zur Erreichung des gewünschten Konzentratiuns- 
^des eine Stunde, so ist die Umdrehungszahl i,66 pro Minute. 

Je nach den Eigenschaften der zu behandelnden Flüssigkeit wird das 
Waterial gewählt und haben sich Schmiedeeisen, Kupfer und verbleites Schmiede- 
eisen für die meisten Verwendungen als hinreichend herausgestellt. 

Erfolgt die Erwärmung der Konzentrationsgefässe mittelst direktem 
?cuer, so stellt man dieselben aus Metall, insbesondere aus Guss- und 
»dimiedecisen, Kupfer und Blei her, seltener aus Edelmetallen wie Silber 
md Platin. Die Form und die Grösse dieser Apparate ist eine so manig- 
altige, dass man dieselben nur ganz allgemein besprechen kann, da es kaum 
DÖglich ist, alle existierenden Ausführungen zusammenzustellen. Nachstehende 
?ig. 260 zeigt einen Sodaschmelz kessel, an welchen bezüglich seiner Halt- 
>arkeit die weitgehendsten Anforderungen gestellt werden, welchen nur die- 
eoigen Eisengiessereien nachkommen können, die auf Mischung der Eisen- 



212 



VH. AbteÜung, 




Sorten die gross te Sorgfalt legen und mit den besten Einrichtungen 
Giessereitechnik versehen sind. 

Von einigen chemischen Fabriken werden diese gnsseisemen Gefi 
mit spitzen Hämmern abgeklopft, um etwaige, in den Gefässwänden befi 
liehe poröse Stellen, Gusslöcher, aufzufinden und dadurch den Apparat, 
er in den Beirieb kommt, als untauglich 
zuriickgeben zu können. Wenn auch zu- 
gegeben werden muss, dass durch dieses 
Klopfen viele Defekte aufgefunden worden 
sind, so darf man aber nicht vergessen, 
dass durch dasselbe gerade der widerstands- 
fähigste Teil des ganzen Gefässes, die 
Gusshaut, durchgeschlagen wird und kann 
nun an dieser Stelle die Saure oder die 
Lauge mit dem viel weniger widerstands- 
fähigen inneren weichen Guss in Be- 
rührung kommen. 

Welche von diesen beiden Methoden — Klopfen oder Nichtidopfen 
die richtigere ist, soll hier nicht entschieden werden; der Verfasser hält d 
Nichtklopfen für richtiger und zwar deshalb, weil der Preis solcher Gefäsi 
an welche diese scharfen Bedingungen nicht gestellt werden, viel geringer 
und weil die Un brauch barkeit eines Ge- 
fässes durch ein aufgefundenes Gussloch 
unter Umstanden nur von einer persön- 
lichen Ansicht abhangt. 

Einen Eindampfapparat mit direktem 
Feuer für Laboratorien hat Professor 
Dr. W. Hempel, Dresden, konstruiert. 
Ober welchen derselbe in den Berichten der 
Deutschen Chemischen Gesellschaft, Jahr- 
gang 21, Heft 5, etwa folgendes schreibt: 
„Um beim Eindampfen von Lösungen das 
Verspritzen zu vermeiden , bedient man 
sich ganz allgemein der Wasserbader, was 
den grossen Nachteil hat, dass diese Ope- 
ration unverhältnisniassig viel Zeit in An- 
spruch nimmt. Man kann eine enorme Be- 
schleunigung beim Abdampfen erreichen, 
wenn man die Flamme nicht von unten 
durch die Wände eines GeRlsses, sondern 
von oben direkt auf die Flüssigkeit wirken 
lasst. Es ist dies natürlich nur unter An- 
wendung von Brennern möglich, deren 
Flamme von oben nach unten gerichtet ist. 
Solche Flammen sind aber in neuerer Zeit 
von Friedrich Siemens und Anderen für Be- 
leuchtungszwecke hergestellt worden. Giebt 
man dem sogen, »invertierten* Siemens- 
schen Regenerativbrenner die in neben- 
stehender Zeichnung (Fig. 261) angegebene 
Anordnung, so lasst sich derselbe mit Leich- ' 
tigkeit zu dem fraglichen Zwecke benutzen. pjg, (6t. 




Metall-, Sud-, Od- and Wuierbadcr. 213 

Der Apparat setzt sich zusammen aus dem Reganerativbrenner Ä mit 
.bzugrohr B, dem Glaszylinder C und dem hoch und tief stellbaten Teüer- 
estell D. Der Teller a wird mit Seeaand an die Glasglocke C abgedichtet; 
as Teilergeslell D gestattet eine doppelle Verschiebung, es ist nämlich 
inesteÜB die Röhre d in dem weilen Rohre e verstellbar, andemleils der 
iisen.stab c mit dem Schalenträger h nochmals in d beweglich. Dadurch 
rird es möglich, die Stellung der abzudampfenden Flüssigkeit jeden Augen- 
)lick, ohne den Apparat zu öffnen, beliebig gegen die Flamme zu regulieren. 
tfül man die Lampe benutzen, so dreht man die Flamme ganz klein, öffnet 
dann den Glaszylinder C durch Verschieben des Tellers a nach unten, setzt 
die Abdampfschale , den Tiegel , oder was man sonst zur Aufnahme der 
Flüssigkeit verwendet hatte , auf den Schalenträger h, schliesst hierauf die 
Glocke und dreht dann die Flamme wieder voll auf. Die Verdampfung 
b^nnt sofort, da die Flüssigkeil von oben her zu sieden anfängt, es also 
nicht einmal nötig wird, dass die ganze Masse derselben auf ihren Siedepunkt 
kommt. Trotz der stärksten Verdampfung gewahrt man nicht das geringste 
Wellen oder Spritzen; selbst die am heftigsten stossenden Flüssigkeiten 
können ohne jede Schwierigkeit konzentriert werden. Da die Flamme die 
Abdampfge fasse nicht berührt, so ist deren Material vollständig ohne F.influss 
auf den Prozess; Hempel hat z. B. in Holz- und Papierschalen Fiuorwasser- 
stofifluoramroonlösungcn mit grosser Leichtigkeit konzentriert. 

Vorausgesetzt, dass man die Lösungen nur nicht zu weit eindampfen 
IHssi, werden auch organische Körper trotz der direkten Einwirkung der 
Flamme auf die Flüssigkeit nicht zersetzt, da das Eindampfen hauptsächlich 
<iurch die von der blendend weissen Flamme ausgestrahlten Wärme, aber 
nicht durch Berührung erfolgt." 

Der neue Apparat gestattet eine ungefähr sechsmal so schnelle Ver- 
diunpfung als das Wasserbad, trotzdem hat er sich nur vereinzelt einzuführen 
vermocht. 

Bei solchen Flüssigkeiten, welche beim Verdumpfen heftig aufkochen, 
enislehen Verluste durch M i t r e 1 s s e n von Flüssigkeitsteilchen durch den 
Dämpf. Sind diese Verluste so gross, dass sie wegen des dadurch ent- 
stehenden Schadens vermieden werden müssen, oder ist der mit diesen 
ini [gerissenen Teilchen vermischte Dampf für die Arbeiter oder die Umgebung 
schädlich, so müssen die Ein dam pfappa rate als geschlossene Gefasse 
konstruiert werden, um ein Auffangen des entweichenden Dampfes zu er- 
möglichen. Dieser Abdampf wird dann durch irgend eine Kühlvorrichtung 
badensiert und lässt man das Kondensat, je nach seiner Stärke entweder 
»ieder in die Fabrikation zurückgehen oder fortlaufen. 

Ein solcher Eindampfapparat wird unter vielen anderen auch beim 
Konzentrieren von Schwefelsaure benutzt. Die Schwefelsäure passiert, je nach 
^em Prozentgehalt mit welchem sie in den Apparat einlauft und ihn wieder 
'erlassen soll, mehrere offene und geschlossene Pfannen, welche der Wider- 
standsfähigkeit wegen meist aus Platin hergestellt werden. In die offenen 
Pfannen gelangt die dünne Säure zuerst und ist der, aus diesen entweichende 
Dampf, noch nicht so sauer, dass er schädlich wirken kann, wohl aber ist 
lies bei der in der nächsten Pfanne eintretenden Konzentration der Fall, 
'eshalb diese Pfanne geschlossen und der Dampf aus dieser aufgefangen und 
tondensiert wird. 

Das Kondensat — Uebergangs säure — wird dann gesammelt und wieder 
In der Fabrikation verwendet; gleichzeitig benutzt man aber das spezifische 
Gewicht derselben als Erkennungsroi ttel für den, in den geschlossenen Pfannen 



214 VII. AbtefloDg. 

vorgehenden, vop aussen nicht zu beobachtenden Eindampfprozess. Wenn 
nämlich der, den oberen Teil der Pfanne bildende Kühlmantel durch zu 
wenig Kühlwasser zu schwach gekühlt wird, so wird viel mehr Säure mit 
dem Wasserabdampf übergehen, als wenn die richtige Kühlung vorhanden 
ist. Bei letzterer wird innerhalb der Pfanne selbst und zwar an den Wand- 
ungen des Kühlmantels, schon ein grosser Teil des Kondensates gebildet und 
fliesst in die Pfanne zurück; man vermeidet auf diese Weise die Bildung 
eines unnötig grossen Quantums Uebergangssäure und kann mittelst des 
Aräometers den Gang der Konzentration genau verfolgen. 



Metall-, Sand-, Oel-, Wasser- und Luftbäder. Will man mit Rück- 
sicht auf die Feuergefährlichkeit des einzudampfenden Körpers kein 
direktes Feuer anwenden, oder will man wechselnde Temperaturen 
vermeiden, oder muss man wegen ätzender Eigenschaften, der einzu- 
dampfenden Flüssigkeit auf Eisen oder andere Metalle, Thongefässe ver- 
wenden, so lässt man das Feuer erst auf einen Zwischenkörper wirken, 
welcher dann die Wärme auf das, den einzudampfenden Körper enthaltende 
Gefäss überträgt. Zur Uebertragung der Wärme benutzt man nun entweder 
Metall, Sand, Oel oder Wasser und hängt die Wahl des einen oder 
des anderen Zwischenkörpers von der Höhe der zu benötigenden Temperatur 
ab; man wird bei den höchsten Temperaturen Metall, bei den mitt- 
leren Sand und Oel und bei den niedrigsten Sand, Oel und Wasser 
anwenden. 

Es sei an dieser Stelle eine allgemeine Bemerkung eingeschoben, 
welche sich speziell auf die Verwendung von Thonge fassen bezieht, die 
aber auch bei Metallgefässen berücksichtigt werden kann. 

Die Erwärmung und auch die Abkühlung von Thongefössen muss 
langsam und gleichmässig erfolgen. Es hat sich als sehr praktisch er- 
wiesen, beim Beginn der Erwärmung, wo naturgemäss die Differenz in den 
Spannungen der einzelnen Teile am gross ten ist, das Niveau der das Ge- 
ßlss füllenden Flüssigkeit nicht niedriger zu legen, als der höchste Punkt, 
bis zu welchem der Zwischenkörper — Sand, Oel oder Wasser — hinauf- 
reicht. Dadurch wird vermieden, dass die Wärmeabgabe nie an einen 
freibleibenden Teil des Gefässes stattfindet, wodurch eine verschiedene Aus- 
dehnung des letzteren eintreten könnte. 

Die Befestigung der inneren auf die äusseren Gefösse, welche mittelst 
Metall-, Oel- oder Wasserbades erwärmt werden sollen und die im allge- 
meinen so konstruiert sind, wie die weiter unten zu besprechenden Gefässe 
mit Dampfmantei, muss im Gegensatz zu diesen derart sein, dass oben 
Luftlöcher zum Entweichen der heissen Luft, beziehungsweise des Dampfes 
vorzuziehen sind, um eine Spannung der- bezw. desselben zu verhindern. 

Bei den Metallbädern wendet man in den meisten Fällen eine solche 
Legierung von verschiedenen Metallen an, dass deren Schmelzpunkt der 
Temperatur entspricht, welche man zur Verdampfung der betreffenden Flüssig- 
keit benötigt; hierbei sei besonders auf die verschiedenen Mischungsverhältnisse 
von Blei und Zinn hingewiesen. 

Auch mittelst heisser Luft kann die Verdampfung von Flüssigkeiten 
erreicht werden und wird zu diesem Behufe die Luft entweder wie die oben 
erwähnten Zwischenkörper erhitzt, oder aber man drückt sie durch eine 



stark erwärmte Rohrschlange, i 
Temperatur anDiiiiml und die 
Körper direkt oder indirel 



i welcher sie beim Passieren derselben deren 
o erhaltene Wärme auf die einzudampfenden 

t übertragt. 



Kahl 



Eindunpfen duroh Duapl Dies sind indess mehr oder weniger Aua- 
imen, im allgemeinen spielt wohl der Dampf als Warme abgebendes 
Medium bei der Eindampfung von Flüssigkeilen die grössle Rolle. Der 
Dampf kann nun durch direkte Einführung in die Flüssigkeit wirken, oder 
es kann seine Warme indirekt durch Röhren, welche entweder in der 
Flüssigkeit oder in der Wandung des Flüssigkeitsbehalters liegen, übertragen 
werden. 

Die erste Art der Erhitzung durch direkte Einleitung von heisser Lufl 
oder Dampf in i!i« Flüssigkeit geschieht namentlich dort, wo die angreifenden 
Eigenschaften der Flüssigkeiten Metalle zur 
Verwendung von Geissen ausschliessen und 
andere Materialien dazu verwendet werden 
müssen, z. B, Sandstein oder Thon. In diesen 
Fallen leitet man, wie Fig. 262, eine Aua- 
führang von March Söhne, Charlottenburg, 
zeigt, den Dampf mittelst eines Sandstein- oder 
Thonrohis direkt in die Flüssigkeit; um Warme- 
Verluste» nach aussen vorzubeugen wirdi wenn 
angängig, das Koch- bezw. Eindampfgefass in 
ein anderes Gefass gestellt und der Raum 
zwischen beiden durch einen schlechten Wärme- 
leiter ausgefüllt. 

Auch das Ausgiessen dieses Zwischen- 
laumes mit Zement oder einem anderen, der 
betreffenden Flüssigkeit .widerstehenden Kitt, 
hat sich gut bewährt und hat man dabei den pjg, 26». 

Vorteil, dass bei etwaigem Eintritt eines 
^runges das GeRlss nicht so bald be tri ebs unfähig werden kann. 

Findet die Wärmeabgabe des Dampfes an die Flüssigkeit mittelst Rohr- 
schlangen statt, so können letztere die verschiedensten Formen und selbst- 
Tedeod aiich die verschiedensten Grössen besitzen und aus Eisen, Kupfer, 
Messing, Blei, Zinn u. s. w. hergestellt werden. Bezüglich der Form be- 
schrankt man sich woh! in den meisten Fällen auf die Spiralform, man kann 
aber die Röhren auch vertikal und horizontal hin und her führen, nur muss 
man bei allen diesen Formen darauf achten, dass die Röhren in einem 
massigen Gefalle liegen. Hierdurch erreicht man, dass das sich bildende 
Kondensations Wasser frei auslaufen kann,' wahrend durch dessen An- 
sammeln einesteils die Heizfläche der Schlange unnötigerweise verringert 
und anderenteils die so lästigen Wasserschlage entstehen würden, welche 
auf die Haltbarkeit der Schlange von nicht zu unterschätzendem Ein- 
flüsse sind. 

Um Dampfverlusten vorzubeugen und gleichzeitig unter Dampfdruck 
arbeiten zu können, ist es unbedingt nötig, das Ende der Heizschlangen mit 
einem Kondensationswasser- Abieiter in Verbindung zu bringen; letzterer ist 
auf seine Brauchbarkeit aber öfter zu kontrollieren, da bei einem Versagen 
desselben das Kondenswasser nicht ablaufen kann, infolge dessen die Schlange 
skh damit füllt und dadurch oben erwähnte Uebelstande eintreten werden. 




I 



2l6 



Vn. AbteUnng. 



Man dampft mittelst Heizschlangen sowohl in offenen als in ge- 
schlossenen Gefässen ein und richtet sich diese Anordnung ganz nach 
den Eigenschaften des einzudampfenden Kör]iers, wie nach den beim Ein- 
dampfen entstehenden Dämpfen. 

In geschlossenen Gefässen wird die Dampf- Heizschlange namentlich 
bei Destillations- und Ex traktionsge fassen angewendet, und wenn ausserdem 
noch ein Vakuum in den Gefiissen unterhalten werden soll, auch bei den 
sogenannten Vakuumapparaten. Letzterer Apparat findet in der Zucker- 
industrie zum Verkochen des Zuckers, d, h. zur Bildung der Zuckerkrystalle 
wahrend des Kochens, eine 
ausschliessliche Anwendung ; 
es sind jedoch auch viele 
Konstruktionen vorhanden, wo 
sich an Stelle der Schlangen 
Dampfmantel oder beide 
Heizelemente kombiniert be- 
finden. In letzterem Falle ist 
die Einrichtung dann so ge- 
troffen , dass entweder die 
Schlangen und der Doppel- 
mantel einzeln geheizt werden 
können, oder aber der Dampf 
kann aus einer Schlange in 
die andere imd dann in den 
Dampfmantel gehen. 

Die Formen dieser 
Vakuumapparate sind sehr 
manigfaltig — kugelförmig , 
eiförmig, zylindrisch mit kurzer 
oder hoher Zarge etc. — und 
richten sich ganz nach dem, 
wahrend des Prozesses auf- 
tretenden Schäumen der ein- 
zudampfenden Flüssigkeiten. 
Oben an der höchsten Stellt- 
des Apparates befindet sich 
für den Abzug der Dämpfe ein 
Dom, der im Innern mit einer 
Saftfangerhaube versehen ist; 

an diesen schliesst sich bei den Apparaten für die Zuckerindustrie, durch 
eine kurze Rohrleitung verbunden, ein Saftfänger. Am unteren Boden befindet 
sich in der Regel eine weite Ablassöffhung, welche durch einen Konus ab- 
gesperrt ist. der durch Hebel und Schraube geöfl"net und geschlossen werden 
kann; ausserdem beßnden sich an den Vakuumapparaten noch Thermometer, 
Vakuummeter, Probenehmer, ein Butterhahn zum Einbringen d^ das Schäumen 
verhindernden Fettes in das Innere des Gelasses, mehrere Dampf-, Wasser- 
und Saft einsaug- Ventile (der äussere Luftdruck presst die Flüssigkeit selbst- 
thatig in das unter Vakuum stehende GefUss) und diverse Schauglaser, um 
das Innere des Apparates beobachten zu können. 

Einen der am meisten vorkommenden Apparate stellt obensteheode 
Flg. 263 dar, eine Ausführung der Firma Volkmar Hanig & Comp., 
Dresden, 







Eiadampfgcfil»! 



t DampfmBntcL 



^\^ 



Zu diesen Eindampfapparaten wurde bisher grösstenteils Kupfer ver- 
wendet, da dasselbe aber z. B. für Oxals-aure, Weinsteinsaure etc. nicht ge- 
nommen werden kann, so war man gezwungen, für diese Flüssigkeiten zun; 
Hartblei zugreifen. Die Firma J. Römheld, Mainz, giesst solche Vakuum- 
apparate (s. Fig. 264) bis zu einem Durchmesser von zwei Meter aus drei 
Teilen, Unter-, Oberteil und Deckel, jedes aus einem einzigen Stück, ohne 
eine Lötnaht am ganzen Apparat ausführen zu müssen, weil die verschiedenen 
I Stutzen, die gezahnten Leisten 

zur Aufnahme der Heizschlange 
etc. direkt mit angegossen werden. 
Die Haltbarkeit dieser Apparate 
ist dementsprechend eine sehr 
grosse und befinden sich auf diese 
Weise hergestellte schon seit zehn 
Jahren im Betriebe, ohne Repa- 
raturen erfordert zu haben. 

Früher wurden die Heiz- 
schlangen ausschliesslich mit di- 
rektem Kesseldampf geheizt, 
in neuerer Zeit hat man aber be- 
gonnen, den noch überschüssi- 
gen Maschinenabdampfzu be- 
nutzen, dabei musste man aber, 
il;i diese Dampfe eine zu geringe 
Temperatur besitzen, die Heiz- 
, Hache bedeutend vergrftssem. 

Eine grosse Heizfläche lasst 
sich aber nicht immer in Schlangen 
anordnen, und man war daher 
gezwungen, an deren Stelle einen 
Röhren - Heizkörper zu konstru- 
ieren, ahnlich wie solche bei den 
noch spater zu behandelnden Ver- 
dampfapparaten Verwendung fin- 
den. 

Es sei nebenbei bemerkt, 
dass die Benutzung des Ab- 
dampfes bei Vakuumapparaten 
ausser anderen Vorteilen noch 
den besitzt, dass durch seine 
iriedrigere Temperatur gegenüber der des direkten Dampfes eine Zerstörung 
der Masse, z. B. des Zuckers, nicht so leicht zu befürchten ist. 

Eine rotierende Heizschlange, speziell zum Eindampfen schwerer 
Flfluigkeiten geeignet, führen nach nachstehender Fig, 265 Aug. Quiel 
Sohne in Bertin aus; hierbei setzt sich an die einzelnen, geheizten Rohr- 
Ibjü^e bei ihrer Berührung mit der Flüssigkeit eine dünne Schicht derselben 
an, die wahrend der Zeit, wo sich diese Röhren über dem Niveau der 
FlDssigkeit befinden, ihre Feuchtigkeit verliert, sich dann mit der im Trog 
befindlichen Flüssigkeit wieder mischt, wieder trocknet und so nach und nach 
die ganze Masse bis zu dem gewünschten Grade eingedampft wird. 

Da sich die Form der Gefässe nach dem jeweiligen Zwecke von selbst 
, so seien von den vielen Konstruktionen, bei welchen der Dampf 




1 

I 



I 
I 



Fig. »64, 




220 Vn. AbtcUung. 

schmiedeeiserne Schlangenröhren-von sehr grosser Festigkeit gleich mit an- 
bringen, diese also bei einem giessfähigem Material gleich mit eingiessen. 
Die Wärme teilt sich der, das Rohr umgebenden, gut leitenden Geßlss- 
wandung mit und gelangt so in das GeflSlssinnere, während die Wärmeabgabe 
nach aussen durch Wärmeschutzmasse verhindert werden kann. Da der 
Druck des Heizmittels, z. B. Dampf oder Heisswasser von den eingelegten 
bezw. eingegossenen Röhren aufgenommen wird, so ist die eigentliche Geföss- 
wand von innerem Druck befreit und braucht dieselbe nur der zersetzenden 
Wirkung der zu behandelnden Flüssigkeit zu widerstehen. 

Es sei noch erwähnt, dass 
dieses Gefäss sowohl aus den 
verschiedensten Materialien her- 
gestellt, als auch durch An- 
bringung von Rührwerken zu 
Mischapparaten oder durch Ab- 
decken der oberen Oeffiiimg zu 
Destillationsapparaten verwendet 
werden kann. 

Je nach der erforderlichen 
Temperatur benutzt man hier 
Dampf oder Heisswasser als 
Heizmittel. 

Im ersteren Falle wird die Fig. 269. 

m der Gefässwand angebrachte 

Heizschlange direkt mit dem Kessel ^ verbunden und das KondenswasÄer 
durch einen Kondensationstopf abgeleitet. 

Im zweiten Falle, wo es sich also um Siedepunkte bis 350* handelt, 
benutzt man das Wasser als Träger der Wärme, zu deren Erzeugung ein beson- 
derer Ofen erforderlich ist, der in beliebiger Entfernung von den Gefössen 
aufgestellt werden kann; nur muss man die Leitungsröhren gut mit Wänne- 
schutzmasse umgeben. 

Da sich diese Methode, mit erhitztem Wasser einzudampfen, auch an 
beliebig konstruierten Ge fassen anwenden lässt, so soll dieselbe an Hand der 
umstehenden Fig. 270 beschrieben werden. 

In jeden der drei Feuerzüge des Ofens ist ein Heizschlangenrohr 
Äp Äj, Äj eingelegt. Die drei Rohre sind ausserhalb des Ofens durch kurze 
Bogenstücke derartig untereinander verbunden, dass sie zusammen ein Rohr 
bilden, welches durch eine, den örtlichen Verhältnissen angepasste Zwischen- 
leitung SF an die, in der massiven Wandung des Kochgefässes liegende 
Rohrschlange, angeschlossen ist. Auf diese Weise entsteht ein in sich ge- 
schlossenes Rohrsystem, in welchem eingefülltes Wasser beim Beheizen des 
Ofens in derselben Weise in Zirkulation gesetzt wird, wie es bei den all- 
bekannten Heisswasserheizungen in Gebäuden geschieht. Die dem Wasser 
im Ofen mitgeteilte Wärme wird den Wandungen der Geßlsse Öj, Ö, zu- 
geführt, und da Wasser in einem verschlossenen Rohre nicht verdampfen kann, 
so wird es durch die im Ofen bei seiner Zirkulation immer wieder erfolgende 
Wärmeaufnahme auf diejenige Temperatur erhitzt, deren man zum Kochen 
oder Eindampfen der verschiedenen Stoffe bedarf. 

Die Bewegung des erhitzten Wassers innerhalb der Heizrohre Äp Äf 
und Aj erfolgt, wie in der Zeichnung durch Pfeile angedeutet, in der Richtung 
von unten nach oben (Eintritt bei e^ aus Fallrohr F, Austritt bei a^ i© 
Steigrohr S), während die Heizgase im Ofen in entgegengesetzter Richtung 



Ein dampfen 



I Überhitztem Diinpf auA lldtswas 



219 



^tem, nicht treibendem Ponlandzemenl, dessen Oberfläche nach der 
, einem säurebeständigen Anstrich versehen werden kann. Zur 
t legt man in eine Rille der Thonschale einen Eisendraht, an welchen 
!^ an beliebig vielen Stellen nach aussen stehende Oesen oder Häkchen 
»ringt, welche von der Zementmasse eingeschlossen werden; dadurch wird 
Herausheben der Schale durch den Dampfdruck ebenso verhindert, wie 
^ Schrauben, Klammem etc. 




Für solche Stoffe, deren Siedepunkt hilher liegt als 20o', wo man 
rar mit überhitztem Dampfe arbeiten könnte, hat sich das in Fig. 269 
Kellte Kochgefass der Firma: Th. & Ad. Frederking in Leipzig- 
ganz vorzüglich bewahrt; dasselbe besitzt den grossen Vorteil, dass 




nunzer innerer Raum frei und nicht durch eingehängte Heizschlangen 
»Igt ist und dass ein Ansetzen bezw. Festbrennen des Stoffes darin nicht 
kommen kann. Diesen Vorteil und das genaue Einhalten einer bestimmten 
Qperatur, sowie das gänzlich vermiedene Durchbrennen der Gefasswande 
Ausschluss jeder Feuersgefahr während des Eindampfens, erreichen die 
r dadurch, dass sie in die massiven Metailwamlungen des Kochgefässes 



222 ^TT. Ableilong. 

Nachdem der Apparat montiert und durch die Druckpumpe die Dichtig- 
keit aller Roh rverb in düngen festgestellt ist, wird das Rohrsystem durch den 
Füllstutzen / bis etwas übet die Gabelstelle mit deslillienem ödes Kondens- 
wasser gefüllt, dann fest verschlossen. Das Expansionsrolir bleibt leer, d. h. 
mit Luft gefüIU, und ermfiglicht dem erhitzten Wasser unter gleichzeitigem 
Verdichten der vorhandenen Luft sich auszudehnen. 

Die Handhabung des Kochapparats ist, trotz der vom jeweiligen Tem- 
peraturgrade abhängigen hohen Pressung des Heizwassers, bei sachgemässer 
Anordnung der Rohrleitung eine vollständig gefahrlose, wie die auf gleichem 
Prinzip beruhenden, allgemein bekannten Heisswasser-Heizungen für Gebäude. 
Backöfen etc. durch jahrzehntelange Erprobung bewiesen haben. 



Aehnlich wie die auf Seite 208 erwähnten Vorpfannen mit direktem 
Feuer dazu dienen, eine Flflssigkeit um einige Prozente spezifisch schwerer 
zu machen, bewirken die in neuerer Zeit vielfach ausgeführten uod mit 
ausgezeichnetem Erfolge arbeitenden Verdampfapparate, eine Lösung so- 
weit einzudampfen, als es einesteils rationell, anderenteils aber erforderlich 
ist, um das Produkt für die Ferligstell-Apparate vorzubereiten. Auch bei 
diesen Apparaten wird ein partielles Vakuum über den einzudampfenden 
Flüssigkeiten unterhalten und dadurch der Siedepunkt derselben heninier- 
gedtückt, wodurch man nicht auf direkten Kesseida mpf angewiesen ist, 
sondern man kann Maschin enabdarapf verwenden, der bereits zur Be- 
wegung von Maschinen gedient hat, oder denjenigen Dampf, welcher sich 
aus den einzudampfenden Losungen selbst bildet, c" 




Dr. H. Ciaassen, Dormagen, sagt in seinem Buche »Kurzer Ueber- 
blick ober die Zuckerindustrie Deutschlands«, welches er im Auftrage der 
Kupferwarenfabrik von F. HallstrCim, Nienburg a. Saale, verfasste, unter 
anderem: »Die Hauptbedingungen, von denen die heute in mehr oder 
weniger entwickelter Form eingeführten Verdampfungsmethoden abhängWi 



I 




iedrigem Luftdruck in den Apparatkörpem — also 



der aus den Flüssigkeiten entwickelten 

Warme des Kessel- oder des Maschinend 

nach einander ausnutzt, entstehen die E 
örper- Verdampfapparate, welche 
reifacher oder mehrfacher Wirkung arbeiten. 

Die Verdampfapparate kann man nach ihrer äusseren For 



D 


am 


pfe.. 


Je nachdem 


man die 


an 


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zwei oder mehreremale 


n 




Zwe 


-, Drei- oder 


Mehr- 




mi 


ein 


facher. zwei 


acher, 



;iköl 



; einteilen. 

ioll zunächst der in vorstehender Fig. 271 skizzierte, stehende 
apparat mit einmaliger Benutzung des Lösungsdampfes 



er von F. Hallslröm, Nienburg a, Saale, gebaut wird, beschrieben werden. 
Der Apparat besteht aus zwei gleich konstruierten Körpern, von denen 
einer fijr die Abdampfung der ganz dünnen 
Lösungen und der andere für die im ersten 
Körper bereits eingedampften, also höher pro- 
lentigen Losungen bestimmt ist. Ein jeder 
dieser Körper setzt sich zusammen aus dem 
unteren Rohrsystemteil {s. Fig. zyz), welclier 
Dich unten zu in einer ganz kurzen Verlänge- 
rui^ durch einen Boden abgeschlossen ist und 
der daraufslehenden, oben geschlossenen Zarge 
mit dem Dom , wobei die Hi'ihe der Zarge 
variabel ist und sich, wie bereits bei den Vakuum- 
af^taraten gesagt wurde, nach dem mehr oder 
«feniger starken Schäumen und leichten Ueber- 
kochen der einzudampfenden Lösungen richtet. 
Der Rohrsystemteil wird oben und unten dicht 
über dem Apparatboden durch Rohrwande ab- 
geschlossen, in welche die durchgehenden oben 
und unten offenen Heizrohre, dicht eingewalzt 
Md. Es befindet sich nun die einzudampfende 
Lasung ober und unter den Rohrwänden und 
in den Röhren, während der Heizdampf durch 
die äussere Umwandung des Rohrsystems eintritt 
and die Heizröhren von aussen umspült. 

Der Dampf, gleichviel ob Abdampf oder Kessel dampf, wird zuerst 
ia den soeben beschriebenen Heizraum desjenigen Körpers geleitet, der die 
dflanste Lösung enthalt, während der sich hierbei aus der Lösung entwickelnde 
Dampf aus diesem Körper, durch eine weite, vom Dom abgehende Rohr- 
Idtimg, in welche ebenfalls ein Saft- resp. Lauge-Fanger eingeschaltet ist, 
nach dem Heizraum des zweiten Körpers geführt wird. Um nun die Luft 
oder sonstigen Gase, welche sich immer oben im Heizraum ansammeln, beim 
Einlassen des Dampfes und wahrend des Eindampfens daraus zu entfernen, 
Wt in jedem Körper der höchste Teil des Heizraumes durch eine enge Rohr- 
leitung mit dem oberen Teil der Zarge verbunden. 

Zur Füllung und Nachfüllung steht der erste Körper durch eine Rohr- 
Icätung mit dem Vorrats- Reservoir der Lösung in Verbindung. Zur Füllung 
<1«8 zweiten Körpers wird aus dem unteren Teile des ersten Körpers die 
lioeits eingedampfte Lösung durch eine Leitung nach dem zweiten Körper 
E*>IbhTt und durch das, in diesem herrschende Vakuum von selbst angesogen. 







I 



224 



VIL AbUilnng. 



Ist die Lösung in diesem zweiten Kärper genügend eingedampft, so wird ne 
durch einen Heber oder eine Pumpe abgezogen und, was meistens erforderlich, 
in anderen Apparaten weiter behandelt. Das durch Kondensation der Dampfe 
an den Heizröhren entstehende Kondensat fliesst an der tiefsten Stelle des 
Heizraumes im ersten Körper in Kondensations topfe, wahrend es aus dem 
zweiten Kilrper durch eine sogenannte Brüden-Pumpe abgezogen werden muss, 
da in dessen Heizraum bereits ein geringes Vakuum vorhanden ist. 

Die in dem zweiten Körper sich bildenden Dämpfe werden ähnlich 
wie bei dem ersten durch eine Rolirleitung abgefilhrt und passieren, ehe sie 
in den Kondensator gelangen, noch einen Vorwarmer, in welchem die ein- 
zudampfende Losung, ehe sie in den ersten Körper tritt, vorgewärmt wird; 
im Kondensator wird nun der Dampf durch kaltes Wasser kondensiert. Am 
Schlüsse dieser Abteilung soll noch auf die verschiedenen Kondensator- Kon- 
struktionen näher eingegangen werden, vorläufig möge alles darauf bezügliche 
in dem Namen Kondensation eingeschlossen sein. 




F'K. »73 



Der liegende Vetdampfapparat besteht aus zwei liegenden zylin- 
drischen Körpern, »'on denen jeder mit zwei Dampfkammem und ciow 
Uebereteiger versehen Ist, wie votstehende Fig. 273, ebenfalls eine Aus- 
ftlhrung der Firma F. Hallström. Nienburg a, Saale, zeigt. Die Dampf- 
kammem sind ahnlich wie bei den stehenden Apparaten durch Röhren ver- 
bunden, welche eingewalzt oder mittelst Gunmiiringe abgedichtet sind. 



Unlei 
winncitdcn Pio^luktc- 
vorhanden. Je cm 
der Körper, dient li 
fernen, »im sie danu > 
Der E)ampf tritt 1 



1 K: 



.\blageruiig des zu ge- 
■y stalle und dergleichen. 
?, an den Slim wanden 
^ dem Apparat zu ent- 
weiier fortzuschaffeo. 
Kammer, die duid) 



Verdampfap parate. 225 

eine liorizonlale Wand in zwei Abteilungen geteilt ist, ein, gehl durch die 
oberen Heizrohre nach der anderen Kammer in die untere Abteilung, während 
das entstehende Kondenswasser aus dieser durch geeignete Vorrichtungen 
entzogen wird. 

Die im ersten Körper sich entwickelnden Dämpfe machen im zweiten 
Kfirper denselben Weg wie der Dampf im ersten, und von da weiter, wie 
bei den stehenden Apparaten. 

Bei der Wahl zwischen stehender und liegender Konstruktion ist 
bei solchen Lösungen, welche wahrend des Eindampfens an den Wandungen 
der Heizflaciien Niederschläge — ähnlich dem Kesselstein bei den Dampf- 
kesseln — absetzen, die erstere ganz entschieden vorzuziehen, weil die sich 
l innerhalb der Heizröhren bildenden Krusten durch Abstossen etc. wälirend 
der Arbeitspausen leicht zu entfernen sind. Bei den liegenden Apparaten 
.&g^en sitzen die Krusten auf den äusseren Rohrflächen, welche wegen der 
igiosaen Zahl der dicht bei einander liegenden Röhren, im Apparat selbst 
mechanisch nicht zu reinigen sind, vielmehr nur durch Herausziehen der 
einzelnen Röhren aus dem Apparat zugängig werden, eine Arbeit, die aber 
I Zeit in Anspruch nimmt. 

it Betrieb gestaltet sich nun so, dass, nachdem durch die Konden- 
sation in beiden Körpern ein Vatuum hergestellt ist, die Lösung in beide 
Körper eingesaugt imd dem ersten Körper Dampf gegeben wird, wälirend 
die Verbindung von dessen Heizraum mit der Zarge offen bleibt. Die Luft 
kann dadurch leicht durch den einströmenden Dampf nach oben verdrängt 
werden, gehl mit dei Luft dieses Raumes in den Heizraum des zweiten 
Körpers und dann durch dessen Verbindungsrohr nach der Kondensation. 
Nachdem die Heizkammer ganz mit Dampf gefüllt ist, wird die Verbindung 
zwischen Heizraum und Zai^e so weil geschlossen, dass die kontinuierlich 
miTlretenden Luft- und Gasansammlungen im oberen Teil des Heizraumes 
stetig entfernt werden. Durch diese fortwahrende Beseitigung von Luft und 
Gasen wird einer Verringerung der Heizfläche, sowie einer schädlichen Wirkung 
f die Heizröhren vorgebeugt. Allmählich gelangt nun die Flüssigkeit im 
cRilen Körper zum Sieden, deren Dampf tritt in den Heizraum des zweiten 
Körpers und verdrängt dort sämtliche Luft durch das entsprechende Ver- 
bindungsrohr, welches darauf ebenfalls nahezu geschlossen wird. Auch im 
«eiten Körper wird das Sieden bald beginnen und die entstehenden Dämpfe 
»erden, nachdem sie den Vorwarmer passiert haben, in die Kondensation 
eintreten. 

Bemerkt sei noch, dass man die Erüdenleitungen an den Verdampf- 
äpparaten mit Vorteil so einrichtet, dass jeder Apparat durch Umschaltung 
der Schieber als erster Körper arbeilen kann und ferner so, dass man einen 
Verdampfkörper ganz ausser Betrieb setzen kann, so dass der andere als 
Einkörperapparat weiter arbeitet. 

Es wurde bereits erwähnt, dass man den Brüdendampf öfter als einmal 
ausnutzen kann, was thatsSchlich auch in der Praxis geschieht, so dass man 
^ele Drei- und Vi er- Körperapparate vorfindet. 

Die Vorteile einer mehrfachen Ausnutzung des BrOdendampfea liegen 

. auf der Hand. Nicht nur, dass man beispielsweise bei einem Vier- 

»i^ersystem ein Viertel des für einfache Dampflieizung in einem Einkörper- 

*Pparale nötigen Dampfes benötigt, sondern man braucht für die Kondensation 

■ *udj nur ein Viertel des für einen Einkörperapparat notwendigen Wassers, weil ja 

*j nur ton Viertel des, aus der Lösung zu verdampfenden Wassers, im letzten 

T Körper verdampft, wahrend die übrigen drei Viertel in den vorhergehenden 



lÜ 



226 VlL Abteilung. 

Körpern zum Kondensieren gelangen. £s ist dieser Punkt insofern sehi 
wichtig, als dieses dadurch erhaltene Kondenswasser ein gutes Kesselspeise- 
wasser abgiebt. 

Wie weit man nun mit der Ausnutzung des Dampfes in jedem einzelner 
Falle gehen soll, ist sowohl durch Rechnung, als auch unter Berücksichtigun| 
der Eigenschaften der einzudampfenden Lösung (Siedepunkt etc.) und de: 
örtlichen Verhältnisse (Kohlenpreise, Wasservorkommen) festzustellen unc 
lassen sich hierfür Normen nicht angeben. 

Als einzige Regel hierfür möge gelten, dass man für ca. 15® des 
Temperaturgefälles je einen Verdampfkörper anwendet, wobei unter Tem- 
peraturgefälle die Differenz zwischen der Temperatur des Heizdampfes im 
ersten Körper und der Siedetemperatur der Lösung im letzten Körper zu 
verstehen ist. 

Als Gründe hierfür giebt Direktor Kaufmann in Aachen in der Zeit- 
schrift des Vereins Deutscher Ingenieure, Jahrgang 1892, folgende an: 

1. Die Wärmeübertragung geht um so besser von statten, je lebhafter 
eine Flüssigkeit kocht; 

2. je grösser der Temperaturunterschied, desto lebhafter wird das 
Kochen vor sich gehen; 

3. bei lebhaftem Kochen sollen die Inkrustationen weniger bedeutend 
sein; 

4. bei nicht genügender Bewegung haften die Luft- und Dampf blasen 
sehr fest an den Röhren und Wänden und hindern den Wärme- 
durchgang. 

Für die Ausführung der Verdampfkörper ist die Wahl des Materials, 
welches wiederum von den einzudampfenden Lösungen abhängt, von grösster 
Wichtigkeit; diese Körper können sowohl in Guss- und Schmiedeeisen als 
auch in Kupfer hergestellt werden. 

Ferner ist, wie bereits weiter vom erwähnt wurde, das Verhalten der 
einzudampfenden Lösungen während der Konzentration, ob sich z. B. Kr>'stalle 
oder Niederschläge bilden, ob sie stark schäumen etc., von ganz bedeutendem 
Einfiuss auf die Konstruktion der Apparate. 

In solchen Fällen, wo sich während des Eindampfens Niederschläge 
bilden, ist es geboten, dieselben fortwährend zu entfernen, damit eine die 
Heizfläche verringernde Ablagerung dieser Niederschläge gar nicht eintreten 
kann. 

Von den Fabriken, welche sich in Deutschland speziell mit dem Bau 
von Verdampfapparaten befassen, seien ausser der bereits genannten Firma 
F. Hall ström, Nienburg a. Saale, noch die Firmen C. Heckmann, Berlin, 
Neuman & Esser, Aachen, und Volkmar Hänig & Co., Dresden, er- 
wähnt, welche alle für den ebengenannten Zweck, also kontinuierliche 
E n t f *t r n u n «j; der gebildeten K r y s t a 1 1 e , ihre Spezialkonstruktionen haben 
die iilU* gut funktionieren sollen. 

Auch von den auf Seite 223 erwähnten Saftßlngern bezw. Schaum - 
absc:h«i(lcirn hat jede Fabrik ihre Spezialkonstruktionen und seien hier nur 
zwei Ausführungen von der Firma C. Heckmann, Berlin, erwähnt und 
auch zur Anbringung empfohlen. 

Durch die gesteigerten Ansprüche an die Leistungsfähigkeit der Ver- 
dam])f- untl Vakuum- Apparate werden durch die schnell und heftig auf- 
steigenden Dainpfljläschen leicht Flüssigkeit mit fortgerissen, wodurch nicht 
unbedeutende Verluste an der kostspieligen Masse herbeigeführt werden, und 
wendet man deshalb die Schaumabscheider an. 



Ve rda mpfappirate. 

Diese Schaumabscheider bestehen aus einem beweglichen Deckel, gegen 
welchen die Seh aumbla sehen mit dem Dampf strömen , dort platzen , als 
Tropfen herunterfallen und wieder in den Apparat zurückgelangen, während 
ic flüssigkeitsfreien Dämpfe den Apparat durch die obere Oeffnung vetliis,sen. 

Die Schaumabscheider können entweder im Verdarapfapparat selbst 
(Fi|. 274) oder in einem darüber liegenden Dom (Fig. 275) angeordnet werden. 

Die Leistungsfähigkeit einer Verdampfsta ti on hangt i 
allen Dingen von der guten Wirkung der Kondensation ab, welche, wie 
schon gesagt, aus dem Kondensator und der Luftpumpe besteht, wahrend 
die Schnelligkeit der Verdampfung aus der Grfis.se der Hei/flarhe und 
der Grösse des Temperaturgefalles resultiert. 





Fig. 174. 

Man hat es demnacli in der Hand, eine Erhöhung der Lei.stungs- 
öhigkeit einer solchen Verdampfstation aut zweierlei Weise zu erhalten, 
erstens durch Erhöhung der Temperatur des Heizdampfes und z 
durch Erniedrigung der Siedetemperatur der Lösung im letzten 
Körper; auf beiden Wegen erreicht man dasselbe, naralich eine Erhc'ihung 
■les Temperaturgefalles. So lange man nun zum Heizen von Vcrdampf- 
^pparaten direkten Dampf ausschliesst und nur mit Abdampf arbeilet, lasst 
*Wi in Bezug auf Erhöhung des Heizdarapfes nicht viel maclien, weil 1 
den Druck des Abdampfes niedrig halten muss, um einen scbadlichen Gegen- 
dnick auf den Kulben der Dampfmaschine zu vermeiden; es bleibt in solchen 
Men nichts anderes übrig, als die Siedetemperatur der Lösung im letzten 
^«dampftörper möglichst herunterzudrücken, wa.s nur durch ein hohes 
"äkunm erreicht werden kann. 



Das letztere wird lediglich durch die gut arbeitende Kondenaation er- 
reicht und ist deren richtige Anlage von grosser Wichtigkeit, sowohl für die 
Verdampfan lagen, ais auch für die Dampfmaschinen, welche mit Kondensation 

Ingenieur F. J. Weiss, Base!, der sicli sehr viele Verdienste um die 

neueren, rationell arbeitenden Kondensations- An lagen erworben hat, sagt 
in seinem Aufsatz »Kondensation« in der Zeitschrift des Vereins Deutscher 
Ingenieure, Jahrgang 1888, dass eine jede Kondensationsanlage, bei der nicht 
nur Dämpfe überhaupt • kondensiert« werden sollen, sondern durch welche 
auch in dem Raum, aus welchem die Dämpfe kommen, eine Luflverdünnung 
— ein Vakuum — hergestelit werden soll, aus folgenden zwei zusammen- 
arbeitenden Teilen besteht; 

1. dem Kondensator, dessen Aufgabe es ist, durch eingeführtes 
Kühlwasser die ankommenden Dämpfe möglichst vollständig nieder- 
zuschlagen, KU tropfbarer Flüssigkeit zu verdichten; 

2. einer Luftpumpe, welche die Luft Verdünnung im Kondensator 
herstellt und unterhah, indem sie die dort immer vorhandene bczw. 
ihm zugefilhrte Lufl absaugt. Diese Luft hat zweierlei Herkunft; 
einesteils ist es die im Kühlwasser absorbiert gewesene Lufl, die 
sich bei, dem verminderten Druck im Kondensator frei macht, 
anderenteils dringt auch immer etwas Luft durch undichte Stellen 

I aussen ein. 




Wenn die Luftpumpe zugleich mit der Luft auch das warme Wasiff 
aus dem Kondensator wegzuschaffen hat, so nennt man sie eine »nasse' 
Luftpumpe, wenn aber die Warrawasserentnalime aus dem Kondensator 
getrennt von der Lufientnahme stattfindet — entweder durch eine besondere 
Warmwasserjiumpe oder aber einfacher und selbstthätig durch ein mindestens 
10 Meter hohes Abfallrohr, wobei die Luftpumpe also nur die Luft aus den» 
Kondensator fortzuschalTen hat, so nennt man sie eine »trockene« Luftpumpe- 



Gegen strora-Kondensttlion von Weiss. 229 

Bei den Kondensatoren unterecheidet man xvex Arten, nämlich: Ein- 
sptitz- und Oberfiacheokondensatoren und trennt jede derselben 
wieder in solche, welche mit Parallelstrom und in solche, welche mit 
Gegenslrom arbeiten; letztere beiden Unterschiede beziehen sich auf die 
Richtung des kühlenden Wasserstromes gegenüber den eintretenden, mi kon- 
densierenden Dämpfen bezw. Brüden. 

Die Paralleliitroni-Einspritzkondensatoren, s. vorstehende Fig. 276 mögen 
sie nun mit trockener oder mit nasser Luftpumpe arbeiten, haben im Ver- 
gleich zu den, nach dem Prinzip des Gegenstromes arbeitenden Einspritz- 
köndensatoren den grossen Nachteil, dass die eintretenden Dämpfe mit dem 
Kühlwasser oben zusammen in den Kondensator eintreten. 

Dadurch treffen die Brüden zunächst das kälteste Wasser und kommen, 
je mehr sie kondensiert werden, mit immer wärmerem Wasser zusammen, so 
dass auf diese Weise eine gute Ausnützung des Kühlwassers nicht möglich 
ist, was zur Folge hat, dass das abfliesscnde Wasser mitunter kälter 
ist, als die zu kondensierenden Dampfe und die Luft ziemlich heiss nach 
der Pumpe gelangt. 

Ganz anders gestaltetes sich bei dem Gegenstrom -Kondensator; hier 
werden die Dampfe in den Kondensator unten eingeführt und kommen auf 
ihrem Wege nur Luftpumpe mit dem oben eingeleiteten, durch verschiedene 
Vorrichtungen fein verteilten Kühlwasser in innige Berührung und zwar zu- 
nächst mit dem heisseren und, je höher sie steigen, mit immer kälterem 
Wa-sser, Die Kondensation der Dämpfe ist auf diese Weise eine so voll- 
kommene, dass das abfliesscnde Wasser nahezu die Temperatur der 
Dämpfe annimmt und die nicht kondensierbaren Gase — also die Luft — 
so ziemlich die Temperatur des eintretenden Kühlwasscrü annehmen 
uod mit dieser in die Luftpumpe gelangen. 

Aus diesem Grunde schon kann die Luftpumpe für Gegenstrom viel 
Weiner dimensioniert sein als bei Parallelstrom; aus.serdem kann dieselbe aber 
audi noch deshalb kleiner angeordnet werden, weil bei der Gegenstrom- 
Kondensation nur trockene Luftpumpen Verwendung finden. Nicht nur die 
Nachteile der nassen Luftpumpe — Abhängigkeit der Menge des Einspritz- 
»assers von der Leistungsfähigkeit der Pumpe, Abseilten von Steinen aus dem 
*annen Kühlwasser im Zylinder, grosse Dimensionen etc. — haben Ver- 
anlassung gegeben, diese bei der Gegen ström -Kondensation nicht anzuwenden, 
sondern die Erkenntnis, dass es fUr das Schlussergebnis der Kondensation 
gsu glcichgiltig ist, ob das warme Wasser und die Luft gleich miteinander 
in die gleiche Pumpe treten (wie bei gewöhnlicher Parallel -Kondensation mil 
nasser Luftpumpe) oder ob, wie z. B, Ingenieur Schwager, Berlin, seine 
G^nstrom - Kondensationsanlagen ausführt , das wanne Wasser durch 
eine und die Luft durch eine andere Oeffnung aus dem Kondensator liinaus, 
l^ide aber zum Schlüsse zusammen in eine Pumpe — nasse Luftpumpe — 
B^fiilirt werden. Die Kondensation ist in beiden Fällen genau dieselbe und 
*iikt als ParaÜelkondensation. 

Die Weias'sche Gegenstromkondensation, welche unter anderem 
vonderSangerhauser Aktien-Maschinenfabrik, vorm. Hornung & Rabe, 
™igerhausen, ausgefülirl wird, ist in nachsteiiender Fig. 277 gezeichnet und 
nach dem soeben Gesagten wohl sehr leicht verstandlich. Das Kühlwasser 
*^i durch die Pumpe M vermittelst des Rohres G dem Kondensatorgehäuse 
" oben zugeführt und kommt in diesen, in beschriebener Weise mit den 
•lOrch das Rohr V eintretenden Brüden einer Verdampfanlage bezw, dem 
Ab(tanipf einer oder mehrerer Dampfmaschinen in Berührung, kondensiert 



1 



230 



Vn. Abteilung. 



dieselben und fliegst durch das Abfallrohr ab. Die nicht kondensierb; 
Gase — Luft und etwas Wasserdampf — werden an der liöchslen Stelle 
Kondensatorgehauses von der trockenen Luftpumpe abgesaugt, obiie dass el 
von dem Kühlwasser mit in dieselbe hinüber gerissen wird. Zur Beseitig 
dieses frülier ßfter eingetretenen Uebelstandes ist das Rückschlagventil K 
der Kühlwasserzuleitung angeordnet. Ein anderes Rückschlagventil K 
Ende der Abfallrohrleitung dient dazu, ein Eintreten von Wasser i 
Brüden bezw. Dampfleitung zu verhindern. 




Fig 477 



Um das Kühlwasser von 
Undichtigkeit der Leitung etc, 
Kondensatorgehause zu trennen, 
und Rohr G eingeschaltet und \ 
durch ein dünnes Röhrchen nach oben abgeführt. 



in ihm behndlicher Luft, welche ihm di 
zugeführt wird , vor dem Eintritt in 
kt eine Art Windkessel F zwischen Pumpt 

.■ird die sich in demselben ansammelnde l 







Q-Kondfnialion von VVeijs, 



231 



Vorteile dieser Kondensation bestehen in: geringen Kühl- 
engen, kleinmiiglichster Luft- und Wasserpumpe und 
Arbeit während des Betriebes der Kondensation. Berück- 
in ferner, daas das verwendete Kühlwasser nicht absolut rein zu 
it, weil es nur mit der weniger empfindlichen Wasserpumpe, aber 
1er Luftpumpe in Berührung kommt, man also unter Umstanden 
iser benutzen kann, so ist es erklärlich, dass sich dieses System 
in Eingang verschaffen konnte und kann der Verfasset, welcher 
! Anl^e in seinem Betriebe hatte, derselben nur das beste Zeugniss 

den Einspri tz-Kondensationen mischt sich das Kondens- 
dem Dampfe mit dem Külilwasser und lauft mit letzterem ab; 
das Kondenswasser jedoch getrennt behalten, event. wieder zur 
ung benutzen , so wendet man für genannten Zweck Ober- 
Kondensatoren an, wie solche bei den Dampfmaschinen der 
' ausschliesslich im Gebrauche sind. 

Ilgemeinen bestehen diese Oberfiäclien- Kondensatoren aus einem 
er mit Röhren durchzogen ist, durch, oder um welche das Kühl- 
!t, je nachdem der Dampf 
lurch die Rohren strömt. 
nd jedoch, dass die Kühl- 
n sich leicht mit Nieder- 
iecken, welche die Wärm e- 
leutend beeinflussen und 
jgtmg jedesmal eine Be- 
g zur Folge hatte, war so 
d, dass man in stationären 
bisher nur wenig Ober- 
lensatoren verwendete. 
euT Klein, in Firma Fran- 
Maschinenfabrik vormals 
nzlin & Becker, Franken- 
linen Oberflächenkonden- 
Tiiert, welcher, wie neben- 
ig. 279 zeigt, aus einer 
izahl gusseisemer Hohl- 
iteht, durch welche der 
Bierende Dampf strömt, 
S Platten von aussen durch darüber strömendes Wasser gekühlt 

Hilfe dieser Einrichtung kann man jede Reinigung der einzelnen 
ae Betriebsstörung vornehmen, ja man kann sogar zur Kühlung 
asser verwenden. Das Kondensat wird durch eine Nassluftpumpe 
md, nachdem es von dem, durch Dampf mitgerissenen Schmieröl 
Ifilter etc. gereinigt ist, direkt zum Kesselspeisen benutzt. 
'on Klein gewählte Form der Kondensalorplalten hat ausser der 
Reinigung der einzelnen Platten noch den Vorteil, dass sich das 
nde Wasser am unteren Teil der Platte durch die atmosphärische 
r soweit abgekühlt hat, dass bei gleichen Leistungen nur etwas 
lie Hälfte Kühlwasser gebraucht wird, als bei den aUen Kon- 
erforderiich ist; auch ist mit diesem Kondensator eine gewerbliche 
mdbarkeit bei Anwendung reinen Kühlwassers r 




Fig. 379. 




232 



Yn. Abteilang. 



Dass durch eine Kondensation, sowohl bei Verdampfunga- als t 
Dampfmaschinen- Anlagen, ein nicht zu unterschätzender, leicht durch Rechnui 
nachweisbarer Nutzen entsteht, ist bereits gesagt worden und werden ai 
diesem Grunde heute auch viel mehr Dampfmaschinen mit Kondensation gi 
baut als früher. 




Zum Betrieb euier Kondcn-dtKiu geh irt dber Kühlwasser und da sie 
dieses nicht Überall in dem gewünschten Quantum vorfindet, so hat ma 
Mittel und \\ege aushndig gemacht, um das bereits emmal gebrauchte Wassi 
wieder zu \ 




KühlinlBgen. 



233 



Man erreicht dies durch Kühlanlagen, in welchen dem gebrauchten 
'Wasser genau so \-iel Wflmie wieder entzogen wird, als es im Kondensator 
aufgenommen hatte, diese Entziehung geschieht teils durch Strahlung und 
Leitu n g an die, durch, oder über das Kühlwasser streichende Luft und 
iflls dadurch, dass man einen Teil des Wassers zum Verdunsten bringt. 
Es handelt sich in beiden Fällen darum, dem abzukühlenden Wasser eine 
grosse Oberfläche zu geben und an dieser Oberfläche genügend Luft vorbei- 
zufahren. Die verschiedenen hierzu verwendeten Methoden unterscheiden 
sich dadurch, dass man entweder durch geringe Bewegung des Wassers eine 
veränderiiche, grosse Oberflache schafft und Lufl darüber bläst, 
oder dass man das Wasser an der Luft vorbei bewegt, oder dass 
man weder Wasser noch Lufl künstlich bewegt, sondern das Wasser in 
grossen Reservoiren oder Gruben im Freien der KOhliuig überlässt. 




Fig. 281. 



Zu der ersleren Art gehört unter anderen die Einrichtung von Linde, 
welcher in das zu kühlende Wasser Scheiben eintauchen und diese rotieren 
lasst, während gleichzeitig ein Gebläse Luft an diesen Scheiben vorübertreibt. 

Will man mit dieser Einrichtung das Wasser auf die gewünschte Tem- 
peratur abkühlen, so ist ein ziemlich grosses Gebläse erforderlich und der 
Nutzen, welchen man durch die Kondensation hatte, geht za einem beträcht- 
lichen Teil durch den Kraft verbrauch der Geblasemaschine wieder verloren; 
man wird deshalb diese Art Kühlung nur im Notfalle, z. B, da anwenden, wo 
der Raum (flr eine andere Kühlanlage nicht vorhanden ist. 



vn. Abcriioiie. 



(^^^ 





1 

und( 



Der zweiten Art von KOlilaalagen ge-l 

inren die Gradierwerke, Kühlt 

die K UtinK sehen Streudüsen j 

dem bereits am \nfang dieser Abteilung er- j- 

wähnten Rei'ier Gradierwerke sind in der ^ 

letzten Zeit verschiedene andere Gradierwerke j: 

konstruiert und ;;ebaut uorden, 

nur das vun Klein in Firma Frankentbaler I 

Maschinenfabrik vorm Klein, Schanzlin 4 " 

Becker Frankenthal und das von J. i D. 

P p per in Wien beschrieben werden s 

Klein führt zwei verschiedene Konstruk- 
tionen au!. und zw<ir Gradierwerke i 
ohne natürliche Liinkühlung. Bei beiden I 
Anordnungen hat Klein an Stelle der Reis 
nebeneinander gestellte Bretterwände ve 
wendet s Fig 281 b 232, von denen d 
m der oberen Htlfte des Gradierwerkes auf- 
gestellten senkrecht stehen zu denjenigen ii 
der unteren Hälfte desselben, durch welche 
KLmbination der Luft ein freier Durchtritt 
^t tallet und ihr hierbei Gelegenhei 
wird mit starkem Zug an den grossen Ober- 
fllchen mit dem zu kühlenden Wasser in 
Beruhrunf, 7\i kommen sie arbeiten viel vi 
teilhafter als die Reiser Gradierwerke und da 
die Luft uie m emem Kamin in die Hübe 
sleit,t \erspritzen sie auth kein Wasser. 

Das Klein sehe Gradierwerk, ohne na- 
turhihe aber mit künstlicher Luftkühlung ii 
in Fl}, ^82 S 233 dargestellt; es wird hia- 
bei das Wasser auf das Gradierwerk gehoben 
und auf semem Wege entlang den Bretiern, 
nach dem unter dem Gradierwerk befind- 
lichen Bassin durch einen kraftigen Luftslrom 
eines Ventiiatrrs abgekühlt. Den Ventilator 
und die Pumpe einer solchen Kühlanlage 
kann man bequem durch einen Elektromotor 
antreiben wodurch man von der Platzfrage 
mehr und mehr unabhängig wird. 

Das selbstventilierende Gradier- 
werk von J. & D. Popper in Wien, sieh« 
nebenstehende Figur 283, beansprucht bö 
gleicher Leistun^r wie das vorher erwähnt« 
mit Ventilation, nur den halben Raum ab 
ersteres. Auch hierbei wird das zu kühlende 
Wasser auf ein Gerüst gepumpt, welches ein, 
mit Sieben verselienes Reservoir tragt, so* 
dass flas ?"' 'i'mselben kommende Wasser 
•Trteill wird und durdi 
Mt. Am Boden 
i'Iache angebracht. 



- 

( KübUUrme von Gebr. Körting. 235 


dcher das herunterfallende Wasser beim Aufschlagen nochmals fein 


4>t wird. Von dieser schrägen Fläche fliessl das Wasser dann in ein 


fb mit Sieben versehenes Reservoir und aus diesem, wie vorher, in 


tcfast tiefer liegende Etage etc. bis in ein, auf oder in dem Erdboden 


des Bassin, in welchem ent- 


inn OberliScIienkondensator 




Mcht sein kann, oder aus 
pi bei Gegenstrora-Konden- 






jdie Kalt wasserpumpe saugt. 




pie Wirkung dieser Kühl- 


BB^^^^^^m^^ 




Iberuht darauf, dass durch 


|L^--.~-----.--->JJ"" "^ 


V 


(Abfallenden Wasserteilchen 


-Jx>i</> 1 1 


^ra aussen durch diesen 


|K^^^>!tX/| 




|regen hindurch gesaugt 


^™^ 




»ich hierbei an demselben 




|t^ die Flüssigkeit verdunstet 






prch Oeffnungen in einen 








(Und durch diesen ins Freie 






BSStrOmt. Ein Wasser ver- 






1 hier 30 gut wie ausge- 






pn, weil die Luftgeschwin- 






eine massige bleibt — ca. 






r pro Sekunde — und der 
t aieralich geschlossen isi. 










per Apparat hat schon viele 






tdongen gefunden, ila ihm. 


"W^^^^^^^^Bt 




■it3 gesagt, dessen geringer 
pdarf, vorzügliches Funk- 
ln aller Teile, geringste Be- 






j B^H^BB^IBX 


1 


^^^^^^^S5t ' 




; etc., als gute Empfehlung 






le stehen und vor allen 






der Kraft absorbierende *^*^ 






tor in Wegfall kommt. 








tbenfalls ohne Ventilator ar- 








die KühUarme. welche 




h'i'.^p?iü^S^'ä 




Körting, Hannover, auf 




U.rjx 




e, Ingenieur J. Fleischer, 


!._____, 




Uta. M., aber hoch stellen. 






d dies viereckige Hoizge- ^ 


I-X Hl^^HI 




welche oben abgedeckt und ^^ f^^l^^^HI 




1 Seiten nach Aussen mit JF \^^^^^r^^^^^\ii ^^^^ 
artig angebrachten Brett- » ,W >^ Xw H ^^ 


wrsehcn sind. Diese Ja- * ."J/^ XJT'- 




itta, verhindern aber jedes Fig- »85. 


tien des, durch irgend eine 


Anng in das Turminnere eingeführten, fein verteilten Wassers. Das 


lUende Wasser tropft an den äusseren Kanten der Fächerbretter nieder 


Mt, durch Rinnen aufgefangen, in einen angebrachten Behälter. 


bgenieur Fleischer, Frankfurt a. M., stellt den Kühlturm hoch 


Mr etwa in die Mitte eines eisernen Gerüstes, welches er bis nahezu 



»36 



Vn. Abteilnng. 



auf den Erdboden verschalt und dadurch einen kräftigen Luftzug von unlen 
erhalt, den er den herabfallenden Wasserteilchen innerhalb des Turmes ent- 
gegenführt; hierdurch wird eine ganz vorzügliche Abkühlung erzielt, ca. 1,5 
bia 2" über der Lufttemperatur, auch wenn, wie im Sommer, letztere sehr 
hoch ist. 

Als Organ für die feine Verstäubung des abzu- 
kühlenden Wassers dient sowohl bei Kühltürmen, als in 
den meisten anderen Fallen die nebenstehend gezeichnete 
Körting'sche Patents treudüse, welche dadurch 
wirkt, dass durch einen im Innern der Düse angebrachten, 
an sich feststehenden Schraubengang die hin durchström ende I 
Flüssigkeit in eine solche drehende Bewegung gerät, dass 1 
sie sofort nach dem Verlassen der Düse vermöge der 
Fliehkraft in feinste Teile auseinandergerissen, also zei- ! 
stäubt wifd. 

Wo man mit dem Platz nicht sparsam imizugehen 
braucht, stellt man diese Streudüsen auch im Freien auf 
und lasst das zerstäubte Wasser in Kühlteiche oder 
andere grosse Behälter zurückfallen. Diese Kühlan- 
lagen sind billig, verlangen gegenüber anderen ähnlichen 
Anlagen sehr wenig Reparaturen und arbeiten gani 
vortrefflich. 

Bei den vorstehend beschriebenen Kühlanlagen 
waren entweder Venlilatoren und VVasserpumpen odei 
auch nur letztere zum Betriebe erforderlich; bei der 
letzteren Art und lediglich demselben Zweck dienenden 
Anlagen, welche auf dem Verdunsten des Wassers basieren, braucht 
man weder Ventilator noch Wasseq^umpc, sondern man lässt das abzukühlende 
Wasser in, im Freien stehende Kühlbehälter laufen und setzt es darin 
der Wirkung des natürlichen Luftzuges aus; selbstverständlich ist dies nur 
dort angängig, wo der Platz zur Anlage dieser grossen Bassins billig zu 
haben ist. 




Fig. 386. 




VIII. Abteilung. 



Torrlchtnngen zum mechanischen Trennen, einschliess- 
lich des Extraktions- und Fraktionsverfahrens. 

Das mechanische Trennen von Körpern verschiedener Aggregat- 
ZDStände wird im chemischen Fabrikbetrieb in den verschiedensten Anord- 
nungen und in den verschiedensten Stadien der betr. Prozesse vorgenommen 
imd zwar einesteils, um ein Produkt in gewünschter Reinheit darzustellen, 
anderenteils aber, um den Betrieb zu einem rentabelen zu machen. Der 
letztere Punkt war es namentlich, welcher die Vielseitigkeit dieser Trennungs- 
vorrichtungen hervorbrachte, und findet deshalb alles Neue auf diesem Gebiete 
audi heute noch gute Abnahme. 



Betrachtet man zuerst die Vorrichtungen Bum meohanisohen Trennen 
faiter Körper von einander, so kommen hier zwei verschiedene Systeme 
in Betracht; man trennt feste Körper von einander in Bezug auf ihre Korn- 
grösse durch Sichtmaschinen oder in Bezug auf ihre ^spezifischen 
Gewichte durch Aufbereitungsmaschinen. 

Zu den Siohtmasohinen gehören diejenigen ohne und mit Flügel- 
apparat (Zentrifugal-Sichtmaschinen) , die Schurrsiebe, die Doppel- 
Schaukelsiebe und die Separatoren oder Luftsiebe. Im allgemeinen 
sind diese Maschinen von den verschiedenen Fabrikanten ziemlich ähnlich 
^d hängt deren Auswahl von der Natur und Grösse des Siebmateriales, 
^*on der Feinheit des verlangten Produktes und von der gewünschten 
Leistung ab. 

Die Sichtmaschine ohne Flügelwerk, der Sechskantsortierer 
,f'ig. 287), ist die älteste Konsruktion und besteht, wie schon aus der Be- 
zeichnung hervorgeht, aus einer sechseckigen Siebtrommel, welche entweder 
^m Umfange direkt mit Sieben bespannt ist, oder auswechselbare Sieb- 
^hmen erhält. 

In vielen Fällen empfiehlt es sich die feine Aussenbespannung des 
^chskanters durch eine eingelegte, mitrotierende Siebtrommel aus starkem 
Eisenblech mit grober Lochung gegen raschen Verschleiss zu schützen. 

Die Reinigung der Siebfläche kann durch ein einfaches Klopfwerk oder 
dadurch bewirkt werden, dass man auf das eine Ende der Siebtrommelwelle 
&ine unrunde Scheibe steckt, welche auf eine feste Fläche aufläuft und durch 
Herunterfallen von dieser der Welle und somit der Siebtrommel Stösse erteilt. 
Unterhalb der Siebtrommel wird ein. die ganze Maschine einschliessender 
Kasten angebracht, welcher als Vorratsbehälter für das durchgesiebte Material 
dient, während die zu groben Stücke das Sieb an der, dem Einlauf entgegen- 



Sich!- 



□d Siebmaicbin 



239 



Die Maschine, siehe vorstehende Fig. 288, besieht aus einem Kasten 
sr anderen Behalter mit rotierender Spiralbürste, welche genau in das 
brunde, den Boden des Kastens bildende Sieb passt. Das Materia! wird 
1 oben hineingeschüttet, von der drehenden Bürste erfasst und samrat den 
impen gegen das Sieb gepressl ; hierdurch werden die weichen Klumpen 
drückt und fallen mit der gesiebten Waare unten aus der Maschine heraus, 
hrend die harten Klumpen und etwaiger Abfall durch eine besondere Oeff- 
ng hinten aus der Maschine entfernt werden. Der Druck der Bürste auf 
5 Sieb wird durch Schrauben derart geregelt, dass die Borsten ziemlich 
t auf dem Siebe sitzen, aber nicht durch dasselbe hindurchlreten. Infolge 
r auswechselbaren Siebe kann man mit einer dieser Maschinen jede be- 
bige Komgrösse erreichen und ist deslialb der, das Sieb tragende Teil an 
lamieren aufgehängt und dadurch leicht zuganglich gemacht worden. 

Eine Siebtrommel, welche namentlich für gröbere Körnungen 
■Ifach angewendet wird und aus einem oder mehreren Siebmanteln zusammen- 
setit werden kann, zeigt untenstehende Konstruktion (Fig. 289) von Fr. 
rupp, Grusonwerk in Magdeburg-Buckau. Die Trommeln können 
lindrisch oder kegelförmig, der Mantel aus Eisen- oder Kupferblech oder 
IS Drahtgewebe hergestellt sein ; das Produkt wird an der einen Seite ein- 

t und jede Korngrösse an vetscliiedeneu Stellen 



.^^_C(A 



Fig. 289. 

Man stellt auch die einzelnen Trommeln treppenartig über einander auf, 
edass das Material allmählich von oben nach unten gelangt, eine Anordnung, 
lie weh speziell bei Aufbereitungsanstallen vielfach eingeführt hat. 

Für trockene, fein gemahlene Materialien, die aber nicht so 
'eich sind, dass sie die Siebe verschmieren, wendet man mit Vorteil die 
eutrifugal-Sichtmaschinen an. 

Nachstehende Fig. 2go zeigt eine, dem Eisenwerk vorm. Nagel & Kamp, 
■G. Hamburg, patentierte Konstruktion, deren Sichtzylinder von kreis - 
nniger Form ist und von zwei eisernen Armkreuzen getragen wird. Die 
sfestigung der, einen Viertelkreis bildenden hölzernen Rahmenstücke, von 
men jedes einzelne für sich rasch und leicht eingesetzt und ausgewechselt 
;rden kann, geschieht mittelst Flüge! seh rauben auf vier T-Eisen, welche auf 
n Atmkreuzen parallel zur Welle angebracht sind. Diese hölzernen Rahmen- 
Icke tragen nun innen das Sieb aus Seidengaze, Drahtgeflecht oder ge- 
:htem Blech und erhalten, zur Unterstützung der letzteren, noch eine An- 
bl hölzerne, ebenfalls Viertelkreise bildende Querrippen. 



240 



Vm. Abteilan 



Innerhalb des Siebzylinders und konzentrisch zu diesem liegt 
Flügel welie — welche viel schneller rotiert, als der Sicbzylinder — 
mehreren vertikalen Scheiben, welche durch eine Anzahl dünner und ge- 
krümmter BlechflUgel so verbunden sind, dass letztere eine schraubenartige 
Windung bilden. 

Der zu sichtende Mahlkürper wird bei seinem. Eintritt in den Zylinder 
von diesen Biechflügeln erfasst, gegen die innere Flache des Siebzylinders 
gedrückt und in schraubenförmigen Windungen innerhalb des Zylinders weiter 
geschoben; dasjenige Mahlgut, welches auf diesem Wege nicht durch das 
Sieb fällt, gelangt an dem hinteren Ende zum Auslauf. Man kann dem 
Siebzylinder auch verschiedene Maschenweiten geben und unter denselben 
entsprechend viele Abzugstrichter anbringen, wodurch gleichzeitig ein Sortieren 
des Mahlgutes erreicht wird. 




Diese Zentrifugal-Sichtmaschinen leisten viel mehr, als die 
zuerst beschriebenen Sich Imasch inen, sie bedürfen bei gleichen quantitali\-en 
Leistungen viel kleinerer Siebilachen als jene, und infolgedessen beanspruchea 
sie auch viel weniger Raum zur Aufsteilung. 

Da diese Maschinen sehr scharf absieben, so wird auch das Quantum 
des hinten aus den Zylindern tretenden, nochmals zu zerkleinernden Mahl- 
gutes ein geringeres und da ferner die Klopfvorrichlung an den Sieben weg- 
fällt, arbeiten sie viel ruhiger, schonen dadurch die Siebe und verringern 
deren Reparaturen ganz wesentlich. 

Die dritte Art der Sichtmaschinen, die Schurrsiebe, werden vor- 
zugsweise bei scharfen, zugleich schweren, die Sichttücher rasch abnutzen- 
den Materialien angewendet, wie bei gebranntem Zemeni, Phosphaten elc> 
Diese Maschinen bilden Flachsiebe, deren Neigung ganz nach Belieben 
eingestellt werden kann. Zwischen der vertikalen und der horizontalen 
Stellung dieses Siebes kann man jede beliebige Lage, entsprechend der ge- 
wünschten Maxi mal komgrösse herstellen. Hierbei ist es möglich, viel grfssere 
Maschen weilen bei den Sieben anzuwenden, als der Feinheit des gewünschten 
Produktes entspredien würde, weil mit der grösseren Steilstellung des Siebes 
die Feinheit des Siebgules gegenüber der Maschenweite wachst. 

Die bereits erwähnte Firma Eisenwerk vorm. Nagel & Kamp, A.-G. 
in Hamburg, baut ihre patentierten Schurrsiebe in der Weise, siehe um- 



ichdem dieselben durch die Handräder 
mehr oder weniger mit den, auf der 



r feines Mehl 

1 dem Siebe 

nd schwache 

umgekehrt, 




Zenirifiigal-SicIltmLilchinen, 

steTiende Fig. 2gi, dass der nach unten etwas schmaler werdende Siebrahmen 
oben, wo die Spindel zum Stellen der Siebneigung angreift, in einer Traverse 
ruht, wahrend er unten auf zwei, durch HandrSdcr ebenfalls verstellbare 
Klötzchen seine Auflage erhält. 

Diese Klotzchen kummen, je 
hoch oder niedrig gestellt werden, 

Schattelwelle angebrachten unrunden 

Scheiben in Berührung und erzeugen 

dadurch eine Schlagwirkmig auf den 

ganzen Siebrahmen. 
Will man 2. B. n 

erhallen, so giebt m 

eine steile Neigung 

Schläge ; verfahrt im 

so wird das Siebprodukt gröber. 

Diese Maschinen zeichnen sich 

durch leichte Regulierbarkeit wahrend 

des Betriebes, Feinheit des Siebpro- 
duktes, grosse Leistung, geringe Be- 
triebskraft und bequeme Bedienung 

aus, besonders aber ist die sehr 

bringe Abnutzung der Siebe lier- 

voßuheben, da man, unbeschadet 

der Feinheit des Siebproduktes, viel gröber gelochte und starke Bleche ver- 
wenden kann. 

Wenig Anwendung und dann nur bei schweren, sehr fein gemahlei 

llaterialien finden die sogenannten Schaukeis" 
i ijfstehen aus Siebrahmen, die durch Weilen etc. 
' in rüttelnde Bewegung versetzt werden und 

Sorlierens verschieden maschige Siebe erlialten 

tonnen. 

Die letzte Gattung der Sichtmaschinen, die 

Separatoren, sind Vorrichtungen, bei welchen 

das Siebgut nur durch einen Luftstrom in grobes 

und feines getrennt wird und somit Jede Art von 

Sieben in Wegfal! kommt. 

Bei dem Separator nach Patent M um fort 

4 Moodie (Fig. 292) ist unter der Deckt 
(}'lindrischen GeÖsses ein Ventilator E angeordnet, 
"elcher auf der vertikalen Achse E^ sitzt, die 
ausserdem noch den Streuteller S trägt, der das 
^iessende Mahlgut von o bis 10 mm Korngriisse 
*n seinem Umfange ausstreut. Ein unter dem 
Ventilator eingesetztes System von Ringen, Scheiben 
Und Kegeln zwingt die durch den Ventil; 
Zenlruni angesaugte Luft durch das, von dem 
Streuteller glockenförmig ausgestreute Material durch- 
zutreten- Der Luflstrom nimmt hierbei die nahezu 

staubfeinen Teilchen auf und tritt mit denselben in den Ventilator, welcher 
dieses Gemisch gegen die Wand des zylindrischen Gcfässes A schleudert. 
Die feinen Teilchen fallen unter dem Einfluss ihrer Schwere herab, während 
die gereinigte Luft wieder unter die Glocke des Streuiellers gesaugt wird- 
Fainlka. ^-^ 



242 Vm. Abteilung. 

Alle gröberen Teile, welche der Luftstrom nicht forttragen kann, £EÜlen in, 
den inneren Kegel B und fliessen durch die Röhre a eventuell nach dcA 
Zerkleinerungsmaschinen zurück, während das ausgeschiedene feine Produkt 
in den Raum zwischen Gehäuse A und Kegel B fällt und von hier aus ent- 
weder durch eine Schnecke oder von Hand weiter befördert werden kann. 



Die Trennung von festen Körpern nach ihrem verschiedenen ipeoi- 
flsohen Gewichte kommt meistens nur in den £rz-Aufbereitungsanstalten 
vor und da dies dem chemischen Fabrikbetrieb im allgemeinen fem li^ 
soll an dieser Stelle nur gesagt sein, dass man eine trockene und eine 
nasse Aufbereitung unterscheidet. 

Die erstere wird an den Erzfundstellen direkt ausgeführt und zwar ^ 
dadurch, dass die Bergleute die grossen Stücke zerschlagen und taubes Ge- 
stein von erzhaltigem trennen und letzteres wieder in grob, mittel und fein 
eingesprengte Erze sortieren. Direkt zur Verhüttung kommen dann die grob 
eingesprengten Erze, während die letzten beiden Sorten der nassen Auf- ^ 
bereitung unterzogen werden. Zu diesem Zwecke zerkleinert man die Ene 1 
durch eine der bereits in der Abteilung IV beschriebenen Zerkleinerungs- 
maschinen und wäscht sie dann in den sogenannten Setzsieben. Durch 
stossweises Bewegen des in den Setzsieben befindlichen Wassers werden die 
specifisch schweren Erze von den leichten getrennt; erstere kommen dann 
gleich zur Verhüttung, während letztere auf Pochwerken nochmals zerkleinert 
und auf anderen Setzmaschinen und Stossherden so lange weiter verarbeitet 
werden, als es die Rentabilität in jedem Falle für notwendig erscheinen lässt. 

Ein systematisches Verfahren für die Aufbereitung der feinen Kömer 
und Schlämme hat Oberbergrat Bilharz, Freiberg, ausgearbeitet und hat 
dasselbe grosse Erfolge aufzuweisen ; die Apparate hierzu werden von Fr. 
Krupp, Grusonwerk Magdeburg- Buckau, ausgeführt. 



Zum mechanischen Trennen fester Körper von Flüssigkeiten stehen 
eine Anzahl der verschiedensten Hilfsmittel zu Gebote, welche für jeden 
Einzelfall bestimmt werden müssen. 

Man unterscheidet diese Hilfsmittel am besten nach ihrer ursächlichen 
Wirkung und teilt sie ein in solche, welche entweder durch Druck oder 
durch Filtration, Eindampfen, Auskrystallisieren, Ausfallen eto. das ge- 
wünschte Resultat liefern. 

Pressen. Von den durch Druck wirkenden Trennungsvorrichtungen 
seien zunächst die Pressen erwülmt, welche in Bezug auf die angewen- 
deten Mechanismen zur Hervorbrin^ung der Kraft und in Bezug 
auf ihre Verwendungs weise unterschieden werden. 

Die älteste Presse ist die Keilpresse, bei welcher das Pressgut 
zwischen zwei Platten in emem Presstrog gelagert ist. Ein zwischen die 
eine bewegliche Platte und die Wand des Presstroges hineingetriebener Keil 
nähert die Platten einander, vermindert das Volumen zwischen beiden und 
presst dadurch die Flüssigkeit heraus. 

Diese, besonders in den alten Oelmühlen noch im Gebrauche befind- 
lichen Pressen, dürften schwerlich noch zu gleichen Zwecken neu angefertigt 
werden. 




KD PressHauheii bewegt man die 

h'essplatten ilurcli eine oder mehrere 

I^D gegen ei Dan der. Die Zalm- 

|ntzen meistens an der oberen, 

Bit geführten beweglichen Platte fest 

Ben je nach der zu leistenden Kraft, 

mit oder ohne Raderübersetzung 

; man benutzt diese Pressen ihrer 

Wirkung wegen eigentlich nur 

iressen, 2. B. in der Oel- und 

irikation. 

ttleren Drutk finden die 
lenpressen wohl die meiste An- 
weil sie den Vorzug der leichten 
j, des bequemen Aufstellens und 
hmässiger Billigkeit haben 
■ diesen Pressen giebt es, m Bezug 
intrieb der Schraubenspmdel, 7«ei 
tee Systeme, entweder man führt 
|el in der Kopf- oder in der Fuss- 
d lasst sie gegen die beueghche 
le drücken Die Si_liraubenspindel 
fc^man direkt durch einen Hebel 
ckt durch ein mit Muttergewinde 
I Handrad, welches am Gestell 
lefestigt ist. 

gieren Falle, siehe obenstehende 
a. 2g4, zwei Ausführungen der 
Jh. Ferdinand Heim, Offen- 




bach a. M., ist die Schraubenspindel lose und im zweiten Falle fest inil der 
Pressp lalle verbunden. 

För eine grössere Kraftausserung kann die in Fig. 295 dargestellie, 
von H. F. Stollberg in Offenbach a. M. in den Handel gebrachte Schrauben- 
presse empfohlen werden. Bei dieser Presse wird die Auf- und Abwärts- 
bewegung der Pressplalte durch direktes Drehen des Schraubenrades bewirkt, 
wobei der Schneckenantrieb ausgerückt bleibt. Soll die Presse bei der Ab- 
wärtsbewegung mit Druck arbeilen, so wird der Schneckenantrieb in das 
Schraubenrad eingerückt und alsdann mit dem Handhebel so lange weiter 
gedreht, bis der gewünschte Druck erreicht ist. 




Eine Doppel seh rauben presse für maschinellen Betrieb von derselben 
Firma gebaut, zeigt Fig. 296, Die Auf- und Abwartsbewegung der Pressplatie 
erfolgt bei dieser Presse durch die auf beiden Seilen liegenden Schrauben- 
spindeln, welche durch ein Vorgelege imd dazwischen eingeschaltete Schnecken 
und Schneckenrader ihren Antrieb erhalten. Durch ein an der Vorgelegewelle 
angebrachtes Srhnllwerk mit Hebel kann der zu erzeugende Druck genau 
hergestellt werden. 



Knieliebel und hydrmlisi 



245 



Eine andere vielfach angewendete Ausführungsform von Pressen ist die 
lieh ebel presse, bei welcher vermittelst der, meistens symetrisch an- 
>rdnetea Kniehebel ein einseitiger Druck auf die Pressplatte verhindert 
, wodurch deren Hallbarkeit bedeutend crhfihl und ein gleiehmässig ge- 
sstes Gut erzeugt wird. Femer ist durch die Lange der Kniehebel das 
ISS der Zusammenpressung gegeben und die Umsetzung von Süsserer Kraft 
B Druckkraft eine sehr wirksame. 




k 

■ Diese Kn ieliebelpresse n wenien vielfach mit Schrauheu- 
ressen kombiniert, wie etwa vorstehende Fig. 2i)-j andeutet. Wie aus 
irselben Figur hervorgeht , können die zwei Kniehebel 
Khts- und Linksgewinde versehenen, horizonlal liegenden Schraube mittelst 
andrades auf und ab bewegt werden. Die Abwärtsbewegung der Platte ge- 
liieht von dem die Presse bedienenden Arbeiter mit dem Handrad, so 
Ige es ihm seine Krülte ermüglichen; um aber die Pressung zu vollenden, 



•) Fig, 297 



VIII. Abteilung. 

muss er mittelst eines, in der Milte der Schraube au%esetzteii Sperrades und 
eines aelir langen Handhebels die Schraube und somit die Kniehebel bewegen; 
auf diese Weise kann mit diesen Pressen ein sehr starker Druck hervorge- 
bracht werden, 

Für den Betrieb in chemischen Fabriken sind aber wohl di« hydrau- 
lischen Pressen von der grössten Bedeutung, weü sie bei geringem 
Kraftverbraui:h und leichter Bedienung eine grosse Presswirkung 
hervorbringen. 

Sie berulien auf dem Prinzip der gleich massigen Fortpflanzung des 
Druckes auf Flüssigkeiten in geschlossenen Geßssen und bestehen aus 
getrennten Teilen, der eigentlichen Fresse und der Presspumpe (siehe 
rstehende Fig. zgS). Erstere besteht aus der Pressplatte, welche u 
Presskolben endigt, der sich in dem, im unteren geschlossi 
Teile befindlichen Zylinder der Presse bewegt, der Kopfplatte und den 
Presssaulen. welche die Ktipfplatte und das Unterteil der Presse miteinander 
verbinden. Am Unterteil der Presse befindet sich noch das Absperrstück, 
welches die VerbiniJung des Presszylinders mit dem Purapenzyünder hersleUl.. 




Die Presspumpe seihst ist eine Plungerpumpe mit zwei KolbettJ 
verschiedenem Durchmesser, von denen sich der grössere während des Prc 
bei ca. 50 Atmosphären von selbst auslast, während mit dem kleiner 
zur Erreichung des gewünschten Druckes weiter gepumpt wird. Das Mai 
des Druckes ist für jede Presse verschieden und wird der jeweilig h(8 



liehcbel und hydiaulische F 



247 



Druck durch das Selbstauslösen eines Sicherheitsventil es nicht überschritten. 
Der durch die Presspumpe hergestellte Druck pflanzt sich nun durch die 
Flüssigkeit — Wasser, Glyzerin oder ein Gemisch aus beiden — ■ und durch 
das Absperrstück gleichmassig auf die Flüssigkeit im Zyhnder des Presskolbens 
fort, wodurch auf die Quetsch nittseinh ei t des letzteren dieselben Kräfte wirken, 
als auf die Querschnitlseinheit des kleinen Presspumpenkolbens. Sobald nun 
der gewünschte Druck erhalten ist, verschliesst man das Absperrstöck, wodiuch 
der auf den Presskolben lastende Druck nicht mehr durch elwa in der PresB- 
pumpe vorhandene Undichtigkeiten beeinflusst werden kann. 




Flg. 300. 



^F Will man die Presse wieder entlasten, so ijffnel man ein zweites Ventil 
fun Absperrstöck, und die Flüssigkeit tritt in den Pumpenkaslen der Press- 
pninpe zurück, ohne deren Zylinder zu passieren. Hierdurch schont man 
eincsleils die in der Presspumpe befindlichen Ventile, anderenteils arbeitet 
man immer mit derselben Flüssigkeit, die, bis auf kleine Verluste, durch Un- 
dichtigkeiten keiner Erneuerung bedarf. 

Die Anwendung der liydrauli sehen Pressen ist eine äusserst vielseitige 
und ändert sich an ihrer Grundform nur die Form der Pressplatten. 

In den Oelfabriken z. B. legt man mehrere Pressplatten übereinander 

i giebt diesen die Fonn eines Troges, dessen unterer Teil in den oberen 

Teil des nächst tiefer liegenden Troges eingreift und so den in demselben 

üegenden Oclsamen fest zusammenpresst; das auslaufende Oel wird dann in 

J gemeinschaftlichen Rinnen abgeleitet. 



248 Vm. ÄbteUung. 

Für andere Zwecke ist es der besseren Ausbeute wegen nötig, dass 
das Pressen bei hoher Temperatur vorgenommen wird, in solchem Falle 
werden dann die einzelnen Platten für Dampfheizung eingerichtet, wie 
vorstehende Fig. 299, eine Konstruktion von Wilh. Ferdinand Heim, 
Oflfenbach a. M., zeigt. Drehbare Rohrleitungen vermitteln in allen Stellungen 
der aus Guss- und Schmiedeeisen hergestellten Platten auf der einen Seite 
den Eintritt des Dampfes, sowie auf der anderen Seite den Austritt des 
Kondensationswassers. 

Sind mehrere hydraulische Pressen in einem Räume in Betrieb, so 
kann deren Speisung von einer einzigen Presspumpe aus geschehen, sind die 
Pressen aber auf mehrere Räume verteilt, so lässt sich der Akkumulatoren- 
betrieb — ähnlich wie bei den hydraulischen Krahnenanlagen — mit grossem 
Vorteil anwenden. 

Für Laboratoriumszwecke dient die in Fig. 300 dargestellte 
hydraulische Presse von Wegelin & Hübner, Halle a. S. 

Die Presse wird auf einen Tisch geschraubt, die zu pressende Substanz 
in bekannter Weise in ein Presstuch geschlagen und auf die kleine runde 
Pressplatte gelegt ; alsdann wird zuerst die vertikale Spindel so weit herunter- 
gedreht, als es die Kraft eines Mannes vermag und hierauf mittelst des 
unteren Handrades die Flüssigkeit im Gehäuse so lange gepresst, bis der ge- 
wünschte, am Manometer sichtbare Druck erreicht ist. Man ist mit dieser 
Presse im stände, einen Druck von 300 — 350 Atmosphären zu erhalten und 
kann alle im Laboratorium vorkommenden Versuche damit ausführen. 



Zentrifugen. Die zweite Art von Trennungsvorrichtungen für feste 
und flüssige Körper, welche durch Druck wirken, sind die Zentrifugal- 
Trockcnmaschinen oder kürzer gesagt die Zentrifugen; bei diesen wird 
der, ein Gemisch von festen und flüssigen Körpern aufnehmende Behälter, 
die Trommel oder der Kessel, in schnelle Rotation versetzt und durch die 
dadurch resultierende Zentrifugalkraft, die Trennung der beiden Körper vor- 
genommen. 

Man unterscheidet bei den Zentrifugen bezüglich der Konstruktion 
in der Hauptsache solche mit oberem und solche mit unterem Antriebe, 
von denen die erstere — die älteste — in der neueren Zeit durch die 
letztere Konstruktion aber starke Konkurrenz erhalten hat. 

Zentrifugen mit oberem Antrieb verlangen nicht nur eine sehr 
gute Ausführung::, sondern auch eine aufmerksame und gewissenhafte 
Bedienung während des Betriebes; sie nehmen allerdings wenig Raum 
für die Aufstellunji^ ein, haben aber den grossen Nachteil, dass das Innere 
der Zentrifugcnkcssel durch die durchgehende Welle teilweise versperrt 
ist, wodurch die Entleerung einer solchen Trommel sehr erschwert wird. Ein 
fernerer Nachteil dieser Zentrifugen besteht darin, dass sie ein sehr starkes 
Fundament benötigen und dass der im Kessel befindliche Körper beim 
Schmieren der Lagerstellen sehr leicht durch nebentropfendes Oel verun- 
reinigt werden kann. 

Bei den Zentrifugen mit unterem Antrieb braucht man zur Auf- 
stellung viel mehr Raum als bei den vorher en^'ähnten, aber der Kessel 
ist oben und innen ganz frei und da in diesen Maschinen eine Erschütter- 
ung nicht auftritt, so kann das Steinfundament entbehrt und ein Holz- 
rahmen zu gleichem Zweck verwendet werden; der letztere Umstand er- 



Zcnlrifugcn. 

tn(^cht auch das Aufsteilen der Zentrifugen in den höchsten Stockwerken, 
was bei einigen Fabrikationen von grosser Annehmlichkeit ist. da dadurch 
viele Transportkosten erspart werden. 

Was die Zentrifugenkessel anbetrifft, so werden diese, je nach den 
Etgensthaften der darin 2u behandelnden Materialien, aus Kupfer, Stahl, 
Schmiedeeisen, Bronze, Messing, N ickel. Aluminium. Silber, Thon, 
Porzellan etc. hergestellt; für säurehaltige Stoffe werden die Kessel und 
wohl auch die Gehäuse v e i b 1 e i t, — von Gebt, Heine, Viersen, in jüngster 
Zeil auch nach dem Goirsclieu Verfahren — mit Hartgummi- oder 
Emailleiiberzug gelieleri, überhaupt jedem Einzelfall entsprechend konstruiert 
und ausgeführt. 




Fig. joi 



nnten Zweck ist die, der Firma Gebr. 
patentierte und von diesen gebaute 
von welcher vorstehende Fig. 301 
perspektivische Ansicht der Lauf- 



Eine S])ezialltonstruklion hir gen 
Heine in Viersen unter No. 8i4r 
Nitrir- und Säure - Zen trifuge, 
einen Schnitt zeigt, während Fig. 302 1 
trommel darstellt. 

Diese Lauftrommel a aus säurebeständigem Thon ist in eine Trommel b 
aus starkem Stahlblech eingegossen, so dass sie mit dieser gewissermassen 
ein Stück bildet und gegen Zerspringen sicher geschützt ist. Die Trommel a 
enthalt in der Wand eine Anzahl vertikaler Kanäle c, welche oben aus- 
münden und mit dem Inneren der Trommel durch die kleinen Löcher d 
konun unizieren. Diese kleinen Lficher gehen also nicht durch die Thonwand 
hindurch, sondern münden in die aufrecht angeordneten Kanäle. Es kann 
dalier wahrend des Stillstandes der Zentrifuge keine Flüssigkeit aus der 
Trommel abßiesseu, so dass das zu verarbeitende Material vor dem Zentri- 
fugieren wie in einem geschlossenen Gefäße behandelt werden kann. Sobald 
aber die Zentrifuge in Betrieb gesetzt wird, treibt die Zentrifugalkraft die 



Mulde e 
ebenfalls 



Vm. AbtefliuiB. 

t durch die Löcher cfuDd Kanäle ein die ebenfalls aus Thon hergestellt« 

von wo sie durch den Thonstutzen f abfliessi. Diese Mulde e ist 

in ein eisernes Gefäss eingegossen und oben mit einem Thondeckel i 

abgeschlossen; der dichte Abschluss 

'^ wird event. durch eine Gummi- 

manchetle erreicht. Die während 

der Beschickung, sowie wahrend 

des Zentrjfugierens autsteigeoden 

SäuredSmpfe werden durch die 

Rohrleitung y a 

Bei dieser Zentrifuge kommt 
sowohl das Schleudergut als auch 
die ausgeschleuderte Flüssigkeit toit 
1. einem Metall in Berührung. 

D:t beim ungleichmassigen 
l'ülltn des Zentrifugenkesaels eine 
■1 itlii.he Verlegung des Schwer- 
I luiiktes des ganzen RotationdrfSrpeß 
riiitreten würde, so ist man bei den 
Ztriirifugen mit Unterbettieb ge- 
zwungen, einen dies venneidenden 
Ausgleich — einen Regulator 
— anzubringen. Einige Fabrikanten, 
legen diesen Regulator untci den 





ZcntrilugüD. 



25> 



Kesselboden, um das Innere frei zuhalten, andere wieder z. B. 
C. G- Haubold jr. in Chemnitz, bringen denselben atif den Ver- 
siarkungsringen am Umfange des Kessels. an. Wichtig fflr den Zentri- 
fagenbetrieb ist aber nicht allein das Vorhandensein einer aoldien Regulier- 
Torrichtung, sondern auch die stetige Betriebsfähigkeit derselben und 
sind durch deren Vernachlässigung schon recht traurige Unfälle vorgekommen. 
Aber niclit nur der Regulator, sondern die ganze Maschine soll stets 
im besten Zustande unterhalten werden; ebenso müssen häufig wiederkehrende 
Fehler seitens der die Zentrifugen bedienenden Arbeitet, wie z. B. wider- 

^ sinnige Ueberladung der Zentrifuge, durch hohe Strafen im Keime zu 
cnticken gesucht werden. Man verlange bei Anlieferung einer Zentrifuge 
Vom Lieferanten die Angabe der Tourenzahl und der zugehörigen Belastung 
und überschreite auf keinen Fall diese Zahlen. 




Es ist mit Freude zu begrüssen, dass einzelne Darapfkesselrevisions- 
Vcreine, z. B, der Magdeburger, die Revision von Zentrifugen mit in ihre 
Thatigkeit aufgenommen haben; die Wirkung hiervon wird sich in der \ 
ringerten Anzahl von Unfällen bald bemerkbar machen. 

Was den Antrieb der Zentrifuge« anbetrilTt, so kann derselbe mittelst 
Riemen oder mittelst Dampf- bezw. Elektromotoren stattfinden, auch 
hier spielen örtliche Verhältnisse die ausschlaggebende Rolle; selbstverständlich 
wird man da, wo bereits eine Transmission in unmittelbarer Nähe liegt, den 
Antrieb mit Riemen besorgen, wahrend im entgegengesetzten Falle Dampf 
oder Elektricitat in Konkurrenz treten sollen. 

Fig. 303 stellt eine Zentrifuge für oberen Antrieb mit direkt wirkendem 
und Fig. 304 eine solche für unteren Antrieb mit indirekt wirkendem Dampf- 
motor der Firma Gebr. Heine, Viersen vor; diese Zentrifugen entsprechei 
allen gerechten Anforderungen, besonders anerkennungswert ist die kraftige 
X^ening der Kesselachse. Ersetzt man in Fig. 304 die Dampfmaschini 
IMlurcb ein Vorgelege mit fester und loser Riemenscheibe oder nimmt mar 
I F^. 303 die Dampfmaschine und die Kurbelscbcibe weg und bringt auf 



252 Vin. Abteilung 

der horizontalen Achse neben der Friktionsscheibe ebenfalls eine feste und 
lose Riemenscheibe an, so kann man diese Zentrifugen auch durch Riemen 
antreiben. 

Ueber den Antrieb der Zentrifugen mittelst Elektromotoren sollen die 
Angaben der Firma Siemens & Halske, Berlin hier wiedergegeben werden. 

Wegen der stark veränderlichen Energieaufnahme der Zentrifugen 
während ihres Betriebes entspricht der bis jetzt üblich gewesene mechanische 
Transmissionsbetrieb nicht mehr den Forderungen der modernen Technik. 
Trotz der Vorgelege und komplizierten Einrichtungen, die man bei solchen 
Transmissionen anwendet, ist ein starkes Gleiten der Riemen mit seinen 
unangenehmen Folgen beim Anlassen der Zentrifuge nicht zu vermeiden, da 
eine stillstehende Maschine von grossem Trägheitsmoment mit einer in voller 
Geschwindigkeit befindlichen Welle verbunden wird. Treibt man dagegen die 
Zentrifuge durch einen besonderen Elektromotor mit Riemen an, 
so bietet diese Anordnung schon den namhaften Vorteil, dass man Motor, 
etwa vorliandcnes Vorgelege und Zentrifuge gleichzeitig allmählich und ohne 
jedes Riemengleiten aus dem Stillstand zur vollen Geschwindigkeit bringen 
kann. 

Am günstigsten und elegantesten gestaltet sich aber der Zentrifugen- 
betrieb beim direkten Einbau eines Elektromotors in das Unter- 
gestell der Zentrifuge. Bei dieser Anordnung sitzt der rotierende Motorteil 
unmittelbar auf der Zentrifugenachse, jeder einseitige Zug auf dieselbe ist 
somit behoben und die teueren, oft zu ersetzenden Riemen fallen gänzlich 
fort. Es wird an Raum gespart, da kein Vorgelege mehr nötig ist, und 
gleichzeitig ist die Uebersicht über eine grössere Anzahl Zentrifugen erleichtert 
Die hohe Tourenzahl der Zentrifugen erlaubt, dass die Motoren mit guter 
Ausnutzung arbeiten. Das Ingangsetzen der Zentrifuge kann einfach durch 
(las Schliessen eines Einschalters erfolgen. 

Beim elektrischen Antrieb können die Zentrifugen eine festgesetzte 
maximale Umdrehungszahl nicht überschreiten, so dass die Gefahr 
von Ex])losioncri infolge zu hoher Geschwindigkeit ausgeschlossen ist, unter- 
halb der maximalen Umdrehungszahl kann aber erforderlichen Falles dk 
Geschwindigkeit in beliebigen Grenzen variirt werden. 

Bei der Konstruktion von Gleichstrommotoren für Zentrifugen ist darauf 
Rücksicht genommen, dass trotz der Erschütterungen, denen die Spindel der 
Zentrifuge ausgesetzt ist, und trotz der starken Beanspruchung beim Anlauf kein 
Feuern am Kollektor auftritt und kein Bürsten verstellen erforderlich ist. Zum 
.\nlaS(>en der Motoren wird meist ein Anlass widerstand verwendet, um eine 
m starke Erwärmung des Mcnors zu vermeiden ; derselbe kann auf Wunsch 

gjietchzeitig zum Regulieren der Umdrehungszahl eingerichtet werden. 

Der Antrieb durch Drehstrommotoren gestaltet sich im Allgemeinen 

etn^Krher als bei Gleichstn^nmotoren , weil es die für den Betrieb 

Bedingungen häufig erlauben, die McUorkonstruktion so einzurichten, 

Venrendung eines besonderen Anlasswiderstandes ganz abgesehen 

Wo eine beliebige Wahl getroffen werden kann, erscheint der 

den meisten Fällen als die geeignetste Art des Betriebes 




immen, dass die Entleerung des Kessels durdi 
l^pKlileuderten Masse von oben geschieht, um aber beim 
oder laugenhaltigen Körpern cnie Berührung 
der Arbeiter zu vermeiden, hat man die Zentri- 







253 



ai 3o eingerichtet, dass die Enüeening der Kessel nach unten und Kwar 
bstthätig erfolgt. 

Bei liiesen Konstruktionen ist der Kessel so eingerichtet, dass der 
lalt desselben nach dem Schleudern auf eine schräge Ebene stürzt und 
1 dort aus bequem weiter verarbeitet werden kann ; auch kann das Schleudec- 
, von der schrägen Ebene aus direkt in Sacke oder in Fässer gepackt, 
er auf Wagen, oder Transportbändern bezw. Schnecken weiter geleitet 
rden. Derartig konstruierte Zentrifugen eignen sich vonfiglich ziim Trocknen 
Q Soda und anderen kr)'stallinischen Salzen und vereinigen bequeme Be- 
^ung mit grosser Leislungsßhigkeit; ausserdem ist ein Verlust an Schleuder- 
t unmöglich, was bei Obenentleerung der Kessel, selbst vom sorgfältigsten 
bciter, nicht immer zu vermeiden ist. 




Eine andere Konstruktion, bei welcher ebenfalls eine Schonung der 
lüde der Arbeiter beim Entleeren erreicht wird, stellt Fig. 305, 
I Patent der Gebr. Heine in Viersen vor, bei welcher der ganze 
;asel erst seitlich herausgenommen und dann umgekippt wird. 
eibei trägt die, auf der Zenirifugcnachse festsitzende Zentrierscheibe an 
er unteren Seite mehrere Arrelierbaken, welche an Zugstangen drehbar be- 
tigt sind ; diese Zugslangen sind in Führungen gelagert und werden durch 
Schraubenrad gleichzeitig und gl eich massig vor- oder rückwärts bewegt, 
nachdem der Kessel befestigt oder gelöst werden soll. Bei der Rückwärts- 
v^;ung der Zugstangen senken sich die Arretierhaken bis unter das Niveau 
■ Zentrierscheibe, so dass nach vorher aufgeklappten, und in dieser Stellung 
■ch Gegengewichte festgehaltenen Suhutzmanlel der Kessel über die, im 
ichen Niveau liegenden Gleilschienen der aussen angebrachten Konsole 
ht herausgezogen und eveut. ein anderer , frisch gefüllter Kessel hinein- 
cboben werden kann. 



Bei der Vorwärtsbewegung der Zugstangen heben sich die Haken und ■ 
umklammern den koniscli geformten Fuss des Kessels derart, dass eine durch- 
aus feste Verbindung mit der Zentrierscheibe iiergestellt 



■ Entleerung des Kessels geschieht 
angebrachten Konsolen ein drehbarer Rahmt 
sich der Kessel beim Aufschieben von selbst 
Kusamraen umkippt. Hierdurch erreicht ma: 
und ungefährliches Entleeren des Kessels, e. 
und da man eventuell mit zwei Kesseln ; 



I derart, dass auf den aussen 

angeordnet ist, auf welchem I 

id mit diesen RahtncD ' 

ein schnelles, sehr bequen 

le leichte Reinigung desselben 

rbeilen kann — der eine «ird 



entleert und gefüllt, wahrend der andere rotiert — , so erhöhl man die ; 
Leistungsfähigkeit ganz bedeutend, ohne die Bedienungskosten zu steigern. 

Eine ahnliche Zentrifuge baut C. G. Haubold jr., Chemnitz, mit 
dem Unterschiede, dass er den Schutzmante! fest lässt, den Kessel 
mittelst eines Fiaschenzuges nach oben aus diesem heraushebt und 3 
eine ähnliche Kifip Vorrichtung absetzt. Beide Konstruktionen finden sidi 
zahlreich angewendet, doch ist der zuerst erwähnten, wegen des Ausschlusses 
von jedem weiteren Hilfsmittel, wie z. B. eines Flaschenzuges, der Vorzi^ 
zu geben. 

Beim Schleudern von Salzen etc., an welchen die zu Irennendeo 
FItlssigkeiten sehr fest haften, ist man öfters gezwungen, mit Wasser, dünnen 
Laugen oder Dampf nachzuhelfen. In solchen Fällen muss man in das 
Kesselinnere, vor die verhältnismässig grossen Löcher des Kessels ein feines 
Sieb oder ein Gewebe legen, da sonst durch den Druck der Flüssig 
bezw. des Dampfes viel zuviel von den kleineren Krys lallen weggerissen würden. 

Befindet sich die zu schleudernde Masse aus irgend einem Grunde 
nicht in direkter Berüljrung mit dem Zentrifugenkessel, sondern ist dieselbe 
in Sacken ver)iackl im Innern der Kessel aufgesielll, so muss man auf eine 
besonders gute Vi;ii(*iluiii; nrliien, um ein Schiefladen des Kessels zu verhüten. 







f'S 3°1- 



Für kleinere Beiriebe und für L;iho ra t or iumsz wec k e ist die 
obeostehende (Fig. 306) Heine'sche Hand-Zentrifuge sehr geeignet Dies« 
schliesst, da sie durch iFriktion arbeitel, jedes Zahnrad aus und geht des- 
halb ebenso leicht wie ruhig; die Handkurbel ist so eingerichtet, dass i 
beim Loslassen sofort in Ruhe tritt, mithin die grüsste Sicherheit gtg 
Körperverletzungen bietet. 



Külerpre' 



255 



Eine Abart der Zentrifugen mit oberem Antrieb , die hängenden 
Zentrifugen, baut C. G. Haubold jr. in ChemniU; diese Konsiruklion 
(Fig. 307) liat sich nur vereinzelt eingeführt, ist aber da, wo gewisse Ver- 
hältnisse eine derartige Anordnung bedingen, z. B. leichler Antrieb von einer 
vorhandenen Transmission, Platzmangel etc. wohl zu beachten. 

Ausser den bereits genannten zwei Fabriken giebt es in Deutschland 
noch andere gute Firmen, welche sich mit dem Bau von Zentrifugen be- 
schäftigen, z. B. Fesca, Berhn, Braunsch weigisclie Maschinen- 
fabrik, Sud enburgischc Masch i nen fabrik, C. Rudolph, Magde- 
burg-Buckau, Maschinenfabrik Buckau u. a. m. 



rmöge welcher man 
I trennt, stehen die 



ilter- 



Fllterpresseo. Unter den Vonichtungen, ■ 
keilen von festen Körpern durch Filtrati. 
pressen obenan. 

Diese Pressen bestehen aus einer Anzahl passend geformter Fiher- 
kammem mit festen Seh ei de wanden, welche jswischen zwei starken Kopfstücken 
eingeschaitel werden. Von diesen Kopfstücken ist das eine fest und das 
andere beweglich; ersteres lässt sich ebenso wie die Filterkammem bezw, 
Rahmen auf zwei horizontalen, kraftigen Tragschienen hin und her verschieben. 

Zwischen den Kammern werden die Filtertücher eingehängt, welche 
gleichzeitig das Abdichten der äusseren Ränder derselben bewirken. 




Das ginze SistLm wird enmtlelst bihraubtn Hebel- oder 
bydraulisthem Druck zusammen^tpresst und bildet nunmehr eine An- 
ühl nebenemandcr gestellter mit einander kommunizierender Hohlräume. 
Zwischen diese Hihlrtume wird die zu filtrierende Flüssijjkeii entweder mittelst 
einer Pumpe eines Montejus irgend einer anderen Transport Vorrichtung, 
oder durcJi eigenes (jelälle gepresst Wahrend dieser Pressung erfolgt die 
Scheidung, der Flüssigkeit >on den festen Bestandteilen mdem erstere die 
J'iltertücher durchdringt durch ^eeigrete KanSle klar ablbesst und in einer 
getn einst haftlichen Sammelrmne aufgefangen werden Kann wjhrend die festen 
Bestandteile in der Filterpresse zurückbleiben 




VIT!. AbleiUine. 

In Bezug auf die Konstruktion der Kammern unterechddet man 
i Systeme von Füterpressen : 

1. Kammerpressen (Fip. jo8), bei denen der Raum für die Kuchen 
— das sind die zurückbleibenden festen Bestandteile — durch die 
vorstehenden Ränder je zweier Fillerplatten gebildet wird, die Kuchen 
also beim OefTnen der Presse frei herabfallen können; 

2. Rahmenpressen (Fig. 309), bei denen der Raum (Ür die Kuchen 
durch Rahmen gebildet wird, welche zwischen je iwei FilterplaHeii 
eingehängt sind, der Kuchen also mit dem Rahmen herausgehoben 
werden kann. 




Bei ersteren Pressen sind die Masse - Kinfiilirungskanale in der ] 
der Kammer, wahrend dies bei den Rahraenpressen an einer Seite geschS 
Die Starke des Kuchens schwankt zwischen 20 und 30 mm und kann | 
bei leicht filtrierbarem Material darüber, bei schwer Ultrierbarem aber dam 
bleiben. 

Um den gebildeten Kuchen nach der Filtration und innerhalb j 
Presse von anhaftenden Flüssigkeitsteilchen möglichst zu befrea 
ist an den meisten Filterpressen eine sogenannte Auslaugevorrichä 
angebracht, welche gestattet, nach Bedarf mit Wasser, dum 
Laugen, Benzin, Alkohol etc. etc. die Kuchen so lange auszuwas 
als es für jeden einzelnen Fall notwendig ist. Zu diesem Behufe sin<f 
jeder Filterplatte bezw. Kammer noch zwei Kanäle angebracht, wovon der 
eine zum Eintritt der Auswaschflüssigkeit und der andere zum Austritt I 
selben dient. Durch ersteren Kanal — der jedoch nur mit der Filie 
jeder zweiten Platte in Verbindung sieht, deren Ablaufhilhne gea 
sind — tritt die Auswaschflüssigkeit hinter die Tücher, also hinter ■ 
Kuchen, in die Presse, durdidringt das erste Filtertuch, hierauf den KüdT 
dann das zweite Filtertuch und lauft auf dem Rücken des letzteren, die a 
dem Kuchen verdrängte Flüssigkeit mit sich führend, durch den andern Kanal 
ab. Man laugt die Kuchen aus, um sie entweder im Falle ihrer Weiter- 
verarbeitung möglichst rein zu erhallen, oder um die in den Kuchen ent- 
haltene Flüssigkeit zu gewinnen. 



In manchen Fallen st es nül g gerade » e b den früher besprochenen 
ydraulischen P essen d zu f 1 erende Flu s gke t während des 



■ 




■ «■■ 




Itrierens h e i s s zu erhalten, in anderen Fallen wieder, sie wahrend des 
Itrierens zu kühlen und sind deshalb für diese Zwecke in den Platten 




258 Vm. Abteflung. 

Kanäle eingegossen; oder, wie untenstehende Konstruktion von A. L. G. Dehne, 
Halle a. S., zeigt, Schlangen eingelegt, welche mit dem Ein- und Ausgangs- 
rohr für heisses Wasser, dem Dampf zur Heizung, bezw. kaltes Wasser oder 
einer Kältemischimg in Verbindung stehen. Der Anschluss der Kanäle oder 
der Schlangen von Kammer zu Kammer ist gegen die Filterfläche vollständig 
abgedichtet, so dass die zu filtrierende Masse nicht mit dem Heiz- bezw. 
Kühlmittel in Berührung kommen kann. 

Heizbare Kammern sind für solche Stoffe anzuwenden, die nur 
im geschmolzenen Zustande filtriert werden können, z. B. Wachs, 
Cerisin, oder für solche Flüssigkeiten, aus denen bei niedriger Tem- 
pjeratur Salze auskry staUisieren würden. Gekühlte Kammern werden 
dann angewendet, wenn solche Körper ausgeschieden werden sollen, die nur 
bei niedriger Temperatur fest werden, z. B. bei der Ausscheidung des 
Stearins in der Margarinfabrikation oder behufs Klärung von Thran etc. 

Vorstehend sind die gebräuchlichsten Anordnungen der verschiedenen 
Kanäle, wie sie G. A. Schütz in Würzen ausführt, angegeben, und be- 
deutet darin A den Masse-Einführungskanal, B den Auslaugekanal, C den Ablauf 
des Filtrates und D den Ablauf des Auslaugewassers ; es können aber noch 
andere Kombinationen getroffen werden. 

Hier sind sechzehn verschiedene Fälle vorgesehen, welche sich 
unterscheiden durch: 

1. einen geschlossenen, einen offenen und einen durch Hahnen 
verstellbaren Filtratablauf; 

2. Kammern mit und ohne Auslaugung; 

3. eine normale Einführung der Auslaugemasse und 

4. eine Einführung (ierselben durch verschiedene Taschen. 

Letztere beiden Unterschiede sind nur aus praktischen Gründen 
entstanden, da bei der sogenannten normalen Einführung der Masse sämt- 
liche Kanäle innerhalb der Filterplatte liegen, also für jeden einzelnen 
das Filtertuch an der entsprechenden Stelle gelocht werden muss; während, 
wenn man diese Kanäle ausserhalb der Fillerplatte legt, das Filtertuch nicht 
durchlocht zu werden braucht, wodurch seine Haltbarkeit nicht unbedeutend 
verlängert wird. Die in den seitlichen Lappen herausgelegten Kanäle werden 
dann durch taschenfünnij^e Tücher, von der Qualität des Filtertuches und 
zwar aus Abr«illen desselben, mit entsprechenden Löchern gegen einander 
abgedichtet. 




Fig. 312. 



Das Material, aus welchem die Filterplatten und Rahmen hergestellt 
werden, ist, je nach den darin zu filtrierenden Flüssigkeiten, ein ;:;anz ver- 
schiedenes. Kür Flüssigkeiten, welche Eisen nicht angreifen, sowie 
für heisse Flüssigkeiten wird Eisen stets das beste Material sein; für 
saure Flüssigkeiten oder solche, welche Eisen anii^ reifen, empfiehlt es 
sich, Holz oder Hartblei zu nehmen oder die Eisenplatten mit Blei. 
Zinn oder Hartgummi zu überziehen (s. Fig.' 312). Sind die süure- 



FilterpreiMD, 



i filtrieren, so ist 



haltten Flüssigkeiten aber sehr ht 
geeignetste Material zu verwenden. 

Wie bereits erwähnt wurde, kann der, 
zum Zusammenpressen der einzelnen Filter- 
kammem erforderliche Druck, durch Schrauben, 
Hebel oder hydraulische Pumpen erzeugt werden 
und richtet sich die Wahl des Verschlusses 
nach der Grösse der Presse, nach dem 
zur Verfügung stehenden Räume und nach 
dem dafür anzulegenden Preise; es empfiehlt 
sich jedoch bei der Auswahl eines Verschlusses, 
weniger auf den Preis zu sehen, als auf den 
leichten und sicheren Beirieb. 

Der Schrauben verschluss (Fig. 313 
und 3 14) ist wohl der älteste und heute 3^ 
noch bei Filterpressen bLs zu 700 — 1000 mm 
Seitenlange der Fiiterplaiten im Gebrauch; 
derselbe besteht aus einer, in einem feslen 
Stock gelagerten, zentral auf das bewegliche Kopfstück gerichteten Schrauben- 
spindel, welche entweder durch einen Sperrklinkenmechanismus oder 
durch ein Handrad bewegt wird. Einige Fabriken, z. B. G. A. Schütz 
in Würzen, befestigen die Spindel in dem beweglichen Kopfstück, so dass 
letzteres sich mit der Spindel vor- und rückwärts bewegt; andere, z. B. 




Fig. 3>3 




A. L. G. Delinc, Halle a. S., lassen die Spindel 
~ beweglichen Kopfstückes eingreifen und lagern 

bldem so, dass sich dieselbe i 



in eine Vertiefung 

Spindel nicht fest, 

eine horizontale Achse drehen kann ; man 



26o 



VUI. Ableitung. 




braucht dann nur die Spindel so weit zu drehen, bis dieselbe aus der Ver- 
tiefung des Kopfstückes heraustritt, klappt sie dann nach oben um and 
schiebt das Kopfstück so weil, als erforderlich, mit der Hand zurtlck (siehe 
Fig- 3'4)- 

Bet dem Hebelverschhiss wendet man zur besseren KraflübertiagBi^ 
ungleich sehen kl ige Winkelhebel an, deren Drehpunkte ara lesten Kopfstück 
liegen und mit ihren kurzen Schenkeln die beiden Tragschienen fassen, 
wilhrend die langen Schenkel durch eine kraftige, mittelst Speichenrad zu be- 
wegende Spindel mit Reciils- und Linksgewinde verbunden sind, Durcli 

Drehen dieser Spindel, 
nach rechts oder links, 
kann man die Enden der 
beiden langen Schenkel 
der Winkelhebe! sich 
nähern oder entferacD 
lassen , was dann ön 
Zusammenpressen bezw. 
Auseinandergehen der 
Kammern zur Folge hat. 
Dieser eigenartige 
\ ...rschluss (s. Fig. 315), 
wi-U.her der Firma A. L 
(";. Dehne, Halle a. S., 
patentiert wurde, wird 
von genannter Fabrik für 
die allergrössten Filter- 
pressen angewendet und 
kann die Bedienung ver- 
möge der grossen an- 
gewendeten Qebetseli- 
ung bequem und leicht durch einen Mann erfolgen. 

G. A. Schütz in Würzen benutzt für seine grossen Filierpressen. 
lOoo und 1200 mm Seitenlänge der Platten, einen hydraulischen Verschluss, 
der darin besteht, dass er am Ende der Tragschienen ein zu einem hydrau- 
lischen Presszyhnder ausgebildetes Querhaupt anbringt. In diesem Piess- 
zylinder bewegt sich, durch den Druck einer kleinen Handpumpe, ein Kolben 
dessen vorderes Ende mit einer als Handrad ausgebildeten Mutter versehen 
ist. Dieser Kolben ist hohl, um einer kleineren Schraube mit Speichenrad 
als Mutler zu dienen. An der beweglichen Kopfplatte ist ferner ein, um ein 
Chamier drehbarer AuslOsekegel angebracht, welcher sich beim Schluss der 
Presse gegen die zuletzt erwähnte kleinere Schraube legt. Diese Schraube 
wird nun mit Hilfe des Speichenrades so weit aus dem Kolben heraus gegen 
die bewegliche Kopfplatte gedreht, als es die mit der Hand ausgeübte Kraft 
ohne Ueberanstrengung zolasst, worauf dann mittelst der hydraulischen Pumpe 
der noch fehlende Druck erzeugt wird. 

Um ein Zurückgehen des Kolbens infolge etwaiger Undichtigkeiten der 
Pumpe zu verhüten, wird das Handrad so weit gedreht, dass sich die Nabe 
desselben gegen das Querhaupt bezw. den Presszylinder legt. 

Dieser Verschluss ist sehr handlich und leicht von einem Manne zu 
bedienen und hat die Annehmlichkeit, dass man das Anpressen der Kainmem 
durch einen Manometer kontrollieren kann, welches mit einem Maximalzeiger 




Fig. 3>5. 





jede Uebcrsihrciiunji; des zulässigen bea 

Jfon den beiden er- 
nten Konslruktionen 
Kammer- n. Rahraen- 
»en — hat jede ihre 
jnderen Vor- und 
Steile. 

BeidenKammer- 
tssen erhalt man, da 
3 er Kwei Tücher 
immenstossen, eine 
;e Abdichtung der 
mmem. wahrend h, i 
I Rahmenpresstn iti;- 
t ein Rahmen ni 
erKammerahwedistl;, — 

Jurch nur dEis eine t"ig. 316. 

dl der Kammer ab- 

htel; um nun einen guten Versciiluss zu erhalten, isl man gezwungen, 
:li jeder Operation die Rahmen sorgfaltig abzukratzen und zu reinigen, was 
I den Kammer|)ressen nicht nötig ist. 

Die Kammern sind starker als die Rahmen und haben dadurch 
le viel längere Betriebsdauer, ferner ist die, in der Mitte der Kammer 
Endliche Einlrittsf.ffnung der zu filtrierenden Flüssigkeit so gross dimen- 
miert, dass eine Verstopfung derselben absolut ausgeschlossen ist, 
l bei den kleinen Kanälen der dünnen Rahmenplatten öfter vorkommt 
1 deshalb beim Oeflhen solcher Pressen mitunter verschiedene leere 
I vorfindet. 
' Der Hauptnachteil der Kammerpressen besteht in der zeitraubenden 
r kostspieligen Befestigung der Tücher auf den Kammern, weil immer 
5t ein Anpassen der Tücher sUttfinden muss. ehe man Löcher in diese 
isctilageu und mittelst Verschraubiingeti auf den Kammern befestigen kann. 




\FiE-3'7. 



Rahmenpre- 
LKammer gelegt un. 
per spricht zu Guti 



Fig. 31S. 

I fort das Tuch bleibt ganz, 

n seinen unteren Enden etwas 

der Rahmenpressen nocli der 



Umstand, dass die Kuchen ganz bleiben, während bei 
die Kuchen in der Mitte ein Loch bekommen. 





t''S- 3T9' 



Unter No. O7036 ist dem Ingenieur Beeg, in Duilach eine Filier* 
presse patentiert, die von der Badisclien Maschinenfabrik in Durlach gebau' 
wird, und welche die Vorteile der beiden besprochenen Konstruktionen ver- 
einigen soll, ohne deren Nachteile zu besitzen; sie ist eine Karamerpresae, 
deren Schlammeintrittskanal für gewöhnlich oben sitzt — weil, besonders ba 
schweren Niederschlagen, die Kuchenbildung immer von unten nach oben 
vor sich geht — , und einen rechteckigen Querschnitt bildet, dessen unlere 
Seite in freier Verbindung mit den Filterkammem steht. Die Abdichtung 
dieser Verbindungsöffnungen geschieht nun wie vorstehend abgebildet (s. Rg- | 
317 u. 318) dadurch, dass der Kanal an den Seilen und oben Abdichtungs* 
rander in gleicher Höhe besitzt wie die Platte selbst, während die untne 1 
Seite einen bogenförmigen Ausschnitt hat, der bis auf die verlieft liegende 
Fiiterfläche reicht. Dadurch entsteht beim Zusammenlegen zweier Platten 
eine fischbauchförmige Oeffnung, welche die Verbindung des Schlamm eintritt- 



ÖKß'si 



icrpre, 



263 



dea mit dem Innern der Kammer herslellt. Um nun zu verhüten, daas 
Schlamm hinler die zwischen liegen den Tücher tritt, sind in die Bogen- 
chnitte jeder Platte zwei Streifen aus Messingblech eingelegt, deren Biegung 
,u den Ausschnitten entspricht, und welche sich mit ihren Enden beim 
immendrücken der Presse gegen einander legen. Dadurch halten sie das 
rhich in dem Bogen ausschnitt fest und da der Druck der Flüssigkeit in 
her Richtung wirkt, so ist es unmöglich, dass der Schlamm hinler das 
|. gelangt. 

i Um diese Messingstreifen beim Entleeren der Presse immer in der 
Igen Lage zu erhalten, besitzen sie zwei um Chamiere drehbare Arme, 
he innerhalb des Schlammkanales ihren Drehpunkt erhalten. 

Verfasser hat mit dieser Presse nie gearbeitet und muss es in Frage 
:n, ob diese Messingstreifen bei heiss zu filtrierenden Flüssigkeiten ihre 
tizitSt beibehalten und ob bei säurehaltigem Filtrat, durch den starken 
■llleiss dieser Streifen, eieren Elastizität lange wirksam bleiben wird. Ausaer- 
uiegen die anderen Kanäle für die Auslaugung, wie bei der normalen 
Bmderen Konstruktionen, innerhalb der Platte, was ein Lochen der 
mr bedingt, welches aber, wie früher schon bemerkt wurde, auf deren 
Ir von grossem Einfluss ist. 

^ Bei der Behandlung von flüchtigen Stoffen, alkoholischen oder 
rischen Lösungen, oder bei anderen besonders wertvollen Substanzen 

häufig während des Auslaufens des Filirates aus den Pressen ein Ver- 
iSlen und dadurch ein nicht unbedeutender Verlust, oder aber eine 
Bigefährlichkeit auf. 

h Um diesen Uebelständen vollkommen vorzubeugen, bringt A, L. G. Dehne, 
l^a. S-, an dem die Presse tragenden Gestell zwischen dem Fussboden 
p'den Kammern eine horizontal liegende, eiserne Platte an, welche rings- 
un mit einem Wass erverschluss versehen ist, in welchen sich wahrend 

Filtrierens eine von oben einzuführende und die ganze Presse ver- 
:kcnde. luftdichte Haube einsetzt. 



■nni MI Im 



lUW 





k dieser Haube befinden sich 
irieitungen versehen sind, ur 
l:iiach Absorplionsgefäst 



1 geeigneter Stelle Oeffhungcn, welche 

die entstehenden flüchtigen Produkte 

führen zu können und Verluste somit gänzlich 



264 



VIU. Abteüang. 




Für solche Falle, wo eine so vollkommene Klärung verlangt wird, 1 

sie vermittelst Filtertüclier nicht zu erreichen ist. hat A. L. G. Dehi 

Haue a. S., eine Dreikammerpresse konstruiert. 

In dieser Filterpresse, welche sich nur durch eine dritte Kammer von 

den gewohnlichen unterscJieidet, fallt jedes Filtertuch weg und wird der Filier 

durch Sand, Kohle etc. in der Presse selbst gebildet. 

Fip. 120 zeigt die Anordnung der Platten, wie sie zur Herstellung dei 
Filterplatten dienen sollen, und 
verfahrt man hierbei wie folgi; 
Zwischen je zwei Ralimen a be- 
findet sidi je eine Platte c, wäh- 
rend an den anderen Seiten der 
Rahmen a die Platten k gelebt 
sind. Diese Platten b sowohl als 
auch die Platten c dienen zur Ab- 
leitung der, bei der Herstellung 
der Filier frei werdenden Flü.<«ig- 
keit. Das Filtermateriai -— Sand, 
Kohle etc. — tritt in fareiigem 
Zustande oben in die Rahmen a 
ein und bildet sich zu einem festen 
Kuchen, wUhrend die Flüssigkeit 
an den Kannelierungen der be- 
nachbarten Platten b und c ab- 
fliesst. I 

Sind die Filter in den Rah- 
=' men a auf diese Weise gebildet, j 

so werden — s. Fig. 321 — die 
Platten c aus der Presse gehoben 
und an deren Steile die Rahmen 
a und die Platten i an ihren bisherigen 




Fig. 3" 



d eingehängt, wahrend die Rahm 
Platzen verbleiben. 

Es tritt nun das Filtrat oben bei d ein, durchdringt den rechts und links 
liegenden, mit Sand, Kohle etc. gefüllten Filterrahmen a und tiiessl vollstän<lis 
geklart aus dem Hahne der Platte b ab. 

Diese Pressen werden in Holz und Eisen sowohl mit, als auch olioe 
Auslaugung konstruiert. 

Für Laboratoriumszwecke baut G. A. Schütz in Würzen vor- 
gezeichncle Filierpresse (Fig. 3«), weldie durch die horiüonlale Anord- 
nung der Kammer den grossen Vorzug bat, dass ein etwa unfertiger KudieD 
heim Oeffnen der Kammer nicht herunterfallt, man vielmehr nach wieder 
hergestelltem Schloss der Presse die Pressung fortsetzen kann. 



Natgoliffn. Zum Trennen von festen und flüssigen Körpern in 
breiigem und dünnflüssigem Zustande und da, wo man wegen der 
schädlichen Einwirkungen der zu trennenden Substanzen auf dEis Material 
der Pressen und der Filtertücher die Filterpressen nicht anwenden kann, 
benutzt man die Nulscbapparalc bezw. die Vakuumfilter. 

Diese Apparate bestehen ays zwei Teilen, dem Ober- und dem 
Unterteil, welche beide durch Schrauben etc. absolut luftdicht verbunden 
sind. Das Oberteil a, siehe nachstehende Fig. 323, eine Konstruktion von 



NoticbeD, 265 

G. Polysius, Dessau, erhalt einen beliebig hohen Rand zum Auffüllen der 
Masse und sitzt mit seinem unteren Rande auf der, den Siebboden bildenden, 
durchlöcherten Platte b, welche mit dem Filterstoff — Tuch, Filz, Asbest etc. — 
aberspannt ist. Das Unterteil c, das eigentliche Nutschgefäss, ist nun, je 
nachdem die Nutsche fest oder beweglich sein soll, im Querschnitt 
entweder viereckig oder bogenförmig gestaltet. Möglichst dicht unter dem 
Siebboden liegt ein durchlöchertes Rohr d, welches durch ein Schutzdach e 
gegen die abfallenden Flüssigkeitsteilchen 'geschützt ist und welches in Ver- 
bindung mit der Vakuumpumpe steht. 




Fig. 323. 



Sobald in dem Nutschgeßlss c ein Vakuum hergestellt ist, drückt die 
äussere Atmosphäre oben auf die, im Oberteile möglichst gleichmassig ver- 
teilte breiige Flüssigkeit und die Trennung dei festen und flüssigen Bestand- 
teile geht vor sich. Die filtrierte Flüssigkeit sammelt sich im Nutschgefäss c 
und kann durch eine, am Boden befindliche und durch einen Hahnen / 
verschlossen gehaltene Oeffnung abgelassen werden. 

Bei den beweglichen Nutschap paraten hangt der ganze Apparat mit 
seinen Seitenwänden in Drehzapfen, zu deren Entlastung die Nutsche auf 
Tragrollen g läuft. Der eine Drehzapfen ist dann vorteilhaft so eingerichtet, 
dass er mit der Höhlung de.s Luflsaugrohres d in Verbindung steht, aussen 
durch eine Stopfbüchse abgedichtet und mit der Luftleitung verschraubt wird. 

Die drehbaren Nutschen haben vor den festen den grossen 
Vorzug, dass durch das Kippen ilerselben dem bedienenden Arbeiter die 
Entleerung der au^esaugien Masse bedeutend erleichtert wird; unter 
Umstanden kann mau auch <iie Masse ohne jede Handarbeit in unter- 
gefahrene Wagen oder in eine T ran s])ort seh necke stürzen. 

Die Kuchen sind gerade so trocken wie bei den Filterpressen, nur 
werden dieselben in verhallnisniilssig kürzerer Zeit erhalten und man kaim 
durch die Schichthöhe deren Feudi tigkeitsgrad beliebig regulieren. 



266 Vm. Abtdlang. 

Für saure Flüssigkeiten können alle, mit dieser in Berührung 
kommenden Apparatenteile verbleit werden, oder man stellt den ganzen 

Apparat aus Hartblei, imd, wenn dies noch nicht wider- 
standsfähig genug ist, aus Thon her. Im letzteren Falle 
ist die Nutschc, wie nebenstehende Konstruktion (Fig. 324) 
von Ernst March Söhne in Charlottenburg zeigt, aus 
einem Stück und nicht beweglich hergestellt, der Sieb- 
boden wird von oben eingelegt und in bekannter Weise 
mit dem Filterstoff überspannt; es hat sich auch in einigen 
Fällen als sehr praktisch und vor allen Dingen als sehr 
billig erwiesen, die zurückbleibenden festen Bestandteile 
selbst als Filterstoflf zu benutzen und andere kostspielige 
Fig. 324. Tücher etc. ganz wegzulassen. 

Diese Art des Filtrierens ist dann am vorteilhaftesten, 
wenn die zurück bleibenden festen Körper feine Krystalle bilden und kann 
man durch Aufsprengen von Wasser, genau wie bei den Zentrifugen, die 
Mutterlauge auswaschen und durch Nachziehen von Luft die Salzmasse trocknen. 



Andere Filtrieirerftihren. Zum Filtrieren solcher Säuren, welche das 
übliche Filtermaterial angreifen, schlägt M. Garros das von ihm erfundene 
Asbestporzellan vor, welches dadurch hergestellt wird, dass man Asbest 
auf Kugelmühlen zu einem staubartigen Pulver mahlt, dann mit Salzsäure 
und später mit reinem Wasser auswäscht. Diese dadurch plastisch gewordene 
Masse wird dann bei ca. 1600® C. gebrannt und zeigt nach der Abkühlung 
so feine Poren, dass es als Filtermaterial benutzt werden kann, ohne selbst 
von den stärksten Säuren angegriffen zu werden. Mit gleich gutem Erfolg 
sollen sich Wasser, Oel, Bier, Essig etc. filtrieren lassen. 

Eine andere Methode feste Körper von Flüssigkeiten zu trennen, 
besteht in der Anwendung von Sand- und anderen Filtern, und sind 
diese namentlich beim Klären von Wasser in den allergrössten Dimensionen 
ausgeführt. 

Zu diesem Zwecke legt man grosse Gruben oder Bassins an, welche 
schichtweise mit verschieden grobem Kies und Sand bedeckt werden; 
durch diese Schichten fliesst nun das oben zulaufende Wasser und lässt auf 
der Oberfläche der einzelnen Kies- und Sandkörner die mechanisch beige- 
mengten festen Bestandteile zurück. Unterhalb des Filters sind Kanäle und 
Rohrleitungen zur Aufnahme des gereinigten Wasseis vorhanden. 

Bei diesen Anlagen wirkt nur das Gewicht der darüber stehenden 
Wassersäule, was allerdings die Filtration etwas verlangsamt, diese aber da- 
durch um so vollkommener ^^^rd. Will man schneller filtrieren, so muss 
man mit Druck arbeiten, wofür der J ew eil -Filter (s. S. 73) ganz besonders 
zu empfehlen ist. 

Lässt sich das Wasser aber schwer filtrieren und sind nur geringe 
Trübungen darin vorhanden, so ist das von A. L. G. Dehne in Halle a. S. 
vorgeschlagene Verfahren zur Klärung mittelst Schwemmfilter anzuwenden. 

Die zur Ausführung dieses Verfahrens nötigen Apparate — siehe nach- 
stehende Fig. 325 — bestehen aus einem hoch liegenden Reservoir H zur 
Aufnahme des zu filtrierenden Wassers, einem ebenfalls hoch liegenden Kasten 
M, in welchem die, als Schwemm filter dienenden SubsUmzen, als Cellulose 
und Asbestfasern mit Wasser angerührt werden, einem Reservoir i2, in welches 
das gereinigte Wasser fliesst, und dem eigentlichen Filterapparat F. Letzterer 



bildet, Ähnlich wie die FiUerpressen, eine Reihe 
durch gespannte Metallsiebe gebildet werden. 



267 



1 Kammem, deren Wände 



^ 




Pig. 335. 



lan zuerst den aus 
den Filterapparat, 
n er sich zwischen 



Die Filtration geschieht nun in der Weise, dass t 
Cellulose und Asbestfasem gebildeten dünnen Brei in 
ähnlich wie bei der Drei kammerpresse, fliessen lässt, woi 
den Metallsieben ganz gleichmässig verteilt. 

Durch die so erhaltenen Schichten lasst man nun das im Reservoir H 
beündliche Wasser laufen, welches beim Passieren derselben seine ünreinig- 
ketten resp. festen Bestandteile zurückiasst und ganz klar in das Reservoir R 
abfiiesst. Ist die Filtermasse so stark verunreinigt, dass dieselbe nicht mehr 
wirtt, was man sehr leicht an dem abfiiessenden Wasser erkennen kann, so 
muss dieselbe entfernt und durch Auswaschen gereinigt werden. 



Trennung durch Eryatalllaation. Um die in einer dünnen Lösung 
befindlichen Salze, von gleicher oder verschiedener Zusammensetzung als 
cliese Lösung, auszuscheiden, kann man, je nach deren Verhalten, ver- 
sdiiedene Wege einschlagen, Haben die KOrper die Eigenschaft, wahrend 
einer Konzentration der Lösung auszufallen — wie z. B. die Soda — , so 
dampft man die Lösungen ein und schöpft die sich nach und nach aus- 
scheidenden Krystalle kontinuierlich ab, wozu sich die auf Seile 209 be- 
schriebene Thelen'sche Pfanne seit Jahren vorzüglich bewährt hat. 

Geschieht dieses Ausfallen aber wahrend der Eindampfung nicht, sondern 
eist bei und nach der Erkaltung der Lösung, so lasst man — wie z. fi, beim 
Glaubersalz, bei der Kryslall-Soda etc. — die festen Körper in geeigneten 
GeQsB»] auskrystallisieren. Diese Krystallisationsgefasse sind ent- 
weder sehr flach oder mehr oder weniger tief und am Boden mit oder 
ohne Auslauf&ßhungen für die zurückbleibenden Mutterlaugen versehen. 

Um durch die ganze Flüssigkeit eine möglichst gleichmässige 
Krj'Siallisation zu erzielen, hangt man in dieselbe aus Eisen-, Kupfer- oder 
anderem Draht hergestellte Haken, an welche sich die Kryslalle ansetzen 
und mit diesen leicht und bequem aus der Flüssigkeit herausgenommen 
werden können. 



27° 



Vlll. AbleiluDg. 



satzen konstruiert und wird derselbe, je nachdem man dünnere oder stärkere 
Lösungen erzielen will, in grösserer Anzahl zu einer Batterie zusammengestellt, 
wobei dann die Verbindungen der Apparate unter einander so angeordnet werden, 
dass, ähnlich wie bei den Verdarapfapparaten, jeder einzelne Apparat ausge- 
wechselt und belieWg die Reihenfolge der Prozesse geändert werden kann. 

Dieser Apparat, welrher entweder fest oder drehbar hergestellt 
werden kann, bildet einen stehenden Zylinder, der oben eine Fflll- und unten 
eine Entleemngs Öffnung besitzt; letzlere wird vorteilhaft etwas schräg nach 
vom angelegt, um ein bequemes Entleeren zu emulglichen. Am Boden bc- 
_^ finden sich noch Oeifiiungen zum 

Füllen mit Wasser und zum Ablassen 
der Lösung, ferner eine Oeflhung 
Eintritt des Dampfes unter das, 
im Innern des Apparates liegende, 
mit feinen Schlitzen versehene Sieb. 
Von derselben Dampfleitung geht 
ferner eine Abzweigung nach dem 
oberen Teile des Apparates, um bei 
solchen Stoffen, welche eine hohe 
Temperatur vertragen können, die 
Lösung mittelst Dampf nach einer be- 
liebigen Stelle wegdrücken zu können. 
Ausserdem befinden sich am 
Apparat noch Manometer, Tlicrmo- 
meter und zwei Probierhnhne, mittelst 
welchen der Stand der Flüssigkeit 
und die KonzentrizilSt derselben be- 
obachtet werden kann. 

Bilden die Apparate eine Bat- 
terie, so sind sie unter einander so 
verbunden, siehe vorstehende Fig. 
328, dass die letzten Lösungen 
von dem ersten Apparat zum 
Auslaugen der frischen Mate- 
vei wendet werden können, wodurch 




rialfüllu 



zweiten Apparates 
eine Anreicherung der Lösungen geschieht; derjenige Apparat, welcher 
zunächst entleert werden soll, erhält das frische Wasser, wahrend von dem 
Apparat, welcher mit frischem Holz, Rinde etc. gefüllt ist, die jetzt konzen- 
trierlere Lösung abgenommen wird. 

Um die eingangs erwähnte schiUlliche Wirkung des direkten Dampfes 
auf die Lösungen ein für allemal zu umgehen, schaltet die Firma Volkmar 
Hänig & Co., Dresden, einen ihr geschützten Vorwarmer in die Vet- 
bindungsröhreu ein.s, Fig. 32gdurih welche die Lösungen von einem Apparat 
zum anderen übertreten. Hierdurch wird sowohl das zur Extraktion erforderliche 
Wasser, wie auch die Lösung auf dem Wege zu dem anderen Apparate au/ 
die erforderliche Temperatur gebracht. Das in den einzelnen Vonvanneni 
entstehende Kondenswa.sser kann vorteilhaft dem, dem ersten Apparat «i- 
zulührendcn Wasser beigemischt werden, 

Durch die Einschaltung dieser Vorwärmer ist sowohl jede Zer- 
setzung des Gerb- bezw. Farbstoffes, als aui li jede Explosion des 
Apparates ausgeschlossen; ferner kann die Tciuperaliir der, die Vor- 



wSimer durch fliessenden Flüssigkeiten, 
jeüit besonders abgeleitete Kondensa 
unnßtig wieder verdQnnen. 



lem reguliert werden und das, 
Wasser kann die Lfisungen nicht 




irch Anwendung dieser Vurwürmer 
gCDiesst, besieht darin, dass der Prozess kontinuierlich geführt werden 
kann, indem genau so \-iel konKentrierte Lösung abfliesst, als Wasser zugeleitet 
wird; selbstverständlich kann man den Proresa auch beliebig unterbrechen und 
periodisch arbeiten. 

Einen Extrakteur, bei welchem die FOllöffhung gleichzeitig zur Entleerung 
benutzt werden kann, stellt Fig. ao, eine Konstruktion der Firma Gebr. 
Heine, Viersen, dar, der zur Erfüllung dieses Zweckes auf einem eisernen 
Gestell drehbar gelagert ist. Das heisse Kesselwasser wird hierbei durch das 
in der Drehachse liegende Rohr in das Innere des Apparates geleitet, wo es 
sich durch eine Brause gleichmässig verteilt; vermöge des im Dampfkessel vor- 
handenen Druckes wird es von oben nach unten durch das Holz, Rinde etc, 
getrieben, dieses vollkommen entlaugi und gelangt als fettiger Extrakt durcli 
das unten im Zylinder beliudlichi; Sieb in das Ableitungsrohr, welches mit be- 
liebigen Geftissen in Verbindung gebracht werden kann. Auch diese Apparate 
haben &ich ganz vorzüglich bewahrt. 




272 ■ 



VIII. AbttUoDg. 



Die Finna Josef Merz in Brunn baut einen Extraktions-Apparat, 
der sich von <.len vorerwähnten insofern unterscheidet, als er auf der An- 
wendung flüchtiger Lösungsmittel beruht. Dieser patentierte Universal-Ex- 
trakteur hat den Zweck, Fette, Oele, Harze, Schwefel, Farben, Gerbstoffe, 
sowie überhaupt Stoffe, welche in Lösungsmitteln, wie Benzin, Schwefelkohlen- 
stoif, Alkohol und ilergl. oder Wasser löslich sind, aus Materialien, welche 
die bezüglichen Stoffe enthalten, bei möglichst hoher Temperatur, jedoch 
ohne Druck auszuziehen. 




^ ^^B ^ 



f>B- 33'. 



In dem am Boden mit Dampfschlange Q versehenen Gelasse C, s. Fig. 33 1, 
befindet sich der Beliflltcr L, der durch Mannloch d mit dem zu extrahierenden 
Material beschickt wird. Aus dem mit dem Kühler Ji kombinierten Reservoir 
V lässt man nun in L das Lösungsmiliel cinfliessen, welches — als Extrakt- 
lösung — durch das Heberrohr y. nach C gezogen wird, sobald sein Niveau 
die Höhe des Hebers überschreitet. In C dampft die Lösung ab, die Dampfe 
gehen an den Wandungen des Behälters L aufwürts, erwärmen dessen Inhalt 



Eitmktca 



= 73 



und gelangen an die Rßckflusssch lange S, wo sie kondensiert werden. Die 
noch warme Flüssigkeit fiüll regenartig nach L zurück, um, sobald die Höhe 
lies Hebers erreicht ist, wieder nach C flberzutrelen. 

Diesen automatisch sich vollziehenden Kreislauf unterbricht man erst 
dann, wenn eine bei M genommene Probe die Beendigung der Extniklion 
anzeigt. Das Kühlwasser von S wird abgestellt, die Dampfe der aus L 
nach C ablaufenden Lösung gelangen nach dem Kühler B, uro sich als 
FlQsstgkeic im Reservoir F anzusammeln, und die letzten Reste des Lösungs- 
mittels werden aus dem Kxtrakt sowohl, wie aus dem extrahierten Material 
dnrch direkten Wasserdampf ausgetrieben. 

Der Extrakt wir<l durch W abgeia.ssen und der Extraktor L bei M 
entleert. Der Apparat ermöglicht nicht nur die eben beschriebene inter- 
nittierende, sondern auch eine eontinuierliche Extraktion. In letzterem 
Falle winl nämlich der Ablauf der Fettlösung so reguliert, dass durch d;is 
ifte und regenerierte Lösungsmittel das Flüssigkeits - Niveau in L 
konstant erhalten bleibt, 

Dieser Universal-Exlrak- 
leiu' zeichnet sich durch reiche 
und vollkommene Entfettung, 
TOilsle Sicherheit gegen Enl- 
zOndung und Explosion, mini- 
malen Verbrauch an Lösungs- 
mitteln, einfachen und Ökono- 
mischen Betrieb , Trocknung 
des entfetteten Materials, keinei- 
lei Belästigung der Nachbar- 
schaft durch Gerüche, billigen • 
Anschaffungspreis und geringe 
Raumerspaniis vorleiüiaft aus 
und hat bereits eine gros^^e 
Verbreitung gefunden. 

Einen Zwillingsappa- 
"■ät zur Extraktion von äthe- 
rischen Oelen baut als Spezialität die Firm 
mä isi derselbe in Fig. 332 dargestellt. 

Dieser Extrakteur besteht aus zwei Blasen, welche sowohl durch Dampf 
in Doppelböden, als auch durch direkt in das Innere des Apparates ein- 
'fclenden Dampf geheizt werden können. Innen im Apparat ist ein drei- 
l^liger Siebboden angeordnet, auf welchen die festen Substanzen — Fenchel, 
Kümmel etc. — zu liegen kommen. 

Nachdem der Apparat mit den festen Substanzen und mit der be- 
tteffenden Flüssigkeit gefüllt ist und von aussen oder innen mittelst Dampf 
geheizt wird, entwickelt sich aus der in dem Apparat enthaltenen Flüssigkeit 
wdierer Dampf 

Dieser Dampf tritt nun durch die Substanzen, steigt mit den aufge- 
"isten Bestandteilen in die Höhe und durch das Steigerohr in den, zwischen 
den beiden Blasen aufgestellten KClhler. Am Ausgang des Kühlers wird das 
Kondensat auf seinen Extraktgehalt geprüft und kann bei periodischem Be- 
iriebe wieder zum Füllen des Apparates benutzt werden, wahrend man es 
bei dem vorteilhafteren kontinuierlichen Betriebe von unten in die Blasen 




Fig. 53i. 



1 Frankfurt a 



eintreten lässt und diesen Kreislauf so lange fortsetzt, bis die gewüns 
Konzentrizitat etreicht ist; ist dies der Fall, so lasst man die FlOssigkei 
dem Kohler direkt in die betreffenden Gefässe laufen. 




Bisher waren die Apparate nur aus Metall, meistens Kupfer, 
gestellt, da aber seit Einführung der Vorwärmer direkter Dampf ausgeschlc 
ist, so kann man, unbeschadet der Haltbarkeit, die Apparate jetzt in H 
ausführen, was auf den Preis von grossem Einfluss ist; in Fig. 333 ist 
Teil einer solchen Apparaten-Batteric aus Holz gezeichnet, wie solche 
der bereits erwähnten Firma Volkmar Hanig 4 Co., Dresden, mit g: 
Erfolg ausgeführt werden. 



Sabllmstion. Was schliesslich das Verfahren zur Trennung fe: 
Körper von Flüssigkeilen durch Sublimieten betrifft, so unterscheidet 
dasselbe von dem sp^lter zu beschreibenden Destillations- Verfahren nur 
durch, dass die gasförmigen Destillate nicht erst in tropfbar flüssig 
sondern gleich in festen Zustand übergehen. Da die hierzu erfoi 
liehen Apparate etc. fast die gleichen sind wie bei der Destillation, so 
hier nicht weiter darauf eingegangen werden. 



Bei der Tnonong von FlÜBBl^keiten von einander wird, falls es 
nicht um in einander unlüsliche Flüssigkeiten von verschiedenem spezifis«: 
Gewicht handelt, ausschliesslich das Deatlllatloni- Verfahren angewendc 

Im allgemeinen kann man jeden Destiüationsapparat in drei Haup 
zerlegen und zwar in das Gefäss zur Aufnahme der zu treunenden Flüs 
keiten, in das zur Aufnahme der Kühlvorrichtung und in das 
Aufnahme des Destillates. 





ti fache und 
raktionierte unterschei- 
iet, möge hier nur neben- 
>ei erwähnt werden, da sich 
lie für die erslere eignenden 
\pparate durch Anbringung 
mehrerer Vorlagen. leicht 
IQ solche ffir die letzlere 
umwandeln lassen. 

Das eigentliche Destil- 
lationsgeßss wird ebenso, 
vdedie bereits beschriebenen 
Verdampfapparale in den 
manigfalligsten Formen und 
aus den verschiedensten 
HateriaJien hergestellt und 
auf ebenso verschiedene 
Weise geheizt. 

Nebenstehende Fig. 334 
stellt eine Feuerungsanlage 
lier Firma J. Römheld in 
Mainz für gusseiseme Destil- 
lali onskessel dar , welche 
sich bestens bewährt hat. 

Der Kessel ruht mit 
8 angegossenen Tatzen auf 
einem eingemauerten Ring, 
welcher mit 8 Oeffnungen 
von verschiedener Gn'jsse 
versehen ist, durch welche 
tue Feuergase in den ober 
riogförmigen Zugkanal stei- 
gen und von da zum Schorn- 
stein gelangen. Die Oeff- 
nungen sind nach derSeite 
hin, wo der Schornstein liegt, 
am kleinsten und nehmen 
nach der enigegengesetzten 
Seite ständig zu. Durch 
diese Anordnung wird er- 
reicht, dass die Feuergase 
nicht den kürzesten Weg zi 
Schornstein nehmen, sondern die Kesseiwand ringsum gleichmässn:); umspülen 
Die Vorzl^e dieser Feuerungaaniage bestehen im wesentlithen dann, dass durch 
tlit tiefe Lage des Rostes und die eigenartige Führung der Feuergsae dte 
schädliche Einwirkung der Stichflamme gänzlich vermieden wird und nicht 
nur der Kesselbo<len, sondern nahezu die ganze Kessel ob erflache gleichmässig 
beheizt wird, infolgedessen der Brennmaterial verbrauch ein sehr geringer und 
die Haltbarkeil des Kessels eine wesentlich gross 

Viele Eindampfappatate lassen sich sehr leicht in einen Destil- 
biapparat umwandeln, indem man dieselben nur mit einem Deckel 



2 76 



VIIL Abteilflug. 



Freie strömen ISsst, sondern durch 
— dem Köhler oder Kondensator 



versieht und die Dämpfe nicht mehr in 
eine Leitung nach der Kühlvorrichtung 
— führt. 

Einen DeslillatJons- 

ap parat der einfachsten 
Form stellt Fig. 535, eine 
Konstruktion der Firma 
C. Heckmann. Berlin, 
dar, bei welcher die 
zylindrische, mit einfi 
Halbkugel unten ab- 
stldiessendeDestUlalions- 
hUse in ihrem Inneren 
eine Heizschlange filr 
direkten oder Abdampf 
aufnimmt und durch 
das, auf dem Deckel 
-itzende Ableitungsrohr 
— den Helm — das 
a)igehende Destillat nach 
einem Kühlgeßsse führt. 
Dieses Kühlgefäss ist ein zylindrischer Behalter, in welchem die, an 
das Helmrohr anschliessende Rohrschlange aufgesielh ist, welche mit 
ihrem Ende den Behälter durchdringt, um das. durch die Kühlung entstehende 
Kondensat abzuleiten und in geeip^ieten Gefflssen aufzufangen; die Külilung 




f'ß. 335- 



erfolgt nacli dem Gegeiistromprin: 
oben frei auslauft. 



ip, indem das Kühlwasser unten ( 



Bei solchen Flüssigkeiten, bei denen die, durch Destillation eol- 
stehenden Dampfe verschiedener Art sind, welche sich nur durch St 
Höhe der Siedepunkte unterscheiden, müssen dieselben, um ein reines 
Destillat zu erhalten, vor dem Eintritt in den Kühler gescliieden werden, xu 
welchem Zwecke man die sogenannten Kolonnenapparate anwendet. 

Ausgedehnte Anwendung finden diese periodisch arbeitenden 
Apparate bei der Destillation des Benzols, Raffination des Spiritus 
etc. und hat sich besonders die omBtehende Konstruktion von C. Heckmann, 
Berlin, gut bewährt. 

Dieselbe besteht aus einer horizontal liegenden Blase, die zum Ein- 
und Ausbringen der innerhalb liegenden Heizschlangen an der Stirnseite 
mit einem grossen lünglichen Mannloch versehen ist und oben einen kleinen 
Dum und cien Kolonnenapparat träi^. Die Dämpfe, welche sich aus der, 
in der Blase befindlichen Flüssigkeit, durch Einführung von direktem oder 
Abdampf in die Heizschlangen, bilden und in welchen leicht siedende Stoffe 
reicher vorhanden sind als in der Flüssigkeit selbst, steigen nun zuerst in den 
kleinen Dom, wo sie teilw-eise kondensiert werden. Von hier aus gelangen 
diu Dampfe in den Kolonnenapparat, welcher aus einem Zylinder besteht. 
in dem in grösseren Entfernungen von einander Biedie eingeschaltet sind. 

Die Dampfe*) steigen in der Kolonne empor, kondensieren zunadisi 
in der Flüssigkeil jedes Bodens und entwickeln dadurch aus dieser 



r-Appnrate 






FlSssigieit andere, an Leichtsie- 
dendem noch reichere Dämpfe. 
Damit sie dies können, d, h. 
damit die Möglichkeit gegeben 
wird, dass die auf jedem Boden 
kondensierten Dampfe aus der 
FlQssigkeit dieses Bodens Dam- 
pfe von grösserem Gehah an 
Leich (siedendem entwickeln, 
als sie selbst besassen, rouss 
von oben her den B'^Klen eiiie 
gewisse Menge leichtsiedender 
Stoffe zugeführt werden. 

Dies geschieht dadurch, dass 
aus dem obersten Boden der 
Kolonne die Dampfe, welche 
sehr reich an LeicliLsiedendem 
sind — weiche also nur noch 
wenig von schwer siedenden 
Stoffen enthalten — , in den 
Kondensator gelangen, in 
velchem ein Teil, meistens 
der grössere Teil, niederge- 
schlagen und in die Kolonne, 
und zwar auf deren obersten 
Boden, ftirückgeführt wird, 
während das nicht Kondensierte 
als fertiges Produkt in den 
Kühler strömt, dort volIslSn- 
% kondensiert und nach 
den Vorratsgefassen ge- 

Das aus dem Kimdcn- 
Mtor Zutückfliesscnde isi sehr 
Kich an Leichtsieden dem und, 
indem CS von Boden zu Boden ----^--^ ------ - _ - . ^e^/^^^ 

^ Kolonne von oben nach Fig. jjo, 

Daten hin durchströmt, giebi 

Oaof jedem Boden einen Teil 

des Leichtsiedenden an die aufsteigenden Dämpfe ab, wahrend es von 

*'iesen einen Teil des Scliwcrsiedenden aufnimmt und in die Blase zurilckfilhit. 

Man muss sich demgemSss vorstellen, dass ein Teil der aus der Blase 
"uftleigenden Dampfe, deren Quantität zwei bis viermal so gross ist als die- 
ienigc, welche schliesslich in den Kühler geht, einen Kreislauf beschreibt, 
^'ektier von der Blase durch die Kolonne, dann durch den Kondensator in 
form von Dampf und wieder zurück durch die Kolonne in die Blase, in 
'orm von Flüssigkeit vor sich geht. Hierbei bleibt der Warmegehalt der 
luf jedem Boden entwickelten Dampfe auf allen Böden konstant, wahrend 
tie Zusammensetzung, sowohl der Dampfe, als auch des Rücklaufs, nach 
iben hin sich ändert und zwar insofern, als sie oben viel reicher an Leicht- 
iedeodem sind als unten. 



i 



Es. giebt für jedes Flüssigkeitsgemisch ein gewisses Verhältnis zwisdmi 
• ZusanimenseUung der Dampfe und der des siedenden FIQssigkciLsgemiscfaei. 
i welcher fie entstanden sind 




Es erhellt aus dem Gesagten, dass eine wesentliche Bedingung der guten 
Wirkung der Kolonne die ist, dass von einem Boden zu dem nächst höheren 
nur Dampf und keine Flüssigkeit tritt, weil auch die auf jedem Boden siedende 
Fltlssigkeil verschiedene Zusammensetzung derart hat, dass die höheren Böden 
prozentlich reicher an Leichtsieden dem sind. Diejenigen Kolonnen werden 
ulso die besseren sein, welche bewirken, dass nur Dampf und keine 
Flüssigkeit aufsteigt; hierbei kommen nur zwei in der Praxis am meisten 
angewendete Konstruktionen, die Sieb- und die Glockenkolonnen, in 
Betracht, von denen der letzteren der Vorzug gebülirl. 

Die Siebkolonnen bestehen aus einer Anzahl, aus verzinntem Kupfer 
oder Eisen he^esteillen Böden, welche weiter nichts enthalten, als eine An- 
zahl von kleinen Löchern, ein Ueberlauftohr r und eine Schale, in welche 
das Ueberlaufrohr des nächst höheren Bodens taucht. Es wird bei den 
Siebkolonnen angenommen, dass die Flüssigkeiten, welche von dem nädi*' 
höheren Boden kommen, in die Nahe des Umfanges auf den betreffenden 
Boden fliessen, denselben ganz und gar bestreichen und auf der entgegenge- 
setzten Seile der Peripherie ab fliessen. 



EindttmpfBppajale. 2 70 

Bei den Glockenkolonnen wünscht man, daas die FlQsaigkeit gleich- 
falls den Boden bestreicht und daas niclil etwa der, auf einem Boden von 
oben abfliessende Rücklauf in das dicht nebenstehende Ablaufrohr r gelangt. 

Um dies zu erreichen, hat man eine Scheidewand 5 angeordnet, welche 
bewirkt, dass nunmehr der Rücklauf über den Boden möglichst vollkommen 
stattfindet und dass kein Teil desselben direkt aus dem Fallrohr in das Ab- 
laufrohr gelangen kann. 

Der Unierschied in der Wirkungsweise dieser beiden BOden, der, wie 
gesagt, zu Gunsten des Glockenbodens ausfällt, Jliegt darin, dass bei einem 
Siebboden durch das heftige Kochen eine Menge von Tropfen von einem 
Boden auf den andern direkt übergeführt wird, wodurch eine Vermischung 
iler Flüssigkeit auf zwei benachbarten Böden eintritt, welche aber vermieden 
werden muss, wenn man eine möglichst grosse Differenz in der Zusammen- 
^et^ung der Flüssigkeiten dieser beiden Börfen erreichen will. 

Beim Glockcnboden dagegen hat die lebhafte Verdampfung nicht so 
leicht Gelegenheil, mitgerissene Tropfen auf den anderen Boden zu führen, 
weil einesteils die volle Wand des Bodens die Tropfen selbst abfangt, 
.indemteils die grössere Höhe des Uebergangsrohres leichter einen 
Rückfall der empor geschleuderten Tropfen bewirkt. 

Ein fernerer Vorteil der Glockenböden den Siebböden gegenüber be- 
zieht noch darin, dass richtig gebaute Glockenap parate einen eriieblich ge- 
ringeren Arbeitsdruck haben, als Siebapparale. 

Es ist bekannt, dass, wenn man ein Dampfgemisch zum Teil kondensiert, 
<lie übrig bleibenden Dämpfe zu der gebildeten Flüssigkeil, bezüglich ihrer 
Zusammensetzung, in einem bestimmten Verhältnisse stehen müssen. Hieraus 
folgt nnmittelbar, dass die niedergeschlagene Flüssigkeil etwas armer an I.eicht- 
^iedendem, die DSmpfe aber etwas reicher an demselben sein müssen, als 
iler Entstehungsdampf. 

Genau dasselbe findet im Kondensator statt, der Rflcklauf enthält 
ptozenilich immer etwas weniger, das Rektifikat immer etwas mehr vom 
Uichtsiedenden. 

Für eine Kolonne von bestimmten Maassen und für eine be- 
stimmte Leistung ist auch eine bestimmte Menge Rücklauf nötig, d. h. 
M muss den Dampfen im Kondensator eine bestimmte Menge Warme ent- 
zogen werden und weil die, auf einetn Quadratmeter Külilrtache in der Zeit- 
einheit entziehbare Wärmemenge etwa proportional ist der Temperatur zwischen 
Dampf und Kühlmittel, so ist es einleuchtend, dass man durch Veränderung 
<ler Menge unil der Temperatur des letzteren mit demselben Kondensator 
mehr oder weniger Rücklauf bilden kann. 

Der Kondensator ist also ein integrierender Teil des Apparates, 
H'eil er eine gewisse Trennung durch Kondensation der letzten, aus der Kolonne 
tommenden Dämpfe bewirkt und ferner hauptsflch 1 ich, weil er den, für 
die Wirkung der Kolonne durchaus notwendigen Rücklauf mit reichem Ge- 
hall an Leichtsiedendem produziert. 

Die Haoptwirkung wird aber allemal in der Kolonne selbst vor 
sich gehen, weil in derselben die oft wiederholte Verdampfung eine 
äovielmalige Trennung der gemischten Flüssigkeit bewirkt, als Böden in 
ihr vorhanden sind. 

Der bereits erwälintc Untersciiied in der Zusammensetzung der Flüssig- 
lieit auf den einzelnen Böden ist nicht von Boden zu Boden gleich, sondern 
ausserordentlich verschieden; er hängt ganz und gar von der Zahl der Böden, 




28o VnL Abteilung. 

der Menge des entwickelten Dampfes und von den physikalischen Eigen- 
schaften der zu trennenden Flüssigkeiten ab. 

Der Kondensator und der Kühler arbeiten nach dem Gegen- 
stromprinzip und ist ersterer so eingerichtet, dass seine Kühlfläche aus 
oben angegebenen Gründen während des Betriebes vergrössert oder 
verkleinert werden kann; Heckmann erreicht dies dadurch, dass er das 
Ueberlaufrohr beweglich anordnet und lässt sich aus dessen Stellung 
leicht die Grösse der jeweils beabsichtigten Kühlfläche bezw. die Temperatur 
des abfliessenden Kühlwassers bestimmen. 

Der beschriebene Destillationsapparat, welcher auch mit stehender Blase 
gebaut wird, lässt sich sofort zur fraktionierten Destillation z. B. 
von Benzol ver\*'enden, wenn man die Ablaufleitung des Kühlers nach 
verschiedenen Ge fassen führt, in welchen die, nach ihrem Siedepunkte 
verschiedenen Destillate aufgefangen werden. 

J. L. C. Eckelt in Berlin hat sich einen Destillierapparat zur Dar- 
stellung von schwefelsaurem Ammoniak oder von konzentriertem 
Ammoniak aus Gaswasser patentieren lassen, welcher sich dadurch von 
den bisherigen Apparaten vorteilhaft unterscheidet, dass der H e i z d a m p f 
nicht durch Heizschlangen oder direkt, sondern durch die bereits früher 
beschriebenen Strahlapparate eintritt, wodurch eine viel innigere Mischung 
von Gaswasser und Kalkmilch erreicht wird, als seither. Durch diesen grossen 
Vorteil kann der Apparat kleiner, also auch billiger als die früheren Kon- 
struktionen liergestellt werden, und ist sein Betrieb, infolge besserer Aus- 
nutzung des Dampfes, ein viel rentabeler. 

Nach den Angaben von E c k e 1 1 besteht dessen in nachstehender Fig. 
339 dargestellter Apparat aus drei Abteilungen, nämlich dem unteren und 
oberen Kochkessel, sowie der darüber befindlichen Kolonne. Bei der Fabri- 
kation von schwefelsaurem Ammoniak fliesst das zu destillierende Ammoniak- 
wasser aus einem höher stehenden Reservoir mittelst der Rohrleitung a in 
den Vorwärmer B ein und aus diesem durch die Leitung b aus, um vorge- 
wärmt oben in die Kolonne einzutreten. Durch die beiden Ventile c wird 
Dampf in den unteren und oberen Kochkessel gelassen, welcher vermittelst 
Strahlapparate das Gaswasser in fortwährender Zirkulation unterhält und mit 
der, aus dem Behälter D durch die Leitung d eingepumpten Kalkmilch in 
innige Berührung bringt. Infolgedessen geht das gelöste Ammoniakgas mit 
Dampf durch die Kok^nne nach aufwärts, das entgegenkommende Wasser 
nimmt den letzteren auf und lässt dafür Ammoniak frei. Das aufsteigende 
und gelöste Ammoniak gelangt nun durch die Leitung g in den Sättigungs- 
kasten C, um von der darin befindlichen Schwefelsäure absorbiert zu werden; 
die am Sättigungskasten angebrachte Rohrleitung i führt die in demselben 
befindlichen Gase und Dämpfe in irgend eine Feuerung ab. l ist ein Ventil, 
durch welches von Zeit zu Zeit der Kalkschlamm nach dem unteren Kessel 
abgelassen werden kann, während um Ablassen des Schlammes aus dem 
letzteren der Hahnen /' dient; zum Abfiuss des abdestillierten Gaswassers 
dient der Hahnen e. 

Um bei Ausserbetriebsetzung des Apparates durch die nachfolgende 
Kondensation der Ammoniakgase in dem Sättigungskasten ein Vakuum in 
der Leitung g zu vermeiden, ist auf dem Kasten ein Stopfen k angebracht, 
welcher in diesem Falle herausgenommen wird. 

Bei solchen Flüssigkeiten, deren Siedepunkt erheblich über lOO® C- 
liegt, kann die Erwärmung entweder durch direktes Feuer, mittelst stark 
überhitztem Dampf oder durch Heissw asser (s. S. 221) erfolgen. 




bei den Verdampfapparaten, auch Vakuum 
■fügbaren Dampfdruck von 6 Atmosphären noch 
Siedepunkte bei ca. 220" C. liegen. 




l^g 33<> 



Auch die«e \ppirdte finden viele An\vendung und smd m ihrer \us 
ihrang den anderen ziemlich ähnhch, nur sind alle Kondenitatoren und 
Qhler als Röhren kühler zu konstruieren und dieselbeu mit Gefässen in 
erbiodung zu bniigen in denen das \ ikuum unlerlniten wird welches sich 




tnn durch Kühler, Kondensator, und wenn vorhanden, auch durch wne 
olorme nach der Blase fortpflanzt und den Siedepunkt der Flüssigkeit da- 
uch herunter drückt, 



282 



Vm. Abtdlang. 



Zur Erzeugung des Vakuums für diese Zwecke hat man in vielen Fällen, 
besonders bei der Destillation von Solaröl den Luftsaugeapparat von Gebr. 
Körting, Hannover, mit grossem Vorteil angewendet. Dieser Luftsaug- 
apparat L kann, wie vorstehende Fig. 340 zeigt, direkt auf dem Rezi- 
pienten C montiert werden und setzt sich dann das darin hergestellte Vakuum 
durch den Kühler K nach der Destillierblase D fort. 



rrö 



Solche Flüssigkeiten, welche verschiedene spezifische Gewichte 
haben, aber sich nicht vermengen, kann man einfach durch Absetseii von 

einander trennen ; zu diesem Zweck 
eignet sich nebenstehend gezeichneter 
Apparat (Fig. 341) vorzüglich. 

Derselbe besteht aus einem be- 
liebig geformten Gefässe mit dicht über 
dem Boden angebrachter Oeffhung, in 
welche ein S-förmig gebogenes Ueber- 
laufrohr eingeschraubt ist. Et^*as tiefer 
als der Auslauf, ist an geeigneter Stelle 
ein gewöhnlicher Hahnen in die Geföss- 
wand eingeschraubt; läuft nun das Ge- 
misch der beiden Flüssigkeiten, z. B. 
Wasser und Gel in das Gef^ss, so 
werden sich die Gel tropfen von den 
Wasserteilchen abscheiden und über diesen schwimmen, so dass aus dem 
Ueberlaufrohr nur Wasser abfliesst. 

Will man das angesammelte Gel ablassen, so öffnet man den Halmen 
und lässt das etwa noch darüberstehende Wasser so lange ins Freie ablaufen, 
bis die Gelschicht so weit in dem Gefässe herunter gesunken ist, dass das 
Gel aus dem Hahnen fliesst. 




Fig. 341. 



Ein anderes Verfahren Flüssigkeiten «von einander zu trennen, 
besteht darin, dass man umgekehrt wie bei der Destillation verfahrt, nämlich 
die Flüssigkeiten abkühlt und den gefrorenen Teil derselben von dem 
nicht gefrorenen trennt, wie es z. B. bei dem Lunge'sdien Verfahren zur 
Darstellung des Monohydrates durch Zentrifugieren.des Gemisches ge- 
schieht Hierbei bleibt das gefrorene Monohydrat in schuppenförmigen 
Kr)'stallen in dem Zentrifugenkessel zurück, während die nicht gefrorene dünne 
Schwefelsäure abläuft und in der Fabrikation weiter verwendet wird; die 
Krystalle des Monohydrates werden dann in emaillierten Kesseln durch, von 
aussen wirkendes warmes Wasser, wieder aufgelöst und in geeigneten Gefässcn 
— Flaschen oder eisernen Fässern — aufgefangen. 



Kälteeneugung. Es sei an dieser Stelle eine Abschweifung gestattet, 
um über die zur Erzeugung der Kälte dienenden Maschinen einiges 
zu sagen. 

Man unterscheidet im allgemeinen Absorptions- und Komprestionf- 
lUlteerseagungsmasohinen ; beide Systeme beruhen auf dem gleichen phy- 
sikalischen Gesetz, dass nämlich die zum Verdampfen einer Flüssigkeit 
erforderliche Wärme beim Kondensieren der Flüssigkeit wieder frei wird. 



Kälteeneagangiinaachinen. 283 

AbBDrptiDQBmascbinen, bei denen eine wässerige Lösung 

i KaHeflüssi^;keit dient, befindet sich dieselbe in emeiu 

heizenden Kessel, in dem sie durch Erwärmung bis auf ca. 

gebracht wird und als Ammoniakgas von 8 bis 10 Atmosphären 

ck in den Kondensator eintritt. In diesem Kondensator wird das .^m- 

liakgas durch Külilwasser in tropfbar flQssigen Zustand übergeführt und 

1 dem Verdampfer geleilet, dessen, in einem Behälter liegende Rohrspirale 

einer nicht leicht frierenden Flüssigkeil umgeben ist, in welcher die 

ässe mit der zu behandelnden Flüssigkeit liegen bezw. hängen. Dieser 

it leichl frierenden Flüssigkeit — meistens Chlorkalciumlösung — wird 

die Warme entzogen und dadurch wieder das flüssige Ammoniak in 

npfform Qbergeführl. Alsdann tritt dieses gasförmige Ammoniak in ein 

Iss, in welchem sieb die aus dem ersten, dem Verdampfkessel entnommene, 

r abgekülilte, jetzt nur noch wenig Ammoniak enthaltende Lösung befindet, 

der sie vollständig absorbiert wird. Zur Vollendung des Kreislaufes 

1 nun diese wieder starke Losung, in den ersten Kessel zurückged rückt 

_w>n neuem verdampft. 

■Deraiiige Maschinen haben aber nur wenig Verbreitung gefunden, da 
pdes geringen Kraftverb rauch es durch die Erwärmung der wasserigen 
Boniaklösung ein bedeutend höherer Dam pfverb rauch stattfindet, als bei 
Kompressionsmaschinen ; ebenso ist auch der Verbntuch an Ammoniak 
grösser als bei den lelztgenannlen Maschinen, weil durch die, bei der 
dening des Aggregatzustandes absolut nötige hohe Temperatur eine Zer- 
ung des Ammoniaks eintritt. 

Die Eompressi Olli in asoh inen bestehen nur ans drei Teilen, dem Ver- 
ipfer. dem Kondensator und der Kompressionseinrichtung, der Vor- 
; in denselben besteht darin, da.s.s letztere, aus einer Druck- und Saug- 
1 p c bestehend, die Dämpfe der Kälteflüssigkeit aus dem Verdampfer 
ugt, komprimiert und in den Kondensator drückt, woselbst sie, beeinflusst 
■h das Kühlwasser, flüssig werden und von hier aus wiederum in den 
lampfer treten, um daselbst wieder zu verdampfen und den Kreislauf zu 
lerholen. 

Als Kaltefiüssigkeiten benutzt man schweflige Saure (Pictet), 
boniak (Linde), Kohl en sä u re (Windhausen) und ein Gemisch 
fehwefliger Saure und Kohlensaure (Pictet), von denen aber 
Rlnoniak und Kohlensaure eine ausgedehnte Anwendung gefunden 
ai, weil die Gesellschaft für Linde's Eismaschinen die Piclet'schen Er- 
ungen angekauft hat. aber zu Gunsten ihrei" Ammoniak- Kompreasions- 
chinen nicht ausführt. 

B Die Frage, welche von den beiden Kaltefiüssigkeiten — Ammoniak 
HCohlensäure — für die Praxis die meisten Vorteile bietet, ist bis jetzt 
Pticht entschieden. Richtig ist ja, dass bei Undichtheiten der Ammoniak- 
Ülüiien und deren Rohrieitungen das ausströmende Ammoniakgas wegen 
er Irrespirabilitat und ätzenden Eigenschaften nicht nur für das betreffende 
lonal, sondern auch für die ganze Umgebung der Anlage gefährhch werden 
1. Dies ist aber bei den Kohlensaurem aschinen in keiner Weise der 
I angestellten Versuchen selbst beim Ausströmen sämtlicher, in 
c befindlichen Kohlensäuregase die umgebende Luft beim Fün- 
t keine Erkrankung hervorgebracht hat, 

oben erwähnten Undichtheiten an Amman iakmaschinen können 
[lieh dann sehr unangenehm werden, wenn sie an der Röhrenspirale 




284 VIU. Abteüang. 

des Kondensators auftreten, weil dadurch das Kühlwasser das Ammoniak 
sofort absorbiert und die Verluststelle in der Regel zu spät gefunden wird, 
ausserdem aber das so verunreinigte Kühlwasser von jeder weiteren Ver- 
wendung ausgeschlossen bleibt. 

Dies ist namentlich dann sehr empfindlich, wenn das, einer städtischen 
Wasserleitung entnommene Kühlwasser seines hohen Preises wegen nach dem 
Passieren des Kondensators noch zu weiteren Zwecken ven\'endet werden muss. 

Bei den Kohlensäuremaschinen wird der hohe Arbeitsdruck, ca. 60 
Atmosphären, als nachteilig angesehen, ebenso das, als Schmiermittel ver- 
wendete Glycerin, welches während der Kompression Kohlensäure absorbiert, 
die in der Saugperiode wieder frei wird und dadurch die Leistung der 
Maschine vermindert. 

Thatsache ist, dass jetzt mehr Ammoniak- als Kohlensäuremaschinen 
gebaut werden, obgleich die Fabrikanten der letzteren Art die weitgehensten 
Garäntieen bieten. 

Eine andere Verwendung der Kä Itemaschinen, nämlich ent- 
fernt von dieser Anlage liegende Räume zu kühlen, findet in einigen 
Zweigen der Nahrungsmittelindustrie, namentlich in der Bierbrauerei sowie in 
Schlachthäusern in ausgedehntem Massstab statt. 

Die Kühlung der betreffenden Räume kann dadurch geschehen, dass 
man die, aus dem Verdampfer kommende gekühlte Chlorkalciumlösung ent- 
weder durch einen offenen Berieselungsapparat leitet und die zu kühlende 
Luft in einer besonderen Kammer durch diese feinen Strahlen führt oder 
dass man in diese Kammer ein Röhrensystem legt, in welchem eine Chlor- 
kalciumlösung zirkuliert, welche die Kälte an die, das Rohrsystem umspülende 
Luft abgiebt; in beiden Fällen macht die Chlorkalciumlösung einen Kreis- 
lauf zwischen Berieselungsapparat bezw. Rohrsystem und dem Verdampfer. 



Bei der Trennung von Flüssigkeiten und Gasen kann es sich im 
allgemeinen nur darum handeln, die von ersteren absorbierten Gase wieder 
flüchtig zu maclien; ein Unterschied wird nur insofern zu machen sein, als 
die frei gemachten Gase benutzt oder unbenutzt entweichen sollen. 

Auch hierbei spielt die Wärme eine grosse Rolle und kann man in 
allen Fällen, wo die durch Trennung erhaltenen Gase weiter benutzt werden 
sollen, alle diejenigen Apparate verwenden, welche bereits bei der Destillation 
erwähnt wurden ; nur darf dem Kühler keine kondensierte Flüssigkeit, sondern 
das frei gewordene Gas entströmen, weiches dann in geeigneten Behältern, 
ähnlich den bekannten Gasometern, aufzufangen ist. 

Können die Gase unbenutzt entweichen, so kann man die unter den 
Eindampfvorrichtungen behandelten Apparate direkt gebrauchen, nur 
hat man bei schädlichen Gasen für AbfüUrungsvorrichtungen zu sorgen, damit 
die Gase die Arbeiter und die Umgebung nicht belästigen. 

Gase, welche bei hoher Temperatur von Flüssigkeiten absorbiert werden, 
kann man durch Temperatur-Erniedrigung der Flüssigkeit auf die 
leichteste Weise von diesen trennen (s. S. 286 Apparat von Mohr). 

Ein ferneres Mittel, die Trennung vorzunehmen, besteht in der An- 
wendung von künstlich erzeugtem, hohem Druck, z. B. durch hydraulische 
Pressen oder durch den, bei der Erwärmung der Flüssigkeit selbst 
entstehenden Druck der frei werdenden Gase, wie es bei den Auto- 
klaven der Fall ist. 



Trennang vod Guen v 



I 



Eine Trennung von 
gasrabrjkaljon statt, und ; 









I 



L mid Flüssigkeiten findet bei tler LeucKt- 
11 das Leuchtgas von Teer, Gaswasser und 




Ammoniak zu befreien ; da nun die dabei zur Verwendung konunendcn Ver- 
fahren und Apparate auch bei anderen Betrieben der chemischen Industrie 
benutzt werden können, su soll näiier 
auf dieselben eingegangen werden . 
Die Trennung erfolgt in diesem 
Fall — Reinigen oder Waschen 
des Gases von den Flüssigkeiten — 
meist mit Hilfe einer Waschung mit 
reinem Wasser oder mit Gaswasser, 
welcher Prozess so geleitet werden 
moss, dass bei geringstem Wasser- 
verbrauch, hinter den hierzu dienen- 
den Apparaten, das Gas vollkommen 
ammoniakfrei ist. 

Am zweckmassigsten ISsst sich 
dies dadurch erreichen, ilass man, 
ähnlich wie bei der Extraktion, nach 
und Bach ein ammoniak-Srmeres und 
schliesslich reines Wasser zum Wa- 
schen verwendet. 

Von der Beschreibung der 
alteren Reinigimgsapparate, den sogenannten Scrubhern, hei welchen man 
die, zur mehr oder weniger vollkommenen Reinigung des Gases erfürderliche 
grosse Berührungsfläche desselben mit der Waschflüssigkeit, durch Einlegen 
von Reisig, Scherben. Kok.s oder zackenförmig ausgestanzten Blechen her- 
9l«llt, möge hier Abstand genommen werden lind nur der von Dr, E Schilling, 
Manchen, in seinem Werke »Neuerungen auf dem Gebiete der Erzeugimg 

;n „Neueraagen auf dem Gebiete der Erzeugung und Ver- 
aaset" von Dr. E. ScIiilUng, Mür 




Fiß- 343. 



286 



Vm. AbteUnng. 



und Verwertung des Steinkohlen-Leuchtgases« erwähnte Standard-Wascher 
nach dessen Angaben beschrieben werden. 

Der Apf)atat beruht auf dem Gegenstromprinzip und besteht aus 
einer Anzahl von Scheibenrädern, welche auf einer gemeinschaftlichen, ro- 
tierenden Achse befestigt sind und aus je zwei Blechplatten bestehen, zwischen 
denen Holzstäbchen eingeschoben sind, welche den Gasstrom fein verteilen. 
Das Gas tritt, s. Fig. 342 u. 343, bei Pfeil 1 durcli die Vorkammer S 
in das Innere des sich mit der Achse 3 drehenden Scheibenrades / ein, 
durchstreicht dieses Rad und verlSsst 
dasselbe am äusseren Umfange bei 4. 
geht dann durch das zweite Scheiben- 
rad von innen (Pfeil 5) nach aussen 
^Pfeil 6), dann durch das dritte Kad 
(Pfeil 7} u. s. w. und verlasst schliess- 
lich den Wascher durch das Aus- 
gangsventil bei 8. 

Da sich sämtliclie Scheiben- 
räder mit der Achse 3 bewegen und 
mit ihren abgedrehten Dichtungs- 
flächen gegen die Zwischenwände Z 
abschliessen , so ist das Gas ge- 
zwungen, hinter einander die Schei- 
ben 1 bis VII von innen nach aussen 
zu durchstreichen. Das reine Wasser 
tritt dagegen bei der Kammer VII 
ein und fliesst durch die OeflTnung 
in der Zwischenwand von Kammer 
VII nach Kammer VI, V u. s. ». 
Im gleichen Werke ist noch ei" 
von Mohr konstruierter Apparat be- 
schrieben, bei welchem zur Trennung 
'''^- 344. von Gasen und FlOssigkeiten ge- 

kühltes Wasser angewendet wird. 
Dieser Mohr'sche Kühler, s. Fig. 344, besteht aus einzelnen Rohrsträngen 
A mit innenliegendem Kühlrohr, beide, um die Kühlfläche recht gross lu 
erhalten, von zickzackförmigem Querschnitt. 

Die Röhren A sind oben und unten durch Uebergangskästen verbunden, 
an welchen Auslassöfihungen für die ausgeschiedenen Flüssigkeiten angebracht sind. 
Durch das innenliegende Kühlrohr tritt entweder Wasser oder Luft zu 
Kühlzwecken den zu trocknenden Gasen nach dem Gegenstromprinzip ent- 
gegen. Die Gase befinden sich in dem Räume zwischen dem äusseren und 
dem inneren Rohre und geben die mitgerissene Flüssigkeit sowohl durch die 
Abkühlung, als auch durch das Stossen an den zickzackförmigen Flächen ab, 
welche dann an den oben bereits erwähnten unteren Uebergangskästen ab- 
gezogen werden können. 




Um ferner Oase TOD einuideT tu treDDeo, wendet man wohl in den 
meisten Fallen in der Praxis das Absorptionsverfahren an und benutzt 
hierzu ähnliche Apparate, wie solche in der Abteilung V zum Mischen von 
Flüssigkeiten mit Gasen beschrieben wurden. Das von der angewendeten 



TreoDUDg ran GMen toh einander. 



J87 



Flüssigkeit Dicht absorbierte Gas wird dann aufgefangen, während das 
absorbierte Gas durch eine oben bereits beschriebene Vorrichtung — 
Verdampfung, Destillation etc. — wieder getrennt werden kann. 

Besteht das Gasgemisch aus mehreren Gasarten, wie z. B. beim Leucht- 
gas, so werden mehrere Gef^e mit verschiedenen FlOssigkeiten hintereinander 
au%e3tellt, welche nacheinander von den zu trennenden Gasen durchstrOmt 
werden, in jedem einzelnen Gefässe einen bestimmten Teil des Gemisches 
zuiflcklassend. 

Da verschiedene Gase, unter verschiedenem Druck, in tropfbar 
flflssigen Zustand Qbergefahrt werden können, so benutzt man auch 
diese Eigenschaft zur Trennung der Gase voneinander. 




IX. Abteilung. 



Trockenanlagen. 

Das Trocknen von Rohstoffen, Halbfabrikaten und fertigen Produkten 
ist in vielen Fällen ein sehr wichtiger Zweig der Fabrikation und wird viel- 
fach ohne sorgfältige Berücksichtigung der einschlägigen Verhältnisse ausgeführt. 

Infolge dieses Umstandes bildet das Trocknen vielfach den AMinden 
Punkt der ganzen Fabrikation, und kann der Erfolg gänzlich dadurcli in 
Frage gestellt werden, dass mangels richtig funktionierender Trockenapparate 
entweder der Zweck gar nicht erreicht wird, also brauchbare Ware nicht zu 
erzielen ist, oder dass der Zweck, rein technisch betrachtet, allerdings erreicht 
wird, aber mit Aufwand solcher Kosten, dass der kommerzielle Endzweck 
der Fabrikation in Frage steht. 

Um solche Schäden zu vermeiden, empfiehlt es sich, zunächst über 
das Wesen der Trocknung einige aufklärende Worte zu sagen. 

Trocknen heisst, einen festen Körper von ihm anhaftender Flüssigkeit 
zu befreien, und zwar in der grössten Mehrzahl der. Fälle, von mechanisch 
beigemengtem Wasser. Gelingt es, einen Teil dieses Wassers mechanisch 
wieder zu entfernen, so ist dies in den meisten Fällen vorteilhafter als das 
eigentliche Trocknen, d. h. die Ven^-andlung des Wassers in Dampf. 

Das mechanische Entfernen des Wassers geschieht, falls thunlich, am 
besten durch Ablaufenlassen aus angehäuftem Trockengut auf Geweben, 
perforierten Blechen oder schiefen Ebenen. Wasser, welches sich auf diesem 
primitivsten Weg nicht entfernen lässt, wird, falls die Form des Trockengutes 
es zulässt, durch Zentrifugen, durch hydraulische oder Schraubenpressen, 
oder durch Filterpressen entfernt, wie dies auch ausführlich in der vorigen 
Abteilung behandelt wurde. 

Alles aus festen Körpern zu entfernende Wasser, das durch oben er- 
wähnte Behandlungsweisen nicht entweicht, muss in Dampf verwandelt werden, 
und zwar durch Wärmezufuhr. Diese Wärmezufuhr wird ganz oder teilweise 
bewirkt durch Berührung mit atmosphärischer Luft, die in vielen Fällen vor- 
her künstlich vorgewärmt war, und zwar ist dies in allen den Fällen unbe- 
dingt nötig, in welchen der Natur des Trockengutes nach, die Trocknung bei 
einer Temperatur stattfinden muss, die unter dem Siedepunkt des Wassers 
liegt, also bei normalem Luftdruck unter loo^ C. 

Darf die Trocknung bei höherer Temperatur stattfinden, so kann es in 
gewissen Fällen vorteilhaft sein, die Zufuhr von Luft auszuschliessen, ebenso 
wie dies beim Trocknen im Vakuumapparat geschieht; in den meisten Fällen 
wird es aber vorteilhaft sein, auch bei höheren Temperaturen atmosphärische 
Luft zuzuführen. 



Plandarren. 



289 



Die einfachste Art der künstlichen Trocknung ist die auf oflisnen 
Plandarren stattfindende. 

Die offene Plandarre, s. Fig. 345, besteht im wesentlichen aus einer 
aus Eisen oder Thonplatten hergestellten ebenen Fläche, unter welcher Feuer- 
züge geführt sind, die diese Fläche von unten erhitzen. Das Trockengut 
wird, je nach seiner Beschaffenheit, in mehr oder weniger regelmässiger 
Schichtung auf diese Fläche aufgegeben, durch die Feuergase von unten her 
erhitzt, und das verdampfende Wasser kann frei entweichen. 




W///////////A 



Fig. 345- 



Statt der direkten Feuerung wird öfters auch Dampfheizung angewendet 
und zwar entweder in der Weise, dass man den Dampf, vielfach Abdampf 
von der Betriebsmaschine, in gleicher Weise wie bei der direkten Feuerung 
die Feuergase, in die Züge eintreten lässt, wobei indessen auf gute Dichtung 
der Darrfläche zu sehen ist, oder indem man unter der Darrfiäche ein 
System von Röhren anordnet, die vom Dampf durchströmt werden und so 
indirekt heizen. 

Es leuchtet ein, dass diese Trockenmethode manche Mängel enthält, 
die ihre Anwendung nur da zulässig macht, wo grosse Mengen sonst nicht 
Verwendbarer Wärme in Gasen oder Dämpfen zur Verfügung stehen, wo 
reichlicher sonst unbenutzbarer Platz vorhanden ist und wo das Material 
nicht durch diese Methode geschädigt wird. Denn erstens ist die Ueber- 
^ragung der Wärme aus dem wärmezuführenden Medium auf das Trockengut 
^rationell und ausserdem ein Schutz gegen Wärmeverluste, nachdem die 
^ärme die Darrfläche passiert hat, nicht vorhanden, und zweitens wird in 
^er R^el die Darrfläche bedeutend erhitzt, somit das Trockengut an der 
'Vuflagestelle sehr hoch temperiert, während es auf der Oberfläche kalt bleibt. 
Öiese Art der Einwirkung ist für viele Materialien unzulässig, verlangsamt 
i<;n Trockenprozess ausserordentlich und macht ihn ungleichförmig. 

Um diesen Uebelständen teilweise zu begegnen, wird vielfach das 
t^ rockengut während des Prozesses umgeschaufelt, doch erfordert dies 
•iemlichen Aufwand an Geld und Zeit, sobald grössere Mengen in Betracht 
kommen. 

Einen Apparat, der das Umschaufeln mechanisch besorgt und der 
Namentlich zum Trocknen von Salpeter ven\'endet wird, baut die Firma 
^oebers Eisenwerk, Harburg a. d. Elbe, und ist derselbe in umstehender 
^ig' 346 dargestellt. 

Er besteht aus einem kreisrunden eisernen GefUss mit doppeltem Boden 
5ur Aufnahme des Heizdampfes und einer, teils auf dem Gefässboden, teils 
Ui einem Balkenwerk gelagerten stehenden Welle, welche auf der einen 
Seite eine verstellbare Schaufel und auf der anderen Seite eine schwere 



Pamicke. 



\^ 



Walze trägt, die das umgeschaufelte Trockengut zusammendrückt und zer- 
kleinert; der Antrieb erfolgt durch Riemenscheiben und Zahnräder in der 
bekannten Weise. 




Verbessert werden die Plandarren dadurch, dass man sie tiefet legi 
(Fig. 347) von oben abdeckt und für künstliche Ventilation sorgt. Dodi 
bleiben auch hierbei beträchlliche Uebelstande bestehen: Die Trocknung 
erfolgt ungleichförmig unti langsam, die Beschickung ist schwierig und zeil- 
raubend und die Einwirkung der Wanne auf das Trockengut ist nicht genau 
zu kontrollieren. 




Fig. 347- 



Besser iils diese Plandarron arbeiten die sogenannten Trockenkammern 
Dieselben stellen Räume dar, in welche das Trockengut in einer von dei 
äusseren Beschaffenheit desselben abhangigen Weise aufgeschichtet wird, so 
dass es möglichst viel Oberflache zur Einwirkung der Wärme darbietet Hai 
das Trockengut regelmässige Formen, etwa wie Backsteine, oblonge Platten 
u. dgl., und besitzt es schon vor dem Trocknen die nötige Festigkeit, so 
kann dasselbe mit gleichmassigen Zwischen ra innen aufgeschichtet worden, ohne 
Anwendung von Gestellen, Horden, Si;halen oder dgl. Ist dasselbe aber, 
was in der Regel zutrifft, pulverförmig, breiartig o<ler weich und plastisch, so 






igi 



inflssen in den Trockenkammern Gestelle errichtet werden, die Horden, 
Schalen oder sonst wie gestaltete Gefässe aufnelimen, auf bezw. in welciie 
das Trockengut in möglichst dünner Schicht aufgetragen wird. Die Gestelle 
mflsscQ so konstruiert sein, dass die Zwischenräume zwischen den einzelnen 
Aulbewahrungsge fassen passende Dimensionen erhalten. 

Die Trockenkammern selbst werden in der Regei gemauert; doch 
können sie awch in Holz liergestellt oder mit gut isolierten Eisenwanden ver- 
sehen sein. 

Die Gestelle in diesen Trockenkammern müssen datiert disponiert sein, 
dass sie Gange zwischen sich frei lassen, genügend breit um dem Arbeiter 
Kaum zu lassen, die GefSsse mit Trockengut aus- und einzubringen; die 
Thüren der Kammern müssen dicht schliessen und gut isoliert sein. 

Damit nun solche Trockenkammern rationell arbeiten, muss für genügende, 
genau regulierbare Erwärmung und richtige Abführung des Wasserdampfes, 
der aus dem Trockengut entweicht, gesorgt sein. 

Die Erwärmung geschieht durch direkte Feuerung, durch Luftheizung, 
durch strahlende Wirkung von einer Feuer- oder Dampf berührten Heizflache 
oder durch äussere Erwärmung der in diesem Falle am zweckmassigsten aus 
dünnem Eisenblech hergestellten Wände. 

Auch bei letzterem sind wieder viele Variationen möglich, die in jedem 
einzelnen Falle sorgfältig auf ihre Zweckmässigkeit zu prüfen sind. 

Die Abfährung der Wasserdampfe geschieht dadurch, dass die Kammer 
mit einem gut ziehenden Kamin in Verbindung gesetzt wird, und zwar ist 
darauf zu sehen, dass diese Verbindung möglichst kurz sei; an Stelle des 
Kamins kann ein Exhaustor treten. 

Mit der vorbeschti ebenen Anordnung, die man vielfach angewandt 
findet, ja der sehr häufig auch der Kamin oder der Exhaustor noch fehlt, 
kann man indessen ein einigermassen leidliches Ergebniss nur dann erzielen, 
wenn im Innern der Trockenkammer eine Temperatur von weit über ioo*C. 
herrscht, ein Fall, der seltener ist als die Anwendung von Trock entern pera- 
lUren unter loo" C. 

In letzterem Falle wird eine erliebliche Wirkung bei obiger Anordnung 
nicht erzielt werden, da, nachdem die Expansion der Luft in der Trocken- 
kammer den Grad erreicht hat, der dem Kaminzug oder der Wirkung des 
Exhaustors entspricht, ein Absaugen von Luft nicht mehr stattfinden kann, 
ein wirkliches Verdampfen von Wasser wegen zu geringer Temperatur nicht 
erfolgt und das relativ geringe in der Trockenkammer enthaltene Luftquantum 
sich bald völlig mit Wasaerdampf gesättigt haben wird, so dass es weiteres 
Wasser niclil mehr aufnimmt. Sobald dieser Moment erreicht ist, und er 
tritt sehr bald ein, hört das Trocknen auf und die Heizung verbraucht ganz 
nutzlos diejenige Wärmemenge weiter, die den fortwahrenden Transmission.s- 
verlusten der Kammer entspricht. 

Um die Kammer in Wirkung zu erhalten, muss demnach fort- 
wahrend frische Luft zugeführt werden, die, nachdem sie sich erwärmt 
hat. das Trockengut bestreicht, sich hier mit Wasserdampf sättigt, in diesem 
Zustand abgefährt wird, um frischer Luft, die wasseraufnahm eläli ig ist, Platz 
zu machen. 

Dieses Prinzip ist bei all en T rocken an lagen, deren Tem- 
nichl erreichen darf, fest zu halten. 

)c!i nicht alle Schwierigkeilen überwunden. 



4 
I 

t 



Bf.rütur I 

Doch sind dar 






geschieht die An- 
ordnung derart, dass Heizröhren, 
gleiciigiliig oh für Dampf oder 
fflr Heizgase, in die Kammern 
vedcgt werden, dass man an 
Stelle der Aussenluft durch 
OefTnung Eintritt in das In- 
nere gestaltet und an einer anderen 
Stelle der Luft wieder den Aus- 
tritt ermöglicht. Bei dieser An- 
ordnung (s. Fig. 348) wird ein 
Teil des Trockengutes rasch und 
gut trocknen, und zwar der Teil, 
der sich in der direktesten Linie 
zwischen Luft ein tritt und Luft- 
auslrilt befindet, und ferner der 
Teil, der hi unmittelbarer Nahe 
der Heizfläche gelagert ist 

Der Grund ist der. dass die 
Luft versuchen wird, auf dem liürBCSten Weg nach dem Exhaustor oder dem 
Kamin zu gelangen und die tlbrigen Teile der Kammer gar nicht zu berühren. In 
diesen Teilen wird demnach dasselbe Phänomen stattfinden, wie bei Trocken- 
kamraem ohne Luftzufuhr, die stagnierende Luft nird sich mit Wasser ! 
und dann nicht weiter trocknend einwirken. 

Doch findet dies nicht in der absoluten Weise statt wie oben, da dun^ 
die Wasseraufnahme eine Veränderung des spezifischen Gewichtes der LiA 
eintritt und dadurch im Innern der Kammern ein, wenn auch sehr langsaas: 
Luftwechsel an allen Punkten vor sich gelit. Ein rascher Luftwechsel f 
in der Nalie iler Heizflache statt wegen der dort durch die Erwärmung er- 
folgenden raschen VerSndemng des spezifischen Gewichtes der Luft; dag^en 
ist in der Nähe der Luft-Eintrittsste!lc die Trocknung wegen der hier hen^ 
sehenden niedrigen Temperstur sehr langsa 

Besser wird die Trocken Wirkung, wenn die frische Luft vor dem 
Eintreten in die Kammer vorgewärmt wird und ferner, wenn die Luft, 




Das Drücken bietet dem S;iugeu gegenüber den Vorieil, dass bei Un- 
dichtheilen an tler Trockenkammer lifichstens etwas warme Luft verloren 
gehen kann, während im anderen Falle kalte Luft angesaugt u'ird und sich 
dadurch an der belrefTeiiden Sielle der Trockenprozess verlangsamt. Ferner 
geht erfahrungsgemäss bei etwas Ueberdnick in der Kammer der Trocken- 
proitess auch in den sogenannten loten Ecken rascher vor sich als beim Saugen, 
sige Anlage dieser Art zeigt obenstehende Fig. 349. 

Ein grösseres Gebäude das fünf Trockenkammern enthalt, hat im Keüer- 
geschoss fünf Feuemngen und hinter diesen die Heizflache i 
eisernen Rippen röhren gelagert. Diese Rippenröhren liegen in lang gestreckten 
Kanälen und werden von einem Luftstrora bestrichen, der mittelst Ventilator 
durchgetrieben wird. 




Die Luft sii'ij;!, iLicIident 
sii? erwannt ist, in Schachten 
nach den einzelnen Trocken- 
kammern und wird durch lange, 
iius Blech liergesteÜte Kanflle. 
die mit zahlreichen Schlilz- 
schiebem, den sogenannten 
Wind Verteilern, versehen sind, 
^ti vielen Stellen gleichzeitig 
in die Kanimcm eingetrieben 
Nachdem sie sich hier mit 
Wasserdampf gesättigt hat, ver- 
Ulssl sie die Kammern und trili 
durch kaminartige Schachte, 

In Fallen, wo die feine Regulierbarkeit der Damptheizungen gewünscht 
wird, wo aber Dampf nicht zur Verfügung sieht, kann man vorteilhaft eine 
Methode anwenden, die in Fig. 350, einer Konstruktion von Fellner & 
Ziegler ia Frankfurt a. M -Bockenheim, veranschaulicht ist. 

Es wird hierbei, wie bei soeben beschriebener Anlage, die Luft ausser- 
halb der Trockenkammer erhitzt und nacli derselben geführt, doch nicht um 
frei auszutreten, sondern um ihre Wärme an eine zweite Heizfläche abzugeben, 
die dann genau wie Dampfheizflächc wirkt und wiederum mit Ventilation ver- 
sehen sein kann ; die erste erwflrmle Luft kann zu weiterer Verwendung fort- 
geführt werden. 

Diese Methode empfiehlt sich besonders in solchen Fällen, wo ver- 
schiedene Materialien zu trocknen sind, die zum Teil sehr sorglaltiger Be- 
handlung bedürfen, zum Teil gegen die Einwirkung verschiedener Tempera- 
turen sehr empfindlich sind, wie z. B. bei der Bearbeitung von Droguen. 



Trockenkan 



295 



B*i dieser Einrichtung wiri.1 man in Trockenkammern, in denen viel- 
etagigp Gestelle die Trockenhürden tragen, stets die Erscheinung beobachten, 
[)ass die oberen Hürden zuerst trocknen, wahrend die unteren weit längere 
Z«t erfordern. Dadurch geschieht es, dass ein Teil des Trockengutes lange 
Zeit unnötig in der Kammer bleiben muss, also der Frozess im Durchschnitt 
sicti verlangsamt; ferner ist das eingeblasene Quantum erwärmtet Luft auf das 
ganze Trockengut berechnet und wird nach teilweiser Vollendung des Pro- 
zesses nicht mehr ganz ausgenützt, also wird Wärme Verschwendung eintreten. 
Auch werden viele Materialien dem Verderben ausgesetzt, wenn sie nach 
Vollendung des Trockenprozesses, der doch immer eine gewisse Kühlung 
des Trockenguti^s betiingt, noch länger der höheren Lufttemperatur ausgesetzt 
bleiben. 




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jaij M 1 1 i if 



i 



TTTTTl 



Deshalb wird die Wirkung einer Trockenkammer dadurch \ervollkom 
da» roan den oben eru'ähnten Luftverteiter so gestaltet, dass jede einzelne 
Trockenschale auf den in der Kammer plazierten Gestellen einen Strahl der 
wannen Luft empfangt, wie auf vorstehender Figur 351, 




296 



IX. Abteilung. 



Allein auch die soeben beschriebene Einrichtung ergiebt noch kein voll- 
kommenes Resultat, da erstens der zuletzt en\'ähnte Uebelstand nur verringert, 
aber nicht beseitigt ist, und da aus konstruktiven Ursachen das Verhältnis 
zwischen Luftquantum und Menge des Trockengutes nicht günstig gewählt 
werden kann und deshalb die vollkommenste Ausnutzung der Wärme nicht 
erreicht wird. 

Aus allem Vorstehenden erhellt, dass beim Zuführen von Wärme zu 
dem Trockengut mittelst erwärmter Luft der Trockenprozess selbst sich fort- 
während ändert und damit immer ungünstiger wird. 

Es müsste daher die Bescliaffenheit der Luft fort>*'ährend geändert 
werden, um den Prozess stets in gleichem Stadium zu erhalten. Führt man 
diese Idee durch, so kommt man auf einen Trockenapparat, der in der 
Wirkungsweise dem Ringofen entspricht, d. h. man müsste den Lufteintritt 
lokal fortwährend verlegen, so dass die Länge des Raimies, der von der 
Trockenluft durchstrichen wird, nicht nur gleich bleibt — wie in der Trocken- 
kammer — sondern dass auch der Zustand der einzelnen von der Luft be- 
strichenen Stücke des Trockengutes stets derselbe ist, d. h. mit fast trocknem 
bei der Lufteintrittsstelle beginnend und mit ganz nassem an der auch fort- 
schreitenden Austritlsstellc endigend. 

Dies ist auch mehrfach mit gutem Erfolg ausgeführt; die Trocknung 
erfolgt rasch und mit minimalem Wärmeaufwand, aber die Anlage ^ird ver- 
hältnismässig gross, teuer und kostspielig in der Bedienung und deshalb ist 
es zu empfehlen, die Sache umzukehren, die Wärmezufuhr und die 
Dampfabfuhr an der gleichen Stelle zu belassen, dagegen das 
Trockengut langsam und gleichmässig von der letzteren Stelle 
zur ersteren, also nach dem Gegenstromprinzip vorwärts zu 
bewegen. 

Nach diesem Grundsatz sollten alle rationellen Trocknereien eingerichtet 
sein, denn wo auch nur irgend die Verhältnisse diese Einrichtung zulassen, 
wird technisch mit derselben das beste Resultat erzielt und die Betriebskosten 
sowohl an Heizmaterial, als an Löhnen für die Bedienungsmannschaft sind so 
gering, dass in den Fällen, wo die Anlage vielleicht teurer als entsprechende 
andere Apparate werden sollte, der Mehrpreis nicht nur in kurzer Zeit 
amortisiert wird, sondern sich auch der Gesamtbetrieb wesentlich vereinfacht 
imd verbilligt. 

Die Trookenanlagen mit bewegtem Trockengut zerfallen nun in zwei 
Haupttypen, in solche mit Trockenkanal und in solche mit Trockentrommel. 




Fig- 352. 



Der Trokenkanal, durch welchen das zu trocknende Material gefahren 
wird, ist, wie vorstehende Fig. 352, eine Ausführung der Firma Fei In er 
& Ziegler in Frankfurt a. M. - Bockenheim , schematisch darstellt, an 



rrockenkanal, jgy 

beiden Enden mit Schiebern S und S, verschlossen. Vor dem einen Ende 
liegt in einer Grube die Feuerunc: F und hinler dieser der Misclirauni M. 
Durch die Windleitung Fwird mittelst eines Ventilators Luft cingeblasen und 
iwar verzweigt sich diese Windleitung derart, dass die Luft dem Feuer teils 
als PrimSr-, teils als Sekundärlufl KUgef^hrt werden kann, während eine 
weitere Abzweigung in den hinter der Feuerung liegenden Mischraum M führt. 
Sämtliche Abzweigungen sind mit Schiebern versehen, so dass das an den 
verschiedenen Stellen einzulita sende LuFtquantum genau r^ulierbar ist. Die 
gasförmigen Verbrennungsprodukte mischen sich nun in der Kammer 3f mit 
der Trockenluft, erwSrmen dieselbe und dieses Genienge wird dem Trocken- 
kanai zugeführt. 

Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, die heisse Luft nicht an einer Stelle 
in den Kanal eintreten zu lassen, sondern dieselbe auf einige Wagenlängen 
durch einen unter dem Trockenraum liegenden Kanal C zu führen, der oben 
auf seine ganze Länge mit Schlitzen o vorsehen ist, durch welche die Luft 
in den Trockenraum AB gelangt. Die Luft streicht nun diesen Raum AB 
enüang und wird an dessen Ende in den Kanal D geführt, welcher unten 
in einen Dunstschacht E mündet. Es hat diese Anordnung hauptsachlich 
den Zweck, dass die die Anlage bedienenden Arbeiter nicht durch die ab- 
wehenden Dampfe belästigt werden. 

Das zu trocknende Material wird nun dem heissen Luftstrom in der 
Richtung von B nach A entgegen gefahren und gestaltet sich der Betrieb 
wie folgt: 

Der vordere Schieber S wird aufgezogen und der erste Wagen heraus- 
transportiert, dann wird der Schieber geschlossen, der hintere Schieber S, 
geöffnet und ein frisch beschickter Wagen eingefahren und mit diesem der 
ganze Wagenzug um eine Wagenlänge vorgeschoben. Hierbei mag gleich 
bemerkt werden, dass das Durchschieben der Wagen bei richtigem Gefalle 
und guter Schmierung oder bei Anordnung, der, der genannten Firma patentierten, 
gegliederten und beweglichen Trockenbühne {D. R. P. 471 13) durch zwei 
Mann besorgt werden kann. Wo Tertain oder sonstige Umstände die Anlage 
von Gefalle unmöglich machen, müssen die Wagen mit selbstthätiger Kuppel- 
vorrichtung versehen werden und kann alsdann ein Mann mittelst Winde den 
ganzen Wagenzug ziehen. Bei diesen Trockenanlagen kann die Isolierung 
«nc viel vollkommenere sein als bei irgend einer anderen Konstruktion, somit 
sind die schädlichen Warmevcriuste auf ein Minimum reduziert, 

Ein anderer Vorzug, der billigen Betrieb bedingt, ist der Umstand, dass 
das zu trocknende Material für den Trockenprozess selbst, von den Arbeitern 
nicht auf- und abgeladen werden muss, sondern von demselben Trans- 
portwagen, auf den es an der Fabrikations- oder Lagerstatte geladen, nach- 
dem es den Trockenraum passiert hat, an der Verbrauchsstelle erst wieder 
abgeladen wird. 

Femer ist für die Arbeiter der Vorteil damit verbunden, dass sie 
weder auf Darren noch in Trockenkammern zu treten gezwungen sind, 
da sie die Wagen mit trockenem Material mittelst eines langen Hakens heraus- 
ziehen imd die Wagen mit nassem Material ebenso ohne Betreten des Trocken- 
laiunes einfahren können. Dieser Umstand ermöglicht auch, die Temperatur 
in dem Trockenraume weit höher zu treiben, als es sonst bei Trockenkammern 
siUäss^ ist. 

Die Kontinuität des Trockenprozesses ist vollständig, da 
'seit gleiche Mengen nassen, halb und ganz trocknen Materials sich in 
1 Trockenkanal behnden. 



1 



298 



IX. Abteilung. 



Diese aus der Betrachtung des Systems hervortretenden Vorteile haben 
sich in der Praxis auch nachweislich voll und ganz bewährt. 

Die Menge des aus der feuchten Masse abgeführten Wassers be- 
trägt bei einzelnen Anlagen mit kontinuierlichem Betrieb über das 
siebenfache Gewicht der verbrauchten Kohlen, bei solchen mit nur 
Tagesbetrieb das fünf- bis sechsfache Gewicht des aufgewandten 
Brennmaterials und die Kosten der Bedienung gehen bei grossen Anlagen 
bis zur Hälfte derjenigen von Darren oder Trockenkammern herunter. 

Ausgeführt sind derartige Anlagen mit gemeinsamer Feuerung für eine 
Reihe von Kanälen und mit Einzelfeuerungen für jeden Kanal. Dem letz- 
teren System ist der Vorzug zu geben, da es für den Betrieb weiteren Spiel- 
raum lässt und im Falle von Reparaturen der Feuerung, einzelne Kanäle 
auszuschalten gestattet, während bei gemeinsamer Feuerung die ganze Anlage 
für eine Reparatur still gelegt werden muss. 

Die Anlage eines Ventilators ist stets vorteilhaft, bei mehr als 
zwei Kanälen ganz unbedingt zu raten, da man allein dadurch den Betrieb 
jedes einzelnen Kanals zuverlässig regulieren kann, was bei einem Kamin 
nur in geringem Masse der Fall ist. 

Ausser der Regulierbarkeit kommt bei Anwendung eines Ventilators die 
vollständige Unabhängigkeit von der Witterung in Betracht und nicht 
zuletzt der Umstand, dass zur Abführung von grossen Luftmengen entweder 
viele Einzelkamine, oder ein Kamin von sehr grossen Dimensionen angelegt 
werden muss, wodurch sich die Anlagekosten unverhältnismässig steigern. 

Zu l)cmerkcn ist noch, dass die Kanal trockenanlagen verhältnismässig 
wenig Platz in Anspruch nehmen, da der Raum über den Kanälen sehr 
gut zu anderen Zwecken verwendet werden kann. 




Fig. 353- 



Fellner & Zicgler haben unter anderem mehrere solcher Anlagen aus- 
geführt, bei welchen die Kanäle unter dem Parterrestock eines mehrstöckigen 
Fabrikgebäudes liegen. Die Wagen können dort am Ende des Kanals mit- 
telst Aufzug in den Parterrestock gehoben und das getrocknete Material dort 
weiter verarbeitet werden. 

Wenn eine solche Einrichtung auch nicht überall zulässig ist, so lässt 
sich doch der Raum über den Kanälen sehr wohl als Lager- oder Packraum 
ausnutzen. 

Die Dimensionen einer Kanalanlage, die Form der Kanäle, die passende 
Konstruktion der Wagen u. s. w. müssen selbstverständlich für jeden einzelnen 
Fall unter Berücksichtigung des Quantums des zu trocknenden Materials, der 
chemischen und physikalischen Beschaffenheit des letzteren und des zur Ver- 
fügung stehenden Brennmaterials festgestellt werden. 



Dl kcnkntial. 



299 



Sollen Malerialien getrocknet werden, d-enen die direkte Berührung 
t den Feuergasen schädlich ist, wie z. B. wohl die meisten chemi- 
len Produkte, so ändert sich an der Konstruktion der Anlage weiter nicjits, 
dass man die Trockenluft nicht mit den Feueiigasen mischt, sondern mit- 
[t Kaloriferheizung erwärmt — siehe Fig 353. 

Auch solche Anlagen sind bereits zahlreich in der Industrie ausgeführt, 
welchen die Trockenluft mit über 300' C. tn den Trockenrauni eintntt. 
bst verstandlich stellen sich solche Anlagen sowohl im Bau, wie im Betrieb 
'aa teuer. 

Die untenstehende Fig. 354 zoigt die Anordnung von mehreren Kanälen 

; gemeinsamer Feuerung und Verwendung der direkten Heizgase, wie sie 

das Trocknen von Zement, Erdfarben und anderen Materialien ausge- 




F>G> 354- 



ClJas Trockengut ist auf einfachen Schalcuwagen gelagert, die Kanäle 
hen etwas zurückliegende Alischlussschiebor und einen gleichfalls gemein- 
laftiichen Ahzugschacht Ein quer unter deo Kanälen hinsiehendcr gemein- 
Der Kanal dient zugleich als Mischkammer, in welche die Rauchgase und 
te Luft in dem erforderlichen Verhältnis gleichzeitig eingeblasen und von 
jedem einzelnen Trockonkanal zugeröhrt werden. 

Statt der (Jachen Schalenwagen werden, wo erforderlich, Gestellwagen 
Aufnahme von Hürden oder Blechen in einer oder mehreren Etagen 
[ewendei. 

Umstehende Fig 355 zeigt einen Trockenkanal mit Luftheizung; die 
ixflüche in Gestalt von Rippenröhren liegt unter dem Trockenltanal, die 
ichlussschieber, deren einer nach unten gesaugt wird, was aus lokalen 
Inden gelegentlich wünschenswert sein kann, sind an den Stirnflächen der 
□almauerung angebracht. In vorliegender Ausführung — ebenfalls von 
Ilncr & Ziegler — laufen die Wagen, ahnlich wie bei den Hängebahnen 
cn und das Trockengut ist an denselben aufgehängt. 



r 



300 



IX. Abteilnog, 




Ueberall da, wo aus PlaUmangel die Auafülirung der soeben erw'flhnten 
Konstruktionen nicht angilngig ist, kann man dasselbe Priniip auf einen senk- 
rechten Kanal anwenden, indem die Wagen senkrecht miteinander verkuppelt 
und mittelst einer beliebigen Winde Vorrichtung hochgezogen oder niedeTgelaseo 
»erden, wahrend sie oben oder unlen horizontal weiter geiahren werden 
können. 




Diese samllicben Konstruktionen und deren Details können selbstver- 
ständlich in verschiedenster Weise miteinander kombiniert und variiert werden, 
und dadurch ist eine ausserordentlich grosse Mauigfaltigkeit von Fonnen 
möglich, die beinahe fOr jeden Zweck das Geeignete ßnden lassen und doch 
alle auf dem gleichen Prinzip beruhen und die gleichen Vorteile bieten, 
möglichste Wärmeersparnis, geringe Bedienungskosten. gen 
Regulierbarkeit und fvir jedes einzelne Teilchen des Trockcngulö 
genau gleichartig verlaufender Trockenprozess. 

Einen TrtKkenkanal fflr Versuchszwecke oder kleinere Betriebe stellt 
nachstehende Fig. 356 dar; hierbei ist der Kanal aus Blech angefertigt, 
welches gegen Warme Verluste durch einen Mantel aus Isoliennasse gc- 
schützt ist. 

Auch bei dieser kleinen Form sind alle obigen Variationen mög 
es kann durch Dampf oder Feuer gehetzt werden, es können RauchgaK 
oder reine erwärmte Luft durchgeführt und zwar geblaseo oder ges 
werden. 

Es sei an dieser Stelle die Bemerkung erlaubt, dass bei der Kanal- 
trockenanlage ebenso wie bei den folgenden .\niagen die schädliche 
Wirkung des Saugens gegenüber der des Blasens eQtfemt 



SchachltrackenoFen. 






m — r-r r— — r- 


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; ; ■ 


I i 

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li ; 





Kanal, ist der in Fig. 357 dargestellte Si 

Derselbe ist äusserst leistungsfähig, sehi 
ausserordentlich ökonomisch, doch ist er nur an 
Stücke festen Materials, hauptsächlich für Min 
Form in grossen Massen getrocknet werden sollt 
obtn vermittelst Elevatoren, Transportbändern, ode 
bahnen aufgegeben und unten an einer oder mehrer 



;ht in dem Masse zur Gdtung 
iiint, wie U?i ilen Trockcnkam- 
m, da der Weg der Luft viel 

her e r vorgeschrieben ist und 
lilichtigkeiten weit weniger 

iricheinlich sind. 

Ein sehr einfacher Trocken- 
■ariit, der im Grunde auf dem 
ichen Prinzip beruht wie der 



ocke 



bil 



g und im Betriebe 

'enden für gan» grobe 

ilien, die in obiger 

Dieselben werden von 

lit Hange- bezw. Seil- 

ithüren abgezogen. 



1 Seiti 



Durch ihr eigenes Gewicht sinken sie allmählich herunter, dabei den gleichen 
Gang des Prozesses durchmachend wie das Trockengut in den Trockenkanfllen. 
Unten im Ofen befindet sich ein dachförmiger Kost, unter welchen die Luft, 
Feuergase etc, eingeblasen werden, um oben mit Wasserdampf ges3ttigt frei 
zu entweichen. 

Als vollkommenster Trockenapparat für alle Fälle, in denen 
fr Oberhaupt Anwendimg finden kann, daif die TrockeDtromisel bezeichnet 
werden 



r 

I 



302 



IS. Abteilung. 



Dieselbe Stellt im allgcmeintti einen Z\ linder dar der von nmen oder 
aussen oder innen und aussen erwärmt wird und das m demselben befind 
liehe TroUtengut durch Rotation in steter Bewegung erhält Der Zylinder 
kann eine mit Armtn Schaufeln otltr der^l besetzte Athse enthalten die in 
dem stillsitLh enden Zj linder rotiert otler uno^ekel rt die Achse kann still 
stehen und der Zylinder rotieren oder beide kfnnen sich in gleicl eni oder 
entgegengesetztem Sinne drehen Am testen bewährt sich die Trockt-n 
trommtl wenn sie im Innern kemv bewegten Teile enthält da diese durch 
das Frockcngut wenn dieses in grlberen Stücken vorhanden ist Hemmungen 
erfahren ui 1 e ent zerl rerl un 1 furn r le 1 1 t unerwünschtes 

/crkl I M I I I I nen 




£_.; 



cr^ r, 



L 



Die Rolatiun der Trocken Lromrad bczw. ihrer Achse hat aber nicht 
allein den Zweck das Trockengut umzurühren, d. h. dera Trockenproiess 
fortwahrend neue Oberfläche zu bieten, wodurch derselbe ausserordentlich 
beschleunigt wird, sondern auch es langsam vorwärts zu bewegen, so dass 
der Trockenpro zess in ganz gleicher Weise, nur gefördert durch das stete 
Umrühren, vor sich gehl wie im Trockenkanal, also kontinuierlich wird und 
an jedem einzelnen Teilchen des TrocTiengutes sich in gleichförmiger Weis« 
um! in gleichen Stadien voUziehl. j 



TrockenlronimH. 303 

Die Vorwärtsbewegung wird auf verschiedene Art erreicht und zwar 
entweder dadurch, dass eine im Innern der Trommel befindliche, mit Armen 
versehene Achse ri)tiert. welche Arme nach einer Seh rauben flache angeordnet 
sind, also wie eine Transportschnecke wirken, oder dadurch, dass die Trommel 
geneigt ist. Letzteres kann man auch dadurch erreichen, dass man den 
Trommelmantei kegelförmig gestallet, in welchem Falle die Achse aber hori- 
zontal liegen kann; die zylindrische Trotnraelform mit zur Horizontalen ge- 
neigten Achse ist aber wegen ihrer leichteren und billigeren Herstellungs- 
weise vorzuziehen. 

Geschieht die Fortbewegung des Trockengutes auf die letztere Art, so 
ist eine Trommelachse mit Armen entbehrlich und der Antrieb geschieht 
ähnlich wie beim SodEiofen durch einen auf dem Trommelmantel sitzenden 
Zahnkranz für Schnecken- oder Kammrad -An trieb. 

Erslerer — der Schneckenrad- An trieb — ist um deswillen vorzuziehen, 
weil er sich leichler anordnen ISsst und bei den üblichen Umdrehungszahlen 
der Haupt trän smissionen ohne umständliche Uebcrselzungen die gewünschte, 
seht langsame Rotation der Trommel ergiebt. Bei dem an sich sehr geringen 
Ktaftbedarf der Trocken trommeln hat die Anwendung der Schnecke in Bezug 
auf ihren Nutzeffekt kein Bedenken. 

Im Innern dieser Trommeln müssen Seh i5pf Vorrichtungen an dem 
Hantel befestigt sein, die das Trockengut mit in die Höhe nehmen und es 
hogum und in kleinen Quantitäten wieder fallen lassen und damit jedes 
einselne Kom oftmals der umgebenden, warmen Luft aussetzen. Dabei wird 
das Trockengut immer senkrecht zur Trommelachse gehoben und füllt senk- 
recht zur Horizontalen wieder herab, beschreibt also eine Schraubenlinie, 
deren Ganghöhe abhängt von der Neigung der Trommelachse gegen die 
Horizontale. Jede Umdrehung in der Trommel bedeutet für jedes in der- 
selben befindliche Teilchen eine Vorwärts beweg img um einen Schraubengang 
und damit sind zwei Mittel gegeben, die Vorwärtsbewegung im Innern der 
Trommel nach Belieben zu regulieren, nämlich die Umdrehungszahl und die 
Neigung der Trommel gegen die Horizontale. 

Ist letztere gleich Null, so wird die Ganghöhe der Schraubenlinie, in 
welcher das Trockengut sich bewegt, auch gleich Null und damit findet nur 
dn Umrühren, aber keine Vorwärtsbewegung statt; ist sie sehr klein, so findet 
täa langsamer, ist sie grösser, so findet ein rascherer Transport statt. 

Da nun öfter in derselben Trommel verschiedenes Material getrocknet 
werden soll, oder auch dasselbe Material zu verschiedener Zeit mit ver- 
sdiiedenem Feuchtigkeitsgehalt aufgegeben wird, so ist es erwünscht, den 
Apparat verschieden arbeiten zu lassen und geschieht dies bei den von 
Feltncr & Ziegler in Frankfurt a. M .-Bockenheim konstruierten dadurch, 
dass man die Trommelneigung verstellbar macht. Hierdurch wird der 
Durchgang des Trockengutes je nach Bedarf beschleunigt oder verlangsamt, 
der Trocken pro zess aber stets gleichmassig geführt und auf dt'r Grenze des 
geringsten Aufwandes gehalten. 

Aus Vorstehendem ergeben sich mehrere Typen von Trocken trommeln, 
deren Details aber nach Belieben kombiniert werden kennen. 

Fig- 358 zeigt eine ho naoniale Trommel a mit Achse b, deren Arme c 
das Trockengut voni-arts bewegen: der stillstehende Trommelmantel ist doppd- 
wandig und wird mit Dampf geheizt.. Die entweichenden Wasserdilmpfe cnt- 
sich fri-'i durch dieselbe Oeffnung, durch die das Trockengut aufge- 



^^Bmen 



304 



IX. Abteilang. 




Fiß. 358. 

Einen kegelförmigen, um seine horizontale Achse rotierenden Trocken- 
apparat zeigt Fig. 359. Arme sind auf der Achse nicht angebracht, da die 
Vorwärtsbewegung des Trockengutes durch die Neigung des Tiommelmantels 
in unveründerlicher Weise geschieht; die Beheizung findet von aussen durch 
direktes Feuer statt und kann die Luft frei ein- und austreten. Dieser 
Trockenapparat ähnelt in der Einwirkung der Feuerung am meisten einer 
offenen Plandarre. 




^'iß- 359. 



Fig. 360 stellt eine zylindrische Trockrntrommel ohne und Fig. 361 
mit innerer Schö|)fv()rrichtung dar. Die Beheizung erfolgt durch direktes 
Feuer, dessen Gase, mit dem (Tforderliehcn Luftijiiantum gemischt, das Innere 
der Trommel durchstreichen. Das Trockengut wird am oberen Ende bei CL 
eingegeben, fällt am unteren Kndi* in «'inen Raum &, in den auch die Feuer- 
gase eintreten, um in die Trommi»! zu gel:ini;en. Ein Ventilator c facht die 
Feuerung an und giebt zugleich liinter derselben bei d noch kalte Luft zum 
Mischen ab. 



hat verstellbare Trocken trommeln ausgeführt, mit welcheo man, je nach der Be- 
schaffenheit des Materials, bis zu lOOO kg. Wasser per Stunde aus dem 
Trockengut entfemcn kann. 




Fig. 36s. 

Einen Trockenapparat, der in gewisser Beziehung die Kombination einet 
Trockenkammer und eines Trockenkanala bildet und speziell zum Trocknen 
für teigartige Massen dient, baut die Firma H. F. Stoll berg, Offenbach a. M 

Diese, für kontinuierlichen Betrieb eingerichtete und seibstthätig arbeitende 
Trocken maschine ist mit einer zweiwalzigen Mühle kombiniert, in deren Trichter 
die teigartige Masse z. B. bei Trocknung von Seife der frische Kern einge- 
führt wird. Hier erfährt derselbe eine Vermahlung und fällt alsdann in endlo- 
dünnen Streifen in das. die eicentlidie Trocken maschine bildende Gehaust 




3'>3- 



Im liuiern desselben ist t;ine Reihe endloser TraiispurUü.hcr i.u-e- 
bracht, welche die ganze Lange und Breite der Maschine einnehmen. 

Diese Transporttücher werden in der Weise in Bewegung gesetzt und 
sind derartig angeordnet, dasa das oberste Tuch, welches die von der Mühle 
abfallenden dünen Seifen streifen aufnimmt, dieselben bis zu seinem Ende 
führt und alsdann wendend auf das nSchst unlere Tuch abgiebt. Dies zweite 
Tuch giebt die Seifenbander ebenfalls wendend, auf das dritte ab und so 
wiederholt sich dieser Vorgang bis ilas unterste Tuch die gelröckneleii 
Seifenbander ausserhalb der Maschine hcrvurbrinüt. 



307 



\\tf diesen beweglichen endlosen Unterlagen vollzieht sich die Ver- 
ng des Wassers aus den Seifenstreifen, begünstigt durch die sich der 
ietende grosse Oberfläche letzterer. 

[n dem unteren Teile der Maschine befindet sich ein Heizkörper, 
t mit direktem oder vorteilhafter noch mit dem von der Betriebs- 
ne abgehenden Dampfe geheizt werden kann. 

Dieser Heizkörper dient zur Erwärmung der Luft innerhalb der Trocken- 
ne auf ca. 70" C, worauf dieselbe die einer dem Transporte der 
itreifen entgegengesetzten Richtung die Maschine durchzieht 
ch ihrer Sättigung mit dem aus der Seife entweichenden Wasserdampf 
ncm an der Decke des Gehäuses angebrachten Exhaustor in's Freie 
irtiert zu werden. 




'Am Schluss dieser Abteilung sei noch eines Trockenapparates Erwähnung 
I, der unter Vakuum und mit niedriger Temperatur arbeitet und der 
liehen Materialien Anwendung findet, welche wegen ihrer Empfindlichkeit 
verhältnismässig hohe ErwSrmung nach den bis jetzt bebandelten Me- 

eis tanz Veränderung nicht trocken dargestellt werden konnten, 
end sehr lauger Zeitdauer der Trocknung unterliegen raussten. 






308 IX. Abteilung. 

Es ist dies der von Emil Passburg in Berlin erfundene V«kuoi 
Trockenftp parat, der vorstehend in Fig. 3O4 dargestellt ist und nach den 
Angaben des Erfinders aus einem gusseisemen oder schmiedeeisernen Kaslen 
besteht, welcher von einer oder beiden Seiten durch eine Thttr hermetisch 
dicht abgeschlossen werden kann. 

Dieser Kasten besitzt im Innern in mehreren Etagen Qbereinander an- 
geordnete geschlossene Dampfkästen oder Heizkammern (auch filr Warm- 
wasserheizung), in welchen Ein- und Ausgangs» tu txen för den Heizdatnpf oder 
das Hei?.wasser dampfdicht befestigt sind. Diese Heizkammern werden in 
der Regel fttr einen Druck von ,5 Atmosphären gebaut. 

Auf denselben ruhen eiserne, kupferne, verzinkte oder thfineme Schalen, 
welche das zu trocknende Material enthalten. Nachdem die mit Gununi- 
dichlung versehene Thür des Apparates geschlossen ist, wird mittelst einer 
Luftpumpe ein Vakuum von ca. 730 mm Quecksilbersäule im Apparat erzeugt, 
wahrend Retourdampf oder direkter Dampf etc. die Heizkästen durchstreidil 
Schon nach Erwärmung des Trockengutes auf eine verhältnismässig reclil 
niedrige Temperatur — etwa 40'' C. — kocht das Wasser bei dem ent- 
sprechenden Vakuum lebhaft aus d«n Materialien heraus, wobei diese schnell 

Selbst sehr schwer zu trocknende Substanzen, welche nach anderen 
Methoden tagelang erwärmt werden niussten oder übeihaupt nicht getrocknet 
werden konnten, sind in diesem Apparate meistens schon im Verlauf einiger 
Stunden trocken, ohne dass die Stolle irgendwie durch Überhitzung leiden. 

Die Beschickung des Apparates ist einfach und bequem. Der Betrieb 
sehr reinlich und zuverlässig. - — ■ Die Temperatur wird durch einfache Venlü- 
stellung an der Dampfleitung reguliert. 

Bei Warntwasserbeizung und unter Verwendung einer Vakuumpumpe 
für hohe Luftleere kann die Verkochung des Wassers der zu trocknenden 
Materialien schon bei 20° C. bewirkt werden. Anwendung findet dieser 
Apparat zum Trocknen von Anilin- und anderen Farben. Alizarin, Milch" 
Zucker, Extrakten und anderen Produkten der chemischen Industrie. 

Zum Trocknen von Explosivstoffen sind diese Apparate in etwas 
weichender Form und zwar unter BerQcksichtigung einer etwa eintretenden 
Explosion angewendet worden. Auch hier besteht der Ap]5arat (Fig. 365) i^' 
einem geschlossenen gusseisernen Gefäss, welches sich auf einer Seile durch 
Thüren flfihen lasst, die sehr leicht in ihren Angeln gehen. In diesem Gefiws 
sind 4 hohle Horizont alplatten über einander angebracht, welche durch dai 
.Abdampf der Maschine — Rohrleitung b — geheizt werden, wie die Abbildungen 
zeigen. Die zu trocknenden Explosivstoffe werden auf flachen Schalen aus- 
gebreitet und letztere iiuf diese Waraieplalten gestellt. Mit dem eigentlichen 
Trockenapparat B fest vcibunden ist das Explosionsgeftlss A, welches mit 
44 Sicherheitsventilen versehen ist. Die Deckel, die auf den Öffnungen lose 
aufliegen, sind mit Gummiringen versehen und schliessen infolge des Luft- 
druckes bei Herstellung des Vakuums im Innern absolut luftdicht ab. Eine 
nasse Luftpumpe, welche mit dem Trockenapparate durch Rohrleitung a in 
Verbindung steht, erzeugt im Innern des Apparates ein Vakuum von mindestens 
~CK) mm. Hierbei entweicht, durch die von den Dampfplatten geleitete Wärme 
unterstützt, das in dem Explosivstoff enthaltene Wasser sehr schnell bei 
niedriger Temperatur. In kurzer Zeit ist das Trocknen beendigt; durch Ventil- 
umstellung kann man an Stelle des Abdampfes der Maschine kaltes Wasser 
durch die Wärmeplatten leiten, wodurch die in den Schalen befindlidien 
Explosivstoffe in wenigen Minuten abkühlen und aus dem Apparat ohne irgend 



Vilranm-Trockeompparat. 



309 



Gefahr heniusgenommeQ werden können. Auf diese Weise sind leicht 
:knende Substanzen in '/j, die schwierigst zu trocknenden, wie t. B. 
zpulver, in i Stunde vollständig zur Weiterverwe ndung geeignet her- 
:n. In dem Falle, dass eine Explosion eintritt, dehnen sich die G;ise 
I Expansion^efäss aus, wobei das Vakuum sozusagen eine Art Auf- 




Tjc— 



Fig- 365. 



ittel für die Explosionsprodukte darstellt. Bildet sidi dennoch ein 
^ck in dem Trockenapparat, so werden die 44 Sichcrheitsdeckel des 
ionsgefüsses herabpeworfen, worauf die Gase frei austreten. Die Sicher- 
ckel sind abwechselnd so angeordnet, dass die Deckel, wenn sie ab- 
die Rander der Öffnungen nicht bescliadigen. Derjenige Teil des 
5, worin sich die Espanstonsge fasse befinden, ist von dem Teil mit dem 
eben Trockengefäss durch eine hölzerne Wand so getrennt, dass im 
lie Deckel von den Sicherheitsventilen abfliegen, die Bedienungsmann- 
nicht verletzt werden kann. Die samtlichen Ventile, sowie die Vakuum- 
befinden sich im Maschinenraum, damit nach Beschickung und Ver- 
«n des A])parates der Truckenraum nicht mehr betreten zu werden 
:, bis das Trocknen vollendet und der abgekühlte Apparat wieder mit 
;fullt ist. 



.i@5..^^s:!S* 



X. Abteilung. 



Apparate zur Besttmmang des Gewichtes, der 
Temperatur, des Druckes and des Zuges. 



Wagen. Von den Appara 
wichts ~ den Wagen — sind a 
welche hier wohl nicht beschrieben 
Brücken- und Laufgewichtsw; 
schiedensten Betrieben im allgcme 

Die Tafelwagen bestehen, 
nach dem System Beranger von 
Wage — , aus einem gleich- 
armigen Wagebalken , auf ,•— 
welchem die beiden Schalen 
ruhen, welche sich infolge 
der gewählten Hebelanord- 
nung genau vertikal auf imd 
ab bewegen. 

Genaue Wa jungen kann 
man natürlich auf diesen 
Wagen nicht ausführen und 
geht man mit den darauf ' 
25 Kilogramm. 

In solchen Fallen, wo di 



en zur Beslimmung des absoluten Ge- 
;ser den chemischen oder Präzisionswagen, 
1 werden brauchen, die Tafel-, Balken-, 
;en wohl diejenigen, welche in den ver- 
en Gebrauche sind, 

'ie untenstehende Figur 366 zeigt — eine 
. Losenhausen, Dtlsseldorf ausgefilhne 



W^ 






:hmende 



Fig. 366. 
1 Gewichtsbestimmungen nicht Ober 



geringes Übergewicht ein verhältnis- 
massig grosser Ausschlag des Wagebalkens verlangt wird, wendet man die 
Balkenwagen an, welche freistehend, wie in Fig. 367 dargestellt, oder 
hangend angeordnet werden können. Durch ihre einfache Konstruktion sind 
sie unempfindlicher gegen Staub und Schmutz als jede andere Wage und 
diesen deshalb entschieden vorzuziehen. 

Giebt man bei der hangenden Ausführung der Wagschale die Form 
einer Schaufel und hängt das Gewicht für ein und dieselbe Belastung dauernd 
fest, so erhält man eine Wage, welche zum schnellen Abwiegen grosser 
Quantitäten geeignet ist, für diese Zwecke, z. B. Abwiegen von Salpeter. 
Sulfat, Schwefelkies etc., genau genug arbeitet und sich sehr leicht von einem 
Ort zum anderen transportieren lasst. Mit dieser 



I Balkenwagen kann man 



Gewichte bis zu 1000 kg, konstatieren. 

Die am meisten angewendeten Wagen sind 
wagen und seien im allgemeinen alle diejenige! 
welchen der zu wiegende Körper auf eine Art Plattform — die Brücke - 
gebracht wird, welche durch ein Hcbelsystem mit der Wagschale in V« 



unstreitig die Brücke] 
darunter verstanden. 



Wagen. 



311 



1 Hebel Verhältnissen unterscheidet e 



ransportabel, die Zentesimal- 

und deshalb stationär. 




düng; steht. Je nach den gewahlli 
zimal- und Zentesimal-Wagei 

Die Dezimalwagen sind 
gen hingegen nur für grosse L. 

Die Brücken der Wagen sind bezüglich ihrer Formen äusserst mannig- 
ig und passen sich den einzelnen Bedürfnissen genau an, so giebt es Brücken, 

welchen aus den Seiten Verlangerungen herausgezogen werden können, 

grosse Lasten spezilisch leichter 
rper zu wiegen, femer giebt es 
icken, bei welchen z. B, beim 
Egen von Flüssigkeilen der Be- 
ter ein für allemal fest mit der 
Icke verbunden ist etc. 
3ie Zenlesimaiwagen liegen 
sstenleils so in der £rde ein- 
ettet, dass das daiauf zu wie- 
de Fuhrwerk oder der Eisen- 
in wagen ohne Hindernis iuil- 
1 abfahren kann. 
Bezüglich des Materials uiit^r- 
eidet man hölzerne und ui- 
ne Brückenwagen, jedoch sirnl 

letzteren wegen ihrer grösseren 
ierstandsfähigkeit gegen Tein- 
atur- und Witterungsverhältnissi 

schieden vorzuziehen. 1 1^, ,..;. 

>■ namentlich bei den kleineren, 

lapottabelen Wagen durch den öfteren Ortswechsel ein hauliger Verlust an 
richtsleinen eintritt oder das lästige Suchen danach viel Zeit in Anspruch 
imt, so hat man diese Wagen konstruktion mehr und mehr verlassen, lässt 

Wagschalen ganz weg und konstatiert das Gewicht durch einfaches Ver- 
ieben eines Laufgewichtes auf einem mit Skala versehenen Hebel. 

B'^Jie Gewichtsemiittelung geschieht schnell und genau und um das be- 
unte Gewicht auch gleichzeitig dauernd zu notieren, kombiniert man diese 
ifgewichte mit Dtuckapparaten. 



1 




Fig. 36M. 



Abicilunij 



Der bekannteste Druckapparat ist der nach System »Ch 
bei diesem besitzt der VVagebalken, ausser den Teilstrichen zur direkten Ab- 
lesung des ermittelten Gewichles, noch erhabene Zahlenstempel, welche dis 
Gewicht der Last in nebeneinander siehenden Zahlen. Brutto und Tara unter- 
einander, auf eine Karte zu drucken ermöglichen. 






Fig. 169 

Obeustehend ist der Kopf einer Wage mit >Chameroy<-Druckapparat, 
wie sie z. B. J. Loscnhauaen in Düsseldorf baut, dargestellt; hierbei sinil 
empfindliche, leicht Reparaturen ausgeseUte Teile möglichst ausgeschlossen. 
Reuther&Reisert in Hennef a. d. Sieg bauen eine automatische 
Wage {Fig. 370) zum Verwiegen von feinkörnigen und pulveribrmigen 
Materialien, bei welcher an einem gewöhnlichen, gabelfiirmigen Wagebalkeii 
auf der einen Seite das GeRLss zur Aufnahme des zu wiegenden Maieriak 
und auf der anderen Seite die Gcwichtsschale hängt. Der senkrecht über 
dem Gefass augebrachte Einlauf- 
trichter hat zwei Ein! aufklappen, vou 
denen die eine den Zufluss kurz \'ot 
erreichtem Gleichgewicht verringert 
während die andere bei erreichtem 
Gleichgewicht den Zufluss ganz ab- 
sperrt. Sind die Einlauf klappen ge- 
schlossen, so entleert sich das Gefäss 
sehr rasch und füllt sich nach dem 
Entleeren wieder selbstthatig. 

Auch hier kann man die Ge- 
richte automatisch feststellen lasaeo 
und geschieht dies in der Weise, 
dass nian durch das Schliessen der 
Emlaufki;ippen ein Zahlwerk In Be- 
wegung setzt, welches jede Ent- 
leerung der Wage anzeigt, man hat 
also nur die so erhaltene Zahl mit 
dem Gewicht auf der Gewichisschale 
Gesamtgewicht zu erhalten. 
Staub zu schützen und sie Unbefugten unzugänglich 

dieselbe am besten mit einem Blecbkasten. 
:h bei allen solchen pul ver form igen Materialien gut 
bewahrt, welche in grossen Massen, zum Zweck des Verkaufs oder des Ver- 
brauchs in einzelnen Fabrikationen genau abgewogen werden müssen, wodurch 
man nicht mehr auf die Gewissenhaftigkeit der Arbeitet angewiesen ist. 



WKgCD. 



313 



Eine ebenfalls automatisch atbeitende Wage (s, Fig. 371-) baut die 
Firma Carl Schenck in Darmstadt. 

Die Konstruktion dieser Wage ist so vollkommen, die AusRihrung der- 
selben 90 genau, dass sie von der Kaiserlichen Normal -Aichungs-Kommission 
als aichfahig anerkannt wurde. Sie unterscheidet sich von den anderen 





Konstruktionen vnrleilliaft dadurch, dass für die Öffnung der Bodenklappe 
ein von den Abachluss klappen unabhängig bethäligler Schlaghebel und für die 
Wiederf'iflhung der Ein lauf klappen nach Verschluss der Bndenklappe ein be- 
sonderer Gewichtshebel angeordnet ist. Die Bodenklappe ersetzt die sonst 
Übliche Kippschale und wer- 
den dadurch die Stössc auf 
den Wagebalken, die sonst 
bei der Entlastung der Last- 
schale auftreten, gänzlich 
vermieden Au-sserdem ist 
die Wage verhällnismüssig I 
leicht, beansprucht wenig I 
Raum und sind die sämt- 
lichen Pfannen derart kon- 
struiert und angeordnet, dass 
sie unempfindlich gegen 
SUub sind. Die vorzüghch- 
slen Zeugnisse über diese 
Wagen liegen aus der Praxis 
x'or und dürften die beste 
Empfehlung für dieselbe sein. 
Dieselbe Firma Carl 
Schenck in Darms tadtbiiut 
noch Flüssigkeitswagen 
speziell fOr chemische Fabriken in verschiedenen Ausführungen. Bei der 
Wage mit Kippgefass (s. Fig. 372) ist das letztere so angeordnet, dass 
dasselbe durch Umkippen nach der Seite von Hand entleert wird. Bei der 
sogen. Tonnen- oder Süurewage (s. Fig. 373) liegt das zur Aufnahme 




'''£■ 373. 



der Flüssigkeit dienende Gewiss auf einem auf der WagebrQcke montiolein 

eisernen Bocke so auf, dass seine Füllung und Entleerung bequem vor- 
genoranien werden kann. 



Aräometer. Auf die Instrumente zum Messen der spezifluben 

Gevlobte von Flüssigkeiten — die Aräometer — glaubt der Verfasser 
nicht eingehen zu sollen, da dieselben allgemein bekannt sind und auch den 
zu dienenden Zwecken entsprechend sehr verschied entliche, kaum alle an- 
Kuflihrende Formen besitzen. 




Thermometer usd Pyrometer, 



eine fortwährende Kontrolle derTein- 
peratur unbedingt erforderlich und 
um dies nun, unbeschadet der Hall- 
barkeit und der bequemen Ablesung 
auch jederceit zu ermöglichen, «fer- 
den die Thermometer ein- fßr alle- 
mal an einer bestimmten Stelle 1«- 
lassen und zum Schutze gegen äussere 
Beschädigungen mit SchutzhOisen ver- 
sehen. 

Je nach der Art der Geiässe und 
Apparate, in welchen die Temperatur 
beobachtet werden soll, bringt man 
an das Thermometer zur Verbindung 
mit quest. GefSssen entweder einen 
Konus (Fig. 374), einen Flansche» 
(Fig. 374 punktiert), einen Halten 
zum Einhangen (Fig. 375) oder eine 
Vcrschraubung (Fig. 376) an; in 
vielen Fällen genügt es auch, einen 
Pfropfen aus Gummi über ein ge- 
wöhnliches Thermometer zu schieben 
und so in einer Oeffnung des Gt- 
fasscs, der Ruhtleilung etc. zu be- 
festigen. 

Bei senkrecht stehenden Appa- 
raien wird es sich behufs bequemer 
Ablesung empfehlen, die VVinkel- 
Thetmometer (Fig. 377 und 378) 
anzuwenden. 

Da aber mit zunehmender Tem- 
peratur die üblichen QuecksUber- 
ihermometer an Genauigkeit ver- 
lieren, so sind für die Temperatiu«n, 
welche über dem Siedepunkte des 
Quecksilbers liegen, besondere Ib- 
sttumente — Pvromele 
slruieri worden. 



Ea soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass man versuchte, das Queck- 
silber doch für hfl her, als seinem Siedepunkte bei gewöhnlichem Drucke 
entsprechende Temperaturen (d. i. 360° C.) zu verwenden, indem man in das 
Innere eines entsprechend konstruierten Quecksilber-Thermometers komprimierte 
Gase leitete. 




1 



Fig 377. lind Fig. 378. 

Unter dem erhöhten Druck derselben steigt der 
Siedepunkt des Quecksilbers ganz bedeutend und die 
Grenze für den Gebrauch des Quecksilber-Thermometers 
wird damit beträchtlich hinaufgerückt. 

So vermag man bei Verwendung komprimierten 
Stickstoffs oder noch besser komprimierter KnhIensHure, 
vobei das Quecksilber unter einem Druck von 17—18 
Atm. steht, Temperaturen bis zu 550* des hundert- 
tetligen Thermometers zu messen. (Das Instrument wird 
hierzu von einer besunderen Art schwer schmelzbaren 
Glases hergestellt.] 

Eine andere Art ist die Verwendung einer fiüssigen fie 379- 

Legirung von Kalium und Natrium an Stelle des Queck- 
silbers. Dieses Thermometer gestattet, -wenn Glas von besonderer Harte 
dazu verwendet wird, die Messung von Temperaturen bis zu 600" C. 
_ Diese beiden Methoden können jedoch zur genauen Bestimmung höherer 

.peraturen nur beschränk tc Anwendung finden, weil verschiedene Irrtümer, 




I 



3i6 X« Abteilang. 

welche den gewöhnlichen Thermometern anhängen, so hauptsächlich die 
Schwankungen des Nullpunktes, die in den linearen und räumlichen Ver- 
änderungen des Behälters bei längerer Einwirkung der höheren Temperatur 
und darauf folgender Abkühlung ihren Grund haben, bei den zur Verwendung 
kommenden Instrumenten nicht zu vermeiden sind. Nichtsdestoweniger ge- 
währen derartige Instrumente, wenn sie eigens kalibrirt und korrigirt sind, 
z. B. dadurch geprüft, dass man sie definitiv bekannten Temperaturen (wie 
der des kochenden Schwefels) aussetzt, zweckmässige Mittel, Temperaturen 
zu bestimmen, welche erheblich über der oberen Grenze des gewöhnlichen 
Quecksilberthermometers liegen. 

Für höhere Temperaturen jedoch, z. B. solche, welche gewöhnlich un- 
bestimmt mit den Ausdrücken > Rotglut c, »helle Rotglut c, »Weissglutc 
u. s. w. bezeichnet werden, sind die oben bereits erwähnten Pyrometer 
notwendig. 

Auch von diesen Instrumenten giebt es zahlreiche Konstruktionen und 
benutzt man die ungleiche Ausdehnung verschiedenartiger Me- 
talle, die Ausdehnung eines Gemisches von Graphit und Thon, 
die Ausdehnung der atmosphärischen Luft, die Aenderung des 
elektrischen Leitungswiderstandes eines Platindrahtes und die 
Spannung, welche gesättigte Dämpfe einer Flüssigkeit zeigen, zur Erkennung 
der Temperatur. 

Ein Pyrometer (Fig. 379), bei welchem die Ausdehnung ver- 
schiedenartiger Metalle zum Anzeigen der Temperaturen benutzt wird, 
stellt Sc^äffer & Budenberg in Magdeburg- Buckau her und zwar können 
diese Metalle in Form von Stäben oder von Spiralen angewendet werden. 
Damit dieselben aber richtig die Wärme aufnehmen, ist es erforderlich, sie 
möglichst auf ihre ganze Länge der Wärmequelle auszusetzen; sollten diese 
Instrumente nach längerem Gebrauche nicht mehr richtig anzeigen, so kor- 
rigiert man sie leicht dadurch, dass man dieselben mit ihrer ganzen Ein- 
tauchlänge etwa während 20 Minuten in ein Geßlss mit siedendem Wasser 
bringt und dann nach einem richtigen Quecksilber-Thermometer auf den 
Siedepunkt einstellt. 

Bei Temperaturen über 500^ C. sind diese Instrumente aber nicht 
mehr anwendbar. 

Die Längenveränderung, welche ein Eisenstab in der Hitze gegenüber 
einem sich nicht ausdehnenden Thon-Graphitstab erleidet, benutzt die Firma 
Steinle & Härtung in Quedlinburg zur Bestimmung von Temperaturen 
über 600®; die Apparate sind in der Konstruktion und dem äusseren Aus- 
sehen den vorbeschriebenen ganz ähnlich und haben sich gut bewährt. 

Die Luft Pyrometer beruhen darauf, dass sich die trockene atmosphä- 
rische Luft bei ihrer Erwärmung nach ganz bestimmten Gesetzen ausdehnt 
und lassen sich aus dieser Volumen vergrösserung die jeweiligen Temperaturen 
berechnen. 

A. Siegert & Walther Dürr in München haben ein Luftpyro- 
meter mit Kompensation konstruiert, welches von Alphons Custodis 
in Düsseldorf fabriziert wird. 

Zur Aufnahme des, der Erwärmung ausgesetzten Luftquantums besteht 
das Luftpyrometer aus einem Porzellankolben K — s. Fig. 380 — welcher 
durch ein dünnes Kupferrohr / mit dem Anzeigeapparat verbunden ist und 
von diesem durch ein Hahnen c abgesperrt werden kann. 

In dem luftdicht abgeschlossenen Gehäuse des Anzeigeapparates befindet 
sich ein Behälter zur Aufnahme einer Sperrflüssigkeit — am besten gereinigtes 



Pyrom. 



in 



inöl — in welche eine, aus düonem Messingblech luftdicht hergestellte 
e eintaucht, die ihrerseits an einem kuraen, mit Stalilschneide versehenen 
balken befestigt ist. 
i anderen Ende ^m^ 

n 9 




lt. Diese kleinen | 
enzen entstehen 
ch, dass der Ba- 
eistand und die 
«ratur nicht die gleichen sind, 
imentes stattgefunden hat. 
Zur Kompensation dieser Differenz ist im Innern des AnxeigeappaTrites 
Iförmig gebogenes Glasrohr angebracht, dessen linkes Ende offen und 
n rechtes Ende zu einer Kugel aufgeblasen ist. Dieses gebogene Glas* 
ist nun so mit einer beliebigen Flüssigkeit, am besten auch wieder 



1 dem Tage, wo die Aichung des 



3i8 



X. Abteilang. 



gereinigtes Paraffinöl, gefüllt, dass dieselbe im rechten Schenkel höher steht 
als im linken, welcher Stand durch ein sichtbares Zeichen festgehalten wird. 
Hat sich nun dieser Niveaustand geändert, so ist dies ein Beweis dafür, dass 
sich die Lage der Glocke infolge Temperatur- und Barometerstandwechsel 
geändert hat und stellt man den ursprünglichen Zustand wieder dadurch her, 
dass man den Hahnen c schliesst, Hahnen h öffnet und an dem Schlauch- 
ende a so lange Luft ansaugt oder hineindrückt, bis das Niveau der FHlssig- 
keit in dem Kompensationsrohre wieder an dem früheren Zei(^ien steht. 
Nach Schliessung des Hahnen b und Oeffnen des Hahnen c liest man dann 
die Temperatur an der Skala ab. Hähnchen a mit Mundstück d dient 
dazu, bei der ersten Aufstellung des Apparates das Zeigerwerk richtig xu 
stellen. 

Diese Pyrometer sind für die höchsten Temperaturen verwendbar 
und arbeiten durchaus zuverlässig und bequem, da man 
die Grade ohne jede Berechnung direkt an der Skala ab- m f 

lesen kann. Der Anzeigeapparat kann an einer beliebigen 
Stelle dauernd befestigt und mit dem Kolben K durch das 
bis 30 m lange Kupferrohr / verbunden werden. 

Von den elektrischen Pyrometern sei der von 
Prof. Braun angegebene und von der Firma Hartmann & 
Braun in Frankfurt a. M.-Bockenheim hergestellte nach den 
Angaben dieser Firma beschrieben. Wie bereits gesagt, basiert 
das Messen hoher Temperaturen mit diesem Instrument auf 
der Veränderung des elektrischen Leitungswiderstandes eines 
dieser Temperatur ausgesetzten Platindrahtes. Dieser Platin- 
draht, der sich in einer feuerfesten Büchse (Fig. 381), auf 
einem Chamottekörper induktionsfrei aufgewunden befindet, 
bildet einen Zweig einer Wheatstone'schen Brücke, weiche 
in Verbindung mit einem Telephon oder einem empfind- 
lichen Galvanometer den jeweiligen Widerstand rasch und 
bequem zu messen resp. die bezüglichen Temperaturgrade 
direkt abzulesen gestattet. 

Der eij2:entliche Messapparat ist in einem soliden ver- 
schliessbaren Kasten so untergebracht, dass nur die für die 
Handhabungen notwendigen Teile sichtbar sind, während 
die Elemente sich in einem mit besonderer Thüre ver- 
schlossenen Gefach an der Rückseite des Apparates be- 
finden. 

Die erforderlichen Manipulationen sind sehr einfach 
und können von jedem Ungeübten ausgeführt werden. Nach- 
dem das Pyrometer in den zu untersuchenden Heizraum 
eingeführt ist und dessen Klemmen fp mit den beiden links 
am Messapparat (Fig. 382) befindlichen grossen Klemmen 
mittelst zweier isolierter Kabel oder Drähte verbunden sind, ^^ß* ^^i. 

wird der seitlich herausragende Hebel nach vorne gezogen, 
um Batterie und Galvanometer (Fig. 383) zu scliliessen; es muss dann die 
Skalenscheibe so eingestellt werden, dass hierbei der Galvanometerzeiger 
keinen Ausschlag mehr giebt. In diesem Falle zeigt die feste Marke auf 
der Skala ohne jede Rechnung direkt die Temperatur des Pyrometers in 
Celsiusgraden an, eine Bequemlichkeit, durch welches sich dieses Pyrometer 
vorteilhaft vor anderen ähnlichen Apparaten unterscheidet. Die Entfernung 
zwischen Pyrometer und Messapparat kann gewünschten Falles gross gewählt 



■erden: die PiTomeler werden in 
ndere bis 1500" C. ausgeführt. 



319 
bis [ooo", die 





Fie. 383- 



.n Le Chateli 
und Kfiser & 
Grunde liegend« 



konsiruierl und 



jfc Fig. 3&2 

|^'£iii anderes elcklrischt-s Pyrometer ist > 
fm von der Firma W. C. Heraus, Haria 
Berlin hergeslfüi. Das diesen Pyrometer z 
kürz folgendes. 

Zwei Drahte, s. Fig. 384 u. 385, von denen der eine aus ahsolut reinem Platin 
tiestcht, der andere aus eben solchem Platin, das mit 10 "/„ Rhodium legiert ist, sind 
in einem Endpunkt (der sogenannten heissen Lötstelle) zu einer kleinen 
Kugel zusammengeschmolzen und bilden so ein Element. Wird diese Löt- 
stelle erhitzt, so entsteht ein schwacher elektrischer Strom, der zu der Tem- 
peratur in einem bestimtuten Verhältnis steht, welches letztere durch Ver- 
^eichung mit dem Luftlhermometer der physik. -technischen Reichsanstalt in 
Berlin festgestellt ist. Jedem Element wird eine Tabelle der auf diese Weise 
TOrgenommenen Prüfung und Aichung beigegeben. 

Verbindet man die bt-iden nicht verschmolzenen Enden des Elements 
Bit dem Galvanometer, so kann man auf diesem die Stärke des Stroms ab- 
esen und durch Vergleichung mit der Tabelle die Temperatur, der die Löt- 
stelle ausgesetzt ist, finden; man kann aber auch direkt die Temperatur auf 
lern GaK'anometer ablesen, indem dessen Skala zugleich die Mikrovolls und 
lie Temper3tur-(jradL- anzeigt. 

Diese Angaben sind gillig unter der Voraussetzung, dass der Wider- 
itand im Stromkreis 1 Ohm nicht wesentlich übersteigt. Mithin kann das 
jalvanometer in beliebiger Entfernung von dem Ofen, dessen Temp)eratur 
I werden soll, seine Aufstellung finden; es wird durch gewöhnliche 





Leitungsdrähte von Knpfef 
dem Thermo -Element i 
Liunden. 

Es ergiebt sich nun aus 
Obigem, dass wenn die Ver- 
bindung der Elementdrahte raü 
tieiii Galvanometer bewirkt ist, 
nur das etwa i mm starke 
Kügelchen — die heisse Löt- 
stelle — an die Stelle gebradil 
zu werden braucht, deren Tem- 
peratur es TestzustelleD gilt 
(direkt in den Ofen, in ein 
Melallbad u. s. w.) und un- 
milielbar zeigt das Galvano- 
meter an, wie hoch die be^ 
treffende Temperatur ist; ^ 
gleichen giebt sich jede aai 
so geringe Aenderung der T«S^ 
peraUir sofort zu erkennen.. 

Die letzte Art der US 
einschlagigen Instrumente sini 
die Spannungs-Pyror 
— Thalpotasimeter. 

Sie bestehen aus t 
dem WSrmeeinfluss au 
setKeuden, teilweise mit Flüssig' 
keit gofflilten Behälter (Rohr) 
von liclchst widerstandsfähigem 
Material, und aus einem, 
demselben verbundenen, die 
Ablesung der Tcmperatui 
möglichenden Manometer-Ap- 

Als Flüssigkeit v^ 
weiKiet man Wasser, Queck- 
süber oder Aether 
können die Thalpotasimeter in 

senkrechter, geneigter und 
wagerechter Rohrlage angewen- 
det werden. 

Die mit Wasser gefüllten 
Fig. 384, l'halpotasimeter werden 

Gradeinteilung bis zu 360' C- 
ausgeführt und eignen sich be- 
sonders zur Messung der Temperatur der 
abgehenden Heizgase bei Dampfkessel' 
feuerungen. 

Bei den mit Quecksilber gefilUteD 
Apparaten geht man mit der Gradein teilang 
bis 750° C, es ist aber vorteilhafter, nicht 



f Thal pol 

150" hinauszugehen, da darübei 



die Festigkeit der Rßhre ab- 



Besteht die Füllung aus Aether, so geht die Einteilung nur bis 120' C. 
^den diese Apparate besonders benutzt beim Messen der TempcniUiien 
|llum- und V'erciampfapparaten, Röhren etc. 





Fig. 386. 



Fig. 386 dargestellten Thal- 

mentlich Schaffer & 

'in Magdeburg-Buckau nach 

%tent in vorzüglicher Ausführung 

ichnen sicli dieselben besonders durch 

:verlassigkeit und Dauerhaftigkeit aus. 

der Anbringung eines Maximum- 
[inimum Zeigers kann man auch eine 
iche Signal Vorrichtung anbringen, 

bei einer bestimmten hohen oder 
en Temperatur eine oder mehrere 
n in Bewegung setzt. 
Zmi gleichen Gattung von Warnie- 
DgehQrt auch der der Firma Stein le 
ttung in Quedlinburg patentierte 
jrne Quecküilberlherraomeler, 
r Temperaturen von — jo bis 
o" G. mit Siclierheit anzeigt. 
Bei diesem ist der stählerne Queck- 
ehälter, s. nebenstehende Fig. 387, 
(8, durch eine haarfeine Oeffnung mit 
cbraubenförmig gewundenen Kapillar- 
verbunden, welche beim Erwärmen 

den im Innern wirkenden Druck des Quecksilbers aufgedreht wird und 
h den Zeiger eines Zeigerapparates in Bewegung setzt Die Stange, welche 



w 



Fig. ■ 



Fig. 388. 




X. Abteilung. 

die Kapillarfeder mit dem Zeigen*-erk verbindet, ist so eingerichtet, dass die 
durch die Wärme entstehende Längen Veränderung auf die Stellung des Zeigers 
keinen Einfiuss hat. Die Länge der Kapillarfeder ist so reichlich bemessen, 
dass ihre Beanspruchung durch Drehung äusserst gering ist und dadurch ihre 
Haltbarkeit eine sehr grosse wird. Gegen Erschütterungen sind diese Theriao- 
r unempfindlich, so dass man dieselben sogar bei rotierenden Kochgefässen 
verwenden kann. Auch diese Instrumente kann man, ähnlich wie die Mano- 
. mit einem selbstthätigen Registrierapparat versehen und so die Durch- 
schnittstemperatur wahrend eines grösseren Zeitabschnittes, in der Regel 
34 Stunden, bestimmen. 

der Sp&imuiigf von Qnaen und tropfbaren 

die allgemein unter dem Namen 
Manometer bekannt sind; ist das zu 
messendcGas aber atmosphärische 
Luft, so führen diese" Instrumente 
den Namen »Barometer«, 

Bei den Manometern unter- 
scheidet man Quecksilber- und 
Federmanometer und können er- 
ste re wieder offene oder geschlos- 
sene sein. Die offenen Quecksilber- 
raanometer sind meistens bevorzugt, 
weil sie in der Handhabung leichter 
und bequemer sind als die geschlos- 
senen oder Kompression s- 
Quecksilberinanometer. 

Die ge braue hlichste Form zeigt 
nebenstehende Fig. 38g, bei welcher 
noch ein Schwimmer vorgesehen ist. 
dessen Schnur über eine Rolle lauft 
und mittelst eines an dieser befes- 
tiftteti Zeigers den jeweiligen Druck 
an einer geteilten Skala anzeigt. 

Damit die Skala nicht zu lang 
und hoch, hIso für das Auge undeut- 
lich wird, erweitert man. wie in 
Fig. 31)0 angedeutet, das rechte Rohr 
und erhalt dadurch eine viel kürzere 
Skala. 

Die Quecksilhennanomelersind 
sicherei als die Feder manometer, 
aber ftlr grössere Druckmessungen 
ihrer grossen Höhe und leichten Zer- 
brechlichkeit wegen so gut wie gar 
nicht mehr in der Praxis vorzufinden; 
zum Vergleidien der Federmanometer 
leisten sie aber vorzügliche Dienste, 
ebetiso zum Bestimmen des Vakuums 
in den diesbezüglichen Apparaten. 

Von den Federmanometern 
giebl es ebenfalls zwei Arten, und zwar 



Muiometer. 333 

s<rfdie mil geschlossenen — Bourdon'schen — Federröhren und solche 
mit gewellten Stahlplaltenfedern. Bei ersteren (Fig. 391) tritt der Dampf 
in das eine feste Ende einer gebogenen Metallrfthre von ovalem Querschnitt, 
dessen anderes Ende frei beweghch ist und durch einen kleinen Hebel oder 
einen Hebel und einen gezahnten Kreisbogen mit einem Zeiger in Verbindung 
sieht. Entsteht in der gebogenen Röhre ein Druck, so werden die beiden 
Enden derselben auseinander gehen und lia das eine Ende fest liegt, so wird 
sich nur das andere bewegen und diese Bewegung, wie oben angedeutet, auf 
den Zeiger öbenragen, welcher dann an einer Skala den herrschenden Druck 
angiebt. Diese Art Manometer findet vorwiegend Anwendung zu Kontroll- 
manometem, wie auch die Abbildung einen solchen zeigt. 




P'g- 39'- 



Fig. : 



Die zweite Art von Federinanometern (Fig. 392) besitzt eine gewellte 
beisförraige Stahlplatte, gegen deren untere Fläche der Dampf drückt, und 
welche an dieser Stelle, um einer Rostbildung vorzubeugen, mit einer dünnen 
Messingschicht überzogen ist. 

Zur Beweg ungs Übertragung der Stahlpiatte auf ein sichtbares Zeigerwerk 
benutzt man einen gezahnten Kreisbogen, der in ein kleines Getriebe ein- 
greift, auf welchem der Zeiger befestigt ist. 

Diese Manometer sind wohl die am meisten in der Praxis vorkommen- 
den und um sich stets überzeugen zu können, ob der Heizer den gesetzlich 
lulässigen Druck nicht überschritten hat, bringt man am Manometer ausser dem 
tinen Zeiger noch einen zweiten an, der von dem ersten mitgenommen wird 
und in seiner weitesten Stellung von selbst stehen bleibt. Einen dritten 
Zeiger kann man auch für den niedrigsten Druck anordnen. 

Um ein Bild von den im Laufe eines Tages eintretenden Druck- 
schwankungen z. B. eines Dampfkessels zu erhalten, versieht man die Mano- 
meter auch mit einem durch ein Uhrwerk angetriebenen Registrier- 
apparat (Fig. 393), welcher die verschiedenen Spannungen auf einen Papier- 
streifen graphisch aufträgt und kann man aus der dadurch entstehenden 



[ 



Schaulinie den Druck i 
leren Druck, während f 



X. Abteilang. 

ler bestimmten Zeit ersehen und auch den mitt- 

grösseren Betriebszeit, bestimmen. 

Es sei noch erwähnt, dass för diejenigen 
Manometer, welche den Druck unter i Atmospliäre 
anzeigen — die sogenannten Vakuummeier — 
das eben Gesagte gleichfalls gilt. 

Hinsichtlich der Barometer sei nur be- 
merkt, dass man bei diesen Quecksilber- unij 
Anerold- oder Metall baromet er unter- 
scheidet. Erstere bestehen entweder aus einer 
geraden, in Quecksilber lauchenden Röhre, oder 
aber aus heberartiger, mit Quecksilber ange- 
füllter Röhre, an deren kurzen Schenkel sich 
auch eine kugelförmige Erweiterung befinden 
kann. 

Von den Aneroidbarometem giebt es das 
von Vidi und das von Bourdon. Vidi IfLsst den 
Druck auf eine hohle luftleere Metallbüchse 
wirken, deren einer Boden wie bei dem oben 
beschriebenen Manometer gewellt ist und seine 
Bewegungen auf einen Zeigerapparat übertragt, 
während Bourdon eine gebogene luftleere Röhre 
zu gleichem Zwecke benutzt; die Konstruktion 
von Vidi ist die am meisten angewendete. 



Zugmesser. Von denjenigen Instrumenten, welche zur Beslin- 
mung der Zugstärke von Gasen dienen, den Zugmessern, giebt es auch 
eine so grosse Anzahl der verschiedensten Konstruktionen, dass nur einige 
von denjenigen Erwähnung finden sollen, welche beim Messen der ZugstSjfce 
der abgehenden Feuergase praktische Verwendung finden. 

Das einfachste Instrument und zugleich dasjenige, was sich jedennann 
leicht nnd schnell selbst anfertigen kann, ist ein mit Wasser gefülltes, an 
beiden Schenkeln offenes Uförmig gebogenes Glasrohr. 

Man kann dasselbe entweder direkt an der Stelle anbringen, an welcher 
der Zug gemessen werden soll, oder aber man verbindet diese Stelle durch 
eine Rohrleitung mit dem sogenannten Wassermanomeier, das z. B. beim 
Dampfkessel am Heizerstande bequem sichtbar angebracht ist und giebt dann 
die Niveaudifferenz in den beiden Schenkeln die jeweilig vorhandene Zug- 
stärke an. 

Ein dem Dr. A. König in Spandau unter No. 48S07 patentierter, 
sehr empfindlicher Zugmesser beruht auf dem Prinzip der kommunizieren- 
den Röhren. Die Rfthren (Fig. 394) liegen zum Unterschiede von der allen 
Konstruktion nicht nebeneinander, sondern so ineinander, dass das eine 
Rohr konzentrisch von dem anderen umgeben ist. Dadurch ist man im 
Stande, gegenüber den bisherigen Ausführungen, mit dem Instniraente audi 
bei anderen Stellungen als der vertikalen, ein genaues Ablesen vorzunehmen. 
da die Lage der Marke, welche durch die Berührung der beiden nicht ver- 
mischbaten Flüssigkeiten entsteht, durch die schiefe Stellung und selbst durch 
Schwankungen des Instrumentes nicht verändert wird. 





Zugmejier. 325 

Um eioe bequeme und deutliche Ablesung der Zug- oder der Druck- 
Marke des zu messenden Gases zu ermöglichen, ist der untere Teil des 
fluBseren Rohres zur Aufnahme einer spezifisch schweren und gefärbten Flüssig- 
keit erweitert, wahrend über dieser, in beiden Röhren 
eine spezifisch leichtere und farblose Flüssigkeit sich 
befindet, wobei die Füllung derart zu erfolgen hat, dass 
die als Marke dienende Be ruh rungs stelle der beiden 
Flüssigkeiten in den engen Teil der inneren Röhre zu 
liegen kommt. Hinler diesem Teil ist eine Skala an- 
gebracht und kann man an derselben den, an der nach 
aussen verlängerten inneren Röhre wirkenden Druck 
oder Zug ablesen. Das Instrument wird in einem mit 
Glasecheiben versehenen Holzkasten aufgestellt, ist sehr 
leicht und bequem zu transportieren und hat sich nament- 
lich bei Messungen an Gasfeuerungen ausgezeichnet i\ 
bewährt. 'i1fIIIN|[) 

Da aber die Glasinstrumente zu leicht zerbrechlich 
sind und auch das richtige Ablesen eine gewisse Uebung 
(oraussetzt, so hat man Instrumente konstruiert, welche 
den Zug auf einer Skala durch ein Zeigerwerk angeben. 

Es sind dies gewöhnlich unten offene Röhren, welche 
in den betreffenden Kanal eingeführt werden und welche 
die am unteren Ende durch den Zug auftretende Lufi- 
verdünnung auf eine elastische Platte oder Feder über- 
ir^en, die ihrerseits wieder auf einen Zeiger wirkt, der 
an einer empirisch eingeteilten Skala die Zugstarke 
anzeigt. 

Walther Dürr&A. Custodis haben sich einen 
Zugmesser patentieren lassen, der auf demselben Prinzip 
beraht, wie der auf Seite 3 1 7 beschriebene Luftpyrometer 
von Siegert & Waltlier. 

Der Zugmesser ist wie jener konstruiert, nur ist es nicht Fig. 394. 

nötig das Gehäuse luftleer zu hatten ; dieselbe Wirkung, 
die dort durch die Spannung der erwSrmten Luft auf die i 
eintauchende Glocke erzielt wurde, tritt hier durch die Luft Verdünnung ein, 
welche am unteren Ende des Rohres entsteht, das einerseits in dem Kanal 
iteckt und andererseits mit dem Gehäuse verbunden ist. Auch dieser Zug- 
messer kann von der zu messenden Stelle entfernt angebracht werden, nur 
hat man für eine dicht abschliessende Rohrleitung Sorge zu tragen. 

Die zur Bestimmung der Geschwindigkeit von Gasen dienenden In- 
strumeale, die Anemometer, mögen nur erwähnt werden; ein Eingehen 
hierauf ist deshalb nicht am Platze, da dieselben doch meistens nur bei 
Messungen für Trockenanl^en, Ventilationen etc. von Spezialtechnikern ver- 
wendet werden. 



Hieran anschliessend seien noch zwei loBtrumente beschrieben, welche 
<len allgemein wohl bekannten Orsat'schen Apparat und die Bnntc'sche Gas- 
botette insofern ersetzen, als sie dazu dienen, den EobleDafturegehftlt in 
den abgehenden FfluergaBea der verschiedensten Heizanlagen so zu bestimmen, 
dass jeder Ungeübte die Zusammensetzung der Heizgase, bezüglich der 
Kohlensaure an einer Skala abzulesen im stände ist. 



326 



X. Ableilang. 



I 



I 



Das erste dieser beiden Instrumente ist das kompensierte Dasy- 
meter mit Zugmesser von A. Siegert & Walther Dttrr in München, 
welches nach den Angaben des Fabrikanten A. Custodia in Düsseldorf aus 
einer feinen Wage besteht, die sicli iii einem luftdicht verschlossenen und 




^'B- 395- 



mit einer Glasscheibe versehenen gusscisemen Kasten befindet. Der eine 
Wagebalken trägt eine hermetisch verachlossene Glaskugel, der andere ein 
entsprechendes Gegengewicht, an welchem der Kompensator c. angebracht 
ist. Letzterer besteht aus einer U förmig gebogenen Glasröhre, welche teil- 
weise mit Quecksilber gefüllt ist; das linke Ende ist offen, während sich im 
dem rechten, zugeschmolzenen scheibenförmigen Ende eingesperrte almo — 
sphärische Luft befindet, welche allen EintlQsscn des wechselnden Baroraeler— 
Standes und der Temperatür ebenso ausgesetzt ist, me die Luft oder di^ 
Gase in dem Kasten. Steigt oder föUt die Dichte der letzteren infolge von 
Temperatur- oder Luftdruckandentngen, so ändert sich in analoger Weise 
auch das Volumen der eingesperrten Luft in dem Glasröhrchen und einff 
dieser Veränderung entsprechende Quecksilbermenge tritt nach der einen 
bezw, anderen Seite hin und verschiebt den Schwerpunkt der Wage, wodurch 
die auf die Kugel einwirkenden störenden Einflüsse der wechselnden Temperatut 
und des Barometerstandes mit vollkommen genügender Genauigkeit kompensiert 



Dasym< 



327 



werden. Ohne Anordnung des Kompensators wäre der Apparat erwiesener- 
massen unbrauchbar; zur geriauen Regulierung der Empiindhchkeil der Wage 
und des Gleichgewichtes dienen die beiden Stellschrauben m und n. Wegen 
Einwirkung der schwefligen Säute und anderer in den Rauchgasen vorkonamen- 
den Bestandteile, sowie in Berücksichtigung der grflssien Dauerhaftigkeit, sind 
die Wagebalkenschneiden und Pfannen aus Edelsteinen hergestellt und die 
Metallleile der Wage stark vergoldet. Um auch gleichzeitig die Zugstarke 
mit messen zu können, ist oben auf dem Apparat der auf Seite 325 beschriebene 
Zugmesser Z angebracht. 

Der Apparat funktioniert nun wie folgt: 

Ein Luftslrahlapparat S saugt die .zu untersuchenden Gase vor dem 
Kaminschieber durch ein bis in die Mitte des Querschnittes des Kaminfuchses 
hineinragendes Rohr an; diese Gase treten zunächst in zwei, mit Baumwoll- 
walte präparierte Filter, wo sie von Russ und Flugasche gereinigt werden 
und durchströmen alsdann kontinuierlich den Apparat. 

Bei reiner Luft im Apparat spielt der Zeiger auf o der Skala ein, durch 
die eintretende spezifisch scliwerere Kohlensäure erleidet aber die Glaskugel 
einen Auftrieb und sind die in Berechnung kommenden Verhaltnisse derart 
gewählt, dass ein Volumprozent Kohlensäure einem Ausschlag der Zeigerspitze 
von einem Teilstrich der Skala entspricht. 

Es kann somit der jeweilige Kohlensauregehall der den Apparat pas- 
sierenden Gase unmittelbar abgelesen werden. 

Der Apparat ist schon seit einigen Jahren in praktischer Anwendung 
und hat u. a. Herr Dr. J. Hauff in Feuerbach sehr interessante Versuche 
mit demselben vorgenummen, welche er in einer Sitzung des Württembergi- 
schen Bezirks Vereins des Vereins deutscher Ingenieure vorgetragen hat. Am 
Sdilusse seines Vortrags kommt Hauff zu folgendem Resume: »In den Siegerl- 
Düir'scheo Apparaten können wir meines Erachtens willkommene Hilfsmittel 
tnr Erreichung müglichsl guter Ausnutzung unserer kostbaren Brennstoffe be- 
grilssen, die sicherlich ihre »freilich noch etwas hohen Anschaßungskoslen 
Vietfsllig einbringen werden, wenn man neben denselben nicht vor der Mühe 
ihrer sachgemässen Anwendung zurückscheuti.*) 

Es hat sich nun nach den eigenen Angaben des Fabrikanten dieses 
Dasymelers A. Custodis in Düsseldorf im Laufe der Zeit gezeigt, dass eine 
genügend sorgfältige Behandlung dieses sehr fein gebauten Apparates in 
mancherlei Betrieben zu sehr auf Schwierigkeiten stiess und dass auch dessen 
Zusammensetzung dem Betriebspersonal häufig zu viele Umständlichkeiten 
verursachte. Auch wurden die feinen Wageleile durch die Rauchga.se ange- 
griffen. Hierdurch veranlasst, konstruierte A. Custodis die im Folgenden näher 
2U beschreibende Gas wage. 

In einem gusseisenien Gehäuse a, welches vorne durch 2 mit Glas- 
scheiben versehene Deckel b und c verschlossen ist, befinden sich 3 von 
einander getrennte Kammern d, e und f. In d befindet sich ein mit pein- 
lichster Genauigkeit hergestellter Wagebalken g, welcher mit seiner mittleren 
Schneide auf einer an der Rückwand des GehSu-ses a befestigten Pfanne h 
balanziert. An den beiden äusseren Schneiden des Wagebalkens sind in 
Gehängen DrShle i aufgehängt, welche durch die Decken der Kammern e 
und f hindurchgelien und an ihrem unteren Ende 2 Glaskugeln fc und / von 
genau gleichem N'olumen so tragen, dass diese frei in e und f schweben. 
Wenn die 3 Kammern d, e und f mit atmosphärischer Luft gefüllt sind, so 




s Vel 



i deuUcher Inecnieurc, Nr, 29, Jahrg. iSyj. 



328 



X. Abteilung. 



zeigt ein am Wagebalken g befestigter Zeiger m auf Null einer Skala n: diew 
Skala n ist mittelst einer von der Aussenseite des Gehäuses a drehbaren 
Spindel o versteilbar angeordnet, so dass eine Einstellung des Zeigers auf 
Null erfolgen kann, ohne dass die Deckel geöffnet werden. 

Bringt man nun in die Kammer f ein Gasgemisch hinein, so erhält 
die Kugel l einen dem spezifischen Gewicht dieses Gasgemisches entsprechenden 
Auftrieb, sodass also, wenn das spezifische Gewicht des Gases grösser ist, 
als das der atmospharisclien Luft, die Kugel / steigen und der Zeiger m vor 
der Skala n sich bewegen wird. Da nun die einer Feuerung entstammenden 
Gase um so schwerer sind, je mehr Kohlensäure dieselben enthalten, so wiril 
die Kugel ( um so höher steigen und um so mehr wird sich der Zeiger m 
vor der Skala n hinbewegen, je mehr Kohlensaure die in die Kammer / ge- 
brachten Gase aufweisen. Da nun die Skala n in Kohlensäureprozente {lüf 
Feuerungsgase) eingeteilt ist, und da die Gase ununterbrochen in gleich- 
mässigem Strom die Kammer / durchstreichen, so kann man erstens dcD 
prozentualen Kohlen Säuregehalt ohne jede Umrechnung direkt an der Skala 
ablesen, und zweitens kann man jede Schwankung im Kohlensäuregehalt sofori 
erkennen, so dass es ermöglicht ist, den Verlauf der Verbrennung zu ver- 
folgen und denselben durch geeignete Manipulationen günstig zü beeinflussen. 




Fig. 396- 



Ausser Rauchgas kann auch jedes andere Gasgemisch, sei es im spMl- 
fischen Gewicht gleich, leichter oder schwerer als die atmosphärische Luft. 
durch den Apparat auf irgend einen Bestandteil ununterbrochen anaÜsiert 
werden, da dementsprechend nur die Skala einKUteilen ist. 




Oekonoineter. 



329 



arometer- oder Temperaturschwankungen haben durchaus keinen Ein- 

r die Richtigkeit der Angaben, da die beiden Kugeln genau gleiches 

1 haben und deshalb durch derartige Schwankungen in genau gleicher 

se angegriffen werden, so dass dieselben sich gegenseitig kompensieren. 

Die mittelst der chemischen Analysen vielfach angestellten Gegenproben 

m stets in Uebereinstimmung mit den Angaben des Apparates gestanden 



^ 







^ 



j®- 



Hg. 397. 



'Bin ferneres, gleichen Zwecken dienendes Instrument ist der Oekono- 
fer von Arndt. Nach der Zeilschrift »Dampf«. Nr. 34 und 35, Jahrg. 
3, ist er eine, in einem luftdichten, mit Glasscheibe versehenen Kasten 
ende, auf einem ganz neuen Arbeilsprinzip beruhende Gaijwage. An dem 
ten befinden si<.h zwei Stutzen i, und »j, %-oii denen der erstere i, durch 
etwa 10 mm weite Rohrleitimg mit einem, in den Rauchkanal des 
icis zwischen letzlerem und dem Zugschieber eingesetzten Ga.sabsaugeiohr 
der zweite Stutzen i, durch eine gleiche Rohrleitung mit einem zwischen 
iclvieber und dem Schornstein in den Rauchkanal eingesetzten kleinen, 
t die vom Schornstein angesaugte Luft gespeisten und betriebenen 



330 X. Abteilang. 

Luftstrahlapparat verbunden ist. Im Inneren des Kastens n ist der Stutzen i, 
mit dem Gassteigerohr und der Stutzen ij mit dem Gasabsaugerohr durch 
Gummischläuche q^ und q^ verbunden. 

Die Gaswage selbst besteht aus dem sehr fein gearbeiteten, mit Bezug 
auf seine Wiegefähigkeit höchst empfindlichen Wagebalken a nebst dem daran 
starr befestigten Zeiger b und aus dem einerseits am Wagebalken a au%e- 
hängten, unten offenen Gasbehälter e von etwa 0,5 Liter Inhalt, sowie aus 
dem andererseits an dem Wagebalken a aufgehängten hohlen, oflfenen Kom- 
pensationskörper ßj, an welch letzteren noch eine Schale mit kleinen Gewichts- 
körpem angehängt ist, mittelst welcher der Gasbehälter e ausbalanziert wird. 

Der Kompensationskörper e^ kann auch ein beliebig gestalteter Voll- 
körper sein, muss jedoch zur Herstellung des gleichen Auftriebvermögens 
dasselbe Gesamtvolumen besitzen wie der Gasbehälter e. Die Schneiden der 
Wage sind aus Stahl gearbeitet und vergoldet, die Pfannen dag^en aus Achat 
gefertigt. Das Gassteigerohr ragt in den Gasbehälter c, der einen unten 
offenen Hals e^ hat, welcher von dem oben offenen Gasabsaugestutzen um- 
geben ist. Der Hals e^ hat sowohl um das Gassteigerohr, als auch in dem 
Stutzen des Gasabsaugerohres genügend freien Spielraum, so dass die Gas- 
wage ganz widerstandsfrei schwingen kann. Die Skala c besitzt nun eine 
solche Teilung, dass der Ausschlag des Zeigers b von einem Teilstrich zum 
anderen einem Volumenprozent Kohlensäure entspricht. 

Die Wirkungsweise dieses Apparates geht wohl zur Genüge aus oben 
Gesagtem und aus der gezeichneten Figur her\'or, es sei nur noch bemerkt, 
dass die Regulierung der Wage am besten durch Glasperlen oder feine Eisen- 
feilspäne erfolgt und ist zur Einführung derselben ein Verschluss v vorgesehen. 
Femer sei noch erwähnt, dass an der obersten Stelle des Kastens noch ein 
zweiter \'erschluss angeordnet ist, um zeitweise in den Kasten n atmosphä- 
rische Luft anzusaugen, falls wirklich aus dem Gasabsaugerohr Gase diffun- 
dieren sollten, was aber noch nie beobachtet >Ä'urde. Dadurch, dass e und e^ 
unten otVen, somit der Druck innerhalb derselben stets der gleiche ist wie 
ausserhalb, kommen Dmckschwankungen und Barometerstand bei diesem 
Apparat nicht in Betracht; ebenfalls sind bei demselben Temperatureinflüsse 
ausgeschlossen, weil die den Apparat langsam durchströmenden Gase die in 
ilemsolbon vv^rhorrschende Temperatur in den engen Gasleitungen sofort annehmen. 

Boxüglich Entnahme iler Gase und Reinigung derselben vor Eintritt in 
den Ap|Kirat gilt ilas gleiche wie bei dem Appiirat Siegert- Walther. 

.\uch ilor Arndt'sihe Oekonometer hat schon viele Anwendungen ge- 
fundiMi und ist im Ansohatlungspreis billiger als der zuerst beschriebene 
Apjniral : ilie Resultate v^fRzioller Untersuchungen des Appwurates sind dem 
\'erfassiM nicht bokaunt, docl\ kann es keinem Zweifel imterliegen, dass der 
.\piKirat sirher uuvl richtig arlnntet. 

/.un\ Svhhiss sei t\och eii\os Apjxirates gedacht, der zwar nicht in 
liieso ;\btoihu\g gohC^rt» aber immer nwh eher in dieser, als in einer der 
vorhoiurhrndot^ brspuvheu weiAlot\ kann. 

Ks ist dirs rin Ap)\uat, genannt »HydriMueter« zur Ueberwachung des 
KlüssigktMivstandt*^ n\ Kesctvv»irtM\» Hottiohen. Brunnen, Gruben etc. aus be- 
liehign Knttcntung. 

PioHi^i Api^uat besteht aus einer Gkvke «1 wn Gusseisen (auch Blei- 
lilrts, V\\K\\\ et\\\ wrUhe n\an mit vUm v>tfenou Seite in die Flüssigkeit taucht, 
wxhIuuU vIu^ l.nll wMvluhtrl \\u\l. und Äwar um s^-» mehr, je tiefer man die 
ilU»\kr nntauv hl l'\ rntst\^ht ,iIm^ \\\ \Wx vUvx^kc eine Spannung, welche 
\W\ \UA\v \\\'\ V\\\\\\^\<v\\xsM\W ent^puvUt. Piese S^vmnung und damit gleich- 



Hydrometer. 



331 



die Höhe des Flüasigkeitsstandes, wird durch ein Röhrchen von Kupfer 
Messing mit einer entsprechenden Anzeigevorrichtung (Manometer) b 
de Entfernung in beliebiger un regelmässiger Verbindungslinie übertragen, 
jem Zifferblatt der Anzeigevorrichtung wird die 

der Flüssigkeit in Centimetem mit solcher Ge- 
feit angezeigt, dass man selbst ganz geringe 
inkungen in der Flüssigkeitshöhe beobachten 
— Soll die Flüssigkeitshßhe gleichzeitig an 
Iren Orten angezeigt werden, so gentigt eine 
e Glocke, von welcher aus mehrere Röhrchen 
weigt werden können. 

Da nun die in der Glocke a befindliche Luft durch 

zu venueidende Undichtigkeiten im Laufe der 
entweicht, so würde man ein falsches Bild vom 
e der Flüssigkeit erhallen, wenn man nicht von 
zu Zeit Luft unter die Glocke drückte. Man 

zu diesem Zweck eine besondere unter die 
.e mündende Rohrleitung legen, man kann aber 

die Rohrleitung c benutzen, indem man in diese 
■eigneter Stelle eine Abzweigung einschaltet und 
iese, sowie in die Leitung c von dem Mano- 

b je einen Hahnen anbringt. Schliesst man 
etzteren und öffnet den in der Abzweigung an- 
chten Hahnen, so kann man Pressluft nach 
locke schicken ; hierauf werden die Hahne umgeschaltet und der Apparat 

Ordnung. 




t-'g. 39B. 




XL Abteilung. 



Yentllations- und Badeeinriehtungen. 

Nachdem mit der vorstehenden Abteilung der Zweck des Buches, nämlich 
die maschinellen Hilfsmittel der chemischen Technik und ihre verschiedenen 
Verwendungsarten zu beschreiben und zu erläutern erreicht sein dürfte, sei 
es doch noch gestattet, einige kurze Mitteilungen über Einrichtungen zu 
bringen, welche nicht dem Fabriksbetrieb, sondern dem Wohl der Arbeiter 
dienen sollen ! 

Wie bekannt ist schon der Staub, wie er sich in unseren Wohnungen 
bildet, der Feind unserer Gesundheit, und es werden bei der Einrichtung 
unserer Wohnstätten Vorrichtungen getroffen, um eine spätere Staubbildung 
möglichst zu vermeiden und etwa doch auftretenden Staub unschädlich zu 
machen. 

Wenn diese Staubbeseitigung in unseren Wohnungen bereits zum Be- 
dürfnis geworden ist, so ist sie in Fabriken und besonders in chemischen 
Fabriken geradezu eine zwingende Notwendigkeit ! 

Es muss anerkannt werden, dass in neuester Zeit teils auf Veranlassung 
des Staates, teils aus eigener Initiative der Arbeitgeber in hygienischer Hin- 
sicht viel geschehen ist, um die schädlichen Einflüsse dej gewerblichen Arbeit 
auf den Arbeiter zu verhauten oder mindestens zu verringern. Ob nun die 
getroffenen Einrichtungen zur Verbesserung der Luft dienen — Ventilations- 
anlagen — oder ob sie solche sind, welche für die Reinhaltung des mensch- 
lichen Körpers erstellt sind — Badeeinrichtungen — so dienen beide doch 
humanen Zwecken und ein jeder Mensch wird ohne Weiteres den hohen 
Wert dieser Anlagen als vortreffliches Mittel zur Hebung des körperlichen 
und moralischen Wohlbefindens des Arbeiterstandes anerkennen. 



Ventilationsanlagen. Betritt man die Arbeitsräume einer chemischen 
Fabrik, so findet man in dem einen Räume die Luft mit Staub, in dem 
anderen mit schädlichen Dämpfen, Gasen etc. geschwängert, welche die Ar- 
beiter notgedrungen einatmen müssen, wodurch ihr Gesundheitszustand und 
ihre Leistungsfähigkeit unbedingt nachteilig beeinflusst wird. So macht Fin- 
kein bürg in einem Vortrag*) über Volkssanatorien die erschreckende Mit- 
teilung, dass in Crefeld beispielsweise an Tuberkulose von den Webern 59^/o> 
von den Fabrikarbeitern (in Webereien!) 68®/^^, von den Färbern 64®/^ und 
von den Appreteuren 92®/^ gestorben sind ! Diese Zahlen lassen am deut- 
lichsten erkennen, von welch zwingender Notwendigkeit es ist, Räume, in 



*) ZentralbUtt für allgem. Gesandbeitspflege 1890, Heft 1. 



Ventilations- and Badeeinrichtiingen. x^^ 

eben viele Menschen zusammen arbeiten und in denen zudem die Luft 
:h durcb die Fabrikationsprozesse verpestet wird, gründlich zu lüften, zu 
itilieren. Der Grund dieser von Finkeinburg angeführten, furchtbaren 
iwindsuchts-Sterblichkeit liegt zweifellos fast ausschliesslich in der Wirkung 
Staubes, der mit schädlichen Dämpfen und Gasen durchsetzten Luft auf 
Atmungsorgane, indem dieselben gereizt und fiir die Ansteckung mit den 
trall verbreiteten Tuberkelbacillen zugänglich gemacht werden. Alle diese 
►achen verbreiten oder erzeugen aber ausser der Schwindsucht noch eine 
ze Reihe anderer Krankheiten und ist es daher dringende Notwendigkeit, 
selben durch geeignete Lüftungseinrichtungen zu beseitigen. Aber auch 
Rücksicht auf das Fabrikat werden dem Betriebschemiker Fälle vorkommen, 
welchen die, einem Fabrikations- oder Aufbewahrungsort zugeführte Luft 
* genügende Feuchtigkeit besitzen muss, oder aber die einzuführende Luft 
5s möglichst trocken sein, um einen hohen Grad von Feuchtigkeit auf- 
imen zu können. 

Man unterscheidet zunächst zweierlei Arten der Ventilationsanlagen, 
alich 

i) allgemeine Raumventilation und 

2) besondere Ventilation der einzelnen Apparate und Maschinen, 
welche ein Verschlechtem der Luft hervorrufen. 

Bei beiden Arten können wieder zwei verschiedene Prinzipien An- 
idung finden und zwar 

i) die Pulsion, Einblasen frischer Luft, und 

2) die Aspiration, Absaugen verdorbener Luft. 

Die Hauptaufgabe jeder Ventilationsanlage ist, eine bestimmte Luft- 
nge in einer bestimmten Zeit zu erneuern bezw. zu ersetzen und lässt 
i diese Aufgabe insofern auf verschiedene Weise lösen, als man der be- 
bten Luft verschieden grosse Geschwindigkeiten erteilt. Man kann die Luft 
: grosser Geschwindigkeit durch eine kleine Oeffnung treiben oder aber 
rch eine grosse Oeffnung langsam hindurchtreten lassen, wobei aber nicht 
«er Acht zu lassen ist, dass die Betriebskraft der erforderlichen Ventilations- 
schine im ersteren Falle grösser ist als im letzteren. 



Allgemeine Raumventilation. Bei allgemeiner Raumventilation wird 

in stets zur Wahl eines Schrauben-Ventilators (s. Fig. 189 u. 190S. 143 u. 144) 

schreiten haben, während man bei der besonderen Ventilation am zweck- 

5sigsten Zentrifugal-Ventilatoren oder Exhaustoren (s. Fig. 188 Seite 142) 

nutzen wird. 

Die Anwendung der Schraubenventilatoren erfordert wegen der geringen 
ftgesch windigkeit weite Durchtrittsöffnungen für die Luft und wenn Kanäle 
orderlich sind, auch weite Kanäle, deren Querschnitt mindestens gleich 
B des Ventilatoraustrittes sein muss, wenn der Schraubenventilator zu seiner 
len Wirkung kommen soll. 

Sollen aus einem Räume nur verdorbene Luft oder solche Gase, welche 
1 vermöge ihres geringen spezifischen Gewichtes stets nach oben bewegen, 
fernt werden, so bringt man in der Decke des Raumes einen Schrauben- 
itilator und am Boden verschiedene Löcher zum Eintreten der nachströ- 
nden frischen Luft an. Lässt sich der Ventilator aus baulichen Gründen 
ht an der Decke anbringen, so kann man denselben auch in einer der 
ifassungsmauem, aber möglichst hoch oben, anordnen. 



334 



XI. AbwUnng. 



Handelt es sich bei der allgemeinen Raumventilattoa um die Fort- 

schaffung von, als Nebel vorhandenem Wasserdampf oder anderen Dampren. 
so nennt man diese Anlagen im besonderen Entnebelungs- oder Eni- 

Diese Enlnebelung oder Enidunstung geschieht bei trockener, wanner 
Witterung durch direkte Zuführung der Aussenluft mittelst Ventilators in 
den oberen Teil des zu ventilierentlen Raumes, wobei die Dünste und Nebe) | 
durch die trockene Luft bis zu einem bestimmten Sättigungsgrad aufgenommen 
aerden und mit derselben durch in den Wänden unten angebrachte Oeffnungen I 
abziehen Bei feuchter Witterung hingegen ist es nötig, die Aussenlufl , 
\or dem Einfuhren in den betreffenden Raum durch Heizapparate ziehen n 
lassen (s nachstehende Fig. 309 ), um sie zu trocknen und damit für die 
Aufnahme der zu beseitigenden Nebel bezw. Dampfe fähiger «u maiheii 




Nachstehende Tabelle giebt für verschiedene Temperaturen das Anf- 
nahmevermogen der Luft an Feuchtigkeit an. 

I Luft his zu seiner Sättigung nicht mehr Feuclit^(ä> 



Es kann i cbm 

mthalten als: 



2,0 Gramm bei — 15° C. 



7.0 
9.5 
".5 



r 



Betondere VentiUlian. 



17,0 Gramm bei -f- 20 
+ 30 



+ 40 



M5 ■ 



Besondere Ventilation. Wie bereits weiter vorn gesagt wurde, ist 
Zweck dieser Ventilationsanlagen der, den sich wahrend des Betriebes von 
'kl eine rungamasch inen etc. bildenden Staub sofort an den Entstehungsstellen 
entfernen und ihm gar keine Gelegenbeit zu geben, sich im ganzen Ar- 
tsraum zu verbreiten. 

Die Einrichtung einer solchen Ventilationsanlage ist verhältnismässig 
fach und unterscheidet man hierbei Anlagen mit direkter und solche mit 
irekter Aspiration, sogenannte Kanalanlagen. Letztere bestehen aus einer 
denleitung, welche einzelne Saugkasten in unmittelbarer Nahe der slaub- 
wickelnden Maschinen und Apparate besitzt, und durch welche der ent- 
sende Staub direkt nach unten abgesaugt wird, so dass er nicht in die 
ihe steigen und von dem Arbeiter eingeathmet werden kann. Solche An- 
en können je nach der Zahl der benötigten Saugstellen im allgemeinen 
iner. ausgeführt werden, als die Anlagen mit direkter Aspiration, weil hierbei 
iser den Saugstellen noch Anschlussröhren an die Maschinen nötig sind, 
durch die Hauplruhrleitungen einen grösseren Querschnitt erhalten müssen. 
^e Hauptrohrlei lung mus3 schon deshalb richtig bemessen werden, um in 
1 Zweigleitungen noch eine genügend starke Depression hervorzurufen, 
luptbedingung bei einer Anlage mit direkter Aspiration ist, dass die Leitungen 
bedingt vor Feuchtigkeit geschützt werden müssen, da sonst ein Ansetzen 
i Staubes an deren Wanden erfolgt, wa.s dann eine Querschnitts Verengung 
■ Folge hat ; aus diesem Grunde wendet man mit Vorteil glasierte Thon- 
iren an. Die bei den Anlagen zur Verwendung kommenden Venlilations- 
isdiinen sind in der Regel die Zentrifugal-Exhaustoren. Die vollkommenste 
lubentfemung geschieh! aber in der Weise, dass man die Maschinen ura- 
intelt und diese Ummantelung durch eine Rohrleitung mit der Saugslelle 
rhindet und so den Staub absaugt. Leider lasst sich eine derartige Ein- 
pselung bei den wenigsten Maschinen der chemischen Industrie ermöglichen 
d muss man sich mit den Einrichtungen behelfen, welche oben beschrieben 

Der angesaugte Staub kann nun entweder den Exhaustor passieren 
er schon vor dem Eintritt in denselben durch Sauglufl-Fi her aufge- 
gen werden. Letzteres wird stets da erforderlich sein, wo die staubige 
ft Explosiv- oder sonst leicht entzündbare Stofle enthalt oder gar nur aus 
chen besteht. 

Wird kein Wert mehr auf die Wiedergewinnung des feinen Staubes 
egt, so kann man in die Siiugleitung sogenannte Nassfilter einschalten 
! umstehende Fig. 400, eine den Dr. Arens und C, Lamb in Würzburg 
enterte und von der Firma G. Schiele & Co. in Frankfurt a. M.-Bocken- 
m ausgefüllte Konstruktion zeigt. 

Dieser Apparat besteht aus einem rechtwinklig geformten Kasten, in 
Ichem geneigte, mit lauhem Flanellsioff umkleidete Einlagen so angebracht 



r 



336 



XI. Ableilong. 



sind, dass die durchstreichende Luft jede Fläche der Einladen berühren muss, 
ehe sie den Apparat wietler verlässt. 

lieber dem oberen Teile des Kastens ist ein mit der Wasserleitung ver- 
bundenes Rolir angebracht, aus welchem kontinuierlich ein dünner Wasser- 
strahl auf die oberste Einlage herabfällt, sich dort auf die ganze Breite der- 
selben verteilt und dann zur folgenden Einlage ablauft und so fort bis zur 
untersten Einlage gelangt, um endlich durch ein Abflussrohr am Fusspunkte 
des Apparates fortgeführt zu werden. 

Durcli diese Einrichtung des Filters werden bei einem ungemein geringen 
Wasserverbrauch alle Einlagen dauernd in feuchtem Zustande erhalten. 





Die staubige Luft tritt bei A in den Apparat, durchzieht denselben in 
der Richtung der Pfeile und sIrCmt im geremigten Zustande wieder bei B 
aus und dem Exhaustor zu. 

Beim Durchgang durch den Apparat stösst sich die Luft und ändert 
üire Richtung an jeder der Einlagen, wodurch sie gezwungen ist, den mil- 
geführtcn Staub an den rauhen, feuchten Oberflächen derselben abzusetzen. 
Zur bequemen Reinigung der Einlagen ist die Vorderwand des Apparates 
abnehmbar Die engsten Durchs trömungsquerschnilte können ohne Nachteil 
für die sichere Wirkung des Apparates so gross genommen werden, dass die 
Durch Strömung der Luft fast ohne Widerstand erfolgt. Da keinerlei be- 
wegte Teile im Apparat vorhanden sind, so erleidet derselbe auch keine 




r 



SchUuchfiltcr. 



33% 



Abnutzung. Der an den Einlagen abgesetzte Staub kann durch periocUschB 1 
Reinigungen bequem beseitigt werden. 

Bei Untersuchungen, die über die Wirkungsweise dieses Apparate» | 
durchgeführt wurden, zeigte es sich, dass Luft, die stark mit Kehrichtstaub 
beladen durch den Apparat ging, nach einer ge wich taanaly tischen Bestimmut^ 
Q9>3*/o *'^ Staubgehaltes verlor. Luft, der Kalkstrassenstaub beigemischt 
war, setzte sogar 99, o"/« dieser Verunreinigung im Apparate ab, während 
von Kohlenstaub 99,6"/, zurückbehalten wurden. 

Diesen soeben beschriebenen Filter wendet man jedoch — wie schon 
gesagt — nur dort an, wo auf eine Wiedergewinnung des Staubes verzichtet 

Ist dieser abgesaugte feine Staub aber ein für die Fabrikation sehr 
wertvolles Produkt, so muss man vor Allem auf seine Zurückerlangung be- 
dacht sein und wendet deshalb ausser Nass-P~iiter auch Trocken-Fi! ter an. 



I 



i^~ Zu ei 

' / massige Ver 

■/ in einer Erv 

■ f ICammer, a 

-'I feine Staub 
i Parnl 




Zu ersterem finden vielfach Körtings Zentrifugal -Streudüsen zweck- 

Verwendung und zwar derart, dass eine, oder mehrere solcher Düsen 

Erweiterung der Exhaustor- Rohrleitung, oder in einer besonderen 

also etwa wie Fig. 401 zeigt, angeordnet werden, wodurch der 

in verhältnismässig langer Zeit mit sehr fein verteiltem Wasser in 



ß^8 XI. Abteüung. 

Berührung kommt und dadurch niedergeschlagen wird. Der niedergeschlagene 
Staub wird durch das aus der Kammer abfliessende Wasser fortgetragen 
imd gleichzeitig geschlämmt. Hierdurch erhält man den wiedergewonnenen 
Staub in der zartesten Form wieder, was für Thonwarenfabriken und der- 
gleichen von solchem Werte ist, dass dadurch ein nicht unbeträchtlicher 
Teil der Betriebskosten der ganzen Entstaubungsanlage nahezu aufgewogen wird. 

Ein dem gleichen Zweck dienender Trockenfilter ist der nachstehend 
beschriebene Schlauchfilter, Patent Yeacks & Be hrens, dessen Konstruktion 
die Fig. 402 veranschaulicht. 

Dieser Filter besieht aus einem allseitig geschlossenen Kasten aus Holz 
oder Eisen, in welchem sich einfache, oben durch Holzdeckel geschlossene 
Schläuche aus Flanell oder grobem Sackleinen befinden, die mit ihren unten 
oflfenen Enden durch Rohrleitungen mit den zu aspirierenden Apparaten ver- 
bunden werden. An dem oberen Ende des Kastens ist für je vier Schläuche 
ein Saugrohr mit Drosselklappe angebracht, an welches der Exhaustor ange- 
schlossen wird. Je vier solcher Schläuche bilden ein System und werden 
mittelst eines an einer Kette über Rollen hängenden Gewichtes hoch und 
straff gehalten. Die Reinigung der Schläuche von dem an der Oberfläche 
haftenden Staub erfolgt selbstthätig, indem periodisch die zusammengehörigen 
Schläuche durch langsamen Abschluss der Saugöffnung ausser Verbindung mit 
dem Exhaustor gebracht und dann wiederholt kräftig geschüttelt werden. 

Je nach Art des zu beseitigenden Staubes und nach Grösse der zu 
reinigenden Luftmengen ordnet man derartige Filter in grösseren oder kleineren 
Gruppen an. Damit während der Reinigung eines Systemes der Luftabzug 
nicht gänzlich unterbrochen werde, ist es ratsam, mindestens zwei solcher 
Systeme, also mindestens acht Schläuche anzulegen. 

Durch unter den Filterschläuchen angeordnete, am Ende mit Schiebeni 
versehene Trichter wird ivach dem Abschütteln der Schläuche der abfallende 
Staub in Säcke oder sonst geeignete Gefclsse abgelassen, um wieder verwendet 
zu werden. - ^ , 

Noch ein weiterer sehr empfehlenswerther Stäubfäfcgor für Saugluft ist der- 
jenige, welchen das Eisenwerk (vorm. Nagel & Kaemp)'A.-G. nach eigenem 
D. R. P. in den Handel bringt. Derselbe besteht in der Wesenheit aus 
einem Filterkorbe, welcher an der wagrechten Zwischenwand eines Gehäuses 
aufgehängt ist. Die staubHaltige Luft wird von unten durch ein Rohr zentral 
zu dem P'ilterkorbe eingeführt, verbreitet sich rasch in den Zwischenräumen 
zwischen den seesternförmig angeordneten Filterzellen und wird durch deren 
Flanellwände filtriert. Die gereinigte, staubfreie Luft steigt im Innern in den 
oberen Teil des Gehäuses und gelangt dann von da aus nach dem Exhaustor. 
Der im unteren Teil des Gehäuses zurückbleibende Staub fällt, soweit er 
nicht an den Zellenwänden hängen bleibt, zu Boden und wird durch Schnecke 
oder Rührwerk kontinuierlich abgeführt. 

Die Anordnung solcher Saugluftfilter eignet sich speziell überall da, >^<^' 
entweder die Staubquellen entfernt, in verschiedenen Räumen liegen oder w^^ 
der Staub aus verschiedenen Betrieben herrührt und einzeln wiedergewonnen 
werden soll, also nicht vermischt durch ein gemeinsames Filter gehen darf. 
Man ist dabei aber in der Lage — wenn die Entfernungen keine allzu grossen 
sind — für sämtliche Arten der in einem Betriebe vorkommenden Staub- 
entwickelungen eine Zentral-Anlage mit einem einzigen E.xhaustor zu schaffen. 

Alle diese soeben besprochenen Saugluftfilter lassen sich aber ebenso 
gut auch als Druckluftfilter verwenden, man hat dann nur an der Stelle, an 
welcher vorher die Saugleitung in den Filter eintrat, die Druckleitung de» 



Spi.. 






339 



Exhaustors anzuschliessen. Für Fälle, in welchen auf eine Wiedergewinnung 
des Staubes kein Wert gelegt wird und in welchen auch keine F.xplosion 
in dem Exhaustor durch mitgeführte Explosionsstofle zu fürchten ist, wird 
man den Staub, der Einfachheit halber, auf eine andere Weise zu vernichten 
suchen . 

Mau lässt dann den Exhaustor in einer Grube auf Wasser blasen, 
welches von Zeit zu Zeit von der sich bildenden Schlammschicht gereinigt 
werden muss, oder man benützt hierzu ein in der Nahe beÖndlichea fliessendes 
Wasser, wobei man die Reinigung erspart. 

Wo beides nicht angängig, kann man sich eine Staubkaromer erricliten; 
dieselbe ist ein kleiner Bau — dem zu reinigenden Luftquantum entsprechend 
— aus Hokfachwerk, in welchem mit Sackleinen oder dergl. bespannte 
Holz-Rahmen im Zickzackwege angeordnet sind. Jeder Rahmen lasst zwischen 
sich und der Gebäudewand bezw. dem Boden einen freien Durchgangsraum 
fOr die staubhaltige Luft, dessen Querschnitt so bemessen sein niuss, dass 
eine allmählige Verringerung der Luftgeschwindigkeit eintreten kann. Soll 
die Luft bei ihrem Austritt möglichst rein sein, so ist es selbstverständlich. 
dass ihre Geschwindigkeit dort eine so geringe und sie daher nicht mehr 
im Stande ist, noch den spezilisch schwereren Staub mitzufüiiren. Die staub- 
haltige Luft lässt man in der Nähe oder ganz am Boden eintreten, während 
die gereinigte in der letzten Zelle durch einen auf dem Dache angebrachten 
Schlot abzieht. Die Filtertücher müssen aber in gewissen Zeitabschnitten von 
dem anhaftenden Staub durch Abklopfen gereinigt werden, da sie sonst, wie 
erklärlich, nicht reinigend auf die staublialüge Luft wirken können. Man 
muss deshalb die Staubkammer mit einer Thür zum Herausnehmen der 
Filterrahmen versehen. 

Eine andere Art der Reinigung von staubhaltiger Luft kennzeichnet 
den nachstehend dargestellten dem Ei-.envn.rk (\urmalb Nagel & Kaemp) 
A.-G, patentierten und auch \on demselben \ertncbenen bpiralausscheider. 




Fig. 403. 

Bei diesem Apparat wird der mit Staub gcscliwjingcrte Lufistrom durch 

tiooi zylindrischen, innen und aussen geschlossenen Spiralgang gejagt, wobei 

4ie ün Windstrom enthaltenen Staubteile wegen ihrer Schwere unter dem 

ifluss der Zentrifugalkraft sich an den Musseren Umfang der Spirale legen, 

1 dort durch angebrachte, stellbare Klappen abgefangen zu werden. 



340 



XL Abteilang. 



Ein weiterer Staubabscheider, dessen Wirkung ebenfalls auf der Zen- 
trifugalkraft beruht, ist der Cyclo ne. 

Derselbe ist ein trichterförmiges geschlossenes Gehäuse aus Blech, in 
dessen oberen weiten Teil der mit Staub geschwängerte Luftstrom so eingeleitet 
wird, dass er am Umfang des Trichters rasch kreisen muss. Die Staub teile 
legen sich, weil schwerer wie die Luft, durch die Wirkung der Zentrifugal- 
kraft an die Trichterwand innen an, gleiten an derselben nieder, bis sie am 
unteren Auslaufrohr gesammelt werden, während die Luft nahezu entstäubt 
aus dem oberen Dunstrohr entweicht. 

Keiner der beiden zuletzt besprochenen Apparate ist jedoch im Stande, 
die Luft wirklich staubfrei entweichen zu lassen, vielmehr sind sie nur als 
für die iVorentstäubung geeignete c Apparate anzusehen, bei welchen die 
austretende Luft zur vollkommenen Entstäubung nochmals durch Filter geleitet 
werden muss. 







mmmm 

Fig. 404. 



Nicht nur bei der Herstellung mehliger, staubiger Produkte, wie Cemcnt, 
Farben etc., wird die Staubentwickelung unangenehm empfunden, sondern 
auch bei der Verpackung derartiger Produkte in Fässer, Kisten u. s. w. 
Deshalb ist es auch hier am Platze, die Arbeiter, welche mit der Verpackung 
derartiger Stoffe beschäftigt werden, vor den schädlichen Einwirkungen dieses 
Staubes, welche durch Einatmen desselben entstehen, zu schützen. 



KUhtantagen. 3^1 

Diese Aufgabe ist von der Stelliner Porlland-Zement-Fabrik auls 
Beste gelöst und stellt dieselbe ihre ausgezeichnet bewahrte Erfindung be- 
dingungslos Kur allgemeinen Benutzung. In der Fig. 404 ist eine solche 
Einrichtung, wie sie in oben genannter Fabrik ausgeführt wurde, schematisch 
dargestellt. 

Der Zement, welcher durch die Schnecke A aus der Mühle in den 
Silo B geführt wird, verdrlngt die darin befindliche, mit Staubteilen erfüllte 
Lul%. Diese wird durch das Rohr C vermittelst des Exhaustors D abgesaugt 
und in die Fillerschläiiclie E geführt, deren Fillerlucli am vorteilhaftesten aus 
ungebleichtem Nessel besieht. Der Luftdruck in diesen Filterschlauchen muss 
ein möglichst geringer sein, damit die Luft staubfrei durch diese Filter in 
den Speicherraum austreten kann, während sich der Staub an den Innen- 
wanden der Filter ansetzt. Etwa tflglich zweimal, während der Exhaustor 
stille steht, wird der Staub abgeklopft, in ein darunter gestelltes Gcföss ab- 
gelassen und wieder der Produktion zugeführt. 

Ist das Silo B gefüllt und soll dessen Inhalt in Fässer verpackt werden, 
si} öffnet man die Drosselklappe F, und lasst den Zement in den Zylinder 
Ö strömen, welcher annähernd den Inhalt eines Fasses aufzunehmen vermag. 
.\lsdann schliesst man die Klappe F, setzt ein leeres Fass auf die Rüttel- 
vorrichtung H, und öfTnt-t nun die Drosselklappe I, sodass der Inhalt des 
ilylinders O langsam in das Fass hineinläuft und fesigerüttelt wird- Die von 
dem in das Fass hineinströmenden Zement verdrängte staubhaltige Luft muss 
nun abgesaugt werden, damit sie sich nicht dem Arbeitsraum mitteilt. Dieses 
Absaugen geschieht durch das Rohr L, welches mit dem bereits er«'ähnten 
Exliaustor D verbunden ist. An dem unteren Ende des Zylinders G ist 
noch ein durch einen Eisenring beschwerter lieme! Jf angebracht, welcher bis 
dicht Ober das Fass reicht, sodass man gerade noch die allmählige Füllung 
denselben beobachten kann. Die Anordnung dieses Beutels bezweckt das 
Zurückhalten der von den Seiten zuströmenden Luft und zwingt den Exhaustor 
die Luft vor allem aus dem Fasse selbst zu entnehmen. Dieser durch das 
Sohr L abgesaugte Staub wird natürlich ebenfalls zwecks Reinigung in die 
Filtcrschlauche E geführt. Nach erfolgler Füllung wird nun die Klappe 7 
geschlossen und F geöffnet, worauf der Vorgang in der beschriebenen Weise 
■von neuem beginnt. 

In solchen Fallen wo die Luft in den Arbeitsräumen nicht durch Staub 
verunreinigt, sondern irocken und heiss ist und daher ermüdend auf die 
Arbeiter einwirkt, oder wo mit Rücksicht auf das in einem Räume lagernde 
Material die Luft auf einer bestimmten külüen Temperatur erhalten werden 
niuas, legt man Kühluilageil an. Man baut bei solchen Anlagen in der 
R^el an den zu kühlenden Raum oder in die Nahe desselben eine soge- 
nannte Kühlkammer wie es die nachstehende Fig. 405 zeigt, und blast entweder 
die Luft mit Hilfe eines Ventilators, welcher sie aus dem Freien entnimmt, 
liindurch in Leitungskanäle, oder saugt sie aus der Kühlkammer und drückt 
sie in die Verteilungsleilungen. 

In dieser Figur ist die Kammer durch eine Mauer in zwei Teile 
geteilt. In einem ist der Ventilator V und 2 Streudüsen 5, angebracht, 
welch' letzlere ihr Wasser nach unten zerstreuen, also dem Luftstrom des 
Ventilators entgegen senden, während sich in dem anderen 2 nach oben ge- 
richtete Streudüsen S^ und die Jalousieauslassöffnung J befinden. 

Der Luftstrom des Ventilators wendet sich in dem zweiten Teil der 
Kühlkammer wieder nach unten wo ihm aber die Düsen iS, ihr Wasser ent- 



.342 



XI. Abtdiang. 



gegensprengen und ihn noch weiter abkühlen bis er unten dUTcli tlie ver- 
stellbare Jalousie in den aufwärts sleigcnden Kanal K gelangt, von wo aus er 
sich nach den einzelnen Verwendiingsstellen durch Rohre L verteilt, weiche 
alsdann an geeigneten Steilen das Austreten der gekühlten Luft gestalten. 




Fig 405 

Anstatt der Külilkamniem kann man mlürlich auch BerieselungS- 
tOrme anwenden, welclie aus einem Holzgerüst bestehen m welchem Zwischen- 
lagen von Reisern oder dergl. angeoidnet sind auf »eiche man kaltes Wasser 
pumpt und dasselbe durch die Reiser langsam hin durch rieseln lasst, während 
man den Luftstrom in entgegengesetzter Richtung hmdurchführt. 



Eng an diese Einrichtungen, welche zur Beseitigung des Staubes und 
der Verbesserung der Luft dienen schlicssen sich diejenigen, welche die 
Reinigung des menschlichen Körpers bezwecken — die Badeu»Ult«ll, ^ 
und soll an dieser Stelle nur eine einfache und praktische Methode be- 
handelt werden, welche der Einrichtung von Arbeiterbädem zu Grunde gelegt 
werden kann. 



KideuM (alten. 



345 



^pDie Grösse eines Arbeiterbacles ist zu beslimmen nach der Zaiil der 

MSter, welche daran Teil nehmen sollen, und nach der Beschäftigungsart 

Kdben. Es ist selbstverständlich, dass eine der- 

ge EiniichtuDg um so grösser sein muss, je ^ 

inaUJger der Betrieb ist, resp, je mehr das Be- ML 

fnis nach Reinigung vorhanden ist. Erfahrungs- ^k 

tSss rechnet man auf je 2o Arbeiter eine Bade- ^^^^ 

e beiw. eine Brause. Bei Industrieen, in welchen 

Leute ausnahmsweise viel durch Schmutz und 
üb XU leiden haben, darf <lie Anzahl der Zellen eine 
ssere sein. 

Als Badeform für Arbeiierbader ist, als das ge- 
uchliclisle und besle, das warme Brause- oder 
renbad zu wählen. 

Es garantiert den scliwadisten Wasserverbrauch 
1 überslrömt den Badenden fonwahrend mit frischem 
.sser, verbindet also den Vorteil der Sparsamkeit 

dem der Reinlichkeit in höchstem Masse. Bei 
sseren Anlagen dürften i oder 2 WannenbSder, 
lleicht auch ein kleines Dampfbad für Beamte etc. 
zukommen. 

Das erforderliche Wasser 
den meisten Fai|ei 
ung oder einem 'höher 

Die wichtigste Fragf 
richtung ist indessen st 

Die Erwärmung di 
ist einfachste W 
luste eintreten, 



ja vorhandeiicn Druck-Wasser- 
die Brausen stehenden 



bei der Anlage einer Bade- 
s die der Wassererwarmung. 
Wassers soll auf die mög- 
se geschehen, essollen keine Warme- 
die Temperatur des Wassers soll 
raals so hoch werden k'lnnen, dass durch mangel- 
te Handhabungen Verbrühungen entstehen können, 
llich soll es jedem Badenden gestattet sein, sich 
e ihm zusagende Temperatur des Wnssers selbst 
zustellen. 

Das rationellste Betriebsmittel zur Erwärmung 
I Wassers ist der Dampf, welcher ja in fast allen 
iraischen Betriebeti in genügender Menge zu haben ist, 
Derin nebenstehender Zeichnung veranschaulichte. 
■ Firma H. Sbhaffstaedt in Giessen durch 
R. P. No. 48852 geschützte Apparat bezweckt, 
i Wasser oiler auch eine andere Flüssigkeit augen- 
Jdich mittelst Dampf auf eine beliebig höhere 
mperalur zu erwärmen, ohne dass der Dampf in 
ekle Verbindung mit der Flüssigkeit tritt. 

Das Wesen dieses Apparates beruht auf dem 
gensti ___^^^_^ 

Durch ^mimilljllll^^^^^^^upf 






lach unten offenes Rohr- 

erwannt sich aufsteigend 

das Ventil d nach der 

Brause oder dergl. Der 



344 



XI. Abteilung. 



Dampf giebt auf seinem Wege alle Wärme an das entgegenströmende Wasser 
absolut geräuschlus ab und tritt als Kondenswasser vollständig kalt unten aus. 

Durch Drehung der Griffe werden Dampf und Wasserventil zugleich 
geöffnet und zwar so weit, wie es dem vorhandenen Dampf- und Wasserdruck 
entspricht, resp. bis die gewünschte Temperatur des Wassers erzielt ist. 

Vollständig ausgeschlossen ist bei diesem Apparat eine Gefahr, beim 
Baden durch Ueberbrausen mit ;5u heissem Wasser oder durch mitgerissene 
Dampfbläschen verbrüht zu werden, wie dies bei anderen dem gleichen Zwetk 
dienenden Apparaten eintreten kann. 

Die Anordnung der Ventilgriffe ist derart getroffen, da.ss beim Oeffiien 
des Dampfventils unbedingt aucli das Wasserventil geöffnet werden muss. 

Durch, einfachen Anschluss an die Dampf- und Wasserleitung sind diese 
Gegen Strom- Apparate sofort gebrauch sferlig. 




Fig. 407. 

In denjenigen Etablissements, in welchen die Arbeilerüahl keine allw- 
grosse ist, empfiehlt es sich für jede Zelle des Arheiterbades einen solchldL 
Apparat zu verwenden. Diese Anordnung hat nämüch den Vorteil, da» 
ein jeder Badende sich selbst bedienen, mithin eine Wartung und Beaufr 
sichtigung hinwegfallen kann. Soll jedoch in möglichst kurzer Zeit eine grosse 
Anzahl Arbeiter baden, so empfiehlt es sich solche Apparate aufzustellea. 



Badeanstalten. 



345 



welche gleichzeitig 10,12 oder 16 und noch mehr Brausen mit erwärmtem 
Wasser versehen. 

Ist die Grösse der Anstalt resp. die Anzahl der Zellen bestimmt, so ist, 
im Falle ein genügender Raum vorhanden ist, diesem die innere Einrichtung 
anzupassen. Ist kein Raum vorhanden, so ist ein Neubau zu errichten. 
Dies geschieht je nach den vorgesehenen Mitteln in möglichst einfacher, je- 
doch zweckentsprechender Weise. 

Der Rohbau dürfte am besten in Backsteinmauerwerk mit äusserer 
Ausfugung herzustellen sein. Die Umfassungsmauern werden zum Schutze 
gegen Witterungseinflüsse vorteilhaft mit Luftschichten versehen. Das auf- 
steigende Mauerwerk wird über dem Boden mit einer Asphaltschicht über- 
deckt, um die aufsteigende Feuchtigkeit von demselben abzuhalten. Das 
Dach ist in Holzkonstruktion (Eisen würde durch Rost zu viel leiden) auszu- 
fuhren, die Deckimg mit Dachpappe, Holzzement oder Schiefer etc. Die 
Innenseite des Daches ist gleichfalls zur Bildung einer Isolirschicht mit Holz 
zu verschalen. 

Im Innern erhalten die Umfassungswände auf eine Höhe von zwei 
Metern einen glatten Zementverputz. Um diese Wände noch mehr vor 
Feuchtigkeit zu schützen, kann erst auf das rohe, aber trockene Mauerwerk 
eine Schicht von Asphalt aufgetragen werden; diese ist vor dem gänzlichen 
Austrocknen scharf zu besanden, und dann erst der Zementverputz aufzutragen. 

Die Fenster sind in möglichst grosser Anzahl ca. 2 m über dem Fuss- 
boden anzuordnen und zum Drehen oder Aufklappen einzurichten. 

Die Brausezellen, Fig. 407 sind in einer Länge von 2 —2,30 m und 
einer Breite von 1,10 — 1,30 m, die Wannenzellen ca. 2 m breit und ca. 2,50 m 
tief anzulegen. 

Zur Scheidung der Zellen von einander konmit als billigstes Material 
zuerst gutes Kiefern- oder Pitch-pine-Holz in Erwägung. Die Wände sind 
ca. 2 m hoch, 10 cm vom Boden abstehend aufzustellen. Der Abstand vom 
Boden bezweckt eine Erhöhung der Luftzirkulation und dient zur besseren 
Reinhaltung des Bodens. 

Alle horizontalen Flächen sind zur Vermeidung von Schmutzablagerungen 
möglichst zu umgehen, und die Umrahmungen und Befestigungen aus ver- 
zinktem I- oder U-Eisen herzustellen. 

Nach der Aufstellung sind die Holzwände einigemal tüchtig mit heissem 
Leinöl zu tränken, welche Prozedur in längeren Zeitabständen als wirksamer 
Schutz für das Holz wiederholt werden soll. Ein Anstrich mit Oelfarbe hat 
nicht viel Zweck. 

Als besseres aber auch teureres Material sind Wände nach dem System 
Monier oder solche aus verzinktem Eisenwellblech, namentlich Letztere, sehr 
zu empfehlen. 

Die Ausstattung der Zellen besteht in einem Holzsitze aus geöltem 
Eichen- oder Kiefernholz in der Ecke oder an der einen Seite, 2 bis 3 
Kleiderhaken an der Thüre und einem Seifennäpfchen. 

Quer durch die Zelle hängt an einer verzinkten Eisenstange ein zieh- 
barer Vorhang aus starkem wasserdichtem Drellstoff zum Schutze der Kleider 
und des Auskleideteils der Zelle gegen sprühendes Wasser. Eine feste 
Scheidung zwischen Auskleide- und Brausezellen ist nicht notwendig, nament- 
lich wird Letztere hierdurch oft unnötig beschränkt, was im Interesse der 
freien Bewegung bei dem Reinigungsgeschäft nur ein Nachteil ist. Der 
Hauptgegenstand in der Zelle ist der Gegenstrom- Apparat, welcher im vorderen 
Teile des Brauseraums an der Wand befestigt wird. 



r 



346 XI. Abteilung. 

Da es nicht jeder Badende vertragen kaan, dass det Brausestrahl in 

senkrechter Richtung auf den Körper wirkt, wird die Brause so angeordnet, 
dass ilire Strahlen in sctirager Riclitung und zwar nach der Tiefe der Zelle 
zu fallen. Auch hat diese Anordnung den Vorteil, dass der Badende beim 
Oelfnen des Apparates nicht direkt unter det Brause steht, wodurch es ihm 
bequem wird, sich jede ihm zusagende Temperatur, jedoch nicht höher alt 
35 Grad Celsius, lie raus teilen. 

Die Brausen sind zwecks Reinigung zum Abschrauben eingerichtet 
Ihre Grösse, resp. die Grösse und Anzahl der Löcher, ist entsprechend den 
Wasserdruck Verhallnissen zu nehmen; jedenfalls soll ihre Leistung nicht viel 
mehr oder weniger als 10 Liter pro Slinute betragen. 

Die Ausstattung der Wannenzellen ist dieselbe wie oben beschiiebai. 
Es kommt hierzu eine Wanne aus starkem Zinkblech oder besser aus email- 
Hrtem Gusseisen. Der Gegenstrom -Apparat, welcher hier zur Verwendm^ 
kommt, i.st sowohl zur Füllung der Wanne als auch zum Brausen eingerichtet 




Fig. 408 

Die Thttren der Zellen, welche wohl in allen Fällen ans Holz her- 
gestellt werdnn, »ind nach Innen zu öffnen und auch von Innen durch einen 
Riegel etc. zu verschliessen. Auch kann man die Sitzbanke so einrichten, 
dass sich dieselben in Charnieren drehen und heruntergeklappt, den Verschluss 
ri» ThOrc bilden. Noch einfacher kann der Verschluss der Zelle anstatt 




Badeanstalten. ^^y 

durch eine Thüre durch einen starken ziehbaren Vorhang aus Drellstoff 
erstellt werden. 

Ausser den genannten Brause- und Wannenzellen würde in einer grösseren 
Arbeiterbade-Anstalt, wo zur Beaufsichtigung ein Wärter bestellt ist, eine 
Wärterzelle, für die Aufbewahrung der verschiedenen Utensilien, Reinigungs- 
geräthe, sowie auch als Platz für die Hauptventile der Dampf- und Wasser- 
leitung dienend, einzurichten sein. Desgleichen ein mit einigen Bänken aus- 
gestatteter Warteraum und event. auch ein Abort. 

Der Fussboden der Anstalt soll aus Asphalt oder Zementbeton be- 
stehen. Auf den Gängen, überhaupt ausserhalb der Zellen, liegt derselbe in 
leichtem Gefälle ca. 5 cm höher als in den Zellen selbst. Der Boden in 
den letzteren ist in starkem Gefälle nach einer gleichfalls im Gefälle liegenden 
offenen Rinne, welche das verbrauchte Wasser abführen soll, zu verlegen. 
Die Rinne soll nicht dicht an der Wand hergeführt werden, um möglichst 
das Mauerwerk vor Nässe zu schützen. 

Ueber dem Boden ist zum Schutze der Füsse gegen die Kälte ein 
Lattenrost horizontal aufzulegen, welcher zwecks Reinigung des Bodens zum 
Aufheben eingerichtet sein muss. Wenn auch von mancher Seite auf die 
kurze Dauer derartiger Lattenroste hingewiesen wird, so sind sie doch kaum 
zu entbehren. Immerhin wird ein aus gutem Kiefernholz hergestellter, tüchtig 
mit heissem Leinöl getränkter Lattenrost 5 bis 6 Jahre aushalten, auch sind 
die Kosten des Ersatzes ja keine allzugrossen. 

Eine sehr praktische Einrichtung, welche den Zweck hat, ausser der 
Brause auch noch eine Waschvorrichtung für den Körper und namentlich 
der Füsse in der Zelle zu erstellen, zeigt die Fig. 408. 

Dieselbe besteht in der Anordnung einer Mulde in dem Fussboden der 
Brausezelle, da wo der Brausestrahl zur Erde niederschlägt. Die Mulde hat 
eine Tiefe von ca. 12 cm, eine Breite und Länge von durchschnittlich 70 cm. 
£ine Sitzrolle aus starkem Zinkblech auf verzinkten Eisenkonsolen gestattet 
dem Badenden, das ReinigungsgeschSft sitzend zu erledigen. 

Bei dieser Einrichtung muss die Wasserabführung in den Boden verlegt 
Mrerden, und erhalten die Mulden ein Ablaufventil mit Ueberlaufvorrichtung. 

Der Lattenfussboden fällt hierbei in dem eigentlichen Brausetheil der 
Zelle hinweg, ist auch entbehrlich, weil der Badende mit den Füssen in dem 
vorher in die Mulden eingelassenen warmen Wasser steht. 

Das Gefälle des übrigen Zellenbodens ist selbstverständlich nach der 
Mulde hin zu verlegen. 

Die Heizung eines Arbeiterbades erfolgt naturgemäss ebenfalls durch 
Dampf, welcher, je nach der Gestaltung der Anstalt, durch glatte oder ge- 
rippte Heizrohre oder Dampföfen etc. zur Funktion gelangt. Eine möglichst 
gleichmässige Verteilung der Wärme ist Hauptbedingung. 

Die Zuführung der frischen Luft muss in eru'ärmtem Zustande erfolgen. 
Es sind deshalb an geeigneter Stelle, keinesfalls aber in der Zelle selbst, 
regulierbare Frischluftzuführungen anzubringen. Diese sind unterhalb eines 
Heizkörpers anzuordnen, damit die eintretende Luft sofort erwärmt wird. 
Zur Wegschaffung der verbrauchten Luft eignen sich vorteilhaft einige in 
das Dach der Anstalt eingesetzte regulierbare Wolpert*sche Saugköpfe. 

Die Beleuchtung geschieht je nach den aufzuwendenden Mitteln durch 
Gas, Petroleum oder elektrisches Licht; eine Flamme für 2 Zellen genügt. 

Die Reinigung der Anstalt erfolgt durch Ausspritzung mit Wasser, und 
ist hierfür an geeigneter Stelle eine Zapfvorrichtung mit Schlauch und Spritz- 
kopf vorzusehen. 




1 



H das 

H 

■ Mas. 

^H erw9 



Durch Voretehendes hoff« 
ich eine allgemeine Uebersicht 
gegeben zu haben, »ie etw.-a 
Arbeiterbader anzulegen sind 
undsoll nebenstehende Fig.4og, 
welche das von der Firma H. 
Schaffstaedt in Gie&sen aus- 
geführte Arbeiterbad der Cht- 
mischen Fabrik iKheoaniat ia 
Stt>lberg darstellt, das Gesagte 
noch unters tu tien. 

Wenn man die Anlepiog 
eines Arbeiterbades plant, so 
wird man stets am besten (ahren. 
wenn man den Entwurf zu diesem 
und die Ausführung einer wohl- 
bekannten Spezialfabrik über- 
trägt und sich nicht selbst an 
das Probieren begiebt. 

Bei grösseren Badean- 
stalten, bei welchen Massen- 
Brausebader verabfolgt werden, 
7.. B. in Schulen, Kasernen etc^ 
werden zweckmässig die Brausen 
gruppenweise angeordnet. 

Zu diesem Zweck wird 
ein gemeinsames Mischgefte 
angeordnet, in welchem Kall- 
und Warm Wasser durch den 
Warter beliebig gemischt wer- 
den; von diesem Mischgeßa« ' 
zweigen nun die einzelnen Ver- 
teilungsleitungen nach den Brau- 
segruppen ab, welche durch 
Ventile abstellbar eingerichtet 

Alle Brausen erhallen dem- 
nach W.isscr von gleicher Tem* 
peralur, ausserdem sind einzelne 
Brausen mit kaltem Wasser vor- 
handen, die vom Badenden 
selbst in Betrieb gesetzt werden 
können und welche nur Kalt- 
'^- ■"^- Wasser geben. 

Bei dieser Anordnung wiixl 
Wasser in einem Warmwasser- Reservoir durch Dampf erzeugt, 
indem der Dampl durch Kupferschlangen, die in dem Reservoir H^en, ge- 
leilet wird. Auch kann man zur Warmwasserbereitung den Abdampf der 
Maschinen durch diese Kupferschlangen leiten und damit das Wasser 
erwarmen. 



Badeanatmlten. 



349 



Die Wannwasserbereitung mittelst Kartings Damp&trahl • Elevator soll 
nicht unerwähnt bleiben. Die Erzeugung des warmen Wassers geschieht 
hierbei durch direkte Mischung von Dampf und Wasser, wobei sich der Ap- 
parat das kalte Wasser bequem auf 3 — 4 m anzusaugen vermag und es 
ausserdem in einen höher stehenden Behälter fördert, von dem aus es den 
Brausegruppen zufüesst. 




XII. Abteilung^ 



Gesetzliche Yerordnnngen. 



Gesetz, betreffend den Betrieb der Dampfkessel. 

Vom 3. Mai 1872. 
(Preassbche GeseUsammlnng- 1872, S. 515.) 

§ I. Die Besitzer von Dampfkesselanlagen oder die an ihrer Statt zur 
Leitung des Betriebes bestellten Vertreter sowie die mit der Bewartung von 
Dampfkesseln beauftragten Arbeiter sind verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, 
dass während des Betriebes die bei Genehmigung der Anlage oder allgemein 
vorgeschriebenen Sicherheitsvorrichtungen bestimmungsmässig benutzt, und 
Kessel, die sich nicht in gefahrlosem Zustande befinden, nicht im Betriebe 
erhalten werden. 

§ 2. Wer den ihm nach § i obliegenden Verpflichtungen zuwider- 
handelt, verfällt in eine Geldstrafe bis zu 200 Thaler oder in eine Gefängnis- 
strafe bis zu drei Monaten. 

§ 3. Die Besitzer von Dampfkesselanlagen sind verpflichtet, eine amt- 
liche Revision des Betriebes durch Sachverständige zu gestatten, die zur 
Untersuchung der Kessel benötigten Arbeitskräfte und Vorrichtungen bereit 
zu stellen und die Kosten der Revision zu tragen. 

Die näheren Bestimmungen über die Ausführung dieser Vorschrift hat 
der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten zu erlassen. 

§ 4. Alle mit diesem Gesetze nicht im Einklänge stehenden Bestim- 
mungen, insbesondere das Gesetz, den Betrieb der Dampfkessel betreffend, 
vom 7. Mai 1856 (Gesetz-Samml. S. 295), werden aufgehoben. 

Bekanntmachung, betr. allgemeine polizeiliche Bestimmungen 

über die Anlegung von Dampfkesseln. 

Vom 5. August 1890. 
(Reichs-Gesetzblatt 1890, No. 25 S. 163 — 169.) 

I. Bau der Dampfkessel. 

Kessel Wandungen. 

§ I. Die vom Feuer berührten Wandungen der Dampfkessel, der 
Feuerröhren und der Siederöhren dürfen nicht aus Gusseisen hergestellt werden, 
sofern deren lichte Weite bei zylindrischer Gestalt 25 cm, bei Kugelgestalt 
30 cm übersteigt. 

Die Verwendung von Messingblech ist nur für Feuerröhren, deren lichte 
Weite lo cm nicht übersteigt, gestattet. 



AUgem. poHceUiche Besdmmangen über die Anlegang von Dampfkesseln. ^^i 

Feuerzüge. 

§ 2. Die um oder durch einen Dampfkessel gehenden Feuerzüge 
müssen an ihrer höchsten Stelle in einem Abstand von mindestens lo cm 
unter dem festgesetzten niedrigsten Wasserspiegel des Kessels liegen. Dieser 
Minimalabstand muss für Kessel auf Fluss- und Landseeschiffen bei einem 
Neigungswinkel der Schiffsbreite gegen die Horizontalebene von 4 Grad, fiXr 
Kessel auf Seeschiffen bei einem Neigungswinkel von 8 Grad noch gewahrt sein. 

Diese Bestimmungen finden keine Anwendung auf Dampfkessel, welche 
aus Siederöhren von weniger als 10 cm Weite bestehen, sowie auf solche 
Feuerzüge, in welchen ein Erglühen des mit dem Dampfraum in Berührung 
stehenden Teiles der Wandungen nicht zu befürchten ist. Die Gefahr des 
Erglühens ist in der Regel als ausgeschlossen zu betrachten, wenn die vom 
Wasser bespülte Kesselfläche, welche von dem Feuer vor Erreichung der vom 
Dampf bespülten Kesselfläche bestrichen wird, bei natürlichem Luftzug min- 
destens zwanzigmal, bei künstlichem Luftzug mindestens vierzigmal so gross 
ist, als die Fläche des Feuerrostes. 

n. Ansrflstang der DampfkesseL 

Speisung. 

§ 3. An jedem Dampfkessel muss ein Speiseventil angebracht sein 
welches bei Abstellung der Speisevorrichtung durch den Druck des Kessel- 
wassers geschlossen wird. 

§ 4. Jeder Dampfkessel muss mit zwei zuverlässigen Vorrichtungen 
zur Speisung versehen sein, weiche nicht von derselben Betriebs Vorrichtung 
abhängig sind, und von denen jede für sich im stände ist, dem Kessel die 
zur Speisung erforderliche Wassermenge zuzuführen. Mehrere zu einem Be- 
triebe vereinigte Dampfkessel werden hierbei als ein Kessel angesehen. 

Wasser Stands zeig er. 

§ 5. Jeder Dampfkessel muss mit einem Wasserstandsglase und mit 
einer zweiten geeigneten Vorrichtung zur Erkennung seines Wasserstandes 
versehen sein. Jede dieser Vorrichtungen muss eine gesonderte Verbindung 
mit dem Innern des Kessels haben, es sei denn, dass die gemeinschaftliche 
Verbindung durch ein Rohr von mindestens 60 qcm lichtem Querschnitt 
hergestellt ist. 

§ 6. Werden Probierliähne zur Anwendung gebracht, so ist der unterste 
derselben in der Ebene des festgesetzten niedrigsten Wasserstandes anzubringen. 
Alle Probierhähne müssen so eingerichtet sein, dass man behufs Entfernung 
von Kesselstein in gerader Richtung hindurchstossen kann. 

Wassers tandsmarke. 

§ 7. Der für den Dampfkessel festgesetzte niedrigste Wasserstand ist 
an dem Wasserstandsglase, sowie an der Kesselwandung oder dem Kessel- 
mauerwerk durch eine in die Augen fallende Marke zu bezeichnen. 

An der Aussenwand jedes Dampfschiffskessels ist die Lage der höchsten 
Feuerzüge nach der Richtung der Schiffsbreite in leicht erkennbarer, dauer- 
hafter Weise kenntlich zu machen ; ferner sind an derselben zwei Wasser- 
standsgläser in einer zur Längenrichtung des Schiffes normalen Ebene, in 
gleicher Höhe, symetrisch zur Kesselmitte und möglichst weit von ihr nach 
rechts und links abstehend anzubringen. Durch das hierdurch bei Dampf- 



352 XII. Abteilang. 

schififskesseln geforderte zweite Wasserstandsglas wird die im § 5 angeordnete 
zweite Vorrichtung zur Erkennung des Wasserstandes nicht entbehrlich gemacht. 

Sicherheitsventil. 

§ 8. Jeder Dampfkessel muss mit wenigstens einem zuverlässigen Sicher- 
heitsventil versehen sein. 

Wenn mehrere Kessel einen gemeinsamen Dampfsammler haben, von 
welchem sie nicht einzeln abgesperrt werden können, so genügen für dieselben 
zwei Sicherheitsventile. 

Dampfschiffs-, Lokomobil- und Lokomotivkessel müssen inmier mindestens 
zwei Sicherheitsventile haben. Bei Dampfschiffskesseln, mit Ausschluss der- 
jenigen auf Seeschififen, ist dem einen Ventil eine solche Stellung zu geben, 
dass die vorgeschriebene Belastung vom Verdeck aus mit Leichtigkeit unter- 
sucht werden kann. 

Die Sicherheitsventile müssen jederzeit gelüftet werden können. Sie sind 
höchstens so zu belasten, dass sie bei Eintritt der für den Kessel fe5^;esetzten 
Dampfspannung den Dampf entweichen lassen. 

Manometer. 

§ 9. An jedem Dampfkessel muss ein zuverlässiges Manometer ange- 
bracht sein, an welchem die festgesetzte höchste Dampfspannimg durch eine 
in die Augen fallende Marke zu bezeichnen ist. 

An Dampfschiffskesseln müssen zwei dergleichen Manometer angebracht 
werden, von denen sich das eine im Gesichtskreise des Kesselwärters, das 
andere mit Ausnahme der Seeschiffe auf dem Verdeck an einer für die Be- 
obachtung bequemen Stelle befindet. Sind auf einem Dampfschiffe mehrere 
Kessel vorhanden, deren Dampfräume mit einander in Verbindung stehen, 
so genügt es, wenn ausser den an den einzelnen Kesseln befindlichen Mano- 
metern auf dem Verdeck ein Manometer angebracht ist. 

Fabrikschild. 

§ 10. An jedem Dampfkessel muss die festgesetzte höchste Dampf- 
spannung, der Name des Fabrikanten, die laufende Fabriknummer und das 
Jahr der Anfertigung, bei Dampfschiffskesseln ausserdem die Massziffer des 
festgesetzten niedrigsten Wasserstandes auf eine leicht erkennbare und dauer- 
hafte Weise angegeben sein. 

Diese Angaben sind auf einem metallenen Schilde (Fabrikschild) anzu- 
bringen, welches mit Kupfemieten so am Kessel befestigt ist, dass es auch 
nach der Ummantelung oder Einmauerung des letzteren sichtbar bleibt 

III» Prflfang der DampfkesseL 

Druckprobe. 

§ II. Jeder neu aufzustellende Dampfkessel muss nach seiner letzten 
Zusammensetzung vor der Einmauerung oder Ummantelung unter Verschluss 
sämtlicher Oeffhungen mit Wasserdruck geprüft werden. 

Die Prüfung erfolgt bei Dampfkesseln, welche für eine Dampfspannung 
von nicht mehr als 5 Atmosphären Ueberdruck bestimmt sind, mit dem zwei* 
fachen Betrage des beabsichtigten Ueberdrucks, bei allen übrigen Dampfkesseb 
mit einem Druck, welcher den beabsichtigten Ueberdruck um 5 Atmosphären 
übersteigt. Unter Atmosphärendruck wird ein Druck von i Kilogramm auf 
das Quadratcentimeter verstanden. 



Altgem. poUieilicbe BestimmoDgen ttber die Anlegung von Dampfkesseln. 7e^ 

Die Kesselwandungen müssen dem Probedruck widerstehen, ohne eine 
bleibende Veränderung ihrer Form zu zeigen und ohne undicht zu werden. 
Sie sind für undicht zu erachten, wenn das Wasser bei dem höchsten Druck 
in anderer Form als der von Nebel oder feinen Perlen durch die Fugen 
dringt 

Nachdem die Prüfung mit befriedigendem Erfolge stattgefunden hat, 
sind von dem Beamten oder staatlich ermächtigten Sachverständigen, welcher 
dieselbe vorgenommen hat, die Nieten, mit welchen das Fabrikschild am Kessel 
befestigt ist (§ lo), mit einem Stempel zu versehen. Dieser ist in der über 
die Prüfung aufzunehmenden Verhandlung (Prüfungszeugnis) zum Abdruck zu 
bringen. 

§ 12. Wenn Dampfkessel eine Ausbesserung in der Kesselfabrik er- 
fahren haben, oder wenn sie behufs der Ausbesserung an der Betriebsstätte 
ganz blossgelegt worden sind, so müssen sie in gleicher Weise, wie neu auf- 
zustellende Kessel, der Prüfung mittelst Wasserdrucks unterworfen werden. 

Wenn bei Kesseln mit innerem Feuerrohr ein solches Rohr und bei 
den nach Art der Lokomotivkessel gebauten Kesseln die Feuerbüchse behufs 
Ausbesserung oder Erneuerung herausgenommen, oder wenn bei zylindrischen 
und Siedekesseln eine oder mehrere Platten neu eingezogen werden, so ist 
nach der Ausbesserung oder Erneuerung ebenfalls die Prüfung mittelst 
Wasserdrucks vorzunehmen. Der völligen Blosslegung des Kessels bedarf es 
hier nicht. 

Prüfungsmanometer. 

§ 13. Der bei der Prüfung ausgeübte Druck darf nur durch ein ge- 
nügend hohes offenes Quecksilbermanometer oder durch das von dem prüfen- 
den Beamten geführte amtliche Manometer festgestellt werden. 

An jedem Dampfkessel muss sich eine Einrichtung befinden, welche 
dem prüfenden Beamten die Anbringung des amtlichen Manometers gestattet. 

lY. Aafttellnng der Dampfkessel. 

Aufstellungsort. 

§ 14. Dampfkessel, welche für mehr als 6 Atmosphären Ueberdruck 
bestimmt sind, und solche, bei welchen das Produkt aus der feuerberührten 
Fläche in Quadratmetern und der Dampfspannung in Atmosphären Ueber- 
druck mehr als 30 beträgt, dürfen unter Räumen, in welchen Menschen sich 
aufzuhalten pflegen, nicht <^fgestellt werden. Innerhalb solcher Räume ist 
ihre Aufstellung unzulässig, wenn dieselben überwölbt oder mit fester Balken- 
decke versehen sind. 

An jedem Dampfkessel, welcher unter Räumen, in welchen Menschen 
sich aufzuhalten pflegen, aufgestellt wird, muss die Feuerung so eingerichtet 
sein, dass die Einwirkung des Feuers auf den Kessel sofort gehemmt werden 
kann. 

Dampfkessel, welche aus Siederöhren von weniger als 10 cm Weite 
bestehen, und solche, welche in Bergwerken unterirdisch oder in Schiffen 
aufgestellt werden, unterliegen diesen Bestimmungen nicht. 

Kesselmauerung. 

§ 15. Zwischen dem Mauerwerk, welches den Feuerraum und die 
Feuerzüge feststehender Dampfkessel einschliesst, und den dasselbe umgeben- 

Parnlcke. 28 



354 XTT. Abteilung. 

den Wänden muss ein Zwischenraum von mindestens 8 cm verbleiben, welcher 
oben abgedeckt und an den Enden verschlossen werden darf. 

y. Bewegliche Dampfkessel (Lokomobilen). 

§ i6. Bei jedem Dampfentwickler, welcher als beweglicher Dampfkessel 
(Lokomobile) zum Betriebe an wechselnden Betriebsstätten benutzt werden 
soll, müssen sich befinden: 

1. Eine Ausfertigung der Urkunde über seine Genehmigung, welche die 
Angaben des Fabrikschildes (§ lo) enthält und mit einer Beschreib- 
ung und massstäblichen Zeichnung, dem Prüfungszeugnis (§ 1 1 Ab- 
satz 4), der im § 24 Absatz 3 der Gewerbeordnung vorgeschriebenen 
Bescheinigung und einem Vermerk über die zulässige Belastung der 
Sicherheitsventile verbunden ist. 

2. Ein Revisionsbuch, welches die Angaben des Fabrikschildes (§ 10) 
enthält. Die Bescheinigungen über die Vornahme der im § 12 vor- 
geschriebenen Prüfungen und der periodischen Untersuchungen müssen 
in das Revisionsbuch eingetragen oder demselben beigefiigt sein. 

Die Genehmigungsurkunde und das Revisionsbuch sind an der Betriebs- 
stätte des Kessels aufzubewahren und jedem zur Aufsicht zuständigen Beamten 
oder Sachverständigen auf Verlangen vorzulegen. 

§ 17. Als bewegliche Dampfkessel dürfen nur solche Dampfentwickler 
betrieben werden, zu deren Aufstellung imd Inbetriebnahme die Herstellung 
von Mauerwerk, welches den Kessel umgiebt, nicht erforderlich ist. 

§ 18. Die Bestimmungen der §§ i6 und 17 treten ausser Anwendung, 
wenn ein beweglicher Dampfkessel an einem Betriebsorte zu dauernder Be- 
nutzung aufgestellt wird. 

YL Dampfschiffskessel. 

§ 19. Die Bestimmungen des § 16 finden auf jeden mit einem Schiffe 
dauernd verbundenen Dampfkessel (DampfschifFskessel) mit der Massgabe An- 
wendung, dass die vorgeschriebene massstäbliche Zeichnung sich auch auf den 
Schiffsteil, an welchem der Kessel eingebaut oder aufgestellt ist, zu erstrecken hat. 

YII. Allgemeine Bestimmungen. 

§ 20. Wenn Dampfkesselanlagen, die sich zur Zeit bereits im Betriebe 
befinden, den vorstehenden Bestimmungen aber nicht entsprechen, eine Ver- 
änderung der Betriebsstätte erfahren sollen, so kann bei deren Genehmigung 
eine Abänderung in dem Bau der Kessel nach Massgabe der §§ 1 und 2 
nicht gefordert werden. Im Uebrigen finden die vorstehenden Bestimmungen 
auch für solche Fälle Anwendung, jedoch mit der Massgabe, dass für Loko- 
mobilen und Dampfschiffskessel den Vorschriften in den §§ 10, 11, 16 bis 
I. Januar 1892 zu entsprechen ist. 

§21. Die Zentralbehörden der einzelnen Bundesstaaten sind befugt, 
in einzelnen Fällen von der Beachtung der vorstehenden Bestimmungen zu 
entbinden. 

§ 22. Die vorstehenden Bestimmungen finden keine Anwendung: 

1. Auf Kochgefässe, in welchen mittelst Dampfes, der einem ander- 
weitigen Dampfentwickler entnommen ist, gekocht wird; 

2. auf Dampfüberhitzer oder Behälter, in welchen Dampf, der einem 
anderweitigen Dampfentwickler entnommen ist, durch Einwirkung 
von Feuer bezonders erhitzt wird; 



Bettiramiingen ttber Genehmigang, PrttfiiQg and Revision der DampfkeMel. ß^^ 

3. auf Kochkessel, in welchen Dampf aus Wasser durch Einwirkung 

von Feuer erzeugt wird, wofern dieselben mit der Atmosphäre durcli 

ein unverschliessbares, in den Wasserraum hinabreichendes Standrohr 

von nicht über 5 m Höhe und mindestens 8 cm Weite oder durch 

eine andere von der Zentralbehörde des Bundesstaates genehmigte 

Sicherheits Vorrichtung verbunden sind. 

§ 23. In Bezug auf die Kessel in Eisenbahnlokomotiven bleiben die 

Bestimmungen des Bahnpolizei- Reglements für die Eisenbahnen Deutschlands 

in der Fassung vom 30. November 1885 und der Bahnordnung für deutsche 

Eisenbahnen untergeordneter Bedeutung vom 12 Juni 1878 in Geltimg. 

§ 24. Die Bekanntmachung, betreffend allgemeine polizeiliche Be- 
stimmungen über die Anlegung von Dampfkesseln, vom 29. Mai 1881 (Reichs- 
Gesetzbl. S. 122) und die diese Bekanntmachung abändernden Bekannt- 
machungen vom 18. Juli 1883 (Reichs-Gesetzbl. S. 245) und vom 2 7. Juli 1889 
(Reichs-Gesetzbl. S. 173) werden aufgehoben. 

Berlin, den 5. August 1890. 

« 

Der Reichskanzler. 

In Vertretung : 
von Boetticher. 



Bestimmungen über die Genehmigung, Prüfung und Revision 

der Dampfkessel. 

(Nach einer Vereinhaning der verbündeten Regierangen des Reichs in der Bandesrmtssitzang 

vom 3. Jali 1890.) 

L Dampfkessel Im Allgemeinen. 

1. Dampfkessel aus dem Auslande müssen der Druckprobe nach den 
Vorschriften im § 12 der allgemeinen polizeilichen Bestimmungen vom 
5. August 1890 im Inlande unterworfen werden. 

Dampfkessel, welche in einem Bundesstaate am Verfertigungsort von 
einem hiermit beauftragten Beamten oder staatlich ermächtigten Sachverständigen 
nach den §§ 1 1 und 1 3 der allgemeinen polizeilichen Bestimmungen vom 
5. August 1890 oder nach Vornahme einer Ausbesserung in Gemässheit des 
§ 12 a. a. O. geprüft und den Vorschriften unter § 11 Absatz 4 a. a. O. 
entsprechend abgestempelt worden sind, unterliegen, sobald sie im Ganzen 
nach ihrem Aufstellungsort transportiert werden, auch wenn dieser in einem 
anderen Bundesstaate belegen ist, einer weiteren Wasserdruckprobe vor ihrer 
Einmauerung beziehungsweise vor ihrer Wiederinbetriebsetzung nur dann, 
wenn sie durch den Transport oder aus anderer Veranlassung Beschädigungen 
erlitten haben, welche die Wiederholung der Probe geboten erscheinen lassen. 

II« Bewegliche KesseL 

(Lokomobilen, §§ 16 ff. der allgemeinen polizeilichen Bestimmungen vom 5. Aagast 1890.) 

2. Bewegliche Kessel, deren Inbetriebnahme in einem Bundesstaate 
auf Gnmd des § 24 der Gewerbeordnung und der allgemeinen polizeilichen 
Bestimmungen genehmigt worden ist, können in allen anderen Bundesstaaten 
ohne nochmalige vorgängige Genehmigung in Betrieb gesetzt werden, sofern 
seit ihrer letzten Untersuchung (Ziffer 5) nicht mehr als ein Jahr verflossen ist. 

23* 



356 XII. Abteilung. 

Hinsichtlich der örtlichen Aufstellung und des Betriebes kommen die 
polizeilichen Vorschriften desjenigen Bundesstaates zur Anwendung, in welchem 
der Kessel benutzt wird 

3. Die Genehmigung kann für mehrere bewegliche Kessel von über- 
einstinmiender Bauart, Ausrüstung und Grösse, welche in einer Fabrik im 
Laufe eines Kalenderjahres hergestellt werden, gemeinsam im voraus beantragt 
und durch eine Urkunde erteilt werden. 

Für jeden auf Grund dieser Genehmigungsurkunde hergestellten beweg- 
lichen Kessel ist eine mit der Fabriknummer zu versehende beglaubigte 
Abschrift der Genehmigungsurkunde und ihrer Zubehörungen anzufertigen. 
Dieselbe gilt als Genehmigungsurkunde für den Kessel, dessen Fabriknummer 
sie tragt. 

Die Beglaubigung der Abschrift kann durch den Beamten oder staatlich 
ermächtigten Sachverständigen, welcher die im § 1 1 der allgemeinen polizei- 
lichen Bestimmungen vorgesehene Untersuchung vornimmt, geschehen. 

4. Bevor ein beweglicher Kessel in dem Bezirke einer Ortspolizeibc- 
hörde.in Betrieb genommen wird, ist der letzteren von dem Betriebsunter- 
nehmer oder dessen Stellvertreter unter Angabe der Stelle, an welcher der 
Betrieb stattfinden soll, Anzeige zu erstatten. 

5. Jeder bewegliche Kessel ist mindestens alljährlich einer äusseren 
Revision, und alle drei Jahre einer inneren Revision oder Wasserdruckprobe 
zu unterwerfen. Die innere Revision kann der Revisor nach seinem Ermessen 
durch eine Wasserdruckprobe ergänzen. Die äussere Revision kommt jedoch 
in demjenigen Jahre in Fortfall, in welchem eine innere Revision oder Wasser- 
druckprobe vorgenommen wird. 

Die Wasserdruckprobe erfolgt bei Kesseln, welche für eine Dampf- 
spannung von nicht mehr als 10 Atmosphären Ueberdruck bestimmt sind, 
mit dem anderthalbfachen Betrage des genehmigten Ueberdrucks, bei allen 
übrigen Kesseln mit einem Drucke, welcher den genehmigten Ueberdruck 
um 5 Atmosphären übersteigt. Bei der Probe ist, soweit dies von dero 
Revisor verlangt wird, die Ummantelung des Kessels zu beseitigen. 

6. Der Betriebsuntemehmer oder dessen Vertreter hat dem zuständigen 
Revisor zu der Zeit, zu welcher die innere Revision oder Wasserdruckprobe 
auszuführen ist, davon Anzeige zu erstatten, wann und wo der Kessel zur j 
Untersuchung bereit steht. 

7. Die nach Massgabe des § 24 Absatz 3 der Gewerbeordnung von | 
einem hierzu ermächtigten Beamten oder Sachverständigen eines Bundesstaates 
ausgestellten Bescheinigungen, die Bescheinigungen über die in Gemässheit 
des § 12 der allgemeinen polizeilichen Bestimmungen vom 5. August 1890 1 
vorgenommenen Wasserdruckproben und die Bescheinigung über die Vornahme j 
periodischer Untersuchungen werden in allen anderen Bundesstaaten anerkannt. ' 

IIL Dampfsehiffskcssel. 

(§ 19 der allgemeinen polizeilichen Bestimmungen vom 5. Aagust 1890.) 

8. Die in Gemässheit des § 24 der Gewerbeordnung erforderliche Ge- 
nehmigung zur Anlegung eines Dampfschiffskessels hat die nach den Landes- 
gesetzen zuständige Behörde desjenigen Bundesstaates zu erteilen, in welchem 
sich der Heimatshafen des Schiffes, in Ermangelung eines solchen der Wohn- 
sitz des Schiffseigners befindet. 

Q. Die technische Untersuchung einer Dampfschiffskesselanlage, welche 
nach Massgabe des § 24 Absatz 3 der Gewerbeordnung vor Inbetriebnahme 



f 

Aoweisnng betreff, die Genehniigang and Untersuchnog der Dampfkesiel. x^y 

kdes Kessels auszuführen ist, kann in dem Heimatshafen des Schiffes oder in 
•<iem ersten deutschen Anlaufshafen oder auch an dem Orte vorgenommen 
"Verden, an welchem der Kessel in das Schiff eingebaut oder mit demselben 
i^erbunden worden ist. 

Ist dieser Ort in einem anderen Bundesstaate gelegen, als der Heimats- 
Hiafen des Schiffes, und erfolgt diese Untersuchung nicht in dem Heimats- 
jliafen, so ist bei derselben gleichzeitig festzustellen, ob denjenigen Konzessions- 
il)edingungen, welche nach Massgabe der im Staate des Heimatshafens über 
^idie Anlegung von Dampfschiffskesseln geltenden besonderen polizeilichen Be- 
^itimmungen vorgeschrieben wurden, entsprochen worden ist. 
\ lo. Dampfschiffskessel, deren Inbetriebnahme in einem Bundesstaate 

[auf Grund des § 24 der Gewerbeordnung und nach den allgemeinen polizei- 
ffchen Bestimmungen genehniigt worden ist, können, wenn sie sich auf Schiffen 
befinden, welche Gewässer verschiedener Bundesstaaten befahren, innerhalb 
■ <les Gebiets der letzteren ohne nochmalige vorgängige Genehmigung betrieben 
'»erden, sofern seit ihrer letzten Untersuchung nicht mehr als ein Jahr ver- 
flossen ist. / 

1 1 . Jeder Dampfschiffskessel ist mindestens alljährlich einer äusseren 
Revision und alle zwei Jahre einer inneren Revision oder Wasserdruckprobe 
2u unterwerfen. Die innere Revision kann der Revisor nach seinem Ermessen 
durch eine Wasserdruckprobe ergänzen. 

Diese Wasserdruckprobe erfolgt bei Kesseln, welche für eine Dampf- 
spannung von nicht mehr als 10 Atmosphären Ueberdruck bestimmt sind, 
mit dem anderthalbfachen Betrage des genehmigten Ueberdrucks, bei allen 
Übrigen Kesseln mit einem Drucke, welcher den genehmigten Ueberdruck um 
5 Atmosphären übersteigt. Bei der Probe ist, soweit dies vom Revisor ver- 
langt wird, die Ummantelung des Kessels zu beseitigen. 

12. Die Bestimmungen der Ziffern 6 und 7 finden auf Dampfschiffs- 
kessel gleichmässig Anwendung. 



Anweisung betreffend die Genehmigung und Untersuchung 

der Dampfkessel. 

In Ausführung der §§24 und 25 der Reichsgewerbeordnung, sowie 
auf Grund des § 3 des Gesetzes vom 3. Mai 1872, den Betrieb der Dampf- 
kessel betreffend (Ges. -Samml. Seite 515), bestimme ich im Einverständnisse 
mit den Ministem des Innern und der öffentlichen Arbeiten, was folgt: 

L Allgemeine Bestlmmangen. 

Begrenzung des Gcltungskreises der Anweisung. 

§ I. Der gegenwärtigen Anweisung unterliegen Dampfkessel aller Art 
(feststehende — bewegliche Dampfkessel, Dampfschiffskessel), auch wenn sie 
nicht zum Maschinenbetriebe noch zu gewerbsmässiger Verwendung bestimmt sind. 

Die im § 22 der allgemeinen polizeilichen Bestimmungen über die An- 
legung von Dampfkesseln (Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 5. Aug. 
1890 — R.-G.-Bl. S. 163) bezeichneten Dampfvorrichtungen gelten nicht 
als Dampfkessel im Sinne dieser Anweisung. 

Die gegenwärtige Anweisung findet auf die Lokomotiven der Haupteisen- 
bahnen, Nebeneisenbahnen und Kleinbahnen keine Anwendung. Für die Loko- 



358 Xn. Abteilang. 

motiven der Privatanschlussbahnen (§ 43 des Gesetzes über Kleinbahnen und 
Privatanschlussbahnen vom 28. Juli 1892), hat nur ihr II. Abschnitt »Anlegung 
der Dampfkessel« Giltigkeit. Die übrigen Lokomotiven, insbesondere die Loko- 
motiven der Bergwerksbahnen (§ 51 des Kleinbahnengesetzes) unterliegen 
der Anweisung in vollem Umfange. 

Insoweit die Anweisung hiemach auf Lokomotivkessel Anwendung findet, 
werden diese den beweglichen Dampfkesseln gleichgeachtet. 

Prüfung der Kessel durch staatliche Beamte. 

§ 2. Die Ausführung der auf Grund der nachstehenden Vorschriften 
vorzunehmenden Prüfungen, Druckproben und Untersuchungen der Dampf- 
kessel erfolgt: 

i) soweit sie nicht besonders bestellten Beamten übertragen ist, 

bei Dampfkesseln auf den der Aufsicht der Bergbehörden unter- 
stellten Betrieben durch die Bergrevierbeamten, 
bei Dampfkesseln auf Hüttenwerken des Staates durch die Leiter 
dieser Werke oder deren Vertreter, 

2) bei den Kesseln der Staatseisenbahnen durch die zuständigen tech- 
nischen Beamten der Staatseisenbahn-Verwaltung, 

bei den Privat-Eisenbahnen durch die von dem Königlichen Eisen- 
bahn-Kommissariat damit beauftragten Sachverständigen, 

3) bei den Dampfkesseln der Strombauverwaltung und den im Betriebe 
der Bauverwaltung benutzten Kesseln derjenigen Königl. Regierungen, 
bei denen besondere für das Fach vorgebildete Beamte — Bauin- 
spektoren, Maschineninspektoren oder Obermaschinenmeister ange- 
stellt sind — durch diese Beamten, 

4) im Uebrigen durch die Königlichen Gewerbe-Inspektoren und deren 
Assistenten. 

In denjenigen Regierungsbezirken, in denen Gewerbe - Inspektionen 
noch nicht gebildet sind, verbleibt die amtliche Prüfung der Dampfkessel den 
zur Zeit des Erlasses dieser Anweisung damit beauftragten Kreisbaubeamten 
oder den dazu berufenen besonderen Sachverständigen bis zur Errichtung 
von Gewerbe-Inspektionen. 

Dampfkessel- Ueberwachungs-Vereine. 

§ 3. Vereine von Dampfkesselbesitzern, welche eine regelmässige und 
sorgfältige Ueberwachung der Kessel vornehmen lassen, kann durch den 
Minister für Handel und Gewerbe die Vergünstigung erteilt werden, dass die 
Kessel der Mitglieder von den amtlichen Prüfungen etc. (§ 2) befreit sind. 

Die vorgeschriebenen Prüfungen, Druckproben und Untersuchungen 
werden alsdann von den Ingenieuren der Kesselüberwachungs- Vereine nach 
Massgabe der ihnen von dem Minister für Handel und Gewerbe verliehenen 
Berechtigungen ausgeführt. 

Die Erteilung der im Absatz i gedachten Vergünstigung an die Vereine 
und die Verleihung der im Absatz 2 erwähnten Berechtigungen an die Ver- 
eins-Ingenieurc ist jeder Zeit widerruflich. 

Die Erteilung der Vergünstigung an die Vereine und die Entziehung 
derselben durch Widerruf ist in den Amtsblättern der beteiligten Regierungen 
öfif entlich bekannt zu machen. 

§ 4. Die im § 3 bezeichneten Vereine haben dem Königl. Regierungs- 
präsidenten — in Berlin dem Königl. Polizei-Präsidenten — und den Ober- 



Anwebnng betreff, die Genehmigung and Untersuchung der Dampfkessel. ß^n 

bergämtem, für deren Bezirke sie zugelassen sind., nach Ablauf jedes Jahres 
einzureichen : 

i) ein Verzeichnis der dem Vereine angehörenden Kesselbesitzer unter 
Angabe der Zahl der von ihnen in dem Bezirke betriebenen Kessel, 
2) eine Uebersicht der im Laufe des Jahres in dem Bezirke ausgeführten 
Prüfungen, Wasserdruckproben und Untersuchungen und ihres Er- 
gebnisses. 
Die Vereine haben femer von jeder Aufnahme und von jedem Aus- 
scheiden eines Kessels dem zur Untersuchung desselben zuständigen staatlichen 
Beamten unverzüglich Nachricht zu geben. 

Endlich haben sie regelmässige Jahresberichte an den Minister für 
Handel und Gewerbe zu erstatten. 

Befreiung einzelner Kesselbesitzer von den amtlichen Prüfungen. 

§ 5. Eine gleiche Vergünstigung, wie nach § 3 Abs. i den Dampf- 
kesselüberwachungs- Vereinen kann ausnahmsweise auch einzelnen Dampfkessel- 
besitzem, sowie den Privat-Eisenbahnen, welche für eine sachgemässe Aus- 
führung der Prüfungen und Druckproben und für eine regelmässige Ueber- 
wachung ihrer Dampfkessel entsprechende Einrichtungen getroffen haben, zu 
Teil werden. 

Dieselben haben alsdann den im § 4 Abs. i bezeichneten Behörden 
nach Ablauf jedes Jahres die Anzahl der von ihnen betriebenen Dampfkessel 
anzuzeigen und die unter Ziffer 2 daselbst vorgeschriebene Uebersicht einzu- 
reichen. 

Freizügigkeit der Kessel. 

§ 6. Die durch die zuständige Behörde eines anderen Bundesstaates 
erteilten gewerbepolizeilichen Genehmigungen für bewegliche Dampfkessel imd 
Dampfschiffskessel, ferner die von einem hierzu ermächtigten Beamten oder 
Sachverständigen eines anderen Bundesstaates ausgestellten Bescheinigungen 
über die Bauart- und die Abnahmeprüfung von Dampfkesseln, über die auf 
Grund des §11 und des §12 Abs. i der allgemeinen polizeilichen Be- 
stimmungen vom 5. August 1890 ausgeführten Druckproben, endlich über 
die Vornahme regelmässiger Untersuchungen werden in Preussen anerkannt. 

II. Anlegung der Dampfkessel. 

Fälle der Genehmigung. 

§ 7. Zur Anlegung von Dampfkesseln bedarf es einer gewerbepoli- 
zeilichen Genehmigung, welche bei feststehenden Dampfkesseln für eine be- 
stimmte Betriebsstätte, bei Dampfschiffskesseln für ein bestimmtes Schiff, bei 
beweglichen Dampfkesseln ohne Beziehung zu einer Betriebsstätte erteilt wird. 

§ 8. Einer erneuten Genehmigung bedürfen 

i) Dämpf kessel, welche wesentliche Aenderungen in ihrer Bauart er- 
fahren, 

2) Dampfkessel, welche wieder in Betrieb genommen ^'erden sollen, 
nachdem die früher erteilte Genehmigung wegen unterlassenen Be- 
triebes nach § 49 der Gewerbeordnung erloschen ist, 

3) feststehende Dampfkessel, welche wesentlichen Aenderungen in der 
Lage oder Beschaffenheit der Betriebsstätte unterworfen werden sollen, 

4) Dampfschiffskessel, welche ausserhalb des Schiffes, auf das die Ge- 
nehmigung lautet, — sei es in Verbindung mit einem andern Schiflie, 
sei es auf dem Festlande — in Betrieb genommen werden sollen, 



^6o XTT. Abteilong.. 

5) bewegliche Dampfkessel, welche an einem Betriebsorte zu dauernder 
Benützung aufgestellt werden sollen. 

Endlich bedarf es einer erneuten Genehmigung des Kessels, wenn eine 
Erhöhung der in der Genehmigungs-Urkunde festgesetzten höchsten zulässigen 
Dampfspannung oder eine Aenderung der in der Genehmigungs-Urkunde 
aufgeführten Bedingungen stattfinden soll. 

Zuständigkeit. 

§ 9. Ueber die nach §§ 7 und 8 vorgeschriebenen Genehmigungen 
beschliesst hinsichtlich der Dampfkessel in den der Aufsicht der Bergbehörden 
unterstellten Betrieben das Oberbergamt, im Uebrigen der Kreisausschuss 
(in den HohenzoUem'schen Landen der Amtsausschuss), in Stadtkreisen der 
Stadtausschuss, in den einem Landkreise angehörigen. Städten mit mehr als 
loooo Einwohnern der Magistrat (kollegialische Gemeindevorstand). 

Die örtliche Zuständigkeit bestimmt sich 

i) bei den feststehenden Dampfkesseln nach dem Orte der Errichtung, 

2) bei beweglichen Dampfkesseln nach dem Wohnsitze des Antrag- 
stellers, 

3) bei Dampfschiffskesseln nach dem Heimatshafen des Schiffes, in 
Ermanglung eines solchen nach dem Wohnsitze des Schiffeeigners. 

Form und Unterlagen des Antrages. 

§ 10. Anträge auf Erteilung der in den §§ 7 und 8 gedachten Ge- 
nehmigungen sind als schleunige Angelegenheiten zu behandeln. 

Der Antrag ist, wenn die Genehmigung zur Anlegung eines Lokomotiv- 
kessels für eine Privatanschlussbahn nachgesucht wird, bei der zuständigen 
Eisenbahn behörde, im Uebrigen, je nachdem der Antragsteller einem Kessel- 
üben^^achungsvereine (§3) angehört oder nicht, bei dem zuständigen Vereins- 
Ingenieur oder dem nach § 2 zuständigen Kesselprüfer anzubringen. 

Aus dem Gesuche muss der vollständige Name, der Stand und der Wohnort 
des Unternehmers ersichtlich sein. Demselben sind in je zwei Ausfertigungen 
beizufügen : 

i) Eine Beschreibung, aus welcher die Angaben des Fabrikschildes 
(§ IG der allgem. poliz. Bestimmungen vom 5. August 1890), die 
Abmessungen des Kessels, die Stärke und Gattung der Wandungen, 
die Art der Zusammensetzung, die Abmessungen der Ventile und 
deren Belastung, die Einrichtung der Speise Vorrichtung, des Speise- 
ventils und der Feuerung, endlich, wenn der Kessel zum Betriebe 
von Dampfmaschinen dient, die Art und Kraft der Maschinen zu 
entnehmen sind, 

2) eine massstäbliche Zeichnung, aus welcher die Grösse der vom 
Feuer berührten Fläche zu berechnen ist und die Höhe des niedrigsten 
zulässigen Wasserstandes über den Feuerzügen und die etwa vor- 
handenen Verankerungen und Versteifungen zu ersehen sind ; bei 
Dampfschiffskesseln hat sich die massstäbliche Zeichnung auch auf 
den Schiffsteil, an welchen der Kessel eingebaut oder aufgestellt ist, 
zu erstrecken. 

Wenn die Anlegung eines feststehenden Kessels beabsichtigt 
^^ird, so sind ferner in je zwei Ausfertigungen einzureichen: 

3) Ein Lageplan, welcher die an den Ort der Aufstellung des Kessels 
stossenden Grundstücke zu umfassen hat. 



Aaweisiiiig betreff, die Genehmigang and Untersachang der Dampfkessel. 36 1 

4) ein Bauriss, aus dem der Standort der Maschine und des Kessels, 

der Standort und die Höhe des Schornsteins, sowie die Lage der 

Feuer- und Rauchröhren gegen die benachbarten Grundstücke deutlich 

zu erkennen sind. 

Für die erforderlichen Zeichnungen ist ein auf ihnen einzutragender 

Massstab zu wählen, welcher eine deutliche Anschauung gewährt. 

Beschreibungen und Zeichnungen sind von dem Verfertiger und dem 
Unternehmer untei Angabe des Datums zu unterschreiben. 

Verfah ren. 

§ II. Die Stelle, bei der der Antrag nach § 10 Abs. 2 anzubringen 
ist, hat die Vorlagen technisch zu prüfen (Vorprüfung), die erfolgte Prüfung 
auf ihnen zu. bescheinigen und sie alsdann der zuständigen Beschlüssbehörde 
(§ 9) vorzulegen. Wegen etwa notwendiger Ergänzungen der Vorlagen tritt 
die zur Vorprüfung des Antrags zuständige Stelle mit dem Antragsteller un- 
mittelbar in Verbindung. 

In denjenigen Städten, in denen die Baupolizei einer Königl. Behörde 
zusteht, ist bei feststehenden Dampfkesseln das für vollständig befundene, von 
dem Kesselprüfer begutachtete Genehmigungsgesuch vor der Beschlussfassung 
dieser Behörde zur Prüfung zu übersenden. Diese Bestimmung findet auf 
die für Bergwerke, Aufbereitungsanstalten und Salinen bestimmten Kessel 
keine Anwendung. 

Beschlussfassung. 

§ 12. Die Beschlussfassung über das Genehmigungsgesuch erfolgt durch 
das Kollegium der Beschlussbehörde. Die Zulässigkeit der Anlage ist nach den 
bestehenden bau-, feuer- und gesundheitspolizeilichen Vorschriften, sowie nach 
den allgemeinen polizeilichen Bestimmungen des Bundesrats über die An- 
i^^ng von Dampfkesseln (Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 5. Aug. 
1890 [R.-G.-Bh S. 163 ffg.]) zu prüfen. 

Wird die Genehmigung nach dem Antrage des Unternehmers ohne Be- 
dingungen oder unter Bedingungen, mit denen er sich ausdrücklich einver- 
standen erklärt hat, erteilt, so bedarf es eines besonderen Bescheides nicht, 
sondern die Behörde fertigt alsbald die Genehmigungsurkunde (§ 15) aus. 
Wird die Genehmigung versagt oder unter Bedingungen erteilt, mit denen 
sich der Unternehmer nicht ausdrücklich einverstanden erklärt hat, so erlässt 
die Beschlussbehörde einen schriftlichen mit Gründen versehenen Bescheid 
an denselben. 

Der Unternehmer kann innerhalb 14 Tagen nach Zustellung des Be- 
scheides entweder Beschwerde an den Minister für Handel und Gewerbe 
einlegen oder auf mündliche Verhandlung der Sache durch die Beschlussbe- 
hörde antragen. Der im letzteren Falle ergehende Bescheid kann innerhalb 
zweier Wochen nach der Zustellung durch Beschwerde an den Minister für 
Handel und Gewerbe angefochten werden. 

Vorbescheid. 

§ 13. In Fällen, welche keinen Aufschub zulassen oder klar liegen, 
ist der Vorsitzende des Kreis-, (Amts-, Stadt-) Ausschusses befugt, Namens 
dieser Behörde über das Genehmigungsgesuch zu entscheiden. Der § 12 
Abs. 2 findet dabei entsprechende Anwendung. 

Wird schriftlicher Bescheid erteilt, so ist dem Unternehmer darin zu 
eröfihen, dass ihm gegen Bescheid innerhalb zweier Wochen von der Zu- 



362 Xn. Abteilaog. 

Stellung an, der Antrag auf Beschlussfassung durch das Kollegium (§ 12) 
zustehe. 

Für die Berechnung der in diesem und dem vorigen Paragraphen 
vorgeschriebenen Fristen sind die Vorschriften der Zivilprozessordnung mass- 
gebend. 

Beschwerde verfahren. 

Auf die Einlegung der Beschwerde (§ 12 Abs. 3) und das weitere Ver- 
fahren findet der § 122 des Gesetzes über die allgemeine Landesverwaltung 
vom 30. Juli 1883 Anwendung. In besonderen Fällen kann zur Begründung 
der Beschwerde eine Nachfrist bewilligt werden. 

Der auf die Beschwerde ergehende Bescheid wird der Beschlussbehörde 
erster Instanz zugefertigt, welche ihn in Ausfertigimg dem Unternehmer 
mitteilt. 

§ 15. Bei Erteilung der Genehmigung zur Anlegung eines Dampf- 
kessels ■ kann von der genehmigenden Behörde eine Frist gesetzt werden, 
binnen welcher die Anlage bei Vermeidung des Erlöschens der Genehmigung 
in Betrieb gesetzt werden muss. Ist eine solche Frist nicht bestimmt, so 
erlischt die erteilte Genehmigung, wenn der Unternehmer nach Empfang der 
Genehmigungsurkunde (§ 16) ein Jahr verstreichen lässt, ohne den Kessel 
in Betrieb zu nehmen. 

Eine Verlängerung der Frist kann von der Behörde bewilligt werden, 
wenn erhebliche Gründe nicht entgegenstehen. 

Genehmigungsurkunde. 

§ 16. Für die Ausstellung der Genehmigungsurkunde ist der anliegende 
Vordruck A zu benützen. 

In denjenigen Fällen, in denen nach §§ 12 und 13 dem Unternehmer 
schriftlicher Bescheid zu erteilen ist, erfolgt die Ausfertigung der Genehmigungs- 
urkunde durch die Reschlussbehörde erster Instanz nach Abschluss des Ver- 
fahrens. 

In der Urkunde sind alle Bedingungen, unter welchen die Kesselanlage 
genehmigt worden ist, aufzuführen. Die zugehörigen Beschreibungen, Zeich- 
nungen und Pläne sind mit ihr durch Schnur und Siegel zu verbinden. 

Eine Ausfertigung der Genehmigungsurkunde ist dem Unternehmer, 
eine zweite der zuständigen Ortspolizeibehörde zu übersenden, an deren 
Stelle bei den, den Bergbehörden unterstellten Dampfkesseln der Bergrevier- 
beamte tritt. 

Genehmigung mehrerer Lokomobilen durch eine Urkunde. 

§ 17. Die Genehmigung kann für mehrere bewegliche Kessel von 
übereinstimmender Bauart, Ausrüstung und Grösse, welche in einer Fabrik 
im Laufe eines Kalenderjahres hergestellt werden, gemeinsam im Voraus be- 
antragt und durch eine Urkunde erteilt werden. 

Für jeden auf Grund dieser Genehmigungsurkunde hergestellten beweg- 
lichen Kessel ist eine mit der Fabriknummer zu versehende, durch den zu- 
ständigen Kesselprüfer zu beglaubigende Abschrift der Genehmigungsurkunde 
und ihrer Zubehörungen anzufertigen. Dieselbe gilt als Genehmigimgsurkunde 
für den Kessel, dessen Fabriknummer sie trägt. 

Genehmigung alter Kessel. 

§ 18. Den Gesuchen um erneute Genehmigung bereits anderweit im 
Betriebe gewesener alter Kessel (§ 8) ist ein vollständiger Nachweis über 



AnweUiing betreff, die Genehmignng and UntersachoDg der Dampfkeisel. ^63 

den Erbauer des. Kessels, über die früheren Betriebsstätten desselben, über 
die Zeit, während welcher der Kessel überhaupt schon betrieben worden ist, 
und über die Gründe beizufügen, welche dazu geführt haben, den Kessel 
ausser Betrieb zu setzen. 

Vor der Entscheidung über den Genehmigungsantrag ist eine Innen- 
Untersuchung des Kessels mit genauer Ermittelung der Beschaffenheit des ver- 
wendeten Baustoffes und der in den einzelnen Kesselteilen vorhandenen 
Blechstärken (durch Anbohren und dergl.) vorzunehmen. Auf Grund dieser 
Ermittelungen wird, falls (darnach die Genehmigung überhaupt erteilt werden 
kann, die höchste zulässige Dampfspannung fe^geseitzt. 

Bei denjenigen alt angekauften Dampfkesseln, deren frühere Dampf- 
spannung und Herkunft nicht nachgewiesen werden kann, darf die Wieder- 
genehmigung nur ausnahmsweise auf Grund einer nach obiger Anleitung 
besonders sorgfältig ausgeführten Untersuchung der gesammten Beschaffenheit 
des Kessels und überdies nur darin erfolgen, wenn der Antragsteller selbst 
die Aufstellung und Benutzung des Kessels beabsichtigt. 

Vorstehende Bestimmungen finden auch auf solche Kessel Anwendung, 
welche aus Theilen alter Kessel unter Hinzufügung neuen Baustoffes herge- 
stellt sind. 

Erlöschen der Genehmigung. 

§ 19. Ist ein Dampfkessel während eines Zeitraumes von drei Jahren 
ausser Betrieb gesetzt, ohne dass Fristung nachgesucht imd bewilligt worden 
ist, so erlischt die für denselben erteilte Genehmigung. Das Verfahren für 
die Fristung ist dasselbe wie für die Genehmigung zur Anlegung von Dampf- 
kesseln. 

III. Inbetrlebsetzunfi^ der Dampfkessel. 

§ 20. Dampfkessel sind, bevor sie in Betrieb gesetzt werden dürfen, 
durch die zuständigen Kesselprüfer (§§ 2 und 3) einer Prüfung der Bauart 
(Konstruktionsprüfung), einer Wasserdruckprobe und einer Abnahmeprüfung 
zu unterwerfen. 

Prüfung der Bauart. 

§ 21. Die Prüfung der Bauart hat die Untersuchung des Kessels in 
Beziehung auf Zusammensetzung, Baustoff und Ausführung zum Gegenstande. 

Wasserdruckprobe. 

§ 22. Die Wasserdruckprobe bezweckt die Prüfung der Widerstands- 
fähigkeit und Dichtigkeit des Kessels. Sie erfolgt bei Dampfkesseln, welche 
für eine Dampfspannung von nicht mehr als 5 Atmosphären Ueberdruck be- 
stimmt sind, mit dem zweifachen Betrage des beabsichtigten Ueberdruckes, 
bei allen übrigen Dampfkesseln mit einem Drucke, welcher den beabsichtigten 
Ueberdruck um fünf Atmosphären übersteigt. 

Unter Atmosphärendruck wird ein Druck von einem Kilogramm auf 
das Quadratcentimeter verstanden. 

Für die Ausführung der Druckprobe muss der Kessel vollkommen mit 
Wasser gefüllt sein; in seinem höchsten Punkte muss eine Oeffnung ange- 
bracht sein, durch welche beim Füllen die atmosphärische Luft entweichen 
kann. Die Kessel Wandungen müssen dem Probedruck widerstehen, ohne 
eine bleibende Veränderung ihrer Form zu zeigen und ohne das Wasser bei 
dem höchsten Drucke in anderer Form, als der von Nebel, oder feinen Perlen 
durch die Fugen dringen zu lassen. 



364 ^I^* Abteilang. 

§ 23. Die Wasserdruckprobe, welche womöglich mit der Prüfung der 
Bauart zu verbinden ist, erfolgt nach der letzten Zusammensetzung, jedoch 
vor der Einmauerung oder Ummantelung des Kessels. Sie kann vor der Ge- 
nehmigung der Kesselanlage (in der Kesselfabrik) ausgeführt werden. 

Dampfkessel, welche der Druckprobe am Verfertigungsorte unterworfen 
imd demnächst im Ganzen nach ihrem Aufstellungsorte geschafft worden 
sind, unterliegen einer weiteren Druckprobe vor ihrer Einmauerung oder Um- 
mantelung nur dann, wenn sie durch die Versendung oder aus anderer Ver- 
anlassung Beschädigungen erlitten haben, welche die Wiederholung der Druck- 
probe geboten erscheinen lassen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob 
der Verfertigungsort in Preussen, oder in einem anderen Bundesstaate be- 
legen ist (vergl. § 6). 

Nietenstempelung. 

§ 24. Nach Ausführung der Druckprobe hat der Kesselprüfer — vor- 
ausgesetzt, dass dieselbe zur Beanstandung des Kessels keinen Anlass gegeben 
hat — die Kupfemieten, mit welchen das Fabrikschild (§ 10 der poliz. Best, 
vom 5. August 1890) an dem Kessel befestigt ist, mit seinem Stempel zu 
versehen. Dieser ist in dem Prüfungszeugnisse abzudrucken. 

Abnahmeprüfung. 

§ 25. Die Abnahmeprüfung hat festzustellen, ob die Ausführung der 
Kesselanlage den Bestimmungen der erteilten Genehmigung entspricht. Sie 
ist bei Kesseln, die eingemauert oder ummantelt werden nach der Ein- 
mauerung oder Ummantelung vorzunehmen. 

Bei Dampfschiffskesseln erfolgt die Abnahmeprüfung in dem • Heimats- 
hafen des Schiffes, oder in dem ersten Deutschen Anlaufs hafen, oder an dem 
Orte, an welchem der Kessel in das Schiff eingebaut oder mit demselben 
verbunden worden ist. Bei Schiffskesseln, welche in einem der Bundesstaaten 
genehmigt worden sind, und in Preussen zur Abnahmeprüfung gestellt werden, 
hat die Untersuchung sich auch darauf zu erstrecken, ob denjenigen Ge- 
nehmigungsbedingungen, welche nach Massgabe der in jenem Bundesstaate 
über die Anlegung von Dampfschiffskesseln geltenden besonderen polizeilichen 
Bestimmungen vorgeschrieben wurden, entsprochen worden ist. 

Wirkungen der Abnahmeprüfung. 

§ 26. Auf Grund der durch den Kesselprüfer ordnungsmässig be- 
scheinigten (§ zy) Abnahmeprüfung darf der Kessel ohne weiteres in Betrieb 
gesetzt werden. 

Bewegliche Kessel, deren Inbetriebnahme in einem Bundesstaate genehmigt 
worden ist, können — vorbehaltlich der Bestimmungen über die regelmässigen 
Untersuchungen (Abschnitt V) — in jedem anderen Bundesstaate ohne noch- 
malige vorgängige Genehmigung in Betrieb gesetzt werden. Dasselbe gilt fiir 
Dampfschiffskessel, wenn sie sich auf Schiffen befinden, welche Gewässer ver- 
schiedener Bundesstaaten befahren. 

Bevor ein beweglicher Kessel in dem Bezirke einer Ortspolizeibehörde 
in Betrieb genommen wird, ist der Letzteren von dem Betriebsunternehmer 
oder dessen Stellvertreter unter Angabe der Stelle, an welcher der Betrieb 
stattfinden soll, Anzeige zu erstatten. Ist der Kessel für die der Aufsicht 
der Bergbehörden unterstellten Betriebe bestimmt, so ist die Anzeige den 
im § 2, I bezeichneten Beamten zu erstatten. 



Anweisong betrelT. die Genehmigang and Unrersachang der Dampfkessel. 255 

Bescheinigungen. Revisionsbuch. 

§ 2"], Die Kesselprüfer haben über die von ihnen ausgeführten Prüfungen 
der Bauart, Druckproben und Abnahmeprüfungen schriftliche Bescheinigungen 
auszustellen und binnen drei Tagen dem Kesselbesitzer auszuhändigen. Sie 
haben sich zu diesem Behufe der anliegenden Vordrucke B, C, F und G zu 
bedienen, der Vordrucke B und F jedoch nur in dem Falle, dass die Wasser- 
dnickprobe nicht in Verbindung mit der Prüfung der Bauart bewirkt worden 
ist. Die Bescheinigungen sind mit der Genehmigungsurkunde (§ 16) zu ver- 
binden. 

Abschrift der Bescheinigung über die Abnahmeprüfung ist der Ortspolizei- 
behörde oder der an ihre Stelle tretenden Bergbehörde mitzuteilen. 

Derjenige Kesselprüfer, welcher die Abnahmebescheinigung ausstellt, hat 
gleichzeitig das Titelblatt für das zu dem Kessel gehörige Revisionsbuch, 
unter Benutzung des anliegenden Formulars D auszufertigen. Als Einlage- 
bogen des Revisionsbuches ist der Vordruck E zu ven^'enden. Dem neuen 
Revisionsbuch ist das bisherige Kessel buch vorzuheften. 

Revisionsbücher für bewegliche Dampfkessel und Dampfschiffskessel, 
welche in einem anderen Bundesstaate ausgefertigt sind, werden in Preussen 
zur Weiterbenützung zugelassen, auch wenn die Einlagebogen dem Vordrucke 
E nicht entsprechen. 

Die Genehmigungsurkunde nebst Anlagen und das Revisionsbuch sind 
an der Betriebsstätte des Kessels aufzubewahren und jedem zur Aufsicht zu- 
ständigen Beamten oder Sachverständigen auf Verlangen vorzulegen. 

Für Kessel, welche der Wasserdruck probe (§ 22) in einem anderen 
Bundesstaate unterworfen worden sind, ist der Nachweis einer Prüfung der 
Bauart ^ z\) nicht zu fordern. 

IV. Prfifang naeh einer Haaptansbessemng;. 

§ 28. Dampfkessel, welche eine Ausbesserung in der Kesselfabrik er- 
fahren haben oder zur Ausbesserung an der Betriebsstätte* ganz blosgelegt 
worden sind, müssen vor der Wiederinbetriebsetzung einer Prüfung mittelst 
Wasserdruckes unterworfen werden. 

Einer gleichen Prüfung bedarf es, wenn bei Kesseln mit innerem Feuer- 
rohr ein solches Rohr und bei den nach Art der Lokomotivkessel gebauten 
Kesseln die Feuerbüchse behufs Ausbesserung oder Erneuerung herausge- 
nommen, oder wenn bei zylindrischen und Siedekesseln eine oder mehrere 
Platten neu eingezogen werden. 

Die Ausführung der Druckprobe erfolgt nach den Vorschriften der §§ 
22 und 23 mit der Massgabe, dass in den Fällen des Absatz 2 dieses Para- 
graphen die völlige Bloslegung des Kessels nicht erforderlich ist. 

Ueber die Druckprobe ist unter Benützung des Vordruckes B eine Be- 
scheinigung auszustellen, die mit der Genehmigungsurkunde des Kessels zu 
verbinden ist. In der Bescheinigung ist anzugeben, worin die ausgeführte 
Ausbesserung bestanden hat, und von wem sie bewirkt worden ist. 

Eine Stempelung der das Fabrikschild mit dem Kessel verbindenden 
Nieten findet bei Druckproben nach Hauptausbesserungen nicht statt. 

Y. Regelmässige teehnlsehe Untersuehungen. 

§ 29. Jeder zum Betriebe aufgestellte Dampfkessel, er mag unausge- 
setzt oder nur in bestimmten Zeitabschnitten, oder unter gewissen Voraus- 



^66 Xn. Abteilang. 

Setzungen (z. B. Reservekessel) betrieben werden, ist von Zeit zu Zeit einer 
tedhnischen Untersuchung zu unterziehen. 

Dieser Vorschrift unterliegen Dampfkessel dann nicht mehr, wenn ihre 
Genehmigung durch dreijährigen Nichtgebrauch (§ 19) oder durch ausdrück- 
lichen der Polizeibehörde erklärten Verzicht erloschen ist. 

Von dem Erlöschen der Kesselgenehmigungen, sowie von der etwaigen 
Wiedereröffnung des Betriebes ist den Kesselprüfem durch die Ortspolizeibe- 
hördeh, bei Bergwerken, Aufbereitungsanstalten und Salinen durch den zu- 
ständigen Bergrevierbeamten, alsbald Kenntnis zu geben. 

Eine Entbindung von den wiederkehrenden Untersuchungen kann nur 
durch Verfügung des Ministers für Handel und Gewerbe erfolgen. 

§ 30. Die technische Untersuchung bezweckt die Prüfung 
i) der fortdauernden Uebereinstimmung der Kesselanlage mit den be- 
stehenden gesetzlichen und polizeilichen Vorschriften und mit dem 
Inhalte der Genehmigungsurkunde, 

2) ihres betriebsfähigen Zustandes, , 

3) ihrer sachgemässen Wartung, insbesondere der bestimmungsmässigen 
Benutzung der vorgeschriebenen Sicherheitsvorrichtungen. 

§ 31. Die Untersuchung erfolgt, soweit nicht der Kesselbesitzer den 
im § 3 bezeichneten Vereinen angehört, durch den staatlichen Prüfungsbe- 
amten (§ 2), in dessen Amtsbezirke die Kesselanlage sich befindet. 

Bewegliche Kessel gehören zu demjenigen Bezirke, in welchem ihr Be- 
sitzer oder dessen Vertreter wohnt, Dampfschiffskessel zu demjenigen, in 
welchem die Schiffe überwintern oder falls dies ausserhalb des Landes ge- 
schieht, zu demjenigen, in welchem ihr Hauptanlegeplatz sich befindet. 

Auf Ersuchen des hiemach zuständigen Prüfungsbeamten oder auf An- 
trag des Kesselbesitzers können die technischen Untersuchungen von beweg- 
lichen oder Dampfschifiskesseln von demjenigen Prüfungsbeamten ausgeführt 
werden, in dessen Amtsbezirk sich der Kessel zur Zeit der Fälligkeit der Unter- 
suchung befindet. Der die Untersuchung ausfahrende Beamte hat in diesem 
Falle Abschrift des Prüfungsbefunds dem nach Absatz 2 zuständigen Prüfungs- 
beamten mitzuteilen. 

Bewegliche Dampfkessel, welche auf Bergwerken, Aufbereitungsanstalten 
oder Salinen und anderen zugehörigen Anlagen verwendet werden, unterliegen 
während der Dauer dieser Verwendung der wiederkehrenden Untersuchung 
durch den nach § 2, i zuständigen Beamten. 

§ 32. Die amtliche Untersuchung der Dampfkessel ist eine äussere 
oder eine innere oder eine Prüfung durch Wasserdruck. 

Die regelmässige äussere Untersuchung findet bei feststehenden Dampf- 
kesseln alle zwei Jahre, bei beweglichen und Schiffsdampfkesseln alle Jahre statt. 

Die regelmässige innere Untersuchung ist bei feststehenden Kesseln 
alle vier Jahre, bei beweglichen alle drei Jahre und bei Schiffsdampfkesseln 
alle zwei Jahre vorzunehmen. 

Die regelmässige Wasserdruckprobe findet bei feststehenden Kesseln 
mindestens alle acht Jahre, bei beweglichen und Schiffsdampfkesseln mindestens 
alle sechs Jahre statt und ist mit der, in demselben Jahre fälligen inneren 
Untersuchung möglichst zu verbinden. 

Die innere Untersuchung kann nach Ermessen des Prüfers durch eine 
Wasserdruckprobe ergänzt werden. Sie ist stets durch eine Wasserdruck- 
probe zu ergänzen oder zu ersetzen bei Kesselkörpern, welche ihrer Bauart 
halber nicht genügend besichtigt werden können. 



Anweismig betreff^ die Genehmigaog and Untersachang der Dampfkessel. 367 

In denjenigen Jahren, in denen eine innere Untersuchung oder eine 
Wasserdruckprobe vorgenommen wird, kommt bei den feststehenden und bei 
den beweglichen Dampfkesseln die föliige regelmässige äussere Untersuchung 
in Fortfall. Bei den Dampfschif]&kesseln ist diese thunlichst mit der inneren 
Untersuchung oder mit der Wasserdruckprobe zu verbinden. Gebühren sind 
für die äussere Untersuchung, wenn sie mit der inneren Untersuchung oder 
der Wasserdruckprobe verbunden wird, nicht zu entrichten. 

Die äusseren Untersuchungen fahrt der Prüfungsbeamte im Laufe des 
Kalenderjahres, in dem sie föUig werden, zu einem ihm genehmen Zeitpunkt 
aus. Für die inneren Untersuchungen und die Wasserdruckproben laufen 
die Prüfungsfristen vom Tage der technisch-polizeilichen Abnahme oder der 
letzten gleichartigen Untersuchung ab. Ihre Ueberschreitung um mehr als zwei 
Monate ist nur ausnahmsweise und nicht über einen Zeitraum von sechs 
Monaten zulässig und ist in dem Jahresberichte des Kessel prüfers (§§ 4 und 
39) zu begründen. 

Wenn ein ganzes Fabrikuntemehmen oder eine einzelne selbstständige 
Abteilung eines grösseren Werkes längere Zeit vollständig ausser Betrieb gesetzt 
war, so ist die Zeit des Stillstandes bei Berechnung der Prüfungsfristen bis zur 
Dauer von zwei Jahren ausser Ansatz zu bringen. Von derartigen Unter- 
brechungen des Betriebes und von der Wiedereröffnimg desselben hat der 
Betriebsuntemehmer dem Kesselprüfer und der Ortspolizeibehörde Anzeige zu 
erstatten. Für den Bereich der Bergverwaltung ist in denjenigen Fällen, in 
denen der die Ortspolizei handhabende Revierbeamte gleichzeitig Kesselprüfer 
ist, eine Anzeige ausreichend. Nach einer Betriebsunterbrechung von mehr 
als zweijähriger Dauer darf der Betrieb erst nach Vornahme einer inneren, 
mit Wasserdruckprobe verbundenen amtlichen Untersuchung wieder eröffnet 
werden. 

Bei Bemessung der Fristen werden Untersuchungen, welche in einem 
anderen Bundesstaate von den daselbst zuständigen Sachverständigen vorge- 
nommen worden sind, den in Preussen vorgenommenen gleichgeachtet. 

§ 33. Die äussere Untersuchung besteht vornehmlich in einer Prüfung 
der ganzen Betriebsweise des Kessels; eine Unterbrechung des Betriebes darf 
dabei nur verlangt werden, wenn Anzeichen gefahrbringender Mängel, deren 
Vorhandensein und Umfang nicht anders festgestellt werden kann, sich er- 
geben haben. 

Die Untersuchung ist zu richten: 

auf die Ausführung und den Zustand der Speisevorrichtungen, 
der Wasserstandsvorrichtungen, der Sicherheitsventile und etwaiger 
anderer Sicherheitsvorrichtungen, der Feuerungsanlage imd der Mittel 
zur Regelung und Absperrung des Zutritts der Luft und zur thunlichst 
schnellen Beseitigung des Feuers, 

auf alle ohne Unterbrechung oder Schädigung des Betriebes zu- 
gänglichen Kesselteile, namentlich die Feuerplatten, 

auf die Anordnung und den Zustand der Abblasevorrichtungen, 
die Vorkehrungen zur Reinigung des Kesselinnern oder des Speise- 
wassers und der Feuerzüge, sowie 

auf alle etwa noch zum Betriebe des Kessels gehörigen Ein- 
richtungen. 
Die Betriebseinrichtungen sind in der Regel durch Ingangsetzen zu prüfen. 

Ebenso ist bei der äusseren Untersuchung zu prüfen, ob der Kessel- 
wärter die zur Sicherheit des Betriebes erforderlichen Vorrichtungen anzu- 



368 XII. AbteUoDg. 

wenden und die im Augenblicke der Gefahr notwendigen Massnahmen zu er- 
greifen versteht, und ob er mit der sachgemässen Behandlung der Feuerung 
und aller Betriebseinrichtungen vertraut ist. 

§ 34. Die innere Untersuchung bezweckt die Prüfung der Beschaffen- 
heit des Kesselkörpers, welcher dabei soweit wie nötig von innen und 
aussen genau zu besichtigen ist. 

Zu ihrer Ausführung ist der Betrieb des Kessels einzustellen. Auch 
ist die Einmauerung oder Ummantelung soweit wie nötig zu entfernen, wenn 
die Untersuchung sich nicht zur Genüge durch Befahrung der Züge oder auf 
andere Weise bewirken lässt. Femer kann in besonderen Fällen gefordert 
werden, dass Feuerröhren, die nach der bei Lokomotiven gebräuchlichen Art 
eingesetzt sind, herausgenommen werden. 

Wo zwei oder mehr Dampfkessel mit einer gemeinsamen Dampf- 
oder Speise- oder Wasserablass- Rohrleitung verbunden sind, ist der der inneren 
Untersuchung zu unterwerfende Dampfkessel zum Schutz der untersuchenden 
Personen von jeder der gemeinsamen Rohrleitungen in augenf^liger und wirk- 
samer Weise durch geeignete Einrichtungen zu trennen. 

Die innere Untersuchung ist vornehmlich zu richten: 

auf die Beschaffenheit der Kesselwandungen, Nieten, Anker, 
Heiz- und Rauchrohre, wobei zu ermitteln ist, ob die Widerstands- 
fähigkeit dieser Teile durch den Gebrauch gefährdet ist, 

auf das Vorhandensein und die Natur des Kesselsteins, seine 
genügende Beseitigung und die Mittel dazu, 

auf den Zustand der Wasserzuleitungsröhren und der Reinigungs- 
Öffnungen, 

auf den Zustand der Speise- und Dampfventile, 
auf den Zustand der Verbindungsröhren zwischen Kessel und 
Manometer bezw. Wasserstandszeiger, sowie der übrigen Sicherheits- 
vorrichtungen, 

auf den Zustand der ganzen Feuerungs-Einrichtung, sowie der 
Feuerzüge ausserhalb wie innerhalb des Kessels. 
§ 35. Die Wasserdruckprobe bezweckt die Prüfung der Widerstands- 
fähigkeit und Dichtigkeit des Kessels. Sie erfolgt bei Kesseln, welche für 
eine Dampfspannung von nicht mehr als zehn Atmosphären Ueberdruck be- 
stimmt sind, mit dem anderthalbfachen Betrage des genehmigten Ueberdruckes, 
im Uebrigen mit einem Drucke, welcher den genehmigten Ueberdruck um 
fünf Atmosphären übersteigt. 

Die Bestimmungen in Absatz 2 und 3 des % 22 finden entsprechende 
Anwendung. 

Bei der Probe ist, soweit dies vom Prüfer verlangt wird, die Um- 
mauerung oder Ummantelung des Kessels zu beseitigen. Mit der Wasser- 
druckprobe ist eine Prüfung der Sicherheitsventile auf die Richtigkeit ihrer 
Belastung zu verbinden. 

§ 36. Werden bei einer Untersuchung erhebliche Unregelmässigkeiten 
in dem Betriebe ermittelt, oder erscheint die Beobachtung eines zur Zeit 
noch unbedenklichen Schadens geboten, so kann nach dem Ermessen des 
Kesselprüfers in kürzerer Frist, als im § 32 festgesetzt ist, eine ausser- 
ordentliche Untersuchung vorgenommen werden. 

Hat eine Untersuchung Mängel ergeben, welche Gefahr herbeiführen 
können, und wird diesen nicht sofort abgeholfen, so muss nach Ablauf der 
zur Herstellung des vorschriftsmässigen Zustandes festzusetzenden Frist die 
Untersuchung von Neuem vorgenommen werden. 



Anweisnog betreff, die Genehmigung und Untersachang der Dampfkessel. 360 

Ergiebt sich bei der Untersuchung des Kessels ein Zustand, welcher 
eine unmittelbare Gefahr einschliesst, so ist die Fortsetzung des Betriebes 
bis zur Beseitigung der Gefahr zu untersagen und der Polizeibehörde des 
Ortes, an welchem sich der Kessel befindet, unverzüglich Anzeige zu erstatten. 
Diese hat darüber zu wachen, dass der Kessel nicht wieder in Betrieb ge- 
setzt wird, bis durch eine nochmalige Untersuchung der vorschriftsmässige 
Zustand der Anlage festgestellt ist. 

Bei Dampfkesseln, die einer Königlichen Behörde oder einer solchen 
Eisenbahn Verwaltung gehören, welche den Bestimmungen des Gesetzes vom 
3. November 1838 unterliegen, tritt an die Stelle der Ortspolizeibehörde der, 
die Aufsicht über den Kesselbetrieb führende Beamte bezw. die zust^indige 
staatliche Aufsichtsbehörde, bei den den Bergbehörden unterstellten Dampf- 
kesseln der zuständige Bergrevierbeamte. Diese Behörden können, sobald 
sie nicht am Betriebsorte oder in dessen unmittelbarer Nähe ihren Sitz haben, 
die Polizeibehörde des Ortes zur Ueberwachung der angeordneten Ausserbe- 
triebsetzung eines Dampfkessels unter Mitteilung des Sachverhaltes hinzuziehen. 

§ 37. Die äussere Untersuchung erfolgt ohne vorherige Benachrichtigung 
des Kesselbesitzers. 

Von einer bevorstehenden inneren Untersuchung oder Wasserdruck- 
probe ist der Besitzer mindestens vier Wochen vorher zu unterrichten. 

Der Zeitpunkt für diese letzteren Untersuchungen ist nach Anhörung 
des Besitzers so zu wählen, dass der Betrieb der Anlage so wenig wie mög- 
lich beeinträchtigt wird. 

Zu dem Ende ist namentlich bei Anlagen, deren Betrieb nur zu gewisser 
Zeit im Jahre unterbrochen werden kann, diese zu wählen. Bewegliche 
Dampfkessel sind von den Besitzern oder deren Vertretern nach ergangener 
Aufforderung durch den Kesselprüfer an einem beliebigen Orte innerhalb 
dessen Amtsbezirkes für die Untersuchung bereit zu stellen. 

Bewegliche Kessel auf Bergwerken, Aufbereitungsanstalten oder Salinen, 
staatlichen Hütten und unter Leitung der Bergbehörden betriebenen Stein- 
brüchen sind von den im § 2, i genannten Beamten auf der Betriebsstelle 
zu untersuchen. 

Durch die Untersuchung der Dampfschiffskessel dürfen die Fahrten der 
Schiffe nicht gestört werden; die innere Untersuchung und Wasserdruckprobe 
von Dampfschiffskesseln ist vor dem Beginn der Fahrten des betreffenden 
Jahres zu bewirken. 

Falls ein Kesselbesitzer der Aufforderung des zur Untersuchung be- 
rufenen Beamten, den Kessel für die innere Untersuchung oder Wasser- 
druckprobe bereitzustellen, nicht entspricht, so ist der Betrieb des Kessels 
bis auf weiteres zu untersagen. 

Die zur Ausführung der Untersuchung erforderlichen Arbeitskräfte und 
Vorrichtungen hat der Besitzer des Kessels dem Beamten unentgeldlich zur 
Verfügung zu stellen. 

§ 38. Der Befund der Untersuchungen ist in das Revisionsbuch einzutragen. 

Zur Abstellung der bei den Untersuchungen vorgefundenen Mängel und 
Unregelmässigkeiten kann der untersuchende Beamte unter Mitteilung einer 
Abschrift des Vermerkes über das Ergebnis der Untersuchung die Unter- 
stützung der Polizeibehörde des Ortes, an welchem sich der Kessel befindet, 
in Anspruch nehmen. 

Der § 36 Abs. 4 findet entsprechende Anwendung. 

§ 39. Bis zum I. März jedes Jahres hat der Prüfungsbeamte dem 
Regierungs-Präsidenten des Bezirks, in Berlin dem Polizei-Präsidenten einen 

Parnicke. ^ 



^yo XTT. Abteilang. 

Jahresbericht über die von ihm auf Grund dieser Anweisung geübte Thätig- 
keit zu erstatten. Diesem Berichte sind beizufügen: 

1 ) eine Nachweisung der im Laufe des verflossenen Jahres ausgeführten 
wiederkehrenden technischen Untersuchungen (Abschn. V), für welche 
der anliegende Vordruck H zu benutzen ist, 

2) eine Uebersicht über die sonst von ihm bewirkten Prüfungen und 
Druckproben (Abschnitt III und IV, femer § 18), 

3) eine Nachweisung, aus welcher sich ergiebt 

a. inwieweit der Zugang von Dampfkesseln auf Neuanlegung solcher 
oder auf dem Uebergange von Dampfkesseln aus der Vereins- 
Aufsicht zur staatlichen Aufsicht beruht, 

b. inwieweit der Abgang von Dampfkesseln auf Ausserbetriebsetzung 
und Verlegung nach anderen Bezirken oder auf dem Uebergange 
aus der staatlichen in die Vereins- Aufsicht beruht. 

Auf die Dampfkessel der Eisenbahnen, sowie der Saatsbauverwaltung 
und auf die den Bergbehörden unterstellten Dampfkessel findet diese Vor- 
schrift keine Anwendung. 

TL &ebfihr<^ii. 

§ 40. Die Gebühren für die von Beamten des Staates ausgeführten 
Dampfkessel-Untersuchungen werden auf diejenigen Beträge festgesetzt, welche 
sich aus Ziffer I — III der beiliegenden Gebührenordnung ergeben. Die Fest- 
setzung und Einziehung der Gebühren und Kosten erfolgt durch die König). 
Regierungs-Präsidenten, in Berlin durch den Polizei- Präsidenten, bei Kessel- 
Untersuchungen auf Ber^erken, Aufbereitungsanstalten und Salinen durch 
die Königlichen Ober- Bergämter. 

Die Kesselprüfungsbeamten haben diesen Behörden in regelmässigen, von 
denselben zu bestimmenden Zeitabschnitten eine Berechnung der einzuziehenden 
Gebühren und anderen Kosten einzureichen. 

§ 41. In denjenigen Regierungsbezirken, in denen die Kesselunter- 
suchungen durch die Beamten der Gewerbe-Inspektion bewirkt werden, fliessen 
die Gebühren, mit Ausnahme der unter Nr. III Ziffer 3 der Gebührenordnung 
erwähnten, zur Staatskasse. Diese letzteren Gebühren sowie die nach Nr. IV 
von den Kesselbesitzem einzuziehenden Reisekosten sind den Prüfungsbeamten 
zu überweisen. 

Das Gleiche gilt für die Beamten der Bergverwaltung, welche Kessel- 
untersuchungen auszuführen haben (§ 2, i). 

Hinsichtlich der übrigen staatlichen Prüfungsbeamten bewendet es bei 
den bestehenden Vorschriften darüber, inwieweit sie einen Anspruch auf die 
von den Kesselbesitzern einzuziehenden Gebühren und Reisekosten haben. 

§ 42. In denjenigen Regierungsbezirken, in welchen die Kesselunter- 
suchungen den Beamten der Gewerbe- Inspektion obliegen, hat der Regierungs- 
und Gewerberat eine Liste über die im Bezirk ausgeführten regelmässigen 
Kessel Untersuchungen nach dem Vordruck K zu führen und durch Eintragungen 
bei Eingang der Gebührenberechnungen auf dem Laufenden zu erhalten. 

§ 43. Diese Anweisung tritt — unter Aufhebung der das Dampfkessel- 
wesen betreffenden Vorschriften der Anweisung zur Ausführung der Gewerbe- 

4. September 1869 

Ordnung vom ;-— — ^rr und des Regulativs über die Revision der 

19. Juh 1884 

Dampfkessel vom 24, Juni 1872 — am i. April 1892. in Kraft 

16. März 1892 Der Minister für Handel und Gewerbe: 



Berlin, den 



6. Mai 1893. Frhr. v. Berlepsch. 



GebflhrenordnuDg für Dampfkessel-Untersochongen. 



37^ 



Gebührenordnung für Dampfkessel-Untersuchungen, 

I. Untersuehiuig neuer bezw. neu genehmlg^r DampfkesseL 



1. für Prüfung der Bauart und Wasserdruck- 
probe von Kesseln aller Art betragen die 
Gebühren in Mark: 

a) für einen oder den grössten von mehreren 
Kesseln 

b) für jeden folgenden zugleich und in derselben 
Weise untersuchten Kessel 

2. für die Abnahmeprüfung feststehender und 
Schiffsdampfkessel ohne Prüfung der Bau- 
art und Wasserdruckprobe: 

a) für einen oder den grössten von mehreren 
Kesseln 

b) für jeden folgenden zugleich und in derselben 
Weise untersuchten Kessel 

3. für die Abnahmeprüfung beweglicher 
Dampfkessel, wenn sie getrennt von der 
Prüfung der Bauart und der. Druckprobe 
vorgenommen werden soll: 

a) für einen oder den grössten von mehreren 
Kesseln 

b) für jeden folgenden zugleich und in derselben 
Weise untersuchten Kessel 

4. für die Abnahmeprüfung feststehender und 
Schiffsdampfkessel, verbunden mit der 
Prüfung der Bauart und der Wasserdruck- 
probe: 

5. für die Abnahmeprüfung beweglicher 
Dampfkessel, verbunden mit Prüfung der 
Bauart und Wasserdruckprobe: 

a) für einen Dampfkessel 

b) für jeden folgenden zugleich untersuchten und 
abgenommenen Kessel 



für Kessel mit einer Heiz- 
fläche in qm 
über 



0-5 



10 



10 



15 



15 



IG 



über 
5-20 

10 



10 



10 



20 



15 



10 



20-50 



15 



10 



15 



10 



10 



25 



15 



10 



über 
10 



17 



12 



15 



10 



30 



15 



10 



Anmerkung zu I: Wenn in den unter i, 4 und 5 gedachten Fällen 
die Prüfung der Bauart getrennt von der Wasserdruckprobe vorgenommen 
wird, so wird für die erstere eine besondere Gebühr nicht erhoben ; dagegen 
sind für die Wasserdruckprobe allein (Ziffer i), sowie in «Verbindung mit der 
Kesselabnahme (Ziffer 4 und 5) die vollen Sätze zu entrichten. 



II. Ffir die regelmässig wiederkehrenden teehnlsehen 



I. 



Untersuchungen 

betragen die Gebühren in Mark: 

für die äussere Untersuchung: 

a) eines oder des grössten von mehreren in dem- 
selben Jahre untersuchten Dampfkesseln eines 
Betriebes 



Für Kessel mit einer Heiz- 
fläche in qm 



0'5 



über 
5-20 



12 



über über 
20-50; 50 



'5 ! 
24* 



17 



372 



Xn. Abteilung. 



b) des nächstgrössten der in demselben Jahre 
untersuchten Dampfkessel desselben Betriebes 
oder der in dem nämlichen Gemeinde- oder 
Gutsbezirke belegenen Betriebe desselben Be- 
sitzers 

c) jedes folgenden der in demselben Jahre unter- 
suchten Dampfkessel desselben Betiiebes oder 
der in dem nämlichen Gemeinde- und Guts- 
bezirke belegenen Betriebe desselben Besitzers 

2. für die innere Untersuchung ohne 
Wasserdruckprob e: 

a) für bewegliche und Schiffsdampfkessel sowie für 
feststehende Dampfkessel ohne äussere Feuer- 
züge 

b) für andere Dampfkessel 

3. für jede Wasserdruckprobe, auch wenn diese 
an die Stelle der inneren Untersuchung tritt. . 



rar K 


.essei m 
fläche 
über 


iit einer 

in qm 

über 


0-5 


5-20 


20-50 


6 


10 


10 


6 


7 


8 


8 


8 


10 


8 


15 


16 


7 


10 


15 i 



50 



1 1 



8 



14 
17 

15 



III. Sonstige Untersuchungen. 

1. Für die durch § 18 Abs. 2 und durch § 32 Abs. 9 vorgeschriebenen 
inneren Untersuchungen sind die Gebührensätze unter Nr. II Ziffer 
2, für Druckproben nach Hauptausbesserungen (§ 28) die Sätze 
unter Nr. I Ziffer i zu entrichten. 

2. Bei ausserordentlichen Untersuchungen, welche auf Grund des 
§ 36 dieser Anweisung stattfinden, werden nach Art und Umfang 
der Untersuchung Gebühren nach den Sätzen unter Nr. II erhoben. 

3. Dasselbe gilt von Untersuchungen, die, ohne in der Anweisung vor- 
geschrieben zu sein, auf Antrag des Kesselbesitzers erfolgen. 

Ist in den vorstehenden Fällen bei einer inneren Untersuchung 
nur die Befahrung der Feuerzüge oder nur die des eigent- 
lichen Kessel-Innern erforderlich, wird etwa nur ein kleiner Teil des 
Kessels besichtigt, oder liegt dieser gänzlich frei von Mauerwerk, so 
ist die Gebühr unter II 2a zu berechnen. 

Ermässigte Sätze für die gemäss Ziffer 2 oder 3 ausgeführten 
äusseren Untersuchungen nach II ib und c treten nur ein, wenn 
mehrere Kessel zusammen untersucht werden. 



YI. Neben den Gebfihren sind Reisekosten (jedoeh keine Tage- 
gelder) fttr den untersuehenden Beamten nur In folgenden FSIlen 

zu erheben. 

1. Bei den unter Nr. III Ziffer 2 und 3 gedachten Untersuchungen; 

2. bei inneren Untersuchungen, Wasserdruckproben und Kessel- 
abnahmen, wenn diese in Folge Verschuldens des Kesselbesitzers 
nicht am festgesetzten Tage vorgenommen werden können; 

3. bei der Wasserdruckprobe neuer bezw. neu genehmigter Dampf- 
kessel, wenn sie nicht in Verbindung mit der polizeilichen Abnahme 
vorgenommen wird. 



Unfallverhütongtvorschriften. 3 ^3 

Unfallverhütungsvorscliriften der Berufsgenossenschaft der 

chemisclien Industrie.*) 

I. Baaanlagen und Einrichtung der OebSude. 

§ I. Die Fussböden, sowie die feststehenden Laufbühnen und Treppen 
sind an den Verkehrs- und Arbeitsstellen in einem gangbaren sicheren Zu- 
stande zu erhalten. 

§ 2. Die Arbeitsräume und Betriebsstätten müssen, soweit es die 
Eigenart des Betriebes zulässt, nach Möglichkeit so eingerichtet oder mit 
solchen Vorrichtungen versehen sein, dass die Luft von schädlichen Mengen 
gesundheitsgefährlicher Gase, Dämpfe oder Stoffe jeder Art (Staub) freige- 
halten wird. 

§ 3. Feststehende Treppen von mehr als i m Höhe müssen mindestens 

an einer Seite mit schützender Einfassung (Geländer oder Wand mit einer 

Vorrichtung zum Festhalten), Treppen, welche gleichzeitig in beiden Richtungen 

; benutzt werden, müssen auf beiden Seiten mit umfassbaren Geländern ver- 

I sehen sein. 

§ 4. An denjenigen Stellen der Arbeitsräume, an welchen bei gewöhn- 
licher Vorsicht Gefahr besteht, dass Menschen durch Hinabstürzen sich ver- 
letzen oder durch herabfallende Gegenstände beschädigt werden, sind, soweit 
CS ohne erhebliche Störung des Betriebes ausführbar ist, Sicherheitsvorrichtungen 
anzubringen. 

§ 5. In allen Anlagen, in welchen feuergefährliche Gewerbe betrieben 
oder leicht brennbare Stoffe verarbeitet werden, rauss nach Möglichkeit durch 
geeignete Vorrichtungen, insbesondere Anbringung von feuersicheren Treppen 
oder Sicherheitsleitem, sowie durch Thüren, die nicht nach innen schlagen, 
Sorge dafür getragen werden, dass bei Ausbruch einer Feuersbrunst die 
Rettung der Arbeiter bewerkstelligt werden kann. 

n. Beleuchtung. 

§ 6. Die Arbeitsräume und Betriebsstätten einschliesslich der Zugänge, 
müssen während der Betriebszeit bezw. während der Dauer ihrer Benutzung 
genügend erleuchtet sein. 

§ 7. Räume, in welchen sich explosive oder brennbare Gase befinden 
oder bei Anwendung gewöhnlicher Vorsicht in gefahrdrohender Menge ent- 
wickeln können, sowie Räume, in welchen Explosivstoffe erzeugt oder auf- 
bewahrt werden, dürfen nur vermittelst zuverlässiger isolierter Innen- oder 
Aussenbeleuchtung erhellt oder nur mit Sicherheitslampen betreten werden. 

III. Maschinen und Transmissionen. 

§ 8. Sämtliche Maschinen und Triebwerke (Transmissionen oder deren 
Teile, Wellen, Riemenscheiben, Zahnräder, Schwungräder, gezahnte Getriebe, 
Treibriemen, Treibseile und Ketten u. s. w.) müssen, soweit solches nicht 
durch den Zweck derselben ausgeschlossen wird, so eingefriedigt oder mit 
geeigneten Schutzvorrichtungen versehen werden, dass Menschen bei der 
Arbeit oder beim Verkehr durch die bewegten Teile nicht gefährdet werden. 

Mit der Bedienung der Betriebsmaschinen (Motoren) sollen jugendliche 
und weibliche Arbeiter nicht betraut werden. 



*) Veröffentlicht im „Reichsanzeiger** vom 27. Oktober 1888. 



374 ^^ Abteilung. 

§ 9. Alle hervorstehenden Teile an Wellen, Riemenscheiben, Kupp- 
lungen müssen vermieden oder zweckentsprechend eingekapselt werden. 

§ 10. Das Reinigen, Schmieren und Reparieren der Maschinen und 
Transmissionen während der Bew^ung, das Anisen von Leitern an bewegte 
Wellen, das Auflegen von Riemen auf bewegte Scheiben darf nur geduldet 
werden, wenn bei gewöhnlicher Vorsicht eine Gefahr für den Arbeiter nicht 
damit verbunden oder durch Benutzung geeigneter Vorrichtungen ausge- 
schlossen ist. 

§ II. Alle Vorrichtungen, Ausrückungen, welche dazu dienen, Maschinen 
und Transmissionen in Ruhe zu setzen, müssen bequem erreichbar, leicht 
zu handhaben und so beschaflfen sein, dass sich an denselben nichts selbst- 
ständig auslöst oder einrückt. 

§ 12. Arbeitsmaschinen (Kreissägen, Fräsen und andere Holzbear- 
beitungsmaschinen, Werkzeugmaschinen, Walzen, Koller- und Mahlgänge, 
Steinbrecher, Zentrifugen u. s. f.), namentlich solche mit rasch laufenden 
Schneidezeugen, müssen mit Schutzvorrichtungen versehen sein, insofern solche 
ohne wesentliche Behinderung des Betriebes angebracht werden können. 

§ 13. Beginn und Ende der Bewegung der Betriebsmaschinen muss 
nach allen Räumen, in denen sich Arbeitsmaschinen oder Apparate befinden, 
die an die Kraftmaschine angeschlossen sind, in passender und verständlicher 
Weise signalisiert werden. Ebenso muss von jenen Räumen aus ein Signal 
zum Stillstellen der betreflfenden Betriebsmaschinen gegeben werden können, 
wenn nicht Einrichtungen zur Aussetzung der Transmissionen in den betreflfen- 
den Räumen vorhanden sind, oder wenn nicht durch die Art der Anlage 
und des Betriebes eine Gefahr überhaupt ausgeschlossen ist. 

§ 14. Wo dieselbe bewegende Kraft von verschiedenen Unternehmern 
selbstständig benutzt wird, müssen Einrichtungen getroffen sein, welche es 
ermöglichen, jeden einzelnen Betriebsteil unabhängig von dem Gesamtbetriebe 
rasch und sicher in Ruhe zu versetzen. 

IT. Apparate anter Druck. 

§ 15. Kochgefasse, in denen mit Ueberdruck gearbeitet wird, sollen 
ihrer Benutzung entsprechend konstruiert und vor ihrer Inbetriebsetzung mit 
i^gfachem Maximalarbeitsdruck sachverständig geprüft werden. 

Es ist Sache des Betriebsunternehmers bezw. Betriebsleiters, je nach 
der Inanspruchnahme des Gefässes diese Prüfung in geeigneten Zeiträumen 
wiederholen zu lassen. 

y. Aafzfige. 

§ ib. Alle Aufzüge und Fahrstühle, welche durch mehrere Stockwerke 
gehen, müssen so eingerichtet werden, dass: 



die Bahn des Fördergefösses und des Gegengewichtes zweckentsprechend 
abgeschlossen ist, 

die ZugangsöfTnung zum Schachte mit einer zweckmässigen Abschluss- 
vorrichtung versehen ist, 

die Förderschale, wenn sie beim Auf- und Abladen von Arbeitern 
betreten werden muss, festgestellt werden kann, 

die Verständigung zwischen den Förderstellen durch leicht funktionierende 
Vorrichtung gesichert ist. 

Die Förderung von Menschen darf nur da zugelassen werden, wo sie 
mit Rücksicht auf die Natur des Betriebes nicht zu umgehen ist. Der Aufzug 
muss in diesem Falle mit Fangvorrichtung und Korbdach versehen und die 






J 



Un&UverhUtnngsvonchriften. 2 y e 

Förderschale allseitig umschlossen sein. Wo die Förderung von Personen 
stattfindet, darf die Belastung ein Drittel der angegebenen Tragfähigkeit nicht 
überschreiten. 

§ 17. An Fahrstühlen und mechanischen Aufzügen muss die Trag- 
fähigkeit in Kilogrammen an einer in die Augen fallenden Stelle, ebenso 
müssen an den Zugangsthüren der Fahrstühle di^ Worte »Vorsicht, Fahr- 
stuhle in deutlicher Schrift angebracht werden. 

VI. Gerate. 

§ 18. Die bei Fördermaschinen und Hebevorrichtungen zur Verwen- 
dung kommenden Ketten, Seile und Gurte müssen in geeigneten Zeiträumen 
einer Revision unterworfen werden. 

YII. Schutzmittel und Kleidung* 

§ 19. Schutzbrillen, Masken und Respiratoren sind den Arbeitern bei 
solchen Verrichtungen zur Verfügung zu stellen und ihre Benutzung zu em- 
pfehlen, wo dieselben erfahrungsgemäss erforderlich sind und die Art der 
Arbeit solche zulässt. 

§ 20. Anliegende Kleider sind überall da zu benutzen, wo solche 
erfahrungsgemäss erforderlich sind. 

VIII. Verwaltung. 

§ 21. Auf jeder Fabrik, auf der nicht mit Leichtigkeit sachgemässe 
Hilfe zu erlangen ist, müssen die nötigsten Mittel für erste Hilfeleistung bei 
plötzlichen Unglücksfällen (Verbandzeug, event. Tragbahren, Krankenbetten 
u. s. w.) vorhanden sein. 

§ 22. Die Vorschriften zur Verhütung von Unfällen sind an geeigneter 
Stelle durch Anschlag bekannt zu machen. 

IX. Uebergangsbestimmungen. 

§ 23. Für die in Gemassheit vorstehender Bestimmungen zu treflfenden 
Aenderungen wird den Betriebsuntemehmern eine Frist von sechs Monaten 
vom Tage der offiziellen Bekanntmachung an gewährt. 

§ 24. Der Genossenschafts vorstand ist berechtigt, die Frist der Ein- 
führung der Betriebseinrichtungen, wie sie in diesen Vorschriften gefordert 
werden, auf Antrag des betreffenden Unternehmers und Befürwortung des 
Sektionsvorstandes zu verlängern. 

X. Strafbestimmungen. 

§ 25. Genossenschaftsmitglieder, welche den Unfallverhütungs- 
vorschriften zuwiderhandeln, können durch den Genossenschaftsvorstand in 
eine höhere Gefahrenklasse eingeschätzt, oder falls sich dieselben bereits in 
der höchsten Gefahrenklasse befinden, mit Zuschlägen bis zum doppelten 
Betrage ihrer Beiträge belegt werden. (§ 78 Abs. i Ziffer i des U.-V.-G.) 

Versicherte Personen, welche den Allgemeinen Unfall Verhütungs- 
vorschriften zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorrichtungen 
nicht benutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geldstrafe 
bis zu 6 Mark, welche der betreffenden Krankenkasse zufällt. Die Fest- 
setzung der hiernach event. zu verhängenden Geldstrafen erfolgt durch den 
Vorstand der Betriebs-(Fabrik-)Krankenkasse, oder wenn eine solche für den 



376 Xn. Abteilung. 

Betrieb nicht errichtet ist, durch die Ortspolizeibehörde. Die betreffenden 
Beträge fliessen in die Krankenkasse, welcher der zu ihrer Zahlung Ver- 
pflichtete zur Zeit der Zuwiderhandlung angehört. (§78 Abs. i Ziffer 2 und 
§ 80 des U.-V.-G.) 



Besondere Unfallverliütuiigsvorscliriften für Seifenfabriken. 

Ausser den Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der 
chemischen Industrie gelten für Seifenfabriken die folgenden Bestimmungen: 

§ I . Es ist darauf Bedacht zu nehmen, dass der Fussboden der Siedereien 
möglichst rein und trocken gehalten wird, um CJnfölle durch Ausgleiten auf 
dem durch Fette oder Seifen schlüpfrig gewordenen Fussboden zu verhüten. 

§ 2. Die Höhe der Kesselwandungen, Laugenreservoire u. s. w. soll 
vom Fussboden, beziehentlich von dem die Kesselwand umgebenden Podium 
aus mindestens 90 cm betragen, um das Hineinstürzen der Arbeiter bei 
etwaigem Ausgleiten zu verhindern. 

§ 3. In Fabriken, in welchen die Siedekessel so hoch stehen, dass in 
denselben nur auf den sie umgebenden Podien gearbeitet werden kann, sollen 
letztere entweder gemauert oder, falls sie aus Holz errichtet sind, fest am 
Boden verankert sein, um das Kippen derselben unmöglich zu machen. Diese 
Podien sollen möglichst breit sein und rein und trocken gehalten werden, um 
dem Ausgleiten der Arbeiter vorzubeugen. Falls sich die Podien mehr als 
I m hoch über den Fussboden der Siederei erheben, sollen sie mit einem 
Geländer versehen werden, um bei plötzlichem Zurücktreten des an dem 
Kessel Beschäftigten ein Herabstürzen rücklings zu verhindern. 

§ 4. Es soll nicht gestattet sein, dass Arbeiter auf Brettern, die über 
den Kessel gelegt werden, arbeiten, sondern wo eine Bearbeitung der Seifen 
im Kessel von oben her erforderlich ist (z. B. durch Krücken), soll diese 
von einem neben dem Kessel aufzustellenden Podium aus erfolgen. Dieses 
Podium muss so konstruiert sein, dass ein Kippen desselben ausgeschlossen 
ist, auch soll dasselbe nach dem Kessel zu mit einem Geländer versehen sein. 

§ 5. Wo es nötig ist, die in hohen Formen befindliche, noch flüssige 
Seife zu krücken, sollen zu diesem Zwecke als Standort des Arbeiters über 
den Formen breite und starke Bretter verwendet werden, die an ihrer unteren 
Seite mit starken Knaggen versehen sind, um ein Ausweichen nach den 
Seiten zu verhindern. Diese Bretter sollen auch, wenn thunlich, mit einem 
kleinen Geländer versehen sein. 

§ 6. Alle im Fussboden befindlichen Keller- oder Feuer ungs- Eingänge 
sollen mit starken, durch Scharniere befestigten Deckeln verschlossen und. 
wo es nötig, auch umfriedigt sein. Das Gleiche gilt für alle im Fussboden 
befindlichen Reservoire und sogenannte Sümpfe. 

§ 7. Für das Einstellen von Pottasche, kalzinierter und kaustischer 
Soda, ist, um das Ausspritzen zu vermeiden, in der Regel über dem Einstell- 
kessel ein Flaschen zug oder eine Rolle anzubringen und daran ein eiserner 
Korb zu befestigen. Letzerer wird mit dem Kalk, der kaustischen Soda u. s. w. 
angefüllt und dann vorsichtig in das im Kessel befindliche Wasser versenkt. 

§ 8. Bei dem Bleichen des Palmöls vermittelst Säure sollen die be- 
treffenden Arbeiter mit Respiratoren oder Schwämmen versehen werden, beim 
Bleichen des Palmöls vermittelst Hitze dagegen sollen die Kessel ganz fest 
mit Deckeln verschlossen und die sich im Kessel entwickelnden Gase durch 
den Schornstein abgeleitet werden. 



( 

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Unfiillverhütaogsvorschriften. ^ ^ y 

§ 9. Bei dem Entladen der Rollwagen dürfen schwere Fässer nur mit 
Hilfe eines Taues abgeladen werden. Das Gehen zwischen der Schrotleiter 
beim Auf- und Abladen von Lasten ist verboten. 

§ 10. Giftige, feuergefährlicheoder der Gesundheit schädliche Materialien, 
wie Mirbanöl, chromsaures Kali, Bittermandelöl, Schwefelsäure, Salzsäure, 
Aetzlauge in Ballons u. s. w. müssen, soweit es sich um grössere Quantitäten 
bandelt, so aufbewahrt werden, dass dieselben Unberufenen nicht zugänglich sind. 

Ballons, in welchen Säuren und Aetzlaugen aufbewahrt werden, müssen 
durch Körbe geschützt sein, um Bruch und dadurch leicht entstehende Ver- 
brennungen zu verhüten. 

Die vorangeführten Materialien in kleineren Quantitäten, zum baldigen 
Gebrauch bestimmt, sollen niemals in solchen Gefässen aufbewahrt werden, 
welche zur Aufbewahrung von Genussmitteln dienen und daher Verwechsel- 
ungen mit letzteren begünstigen. Femer müssen die zur Verwendung 
kommenden Gefässe mit Stöpseln verschlossen und mit Etiketten versehen 
sein, welche den Inhalt bezeichnen und die Worte wie z. B. »Gift«, »feuer- 
gefährlich« u. s. w. als Warnung enthalten. 

Das Arbeiterpersonal ist über die Geföhrlichkeit und Schädlichkeit 
solcher Stoffe zu unterrichten. 

§ II. Genossenschaftsmitglieder, welche den vorstehenden Un- 
fallverhütungsvorschriften zuwiderhandeln, können durch den Genossenschafts- 
vorstand in eine höhere Gefahrenklasse eingeschätzt, oder, falls sich dieselben 
bereits in der höchsten Gefahrenklasse befinden, mit Zuschlägen bis zum 
doppelten Betrage ihrer Beiträge belegt werden. (§78 Abs. i Ziffer i des U.-V.-G.) 

Versicherte Personen, welche den vorstehenden Unfall Verhütungs- 
vorschriften zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorricht- 
ungen nicht benutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geld- 
strafe bis zu 6 Mark, welche der betreffenden Krankenkasse zufällt. Die 
Festsetzung der hiemach event. zu verhängenden Geldstrafen erfolgt durch 
den Vorstand der Betriebs-(Fabrik-)Krankenkasse, oder wenn eine solche für 
den Betrieb nicht errichtet ist, durch die Ortspolizeibehörde. Die betreffenden 
Beträge fliessen in die Krankenkasse, welcher der zu ihrer Zahlung Ver- 
pflichtete zur Zeit der Zuwiderhandlung angehört. (§78 Abs. i Ziffer i und 
§ 80 des U.-V.-G.) 

Besondere Unfallverhütungsvorscliriften der Berufs- 
genossenschaft der Cheraisclien Industrie für 

Sprengstofffabriken. 

(Beschlossen in der Genossen Schaftsversammlung zu München am 26. Juni 1891.) 

I. Pulver- (Schwarzpulvdr-) Fabriken. 

Ausser den Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der 
chemischen Industrie gelten für Pulverfabriken folgende Bestimmungen: 

A. Yorschriften fttr die Arbeltgeber. 

I. Allgemeine Bestimmungen. 

§ I. Bei Herstellung des Pulvers, worunter die Verpackung nicht zu 
verstehen ist, dürfen jugendliche Arbeiter nicht eingestellt werden. Es sind 
nur nüchterne und zuverlässige Leute zu beschäftigen. 



378 XII. Abteilang. 

§ 2. Fremden Personen soll der Zutritt nur unter besonderer Er- 
laubnis und in der Regel nur unter zuverlässiger Begleitung gestattet sein. 

§ 3. Bau- Anlagen und Gebäude. Insofern das Fabrik-Grundstück 
nicht eingefriedet ist, müssen an den Zugängen und öffentlichen Verkehrs- 
wegen Warnungstafeln aufgestellt sein, durch die das unbefugte Betreten ver- 
boten wird. 

§ 4. Die Vorplätze der einzelnen Gebäude müssen so hergestellt sein, 
dass sie sich leicht rein halten lassen. 

§ 5. Das Holzwerk der Pulverherstellungsgebäude muss thunlichst mit 
Wasserglas oder sonstigen geeigneten Mitteln gegen die Einwirkung von Feuer 
möglichst widerstandsfähig gemacht sein. 

§ 6. Die der Sonnenseite zu belegenen Fensterscheiben der Pulver- 
herstellungsgebäude müssen geblendet sein. 

§ 7. Die Thüren der Gebäude mit Explosionsgefahr sollen nach aussen 
aufschlagen. 

§ 8. Die Fussböden in denjenigen Räumen, in denen mit Pulver ge- 
arbeitet wird, müssen glatt und dicht gehalten und, wenn sie nicht aus Holz 
bestehen, mit einem weichen Belag bedeckt sein. 

§ 9. Vorhandene Blitzableiter müssen stets in gutem Zustande gehalten 
und jährlich mindestens einmal durch Sachverständige geprüft werden. Die 
Prüfung hat sich sowohl auf die oberirdische, wie auf die Erdleitung zu er- 
strecken. 

§ 10. In Pulverfabriken muss die grösste Ordnung und Reinlichkeit 
herrschen. 

Das Hineintragen oder Hineinwehen von Erde oder Sand in die Räume 
mit Explosionsgefahr ist möglichst zu verhindern. Vor den Eingängen müssen 
geeignete Vorrichtungen zum Reinigen des Schuhzeuges angebracht sein. 

Fremden Personen darf das Betreten solcher Räume nur mit Filzschuhen 
gestattet werden. 

§ II. Maschinen. Der Gang der Triebwerke darf die normale Ge- 
schwindigkeit nicht überschreiten. 

§ 12. Beleuchtung. Die künstliche Beleuchtung von Betriebsabteilungen 
mit Explosionsgefahr darf nur mittelst zuverlässig isolirter Lampen (Kerzen) 
bewirkt werden. 

Jede Ablagerung von explosiblem Staub an der Lichtquelle muss ver- 
hütet sein. 

Bei elektrischer Beleuchtung muss eine Erhitzung der Leitungsdrähte 
und jede Funkenerzeugung ausgeschlossen sein. Die Anlage ist von Zeit zu 
Zeit auf ihre Feuersicherheit sachverständig zu untersuchen. 

Die Besorgung der Lampen und Laternen ist bestimmten Arbeitern zu 
übertragen. 

§ 13. Heizung. Die Feuerung der Trockenkaramerheizung muss, wenn 
sie neben der Trockenkammer liegt, von der letzteren durch eine massive 
Wand abgeschlossen sein. 

Bei Wasser- oder Dampfheizung sind die Ofenheizschlange und die 
Leitungsrohre häufig auf ihre Dichtigkeit und Haltbarkeit zu untersuchen und 
gefundene Fehler zu beseitigen. 

Die mit Kohle geheizten Trockenöfen müssen durchaus dicht sein und 
sind weiss anzustreichen. Die Durchgänge der Leitungsrohre und Trocken- 
ofenschächte dürfen nirgendwo undicht und müssen gut verschmiert sein. 

An den Trockenhausheizapparalen sind Thermometer anzubringen. 

Die Bedienung der Feuerung ist besonderen Arbeitern zu übertragen. 



Un&Uverhütangsvorschriften. ßgl 

herstell ungsräumen ist als besonders gefährlich zu vermeiden. Die Lager sind 
daher gut zu schmieren und häufig nachzusehen. 

Losgewordene Maschinenteile müssen sofort mit gehöriger Vorsicht und 
nur beim Stillstand wieder befestigt werden. 

Die Anhäufung grösserer Mengen fetten Putzmaterials innerhalb feuer- 
gefährlicher Räume ist untersagt. 

Die Benutzung metallener Hämmer zu Arbeiten an Teilen aus Stein 
oder Metall in Pulverherstellungsräumen ist streng untersagt, mit Ausnahme 
des in § 20 vorgesehenen Falles. 

§ 37. Transport. Mit Pulver gefüllte Transportgefässe (Fässer, Kisten) 
dürfen nicht gerollt, geschoben oder gekantet werden. Die Fortbewegimg 
ist vielmehr nur durch Heben und Tragen zu bewirken. 

§38. Verschiedenes. Währendeines Gewitters, welches sich über dem 
Betriebsamt entladet, darf sich Niemand in den Räumen, in denen Pulver 
oder Pulversatz verarbeitet wird, aufhalten. 

Gehende Werke sind ausser Thätigkeit zu setzen. 

2. Besondere Bestimmungen für einzelne Abteilungen. 

§ 39. Stampfwerke. An den Stampf kolben oder in den Kumplöchern 
(Trögen) festsitzende harte Pulverkrusten sind durch Aufweichen mit Wasser 
und mittelst hölzerner oder mittelst 5>chaber aus Kupfer, Zink oder entsprechen- 
der Legierung herauszunehmen. 

§ 40, Kollergänge. Die Pulverschicht, auf welcher die Läufer sich 
bewegen, darf nie weniger als 2 Centimeter stark sein. 

Das Ausnehmen der Kollergänge hat, falls nicht besondere Einrichtungen 
dies unmöglich machen, im Stillstande zu erfolgen; im anderen Falle muss 
die Geschwindigkeit des Läufers möglichst vermindert werden. 

Die durch das Stehen der Läufer unter diesen sich bildenden harten 
Pulverkrusten sind nur mittelst hölzerner Spatel, wenn notwendig, unter An- 
wendung bleierner oder hölzerner Hämmer herauszuholen. 

§ 41. Hydraulische Pressen. Bei schiefem Druck im Stapel in der 
Presse ist das Pressen sofort einzustellen. 

Die Pressen dürfen nicht über den Druck angestrengt werden. 

§ 42. Prismen und Patronen-Presse. Es ist den Arbeitern der 
Prismen und Patronenpresse strenge verboten, bei gehender Presse zwischen die 
Stempel zu greifen oder Pulverkörner mit der Hand von den Unterstempeln 
abzuheben. 

§ 43« Verstopfte Kanäle der Stempel und Traversen der Presse sind 
nur mit Holzstäbchen und Wasser oder Oel frei zu machen. 

§ 44. Trocken haus. Zum Anheizen der Trockenhaus- sowie der 
übrigen Feuerungen sind nur trockenes Holz oder Reiser zu benutzen. Die 
Anwendung von Stroh, Hobelspänen und derartigem funkenerzeugenden Material 
ist strenge verboten. 

Russ und Asche aus den Heizapparaten und Oefen sind nach Ab- 
löschung mit Wasser an den dafür bestimmenden Ort zu bringen. 

§ 45. Leitungsrohre und Oefen der Trockenhäuser sind frei von 
^verstaub zu halten. 

Die Temperatur der Trockenkammer darf 75^ Celsius nicht übersteigen. 

Thermometer müssen in der Nähe der Heizkörper und an geeigneten 
Stellen angebracht sein. 



382 XII. Abteilung. 

Es ist genau darauf zu achten, ob sich an Fenstern und Gerüsten 
Schwefelniederschläge (Sublimate) absetzen. Treten solche aiff, so sind sie 
sorgfältig abzuwaschen. 

C. Aasf!ihraDj[;8- und Strafbestimmnngeii. 

§ 46. Für die in Gemässheit vorstehender Bestimmungen zu treffenden 
Aenderungen wird den Betriebsuntemehmern eine Frist von 6 Monaten vom 
Tage der offiziellen Bekanntmachung durch den Reichs-Anzeiger gewährt. 

Wenn es sich herausstellen sollte, dass die in den §§ i bis 45 gegebenen 
Vorschriften in einzelnen Fällen ohne erhebliche Schwierigkeiten und unzu- 
trägliche Kosten nicht ausgeführt werden können, so sollen etwaige Abweich- 
ungen der Genehmigung des Genossenschaftvorstandes auf Antrag des Betriebs- 
Unternehmers und nach Anhörung des Beauftragten unterliegen. 

Die Arbeitgeber sind verpflichtet, die Ausführung der Vorschriften für 
die Arbeitnehmer zu ermöglichen und für die Erfüllung derselben Sorge zu 
tragen. 

§ 47. Genossenschaftsmitglieder, welche den Unfallverhütungsvorschriften 
zuwiderhandeln, können durch den Genossenschafts vorstand in eine höhere 
Gefahrenklasse eingeschätzt, oder falls sich dieselben bereite in der höchsten 
Gefahrenklasse befinden, mit Zuschlagen bis zum doppelten Betrage ihrer 
Beiträge belegt werden. (§ 78. Abs. i Ziffer i und § 80 des U.-V.-G.) 

§ 48. Versicherte Personen, welche den Unfallverhütungs Vorschriften 
zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorrichtungen nicht be- 
nutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geldstrafe bis zu 
6 Mark, welche der betreffenden Krankenkasse zufällt. Die Festsetzung der 
hiernach eventuell zu verhängenden Geldstrafen erfolgt durch den Vorstand 
der Betriebs-(Fabrik-)Krankenkasse, oder, wenn solche für den Betrieb nicht 
errichtet ist, durch die Ortspolizeibehörde. Die betreffenden Beträge fliessen 
in die Krankenkasse, welcher der zu ihrer Zahlung verpflichtete zur Zeit der 
Zuwiderhandlung angehörte. (§ 78 Abs. i Ziffer 2 und § 80 des U.-V.-G.) 

II. Nitroglyzerinsprengstoff-Fabriken. 

Ausser den Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der 
chemischen Industrie gelten für Nitroglyzerinsprengstoff-Fabriken folgende Be- 
stimmungen. 

A. Vorsehriften fttr die Arbeltgeber. 

I. Allgemeine Bestimmungen. 

§ I. Bei Herstellung und Verpackung der Sprengstoffe dürfen jugend- 
liche Arbeiter nicht angestellt werden. Es sind nur nüchterne und zuver- 
lässige Leute zu beschäftigen. 

§ 2. Fremden Personen soll der Zutritt nur unter besonderer Er- 
laubniss und in der Regel nur unter zuverlässiger Begleitung gestattet sein. 

§ 3. Bauanlagen und Gebäude. Das Fabrikgrundstück, auf welchem 
Sprengstoffe hergestellt werden, muss mit einer geeigneten Umzäunung um- 
geben sein, welche das unbeabsichtigte Betreten möglichst verhindert. Das 
unbefugte Betreten ist auch durch Warnungstafeln an den Zugängen zu ver- 
bieten. 

§ 4. Die Gebäude, in denen Nitroglyzerin oder Nitroglyzerinpräparate 
hergestellt und verarbeitet werden, müssen einzeln mit einem Erdwall um- 
geben sein. 



UnialWerhÜtaDgsvorschriften. 283 

Magazine, in denen Nitroglyzerinsprengstoflfe auf den Fabriken gelagert 
werden, müssen entweder vollständig mit einer dicken Erdschicht bedeckt 
oder mit Wällen, wie oben umgeben sein. 

Die Wälle müssen die Dachtraufe der eingeschlossenen Gebäude um 
mindestens i Meter überragen. Die Gänge durch die Wälle dürfen nicht 
in der Schusslinie nach Verkehrswegen oder nahen Gebäuden angelegt sein. 

§ 5. Die Vorplätze der von den Schutzwällen eingeschlossen Gebäude 
und die Gänge durch die Wälle müssen so hergestellt sein, dass sie sich 
leicht rein halten lassen. 

Fusswege und Treppen innerhalb der Fabrik, auf denen Sprengstoflfe 
transportiert werden, sind im Winter schneefrei zu halten und bei Glatteis 
zu bestreuen. 

§ 6. Die Gebäude in denen Nitroglyzerin oder Nitroglyzerinpräparate 
hergestellt und verarbeitet werden, müssen in leichtem Material ausgeführt sein. 

§ 7. Das Holzwerk der Gebäude mit Explosionsgefahr muss thunlichst 
mit Wasserglas oder sonstigen geeigneten Mitteln gegen die Einwirkung von 
Feuer möglichst widerstandsfähig gemacht sein. 

§ 8. Die der Sonnenseite zu belegenen Fensterscheiben der Gebäude 
mit Explosionsgefahr müssen geblendet sein. 

Sämmtliche Fensterscheiben dieser, sowie auch in der Nähe belegener 
Gebäude sind innen mit Drahtnetzen zu versehen. 

§ 9. Die Thüren der Gebäude mit Explosionsgefahr sollen nach aussen 
aufschlagen. 

§ IG. Vorhandene Blitzableiter müssen stets in gutem Zustande ge- 
halten und jährlich mindestens einmal durch Sachverständige geprüft werden. 
Die Prüfung hat sich sowohl auf die oberirdische, wie auf die Erdleitung zu 
erstrecken. 

§11. In NitroglyzerinsprengstoflOFabriken muss die grösste Ordnung 
und Reinlichkeit herrschen. 

§ 12. Beleuchtung. Die künstliche Beleuchtung von Betriebsanlagen 
mit Explosionsgefahr darf nur mittelst zuverlässig isolierter Lampen (Kerzen) 
bewirkt werden. 

Jede Ablagerung von explosiblem Staub an der Lichtquelle muss ver- 
hütet sein. 

Bei elektrischer Beleuchtung muss eine Erhitzung der Leitungsdrähte 
und jede Funkenerzeugung ausgeschlossen sein. Die Anlage ist von Zeit zu 
Zeit auf ihre Feuersicherheit sachverständig zu untersuchen. 

Die Besorgung der Lampen und Laternen ist bestimmten Arbeitern zu 
übertragen. 

§ 13. Heizung. Die Beheizung der Räume muss durch Dampf oder 
Wasserheizimg bewirkt werden. 

§ 14. Abfallstoffe. Verschüttetes Nitroglyzerin ist sofort mittelst 
Schwamm, Guhr oder in anderer geeigneter Weise aufzunehmen. Wo dies 
bei durchlässigem Boden nicht möglich ist, muss die durchdrängte Stelle vor- 
sichtig aufgenommen und an ungefährlichem Orte nach Anweisung eines Be- 
amten oder Meisters unschädlich gemacht werden. 

Der Filterschlamm ist sorgfältig auszuwaschen und an ungefährlicher 
Stelle aufzubewahren. Die angesammelten Mengen sind von Zeit zu Zeit 
durch Verbrennung oder in Erdlöchem durch starke Inilialladungen von 
Dynamit imter Aufsicht eines Beamten oder Meisters unschädlich zu machen. 



384 ^^* Abteilang. 

§ 15. Filterschlamm, sowie verunreinigtes Nitroglyzerin und Nitro- 
glyzerinpräparate durch Versenken in fliessende Wasser oder Vergraben in 
die Erde unschädlich machen zu wollen, ist verboten. 

§ 16. Verschiedene Vorschriften. Bei der Herstellung von Nitro- 
glyzerin sprengstoflfen müssen die Arbeiter durch geeignete Vorrichtungen mög- 
lichst gegen das Einathmen der sich dabei entwickelnden schädlichen Gase 
geschützt sein. 

§ 17. Auf den Säurelagerplätzen sind Kübel mit Wasser vorrätig zu 
halten, damit bei Verbrennungen durch Säure die Arbeiter die Brandwunden 
sogleich mit grossen Mengen Wasser auswaschen können. 

§ 18. Metallgefässe und Leitungen, die mit Nitroglyzerin in Berührung 
gekommen sind, dürfen nicht durch Löthen oder Hämmern ausgebessert 
werden. 

Ausgenommen sind diejenigen Gefässe und Leitungen, in denen Nitro- 
glyzerin-Abfallsäure enthalten war. 

Diese dürfen nach sorgfältiger Reinigung ausgebessert werden. 

Eingeschmolzen dürfen Metallgegenstände, die mit Nitroglyzerin in 
Berührung waren, erst werden, nachdem sie unter Beobachtung der nötigen 
Vorsichtsmassregeln mit hellem Feuer gründlich abgebrannt sind und man 
sich vergewissert hat, dass kein Nitroglyzerin mehr am Gegenstand haftet. 

Holz darf da, wo Nitroglyzerin an demselben haftet, mit Werkzeugen 
nicht bearbeitet werden. 

Bei Abbrucharbeiten ist die unvermeidliche Anwendung von Werkzeugen 
nach möglichst sorgfältiger Reinigung der abzubrechenden Gegenstände und 
unter Beachtung der nötigen Vorsichtsmassregeln (§ 22) gestattet. 

Unbrauchbar gewordene Gegenstände irgend welcher Art, die mit 
Nitroglyzerin oder Nitroglyzerinpräparaten in Berührung gewesen sind, müssen 
durch Sprengung oder Verbrennung vernichtet, oder wenn dieses nicht an- 
gängig ist, vor weiterer Aufbewahrung durch Abbrennen über offenem hellem 
Feuer vollständig unschädlich gemacht werden. 

§ 19. Gefrorenes Nitroglyzerin oder Nitroglyzerin enthaltende Prä- 
parate und solche enthaltende Gefässe, Rohrleitungen und Hähne dürfen 
nur in erwärmten umwallten Räumen oder mittelst warmen Wassers aufgethaut 
werden und zwar nur unter Aufsicht eines Beamten oder Meisters. 

§ 20. In den Räumen, in denen Nitroglyzerin hergestellt und ver- 
arbeitet wird, darf die Temperatur nicht unter -[- 10® Celsius sinken. 

Der auf den Heizkörpern in diesen Räumen sich ablagernde Staub ist 
gründlich zu entfernen. 

§ 21. Während eines sich über dem Betriebsort entladenden Gewitters 
ist die Arbeit in den Patronenmeng-Pack- und Trockenräumen und wenn 
möglich auch im Nitrierraum zu unterbrechen. 

§ 22. Bei zeitweiligen Abänderungs- oder Ausbesserungsarbeiten mit 
Explosionsgefahr ist nicht nur die Zahl der beschäftigten Arbeiter auf die 
durchaus notwendige zu beschränken, sondern auch der Verkehr und der 
Aufenthalt anderer Arbeiter in der Nähe zu verbieten. 

2. Bestimmungen für besondere Abteilungen. 

§ 23. Rohstoffe. Bevor das Glyzerin in die Nitriergefässe einfiiesst, 
muss es ein Sieb passieren, damit etwaige grobe Verunreinigungen ausge- 
schieden werden. 



Unfallverhütnngs Vorschriften . ß g c 

§ 24. Sämtliche Aufsaugestoflfe und Zumischpulver bei der Dynamit- 
fiabrikation sind vor ihrer Verwendung durch möglichst feine Siebe zu geben. 

Alle fertigen, nicht gelatinierten Nitroglyzerinpräparate sind vor ihrer 
Verarbeitimg in Patronenmaschinen aufs Sorgfältigste durchzusieben, zur Aus- 
scheidimg etwa darin noch vorhandener Fremdkörper. 

Die zur Gelatinierung von Nitroglyzerin bestimmte Kollodiumwolle ist 
in feuchtem Zustande durch möglichst feine Siebe durchzureiben. 

§ 25. Nitrierung, Leitungen. Nitriergefässe und Scheidetrichter 
müssen eine Einrichtung haben, um bei drohender Gefahr den ganzen Inhalt in 
kürzester Frist in geeignet aufgestellte, mit Wasser gefüllte Sicherheits- 
bottiche ablassen zu können. 

§ 26. Nitriergefässe und Scheide trieb ter sind mit Thermometern zu 
versehen. 

§ 27. Da, wo die Kegel der Thonhähne an Behältern oder in Leit- 
ungen der Gefahr ausgesetzt sind, herauszufliegen, sollen sie durch geeignete 
Vorrichtungen daran verhindert werden. 

B« Yorsehrlften fflr die Arbeiter. 

I. Allgemeine Bestimmungen. 

§ 28. Soweit das Rauchen überhaupt gestattet ist, darf es nur in den 
von den Betriebsleitern angewiesenen Räumen geschehen, woselbst sich auf 
eine Gelegenheit zur Aufbewahrung der Rauchgeräte vorfindet. 

Andere Rauchgeräte als die dort aufzubewahrenden, sowie Feuerzeug 
darf überhaupt nicht mit zur Fabrik gebracht werden. 

§ 29. Das Einnehmen der Mahlzeiten in den Räumen mit Explosions- 
gefahr mit Ausnahme im Nitrierungs-, Wasch- und Nachscheideraum ist 
verboten. 

§ 30. Gebäude. Die Arbeiter dürfen Räume mit Explosionsgefahr, 
in denen sie nicht zu arbeiten haben, ohne besondere Erlaubnis durchaus 
nicht betreten. 

§ 31. Die Räume, in welchen an Sprengstoffen gearbeitet wird, sind 
stets sorgfältig rein zu halten. Namentlich sind auch die Heizkörper stets 
frei von Staub zu halten. 

§ 32. Verschüttetes Nitroglyzerin ist sofort mit Schwämmen, Guhr 
und dergleichen aufzunehmen. Wenn dasselbe vom Boden aufgesaugt worden 
ist, so ist die durchtränkte Stelle sorgfältig aufzunehmen. 

Derart verunreinigtes Nitroglyzerin, sowie auch andere verunreinigte 
Nitroglyzerinpräparate sind nach Anweisung und unter Aufsicht des Meisters 
oder Betriebsführers unschädlich zu machen. 

§ 33- Verschiedenes. Gefässe, Apparate, Leitungen und Geräte an 
denen Nitroglyzerin haftet, dürfen nicht mit Werkzeug bearbeitet, gestossen 
oder geworfen werden. Eingeschmolzen dürfen sie erst werden nachdem 
das anhaftende Nitroglyzerin über lebhaftem P'euer nach Angabe des Meisters 
oder Betriebsleiters zerstört ist. 

Holz und Holzteile, die mit Nitroglyzerin in Berührung gekommen 
sind, dürfen ebenfalls nicht mit Werkzeugen bearbeitet, gestossen oder ge- 
worfen werden. 

Das Verbrennen darf nur unter Aufsicht eines Meisters oder Betriebs- 
leitCK erfolgen. 

§ 34. Gefrorenes Nitroglyzerin oder Nitroglyzerin präparate oder Ge- 
^^sse, Hähne und Leitungen mit gefrorenem Nitroglyzerin dürfen nur nach 

Parnicke. ^ 



386 Xn. Abteüang. 

Anweisung eines Meisters oder Betriebsleiters aufgethaut und bearbeitet 
werden. 

§ 35. In den Räumen, in denen Nitroglyzerin hergestellt und ver- 
arbeitet wird, darf die Temperatur nicht unter -|- 10® Celsius sinken. 

Der auf den Heizkörpern in diesen Räumen sich ablagernde Staub ist 
gründlich zu entfernen. 

§ 36. Während eines Gewitters, welches sich über den Betriebsort 
entladet, darf sich Niemand in den Räumen, in denen Sprengstoff verarbeitet 
wird, aufhalten. Ausgenommen ist der Aufenthalt in der Nitroglyzerinfabrik, 
wenn die Arbeit darin nicht unterbrochen werden kann. 

2. Besondere Bestimmungen für einzelne Abteilungen. 

§ 37. Säureleitungen, Nitrierung und Scheidung, Hähne aus Thon, 
Metall, Hartgummi oder anderem Material, welche mit Nitroglyzerin oder 
nitroglyzerinhaltigen Säuren in Berührung kommen, müssen sorgfältig in ge- 
eigneter Weise geschmiert werden, nur haben sich die Arbeiter stets über 
die leichte Gangbarkeit zu vergewissem. Namentlich hat dies auch stets 
vor Beginn der Arbeit zu geschehen. 

§ 38. Patronenarbeit. Den Patronenai heitern ist es strenge untersagt, 
Justierungen an ihren Maschinen selbst vorzunehmen, an denselben zu hämmern 
oder zu schlagen. 

Justierungen dürfen nur durch den damit beauftragten Meister ausge- 
führt werden. 

Das Auswechseln der Hülsen, wenn die Patronenmaschine auf andere 
Patronendurchmesser eingestellt werden soll, darf ebenfalls nur von dem be- 
treffenden Meister vorgenommen xmd die Patronenmaschine erst dann von 
dem Arbeiter benutzt werden, nachdem sich der Meister persönlich von dem 
ordnungsmässigen Gange der Maschine überzeugt hat. 

§ 39. Kollodiumwolle, Trocknen. Es ist darauf zu achten, dass ein 
Verstäuben der Kollodiumwolle in den Trockenhäusem für dieselbe möglichst 
vermieden wird. Jedenfalls ist Sorge zu tragen, dass der entwickelte Staub 
von den Wandungen und Hordengestellen durch Abwischen mit feuchten 
Schwämmen oder Tüchern gründlich entfernt wird. 

Die Darrhorden dürfen auf ihren Unterlagen nicht geschoben werden. 
Ueberhaupt ist jede Reibung bei trockener Kollodiumwolle zu vermeiden. 

C Ausftthrungs- and Straf bestimmnngen. 

§ 40. Für die in Gemässheit vorstehender Bestimmungen zu treffenden 
Aenderungen wird den Betriebsuntemehmem eine Frist von 6 Monaten vom 
Tage der offiziellen Bekanntmachung durch den Reichsanzeiger gewährt. 

Wenn es sich herausstellen sollte, dass die in den §§ i — 39 gegebenen 
Vorschriften in einzelnen Fällen ohne erhebliche Schwierigkeiten und unzu- 
trägliche Kosten nicht ausgeführt werden können, so sollen etwaige Abweich- 
ungen der Genehmigung des Genossenschaftsvorstandes auf Antrag des Be- 
triebsuntemehmers und nach Anhörung des Beauftragten unterliegen. 

Die Arbeitgeber sind verpflichtet, die Ausführung der Vorschriften für 
die Arbeitnehmer zu ermöglichen und für die Erfüllung derselben Sorge zu 
tragen. 

§ 41. Genossenschaftsmitglieder, welche den Unfallverhütungsvorschriften 
zuwiderhandeln, können durch den Genossenschafts vorstand in eine höhere 
Gefahrenklasse eingeschätzt, oder falls sich dieselben bereits in der höchsten 



Un&üWerhtttangsvorschriften. ^gy 

Gefahrenklasse befinden, mit Zuschlägen bis zum doppelten Betrage ihrer 
Beiträge belegt werden. (§ 78 Abs. i Ziffer i und § 80 des U.-V.-G.) 

§ 42. Versicherte Personen, welche den Unfall Verhütungsvorschriften 
zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorrichtungen nicht be- 
nutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geldstrafe bis 
zu 6 Mark, welche der betreffenden Krankenkasse zufällt. Die Festsetzung 
der hiemach eventuell zu verhängenden Geldstrafen erfolgt durch den Vor- 
stand der Betriebs-(Fabrik-)Krankenkasse, oder wenn solche fttr den Betrieb 
nicht errichtet ist, durch die Ortspolizeibehörde. Die betreffenden Beträge 
fliessen in die Krankenkasse, welcher der zu ihrer Zahlung Verpflichtete zur 
Zeit der Zuwiderhandlung angehörte. (§78 Abs. i Ziffer 2 und § 80 des 
U.-V.-G.) 



Besondere Unfallverhütungsvorschriften für das Auspacken 

von Gay-Lussac-Türmen.*) 

Ausser den Allgemeinen Unfallverhütungsvorschriften der chemischen 
Industrie gelten für das Auspacken von Gay-Lussac-Türmen noch folgende 
Vorschriften : 

A. Yorschriften fDr die Arbeitgeber. 

§ I. Vor dem Beginn der Ausräumungsarbeiten, die nur unter Auf- 
sicht ausgeftihrt werden dürfen, ist jede Verbindung des Gay-Lussac mit 
der Kammer und etwaigen übrigen Apparaten vollständig zu unterbrechen. 

§ 2. Darauf ist der Gay-Lussac, während der Zug in den eventuell 
folgenden Gay-Lussac-Turm resp. in den Schornstein offen bleibt, mit Schwefel- 
säure, schliesslich mit Wasser oder Wasserdampf auszuwaschen, bis der Ab- 
lauf nur noch 3® Bk. oder darunter zeigt. 

§ 3. Nach dem Auswaschen ist die Verbindung mit einem etwa zwischen 
dem auszuräumenden und dem Schornstein befindlichen Gay-Lussac zu unter- 
brechen und ersterer gasdicht abzuschliessen ; darauf wird, wo der Betrieb 
«s gestattet, eine Verbindung des Gay-Lussac mit einem Schornstein oder in 
Betrieb befindlichen Ventilator hergestellt und während des Ausräumens er- 
halten. Soll der Turm von unten entleert werden, so ist er von oben bei 
geschlossener Decke, soll er durch Einsteigen entleert werden, so ist er von 
unten abzusaugen. In letzterem Falle muss die Decke des Turmes entfernt 
werden. Ist Absaugen unmöglich, so ist die Decke zu entfernen und unten 
irenigstens ein grosses Loch zu schlagen. 

Erst nachdem der Turm genügend von schädlichen Gasen befreit ist, 
darf die Ausräumung des Füllmaterials beginnen. 

§ 4. Türme mit Koks- oder ähnlicher Füllung sind seitlich von aussen 
2u entleeren. Bei hohen Türmen oder Türmen mit mehreren Rosten sind 
mehrere Löcher in verschiedener Höhe von oben nach unten, dem Fort- 
schreiten der Arbeit folgend, zu schlagen, und die Leerung ist etagen weise 
zu besorgen. Stein- oder ähnliche Füllung ist durch Arbeiter hinauszureichen 
oder hinaufzuwinden. Sämtliches herausgebrachtes Füllmateral ist sofort aus 
dem Gebäude bezw. aus der Nähe des Gay-Lussac zu entfernen. Die 
Arbeiter sind nach Bedürfnis, jedenfalls aber auf ihr Verlangen sofort ab- 
zulösen. 



•) Veröffentlicht darch Nr. 283 des „Reichsanieigers" vom 27. November 1893. 



388 XII. Abteilang. 

§ 5. Den Arbeitern sind gute Mimdschwämme, Respirationsapparate, 
sowie zum Schutz der Hände geeignete Sachen (Gummihandschuhe, Hand- 
lappen etc.) zur Verfügung zu stellen. 

§ 6. Vor dem Ausbringen des Schlammes, der am Boden des Gay- 
Lussac angesammelt ist, muss nochmals Wasser eingelassen und von aussen 
durchgerührt werden. 

Beim Auftreten nitroser Gase ist die Flüssigkeit von aussen zu ent- 
fernen und .das Durchrühren mit Wasser zu wiederholen. 

§ 7. Arbeiter, die als lungen- oder herzleidend bekannt sind, dürfen 
bei den Räumungsarbeiten nicht beschäftigt werden. 

§ 8. Jeder Betriebsunternehmer ist verpflichtet, diese Unfall Verhütungs- 
vorschriften an geeigneter Stelle durch Anschlag bekannt zu machen. Ausser- 
dem müssen dieselben vor Ausführung der Ausräumungsarbeiten den damit 
beauftragten Arbeitern besonders eingeschärft und die letzteren auf die mit 
der Arbeit verbundenen Gefahren aufmerksam gemacht werden. 

B. Vorschriften für die Arbeiter. 

§ 9. Treten während des durch Einsteigen der Arbeiter erfolgenden 
Entleerens nitrose Gase in grösserer Menge auf, so hat der Arbeiter den 
Turm sofort zu verlassen und seinen Vorgesetzten zu benachrichtigen. 

§ 10. Lungen- oder herzleidende Arbeiter, welche zur Reinigung von 
Gay-Lussac-Türraen verwendet weiden sollen, sind verpflichtet, von ihrem 
Zustande ihrem Vorgesetzten Mitteilung zu machen. 

C. Strafbestimmungen. 

§ II Genossenschaftsmitglieder, welche diesen Unfallverhütungs- 
vorschriften zuwiderhandeln, können durch den Genossenschaftsvorstand in eine 
höhere Gefahrenklasse eingeschätzt, oder falls sich dieselben bereits in der 
höchsten Gefahrenklasse befinden, mit Zuschlägen bis zum doppelten Betrage 
ihrer Beiträge belegt werden. (§78 Abs. i Ziffer i des U.-V.-G.) 

Versicherte Personen, welche den Vorstehenden Unfall Verhütungs- 
vorschriften zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorrichtungen 
nicht benutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geldstrafe 
bis zu 6 Mark, welche der betreÖ*enden Krankenkasse zufällt. Die Festsetzung 
der hiernach event. zu verhängenden Geldstrafen erfolgt durch den Vorstand 
der Betriebs- (Fabrik-) Krankenkasse, oder wenn eine solche für den Betrieb 
nicht errichtet ist, durch die Ortspolizeibehörde. Die betreffenden Beträge 
fliessen in die Krankenkasse, welcher der zu ihrer Zahlung Verpflichtete zur 
Zeit der Zuwiderhandlung angehört. (§78 Abs. i Ziffer 2 und § 80 des 
U.-V.-G.) 



Besondere Unfallverhütungsvorscilriften lür Betriebe zur 

Herstellung von Feuerwerkskörpern. 

(Beschlossen in der Genossenschaf tsvers ammlung zu Stuttgart 

am 26. Juni 1893.) 

Ausser den Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der 
chemischen Industrie gelten für Betriebe zur Herstellung von Feuerwerkskörpem 
die folgenden Bestimmungen : 



Uniallverhütangsvorschriften. i gg 

A. Yorschriften fAr die Arbeltgeber. 

§ I. Bei der Herstellung von Feuerwerkskörpern sind nur nüchterne 
und zuverlässige Leute zu verwenden. 

§ 2. Das Rauchen in den Arbeitsräumen und auf dem Fabrikgrund- 
stück ist zu verbieten. 

§ 3. Fremden Personen soll der Zutritt in die Arbeitsräume nur mit 
Erlaubnis des Eigentümers oder Betriebsleiters und nur unter zuverlässiger 
Begleitung gestattet sein. 

Bauanlagen und Gebäude. 

§ 4. Bei Neuanlagen ist das Fabrikgrundstück in vorschriftsmässiger 
Weise zu umfrieden; es sind an den Eingängen Warnungstafeln anzubringen, 
welche das unbefugte Betreten, sowie das Rauchen verbieten. 

Bei bestehenden Anlagen müssen jedenfalls an den Zugängen und öffent- 
lichen Verkehrswegen Warnungstafeln aufgestellt sein, welche das unbefugte 
Betreten des Fabrikgrundstücks, sowie das Rauchen auf dem letzteren verbieten. 

§ 5. Die Vorplätze der einzelnen Gebäude müssen so hergestellt sein, 
dass sie sich leicht rein halten lassen. 

§ 6. Die Fensterscheiben der Gebäude müssen aus mattem Glase her- 
gestellt oder derartig geblendet sein, dass das Eintreten der direkten Sonnen- 
strahlen verhindert wird. Die Fenster dürfen nicht vergittert sein. 

§ 7. Die Thüren und Fenster der Gebäude, in denen explosive Stoffe 
lagern oder verarbeitet werden, müssen nach aussen aufschlagen. 

§ 8. Die Fussböden derjenigen Räume, in welchen mit Pulver und 
entzündlichen Sätzen gearbeitet wird, müssen glatt und dicht gehalten sein. 
Die metallischen Befestigungsmittel sind zu verdecken. 

Bei Neuanlagen und Reparaturen alter Fussböden dürfen nur Holz- 
oder Messingstifte verwendet werden. 

Soweit der Fussböden nicht aus Holz oder Asphalt besteht, muss der- 
selbe mit weichem, den Staub nicht durchlassenden Belag versehen sein. 

§ 9. Alle Gebäude müssen, soweit es die Bodenbeschaflfenheit nach 
dem Urteil eines Sachverständigen zulässt, mit Blitzableitern versehen sein; 
letztere müssen in gutem Zustande erhalten und alle Jahre einmal durch 
Sachverständige geprüft werden. Die Prüfung hat sich sowohl auf die ober- 
irdische als auch auf die Erdleitung zu erstrecken. Dem Beauftragten sind 
die Prüfungsatteste auf Erfordern vorzulegen. 

§ 10. In Betrieben zur Herstellung von Feuerwerkskörpern muss die 
grösste Ordnung und Reinlichkeit herrschen. Das Hineintragen und Hinein- 
wehen von Erde oder Sand in die Fabrik- und Lagerräume ist möglichst zu 
verhindern. Das Betreten dieser Räume ist nur ohne Schuhzeug oder mit 
Schuhzeug ohne Metall teile oder mit Ueberschuhen von Filz gestattet. 

Beleuchtung. 

§ II. Die künstliche Beleuchtung von Betriebsabteilungen, in denen 
explosive Stoffe lagern oder verarbeitet werden, ist mittelst zuverlässig isolierter 
Lampen und, insoweit sie nicht aus elektrischen Glühlampen mit Schutz- 
glocken bestehen, als Aussenbeleuchtung zu bewirken. Als flüssiges Be- 
leuchtungsmaterial darf nur Rüböl verwendet werden. Jede Ablagerung von 
explosivem Staub an der Lichtquelle ist sofort zu beseitigen. Elektrische 
Beleuchtimgen müssen stets in gutem, jede Gefahr ausschliessenden Zustand 
erhalten und daraufhin alle Jahre einmal durch Sachverständige geprüft werden. 



390 XII. Abteilang. 

Heizung. 

§ 12. Bei Wasser- und Dampfheizungen, welche zur Erwärmung der 
Innenräume allein zulässig, sind die Ofenheizschlangen und die Leitungsrohre, 
die in genügender Entfernung von Holz und anderen brennbaren Materialien 
angebracht sein müssen, dicht zu halten; gefundene Fehler sind zu beseitigen. 

Die Feuerung der Räume, in denen explosive Stoflfe lagern oder ver- 
arbeitet werden, muss als Aussenfeuerung angelegt und von den genannten 
Räumen durch eine massive Wand abgeschlossen sein. Die Durchgänge 
der Leitungsrohre und Trockenofenschächte müssen dicht und gut ver- 
schmiert sein. 

Transportge fasse. 

§ 13. Zum Transport von Pulver und entzündlichen Sätzen, sowie zur 
Herstellung und Aufbewahrung von letzteren sind nur dichte und haltbare 
Gefässe aus Holz ohne Eisenbeschlag oder aus sonstigem weichen Material 
zu benutzen. 

Gefässe aus Eisen, aus Steingut oder anderem zerbrechlichen Material 
sind ausgeschlossen. 

Abfallstoffe. 

§ 14. Verschüttetes, verstreutes oder abgestaubtes Pulver und ent- 
zündliche Sätze sind behutsam aufzunehmen. Sie sind zu weiterer Verar- 
beitung nicht zu verwenden, sondern in ein mit Wasser gefülltes Gefäss zu 
Schütten oder in sonstiger Weise, jedenfalls aber ohne Anwendung von Feuer, 
unschädlich zu machen. 

Verschiedene Vorschriften. 

§ 15. In den Herstellungs- und Verpackungsräumen für entzündliche 
Sätze und Feuerwerkskörper ist jede durch den Betrieb nicht gebotene An- 
häufung von Pulver, entzündlichen Sätzen und Rohstoffen zu vermeiden. 

Rohmaterialien und fertige Fabrikate sind in besonderen Gebäuden, 
keinesfalls in den Arbeitsräumen aufzubewahren. 

§ 16. Der Betriebsunternehraer hat die Pflicht, sich die Gewissheit zu 
verschafifen, dass die zur Verarbeitung kommenden Materialien diejenige 
chemische und mechanische Reinheit besitzen, die nötig ist, um die Gefahren 
bei der Verarbeitung und Aufbewahrung möglichst zu vermeiden. Im Be- 
sonderen soll das chlorsaure Kali möglichst frei von anderen Chlorverbindungen 
sein. Die Kohle muss vor dem Gebrauch besonders durchgesiebt werden, 
um etwaige Verunreinigungen auszuscheiden. Schwefelblüthe darf zu Feuer- 
werkskörpern nicht verwendet werden; es ist statt dessen fein gepulverter 
Schwefel zu benutzen. 

§ 17. Es sind Vorkehrungen zu treffen, dass das chlorsaure Kali nicht 
in Sätze gelangt, für die es nicht bestimmt ist. Siebe, Gefässe und andere 
Geräte für chlorsaure Sätze sind daher ausschliesslich nur für dieses zu ver- 
wenden. Damit dieselben nicht verwechselt werden, sind diese Apparate in 
auffallender Weise, etwa durch besonderen farbigen Anstrich zu bezeichnen. 

§ 18. Das Schlagen und Pressen von Raketen und Brändem jeder 
Art darf nur in besonderen Gebäuden, und in jedem Räume von nur je 
einem einzigen Arbeiter, vorgenommen werden. Auch dürfen in solchen 
Räumen keine anderen Arbeiten ausgeführt werden 

Das Festschlagen des Satzes darf nur mit Holzstempeln — Setzern 
— geschehen. 



Un^WerhütangsTorschriften. ^q I 

§ 19. Räume in denen Pulversätze hergestellt und aufbewahrt werden, 
dürfen nicht gleichzeitig zur Herstellung oder Aufbewahrung von Sätzen, 
welche chlorsaure Salze und Schwefel enthalten, benutzt werden. 

§ 20. Das Mitbringen, die Aufbewahrung und Benutzung von Zünd- 
hölzern und Feuerzeugen aller Art (auch sogenannte Bengalen) in den Her- 
steliungsräumen mit Explosionsgefahr, sowie die Benutzung von Zündhölzern 
und Feuerzeugen in den Lagerräumen ist verboten. 

§ 21. In den Herstellungsräumen für Feuerwerkskörper dürfen sich 
nur die notwendigsten Geräte befinden. 

§ 22. In unmittelbarer Nähe der Arbeitsräume ist während des Be- 
triebes stets Wasser in ausreichender Menge zur Verfügimg zu halten. 

Ausbesserungs- und Erneuerungsarbeiten. 

§ 23. Wenn in Betrieben zur Herstellung von Feuerwerkskörpem 
Ausbesserungs- oder Erneuerungsarbeiten auszuführen sind, so sind alle ent- 
zündlichen Sätze und sämtliches Pulver aus dem betreffenden Räume zu 
entfernen und dieser, sowie der auszubessernde Gegenstand von Staub zu 
reinigen. Hierauf ist der auszubessernde Gegenstand und die Stelle im Um- 
kreise von wenigstens 3 Meter mit Wasser zu benetzen und während der 
Arbeiten so nass zu halten, dass ein etwa entstehender Funke keine Ent- 
zündung bewirken kann. 

Während der Dauer der Ausbesserung dürfen in dem betreffenden Raum 
keine Feuerwerksarbeiten nebenbei ausgeführt werden. An der Arbeitsstelle 
ist genügend Wasser, sowie Handspritze oder Giesskanne bereit zu halten. 

Aus führungs bestimm ungen. 

§ 24. Jeder Fabrikant von Feuerwerkskörpern ist verpflichtet, diese 
Unfallverhütungsvorschriften in deutlich lesbarer Schrift an geeigneter Stelle 
in seinem Betriebe durch Anschlag bekannt zu machen. 

Die Betriebsuntemehmer sind verpflichtet, die Arbeiter über die gefähr- 
lichen Eigenschaften der von ihnen zu verarbeitenden Materialien und Er- 
zeugnisse zu unterrichten. 

§ 25. Die Betriebsunternehmer sind verpflichtet, dafür zu sorgen, dass 
die Vorschriften für die Arbeiter auch von fremden Personen während ihres 
Aufenthaltes in dem Betriebe sinngemäss befolgt werden. 

B. Yorschriften fDr die Arbeiter. 

§ 26. Jede in der Fabrik beschäftigte Person hat sich stets der grössten 
Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit zu befleissigen. 

§ 27. Das Rauchen auf dem Fabrikgrundstück und in allen Räumen 
ist verboten. 

§ 28. Arbeiter dürfen Zündhölzer, Feuerzeuge irgend welcher Art, 
Rauchtabak, Zigarren und Tabakspfeifen nicht mit in die Fabrik bringen. 

Kleider. 

§ 29. Die Arbeiter müssen ihre Kleider thunlichst frei von gefährlichem 
Staube halten und dieselben nach beendigter Arbeit im Freien reinigen. Das 
Tragen von Schuhen mit eisernen Nägeln oder eisernem Beschlag ist verboten. 

Jede gefährliche Annäherung an Feuerstätten oder Licht ist verboten. 



392 XII. Abteilang. 

Gebäude. 

§ 30. Die Arbeiter dürfen Herstellungs- und Lagerräume mit Explosions- 
gefahr, in denen sie nicht zu arbeiten haben, ohne Erlaubnis oder An- 
weisung nicht betreten. 

§31. In den Herstellungs- und Lagerräumen ist die grösste Reinlich- 
keit zu beobachten. Jeder Arbeiter hat sich der an den Eingängen der 
obengenannten Räume angebrachten Vorrichtungen zum Reinigen des Schuh- 
zeuges auf das Sorgfältigste zu bedienen, beziehungsweise auch die unbekleideten 
Füsse zu reinigen. 

Die Beleuchtungslampen der Herstellungsräume sind im Innern frei 
von Staub zu halten. 

Nur diejenigen Arbeiter dürfen Lampen und Heizungen bedienen, denen 
diese Arbeiten besonders übertragen sind. 

§ 32. Jedes Verstreuen von Pulver oder entzündlichem Satz ist sorg- 
fältig zu vermeiden, verschüttetes Material aber sofort behutsam vollständig 
aufzunehmen und in das dafür bestimmte mit Wasser gefüllte Gefäss zu 
schütten. 

Es ist überhaupt darauf zu achten, dass die Arbeits- und Lagerräume, 
sowie besonders die Arbeitstische möglichst staubfrei gehalten werden. 

§ 33. In sämtlichen Arbeitsräumen darf nur das der Bearbeitung 
unterliegende Material sich befinden ; der Arbeiter hat das von der betreffenden 
Verarbeitung übrig bleibende Material und angesammelte fertige Produkte in 
den dafür bestimmten Raum zu schaffen. Ebenso ist auch das zu verarbeitende 
explosieble Material nicht früher in das Arbeitsgebäude zu bringen, als es zur 
Verwendung kommt. 

Transport. 

§ 34. Die Gef^sse, in welchen Pulver, Satz oder Rohmaterialien aus 

einem Gebäude in das andere geschafft werden, sind stets zugedeckt zu halten 
und nie offen zu transportieren. 

Mit Pulver oder Satz gefüllte Transportgefösse — Fässer, Kisten — 

dürfen nicht gerollt, geschoben oder gekantet werden. Die Fortbewegung 

ist vielmehr nur durch Heben oder Tragen zu bewirken. Das Hinsetzen der 
Gefässe darf nur mit grösster Vorsicht geschehen. 

Verschiedenes. 

§ 35. In den Arbeits- und Aufbewahrungsräumen darf der Arbeiter 
nur solche Werkzeuge und Geräte verwenden, die ihm von seinem Vorgesetzten 
übergeben worden sind, oder zu deren Verwendung letzterer vorher seine 
Zustimmung gegeben hat. Die Werkzeuge und Geräte sind mit Vorsicht so 
hinzulegen, dass sie nicht umfallen oder umgestossen werden können. 

§ 36. Beim Reinigen der Kohle und bei Verarbeitung aller Roh- 
materialien, insbesondere des chlorsauren Kali, haben die Arbeiter die grösste 
Sorgfalt anzuwenden. 

§ 37. Es darf kein Arbeits- oder Lagerraum mit offenem Licht betreten, 
auch nicht in solchen Räumen durch Streichhölzer oder auf andere Art Licht 
angezündet werden. 

Muss in einem dringenden Falle ein Arbeits- oder Lagerraum bei Nacht 
betreten werden, so darf dies nur unter Anwendung einer Sicherheitslampe geschehen. 

§ 38. Während eines Gewitters darf sich Niemand in den Räumen 
mit Explosionsgefahr aufhalten. 



UnfaUyerhfltnngsTortchrifteo . XQX 

§ 39. Nach Beendigung der Arbeit darf die Arbeitsstätte nicht eher 
verlassen werden, als bis Alles in Ordnung gebracht worden ist, alle Gefässe, 
Behälter und dergleichen zugedeckt und an ihren Platz gesetzt sind. 

C. StrafbestlmmangeB. 

§ 40. Genossenschaftsmitglieder, welche diesen Unfallverhütungsvor- 
schriften zuwiderhandeln, können durch den Genossenschaftsvorstand in eine 
höhere Gefahrenklasse eingeschätzt oder, falls sich dieselben bereits in 
der höchsten Gefahrenklasse beßnden, mit Zuschlägen bis zum doppelten 
Betrage ihrer Beitrage belegt werden (§ 78 Abs. i Ziffer des Unfallversicherungs- 
gesetzes vom 6 Juli 1884). 

Versicherte Personen, welche den vorstehenden Unfallverhütungsvorschriften 
zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorrichtungen nicht 
benutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geldstrafe bis zu 
6 Mark, welche der betreffenden Krankenkasse zufällt. Die Festsetzung der 
hiemach eventuell zu verhängenden Geldstrafen erfolgt durch den Vorstand 
der Betriebs-(Fabrik-)Krankenkasse oder, wenn eine solche für den Betrieb 
nicht errichtet ist, durch die Ortspolizeibehörde. Die betreffenden Beträge 
fliessen in die Krankenkasse, welcher der zu ihrer Zahlung Verpflichtete zur 
Zeit der Zuwiderhandlung angehört (§ 78 Abs. i Ziffer 2 und § 80 des 
Unfallversicherungsgesetzes vom 6 Juli 1884). 



Besondere Unfallverhütungsvorsclirifteii der Berufs- 
genossenschaft der chemischen Industrie. 

(Beschlossen in der Genossenschaftsversammlung zu Nürn-' 

berg am 29. Juni 1896.) 

a. fAr Lack- und Flmlssfabrlken. 

Ausser den Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der 
chemischen Industrie vom 26. September 1888 gelten für Lack- und Firniss- 
£äbriken folgende Bestimmungen : 

A. Vorsohriften für Arbeitgeber und Betriebsbeamte. 

§ I. Bei Neuanlagen müssen die zur Herstellung von Lacken und 
Firnissen dienenden Gebäude von anderen Baulichkeiten räumlich getrennt 
oder mindestens durch Brandmauern geschieden werden. 

§ 2. Die Wände, Decken und Fussböden der Arbeitsräume müssen 
bei Neuanlagen aus feuersicherem Materiale hergestellt sein. 

§ 3. Die Thüren müssen feuersicher sein, in Eisen- oder Steinfalzen 
ruhen und nach aussen aufschlagen. 

§ 4. Die Fenster müssen von aussen mit eisernen Läden versehen sein. 

§ 5. Falls nicht fahrbare Fimisssiedekessel oder fahrbare Feuerungs- 
öfen vorhanden sind, darf sich das Schürloch der Feuerung nicht im Innern 
des Siederaums befinden. Dieser muss durch eine massive Wand, welche 
keine Oeffhung hat, von dem Feuerungsraume getrennt sein. Der Zugang 
2u letzterem hat von aussen, nicht aber von dem Siederaume aus zu geschehen. 



394 ^^ Abteilang. 

Die Regulierschieber der Kesselöfen müssen so angebracht sein, dass sie 
vom Innern des Siederaumes aus leicht und gefahrlos gehandhabt werden 
können. 

§ 6. Bei Fimisssiedekesseln, welche vom Feuer direkt erwärmt werden, 
muss der niedrigste Stand der Flüssigkeit mindestens 80 mm. über der höchsten 
vom Feuer berührten Stelle liegen. Die Füllhöhe muss in dem Kessel durch 
eine Marke kenntlich gemacht werden. 

§ 7. Die Fimisssiedekessel sollen nur bis zu '/j ihres Fassungsraumes 
gefüllt und mit einer Überlaufs rinne versehen werden, damit bei etwaigem 
Überkochen das Oel aufgefangen werden kann. 

§ 8. In unmittelbarer Nähe der Kochräume der Lack- und Fimiss- 
siedereien muss stets Sand in genügender Menge zum Ersticken des Feuers 
vorhanden sein. 

§ 9. Kessel von mehr als 5 kg. Sudinhalt dürfen nicht unmittelbar 
mit den Händen von den Feuerungsöffnungen abgehoben werden. 

In diesem Falle müssen vielmehr mechanische Vorrichtungen ziun Ab- 
heben und Transportieren, wie Rollwagen, Heb winden, Tragstangen und der- 
gleichen Verwendung finden. 

§ 10. Die zum Kochen von Lack und Fimiss, zum Schmelzen und 
Auflösen von Harz und dergleichen dienenden Kessel müssen dicht bedeckt 
gehalten werden und mit einer Einrichtung versehen sein, welche die sich 
entwickelnden Dämpfe entweder nach aussen abführt oder ermöglicht, diese 
Dämpfe durch Verdichtung (Kondensation) oder durch Verbrennen wirksam 
unschädlich zu machen. 

Bei dem Verbrennen der Gase und Dämpfe muss eine Einrichtung 
getroffen sein, welche ein Zurückschlagen der Flamme und dadurch eine Ex- 
plosion verhütet. 

§ II. Die Oeffnungen , welche sich in den Deckeln oder Aufsätzen 
der Kochkessel, behufs Nachschauens und Umrührens, befinden, müssen mit 
dichten, unabnehmbaren Verschlüssen (Schiebern, Klappen, Thürchen, Stöp- 
seln etc ) versehen sein, welche nur jeweilig bei Bedarf entfernt werden dürfen. 

§ 12, Wenn nicht andere Abzugs Vorrichtungen vorhanden sind, muss 
über den Kesseln ein Dunstfang angebracht sein, damit auch die während 
des zeitweiligen Oeffnens der Gefässe austretenden Dämpfe durch den Schorn- 
stein beziehungsweise durch besondere Röhren abgeleitet werden können. 

§ 13. Das Zusetzen von leicht entzündlichen Substanzen zu geschmolzenen 
Harzen und dergleichen darf bei abnehmbaren Kesseln nicht im Schmelzraum 
oder in der Nähe von Feuerungen vorgenommen werden, wenn nicht eine 
Einrichtung vorhanden ist, durch welche die sich entwickelnden Dämpfe, ohne 
in den Arbeits räum zu treten, abgeleitet werden. Andernfalls müssen diese 
Arbeiten entweder in einem besonderen Raum oder im Freien geschehen, unter 
Ableitung der sich entwickelnden Dämpfe. Nicht abnehmbare Kessel müssen 
von aussen geheizt werden. Vor dem Zusetzen der leicht entzündlichen 
Substanzen ist der Feuerzug abzusperren und muss das geschmolzene Harz 
genügend abgekühlt sein. 

In den Kochräumen dürfen Rohmaterialien nicht gelagert werden. 

§ 14. Die Arbeits- und Lagerräume, in denen mit leichtentzündlichen 
Substanzen, wie Spiritus, Aether, Benzin etc. gearbeitet wird, dürfen nur 
vermittelst zuverlässiger, isolierter Innen- oder Aussenbeleuchtung erhellt oder 
nur mit Sicherheitslampen betreten werden. 

§ 15. Die Erwärmung dieser Räume darf nur mittelst Dampf, Wann- 
wasser oder durch Oefen, die von aussen zu heizen sind, geschehen. 



Unfallverhütungsvorschriften. ^qc 

§ i6. Für Arbeiten, bei denen die Augen der beschäftigten Personen 
durch Spritzen heisser oder ätzender Flüssigkeiten beschädigt werden können, 
ist den Arbeitern die erforderliche Anzahl von Schutzbrillen zur Verfügung 
zu stellen und deren Benutzung anzuordnen. 

§ 17. Das Rauchen in den Fabrikations- und Lagerräumen ist zu 
verbieten. 

B. Vorsohriften für Arbeitnehmer. 

§ 18. Die Fussböden der Arbeitsräume, die Treppenstufen und der- 
gleichen müssen möglichst rein und frei von Oelen, harzigen Krusten etc. 
gehalten werden. 

§ 19. Firnisssiedekessel, welche vom Feuer direkt erwärmt werden, 
müssen mindestens bis zu der Füllmarke (§ 6) gefüllt sein. 

§ 20. Die Fimisskessel dürfen nur bis zu ^/^ ihres Fassungsraumes 
gefüllt werden. 

§21. Bei dem Abheben der Lack- und Firnisskessel vom Feuer muss 
der Ofenschieber geschlossen und die Herdöffnung, auf welcher der Kessel 
gestanden hat, sofort mit einem Deckel dicht verschlossen werden. 

§22, In den Kochräumen der Lack- und Firnisssiedereien muss stets 
genügend Sand zum Ersticken der Flamme vorhanden sein. 

§ 23. Kessel von mehr als 5 kg. Sudinhalt dürfen nicht unmittelbar 
mit den Händen von den Feuerungsöffnungen abgehoben werden. In diesen 
Fällen müssen vielmehr die vorhandenen mechanischen Vorrichtungen zum 
Abheben und Transportieren, Rollwagen, Hebwinden, Tragstangen und der- 
gleichen benutzt werden. 

§ 24. Die Verschlüsse in den Bedeckungen der Kochkessel dürfen 
nur so lange offen gehalten werden, als dies für die Arbeit unumgänglich 
notwendig ist. 

§ 25. Das Hantieren mit brennbaren Flüssigkeiten, welche entzünd- 
liche Gase oder Dämpfe entwickeln können, in der Nähe der Feuerungen 
ist verboten. 

§ 26. Das Reinigen gebrauchter Schmelzkessel bei offenem Licht ist 
verboten. 

§ 2y. Die Arbeits- und Lagerräume, in denen mit leicht entzündlichen 
Substanzen gearbeitet wird, dürfen, sofern nicht elektrische Beleuchtung vor- 
handen ist, nur mit Sicherheitslampen betreten werden. Das Zusetzen leicht 
entzündlicher Substanzen wie Terpentinöl, Alkohol, Benzin, Aether etc. zu 
nicht genügend abgekühlten Harzen ist untersagt. 

§ 28. Das Rauchen in den Fabrikations- und Lagerräumen ist verboten. 

§ 29. Bei Arbeiten, die durch Spritzen heisser oder ätzender Flüssig- 
keiten die Augen der beschäftigten Personen gefährden, müssen Schutzbrillen 
getragen werden. 

§ 30. Die Fussbekleidung muss genügenden Schutz gegen Verbrenn- 
ungen durch heisse Flüssigkeiten bieten. 

C. Allgemeine und Straf bestimmungen. 

§ 31. Für die in Gemässheit vorstehender Bestimmungen zu treffenden 
Aenderungen wird den Betriebsunternehmern eine Frist von 6 Monaten vom 
Tage der Bekanntmachung durch den Reichs -Anzeiger gewährt. 

§ 32. Der Genossenschafts vorstand ist berechtigt, die Frist der Ein- 
führung der Betriebseinrichtungen, wie sie in diesen Vorschriften gefordert 



3q6 XII* Abteilung. 

werden, auf Antrag des betreffenden Unternehmers und Befürwortung des 
Sektionsvorstandes zu verlängern. 

§ 33. Diese Unfall verhütungs Vorschriften sind durch Anschlag an ge- 
eigneter Stelle in den Betriebsräumen den Arbeitern bekannt zu machen. 

§ 34. Genossenschaftsmitglieder, welche diesen Unfall Verhütungsvor- 
schriften zuwiderhandeln, können durch den Genossenschafts vorstand in eine 
höhere Gefahrenklasse eingeschätzt oder, falls sich dieselben bereits in der 
höchsten Gefahrenklasse befinden, mit Zuschlägen bis zum doppelten Betrage 
ihrer Beiträge belegt werden. (§.78 Absatz i des Unfall Versicherungsgesetzes 
vom 6. Juli 1884.) 

§ 35- Versicherte Personen, welche diesen Unfall verhütungs Vorschriften 
zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorrichtungen nicht 
benutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geldstrafe bis zu 
6 Mark. Die Festsetzung der hiemach eventuell zu verhängenden Geldstrafen 
erfolgt durch den Vorstand des Betriebs- (Fabrik-) Krankenkasse oder, wenn 
eine solche für den Betrieb nicht errichtet ist, durch die Ortspolizeibehörde. 
Die betreffenden Beträge fliessen in die Krankenkasse, welcher der zu ihrer 
Zahlung Verpflichtete zur Zeit der Zuunderhandlung angehört. (§78 Absatz 
I Ziffer 2 und § 80 des Unfallversicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884.) 

b) fAr DQngerfabrlken (elnscUlessllcli ThomasscUackenmfllilen) 

mit Ausschluss der EnochenTerarbeitniig. 

Ausser den Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der 
chemischen Industrie vom 26. September 1888 gelten für Düngerfabriken 
(einschliesslich Thomasschlackenmühlen) mit Ausschluss der Knochenver- 
arbeitung folgende Bestimmungen: 

A. Vorschriften far Arbeitgeber und Betriebsbeamte. 

Maschinen. 

§ I. Brech- und Quetschwerke müssen vom Stand des Arbeiters aus 
leicht ausser Betrieb gesetzt werden können und gegen das selbstthätige Ein- 
rücken gesichert sein. 

§ 2. An Brech- und Quetsch werken, Kugelmühlen und Becherwerken 
soll die Einschüttöffnung umfriedigt oder mit genügend engem Rost verdeckt, 
oder in sonstiger Weise gesichert sein. 

Der Weg der Becher, Transportgurte und Transportschnecken ist in 
ausreichender Weise zu sichern. ' 

§ 3. Desintegratoren müssen in der Regel unabhängig vom übrigen 
Betrieb abgestellt werden können. Sofern eine Abstell Vorrichtung nur mit 
erheblichen Schwierigkeiten herzustellen ist, muss ein Signal zur Abstellung 
der Dampfmaschine gegeben werden können, oder eine Vorrichtung zum Ab- 
werfen der Riemen angebracht sein. 

Die Desintegrator-Achsen mit den darauf sitzenden Riemenscheiben 
und Antriebriemen sind gegen gefährdende Berührung zu sichern. 

§ 4. Der Antrieb der Kugelmühlen muss sorgfältig eingefriedigt sein. 

§ 5. Sofern der Rand der Läuferteller an Läuferwerken nicht min- 
destens 90 cm. über dem Fussboden liegt, ist das Läuferwerk mit einem 
Schutzringe zu umgeben. 

§ 6. Jede Arbeitsmaschine muss eine Abstell Vorrichtung haben; Stör- 
ungen im Betriebe derselben durch Verstopfen, Abfallen von Riemen oder 



UnfallverhütuDgsvorschriften. 7q^ 

ähnliche Veranlassung dürfen nur beim Stillstand der Maschine beseitigt 
werden. 

§ 7. Das Schmieren der Kraft- und Arbeitsmaschinen darf, sofern es 
nicht durch selbstthätige Vorrichtungen geschieht, nur von gesicherter Stelle 
aus oder bei Stillstand der Maschine erfolgen. 

Staub. 

§ 8. Es ist Vorsorge zu treffen, dass bei der Fabrikation die Ent- 
wickelung von gesundheitsschädlichem Staub in gefahrdrohender Menge nach 
Möglichkeit vermieden wird. Auf Arbeitsstellen, an denen gleichwohl die 
Ansammlung derartigen Staubes in gefährlichen Mengen möglich ist, sind den 
Arbeitern Respiratoren, Schwämme, Mundtücher oder andere zweckent- 
sprechende Schutzmittel zur Verfügung zu stellen, deren Benutzung vorzu- 
schreiben ist. 

Das Lagern von Thomasmehl darf nur in Säcken oder Fässern oder, 
wenn lose, nur in geschlossenen Räumen mit mechanischer Staubabsaugung 
erfolgen. 

Transporteinrichtungen. 

§ 9. Feststehende Arbeits- und Laufbühnen von mehr als im. Höhe 
müssen entweder eingefriedigt oder mit Fangrost oder einer ähnlichen Sicher- 
heitseinrichtung versehen werden. 

§ 10. Laderampen müssen von den äussersten Teilen der Eisenbahn- 
waggons eine Entfernung von mindestens 40 cm. haben. Die zur Zeit des 
Erlasses dieser Vorschriften bereits vorhandenen Rampen werden von dieser 
Vorschrift nicht betroffen, doch ist, sofern derartige Rampen einen geringeren 
Abstand haben, Vorsorge zu treffen, dass beim Wagenschieben Niemand an 
die nach der Rampe gelegene Seite tritt. 

§ II. Das Fortbewegen von Eisenbahnwagen durch Personen darf nur 
von der Seite oder von hinten geschehen. Sind mehrere Wagen auf dem- 
selben Geleise zu bewegen, so müssen sie entweder gekuppelt sein oder in 
einem Abstände von mindestens 3 Wagenlängen von einander gehalten werden. 

Das Los- und Festkuppeln darf nur durch die dazu bestimmten Ar- 
beiter erfolgen. 

§ 12. Bei Fabrikbahnen mit Handtransport müssen die Wagen in 
solchen Entfernungen von einander und überhaupt derart fortbewegt werden, 
dass eine Verletzung der Arbeiter durch den nachfolgenden Wagen ausge- 
schlossen erscheint. 

Das Aufstellen oder Aufsetzen auf frei rollende Wagen oder deren 
Gestell ist untersagt, wenn nicht Brems- oder Signal Vorrichtungen vorhanden 
sind. 

§ 13. Bei Hänge- und Seilbahnen ist das zu starke Schwenken der 
Wagen, sowie das schnelle Durchfahren der Kurven und Weichen zu ver- 
bieten. Es sind Einrichtungen zu treffen, durch die ein Ausgleisen an den 
Weichen nach Möglichkeit vermieden wird. Bei letzteren ist eine Sicherung 
anzubringen, welche eine Verletzung durch die freischwebende Spitze der 
Weiche ausschliesst. 

Aufschi iess en. 

§ 14. Die Behälter zum Aufschliessen müssen mit Vorrichtungen ver- 
sehen sein, welche das Austreten schädlicher und belästigender Gase oder 
Dämpfe in die Arbeitsräume thunlichst verhindern. Die abziehenden Gase 
müssen so viel als möglich in geeigneter Weise unschädlich gemacht werden. 



398 XII. Abteilung. 

§ 15. Rohstoffe, welche fluor-, chlor- oder salpetrigsäurehaltige Gase 
in gefahrdrohender Menge entwickeln, dürfen nicht in offenen Gruben aufge- 
schlossen werden. 

Die Verwendung von nicht denitrirter Abfallsäure beim Aufechliessen in 
offenen Gruben ist untersagt. 

§ 16. Bei Mehrkammersystemen sind die Klappen der Auslassöfifungen 
von den Mischgefässen nach den Kammern in geeigneter Weise zu sichern, 
um ein Oefftien falscher Klappen zu verhindern. 

§ 17. Beim Entleeren der Aufschliesskammem ist eine gut wirkende 
Ventilation in Anwendung zu bringen. 

§ 18. Das Entleeren der Aufschliesskammem hat mit angemessener 
Vorsicht zu erfolgen. Das Untergraben der aufgeschlossenen Massen, wenn 
solche höher als 2 m. gelagert sind, vom Innern der Kammer aus ist verboten. 

§ 19. Die Zuleitung oder das Eingiessen der Schwefelsäure muss so 
bewirkt werden, dass ein Vergiessen oder Verspritzen der Säure möglichst 
verhütet wird. 

Beim Ausgiessen der Säureballons müssen Ballonkipper benutzt werden. 

Lagerung. 

§ 20. Der Raum neben den Maschinen und in den Gängen darf durcli 
Anhäufung von Materialien nicht so beschränkt werden, dass die dort ver- 
kehrenden Personen durch den Betrieb beschädigt werden können. 

§ 21. Das Lagern der Materialien gegen Gebäude- oder Umfassimgs- 
mauern ist nur in soweit zulässig, als eine nachteilige Wirkung des Massen- 
schubes durch die vorhandene Widerstandsfähigkeit der Mauern ausgeschlossen 
erscheint. 

§ 22. Das Untergraben von halbfertigen oder fertigen Superphosphat- 
massen von mehr als 2 m. Höhe ist zu verbieten. 

Beim Abtragen ist ein das Nachstürzen ausschliessender Böschungs- 
winkel innezuhalten oder das Abgraben in Terrassen von nicht über 2 m. 
vorzunehmen. Diese Vorschrift gilt nicht für gedarrte Superphosphate, sofern 
bei denselben ein Zusammenbacken und demgemäss ein Ueberhängen der 
Masse ausgeschlossen ist. 

§ 23. Sackstapel müssen an den Ecken in der äusseren Lage im 
Kreuz- beziehungsweise Mauerverband aufgeführt werden und mindestens 
50 cm. von der nächsten Schiene einer Transportbahn entfernt bleiben. 

Die Stapel dürfen nur auf festem und ebenem Boden aufgebaut werden. 
Sie müssen in hinreichenden Entfernungen von frei laufenden Uebertragungs- 
wellen, Riemen und sonstigen Maschinenteilen bleiben, so dass die Arbeiter 
nicht mit den bewegten Teilen in Berührung kommen können. 

Das Abtragen der Säcke ist in Stufen auszuführen. 

Persönlicher Schutz. 

§ 24. Für die Zerkleinerung der Thomasschlacken von Hand, so^ie 
für Arbeiten, bei denen die Augen der beschäftigten Personen durch Spritzen 
von Säure bedroht sind, müssen den Arbeitern Schutzbrillen zur Verfügung 
gestellt werden, deren Benutzung vorzuschreiben ist. 

B. Vorsohriften für Arbeitnehmer. 

§ 25. Die an Maschinen beschäftigten Arbeiter müssen enganliegende 
Kleider tragen; namentlich ist das Tragen von Schürzen verboten. 



Unfallverhütangtvorschriften. jqq 

§ 26. Werden von den im Gange befindlichen Brechwerken oder 
Quetschwalzen einzelne Stücke des Zerkleinerungsguts oder sonstige dem 
letzteren beigemischte Fremdkörper nicht mit erfasst, so sind diese Stücke 
oder sonstige Körper erst nach dem Auslösen und dem Stillstand der Arbeits- 
maschinen zu entfernen. Während des Ganges der Arbeitsmaschinen dürfen 
derartige Stücke oder Fremdkörper unter keiner Bedingung mit der Hand 
oder mit Instrumenten herausgeholt werden. Ebenso sind Becherwerke, 
Transportschnecken, Sicht- oder andere Maschinen auszulösen und still zu 
stellen, bis etwaige Verstopfungen oder sonstige Hindemisse gehoben sind. 
§ 27. Beim Zerkleinem von Thomasschlacken von Hand, sowie bei 
Arbeiten, die die Augen durch Spritzen von Säure gefährden, sind Schutz- 
brillen zu benutzen. 

Wo Staub in gefahrdrohenden Mengen sich entwickelt, hat sich der 
Arbeiter der vorhandenen Respiratoren, Mundtücher, Schwämme oder sonstigen 
Schutzmittel zu bedienen. 

§ 28. Das Untergraben der halbfertigen und fertigen Superphosphat- 
massen von mehr als 2 m. Höhe ist untersagt. 

Beim Abtragen ist ein das Nachstürzen der Masse ausschliessender 
Böschungswinkel innezuhalten oder das Abgraben in Terrassen von nicht über 
2 m. vorzunehmen. Diese Vorschrift gilt nicht fiir gedarrte Superphosphate, 
sofern bei denselben ein Zusammenbacken und demgemäss ein Ueberhängen 
der Masse ausgeschlossen ist. 

§ 29. Sackstapel müssen an den Ecken in der äusseren Lage im 
Kreuz- bezw. Mauerverband aufgeführt werden und mindestens 50 cm. von 
der nächsten Schiene einer Transportbahn entfernt bleiben. 

Das Abtragen der Säcke muss absatzweise und in Stufen von nicht 
über 4 Sack Höhe erfolgen. In keinem Falle dürfen an irgend einer Stelle 
Säcke aus dem Stapel herausgezogen oder geöffnet werden. Beim Gebrauch 
von Schurren (Rutschen) ist darauf zu achten, dass die Arbeiter im Ver- 
kehrsbereich nicht von den herabschiessenden Säcken getroffen werden. 

Stapel dürfen nicht so nahe an freilaufende Wellen oder sonstige bewegte 
Maschinenteile, Riemen, Zahnräder u. a. heranreichen beziehungsweise auf- 
gebaut werden, dass dadurch Personen gefährdet werden. 

§ 30. Das Fortbewegen von Eisenbahnwagen durch Personen darf 
nur von der Seite oder von hinten geschehen. Sind mehrere Wagen auf 
demselben Geleise zu bewegen, so müssen sie entweder gekuppelt sein, oder 
in einem Abstände von mindestens drei Wagenlängen von einander gehalten 
Verden. Das Los- und Festkuppeln darf nur durch die dazu bestimmten 
Arbeiter erfolgen. 

Bei Fabrikbahnen mit Handtransport sollen die Wagen in solchen Ent- 
fernungen von einander und überhaupt derart fortbewegt werden, dass eine 
Verletzung der Arbeiter durch den nachfolgenden Wagen ausgeschlossen 
erscheint. Das Aufstellen oder Aufsitzen auf frei rollende Wagen oder deren 
Gestelle ist untersagt, wenn nicht Brems- oder Signalvorrichtungen vor- 
l^anden sind. 

Bei Hänge- und Seilbahnen ist das zu starke Schwenken der Wagen, 
sowie das schnelle Durchfahren der Kurven und Weichen verboten. 

C. Allgemeine und Strafbestimmungen. 

§31. Für die in Gemässheit vorstehender Bestimmungen zu treffenden 
Ae&derungen wird den Betriebsunternehmern eine Frist von 6 Monaten vom 
Tage der Bekanntmachung durch den Reichs- Anzeiger gewährt. 



40a XII. Abteilang. 

Der Genossenschaftsvorstand ist berechtigt, die Frist der Einführung 
der Betriebseinrichtungen, wie sie in diesen Vorschriften gefordert werden, 
auf Antrag des betreffenden Unternehmers und Befürwortung des Sektions- 
vorstandes zu verlängern. 

Wenn in einzelnen Fällen die in den §§ i bis 23 gegebenen Vor- 
schriften nachweislich ohne erhebliche Schwierigkeiten und unverhältnissmässige 
Kosten nicht ausgeführt werden können, so soll der Vorstand ermächtigt sein, 
auf Antrag des Betriebsimtemehmers und nach Anhörung des Beauftragten 
Abweichungen unter den nach Massgabe der Umstände festzusetzenden Be- 
dingungen zuzulassen. 

§ 32. Diese Unfallverhütungsvorschriften sind durch Anschlag an ge- 
eigneter Stelle in den Betriebsräumen bekannt zu machen. 

§ 33' Genossenschaftsmitglieder, welche diesen Unfall Verhütungsvor- 
schriften zuwiderhandeln, können durch den Genossenschaftsvorstand in eine 
höhere Gefahrenklasse eingeschätzt oder, falls sich dieselben bereits in der 
höchsten Gefahrenklasse befinden, mit Zuschlägen bis zmn doppelten Betrage 
ihrer Beiträge belegt werden. (§78 Abs. i Ziffer i des Unfall Versicherungs- 
gesetzes vom 6. Juli 1884.) 

§ 34. Versicherte Personen, welche diesen Unfallverhütungsvorschriften 
zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorrichtungen nicht be- 
nutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geldstrafe bis zu 
6 Mark. Die Festsetzung der hiernach eventuell zu verhängenden Geld- 
strafen erfolgt durch den Vorstand der Betriebs-(Fabrik-)Krankenkasse, oder 
wenn eine solche für den Betrieb nicht errichtet ist, durch die Ortspolizei- 
behörde. Die betreffenden Beträge fliessen in die Krankenkasse, welcher der 
zu ihrer Zahlung Verpflichtete zur Zeit der Zuwiderhandlung angehört. (§ 78 
Abs. I Ziffer 2 und § 80 des Unfall Versicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884.) 

c) fSr DQngerfabriken (einschliesslich Abdeckerelen) mit 

Enochenrerarbeitung. 

Ausser den Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der 
chemischen Industrie vom 26. September 1888 gelten für Düngerfabriken 
(einschliesslich Abdeckereien) mit Knochen Verarbeitung folgende Bestimmungen: 

A. Vorschriften für Arbeitgeber and Betriebsbeamte. 

Rohmaterial. 

§ I. Die rohen Knochen sind thunlichst in trockenen und gut 
ventilierten Räumen zu lagern. 

§ 2. Für das Umladen, Sortieren und Zerkleinem der Knochen sind 
Arbeiter mit offenen Wunden an den Händen nicht zu ven\'enden. Das 
Sortieren ist nur in luftigen und gut erleuchteten Räumen auszuführen. 

Maschinen. 

§ 3. Brech- und Quetschwerke müssen vom Stand des Arbeiters aus 
leicht ausser Betrieb gesetzt werden können und gegen das selbstthätige Ein- 
rücken gesichert sein. 

§ 4. An Brech- und Quetsch werken, Kugelmühlen und Becherwerken 
soll die EinschüttöfTnung umfriedigt oder mit genügend engem Rost verdeckt 
oder in sonstiger Weise gesichert sein. 



Unfallverbtttangsvorscbriften. ^O I 

Der Weg der Becher, Transportgurte und Transportschnecken ist in 
ausreichender Weise zu sichern. 

§ 5. Desintegratoren müssen in der Regel unabhängig vom übrigen 
Betrieb abgestellt werden können. Sofern eine Abstell Vorrichtung nur mit 
erheblichen Schwierigkeiten herzustellen ist, muss ein Signal zur Abstellung 
der Dampfmaschine gegeben werden können, oder eine Vorrichtung zum 
Abwerfen der Riemen angebracht sein. 

Die Desintegrator-Achsen mit den darauf sitzenden Riemenscheiben 
imd Antriebriemen sind gegen gefährdende Berührung zu sichern. 

§ 6. An Stampfwerken ist der Weg der Hebedaumen abzusperren, 
sobald derselbe im Verkehrsbereich liegt. 

§ 7. Sofern der Rand der Läuferteller an Läuferwerken nicht mindestens 
90 cm. über dem Fussboden liegt, ist das Läuferwerk mit einem Schutzringe 
zu umgeben. 

§ 8. Jede Arbeitsraaschine muss eine Abstell Vorrichtung haben; Stör- 
ungen im Betriebe derselben durch Verstopfen, Abfallen von Riemen oder 
ähnliche Veranlassung dürfen nur beim Stillstand der Maschine beseitigt werden. 

§ 9. Exhaustoren müssen gegen gefahrbringende Berührung durch 
Draht- oder andere Gitter hinreichend geschützt werden. 

§ 10. Das Schmieren der Kraft- und Arbeitsmaschinen darf, sofern 
es nicht durch selbstthätige Vorrichtungen geschieht, nur von gesicherter 
Stelle aus oder bei Stillstand der Maschine erfolgen. 

§ II. Die Knochendämpfer müssen, wenn sie für niedrigeren Druck 
gebaut sind, als die Dampferzeuger, mit Sicherheitsvorrichtungen (Sicherheits- 
ventil, Lufthahn, Manometer mit Kon trollflansch, Einschaltung eines Dampf- 
reduktionsventils zwischen Kessel und Dämpfern) versehen sein. Es ist zu- 
lässig, das Sicherheitsventil, möge dasselbe für einen oder gleichzeitig für 
mehrere Dämpfer dienen, auch an der Dampfzuleitung anzubringen. 

§ 12. Der Knochendämpfer ist vor seiner Inbetriebnahme und alsdann 
mindestens alle 6 Jahre einer Druckprobe zu unterwerfen, bei welcher die 
Pressung das i ^2 fache des höchsten Dampfdrucks betragen soll, denselben 
mindestens aber um i Atmosphäre übersteigen muss. 

§ 13. An den Einfüllöffnungen der Knochendämpfer sind Sicherheits- 
vorrichtungen anzubringen, die das Hineinstürzen der Arbeiter verhüten. 

Ventilatio n. 

§ 14. Falls schweflige Säure im Betriebe angewendet wird, sind Vor- 
richtungen (Lüftungsanlagen) auszuführen, welche die Gefährdung der Arbeiter 
durch die austretenden Gase und sauren Dämpfe beseitigen. 

Staub. 

§ 15. Der beim Zerkleinern und Mahlen der Knochen in gesundheits- 
schädlicher Menge entstehende Staub ist durch Absaugen an der Entstehungs- 
stelle möglichst zu beseitigen. Sofern dies nicht in ausreichender Weise ge- 
lingt, müssen den Arbeitern Respiratoren, Schwämme, Mundtücher oder andere 
zweckentsprechende Schutzmittel zur Verfügung gestellt werden, deren Be- 
nutzung vorzuschreiben ist. 

Aufschliessen. 

§ 16. Die Behälter zum Aufschliessen müssen mit Vorrichtungen ver- 
sehen sein, welche das Austreten schädlicher und belästigender Gase \md 
Dämpfe in die Arbeitsräume thunlichst verhindern. Rohstoflfe, welche fluor-, 

Parnicke. '^ 



402 Xn. Abteilung. 

chlor- oder salpetrigsäurehaltige Gase in gefahrdrohender Menge entwickeln, 
dürfen nicht in offenen Gruben aufgeschlossen werden. 

Die Verwendung von nicht denitrierter Abfallsäure beim Aufschliessen 
in offenen Gruben ist untersagt. 

§ 17. Die Zuleitung oder das Eingiessen der Schwefelsäure muss so 
bewirkt werden, dass ein Vergiessen oder Verspritzen der Säure möglichst 
verhütet wird. 

Beim Ausgiessen der Säureballons müssen Ballonkipper benutzt werden. 

Für Arbeiten, bei denen die Augen der beschäftigten Arbeiter durch 
Spritzen von Säure bedroht sind, müssen ihnen Schutzbrillen zur Verfügung 
gestellt werden, deren Benutzung vorzuschreiben ist. 

Kochgefässe. 

§ 18. Bei der Gewinnung von Fett und Leim müssen die offenen 
Kochgefässe eine Randhöhe von mindestens 90 cm. haben. 

Das Arbeiten an offenen Kochgefkssen von einem erhöhten Stand aus 
ist nur gestattet, wenn dieser Stand fest und mit Umfriedigung, Fangrost 
oder ähnlicher Schutzeinrichtung gesichert ist. 

Benzin -Entfettung. 

§ 19. a) Das Entfettungsgebäude muss bei Neuanlagen in hinreichender 
Entfernung von anderen Gebäuden der Fabrik, und der Fussboden 
der unteren Etage ebenerdig liegen. Die Thüren sollen nach aussen 
aufschlagen. Bei älteren Anlagen, bei denen das Entfettungsgebäude 
mit den übrigen Gebäuden verbunden, bezw. daran stossend li^t, 
müssen letztere durch Brandmauern, die bis über das Dach gehen, 
abgeschlossen werden. 

b) Thüren und unten zu öffnende Fenster dürfen nicht nach Kessel- 
feuerungen oder anderen Feuerquellen führen, um der Entzündung 
entweichender Benzindämpfe möglichst vorzubeugen. Abtreibrohre, 
welche Benzindämpfe ins Freie führen könnten, müssen möglichst 
hochliegende Ausmündungen haben. 

c) Durch eine Neigung des Fussbodens und durch ein an der tiefsten 
Steile angebrachtes Abflussrohr ist Vorsorge zu treffen, dass aus- 
fliessendes Benzin schnell beseitigt und unterirdisch in eine entfernt 
liegende dichte Grube abgeleitet wird. 

d) Von den oberen Einfüll-Etagen soll ein besonderer Kotausgang un- 
mittelbar ins Freie führen. 

e) Die Beleuchtung muss entweder durch Glühlicht in Doppelbirnen, 
dessen Hauptleitung und Ausschaltung ausserhalb des Gebäudes liegt, 
oder von aussen durch Lampen geschehen, die durch ein Gehäuse 
geschützt und durch starke dicht schliessende Glasscheiben von den 
Betriebsräumen abgeschlossen sind. 

f) Die Verwendung offener oder lose bedeckter Scheidegef^se bei den 
Extraktionsapparaten ist verboten. Die Flüssigkeitsstandrohre bei 
den Benzingefässen sind gegen äussere Beschädigung zu schützen. 

g) Das Betreten des Entfettungshauses mit Laternen oder offenem Licht 
ist zu verbieten und bei Dunkelheit nur in besonderen Fällen mit 
zuverlässigen Sicherheitslampen zu gestatten. j 

h) Das Rau( hen, sowie das Mitbringen von Zündhölzern oder sonstigem 
Feuerzeug ist durch Anschlag zu verbieten. 



yi 



Unfall verhtttaogsvorschrifteD. aq^ 

i) Unbefugten ist das Betreten des Entfettungsgebäudes überhaupt nicht 
zu gestatten. 

k) Die Lagerung von Benzin-Vorräten in Barrels darf nur an feuer- 
sicheren, isolierten Stellen stattfinden. 

B. VorBChriften für Arbeitnehmer. 

§ 20. Hautverletzungen, auch der geringsten Art, sind sorgfältig durch 
einen reinlichen Verband zu schützen und zum Zweck der antiseptischen 
Behandlung sofort anzumelden. 

§ 21. Werden von den im Gange befindlichen Brech werken oder 
Quetschwalzen Stücke des Zerkleinerungsguts oder sonstige dem letzteren bei- 
gemischte Fremdkörper nicht miterfasst, so sind diese Stücke oder sonstige 
Körper erst nach dem Auslösen und dem Stillstand der Werkmaschinen zu 
entfernen. Während des Ganges der Arbeitsmaschinen dürfen derartige 
Stücke oder Fremdkörper unter keiner Bedingung mit der Hand oder mit 
Instrumenten herausgeholt werden. Ebenso sind Becherwerke, Transport- 
schnecken, Sicht- oder andere Maschinen auszulösen und stillzustellen, bis 
etwaige Verstopfungen oder sonstige Hindemisse gehoben sind. 

§ 22, Vor dem Oeffnen der Mannlochdeckel der Knochendämpfer hat 
der Arbeiter durch den Lufthahn sich zu überzeugen, dass kein Druck mehr 
im Dämpfer vorhanden ist. 

§ 23. Bei Arbeiten, die die Augen der beschäftigten Personen durch 
Spritzen von Säure gefährden, sind Schutzbrillen zu benutzen. 

Wo Staub in gefahrdrohenden Mengen sich entwickelt, hat sich der 
Arbeiter der vorhandenen Respiratoren, Mundtücher, Schwämme oder sonstigen 
Schutzmittel zu bedienen. 

§ 24. Bei der Entfettung der Knochen durch Benzin ist folgendes 
vorgeschrieben : 

a) Das Betreten des Entfettungshauses mit Laternen oder offenem Licht, 
und die Benutzung von Feuerzeug ist untersagt. Muss ein Betreten 
der Räume mit Licht stattfinden, so dürfen nur Sicherheitslatemen 
verwendet werden. 

b) Um die Entzündung abziehender Benzindämpfe zu verhindern, sind 
die nach Feuerungen oder offenen Flammen führenden Thüren und 
Fenster der Betriebsräume geschlossen zu halten. 

c) Die Ansammlung von Benzindämpfen in den Betriebsräuraen ist unter 
allen Umständen zu vermeiden. Das Abtreiben des Benzins von 
den Knochen muss in so vollkommener Weise bewirkt werden, dass 
ein gefahrdrohendes Nachdunsten von Benzin aus den heraus- 
srenomraenen Knochen nicht stattfinden kann. 

Der Extraktor darf nicht geöffnet werden, bevor das Abtreiben 
des Benzins vollständig erfolgt ist. 

d) Notausgänge dürfen während des Betriebes nicht verschlossen sein. 

e) Der im Extraktionshause beschäftigte Arbeiter darf das Betreten der 
Räume Unbefugten nicht gestatten. 

f) Das Rauchen in den Räumen der Entfettungsanlagen und bei den 
Benzinlagern, sowie das Mitbringen von Zündhölzern oder sonstigem 
Feuerzeug ist verboten. 

2G* 



404 X^' Abteilang. 

C. Allgemeine und StrafbeBtimmangen. 

§ 25. Für die in Gemässheit vorstehender Bestimmungen zu treffenden 
Aenderungen wird den Betriebsunternehmem eine Frist von 6 Monaten vom 
Tage der Bekanntmachung durch den Reichs-Anzeiger gewährt. 

Der Genossenschafts vorstand ist berechtigt, die Frist der Einführung 
der Betriebseinrichtungen, wie sie in diesen Vorschriften gefordert werden, 
auf Antrag des betreffenden Unternehmers und Befürwortung des Sektions- 
vorstandes zu verlängern. 

§ 26. Diese Unfall Verhütungsvorschriften sind durch Anschlag an ge- 
eigneter Stelle in den Betriebsräumen bekannt zu machen. 

§ 27. Genossenschaftsmitglieder, welche diesen Unfallverhütungsvor- 
schriften zuwiderhandeln, können durch den Genossenschaftsvorstand in eine 
höhere Gefahrenklasse eingeschätzt, oder, falls sich dieselben bereits in der 
höchsten Gefahrenklasse befinden, mit Zuschlägen bis zum doppelten Betrage 
ihrer Beiträge belegt werden. (§ 78 Abs. i Ziffer i des Unfall Versicherungs- 
gesetzes vom 6. Juli 1884.) 

§ 28. Versicherte Personen, welche diesen Unfallverhütungsvorschriften 
zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorrichtungen nicht be- 
nutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geldstrafe bis zu 
6 Mark. Die Festsetzung der hiemach eventuell zu verhängenden Geld- 
strafen erfolgt durch den Vorstand der Betriebs-(Fabrik-)Krankenkasse, oder 
wenn eine solche für den Betrieb nicht errichtet ist, durch die Ortspolizei- 
behörde. Die betreffenden Beträge fliessen in die Krankenkasse, welcher 
der zu ihrer Zahlung Verpflichtete zur Zeit der Zuwiderhandlung angehört. 
(§ 78 Absatz I Ziffer 2 und § 80 des Unfall Versicherungsgesetzes vom 6. 
Juli 1884.) 

Besondere Unfallverhiitungsvorsclirifteii der Berufs- 
genossenschaft der chemischen Industrie für den Betrieb von 
Darapffässem und sonstigen Apparaten und Gefässen 

unter Druck. 

(Beschlossen von der Genossenschaftsversammlung zu Nürnberg am 29. Jani 1896.) 

Ausser den Unfall Verhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der 
chemischen Industrie vom 26. September 1888 gelten für den Betrieb von 
Dampfßlssem und sonstigen Apparaten und Gefössen unter Druck folgende 
Bestimmungen : 

A. Ffir Arbeltgeber und Betrlebsbeamte. 

§ I. Die nachstehenden Bestimmungen gelten: 

1. für alle Gefässe, in welchen gespannter Dampf, der einem andern 
Dampferzeuger entnommen ist, mit einer höheren, als der atmo- 
sphärischen Spannung verwendet wird (Dampfßlsser), 

2. für alle sonstigen Apparate und Gefässe, in denen während der 
Arbeit ein Ueberdruck vorhanden ist. 

Ausgenommen von diesen Bestimmungen sind: 

a) Maschinenteile und dergleichen, insofern dieselben nicht unter den 
Begriff Apparate und Gefässe fallen (Dampfzylinder, Dampfkompressoren} 
Dampfleitungsrohre, Dampfheizungen, Kalanderwalzen, Gummipress- 
platten etc.); 



Un&Uverhütangsvorscbrifteo. aq^ 

b) diejenigen Mineral wasserapparate und Transportgefässe komprimierter 
Gase, bei denen das Produkt aus dem Fassungsraum in Litern und 
dem Betriebsdruck in Atmosphären die Zahl 300 nicht überschreitet, 
sowie sonstige Apparate und Geftlsse, bei denen dieses Produkt die 
Zahl 500 nicht tibersteigt; ferner mit Dampfmantel versehene offene 
Kochgefässe bis zu i m. Durchmesser; 

c) diejenigen Apparate und Gefässe, bei denen der Ueberdruck Yg Atmo- 
sphäre nicht übersteigt, und eine Sicherheitsvorrichtung vorhanden ist, 
welche das Eintreten eines höheren Drucks unmöglich macht; 

d) diejenigen Apparate und Gefässe, in denen regelmässig abwechselnd 
hydraulischer und Dampf-, Luft- oder Gasdruck erzeugt wird, wenn 
der hydraulische Druck mindestens das i^^ fache des Dampf, Luft- 
oder Gasdrucks beträgt (Holzimprägnierungskessel). 

§ 2. Sämtliche unter die Bestimmungen des § i fallenden Apparate 
l Gefässe sind auf ihre Betriebssicherheit durch einen nach § 3 befugten 
h verständigen hinsichtlich ihrer Einrichtung zu untersuchen und einer 
ickprobe zu unterwerfen. Diese Prüfung ist bei neu aufzustellenden 
)araten vor der Inbetriebsetzung und bevor dieselben eingemauert und 
deidet sind, vorzunehmen; bei älteren Apparaten nach jeder grösseren 
)aratur und bei feststehenden Apparaten nach jeder Veränderung des 
riebsortes. 

Die Druckprobe ist mit dem i Y^ fachen zulässigen Arbeitsdruck, mindestens 
)ch mit einer denselben um eine Atmosphäre übersteigenden Pressung 
zuführen. 

Nach bestandener Prüfung ist der Apparat, beziehungsweise das Gefäss 
den Sachverständigen mit einem Stempel zu versehen. 

Die Ergebnisse der Druckprtifung sind in ein zweckentsprechend ein- 
chtetes Revisionsbuch einzutragen, welches dem Beauftragten auf Ver- 
den jederzeit vorzulegen ist. 

§ 3. Zur Ausführung der Prüfungen sind befugt die Beauftragten der 

ufsgenossenschaft, Dampfkesselrevisoren, und sonstige Techniker, welche 

an die Dampfkesselrevisoren gestellten Ansprüchen genügen, und denen die 

ugnis von der Behörde oder von dem Genossenschaftsvorstandc über- 

;en worden ist. 

Die Auswahl des Sachverständigen aus dem Kreise der vorbezeichneten 
sonen bleibt dem Betriebsuntemehmer überlassen. 

§ 4. Jedes mit Dampf geheizte Gefäss und jeder unter Druck stehende 
)arat muss für sich von der Dampf- beziehungsweise Druckleitung abgesperrt 
den können. 

Die Feuerungen, durch welche Druckapparate oder Druckgefässe geheizt 
den, müssen so eingerichtet sein, dass ihre Einwirkung auf die letzteren 
e Weiteres gehemmt werden kann. 

§ 5. An jedem Dampffass und jedem Apparat oder Gefäss unter 
ick oder deren Druckleitung muss ein zuverlässiges Sicherheitsventil und 
zuverlässiges Manometer nebst Kontrollflansch angebracht sein. 

Werden mehrere Dampffässer oder Apparate unter gleichem Druck von 
selben Druckleitung gespeist, so genügt die Anbringung eines für diesen 
ick eingestellten Sicherheitsventils an der gemeinsamen Leitung. 

Die Sicherheitsventile müssen mindestens eine dem Querschnitt des 
'effenden Zuleitungsrohres gleichkommende Oeffhung haben. 

Apparate und Gefässe, welche für den höchsten Druck des Druck- 
jugers geprüft sind, bedürfen keines besonderen Sicherheitsventils oder 



4o6 XII. Abteilang. 

Manometers. Der Druckerzeuger muss dann mit den entsprechenden Sicher- 
heitsvorrichtungen zur Begrenzung des Druckes versehen sein. 

Bei Autoklaven kann das Sicherheitsventil und der Kontrollflansch am 
Manometer in Wegfall kommen; auch kann das Manometer unter Zustimmung 
des Beauftragten durch ein Thermometer ersetzt werden, sofern ersteres in 
Folge der Eigenart des Betriebes nicht funktionieren würde. 

§ 6. An jedem Dampffass beziehungsweise an jedem Apparate und 
Gefä.^e unter Druck muss mit dauerhafter, nicht entfernbarer Schrift die 
Nummer und der höchste zulässige Ueberdruck angegeben sein. 

Die Betriebsuntemehmer haben die unter diese Unfallverhütungs Vor- 
schriften fallenden Dampffässer, Apparate und Gefässe unter Druck in ein 
Verzeichnis aufzunehmen, welches auf Erfordern dem Beauftragten jederzeit 
vorzulegen ist 

§ 7. Die Besitzer von Dampffässern und von Apparaten und Gefässen 
unter Druck sind verpflichtet, dieselben alljährlich einer äusseren Revision 
zwecks Kontrolle der Sicherheitsvorrichtungen, und, sofern die Bauart dies 
gestattet, in angemessenen Zeiträumen von längstens 3 Jahren einer inneren 
Besichtigung zu unterwerfen. Ueberdies sind die bezeichneten Apparate und 
Gefässe in Zeiträumen von längstens 6 Jahren einer Druckprobe (§ 2 Abs. 2) 
durch einen der genannten Sachverständigen unterziehen zu lassen. Bei 
denjenigen Apparaten, deren Bauart eine innere Besichtigung nicht zulässt, 
muss die Druckprobe in Zeiträumen von längstens 3 Jahren erfolgen. Ein- 
mauerungen und Verkleidungen sind bei der Wasserdruckprobe, soweit es der 
Sachverständige für erforderlich erachtet, zu entfernen und die Gefässe ge- 
reinigt bereit zu halten. 

Für Apparate, welche erfahrungsmässig einer starken Abnutzung unter- 
liegen, sei es durch korrodierende Einwirkungen, direkte Feuerung, grosse 
Temperaturschwankungen oder besonders hohe Spannungen, wie Autoklaven, 
Gefässe für verflüssigte Gase etc., können von dem Genossenschaftsvorstande 
kürzere Zeiträume für die Prüfungen festgesetzt werden. 

§ 8. Von jeder Explosion eines der Gefässe, die diesen Unfallver- 
hütungs Vorschriften unterliegen, ist sofort dem Sektionsvorstande Anzeige zu 
erstatten, auch wenn dadurch Verletzungen von Personen nicht herbei- 
geführt sind. 

B. Yorschrtften für Arbettnehmer. 

§ 9. Sämtliche Sicherheitsvorrichtungen sind stets in brauchbarem 
Zustande zu erhalten. 

§ 10. Die Verschlüsse sind sorgfältig in Stand zu halten, das Dichtungs- 
material ist sachgemäss zu verwenden. 

§ II. Bei Schraubenverschlüssen sind stets sämtliche Schrauben zu 
benutzen; fehlerhafte Schrauben und Muttern sind sofort zu ersetzen. Das 
Anziehen der Schrauben hat in vorsichtiger und gleichmässiger Weise zu er- 
folgen; die Benutzung aussergewöhnlicher Mittel zum Nachziehen, z. B. Auf- 
stecken von Rohren auf die Schlüssel, Verwendung langer Eisenstangen bei 
Flügelmuttern oder Antreiben derselben durch Hammerschläge ist verboten. 

§ 12. Das Lösen der Verschlussschrauben darf erst erfolgen, nachdem 
die Druckleitung abgesperrt und der Druck aus dem Gefäss völlig beseitigt ist. 

§ 13. Der Arbeitsdruck im Geföss darf die festgesetzte höchste Span- 
nung nicht überschreiten. Die Sicherheitsventile sind bei jeder neuen Be- 
schickung durch vorsichtiges Anheben zu lüften; jede Vergrösserung der 
Ventilbelastung ist verboten. 



Unfallverhütangsvorschriften. ^07 

§ 14. Grössere Undichtigkeiten, Beschädigungen und Abrostungen an 
den Apparaten und Gefässen sind sofort dem Vorgesetzten zu melden. 

C. Allgemeine und Strafbestlmmungen. 

§ 15. Für die in Gemässheit vorstehender Bestimmungen zu treffenden 
Aenderungen wird den Betriebsuntemehmeni eine Frist von 6 Monaten vom 
Tage der amtlichen Bekanntmachung durch den Reichsanzeiger gewährt. 

§ 16. Der Genossenschaftsvorstand ist berechtigt, die Frist der Ein- 
führung der Betriebseinrichtungen, wie sie in diesen Vorschriften gefordert 
werden, auf Antrag des betreffenden Unternehmers und Befürwortung des 
•Sektionsvorstandes zu verlängern. 

§ 17. Diese Unfallverhütungsvorschriften sind durch Anschlag an ge- 
eigneter Stelle in den Betriebsräumen bekannt zu machen. 

§ 18. Genossenschaftsmitglieder, welche diesen Unfall verhütungs Vor- 
schriften zuwiderhandeln, können durch den Genossenschafts vorstand in eine 
höhere Gefahrenklasse eingeschätzt, oder falls sich dieselben bereits in der 
höchsten Gefahrenklasse befinden, mit Zuschlägen bis zimi doppelten Betrage 
ihrer Beiträge belegt werden. (§78 Abs. i Ziffer i des Unfall Versicherungs- 
gesetzes vom 6. Juli 1884.) 

§ 19. Versicherte Personen, welche diesen Unfall verhütungs Vorschriften 
zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorrichtungen nicht be- 
nutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geldstrafe bis zu 
6 Mark. Die Festsetzung der hiemach eventuell zu verhängenden Geld- 
strafen erfolgt durch den Vorstand der Betriebs-(Fabrik-)Krankenkasse, oder 
wenn eine solche für den Betrieb nicht errichtet ist, durch die Ortspolizei- 
behörde. Die betreffenden Beträge fliessen in die Krankenkasse, welcher 
der zu ihrer Zahlung Verpflichtete zur Zeit der Zuwiderhandlung angehört. 
(§ 78 Abs. I Ziffer 2 und § 80 des Unfall Versicherungsgesetzes vom 6. 
Juli 1884.) 



Auf Grund der §§ I20e und 139 a der Gewerbeordnung hat der 
Bundesrat über die Einrichtung und den Betrieb der Anlagen, in denen 
die Herstellung von Alkali-Chromaten (doppeltchromsaurem Kalium oder 
doppeltchromsaurem Natron) oder die Chromat -Begeneration stattfindet, 
folgende VorBChriften erlassen: 

§ I. Die Zerkleinerung und Mischung der Rohmaterialien (Chrom- 
eisenstein, Aetzkalk, Soda u. s. w,) darf nur in Apparaten erfolgen, welche 
so eingerichtet sind, dass das Eindringen von Staub in die Arbeitsräume 
thunlichst verhindert wird. 

§ 2. Alle Betriebseinrichtungen, welche geeignet sind, chromathaltigen 
Staub oder chromathaltigen Dampf zu erzeugen, müssen mit gut wirkenden 
Vorrichtungen versehen sein, durch welche der Eintritt solchen Staubes oder 
Dampfes in die Arbeits räume thunlichst vermieden wird. 

Die Schmelze darf nur in nassem Zustande oder in verdeckten Behältern 
transportiert werden; eine Lagerung der Schmelze ist, ausser bei den Oefen, 
nur in einem von sonstigen Arbeitsräumen abgesonderten Räume gestattet. 

Auslauge- und Abdampfpfannen, sowie alle sonstigen Gefässe, welche 
Lösungen mit mehr als 50® C. enthalten, desgleichen die Säuerungspfannen 
sind mit gut schliessenden, ins Freie oder in einen Schornstein mündenden 
Abzugs Vorrichtungen zu überdecken. 



^oS ^^^' Abteilung. 

§ 3. Die Weiterbearbeitung der festen Chromate, insbesondere beim 
Trocknen, Sieben, Zerkleinem (Brechen, Mahlen) und Verpacken, muss in 
einem von sonstigen Arbeitsräumen abgesonderten Raimie stattfinden. 

Die Zerkleinerung der Chromate darf nur in dicht ummantelten Ap(>araten 
vorgenommen werden. 

§ 4. Die Arbeitsräume und Höfe sind von Verunreinigimgen mit 
Chromaten möglichst frei zu halten ; insbesondere ist auf alsbaldige Beseitigung 
von Chromaten Bedacht zu nehmen, welche durch Verspritzen von Laugen 
oder durch undichte Rohrleitungen in die Arbeitsräume gelangt und einge- 
trocknet sind. Fussböden, Wände, Treppen und Geländer sind stets in 
sauberem Zustande zu erhalten. 

Nach Bedarf, jedoch mindestens vierteljährlich, ist eine gründliche 
Reinigung der Arbeitsräume vorzunehmen. 

§ 5. Der Arbeitgeber hat allen im Chromatbetriebe beschäftigten Ar- 
beitern Arbeitsanzüge und Mützen in ausreichender Zahl und zweckent- 
sprechender Beschaffenheit zur Verfügung zu stellen. 

§ 6. Solche Arbeiten, bei welchen die Entwicklung chromathaltigen 
Staubes nicht völlig vermieden und letzterer nicht sofort und vollständig ab- 
gesaugt wird, darf der Arbeitgeber nur von Arbeitern ausfuhren lassen, welche 
zweckmässig eingerichtete, von dem Arbeitgeber gelieferte Respiratoren oder 
andere Mund und Nase schützende Vorrichtungen, wie feuchte Schwämme, 
Tücher u. s. w. tragen. 

Dies gilt insbesondere auch von dem Herausnehmen stäubender Masse 
aus den Trockenöfen, dem Beschicken der Schmelzöfen mit stäubender, aus 
den Trockenöfen entnommener Masse, von dem Entleeren der Schmelzöfen 
und dem Einschaufeln trockener Schmelze in die Transportbehälter, sowie 
von den Arbeiten beim Trocknen, Sieben und Verpacken der fertigen Chromate. 

§ 7. Der Arbeitgeber hat durch geeignete Anordnungen und Beauf- 
sichtigung dafür Sorge zu tragen, dass die in den §§ 5 und 6 bezeichneten 
Arbeitskleider, Respiratoren und sonstigen Schutzmittel regelmässig, und zwar 
nur von denjenigen Arbeitern benutzt werden, welchen sie zugewiesen sind, 
und dass die Arbeitskleider mindestens wöchentlich, die Respiratoren, Mund- 
schwämme u. s. w. vor jedem Gebrauch gereinigt und während der Zeit, 
wo sie sich nicht im Gebrauche befinden, an dem für jeden Gegenstand zu 
bestimmenden Platz aufbewahrt werden. 

§ 8. In einem staubfreien Teil der Anlage muss für die Arbeiter ein 
Wasch- und Ankleideraum und gelrennt davon ein Speiseraum vorhanden 
sein. Beide Räume müssen sauber und staubfrei gehalten und während der 
kalten Jahreszeit geheizt werden. 

In dem Wasch- und Ankleideraum müssen Wasser, Gefässe zum Zweck 
des Mundspülens, zum Reinigen der Hände und Nägel geeignete Bürsten, 
Seife und Handtücher, sowie Einrichtungen zur Verwahrung derjenigen Kleidungs- 
stücke, welche vor Beginn der Arbeit abgelegt werden, in ausreichender 
Menge vorhanden sein. 

Der Arbeitgeber hat seinen Chromatarbeitem wenigstens zweimal wöchent- 
lich Gelegenheit zu geben, ein warmes Bad zu nehmen. 

§ 9. Die Verwendung von Arbeiterinnen, sowie von jugendlichen Ar- 
beitern ist nur in solchen Räumen und nur zu solchen Verrichtungen gestattet, 
welche sie mit Chromaten nicht in Berührung bringen. 

Diese Bestimmung hat bis zum i. April 1907 Gültigkeit. 

§ 10. Der Arbeitgeber darf zur Beschäftigung im Chromatbetriebe nur 
solche Personen einstellen, welche eine Bescheinigung eines approbierten 



UnfaUverhtttaDgsvonchriften. ^OO 

Arztes darüber beibringen, dass sie nicht mit Hautwunden, -Geschwüren oder 
-Ausschlägen behaftet sind. Die Bescheinigungen sind zu sammeln, auf- 
zubewahren und dem Aufsichtsbeamten (§ 139b der Gewerbeordnung) auf 
Verlangen vorzulegen. 

§ II. Der Arbeitgeber hat die Ueberwachung des Gesundheitszustandes 
der Chromatarbeiter einem dem Gewerbeaufsichtsbeamten namhaft zu machenden 
approbierten Arzt zu übertragen, welcher die Arbeiter mindestens einmal 
monatlich, und zwar namentlich auf das Vorhandensein von Hautgeschwüren 
und Erkrankungen der Nasen- und Rachenhöhle zu untersuchen hat. 

§ 12. Der Arbeitgeber hat darauf zu halten, dass die Arbeiter auf 
das Vorhandensein von wunden Hautstellen, selbst geringfügiger Art, ins- 
besondere an ihren Händen, genau achten und zutreffendenfalls von dem 
Arzte oder einer von diesem als geeignet bezeichneten Person mit einem 
Schutzverbande versehen werden. Täglich vor Beginn oder während der 
Arbeit sind Hände, Vorderarme und Gesicht der Arbeiter durch eine solche 
Person zu besichtigen. 

§ 13. Auf Anordnung des Arztes sind Arbeiter, welche Krankheits- 
erscheinungen infolge von Chromateinwirkung, zum Beispiel Hautgeschwüre 
oder Anätzungen der Nasenschleimhaut, zeigen, bis zur völligen Heilung, 
solche Arbeiter aber, welche sich besonders empfindlich gegenüber den nach- 
teiligen Einwirkungen des Betriebes erweisen, dauernd von der Beschäftigung 
im Chromatbetriebe fernzuhalten. 

§ 14. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, ein Krankenbuch zu fuhren 
oder unter seiner Verantwortung durch einen Betriebsbeamten führen zu 
lassen. Er haftet für die Vollständigkeit und Richtigkeit der Einträge, soweit 
sie nicht vom Arzte bewirkt sind. 

Das Krankenbuch muss enthalten: 

1. den Namen dessen, welcher das Buch führt, 

2 . den Namen des mit der Ueberwachung des Gesundheitszustandes 
der Arbeiter beauftragten Arztes, 

3. den Namen der erkrankten Arbeiter, 

4. die Art der Erkrankung und der vorhergegangenen Beschäftigung, 

5. den Tag der Erkrankung, 

6. den Tag der Genesung oder, wenn der Erkrankte nicht wieder in 
Arbeit getreten ist, den Tag der Entlassung, 

7 . die Tage und Ergebnisse der im § 11 vorgeschriebenen allgemeinen 
ärztlichen Untersuchungen. 

§ 15. Der Arbeitgeber hat Vorschriften zu erlassen, welche ausser 
einer Anweisung hinsichtlich des Gebrauchs der in den §§ 5 und 6 be- 
zeichneten Gegenstände folgende Bestimmungen enthalten müssen: 

1. Die Arbeiter dürfen Nahrungsmittel nicht in die Arbeitsräume mit- 
nehmen. Das Einnehmen der Mahlzeiten ist ihnen nur ausserhalb 
der Arbeitsräume gestattet (vergl. § 8). 

2. Jeder Arbeiter hat die ihm überwiesenen Arbeitskleider, Respiratoren 
und sonstigen Schutzmittel (§§ 5 und 6) in denjenigen Arbeitsräumen 
und bei denjenigen Arbeiten, für welche es von dem Betriebsunter- 
nehmer vorgeschrieben ist, zu benutzen. 

3. Die Arbeiter müssen sich vor dem Einnehmen einer Mahlzeit Hände 
und Gesicht sorgfältig waschen. Am Schluss der Arbeitsschicht und 
vor dem Verlassen der Fabrik müssen die Arbeiter die Arbeits- 
kleider ablegen Hände und Gesicht sorgfältig waschen, sowie Mund 
und Nase, und zwar ohne Anwendung von Apparaten, ausspülen. 



^lO Xn. Abteilimg. 

In den zu erlassenden Vorschriften ist vorzusehen, dass Arbeiter, die 
trotz wiederhoher Warnung den vorstehend bezeichneten Bestimmungen zu- 
widerhandeln, vor Ablauf der vertragsmässigen Zeit und ohne Aufkündigung 
entlassen werden können. 

Werden in einem Betriebe in der Regel mindestens zwanzig Arbeiter 
beschäftigt, so sind die vorstehend bezeichneten Vorschriften in die nach 
§ 134a der Gewerbeordnung zu erlassende Arbeitsordnung aufzunehmen. 

§ 16. In jedem Arbeitsraum, sowie in dem Ankleide- und dem Speiseraum 
muss eine Abschrift oder ein Abdruck der §§ i bis 15 dieser Vorschriften 
und der gemäss § 15 vom Arbeitgeber erlassenen Vorschriften an einer in 
die Augen fallenden Stelle aushängen. 

§ 17. Die vorstehenden Bestimmungen treten mit dem i. Juli 1897 
in Kraft. 



Grundsätze und Anleitung, betr. die Untersuchungen an 
Dampfkesseln zur Ermittelung ihrer Leistungen. 

(Aufgestellt vom Vereine deatscher Ingenieure und dem Verbände der Dampfkessel- 

Ueberwachungsvereine. ) 

Den Untersuchungen der bezeichneten Art sind die folgenden Be- 
stimmungen mit sinngemässer Anwendung und Auswahl für den einzelnen 
Fall zu Grunde zu legen. 

A. Allgemeine Bestlmmaugen. 

I. Art der Untersuchungen. 

a) Die Leistung einer Dampfkesselanlage ist zu untersuchen i. auf 
Dampferzeugung pro Quadratmeter Heizfläche und Stunde ; ausserdem entweder 
2. auf ihren Wirkungsgrad, d. h. auf das Verhältnis der an den Kesselinhalt 
abgegebenen Wärmemenge zu dem Heizwerte des aufgewendeten Brenn- 
stoffes unter gleichzeitiger Bestimmung der einzelnen Wärmeverluste , oder 
nur auf die Verdampfungsziffer, d. h. auf die Zahl der Kilogramme Wasser 
von bestimmter Temperatur, welche durch je i kg. näher bezeichneten Brenn- 
stoffes in Dampf von gewisser Spannung verwandelt werden. 

b) Bei der Untersuchung einer Dampfmaschine kann es sich handeb 
um die Ermittelung i. der indizierten oder effektiven Arbeit in Pferdekräften, 
2. des Wirkungsgrades, d. h. des Verhältnisses der durch die Bremse zu 
ermittelnden Nutzarbeit zu der durch den Indikator zu bestimmenden in- 
dizierten Arbeit, 3. des Dampfverbrauches und Vergleichung desselben mit 
der geleisteten Arbeit, 4 des Ganges und der Güte der Dampfverteilung. 

Bemerkungen. Eine Dampfmaschine nach ihrem Brennmaterialver- 
brauche für Stunde und indizierte Pferdekraft zu bewerten, ist im allgemeinen 
nicht zu empfehlen. Diese Brennmaterial-Verbrauchsziffer wird für ein und 
dieselbe Dampfmaschine in sehr erheblichem Masse schwanken, je nachdem 
man ein hoch- oder geringwertiges Brennmaterial, eine Dampfkesselanlage 
mit hohem oder niedrigem Wirkungsgrade in Verwendung nimmt. — Soll 
die Beurteilung der Dampfkessel und Maschinenanlage nicht bloss in Bezug 
auf ihre Leistung, sondern auch nach den übrigen Richtungen erfolgen, so 
ist sie in ihren einzelnen Teilen einer besonderen Durchsicht zu unterwerfen, 
wobei auf Dauer und Betriebssicherheit in erster Linie Rücksicht zu nehmen ist. 



Untersacbang einer DampfkesselaDlage. 4 1 1 

II. Allgemeine Versuchsbestimmungen, insbesondere Zahl und 

Zeit der Untersuchungen. 

a) Um die zu prüfende Anlage im Betriebe kennen zu lernen, die zu 
benutzenden Apparate und Einrichtungen zu prüfen und die Hilfskräfte ein- 
zuüben, ist ein Vorversuch anzustellen. 

b) Für jede Untersuchung, welche auf Zuverlässigkeit Anspruch machen 
soll, sind mindestens zwei Versuche hintereinander auszuführen, die nur 
dann als giltig erachtet werden, wenn sie nicht durch Störungen unterbrochen 
worden sind, und wenn ihre Ergebnisse nicht um mehr von einander ab- 
weichen, als unvermeidlichen Beobachtungsfehlem zugeschrieben werden darf. 
Aus den Versuchen mit annähernd gleichen Ergebnissen wird der Mittelwert 
angenommen . 

c) Zu Anfang und Ende jedes Versuches sollen überall gleiche Ver- 
hältnisse vorhanden sein, Maschinen bezw. Kessel sollen sich im Beharrungs- 
zustande befinden. 

Bemerkung. Bei einem Betriebe mit Unterbrechungen bedarf die 
Feststellung des eingetretenen Beharrungszustandes besonderer Sorgfalt. 

d) Alle für den Versuch nicht zur Anwendung kommenden Dampf- 
und Wasserröhren sind mittelst Bindflanschen vom Versuchskessel bezw. 
-Maschine abzusperren, und zwar möglichst nahe an denselben. 

e) Jeder Versuch, welcher die Ermittelung des Brennmaterialverbrauches 
und der durchschnittlichen Leistung eines Kessels oder des Dampfverbrauches 
und der durchschnittlichen Arbeitsleistung einer Maschine zum Zwecke hat, 
soll, wenn er während des Fabrikbetriebes mit seinen gewöhnlichien Schwank- 
ungen und Unterbrechungen ausgeführt wird, bei Tagbetrieb je einen Tag 
lang, und bei Tag- und Nachtbetrieb je einen Tag und eine Nacht lang 
dauern. 

Bemerkung. Die Dauer der regelmässigen Unterbrechungen des 
Betriebes und die Menge des während derselben verheizten Brennmaterials, 
sowie die Art ihrer Verrechung sind anzugeben. 

f) Werden dagegen für die Versuche gleichmässige Betriebsverhältnisse 
herbeigeführt, so hat ein Versuch bei Dampfkesseln mindestens 10, bei 
Dampfmaschinen mindestens 8 Stunden ohne Störung und Unterbrechung 
zu dauern. 

g) Zu Versuchen über die Arbeitsleistung von Dampfmaschinen (A I b I) 
genügt, wenn die Belastung eine nahezu gleichmässige ist, ein Versuch von 
entsprechend kürzerer Dauer. 

Für die Ermittelung des Verhältnisses der effektiven zur indizierten 
Leistung (A I b 2), sowie des Leerlauf Widerstandes ist die Dauer der Versuche 
ohne Einfluss; ebenso bei der Entnahme von Diagrammen zur Beurteilung 
der Dampfverteilung. 

h) Bei Versuchen von besonderer Wichtigkeit, z. B. bei Garantiever- 
suchen, von deren Ergebnissen die Abnahme, Abzüge oder Prämien abhängen, 
ist die Dauer derselben je nach der Bedeutung des damit verknüpften 
Interesses zu bemessen und vorher zu vereinbaren. 

i) Das Mass der Abweichung von der versprochenen Leistung, welches 
zulässig sein soll, ohne die Zusage als verletzt erscheinen zu lassen, ist vor 
den Versuchen (sei es im Lieferungs vertrage, sei es bei Aufstellung des Pro- 
gramms) zu vereinbaren. 

k) Unmittelbar nach Inbetriebnahme einer Anlage soll kein Garantie- 
versuch ausgeführt werden; dem Lieferanten wird zu eignen Vorversuchen 



^12 XII. Abteilung. 

und zu den etwa nötigen Verbesserungen eine Frist eingeräumt, deren Dauer 
und sonstige Bedingungen möglichst bei Abfassung des Liefertmgs Vertrages 
festzustellen sind. 

III. Masse und Gewichte für die Berechnungen. 

a) Wärmemessungen (Wärmeeinheiten, Temperaturgrade) nach dem 
loo teiligen Thermometer (Celsius). 

b) Ist ohne nähere Angabe von Dampfdruck die Rede, so ist darunter 
der den Druck der Atmosphäre übersteigende Druck, Dampfüberdruck, zu 
verstehen. 

c) Spannungen unter der atmosphärischen werden durch das Vakuum 
gemessen. Man versteht darunter den Unterschied zwischen der zu be- 
stimmenden Spannung und der atmosphärischen. 

d) Als Masseinheit für den Ueberdruck, sowohl wie für das Vakuum 
dient der Druck von i kg. auf i qcm. oder die metrische Atmosphäre. 

Bemerkung. Federmanometer, offene Quecksilbermanometer, Indi- 
katorfedem geben direkt den Ueberdruck oder das Vakuum an. — Ist die 
Kenntnis der absoluten. Dampfspannung von Wichtigkeit, so muss der jeweilige 
Atmosphärendruck mittelst des Barometers gemessen und nach Umrechnimg 
in metrische Atmosphären zum Ueberdrucke hinzu gerechnet bezw. muss das 
Vakuum davon abgezogen werden. 

e) Die Zugstärke von Kaminen wird durch eine in Millimeter geteilte 
Wassersäule gemessen; i mm. = 0,000 1 metrische Atmosphäre. 

f) Die Angabe des Dampfdruckes eines Dampfkessels bezieht sich auf 
den durch die Konzessionsurkunde festgesetzten höchsten Druck, diejenige 
des Wasserstandes auf den festgesetzten tiefsten Stand. 

g) Unter Heizfläche ist bei Dampfkesseln die Grösse des Flächen- 
inhaltes der einerseits von den Feuergasen, andererseits vom Wasser berührten 
Wandungen des Kessels zu verstehen und dieselbe auf der Feuerseite zu 
messen. 

Bemerkung. Zur Heizfläche gehören auch die in den Fuchs einge- 
gebauten Vorwärmer (Economiser) ; doch ist deren Heizfläche stets gesondert 
aufzuführen. Ueberhaupt empfiehlt es sich, die verschiedenen Teile der 
Heizfläche gesondert aufzuführen. 

h) Die für die Leistung der Dampfmaschine massgebende Dampf- 
spannung ist die unmittelbar vor dem Eintritt in die Maschine vorhandene. 

i) Für die Leistung einer Dampfmaschine gilt als Masseinheit die 
Pferdekraft gleich 75 Sek.-mkg. Ohne weitere Bezeichnung ist darunter stets 
die effektive (von der Kurbelwelle abgegebene, durch die Bremse messbare) 
Leistung verstanden. Soll die indizierte Pferdekraft gemeint sein, so ist dies 
ausdrücklich auszusprechen. — Die Angabe in nomineller Pferdekraft ist zu 
vermeiden. 

k) Ist eine Garantie des Dampf- bezw. Brennstoffverbrauches nicht 
gegeben, so ist bei Dampfmaschinen als normale Leistung diejenige anzu- 
nehmen, bei welcher die Dampfmaschine für i HP den geringsten Dampf- 
verbrauch hat. 

B. Aasfahrang der unter A I bezetclineten Untersachangen. 

I. Untersuchung der Dampfkesselanlage. 

I. Brennstoff, a) Probenahme. Von jeder Ladung (Karre, Korb 
u. dergl.) des zugeführten Brennstoffes wird eine Schaufel voll in eine mitj 



Untersuchang einer Dampfkestelanlage. ^jx 

einem Deckel versehene Kiste geworfen und aus dieser Masse eine Durch- 
schnittsprobe entnommen. 

Bemerkung. Hierbei kann in folgender Weise verfahren werden: 
Das Brennmaterial wird zerkleinert, gemischt, quadratisch ausgebreitet und 
durch beide Diagonalen in vier Teile geteilt. Zwei einander gegenüber- 
liegende dieser Teile werden fortgenommen» die beiden anderen wieder zer- 
kleinert, gemischt und geteilt. In dieser Weise wird fortgefahren, bis eine 
Probemenge von etwa 5 kg. übrig bleibt, welche gut verschlossen zu chemischer 
Untersuchung zu bringen ist. 

b) Die Zusammensetzung des Brennmaterials (Kohlenstoff, Wasserstoff, 
Asche und hygroskopisches Wasser bezw. Schwefel und Stickstoff) ist durch 
chemische Analyse, das Verhalten in der Hitze durch Verkokungsprobe zu 
ermitteln. — Zur Wasserbestimmung unter möglichstem Luftabschlüsse soll 
während des Versuches eine Anzahl besonderer kleinerer Proben in Gläser 
gefüllt werden, welche sofort luftdicht zu verschliessen und zur Untersuchung 
zu bringen sind. 

2. Verbrennungsprodukte und Wärmeverluste. a) Messung 
der Temperatur. Die Temperatur der abziehenden Gase bis zu 360® wird 
durch Quecksilberthermometer mit StickstofflTüllung bestimmt, welche möglichst 
nahe der Stelle, wo die Gase den Kessel verlassen, aber jedenfalls vor dem 
Abschlussorgane, mit sorgfältiger Abdichtung in den Rauchkanal so eingesetzt 
werden, dass die Quecksilberkugel sich mitten im Gasstrome befindet. Die 
Ablesungen erfolgen jedesmal bei Entnahme der Gasproben (siehe unten). 
Temperaturen über 360® werden am besten kalorimetrisch bestimmt. Die 
Temperatur der in die Feuerung tretenden Luft wird nahe der Feuerung 
gemessen, jedoch so, dass das Thermometer vor der Wärmestrahlung des 
Rostes geschützt ist. Aus den erhaltenen Zahlen wird das arithmetische 
Mittel genommen und der Berechnung zu Grunde gelegt. 

b) Gasuntersuchung. Während der Dauer des Heizversuches werden 
in gleichmässigen Zwischenräumen von 10 bis 15 Minuten Gasproben durch 
ein luftdicht neben dem Thermometer eingesetztes Rohr (zu empfehlen sind 
solche aus Glas oder Porzellan), dessen untere Mündung mitten in den Gas- 
strom reicht, entnommen und der Gehalt an Kohlensäure und Sauerstoff 
bestinunt. Zur Ermittelung eines Durchschnittes können ausserdem die Gase 
mittelst gleichmdssig saugenden Aspirators entnommen werden. Enthalten 
die Rauchgase nennenswerte Mengen Kohlenoxyd, so ist die Verbrennung 
unvollkommen. Soll dieser Fehler ziffernmässig ermittelt werden, so sind 
Gasproben einzuschmelzen und im Laboratorium zu untersuchen. Um die 
Dichtigkeit des Mauerwerks festzustellen, werden gleichzeitig an mehreren 
Stellen der Feuerzüge entnommene Proben auf ihren Gehalt an Kohlensäure 
und Sauerstoff gepr(\ft. 

Bemerkung. Auf einfache Weise kann man starke Undichtigkeiten 
des Mauerwerkes meist nachweisen, indem man den im Betriebe befindlichen 
Rost mit stark rauchendem Brennstoffe frisch beschickt und den Zugschieber 
schliesst, oder auch dadurch, dass man beobachtet, ob die Flamme eines 
an dem Kesselmauerwerk entlang bewegten Lichtes angesaugt wird. 

c) Bestimmungen der Wärmeverluste. i. Wärmeverlust durch die 
Rauchgase, siehe unten. 2. Der Wärme verlust infolge unvollständiger Ver- 
brennung, welcher dadurch entsteht, dass Brennstoffteilchen (unverbrannt) 
durch den Rost fallen und von den aus dem Verbrennungsraum entfernten 
Herdrückständen (Schlacke, Asche) eingeschlossen werden, ist in der Weise 
2a ermitteln, dass das Gewicht der Verbrennungsrückstände nach jedem 



414 XII. Abteilung. 

Versuche bestimmt und aus ihnen eine Durchschnittsprobe behufs Fest- 
stellung des Gehaltes an unverbrannten Bestandteilen entnommen vriid. 
3. Der Wärmeverlust welcher dadurch entsteht, dass Asche und Schlacke in 
heissem Zustande aus dem Verbrennungsraume beseitigt werden, ist zu 
vernachlässigen. 4. Werden von dem Heizwerte des Brennstoffes die Wärme- 
verluste I und 2 und die in das Kessel wasser übergegangene Wärmemenge 
in Abzug gebracht, so kann die Diflferenz als Verlust durch Strahlung, Leitung, 
Russ und unverbrannte Gase angesehen werden. 

3. Verdampfung, a) Wenn die Leistung eines Dampfkessels durch 
einen Verdampfungsversuch festgestellt werden soll, so ist die Art des Ver- 
suches nach Massgabe des unter A 1 a und II Bemerkten zu vereinbaren. 

b) Die Konstruktions- und Betriebsverhältnisse der Kesselanlage sind 
möglichst vollständig anzugeben und durch eine Zeichnung zu erläutern; 
insbesondere sollen diese Angaben enthalten: i. Heizfläche des Kessels 
(vgl. Alllg). 2. Heizfläche etwaiger Speisewasservorwärmer in den Rauch- 
kanälen. 3. Kubikinhalt des Wasser- und Dampfraumes bis zur Wasser- 
standsmarke, sowie etwaiger Speisewasservorwärmer. 4. Verdampfungsober- 
fläche, gemessen in der Höhe der Wasserstandsmarke. 5. Gesamte und freie 
Rostfläche; die Grösse etwaiger Schwelplatten ist besonders anzugeben. 
6. Querschnitt der Feuerzüge an den wesentlichen Stellen. 7. Zugquerschnitt 
in jeder Stellung der betreffenden Absperrvorrichtung. 8. Höhe des Schorn- 
steines (von der Rostfläche aus gemessen), Querschnitt desselben an der Aas- 
mündung bezw. an der engsten Stelle. 

c) Vor Beginn der Versuche ist der Kessel zu reinigen, innerlich und 
äusserlich zu untersuchen und auf seine Dichtigkeit zu prüfen; die Feuer- 
züge sind zu putzen, die Mauerfugen dicht zu verstreichen. 

d) Nach dieser Reinigung muss der Kessel je nach seiner Beschaffen- 
heit einen oder mehrere Tage im normalen Betriebe gewesen sein, damit derselbe 
sich im Beharrungszustande befinde. 

e) Der Wasserstand und der Dampfdruck werden bei Beginn des V'er- 
suches genau vermerkt und sollen während des Versuches möglichst auf 
gleicher Höhe erhalten werden; der Dampfdruck wird durch Manometer 
gemessen und viertelstündlich vermerkt. 

Bemerkung. Geringe Abweichungen des Wasserstandes oder des 
Dampfdruckes am Ende des Versuches sind, falls sich dieselben nicht ganz 
vermeiden lassen, nach ihrem Wärmewerte zu ermitteln und bei der Rech- 
nung zu berücksichtigen. Es genügt also nicht, das mehr oder minder im 
Kessel enthaltene Wasser am Schlüsse des Versuches dem Speisewasser ab- 
oder zuzurechnen, sondern es sind mit Rücksicht auf die Spannungen am 
Anfang und Ende des Versuches die gesamten im Kessel enthaltenen Wärme- 
einheiten zu ermitteln. Besondere Sorgfalt verlangen in dieser Beziehung 
die Wasserröhrenkessel und ähnliche Konstruktionen mit stark schwankendem 
Wasserspiegel, bei denen ausserdem während der Dampfentwicklung die Wasser- 
masse durch die im Wasser enthaltenen Dampf blasen erheblich vergrössert 
erscheint. 

f) Das Speisewasser wird entweder gewogen oder in tarierten Gefässen, 
deren Inhalt gebotenen Falles nach der Temperatur des Wassers zu berich- 
tigen ist, gemessen; bei genauen Versuchen ist nur ersteres zulässig. Die 
Speisungen müssen regelmässig und möglichst ununterbrochen geschehen; 
kurz vor Beginn und kurz vor Schluss des Versuches sind Speisungen zu 
vermeiden. Die Temperatur des Speisewassers wird im Behälter, aus welchem 
gespeist wird, gemessen ; bei genauen Versuchen je nach Umständen auch 



Untersachung einer Dampfmaschinenanlage. ^le 

kurz vor dem Eintritt in den Kessel, und zwar bei jeder Speisung, mindestens 
halbstündlich. Die Speisung durch Injektoren ist nur zulässig, wenn solche 
den Dampf aus dem Versuchskessel erhalten. Findet gleichzeitig mit der 
Untersuchung der Dampfkessel-Leistung eine Untersuchung des Dampfver- 
brauches einer von dem Kessel gespeisten Dampfmaschine statt, so ist die 
Verwendung von Dampfpumpen zur Speisung unzulässig, welche ihren Be- 
triebsdampf aus dem Versuchskessel entnehmen, oder deren Abdampf mit 
dem Speisewasser in Berührung kommt. Der Kraft- bezw. Dampfverbrauch 
einer von der Versuchsmaschine betriebenen Speisepumpe kann vernachlässigt 
werden. Alles Leckwasser an den Kesselgarnituren, sowie etwa ausgeblasenes 
Wasser ist aufzufangen und in Rechnung zu bringen. Das auf diese Weise 
ermittelte Wassergewicht ist umzurechnen auf Speisewasser von 0® und Dampf 
von 100^ 

g) Bei der Bestimmung des Brennmaterialverbrauches ist darauf zu 
achten, dass zum Beginne des Versuches das Feuer in einen normalen Zu- 
stand der Beschickung und Reinigung gebracht, Asche und Schlacke aus dem 
Aschenfall entfernt werden; ist die Entleerung des Aschenfalles nicht möglich 
(Tenbrink u. s. w.), so sind die Rückstände in demselben vor und nach dem 
Versuche bis auf eine bestimmte Höhe zu bringen und abzugleichen. In 
demselben Zustande muss sich das Feuer am Ende des Versuches befinden. 
Die Dauer und der Brennmaterial verbrauch des Anheizens werden vermerkt, 
bleiben aber ausser Berechnung. Das während des Versuches zur Verwendung 
kommende Brennmaterial ist zu wiegen und angemessen zu zerkleinem; die 
Beschickung des Rostes geschieht möglichst regelmässig. 

h) Versuche, bei welchen nachweisbar erhebliche Wassermengen durch 
den Dampf mechanisch mitgerissen werden, sind ungenau. 

II. Untersuchung einer Dampfmaschinenanlage. 

a) Wenn die Leistung einer Dampfmaschine untersucht werden soll, 
so ist die Untersuchung nach Massgabe des unter Alb und II Gesagten 
zu vereinbaren. 

b) Die durch solche Untersuchungen zu ermittelnden Konstruktions- 
und Betriebs Verhältnisse der Anlage sind nach Anleitung des folgenden 
Schema's festzustellen: i. System der Maschine, Beschreibung ihrer Haupt- 
teile; wenn möglich Zeichnung derselben. 2. Zylinderabmessungen und Grösse 
der schädlichen Räume. 3. Kolbenhub und sonstige in Betracht kommende 
Abmessungen. 4. Normale Umdrehungszahl und zulässige Schwankungen 
derselben. 5. Normale und höchste zulässige Dampfspannung. 6. Normale 
und höchste zulässige indizierte oder effektive Leistung in Pferdekräfte. 
7. Normaler grösster und kleinster Füllungsgrad. 8. Dampfverbrauch für je 
eine indizierte oder effektive Pferdekraft. Im Sinne des Absatzes 2 der Ein- 
leitung liegt es ausserdem, die Länge und den Durchmesser der Dampfzu- 
und Ableitungsröhren, die Entwässerungsvorrichtungen, die Weite der Dampf- 
kanäle, die Luftpumpenabmessungen, sowie die Betriebsverhältnisse des Kessels 
zu ermitteln. 

c) Wenn nicht anderes bestimmt wird, so sind bei Indikator- und 
Bremsversuchen, deren Ergebnisse zur Bezifferung des relativen Dampf- 
verbrauches dienen sollen, folgende allgemeine Versuchsbedingungen zu 
beobachten. i. Der Versuch soll nicht eher beginnen, als bis in der 
Maschine und den Messinstrumenten vollständiger Beharrungszustand, so- 
wohl bezüglich der Kräfte als der Temperaturen, eingetreten ist. 2. Er- 



4l6 XII. Abtcilang. 

Strecken sich solche Versuche bei regelmässigem Fabrikbetriebe auf die 
Dauer eines Arbeitstages, so sind die erste und die letzte Stunde des 
Arbeitstages von der eigentlichen Versuchszeit auszuschliessen. 3. Dampf- 
spannung und Belastung der Maschine müssen während der Versuchsdauer 
möglichst gleichmässig erhalten werden; erforderlichen Falles ist die Gleich- 
mässigkeit der Belastung künstlich herzustellen. 4. Während der Versuchs- 
zeit soll die Maschine möglichst ununterbrochen in Betrieb stehen und genau 
so bedient werden (bezüglich Schmierung u. s. w.), wie beim gewöhnlichen 
Betriebe. 5. Die Umdrehungszahl der Maschine wird durch fortwährend 
arbeitende Hubzähler gemessen und stündlich notiert. 6. In regelmässigen 
Zeiträumen (etwa 1 5 Minuten) werden der Wasserstand im Kessel, die Span- 
nung in demselben, in der Dampfleitung unmittelbar vor der Maschine oder 
im Schieberkasten, im Zwischenbehälter (Receiver) und im Kondensator ab- 
gelesen, ausserdem die Temperatur des abfliessenden Kondensations wassers 
vermerkt. Im übrigen richten sich die allgemeinen Versuchsbedingungen, 
insbesondere auch Zahl und Zeit der Versuche, nach den sub. A II gegebenen 
Bestimmungen. 

d) Soll die effektive Leistung behufs Vergleichung mit dem Dampf- 
verbrauch ermittelt werden, so ist dieselbe, sofern die Art der Maschine 
solches zulässt, mittelst der Bremse zu messen. Diese muss so eingerichtet 
sein, dass sie die Belastung der Maschine direkt angiebt. Bremsapparate, 
bei denen Nebenwiderslände in Rechnung gezogen werden müssen, sind des- 
halb unzulässig. Während des Brems Versuches darf ein die Beobachtung 
vereitelndes heftiges Schwanken des Bremsdynamometers nicht vorkommen. 

Bemerkung. Zu diesem Zwecke ist es erforderlich, abgesehen von 
der guten Regulierung der Maschine, den Bremsapparat reichlich gross zu 
bemessen, elastische Spannvorrichtungen mit Selbstregulierung in bester Aus- 
führung anzuwenden, gleichmässige Abkühlung und Schmierung (bei hölzernen 
Bremsbacken durch reines Wasser, bei eisernen Bandbremsen durch Oel) 
und sorgfällige Wartung zu sichern. 

Die Ermittelung der effektiven Leistung aus der indizierten mit Hilfe 
von Leerlaufsdiagrammen ist als minder genau nur dann anzuwenden, wenn 
die Messung durch die Bremse nicht möglich ist. 

e) Soll die indizierte Leistung behufs Vergleichung mit dem Dampf- 
verbrauch ermittelt werden, so sind ausser den sub. B II c erwähnten all- 
gemeinen Versuchsbedingungen noch folgende Regeln zu beobachten. 

1. Die Indikatoren sind möglichst unmittelbar am Zylinder ohne lange und 
scharf gekrümmte Zwischenleitungen anzubringen. Die Verbindung beider 
Zylinderenden zu dem Zwecke der Verwendung nur eines Instrumentes für 
beide Kolbenseiten ist bei Dampfverbrauchsversuchen zu vermeiden. Bei 
genauen Versuchen ist an jedem Zylinderende ein Indikator anzubringen. 

2. Bei rasch gehenden Maschinen mit kleiner Füllung sind gebotenen Falles 
Indikatoren mit reduzierten Massen anzuwenden. 3. Die zur Verwendung 
kommenden Indikatoren und deren Federn müssen vor Beginn des Ver- 
suches entweder durch direkte Belastung oder an offenen Quecksilber- 
bezw. Justiermanometem bei einer der mittleren Dampfspannung des Ver- 
suches entsprechenden Temperatur geprüft werden. Diese Prüfung ist nach 
Versuchen von längerer Dauer zu wiederholen; ergeben sich Unterschiede, 
so ist der Mittelwert massgebend; sind tägliche Federprüfungen während der 
Versuchszeit ausführbar, so sind diese vorzuziehen. Die Druckskalen sind 
durch Druckbelastung, die Vakuumskalen durch Luftleere festzustellen. Die 
Skalen sehr schwacher Vakuumfedem sind nach dem jeweiligen Barometer- 



Untersacbaog einer Dampfmaschinenanlage. ^ I ? 

Stande und in derselben Lage zur Horizontalen zu berichtigen, welche sie 
während des Versuches inne haben. 4. Die Uebertragung der Kolben - 
bewegung auf die Papiertrommel rauss möglichst direkt mit Hilfe solcher 
Vorrichtungen geschehen, welche die Bewegungen genau proportional den 
Kolbenwegen wiedergeben. Durch die Uebertragung darf kein toter Gang 
der Papiertrommel entstehen, auch sollen die Schnüre nicht peitschen; alle 
Diagramme von derselben Seite sollen deshalb gleich lang sein. 5. Bei Ent- 
nahme von Diagrammen ist der Indikator gehörig vorzuwärmen; deshalb soll, 
bevor man den Stift schreiben lässt, der Kolben einige Spiele machen. Vor 
dem Ziehen der atmosphärischen Linie ist der Kolben je einmal auf- und 
einmal abwärts zu drücken und langsam in seine Gleichgewichtsstellung zu- 
rück zu lassen. Weichen die erhaltenen Linien erheblich von einander ab, 
so ist das Instrument zu reinigen. Der Kolben soll dann bei herausgenom- 
mener Feder und aufrechter Stellung des Indikators durch sein Gewicht 
gleichmässig niedersinken. 6. Während des Versuches sind je nach der 
Gleichförmigkeit der Belastung alle 10 bis 20 Minuten Diagramme an jedem 
Zylinderende möglichst gleichzeitig abzunehmen. Die Diagramme sind mit 
Ordnungsnummem und der Zeit der Entnahme zu versehen. 7. Jedes Dia- 
gramm ist mindestens zweimal zu schreiben und sollen sich die erhaltenen 
Linien nahezu decken. Die Diagramme dürfen ausser leichten Wellenlinien, 
welche den wirklichen Verlauf der Kurve noch mit Sicherheit erkennen lassen, 
keine sichtbaren Einflüsse des Instrumentes zeigen. 8. Die Ausrechnung der 
Diagrammflächen geschieht mit Hilfe eines Polarplan im eters oder in anderer 
zuverlässiger Weise und ist der Kontrolle wegen zu wiederholen. Durch- 
messer des Dampfzyiinders, Hub des Kolbens sind zu messen, der Quer- 
schnitt der Kolbenstange in Rechnung zu nehmen. 

f) Soll lediglich der Wirkungsgrad der Maschine bei einer bestimmten 
Arbeitsleistung festgestellt werden, so genügen gleichzeitige Brems- und Indi- 
katorversuche von kurzer Dauer. — Der solchergestalt ermittelte Wirkungs- 
grad kann zur annähernden Bezifferung des Dampfverbrauches für die Pferde- 
kraft benutzt werden, wenn die indizierte Leistung und der Dampfverbrauch 
der Maschine unter denselben Verhältnissen, bei welchen der Wirkungsgrad 
bestimmt wurde, durch einen Dauerversuch ermittelt worden sind. 

g) Der Dampfverbrauch wird durch das in den Kessel gespeiste Wasser 
gewogen bezw. gemessen (vgl. B 1 3 f). — Die Berechnung des Dampfver- 
brauchs aus den Diagrammen führt zu ungenauen Resultaten ; dagegen ergiebt 
sich eine Kontrolle desselben durch Bestimmung der Menge und der Tem- 
peratur des Dampfwassers. — Das kondensierte Wasser der Dampfleitung 
soll vor dem Eintritt in die Maschine bezw. den Ueberhitzer abgefangen und 
von der Speisewassermenge abgezogen werden. — Das innerhalb der Ma- 
schine (Zwischenbehälter, Mäntel u. s. w.) kondensierte Wasser gehört zum 
Verbrauche der Maschine und darf deshalb während des Versuches nicht 
ohne weiteres und ungewogen in den Kessel zurückgeleitet werden. 

Bemerkung. Die Vorrichtungen zum Abfangen des Kondensierwassers 
(Kühlschlangen u. dgl.) sind derart einzurichten, dass Verluste durch Dampf- 
bildung aus dem Kondensierwasscr vermieden werden; zu dem Ende soll 
dasselbe auf mindestens 40® abgekühlt werden. 

h) Die Dichtigkeit der Kolben, Dampfmäntel, Schieber und Ventile 
u. 8. w. ist nicht durch Indikatormessungen, sondern durch besondere Ver- 
suche an der betriebswarmen Maschine derart zu ermitteln, dass die eine 
Seite des Kolbens (bei abgespreitztem Schwungrade), Ventils u. s. w. mit 
Dampf belastet wird, während die andere Seite der Besichtigung zugänglich 

Parnicke. *2V 



^l8 XTT. AbteUung. 

ist. Diese Belastung geschieht bei normalem Dampfdruck und sind die 
Dichtungsflächen für undicht zu erachten, wenn der Dampf in anderer Form 
als in der von feinem Nebel oder Wasserperlen zum Vorschein kommt. 

Für die Ausrechnung der Untersuchungsergebnisse einer 
Dampfkesselanlage (B I i u. 2) werden die folgenden Vorschläge zur An- 
wendung empfohlen: 

Berechnung des Heizwertes. 

Enthält I kg. des Brennstoffes Eotweden Oder: 

Kohlenstoff c kg. C kg. 

Wasserstoff h „ H „ 

Schwefel s ,, S „ 

Sauerstoflf o „ O „ 

Hygroskopisches Wasser . . . w „ W „ 

xVscne .•,!.••• ~ A ff 

so kann man den Heizwert nach der Annäherungsformel berechnen: 
Entweder: 8100 c + 29000 (h — Vg . 0) + 25000 s — 600 w . WE. 
Oder: 8000 C + 29000 (H — Vg . 0) + 26000 S— 600 W . WE. 
Bemerkung. Hierbei ist angenommen, dass das Wasser der Ver- 
brennungsgase als Dampf von 20® entweicht. 

Bestimmung der zur Verbrennung erforderlichen Luftmenge. 

Entweder. 1 kg. Brennstoff erfordert: 

= 2,667 c 



2,667 c4-8h-j-s — okg 
2,667 c + Sh + s -o ^ 



1,43 



cbm. Sauerstoff. 



L = (2.667 c -f 8 h +j o) ^qq cbm. Luft von 21 Vol.-Proz. Sauerstoff. 

Jl . l,4o 

Es ergab die Gasanalyse k Vol.-Proz. Kohlensäure,! so ist das Verhält- 

o „ Sauerstoff, \ nis der gebrauchten 

und n ,, Stickstoff, J Luftmenge zu der 

theoretisch erforderlichen v : 1, also 

n ^ 21 

" = --7-9- "^^^ o 

n — 2J-0 21 — 79- 

Oder. 1 kg. Brennstoff erfordert: 

L = (I C + 8 H 4.S - o) ^kg. Luft; L, = j^cbm. Luft. 

Die Menge der gasförmigen Verbrennungsprodukte wird be- 
rechnet : 

Entweder. 

1 kg. Kohle giebt: 1,854 c = K cbm Kohlensäure, 

1 



K o — = ,, Sauerstoff, 
k 

K n — = N „ Stickstoff, 
k 



von 0® bei 76 cm. 
Druck. 



Die Menge des in den Rauchgasen enthaltenen Wasserdampfes W wird 
erhalten aus dem Wassergehalte der Kohle w, dem durch Verbrennung des 
Wasserstoffes gebildeten (9 h) und dem in der Verbrennungsluft enthaltenen 
Wasser (falls letzteres bestimmt worden ist). 



Untertachniig dner DunpfmEichinenuilige. 4 1 Q 

Die Gesamtmenge der Verbrennungsgase von 1 kg. Kohle ist somit ; 
i67c-}-l,430O+1.257N+Wkg=K+ ^^°^"^"V Q^cbm.von0''und 
cm. Druck, 

Oder. 

1 kg. Kohle giebt cbm. trockene Verbrennungsgase bei 0* und 

cm. Druck. Das Gewicht des in den Rauchgasen enthaltenen Wasser- 
npfes wird berechnet aus dem durch Verbrennung des Wasserstoffes gebiU 
en {9 H) und dem Wassergehalte der Kohle, ist also ^ 9 H -|~ W. 
Bestimmung der Wärmeverluste. 
Entweder. Zur annähernden Ermittelung des Wärmeverlustes kann 
n sich der Formel bedienen: 

bei 0,32als Mittelwert der Wärmekapazität der Feuergase angenonunen wird. 
Oder. Der Wärmeverlust berechnet sich wie folgt: 

(»■32 Wk+'''«(9H + W))CT-.). 




Sach-Register. 



A. 

Abdampfofen 203 

Abhämmern von Gefässeo . . . 212 

Absetzen, Trennen durch- . . . 282 

Absorptions'Apparat von Rössler . 190 

— K'älteerzeugungsmaschinen . . 282 

— Verfahren 286 

Absperrventil 16 

Adt'sche Isolierröhren .... 32 
Anbrennen, Hahne mit Vorricht- 
ung gegen- 10 

Anemometer «S25 

Aneroid'Barometer 324 

Anlagen, Kühl- 341 

An wärmer, Wasser- 189 

Apparat, Absorptions- von Rössler 190 

— Destiilations- 275 

— Eindampf- ........ 275 

— Eindampf- für Laboratorien . 212 

— Extraktions- aus Holz . . . 269 

— Extraktions- für ätherische Oele 273 

— zur Feuchtigkeitsbestimmung des 

Dampfes von Gehre . . . • 62 

— Kolonnen- 276 

— Krystallisations- 268 

— von Mohr . . - 286 

— Reversier- 181 

— Schalt- 33 

— Vakuum- 216 

— Verdampf- 222 

— Wassererwärmungs- .... 343 

— zum Zurückführen des Kondons- 

wassers in den Dampfkessel- 132 

Aquapult 123 

Aräometer 314 

Arbeiterbäder ....... 343 

Armatur, Wasserdichte- .... 37 

Asbestporzellan 266 

Aufbereitung 242 

Auflösvorrichtung 204 

Aufschliessmaschinen 185 

Aufzug, Direkt wirkender- ... 108 

— Indirekt wirkender- .... 109 
Aufzugswinde für Bogenlampen . 38 
Auslaugvorrichtung .... 204.256 
Ausschalter 33 

— für feuchte Räume .... 34 

— für nasse Räume 34 

Ausscheider, Spiral- 339 

Auswaschvorrichtung 205 

Autoklaven 201 

Automatische Wagen 313 



Badeeinrichtungen .... 332.842 

Bäder, Arbeiter- 343 

— Metall- Sand- Oel- Wasser- u, 

Luft- 214 

Bahn, Drahtseil- 101 

— Eisen- 99 

— Hänge- 108 

Ballon'Kipper 139 

für Säure 138 

Balkenwage 310 

Bandtransport 105 

Barometer 322 

— Aneroid- oder Metall- ... 324 

— Quecksilber- 324 

Bauchventil 13 

Beanspruchung der Dampfkessel . 00 

Becherwerk 106 

Benzinmotor 88 

Berieselungs-Ttirme 342 

Blei in 

— Sicherungen 34 

Bockwinde HO 

Bogenlampen-Aufzugswinde . . 38 

— Indikator 38 

Boullierkessel 40 

Brausezelien -346 

Brechschnecke 16Ö 

Bronze H? 

Brückenwage 310 

Bühne, Schiebe- 101 

C. 

Collmann-Steuerung ^^ 

Corliss-Steuerung ''8 

Cyclone 340 



Dämpfen, Transport von- ... 139 

I Dampfkessel 40 

— Beanspruchung der- .... 80 

— Boullier- 40 

— für überhitzten Dampf • • • "*! 

— Flammrohr- 40 

— Kombinierte- ^ 

— Röhren- 41 

— Walzen- 40 

— Wellrohr- . . • 40 

Dampfleitung aus Bleiröhren . . 2 



Sach-Register. 



421 



Dampfleituog aus Flanschenröhreo 1 

— aus sogen. Gasrohren ... 2 

— aus Gussröhren 2 

— aus Kupferröhren 2 

— Muffenröhren ...... 2 

— ans schmiedeeisernen Röhren. 2 
Dampfmaschinen 74 

— K.ompound- 79 

— Liegende- 74 

— Stehende- 74 

— Wand- 74 

— Woolf sehe- 79 

— Zwillings- 79 

Dampf pumpen 126 

Dampf, Schieber für- 23 

Dampfstrahl«Luftdruckapparat . . 189 

Dampfturbine 83 

Dampf' Ueberhitzer 48 

Darren, Plan- 289 

Dasymeter, Kompensierter- mit 

Zugmesser von Sie^ert &Diirr 326 

Dehne'sche Wasserreinigung . . 72 

Deltametali 117 

Desintegrator 159 

DestUlation 274 

— Apparate 275 

von J. L. C. Eckelt ... 280 

Dezimalwage 311 

Differential-Flaschenzug .... 109 

Dismembrator 161 

Doppelpendelmühle 168 

Drahtseilbahn 101 

— Wagen 103 

Drahtseil'Betrieb 92 

— Konservierung der- .... 92 
Drehstrom<Maschine 89 
DreikammepFilterpresso . . . 264 
Dreiweg'Hähne 12 

— Venfile 17 

Druckapparat, Billet- 312 

Dnickbirne 123 

Druckfass 123 

Druckluftmotor 90 

Druckproben 90 

Druckpumpe 127 

Dilnste und Gase, Entfernung und 

Vernichtung schädlicher- . . 148 

Dünsten, Transport von- .... 139 

Duplexpumpe 126 

E. 

Bckyentil 18 

Eindampf'Apparate 275 

für Laboratorien .... 212 

mit Dampfmantel . . . . 218 

Rotierender- 210 

ans Thon 214.218 

Eindampfen mittelst überhitztem 

Dampf 221 

direktem Feuer .... 208 

Heisswasser 221 

heisser Luft 214 

- ün Metallbad 214 

Oelbad 214 



Eindampfen mittelst Sandbad . . 214 

Wasserbad . 214 

Einkammerpumpe, Kolbenlosc- . 123 
EinspritZ'Kondensation mit Gegen- 
strom 229 

Parallelstrom 229 

Eisenbahnen 99 

— mit Seilbetrieb 100 

Eiserne Fässer 135 

Eiektor 122 

Elektrische Kraftübertragungen . 94 

— Leitungen, Material für- ... 32 

— Motor 88 

— Pyrometer v. Hartmann & Braun 318 

von Heraus 319 

Elevator 121 

— (Becherwerk) 106 

Emaille 118 

Entdünstungsanlagen 334 

Entfernung und Vernichtung schäd- 
licher Dünste und Gase . . 148 

Entnebolungsanlagen . ... 334 

Exhaustor 142 

Explosivstoffe, Trockenapparat für- 308 

Extraktion 269 

— Apparate 269 

für flüchtige Lösungen . . 272 

Exzelsiormühle 159 

F. 

Fässer, Eiserne- 135 

Farb'Reibmaschine 178 

Fassung für feuchte und dampf- 

erfüllte Räume 37 

Feder'Manometer 322 

Feuchtigkeitsbestimmung d. Damp- 
fes; chemisches Verfahren . 64 

— Apparat von Gehre .... 62 

— Verfahren von Lewicki ... 63 
Feuerung, Cario — 57 

— Gas - 193 

— Halbgas- 54 

— Innen- 60 

— Kessel- 49 

— Kohlenstaub- 57 

— Kowitzke- 56 

— Reich- 55 

— Tenbrink- 52 

— Unter- 60 

— Vor- 60 

— Wehr- von Wilmsmann ... 56 
Feuerungsregler von Hörenz . . 69 
Filter, Jewell- ........ 72 

— Nass- 335 

— Sand- 266 

— Saugluft- 335 

— Schwemm- 266 

— Trocken- 337 

Filterpressen 255 

— mit Auslaugvorrichtung . . . 256 

— Beeg'sche — 262 

— Dreikamraer- 264 

— Kammer- 256 

— m. heizenden od. kühlend-K^^m^ 'iKV 



422 



Sach-Register 



Filterpressen für Laboratorien . 2Ö4 

— Rahmen- 266 

— für flüchtige Stoffe .... 263 

— Verschluss mittelst Hebel . . 260 

Hydraulischer- 260 

mittelst Schrauben- . . . 259 

Sperrklinke 259 

Flammrohr-Dampfkessel .... 40 

Flaschenzüge 109 

— Differential- 109 

— Schrauben- 110 

Flüssigkeiten, Transport von- . . 115 

— Wagen 313 

Förderrinne 104 

Freistehende Krahnen . . . . 113 

— Pumpe 127 

Gasen und schädlichen Dünsten, Ent- 
fernung u. Vernichtung von- . 148 

Gaserzeuger .193 

Gasfeuerung 193 

— mittelst Leuchtgas 195 

— von Liegel 195 

— mittelst Wassergas .... 195 

Gash'ähne 11 

Gasmotor 86 

Gas, Schieber für- 23 

— Transport von- 139 

— Wage . 327 

Gebläse, Rotations- 143 

— Rühr- 189 

Gefässe mit Koch- und Dampfmantel 218 
von Th. u. Ad. Frederking 219 

— Krystallisations- 267 

Gegenstrom-Kondensation v. Weiss 229 

Generatorgase 194 

Glas 118 

Gleichstrom-Maschine 89 

Gliederketten 107 

Glockenkolonne 278 

Glockenmühle 157 

Glockenseparator 61 

Gloverturm ........ 191 

Gold .116 

Gradierwerke 207.234 

— mit künstlicher Luftzuführung 

von Klein 234 

— Selbstventilierendes-von Poppe 234 

Gummi 118 

Gussgefässe, Abhämmern der- . 212 



Hähne, Drei weg- 12 

— Gas- 11 

— Hartblei- 13 

— Hartgummi- 13 

— Kappen- 10 

— Küken- 9 

— mit Schmiervorrichtung ... 10 

— Selbstdichtende 10 

— Stopfbüchsen- ...... 10 

— ThoD' 12 



Hähne mit Vorrichtung gegen An- 
brennen 10 

— Winkel- 12 

Hängebahnen 103 

Hängelampe, Elektrische transpor- 

tabele- 38 

Halbgasfeuerung 54 

Hand.Pumpe 126 

— Schmelzofen . 196 

Hanfseilbetrieb 92 

Hartblei 117 

— Hähne 13 

— Vakuumapparat 217 

— Ventile 18 

Hartgummi 118 

— Hähne 13 

Hebeknecht .111 

Heber für Säuren und Langen 136 

Heizschlange, Rotierende- . . . 217 

Hub'Pumpe 127 

Hund . 107 

Hydraulische Motoren .... 90 

— Pressen 246 

mit Dampfheizung ... 248 

für Laboratorien .... 248 

— Winden 111 

Hydrometer 330 

I (J ) 

IndigO'Reibmaschine 173 

Indikator für Bogenlampen . . 38 

Injekteur 1 19 

— Aufstellung des- 121 

— Nichtsaugender- 120 

— Restarting- 120 

— Saugender- 119 

— Universal- 120 

Innenfeuerung 60 

Isolierröhren, Adt*sche- .... 32 

Jewell^Filter 72 



K. 

Kälteerzeugungs • Maschinen, Ab- 

sorptions- 283 

Kompressions- 283 

Kalcination 202 

Kalcinierofen 203 

KammersFilterpresse 256 

— Trocken- 290 

Kappenhähne 10 

Kapsel-Gebläse 143 

Kaskadenturm 191 

Keilpresse 2tö 

Kosseifeuerungen 49 

— - von Cario 57 

— von Kowitzke & Co 66 

— von Lorentz 56 

Kessel, Schmelz- 211 

— Wagen 135 

Ketten, Glieder- 107 

Kipper, Ballon- 139 

Knetmaschine 180 

Kniehebelpresse 245 



Kochgefösse fflii Dampfmantel . 218 

— von Th. u. Ad. Prederkiag . J19 

Kohlenstaubfeuerung 57 

Koksschächle 150 

Kolben 'Pumpen 127 

— Sicoerung 76 

Kollergang 164 

— mit beweglicher Bodenplatte . 154 

— Nass- . . . ■ 155 

Koloooe, Glocken- 278 

— Sieb- 278 

Kolonnea' Apparat 276 

KoloonentDrin 161 

Kombinierte Dampfkessel ... 44 

KomponsatioDsröhren ..... 3 
Kompensiertes DasyiueiermilZug* 

messer 326 

Kompound-Dampfmaschine ... 79 
Kompressions - Kälierzengungsma- 

schineo 283 

Kompressor. Luft- 144 

Kondensation 228 

— Binspriiz- mit Gegensirom . . 229 

— Einspritz- mit Parallelsirom . 228 
Koadeosator 228 

— OberÜächen- 231 

KondensatiooswassepAbleiter von 

Dehne 26 

von Dreyer, Rosenkranz n. 

Droop 25 

von Körting 27 

von Knhlmana 116 

von Kallig 29 

— — von Kusenberg 25 

— — von Missong 29 

von Schürfer und Budenberg 26 

von Renlher 28 

Kondensvasser'Abscheider . . . 3Ü 

— Apparat znm ZnrÜckfUbreD des- 

in den Dampfkessel ... 132 
Konservjeiung der Hanf- U. Draht- 
seile 92 

Kraflliberlragung mittelst Druckluft 97 
Druckwasser 96 

— Elektrische- 94 

— mittelst Transmissionen . 91 
Krahnen 113 

— Freistehende- 113 

— Lauf- 113 

— Wand- 113 

Krystallisalion ..,.,.. 267 

Kryslallisalions^Apparal .... 268 

— Gefässo 267 

Kühlanlagen 233.341 

Kühler 277 

Kflhlteiche 236 

Kähllurm 235 

KUkenhähne 9 

Kugelmühle 163 

— m. geschlossenem Mahlgehäuse 169 

— Horizontale- mit Windseparation 166 
Kppfer 117 



Swter. 423 

Laufgewichts wage 311 

Laufkatze 1 15 

t.aufkrahnen 113 

Laugen, Heber für 136 

Laugenbeständige Materialien 116 

Laugen'Mischmaschiae .... 187 

Laugen, Ventile für- 18 

Liegende Pumpen 127 

Lokomobilen 70 

Luftbäder 214 

Luftkompressoren 144 

Luftleitungen, Stctierung für elek- 
trische- 36 

Luftpumpen 228 

Lufipyroroeter mit Kompensation 316 

H. 

Mahlgang 162 

— mit vertikalen Steinen ... 162 

— Nass- 163 

Manometer 322 

— Feder- 322 

— Quecksilber- 322 

— mit Registrierapparat ... 323 
Maschinen zur Herstellung v. Mehl 162 

Schotter .... 152 

Schrot 153 

— zum Vorzerkleinern - 152 
Materialien f. elektrische Leitungen 32 

— Widerslandsrähige- geg. Säuren 

uml Laugen . . . .116 
Mechanisches Trennen v. Flüssig- 
keiten 274 

— — von Gasen ..... 286 

festen Körpern ... 237 

Membrnn'Pumpan 129 

Messing - 117 

Metall.Bäder 214 

Barometer 324 

Meyer'sche Steuerung . . . ■ 76 

.Mischen Hand- 175 

— von Klfissigkellen • ... 189 

— — Fllissigkeilen und Gasen . 190 

Gasen 191 

festen Körpern 175 

festen Körpern und Flüssig- 
keiten 184 

Mischmaschinen . 175 

— mit Kühlvorrichtung . . 179.187 

— für Säuren 187 

Mtsch'Schnecke 176 

— Venlil 21 

Montejus 123 

Motoren. Benzin- 88 

— Druckluft- 90 

— Elektrische- 88 

— Gas- 86 

— Hydraulische- 90 

— Petroleum- 87 

— Schmidt- 83 

Mühle, Doppelpendel- .... 168 

— Bxzelsior- 159 

— Glocken- 157 



424 Soch-Bi 

Mahlo, Kagel- 163. IS» 

Horizontale- 166 

— Propfe- ni 

— Rolf- 165 

— Schleuder- 158 

— Schrauben- 156 

— für Mahlen von Seife ... 173 

— Walzen- 174 

N. 

Nass-Filter 335 

— Kollergang .155 

— Lufipuinpo 228 

— Mahlgang 183 

Nichlsaugender Injekteur ... 120 

Niederschraub-Veniil 22 

Niirior-Zeatrifuge 249 

Nulschen 261 

— für saure PItissigkeiten ... 266 



Obcrfiächen-Kondensalor ... 231 

Oekonomeier 329 

OelbUder 214 

Ofen, Rotierender- 196 

P. 

Petroleum-Molor 87 

Pfanne, Thelen'sche- 20Ö 

-- Vor- 208 

Plandarre, Offene- 289 

mit Schaufelwerk .... 289 

— Verdeckle- 290 

Planrost 54 

Platin 116 

Plattenturni 191 

Plunger-Pumpe 128 

Pochwerk 16Q 

Polier-Schnecke 176 

Porzellan 118 

Pressen 242 

— Filier- 255 

— Hydraulische- 246 

— Keil- 242 

— Kniehebel- 245 

— Schrauben- 243 

Pressluft Leitungen 3 

Propeller . . ' 143 

PropfG-MUhle 171 

l'ulsomcier 122 

Pulverisier-Trommel 171 

Pumpen 125 

— Dampf- 126 

— Dampfslrahl- 121 

— Druck- 127 

— Duplex- 126 

— Einkammer- 123 

— Freistehende- 127 

— Hand- 126 

— Hub- 127 

— Kolben- 127 

— Liegende- 127 

— Luft- 228 



Pumpen, Membran- 129 

— Plunge»- 128 

— Rotations- 129 

— Saug- 127 

— Schrauben- 131 

— Ständer- 127 

— Stehende- 127 

— TraDsmissioos- 127 

— Vakuum- • 146 

— Wand- 127 

— Wasserstrahl- 122 

— Zentrifugal- 129 

— Zweikammer- 122 

Pyrometer 314 

— Befestigen der- 314 

— Elektrische- 318.319 

— Graphit- 810 

— Lnft- 3ie 

— Metall- 3ie 

QuecksilbefBarometer . . . . 32J 

— Manometer 322 

— Thermometer 321 

B. 

Rahmen-Filter presse 266 

Ruum^Veniilalion 333 

Reduzierventile 18 

Regulator für Schornstein sc hie her 07 

Reilimaschine fttr Farben . . . ITJ 

— für Indigo 173 

Reslaning^lnjekleur 120 

Reversier' Apparat ISi 

Revolver. Soda- 197 

Rider-Steuorung 78 ■ 

Riemenbetrieb 81 

Riesolschächle 150 

Rinne, Fordet- 104 

Röhrenkessel 41 

Röhren, Kompeasations- .... 3 

Rohrleitungen ■ 

Rollmühle 185 

Rouls-Uelililse IW 

Rost, Plan- H 

— Schräg- 62 

— Schüitel- 62 

— Treppen- ........ f^ 

Rot atioQ» Gebläse 1-13 

— Pumpa 129 

Rothguss 11' 

RctiefGuder Eindampfap parat . 210 

RolioronJo Heizschlange ... 211 

— Soda-Schmelzöfen 1* 

— Schmelzofen, Vertikaler-. . . 199 

Hührgebl'äse IW 

Rührwerk, 9. Mtschmaschineo . H" 

— zum AuOBsen ...... 206 

8. 

Säuro'ßallons 13^ 

Hober für- 13» 



Sach-RegiÄter. 

• 



Säareboständige Materialien . il5 

Säure, Mischmaschine ftir- . . 187 

— Ventile für- 18 

— Zentrifuge ...... 249 

Saftfänger 223 

Saiher 210 

SammebSchalttafeln 36 

Sandbäder 214 

Sandfilter 266 

Saugender Injekteur 119 

Saugluft^Filter ...... 33o 

Saug'Pumpie 127 

Schachtofen 301 

Schalt'Apparate 33 

Schaukelsieb 240 

Schaum« Abscheid er .... 223 

Schiebebühnen 107 

Schieber für Dampf ..... 23 

•— mit Entlastung 23 

— Expansions- 75 

— für Gas 23 

— Grund- 75 

— Steuerung 74 

— für Wasser ....... 23 

Schlämm^Maschinen 184 

— mit auslösbaren Rührern . . 185 

Schlagstift^Maschinen 161 

Schlamm--Filter 266 

SchleudepMühle 168 

Schmelzkessel 211 

— Soda- 211 

Schmelzofen, Hand- 196 

— Rotierender Soda- 196 

— Vertikaler, rotierender- . . . 199 
Schmelz* Vorrichtungen ... 196 

Schmidt«Motor 83 

Schmierapparate 85 

Schmiervorrichtung, Hähne mit- . 10 

Schnecken-, Brech- 156 

— Misch- 176 

— Folter- 176 

— Transport- 103 

SchnellschHessendes Ventil . 16 
Schornsieinschieber, Regulator für- 

von Speckbötel .... 67 

Schrägroste 52 

Schrauben^Flaschenzug . . .110 

— Mühle 156 

— Presse 243 

— Pumpe 131 

— Ventilatoren ...... 143 

— Winden 111 

Schüttolrost 52 

Schurrsieb 240 

Schutzvorrichtungen für Trans- 
missionen . 93 

Schwefelsäure, Ventil für- ... 22 

Schwemmfiiter 266 

SchwimraerVentil ...... 21 

Sechskantsortierer 237 

Seifen^Mühlen 173 

Seile, Konservierung der- ... 92 

Sektorator 152 

Selbstdichtende Hähne . . .10 

Separator 241 



Sicherheits 'Winde 

Sicherung für elektr. Luftleitungen 
Sichtmaschinen . 

— ohne Flügel 

— Zentrifugal- . . 
Siebe, Schurr- 
Siebkolonne 
Sieb, Schaukel- . 
Siebtrommel . . 
Siederohr-Verschlüsse 

Silber 

Soda^Schmelzkessel 
Speise-Ventile 
Spiral-Ausscheider 
StändenPumpe 
StandartsWascher 
Staub'Abscheider . 
Stehende Pumpe . 
Steinbrecher 
Steinzeug . . 

Steuerung, CoUmann 

— Corliss- 

— Kolben- . . . 

— Meyer'sche- 

— Rider- 

— Schieber- . . 

— Sulzer- . 
Stopfbüchsen«Hähne 
Streudüse . . . 
Sublimation . . . 
SulzeDSteuerung . 



4^5 

112 

36 

237 

238 

239 

240 

278 

241 

239 

41 

116 

211 

13 

339 

127 

286 

341 

127 

152 

118 

78 

76 

76 

75 

76 

74 

77 

10 

236 

274 

77 



Tafelwage ..-....;. 310 

Teil und Mischmaschine .... 176 

Tenbriok'-Feuerung 52 

Thalpotasimeier ...... 320 

Thelen'sche Pfanne 209 

Thermometer 314 

— Befestigen der- .... 314 
Thon 118 

— Eindampfapparat aus- . . .214.218 

— Hähne 12 

Transmissionen 91 

Transmissions^Pumpen .... 127 
Transmissionen , Schutzvorricht- 
ungen für- 93 

Transportable elektr. Hängelampe 38 
Transport von Flüssigkeiten . 115.133 

— von Gasen, Dämpfen u. Dünsten 139 

— von festen Körpern ... 103 

— Band 105 

— Schnecken 103 

Treibketten 107 

Trennen durch Absetzen .... 282 

— durch Krystallisation .... 267 

— Mechanisches — von Flüssig- 

keiten 274 

— — der Flüssigkeiten von Gasen 284 

— — der Flüssigkeiten von festen 

Körpern 242 

— — von Gasen 286 

— — von festen Körpern . . • 237 

Treppenrost 52 

Trockenanlagen 288 



426 

Trockenapparat, Vakuum- . . . 

— für Explosivstoffe 

— für teigartige Massen .... 

Trocken-Filter 

Trockene Luftpumpe 

Trockenkammer ...... 

— mit direkter Heizung . . . . 

— mit reiner Luftheizung . . 
Trockenkanal 

— mit direkter Heizung . . . . 

— mit indirekter Heizung . . . 

Trockenofen, Schacht- 

Trockentrommel 

— mit beweglichem Kegelmantel 

— mit Schöpfapparat 

— ohne Schöpfapparat . . . 
Trommel, Pulverisier- 

— Sieb 



U. 



Sach-Register. 



308 
308 
306 
337 
228 
290 
294 
292 
296 
296 
299 
301 
301 
304 
304 
304 
170 
239 



Ueberhitzer für Dampf. 
Universal-Injekteur . . 
Unterfeuerung . . . . 



48 

120 

60 



V. 

VakuumsApparat 216 

— — aus Hartblei 217 

— Pumpe 145 

— Trockenapparat 308 

Ventilation. Allgemeine Raum- . 333 

— Besondere- 335 

Ventilations-Einrichtungen . . . 332 

Ventilator Schrauben- 143 

— Zentrifugal- 142 

Ventile, Absperr- 16 

— Bauch- 13 

— Droiweg- 17 

— Eck- 13 

— Hartblei- 18 

— Misch- 21 

— Niederschraub- 22 

— Reduzier- 18 

— für Säuren und Laugen ... 18 

— Schnellschliessendes- .... 16 

— für Schwefelsäure 22 

— Schwimmer- 21 

— Speise- 13 

Ventilkegel 14 

Ventilsitze 14 

Verdarapfapparate 222 

Verdichten von Apparaten ... 5 

— von Rohrleitungen 1 

Vernichtung schädlicher Dünste u 

Gase 148 

Verpacken 7 

Vorfeuerung 60 

Vorpfannen 208 

W. 

Wagen, Automatische- .... 312 

— Balken- 310 

— Brücken- 310 



Wagen Dezimal- 311 

— Drahtseilbahn- 103 

— für Flüssigkeiten 313 

— Gas- 327 

— Laufgewichts- 311 

— Tafel- 310 

— Winden MO 

— Zentesimal- 311 

Wandkrahnen 113 

Wandpumpen 127 

Wannenzellen 345 

Walzen-Dampfkessel 40 

Walzen-Mühlen 174 

Walzwerk, Doppeltes- 154 

— Einfaches- 153 

Waschen der Gase 285 

Wasseran wärmer .... . . 189 

Wasserbäder 214 

Wasserdichte elektr. Armatur . . 37 
Wassererwärmungs-Apparat . . . 343 
Wasserreinigung vermittelst Ab- 
sitzverfahren 70 

Wasserreinigung nach Dehne . . 72 

— nach Humboldt 71 

— mit Jewell-Filter 72 

Wasser, Schieber für- 23 

Wasserstrahlpumpe 122 

Wechselstrom*Maschine .... >iS 

Wehrfeuerung 56 

Wellrohr-Dampfkessel 40 

Winden HO 

— Aufzugs- für Bogenlampen . . 38 

— Bock- 110 

— Hydraulische- 111 

— Indirekt wirkende- 111 

— Schrauben- 111 

— Sicherheits- 112 

— Wagen- 110 

Winkel-Hähne 12 

Wippe 104 

Woolfsche Dampfmaschine ... 79 



Z. 

Zellen, Brause- 345 

— Wannen- .345 

Zentesimahvage 311 

Zentrifugal-Pumpe 129 

— Sichtmaschine 239 

— Ventilator 142 

Zentrifugen 248 

— mit Dampfbetrieb 251 

— mit eloktr. Antrieb 251 

— mit herausnehmbarem Kessel . 252 

— für Laboratorien ...... 254 

-- Nitrier und Säure- 249 

— mit Riemenbetrieb 251 

Zerkleinerungs-Maschineo ... 151 

Zink 117 

Zinn 117 

Zugmesser 324 

Zugregulator 66 

Zweikammer-Pjiwnpe 122 

Zwei körper- Verdampf- Apparat . . 223 

Zwillings-Dampfmaschine. ... 79 



Verlag von H. Bechhold, Frankfurt a. M., Neue Krame 19/21. 

Die Surrogate. Ein Handbuch der Herstellung der künstlichen Ersatz- 
stoffe für den praktischen Gebrauch von Technikern und Industri- 
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Künstliche Baumaterialien, ihre Verwendung und Herstellung, von 
Dr. Theodor Koller. Preis M. 2.—. 

Gipsabgüsse, Stückarbeiten, künstlicher Marmor, ihre Herstellung 

und Färbung von Ludwig Bernhard. Preis M. 2. — . 

Das Wasserglas, seine Darstellung und Anwendung, von Ludwig Bern- 
hard. Mit 13 Abbildungen. Preis M. 5. — . 

Anleitung zur Darstellung chemischer Präparate. Ein Leitfaden 

für den praktischen Unterricht in der anorganischen "Chemie, von 
Dr. H. Erdmann, Professor an der Universität Halle. Preis ge- 
bunden M. 2.50. 

Handbuch der Stereochemie, unter Mitwirkung v. Prof. Dr. P. Waiden, 
Docent für physikalische Chemie am Polytechnikum zu Riga, be- 
arbeitet von Dr. C. A. BischofT, Professor der Chemie am Poly- 
technikum zu Riga. Ueber 300 Abbildungen nebst einer Photo- 
gravüre von Pasteur, Le Bei u. Van t'Hoff. Preis M. 32.—. 



Die photomechanischen Pressendruckverfahren. Praktische Anlei- 
tung zur Herstellung von Lichtdrucken und Metall - Clich^s, von 
Friedrich Stolle. Preis brochirt M. 2.—, gebunden M. 3.—. 

Die Elektricität. ihre Erzeugung, praktische Verwendung und Mes- 
sung. Für Jedermann verständlich und kurz dargestellt von Dr. Bern- 
hard Wiesengrund. Mit 44 Abbildungen. Preis M. 1.—. 

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Berg-, Hütten-, Fabrikbeamte und Werkmeister bearbeitet, von 
J. Hess und Dr. med. Mehler. Preis gebund. M. 1. — . Bei Bezug 
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Der Fabrikarbeiter und seine rechtliche Stellung von E. WolfT, 

Gewerbegerichts- Vorsitzender. Preis gebund. M. 2. — . Bei Bezug 
von Partieen bedeutende Ermässigung. 



Verlag von H. Bechhold, Frankfurt a. M., Neue Krame 1921. 



Bedihold's Handlexikon 

der 

Naturwissenschaften und Medizin. 

Bearbeitet von 

A. Velde, Dr. W. Schauf, Dr. G. Pulvermacher, Dr. L. Mehler, Dr. V. Löwen- 
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Frankfurter Zeitung. 




H. Seehhold Verlag, Frankfurt a. in., Tleue Krame 2f. 



DIE UMSCHAU 

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der Wissenschaft, Technik, Litteratur und Kunst. 

Jährlich 52 Nummern. Illustrirt. I'reis vierteljährlich M 2.60. 

Mitarbeiter sind u. a.: Prof. Arrhonius, Leo Berg, Dr. du Bois-Reymond, 
Geh.-R. V. Brandt, Gesandter a. D , Prot. M. Buchnor, Felix Dahn, Prof. Dürre, 
Geh.-R. Ebstein, Geh.-R. Eulenburg, Prof Furtwängler, Gurt Grottewitz, Prof. 
S. Günther, W. Huggins, Gurt Lasswitz, Justin Mc. Carthy, Meier-Gräfe, Prof. 
Meili, Prof. v. Oetiingen, Geh.-R. Orth, Geh.-R. Pelmann, Prof. Ratzel, Dr. H Rie- 
mann, Prof. Schneegans, Prof. A. Schultz, Prof Schweinfurth, Prof v Stengel. 
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