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DIE
MASCHINELL! HILFSIHITTGL
DER
CHEMISCHEN TECHNIK.
II. VERMEHRTE UND VERBESSERTE AUFLAGE.
BEARBEITKT
VON
A. PARNICKE,
CIVIL-INGENIEUR IN FRANKFURT A. M.
VORM OBER-INr.RNIRlJR DER (7HEM]8CIfKN FABRIK GRIESHEIM.
Mit 409 Abbildungen,
»♦^♦4
FRANKFURT A. M.
VERLAG VON H. BECHHOLD.
1898.
^-Vö
THE NEW YORK
A8T0R, LENOX AND
TILDEN FOUNOaTIONS.
1898.
Alle Rechte, insbesondere das der Uebersetzung, vorbehalten.
• -
Druck TOD Ph. Rohr (Inh. : Emil Rohr), Kaiserslautem.
Vorrede.
Dem Wunsch des Herrn Verfassers,, das fertig gestellte Manuskript
vor der Drucklegung durchzusehen und ihm meine Ansicht über die An-
ordnung des Stoffes, sowie über den Umfang der einzelnen Kapitel mitzu-
teilen, bin ich um so bereitwilliger nachgekommen, als der chemische
Technologe einem Werk der vorliegenden Art ein besonderes Interesse ent-
gegenbringt.
Der von Seiten einzelner Industrieller erstrebten Ausbildung der
studierenden Chemiker nach der rein technischen Seite hin will und kann
die Hochschule nur bis zu einem gewissen Grade gerecht werden und es
macht sich deshalb beim Uebertritt des jungen Fachgenossen in den Fabrik-
betrieb in der Regel ein Mangel an Vertrautheit mit den in der Technik
benutzten Vorrichtungen bemerkbar.
Der Verfasser will nun die Rolle des Führers auf dem ihm wohl-
bekannten maschinentechnischen Gebiete übernehmen und hat in dieser Ab-
sicht das über die vielseitig gestaltete Apparatur der chemischen Fabriken
I Wissenswerte zusammengefasst utid in gedrängter Weise an einander gereiht
zu einem Ganzen vereinigt.
Dass er bei Besprechung der einzelnen Gegenstände seine eigenen Er-
fahrungen in den Vordergrund gestellt hat, wird dem Buche nicht zum Schaden
gereichen; ist doch gerade die lebendige Darstellung iii erster Linie der
unmittelbaren Anschauung zu verdanken.
Stuttgart, den 6. September 1894.
C. Haeussermann.
Vorwort
zur ersten Auflage.
Nach dem heute, besonders an den Universitäten üblichen Studiengang
erhalten die Chemiker eine gründliche theoretische Ausbildung, die mit
praktischen, teilweise selbständigen Uebungen im Laboratorium verbunden ist.
Wie man nun aber diese Laboratoriumsversuche in den Fabrikbetrieb
übersetzt, welche maschinellen Hilfsmittel dazu zur Verfügung stehen, und
welche hiervon sich wieder für den speziellen Fall am besten eignen, wird
bis heute nur an wenigen technischen Hochschulen gelehrt.
Damit nun der, in die Praxis eintretende Chemiker sich bei der grossen
Anzahl der maschinellen Hilfsmittel und deren verschiedenen Verwendungs-
arten ein eigenes Urteil über dieselben bilden kann und sich frei von Nach-
ahmungen macht, muss er in dieser Hinsicht mit dem Lernen von vom
beginnen.
Bei der Vielseitigkeit der Fragen, welche bei der Beurteilung der er-
forderlichen maschinellen Hilfsmittel in Betracht kommen, ist es deshalb sehr
schwierig, sich vor deren Anschaffung für jeden gegebenen Fall genügend zu
informieren und da das erforderliche Material, soweit es überhaupt vorhanden,
so zerstreut und in vielen Fällen so schwer zugänglich ist, so hat es der
Verfasser auf Anraten vieler, älterer Fachleute unternommen, dasselbe zu
sammeln und systematisch geordnet zusammenzustellen.
Wenn nun das vorliegende Werk nicht alle in der chemischen In-
dustrie zur Verwendung kommenden maschinellen Hilfsmittel behandelt, so
liegt dies sowohl in der Vielseitigkeit derselben, als auch darin, dass eine
sehr grosse Anzahl von Konstruktionen bezw. Ausfuhrungen als Fabrikge-
heimnis betrachtet und nicht bekannt gegeben wird.
Bei der Lösung der gestellten Aufgabe wurde der Verfasser von den
Herrn Fachleuten und Fabrikanten bestens unterstützt, welchen er hiermit
öffentlich dankt; besonderen Dank sagt der Verfasser aber Herrn Professor
Dr. Haeussermann in Stuttgart und dem Herrn Ingenieur Fellner in
Bockenheim, welche ihm in entgegenkommendster Weise mit bewährtem
Rate beistanden.
Frankfurt a. M., September 1894.
A. Famicke.
Vorwort
zur zweiten Auflage.
Seit dem ersten Erscheinen dieses Werkes hat der Verfasser so viel-
seitige Anerkennung und freundliche Aufmunterung gefunden, dass er sich
gern der Mühe unterzogen hat, auch die vielfachen neuen Erscheinungen im
Bereiche der chemischen Industrie, soweit möglich, zu studieren und in den
Rahmen der vorliegenden neuen Auflage einzufügen, welche dadurch eine
weitere, ansehnliche Bereicherung erfahren hat. Ganz neu sind ferner die
»Elektrischen Beleuchtungseinrichtungenc und die »Ventilations-
und Badeeinrichtungen«.
Der Verfasser hofft, sich auch hiermit wieder aufs neue das ihm bis-
her zu Teil gewordene Wohlwollen der verehrl, Fachgenossen zu verdienen
und wird jede fernere sachliche Mittheilung, ebenso wie seither, dankbar
entgegennehmen.
Frankfurt a. M., Januar 1898.
A. Farnicke.
Inhalts -Verzeichnis.
AUsremeines.
Seite
Das Verdichten u. die Rohrieitangen 1
Wärmeschutzmittel 5
Verpacken der Stopfbüchsen etc . 7
Schmieren von Apparaten und Ma-
schinen 8
Hähne . 9
Ventile
Schieber
Kondensationswasser-Ableiter . .
Kondensationswasser-Abscheider .
Blektrische Beleuchtungseinricht-
ungen
Seite
13
23
24
30
32
I. Abteilung.
Kraftquellen.
Dampfkessel u. Dampfkesselfeuer-
ungen 39
Wasserreini^ungen 69
Dampfmaschinen 74
Gasmaschinen 86
Petroleummaschinen 87
Benzinmaschinen 88
Elektrische Motoren 88
Hydraulische Motoren 90
Druckluftmotoren 90
Druckproben 90
II. Abteilung.
Kraftttbertrairniigen.
Transmissionen
Elektrische Kraftübertragung
91
94
Hydraulische Kraftübertragung
Pneumatische Kraftübertragung
96
97
III. Abteilung.
Transport-Einrlehtungen.
Eisenbahnen mit und ohne Seilbe-
trieb, Drahtseilbahnen ... 99
Hängebahnen 108
Transportschnecken 104
Transportbänder 105
Becherwerke 106
Schiebebühnen 107
Aufzüge 108
Flaschenzüge 109
Winden 110
Krahnen 113
Säuren und laugenbeständige Ma-
terialien 116
Injekteure 119
Elevatoren 121
Ejektoren 122
Pulsometer 122
Aquapnlte 123
Montejus 128
Pumpen 125
Kesselwagen, eiserne Fässer,
gläserne Ballons und Heber . 136
Transport von Gasen 139
Ventilatoren und Exhaustoren . . 141
Rotations- oder Kapselpumpen 143
Luftpumpen 144
Entfernung u. Vernichtung schäd-
licher Dünste und Gase 148
lohalts-Verseichnis.
VII
IV. Abteilung.
ZerUelnernnp^MMehlneii.
Seite
recher, Sektoratoren ... 162
^erke 163
gänge 164
abeDmühlen.Brechschaecken 166
^'erk 166
enmühlen 167
idermijhlen, Desintegratoren 168
siormiihle 169
Seite
Dismembrator . 161
Mahlgänge 162
KugelmiJhlen 163
Doppelpendelmühle 168
Propfemtihle 171
Indigo-Reibmaschine 178
Farbe-Reibmaschine 173
Seifen-Mahlmaschine 178
V. Abteilung.
Misehmasehlneii.
Schnecke od. Polterschnecke 176
maschinen (Diverse) . . . 176
nmmaschinen 184
[iliessmaschinen 186
maschine mit Kühlvorricht-
lg 187
Rührgebläse 189
Mischapparat von Rössler ... 190
Gloverturm, Kolonnen- oder Platten-
turm 191
Mischen von Gasen 191
ende Oefen
VI. Abteilung.
Schmelz-, Aufltfs- und Anslausre -Torrlehtimgeii«
Autoklaven ....*.... 201
Abdampf- und Kalcinierofen . . 202
lerungen 193
Schmelzofen 196
196 i Auflös- und Auslaugevorrichtungen 204
VII. Abteilung.
Konzentratlons -Yorrichtangen.
drwerke 207
mpfen mittelstdirektem Feuer 208
o'sche Pfanne 209
-ender Bindampfapparat . . 210
rapfapparat von Prof. Hempel 212
-, Sand-, Oel-, Wasser- und
Qftbäder 214
mpfen durch Dampf . . . 216
Vakunmapparate 216
Rotierende Heizschlange . . . . 217
Eindampfgefösse mit Luftmantel . 218
Eindampfen mittelst überhitztem
Dampf und Heisswasser . . 219
Verdampfapparate 222
Kondensation 228
Kühlanlagen 233
VIII. Abteilung.
Yorrlehtangen zum mecbanisehen Trennen, einaehliesslieh des
Extraktions- und Fraktionsverfahrens.
und Siebmaschinen . . . 237
rsiebe 240
kelsiebe 241
atoren 241
m 242
fugen 248
pressen 256
len 264
und Schwemmfilter . . . 266
lung durch Krystallisation . 267
Trennung durch Extraktion . . 269
Trennung durch Sablimation . . 274
Trennung durch Destillation . . 274
Trennung durch Absetzen oder Ab-
kühlung 282
Kälteerzeugung 282
Trennung von Flüssigkeiten und
Gasen 284
Trennung von Gasen von einander 286
arren 289
lenkammern 290
:enkanal 296
IX. Abteilung. §
Trockenanlagen.
Schachttrockenofen 301
Trockentrommel 301
Vakuum-Trockenapparat .... 90^
VIII
Inhalts-Verzeichnis.
X. Abteilung.
Apparate zur Bestlmmiiiiir <les Oewiehtes, der Temperatur, des Dmekes
und des Zaires.
Seite
Wagen 311
Arlometer 314
Thermometer and Pyrometer . . 314
Manometer 322
Zugmesser 324
Seite
Dasymeter mit Zugmesser . . . 326
Gaswage 327
Oekonometer 320
Hydrometer 330
1
XI. Abteilung.
Ventilations- and Badeeinrlehtaniren.
Veotilationsanlagen 332
Allgemeine Raumventilation . . 333
Entnebelungs- oder Entdunsttings-
anlagen 334
Besondere Ventilation 335
Sangluft-Filter 335
Nass-Filter 335
Trocken-Filter
Staubkammer
Spiralausscheider . . . .
Cyclone
Kühlanlagen
Badeanstalten
Wasser-Erwärmungsapparat .
337
339
339
340
341
342
343
XII. Abteilung.
Gesetzliehe Yerordnangen.
Gesetz, betr. den Betrieb der Dampf-
* kessel, vom 3. Mai 1872 . . 350
Bekanntmachung, betr. allgemeine
Solizeiliche Bestimmungen
ber die Anlegflng von Dampf-
kesseln vom 5. Aug. 1890 . . 350
Bestimmungen über die Genehmig-
ung, Prüfung und Revision der
Dampfkessel 355
Anweisung betr. die Genehmigung
und Untersuchung der Dampf-
kessel 357
Gebührenordnung für Dampfkessel-
untersachungen 371
Unfallverhütungsvorschriften der
Berufsgenossenschaft der che-
mischen Industrie .... 373
Besondere Unfallverhütungsvor -
Schriften für Seifenfabriken . 376
Besondere Unfallverhütungsvor -
Schriften der Berufsgenossen-
schaft der chemischen Indus-
trie für Sprengstofffabriken . 377
I. Pulver- (öchwzarpulver-)
Fabriken 377
n. Nitroglyzerinsprengstoff-
Fabriken 882
Besondere Unfallverhütungsvor-
Schriften für das Auspacken
von Gay-Lussac-Türmen . . 387
Besondere Unfallverhütungsvor -
Schriften für Betriebe zur Her-
stellung V. Feuerwerkskörpem 388
Besondere Unfallverhütungsvor-
schriften der Berufsgenossen-
schaft der chemischen Industrie
a) für Lack- und Firnissfab-
riken
b) für Düngerfabriken (ein-
schliesslich Thomasschlak-
kenmühlen) mit Ausschluss
der Knochenverarbeitun^ .
c) für Düngerfabriken (ein-
schliesslich Abdeckereien)
mit Knochen Verarbeitung .
Besondere Unfallverhütungsvor -
Schriften der Berufsgenossen-
schaft der chemischen Indus-
trie für den Betrieb von Dampf-
fässern und sonstigen Appa-
raten und Gefässen unter
Vorschriften über die Einrichtung
und den Betrieb der Anlagen
in denen die Herstellung von
Alkali • Chromaten oder die
Chromat- Regeneration statt-
findet
Grundsätze und Anleitung, betr. die
Untersuchungen an Dampf-
kesseln zur Ermittelung ihrer
Leistungen
Sachregister - . .
393
393
39S
40O
'4
mu
407
410^
420
Allgemeines.
Um dem Betriebschemiker, namentlich in solchen Fabriken, in welchen
ihm ein Ingenieur nicht zur Seite steht und ihm deshalb auch die Instand-
haltung des maschinellen Teiles seines Betriebes obliegt, Gelegenheit zu geben,
sich mehr oder weniger von dem Werkmeister oder Schlosser unabhängig zu
machen, sollen vorerst alle diejenigen mechanischen Handhabungen und
Hilfsmittel besprochen werden, die tagtäglich vorkommen und die bei
falscher Anwendung unter Umstanden recht unangenehme Betriebsstörungen
zur Folge haben können.
Dos V«rdlohten und dis Bohrl«ituDgen, Zu diesen mechanischen
Handhabungen gehört in erster Linie das Ver- und Abdichten von Rohr-
leitungen und Gefässöffnungen. Da nun fast alle Materialien verschiedene
Eigenschaften haben, so lassen sich allgemeine und immer zutreffende Regeln
für das Verdichten nicht aufstellen, nur im grossen ganzen kann man Angaben
machen, wie man mit Vorteil diese oder jene von den vielen Dichlungs-
materiahen, auf die es ja hier nur ankommt, verwenden könnte.
Bei dem Verdichten von Rohrleitungen richtet sich das anzuwendende
Dichtungsmaterial nach dem Zwecke, welchem jene dienen sollen, d. h. ob
Dampf, Luft, Wasser etc. in den Röhren fortbewegt werden.
Für das Verdichten der aus Flanschen röhren, gleichviel aus welchem
Metall, bestehenden Dampfleitungen haben sich die längst bekannten
Gummiverpackungen mit Lein-
wand- oder Metalldrahteinlagen am
besten bewahrt; ferner sind noch ausser
zusamm enge löteten Kupferringen von
nebenstehenden Querschnitten {Fig. i) viel-
fach sogenannte Korapound-Dichtungsrnige
aus Asbest und Gummi empfohlen und
angewendet worden. Die Meinungen darüber
sind sehr verschieden und liegt ein defi-
nitives Urteil noch nicht vor, da einige
Konsumenten gute und andere schlechte
Erfahrungen damit gemacht haben, doch scheinen erstere zu überwiegen.
Namentlich verlangen die Kupferringe eine gut abgedrehte D ich tungs flache,
und solche Röhren, welche schon längere Zeit im Betriebe waren und an
den Dichtungsfiachen durch frühere Undichtigkeiten etwas korrodiert sind,
werden schwerlich damit abzudichten sein, weil das Kupfer die lädierten
Stellen, auch beim kraftigsten Anziehen der Schrauben, nicht ausfüllen kann.
2 Allgemeines.
Hierin liegt ja gerade die abdichtende Eigenschaft des Gummi, dass
derselbe die Unebenheiten in den Dichtungsflächen, infolge des durch die
Schrauben ausgeübten Druckes ausfüllt, und durch die Einlage, gleichviel
ob aus Leinwand oder Metall, den Dampf verhindert, trotz seines hohen
Druckes, den Zusammenhang der Gummimasse aufzuheben.
Vor allen Dingen ist darauf zu achten, dass bei Dampfleitungen,
nachdem einige Zeit Dampf durchströmte, alle Dichtungen nachgezogen
werden und zwar so, dass nicht etwa erst eine Schraube ganz fest ange-
zogen wird und dann die zweite, dritte etc. Schraube, sondern das Anziehen
muss gleichmässig geschehen, da sonst, abgesehen von der verschiedenen
Beanspruchung der Schrauben, das Zusammenpressen der dichtenden Zwischen-
lage nicht gleichmässig erfolgt, weil dieselbe zuerst zu viel und dann zu wenig
gepresst wird. Hierdurch wird die Dichtung an der Stelle, welche der zuerst
fest angezogenen Schraube gegenüber liegt, die Unebenheiten in der Dichtungs-
fläche nicht ausfüllen und den Dampf leicht durchtreten lassen. Das gleich-
mftsBige Anziehen ^der Befestigungsschrauben Ist aber nicht nur bei
Dampfleitungen, sondern bei allen Bohrleitungen und da, wo überhaupt
Flächen abgedichtet und verbunden werden, unbedingt erforderlich,
und sind durch Nichtbeachtung dieser einfachen Vorschrift schon viele Be-
triebsstörungen und auch Unfälle vorgekommen.
Kleinere Dampfleitungen, etwa bis zu 50 mm Durchmesser, stellt man
mit Vorteil aussog. Gasröhren her und kann hierbei entweder Fla n sehe n-
oder Muffen Verbindungen anwenden. Im ersten Falle gilt bezüglich der
Dichtungen das vorstehend Gesagte, im zweiten Falle legt man in das
Gasgewinde einige mit Mennigkitt getränkte Hanffäden oder einige Asbestfäden
und schraubt die Muffe, soweit es das in der Regel schwachkonische Ge-
winde erlaubt, darüber. Ist die Leitung hohem Druck ausgesetzt, so kann
man die Muffen, nachdem sie festgeschraubt sind, noch verstemmen.
Bei der Wahl, ob Flanschen- oder Muffen-Verbindung, ist zu erwägen,
dass sich erstere viel leichter demontieren lassen, was infolge von Apparaten-
und Systemwechsel in chemischen Fabriken sehr häufig vorkommt und wohl
zu beachten ist; ferner lassen sich nachträglich noch sehr bequem Abzweig-
ungen jeder Art anbringen, ohne mehr wie gerade das eine Rohr abzuschrauben.
Diese Annehmlichkeiten bieten die Muffenverbindungen nicht, dagegen sind
sie aber wesentlich billiger und sollte man sie aus diesem Grunde überall
da, wo Leitungen voraussichtlich lange und unverändert liegen bleiben, ohne
Ausnahme anwenden, und noch um so mehr, als sie wenig Montage- und
Unterhaltungskosten beanspruchen.
Gusseiserne Muffenröhren sind nie zu Dampfleitungen verwendbar,
weil der abdichtende Bleiring sehr bald zerstört werden würde.
Um vorkommenden Falles schnell eine Dampfleitung zu legen, benutzt
man auch Bleiröhren, aber nicht gern über 25 mm Durchmesser und nur
für geringen Druck, etwa bis zu drei Atmosphären. Hierbei lötet man grosse
Längen an einander und bringt nur vereinzelt und ausserdem noch da, wo
es die Situation verlangt, die gewöhnlichen Flanschen Verbindungen an.
Kupferröhren behandelt man genau wie Gasröhren, nur verbietet
meistens ihr hoher Preis die Anwendung für längere Leitungen; für kurze
Strecken mit vielen Krümmungen, namentlich als Veibindungsröhren von
der Hauptleitung nach einer Verbrauchsstelle sind sie jedoch sehr em-
pfehlenswert.
Verdicht«a and RohrldlnDgen. j
Noch zu erwähnen sei, dass man Dampfleitungen entweder oberirdisch
führt oder in gedeckte Kanäle legt, aber immer die leichte Zugänglichkeit
zu den Verbindungsstellen, gleichviel ob Flanschen- oder Muffen röhren
(letztere natürlich nur bei sog, Gasröhren), im Auge behält.
Ist die Leitung lang, so muss man in bestimmten Abstanden — je nach
der Wärme des Dampfes alle 50 bis 100 m — kupferne Kompensations-
röhren in dieselbe einschalten, um dadurch die, durch die Wärme des
Dampfes eintretende Längsausdehnung aufzuheben, da sonst, bei festgelegter
Leitung, ein Bruch derselben entstehen würde.
Von den in der Praxis eingeführten Konstruktionen kommen die in
untenstehender Fig. 2 am häufigsten vor.
Fij, 2. Fig. 3.
Diese Ausfilhrung hat vor der in Fig, 3 den grossen Vorteil, dass
sie sowohl die Ausdehnung der Leitung aufnimmt, sobald diese in der ge-
zeichneten Stellung bei 6 fest und von ihrem Anfang bis zu a lose gelagert
ist, als auch gleichzeitig eine bequeme und richtige, weil am tiefsten Punkte
stattfindende, Abführung des Kondensationswassets ermöglicht.
Die zweite Konstruktion (Fig. 3) ISsst letzteres nur teilweise zu und
versagt dann vollständig, sobald die Leitung ein wenig schief liegt, weil dadurch
die Reibung in den Stopfbüchsen so gross wird, dass ein selbstthatiges Aus-
dehnen und Zusammenziehen nicht mehr stattfinden kann.
Für Pressluftleitungen wendet man sowohl Flanschen- als auch
Muffenröhren an, und zwar letztere aus Gusseisen überall da, wo dieselben
in die Erde zu liegen kommen und hat man ausser der, von dem „Deutschen
Verein von Gas- und Wasserfachmännern" angegebenen, umstehend skizzierten
Konstruktion (Fig. 4) noch verschiedene Ausführungen in der Praxis ein-
geführt.
Bei der Druckluftanlage in Offenbach a. M., welche mit acht Atmo-
sphären im Maximum arbeitet, hat man eine Muffenverbindung in die Erde
veriegt, welche in umstehender Fig. 5 dargestellt ist und sich sehr gut
bewahrt hat.
Wahrend bei der zuerst angegebenen Konstruktion die Dichtung der
einzelnen Röhren durch Einstemmen eines Zopfes aus geteertem Strick,
Darübergiessen von flüssigem Blei und späterem Feststemmen des letzteren
hergestellt wird, geschieht hierbei das Abdichten durch zwei Gummiringe,
welche lose über je ein Ende der ganz glatten Rt ihren geschoben und
durch zwei ebenfalls lose, mit vier Schrauben versehene Scheiben, gegen
eben zwischengelegten Eisenring geprcsst werden. Der King sitzt mit seiner
Mitte über den zu verbindenden Röhren, welche jedoch nicht dicht zusammen-
stossen, sondern für die Längsausdehnung genügenden Spielraum besitzen.
A Allgeioeines.
Mit Hilfe dieser Muffenverbindung ist das Montieren der Leitung sehr
einfach, ebenso leicht ist ein Auswechseln von schadhaften Röhren und ein
Einbau von Abzweigungen.
Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6.
Ausser dieser Ausführung hat man den Druckluftröhren in Offenbach
a. M. noch die in Fig. 6 dargestellte Form gegeben, bei welcher, ähnlich
wie bei den normalen Muffenröhren, das eine Ende des Rohres gerade und
das andere Ende muffenartig gebildet ist.
Der Gummiring, welcher auch rechteckigen Querschnitt besitzen kann,
wird von dem losen Ring mittelst mehrerer Schrauben festgepresst.
Da, wo bei Pressluftleitungen Flanschenverbindungen angewendet werden,
sind nur Gummidichtungen ohne Einlage oder Asbestdichtungen zu verwenden,
auch haben sich die in Firnis getränkten billigen Papierdichtungen ganz
gut bewährt.
Leitungen für e v a k u i e r t e L uf t sollte man ausschliesslich mit Flanschen-
verbindungen anordnen, und auf das Legen derselben die grösste Sorgfalt
verwenden, da die geringste Undichtigkeit das Vakuum nicht unwesentlich
beeinflusst und eine vorhandene Undichtigkeit in der Leitung ausserordentlich
schwer zu finden ist. Bei Dampfleitungen erkennt man jede Undichtigkeit
am ausströmenden Dampf, bei Pressluftleitungen entweder durch das Gehör
oder durch die Blasenbildung einer, mit einem Pinsel an den Verbindungs-
stellen aufgetragenen Seifenlösung; bei Leitungen für verdünnte Luft aber
muss man, wenn alle Anzeichen auf eine Undichtigkeit schliessen lassen,
Verbindung für Verbindung losnehmen und frisch verdichten.
Eine sichere, allerdings kostspielige Leitung für verdünnte Luft erhält
man dadurch, dass man die geraden Strecken aus sog. Gasrohr mit aufge-
schraubten, gestemmten und hart gelöteten Muffen versieht und die Krümm-
ungen durch Normalkrümmer mit Flanschen herstellt. Als Dichtungsmaterialien
dienen dieselben Materialien wie bei den Pressluftleitungen.
Bei den Wasserleitungen muss man für die Wahl der zu ver-
wendenden Dichtungsmaterialien Druck-, Saug-, Warm- und Kaltwasser-
Leitungen unterscheiden.
Druckleitungen für warmes oder kaltes Wasser sollten immer
nur aus Flanschenröhren oder in kleinen Dimensionen bis etwa zu 50 mm
Durchmesser aus Gasröhren mit Flanschen oder Muffen hergestellt werden,
da man bei Anwendung von gusseisernen Muffen röhren und höherem Druck
Gefahr laufen kann, die eingestemmten Bleiringe herauszudrücken.
Verdichten und Rohrleitungen. ^
Ein gleiches in Bezug auf die MufFenröhren gilt bei den Saugleitungen
fQr warmes Wasser, da man hier befürchten muss, dass sich der eingestemmte
Bleiring mit der Zeit durch die umgebende Wärme an den Wandungen der
Muffe lockert und Luft eintreten lässt, welche das Saugen der Pumpe nicht
nur erschwert, sondern unter Umständen ganz unmöglich machen kann.
Bei Saugleitungen für kaltes Wasser wendet man wohl ausschliess-
lich die Muffenröhren an und um so mehr, als wohl der grösste Teil
dieser Leitungen unter der Erde liegt. Als Dichtungsmaterial bei Flanschen-
röhren far Wasserleitungen wendet man meistens Gummi ohne Einlage oder
Asbest an.
Leitungen für Säuren und Laugen werden ausschliesslich aus
Flanschenröhren hergestellt, nur bei Anwendung von Bleiröhren, z. B. bei
dünner (50 — 60® B.) Schwefelsäure, lötet man, wie auch schon vorher bei
den Dampfleitungen gesagt, grosse Längen zusammen und legt nur da, wo
unbedingt erforderlich, Flanschen Verbindungen ein; zum Abdichten hat sich
der Asbest durchgehends bewährt.
Für das Verdichten von Destillations-, Rektifikations-, Ex-
traktions- etc. Apparaten sind ebenfalls keine bestimmten Regeln an-
zugeben, da die Eigenschaften des dabei zu verarbeitenden Stoffes immer
nur bestimmte Dichtungen mit gutem Erfolg anzuwenden gestatten. Ausser
Gummi mit und ohne Leinwand- oder M eta 11 ein lagen, Asbest-
platten oder Schnüren finden Dichtungen aus Blei platten, aus Draht-
gewebe mit Mennig- oder Schwarz kitt, aus Bleir öh ren mit Woll-
einlage, aus feinem geschlämmten angefeuchteten Thon u. s.w. grosse
Verwendung in der chemischen Industrie.
Ein gleiches trifft vollständig zu beim Abdichten von Mannlöchern
und Gefässdeckeln der diversen Apparate, wo ebenfalls, je nach dem
darin zu behandelnden Körper, entsprechendes Dichtungsmaterial anzuwenden
und auch ganz besonders auf die eingangs erwähnte Hauptregel, nämlich
ein regelmftssiges Ansiehen der BefestigungsBohrauben, zu aohten ist.
Wird hierbei einseitig angezogen, so kann der auf dem Deckel lastende
Druck die schon bis nahezu an die Elastizitätsgrenze beanspruchte Schraube
vollständig zum Bruch bringen und, wenn im günstigsten Falle die anderen
Schrauben den Druck dann noch aushalten und ein Abfliegen des Deckels
verhindern, so kommt man mit einer Undichtigkeit und event. Betriebsein-
stellung davon, im ungünstigsten Falle aber, wo die anderen Schrauben den
Druck nicht mehr aushalten können, fliegt der Deckel in die Luft.
Das Umhüllen oder Bekleiden von Röhren etc. Um bei Dampf-
lei t u n g e n, ganz gleichgiltig, ob dieselben in einem gedeckten Räume oder
im Freien liegen, das durch die Abkühlung des Dampfes an den verhältnis-
mässig kalten Rohrwänden entstehende Kondensationswasser auf ein sehr ge-
ringes Quantum herabzumindern, versieht man die Oberfläche dieser Leitungen
mit einem Wärmeschutzmittel. Der Herstellung dieser Wärmeschutz-
mittel hat sich nun die Industrie ganz energisch bemächtigt und so sind
eine stattliche Reihe von Fabriken entstanden, welche jede ihr besonderes
Präparat herstellt.
Um über diese, für die Praxis so wichtige Frage Klarheit zu erlangen,
sind schon von den berufensten Personen die ausführlichsten Versuche ange-
stellt und die interessantesten Vorträge gehalten worden, aber alle haben noch
nicht zu abschliessenden Resultaten geführt.
6 Allgemeines.
Damit aber die Objektivität dieses Buches gewahrt bleibt, sollen nur,
ohne auf die Vor- und Nachteile der einzelnen der vielen Fabrikate einzu-
gehen, die Wärmeschutzmittel ganz allgemein behandelt werden, um zu ersehen,
unter welchen Verhältnissen sie mit Vorteil angewendet werden können oder
nicht. Das Nachstehende ist einer, in der ,, Zeitschrift des Vereines Deutscher
Ingenieure", Jahrgang 1887, enthaltenen Abhandlung entnommen, deren Ver-
fasser der Zivil- Ingenieur H. Bei Im er, Stuttgart, sich seit langen Jahren
speciell mit diesem Gegenstand beschäftigt hat.
„Die Haltbarkeit der Wärmeschutzmassen steht bis zu einem gewissen
Grade im umgekehrten Verhältnisse zu ihrer Schutzfähigkeit. Es ist bekannt,
dass die schlechtesten Wärmeleiter, soweit sie hier in Betracht kommen
können, im allgemeinen die tierischen Faserstoffe sind: Federn, Seide,
Haare, fettfreie Wolle. Nach diesen kommen die pflanzlichen Faser-
stoffe: Baumwolle, Stroh, Cellulose, Torf, Kork und die künstlichen Fabrikate
aus Kork. In dritter Reihe stehen die pulver förmigen Stoffe pflanz-
lichen und mineralischen Ursprunges: Holzasche, Kieseiguhr, Sägemehl,
Kokespulver, Schlackenwolle. Endlich kommen die plastischen als Kompo-
sitionen aus den vorstehend erwähnten mit tierischen oder pflanzlichen
und selbst erdigen Bindemitteln, sowie diese letzteren: Lehm, Kalk, Gips,
allein oder mit wenig Haaren vermengt.
Die zerstörenden Einflüsse, welchen diese Wärnieschutzmittel unter-
worfen sind, können verschiedener Art sein :
A. I. Durch zu hohe Temperatur leiden bis zu einem gewissen
Grade die tierischen Faserstoffe, indem sie ihr Verbindungswasser verlieren
und sich bräunen, versengen. Diese Veränderung dringt jedoch erfahrungs-
mässig bei den angewendeten höchsten Temperaturen und bei massiger
Dicke der wirksamsten Umhüllungen nur bis zu einer unschädlichen Tiefe
in die Umhüllung, von wo ab die Temperatur unter der kritischen von etwa
100® C. bleibt. Die versengte Zone verliert aber nichts an ihrer Isolier-
fähigkeit und schützt dadurch die äussere Schicht gegen Zerstörung, so dass
das ganze Material in der Hauptsache unversehrt bleibt und die versengte
Schicht an ihrem Platze erhält.
2. Am wenigsten oder gar keinen Einfluss hat selbst die höchste vor-
kommende Temperatur auf die erdigen plastischen Massen.
3. Der zerstörende Einfluss hoher Temperaturen ist am wirksamsten,
zuweilen sogar bedenklich, auf die Pflanzenstoffe, da diese mit Flamme ver-
brennen können.
B. I . Der chemisohen EinwirkuDg widerstehen die tierischen Faser-
stoffe : Seide, Haare, Wolle in unabsehbarer Zeit vollständig.
2. Erdige plastische Massen, wenn ohne pflanzliche Beimischungen,
erleiden keine Veränderung; Hochofenschlacke verwittert fast immer.
3. Am meisten leiden die plastischen Massen aus Pflanzenstoffen mit
tierischem oder pflanzlichem Leim und die hieraus hergestellten Form-
stücke.
C. I . Unter rein meohanischeii Einflüsseii leiden, so lange es nicht
gewaltsame äussere Einwirkungen sind, die jedes Material zerstören, tierische
Fasers toflfe gar nicht,
2. plastische mineralische Massen am meisten und
3. plastisch gemachte Pflanzenkörper und die daraus hergestellten
Formstücke nicht viel weniger.
Wärmeschatzmittel. n
Somit wirken auf die unter A, B und C ad 3 angeführten Stoffe die
thermischen, chemischen und mechanischen Einflüsse gleichzeitig zerstörend.
Die ad 2 bezeichneten unterliegen wesentlich nur den rein mechanischen
und die ad i aufgeführten nur den thermischen Einflüssen.
Die mechanische Einwirkung auf die wenig elastischen, plastischen Massen
ist allgemein bekannt und sollten diese, namentlich aber die erdigen, da ihr
Isolierwert ein verhältnismässig sehr geringer ist, als unzweckmässig nicht
mehr zur Verwendung kommen."
Bei der Auswahl eines dieser Wärmeschutzmittel ist noch der Preis,
die leichte und schnelle Anbringungsweise und die Wiederverwend-
barkeit derselben zu berücksichtigen. Namentlich der letzte Punkt ist in
der chemischen Industrie insofern von Wichtigkeit, als es sehr häufig vorkommt,
dass mit solcher Masse umhüllte Rohrleitungen und Apparate ihren Platz
und auch ihren Zweck ändern und es dann nicht zu unterschätzen ist, wenn
das hierdurch frei gewordene Material anderwärts wieder Ven\'endung finden
kann. Am meisten haben sich wohl die Fabrikate von E. und C. Pasquay,
Wasselnheim (Seidenabfall), Grünzweig & Hartmann, Ludwigshafen (Kork)
und Berkefeld, Celle (Kieseiguhrkomposition) eingeführt.
Luftleitungen, namentlich solche, welche in nassen Luftpumpen
erzeugte Pressluft fortleiten, müssen im Winter gut vor Frost geschützt werden
und hilft man sich hierbei am besten dadurch, dass man Bleiröhren von
etwa 10 mm Durchmesser um die Röhren wickelt und so viel Dampf durch
dieselben streichen lässt, dass am Ende dieser Heizleitung noch warmes
Kondensationswasser abfliesst.
Auch bei Rohrleitungen für solche Körper, welche leicht ein-
frieren, z. B. Benzol, hilft man sich in derselben Weise, oder man legt
neben die zu schützende Leitung eine Dampfleitung und umwickelt beide
gemeinschaftlich mit Filz, welchen man seinerseits durch eine Blech- oder
Leinenumhüllung, die später angestrichen wird, vor dem Einfluss der
Witterung schützt.
Auch solche Apparate, in welchen eine gewisse Temperatur erhalten
werden muss, umwickelt man mit einer dünnen Bleirohrleitung, durch welche
man dann so viel Dampf strömen lässt als nötig ist, um die dem Apparat
durch Ausstrahlung verloren gegangene Wärme zu ersetzen.
Dies wäre wohl das Wichtigste, was man über Rohrleitungen im all-
gemeinen und soweit es der Rahmen dieses Buches erlaubt, sagen könnte.
Das Verpacken, Sohmieren. Fernere mechanische Handhabungen,
die täglich vorkommen, sind das Verpacken der Stopfbüchsen und das
Schmieren der Maschinen und Apparate.
Was das Verpacken der Stopfbüchsen anbetrifft, so lassen sich auch
hier keine allgemeinen Vorschriften über das Packmaierial angeben, da das
Verhallen desselben den abzuschliessenden Körpern gegenüber, je nach deren
Eigenschaften, ein ganz verschiedenes ist.
Bei Wasser und Wasserdampf ist immer noch der schon von
unseren Vorfahren benutzte, mit heissem Talg getränkte Hanfzopf in An-
wendung; seine geringe Dauer hat aber zur Erfindung von anderen Dichtungs-
materialien gedrängt. Man verpackt mit quadratisch oder rund geflochtenen
Asbest oder mit getalgten Baumwollschläuchen, die mit Talkumpulver
(s. Fig; 7) oder einem Gummikern ausgefüllt sind. Letztere Packung, die
r
8 Aügcmtin«.
Sfigenannte Tuckschnur ist von verhältnisralissig langer Dauer, hal aber
den Nachteil, dass beim Anlassen der Maschine so lange Dampf entweicht,
bis der Gummikem warm geworden ist und sich ausdehnt.
Bei grösseren Dampfmaschinen sind jetzt vielfach die meist aus Hart-
blei hergestellten Metall -Packungen im Gebrauch. Dieselben bestehen (s. Fig. 8)
aus einer Anzahl radial geteilter, konisch in einander gelegter Ringe, bei
denen der untere Ring an der unteren Fläche im Stopfbüchsen-Gehäuse
meist ebenfalls eine konische Auflage hat. Der obere Ring ist gerade, die
Bohrung dieser Ringe passt genau zur Stange und der Durchmesser derselben
ist dem liohlen Raum der Stopfbüchsen kämm er angepasst. Zwischen Stopf-
büchse und Packung kommt dann entweder ein Tuck- oder Talkum schnurring.
Durch massiges Anziehen der Stopfbüchse schieben sich die einzelnen geteilten
Ringe durch die konische Form so in einander, dass sie fest an der Statige
anliegen, und da die Stösse bei den Ringlagen versetzt sind, ergeben sie
eine sehr gute Abdichtung,
F.g 7
f<e S
Bei Stopfbuchsen nelche S luren und Laugen abschlieasen sollen,
verpackt man m den meisten Fallen mit aus. Asbest hei^estellten Zöpfen,
da die anderen Mrten^hen durchweg schnell angegnffen werden
Gende wie bei den Rohr\ ertm düngen ist auch bei den Stopfbüchsen
auf ein gleiohrnftsBigeB Anziebeo der SetiTBuben zu aohtan, da im anderen
Falle die Achsen der SIl pf budist und der WlWl nuht mehr pirallel liegen,
sondern sich sthneiden
Hierdurch entsteht einerseits ein schiefer Druck der Stopfbuchse, also
auch der Verpackung auf die Welle und ein schneller Verschleiss derselben;
andererseits bilden sich zwischen Welle und Verpackung Zwischenräume,
welche genügen, um das abzudichtende Material an der Stopfbüchse durch-
strömen zu lassen.
Aber nicht nur gleichmassig, sondern auch nicht zu fest sollen
die Stopfbüchsen angezogen werden, da man sonst das Packungsmaterial
so fest gegen die sich bewegende Welle presst, dass dieselbe gebremst wird
und unter Umstanden stehen bleiben kann; wenn dies nun auch gerade der
Verpacken und Sclimicren.
11 ist, so liegt doch immerhin in dem zu festen Anziehen der
Stopfbüchsen ein Mehr\'erbrauch an Kraft und Material ohne jeden Nutzen,
Ueber das Schmieren von Apparat en und Maschinen lÄsst sich
nur sagen, dass man, wo irgend möglich, eine automatische Schmierung
anwenden soll, und wo es geht, eine Zentralsch mierung anordnet, d. h.,
dass man möglichst viel Schmiervorriclilungen von einer Stelle aus bedient.
Das konsistente Fett, weiches ziemlich viel gebraucht wird, hat das
Schmieren sehr erleichtert, da man dasselbe von jeder beliebigen Stelle aus,
mittelst dünner Gasrohren und besonders dazu konstruierter Schmierbüchsen,
nach den unzugänglichsten Schmierstellen, welche aber ebenso wie die Leitung
frostfrei liegen müssen, pressen kann. Wo dies aber nicht angängig ist, also
z. B. bei allen Kurbehi, Exccnterr etc., tr;ige man dafür Sorge, dass das
Schmieren durch den Arbeiter nie während dea Ganges der betrelTenden
Maschine geschieht, da UnPjlle nicht ausgeschlossen sind und der hierdurch
entstehende Schaden von der betreffenden Berufsgenossenschaft nicht aner-
kannt *ird.
Zu den mechanischen Hilfsmitteln, welche dem Belriebschemiker
auch wohl bekannt sein müssen, gehören vor allen Dingen die Hahne,
Ventile, Schieber imd die Kondensationswasscrableiter.
Ueberall da, wo man ei'
Bnd zu schliessen wünscht, ist die E
oder Schiebers erforderlich.
Bei den Hahnen unterscheidet
die gewöhnlichen Kükenhahne, Si
imd die selbstdiclitenden Hahne.
: Rohrleitung beliebig oft zu offnen
ischaltung eines Hahnes, Vcntiles
an in Bezug auf die Konstruktio:
pfbüchshahne, Kappenhahn
Die Kükenhähnc (s. Fig. q) werden nur da angewendet, wo es
weniger auf besonders gute Ausführung ankommt und wo der billige Preis
derselben massgebend ist. Sie haben zwei Stellen, an denen sie undicht
werden k^mnen, nSmlich ober- und unterhalb des Kükens, während dies bei
den anderen drei Konstruktionen nur oberhalb desselben der Fall ist, da
das Küken bei diesen nur nach einer Seite durchgeht.
Aus diesem Grunde werden diese Konstruktionen bei besseren Aus-
tGhmngen und namentlich bei höherem Druck mehr verwendet als die
KükenhShnc.
Sind die Küken festgebrannt oder zu fest angezt^en gewesen, so
lockert man bei den Kükenbähnen die Mutter des Küken.« um '/i ^'^
I Gang und schlagt von unten leicht und vorsichtig dajjegen, bei dem
) u. II) lockert man die Stopf*
Küken vermittelst der unten
Allgtme,
Stopfbüclis- und Kappenhahn (s. Fig.
büchse bcKw. die Kappe und schiebt d
angebrachten Schraube heraus. i
Um das Festbrennen der Küken zu verhindern, hat man Hähne mit
Schmier Vorrichtungen konstruiert. Einen derartigen Hahn bringt die
Firma Hans Reisen in Köln nach untenstehender Fig. 12 in den Handel.
wobei ausserdem noch die Anordnung getroffen ist, dass niclit wie sonst die
Packung auf das Hahnküken wirkt, sondern letzteres wird durch eine ge-
schlossene Mutter nach Bedürfnis angezogen und gehalten. Dadurch, dass
t'<g. 13-
die Mutter geschlossen und die Zwischenscheibe auf beiden Seiten auf-
(jesclililfen wird, ist auch nach unten eine nochmalige Abdichtung erreicht.
F,s kann demnach die Stopfltüchse fest angezogen werden, olme dass der
Huhn sich dadurch wesentlich schwerer drehen iHsst; ausserdem hat diese
Konstruktion noch den Vorteil, dass die Packung nicht durch den in der
Leitung herrschenden Druck zusammengepresst werden kann.
Die Maschinen- und Armaturen fabrik vorm. Klein, SchanzHn &
Hecker in Frankenthal {Pfalz) verhindert das Anbrennen der Küken da-
durch, dass sie — siehe obenstehende Fig, 13 — in dem Hahnengehäuae
4 scIiwjilbenscliwanzGimiige Nuten anbringt und diese mit Asbestfasern fest
uusslumpfl. Stellt man nun den Hahnen aus möglichst süurebestandigein
MaloriHl {t- H. Mirametall) her, so erhält man ein Abschlussorgan, welchea
iu der chcinisdien Industrie die weiteste Verwendung verdient.
Gut haben sich die sogenannten »selbstdichtende 11 Hähnec be«
wjthrl, vuu d»nen Fig. 14 und 15 zwei verschiedene Konstruktionen zeigen.
Die ertte .Ausführung hat gegen die zweite den Nachteil, dass das
lliiKiikilkcn Tiur bei goi'iflneter Stellung durch den Druck des Dampfes
i
Hähne.
oder der Flüssigkeit gegen die Dichtung« flachen des Gehäuses gedrückt
wird, während dies bei der zweiten immer der Fall ist.
Ausserdem hat die zweite Konstruktion, wenn die freien Querschnitte
gross genug sind, noch den Vorteil, dass das Küken wegen seiner gleich-
massigen Erwännimg immer leicht gehl, da der Dampf oder die Flüssig-
keit stets das ganze innere Gehäuse umgiebt und innerhalb des Kükens
sieht. Dadurch, dass das Küken nur eine Öffnung hat, besitzt es eine
bedeutend grössere Dichtungsflache als alie anderen Konstruktionen.
Einen Nachteil besitzt diese Hahnen kons truklion insofern, als durch die
Anordnung des Kükens die Richtung des durch die Leitung strömenden
Dampfes geändert uird.
Wird ferner der Halm in der gezeichneten Stellung in eint- horizontale
Rohrleitung eingebaut, so wird sich im geschlossenen Zustande, namentlich
bei feuchtem Dampf, unterhalb des Kükens ein Wassersack bilden, dieses
Wasser wird dann beim Oeffnen des Hahnen von dem nachdrückenden
Dampfe so kräftig gegen das Hahnengehäuse geschleudert, dass ein Zer-
springen desselben leicht eintreten kann. Aus diesem Grunde müssen die
nach dieser Konstruktion ausgeführten Hahne immer so in die betreffende
Leitung eingebaut, oder an einen beliebigen Apparat geschraubt werden, dass
sich niemals ein Wassersack bilden kann.
Bei sehr billigen und unter geringem Druck stehenden Leitungen be-
nutzt man auch die sogenannten Gasbähne, deren mit zwei Muffen ver-
tehenes Gehäuse aus Seh mied ec
gepresst ist und eine
Küken besitzt.
Zur Verbindung der Hahne
mit den Rohrleitungen versieht man
dieselben mit Flanschen, oder mit
HüfTen fßr Gewinde, oder mit
Zapfen zum Einigten, oder einer-
Kils mit Flanschen und andererseits
mit Muffen, oder einerseits mit
Flanschen oder Muffen und anderer-
leiis mit Auslauf- oder Schlauch-
veischraubungen etc. etc., so dass man für alle inöglic
die entsprechend passenden Hähne sofort erhalten kan
r
12 Allgemein«,
Alle oben skizzierten Hahne sperren nur ein Rohr ab welches gerad-
linig weiter lauft, es kommen aber Fäüe vor wo an der Stelle an welcher
die Rohrleitung einen Winkel bildet, ein Hahn angebracht uerden muss. In
solchen Fallen wendet man Winkelhähne (s vorstehende Fig i6) an
wodurch gleichzeitig das sonst noch nötige Bcgenstück gespart wird.
Um eine Leitung mit zwei zu ihr senkrechten Leitungen mittelst eines
Hahnens in und ausser Verbindung zu setzen benutzt man die D r e i w
bahne, welche so eingerichtet sind, dass man entweder die linke oder die
rechte der horizontalen Leitungen mit der \ertikalen verbinden kann und ist
im ersteren Falle die rechte, im zweiten die linke Leitung abgeschlossen.
s. Fig. 17, uder man bohrt den Hahnenkuken wie in Fig 18 und man
kann dann ausser der oben beschriebenen Korabmation noth alle drei Leit-
ungen gleichzeitig mit einander verbinden und abstellen
Di
e Hahne «erden entweder ganz in Rotguss oder ganz in Eise
Eisen mit Rotgussküken hergestellt, je nach dem Zweck, dem
oder
sie dienen sollen.
Für Wasser und Wasscrdampf wird man, des Festrostens wegen,
entweder ganz in Rotguss ausgeführte Hahne oder solche mit eiseniem Ge-
häuse und Rotgusskflken verwenden, wahrend man für Laugen und solche
Säuren, welche Eisen nicht angreifen, z. B. ob" B. Schwefelsaure,
eiserne Gehäuse mit Eisenküken oder ein säurebeständiges Material,
benutzt.
Für SalpfirrsfLuri-, Salzsiiure etc. wendet man aus harter StoJ
gulmasse oder Thon hergestellte Hahne an. welche absolut dicht (
schliffen sind ; zur Verbindung mit einer Flanschenleitung werden diese E
von aussen mit Blei gefasst, mit Schwarzkitt verdichtet, das vordere '
dieses Bleies in Rohrform gebracht und mit eisernen Gegenflansclien verse
Ventile.
13
Eine andere Ausführung von March Söhne in Charlottenburg zeigt
vorstehende Fig. 19, bei welcher das aus Thon hergestellte Hahneng^e-
bäuse mittelst zweier Schrauben zwischen die Rohrleitung gepresst und ein
Herausfliegen des Kükens durch die über demselben befindliche Schraube
verhindert wird.
Finden Thonhähne bei Tourills, wie z. B. in der Salpetersäure-
fabrikation Anwendung, so erhalten deren Gehäuse einen konischen Ansatz,
welcher in den Auslaufstutzen des Tourills wasserdicht eingeschliffen ist. (S.
Fig. 20.)
Dieser Hahn, eine Konstruction der Thonwaarenwerke in Bettenhausen
b. Kassel, zeichnet sich durch die eigentümliche schräge Bohrung des
Kükens aus, wodurch etwaige Rillen nur an solchen Stellen entstehen können,
mit denen kein Auslauf auf der entgegengesetzten Seite korrespondiert, also
ein Undichtwerden des Hahnens nicht so leicht eintreten kann.
Bei anderen chemischen Produkten, z. B. bei der Herstellung von
Pikrinsäure, wendet man Hähne ganz aus Hartgummi, bei anderen Säuren
wieder solche aus Hartblei mit Hartgummiküken an, welche man ebenso
wie die eisernen, als Flanschen-, Muffen- u. s. w. Hähne herstellen kann.
Ventile. Bei den Ventilen ist in Bezug auf die Konstruktion und auch
das zur Herstellung benutzte Material eine viel gn'^ssere Vielseitigkeit vor-
handen als bei den Hähnen. Man bringt immer mehr Ventile in Anwendung
als Hähne, was wohl hauptsächlich darin seinen Grund hat, dass sie sowohl
ein genaueres Einstellen der Durchgangsöffnung gestatten, als dass auch durch
das verhältnismässig langsame Oeffnen und Schliessen vermittelst der Spindel
eine plötzliche Druckverminderung oder -Erhöhung der in der Leitung be-
findlichen Flüssigkeit nicht eintreten kann.
Dass das plötzliche Abstellen einer unter Druck stehenden Wasser-
leitung vermittelst eines Hahnes für diese schädlich werden kann, beweist
schon das Verbot der Anwendung von Hähnen in den meisten städtischen
Wasserleitungen, da durch schnelles Auf- und Zudrehen eines Hahnes ein
so starker Schlag — Wasserschlag — in der Leitung entsteht, dass die
Röhren leicht platzen und dadurch viel Unheil anrichten können.
Bezüglich der Konstruktion der Ventile unterscheidet man in der Praxis
Bauch-, Eck-, Speise- und Niederschraubventile und zeigen die
drei ersten Konstruktionen bezüglich Führung und Abdichtung der Spindel,
sowie der Kegel und Sitze so viel Abweichungen, dass hier nur die haupt-
sächlich vorkommenden Ausführungen besprochen werden können.
Die Bauch-, Eck- und Speiseventile sollen für sich vorerst behandelt
werden.
Die gebräuchlichste Herstellung ist in Eisen mit Rotgussgarnitur; die
Anordnung der Spindelabdichtung richtet sich nach dem Durchmesser der Ventile.
Für einen Durchmesser von 15 bis 35 mm wendet man eine Ver-
schraubung mit Ueberfallmutter (s. Fig. 21), für einen Durchmesser von 25
■ bis 50 mm einen aufgeflanschten Eisendeckel mit Ueberfallmutter (s. Fig. 22)
i und für tinen Durchmesser von 25 bis 250 mm einen aufgettanschten Eisen-
( deckel mit Stopfbüchse (s. Fig. 23) an. Bei letzterer Ausführung wird die
■) Spindel oberhalb der Stopfbüchse mit Gewinde versehen und wird die hierdurch
i nötig gewordene Führungsmutter entweder durch einen Süulenaufsatz, wie
^ig« 23 zeigt, oder durch einen Bügelaufsatz gehalten ; letzterer ist aus Guss-
14 Allgcmcm«.
eisen und etwas billiger als erscerer, dafür aber auch leichter zerbrechlich
als dieser.
Die verschiedenartigen Konstruktionen der Kegel und Sitze, sowie
der Befestigung der ersleren an die Spindel sollen an den Figuren 24 bis 31,
welche Ausführungen der Finna Ludwig Becker, OfTenbach a. M. wieder-
geben, behandelt werden.
Fig. 23-
Fig, 24 wird benutzt bei Ventiien von 15 bis 35 mm Durchmesser,
Fig. 25 bei solchen von 40 mm Durchmesser an.
Fig. 26 zeigt eine Abdichtung nach Jenkins, welche sich nach lang-
jährigen Erfahrungen, sowohl bei Dampf als auch bei kalten und warmen,
alkalischen und sauren Flüssigkeiten vorzüglich bewährt hat. Die |
Dichtungsringe nutzen sich nur wenig ab und kiSnnen sehr leicht und ohne
das Ventil aus der Leitung zu entfernen, durch neue ersetzt werden. Eine
andere Befestigung des Jenkinsringes zeigt der Ventil durchschnitt in Fig. 28. ^
Fig. 27 stellt eine Kegel- und Sitzkonstruktion für eine Dichtung aus
Komposition, z. B. Hartblei oder Hanf dar. Diese Ausführung hat den
grossen Vorteil, dass sie auch dann noch abdichtet, wenn die Flachen nicht
mehr ganz glatt oder wenn Unreinlichkeiten zwischen Kegel und Sit« '
gekommen sind. Die Erneuerung ist, wie aus der Figur ersichtlich, ebenfalls
eine sehr bequeme, indem man die Komposition herausschmilzt, neue ein-
giesst und egalisiert, oder, wenn man keine Schwalbenschwanz form ige, sondern
eine gerade Nute im Kegel angeordnet hat, verfährt mau ähnlich wie bei der
Jenkinsdichtung.
Fig. 29 giebl die Konstruktion für die Fälle an, wo als Kegelabdich? ,
tung Gummi. Leder. Holz oder Vulkanfiber gewählt wird, -wit
bei dicken Flüssigkeiten der Gummi und bei Benzin das Leder
Bei Speise Ventile n finden die umstehenden Konstruktioner
Wendung, weiche sich nur dadurch unterscheiden, dass in Fig. 30 der]
Kegel im Siiz gefülirt wird und seine Hubbegrenzung durch einen, obes.|
nn Kegel befindlichen, iii einer am Ventildeckel angcbrai.hten Büchse
gleitenden Stifte erhalt und dass in Fig. 31 der Kegel sich nicht im Sitz,
sondern in einer am Ventilgehause angeordneten Führung bewegt und
durch einen aus dem Ventildeckel herausragenden Stift seinen Anschlag
bekommt.
Bei diesen Anordnungen wird der Kegel immer nur vom Dampfdruck
auf seinen Silz gepresst und nur durch den Druck des Speisewassers
während der Druckperiode der Speisepumpe abgehoben; will man aber
auch von aussen den Kegel auf den Sitz
drücken können, so wird umstehend skiz-
ziertes Ventil (Fig. j2) benutzt, bei welchem
der Kegel auf der Ventilspindel gleitet und an
dieser seinen Anschlag nach oben erhalt; man
hat es somit in der Hand, dem Kegel viel,
wenig oder gar keinen Hub zu geben, also
im letzteren Falle das Ventil von aussen ab-
zustellen.
Samtliche bis jetzt besprochenen Kegel-
kotatruktionen sind nicht entlastet und lassen
sich deshalb die mit demselben ausgestalteten
Absperrventile, bei grossen Durchmessern, nur
durch grosse Kraftanstrengungen oder durch
Anwendung von Hebeln öffnen und schliessen.
Diesem Cbelstand ist durch das Absperr-
ventil System Daelen mit enttasleiem Kegel
abgeholfen und soll dasselbe an Hand der neben-
stehenden Fig. 33, eine Ausführung der Finna
Schäffer & Budenberg, Buckau-Magdebuig,
naher beschrieben werden. Der Dampf tritt
nicht wie bei den gewöhnlichen Absperrventilen
unter, sondern über dem Kegel ein. Direkt an
der Ventil Stange befindet sich nur der kleine
mtkher die in der Mitte des losen Hauptkegels befindliche Öffnung
Der Hauptkegel ist zylindrisch in das Ventilgehause eingepasst, .
M viel Spielraum, dass sich der Dampf- resp, Wasserdruck in
obeihalb des Ventilkegels fortpflanzen, also beide Kegel nieder-
Siibald man nun die Ventilspinde! hochschraubt und dadurch
H j Ti K<^1 öffnet, so dass der in dem Räume oberhalb der Kegel
Diwk entweichen kann, hebt sich der grosse Kegel durch den
^ Wasserdruck von selbst, ohne die Spindel zu belasten. Beim
. V,-niiles ist die Arbeitsweise ebenso; dadurch, dass man
.hirch Niederdrehen der Spindel schliesst. entsteht ober-
■ in Druck, durch welchen die letzteren von selbst auf ihre
■-. kl werden.
■_■ iiben gesagt wurde, kann man die Ventile verhältnismässig
,_1>, und M hliessen, es kßnnen aber auch Falle eintreten,
. .i,i' < ir \-it, eine Leitung schnell absch Hessen zu ■
■ ' ■ 1 Dampfleitung zur Dampfmaschine, bei einem
oder an einer Ziifühningsleitung nach
cli.hem, durch eine vorgekommene Unregel-
" I
1
I Untenstehend abgebildetes Ventil (Fig. 34) — eme patentierte Aus-
Räining der Firma Schaffer & Budenberg — ennöglicht dies auf eine
seht einfache Weise, nur miiss das Ventil so in die Leitung eingeschaltet
«erden, dass der Dampf über dem Kegel eintritt und letaleren, beim Anlüften
des Hebels, auf den Sitz zu drücken bestrebt ist.
^^2^^^^^g^_ Die Ventilslange ist liierbei aus zwei Teilen
_ ^^^^^^^^^^^ hergestellt, weiche an der Stelle a zusammen
^U s stossen. Um das Ventil z. B. vor dem Anlassen
H _. f^B >^ einer Damp&naachine mittelst des Handrades zu
W B ^^^^^^1 öffnen, wird die, um eine der Ventildeckelsäulen
^ ?T^^E-«-r i drehbare Kappe nach der Stelle a geschlagen
und so die beiden Teile der Veotilstange gewisser-
massen gekuppelt, worauf durch Drehen am
Handrad die gewünschte Stellung des Ventiles
bewirkt wird. Nachdem
man nun die Kappe wieder
zurückgeschlagen hat,
kann man durch Anheben
des Hebels den Schnellschliiss des Ventiles be-
werkstelligen. Um dies aber auch von entfernter
Stelle thun zu können, trägt der Hebel an seinem
Ende eine Oese, welche zur AufnaJime eines
Drahtes oder einer Kelle dient, die nach der
oder den Stellen geführt wird, von welchen
aus evenl. ein schnelles Schliessen gewünscht
werden könnte,
Eine ahnliche vom Oberingenieur Wach,
Höchster Farbwerke, konstruierte Absperrvor-
richtung wird von der Maschinen- und Arma tu r-
fabriic vorm. Klein. Schanzlin & Becker in
Frankenthal in den Handel gebracht.
Wie untenstehende Fig. 35 zeigt, besteht diese Vorrichtung aus
Eckventil, dessen Ventilspindel mit einem Hebelgewicht in Ver-
: ; bindung steht. Im normalen Zu-
stand wird der Hebel a durch
! 6 festgehalten, und der
Dampf kann in die Maschine ein-
treten; soll nun die Maschine plötz-
lich abgestellt werden, so braucht
man nur an der mit dem Klinken-
hebel verbundenen Schnur zu ziehen,
um durch Niederfallen des Gewichtes^
das Abschliessen des Dampfzutritts
zu bewirken.
In denjenigen Fallen, wo man
zwei verschiedene Leitungen mit einem
Ventil abschliessen wül, also da, wo
von einer Leitung aus Dampf etc.
Iiselnd nach zwei verschiedenen Verbrauchsstcllen geführt werden soll,
Biet man. ahnlich wie bei den Hähnen, die Dreiweg- oder Wechsel-
Stile an. deren Bauart aus umstehender Fig. 36, eine Konstruktion
[L. Becker, Offenbach a. M., zur Genüge hervorgeht.
Allgen
bildet
Bisher war angenommen, dass die Ventilgehäuse aus Eisen- oder Rotgtiss
hergestelit sind und nur die Kegelabdichtung aus anderem Materiale besteht,
für Säuren und Laugen aber ist es erforderlich,
dass das ganze Innere des Ventilgehäuses , die
Spindel, der Kegel und der Sitz mit, diesen Flüssig-
keiten gegenüber, indifferentem Material, z. B. Blei,
Zinn, Hartgummi ausgegossen bezw. umgössen ist.
Untenstehende Fig. 37 zeigt ein Ventil, bei
welchem alle nur je mit der Säure in Berührung
kommenden Teile durch Hartblei geschützt sind;
die Venlilspindel besteht auch hier aus zwei Teilen
und gleitet beim Oeffnen und Schliessen des Ventils
in der Stopfbüchse auf und ab, ohne sich in der-
selben zu drehen, wodurch die Dichtigkeit derselben
\"ii viel längerer Dauer ist.
Bei der Anbringung resp. Einschaltung
i!i.-r Ventile in die Dampfleitungen werden immer
11(11 h viele Fehler dadurch gemacht, dass dieselben
-' in die Leitung einmontiert werden, dass durch die
Lage des Ventilsitzes ein Wassersacfc, ahnlich
wie bei dem selbstdichtenden Hahne (Fig. 1 5) ge-
odurch ausser der Verengung des Querschnittes und des
eintretenden W'asseischlages noch eine Differenz der Dampfspannung zwischen
Kessel und Entnahmeslelle eintreten kann. Um dies zu vermeiden,
baue man die Durchgangs Ventile stets
so in die Dampfleitungen ein, dass die
Spindeln horizontal liegen. Obiger
Uebelstand fallt bei den weiter hinten be-
schriebenen Darapfschiebern durch deren eigen-.
tümliche Anordnung der abdichtenden Flachen
von selbst weg und kann man deren Spindeln
dann eine beliebige Stellung zur Leitung an-
nehmen lassen.
Bevor zur Besprechung der Nieder-
schraubventile übergegangen wird, sollen
die Dampfdruck-Reduzier-Ventile noch
kurz erwähnt werden.
Ueberall da , wo man hochgespannten
Dampf von wechselndem Druck, also aus
einem Dampfkessel, in einen Raum mit ge-
ringerem aber konstantem Druck, /.. B. in die
Heizschlange einer Destiilierblase, überführen
will, muss man die Reduzierventile an-
wenden. Bisher drosselte man den Dampf
durch die entsprechende Stellung der gewöhn-
lichen Abspenrentile auf den gewünschten
Druck, aber dies hatte den grossen Nachteil,
dass , sobald der Druck im Dampfkessel
das Ventil verstellen musste und es war auf diese
geradezu eine Unmöglichkeit, an der Verbrauchsstelle einen
Fig. 37.
Weii
auch
massigen aber geringeren Druck als im Kessel zu erhalten.
r das Gewicht B vom Stützpunkt
mg des durchgegangenen Dampfes
Man hat nun darch verschiedene Konstruktionen de;
errnciien gesucht, einen Apparat
iprflchen genügt.
Nebenstehende Fig. 38 7.eigt
«iReduzienen tilder Firma Losen-
Düsseldorf. mit Kolben-
,XH. Das Kolbenventi! ist otien
issen, sonst aber liohl, und
nur den Dampf durch, wenn
seitlichen runden Durchstrn-
tamgsOflhuiigen mit dem Ventit-
eingang korrespondieren. Wird aber
to Kolben infolge des an der
.\asgsngsseite herrschenden, etwa
m hohen Gegendruckes in die
H'ihe getrieben, so wird der Dampf-
lügang so lange ahgeschnillL-n,
bis durch den nun sinkenderj
Dampfdruck auch der Kolben wieder
61lt und den Dampfdurchgang eni-
Bprecherid öffnet. Das Gewicht B
auf dem Hebel D dient zur Regu-
lierung des Druckes, welchen der
duirhgela-ssene Dampf haben soll ;
'.' entfernt ist, desto höher wird di
und umgekehrt.
Fig. 39 zeigt ein
Reduzierventil
mit Doppelsilz-
fOhrungsfoim der
Finna Schaffer Ä:
Buden bcrg, Butkau-
llagdeburg. Bei ..Ije-
sem Ventil ist ckr
emiBstele Doppelsn/,-
lentilktfgel ciiiL-rli.ilb
mit einem Kolben ver- |
bundcn, welcher ini'p''- 1
liehst dicht eiiifie-
«-■hliffcn ist und su h
aa oberen Halse li(■^ |
V'eniilgehäuses bc- kij;. 3.1.
wegen kann. Auf dem
Kolben lastet, wenn das Ventil im Betriebe ist, von unten der reduzierte Druck und
von oben ein, auf eintm Hebel verschiebbares Gewicht. Tritt nun der Dampf durch
du Ventil hindurch, so kann sich unter dem Kulben nur ein so hoher Druck
bilden, als dem Gleichgewicht der Belastung durch das Gewicht auf den Hebel
eatspticht, ein weiteres Steigen des Druckes bewirkt ein Heben des Ge-
wichtes und hiermit ein entsprechendes SchÜesseti des Ventiles. Rohrchen R
dient dazu, den durch Undichtigkeit des Kolbens nach oben tretenden
Dampf abzufflhrcn.
r jedrs Reduzierventil aus Gründen der grösseren Betriebs^
^ noch ein Absperrventil in die Leitung einschallet,
^ ■■, iMU KeUvwicrve utile konstruiert, welche das letztere entbehrlich machen,
. I '>cklc luil einander verschmolz; derartige Konstruktionen werden
Aniiuturenfabrik ausgeführt, kfinnen aber ihrer grossen
lirtAi wn«l« hier aufgeführt werden.
. Jw alkntcucsten Patente in dieser Branche wurde der Firma
■. S'jdtnbeip. Buckau-Magdeburg, auf nebenstehendes kombi-
.il'ldiuck-, Reduzier- und Absperrventil genannt iMultiplex«
Dieses Reduzierventil (s. Fig. 40}
zeichnet sich vor allen anderen dadurch
aus, dass die selbstthätige Regulierung
des Druckes vermittelst einfacher Rflck-
sclilag Ventile erfolgt, welche bekanntlich
auf die Dauer den denkbar höchsten
Grad von Dichtigkeit gewährleisten, weil
sie durch den Dampf aui ihre Sitze
gedrückt werden.
Der Dampf tritt in <iet Pfeil-
richtung mit der Kessel- bezw. I.eitui^s-
s^iannung in den Apparat ein. An der
entgegeugesetzten Seite befindet sich
ein Kolben, auf den die reduzierte ^
Spannung drückt. Der Raum unter-
halb des Kolbens steht mit der Atmo-
sphäre in Verbindung. Dem Drucke,
den der Kolben auf diese Weise er-
fahrt, wirkt eine Feder entgegen.
Sinkt der reduzierte Druck unter
das durch die Federspannung bestimmte
Mass, so drückt die Feder den Kolben
hoch, hebt gleichzeitig durch den unteren
Stift mit der daran befestigten Platte
nacheinander die im Kreise angeord-
neten kleinen Rückschlag- (Multiplex-)
Ventile und nachdem diese geöffnet
sind auch den dann entlasteten grossen
Ventilkegel.
Die kleinen in der Mitte liegenden
(Muhiplex-) Ventile haben namhch ver-
schiedene Längen, so dass sie einzebi
eines nach dem anderen gehoben werden.
Hierin ist der wesentliche Vorteil d«
vorliegenden Konstruction begründet.
Der Feder- bezw. Kulbenmecha-
nismus hat für eine gewisse Schwankung
des reducierten Druckes nur eine be-
schrankte Energie, welche nicht aus-
j „e Ventile zu öffnen. Deslialb ve^^vendet man ab
■'^■" fcjjiiervcntilen doppcisitzige Ventile, die indes
^* mJftomBien dicht zu hallen, oder freischwebende
Ventile.
Ein Venlü, welches i
lastungsventtle, die bei unedel massiger Dampfentnalime das bekannte Hammem
verursachen.
Durch die Anwendung mehrerer kleiner einsitziger Ventile sind diese
Uebelstände vollkommen gehoben. Bei dem Multiplex-Reduziervenlü ist die
Energie der Feder zwar nicht grösser als bei einem gewöhnlichen Reduzier-
vcDtJ], aber diese Energie braucht zur Zeit immer nur den, auf einem der
ideinen Rückschlagkegel ruhenden Druck zu überwinden. Nachdem bei ab-
nehmendem Druck auf der Austrittsseite der Kolben gehoben und der Ungste
der kleinen Kegel gei'iRhet ist, setzt dieser der Weiterbewegung der Feder
nur noch geringen Widerstand entgegen und es bleibt für die Eröffnung des
zweiten, dritten u, s w. Ventües die Kraft der Feder annähernd dieselbe.
Der Gesamtquerschnitt der kleinen Ventile ist aber so gross, dass ein ge-
nägender Ausgleich für die vollkommene Entlastung des grossen einsitzigen
Ventils stattfindet.
dem Betrieb chemischer Fabriken gute Dienste
leistet, ist das nebenstehend gezeichnete Ventil
zum Mischen von direkten Dampf mit Ab-
dampf von Fritz KUferle in Hannover.
Dieses Ventil ist überall da anwendbar, wo
der zum Heizen oder sonstigen Zwecken dienende
Abdampf der Dampfmaschine nicht ausreicht,
vielmehr direkter Kesseldampf mit zu Hilfe ge-
nommen werden muss. Der letztere wird durch
die im inneren des Venlilkörpers befindliche
Rotgussdüse eingeführt und strömt in der
Richtung <ler Pfeile mit dem Abdampf zu-
sammen weiter. Der mit bestimmter Ge-
schwindigkeit aus der Düse strömende direkte
Dampf, dessen Menge durch ein mehr oder weniger
OenfTen des Absperrventils bestimmt wird, wirkt
saugend auf den Abdampf, so dass nicht nur
kein Gegendruck auf die Dampfmaschine auftreten kann, sondern vielmehr
eine gewisse Druckverminderung im Abdampfrolir entsteht.
Kig. ^1.
Will man ein Reservoir immer auf ziemlich gleicher Höhe gefüllt erhalten,
»O bringt man an die Anschlussleitung ein sogenanntes Schwimmerventil
an, welches die genaue Zufuhr der Flüssigkeit automatisch vermittelt. Auch
hiervon existieren ein grosse Anzahl Ausführungen, da auch hierfür jede
r
Annaturenfabrik ihre eigene Ko
Fig. 42, einem Patent vi.in A.
gezeigt werden.
truktion besitzt, und soll an vorstehender
G. Dehne, Halle a. S., nur das System
Dieses Venlil zeichnet sicli vor
ähnlichen Ventilen dadurch vorteilhaft aus, dass es
vollständig stossfrei arbeitel, was bei hCherem
Druck für die Erhallung der Rohrleitung, welche
die Flüssigkeit zuführt, von grösster Wichtigkeit
ist. Der stossfreie Schloss ' wird dadurch erreicht,
dass das Ventil vollständig entlastet ist und durch
einen Kniehebel bewegt wird, welcher den Schwimmer
trägt. Die gleichmässig verlangsamte Schlussbewegung
des Kniehebels und das günstige Uebersetzunga Ver-
hältnis, welches jede Rückwirkung des durchströmen-
den Wassers auf den Schwimmer verhindert, veran-
lassen den vollkommen sanften und langsamen Schluss
des Ventiles.
Ein Ventil, weiches namentlich bei Schwefel-
saure-Montejus angewandt wird und sich durch
seine leichte KeparierfJlhigkeit vor allen anderen
Ventilen auszeichnet, ist in nebe rtslehen der Fig. 43,
eine Special konstruktion der Chemischen Fabrik
Griesheim, dargesleül.
Dasselbe besieht aus einem rOhrenartigen Ge-
häuse, welches an der Seile den Stutzen für die Zu-
flussleitung, oben die mit Gewinde versehene Stupf-
büchse zur Führung der Ventilspindcl imd unten die
aus Hartblei g^ussene Ventüplaite besitzt. Die
Ventilspindel, bestehend :tus einer Eisenstange, ist
, teilweise mit einem Bleirohr überzogen und unten
.'. mit einem darüber gt^ossenen Weichbieizy linder.
■ welcher in einen Kegel endet, versehen; der un lere
Flanschen des Gehünses, die Hartblei platte und der
Flanschen des Montejus werden durch gemeinsctaft-
Kig. 43, liehe Schrauben verbunden. Für dünne Sauren ist
das Gehüuse aus Hartblei, sonst aus Gusseisen.
Die meisten Undichtigkeiten enlstehen dadurch, dass sich Unreinlich-
kolten, welche die Säure mitführt, zwischen Kegel und Platte legen und da
emtprcr weicher ist als letztere, werden sich dieselben in diesen eindrücken;
man hat deshalb nur nutig, die Veniilspindel herauszunehmen, auf der Dreh-
bank einen Span von dem Kegel abzudrehen und die Re-
(larulur ist beendigt, ohne mehr wie die Venlilstange heraus-
genommen zu haben.
Die letzte Gattung der Ventile, die Niederschrauh-
venlilc, werden nur bei Leitungen von geringem Durch-
messer — bis ca. 40 mm — angewandt. Wie neben-
stehende Fig. 44 zeigt, bestehen dieselben aus einem
Ventilgehiluse, welches so geform t ist, d;iss es zuglek h
den Sitz mit bildet ; der Ventilkcgel bildet oinc
Platte, welche mittelst einet Spindel auf- und abbcwegt
werden kann und ist letztere oben ahnlich wie bei dtn
Ucberfallnuiltcr abgedii.hlel. An der unteren Fläche der Kegclplatt
Mitilen mit
t di«
eigentliche Di chtungs platte, eine Scheibe aus Gummi oder Leder, so befestigt,
dass ein leichtes und schnelles Auswechseln möglich ist.
Die Niederschraub Ventile werden mit Flanschen, Innen- und Aussenge winde
und Lötiapfen als Massenartikel hergestellt und werden ihres dadurch erzielten
geringen Preises wegen naraenilich bei Wasser- und Luftleitungen ange-
wendet. Die Ausführung erfolgt nicht nur in Eisen und Rotguss, sondern
auch in Hartblei, Hartgummi etf, für Säuren und Laugen.
ichen Hilfsmittel
I Alispcrren von
Bohieber. Die zunächst zu besprechenden mechar
wären die Schieberventile; dieselben dienen ebenfalls 211
Rohrleitungen, und zwar speziell für Wasser,
Dampf und Gas. Dieselben sind so konstruiert
(a. nebenstehende Fig. 45), dass zur Anbringung
des Abschlussorganes, alsö des Schiebers, nicht wie
bei den Ventilen die Bewegungsrichlung des durch-
strömenden Köqjers verändert werden musste,
sondern hier sitzt der Schieber senkrecht zur
Leitung, so dass eine Verengung des Quer-
schnittes derselben bei ganz geöffnetem Schieber
gar nicht eintritt. Die Dichtung geschieht
durch eine, den Dichtungsring tragende Scheibe,
welche mittelst einer Spindel ihre Auf- und Ab-
wärtsbewegung erhalt und gegen zwei im Gehäuse
befestigte Lideruugs- resp. Dichtungsringe gepresstß
wird. Die Gehäuse dieser Schiebervynlile haben |
uvalen und runden Querschnitt und unterscheidet
sich die Schieber Für Wasser und Dampf \on I
denen für Luft und Gas nur dadurch, dass bei
crsteren der abdichtende Ring auf dem Schieber
und im Gehäuse, Spindel und Mutter aus Rotguss
und bei letzteren aus Eisen hergestellt sind
Die Schieber werden mit M u f f en und
Flanschen gebaut und eignen sich wegen ihrer
Billigkeit den Ventilen gegenüber besonders
föT grosse Durchmesser, bis zu 1000 mm, und für Einbauten in die
Eide, in welchem Falle die Spindel in einem Schutzrohr nach oben bis in
eine, unter der Erdoberfladie liegende eiserne Strassen kajDpe verlängert ist
Dud von dort aus durch ein Handrad oder Steckschlüssel bewegt werden kann.
Da bei den Schiebern von grösseren Abmessungen, Jlhnlich wie bei
Ventilen, das OefFnen wegen des einseitigen Druckes nur mit grosser Krafl-
anstrengung möglich ist, so werden sogenannte Umlaufschieber (s. um-
stehende Fig. 46) angebracht, welche zuerst geöffnet werden, um den grossen
Schieber zu entlasten.
Einen Schieber mit Entlastung hat sich Giebeler patentieren
la»en und ist derselbe in umstehender Fig. 47, einer Ausführung von
A- L. G. Dehne, Halle a. S., dargestellt. Der Schieber mit selbstthatiger
Entlastung besteht darin, dass im keilförmigen Schieber ein zylindrischer
Schieber mit Schlitzen ein geschliffen ist, durch weiche beim Andrehen der
Spindel eine entsprechende Reihe von Schlitzen im Keil geöffnet und der
Durchgang des Wassers freigegeben wird. Nach Schluas des Keiles schliessen
Fig. 45-
I
24
Ailgemci,
die Schlitze wieder ab, indem sii:h der an der Mutter festsitzende Schliti-
schieber weiter nach unten bewegt.
In solchen Fallen wo nur ein geringer Druck auf der Schieberfläche
ruht, wie bei Reservoiren, Bütten etc., bewegt man den Schieber nicht
mittelst einer Spindel sondern mittelst eines Handhebels, wodurch das Oeßacn
und Schliessen sehr schnell erfolgt.
KondenaatioQaw aiser ableit«r. Wie schon bei der Besprechung der
Isolterungsmalerialisn für Dampfleitungen erwähnt wurde, wird dem Dampf bei
der Fortleitung in Ri3hren Wärme entzogen und dadurch ein Teil desselben
KU Wasser verdichtet. Zur Entfernung dieses Wassers aus den betreffenden
Rohrleitungen, und zwar ohne Verlust von Dampf, dienen die Konden-
sation swass er ab leite r, die in unzahligen Konstruktionen ausgeführt sind
und mehr oder weniger ihren Zweck erfüllen.
Man ist bei der Herstellung von derartigen Apparaten von drei Haupt-
gesichtsp unkten ausgegangen, und zwar benutzte man i. die Ausdehnung
von Metallen durch Erwärmung und ihre Zusammenziehung bei Ab-
kühlung, oder 2. den Auftrieb der sich in einem GefUss ansammelnden
Flüssigkeit, oder 3. deren Gewicht dazu, geeignet konstruierte Hahne,
Ventile etc. zu bewegen und das Wasser abfliessen zu lassen, wahrend der
nachstr^mende Dampf zurückgehalten wird.
Kondensation>WBiS<
25
Das Ableiten des Wassers geschieht nun eniweder periodisch oder
tLontinaier lieh und ist das letztere entschieden vorzuziehen, da bei dem
osien Verfahren Dampfverluste nie ganz zu umgehen sind.
Es sollen nun einzelne, nach obigen Grundsätzen ausgeführte Kon-
stniktionen hier besprochen werden, da eine spezielle Ausführung derselben
fowohl ausser der Absicht dieses Buches liegt, als auch viele davon nicht
mehr hergestellt werden, weil sie von neueren und besseren Konstruktionen
überflügelt wurden.
Der Repräsentant der ersten Gattung ist der Apparat von ,,Kusen-
iierg" und gründet sich die Wirksamkeit desselben auf die durch die
Tempeiaturunl erschiede, welche zwischen dem Dampf und dem Koudens-
was s er bestehen, entstehende
Ausdehnung bezw. Zusara-
inenziehung eines gebogenen
'i Schenkelrohres (s. neben-
stehende Fig. 48). Dasselbe
ist in der Regel aus ge-
btjgenen Messingröhren her-
gestellt und besitzt in der
Mitte des unteren Schenkels
einstellbares Ventil, welches im kalten Zustande des Apparates
, Kondenswasser und Luft ungehindert entweichen zu lassen.
Dampf wird nun die Entfernung der beiden
Fig. 48-
em von i
Jrtffnet i:
DttTch den durchs trömci
Schenkel in der Mitte grösser und da die beiden Enden derselben als fest
M betrachten und mit dem oberen Schenkel durch eine Rohrschelle fest
verbunden sind, so inuss sich der untere Schenke! bewegen und das an der
Rohrschelle befindliche Ventil seh Hessen und umgekehrt. Man findet die
richtige Stellung des Ventils, indem man zuerst Dampf voll durch den Apparat
strömen l3sst und dann das Ventil so lange zuschraubt, bis eben der Dampf-
anstritt aufhört, es genügt dann die geringste Abkühlung, um den Apparat
richtig fimktionieren zu lassen.
Zu derselben Kategorie gehört auch der Wasserableiter der Firma
Dteyer, Rosenkranz & Droop, Hannover, s. nachstehende Fig. 49, bei
»elchem in einem Eisenrohr g ein oben und unten offenes Messingrohr ü/
sitzt, welches sich, sobald Dampf darin steht, ausdehnt und dadurch Ab-
bewirkt. Sobald sich indes Darapfwasser bildet, kühlt sich das
b
I
■ ab, kürzt sich und öffnet das Ventil V fQr den Abfluss,
[Bt, welcher u. A. auch von Gebr. Körting gebaut wird, hat nur
teil, dass, da die Grösse der Ausdehnung des geraden Rohres von
i^arme des Dampfes, also von dessen Druck abhängt, derselbe nur für
26
Allgemi
s-eiche unter ziemlicli gleWi*!
kt^lrohres findet ;
solche Leitungen angewandt werden kann,
massigem Dampfdruck stehen.
Eine Anwendung des Kusenberg 'sehen Seh
dem Patent „Kuhlmann" wieder.
Hierbei besieht der Expansions-
körper aus Metaiistäben von verschie-
dener spezifischer Ausdehnung, welclie,
wie Fig. 50 zeigt, so mit einandi
bunden sind, dass ihre Langen Verände-
rung auf einen Ventilkegel V ühertragen
wird, der sich alüo bei der Ausdehnung
schiiesst und bei der Zusaniinenzie^iung
öffnet, um das Kondenswasser abzu-
lassen. Es tritt in dem Ablauf desselben
aber eine Verzögerung ein, weil heisseres
Wasser aus der Leitung in den Apparat
nachdrängt und die Ausdehnung des
Expansionskörpers, alsü ei» Seh li essen
des Ventils bewirkt, ehe das vorhan-
dene Wasser vollständig entfernt war.
Sonst ist der Apparat wegen seiner
Billigkeit , leichten Unterhaliung und
be<juemen Montage wohl zu beachten.
Als Vertreter der zweiten Gattung
der Kondenswasserableiter ist wohl der
von A. L. G. Dehne, Halle a. S., aus-
geführte anzusehen,
Der.selbe besieht (s. Fig. 51) aus einer metallenen Hohlkugel, deren
unteres Ende mit einer Ventilstange eines Doppelsilzventiles so verbunden
ist, dass ein geringes Heben der Schwimmkugel ein Oeffnen des Ventiles
herbeiführt. Der Apparat wirkt in der Weise, dass das aus der Leitung
eintretende Kondenswasser den Schwimmer anhebt und das durch das untere
Stangenende geschlossene kleine Loch i'iffnet. Dadurch kann der im Inneren
des Ventils sich befindende Druck entweichen, so dass der Ueberdruck,
welcher auf die unlere Flache des Ventiies wirkt, letzteres hebt und dal
Kondenswasser abfliessen lasst. Ist das Niveau desselben so weit gefallen,
dass die Kugel durch ihr Niedersinken das kleine Loch wieder schiiesst, to
tritt der anfJuglichc Zustand wieder ein, bis das Spiel von neuem beginnt,
Der Verfasser hat an den Heizschlangen von Destillierapparaten vor-
zugsweise mit diesen Dehne'schen Kondenstöpfen gearbeitet und haben
sich dieselben rerht gut bewahrt und verhältnismässig wenig Reparaturen
verlangt.
Wenn aber der Druck in dem zu entwässernden Apparate sehr wachsen
würde, so müssle auch der Schwimmer hinsichüiih seiner Grösse mit wachsen,
damit noch eine Wirkung auf das Ventil ausgeübt werde; um dies mit kleineii
Schwimmern aber doch zu erreichiin, hat man diese durch einen Hebel oder
durch ein Hebelsyslem auf das Ventil wirken lassen.
Eine Ausführung dieser Idee zeigt nachstehend abgebildeter Kondeaft^
topf (Fig. ,52) von Scharfer & Budenberg, Buckau- Magdeburg, mit enl^
lasletem Ventil, welches in einem seitwärts vom eigentlichen Topf be*"
findlichen Räume untergebracht ist.
Fig. 50.
Konilcnsalion^v
rableil
Die Schwiminkugel ist mittelst Scliarnier mit einem enihsteten Ventil
I \«bunden und wird durch Heben des Schwimmers zunächst ein kleines
I Ventil von mm Durchmesser geöffnet, durch welches das Kondenswasser
«hon entweichen kann. Öffnet sich aber zufolge starken Wasserzufluss
das ktdne Ventil noch mehr, so wird der grosse Ventilkegel durch den
Wasserdruck selbstthülig gehoben und es kann nun das Wasser mit voller
Knft durch eine verhältnismässige grosse Öffnung abtliessen. Der Apparat
ist idir leicht zugänglich und nicht zu teuer.
Bei allen diesen Töpfen hing die Thflligkeit des Auslassventites immer
von geringen Schwankungen des Kondenswasserstandes im Gehäuse ab,
OB sich aber hiervon ganK unabhängig zu machen und da es sehr schwer hält
die Sdiwimmet für die Dauer dicht zu halten, so ging man zur Anwendung
Je» offenen Schwimmers über.
Hierbei musa sich das, den Schwimmer enthaltende GehSuse erst ganz
mit Kondenswasser füllen, welches \\asser dann den Schwimmer trägt und
lieh beim weiteren Steigen in den offenen Schwimmer stürzt. Wahrend
bdm Anheben des Schwimmers ein Auslassventil direkt oder mit Hebel-
flbersctiung geschlossen wurde, wird jetzt durch das Gewicht des ein-
senden Wassers der Schwimmer nach unten gedrückt, dadurch das Ventil
ricder gei^ffnet und das Kondenswasser durch den, im Topfe herrschenden
Druck heraus befördert.
Auch hiervon giebi es viele Konstruktionen und sollen nur einige davon
be^rochen werden.
Umstehend gezeichneter Kondenstopf, ein Patent der Firma Gebr.
Körting, Hannover, dessen Konstruktion aus der Figur ersichüieh ist, wirkt
in der Weise, dass, wenn das Kondenswasser aus der Leitung in das Ge-
häuse und dann weiter in den offenen Schwimmer fliesst, dieser sich nach
unten bewegt und hierbei eine, am Ende eines Lenkarmes befindlicbe Rolle
B mji lierunterzieht. Dadurch beschreibt die.se Rolle einen Kreisbogen, drückt
I
I
auf diesem Wege gegen den längeren Sclienkel des Winkeltiebels K, an dessen
kurzem Arm das Ventil 7 hangt und Öffnet dasselbe, wodurch da» Kondens-
wasser durch den lierrsiIit^nLlL-n Druck herausgestussen »ird.
Die in vorstehender KonstruLtion erforderlichen beweglichen Teile,
als Schamierbolzen, iind naturgemäi', Melen Reparaturen und auch vielen
Störungen unterworfen, weshalb man in der PraMS immer solche Töpfe vor-
zieht, bei welchen so wenig wie möglich Bolzen, Scharniere etc vorkommen.
Alle beweglichen Teile, bis auf den Schwimmer nebst Schwimmer-
ventil r und Kulbenienlil, hat Reu ther, in Firma Bopp 6^ Reuther,
Mannheim, in seinem nathstchend dargestellten Topfe (Fig 54) ver-
mieden, und funktioniert derselbe wie folgt: Steigt das Wasser im Topfe,
so lauft es Ober den oberen Rand des Schwimmers, welcher, wenn er
nahezu gefüllt ist, sinkt und zunächst das kleine Ventil v öffnet.
Der Druck pflanzt sich durch dessen Oeffnung über das grosse Ventil
auf den mit diesem verbundenen Kolben fort und öffnet dieses. Dm
Wasser wird nun durch den jetzt frei gewordenen grossen Querschnitt foit-
gedrückt, so lange bis der Schwimmer leer ist, sich hebt und hierdurch die
Ventile wieder schliesst.
Wichtig für die gute und sichere Funktion des Topfes ist die An-
bringung des Mantelsiebea in der gewühlten Form, da bei dessen Grösse
sich schon viel Schmutz ablegen kann, ehe der Zufluss verhindert wird. Der
Kondensationsn
29
einzige, dem Verschleiss unterliegende Teil isi der Vcntilkegel, welcher aber
sehr leicht zugänglich ist und schnell nachgeschliffen werden kann; durch
diese guten Eigenschaften und den billigen Preis hat der Topf schon viele
Anwendung gefunden und wird sie wohl auch weiter finden.
Der neueste, zu dieser Gattung gehörige Kondensationswasserab Idter
ist von Missen g. Höchst a. M., konstruiert und wird dieser Ableitei ebenfalls von
der Firma Bopp & Reuther. Mannheim, hergestellt. Bei diesem Topfe (Fig. 55.)
irilt das Kondensationswasser durch das Mantelsieb und Oeffnungen a in den
oBenen vorher gefüllten Schwimmer und lauft in das Gehäuse über. Der
jefflilte Schwimmer ist durch das Gewicht g, welches in zwei Schneiden
pendelt, so ausbalanciert, dass die Ventile leicht geschlossen gebalten werden.
Steigt das Wasser im Topfe, so wird das Seh wimmerge wicht durch den Auf-
irieb leichter und das Gegengewicht ki>mmt zur Wirkung auf die Ventile.
Zuerst wird sich bei einem gewissen Stand des Wassers im Gehäuse das
kleine Ventil öffnen, bei weiterem Wasserzufluas vollendet es seinen Hub
und nun öffnet sich langsam das grosse Ventil, je nach dem 2uflus3 viel oder
•cnig. Der Vorgang ist umgekehrt bei abnehmendem Wasser, jedoch wird
«ich das kleine Ventil nie ganz schliessen, da das stets zufliessende Kondcns-
«asser ein vollständiges Sinken des Schwimmers verhindert, wodurch ein
I kontinuierliches, stossfreies Ablaufen desselben vollkommen er-
reicht wird.
Zum Scbluss sei noch ein Kondenstopf erwähnt, der sieb von allen
vorher beschriebenen dadurch unterscheidet, dass nicht wie bei den anderen
Eonstniklionen durch Einschaltung eines Rückschlagventil es am Abtlussstutzen
das Kondenswasser dem Dampfiinick entsprechend gehoben werden kann,
«ondem dasselbe läuft frei aus. Dieser Topf, Patent ,,KulMg", ausgeführt von
der Rheinischen Apparale-Bauanstalt in Brühl, besteht, wie Figuren
56 und 57 leigen, aus einer in Zapfen aufgehängten Glocke, welche durch
Dampfdruck gehoben werden kann und folgen dermassen funktioniert.
30
AllgCItK
Die Glocke liegt für gewöhnlich auf dem Boden des Gehäuses, das
Ventil ist geöRnet und das Kondenswasser kann bei b ablaufen. Sobald
aber Dampf in die Leitung tritt, sammelt sich derselbe in der Glocke 0.
hebt dieselbe in die Höhe und schliesst dadurch das Ventil v, indem die
mit der Glocke verbundene Schraube S fest gegen dasselbe drückt. Ist der
Fi^. 56.
f'>a- 57.
D;im[)f über dem Wasser in der Gk>ckc koudensierl, so senkt sich die
(ikicke. das Ventil liflnet sich wieder und das Spiel beginnt von neuem.
I>*fr Abflugs des Wassers ist nahezu kontinuierlich; die Zugünglichkeit zum
Ventile sehr bequem, da der obere Deckel nur lose aufliegt und mau nur
die Glocke G aus ihrem Zapfen zu heben braucht, um an das Ventil r tu
lielnngen.
Dii< wo man das Kondenswasser nicht heben will, wird sich der Topf
ttul einfuhren, weil er, wie sich der Verfasser selbst überzeugte, ganz vor-__
««glirh nrheitet.
KODdeasWBBserabschsider, Das Kondensat ionswasser muss
MJwletii dcs^i.'lhirn zugeführt werden und zwar geschieht dies bei Hq
•uu)|«-'n. 1,1'itiuiget! etc. am einfaclislen durch natürliches GefJtlle bis
hl allpn Fallen aber, wo das sich bildende Kondensationswaaser i
\tiu *tw* ttU> dem Kessel direkt mitgerissene Wasser beim Durchstr
nUun Kv>ht)«ilU)i|{ abgesondert werden soll, z. B, bei direkten Leitv
UW K'^'mfI imch dem Motor, muss man sogenannte Wasserabscheltl
l^M» Al*|wnle. von denen ebenfalls die mannigfaltigsten Konstrakt
ViW)twii>. K'fuhvii darauf, dass man dem sich bewegenden Dampfe Wi^
•I4it>l('- kiuauui, wnlrhe den Durchgangsquerschnitt zwar nicht
' ■ "■■nr-f zwingen, seine Bewegungsrichtuug zu andern,
L' der schweren Wasserteilchen vor sich geht.
■ nun an der tiefsten Stelle und wird von hier 1
■li'iter geführt; diese Wasserabscheider können in y
ti'.'4mH>liil oder vertikal, eingeschaltet werden und
» Uiv von der Firma Ludwig Becker in Offenbach a.
I \pparate, die sowohl in vertikale Leitungen mit :
> I7uu|it *ls auch in horizontale Leitungen eingeschald
Häufig genügt das einfache Verfahren der Ablenkung des Darapfstromes
iiidil, um das im Dampf enilialtene Wasser abzuscheiden, was ohne weiteres
Üar wird, wenn man daran denkt, dass beim Abscheiden dieser Art, die
Geschwindigkeit des Dampfes eine ganz erhebUche Rolle -spielun njuss. Aus
Siesem Grunde findet man neben den
einfachen Abscheidern mit Scheidewand,
Ablenkungen, Winkeln u. dergl. auch
»ölche mit anderen Einrichtungen wie
diejenigen mit doppelten, schrägen
Sebblechen. welche Gebr. Körting,
Hannover konstruiert haben (s. Fig. 61),
Bei diesen wird der Dampf gezwungen,
durch eine Anzahl enger Schlitze zu
itrßmen, wobei er Gelegenheit hat.
itäa Wasser abzugeben. Der gesamte
Querschnitt der Siebbleche ist sn gross,
dais eine nennenswertlie D ruck vermin -
dcmog des Dampfes bei normalen Durch-
Stusmengen nicht stattfindet.
2 2 Allgemeines.
Elektrische BeleuehtuDgBeinriohtungen. Die steigende Verwendung
der Elektromotoren auch in chemischen Betrieben hat die forlgesetzte Aus-
breitung der elektrischen Beleuchtung in den Arbeitsräumen, auf den Fabrik-
höfen etc. zur Folge und soll deshalb in diesem Buche soweit darauf ein-
gegangen werden, als es für den Betriebschemiker von Interesse und Wissens-
wert sein kann.
Es ist bekannt, dass die elektrische Beleuchtung, namentlich das Glüh-
licht, in Bezug auf Feuersicherheit alle anderen Beleuchtungsarten übertrifit,
wenn die Installation des Beleuchtungskörpers und des Leitungsnetzes in
sachgemässer Weise vollzogen wird. Im Anfang wird dies in jeder Fabrik
wohl auch der Fall sein, da die ersten Lieferungen doch zweifellos durch
eine auf diesem Gebiete erfahrene Firma erfolgen und die Arbeiten durch
deren geschultes Personal ausgeführt werden. Im Laufe der Zeit verschlechtert
sich der Zustand der Leitungen etc. nicht allein durch naturgemässe Ab-
nutzung, sondern in der Regel vielmehr dadurch, dass kleine Aenderungen,
nötige Verlegungen und Erweiterungen durch Anschlüsse neuer Lamp>en in
eigener Regie von Leuten ausgeführt werden, welche höchstens oberflächliche
Kenntnisse der Materialien und Verlegungsarten der Leitungen besitzen und in
keinem Falle eine Ahnung davon haben, welche Gefahren in Bezug auf
Feuer in diesen dilletantenhaften Arbeiten begründet sind.
In neuester Zeit sind vom Verband deutscher Elektrotechniker in Ge-
meinschaft mit den bedeutendsten Feuerversicherungsgesellschaften, leicht-
verständliche Sicherheitsvorschriften für elektrische Anlagen aufgestellt worden,
deren Kenntnisnahme schon aus dem Grunde jedem Betriebsleiter empfohlen
werden muss, weil die Versicherungsgesellschaften die strikte Innehaltung
dieser Vorschriften beanspruchen. Ausserdem geben diese Vorschriften ge-
nügende Anhaltspunkte für die fortgesetzte Prüfung der Leitungen etc. in Be-
zug auf betriebs- und feuersicheren Zustand der ganzen Anlage. Die von
Dr. Oscar May Frankfurt a. M herausgegebenen ,, Erläuterungen zu den
Sicherheitsvorschriften'* Leipzig Oscar Leiner sind für den Nichtelektro-
techniker ein unentbehrliches Handbuch zur richtigen und praktischen Durch-
führung der einzehien Sicherheitsparagraphen.
Zu einer sachgemässen Installation in chemischen Betrieben gehOMi
ein sehr gewissenhaft angelegtes und stets kontrollierbares Leitungsnets»
sowie sorgfältig für diesen Zweck ausgewählte Apparate und Lampen-
armatur teile.
Einheitliche, für alle Fälle passende Vorschläge in Bezug auf Wahl des
Leitungsmaterials und der Verlegungsart in chemischen Betrieben zu geben, ist
unmöglich, da jeder Prozess sich unter anderen Bedingungen vollzieht. Da
man bereits aus der Praxis genügend Anhaltspunkte hat, welche Materialien
sich in den einzelnen Betrieben am besten bewähren, so wird man leicht
in der Lage sein, auch hierfür geeignete Leitungsmaterialien für die elektrische
Installation auszuwählen. Da z. B. bekannt ist, dass in Räumen, welche
Chlordämpfe enthalten, alle organischen Stoffe sehr schnell zerstört werden,
wird kein verständiger Installateur in diesem Falle isolierte Leitungen frei ge-
spannt verlegen, höchstens eignen sich hierzu (He mit sogenanntem säurefesten
Anstrich versehenen bekannten Adt'schen Isolierröhren ; als sehr gut empfiehlt es
sich jedoch, blanke Kupferdrähte, aber 2 bis 3 mal so starke, als die Berech-
nung erfordert auf grosse Glockenisolatoren zu verlegen. Solche Leitungen
können schon jahrelang oxydieren, ohne ihren nc'Higen Leitungsquerschnitt
einzubüssen. Ableitungen zu den Lampen werden ebenfalls blank hergestellt,
die Hängearme bekommen jedoch <.)ben einen grossen Trichter, welcher nach
EIek
sehe IJdea
itiingse
ichLuiigen.
33
dem Verbiniten der blanken Zuleitungen mit den im Innern des Armes be-
findlichen isolierten Drähten mit Pech uder dergl. ausgegossen wird. Eine
derartige Installation sieht zwar nicht sehr elegant aus, sie ist aber praktisch
und sehr ausdauernd im Betrieb, In fast allen anderen Fällen bilden die
bereits oben erwähnten Isnlirröhren der Firma Gebr. Adt Ensheira,.
Pfalz, ein ausgezeichnetes Material der Leitungen zum Schutz gegen Be-
schSdiguugen durch chemische und andere Einflüsse. Wie jedoch schon ge-
sagt, ist es Sache der Erwägung in jedem einzelnen Falle, welches der ver-
schiedenen Instaliationssysteme jeweils das beste ist; doch stets muss
ein System gewählt werden, welches leicht controllierbar ist und leicht
erneute Anschlüsse gestattet, da diese Forderungen im Betriebe sehr (ift
auftreten.
Die Schaitapparate zerfallen in zwei Kategorien, in solche, welche
in der Kraft- oder Lichtzentrale oder den H au [jtverteiiungsp unkten und
EjMlche, welche in den einzelnen Betriebsräumen, den Kellern oder im Freien
Iptiert sind. Erstere finden sich naturgemäss an Orten, wo sie schädlichen
Hflssen durch SauredSmpfe etc. nicht ausgcsti^t :,jiid, Iviuauii alsu uui-
Ausführung sein, letztere hingegen müssen mit Rücksicht auf diese
'. besondere konstruiert und geschützt sein. .\n alle Ausschalter etc.
f jedoch die Bedingung zu stellen, dass sie den Strom schnell und rapid
I ODierbrechen, ohne eine Mittelstellung einnehmen zu kennen, welche ein
Stehenbleiben des Unterbrechungsfunkens zulässt.
Fig. 62 Bcigt einen Hebelschalter, einpolig mit Sicherung für 100 Amp.,
. 03 einen solchen zweipolig ohne Sicherung, an welchen das Princip
I frei atis den Kontakten herausspringeiiden Messers deutlich ersichtlich ist,
r Abzughandhebel hat todtenGang g^eti das Messer, so dass dieses sobald
I «n Stock in dem Kontakt gelockert ist, unter dem Einfluss der am hintern
Ende befindlichen Spiralfedern die Kontakle rapide verliisst. Dieses ist die
NonnaJkonslruktion der Firma Voigt & Häffner Frankfurt - Bockenheim ,
Iwddve als Special! tat sämtliche Bedarfsartikel für elektrische Licht- und
Ki3flaniagen fabrizirt.
r
I
I
r
34
Auch für die kleinen Schalter ftlr einzelne Lampen und Lampen-
gruppen von I — 15 Amp. sind nur betriebssichere Konstruktionen zu ver-
wenden. Fig, 64 zeigt einen Ausschalter für 3 Amp. ganz in Porzeüan-
gehause, ebenfalls von obiger Fabrik. Diese Apparate sind derart konstruirt,
. dass sowohl Kontaktbildung wie Kontaktunl erbte chung plötzlich erfolgt, ohne
dass eine Funkenerscheinung eintritt, und zwar unterscheidet sich diese Kon-
struktion van den meisten anderen dadurch, dass Schleifkontakte im Gegensatz
Fig 64
Fiß- 65-
zu Piallkonlakten zur 'VTivicndung kommen, welche, wenn auch etwas teurer,
so dnch theoretisch und praktisch besser sind. Fig. 65 zeigt einen in feuchten
Räumen und im Freien montierbaren Ausschalter, der, soweit es die Kontakte
und KonUktbildung anbelangt nach gleichem Principien konstruiert ist; Rlr gani
nasse Räume und solihe Orte, in welchen esplusiebele Gase auftreten und aus-
nahmsweise ein Schalter montiert werden
muss, kommt der in Fig. 66 dargestellte
Schalter zur Anwendung. Bei diesem be-
findet sich in einemPorzellanballonQueck-
silher, welches in der auFderAbbildungan-
gedeuteten Stellung des Ballons die in
letzteren luftdicht eintretenden Leitungs-
drähte verbindet. Wird der Ballon um-
gewendet so fliesst das Quecksilber in
den tiefst gelegenen Teil, so dass die
Verbindung der Drähte aufgehoben wird.
'■'t- '■"■ Obwohl mit Erwähnung diesei
Konstruktionen das Kapitel über
noch nicht erstlnipft ist, so werden die gegebenen Andeutung)
um Anhaltspunkte für die jeweils besten Modelle zu geben, welche
verschiedenen Zwecken dienen kö:
Die Frage nach dem
besten, für chemische Fabriken
geeigneten Blei siehe rungs-
modell ist schwieriger zu be-
antworten, und doch erfordert
gerade dieser Punkt die griisste
Aufmerksamkeit, da von einem
richtigen Funktionieren dt-r
Bleischaltungen die Feui^r-
sicherheit der Gebäude in
erster Linie abhüngt. Viele
vorhandene Anlagen sind mit
ElcklHiche Beleuchtnngseinrichtangen.
35
. versehen, weiche für das sogenannte S tan iollamellensvs lern ein-
", eine soidie Sicherung, ganz in Purzellan ausgeRihrt, ebenfalls
von Voigt li Hflffner in Frankfurl zeigt Fig. 67. Sollen
, dieses Systems in saure- oder dam pferfü Uten Räumen montiert
werden dieselben am besten in einem gusseisernen Gehäuse,
It aufschraiibbarem und mittelst Gummiring al)gedichteten Glasdeckel
schlössen wird, eingebaut.
^eue Anlagen ist von vornherein die Anwendung des \'om Verband
^Elektrotechniker zur Einführung empfohlenen Systemes mit unver-
wechselbaren Absclimelzstüpseln, in Er-
wägung zu ziehen, welches grosse Vor-
züge hat. Es bedingt bei richtiger
Anwendung eine überaus übersichtliche
Disposition des gesammten Leitungs-
netzes, indem es zur Zentralisation der
Sicherungen an bestimmten Haupt-
punkten führt, wobei die Sicherungen in
bequem erreichbarer Höhe angebracht
werden. Man kann dieser Forderung
Fiy. 6g. allerdings auch mit anderen Systemen,
z. B. mit dem Staniollamellensvslem
rungsgemäss geschieht dies seitens der Monteure jedoch seltener.
itystem setzt sich zusammen aus einer sog. Normal-Gewindebrücke
J^ mir Aufnahme des Sicher ungsstopsel^, von denen verschiedene
ibgebildei sind, dient. Dir (■ ■ ' , .;■■■, ;:.-ihieuc
Enach Einschrauben des Slöp>Lls -i,'ht d.iiiii Ji.r Struiu vn» üi.-i i'ihienc
rkontakt des Stnpsels, dunli den in jenem b-tiiiilljrhiii .\bsilimel>;drLiht
36
Allgtn
zum Gewindetheil in der BrÜL-ke und von hier nach dem betreffenden
leitungsdraht. Fig. 72 und 73 stellen derartige, sog. Sammeisclialttafeln
drei und zwei Stromkreise, ohne und mit Ausschaltern dar. Man wird
diesen Zentralpunkten aus Leitungsstrange Tür verschiedene Lampen za!
ausgehen lassen, es jedoch stets so einzurichten suchen, das jeder Strang
sich einen abgeschlossenen Teil bildet, sodass er, ohne anderen Beirit
oder Abteilungen das Licht zu entziehen, abgeschaltet werden kann. D
Einrichtung zeigt ihre wohlthätige Folge in vielen Füllen besonders aber di
wenn in Folge einer Betriebsstörung, eines kleinen Brandes, einer Umandet
oder dergl einer oder mehrere Strange ausser Betrieb gesetzt werden müs:
ebenso erleichtert diese Einrichtung das Aufsuchen von Isolationsfehlen
der Leitung in hohem Masse. Falls die Anzahl der Lamiien in eii
Stromkreise hinter der Sammel Schalttafel grüsser ist als acht, ist es nötig
Strang in Unterabteilungen zu zerlegen, wobei man wieder zu den Sann
Schalttafeln greifen oder auch die in Fig. 74 1
gestellte Sicherung nehmen kann. Die beste
Verhältnissen gut Rechnung irrende Verteil
der Sicherungen ist nicht einfach, sie ist jed
Z'^i;t' i:M^VMHtV''i^V '^"^ '^''^ Uebersichttichkeit und den leid
||iiii,',y,ii" t I..'' ^V weiteren Ausbau des Leitungsnetzes einer Fa
'^"'"' ' — y von allergrusster Bedeutung und erfordert i
halb ein gutes Studium der einschlug liehen Fra
seitens der betreffenden Betriebsbeamten.
chemischen Fabriken häufig vor, das schnell FOrtä
1 irgend einer in der Nahe befindlichen L
muss. Dieses erreicht man am ein&chi
mit der ebenfalls von der Firma Voig
H a ff ner hergestellten LufÜeitungssicher
f~ig. 75. Ein Messingbflgel hat an eil
Ende einen geschlossenen Ring, welc
das Stupse Ige winde enthalt ; am ande
Ende befindet sich ein Porzellan kör]
welcher Je nach der Starke des Kai
verschieden eingestellt werden kann. I
Bügel wird nun einfach mit dem Porzell
teil gegen d;ts Kabel gehalten, wahn
oben der Sichetheitsstöpsel eingeschra
wird, womit die mit Bleisicherung versehi
- Abzweigdraht wird dann einfach an ei
Fig. 74.
Es kommt gerade
neuen Raum ein Anschluss '
leilung aus hergestellt
Abzweigung hergestellt i
Elektrische Beltuchtungadiirichtungen.
37
^ Klemm votricluung angeschlussen und weiter gespaont. Zum Schluss
'i ein^e Apparate der Firma Voigt & Haffner weldie spezielle
r für chemische Fabriken beanspruchen dürften,
i/Fig. 76 ist eine in Porzellan ausgeiilhrte Fassung für feuchte und
nllte Räume dargeslelll; Fig. 77 ist derselbe Apparat in Verbindung
i Reflektor, an welchem sich nix-h Is^laluren zur Befestigung der
tn Reflektor,
IdrShte befinden um einen möglichst guten Isolations widerstand der
frecht erhalten zu können. Fig, 78 zeigt eine sogenannte wasser-
. Fig. 79 einen doppc Ikonischen Relieklor mit wasserdichtem
khutzglas für Hofbeleuchtung. Für Räume, welche in der auf
Jiriebenen Weise (blanke Drahte an Isolatoren) installirl sind
38 AUgememei.
und in welchen der Gase und Dämpfe halber keine Wandkontakte zum Anschlusi ;
transportabel er Lampen angebracht werden können, wendet man vortheilhalt ■
als transpoitabele Beleuchtungskörper die in Fig. 80 dargestellte Hängelampe .
an. Sic besteht aus einem T förmigen, aus ganz leichten Röhren hergestellten
Körper, der oben zwei Kontaktrollen tragt, welche sich auf die blanken
Leitungen aufsetzen, den Strom abnehmen und der unten in starker Latenie
befindlichen Lampe zuführen. Für Fabriken mit ausgedehnter BogenIichd)e'
leuchtung — falls letztere in einzelnen Gruppen von der Zentrale aia
gespeist werden — empfiehlt sich der Bogenlampen in dikator, Fig. 81, weichet
durch eine, kleine Signalscheibe das gute und ruhige resp. schlechte Brennen
der Lampen dem Warter in der Zentrale bemerkbar macht. Auch die sehr
praktisch konstruierte Bogenlampenaufzugswinde, Fig. 82, dQrfte vielfach als
willkommener Ersatz für die einfachen und primitiven Aufhängujigsarten der
Bogenlampen, zumal in alten Anlagen Empfehlung verdienen.
!
1. Abtheilung.
Kraftquellen.
In allen Fällen, in welchen motorische Kraft gebraucht wird, wirft sich
die Frage auf, wie dieselbe zu beschaffen ist. Weiterhin ist dann zu unter-
suchen, welche Dimensionen der Motor besitzen muss und welche Betriebs-
kosten er verursacht.
Die Natur bietet uns schon ohne weiteres ganz bedeutende Kräfte
— Wasser und Wind — dar, welche ja längst von unseren Vorfahren
zu den verschiedensten Zwecken ausgebeutet wurden und von uns noch
ausgebeutet werden, aber eine Nutzbarmachung dieser Naturkräfte für den
Dienst der chemischen Industrie hat, abgesehen von vereinzelten Fällen,
wegen der Abhängigkeit von örtlichen Verhältnissen, mangelhaften Beständigkeit
und der unrationellen Ausnutzung bisher nicht stattgefunden.
Von der Ausnutzung des Windes als treibende Kraft musste man fiir
den regelrechten Betrieb schon aus dem einfachen Grunde Abstand nehmen,
weil derselbe in der erforderlichen Stärke nicht immer vorhanden ist.
Aber auch die Wasserkraft lässt sich nicht in allen Fällen dauernd
für einen konstanten Betrieb anwenden, da das Wasserquantum zu sehr von
den jeweiligen Witterungsverhältnissen abhängt, und es kann bei den kleineren
und auch mittleren Wasserläufen vorkommen, dass zu wenig Wasser vor-
handen ist und man aus diesem Grunde den Betrieb einstellen musS. Femer
stehen aber auch nicht immer da, wo aus anderen Gründen eine Fabrik er-
baut wird, Wasserkräfte zur Verfügung und ebenso kann man nicht immer
in unmittelbarer Nähe derselben Fabriken errichten.
Nur bei Anwendung der Dampfkraft ist man von allen diesen Zu-
fälligkeiten unabhängig und wird dieselbe wohl in den meisten Fällen auch
benutzt; ausgeschlossen ist jedoch dabei nicht, vorhandene Wasser- und
Dampfkraft so zu kombinieren, dass dieselben entweder zusammen arbeiten
odtr aber, so lange die eine erhältlich ist, die andere still gelegt wird.
Die Apparate, welche uns nun diese Dampfkraft liefern, sind die
Dampfkessel. Im allgemeinen bestehen dieselben aus geschlossenen Ge-
I Össen, welche zum Teil mit Wasser gefüllt und von aussen heizbar sind.
Um dieses Wasser in Dampf verwandeln zu können.
Die Formen, die man dem Dampfkessel seit seiner ersten Anwendung
bis zum heutigen Tage gegeben hat, sind so mannigfaltig, dass dieselben
in diesem Buche nicht alle besprochen werden können und da sie teilweise
veraltet sind und nicht mehr ausgeführt werden, so sollen nur diejenigen
Erwähnung finden, welche heute noch und zwar speciell in der chemischen
Industrie Verwendung finden.
'ste
Es sind
ngrßhrig
Siedei
jhrke
e! und die
Die Walzenkessel bilden zylindrische Röhren, welche vom und hinten
mit geraden oder mehr oder weniger gewölbten Böden abgeschlossen sbd,
Da diese Kessel in dieser einfachen Form aber trotz des grossen bean-
spruchten Raumes eine verhllltnismassig geringe Heizfläche, d. h. diejenige
Flache, welche die Wanne des Heizmaterials aufnimml und an das za ver-
dampfende Wasser abgiebt, besitzen, so ordnete man, um eine Vergrösserung
der Heizfläche herbeizuführen, entweder mehrere solcher Röhren übereinander
an oder ma.n baute die sogenannten Flammrnhren ein.
Fig. 84.
Fig. Ss.
;sel (Fig. 83) — tindcl map
un Schaffungen schwerlich an-
iden. da sie, im Veriialinis
Heizfläche, immer noch zo
ei Raum für ihre Aufetellang
:dür(en.
DieFlammrohrkesselbe-
L-hen aus einem Wal)
kessel, welcher mit einem od«
KW ei Flammröhren versehen
die mit ihrer Achse parallel Wlj
Achse des Haupt kesscis liegcA
und deren Böden, meistens flach«
l'lülten, miltelsl kräftiger KonBoW'
oder Anker mit dem Hauptkosstt
verbunden bezw. abgesteift sini
Bezüglich der F o rm
von der Kreisform vorhanden;
n Querschnitt gebaut, die dawi'
■halb liegende Röhren abgestuft
Flammrohren sind wenig Abweichungen
man hat aber auch Röhren mit elliptische
der Festigkeit wegen, durch andere innt
werden müssen.
Dies, von Gallowav eingeführte System bezweckt hauptsächlich bnt
gleichen Dimensionen der Kessel eine Vergrösserung der HeizflSehej
dasselbe eneicht man aber auch auf die Weise, dass man die einzelnes
Schüs.se der Flammröhren nicht mehr aus Zylindern mit ebenen, sondei
mit wellenförmigen Oberflachen herslelll. Hierdurch ist man in ätat
Stand gesetzt worden, bei gleich grosser Heizfläche nur ein Flammrohr, abe|
von ziemlich grossem Durchmesser zu verwenden, und zwiir legt ml
dasselbe dann nicht wie bisher zcnirisch zum Haiiplkessel, sondern C!
Damplkes^et.
41
;it als früher
ohrkessel oder kurz
Horizontalen geneigt,
dadurch mit einander
kaniiiier aii> und liegen
«Dlrisch lu diesen), um eine bequemere Zugängli
nm Kesselinnereji zu erlangen.
Die engröhrigen Sie
Rülicenkessel kann man als
eine Anordnung vieler Walzen-
Leasel von geringen Dimen-
i ansehen, die in einen ge-
schäftlichen Dampf-
aler münden und ver-
ihrer zusammengedräng-
ten Bauart eine bedeutend
püssere Heizflächeauf gleichem
f«anspru<'hten Bodenraum, al-.
liie vorher besprochenen Kes:id-
sviierae besitzen.
Diese klein dimensio-
niertcn Rohren von ta. 35 bis
1 10 mm äusseren Durchmesser
Iwinncn nnn, entweder senkreclii oder
wischen zwei Wasserkammem liegen
verbinden, oder aber sie gehen von ei:
mit dem andern Ende lose
auf einer Stütze bezw. hangen
«e frei nach unten, -ider
aber es ist gar keine
Wasserkammer vurhan-
den und die Röiiren sind
dutchVeibiiidungsstücke
Büt einander verbunden, so
"lüjs sie gewissermassen ein
langes, im Feuer liegendes
Rohr bilden.
Am verbreitetsten
tinrj wohl Hie R.nhren-
kmel mit zwei Wasser-
Kammern und geneigt
Hegenden Siederöhren,
W welchen Jedes derselben
nur in einer Richtung v.>n
'S'wser durchströmt wird.
Die verschiedensten Aus-
flihnmgen dieses Systems,
*■ B. von Göhrig & Leuchs. Darmsiadt; Simonis ..t Lanz, Frankfurt
iM. (s. Fig. 88]; L. & Ed. Sieinmüller, Gummersbach; The Babcock &
Wilcox Co., Glasgow u. s. w., unterscheiden sich eigentlich nur in der Art
dö Verschlusses der, in den Kammern angebrachten, zum Einziehen, Aus-
»echseln und Reinigen der Siederiihren dienenden Li^cher, in der Lage des
beiw. der Oberkessel, ob in oder ausserhalb der Einmauerung und in der
.\n der Dampfentnahme.
Von den Verschltlssen existieren in Bezug auf die Anordnung der-
lelben xvei verschiedene Systeme; bei dem einen liegen dieselben ausser-
halb der Wasserkammer und werden mittelst Schrauben festgehalten, so dass
diese also den ganzen Dampfdruck aufzunehmen haben, bei dem andern
System liegen die Verschlüsse aber innerhalb der Wasserkammer und werden
durch den Dampfdruck fest gegen die letztere angepressl und so abgedichtet.
Dem letzleren System ist ganz entschieden der Vorzug zu geben,
da selbst bei genügend stark konstruierten Befestigungsschrauben ein Abreissen
derselben nicht ausgeschlossen ist. Bei dieser Befestigungs weise der Ver-
schlüsse kann man diese ent*'eder von Innen nach Aussen oder von
Aussen nach Innen in die Wasserkammer einführen, wovon das letztere
als das bequemste und schnellste Verfahren das bevorzugsle ist.
Namentlich sind es die Innen verschlusse v
a & Lanz, Frwik-
und Gilhrig
/erdienen.
Darmstadt, welche besondere Be-
Bei erstcrem (s. Fig. 89 u. 90) er-
hältdieOeffnunginderWasse rkamm^r-
platte in diagonaler Richtung einen
so grossen Ausschnitt, dass der
Deckel hindurthgeht und später um
qo* gedreht die Stellung der Fig. 90
Der Innen verscliluss von Göhiig
& Leuchs. Darrastadt, besteht aus
zwei Hälften, weiche durch ein Dret .
F,g 5, F.„ 9? gelenk derart mit einer Anzuga-
si-hraube verbunden sind, dass sie
wie Fig 02 angiebt, durth die zu versLliliessende Oeffnung eingebracht werden
können Im aufgeklappten Zustande (s Fig. 91) bilden beide Hälften einen
kreisrunden Deckel mit am Rande belindhcher Verdichtungsfläche, während
die Benihrungsfiat-hen der beiden Deckelhalften vermittelst eines um die eine
Hälfte gespannten Gummiringes verdichtet werden.
Die Oberkessel sollen nie im Feuer, sondern stets Über der Ein-
mauerung liegen, weil die hierdurch zu gewinnende Heizfläche nie so wirkt, ■
wie die an den Sieden^liren ; sie wird aber öfters mi^erechnet und man
besitzt dadurch weniger Heizflache, als in Wirklichkeit vorhanden ist. '.
Das von den Verschlüssen und Oberkessein soeben Gesagte gilt all-
gemein für alle Röhrenkessel, was hier nochmals besonders betont '
werden soll.
Die nächste Gruppe von Röhrenkesseln ist die, bei welcher die Siedc-
föhren ebenfalls geneigt liegen, aber nur eine Wasserkammet und
war vom vorhanden ist; hierbei wird jedes Siederohr narh beiden Riehlungen
iimensiunierles
1 sind behufs
Rohn
f'e- 9S-
Röhrenkessel mit zwei Wasserkammern und senkrecht siehenden
Sieder'ihren haben sicli weniger eingeführt, als diejenigen mit einer
Wasserkammer — sogenannte Field'sche Kessel. — Beide Konstruktionen
sind nur für verhältnismässig kleine Heizflächen angewendet, jedoch hat
f erst«re die grosse Annehmlichkeit, dass man die Heizfläche ohne grosse
~" 1 durch registetweises Aneinanderfügen beliebig vergriisscm kann.
44
I. Abtdlang-
Bd iler [etztcn Gruppe von Rf'.hreokesstdn, welche keine Wasaer-
kammern t>e3itzen, steigt das Gembch vod Dampf und Wasser in den
KÜitnn empor, entercr winl im Oberkessel abgegeben und letzteres fällt
an dessen Ende wieder in die Röhren herunter, so den Kreislauf des
Wassers herstellend. Die verschiedenen Ausführungen unte (scheiden sitli
nur in der Konstruktion der Verbindungsslücke der einzelnen Röhren unter
einander und seien als Faiirikanten nur Walther & C<}„ Root und de
Nayer erwähnt.
Von den Kombinationen vorstehender Kesselsysteme mit
einander existieren ebenfalls eine so grosse Anzahl, dass nur diejenigen er-
wahni werden können, welclie sich Ihats3dilich auch eingeführt haben.
Entstanden sind diese kombinierten Kessel ans dem Verlangen, die
goicn Eigenschaften der Walzen- und Rrthrenkessel — s. weiter hinten —
m"iglic!ist zu vereinigen und die Xailitcile derselben zu beseitigen.
frig. 97-
Fig. gS.')
Die Kombination eines horizontalen Flammrohrkessels mit
darüber liegendem, horizontalen Röhrcnkessel wurde von Tisch-
bein und von Wcinlig angegeben; erstere Konstruktion (Fig. g8) war so
eingerichtet, dass beide, durch ziemlich weile Stutzen verbundene Systeme
nur den Dampfraum im Oberkessel enthielten, was den Nachteil hatte,
das« die im unten liegenden Flammrohrkessel sich entwickelnden Dampf-
blasen eine hohe WasseisSule durchdringen mussten und dadurch na;
Dampf hergestellt wurde; ausserdem war der im oben liegenden Röhren-
kessel sich bildende Kesselstein und Schlammansatz schwer zu beseitigen.
Weinligs Konstruktion (Fig. 99) ist insofern hiervon verschieden,
als er diese Nachteile dadurch zu beseitigen suchte, dass er für jedeftJ
System einen besonderen Dampfraum anordnete; hierdurch trat aber ]
ein Ucbolsland auf, welcher diese Konstruktion fast illusorisch machte.
•) Fig 98-— 101 tind der Zeiwehrifl d« Vei'eini deutsclier Ingenieure, Jahrgang 1879,
Danipfkei
45
Der untere Dampfraum kam nämlich in das Feuer iu liegen und raussle
hinten durch ein Gewölbe vor der direkten Berührung mit der Flamme
geschützt werden; es gelang nmi nicht, dieses Gewölbe lungere Zeit intakt
zu hallen und so enl- ,
standen Reparaturen und
Betriebsstü rangen, welche
VI« einer Anwendung
dieses Kesselssystems ku-
TÜcJcsch reckten.
Aber auch dieser
Uebelstand wnirde be-
seitigt und zwar mit Er-
folg von Piedbijeuf,
Düsseldorf und Bern ing-
haus, Duisburg. Ersterer
{Fig. loo) setzt nur
einen Verbindungsslutzen
zwischen die beiden Kes-
sel, legt denselben gann
nach hinten und bringt
vor den Stutzen noch
eine Blechwand an, welche bis zu einer gewissen Tiefe i
Flammrohrs eintaucht. Hierdurch entstehen zwei getrennte Räume,
der vordere für den Dampf und der hintere für das Wasser, erslerer
wird dann durch ein besonderes Rohr mit Schwimmerventil nach dem Dampf-
; des oberen Röhrenkessejs geführt.
ng. 9y.
1 das Wasser des
nach hin teil, dass
Blech wand, ausserdi
schafllichen Dam p fsam m i <
zu bieten und ihm so Gelegenhe
genügend zu trocknen.
i (Fig. loi) legt den Flammrohrkessel s
er genau dasselbe erreicht, als Piedhoeuf
[1 ordnet er noch über dem Rflh renkesse 1 einen
mpf einen langen Weg
vor seiner Entnahme
Letztere beiden Aus-
führimgen liaben sich
ihrer grossen Leistungs-
fähigkeit wegen gut
eingeführt und werden
heute noch viel gebaul.
Eine ganz von die-
sen abweichende Kom-
bination von Röhre n-
und Walzenkesael zeigt
der verbesserte Mac-
Nicol-Kessel (Fig.
11)2), welcher dem ver-
storbenen Ingenieur P.
Hetzler, Frankfurt a.
M., patentiert war und
auch von dessen Erben
noch vertrieben wird.
Kei
el ver-
t einen R(ihren-
erkammer der-
mit zwei Ober
einander liegenden
alzenkesseln, daas
untere gewisser-
ssen al s Verlängerung
r hinteren Wasser-
Es findet bei diesem
.'ssel eine ausser-
'''^- '"-■ ordentlich lebhafte Was- '
serzirkulalion statt und I
der schnell entwickelte Dampf steigt in den von hinten nach vorne schr^ *
ansteigenden Wasserrohren durch den weiten Verbindungsstutzen in den |
Oberkessel, während aus diesem das Wasser durch den hinleren Verbindungs- i
stutzen in den Unterkessel und durch die Tauchruhren in die Wasserröhrai I
unmittelbar nachstrOmt, ohne den in den achrag liegenden Wasserrohren i
entwickelten Dampf am freien Aufsteigen zu hindern. Durch den grossen J
Wasserraum, welchen man den jeweilig vorliegenden Verhallnissen anpassen I
kann, ist eine vollstäudige gleichmassige Dampferzeugung seihst bei sehr J
wechselnden Betrieben ennOglicht und durch die ebenfalls sehr grosse Ver- I
dampfungsoberfiäche audi die Erzeugung von trockenem Dampf erreicht. Auch ■
dieses System hat sich, namenllicli im Westen Deutschlands, viele Freund« ^
>d«4
Dimpfkejtet.
wegen,
47
namentlich far die
erworben und kann seiner guten Eigenschaften
chemische Industrie, nur empfohlen werden.
Flammrohrkessel mit stehenden Röhrenkesseln kombiniert finden
sich in zahlreichen Anordnungen vor; so stellt Dupius, M. -Gladbach eine
Konstruktion her, welche das Brennmaterial gut ausnutzen — bis 75%
Nutzeffekt — und selbst für hohen Druck leicht hergestellt werden soll.
An dieser Stelle sei noch der Tenbrinkkessel Erwähnung gethan,
deren hauptsachlichstes Konstruktionsglied die Feuerung ist, welche weiter
hinten noch beschrieben wird.
Es ist dieses System eine Kombination von über und neben
einander liegender Walzenkessel, welche durch diese Feuerung ge-
heizt werden ; da man aber bei den ersten Ausführungen den Wasserumlauf
nicht genügend berücksichtigt hatte, so kamen sehr viel kostspielige und zeit-
raubende Reparaturen vor, welche vor weiterer Anwendung abschreckten.
Trotz Beseitigung dieser Konstruktionsfehler, namentlich durch Ingenieur
A. Hering in Nürnberg, ist es aber doch nicht gelungen, diese Kessel all-
gemein einzuführen, da der ziemlich hohe Preis und der Umstand, dass sie
nidit für angestrengten Betrieb und für alle Brennstoffe geeignet sind, dazu
beitrugen, dieses viel bestrittene System zu verlassen. Endgiltig abgeschlossen
ist die Frage über die Brauchbarkeit dieser Kessel aber noch nicht, da sich
die Kessel techniker bis heute noch in heisser Fehde Über dieselben be-
kämpfen. Verfasser hat in seiner Praxis nie mit Tenbrinkkesscln gearbeitet
und muss sich aus diesen Gründen über den praktischen Wert derselben
jedes Urteil es enthalten.
Eine Kesselkonstruktiun, welche für die chemische Industrie insofern
von grösserem Werte ist, als man mit derselben den erhaltenen Dampf
tiis 350" C. Oberhitzen kann, ist die vom Civil Ingenieur W. Schmidt in
Wilhelmshöhe bei Kassel erfundene.
Der Ueberhitzer (s. Fig. 103) ist
niit einem stehenden Kessel mit Quer-
siedern, welcher recht feuchten Dampf
liefert, kombiniert und besteht au.s einer
spiralförmigen Rohrleitung, die mit Muffen
unter einander verbunden ist. Diese
Rahiteitung zerfällt nun in zwei Teile, den
Vor- imd den Hauptüberhitzer. Im Dampf-
raum des Kessels liegt ein ringRirmigcs
Kohr, in welchem sich oben Löcher be-
finden, durch die der Dampf nach dem,
die zwei un leren Rohrspiralen bildenden
VorOberhitzer geführt wird und ist in diese
Leitung behufs Absperrung des Dampfes
ein Ventil eingeschaltet. Hierauf tritt der
Dampf unten in den seitwärts liegenden
Jfachvcrdampfer und von hier «.iben in den
Haiiptüberhitzer, in welchem er mich dem
Gegenstromprinzip den aufsteigenden Feuer-
gasen ausgesetzt wird. Durch diese eigen-
[ anige Konstruktion ist es gelungen, <lcn
' Dampf höher zu überhitzen, als die Tem-
peratur der abgehenden Gase nbethalb des
Hauptüberhitzers beträgt. Zur Regulierung
48
I. Abteilang.
der Temperatur des überhitzten Dampfes ist in dem Rauchrohre eine, von
aussen verstellbare Klappe angeordnet und hat man es durch diese in der
Hand, viel oder wenig Feuergase an den Ueberhitzem vorbeizuführen. Es
unterliegt keinem Zweifel, dass diese Kesselkonstruktion überall da, wo man
mit überhitztem Dampf arbeitet, also z. B. bei der Destillation etc., wegen
der mit ihr erreichbaren sehr hohen Ueberhitzung vielfache Anwendung
finden wird.
Es sei an dieser Stelle gleich eines Apparates Erwähnung gethan, welcher
Dampf, der in einem beliebigen Kessel erzeugt wurde, überhitzt. Dieser der
Firma Gebr. Bolze in Mannheim geschützte Ueberhitzer besteht aus einem
starken gusseisemen Zylinder, in dessen Wand
eine Rohrspirale eingegossen ist. Der Dampf
tritt oben in die Rohrspirale ein und zirculiert
durch die vielen Windungen derselben bis zum
unteren Austritt. Der innere Hohlraum des Zv-
linders wird mit Koks gefüllt, dessen Verbrennung
durch die untere Schieberthür geregelt wird. Dieser
entgegengesetzt ist oben der Rauchabzug ange-
ordnet. Die glühende Kokssäule, welche den guss-
eisernen Zylinder innen überall berührt, bringt
diesen auf eine sehr hohe Temperatur, welche
direct auf den Dampf in der eingegossenen Spirale
übertragen wird.
Der Apparat kann auch zur Ueberhitzung
von Wasser, Luft und Gasen verwendet werden
und ist neben ausgezeichneter Leistung die hohe
Dauerhaftigkeit desselben hervorzuheben.
Fragt man nun, welches Kesselsystem
eignet sich denn eigentlich am besten für
eine chemische Fabrik, so muss man vor
allem die Art des Betriebes derselben kennen.
Allgemein kann man sagen, dass in den
Fällen, wo der grösste Teil des zu er-
Fig. 104. zeugenden Dampfes für den Betrieb von Mo-
toren und nur ein sehr kleiner Teil desselben
zu Koch- und Heizzwecken benutzt werden
soll, die Röhrcnkessel und in den Fällen, wo in gleichen oder in
stark wechselnden Quantitäten Motor- und Koch- oder Heiz-
dampf gebraucht wird, die Walze nkessel mit Vorteil anzuwenden
sind. Wendet man aber in letzterem Falle aus Liebhaberei oder anderen
Gründen trotzdem Röhrenkessel an, so muss man Oberkessel nehmen,
deren Durchmesser etwa 1,2 bis 1,6 m betragen, damit ein einigermassen
genügend grosser Wasser- und Dampfraum vorhanden ist, über deren Not-
wendigkeit später gesprochen werden wird.
Aber auch das zur Verfügung stehende Sp eise w asser spielt bei der
Auswahl des Kesselsystems eine wichtige Rolle. Es hat sich nämlich
in der Praxis herausgestellt, dass bei den Röhrenkesseln der dickste
Kesselsteinansatz in den untersten Siederöhrenreihen vorzufinden
Dmmpfkei^el. 4Q
und dass diese Röhren dadurch sehr vielen Reparaturen resp. Erneuer-
en unterworfen sind. Das Wasser, welches zum Speisen von Röhren-
;eln benutzt wird, muss demnach genügend rein sein, um wenig oder
keinen Kesselstein abzusetzen, ist dies aber nicht der Fall, so muss
bei diesem Kesselsystem unbedingt gereinigt werden, was allerdings
h Walzenkesseln, welche damit gespeist werden würden, nur zum Vorteil
äichen könnte.
Eine andere nicht minder wichtige Frage ist, welches Kesselsystem
tzt die Heizgase am besten aus?
Es ist noch nicht gelungen, bei den Röhrenkesseln die Heizgase so
Dampfentwickelung auszunutzen, dass dieselben mit einer so niedrigen
nperatur in den Schornstein abziehen, als bei gut angelegten Walzenkesseln
1 hat man, um die sonst verloren gehende Wärme zu verwenden, in den
:hs noch sogenannte Economisser eingebaut, in welchen vermittelst der
irschüssigen Wärme der Heizgase das Speisewasser sehr stark vorgewärmt
1 dadurch eine gute Ersparnis an Kohlen erzielt wird.
Den Vorzug der Röhrenkessel gegenüber den Walzenkesseln in
2ug auf den durch sie erzielten hohen Arbeitsdruck, haben Schulz
Knauth in Essen, G. Rochow in Offenbach u. a. durch ihre Wellrohr-
sse 1 gänzlich beseitigt, da sie durch gute Arbeit und richtige Wahl von
terial und Dimensionen solche Kessel mit lo bis 12 Atmosphären Arbeits-
ick gebaut haben, die sich ganz vorzüglich bewähren.
Nicht unbeachtet bei der Auswahl eines Kesselsystems darf aber auch
r Umstand bleiben, dass bei einer durch irgend eine Ursache entstehenden
plosion die Wirkung derselben bei einem Röhrenkessel viel geringer
als bei einem Walzenkessel; auf der andern Seite ist aber wieder zu
lenken, dass zur Wartung eines Röhrenkessels ein viel besser ge-
bultes und intelligenteres Heizerpersonal erforderlich ist, als bei
a anderen System.
Aber nicht allein das Kesselsystem, sondern auch die Entscheidung
sr die beste, dem zur Verfügung stehenden Heizmaterial entsprechende
uerung wird ausschlaggebend bei der endgiltigen Annahme des einen
ti des andern Systems sein müssen.
Das allgemeine Bedürfnis, eine Feuerungsanlage zu besitzen, welche
5 Heizmaterial auf das Vollkommenste ausnutzt, hat den Feuerungstechnikern
ranla.ssung gegeben, die verschiedensten Konstruktionen auszuführen, was
:h mit mehr oder weniger Glück geschehen ist, allerdings sind auch An-
en dabei, welche nicht über die erste Ausführung hinauskamen.
Vorausgeschickt sei, dass die Lösung dieser wirtschaftlich und gesund-
tlich so wichtigen Frage nicht so einfach ist, denn die tüchtigsten
^enieure der Heizungsbranche setzen schon seit Jahren ihr ganzes Wissen
d Können daran, um zum Ziel zu kommen, leider bis jetzt noch ohne den
vünschten Erfolg.
•
Als Beweis hierfür muss wohl auch die Thatsache dienen, dass auf ein
Jahre 1 890 erlassenes Preisausschreiben des Vereines Deutscher Ingenieure
reffend »die bei Dampfkesseln angewendeten Feuerungseinrichtungen zur
cielung einer möglichst rauchfreien Verbrennung«, von den vielen Tausend
Ptrnlcke. V
CO '• Abteilung.
Ingenieuren Deutschlands nur sechs Bearbeitungen eingelaufen sind» von
denen aber keiner der Preis zuerkannt werden konnte.
In Rücksicht auf die zur Verfügung stehenden Heizmaterialien teilt man
die Kesselfeuerungen in drei Hauptgruppen ein:
1. in Feuerungen für feste Körper, wie Kohle, Holz, Torf,
2. A A A flüssige Körper, und
3. A A A gasförmige Produkte.
Jede dieser drei Gruppen lässt sich aber wieder in eine grosse Anzahl
von Unterabteilungen zerlegen, wovon jede besonderer Berücksichtigung
bedarf.
Die am häufigsten unter den festen Körpern zur Verfügung stehenden
Brennstoffe sind Kohlen; diese teilen sich zunächst in Stein- und Braun-
kohlen. Die Steinkohlen zerfallen wieder in sogenannte Fett- und Mager-
kohlen, dann in stark und wenig schlackende Kohlen und in Stück-, Nuss-
und Grusskohlen. Die Braunkohlen treten als Stückkohlen und auch als
Holzreste, Lignite, auf; ebenso mannigfach sind die Zusammensetzungen von
Holz, Torf, flüssigen und gasförmigen Brennstoffen. Alle diese
Stoffe haben ihre besonderen Eigenschaften, welche speziell berücksichtigt
werden müssen, wenn man mit ihnen eine möglichst vollkommene Verbrennung
erzielen will.
Um letzteres zu erreichen, müssen in erster Linie nachstehende Be-
dingungen erfüllt werden:
1. das zur Verbrennung gelangende Material muss zunächst aus dem
festen oder flüssigen Zustand in den gasförmigen übergeführt
werden. Hierbei stellen sich in den meisten Fällen gleichzeitig zwei
Prozesse ein, nämlich die Bildung von vorzugsweise kohlenwasser-
stoffreichen Gasen mit geringeren Quantitäten Kohlenoxydgas, oder
vorzugsweise Kohlenoxydgasen mit geringer Beimengung von leuch-
tenden, also kohlenwasserstoffreichen Gasen. Je nach der Reinheit
oder den fremden Beimengungen der Brennstoffe muss man die sich
hieraus bildenden Schlacken besonders berücksichtigen;
2. muss die Bildung der Gase möglichst dem augenblicklichen Be-
darf entsprechen, es dürfen also nicht beliebig viele Gase entwickelt
werden ;
3. muss der Zutritt der atmosphärischen Luft dem entwickelten
Gasquantum möglichst genau entsprechen; denn erzeugt man in
einem Zeitraum z. B. mehr Gas als in gleicher Zeit im Verhältnis
Luft zuströmt, so geht ein Teil der Gase un verbrannt fort und
belästigt die Umgebung durch Rauch, ganz abgesehen von dem un-
nütz aufgewendeten Heizmaterial; findet der umgekehrte Fall statt,
so kühlt die überschüssige Luft einesteils die Gase ab und
anderenteils gehen viele Wärmeeinheiten durch den Kamin verloren
— man hat also in beiden Fällen Verluste;
4. müssen die einmal flüchtigen Gase eine möglichst gleichmässigc
Mischung mit der atmosphärischen Luft erhalten und in dieses
Zustande einer genügend hohen Temperatur ausgesetzt oder eine
entsprechenden Wärmequelle zugeführt werden, an welcher sie sid
entzünden können.
Dampfkesselfeaerong. 5 1
Sind die Einrichtungen bei einer Feuerungsanlage so getroffen, dass eine
er Bedingungen nicht vollkommen erfüllt wird, so tritt regelmässig eine
iing des Verbrennungsprozesses ein.
Am rationellsten gestalten sich die Verbrennungen, wenn man die Brenn-
fe zunächst in einem separaten Räume vergast und dann ein be-
imtes Quantum derselben unter gleichzeitigem Luftzutritt in eine
brennungskammer einleitet, in der sie eine genügend hohe Temperatur
linden, an welcher sie sich entzünden und weiter fortbrennen können,
se Einrichtungen lassen sich indessen nicht überall gleich vorteilhaft treffen,
Qentlich aber bei Kesselfeuerungen nicht, weil
a) die abkühlenden Kesselwandungen die Zündtemperatur sehr
stark herabdrücken und die vollkommene Verbrennung ver-
hindern und
b) die Verbrennung gleichen Schritt halten muss mit der Dampf-
entnahme; da diese vom Heizer aber stets nach dem Manometer
beurteilt wird, so muss er es auch in der Hand haben, je nach
Bedürfnis die Quantität des Brennmaterials zu beurteilen und nach
seinem Ermessen die Verbrennung zu steigern oder zu mildern.
Diese Bedingungen könnte man ja schliesslich bei Dampfkesseln auch
allen, aber dann nur auf Kosten des leider immer sehr knapp bemessenen
umes und der erhöhten Thätigkeit des Heizerpersonales. Wegen der sehr
ingen Anwendung der Gasfeuerungen bei Dampfkesseln soll an dieser
Ile auf diese nicht weiter eingegangen werden, sondern weiter unten bei
»prechung der Schmelz-, Kalcinier- und anderen Oefen.
Hier sollen nur diejenigen Gasfeuerungen behandelt werden, bei denen
Abgase anderer Feuerungen Verwendung finden und femer die soge-
mten Halbgasfeuerungen.
Bei den Steinkohlen unterscheiden wir zunächst die Fett- oder Glanz-
hle und die Mager- oder Anthrazitkohle.
Die erstere eignet sich, streng genommen, mehr zur Erzeugung von
icht- als von Wärmegasen, da sie aber mit zu den besten Brennstoffen
ort, so wird sie eben so gern zur Wärme- als zur Lichterzeugung ge-
ucht.
Eine rationelle vollkommene Verbrennung gerade dieses Brennmaterials,
zu den besten gehört, hat aber seine grosse Schwierigkeit. In erster
ie hat diese Kohle die Eigenschaft, dass die leicht verflüchtigenden Be-
ndteile schon bei geringer Temperatur plötzlich verdampfen, aber nicht alle
gleich hohen Wärmegraden verbrennen, sondern sich oft leicht zu ganz
rerbrennbaren Substanzen zersetzen.
Haben diese leicht flüchtigen Teile die Kohle verlassen, so ist diese
ist zusammengesintert und verstopft mit der Schlacke den Rost,
mangelt dann sofort die genügende Temperatur für die weitere
stillation von Kohlenwasserstoffen, es fehlt aber auch gleichzeitig das
Qügende Quantum atmosphärischer Luft zur Umwandelung der auf dem
ste befindlichen Kokse und die Gasproduktion verringert sich. In der
berwindung dieser Schwierigkeit liegt die Hauptaufgabe des Konstrukteurs.
Um die Schlackenbildung über den ganzen Rost zu verhindern und der
ft genügenden Zutritt zu den entsprechend vorgewärmten Gasen zu ver-
laffen, ordnete man schon vor vielen Jahren Roste au, welche auto-
itisch den Brennstoff von der Aufgabestelle nach der Feuerbrücke förderten
d so die Funktionen eines Heizers verrichten sollten.
Auch die Treppen-, Schräg- und Schütlelroste sind aus obigeu
Gründen entstanden und findet namentlich die erstere Art noch vielfache
Anwendung; so zeigt Fig. 105 eine
\oa der Maschinen- und Armaluren-
fabnk \Lrm C L Strube in Magde-
but^-ButkdU idhlreidi ausgeführte
Konstruktion
Die Treppenroste sind an
den btellen zu empfehlen, wo grosse
Luftmengen in die Kohle eintreten
aollen z B bei nassen Braun- und
Klarkohlen Die Bosch ungs flachen
geben der zutretenden Luft viele
Zundpuukte ohne die Luft direkt
zu zwingen die Kohle zu durch-
dringen dadurth entsteht urunittel-
bir auf dem Roste eine intensive
Kohlensäurezone welche vurteilhaft
auf die Verdampfung des in der Kohle
solchen Fallen roßglichst
enthaltenen Wass
Stufe nteilung und
iMai
haft I
^hlej
J
ht breite Stufen.
Bei leicht zündender trockener Kohle mit massiger Schlacket
bildung ist der Schrägrost oft sehr angebracht. Es muss bei diesen Rostcil
— wie übrigens auch bei allen anderen — ganz besonders darauf geachtet
werden, dass V'ine Löcher in der Kohlenschicht durchbrennen, durch welche
ein Luftüberschuss eintreten kann.
Eine vollkommenere Art dieser SchrKgrc
derselben mit einem unten anschliessenden Planroste, hierdurch wird
eine Art Sack gebildet, in dessen tmterslem Teile sich die verkokten und
verschlackten Verbrenn ungsprodukle ansammeln, dort mit stark osydierenden
hoch erwärmten Gasen verbrennen und zur vollkommenen Verbrennung der
zuströmenden Gase vurteilhaft beilragen.
Für Steinkohle eignet sich bei ziemlich gleich massiger Dampfentnahmft
eine selbstlhStige Beschickung des Rostes ganz gut, da man mittelst
solcher nach einigen Versuchen die Zufuhr der Kohle, dem Konsum ent-
sprechend, bequem einstellen kann.
Der Vorteil, den diese Feuerungen bieten, besteht darin, dass die
Kessel durch Oelfnen der Thüren nicht abgekühlt werden und dass «cBli
die Kohlen in sehr rationeller Weise zuerst ihrer leichtflüchtigen Gaaii
entledigen, indem diese allmählich in heissere Zonen gelangen, sich mit Aei
heissen stark oxydierenden Stichflammen mengen und eine lange, rauchig
freie Flamme geben.
Versähe man dagegen einen Röhrenkessel, bei welchem die Dam^
entnähme eine stark wechselnde ist, mit einer solchen Feuerung,
man bald den Betrieb einstellen müssen , da unter diesen Vethaltnias«
kaum der aufmerksamste und gut geschulteste Heizer den nötigen Dampf
liefern könnte.
Eine der vollkommensten Kesselfeuerungen ist wohl die '
Feuerung (Fig. iq6 u. 107), Während bei den meisten anderen FeuerungC
die Destillate der Kohle über die in der Oxydation befindlichen Gai
geleitet werden und sich in gleicher Richtung mit diesen fortbeweg
gehen bei den Tenbrinkfeuerungen die Gase von intensiver Warme
hohem Oxydati ons vermögen den frisch entwickelten Destillaten ent-
gegen und hindern diese an ihrer Zersetzung, begünstigen vielmehr im
hohen Grade die Oxydation derselben. Namentlich vorteilhaft wirkt bei
dieser Feuerung der Umstand, dass die hoch erwärmte Flamme gezwungen
wird, ihren Weg teilweise von oben nach imten üu nehmen. Hierbei findet
eine sehr innige Mischung von Gasen und Luft statt und infolgedessen eine
rationelle Verbrennung derselben.
Als Nachteil der Tenbrinks ist ausser dem auf Seite 47 bereits Gc-
Jlcn noch anzuführen, dass die Stichflamme sehr o.tydierend
irtt und man die, dieser Flamme sehr ausgesetzten Kesselwandungen
durch entsprechentle Schulzmauem schützen muss.
Bei Feuerungen, in welchen vorzugsweise Kohlenwasserstoffe zur Ver-
brennung gelangen — also bei fetter Kohle — tritt bekanntlich eine starke
Russbildtmg ein, welchen Uebelstand man unter UmsUlnden durch Zuführung
TOD Wasser — Anfeuchten der Kohle — oder von Wasserdampf beseitigen
Bekanntlich zersetzt sich überhitzter Wasserdampf leicht bei An-
wesenheit glühender Kohlen, indem sich ein grosser Teil des Kohlenstoffes
mit dem Sauerstoff des Wassers, unter gleichzeitiger Bildung von Wasserstoff,
B Kohlcnoxyd umwandeil, welche Gase nachträghch durch Sekundarluft ver-
bannt werden. Es ist selbstredend, dass hierdurch eine Brennmaterial-
npamts direkt nicht eintreten kann, da die Zersetzung ebenso viel Warme
^rhiert, als bei der späteren Oxydation frei wird. Indirekt kann hiera
iltitdi unter Umstanden aber eine grosse Ersparnis erzielt werden, indem
ü Teil des Brennstoffes, der sich sonst als Russ in den Kanälen ansetzt
ier jtimi Schornstein hinausgeht, in ein, für die Verbrennung bequemes
Gas Qbergeht und als solches leicht und voUsHindig verbrennt.
I
•) Fig. 106 u
107 .
r Zeilschrift des Vereines Deutscher Irnjen
:. Jahrg. 1889,
i
54
I.
leilang.
Verschiedene Kohlen haben die Eigentümlichkeit auf dem Rüste 2U
sintern und als wenig durchlässige Masse den Rost zu bedecken, oder 2u
zerfalleil und durch die Roslspallen hindurch zu fallen.
Um diesen beiden Uebelsianden zu begegnen, werden bei Planrosten
R'jststäbe von verschiedener Gestaltung angewendet, die alle darauf hinaus-
laufen, die Lufl durch m^Iichst enge Spalten oder Lochet eintreten zu
lassen: dahin gchr.ren ii. a. die Schlangen-, Poly-iTai- et<% Rosistabe.
I
Die Mannigfaltigkeit in den Formen ist so gross, dass bald jede grössere
Fabrik ihre Spczialkonstraklion hat, welcher dann die grössien Vorläge
nachgerühmt werden. In den meisten Fallen erreicht man dasselbe mit
einem gew<5hnlichen Rostslab von genügender Höhe — mindestens aber
I 50 mm hoch - — und geringer Dicke, und hat dabei den Vorteil, dass man
nur die Hälfte zu zahlen hat, als für die meist patentierten, kompliziert ge-
formten anderen Roststabe.
Da die zur Verbrennung dienende Luft überwiegend durch die Roat-
spalten eingeführt wird, so entsteht leii.ht eine zu geringe Zuleitung
der Luft, was zur Folge hat, dass ein grosser Teil der Gase unverbrannt
durch den Schornstein entweicht.
Es ist nun eine schwierige Aufgabe für den Heizer, den sich ent-
wickelnden Gasen das richtige Quantum Luft zuzuführen und um dies ai
umgehen, hat man in neuerer Zeit die Feuerungsanlagen so gestaltet, dass
auf dem Rost vorzugsweise die Gasbildung stattfindet, während durch Neben-
kanale, die in den Wänden der Feuerkammern liegen, die zur Verbrennung
dienende vorgewärmte Luft kurz vor der Feuerbrücke zugeführt wird.
Diese Feuerungen, unter dem Namen — Halbgasfeuerungen —
bekannt, sind für Kesselfeuerungen bei geschickter Anordnung sehr zu em-
pfehlen und werden solche auch vielfach angewendet
Die meisten Verdienste um diese Halbgasfeuerungen, wenn auch weniger
für Kesselfeuerungen, so doch für Schmelz- und Glühöfen fcuerungen, hat sich
ßoülius erworben, der bereits in Mitte der sechziger Jahre grössere der-
artige Anlagen mit viel Geschick und Glück zur Ausführung gebracht hat.
Der Umstand, dass regenerierte, also hoch erwärmte Regeueralorgase von
fetten Steinkohlen sich bei eintretendem Luflmangel zum Teil zersetzten und
infolgedessen die Regeneratoren allmählich verengten, veranlasste B oöt ius
in solchen Fallen nur mit vorgewärmter Luft und direkten Gasen itt
arbeiten. Er legte deshalb einen Generator eng an die Brennkammern, die
zur Verbrennung dienende Luft nahm die aufgespeicherte Wärme aus der
erwärmten Kammer auf und wurde dann nicht unter den Rest gefOhn
mpftestelfener
55
ial hin, wahrend die für die RostfeueniDg
«JDdeni über das Brenn:
nötige Luft kalt zuströmte.
Wenn diese Oefen auch hinter den Leistungen der Siemens 'sehen Re-
generativören k uro eitstanden, so zeichneten sich dieselben doch durch ihre
grosse Einfachheit sehr vorteilhaft aus und fanden deswegen und wegen der
viel geringeren Anlagekosten weite Verbreitung. Lürmann-Osnabrück,
Putsch-Berlin, Rösky-Frankfurl a. M. u. a. haben diese Spezialitat weiter
verfolgt und dieselbe für Kesselfeuerungen verwendbar gemacht.
Um die über das Brennmaterial eintretende Luft, welche zum Unter-
schied von der unter den Rost geführten Luft ,, Sekunda rluft" genannt
wird, möglichst warm eintreten zu lassen, wendete Röskv schon in der Mitte
der siebziger Jahre Hohlsteine an, mit welchen die Rauchkanale ausgefüttert
waren. In diesen Hohlsteinen, welche aus feuerfestem Material hergestellt
sind, striSmt die Luft den Verbiennungsprodukten entgegen; eine An-
weitdnng, die bei langen Kesselanlagen — Walzenkesseln mit Feuerröhren —
Nachahmung verdient, bei kurzen Kesseln — Riihrenkessel — sind die vom
r berührten Flüchen hierfür aber zu klein und der Erfolg weniger günstig.
Eine auf gleichem Prinzip beruhende Ausführungsform ist dem Ingenieur
C. Reich in Hannover patentiert worden.
Hierbei gelangt das durch den Fülldeckel in den Schacht A eingebrachte
Brennmaterial kondnuierlich vorgewärmt auf dem unteren Treppen- oder
gemischten Roste zur vollständigen Verbrennung, nachdem im Schachte A
selbst der grflsste Teil der Gase entzogen ist.
Die zur Verbrennung bezw. Vergasung nötige Luft wird durch die
seillich verschiebbaren oder nach
üben zu öflfenden Klappen K dem
Roste zugeführt. Die sich bildende
Flamme auf dem Roste gelangt in
den Raum B und vermischt steh
hier mit den durch den Kanal A'
abgesaugten Gasen aus dem Schachte
A. Letztere werden fortlaufend und
gleichmässig, je nach Einstellung des
Schiebers S erzeugt, und zwar eines-
teils durch die strahlende Warme
des im Brande befindlichen Materials
auf dem Roste, bezw. im Schachte
selbst, anderenteils durch die, eine
.\rt Retorte bildende tmd in Glut-
hitze kommende Wand zwischen
A und.S. Um nun zur vollständigen
Verbrennung dieses so entstandenen,
den glühenden Brenner ^passierenden
und dabei sich noch hi^ch erhitzenden Gasgemisches die nötige Luft zuzu-
führen, dient das Ventil V. Letztere strömt durch den vorderen Kanal L
nach beiden Seiten, von hieraus seitlich entlang in den hierzu gebildeten
Isolierkammern bis zur Verbindungskammer M und umspült dann den Brenner
Ä, öberail die nach aussen strahlende Hitze aufnehmend und somit das
Mauerwerk kühlend und erhaltend, um schliesslich durch schräge Kanäle oder
Schlitze in stark erhitztem Zustande so zum Verbrennungsprodukt zu
I
(^6 I- Abteilang.
treten, dass ein Wirbeln und gleichzeitig ein inniges Mischen stattfindet
^besonders beim Spitzbrenner unter langer stichflammartiger Flammenbildung),
wodurch vollkommene Verbrennung eintritt, ohne dass die Flamme an die
Kessel wilnde weder an- noch aufschlagen kann.
Durch die Wirbelung beziehentlich Drehung der nunmehr oxydierten
Gase nach einer Richtung hin wird gleichzeitig ein Ablagern der Flugasche
in dem Flammrohre vermieden und ausserdem wird letzteres von den Heiz-
gasen durchweg umspült, so dass die günstigste wasserberührte Heizfläche
vollständig ausgenutzt wird. Durch Aschenablagerung wird der Abschluss
der Schrügroste unten hergestellt bezw. erhalten.
Zum Schutze der Rostteile gegen Verbrennung kann sich unterhalb
der Feuerung Wasser befinden, oder direkt Dampf eingeblasen werden, wo
dun.^h beim Passieren des Dampfes durch die glühende Koksschicht eine
Zersetzung stattfindet, welche zur Erhöhung des Heizeflfektes mit beiträgt.
Damit der Kessel an seiner Ausdelinung nicht gehindert wird und eine Be-
sichtigung der Stirnwand leichter erfolgen kann, ist bei Flammrohrkesseln die
l'ebertührunsskammer M so ausjjebildet, dass sie beides zulSsst.
Bei gewr»hnlicher Flammrohrinnenfeuerung mit Planrost kann durch
Kinbau eines Brenners in geringer Entfernung hinter der Feuerbrücke, ohne
wesentliche Aenderung ».ler bestehenden Einrichtung, schon ganz erheblicher
Nutzen er/ielt wer<.len. in^^lem sowohl die Luft für den R«:»st, als auch für
ilen Brenner getrennt und regulierbar zugeführt wird, so dass in ähnlicher
Weise, wie oben beschrieben, der Wirbel mit seiner günstigen Einwirkung,
z. B. auch Rauch Verbrennung, stattfindet.
Von grv>sser Wichtigkeit bei Halbgasfeuerungen sind heisse Feuer-
brücken und um solche bei Innen feuerunuen zu erhalten, setzte Siemens
ChaniK^tieiiune in ilie Flammrohren, die sich aber mitunter so stark er-
hii/ten. dass die W,lnile vier FKimmröiiren darunter litten; bei Braunkohlen-
teueruuiien und Ablasen aus H.>oh>fen sind diese Ringe jedoch sehr
empfehleujiweil.
Wilmsmann bringt bei seiixer sogenannten „Wehrfeuerung" am hinteren
Fude vles ganz gewi«hulu'!ien Plaurv^stes einen aus feuerfesten Steinen gewölbten
lv»*4eii ,in, \;e»^e!i welchen der uUi!iende Brennsiott s-^ Iam;e geschoben wird,
bis die Oethnui.; /wiM'lieu Bv>iieu luid Feuerbräcke abgeschlossen ist, wie
Kij;. 1 1^; ^eiiii.
Die NaviiiiMU« iliosv*: Feuerun-,: bestehen d.irln. dass der Wehrbogen
viel KeiMuUiuki^sUMi lHMnxp:uv!\i und dass die He: .Ter durch die nach Aussen
xtMhleuvIe Wänue \ul ,ui»«'u:;a!ten haben.
\\»n dei l »Mu.i Kx»\\ii!ve vV v.\v ;!i Berlin wird die Verbrennunir
vle> Kauvhes \l.uluu'U luMb\'i'.tciiihii, vüss vi.e unter den Rosten entnommene
\ eibiennu»u;Nluil \liu\ h eine luOde e;sv»:!u* Feiierb rücke den Verbrennungsgasen
u<vMü!ui \>Mvl P«iNv' \nl,»oy ,nlv'.;ei s.^ \i!^e ;^u:. als die unter den Rosten
ab<v'U\MMi»iv t»\- 1 Uli \\.»nu o\t\U'.\ in*. :iu .i*.v.v;Te»». F»iüe wird die Verbrennung,
^Mue .iluilu he KN»nHU\»kUi»u ist vlie wvi <.^. Lorentz jr. in Berlin,
weUtiet xKm lV\i\*ibiü\ k«« oihit^tv l wlt vailih*:. es :>; aber zu befürchten,
vlax> vUo l'ouoi(M\uk«» i^K \X\\\y\\\A\^\\\\\.
\\\ KimVMMll hm HtüAnltmiP \\\ tW\\\\w\\ \w-\ Ausr,lhrun:;en vorhanden,
M wKiW lim^^^ ^^\^ du» luft e- :•: w:r.: und so hinter der
hVuVf^ tU\l vhe Kv^.xi^t.iVe .;.v: v.:.h: widerstandsfähig
Dampdies
57
Direktor Cario, Magdeburg, hat einen dachfönnig gestalteten Rost
angewendet (Fig. 115 u. iib), auf dessen First eine rinnartige Schaufel, der
Lange der Feuerung entsprecliend, eingeführt wird, die ausserhalb der Feuerung
mit Kohlen gefüllt, sich nach rechts oder links auf die Roste entleert. Diese
Anlage soll sehr ökonomisch arbeiten, erlaubt aber eben so wenig wie die
Tenbrinkfeuerung einen furcierten Betrieb.
Fig. I
Fig. I
Der Vollständigkeit halber sei u a nudi die Feuerung von Schom-
bnrg, Berlin, erwähnt, über weiche aber noch keine dun hschiagenden Er-
folge in der Praxis vorliegen
Eine wn.htige Rolie spielen heute die flüssigen Brennstoffe, wenn
Mich weniger in DeutSLhland, so doch in anderen Landern Immerhin ver-
dienen auch für deutsche Verhaltnisse die flüssigen Brennstoffe der Erwähnung,
md werden diese auch hier eine grosie Rolle spielen, sobald bei uns rentable
Petroleum quellen entdeckt «erden sollten
Fig. »5
Flg. "6.
Diese Anlagen funktionieren in der Weise, dasa ein Dampfstrahlgeblase
*us einem Reservoir das Petroleum ansaugt und fein in den Verbrennungs-
faum sUtubt, woselbst es sich entzündet und nahezu vollkommen verbrennt,
sobald Rlr Zutritt der erforderlichen Luftmenge gesorgt wird.
Aus dieser Verbrennungsmethode hat sich nun in jüngster Zeit die
Kohlenstaubfeuerung entwickelt, deren Vorgang dem vorher beschriebenen
>'h ahnlich ist; wahrend dort durch den Strahlapparat der flüssige Stoff
litisehst zerstäubt und erst sp.'iter durch die Warme verdampft wird, wird
•) Fig. 113—116 sind der Zcilichrifl des Vereinei Deutscher Ingenii
, ]•>
I. Abtcituag.
hier der vorher mechanisch zerpulverle Brennstoff in die diesem Zutande in die
Feuerung geblasen und zwar unter gleichzeitiger Zuführung der erforderlichen
Verbrennungsluft.
■ brauchbare aber später wiederholt umgeänderte Konstruktion
wurde vom Ingenieur C. Wegener in Berlin ausgeführt, welcher ;
Mitteilung des Ingenieurs Haase in der Zeilschrift für Lüftung und Heizung,
Jahr),'. 1895, Heft 6, längere Erfahrungen in Feuerungen mit flüssigem "
Dampikesselfeaening. cq
lind endigt über einem Schieber S. Unterhalb des letzteren ist in einem
engen Rohrhalse ein Sieb eingesetzt, welches leicht ausgewechselt werden
kann. Dieses steht mit einer oscillierend wirkenden Rüttel Vorrichtung R in
Verbindung, deren Antrieb von einer Welle aus erfolgt, die ihrerseits ver-
mittels eines Windrades V durch den vom Schornstein herbeigeführten Luft-
zug in Umdrehimg gesetzt wird. Die durch das Windrad hindurch ein-
dringende Luft strömt dem herabrieselnden, auf einem Konus der rotierenden
Welle sich ausbreitenden Kohlenstaub entgegen und reisst diesen ohne wei-
teres mit sich in den Feuerherd hinein.
Unterhalb und seitwärts von der Einmündung des Apparates in den
Feuerherd besitzt dieser eine Feuerthür, welche dem Zwecke des Entzündens
eines Holzfeuers für das Anheizen dient. Zum Zwecke der Regulierung der
zuströmenden Luft ist das Gehäuse des Windrades V mit einer auf- und
abstellbaren Glocke U umgeben.
Die Schwartzkopff'sche Feuerung (s. Fig. ii8) enthält am Fusse des
Schütttrichters eine rotierende Bürste f, deren Borsten aus flachem Stahldraht be-
stehen, und welche in der Mitte einen in radialer Richtung verstellbaren
Hammer g besitzt. Der Trichter a selbst besitzt an der Vorderseite eine
nach einwärts gebogene festliegende Blechwand e und davor ein federndes
Blech d, dessen unteres Ende h sich gegen die rotierende Bürste anlegt und
von dem Hammer der letzteren jeweils für einen Augenblick zur Seite ge-
drängt wird. Ausserdem liegt zwischen dem Trichterfusse und der rotieren-
den Bürste ein federndes Blech c, welches vermittelst einer mit Handgriff
versehenen Schraube b mehr oder weniger gegen den Umfang der Bürste
hingedrängt wird, um die Oeffnung, durch welche der Kohlenstaub auf die
Bürste fällt, nach jeweiligem Bedürfnis zu regeln.
Der Rückschlag der federnden Blechplatte d am Schütttrichter nach
erfolgtem Vorübergang des rotierenden Hammers bewirkt die Lockerung des
sehr hygroskopischen und darum leicht zusammenballenden Kohlenpulvers,
um ein gleichmässiges Herabfallen desselben auf die Bürste zu sichern,
während die hinter diesem federnden Blech liegende einwärts gekrümmte
Blechwand e den Seitendruck der Last des Kohlenpulvers von dem federnden
Blech abhält und die Kohlenbelastung über der Mündung konstant zu er-
halten bestimmt ist. Anstatt einer durchgehenden federnden Blechplatte ist
auch versuchsweise eine federnde Zunge an das untere Ende der starrliegen-
den nach einwärts gekrümmten Wand angefügt worden.
Zur Mischung des von der Bürste in den Feuerherd zu schleudernden
Kohlenstaubes mit Luft sind drei Luftwege vorgesehen und zwar einer, durch
welchen Luft demjenigen Raum zuströmt, in welchem der Kohlenstaub auf
<iie Bürste föllt, s. Pfeil m, ein zweiter oberhalb und hinter der Bürste,
^- Pfeil 1, und ein dritter unterhalb der letzteren, s. Pfeil n. Alle drei Luft-
wege sind natürlich in der Ausführung vermittelst geeigneter Vorrichtungen
(Schieber, Klappen u. s. w.) nach Bedürfnis mehr oder weniger von dem
Luftzutritt abschliessbar.
Die Wegener'sche sowie die Schwartzkopff'sche Feuerung waren auf
der Bf rliner Gewerbeausstellung 1896 im Betriebe und haben die vom Berliner
Dampfkessel-Revisions-Verein an diesen Kesseln vorgenommenen Versuche
bezgl. der Verdampfung und rauchfreien Verbrennung ganz vorzügliche Re-
sultate ergeben.
Schliesslich sei noch der Ausnutzung der Abgase, die gerade in
chemischen Fabriken oft zur Verfügung stehen, Erwähnung gethan, da ein
6o I. Abtcünng.
grosser Teil derselben ohne viele Kosten und Mühe lohnend venii-ertet werden
kann, indem man die Kessel direkt hinter den Fuchs der Oefen — Raf-
finier-, Kalcinier-, Schmelz- etc. Oefen — einbaut.
Die im Vorstehenden ermähnten Feuerungsanlagen können nun in Be-
zug auf ihre Lage zum Kessel verschiedentlich angeordnet werden, man legt
sie entweder vor den Kessel — Vorfeuerung — unter den Kessel —
Unterfeuerung — oder in denselben — Innenfeuerung — ; letzteres
nur bei Walzenkesseln mit Flammröhren.
Die Vorfeuerung kann man bei allen Walzen- und kombinierten
Kesseln anlegen und hierzu Plan-, Treppen- oder Schrägroste und
Halbgas- oder Gasfeuerung benutzen.
Sie hat den Vorteil, dass der von der Stichflamme getroflfene Kesselteil
durch Gewölbe etc. gut geschützt werden kann, beansprucht aber einen
grossen Raum und verbraucht einen grossen Teil der entwickelten Wärme
dazu, das Mauerwerk ohne jeden Zweck zu erwärmen und die Tem-
peratur der Umgebung in belästigender Weise für das Heizpersonal zu er-
höhen.
Der letztere Nachteil haftet zum grossen Teil auch den Unter-
feuerungen an, welche bei allen Kesselsystemen, ausschliesslich aber wohl
bei den Röhren kesseln, angebracht werden können. Auch bei den Unter-
feuerungen lassen sich alle Feuerungsarten anwenden, nur sind die von der
Stichflamme getroffenen Kessel Wandungen gut zu schützen.
Beide Feuerungen lassen bezüglich der Grösse der Rost fläche einen
grossen Spielraum zu, was bei einzelnen Brennmaterialien von so grossem
Werte ist, dass davon die Verwendung des einen oder anderen, z. B. der
Braunkohlen, überhaupt nur ermöglicht wird.
Dies ist nun bei der Innen feuerung nicht der Fall, da die Rost-
fläche von der Grr^sse des oder der Flammröhren und diese nieder
von der Grösse des Kessels abhängen. Diese Feuerung hat aber den
grossen Vorteil, dass die entwickelte Wärme am besten auf die
Kesselwandungen übertragen und ausgenutzt wird, allerdings auch auf
Kosten der zuerst getroffenen Kesselteile, welche schwer oder gar nicht vor
der Stichflamme zu schützen sind.
Der den Innenfeuerungen anhaftende Nachteil, dass sich die un-
teren Flachen der Flammrr)hren leicht mit Staub- und Ascheteilchen bedecken
und dadurch nutzbare Heizfläche verloren geht, lässt sich sowohl durch
öfteres Reinigen mit der Hand oder mittelst Dampf während des Betriebes
umgehen, als auch dadurch, dass man halbmondförmige unten offiene Brücken
in die Röhren einbaut, welche durch ihre eigentümliche Form die sich etwa
ansammelnden Ascheteilchen in fortwährender Bewegung bis an das Ende
der Flammröhren erhalten, wo sie dann herunterfallen, ohne eine nutzbare
Heizfläche zu verdecken.
Was nun die Beanspruchung der verschiedenen Kesselsysteme
anbetrifft, so soll man bei Röhrenkesseln pro Stunde und Quadratmeter
Heizfläche nicht über 12 bis 15 kg und bei Flammrohr- und kombinierten
Kesseln nicht über 18 bis 22 kg Dampf entwickeln.
Auf den Quadratmeter Rostfläche, d. i. diejenige Fläche, welche
der vor, oder unter, oder im Kessel liegende Rost bildet, darf man für alle
DuapfluiMlfeneniDt; .
61
Kesselsy Sterne bei massig angestrengtem Betriebe pro Stunde nur 60 bis 70
kg Steinkohlen verbrennen, wenn man eine rationelle Ausnutzung derselben
verlangt.
Um ein Mitreissen von Wasser bei zu starker Dampfen t Wickelung
zu verhüten, muss die Verdampfungsoberfläche, d, i. diejenige Fläche,
welche die Oberfläche . des Wassers im KesseÜnneren bildet, in einem be-
stimmten Verhältnis zum Dampfquantum stehen. Erfahrungsgemäss steht
fest, dass ein Quadratmeter Verdampfungsoberfläclie jiro Stunde im
Ma.\imum 160 bis 200 kg Dampfdurchlassen kann, ohne iliiss der Dampf bei
seinem Durchgang durch die von ihm zu passierende Wassersäule Wasser
An diesem Verhältnis laborierten lange die meisten Röhrenkessel, da
man dieselben trotz der grossen Heizfläche mit einem kleinen Oberkessel,
selten mit zwei, versah und auf diese Weise wohl grosse Verdampfungs-
zahlen erzielte, aber dabei vergass, das vom Dampf mitgerissene Wasser
abzuziehen; es sind viele Rohrenkessel ausgefülirt worden, bei welchen auf
den Quadratmeter Verdampfungsoberiläche scheinbar ca. 250 bis 300 kg
Dampf kamen. Um das Mitreissen der Wasserteilchen mit dem ab-
ziehenden Dampf — abgesehen von dem eben besprochenen richtigen Ver-
liillnis zwischen Verdampfungsuber Hache und Damj>fquantum — trotzdem
noch zu beschränken, empfiehlt es sich, sogenannte W;isserabscheider
in :iem Kesselinneren anzubringen. Die ältesten, aber bis jetzt wohl mit die
■irtsamsten Wasserabscheider dürften diejenigen sein, die auf dem Prinzip
der oberen Einströmung basieren, oder die als sogenannte Glocken-
Separatoren konstruiert sind.
Erstere bestehen aus einem der Länge nach oben geschlitzten, mit
«ei seitlichen Tropfschüsseln versehenen Rohre, das möglichst nahe
dem Scheitel des, den Dampfraum bildenden tJberkessels angebracht ist, den-
selben der ganzen Länge nach durchzieht, und nur da, wo es in den Dampf-
dum abzweigt, geschlossen ist.
Der GlockenseparatOT (Fig. inj bis 121) zweigt vom Dampfdom ab
und besteht aus einem vertikalen Abzugsrohr, welches oben mit einer
62
L AbteUung.
Haube abgedeckt ist, von welcher die aufsteigenden Wassertropfen zurück-
geworfen werden; das untere Ende dieses Rohres taucht bis etwa loo mm
unter dem niedrigsten Wasserstande in das Kesselwasser, darüber stülpt
sich eine Glocke, deren äusserer Mantel mit dem Abzugsrohr eine Ring-
schelle bildet. Der am unteren Ende der
Glocke eintretende Dampf geht nun zunächst
vertikal nach oben, dann nach unten und
wieder nach oben, während die spezifisch
schweren Wasserteilchen den letzten Weg
nicht mehr mitmachen, sondern nach unten
fallen.
Eine Bestimmung dieses mitgeris-
senen Wassers hat aber seine grossen
Schwierigkeiten namentlich bei Abnahme-
oder Garantieversuchen, wo es genau darauf
ankommt, das mitgerissene Wasser von dem
Kondenswasser zu trennen und entsprechend
zu verrechnen.
Einen einfachen Apparat zur Be-
stimmung des vom Dampf mitgerissenen
Wassers hat M. Gehre, Düsseldorf, kon-
struiert und ist man mit Hilfe dieses Apparates nach einiger Uebung im
Stande, jederzeit und ohne den Betrieb zu stören, den abgehenden Dampf
in Bezug auf seinen Wassergehalt ganz genau zu untersuchen.
Der Wichtigkeit dieser Frage wegen soll der Apparat an Hand der
Fig. 122 näher beschrieben werden. Um die Kondensation von vornherein
Fig. 121.
Fig. 122.
auszuschliessen, wird der Apparat direkt hinter den Kessel in die Dampf-
leitung horizontal eingebaut. Der Apparat besteht, den Angaben des Er-
finders gemäss, in seinen Hauptteilen aus einer Rohrleitung a, durch welche
der Dampf beim Nichtgebrauche des Apparates strömt, einem Umschalt-
zylinder 6, den beiden, letzteren schnell abschliessenden Ventilen c r, einem
Manometer d, einem Thermometer e, sowie einer unter dem Zylinder h
angebrachten Heizvorrichtung /.
Dampfkessel. 63
Behufs Messung des Wassergehaltes im Dampf lässt man den letzteren
bei geöffneten Ventilen cc so lange diurch a und b strömen, bis man an-
nehmen kann, dass der Behamingszustand in beiden Zylindern eingetreten
ist, sodann werden durch Handhabung des Hebels g die Ventile cc gemein-
schaftlich geschlossen und dementsprechend der Dampf nur durch die Rohr-
leitung a geführt, wodurch der in b befindliche Dampf von dem übrigen
getrennt wird und man gewissermassen ein Stück der, in der Leitung sich
unter gleichen Verhältnissen weiter bewegenden Dampfsäule zur Untersuchung
herausgeschnitten hat. Durch die Heizvorrichtung f wird nun der Dampf
und das mit übergerissene Wasser im abgeschlossenen Räume b weiter er-
wärmt, damit letzteres nachverdampft.
So lange der Dampf gesättigt bleibt, stehen Spannung und Temperatur
stets in einem bestimmten Verhältnis, ist jedoch das Wasser verdampft, so
verlässt die Temperatur bei fortgesetzter Erwärmung dieses Verhältnis und
steigt, da nun der Dampf anfängt sich zu überhitzen.
Die Skala des Manometers ist zur Erleichterung der Messung auch mit
Temperaturangaben für die verschiedenen Dampfspannungen versehen und
giebt sowohl der Zeiger desselben, als auch der Thermometer e so lange
dieselben Temperaturen an, bis der Dampf in den überhitzten Zustand tritt.
Von diesem Zeitpunkt, ab werden die Temperaturen am Thermometer und
am Manometer verschieden sein und hat man bei letzterem nur abzulesen,
wann dieser Zeitpunkt eintritt.
Da nun ferner gesättigter Dampf für jede Spannung, ausser einer be-
stimmten Temperatur, auch ein bestimmtes Gewicht hat, so kann man durch
den Unterschied zwischen den, aus Tabellen bekannten, auf der Manometer-
skala ebenfalls angegebenen Gewichten eines gleichen Volumen gesättigten
Dampfes von verschiedener Spannung, ohne weiteres den Prozentsatz des
nach verdampften Wassers bestimmen.
Bei einem Versuch merkt man sich, nachdem wie schon gesagt der
Behamingszustand eingetreten ist, die Zahl, welche der Zeiger des Mano-
meters in der Gewichtsreihe angiebt, schliesst mittelst des Hebels g die
Ventile und zündet die Heizvorrichtung an. Sobald nun die Temperatur
im Thermometer höher zu werden anfängt, als im Manometer, merkt man
sich wieder die Zahl in der Gewichtsskala des Manometers, auf welcher der
Zeiger desselben in diesem Augenblicke steht.
Zieht man nun die zuerst erhaltene Zahl (x) von der zweiten (y) ab,
und dividiert man diese Differenz (x -y) durch die erste Zahl (x), so giebt
das erhaltene Resultat, mit 100 multipliziert, sofort den Prozentsatz des
x—y
übergerissenen Wassers an, also 100=% Gehalt des Wassers.
X
Der Apparat hat in der Praxis bereits Verwendung gefunden und hat
man durch denselben erst erfahren, unter welchen ungünstigen Verhältnissen
die einzelnen Kesselanlagen bisher gearbeitet hatten, während man ohne den
Apparat angeblich die glänzendsten Verdarapfungszahlen erzielte.
Professor Lewicki in Dresden bestimmt die Feuchtigkeit des ab-
gehenden Dampfes dadurch, dass er denselben aus einer Rohrleitung direkt
ins Freie strömen lässt, wobei die Spannung auf i Atmosphäre (absolut)
zurückgeht und zunächst infolge dieser Druckverminderung ein Nachver-
dampfen des mitgeführten Wassers und ein darauffolgendes Ueberhitzen des
Dampfes eintritt. Diese Ueberhitzung wird tlurch ein in den Dampfstrom
gehaltenes Thermometer gemessen und kann man mit Hilfe dieser Zahl (f').
64 1- Abteilang.
der Temperatur (t) und der Flüssigkeitswärme (q) des Kesseldampfes im
Rohrstrange, den in einem kg Dampfgeraisch enthaltenen trockenen Dampf
(x) in kg nach folgender Formel, deren Entwickelung wohl weggelassen
werden kann, finden:
_ 637 + t' , 0,48 — q
^~ 606,5 -f- 0,305 .t — q'
Die Wassermenge, welche der Dampf pro i kg seines Gewichtes mit
sich führt, beträgt dann
1,000 — X kg.
Das sicherste Verfahren, das mitgerissene Wasser im abgehenden
Dampf zu bestimmen, ist auf alle Fälle das chemische, nur kann es nicht
allgemein ausgeführt werden, weil zur Ausführung desselben eine chemisch
gebildete Persönlichkeit gehört. Es giebt zwei derartige Verfahren, und zwar
das eine mit Chlomatrium und das andere mit schwefelsaurem Natron, wo-
von das letztere der Einfachheit halber vorzuziehen ist. Die Ausführung
geschieht in der Weise, dass man dem im Innern des Kessels befindlichen
Wasser eine beliebige Menge schwefelsaures Natron zusetzt, an einer geeig-
neten Stelle dem Kessel Dampf entnimmt und zwecks Kondensation durch
eine Kühlschlange leitet. In nahezu gleichem Quantum wie das Kondens-
wasser dieses Dampfes aus der Kühlschlange abfliesst, zieht man aus dem
Kesselinnern Wasser ab, wozu man sich am besten der Probier- oder Wasser-
standshähne bedient. Von diesen beiden verschieden erhaltenen Proben
macht man eine Schwcfelsäurebestimmung, aus welcher sich sofort der Prozent-
satz des mitgerissenen Wassers ergiebt. Enthält z. B. das Kondenswasser
0,1 g und das Tropfwasser 1,00 g Schwefelsäure, so hat der Dampf 10 %
Wasser aus dem Kessel mit fortgerissen.
So lange nicht vollständige Klarheit über das vom Dampf mit-
gerissene Wasser, unter den verschiedenen Beanspruchungen der Röhren-
kessel herrscht, sind die Walzenkessel mit ihren grossen Verdampfungs-
oberflächen in (lieser Beziehung den Röhrenkesseln unbedingt über-
legen und vorzuziehen.
Aber noch ein anderer Umstand spricht für die Walzenkessel.
Zufolge ihrer Konstruktion besitzen dieselben einen viel grösseren
Wasser räum als Röhrenkessel von gleicher Heizfläche, und sind .sie da-
durch viel geeigneter, bei wechselnder Dampfentnahme den Druck auf gleicher
Höhe zu erhalten.
Auch das Verhältnis, Wasserinhalt zur Leistung, ist in der Praxis
vielfach untersucht worden und so hat sich ergeben, dass man bis zu einer
Dampfentwickelung von ca. 1 50 kg pro Kubikmeter Wasser und Stimde, den
Dampfdruck ziemlich gleichmässig halten kann.
Die Röhrenkesselfabrikanten haben sich diesen Thatsachen nicht ver-
schliessen können und bauen jetzt die Kessel statt mit dem früher üblichen
einen Oberkessel von ca. 900 mm Durchmesser mit deren zwei von 1,2 bis
1,6 m Durchmesser, selbstverständlich im Verhältnis zur Grösse der Heizfläche.
Alle diese Missverhältnisse lassen sich aber bei bestehenden Anlagen
nur auf Grund richtig ausgeführter Verdampfungsversuche ermitteln imd
da diese Versuche auch von einem Chemiker ausgeführt werden können, so sind in
der Abteilung XH dieses Buches die vom „Verband der Dampf kessel-Ueber-
wachimgsvereine" und vom „Verein Deutscher Ingenieure** aufgestellten Vor-
schläge, unter welchen Untersuchungen von Kesselanlagen stattfinden können,
angegeben.
Dampfkessel. 65
Hat man sich nun durch einen, auf vorstehender Basis ausgeführten
Versuch überzeugt, wo die Fehler einer Kesselanlage liegen, so wird man
denselben nach Möglichkeit abzuhelfen suchen, da sich jede Unterlassungs-
sünde in dieser Beziehung am eigenen Geldbeutel bitter rächt, und zwar
nicht nur einmal, sondern Tag für Tag.
Vor allen Dingen ist aber die Kesselanlage nicht zu klein zu
bemessen und wenn dies schon im allgemeinen zu beachten ist, so ist es
bei einer solchen Anlage fttr die chemische Industrie ganz besonders zu thun.
Der Dampfverbrauch einer Anlage wird in den meisten Fällen be-
rechnet, aber schon bei der Inbetriebsetzung und kurze Zeit nach derselben
stellen sich für die Fabrikation noch so viel unvorhergesehene Verbrauchs-
stellen für Dampf heraus, und sind unter Umständen noch so viel neue
Apparate aufzustellen, dass eine knapp bemessene Anlage sich bald als zu
klein erweist. Deshalb soll man von vornherein den Kessel nicht zu klein
wählen und ist er anfangs wirklich etwas zu gross, so kann man sich durch
Verkleinerung der Rostfläche — was am einfachsten durch Einlegen von
Mauersteinen an den Seiten des Rostes geschieht — nach oben erwähnten
Verhältniszahlen sehr schnell helfen.
Aber auch die beste und reichlich gross bemessene Kesselanlage wird
ungünstig arbeiten, wenn derjenige der sie bedient, nämlich der Heizer,
nicht die richtige Fach- und Sachkenntnis mitbringt und ausübt. Denn der
Heizer hat nicht nur die Aufgabe, den Dampfdruck und den Wasser-
stand im Kessel auf einer bestimmten Höhe zu erhalten, also ein vorsich-
tiger Heizer zu sein, sondern er soll auch ein sparsamer Heizer sein,
welcher bei Innehaltung der gesetzlichen und der speziellen Betriebsvorschriften
immer bestrebt sein muss, den Kesselbetrieb so billig als nur irgend möglich
zu gestalten.
Was ein Heizer, namentlich bei den jetzigen hohen Kohlenpreisen,
sparen kann, lässt sich sehr leicht ausrechnen und man sollte deshalb nur
tüchtige, erprobte Heizer einstellen und sie für ihren schweren Dienst ent-
sprechend bezahlen; man soll sie unterweisen oder unterweisen lassen und
sich dadurch einen Heizerstand erziehen, welcher die Interessen seines
Arbeitgebers erkennt und danach handelt.
Der Verfasser hatte in seiner Praxis die Einrichtung so getroffen, dass
er allwöchentlich einmal die Heizer um sich versammelte und, nachdem er
über die einschlägigen Punkte Vortrag gehalten hatte, sich durch Abfragen
überzeugte, inwieweit derselbe verstanden und aufgefasst war, während er sich
bei seinen täglichen Revisionen von der Anwendung des Gesagten vergewissern
und, wo es nötig wurde, nachhelfen und berichtigen konnte.
Auf diese Weise hatte sich der Verfasser einen ganz guten Heizerstand
herangebildet, der vor allen Dingen gleichmassig ausgebildet und sich seiner
grossen Verantwortlichkeit voll und ganz bewusst war und dadurch, soweit es
in seiner Möglichkeit lag, das Interesse seines Arbeitgebers wahrte. Man
soll sich deshalb nicht der Arbeit, die ein solcher Unterricht zur Folge hat,
entziehen; der Erfolg, wenn er auch manchmal lange auf sich warten lässt,
belohnt dieselbe schliesslich doch.
Die grösste Schwierigkeit bei der Ausbildung von Heizern liegt
**ohl unzweifelhaft darin, dieselben an die richtige und regelmässige
Bedienung des Rauchschiebers während des Betriebes zu gewöhnen.
T^rotzdem den Heizern klar gemacht und auch von denselben eingesehen wird,
Parnicke. ^
66
[. Ahleilung.
dass durch Einströmen von kaller Luft durcli die geöffnete Feuerthür eine
starke Abkülilung der Feuerzüge \'erursacht wird, welche sowohl auf die Dampf-
entwickelung, als auch auf die Haltbarkeit des Kessela schädlich einwirkt, ist
es kaum zu erreichen, dass eine gleichmassige Benutzung des Rauchschiebers
eingeh allen wird.
Um sich nun nach dieser Richtung hin einigermassen unabhängig '
dem Heizer zu machen, hat man schon vor längerer Zeit Anordnungen
dahin getroffen, dass entweder ein Schliessen des Rauchschiebi
erfolgte, bevor die Feuerthür geöffnet werden konnte, oder dass mit
dem Oeffnen derselben ein gleichzeitiges Schliessen des Schiebers
verbunden war; beide Arten haben sich aber in der Praxis nicht besonders
bewähr! und sind so gut wie verlassen.
An dieser Stelle soll nur auf eine Konstruktion hingewiesen werden,
welche sich anscheinend gut bewährt hat und auch schon vielfach ange-
wendet wird.
Es ist dies der Zugregulator der Rheinischen Apparate-
Üau- Anstalt in Brflhl bei Köln {Fig. 123), bei welchem der Bolzen, um
den sich die Feuerthür dreht, nach oben in ein schraubenariig gewundene
Flacheisen auslauft. Am Feuerthörgeschränk ist femer an geeigneter Stelk,
ein einarmiger Hebel angebracht, der mit einer Rolle in Verbindung steht,
die sich, sobald der Hebel gehoben oder gesenkt wird, geradlinig auf and
ab bewegt, dabei aber in steter Berührung mit dem schraubenförmig g**
wundenen Flacheisen bleibt.
Infolge dieser Anordnung findet beim Heben oder Senken des Heb«lk
eine Rechts- oder Linksdrehung des Bolzens und mit diesem eine Bewegunf
der Feuerthür statt, d. h, letztere wird dabei gefiffnet oder geschlosseüj;
Vom Hebelarme führt gleichzeitig eine Zugvorrichtung nach dem Rauch*
scliieber, die so angeordnet ist, dass derselbe geschlossen wird, wenn sidl
die Feuerthür fiffnet. Der Heizer hat alsu nur nötig, mit liem Hebel
arbeiten und die Feuerthüren gar nicht mehr anzufassen.
mplt«
ä
t ;i
Streng genommen müsste ja entsprechend dem stetigen
chwanken im Luflbedarf — je nach der mehr oder weniger weit vorge-
chrittenen Entwicklung des Verbrennungsprozesses — der Rauch Schieber
■Bch in fort währender Auf- und Abwärtsbewegung sein,
Line derartige Benutzung des Schiebers kann man jedoch billiger Weise vom
Revier nicht verlangen. Um es aber trotzdem und zwar automatisch zu
areichen. sind auch hierfür Konstruktiunen ausgearbeitet
uu) in der Praxis eingeführt worden, welclie wegen ihrer
grossen Wichtigkeil in jedem Kessel bei riebe besclirieben
»erden sollen.
Es sind dies der Seh ornsteinschieber-Re-
Kulator vom Ingenieur Th. Speckbölel, Hamburg,
und der Feuerzugregler vom Ingenieur O. Hörenz
in Dresden.
Der Speckbfiteische Regulator besteht aus zwei
mit einander verbundenen Zylindern , welche überall
iliihi verschlossen und vollständig mit Oel angefüllt
sind. In einem dieser neben einander sitzenden Zy- I
linder bewegt sich ein dicht schliessender Pumpen-
tolben Ar. der durch eine Kolbenstange mit einem
leicht auf und abwärts beweglichen, äusseren Tra\'ersen-
rahmen in fesler Verbindung steht. Beim Nieder-
laug des Rahmens wird also der Kolben mit abwflrts
^ehen und dessen Vendl, sich selbstthaiig nach oben
"linend, dem Oel freien Durchtritt in der Pfeilrichtung
narh oben gewahren.
Will man aber den Traversen rahmen nebst Kolben •
weder hochschieben, so wird sich das Kolbenventil fest
rinstschlossen halten und kann also das Oel nicht wieder
iluich den Kolben zurücktreten, sondern findet durch
ilie, im oberen Zylinderdeckel angebrachten Hahne h
einen Abliuss, sobald diese geüfftiet werden. Diese
Aufwürtsbewegung des Rahmens mit Kolben ge-
schieht nun aber nicht von Hand, sondern wird auf
einfache Weise durch das sciiwere Gewicht des Rauch-
schieber» bewirkt, welcher mittelst eines über Rollen ge-
führten Drahtseiles oder Kette mit dem oberen Querslück
lies Traversenrahraens in Verbindung steht. Durch das
ITebergewicht des Schiebers wird also auf den Rahmen
um! den mit diesem verbundenen Kolben ein fortwähren-
der Zug nach oben ausgeübt, so dass das Oel, welches
fliier dem Kolben steht, einer immerwährenden Pressung
ausgesetzt ist. Bei geschlossenen Hähnen h wird Still-
sland des Kolbens und folglich auch des Schiebers statt-
finden , wogegen bei Freiwerden einer Hahnfiffhung
das Gel durch den zweiten (L'mführungs-) Zylinder wieder schnell unler
den Kolben k des Arbeitszyliudets zurück gedrückt wird. Der durch das
L'eberstrc'jraen des Oeies aber erfolgende Aufwarlsgang des Kolbens k hat
auch gleich sehn eilen Niedergang des Rauchschiebers zur Folge. Die Hahne
h sind nun durch Gestänge derartig mit den Feuerthüren des Dampfkessels
verbunden, dass beim Oetfnen derselben auch die Durchgangsöffnung des zuge-
hörigen Hahnes frei wird, und dadurch sofortiges Niederfallen des Schiebers erfolgt.
*
I
*^l^
68
I. Abteilang.
Ausserdem wird aber auch, wahrend Feuerlhüren und Motnentsctilosg-
hahne k geschlossen sind, das Oel in einem feinen Strahl durch ein Ueines
Regulterventilchen r in den Nebenzylincler hinübergepressl, wodurch ein gani
allmähliches Sinken des Schiebers erreicht wird
Hai man bei geschlossenem Schomsteinschieber frische Kohle auf-
gegeben, so tritt man mit dem Fu5s in das Gestänge t des Regulators und
zieht dadurch den Kolben herunter und den Schomsteinschieber auf.
Schieber geht dann selbstthatig durch sein Eigengewicht wieder herunter und
ziehl den Kolben des Regulators mit sich in die Höhe. Dies kann aber
nur ganz langsam erfolgen, weil das Clber dem Kolben befindliche Oel ent
allmählich rlurch das kleine Regulierventilchen r hi nd u rchgedrücti
Fig. 125.
werden muss. Das Regulierventilchen r lasst sich so verstellen, dass der
Rauch Schieber, je nach Bedarf in 5 bis 25 oiler mehr Minuten heralisinki;
.liese Vcrstellbarkeit ist nötig, da für jeden Kessel und für jede Kohle diese
irtschwindigkeit nach einigen Versuchen festgestellt werden muss.
Der Apparat ist überall und an Jedem Kesselsystem leicht und schnell
Igen und haben sich bei Benutzung desselben in ticr Praxis Kohlen-
zu 20 Prozent ergeben. Allerdinga be«eist letalere Zahl nur ,
'^T^Aache, dass es sehr schwer hielt, den Heizer an den Gebraadi
^^^ Kaocbschiebers zu gewöhnen und scheint in diesem vorliegenden spe-
^^^ FiBe> entweder gai kein Schieber vorhanden gewesen zu sein oder aber,
^^^^ )B schlimm ist, er wurde überhaupt nicht benutzt.
a^ — <»■ mit diesem Apparat Kohlen ersparen muss, ist einleuchtend^
^^;^^kJct beste Heiner wird und kann nie, selbst wenn er auch immet
^^^^ae beim OetTnen der Feuerlhüren schlies!;t und beim Schliessoi
^^^^^ ^^K. aal die fortschreitende Verbrennung Rücksicht nehmen i;
am immer mehr und mehr schliessen, was aber der Appa
c d» Heiners thiit.
Wasserreinigang. 5q
Hörenz, Dresden, wendet bei seinem Feuerzugregler ein starkes
Räder- Hemmwerk an, welches nach und nach den aufgezogenen Schieber,
auch infolge seines Eigengewichtes bis zu einem gewünschten Punkte herunter-
lässt. Der Heizer braucht nach dem Nachfeuern den Apparat nur wieder
aufzuziehen und funktioniert derselbe dann selbstthätig durch das Glyzerin-
Hemmwerk (s. Fig. 125), welches keiner Abnutzung unterworfen sein soll (?)
und eine variable Ablaufszeit von 3 bis 60 Minuten, je nach der Eintauch-
tiefe der Flügel, erhalten kann. Damit der Heizer aber aufmerksam gemacht
wird, dass der Apparat abgelaufen ist, d. h. also, dass der Schieber die ge-
wünschte tiefste Stellung eingenommen hat, ist noch eine Glocke angeordnet,
welche ertönt, sobald diese Stellung eingetreten, also es Zeit zum Nachfeuern
ist. Auch dieser Apparat ist vielfach angewendet worden und sind die Re-
sultate wie bei der Konstruktion von Speckbötel bis ca. 20 Prozent Kohlen-
ersparnis: er lässt sich ebenfalls sehr leicht anbringen und verlangt nur
eine wöchentliche Schmierung.
WaBserreiniguiig. Wie schon weiter vorn gesagt wurde, ist es für
die Röhrenkessel in Bezug auf die Betriebssicherheit unbedingt
nötig und für diese, wie auch für die Walzenkessel im wirtschaft-
lichen Interesse geradezu geboten, das Kesselspeisewasser vorher
zu reinigen, um einer Kesselsteinbildung vorzubeugen. Wie ja all-
gemein bekannt ist, besteht letztere darin, dass die im Wasser gelöst be-
ündlichen Beimengungen beim Verdampfen des Wassers zu Boden fallen und
hier den Grund für die Bildung des Kesselsteines abgeben, der sich dann
an die Kesselwandungen ansetzt und die Leistungsfähigkeit der Anlage herab-
setzt oder, wenn man dieselbe erhalten will, einen grösseren Aufwand an
Kohlen bedingt.
Ausser der Ersparnis an Heizmaterial fallen bei Benutzung von
gereinigtem Wasser die Kosten für das Kesselsteinabklopfen, die E x-
plosionsgefah r und die damit verbundenen Betriebsstörungen mehr
oder weniger weg und es tritt eine viel grössere Schonung des Kessel-
raaterials ein, wodurch die bisherigen Reparaturen an den Feuerplatten
der Walzenkessel und das Durchbrennen der Röhren bei den Röhrenkesseln
seltener vorkommen werden und dadurch die Betriebs fähigkeit eine
längere Dauer erhält.
Zur Beseitigung der Kesselsteinbildung hat man folgende Wege ein-
geschlagen :
1 . man benutzt den Kessel selbst als Reinigungsapparat,
indem man die Zusätze von Chemikalien, welche die Kessel stein-
bildner in leicht lösliche Verbindungen umsetzen, im Kessel selbst
zur Anwendung bringt, oder
2. man reinigt das Wasser vor seinem Eintritt in den
Kessel durch Ausfällen der Kesselsteinbildner und Trennen der-
selben von dem gereinigten Wasser, entweder durch das Absitz-
oder durch das Filtrierverfahren.
Das unter i angegebene Verfahren hat man immer mehr und mehr
verlassen und zwar mit vollem Recht, denn das dadurch im Kessel gebildete
Schlammwasser verlangt gegenüber dem gereinigten Wasser immer noch ein
grosseres Quantum Kohle für die gleiche Dampfbildung und ausserdem ist
die eine Kontrolle darüber, ob das richtige Quantum von Zusätzen in dem
Wasser enthalten ist oder nicht, immer schwierig.
Chemikalien vermittelst eines Rührgeblases recht innig, lasst den sich bildeDdea
Niederschlag absetzen und, nadulem dies geschehen ist, nimmt
geklärte Wasser ca. 2oo — i<,o mm über dem Boden ab und l'Jsst es in dU
untenstehende Gefkss abfliessen, aus welchem es dann die Speise Vorrichtung
entnimmt. Um dem Wasser auch die nötige Zeil zu lassen,
klären ku können, muss man die Geßtsse so gross wählen, dass, wahrend
eines von den beiden oberen sich klärt, das andere entleert, gefflllt und ge-
mischt werden kann, so dass im unteren Geßsse immer gcntlgendcr VonSt
von gereinigtem und geklärtem Wasser für den Kessel vorhanilen ist.
Gebr. Körting nehmen (s. Fig, 126) nur zwei übe rein anderstehende
GefUsse und schalten zwischen dem unteren Gefässe und dem Kessel nodi
eine Filierpresse ein, wodurch die ganze Anlage wenig Raum beansprucht.
So bequem imd übersichtlich das Absitz verfahren auch ist, so länt
es sich doch nicht überall anwenden, da es nur Aufstellung der Gefässe bi
Was ber reinig ang.
mittleren und grossen Anlagen sehr
nicht immer zur Verfügung steht.
Um diesen einzigen MissstancI, v
anhaftet, zu venneiden, hat man Appa
viel Raum beansprucht und derselbe
'eich er diesem ;
isgezeichneten System
in weichen das Wasser
mit den suspendierten Kesselsteinbildnern einen grossen Weg machen rauss,
auf welchem es sich klärt und schliesslich frei von suspendierten Teilchen abtliesst;
aii Type für die vielen existierenden Ausführungen mag die von der Ma-
schin enbauanstah Humboldt, Kalk bei Köln, hergestellte dienen.
Kie- 127 ■
n Fig. 127 ist ein solcher Apparat dargestellt; in demselben fliesst
asüer, gleichgiltig ob warm oder kalt, in den Behälter Ä und aus diesem
immer nur so viel in den darunter liegenden Behfllter B, als die in diesem
aoöulfjsenden Zusatumittel erfordern. Der Behalter B ist in der Mitte durch
«ne ScheidewamI geleilt, um wie bei dem vorher beschriebenen Apparate
getrennte Abteilungen zum abwechselnden Mischen und Ablassen der Flüssig-
L erhalten. Aus diesem Behaltet B lliesst das nun mit den Cliemi-
kalien versetzte Wasser nach dem Regulator C, welcher, dem Bedarf enl-
iprechend, den Zufluss des Wassers nach Gefäss A und den Zufluss des
Wassers aus B in den Setzkasten D vermittelst Schwimmer regelt. Dieser
Setzkasten D enthalt in seinem Innern eine Reihe flacher, geneigter Wände,
um welche die Flüssigkeit in \'ielfachen Winilungen fliesst, wobei die, durch
Zusatz der Chemikalien entstandenen Niederschlage Gelegenheit haben, sich
äbjusetzen. auf diesen Ilachen Wanden abzurutschen und in die Schlammsäcke
i^u gelangen, aus welchen der Schlamm in gewissen Zeitabschnitten abgelassen
Mird. Nachdem das Wasser diese Abteilungen passiert hat, gehl es zur
eventuellen Zurückhaltung mechanisch mitgerissener Teile noch durch ein
beliebiges Filter c und von da durch die Rohrleitung 4 nach tler Ver-
brauchssieile.
gefilllten Kesselsteinbitdner vom gereinigten
iriermethode, bei welcher man entweder
Die zweite Methode.
Wasser zu trennen, ist die
t'illerpressen nder Sand filier anwendet.
Bei beiden werden ilem ebenfalls vorgewärmten Wasser die Chemikalien
sl»t einer Pumpe, deren Tourenzahl von der Geschwindigkeit iler Speise-
r
T
I. Ab [ei lang.
pumpe abhs.ngt und so immer das richtige Quantum liefert, in einem FäU-
apparat zugetUhrt und von diesem entweder nach der Filtetprcsse oder nach
dem Sand 6 her geleitet.
Die erstere Kombination wird von A. L. G, Dehne in Halte a. S.
ausgeführt und zeigt Fig. 128 eine Anlage nach dessen System. Das Wasser
passiert zunächst den Vorwärmer A. in welchem es auf möglichst hohe
Temperatur gebracht wird, da die Fallung der Kesselsleinbildner um so voll-
kommener wird, je »armer das Wasser ist. Aus dem Vorwarmer Ä tritt das
nun heisse Wasser in den Fallapparat S. in welchem es mit den, von der
Pumpe D eingespritzten Chemikalien gemischt winl. Dieses Wasser passiert
alsdann die Filterpresse C. tn deren Kammern die suspendiert gewesenen
Schiammteile zurücklassend, und wird nun von der Pumpe E entweder direkt
in den Dampfkessel oder in ein Speisewasse rreservoir gedrückt. Die Che-
mikalien werden in dem Mischkasten F der bezüglichen Analvse gemäss auf-
I
Fig. [zS.
gelfist und, wie schon gesagt, in dem erforderlichen Verhältnis durch die
kleine Pumpe D nach dem Fällapparat B gedrückt. Dieses Wasserreinigungs-
system hat sich ganz gut bewährt, nur rauss man das lastige Entleeren der
Filterpresse — je nach der Zusammensetzung des Wassers alle 2 bis 8 Tage
— und das kostspielige Erneuern der Filtertücher, jährlich mindestens zwrä*
mal, mit in den Kauf nehmen.
Beide Uebelstände hat die Reinigung mittelst eines Sandfilters nicht,
wie an dem »Je well Wasserreinigungsapparat«, welcher in
Deutschland von der Firma Louts Dill in Frankfurt a. M. vertrieben
wird, gezeigt werden soll.
Der Apparat (s. Fig. 129 u. 130) besieht aus einem geschlossenen und
mit Mannloch versehenen Blechzylinder, welcher bis dreiviertel seiner Höhe
mit scharfkantigem Quarzsand von drei verschiedenen Kfirnungen so ausge-
füllt ist, dass sich die gröbste K^rnmig unten und die feinste oben befindet.
In dem Zylinder sind drei Rohrsysterae angeordnet, von denen je
zwei immer durch einen Muschelschieber in Verbindung e^^'^acht werden
können, so dass einerseits das zu reinigende Wasser zu- und andererseits
das gereinigte Wasser abgeführt wird.
Der Apparat funktioniert wie folgt : Durch Kreuzstück x tritt das sU
reinigende, bereits mit den Chemikalien versetzte Wasser durch das geöffnete
WuierreiDigaDg.
73
Ventü A in das Schiebergehause ein, durchlauft ein grosses Sieb, tritt durch
die Steigrohren in die Höhe und wird vermöge des Druckes der Speisepumpe
durch die SandfilUung — auf welchem Wege es die Schlammteile in dem
Quarzsande zurOcklasst — nach unten gedrückt.
Hier tritt es durch die am unteren Ende mit Sieben versehenen Röhren a
in ein gemeinschaftliches Sammelrohr b, welches in die Kanäle des den
Muschelschieber tragenden Schie berge hauses einmündet; von hier gelangt das
gereinigte Wasser durch das Ventil C in die Speiseleitung.
Da sich nach längerem Gebrauche des Apparates in den feinen Maschen
der Siebe eine schlämm form ige Masse ansetzt, so ist es nötig, diese Siebe
von Zeit zu Zeit zu reinigen. Hierzu verwendet man das noch zu reinigende
Wasser selbst, — aber ohne Zusatz von Chemikalien — schliesst nur die
Ventile A, C und D, öffnet dagegen B, G und J; das Wasser geht dann
Fig. 130.
durch B den umgekehrten Weg als früher, durch das Sammelrohr b in die
Siebröhren a, durch den Sand nach oben und schliesslich durch die Saug-
rGhren c in das Schiebergehäuse und von da durch \'cntil Ö nach der Ab-
■'asserleitung J. Sobald aus dieser Leitung kein schmutziges Wasser mehr
abfüesst, ist die Reinigung als beendet anzusehen und der Apparat kann
durch Umstellen der Ventile seine eigentliche Funktion wieder erfüllen.
Aber auch die Sandfüllung bedarf dann und wann einmal der Reinigung,
was man an dem bei K angebrachten Probierhahnen erkennen kann. Um
diese Reinigung zu bewerkstelligen, wird Ventil D geöffnet, die Ventile ß,
und G geschlossen und der Muschel schiebet in seine höchste Stellung ge-
bracht, wodurch der untere Kanal des Schiebergehäuses frei wird und die
^^ I. Abteilang.
Verbindung mit dem radial angeordneten Auswaschrohrsystem d, auf welchem
Kegelventile e sitzen, hergestellt.
Das Wasser tritt nun wiederum durch Ventil A in das Schiebergehäuse,
von da nach dem Rohrsystem d und von hier, durch die vielen Kegelventile
gleichmässig verteilt, durch die Sandfüllung in die Höhe, den abgelagerten
Schlamm aufrührend und als Schlammwasser durch Steigrohre c und Ventil
D nach der Ablaufleitung J abführend. Um einen etwa entstehenden Ueber-
druck, veranlasst durch zu schnellen Gang der Pumpe oder durch falsche
Schieberstellung, im Apparate vorzubeugen, ist auf dem Kreuzstück X ein
auf einen bestimmten Druck eingestelltes Sicherheitsventil angeordnet, welches
(las übelflüssige Wasser ebenfalls bei J entweichen lässt.
Der Apparat ist bei gleicher Leistung billiger wie die der anderen
Systeme, bedarf beinahe keiner Unterhaltungs - und Betriebskosten, nimmt
wenig Raum ein und Ulsst sich sehr leicht bedienen.
DampftnaschiDen. Zur Umwandlung der vom Dampfkessel gelieferten
Kraft in Arbeit dienen nun die Dampfmaschinen. Gerade wie bei den
Kesselanlagen alles darauf hinausläuft, mit einem Kilo Brennmaterial recht
viel Wasser zu verdampfen, so ist bei den Dampfmaschinen konstruktionen
das Streben vorhanden, mit wenig Dampf eine recht grosse Leistung
zu erzielen.
Die Erfüllung dieser Bedingung, der Preis und die beanspruchte
Grösse der Maschine sind nun die Veranlassung der Mannigfaltigkeit der
Anordnungen geworden, welche wir im Dampfmaschinenbau aufzuweisen haben.
Der Hauptteil an jeder Dampfmaschine ist der Zylinder und
der mit diesem in direkter Verbindung stehende Steuerungsmechanismus;
je nachdem nun der erstere horizontal oder vertikal zu liegen kommt,
unterscheidet man liegende und stehende Maschinen, und bei letzterer
Gattung, als Abart, noch die Wanddampfmaschinen, die kein besonderes
Fundament benc'Higen, sondern an der Wand befestigt werden, Nach der
Anzahl der Zylinder unterscheidet man i-, 2- und 3-Zy linder maschinen
und nach der Art der angewandten Steuerungsorgane Maschinen mit
Schieber, Ventil, Hahnen- oder Kolbensteuerung.
Je nachdem der Betriebsdampf ins Freie gelassen oder zur Kondensation
gebracht wird, unterscheidet man Maschinen mit und ohne Kondensation.
Dem Steuerungsmechanismus fällt die Aufgabe zu, dem Zylinder den
erforderlichen D<mipf so zuzuführen, dass dieser in demselben die grösstmöglichste
von ihm zu leistende Arbeit auch wirklich abgiebt. Aus diesem Grunde
muss jede gute Steuerung den Dampf ebenso schnell eintreten
als auch nach gegebenen Verhältnissen schnell absperren lassen und
vollständig zuverlässig arbeiten; diese drei Eigenschaften sind nun in
den mannigfaltigsten Kombinationen und mit den verschiedensten Mitteln mit
mehr oder weniger Erfolg in den zahlreichsten Ausführungen vorhanden.
Der einfachste Steuenmgsmechanismus besteht aus einem Schieber,
d. h. einer Metallplatte, welche von einem, auf der Hauptwelle sitzenden
Excenter oder einer Kurbel, über eine an dem Zylinder angebrachte Fläche
hin- und herbewegt wird und den, im Schieberkasten befindlichen Dampf
durch geeignete Kanäle einmal auf die eine Seite des Kolbens, und das
andere Mal auf die andere Seite desselben treten lässt und so dessen Be-
eintachatc. aber auch die u
sie heute wohl kaum noch
/m\
^^regucgen veranlasst, Üicses ist allerilinji;fi
voUkoinmenste Konstruktion, weshalb man
neuen Maschinen ausführt.
Man wendet jetzt zwei, unmittelbar auf einander liegende Schieber
, welche ihren Antrieb ebenfalls von der Hauptwelle oder von einer durch
diese betriebene Steuerwelle erhalten und von denen der auf den Schieber-
äachen direkt arbeitende Schieber, der ,,G run dsch i e b e r" und der auf
diesen gleitende, der „Expansionsschieber" genannt wird, Durcli
diese Anordnung ist man im Stande, wahrend des Betriebes den Zylinder
je nach Bedarf mit beliebig viel oder
' wenig Dampf zu Rillen und nach Ab-
scliluss expandieren zu lassen, während
(lies bei dem einfachen Schieber nicht der
^^^^^^ Fall war, da die Zutrittsöffnungen wahrend
M ■ ^^^H^B dcsBelriebes nicht verstellt werrienkonntcn.
Fig. 131 •) Lasst man nun den Expansions-
schieber noirh vom Regulator beein-
flussen, so erhalt man eine Steuerung, welche den Anforderungen, die man
ra eine solche zu stellen berechtigt ist, wohi genügt.
Die beste Konstruktion einer Expans ions -Schieb erateuerung
ist die von Meyer, welche, wenn sie gut ausgeftlhrl ist, immer noch mit
ilen spater zu beschreibenden Systemen konkurrieren kann.
Die Art der AusfQhmng geht aus untenstehender Skizze hervor und
sei hierzu bemerkt, dass der Expansionsschieber aus zwei, auf einer gemein-
schaftlichen Stange sitzenden
kleinen Schiebern besteht :
diese Stange besilzl nun
, Rechts- und Linksgewinde,
dass sich die beiden
jinen Expansionsschieber
;i einer Recht sdreiiung der
Stange nahem und bei
einer Linksdrehung von
einander entfernen. Es ist
also begreiflich, dass, wenn
inan diese Bewegung der Stange ilurch ilen Regulator der Maschine \'or-
nehmen lässt, diese beiden kleinen Schieber ihre Stellung dem Grundschieber
g^enüber wahrend des Betriebes verändern können, wodurch sowohl der
Anfang des Dampfeintrittes in den Zylinder, als auch das Quantum des
Dampfes — die sogenannte Füllung — verschoben bezw. vergrflssert oder
verkleinert werden kann. Da nun der Regulator auf eine bestimmte Touren-
lah) eingestellt ist. so wird man niemals mehr Dampf in den Zylinder be-
kommen, als zur Erhaltung dieser Umdrehungen bei der jeweiligen Bean-
spruchung der Maschine unbedingt erforderlich ist.
Dieser Meyersche Schiebermechanismus hat ausser dem eben gesagten
Voreug der rationellen Dampf Verteilung noch den grossen praktischen
Vorteil, dass alle Teile leicht zugänglich sind und etwaige
Undichtigkeiten von jedem Schlosser schnell beseitigt werden können,
*as speziell von dem zunächst zu besprechenden Schieber nicht behauptet
I
I
135 tind L'hluid's Praktischem Muchineo-Konitmklcur, Sappl.-Btnd,
76 I- Abteüung.
werden kann. Der einzige Uebelstand der Me versehen Steuerung besteht
darin, dass die fort>*'ährend im Dampf liegenden Gewindegänge der Schieber-
stange leicht angegriffen werden und dadurch das Drehen der letzteren etwas
erschwert wird.
Wenn man den Expansionsschieber nicht, uie bei Meyer, mit einer
geraden Fläche, sondern mit einer Zylinderfläche auf dem Grund-
schieber arbeiten lässt, so erhält man die von »Riderc konstruierte
Steuerung, welche genau so rationell arbeitet, wie die Meyersche und dieser
gegenüber den Vorteil hat, dass sie sich vom Regulator viel leichter beein-
flussen lässt als jene, da der Expansionsschieber nur senkrecht zu seiner
Schubvorrichtung verschoben
zu werden braucht, um eine /-| [ ] \ \ p
Veränderung in der Füllung
eintreten zu lassen. Wie be-
reits gesagt, lässt sich die
Rider-Steuerung nicht so be-
quem reparieren, wie die ^'^' '33-
Meyersche, denn wenn bei
jener ein Verschleiss eintritt — was namentlich dort nicht lange dauert, wo
der Grundschieber nicht mit durchgehender Schieberstange versehen ist —
so geschieht dies nur an der Arbeitsfläche zwischen Expansions- und Grund-
schieber, und diese wird durch die zusammengesetzte Bewegung des ersteren
und die mangelhafte Führung des letzteren nach verhältnismässig kurzer Zeit
so windschief, dass man bald einen neuen Expansionsschieber einsetzen muss,
welcher vorher genau in den entsprechend ausgebohrten bezw. ausgedrehten
Grundschieber einzupassen ist, wenn man es nicht vorzieht, beide Schieber
zu erneuern. Diese Arbeit kann man aber in den meisten Fällen nicht
selbst ausführen, sondern muss sie einer Maschinenfabrik übertragen,
während man eine ähnliche Reparatur an einer Meyer*schen Steuerung
von jedem Reparaturschlosser in sehr kurzer Zeit vornehmen lassen
kann.
Letzteres Moment ist aber gerade für die Dampfmaschinen in
chemischen Fabriken ausschlaggebend, denn für die Reparaturen an
denselben ist in den meisten Fällen nur wenig Zeit übrig, und giebt der
Verfasser aus diesem Grunde der Meyerschen Steuerung den Vorzug vor
der Rider-Steuerung bei der Anwendung an Dampfmaschinen für chemische
Fabriken.
Da der Expansionsschieber nicht entlastet ist und dadurch der Einfiuss
des Regulators auf die Steuerung beeinträchtigt wird, so hat man den Ex-
pansionsschieber als vollständigen Kolben konstruiert, welcher nun in dem
zum Zylinder ausgebildeten Grundschieber die Dampf Verteilung ausführt.
Um aber den Betrieb noch ökonomischer zu gestalten, als mit vor-
stehenden Steuerungen möglich ist, hat man Präzisionssteuerungen kon-
struiert, welche vollständig vom Regulator beeinflusst werden und zu diesem
Zweck aus sehr leicht verstellbaren inneren Steuerungsorganen als Hähnen,
Schiebern und Ventilen bestehen.
Zu der ersten Gattung gehört vor allen die Corliss-Steuerung
(Fig. 134); diese besteht aus vier Hähnen, welche seitlich an dem liegenden
Zylinder angebracht sind und von einer gemeinschaftlichen Scheibe — der
Steuerscheibe — angetrieben werden. Die beiden oberen Hähne sind die
Einlass-, die beiden unteren die Auslasshähne, von denen letztere mittelst
Hebel mit der Steuerscheibe fest verbunden sind und durch deren oszillierende
Dmd pl mMchtneD,
77
Bewegung geOflhet und geschlossen werden. Die Einlasshähne sind mit
Winkelhebeln versehen, deren einer Schenkel mittelst eines durch Federn be-
einflussten Hebels mit der Steuerscheibe, und deren anderer Schenkel mit
einem LuftpufTer in Verbindung steht, der stets das Bestreben hat, den Hahn
geschlossen zu halten. Der Regulator ist nun so mit diesem Mechanismus
verbunden, dass bei zu schnellem Gange die Zughebel nach der Steueischeibe
den EingrifT mit den Hähnen verlieren und der Luftpufler resp. das in dem-
i selben wirkende Gewicht die Hähne schlies-st.
Fig. 134.
Corliss hat im Laufe der Jahre seine Konstruktionen vielfach geändert
und findet dieselbe im Auslande, namentlich in En;>land und Amerika, die
ausgebreitetste Anwendung.
Um untei Benutzung von Flachschiebern eine Präzisiunssteue-
rung zu erhalten, hat man älmlich wie bei der Corliss -Steuerung Auslass
und Einlass des Dampfes getrennt angeordnet und hat oben auf den Zylinder
hinten und vom je einen Einlassschieber und unten, ebenfalls hinten und
vom je einen Auslassschieber angebracht, von denen die ersteren, wie auch
nur erforderlich, vom Rq^lator beeinflusst werden. Von diesen Konstrukti-
onen ßndet man speciell in Oesterreich sehr viele Ausführungen.
Von den Präzisionssteuerungen mit Ventilen sei besonders die
Konstruktion von Sulzer, welche auch die älteste ist, erwähnt. Auch
Merbei sind Ein- und Auslass gelrennt an jedem Ende des Zylinders oben
und unten angebracht und werden die verlängerten Ventilstangen dieser
eigentümlich geformten — von Sulzer mit dem Namen ,, Roh rve utile" be-
legten — Ventile mittelst Zugstangen mit einem Excenter verbunden, welcher
ilie öffnende und schliessende Bewegung übertragt. Nach <lem Einlassventile
führen zwei Zugstangen, von denen die eine das Ventil Tiffnet und die andere
so mit der ersteren und dem Excenter kombiniert ist, dass sie. je nach dem
Gange der Maschine die Funktion <ler ersten Zugstange früher oder spater
unterbricht, also mehr oder weniger Dampf in den Zylinder einstnimen lasst.
7«
I. Abteil UD|[.
Diese Steuerung ist in vielen Ausführungen vorhanden und wird seht
viel angewendet, da sie sich für grosse Kolbengeschwindigkeiten gut
eignet und letztere, namentlich für die Dynamomaschinen eine grosse Rolle
spielt. In den chemischen Fabriken wird man die Dampfmaschinen mit
Sulzer-Sleuerung nur wenig und höchstens nur da finden, wo grosse Leist-
ungen auszuführen sind, für gewöhnliche Betriebsmaschinen aber, bis etwa
zu 30 bis 35 HP., wird man sie wohl kaum anwenden.
t'ß' '35-
Eine auch viel verbreitete Präzi sions-Ven t i Is t e ue rung ist die von
Collmann, bei welcher der Ein- und Austritt von jeder Zylinderscite oben
auf tiem Zylinder neben einander angeordnet ist : auch diese Steuerung ist
für grosse Umdrehungszahlen mit Vorteil anwendbar, ila auch hier der Ventil-
schluss nicht durch Federn oder Luftpuffer beeinllusst wird.
Dies ist in ganz groben Zügen alles, was über Steuerungsmechanismen
hier gesagt werden kann, unerwähnt soll aber nicht bleiben, dass es noch
eine grosse Anzahl von Konstruktionen giebt, welche sowohl bezüglich iler
angewendeten <tft sehr sinnreichen Kombinationen, als auch deren Ausführung
die grösste Beachtung von selten des Fachmannes verdienen.
Bezüglich der Anzahl der Zylinder unterscheidet man, wie oben
gesagt, ein-, zwei- und d roizylindrige Dampfmaschinen und werden von
Lokomobilen. no
der ersteren Gattung, wenn es auf ökonomisches Arbeiten ankommt, heute
wohl nur noch Maschinen bis 30 HP gebaut, weil es von dieser Grösse an
schon rationeller ist, sogenannte Kompoundmaschinen zu bauen.
Die Damp&naschinen mit zwei Zylindern können nun Zwillings-,
Woolfsche oder Kompoundmaschinen sein.
Zwillingsmaschinen besitzen zwei gleich grosse Zylinder, welche
neben einander liegen; diese Kombination hat den Vorzug, dass, wenn der
eine Zylinder oder der Antriebsmechanismus desselben reparaturbedürftig ist,
man mit dem anderen Zylinder — wenn auch nur zur Hälfte der gemein-
schaftlichen Kraft — arbeiten kann. Häufig kommt es vor, dass man ein-
zylindrige Maschinen, wenn sie für den Betrieb zu klein geworden, aber sonst
noch gut erhalten sind, durch Nebeulegen eines zweiten genau so grossen
Zylinders in eine zweizylindrige umwandelt. Die Zwillingsmaschinen können
mit und ohne Kondensation gebaut werden.
Bei Woolfschen Maschinen sind die Zvlinderdurchmesser verschieden,
derjenige des Hochdruckzylinders ist kleiner als der des Niederdruckzylinders.
Charakteristisch für diese Maschinen ist ferner, dass sie stets mit Kondensation
arbeiten und dass die Kolben beider Zylinder gleichzeitig in den toten Punkt
treten, was dadurch geschehen kann, dass beide Kolben entweder an einer ge-
meinschaftlichen Kurbel, oder an zwei, um 180® versetzte Kurbeln angreifen.
Bei den Kompoundmaschinen ist alles wie bei der Woolfschen Ma-
schine, nur sind die Kurbeln um 90 • versetzt, wodurch man, weil kein toter
Punkt für die Triebkraft eintritt, einen ruhigen, gleichmässigen Gang der Ma-
schine erliält.
Kondensation ist nicht Bedingung; die Verbindung zwischen Hoch- und
^iederdruckzvlinder ist erweitert und bildet ein Reservoir — Receiver — für
den Dampf des Niederdruckzylinders, welcher bereits im Hochdruckzylinder
gearbeitet hat und hierin nochmals geheizt wird, ehe er in den Niederdruck-
zylimler eintritt.
In den Woolfschen und den Kompound-Maschinen wird also der Dampf
zweimal expandiert und man nennt diese Maschinen wohl auch Z wei fäch-
le xpansio ns- Maschinen; legt man nun noch einen Zylinder dazwischen,
•^0 dass man Hoch-, Mittel- und Niederdruck-Zylinder hat und legt zwischen
Hoch- und Mittel- und zwischen Mittel- und Niederdruck-Zylinder Receiver
an, so nennt man diese Maschine eine Dreifach -Expansions- Maschine.
Auch bei den Kompound-Maschinen kann man nach Belieben nur die eine
Seite laufen lassen, während die andere behufs Reparatur oder wegen zu ge-
ringer Kraftentnahme stehen bleiben kann.
Einer Gruppe von Dampfmaschinen — der Lokomobilen — soll be-
J^onders Erwähnung gethan werden.
Diese Maschinen sind dem Bedürfnisse der Landwirtschaft entsprungen,
liaben aber im Laufe der Zeit, vermöge ihrer guten Ausführung und des
hilliiren Betriebes, auch in der Industrie ganz allgemeine Verwendung gefunden.
Die Lokomobilen sind Dampfmotoren, bei welchen der Dampfkessel,
also der Dampferzeuger, und die Dampfmaschine, also die Dampf-
te rbrauchste 1 le, auf ersterem angeordnet ist und dadurch beide zu einem
(ianzen vereinigt sind. Bringt man an diesem so ausgerüsteten Dampfmotor
ein Gestell mit Rädern an, so erhält man die fahrbaren Lokomobilen,
^etzt man denselben aber auf Füsse, so erhült man die Lokomobilen mit
Tragfüssen.
I. Abteiliiiig.
Es ist einleuchtend, dass diese Vereinigung einer Dampfhiaächine mit
einem Dampfkessel eine nicht unbedeutende Brennmaterialersparnis lur
Folge haben muss, da eine Rohrleitung zwischen beiden Apparaten nicht er-
forderlich ist, Verluste durch Weiterleitung des Dampfes also nicht auftreten
können.
Xicht minder wichtig ist der Umstand, dass die Lokomobilen viel
weniger Raum zu ihrer Aufstellung bedQrfen, als jede andere gleich-
wert^ Stationare Dampfanlage ; dieser Faktor ist namentlich da besonders zu
beachten, wo entweder Platzmangel vorhanden oder der Raum zur Aufstellung
sehr teuer ist.
Die Konstruktion einer Lokomobile soll an der Ausfuhrung «ron R. Wolf
in Buckiu-Magdeburg des näheren beschrieben werden; es giebt zn'ar noch
eine Reihe iinderer in- und ausländischer Fabriken, die
Lokomobilenbau als Spezialität betreiben, aber die von
Wolf hen^esicllten Lokomobilen sind wohl die von Fach-
leuten anerkannt besicn.
Per Kes-f! t^Fii;, i^ol be>telu aii> einem Watzenkcssel, der im Inneren
mit einer ;\Iinvlr;>i:!;en Keuerbüth-«? n*bst Rohrsii-slem — beide gemeinschaft-
lich aus^i^^,";^L^ — versehen ist. Hierin liegt ein wesentücber Vom^ der
W\>lfso!:en K.'n-itruktion, weil m;m mit dieser in den Stand gesetzt ist, den
-ich auf den R>'hreH und viem Kes.-.elinn<'ren abseseizicn Kesselstein auf das
beviuem-i» umi biilLriie lu e-infernen.
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ViV zur Wärme-
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•ev.
Vo:w;: v--.-i>x
:v- ■.(•■. ev.
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chf. Kr^'^r" \.
ti Kfv^o!
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Tt.:; »Tid, ist aus
Ft:.
15?- *■
ner L -iom.
e jut T:-;^!V.v%<'i
. ^.x v;m
■XI. .
,:*
A:beiter hat nur
nötig, die Schmuben fl! (Fig. 136) an der Stimplalie und die MiiUem b in
iSw Rauclikammer zu lösen und das ganze Rohrsy.stem herausKuziehen. Mit
dazu passenden Werkzeugen kann man dann an alle Stellen der Siederöhren
gelangen und den Kesselstein entfernen.
Die Anordnung des Dampfzylinders an den Wolfschen Lokomobilen
I weiciit in sehr vorteilhafter Weise dadurch vun den Ausführungen der anderen
Fabriten ab, als er nicht auf dem Kessel, sondern i m Kesselinneren, und zwar
oben im Dampfdom, plaziert Lst. Durch diese Einrichtung k;inn sich der Dampf
im Zylinder nicht abkühlen und kondensieren, da die Wandungen des letz-
leii immerw^rend von aussen durch Dampf erwärmt werden ; ausserdem
I der Dampf stets trocken, weil er an der höchsten Stelle des Kessels ab-
SCBommen wird,
ie günstige Anordnung des bezw. der Zylinder im Kessel hat den ge-
ringen Kohlen verbrauch der Wolfschen Lokomobilen zur Folge, welcher dazu
beitrug, die englische Konkurrenz ku Schlagen und die Lokomobilen auch
Blarionäröi Betrieb immer mehr und mehr einzuführen. Es beträgt iz. B.
nadi amilicher Ermittelung der Verbrauch an Kohle bei einer loopferdigen
Kompound-Lokomobile mit Kondensation nur 0,1)25 kg pro eiTektive Pferde-
Iwftstundfi.
Trotz der beschriebenen Anordnung des Zylinders sind Kolben untl
Sdiieber leicht zugänglich.
Was nun die anderen Teile der Lokomobile unbetriSt, so ist bei ihrer
Aübriogimg auf eine bequeme Schmienmg und leichte Zugünglichkeit besondere
ÜDcksidit . ^nommen.
Wte' bereits vom gesagt, unterscheidet man fahrbare und stationäre
I^komobUcn.
Die fahrbaren Lokomobilen (Fig. 139) werden in den chemischen
Fabriken wohl nur zur Aushilfe bei Reparaturen an den stationären Dampf-
Dascliinen benutzt, oder aber zum Antrieb von Versuchsapparaten, oder von
wichen Arbeiismasciiiiien , welciie nur vorübergehende Verwendung haben,
t i. Zentrifugalpumpen, Ventilatoren etc.
Diese falirbaren Lokomobilen werden mit ein und zwei Zylindern ge-
löut «ad sind zum Heizen von Tillen möglichen Brennmaterialien — Kohlen,
HoU, Stroli, Petroleum — einj;erichlel.
Öj . 1. Abteilung,
den Dampfturbinen eine enonne Peripherie -Geschwindigkeit notwendig und
macht z. B. eine 5 pferdige Dampfturbine 30000 Umdrehungen per Minute.
Diese grosse Geschwindigkeit ist die Schattenseite dieses neuen Motors,
weicher deshalb eine vorzügliche AusfCihning verlangt. Um nun siclier
sein, dass der Schwerpunkt des rotierenden Materials in der geometrischen
Achse liegt, wendet de Laval eine biegsame Achse an, welche es erlaubt, dass
lue Turbine sich selbst auf ihre geometrische Achse einstellt. Neben dem
Turbinengehäuse ist auf gleicher Grundplatte ein Lagergehause angeschraubt,
in welchem die Geschwindigkeit der Turbine mittelst Scliraubenradüberseizung
von I : 10 reduziert und von dieser neuen Welle mittelst Riemen etc. ab-
gegeben wird. Bei Versuchen mit einer ^opferdigen Dampfturbine ergab sich
ein Dampf verbrauch pro Pferdekraft und Stunde von nur 8,95 kg, also derselbe
niedrige Dampfverbr.iuch wie die besten Expansionsmaschinen von gleich
Grösse. Von grossem Vorteil bezOglicIi der Anwendung dieses neuen Motors
wäre es, wenn man auch mit weit geringerer als der oben angegebei
.schw-incÜgkeit einen gleich grossen Nutzeffekt erreichen würde.
l
Üb man eine Maschine, gleichviel welcher Konstruktion, mit oder ohne
Kondensation arbeiten ISssl, hangt von verschiedenen Faktoren ab. Kiinn
man den Abdampf zu anderen Zwecken, z. B. zum Kochen oder Heilen
benutzen, so wird man keine Kondensation einrichten. Ebensowenig wird
man eine derartige Anlage machen, wenn das dazu erfürderliche Wasser so
schwer zu beschaffen ist, dass dessen Transijortkosten grösser werden als da
Gewinn aus der Kondensation. Im allgemeinen la.ssen sich hierüber kei
Regeln aufstellen und ist es in jedem besonderen Falle Sache der Rechnung,
sich für da.s eine oder das andere System zu entscheiden; die Ersparnis
Maschinen mit Kondensation im Verhältnis zu ^en ohne Kondensation betrSgl
zwischen 20 und 25 Prozent. Ueber die verschiedenen Kondensatoren wird'
am Sclilusse der VII. Abteilung des weiteren Erwähnung gethan werden.
Gerade wie man bei den Dampfkesseln von Zeit zu Zeit Untersuchung«!
bezüglich ihrer Güleverhältnisse anstellt, so soll man auch in gewissen Intei-
i-allen die Dampfmaschinen von sach verstand igen Ingenieuren prüfen liissen,
Das hierzu verwendete Instrument — der Indikator — ist so eingerichtet)
dass es eine Kurve aufzeichnet, welche auf jeder Stelle des Kolbenwe^es dea
jeweiligen Dampfdruck angiebt und kann man aus dieser Kurve ersehen, ob
die Steuerung richtig funktioniert, gut abschliesst und ob der Kolben
noch dampfdicht im Zylinder arbeitet. Namentlich ist das letztere sdir
wichtig, da man diesen Fehler von aussen schlecht wahrnehmen kann und t
es nur am enormen Dampf- bezw, Kohlen verbrauch merkt, dass ikr frische
Dampf sich zwischen den schlecht scliliessenden Kolbenringen narh dem ver-
brauchten Dampf durdidrückt und so unbenutzt ins Freie gehl.
Der Unterschied im Dampfverbrauch — immer bezogen auf eine
Pferdekraft pro Stunde — der einzelnen Maschinen nach den verschiedendl
Systemen, Grössen und Anordnungen ist ein ganz enormer. So garastieiU
z. B. die Maschinenfabrik Schidiau für eine stehende joopferdige Dreifadl«
Expansions-Maschine mit Kondensation 5,6 bis 5,8 kg Dampf, die Nürnberger
Maschinenbau-Aklien-Gesell Schaft Rir eine liegende roopferdige Kompoun**
Maschine ohne Kondensation 10,8 kg Dampf, wahrend man für eine gfi*
wohnliche ispferdige Dampfmaschine ohne Kondensation ca. 20 kg Damp^^
brauchen dürfte.
DampfmiiichinEii.
85
dien Daiiipfraaschinenanlagen ist darauf zu acliten, dass der 8e-
lliiebsdampr möglichst trocken in den Zylinder gelangt, was man dadurch
weht, (lass man die Dampfzuleitungen, mögen dieselben kurz oder lang
, gut isoliert und dass man dicht vor den Eintritt des Dampfes in den
, also direkt auf das Dampfventil, einen mit einem Koiidenstopf ver-
nen Wasserabscheider setzt. {Siehe Allgemeines.)
Femer muss für gute Schmierung des Zylinders, der Stcuerungs-
;n viDil tier sich bewegenden Teile gesorgt werden, denn die beste
st im Betriebe nidits wert, wenn sie nicht sorgfiatlig geschmiert
1; Ersterebeiilen Elemente __
in der jüngsten Zeit
'ch geschmiert, dass m:m
eder den eintretenden
lampf benutzt, niitoraa-
"cende Schmier-
[lefa^se zu belhaiigen,
Oder aber Schmiergefösse
durch die eigene Beweg-
ung des Motors antreibt
und Oel in den zur Ver-
«endung gelangenden Dampf
bin zerstSubt.
Zu den ersteren Kon-
Ktuktiorien gehört z. B. die
Koiutruktion von Weiss in
Binel (Fig. 141), bei welcher
der Dampf durch tlie obere
Röhre ein- und das Oel aus
dem Oelbehalter durch tue
mii Glyzerin gefüllte Rühre
m Tropfenfonn in den Zy-
linderdiimpf austritt; durcli
Swllen des Venliles c isi man ,
im Stande, das Quantum des
Schmiermittels ganz genau zu
reelleren und kaim man sich
an den aufsteigenden Tropfen
(«lerieit überzeugen, ob der
Apparat noch in Ordnung ist.
Die zweite Art des Schraierens geschieht durch kleine Pumpen,
■ddic das Oel ansaugen und in den Dampf drücken; diese haben den Vor-
teil, da.ss sie beim Stillstand des Motors sofort ausser Funktion treten und
Biciu besonderer .\bstellung bedürfen. Zu diesen Apparaten gehört vor allem
der von Möllerup (Fig. 142) mit seinen verschiedenen Abarten, welche sich
^e genau nach Bedarf regulieren lassen und aucli so eingerichtet sind, dass
■tun sie von aussen beobachten kann.
Für Schmierung von Luflpumpenzylindern wendet Weiss, Basel,
oil Vorteil nadistehenden Sdmiierapparat (Fig. 143) an; derselbe ist auf den
Zylinder aufgeschraubt und wird dadurch betrieben, dass aus dem Zylinder
abwechselnd Luft in das aas Glas bestehende Oelgeßss eintritt und dadurch
d« OeJ verdrängt, welches dann an der Wandung des Verbindungsrohres
nach dem Zylintlerinneren abtlie.sst. Durch Stellen des Kegulierstiftes kann
Fig. 141.
I
86
I. AbtciluD
man das Quantum regeln und hat man an den aufsteigenden Luftblasen einen
Massstab für den Jeweiligen Verbrauch des Oeles,
Die bewegten Teile eines Motors, als Kolben- und Pleuelstange, Ex-
cenler elc. schmierte man früher einzeln, jetzt legt man Zentralschmierungen
nn, von welchen aus das Schmieren sämtlicher Teile erfolgt.
EzplosioiiflmaBCbineQ. Da nun nicht immer Dampf zur Verfilgung
steht, so hat man andere Körper gesucht, deren Expansivkraft, ähnlich wie
die des Wasserdampfes bei Dampfmaschinen, zur Bewegung eines Kolbens
benutzt werden kann; so entstanden die Esplosionsmaichinen, zu deren
Antrieb Gas, Petroleum und Benzin verwendet wird.
In den chemischen Fabriken werden derartige Maschinen wohl nuraiE''
nahmsweise Verwendung finden, da ja hier meistens Dampf noch zu anderen
als zu motorischen Zwecken gebraucht wird. Ausserdem entschliesst man sich
eher zur Anlage eines Dampfmotors, weil dessen Abdampf noch weiter be-
nutzt wird ; aus diesen Gründen sollen die Explosionsmotoren nur kurz er-
wähnt werden.
Während ursprünglich der Oasmotor als erster Repräsentant dieser
Art Maschinen bestimmt war, nur dem Kleingewerbe zu dienen und dazu
auch heute noch vielfach verwendet wird, beginnen dieselben in neuerer Zeit
deshalb an Bedeutung zu gewinnen, weil es auch gelungen ist, dieselben bis
zur Gras.se von mehreren loo Pferd ekrilften auszufüiiren Man ist auch heute
nicht mehr auf das in den städtischen Leuchigas- Anstalten hergestellte Strifr*
kohlengas angewiesen, sondern kann mit, in der Zusammensetzung viel
schlechteren Gasen — Kraft- oder Dowsongas, Wassergas, Koksofeng;a%.
Hochofengas u. s. w. — sehr gute Betriebsergebnisse erzielen. Insbesondetc'
UM-, Petrolenm- und Beniin-Moioreo. 87
ist es das Kraftgas, welches die Verwendbarkeit tier Gasmaschinen fQr grössere
Betriebe bedeutend gesteigert hat, ja die Gasmotoren in die Lage setzen, mit
lien grossen DampfmiLSchinen in Konkurrenz zu treten. Das Kraf^as wird
hergestellt aus gasarmeo Kohlen (Anthracil) oder Koks und zwar in einfachen
Generatoren. Mit Hilfe eines Dampfstrahl -Geblases wird der in einem solchen
Generator enthaltenen Brennstoffmenge von unten ein Strom von Dampf und
Luft zugeführt, wodurch der zu vergasenden Kohle eine gewisse Menge von
Wasserstoff hinzugesetzt wird. Durch dieses Verfahren wird von der in dem
Brennstoff enthaltenen Wärmemenge ca. 80 % in dem Gase wiedergewonnen,
sodass also damit eine ganz vorzügliche Ausnutzung des Brennstoffes entsteht.
Da auch die Gasmotoren einen ganz ausserordentlich günstigen, viel höheren
Nutzeffekt in Bezug auf Ausnutzung der Wärme als die Dampfmaschinen er-
geben, so liegt hierin der Gnind, weshalb sich der Gasmotoren -Beirieb so
ausserordentlich nützlich und günstig gestaltet.
Die Gasmoloren sind einseitig wirkende Kotbenmaschinen, arbeiten im
Viertaki und wirken wie folgt ; Das Gas- und Luflgemisch wird beim ersten
Hingang des Kolbens so eingesaugt, dass bis auf die erste Hälfte des Hubes
mir atmosphärische Luft, imd auf die zweite Hälfte desselben Gas und Luft
«Htritt; beim ersten Rückgang des Kolbens wird dies Gemisch komprimiert,
«übei sich Gas und Luft innig mischen ; beim Anfang des zweiten Hinganges
'Ira Kolbens erlolgC die, vermittelst einer Flamme herbeigeführte Explosion
des Gasgemisches und beim zweiten Rückgang des Kolbens die Ausströmung
der ausgenutzten, verbrannten Gasrückstände. Es geht hieraus hervor, daas
'ler Steuerungsraechanismus für den Ein- und Austritt der Gase nur halb so
viel Umdrehungen macht als die Kurbelwelle und muss die durch die Explosion
de« Gasgemisches entstehende Expansionskraft so vom Kolben auf die Welle
imd das darauf befindliche Schwungrad übertragen werden, dass dessen lebendige
Kraft den Motor so lange in Bewegung erhält, bis die nächste Explosions-
!«riode eintritt. Die Regulierung dieser Motoren ist ebenso präzis wie bei
ilen Dampfmaschinen, und haben sie sich infolge ihres ganz gefahrlosen Be-
triebes, augenblicklicher Ingangsetzung, Nichterfordernis einer Konzession imd
keinerlei Wartung während des Ganges sehr viel eingeführt, namentlich im
Kleingewerbe, Nicht unerwähnt sollen die Gasmotoren von M, Grob & Co.,
Leipzig; W. Seck & Co., Oberursel; M. Hille, Dresden; Swiderski & Co.,
Leipzig etc. bleiben, die sich meistens nur in der Art der Steuerung und Zündung
von den Otto'schen unterscheiden und ebenfalls vielfach ausgeführt sind.
Die Wirkungsweise und die Bauart der FetrolBummaBchinea ist fa^t
ilieselbe wie bei den Gasmaschinen, nur unterscheiden sie sich wesentlich
tiadurch, dass das Petroleum zunächst verdampft werden muss. Dies erfolgt
bei den meisten der verschieden konstruierten Maschinen in einem sogenannten
Vergaser, welcher aus einem von aussen zu heizenden Rohre besteht, an
•lessen glühenden Wanden sowohl die Vergasung des angesaugten Petroleums,
als auch die Entzündung des gemischten und komprimierten Petroleum- und
Loflgemisches stattfindet. Die Regulierung des zufliessenden Petroleums, von
rfer das Güteverhaltnis des betreffenden Systems abhängt, geschieht meistens
durch patentierte Vorrichtungen; so reguliert z. B. W. Seck & Co. den
Gang seiner Motoren dadurch ganz vorzüglich, dass er ein sogenanntes
^ivelliergefäss anbringt, in welches eine Pumpe Petroleum drückt und worin
ier Stand dieses Petroleums durch ein vom Regulator beeinflusstes Ueber-
aufrohr derart bestimmt wird, dass das Ueberlaufrohr steigt und fällt, je nach-
lem die Maschine langsamer oder schneller lauft und so das Petroleum mit
aehr oder weniger Druck dem Vergaser zugeführt winl.
88 I. Abteilung.
Bei den Benzinmaschinen ist genau alles so wie bei den Petroleum-
maschinen, die Zündung des Gemisches erfolgt durch Glührohrzündung und
ist die frühere elektrische Zündung bereits seit einer Reihe von Jahren grmz
allgemein verlassen.
Von diesen drei Arten von Motoren, den Gas-, Petroleum- und
Benzin -Motoren, ist bezüglich der bequemen Aufstellung resp. Unterbringung
der Petroleummotor den anderen entschieden vorzuziehen, denn Anforder-
ungen, wie sie von Seiten der Polizei und den Feuerversicherungen z. B.
bei Aufstellung von Benzinmotoren gestellt werden, sind hier nicht vorhanden;
es bedarf weder einer langen und teuren Rohrleitung und der Unterbringung
eines umfangreichen Gasometers wie bei Gasmotoren, noch einer besonders
zu errichtenden Wand, um wegen der vollständigen Sicherlieit bei etwaiger
Feuersgefahr eine Trennung vom Arbeitsraume herbeizuführen.
Beim Petroleummotor hingegen sind ausser den gewöhnlichen Vorsichts-
massregeln, wie sie etwa beim Umgange mit gewöhnlichen Petroleumlarapen
erforderlich sind, keine erschwerenden Bedingungen für die Aufstellung der-
selben vorhanden.
Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle noch der Heissluft-
maschinen Erwähnung gethan, welche auf der Eigenschaft der atmosphä-
rischen Luft beruhen, dass sie durch Wärme ausgedehnt und durch Abkühlung
zusammengezogen wird; dieses System von Motoren hat sich aber wegen
seines teueren Betriebes nie einer besonderen Aufnahme erfreut, obschon für
manche derselben recht viel Reklame gemacht wurde.
Hieranschliesscnd sei noch einiger Motorensysteme gedacht, welche man
eigentlich mit Motoren zweiter Klasse bezeichnen müsste, denn sie werden
erst betriebsfähig, wenn sie entweder direkt oder indirekt von einer der vor-
stehend erwähnten Motoren, oder von einer anderen zur Verfügung gestellten
Kraft angetrieben werden ; es sind dies die elektrischen, hydraulischen
und Druckluft-Motoren.
Von der ersten Gattung der Maschinen, den elektrischen Maschinen,
unterscheidet man je nach der Richtung der von ihnen entwickelten Ströme
Wechsel-, Gleich- und Drehstrommotoren. Alle Wechselstrom-
maschinen bestehen aus induzierten Drahtspiralen, die man mit Induktor,
Anker oder Armatur bezeichnet, und den induzierenden Magneten. Der
elektrische Strom entsteht nun dadurch, dass man entweder die Armatur in
dem magnetischen Felde der Magnete rotieren lässt, oder aber umgekehrt,
man legt die Armatur fest und lässt die Magnete rotieren.
Je nach der Form der Armatur und je nach ihrer Lage in Bezug
auf die Magnete sind verschiedene Konstruktionen von Wechselstrom-Ma.sclünen
möglich und auch praktisch ausgeführt worden. Bezüglich der Form der
Armatur unterscheidet man zwei verschiedene Ausführungen, nämlich die
Scheiben- und die Ringarmatur: erstere wurde namentlich von Siemens,
letztere von Gramme bei ihren Konstruktionen zu Grunde gelegt und Hess
Siemens die Armatur rotieren, Gramme hingegen die Magnete. Bei beiden
Maschinen bestand der Induktor aus Drahtspulen, deren Enden frei waren
und die durch den äusseren Schliessimgskreis verbunden wurden.
Pacinotti nahm nun als Eisenkern für tlen Induktor einen geschlossenen
Ring, umwickelte diesen vollständig mit Draht, welchen er mit seinen Enden
zusammenlötete und lie.ss diesen zwischen den Polen zweier Magneten rotieren.
Dadurch entstanden auf den beiden Hälften des Ringes entgegengesetzt ge-
Elektrische and hydraulische Motoren. 89
chtete Ströme, welche an zwei gegenüber liegenden Stellen und zwar genau
i der Mitte zwischen den beiden Magnetp>olen zusammentreffen; verbindet
lan nun diese beiden Stellen durch einen äusseren Draht, ähnlich wie es
ei dem Nebenschalten von zwei Elementen geschieht, so fliesst in diesem
er Strom von dem einen Pol zum andern und man erhält auf diese einfache
Veise keinen Wechselstrom mehr, sondern einen Gleichstrom. Diese
Konstruktion wurde von Gramme bei seinen Gleichstrom - Maschinen
lerart benutzt, dass er die Ringumwickelung aus einer grossen Anzahl Draht-
ipulen herstellte, deren Enden an die Motorachse leitete und in Kupferstreifen
indigen Hess. Diese einzelnen Kupferstreifen wurden isoliert neben einander
gelegt und bildeten so den Teil der Maschine, welchen man mit dem Namen
Kollektor — Stromsammler — bezeichnet. Bringt man nun an den
zwei Stellen, welche den Sammelpunkten der verschieden gerichteten Ströme
entsprechen, sogenannte Schleifkontakte in Gestalt von Metallfedern oder
Metallbürsten an und verbindet diese mit einander, so erhält man in diesem
Verbindungsdraht einen gleichgerichteten, einen Gleichstrom.
Die Magnete der bis jetzt en^ähnten Maschinen waren Stahlmagnete;
Siemens nahm nun ein hufeisenartig geformtes Stück weichen Eisens und
führte um dieses den Strom aus dem Induktor. Hierdurch wurde dieses
Eisen zu einem kräftigen Magneten und verstärkte dadurch wieder den Strom
aus dem Induktor.
Nach diesem Prinzip — D y n a m o p r i n z i p — von Siemens sind nun
Jille Maschinen der neuesten Zeit gebaut und führen den von Siemens her-
^tammenden Namen Dvnamomaschinen oder dvnamoelektrische Ma-
seh inen im Gegensatz zu den Maschinen früherer Konstruktionen, den
magnetelektrischen Maschinen.
Die dritte Gattung der elektrischen Maschinen — die Drehstrom-
raotoren — stammen erst aus neuerer Zeit und lässt sich deren Wirkungs-
^tise nach folgenden Betrachtungen erklären : Wenn man einen Eisen ring
mit zwei rechtwinklig zu einander stehenden Spulenpaaren versieht, durch
welche je ein gleich grosser Wechselstrom geht, dessen Phasen um 90® gegen
einander verschoben sind, so wird die Stromstärke hi dem einen Spulenpaar
ihren grössten Wert haben, wenn diejenige des anderen Spulenpaares gleich
Null ist. Nennt man das horizontale Spulenpaar z. B. aa und das vertikale
hhj so werden, wenn in 66 die Stromstärken gleich Null sind, an den Stellen
ih des Eisenkerns von den Spulen aa Magnetpole gebildet, zwischen welchen
ein magnetisches Feld entsteht. Bewegt man dieses nun um ^/g Umdrehung,
so sind in aa und 66 die Ströme gleich gerichtet; nach einer weiteren */g
Umdrehung ist in aa die Stromstärke gleich Null und in 66 am grössten.
alsdann bilden sich die Magnetpole an den Stellen aa des Eisenkerns. Wird
jetzt um */g weiter gedreht, so wechseln in aa die Ströme ihre Richtung und
so geht es weiter bis das Feld seine Umdrehung vollendet hat.
In der Praxis verwendet man seltener zwei, meistens drei sich gegen-
überliegende Spulenpaare und erzielt dadurch ausser den geringen Schwan-
tungen in den magnetischen Feldern ein viel leichteres Angehen der Maschine.
Bringt man nun innerhalb des von dem eisernen Ringe erzeugten rotierenden
Feldes einen zweiten Eisenring mit kurz geschlossener Wicklung drehbar an,
So wird derselbe durch das rotierende Feld mitgenommen und kann auf diese
einfache Weise Kraft abgeben.
Der Drehstrommotor als Elektromotor hat nun dem Wechselstrom-
Qektromotor gegenüber den grossen Vorteil, dass er bei einer Ueberlastung
^ur langsamer läuft, aber nie, wie es bei jenen der Fall ist, ganz stehen
QO !• Abteflang.
bleibt; er ist ausserdem sehr einfach, läuft bei voller Belastung von selbst an,
besitzt einen ruhigen Gang und ist infolge seines geringen Ge>\ichtes und
kleinen Dimensionen viel billiger als der gleichleistende Wechselstrommotor.
Dem Gleichstrommotor gegenüber zeichnet er sich ebenfalls durch seine
grosse Einfachheit und viel grössere Betriebssicherheit aus und ist der Gang
auch bei den verschiedensten Belastungen bedeutend gleichmässiger.
Vor allen Dingen kommt bei dem Drehstrom der Kollektor in
Wegfall und hierdurch die Reparaturen dieses empfindlichen Maschinenteiles.
Man kann den Drehstrom transformieren und so zur Femleitung
stark gespannter Ströme — bis zu 30000 V. — benutzen.
Infolge dieser ganz bedeutenden Vorzüge den Wechsel- und Gleich-
strommotoren gegenüber, finden die Drehstrom- oder Mehrphasenmotoren die
meiste Anwendung bei den Kraftübertragungen, auf welche wir in der nächsten
Abteilung zurückkommen.
Die hydraulischen und die Druckluft-Motoren wirken genau
wie die Dampfmaschinen, indem hier nur an Stelle des gepressten Dampfes
das unter Druck stehende Wasser bezw. Luft tritt, auf den Kolben ^^irkt
und dessen Bewegung hervorbringt. Das Druckwasser oder die Pressluft
muss vorher durch die Betriebsmaschine der Zentrale auf den ge^^'ünschten
Druck gebracht werden.
Ueber ihre Verwendbarkeit wird in der nächsten Abteilung näher ein-
gegangen werden.
Am Schlüsse dieser Abteilung sei noch einiges über die Druckproben
von Dampfkesseln und anderen Gefässen gesagt.
Bekanntlich ist gesetzlich bestimmt, dass die Dampfkessel und vom
I. Oktober 1896 ab auch die Kochgefässe nach jeder Reparatur und in
gewissen Zeiträumen vor der Wieder-Inbetriebsetzung einer Wasserdruckprobe
unterzogen werden, welcher die Kessel bezw. die Kochgefässe ohne Form-
veränderung widerstehen müssen. (Siehe XII. Abteilung, Dampfke-sselgesetz,
und ,, Besondere Unfall Verhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der
chemischen Industrie für den Betrieb von Dampffässem und sonstigen Ap-
paraten und Gefässen unter Druck".)
Behufs Vornahme einer Wasserdruckprobe schliesst man die Oeffnungen
des betreffenden Apparates, füllt denselben mit Wasser und sorgt dafür, dass
während des Füllens die verdrängte Luft am höchsten Teile des Apparates
austreten kann. Sobald das Wasser aus dieser oberen OeflTnung herausläuft,
stellt man den Wasser zufluss ab, verschliesst die OeflTnung und setzt nun eine,
mit dem Apparat verbundene Handdruckpumpe so lange in Bewegung, bis
der gewünschte Druck erreicht ist.
Widersteht der untersuchte Apparat diesem Drucke und sind alle Hähne,
Ventile, Flanschenverbindungen etc. dicht, so kann man den Apparat in Be-
trieb nehmen.
Sollten aber während der Wasserdruckprobe Undichtigkeiten auftreten,
so sind dieselben erst nach abgelassenem Druck zu beseitigen und hierauf
der Apparat nochmals zu drücken; zeigen sich weiterhin Undichtigkeiten, so
verfährt man wie oben so lange, bis alles unter dem gewünschten Drucke
dicht ist.
II. Abteilung.
Kraftfibertragnngen.
«
Zur Uebertragung und Weiterleitung der Kraft, welche von den in der
gen Abteilung beschriebenen Maschinen geliefert wird, verwendet man
veder TransmiSBionen, den elektrischen Strom, das Brackwasser oder
Druckluft.
Transmissionen. Bei den Transmissionen hat man, je nach der
jsse der zu übertragenden Kräfte und der Entfernung auf welche dies
rhehen soll, verschiedene, die Kräfte aufnehmende Zwischenglieder benutzt
unterscheidet deshalb Riemen-, Hanf und Drahtseilbetriebe, zu
:hen in der letzten Zeit noch der Betrieb mittelst der Gliederketten
lugekommen ist.
Der Riemenbetrieb ist der einfachste und ist so lange anzuwenden,
er bei grossen Entfernungen nicht zu teuer oder die mittelst eines
mens zu übertragende Kraft nicht zu gross wird. Betreffs der Entfernung
der Preis der Riemen im Verhältnis zu Hanfseilen ausschlaggebend und
en sich bei Entfernungen über 1 5 m letztere schon vorteilhafter, während
iglich der zu übertragenden Kraft die Grenzen durch die praktische
Stellung der Riemen gegeben sind. Einfache Riemen sind den doppelten
dreifachen stets vorzuziehen. Bis zu 500 mm Riemenbreite verwendet
i einfache Riemen, und nur wenn noch grössere Kräfte übertragen werden
;sen, soll man Doppelriemen nehmen; dieselben sind 0,7 mal breiter, als
berechnete einfache Riemen.
Mit Hilfe von Riemen kann man unter Verwendung von Leitrollen für
e beliebige Lage der Wellen Kräfte übertragen und verliert man durch
Reibung des Riemens auf den Scheiben an der Geschwindigkeit im un-
stigsten Falle 5®/^^.
Als Material für die Riemen nimmt man am häufigsten Leder,
sner Baumwolle, Kamelhaargarn oder Gummi. Lederriemen ver-
en keine zu hohe Temperatur und keine Feuchtigkeit; im ersten Fall
den sie trocken und brüchig und im zweiten Fall feucht und rutschen
ann auf den Riemenscheiben. Unempfindlich gegen Feuchtigkeit sind
imprägnierten Baumwollriemen, die Riemen aus Kamelhaargarn und aus
nmi, von denen die Kamelhaarriemen wegen ihrer grossen Zugfestigkeit
h besonders zu empfehlen sind.
Um Lederriemen möglichst lange benutzen zu können, ist es ratsam,
;elben in entsprechenden Zeiträumen von anhaftendem Schmutz etc. zu
eien, was dadurch geschieht, dass man sie mit warmem Seifenwasser ab-
cht und nach dem Trocknen mit einer Mischung aus heissem Talg und
an mittelst Bürsten kräftig einreibt.
Q2 II. Abteilung.
Die beiden Enden eines Riemens können auf sehr verschiedene Weise
mit einander verbunden werden, man näht oder klebt sie entweder zusammen,
oder man wendet die sogenannten Riemenverbinder an, von denen der
Bachmann'sche und der Harry'sche wohl die am meisten eingeführten sind.
Hanf seiltriebe soll man, ebenso wie die Riementriebe, nur in
geschlossenen Räumen und zwar für Entfernungen bis zu 30 m und
für jede beliebig grosse Kraft verwenden und bieten dieselben den
grossen Vorteil, dass man von einer Kraft abgebenden Stelle aus, z. B. von
dem als Seilscheibe ausgebildeten Schwungrade einer Dampfmaschine, auf
verschiedene Wellenstränge gleichzeitig Kraft abgeben kann.
Die gebrriuchlichsten Seildurchmesser variieren zwischen 25 bis 50 mm
und soll man es möglichst so einzurichten suchen, dass die unteren Seile
ziehen, damit man die geringste Durchbiegung derselben erhält. Senkrechte
Seiltriebe sind ohne besondere Spannvorrichtungen nicht anzulegen, weil schon
bei geringem Nachlassen der Seilspannung die Reibung zwischen Seil und
unterer Seilscheibe so herabgemindert wird, dass die Seile nicht mehr durch-
ziehen.
Hanfseile und Riemen kann man auch gekreuzt laufen lassen, d. h. die
Bewegung der treibenden und die der getriebenen Welle sind entgegengesetzt,
im (Gegensatz zu dem offenen Trieb, bei welchem die Bewegung beider Wellen
im gleichen Sinne erfolgt.
Es empfiehlt sich bei kleineren Seilscheiben an Stelle von Hanfseilen.
— Baumwollseile anzuwenden, welche den Vorzug haben, dass sie auftretende
Stösse wenig übertragen.
Sowie die Entfernung der zu übertragenden Kraft 30 m überschreitet
und die Transmission im Freien stattfindet, muss man zu dem Drahtseil-
triebe greifen, mit dem bis zu 2000 m Entfernung jede beliebig grosse
Kraft übertragen werden kann, wobei in Abständen von ca. 120 m von
einander Zwischenstationen mit zweirilligen Scheiben oder Tragrollen zur An-
nahme und Weitergabe der Kraft angeordnet werden müssen.
Auch bei diesem Triebe ist möglichst darauf zu halten, dass das untere
Seil zieht. Die Seildurchnie.sser liegen gewöhnlich zwischen 7 und 26 mm
und sind, um die Abnutzung möglichst zu verhindern, die Rillen der Seil-
scheiben mit H i r n 1 e d e r ausgefüttert.
Falls die Kraft grösser ist, als mit einem Drahtseil übertragen
werden kann, so ist noch ein zweites anzuwenden, welches aber auf einer
besonderen Scheibe aufliegen muss, die ihrerseits mit der anderen Scheibe
durch eine einfache Kupplung so zu verbinden ist, dass beide stets gleich
grosse Umfangskräfte übertragen.
Zur Verbindung der Hanf- und Drahtseile bei Kraftübertragungen
sollte man nie Seilschlösser verwenden, sondern die Enden der Seile stet<
durch einen geübten Mann zusammenspleissen lassen, damit keine Wulste
entstehen, welche Str)sse verursachen, gegen die der Seilbetrieb ebenso empfind-
lich ist wie gegen grosse Schwankungen in der Kraftabgabe und Geschwindig-
keitsänderung.
Zur guten Konservierung von Seilen werden in No. 52, Jahrg. 1893
der Zeitschrift »Dampf« folgende Mittel empfohlen :
I. Hanfseile. Um Hanfseile, deren Haltbarkeit in feuchter, dumpfiger
Atmosphäre stark beeinträchtigt wird, für alle Fälle recht dauerhaft zu er-
halten, empfiehlt es sich, dieselben nach folgenden Rezepten zu imprägnieren:
Kraftübertragungen. Oß
1. Auf je I 1 Wasser werden loo g Seife gelöst und dann das trockene
Seil durchgezogen, worauf es getrocknet wird. Dann folgt ein Anstrich von
dünnem heissen Teer, nach welchem das Seil noch zum Trocknen der Luft
aa*5gesetzt wird.
2. Auf je I 1 Wasser werden 150 g Kupfervitriol gelöst und das trockene
Seil etwa 4 Tage in dieser Lösung gelassen, nach welcher Zeit es getrocknet
imd alsdann noch mit einem Teeranstrich versehen wird.
IL Drahtseile, i. Graphit wird in Talg gekocht und diese butter-
ähnliche Schmiere mit einer Bürste auf das Drahtseil aufgetragen. Je nach
der Inanspruchnahme des letzteren und den örtlichen Verhältnissen ist diese
Einschmierung alle 3 bis 6 Wochen zu wiederholen ; sie schützt sehr gut vor
Rost und verhindert sowohl das Abscheuem des Seiles an den Seilscheiben,
als auch eine Reibung der Drähte unter einander, denn die Schmiere findet
ihren Weg auch in die kleinsten Zwischenräume.
2. Rohes Leinöl ^^ird mit vegetabilischem Teer gemischt und auf das
Drahtseil gebracht. Dieser Anstrich bildet eine schützende Oberfläche und
bewahrt das Seil vor Rost und vorzeitiger Abnutzung.
3. Um Seile unter Wasser oder unter der Erdoberfläche zu erhalten,
ist folgendes Mittel anzuwenden: 35 1 gelöschter Kalk kommen mit 50 bis
öo I mineralischem oder vegetabilischem Teer in Mischung, die gekocht wird.
Das Gemisch wird dann heiss auf das Seil gebracht.
Die Verwendung von Gliederketten — aufweiche wir in der nächsten
Abteilung näher zurückkommen — zu Kraftübertragungen geschieht in den-
jenigen Fällen, wo man die Riemen, Hanf- und Drahtseile wegen zu kurzer
Entfernung der Wellen, oder zu geringen Scheibendurchmessern, oder wegen
der in den Räumen herrschenden Wärme oder Feuchtigkeit, vom Gebrauch
ausschliessen muss.
Zu den Transmissionen rechnet man ausser den Riemen, Hanf- und
Drahtseilen noch die Wellen, Lager, Kupplungen, Stellringe und
Riemenscheiben; es ist jedoch nicht nötig, in diesem Buche näher auf diese
Teile einzugehen, da dies zu weit führen würde und ausserdem wohl jeder
Chemiker auf der Hochschule in den ersten Semestern diese einfachen Maschinen-
elemente kennen gelernt hat. Da aber durch diese Transmissionsteile viele
Betriebsunfälle entstanden sind, so sollen einige Schutzvorrichtungen*) an diesen
Teilen nicht unen^ähnt bleiben.
Gefährdungen werden durch alle vorspringenden Teile hervorgerufen.
Die Verkleidung vorstehender Keile an Riemenscheiben, Kupplungen etc.
erfolgt am einfachsten durch zweiteilige Holzringe, welche mit versenkten
Holzschrauben auf der Welle zusammengeschraubt werden. Die am Stirn-
ende einer Welle vorstehenden Keile werden am besten durch eine Blech-
büchse verdeckt, welche auf die Nabe des betreffenden Rades oder der
Scheibe aufgetrieben und mit zwei versenkten Schrauben befestigt wird. In
ähnlicher Weise können auch Keilnuten, welche sich in dem frei vor dem
Lager laufenden Wellenende befinden, unschädlich gemacht werden.
Die Verkleidung vorstehender Stellringschrauben an älteren Wellen-
leitungen, bei denen es nur selten möglich zu sein pflegt, die Schraube aus-
reichend tief in den Stellring zu versenken, kann durch zweiteilige Holzringe
erfolgen.
*) Dem Vcrwaltungsbericht der Nordöstlichen Eisen- und Stahl- Berufsgenossenschaft
entnommen.
i
94 II* Abteilung.
Die Scheibenkupplungen älterer Bauart zeigen ebenfalls vorstehende
Schrauben und wählt man zum Verdecken derselben zwei zweiteilige ent-
sprechend eingedrehte Holzscheiben, welche mit den Stössen versetzt und
durch lange Holzschrauben — oder eingelegte Blechlaschen — befestigt
werden. Diese Scheiben sind ohne Schwierigkeit abzunehmen und von neuem
zu befestigen. Tief liegende Wellen werden am einfachsten durch Holzkästen
verkleidet; bei stehenden Wellen muss der Holzkasten eine Höhe von 1,5
bis 1,8 Mtr über dem Standpunkte des Arbeiters bezw. dem Fussboden
erhalten.
Elektrischer Strom. Die Kraftübertragung mittelst des elektri-
schen Stromes verdankt man dem Umstand, dass zum Zwecke der elek-
trischen Beleuchtung immer mehr und mehr stärkere Ströme verlangt wurden,
welche auch weit geleitet werden mussten. Bei dieser Gelegenheit wurden
auch Versuche angestellt, diese starken Ströme nicht nur zur Erzeugung von
Licht, sondern zur Erzeugung von Energie der Bewegung zu benutzen, also
Arbeit mit ihnen zu leisten oder solche geleistete Arbeit zu übertragen.
Die hierfür erforderlichen Einrichtungen sind nun sehr einfacher Natur,
denn sie bestehen nur aus zwei Dynamomaschinen und aus einer diese
beiden verbindenden Drahtleitung.
Wenn man den Induktor einer Dynamomaschine vor den Magnetpolen
bewegt, so erzeugt man in ihr Induktionsströme, wenn man aber anderer-
seits durch die Drahtwipdungen eines Induktors eing^ elektrischen Strom
fliessen lässt, so üben die Magnete auf diesen Strom Kräfte aus, unter deren
Einfiuss sich der Induktor bewegen muss. Dieser Vorgang wird nun bei der
elektrischen Kraftübertragung insofern benutzt, als man in der einen der oben
erwähnten Dynamomaschinen die von einer Kraftquelle — Dampfmaschine,
Gas- oder Petroleum, Wasser- oder Wind-Motor — gelieferte mechanische
Arbeit in Elektrizität umwandelt, letztere durch Drähte nach der zweiten
Dynamomaschine fortleitet und hier wieder in mechanische Arbeit umsetzt;
die erste Dynamomaschine nennt man die primäre, die zweite die
sekundäre.
Es ist nun nicht nötig, dass man den elektrischen Strom immer von
einer Primärmaschine direkt erhält, sondern man kann denselben auch aus
Akkumulatoren, oder aus einer Batterie, oder bei vorhandenen Zentralstationen
aus deren Leitung einführen.
Die Sekundärmaschine, oder wie man sie auch, und wohl mit
Recht, als elektrischen Motor oder Elektromotor bezeichnet, konstruiert
man nun so, dass von ihrer Welle durch Riemen, Zahnräder oder durch
direkte Kupplung mit der Welle einer Arbeitsmaschine die Kraft an die
gewünschte Stelle übertragen wird. Man ist dadurch in den Stand gesetzt,
die Kraft an einer beliebigen Stelle durch irgend einen Motor zu erzeugen
und sie an einer oder gleichzeitig an mehreren, von jener entfernt liegenden
Stelle zu benutzen.
Letzteres wird sich da wohl besonders gut rentieren, wo, gerade wie in
vielen chemischen Fabriken, an verschiedenen Stellen nur kleine Kräfte
gebraucht werden, weil erfahrungsgemäss kleine Dcunpfmaschinen verhältnis-
mässig ungünstiger, d. h. teurer arbeiten als grosse, und man kann somit
durch Anlegen einer grossen Dampfmaschine und Uebertragung ihrer Arbeit
auf elektrischem Wege nach den einzelnen Bedarfsstellen hin, viel an Anlage-
und Betriebskapital ersparen.
Knftübertitigangen. g^
Durch die Umwandlung der mechanischen Arbeit in Elektrizität, Fort-
leiten derselben nach dem Elektromotor und Umsetzen des Stromes zurück
in mechanische Arbeit, entstehen aber sowohl . durch Reibungswiderstände und
Wärmeerzeugung in den beiden Dynamos, als auch durch Wärmebildung in
der Drahtleitimg Verluste, welche anfänglich so gross waren, dass von einer
rationellen Anwendung dieser Art Kraftübertragung in den meisten Fällen
Abstand genommen werden musste.
Erst der neueren Zeit ist es vorbehalten gewesen durch besser
konstruierte Maschinen und gute Leitungen diese Verluste so zu verringern,
dass man derartige Kraftübertragungen in der Praxis anwendet. Versuche
haben ergeben, dass der Nutzeffekt am grössten ist, wenn man entweder mit
dicken Leitungsdrähten oder mit recht hohen Spannungen arbeitet; so ergab
die, gelegentlich der Frankfurter elektrischen Ausstellung im Jahre 1891 aus-
geführte Kraftübertragung von Lauffen a. Neckar bis nach Frankfurt a. M.
ca. 175 km, einen Nutzeffekt von 75®/o bei Anwendung von Strömen mit
25 000 V.
Die Vorteile des elektrischen Kraftbetriebes anderen gegenüber sind
nach den Angaben der Firma W. Lahm ey er & Co., Frankfurt a, M., welche
dergleichen Anlagen als Sp>ezialität betreibt, etwa folgende:
1. »Der Elektromotor ist von einfachster Bauart. Durch die Ein-
wirkung des Magnetismus eines feststehenden Gestells auf stromdurchflossene
Leiter einer kompakten Trommel wird letztere in Umdrdiung versetzt, ohne
dass also vrie bei den Dampfmaschinen und Gasmotoren irgend welche Kurbel -
und Gelenkmechanismen vorhanden sind. Diese Mechanismen aber sind es,
welche bei jenen Kraftmaschinen der grössten Wartung bedürfen und der
grössten Abnützung unterworfen sind, sowie auch zu einem grossen Verbrauch
von Schmiermaterial Anlass geben. Die grosse Einfachheit des Elektromotors
sichert ihm eine geringe Abnutzung, geringe Reparaturbedürftigkeit und geringen
Wartungsbedarf.
2. Ohne dass ein Regulator vorhanden ist, hält der Elektromotor stets
auf das Genaueste die gleiche Umlaufsgeschwindigkeit bei allen
Belastungen bei. Ohne ein Schwungrad zu haben, ist der Elektromotor zu
grosser, kurzzeitiger Mehrleistung befclhigt, indem dadurch seine Umlaufs-
geschwindigkeit nicht wesentlich verändert wird. Diese genaue Regulierung
des Elektromotors auf gleiche Umlaufsgeschwindigkeit ist zuverlässiger als die
der Dampfmaschinen und ist daher der Elektromotor gerade für solche Be-
triebe, wo es auf Regelmässigkeit der Umlaufsgeschwindigkeit ankommt, besser
als jede andere Kraftmaschine am Platze.
3. Der Elektromotor ist sehr klein und leicht, der Raumbedarf
dafür also gering. Der Elektromotor kann daher allerorten auch in höheren
Etagen und leichten Bauwerken ohne Anstand zur Aufstellung gelangen.
4. Während der Wirkungsgrad der Dampfmaschinen und Gasmotoren
erheblich mit der Grösse derselben abnimmt, haben auch kleine Elektro-
motoren noch einen guten Wirkungsgrad. Man ist also bei Dampf-
betrieb genötigt, auf einem Werk die Zahl der Dampfmaschinen so klein zu
halten vrie möglich, wenn man wirtschaftlich arbeiten will, und durch lange
und schwere Wellen und viele Riemen oder Zahnräder die Kraft möglichst
weit zu übertragen. Derartige Transmissionen sind aber mit ihrem Zubehör
von Fundamenten und verstärkter Baukonstruktion eine teuere Anlage. Durch
ihren Raum- und Wartungsbedarf sind sie eine Unbequemlichkeit und zudem
bilden sie eine neue Quelle grösseren Kraftbedarfes.
q5 n. AbteilaDg.
Die elektrische Kraftübertragung ermöglicht hingegen ohne weiteres,
durch fest verlegte Leitungen, in denen innerhalb eines Werkes nur etwa
I ^Iq der Energie verloren geht, jedem Räume seinen K raftbedarf durch einen
eigenen Elektromotor anliefern zu lassen, mag der Raum liegen wo er will.
Krahnen, Zentrifugen (d. Verf.) und grössere Arbeitsmaschinen werden direkt
mit dem Elektromotor gebaut. Der Ausbau eines Werkes mit elektrischem
Kraftbetrieb ist daher so billig und bequem, wie der Ausbau eines Werkes
mit Dampfbetrieb teuer und umständlich ist.
5. Der in den vorhergehenden Punkten beschriebenen Einfachheit der
gesamten elektrischen Betriebseinrichtung entspricht auch die Sicherheit,
welche dieselbe für den Betrieb, auch für das Leben derjenigen bietet, die
damit umzugehen haben. Es ist dies ein Punkt, wo von solchen, die mit
den hier vorliegenden Verhältnissen nicht vertraut sind, sehr oft mit einem
gewissen Vorurteil das Gegenteil von dem angenommen wird, was der Fall
ist. In der That zeichnet sich der elektrische Kraftbetrieb durch ausser-
ordentliche Zuverlässigkeit aus.«
Hierzu kommen noch folgende nicht zu unterschätzende Vorteile:
a) Der Elektromotor kann in sehr kurzer Zeit und von jeder be-
liebigen Stelle aus in Bewegung gesetzt und abgestellt werden.
b) Der Kraft verbrauch lässt sich jederzeit ohne jede mnständliche
Rechnung mittelst eines in die Leitung eingeschalteten Amperemeters leicht
kontrollieren und
c) die Kraftverluste bei der Uebertragung lassen sich viel leichter
feststellen als bei den anderen Systemen und hören diese ganz auf, so-
bald der Motor still steht, während bei dem Stillstand der anderen Ma-
schinen der Leerlauf der Transmissionen immer noch Kraft absorbiert.
Wenn auch diese Vorteile in einigen Punkten von den Gegnern des
elektrischen Kraftbetriebes nicht anerkannt werden, so muss doch konstatiert
werden, dass doch schon viele solcher Kraftübertragungen ausgeführt sind,
welche ganz rationell arbeiten. So existieren einige Anlagen in chemischen
Fabriken — z. B. von W. Lahmeyer & Co., Frankfurt a. M., in der Che-
mischen Fabrik „Rhenania** in Rheinau und von Schuckert & Co., Nürnberg,
in der Chemischen Fabrik L. Vossen, Homburg v. d. H. — , woselbst die
bis 2000 m vom Werk entfernt liegenden Pumpstationen durch elektrische
Kraftübertragung betrieben werden und zwar hat man diese Anlagen gleich
so eingerichtet, dass das Anlassen des Elektromotors nicht von der Pump-
station, sondern von der P'abrik aus besorgt wird.
Vielfache Anwendungen finden die Elekromotoren zum Betriebe von
Zentrifugen, Ventilatoren, Aufzügen und anderen Arbeitsmaschinen,
Rührwerken u. s. w. und ist es verhältnismässig leicht, in jedem vorliegen-
den Falle unter Berücksichtigung der Bequemlichkeit, Zuverlässigkeit etc. eine
Rentabilität herauszurechnen; Thatsache ist, dass in Frankfurt a. M. -Bocken-
heim schon viele ältere Fabriken ihren Dampfbetrieb eingestellt und elektrischen
Kraftbetrieb mittelst Uebertragung von der Zentralstation eingeführt haben und
neu erbaute Fabriken überhaupt keine Dampfanlagen mehr anordnen, sondern
ihren ganzen Kraftbedarf von der elektrischen Zentrale aus decken.
Brackwasser. Was nun die Kraftübertragung mittelst Druck-
wasser anbetrifft, so hat sich diese weniger für Kraft Versorgung von grossen
Komplexen wie Städte etc., als für kleinere Fabriken, Hafenanlagen etc.-
KraftübertragODgen. g y
eingefulirt. Hierbei wird das Betriebsdruck wasser mittelst geeigneter Kom-
pressoren auf einen ziemlich hohen Druck — bis loo Atmosphären — ge-
bracht und durch Rohrleitungen den hydraulischen Motoren zugeführt, welche
dann diese Kraft in Bewegung umsetzen.
Zur Erreichung eines gleichmässigen Druckes und eines rationellen
Betriebes sind Akkumulatoren angeordnet, welche von den Pumpen gespeist
werden und aus welchen das Druck wasser entnommen wird. Pumpe und
Akkumulator stehen derart in Verbindung, dass erstere nur so lange arbeitet,
als nötig ist, um letzteren genügend zu speisen, und geschieht die In- und
.\usserbetriebsetzung der Pumpe resp. des diese treibenden Motors automatisch
vom Akkumulator.
Um Betriebswasser zu sparen, wurden Konstruktionen ausgeführt, welche
das verbrauchte Wasser wieder zum Speisen des Akkumulators benutzen, und
hat man auf diese Weise die Unterhaltungskosten sehr heruntergedrückt.
Eine ausgedehnte Anwendung findet das Druckwasser bei Aufzügen
und Krahnen, wo dasselbe, namentlich bei Hafenanlagen, Lagerhäusern und
in Fabriken, in Gemeinschaft mit dem elektrischen Kraftbetrieb den Dampf-
betrieb so ziemlich verdrängt hat.
Eine vielseitige Anwendung findet das Druckwasser z. B. auf dem
Hauptbahnhof zu Frankfurt a. M. ; sowohl hydraulische Motoren werden
direkt oder indirekt bewegt, als auch einige für Beleuchtungszwecke dienende
Dynamomaschinen, die Aufzüge für Gepäck und Postsachen und die kleinen
hydraulischen Maschinen — die sogenannten Spcels, welche an geeigneten
Stellen unter der Erde angebracht, das Rangieren der einzelnen Eisen-
bahnwagen und das Bewegen der Drehscheiben auf dem ausgedehnten
Güterbahnhof tadellos ausführen — , werden durch Druckwasser betrieben.
Auch in einigen grösseren chemischen Fabriken ist der Druckwasserbetrieb
eingeführt und da, wo viel mit hydraulischen Pressen gearbeitet wird, hat
man Akkumulatoren angelegt und diese gleich so gross gebaut, dass man
noch die Krähne und Aufzüge damit treiben kann.
; Druokluft. Die letzte der zu besprechenden Kraftübertragungen
. ist diejenige der Druckluft und hat gerade dieses, mit so viel Reklame ins
Leben gerufene System einen grossen Streit unter den Fachleuten hervor-
gerufen, der bis heute noch nicht endgiltig entschieden ist.
Die Verwendung der Druckluft als bewegende Kraft ist schon eine alte
und wurde wohl zuerst im Bergbau angewendet, wo man durch sie gewisser-
massen zwei verschiedene Zwecke erreichte, und zwar benutzte man sie zuerst zum
Antrieb der Bohrmaschinen und dann, nachdem sie hier verbraucht war, zur Ven-
tilation der Schächte und Tunnel. Da für diese Arbeiten keine andere Kraft
nir Verfügung stand und die verbrauchte Luft, wie bereits gesagt, noch einem
weiteren Zwecke diente, so hatte man mit den alten, unvollkommenen Ma-
schinen ruhig weiter gearbeitet und den geringen Wirkungsgrad derselben
ausser acht gelassen.
Das Druckluftsystem zur Kraftversorgung in Städten wurde zuerst im
grossen in Paris von Popp angewendet und soll dieselbe nach den Angaben
^et) Professor Ried 1er, nachdem die Missstände in der mangelhaften Kon-
struktion der Kompressoren beseitigt und die Einführung von vorgewännter
Luft mit Wassereinspritzung in die Luftmotoren allgemein stattfindet, ganz
[ Parnicke. 7
VI O i
q8 n. Abteilang.
befriedigend funktionieren, was aber die Gegenpartei und vor allem die
Elektrotechniker heute noch ganz energisch bestreiten.
Eine grosse Verwendung, speziell in den chemischen Fabriken, hat die
Druckluft von jeher für das unmittelbare Fortdrücken von Flüssigkeiten und
hauptsächlich solcher Flüssigkeiten gefunden, welche die anderen üblichen
Transportmittel (siehe III. Abteilung) angreifen.
Da bei der Verdichtung der Luft auf die gewünschte Spannung Wärme
frei wird, welche das Kühlwasser der Kompressoren aber aufnimmt, so wird
bei ihrer Ausdehnung Kälte erzeugt werden und hat man es durch die be-
reits erwähnte Vorerwärmung der Luft, ehe sie in den Motor tritt, in der
Hand, die Temperatur der Auspuffluft, je nach dem Zweck welchem sie
eventuell noch dienen soll, hoch oder niedrig zu halten. Diese Eigenschaft
der Druckluft hat man z. B. in Paris so ausgenutzt, dass man durch einen
Luftmotor für einen bestimmten Zweck Kraft abgab und die Temperatur
der Auspuffluft so niedrig hielt, dass man sie noch zu Kühlzwecken in Bier-
und Weinkeller einleitete.
Die Firma L. A. Riedinge r in Augsburg hat in Offenbach a. M.
eine Luftdruck-Zentralstation ausgeführt und sind an diese Anlage, welche
wohl gleichzeitig als eine Musteranlage des ganzen Systems zu betrachten
ist, die verschiedensten Betriebe dieser sehr industriellen Stadt angeschlossen.
So werden die vielen Portefeuille- und Alburafabriken, Druckereien, Tisch-
lereien etc., ja auch kleinere und mittlere Maschinenfabriken, mittelst Luft-
motoren betrieben und sind die Preise für die Druckluft so bemessen, dass
die anderen Kleinmotoren nicht dagegen aufkommen können; ob und vne
viel der Unternehmer aber dabei verdient, kann man schwer erfahren.
Was das Dichthalten der Rohrleitungen anbetrifft, so erhält man auch
hierüber nur geringe Angaben und meistens nur von den Anhängern dieses
Systems, nach Professor Riedler soll in Paris bei einer 17 km langen Lei-
tung der Verlust an Luft nur 2,5^/^ betragen haben, der sich durch die
Nebenanschlüsse auf 5®/^ erhöhte; der Druckverlust soll pro km zwischen
0,05 und 0,07 Atmosphären variieren.
Der Betrieb zeichnet sich vor allen anderen jedoch dadurch aus, dass
er gefahrlos und bequem ist, dass man den Luftmotor an beliebigen Orten
aufstellen und von jedermann, auch ohne wesentliche Sachkenntnis bedienen
lassen kann.
Welches System der Kraftübertragung und welcher Motor mm für einen
speziellen Fall gerade das, bezw. der richtige ist, lässt sich nur nach genauer
Kenntnis aller einschlägigen Verhältnisse entscheiden, da gegenüber den vielen
zu berücksichtigenden Betriebsverhältnissen nicht immer der Nutzeffekt eines
Systems, ja nicht einmal die Kosten desselben ausschlaggebend sein können.
IIL Abteilung.
Transport-Einrichtungen .
Um ein Produkt, gleichviel welches, billig herzustellen, muss man vor
allem darauf bedacht sein, die durch und bei der Fabrikation desselben
entstehenden Transportkosten auf ein Minimum herabzudrücken. Aber nicht
nur auf die Rohprodukte und auf die fertigen Waren beziehen sich diese
Ersparnisse, sondern auch auf die Halbfabrikate, und gerade hierin kann es
liegen, dass das eine Werk mehr verdient als das andere, obschon sie beide
nach demselben Systeme arbeiten.
Bei der Ortswahl einer Fabrik wird häufig die billige Fracht der Roh-
produkte oder die der Fabrikate ausschlaggebend sein und man wird es
selbstverständlich wohl so einzurichten suchen, dass man sich entweder in der
Nähe der Rohprodukte oder in der Nähe der Konsumenten anbaut.
Allgemein lässt sich dies aber nicht durchführen, denn z. B. eine
billige Betriebskraft — Wasserkraft — kann unter Umständen grössere Vor-
teile bieten, als eine geringere Fracht des einen oder des anderen Produktes,
und man kann nur von Fall zu Fall unter Berücksichtigung aller vorliegenden
Verhaltnisse in dieser Beziehung entscheiden.
Eisenbahnen mit und ohne Seilbetrieb, Drahtseilbahnen. Ganz
wesentliche Ersparnisse wird man bezüglich des Transportes von
Roh- und Fertigprodukten zu machen suchen, indem man, falls derselbe
durch die Eisenbahn geschieht, für einen richtigen Anschluss der Fabrik
mit den Eisenbahngeleisen Sorge trägt. Hierzu kann man nun wieder Bahn-
anschluss wählen und man durchzieht die Fabrikshöfe und Strassen mit
Schienensträngen, oder man legt Drahtseilbahnen an.
Erstere Anordnung hat den grossen Vorteil, dass man ein Um-
laden erspart und direkt bis zur Verbrauchsstelle fahren kann, dass man
femer kein Betriebsmaterial zum Transport anzuschaffen braucht und
dass man die einmal angelegten Geleise auch für den Transport der
Halbfabrikate innerhalb der Fabrik mit benutzen kann, allerdings muss
naan auch deren Nachteil, dass sie den Verkehr innerhalb der Fabrik
öfters recht unangenehm hemmen können, mit in den Kauf nehmen.
Das letztere fällt bei den Drahtseilbahnen ganz weg, da sie ober-
irdisch liegen, aber die Anlage ist kostspieliger und macht ein Umladen
immer nötig.
In den Fällen wo viele Produkte per Wasser ankommen und ein
Umladen so wie so stattfinden muss, wird man wohl meistens zu den Draht*-
7*
lOO in. Abteilang.
Seilbahnen greifen, um so mehr, als bei ihnen die Terrainverhältnisse nicht
hindernd sind.
Trotzdem haben wir aber grosse Anlagen in Deutschland, welche auch
die per Wasser ankommenden Rohprodukte und die Kohlen mittelst Krahnen
ausladen, in Waggons abstürzen und mit der Lokomotive oder mittelst Trans-
portbahnen mit Seilbetrieb in die Fabrik befördern, während wieder andere
Fabriken dies mittelst Drahtseilbahnen bewerkstelligen. Es spielen hierbei,
wie schon gesagt, die Terrainverhältnisse und auch persönliche Ansichten
über die Zweckmässigkeit des einen oder anderen Systems eine grosse Rolle.
Uebcr Eisenbahn-Anschlüsse kann und braucht wohl in diesem
Buche nichts gesagt zu werden, da die bezüglichen Vorschriften stets von
der betreffenden Bahnverwaltung ausgehen und man thut immer sehr gut,
die nötigen Geleisanschlüsse auch bahnseits anfertigen zu lassen, es ist nicht
teurer und nach der Fertigstellung, der Bahn Verwaltung gegenüber auf alle
Fälle richtig. Innerhalb der Fabrik kann man dann die Geleise selbst und
zwar so legen wie es die Verhältnisse gerade gestatten und ist bei der Anlage
von Drehscheiben auf das grösste Gewicht und auf die grösste Länge der
Waggons besonders Rücksicht zu nehmen.
Bei recht ausgedehnten Fabrikanlagen legt man auch gern
ausser der normal spurigen noch seh m a Is pur ige Bahnen an und ver-
wendet letztere dazu, das auf einigen Plätzen durch erstere in grossen
Quantitäten angesammelte Material, z. B. Kohlen, bis an die einzelnen Ver-
brauchsstellen, also Dampfkesselhäuser oder bis an die innerhalb der Fabriks-
räume liegenden Feuerungen zu transportieren.
Zur Beförderung grosser Massen auf Eisenbahnen findet bei regel-
mässigem Verkehr auch der kontinuierliche Seil betrieb zweckmässige
Anwendung, und stellen sich auf denselben die Förderkosten erheblich niedriger
als bei Handbetrieb, oder bei Verwendung von Pferden.
Die Anlage besteht aus zwei parallelen Geleisen, über deren Mitte ein
endloses Drahtseil geführt ist. Das Drahtseil liegt an einem Ende der
Bahn in der, durch eine beliebige Kraftquelle angetriebenen Treibscheibe, am
anderen Ende der Bahn in einer beweglich angeordneten und mit Spannvor-
richtung versehenen Seilscheibe. Auf dem einen Geleise verkehren die be-
ladenen, auf dem anderen die leeren Wagen. Die Wagen werden dem Seil
von Hand zugeführt und lösen sich, nachdem sie die Strecke passiert haben,
am anderen Ende selbstthätig vom Seil ab.
Für den Transport können sowohl Kippwagen, wie auch alle anderen
Arten von Transportwagen Verwendung finden.
Wie aus den Abbildungen (s. Fig. 144 u. 145), welche Konstruktionen
der auf diesem Gebiet wohlbekannten Firma Julius Römheld, Mainz
darstellen, ersichtlich ist, erfolgt die Ausführung in zwei verschiedenen Arten
und zwar entweder mit über oder unter den Wagen liegendem Seil. Die
erstere Anordnung findet dann Anwendung, wenn es notwendig ist, an ver-
schiedenen Punkten der Strecke Wagen zu- oder abzuführen, während die
zweite Anordnung sich da empfiehlt, wo dies nur an den beiden Endpunktea
der Strecke stattfindet.
Der Seilbetrieb lässt sich nicht nur bei geraden und ebenen Strecken,
sondern auch bei solchen, welche in Kurven, oder im Gefälle liegen, mit
Vorteil anwenden. Namentlich tritt der letztere Fall dann ein, wenn von
einer Fabrik aus die Entladung von Rohprodukten oder die Beladung von
fertigen P'abrikaten aus und in die Schitfe vorgenommen werden muss.
Dnhtieil- und HUngabthocD.
Drahtseilbahnen werden in Deutschland sowohl von der Firma
eicheit, Leipzig-Gohlis, als auch von der Firma Th. Otto & Co.,
Schkeuditz bei Leipzig, ange*
legt und soll das System der
letzteren Firma nach deren
Angaben beschrieben werden.
Bei diesem System liegen
die Tragseile, welche als
Laufbahn dienen, parallel
und in gleicher Höhe auf
Unterstützungen von Holz oder
Eisen. Die Seile sind auf der
einen Station fest verankert
und auf der anderen durch eine
selbstthatig wirkende Spann Vor-
richtung bis zu '/j ihrer Bruch-
belastung gespannt. Für Ab-
weichungen von der geraden
Linie sind sogenannte Kurven-
oder Wtnkelstationen ein-
geschaltet, auf welchen die
Förderwagen durch Hand von
einer Strecke zur andern ge-
r
I
10' in. Abfeilurig,
Die Durchmesser der Seile, welche in der letzten Zeit nur aus Stahl-
draht gefertigt werden, betragen für die beladenen Wagen 35 — 40 mm und
für die leeren Wagen 1 S — 28 mm und sind die einzelnen Stücke durch
Muffen verbunden. Die Unterstützungen, welche je nach den vorliegenden
Verhältnissen in Entfernungen von je 30 bis 60 m, bei Flussübergüngen und
Thalem bis zu 500 m und darüber angeordnet werden, tragen oben auf
einem Holm entsprechend geformte gusseiserne Schuhe, in welchen die
Seile frei aufliegen,
Die Zugseile aus hartem, zähen Tiegelgussstahl von 10 — 20 mm
Durchmesser liegen ebenfalls parallel und unter den Tragseilen und linden
auf seitlich an den Unterstützungen angebrachten Rollen ihre Auflage;
diese Seile laufen am Anfang und Ende der Bahn über Seilscheiben,
von denen eine als Antriebsscheibe dient.
Die Seilbahn wagen bestehen im wesentlichen aus dem Laufwerk,
dem Gehänge mit Kupplungsapparat und dem eigentlichen Transport-
gefass. Das Laufwerk wird durch zwei hinter einander gestellte, mit tiefen
Rillen versehene Stahllaufrollen gebildet, welche gut gelagert sind und auf dem
Tragseil laufen. Mit diesem Laufwerk sind durcli einen kräftigen Zapfen
die einseitig nach aussen gekröpften Gehänge beweglich und so verbunden.
dass direkt unter dem Tragseil die GefSsse hängen, welche je nach der Ver-
wendung als Ka.sten, Plattformen etc. konstruiert sind.
Der wichtigste Teil ist der Kupplungsapparat, welcher die Ge-
hänge bezw. die Förderwagen mit dem Zugseil verbindet und der aus »wei
Friktionsscheiben besteht, die das Zugseil fest umschliessen und so ein-
gerichtet sind, dass sie sich beim Ankommen auf der Endstation seibsltliatig
vom Zugseil loslrtsen.
Der Betrieb dieser Draiitseilbahncn ist ein sehr einfacher, da nur
auf den Stationen Bedienungsmannschaften erforderlich sind, welche
die Wagen auf Hängebahnschienen nach dem Be- oder Endladeorte schieben.
Diese Hängebahnschienen können
zum Beladen nach jedem beliebigen Punkte,
auch ausserhalb der Stationen geführt
werden; z, B. in Steinbrüche, Kohlen-
gruben oder an Krähne, Autzüge etc.
Von Hand wird dann der beladeoe
Seilbahnwagen wieder der Seilbahnstation
zugeführt und dort mittelst der oben er-
wähnten Friktionsscheiben an das, in 1
währender Bewegung befindliche Zugseil
angekuppelt, welches ihn zu der Entlade-
stelle hinzieht.
Die Entladung der Wagen kami c
am Ende oder längs der ganzen Bahn-
strecke selbstthatig geschehen , was man
durch einen Auslöse apparat erreicht, wel-
cher an der gewünschten Stelle am Trag-
seil befestigt ist.
Dem Verfasser war eine solclie Vor*
richlung patentiert und hat sich dieselbe
sowohl beim Tag-, als auch beim Nachtbetrieb sehr gut bewährt; im VOT-
li^enden Falle musste der ganze Bedarf an den, per Wasser ankommenden.
Kohlen und Erzen wahrend der Sommermonate transportiert und deshalb»
Fig. 116.
Tran sporlschnecken, (Ol
Quantitäten an verschiedenen Stellen entlang der Baim gelagert
werden.
Viele Anwendung finden aber die bereits erwähnten Hängebahnen,
nicht nur in Verbindung mit Drahtseilbahnen, sondern auch für sich allein.
Da, wo ein Massen trän spotl zwischen zwei entfernt liegenden Arbeitsstellen
innerhalb der Fabrik stattfindet, örtliche Verbaltnisse, oder aber der Preis die
Anlage einer schmalspurigen Eisenbahn oder einer Drahtseübalm verbietet,
hat man mit Vorteil dieses bequeme Transportmittel benutzt. An Stelle der
Drahtseile treten dann hochkant stehende Flaclieiienschienen, welche man an
Mauern oder geeigneten Unterstützungen aufliSngt und auf welchen sich die
Wagen, durch Hand getrieben, bewegen lassen.
Man kann bei diesem System an beliebigen Stellen be- und entladen.
Weichen und Abzweigungen anbringen, und auf diese Weise die Transport-
kosten auf ein geringes herab bringen.
Es soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass man sowohl bei den Draht-
seil-, als auch bei den Hilngebahnen die auf denselben transportierenden
Materialien durch, in die Geleise eingeschaltete Wagen direkt abwi^en kann-
Derartige Wagen werden u. A. von der Firma Karl Sclienck in Dannstadt
gebaut, und werden diese Wagen mit einem Kontrolzahler versehen, welcher
so konstruiert ist, dass er die Zahl der die Wage passierenden Gefässc zahlt,
jedoch nur dann, wenn dieselben ein bestimmtes Minimalgewicht besitzen;
wenn dies nicht der Fall ist, werden dte Gefässe durch einen Sperrriegel
angehalten. Hat das Gcßss das erforderliche Minimalgewicht, so giebt dieser
Sperrricgel den Weg frei, dagegen verhindert ein zweiter Riegel, der sich
hinter dem GefUss vorschiebt, dass dasselbe zurückgezugen werden kann, um
nochmals auf die Wage geschoben zu werden. Der erste Sperrriegel erliebt
sidi erst wieder, wenn das GefiLss die Wage verlassen hat, so dass es auch
nichl auf die Wage zurückgeschoben werden kann. Wo die leeren Geßlsse
ffllf demselben Geleise zurückgehen sollen, muss auf diese Sperrung verzichtet
werden.
Die Wägung kann auch vollständig automatisch vor sich gehen,
derart, da-ss das Gewicht auf Biliets selbstthütig abgedruckt und gleichzeitig
die Zahl der Wagungen durch einen Zahler festgestellt wird.
Dies wären wohi die hauptsSch liebsten Transportmittel, abgesehen vom
Fuhrwerk, welche dazu dienen, ausserhalb der Fabrik die Materialien von
enem Ort zum andern zu bewegen.
Von gleich grosser Wichtigkeit sind aber auch die Transport-Vorrich-
limgen, welche innerhalb der Fabrik denselben Zweck erfüllen sollen,
und teilt man dieselben in Bezug auf die Richtung der gewünsditen Be-
»egung in solche für Horizontal-, Winkel- und Vertikal-Transport
an, wahrend man^in Bezug auf den Zustand des Materials solche für feste
Körper, Flüssigkeiten und Gase unterscheidet.
Die erstere Einteilung hat nur auf feste Körper und nur teilweise
auf Flüssigkeiten Bezug, da man im allgemeinen bei Flüssigkeiten und Gasen
mit ein und derselben Vorrichtung (äcn Transport nach allen Rich-
tungen vornehmen kann.
Zum Transport von trockenea Materialien in horizontaler Richtung,
*d es, um den einzelnen Maschinen und Apparaten das vorgearbeitete Ma-
terial zuzuführen oder das fertige Material ia die Magazine zu befOrdorn,
wendet man mit bestem Erfolg Transportschnecken an.
I04
Dieselben werden
körnigem Material
gestellt und zwar bis au
bis zu 4 5 " lassen sich diese
Transportschnecken, na-
türlich mit viel geringerem
Nutzeffekt , anwenden ;
man macht dies jedoch
nur ausnahmsweise und
in solchen Fallen, wo
man die anderen Kon-
struktionen aus irgend
einem Grunde nicht an-
bringen kann.
Eine Tran.spoit-
sclmecke. welche sicli Ik-i
grosser Solidität dun -i
Leichtigkeit und bequeiui.
Montage der Flügel aus-
zeichnet , ist die von
Rössler & Reinhard ir
in. AbleiluDE.
ganz trockenem und
Trögen und Seh neck et
, Material hingegen ganz i
e iJlnge von ca. 40 m. Auch
Fifi- H7-
München. Die Flügel dieser Transportschnecke sind
aus einem starken Eisen- oder Stahlblech in einem Stück gestanzt, und die Be-
festigungslasche nach einem eigenen Verfahren zurückgebogen. Hierdurch erhall
der Flügel eine so grosse Widerstandsfähigkeit, dass ein Abbrechen desselben kaum
möglich ist. Der Flügel reitet klemmend auf der Welle und wird noch mit
einer Kopfschraube auf derselben befestigt.
Wenn es ja einmal vorkommen sollte, dass ein Flügel gebogen oder
abgesprengt würde, si> ist der Schaden im Augenblick beseitigt, es Ist nur die
Schraube des Flügels zu lösen, dieser zu ersetzen und der neue wieder fest-
zuschrauben — eine Manipulation, die in wenigen Minuten ausgeführt ist.
Von E, Kreiss in Hamburg werden
Transportschnecken (Fig. 148) in den
Handel gebracht, deren Spirale niclit wie
bei den alten Konstruktionen aus einem
vollen Blech oder einzelnen Flügeln, son-
dern aus Flacheisen von besonderem
Querschnitt besteht, und welche sich ihrer
Leichtigkeit und Billigkeit wegen sehr gut
bewährt haben. Hierbei wird nur ein
kleiner Teil der zu transportierenden
Körper unmittelbar torigeschoben, während
der Rest durch das gegenseitig aneinander Reiben seine fortschreitende Be-
wegung erlialt.
Dieselbe Firma hat noch ein anderes Förde rungsmittel hergestellt, ge-
nannt ,,Fflrder-Rinne" oder nach Prof. H. Fischer, Hannover, die
„Wippe", welche sowohl horizontal als auch schräg aufsteigend alle
Materialien, gleichviel ob pulverig, körnig, klein, gross, faserig, woll^
blätterig, nass. heiss, klebrig etc., geradlinig oder in Krümmungen transportiert.
Diese Vorrichtung (Fig. 149) besteht entweder aus einer offenen Rinne oder
einem geschlossenen Rohre, welche auf schräge Federn gestützt oder i^lualb
Transp o rtbünde r.
105
ist. Auf eine dieser Unterstützungen wirkt nun eine Kurbelstange, welche
die ganze Anordnung in eine liin- und iiergeliende Bewegung versetzt, so-
dass ein massiges Steigen der ganzen Rinne und ein Rutschen des darin
liegenden Materials in der Bewegungsrichtung stattfindet. Durch diese ein-
Eidie Einriclitung bewegt sich jeder einzelne Teil des Materials selbständig
filr sich mit nur ganz geringem Druck auf das nächstliegende Teilchen, des-
halb die geringe Reibung des Materials unter einander, Schonung des-
selben, kein Zerreiben etc. und geringer Kraftbedarf, Die Bedienung
ist eine sehr einfache, weil nur der, an jeder beliebigen Stelle anzubrmgende
Kurbelantrieb gesclimiert zu werden braucht und da die Ein- und Auslaufe
auch beliebig angeordnet werden können, so wird dieses Förderungsmittel
voraussichtlich eine grosse Verwendung finden, und der Transportschnecke
eine einpfindliche Konkurrenz bereiten.
i^um horizontalen Fortschaffen von Material im vorgebrochenen
i mehl förmigen Zustande auf grö ssere Entfernungen sind die
'ransportbänder woU die zuverlässigsten und praktischsten Vorrichtungen.
ie bestehen aus einem breiten, aus vierfach oder doppelten Gummi-Hanf-
lemen hergestellten endlosen Bande, welches in gewissen Entfernungen
on. auf einem Gestell gelagerten Tnigrollen unterstützt, und von einer An-
iebsscheibe bewegt wird. Das zu transportierende Material (siehe Fig. 1 50,
ine Ausführung der Firma G. Polysius, Dessau), wird an einer beliebigen
teile aufg^eben und von dem Bande nach der Abwarfst eile geführt,
eiche durch Einschaltung eines Abwurfwagens verflnderlicli angeordnet
erden kann. Um den Gurt, namentlich bei grösseren Langen, stets in
Espannlem Zustande zu erhalten, ist die Endrolle durch Schrauben oder
lewicfate verstellbar eingerichtet.
tnu In denjenigen Fällen, wo ein zur Horizontalen geneigter oder
^k:^
vertikaler Transport von Mate-
rialien erforderlich wird, wendet
man die Becherwerke oder die
Elevatoren an. Dieselben beslehen
aus einer Anzalii von Bechern,
welche entweder an zwei Ketten,
oder auf einem Gummiriemen be-
festigt sind, die oben und unten
über je eine Führungsrolie laufen ~
von denen die erstere in der Regel
die Aiilriebsroile ist — und die eine
Spannvorrichlung besitzen, um, tlhn-
lich wie bei dem Transportband,
dem Elevatorgurt die nfitige Span-
nung zu geben.
Bei trockenen Materialien
ist CS angängig, die Becher^*-erke
lotrecht zu stellen, bei dünn-
flüssigen muss man aber dem
Elevator eine geringe Neigung
geben, damit die Becher besser
auswerfen. Man kann nun die
Becherw-erke so anordnen, dass sich
die Becher entweder im Freien oder
innerhalb einer Röhre, dein so-
genannten Elevatorschlauch , be-
wegen ; letzteres ist entschieden
vorteilhafter, da von dem etwa aus
dem Becher fallenden Material nichts
verloren gehl, weil es immer wieder
an die Aufgabestelle zurückfallt;
auch können Unglücksfalle durtli
Hängenbleiben mit den Kleidern
der in der N^lhe beschäftigten Per-
sonen nicht leicht vorkommen. Bei
dünnflüssigem Fördergut ist die
Anbringung eines Elevatorsfhla
Als Ersatz für die Ketten, T
und Schiebebuhnen.
107
poftbändet und Becherwerke, wendet man eine amerikanische Erfin-
liong, die zerlegbaren Treib- oder Gliederketten nach den Systemen
arl, Gray, Lay oder Gasion an, weldie atis einsielnen Gliedern, wie nach-
lend nach System Ewart dargestellt, bestehen, und die alle von der Firma
Fredenhagen, Offenbacli a M., geliefert werden. Dieselben haben
ide nicht zu unterschätzende Vorteile: I. kann durch Ein- resp. Aus-
eines event. mehrerer Glieder die Kelte beliebig verlangen
rkÜTEt werden, 2. sind sie dauerhafter und viel billiger als
leren Befesiigungsmittel, 3. können sie sowolil unter freiem Himmel
^^^^^^^ als auch in nassen und hcissen
^^^^^^^b ^^^^ Räumen laufen und 4. bedürfen
^^^^^2 ^B^^ sie wenigerKraftaufwand. da
^^^^^^H^ ^^?W^^^^^ 3'^ nicht gleiten können und des-
VJT^ ^^^^ halb nicht so straff angespannt zu
■^^ ^M werden brauchen.
^^^^^^^^^^^^P^^^^^^^^^^^P^ Diese Systeme sind vollständig
■^^^^^^^^^^^^B^^^^^^^^^^HÄ durchkonstruiert, so dass man für die
^^m ^Hl ^■fl verscliiedenen Zwecke besonders ge-
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^■pj lormte Glieder sofort vom Lager er-
Hi^^^^^^^^B^^^^^^^HB^^ halten und etwa vorkommende
fie 151 Reparatur schnell durch jeden Arbeiter
vornehmen lassen kann; sie haben
»ich schon recht gut eingeführt, es empfiehlt sich jedoch, bei der Wahl der
Grrrsse der Glieder nicht zu niedrig, sondern lieber ein paar Nummern höher
ni greifen, da man, weil sie aus Gussersen hergestellt sind, auf die etwa
darin befindlichen Luftblasen Rücksicht nehmen muss.
Wahrend die bis jetzt erwähnten Transportvorrichtungen gewisserraassen
TUlomatisch die Fortbewegung von Materialcn von einem zum anderen Orte
iBüfüliren, giebt es noch eine grosse Reihe anderer Konstruktionen, welche
idweise Iransporlabel, teilweise stationär eingerichtet sind, und welche
die Ortsveränderung nur eines bestimmten Stückes oder einer beschrankten
Anz^ij derselben, gleichviel nach welcher Richtung, ermöglichen. Hierzu
plii'iren, auch wieder nach einer horizontalen, vertikalen und zusammen-
^eseutcn Bewegungsrichtung eingeteilt, die Schiebebühnen, Aufzüge,
Flaschenzüge, Winden und die Krahnen.
Die Schiebebühnen sind Plattformen, welche mittelst Rädern auf
einem Geleise laufen und entweder durch Hand-, Seil-, Dampf-, hydrau-
lischen oder elektrischen Betrieb fortbewegt werden, Die einfachste Form
der Schiebebühnen ist wohl in dem sogenannten ,,llund" vertreten, ein von
Hand verschiebbares, auf Schienen laufendes Gestell, welches mit oder ohne
Bremsvorrichtung aut^estattct, eine Plattform oder einen Kasten trägt, wovon
die letzteren den verschiedenen Gebrauchszwecken entsprechend besonders
konstmiert sein können. So wird z, B. dieser )Hund» als Kippwagen für
Kioe, X. B. Schwefelkiesiran Sport von und nach den Oefen oder in der
^Ipetersäurefabrikation zum Tragen der Sulfatschalen etc. etc. konstruiert
und ixt er eines derjenigen Transportmittel, welches sich ganz unentbehrlich
gcmadit hat und wohl in keiner Fabrik fehit, da ausserdem noch die Billig-
teil seiner Hersteliimg und Unterhaltung zu seinen Gunsten spricht.
Grilssere Schiebebühnen, welche zum gleichzeitigen Transport mehrerer
Gegenstände, z. B. zum Bewegen der nitrierten Schiessbaum wolle zu den
Wascl^eßssen dienen, werden vielfach mit Dampf-, hydraulischem oder elek-
liiidicm Betrieb eingerichtet; letztere beiden Anordnungen sind namentlich
io8
IIL AbleilaDg.
in der neueren Zeit vielfach und mit gutem Erfolg angewendet,
richtet sich die Walil des einen oder des anderen Systems danach, ob b
eines davon in dem betreifenden Werke für andere Zwecke Vorhände
und, wie auch in vielen anderen Fallen, nach
der persönlichen Ansicht der ausschlaggeben-
den Persönlichkeit und nach den vorhandenen
Mitteln.
Ein gleiches lässt sich auch von den ^
Aufzügen sagen; sowohl solche mit Dampf-,
hydraulischem und elektrischem Be-
triebe sind in einer grossen Anzahl von
Konstruktionen ausgeführt und wird bei diesen
die richtige Auswahl von den verschiedensten ;
Faktoren, welche hier zur Sprache kommen,
abhängen, so dass man von bestimmten Re-
geln gflnzlich absehen muss.
Im allgemeinen bestehen die Aufzüge
aus einer horizontal liegenden Plattform,
welche sich vertikal auf und ab bewegt. ,
und werden als Elemente für diese Bewegung
oben genannte KrSfte benutzt.
Bei Dampf- und hydraulischem Betrieb
können die Aufzüge direkt wirken, indem
die Plattform derselben im ersten Falle senk-
recht zur Kolbenstange des Dampfzylinders
und im zweiten Falle senkrecht zur Kolben-
stange des Pumpen Zylinders steht, wobei
natürlich \'o rausgesetzt wird, da'w die Situa-
tion der Anlage entweder ein Anbringen der
betreffenden Zylinder Ober oder unter der
Erde zulasst.
Nebenstehende Fig. 153 zeigt einen :
Aufzug mit einem in der Erde stehenden
hvdraulischen Zviinder, wie solcher von der
Firma Gebr. Weismüller in Frankfurt-
Bockenheim vielfach ausgeführt wird.
Ist diese Kombination nicht zulässig,
so lasst man die Dampfma-schine genau wie
bei dem hydraulischen Betriebe die Pumpe,
und heim elektrischen Betriebe die Dynamo-
maschine, auf eine Zwischeniransmission mit
Seilscheibe oder Kettenrolle wirken, und man
kann dann den Aufzug mit Drahtseilen
oder Ketten betreiben.
Drahtseilbetrieb hat den grossen
Vorzug, ilass ein Defekt an demselben
viel eher und von ganz ungeschulten Ar-
beitern wahrgenommen wird, als bei den
Ketten, welche in gewissen Zeitabschnitten
abgenommen und von sachverständigen Handweritem genau untersucht
mOssen ; ausserdem verlangen die Ketten eine bessere Sehn
Drahtseile.
Fig- "53.
i Flnsclieniiige,
109
Einen indirekt wirkcaden hvclraulLsch.en Aufzug zeigt die untenstehende
Fig. 154, wie ihn vorher genannte Firma Gebr. Weismüller als Spezialitat
baut. Der Antrieb geschieht hier durch eine, am Kolben des hydraulischen
Purapenzylinders sitzende Zahnstange, deren Bewegung auf die bewegliche
Plattform durch Dralitseile übertragen wird. Der ganze Apparat, welcher am
wcckmassigsten im Keller aufgestellt wird, da man hierbei die beste .\us-
outzung des Wasserdruckes erzielt, lummt nur weni^ Raum in Anspruch, ver-
langt nur geringe Bauarbeiten und kann leicht aufgestellt werden.
Die Steuerung ist derart einstellbar, dass der Fahrstuhl, an der be-
itimmlen Stelle angekommen, dieselbe selbstthälijj ausrückt.
Die Aufzüge bewegen sich immer in
dnem, entweder durch Bretter, oder
Sleinwände, oder durch Eisenplatten ein-
geschlossenen Raum und können in jeder
beliebigen Höhenlage zum Stillstand ge-
bracht werden und zwar entweder von der
Plattform aus, oder von einer ausserhalb
de Aufzuges Hegenden Stelle.
Zur Sicherung gegen das Hera b-
»lürien der Plattform und der darauf
befiodlichen Menschen, oder der zu trans-
portierenden Gegenstände bei event. Seil-i
«ler Ketlenbrüclien, dienen Fallbremsen
«nd Fangvorrichtungen, welche selbst-
thatig wirken und in den mannigfachsten
Konstruktionen ausgeführt werden.
Die am meisten eingeführten und
selbst in der kleinsten Fabrik befindlichen
Trjnsporlmittel, und zwar zum Bewegen
riet betreffenden Gegenstände in vertikaler
Ridilung, sind ohne Zweifel die Flaschen-
■lüge und die Winden, und als Abart
Jcr letzteren för grosse Belastungen die
hydraulischen Winden, genannt
■ Hebeknechte..
Der Flaschenzug besteht in
«inet einfachsten Form aus einer festen
UDd einer losen Rolle, die unterein-
Mder mit Seilen oder Ketten ver-
buoden sind und bei welchen an der Insen
Rolle die zu hebende La.st hangt.
Um aber ein bessere'; Verlillitnis
Irischen Kraft und Last zu erhalten, legt
fnao mehrere Rollen untereinander oder 1
Wnnt diese Kombination
; drehbar :
bcneinandei
Rollen „Flaschen".
Aber auch diese Anordnung ist veraltet und gänzlich durch die D i f-
ferential- und Schraubenflaschenzüge verdrängt. Ersterer (Fig. 155)
besteht aus zwei Flaschen, von denen die untere beweglich ist und
eine lose Rolle bildet, an deren Beschlag der Haken zum Befestigen der
Last angebracht ist, wahrend die obere Flasche aus zwei verschieden
grossen, aber aus einem Stück hergestellten Rollen besteht, welche sich
anf einer Achse drehen, die in dem Gehäuse gelagert ist. An diesem Ge-
HI.
hause befindet sich auch der Hakeo zum Anbringen des Flascheneng
der Stelle, welche über dem zu hebenden Gegenstand liegt. Alle drei 1
sind an ihrem Umfange mit Vertiefungen versehen, in welche sich die
lose Kette einlegt und ein Gleiten derselben auf den Rollen unmöglich n
die Durchmesser der oberen beiden Rollen verhalten sich meistens wie
Die Führung der endlosen Kette geschieht nun in der Weise, dass die Ketti
der oberen grösseren Rolle anfangend, um den halben Umfang der ui
losen Rolle gelegt ist, von da nach der kleineren oberen Rolle gefflhrl
und, nachdem sie auch hier den halben Umfang bedeckt, nach der grö
oberen Rolle zurückläuft. Auf letzterer Strecke hängt die Kette ein
nach unten, welches man erfasst, um den Flaschenzug m Bewegu
h
f'B- "55'
Seit einigen Jahren sind diese Diffen
flaschenzüge, wenn auch noch nicht gan.
drängt, so doch stark bedrängt durch die Sc
benflaschenzüge (Fig. 150), welche i
ÄUg auf Sicherheil den Differentialflaschcr
weit überlegen sind. Bei di&sen ist die
kette mit einem Ende am Gehäuse bei
wälirend das andere über eine sogenannte K
nufis — eine kleine mit den Kettenglieder
sprechend vertiefte Rolle — lauft. Diese K
iiuss sitzt mit einem Schneckenrad auf der
Welle und erfolgt der Antrieb durch eine Seh
welche mittelst einer leichten Kette von
aus bewegt werden kann. Die Last bleibt
thiliig nach Loslassen der Hanilkette stehet
kann ma.n mit diesen Fla-^ichenzügen Last
y.u loooo Kiln von einem Manne
lassen. In der Fig 156 ist ein Sehr;
ihischenzug mit selbsttliatiger Patenthet
der Firma A. R. Reich in Neustadt a. 1
angegeben, welcher bei grüsster Einfachhi
einem hohen Nutzeffekt arbeitet.
Bei den Win den unterscheidet
direkt und indirekt wirkende, und kan
crstcre nur zum Bewegen von Körpern a
ringere Höhen, bis ca, 0,50 m, letzten
für beliebig grosse Höhen benutzen, Z
i Winden gehören die Zahn
h r a u b c n- und die h v d r a u 19
Winde
1
Frstere Winde (Fig. 157) — '
oder B ockwind e genannt — besteht aiL'
Zahnstange — welche entweder oben oder unten mittelst einer Kla
zu hebende Last trägt — , die durch ein doppeltes Getriebe mit starker I
Setzung vermittelst einer Handkurbel bewegt werden binn und zum
von Lasten bis zu 20000 Kilo benutzt wird. Ihre einfache Form un
selbst hei der denkbar schlechtesten Behandlung geradezu erstaunliche
empfin dli chkeit hat sie zu einem unentbehrli
jedem Betriebe gemacht.
ApM
58) dient zum Heben der Last
lieselben so, dass sich entweder
idrehl und die auf ihr
die Schraube fest und giebt der
drehende
Winden.
B«l den Schraubenwinden (Fig.
eine Schraube nsp in del, und konstruiert mar
die Schraube aus einer festgelagerten Mu
luhcnde Last hebt, oder aber, man legt
Mutter, auf welcher dann die Laiit ruht, eini
Bewegung; erslere Konstruktion ist aber des besseren
WirkuDg^ades wegen vorzuziehen.
Die hydraulischen Winden (Fig. 159).
genannt Hebeknechte, künnen ebenso wie die
Bockvtinden mit ihrem Oberteile, oder aber mittelst
dnes unten am Zylinder angegossenen Schul i es die
Last angreifen und heben.
inden bilden eine stehende hydraulische
Pumpe, bei welcher sich die Druckflüssigkeit in dem
am oberen Ende des Zylinders angeschraubten Kopfe
befindet, der auch die Pumpe umschliesst. Durch
Auf- und Abbewegen des, an einer Exzenterwelle aiif-
gtstecklen, abnehmbaren Handhebels wird
»egtmg des Pumpenkolbens bewirkt und die Flüssig-
Int zwischen Zylinder und Stempel gepresst, wodurch
ach der erstere mit der darauf ruhenden Last liebt,
w^end sich der Stempel fest gegen den Erdboden oder die Unterlage presst.
I Zim Senken der Last genügt das Oeffnen des, seitlich am Behalter an-
gebrachten kleinen RückflussventUes, und hat
diese Manipulation langsam oder schnell vor
diesen Winden ist man im stände, Lasten bis z
und beanspruchen diese Winden keinen besonderen Aufwand
und Unterhaltung.
Ungleich manigfaltiger sind die Konstruktionen der indirekt wir-
kenden Winden. In d-jr einfachsten Form (Fig. t6o) bestehen dieselben
1^
aus einer, in zwei SWndem ruhenden Seil- oder Ketten trommel, welche dnrch ■
eine Kurbel in drehende Bewegung versetzt wird und dadurch das die Last
tragende Seil oder die Kette aiifwickeli.
Sowohl in Bezug
auf die Anbringung der
Sliinder, ob aufdem Erd-
boden, an der Wand oder
an der Decke, ;ds auch
in Bezug auf die Wahl
des Antriebes, durdi
Hand-, Transmission
oderdirekt durch Dampf-
maschinen, unterschei-
den sich diese Winden,
und würde es viel ZU
weil führen, alle diese J
Ki.iistruktionen zu be- '
Mit einigen Worten
>ii nur der sogenannten
Sicherheilswinden
gedacht , welche der
Zweck haben, Unglücla-
v'nken von Lasten zu verhüten,
.Ausführungen ; Fig. 1 6 i stelll
t-incSicherheitswinde für Hand-
betrieb mit Reg:uliertrommel,
System Stauffer & Mejy,
^■ebaut von der Firma J. Lo-
senhausen, Düsseldorf, dar,
welclie sich recht gut bewahrt
liat. Hierbei wird zum Hcbco
der Last in der gewohnten
^\'eise die Kurbelwelle nach
vorwärts gedreht, wodurch die
vorhandene Friktionskupplung
ilic Mitnahme der, mit einem
nngegosseuen Getriebe ver-
sehe neu Trommel bewirkt.
Das Getriebe greift in ein Stirn-
rad, auf dessen Welle sich die
sogenannte Kettennuss aus
Hartguss befindet, welche direkt ■
in die Lastkette eingreift und ,
letztere durch den Apparat
tlerart hindurchzieht, dass das
* ' ' freie Ende der Kette hinten
herausgleitet. Zum Herablassrn <\vt Last viird nur leicht nach rückwärts auf
die Kurbel gedrückt, dadurch wird die oben erwähnte Friktionskupplung gelöst
und sofort beginnt unter dem Einflüsse der Last das Stirnrad und das Ge-
triebe mit der angegossenen Eeguliertronirael rückwürls zu rotieren. An-
gehalten wird die sinkende Last fast momentan durch einfaches Loslassen
der Knrbel, wodurch die Kupplung wieder in Eingriff gebracht wird, was,
Ua dieselbe sehr elastisch ist, ohne jeden Stoss ^'eschiehl. Die Handhabung
I dieser Winde ist demnach eine sehr e' ' ' "
klinke EU berühren, mit der Kurbel zu
lenken und stillzuhalten; es sollten nu
benutzt werden, um die grosse Zahl vc
leichtsinniges Umgehen mit Winden ei
Körpers
[fache, da man nur, ohne die Speir-
arbeiten hat, uro die Last zu heben,
r noch solche Winden in den Betrieben
n Unfällen, welche durch falsches oder
itstehen, aus der Welt zu schaffen,
in horizontaler und vertikaler
Richtung mittels eines Apparates und ohne Umspannen dienen, wie be-
reite gesagt, die Krahnen. Auch bei diesen Tran sportvorrich tun gen kann
man eine Einteilung, sowohl in Bezug auf die Antriebskraft derselben vor-
nehmen, und man trennt sie nach dieser in Hand-, hydraulische und
elektrische Krahnen, als auch in Bezug auf die je nach ihrer Bestim-
mung zu wahlende Form, wonach man Dreh- und La
scheidet; alle diese Ausführungen können feststehend oder transportabel
In den chemischen
Fahriken werden bis auf
einige Ausnahmen nur die
feststehenden Dreh krahnen
nil Hand- und Maschinen-
betrieb — sogenan n 1 e Wa n d-
i freii
ehende Kri
krahnen benutzt.
Fig. 1 62 zeigt einen
Wandkrahnen mit Hand-
I betlieb, ausgeführt von der
RrmaFr.Krupp, Gruson-
I werk, Magdeburg -Buckau,
bei welchem Krahnen sich
die Windevorrichtung nicht
am Krahnenkörper selbst,
sondern im Inneni des Ge-
bäudes befindet, wasnament-
lith bei Magazinen vielfach
vorkommt. Dieselbe Kon-
struktion kann so abgeändert
werden, dass sich das Winde-
vterk am Krahnenkörper beßndet und die KrahnensSule ganz frei steht, welche
dann unten wie gewöhnlich, oben aber mittelst eines Drehzapfens, der am
Gebalk seine Lagerung besitzt, ihre Führung erhalt ; oder man lasst die obere
Führung auch weg und lagert die ganze Krahnensaule nur in einem unteren
krältigen Fusslager, oder aber die Krahnensaule steht ganz fest,
eine drehbare Hülse angeordnet, welche den horizontalen Arm ,, Ausleger" und
dessen Verstrebung aufnimmt. Während man bei den Wandkrahnen nur
einen Teil des durch den Ausleger beschriebenen Kreises benutzen kann,
lasst sich der freistehende Krahnen ganz um sich selbst drehen, was je
nadi der Verwendung sehr angenehm sein kann.
Die Laufkrahnen gehören streng genommen nicht unter die Krahnen,
da sie eigentlich nur Winden sind, welche auf einer aus Trägern gebildeten
Brücke fahrbar angeordnet sind und die au%ehobene Last sowoiil nach rechts
und links von sich, als auch senkrecht i
falls fahrbar ist, bewegen köni
wegung der Drücke fuiden die bereits i
Lange der Brücke, wdche ^bet^ '
Antrieb der Winden und zur Be-
ähntun Belriebskiaftt- Anwendung.
grosser
Fig. 163.
Elektrizität Eingang verschafli und stellt
ausgeführt von der Firma Collet &
Engelhard, Offenbach a. H., mit
Lahraever'schem Drehstrommotor dar.
7;^ weicher KrahncB schon sehr oft aos-
llllIlF gefalirt ist und vermöge seines ein-
^^— ■ fachen und sicheren Betriebes sich
Beliebtheit erfreut.
Ebenso wie die Winden, sind
auch die Krahnen mit Sicherlieits-
bremsen versehen, damit auch hier
che vielen Unglücksfälle geringer
werden, was nach den Berichten
der Berufs - Genossenschaften aud)
thiitsSchlich der Fall ist.
Einen Krahnen mit Druck-
wasserbelrieb baut die Maschinen-
und Armaturenfabrik, vorm. Klein,
Schanzlin & Becker, in Frau-
kenthal.
Dieser Krahn (3. Fig. 164)
zeichnet sich dadurch aus, dass der-
selbe die Last sehr gleichmSssig
hebt. Durch die direkte Kraftüber-
liagung kann ganz nach Belieben
und Bedarf ein schnelles oder lang-
sames Heben bczw. Senken bewirkt
werden.
Die Verbindung der Druck-
leitung geschieht durch einen
Schlauch, so dass man den n
hebenden Gegenstand nach jeder
Richtung hin bewegen kann. Will
man auf grössere Entfernungen hin
1 laugenbesUndlge Matetinliei
■rbeilcn, so kann man durch Einfügen von Zwischenstücken den Schlauch
ittiängem. — Am Wasscrein- bezw. Austritts stützen lies Zylinders C
Qoe Sicherheils Vorrichtung S angebracht, welche bei etwaigem Platzen des
SdJauches das Entweichen des ira ZyUnder befindlichen Wassers verhindert
tmd so die Last in ihrer Stellung festhält. — Einfaches Verstellen des Drei-
wghahnes S genügt, um die Last zu heben, zu senken oJer festzuhalten.
Als eine Abart der Laufkrahnen soll
noch am Schiusa der Tran sportvorrich tun gen
ffir feste Kötper der Laufkatzen Er-
Ȋhnung gethan werden. Diese lassen sich
iD all den Fallen zweckmässig anwenden, wo
Bewegung der hochgehobenen Last nur
h der Langsrirhtung erfolgen soll.
Die Laufkatzen (Fig. 165) bestehen
zwei Rollen, deren Achsen in Traversen
gelagert sind, die sich unten in einem Haken
r'eieinigen und an dem in der Regel ein
Flaschenzug zum Heben der Last befestigt
; Rollen laufen entweder auf dem
(ibcren oder unteren Flansch eines längs i-ig. 105.
ober dem Raum liegenden I-TrSgers.
Die Bewegung der Laufkatzen auf den I-Trägern kann entweder durch
Ziehen an der Handketle des Flaschenzuges direkt geschehen oder aber man
bringt an die eine Rolle ein von unten durch eine Kette anzutreibendes
H^pelrad an. Die Laufkai zen haben ihrer Billigkeit wegen grosse Anwendung
gefunden, namentlich an solchen Stellen, wo der gleiche ("jegenstand sehr oft
gehoben werden muss, wie z. B. der Deckel von Destillations- Apparaten etc.
lauch ^^1
I des ^
Für den Transport von Flüsilgkeitea hat die Maschinen- Industrie
; ganze Reihe von Appatatcn, als Pumpen, Pulsoraeter, Injekteure,
flge blase und Montej us, hergestellt, welche durch ihre grosse Zahl
ler verschiedensten Ausführungen dem Chemiker in seinen Betrieben eine
nelseittge Anwendung ermöglichen, sodass er, bei der Wahl des für den
jeweiligen Zweck sich am besten eignenden Apparates, nie in Verlegenheit
liommen wird. Da aber nicht nur Wasser mit oben genannten Apparaten,
sondern auch Säuren, Farbwasser, Beizen, Laugen etc. befördert
werden, so sollen, ehe auf die Konstruktion der obigen Vorrichtungen ein-
gingen wird, an dieser Stelle die verschiedenen in der Praxis bereits zur Ver-
wendung gelangenden Materialien, welche sich zur Berührung für letzt-
genannte Stoffe gut eignen, im allgemeinen mit einigen Worten erwähnt werden.
Bekanntlich ist Gusseisen etwas widerstandsfähiger gegen zer-
setzende EinHüsse als Schmiedeeisen, und da die Formgebung der meisten
FlQssigkeits-Transport Vorrichtungen ohnehin mehr zur Verwendung von giess-
iJhigcn Metallarten nötigt, und das Gusseisen wohl als eines der billigsten
Metalle anzusehen ist, so findet dasselbe eine ausgedehnte Anwendung.
Aber auch Gusseisen hat sich beispielsweise zum Fördern von dünnen
Sauren nicht haltbar erwiesen, und um dessen Widerstandsfähigkeit zu erhöhen,
sendet man Ueberzüge von Blei an. Man kann bei entsprechender Ein-
I
ii6
m. Abteilang.
richtung selbst grössere Teile mit Blei belegen, und ist der Schutz um so an-
haltender, je dicker der Gegenstand überzogen wird.
So stellt Fig. i66 einen innen verbleiten gusseisemen Kessel mit Deckel
dar. Die Bleiauskleidung wird durch die Firma J. Römheld, Mainz, mit
Hilfe eines besonderen Giessverfahrens hergestellt; sie besteht nur aus einem
einzigen Stück, besitzt keine Lötstelle, kann eine beliebig grosse Wandstärke
erhalten und können derartig
t ausgekleidete Gefässe bis zu den
grössten Dimensionen angefertigt
werden.
Mit Hilfe desselben Ver-
fahrens lassen sich auch Gegen-
stände von beliebigen Formen
mit einer äusseren Bleiverkleidmig
versehen, so z. B. eiserne Rührer,
und ist die Haltbarkeit derartiger
Verkleidungen im Vergleich mit
solchen aus Walzblei eine \'iel
grössere.
Eine homogene Verbleiung
von Metallen aller Art wird von
der Firma Eduard Goll in Offen-
bach am Main nach einem der-
selben patentierten Plattierungs-
verfahren ausgeführt und hat sich
in der chemischen Industrie rasch
vielseitige Anerkennung verschafft.
Vermittelst dieses Verfahrens
können schmiede- und gusseiseme
I Reservoire, Autoklaven, Montejus,
¥ig. i66. Rührwerke und sonstige Apparate,
Bleche und Platten von jeder
P'orm und Grösse mit einer Lage Blei von beliebiger Stärke überzogen werden.
Auch Zentrifup:enkessel und gelochte, metallene Bleche für Filter und
Nutschen lassen sich hiernach derartig homogen verbleien, dass nicht nur
deren glatte Oberflächen, sondern sogar die inneren Löcherwandungen mit
einer überall gleich starken Bleilage überzogen sind.
Als Vorteile dieses Verfahrens werden innigste Verbindung der Metalle,
gleichmässige und sehr günstige Uebertragung der Wärme, Widerstandsfähigkeit
gegen Druck, sowie beliebige und leichte Bearbeitung der verbleiten Metalle all-
gemein anerkannt.
Bei beweglichen Teilen scheuert sich der Ueberzug allerdings nach und
nach ab und wird man durch erneuertes Verbleien, Verzinnen etc. die bloss-
gelegten Stellen leicht wieder bedecken.
Die sonstigen für solche Fälle angewendeten Metalle, Legierungen
und andere Materialien sind folgende: Platin, Gold, Silber, Kupfer,
Zinn, Zink, Messing, Bronze, Rotguss, Deltametall, Alu-
minium, Gummi, Emaille und Steingut.
Um die Verwendbarkeit der vorstehend angeführten Materialien kurz zu
erläutern, sei folgendes bemerkt. Die Edelmetalle, als Platin, Gold und
Silber, finden ihres hohen Preises und der mehr oder weniger
schwierigen Formgebung wegen nur da Anwendung, wo eines der nach-
Säuren- and langenbeständige Materialien. 1 1 ^
Stehenden Materialien nicht mehr ausreicht. Nur in solchen Fällen, wo
starke Sauren einer hohen Temperatur unterworfen werden müssen, wird man
zu diesen Metallen greifen.
Kupfer wird wegen seiner grossen Festigkeit in Verbindung mit ge-
ringem Gewicht insbesondere in Zucker- etc. Fabriken verwendet, namentlich
aber zu komplizierten Rohrleitungen und Kompensationsstücken, sobald hier-
bei die Preisfrage nicht ausschlaggebend ist.
Blei wird als Weich- imd Hartblei verwendet. Ersteres dient
seiner geringen Härte wegen mehr zu Belägen und können bewegliche
oder sonst beanspruchte Teile nicht aus diesem hergestellt werden. Bleibleche
und Bleiröhren finden in den chemischen Fabriken ausgedehnte Verwendung,
da sich dieselben sehr leicht bearbeiten lassen und als altes Material
immer noch einen, im Verhältnis zu anderen Materialien sehr hohen Preis
behalten, so dass z. B. die meisten Versuchsapparate aus Weich blei ange-
fertigt werden.
Das Hartblei ist eine Zusammensetzung von Blei und Antimon,
und da es die billigste — etwa doppelter Preis vom Gusseisen — und
dabei chemisch widerstandsfähigste aller Legierungen ist, wird es
sehr viel benutzt, und zwar sowohl für Beläge als auch für Röhren, Armatur-
und Pumpenteile.
Zinn ist widerstandsfähig gegen verdünnte Säuren, wird
aber weniger in reinem Zustande, als in Legierung mit anderen Metallen
verwendet. Als Rohr nimmt man es z. B. bei der Darstellung von destil-
liertem Wasser durch Kondensation von Dampf in Kühlschlangen, zu Saug-
und Druckröhren bei der Pikrinsäurefabrikation etc. etc.
Zink wird von dünnen Säuren angegriffen und grösstenteils
in Legierungen angewendet; nur als Blech findet es vielfach bei der Anfer-
tigung von Spülapparaten, Gefässen etc. Verwendung.
Messing, eine Legierung von Zink und Kupfer, ist der Grün-
spanbildung wegen nicht überall anwendbar, auch seine Sprödigkeit macht
es nur für gering beanspruchte Maschinenteile brauchbar.
Bronzen werden durch Zusammenschmelzen von Zink, Zinn und
Kupfer hergestellt und ist die härteste und gegen zerstörende Einflüsse
am haltbarsten, die mit 0,5®/^ Phosphor fabrizierte Phosphorbronze. Im
allgemeinen sind die Bronzen härter als Kupfer, daher für beanspruchte Teile
venv-endbarer.
Rotguss, auch Rotmetall genannt, ist wie das Messing eine Legie-
ning von Kupfer und Zinn, nur ist bei demselben der Prozentsatz des zu-
gesetzten Kupfers grösser als beim Messing, was man sehr leicht an der Farbe
erkennen kann.
Er ist, nebst dem Hartblei, wohl die am meisten eingeführte
Komposition und besitzt eine ziemlich grosse mechanische und chemische
Widerstandsfähigkeit.
Deltametall ist eine patentierte Kupfer- und Zink -Legierung und
so zähe wie Schmiedeeisen. Es hat ein goldähnliches Aussehen, ist fein-
kömig und dünnflüssig, kann gegossen und geschmiedet werden und soll an
Bearbeitungsfähigkeit dem Schmiedeeisen nicht nachstehen. Es ist im gleichen
Preiswert vde der Rotguss, besitzt aber eine bedeutend grössere Wider-
standsfähigkeit zersetzenden Einflüssen gegenüber, sodass man daraus ge-
fertigte Säureablasshähne mit gutem Erfolge benutzt hat.
Il8 III. Abteilang.
Aluminium ist jetzt durch seine billige Herstellungsweise auch in di<
Reihe der für diesen Zweck brauchbaren Materialien eingetreten. Mit Lauger
und mit einigen Säuren darf es nicht in Berührung kommen, da es von den-
selben bald aufgelöst wird.
Während vorstehend erwähnte Metalle ziemlich verbreitete Anwendung
fanden, blieben doch auch andere Mittel zur Herstellung säure- und laugen-
beständiger Materialien nicht unversucht und führten unter anderen auch zur
Anwendung von Gummi, als Hart- und Weichgummi, Kautschuk und
Guttapercha.
Diese Materialien sind schon deshalb teuer, weil deren Herstellung
als geformte Gegenstände kostspielige Formen und Modelle bedingen. Eine
Vervielfältigung solcher Teile tritt aber in dem chemischen Fabrikbelrieb
nicht in dem Masse auf, um solche zu einem rentabelen Massenartikel zu
gestalten, und ist deshalb deren Anwendung des hohen Preises wegen, bis
auf einige Spezialartikel als Hähne, Röhren etc. eine sehr vereinzelte. Be-
wegliche, mit Gummi überzogene Teile scheuern sich naturgemäss bald ab,
doch ist der Belag immerhin mehrere Millimeter dick, auch ist diese Dicke
in den meisten Fällen nicht begrenzt.
Eine ziemlich häufige Anwendung findet die Emaille als Ucberzug
von anderen Materialien, namentlich aber von Gusseisen zu säurebeständigen
Apparaten der mannigfaltigsten Konstruktionen. Man kann die meisten
Metalle emaillieren, dagegen ist es nicht möglich, verschiedenartige, etwa mit-
einander verbundene Metalle gleichzeitig zu emaillieren. Die Emaille muss
den betreffenden Gegenstand ohne Risse und Sprünge bedecken, denn sonst
dringt die Säure an solchen Stellen ein, unterhöhlt die Emaillekruste und
greift das Material genau so an, als wenn dieses gar nicht emailliert gewesen
wäre. Da Emaille durch Schlag von dem mit ihm überzogenen Material
leicht abspringt, so sind nachträglich miteinander zu befestigende Gegen-
stände sorgfältig zu behandeln und nicht durch Nieten, sondern durdi
Schrauben miteinander zu verbinden; sind diese letzteren der zerstörenden
Flüssigkeit ebenfalls ausgesetzt, so sind sie durch Bleiüberzug etc. besonders
zu schützen.
Steinzeug und ähnliche Erzeugnisse der keramischen Industrie werden
häufig mit Erfolg da angewendet, wo weder die gewöhnlichen, noch die edlen
Metalle sich als dauernd haltbar enteisen. Es werden die verschiedensten
Gegenstände und Maschinen als: Saug- und Druckpumpen, Bekleidungen,
Einsätze, Tröge und Bottiche daraus hergestellt ; namentlich findet das Stein-
zeug zur Herstellung von Kühlschlangen, Tourills und Säure- Auf bewahrungs-
und Transportgefässen eine ausgedehnte Verwendung. Für bewegliche Teile
eignet es sich wegen der geringen Widerstandsfähigkeit gegen mechanische
Einflüsse weniger, wenngleich es für Hähne etc. unersetzlich ist.
Das Gleiche gilt auch für T hon, Glas, Porzellan und verwandte
Produkte.
Nicht unerwähnt sollen die glasierten Thon- und Steingutröhren
bleiben, welche bei ihrem billigen Preise sich ganz vorzüglich bewährt haben;
in manchen Fällen reichen aber auch schon Zementröhren und beto-
nierte oder asphaltierte Kanäle aus.
Was vorstehend von der Verwendung von Materialien für Teile von
maschinellen Einrichtungen gesagt wurde, gilt ebenso auch filr die Rohr-
leitungen und das Leitungsmaterial zum Transport schädlicher, d. h. an-
greifender Flüssigkeiten selbst.
Transportvorrichtiiiigeii für Flüssigkeiten.
119
Es wurde schon erwähnt, dass zum Transport von Flüssigkeiten
e verschiedenartigsten Apparate und Maschinen vorhanden sind, welche so-
)h\ in Bezug auf ihre Leistung, als auch bei gleicher Leistung in Bezug
f ihre Konstruktion den weitgehendsten Anforderungen zu genügen im
nde sind.
Soll eine Flüssigkeit ohne Höhenbeförderung auf nicht zu grosse
itfernungen weiter geleitet werden, so sind besondere Transportvor-
iitungen im allgemeinen nicht erforderlich; man wird solche nur da
zuwenden haben, wo es sich um das Hochfördem oder Weiterbewegen
er Flüssigkeit in verschiedenen Höhenlagen handelt.
Von veralteten Konstruktionen abgesehen, zerfallen die Fördervor-
itungen für Flüssigkeiten in folgende Arten:
1 . Solche für direkten Betrieb mittelst Dampf, Luft oder
ISS er, wie
Injckteure und Elevatoren (Dampfstrahlapparate),
Ejektoren (Wasserstrahlapparate),
Pulsometer (Zweikammerpumpen),
Aquapulte (Einkammerpumpen) und
Montejus.
2. Solche, welche erst durch beliebig andere umgesetzte motorische
äfte in Thätigkeit versetzt werden, und seien solche zunächst einfach in
i Begriff »Pumpen« eingeschlossen.
Man wendet zwar auch Pumpen durch Verkupplung mit Dampfmotoren
Dampfpumpen an, doch gehört diese Kategorie deshalb doch nicht zur
:genannten Art, weil eben der Dampf als motorische Kraft erst umgesetzt
d.
Dampf
Wasser
Fig. 167.
Es sollen nun im folgenden die Konstruktionen dieser Transportvor-
itungen nebst ihrer Verwendungsart behandelt werden.
Die Injekteure sind Vorriclitungen, welche im Prinzip darauf be-
en, dass Dampf durch ein System von Düsen strömt und dadurch über
1 Niveau der zu hebenden P'lüssigkeit ein Vakuum erzeugt, wodurch
tere angesaugt, vom Dampfstrom erfasst, und nach der Verwendungsstelle
rückt wird.
Man teilt die Injekteure zunächst in ein- und zweidüsige Injekteure
und unterscheidet ferner saugende, nichtsaugende und selbstthätig
ideransaugende, s()gcnannte,,Restarting**-Inj ekteure und solche,
:he zu ihrem Betrieb frischen Kesseldampf oder Retourdampf —
h. abgehenden Dampf von Maschinen — gebrauchen.
Ein eindüsiger, saugender und liegender Injekteur einfachster
istruktion ist in Fig. 1O7 im Durchschnitt dargestellt und soll an Hand
>er Zeichnung die Wirkungsweise desselben angegeben werden.
r
L
1 20 III Abicilung.
Soll der Injekleur arbeiten, so lässt man zuvor das im Dampfrohr
befindliche Kondenswasser ab, was dadurch geschieht, dass man die Spindel
langsam und so lange herausdreht, bis an dem Ueberlaufrohr Dampf aus-
strömt. Hierauf schraubt man die Spindel langsam zurück, bis der Injekteur
das Wasser ansaugt, welches dann dem Ueberlaiifrohr wieder entströmt; nun
dreht man vorsichtig die Spindel wieder heraus, bis kein Wasser mehr ab-
fliesst und der Injekteur arbeitet, was man an einem eigeniümlichen Ton
schon von weitem wahrnehmen kami.
Die saugenden Injekteure können durchschnittlich VVasser von 30 ' C.
ca. 2 m ansaugen, wül man aber die Saughühe vergrössem, so müssen die
Injekteure besonders adjustiert werden.
Die nichlsaugenden Injekteure erhalten ihr Wasser aus hoch-
stehenden Reservoiren oder aus einer Druckleitung zugeführt, und soll man
auch bei diesem Injekteur nicht über 30* C. Wassertempera tut gehen, welches
dem Kessel dann mit ca. 70" C. zugeführt wird.
Körting, Strube und andere Fabrikanten behaupten in dieser Be-
ziehung mit ihren Injekteuren noch
viel weiter gehen zu können, indem
sie mit denselben bis auf ca. 65"
vorgewärmtes Wasser ansaugen und
diese Temperatur durch den Injek-
teur um 50" erh'ihen so dass es
mit ca 115" in den Kessel gelangt
V^ enu bei beiden vorgenannten
K jnstrukliDnen, saugende und nicht
saugende Injekteure momentan Luft
in die /iufuhrungsleitung gelanct
so schlagen dieselben ab d h sie
hören auf zu arbeiten und mu<isen
VI n neuem angestellt werden
Diests Lebelstandes wegen
sind sLf durch den Unnersal-
uder Doppcl injekteur von Gebi,
Körting und durch den Restar-
ting-Injekteur von Schaffer
& Budenberg vollständig ver-
drangt worden. Bei ersterer Kon-
struktion (siehe Fig. 16S), auf
welche hier nur eingegangen werden
soll, hat man einen Hebel derart
angebracht, dass man nur eine Be-
wegung mit demselben zu machen
braucht, um den Apparat in Betrieb
zu setzen. Der Vorgang ist hierbei
folgender; Durch eine geringe Be-
wegung des Handhebels wird zuerst das kleine Ventil V etwas gehoben,
dadurch das Wasser anges<:igen und anfangs durch den Kanal M ins Freie
getrieben; durch weitere Fortbewegung des Hebels schliesst der Hahn E diesoi
Kanal ab, sodass das Wasser in das DUsensystem F' unter Druck eintritt und
nun durch den Kanal Jtf' noch so lange ins Freie austüesst, bis das grosse
Dampfventil T^ ganz geöffnet ist und gleichzeitig der Hahn E den Kiinal JC
Fig. .6S.
Trsasportvorrichtungeii für FliU^igkeilED. 121
abgeschlossen hat, worauf das Wasser durch das Speiseventil C in den Kessel
getrieben wird.
Während also der eine Injekleur nur das Ansaugen besorgt, dient
der zweite Injekteur dazu, das angesaugte, schon etwas unter Druck befind-
liche Wasser unter denjenigen Druck zu setzen, welcher es befähigt, in das
Kesselinnere zu dringen. In dieser Zweiteilung liegt auch die Begründung,
weshalb der Universal - Injekteur heisseres Wasser nimmt, als jeder eindüsige
Injekteur, denn man mengt das an zusauge n".le Wasser zunächst erst mit einem
geringen Quantum Dampf und erst dann, wenn das Wasser schon einen ge-
ringen Druck — also einen höheien Siedepunkt — besitzt, fügt man den
notwendigen Rest Dampf hinzu. Durch dieses Höherlegen des Siedepunktes
bei der zweiten Zumischung von Dampf wird aber die Fähigkeit, heisseres
Wasser zu speisen, erlangt.
Bei den Retourdnmpf-Injekleuren darf der Gegendruck im Kessel
nicht mehr wie 5 Atmosphären und die Temperatur des Speisewassers nicht
höher als i8' C. sein; will man diese Verhältnisse erhöhen, so muss man
dorn Retourdampf noch direkten Kesseldampf luföhren.
Bei der Aufstellung (.-ines Injekteurs ist es wichtig, auf folgende
Punkte zu achten: Die R ohrleilungen fflr Dampf und Wasser dürfen
nichl enger, als die entsprechenden Oeffiiungen am Injekteur sein und
keine scharfen Krümmungen besitzen; das Dampfzuleitungsrohr muss
vom höchsten Punkt des Kessels abgehen und darf bis zum Injekteur keine
-Alnweigungen erhalten.
Fie- 169.
We Injekteure werden ausschliesslich zum Speisen von Dampf-
kesseln verwendet und haben anderen Hebevorrichtungen gegenüber den
Vorzug der Einfachheit und ferner den, dass der zur Inbetriebsetzung
benötigte Dampf nicht verloren geht, vielmehr dem Kessel sofort
*ieder in Gestalt von vorgewärmtem Wasser zugeführt wird.
Auf ähnlichem Prinzip als die Injekteure beruhen die Elevatoren
oder Dampfstrahlpumpen, nur sind dieselben .insofern viel einfachet,
ab sie keine beweglichen Teile (besitzen und bei leichter Handhabung und
sehr geringer Abnutzung fast keiner Reparatur unterworfen sind.
Auch diese Transpurt Vorrichtungen werden ihrer Verwendung gemäss
in drei Arten hergestellt und zwar für geringe Saughöhen oder zu-
fliessende Flüssigkeiten, für grosse Saughöhen, bedeutende
Druclthöhen und für veränderlichen Dampfdruck.
I
122
III, AbteUang.
Bezüglich der Wärme des zu fördernden Wassers gehen einige Fabri-
kanten sehr weit. So garantiert Körting noch bei qo* C. warmem Wasser
ein tadelloses Funktionieren seiner Elevatoren. Durch den Betriebsdnmpf
tritt eine nicht unwesentliche Erwärmung und Vermehrang der gehobenen
Fltissigkeit ein, und wachsen beide mit der steigenden Förderhöhe. Aus
diesem Grunde ist es besonders vorteilhaft, solche Flüssigkeiten mit Elevatoren
zu transportieren, bei welchen die verloren gegangene und von der Flüssigkeil
aufgenommene Würnie spater wieder verwendet werden kann, also z. B.
Heben vonSpeise wass er in Reservoire, Heben von warmen Maischen,
, Sau
Auch zum Transport von schlammigen und sandigen Flüssig-
keiten eignen sich die Elevatoren deshalb ganz ausgezeichnet, weil keinerlei
bewegliche Teile vorhanden sind und der Ersatz der verschliessenen anderen
Teile, als Düsen, mit wenig Kosten verknüpft ist.
Ejektoren oder Wa sserstrahlpumpen werden nicht wie die
Injekteure oder Elevatoren mittelst Dampfdruck, simdem mittelst Wasser-
druck in Betrieb gesetzt und können naturgemäss nur da angewendet
werden, wo eine Hochdruckleitung
vorhanden ist. Ihre Verwendung
ist insofern eine beschränkte,
als man sie nur zum Transport v
Wasser oder solchen Flüssigkei
benutzen kann, welche eine Ver-
dünnung durch da-s Betriebswasser
vertragen können.
So erklart sich ihre zahlreiche
Benutzung beim Auspumpen von
Kellern, Baugruben etc. etc. und zwar umsomehr, als sie wie die Elevatoren
sehr geringen Abnutzungen und fast keinen Reparaturen unterworfen sind.
Die gebräuchliche Förderhöhe ist bei einem Wasserdruck von 3 '4 bis
4 Atm, ca. 4 Meter und werden alsdann \on i I Druckwasser, i I von der
zu transportierenden Flüssigkeit nuf die angegebene Höhe geschafft.
Die Pulsometer oder kolbenlosen Zwei-
srpumpen sind Apparate, bei welchen das
Saugen der zu transportierenden Flüssigkeit durch
Kondensation und <las Heben derselben durch
den Druck des Betriebsdampfes in zwei neben
einander liegenden Kiimmem hervorgebracht wird.
Die erste brauchbare Ausführung dieses schon längst
I bekannten Vorganges ist die von Henry Hall,
welcher als selbsttliäiiges Umsteuerungs - Organ ßr
I den Dampfzutrilt eine auf einer Schneide balan-
:nde Kugel anwendete. Dieser Umsteuenmgs-
mecluinismus ist nun von verschiedenen Konstruk-
teuren durch andere, iihnlicli wirkende Organe, als
1 Platten, Schieber, Kolben, Pendel etc. ersetzt worden,
wodurch aber nicht das Prinzip des Pulsometeis,
sondern nur seine Leistungsfähigkeit und sein Dampf-
verbrauch geändert wurden.
An vorstehenden Abbildungen (Fig. 171 und 172) des von Schäffer
& Budenberg hergestellten Pul.someiers soll nun die Wirkungsweise desselben
angegeben werden. Nachdem bei periodischem Oetfncn und Scbliessen dö
Fig. 17J.
Transporlvotrichtnngen fiir nUisigkeiten. I 23
Dampf ventites die Flüssigkeit angesogen, d. h. der Apparat gefüllt ist,
dffiiet man das Dampfventil um ca. eine halbe Drehung. Der Dampf strömt
aus in eine der beiden Kammern A, A^ — in der Zeichnung Af^ —
und drückt die darin enthaltene Flüssigkeit durch die Oeffnung B^ und
durch das dahinterliegende Druckvenlit D^ in das Steigerohr G, So-
bald der Flüssigkeitsspiegel bis imter die obere Kante der Oeff-
nung ß( tritt, entsteht eine plötzliche Vergrösserung der Flüssigkeitsoberfläche
nn<i chidurch eine stärkere Kondensation, welche l>ewirkt, dass der Dampf
^hneller durchströmt und die Klappe / mitreisst. Der nun noch in A^ be-
findliche Dampf ist dadurch abgeschlossen und bewirkt durch seine Konden-
sation in A^ ein Vakuum, welches diesen Raum durch das Saugventil iS'g
weder mit Wasser füllt. Durch ilas Niederschlagen der Klappe f auf die
Oeflhung B^ ist aber zugleich die Oeffnung H der Kammer A frei geworden,
sodass jetzt die Flüssigkeit aus dieser in -derselben Weise wie vorher aus A^
fortgedrflckt wird, was durch Oeffnung B und Druckventil D nach dem Steig-
rohr G geschieht. Tritt das Niveau in A unter die obere Kante S, so ent-
steht ebenfalls eine Kondensation und ein Umwechseln der Klappe / und
das Spiel beginnt von neuem. Um ein gutes und regelmässiges Arbeiten des
Apparates zu eriangen, ist es notwendig, dass die Saug- und Dtuckperioden
in beiden Kammern gleichzeitig abschüessen.
Dies erreichen Schaffer & Budenberg dadurch, dass sie durch die mit
Ventilen r und r^ versehenen Rohre R und R^ aus der Druckkammer
FIflssigkeit in die Kondensationskammer einspritzen. Die oben am Apparate
angebrachten Luftventile L und Lf, dienen zum Abschwachen der unver-
meidlichen KondensationsstOsse.
Auch die Pulsometer gestatten die vielseitigste An wendung und lassen
(ich durch dieselben kal te und bis ca. 80" Geis, warme, dünn- und dick-
s flüssige, sandige und schlammige Flüssigkeiten mit Leichtigkeit trans-
portieren. Für Säuren, Laugen und andere ätzende Flüssigkeiten
vird der Pulsometer nicht aus Gusseisen , sondern aus dem geeignetsten,
diesen Flßssiglteiten widerstehenden Material angefertigt.
Die Aquapulte oder kolbenlosen Einkammer-Dampfpumpen
wirken in ähnlicher Weise wie die Pulsometer, indem bei ihnen ein ent-
lajtetes Dampfventil abwechselnd geschlossen und geöffnet wird, wodurch
Dampf in die Kammer eintritt, welcher dann die angesaugte Flüssigkeit weg-
drückt und durch Kondensation »neder ansaugt. Aus umstehender Ab-
bBdiing eines von Körting fabrizierten Aquapultes geht die Wirkungsweise
air GenUge hervor; es ist nur die Sicherung der Steuerung zu erwähnen,
vddie in einer Verbindung des Steuerkopfcs mit dem Windkessel besteht
und erreichen soll, dass die zur Umsteuerung nötigen Druckunterschiede zur
richtigen Zeil vorhanden sind. Für Aquapulte gilt in Bezug auf deren Ver-
wendung dasselbe, was oben für Pulsometer bereits gesagt wurde, nur werden
bezw. sind sie schon von jenen derart verdrängt worden, dass noch wenige
verwendet werden.
Sehr bequeme und auch sehr viel angewendete Transportmittel sind die
Hunt ejus oder die Druckfässer oder die Druckbirn'e n. Diese bestehen
au.1 zylindrischen oder kegelförmigen Gefässen, denen die zu befördernde
Flüssigieil zuläuft und welche mittelst eines oben eintretenden Dampfelromes
durch ein bis auf den Boden des Gefässes reichendes Eintauchrohr, in
die Druckruhrleitui^ nach irgend einer Verbrauchsstelle gedrückt wird. In
den meisten Fällen ist oben am Gefäss oder in der Dampfzuleitung zur
Erkennung des Druckes ein Manometer angebracht, während die Anbringung
III. Abtei long
eines äusseren FlOssigkeitsanzcigers nur dann etfoiderlkh ist,
keine anderen Vorrichtungen voigesehen hat, die ein Ueberlaufeo des Gef^sses
verhindern.
Mit diesen Apparaten kann man alle Flüssigkeiten transportieren, sind
diese aber kalt, so t
Dampfes ein, we~^halb man nur heisse Flüssigkeiten mittelst Dampf be-
wegen sollte.
Wendet man aber bei diesen Gefassen an Stelle des Dampfes als ;
bewegendes Medium gepresste Luft an, .*o hat man ein Transportmittel, I
mit weld)em ma» jede Flüssigkeit, ob kalt, warm oder heis.s bew^en |
kann. Es empfiehlt sich in diesem Falle, die zur Erzeugimg der Pressluft j
TiaDtporivorrichtungen lür FlUtsigkcil
'25
S nach der Art der xa befi^rderaden Flüssigkeit wird das Material zur
der Gefasse gewühlt, so stellt Fig. 174 ein Gefäss aus Guss-
"5 ein solches aus Thon dar.
iztere Abbildung zeigt eine Aus führungs form der Thonwaaren-
"ettenhausen b. Cassel, welche ihre Driickbimen mit Draht ein-
, wodurch bei event. Springen einem Herumfliegen von Bruchstücken
gleichzeitig einem Herumschleudern von Flüssigkeit nach Möglichkeit
ebeugt wird. Durch Anbringung eines Dreiweghahnes in der Druckluft-
ng verhindert man im Moment der vollständigen Entleerung des Montejus,
die Druckluft in das Steigrohr einlrilt und durch das bekannte Schlagen
Rohr beschädigt. Beim ersten hrvr baren Geräusch wird sofort durch
hseln der Hahnsteltung der Druckluft aus dem Dnickfaas der freie Aus-
jijjrch den Hahnen und nicht durch das Steigrohr gegeben.
eite An von Flüssigkeils - Transportvorrichtungen,
i durch beliebig umgesetzte motorische Krüfte in Thatigkeit gesetzt
. und die man allgemein unter den Begriff »Pumpen* zusammen-
ud Maschinen, welche durch Ansaugen die Flüssigkeiten heben und
xlrücken, und welche sich nicht nur durch ihre Wirkungsweise, sondern
ihre Konstraktiinen und Leistungen wesentlich von einander
leiden.
! Verschiedenartigkeit der Betriebe von Pumpen — als Allgemein-
durch Dampfmaschinen, Druckluft- und Elektromotore,
iBenzin- und Petroleummotore, Windmotore, Hydraulische
126
m. AbteUang.
und Heissluftmotore, Handbetrieb etc., sei ebenso allgemein en^'ähnt,
als die Anwendung von Göpelbetrieb und ist es ziemlich gleichgiltig, ob
die Pumpen als getrennte Fördervorrichtungen angeordnet, oder mit irgend
einem der vorgenannten Motore direkt gekuppelt, betrieben werden. Die
Betriebsart einer solchen Einrichtung wird sich dem vorhandenen Fabrik-
betrieb anzupassen haben, ohne dass irgend sonstige Hindemisse der Wahl
einer besonderen Betriebsart entgegenstehen.
Am häufigsten geschieht der Antrieb der Pumpen entweder durch
Dampfmaschinen, — Dampfpumpen — oder durch Transmissionen —
Transmissionspumpen — oder per Hand — Handpumpen — ;
letztere nur in kleinem oder unterbrochenem Betriebe, da die dauernde Be-
dienung durch einen Arbeiter doch viel zu teuer werden würde.
Fig. 176.
Die Dampfpumpen sind unabhängig von dem Aufstellungsort,
sie können je nach Belieben jederzeit in Thätigkeit gesetzt werden und
rascher oder langsamer laufen, sich ve ränderlichen Anforderungen be-
züglich der Leistung leicht anpassen, im Notfall als Dampfmaschinen zur
Kraftabgabe verwendet werden.
Besonders erwähnenswert sind die vielfach in Anwendung gekommenen
Dampfpumpen ohne rotierende Wellen, die sogenannten direkt-
wirkenden Pumpen, welche sich durch ihre gedrängte Anordnung vor
anderen Darapfpumpen auszeichnen. Fig. 176, eine Ausftihrungsform der
Worthington- Kompagnie, stellt einen Typus dieser Gattung Pumpen vor.
Die Scliieberbewegung ist die hervorragende und wichtige Eigenthüm-
lichkeit dieser Pumpe, welche stossfrei und geräuschlos arbeitet. Zwei Dampf-
pumpen sind nebeneinander gestellt und so verbunden, dass die eine den
Dampfschieber der anderen bethätigt; jeder arbeitende Kolben öffnet vor
Beendigung seines Hubes den Zugang des Dampfes zur anderen Pumpe,
bleibt stehen und geht erst zurück, nachdem der Dampfschieber durch die
andere Maschine geöffnet ist. Infolge dieser zeitweisen Pause können die
Pumpenventile sich allmählich auf ihre Sitze senken, und wird dadurch ein
Tnnsportvorrichtangen für Flüssigkeiten. 127
sanftes und stossfreies Arbeiten erzielt. Da ferner immer der eine oder
der andere Dampfeingang geöffnet ist, so ist auch kein toter Punkt vorhanden,
üe Pumpe ist stets und sofort betriebsfähig und kann mit jeder beliebigen
jcschwindigkeit von einer Tour bis zur Maximalgeschwindigkeit per Minute
irbeiten.
Die Transmissionspumpen haben die billigere Anlage für sich;
lie Kraftübertragung erfolgt durch Riemen, Draht- oder Hanfseile oder
irekt durch die Transmissions- oder Vorgelegewelle. Diese Pumpen kann
lan auch bei kleineren Dimensionen zugleich für Handbetrieb mittelst
chwungrad oder Kurbel einrichten. Will man bei diesen Pumpen eine Ver-
nderlichkeit bezüglich der Leistung während des Ganges der Transmission
lerbeiführen, so versieht man sie mit Differentialkolben oder mit Regulierhahn
esp. Regulierventil.
In Bezug auf die Anordnung der Pumpen ist folgendes zu bemerken:
Die liegenden Pumpen sind bequem zugänglich, sehr stabil und
laher in den meisten Fällen als normale Ausführung zu bezeichnen.
Die Ständerpumpen lassen sich leicht aufstellen und bean-
pruchen hierzu wenig Raum.
Die Wandpumpen nehmen ebenfalls wenig Raum ein, lassen sich
eicht montieren, bedingen aber das Vorhandensein einer günstig gelegenen
ind stark angelegten Mauer.
Die freistehenden Pumpen nehmen auch nicht viel Platz in An-
pruch, sind aber von allen anderen Konstruktionen die am wenigsten
tabile.
Die hauptsächlichsten Arten der Pumpen sind: Kolben-, Rotations-
Kapsel- und Würgelpumpen) und Zentrifugalpumpen.
Bei ersteren geschieht die Förderung dadurch, dass ein, sich in einem
'ylinder hin und her bewegender Kolben ein Vakuum im Saugrohr herstellt,
ladurch die Flüssigkeit anhebt und fortdrückt ; wird bei dei einen Bewegung
les Kolbens nur gesaugt und bei der entgegengesetzten Bewegung des Kolbens
lieses Wasser nur weggedrückt, so nennt man diese Pumpe eine einfach
•irkende, wird aber bei jedem Kolbenhub gleichzeitig auf einer Seite ge-
äugt und auf der anderen Seite gedrückt, so nennt man diese Pumpe eine
oppelt wirkende.
Nach ihrer Wirkung kann man die Kolbenpumpen einteilen in: Saug-
umpen, Hubpumpen, Saug- und Hubpumpen, Druckpumpen und
aug- und Druckpumpen. Die Saugpumpen haben eine grosse und
ie Hubpumpen eine geringe Saughöhe, beide besitzen Ventile oder
Jappen, sowohl im Kolben, als an der Stelle wo sich das Saugrohr zum
yünder erweitert; Saug- und Hubpumpen sind so aus vorstehenden
eiden Arten kombiniert, dass eine Flüssigkeit erst angesaugt und dann
if eine gewisse Höhe gehoben wird.
Druckpumpen und Saug- und Druckpumpen haben stets massive
olben und befinden sich die Saug- und Dru(^kventile in einem, neben dem
umpenzylinder angebrachten gemeinschaftlichen oder getrennten Räume,
em Pumpengehäuse.
Sind die Verhältnisse so, dass die Flüssigkeit der Pumpe zuläuft und
an die Flüssigkeit nur fortzudrücken braucht, so hat man eine Druck-
umpe; muss die Flüssigkeit aber angesaugt und dann noch fortgedrückt
erden, so erhält man die Saug- und Druckpumpe. Ist die Kolbenge-
hwindigkeit zu gross, so dass sich in der Saugperiode die angesaugte
üssigkeitssäule von dem aufsteigenden Kolben trennt, so entstehen in der
III. Ableilang,
Pumpe Stösse, sogenannte Wasserschlage, welche man aber durch An-
legen von Windkesseln in die Saugleilung völl^ beseitigen kann. Will
das stossweise Ausdrücken des gesaugten Wassers verhindern, so legi
man auch Windkessel in die Druckleitung, nur ist es ratsam die Wind-
kessel nicht zu klein anzulegen, da sie sonst ihren Zweck nicht erfüllen.
Die Saug- und Hubpumpen finden wenig Verwendung ; nur da, wo
man nicht viel für die ganze Anlage bezahlen will und da, wo nur geringe
Saug- und Hubhöhen vorhanden sind, wendet man sie jeUt noch vereinxdl i
an. Mit Vorliebe benutzt man heule noch die Hubpumpen zum Transport
von dickflüssigen, unreinen und schlammhal tigen Stoßen als Maische, '
Teer-, Färb- und Kalkwässer, Stärkemilch etc. und stattet sie dann '
mit Kugelventilen aus, welche sich für den dichten Abschluss derartiger
Flüssigkeiten am besten bewahrt haben. I
Wie bereits oben gesagt wurde, besitzen die Druckpumpen und die
md Druckpumpen massive Kolben, welche an ihrem Umfange
behufs Abdichtung mit und ohne Liderungen versehen sind. Diese ,
Fig. 177.
Liderungen können entweder aus Hanf, Leder oder Metall hergestellt söi
und kann man erstere bei wenig verunreinigtem und sandigem Wasser ood
brauchen, während die letzteren hierfür unbrauchbar sind. Als Abart die»"
. Kolben, welche eine mehr scheibenförmige Form haben und O
an ihrer Berührungs stelle mit dem Zylinder abdichten, müssen die sogenanate
Plungerkolben angesehen werden, die massive lange Zylinder bilden, dea
Durchmesser nur um etwas geringer ist als der des Pumpen Zylinders, «
welche sich nur an der am Ende desselben befindlichen Stopfbüchse 1
dichten. Diese Plungerkolben finden eine ausgedehnte Verwendung,
lieh aber zu Speisepumpen für Dampfkessel und Lokomobilen und zum Hebetf
■ichtun gen filr Flllssijjlteil
I3y
m grcBsen Wassermassen, weil sie sehr dnrach geformt sinil und eine fort-
ihrende Kontrolle ihrer Dichtiglieit gestatten.
Ist nun kein Wasser, sondern, was ja hauptsächlich in chemischen
.biiken vorkommt, eine solche Flüssigkeit zu transportieren, welche Gusseisen
greift, so muss man die Pumpe, je nach den Eigenschaften der betreflen-
n Flassigkeit, aus einem dieser widerstehenden Material herstellen, und wird
dieser Beziehung auf das auf den Seiten 113 bis 1 iS Gesagte Bezug ge-
mmen.
Will man aber die ätzende Flüssigkeit nur mit dem Gehäuse, aber
ht mit dem Kolben in Berührung bringen, so wendet man die Membran-
mpen an. Bei diesen Pumpen, (Fig. 177) eine Ausführung der Firma
L. G. Dehne, Halle a. S., befindet sich am Ende des Zylinders zwischen
sem und dem Ventilgehause eine Membrane aus Gummi, welche beim
beben des Kolbens nach diesem hin bewegt wird und dadurch das An-
igen der Flüssigkeit veranlasst, während bei der anderen Bewegung des
ilbens die Membrane sich nach dem Ventilgehause hin ausbaucht und die
st dem Saugventil stehende Flüssigkeit wegdrückt.
Diese Pumpen lassen sich natürlich jedem beliebigen Antrieb und jeder
iebigen Anordnung anpassen.
Die zweite Art der Pumpen, die Rolationspumpen, funktionieren in
r Weise, dass deren Kolben keine hin- und hergehende, sondern eine
ierende Bewegung ausführen und hierdurch ebenfalls ein Saugen und
Ocken der Flüssigkeit veranlassen.
Man unterscheidet bei dieser Gattung Pumpen solche mit einer, und
che mit zwei und mehreren Achsen; da jedoch bei der ersteren
olge der gleitenden Reibung der Schaufeln an dem Gehäuse tler Pumpe
I ein Nutzeffekt unter 50 Prozent erzielt wurde, so sind nicht mehr viele
n diesen Konstruktionen im Gebrauch.
Die rotierenden Pumpen
l zwei Achsen finden sich
den manigfaltigsten Knn-
uktionen vor und soll nur an
benslehender Fig. 178, „Hö-
rende Pumpe von Hoppe",
. R. P. 41526/44200), die
ider Ausführung einer solchen
!e%t werden. Die beiden
ilben sind jsahnartig geformt,
derzeugen bei ihrer Drehung
I Vakuum ,wod urch d i e F 1 üs s ig -
t angesaugt wird, zwischen
: Zahnlücken tritt, nach oben
legt und durch das Druck-
ir weiter transportiert wird.
; Pumpen arbeiten ganz vorteilhaft und beanspruchen wenig Reparaturen.
Bei der letzten Art der zu besprechenden Pumpen, den Zentrifugal-
mpen, erfolgt die Förderung durch die Wirkung der Zentrifugalkraft,
em die Flüssigkeit durch dieselbe ausgeschleudert wird und durch das
idte Vakuum ein Nachströmen derselben entsiebt. Für die Erreichung
er bestimmten Förderhöhe ist ebenso eine bestimmte Umfangsgeschwindigkeit
Flügelrades erforderlich, was bei den vorbenannten Pumpenavteft ■nuAvV itx
'30
in. Abteilung.
Fall ist. Eine Zentrifiigatpumpe besitzt weder Ventile noch Klappen
und erzeugt eine gleich massigere Förderung, wie kaum eine andere Gattung von
Pumpen.
Infolge dieser Eigenscliaft ist die Geschwindigkeit der geförderten Flüssig-
keit eine grössere, und die Rohrleitungen selbst können kleiner dimensiomerl
werden, als solche anderer Flüssigkeits-Hebevorrichtungeu. Bei den Zentri-
fugalpumpen können die Windkessel in Wegfall kommen, ohne Slösse und
Vibration in den Rohrleitungen befürchten zu müssen, da ein abnormer
Druck nicht eintreten kann.
Auch diese Pumpengattung iässt sich in zwei Unterabteilungen trennen,
nämlich in einseitig und zweiseitig saugende Pumpen, d. h, solche bei denen
die angesaugte Flüssigkeit nur von einer Seite in das Flügelrad eintritt und
solche, bei welchen dies von beiden Seiten geschieht.
[=
Fig. 179.
Die einseitig saugenden Zentrifugal- Pumpen bieten den Vorteil,
man die Saugleitung mit Hilfe des drehbaren Krümmers bequem nach jeder
Richtung hin anschliessen kann. Dieser Vorteil hebt aber den grossen Nachteä
derselben, der in der einseitig achsialen Beanspruchung des Flügelrades liegte
nicht auf. Man sollte daher, wenn irgend möglich bei der Wahl einer Zenlri-
fugalpumpe stets seine Entscheidung zu Gunsten der zweiseitig saugenden
Pumpe treffen; wo man aber durch örtliche Verliältnisse oder dergl,
zwiingen ist zu einer einseilig saugenden Pumpe zu greifen, muss man uft^
bedingt darauf achten, dass die Welle derselben gegen den einseitigen Zuy
nach der Saugweite hin gehörig gesichert ist, da man sonst forlwahrendaa'
Betriebsstörungen wie Heisslaufen und Festfressen der Welle in den Lagen>,<
Festbremsen des Flügelrades an der einen inneren Gehäusewand etc.
gesetzt ist.
Die obenstehende Fig. 179 zeigt eine solche einseitig saugende Zenlri^
■ fügal-Pumpe, bei welcher an dem Saugkrüramer noch eine separate Oelkj
angebracht ist, in welcher die gehärteten Spurzapfen zur Aufnahme
achsialen Druckes untergebracht sind. Diese Sputzapfen laufen vollstandj
Tr>niport*orrichtDDgeD für FlU**igkeiten.
'3"
in Od, um ein Wan»werden möglichst zu verhindern ; jedoch muss diese Oelkammer
Dach dem Saugkrümmer zu an der Durchgangs stelle der Welle gut abgedichtet
San, da sonst leicht ein Absaugen des Oeles erfolgen ki^nnte.
Eine besondere Eigentümhchkeit der Zentrifugalpumpe ist die, dass
nun wahrend des Betriebes unbedenklich eine Rohrleitung abstellen
kann, ohne Defekte oder Brüche derselben befürchten zu müssen, was
bekanntlich bei allen anderen Konstruktionen der Fall sein würde. Diese
Eigenschaft dient besonders zum Regulieren der zu fördernden Flüssigkeits-
mengen mittelst Schiebern oder Hähnen, und ist diese Regulierung auch
beiüglich des Kraftbedarfes insofern ein bequemes Mittel, als sich derselbe der
jeweils geförderten Menge anpasst.
Pig. i8a.
Eine jede Zentrifugalpumpe, welche eine SauglifVhe zu überwinileii hat,
muss vor der Inbetriebsetzung angefüllt werden, ein Erfordernis, welches bei
underea Pumpen nicht nötig wird. Dieses Anfüllen darf aber nicht wahrend
der Rotation der Pumpe vorgenommen werden, weil das kreiselnde Flügelrad
den Eintritt der Füllflüssigkeit nicht gesuttet.
Man kann auch mittelst eines Injekteurs ein Vakuum in der Saugleitung
dner Zenlrifugalpumpe bewirken, und wird dabei ein Anfüllen, sowie das Säug-
ventil überflüssig, welches bei dem gewöhnlichen Anfüllen durch zulaufendes
Wasser unbedingt nötig ist. Bei grösseren Förderhöhen wendet man Rück-
Khlagventile an, um die Pumpe von dem auf ihr ruhenden Druck zu entlasten.
Trotzdem der Kraftbedarf etwas grösser ist als bei den jindercn Pumpen,
labrä sich die Zentrifuge! pumpen auf Grund der oben angegebenen grossen
Vorzüge doch viele Freunde erworben und viele Anwendung gefunden.
Fig. 179 u. 180 stellen als Typen dieser Pumpengattung Ausführungen
der Firma G, Schiele & Co. in Friinkfurt-Buckenhcim dar. und ist aus diesen
Figuren alles klar und deutlich ersiclulich.
Der Vollständigkeit halber seien nocli die Schraubenpumpen erwähnt.
eine Konstruktion, ahnlich der vurher beschriebenen, nur muss man sich die
Flügel als Schraubenlinien um die feste Nabe des Schaufelrades gelegt denken.
En^ldge Erfahrungen übet diese Pumpen liegen noch nicht vor, sie sollen
aber günstiger art>eiten als die Zentrifugal pumpen.
An dieser Stelle sei eines neuen Apparates Erwähnung gelhan, welcher
daai dient, das in Dampfleitungen, Heiz- und Koi^happarateu etc, sich bildende,
bezw. das in dieselben vom Dampfkessel mitgerissene Wasser in heissem Zu-
stande in dcD Dampfkessel selbstthütig zurückzuführen. Dieser unter Nr. 8560%
132
III, Abteilnng.
und 86406 patenlierte Apparat wird von der Maschinen- und Dampfkessel-
Annaturen- Fabrik Schumann li Co. in Leipzig- Plagwitz hergestellt, und be-
ruht die Wirkungsweise dieses Apparates auf dein Prinzip, dass man durch
Kondensieren von Dampf in ein-em abgeschlossenen Behalter eine Druct-
verminderung herbeiführt, wodurch das Kondenswasser angesaugt luid durch
Zutreten lassen von Kesseldampf in den Dampferzeuger zurückgeführt wird.
Der Apparat — s. obenstehende Fig. 181 — besteht aus dem Topfe T,
in welchem ein Hohlzylinder r angeordnet ist, der zur Aufnahme des mit
Führungsrippen versehenen kupfernen Schwimmers A dient. Der dadurch
gebildete äussere Ringraum ist durch die Scheidewände W (in der Fig. punktiert)
in zwei Kammern ü^ und t/j getrennt, welche nur durch die kleine OeffnungU,
mit einander kommunizieren. Bei A'^ tritt das Kon densationsw asser in den
Apparat, der durch das Ventil mit dem Wasserraum imd durch Ventil M
mit dem Dampfraum des Kessels in Verbindung sieht. Der Deckel B des
Topfes ist hohl ausgebildet und reicht aus demselben ein Rohr n in den
Schwimmer A herab, wahrend ein zweites Rohr m aus dem Aufsalz r des
Deckels in die Kammer [7, einmündet. Das Rohr i stellt eine Verbindung
des Venliles g — welches als Rückschlagventil wirkt, ausserdem aber behufs
OeiTnen von Aussen noch mit Spindel und Handrad versehen ist — mit dem
Topf T her. Die Schraube f dient zur anfänglichen Entlüftung des Apparat«.
Nachdem vor der Inbetriebsetzung des Apparates der Schwimmer A,
sowie der Behälter r mit Wasser gefüllt sind, wirkt derselbe wie folgt:
Traniporlvorriclimnjjen für Maisigkeil
'33
Der im Apparat befindliche Dampf kondensiert das Förderwasser, tritt
durch das Rückschlagventil A' in den Topf T ein, wobei der Wasserspiegel
In der Kammer 17, schneller ansteigt, als in 17, infolge der kleinen Kom-
munikation s-Oeffhung !(,. Sobald das Wasser die Mündung des Rohres m
abschliessl, ist die Verbindung der Kammer B mit dem Topf T aufgehoben.
Infolge der in der Kammer B auftretenden Kondensation steigt das Wasser
iü n und m empor, wobei sich der Schwimmer A allmählich nach der Kammer
ß entleert. Der Schn-iinmer untersteht konstant dem Einfluss der Auftriebs-
kraft der in dem Behälter r enthaltenen Wassersäule, welche bei zum grössten
Teil erfolgter Entleerung des Schwimmers zum OeHhen des Dampfvenliles
ausreicht. Dieser Fall tritt ein, wenn das Konsenswasser spärlich zufliesst.
Anderenfalls tritt das Wasser über den Rand des Behalters r und erteilt dem
Schwimmer eine zusätzliche Auftriebskraft, wodurch das Ventil ^ geöShet wird.
Die Oefifnung des durch den Ueberdruck des Kesseldampfes geschlossen ge-
hallenen Ventiles g geschieht nach erfolgtem Anheben plötzlich bis zum vollen
Ventil querschnitt. Der Druckausgleich mit dem Kessel findet statt, und das
Wasser fliesst, da der Apparat oberhalb des Kessels aufgestellt ist, in diesen
ab. Der Schwimmer verharrt während des Abfliessens des Wassers in seiner
angehobenen Lage, und zwar so lange, bis die Mündung des Rohres m von
dem zurücktretenden Wasser freigelegt wird. Da das Wasser aus der Kammer
Vy schneller als aus ü^ abfliesst, so wird dieses Freilegen des Rohres erst
dann stattfinden, wenn die Kammer ü^ bereits so weit entleert ist. dass das
Oebertreten von Wasser aus dem Behälter r in die Kammer U^ infolge Ein-
sinkens des Schwimmers keinen Einfluss auf den Wasserspiegel in U, haben
und das Rohr m nochmals abschliessen kann.
Es wird daher unter allen Umständen ein Niedersinken des Schwimmers
und ein sicherer Abschluss des Ventiles herbeigefilhrt.
Der Apparat soll möglichst 1,25 bis 2 m über den normalen Wasser-
spiegel im Kessel, neben oder Ober demselben aufgestellt werden, und zeigt
anstehende Fig. 182 eine Anordnung, wo der Apparat direkt auf dem
Kessel mauerwerk aufgestellt ist. Bringt man nun noch seidich an dem Topfe
ein Wasserstandsglas an, so kann der Heizer das Steigen und Fallen des
Wasserspiegels wahrend der Füllungs- und Enlleerungsperiode beobachten und
wmii den Apparat leicht und bequem kontrollieren.
Ehe das Kapitel der Transport Vorrichtungen für Flüssigkeiten abgesclilossen
»ird, sollen noch einige Bemerkungen über den Transport heisser und
dicker, unreiner, sand- und schlammhaltiger, sowie stark ätzender
^flisigkeiten gemacht werden.
Sehr heisse Flüssigkeiten können nicht angesaugt werden, da
dieselben stets Dampfe erzeugen, welche das unbedingt erforderliche Vakuum
inuner wieder zerstören. Deshalb ist in solchem Falle die Pumpe derart auf-
üüslellen, dass die zu fördernde Flüssigkeit dieselbe so füllt, dass keinerlei
Saughöhe mehr vorhanden ist und die Förderhöhe nur als Druckhöhe auf-
iriu. Diese Beschränkung ist indessen nicht so hinderlich, als es im ersten
Moment scheint, da es in den meisten vorkommenden Fällen mflglich sein
wird, die Hebevorrichtung neben dem Abfüübottich. Reservoir etc. so zu
plazieren, dass die Flüssigkeit zuläuft. Andererseits kommt es auch seltener
vor, so heisse Flüssigkeiten transportieren zu müssen, welche ein Ansaugen
für geringere Höhe unmöglich machen würden. Sehr abweichende Ausführungen
oder Massnahmen beim Transport von heissen Flüssigkeiten oder bezüglich
der Installation solcher Einrichtungen sind nicht erforderlich. Man suche
134
Oumini oder Leder bei Ventilen und Kolbeo möglichst zu veimeiden, i
sdb«tt durch hdsse Flüssi^eileti leichler zersefzl «-erden als dnrch ki
Man hat beobachtet, dass bei plüizUcher iDbetnebselzung eii
Frdeo atifgesiellten PumpenanUge zur Winietsieit beim Fördern heisser I
Icdten Derekte entstanden sind, indem mumentan «^inc ungleiche il
erv^nnuf^ eintrat. Wahrend ein solches Vorkommnis höchst vei
«tnireten kann, ist es weit öfter mCglich, dass durch rückständ^e, einge
Rftaüigkciten Sprengungen von Pumpen körpem stattfinden ki5anen, u
firshalb das grOsste Augenmerk darauf zu richten, dass bei der Anlage :
Pumpen ßlr die nötigen Ablass Vorrichtungen gesorgt urird. und dass dii
im Betriebe auch gehandhabt werden, "
iigkeiten, wie MaiscM
andere Anordnungen vcST
II das Fördern von Wass
Als Lttlungsiniitenal si
keiten weniger geeignet, da t
sprengt wurden.
Der Transport konsiätenlerer Flüs'
Farbwasser, Kalkwasser etc. etc. erfordert
Vorrichtungen, als wenn es sich lediglich un
handelt.
Zunächst Irin ein Verechleiss der arbeitenden Teile in ■
Maase ein und ist dieser beträchtlicher, als man allgera
häufig äoiche Falle ungenügende Beachtung finden.
Kolben- und Rotation spumpen. welche abschliessende Arbeitstei
sitzen, sind zum Fördern sand- und schlämm haltiger Flüssigkeiten e
weniger geeignet, weil die .\bnutzung an Teilen eintritt, welche deu
mehr beeinflussen als bei irgend einer anderen Gattung von Hcbcvonicht
Zentrifugal pumpen sind unbestritten diejenige Gattung von Pumpen, bei »
der Versehleiss beschrankt werden kann. Es ist dufiir zu sorgen, di
TrantportTorrichtangen für Flüssigkeiten. I^c
Flüssigkeit nicht zu den Lagern dringt, was durch Scheiben und Büchsen
erzielt wc;rden kann. Die Flügel sind seitlich zu decken, damit die Flüssig-
keit nicht zwischen Flügel und Gehäusewand scheuem kann, sondern nur
die inneren Flügelwände berührt.
Bei Anwendung von Kolbenpumpen sind deren Zylinder und Kolben
mit auswechselbaren Futtern und Ringen zu versehen, und ist es geboten,
für solche Zwecke von vornherein Reserveteile zu halten, um durch Aus-
wechselungen eintretende Betriebsstörungen möglichst abzukürzen.
Spezifisch schwere, dickflüssige Flüssigkeiten erfordern einen
grösseren Kraftaufwand beim Fördern als dünnflüssige, welche stets
leichter zu transportieren sind. Die Leistung einer Pumpe für dickere Flüssig-
keiten etc. ist entsprechend geringer, als diejenige einer Pumpe, welche nur
zur Wasserförderung dient. Die Dimensionen solcher Einrichtungen sind daher
jjTösser zu nehmen als für andere Fälle, die Rohrleitungen sind also auch
entsprechend weiter zu halten 'und Ventile sind möglichst auszuschliessen.
Hier tritt wiederum ein Vorzug der Zentrifugalpumpen zu Tage, indem
die Prinzipien, welche deren Konstruktion bedingen, alle Ventile entbehrlich
machen.
Bei den Ventilen, welche andere Pumpenarten besitzen, setzen sich
zuerst die Rückstände fest, diese schieben sich unter die Klappen oder
zwischen die Ventilsitze etc. und geben Veranlassung zu Undichtigkeiten.
Bei der Förderung dicker, schlammiger Flüssigkeiten sollen sehr lange
Leitungen und namentlich Krümmungen möglichst vermieden werden, oder
man ordnet zwei Hebevorrichtungen an, welche die Arbeit, obwohl zusammen-
wirkend, teilen.
Selbst wenn sich bei den Leitungen die Verbindungen, Zusammenstosse
und Abzweigungen innen glattwandig überführen, sind Rückstände unvermeidlich,
und ist es zweckdienlich, in entsprechenden Entfernungen Reinigungsöffnungen
anzubringen. Zum Reinigen der Leitungen empfiehlt sich ein Anschluss an
t'ine Wasser- oder unter Umständen an eine Dampfleitung, um erstere zeit-
weise oder am besten nach jeder Benutzung ausspülen, resp. ausblasen zu
können.
Stark ätzende Flüssigkeiten, z. B. die meisten Mineralsäuren,
transportiert man namentlich innerhalb der Fabrik, je nach dem Quantum,
entweder in Kesselwagen, eisernen Fössern oder gläsernen Säure-
ballons. Die Kesselwagen bestehen aus einem gewöhnlichen Wagenunter-
jj^estell, auf welchem ein schmiedeeiserner Zylinder horizontal gelagert ist, der
ausser einem Mannloch noch je einen Stutzen zum Füllen, zum Ableiten und
zur Zuleitung von Pressluft besitzt. Aehnlich ausgerüstete Kessel, nur grösser —
etwa loooo kg Inhalt — montiert man auch auf Waggons zum Versenden
von Schwefel- und Mischsäure mittelst der Eisenbahn. Ratsam ist es, für
Druck- und Luftleitung gleich dimensionierte Flanschen oder Gewindestutzen
einheitlich anzubringen, da man hierdurch in den Stand gesetzt ist, die Wagen
auch bei veränderter Stellung schnell anzuschliessen, und deren Inhalt nach
dem Vorratsreservoir oder nach der Verbrauchsstelle hin abzudrücken.
Die eisernen Fässer eignen sich wie die Kesselwagen zum Transport
innerhalb und ausserhalb der Fabrik, sowohl für Schwefelsäure als auch für
Laugen, Benzin etc.; es sind zylindrische Gefässe, welche mit zwei Schutzringen
versehen sind und eine mittelst gusseiserner Stopfen verschliessbare und ab-
zudichtende Oeffnung besitzen. Früher wurden diese Fässer nur genietet,
jetzt aber mittelst des elektrischen Schweissverfahrens geschweisst.
1^6 in. Abteilang.
Am meisten zum Transport werden wohl in den chemischen Fabriken
die gläsernen Säureballons benutzt; es sind dies Flaschen, welche ca.
60 Liter fassen und mittelst Stroh in einem sogenannten Flaschenkorb ver-
packt werden, um sie gegen Stösse widerstandsfähiger zu machen.
Um beim Füllen von hochgradiger Salpetersäure durch abfallende Tropfen
einer Entzündung des Strohes vorzubeugen, empfiehlt es sich, letzteres zu
imprägnieren, was am billigsten durch Tränken mit einer Glaubersalzlösung
geschieht.
Salpetersäure und Salzsäure werden in solchen Ballons auf grosse Ent-
fernungen in eigens dazu gebauten Eisenbahnwaggons verschickt, letztere Säure
aber auch in grossen, auf dem Waggon befestigten thönemen Gefässen. Da
man beobachtet hat, dass Säureballons, welche von aussen ganz tadellos
aussahen, beim Füllen oder beim Transport plötzlich ohne jeden Stoss
oder andere Ursache zerplatzten, so sollte man die, mit diesen Ballons
hantierenden Leute auf das Strengste anhalten, während dieser Manipulationen
stets eine Schutzbrille zu tragen, um bei einem Unfall vor allen Dingen
das Auge vor Verletzung zu schützen.
Eine gleiche Vorsicht ist bei der Füllung oder Entleerung der
hierzu bestimmten Ge fasse — letzteres wohl meistens mittelst eines
Hebers — geboten, da auch hierbei viele Defekte, entweder an den Gefässen,
z. B. den Ballons oder an dem Heber, vorgekommen sind und zu recht
schmerzhaften Verletzungen geführt haben.
Um das lästige Anblasen bei Benutzung eines Hebers für eine und
dieselbe Flüssigkeit nicht immer zu haben, oder dieses überhaupt ganz zu
vermeiden, wendet man die sogenannten Patentheber an — das heisst
gewöhnliche Heber, die an dem Ende, welches nicht in die Flüssigkeit taucht,
einen Hahnen besitzen — , welche vorher mit der abzufüllenden Flüssigkeit
oder mit Wasser gefüllt werden und auf diese Weise ein ganz sicheres
Abziehen irgend einer ätzenden Flüssigkeit ermöglichen.
In dem Bericht über die Thätigkeit der Beauftragten der chemischen
Berufsgenossenschaft im Jahre 1895 wird auf einen Säureheber der Thon-
waaren werke Bettenhausen b. Cassel aufmerksam gemacht. Diese Firma
fertigt nun 3 Typen von den genannten Hebern an, nämlich Form I, Heber
zum Anblasen mit Ventil; Form H, Heber zum Angiessen mit Ventil und
Form ni, Heber zum Angiessen ohne Ventil. Ueber die Konstruktion, den
Gebrauch und die Verwendung dieser Heber giebt das Werk folgendes an:
Form I. Der Heber (s. Fig. 183) besteht aus
einem Tauchschenkel T und einem Laufschenkel L.
Ersterer, welcher in die abzuhebemde Flüssigkeit gebracht
wird, enthält in seinem Innern das eigentliche Ablaufrohr
a und trägt unten in seinem zusammengezogenen Teil,
das einfache Ventil c, eine Glaskugel. Der Stutzen d
dient nur zum Einbringen der Ventilkugel und zum Reinigen
des Hebers. Bei e ist der Stutzen zum Anblasen angebracht,
- und man ersieht, dass, sobald der Tauchschenkel in die
j \ abzuhebemde Flüssigkeit eingebracht ist, und das Niveau
P \ sich innen und aussen gleich gestellt hat, durch den Luft-
druck beim Blasen in den Stutzen das Ventil sich schliesst
und das vollständige Prinzip der Spritzfiasche eintritt. —
Fig. 183. Der Laufschenkel L wird nicht aus einem Stück mit
dem eigentlichen Heber gemacht, sondern besteht zweck-
mässig aus Thon, Glas, Gummi oder Blei. Er muss etwas länger als der
TraiuportvoiTichtiiDgen (Ur FMiiigkeilea.
137
1 Thon-
Tauducfaeakd T sein und wird mit einem Stückchen Schlauch :
I heber befestigt.
Nachdem man sich Überzeugt hat, dass die Ventilkugel unten im Rohr
I h \\e^ wird der Tauchschenkel T in die abzuhebenide Flüssigkeit gebracht;
derselbe soll thimlichst weit, mindestens aber bis zur Hälfte eintauchen. Der
1 Stutzen d ist zu schliessen.
Zum Ingangsetzen wird dann von dem kleinen Ansatz e die Kappe
abgenommen und nun kurz und nicht zu heftig in den Heber bei e geblasen
(nicht saugenl). Man bemerkt, dass sich alsbald während des Blasens die
Flüssigkeit hebt, im Laufschenkel L erscheint und unter Heberwirkung ab-
lauft. Es ist dann mit dem Blasen aufzuhören (damit man die Flüssigkeit
nicht wieder herausblast) und die Gummikappe über den Ansatz e zu schieben.
Der Heber bleibt dann im Gang und leert das Geföss vollständig.
Zum Abstellen des Hebers vor Entleerung des Gefasses hebt man
die Gummikappe wieder ab und blast <A-ieder in den Ansatz e hinein; dieses
Hai aber langer und starker. Man bemerkt, dass die Flüssigkeit nunmehr
aus dem Laufechenkel verschwindet (herausgeblasen wird) wodurch zugleich
der Heber aufhört zu laufen.
Fig. 184
Fig. .85.
Schliesst man den seitlichen Ansatz nicht wieder mit der Kappe nach
dem Anblasen, so wirkt der Heber wohl weiter, entleert das Gefäss aber
nicht vollständig, wodurch ein automatisches Abhebem nur bis zu einem
gewissen Teil auch ohne Aufsicht herbeigeführt werden kann.
Die Anbiaseheber werden für alle sauren, alkalischen oder metall-
Uigreifenden Flüssigkeiten, die ab zu hebern sind, gebraucht, und bewahren
sich hierftlr stets in vollkommenster Weise, da ihre eigenartige Konstruktion
jede direkte Berührung mit der ätzenden Flüssigkeit ausschliesst.
Das Prinzip der Heber — die Spritzflasche — bedingt es, dass beim
Ingangsetzen soviel Flüssigkeit im unleren Teil vorhanden sein muss, dass
beim Anblasen das ganze Rohr damit gefüllt werden kann ; daher das oben
erwähnte Eintauchen bis etwa zur Hälfte. Für solche Falle, wo das Niveau
der abzuhebcmden Flüssigkeit diese Höhe nicht erreicht, bedient man sich
der Angiessheber (Form II u, III).
Form II. Ganz analog den Hebern zum Anblasen (Form I) sind auch
diese Angiessheber konstruiert. Nur geschieht bei diesen die zur Inbetrieb-
138 ro. Abteilung.
Setzung notwendige Füllung des inneren Rohres a und des Laufschenkels Ij
durch Angiessen. Die durch den Trichter f (s. Fig. 1 84) eingebrachte Flüssig-
keit schliesst durch ihren Druck das Ventil c, dadurch steigt das Niveau m.
Rohre a hoch, und schliesslich fliesst dieselbe unter Heberwirkung durch L ab.
Der Stutzen e dient hier zum Ausserbetriebsetzen des Hebers, welcher nadi
Oeffnen der hier befindlichen Verschlusskappe sofort aufhört zu laufen. Be-
züglich des Laufschenkels L gilt dasselbe wie bei Form I.
Zum Ingangsetzen bringt man den Tauchschenkel T in die abzuhebemde
Flüssigkeit, schliesst den Ansatz e und giesst darauf durch den Trichter /
von der abzuhebemden Flüssigkeit oder, wenn Verdünnung nichts schadet,
Wasser so lange ein, bis der Heber läuft. Darauf schliesst man den Stopfen
im Trichter /. Der Heber leert dann das Gefäss bis zum letzten Tropfen.
Um den Heber schon vorher ausser Betrieb zu setzen, entfernt man
die Kappe über dem Stutzen e, worauf der Heber seine Funktion sofort
einstellt.
Es liegt in der Natur der Sache, dass diese Form H der Heber sich
auch bei Anwesenheit von nur wenig Flüssigkeit stets und ohne Schwierig-
keit sofort in Ganj^: setzen lässt. Das Aufgiessen von etwas Flüssigkeit oder
Wasser kann nicht als umständlich empfunden werden.
Diese Heber sind daher vorzugsweise bei niedrigen Gefässen oder
geringem Niveau im Gebrauch ganz speziell bei Säure- (z. B. Salpetersäure)
Tourills, wo sie auch aus dem Grunde zu empfehlen sind, w^eil durch sie
die Bodenhähne der Tourills entbehrlich werden. Zu diesem Zweck wird bei
jedem Tourill durch den oberen Stutzen ein solcher Heber gesteckt und in
dieser Lage eingekittet. Der Heber bleibt dauernd im Tourill (s. Fig. 185).
Form HL Im Grossbetrieb bedarf man, um
grosse Mengen Flüssigkeit schnell abhebern zu können,
weiter Heberrohre, und hierzu lassen sich die Ventil-
lieber I und II nicht mehr allgemein verwenden. Die
Konstruktion der Heber Form III ist derart, dass
auch weite Heberrohre in Anwendung kommen können,
und dass auch diese bei vollkommenem Schutz der
Arbeiter mit Leichtigkeit in Gang zu setzen sind, ifdS
bisher nicht der Fall war.
Der Heber (s. Fig. 1 86) besteht aus dem Taudi-
schcnkel T, dem Mittelstück M und dem Laufschenkel
L, welche unter sich durch Schlauchstücke verbunden
pj jg^ sind. L ist unten durch einen Quetschhahn d oder
dergl. verschliessbar. Die beiden kleinen Stutzen a
und h sind unter sich durch ein Stückchen Schlauch
verbuiultMi. Man ersieht, tlass nachdem die Kugel c mit der abzuhebemden
Flüssigkeit oder mit Wasser gefüllt, der Stopfen e geschlossen und der
Quetschlialin d darauf ge()lhiet worden ist, die im Heberrohre befindliche
Luft durch a und h in die Kugel entweicht; während die Flüssigkeit, aus
der Kugel auslliessentl. den Heber sofort in Gang setzt. Ohne die beiden
unter sich verbundenen Stutzen a und h ist ein grt)sser und weiter Heber
nicht in (jang zu setzen.
Femer haben die Heber den V^orteil, dass auch Gasblasen, welche sich
l des Gebrauches etwa aus der Flüssigkeit abscheiden (z. B. bei roher
^ in die Kugel wandern und deshalb nicht den ungestörten Gang
•1 hindern- ^a« higher nicht zu vermeiden war.
Tnuuportvomehlangca lUr FlUttigkeitcn. i^o
I Zum Ingangsetzen verbindet man die drei Teile T M und L durch
I Sirfalauchenden, ebenso a und h, schüesst d und giesst durch e in die Kugel
' f von der abzuhebemden Flüssigkeit oder Wasser ein. Nachdem die Kugei
gefallt und e geschlossen ist, öffnet man d und sofort beginnt der Heber seinen
ununterbrochenen Lauf. Bei nur zeitweiligem Abstellen des Hebers
wird d geschlossen; will man ihn dauerd ausser Ge-
brauch setzen, so öffnet man einfach den Stopfen e.
Die.ser Heber dient wie bereits gesagt, besonders
den Zwecken des Grossbetriebes; speziell ist sein
I Gebrauch beim Entleeren von Salzsäure wag gons und
' dergl. zu empfehlen.
; Geschieht das Abfüllen aus einem Säureballon, so
benutzt man gewöhnlich keinen Heber, sondern man
setzt den Ballon auf ein für diesen speziellen Zweck
besonders konstruiertes Gestell, welches aus zwei seit-
khen festen Böcken besteht, zwischen welchen sich
ein zur Aufnahme des Ballons dienender Korb bewegt.
Der Ballon wird, wie aus Fig. 187 hervorgeht, fest
mit dem Korbe verbunden und kann nun durch Kippen 8- ''*7.
des letzteren der Ballon bis auf den letzten Tropfen ent-
leert werden, ohne ein Umfallen desselben befürchten zu müssen.
Der Truiiport Ton Ooaen, Dämpfsn und Dünsten ist \'on dem Trans-
port der atmosphärischen Luft nicht sehr verschieden und sollen deshalb
gemeinschaftlich behandelt und nur an der geeigneten Stelle auf die Unter-
schiede zwischen den einzelnen Gasarten hingewiesen werden.
Ein leichtes Gas wird naturgemüss leichter transportiert als ein
schweres, wie z. B. Kohlensäure, und nimmt die Differenz bezüglich der
i-erschiedenen Gewichte ab, .sobald der Transiwrt der Gase unter grösserem
Dmck erfolgt, daher man auch im allgemeinen solche Verhältnisse unberück-
äichiigt lasst und nur in ganz besonderen Fällen einen Unterschied macht.
Eine Transportmenge wird stets nach dem Volumen Ueslimmt oder bei
Gewichtsangabe in ein solches umgerechnet; wechselt das Volumen aber
n'Shrenil des Transportes durch Erkalten, Erwärmen, Zusammenpressen oder
.Ausdehnen, so muss man dies berücksichtigen.
Zum Transportieren einer bestimmten Gasmenge ist zunächst ein Druck
erforderlich, welcher diese Bewegung hervorbringt; muss diese Gasmenge aber
erst hervorgeholt, also angesaugt werden, so ist hierzu noch ein Vakuum —
Depression — herzustellen.
Bei Annahme eines bestimmten Gaswechsels ist ein bestimmter Druck
oder Depression erforderlich, welche zunächst ermittelt werden müssen; steht
diese Bestimmung frei, so wird man mit Rücksicht auf eine ökonomische
Einrichtung den Druck möglichst gering ansetzen. Dies ist indessen nicht
immer möglich, da in vielen Fällen hierfür bestimmte Verhältnisse gegeben
sind, welche durch ihre Einrichtung und durch die Behandlung der Fabrikate
gewisse Anordnungen bedingen.
Das Erfordernis eines grösseren Druckaufwandes resultiert seltener oder
kaum aus <ler Bewegung der Gase selbst, sondern rührt meist von dem vor-
hergehenden oder nachfolgenden weiteren Verfahren im Fabrikat Ions wege her.
Diese Widerstände sind Zugaben, Bedingungen, welche bei den verschiedenen
Fabrikations verfahren zu erfüllen und bei der Transportanlage sehr zu berück-
sichtigen sind.
140 ni. Abteilimg.
Man wird mit Rücksicht auf den Kostenpunkt lange Leitungen mög-
lichst klein zu dimensionieren suchen, wodurch allerdings eine grössere Ge-
schwindigkeit des zu transportierenden Quantums erforderlich und der Effekt
der Anlage geringer wird.
Bei der Wahl eines Apparates oder einer Maschine zum Transport
von Gasen ist also massgebend das pro Zeiteinheit zu fördernde
Quantum, sowie der dabei aufzuwendende Druck oder auch die De-
pression.
Soll ein Gasgemenge einfach weiter geleitet werden, so genügt lediglich
die Ueberwindung der Reibung in den Rohrleitungen, Apparaten etc., imd dient
der benötigte Druck, abzüglich dieser Verluste, lediglich zur Weiterbewegung
der Gase. Diese indirekten Widerstände können bei längeren Rohrleitungen
und bei grosser Geschwindigkeit den erforderlichen Druck ganz beträchtlich
erhöhen, so dass man den zur Geschwindigkeitserzeugung erforderlichen Druck
nicht mehr allein ansetzen kann, sondern dass man mit einer absoluten
Druckhöhe rechnen muss, um die verlangte Leistung auch wirklich erreichen
zu können.
Die Gase können sehr verschiedene Eigenschaften haben, z. B. trocken,
feucht, kalt, warm, absetzend, unrein, schädlich, zersetzend und angreifend
sein, und man hat hierauf sehr BeUacht zu nehmen, um eine Transport-
anlage solch abweichenden Verhältnissen gegenüber richtig herzustellen und
die zugehörigen Details derselben entsprechend zu wählen.
Trockene, unschädliche Gase erfordern keine besonderen Vorkehr-
ungen, man bestimmt die Anordnung einer solchen Transportanlage etwa so,
als wenn man atmosphärische Luft fördern will ; es ist einzig zu beachten,
dass man bei nicht abgängigen Gasen den Eintritt von Luft oder den Austritt
der Gase aus dem Apparat oder der Leitung zu vermeiden sucht.
Beim Fördern feuchter Gase aber hat man Vorrichtungen anzuordnen,
welche das Kondensat unbehindert ablassen können, ohne dass ein Austritt
der Gase erfolgen kann; bei heissen Gasen sind Isolierungen erforderlich,
um eine Abkühlung zu verhindern, auch sind die Lagerungen zu schützen.
Gase, welche unter höherem Druck oder höherer Depression zu
fördern sind, bedingen besonders dichte Apparate und Leitungen; man muss
die Wandungen der letzteren, teils wegen der grösseren Widerstandsfähigkeit,
teils aber um Porositäten der Materialien sicherer zu vermeiden, stärker hallen
als sonst.
Beim Transport heisser Gase teilt sich naturgemäss die Wärme der
betreffenden Transportvorrichtung, sowie der Rohrleitung mit und nötigt zu
Vorkehrungen, welche zur Verhütung von eintretenden Missständen getroffen
werden müssen.
Die heissen Feuergase, welche oft Temperaturen bis 400^ besitzen, würden
zweifellos Defekte durch Zerspringen vieler Materialien hervorrufen, welche
durch ungleiche Ausdehnung derselben entstehen. Schmiedeeisen kann infolge
seiner grossen Dehnbarkeit und Zähigkeit schon sehr hohe Temperaturen ver-
tragen, leider aber auf Kosten seiner Festigkeit und sind Deformationen nicht
ausgeschlossen. Dies gilt mehr oder weniger auch von anderen Metallen, da
man aber genötigt ist, für rotierende Elemente der Transport Vorrichtungen
meist nur Metalle anzuwenden, so bleibt man schon aus Billigkeitsrücksichten
und wo es eben angeht, bei Guss- und Schmiedeeisen. Bei Gehäusen und
Rohrleitungen kann man sich weit eher helfen, da diese sich sowohl aus-
mauern, als auch betonieren lassen, und wo diese so hergestellten Gehäuse
TransportvorricbtaDgen für Gase, Dämpfe and Dttnite* 141
durch ständige Erwärmung einmal reissen, muss man sie eben reparieren.
Bei rotierenden Transportvorrichtungen für solche heissen Gase muss beson-
ders die Lagerung derselben vor dem Erhitzen geschützt werden und legt man
diese deshalb möglichst ausserhalb der Apparate an, oder wo dies nicht an-
gebt, formt man sie gehäuseartig und bespült sie fortwährend mit Wasser.
Eine gleiche Vorsicht ist für die Wellen geboten, welche man entweder
mit Blechröhren umhüllt, die mit einem Isolierungsmittel — Sand, Asche
etc. — ausgefüllt sind ; oder aber man gestaltet sie hohl und lässt Wasser
durchfliessen. Auch die Rohrleitungen müssen isoliert werden, und verwendet
man neuerdings hierzu für freiliegende Leitungen, bei nicht zu hohen Tem-
peraturen mit Vorteil Gipsdielen.
Beim Transport säurehaltiger und zersetzender Gase und
Dämpfe ist die Zerstörung der Materialien durch Einwirkung derselben
nicht weniger roisslich und zu unterschätzen, als beim Transport von zer-
setzenden Flüssigkeiten. Selbst das Rosten des Eisens, das Oxydieren anderer
Metallarten durch schwächere Säuredämpfe ist schon auf die Dauer nachteilig
lind bedingt einen frühzeitigen Verschleiss ; man wird es deshalb zu vermeiden
suchen, irgend einen Mechanismus in direkte Berührung mit solchen Gasen
m bringen. Schmiedeeisen und Gusseisen sind daher nur in den
wenigsten Fällen verwendbar und man wendet sich naturgemäss den Le-
gierungen zu, welche schon beim Transport der Flüssigkeiten Erwähnimg
fanden. Bronzen besitzen meist die für grössere Zentrifugalkraft nötige
Festigkeit, sind auch chemisch widerstandsfähiger als Eisen, indessen nur für
schwächere Gase, nicht aber bei schwefel- und Salpetersäure- etc. haltigen
Gasen verwendbar, sodass man für diese zum Hartblei seine Zuflucht
nimmt.
Die Emaille ist auch in diesem Falle eins der besten Mittel zum
Schutze gegen zersetzende Einflüsse und wird sie auch vielfach angewendet.
Nach gemachten Beobachtungen hat sich die Anwendung von Holz
beim Transport von fluorhaltigen Dämpfen und Gasen bewährt, wo sich sonst
die Metalle, ja selbst Thon und Steingut, als nicht dauernd haltbar erwiesen
hatten. Für rotierende Teile kann man das Holz jedoch seiner geringen
Festigkeit wegen nicht allein anwenden, sondern man benutzt es dann nur
als Belag, wodurch man sich gleichzeitig noch ein billiges Emeuerungsmaterial
iür diesen schaßt.
Die sogenannten säurebeständigen Anstriche haben sich beim Transport
heisser säurehaltiger Dämpfe und Gase noch nicht derart bewährt, dass man
sie anstandslos als Schutz für diese empfehlen könnte.
Beim mechanischen Transport von Gasen werden alle Apparate nutzbar
gemacht, wie solche schon beim Transport von Flüssigkeiten genannt wurden,
und sind diese ebenso verschiedenartig angeordnet als jene.
Injekteure, Dampf- und Wasserstrahlapparate, sowie kompri-
mierte Luft können nur da angewendet werden, wo eine Vermischung des
verbrauchten Dampfes, Wassers und der Luft mit den zu transportierenden
jasen nichts schadet, was aber bis auf das Wegschaffen abgängiger Gase
selten der Fall sein dürfte.
Die gebräuchlichsten Fördervorrichtungen für Gase sind die
Ventilatoren und Exhaustoren (Schrauben Ventilatoren),
Rotations- oder Kapselpumpen und die
Luftpumpen.
Um die Mittel für nicht mechanischen Transport nicht unerwähnt
u lassen, sei die Erwärmung oder Abkühlung für weiterverwendete
im Gas-
r Traus-
- sonst
Gase, die Anordnung von Kaminen oder LockTeuern für abgSngige Gase
hier angemerkt.
Bezüglich der Ausführung von Maschinen und Apparaten z
Iransport ist allgemein zu bemerken, dass für die Teile rotierendi
portmittel ihrer grossen Zentrifugalkraft wegen weichere Materialier
ringer mechanischer Festig keil ungeeignet sind, dass sie aber ur
gleichen Verhältnissen viel leichter gebaut werden können als dieje
Flüssigkeiten, weil die Gase leichtere Transportmittel sind und deshalb die
einzelnen Teile der betreffenden Apparate nur so stark konstruiert sein müssen,
dass sie der Zentrifugalkraft widerstehen.
Die Ventilatoren — zunächst Zentrifugalventilatoren — sind
verhältnismässig leicht konstruierte Apparate, bei welchen nebst Gusseisen
auch Schmiedeeisen — Blech — in ausgedehnter Weise Verwendung lindel.
Man unterscheidet Saug- und Druckventilatoren und versteht darunter zu-
nächst Apparate, welche entweder nur saugen oder nur drücken — blasen.
Diese Unterscheidung ist nicht ganz angebracht, indem sehr häufig die
Ventilatoren gleichzeitig saugend und blasend angewendet werden, was
namentlich dann eintritt, wenn der Apparat inmitten einer Leitung einge-
schaltet ist.
Die Bläser — Ventilatoren — haben gewöhnlich freie Zuströmung und
geschlossene Druckleitung, die Sauger — Exhaustoren — aber gerade
umgekehrt geschlossene Saugleitung und freie Druckleitung, d. h. sie blasen
ins Freie.
Die Apparate, welche gleichzeitig saugen und drücken, haben sowohl
auf der Saug- als auf der Druckseite Mündungen, welche den Anschluss an
die Rohrleitungen ohne weiteres ermöglichen.
Die Ventilatoren und Exhaustoren werden nach gleichem Prinzip ge-
baut und bestehen aus einem Gehäuse von Guss- oder Schmiedeeisen —
auch Mauerwerk und Holz — , in welchem ein Flügel auf einer Welle ge-
lagert ist; dieser rotierende Flügel versetzt die in dem Gehäuse befindliche
Luft ebenfalls in Rotation, wodurch dieselbe infolge der nun wirksam
werdenden Zentrifugalkraft nach aussen geworfen wird und nun aus einer,
am ausserslen Umfang des Gehäuses angeordneten OefTnung austritt. Für
die herausgetriebene Luft tritt durch die Säugöffnung neue Luft hinzu, indem
durch das Ausschleudern vorher eine Verdiinnung im Flügelraume slatlge-
funden hat.
Die sogenannten offenen
Exhaustoren haben ausser-
halb des Flügels kein uraschlies-
sendes Gehäuse, sondern die
Luft tritt hierbei unmittelba[
vom Flügel ins Freie.
Die Flügel der Ventilatoren
werden in der Regel ausbalau-
;^iort, damit der Schwerpunkt
im Welleiimittel liegt, «as
ing solchK
Apparate unerlässlich ist. Bft-
/üglich der zu wählenden Fom*
gebung des Gehäuses, ist dU
Kur Anwendung kommende Ma-
terial massgebend; benutzt man Gusseisen, so ist jede Form zu erreicheiti
Transport Vorrichtungen für Gase, Dampfe
143
r Mauerwerk hierin
irend man bei Anwendung von Schmiedeeisen oder j
Qe grosse Auswahl hat.
Bei Zentrifugal Ventilatoren ist das Förderquantum annähernd proportional
Geschwindigkeit, aläo bei doppelter Tourenzahl wird nahezu die
>pelte Leistung erreicht. Letztere bestimmt man dadurch, dass man die
ichwindigkeit der Luft oder des Gases mittelst eines Anemoineters feststellt
I mit dem DurchHussqu ersehn itt multipliziert.
Will man die Druckleistung bei einer bestehenden Anlage messen, so
u man folgende einfache Vorrichtung anwenden ; Man bringt in die Leitung
-.t in die Oelihung einer solchen eine Meiallröhre an und verbindet die-
)e mittelst eines Gummischlauches mit einer ausserhalb befindlichen, gleich
ten Röhre; taucht man diese nun in ein offenes mit Wasser gefülltes Ge-
i so weit ein. bis keine Luftblasen mehr aufsteigen, so zeigt die Eintauch-
e der Röhre, bis zum Wasserspiegel gemessen, die Höhe des Druckes an.
er welchem die Anlage arbeitet.
Die Schraubenventilaloren oder Propeller sind nach dem System
Schiffsschraube konsiruiert und besitzen meist einen Flügel mit offener
Schaufel, welcher in einem
umscliliessenden Riiigge-
hause rotiert; wenn das letz-
tere keine besondere Breite
besitzt, wird der FlQgel auch
mit einem um schli essenden
Ring, welcher mit rotiert,
umfassl und dadurch gleich-
sanj das Gehfluse ersetzt.
Diese Art Ventilatoren be-
wirken eine Förderung in
der Richtung der Welle, auf
welcher die Flügel schaufei
sitzt und sind geeignet, grosse
Lufi- oder Gasmengen mit
geringem Druck oder De-
pression zu fördern, infolge-
dessen dieselben auch den
ingsten Kraftaufwand beanspruchen. Nalurgemäss erfordern diese Apparate
ir weite Leitungen und zwar dürfen dieselben nicht sehr lang sein, um den
ilzeffekt nicht herunter zu drücken ; am vorteilhaftesten wirken sie, wenn sie
ne alle Leitung frei ansaugen und entgegengesetzt frei ausblasen; eine
Jssere Drucker zeuguiig als 6 bis lomm Wassersaule ist ökonomisch nicht
:eichbar, da die hierzu aufzuwendende Betriebskraft im kubischen Verhältnis
t der gesteigerten Tourenzahl wächst. Obschon Schraubenventilaloren eine
5ssere Luft- oder Gasmenge fördern als gleich grosse Zentrifugal Ventilatoren,
deren Effekt trotzdem ein geringerer als derjenige der letztgenannten
iparale.
Die Aufsteltungsarlen von Schraubenventilatoren sind verschieden, die
ifachste ileraelben ist die Befestigung an einer Wandfläche (Fig. 190) oder
einer OefTnuug derselben, in welchem Falle das Gehäuse ummauert wird;
r Anordnung an Decken, in Fussböden, an Bretterwänden, sowie mit
hender Welle steht nichts im Wege.
besondere Art von Gebläse maschinen, welche füt- den Trausport
B angewendet werden, bilden die Rotations- oder Kapselgebläse
iSy.
'44
m. /
[eilung.
und sind solche besliinmt, massig grosse Forderungen — unter loo cb
pro Minute — bei geringer Pressung — ca. i — 2 mm Wassersäule — zu liefei
Die Rotationsgeblase, zu denen unter anderen auch das sogcnanu
Roota-Geblase gehört, haben dicht schliessende Flögelelemente — 3h
hch den Kapselpumpen — welche pro Umdrehung eine bestimmte Luft- od
Gasmenge fordern. Bei höherer Druckleistung wird dieses Verhältnis iw
nicht mehr ganz zutreffen, da solches nicht nur von der Konstruktion dies
Geblase, sondern auch von d
Ausfuhrung abhängig ist und hi
ein volume Irischer Effekt n
Geltung kommt, was bei Ventil,
loren, Exhaustoren etc. nicht d
Die Rotationsgeblase sit
den Ventilatoren besüglich d
Druckleistungweit überlegei
dagegen stehen sie bezüglich d
quantitativen Leistung we
liinter denselben; sie könne
eben so gut als Sauger, als auC
als Blaser angewendet werdei
man muss nur beiderseitig Ai
schliLsse vorsehen. Die geförderi
Luft- oder Gasmenge bleibt ai
nflhemd konstant, wenn dieTourei
zalil die gleiche bleibt; der Drui
Pj ,gQ oder die Depression stellt sich de
Widerstanden entsprechend gai
von selbst ein und wird, bcsondei
Widerstände abgerechnet, von der Weile des Leitungsweges bedingt.
Diese GeblSse haben weitaus geringere Tourenzahlen als die Venl
latoren und Exhaustoren und können meist von einer nicht sehr schnei
laufenden Transmissions welle direkt angetrieben werden; sie sind durchwi
komplizierter, gr^lsser und teuerer als ein dem Förder-Quantum nach gleit
"mtilator.
Die Flügel dieser Geblase werden, um die Gleichheit der Bewe^
derselben zu sichern, meist durch Zahnrader gegenseitig betrieben, doch gie
es auch Konstruktionen, bei welchen diese Bewegung durch zahnarti]
Formung der Flügel gegenseitig bewirkt wird; die letzteren erzeugen ab
beim Betriebe ein sehr störendes Geräusch, wogegen es keine Abhilfe giel
Die Rotationsgeblase ergeben durch ihre wenn auch kurzperiod^
Förderung ein etwas stossendes Blasen, das man durch Einsetzen ein
grösseren Behalters, als Windkessel, herabmindern kann; die Messung d
Leistung und des Druckes oder der Depression erfolgt ähnlich wie bei dt
Ventilatoren.
Die Luftkompressoren sind einfach oder doppelt wirkende Kotbe
pumpen, welche, wie schon ihr Name sagt, Luft oder Gas kompriraiet*
sollen, aber auch dazu dienen können, Luft oder Gas nur fort zu bewege
d. h. zu transportieren. Denn es ist dieselbe Arbeit, ob man die ang
saugte Luft auf einen lungeren Weg und eine gewisse Höhe bewegt, wodiot
ein bestimmter Arbeitsdruck nötig ist, oder ob man die angesaugte Luft
ein GefOss drOckt und darin denselben Druck dauernd erhalt. Man h
^
Tiantpi
htungea fUr Gaie, Dämpfe und Dilns
145
auch deshalb dieselben Kompressoren für verschiedene Zwecke angewandt,
z. B. im Bergbau zum Betriebe der Gesteinbohrmaschinen und gleichzeitig
«ur Vcntilaüon ; in den chemischen Fabriken, wie bereits vom erwähnt wurde,
zum Bewegen von FlOssigkeiten in Verbindung mit Druckfössem; zur Kühlung
and Ventilation von Arbeitsraumeu und dergleichen mehr, also immer zur
Be»'egung von Luft oder Gasen, gleicfigiltig ob dieselben nur ihren Ort
wechseln oder üb sie ausserdem noch Arbeit leisten soüen.
£s soll deshalb an dieser Stelle nur allgemein von Kompressoren die
Rede sein und ganz davon abgesehen werden, zu welchem Zweck sie Ver-
wendung finden.
Ein guter Kompressor muss, da bei der Kompression bekanntlich viel
Wanne frei wird, eine möglichst kühle Luft liefern, eine minimale Betriebs-
kiaft benijtigen, womöglich das ganze angesaugte Luftquantum komprimieren
und bezüglich Dauer des Kolbens und der anderen sicli bewegenden Teile
denselbeD Ansprüchen genügen, welche man an ahnliche Maschinen, z. B.
I Dampfmaschinen, stellt.
Was ihre Anordnung und ihren Antrieb anhelangt, so ßndet man auch
j dieselbe Mannigfaltigkeit wie bei den anderen Pumpen, es giebt stehende
bd liegende. Dampf-, Transmissions- und Handkompressoren. Das
:htigste Organ ist auch hierbei dasjenige, welches den Luftein- und -aus-
\ tritt vermittelt. Es sei au dieser Stelle gleich noch erwähnt, dass man den
• auch als Vakuumpumpe benutzen kann, wenn man, statt aus
■ dem Freien Luft anzusaugen, diese aus dem Gefilsse oder Apparate eut-
I lümmt, welchen man zu evakuieren wünscht, die anderen Verhältnisse bleiben
l daher ungeandert.
Zu den erwähnten Luftein- und -auslassorganen wählte man sowohl
I Hahne, als auch die verschiedenartigst konstruierten Ventile und arbeitete
|1)it vor nicht allzu langer Zeit bei allen Luftpumpen mit verhältnismässig ge-
1 Nutzeffekt, was seinen Grund in der Anwendung dieser Organe haben
IdSrfte. Erst in jüngster Zeit hat man sich mehr mit dem Bau von rationell
■jibeitenden Luftpumpen beschäftigt und auch ausgezeichnete Resultate erzielt.
■ Man erreichte dies dadurch, dass man nicht mehr die Ventile als Steuerungs-
I mechanismen anwendete, sondern Schieber dafür einführte. Die Ventil-
loftpumpcn wurden bezüglich ihrer Leistung beeinträchtigt durch defi schäd-
lichen Raun) und durch den langsamen Gang.
Der erste Konstrukteur der Schieberkompressoren, Zivilingenieur F. J.
Weiss in Basel, schreibt über eben gesagtes wie folgt; „Das Vorhanden-
schädlichen Raumes bei solchen — Ventilluftpumpen — Pumpen
bewirkt, dass das Saugventil sich erst dann heben, also neue Luft auch erst
Uann angesogen werden kann, wenn die Spannung der Luft hinter dem Kolben,
Druckraum \
auf die
md saugt
e beträgt.
: bei Beginn des Hubes gleich derjenigen
I Saugraume herabgesunken ist.
Hat z. B, eine Vakuumpumpe 5 Prozent schädlichen Raum i
K aus einem Rezipienten, in welchem der Luftdruck o, 1 Atmosphäre
) wird sich die Luft im schädlichen Räume (5 Prozent) bei jedem neuen
I Kolbenhube von der Atmospha renspann u Dg (= i) auf die Spannung im Re-
I lipieoten i^=- 0,1) ausdehnen, also auf 5 X lo ^= 50 Prozent des Zylinder-
I Volumens, bevor sich das Saugventil heben kann. Der volumetrische Wirkungs-
I päd kann daher nicht höher werden wie 50 Prozent.
Um den £infiu3S der schädlichen Räume zu vermindern, hat man die-
I Klben möglichst klein gehalten, oder aber mit einer Flüssigkeit — am meisten
I Wasser — ausgefüllt und ist so auf die sogenannten nassen Luftpumpen
äÜÜB
146
III. Abtciloag.
gekommen. Diese dürfen aber, einesteils um Wasserstüsse, anderenteils um
Verspritzen des Wassers zu vermeiden, nur sehr langsamen Gang haben,
werden daher verhältnismässig gross, schwerfällig und teuer.
Der zweite Umstand welcher die Leistung nicht so hoch kommen lässt,
wie er deren Grösse entsprechen würde, ist der, dass Kolbengeschwindig-
keit und Umdrehungszahl solcher Maschinen nur sehr massige sdn ^
dürfen. Der Hub der selbstthätigen Ventile soll immer nur ein kleiner sein,
indem bei grfSsserem Hube, sowohl beim Oeffhen wie beim Schliessen, die
Masse der Ventile zu viel lebendige Kraft in sich au&iimmt, daher dieselben
mit grosser Heftigkeit einesteils an ihre Hubbegrenzung, anderenteils auf die
Sitzfläche geschlagen werden, wodurch letztere zerstört und die Ventile undichi
werden, überdies auch häufige Brüche eintreten.
Muss deshalb einesteils der Hub der Ventile klein sein, so mOsste
anderenteils deren Umfang gross sein, damit die passierende Luft nicht ge-
drosselt wird; hierzu fehlt es aber an Platz, wenn man auch die Ventile in
mehrere kleinere zerlegen würde.
Wenn auf diese Weise der Ventilhub klein, der Ventilumfang aber auf
eine mflssige Grösse beschränkt ist, so hat der freie Durchgangsquerschnill
an den Ventilen eine gewisse beschrankte Grösse und deswegen darf die
&3ü gWAe
^UjCnttJtStH
ilAihtJWMlOl
Koibengesch windigkeit ebenfalls nur eine massige sein. Aber auch die Um
drehungszahl ist bei diesen Pumpen mit selbstthätijien Ventilen eine b^
schrjtnkte, da sie nicht genau mit dem Hubwechsel schliessen. Daraus folgt,
dass sowohl Saug- wie Druckventil am Ende des Kolbenhubes eben nod)
nicht geschlossen sind, so dass beim neubeginnenden Hube das noch niehi |
geschlossene Druckventil gepresste Luft in den Zylinder, das ebenfalls nuch 1
nicht geschlossene Saugventil schon angesogene Luft wieder in die Saugleitung f
zurückströmen lässt. Da nun diese Zeit des schädlichen Offenblcibens bei 1
einer gegebenen Maschine konstant ist, so wird sich der Luftverlust mit d« [
Umdrehungszahl der Pumpe steigern. Kndlich ist noch selbstredend der so I
lästige Verschleiss der Ventile um so grösser, je grösser die Tourenzahl det |
Pumpe ist.«
Alle diese Nachteile hat Weiss nun dadurch beseitigt, dass er t
Steuerung einen Schieber verwendet und den Einfluss der schädlichen Raun« |
vollständig wegschafft.
TriniporlvorrichtUDgen (Ut Gsse, Dämpfe und Dünite.
Die Steuerung entspricht im allgemeinen einer Dampfraasirh inen- Steuerung
toll einfachem Muschel Schieber, nur macht die Luft in den Kanälen gerade
den umgekehrten Weg, welchen der Dampf machen wUrde; durch das „Ab-
dampfrohr" wird angesogen, durch das Dampfzuführungsrohr wird weggedrückt.
Dies hat zur Folge, dass der Schieber von der dichteren Luft im Schieber-
kasten auf seine Gleitflache festgedrückl wird.
Der Einfluss des schädlichen Raumes wird dadurch beseitigt, dass in
dem Muschelachieber noch ein Kanal angeordnet ist, welcher nach jedem
Hube die im schädlichen Räume vor dem Kolben zusammen gepresste Luft
nach dessen Rückseite überführt, die hier der bereits angesaugten Luft zu-
gesellt und mit dieser nutzbar weiter befördert wird, während auf der ent-
g^engeseizten Kolbenseite, welche nunmehr zur Saugseite geworden ist, der
Druck schon von Anfang des Hubes an auf den Druck im Saugraum her;ib-
gesunken ist, so dass dort schon von Anfang des Hubes an neue Luft an-
gesaugt wird. Der Schieber ist ausserdem so konstruiert, dass niemals der
Saugraum mit dem Druckraum in Verbindung kommen kann. Damit nun
beim Schieberwechsel ein Rückw^rtsexpandieren der Luft verhindert wird,
bringt Weiss unmittelbar auf dem SchieberrOcken noch ein Rückschlag-
ventil in Form einer Platte an, welche, da sie beliebig gross gemacht werden
kann, nur eines kleinen Hubes bedarf, so dass sie auch bei dem raschesten
Gange der Pumpe noch richtig und genau arbeilet.
Dadurch, dass durch obige Anordnung die schädlichen Räume ganz
i Wegfall kommen, kann der Hub des Kolbens beliebig kurz genommen
yiea, wodurch die Pumpen erheblich kleiner, also auch billiger werden als
tilpumpen, ausserdem liegen alle Teile so, dass sie leicht zugänglich sind
I etwaige Reparaturen schnell ausgeführt werden können.
Die Pumpen arbeiten mit sehr hohem Nutzeffekt und werden von
1 Erbauer qo Prozent garantiert: Verfasser hat in seiner Praxis mit diesen
i vielfach gearbeitet und durchschnittlich qi bis 93 Prozent Nutzeffekt
Beachtenswert ist noch, dass zur Bedienung dieser Pumpen vom
tal nicht mehr Kenntnisse verlangt werden, als wie von jedem anderen
dibaren Maschinisten,
Eh sei noch bemerkt, dass die Weiss'schen Kompressoren nur von
aussen gekühlt werden und kein Kühlwasser eingespritzt erhalten.
Eine Venti Hüft pumpe, welche auch gut arbeiten s
G. A. Schütz in Würzen her: derselbe wendet sogenannte Luftkatarakt-
ventile an, welche aus einem Kegel bestehen, dessen hinleres Ende als
Kolben ausgebildet ist und der sich in einem kleinen Zylinder möglichst gut
anschliessend bewegt. Dieser Zylinder bildet die Führung des Ventilkegels
und besteht mit dem Sitze des Ventiles aus einem Stück. Saug- und Druck-
ventile sind beinahe ohne schädlichen Raum in den
Zylinderdeckel eingesetzt und ist derselbe nur in dem
Spielraum zwischen Kolben und Zylinderdeckel —
0,5 bis I Prozent des ZjHndervolumens — vorhanden.
Die Ventile wirken wie folgt; Bei Oeffnung des Druck-
\-entiles, Fig. 192, wird die in dem Zylinder beSnd-
liche Luft durch den Kolben komprimiert, kann aber
dtiTcb eine Bohnmg i in der Wandung des kleinen
Zylinders, welche etwa in halber Höhe angebracht ist,
i Teile entweichen ; nachdem der Kolben
s Bohrung passiert hat, wird die Luft energischer
und bildet ein Kissen, welches einen harten Aufschlag v<
stellt
M«
111. Abteilung.
hindert und einen schnellen, elastischen Rückgang des Kegels veran« '
jasst. Dieser Rückgang ist beschleunigt, bis der Kolben die Bohrung j
i wieder frei giebl, alsdann verzögert sich die Geschwindigkeit infolge |
des Widerstandes, den das Ansaugen der Luft
durch die Bohrung i verursacht, derart, dass der ^
Kegel sanft auf seinen Sitz aufschlägt.
Bei dem Säugventil, Fig. 193, tritt die beschrie-
bene Wirkung in doppelter Weise ein, insofern, ais 1
die Kompression auf der einen Seite des klein
Kolbens stets mit der saugenden Wirkung auf der I
anderen Seite desselben zusammentrilTt. Schütz kUhlt |
die Luft im Kompressorzylinder selbst und zwar
dadurch, dass er einen kleinen Teil der kompri-
mierten Luft durch einen besonderen Kanal auf die '
saugende Kolbenseile leitet, der bei seinem Austritt
einen Wasserstrahl mit sich reisst mid denselben in
feinen Nebel zerstaubt, wodurch die erhitzte Luft ganz energisch gekühlt wird.
Diese beiden Pumpen konstruktionen — mit Schieber und Ventilen — ,
welche noch in mehreren guten Abarten vorhanden sind, z. B. die Kon-
struktion und System Köster, D. R. P. 75230 und 76308 bilden wohl die
Repräsentanten der jetzt üblichen Ausführungen und soll deshalb der frUheren,
jetzt veralteten Pumpenkonstruklionen nicht weiter gedacht werden.
Fig. 193.
Vor Beeiiditjünj; dieser Abteilung sei noch einiges über die EatfeniuDg
und Vernichtung Bobädlloher DünBte und Qase erwähnt.
Die Entfernung schädlicher, übelriechender Dünste und Dampfe, «eiche
im Fabrikations verfahren vieler chemischen Fabriken entstehen, geschiejit 1
teilweise aus Gesundheitsrücksichten für die in solchen Betrieben be-
schäftigten Arbeiter, teilweise aber auch aus Rücksichten für die An- '
grenzer. welche sich Belästigungen solcher Art selten bieten lassen und
darüber Beschwerde führen. Es ist bekannt, dass aus solchen Ursadici»
hartnackige Rechtsstreitigkeiten entstanden, wobei nicht unerwähnt bleiben
mag, dass es seitens der Fabrikbesitzer oft nicht an gutem Willen, wohl aber
an praktischen Anordnungen fehlte, eine gründliche Abhilfe zu bewirken,
Man w-ill konstatiert haben, dass durch den Austritt von Leuchtgas
aus undichten Rohrleitungen in der Nähe befindliche Bäume etc. zum Ab-
sterben gebracht wurden, weil die Gase deren Wurzeln angegriffen hatten
und deren Wachstum verkümmerten.
Es wäre daher nicht richtig, schädliche Gase unter die Erde,
in den Boden zu leiten, zumal es auch andere Anordnungen in Menge
giebt und mag zunächst eine Unterscheidung zwischen schädlichen, giftigen
und nur durch öbelen Geruch belästigenden Gasen gemacht werden, deren
Entfernung zu den verschiedenartigsten Massnahmen nötigt. Allgemein lassen
sich solche aber nicht zusammenfassen und wird man in vielen Fallen in
der Lage sein, diese Dünste schon während der Produktion fassen und
fortleiten zu können, was die Einrichtung wesentlich erleichtert. Das fort-
währende Bearbeiten .und Nach.iehen irgend eines Produktes gestaltet indessen
oftmals das Sammeln solcher Dünste nicht, dieselben treten vielmehr
behindert in die Arbeits räume. Wenn beispielsweise die Zentrifugen
schhissene Gehäuse haben , welche durch Anschlüsse mit Saugleitungen in
Verbindung stehen, so ist dennoch nicht zu verhiniicrn, dass beim Abheben
Entferaang und Vemichtang schädlicher Dünste and Gase. I^q
des Deckels und durch Herausnehmen des betreffenden Produktes grosse
Dunstmengen frei austreten und störend und nachteilig empfunden werden.
Achnlich ist dies auch bei den Nitriergefössen, Färbebottichen, Eindampf-
pfannen, Schmelzkesseln etc. und wird man sich hier zunächst mit Ab-
zugsröhren, Dunsthauben, Trichtern etc. zu helfen suchen.
Sind die abgängigen Dünste schädlicher Natur, so leitet man
sie in die Schornsteine der Feuerungen oder verbrennt sie in letzteren,
sind sie unschädlich, dann können diese Dunst fange mit frei austretenden
Schloten in Verbindung gebracht werden. Würde zur Winterszeit nicht eine
ra grosse Abkühlung der Arbeitsräume eintreten, dann könnte dem Uebelstand
aadi durch Offenlassen von Thüren, Fenstern, Luken etc. abgeholfen werden,
deshalb hilft man sich auch in vielen Fällen durch Dacherhöhungen,
.sogenannte Laternenaufsätze, welche Jalousieen haben und die Dünste
frei austreten lassen. Da, wo grosse Mengen von Wasserdämpfen zu
entfernen sind, z. B. im Eindampfraum von Aetznatronfabriken, Sodafabriken
etc., kann man diese unter Hinzutritt von Luft absaugen oder aber
man fuhrt warme Luft hinzu, die je nach der Temperatur mehr oder weniger
Feuchtigkeit aufnehmen und abführen kann und wodurch das Ausscheiden
des schon verdampften Wassers als Nebel erheblich verhindert wird.
Auf natürliche Weise können Wasserdämpfe selten rationell entfernt
werden und zwar leichter bei warmer, trockener Aussenluft, aber viel schwerer
bei kälterer, feuchter Luft.
Durch natürliche Ventilation sowohl, als durch mechanisches Absaugen
oder Abführen der Dünste treten dieselben mehr oder weniger mit Luft ver-
mischt ins Freie.
Für schädliche oder übelriechende Gase genügt aber selbst eine
Verdünnung nicht, um deren Wirkung oder Geruch derart zu vermindern,
«iass Beschwerden ausgeschlossen sein können, man hat also zu rationelleren
Mitteln zu greifen.
Ein bekanntes, wenn auch wohl nicht überall anwendbares und ange-
wendetes Mittel besteht in der Kondensation oder dem Niederschlagen
der Dämpfe oder Dünste durch Abkühlung derselben. Die Dämpfe werden
durch längere Leitungen gefördert, welche, der grösseren Kühlhaltung wegen,
entweder in mit Wasser gefüllten Gruben liegen, oder sonstwie benetzt
Verden ; man kann die zu kondensierenden Dämpfe auch in Kammern, Gruben,
unbenutzte Brunnenschächte etc. leiten oder mit Wasserstäubern direkt in
Berührung bringen; derartige Einrichtungen müssen jedoch ziemlich umfang-
J^eich angelegt werden, um die Dämpfe dadurch auch wirklich ganz niederzu-
schlagen. Die Niederschläge, Kondensate, zeigen sich teils als unreine
Flüssigkeiten, teils als schmierige, konsistentere Massen, welche, wenn von
Säurehaltigen Gasen herrührend, das Leitungsmaterial mehr oder weniger
eingreifen, wenn die Masse auch erhärtet oder verkrustet. Es ist deshalb die
Möglichkeit zeitweiser Reinigung der Leitungen etc. sehr wohl zu beachten,
schon um Verstopfungen durch grössere Ablagerungen zu verhüten, welche
sonst die Förderung beeinträchtigen.
Anstatt die Dämpfe und Gase nur mit einer Berieselung in Berührung
zu bringen, kann man dieselben auch direkt in Wasser einführen, wozu
zunächst ein grösserer Druck beim Fördern aufzuwenden ist, als für andere
Fälle erforderlich wäre.
Dieser Druck muss stets etwas grösser sein als die Eintauchtiefe eines
Leitungsrohres und erfordert dementsprechend einen grösseren Aufwand von
Betriebskraft, der in der Regel aber nicht erwünscht ist.
I jO UI. Abteilang.
Will man die Gase mit grösseren Wassermengen in Berührung bringen,
als dies bei Sprühregen etc. möglich ist, dann wendet man Rieselschächte
an, welche sich auch gut bewähren.
Dies sind Aufsätze von Tuff- oder Backsteinen, welche durch-
lässig hochkantig über einander gesetzt sind und über welche von oben
grössere Wassermengen geleitet werden, die herunter fliessen. Die zu kon-
densierenden Dämpfe treten unterhalb in die unten etwas freigelassenen
Aufsätze ein und finden nebst dem Kühlwasser zahlreiche Abkühlungsflächen
zum Vorbeistreichen.
Statt der erwähnten Steine kann man jedes beliebige andere billige
und emeuerungsf^hige Material verwenden, Lattengerüste, Bretter,
Reiser etc., welche die nötigen Durchlässe ergeben.
Ausser der vorbenannten Art kann man die absetzbaren Bestandteile
eines Gases oder Dunstes mittelst Hindurchfördem desselben durch einen
Koksschacht als konsistente Teile zurückhalten.
Diese Einrichtungen sind ziemlich bekannt, für geringere Förderungen
sind eiserne Behälter stehend angeordnet, für grössere Leistimgen wendet
man gemauerte Türme, Kammern oder Gruben an, welche mit groben
Koksstücken gefüllt werden. Die Gase treten einerseits ein, durchstreichen den ge-
füllten Raum und werden auf der entgegengesetzten Seite abgesaugt, oder aber sie
werden hindurch gepresst — geblasen. Die Durchlässigkeit ist dabei immerhin
begrenzt, sodass zum Fördern ein ziemlicher Druck oder Depression nötig ist.
Die Kokskammem oder Schächte sind dicht anzufertigen und mit
Thüren zu versehen, um den mit Rückständen bedeckten Koks durch frischen
ersetzen zu können. Der so ausgenützte Koks kann als Brennmaterial weiter
verwendet werden und wird deshalb auch gern zum Füllen solcher Kammern
benutzt, weil er durch seine Trockenheit und Porosität viele Feuchtigkeit
aufnehmen kann, wie kaum ein anderes leicht ersetz- und verwendbares
Füllmaterial von gleicher Billigkeit.
Liegen solche Teile eines Betriebes isoliert, so ist es weniger zweck-
mässig — mit Rücksicht auf den Kostenpunkt — lange und teure Leitungen
anzulegen, sondern man errichtet spezielle Feuerungsanlagen in nächster Um-
gebung der Entstehungsstelle der zu vernichtenden Gase und Dünste.
Um die vorher angeführten Fördervorrichtungen selbst zu schonen, ist
es zweckmässig die Gase vorher durch Niederschläge von den Rückständen
teilweise zu befreien, bevor solche durch die betreffenden Apparate selbst
hindurchtreten und diese verunreinigen; es ist somit besser, die Gase durch
Kokskammern zu saugen, anstatt hindurchzublasen, doch sind auch hier Aus-
nahmen zulässig.
Auch die Leitungen sind mit Reinigungsöffnungen zu versehen, bei
längeren Strecken sind erweiterte Sammelkästen mit Ausputzklappen empfehlens-
wert oder dichte, zwischen geschaltete Senkgruben.
Zu erwähnen ist noch, dass die Rückstände von harz- und fetthaltigen
Dünsten nicht nur leicht brennbar, sondern auch leicht entzündbar sind, für
welche Fälle es sich empfiehlt, die Kokskammem nicht so ganz in nächster
Nähe der zugehörigen Feuerungen anzulegen. Dem entsprechend sind auch
die Leitungen bei deren Höhenlage in Eisen oder bei deren Bodenlage als
gemauerte Kanäle auszuführen.
Schliesslich sei noch bemerkt, dass für vorbenannte Zwecke, wo die
unreinen Gase durch den Förderapparat hindurchtreten, die empfindlicheren
Rotationsgebläse weniger brauchbar sind. Man wählt für diese Fälle besser
Dampfstrahlapparate oder Exhaustoren.
IV. Abteilung.
Zerkleinernngsmasehinen.
Das Zerkleinem von Rohstoffen, Halbprodukten und fertigen Fabrikaten
spielt in vielen Industrieen, vornehmlich aber im Hüttenbetrieb, sowie in der
chemischen Industrie, eine bedeutende Rolle, weil von dieser Manipulation in
vielen Fällen die Rentabilität eines ganzen Unternehmens abhängen kann.
Aus diesem Grunde kann der Wahl der, für jeden einzelnen Körper
am besten sich in Bezug auf Zweckmässigkeit, Anschaffungs- und Unter-
haltungskosten eignenden Zerkleinerungsmaschinen nicht genug Aufmerksamkeit
geschenkt werden , und sieht man an der grossen Zahl von dergleichen
angebotenen Apparaten, wie mannigfaltig die Verwendungsweisen und dem-
gemäss auch die Ausführungen derselben sind.
Welche Einzelmaschine oder welche Vereinigung von den
unten zu beschreibenden Maschinen im besonderen Falle die verhältnismässig
beste ist, lässt sich immer erst dann entscheiden, wenn die Art des zu
verarbeitenden Materials, die Grösse, in welcher es der Zerkleine-
rung zur Verfügung steht, die gewünschte Feinheit, welche die be-
absichtigte Verwendung unbedingt verlangt, und das stündliche Quantum
bekannt ist.
Man wird z. B. nur mit einer Maschine, z. B. einem Kollergang,
arbeiten, wenn eine geringe Leistungsfähigkeit und ein weniger
feines Endprodukt verlangt wird; man muss aber den Zerkleinerungs-
prozess trennen und durch mehrere Maschinen hinter einander ausführen
lassen, sobald in Bezug auf Tagesleistung und Feinheit des Produktes
grosse und sehr hohe Anforderungen gestellt werden.
Um sich über die zweckmässigste Zerkleinerungsmaschine für einen
bestimmten Zweck ohne grosse Kosten und vor der Projektierung einer
Anlage schlüssig machen zu können, sind von den Maschinenfabriken, welche
den Bau von Zerkleinerungsmaschinen als Spezialität aufgenommen haben,
Versuchsanstal ten errichtet, welche mit den verschiedensten Zerkleinerungs-
maschinen ausgerüstet sind und zur unentgeltlichen Verfügung der
Interessenten stehen; eine Einrichtung, die dankbar anerkannt werden muss
und auf das Wärmste empfohlen werden kann.
Im allgemeinen lassen sich drei Arten von Zerkleinerungsmaschinen
unterscheiden und zwar:
a) Maschinen zum Vorzerkleinern, Herstellung von Schotter;
b) Maschinen zur Herstellung von Schrot;
c) Maschinen zur Herstellung von Mehl.
'52
IV. Ableilnng.
I
k
Zum Vonerklelneni wendet man gewöhnlich die Steinbrecher uk
welche die Materialien, gleichgiltig ob hart oder weich, zerkleineni und
auch eine Wahl in der Grösse der zu erhaltenden Stücke gestatten.
Die Konstruktion eines Steinbrechers ist aus Fig. 194, Sektorator von
H. Breuer & Co., Höchst a. M., ersichtlich. Der gerade Brechbacken ist
mit dem solid gebauten Rahtuen fest verbunden, während der bewegliche
Backen, genannt »Schwinge«, aufgehängt ist und bei der Bewegung der
KxKenlerwelie — die durch Riemenbetrieb oder durch eine tlirekt am Rahmen
montierte Dampfmaschine erfolgen kann
— sich gegen die feste Backe teilweise
abwälzt und si> die Zerkleinerung- des da-
zwischen befindlichen Materials bewirkt.
Die beiden Brerhbacken bilden nach unten
einen ziemlich spitzen Winkel, so daS'- 'li'-
Slücke leicht gefasst und der Brechsiialii
zugeführt werden; durch den von ol" ii,
auch wahrend des Betriebes zuganglith'.'n
Anzugskeil, kann man die Oeflhung des
Brechmaules beliebig andern und dadurch
beliebige Korngrössen erhalten.
Bei anderen Ausführungen, z. B.
von Fr. Krupp, Grusonwerk, Magdeburg-Buckau; J. Pallenberg, Mann-
heim; G. Polysius, Dessau etc. etc., wird die Bewegung der Schwinge
durch eine Kombination der, von der Exzenterweüe getriebenen Zugstange
mit zwei, im unteren Kopf der Stange gelagerten, einen Kniehebel bildenden
Druckplatten hergestellt. Die eine der Druckplatten legt sich mit ihrem fraen
Ende gegen den Rahmen des Steinbrechers, wahrend sich die andere g^en
den unteren Teil der Schwinge legt und diese hin und her bewegt.
Das Eisenwerk vormals Nagel & Kaemp, A.-G. in Hamburg, stellt
einen Steinbrecher nach
Fig. 1 95 her, welcher
die \ortei!e hat, flass
man sowohl die Maul-
weite, als auch den Hub
während des Betrie-
bes nach Be<larf regu-
lieren kann und dass die
Kuidicbel als .Bruch-
L;liederj gebaut sind.
Wenn also in die Maschine
ein Stück von nicht zu be-
wältigender Grösse oder
ein Eisenteil gelangt .
demnach eine Ueberan*
strengung der Maschine
dadurch stattfindet, so
brechen nur die Knie-
hebel und die übrigen
bleiben vor Schaden bewahrt.
Bei richtiger Stellung der
Harlguss für die beiden Backen
Teile des Steinbrechers
ten und bei Anwendung von
stände, mit diesen erwähnten
Maschinea Basalt , Zi
Knochen, Kohlen, Quj
etc. bb zur Nussan"
Chamolte. Koks, Erz, Kalkstein, gedämpfte
Ize, Schwefelkies, Schmirgels lein, Thumasschlacken
i zerkleinern.
Die zweite Art von Zerkleinerungsmaschinen, nämlich Maschinen
rar HeriteUnng; von Schrot, muss man, in Rücksicht auf die Härte der zu
leikleinernden Materialien, in zwei Gruppen teilen, von denen die eine für
hatte und die andere filr weiche Materialien benutzt wird.
Erstere Maschinen kann man aber auch für die Verarbeitung der
»eichen Materialien benutzen.
Zu der ersten Gruppe, also zum Zerkleinern von Erzen, härteren Ge-
steinen etc. gehören die einfachen und doppelten Walzwerke mit
Slalien und geriffelten Walzen, Trocken- und Nasskollergänge,
I Schraubenmühlen oder Brechschnecken und die Pochwerke; alle
liefern Stücke von 5 bis 10 mm Korngrösse, vermischt mit griesigem
Mehle, ein Produkt, welches sich zur weiteren Feinmalilung auf den spater
I ai beschreibenden Maschinen gann vorzüglich eignet.
Fig. 190.
Die einfachen Walzwerke (s, Fig [96), eine Ausführung der Firma
|C, Polysius, Dessau, bestehen aus einem kraftig konstruierten Gestell, in
I *elchcm die eine Walze — glatt oder geriffelt — in festen, die andere aber
1 Stellbaren Lagern läuft. Letztere Lager haben eine Stellvorrichtung mit
dem, wodurch die bewegliche Walze gegen die feste gepressl wird.
I Ausser, dass diese PufTerfedern Brüche verhindern, gestatten sie der beweg-
I liehen Walze in dem Moment zurückzugehen, wo evenlueÜ härtere Material-
I Stücke in die Maschine geraten und Stfisse hervorbringen «-ürden. Der Antrieb
f erfolgt von einem Vorgelege aus auf die feste Walze, welche ihrerseits die
bewegliche Walze durch sogenannte Kuppelrätter in Umdrehung versetzt.
Zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit und Schonung der Walzwerke, d, h.
zur gleich massigen Arbeil und Abnutzung der Walzen, ist es sehr empfehlens-
wert, wenn man die Beschickung derselben durch einen Aufgebeapparat
mit Rüttelwerk vornimmt.
Falls das von dem einfachen Walzwerk kommende Produkt noch zu
gross oder das Material si • hart ist, dass man die weiter unten beschriebenen
154
IV. AbtdlnDg.
Mahlgange oder die Kugelmühlen entlasten muss, um sie für spSter I
fcLhiget zu machen, so wendet man statt der einfachen Walswerke solche i
zwei oder auch mit drei über einander liegenden Walzenpaaren
an. Das Material wird, wie bei dem einfachen Walzwerk, am zweckmäss^t^
durch Schültelwerke automatisch aufgegeben und fallt von einem Walzenpaar
auf das andere un<l, da jedes derselben unabhängig von einander beliebig
verstellt werden kann, so ist man im stände, die Feinheit des Produktes gau
nach Bedarf zu regulieren.
Um die Leistungsfähigkeit der mehrpaarigen Walawerke weiter zu er- I
höhen, konstruiert man dieselben so, dass die Walzen bei Reichen Durch- I
messem verschiedene Umdrehungszahlen haben, so dass sie sich nicht rnu |
auf einander abwälzen, sondern auch eine gleitende Bewegung gegen einander i
ausführen, wodurch <las von ihnen erfasste Material gleichzeitig zerdrückt und
zerrieben wird.
Die zu derselben Gruppe von Maschinen gehörenden Kollergang« '
unterscheiden sich bezüglich ihrer Verwendbarkeit dadurch von den Walz-
werken, dass man auf denselben das Produkt eventuell bis zum feinsten
Mehl zerkleinem kann, was unter anderem bei der Zerkleinerung von Droguen
imd Farben vorkommt
Die Kollergänge werden mit oberem und mit unterem Antrieb, je
nach lokalen Verhältnissen gebaut.
In Fig. ig7, Konstruktion von Fr. Krupp, Grusonwerk. Magde-
burg-Buckau, ist ein solcher mit oberem Antrieb da^estellt, wobei die senl-
rechte Ki^nigsweile — welche oben
in der Traverse in einem Halslagei
und unten auf dem TeUer in einen
Spurlager läuft — vermittelst Rie-
menscheiben und Kegelrädern be- i
wegl wird. An der Königsweüe sind
zwei gegenüber liegende, von ein-
ander unabhängige Kurbeln so be- ,
festigt, dass diese der Bewegung der
Königswelle folgen müssen. .K^
diesen Kurbeln sind die Laufet- |
oder Kollersteine, deren Bahn aus i
dem besten Hartguss besieht, so
angeordnet, dass sich jeder Läufer
für sich heben und senken kann, '
je nachdem grosse oder kleine Stücke |
unter ihn gelangen ; die Läuferhahn
^B- '37- auf dem Teller ist ebenfalls au*
Hartguss hergestellt. Um den Lau- '
fem immer das Material, welches sie nalurgemäss nach dem Umfang des ,
Tellers schieben, wieder zuzubringen, sind Seh aber Vorrichtungen angebracht, l
welche auch so gestellt werden können, dass sie nach erreichter Feinheit des
Produktes dasselbe der Ausfallöffnung zuführen.
Eine Konstruktion, bei welcher der Antrieb nicht auf die LSufei-
steine, sondern auf die Bodenplatte erfolgt, wird von dem Eisenwetk
vormals Nagel & Kaemp. Akl.-Ges. in Hamburg, nach Fig. 198 ausgefUhrL
Hierbei wird die Boilenplatte, welche aus einzelnen Harlguss-Sektoren 10-
sammengeselst ist unil unten einen Zahnkranz trägt, angetrieben, wSluend
jeder Stein für sich, und zwar unabhängig von einander, um seine bcsondeit
linmtale Achse roliert und beide Steine uro eine gemeinschaflliche horizon-
le Achse schwingen. Zur Unterstülzung ties rotierenden Tellers sind unter
msdben Laufrollen ang^ebracht.
iv,
Die otien cruiihiiten Na>skul lu: i;.irij;e Imiit-ti iiuiilij; Anwendung bei
»nassen Aufbereilungsmcthode, wo man also grössere Mineralstocke
iter Wasserzufiuss vormahlen will, ehe die flüssige Substanz zur weiteren
teuDg Schlämm masch inen oder Nassgängen zugeführt wird, Die Aus-
■56
IV, Abieil «lg.
zur Aufnahme des Wassers verlängern. Die Vorrichtung zum Zubringen
Materials und Abführen des Endproduktes kommt aber hierbei in Wegr
Zum Zerkleinern von Soda, Sulfat. Kalkstein etc. dienen die
haf\ arbeitende» SchraubenmQhlen uder Brechschnerke
denen Fig. 20a eine Konstruktion von Fr. Krup]), Grusonwerk,
welche von denen der anderen Fabrikanten nur unbedeutend abweicht.
Die aus Harlguss hergestelhc Brec;hsc:hneLke rotiert in einem gu
1 Kasten, welcher unten
einen von aussen verstell baren,
aus einzelnen Stahl gussstäben
hergestellten Rosl irSgt. lu
den Zwischenraum zwischen
Rost und Schnecke legt sich
nun das Material, um \on
letzterer gegen den Rost ge-
drückt und zerkleinert zu
' werden. Die gewünschte Gri^sse
korrespondiert mit der Stellung
des Rostes, durch welchen lias
Material schliesslich ßllt.
Die Schraubenmühlen
sind sehr leistungsfähige
und wenig Repanilurcn cr-
fordemde Maschinen, sie liefern
ein Produkt von 10 bis 15 tnni
Korngrösse, vermischt inii
Gries.
Eine der ältesten Ria- ' ^^
schinen, welche namentlich ,.^,, ^,,|
in Aufbereitungsansi alten zum
Zerkleinem angewendet *ird, ist das l'orh\verk.
Hierbei geschieht die Zerkleinerun"^ durch eine Anzahl Stempel, wd-
r Hcrsleliune von Sclirot.
157
lelst Hebedaumen abwechselnd gehoben »enlen und beim Niederfallen das
einer Ireppenartijjen Sohle liegende Material zerstampfen. An Stelle der
ile kann man auch einen Rosl anwenden, durch dessen Spalten dann das
stampfte Material fällt, ahnlich wie bei den bereits erwähnten Schrauben-
hlen.
Auch diese Maschinen sind wenig Reparaturen unterworfen und können
i Jedermann leicht bedient werden; die Leistungsfähigkeit ist naturgemSss
denjenigen Materialien am gnlssten, welche sich durch Stoss leicht trennen
jen-
Hiermit wären diejenigen
lichineo, weichein derPi
r Herstellung von Schrot aus
rten Materialien verwendet
:rden. alle env3hnt und es
iren nun diejenigen ftlr
:ichere Materialien zu be-
rerhen.
Wie bereits gesagt, eig-
n sich die beschriebenen
aschinen mit Ausnahme der
"ch werke auch
Hnem von weicheren
rialicn. Nur filr di
cht auch lür harte Materialien,
Hl die GiDckenmUhlen,
:hleudermOhlen (Dcs-
legratoren) und die Ex-
^IsiormQhlen allgemein in
erwendung.
Die Glockenmühle,
he von oben oder, wie
g. 2oa — Modell der Firma
Pallenberg, Mannheim —
igt, auch von unten ange-
eben wenden kann, bewirkt
I Zciileinenmg dadurch, da,-
ischen den feslstehendi
158
IV. Ableilang.
den rcitierenden, ebenfalls aus Hartguss fabrizierten, geriffelten Konus gebracht
wird und in Komgrösse von 2 bis 3 mm, vermischt mit Gries und Mei\I,
diese Maschine wieder verlässt. Die beiden Kegelmäntel von Rumpf und
Konus sind nicht parallel, sondern der Durchmesser des letzteren ist oben
bedeutend kleiner, als der des Rumpfes, wälirend beide unteren Dutchmesser
nur wenig differieren. Dadurch wird erreicht, dass die zwischen die Mahl-
flachen gelangenden Materialien nach und nach zerrieben werden. Die
Leistungsfähigkeit dieser Glockenmühlen ist eine ziemlich bedeutende
und werden vorzugsweise Salze, Sulfate, Thon, Kohlen, gedampfte Knochen,
Farbstoffe, Kreide etc. auf denselben zerkleinert ; die Reparaturkoslen sind
auch nicht erheblich, da man die Riffeln des Rumpfes und des Kunus von
jedem Schlosser leicht nachscharfen lassen kann.
Wünscht man bei relativ hoher Leistungsfähigkeit ein viel Gries ent-
haltendes Produkt zu erhatten, so sind Schleudermühlen oder Desi:
gratoren (Fig. 204) mit Vorteil zu verwenden.
Fig. »04,
Dieselben bestehen aus zwei Trommeln — Stiftenkorbe — mit je
bis drei konzentrischen Reihen Slahlstaben, welche so in einander geschut
sind, dass sich die Sliftenreihen des einen Korbes in den ringförn
Zwischenräumen zwischen je zwei Stiftenreihen des anderen Korbes bewq
können, und zwar dreht sich der eine Korb entgegengesetzt der Drehoi
richtung des anderen. Die Körbe sind von einem Blechgeliäuse ;
eingeschlossen und wird das Malilgut durch Aufgabetrichter in die iniq
Stiftenreihe eingeführt. InfolRe der Zentrifugalkraft wird das Material <
die Zwischenräume der, in entgegengesetzter Richtung rotierenden
hindurch nach aussen geschleudert und auf diesem Wege zerschellt ■
zerkleinert.
Ganz vorzügliche llelriebsresultate liefere diese Maschinen beim Zer-
kleinem von Magnesitsteinen, rohem und gebranntem Kalkstein, Schwerspat
Thonschiefer, Gips, Erdfarben, Phosphoriten, Guano, Schwefel, Superphosphat. '
Salzen, Soda, Gussspflnen etc.; jedoch verlangt diese Maschine aufmerksam'
Bedienung und sorgfältige Unterhaltung, da sich bei ihrer grossen Tourenall
— bis 1000 in der Minute — der kleinste Fehler bitter rächen dürfte.
Muchinen zur Herstellung i
1 Schro
159
Trotzdem die Maschinen sehr bequem zum Auseinandernehmen ein-
gerichtet sind, können nur die mit den besten Werkzeugmaschinen ausgestatteten
chemischen Fabriken die Reparaturen an den Karben selbst aiLsfÜhren, die
anderen sind auf die Lieferanten der Maschine angewiesen, wodurch die
Unterhaltungskosten viel höher werden und man aus Belriebsrücksichlen
gezwungen ist, stets ein Paar kostspielige Reservekörbe vorrätig zu halten.
Ganz vorzügliche Desintegratoren werden von Fr. Krupp, Gruson-
»rerk, Magdeburg-Buckao: G. Polysius, Dessau: J. Pallenberg, Mannheim;
■■■ enwerk vorm. Nagel & Kamp, Hamburg; H. F. Stollberg, Offen bac h a. M.
. gebaut und sind die Konstruktionen bis auf nebensachliche Kleinigkeiten
alle gleich; Fig. 204 zeigt eine Ausführung der zuletzt erwähnten Firma.
Die dritte und letzte zu dieser Gruppe gehörige Maschine, die E x -
iormühle — eine SpezialitSl von Fr. Krupp, Grusonwerk — ist
eine Scheibenmühle, deren arbeitende Teile aus zwei ringförmigen, vertikalen
Fig. 205.
^. 205 — bestehen. Aus den Planflachen
konzentrischen Kreislinien Zahne von drei-
Scheiben a und h — siehe I
dieser Scheiben erheben sich 1
eckigem Querschnitt und z«'ar in der Weise, dass je zw-ei Zahnkreise zwischen
sich eine kreisförmige Furche von gleichfalls dreieckigem Querschnitt bilden,
in welchen Furchen die Zahne der anderen Scheibe rotieren und umgekehrt.
Dm zu zerkleinernde Material wird in der Mitte, vermittelst des durch
Schieber / regulierbaren Aufschüttlrichters, eingeführt und vermöge der Zentri-
bgatkraft, durch die von den Zahnlücken gebildeten radialen Rinnen, nach
dem Umfang hin geschleudert, wobei es beständig mit den Zähnen in Be-
rijhrong kommt und zerkleinert wird. Die eine Scheibe a ist fest an das
GesteU der Mühle geschraubt, wahrend die andere Scheibe b auf der Welle c
sitzt und mit dieser rotiert. Ausser der leichten Verstellbarkeit der Scheiben
gegen einander — vermittelst der Schraube d — , selbst während des Bt-
in die Mühle enUprechend verkleinert. Bisherige Anwendung fanden
EszelsioimQhlen beim Vennahlen von Alaun, Arsen, Blutlau gen salz, B
Match inen lur Her»« Hang von Schrat.
i6i
Brechweinstein, Gips, phosphorsaurem unti Weisskalk, Kupfervitriol, Magnesia,
Natron, Salpieter, Schwefel, Schwefelharium. Soda, Steiosalz, Strontian, Sulfat,
Ultramarin, Weinstein etc.
Eine Kombination von Desintegrator und Eszelsiormühle
i die Dismembratoren oder die Schlagstiftmaschinen, von welchen
on Ft. Krupp, Grusonwerk, in den Handel gebrachte Form in Fig.
207 abgebildet ist.
Es rotiert hier, wie bei der Exzelsiormühle, nur eine Scheibe, wahrend
. die andere fest mit dem Maschinengestcll verbunden ist; nur sind hier die
lertleinemden Organe, wie bei den Desintegratoren, in konzentrischen Kreisen
DT.:
SB "
.Es
rdnete Stifte, wtichc aicli zwistlien ilen, al-ermals ic
verteilten Stiften der festen Gegenscheibe bewegen.
ist aber
konzentrischen
Der Dismera-
Kxzclsiormühle in den meisten Fällen verdrängt
ilühes Material mit Vorteil diirauf zerkleinem kanti.
i
welches nicht hart genug ist, um die verhältnismässig /arten, aber leuoren
Schlagstifte rasch abzunutzeii. Anwendung finden die Dismembratoren noch
bei der Zerkleinerung von Steinsalz, Kalisalz, Gips, Kreide. Seife, Farben elc.
Für die dritte Art von Maschinen, also solche zur HentalluDg von
Uebl, kommen für gewöhnlich nur zwei Gattungen, nämlich die Mahlgänge
und die Kugelmühlen zur Verwendung.
Die Mahlgange, ob mit Ober- oder Unterläufer — wie Fig. 3o8.
eine Bauart von Fr. Krupp, Grusonwerk, Magdeburg-Buckau, zeigt —
dienen nur zum Feinmahlen und erhalten ihr Mahlgut, von den vorstehend
beschriebenen Zerkleinerungsmaschinen vorgearbeitet, in der Mitte mittelst
einer Seh iittel Vorrichtung zugeführt, wo es bei dem gezeichneten Unterläufer
auf den rotierenden Stein fallt und. durch die Zentrifugalkraft sofort erfassl.
kräftig untergezogen, gemahlen und ausgeworfen wird.
Bei den erwähnten Konstruktionen liegen die Steine horizontal; die ,
Königahütte bei Lauterberg am Harz baut einen Mahlgang mit verli*
kaleu Steinen, welcher weniger Kraft und viel weniger Platz gebrauchl,
als die erstbeschriebenen Mühlen ttnd liefert derselbe ein so gleichraässigd
Material, dass, wenn nicht ganz abnorme Feinheiten verlangt werden, «B
Absichten des Mahlgates überflüssig ist.
Jeder Mahlgang (Fig. 209) erhält drei Steine, wovon der mittlere auf
der horizontal gelagerten Welle fest sitzt und von dieser bewegt wird, wahrend
die äusseren Steine fest stehen; die Regulierung der Entfernung der letzteren
von dem Läufersteine geschieht gleichmassig durch die vor der Mühle liegende
Spindel mit Rechts- und Linksgewinde.
Mitchinen zur Hcrftdlung vun Mehl. 163
Bei diesen Mahlgängen wird kein Stein buchslos und, da ein Verstellen
durch Warmwerden der Spindel hier nicht vorkommen kann, so ist stets ein
gleichmSssiges Mahlgut vorhanden.
Bei allen Mahlgängen ist die Einrichtung getroffen, dass wahrend des
Betriebes die Stellung der Läufersteine gegen einander beliebig geändert
werden kann: ausserdem bedürfen sie geringer Reparaturen und hängt die
Eraeuerung der Laufersteine nur von der Harte des Materials ab.
In den Fällen, wo es weniger auf die Quantität als auf die Feinheit
des Produktes ankommt, also überall da, wo ein unföhlbares, feines Produkt
CTiielt werden soll, wendet man die Nassmahlgange an — s. nachstehende
Figur 2 10 — bei welchen die Vermahlung unter beständiger Zuführung von Wasser
«folgt. Vielfach Anwendung finden die Nassmühlen aus obigem Grunde zur
?.erkleinerung von Glasuren, ferner in der Zementfabrikation und in Holasloff-
(abriken als Ersatz für die Raffineure,
Die zweite, der zur Gruppe der Maschinen zur Herstellung von Mehl
gehörigen Zerkleinerungsmaschinen fat die Kugelmühle, eine Maschine die,
obschon längere Zeit bekannt, doch erst durch fortgesetzte kostspielige Ver-
siehe in den letzten Jahren so weit in der Ausführung gediehen ist, dass
dieselbe in die Praxis eingeführt werden konnte und zwar mit einem solchen
Erfolg, dass auf dem Gebiete der Zerkleinerungsmaschinen eine vollständige
Umwälzung eingetreten ist. Dieser Erfolg beruht darauf, dass die Kugel-
mühle in vielen Fallen eine ganze Anzahl Voczerkleinerungsmaschin
behrlich toadit, weil das zu mahlende Material, je nach der Grösse der Mflhlen,
in Stficken von Nuss- bis zu doppelter Fauslgrösse aufgegeben werden kann
Und das fertige Produkt, so fein wie man es für den jeweiligen Zweck gerade
iHaucht, die Mühle verlasst.
104
IV. Abteilung,
Der Verfasser hat es in seiner Praxis selbst durchgemacht, dass, nach-
dem die Kugelmühle für den damals vorliegenden Zweck erprobt war, eine
nur ganz kurze Zeit im Betriebe gewesene Z e rkl ein erungsan läge, bestehend
aus Steinbrecher, Walzwerk und Mahlgängen abmontiert und nur durch Kugel-
mühlen ersetzt wurde.
Die Ersparnisse, welche durch die Anwendung von Kugelmühlen ent-
stehen, beziehen sich bei den älteren Maschinen nicht nur auf den erforder-
lichen Aufsteliungsraum, sondern auch auf die geringeren An schaff ungs-. Be-
triebs- und Reparaturkosten, so dass man heute filr viele Zwecke wi:>hl nur eine
Kugelmühle aufstellen wird, wahrend früher mindestens zwei verschiedene Zer-
kleinerungsmaschinen für dasselbe Endprodukt erforderlich waren.
Aus diesem Grunde haben die Kugelmühlen eine sehr grosse Verbreitung
gefunden. Von mehreren Spezialfa briken für Zerkleinerungsmaschinen sind
eigene Konstruktionen dafür ausgearbeitet, von welchen einzelne durch
Palente geschützt wurden. Eine spezielle Konstruktion soll wegen der giiisnen
Bedeutung, welche die Kugelmühle einnimmt, an Hand der nachstehenden
Fig. 2 11, einer Ausführungsform der Firma Fr. Krupp, Gri
Magdeburg-Buckau, naher beschrieben werden.
Die Kugelmühle besteht im wesentlichen aus einer rotierenden Trommel.
deren Mantel aus zyhndrisch gebogenen, mit Löchern oder Schlitzen ver-
sehenen Platten a zusammengesetzt ist und deren schmiedeeiserne, auf ihrer
Innenseite mit Schutzplatten b versehene Stirnwände durch Nabenscheiben
mit der stählernen Welle der Mühle verbunden sind. Im Inneren der Trommel
befindet ^ich eine grossere Anzahl Kugeln, welche das eingebrachte Mahlgut
bei der Rotation der Mühle zerschlagen und zerreiben. Das genügend zer-
kleinerte Material ßlUt durch die Löcher im Trommelmantel a auf ein, den
letzteren conachsial umgebendes, zylindrisches Sieb c aus gelochtem Stahlblech,
r Her«le1lang v
■ 65
welches die gröberen Griese zurückhält, während die durchgesiebten, reichlich
mit Mehl vermischten, feineren Griese auf das, aus Metaligewebe bestehende
Metallsieb d gelangen. Dieses ist ebenfalls zylindrisch und mit entsprechendem
Zwischenräume um das Sieb c herumgelegt. Das fertige Mehl fällt durch
dasselbe hindurch in den, mit einem Sackstutzen und einem Verschlussschieber
versehenen Auslauftrichter eines, die ganze Mühle staubdicht umgebenden
Blechgehäuses S.
Die abgesiebten, zwischen den Sieben c und d und dem Troramel-
mantel a befindlichen Griese werden mittelst der, über die ganze Breite der
eisleren reichenden und durch entsprechende Schlitze in dem Siebmantel r
hindurchgehende Biechschaufeln f den Kanälen g zugeführt, von welchen in
jeder Mantelplatte einer angebracht ist. Diese Kanäle lassen die Griese in
das Innere der Trommel zurückfallen, in welchem sie der Wirkung der Kugeln
auk neue ausgesetzt werden.
Die Zuführung des zu mahlenden Materials erfolgt durch die eine der
Naben Scheiben, welche zu diesem Behufe so durchbrochen ist, dass schiffe-
schraubenartige Speichen entstehen, welche das Material aus dem Trichter h
in die Trommel befördern und durch diese eigenartige Form auch ein Heraus-
springen von Kugeln in den Trichter h verhindern.
Um eventuell in das Innere der Trommel steigen zu können, ist am
Umfang derselben ein Mannloch angebracht, welches durch die Stäbe Ü und 1
geschlossen ist.
In der vorbeschri ebenen Ausrüstung würde man nun das zu mahlende
Produkt in der Grösse und Feinheil erhalten, welche der Maschenweite des
Sebes d entspricht ; nimmt man letzteres sehr weil, so erhalt man ein griesiges
Produkt, nimmt man es sehr fein — bis 200 Maschen auf den laufenden
englischen Zoll — - so erhalt man staubfeines Mehl. Will man aber die
KugelmOhlen als Vorzerkleinerungsmaschinen iür Mahlgänge benutzen, so lasst
nun die Siebe c und d ganz weg nnd bringt dafür in der Mahltrommel a
entsprechend grosse Oeffnungen an.
Es geht wohl hieraus zur Genüge hervor, dass man die Kugelmühle
lor Herstellung von Schrot, Gries imd dem allerfeinsten Mehl verwenden kann.
Um die Unterhai tungs- und Reparaturkoslen auf ein Minimum zu beschränken,
«od die arbeitenden Teile — Kugeln, Mantelplatten a und Schutz platten b
~ aus Stahl bezw. Hartguss hergestellt.
Mit grossem Vorteil wurden bis jetzt darauf gemahlen : Blei-, Arsen-.
Chrom-, Gold- und Silber-Erz, Schwefelkiese, Thomasschlacke, Rohmaterial
ftr Zementfabrikation, Gusseisenspahne, gbrannter Kalk, Phosphorite, Schmirgel,
Emaüle, Gips, Soda, Porphyr, Quarz, Sulfat etc.
Wie schon bemerkt wurde, beruht die Wirkung der Kugelmühlen darauf,
dasB mehr oder weniger schwere Kugeln in die Höhe gehoben werden,
welche dann beim Herablallen die von ihnen getroffenen Kflrperteilchen zer-
kleinem.
Das Eisenwerk vorm. Nagel & Kaemp, A.-G in Hamburg, hat nim
dne Zerkleinerungsmaschine (s. Fig. 212) konstruiert, in welcher zwar auch
Kogcln als zerkleinernde Ot^ne verwendet werden, aber es wird nicht
deren Schwere, sondern die ihnen erteilte Zentrifugalkraft als wirkende
Ursache benutzt.
Bei diesen sogenannten iRollmühleni rotiert in einem feststehenden
^ Gt hanse ein mit Speichen versehenes Armkreuz, das dazu dient, eine Anzahl
H^tttr Ktigeln auf einer, in das GehSuse eingesetzten, kreisrunden Rollbahn
^^BUt umlaufen zu lassen. Das zu zerkleinernde resp. zu vermählende Gut
i66
rV. Ableilnng.
wird nahe der Achse in das Gehäuse eingebracht und durch das Atmtreuz '
gegen die Rollbahn geworfen, wo die Kugeln über dasselbe hinweglaufen und
es rasch zu Mehl verarbeiten. Der Auslauf findet bei horizontaler Drehachse
an einer der vertikalen und xu diesem Zweck durchlocliten Seitenwand statt. ^
Je rascher nun das Armkreuz gedreht wird und je rascher durch dasselbe i
die Kugeln auf der etwas hohlen Rollbahn laufen, um so grosser ist, unter
dem Einflüsse der Zentrifugalkraft, der Druck, den die Kugeln auf die Roll-
bahn resp. auf das zu zerkleinernde Material ausüben. Da die Zentrifugal-
kraft unler sonst gleichbleibenden Bedingungen im quadratischen Verhallnisse
mit der Geschwindigkeit wächst, so hat man es mit denselben Kugeln gani
in der Hand, nur durch Steigerung der Umdrehungszahl am Armkreuz, die
lebendige Kraft der Kugeln beliebig und nach Bedarf zu steigern und dem-
gemass die Wirkung auf das Mahlgut zu vervielfachen.
Gebr. Pfeiffer in Kaiserslautern bringen eine piiteniierlc „Horizontal-
Kugelmühle mit Wind-Separation" (Fig. 213) in den Handel und
scheint sich diese neue Maschine speziell ftlr das Zerkleinern von Zement,
Trass, Kalk, Phosphate, Farben etc. gut zu eignen, weshalb an ihrer all-
gemeinen Einführung kaum zu zweifeln ist.
Nach den Angaben der Erfinder wird die Vermahlung des aufgegebenen
Gutes durch Stahlkugeln c bewirkt, welche in einem konkaven, der Kugel-
fonn angepassten, ausgekehlten Mahtring e laufen und durch ein Annkreui d
angetrieben werden. Auf diese Weise üben die Kugeln einen zerreibenden
EinÜuss auf das Mahlgut nicht nur durch ihre Schwere aus, sondern auch
durch die, bei der Bewegung entstehende Zenlrifugalkndl. Die Einführung
des Mahlguts erfolgt durch einen, mit dem Armkreuz d fest verbundenen und
mitrotierenden Trichter f und einen feststehenden Aufschütttrichtet g. Ober-
halb des Mahlringes e sind zwei konzentrische Mantel k und i angeordnet,
von denen der äussere i mit einer Decke versehen und vollständig geschlossen
r Herslellnng v
167
ist. -wahrend bei h die Decke fi^lilt und nach oben eine Oefihung bleibt. In
diesem Zwisclienraum ist ein Ventilator k u-ngebrachl, dessen Flügel von einem
Armkreuz / getragen werden, das mit dem Trichter f fest verbunden ist und
infolgedessen mit diesem 1
Wird nun durch den Triditer g der Mühle das Mahignt zugeführt, so
gelangt solches zunächst zu den Kugeln c, von welchen es zerkleinert wird;
hat die Feinheit des Mahlgutes einen bestimmten Grad erreicht, so folgt es
dem, vom Ventilator k erzeugten Luftstrom in der durch Pfeile angedeuteten
Richtung nach oben in den weiten Innenraum des Mantels Ä, woselbst nur
die feinstgemahlenen Teile von dem sich verlangsamenden Strom weiter mit-
genommen werden können. Oben angekonunen schleudert der Venlilator k
die mit den feinen Teilchen des Mahlgutes angefüllte Luft hinüber in den
Zwischenmum der beiden Mäntel h und i. Das hier sich ansammelnde Mehl
wird durch Streicher fn, welche mit dem Ventilator k verbunden sind, der
Austtagöffnung n zugeführt und kann dort beliebig abgenommen werden.
Diese PfeifTer'sche Zerkleinerungsmaschine hat gegeoüber ahnlichen
ttruktioncn vor allen Dingen den grossen Vorteil, dass die empfindlichen.
i68
IV. Abteilaiic>
teuren Siebe vollständig in Wegfall kommen, wodurch an Unter-
haltUDgB- und Reparaturkosten viel gespart wird und alle durch Zerrcissen
der Siebe eotstehenden Betriebsstörungen ein fQr allemal beseitigt sind.
Ausser diesen besonders wichtigen Vorteilen verlangt diese KugelmDhle
eine kleinere Betriebskraft, weniger Raum zur Aufstellungund geringeren
Anschaffungswert, bei vollständig staubfreiem Arbeiten.
Eine eigenartige Zerkleiaerungs-
maschine (s. Fig. 2 14) ist dem Eisen-
werk vorm Nagel & Kaemp A.-G.
L. in Hamburg patentiert worden. Diese
Maschine- Doppelpendelmöhle-
ist eine Feinmahlmaschine, bei welcher
mehrere Mahlwalzen c mit ihren in
Kugeln / aufgehängten Pendelachsen
d um eine zentrale KOnigswelle h
denLrtigkreisen,dass sie durch Zentri-
fugalkraft gegen die kreisrunde
Mahlbahn b gedrückt werden und,
auf dieser Mahlbahn abrollend, das
zwischen die Mahlwalzen c und die
Mahlbahn b geworfene Mahlgut in
staubfeines Mehl verwandeln. Ein
die gesämmte Mahlkammer umgeben-
des Sieb p bewirkt, dass nur genügend
gefeintes Mehl in die Auslauföff-
nungen t gelangen kann.
Demgemass gehört die Doppel-
pendelmühlezu denjenigen Zerkleiner-
ungsmaschinen, welche durch Druck
auf das Mahlgut wirken ; da aber der
Druck zwischen den Mahlflachen
ausschliesslich durch Zentrifugal-
kraft hervorgebracht wird, kann der-
selbe durch Steigerung der Umlauf-
Fig. 314. gesch windigkeit beliebig und ganz
nach Bedürfnis ohne Vermehrung
des Lagerdruckes vergrössert werden.
Die Pendelachsen d der Mahlwalzen c hangen mit ihren oberen Spur-
ringen in kugelförmigen Lagern f. welche gestatten, da.ss die Pendelachsen
gleich einem Zentrifugalpendel »ach jeder, also sowohl in radialer wie auch
in tangentialer Richtung ausschwingen können. Hicrt>ei ist das radiale Aus-
schwingen durch die ringförmige Mablliahn b, (las tangentiale Ausschwingen
dmch die Schlepplager e begrenzt, weicht- <lurch elastische Federn m mit dem,
auf der Königswelle h sitzenden Mitnehmer n so verbunden sind, dass die
Mahlwalzen, wahrend sie um die Königswelle kreisen, etwas zurflckbleibeo
können, wenn grössere, das Mahlen erschwerende Stücke zwischen die Mahl-
flachen gelangen.
Das Mahlgut wird durch einen die Zuführung angemessen regulierenden
Speiseapparat n in die mit dem Aufsatz q versehene Mahlkammer gebracht
und dort so lange und so oft gegen die Mahlhahn 6 geworfen, bis dasselbe
unter dem Druck der über dasselbe hinwegrullenden Mahlwalzen c fein genug
mahlen ist, tun als fertiges Mehl durch das die Mahlbinimer ringförmig
^d>mde Sieb p in die Auslaufiliffnungen ( gelangen ku können.
Am Schluss der Abte lung fdr Zerkleineningarn,iscl nen
jnstmkt onen Erwähnung geth<m uel he seh fü Spez Az\
ntitat haben und her und da Anucndung finden dQrflen
Eb ist dies unior andurcm die Kugelmühle mit geschlossenem
kBlgehäuse, dieselbe besteht, wie obensCehende Konstruktion der Firma
. Krupp, Grüsonwerk, Magdeburg- Biickaii zeigt, aus einer Trommel,
I70
IV. AbteünQE.
welche horizontal oder unter «ineni Winkel zur horizontalen Ebene HJtw
kann. In dieser Trommel befinden sich, ausser dem zu mahlenden Matci
Stahl- oder Hartgusskugeln oder, wo es das Material verlangt, Kugeln
Rolguss — in tlicscm Falle ist dann auch die Trommel aus Rotguss — i
verschiedenem Durchmesser; die Rotation wird hier so lange fortgesetzt,
der gewünschte Grad der Feinheil erreicht ist.
Diese Kugelmühlen erfordern geringen Kraftaufwand und sehr wei
Reparaturen; ihre Anwendung finden sie naineollich zum Mahlen von Farbi
Gewürzen, chemischen Produkten aller Art etc.
Für solche Stofl'e, welche mit Metallen nicht in Berührung komm
dürfen und deren klare Löslichkeil durch die Pulverisierung nicht beeinflu
werden soll, baut die Pinna H. F Stollberg m Offenbach a/M. eine Ki^
mflhle aus Porzellan, welclie zwetlvs hequt,mi.r Füllung und Entleerung u
vor allen Dingen gründlicher Reinigung aus zwei Teilen besteht.
Der eine Teil ist an dem. die Bewegung Obcrtngenden BOgel fest. »■!
rend der ändert-, wie Fig. 216 zeigt lose mit demselben verbunden ist, diu
eine Schrauben Vorrichtung aber nnt diesem fest verbunden werden kann. I
Zerklcinerungs Organe sind ebenfalls PorzelUn kugeln
Eine für grössere Qüantitätt.n bestimmte Kugelmühle stellt 1
Firm;i Fr. Krupp, Grusonwi-rk Bin k lu M 1,,'dt bürg her.^
DiLS [,ros lin i 1, 1 ; i rt r 1 1 ul i er \chst
auf vier Rollen die paarweise auf gemeinschaftl dien Lagerstühlen sitzen u
durch em \ or^elege angetrieben wirden
Seitlich sind Separationssicbe angebracht welche das genögend zerklein«
Matenal durchla-wen die Mühle also entUsten und dadurch den MahlprOK
beschleunigen Die Aufgal e des Materials erfolgt in der Regel durch v
schhessbare Oiffnungen m der Trommel kann ahtr uch durch einen seill
angebrachten Tncl ler und eine Zuführungss hnecke erfiigen
Für kleine QuanbUten ist die m umstehender Fig zi8 dargeste
Pulverisiertrommel \ielfach in Anwendung Ditstlbe ist für Handbeö
eingenchtet und sind uch hier Slihl oder Rotgusskugeln he arbeiten«
Organe
Die mehr und mehr in Aufnahme gelangende Kohlenstaub-Feuerung hat
T Folge gehabt, dass eigenartige 2 erkleinenings- Maschinen zum Zwecke der
; des Kohlenstaubes gcb;mt «orden sind.
Vor allem ist es die v.m der Maschinenfabrik Gebr. Propfe. Hildes-
sim konstruierte sogenannle »Propfe- Mahle«, welche u, a. in der Berliner
ewerbe-Ausstellüng 1 8q6 im Betriebe vorgeführt wurde.
Die Einrichtung derselben geht aus nachstehender Figur 2 1 9 und dem
Igenden Vermähl ungsgange zur flcnügf hervor.
Die in den Fülltrichter geschüttete Kohle wird von dem Rührfinget
itch die OefFnungcn der Einlaufschieher oder statt des obigen FüUlrichters
rch eine schneckenförmige Speisewalze mit Feder und Schieber in
■- Höhle geführt. Im Innern der Mülile fällt die Kohle auf einen Streu-
Her, der sie gleichmässig an dem Umfange des oberen Mahl-
iges verteilt, zwischen welchem und den oberen Zentrifugal -Walzen
vorgemahlen wird. Kohlenstaub und Kohlengrieae sinken in zylindri-
bem Strome zwischen Sichtflügeln und bei Windsichtun g zwischen
Igelrad und Siebmantel hezw. Sekanten -Mantel hernieder, der Staub passiert
; Sieb bexw. die Flügel, der Gries lallt weiter zwischen den unteren
thlring und seine Walzen, wird hier vollends in Kohlenstaub verwandelt
i durch das Sieb liezw. Flügel hindurch in den Aussetunanlel befördert.
dem Untersatze der Mühle sammelt sich der fertige Staub an und ein ein-
her Arm streicht ihn durch die Ausläufe in unterge hängte Säcke oder (bei
:>stthatigea Betrieben) in die Transportschnecken, Elevatoren und dergleichen.
gen Verstopfungen ist die »Propfe-Mühlc» durch eine selbstthatige Vcntil-
ppe geschützt, welche einen Notauslauf öffnet, wenn der Mühle zu viel
hie zugefführt ist.
Diese Mühli? bedarf keines Vorhrecliers, weil sie Kohlen bis 40
Stüdtgrösse ohne weiteres vermählt, ferner bedarf sie keiner Schüttelsiebe
weil sie von Eisen teilen und Fn
n grosser Leistungsfähigkeit und li
milkörpern nicht ruiniert wird.
uferte z. ß. die in Berlin aus-
s;cstelite Mühle in der Stunde durchschnittlich iioo Kilo.
Speziell zum Mahlen resp. Zerreiben von Indigo wendet man vor-
nehend (Fig. 22o) gezeichnete Indigo-Reibmaschine von Gebr. Heine
in Viersen an.
Dieselbe besieht itus einer gtisseisemen , zylindrischen Trommel mit
»ei dicht aufliegenden Deckeln, wovon einer mit einer mannlochartigen, dicht
vcrachliessbaren Oeffnung imn Einfüllen des nassen, aufgeweichten Indigos
versehen ist.
Die Trommel ruht in einem kräftigen gusseisemen Gestell, wird durch
Riemen angetrieben und enthält im Innern mehrere eiserne Walzen, welche
den Indigo in verhältnismässig kurzer Zeit auf das Feinste zerreiben. Der
fertig geriebene Indigo wird durch einen an der Trommel befindlichen Hahnen
aligt^lassen.
Für die Fabrikation von Buchdruck- und Malerfarben reichen obige
Mascliinen nicht aus, und muss man hierfür besondere Farbereibmaschinen
verwenden.
Diese Maschinen (s. Fig. 2ri) erhalten drei Walzen — aus Syenit,
Fein- oder Hartguss — die mit ungleicher Geschwindigkeit rotieren und von
denen der vorderen Walze, behufs Erhaltung einer guten Reibfläche, ausser
der rotierenden, noch eine seitliche Bewegung erteilt wird.
Zum Vennahlen leigarligcr Körper, z. B. Seifen, und zum gleichzeitigen
Umfonnen dieses Mahlgutes in endlose Stangiai dient die umstehend ge-
idchnete vierwalzige Mühle, welche von H. F. Stollherg, OITenbach a/M.
gebaut wird. Die beiden unteren Walzen bilden die Aufgabe walzen, während
die obere die Abgabewalze darstellt. Letztere ist mit zwei Abstreichmessem
versehen, welche lias gemahlene Produkt abstreichen und entweder, wenn eine
nochmalige Vermahlung stattfinden soll, in dem oberen Trichter zurückfallen,
odet aber wenn die Vermahlung genügend weit vorgeschritten ist, in dem
Auffangapparal des Umformers gelangen lassen. Letzterer Apparat b«tfht '
1 parabolisch geformten Hohlkörper und einer sich dessen Form en^'
ansciiliessenden einarmigen Schnecke, deren Gewindesteigung sich behufs Er-
zielung des erforderlichen Druckes nach vom vermindert. In dem vor dem
Apparat liegenden und heizbar eingerichteten Mönilungskopf können nun
Brillen von jeder gewünschten OetTnung eingesetzt werden, je nach dem Quer-
schnitt, den die erzeugten Stangen erhallen sollen. Der Antrieb ist so ein-
gerichtet, dass Mühle und Umformer gleirhzriiig uml getrennt arbeiten können.
von den verschiedensten ö 1-
ikernen, Erd- und anderen Nüssen,
hleudermOhlen oder Walzen-
Die Walzenmühlen sind ähnlich den Walzwerken (a. S. 153) konstruiert,
nur erhalten die Walzen beim Verarbeiten von Samen eine möglichst rauhe
Oberflache, um ein sicheres Einziehen des Samens zu erreichen ; beim Ver-
arbeiten von Nüssen hingegen werden zwei, auch drei Paar über einander
liegende Walzen angewendet, von denen die beiden oberen Walzenpaare, je '
nach der Grösse der Nüsse und der Beschaffenheit ihrer Schale mehr oder
weniger stark geriffelt sind, wahrend das unlere Walzenpaar rauh geschliffen «ird-
V. Abteilung.
Mischmasehtnen.
Unter Mischen versteht man im allgemeinen das Zusammenführen, ver-
schiedener, meist ungleichartiger Substanzen zu einer Gesamtheit.
In Bezug auf die Vollkommenheit und Innigkeit der Mischung, welche
sich natürlich nach der Fabrikationsart und den Eigenschaften des darzu-
stellenden Körpers richtet und gross oder gering sein kann, werden an die
hierfür vorhandenen Maschinen und Apparate die weitgehendsten Anforde-
rungen gestellt.
Diese Ansprüche sind aber vollständig gerechtfertigt und müssen erfüllt
werden, denn wenn z. B. die Mischung zweier Körper, welche auf einander
einwirken sollen, nicht ganz gleichmässig ist, so wird, da an einer Stelle der
eine und an der anderen Stelle der andere Körper im Ueberschuss vorhanden
ist, der beabsichtigte Prozess ungleichmässig vor sich gehen. Infolgedessen
wird unrationell gearbeitet werden, weil nach Beendigung des Prozesses ein
nicht in Reaktion getretener Rest des einen Körpers verbleibt.
Man sieht daraus, dass die Brauchbarkeit eines Produktes, welches
während seiner Herstellung irgend einem Mischprozess mit anderen Körpern
unterworfen werden muss, sehr wohl von der richtigen Konstruktion der dies-
bezüglichen Apparate abhängen kann.
Unterschieden werden letztere in Bezug auf die Beschaffenheit
der zu mischenden Körper, und man teilt sie ein in Maschinen zum
Mischen von:
1. Festen Körpern;
2. Festen Körpern mit Flüssigkeiten;
3. Flüssigkeiten;
4. Flüssigkeiten mit Gasen und
5. Gasen.
Die einfachste Methode f)B8te Körper zu mischen, besteht darin,
<iass man diese, dem Mischungsverhältnis annähernd entsprechend, nach-
und durcheinander so auf einen gemeinschaftlichen Haufen zusammenschüttet,
dass die Mischung auf der Böschung des so entstandenen Kegels vor sich
geht. Will man die dadurch entstandene, allerdings noch ungenügende
Mischung verbessern, so muss man noch ein- oder mehrmal den so gebildeten
Haufen in gleicher Weise umschaufeln. Diese Manipulation von Hand vor-
zunehmen ist aber nicht nur sehr kostspielig, sondern auch gesundheitlich
sdiädlich, da bei dem Umschaufeln, je nach Art der Körper, stets eine grössere
oder kleinere Staubentwickelung stattfindet, welche die Arbeiter belästigt.
176
. Abteilung.
Man wendet deshalb diese Methode wohl nur noch bei Versuchen an»
während man für regelrechten Betrieb die Mischmaschinen allgemeia
eingeführt hat.
Zu diesen Mischmaschinen gehört die Mischschnecke, ein Apparat,
der bereits in der III. Abteilung unter Tran Sporteinrichtungen erwähnt wurd^
und sich von jenem nur durch die Fonn seiner Flügel unterscheidet, wi^
Fig. 123.
Fig. 223, eine Ausführungsfomi der Pinna G. Polysius, Dessau, auch an-
deutet. Die Flügel bilden keinen fortlaufenden Schraubengang, sondern sind
einzelne Flächen, die so schräg zur Drehachse gestellt sind, dass dadurch eine
unierbrochene Schraubenlinie entsteht. Wird nun diese Schnecke — genannt
Polterschnecke — in Rotation versetzt, so werfen die Flügel die in Pulver-
form eingebrachten Körper nicht nur durcheinander, sondern sie bewegen sie
auch in achsialer Richtung vor sich her, bis sie am Ende des Schnecken-
troges gehörig \'eniiischt ausfallen.
Bei diesen Polterschnecken war man aber bezüglich der Genauigkeit der
Mischung zu sehr von der Zuverlässigkeit des betrelTenilcn Arbeiters abhängig-
Dr. Jpchum hat eine Teil- und Mischmiischin-e konstruiert, welche
sich nach den Au.ssagen von Fachleuten ganz ausgezeichnet bewähren soll.
Sie besteht, wie aus der Fig. 224 her\-f)rgeht, aus einer Reihe neben
einander angeordneter eiserner Trichter, auf welchen grössere Behalter aus
Holz oder Eisen aufgesetzt sind, die zur Aufnahme der zu mischenden
Materialien dienen. Unter einem jeden der eisernen Trichter befindet äch
ein rotierender Teller, von welchem das konlinuierlich aus jenem Hiessende
Material in eine danuiter liegende Misch- oder Po Itersch necke abgestrichen
Der hauptsächlichste Teil der Maschine, s. Fig, 225 und 226, Ansicht
und Schnitt des Teilapparatcs, d. h. die Vorrichtuiig, mittelst welcher das Ab-
teilen der Massen in genau vorgeschriebunem Verhältnis bewirkt »ird, ist
Begenüber den früheren Ausführungen, von der jetzt allein zur Fabrikation
berechtigten Firma Fr. Krupp, Grusonwerk Magdelmi^-Buckau, so wesentlich
•«bessert worden, tluss jetzt das Abteilen nicht mehr vom Böschungswinkel
der betreffenden Materialien abhangt. Ein weiterer Vorzug besteht in der
Erhöhung der quantitativen Leistung, welche dadurch erreicht wird, da.ss jetzt
»ei Oeßtaungen zu beiden Seiten des unteren Trichterbodens angeordnet sind.
Nachdem die Abteüvorrichtung, je nach der Art der Körper und je nach dem
inrünschten Mischungsverhältnis eingestellt ist, arbeitet diese Maschine selbst-
thatig genau und zuverlässig und verlangt nur eine einfache Bedienung bei
gam geringem Kraflbedarf; die Mischung ist eine sehr innige und die Leistung
auch in quantitativer Hinsicht eine sehr hohe.
Wenn man ausserdem berücksichtigt, tlass die Maschine völlig staubfrei
aibcilet und tlass die Geheimhaltung der Mischung, selbst gegenüber den
daran t>eschäft igten Arbeitern, ermöglicht ist — weil man das Einstellen ja
selbst besorgen und auch beliebig verändern kann — so dürfte wohl eine
weiteie Empfehlung nicht nötig sein, um diese Ma.schine an geeigneter Stelle
aizuwendea.
\i
■-■tieliene Trommeln, ähnlich wie
Integratoren, in eni-
L;i"gengeselzter Richtung scimell
rotieren. Das zu mischende Ma-
terial wird in bestimmten Mengen
abgewogen und der Masdiine mit
der Hand zugegeben, wq es als-
dann von den erwähnten Tromradn
kräftig durcheinander geschleudeil
und gemischt wird.
1 durch das AbwSgoi
Zuschütten mit der Hand
ziel von dem Arbeiter ab-
hängt, so hat Pallenberg die sonst
schon brauchbare Maschine da-
durch bedeutend verbessert, dass
er jedem einzelnen der zumischen-
, den Stijfle einen besonderen Ein-
L-hter gab und die Zuführung
'■ Kur rotierenden Trommel duidi
JB nach dem gewünsclilen Misciiung^verhältnisse ver-
Miscliniaschincn fUr feste Körper ijg
rasch umlaufen und dadurch verschiedene Mengen dem Apparate
nlciten. regelte. Uie Anzalil der Aufgabeslelleu richtet sich naturgemäss nach
der Anzalil der zu niischenden Stoffe.
vorai. Nagel & Kaemp, Aktiengesellschaft in Hamburg,
laut eine gut arbeitende Mischmaschine in Form einer horizontalen Trommel,
in deren Inneren Tatzen angebracht sind, welche die zu mischenden Materialien
Drehung des Zylinders hoch heben und ddnn wieder fallen lassen.
Zum Ein- und Au-sbringen des Materials dient ein seitlich angebrachtes Mann-
Der Betrieb mit dieser Maschine ist ein i>eriodischer ; will man aber
inuierUch mit dieser arbeiten und auch gleichzeitig transportieren, so werden
die Tatzen im Inneren der Trommel gewindeartig ausgebildet, jedoch mit
Z»üchenräuraen derartig versehen, dass auf zwei Gewindegänge derselben
Riditung ein Gewindegang in entgegengesetzter Richtung folgt. Diuch diese
Anordnung wird eine ganz intensive Mischung und zugleich Fortbewegung,
in, an dem einen Ende auffiegebenen Materialien erreicht, welche dann die
Trommel an der entgegengesetzten Seite von der Aufgabeslelle verlassen.
1
I
Wahrend hier also die Trommel rotiert, giebt es wieder AusfÖhrungen,
bei welchen die Trommel stillsteht. Man versieht dann eine, durch die
Trommel gehende Aclise, almlich wie bei den Polterschnecken, mit Flügeln,
und lässt diese die Mischung vollziehen , oder aber, wie Fig. 228, eine
Konslrukiion von H. F. Stollberg, Oflenhach a. M., zeigt, man bringt
einen doppelten Schraubengang auf der Achse an, und lässt diese und die
Trommel in entgegengesetzter Richtung rotieren.
Man wendet an letzteren Maschinen auch Trommeln mit Doppcl-
taanteln an — namentlich bei der Methyl violett-, Violett- und Grön-
fabrifcation — , um das zu mischende Material kühlen bezw. erwürmen
za können. Das Entleeren findet bei diesen Maschinen selbstthatig statt,
indem man, nach Abnahme des Verschlussdeckels, die Beschickungsöffnung
nach unten bringt und alsdann die Rührschnecke in Bewegung setzt, wodurch
diese das gemischte Material auswirft.
Diese Mischmaschine hat nun Stoliberg dadurch in eine Zerkleinerungs-
maschine umgewandelt bezw. beide Maschinen zu einer kombiniert, dass er
in das Innere der Trommel eine entsprechende Anzahl Kugeln brachte. Der
auf der Achse befindliche Schraubengang nimmt nun diese Kugeln bis zu einer
18»
i8o
V. Abteilung.
bestinunten Höhe mit, lässt sie alsdiinn abrollen, wodurch eine derarti
Kilgliche Reibwirkung erzielt wird, dass z. B. Farben, welche zu einer >
verarbeitet werden sollen, in Stücken eingeführt werden können und i
innigst gemischtes unfülilbares Pulver die Maschine verlassen.
An Stelle der RührflOgel oder Schnecken wendet die Firma W(
& Pfleiderer, Cannstalt, eigentümlich geformte Mischschaufel
ihren, nach dem denkbar einfachsten Prinsip gebauten Maschinen an; c
denselben erzeugten Mischungen sind von bisher kaum erreichter VoUkoi
heit. Diese Maschinen haben sich, infolge der damit erzielten Gründl
und Raschheit der Mischung, sowohl in der chemisch-technischen, als
in der chemisch-pharmazeutischen Industrie, in verhältnismässig kurze
sehr gut eingeführt.
In diesen Mischmaschinen kann, bei richtiger Wahl der Gross
Anzahl von Schaufeln, sowie bei entsprechender Behandlung rasch jeder ]
prozess, wie schwierig er auch sei, aufs vollkommenste ausgeführt werdei
sind die besten Erfolge unter anderen in folgenden Fabrikationen zi
zeichnen: Chinin, Dynamit, Ultnmiarin, Graph i im assen, Gummi und '
percha, elektrische Kohlen etc. etc.
Kig. 2jg.
Es sei vorausgeschickt, iktst, die Anwendbarkeit dieser Ma.sc!iinen '
nur auf trockene Materialien beschrankt ist, sondern dass auch angef
tete und feuchte Köqier damit verarbeitet werden können und wird
in letzteren Fällen die Mischmaschine zur Knetmaschine.
Vorstehend gezeichnete Ma.schine mit zwei Schaufeln wird inG
von So bis 200 Liier Troginhalt gebaut und i.st der Trog nicht, wie b
kleineren Maschinen zum Auseinandernehmen, sondern derselbe IcaQ
Entleerung niiltelst der H;mdspindel gekippt werden. Jj
MiscbraBichmen (ur feile Kärper. l3l
Der Antrieb erfolgt bei sämtlichen Maschinen dieser Firma mittelst des
derselben p;itentierten Re versierappara tes.
t Dieser sinnreiche Apparat besteht aus zwei losen Riemenscheiben B, B
F^. 230) und einem dazwischen liegenden, die Weile mitnelunenden
lelstQck Ä, welches mit den Riemenscheiben aufs bequemste durch das
H.indrdd S in und ausser Eingriff gebraclit werden kann. Das Handrad H
bewirkt, nach links angeworfen, den Vorwilrtsgang resp. die Misch- oder bei
feuchten Körpern die Knetriciitung, nach rechts dag^en den Rückwärtsgang,
resp. das Auseinanderarbeilen, evenll. die Entleerungsrichtung der Maschine.
Auf diese Weise hat man nicht nur die Umsteuerung auf das Sicherste in
<ler Gewalt, sondern man kann auch durch einfaches Anhalten des Handrades
ptelich die Maschine abstellen, so dass eine weitere Abstellvorrichlung ganz
eatbehrlich ist. Der Betrieb der beiden Riemenscheiben kann ohne besonderes
Vorgelege direkt von der Transmission aus erfolgen.
l82
. AbleiluDg,
Diese Mischmaschine (s. Fig. 2iq) ist besonders zahlreich bei Hersti
von künstlichem KolilenmateriHl für elektrische Zwecke, Akkumulaiorenn
Kitten aller Art, Farben in Teigkonsistenz, Schmirgel etc. in Verwendung.
Für die nämlichen Fabrikalionen, jedoch für grössere Massen, dien
vorstehend in der Kippstellung gezeichnete zweischaufehge Maschine (Fig.
bei dieser sind, wie bei den anderen Maschinen zur Venneidung von
^ücksfallen die Zahnräder mit Schutzniänteln umhüllt. Gebaut wini <
Modell in Grössen von 400, 600 und 800 Liter Troginhalt und gesc
die Kippung des Troges auton^atisch, d. h. der bedienende Arbeitet br
nur auf einen Hebel xa treten, worauf sich der Trog an einer Spindel
kippt. Wahrend des Umkippens bleibt die Maschine im Betrieb, woi
die hierzu, nötige Zeit der Misch- und Knelarbeit nicht verloren gehl.
Eine se!ir viel angewandte Maschine ist die nach Fig. 232, weicht
80 bis 200 Liter Inhalt gebaut wird und zum Mischen von Zement, Isi
masse, Farben, Papiennassc und vielen wideren Materialien von brotleigahnl
Konsistenz dient.
Wie aus der Abbildung hervorgeht, sind bei dieser Anordnung die 1
niedrig gestellt, um sie bequem einfüllen zu können. Das Kippen ei
durch an Ketten K und ff' hangende Gegengewichte mittelst der H
kurbel /, es kann aber auch so bewirkt werden, dass der Arbeiter mi
eines Hand- oder Fusshebels diese Kippvorrichtung mit dem Antrieb
Maschine kuppelt.
Eine Spezialmaschine für die Gummi- und Guttaperchafabrika
ist die in Fig. 233 dargestellte Maschine, in welcher Zeichnung die Vo
wand weggelassen ist, um das Innere zu zeigen.
Diese Maschine wird in Grössen für 3 bis 250 Liter Inhalt gebaut
und tat mit heizbarem Trog und heizbaren Schaufeln versehen, besitzt eine
sehr starke Ueberselzung und findet ausser in der Gummi- und Guttapercha-
fabrikation, wo sie sowohl zur Herstellung von Lösungen, als auch zum
Inkorporieren von diversen Pulvern in Rohgumnu' dient, noch vorteilliafte
Anwendung zur Herstellung von Lincruster, Linoleum, künstlichem Elfenbein
MC., überhaupt zum Mischen aller sehr festen Massen, welche bei ihrer Ver-
arbeitung einer Erwärmung bedürfen.
V. Abieüong.
Eine Mischmaschine, in welcher sich keine Rührer, Flügel etc. befinden,
sondern nur die schrUge Lage der Mischtrommel dazu benützt wird, bei der
Drehung derselben die aufgegebenen Materialien durch einander zu werfen
und so zu mischen, baut die Finua Fr. Krupp, Grusonwerk, Magdeburg-
Buckau. Diese Konstruktion ist für solche Materialien besonders geeignet,
welche nicht mit Eisen in Berührung kommen dürfen, denn die Trommel
lässt sich ebenso gut aus Holz, emaill. Blech etc. herstellen, wie auch, wenn
von Eisen mit filei, Porzellan platten etc. innen auskleiden, und hat man daim
den Vorteil, die mehr oder weniger schwierig aus Holz, emaill. Blech.
Blei, Porzellan etc. herzustellenden Rüiirer und Flügel gänzlich zu entbehren.
Hiermit dürften die Mischmaschinen für trockene Materialien abgeschlossen
sein; nur möchte an dieser Stelle noch gesagt werden, da.ss ausser den vor-
stehenden Konstruktionen von Werner & Pfleiderer die vorher erwähnten
Mischmaschinen auch zum Vermischen von festen Körpern mit Flüssigkeiten
benutzt werden können. Nicht unerwähnt sei ferner, dass man zum Mischen
von trockenen Körpern auch die in der III. Abteilung besprochenen
Kollergänge, Mühlen und Desintegratoren mit mehr oder weniger Erfolg
benutzen kann.
Da durch das Mischen von festen Eörpern mit FlüBsigkelten in der
Regel eine Veränderung der ersteren vor sich geht, indem sie sich in letzteren
entweder mechanisch oder cheraisdi auflösen, so müssten derartige Maschinen
eigentlich erst in der nächsten Abteilung besprochen werden, weil aber doch
das Mischen die Ursache der Änderung des Zustandes ist, so sollen die zu-
gehörigen Maschinen gleich hier behandelt werden.
Zum Auflösen von verschiedenen Materialien unter WasserzuHuss z. B.
beim Auflösen von Rückständen, welche nochmals auskrystallisiert werden soUen,
oder zum Auflösen von Thon oder Kalk und Thon in den Zementfabriken etc..
werden vorstehend gezeichnete, sogenannte Schlämmmaschinen (Fig. 235)
häufig angewendel, welche von den verschiedensten Firmen hergestellt werden
and sich nur unwesentlich von einander unterscheiden.
Das gezeichnete Schlflmmwerk ist von G. Polysius, Dessau, gebaut und
wird durch ein Kegelradpaar eine vertikale, oben und unten gut gelagerte
MischmaschiEen für feile Körper iind FlüsiigkeiteQ.
■8ä
Welle Eingetneben; diese Welle bewegt ein Rülirwerk mit Rührstaben, welches
di^ im bestimmten Verhältnis aufgegebenen Materialien mit dem Wasser zu
önem dünnen Brei innig vermischt. Dieser Brei kann bei kontinuierlichem
Betriebe an einer bestininiteii Stelle oben abfliessen oder bei periodischem
Betriebe und hochstehenden Maschinen nach Beendigung der Auflösung unter
beständigem Weiterrühren durch eine am Boden oder an der Seite ver-
schliessbare Oefinung entnommen werden.
Die Gefässe kann man auch ganz aus Eisen herstellen; sind sie von
Mauerwerk, so ist es ratsam, wie vorstehende Figur zeigt, den Boden der
Gnibe mit gusseisernen Segmentplalten auszulegen.
Eine für alle Zwecke gleich gute Konstruktion dieser Maschinen lässt
sich nicht angeben, da sich dieselbe nach den Materialien richtet und zwar
nach deren Eigenschaft, sich mehr oder weniger schnell in Wasser aufzulösen.
So übt beispielsweise das Einhängen von Ketten, die zu gleicher Zeit
zerreibend auf die Materialien wirken, sowie das Ein- und Ausschalten
von Rührsiaben, einen Einfluss auf das Auflösen der Stoffe aus.
Eine Konstruklion, bei welcher je nach Bedarf noch Rülirstabe ein-
und ausgeschaltet werden können, führt nacli Fig. 256 J. A, Hilpert in
NOmberg aus, Man ha( es bei diesen Apparaten in der Hand, FiUe drei
Rahrer, oder den inneren und einen aasseren oder nur den inneren arbeiten
ni lassen; der Antrieb kann von Hand — wie gezeichnet — oder mitteist
Riemen bewirkt werden.
Dieselbe Firma baut auch Rührwerke ohne Seitenrülirer, auf tleren
Mier Welle sicli dann zwei über einander liegende Flügel befinden, deren
Flächen entgegengesetzt geneigt stehen und die sich auch gegen einander be-
»egcn können, wodurch in verbal tnismäs,sig kurzer Zeit ein inniges Mischen
bezw. Auflösen der Materialien staltfindet.
Kig. 236.
Fig. 337.
Dienen die Maschinen (Fig. 236 und 237) zum Schlammen, so ist es
unbedingt notwendig, dass der aufgelöste Schlamm an der Oberfläche ruhig
abfliesst, damit er keine unaufgelöslen Teüe mit sich fortführt.
Zur gleichen Gattung gehören auch die Maschinen zum Aufschliessen
"on Knochenmehl, Knochenkohle, Phosphaten etc. mittels t Schwefelsaure, und
wilenicheidet man hierbei kontinuierlich und periodisch arbeilende Aufschliess-
Maschinen.
Bei ersteren müssen die zu mischenden Materialien — Mehl und Säure
dem gewählten Verhältnis ununterbrochen zugeführt werden. Das Mehl
der Maschine entweder durch ein Becheru'crk oder eine Transport-
J
i88
V. Abteilang.
Stande mangelhafter Dichtung des Rührers bezw. der Rühren^'elle im Thoii-
kesseldeckel leiden. L. Rohrmann in Krauschwitz i. d. Lausitz vermeidet
obigen Uebelstand dadurch, dass er eine besondere Dichtung zwischen Rührer-
welle und Thonkessel und zum Tragen des Rührflügels, soweit als angängig
eine Eisenstange, im Uebrigen aber eine aus einzelnen Stücken zusammen-
gesetzte Thonröhre oder hohle Thonstange anwendet.
Nachstehende Fig. 240 zeigt einen Schnitt durch das Rühn^-erk aus
Thon, und Fig. 241 die Befestigung des Rührflügels.
F.-
i
Fig. 241.
Fig. 240.
Der Thonkessel T ist durch einen zentral durchbohrten Thondeckel D
gasdicht abgeschlossen. In die von einem aufrecht stehenden Flansche /"
umgebene zentrale Oeffnung des Deckels D ist das glockenförmige Dichtungs-
stück d eingekittet, dessen oberer Teil in Form eines mit der Spitze nach
abwärts gekehrten Kegels ausgehöhlt ist. In diesen Hohlkonus passt die
knopfartige Verstärkung v der den Mischflügel F tragenden, aus mehreren
hohlen Stücken ,s^ 5 zusammengesetzten Stange.
Die Stücke ä s sind mit einander und letzteres mit dem Flügel jF durch
Bolzen b verbunden und überdies die Verbindung ersterer durch entsprechend
gebogene Tlion keile A' befestigt.
Der Dichtungsknopf v ist auf seiner konischen Mantelfläche mit Rillen
zur Aufnahme der Schmiere und in seinem oberen, vorteilhaft vierkantigen
Teile mit einer Durchbohrung versehen, mittelst welcher er an die Welle w
befestigt wird. Die Welle xc steckt in der hohlen Nabe des Antriebrades und
lasst sich in derselben verschieden tief befestigen. Hierdurch ist die Möglichkeit
1 (iir Flüsiigkfitcn.
i8g
^botcn, die Reibung der Dichtungsstückc d und u auf das zulässig geringste
Mass XU beschranken und den Thondeckel D mögliclist zu entlasten.
Der Knopf v wird zwecks Verminderung seines Gewichtes hohl hergestellt
und in das Dichtungsstück (/ dampfdiclit eingeschliffen, überdies kann in diesen
hohlen Knopf i' auch Wasser gefüllt wertlen , um das Warmlaufen dieses
Dichtungsstückes möglichst zu vermeiden.
Wie aus obiger Darstellung des Erfindungsgegenslandes erhellt, besitzt
ilereelbe eine genügende, jederzeit regulierbare D ich tungs Vorrichtung, weiche
dem VeiBchleissen möglichst wenig ausgesetzt ist und eine leicht herstellbare
gerade ROhrerweile, indem nämlich die Mittellinien der die Weile zusammen-
setzemlen Stücke leicht in eine Gerade gebracht werden können.
Eine vielfach angewendete Methode, FlfiBBigkeiteo eu miaohen,
besteht in der Kombination eines Dampfstrahl-Luftdruckapparates otler
eines Rührgeblases mit den Mischgeßlssen (s. Fig. 242). Der Luftdruck-
apparat und das R Ohrgebläse drücken die atmosphärisciie Luft durch ein
System von, mit feinen Löchern versehenen Röhren, welche in Schlangenform
auf dem Boden des Mischgefässes liegen, in die darüber stehenden Flüssig-
teiten von verschiedener Zusammensetzung und verschiedenen spez. Ge-
wichten, wodurch dieselben heftig bewegt und infolgedessen innig gemischt
werden.
Sollen die zu mischenden Flüssigkeiten gleichzeitig erwärmt werden, so
ISsst man den Luftdruckapparal ganz fort, verbindet die auf dem Boden der
Muschgefasse liegenden Röhren direkt mit der Dampfleitung und lässt den
Dampf in die FliJssigkeiten eintreten; in diesem Falle ist aber das, durch
Kondensation des Dampfes entstehende Wasser zu berücksichtigen, um welches
die zu mbchenden Flüssigkeiten verdünnt werden.
Spezieil zmu Mischen von Dampf mit Flüssigkeiten, behufs Erwärmung
ileraclben, sind die mannigfaltigsten Konstruktionen vorgeschlagen worden,
«Iche alle mit mehr oder weniger Erfolg das, bei der Kondensation des
Dampfes entstehende, laute, knatternde Geräusch zu venneiden suchen.
i vollkommensten wird dieses lästige Geräusch durch den Wasser-
»vBrmer nach System Thaleroann, der in Fig. 243 gezeichnet ist und
Wn Gebr. Körting, Hannover, fabriziert wird, vermieden, indem man dem
DampfslTahl eine kleine Menge atmosphärischer Lufl beimengt.
I90
V, Abteüun
Diese Luft wird durch ein Rolir dem Anw-arraeapparal Ä ao
'gezeiclineten Stelle zugeführt, und das eintretende Luftquantum mit
der, am Ende des Rohres sitzenden Luftschraube L, siehe Fig. 244, regt
Für gewöhnlich werden diese Anwarmer aus Gus!
mit Rcitgussdüsen hergestellt, sie können aber für besoi
Zwecke auch aus Hartblei und anderen, Säuren- und L;
vv'iderslehenden Materialien angefertigt werden. ^
Fig. 244.
Lasst man an Stelle der Luft oder des Dai
durch einen beliebigen Transportapparat irgend ein an
PGas in die Verteilungs röhren, der Fig. 24a eintretet
kaim man diesen Apparat auch ^um Mischen von Fli
keiten mit Oasen benutzen. Der Zweck dieser K'
metlK>de bann ein verschiedener sein, z. B. das G;
reinigen, indem man einen Teil des Gases von der Fl
keit absorbieren lasst und den übrig bleibenden Teil 1
verwendet, oder aber, um die Gase oder die Flüssigki
kühlen, bezw. zu erhitzen etc. etc.
Wie bereits bei den T ran sportvor rieh tun gen. für Gase gesagt »
ist es in einzelnen Falten und besonders da, wo die zu transportien
Gase den Apparat angreifen, vorteilhafter, dieselben nicht durch Drut
bewegen, sondern durch Evakuieren anzusaugen.
Ein Apparat, der auf diesem System beruht und zur Ahsorj
von schwefliger Säure dient, wie solclie in Scheideanstalten, Ultramarin-
anderen chemischen Fabriken entweicht und die Nachbarschaft belästig
der von RöBsler, Frankfurt a. M,, angegebene.
Er wird nach Fig. 245 von der Firma Gebr. Körting, Harn:
ausgeführt und wirkt wie folgt:
Der Behalter G, wird mit kon-
centrierter Kupfervitriollösung
bis zur Haifte gefüllt, dann
eine gewisse Menge Zemeiit-
kupfer hinzugethan und luiii-
mehr durch den Luftfau^t-
apparal ij^ , nach Oeffnung
des Dampfventiles 7), und
des Gasvenliles T", . die
Gase aus dem Zuleitungsrohr
oder dem Kanal K abges£iugt
und mittelst des, mit vielen
kleinen Lfichem versehenen
Verteilungsrohres R so lange
durch die Flüssigkeit gesogen,
bis das sämtliche Zementkupfer
gelöst und das Gefäss mit Kup-
fervitriollösung entsprechend
hoch gefüllt ist.
Hietauf wird der Ltift-
s auger abgestellt, das Ventil
1
Mitchmaflchinen für Flüssigkeiten mit Gasen. Iqi
Fj geschlossen und das zweite Gefäss (r, genau so behandelt, wie vorher (?,,
während sich in diesem die Kupfervitriolkrystalle aus der gewonnenen Lösung
ausscheiden. Mittelst dieses, sich ganz vorzüglich bewährenden Verfahrens,
wird die mitgerissene Schwefelsäure vollständig, die sdiwef liehe Säure aber
zum grössten Teile absorbiert und zur Darstellung eines wertvollen Neben-
produktes benutzt.
Andere Apparate, welche viel angewandt werden und sowohl zum
Mischen von Flüssigkeiten mit Gasen, als auch zum Absorbieren, Abkühlen
bezw. Erwärmen, Reinigen und Trocknen von Gasen mittelst Flüssigkeiten
dienen, sind der Gloverturrn und der sogen. Kolonnen- oder Platten -
türm von Lunge- Rohrmann. Diese Apparate werden, je nach dem darin
zu behandelnden Stoffe, aus Eisen, Kupfer, Blei, Thon, Steingut etc. etc.
hergestellt.
Sie bestehen im allgemeinen aus einem stehenden Zylinder, der im
Inneren mit lose auf einander Hegenden Quarzfindlingen, durchlöcherten Platten
etc. versehen ist, in welchen von oben nach unten eine Flüssigkeit tropft,
welcher von unten nach oben der Gasstrom entgegen geführt wird (Gegen-
stromprinzip). Durch verschiedene Anordnungen und Formen der Platten
kann man die Flüssigkeit äusserst fein verteilen und so in innige Berührung
mit den Gasen bringen; je nach den Eigenschaften der Flüssigkeit muss der
Apparat konstruiert werden, und kann die Flüssigkeit kalt oder warm zur
Verblendung gelangen.
An Stelle der Platten kann man auch Kaskadenschüsseln in das Innere
des Zylinders einsetzen. In diesem Falle muss der Gasstrom die von Kaskade
zu Kaskade herabfallende Flüssigkeitsschicht durchdringen und in direkte
Berührung mit derselben treten; diese Konstruktion wird besonders da gern
angewendet, wo es sich um Absorption von Gasen handelt wie z. B. bei
der Daretellung von Salzsäure, Salpetersäure etc.
Man presst nun umgekehrt Flüssigkeiten in Gase, wenn man letztere
anfeuchten, kondensieren, klären, kühlen etc. will; auch leitet man, um die
Innigkeit der Mischung zu erhöhen, die Flüssigkeiten zerstäubt in die Gase.
Besitzen die Gase selbst keine Spannung, so sind die Flüssigkeiten ohne
Druck einzufahren, dagegen können Gase nur mit Pressung in und durch
Flüssigkeiten gefördert werden.
Was das Mischen von Oasen miteinander anbetrifft, so kann man
gerade wie bei den Flüssigkeiten kalte und warme Gase mischen, ebenso
aber auch trockene und nasse, leichte und schwere, schäd-
liche und unschädliche; einesteils will man dadurch ein anderes Pro-
dukt erzielen, anderenteils eine Temperaturerhöhung oder Erniedrigung be-
wirken, endlich kann eine Mischung aber auch den Zweck haben, eine
Reinigung, Klänmg der Gase durch Aussclieidung etc. hervorzurufen und
Niederschläge zu bilden.
Eine Mischung geht auch schon beim Zusammenftlhren gleicher, aus
getrennten Entstehungsquellen gewonnener Gase, vor sich und kann bei der
Ableitung derselben selbstthätig erfolgen.
Findet eine Förderung bei ungleichem Drucke statt, dann ist auch die
Mischung bezüglich der Mengen oft eine ungleiche.
Bei .spezifisch schweren Gasen ist eine Mischung mit leichten Gasen
unschwer zu erreichen, indem erstere durch Niedersinken ein inniges Gemenge
°iit den nach oben verdrängten leichten Gasen hervorrufen.
iga V. Ableilang.
Werden leichte Gase mit schweren durch Zufuhr ersterer vermischt,
so sind diese unten in den betreffenden Behalter einzuffihren und erfolgt
dann die Mischung durch Aufsteigen der leichteren Gase.
Aehntich verhält es sich mit dem Mischen kalter Gase mit wari
oder heissen; da erstere schwerer sind und niedersinken, wird die Mischung
inniger, wenn deren Einfuhr in das Mischgefäss oder den Behalter, »eichet
das warme Gas enthalt, von oben erfolgt; umgekehrt ist es, wenn wa:
Gase zu kalten überzuführen sind.
Bezüglich der Transpwrt Vorrichtungen der zu mischenden Gase sei auf
die in der Abteilung III. beschriebenen Apparate hingewiesen.
VI. Abteilung.
hmelz-, Aufl58- und Auslauge -Vorrichtimgeii.
le auf dea eigeotlichen Inhalt dieser Abteilung eingegaugen wird, mOge
ges über die, in den chemischen Fabrikbetrieben eine so wichtige
lielenden Feuerungsanlagen gesagt werden.
> verschiedenartig die Anforderungen sind, welche die Technik im
len an die Wirkungen der W3rme stellt, so verschieden sind auch
die Konstruktionen der Feuerungsanlagen aus-
zuführen, von denen die chemischen Vor-
gange abhangen, die entweder durch die
Warme allein, oder durch deren Oxydations-
oder Reduktions vermögen erzeugt werden.
Bereits in der I. Abteilung wurden die
verschiedenen Feuerungsniethoden aufgezahlt
und ihre Anwendbarkeit auf Kesselanlagen
naher besprochen ; an dieser Stelle sollen die
Gasfeuerungen behandelt werden.*)
Bei den (Hifeueruagsn werden, wie
bereits erwähnt, die Brennstoffe in einem be-
sonderen Räume zunächst vergast, dann wird
ein bestimmtes Quantum derselben, unter
gleichzeitigem Luftzutritt, in eine Verbren-
nungskammer geleitet, in welcher sie eine so
hohe Temperatur vorfinden, dass sie sich
dort entzünden können und von selbst weiter
brennen.
Ein Gaserzeuger, wie ihn z. B.
Rösky, Frankfurt a. M., Rlr westfälische
Nusskohleoder magere Ruhrkohle konstruierte,
ist in nebenstehender Fig. 346 abgebildet.
Er besteht aus einem geschlossenen
Ofen, der durch einen Treppen- und einen
Planrost in zwei Kammern A und B derart
geteilt wird, dass die in die Kammer B
Dampf von 5 bis 6 Atmosphären gedrückte Luft sowohl unter den
.rost als unter den Planrost gelangt. Auf diese Weise wird neben
verhältnismassig geringes Quantum Wasserdampf unter den Rost ge-
odurch sich unmittelbar über demselben eine Kohlensäurezone von
194
VI. Abieil ong.
hoher Temperatur bildet, innerhalb welcher der Wasserdampf so stark Ober-
hitzt wird, dass er sich in den oberen Zonen, in welchen eine Kohlen-
destillation stattfindet, zersetzt.
Die in diesen, sowie die in den Oefen von Fr, Siemens in Dresden,
Larmann in Osnabrflck, Patsch in Berlin, Schneider in Dresden u.a.
hergestellten Gase (Generatorgase), werden vorzugsweise in Regenerativöfen
verarbeitet. Dieselben zerfallen in solche, bei denen sowohl Luft als Gas,
und in solche, bei denen nur Luft vorgewärmt wird.
Das Vorwarmen von Luft und Gas wird zweckmassig bei der Ver-
wendung solcher Kohlen ausgeführt werden, die bei der Vergasung wenig
Kohlenwasserstoffe, aber viel Wasserdampf liefern. Bei solchen Kohlen aber,
die sehr viel Teer absetzen und Kohlenwasserstoffe mit sich führen, die bei
der Erwärmung ohne Luftzutritt leicht Kohlenstoff ausscheiden, ist es ratsam,
nur die Luft, nicht aber die Gase zu erwarmen.
Im ersten Falle, wo also Luft und Gas vorgewärmt werden, sind vier,
im zweiten Falle, also nur zur Erwärmung der Luft, sind zwei Wärmespeicher
erforderlich.
2uin besseren Verständnis des Ganges solcher Oefen mit vier Wämie-
speichem soll derselbe, abgesehen von der Herstellung des Generatoi^ases, an
Hand der untenstehenden schematischen Fig, 247 beschrieben werden.
Zwei Paar Kammern a, a' und b, b', welche mit feuerfestem Füllmaterial
{Regeneratorsteinen) aiisgefüllt sind, kommunizieren durch je einen Kanal c, c
und d, d' untereinander und werden in der
Mitte durch einen darunter liegenden Kanal e
gekreuzt. Auf diesen K reu zungs punkten sind
sogenannte Wechsel / und /' angebracht,
zum Zweck die Luft, bezw. das Gas entweder
in das eine Kammerpaar a und i, oder in das
andere a' und h' eintreten zu lassen- Der
Wechsel f steht oberhalb mit dem Generator
in Verbindung, der Wechsel y dagegen direkt
mit der atmosphärischen Luft, während die
unteren Oeffnungen dieser Wechsel mit dem
Rauchkanal * verbunden sind. Jedes Kammer-
paar steht nun an irgend einer Stelle unter-
einander durch eine Oeffnung, z. B, 17, g' in
Verbindung, welclie in die eigentliche Brenn-
kammer h einmünden.
Bei der gezeichneten Stellung der Wechsel
/ und f stnimen in der durcii die Pfeile angedeuteten Richtung Gas unil
Luft durch ''', d' nach a', h', vereinigen sich in g' und verbrennen in *•
Mit Hilfe des Schornsteinzuges werden die Verbrennungsprodukte durch J
nach den Kamnieni n und b geleitel, geben ihre Wurme an die Wärmespeich«
(Regenatorsteine) ab un<l gelangen durch die Wechsel /' und /' in den Schoro-
steinkanal e bezw. i. Werden die Wechsel um 90* gedreht, so gehen Gase
und Luft den umgekehrten Weg, wobei die, in den Kammern a und h vorhe*
au^espelcherte Wärme von den neu zustmmenden Gasen bezw. Luft wiedet
aufgenommen wird, bevor sie in h zur Verbrennung gelangen. Die Ver-
brennungsprodukte treten dann durch g' nach a', h' in die Kanäle c', d' dutd
die Wechsel / und /' in den Schornstein kanal e bezw. i.
Diese schematisch gezeichnete Ofeoanlage wird in manigfachster Wei*
ausgeführt, jedoch ist z- B- beim Glühen von Materialien, welche währen'
Fig. a47.
Gasfcoeraagen. ig:
•
des Prozesses Aschenteile abgeben, die geeignet sind, die Silikate der Re-
generatorsteine bei hoher Temperatur zum Schmelzen zu bringen, die An-
ordnung von solchen Kammern unrationell und eignen sich für diesen Zweck
die, nach dem schon alten Systeme Withwell konstruierten Wärmespeicher
viel besser; es sind dies gemauerte Kammern mit parallel auf- und ab-
steigenden Kanälen, in welchen sich die Aschenteile absondern können.
An solchen Oefen, bei denen nur die Luft vorgewärmt wird, fallen die
beiden Kammern a und a' in Fig. 247 fort und münden die Gaskanäle d
und (P direkt in die Oeffnungen g und g'.
Ein anderes Verfahren, die Wärme der abgehenden Feuergase für die
Verbrennungsluft nutzbar zu machen, besteht darin, dass man letztere durch
Röhren leitet, die von den abgehenden Feuerungsgasen umspült werden.
Bei solchen Feuerungen, bei denen die Abgase bezw. Verbrennungs-
produkte zum Heizen von Abdampfpfannen etc. benutzt werden, sind Wechsel-
gcneratoren nicht immer angezeigt, und wird die zur Verbrennung kommende
Luft auf andere Weise angewärmt.
So wird z. B. bei der Konzentration der Schwefelsäure mittelst Gas-
feuerung, unter anderem von Liege 1 in Stralsund die zur Verbrennung kom-
mende Luft in, im Mauerwerk des Ofens liegende Kanäle, durch die Ver-
brennungsgase hoch angewärmt.*)
Die Gasfeuerungen haben gegenüber den anderen beiden Feuerungs-
arten, der direkten und der Halbgasfeuerung, den grossen Vorteil, dass
man mit ihnen, ohne jedes andere Hilfsmittel als den Zug im Kamin,
die Temperatur leicht und sicher regulieren kann, ein, wenn auch
nur momentanes Eindringen von kalter Luft absolut ausgeschlossen
ist, und man neben sauberem Betrieb auch aus minderwertiger Kohle
den höchsten Heizeffekt erzielt.
Anwendung finden die Gasfeuerungen zu metallurgischen Zwecken,
zum Heizen von Leuchtgas- Retorten und in der chemischen Industrie nament-
lich dort, wo ausser einer verlangten hohen Temperatur ein konti-
nuierlicher Betrieb stattfindet, so z. B., wie schon bemerkt, bei der Her-
stellung von Schwefelsäure, Sulfat, Soda etc. Man baut in der Regel für
jeden Ofen einen besonderen Gaserzeuger, weil sonst durch die er-
forderlichen langen Leitungen von einem gemeinschaftlichen Generator nach
den einzelnen Verbrauchsstellen zu grosse Verluste entstehen würden, ganz
abgesehen von den Nachteilen, die durch die Abhängigkeit der einzelnen
Fabrikationen von diesem Zentralgenerator bei vorkommenden Reparaturen
desselben entstehen würden.
Die Anwendung von Leuchtgas kommt beim Grossbetrieb nur in
einzekien Fällen, so z. B. für das Sengen der Baumwollgewebe vor dem
Bleichen und Färben etc. in Betracht.
Weit mehr Beachtung verdient hingegen das sogenannte Wassergas —
Dawsongas — , welches aus Wasserstoff, Kohlenoxyd und Stickstoff besteht
jMf'lfefa *"M e r seiner Billigkeit und Reinheit noch durch eine damit zu er-
Temperatur auszeichnet.
wird dadurch hergestellt, dass man Anlhracit glühend
hitzten Wasserdampf durch denselben leitet.
iodaindastrie 1894, S. 645 — 647.
13*
196
VI. Abteilung.
1
Kommen wir nun nach dieser Abschweifung auf den e^entlichen Inhalt
dieser Abteilung zurück.
Zunächst unterscheiden sich die Schmels - Vorriohtiingen in Bezug auf
die Höhe der zur Erreichung des Schmelzprozesses nötigen Temperatur
voneinander, da von derselben die Wahl der Feuerung abhängt.
Man kann sowohl mit direkter, mit Halbgas und mit Gas
Feuerung, als auch mit Dampf-, Wasser- etc. Bädern und in allseit^ -^
geschlossenen Behältern unter Druck (Autoklaven) schmelzen.
Als Beispiel der direkten Feuerung sei der schon seit langen Zeiten 1
und auch heute noch im Betriebe befindliche sogenannte Hand -Schmelz-
ofen erwähnt, der z. B. in der Sodaindustrie bis jetzt noch nicht von den
maschinell betriebenen und mit Gas geheizten Oefen gänzlich verdrängt ist,
sondern noch neben diesen weiter besteht.
7 ^/^^ r I
Fig. 248.
Derselbe besteht aus einer, in zwei verschiedenen Horizontalebenen
liegenden Herdsohle, welche oben durch ein Gewölbe abgedeckt ist und an
dem tiefer liegenden Teile der Sohle mit einer direkten Feuerung, meistens
mit Treppenrosten, in Verbindung steht. Durch die verschiedene Höhenlage
der Herdsohle sind im Ofen zwei Abteilungen entstanden, von denen die
tiefere und der Feuerung zunächst liegende zur Fertigstellung der Schmelie
bezw. des Produktes dient, während in der höherliegenden die Vorwärmung
derselben stattfindet. In die höherliegende Abteilung wird die neue Be-
schickung gebracht, wo sie so lange verbleibt, bis sie, nach Abzug des fertigen
Produktes, nach der tieferliegenden Abteilung durch geeignete Werkzeuge
geschoben wird.
Jede Abteilung besitzt ihre besondere Arbeitsöffnung, die nach der Be-
schickung und Entleerung des Ofens geschlossen wird. Die Abgase können
dann entweder zunh Heizen von Abdampfpfannen oder zum Anwärmen von
Wärmespeichern etc. weiter benutzt werden.
Die Leistungsfähigkeit dieser Handöfen ist aber keine sehr grosse, ;
und so ist man in vielen Fällen, wo grosse Quantitäten verlangt werden, n .
dem maschinellen Betriebe der Schmelzöfen übergegangen, welche
man da, wo die Kohle billig ist, wie z. B. in England, mit direkter
Feuerung — Plan- und Treppen rosten — heizt, während man iß-
Deutschland mit grossem Vorteil die Halbgasfeuerung eingeführt hat.
Diese maschinell betriebenen Oefen rotieren und zerfallen in zwei
verschiedene Arten und zwar in solche, welche sich um ihre horizontale,
und in solche, welche sich um ihre vertikale Achse drehen.
Sc hmeli-Vor rieh langen.
197
Die erstere Art dürfte wohl eine Nachbildung des, von William Siemens
d«n secliziger Jahren kunstniierlen, rotierenden Ofens für Eisengewinnung
Q, and sind auch tiiatsachlich die ersten rotierenden Oefen für die Zwecke
r chemischen Industrie aus England nacli Deutschland herübergekommen.
Aber schon seit Jahren haben sich in Deutschland einige Fabriken,
runter vor allen die Firma Jos. Pallenberg in Mannheim dieser SpeziaUlSt
mSchtigt, und so zeigen nachstehende Fig. 249 und 250 einen rotierenden
ida-Schmelzofen dieser Firma, der in Ausführ\ing und Dauerhaftigkeit
n englischen Fabrikaten nicht nachsteht und diesen gegenüber den Vorteil
1 Anschaifungskostcn besitzt.
Dieser Ofen — Revolver genannt — besteht aus einem genieteten
schzylinder, der im Iimeren mit feuerfestem Material so ausgefüttert ist,
SS durch einzelne, aus der Ausffllterung hervorragende Steine Tatzen gebildet
Tden, die das zu schmelzende Material bei der Rotation mit in die Höhe
hmen und an bestimmten Punkten von diesen abfallen lassen, wodurch den
ktreienden Heizgasen zur Abgabe ihrer Wanne immer eine erneuerte Ober-
che der Masse geboten wird.
Zu beiden Seiten dieses Zylinders sitzen gusseiserne Laufkränze, auf
:lchen Stahlbandagen von rechteckigem Querschnitt aufgezogen sind. Diese
ahlbandagen laufin nun auf je zwei Rollen, welche paarweise auf einer ge-
einsc haftlichen Lagerplalte befestigt sind. Auch diese Rollen sind mit Slahl-
uulagen armiert und besitzen die beiden Rollen, welche in der Nähe der
<triebsmaschine sitzen, auf beiden Seiten vorstehende Rander für die Führung
es Zylinders, wahrend diese Ränder bei den nach der Feuenmg zu liegenden
>9
VI. AblFilnng,
RoHen in Wegfall kommen. Neben tler, an der Antriebseite aitienden SuHS'
bandage, ist auf dem Zylinder ein Zahnkranz befesligl, in welchen ein Zahn-
rad eingreift, das von der Betriebsdampfmaschine durch ein Vorgel^e an-
getrieben wird und somit den ganzen Zj'linder in Rotation versetzt.
Die Betriebsmaschine kann liegend oder stehend angeordnet werdes
und besitzt eine Umsteuerung, um den Revolver rechts oder links herum-
laufen zu lassen, was, abgesehen von der dadurch entstehenden besseren
Schmelze, für die gleichmassige Abnutzung der dem Verschleiss unterÜ^enden
Teile von grossem fiknnomischen Werte ist.
t:
Die Beschickung des Revolvers geschieht in der Weise, dass das Materia
durch einen Becherelevator oder durch kleine Wagen in einen dicht Übtf
dem Ofen befindlichen eisernen Tricliter befördert wird, und nachdem die
Füllöffnnng des Zylinders sich genau unter dem Trichter befindet, durch Zu-
rückziehen eines, den unleren Teil des Trichters abschliessenden Schieb««
in den Ofen fallen kann. Die Feuergase, mögen sie nun auf einem beliebigen
Rost oder in einem Generator erzeugt werden, treten an der, der Betriebs-
maschine entgegengesetzten Seite in den Revolver und werden, da sie auf
dem kurzen Wi^c nur verhältnismässig wenig Wanne abgegeben haben, nach
dem Verlassen des Revolvers für andere Zwecke — Erwärmen von Laugen
etc. — mit Vorteil weiter verwendet.
Bei Anwendung von Halbgasfeuerung befindet sich zwischen dem Mund-
stück des Generators und der entsprechenden Oefftiung im Revolver ein
Zwischenraum, welcher durch einen verschiebbaren Blechring veigrössert und
SckmeU-VoTiicIitDiigeD .
199
verkleinert werden kann imd so der zur Verbrennung erforderlichen atmo-
sphärischen Luft nicht nur den Eintritt zu den Gasen gestattet, sondern auch
^ Regulierung des zuströmenden Quantums von aussen erlaubt.
Die smeite Art der rotierenden Schmelzöfen, welche also um eine
vertikale Achse rotieren, ist ebenfalb zuerst in England für chemische
Zwecke gebaut worden und besteht aus einem, mit feuerfesten Steinen aus-
geplätteten, schraiedeeisemen Teller, welcher unten einen Zahnkranz und
mehrere Laufrollen tragt. Erster dient zum Antriebe des Tellers mittelst
Vorgelege, entweder von einer besonderen Dampfmaschine oder von einer
vorhandenen Transmission aus, während die Roüen auf einem fest gelagerten
Sdiienenkranz laufen und die seitliche Führung des bewegten Tellers herstellen,
Am hochstehenden Teüerrande befindet sich ein Sandverschluss , in
»eichen eine rii^herum laufende Rippe der, das Widerlager des Ofengewölbes
Mdeoden, auf mehreren Füssen ruhenden Grundplatte gleitet, und so der
äusseren atmosphärischen Luft den unfreiwilligen Zutritt zu dem Ofeninneren
^e^l-ehrt.
Fig. 251.
Da nicht, wie bei der vorigen Konstruktion, das Mischen der Schmelzen
«Ibstthatig vor sich geht, so muss dasselbe, wenn es Überhaupt erforderlich
t — was sich ganz nach der Art derselben richtet — entweder mit der
Hand oder automatisch durch ein Rührwerk vorgenommen werden.
Beide Ausführungen sind thatsachlich vorhanden und ist für den ersten
Fall im Ofengewölbe noch eine Arbeitsthüre angebracht, durch welche die
Arbeiter mit geeigneten Werkzeugen da.s Mischen und Wenden der Schmelzen
besorgen, wahrend für den zweiten Fall in das Innere des Ofens ein kräftiges
Rohrwerk eingebaut wird, welches aber nach Möglichkeit vor den heissen
Feuergasen zu schützen ist.
Die Füllung dieses Ofens geschieht an beliebiger Stelle durch eine im
Gewölbe oben angebrachte Oefihung am besten mittelst einer Transportschnecke
und erfolgt die gleichmässige Verteilung auf dem rotierenden Teller genau so
wie das Mischen und Wenden, also entweder durch Arbeiter oder durch da»
erwähnte Rührwerk.
VI.
Ein Gleiches gilt für das Entleeren des Ofens, zu welchem Zweck eine
im Mittelpunkt des Tellers vorgesehene Oefihuog dient, welche beim Nicht-
gebrauch auf beliebige Art durch einen Zylinder aus feuerfestem Material von
unten verschlossen wird.
Bezüglich der Feuerung des Ofens gilt hier dasselbe wie das bei dem
Revolver Gesagte, nur bildet hier das Mauerwerk der Feuerung und das d»
Ofens ein Ganzes ; bei Anwendung von Halbgasfeuening tritt die atmosphflnscbc
Luft durch besondere Oeffnungen ein, welche in der Rippe der Grundplatte,
welche den Sand verschluss bildet, angebracht sind.
Die Feuergase treten an einer beliebigen Stelle des Ofens ein und
kennen, je nach Umstanden an einer oder an zwei Stellen abgeführt, eventuell
weiter benutzt werden.
Geschieht die Erwärmung der zu schmelzenden Produkte mittelst
Dampf, heissem Wasser etc., so sind die Apparate so eingerichtet, dass
die Produkte mit dem Dampr
etc. in keinerlei direkte Be-
rührung gelangen, sondern dast
die Wärmeübertragung, wie bei
den Dampfkesseln, durch die
Gefäss wände stattfindet.
Man kann dies dadurch
erreichen, dasa man genau vie
bei den Eindampf- und Destil-
lations -Apparaten (s. Abteilun-
gen VII und VIII) das Schmeli-
gefäss mit einem zweiten, das
erstere umhüllende Geftlss —
dem Mantel — versieht und in
diesen dadurch entstandenen
Zwischenraum entweder Dampf
leitet, oder einen beliebigen
Wärmeträger, als Wasser, Oel,
Legierung etc. einführt und
denselben von aussen erhitzt,
oder aber, man legt in das
Gefäss selbst ein Schlangen-
system (s. Abteilung VII) ein,
durch welches Dampf, heisses
Wasser etc. strömt.
Letztere Konstruktion ar-
beitet bezüglich der Wärmeab-
gabe ökonomischer als erstere,
aber der Apparat wird in der
Bedienung unbequemer, weil
die darin liegenden Schlangen
der Entfernung der Schmelze
sehr hinderlich sind.
Die.ie Apparate, die in
allen möglichen Formen, zy-
lindrisch, kcgelfönnig, eiförmig
etc. ausgeftlhrt werden, finden
meistens für die Herstellung
Seh ueli-Varrich tnogen.
20I
ganisdier Präparate Anwendung. Für den Fall, dass Flüssigkeiten auf eine
»rhalb ihres Siedepunktes liegende Temperatur erhitzt werden sollen, arbeitet
an unter Druck und bedient sich dazu besonders konstruierter Apparate,
ET sogenannten Autoklaven.
Es sind dies zylindrische oder kugelförmige Gefasse, welche
em darin entstehenden Druck entsprechend stark konstruiert sind und
ben meistens einen abnehmbaren Deckel besitzen, der eine Reinigung und
tfisichtigung des inneren Raumes des Apparates ermöglicht.
Die Autoklaven sind ferner noch mit FOllöffnungen, Sicherheitsventil,
IbqMrrventil, Manometer und Thermometerrohr versehen und werden mittelst
}anipf — 9, Fig. 252, eine Ausführung der Firma J. Römheld, Mainz —
oder direktem Feuer erhitzt,
welches letztere entweder unmittelbar
auf die Wandungen derselben wirkt,
s. Fig. 253 von derselben Firma,
oder bei Vorhandensein eines Mantels
erst einen Zwischenkörper, Wasser,
Oel oder Legierungen, erwärmt.
Statt dem in der Fig. 253 dar-
gestellten mehr oder weniger ge-
wölbten Deckel hat die Höchster
Giesserei L. Scribain Höchst a.M.
Fig- m-
Fig. JS4.
lie in Fig. 254 dargestellte konische Form eingeführt, welche nach oben in ein
«liebig weites Füilioch ausgeht, dessen Verschluss durch einen Flansch mit
Copf- und Mutterschrauben erfolgt, sodass also hier kein in den Guss
eschnittenes Gewinde vorkommt.
Zwar lasst sich ein solcher Stutzen auch auf gewölbten Deckeln anbringen,
och entstehen dann in Folge der schrofferen Querschnittsänderung leicht
oröse Stellen beim Giessen, welche bei der konischen Form vollkommen
eher vermieden werden können.
Häufig ist es erforderlich Autoklaven mit Rührwerk zu verwenden.
^ÜDScht man den Antrieb zu demselben am Deckel des Autoklaven montiert
1 haben, so entstehen bei kleineren Autoklaven einige Schwierigkeiten dadurch,
ISS der Raum auf dem Deckel sehr klein ist und auch noch durch die
nnatuT beansprucht wird. Eine kompendiöse und solide Anordnung, wie sie
202
die Höchster Giesserei
wo ein Autoklav voi
montiertem Antrieb,
dargestellt ist.
Bezüglich der ;
ist ZV sagen, dai^s
behandelnden Körper richten
gebräuchlichsten sind die aus
Gusseisen hergestellten Autoklaven,
welche bei ätzenden Flüssig-
gefüttert, oder mit emaillierten
Einsätzen versehen sind. Schmiede-
eisen und Kupfer finden nur ver-
einzelte Anwendungen.
Die Apparate, welche in sehr
verschiedenen Grössen hergestellt
werden, erfurdem, wegen der Ge-
fährlichkeit des Betriebes, besondere
Sorgfalt bei ihrer Anfertigung. So
werden gusseiseme Autoklaven aus
einer besonders ausgewählten Eisen-
mischung nach einer Methode ge-
gossen, welche einen absolut dichten
Guss bedingt ; die Schrauben werden
aus Nieleisen gefertigt , bei den
grösseren ApiJaraten mit flachgängigem
Gewinde. Je nach dem Betriebsdruck,
welchen die Apparate auszuhaken
haben , werden dieselben vor dem
Gebrauch einem Probedruck von loo
bis 200 Atmosphären utiten*-orfen.
Autoklaven werden hauptsflch-
lich bei der Fabrikation der künst-
lichen organischen Farbstoflic, bei der
Verseifung von Fetten behufs Ge-
winnung von Stearinsäure etc. ver-
wendet.
Das Glühen von Produkten wird
das Schmelzen ausgeführt, und kommt
häufig vor. Es wird hier
iba ausfilhn ist aus Fig. 255 zu erseh
nur 370 mm. Durchmesser mit komplellera, am Dec
m Uebrigen mit Dainpfmante! und auf Füssen steh<
r Herstellung der Autoklaven zu benutzenden Material
ich diese genau nach dem Verhalten der darin
Fig. 255.
der Regel in ahniichen Oefen
dem chemischen Fabrikbetrieb a
allgemeinen mit Ealoiaation bezeichnet.
Die Kalcination dient dazu, Körper durch mehr oder weniger star
Erwärmen — Glühen — von gevrissen Bestandteilen, z. B. Wasser, zu
freien und raüsste, da es eine Vorrichtung zum Trennen ist, eigentlich 1
in der Abteilung VIII behandelt werden, es sei aber gestattet dies gleich
die.ser Stelle zu ihun, da hierzu, wie bereits gesagt, dieselben Oefen wie bi
Schmelzprozess benutzt werden können.
Zum Kaicinieren bedient man sich sowohl des auf Seite igt bescb]
bencn und dargestellten Handofens, als auch der Schachtöfen,
das Produkt schichten weise von oben eingetragen wird, und unten als i
Waare abgezogen wird.
- lind AiitUngvor rieh tätigen.
205
Man kaicinierf z. B. die Sotia in gtisseisernen, an einer Seite geschlos-
senen, Retorten ahnlichen GefSssen, welche den abgehenden Feuergasen
des Soda-Schmelzofens ausgesetzt werden, in billiger und ganz vollkommener
Weise.
Friedrich Siemens in Dresden hat sich durch das D. R, P, 39558
1 kombinierten Abdampf- und Kaicinierofen schützen lassen, welcher
■ Abdampfen von Lösungen oder zum Kalcinieren von feuchten, erst ab-
mpfenden Salzen in der Weise dient, dass die strahlende Wärme der
tüven Flamme nur in dem höher temperierten, unter dem Abdampfkessel
Kalcinierraum zur Wirkung kommt, s. Fig, z^b. Aus diesem
rg 256
Raum C werden au h d e neutralen 'S erbrennungsprodukte abgeführt, sodass
der darüber I egende Abdampfke. el A nur durch lokale Z rkulation der
Feuerungen ene Warmezufulr empßngt welche dur h Verb ndungskanäle
*! ^ Cj . . . z» s h n de Kai n erherd und lern durch dessen Gewölbe
ö gelrennten Ra n fl unter dem Boden des AI dampfkessels A erm ttelt wird.
Die Warn e 1er iu dem Kai n erraum austretenden \ erbrennungs*
Produkte wird z r V wlrmun^ der Brennlufl n itzbar gema hl dadurch die
Temperatur der He zflamme und som t deren Wärme ausstrahl ngstähigkeit
erhöht.
Die durch lokale Z rkulation der Feuerungsgase bew rkte He zung eines
Bietallenen Abdamplkessels gewährleistet d e grösste Gle chmJssigkeit seiner
Erhitzung, die grosste Schonung des Kessels selbst ohne dessen Form zu
Verändern, mit all den Vorte len d e sich daraus ei^eben bezt^l ch vermehrten
204 ^^' Abteilaog.
Ausbringens, verringerten Brennstoffverbrauches und Vermeidung von Krusten-
bildung.
Die Heizung kann mit festem, flüssigem oder gasförmigem Brennstoff
erfolgen, nur muss dafür gesorgt werden, dass einem lästigen Nachlassen
des Feuers bei dem Oeffnen der Arbeitsthüren des Kalcinierherdes vor-
gebeugt wird.
Am besten eignet sich die Gasfeuerung zum Heizen dieses Ofens und
ist auch eine solche in vorstehender Fig. 256, welche einen Ofen zum
Bearbeiten von Bicarbonat darstellt, zu Grunde gelegt.
Hierbei strömt der gasförmige Heizstoff durch den Kanal g nach dem
Ofen und mischt sich mit der aus Kanal l eintretenden Luft in der Brenn-
kammer Ä, um als Heizflamme durch den Fuchs / in den Kalcinierraum zu
treten, sich in demselben zu wenden und nach dem Kamin abzugehen.
Durch die bereits erwähnten Kanäle c^ C^ ^s • • • ^^^^^ der Wärmeaustausch
zwischen dem Kalcinierraum C und der Abdampfschale Ä statt, und sind
ausserdem im Gewölbe O noch verschliessbare Oeffnungen angebracht, um
geeigneten Falles nach der letzteren mehr Wärme zu zuführen, damit die
Leistung der Schale und des Kalcinierraumes im richtigen Verhältnis bleiben.
Die Kanäle c^ c^ Cj . . . sind ebenfalls durch Chamottesteine regulierbar;
durch in Mauerwerk liegende schräge Flächen wird der zu kalcinierende Stoff
von der Abdampfschale nach dem Kalcinierraum transportiert und durch
Arbeitsthüren a^ a^ . , . verteilt und behandelt.
Diese Ofenkonstruktion soll sich bei ihren Anwendungen als sehr dauer-
haft bewährt haben, und da die Ausnutzung der Wärme eine so günstige ist.
so ist auch der Betrieb ein sehr ökonomischer.
AnflÖB- und Anslaag-Vorriolitimgen. Das durch den Schmelzprozess
erhaltene neue Produkt, die sogenannte Schmelze, besteht in manchen
Fällen aus mehreren, verschiedentlich zusammengesetzten Körpern
und ist es deshalb notwendig, um den einen oder den andern derselben für
sich zu gewinnen, diese Schmelzen einer Weiterbehandlung zu unterziehen.
Letztere richtet sich nun ganz nach den Eigenschaften der Schmelze und
zwar wird man sie, wenn sie vollständig löslich ist, so lange mit einer Flüssig-
keit behandeln, bis sich in derselben alles aufgelöst hat, und trennt man
dann aus dieser so erhaltenen Lösung, die einzelnen Bestandteile nach den
verschiedenen, in der späteren Abteilung VHI angegebenen Verfahren.
Ist die erhaltene Schmelze aber derartig, dass nur ein Teil derselbeii^
löslich ist, so wird auch hier eine Lösung mit irgend einer Flüssigkeit gebildet
und die Trennung von den unlöslichen, festen Bestandteilen, durch ebenfall=^
in der Abteilung VHI angegebene Hilfsmittel, als Filtrieren, Zentrifugieren -
Nutschen etc. etc. vorgenommen.
Je nach der mehr oder weniger leichten Löslichkeit der Schmelzen mus3
man verschiedene Wege einschlagen, um eine vollständige Gewinnung der
darin enthaltenen löslichen Bestandteile herbeizuführen.
Da wo man mit Wasser von gewöhnlicher Temperatur auskommt, wircl
man dies selbstverständlich thun, da wo aber dieses Wasser nur eine brei^
artige Zersetzung der Schmelzen herbeiführt, ohne die darin enthaltenen Be-
standteile genügend aufzulösen, muss man entweder mit heissem Wasser
oder Dampf nachhelfen. Diese Behandlungsweise kann nun in offenen
oder geschlossenen Ge fassen geschehen, und wird die Wahl derselben
Anflös- and Antlaoge-Vorrichtangen. 205
ivon abhängen, ob ein hoher Dampfdruck erforderlich ist und ob bei der
uflösung schädliche Dünste bezw. Dämpfe entstehen.
In vielen Fällen wird man als Lösungsmittel nicht Wasser,
>ndem eine dünne Lösung des zu gewinnenden Körpers benutzen, wo-
urch man dieselbe allmählich anreichert und dadurch bei eventuell später
orzunehmender Konzentration der Lösung durch Eindampfen eine nicht un-
edeutende Kohlenerspamis erzielt.
Zur Beschleunigung des Auflösprozesses und Vollständigkeit
ler Lösung benutzt man bei offenen und geschlossenen Gefässen Rührwerke,
welche in den verschiedensten Konstruktionen angewendet werden und im
illgemeinen den in der vorigen Abteilung beschriebenen Mischmaschinen ent-
prechen dürften.
Es sei nur bemerkt, dass da, wo Rührwerke mit beliebig geformten
klügeln verwendet werden, der stehenden Konstruktion vor der liegenden
entschieden der Vorzug zu geben ist, da bei letzterer die zur Führung der
Rührwelle dienenden Stopfbüchsen einem starken Verschleiss ausgesetzt sind,
ind zwar einerseits, weil sie immer in der Lösung liegen und mit den in
derselben befindlichen festen Besandteilen fortwährend in reibende Berührung
iommen, und andererseits, weil der ganze Druck der Flügel gegen die Masse
and das Gewicht des Rührwerkes von ihnen aufgenommen werden muss.
Ein fernerer Uebelstand der liegenden Konstruktionen besteht darin, dass
2ine vorkonmiende Reparatur an dem Rührwerke, namentlich aber dann, wenn
mehrere Apparate nebeneinander liegen« viel mehr Zeit und Geld kostet, als
bei den stehenden Gefässen, da man hier nach Entfernung des Deckels das
Rührwerk leicht nach oben herausnehmen kann.
Bei den stehenden Rührwerken benötigt man nur eine Stopfbüchse und
zwar oben, die bei geschlossenen Gefässen nur dampfdicht zu sein braucht,
da die Lösung nicht bis dahin reicht; unten erhalt die Rührwelle ein Spur-
lager, wie z. B. auf der Fig. 237 angedeutet, und hat man nur nötig, je
nach dem Verschleiss, die Spurpfanne desselben und den Zapfen an der Welle
zu erneuern.
Die bei der Trennung der unlöslichen festen Bestandteile von den
Flüssigkeiten durch einfaches Filtrieren, Zentrifugieren und Abnutschen sich
ergebenden Rückstände enthalten aber in den meisten Fällen noch so viel
Flüssigkeitsteilchen eingeschlossen, dass eine Gewinnung derselben vorteilhaft,
ja bei manchen Fabrikationen unbedingt notwendig wird.
Bei den Filterpressen und Nutschen, s. Abteilung VIII., laugt
man deshalb diese Rückstände durch Wasser oder dünne Lösungen
derselben Flüssigkeit, oder auch durch andere Flüssigkeiten so lange aus, als
bei der Weiterverarbeitung der Rückstände dies die erforderliche Reinheit
derselben bedingt, oder bei Weiterverarbeitung der Flüssigkeit die gewonnenen
Waschwässer eine Wiederbenutzung derselben als rationell erscheinen lassen.
Dasselbe bezieht sich auch auf das durch Zentrifugieren erhaltene
Schleudergut; hierbei hat man nur nötig, die Zentrifuge so lange laufen zu
lassen und die Flüssigkeit zuzugeben, bis das oben Gesagte eingetreten ist.
Bei den Filterpressen sind für die Auslaugzwecke noch besondere Ein-
richtungen getroffen, und wird deren Beschreibung bei den Filterpressen,
Abteilung VIII. erfolgen.
Handelt es sich darum, nur die festen Bestandteile zu gewinnen,
so trennt man die in den verschiedenen Stadien erhaltenen Waschwässer
nicht von einander, wohl aber tritt eine Trennung derselben nach den
spezifischen Gewichten ein, wenn die Lösungen weiter verarbeitet werden
206 Vt Ahieiloag.
sollen. Man erreicht dies am einfachsten dadurch, dass man die Ablauf-
leitungen der Apparate, als Filterpressen, Zentrifugen oder Nutschen, nul
einer Sammelrinne verbindet und von hier aus, je nach dem spezifischen
Gewicht der Flüssigkeiten, diese durcli verschiedene, verschhessbare Rohr-
leitungen nach den Aufbewahrangsge fassen ablaufen laast, von wo aus die
genl^nd starken Flüssigkeiten bezw, Waschwässer direkt zur Weiterrer-
arbeitung und die dünneren zur Anreicherung als Auslaugeflüssigkeit »ieder
verwendet werden.
Die richtige Wahl der Auslaug- bezw. Aus wasch -Vorrichtung und die
Grenze, bis zu welcher man diese Operationen treibt, ist oft einer der wich-
tigsten und ausschlaggebendsten Faktoren für die Rentabilitatsfrage eines
Fabrikationszweiges.
Nach den Eigenschaften der Lösungen richten sich die, zum Bau
der Apparate zu verwendenden Materialien und nach diesen wieder die
Konstruktion und der Betrieb derselben.
VII. Abteilung^
Konzentratlons-Yorriehtungen.
Die mittelst der in der letzten Abteilung besprochenen Auflös- und
Auslauge-Vorrichtungen erhaltenen Lösungen, sind in der Regel so dünn,
dass dieselben in diesem Zustande nicht verkäuflich sind, sondern erst durch
eine weitere Behandlung konzentriert werden müssen. Da, wie weiter
unten dargelegt werden wird, die meisten dieser Konzentrations- Vorrichtungen
zu ihrer Inbetriebsetzung Wärme, also Kohlen bedürfen, so ist auch, wegen
der hohen Preise der letzteren, bei der Wahl des für einen bestimmten
Zweck geeignetsten Eindampf- Apparates bezw. Verfahrens die grösste Vor-
sicht zu gebrauchen. Nur an Hand der Rechnung und unter Berücksichtigung
aller einschlägigen Verhältnisse, als Kohlenpreise, Arbeitslöhne, Leistungs-
fähigkeit und Anlagekosten der Apparatur etc. etc., ist das beste und zugleich
billigste Verfahren nebst zugehörigen Apparaten zu ermitteln.
Es verhält sich mit diesen Apparaten genau so, wie mit den Dampf-
kesseln, dort werden durch i kg Kohle z. B. 8 kg Wasser verdampft und
hier verlangt man, dass i kg Kohle bezw. Dampf so und so viel Kilo Wasser
der Lösung verdampft und dadurch das spezifische Gewicht derselben ent-
sprechend erhöht.
Derjenige Apparat, der nun unter nahezu gleichen Verhältnissen das
meiste leistet, nicht zu teuer, haltbar und leicht zu handhaben ist, ist natur-
gemäss auch der geeignetste und muss dies von Fall zu Fall entschieden
werden, da sich, wie leicht begreiflich, Normen hierfür gar nicht aufstellen
lassen.
Das älteste Verfahren, um geringhaltige Lösungen, namentlich
Salzlösungen — Soole — , von dem Wasser zu befreien, bestand in dem
Gradieren.
Die Gradierwerke bilden hohe, schmale, aber lange hölzerne Balken-
gerüste, welche mit Domenreisern ausgefüllt sind und auf welche von oben,
mittelst kleiner Rinnenleitungen die schwachen Lösungen geleitet werden.
Kese rieseln nun an den Reiserbündeln herab und werden in einer unter
dem Gradierwerk befindlichen Grube aufgefangen. Durch diese dünne Schicht-
bildung der Lösung auf den Dornenästen und Zweigen und durch das Her-
äbtropfen von diesen bietet dieselbe der, durch die Gradierwerke streichenden
Luft eine grosse Oberfläche, wodurch ein starkes Verdunsten des Wassers,
^ eine Anreicherung der Lösung stattfindet. Da sich auf einem solchen
Gradierwerk die Lösungen, z. B. Kochsalzlösungen, nur um ca. 4 bis 6 ^/^
konzentrieren, so wird die Gradierung öfter wiederholt, indem man die schwache
Lösung, wie sie z. B. aus der Erde quillt, oder aus deren Tiefe gepumpt
2oS Vn. Abteilung.
wird, auf das erste Gradierwerk leitet und von diesen herablaufen lässt, dann
auf ein zweites drückt und diesen Prozess drei bis vier Mal wiederholt. Beim
Passieren der verschiedenen Reiserbündel lassen die Salzlösungen auch ihre
unlöslichen Verbindungen auf denselben zurück, indem sie eine Schale, den
sogenannten Dornenstein, um die einzelnen Zweige der Reiser bilden. Um
eine grosse Leistungsfähigkeit einer Gradieranlage zu erhalten, muss man
dieselbe so plazieren, dass die Längsseiten derselben von der, am Auf-
stellungsorte vorherrschenden Windrichtung möglichst unter einem rechten
Winkel getroffen werden. Da diese Gradierwerke aber sehr viel Raum be-
anspruchen und möglichst frei liegen müssen, so lassen sie sich schon aus
diesen Gründen nicht überall einführen; da femer in den verschiedenen
Jahreszeiten auch die Leistungen sehr verschieden sind und ein gleichmässiger
Betrieb mit ihnen nicht durchzuführen ist, so hat man sie nur noch bei
Konzentrationen von Salzlösungen in Anwendung, wo sich neben diesen An-
lagen Kuranstalten befinden, in welchen die mit Salz geschwängerte Luft von
den Kranken eingeatmet wird (z. B. Nauheim, Kissingen, Kreuznach, Elm,
Orb etc. etc.).
Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass man die Gradierwerke in der
neuesten Zeit auch noch dazu benutzt, das durch die Kondensation des
Dampfes bei Dampfmotoren angewärmte Wasser so weit abzukühlen, dass
dasselbe zu gleichem Zwecke wieder benutzt werden kann, worauf am Schluss
dieser Abteilung noch näher eingegangen werden wird.
Das Eindampfen von Lösungen kann femer geschehen durch direktn
Feuer, durch Dampf und durch Sand- und Luftbäder.
Eindampfen durch direktes Feuer. Direktes Feuer wird man wohl
nur noch in solchen Fällen anwenden, wo die abgehenden Gase einer be-
liebigen anderen Feuerung noch eine so hohe Temperatur besitzen, dass
man den üblichen Fuchs nochmals erweitert und die Feuergase auf die darin j
eingebauten Eindampfgeßlsse wirken lässt, ehe sie in den Kamin entweichen; \
natürlich ist hierbei vorher zu prüfen, ob auch die Höhe der zur Verfügung
stehenden Temperatur für den Verdampfungsprozess genügt, wenn man eine
gewisse Leistung erreichen will.
Ferner wird man direktes Feuer noch dort mit Vorteil anwenden,
wo zur Entfernung des Wassers eine ziemlich hohe Temperatur nötig ist,
z. B. bei der Schwefelsäurefabrikation, wo ausser der Li egel 'sehen Gas-
feuerung — s. S. 195 — noch die in Fig. 257 dargestellte HalbgasfeueruDg
von Rösky, Frankfurt a. M. angewendet wird und vor allem da, wo man
den Verdampfungsrückstand schmelzen muss, wie z. B. bei der Aetznatron-
fabrikation.
Zu der Gattung von Konzentrationsein richtungen welche von abgehenden
Heizgasen erwärmt werden, gehören die verschieden geformten, fiaist ausschliesslidi
aus Schmiedeeisen hergestellten Gefiisse, in welchen die schwachen Lösungen
erwännt und um einige Prozente angereichert werden, von wo aus diese
stärkeren Laugen entweder mittelst direktem Feuer oder Dampf weiter kon-
zentriert werden. Man nennt diese Gefösse Vorpfannen und hängt das
Mass der in denselben erreichten Eindampfung nur von der zur Verfiigung
stehenden Temperatur ab.
Bei denjenigen Losungen, welche während des Eindampfens Kiystallc
ausfallen lassen, muss man darauf bedacht sein, diese rechtzeitig zu cnl-
Eiadompfen durch direktes Fencr.
weil sonst die Kr^'s[alle zu Boden fallen und hierdurch sowohl die
n die darüber stehende Lösung beeinträchtigen, als auch
onuationen des Geßsses herbeiführen können.
Fig. 257.
Eine sehr gute Konstruktion eines solchen Gefässes, bei welchem die
tfemung der Krystalle automatisch geschieht, bei dem man also von der
wissenhaftigkeit des Arbeiteis unabhängig ist, hatte sich Thelen in Stol-
g bei Aachen patentieren lassen.
Dieses Gefäss bildet, wie auch untenstehende Fig. 25S zeigt, einen
rizontal liegenden, aus Schmiedeeisen hergestellten Halbzylinder, der mit
2IO Vn. AbteUang.
seinem Umfange vollständig den Heizgasen ausgesetzt ist. Die beiden Bodei
oder Seitenwände sind in gnsseisernen Gestellen derart gelagert, dass die
selben ausserhalb der Feuerung liegen. Genau in der Mittelachse des Halb
Zylinders oder der Pfanne liegt eine kräftige, vierkantige Welle aus Schmiede
eisen, welche in den bereits erwähnten gusseisemen Gestellen gelagert ixm
der Länge nach wechselseitig mit Rührärmen besetzt ist. Diese Rührärm<
tragen an ihren Enden bewegliche Schaufeln oder Schaber, welche so geform
und angeordnet sind, dass bei der Drehung der Welle die eine Schaufel, di(
etwa am Boden abgesetzten Krystalle der nächsten Schaufel zuschiebt, dies<
wieder der nächsten u. s. w., so dass also die Krystalle nicht eher zur Ruhe
kommen können, bis sie am Ende der Pfanne angelangt sind. An dieser
Stelle werden sie nun von einer kastenartig geformten Schaufel gefasst, aus
der Pfanne heraus gehoben und mittelst einer schiefen Ebene in einen Sieb-
kasten transportiert, in welchem sich die mitgerissenen Flüssigkeitsteilchen von
den Krystallen trennen.
Die Schaufeln können auch so angeordnet werden, dass die eine Hälfte
von rechts und die andere Hälfte von links die Krystalle nach der Mitte
zu transportieren und die Auswurfschaufel hier plaziert ist. Bei guter Her-
stellung der Pfanne und aufmerksamer Bedienung während des Betriebes hat
sich dieser Apparat ausgezeichnet bewährt und da seit Anfang 1 893 das s. Z.
hierauf erteilte Patent abgelaufen ist, die Konstruktion jetzt also Jedermann
anwenden darf, so ist es ausser Frage, dass dieselbe noch in vielen Fällen an-
gewendet werden wird. Der Antrieb erfolgt, wie aus der Figur ersichtlich, mittelst
Riemenscheiben und Zahnradvorgelege. Zur Vermeidung von Reparaturen ist es
wichtig, auch die auf den Rührärmen sich festsetzenden Krystalle, möglichst
oft von diesen zu entfernen, da sonst durch die sich bildende Kruste eine
übermässige Belastung des ganzen Rührwerkes entsteht, was ein Verbiegen
desselben zur Folge hat.
Bei denjenigen Apparaten, wo eine Entfernung der sich absetzenden
Krystalle durch Arbeiter geschehen muss, wendet man sogenannte S a i h e r
an; es sind dies mehr oder weniger flache Schalen, die mit kleinen Löchern
versehen sind, damit die mitgeschöpfte und die an den Krystallen sitzende
Flüssigkeit noch über dem Eindampfapparat ablaufen kann.
Die Firma Fellner & Ziegler, Frankfurt a. M. - Bockenheim, baut
einen Apparat, der nach dem Gegenstromprinzip arbeitet, und der sich zum
kontinuierlichen Eindampfen verschiedener Flüssigkeiten sehr gut eignet.
Dieser Apparat besteht aus einem horizontal gelagerten Zylinder, der
langsam rotiert und in seinem Inneren einen, an der Zylinderwand befestigten
und an diesen anschliessenden Schneckengang enthält, dessen innerier Durch-
messer ^/, bis ^/j des Zylinderdurchmessers beträgt. Das Auslaufende des
Zylinders ist frei, das Einlaufende mit einem Ringe versehen, der dem inneren
Durchmesser der Schnecke entspricht.
Die einzudickende Flüssigkeit wird durch ein Rohr eingeführt und tritt
der sich entwickelnde Abdampf entweder an derselben Stelle ins Freie, oder
er wird durch ein, an den obigen Ring anschliessendes weites Rohr fortgeführt
entweder zu fernerem Gebrauche oder, wenn es schädliche Dämpfe sind, um
vernichtet zu werden; in letzteren Fällen mündet der Zylinder in einen
geschlossenen Kasten, der die eingedampfte Flüssigkeitsl aufnimmt und durch
ein Syphonrohr weitergiebt.
Geheizt wird der Zylinder — s. Fig. 259 — von aussen durch direktes
Feuer, oder von innen durch noch genügend heisse Abgase eines anderen
Apparates.
RotiereDde Einduapfkppante.
Fig. 159-
Gelagert ist der Zylinder auf vier Rollen und der Antrieb geschieht
mittelst Zahnrad oder Schnecke, von denen die letztere Konstruktion der
bequemeren Anordnung wegen vorzuziehen ist. Der Zylinder ist in denjenigen
Fillen, in welchen die Heizung von aussen geschieht, eingemauert, und
kommt die Einmauerung in Wegfall, wenn die Heizgase direkt über die
Flüssigkeit durch das Innere geführt werden. Bei letzterer Heizmethode
'erden die Heizgase in den oben erwähnten Kasten, der alsdann ausge-
mauert sein rouss, eingeführt und mit den Dämpfen zusammen abgeleitet.
Die Wirkung des Apparates ist eine sehr intensive, da die Innenfläche
d« Zylinders fortgesetzt von der Flüssigkeit benetzt und in gleichen Inter-
^'allen von den Heizgasen erwärmt wird. Durch die Schnecke wird das Innere
des Zylinders gewissem) assen in eine grosse Anzahl von einzelnen Eindampf-
scbalen zerlegt, die fortwahrend wechseln, wodurch eine andauernde Bewegung
der Flüssigkeit und des Dampfes bewirkt wird. Erhöht wird die Leistung
noch durch Querleisten, die in die Schnecke eingelegt sind. Durch Ver-
mehrung oder' Verminderung der Umdrehungen, lässt dieser Apparat sich
^tiau für die, in jedem einzelnen Falle gewünschte Leistung einstellen.
Hat z. B. die Schnecke loo Gänge, so wird die Flüssigkeit nach
hundert Umdrehungen den Apparat verlassen; bedarf dieselbe bei der Ein-
wirkung dieses Apparates zur Erreichung des gewünschten Konzentratiuns-
^des eine Stunde, so ist die Umdrehungszahl i,66 pro Minute.
Je nach den Eigenschaften der zu behandelnden Flüssigkeit wird das
Waterial gewählt und haben sich Schmiedeeisen, Kupfer und verbleites Schmiede-
eisen für die meisten Verwendungen als hinreichend herausgestellt.
Erfolgt die Erwärmung der Konzentrationsgefässe mittelst direktem
?cuer, so stellt man dieselben aus Metall, insbesondere aus Guss- und
»dimiedecisen, Kupfer und Blei her, seltener aus Edelmetallen wie Silber
md Platin. Die Form und die Grösse dieser Apparate ist eine so manig-
altige, dass man dieselben nur ganz allgemein besprechen kann, da es kaum
DÖglich ist, alle existierenden Ausführungen zusammenzustellen. Nachstehende
?ig. 260 zeigt einen Sodaschmelz kessel, an welchen bezüglich seiner Halt-
>arkeit die weitgehendsten Anforderungen gestellt werden, welchen nur die-
eoigen Eisengiessereien nachkommen können, die auf Mischung der Eisen-
212
VH. AbteÜung,
Sorten die gross te Sorgfalt legen und mit den besten Einrichtungen
Giessereitechnik versehen sind.
Von einigen chemischen Fabriken werden diese gnsseisemen Gefi
mit spitzen Hämmern abgeklopft, um etwaige, in den Gefässwänden befi
liehe poröse Stellen, Gusslöcher, aufzufinden und dadurch den Apparat,
er in den Beirieb kommt, als untauglich
zuriickgeben zu können. Wenn auch zu-
gegeben werden muss, dass durch dieses
Klopfen viele Defekte aufgefunden worden
sind, so darf man aber nicht vergessen,
dass durch dasselbe gerade der widerstands-
fähigste Teil des ganzen Gefässes, die
Gusshaut, durchgeschlagen wird und kann
nun an dieser Stelle die Saure oder die
Lauge mit dem viel weniger widerstands-
fähigen inneren weichen Guss in Be-
rührung kommen.
Welche von diesen beiden Methoden — Klopfen oder Nichtidopfen
die richtigere ist, soll hier nicht entschieden werden; der Verfasser hält d
Nichtklopfen für richtiger und zwar deshalb, weil der Preis solcher Gefäsi
an welche diese scharfen Bedingungen nicht gestellt werden, viel geringer
und weil die Un brauch barkeit eines Ge-
fässes durch ein aufgefundenes Gussloch
unter Umstanden nur von einer persön-
lichen Ansicht abhangt.
Einen Eindampfapparat mit direktem
Feuer für Laboratorien hat Professor
Dr. W. Hempel, Dresden, konstruiert.
Ober welchen derselbe in den Berichten der
Deutschen Chemischen Gesellschaft, Jahr-
gang 21, Heft 5, etwa folgendes schreibt:
„Um beim Eindampfen von Lösungen das
Verspritzen zu vermeiden , bedient man
sich ganz allgemein der Wasserbader, was
den grossen Nachteil hat, dass diese Ope-
ration unverhältnisniassig viel Zeit in An-
spruch nimmt. Man kann eine enorme Be-
schleunigung beim Abdampfen erreichen,
wenn man die Flamme nicht von unten
durch die Wände eines GeRlsses, sondern
von oben direkt auf die Flüssigkeit wirken
lasst. Es ist dies natürlich nur unter An-
wendung von Brennern möglich, deren
Flamme von oben nach unten gerichtet ist.
Solche Flammen sind aber in neuerer Zeit
von Friedrich Siemens und Anderen für Be-
leuchtungszwecke hergestellt worden. Giebt
man dem sogen, »invertierten* Siemens-
schen Regenerativbrenner die in neben-
stehender Zeichnung (Fig. 261) angegebene
Anordnung, so lasst sich derselbe mit Leich- '
tigkeit zu dem fraglichen Zwecke benutzen. pjg, (6t.
Metall-, Sud-, Od- and Wuierbadcr. 213
Der Apparat setzt sich zusammen aus dem Reganerativbrenner Ä mit
.bzugrohr B, dem Glaszylinder C und dem hoch und tief stellbaten Teüer-
estell D. Der Teller a wird mit Seeaand an die Glasglocke C abgedichtet;
as Teilergeslell D gestattet eine doppelle Verschiebung, es ist nämlich
inesteÜB die Röhre d in dem weilen Rohre e verstellbar, andemleils der
iisen.stab c mit dem Schalenträger h nochmals in d beweglich. Dadurch
rird es möglich, die Stellung der abzudampfenden Flüssigkeit jeden Augen-
)lick, ohne den Apparat zu öffnen, beliebig gegen die Flamme zu regulieren.
tfül man die Lampe benutzen, so dreht man die Flamme ganz klein, öffnet
dann den Glaszylinder C durch Verschieben des Tellers a nach unten, setzt
die Abdampfschale , den Tiegel , oder was man sonst zur Aufnahme der
Flüssigkeit verwendet hatte , auf den Schalenträger h, schliesst hierauf die
Glocke und dreht dann die Flamme wieder voll auf. Die Verdampfung
b^nnt sofort, da die Flüssigkeil von oben her zu sieden anfängt, es also
nicht einmal nötig wird, dass die ganze Masse derselben auf ihren Siedepunkt
kommt. Trotz der stärksten Verdampfung gewahrt man nicht das geringste
Wellen oder Spritzen; selbst die am heftigsten stossenden Flüssigkeiten
können ohne jede Schwierigkeit konzentriert werden. Da die Flamme die
Abdampfge fasse nicht berührt, so ist deren Material vollständig ohne F.influss
auf den Prozess; Hempel hat z. B. in Holz- und Papierschalen Fiuorwasser-
stofifluoramroonlösungcn mit grosser Leichtigkeit konzentriert.
Vorausgesetzt, dass man die Lösungen nur nicht zu weit eindampfen
IHssi, werden auch organische Körper trotz der direkten Einwirkung der
Flamme auf die Flüssigkeit nicht zersetzt, da das Eindampfen hauptsächlich
<iurch die von der blendend weissen Flamme ausgestrahlten Wärme, aber
nicht durch Berührung erfolgt."
Der neue Apparat gestattet eine ungefähr sechsmal so schnelle Ver-
diunpfung als das Wasserbad, trotzdem hat er sich nur vereinzelt einzuführen
vermocht.
Bei solchen Flüssigkeiten, welche beim Verdumpfen heftig aufkochen,
enislehen Verluste durch M i t r e 1 s s e n von Flüssigkeitsteilchen durch den
Dämpf. Sind diese Verluste so gross, dass sie wegen des dadurch ent-
stehenden Schadens vermieden werden müssen, oder ist der mit diesen
ini [gerissenen Teilchen vermischte Dampf für die Arbeiter oder die Umgebung
schädlich, so müssen die Ein dam pfappa rate als geschlossene Gefasse
konstruiert werden, um ein Auffangen des entweichenden Dampfes zu er-
möglichen. Dieser Abdampf wird dann durch irgend eine Kühlvorrichtung
badensiert und lässt man das Kondensat, je nach seiner Stärke entweder
»ieder in die Fabrikation zurückgehen oder fortlaufen.
Ein solcher Eindampfapparat wird unter vielen anderen auch beim
Konzentrieren von Schwefelsaure benutzt. Die Schwefelsäure passiert, je nach
^em Prozentgehalt mit welchem sie in den Apparat einlauft und ihn wieder
'erlassen soll, mehrere offene und geschlossene Pfannen, welche der Wider-
standsfähigkeit wegen meist aus Platin hergestellt werden. In die offenen
Pfannen gelangt die dünne Säure zuerst und ist der, aus diesen entweichende
Dampf, noch nicht so sauer, dass er schädlich wirken kann, wohl aber ist
lies bei der in der nächsten Pfanne eintretenden Konzentration der Fall,
'eshalb diese Pfanne geschlossen und der Dampf aus dieser aufgefangen und
tondensiert wird.
Das Kondensat — Uebergangs säure — wird dann gesammelt und wieder
In der Fabrikation verwendet; gleichzeitig benutzt man aber das spezifische
Gewicht derselben als Erkennungsroi ttel für den, in den geschlossenen Pfannen
214 VII. AbtefloDg.
vorgehenden, vop aussen nicht zu beobachtenden Eindampfprozess. Wenn
nämlich der, den oberen Teil der Pfanne bildende Kühlmantel durch zu
wenig Kühlwasser zu schwach gekühlt wird, so wird viel mehr Säure mit
dem Wasserabdampf übergehen, als wenn die richtige Kühlung vorhanden
ist. Bei letzterer wird innerhalb der Pfanne selbst und zwar an den Wand-
ungen des Kühlmantels, schon ein grosser Teil des Kondensates gebildet und
fliesst in die Pfanne zurück; man vermeidet auf diese Weise die Bildung
eines unnötig grossen Quantums Uebergangssäure und kann mittelst des
Aräometers den Gang der Konzentration genau verfolgen.
Metall-, Sand-, Oel-, Wasser- und Luftbäder. Will man mit Rück-
sicht auf die Feuergefährlichkeit des einzudampfenden Körpers kein
direktes Feuer anwenden, oder will man wechselnde Temperaturen
vermeiden, oder muss man wegen ätzender Eigenschaften, der einzu-
dampfenden Flüssigkeit auf Eisen oder andere Metalle, Thongefässe ver-
wenden, so lässt man das Feuer erst auf einen Zwischenkörper wirken,
welcher dann die Wärme auf das, den einzudampfenden Körper enthaltende
Gefäss überträgt. Zur Uebertragung der Wärme benutzt man nun entweder
Metall, Sand, Oel oder Wasser und hängt die Wahl des einen oder
des anderen Zwischenkörpers von der Höhe der zu benötigenden Temperatur
ab; man wird bei den höchsten Temperaturen Metall, bei den mitt-
leren Sand und Oel und bei den niedrigsten Sand, Oel und Wasser
anwenden.
Es sei an dieser Stelle eine allgemeine Bemerkung eingeschoben,
welche sich speziell auf die Verwendung von Thonge fassen bezieht, die
aber auch bei Metallgefässen berücksichtigt werden kann.
Die Erwärmung und auch die Abkühlung von Thongefössen muss
langsam und gleichmässig erfolgen. Es hat sich als sehr praktisch er-
wiesen, beim Beginn der Erwärmung, wo naturgemäss die Differenz in den
Spannungen der einzelnen Teile am gross ten ist, das Niveau der das Ge-
ßlss füllenden Flüssigkeit nicht niedriger zu legen, als der höchste Punkt,
bis zu welchem der Zwischenkörper — Sand, Oel oder Wasser — hinauf-
reicht. Dadurch wird vermieden, dass die Wärmeabgabe nie an einen
freibleibenden Teil des Gefässes stattfindet, wodurch eine verschiedene Aus-
dehnung des letzteren eintreten könnte.
Die Befestigung der inneren auf die äusseren Gefösse, welche mittelst
Metall-, Oel- oder Wasserbades erwärmt werden sollen und die im allge-
meinen so konstruiert sind, wie die weiter unten zu besprechenden Gefässe
mit Dampfmantei, muss im Gegensatz zu diesen derart sein, dass oben
Luftlöcher zum Entweichen der heissen Luft, beziehungsweise des Dampfes
vorzuziehen sind, um eine Spannung der- bezw. desselben zu verhindern.
Bei den Metallbädern wendet man in den meisten Fällen eine solche
Legierung von verschiedenen Metallen an, dass deren Schmelzpunkt der
Temperatur entspricht, welche man zur Verdampfung der betreffenden Flüssig-
keit benötigt; hierbei sei besonders auf die verschiedenen Mischungsverhältnisse
von Blei und Zinn hingewiesen.
Auch mittelst heisser Luft kann die Verdampfung von Flüssigkeiten
erreicht werden und wird zu diesem Behufe die Luft entweder wie die oben
erwähnten Zwischenkörper erhitzt, oder aber man drückt sie durch eine
stark erwärmte Rohrschlange, i
Temperatur anDiiiiml und die
Körper direkt oder indirel
i welcher sie beim Passieren derselben deren
o erhaltene Wärme auf die einzudampfenden
t übertragt.
Kahl
Eindunpfen duroh Duapl Dies sind indess mehr oder weniger Aua-
imen, im allgemeinen spielt wohl der Dampf als Warme abgebendes
Medium bei der Eindampfung von Flüssigkeilen die grössle Rolle. Der
Dampf kann nun durch direkte Einführung in die Flüssigkeit wirken, oder
es kann seine Warme indirekt durch Röhren, welche entweder in der
Flüssigkeit oder in der Wandung des Flüssigkeitsbehalters liegen, übertragen
werden.
Die erste Art der Erhitzung durch direkte Einleitung von heisser Lufl
oder Dampf in i!i« Flüssigkeit geschieht namentlich dort, wo die angreifenden
Eigenschaften der Flüssigkeiten Metalle zur
Verwendung von Geissen ausschliessen und
andere Materialien dazu verwendet werden
müssen, z. B, Sandstein oder Thon. In diesen
Fallen leitet man, wie Fig. 262, eine Aua-
führang von March Söhne, Charlottenburg,
zeigt, den Dampf mittelst eines Sandstein- oder
Thonrohis direkt in die Flüssigkeit; um Warme-
Verluste» nach aussen vorzubeugen wirdi wenn
angängig, das Koch- bezw. Eindampfgefass in
ein anderes Gefass gestellt und der Raum
zwischen beiden durch einen schlechten Wärme-
leiter ausgefüllt.
Auch das Ausgiessen dieses Zwischen-
laumes mit Zement oder einem anderen, der
betreffenden Flüssigkeit .widerstehenden Kitt,
hat sich gut bewährt und hat man dabei den pjg, 26».
Vorteil, dass bei etwaigem Eintritt eines
^runges das GeRlss nicht so bald be tri ebs unfähig werden kann.
Findet die Wärmeabgabe des Dampfes an die Flüssigkeit mittelst Rohr-
schlangen statt, so können letztere die verschiedensten Formen und selbst-
Tedeod aiich die verschiedensten Grössen besitzen und aus Eisen, Kupfer,
Messing, Blei, Zinn u. s. w. hergestellt werden. Bezüglich der Form be-
schrankt man sich woh! in den meisten Fällen auf die Spiralform, man kann
aber die Röhren auch vertikal und horizontal hin und her führen, nur muss
man bei allen diesen Formen darauf achten, dass die Röhren in einem
massigen Gefalle liegen. Hierdurch erreicht man, dass das sich bildende
Kondensations Wasser frei auslaufen kann,' wahrend durch dessen An-
sammeln einesteils die Heizfläche der Schlange unnötigerweise verringert
und anderenteils die so lästigen Wasserschlage entstehen würden, welche
auf die Haltbarkeit der Schlange von nicht zu unterschätzendem Ein-
flüsse sind.
Um Dampfverlusten vorzubeugen und gleichzeitig unter Dampfdruck
arbeiten zu können, ist es unbedingt nötig, das Ende der Heizschlangen mit
einem Kondensationswasser- Abieiter in Verbindung zu bringen; letzterer ist
auf seine Brauchbarkeit aber öfter zu kontrollieren, da bei einem Versagen
desselben das Kondenswasser nicht ablaufen kann, infolge dessen die Schlange
skh damit füllt und dadurch oben erwähnte Uebelstande eintreten werden.
I
2l6
Vn. AbteUnng.
Man dampft mittelst Heizschlangen sowohl in offenen als in ge-
schlossenen Gefässen ein und richtet sich diese Anordnung ganz nach
den Eigenschaften des einzudampfenden Kör]iers, wie nach den beim Ein-
dampfen entstehenden Dämpfen.
In geschlossenen Gefässen wird die Dampf- Heizschlange namentlich
bei Destillations- und Ex traktionsge fassen angewendet, und wenn ausserdem
noch ein Vakuum in den Gefiissen unterhalten werden soll, auch bei den
sogenannten Vakuumapparaten. Letzterer Apparat findet in der Zucker-
industrie zum Verkochen des Zuckers, d, h. zur Bildung der Zuckerkrystalle
wahrend des Kochens, eine
ausschliessliche Anwendung ;
es sind jedoch auch viele
Konstruktionen vorhanden, wo
sich an Stelle der Schlangen
Dampfmantel oder beide
Heizelemente kombiniert be-
finden. In letzterem Falle ist
die Einrichtung dann so ge-
troffen , dass entweder die
Schlangen und der Doppel-
mantel einzeln geheizt werden
können, oder aber der Dampf
kann aus einer Schlange in
die andere imd dann in den
Dampfmantel gehen.
Die Formen dieser
Vakuumapparate sind sehr
manigfaltig — kugelförmig ,
eiförmig, zylindrisch mit kurzer
oder hoher Zarge etc. — und
richten sich ganz nach dem,
wahrend des Prozesses auf-
tretenden Schäumen der ein-
zudampfenden Flüssigkeiten.
Oben an der höchsten Stellt-
des Apparates befindet sich
für den Abzug der Dämpfe ein
Dom, der im Innern mit einer
Saftfangerhaube versehen ist;
an diesen schliesst sich bei den Apparaten für die Zuckerindustrie, durch
eine kurze Rohrleitung verbunden, ein Saftfänger. Am unteren Boden befindet
sich in der Regel eine weite Ablassöffhung, welche durch einen Konus ab-
gesperrt ist. der durch Hebel und Schraube geöfl"net und geschlossen werden
kann; ausserdem beßnden sich an den Vakuumapparaten noch Thermometer,
Vakuummeter, Probenehmer, ein Butterhahn zum Einbringen d^ das Schäumen
verhindernden Fettes in das Innere des Gelasses, mehrere Dampf-, Wasser-
und Saft einsaug- Ventile (der äussere Luftdruck presst die Flüssigkeit selbst-
thatig in das unter Vakuum stehende GefUss) und diverse Schauglaser, um
das Innere des Apparates beobachten zu können.
Einen der am meisten vorkommenden Apparate stellt obensteheode
Flg. 263 dar, eine Ausführung der Firma Volkmar Hanig & Comp.,
Dresden,
Eiadampfgcfil»!
t DampfmBntcL
^\^
Zu diesen Eindampfapparaten wurde bisher grösstenteils Kupfer ver-
wendet, da dasselbe aber z. B. für Oxals-aure, Weinsteinsaure etc. nicht ge-
nommen werden kann, so war man gezwungen, für diese Flüssigkeiten zun;
Hartblei zugreifen. Die Firma J. Römheld, Mainz, giesst solche Vakuum-
apparate (s. Fig. 264) bis zu einem Durchmesser von zwei Meter aus drei
Teilen, Unter-, Oberteil und Deckel, jedes aus einem einzigen Stück, ohne
eine Lötnaht am ganzen Apparat ausführen zu müssen, weil die verschiedenen
I Stutzen, die gezahnten Leisten
zur Aufnahme der Heizschlange
etc. direkt mit angegossen werden.
Die Haltbarkeit dieser Apparate
ist dementsprechend eine sehr
grosse und befinden sich auf diese
Weise hergestellte schon seit zehn
Jahren im Betriebe, ohne Repa-
raturen erfordert zu haben.
Früher wurden die Heiz-
schlangen ausschliesslich mit di-
rektem Kesseldampf geheizt,
in neuerer Zeit hat man aber be-
gonnen, den noch überschüssi-
gen Maschinenabdampfzu be-
nutzen, dabei musste man aber,
il;i diese Dampfe eine zu geringe
Temperatur besitzen, die Heiz-
, Hache bedeutend vergrftssem.
Eine grosse Heizfläche lasst
sich aber nicht immer in Schlangen
anordnen, und man war daher
gezwungen, an deren Stelle einen
Röhren - Heizkörper zu konstru-
ieren, ahnlich wie solche bei den
noch spater zu behandelnden Ver-
dampfapparaten Verwendung fin-
den.
Es sei nebenbei bemerkt,
dass die Benutzung des Ab-
dampfes bei Vakuumapparaten
ausser anderen Vorteilen noch
den besitzt, dass durch seine
iriedrigere Temperatur gegenüber der des direkten Dampfes eine Zerstörung
der Masse, z. B. des Zuckers, nicht so leicht zu befürchten ist.
Eine rotierende Heizschlange, speziell zum Eindampfen schwerer
Flfluigkeiten geeignet, führen nach nachstehender Fig, 265 Aug. Quiel
Sohne in Bertin aus; hierbei setzt sich an die einzelnen, geheizten Rohr-
Ibjü^e bei ihrer Berührung mit der Flüssigkeit eine dünne Schicht derselben
an, die wahrend der Zeit, wo sich diese Röhren über dem Niveau der
FlDssigkeit befinden, ihre Feuchtigkeit verliert, sich dann mit der im Trog
befindlichen Flüssigkeit wieder mischt, wieder trocknet und so nach und nach
die ganze Masse bis zu dem gewünschten Grade eingedampft wird.
Da sich die Form der Gefässe nach dem jeweiligen Zwecke von selbst
, so seien von den vielen Konstruktionen, bei welchen der Dampf
1
I
I
I
Fig. »64,
220 Vn. AbtcUung.
schmiedeeiserne Schlangenröhren-von sehr grosser Festigkeit gleich mit an-
bringen, diese also bei einem giessfähigem Material gleich mit eingiessen.
Die Wärme teilt sich der, das Rohr umgebenden, gut leitenden Geßlss-
wandung mit und gelangt so in das GeflSlssinnere, während die Wärmeabgabe
nach aussen durch Wärmeschutzmasse verhindert werden kann. Da der
Druck des Heizmittels, z. B. Dampf oder Heisswasser von den eingelegten
bezw. eingegossenen Röhren aufgenommen wird, so ist die eigentliche Geföss-
wand von innerem Druck befreit und braucht dieselbe nur der zersetzenden
Wirkung der zu behandelnden Flüssigkeit zu widerstehen.
Es sei noch erwähnt, dass
dieses Gefäss sowohl aus den
verschiedensten Materialien her-
gestellt, als auch durch An-
bringung von Rührwerken zu
Mischapparaten oder durch Ab-
decken der oberen Oeffiiimg zu
Destillationsapparaten verwendet
werden kann.
Je nach der erforderlichen
Temperatur benutzt man hier
Dampf oder Heisswasser als
Heizmittel.
Im ersteren Falle wird die Fig. 269.
m der Gefässwand angebrachte
Heizschlange direkt mit dem Kessel ^ verbunden und das KondenswasÄer
durch einen Kondensationstopf abgeleitet.
Im zweiten Falle, wo es sich also um Siedepunkte bis 350* handelt,
benutzt man das Wasser als Träger der Wärme, zu deren Erzeugung ein beson-
derer Ofen erforderlich ist, der in beliebiger Entfernung von den Gefössen
aufgestellt werden kann; nur muss man die Leitungsröhren gut mit Wänne-
schutzmasse umgeben.
Da sich diese Methode, mit erhitztem Wasser einzudampfen, auch an
beliebig konstruierten Ge fassen anwenden lässt, so soll dieselbe an Hand der
umstehenden Fig. 270 beschrieben werden.
In jeden der drei Feuerzüge des Ofens ist ein Heizschlangenrohr
Äp Äj, Äj eingelegt. Die drei Rohre sind ausserhalb des Ofens durch kurze
Bogenstücke derartig untereinander verbunden, dass sie zusammen ein Rohr
bilden, welches durch eine, den örtlichen Verhältnissen angepasste Zwischen-
leitung SF an die, in der massiven Wandung des Kochgefässes liegende
Rohrschlange, angeschlossen ist. Auf diese Weise entsteht ein in sich ge-
schlossenes Rohrsystem, in welchem eingefülltes Wasser beim Beheizen des
Ofens in derselben Weise in Zirkulation gesetzt wird, wie es bei den all-
bekannten Heisswasserheizungen in Gebäuden geschieht. Die dem Wasser
im Ofen mitgeteilte Wärme wird den Wandungen der Geßlsse Öj, Ö, zu-
geführt, und da Wasser in einem verschlossenen Rohre nicht verdampfen kann,
so wird es durch die im Ofen bei seiner Zirkulation immer wieder erfolgende
Wärmeaufnahme auf diejenige Temperatur erhitzt, deren man zum Kochen
oder Eindampfen der verschiedenen Stoffe bedarf.
Die Bewegung des erhitzten Wassers innerhalb der Heizrohre Äp Äf
und Aj erfolgt, wie in der Zeichnung durch Pfeile angedeutet, in der Richtung
von unten nach oben (Eintritt bei e^ aus Fallrohr F, Austritt bei a^ i©
Steigrohr S), während die Heizgase im Ofen in entgegengesetzter Richtung
Ein dampfen
I Überhitztem Diinpf auA lldtswas
219
^tem, nicht treibendem Ponlandzemenl, dessen Oberfläche nach der
, einem säurebeständigen Anstrich versehen werden kann. Zur
t legt man in eine Rille der Thonschale einen Eisendraht, an welchen
!^ an beliebig vielen Stellen nach aussen stehende Oesen oder Häkchen
»ringt, welche von der Zementmasse eingeschlossen werden; dadurch wird
Herausheben der Schale durch den Dampfdruck ebenso verhindert, wie
^ Schrauben, Klammem etc.
Für solche Stoffe, deren Siedepunkt hilher liegt als 20o', wo man
rar mit überhitztem Dampfe arbeiten könnte, hat sich das in Fig. 269
Kellte Kochgefass der Firma: Th. & Ad. Frederking in Leipzig-
ganz vorzüglich bewahrt; dasselbe besitzt den grossen Vorteil, dass
nunzer innerer Raum frei und nicht durch eingehängte Heizschlangen
»Igt ist und dass ein Ansetzen bezw. Festbrennen des Stoffes darin nicht
kommen kann. Diesen Vorteil und das genaue Einhalten einer bestimmten
Qperatur, sowie das gänzlich vermiedene Durchbrennen der Gefasswande
Ausschluss jeder Feuersgefahr während des Eindampfens, erreichen die
r dadurch, dass sie in die massiven Metailwamlungen des Kochgefässes
222 ^TT. Ableilong.
Nachdem der Apparat montiert und durch die Druckpumpe die Dichtig-
keit aller Roh rverb in düngen festgestellt ist, wird das Rohrsystem durch den
Füllstutzen / bis etwas übet die Gabelstelle mit deslillienem ödes Kondens-
wasser gefüllt, dann fest verschlossen. Das Expansionsrolir bleibt leer, d. h.
mit Luft gefüIU, und ermfiglicht dem erhitzten Wasser unter gleichzeitigem
Verdichten der vorhandenen Luft sich auszudehnen.
Die Handhabung des Kochapparats ist, trotz der vom jeweiligen Tem-
peraturgrade abhängigen hohen Pressung des Heizwassers, bei sachgemässer
Anordnung der Rohrleitung eine vollständig gefahrlose, wie die auf gleichem
Prinzip beruhenden, allgemein bekannten Heisswasser-Heizungen für Gebäude.
Backöfen etc. durch jahrzehntelange Erprobung bewiesen haben.
Aehnlich wie die auf Seite 208 erwähnten Vorpfannen mit direktem
Feuer dazu dienen, eine Flflssigkeit um einige Prozente spezifisch schwerer
zu machen, bewirken die in neuerer Zeit vielfach ausgeführten uod mit
ausgezeichnetem Erfolge arbeitenden Verdampfapparate, eine Lösung so-
weit einzudampfen, als es einesteils rationell, anderenteils aber erforderlich
ist, um das Produkt für die Ferligstell-Apparate vorzubereiten. Auch bei
diesen Apparaten wird ein partielles Vakuum über den einzudampfenden
Flüssigkeiten unterhalten und dadurch der Siedepunkt derselben heninier-
gedtückt, wodurch man nicht auf direkten Kesseida mpf angewiesen ist,
sondern man kann Maschin enabdarapf verwenden, der bereits zur Be-
wegung von Maschinen gedient hat, oder denjenigen Dampf, welcher sich
aus den einzudampfenden Losungen selbst bildet, c"
Dr. H. Ciaassen, Dormagen, sagt in seinem Buche »Kurzer Ueber-
blick ober die Zuckerindustrie Deutschlands«, welches er im Auftrage der
Kupferwarenfabrik von F. HallstrCim, Nienburg a. Saale, verfasste, unter
anderem: »Die Hauptbedingungen, von denen die heute in mehr oder
weniger entwickelter Form eingeführten Verdampfungsmethoden abhängWi
I
iedrigem Luftdruck in den Apparatkörpem — also
der aus den Flüssigkeiten entwickelten
Warme des Kessel- oder des Maschinend
nach einander ausnutzt, entstehen die E
örper- Verdampfapparate, welche
reifacher oder mehrfacher Wirkung arbeiten.
Die Verdampfapparate kann man nach ihrer äusseren For
D
am
pfe..
Je nachdem
man die
an
ipf
zwei oder mehreremale
n
Zwe
-, Drei- oder
Mehr-
mi
ein
facher. zwei
acher,
;iköl
; einteilen.
ioll zunächst der in vorstehender Fig. 271 skizzierte, stehende
apparat mit einmaliger Benutzung des Lösungsdampfes
er von F. Hallslröm, Nienburg a, Saale, gebaut wird, beschrieben werden.
Der Apparat besteht aus zwei gleich konstruierten Körpern, von denen
einer fijr die Abdampfung der ganz dünnen
Lösungen und der andere für die im ersten
Körper bereits eingedampften, also höher pro-
lentigen Losungen bestimmt ist. Ein jeder
dieser Körper setzt sich zusammen aus dem
unteren Rohrsystemteil {s. Fig. zyz), welclier
Dich unten zu in einer ganz kurzen Verlänge-
rui^ durch einen Boden abgeschlossen ist und
der daraufslehenden, oben geschlossenen Zarge
mit dem Dom , wobei die Hi'ihe der Zarge
variabel ist und sich, wie bereits bei den Vakuum-
af^taraten gesagt wurde, nach dem mehr oder
«feniger starken Schäumen und leichten Ueber-
kochen der einzudampfenden Lösungen richtet.
Der Rohrsystemteil wird oben und unten dicht
über dem Apparatboden durch Rohrwande ab-
geschlossen, in welche die durchgehenden oben
und unten offenen Heizrohre, dicht eingewalzt
Md. Es befindet sich nun die einzudampfende
Lasung ober und unter den Rohrwänden und
in den Röhren, während der Heizdampf durch
die äussere Umwandung des Rohrsystems eintritt
and die Heizröhren von aussen umspült.
Der Dampf, gleichviel ob Abdampf oder Kessel dampf, wird zuerst
ia den soeben beschriebenen Heizraum desjenigen Körpers geleitet, der die
dflanste Lösung enthalt, während der sich hierbei aus der Lösung entwickelnde
Dampf aus diesem Körper, durch eine weite, vom Dom abgehende Rohr-
Idtimg, in welche ebenfalls ein Saft- resp. Lauge-Fanger eingeschaltet ist,
nach dem Heizraum des zweiten Körpers geführt wird. Um nun die Luft
oder sonstigen Gase, welche sich immer oben im Heizraum ansammeln, beim
Einlassen des Dampfes und wahrend des Eindampfens daraus zu entfernen,
Wt in jedem Körper der höchste Teil des Heizraumes durch eine enge Rohr-
leitung mit dem oberen Teil der Zarge verbunden.
Zur Füllung und Nachfüllung steht der erste Körper durch eine Rohr-
Icätung mit dem Vorrats- Reservoir der Lösung in Verbindung. Zur Füllung
<1«8 zweiten Körpers wird aus dem unteren Teile des ersten Körpers die
lioeits eingedampfte Lösung durch eine Leitung nach dem zweiten Körper
E*>IbhTt und durch das, in diesem herrschende Vakuum von selbst angesogen.
I
224
VIL AbUilnng.
Ist die Lösung in diesem zweiten Kärper genügend eingedampft, so wird ne
durch einen Heber oder eine Pumpe abgezogen und, was meistens erforderlich,
in anderen Apparaten weiter behandelt. Das durch Kondensation der Dampfe
an den Heizröhren entstehende Kondensat fliesst an der tiefsten Stelle des
Heizraumes im ersten Körper in Kondensations topfe, wahrend es aus dem
zweiten Kilrper durch eine sogenannte Brüden-Pumpe abgezogen werden muss,
da in dessen Heizraum bereits ein geringes Vakuum vorhanden ist.
Die in dem zweiten Körper sich bildenden Dämpfe werden ähnlich
wie bei dem ersten durch eine Rolirleitung abgefilhrt und passieren, ehe sie
in den Kondensator gelangen, noch einen Vorwarmer, in welchem die ein-
zudampfende Losung, ehe sie in den ersten Körper tritt, vorgewärmt wird;
im Kondensator wird nun der Dampf durch kaltes Wasser kondensiert. Am
Schlüsse dieser Abteilung soll noch auf die verschiedenen Kondensator- Kon-
struktionen näher eingegangen werden, vorläufig möge alles darauf bezügliche
in dem Namen Kondensation eingeschlossen sein.
F'K. »73
Der liegende Vetdampfapparat besteht aus zwei liegenden zylin-
drischen Körpern, »'on denen jeder mit zwei Dampfkammem und ciow
Uebereteiger versehen Ist, wie votstehende Fig. 273, ebenfalls eine Aus-
ftlhrung der Firma F. Hallström. Nienburg a, Saale, zeigt. Die Dampf-
kammem sind ahnlich wie bei den stehenden Apparaten durch Röhren ver-
bunden, welche eingewalzt oder mittelst Gunmiiringe abgedichtet sind.
Unlei
winncitdcn Pio^luktc-
vorhanden. Je cm
der Körper, dient li
fernen, »im sie danu >
Der E)ampf tritt 1
1 K:
.\blageruiig des zu ge-
■y stalle und dergleichen.
?, an den Slim wanden
^ dem Apparat zu ent-
weiier fortzuschaffeo.
Kammer, die duid)
Verdampfap parate. 225
eine liorizonlale Wand in zwei Abteilungen geteilt ist, ein, gehl durch die
oberen Heizrohre nach der anderen Kammer in die untere Abteilung, während
das entstehende Kondenswasser aus dieser durch geeignete Vorrichtungen
entzogen wird.
Die im ersten Körper sich entwickelnden Dämpfe machen im zweiten
Kfirper denselben Weg wie der Dampf im ersten, und von da weiter, wie
bei den stehenden Apparaten.
Bei der Wahl zwischen stehender und liegender Konstruktion ist
bei solchen Lösungen, welche wahrend des Eindampfens an den Wandungen
der Heizflaciien Niederschläge — ähnlich dem Kesselstein bei den Dampf-
kesseln — absetzen, die erstere ganz entschieden vorzuziehen, weil die sich
l innerhalb der Heizröhren bildenden Krusten durch Abstossen etc. wälirend
der Arbeitspausen leicht zu entfernen sind. Bei den liegenden Apparaten
.&g^en sitzen die Krusten auf den äusseren Rohrflächen, welche wegen der
igiosaen Zahl der dicht bei einander liegenden Röhren, im Apparat selbst
mechanisch nicht zu reinigen sind, vielmehr nur durch Herausziehen der
einzelnen Röhren aus dem Apparat zugängig werden, eine Arbeit, die aber
I Zeit in Anspruch nimmt.
it Betrieb gestaltet sich nun so, dass, nachdem durch die Konden-
sation in beiden Körpern ein Vatuum hergestellt ist, die Lösung in beide
Körper eingesaugt imd dem ersten Körper Dampf gegeben wird, wälirend
die Verbindung von dessen Heizraum mit der Zarge offen bleibt. Die Luft
kann dadurch leicht durch den einströmenden Dampf nach oben verdrängt
werden, gehl mit dei Luft dieses Raumes in den Heizraum des zweiten
Körpers und dann durch dessen Verbindungsrohr nach der Kondensation.
Nachdem die Heizkammer ganz mit Dampf gefüllt ist, wird die Verbindung
zwischen Heizraum und Zai^e so weil geschlossen, dass die kontinuierlich
miTlretenden Luft- und Gasansammlungen im oberen Teil des Heizraumes
stetig entfernt werden. Durch diese fortwahrende Beseitigung von Luft und
Gasen wird einer Verringerung der Heizfläche, sowie einer schädlichen Wirkung
f die Heizröhren vorgebeugt. Allmählich gelangt nun die Flüssigkeit im
cRilen Körper zum Sieden, deren Dampf tritt in den Heizraum des zweiten
Körpers und verdrängt dort sämtliche Luft durch das entsprechende Ver-
bindungsrohr, welches darauf ebenfalls nahezu geschlossen wird. Auch im
«eiten Körper wird das Sieden bald beginnen und die entstehenden Dämpfe
»erden, nachdem sie den Vorwarmer passiert haben, in die Kondensation
eintreten.
Bemerkt sei noch, dass man die Erüdenleitungen an den Verdampf-
äpparaten mit Vorteil so einrichtet, dass jeder Apparat durch Umschaltung
der Schieber als erster Körper arbeilen kann und ferner so, dass man einen
Verdampfkörper ganz ausser Betrieb setzen kann, so dass der andere als
Einkörperapparat weiter arbeitet.
Es wurde bereits erwähnt, dass man den Brüdendampf öfter als einmal
ausnutzen kann, was thatsSchlich auch in der Praxis geschieht, so dass man
^ele Drei- und Vi er- Körperapparate vorfindet.
Die Vorteile einer mehrfachen Ausnutzung des BrOdendampfea liegen
. auf der Hand. Nicht nur, dass man beispielsweise bei einem Vier-
»i^ersystem ein Viertel des für einfache Dampflieizung in einem Einkörper-
*Pparale nötigen Dampfes benötigt, sondern man braucht für die Kondensation
■ *udj nur ein Viertel des für einen Einkörperapparat notwendigen Wassers, weil ja
*j nur ton Viertel des, aus der Lösung zu verdampfenden Wassers, im letzten
T Körper verdampft, wahrend die übrigen drei Viertel in den vorhergehenden
lÜ
226 VlL Abteilung.
Körpern zum Kondensieren gelangen. £s ist dieser Punkt insofern sehi
wichtig, als dieses dadurch erhaltene Kondenswasser ein gutes Kesselspeise-
wasser abgiebt.
Wie weit man nun mit der Ausnutzung des Dampfes in jedem einzelner
Falle gehen soll, ist sowohl durch Rechnung, als auch unter Berücksichtigun|
der Eigenschaften der einzudampfenden Lösung (Siedepunkt etc.) und de:
örtlichen Verhältnisse (Kohlenpreise, Wasservorkommen) festzustellen unc
lassen sich hierfür Normen nicht angeben.
Als einzige Regel hierfür möge gelten, dass man für ca. 15® des
Temperaturgefälles je einen Verdampfkörper anwendet, wobei unter Tem-
peraturgefälle die Differenz zwischen der Temperatur des Heizdampfes im
ersten Körper und der Siedetemperatur der Lösung im letzten Körper zu
verstehen ist.
Als Gründe hierfür giebt Direktor Kaufmann in Aachen in der Zeit-
schrift des Vereins Deutscher Ingenieure, Jahrgang 1892, folgende an:
1. Die Wärmeübertragung geht um so besser von statten, je lebhafter
eine Flüssigkeit kocht;
2. je grösser der Temperaturunterschied, desto lebhafter wird das
Kochen vor sich gehen;
3. bei lebhaftem Kochen sollen die Inkrustationen weniger bedeutend
sein;
4. bei nicht genügender Bewegung haften die Luft- und Dampf blasen
sehr fest an den Röhren und Wänden und hindern den Wärme-
durchgang.
Für die Ausführung der Verdampfkörper ist die Wahl des Materials,
welches wiederum von den einzudampfenden Lösungen abhängt, von grösster
Wichtigkeit; diese Körper können sowohl in Guss- und Schmiedeeisen als
auch in Kupfer hergestellt werden.
Ferner ist, wie bereits weiter vom erwähnt wurde, das Verhalten der
einzudampfenden Lösungen während der Konzentration, ob sich z. B. Kr>'stalle
oder Niederschläge bilden, ob sie stark schäumen etc., von ganz bedeutendem
Einfiuss auf die Konstruktion der Apparate.
In solchen Fällen, wo sich während des Eindampfens Niederschläge
bilden, ist es geboten, dieselben fortwährend zu entfernen, damit eine die
Heizfläche verringernde Ablagerung dieser Niederschläge gar nicht eintreten
kann.
Von den Fabriken, welche sich in Deutschland speziell mit dem Bau
von Verdampfapparaten befassen, seien ausser der bereits genannten Firma
F. Hall ström, Nienburg a. Saale, noch die Firmen C. Heckmann, Berlin,
Neuman & Esser, Aachen, und Volkmar Hänig & Co., Dresden, er-
wähnt, welche alle für den ebengenannten Zweck, also kontinuierliche
E n t f *t r n u n «j; der gebildeten K r y s t a 1 1 e , ihre Spezialkonstruktionen haben
die iilU* gut funktionieren sollen.
Auch von den auf Seite 223 erwähnten Saftßlngern bezw. Schaum -
absc:h«i(lcirn hat jede Fabrik ihre Spezialkonstruktionen und seien hier nur
zwei Ausführungen von der Firma C. Heckmann, Berlin, erwähnt und
auch zur Anbringung empfohlen.
Durch die gesteigerten Ansprüche an die Leistungsfähigkeit der Ver-
dam])f- untl Vakuum- Apparate werden durch die schnell und heftig auf-
steigenden Dainpfljläschen leicht Flüssigkeit mit fortgerissen, wodurch nicht
unbedeutende Verluste an der kostspieligen Masse herbeigeführt werden, und
wendet man deshalb die Schaumabscheider an.
Ve rda mpfappirate.
Diese Schaumabscheider bestehen aus einem beweglichen Deckel, gegen
welchen die Seh aumbla sehen mit dem Dampf strömen , dort platzen , als
Tropfen herunterfallen und wieder in den Apparat zurückgelangen, während
ic flüssigkeitsfreien Dämpfe den Apparat durch die obere Oeffnung vetliis,sen.
Die Schaumabscheider können entweder im Verdarapfapparat selbst
(Fi|. 274) oder in einem darüber liegenden Dom (Fig. 275) angeordnet werden.
Die Leistungsfähigkeit einer Verdampfsta ti on hangt i
allen Dingen von der guten Wirkung der Kondensation ab, welche, wie
schon gesagt, aus dem Kondensator und der Luftpumpe besteht, wahrend
die Schnelligkeit der Verdampfung aus der Grfis.se der Hei/flarhe und
der Grösse des Temperaturgefalles resultiert.
Fig. 174.
Man hat es demnacli in der Hand, eine Erhöhung der Lei.stungs-
öhigkeit einer solchen Verdampfstation aut zweierlei Weise zu erhalten,
erstens durch Erhöhung der Temperatur des Heizdampfes und z
durch Erniedrigung der Siedetemperatur der Lösung im letzten
Körper; auf beiden Wegen erreicht man dasselbe, naralich eine Erhc'ihung
■les Temperaturgefalles. So lange man nun zum Heizen von Vcrdampf-
^pparaten direkten Dampf ausschliesst und nur mit Abdampf arbeilet, lasst
*Wi in Bezug auf Erhöhung des Heizdarapfes nicht viel maclien, weil 1
den Druck des Abdampfes niedrig halten muss, um einen scbadlichen Gegen-
dnick auf den Kulben der Dampfmaschine zu vermeiden; es bleibt in solchen
Men nichts anderes übrig, als die Siedetemperatur der Lösung im letzten
^«dampftörper möglichst herunterzudrücken, wa.s nur durch ein hohes
"äkunm erreicht werden kann.
Das letztere wird lediglich durch die gut arbeitende Kondenaation er-
reicht und ist deren richtige Anlage von grosser Wichtigkeit, sowohl für die
Verdampfan lagen, ais auch für die Dampfmaschinen, welche mit Kondensation
Ingenieur F. J. Weiss, Base!, der sicli sehr viele Verdienste um die
neueren, rationell arbeitenden Kondensations- An lagen erworben hat, sagt
in seinem Aufsatz »Kondensation« in der Zeitschrift des Vereins Deutscher
Ingenieure, Jahrgang 1888, dass eine jede Kondensationsanlage, bei der nicht
nur Dämpfe überhaupt • kondensiert« werden sollen, sondern durch welche
auch in dem Raum, aus welchem die Dämpfe kommen, eine Luflverdünnung
— ein Vakuum — hergestelit werden soll, aus folgenden zwei zusammen-
arbeitenden Teilen besteht;
1. dem Kondensator, dessen Aufgabe es ist, durch eingeführtes
Kühlwasser die ankommenden Dämpfe möglichst vollständig nieder-
zuschlagen, KU tropfbarer Flüssigkeit zu verdichten;
2. einer Luftpumpe, welche die Luft Verdünnung im Kondensator
herstellt und unterhah, indem sie die dort immer vorhandene bczw.
ihm zugefilhrte Lufl absaugt. Diese Luft hat zweierlei Herkunft;
einesteils ist es die im Kühlwasser absorbiert gewesene Lufl, die
sich bei, dem verminderten Druck im Kondensator frei macht,
anderenteils dringt auch immer etwas Luft durch undichte Stellen
I aussen ein.
Wenn die Luftpumpe zugleich mit der Luft auch das warme Wasiff
aus dem Kondensator wegzuschaffen hat, so nennt man sie eine »nasse'
Luftpumpe, wenn aber die Warrawasserentnalime aus dem Kondensator
getrennt von der Lufientnahme stattfindet — entweder durch eine besondere
Warmwasserjiumpe oder aber einfacher und selbstthätig durch ein mindestens
10 Meter hohes Abfallrohr, wobei die Luftpumpe also nur die Luft aus den»
Kondensator fortzuschalTen hat, so nennt man sie eine »trockene« Luftpumpe-
Gegen strora-Kondensttlion von Weiss. 229
Bei den Kondensatoren unterecheidet man xvex Arten, nämlich: Ein-
sptitz- und Oberfiacheokondensatoren und trennt jede derselben
wieder in solche, welche mit Parallelstrom und in solche, welche mit
Gegenslrom arbeiten; letztere beiden Unterschiede beziehen sich auf die
Richtung des kühlenden Wasserstromes gegenüber den eintretenden, mi kon-
densierenden Dämpfen bezw. Brüden.
Die Paralleliitroni-Einspritzkondensatoren, s. vorstehende Fig. 276 mögen
sie nun mit trockener oder mit nasser Luftpumpe arbeiten, haben im Ver-
gleich zu den, nach dem Prinzip des Gegenstromes arbeitenden Einspritz-
köndensatoren den grossen Nachteil, dass die eintretenden Dämpfe mit dem
Kühlwasser oben zusammen in den Kondensator eintreten.
Dadurch treffen die Brüden zunächst das kälteste Wasser und kommen,
je mehr sie kondensiert werden, mit immer wärmerem Wasser zusammen, so
dass auf diese Weise eine gute Ausnützung des Kühlwassers nicht möglich
ist, was zur Folge hat, dass das abfliesscnde Wasser mitunter kälter
ist, als die zu kondensierenden Dampfe und die Luft ziemlich heiss nach
der Pumpe gelangt.
Ganz anders gestaltetes sich bei dem Gegenstrom -Kondensator; hier
werden die Dampfe in den Kondensator unten eingeführt und kommen auf
ihrem Wege nur Luftpumpe mit dem oben eingeleiteten, durch verschiedene
Vorrichtungen fein verteilten Kühlwasser in innige Berührung und zwar zu-
nächst mit dem heisseren und, je höher sie steigen, mit immer kälterem
Wa-sser, Die Kondensation der Dämpfe ist auf diese Weise eine so voll-
kommene, dass das abfliesscnde Wasser nahezu die Temperatur der
Dämpfe annimmt und die nicht kondensierbaren Gase — also die Luft —
so ziemlich die Temperatur des eintretenden Kühlwasscrü annehmen
uod mit dieser in die Luftpumpe gelangen.
Aus diesem Grunde schon kann die Luftpumpe für Gegenstrom viel
Weiner dimensioniert sein als bei Parallelstrom; aus.serdem kann dieselbe aber
audi noch deshalb kleiner angeordnet werden, weil bei der Gegenstrom-
Kondensation nur trockene Luftpumpen Verwendung finden. Nicht nur die
Nachteile der nassen Luftpumpe — Abhängigkeit der Menge des Einspritz-
»assers von der Leistungsfähigkeit der Pumpe, Abseilten von Steinen aus dem
*annen Kühlwasser im Zylinder, grosse Dimensionen etc. — haben Ver-
anlassung gegeben, diese bei der Gegen ström -Kondensation nicht anzuwenden,
sondern die Erkenntnis, dass es fUr das Schlussergebnis der Kondensation
gsu glcichgiltig ist, ob das warme Wasser und die Luft gleich miteinander
in die gleiche Pumpe treten (wie bei gewöhnlicher Parallel -Kondensation mil
nasser Luftpumpe) oder ob, wie z. B, Ingenieur Schwager, Berlin, seine
G^nstrom - Kondensationsanlagen ausführt , das wanne Wasser durch
eine und die Luft durch eine andere Oeffnung aus dem Kondensator liinaus,
l^ide aber zum Schlüsse zusammen in eine Pumpe — nasse Luftpumpe —
B^fiilirt werden. Die Kondensation ist in beiden Fällen genau dieselbe und
*iikt als ParaÜelkondensation.
Die Weias'sche Gegenstromkondensation, welche unter anderem
vonderSangerhauser Aktien-Maschinenfabrik, vorm. Hornung & Rabe,
™igerhausen, ausgefülirl wird, ist in nachsteiiender Fig. 277 gezeichnet und
nach dem soeben Gesagten wohl sehr leicht verstandlich. Das Kühlwasser
*^i durch die Pumpe M vermittelst des Rohres G dem Kondensatorgehäuse
" oben zugeführt und kommt in diesen, in beschriebener Weise mit den
•lOrch das Rohr V eintretenden Brüden einer Verdampfanlage bezw, dem
Ab(tanipf einer oder mehrerer Dampfmaschinen in Berührung, kondensiert
1
230
Vn. Abteilung.
dieselben und fliegst durch das Abfallrohr ab. Die nicht kondensierb;
Gase — Luft und etwas Wasserdampf — werden an der liöchslen Stelle
Kondensatorgehauses von der trockenen Luftpumpe abgesaugt, obiie dass el
von dem Kühlwasser mit in dieselbe hinüber gerissen wird. Zur Beseitig
dieses frülier ßfter eingetretenen Uebelstandes ist das Rückschlagventil K
der Kühlwasserzuleitung angeordnet. Ein anderes Rückschlagventil K
Ende der Abfallrohrleitung dient dazu, ein Eintreten von Wasser i
Brüden bezw. Dampfleitung zu verhindern.
Fig 477
Um das Kühlwasser von
Undichtigkeit der Leitung etc,
Kondensatorgehause zu trennen,
und Rohr G eingeschaltet und \
durch ein dünnes Röhrchen nach oben abgeführt.
in ihm behndlicher Luft, welche ihm di
zugeführt wird , vor dem Eintritt in
kt eine Art Windkessel F zwischen Pumpt
.■ird die sich in demselben ansammelnde l
Q-Kondfnialion von VVeijs,
231
Vorteile dieser Kondensation bestehen in: geringen Kühl-
engen, kleinmiiglichster Luft- und Wasserpumpe und
Arbeit während des Betriebes der Kondensation. Berück-
in ferner, daas das verwendete Kühlwasser nicht absolut rein zu
it, weil es nur mit der weniger empfindlichen Wasserpumpe, aber
1er Luftpumpe in Berührung kommt, man also unter Umstanden
iser benutzen kann, so ist es erklärlich, dass sich dieses System
in Eingang verschaffen konnte und kann der Verfasset, welcher
! Anl^e in seinem Betriebe hatte, derselben nur das beste Zeugniss
den Einspri tz-Kondensationen mischt sich das Kondens-
dem Dampfe mit dem Külilwasser und lauft mit letzterem ab;
das Kondenswasser jedoch getrennt behalten, event. wieder zur
ung benutzen , so wendet man für genannten Zweck Ober-
Kondensatoren an, wie solche bei den Dampfmaschinen der
' ausschliesslich im Gebrauche sind.
Ilgemeinen bestehen diese Oberfiäclien- Kondensatoren aus einem
er mit Röhren durchzogen ist, durch, oder um welche das Kühl-
!t, je nachdem der Dampf
lurch die Rohren strömt.
nd jedoch, dass die Kühl-
n sich leicht mit Nieder-
iecken, welche die Wärm e-
leutend beeinflussen und
jgtmg jedesmal eine Be-
g zur Folge hatte, war so
d, dass man in stationären
bisher nur wenig Ober-
lensatoren verwendete.
euT Klein, in Firma Fran-
Maschinenfabrik vormals
nzlin & Becker, Franken-
linen Oberflächenkonden-
Tiiert, welcher, wie neben-
ig. 279 zeigt, aus einer
izahl gusseisemer Hohl-
iteht, durch welche der
Bierende Dampf strömt,
S Platten von aussen durch darüber strömendes Wasser gekühlt
Hilfe dieser Einrichtung kann man jede Reinigung der einzelnen
ae Betriebsstörung vornehmen, ja man kann sogar zur Kühlung
asser verwenden. Das Kondensat wird durch eine Nassluftpumpe
md, nachdem es von dem, durch Dampf mitgerissenen Schmieröl
Ifilter etc. gereinigt ist, direkt zum Kesselspeisen benutzt.
'on Klein gewählte Form der Kondensalorplalten hat ausser der
Reinigung der einzelnen Platten noch den Vorteil, dass sich das
nde Wasser am unteren Teil der Platte durch die atmosphärische
r soweit abgekühlt hat, dass bei gleichen Leistungen nur etwas
lie Hälfte Kühlwasser gebraucht wird, als bei den aUen Kon-
erforderiich ist; auch ist mit diesem Kondensator eine gewerbliche
mdbarkeit bei Anwendung reinen Kühlwassers r
Fig. 379.
232
Yn. Abteilang.
Dass durch eine Kondensation, sowohl bei Verdampfunga- als t
Dampfmaschinen- Anlagen, ein nicht zu unterschätzender, leicht durch Rechnui
nachweisbarer Nutzen entsteht, ist bereits gesagt worden und werden ai
diesem Grunde heute auch viel mehr Dampfmaschinen mit Kondensation gi
baut als früher.
Zum Betrieb euier Kondcn-dtKiu geh irt dber Kühlwasser und da sie
dieses nicht Überall in dem gewünschten Quantum vorfindet, so hat ma
Mittel und \\ege aushndig gemacht, um das bereits emmal gebrauchte Wassi
wieder zu \
KühlinlBgen.
233
Man erreicht dies durch Kühlanlagen, in welchen dem gebrauchten
'Wasser genau so \-iel Wflmie wieder entzogen wird, als es im Kondensator
aufgenommen hatte, diese Entziehung geschieht teils durch Strahlung und
Leitu n g an die, durch, oder über das Kühlwasser streichende Luft und
iflls dadurch, dass man einen Teil des Wassers zum Verdunsten bringt.
Es handelt sich in beiden Fällen darum, dem abzukühlenden Wasser eine
grosse Oberfläche zu geben und an dieser Oberfläche genügend Luft vorbei-
zufahren. Die verschiedenen hierzu verwendeten Methoden unterscheiden
sich dadurch, dass man entweder durch geringe Bewegung des Wassers eine
veränderiiche, grosse Oberflache schafft und Lufl darüber bläst,
oder dass man das Wasser an der Luft vorbei bewegt, oder dass
man weder Wasser noch Lufl künstlich bewegt, sondern das Wasser in
grossen Reservoiren oder Gruben im Freien der KOhliuig überlässt.
Fig. 281.
Zu der ersleren Art gehört unter anderen die Einrichtung von Linde,
welcher in das zu kühlende Wasser Scheiben eintauchen und diese rotieren
lasst, während gleichzeitig ein Gebläse Luft an diesen Scheiben vorübertreibt.
Will man mit dieser Einrichtung das Wasser auf die gewünschte Tem-
peratur abkühlen, so ist ein ziemlich grosses Gebläse erforderlich und der
Nutzen, welchen man durch die Kondensation hatte, geht za einem beträcht-
lichen Teil durch den Kraft verbrauch der Geblasemaschine wieder verloren;
man wird deshalb diese Art Kühlung nur im Notfalle, z. B, da anwenden, wo
der Raum (flr eine andere Kühlanlage nicht vorhanden ist.
vn. Abcriioiie.
(^^^
1
und(
Der zweiten Art von KOlilaalagen ge-l
inren die Gradierwerke, Kühlt
die K UtinK sehen Streudüsen j
dem bereits am \nfang dieser Abteilung er- j-
wähnten Rei'ier Gradierwerke sind in der ^
letzten Zeit verschiedene andere Gradierwerke j:
konstruiert und ;;ebaut uorden,
nur das vun Klein in Firma Frankentbaler I
Maschinenfabrik vorm Klein, Schanzlin 4 "
Becker Frankenthal und das von J. i D.
P p per in Wien beschrieben werden s
Klein führt zwei verschiedene Konstruk-
tionen au!. und zw<ir Gradierwerke i
ohne natürliche Liinkühlung. Bei beiden I
Anordnungen hat Klein an Stelle der Reis
nebeneinander gestellte Bretterwände ve
wendet s Fig 281 b 232, von denen d
m der oberen Htlfte des Gradierwerkes auf-
gestellten senkrecht stehen zu denjenigen ii
der unteren Hälfte desselben, durch welche
KLmbination der Luft ein freier Durchtritt
^t tallet und ihr hierbei Gelegenhei
wird mit starkem Zug an den grossen Ober-
fllchen mit dem zu kühlenden Wasser in
Beruhrunf, 7\i kommen sie arbeiten viel vi
teilhafter als die Reiser Gradierwerke und da
die Luft uie m emem Kamin in die Hübe
sleit,t \erspritzen sie auth kein Wasser.
Das Klein sehe Gradierwerk, ohne na-
turhihe aber mit künstlicher Luftkühlung ii
in Fl}, ^82 S 233 dargestellt; es wird hia-
bei das Wasser auf das Gradierwerk gehoben
und auf semem Wege entlang den Bretiern,
nach dem unter dem Gradierwerk befind-
lichen Bassin durch einen kraftigen Luftslrom
eines Ventiiatrrs abgekühlt. Den Ventilator
und die Pumpe einer solchen Kühlanlage
kann man bequem durch einen Elektromotor
antreiben wodurch man von der Platzfrage
mehr und mehr unabhängig wird.
Das selbstventilierende Gradier-
werk von J. & D. Popper in Wien, sieh«
nebenstehende Figur 283, beansprucht bö
gleicher Leistun^r wie das vorher erwähnt«
mit Ventilation, nur den halben Raum ab
ersteres. Auch hierbei wird das zu kühlende
Wasser auf ein Gerüst gepumpt, welches ein,
mit Sieben verselienes Reservoir tragt, so*
dass flas ?"' 'i'mselben kommende Wasser
•Trteill wird und durdi
Mt. Am Boden
i'Iache angebracht.
-
( KübUUrme von Gebr. Körting. 235
dcher das herunterfallende Wasser beim Aufschlagen nochmals fein
4>t wird. Von dieser schrägen Fläche fliessl das Wasser dann in ein
fb mit Sieben versehenes Reservoir und aus diesem, wie vorher, in
tcfast tiefer liegende Etage etc. bis in ein, auf oder in dem Erdboden
des Bassin, in welchem ent-
inn OberliScIienkondensator
Mcht sein kann, oder aus
pi bei Gegenstrora-Konden-
jdie Kalt wasserpumpe saugt.
pie Wirkung dieser Kühl-
BB^^^^^^m^^
Iberuht darauf, dass durch
|L^--.~-----.--->JJ"" "^
V
(Abfallenden Wasserteilchen
-Jx>i</> 1 1
^ra aussen durch diesen
|K^^^>!tX/|
|regen hindurch gesaugt
^™^
»ich hierbei an demselben
|t^ die Flüssigkeit verdunstet
prch Oeffnungen in einen
(Und durch diesen ins Freie
BSStrOmt. Ein Wasser ver-
1 hier 30 gut wie ausge-
pn, weil die Luftgeschwin-
eine massige bleibt — ca.
r pro Sekunde — und der
t aieralich geschlossen isi.
per Apparat hat schon viele
tdongen gefunden, ila ihm.
"W^^^^^^^^Bt
■it3 gesagt, dessen geringer
pdarf, vorzügliches Funk-
ln aller Teile, geringste Be-
j B^H^BB^IBX
1
^^^^^^^S5t '
; etc., als gute Empfehlung
le stehen und vor allen
der Kraft absorbierende *^*^
tor in Wegfall kommt.
tbenfalls ohne Ventilator ar-
die KühUarme. welche
h'i'.^p?iü^S^'ä
Körting, Hannover, auf
U.rjx
e, Ingenieur J. Fleischer,
!._____,
Uta. M., aber hoch stellen.
d dies viereckige Hoizge- ^
I-X Hl^^HI
welche oben abgedeckt und ^^ f^^l^^^HI
1 Seiten nach Aussen mit JF \^^^^^r^^^^^\ii ^^^^
artig angebrachten Brett- » ,W >^ Xw H ^^
wrsehcn sind. Diese Ja- * ."J/^ XJT'-
itta, verhindern aber jedes Fig- »85.
tien des, durch irgend eine
Anng in das Turminnere eingeführten, fein verteilten Wassers. Das
lUende Wasser tropft an den äusseren Kanten der Fächerbretter nieder
Mt, durch Rinnen aufgefangen, in einen angebrachten Behälter.
bgenieur Fleischer, Frankfurt a. M., stellt den Kühlturm hoch
Mr etwa in die Mitte eines eisernen Gerüstes, welches er bis nahezu
»36
Vn. Abteilnng.
auf den Erdboden verschalt und dadurch einen kräftigen Luftzug von unlen
erhalt, den er den herabfallenden Wasserteilchen innerhalb des Turmes ent-
gegenführt; hierdurch wird eine ganz vorzügliche Abkühlung erzielt, ca. 1,5
bia 2" über der Lufttemperatur, auch wenn, wie im Sommer, letztere sehr
hoch ist.
Als Organ für die feine Verstäubung des abzu-
kühlenden Wassers dient sowohl bei Kühltürmen, als in
den meisten anderen Fallen die nebenstehend gezeichnete
Körting'sche Patents treudüse, welche dadurch
wirkt, dass durch einen im Innern der Düse angebrachten,
an sich feststehenden Schraubengang die hin durchström ende I
Flüssigkeit in eine solche drehende Bewegung gerät, dass 1
sie sofort nach dem Verlassen der Düse vermöge der
Fliehkraft in feinste Teile auseinandergerissen, also zei- !
stäubt wifd.
Wo man mit dem Platz nicht sparsam imizugehen
braucht, stellt man diese Streudüsen auch im Freien auf
und lasst das zerstäubte Wasser in Kühlteiche oder
andere grosse Behälter zurückfallen. Diese Kühlan-
lagen sind billig, verlangen gegenüber anderen ähnlichen
Anlagen sehr wenig Reparaturen und arbeiten gani
vortrefflich.
Bei den vorstehend beschriebenen Kühlanlagen
waren entweder Venlilatoren und VVasserpumpen odei
auch nur letztere zum Betriebe erforderlich; bei der
letzteren Art und lediglich demselben Zweck dienenden
Anlagen, welche auf dem Verdunsten des Wassers basieren, braucht
man weder Ventilator noch Wasseq^umpc, sondern man lässt das abzukühlende
Wasser in, im Freien stehende Kühlbehälter laufen und setzt es darin
der Wirkung des natürlichen Luftzuges aus; selbstverständlich ist dies nur
dort angängig, wo der Platz zur Anlage dieser grossen Bassins billig zu
haben ist.
Fig. 386.
VIII. Abteilung.
Torrlchtnngen zum mechanischen Trennen, einschliess-
lich des Extraktions- und Fraktionsverfahrens.
Das mechanische Trennen von Körpern verschiedener Aggregat-
ZDStände wird im chemischen Fabrikbetrieb in den verschiedensten Anord-
nungen und in den verschiedensten Stadien der betr. Prozesse vorgenommen
imd zwar einesteils, um ein Produkt in gewünschter Reinheit darzustellen,
anderenteils aber, um den Betrieb zu einem rentabelen zu machen. Der
letztere Punkt war es namentlich, welcher die Vielseitigkeit dieser Trennungs-
vorrichtungen hervorbrachte, und findet deshalb alles Neue auf diesem Gebiete
audi heute noch gute Abnahme.
Betrachtet man zuerst die Vorrichtungen Bum meohanisohen Trennen
faiter Körper von einander, so kommen hier zwei verschiedene Systeme
in Betracht; man trennt feste Körper von einander in Bezug auf ihre Korn-
grösse durch Sichtmaschinen oder in Bezug auf ihre ^spezifischen
Gewichte durch Aufbereitungsmaschinen.
Zu den Siohtmasohinen gehören diejenigen ohne und mit Flügel-
apparat (Zentrifugal-Sichtmaschinen) , die Schurrsiebe, die Doppel-
Schaukelsiebe und die Separatoren oder Luftsiebe. Im allgemeinen
sind diese Maschinen von den verschiedenen Fabrikanten ziemlich ähnlich
^d hängt deren Auswahl von der Natur und Grösse des Siebmateriales,
^*on der Feinheit des verlangten Produktes und von der gewünschten
Leistung ab.
Die Sichtmaschine ohne Flügelwerk, der Sechskantsortierer
,f'ig. 287), ist die älteste Konsruktion und besteht, wie schon aus der Be-
zeichnung hervorgeht, aus einer sechseckigen Siebtrommel, welche entweder
^m Umfange direkt mit Sieben bespannt ist, oder auswechselbare Sieb-
^hmen erhält.
In vielen Fällen empfiehlt es sich die feine Aussenbespannung des
^chskanters durch eine eingelegte, mitrotierende Siebtrommel aus starkem
Eisenblech mit grober Lochung gegen raschen Verschleiss zu schützen.
Die Reinigung der Siebfläche kann durch ein einfaches Klopfwerk oder
dadurch bewirkt werden, dass man auf das eine Ende der Siebtrommelwelle
&ine unrunde Scheibe steckt, welche auf eine feste Fläche aufläuft und durch
Herunterfallen von dieser der Welle und somit der Siebtrommel Stösse erteilt.
Unterhalb der Siebtrommel wird ein. die ganze Maschine einschliessender
Kasten angebracht, welcher als Vorratsbehälter für das durchgesiebte Material
dient, während die zu groben Stücke das Sieb an der, dem Einlauf entgegen-
Sich!-
□d Siebmaicbin
239
Die Maschine, siehe vorstehende Fig. 288, besieht aus einem Kasten
sr anderen Behalter mit rotierender Spiralbürste, welche genau in das
brunde, den Boden des Kastens bildende Sieb passt. Das Materia! wird
1 oben hineingeschüttet, von der drehenden Bürste erfasst und samrat den
impen gegen das Sieb gepressl ; hierdurch werden die weichen Klumpen
drückt und fallen mit der gesiebten Waare unten aus der Maschine heraus,
hrend die harten Klumpen und etwaiger Abfall durch eine besondere Oeff-
ng hinten aus der Maschine entfernt werden. Der Druck der Bürste auf
5 Sieb wird durch Schrauben derart geregelt, dass die Borsten ziemlich
t auf dem Siebe sitzen, aber nicht durch dasselbe hindurchlreten. Infolge
r auswechselbaren Siebe kann man mit einer dieser Maschinen jede be-
bige Komgrösse erreichen und ist deslialb der, das Sieb tragende Teil an
lamieren aufgehängt und dadurch leicht zuganglich gemacht worden.
Eine Siebtrommel, welche namentlich für gröbere Körnungen
■Ifach angewendet wird und aus einem oder mehreren Siebmanteln zusammen-
setit werden kann, zeigt untenstehende Konstruktion (Fig. 289) von Fr.
rupp, Grusonwerk in Magdeburg-Buckau. Die Trommeln können
lindrisch oder kegelförmig, der Mantel aus Eisen- oder Kupferblech oder
IS Drahtgewebe hergestellt sein ; das Produkt wird an der einen Seite ein-
t und jede Korngrösse an vetscliiedeneu Stellen
.^^_C(A
Fig. 289.
Man stellt auch die einzelnen Trommeln treppenartig über einander auf,
edass das Material allmählich von oben nach unten gelangt, eine Anordnung,
lie weh speziell bei Aufbereitungsanstallen vielfach eingeführt hat.
Für trockene, fein gemahlene Materialien, die aber nicht so
'eich sind, dass sie die Siebe verschmieren, wendet man mit Vorteil die
eutrifugal-Sichtmaschinen an.
Nachstehende Fig. 2go zeigt eine, dem Eisenwerk vorm. Nagel & Kamp,
■G. Hamburg, patentierte Konstruktion, deren Sichtzylinder von kreis -
nniger Form ist und von zwei eisernen Armkreuzen getragen wird. Die
sfestigung der, einen Viertelkreis bildenden hölzernen Rahmenstücke, von
men jedes einzelne für sich rasch und leicht eingesetzt und ausgewechselt
;rden kann, geschieht mittelst Flüge! seh rauben auf vier T-Eisen, welche auf
n Atmkreuzen parallel zur Welle angebracht sind. Diese hölzernen Rahmen-
Icke tragen nun innen das Sieb aus Seidengaze, Drahtgeflecht oder ge-
:htem Blech und erhalten, zur Unterstützung der letzteren, noch eine An-
bl hölzerne, ebenfalls Viertelkreise bildende Querrippen.
240
Vm. Abteilan
Innerhalb des Siebzylinders und konzentrisch zu diesem liegt
Flügel welie — welche viel schneller rotiert, als der Sicbzylinder —
mehreren vertikalen Scheiben, welche durch eine Anzahl dünner und ge-
krümmter BlechflUgel so verbunden sind, dass letztere eine schraubenartige
Windung bilden.
Der zu sichtende Mahlkürper wird bei seinem. Eintritt in den Zylinder
von diesen Biechflügeln erfasst, gegen die innere Flache des Siebzylinders
gedrückt und in schraubenförmigen Windungen innerhalb des Zylinders weiter
geschoben; dasjenige Mahlgut, welches auf diesem Wege nicht durch das
Sieb fällt, gelangt an dem hinteren Ende zum Auslauf. Man kann dem
Siebzylinder auch verschiedene Maschenweiten geben und unter denselben
entsprechend viele Abzugstrichter anbringen, wodurch gleichzeitig ein Sortieren
des Mahlgutes erreicht wird.
Diese Zentrifugal-Sichtmaschinen leisten viel mehr, als die
zuerst beschriebenen Sich Imasch inen, sie bedürfen bei gleichen quantitali\-en
Leistungen viel kleinerer Siebilachen als jene, und infolgedessen beanspruchea
sie auch viel weniger Raum zur Aufsteilung.
Da diese Maschinen sehr scharf absieben, so wird auch das Quantum
des hinten aus den Zylindern tretenden, nochmals zu zerkleinernden Mahl-
gutes ein geringeres und da ferner die Klopfvorrichlung an den Sieben weg-
fällt, arbeiten sie viel ruhiger, schonen dadurch die Siebe und verringern
deren Reparaturen ganz wesentlich.
Die dritte Art der Sichtmaschinen, die Schurrsiebe, werden vor-
zugsweise bei scharfen, zugleich schweren, die Sichttücher rasch abnutzen-
den Materialien angewendet, wie bei gebranntem Zemeni, Phosphaten elc>
Diese Maschinen bilden Flachsiebe, deren Neigung ganz nach Belieben
eingestellt werden kann. Zwischen der vertikalen und der horizontalen
Stellung dieses Siebes kann man jede beliebige Lage, entsprechend der ge-
wünschten Maxi mal komgrösse herstellen. Hierbei ist es möglich, viel grfssere
Maschen weilen bei den Sieben anzuwenden, als der Feinheit des gewünschten
Produktes entspredien würde, weil mit der grösseren Steilstellung des Siebes
die Feinheit des Siebgules gegenüber der Maschenweite wachst.
Die bereits erwähnte Firma Eisenwerk vorm. Nagel & Kamp, A.-G.
in Hamburg, baut ihre patentierten Schurrsiebe in der Weise, siehe um-
ichdem dieselben durch die Handräder
mehr oder weniger mit den, auf der
r feines Mehl
1 dem Siebe
nd schwache
umgekehrt,
Zenirifiigal-SicIltmLilchinen,
steTiende Fig. 2gi, dass der nach unten etwas schmaler werdende Siebrahmen
oben, wo die Spindel zum Stellen der Siebneigung angreift, in einer Traverse
ruht, wahrend er unten auf zwei, durch HandrSdcr ebenfalls verstellbare
Klötzchen seine Auflage erhält.
Diese Klotzchen kummen, je
hoch oder niedrig gestellt werden,
Schattelwelle angebrachten unrunden
Scheiben in Berührung und erzeugen
dadurch eine Schlagwirkmig auf den
ganzen Siebrahmen.
Will man 2. B. n
erhallen, so giebt m
eine steile Neigung
Schläge ; verfahrt im
so wird das Siebprodukt gröber.
Diese Maschinen zeichnen sich
durch leichte Regulierbarkeit wahrend
des Betriebes, Feinheit des Siebpro-
duktes, grosse Leistung, geringe Be-
triebskraft und bequeme Bedienung
aus, besonders aber ist die sehr
bringe Abnutzung der Siebe lier-
voßuheben, da man, unbeschadet
der Feinheit des Siebproduktes, viel gröber gelochte und starke Bleche ver-
wenden kann.
Wenig Anwendung und dann nur bei schweren, sehr fein gemahlei
llaterialien finden die sogenannten Schaukeis"
i ijfstehen aus Siebrahmen, die durch Weilen etc.
' in rüttelnde Bewegung versetzt werden und
Sorlierens verschieden maschige Siebe erlialten
tonnen.
Die letzte Gattung der Sichtmaschinen, die
Separatoren, sind Vorrichtungen, bei welchen
das Siebgut nur durch einen Luftstrom in grobes
und feines getrennt wird und somit Jede Art von
Sieben in Wegfal! kommt.
Bei dem Separator nach Patent M um fort
4 Moodie (Fig. 292) ist unter der Deckt
(}'lindrischen GeÖsses ein Ventilator E angeordnet,
"elcher auf der vertikalen Achse E^ sitzt, die
ausserdem noch den Streuteller S trägt, der das
^iessende Mahlgut von o bis 10 mm Korngriisse
*n seinem Umfange ausstreut. Ein unter dem
Ventilator eingesetztes System von Ringen, Scheiben
Und Kegeln zwingt die durch den Ventil;
Zenlruni angesaugte Luft durch das, von dem
Streuteller glockenförmig ausgestreute Material durch-
zutreten- Der Luflstrom nimmt hierbei die nahezu
staubfeinen Teilchen auf und tritt mit denselben in den Ventilator, welcher
dieses Gemisch gegen die Wand des zylindrischen Gcfässes A schleudert.
Die feinen Teilchen fallen unter dem Einfluss ihrer Schwere herab, während
die gereinigte Luft wieder unter die Glocke des Streuiellers gesaugt wird-
Fainlka. ^-^
242 Vm. Abteilung.
Alle gröberen Teile, welche der Luftstrom nicht forttragen kann, £EÜlen in,
den inneren Kegel B und fliessen durch die Röhre a eventuell nach dcA
Zerkleinerungsmaschinen zurück, während das ausgeschiedene feine Produkt
in den Raum zwischen Gehäuse A und Kegel B fällt und von hier aus ent-
weder durch eine Schnecke oder von Hand weiter befördert werden kann.
Die Trennung von festen Körpern nach ihrem verschiedenen ipeoi-
flsohen Gewichte kommt meistens nur in den £rz-Aufbereitungsanstalten
vor und da dies dem chemischen Fabrikbetrieb im allgemeinen fem li^
soll an dieser Stelle nur gesagt sein, dass man eine trockene und eine
nasse Aufbereitung unterscheidet.
Die erstere wird an den Erzfundstellen direkt ausgeführt und zwar ^
dadurch, dass die Bergleute die grossen Stücke zerschlagen und taubes Ge-
stein von erzhaltigem trennen und letzteres wieder in grob, mittel und fein
eingesprengte Erze sortieren. Direkt zur Verhüttung kommen dann die grob
eingesprengten Erze, während die letzten beiden Sorten der nassen Auf- ^
bereitung unterzogen werden. Zu diesem Zwecke zerkleinert man die Ene 1
durch eine der bereits in der Abteilung IV beschriebenen Zerkleinerungs-
maschinen und wäscht sie dann in den sogenannten Setzsieben. Durch
stossweises Bewegen des in den Setzsieben befindlichen Wassers werden die
specifisch schweren Erze von den leichten getrennt; erstere kommen dann
gleich zur Verhüttung, während letztere auf Pochwerken nochmals zerkleinert
und auf anderen Setzmaschinen und Stossherden so lange weiter verarbeitet
werden, als es die Rentabilität in jedem Falle für notwendig erscheinen lässt.
Ein systematisches Verfahren für die Aufbereitung der feinen Kömer
und Schlämme hat Oberbergrat Bilharz, Freiberg, ausgearbeitet und hat
dasselbe grosse Erfolge aufzuweisen ; die Apparate hierzu werden von Fr.
Krupp, Grusonwerk Magdeburg- Buckau, ausgeführt.
Zum mechanischen Trennen fester Körper von Flüssigkeiten stehen
eine Anzahl der verschiedensten Hilfsmittel zu Gebote, welche für jeden
Einzelfall bestimmt werden müssen.
Man unterscheidet diese Hilfsmittel am besten nach ihrer ursächlichen
Wirkung und teilt sie ein in solche, welche entweder durch Druck oder
durch Filtration, Eindampfen, Auskrystallisieren, Ausfallen eto. das ge-
wünschte Resultat liefern.
Pressen. Von den durch Druck wirkenden Trennungsvorrichtungen
seien zunächst die Pressen erwülmt, welche in Bezug auf die angewen-
deten Mechanismen zur Hervorbrin^ung der Kraft und in Bezug
auf ihre Verwendungs weise unterschieden werden.
Die älteste Presse ist die Keilpresse, bei welcher das Pressgut
zwischen zwei Platten in emem Presstrog gelagert ist. Ein zwischen die
eine bewegliche Platte und die Wand des Presstroges hineingetriebener Keil
nähert die Platten einander, vermindert das Volumen zwischen beiden und
presst dadurch die Flüssigkeit heraus.
Diese, besonders in den alten Oelmühlen noch im Gebrauche befind-
lichen Pressen, dürften schwerlich noch zu gleichen Zwecken neu angefertigt
werden.
KD PressHauheii bewegt man die
h'essplatten ilurcli eine oder mehrere
I^D gegen ei Dan der. Die Zalm-
|ntzen meistens an der oberen,
Bit geführten beweglichen Platte fest
Ben je nach der zu leistenden Kraft,
mit oder ohne Raderübersetzung
; man benutzt diese Pressen ihrer
Wirkung wegen eigentlich nur
iressen, 2. B. in der Oel- und
irikation.
ttleren Drutk finden die
lenpressen wohl die meiste An-
weil sie den Vorzug der leichten
j, des bequemen Aufstellens und
hmässiger Billigkeit haben
■ diesen Pressen giebt es, m Bezug
intrieb der Schraubenspmdel, 7«ei
tee Systeme, entweder man führt
|el in der Kopf- oder in der Fuss-
d lasst sie gegen die beueghche
le drücken Die Si_liraubenspindel
fc^man direkt durch einen Hebel
ckt durch ein mit Muttergewinde
I Handrad, welches am Gestell
lefestigt ist.
gieren Falle, siehe obenstehende
a. 2g4, zwei Ausführungen der
Jh. Ferdinand Heim, Offen-
bach a. M., ist die Schraubenspindel lose und im zweiten Falle fest inil der
Pressp lalle verbunden.
För eine grössere Kraftausserung kann die in Fig. 295 dargestellie,
von H. F. Stollberg in Offenbach a. M. in den Handel gebrachte Schrauben-
presse empfohlen werden. Bei dieser Presse wird die Auf- und Abwärts-
bewegung der Pressplalte durch direktes Drehen des Schraubenrades bewirkt,
wobei der Schneckenantrieb ausgerückt bleibt. Soll die Presse bei der Ab-
wärtsbewegung mit Druck arbeilen, so wird der Schneckenantrieb in das
Schraubenrad eingerückt und alsdann mit dem Handhebel so lange weiter
gedreht, bis der gewünschte Druck erreicht ist.
Eine Doppel seh rauben presse für maschinellen Betrieb von derselben
Firma gebaut, zeigt Fig. 296, Die Auf- und Abwartsbewegung der Pressplatie
erfolgt bei dieser Presse durch die auf beiden Seilen liegenden Schrauben-
spindeln, welche durch ein Vorgelege imd dazwischen eingeschaltete Schnecken
und Schneckenrader ihren Antrieb erhalten. Durch ein an der Vorgelegewelle
angebrachtes Srhnllwerk mit Hebel kann der zu erzeugende Druck genau
hergestellt werden.
Knieliebel und hydrmlisi
245
Eine andere vielfach angewendete Ausführungsform von Pressen ist die
lieh ebel presse, bei welcher vermittelst der, meistens symetrisch an-
>rdnetea Kniehebel ein einseitiger Druck auf die Pressplatte verhindert
, wodurch deren Hallbarkeit bedeutend crhfihl und ein gleiehmässig ge-
sstes Gut erzeugt wird. Femer ist durch die Lange der Kniehebel das
ISS der Zusammenpressung gegeben und die Umsetzung von Süsserer Kraft
B Druckkraft eine sehr wirksame.
k
■ Diese Kn ieliebelpresse n wenien vielfach mit Schrauheu-
ressen kombiniert, wie etwa vorstehende Fig. 2i)-j andeutet. Wie aus
irselben Figur hervorgeht , können die zwei Kniehebel
Khts- und Linksgewinde versehenen, horizonlal liegenden Schraube mittelst
andrades auf und ab bewegt werden. Die Abwärtsbewegung der Platte ge-
liieht von dem die Presse bedienenden Arbeiter mit dem Handrad, so
Ige es ihm seine Krülte ermüglichen; um aber die Pressung zu vollenden,
•) Fig, 297
VIII. Abteilung.
muss er mittelst eines, in der Milte der Schraube au%esetzteii Sperrades und
eines aelir langen Handhebels die Schraube und somit die Kniehebel bewegen;
auf diese Weise kann mit diesen Pressen ein sehr starker Druck hervorge-
bracht werden,
Für den Betrieb in chemischen Fabriken sind aber wohl di« hydrau-
lischen Pressen von der grössten Bedeutung, weü sie bei geringem
Kraftverbraui:h und leichter Bedienung eine grosse Presswirkung
hervorbringen.
Sie berulien auf dem Prinzip der gleich massigen Fortpflanzung des
Druckes auf Flüssigkeiten in geschlossenen Geßssen und bestehen aus
getrennten Teilen, der eigentlichen Fresse und der Presspumpe (siehe
rstehende Fig. zgS). Erstere besteht aus der Pressplatte, welche u
Presskolben endigt, der sich in dem, im unteren geschlossi
Teile befindlichen Zylinder der Presse bewegt, der Kopfplatte und den
Presssaulen. welche die Ktipfplatte und das Unterteil der Presse miteinander
verbinden. Am Unterteil der Presse befindet sich noch das Absperrstück,
welches die VerbiniJung des Presszylinders mit dem Purapenzyünder hersleUl..
Die Presspumpe seihst ist eine Plungerpumpe mit zwei KolbettJ
verschiedenem Durchmesser, von denen sich der grössere während des Prc
bei ca. 50 Atmosphären von selbst auslast, während mit dem kleiner
zur Erreichung des gewünschten Druckes weiter gepumpt wird. Das Mai
des Druckes ist für jede Presse verschieden und wird der jeweilig h(8
liehcbel und hydiaulische F
247
Druck durch das Selbstauslösen eines Sicherheitsventil es nicht überschritten.
Der durch die Presspumpe hergestellte Druck pflanzt sich nun durch die
Flüssigkeit — Wasser, Glyzerin oder ein Gemisch aus beiden — ■ und durch
das Absperrstück gleichmassig auf die Flüssigkeit im Zyhnder des Presskolbens
fort, wodurch auf die Quetsch nittseinh ei t des letzteren dieselben Kräfte wirken,
als auf die Querschnitlseinheit des kleinen Presspumpenkolbens. Sobald nun
der gewünschte Druck erhalten ist, verschliesst man das Absperrstöck, wodiuch
der auf den Presskolben lastende Druck nicht mehr durch elwa in der PresB-
pumpe vorhandene Undichtigkeiten beeinflusst werden kann.
Flg. 300.
^F Will man die Presse wieder entlasten, so ijffnel man ein zweites Ventil
fun Absperrstöck, und die Flüssigkeit tritt in den Pumpenkaslen der Press-
pninpe zurück, ohne deren Zylinder zu passieren. Hierdurch schont man
eincsleils die in der Presspumpe befindlichen Ventile, anderenteils arbeitet
man immer mit derselben Flüssigkeit, die, bis auf kleine Verluste, durch Un-
dichtigkeiten keiner Erneuerung bedarf.
Die Anwendung der liydrauli sehen Pressen ist eine äusserst vielseitige
und ändert sich an ihrer Grundform nur die Form der Pressplatten.
In den Oelfabriken z. B. legt man mehrere Pressplatten übereinander
i giebt diesen die Fonn eines Troges, dessen unterer Teil in den oberen
Teil des nächst tiefer liegenden Troges eingreift und so den in demselben
üegenden Oclsamen fest zusammenpresst; das auslaufende Oel wird dann in
J gemeinschaftlichen Rinnen abgeleitet.
248 Vm. ÄbteUung.
Für andere Zwecke ist es der besseren Ausbeute wegen nötig, dass
das Pressen bei hoher Temperatur vorgenommen wird, in solchem Falle
werden dann die einzelnen Platten für Dampfheizung eingerichtet, wie
vorstehende Fig. 299, eine Konstruktion von Wilh. Ferdinand Heim,
Oflfenbach a. M., zeigt. Drehbare Rohrleitungen vermitteln in allen Stellungen
der aus Guss- und Schmiedeeisen hergestellten Platten auf der einen Seite
den Eintritt des Dampfes, sowie auf der anderen Seite den Austritt des
Kondensationswassers.
Sind mehrere hydraulische Pressen in einem Räume in Betrieb, so
kann deren Speisung von einer einzigen Presspumpe aus geschehen, sind die
Pressen aber auf mehrere Räume verteilt, so lässt sich der Akkumulatoren-
betrieb — ähnlich wie bei den hydraulischen Krahnenanlagen — mit grossem
Vorteil anwenden.
Für Laboratoriumszwecke dient die in Fig. 300 dargestellte
hydraulische Presse von Wegelin & Hübner, Halle a. S.
Die Presse wird auf einen Tisch geschraubt, die zu pressende Substanz
in bekannter Weise in ein Presstuch geschlagen und auf die kleine runde
Pressplatte gelegt ; alsdann wird zuerst die vertikale Spindel so weit herunter-
gedreht, als es die Kraft eines Mannes vermag und hierauf mittelst des
unteren Handrades die Flüssigkeit im Gehäuse so lange gepresst, bis der ge-
wünschte, am Manometer sichtbare Druck erreicht ist. Man ist mit dieser
Presse im stände, einen Druck von 300 — 350 Atmosphären zu erhalten und
kann alle im Laboratorium vorkommenden Versuche damit ausführen.
Zentrifugen. Die zweite Art von Trennungsvorrichtungen für feste
und flüssige Körper, welche durch Druck wirken, sind die Zentrifugal-
Trockcnmaschinen oder kürzer gesagt die Zentrifugen; bei diesen wird
der, ein Gemisch von festen und flüssigen Körpern aufnehmende Behälter,
die Trommel oder der Kessel, in schnelle Rotation versetzt und durch die
dadurch resultierende Zentrifugalkraft, die Trennung der beiden Körper vor-
genommen.
Man unterscheidet bei den Zentrifugen bezüglich der Konstruktion
in der Hauptsache solche mit oberem und solche mit unterem Antriebe,
von denen die erstere — die älteste — in der neueren Zeit durch die
letztere Konstruktion aber starke Konkurrenz erhalten hat.
Zentrifugen mit oberem Antrieb verlangen nicht nur eine sehr
gute Ausführung::, sondern auch eine aufmerksame und gewissenhafte
Bedienung während des Betriebes; sie nehmen allerdings wenig Raum
für die Aufstellunji^ ein, haben aber den grossen Nachteil, dass das Innere
der Zentrifugcnkcssel durch die durchgehende Welle teilweise versperrt
ist, wodurch die Entleerung einer solchen Trommel sehr erschwert wird. Ein
fernerer Nachteil dieser Zentrifugen besteht darin, dass sie ein sehr starkes
Fundament benötigen und dass der im Kessel befindliche Körper beim
Schmieren der Lagerstellen sehr leicht durch nebentropfendes Oel verun-
reinigt werden kann.
Bei den Zentrifugen mit unterem Antrieb braucht man zur Auf-
stellung viel mehr Raum als bei den vorher en^'ähnten, aber der Kessel
ist oben und innen ganz frei und da in diesen Maschinen eine Erschütter-
ung nicht auftritt, so kann das Steinfundament entbehrt und ein Holz-
rahmen zu gleichem Zweck verwendet werden; der letztere Umstand er-
Zcnlrifugcn.
tn(^cht auch das Aufsteilen der Zentrifugen in den höchsten Stockwerken,
was bei einigen Fabrikationen von grosser Annehmlichkeit ist. da dadurch
viele Transportkosten erspart werden.
Was die Zentrifugenkessel anbetrifft, so werden diese, je nach den
Etgensthaften der darin 2u behandelnden Materialien, aus Kupfer, Stahl,
Schmiedeeisen, Bronze, Messing, N ickel. Aluminium. Silber, Thon,
Porzellan etc. hergestellt; für säurehaltige Stoffe werden die Kessel und
wohl auch die Gehäuse v e i b 1 e i t, — von Gebt, Heine, Viersen, in jüngster
Zeil auch nach dem Goirsclieu Verfahren — mit Hartgummi- oder
Emailleiiberzug gelieleri, überhaupt jedem Einzelfall entsprechend konstruiert
und ausgeführt.
Fig. joi
nnten Zweck ist die, der Firma Gebr.
patentierte und von diesen gebaute
von welcher vorstehende Fig. 301
perspektivische Ansicht der Lauf-
Eine S])ezialltonstruklion hir gen
Heine in Viersen unter No. 8i4r
Nitrir- und Säure - Zen trifuge,
einen Schnitt zeigt, während Fig. 302 1
trommel darstellt.
Diese Lauftrommel a aus säurebeständigem Thon ist in eine Trommel b
aus starkem Stahlblech eingegossen, so dass sie mit dieser gewissermassen
ein Stück bildet und gegen Zerspringen sicher geschützt ist. Die Trommel a
enthalt in der Wand eine Anzahl vertikaler Kanäle c, welche oben aus-
münden und mit dem Inneren der Trommel durch die kleinen Löcher d
konun unizieren. Diese kleinen Lficher gehen also nicht durch die Thonwand
hindurch, sondern münden in die aufrecht angeordneten Kanäle. Es kann
dalier wahrend des Stillstandes der Zentrifuge keine Flüssigkeit aus der
Trommel abßiesseu, so dass das zu verarbeitende Material vor dem Zentri-
fugieren wie in einem geschlossenen Gefäße behandelt werden kann. Sobald
aber die Zentrifuge in Betrieb gesetzt wird, treibt die Zentrifugalkraft die
Mulde e
ebenfalls
Vm. AbtefliuiB.
t durch die Löcher cfuDd Kanäle ein die ebenfalls aus Thon hergestellt«
von wo sie durch den Thonstutzen f abfliessi. Diese Mulde e ist
in ein eisernes Gefäss eingegossen und oben mit einem Thondeckel i
abgeschlossen; der dichte Abschluss
'^ wird event. durch eine Gummi-
manchetle erreicht. Die während
der Beschickung, sowie wahrend
des Zentrjfugierens autsteigeoden
SäuredSmpfe werden durch die
Rohrleitung y a
Bei dieser Zentrifuge kommt
sowohl das Schleudergut als auch
die ausgeschleuderte Flüssigkeit toit
1. einem Metall in Berührung.
D:t beim ungleichmassigen
l'ülltn des Zentrifugenkesaels eine
■1 itlii.he Verlegung des Schwer-
I luiiktes des ganzen RotationdrfSrpeß
riiitreten würde, so ist man bei den
Ztriirifugen mit Unterbettieb ge-
zwungen, einen dies venneidenden
Ausgleich — einen Regulator
— anzubringen. Einige Fabrikanten,
legen diesen Regulator untci den
ZcntrilugüD.
25>
Kesselboden, um das Innere frei zuhalten, andere wieder z. B.
C. G- Haubold jr. in Chemnitz, bringen denselben atif den Ver-
siarkungsringen am Umfange des Kessels. an. Wichtig fflr den Zentri-
fagenbetrieb ist aber nicht allein das Vorhandensein einer aoldien Regulier-
Torrichtung, sondern auch die stetige Betriebsfähigkeit derselben und
sind durch deren Vernachlässigung schon recht traurige Unfälle vorgekommen.
Aber niclit nur der Regulator, sondern die ganze Maschine soll stets
im besten Zustande unterhalten werden; ebenso müssen häufig wiederkehrende
Fehler seitens der die Zentrifugen bedienenden Arbeitet, wie z. B. wider-
^ sinnige Ueberladung der Zentrifuge, durch hohe Strafen im Keime zu
cnticken gesucht werden. Man verlange bei Anlieferung einer Zentrifuge
Vom Lieferanten die Angabe der Tourenzahl und der zugehörigen Belastung
und überschreite auf keinen Fall diese Zahlen.
Es ist mit Freude zu begrüssen, dass einzelne Darapfkesselrevisions-
Vcreine, z. B, der Magdeburger, die Revision von Zentrifugen mit in ihre
Thatigkeit aufgenommen haben; die Wirkung hiervon wird sich in der \
ringerten Anzahl von Unfällen bald bemerkbar machen.
Was den Antrieb der Zentrifuge« anbetrilTt, so kann derselbe mittelst
Riemen oder mittelst Dampf- bezw. Elektromotoren stattfinden, auch
hier spielen örtliche Verhältnisse die ausschlaggebende Rolle; selbstverständlich
wird man da, wo bereits eine Transmission in unmittelbarer Nähe liegt, den
Antrieb mit Riemen besorgen, wahrend im entgegengesetzten Falle Dampf
oder Elektricitat in Konkurrenz treten sollen.
Fig. 303 stellt eine Zentrifuge für oberen Antrieb mit direkt wirkendem
und Fig. 304 eine solche für unteren Antrieb mit indirekt wirkendem Dampf-
motor der Firma Gebr. Heine, Viersen vor; diese Zentrifugen entsprechei
allen gerechten Anforderungen, besonders anerkennungswert ist die kraftige
X^ening der Kesselachse. Ersetzt man in Fig. 304 die Dampfmaschini
IMlurcb ein Vorgelege mit fester und loser Riemenscheibe oder nimmt mar
I F^. 303 die Dampfmaschine und die Kurbelscbcibe weg und bringt auf
252 Vin. Abteilung
der horizontalen Achse neben der Friktionsscheibe ebenfalls eine feste und
lose Riemenscheibe an, so kann man diese Zentrifugen auch durch Riemen
antreiben.
Ueber den Antrieb der Zentrifugen mittelst Elektromotoren sollen die
Angaben der Firma Siemens & Halske, Berlin hier wiedergegeben werden.
Wegen der stark veränderlichen Energieaufnahme der Zentrifugen
während ihres Betriebes entspricht der bis jetzt üblich gewesene mechanische
Transmissionsbetrieb nicht mehr den Forderungen der modernen Technik.
Trotz der Vorgelege und komplizierten Einrichtungen, die man bei solchen
Transmissionen anwendet, ist ein starkes Gleiten der Riemen mit seinen
unangenehmen Folgen beim Anlassen der Zentrifuge nicht zu vermeiden, da
eine stillstehende Maschine von grossem Trägheitsmoment mit einer in voller
Geschwindigkeit befindlichen Welle verbunden wird. Treibt man dagegen die
Zentrifuge durch einen besonderen Elektromotor mit Riemen an,
so bietet diese Anordnung schon den namhaften Vorteil, dass man Motor,
etwa vorliandcnes Vorgelege und Zentrifuge gleichzeitig allmählich und ohne
jedes Riemengleiten aus dem Stillstand zur vollen Geschwindigkeit bringen
kann.
Am günstigsten und elegantesten gestaltet sich aber der Zentrifugen-
betrieb beim direkten Einbau eines Elektromotors in das Unter-
gestell der Zentrifuge. Bei dieser Anordnung sitzt der rotierende Motorteil
unmittelbar auf der Zentrifugenachse, jeder einseitige Zug auf dieselbe ist
somit behoben und die teueren, oft zu ersetzenden Riemen fallen gänzlich
fort. Es wird an Raum gespart, da kein Vorgelege mehr nötig ist, und
gleichzeitig ist die Uebersicht über eine grössere Anzahl Zentrifugen erleichtert
Die hohe Tourenzahl der Zentrifugen erlaubt, dass die Motoren mit guter
Ausnutzung arbeiten. Das Ingangsetzen der Zentrifuge kann einfach durch
(las Schliessen eines Einschalters erfolgen.
Beim elektrischen Antrieb können die Zentrifugen eine festgesetzte
maximale Umdrehungszahl nicht überschreiten, so dass die Gefahr
von Ex])losioncri infolge zu hoher Geschwindigkeit ausgeschlossen ist, unter-
halb der maximalen Umdrehungszahl kann aber erforderlichen Falles dk
Geschwindigkeit in beliebigen Grenzen variirt werden.
Bei der Konstruktion von Gleichstrommotoren für Zentrifugen ist darauf
Rücksicht genommen, dass trotz der Erschütterungen, denen die Spindel der
Zentrifuge ausgesetzt ist, und trotz der starken Beanspruchung beim Anlauf kein
Feuern am Kollektor auftritt und kein Bürsten verstellen erforderlich ist. Zum
.\nlaS(>en der Motoren wird meist ein Anlass widerstand verwendet, um eine
m starke Erwärmung des Mcnors zu vermeiden ; derselbe kann auf Wunsch
gjietchzeitig zum Regulieren der Umdrehungszahl eingerichtet werden.
Der Antrieb durch Drehstrommotoren gestaltet sich im Allgemeinen
etn^Krher als bei Gleichstn^nmotoren , weil es die für den Betrieb
Bedingungen häufig erlauben, die McUorkonstruktion so einzurichten,
Venrendung eines besonderen Anlasswiderstandes ganz abgesehen
Wo eine beliebige Wahl getroffen werden kann, erscheint der
den meisten Fällen als die geeignetste Art des Betriebes
immen, dass die Entleerung des Kessels durdi
l^pKlileuderten Masse von oben geschieht, um aber beim
oder laugenhaltigen Körpern cnie Berührung
der Arbeiter zu vermeiden, hat man die Zentri-
253
ai 3o eingerichtet, dass die Enüeening der Kessel nach unten und Kwar
bstthätig erfolgt.
Bei liiesen Konstruktionen ist der Kessel so eingerichtet, dass der
lalt desselben nach dem Schleudern auf eine schräge Ebene stürzt und
1 dort aus bequem weiter verarbeitet werden kann ; auch kann das Schleudec-
, von der schrägen Ebene aus direkt in Sacke oder in Fässer gepackt,
er auf Wagen, oder Transportbändern bezw. Schnecken weiter geleitet
rden. Derartig konstruierte Zentrifugen eignen sich vonfiglich ziim Trocknen
Q Soda und anderen kr)'stallinischen Salzen und vereinigen bequeme Be-
^ung mit grosser Leislungsßhigkeit; ausserdem ist ein Verlust an Schleuder-
t unmöglich, was bei Obenentleerung der Kessel, selbst vom sorgfältigsten
bciter, nicht immer zu vermeiden ist.
Eine andere Konstruktion, bei welcher ebenfalls eine Schonung der
lüde der Arbeiter beim Entleeren erreicht wird, stellt Fig. 305,
I Patent der Gebr. Heine in Viersen vor, bei welcher der ganze
;asel erst seitlich herausgenommen und dann umgekippt wird.
eibei trägt die, auf der Zenirifugcnachse festsitzende Zentrierscheibe an
er unteren Seite mehrere Arrelierbaken, welche an Zugstangen drehbar be-
tigt sind ; diese Zugslangen sind in Führungen gelagert und werden durch
Schraubenrad gleichzeitig und gl eich massig vor- oder rückwärts bewegt,
nachdem der Kessel befestigt oder gelöst werden soll. Bei der Rückwärts-
v^;ung der Zugstangen senken sich die Arretierhaken bis unter das Niveau
■ Zentrierscheibe, so dass nach vorher aufgeklappten, und in dieser Stellung
■ch Gegengewichte festgehaltenen Suhutzmanlel der Kessel über die, im
ichen Niveau liegenden Gleilschienen der aussen angebrachten Konsole
ht herausgezogen und eveut. ein anderer , frisch gefüllter Kessel hinein-
cboben werden kann.
Bei der Vorwärtsbewegung der Zugstangen heben sich die Haken und ■
umklammern den koniscli geformten Fuss des Kessels derart, dass eine durch-
aus feste Verbindung mit der Zentrierscheibe iiergestellt
■ Entleerung des Kessels geschieht
angebrachten Konsolen ein drehbarer Rahmt
sich der Kessel beim Aufschieben von selbst
Kusamraen umkippt. Hierdurch erreicht ma:
und ungefährliches Entleeren des Kessels, e.
und da man eventuell mit zwei Kesseln ;
I derart, dass auf den aussen
angeordnet ist, auf welchem I
id mit diesen RahtncD '
ein schnelles, sehr bequen
le leichte Reinigung desselben
rbeilen kann — der eine «ird
entleert und gefüllt, wahrend der andere rotiert — , so erhöhl man die ;
Leistungsfähigkeit ganz bedeutend, ohne die Bedienungskosten zu steigern.
Eine ahnliche Zentrifuge baut C. G. Haubold jr., Chemnitz, mit
dem Unterschiede, dass er den Schutzmante! fest lässt, den Kessel
mittelst eines Fiaschenzuges nach oben aus diesem heraushebt und 3
eine ähnliche Kifip Vorrichtung absetzt. Beide Konstruktionen finden sidi
zahlreich angewendet, doch ist der zuerst erwähnten, wegen des Ausschlusses
von jedem weiteren Hilfsmittel, wie z. B. eines Flaschenzuges, der Vorzi^
zu geben.
Beim Schleudern von Salzen etc., an welchen die zu Irennendeo
FItlssigkeiten sehr fest haften, ist man öfters gezwungen, mit Wasser, dünnen
Laugen oder Dampf nachzuhelfen. In solchen Fällen muss man in das
Kesselinnere, vor die verhältnismässig grossen Löcher des Kessels ein feines
Sieb oder ein Gewebe legen, da sonst durch den Druck der Flüssig
bezw. des Dampfes viel zuviel von den kleineren Krys lallen weggerissen würden.
Befindet sich die zu schleudernde Masse aus irgend einem Grunde
nicht in direkter Berüljrung mit dem Zentrifugenkessel, sondern ist dieselbe
in Sacken ver)iackl im Innern der Kessel aufgesielll, so muss man auf eine
besonders gute Vi;ii(*iluiii; nrliien, um ein Schiefladen des Kessels zu verhüten.
f'S 3°1-
Für kleinere Beiriebe und für L;iho ra t or iumsz wec k e ist die
obeostehende (Fig. 306) Heine'sche Hand-Zentrifuge sehr geeignet Dies«
schliesst, da sie durch iFriktion arbeitel, jedes Zahnrad aus und geht des-
halb ebenso leicht wie ruhig; die Handkurbel ist so eingerichtet, dass i
beim Loslassen sofort in Ruhe tritt, mithin die grüsste Sicherheit gtg
Körperverletzungen bietet.
Külerpre'
255
Eine Abart der Zentrifugen mit oberem Antrieb , die hängenden
Zentrifugen, baut C. G. Haubold jr. in ChemniU; diese Konsiruklion
(Fig. 307) liat sich nur vereinzelt eingeführt, ist aber da, wo gewisse Ver-
hältnisse eine derartige Anordnung bedingen, z. B. leichler Antrieb von einer
vorhandenen Transmission, Platzmangel etc. wohl zu beachten.
Ausser den bereits genannten zwei Fabriken giebt es in Deutschland
noch andere gute Firmen, welche sich mit dem Bau von Zentrifugen be-
schäftigen, z. B. Fesca, Berhn, Braunsch weigisclie Maschinen-
fabrik, Sud enburgischc Masch i nen fabrik, C. Rudolph, Magde-
burg-Buckau, Maschinenfabrik Buckau u. a. m.
rmöge welcher man
I trennt, stehen die
ilter-
Fllterpresseo. Unter den Vonichtungen, ■
keilen von festen Körpern durch Filtrati.
pressen obenan.
Diese Pressen bestehen aus einer Anzahl passend geformter Fiher-
kammem mit festen Seh ei de wanden, welche jswischen zwei starken Kopfstücken
eingeschaitel werden. Von diesen Kopfstücken ist das eine fest und das
andere beweglich; ersteres lässt sich ebenso wie die Filterkammem bezw,
Rahmen auf zwei horizontalen, kraftigen Tragschienen hin und her verschieben.
Zwischen den Kammern werden die Filtertücher eingehängt, welche
gleichzeitig das Abdichten der äusseren Ränder derselben bewirken.
Das ginze SistLm wird enmtlelst bihraubtn Hebel- oder
bydraulisthem Druck zusammen^tpresst und bildet nunmehr eine An-
ühl nebenemandcr gestellter mit einander kommunizierender Hohlräume.
Zwischen diese Hihlrtume wird die zu filtrierende Flüssijjkeii entweder mittelst
einer Pumpe eines Montejus irgend einer anderen Transport Vorrichtung,
oder durcJi eigenes (jelälle gepresst Wahrend dieser Pressung erfolgt die
Scheidung, der Flüssigkeit >on den festen Bestandteilen mdem erstere die
J'iltertücher durchdringt durch ^eeigrete KanSle klar ablbesst und in einer
getn einst haftlichen Sammelrmne aufgefangen werden Kann wjhrend die festen
Bestandteile in der Filterpresse zurückbleiben
VIT!. AbleiUine.
In Bezug auf die Konstruktion der Kammern unterechddet man
i Systeme von Füterpressen :
1. Kammerpressen (Fip. jo8), bei denen der Raum für die Kuchen
— das sind die zurückbleibenden festen Bestandteile — durch die
vorstehenden Ränder je zweier Fillerplatten gebildet wird, die Kuchen
also beim OefTnen der Presse frei herabfallen können;
2. Rahmenpressen (Fig. 309), bei denen der Raum (Ür die Kuchen
durch Rahmen gebildet wird, welche zwischen je iwei FilterplaHeii
eingehängt sind, der Kuchen also mit dem Rahmen herausgehoben
werden kann.
Bei ersteren Pressen sind die Masse - Kinfiilirungskanale in der ]
der Kammer, wahrend dies bei den Rahraenpressen an einer Seite geschS
Die Starke des Kuchens schwankt zwischen 20 und 30 mm und kann |
bei leicht filtrierbarem Material darüber, bei schwer Ultrierbarem aber dam
bleiben.
Um den gebildeten Kuchen nach der Filtration und innerhalb j
Presse von anhaftenden Flüssigkeitsteilchen möglichst zu befrea
ist an den meisten Filterpressen eine sogenannte Auslaugevorrichä
angebracht, welche gestattet, nach Bedarf mit Wasser, dum
Laugen, Benzin, Alkohol etc. etc. die Kuchen so lange auszuwas
als es für jeden einzelnen Fall notwendig ist. Zu diesem Behufe sin<f
jeder Filterplatte bezw. Kammer noch zwei Kanäle angebracht, wovon der
eine zum Eintritt der Auswaschflüssigkeit und der andere zum Austritt I
selben dient. Durch ersteren Kanal — der jedoch nur mit der Filie
jeder zweiten Platte in Verbindung sieht, deren Ablaufhilhne gea
sind — tritt die Auswaschflüssigkeit hinter die Tücher, also hinter ■
Kuchen, in die Presse, durdidringt das erste Filtertuch, hierauf den KüdT
dann das zweite Filtertuch und lauft auf dem Rücken des letzteren, die a
dem Kuchen verdrängte Flüssigkeit mit sich führend, durch den andern Kanal
ab. Man laugt die Kuchen aus, um sie entweder im Falle ihrer Weiter-
verarbeitung möglichst rein zu erhallen, oder um die in den Kuchen ent-
haltene Flüssigkeit zu gewinnen.
In manchen Fallen st es nül g gerade » e b den früher besprochenen
ydraulischen P essen d zu f 1 erende Flu s gke t während des
■
■ «■■
Itrierens h e i s s zu erhalten, in anderen Fallen wieder, sie wahrend des
Itrierens zu kühlen und sind deshalb für diese Zwecke in den Platten
258 Vm. Abteflung.
Kanäle eingegossen; oder, wie untenstehende Konstruktion von A. L. G. Dehne,
Halle a. S., zeigt, Schlangen eingelegt, welche mit dem Ein- und Ausgangs-
rohr für heisses Wasser, dem Dampf zur Heizung, bezw. kaltes Wasser oder
einer Kältemischimg in Verbindung stehen. Der Anschluss der Kanäle oder
der Schlangen von Kammer zu Kammer ist gegen die Filterfläche vollständig
abgedichtet, so dass die zu filtrierende Masse nicht mit dem Heiz- bezw.
Kühlmittel in Berührung kommen kann.
Heizbare Kammern sind für solche Stoffe anzuwenden, die nur
im geschmolzenen Zustande filtriert werden können, z. B. Wachs,
Cerisin, oder für solche Flüssigkeiten, aus denen bei niedriger Tem-
pjeratur Salze auskry staUisieren würden. Gekühlte Kammern werden
dann angewendet, wenn solche Körper ausgeschieden werden sollen, die nur
bei niedriger Temperatur fest werden, z. B. bei der Ausscheidung des
Stearins in der Margarinfabrikation oder behufs Klärung von Thran etc.
Vorstehend sind die gebräuchlichsten Anordnungen der verschiedenen
Kanäle, wie sie G. A. Schütz in Würzen ausführt, angegeben, und be-
deutet darin A den Masse-Einführungskanal, B den Auslaugekanal, C den Ablauf
des Filtrates und D den Ablauf des Auslaugewassers ; es können aber noch
andere Kombinationen getroffen werden.
Hier sind sechzehn verschiedene Fälle vorgesehen, welche sich
unterscheiden durch:
1. einen geschlossenen, einen offenen und einen durch Hahnen
verstellbaren Filtratablauf;
2. Kammern mit und ohne Auslaugung;
3. eine normale Einführung der Auslaugemasse und
4. eine Einführung (ierselben durch verschiedene Taschen.
Letztere beiden Unterschiede sind nur aus praktischen Gründen
entstanden, da bei der sogenannten normalen Einführung der Masse sämt-
liche Kanäle innerhalb der Filterplatte liegen, also für jeden einzelnen
das Filtertuch an der entsprechenden Stelle gelocht werden muss; während,
wenn man diese Kanäle ausserhalb der Fillerplatte legt, das Filtertuch nicht
durchlocht zu werden braucht, wodurch seine Haltbarkeit nicht unbedeutend
verlängert wird. Die in den seitlichen Lappen herausgelegten Kanäle werden
dann durch taschenfünnij^e Tücher, von der Qualität des Filtertuches und
zwar aus Abr«illen desselben, mit entsprechenden Löchern gegen einander
abgedichtet.
Fig. 312.
Das Material, aus welchem die Filterplatten und Rahmen hergestellt
werden, ist, je nach den darin zu filtrierenden Flüssigkeiten, ein ;:;anz ver-
schiedenes. Kür Flüssigkeiten, welche Eisen nicht angreifen, sowie
für heisse Flüssigkeiten wird Eisen stets das beste Material sein; für
saure Flüssigkeiten oder solche, welche Eisen anii^ reifen, empfiehlt es
sich, Holz oder Hartblei zu nehmen oder die Eisenplatten mit Blei.
Zinn oder Hartgummi zu überziehen (s. Fig.' 312). Sind die süure-
FilterpreiMD,
i filtrieren, so ist
haltten Flüssigkeiten aber sehr ht
geeignetste Material zu verwenden.
Wie bereits erwähnt wurde, kann der,
zum Zusammenpressen der einzelnen Filter-
kammem erforderliche Druck, durch Schrauben,
Hebel oder hydraulische Pumpen erzeugt werden
und richtet sich die Wahl des Verschlusses
nach der Grösse der Presse, nach dem
zur Verfügung stehenden Räume und nach
dem dafür anzulegenden Preise; es empfiehlt
sich jedoch bei der Auswahl eines Verschlusses,
weniger auf den Preis zu sehen, als auf den
leichten und sicheren Beirieb.
Der Schrauben verschluss (Fig. 313
und 3 14) ist wohl der älteste und heute 3^
noch bei Filterpressen bLs zu 700 — 1000 mm
Seitenlange der Fiiterplaiten im Gebrauch;
derselbe besteht aus einer, in einem feslen
Stock gelagerten, zentral auf das bewegliche Kopfstück gerichteten Schrauben-
spindel, welche entweder durch einen Sperrklinkenmechanismus oder
durch ein Handrad bewegt wird. Einige Fabriken, z. B. G. A. Schütz
in Würzen, befestigen die Spindel in dem beweglichen Kopfstück, so dass
letzteres sich mit der Spindel vor- und rückwärts bewegt; andere, z. B.
Fig. 3>3
A. L. G. Delinc, Halle a. S., lassen die Spindel
~ beweglichen Kopfstückes eingreifen und lagern
bldem so, dass sich dieselbe i
in eine Vertiefung
Spindel nicht fest,
eine horizontale Achse drehen kann ; man
26o
VUI. Ableitung.
braucht dann nur die Spindel so weit zu drehen, bis dieselbe aus der Ver-
tiefung des Kopfstückes heraustritt, klappt sie dann nach oben um and
schiebt das Kopfstück so weil, als erforderlich, mit der Hand zurtlck (siehe
Fig- 3'4)-
Bet dem Hebelverschhiss wendet man zur besseren KraflübertiagBi^
ungleich sehen kl ige Winkelhebel an, deren Drehpunkte ara lesten Kopfstück
liegen und mit ihren kurzen Schenkeln die beiden Tragschienen fassen,
wilhrend die langen Schenkel durch eine kraftige, mittelst Speichenrad zu be-
wegende Spindel mit Reciils- und Linksgewinde verbunden sind, Durcli
Drehen dieser Spindel,
nach rechts oder links,
kann man die Enden der
beiden langen Schenkel
der Winkelhebe! sich
nähern oder entferacD
lassen , was dann ön
Zusammenpressen bezw.
Auseinandergehen der
Kammern zur Folge hat.
Dieser eigenartige
\ ...rschluss (s. Fig. 315),
wi-U.her der Firma A. L
(";. Dehne, Halle a. S.,
patentiert wurde, wird
von genannter Fabrik für
die allergrössten Filter-
pressen angewendet und
kann die Bedienung ver-
möge der grossen an-
gewendeten Qebetseli-
ung bequem und leicht durch einen Mann erfolgen.
G. A. Schütz in Würzen benutzt für seine grossen Filierpressen.
lOoo und 1200 mm Seitenlänge der Platten, einen hydraulischen Verschluss,
der darin besteht, dass er am Ende der Tragschienen ein zu einem hydrau-
lischen Presszyhnder ausgebildetes Querhaupt anbringt. In diesem Piess-
zylinder bewegt sich, durch den Druck einer kleinen Handpumpe, ein Kolben
dessen vorderes Ende mit einer als Handrad ausgebildeten Mutter versehen
ist. Dieser Kolben ist hohl, um einer kleineren Schraube mit Speichenrad
als Mutler zu dienen. An der beweglichen Kopfplatte ist ferner ein, um ein
Chamier drehbarer AuslOsekegel angebracht, welcher sich beim Schluss der
Presse gegen die zuletzt erwähnte kleinere Schraube legt. Diese Schraube
wird nun mit Hilfe des Speichenrades so weit aus dem Kolben heraus gegen
die bewegliche Kopfplatte gedreht, als es die mit der Hand ausgeübte Kraft
ohne Ueberanstrengung zolasst, worauf dann mittelst der hydraulischen Pumpe
der noch fehlende Druck erzeugt wird.
Um ein Zurückgehen des Kolbens infolge etwaiger Undichtigkeiten der
Pumpe zu verhüten, wird das Handrad so weit gedreht, dass sich die Nabe
desselben gegen das Querhaupt bezw. den Presszylinder legt.
Dieser Verschluss ist sehr handlich und leicht von einem Manne zu
bedienen und hat die Annehmlichkeit, dass man das Anpressen der Kainmem
durch einen Manometer kontrollieren kann, welches mit einem Maximalzeiger
Fig. 3>5.
jede Uebcrsihrciiunji; des zulässigen bea
Jfon den beiden er-
nten Konslruktionen
Kammer- n. Rahraen-
»en — hat jede ihre
jnderen Vor- und
Steile.
BeidenKammer-
tssen erhalt man, da
3 er Kwei Tücher
immenstossen, eine
;e Abdichtung der
mmem. wahrend h, i
I Rahmenpresstn iti;-
t ein Rahmen ni
erKammerahwedistl;, —
Jurch nur dEis eine t"ig. 316.
dl der Kammer ab-
htel; um nun einen guten Versciiluss zu erhalten, isl man gezwungen,
:li jeder Operation die Rahmen sorgfaltig abzukratzen und zu reinigen, was
I den Kammer|)ressen nicht nötig ist.
Die Kammern sind starker als die Rahmen und haben dadurch
le viel längere Betriebsdauer, ferner ist die, in der Mitte der Kammer
Endliche Einlrittsf.ffnung der zu filtrierenden Flüssigkeit so gross dimen-
miert, dass eine Verstopfung derselben absolut ausgeschlossen ist,
l bei den kleinen Kanälen der dünnen Rahmenplatten öfter vorkommt
1 deshalb beim Oeflhen solcher Pressen mitunter verschiedene leere
I vorfindet.
' Der Hauptnachteil der Kammerpressen besteht in der zeitraubenden
r kostspieligen Befestigung der Tücher auf den Kammern, weil immer
5t ein Anpassen der Tücher sUttfinden muss. ehe man Löcher in diese
isctilageu und mittelst Verschraubiingeti auf den Kammern befestigen kann.
\FiE-3'7.
Rahmenpre-
LKammer gelegt un.
per spricht zu Guti
Fig. 31S.
I fort das Tuch bleibt ganz,
n seinen unteren Enden etwas
der Rahmenpressen nocli der
Umstand, dass die Kuchen ganz bleiben, während bei
die Kuchen in der Mitte ein Loch bekommen.
t''S- 3T9'
Unter No. O7036 ist dem Ingenieur Beeg, in Duilach eine Filier*
presse patentiert, die von der Badisclien Maschinenfabrik in Durlach gebau'
wird, und welche die Vorteile der beiden besprochenen Konstruktionen ver-
einigen soll, ohne deren Nachteile zu besitzen; sie ist eine Karamerpresae,
deren Schlammeintrittskanal für gewöhnlich oben sitzt — weil, besonders ba
schweren Niederschlagen, die Kuchenbildung immer von unten nach oben
vor sich geht — , und einen rechteckigen Querschnitt bildet, dessen unlere
Seite in freier Verbindung mit den Filterkammem steht. Die Abdichtung
dieser Verbindungsöffnungen geschieht nun wie vorstehend abgebildet (s. Rg- |
317 u. 318) dadurch, dass der Kanal an den Seilen und oben Abdichtungs*
rander in gleicher Höhe besitzt wie die Platte selbst, während die untne 1
Seite einen bogenförmigen Ausschnitt hat, der bis auf die verlieft liegende
Fiiterfläche reicht. Dadurch entsteht beim Zusammenlegen zweier Platten
eine fischbauchförmige Oeffnung, welche die Verbindung des Schlamm eintritt-
ÖKß'si
icrpre,
263
dea mit dem Innern der Kammer herslellt. Um nun zu verhüten, daas
Schlamm hinler die zwischen liegen den Tücher tritt, sind in die Bogen-
chnitte jeder Platte zwei Streifen aus Messingblech eingelegt, deren Biegung
,u den Ausschnitten entspricht, und welche sich mit ihren Enden beim
immendrücken der Presse gegen einander legen. Dadurch halten sie das
rhich in dem Bogen ausschnitt fest und da der Druck der Flüssigkeit in
her Richtung wirkt, so ist es unmöglich, dass der Schlamm hinler das
|. gelangt.
i Um diese Messingstreifen beim Entleeren der Presse immer in der
Igen Lage zu erhalten, besitzen sie zwei um Chamiere drehbare Arme,
he innerhalb des Schlammkanales ihren Drehpunkt erhalten.
Verfasser hat mit dieser Presse nie gearbeitet und muss es in Frage
:n, ob diese Messingstreifen bei heiss zu filtrierenden Flüssigkeiten ihre
tizitSt beibehalten und ob bei säurehaltigem Filtrat, durch den starken
■llleiss dieser Streifen, eieren Elastizität lange wirksam bleiben wird. Ausaer-
uiegen die anderen Kanäle für die Auslaugung, wie bei der normalen
Bmderen Konstruktionen, innerhalb der Platte, was ein Lochen der
mr bedingt, welches aber, wie früher schon bemerkt wurde, auf deren
Ir von grossem Einfluss ist.
^ Bei der Behandlung von flüchtigen Stoffen, alkoholischen oder
rischen Lösungen, oder bei anderen besonders wertvollen Substanzen
häufig während des Auslaufens des Filirates aus den Pressen ein Ver-
iSlen und dadurch ein nicht unbedeutender Verlust, oder aber eine
Bigefährlichkeit auf.
h Um diesen Uebelständen vollkommen vorzubeugen, bringt A, L. G. Dehne,
l^a. S-, an dem die Presse tragenden Gestell zwischen dem Fussboden
p'den Kammern eine horizontal liegende, eiserne Platte an, welche rings-
un mit einem Wass erverschluss versehen ist, in welchen sich wahrend
Filtrierens eine von oben einzuführende und die ganze Presse ver-
:kcnde. luftdichte Haube einsetzt.
■nni MI Im
lUW
k dieser Haube befinden sich
irieitungen versehen sind, ur
l:iiach Absorplionsgefäst
1 geeigneter Stelle Oeffhungcn, welche
die entstehenden flüchtigen Produkte
führen zu können und Verluste somit gänzlich
264
VIU. Abteüang.
Für solche Falle, wo eine so vollkommene Klärung verlangt wird, 1
sie vermittelst Filtertüclier nicht zu erreichen ist. hat A. L. G. Dehi
Haue a. S., eine Dreikammerpresse konstruiert.
In dieser Filterpresse, welche sich nur durch eine dritte Kammer von
den gewohnlichen unterscJieidet, fallt jedes Filtertuch weg und wird der Filier
durch Sand, Kohle etc. in der Presse selbst gebildet.
Fip. 120 zeigt die Anordnung der Platten, wie sie zur Herstellung dei
Filterplatten dienen sollen, und
verfahrt man hierbei wie folgi;
Zwischen je zwei Ralimen a be-
findet sidi je eine Platte c, wäh-
rend an den anderen Seiten der
Rahmen a die Platten k gelebt
sind. Diese Platten b sowohl als
auch die Platten c dienen zur Ab-
leitung der, bei der Herstellung
der Filier frei werdenden Flü.<«ig-
keit. Das Filtermateriai -— Sand,
Kohle etc. — tritt in fareiigem
Zustande oben in die Rahmen a
ein und bildet sich zu einem festen
Kuchen, wUhrend die Flüssigkeit
an den Kannelierungen der be-
nachbarten Platten b und c ab-
fliesst. I
Sind die Filter in den Rah-
=' men a auf diese Weise gebildet, j
so werden — s. Fig. 321 — die
Platten c aus der Presse gehoben
und an deren Steile die Rahmen
a und die Platten i an ihren bisherigen
Fig. 3"
d eingehängt, wahrend die Rahm
Platzen verbleiben.
Es tritt nun das Filtrat oben bei d ein, durchdringt den rechts und links
liegenden, mit Sand, Kohle etc. gefüllten Filterrahmen a und tiiessl vollstän<lis
geklart aus dem Hahne der Platte b ab.
Diese Pressen werden in Holz und Eisen sowohl mit, als auch olioe
Auslaugung konstruiert.
Für Laboratoriumszwecke baut G. A. Schütz in Würzen vor-
gezeichncle Filierpresse (Fig. 3«), weldie durch die horiüonlale Anord-
nung der Kammer den grossen Vorzug bat, dass ein etwa unfertiger KudieD
heim Oeffnen der Kammer nicht herunterfallt, man vielmehr nach wieder
hergestelltem Schloss der Presse die Pressung fortsetzen kann.
Natgoliffn. Zum Trennen von festen und flüssigen Körpern in
breiigem und dünnflüssigem Zustande und da, wo man wegen der
schädlichen Einwirkungen der zu trennenden Substanzen auf dEis Material
der Pressen und der Filtertücher die Filterpressen nicht anwenden kann,
benutzt man die Nulscbapparalc bezw. die Vakuumfilter.
Diese Apparate bestehen ays zwei Teilen, dem Ober- und dem
Unterteil, welche beide durch Schrauben etc. absolut luftdicht verbunden
sind. Das Oberteil a, siehe nachstehende Fig. 323, eine Konstruktion von
NoticbeD, 265
G. Polysius, Dessau, erhalt einen beliebig hohen Rand zum Auffüllen der
Masse und sitzt mit seinem unteren Rande auf der, den Siebboden bildenden,
durchlöcherten Platte b, welche mit dem Filterstoff — Tuch, Filz, Asbest etc. —
aberspannt ist. Das Unterteil c, das eigentliche Nutschgefäss, ist nun, je
nachdem die Nutsche fest oder beweglich sein soll, im Querschnitt
entweder viereckig oder bogenförmig gestaltet. Möglichst dicht unter dem
Siebboden liegt ein durchlöchertes Rohr d, welches durch ein Schutzdach e
gegen die abfallenden Flüssigkeitsteilchen 'geschützt ist und welches in Ver-
bindung mit der Vakuumpumpe steht.
Fig. 323.
Sobald in dem Nutschgeßlss c ein Vakuum hergestellt ist, drückt die
äussere Atmosphäre oben auf die, im Oberteile möglichst gleichmassig ver-
teilte breiige Flüssigkeit und die Trennung dei festen und flüssigen Bestand-
teile geht vor sich. Die filtrierte Flüssigkeit sammelt sich im Nutschgefäss c
und kann durch eine, am Boden befindliche und durch einen Hahnen /
verschlossen gehaltene Oeffnung abgelassen werden.
Bei den beweglichen Nutschap paraten hangt der ganze Apparat mit
seinen Seitenwänden in Drehzapfen, zu deren Entlastung die Nutsche auf
Tragrollen g läuft. Der eine Drehzapfen ist dann vorteilhaft so eingerichtet,
dass er mit der Höhlung de.s Luflsaugrohres d in Verbindung steht, aussen
durch eine Stopfbüchse abgedichtet und mit der Luftleitung verschraubt wird.
Die drehbaren Nutschen haben vor den festen den grossen
Vorzug, dass durch das Kippen ilerselben dem bedienenden Arbeiter die
Entleerung der au^esaugien Masse bedeutend erleichtert wird; unter
Umstanden kann mau auch <iie Masse ohne jede Handarbeit in unter-
gefahrene Wagen oder in eine T ran s])ort seh necke stürzen.
Die Kuchen sind gerade so trocken wie bei den Filterpressen, nur
werden dieselben in verhallnisniilssig kürzerer Zeit erhalten und man kaim
durch die Schichthöhe deren Feudi tigkeitsgrad beliebig regulieren.
266 Vm. Abtdlang.
Für saure Flüssigkeiten können alle, mit dieser in Berührung
kommenden Apparatenteile verbleit werden, oder man stellt den ganzen
Apparat aus Hartblei, imd, wenn dies noch nicht wider-
standsfähig genug ist, aus Thon her. Im letzteren Falle
ist die Nutschc, wie nebenstehende Konstruktion (Fig. 324)
von Ernst March Söhne in Charlottenburg zeigt, aus
einem Stück und nicht beweglich hergestellt, der Sieb-
boden wird von oben eingelegt und in bekannter Weise
mit dem Filterstoff überspannt; es hat sich auch in einigen
Fällen als sehr praktisch und vor allen Dingen als sehr
billig erwiesen, die zurückbleibenden festen Bestandteile
selbst als Filterstoflf zu benutzen und andere kostspielige
Fig. 324. Tücher etc. ganz wegzulassen.
Diese Art des Filtrierens ist dann am vorteilhaftesten,
wenn die zurück bleibenden festen Körper feine Krystalle bilden und kann
man durch Aufsprengen von Wasser, genau wie bei den Zentrifugen, die
Mutterlauge auswaschen und durch Nachziehen von Luft die Salzmasse trocknen.
Andere Filtrieirerftihren. Zum Filtrieren solcher Säuren, welche das
übliche Filtermaterial angreifen, schlägt M. Garros das von ihm erfundene
Asbestporzellan vor, welches dadurch hergestellt wird, dass man Asbest
auf Kugelmühlen zu einem staubartigen Pulver mahlt, dann mit Salzsäure
und später mit reinem Wasser auswäscht. Diese dadurch plastisch gewordene
Masse wird dann bei ca. 1600® C. gebrannt und zeigt nach der Abkühlung
so feine Poren, dass es als Filtermaterial benutzt werden kann, ohne selbst
von den stärksten Säuren angegriffen zu werden. Mit gleich gutem Erfolg
sollen sich Wasser, Oel, Bier, Essig etc. filtrieren lassen.
Eine andere Methode feste Körper von Flüssigkeiten zu trennen,
besteht in der Anwendung von Sand- und anderen Filtern, und sind
diese namentlich beim Klären von Wasser in den allergrössten Dimensionen
ausgeführt.
Zu diesem Zwecke legt man grosse Gruben oder Bassins an, welche
schichtweise mit verschieden grobem Kies und Sand bedeckt werden;
durch diese Schichten fliesst nun das oben zulaufende Wasser und lässt auf
der Oberfläche der einzelnen Kies- und Sandkörner die mechanisch beige-
mengten festen Bestandteile zurück. Unterhalb des Filters sind Kanäle und
Rohrleitungen zur Aufnahme des gereinigten Wasseis vorhanden.
Bei diesen Anlagen wirkt nur das Gewicht der darüber stehenden
Wassersäule, was allerdings die Filtration etwas verlangsamt, diese aber da-
durch um so vollkommener ^^^rd. Will man schneller filtrieren, so muss
man mit Druck arbeiten, wofür der J ew eil -Filter (s. S. 73) ganz besonders
zu empfehlen ist.
Lässt sich das Wasser aber schwer filtrieren und sind nur geringe
Trübungen darin vorhanden, so ist das von A. L. G. Dehne in Halle a. S.
vorgeschlagene Verfahren zur Klärung mittelst Schwemmfilter anzuwenden.
Die zur Ausführung dieses Verfahrens nötigen Apparate — siehe nach-
stehende Fig. 325 — bestehen aus einem hoch liegenden Reservoir H zur
Aufnahme des zu filtrierenden Wassers, einem ebenfalls hoch liegenden Kasten
M, in welchem die, als Schwemm filter dienenden SubsUmzen, als Cellulose
und Asbestfasern mit Wasser angerührt werden, einem Reservoir i2, in welches
das gereinigte Wasser fliesst, und dem eigentlichen Filterapparat F. Letzterer
bildet, Ähnlich wie die FiUerpressen, eine Reihe
durch gespannte Metallsiebe gebildet werden.
267
1 Kammem, deren Wände
^
Pig. 335.
lan zuerst den aus
den Filterapparat,
n er sich zwischen
Die Filtration geschieht nun in der Weise, dass t
Cellulose und Asbestfasem gebildeten dünnen Brei in
ähnlich wie bei der Drei kammerpresse, fliessen lässt, woi
den Metallsieben ganz gleichmässig verteilt.
Durch die so erhaltenen Schichten lasst man nun das im Reservoir H
beündliche Wasser laufen, welches beim Passieren derselben seine ünreinig-
ketten resp. festen Bestandteile zurückiasst und ganz klar in das Reservoir R
abfiiesst. Ist die Filtermasse so stark verunreinigt, dass dieselbe nicht mehr
wirtt, was man sehr leicht an dem abfiiessenden Wasser erkennen kann, so
muss dieselbe entfernt und durch Auswaschen gereinigt werden.
Trennung durch Eryatalllaation. Um die in einer dünnen Lösung
befindlichen Salze, von gleicher oder verschiedener Zusammensetzung als
cliese Lösung, auszuscheiden, kann man, je nach deren Verhalten, ver-
sdiiedene Wege einschlagen, Haben die KOrper die Eigenschaft, wahrend
einer Konzentration der Lösung auszufallen — wie z. B. die Soda — , so
dampft man die Lösungen ein und schöpft die sich nach und nach aus-
scheidenden Krystalle kontinuierlich ab, wozu sich die auf Seile 209 be-
schriebene Thelen'sche Pfanne seit Jahren vorzüglich bewährt hat.
Geschieht dieses Ausfallen aber wahrend der Eindampfung nicht, sondern
eist bei und nach der Erkaltung der Lösung, so lasst man — wie z. fi, beim
Glaubersalz, bei der Kryslall-Soda etc. — die festen Körper in geeigneten
GeQsB»] auskrystallisieren. Diese Krystallisationsgefasse sind ent-
weder sehr flach oder mehr oder weniger tief und am Boden mit oder
ohne Auslauf&ßhungen für die zurückbleibenden Mutterlaugen versehen.
Um durch die ganze Flüssigkeit eine möglichst gleichmässige
Krj'Siallisation zu erzielen, hangt man in dieselbe aus Eisen-, Kupfer- oder
anderem Draht hergestellte Haken, an welche sich die Kryslalle ansetzen
und mit diesen leicht und bequem aus der Flüssigkeit herausgenommen
werden können.
27°
Vlll. AbleiluDg.
satzen konstruiert und wird derselbe, je nachdem man dünnere oder stärkere
Lösungen erzielen will, in grösserer Anzahl zu einer Batterie zusammengestellt,
wobei dann die Verbindungen der Apparate unter einander so angeordnet werden,
dass, ähnlich wie bei den Verdarapfapparaten, jeder einzelne Apparat ausge-
wechselt und belieWg die Reihenfolge der Prozesse geändert werden kann.
Dieser Apparat, welrher entweder fest oder drehbar hergestellt
werden kann, bildet einen stehenden Zylinder, der oben eine Fflll- und unten
eine Entleemngs Öffnung besitzt; letzlere wird vorteilhaft etwas schräg nach
vom angelegt, um ein bequemes Entleeren zu emulglichen. Am Boden bc-
_^ finden sich noch Oeifiiungen zum
Füllen mit Wasser und zum Ablassen
der Lösung, ferner eine Oeflhung
Eintritt des Dampfes unter das,
im Innern des Apparates liegende,
mit feinen Schlitzen versehene Sieb.
Von derselben Dampfleitung geht
ferner eine Abzweigung nach dem
oberen Teile des Apparates, um bei
solchen Stoffen, welche eine hohe
Temperatur vertragen können, die
Lösung mittelst Dampf nach einer be-
liebigen Stelle wegdrücken zu können.
Ausserdem befinden sich am
Apparat noch Manometer, Tlicrmo-
meter und zwei Probierhnhne, mittelst
welchen der Stand der Flüssigkeit
und die KonzentrizilSt derselben be-
obachtet werden kann.
Bilden die Apparate eine Bat-
terie, so sind sie unter einander so
verbunden, siehe vorstehende Fig.
328, dass die letzten Lösungen
von dem ersten Apparat zum
Auslaugen der frischen Mate-
vei wendet werden können, wodurch
rialfüllu
zweiten Apparates
eine Anreicherung der Lösungen geschieht; derjenige Apparat, welcher
zunächst entleert werden soll, erhält das frische Wasser, wahrend von dem
Apparat, welcher mit frischem Holz, Rinde etc. gefüllt ist, die jetzt konzen-
trierlere Lösung abgenommen wird.
Um die eingangs erwähnte schiUlliche Wirkung des direkten Dampfes
auf die Lösungen ein für allemal zu umgehen, schaltet die Firma Volkmar
Hänig & Co., Dresden, einen ihr geschützten Vorwarmer in die Vet-
bindungsröhreu ein.s, Fig. 32gdurih welche die Lösungen von einem Apparat
zum anderen übertreten. Hierdurch wird sowohl das zur Extraktion erforderliche
Wasser, wie auch die Lösung auf dem Wege zu dem anderen Apparate au/
die erforderliche Temperatur gebracht. Das in den einzelnen Vonvanneni
entstehende Kondenswa.sser kann vorteilhaft dem, dem ersten Apparat «i-
zulührendcn Wasser beigemischt werden,
Durch die Einschaltung dieser Vorwärmer ist sowohl jede Zer-
setzung des Gerb- bezw. Farbstoffes, als aui li jede Explosion des
Apparates ausgeschlossen; ferner kann die Tciuperaliir der, die Vor-
wSimer durch fliessenden Flüssigkeiten,
jeüit besonders abgeleitete Kondensa
unnßtig wieder verdQnnen.
lem reguliert werden und das,
Wasser kann die Lfisungen nicht
irch Anwendung dieser Vurwürmer
gCDiesst, besieht darin, dass der Prozess kontinuierlich geführt werden
kann, indem genau so \-iel konKentrierte Lösung abfliesst, als Wasser zugeleitet
wird; selbstverständlich kann man den Proresa auch beliebig unterbrechen und
periodisch arbeiten.
Einen Extrakteur, bei welchem die FOllöffhung gleichzeitig zur Entleerung
benutzt werden kann, stellt Fig. ao, eine Konstruktion der Firma Gebr.
Heine, Viersen, dar, der zur Erfüllung dieses Zweckes auf einem eisernen
Gestell drehbar gelagert ist. Das heisse Kesselwasser wird hierbei durch das
in der Drehachse liegende Rohr in das Innere des Apparates geleitet, wo es
sich durch eine Brause gleichmässig verteilt; vermöge des im Dampfkessel vor-
handenen Druckes wird es von oben nach unten durch das Holz, Rinde etc,
getrieben, dieses vollkommen entlaugi und gelangt als fettiger Extrakt durcli
das unten im Zylinder beliudlichi; Sieb in das Ableitungsrohr, welches mit be-
liebigen Geftissen in Verbindung gebracht werden kann. Auch diese Apparate
haben &ich ganz vorzüglich bewahrt.
272 ■
VIII. AbttUoDg.
Die Finna Josef Merz in Brunn baut einen Extraktions-Apparat,
der sich von <.len vorerwähnten insofern unterscheidet, als er auf der An-
wendung flüchtiger Lösungsmittel beruht. Dieser patentierte Universal-Ex-
trakteur hat den Zweck, Fette, Oele, Harze, Schwefel, Farben, Gerbstoffe,
sowie überhaupt Stoffe, welche in Lösungsmitteln, wie Benzin, Schwefelkohlen-
stoif, Alkohol und ilergl. oder Wasser löslich sind, aus Materialien, welche
die bezüglichen Stoffe enthalten, bei möglichst hoher Temperatur, jedoch
ohne Druck auszuziehen.
^ ^^B ^
f>B- 33'.
In dem am Boden mit Dampfschlange Q versehenen Gelasse C, s. Fig. 33 1,
befindet sich der Beliflltcr L, der durch Mannloch d mit dem zu extrahierenden
Material beschickt wird. Aus dem mit dem Kühler Ji kombinierten Reservoir
V lässt man nun in L das Lösungsmiliel cinfliessen, welches — als Extrakt-
lösung — durch das Heberrohr y. nach C gezogen wird, sobald sein Niveau
die Höhe des Hebers überschreitet. In C dampft die Lösung ab, die Dampfe
gehen an den Wandungen des Behälters L aufwürts, erwärmen dessen Inhalt
Eitmktca
= 73
und gelangen an die Rßckflusssch lange S, wo sie kondensiert werden. Die
noch warme Flüssigkeit fiüll regenartig nach L zurück, um, sobald die Höhe
lies Hebers erreicht ist, wieder nach C flberzutrelen.
Diesen automatisch sich vollziehenden Kreislauf unterbricht man erst
dann, wenn eine bei M genommene Probe die Beendigung der Extniklion
anzeigt. Das Kühlwasser von S wird abgestellt, die Dampfe der aus L
nach C ablaufenden Lösung gelangen nach dem Kühler B, uro sich als
FlQsstgkeic im Reservoir F anzusammeln, und die letzten Reste des Lösungs-
mittels werden aus dem Kxtrakt sowohl, wie aus dem extrahierten Material
dnrch direkten Wasserdampf ausgetrieben.
Der Extrakt wir<l durch W abgeia.ssen und der Extraktor L bei M
entleert. Der Apparat ermöglicht nicht nur die eben beschriebene inter-
nittierende, sondern auch eine eontinuierliche Extraktion. In letzterem
Falle winl nämlich der Ablauf der Fettlösung so reguliert, dass durch d;is
ifte und regenerierte Lösungsmittel das Flüssigkeits - Niveau in L
konstant erhalten bleibt,
Dieser Universal-Exlrak-
leiu' zeichnet sich durch reiche
und vollkommene Entfettung,
TOilsle Sicherheit gegen Enl-
zOndung und Explosion, mini-
malen Verbrauch an Lösungs-
mitteln, einfachen und Ökono-
mischen Betrieb , Trocknung
des entfetteten Materials, keinei-
lei Belästigung der Nachbar-
schaft durch Gerüche, billigen •
Anschaffungspreis und geringe
Raumerspaniis vorleiüiaft aus
und hat bereits eine gros^^e
Verbreitung gefunden.
Einen Zwillingsappa-
"■ät zur Extraktion von äthe-
rischen Oelen baut als Spezialität die Firm
mä isi derselbe in Fig. 332 dargestellt.
Dieser Extrakteur besteht aus zwei Blasen, welche sowohl durch Dampf
in Doppelböden, als auch durch direkt in das Innere des Apparates ein-
'fclenden Dampf geheizt werden können. Innen im Apparat ist ein drei-
l^liger Siebboden angeordnet, auf welchen die festen Substanzen — Fenchel,
Kümmel etc. — zu liegen kommen.
Nachdem der Apparat mit den festen Substanzen und mit der be-
tteffenden Flüssigkeit gefüllt ist und von aussen oder innen mittelst Dampf
geheizt wird, entwickelt sich aus der in dem Apparat enthaltenen Flüssigkeit
wdierer Dampf
Dieser Dampf tritt nun durch die Substanzen, steigt mit den aufge-
"isten Bestandteilen in die Höhe und durch das Steigerohr in den, zwischen
den beiden Blasen aufgestellten KClhler. Am Ausgang des Kühlers wird das
Kondensat auf seinen Extraktgehalt geprüft und kann bei periodischem Be-
iriebe wieder zum Füllen des Apparates benutzt werden, wahrend man es
bei dem vorteilhafteren kontinuierlichen Betriebe von unten in die Blasen
Fig. 53i.
1 Frankfurt a
eintreten lässt und diesen Kreislauf so lange fortsetzt, bis die gewüns
Konzentrizitat etreicht ist; ist dies der Fall, so lasst man die FlOssigkei
dem Kohler direkt in die betreffenden Gefässe laufen.
Bisher waren die Apparate nur aus Metall, meistens Kupfer,
gestellt, da aber seit Einführung der Vorwärmer direkter Dampf ausgeschlc
ist, so kann man, unbeschadet der Haltbarkeit, die Apparate jetzt in H
ausführen, was auf den Preis von grossem Einfluss ist; in Fig. 333 ist
Teil einer solchen Apparaten-Batteric aus Holz gezeichnet, wie solche
der bereits erwähnten Firma Volkmar Hanig 4 Co., Dresden, mit g:
Erfolg ausgeführt werden.
Sabllmstion. Was schliesslich das Verfahren zur Trennung fe:
Körper von Flüssigkeilen durch Sublimieten betrifft, so unterscheidet
dasselbe von dem sp^lter zu beschreibenden Destillations- Verfahren nur
durch, dass die gasförmigen Destillate nicht erst in tropfbar flüssig
sondern gleich in festen Zustand übergehen. Da die hierzu erfoi
liehen Apparate etc. fast die gleichen sind wie bei der Destillation, so
hier nicht weiter darauf eingegangen werden.
Bei der Tnonong von FlÜBBl^keiten von einander wird, falls es
nicht um in einander unlüsliche Flüssigkeiten von verschiedenem spezifis«:
Gewicht handelt, ausschliesslich das Deatlllatloni- Verfahren angewendc
Im allgemeinen kann man jeden Destiüationsapparat in drei Haup
zerlegen und zwar in das Gefäss zur Aufnahme der zu treunenden Flüs
keiten, in das zur Aufnahme der Kühlvorrichtung und in das
Aufnahme des Destillates.
ti fache und
raktionierte unterschei-
iet, möge hier nur neben-
>ei erwähnt werden, da sich
lie für die erslere eignenden
\pparate durch Anbringung
mehrerer Vorlagen. leicht
IQ solche ffir die letzlere
umwandeln lassen.
Das eigentliche Destil-
lationsgeßss wird ebenso,
vdedie bereits beschriebenen
Verdampfapparale in den
manigfalligsten Formen und
aus den verschiedensten
HateriaJien hergestellt und
auf ebenso verschiedene
Weise geheizt.
Nebenstehende Fig. 334
stellt eine Feuerungsanlage
lier Firma J. Römheld in
Mainz für gusseiseme Destil-
lali onskessel dar , welche
sich bestens bewährt hat.
Der Kessel ruht mit
8 angegossenen Tatzen auf
einem eingemauerten Ring,
welcher mit 8 Oeffnungen
von verschiedener Gn'jsse
versehen ist, durch welche
tue Feuergase in den ober
riogförmigen Zugkanal stei-
gen und von da zum Schorn-
stein gelangen. Die Oeff-
nungen sind nach derSeite
hin, wo der Schornstein liegt,
am kleinsten und nehmen
nach der enigegengesetzten
Seite ständig zu. Durch
diese Anordnung wird er-
reicht, dass die Feuergase
nicht den kürzesten Weg zi
Schornstein nehmen, sondern die Kesseiwand ringsum gleichmässn:); umspülen
Die Vorzl^e dieser Feuerungaaniage bestehen im wesentlithen dann, dass durch
tlit tiefe Lage des Rostes und die eigenartige Führung der Feuergsae dte
schädliche Einwirkung der Stichflamme gänzlich vermieden wird und nicht
nur der Kesselbo<len, sondern nahezu die ganze Kessel ob erflache gleichmässig
beheizt wird, infolgedessen der Brennmaterial verbrauch ein sehr geringer und
die Haltbarkeil des Kessels eine wesentlich gross
Viele Eindampfappatate lassen sich sehr leicht in einen Destil-
biapparat umwandeln, indem man dieselben nur mit einem Deckel
2 76
VIIL Abteilflug.
Freie strömen ISsst, sondern durch
— dem Köhler oder Kondensator
versieht und die Dämpfe nicht mehr in
eine Leitung nach der Kühlvorrichtung
— führt.
Einen DeslillatJons-
ap parat der einfachsten
Form stellt Fig. 535, eine
Konstruktion der Firma
C. Heckmann. Berlin,
dar, bei welcher die
zylindrische, mit einfi
Halbkugel unten ab-
stldiessendeDestUlalions-
hUse in ihrem Inneren
eine Heizschlange filr
direkten oder Abdampf
aufnimmt und durch
das, auf dem Deckel
-itzende Ableitungsrohr
— den Helm — das
a)igehende Destillat nach
einem Kühlgeßsse führt.
Dieses Kühlgefäss ist ein zylindrischer Behalter, in welchem die, an
das Helmrohr anschliessende Rohrschlange aufgesielh ist, welche mit
ihrem Ende den Behälter durchdringt, um das. durch die Kühlung entstehende
Kondensat abzuleiten und in geeip^ieten Gefflssen aufzufangen; die Külilung
f'ß. 335-
erfolgt nacli dem Gegeiistromprin:
oben frei auslauft.
ip, indem das Kühlwasser unten (
Bei solchen Flüssigkeiten, bei denen die, durch Destillation eol-
stehenden Dampfe verschiedener Art sind, welche sich nur durch St
Höhe der Siedepunkte unterscheiden, müssen dieselben, um ein reines
Destillat zu erhalten, vor dem Eintritt in den Kühler gescliieden werden, xu
welchem Zwecke man die sogenannten Kolonnenapparate anwendet.
Ausgedehnte Anwendung finden diese periodisch arbeitenden
Apparate bei der Destillation des Benzols, Raffination des Spiritus
etc. und hat sich besonders die omBtehende Konstruktion von C. Heckmann,
Berlin, gut bewährt.
Dieselbe besteht aus einer horizontal liegenden Blase, die zum Ein-
und Ausbringen der innerhalb liegenden Heizschlangen an der Stirnseite
mit einem grossen lünglichen Mannloch versehen ist und oben einen kleinen
Dum und cien Kolonnenapparat träi^. Die Dämpfe, welche sich aus der,
in der Blase befindlichen Flüssigkeit, durch Einführung von direktem oder
Abdampf in die Heizschlangen, bilden und in welchen leicht siedende Stoffe
reicher vorhanden sind als in der Flüssigkeit selbst, steigen nun zuerst in den
kleinen Dom, wo sie teilw-eise kondensiert werden. Von hier aus gelangen
diu Dampfe in den Kolonnenapparat, welcher aus einem Zylinder besteht.
in dem in grösseren Entfernungen von einander Biedie eingeschaltet sind.
Die Dampfe*) steigen in der Kolonne empor, kondensieren zunadisi
in der Flüssigkeil jedes Bodens und entwickeln dadurch aus dieser
r-Appnrate
FlSssigieit andere, an Leichtsie-
dendem noch reichere Dämpfe.
Damit sie dies können, d, h.
damit die Möglichkeit gegeben
wird, dass die auf jedem Boden
kondensierten Dampfe aus der
FlQssigkeit dieses Bodens Dam-
pfe von grösserem Gehah an
Leich (siedendem entwickeln,
als sie selbst besassen, rouss
von oben her den B'^Klen eiiie
gewisse Menge leichtsiedender
Stoffe zugeführt werden.
Dies geschieht dadurch, dass
aus dem obersten Boden der
Kolonne die Dampfe, welche
sehr reich an LeicliLsiedendem
sind — weiche also nur noch
wenig von schwer siedenden
Stoffen enthalten — , in den
Kondensator gelangen, in
velchem ein Teil, meistens
der grössere Teil, niederge-
schlagen und in die Kolonne,
und zwar auf deren obersten
Boden, ftirückgeführt wird,
während das nicht Kondensierte
als fertiges Produkt in den
Kühler strömt, dort volIslSn-
% kondensiert und nach
den Vorratsgefassen ge-
Das aus dem Kimdcn-
Mtor Zutückfliesscnde isi sehr
Kich an Leichtsieden dem und,
indem CS von Boden zu Boden ----^--^ ------ - _ - . ^e^/^^^
^ Kolonne von oben nach Fig. jjo,
Daten hin durchströmt, giebi
Oaof jedem Boden einen Teil
des Leichtsiedenden an die aufsteigenden Dämpfe ab, wahrend es von
*'iesen einen Teil des Scliwcrsiedenden aufnimmt und in die Blase zurilckfilhit.
Man muss sich demgemSss vorstellen, dass ein Teil der aus der Blase
"uftleigenden Dampfe, deren Quantität zwei bis viermal so gross ist als die-
ienigc, welche schliesslich in den Kühler geht, einen Kreislauf beschreibt,
^'ektier von der Blase durch die Kolonne, dann durch den Kondensator in
form von Dampf und wieder zurück durch die Kolonne in die Blase, in
'orm von Flüssigkeit vor sich geht. Hierbei bleibt der Warmegehalt der
luf jedem Boden entwickelten Dampfe auf allen Böden konstant, wahrend
tie Zusammensetzung, sowohl der Dampfe, als auch des Rücklaufs, nach
iben hin sich ändert und zwar insofern, als sie oben viel reicher an Leicht-
iedeodem sind als unten.
i
Es. giebt für jedes Flüssigkeitsgemisch ein gewisses Verhältnis zwisdmi
• ZusanimenseUung der Dampfe und der des siedenden FIQssigkciLsgemiscfaei.
i welcher fie entstanden sind
Es erhellt aus dem Gesagten, dass eine wesentliche Bedingung der guten
Wirkung der Kolonne die ist, dass von einem Boden zu dem nächst höheren
nur Dampf und keine Flüssigkeit tritt, weil auch die auf jedem Boden siedende
Fltlssigkeil verschiedene Zusammensetzung derart hat, dass die höheren Böden
prozentlich reicher an Leichtsieden dem sind. Diejenigen Kolonnen werden
ulso die besseren sein, welche bewirken, dass nur Dampf und keine
Flüssigkeit aufsteigt; hierbei kommen nur zwei in der Praxis am meisten
angewendete Konstruktionen, die Sieb- und die Glockenkolonnen, in
Betracht, von denen der letzteren der Vorzug gebülirl.
Die Siebkolonnen bestehen aus einer Anzahl, aus verzinntem Kupfer
oder Eisen he^esteillen Böden, welche weiter nichts enthalten, als eine An-
zahl von kleinen Löchern, ein Ueberlauftohr r und eine Schale, in welche
das Ueberlaufrohr des nächst höheren Bodens taucht. Es wird bei den
Siebkolonnen angenommen, dass die Flüssigkeiten, welche von dem nädi*'
höheren Boden kommen, in die Nahe des Umfanges auf den betreffenden
Boden fliessen, denselben ganz und gar bestreichen und auf der entgegenge-
setzten Seile der Peripherie ab fliessen.
EindttmpfBppajale. 2 70
Bei den Glockenkolonnen wünscht man, daas die FlQsaigkeit gleich-
falls den Boden bestreicht und daas niclil etwa der, auf einem Boden von
oben abfliessende Rücklauf in das dicht nebenstehende Ablaufrohr r gelangt.
Um dies zu erreichen, hat man eine Scheidewand 5 angeordnet, welche
bewirkt, dass nunmehr der Rücklauf über den Boden möglichst vollkommen
stattfindet und dass kein Teil desselben direkt aus dem Fallrohr in das Ab-
laufrohr gelangen kann.
Der Unierschied in der Wirkungsweise dieser beiden BOden, der, wie
gesagt, zu Gunsten des Glockenbodens ausfällt, Jliegt darin, dass bei einem
Siebboden durch das heftige Kochen eine Menge von Tropfen von einem
Boden auf den andern direkt übergeführt wird, wodurch eine Vermischung
iler Flüssigkeit auf zwei benachbarten Böden eintritt, welche aber vermieden
werden muss, wenn man eine möglichst grosse Differenz in der Zusammen-
^et^ung der Flüssigkeiten dieser beiden Börfen erreichen will.
Beim Glockcnboden dagegen hat die lebhafte Verdampfung nicht so
leicht Gelegenheil, mitgerissene Tropfen auf den anderen Boden zu führen,
weil einesteils die volle Wand des Bodens die Tropfen selbst abfangt,
.indemteils die grössere Höhe des Uebergangsrohres leichter einen
Rückfall der empor geschleuderten Tropfen bewirkt.
Ein fernerer Vorteil der Glockenböden den Siebböden gegenüber be-
zieht noch darin, dass richtig gebaute Glockenap parate einen eriieblich ge-
ringeren Arbeitsdruck haben, als Siebapparale.
Es ist bekannt, dass, wenn man ein Dampfgemisch zum Teil kondensiert,
<lie übrig bleibenden Dämpfe zu der gebildeten Flüssigkeil, bezüglich ihrer
Zusammensetzung, in einem bestimmten Verhältnisse stehen müssen. Hieraus
folgt nnmittelbar, dass die niedergeschlagene Flüssigkeil etwas armer an I.eicht-
^iedendem, die DSmpfe aber etwas reicher an demselben sein müssen, als
iler Entstehungsdampf.
Genau dasselbe findet im Kondensator statt, der Rflcklauf enthält
ptozenilich immer etwas weniger, das Rektifikat immer etwas mehr vom
Uichtsiedenden.
Für eine Kolonne von bestimmten Maassen und für eine be-
stimmte Leistung ist auch eine bestimmte Menge Rücklauf nötig, d. h.
M muss den Dampfen im Kondensator eine bestimmte Menge Warme ent-
zogen werden und weil die, auf einetn Quadratmeter Külilrtache in der Zeit-
einheit entziehbare Wärmemenge etwa proportional ist der Temperatur zwischen
Dampf und Kühlmittel, so ist es einleuchtend, dass man durch Veränderung
<ler Menge unil der Temperatur des letzteren mit demselben Kondensator
mehr oder weniger Rücklauf bilden kann.
Der Kondensator ist also ein integrierender Teil des Apparates,
H'eil er eine gewisse Trennung durch Kondensation der letzten, aus der Kolonne
tommenden Dämpfe bewirkt und ferner hauptsflch 1 ich, weil er den, für
die Wirkung der Kolonne durchaus notwendigen Rücklauf mit reichem Ge-
hall an Leichtsiedendem produziert.
Die Haoptwirkung wird aber allemal in der Kolonne selbst vor
sich gehen, weil in derselben die oft wiederholte Verdampfung eine
äovielmalige Trennung der gemischten Flüssigkeit bewirkt, als Böden in
ihr vorhanden sind.
Der bereits erwälintc Untersciiied in der Zusammensetzung der Flüssig-
lieit auf den einzelnen Böden ist nicht von Boden zu Boden gleich, sondern
ausserordentlich verschieden; er hängt ganz und gar von der Zahl der Böden,
28o VnL Abteilung.
der Menge des entwickelten Dampfes und von den physikalischen Eigen-
schaften der zu trennenden Flüssigkeiten ab.
Der Kondensator und der Kühler arbeiten nach dem Gegen-
stromprinzip und ist ersterer so eingerichtet, dass seine Kühlfläche aus
oben angegebenen Gründen während des Betriebes vergrössert oder
verkleinert werden kann; Heckmann erreicht dies dadurch, dass er das
Ueberlaufrohr beweglich anordnet und lässt sich aus dessen Stellung
leicht die Grösse der jeweils beabsichtigten Kühlfläche bezw. die Temperatur
des abfliessenden Kühlwassers bestimmen.
Der beschriebene Destillationsapparat, welcher auch mit stehender Blase
gebaut wird, lässt sich sofort zur fraktionierten Destillation z. B.
von Benzol ver\*'enden, wenn man die Ablaufleitung des Kühlers nach
verschiedenen Ge fassen führt, in welchen die, nach ihrem Siedepunkte
verschiedenen Destillate aufgefangen werden.
J. L. C. Eckelt in Berlin hat sich einen Destillierapparat zur Dar-
stellung von schwefelsaurem Ammoniak oder von konzentriertem
Ammoniak aus Gaswasser patentieren lassen, welcher sich dadurch von
den bisherigen Apparaten vorteilhaft unterscheidet, dass der H e i z d a m p f
nicht durch Heizschlangen oder direkt, sondern durch die bereits früher
beschriebenen Strahlapparate eintritt, wodurch eine viel innigere Mischung
von Gaswasser und Kalkmilch erreicht wird, als seither. Durch diesen grossen
Vorteil kann der Apparat kleiner, also auch billiger als die früheren Kon-
struktionen liergestellt werden, und ist sein Betrieb, infolge besserer Aus-
nutzung des Dampfes, ein viel rentabeler.
Nach den Angaben von E c k e 1 1 besteht dessen in nachstehender Fig.
339 dargestellter Apparat aus drei Abteilungen, nämlich dem unteren und
oberen Kochkessel, sowie der darüber befindlichen Kolonne. Bei der Fabri-
kation von schwefelsaurem Ammoniak fliesst das zu destillierende Ammoniak-
wasser aus einem höher stehenden Reservoir mittelst der Rohrleitung a in
den Vorwärmer B ein und aus diesem durch die Leitung b aus, um vorge-
wärmt oben in die Kolonne einzutreten. Durch die beiden Ventile c wird
Dampf in den unteren und oberen Kochkessel gelassen, welcher vermittelst
Strahlapparate das Gaswasser in fortwährender Zirkulation unterhält und mit
der, aus dem Behälter D durch die Leitung d eingepumpten Kalkmilch in
innige Berührung bringt. Infolgedessen geht das gelöste Ammoniakgas mit
Dampf durch die Kok^nne nach aufwärts, das entgegenkommende Wasser
nimmt den letzteren auf und lässt dafür Ammoniak frei. Das aufsteigende
und gelöste Ammoniak gelangt nun durch die Leitung g in den Sättigungs-
kasten C, um von der darin befindlichen Schwefelsäure absorbiert zu werden;
die am Sättigungskasten angebrachte Rohrleitung i führt die in demselben
befindlichen Gase und Dämpfe in irgend eine Feuerung ab. l ist ein Ventil,
durch welches von Zeit zu Zeit der Kalkschlamm nach dem unteren Kessel
abgelassen werden kann, während um Ablassen des Schlammes aus dem
letzteren der Hahnen /' dient; zum Abfiuss des abdestillierten Gaswassers
dient der Hahnen e.
Um bei Ausserbetriebsetzung des Apparates durch die nachfolgende
Kondensation der Ammoniakgase in dem Sättigungskasten ein Vakuum in
der Leitung g zu vermeiden, ist auf dem Kasten ein Stopfen k angebracht,
welcher in diesem Falle herausgenommen wird.
Bei solchen Flüssigkeiten, deren Siedepunkt erheblich über lOO® C-
liegt, kann die Erwärmung entweder durch direktes Feuer, mittelst stark
überhitztem Dampf oder durch Heissw asser (s. S. 221) erfolgen.
bei den Verdampfapparaten, auch Vakuum
■fügbaren Dampfdruck von 6 Atmosphären noch
Siedepunkte bei ca. 220" C. liegen.
l^g 33<>
Auch die«e \ppirdte finden viele An\vendung und smd m ihrer \us
ihrang den anderen ziemlich ähnhch, nur sind alle Kondenitatoren und
Qhler als Röhren kühler zu konstruieren und dieselbeu mit Gefässen in
erbiodung zu bniigen in denen das \ ikuum unlerlniten wird welches sich
tnn durch Kühler, Kondensator, und wenn vorhanden, auch durch wne
olorme nach der Blase fortpflanzt und den Siedepunkt der Flüssigkeit da-
uch herunter drückt,
282
Vm. Abtdlang.
Zur Erzeugung des Vakuums für diese Zwecke hat man in vielen Fällen,
besonders bei der Destillation von Solaröl den Luftsaugeapparat von Gebr.
Körting, Hannover, mit grossem Vorteil angewendet. Dieser Luftsaug-
apparat L kann, wie vorstehende Fig. 340 zeigt, direkt auf dem Rezi-
pienten C montiert werden und setzt sich dann das darin hergestellte Vakuum
durch den Kühler K nach der Destillierblase D fort.
rrö
Solche Flüssigkeiten, welche verschiedene spezifische Gewichte
haben, aber sich nicht vermengen, kann man einfach durch Absetseii von
einander trennen ; zu diesem Zweck
eignet sich nebenstehend gezeichneter
Apparat (Fig. 341) vorzüglich.
Derselbe besteht aus einem be-
liebig geformten Gefässe mit dicht über
dem Boden angebrachter Oeffhung, in
welche ein S-förmig gebogenes Ueber-
laufrohr eingeschraubt ist. Et^*as tiefer
als der Auslauf, ist an geeigneter Stelle
ein gewöhnlicher Hahnen in die Geföss-
wand eingeschraubt; läuft nun das Ge-
misch der beiden Flüssigkeiten, z. B.
Wasser und Gel in das Gef^ss, so
werden sich die Gel tropfen von den
Wasserteilchen abscheiden und über diesen schwimmen, so dass aus dem
Ueberlaufrohr nur Wasser abfliesst.
Will man das angesammelte Gel ablassen, so öffnet man den Halmen
und lässt das etwa noch darüberstehende Wasser so lange ins Freie ablaufen,
bis die Gelschicht so weit in dem Gefässe herunter gesunken ist, dass das
Gel aus dem Hahnen fliesst.
Fig. 341.
Ein anderes Verfahren Flüssigkeiten «von einander zu trennen,
besteht darin, dass man umgekehrt wie bei der Destillation verfahrt, nämlich
die Flüssigkeiten abkühlt und den gefrorenen Teil derselben von dem
nicht gefrorenen trennt, wie es z. B. bei dem Lunge'sdien Verfahren zur
Darstellung des Monohydrates durch Zentrifugieren.des Gemisches ge-
schieht Hierbei bleibt das gefrorene Monohydrat in schuppenförmigen
Kr)'stallen in dem Zentrifugenkessel zurück, während die nicht gefrorene dünne
Schwefelsäure abläuft und in der Fabrikation weiter verwendet wird; die
Krystalle des Monohydrates werden dann in emaillierten Kesseln durch, von
aussen wirkendes warmes Wasser, wieder aufgelöst und in geeigneten Gefässcn
— Flaschen oder eisernen Fässern — aufgefangen.
Kälteeneugung. Es sei an dieser Stelle eine Abschweifung gestattet,
um über die zur Erzeugung der Kälte dienenden Maschinen einiges
zu sagen.
Man unterscheidet im allgemeinen Absorptions- und Komprestionf-
lUlteerseagungsmasohinen ; beide Systeme beruhen auf dem gleichen phy-
sikalischen Gesetz, dass nämlich die zum Verdampfen einer Flüssigkeit
erforderliche Wärme beim Kondensieren der Flüssigkeit wieder frei wird.
Kälteeneagangiinaachinen. 283
AbBDrptiDQBmascbinen, bei denen eine wässerige Lösung
i KaHeflüssi^;keit dient, befindet sich dieselbe in emeiu
heizenden Kessel, in dem sie durch Erwärmung bis auf ca.
gebracht wird und als Ammoniakgas von 8 bis 10 Atmosphären
ck in den Kondensator eintritt. In diesem Kondensator wird das .^m-
liakgas durch Külilwasser in tropfbar flQssigen Zustand übergeführt und
1 dem Verdampfer geleilet, dessen, in einem Behälter liegende Rohrspirale
einer nicht leicht frierenden Flüssigkeil umgeben ist, in welcher die
ässe mit der zu behandelnden Flüssigkeit liegen bezw. hängen. Dieser
it leichl frierenden Flüssigkeit — meistens Chlorkalciumlösung — wird
die Warme entzogen und dadurch wieder das flüssige Ammoniak in
npfform Qbergeführl. Alsdann tritt dieses gasförmige Ammoniak in ein
Iss, in welchem sieb die aus dem ersten, dem Verdampfkessel entnommene,
r abgekülilte, jetzt nur noch wenig Ammoniak enthaltende Lösung befindet,
der sie vollständig absorbiert wird. Zur Vollendung des Kreislaufes
1 nun diese wieder starke Losung, in den ersten Kessel zurückged rückt
_w>n neuem verdampft.
■Deraiiige Maschinen haben aber nur wenig Verbreitung gefunden, da
pdes geringen Kraftverb rauch es durch die Erwärmung der wasserigen
Boniaklösung ein bedeutend höherer Dam pfverb rauch stattfindet, als bei
Kompressionsmaschinen ; ebenso ist auch der Verbntuch an Ammoniak
grösser als bei den lelztgenannlen Maschinen, weil durch die, bei der
dening des Aggregatzustandes absolut nötige hohe Temperatur eine Zer-
ung des Ammoniaks eintritt.
Die Eompressi Olli in asoh inen bestehen nur ans drei Teilen, dem Ver-
ipfer. dem Kondensator und der Kompressionseinrichtung, der Vor-
; in denselben besteht darin, da.s.s letztere, aus einer Druck- und Saug-
1 p c bestehend, die Dämpfe der Kälteflüssigkeit aus dem Verdampfer
ugt, komprimiert und in den Kondensator drückt, woselbst sie, beeinflusst
■h das Kühlwasser, flüssig werden und von hier aus wiederum in den
lampfer treten, um daselbst wieder zu verdampfen und den Kreislauf zu
lerholen.
Als Kaltefiüssigkeiten benutzt man schweflige Saure (Pictet),
boniak (Linde), Kohl en sä u re (Windhausen) und ein Gemisch
fehwefliger Saure und Kohlensaure (Pictet), von denen aber
Rlnoniak und Kohlensaure eine ausgedehnte Anwendung gefunden
ai, weil die Gesellschaft für Linde's Eismaschinen die Piclet'schen Er-
ungen angekauft hat. aber zu Gunsten ihrei" Ammoniak- Kompreasions-
chinen nicht ausführt.
B Die Frage, welche von den beiden Kaltefiüssigkeiten — Ammoniak
HCohlensäure — für die Praxis die meisten Vorteile bietet, ist bis jetzt
Pticht entschieden. Richtig ist ja, dass bei Undichtheiten der Ammoniak-
Ülüiien und deren Rohrieitungen das ausströmende Ammoniakgas wegen
er Irrespirabilitat und ätzenden Eigenschaften nicht nur für das betreffende
lonal, sondern auch für die ganze Umgebung der Anlage gefährhch werden
1. Dies ist aber bei den Kohlensaurem aschinen in keiner Weise der
I angestellten Versuchen selbst beim Ausströmen sämtlicher, in
c befindlichen Kohlensäuregase die umgebende Luft beim Fün-
t keine Erkrankung hervorgebracht hat,
oben erwähnten Undichtheiten an Amman iakmaschinen können
[lieh dann sehr unangenehm werden, wenn sie an der Röhrenspirale
284 VIU. Abteüang.
des Kondensators auftreten, weil dadurch das Kühlwasser das Ammoniak
sofort absorbiert und die Verluststelle in der Regel zu spät gefunden wird,
ausserdem aber das so verunreinigte Kühlwasser von jeder weiteren Ver-
wendung ausgeschlossen bleibt.
Dies ist namentlich dann sehr empfindlich, wenn das, einer städtischen
Wasserleitung entnommene Kühlwasser seines hohen Preises wegen nach dem
Passieren des Kondensators noch zu weiteren Zwecken ven\'endet werden muss.
Bei den Kohlensäuremaschinen wird der hohe Arbeitsdruck, ca. 60
Atmosphären, als nachteilig angesehen, ebenso das, als Schmiermittel ver-
wendete Glycerin, welches während der Kompression Kohlensäure absorbiert,
die in der Saugperiode wieder frei wird und dadurch die Leistung der
Maschine vermindert.
Thatsache ist, dass jetzt mehr Ammoniak- als Kohlensäuremaschinen
gebaut werden, obgleich die Fabrikanten der letzteren Art die weitgehensten
Garäntieen bieten.
Eine andere Verwendung der Kä Itemaschinen, nämlich ent-
fernt von dieser Anlage liegende Räume zu kühlen, findet in einigen
Zweigen der Nahrungsmittelindustrie, namentlich in der Bierbrauerei sowie in
Schlachthäusern in ausgedehntem Massstab statt.
Die Kühlung der betreffenden Räume kann dadurch geschehen, dass
man die, aus dem Verdampfer kommende gekühlte Chlorkalciumlösung ent-
weder durch einen offenen Berieselungsapparat leitet und die zu kühlende
Luft in einer besonderen Kammer durch diese feinen Strahlen führt oder
dass man in diese Kammer ein Röhrensystem legt, in welchem eine Chlor-
kalciumlösung zirkuliert, welche die Kälte an die, das Rohrsystem umspülende
Luft abgiebt; in beiden Fällen macht die Chlorkalciumlösung einen Kreis-
lauf zwischen Berieselungsapparat bezw. Rohrsystem und dem Verdampfer.
Bei der Trennung von Flüssigkeiten und Gasen kann es sich im
allgemeinen nur darum handeln, die von ersteren absorbierten Gase wieder
flüchtig zu maclien; ein Unterschied wird nur insofern zu machen sein, als
die frei gemachten Gase benutzt oder unbenutzt entweichen sollen.
Auch hierbei spielt die Wärme eine grosse Rolle und kann man in
allen Fällen, wo die durch Trennung erhaltenen Gase weiter benutzt werden
sollen, alle diejenigen Apparate verwenden, welche bereits bei der Destillation
erwähnt wurden ; nur darf dem Kühler keine kondensierte Flüssigkeit, sondern
das frei gewordene Gas entströmen, weiches dann in geeigneten Behältern,
ähnlich den bekannten Gasometern, aufzufangen ist.
Können die Gase unbenutzt entweichen, so kann man die unter den
Eindampfvorrichtungen behandelten Apparate direkt gebrauchen, nur
hat man bei schädlichen Gasen für AbfüUrungsvorrichtungen zu sorgen, damit
die Gase die Arbeiter und die Umgebung nicht belästigen.
Gase, welche bei hoher Temperatur von Flüssigkeiten absorbiert werden,
kann man durch Temperatur-Erniedrigung der Flüssigkeit auf die
leichteste Weise von diesen trennen (s. S. 286 Apparat von Mohr).
Ein ferneres Mittel, die Trennung vorzunehmen, besteht in der An-
wendung von künstlich erzeugtem, hohem Druck, z. B. durch hydraulische
Pressen oder durch den, bei der Erwärmung der Flüssigkeit selbst
entstehenden Druck der frei werdenden Gase, wie es bei den Auto-
klaven der Fall ist.
Trennang vod Guen v
I
Eine Trennung von
gasrabrjkaljon statt, und ;
I
L mid Flüssigkeiten findet bei tler LeucKt-
11 das Leuchtgas von Teer, Gaswasser und
Ammoniak zu befreien ; da nun die dabei zur Verwendung konunendcn Ver-
fahren und Apparate auch bei anderen Betrieben der chemischen Industrie
benutzt werden können, su soll näiier
auf dieselben eingegangen werden .
Die Trennung erfolgt in diesem
Fall — Reinigen oder Waschen
des Gases von den Flüssigkeiten —
meist mit Hilfe einer Waschung mit
reinem Wasser oder mit Gaswasser,
welcher Prozess so geleitet werden
moss, dass bei geringstem Wasser-
verbrauch, hinter den hierzu dienen-
den Apparaten, das Gas vollkommen
ammoniakfrei ist.
Am zweckmassigsten ISsst sich
dies dadurch erreichen, ilass man,
ähnlich wie bei der Extraktion, nach
und Bach ein ammoniak-Srmeres und
schliesslich reines Wasser zum Wa-
schen verwendet.
Von der Beschreibung der
alteren Reinigimgsapparate, den sogenannten Scrubhern, hei welchen man
die, zur mehr oder weniger vollkommenen Reinigung des Gases erfürderliche
grosse Berührungsfläche desselben mit der Waschflüssigkeit, durch Einlegen
von Reisig, Scherben. Kok.s oder zackenförmig ausgestanzten Blechen her-
9l«llt, möge hier Abstand genommen werden lind nur der von Dr, E Schilling,
Manchen, in seinem Werke »Neuerungen auf dem Gebiete der Erzeugimg
;n „Neueraagen auf dem Gebiete der Erzeugung und Ver-
aaset" von Dr. E. ScIiilUng, Mür
Fiß- 343.
286
Vm. AbteUnng.
und Verwertung des Steinkohlen-Leuchtgases« erwähnte Standard-Wascher
nach dessen Angaben beschrieben werden.
Der Apf)atat beruht auf dem Gegenstromprinzip und besteht aus
einer Anzahl von Scheibenrädern, welche auf einer gemeinschaftlichen, ro-
tierenden Achse befestigt sind und aus je zwei Blechplatten bestehen, zwischen
denen Holzstäbchen eingeschoben sind, welche den Gasstrom fein verteilen.
Das Gas tritt, s. Fig. 342 u. 343, bei Pfeil 1 durcli die Vorkammer S
in das Innere des sich mit der Achse 3 drehenden Scheibenrades / ein,
durchstreicht dieses Rad und verlSsst
dasselbe am äusseren Umfange bei 4.
geht dann durch das zweite Scheiben-
rad von innen (Pfeil 5) nach aussen
^Pfeil 6), dann durch das dritte Kad
(Pfeil 7} u. s. w. und verlasst schliess-
lich den Wascher durch das Aus-
gangsventil bei 8.
Da sich sämtliclie Scheiben-
räder mit der Achse 3 bewegen und
mit ihren abgedrehten Dichtungs-
flächen gegen die Zwischenwände Z
abschliessen , so ist das Gas ge-
zwungen, hinter einander die Schei-
ben 1 bis VII von innen nach aussen
zu durchstreichen. Das reine Wasser
tritt dagegen bei der Kammer VII
ein und fliesst durch die OeflTnung
in der Zwischenwand von Kammer
VII nach Kammer VI, V u. s. ».
Im gleichen Werke ist noch ei"
von Mohr konstruierter Apparat be-
schrieben, bei welchem zur Trennung
'''^- 344. von Gasen und FlOssigkeiten ge-
kühltes Wasser angewendet wird.
Dieser Mohr'sche Kühler, s. Fig. 344, besteht aus einzelnen Rohrsträngen
A mit innenliegendem Kühlrohr, beide, um die Kühlfläche recht gross lu
erhalten, von zickzackförmigem Querschnitt.
Die Röhren A sind oben und unten durch Uebergangskästen verbunden,
an welchen Auslassöfihungen für die ausgeschiedenen Flüssigkeiten angebracht sind.
Durch das innenliegende Kühlrohr tritt entweder Wasser oder Luft zu
Kühlzwecken den zu trocknenden Gasen nach dem Gegenstromprinzip ent-
gegen. Die Gase befinden sich in dem Räume zwischen dem äusseren und
dem inneren Rohre und geben die mitgerissene Flüssigkeit sowohl durch die
Abkühlung, als auch durch das Stossen an den zickzackförmigen Flächen ab,
welche dann an den oben bereits erwähnten unteren Uebergangskästen ab-
gezogen werden können.
Um ferner Oase TOD einuideT tu treDDeo, wendet man wohl in den
meisten Fallen in der Praxis das Absorptionsverfahren an und benutzt
hierzu ähnliche Apparate, wie solche in der Abteilung V zum Mischen von
Flüssigkeiten mit Gasen beschrieben wurden. Das von der angewendeten
TreoDUDg ran GMen toh einander.
J87
Flüssigkeit Dicht absorbierte Gas wird dann aufgefangen, während das
absorbierte Gas durch eine oben bereits beschriebene Vorrichtung —
Verdampfung, Destillation etc. — wieder getrennt werden kann.
Besteht das Gasgemisch aus mehreren Gasarten, wie z. B. beim Leucht-
gas, so werden mehrere Gef^e mit verschiedenen FlOssigkeiten hintereinander
au%e3tellt, welche nacheinander von den zu trennenden Gasen durchstrOmt
werden, in jedem einzelnen Gefässe einen bestimmten Teil des Gemisches
zuiflcklassend.
Da verschiedene Gase, unter verschiedenem Druck, in tropfbar
flflssigen Zustand Qbergefahrt werden können, so benutzt man auch
diese Eigenschaft zur Trennung der Gase voneinander.
IX. Abteilung.
Trockenanlagen.
Das Trocknen von Rohstoffen, Halbfabrikaten und fertigen Produkten
ist in vielen Fällen ein sehr wichtiger Zweig der Fabrikation und wird viel-
fach ohne sorgfältige Berücksichtigung der einschlägigen Verhältnisse ausgeführt.
Infolge dieses Umstandes bildet das Trocknen vielfach den AMinden
Punkt der ganzen Fabrikation, und kann der Erfolg gänzlich dadurcli in
Frage gestellt werden, dass mangels richtig funktionierender Trockenapparate
entweder der Zweck gar nicht erreicht wird, also brauchbare Ware nicht zu
erzielen ist, oder dass der Zweck, rein technisch betrachtet, allerdings erreicht
wird, aber mit Aufwand solcher Kosten, dass der kommerzielle Endzweck
der Fabrikation in Frage steht.
Um solche Schäden zu vermeiden, empfiehlt es sich, zunächst über
das Wesen der Trocknung einige aufklärende Worte zu sagen.
Trocknen heisst, einen festen Körper von ihm anhaftender Flüssigkeit
zu befreien, und zwar in der grössten Mehrzahl der. Fälle, von mechanisch
beigemengtem Wasser. Gelingt es, einen Teil dieses Wassers mechanisch
wieder zu entfernen, so ist dies in den meisten Fällen vorteilhafter als das
eigentliche Trocknen, d. h. die Ven^-andlung des Wassers in Dampf.
Das mechanische Entfernen des Wassers geschieht, falls thunlich, am
besten durch Ablaufenlassen aus angehäuftem Trockengut auf Geweben,
perforierten Blechen oder schiefen Ebenen. Wasser, welches sich auf diesem
primitivsten Weg nicht entfernen lässt, wird, falls die Form des Trockengutes
es zulässt, durch Zentrifugen, durch hydraulische oder Schraubenpressen,
oder durch Filterpressen entfernt, wie dies auch ausführlich in der vorigen
Abteilung behandelt wurde.
Alles aus festen Körpern zu entfernende Wasser, das durch oben er-
wähnte Behandlungsweisen nicht entweicht, muss in Dampf verwandelt werden,
und zwar durch Wärmezufuhr. Diese Wärmezufuhr wird ganz oder teilweise
bewirkt durch Berührung mit atmosphärischer Luft, die in vielen Fällen vor-
her künstlich vorgewärmt war, und zwar ist dies in allen den Fällen unbe-
dingt nötig, in welchen der Natur des Trockengutes nach, die Trocknung bei
einer Temperatur stattfinden muss, die unter dem Siedepunkt des Wassers
liegt, also bei normalem Luftdruck unter loo^ C.
Darf die Trocknung bei höherer Temperatur stattfinden, so kann es in
gewissen Fällen vorteilhaft sein, die Zufuhr von Luft auszuschliessen, ebenso
wie dies beim Trocknen im Vakuumapparat geschieht; in den meisten Fällen
wird es aber vorteilhaft sein, auch bei höheren Temperaturen atmosphärische
Luft zuzuführen.
Plandarren.
289
Die einfachste Art der künstlichen Trocknung ist die auf oflisnen
Plandarren stattfindende.
Die offene Plandarre, s. Fig. 345, besteht im wesentlichen aus einer
aus Eisen oder Thonplatten hergestellten ebenen Fläche, unter welcher Feuer-
züge geführt sind, die diese Fläche von unten erhitzen. Das Trockengut
wird, je nach seiner Beschaffenheit, in mehr oder weniger regelmässiger
Schichtung auf diese Fläche aufgegeben, durch die Feuergase von unten her
erhitzt, und das verdampfende Wasser kann frei entweichen.
W///////////A
Fig. 345-
Statt der direkten Feuerung wird öfters auch Dampfheizung angewendet
und zwar entweder in der Weise, dass man den Dampf, vielfach Abdampf
von der Betriebsmaschine, in gleicher Weise wie bei der direkten Feuerung
die Feuergase, in die Züge eintreten lässt, wobei indessen auf gute Dichtung
der Darrfläche zu sehen ist, oder indem man unter der Darrfiäche ein
System von Röhren anordnet, die vom Dampf durchströmt werden und so
indirekt heizen.
Es leuchtet ein, dass diese Trockenmethode manche Mängel enthält,
die ihre Anwendung nur da zulässig macht, wo grosse Mengen sonst nicht
Verwendbarer Wärme in Gasen oder Dämpfen zur Verfügung stehen, wo
reichlicher sonst unbenutzbarer Platz vorhanden ist und wo das Material
nicht durch diese Methode geschädigt wird. Denn erstens ist die Ueber-
^ragung der Wärme aus dem wärmezuführenden Medium auf das Trockengut
^rationell und ausserdem ein Schutz gegen Wärmeverluste, nachdem die
^ärme die Darrfläche passiert hat, nicht vorhanden, und zweitens wird in
^er R^el die Darrfläche bedeutend erhitzt, somit das Trockengut an der
'Vuflagestelle sehr hoch temperiert, während es auf der Oberfläche kalt bleibt.
Öiese Art der Einwirkung ist für viele Materialien unzulässig, verlangsamt
i<;n Trockenprozess ausserordentlich und macht ihn ungleichförmig.
Um diesen Uebelständen teilweise zu begegnen, wird vielfach das
t^ rockengut während des Prozesses umgeschaufelt, doch erfordert dies
•iemlichen Aufwand an Geld und Zeit, sobald grössere Mengen in Betracht
kommen.
Einen Apparat, der das Umschaufeln mechanisch besorgt und der
Namentlich zum Trocknen von Salpeter ven\'endet wird, baut die Firma
^oebers Eisenwerk, Harburg a. d. Elbe, und ist derselbe in umstehender
^ig' 346 dargestellt.
Er besteht aus einem kreisrunden eisernen GefUss mit doppeltem Boden
5ur Aufnahme des Heizdampfes und einer, teils auf dem Gefässboden, teils
Ui einem Balkenwerk gelagerten stehenden Welle, welche auf der einen
Seite eine verstellbare Schaufel und auf der anderen Seite eine schwere
Pamicke.
\^
Walze trägt, die das umgeschaufelte Trockengut zusammendrückt und zer-
kleinert; der Antrieb erfolgt durch Riemenscheiben und Zahnräder in der
bekannten Weise.
Verbessert werden die Plandarren dadurch, dass man sie tiefet legi
(Fig. 347) von oben abdeckt und für künstliche Ventilation sorgt. Dodi
bleiben auch hierbei beträchlliche Uebelstande bestehen: Die Trocknung
erfolgt ungleichförmig unti langsam, die Beschickung ist schwierig und zeil-
raubend und die Einwirkung der Wanne auf das Trockengut ist nicht genau
zu kontrollieren.
Fig. 347-
Besser iils diese Plandarron arbeiten die sogenannten Trockenkammern
Dieselben stellen Räume dar, in welche das Trockengut in einer von dei
äusseren Beschaffenheit desselben abhangigen Weise aufgeschichtet wird, so
dass es möglichst viel Oberflache zur Einwirkung der Wärme darbietet Hai
das Trockengut regelmässige Formen, etwa wie Backsteine, oblonge Platten
u. dgl., und besitzt es schon vor dem Trocknen die nötige Festigkeit, so
kann dasselbe mit gleichmassigen Zwischen ra innen aufgeschichtet worden, ohne
Anwendung von Gestellen, Horden, Si;halen oder dgl. Ist dasselbe aber,
was in der Regel zutrifft, pulverförmig, breiartig o<ler weich und plastisch, so
igi
inflssen in den Trockenkammern Gestelle errichtet werden, die Horden,
Schalen oder sonst wie gestaltete Gefässe aufnelimen, auf bezw. in welciie
das Trockengut in möglichst dünner Schicht aufgetragen wird. Die Gestelle
mflsscQ so konstruiert sein, dass die Zwischenräume zwischen den einzelnen
Aulbewahrungsge fassen passende Dimensionen erhalten.
Die Trockenkammern selbst werden in der Regei gemauert; doch
können sie awch in Holz liergestellt oder mit gut isolierten Eisenwanden ver-
sehen sein.
Die Gestelle in diesen Trockenkammern müssen datiert disponiert sein,
dass sie Gange zwischen sich frei lassen, genügend breit um dem Arbeiter
Kaum zu lassen, die GefSsse mit Trockengut aus- und einzubringen; die
Thüren der Kammern müssen dicht schliessen und gut isoliert sein.
Damit nun solche Trockenkammern rationell arbeiten, muss für genügende,
genau regulierbare Erwärmung und richtige Abführung des Wasserdampfes,
der aus dem Trockengut entweicht, gesorgt sein.
Die Erwärmung geschieht durch direkte Feuerung, durch Luftheizung,
durch strahlende Wirkung von einer Feuer- oder Dampf berührten Heizflache
oder durch äussere Erwärmung der in diesem Falle am zweckmassigsten aus
dünnem Eisenblech hergestellten Wände.
Auch bei letzterem sind wieder viele Variationen möglich, die in jedem
einzelnen Falle sorgfältig auf ihre Zweckmässigkeit zu prüfen sind.
Die Abfährung der Wasserdampfe geschieht dadurch, dass die Kammer
mit einem gut ziehenden Kamin in Verbindung gesetzt wird, und zwar ist
darauf zu sehen, dass diese Verbindung möglichst kurz sei; an Stelle des
Kamins kann ein Exhaustor treten.
Mit der vorbeschti ebenen Anordnung, die man vielfach angewandt
findet, ja der sehr häufig auch der Kamin oder der Exhaustor noch fehlt,
kann man indessen ein einigermassen leidliches Ergebniss nur dann erzielen,
wenn im Innern der Trockenkammer eine Temperatur von weit über ioo*C.
herrscht, ein Fall, der seltener ist als die Anwendung von Trock entern pera-
lUren unter loo" C.
In letzterem Falle wird eine erliebliche Wirkung bei obiger Anordnung
nicht erzielt werden, da, nachdem die Expansion der Luft in der Trocken-
kammer den Grad erreicht hat, der dem Kaminzug oder der Wirkung des
Exhaustors entspricht, ein Absaugen von Luft nicht mehr stattfinden kann,
ein wirkliches Verdampfen von Wasser wegen zu geringer Temperatur nicht
erfolgt und das relativ geringe in der Trockenkammer enthaltene Luftquantum
sich bald völlig mit Wasaerdampf gesättigt haben wird, so dass es weiteres
Wasser niclil mehr aufnimmt. Sobald dieser Moment erreicht ist, und er
tritt sehr bald ein, hört das Trocknen auf und die Heizung verbraucht ganz
nutzlos diejenige Wärmemenge weiter, die den fortwahrenden Transmission.s-
verlusten der Kammer entspricht.
Um die Kammer in Wirkung zu erhalten, muss demnach fort-
wahrend frische Luft zugeführt werden, die, nachdem sie sich erwärmt
hat. das Trockengut bestreicht, sich hier mit Wasserdampf sättigt, in diesem
Zustand abgefährt wird, um frischer Luft, die wasseraufnahm eläli ig ist, Platz
zu machen.
Dieses Prinzip ist bei all en T rocken an lagen, deren Tem-
nichl erreichen darf, fest zu halten.
)c!i nicht alle Schwierigkeilen überwunden.
4
I
t
Bf.rütur I
Doch sind dar
geschieht die An-
ordnung derart, dass Heizröhren,
gleiciigiliig oh für Dampf oder
fflr Heizgase, in die Kammern
vedcgt werden, dass man an
Stelle der Aussenluft durch
OefTnung Eintritt in das In-
nere gestaltet und an einer anderen
Stelle der Luft wieder den Aus-
tritt ermöglicht. Bei dieser An-
ordnung (s. Fig. 348) wird ein
Teil des Trockengutes rasch und
gut trocknen, und zwar der Teil,
der sich in der direktesten Linie
zwischen Luft ein tritt und Luft-
auslrilt befindet, und ferner der
Teil, der hi unmittelbarer Nahe
der Heizfläche gelagert ist
Der Grund ist der. dass die
Luft versuchen wird, auf dem liürBCSten Weg nach dem Exhaustor oder dem
Kamin zu gelangen und die tlbrigen Teile der Kammer gar nicht zu berühren. In
diesen Teilen wird demnach dasselbe Phänomen stattfinden, wie bei Trocken-
kamraem ohne Luftzufuhr, die stagnierende Luft nird sich mit Wasser !
und dann nicht weiter trocknend einwirken.
Doch findet dies nicht in der absoluten Weise statt wie oben, da dun^
die Wasseraufnahme eine Veränderung des spezifischen Gewichtes der LiA
eintritt und dadurch im Innern der Kammern ein, wenn auch sehr langsaas:
Luftwechsel an allen Punkten vor sich gelit. Ein rascher Luftwechsel f
in der Nalie iler Heizflache statt wegen der dort durch die Erwärmung er-
folgenden raschen VerSndemng des spezifischen Gewichtes der Luft; dag^en
ist in der Nähe der Luft-Eintrittsste!lc die Trocknung wegen der hier hen^
sehenden niedrigen Temperstur sehr langsa
Besser wird die Trocken Wirkung, wenn die frische Luft vor dem
Eintreten in die Kammer vorgewärmt wird und ferner, wenn die Luft,
Das Drücken bietet dem S;iugeu gegenüber den Vorieil, dass bei Un-
dichtheilen an tler Trockenkammer lifichstens etwas warme Luft verloren
gehen kann, während im anderen Falle kalte Luft angesaugt u'ird und sich
dadurch an der belrefTeiiden Sielle der Trockenprozess verlangsamt. Ferner
geht erfahrungsgemäss bei etwas Ueberdnick in der Kammer der Trocken-
proitess auch in den sogenannten loten Ecken rascher vor sich als beim Saugen,
sige Anlage dieser Art zeigt obenstehende Fig. 349.
Ein grösseres Gebäude das fünf Trockenkammern enthalt, hat im Keüer-
geschoss fünf Feuemngen und hinter diesen die Heizflache i
eisernen Rippen röhren gelagert. Diese Rippenröhren liegen in lang gestreckten
Kanälen und werden von einem Luftstrora bestrichen, der mittelst Ventilator
durchgetrieben wird.
Die Luft sii'ij;!, iLicIident
sii? erwannt ist, in Schachten
nach den einzelnen Trocken-
kammern und wird durch lange,
iius Blech liergesteÜte Kanflle.
die mit zahlreichen Schlilz-
schiebem, den sogenannten
Wind Verteilern, versehen sind,
^ti vielen Stellen gleichzeitig
in die Kanimcm eingetrieben
Nachdem sie sich hier mit
Wasserdampf gesättigt hat, ver-
Ulssl sie die Kammern und trili
durch kaminartige Schachte,
In Fallen, wo die feine Regulierbarkeit der Damptheizungen gewünscht
wird, wo aber Dampf nicht zur Verfügung sieht, kann man vorteilhaft eine
Methode anwenden, die in Fig. 350, einer Konstruktion von Fellner &
Ziegler ia Frankfurt a. M -Bockenheim, veranschaulicht ist.
Es wird hierbei, wie bei soeben beschriebener Anlage, die Luft ausser-
halb der Trockenkammer erhitzt und nacli derselben geführt, doch nicht um
frei auszutreten, sondern um ihre Wärme an eine zweite Heizfläche abzugeben,
die dann genau wie Dampfheizflächc wirkt und wiederum mit Ventilation ver-
sehen sein kann ; die erste erwflrmle Luft kann zu weiterer Verwendung fort-
geführt werden.
Diese Methode empfiehlt sich besonders in solchen Fällen, wo ver-
schiedene Materialien zu trocknen sind, die zum Teil sehr sorglaltiger Be-
handlung bedürfen, zum Teil gegen die Einwirkung verschiedener Tempera-
turen sehr empfindlich sind, wie z. B. bei der Bearbeitung von Droguen.
Trockenkan
295
B*i dieser Einrichtung wiri.1 man in Trockenkammern, in denen viel-
etagigp Gestelle die Trockenhürden tragen, stets die Erscheinung beobachten,
[)ass die oberen Hürden zuerst trocknen, wahrend die unteren weit längere
Z«t erfordern. Dadurch geschieht es, dass ein Teil des Trockengutes lange
Zeit unnötig in der Kammer bleiben muss, also der Frozess im Durchschnitt
sicti verlangsamt; ferner ist das eingeblasene Quantum erwärmtet Luft auf das
ganze Trockengut berechnet und wird nach teilweiser Vollendung des Pro-
zesses nicht mehr ganz ausgenützt, also wird Wärme Verschwendung eintreten.
Auch werden viele Materialien dem Verderben ausgesetzt, wenn sie nach
Vollendung des Trockenprozesses, der doch immer eine gewisse Kühlung
des Trockenguti^s betiingt, noch länger der höheren Lufttemperatur ausgesetzt
bleiben.
n ^
jaij M 1 1 i if
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TTTTTl
Deshalb wird die Wirkung einer Trockenkammer dadurch \ervollkom
da» roan den oben eru'ähnten Luftverteiter so gestaltet, dass jede einzelne
Trockenschale auf den in der Kammer plazierten Gestellen einen Strahl der
wannen Luft empfangt, wie auf vorstehender Figur 351,
296
IX. Abteilung.
Allein auch die soeben beschriebene Einrichtung ergiebt noch kein voll-
kommenes Resultat, da erstens der zuletzt en\'ähnte Uebelstand nur verringert,
aber nicht beseitigt ist, und da aus konstruktiven Ursachen das Verhältnis
zwischen Luftquantum und Menge des Trockengutes nicht günstig gewählt
werden kann und deshalb die vollkommenste Ausnutzung der Wärme nicht
erreicht wird.
Aus allem Vorstehenden erhellt, dass beim Zuführen von Wärme zu
dem Trockengut mittelst erwärmter Luft der Trockenprozess selbst sich fort-
während ändert und damit immer ungünstiger wird.
Es müsste daher die Bescliaffenheit der Luft fort>*'ährend geändert
werden, um den Prozess stets in gleichem Stadium zu erhalten. Führt man
diese Idee durch, so kommt man auf einen Trockenapparat, der in der
Wirkungsweise dem Ringofen entspricht, d. h. man müsste den Lufteintritt
lokal fortwährend verlegen, so dass die Länge des Raimies, der von der
Trockenluft durchstrichen wird, nicht nur gleich bleibt — wie in der Trocken-
kammer — sondern dass auch der Zustand der einzelnen von der Luft be-
strichenen Stücke des Trockengutes stets derselbe ist, d. h. mit fast trocknem
bei der Lufteintrittsstelle beginnend und mit ganz nassem an der auch fort-
schreitenden Austritlsstellc endigend.
Dies ist auch mehrfach mit gutem Erfolg ausgeführt; die Trocknung
erfolgt rasch und mit minimalem Wärmeaufwand, aber die Anlage ^ird ver-
hältnismässig gross, teuer und kostspielig in der Bedienung und deshalb ist
es zu empfehlen, die Sache umzukehren, die Wärmezufuhr und die
Dampfabfuhr an der gleichen Stelle zu belassen, dagegen das
Trockengut langsam und gleichmässig von der letzteren Stelle
zur ersteren, also nach dem Gegenstromprinzip vorwärts zu
bewegen.
Nach diesem Grundsatz sollten alle rationellen Trocknereien eingerichtet
sein, denn wo auch nur irgend die Verhältnisse diese Einrichtung zulassen,
wird technisch mit derselben das beste Resultat erzielt und die Betriebskosten
sowohl an Heizmaterial, als an Löhnen für die Bedienungsmannschaft sind so
gering, dass in den Fällen, wo die Anlage vielleicht teurer als entsprechende
andere Apparate werden sollte, der Mehrpreis nicht nur in kurzer Zeit
amortisiert wird, sondern sich auch der Gesamtbetrieb wesentlich vereinfacht
imd verbilligt.
Die Trookenanlagen mit bewegtem Trockengut zerfallen nun in zwei
Haupttypen, in solche mit Trockenkanal und in solche mit Trockentrommel.
Fig- 352.
Der Trokenkanal, durch welchen das zu trocknende Material gefahren
wird, ist, wie vorstehende Fig. 352, eine Ausführung der Firma Fei In er
& Ziegler in Frankfurt a. M. - Bockenheim , schematisch darstellt, an
rrockenkanal, jgy
beiden Enden mit Schiebern S und S, verschlossen. Vor dem einen Ende
liegt in einer Grube die Feuerunc: F und hinler dieser der Misclirauni M.
Durch die Windleitung Fwird mittelst eines Ventilators Luft cingeblasen und
iwar verzweigt sich diese Windleitung derart, dass die Luft dem Feuer teils
als PrimSr-, teils als Sekundärlufl KUgef^hrt werden kann, während eine
weitere Abzweigung in den hinter der Feuerung liegenden Mischraum M führt.
Sämtliche Abzweigungen sind mit Schiebern versehen, so dass das an den
verschiedenen Stellen einzulita sende LuFtquantum genau r^ulierbar ist. Die
gasförmigen Verbrennungsprodukte mischen sich nun in der Kammer 3f mit
der Trockenluft, erwSrmen dieselbe und dieses Genienge wird dem Trocken-
kanai zugeführt.
Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, die heisse Luft nicht an einer Stelle
in den Kanal eintreten zu lassen, sondern dieselbe auf einige Wagenlängen
durch einen unter dem Trockenraum liegenden Kanal C zu führen, der oben
auf seine ganze Länge mit Schlitzen o vorsehen ist, durch welche die Luft
in den Trockenraum AB gelangt. Die Luft streicht nun diesen Raum AB
enüang und wird an dessen Ende in den Kanal D geführt, welcher unten
in einen Dunstschacht E mündet. Es hat diese Anordnung hauptsachlich
den Zweck, dass die die Anlage bedienenden Arbeiter nicht durch die ab-
wehenden Dampfe belästigt werden.
Das zu trocknende Material wird nun dem heissen Luftstrom in der
Richtung von B nach A entgegen gefahren und gestaltet sich der Betrieb
wie folgt:
Der vordere Schieber S wird aufgezogen und der erste Wagen heraus-
transportiert, dann wird der Schieber geschlossen, der hintere Schieber S,
geöffnet und ein frisch beschickter Wagen eingefahren und mit diesem der
ganze Wagenzug um eine Wagenlänge vorgeschoben. Hierbei mag gleich
bemerkt werden, dass das Durchschieben der Wagen bei richtigem Gefalle
und guter Schmierung oder bei Anordnung, der, der genannten Firma patentierten,
gegliederten und beweglichen Trockenbühne {D. R. P. 471 13) durch zwei
Mann besorgt werden kann. Wo Tertain oder sonstige Umstände die Anlage
von Gefalle unmöglich machen, müssen die Wagen mit selbstthätiger Kuppel-
vorrichtung versehen werden und kann alsdann ein Mann mittelst Winde den
ganzen Wagenzug ziehen. Bei diesen Trockenanlagen kann die Isolierung
«nc viel vollkommenere sein als bei irgend einer anderen Konstruktion, somit
sind die schädlichen Warmevcriuste auf ein Minimum reduziert,
Ein anderer Vorzug, der billigen Betrieb bedingt, ist der Umstand, dass
das zu trocknende Material für den Trockenprozess selbst, von den Arbeitern
nicht auf- und abgeladen werden muss, sondern von demselben Trans-
portwagen, auf den es an der Fabrikations- oder Lagerstatte geladen, nach-
dem es den Trockenraum passiert hat, an der Verbrauchsstelle erst wieder
abgeladen wird.
Femer ist für die Arbeiter der Vorteil damit verbunden, dass sie
weder auf Darren noch in Trockenkammern zu treten gezwungen sind,
da sie die Wagen mit trockenem Material mittelst eines langen Hakens heraus-
ziehen imd die Wagen mit nassem Material ebenso ohne Betreten des Trocken-
laiunes einfahren können. Dieser Umstand ermöglicht auch, die Temperatur
in dem Trockenraume weit höher zu treiben, als es sonst bei Trockenkammern
siUäss^ ist.
Die Kontinuität des Trockenprozesses ist vollständig, da
'seit gleiche Mengen nassen, halb und ganz trocknen Materials sich in
1 Trockenkanal behnden.
1
298
IX. Abteilung.
Diese aus der Betrachtung des Systems hervortretenden Vorteile haben
sich in der Praxis auch nachweislich voll und ganz bewährt.
Die Menge des aus der feuchten Masse abgeführten Wassers be-
trägt bei einzelnen Anlagen mit kontinuierlichem Betrieb über das
siebenfache Gewicht der verbrauchten Kohlen, bei solchen mit nur
Tagesbetrieb das fünf- bis sechsfache Gewicht des aufgewandten
Brennmaterials und die Kosten der Bedienung gehen bei grossen Anlagen
bis zur Hälfte derjenigen von Darren oder Trockenkammern herunter.
Ausgeführt sind derartige Anlagen mit gemeinsamer Feuerung für eine
Reihe von Kanälen und mit Einzelfeuerungen für jeden Kanal. Dem letz-
teren System ist der Vorzug zu geben, da es für den Betrieb weiteren Spiel-
raum lässt und im Falle von Reparaturen der Feuerung, einzelne Kanäle
auszuschalten gestattet, während bei gemeinsamer Feuerung die ganze Anlage
für eine Reparatur still gelegt werden muss.
Die Anlage eines Ventilators ist stets vorteilhaft, bei mehr als
zwei Kanälen ganz unbedingt zu raten, da man allein dadurch den Betrieb
jedes einzelnen Kanals zuverlässig regulieren kann, was bei einem Kamin
nur in geringem Masse der Fall ist.
Ausser der Regulierbarkeit kommt bei Anwendung eines Ventilators die
vollständige Unabhängigkeit von der Witterung in Betracht und nicht
zuletzt der Umstand, dass zur Abführung von grossen Luftmengen entweder
viele Einzelkamine, oder ein Kamin von sehr grossen Dimensionen angelegt
werden muss, wodurch sich die Anlagekosten unverhältnismässig steigern.
Zu l)cmerkcn ist noch, dass die Kanal trockenanlagen verhältnismässig
wenig Platz in Anspruch nehmen, da der Raum über den Kanälen sehr
gut zu anderen Zwecken verwendet werden kann.
Fig. 353-
Fellner & Zicgler haben unter anderem mehrere solcher Anlagen aus-
geführt, bei welchen die Kanäle unter dem Parterrestock eines mehrstöckigen
Fabrikgebäudes liegen. Die Wagen können dort am Ende des Kanals mit-
telst Aufzug in den Parterrestock gehoben und das getrocknete Material dort
weiter verarbeitet werden.
Wenn eine solche Einrichtung auch nicht überall zulässig ist, so lässt
sich doch der Raum über den Kanälen sehr wohl als Lager- oder Packraum
ausnutzen.
Die Dimensionen einer Kanalanlage, die Form der Kanäle, die passende
Konstruktion der Wagen u. s. w. müssen selbstverständlich für jeden einzelnen
Fall unter Berücksichtigung des Quantums des zu trocknenden Materials, der
chemischen und physikalischen Beschaffenheit des letzteren und des zur Ver-
fügung stehenden Brennmaterials festgestellt werden.
Dl kcnkntial.
299
Sollen Malerialien getrocknet werden, d-enen die direkte Berührung
t den Feuergasen schädlich ist, wie z. B. wohl die meisten chemi-
len Produkte, so ändert sich an der Konstruktion der Anlage weiter nicjits,
dass man die Trockenluft nicht mit den Feueiigasen mischt, sondern mit-
[t Kaloriferheizung erwärmt — siehe Fig 353.
Auch solche Anlagen sind bereits zahlreich in der Industrie ausgeführt,
welchen die Trockenluft mit über 300' C. tn den Trockenrauni eintntt.
bst verstandlich stellen sich solche Anlagen sowohl im Bau, wie im Betrieb
'aa teuer.
Die untenstehende Fig. 354 zoigt die Anordnung von mehreren Kanälen
; gemeinsamer Feuerung und Verwendung der direkten Heizgase, wie sie
das Trocknen von Zement, Erdfarben und anderen Materialien ausge-
F>G> 354-
ClJas Trockengut ist auf einfachen Schalcuwagen gelagert, die Kanäle
hen etwas zurückliegende Alischlussschiebor und einen gleichfalls gemein-
laftiichen Ahzugschacht Ein quer unter deo Kanälen hinsiehendcr gemein-
Der Kanal dient zugleich als Mischkammer, in welche die Rauchgase und
te Luft in dem erforderlichen Verhältnis gleichzeitig eingeblasen und von
jedem einzelnen Trockonkanal zugeröhrt werden.
Statt der (Jachen Schalenwagen werden, wo erforderlich, Gestellwagen
Aufnahme von Hürden oder Blechen in einer oder mehreren Etagen
[ewendei.
Umstehende Fig 355 zeigt einen Trockenkanal mit Luftheizung; die
ixflüche in Gestalt von Rippenröhren liegt unter dem Trockenltanal, die
ichlussschieber, deren einer nach unten gesaugt wird, was aus lokalen
Inden gelegentlich wünschenswert sein kann, sind an den Stirnflächen der
□almauerung angebracht. In vorliegender Ausführung — ebenfalls von
Ilncr & Ziegler — laufen die Wagen, ahnlich wie bei den Hängebahnen
cn und das Trockengut ist an denselben aufgehängt.
r
300
IX. Abteilnog,
Ueberall da, wo aus PlaUmangel die Auafülirung der soeben erw'flhnten
Konstruktionen nicht angilngig ist, kann man dasselbe Priniip auf einen senk-
rechten Kanal anwenden, indem die Wagen senkrecht miteinander verkuppelt
und mittelst einer beliebigen Winde Vorrichtung hochgezogen oder niedeTgelaseo
»erden, wahrend sie oben oder unlen horizontal weiter geiahren werden
können.
Diese samllicben Konstruktionen und deren Details können selbstver-
ständlich in verschiedenster Weise miteinander kombiniert und variiert werden,
und dadurch ist eine ausserordentlich grosse Mauigfaltigkeit von Fonnen
möglich, die beinahe fOr jeden Zweck das Geeignete ßnden lassen und doch
alle auf dem gleichen Prinzip beruhen und die gleichen Vorteile bieten,
möglichste Wärmeersparnis, geringe Bedienungskosten. gen
Regulierbarkeit und fvir jedes einzelne Teilchen des Trockcngulö
genau gleichartig verlaufender Trockenprozess.
Einen TrtKkenkanal fflr Versuchszwecke oder kleinere Betriebe stellt
nachstehende Fig. 356 dar; hierbei ist der Kanal aus Blech angefertigt,
welches gegen Warme Verluste durch einen Mantel aus Isoliennasse gc-
schützt ist.
Auch bei dieser kleinen Form sind alle obigen Variationen mög
es kann durch Dampf oder Feuer gehetzt werden, es können RauchgaK
oder reine erwärmte Luft durchgeführt und zwar geblaseo oder ges
werden.
Es sei an dieser Stelle die Bemerkung erlaubt, dass bei der Kanal-
trockenanlage ebenso wie bei den folgenden .\niagen die schädliche
Wirkung des Saugens gegenüber der des Blasens eQtfemt
SchachltrackenoFen.
m — r-r r— — r-
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I i
I I
li ;
Kanal, ist der in Fig. 357 dargestellte Si
Derselbe ist äusserst leistungsfähig, sehi
ausserordentlich ökonomisch, doch ist er nur an
Stücke festen Materials, hauptsächlich für Min
Form in grossen Massen getrocknet werden sollt
obtn vermittelst Elevatoren, Transportbändern, ode
bahnen aufgegeben und unten an einer oder mehrer
;ht in dem Masse zur Gdtung
iiint, wie U?i ilen Trockcnkam-
m, da der Weg der Luft viel
her e r vorgeschrieben ist und
lilichtigkeiten weit weniger
iricheinlich sind.
Ein sehr einfacher Trocken-
■ariit, der im Grunde auf dem
ichen Prinzip beruht wie der
ocke
bil
g und im Betriebe
'enden für gan» grobe
ilien, die in obiger
Dieselben werden von
lit Hange- bezw. Seil-
ithüren abgezogen.
1 Seiti
Durch ihr eigenes Gewicht sinken sie allmählich herunter, dabei den gleichen
Gang des Prozesses durchmachend wie das Trockengut in den Trockenkanfllen.
Unten im Ofen befindet sich ein dachförmiger Kost, unter welchen die Luft,
Feuergase etc, eingeblasen werden, um oben mit Wasserdampf ges3ttigt frei
zu entweichen.
Als vollkommenster Trockenapparat für alle Fälle, in denen
fr Oberhaupt Anwendimg finden kann, daif die TrockeDtromisel bezeichnet
werden
r
I
302
IS. Abteilung.
Dieselbe Stellt im allgcmeintti einen Z\ linder dar der von nmen oder
aussen oder innen und aussen erwärmt wird und das m demselben befind
liehe TroUtengut durch Rotation in steter Bewegung erhält Der Zylinder
kann eine mit Armtn Schaufeln otltr der^l besetzte Athse enthalten die in
dem stillsitLh enden Zj linder rotiert otler uno^ekel rt die Achse kann still
stehen und der Zylinder rotieren oder beide kfnnen sich in gleicl eni oder
entgegengesetztem Sinne drehen Am testen bewährt sich die Trockt-n
trommtl wenn sie im Innern kemv bewegten Teile enthält da diese durch
das Frockcngut wenn dieses in grlberen Stücken vorhanden ist Hemmungen
erfahren ui 1 e ent zerl rerl un 1 furn r le 1 1 t unerwünschtes
/crkl I M I I I I nen
£_.;
cr^ r,
L
Die Rolatiun der Trocken Lromrad bczw. ihrer Achse hat aber nicht
allein den Zweck das Trockengut umzurühren, d. h. dera Trockenproiess
fortwahrend neue Oberfläche zu bieten, wodurch derselbe ausserordentlich
beschleunigt wird, sondern auch es langsam vorwärts zu bewegen, so dass
der Trockenpro zess in ganz gleicher Weise, nur gefördert durch das stete
Umrühren, vor sich gehl wie im Trockenkanal, also kontinuierlich wird und
an jedem einzelnen Teilchen des TrocTiengutes sich in gleichförmiger Weis«
um! in gleichen Stadien voUziehl. j
TrockenlronimH. 303
Die Vorwärtsbewegung wird auf verschiedene Art erreicht und zwar
entweder dadurch, dass eine im Innern der Trommel befindliche, mit Armen
versehene Achse ri)tiert. welche Arme nach einer Seh rauben flache angeordnet
sind, also wie eine Transportschnecke wirken, oder dadurch, dass die Trommel
geneigt ist. Letzteres kann man auch dadurch erreichen, dass man den
Trommelmantei kegelförmig gestallet, in welchem Falle die Achse aber hori-
zontal liegen kann; die zylindrische Trotnraelform mit zur Horizontalen ge-
neigten Achse ist aber wegen ihrer leichteren und billigeren Herstellungs-
weise vorzuziehen.
Geschieht die Fortbewegung des Trockengutes auf die letztere Art, so
ist eine Trommelachse mit Armen entbehrlich und der Antrieb geschieht
ähnlich wie beim SodEiofen durch einen auf dem Trommelmantel sitzenden
Zahnkranz für Schnecken- oder Kammrad -An trieb.
Erslerer — der Schneckenrad- An trieb — ist um deswillen vorzuziehen,
weil er sich leichler anordnen ISsst und bei den üblichen Umdrehungszahlen
der Haupt trän smissionen ohne umständliche Uebcrselzungen die gewünschte,
seht langsame Rotation der Trommel ergiebt. Bei dem an sich sehr geringen
Ktaftbedarf der Trocken trommeln hat die Anwendung der Schnecke in Bezug
auf ihren Nutzeffekt kein Bedenken.
Im Innern dieser Trommeln müssen Seh i5pf Vorrichtungen an dem
Hantel befestigt sein, die das Trockengut mit in die Höhe nehmen und es
hogum und in kleinen Quantitäten wieder fallen lassen und damit jedes
einselne Kom oftmals der umgebenden, warmen Luft aussetzen. Dabei wird
das Trockengut immer senkrecht zur Trommelachse gehoben und füllt senk-
recht zur Horizontalen wieder herab, beschreibt also eine Schraubenlinie,
deren Ganghöhe abhängt von der Neigung der Trommelachse gegen die
Horizontale. Jede Umdrehung in der Trommel bedeutet für jedes in der-
selben befindliche Teilchen eine Vorwärts beweg img um einen Schraubengang
und damit sind zwei Mittel gegeben, die Vorwärtsbewegung im Innern der
Trommel nach Belieben zu regulieren, nämlich die Umdrehungszahl und die
Neigung der Trommel gegen die Horizontale.
Ist letztere gleich Null, so wird die Ganghöhe der Schraubenlinie, in
welcher das Trockengut sich bewegt, auch gleich Null und damit findet nur
dn Umrühren, aber keine Vorwärtsbewegung statt; ist sie sehr klein, so findet
täa langsamer, ist sie grösser, so findet ein rascherer Transport statt.
Da nun öfter in derselben Trommel verschiedenes Material getrocknet
werden soll, oder auch dasselbe Material zu verschiedener Zeit mit ver-
sdiiedenem Feuchtigkeitsgehalt aufgegeben wird, so ist es erwünscht, den
Apparat verschieden arbeiten zu lassen und geschieht dies bei den von
Feltncr & Ziegler in Frankfurt a. M .-Bockenheim konstruierten dadurch,
dass man die Trommelneigung verstellbar macht. Hierdurch wird der
Durchgang des Trockengutes je nach Bedarf beschleunigt oder verlangsamt,
der Trocken pro zess aber stets gleichmassig geführt und auf dt'r Grenze des
geringsten Aufwandes gehalten.
Aus Vorstehendem ergeben sich mehrere Typen von Trocken trommeln,
deren Details aber nach Belieben kombiniert werden kennen.
Fig- 358 zeigt eine ho naoniale Trommel a mit Achse b, deren Arme c
das Trockengut voni-arts bewegen: der stillstehende Trommelmantel ist doppd-
wandig und wird mit Dampf geheizt.. Die entweichenden Wasserdilmpfe cnt-
sich fri-'i durch dieselbe Oeffnung, durch die das Trockengut aufge-
^^Bmen
304
IX. Abteilang.
Fiß. 358.
Einen kegelförmigen, um seine horizontale Achse rotierenden Trocken-
apparat zeigt Fig. 359. Arme sind auf der Achse nicht angebracht, da die
Vorwärtsbewegung des Trockengutes durch die Neigung des Tiommelmantels
in unveründerlicher Weise geschieht; die Beheizung findet von aussen durch
direktes Feuer statt und kann die Luft frei ein- und austreten. Dieser
Trockenapparat ähnelt in der Einwirkung der Feuerung am meisten einer
offenen Plandarre.
^'iß- 359.
Fig. 360 stellt eine zylindrische Trockrntrommel ohne und Fig. 361
mit innerer Schö|)fv()rrichtung dar. Die Beheizung erfolgt durch direktes
Feuer, dessen Gase, mit dem (Tforderliehcn Luftijiiantum gemischt, das Innere
der Trommel durchstreichen. Das Trockengut wird am oberen Ende bei CL
eingegeben, fällt am unteren Kndi* in «'inen Raum &, in den auch die Feuer-
gase eintreten, um in die Trommi»! zu gel:ini;en. Ein Ventilator c facht die
Feuerung an und giebt zugleich liinter derselben bei d noch kalte Luft zum
Mischen ab.
hat verstellbare Trocken trommeln ausgeführt, mit welcheo man, je nach der Be-
schaffenheit des Materials, bis zu lOOO kg. Wasser per Stunde aus dem
Trockengut entfemcn kann.
Fig. 36s.
Einen Trockenapparat, der in gewisser Beziehung die Kombination einet
Trockenkammer und eines Trockenkanala bildet und speziell zum Trocknen
für teigartige Massen dient, baut die Firma H. F. Stoll berg, Offenbach a. M
Diese, für kontinuierlichen Betrieb eingerichtete und seibstthätig arbeitende
Trocken maschine ist mit einer zweiwalzigen Mühle kombiniert, in deren Trichter
die teigartige Masse z. B. bei Trocknung von Seife der frische Kern einge-
führt wird. Hier erfährt derselbe eine Vermahlung und fällt alsdann in endlo-
dünnen Streifen in das. die eicentlidie Trocken maschine bildende Gehaust
3'>3-
Im liuiern desselben ist t;ine Reihe endloser TraiispurUü.hcr i.u-e-
bracht, welche die ganze Lange und Breite der Maschine einnehmen.
Diese Transporttücher werden in der Weise in Bewegung gesetzt und
sind derartig angeordnet, dasa das oberste Tuch, welches die von der Mühle
abfallenden dünen Seifen streifen aufnimmt, dieselben bis zu seinem Ende
führt und alsdann wendend auf das nSchst unlere Tuch abgiebt. Dies zweite
Tuch giebt die Seifenbander ebenfalls wendend, auf das dritte ab und so
wiederholt sich dieser Vorgang bis ilas unterste Tuch die gelröckneleii
Seifenbander ausserhalb der Maschine hcrvurbrinüt.
307
\\tf diesen beweglichen endlosen Unterlagen vollzieht sich die Ver-
ng des Wassers aus den Seifenstreifen, begünstigt durch die sich der
ietende grosse Oberfläche letzterer.
[n dem unteren Teile der Maschine befindet sich ein Heizkörper,
t mit direktem oder vorteilhafter noch mit dem von der Betriebs-
ne abgehenden Dampfe geheizt werden kann.
Dieser Heizkörper dient zur Erwärmung der Luft innerhalb der Trocken-
ne auf ca. 70" C, worauf dieselbe die einer dem Transporte der
itreifen entgegengesetzten Richtung die Maschine durchzieht
ch ihrer Sättigung mit dem aus der Seife entweichenden Wasserdampf
ncm an der Decke des Gehäuses angebrachten Exhaustor in's Freie
irtiert zu werden.
'Am Schluss dieser Abteilung sei noch eines Trockenapparates Erwähnung
I, der unter Vakuum und mit niedriger Temperatur arbeitet und der
liehen Materialien Anwendung findet, welche wegen ihrer Empfindlichkeit
verhältnismässig hohe ErwSrmung nach den bis jetzt bebandelten Me-
eis tanz Veränderung nicht trocken dargestellt werden konnten,
end sehr lauger Zeitdauer der Trocknung unterliegen raussten.
308 IX. Abteilung.
Es ist dies der von Emil Passburg in Berlin erfundene V«kuoi
Trockenftp parat, der vorstehend in Fig. 3O4 dargestellt ist und nach den
Angaben des Erfinders aus einem gusseisemen oder schmiedeeisernen Kaslen
besteht, welcher von einer oder beiden Seiten durch eine Thttr hermetisch
dicht abgeschlossen werden kann.
Dieser Kasten besitzt im Innern in mehreren Etagen Qbereinander an-
geordnete geschlossene Dampfkästen oder Heizkammern (auch filr Warm-
wasserheizung), in welchen Ein- und Ausgangs» tu txen för den Heizdatnpf oder
das Hei?.wasser dampfdicht befestigt sind. Diese Heizkammern werden in
der Regel fttr einen Druck von ,5 Atmosphären gebaut.
Auf denselben ruhen eiserne, kupferne, verzinkte oder thfineme Schalen,
welche das zu trocknende Material enthalten. Nachdem die mit Gununi-
dichlung versehene Thür des Apparates geschlossen ist, wird mittelst einer
Luftpumpe ein Vakuum von ca. 730 mm Quecksilbersäule im Apparat erzeugt,
wahrend Retourdampf oder direkter Dampf etc. die Heizkästen durchstreidil
Schon nach Erwärmung des Trockengutes auf eine verhältnismässig reclil
niedrige Temperatur — etwa 40'' C. — kocht das Wasser bei dem ent-
sprechenden Vakuum lebhaft aus d«n Materialien heraus, wobei diese schnell
Selbst sehr schwer zu trocknende Substanzen, welche nach anderen
Methoden tagelang erwärmt werden niussten oder übeihaupt nicht getrocknet
werden konnten, sind in diesem Apparate meistens schon im Verlauf einiger
Stunden trocken, ohne dass die Stolle irgendwie durch Überhitzung leiden.
Die Beschickung des Apparates ist einfach und bequem. Der Betrieb
sehr reinlich und zuverlässig. - — ■ Die Temperatur wird durch einfache Venlü-
stellung an der Dampfleitung reguliert.
Bei Warntwasserbeizung und unter Verwendung einer Vakuumpumpe
für hohe Luftleere kann die Verkochung des Wassers der zu trocknenden
Materialien schon bei 20° C. bewirkt werden. Anwendung findet dieser
Apparat zum Trocknen von Anilin- und anderen Farben. Alizarin, Milch"
Zucker, Extrakten und anderen Produkten der chemischen Industrie.
Zum Trocknen von Explosivstoffen sind diese Apparate in etwas
weichender Form und zwar unter BerQcksichtigung einer etwa eintretenden
Explosion angewendet worden. Auch hier besteht der Ap]5arat (Fig. 365) i^'
einem geschlossenen gusseisernen Gefäss, welches sich auf einer Seile durch
Thüren flfihen lasst, die sehr leicht in ihren Angeln gehen. In diesem Gefiws
sind 4 hohle Horizont alplatten über einander angebracht, welche durch dai
.Abdampf der Maschine — Rohrleitung b — geheizt werden, wie die Abbildungen
zeigen. Die zu trocknenden Explosivstoffe werden auf flachen Schalen aus-
gebreitet und letztere iiuf diese Waraieplalten gestellt. Mit dem eigentlichen
Trockenapparat B fest vcibunden ist das Explosionsgeftlss A, welches mit
44 Sicherheitsventilen versehen ist. Die Deckel, die auf den Öffnungen lose
aufliegen, sind mit Gummiringen versehen und schliessen infolge des Luft-
druckes bei Herstellung des Vakuums im Innern absolut luftdicht ab. Eine
nasse Luftpumpe, welche mit dem Trockenapparate durch Rohrleitung a in
Verbindung steht, erzeugt im Innern des Apparates ein Vakuum von mindestens
~CK) mm. Hierbei entweicht, durch die von den Dampfplatten geleitete Wärme
unterstützt, das in dem Explosivstoff enthaltene Wasser sehr schnell bei
niedriger Temperatur. In kurzer Zeit ist das Trocknen beendigt; durch Ventil-
umstellung kann man an Stelle des Abdampfes der Maschine kaltes Wasser
durch die Wärmeplatten leiten, wodurch die in den Schalen befindlidien
Explosivstoffe in wenigen Minuten abkühlen und aus dem Apparat ohne irgend
Vilranm-Trockeompparat.
309
Gefahr heniusgenommeQ werden können. Auf diese Weise sind leicht
:knende Substanzen in '/j, die schwierigst zu trocknenden, wie t. B.
zpulver, in i Stunde vollständig zur Weiterverwe ndung geeignet her-
:n. In dem Falle, dass eine Explosion eintritt, dehnen sich die G;ise
I Expansion^efäss aus, wobei das Vakuum sozusagen eine Art Auf-
Tjc—
Fig- 365.
ittel für die Explosionsprodukte darstellt. Bildet sidi dennoch ein
^ck in dem Trockenapparat, so werden die 44 Sichcrheitsdeckel des
ionsgefüsses herabpeworfen, worauf die Gase frei austreten. Die Sicher-
ckel sind abwechselnd so angeordnet, dass die Deckel, wenn sie ab-
die Rander der Öffnungen nicht bescliadigen. Derjenige Teil des
5, worin sich die Espanstonsge fasse befinden, ist von dem Teil mit dem
eben Trockengefäss durch eine hölzerne Wand so getrennt, dass im
lie Deckel von den Sicherheitsventilen abfliegen, die Bedienungsmann-
nicht verletzt werden kann. Die samtlichen Ventile, sowie die Vakuum-
befinden sich im Maschinenraum, damit nach Beschickung und Ver-
«n des A])parates der Truckenraum nicht mehr betreten zu werden
:, bis das Trocknen vollendet und der abgekühlte Apparat wieder mit
;fullt ist.
.i@5..^^s:!S*
X. Abteilung.
Apparate zur Besttmmang des Gewichtes, der
Temperatur, des Druckes and des Zuges.
Wagen. Von den Appara
wichts ~ den Wagen — sind a
welche hier wohl nicht beschrieben
Brücken- und Laufgewichtsw;
schiedensten Betrieben im allgcme
Die Tafelwagen bestehen,
nach dem System Beranger von
Wage — , aus einem gleich-
armigen Wagebalken , auf ,•—
welchem die beiden Schalen
ruhen, welche sich infolge
der gewählten Hebelanord-
nung genau vertikal auf imd
ab bewegen.
Genaue Wa jungen kann
man natürlich auf diesen
Wagen nicht ausführen und
geht man mit den darauf '
25 Kilogramm.
In solchen Fallen, wo di
en zur Beslimmung des absoluten Ge-
;ser den chemischen oder Präzisionswagen,
1 werden brauchen, die Tafel-, Balken-,
;en wohl diejenigen, welche in den ver-
en Gebrauche sind,
'ie untenstehende Figur 366 zeigt — eine
. Losenhausen, Dtlsseldorf ausgefilhne
W^
:hmende
Fig. 366.
1 Gewichtsbestimmungen nicht Ober
geringes Übergewicht ein verhältnis-
massig grosser Ausschlag des Wagebalkens verlangt wird, wendet man die
Balkenwagen an, welche freistehend, wie in Fig. 367 dargestellt, oder
hangend angeordnet werden können. Durch ihre einfache Konstruktion sind
sie unempfindlicher gegen Staub und Schmutz als jede andere Wage und
diesen deshalb entschieden vorzuziehen.
Giebt man bei der hangenden Ausführung der Wagschale die Form
einer Schaufel und hängt das Gewicht für ein und dieselbe Belastung dauernd
fest, so erhält man eine Wage, welche zum schnellen Abwiegen grosser
Quantitäten geeignet ist, für diese Zwecke, z. B. Abwiegen von Salpeter.
Sulfat, Schwefelkies etc., genau genug arbeitet und sich sehr leicht von einem
Ort zum anderen transportieren lasst. Mit dieser
I Balkenwagen kann man
Gewichte bis zu 1000 kg, konstatieren.
Die am meisten angewendeten Wagen sind
wagen und seien im allgemeinen alle diejenige!
welchen der zu wiegende Körper auf eine Art Plattform — die Brücke -
gebracht wird, welche durch ein Hcbelsystem mit der Wagschale in V«
unstreitig die Brücke]
darunter verstanden.
Wagen.
311
1 Hebel Verhältnissen unterscheidet e
ransportabel, die Zentesimal-
und deshalb stationär.
düng; steht. Je nach den gewahlli
zimal- und Zentesimal-Wagei
Die Dezimalwagen sind
gen hingegen nur für grosse L.
Die Brücken der Wagen sind bezüglich ihrer Formen äusserst mannig-
ig und passen sich den einzelnen Bedürfnissen genau an, so giebt es Brücken,
welchen aus den Seiten Verlangerungen herausgezogen werden können,
grosse Lasten spezilisch leichter
rper zu wiegen, femer giebt es
icken, bei welchen z. B, beim
Egen von Flüssigkeilen der Be-
ter ein für allemal fest mit der
Icke verbunden ist etc.
3ie Zenlesimaiwagen liegen
sstenleils so in der £rde ein-
ettet, dass das daiauf zu wie-
de Fuhrwerk oder der Eisen-
in wagen ohne Hindernis iuil-
1 abfahren kann.
Bezüglich des Materials uiit^r-
eidet man hölzerne und ui-
ne Brückenwagen, jedoch sirnl
letzteren wegen ihrer grösseren
ierstandsfähigkeit gegen Tein-
atur- und Witterungsverhältnissi
schieden vorzuziehen. 1 1^, ,..;.
>■ namentlich bei den kleineren,
lapottabelen Wagen durch den öfteren Ortswechsel ein hauliger Verlust an
richtsleinen eintritt oder das lästige Suchen danach viel Zeit in Anspruch
imt, so hat man diese Wagen konstruktion mehr und mehr verlassen, lässt
Wagschalen ganz weg und konstatiert das Gewicht durch einfaches Ver-
ieben eines Laufgewichtes auf einem mit Skala versehenen Hebel.
B'^Jie Gewichtsemiittelung geschieht schnell und genau und um das be-
unte Gewicht auch gleichzeitig dauernd zu notieren, kombiniert man diese
ifgewichte mit Dtuckapparaten.
1
Fig. 36M.
Abicilunij
Der bekannteste Druckapparat ist der nach System »Ch
bei diesem besitzt der VVagebalken, ausser den Teilstrichen zur direkten Ab-
lesung des ermittelten Gewichles, noch erhabene Zahlenstempel, welche dis
Gewicht der Last in nebeneinander siehenden Zahlen. Brutto und Tara unter-
einander, auf eine Karte zu drucken ermöglichen.
Fig. 169
Obeustehend ist der Kopf einer Wage mit >Chameroy<-Druckapparat,
wie sie z. B. J. Loscnhauaen in Düsseldorf baut, dargestellt; hierbei sinil
empfindliche, leicht Reparaturen ausgeseUte Teile möglichst ausgeschlossen.
Reuther&Reisert in Hennef a. d. Sieg bauen eine automatische
Wage {Fig. 370) zum Verwiegen von feinkörnigen und pulveribrmigen
Materialien, bei welcher an einem gewöhnlichen, gabelfiirmigen Wagebalkeii
auf der einen Seite das GeRLss zur Aufnahme des zu wiegenden Maieriak
und auf der anderen Seite die Gcwichtsschale hängt. Der senkrecht über
dem Gefass augebrachte Einlauf-
trichter hat zwei Ein! aufklappen, vou
denen die eine den Zufluss kurz \'ot
erreichtem Gleichgewicht verringert
während die andere bei erreichtem
Gleichgewicht den Zufluss ganz ab-
sperrt. Sind die Einlauf klappen ge-
schlossen, so entleert sich das Gefäss
sehr rasch und füllt sich nach dem
Entleeren wieder selbstthatig.
Auch hier kann man die Ge-
richte automatisch feststellen lasaeo
und geschieht dies in der Weise,
dass nian durch das Schliessen der
Emlaufki;ippen ein Zahlwerk In Be-
wegung setzt, welches jede Ent-
leerung der Wage anzeigt, man hat
also nur die so erhaltene Zahl mit
dem Gewicht auf der Gewichisschale
Gesamtgewicht zu erhalten.
Staub zu schützen und sie Unbefugten unzugänglich
dieselbe am besten mit einem Blecbkasten.
:h bei allen solchen pul ver form igen Materialien gut
bewahrt, welche in grossen Massen, zum Zweck des Verkaufs oder des Ver-
brauchs in einzelnen Fabrikationen genau abgewogen werden müssen, wodurch
man nicht mehr auf die Gewissenhaftigkeit der Arbeitet angewiesen ist.
WKgCD.
313
Eine ebenfalls automatisch atbeitende Wage (s, Fig. 371-) baut die
Firma Carl Schenck in Darmstadt.
Die Konstruktion dieser Wage ist so vollkommen, die AusRihrung der-
selben 90 genau, dass sie von der Kaiserlichen Normal -Aichungs-Kommission
als aichfahig anerkannt wurde. Sie unterscheidet sich von den anderen
Konstruktionen vnrleilliaft dadurch, dass für die Öffnung der Bodenklappe
ein von den Abachluss klappen unabhängig bethäligler Schlaghebel und für die
Wiederf'iflhung der Ein lauf klappen nach Verschluss der Bndenklappe ein be-
sonderer Gewichtshebel angeordnet ist. Die Bodenklappe ersetzt die sonst
Übliche Kippschale und wer-
den dadurch die Stössc auf
den Wagebalken, die sonst
bei der Entlastung der Last-
schale auftreten, gänzlich
vermieden Au-sserdem ist
die Wage verhällnismüssig I
leicht, beansprucht wenig I
Raum und sind die sämt-
lichen Pfannen derart kon-
struiert und angeordnet, dass
sie unempfindlich gegen
SUub sind. Die vorzüghch-
slen Zeugnisse über diese
Wagen liegen aus der Praxis
x'or und dürften die beste
Empfehlung für dieselbe sein.
Dieselbe Firma Carl
Schenck in Darms tadtbiiut
noch Flüssigkeitswagen
speziell fOr chemische Fabriken in verschiedenen Ausführungen. Bei der
Wage mit Kippgefass (s. Fig. 372) ist das letztere so angeordnet, dass
dasselbe durch Umkippen nach der Seite von Hand entleert wird. Bei der
sogen. Tonnen- oder Süurewage (s. Fig. 373) liegt das zur Aufnahme
'''£■ 373.
der Flüssigkeit dienende Gewiss auf einem auf der WagebrQcke montiolein
eisernen Bocke so auf, dass seine Füllung und Entleerung bequem vor-
genoranien werden kann.
Aräometer. Auf die Instrumente zum Messen der spezifluben
Gevlobte von Flüssigkeiten — die Aräometer — glaubt der Verfasser
nicht eingehen zu sollen, da dieselben allgemein bekannt sind und auch den
zu dienenden Zwecken entsprechend sehr verschied entliche, kaum alle an-
Kuflihrende Formen besitzen.
Thermometer usd Pyrometer,
eine fortwährende Kontrolle derTein-
peratur unbedingt erforderlich und
um dies nun, unbeschadet der Hall-
barkeit und der bequemen Ablesung
auch jederceit zu ermöglichen, «fer-
den die Thermometer ein- fßr alle-
mal an einer bestimmten Stelle 1«-
lassen und zum Schutze gegen äussere
Beschädigungen mit SchutzhOisen ver-
sehen.
Je nach der Art der Geiässe und
Apparate, in welchen die Temperatur
beobachtet werden soll, bringt man
an das Thermometer zur Verbindung
mit quest. GefSssen entweder einen
Konus (Fig. 374), einen Flansche»
(Fig. 374 punktiert), einen Halten
zum Einhangen (Fig. 375) oder eine
Vcrschraubung (Fig. 376) an; in
vielen Fällen genügt es auch, einen
Pfropfen aus Gummi über ein ge-
wöhnliches Thermometer zu schieben
und so in einer Oeffnung des Gt-
fasscs, der Ruhtleilung etc. zu be-
festigen.
Bei senkrecht stehenden Appa-
raien wird es sich behufs bequemer
Ablesung empfehlen, die VVinkel-
Thetmometer (Fig. 377 und 378)
anzuwenden.
Da aber mit zunehmender Tem-
peratur die üblichen QuecksUber-
ihermometer an Genauigkeit ver-
lieren, so sind für die Temperatiu«n,
welche über dem Siedepunkte des
Quecksilbers liegen, besondere Ib-
sttumente — Pvromele
slruieri worden.
Ea soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass man versuchte, das Queck-
silber doch für hfl her, als seinem Siedepunkte bei gewöhnlichem Drucke
entsprechende Temperaturen (d. i. 360° C.) zu verwenden, indem man in das
Innere eines entsprechend konstruierten Quecksilber-Thermometers komprimierte
Gase leitete.
1
Fig 377. lind Fig. 378.
Unter dem erhöhten Druck derselben steigt der
Siedepunkt des Quecksilbers ganz bedeutend und die
Grenze für den Gebrauch des Quecksilber-Thermometers
wird damit beträchtlich hinaufgerückt.
So vermag man bei Verwendung komprimierten
Stickstoffs oder noch besser komprimierter KnhIensHure,
vobei das Quecksilber unter einem Druck von 17—18
Atm. steht, Temperaturen bis zu 550* des hundert-
tetligen Thermometers zu messen. (Das Instrument wird
hierzu von einer besunderen Art schwer schmelzbaren
Glases hergestellt.]
Eine andere Art ist die Verwendung einer fiüssigen fie 379-
Legirung von Kalium und Natrium an Stelle des Queck-
silbers. Dieses Thermometer gestattet, -wenn Glas von besonderer Harte
dazu verwendet wird, die Messung von Temperaturen bis zu 600" C.
_ Diese beiden Methoden können jedoch zur genauen Bestimmung höherer
.peraturen nur beschränk tc Anwendung finden, weil verschiedene Irrtümer,
I
3i6 X« Abteilang.
welche den gewöhnlichen Thermometern anhängen, so hauptsächlich die
Schwankungen des Nullpunktes, die in den linearen und räumlichen Ver-
änderungen des Behälters bei längerer Einwirkung der höheren Temperatur
und darauf folgender Abkühlung ihren Grund haben, bei den zur Verwendung
kommenden Instrumenten nicht zu vermeiden sind. Nichtsdestoweniger ge-
währen derartige Instrumente, wenn sie eigens kalibrirt und korrigirt sind,
z. B. dadurch geprüft, dass man sie definitiv bekannten Temperaturen (wie
der des kochenden Schwefels) aussetzt, zweckmässige Mittel, Temperaturen
zu bestimmen, welche erheblich über der oberen Grenze des gewöhnlichen
Quecksilberthermometers liegen.
Für höhere Temperaturen jedoch, z. B. solche, welche gewöhnlich un-
bestimmt mit den Ausdrücken > Rotglut c, »helle Rotglut c, »Weissglutc
u. s. w. bezeichnet werden, sind die oben bereits erwähnten Pyrometer
notwendig.
Auch von diesen Instrumenten giebt es zahlreiche Konstruktionen und
benutzt man die ungleiche Ausdehnung verschiedenartiger Me-
talle, die Ausdehnung eines Gemisches von Graphit und Thon,
die Ausdehnung der atmosphärischen Luft, die Aenderung des
elektrischen Leitungswiderstandes eines Platindrahtes und die
Spannung, welche gesättigte Dämpfe einer Flüssigkeit zeigen, zur Erkennung
der Temperatur.
Ein Pyrometer (Fig. 379), bei welchem die Ausdehnung ver-
schiedenartiger Metalle zum Anzeigen der Temperaturen benutzt wird,
stellt Sc^äffer & Budenberg in Magdeburg- Buckau her und zwar können
diese Metalle in Form von Stäben oder von Spiralen angewendet werden.
Damit dieselben aber richtig die Wärme aufnehmen, ist es erforderlich, sie
möglichst auf ihre ganze Länge der Wärmequelle auszusetzen; sollten diese
Instrumente nach längerem Gebrauche nicht mehr richtig anzeigen, so kor-
rigiert man sie leicht dadurch, dass man dieselben mit ihrer ganzen Ein-
tauchlänge etwa während 20 Minuten in ein Geßlss mit siedendem Wasser
bringt und dann nach einem richtigen Quecksilber-Thermometer auf den
Siedepunkt einstellt.
Bei Temperaturen über 500^ C. sind diese Instrumente aber nicht
mehr anwendbar.
Die Längenveränderung, welche ein Eisenstab in der Hitze gegenüber
einem sich nicht ausdehnenden Thon-Graphitstab erleidet, benutzt die Firma
Steinle & Härtung in Quedlinburg zur Bestimmung von Temperaturen
über 600®; die Apparate sind in der Konstruktion und dem äusseren Aus-
sehen den vorbeschriebenen ganz ähnlich und haben sich gut bewährt.
Die Luft Pyrometer beruhen darauf, dass sich die trockene atmosphä-
rische Luft bei ihrer Erwärmung nach ganz bestimmten Gesetzen ausdehnt
und lassen sich aus dieser Volumen vergrösserung die jeweiligen Temperaturen
berechnen.
A. Siegert & Walther Dürr in München haben ein Luftpyro-
meter mit Kompensation konstruiert, welches von Alphons Custodis
in Düsseldorf fabriziert wird.
Zur Aufnahme des, der Erwärmung ausgesetzten Luftquantums besteht
das Luftpyrometer aus einem Porzellankolben K — s. Fig. 380 — welcher
durch ein dünnes Kupferrohr / mit dem Anzeigeapparat verbunden ist und
von diesem durch ein Hahnen c abgesperrt werden kann.
In dem luftdicht abgeschlossenen Gehäuse des Anzeigeapparates befindet
sich ein Behälter zur Aufnahme einer Sperrflüssigkeit — am besten gereinigtes
Pyrom.
in
inöl — in welche eine, aus düonem Messingblech luftdicht hergestellte
e eintaucht, die ihrerseits an einem kuraen, mit Stalilschneide versehenen
balken befestigt ist.
i anderen Ende ^m^
n 9
lt. Diese kleinen |
enzen entstehen
ch, dass der Ba-
eistand und die
«ratur nicht die gleichen sind,
imentes stattgefunden hat.
Zur Kompensation dieser Differenz ist im Innern des AnxeigeappaTrites
Iförmig gebogenes Glasrohr angebracht, dessen linkes Ende offen und
n rechtes Ende zu einer Kugel aufgeblasen ist. Dieses gebogene Glas*
ist nun so mit einer beliebigen Flüssigkeit, am besten auch wieder
1 dem Tage, wo die Aichung des
3i8
X. Abteilang.
gereinigtes Paraffinöl, gefüllt, dass dieselbe im rechten Schenkel höher steht
als im linken, welcher Stand durch ein sichtbares Zeichen festgehalten wird.
Hat sich nun dieser Niveaustand geändert, so ist dies ein Beweis dafür, dass
sich die Lage der Glocke infolge Temperatur- und Barometerstandwechsel
geändert hat und stellt man den ursprünglichen Zustand wieder dadurch her,
dass man den Hahnen c schliesst, Hahnen h öffnet und an dem Schlauch-
ende a so lange Luft ansaugt oder hineindrückt, bis das Niveau der FHlssig-
keit in dem Kompensationsrohre wieder an dem früheren Zei(^ien steht.
Nach Schliessung des Hahnen b und Oeffnen des Hahnen c liest man dann
die Temperatur an der Skala ab. Hähnchen a mit Mundstück d dient
dazu, bei der ersten Aufstellung des Apparates das Zeigerwerk richtig xu
stellen.
Diese Pyrometer sind für die höchsten Temperaturen verwendbar
und arbeiten durchaus zuverlässig und bequem, da man
die Grade ohne jede Berechnung direkt an der Skala ab- m f
lesen kann. Der Anzeigeapparat kann an einer beliebigen
Stelle dauernd befestigt und mit dem Kolben K durch das
bis 30 m lange Kupferrohr / verbunden werden.
Von den elektrischen Pyrometern sei der von
Prof. Braun angegebene und von der Firma Hartmann &
Braun in Frankfurt a. M.-Bockenheim hergestellte nach den
Angaben dieser Firma beschrieben. Wie bereits gesagt, basiert
das Messen hoher Temperaturen mit diesem Instrument auf
der Veränderung des elektrischen Leitungswiderstandes eines
dieser Temperatur ausgesetzten Platindrahtes. Dieser Platin-
draht, der sich in einer feuerfesten Büchse (Fig. 381), auf
einem Chamottekörper induktionsfrei aufgewunden befindet,
bildet einen Zweig einer Wheatstone'schen Brücke, weiche
in Verbindung mit einem Telephon oder einem empfind-
lichen Galvanometer den jeweiligen Widerstand rasch und
bequem zu messen resp. die bezüglichen Temperaturgrade
direkt abzulesen gestattet.
Der eij2:entliche Messapparat ist in einem soliden ver-
schliessbaren Kasten so untergebracht, dass nur die für die
Handhabungen notwendigen Teile sichtbar sind, während
die Elemente sich in einem mit besonderer Thüre ver-
schlossenen Gefach an der Rückseite des Apparates be-
finden.
Die erforderlichen Manipulationen sind sehr einfach
und können von jedem Ungeübten ausgeführt werden. Nach-
dem das Pyrometer in den zu untersuchenden Heizraum
eingeführt ist und dessen Klemmen fp mit den beiden links
am Messapparat (Fig. 382) befindlichen grossen Klemmen
mittelst zweier isolierter Kabel oder Drähte verbunden sind, ^^ß* ^^i.
wird der seitlich herausragende Hebel nach vorne gezogen,
um Batterie und Galvanometer (Fig. 383) zu scliliessen; es muss dann die
Skalenscheibe so eingestellt werden, dass hierbei der Galvanometerzeiger
keinen Ausschlag mehr giebt. In diesem Falle zeigt die feste Marke auf
der Skala ohne jede Rechnung direkt die Temperatur des Pyrometers in
Celsiusgraden an, eine Bequemlichkeit, durch welches sich dieses Pyrometer
vorteilhaft vor anderen ähnlichen Apparaten unterscheidet. Die Entfernung
zwischen Pyrometer und Messapparat kann gewünschten Falles gross gewählt
■erden: die PiTomeler werden in
ndere bis 1500" C. ausgeführt.
319
bis [ooo", die
Fie. 383-
.n Le Chateli
und Kfiser &
Grunde liegend«
konsiruierl und
jfc Fig. 3&2
|^'£iii anderes elcklrischt-s Pyrometer ist >
fm von der Firma W. C. Heraus, Haria
Berlin hergeslfüi. Das diesen Pyrometer z
kürz folgendes.
Zwei Drahte, s. Fig. 384 u. 385, von denen der eine aus ahsolut reinem Platin
tiestcht, der andere aus eben solchem Platin, das mit 10 "/„ Rhodium legiert ist, sind
in einem Endpunkt (der sogenannten heissen Lötstelle) zu einer kleinen
Kugel zusammengeschmolzen und bilden so ein Element. Wird diese Löt-
stelle erhitzt, so entsteht ein schwacher elektrischer Strom, der zu der Tem-
peratur in einem bestimtuten Verhältnis steht, welches letztere durch Ver-
^eichung mit dem Luftlhermometer der physik. -technischen Reichsanstalt in
Berlin festgestellt ist. Jedem Element wird eine Tabelle der auf diese Weise
TOrgenommenen Prüfung und Aichung beigegeben.
Verbindet man die bt-iden nicht verschmolzenen Enden des Elements
Bit dem Galvanometer, so kann man auf diesem die Stärke des Stroms ab-
esen und durch Vergleichung mit der Tabelle die Temperatur, der die Löt-
stelle ausgesetzt ist, finden; man kann aber auch direkt die Temperatur auf
lern GaK'anometer ablesen, indem dessen Skala zugleich die Mikrovolls und
lie Temper3tur-(jradL- anzeigt.
Diese Angaben sind gillig unter der Voraussetzung, dass der Wider-
itand im Stromkreis 1 Ohm nicht wesentlich übersteigt. Mithin kann das
jalvanometer in beliebiger Entfernung von dem Ofen, dessen Temp)eratur
I werden soll, seine Aufstellung finden; es wird durch gewöhnliche
Leitungsdrähte von Knpfef
dem Thermo -Element i
Liunden.
Es ergiebt sich nun aus
Obigem, dass wenn die Ver-
bindung der Elementdrahte raü
tieiii Galvanometer bewirkt ist,
nur das etwa i mm starke
Kügelchen — die heisse Löt-
stelle — an die Stelle gebradil
zu werden braucht, deren Tem-
peratur es TestzustelleD gilt
(direkt in den Ofen, in ein
Melallbad u. s. w.) und un-
milielbar zeigt das Galvano-
meter an, wie hoch die be^
treffende Temperatur ist; ^
gleichen giebt sich jede aai
so geringe Aenderung der T«S^
peraUir sofort zu erkennen..
Die letzte Art der US
einschlagigen Instrumente sini
die Spannungs-Pyror
— Thalpotasimeter.
Sie bestehen aus t
dem WSrmeeinfluss au
setKeuden, teilweise mit Flüssig'
keit gofflilten Behälter (Rohr)
von liclchst widerstandsfähigem
Material, und aus einem,
demselben verbundenen, die
Ablesung der Tcmperatui
möglichenden Manometer-Ap-
Als Flüssigkeit v^
weiKiet man Wasser, Queck-
süber oder Aether
können die Thalpotasimeter in
senkrechter, geneigter und
wagerechter Rohrlage angewen-
det werden.
Die mit Wasser gefüllten
Fig. 384, l'halpotasimeter werden
Gradeinteilung bis zu 360' C-
ausgeführt und eignen sich be-
sonders zur Messung der Temperatur der
abgehenden Heizgase bei Dampfkessel'
feuerungen.
Bei den mit Quecksilber gefilUteD
Apparaten geht man mit der Gradein teilang
bis 750° C, es ist aber vorteilhafter, nicht
f Thal pol
150" hinauszugehen, da darübei
die Festigkeit der Rßhre ab-
Besteht die Füllung aus Aether, so geht die Einteilung nur bis 120' C.
^den diese Apparate besonders benutzt beim Messen der TempcniUiien
|llum- und V'erciampfapparaten, Röhren etc.
Fig. 386.
Fig. 386 dargestellten Thal-
mentlich Schaffer &
'in Magdeburg-Buckau nach
%tent in vorzüglicher Ausführung
ichnen sicli dieselben besonders durch
:verlassigkeit und Dauerhaftigkeit aus.
der Anbringung eines Maximum-
[inimum Zeigers kann man auch eine
iche Signal Vorrichtung anbringen,
bei einer bestimmten hohen oder
en Temperatur eine oder mehrere
n in Bewegung setzt.
Zmi gleichen Gattung von Warnie-
DgehQrt auch der der Firma Stein le
ttung in Quedlinburg patentierte
jrne Quecküilberlherraomeler,
r Temperaturen von — jo bis
o" G. mit Siclierheit anzeigt.
Bei diesem ist der stählerne Queck-
ehälter, s. nebenstehende Fig. 387,
(8, durch eine haarfeine Oeffnung mit
cbraubenförmig gewundenen Kapillar-
verbunden, welche beim Erwärmen
den im Innern wirkenden Druck des Quecksilbers aufgedreht wird und
h den Zeiger eines Zeigerapparates in Bewegung setzt Die Stange, welche
w
Fig. ■
Fig. 388.
X. Abteilung.
die Kapillarfeder mit dem Zeigen*-erk verbindet, ist so eingerichtet, dass die
durch die Wärme entstehende Längen Veränderung auf die Stellung des Zeigers
keinen Einfiuss hat. Die Länge der Kapillarfeder ist so reichlich bemessen,
dass ihre Beanspruchung durch Drehung äusserst gering ist und dadurch ihre
Haltbarkeit eine sehr grosse wird. Gegen Erschütterungen sind diese Theriao-
r unempfindlich, so dass man dieselben sogar bei rotierenden Kochgefässen
verwenden kann. Auch diese Instrumente kann man, ähnlich wie die Mano-
. mit einem selbstthätigen Registrierapparat versehen und so die Durch-
schnittstemperatur wahrend eines grösseren Zeitabschnittes, in der Regel
34 Stunden, bestimmen.
der Sp&imuiigf von Qnaen und tropfbaren
die allgemein unter dem Namen
Manometer bekannt sind; ist das zu
messendcGas aber atmosphärische
Luft, so führen diese" Instrumente
den Namen »Barometer«,
Bei den Manometern unter-
scheidet man Quecksilber- und
Federmanometer und können er-
ste re wieder offene oder geschlos-
sene sein. Die offenen Quecksilber-
raanometer sind meistens bevorzugt,
weil sie in der Handhabung leichter
und bequemer sind als die geschlos-
senen oder Kompression s-
Quecksilberinanometer.
Die ge braue hlichste Form zeigt
nebenstehende Fig. 38g, bei welcher
noch ein Schwimmer vorgesehen ist.
dessen Schnur über eine Rolle lauft
und mittelst eines an dieser befes-
tiftteti Zeigers den jeweiligen Druck
an einer geteilten Skala anzeigt.
Damit die Skala nicht zu lang
und hoch, hIso für das Auge undeut-
lich wird, erweitert man. wie in
Fig. 31)0 angedeutet, das rechte Rohr
und erhalt dadurch eine viel kürzere
Skala.
Die Quecksilhennanomelersind
sicherei als die Feder manometer,
aber ftlr grössere Druckmessungen
ihrer grossen Höhe und leichten Zer-
brechlichkeit wegen so gut wie gar
nicht mehr in der Praxis vorzufinden;
zum Vergleidien der Federmanometer
leisten sie aber vorzügliche Dienste,
ebetiso zum Bestimmen des Vakuums
in den diesbezüglichen Apparaten.
Von den Federmanometern
giebl es ebenfalls zwei Arten, und zwar
Muiometer. 333
s<rfdie mil geschlossenen — Bourdon'schen — Federröhren und solche
mit gewellten Stahlplaltenfedern. Bei ersteren (Fig. 391) tritt der Dampf
in das eine feste Ende einer gebogenen Metallrfthre von ovalem Querschnitt,
dessen anderes Ende frei beweghch ist und durch einen kleinen Hebel oder
einen Hebel und einen gezahnten Kreisbogen mit einem Zeiger in Verbindung
sieht. Entsteht in der gebogenen Röhre ein Druck, so werden die beiden
Enden derselben auseinander gehen und lia das eine Ende fest liegt, so wird
sich nur das andere bewegen und diese Bewegung, wie oben angedeutet, auf
den Zeiger öbenragen, welcher dann an einer Skala den herrschenden Druck
angiebt. Diese Art Manometer findet vorwiegend Anwendung zu Kontroll-
manometem, wie auch die Abbildung einen solchen zeigt.
P'g- 39'-
Fig. :
Die zweite Art von Federinanometern (Fig. 392) besitzt eine gewellte
beisförraige Stahlplatte, gegen deren untere Fläche der Dampf drückt, und
welche an dieser Stelle, um einer Rostbildung vorzubeugen, mit einer dünnen
Messingschicht überzogen ist.
Zur Beweg ungs Übertragung der Stahlpiatte auf ein sichtbares Zeigerwerk
benutzt man einen gezahnten Kreisbogen, der in ein kleines Getriebe ein-
greift, auf welchem der Zeiger befestigt ist.
Diese Manometer sind wohl die am meisten in der Praxis vorkommen-
den und um sich stets überzeugen zu können, ob der Heizer den gesetzlich
lulässigen Druck nicht überschritten hat, bringt man am Manometer ausser dem
tinen Zeiger noch einen zweiten an, der von dem ersten mitgenommen wird
und in seiner weitesten Stellung von selbst stehen bleibt. Einen dritten
Zeiger kann man auch für den niedrigsten Druck anordnen.
Um ein Bild von den im Laufe eines Tages eintretenden Druck-
schwankungen z. B. eines Dampfkessels zu erhalten, versieht man die Mano-
meter auch mit einem durch ein Uhrwerk angetriebenen Registrier-
apparat (Fig. 393), welcher die verschiedenen Spannungen auf einen Papier-
streifen graphisch aufträgt und kann man aus der dadurch entstehenden
[
Schaulinie den Druck i
leren Druck, während f
X. Abteilang.
ler bestimmten Zeit ersehen und auch den mitt-
grösseren Betriebszeit, bestimmen.
Es sei noch erwähnt, dass för diejenigen
Manometer, welche den Druck unter i Atmospliäre
anzeigen — die sogenannten Vakuummeier —
das eben Gesagte gleichfalls gilt.
Hinsichtlich der Barometer sei nur be-
merkt, dass man bei diesen Quecksilber- unij
Anerold- oder Metall baromet er unter-
scheidet. Erstere bestehen entweder aus einer
geraden, in Quecksilber lauchenden Röhre, oder
aber aus heberartiger, mit Quecksilber ange-
füllter Röhre, an deren kurzen Schenkel sich
auch eine kugelförmige Erweiterung befinden
kann.
Von den Aneroidbarometem giebt es das
von Vidi und das von Bourdon. Vidi IfLsst den
Druck auf eine hohle luftleere Metallbüchse
wirken, deren einer Boden wie bei dem oben
beschriebenen Manometer gewellt ist und seine
Bewegungen auf einen Zeigerapparat übertragt,
während Bourdon eine gebogene luftleere Röhre
zu gleichem Zwecke benutzt; die Konstruktion
von Vidi ist die am meisten angewendete.
Zugmesser. Von denjenigen Instrumenten, welche zur Beslin-
mung der Zugstärke von Gasen dienen, den Zugmessern, giebt es auch
eine so grosse Anzahl der verschiedensten Konstruktionen, dass nur einige
von denjenigen Erwähnung finden sollen, welche beim Messen der ZugstSjfce
der abgehenden Feuergase praktische Verwendung finden.
Das einfachste Instrument und zugleich dasjenige, was sich jedennann
leicht nnd schnell selbst anfertigen kann, ist ein mit Wasser gefülltes, an
beiden Schenkeln offenes Uförmig gebogenes Glasrohr.
Man kann dasselbe entweder direkt an der Stelle anbringen, an welcher
der Zug gemessen werden soll, oder aber man verbindet diese Stelle durch
eine Rohrleitung mit dem sogenannten Wassermanomeier, das z. B. beim
Dampfkessel am Heizerstande bequem sichtbar angebracht ist und giebt dann
die Niveaudifferenz in den beiden Schenkeln die jeweilig vorhandene Zug-
stärke an.
Ein dem Dr. A. König in Spandau unter No. 48S07 patentierter,
sehr empfindlicher Zugmesser beruht auf dem Prinzip der kommunizieren-
den Röhren. Die Rfthren (Fig. 394) liegen zum Unterschiede von der allen
Konstruktion nicht nebeneinander, sondern so ineinander, dass das eine
Rohr konzentrisch von dem anderen umgeben ist. Dadurch ist man im
Stande, gegenüber den bisherigen Ausführungen, mit dem Instniraente audi
bei anderen Stellungen als der vertikalen, ein genaues Ablesen vorzunehmen.
da die Lage der Marke, welche durch die Berührung der beiden nicht ver-
mischbaten Flüssigkeiten entsteht, durch die schiefe Stellung und selbst durch
Schwankungen des Instrumentes nicht verändert wird.
Zugmejier. 325
Um eioe bequeme und deutliche Ablesung der Zug- oder der Druck-
Marke des zu messenden Gases zu ermöglichen, ist der untere Teil des
fluBseren Rohres zur Aufnahme einer spezifisch schweren und gefärbten Flüssig-
keit erweitert, wahrend über dieser, in beiden Röhren
eine spezifisch leichtere und farblose Flüssigkeit sich
befindet, wobei die Füllung derart zu erfolgen hat, dass
die als Marke dienende Be ruh rungs stelle der beiden
Flüssigkeiten in den engen Teil der inneren Röhre zu
liegen kommt. Hinler diesem Teil ist eine Skala an-
gebracht und kann man an derselben den, an der nach
aussen verlängerten inneren Röhre wirkenden Druck
oder Zug ablesen. Das Instrument wird in einem mit
Glasecheiben versehenen Holzkasten aufgestellt, ist sehr
leicht und bequem zu transportieren und hat sich nament-
lich bei Messungen an Gasfeuerungen ausgezeichnet i\
bewährt. 'i1fIIIN|[)
Da aber die Glasinstrumente zu leicht zerbrechlich
sind und auch das richtige Ablesen eine gewisse Uebung
(oraussetzt, so hat man Instrumente konstruiert, welche
den Zug auf einer Skala durch ein Zeigerwerk angeben.
Es sind dies gewöhnlich unten offene Röhren, welche
in den betreffenden Kanal eingeführt werden und welche
die am unteren Ende durch den Zug auftretende Lufi-
verdünnung auf eine elastische Platte oder Feder über-
ir^en, die ihrerseits wieder auf einen Zeiger wirkt, der
an einer empirisch eingeteilten Skala die Zugstarke
anzeigt.
Walther Dürr&A. Custodis haben sich einen
Zugmesser patentieren lassen, der auf demselben Prinzip
beraht, wie der auf Seite 3 1 7 beschriebene Luftpyrometer
von Siegert & Waltlier.
Der Zugmesser ist wie jener konstruiert, nur ist es nicht Fig. 394.
nötig das Gehäuse luftleer zu hatten ; dieselbe Wirkung,
die dort durch die Spannung der erwSrmten Luft auf die i
eintauchende Glocke erzielt wurde, tritt hier durch die Luft Verdünnung ein,
welche am unteren Ende des Rohres entsteht, das einerseits in dem Kanal
iteckt und andererseits mit dem Gehäuse verbunden ist. Auch dieser Zug-
messer kann von der zu messenden Stelle entfernt angebracht werden, nur
hat man für eine dicht abschliessende Rohrleitung Sorge zu tragen.
Die zur Bestimmung der Geschwindigkeit von Gasen dienenden In-
strumeale, die Anemometer, mögen nur erwähnt werden; ein Eingehen
hierauf ist deshalb nicht am Platze, da dieselben doch meistens nur bei
Messungen für Trockenanl^en, Ventilationen etc. von Spezialtechnikern ver-
wendet werden.
Hieran anschliessend seien noch zwei loBtrumente beschrieben, welche
<len allgemein wohl bekannten Orsat'schen Apparat und die Bnntc'sche Gas-
botette insofern ersetzen, als sie dazu dienen, den EobleDafturegehftlt in
den abgehenden FfluergaBea der verschiedensten Heizanlagen so zu bestimmen,
dass jeder Ungeübte die Zusammensetzung der Heizgase, bezüglich der
Kohlensaure an einer Skala abzulesen im stände ist.
326
X. Ableilang.
I
I
Das erste dieser beiden Instrumente ist das kompensierte Dasy-
meter mit Zugmesser von A. Siegert & Walther Dttrr in München,
welches nach den Angaben des Fabrikanten A. Custodia in Düsseldorf aus
einer feinen Wage besteht, die sicli iii einem luftdicht verschlossenen und
^'B- 395-
mit einer Glasscheibe versehenen gusscisemen Kasten befindet. Der eine
Wagebalken trägt eine hermetisch verachlossene Glaskugel, der andere ein
entsprechendes Gegengewicht, an welchem der Kompensator c. angebracht
ist. Letzterer besteht aus einer U förmig gebogenen Glasröhre, welche teil-
weise mit Quecksilber gefüllt ist; das linke Ende ist offen, während sich im
dem rechten, zugeschmolzenen scheibenförmigen Ende eingesperrte almo —
sphärische Luft befindet, welche allen EintlQsscn des wechselnden Baroraeler—
Standes und der Temperatür ebenso ausgesetzt ist, me die Luft oder di^
Gase in dem Kasten. Steigt oder föUt die Dichte der letzteren infolge von
Temperatur- oder Luftdruckandentngen, so ändert sich in analoger Weise
auch das Volumen der eingesperrten Luft in dem Glasröhrchen und einff
dieser Veränderung entsprechende Quecksilbermenge tritt nach der einen
bezw, anderen Seite hin und verschiebt den Schwerpunkt der Wage, wodurch
die auf die Kugel einwirkenden störenden Einflüsse der wechselnden Temperatut
und des Barometerstandes mit vollkommen genügender Genauigkeit kompensiert
Dasym<
327
werden. Ohne Anordnung des Kompensators wäre der Apparat erwiesener-
massen unbrauchbar; zur geriauen Regulierung der Empiindhchkeil der Wage
und des Gleichgewichtes dienen die beiden Stellschrauben m und n. Wegen
Einwirkung der schwefligen Säute und anderer in den Rauchgasen vorkonamen-
den Bestandteile, sowie in Berücksichtigung der grflssien Dauerhaftigkeit, sind
die Wagebalkenschneiden und Pfannen aus Edelsteinen hergestellt und die
Metallleile der Wage stark vergoldet. Um auch gleichzeitig die Zugstarke
mit messen zu können, ist oben auf dem Apparat der auf Seite 325 beschriebene
Zugmesser Z angebracht.
Der Apparat funktioniert nun wie folgt:
Ein Luftslrahlapparat S saugt die .zu untersuchenden Gase vor dem
Kaminschieber durch ein bis in die Mitte des Querschnittes des Kaminfuchses
hineinragendes Rohr an; diese Gase treten zunächst in zwei, mit Baumwoll-
walte präparierte Filter, wo sie von Russ und Flugasche gereinigt werden
und durchströmen alsdann kontinuierlich den Apparat.
Bei reiner Luft im Apparat spielt der Zeiger auf o der Skala ein, durch
die eintretende spezifisch scliwerere Kohlensäure erleidet aber die Glaskugel
einen Auftrieb und sind die in Berechnung kommenden Verhaltnisse derart
gewählt, dass ein Volumprozent Kohlensäure einem Ausschlag der Zeigerspitze
von einem Teilstrich der Skala entspricht.
Es kann somit der jeweilige Kohlensauregehall der den Apparat pas-
sierenden Gase unmittelbar abgelesen werden.
Der Apparat ist schon seit einigen Jahren in praktischer Anwendung
und hat u. a. Herr Dr. J. Hauff in Feuerbach sehr interessante Versuche
mit demselben vorgenummen, welche er in einer Sitzung des Württembergi-
schen Bezirks Vereins des Vereins deutscher Ingenieure vorgetragen hat. Am
Sdilusse seines Vortrags kommt Hauff zu folgendem Resume: »In den Siegerl-
Düir'scheo Apparaten können wir meines Erachtens willkommene Hilfsmittel
tnr Erreichung müglichsl guter Ausnutzung unserer kostbaren Brennstoffe be-
grilssen, die sicherlich ihre »freilich noch etwas hohen Anschaßungskoslen
Vietfsllig einbringen werden, wenn man neben denselben nicht vor der Mühe
ihrer sachgemässen Anwendung zurückscheuti.*)
Es hat sich nun nach den eigenen Angaben des Fabrikanten dieses
Dasymelers A. Custodis in Düsseldorf im Laufe der Zeit gezeigt, dass eine
genügend sorgfältige Behandlung dieses sehr fein gebauten Apparates in
mancherlei Betrieben zu sehr auf Schwierigkeiten stiess und dass auch dessen
Zusammensetzung dem Betriebspersonal häufig zu viele Umständlichkeiten
verursachte. Auch wurden die feinen Wageleile durch die Rauchga.se ange-
griffen. Hierdurch veranlasst, konstruierte A. Custodis die im Folgenden näher
2U beschreibende Gas wage.
In einem gusseisenien Gehäuse a, welches vorne durch 2 mit Glas-
scheiben versehene Deckel b und c verschlossen ist, befinden sich 3 von
einander getrennte Kammern d, e und f. In d befindet sich ein mit pein-
lichster Genauigkeit hergestellter Wagebalken g, welcher mit seiner mittleren
Schneide auf einer an der Rückwand des GehSu-ses a befestigten Pfanne h
balanziert. An den beiden äusseren Schneiden des Wagebalkens sind in
Gehängen DrShle i aufgehängt, welche durch die Decken der Kammern e
und f hindurchgelien und an ihrem unteren Ende 2 Glaskugeln fc und / von
genau gleichem N'olumen so tragen, dass diese frei in e und f schweben.
Wenn die 3 Kammern d, e und f mit atmosphärischer Luft gefüllt sind, so
s Vel
i deuUcher Inecnieurc, Nr, 29, Jahrg. iSyj.
328
X. Abteilung.
zeigt ein am Wagebalken g befestigter Zeiger m auf Null einer Skala n: diew
Skala n ist mittelst einer von der Aussenseite des Gehäuses a drehbaren
Spindel o versteilbar angeordnet, so dass eine Einstellung des Zeigers auf
Null erfolgen kann, ohne dass die Deckel geöffnet werden.
Bringt man nun in die Kammer f ein Gasgemisch hinein, so erhält
die Kugel l einen dem spezifischen Gewicht dieses Gasgemisches entsprechenden
Auftrieb, sodass also, wenn das spezifische Gewicht des Gases grösser ist,
als das der atmospharisclien Luft, die Kugel / steigen und der Zeiger m vor
der Skala n sich bewegen wird. Da nun die einer Feuerung entstammenden
Gase um so schwerer sind, je mehr Kohlensäure dieselben enthalten, so wiril
die Kugel ( um so höher steigen und um so mehr wird sich der Zeiger m
vor der Skala n hinbewegen, je mehr Kohlensaure die in die Kammer / ge-
brachten Gase aufweisen. Da nun die Skala n in Kohlensäureprozente {lüf
Feuerungsgase) eingeteilt ist, und da die Gase ununterbrochen in gleich-
mässigem Strom die Kammer / durchstreichen, so kann man erstens dcD
prozentualen Kohlen Säuregehalt ohne jede Umrechnung direkt an der Skala
ablesen, und zweitens kann man jede Schwankung im Kohlensäuregehalt sofori
erkennen, so dass es ermöglicht ist, den Verlauf der Verbrennung zu ver-
folgen und denselben durch geeignete Manipulationen günstig zü beeinflussen.
Fig. 396-
Ausser Rauchgas kann auch jedes andere Gasgemisch, sei es im spMl-
fischen Gewicht gleich, leichter oder schwerer als die atmosphärische Luft.
durch den Apparat auf irgend einen Bestandteil ununterbrochen anaÜsiert
werden, da dementsprechend nur die Skala einKUteilen ist.
Oekonoineter.
329
arometer- oder Temperaturschwankungen haben durchaus keinen Ein-
r die Richtigkeit der Angaben, da die beiden Kugeln genau gleiches
1 haben und deshalb durch derartige Schwankungen in genau gleicher
se angegriffen werden, so dass dieselben sich gegenseitig kompensieren.
Die mittelst der chemischen Analysen vielfach angestellten Gegenproben
m stets in Uebereinstimmung mit den Angaben des Apparates gestanden
^
^
j®-
Hg. 397.
'Bin ferneres, gleichen Zwecken dienendes Instrument ist der Oekono-
fer von Arndt. Nach der Zeilschrift »Dampf«. Nr. 34 und 35, Jahrg.
3, ist er eine, in einem luftdichten, mit Glasscheibe versehenen Kasten
ende, auf einem ganz neuen Arbeilsprinzip beruhende Gaijwage. An dem
ten befinden si<.h zwei Stutzen i, und »j, %-oii denen der erstere i, durch
etwa 10 mm weite Rohrleitimg mit einem, in den Rauchkanal des
icis zwischen letzlerem und dem Zugschieber eingesetzten Ga.sabsaugeiohr
der zweite Stutzen i, durch eine gleiche Rohrleitung mit einem zwischen
iclvieber und dem Schornstein in den Rauchkanal eingesetzten kleinen,
t die vom Schornstein angesaugte Luft gespeisten und betriebenen
330 X. Abteilang.
Luftstrahlapparat verbunden ist. Im Inneren des Kastens n ist der Stutzen i,
mit dem Gassteigerohr und der Stutzen ij mit dem Gasabsaugerohr durch
Gummischläuche q^ und q^ verbunden.
Die Gaswage selbst besteht aus dem sehr fein gearbeiteten, mit Bezug
auf seine Wiegefähigkeit höchst empfindlichen Wagebalken a nebst dem daran
starr befestigten Zeiger b und aus dem einerseits am Wagebalken a au%e-
hängten, unten offenen Gasbehälter e von etwa 0,5 Liter Inhalt, sowie aus
dem andererseits an dem Wagebalken a aufgehängten hohlen, oflfenen Kom-
pensationskörper ßj, an welch letzteren noch eine Schale mit kleinen Gewichts-
körpem angehängt ist, mittelst welcher der Gasbehälter e ausbalanziert wird.
Der Kompensationskörper e^ kann auch ein beliebig gestalteter Voll-
körper sein, muss jedoch zur Herstellung des gleichen Auftriebvermögens
dasselbe Gesamtvolumen besitzen wie der Gasbehälter e. Die Schneiden der
Wage sind aus Stahl gearbeitet und vergoldet, die Pfannen dag^en aus Achat
gefertigt. Das Gassteigerohr ragt in den Gasbehälter c, der einen unten
offenen Hals e^ hat, welcher von dem oben offenen Gasabsaugestutzen um-
geben ist. Der Hals e^ hat sowohl um das Gassteigerohr, als auch in dem
Stutzen des Gasabsaugerohres genügend freien Spielraum, so dass die Gas-
wage ganz widerstandsfrei schwingen kann. Die Skala c besitzt nun eine
solche Teilung, dass der Ausschlag des Zeigers b von einem Teilstrich zum
anderen einem Volumenprozent Kohlensäure entspricht.
Die Wirkungsweise dieses Apparates geht wohl zur Genüge aus oben
Gesagtem und aus der gezeichneten Figur her\'or, es sei nur noch bemerkt,
dass die Regulierung der Wage am besten durch Glasperlen oder feine Eisen-
feilspäne erfolgt und ist zur Einführung derselben ein Verschluss v vorgesehen.
Femer sei noch erwähnt, dass an der obersten Stelle des Kastens noch ein
zweiter \'erschluss angeordnet ist, um zeitweise in den Kasten n atmosphä-
rische Luft anzusaugen, falls wirklich aus dem Gasabsaugerohr Gase diffun-
dieren sollten, was aber noch nie beobachtet >Ä'urde. Dadurch, dass e und e^
unten otVen, somit der Druck innerhalb derselben stets der gleiche ist wie
ausserhalb, kommen Dmckschwankungen und Barometerstand bei diesem
Apparat nicht in Betracht; ebenfalls sind bei demselben Temperatureinflüsse
ausgeschlossen, weil die den Apparat langsam durchströmenden Gase die in
ilemsolbon vv^rhorrschende Temperatur in den engen Gasleitungen sofort annehmen.
Boxüglich Entnahme iler Gase und Reinigung derselben vor Eintritt in
den Ap|Kirat gilt ilas gleiche wie bei dem Appiirat Siegert- Walther.
.\uch ilor Arndt'sihe Oekonometer hat schon viele Anwendungen ge-
fundiMi und ist im Ansohatlungspreis billiger als der zuerst beschriebene
Apjniral : ilie Resultate v^fRzioller Untersuchungen des Appwurates sind dem
\'erfassiM nicht bokaunt, docl\ kann es keinem Zweifel imterliegen, dass der
.\piKirat sirher uuvl richtig arlnntet.
/.un\ Svhhiss sei t\och eii\os Apjxirates gedacht, der zwar nicht in
liieso ;\btoihu\g gohC^rt» aber immer nwh eher in dieser, als in einer der
vorhoiurhrndot^ brspuvheu weiAlot\ kann.
Ks ist dirs rin Ap)\uat, genannt »HydriMueter« zur Ueberwachung des
KlüssigktMivstandt*^ n\ Kesctvv»irtM\» Hottiohen. Brunnen, Gruben etc. aus be-
liehign Knttcntung.
PioHi^i Api^uat besteht aus einer Gkvke «1 wn Gusseisen (auch Blei-
lilrts, V\\K\\\ et\\\ wrUhe n\an mit vUm v>tfenou Seite in die Flüssigkeit taucht,
wxhIuuU vIu^ l.nll wMvluhtrl \\u\l. und Äwar um s^-» mehr, je tiefer man die
ilU»\kr nntauv hl l'\ rntst\^ht ,iIm^ \\\ \Wx vUvx^kc eine Spannung, welche
\W\ \UA\v \\\'\ V\\\\\\^\<v\\xsM\W ent^puvUt. Piese S^vmnung und damit gleich-
Hydrometer.
331
die Höhe des Flüasigkeitsstandes, wird durch ein Röhrchen von Kupfer
Messing mit einer entsprechenden Anzeigevorrichtung (Manometer) b
de Entfernung in beliebiger un regelmässiger Verbindungslinie übertragen,
jem Zifferblatt der Anzeigevorrichtung wird die
der Flüssigkeit in Centimetem mit solcher Ge-
feit angezeigt, dass man selbst ganz geringe
inkungen in der Flüssigkeitshöhe beobachten
— Soll die Flüssigkeitshßhe gleichzeitig an
Iren Orten angezeigt werden, so gentigt eine
e Glocke, von welcher aus mehrere Röhrchen
weigt werden können.
Da nun die in der Glocke a befindliche Luft durch
zu venueidende Undichtigkeiten im Laufe der
entweicht, so würde man ein falsches Bild vom
e der Flüssigkeit erhallen, wenn man nicht von
zu Zeit Luft unter die Glocke drückte. Man
zu diesem Zweck eine besondere unter die
.e mündende Rohrleitung legen, man kann aber
die Rohrleitung c benutzen, indem man in diese
■eigneter Stelle eine Abzweigung einschaltet und
iese, sowie in die Leitung c von dem Mano-
b je einen Hahnen anbringt. Schliesst man
etzteren und öffnet den in der Abzweigung an-
chten Hahnen, so kann man Pressluft nach
locke schicken ; hierauf werden die Hahne umgeschaltet und der Apparat
Ordnung.
t-'g. 39B.
XL Abteilung.
Yentllations- und Badeeinriehtungen.
Nachdem mit der vorstehenden Abteilung der Zweck des Buches, nämlich
die maschinellen Hilfsmittel der chemischen Technik und ihre verschiedenen
Verwendungsarten zu beschreiben und zu erläutern erreicht sein dürfte, sei
es doch noch gestattet, einige kurze Mitteilungen über Einrichtungen zu
bringen, welche nicht dem Fabriksbetrieb, sondern dem Wohl der Arbeiter
dienen sollen !
Wie bekannt ist schon der Staub, wie er sich in unseren Wohnungen
bildet, der Feind unserer Gesundheit, und es werden bei der Einrichtung
unserer Wohnstätten Vorrichtungen getroffen, um eine spätere Staubbildung
möglichst zu vermeiden und etwa doch auftretenden Staub unschädlich zu
machen.
Wenn diese Staubbeseitigung in unseren Wohnungen bereits zum Be-
dürfnis geworden ist, so ist sie in Fabriken und besonders in chemischen
Fabriken geradezu eine zwingende Notwendigkeit !
Es muss anerkannt werden, dass in neuester Zeit teils auf Veranlassung
des Staates, teils aus eigener Initiative der Arbeitgeber in hygienischer Hin-
sicht viel geschehen ist, um die schädlichen Einflüsse dej gewerblichen Arbeit
auf den Arbeiter zu verhauten oder mindestens zu verringern. Ob nun die
getroffenen Einrichtungen zur Verbesserung der Luft dienen — Ventilations-
anlagen — oder ob sie solche sind, welche für die Reinhaltung des mensch-
lichen Körpers erstellt sind — Badeeinrichtungen — so dienen beide doch
humanen Zwecken und ein jeder Mensch wird ohne Weiteres den hohen
Wert dieser Anlagen als vortreffliches Mittel zur Hebung des körperlichen
und moralischen Wohlbefindens des Arbeiterstandes anerkennen.
Ventilationsanlagen. Betritt man die Arbeitsräume einer chemischen
Fabrik, so findet man in dem einen Räume die Luft mit Staub, in dem
anderen mit schädlichen Dämpfen, Gasen etc. geschwängert, welche die Ar-
beiter notgedrungen einatmen müssen, wodurch ihr Gesundheitszustand und
ihre Leistungsfähigkeit unbedingt nachteilig beeinflusst wird. So macht Fin-
kein bürg in einem Vortrag*) über Volkssanatorien die erschreckende Mit-
teilung, dass in Crefeld beispielsweise an Tuberkulose von den Webern 59^/o>
von den Fabrikarbeitern (in Webereien!) 68®/^^, von den Färbern 64®/^ und
von den Appreteuren 92®/^ gestorben sind ! Diese Zahlen lassen am deut-
lichsten erkennen, von welch zwingender Notwendigkeit es ist, Räume, in
*) ZentralbUtt für allgem. Gesandbeitspflege 1890, Heft 1.
Ventilations- and Badeeinrichtiingen. x^^
eben viele Menschen zusammen arbeiten und in denen zudem die Luft
:h durcb die Fabrikationsprozesse verpestet wird, gründlich zu lüften, zu
itilieren. Der Grund dieser von Finkeinburg angeführten, furchtbaren
iwindsuchts-Sterblichkeit liegt zweifellos fast ausschliesslich in der Wirkung
Staubes, der mit schädlichen Dämpfen und Gasen durchsetzten Luft auf
Atmungsorgane, indem dieselben gereizt und fiir die Ansteckung mit den
trall verbreiteten Tuberkelbacillen zugänglich gemacht werden. Alle diese
►achen verbreiten oder erzeugen aber ausser der Schwindsucht noch eine
ze Reihe anderer Krankheiten und ist es daher dringende Notwendigkeit,
selben durch geeignete Lüftungseinrichtungen zu beseitigen. Aber auch
Rücksicht auf das Fabrikat werden dem Betriebschemiker Fälle vorkommen,
welchen die, einem Fabrikations- oder Aufbewahrungsort zugeführte Luft
* genügende Feuchtigkeit besitzen muss, oder aber die einzuführende Luft
5s möglichst trocken sein, um einen hohen Grad von Feuchtigkeit auf-
imen zu können.
Man unterscheidet zunächst zweierlei Arten der Ventilationsanlagen,
alich
i) allgemeine Raumventilation und
2) besondere Ventilation der einzelnen Apparate und Maschinen,
welche ein Verschlechtem der Luft hervorrufen.
Bei beiden Arten können wieder zwei verschiedene Prinzipien An-
idung finden und zwar
i) die Pulsion, Einblasen frischer Luft, und
2) die Aspiration, Absaugen verdorbener Luft.
Die Hauptaufgabe jeder Ventilationsanlage ist, eine bestimmte Luft-
nge in einer bestimmten Zeit zu erneuern bezw. zu ersetzen und lässt
i diese Aufgabe insofern auf verschiedene Weise lösen, als man der be-
bten Luft verschieden grosse Geschwindigkeiten erteilt. Man kann die Luft
: grosser Geschwindigkeit durch eine kleine Oeffnung treiben oder aber
rch eine grosse Oeffnung langsam hindurchtreten lassen, wobei aber nicht
«er Acht zu lassen ist, dass die Betriebskraft der erforderlichen Ventilations-
schine im ersteren Falle grösser ist als im letzteren.
Allgemeine Raumventilation. Bei allgemeiner Raumventilation wird
in stets zur Wahl eines Schrauben-Ventilators (s. Fig. 189 u. 190S. 143 u. 144)
schreiten haben, während man bei der besonderen Ventilation am zweck-
5sigsten Zentrifugal-Ventilatoren oder Exhaustoren (s. Fig. 188 Seite 142)
nutzen wird.
Die Anwendung der Schraubenventilatoren erfordert wegen der geringen
ftgesch windigkeit weite Durchtrittsöffnungen für die Luft und wenn Kanäle
orderlich sind, auch weite Kanäle, deren Querschnitt mindestens gleich
B des Ventilatoraustrittes sein muss, wenn der Schraubenventilator zu seiner
len Wirkung kommen soll.
Sollen aus einem Räume nur verdorbene Luft oder solche Gase, welche
1 vermöge ihres geringen spezifischen Gewichtes stets nach oben bewegen,
fernt werden, so bringt man in der Decke des Raumes einen Schrauben-
itilator und am Boden verschiedene Löcher zum Eintreten der nachströ-
nden frischen Luft an. Lässt sich der Ventilator aus baulichen Gründen
ht an der Decke anbringen, so kann man denselben auch in einer der
ifassungsmauem, aber möglichst hoch oben, anordnen.
334
XI. AbwUnng.
Handelt es sich bei der allgemeinen Raumventilattoa um die Fort-
schaffung von, als Nebel vorhandenem Wasserdampf oder anderen Dampren.
so nennt man diese Anlagen im besonderen Entnebelungs- oder Eni-
Diese Enlnebelung oder Enidunstung geschieht bei trockener, wanner
Witterung durch direkte Zuführung der Aussenluft mittelst Ventilators in
den oberen Teil des zu ventilierentlen Raumes, wobei die Dünste und Nebe) |
durch die trockene Luft bis zu einem bestimmten Sättigungsgrad aufgenommen
aerden und mit derselben durch in den Wänden unten angebrachte Oeffnungen I
abziehen Bei feuchter Witterung hingegen ist es nötig, die Aussenlufl ,
\or dem Einfuhren in den betreffenden Raum durch Heizapparate ziehen n
lassen (s nachstehende Fig. 309 ), um sie zu trocknen und damit für die
Aufnahme der zu beseitigenden Nebel bezw. Dampfe fähiger «u maiheii
Nachstehende Tabelle giebt für verschiedene Temperaturen das Anf-
nahmevermogen der Luft an Feuchtigkeit an.
I Luft his zu seiner Sättigung nicht mehr Feuclit^(ä>
Es kann i cbm
mthalten als:
2,0 Gramm bei — 15° C.
7.0
9.5
".5
r
Betondere VentiUlian.
17,0 Gramm bei -f- 20
+ 30
+ 40
M5 ■
Besondere Ventilation. Wie bereits weiter vorn gesagt wurde, ist
Zweck dieser Ventilationsanlagen der, den sich wahrend des Betriebes von
'kl eine rungamasch inen etc. bildenden Staub sofort an den Entstehungsstellen
entfernen und ihm gar keine Gelegenbeit zu geben, sich im ganzen Ar-
tsraum zu verbreiten.
Die Einrichtung einer solchen Ventilationsanlage ist verhältnismässig
fach und unterscheidet man hierbei Anlagen mit direkter und solche mit
irekter Aspiration, sogenannte Kanalanlagen. Letztere bestehen aus einer
denleitung, welche einzelne Saugkasten in unmittelbarer Nahe der slaub-
wickelnden Maschinen und Apparate besitzt, und durch welche der ent-
sende Staub direkt nach unten abgesaugt wird, so dass er nicht in die
ihe steigen und von dem Arbeiter eingeathmet werden kann. Solche An-
en können je nach der Zahl der benötigten Saugstellen im allgemeinen
iner. ausgeführt werden, als die Anlagen mit direkter Aspiration, weil hierbei
iser den Saugstellen noch Anschlussröhren an die Maschinen nötig sind,
durch die Hauplruhrleitungen einen grösseren Querschnitt erhalten müssen.
^e Hauptrohrlei lung mus3 schon deshalb richtig bemessen werden, um in
1 Zweigleitungen noch eine genügend starke Depression hervorzurufen,
luptbedingung bei einer Anlage mit direkter Aspiration ist, dass die Leitungen
bedingt vor Feuchtigkeit geschützt werden müssen, da sonst ein Ansetzen
i Staubes an deren Wanden erfolgt, wa.s dann eine Querschnitts Verengung
■ Folge hat ; aus diesem Grunde wendet man mit Vorteil glasierte Thon-
iren an. Die bei den Anlagen zur Verwendung kommenden Venlilations-
isdiinen sind in der Regel die Zentrifugal-Exhaustoren. Die vollkommenste
lubentfemung geschieh! aber in der Weise, dass man die Maschinen ura-
intelt und diese Ummantelung durch eine Rohrleitung mit der Saugslelle
rhindet und so den Staub absaugt. Leider lasst sich eine derartige Ein-
pselung bei den wenigsten Maschinen der chemischen Industrie ermöglichen
d muss man sich mit den Einrichtungen behelfen, welche oben beschrieben
Der angesaugte Staub kann nun entweder den Exhaustor passieren
er schon vor dem Eintritt in denselben durch Sauglufl-Fi her aufge-
gen werden. Letzteres wird stets da erforderlich sein, wo die staubige
ft Explosiv- oder sonst leicht entzündbare Stofle enthalt oder gar nur aus
chen besteht.
Wird kein Wert mehr auf die Wiedergewinnung des feinen Staubes
egt, so kann man in die Siiugleitung sogenannte Nassfilter einschalten
! umstehende Fig. 400, eine den Dr. Arens und C, Lamb in Würzburg
enterte und von der Firma G. Schiele & Co. in Frankfurt a. M.-Bocken-
m ausgefüllte Konstruktion zeigt.
Dieser Apparat besteht aus einem rechtwinklig geformten Kasten, in
Ichem geneigte, mit lauhem Flanellsioff umkleidete Einlagen so angebracht
r
336
XI. Ableilong.
sind, dass die durchstreichende Luft jede Fläche der Einladen berühren muss,
ehe sie den Apparat wietler verlässt.
lieber dem oberen Teile des Kastens ist ein mit der Wasserleitung ver-
bundenes Rolir angebracht, aus welchem kontinuierlich ein dünner Wasser-
strahl auf die oberste Einlage herabfällt, sich dort auf die ganze Breite der-
selben verteilt und dann zur folgenden Einlage ablauft und so fort bis zur
untersten Einlage gelangt, um endlich durch ein Abflussrohr am Fusspunkte
des Apparates fortgeführt zu werden.
Durcli diese Einrichtung des Filters werden bei einem ungemein geringen
Wasserverbrauch alle Einlagen dauernd in feuchtem Zustande erhalten.
Die staubige Luft tritt bei A in den Apparat, durchzieht denselben in
der Richtung der Pfeile und sIrCmt im geremigten Zustande wieder bei B
aus und dem Exhaustor zu.
Beim Durchgang durch den Apparat stösst sich die Luft und ändert
üire Richtung an jeder der Einlagen, wodurch sie gezwungen ist, den mil-
geführtcn Staub an den rauhen, feuchten Oberflächen derselben abzusetzen.
Zur bequemen Reinigung der Einlagen ist die Vorderwand des Apparates
abnehmbar Die engsten Durchs trömungsquerschnilte können ohne Nachteil
für die sichere Wirkung des Apparates so gross genommen werden, dass die
Durch Strömung der Luft fast ohne Widerstand erfolgt. Da keinerlei be-
wegte Teile im Apparat vorhanden sind, so erleidet derselbe auch keine
r
SchUuchfiltcr.
33%
Abnutzung. Der an den Einlagen abgesetzte Staub kann durch periocUschB 1
Reinigungen bequem beseitigt werden.
Bei Untersuchungen, die über die Wirkungsweise dieses Apparate» |
durchgeführt wurden, zeigte es sich, dass Luft, die stark mit Kehrichtstaub
beladen durch den Apparat ging, nach einer ge wich taanaly tischen Bestimmut^
Q9>3*/o *'^ Staubgehaltes verlor. Luft, der Kalkstrassenstaub beigemischt
war, setzte sogar 99, o"/« dieser Verunreinigung im Apparate ab, während
von Kohlenstaub 99,6"/, zurückbehalten wurden.
Diesen soeben beschriebenen Filter wendet man jedoch — wie schon
gesagt — nur dort an, wo auf eine Wiedergewinnung des Staubes verzichtet
Ist dieser abgesaugte feine Staub aber ein für die Fabrikation sehr
wertvolles Produkt, so muss man vor Allem auf seine Zurückerlangung be-
dacht sein und wendet deshalb ausser Nass-P~iiter auch Trocken-Fi! ter an.
I
i^~ Zu ei
' / massige Ver
■/ in einer Erv
■ f ICammer, a
-'I feine Staub
i Parnl
Zu ersterem finden vielfach Körtings Zentrifugal -Streudüsen zweck-
Verwendung und zwar derart, dass eine, oder mehrere solcher Düsen
Erweiterung der Exhaustor- Rohrleitung, oder in einer besonderen
also etwa wie Fig. 401 zeigt, angeordnet werden, wodurch der
in verhältnismässig langer Zeit mit sehr fein verteiltem Wasser in
ß^8 XI. Abteüung.
Berührung kommt und dadurch niedergeschlagen wird. Der niedergeschlagene
Staub wird durch das aus der Kammer abfliessende Wasser fortgetragen
imd gleichzeitig geschlämmt. Hierdurch erhält man den wiedergewonnenen
Staub in der zartesten Form wieder, was für Thonwarenfabriken und der-
gleichen von solchem Werte ist, dass dadurch ein nicht unbeträchtlicher
Teil der Betriebskosten der ganzen Entstaubungsanlage nahezu aufgewogen wird.
Ein dem gleichen Zweck dienender Trockenfilter ist der nachstehend
beschriebene Schlauchfilter, Patent Yeacks & Be hrens, dessen Konstruktion
die Fig. 402 veranschaulicht.
Dieser Filter besieht aus einem allseitig geschlossenen Kasten aus Holz
oder Eisen, in welchem sich einfache, oben durch Holzdeckel geschlossene
Schläuche aus Flanell oder grobem Sackleinen befinden, die mit ihren unten
oflfenen Enden durch Rohrleitungen mit den zu aspirierenden Apparaten ver-
bunden werden. An dem oberen Ende des Kastens ist für je vier Schläuche
ein Saugrohr mit Drosselklappe angebracht, an welches der Exhaustor ange-
schlossen wird. Je vier solcher Schläuche bilden ein System und werden
mittelst eines an einer Kette über Rollen hängenden Gewichtes hoch und
straff gehalten. Die Reinigung der Schläuche von dem an der Oberfläche
haftenden Staub erfolgt selbstthätig, indem periodisch die zusammengehörigen
Schläuche durch langsamen Abschluss der Saugöffnung ausser Verbindung mit
dem Exhaustor gebracht und dann wiederholt kräftig geschüttelt werden.
Je nach Art des zu beseitigenden Staubes und nach Grösse der zu
reinigenden Luftmengen ordnet man derartige Filter in grösseren oder kleineren
Gruppen an. Damit während der Reinigung eines Systemes der Luftabzug
nicht gänzlich unterbrochen werde, ist es ratsam, mindestens zwei solcher
Systeme, also mindestens acht Schläuche anzulegen.
Durch unter den Filterschläuchen angeordnete, am Ende mit Schiebeni
versehene Trichter wird ivach dem Abschütteln der Schläuche der abfallende
Staub in Säcke oder sonst geeignete Gefclsse abgelassen, um wieder verwendet
zu werden. - ^ ,
Noch ein weiterer sehr empfehlenswerther Stäubfäfcgor für Saugluft ist der-
jenige, welchen das Eisenwerk (vorm. Nagel & Kaemp)'A.-G. nach eigenem
D. R. P. in den Handel bringt. Derselbe besteht in der Wesenheit aus
einem Filterkorbe, welcher an der wagrechten Zwischenwand eines Gehäuses
aufgehängt ist. Die staubHaltige Luft wird von unten durch ein Rohr zentral
zu dem P'ilterkorbe eingeführt, verbreitet sich rasch in den Zwischenräumen
zwischen den seesternförmig angeordneten Filterzellen und wird durch deren
Flanellwände filtriert. Die gereinigte, staubfreie Luft steigt im Innern in den
oberen Teil des Gehäuses und gelangt dann von da aus nach dem Exhaustor.
Der im unteren Teil des Gehäuses zurückbleibende Staub fällt, soweit er
nicht an den Zellenwänden hängen bleibt, zu Boden und wird durch Schnecke
oder Rührwerk kontinuierlich abgeführt.
Die Anordnung solcher Saugluftfilter eignet sich speziell überall da, >^<^'
entweder die Staubquellen entfernt, in verschiedenen Räumen liegen oder w^^
der Staub aus verschiedenen Betrieben herrührt und einzeln wiedergewonnen
werden soll, also nicht vermischt durch ein gemeinsames Filter gehen darf.
Man ist dabei aber in der Lage — wenn die Entfernungen keine allzu grossen
sind — für sämtliche Arten der in einem Betriebe vorkommenden Staub-
entwickelungen eine Zentral-Anlage mit einem einzigen E.xhaustor zu schaffen.
Alle diese soeben besprochenen Saugluftfilter lassen sich aber ebenso
gut auch als Druckluftfilter verwenden, man hat dann nur an der Stelle, an
welcher vorher die Saugleitung in den Filter eintrat, die Druckleitung de»
Spi..
339
Exhaustors anzuschliessen. Für Fälle, in welchen auf eine Wiedergewinnung
des Staubes kein Wert gelegt wird und in welchen auch keine F.xplosion
in dem Exhaustor durch mitgeführte Explosionsstofle zu fürchten ist, wird
man den Staub, der Einfachheit halber, auf eine andere Weise zu vernichten
suchen .
Mau lässt dann den Exhaustor in einer Grube auf Wasser blasen,
welches von Zeit zu Zeit von der sich bildenden Schlammschicht gereinigt
werden muss, oder man benützt hierzu ein in der Nahe beÖndlichea fliessendes
Wasser, wobei man die Reinigung erspart.
Wo beides nicht angängig, kann man sich eine Staubkaromer erricliten;
dieselbe ist ein kleiner Bau — dem zu reinigenden Luftquantum entsprechend
— aus Hokfachwerk, in welchem mit Sackleinen oder dergl. bespannte
Holz-Rahmen im Zickzackwege angeordnet sind. Jeder Rahmen lasst zwischen
sich und der Gebäudewand bezw. dem Boden einen freien Durchgangsraum
fOr die staubhaltige Luft, dessen Querschnitt so bemessen sein niuss, dass
eine allmählige Verringerung der Luftgeschwindigkeit eintreten kann. Soll
die Luft bei ihrem Austritt möglichst rein sein, so ist es selbstverständlich.
dass ihre Geschwindigkeit dort eine so geringe und sie daher nicht mehr
im Stande ist, noch den spezilisch schwereren Staub mitzufüiiren. Die staub-
haltige Luft lässt man in der Nähe oder ganz am Boden eintreten, während
die gereinigte in der letzten Zelle durch einen auf dem Dache angebrachten
Schlot abzieht. Die Filtertücher müssen aber in gewissen Zeitabschnitten von
dem anhaftenden Staub durch Abklopfen gereinigt werden, da sie sonst, wie
erklärlich, nicht reinigend auf die staublialüge Luft wirken können. Man
muss deshalb die Staubkammer mit einer Thür zum Herausnehmen der
Filterrahmen versehen.
Eine andere Art der Reinigung von staubhaltiger Luft kennzeichnet
den nachstehend dargestellten dem Ei-.envn.rk (\urmalb Nagel & Kaemp)
A.-G, patentierten und auch \on demselben \ertncbenen bpiralausscheider.
Fig. 403.
Bei diesem Apparat wird der mit Staub gcscliwjingcrte Lufistrom durch
tiooi zylindrischen, innen und aussen geschlossenen Spiralgang gejagt, wobei
4ie ün Windstrom enthaltenen Staubteile wegen ihrer Schwere unter dem
ifluss der Zentrifugalkraft sich an den Musseren Umfang der Spirale legen,
1 dort durch angebrachte, stellbare Klappen abgefangen zu werden.
340
XL Abteilang.
Ein weiterer Staubabscheider, dessen Wirkung ebenfalls auf der Zen-
trifugalkraft beruht, ist der Cyclo ne.
Derselbe ist ein trichterförmiges geschlossenes Gehäuse aus Blech, in
dessen oberen weiten Teil der mit Staub geschwängerte Luftstrom so eingeleitet
wird, dass er am Umfang des Trichters rasch kreisen muss. Die Staub teile
legen sich, weil schwerer wie die Luft, durch die Wirkung der Zentrifugal-
kraft an die Trichterwand innen an, gleiten an derselben nieder, bis sie am
unteren Auslaufrohr gesammelt werden, während die Luft nahezu entstäubt
aus dem oberen Dunstrohr entweicht.
Keiner der beiden zuletzt besprochenen Apparate ist jedoch im Stande,
die Luft wirklich staubfrei entweichen zu lassen, vielmehr sind sie nur als
für die iVorentstäubung geeignete c Apparate anzusehen, bei welchen die
austretende Luft zur vollkommenen Entstäubung nochmals durch Filter geleitet
werden muss.
mmmm
Fig. 404.
Nicht nur bei der Herstellung mehliger, staubiger Produkte, wie Cemcnt,
Farben etc., wird die Staubentwickelung unangenehm empfunden, sondern
auch bei der Verpackung derartiger Produkte in Fässer, Kisten u. s. w.
Deshalb ist es auch hier am Platze, die Arbeiter, welche mit der Verpackung
derartiger Stoffe beschäftigt werden, vor den schädlichen Einwirkungen dieses
Staubes, welche durch Einatmen desselben entstehen, zu schützen.
KUhtantagen. 3^1
Diese Aufgabe ist von der Stelliner Porlland-Zement-Fabrik auls
Beste gelöst und stellt dieselbe ihre ausgezeichnet bewahrte Erfindung be-
dingungslos Kur allgemeinen Benutzung. In der Fig. 404 ist eine solche
Einrichtung, wie sie in oben genannter Fabrik ausgeführt wurde, schematisch
dargestellt.
Der Zement, welcher durch die Schnecke A aus der Mühle in den
Silo B geführt wird, verdrlngt die darin befindliche, mit Staubteilen erfüllte
Lul%. Diese wird durch das Rohr C vermittelst des Exhaustors D abgesaugt
und in die Fillerschläiiclie E geführt, deren Fillerlucli am vorteilhaftesten aus
ungebleichtem Nessel besieht. Der Luftdruck in diesen Filterschlauchen muss
ein möglichst geringer sein, damit die Luft staubfrei durch diese Filter in
den Speicherraum austreten kann, während sich der Staub an den Innen-
wanden der Filter ansetzt. Etwa tflglich zweimal, während der Exhaustor
stille steht, wird der Staub abgeklopft, in ein darunter gestelltes Gcföss ab-
gelassen und wieder der Produktion zugeführt.
Ist das Silo B gefüllt und soll dessen Inhalt in Fässer verpackt werden,
si} öffnet man die Drosselklappe F, und lasst den Zement in den Zylinder
Ö strömen, welcher annähernd den Inhalt eines Fasses aufzunehmen vermag.
.\lsdann schliesst man die Klappe F, setzt ein leeres Fass auf die Rüttel-
vorrichtung H, und öfTnt-t nun die Drosselklappe I, sodass der Inhalt des
ilylinders O langsam in das Fass hineinläuft und fesigerüttelt wird- Die von
dem in das Fass hineinströmenden Zement verdrängte staubhaltige Luft muss
nun abgesaugt werden, damit sie sich nicht dem Arbeitsraum mitteilt. Dieses
Absaugen geschieht durch das Rohr L, welches mit dem bereits er«'ähnten
Exliaustor D verbunden ist. An dem unteren Ende des Zylinders G ist
noch ein durch einen Eisenring beschwerter lieme! Jf angebracht, welcher bis
dicht Ober das Fass reicht, sodass man gerade noch die allmählige Füllung
denselben beobachten kann. Die Anordnung dieses Beutels bezweckt das
Zurückhalten der von den Seiten zuströmenden Luft und zwingt den Exhaustor
die Luft vor allem aus dem Fasse selbst zu entnehmen. Dieser durch das
Sohr L abgesaugte Staub wird natürlich ebenfalls zwecks Reinigung in die
Filtcrschlauche E geführt. Nach erfolgler Füllung wird nun die Klappe 7
geschlossen und F geöffnet, worauf der Vorgang in der beschriebenen Weise
■von neuem beginnt.
In solchen Fallen wo die Luft in den Arbeitsräumen nicht durch Staub
verunreinigt, sondern irocken und heiss ist und daher ermüdend auf die
Arbeiter einwirkt, oder wo mit Rücksicht auf das in einem Räume lagernde
Material die Luft auf einer bestimmten külüen Temperatur erhalten werden
niuas, legt man Kühluilageil an. Man baut bei solchen Anlagen in der
R^el an den zu kühlenden Raum oder in die Nahe desselben eine soge-
nannte Kühlkammer wie es die nachstehende Fig. 405 zeigt, und blast entweder
die Luft mit Hilfe eines Ventilators, welcher sie aus dem Freien entnimmt,
liindurch in Leitungskanäle, oder saugt sie aus der Kühlkammer und drückt
sie in die Verteilungsleilungen.
In dieser Figur ist die Kammer durch eine Mauer in zwei Teile
geteilt. In einem ist der Ventilator V und 2 Streudüsen 5, angebracht,
welch' letzlere ihr Wasser nach unten zerstreuen, also dem Luftstrom des
Ventilators entgegen senden, während sich in dem anderen 2 nach oben ge-
richtete Streudüsen S^ und die Jalousieauslassöffnung J befinden.
Der Luftstrom des Ventilators wendet sich in dem zweiten Teil der
Kühlkammer wieder nach unten wo ihm aber die Düsen iS, ihr Wasser ent-
.342
XI. Abtdiang.
gegensprengen und ihn noch weiter abkühlen bis er unten dUTcli tlie ver-
stellbare Jalousie in den aufwärts sleigcnden Kanal K gelangt, von wo aus er
sich nach den einzelnen Verwendiingsstellen durch Rohre L verteilt, weiche
alsdann an geeigneten Steilen das Austreten der gekühlten Luft gestalten.
Fig 405
Anstatt der Külilkamniem kann man mlürlich auch BerieselungS-
tOrme anwenden, welclie aus einem Holzgerüst bestehen m welchem Zwischen-
lagen von Reisern oder dergl. angeoidnet sind auf »eiche man kaltes Wasser
pumpt und dasselbe durch die Reiser langsam hin durch rieseln lasst, während
man den Luftstrom in entgegengesetzter Richtung hmdurchführt.
Eng an diese Einrichtungen, welche zur Beseitigung des Staubes und
der Verbesserung der Luft dienen schlicssen sich diejenigen, welche die
Reinigung des menschlichen Körpers bezwecken — die Badeu»Ult«ll, ^
und soll an dieser Stelle nur eine einfache und praktische Methode be-
handelt werden, welche der Einrichtung von Arbeiterbädem zu Grunde gelegt
werden kann.
KideuM (alten.
345
^pDie Grösse eines Arbeiterbacles ist zu beslimmen nach der Zaiil der
MSter, welche daran Teil nehmen sollen, und nach der Beschäftigungsart
Kdben. Es ist selbstverständlich, dass eine der-
ge EiniichtuDg um so grösser sein muss, je ^
inaUJger der Betrieb ist, resp, je mehr das Be- ML
fnis nach Reinigung vorhanden ist. Erfahrungs- ^k
tSss rechnet man auf je 2o Arbeiter eine Bade- ^^^^
e beiw. eine Brause. Bei Industrieen, in welchen
Leute ausnahmsweise viel durch Schmutz und
üb XU leiden haben, darf <lie Anzahl der Zellen eine
ssere sein.
Als Badeform für Arbeiierbader ist, als das ge-
uchliclisle und besle, das warme Brause- oder
renbad zu wählen.
Es garantiert den scliwadisten Wasserverbrauch
1 überslrömt den Badenden fonwahrend mit frischem
.sser, verbindet also den Vorteil der Sparsamkeit
dem der Reinlichkeit in höchstem Masse. Bei
sseren Anlagen dürften i oder 2 WannenbSder,
lleicht auch ein kleines Dampfbad für Beamte etc.
zukommen.
Das erforderliche Wasser
den meisten Fai|ei
ung oder einem 'höher
Die wichtigste Fragf
richtung ist indessen st
Die Erwärmung di
ist einfachste W
luste eintreten,
ja vorhandeiicn Druck-Wasser-
die Brausen stehenden
bei der Anlage einer Bade-
s die der Wassererwarmung.
Wassers soll auf die mög-
se geschehen, essollen keine Warme-
die Temperatur des Wassers soll
raals so hoch werden k'lnnen, dass durch mangel-
te Handhabungen Verbrühungen entstehen können,
llich soll es jedem Badenden gestattet sein, sich
e ihm zusagende Temperatur des Wnssers selbst
zustellen.
Das rationellste Betriebsmittel zur Erwärmung
I Wassers ist der Dampf, welcher ja in fast allen
iraischen Betriebeti in genügender Menge zu haben ist,
Derin nebenstehender Zeichnung veranschaulichte.
■ Firma H. Sbhaffstaedt in Giessen durch
R. P. No. 48852 geschützte Apparat bezweckt,
i Wasser oiler auch eine andere Flüssigkeit augen-
Jdich mittelst Dampf auf eine beliebig höhere
mperalur zu erwärmen, ohne dass der Dampf in
ekle Verbindung mit der Flüssigkeit tritt.
Das Wesen dieses Apparates beruht auf dem
gensti ___^^^_^
Durch ^mimilljllll^^^^^^^upf
lach unten offenes Rohr-
erwannt sich aufsteigend
das Ventil d nach der
Brause oder dergl. Der
344
XI. Abteilung.
Dampf giebt auf seinem Wege alle Wärme an das entgegenströmende Wasser
absolut geräuschlus ab und tritt als Kondenswasser vollständig kalt unten aus.
Durch Drehung der Griffe werden Dampf und Wasserventil zugleich
geöffnet und zwar so weit, wie es dem vorhandenen Dampf- und Wasserdruck
entspricht, resp. bis die gewünschte Temperatur des Wassers erzielt ist.
Vollständig ausgeschlossen ist bei diesem Apparat eine Gefahr, beim
Baden durch Ueberbrausen mit ;5u heissem Wasser oder durch mitgerissene
Dampfbläschen verbrüht zu werden, wie dies bei anderen dem gleichen Zwetk
dienenden Apparaten eintreten kann.
Die Anordnung der Ventilgriffe ist derart getroffen, da.ss beim Oeffiien
des Dampfventils unbedingt aucli das Wasserventil geöffnet werden muss.
Durch, einfachen Anschluss an die Dampf- und Wasserleitung sind diese
Gegen Strom- Apparate sofort gebrauch sferlig.
Fig. 407.
In denjenigen Etablissements, in welchen die Arbeilerüahl keine allw-
grosse ist, empfiehlt es sich für jede Zelle des Arheiterbades einen solchldL
Apparat zu verwenden. Diese Anordnung hat nämüch den Vorteil, da»
ein jeder Badende sich selbst bedienen, mithin eine Wartung und Beaufr
sichtigung hinwegfallen kann. Soll jedoch in möglichst kurzer Zeit eine grosse
Anzahl Arbeiter baden, so empfiehlt es sich solche Apparate aufzustellea.
Badeanstalten.
345
welche gleichzeitig 10,12 oder 16 und noch mehr Brausen mit erwärmtem
Wasser versehen.
Ist die Grösse der Anstalt resp. die Anzahl der Zellen bestimmt, so ist,
im Falle ein genügender Raum vorhanden ist, diesem die innere Einrichtung
anzupassen. Ist kein Raum vorhanden, so ist ein Neubau zu errichten.
Dies geschieht je nach den vorgesehenen Mitteln in möglichst einfacher, je-
doch zweckentsprechender Weise.
Der Rohbau dürfte am besten in Backsteinmauerwerk mit äusserer
Ausfugung herzustellen sein. Die Umfassungsmauern werden zum Schutze
gegen Witterungseinflüsse vorteilhaft mit Luftschichten versehen. Das auf-
steigende Mauerwerk wird über dem Boden mit einer Asphaltschicht über-
deckt, um die aufsteigende Feuchtigkeit von demselben abzuhalten. Das
Dach ist in Holzkonstruktion (Eisen würde durch Rost zu viel leiden) auszu-
fuhren, die Deckimg mit Dachpappe, Holzzement oder Schiefer etc. Die
Innenseite des Daches ist gleichfalls zur Bildung einer Isolirschicht mit Holz
zu verschalen.
Im Innern erhalten die Umfassungswände auf eine Höhe von zwei
Metern einen glatten Zementverputz. Um diese Wände noch mehr vor
Feuchtigkeit zu schützen, kann erst auf das rohe, aber trockene Mauerwerk
eine Schicht von Asphalt aufgetragen werden; diese ist vor dem gänzlichen
Austrocknen scharf zu besanden, und dann erst der Zementverputz aufzutragen.
Die Fenster sind in möglichst grosser Anzahl ca. 2 m über dem Fuss-
boden anzuordnen und zum Drehen oder Aufklappen einzurichten.
Die Brausezellen, Fig. 407 sind in einer Länge von 2 —2,30 m und
einer Breite von 1,10 — 1,30 m, die Wannenzellen ca. 2 m breit und ca. 2,50 m
tief anzulegen.
Zur Scheidung der Zellen von einander konmit als billigstes Material
zuerst gutes Kiefern- oder Pitch-pine-Holz in Erwägung. Die Wände sind
ca. 2 m hoch, 10 cm vom Boden abstehend aufzustellen. Der Abstand vom
Boden bezweckt eine Erhöhung der Luftzirkulation und dient zur besseren
Reinhaltung des Bodens.
Alle horizontalen Flächen sind zur Vermeidung von Schmutzablagerungen
möglichst zu umgehen, und die Umrahmungen und Befestigungen aus ver-
zinktem I- oder U-Eisen herzustellen.
Nach der Aufstellung sind die Holzwände einigemal tüchtig mit heissem
Leinöl zu tränken, welche Prozedur in längeren Zeitabständen als wirksamer
Schutz für das Holz wiederholt werden soll. Ein Anstrich mit Oelfarbe hat
nicht viel Zweck.
Als besseres aber auch teureres Material sind Wände nach dem System
Monier oder solche aus verzinktem Eisenwellblech, namentlich Letztere, sehr
zu empfehlen.
Die Ausstattung der Zellen besteht in einem Holzsitze aus geöltem
Eichen- oder Kiefernholz in der Ecke oder an der einen Seite, 2 bis 3
Kleiderhaken an der Thüre und einem Seifennäpfchen.
Quer durch die Zelle hängt an einer verzinkten Eisenstange ein zieh-
barer Vorhang aus starkem wasserdichtem Drellstoff zum Schutze der Kleider
und des Auskleideteils der Zelle gegen sprühendes Wasser. Eine feste
Scheidung zwischen Auskleide- und Brausezellen ist nicht notwendig, nament-
lich wird Letztere hierdurch oft unnötig beschränkt, was im Interesse der
freien Bewegung bei dem Reinigungsgeschäft nur ein Nachteil ist. Der
Hauptgegenstand in der Zelle ist der Gegenstrom- Apparat, welcher im vorderen
Teile des Brauseraums an der Wand befestigt wird.
r
346 XI. Abteilung.
Da es nicht jeder Badende vertragen kaan, dass det Brausestrahl in
senkrechter Richtung auf den Körper wirkt, wird die Brause so angeordnet,
dass ilire Strahlen in sctirager Riclitung und zwar nach der Tiefe der Zelle
zu fallen. Auch hat diese Anordnung den Vorteil, dass der Badende beim
Oelfnen des Apparates nicht direkt unter det Brause steht, wodurch es ihm
bequem wird, sich jede ihm zusagende Temperatur, jedoch nicht höher alt
35 Grad Celsius, lie raus teilen.
Die Brausen sind zwecks Reinigung zum Abschrauben eingerichtet
Ihre Grösse, resp. die Grösse und Anzahl der Löcher, ist entsprechend den
Wasserdruck Verhallnissen zu nehmen; jedenfalls soll ihre Leistung nicht viel
mehr oder weniger als 10 Liter pro Slinute betragen.
Die Ausstattung der Wannenzellen ist dieselbe wie oben beschiiebai.
Es kommt hierzu eine Wanne aus starkem Zinkblech oder besser aus email-
Hrtem Gusseisen. Der Gegenstrom -Apparat, welcher hier zur Verwendm^
kommt, i.st sowohl zur Füllung der Wanne als auch zum Brausen eingerichtet
Fig. 408
Die Thttren der Zellen, welche wohl in allen Fällen ans Holz her-
gestellt werdnn, »ind nach Innen zu öffnen und auch von Innen durch einen
Riegel etc. zu verschliessen. Auch kann man die Sitzbanke so einrichten,
dass sich dieselben in Charnieren drehen und heruntergeklappt, den Verschluss
ri» ThOrc bilden. Noch einfacher kann der Verschluss der Zelle anstatt
Badeanstalten. ^^y
durch eine Thüre durch einen starken ziehbaren Vorhang aus Drellstoff
erstellt werden.
Ausser den genannten Brause- und Wannenzellen würde in einer grösseren
Arbeiterbade-Anstalt, wo zur Beaufsichtigung ein Wärter bestellt ist, eine
Wärterzelle, für die Aufbewahrung der verschiedenen Utensilien, Reinigungs-
geräthe, sowie auch als Platz für die Hauptventile der Dampf- und Wasser-
leitung dienend, einzurichten sein. Desgleichen ein mit einigen Bänken aus-
gestatteter Warteraum und event. auch ein Abort.
Der Fussboden der Anstalt soll aus Asphalt oder Zementbeton be-
stehen. Auf den Gängen, überhaupt ausserhalb der Zellen, liegt derselbe in
leichtem Gefälle ca. 5 cm höher als in den Zellen selbst. Der Boden in
den letzteren ist in starkem Gefälle nach einer gleichfalls im Gefälle liegenden
offenen Rinne, welche das verbrauchte Wasser abführen soll, zu verlegen.
Die Rinne soll nicht dicht an der Wand hergeführt werden, um möglichst
das Mauerwerk vor Nässe zu schützen.
Ueber dem Boden ist zum Schutze der Füsse gegen die Kälte ein
Lattenrost horizontal aufzulegen, welcher zwecks Reinigung des Bodens zum
Aufheben eingerichtet sein muss. Wenn auch von mancher Seite auf die
kurze Dauer derartiger Lattenroste hingewiesen wird, so sind sie doch kaum
zu entbehren. Immerhin wird ein aus gutem Kiefernholz hergestellter, tüchtig
mit heissem Leinöl getränkter Lattenrost 5 bis 6 Jahre aushalten, auch sind
die Kosten des Ersatzes ja keine allzugrossen.
Eine sehr praktische Einrichtung, welche den Zweck hat, ausser der
Brause auch noch eine Waschvorrichtung für den Körper und namentlich
der Füsse in der Zelle zu erstellen, zeigt die Fig. 408.
Dieselbe besteht in der Anordnung einer Mulde in dem Fussboden der
Brausezelle, da wo der Brausestrahl zur Erde niederschlägt. Die Mulde hat
eine Tiefe von ca. 12 cm, eine Breite und Länge von durchschnittlich 70 cm.
£ine Sitzrolle aus starkem Zinkblech auf verzinkten Eisenkonsolen gestattet
dem Badenden, das ReinigungsgeschSft sitzend zu erledigen.
Bei dieser Einrichtung muss die Wasserabführung in den Boden verlegt
Mrerden, und erhalten die Mulden ein Ablaufventil mit Ueberlaufvorrichtung.
Der Lattenfussboden fällt hierbei in dem eigentlichen Brausetheil der
Zelle hinweg, ist auch entbehrlich, weil der Badende mit den Füssen in dem
vorher in die Mulden eingelassenen warmen Wasser steht.
Das Gefälle des übrigen Zellenbodens ist selbstverständlich nach der
Mulde hin zu verlegen.
Die Heizung eines Arbeiterbades erfolgt naturgemäss ebenfalls durch
Dampf, welcher, je nach der Gestaltung der Anstalt, durch glatte oder ge-
rippte Heizrohre oder Dampföfen etc. zur Funktion gelangt. Eine möglichst
gleichmässige Verteilung der Wärme ist Hauptbedingung.
Die Zuführung der frischen Luft muss in eru'ärmtem Zustande erfolgen.
Es sind deshalb an geeigneter Stelle, keinesfalls aber in der Zelle selbst,
regulierbare Frischluftzuführungen anzubringen. Diese sind unterhalb eines
Heizkörpers anzuordnen, damit die eintretende Luft sofort erwärmt wird.
Zur Wegschaffung der verbrauchten Luft eignen sich vorteilhaft einige in
das Dach der Anstalt eingesetzte regulierbare Wolpert*sche Saugköpfe.
Die Beleuchtung geschieht je nach den aufzuwendenden Mitteln durch
Gas, Petroleum oder elektrisches Licht; eine Flamme für 2 Zellen genügt.
Die Reinigung der Anstalt erfolgt durch Ausspritzung mit Wasser, und
ist hierfür an geeigneter Stelle eine Zapfvorrichtung mit Schlauch und Spritz-
kopf vorzusehen.
1
H das
H
■ Mas.
^H erw9
Durch Voretehendes hoff«
ich eine allgemeine Uebersicht
gegeben zu haben, »ie etw.-a
Arbeiterbader anzulegen sind
undsoll nebenstehende Fig.4og,
welche das von der Firma H.
Schaffstaedt in Gie&sen aus-
geführte Arbeiterbad der Cht-
mischen Fabrik iKheoaniat ia
Stt>lberg darstellt, das Gesagte
noch unters tu tien.
Wenn man die Anlepiog
eines Arbeiterbades plant, so
wird man stets am besten (ahren.
wenn man den Entwurf zu diesem
und die Ausführung einer wohl-
bekannten Spezialfabrik über-
trägt und sich nicht selbst an
das Probieren begiebt.
Bei grösseren Badean-
stalten, bei welchen Massen-
Brausebader verabfolgt werden,
7.. B. in Schulen, Kasernen etc^
werden zweckmässig die Brausen
gruppenweise angeordnet.
Zu diesem Zweck wird
ein gemeinsames Mischgefte
angeordnet, in welchem Kall-
und Warm Wasser durch den
Warter beliebig gemischt wer-
den; von diesem Mischgeßa« '
zweigen nun die einzelnen Ver-
teilungsleitungen nach den Brau-
segruppen ab, welche durch
Ventile abstellbar eingerichtet
Alle Brausen erhallen dem-
nach W.isscr von gleicher Tem*
peralur, ausserdem sind einzelne
Brausen mit kaltem Wasser vor-
handen, die vom Badenden
selbst in Betrieb gesetzt werden
können und welche nur Kalt-
'^- ■"^- Wasser geben.
Bei dieser Anordnung wiixl
Wasser in einem Warmwasser- Reservoir durch Dampf erzeugt,
indem der Dampl durch Kupferschlangen, die in dem Reservoir H^en, ge-
leilet wird. Auch kann man zur Warmwasserbereitung den Abdampf der
Maschinen durch diese Kupferschlangen leiten und damit das Wasser
erwarmen.
Badeanatmlten.
349
Die Wannwasserbereitung mittelst Kartings Damp&trahl • Elevator soll
nicht unerwähnt bleiben. Die Erzeugung des warmen Wassers geschieht
hierbei durch direkte Mischung von Dampf und Wasser, wobei sich der Ap-
parat das kalte Wasser bequem auf 3 — 4 m anzusaugen vermag und es
ausserdem in einen höher stehenden Behälter fördert, von dem aus es den
Brausegruppen zufüesst.
XII. Abteilung^
Gesetzliche Yerordnnngen.
Gesetz, betreffend den Betrieb der Dampfkessel.
Vom 3. Mai 1872.
(Preassbche GeseUsammlnng- 1872, S. 515.)
§ I. Die Besitzer von Dampfkesselanlagen oder die an ihrer Statt zur
Leitung des Betriebes bestellten Vertreter sowie die mit der Bewartung von
Dampfkesseln beauftragten Arbeiter sind verpflichtet, dafür Sorge zu tragen,
dass während des Betriebes die bei Genehmigung der Anlage oder allgemein
vorgeschriebenen Sicherheitsvorrichtungen bestimmungsmässig benutzt, und
Kessel, die sich nicht in gefahrlosem Zustande befinden, nicht im Betriebe
erhalten werden.
§ 2. Wer den ihm nach § i obliegenden Verpflichtungen zuwider-
handelt, verfällt in eine Geldstrafe bis zu 200 Thaler oder in eine Gefängnis-
strafe bis zu drei Monaten.
§ 3. Die Besitzer von Dampfkesselanlagen sind verpflichtet, eine amt-
liche Revision des Betriebes durch Sachverständige zu gestatten, die zur
Untersuchung der Kessel benötigten Arbeitskräfte und Vorrichtungen bereit
zu stellen und die Kosten der Revision zu tragen.
Die näheren Bestimmungen über die Ausführung dieser Vorschrift hat
der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten zu erlassen.
§ 4. Alle mit diesem Gesetze nicht im Einklänge stehenden Bestim-
mungen, insbesondere das Gesetz, den Betrieb der Dampfkessel betreffend,
vom 7. Mai 1856 (Gesetz-Samml. S. 295), werden aufgehoben.
Bekanntmachung, betr. allgemeine polizeiliche Bestimmungen
über die Anlegung von Dampfkesseln.
Vom 5. August 1890.
(Reichs-Gesetzblatt 1890, No. 25 S. 163 — 169.)
I. Bau der Dampfkessel.
Kessel Wandungen.
§ I. Die vom Feuer berührten Wandungen der Dampfkessel, der
Feuerröhren und der Siederöhren dürfen nicht aus Gusseisen hergestellt werden,
sofern deren lichte Weite bei zylindrischer Gestalt 25 cm, bei Kugelgestalt
30 cm übersteigt.
Die Verwendung von Messingblech ist nur für Feuerröhren, deren lichte
Weite lo cm nicht übersteigt, gestattet.
AUgem. poHceUiche Besdmmangen über die Anlegang von Dampfkesseln. ^^i
Feuerzüge.
§ 2. Die um oder durch einen Dampfkessel gehenden Feuerzüge
müssen an ihrer höchsten Stelle in einem Abstand von mindestens lo cm
unter dem festgesetzten niedrigsten Wasserspiegel des Kessels liegen. Dieser
Minimalabstand muss für Kessel auf Fluss- und Landseeschiffen bei einem
Neigungswinkel der Schiffsbreite gegen die Horizontalebene von 4 Grad, fiXr
Kessel auf Seeschiffen bei einem Neigungswinkel von 8 Grad noch gewahrt sein.
Diese Bestimmungen finden keine Anwendung auf Dampfkessel, welche
aus Siederöhren von weniger als 10 cm Weite bestehen, sowie auf solche
Feuerzüge, in welchen ein Erglühen des mit dem Dampfraum in Berührung
stehenden Teiles der Wandungen nicht zu befürchten ist. Die Gefahr des
Erglühens ist in der Regel als ausgeschlossen zu betrachten, wenn die vom
Wasser bespülte Kesselfläche, welche von dem Feuer vor Erreichung der vom
Dampf bespülten Kesselfläche bestrichen wird, bei natürlichem Luftzug min-
destens zwanzigmal, bei künstlichem Luftzug mindestens vierzigmal so gross
ist, als die Fläche des Feuerrostes.
n. Ansrflstang der DampfkesseL
Speisung.
§ 3. An jedem Dampfkessel muss ein Speiseventil angebracht sein
welches bei Abstellung der Speisevorrichtung durch den Druck des Kessel-
wassers geschlossen wird.
§ 4. Jeder Dampfkessel muss mit zwei zuverlässigen Vorrichtungen
zur Speisung versehen sein, weiche nicht von derselben Betriebs Vorrichtung
abhängig sind, und von denen jede für sich im stände ist, dem Kessel die
zur Speisung erforderliche Wassermenge zuzuführen. Mehrere zu einem Be-
triebe vereinigte Dampfkessel werden hierbei als ein Kessel angesehen.
Wasser Stands zeig er.
§ 5. Jeder Dampfkessel muss mit einem Wasserstandsglase und mit
einer zweiten geeigneten Vorrichtung zur Erkennung seines Wasserstandes
versehen sein. Jede dieser Vorrichtungen muss eine gesonderte Verbindung
mit dem Innern des Kessels haben, es sei denn, dass die gemeinschaftliche
Verbindung durch ein Rohr von mindestens 60 qcm lichtem Querschnitt
hergestellt ist.
§ 6. Werden Probierliähne zur Anwendung gebracht, so ist der unterste
derselben in der Ebene des festgesetzten niedrigsten Wasserstandes anzubringen.
Alle Probierhähne müssen so eingerichtet sein, dass man behufs Entfernung
von Kesselstein in gerader Richtung hindurchstossen kann.
Wassers tandsmarke.
§ 7. Der für den Dampfkessel festgesetzte niedrigste Wasserstand ist
an dem Wasserstandsglase, sowie an der Kesselwandung oder dem Kessel-
mauerwerk durch eine in die Augen fallende Marke zu bezeichnen.
An der Aussenwand jedes Dampfschiffskessels ist die Lage der höchsten
Feuerzüge nach der Richtung der Schiffsbreite in leicht erkennbarer, dauer-
hafter Weise kenntlich zu machen ; ferner sind an derselben zwei Wasser-
standsgläser in einer zur Längenrichtung des Schiffes normalen Ebene, in
gleicher Höhe, symetrisch zur Kesselmitte und möglichst weit von ihr nach
rechts und links abstehend anzubringen. Durch das hierdurch bei Dampf-
352 XII. Abteilang.
schififskesseln geforderte zweite Wasserstandsglas wird die im § 5 angeordnete
zweite Vorrichtung zur Erkennung des Wasserstandes nicht entbehrlich gemacht.
Sicherheitsventil.
§ 8. Jeder Dampfkessel muss mit wenigstens einem zuverlässigen Sicher-
heitsventil versehen sein.
Wenn mehrere Kessel einen gemeinsamen Dampfsammler haben, von
welchem sie nicht einzeln abgesperrt werden können, so genügen für dieselben
zwei Sicherheitsventile.
Dampfschiffs-, Lokomobil- und Lokomotivkessel müssen inmier mindestens
zwei Sicherheitsventile haben. Bei Dampfschiffskesseln, mit Ausschluss der-
jenigen auf Seeschififen, ist dem einen Ventil eine solche Stellung zu geben,
dass die vorgeschriebene Belastung vom Verdeck aus mit Leichtigkeit unter-
sucht werden kann.
Die Sicherheitsventile müssen jederzeit gelüftet werden können. Sie sind
höchstens so zu belasten, dass sie bei Eintritt der für den Kessel fe5^;esetzten
Dampfspannung den Dampf entweichen lassen.
Manometer.
§ 9. An jedem Dampfkessel muss ein zuverlässiges Manometer ange-
bracht sein, an welchem die festgesetzte höchste Dampfspannimg durch eine
in die Augen fallende Marke zu bezeichnen ist.
An Dampfschiffskesseln müssen zwei dergleichen Manometer angebracht
werden, von denen sich das eine im Gesichtskreise des Kesselwärters, das
andere mit Ausnahme der Seeschiffe auf dem Verdeck an einer für die Be-
obachtung bequemen Stelle befindet. Sind auf einem Dampfschiffe mehrere
Kessel vorhanden, deren Dampfräume mit einander in Verbindung stehen,
so genügt es, wenn ausser den an den einzelnen Kesseln befindlichen Mano-
metern auf dem Verdeck ein Manometer angebracht ist.
Fabrikschild.
§ 10. An jedem Dampfkessel muss die festgesetzte höchste Dampf-
spannung, der Name des Fabrikanten, die laufende Fabriknummer und das
Jahr der Anfertigung, bei Dampfschiffskesseln ausserdem die Massziffer des
festgesetzten niedrigsten Wasserstandes auf eine leicht erkennbare und dauer-
hafte Weise angegeben sein.
Diese Angaben sind auf einem metallenen Schilde (Fabrikschild) anzu-
bringen, welches mit Kupfemieten so am Kessel befestigt ist, dass es auch
nach der Ummantelung oder Einmauerung des letzteren sichtbar bleibt
III» Prflfang der DampfkesseL
Druckprobe.
§ II. Jeder neu aufzustellende Dampfkessel muss nach seiner letzten
Zusammensetzung vor der Einmauerung oder Ummantelung unter Verschluss
sämtlicher Oeffhungen mit Wasserdruck geprüft werden.
Die Prüfung erfolgt bei Dampfkesseln, welche für eine Dampfspannung
von nicht mehr als 5 Atmosphären Ueberdruck bestimmt sind, mit dem zwei*
fachen Betrage des beabsichtigten Ueberdrucks, bei allen übrigen Dampfkesseb
mit einem Druck, welcher den beabsichtigten Ueberdruck um 5 Atmosphären
übersteigt. Unter Atmosphärendruck wird ein Druck von i Kilogramm auf
das Quadratcentimeter verstanden.
Altgem. poUieilicbe BestimmoDgen ttber die Anlegung von Dampfkesseln. 7e^
Die Kesselwandungen müssen dem Probedruck widerstehen, ohne eine
bleibende Veränderung ihrer Form zu zeigen und ohne undicht zu werden.
Sie sind für undicht zu erachten, wenn das Wasser bei dem höchsten Druck
in anderer Form als der von Nebel oder feinen Perlen durch die Fugen
dringt
Nachdem die Prüfung mit befriedigendem Erfolge stattgefunden hat,
sind von dem Beamten oder staatlich ermächtigten Sachverständigen, welcher
dieselbe vorgenommen hat, die Nieten, mit welchen das Fabrikschild am Kessel
befestigt ist (§ lo), mit einem Stempel zu versehen. Dieser ist in der über
die Prüfung aufzunehmenden Verhandlung (Prüfungszeugnis) zum Abdruck zu
bringen.
§ 12. Wenn Dampfkessel eine Ausbesserung in der Kesselfabrik er-
fahren haben, oder wenn sie behufs der Ausbesserung an der Betriebsstätte
ganz blossgelegt worden sind, so müssen sie in gleicher Weise, wie neu auf-
zustellende Kessel, der Prüfung mittelst Wasserdrucks unterworfen werden.
Wenn bei Kesseln mit innerem Feuerrohr ein solches Rohr und bei
den nach Art der Lokomotivkessel gebauten Kesseln die Feuerbüchse behufs
Ausbesserung oder Erneuerung herausgenommen, oder wenn bei zylindrischen
und Siedekesseln eine oder mehrere Platten neu eingezogen werden, so ist
nach der Ausbesserung oder Erneuerung ebenfalls die Prüfung mittelst
Wasserdrucks vorzunehmen. Der völligen Blosslegung des Kessels bedarf es
hier nicht.
Prüfungsmanometer.
§ 13. Der bei der Prüfung ausgeübte Druck darf nur durch ein ge-
nügend hohes offenes Quecksilbermanometer oder durch das von dem prüfen-
den Beamten geführte amtliche Manometer festgestellt werden.
An jedem Dampfkessel muss sich eine Einrichtung befinden, welche
dem prüfenden Beamten die Anbringung des amtlichen Manometers gestattet.
lY. Aafttellnng der Dampfkessel.
Aufstellungsort.
§ 14. Dampfkessel, welche für mehr als 6 Atmosphären Ueberdruck
bestimmt sind, und solche, bei welchen das Produkt aus der feuerberührten
Fläche in Quadratmetern und der Dampfspannung in Atmosphären Ueber-
druck mehr als 30 beträgt, dürfen unter Räumen, in welchen Menschen sich
aufzuhalten pflegen, nicht <^fgestellt werden. Innerhalb solcher Räume ist
ihre Aufstellung unzulässig, wenn dieselben überwölbt oder mit fester Balken-
decke versehen sind.
An jedem Dampfkessel, welcher unter Räumen, in welchen Menschen
sich aufzuhalten pflegen, aufgestellt wird, muss die Feuerung so eingerichtet
sein, dass die Einwirkung des Feuers auf den Kessel sofort gehemmt werden
kann.
Dampfkessel, welche aus Siederöhren von weniger als 10 cm Weite
bestehen, und solche, welche in Bergwerken unterirdisch oder in Schiffen
aufgestellt werden, unterliegen diesen Bestimmungen nicht.
Kesselmauerung.
§ 15. Zwischen dem Mauerwerk, welches den Feuerraum und die
Feuerzüge feststehender Dampfkessel einschliesst, und den dasselbe umgeben-
Parnlcke. 28
354 XTT. Abteilung.
den Wänden muss ein Zwischenraum von mindestens 8 cm verbleiben, welcher
oben abgedeckt und an den Enden verschlossen werden darf.
y. Bewegliche Dampfkessel (Lokomobilen).
§ i6. Bei jedem Dampfentwickler, welcher als beweglicher Dampfkessel
(Lokomobile) zum Betriebe an wechselnden Betriebsstätten benutzt werden
soll, müssen sich befinden:
1. Eine Ausfertigung der Urkunde über seine Genehmigung, welche die
Angaben des Fabrikschildes (§ lo) enthält und mit einer Beschreib-
ung und massstäblichen Zeichnung, dem Prüfungszeugnis (§ 1 1 Ab-
satz 4), der im § 24 Absatz 3 der Gewerbeordnung vorgeschriebenen
Bescheinigung und einem Vermerk über die zulässige Belastung der
Sicherheitsventile verbunden ist.
2. Ein Revisionsbuch, welches die Angaben des Fabrikschildes (§ 10)
enthält. Die Bescheinigungen über die Vornahme der im § 12 vor-
geschriebenen Prüfungen und der periodischen Untersuchungen müssen
in das Revisionsbuch eingetragen oder demselben beigefiigt sein.
Die Genehmigungsurkunde und das Revisionsbuch sind an der Betriebs-
stätte des Kessels aufzubewahren und jedem zur Aufsicht zuständigen Beamten
oder Sachverständigen auf Verlangen vorzulegen.
§ 17. Als bewegliche Dampfkessel dürfen nur solche Dampfentwickler
betrieben werden, zu deren Aufstellung imd Inbetriebnahme die Herstellung
von Mauerwerk, welches den Kessel umgiebt, nicht erforderlich ist.
§ 18. Die Bestimmungen der §§ i6 und 17 treten ausser Anwendung,
wenn ein beweglicher Dampfkessel an einem Betriebsorte zu dauernder Be-
nutzung aufgestellt wird.
YL Dampfschiffskessel.
§ 19. Die Bestimmungen des § 16 finden auf jeden mit einem Schiffe
dauernd verbundenen Dampfkessel (DampfschifFskessel) mit der Massgabe An-
wendung, dass die vorgeschriebene massstäbliche Zeichnung sich auch auf den
Schiffsteil, an welchem der Kessel eingebaut oder aufgestellt ist, zu erstrecken hat.
YII. Allgemeine Bestimmungen.
§ 20. Wenn Dampfkesselanlagen, die sich zur Zeit bereits im Betriebe
befinden, den vorstehenden Bestimmungen aber nicht entsprechen, eine Ver-
änderung der Betriebsstätte erfahren sollen, so kann bei deren Genehmigung
eine Abänderung in dem Bau der Kessel nach Massgabe der §§ 1 und 2
nicht gefordert werden. Im Uebrigen finden die vorstehenden Bestimmungen
auch für solche Fälle Anwendung, jedoch mit der Massgabe, dass für Loko-
mobilen und Dampfschiffskessel den Vorschriften in den §§ 10, 11, 16 bis
I. Januar 1892 zu entsprechen ist.
§21. Die Zentralbehörden der einzelnen Bundesstaaten sind befugt,
in einzelnen Fällen von der Beachtung der vorstehenden Bestimmungen zu
entbinden.
§ 22. Die vorstehenden Bestimmungen finden keine Anwendung:
1. Auf Kochgefässe, in welchen mittelst Dampfes, der einem ander-
weitigen Dampfentwickler entnommen ist, gekocht wird;
2. auf Dampfüberhitzer oder Behälter, in welchen Dampf, der einem
anderweitigen Dampfentwickler entnommen ist, durch Einwirkung
von Feuer bezonders erhitzt wird;
Bettiramiingen ttber Genehmigang, PrttfiiQg and Revision der DampfkeMel. ß^^
3. auf Kochkessel, in welchen Dampf aus Wasser durch Einwirkung
von Feuer erzeugt wird, wofern dieselben mit der Atmosphäre durcli
ein unverschliessbares, in den Wasserraum hinabreichendes Standrohr
von nicht über 5 m Höhe und mindestens 8 cm Weite oder durch
eine andere von der Zentralbehörde des Bundesstaates genehmigte
Sicherheits Vorrichtung verbunden sind.
§ 23. In Bezug auf die Kessel in Eisenbahnlokomotiven bleiben die
Bestimmungen des Bahnpolizei- Reglements für die Eisenbahnen Deutschlands
in der Fassung vom 30. November 1885 und der Bahnordnung für deutsche
Eisenbahnen untergeordneter Bedeutung vom 12 Juni 1878 in Geltimg.
§ 24. Die Bekanntmachung, betreffend allgemeine polizeiliche Be-
stimmungen über die Anlegung von Dampfkesseln, vom 29. Mai 1881 (Reichs-
Gesetzbl. S. 122) und die diese Bekanntmachung abändernden Bekannt-
machungen vom 18. Juli 1883 (Reichs-Gesetzbl. S. 245) und vom 2 7. Juli 1889
(Reichs-Gesetzbl. S. 173) werden aufgehoben.
Berlin, den 5. August 1890.
«
Der Reichskanzler.
In Vertretung :
von Boetticher.
Bestimmungen über die Genehmigung, Prüfung und Revision
der Dampfkessel.
(Nach einer Vereinhaning der verbündeten Regierangen des Reichs in der Bandesrmtssitzang
vom 3. Jali 1890.)
L Dampfkessel Im Allgemeinen.
1. Dampfkessel aus dem Auslande müssen der Druckprobe nach den
Vorschriften im § 12 der allgemeinen polizeilichen Bestimmungen vom
5. August 1890 im Inlande unterworfen werden.
Dampfkessel, welche in einem Bundesstaate am Verfertigungsort von
einem hiermit beauftragten Beamten oder staatlich ermächtigten Sachverständigen
nach den §§ 1 1 und 1 3 der allgemeinen polizeilichen Bestimmungen vom
5. August 1890 oder nach Vornahme einer Ausbesserung in Gemässheit des
§ 12 a. a. O. geprüft und den Vorschriften unter § 11 Absatz 4 a. a. O.
entsprechend abgestempelt worden sind, unterliegen, sobald sie im Ganzen
nach ihrem Aufstellungsort transportiert werden, auch wenn dieser in einem
anderen Bundesstaate belegen ist, einer weiteren Wasserdruckprobe vor ihrer
Einmauerung beziehungsweise vor ihrer Wiederinbetriebsetzung nur dann,
wenn sie durch den Transport oder aus anderer Veranlassung Beschädigungen
erlitten haben, welche die Wiederholung der Probe geboten erscheinen lassen.
II« Bewegliche KesseL
(Lokomobilen, §§ 16 ff. der allgemeinen polizeilichen Bestimmungen vom 5. Aagast 1890.)
2. Bewegliche Kessel, deren Inbetriebnahme in einem Bundesstaate
auf Gnmd des § 24 der Gewerbeordnung und der allgemeinen polizeilichen
Bestimmungen genehmigt worden ist, können in allen anderen Bundesstaaten
ohne nochmalige vorgängige Genehmigung in Betrieb gesetzt werden, sofern
seit ihrer letzten Untersuchung (Ziffer 5) nicht mehr als ein Jahr verflossen ist.
23*
356 XII. Abteilung.
Hinsichtlich der örtlichen Aufstellung und des Betriebes kommen die
polizeilichen Vorschriften desjenigen Bundesstaates zur Anwendung, in welchem
der Kessel benutzt wird
3. Die Genehmigung kann für mehrere bewegliche Kessel von über-
einstinmiender Bauart, Ausrüstung und Grösse, welche in einer Fabrik im
Laufe eines Kalenderjahres hergestellt werden, gemeinsam im voraus beantragt
und durch eine Urkunde erteilt werden.
Für jeden auf Grund dieser Genehmigungsurkunde hergestellten beweg-
lichen Kessel ist eine mit der Fabriknummer zu versehende beglaubigte
Abschrift der Genehmigungsurkunde und ihrer Zubehörungen anzufertigen.
Dieselbe gilt als Genehmigungsurkunde für den Kessel, dessen Fabriknummer
sie tragt.
Die Beglaubigung der Abschrift kann durch den Beamten oder staatlich
ermächtigten Sachverständigen, welcher die im § 1 1 der allgemeinen polizei-
lichen Bestimmungen vorgesehene Untersuchung vornimmt, geschehen.
4. Bevor ein beweglicher Kessel in dem Bezirke einer Ortspolizeibc-
hörde.in Betrieb genommen wird, ist der letzteren von dem Betriebsunter-
nehmer oder dessen Stellvertreter unter Angabe der Stelle, an welcher der
Betrieb stattfinden soll, Anzeige zu erstatten.
5. Jeder bewegliche Kessel ist mindestens alljährlich einer äusseren
Revision, und alle drei Jahre einer inneren Revision oder Wasserdruckprobe
zu unterwerfen. Die innere Revision kann der Revisor nach seinem Ermessen
durch eine Wasserdruckprobe ergänzen. Die äussere Revision kommt jedoch
in demjenigen Jahre in Fortfall, in welchem eine innere Revision oder Wasser-
druckprobe vorgenommen wird.
Die Wasserdruckprobe erfolgt bei Kesseln, welche für eine Dampf-
spannung von nicht mehr als 10 Atmosphären Ueberdruck bestimmt sind,
mit dem anderthalbfachen Betrage des genehmigten Ueberdrucks, bei allen
übrigen Kesseln mit einem Drucke, welcher den genehmigten Ueberdruck
um 5 Atmosphären übersteigt. Bei der Probe ist, soweit dies von dero
Revisor verlangt wird, die Ummantelung des Kessels zu beseitigen.
6. Der Betriebsuntemehmer oder dessen Vertreter hat dem zuständigen
Revisor zu der Zeit, zu welcher die innere Revision oder Wasserdruckprobe
auszuführen ist, davon Anzeige zu erstatten, wann und wo der Kessel zur j
Untersuchung bereit steht.
7. Die nach Massgabe des § 24 Absatz 3 der Gewerbeordnung von |
einem hierzu ermächtigten Beamten oder Sachverständigen eines Bundesstaates
ausgestellten Bescheinigungen, die Bescheinigungen über die in Gemässheit
des § 12 der allgemeinen polizeilichen Bestimmungen vom 5. August 1890 1
vorgenommenen Wasserdruckproben und die Bescheinigung über die Vornahme j
periodischer Untersuchungen werden in allen anderen Bundesstaaten anerkannt. '
IIL Dampfsehiffskcssel.
(§ 19 der allgemeinen polizeilichen Bestimmungen vom 5. Aagust 1890.)
8. Die in Gemässheit des § 24 der Gewerbeordnung erforderliche Ge-
nehmigung zur Anlegung eines Dampfschiffskessels hat die nach den Landes-
gesetzen zuständige Behörde desjenigen Bundesstaates zu erteilen, in welchem
sich der Heimatshafen des Schiffes, in Ermangelung eines solchen der Wohn-
sitz des Schiffseigners befindet.
Q. Die technische Untersuchung einer Dampfschiffskesselanlage, welche
nach Massgabe des § 24 Absatz 3 der Gewerbeordnung vor Inbetriebnahme
f
Aoweisnng betreff, die Genehniigang and Untersuchnog der Dampfkesiel. x^y
kdes Kessels auszuführen ist, kann in dem Heimatshafen des Schiffes oder in
•<iem ersten deutschen Anlaufshafen oder auch an dem Orte vorgenommen
"Verden, an welchem der Kessel in das Schiff eingebaut oder mit demselben
i^erbunden worden ist.
Ist dieser Ort in einem anderen Bundesstaate gelegen, als der Heimats-
Hiafen des Schiffes, und erfolgt diese Untersuchung nicht in dem Heimats-
jliafen, so ist bei derselben gleichzeitig festzustellen, ob denjenigen Konzessions-
il)edingungen, welche nach Massgabe der im Staate des Heimatshafens über
^idie Anlegung von Dampfschiffskesseln geltenden besonderen polizeilichen Be-
^itimmungen vorgeschrieben wurden, entsprochen worden ist.
\ lo. Dampfschiffskessel, deren Inbetriebnahme in einem Bundesstaate
[auf Grund des § 24 der Gewerbeordnung und nach den allgemeinen polizei-
ffchen Bestimmungen genehniigt worden ist, können, wenn sie sich auf Schiffen
befinden, welche Gewässer verschiedener Bundesstaaten befahren, innerhalb
■ <les Gebiets der letzteren ohne nochmalige vorgängige Genehmigung betrieben
'»erden, sofern seit ihrer letzten Untersuchung nicht mehr als ein Jahr ver-
flossen ist. /
1 1 . Jeder Dampfschiffskessel ist mindestens alljährlich einer äusseren
Revision und alle zwei Jahre einer inneren Revision oder Wasserdruckprobe
2u unterwerfen. Die innere Revision kann der Revisor nach seinem Ermessen
durch eine Wasserdruckprobe ergänzen.
Diese Wasserdruckprobe erfolgt bei Kesseln, welche für eine Dampf-
spannung von nicht mehr als 10 Atmosphären Ueberdruck bestimmt sind,
mit dem anderthalbfachen Betrage des genehmigten Ueberdrucks, bei allen
Übrigen Kesseln mit einem Drucke, welcher den genehmigten Ueberdruck um
5 Atmosphären übersteigt. Bei der Probe ist, soweit dies vom Revisor ver-
langt wird, die Ummantelung des Kessels zu beseitigen.
12. Die Bestimmungen der Ziffern 6 und 7 finden auf Dampfschiffs-
kessel gleichmässig Anwendung.
Anweisung betreffend die Genehmigung und Untersuchung
der Dampfkessel.
In Ausführung der §§24 und 25 der Reichsgewerbeordnung, sowie
auf Grund des § 3 des Gesetzes vom 3. Mai 1872, den Betrieb der Dampf-
kessel betreffend (Ges. -Samml. Seite 515), bestimme ich im Einverständnisse
mit den Ministem des Innern und der öffentlichen Arbeiten, was folgt:
L Allgemeine Bestlmmangen.
Begrenzung des Gcltungskreises der Anweisung.
§ I. Der gegenwärtigen Anweisung unterliegen Dampfkessel aller Art
(feststehende — bewegliche Dampfkessel, Dampfschiffskessel), auch wenn sie
nicht zum Maschinenbetriebe noch zu gewerbsmässiger Verwendung bestimmt sind.
Die im § 22 der allgemeinen polizeilichen Bestimmungen über die An-
legung von Dampfkesseln (Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 5. Aug.
1890 — R.-G.-Bl. S. 163) bezeichneten Dampfvorrichtungen gelten nicht
als Dampfkessel im Sinne dieser Anweisung.
Die gegenwärtige Anweisung findet auf die Lokomotiven der Haupteisen-
bahnen, Nebeneisenbahnen und Kleinbahnen keine Anwendung. Für die Loko-
358 Xn. Abteilang.
motiven der Privatanschlussbahnen (§ 43 des Gesetzes über Kleinbahnen und
Privatanschlussbahnen vom 28. Juli 1892), hat nur ihr II. Abschnitt »Anlegung
der Dampfkessel« Giltigkeit. Die übrigen Lokomotiven, insbesondere die Loko-
motiven der Bergwerksbahnen (§ 51 des Kleinbahnengesetzes) unterliegen
der Anweisung in vollem Umfange.
Insoweit die Anweisung hiemach auf Lokomotivkessel Anwendung findet,
werden diese den beweglichen Dampfkesseln gleichgeachtet.
Prüfung der Kessel durch staatliche Beamte.
§ 2. Die Ausführung der auf Grund der nachstehenden Vorschriften
vorzunehmenden Prüfungen, Druckproben und Untersuchungen der Dampf-
kessel erfolgt:
i) soweit sie nicht besonders bestellten Beamten übertragen ist,
bei Dampfkesseln auf den der Aufsicht der Bergbehörden unter-
stellten Betrieben durch die Bergrevierbeamten,
bei Dampfkesseln auf Hüttenwerken des Staates durch die Leiter
dieser Werke oder deren Vertreter,
2) bei den Kesseln der Staatseisenbahnen durch die zuständigen tech-
nischen Beamten der Staatseisenbahn-Verwaltung,
bei den Privat-Eisenbahnen durch die von dem Königlichen Eisen-
bahn-Kommissariat damit beauftragten Sachverständigen,
3) bei den Dampfkesseln der Strombauverwaltung und den im Betriebe
der Bauverwaltung benutzten Kesseln derjenigen Königl. Regierungen,
bei denen besondere für das Fach vorgebildete Beamte — Bauin-
spektoren, Maschineninspektoren oder Obermaschinenmeister ange-
stellt sind — durch diese Beamten,
4) im Uebrigen durch die Königlichen Gewerbe-Inspektoren und deren
Assistenten.
In denjenigen Regierungsbezirken, in denen Gewerbe - Inspektionen
noch nicht gebildet sind, verbleibt die amtliche Prüfung der Dampfkessel den
zur Zeit des Erlasses dieser Anweisung damit beauftragten Kreisbaubeamten
oder den dazu berufenen besonderen Sachverständigen bis zur Errichtung
von Gewerbe-Inspektionen.
Dampfkessel- Ueberwachungs-Vereine.
§ 3. Vereine von Dampfkesselbesitzern, welche eine regelmässige und
sorgfältige Ueberwachung der Kessel vornehmen lassen, kann durch den
Minister für Handel und Gewerbe die Vergünstigung erteilt werden, dass die
Kessel der Mitglieder von den amtlichen Prüfungen etc. (§ 2) befreit sind.
Die vorgeschriebenen Prüfungen, Druckproben und Untersuchungen
werden alsdann von den Ingenieuren der Kesselüberwachungs- Vereine nach
Massgabe der ihnen von dem Minister für Handel und Gewerbe verliehenen
Berechtigungen ausgeführt.
Die Erteilung der im Absatz i gedachten Vergünstigung an die Vereine
und die Verleihung der im Absatz 2 erwähnten Berechtigungen an die Ver-
eins-Ingenieurc ist jeder Zeit widerruflich.
Die Erteilung der Vergünstigung an die Vereine und die Entziehung
derselben durch Widerruf ist in den Amtsblättern der beteiligten Regierungen
öfif entlich bekannt zu machen.
§ 4. Die im § 3 bezeichneten Vereine haben dem Königl. Regierungs-
präsidenten — in Berlin dem Königl. Polizei-Präsidenten — und den Ober-
Anwebnng betreff, die Genehmigung and Untersuchung der Dampfkessel. ß^n
bergämtem, für deren Bezirke sie zugelassen sind., nach Ablauf jedes Jahres
einzureichen :
i) ein Verzeichnis der dem Vereine angehörenden Kesselbesitzer unter
Angabe der Zahl der von ihnen in dem Bezirke betriebenen Kessel,
2) eine Uebersicht der im Laufe des Jahres in dem Bezirke ausgeführten
Prüfungen, Wasserdruckproben und Untersuchungen und ihres Er-
gebnisses.
Die Vereine haben femer von jeder Aufnahme und von jedem Aus-
scheiden eines Kessels dem zur Untersuchung desselben zuständigen staatlichen
Beamten unverzüglich Nachricht zu geben.
Endlich haben sie regelmässige Jahresberichte an den Minister für
Handel und Gewerbe zu erstatten.
Befreiung einzelner Kesselbesitzer von den amtlichen Prüfungen.
§ 5. Eine gleiche Vergünstigung, wie nach § 3 Abs. i den Dampf-
kesselüberwachungs- Vereinen kann ausnahmsweise auch einzelnen Dampfkessel-
besitzem, sowie den Privat-Eisenbahnen, welche für eine sachgemässe Aus-
führung der Prüfungen und Druckproben und für eine regelmässige Ueber-
wachung ihrer Dampfkessel entsprechende Einrichtungen getroffen haben, zu
Teil werden.
Dieselben haben alsdann den im § 4 Abs. i bezeichneten Behörden
nach Ablauf jedes Jahres die Anzahl der von ihnen betriebenen Dampfkessel
anzuzeigen und die unter Ziffer 2 daselbst vorgeschriebene Uebersicht einzu-
reichen.
Freizügigkeit der Kessel.
§ 6. Die durch die zuständige Behörde eines anderen Bundesstaates
erteilten gewerbepolizeilichen Genehmigungen für bewegliche Dampfkessel imd
Dampfschiffskessel, ferner die von einem hierzu ermächtigten Beamten oder
Sachverständigen eines anderen Bundesstaates ausgestellten Bescheinigungen
über die Bauart- und die Abnahmeprüfung von Dampfkesseln, über die auf
Grund des §11 und des §12 Abs. i der allgemeinen polizeilichen Be-
stimmungen vom 5. August 1890 ausgeführten Druckproben, endlich über
die Vornahme regelmässiger Untersuchungen werden in Preussen anerkannt.
II. Anlegung der Dampfkessel.
Fälle der Genehmigung.
§ 7. Zur Anlegung von Dampfkesseln bedarf es einer gewerbepoli-
zeilichen Genehmigung, welche bei feststehenden Dampfkesseln für eine be-
stimmte Betriebsstätte, bei Dampfschiffskesseln für ein bestimmtes Schiff, bei
beweglichen Dampfkesseln ohne Beziehung zu einer Betriebsstätte erteilt wird.
§ 8. Einer erneuten Genehmigung bedürfen
i) Dämpf kessel, welche wesentliche Aenderungen in ihrer Bauart er-
fahren,
2) Dampfkessel, welche wieder in Betrieb genommen ^'erden sollen,
nachdem die früher erteilte Genehmigung wegen unterlassenen Be-
triebes nach § 49 der Gewerbeordnung erloschen ist,
3) feststehende Dampfkessel, welche wesentlichen Aenderungen in der
Lage oder Beschaffenheit der Betriebsstätte unterworfen werden sollen,
4) Dampfschiffskessel, welche ausserhalb des Schiffes, auf das die Ge-
nehmigung lautet, — sei es in Verbindung mit einem andern Schiflie,
sei es auf dem Festlande — in Betrieb genommen werden sollen,
^6o XTT. Abteilong..
5) bewegliche Dampfkessel, welche an einem Betriebsorte zu dauernder
Benützung aufgestellt werden sollen.
Endlich bedarf es einer erneuten Genehmigung des Kessels, wenn eine
Erhöhung der in der Genehmigungs-Urkunde festgesetzten höchsten zulässigen
Dampfspannung oder eine Aenderung der in der Genehmigungs-Urkunde
aufgeführten Bedingungen stattfinden soll.
Zuständigkeit.
§ 9. Ueber die nach §§ 7 und 8 vorgeschriebenen Genehmigungen
beschliesst hinsichtlich der Dampfkessel in den der Aufsicht der Bergbehörden
unterstellten Betrieben das Oberbergamt, im Uebrigen der Kreisausschuss
(in den HohenzoUem'schen Landen der Amtsausschuss), in Stadtkreisen der
Stadtausschuss, in den einem Landkreise angehörigen. Städten mit mehr als
loooo Einwohnern der Magistrat (kollegialische Gemeindevorstand).
Die örtliche Zuständigkeit bestimmt sich
i) bei den feststehenden Dampfkesseln nach dem Orte der Errichtung,
2) bei beweglichen Dampfkesseln nach dem Wohnsitze des Antrag-
stellers,
3) bei Dampfschiffskesseln nach dem Heimatshafen des Schiffes, in
Ermanglung eines solchen nach dem Wohnsitze des Schiffeeigners.
Form und Unterlagen des Antrages.
§ 10. Anträge auf Erteilung der in den §§ 7 und 8 gedachten Ge-
nehmigungen sind als schleunige Angelegenheiten zu behandeln.
Der Antrag ist, wenn die Genehmigung zur Anlegung eines Lokomotiv-
kessels für eine Privatanschlussbahn nachgesucht wird, bei der zuständigen
Eisenbahn behörde, im Uebrigen, je nachdem der Antragsteller einem Kessel-
üben^^achungsvereine (§3) angehört oder nicht, bei dem zuständigen Vereins-
Ingenieur oder dem nach § 2 zuständigen Kesselprüfer anzubringen.
Aus dem Gesuche muss der vollständige Name, der Stand und der Wohnort
des Unternehmers ersichtlich sein. Demselben sind in je zwei Ausfertigungen
beizufügen :
i) Eine Beschreibung, aus welcher die Angaben des Fabrikschildes
(§ IG der allgem. poliz. Bestimmungen vom 5. August 1890), die
Abmessungen des Kessels, die Stärke und Gattung der Wandungen,
die Art der Zusammensetzung, die Abmessungen der Ventile und
deren Belastung, die Einrichtung der Speise Vorrichtung, des Speise-
ventils und der Feuerung, endlich, wenn der Kessel zum Betriebe
von Dampfmaschinen dient, die Art und Kraft der Maschinen zu
entnehmen sind,
2) eine massstäbliche Zeichnung, aus welcher die Grösse der vom
Feuer berührten Fläche zu berechnen ist und die Höhe des niedrigsten
zulässigen Wasserstandes über den Feuerzügen und die etwa vor-
handenen Verankerungen und Versteifungen zu ersehen sind ; bei
Dampfschiffskesseln hat sich die massstäbliche Zeichnung auch auf
den Schiffsteil, an welchen der Kessel eingebaut oder aufgestellt ist,
zu erstrecken.
Wenn die Anlegung eines feststehenden Kessels beabsichtigt
^^ird, so sind ferner in je zwei Ausfertigungen einzureichen:
3) Ein Lageplan, welcher die an den Ort der Aufstellung des Kessels
stossenden Grundstücke zu umfassen hat.
Aaweisiiiig betreff, die Genehmigang and Untersachang der Dampfkessel. 36 1
4) ein Bauriss, aus dem der Standort der Maschine und des Kessels,
der Standort und die Höhe des Schornsteins, sowie die Lage der
Feuer- und Rauchröhren gegen die benachbarten Grundstücke deutlich
zu erkennen sind.
Für die erforderlichen Zeichnungen ist ein auf ihnen einzutragender
Massstab zu wählen, welcher eine deutliche Anschauung gewährt.
Beschreibungen und Zeichnungen sind von dem Verfertiger und dem
Unternehmer untei Angabe des Datums zu unterschreiben.
Verfah ren.
§ II. Die Stelle, bei der der Antrag nach § 10 Abs. 2 anzubringen
ist, hat die Vorlagen technisch zu prüfen (Vorprüfung), die erfolgte Prüfung
auf ihnen zu. bescheinigen und sie alsdann der zuständigen Beschlüssbehörde
(§ 9) vorzulegen. Wegen etwa notwendiger Ergänzungen der Vorlagen tritt
die zur Vorprüfung des Antrags zuständige Stelle mit dem Antragsteller un-
mittelbar in Verbindung.
In denjenigen Städten, in denen die Baupolizei einer Königl. Behörde
zusteht, ist bei feststehenden Dampfkesseln das für vollständig befundene, von
dem Kesselprüfer begutachtete Genehmigungsgesuch vor der Beschlussfassung
dieser Behörde zur Prüfung zu übersenden. Diese Bestimmung findet auf
die für Bergwerke, Aufbereitungsanstalten und Salinen bestimmten Kessel
keine Anwendung.
Beschlussfassung.
§ 12. Die Beschlussfassung über das Genehmigungsgesuch erfolgt durch
das Kollegium der Beschlussbehörde. Die Zulässigkeit der Anlage ist nach den
bestehenden bau-, feuer- und gesundheitspolizeilichen Vorschriften, sowie nach
den allgemeinen polizeilichen Bestimmungen des Bundesrats über die An-
i^^ng von Dampfkesseln (Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 5. Aug.
1890 [R.-G.-Bh S. 163 ffg.]) zu prüfen.
Wird die Genehmigung nach dem Antrage des Unternehmers ohne Be-
dingungen oder unter Bedingungen, mit denen er sich ausdrücklich einver-
standen erklärt hat, erteilt, so bedarf es eines besonderen Bescheides nicht,
sondern die Behörde fertigt alsbald die Genehmigungsurkunde (§ 15) aus.
Wird die Genehmigung versagt oder unter Bedingungen erteilt, mit denen
sich der Unternehmer nicht ausdrücklich einverstanden erklärt hat, so erlässt
die Beschlussbehörde einen schriftlichen mit Gründen versehenen Bescheid
an denselben.
Der Unternehmer kann innerhalb 14 Tagen nach Zustellung des Be-
scheides entweder Beschwerde an den Minister für Handel und Gewerbe
einlegen oder auf mündliche Verhandlung der Sache durch die Beschlussbe-
hörde antragen. Der im letzteren Falle ergehende Bescheid kann innerhalb
zweier Wochen nach der Zustellung durch Beschwerde an den Minister für
Handel und Gewerbe angefochten werden.
Vorbescheid.
§ 13. In Fällen, welche keinen Aufschub zulassen oder klar liegen,
ist der Vorsitzende des Kreis-, (Amts-, Stadt-) Ausschusses befugt, Namens
dieser Behörde über das Genehmigungsgesuch zu entscheiden. Der § 12
Abs. 2 findet dabei entsprechende Anwendung.
Wird schriftlicher Bescheid erteilt, so ist dem Unternehmer darin zu
eröfihen, dass ihm gegen Bescheid innerhalb zweier Wochen von der Zu-
362 Xn. Abteilaog.
Stellung an, der Antrag auf Beschlussfassung durch das Kollegium (§ 12)
zustehe.
Für die Berechnung der in diesem und dem vorigen Paragraphen
vorgeschriebenen Fristen sind die Vorschriften der Zivilprozessordnung mass-
gebend.
Beschwerde verfahren.
Auf die Einlegung der Beschwerde (§ 12 Abs. 3) und das weitere Ver-
fahren findet der § 122 des Gesetzes über die allgemeine Landesverwaltung
vom 30. Juli 1883 Anwendung. In besonderen Fällen kann zur Begründung
der Beschwerde eine Nachfrist bewilligt werden.
Der auf die Beschwerde ergehende Bescheid wird der Beschlussbehörde
erster Instanz zugefertigt, welche ihn in Ausfertigimg dem Unternehmer
mitteilt.
§ 15. Bei Erteilung der Genehmigung zur Anlegung eines Dampf-
kessels ■ kann von der genehmigenden Behörde eine Frist gesetzt werden,
binnen welcher die Anlage bei Vermeidung des Erlöschens der Genehmigung
in Betrieb gesetzt werden muss. Ist eine solche Frist nicht bestimmt, so
erlischt die erteilte Genehmigung, wenn der Unternehmer nach Empfang der
Genehmigungsurkunde (§ 16) ein Jahr verstreichen lässt, ohne den Kessel
in Betrieb zu nehmen.
Eine Verlängerung der Frist kann von der Behörde bewilligt werden,
wenn erhebliche Gründe nicht entgegenstehen.
Genehmigungsurkunde.
§ 16. Für die Ausstellung der Genehmigungsurkunde ist der anliegende
Vordruck A zu benützen.
In denjenigen Fällen, in denen nach §§ 12 und 13 dem Unternehmer
schriftlicher Bescheid zu erteilen ist, erfolgt die Ausfertigung der Genehmigungs-
urkunde durch die Reschlussbehörde erster Instanz nach Abschluss des Ver-
fahrens.
In der Urkunde sind alle Bedingungen, unter welchen die Kesselanlage
genehmigt worden ist, aufzuführen. Die zugehörigen Beschreibungen, Zeich-
nungen und Pläne sind mit ihr durch Schnur und Siegel zu verbinden.
Eine Ausfertigung der Genehmigungsurkunde ist dem Unternehmer,
eine zweite der zuständigen Ortspolizeibehörde zu übersenden, an deren
Stelle bei den, den Bergbehörden unterstellten Dampfkesseln der Bergrevier-
beamte tritt.
Genehmigung mehrerer Lokomobilen durch eine Urkunde.
§ 17. Die Genehmigung kann für mehrere bewegliche Kessel von
übereinstimmender Bauart, Ausrüstung und Grösse, welche in einer Fabrik
im Laufe eines Kalenderjahres hergestellt werden, gemeinsam im Voraus be-
antragt und durch eine Urkunde erteilt werden.
Für jeden auf Grund dieser Genehmigungsurkunde hergestellten beweg-
lichen Kessel ist eine mit der Fabriknummer zu versehende, durch den zu-
ständigen Kesselprüfer zu beglaubigende Abschrift der Genehmigungsurkunde
und ihrer Zubehörungen anzufertigen. Dieselbe gilt als Genehmigimgsurkunde
für den Kessel, dessen Fabriknummer sie trägt.
Genehmigung alter Kessel.
§ 18. Den Gesuchen um erneute Genehmigung bereits anderweit im
Betriebe gewesener alter Kessel (§ 8) ist ein vollständiger Nachweis über
AnweUiing betreff, die Genehmignng and UntersachoDg der Dampfkeisel. ^63
den Erbauer des. Kessels, über die früheren Betriebsstätten desselben, über
die Zeit, während welcher der Kessel überhaupt schon betrieben worden ist,
und über die Gründe beizufügen, welche dazu geführt haben, den Kessel
ausser Betrieb zu setzen.
Vor der Entscheidung über den Genehmigungsantrag ist eine Innen-
Untersuchung des Kessels mit genauer Ermittelung der Beschaffenheit des ver-
wendeten Baustoffes und der in den einzelnen Kesselteilen vorhandenen
Blechstärken (durch Anbohren und dergl.) vorzunehmen. Auf Grund dieser
Ermittelungen wird, falls (darnach die Genehmigung überhaupt erteilt werden
kann, die höchste zulässige Dampfspannung fe^geseitzt.
Bei denjenigen alt angekauften Dampfkesseln, deren frühere Dampf-
spannung und Herkunft nicht nachgewiesen werden kann, darf die Wieder-
genehmigung nur ausnahmsweise auf Grund einer nach obiger Anleitung
besonders sorgfältig ausgeführten Untersuchung der gesammten Beschaffenheit
des Kessels und überdies nur darin erfolgen, wenn der Antragsteller selbst
die Aufstellung und Benutzung des Kessels beabsichtigt.
Vorstehende Bestimmungen finden auch auf solche Kessel Anwendung,
welche aus Theilen alter Kessel unter Hinzufügung neuen Baustoffes herge-
stellt sind.
Erlöschen der Genehmigung.
§ 19. Ist ein Dampfkessel während eines Zeitraumes von drei Jahren
ausser Betrieb gesetzt, ohne dass Fristung nachgesucht imd bewilligt worden
ist, so erlischt die für denselben erteilte Genehmigung. Das Verfahren für
die Fristung ist dasselbe wie für die Genehmigung zur Anlegung von Dampf-
kesseln.
III. Inbetrlebsetzunfi^ der Dampfkessel.
§ 20. Dampfkessel sind, bevor sie in Betrieb gesetzt werden dürfen,
durch die zuständigen Kesselprüfer (§§ 2 und 3) einer Prüfung der Bauart
(Konstruktionsprüfung), einer Wasserdruckprobe und einer Abnahmeprüfung
zu unterwerfen.
Prüfung der Bauart.
§ 21. Die Prüfung der Bauart hat die Untersuchung des Kessels in
Beziehung auf Zusammensetzung, Baustoff und Ausführung zum Gegenstande.
Wasserdruckprobe.
§ 22. Die Wasserdruckprobe bezweckt die Prüfung der Widerstands-
fähigkeit und Dichtigkeit des Kessels. Sie erfolgt bei Dampfkesseln, welche
für eine Dampfspannung von nicht mehr als 5 Atmosphären Ueberdruck be-
stimmt sind, mit dem zweifachen Betrage des beabsichtigten Ueberdruckes,
bei allen übrigen Dampfkesseln mit einem Drucke, welcher den beabsichtigten
Ueberdruck um fünf Atmosphären übersteigt.
Unter Atmosphärendruck wird ein Druck von einem Kilogramm auf
das Quadratcentimeter verstanden.
Für die Ausführung der Druckprobe muss der Kessel vollkommen mit
Wasser gefüllt sein; in seinem höchsten Punkte muss eine Oeffnung ange-
bracht sein, durch welche beim Füllen die atmosphärische Luft entweichen
kann. Die Kessel Wandungen müssen dem Probedruck widerstehen, ohne
eine bleibende Veränderung ihrer Form zu zeigen und ohne das Wasser bei
dem höchsten Drucke in anderer Form, als der von Nebel, oder feinen Perlen
durch die Fugen dringen zu lassen.
364 ^I^* Abteilang.
§ 23. Die Wasserdruckprobe, welche womöglich mit der Prüfung der
Bauart zu verbinden ist, erfolgt nach der letzten Zusammensetzung, jedoch
vor der Einmauerung oder Ummantelung des Kessels. Sie kann vor der Ge-
nehmigung der Kesselanlage (in der Kesselfabrik) ausgeführt werden.
Dampfkessel, welche der Druckprobe am Verfertigungsorte unterworfen
imd demnächst im Ganzen nach ihrem Aufstellungsorte geschafft worden
sind, unterliegen einer weiteren Druckprobe vor ihrer Einmauerung oder Um-
mantelung nur dann, wenn sie durch die Versendung oder aus anderer Ver-
anlassung Beschädigungen erlitten haben, welche die Wiederholung der Druck-
probe geboten erscheinen lassen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob
der Verfertigungsort in Preussen, oder in einem anderen Bundesstaate be-
legen ist (vergl. § 6).
Nietenstempelung.
§ 24. Nach Ausführung der Druckprobe hat der Kesselprüfer — vor-
ausgesetzt, dass dieselbe zur Beanstandung des Kessels keinen Anlass gegeben
hat — die Kupfemieten, mit welchen das Fabrikschild (§ 10 der poliz. Best,
vom 5. August 1890) an dem Kessel befestigt ist, mit seinem Stempel zu
versehen. Dieser ist in dem Prüfungszeugnisse abzudrucken.
Abnahmeprüfung.
§ 25. Die Abnahmeprüfung hat festzustellen, ob die Ausführung der
Kesselanlage den Bestimmungen der erteilten Genehmigung entspricht. Sie
ist bei Kesseln, die eingemauert oder ummantelt werden nach der Ein-
mauerung oder Ummantelung vorzunehmen.
Bei Dampfschiffskesseln erfolgt die Abnahmeprüfung in dem • Heimats-
hafen des Schiffes, oder in dem ersten Deutschen Anlaufs hafen, oder an dem
Orte, an welchem der Kessel in das Schiff eingebaut oder mit demselben
verbunden worden ist. Bei Schiffskesseln, welche in einem der Bundesstaaten
genehmigt worden sind, und in Preussen zur Abnahmeprüfung gestellt werden,
hat die Untersuchung sich auch darauf zu erstrecken, ob denjenigen Ge-
nehmigungsbedingungen, welche nach Massgabe der in jenem Bundesstaate
über die Anlegung von Dampfschiffskesseln geltenden besonderen polizeilichen
Bestimmungen vorgeschrieben wurden, entsprochen worden ist.
Wirkungen der Abnahmeprüfung.
§ 26. Auf Grund der durch den Kesselprüfer ordnungsmässig be-
scheinigten (§ zy) Abnahmeprüfung darf der Kessel ohne weiteres in Betrieb
gesetzt werden.
Bewegliche Kessel, deren Inbetriebnahme in einem Bundesstaate genehmigt
worden ist, können — vorbehaltlich der Bestimmungen über die regelmässigen
Untersuchungen (Abschnitt V) — in jedem anderen Bundesstaate ohne noch-
malige vorgängige Genehmigung in Betrieb gesetzt werden. Dasselbe gilt fiir
Dampfschiffskessel, wenn sie sich auf Schiffen befinden, welche Gewässer ver-
schiedener Bundesstaaten befahren.
Bevor ein beweglicher Kessel in dem Bezirke einer Ortspolizeibehörde
in Betrieb genommen wird, ist der Letzteren von dem Betriebsunternehmer
oder dessen Stellvertreter unter Angabe der Stelle, an welcher der Betrieb
stattfinden soll, Anzeige zu erstatten. Ist der Kessel für die der Aufsicht
der Bergbehörden unterstellten Betriebe bestimmt, so ist die Anzeige den
im § 2, I bezeichneten Beamten zu erstatten.
Anweisong betrelT. die Genehmigang and Unrersachang der Dampfkessel. 255
Bescheinigungen. Revisionsbuch.
§ 2"], Die Kesselprüfer haben über die von ihnen ausgeführten Prüfungen
der Bauart, Druckproben und Abnahmeprüfungen schriftliche Bescheinigungen
auszustellen und binnen drei Tagen dem Kesselbesitzer auszuhändigen. Sie
haben sich zu diesem Behufe der anliegenden Vordrucke B, C, F und G zu
bedienen, der Vordrucke B und F jedoch nur in dem Falle, dass die Wasser-
dnickprobe nicht in Verbindung mit der Prüfung der Bauart bewirkt worden
ist. Die Bescheinigungen sind mit der Genehmigungsurkunde (§ 16) zu ver-
binden.
Abschrift der Bescheinigung über die Abnahmeprüfung ist der Ortspolizei-
behörde oder der an ihre Stelle tretenden Bergbehörde mitzuteilen.
Derjenige Kesselprüfer, welcher die Abnahmebescheinigung ausstellt, hat
gleichzeitig das Titelblatt für das zu dem Kessel gehörige Revisionsbuch,
unter Benutzung des anliegenden Formulars D auszufertigen. Als Einlage-
bogen des Revisionsbuches ist der Vordruck E zu ven^'enden. Dem neuen
Revisionsbuch ist das bisherige Kessel buch vorzuheften.
Revisionsbücher für bewegliche Dampfkessel und Dampfschiffskessel,
welche in einem anderen Bundesstaate ausgefertigt sind, werden in Preussen
zur Weiterbenützung zugelassen, auch wenn die Einlagebogen dem Vordrucke
E nicht entsprechen.
Die Genehmigungsurkunde nebst Anlagen und das Revisionsbuch sind
an der Betriebsstätte des Kessels aufzubewahren und jedem zur Aufsicht zu-
ständigen Beamten oder Sachverständigen auf Verlangen vorzulegen.
Für Kessel, welche der Wasserdruck probe (§ 22) in einem anderen
Bundesstaate unterworfen worden sind, ist der Nachweis einer Prüfung der
Bauart ^ z\) nicht zu fordern.
IV. Prfifang naeh einer Haaptansbessemng;.
§ 28. Dampfkessel, welche eine Ausbesserung in der Kesselfabrik er-
fahren haben oder zur Ausbesserung an der Betriebsstätte* ganz blosgelegt
worden sind, müssen vor der Wiederinbetriebsetzung einer Prüfung mittelst
Wasserdruckes unterworfen werden.
Einer gleichen Prüfung bedarf es, wenn bei Kesseln mit innerem Feuer-
rohr ein solches Rohr und bei den nach Art der Lokomotivkessel gebauten
Kesseln die Feuerbüchse behufs Ausbesserung oder Erneuerung herausge-
nommen, oder wenn bei zylindrischen und Siedekesseln eine oder mehrere
Platten neu eingezogen werden.
Die Ausführung der Druckprobe erfolgt nach den Vorschriften der §§
22 und 23 mit der Massgabe, dass in den Fällen des Absatz 2 dieses Para-
graphen die völlige Bloslegung des Kessels nicht erforderlich ist.
Ueber die Druckprobe ist unter Benützung des Vordruckes B eine Be-
scheinigung auszustellen, die mit der Genehmigungsurkunde des Kessels zu
verbinden ist. In der Bescheinigung ist anzugeben, worin die ausgeführte
Ausbesserung bestanden hat, und von wem sie bewirkt worden ist.
Eine Stempelung der das Fabrikschild mit dem Kessel verbindenden
Nieten findet bei Druckproben nach Hauptausbesserungen nicht statt.
Y. Regelmässige teehnlsehe Untersuehungen.
§ 29. Jeder zum Betriebe aufgestellte Dampfkessel, er mag unausge-
setzt oder nur in bestimmten Zeitabschnitten, oder unter gewissen Voraus-
^66 Xn. Abteilang.
Setzungen (z. B. Reservekessel) betrieben werden, ist von Zeit zu Zeit einer
tedhnischen Untersuchung zu unterziehen.
Dieser Vorschrift unterliegen Dampfkessel dann nicht mehr, wenn ihre
Genehmigung durch dreijährigen Nichtgebrauch (§ 19) oder durch ausdrück-
lichen der Polizeibehörde erklärten Verzicht erloschen ist.
Von dem Erlöschen der Kesselgenehmigungen, sowie von der etwaigen
Wiedereröffnung des Betriebes ist den Kesselprüfem durch die Ortspolizeibe-
hördeh, bei Bergwerken, Aufbereitungsanstalten und Salinen durch den zu-
ständigen Bergrevierbeamten, alsbald Kenntnis zu geben.
Eine Entbindung von den wiederkehrenden Untersuchungen kann nur
durch Verfügung des Ministers für Handel und Gewerbe erfolgen.
§ 30. Die technische Untersuchung bezweckt die Prüfung
i) der fortdauernden Uebereinstimmung der Kesselanlage mit den be-
stehenden gesetzlichen und polizeilichen Vorschriften und mit dem
Inhalte der Genehmigungsurkunde,
2) ihres betriebsfähigen Zustandes, ,
3) ihrer sachgemässen Wartung, insbesondere der bestimmungsmässigen
Benutzung der vorgeschriebenen Sicherheitsvorrichtungen.
§ 31. Die Untersuchung erfolgt, soweit nicht der Kesselbesitzer den
im § 3 bezeichneten Vereinen angehört, durch den staatlichen Prüfungsbe-
amten (§ 2), in dessen Amtsbezirke die Kesselanlage sich befindet.
Bewegliche Kessel gehören zu demjenigen Bezirke, in welchem ihr Be-
sitzer oder dessen Vertreter wohnt, Dampfschiffskessel zu demjenigen, in
welchem die Schiffe überwintern oder falls dies ausserhalb des Landes ge-
schieht, zu demjenigen, in welchem ihr Hauptanlegeplatz sich befindet.
Auf Ersuchen des hiemach zuständigen Prüfungsbeamten oder auf An-
trag des Kesselbesitzers können die technischen Untersuchungen von beweg-
lichen oder Dampfschifiskesseln von demjenigen Prüfungsbeamten ausgeführt
werden, in dessen Amtsbezirk sich der Kessel zur Zeit der Fälligkeit der Unter-
suchung befindet. Der die Untersuchung ausfahrende Beamte hat in diesem
Falle Abschrift des Prüfungsbefunds dem nach Absatz 2 zuständigen Prüfungs-
beamten mitzuteilen.
Bewegliche Dampfkessel, welche auf Bergwerken, Aufbereitungsanstalten
oder Salinen und anderen zugehörigen Anlagen verwendet werden, unterliegen
während der Dauer dieser Verwendung der wiederkehrenden Untersuchung
durch den nach § 2, i zuständigen Beamten.
§ 32. Die amtliche Untersuchung der Dampfkessel ist eine äussere
oder eine innere oder eine Prüfung durch Wasserdruck.
Die regelmässige äussere Untersuchung findet bei feststehenden Dampf-
kesseln alle zwei Jahre, bei beweglichen und Schiffsdampfkesseln alle Jahre statt.
Die regelmässige innere Untersuchung ist bei feststehenden Kesseln
alle vier Jahre, bei beweglichen alle drei Jahre und bei Schiffsdampfkesseln
alle zwei Jahre vorzunehmen.
Die regelmässige Wasserdruckprobe findet bei feststehenden Kesseln
mindestens alle acht Jahre, bei beweglichen und Schiffsdampfkesseln mindestens
alle sechs Jahre statt und ist mit der, in demselben Jahre fälligen inneren
Untersuchung möglichst zu verbinden.
Die innere Untersuchung kann nach Ermessen des Prüfers durch eine
Wasserdruckprobe ergänzt werden. Sie ist stets durch eine Wasserdruck-
probe zu ergänzen oder zu ersetzen bei Kesselkörpern, welche ihrer Bauart
halber nicht genügend besichtigt werden können.
Anweismig betreff^ die Genehmigaog and Untersachang der Dampfkessel. 367
In denjenigen Jahren, in denen eine innere Untersuchung oder eine
Wasserdruckprobe vorgenommen wird, kommt bei den feststehenden und bei
den beweglichen Dampfkesseln die föliige regelmässige äussere Untersuchung
in Fortfall. Bei den Dampfschif]&kesseln ist diese thunlichst mit der inneren
Untersuchung oder mit der Wasserdruckprobe zu verbinden. Gebühren sind
für die äussere Untersuchung, wenn sie mit der inneren Untersuchung oder
der Wasserdruckprobe verbunden wird, nicht zu entrichten.
Die äusseren Untersuchungen fahrt der Prüfungsbeamte im Laufe des
Kalenderjahres, in dem sie föUig werden, zu einem ihm genehmen Zeitpunkt
aus. Für die inneren Untersuchungen und die Wasserdruckproben laufen
die Prüfungsfristen vom Tage der technisch-polizeilichen Abnahme oder der
letzten gleichartigen Untersuchung ab. Ihre Ueberschreitung um mehr als zwei
Monate ist nur ausnahmsweise und nicht über einen Zeitraum von sechs
Monaten zulässig und ist in dem Jahresberichte des Kessel prüfers (§§ 4 und
39) zu begründen.
Wenn ein ganzes Fabrikuntemehmen oder eine einzelne selbstständige
Abteilung eines grösseren Werkes längere Zeit vollständig ausser Betrieb gesetzt
war, so ist die Zeit des Stillstandes bei Berechnung der Prüfungsfristen bis zur
Dauer von zwei Jahren ausser Ansatz zu bringen. Von derartigen Unter-
brechungen des Betriebes und von der Wiedereröffnimg desselben hat der
Betriebsuntemehmer dem Kesselprüfer und der Ortspolizeibehörde Anzeige zu
erstatten. Für den Bereich der Bergverwaltung ist in denjenigen Fällen, in
denen der die Ortspolizei handhabende Revierbeamte gleichzeitig Kesselprüfer
ist, eine Anzeige ausreichend. Nach einer Betriebsunterbrechung von mehr
als zweijähriger Dauer darf der Betrieb erst nach Vornahme einer inneren,
mit Wasserdruckprobe verbundenen amtlichen Untersuchung wieder eröffnet
werden.
Bei Bemessung der Fristen werden Untersuchungen, welche in einem
anderen Bundesstaate von den daselbst zuständigen Sachverständigen vorge-
nommen worden sind, den in Preussen vorgenommenen gleichgeachtet.
§ 33. Die äussere Untersuchung besteht vornehmlich in einer Prüfung
der ganzen Betriebsweise des Kessels; eine Unterbrechung des Betriebes darf
dabei nur verlangt werden, wenn Anzeichen gefahrbringender Mängel, deren
Vorhandensein und Umfang nicht anders festgestellt werden kann, sich er-
geben haben.
Die Untersuchung ist zu richten:
auf die Ausführung und den Zustand der Speisevorrichtungen,
der Wasserstandsvorrichtungen, der Sicherheitsventile und etwaiger
anderer Sicherheitsvorrichtungen, der Feuerungsanlage imd der Mittel
zur Regelung und Absperrung des Zutritts der Luft und zur thunlichst
schnellen Beseitigung des Feuers,
auf alle ohne Unterbrechung oder Schädigung des Betriebes zu-
gänglichen Kesselteile, namentlich die Feuerplatten,
auf die Anordnung und den Zustand der Abblasevorrichtungen,
die Vorkehrungen zur Reinigung des Kesselinnern oder des Speise-
wassers und der Feuerzüge, sowie
auf alle etwa noch zum Betriebe des Kessels gehörigen Ein-
richtungen.
Die Betriebseinrichtungen sind in der Regel durch Ingangsetzen zu prüfen.
Ebenso ist bei der äusseren Untersuchung zu prüfen, ob der Kessel-
wärter die zur Sicherheit des Betriebes erforderlichen Vorrichtungen anzu-
368 XII. AbteUoDg.
wenden und die im Augenblicke der Gefahr notwendigen Massnahmen zu er-
greifen versteht, und ob er mit der sachgemässen Behandlung der Feuerung
und aller Betriebseinrichtungen vertraut ist.
§ 34. Die innere Untersuchung bezweckt die Prüfung der Beschaffen-
heit des Kesselkörpers, welcher dabei soweit wie nötig von innen und
aussen genau zu besichtigen ist.
Zu ihrer Ausführung ist der Betrieb des Kessels einzustellen. Auch
ist die Einmauerung oder Ummantelung soweit wie nötig zu entfernen, wenn
die Untersuchung sich nicht zur Genüge durch Befahrung der Züge oder auf
andere Weise bewirken lässt. Femer kann in besonderen Fällen gefordert
werden, dass Feuerröhren, die nach der bei Lokomotiven gebräuchlichen Art
eingesetzt sind, herausgenommen werden.
Wo zwei oder mehr Dampfkessel mit einer gemeinsamen Dampf-
oder Speise- oder Wasserablass- Rohrleitung verbunden sind, ist der der inneren
Untersuchung zu unterwerfende Dampfkessel zum Schutz der untersuchenden
Personen von jeder der gemeinsamen Rohrleitungen in augenf^liger und wirk-
samer Weise durch geeignete Einrichtungen zu trennen.
Die innere Untersuchung ist vornehmlich zu richten:
auf die Beschaffenheit der Kesselwandungen, Nieten, Anker,
Heiz- und Rauchrohre, wobei zu ermitteln ist, ob die Widerstands-
fähigkeit dieser Teile durch den Gebrauch gefährdet ist,
auf das Vorhandensein und die Natur des Kesselsteins, seine
genügende Beseitigung und die Mittel dazu,
auf den Zustand der Wasserzuleitungsröhren und der Reinigungs-
Öffnungen,
auf den Zustand der Speise- und Dampfventile,
auf den Zustand der Verbindungsröhren zwischen Kessel und
Manometer bezw. Wasserstandszeiger, sowie der übrigen Sicherheits-
vorrichtungen,
auf den Zustand der ganzen Feuerungs-Einrichtung, sowie der
Feuerzüge ausserhalb wie innerhalb des Kessels.
§ 35. Die Wasserdruckprobe bezweckt die Prüfung der Widerstands-
fähigkeit und Dichtigkeit des Kessels. Sie erfolgt bei Kesseln, welche für
eine Dampfspannung von nicht mehr als zehn Atmosphären Ueberdruck be-
stimmt sind, mit dem anderthalbfachen Betrage des genehmigten Ueberdruckes,
im Uebrigen mit einem Drucke, welcher den genehmigten Ueberdruck um
fünf Atmosphären übersteigt.
Die Bestimmungen in Absatz 2 und 3 des % 22 finden entsprechende
Anwendung.
Bei der Probe ist, soweit dies vom Prüfer verlangt wird, die Um-
mauerung oder Ummantelung des Kessels zu beseitigen. Mit der Wasser-
druckprobe ist eine Prüfung der Sicherheitsventile auf die Richtigkeit ihrer
Belastung zu verbinden.
§ 36. Werden bei einer Untersuchung erhebliche Unregelmässigkeiten
in dem Betriebe ermittelt, oder erscheint die Beobachtung eines zur Zeit
noch unbedenklichen Schadens geboten, so kann nach dem Ermessen des
Kesselprüfers in kürzerer Frist, als im § 32 festgesetzt ist, eine ausser-
ordentliche Untersuchung vorgenommen werden.
Hat eine Untersuchung Mängel ergeben, welche Gefahr herbeiführen
können, und wird diesen nicht sofort abgeholfen, so muss nach Ablauf der
zur Herstellung des vorschriftsmässigen Zustandes festzusetzenden Frist die
Untersuchung von Neuem vorgenommen werden.
Anweisnog betreff, die Genehmigung und Untersachang der Dampfkessel. 360
Ergiebt sich bei der Untersuchung des Kessels ein Zustand, welcher
eine unmittelbare Gefahr einschliesst, so ist die Fortsetzung des Betriebes
bis zur Beseitigung der Gefahr zu untersagen und der Polizeibehörde des
Ortes, an welchem sich der Kessel befindet, unverzüglich Anzeige zu erstatten.
Diese hat darüber zu wachen, dass der Kessel nicht wieder in Betrieb ge-
setzt wird, bis durch eine nochmalige Untersuchung der vorschriftsmässige
Zustand der Anlage festgestellt ist.
Bei Dampfkesseln, die einer Königlichen Behörde oder einer solchen
Eisenbahn Verwaltung gehören, welche den Bestimmungen des Gesetzes vom
3. November 1838 unterliegen, tritt an die Stelle der Ortspolizeibehörde der,
die Aufsicht über den Kesselbetrieb führende Beamte bezw. die zust^indige
staatliche Aufsichtsbehörde, bei den den Bergbehörden unterstellten Dampf-
kesseln der zuständige Bergrevierbeamte. Diese Behörden können, sobald
sie nicht am Betriebsorte oder in dessen unmittelbarer Nähe ihren Sitz haben,
die Polizeibehörde des Ortes zur Ueberwachung der angeordneten Ausserbe-
triebsetzung eines Dampfkessels unter Mitteilung des Sachverhaltes hinzuziehen.
§ 37. Die äussere Untersuchung erfolgt ohne vorherige Benachrichtigung
des Kesselbesitzers.
Von einer bevorstehenden inneren Untersuchung oder Wasserdruck-
probe ist der Besitzer mindestens vier Wochen vorher zu unterrichten.
Der Zeitpunkt für diese letzteren Untersuchungen ist nach Anhörung
des Besitzers so zu wählen, dass der Betrieb der Anlage so wenig wie mög-
lich beeinträchtigt wird.
Zu dem Ende ist namentlich bei Anlagen, deren Betrieb nur zu gewisser
Zeit im Jahre unterbrochen werden kann, diese zu wählen. Bewegliche
Dampfkessel sind von den Besitzern oder deren Vertretern nach ergangener
Aufforderung durch den Kesselprüfer an einem beliebigen Orte innerhalb
dessen Amtsbezirkes für die Untersuchung bereit zu stellen.
Bewegliche Kessel auf Bergwerken, Aufbereitungsanstalten oder Salinen,
staatlichen Hütten und unter Leitung der Bergbehörden betriebenen Stein-
brüchen sind von den im § 2, i genannten Beamten auf der Betriebsstelle
zu untersuchen.
Durch die Untersuchung der Dampfschiffskessel dürfen die Fahrten der
Schiffe nicht gestört werden; die innere Untersuchung und Wasserdruckprobe
von Dampfschiffskesseln ist vor dem Beginn der Fahrten des betreffenden
Jahres zu bewirken.
Falls ein Kesselbesitzer der Aufforderung des zur Untersuchung be-
rufenen Beamten, den Kessel für die innere Untersuchung oder Wasser-
druckprobe bereitzustellen, nicht entspricht, so ist der Betrieb des Kessels
bis auf weiteres zu untersagen.
Die zur Ausführung der Untersuchung erforderlichen Arbeitskräfte und
Vorrichtungen hat der Besitzer des Kessels dem Beamten unentgeldlich zur
Verfügung zu stellen.
§ 38. Der Befund der Untersuchungen ist in das Revisionsbuch einzutragen.
Zur Abstellung der bei den Untersuchungen vorgefundenen Mängel und
Unregelmässigkeiten kann der untersuchende Beamte unter Mitteilung einer
Abschrift des Vermerkes über das Ergebnis der Untersuchung die Unter-
stützung der Polizeibehörde des Ortes, an welchem sich der Kessel befindet,
in Anspruch nehmen.
Der § 36 Abs. 4 findet entsprechende Anwendung.
§ 39. Bis zum I. März jedes Jahres hat der Prüfungsbeamte dem
Regierungs-Präsidenten des Bezirks, in Berlin dem Polizei-Präsidenten einen
Parnicke. ^
^yo XTT. Abteilang.
Jahresbericht über die von ihm auf Grund dieser Anweisung geübte Thätig-
keit zu erstatten. Diesem Berichte sind beizufügen:
1 ) eine Nachweisung der im Laufe des verflossenen Jahres ausgeführten
wiederkehrenden technischen Untersuchungen (Abschn. V), für welche
der anliegende Vordruck H zu benutzen ist,
2) eine Uebersicht über die sonst von ihm bewirkten Prüfungen und
Druckproben (Abschnitt III und IV, femer § 18),
3) eine Nachweisung, aus welcher sich ergiebt
a. inwieweit der Zugang von Dampfkesseln auf Neuanlegung solcher
oder auf dem Uebergange von Dampfkesseln aus der Vereins-
Aufsicht zur staatlichen Aufsicht beruht,
b. inwieweit der Abgang von Dampfkesseln auf Ausserbetriebsetzung
und Verlegung nach anderen Bezirken oder auf dem Uebergange
aus der staatlichen in die Vereins- Aufsicht beruht.
Auf die Dampfkessel der Eisenbahnen, sowie der Saatsbauverwaltung
und auf die den Bergbehörden unterstellten Dampfkessel findet diese Vor-
schrift keine Anwendung.
TL &ebfihr<^ii.
§ 40. Die Gebühren für die von Beamten des Staates ausgeführten
Dampfkessel-Untersuchungen werden auf diejenigen Beträge festgesetzt, welche
sich aus Ziffer I — III der beiliegenden Gebührenordnung ergeben. Die Fest-
setzung und Einziehung der Gebühren und Kosten erfolgt durch die König).
Regierungs-Präsidenten, in Berlin durch den Polizei- Präsidenten, bei Kessel-
Untersuchungen auf Ber^erken, Aufbereitungsanstalten und Salinen durch
die Königlichen Ober- Bergämter.
Die Kesselprüfungsbeamten haben diesen Behörden in regelmässigen, von
denselben zu bestimmenden Zeitabschnitten eine Berechnung der einzuziehenden
Gebühren und anderen Kosten einzureichen.
§ 41. In denjenigen Regierungsbezirken, in denen die Kesselunter-
suchungen durch die Beamten der Gewerbe-Inspektion bewirkt werden, fliessen
die Gebühren, mit Ausnahme der unter Nr. III Ziffer 3 der Gebührenordnung
erwähnten, zur Staatskasse. Diese letzteren Gebühren sowie die nach Nr. IV
von den Kesselbesitzem einzuziehenden Reisekosten sind den Prüfungsbeamten
zu überweisen.
Das Gleiche gilt für die Beamten der Bergverwaltung, welche Kessel-
untersuchungen auszuführen haben (§ 2, i).
Hinsichtlich der übrigen staatlichen Prüfungsbeamten bewendet es bei
den bestehenden Vorschriften darüber, inwieweit sie einen Anspruch auf die
von den Kesselbesitzern einzuziehenden Gebühren und Reisekosten haben.
§ 42. In denjenigen Regierungsbezirken, in welchen die Kesselunter-
suchungen den Beamten der Gewerbe- Inspektion obliegen, hat der Regierungs-
und Gewerberat eine Liste über die im Bezirk ausgeführten regelmässigen
Kessel Untersuchungen nach dem Vordruck K zu führen und durch Eintragungen
bei Eingang der Gebührenberechnungen auf dem Laufenden zu erhalten.
§ 43. Diese Anweisung tritt — unter Aufhebung der das Dampfkessel-
wesen betreffenden Vorschriften der Anweisung zur Ausführung der Gewerbe-
4. September 1869
Ordnung vom ;-— — ^rr und des Regulativs über die Revision der
19. Juh 1884
Dampfkessel vom 24, Juni 1872 — am i. April 1892. in Kraft
16. März 1892 Der Minister für Handel und Gewerbe:
Berlin, den
6. Mai 1893. Frhr. v. Berlepsch.
GebflhrenordnuDg für Dampfkessel-Untersochongen.
37^
Gebührenordnung für Dampfkessel-Untersuchungen,
I. Untersuehiuig neuer bezw. neu genehmlg^r DampfkesseL
1. für Prüfung der Bauart und Wasserdruck-
probe von Kesseln aller Art betragen die
Gebühren in Mark:
a) für einen oder den grössten von mehreren
Kesseln
b) für jeden folgenden zugleich und in derselben
Weise untersuchten Kessel
2. für die Abnahmeprüfung feststehender und
Schiffsdampfkessel ohne Prüfung der Bau-
art und Wasserdruckprobe:
a) für einen oder den grössten von mehreren
Kesseln
b) für jeden folgenden zugleich und in derselben
Weise untersuchten Kessel
3. für die Abnahmeprüfung beweglicher
Dampfkessel, wenn sie getrennt von der
Prüfung der Bauart und der. Druckprobe
vorgenommen werden soll:
a) für einen oder den grössten von mehreren
Kesseln
b) für jeden folgenden zugleich und in derselben
Weise untersuchten Kessel
4. für die Abnahmeprüfung feststehender und
Schiffsdampfkessel, verbunden mit der
Prüfung der Bauart und der Wasserdruck-
probe:
5. für die Abnahmeprüfung beweglicher
Dampfkessel, verbunden mit Prüfung der
Bauart und Wasserdruckprobe:
a) für einen Dampfkessel
b) für jeden folgenden zugleich untersuchten und
abgenommenen Kessel
für Kessel mit einer Heiz-
fläche in qm
über
0-5
10
10
15
15
IG
über
5-20
10
10
10
20
15
10
20-50
15
10
15
10
10
25
15
10
über
10
17
12
15
10
30
15
10
Anmerkung zu I: Wenn in den unter i, 4 und 5 gedachten Fällen
die Prüfung der Bauart getrennt von der Wasserdruckprobe vorgenommen
wird, so wird für die erstere eine besondere Gebühr nicht erhoben ; dagegen
sind für die Wasserdruckprobe allein (Ziffer i), sowie in «Verbindung mit der
Kesselabnahme (Ziffer 4 und 5) die vollen Sätze zu entrichten.
II. Ffir die regelmässig wiederkehrenden teehnlsehen
I.
Untersuchungen
betragen die Gebühren in Mark:
für die äussere Untersuchung:
a) eines oder des grössten von mehreren in dem-
selben Jahre untersuchten Dampfkesseln eines
Betriebes
Für Kessel mit einer Heiz-
fläche in qm
0'5
über
5-20
12
über über
20-50; 50
'5 !
24*
17
372
Xn. Abteilung.
b) des nächstgrössten der in demselben Jahre
untersuchten Dampfkessel desselben Betriebes
oder der in dem nämlichen Gemeinde- oder
Gutsbezirke belegenen Betriebe desselben Be-
sitzers
c) jedes folgenden der in demselben Jahre unter-
suchten Dampfkessel desselben Betiiebes oder
der in dem nämlichen Gemeinde- und Guts-
bezirke belegenen Betriebe desselben Besitzers
2. für die innere Untersuchung ohne
Wasserdruckprob e:
a) für bewegliche und Schiffsdampfkessel sowie für
feststehende Dampfkessel ohne äussere Feuer-
züge
b) für andere Dampfkessel
3. für jede Wasserdruckprobe, auch wenn diese
an die Stelle der inneren Untersuchung tritt. .
rar K
.essei m
fläche
über
iit einer
in qm
über
0-5
5-20
20-50
6
10
10
6
7
8
8
8
10
8
15
16
7
10
15 i
50
1 1
8
14
17
15
III. Sonstige Untersuchungen.
1. Für die durch § 18 Abs. 2 und durch § 32 Abs. 9 vorgeschriebenen
inneren Untersuchungen sind die Gebührensätze unter Nr. II Ziffer
2, für Druckproben nach Hauptausbesserungen (§ 28) die Sätze
unter Nr. I Ziffer i zu entrichten.
2. Bei ausserordentlichen Untersuchungen, welche auf Grund des
§ 36 dieser Anweisung stattfinden, werden nach Art und Umfang
der Untersuchung Gebühren nach den Sätzen unter Nr. II erhoben.
3. Dasselbe gilt von Untersuchungen, die, ohne in der Anweisung vor-
geschrieben zu sein, auf Antrag des Kesselbesitzers erfolgen.
Ist in den vorstehenden Fällen bei einer inneren Untersuchung
nur die Befahrung der Feuerzüge oder nur die des eigent-
lichen Kessel-Innern erforderlich, wird etwa nur ein kleiner Teil des
Kessels besichtigt, oder liegt dieser gänzlich frei von Mauerwerk, so
ist die Gebühr unter II 2a zu berechnen.
Ermässigte Sätze für die gemäss Ziffer 2 oder 3 ausgeführten
äusseren Untersuchungen nach II ib und c treten nur ein, wenn
mehrere Kessel zusammen untersucht werden.
YI. Neben den Gebfihren sind Reisekosten (jedoeh keine Tage-
gelder) fttr den untersuehenden Beamten nur In folgenden FSIlen
zu erheben.
1. Bei den unter Nr. III Ziffer 2 und 3 gedachten Untersuchungen;
2. bei inneren Untersuchungen, Wasserdruckproben und Kessel-
abnahmen, wenn diese in Folge Verschuldens des Kesselbesitzers
nicht am festgesetzten Tage vorgenommen werden können;
3. bei der Wasserdruckprobe neuer bezw. neu genehmigter Dampf-
kessel, wenn sie nicht in Verbindung mit der polizeilichen Abnahme
vorgenommen wird.
Unfallverhütongtvorschriften. 3 ^3
Unfallverhütungsvorscliriften der Berufsgenossenschaft der
chemisclien Industrie.*)
I. Baaanlagen und Einrichtung der OebSude.
§ I. Die Fussböden, sowie die feststehenden Laufbühnen und Treppen
sind an den Verkehrs- und Arbeitsstellen in einem gangbaren sicheren Zu-
stande zu erhalten.
§ 2. Die Arbeitsräume und Betriebsstätten müssen, soweit es die
Eigenart des Betriebes zulässt, nach Möglichkeit so eingerichtet oder mit
solchen Vorrichtungen versehen sein, dass die Luft von schädlichen Mengen
gesundheitsgefährlicher Gase, Dämpfe oder Stoffe jeder Art (Staub) freige-
halten wird.
§ 3. Feststehende Treppen von mehr als i m Höhe müssen mindestens
an einer Seite mit schützender Einfassung (Geländer oder Wand mit einer
Vorrichtung zum Festhalten), Treppen, welche gleichzeitig in beiden Richtungen
; benutzt werden, müssen auf beiden Seiten mit umfassbaren Geländern ver-
I sehen sein.
§ 4. An denjenigen Stellen der Arbeitsräume, an welchen bei gewöhn-
licher Vorsicht Gefahr besteht, dass Menschen durch Hinabstürzen sich ver-
letzen oder durch herabfallende Gegenstände beschädigt werden, sind, soweit
CS ohne erhebliche Störung des Betriebes ausführbar ist, Sicherheitsvorrichtungen
anzubringen.
§ 5. In allen Anlagen, in welchen feuergefährliche Gewerbe betrieben
oder leicht brennbare Stoffe verarbeitet werden, rauss nach Möglichkeit durch
geeignete Vorrichtungen, insbesondere Anbringung von feuersicheren Treppen
oder Sicherheitsleitem, sowie durch Thüren, die nicht nach innen schlagen,
Sorge dafür getragen werden, dass bei Ausbruch einer Feuersbrunst die
Rettung der Arbeiter bewerkstelligt werden kann.
n. Beleuchtung.
§ 6. Die Arbeitsräume und Betriebsstätten einschliesslich der Zugänge,
müssen während der Betriebszeit bezw. während der Dauer ihrer Benutzung
genügend erleuchtet sein.
§ 7. Räume, in welchen sich explosive oder brennbare Gase befinden
oder bei Anwendung gewöhnlicher Vorsicht in gefahrdrohender Menge ent-
wickeln können, sowie Räume, in welchen Explosivstoffe erzeugt oder auf-
bewahrt werden, dürfen nur vermittelst zuverlässiger isolierter Innen- oder
Aussenbeleuchtung erhellt oder nur mit Sicherheitslampen betreten werden.
III. Maschinen und Transmissionen.
§ 8. Sämtliche Maschinen und Triebwerke (Transmissionen oder deren
Teile, Wellen, Riemenscheiben, Zahnräder, Schwungräder, gezahnte Getriebe,
Treibriemen, Treibseile und Ketten u. s. w.) müssen, soweit solches nicht
durch den Zweck derselben ausgeschlossen wird, so eingefriedigt oder mit
geeigneten Schutzvorrichtungen versehen werden, dass Menschen bei der
Arbeit oder beim Verkehr durch die bewegten Teile nicht gefährdet werden.
Mit der Bedienung der Betriebsmaschinen (Motoren) sollen jugendliche
und weibliche Arbeiter nicht betraut werden.
*) Veröffentlicht im „Reichsanzeiger** vom 27. Oktober 1888.
374 ^^ Abteilung.
§ 9. Alle hervorstehenden Teile an Wellen, Riemenscheiben, Kupp-
lungen müssen vermieden oder zweckentsprechend eingekapselt werden.
§ 10. Das Reinigen, Schmieren und Reparieren der Maschinen und
Transmissionen während der Bew^ung, das Anisen von Leitern an bewegte
Wellen, das Auflegen von Riemen auf bewegte Scheiben darf nur geduldet
werden, wenn bei gewöhnlicher Vorsicht eine Gefahr für den Arbeiter nicht
damit verbunden oder durch Benutzung geeigneter Vorrichtungen ausge-
schlossen ist.
§ II. Alle Vorrichtungen, Ausrückungen, welche dazu dienen, Maschinen
und Transmissionen in Ruhe zu setzen, müssen bequem erreichbar, leicht
zu handhaben und so beschaflfen sein, dass sich an denselben nichts selbst-
ständig auslöst oder einrückt.
§ 12. Arbeitsmaschinen (Kreissägen, Fräsen und andere Holzbear-
beitungsmaschinen, Werkzeugmaschinen, Walzen, Koller- und Mahlgänge,
Steinbrecher, Zentrifugen u. s. f.), namentlich solche mit rasch laufenden
Schneidezeugen, müssen mit Schutzvorrichtungen versehen sein, insofern solche
ohne wesentliche Behinderung des Betriebes angebracht werden können.
§ 13. Beginn und Ende der Bewegung der Betriebsmaschinen muss
nach allen Räumen, in denen sich Arbeitsmaschinen oder Apparate befinden,
die an die Kraftmaschine angeschlossen sind, in passender und verständlicher
Weise signalisiert werden. Ebenso muss von jenen Räumen aus ein Signal
zum Stillstellen der betreflfenden Betriebsmaschinen gegeben werden können,
wenn nicht Einrichtungen zur Aussetzung der Transmissionen in den betreflfen-
den Räumen vorhanden sind, oder wenn nicht durch die Art der Anlage
und des Betriebes eine Gefahr überhaupt ausgeschlossen ist.
§ 14. Wo dieselbe bewegende Kraft von verschiedenen Unternehmern
selbstständig benutzt wird, müssen Einrichtungen getroffen sein, welche es
ermöglichen, jeden einzelnen Betriebsteil unabhängig von dem Gesamtbetriebe
rasch und sicher in Ruhe zu versetzen.
IT. Apparate anter Druck.
§ 15. Kochgefasse, in denen mit Ueberdruck gearbeitet wird, sollen
ihrer Benutzung entsprechend konstruiert und vor ihrer Inbetriebsetzung mit
i^gfachem Maximalarbeitsdruck sachverständig geprüft werden.
Es ist Sache des Betriebsunternehmers bezw. Betriebsleiters, je nach
der Inanspruchnahme des Gefässes diese Prüfung in geeigneten Zeiträumen
wiederholen zu lassen.
y. Aafzfige.
§ ib. Alle Aufzüge und Fahrstühle, welche durch mehrere Stockwerke
gehen, müssen so eingerichtet werden, dass:
die Bahn des Fördergefösses und des Gegengewichtes zweckentsprechend
abgeschlossen ist,
die ZugangsöfTnung zum Schachte mit einer zweckmässigen Abschluss-
vorrichtung versehen ist,
die Förderschale, wenn sie beim Auf- und Abladen von Arbeitern
betreten werden muss, festgestellt werden kann,
die Verständigung zwischen den Förderstellen durch leicht funktionierende
Vorrichtung gesichert ist.
Die Förderung von Menschen darf nur da zugelassen werden, wo sie
mit Rücksicht auf die Natur des Betriebes nicht zu umgehen ist. Der Aufzug
muss in diesem Falle mit Fangvorrichtung und Korbdach versehen und die
J
Un&UverhUtnngsvonchriften. 2 y e
Förderschale allseitig umschlossen sein. Wo die Förderung von Personen
stattfindet, darf die Belastung ein Drittel der angegebenen Tragfähigkeit nicht
überschreiten.
§ 17. An Fahrstühlen und mechanischen Aufzügen muss die Trag-
fähigkeit in Kilogrammen an einer in die Augen fallenden Stelle, ebenso
müssen an den Zugangsthüren der Fahrstühle di^ Worte »Vorsicht, Fahr-
stuhle in deutlicher Schrift angebracht werden.
VI. Gerate.
§ 18. Die bei Fördermaschinen und Hebevorrichtungen zur Verwen-
dung kommenden Ketten, Seile und Gurte müssen in geeigneten Zeiträumen
einer Revision unterworfen werden.
YII. Schutzmittel und Kleidung*
§ 19. Schutzbrillen, Masken und Respiratoren sind den Arbeitern bei
solchen Verrichtungen zur Verfügung zu stellen und ihre Benutzung zu em-
pfehlen, wo dieselben erfahrungsgemäss erforderlich sind und die Art der
Arbeit solche zulässt.
§ 20. Anliegende Kleider sind überall da zu benutzen, wo solche
erfahrungsgemäss erforderlich sind.
VIII. Verwaltung.
§ 21. Auf jeder Fabrik, auf der nicht mit Leichtigkeit sachgemässe
Hilfe zu erlangen ist, müssen die nötigsten Mittel für erste Hilfeleistung bei
plötzlichen Unglücksfällen (Verbandzeug, event. Tragbahren, Krankenbetten
u. s. w.) vorhanden sein.
§ 22. Die Vorschriften zur Verhütung von Unfällen sind an geeigneter
Stelle durch Anschlag bekannt zu machen.
IX. Uebergangsbestimmungen.
§ 23. Für die in Gemassheit vorstehender Bestimmungen zu treflfenden
Aenderungen wird den Betriebsuntemehmern eine Frist von sechs Monaten
vom Tage der offiziellen Bekanntmachung an gewährt.
§ 24. Der Genossenschafts vorstand ist berechtigt, die Frist der Ein-
führung der Betriebseinrichtungen, wie sie in diesen Vorschriften gefordert
werden, auf Antrag des betreffenden Unternehmers und Befürwortung des
Sektionsvorstandes zu verlängern.
X. Strafbestimmungen.
§ 25. Genossenschaftsmitglieder, welche den Unfallverhütungs-
vorschriften zuwiderhandeln, können durch den Genossenschaftsvorstand in
eine höhere Gefahrenklasse eingeschätzt, oder falls sich dieselben bereits in
der höchsten Gefahrenklasse befinden, mit Zuschlägen bis zum doppelten
Betrage ihrer Beiträge belegt werden. (§ 78 Abs. i Ziffer i des U.-V.-G.)
Versicherte Personen, welche den Allgemeinen Unfall Verhütungs-
vorschriften zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorrichtungen
nicht benutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geldstrafe
bis zu 6 Mark, welche der betreffenden Krankenkasse zufällt. Die Fest-
setzung der hiernach event. zu verhängenden Geldstrafen erfolgt durch den
Vorstand der Betriebs-(Fabrik-)Krankenkasse, oder wenn eine solche für den
376 Xn. Abteilung.
Betrieb nicht errichtet ist, durch die Ortspolizeibehörde. Die betreffenden
Beträge fliessen in die Krankenkasse, welcher der zu ihrer Zahlung Ver-
pflichtete zur Zeit der Zuwiderhandlung angehört. (§78 Abs. i Ziffer 2 und
§ 80 des U.-V.-G.)
Besondere Unfallverliütuiigsvorscliriften für Seifenfabriken.
Ausser den Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der
chemischen Industrie gelten für Seifenfabriken die folgenden Bestimmungen:
§ I . Es ist darauf Bedacht zu nehmen, dass der Fussboden der Siedereien
möglichst rein und trocken gehalten wird, um CJnfölle durch Ausgleiten auf
dem durch Fette oder Seifen schlüpfrig gewordenen Fussboden zu verhüten.
§ 2. Die Höhe der Kesselwandungen, Laugenreservoire u. s. w. soll
vom Fussboden, beziehentlich von dem die Kesselwand umgebenden Podium
aus mindestens 90 cm betragen, um das Hineinstürzen der Arbeiter bei
etwaigem Ausgleiten zu verhindern.
§ 3. In Fabriken, in welchen die Siedekessel so hoch stehen, dass in
denselben nur auf den sie umgebenden Podien gearbeitet werden kann, sollen
letztere entweder gemauert oder, falls sie aus Holz errichtet sind, fest am
Boden verankert sein, um das Kippen derselben unmöglich zu machen. Diese
Podien sollen möglichst breit sein und rein und trocken gehalten werden, um
dem Ausgleiten der Arbeiter vorzubeugen. Falls sich die Podien mehr als
I m hoch über den Fussboden der Siederei erheben, sollen sie mit einem
Geländer versehen werden, um bei plötzlichem Zurücktreten des an dem
Kessel Beschäftigten ein Herabstürzen rücklings zu verhindern.
§ 4. Es soll nicht gestattet sein, dass Arbeiter auf Brettern, die über
den Kessel gelegt werden, arbeiten, sondern wo eine Bearbeitung der Seifen
im Kessel von oben her erforderlich ist (z. B. durch Krücken), soll diese
von einem neben dem Kessel aufzustellenden Podium aus erfolgen. Dieses
Podium muss so konstruiert sein, dass ein Kippen desselben ausgeschlossen
ist, auch soll dasselbe nach dem Kessel zu mit einem Geländer versehen sein.
§ 5. Wo es nötig ist, die in hohen Formen befindliche, noch flüssige
Seife zu krücken, sollen zu diesem Zwecke als Standort des Arbeiters über
den Formen breite und starke Bretter verwendet werden, die an ihrer unteren
Seite mit starken Knaggen versehen sind, um ein Ausweichen nach den
Seiten zu verhindern. Diese Bretter sollen auch, wenn thunlich, mit einem
kleinen Geländer versehen sein.
§ 6. Alle im Fussboden befindlichen Keller- oder Feuer ungs- Eingänge
sollen mit starken, durch Scharniere befestigten Deckeln verschlossen und.
wo es nötig, auch umfriedigt sein. Das Gleiche gilt für alle im Fussboden
befindlichen Reservoire und sogenannte Sümpfe.
§ 7. Für das Einstellen von Pottasche, kalzinierter und kaustischer
Soda, ist, um das Ausspritzen zu vermeiden, in der Regel über dem Einstell-
kessel ein Flaschen zug oder eine Rolle anzubringen und daran ein eiserner
Korb zu befestigen. Letzerer wird mit dem Kalk, der kaustischen Soda u. s. w.
angefüllt und dann vorsichtig in das im Kessel befindliche Wasser versenkt.
§ 8. Bei dem Bleichen des Palmöls vermittelst Säure sollen die be-
treffenden Arbeiter mit Respiratoren oder Schwämmen versehen werden, beim
Bleichen des Palmöls vermittelst Hitze dagegen sollen die Kessel ganz fest
mit Deckeln verschlossen und die sich im Kessel entwickelnden Gase durch
den Schornstein abgeleitet werden.
(
I
Vi
Unfiillverhütaogsvorschriften. ^ ^ y
§ 9. Bei dem Entladen der Rollwagen dürfen schwere Fässer nur mit
Hilfe eines Taues abgeladen werden. Das Gehen zwischen der Schrotleiter
beim Auf- und Abladen von Lasten ist verboten.
§ 10. Giftige, feuergefährlicheoder der Gesundheit schädliche Materialien,
wie Mirbanöl, chromsaures Kali, Bittermandelöl, Schwefelsäure, Salzsäure,
Aetzlauge in Ballons u. s. w. müssen, soweit es sich um grössere Quantitäten
bandelt, so aufbewahrt werden, dass dieselben Unberufenen nicht zugänglich sind.
Ballons, in welchen Säuren und Aetzlaugen aufbewahrt werden, müssen
durch Körbe geschützt sein, um Bruch und dadurch leicht entstehende Ver-
brennungen zu verhüten.
Die vorangeführten Materialien in kleineren Quantitäten, zum baldigen
Gebrauch bestimmt, sollen niemals in solchen Gefässen aufbewahrt werden,
welche zur Aufbewahrung von Genussmitteln dienen und daher Verwechsel-
ungen mit letzteren begünstigen. Femer müssen die zur Verwendung
kommenden Gefässe mit Stöpseln verschlossen und mit Etiketten versehen
sein, welche den Inhalt bezeichnen und die Worte wie z. B. »Gift«, »feuer-
gefährlich« u. s. w. als Warnung enthalten.
Das Arbeiterpersonal ist über die Geföhrlichkeit und Schädlichkeit
solcher Stoffe zu unterrichten.
§ II. Genossenschaftsmitglieder, welche den vorstehenden Un-
fallverhütungsvorschriften zuwiderhandeln, können durch den Genossenschafts-
vorstand in eine höhere Gefahrenklasse eingeschätzt, oder, falls sich dieselben
bereits in der höchsten Gefahrenklasse befinden, mit Zuschlägen bis zum
doppelten Betrage ihrer Beiträge belegt werden. (§78 Abs. i Ziffer i des U.-V.-G.)
Versicherte Personen, welche den vorstehenden Unfall Verhütungs-
vorschriften zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorricht-
ungen nicht benutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geld-
strafe bis zu 6 Mark, welche der betreffenden Krankenkasse zufällt. Die
Festsetzung der hiemach event. zu verhängenden Geldstrafen erfolgt durch
den Vorstand der Betriebs-(Fabrik-)Krankenkasse, oder wenn eine solche für
den Betrieb nicht errichtet ist, durch die Ortspolizeibehörde. Die betreffenden
Beträge fliessen in die Krankenkasse, welcher der zu ihrer Zahlung Ver-
pflichtete zur Zeit der Zuwiderhandlung angehört. (§78 Abs. i Ziffer i und
§ 80 des U.-V.-G.)
Besondere Unfallverhütungsvorscliriften der Berufs-
genossenschaft der Cheraisclien Industrie für
Sprengstofffabriken.
(Beschlossen in der Genossen Schaftsversammlung zu München am 26. Juni 1891.)
I. Pulver- (Schwarzpulvdr-) Fabriken.
Ausser den Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der
chemischen Industrie gelten für Pulverfabriken folgende Bestimmungen:
A. Yorschriften fttr die Arbeltgeber.
I. Allgemeine Bestimmungen.
§ I. Bei Herstellung des Pulvers, worunter die Verpackung nicht zu
verstehen ist, dürfen jugendliche Arbeiter nicht eingestellt werden. Es sind
nur nüchterne und zuverlässige Leute zu beschäftigen.
378 XII. Abteilang.
§ 2. Fremden Personen soll der Zutritt nur unter besonderer Er-
laubnis und in der Regel nur unter zuverlässiger Begleitung gestattet sein.
§ 3. Bau- Anlagen und Gebäude. Insofern das Fabrik-Grundstück
nicht eingefriedet ist, müssen an den Zugängen und öffentlichen Verkehrs-
wegen Warnungstafeln aufgestellt sein, durch die das unbefugte Betreten ver-
boten wird.
§ 4. Die Vorplätze der einzelnen Gebäude müssen so hergestellt sein,
dass sie sich leicht rein halten lassen.
§ 5. Das Holzwerk der Pulverherstellungsgebäude muss thunlichst mit
Wasserglas oder sonstigen geeigneten Mitteln gegen die Einwirkung von Feuer
möglichst widerstandsfähig gemacht sein.
§ 6. Die der Sonnenseite zu belegenen Fensterscheiben der Pulver-
herstellungsgebäude müssen geblendet sein.
§ 7. Die Thüren der Gebäude mit Explosionsgefahr sollen nach aussen
aufschlagen.
§ 8. Die Fussböden in denjenigen Räumen, in denen mit Pulver ge-
arbeitet wird, müssen glatt und dicht gehalten und, wenn sie nicht aus Holz
bestehen, mit einem weichen Belag bedeckt sein.
§ 9. Vorhandene Blitzableiter müssen stets in gutem Zustande gehalten
und jährlich mindestens einmal durch Sachverständige geprüft werden. Die
Prüfung hat sich sowohl auf die oberirdische, wie auf die Erdleitung zu er-
strecken.
§ 10. In Pulverfabriken muss die grösste Ordnung und Reinlichkeit
herrschen.
Das Hineintragen oder Hineinwehen von Erde oder Sand in die Räume
mit Explosionsgefahr ist möglichst zu verhindern. Vor den Eingängen müssen
geeignete Vorrichtungen zum Reinigen des Schuhzeuges angebracht sein.
Fremden Personen darf das Betreten solcher Räume nur mit Filzschuhen
gestattet werden.
§ II. Maschinen. Der Gang der Triebwerke darf die normale Ge-
schwindigkeit nicht überschreiten.
§ 12. Beleuchtung. Die künstliche Beleuchtung von Betriebsabteilungen
mit Explosionsgefahr darf nur mittelst zuverlässig isolirter Lampen (Kerzen)
bewirkt werden.
Jede Ablagerung von explosiblem Staub an der Lichtquelle muss ver-
hütet sein.
Bei elektrischer Beleuchtung muss eine Erhitzung der Leitungsdrähte
und jede Funkenerzeugung ausgeschlossen sein. Die Anlage ist von Zeit zu
Zeit auf ihre Feuersicherheit sachverständig zu untersuchen.
Die Besorgung der Lampen und Laternen ist bestimmten Arbeitern zu
übertragen.
§ 13. Heizung. Die Feuerung der Trockenkaramerheizung muss, wenn
sie neben der Trockenkammer liegt, von der letzteren durch eine massive
Wand abgeschlossen sein.
Bei Wasser- oder Dampfheizung sind die Ofenheizschlange und die
Leitungsrohre häufig auf ihre Dichtigkeit und Haltbarkeit zu untersuchen und
gefundene Fehler zu beseitigen.
Die mit Kohle geheizten Trockenöfen müssen durchaus dicht sein und
sind weiss anzustreichen. Die Durchgänge der Leitungsrohre und Trocken-
ofenschächte dürfen nirgendwo undicht und müssen gut verschmiert sein.
An den Trockenhausheizapparalen sind Thermometer anzubringen.
Die Bedienung der Feuerung ist besonderen Arbeitern zu übertragen.
Un&Uverhütangsvorschriften. ßgl
herstell ungsräumen ist als besonders gefährlich zu vermeiden. Die Lager sind
daher gut zu schmieren und häufig nachzusehen.
Losgewordene Maschinenteile müssen sofort mit gehöriger Vorsicht und
nur beim Stillstand wieder befestigt werden.
Die Anhäufung grösserer Mengen fetten Putzmaterials innerhalb feuer-
gefährlicher Räume ist untersagt.
Die Benutzung metallener Hämmer zu Arbeiten an Teilen aus Stein
oder Metall in Pulverherstellungsräumen ist streng untersagt, mit Ausnahme
des in § 20 vorgesehenen Falles.
§ 37. Transport. Mit Pulver gefüllte Transportgefässe (Fässer, Kisten)
dürfen nicht gerollt, geschoben oder gekantet werden. Die Fortbewegimg
ist vielmehr nur durch Heben und Tragen zu bewirken.
§38. Verschiedenes. Währendeines Gewitters, welches sich über dem
Betriebsamt entladet, darf sich Niemand in den Räumen, in denen Pulver
oder Pulversatz verarbeitet wird, aufhalten.
Gehende Werke sind ausser Thätigkeit zu setzen.
2. Besondere Bestimmungen für einzelne Abteilungen.
§ 39. Stampfwerke. An den Stampf kolben oder in den Kumplöchern
(Trögen) festsitzende harte Pulverkrusten sind durch Aufweichen mit Wasser
und mittelst hölzerner oder mittelst 5>chaber aus Kupfer, Zink oder entsprechen-
der Legierung herauszunehmen.
§ 40, Kollergänge. Die Pulverschicht, auf welcher die Läufer sich
bewegen, darf nie weniger als 2 Centimeter stark sein.
Das Ausnehmen der Kollergänge hat, falls nicht besondere Einrichtungen
dies unmöglich machen, im Stillstande zu erfolgen; im anderen Falle muss
die Geschwindigkeit des Läufers möglichst vermindert werden.
Die durch das Stehen der Läufer unter diesen sich bildenden harten
Pulverkrusten sind nur mittelst hölzerner Spatel, wenn notwendig, unter An-
wendung bleierner oder hölzerner Hämmer herauszuholen.
§ 41. Hydraulische Pressen. Bei schiefem Druck im Stapel in der
Presse ist das Pressen sofort einzustellen.
Die Pressen dürfen nicht über den Druck angestrengt werden.
§ 42. Prismen und Patronen-Presse. Es ist den Arbeitern der
Prismen und Patronenpresse strenge verboten, bei gehender Presse zwischen die
Stempel zu greifen oder Pulverkörner mit der Hand von den Unterstempeln
abzuheben.
§ 43« Verstopfte Kanäle der Stempel und Traversen der Presse sind
nur mit Holzstäbchen und Wasser oder Oel frei zu machen.
§ 44. Trocken haus. Zum Anheizen der Trockenhaus- sowie der
übrigen Feuerungen sind nur trockenes Holz oder Reiser zu benutzen. Die
Anwendung von Stroh, Hobelspänen und derartigem funkenerzeugenden Material
ist strenge verboten.
Russ und Asche aus den Heizapparaten und Oefen sind nach Ab-
löschung mit Wasser an den dafür bestimmenden Ort zu bringen.
§ 45. Leitungsrohre und Oefen der Trockenhäuser sind frei von
^verstaub zu halten.
Die Temperatur der Trockenkammer darf 75^ Celsius nicht übersteigen.
Thermometer müssen in der Nähe der Heizkörper und an geeigneten
Stellen angebracht sein.
382 XII. Abteilung.
Es ist genau darauf zu achten, ob sich an Fenstern und Gerüsten
Schwefelniederschläge (Sublimate) absetzen. Treten solche aiff, so sind sie
sorgfältig abzuwaschen.
C. Aasf!ihraDj[;8- und Strafbestimmnngeii.
§ 46. Für die in Gemässheit vorstehender Bestimmungen zu treffenden
Aenderungen wird den Betriebsuntemehmern eine Frist von 6 Monaten vom
Tage der offiziellen Bekanntmachung durch den Reichs-Anzeiger gewährt.
Wenn es sich herausstellen sollte, dass die in den §§ i bis 45 gegebenen
Vorschriften in einzelnen Fällen ohne erhebliche Schwierigkeiten und unzu-
trägliche Kosten nicht ausgeführt werden können, so sollen etwaige Abweich-
ungen der Genehmigung des Genossenschaftvorstandes auf Antrag des Betriebs-
Unternehmers und nach Anhörung des Beauftragten unterliegen.
Die Arbeitgeber sind verpflichtet, die Ausführung der Vorschriften für
die Arbeitnehmer zu ermöglichen und für die Erfüllung derselben Sorge zu
tragen.
§ 47. Genossenschaftsmitglieder, welche den Unfallverhütungsvorschriften
zuwiderhandeln, können durch den Genossenschafts vorstand in eine höhere
Gefahrenklasse eingeschätzt, oder falls sich dieselben bereite in der höchsten
Gefahrenklasse befinden, mit Zuschlagen bis zum doppelten Betrage ihrer
Beiträge belegt werden. (§ 78. Abs. i Ziffer i und § 80 des U.-V.-G.)
§ 48. Versicherte Personen, welche den Unfallverhütungs Vorschriften
zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorrichtungen nicht be-
nutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geldstrafe bis zu
6 Mark, welche der betreffenden Krankenkasse zufällt. Die Festsetzung der
hiernach eventuell zu verhängenden Geldstrafen erfolgt durch den Vorstand
der Betriebs-(Fabrik-)Krankenkasse, oder, wenn solche für den Betrieb nicht
errichtet ist, durch die Ortspolizeibehörde. Die betreffenden Beträge fliessen
in die Krankenkasse, welcher der zu ihrer Zahlung verpflichtete zur Zeit der
Zuwiderhandlung angehörte. (§ 78 Abs. i Ziffer 2 und § 80 des U.-V.-G.)
II. Nitroglyzerinsprengstoff-Fabriken.
Ausser den Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der
chemischen Industrie gelten für Nitroglyzerinsprengstoff-Fabriken folgende Be-
stimmungen.
A. Vorsehriften fttr die Arbeltgeber.
I. Allgemeine Bestimmungen.
§ I. Bei Herstellung und Verpackung der Sprengstoffe dürfen jugend-
liche Arbeiter nicht angestellt werden. Es sind nur nüchterne und zuver-
lässige Leute zu beschäftigen.
§ 2. Fremden Personen soll der Zutritt nur unter besonderer Er-
laubniss und in der Regel nur unter zuverlässiger Begleitung gestattet sein.
§ 3. Bauanlagen und Gebäude. Das Fabrikgrundstück, auf welchem
Sprengstoffe hergestellt werden, muss mit einer geeigneten Umzäunung um-
geben sein, welche das unbeabsichtigte Betreten möglichst verhindert. Das
unbefugte Betreten ist auch durch Warnungstafeln an den Zugängen zu ver-
bieten.
§ 4. Die Gebäude, in denen Nitroglyzerin oder Nitroglyzerinpräparate
hergestellt und verarbeitet werden, müssen einzeln mit einem Erdwall um-
geben sein.
UnialWerhÜtaDgsvorschriften. 283
Magazine, in denen Nitroglyzerinsprengstoflfe auf den Fabriken gelagert
werden, müssen entweder vollständig mit einer dicken Erdschicht bedeckt
oder mit Wällen, wie oben umgeben sein.
Die Wälle müssen die Dachtraufe der eingeschlossenen Gebäude um
mindestens i Meter überragen. Die Gänge durch die Wälle dürfen nicht
in der Schusslinie nach Verkehrswegen oder nahen Gebäuden angelegt sein.
§ 5. Die Vorplätze der von den Schutzwällen eingeschlossen Gebäude
und die Gänge durch die Wälle müssen so hergestellt sein, dass sie sich
leicht rein halten lassen.
Fusswege und Treppen innerhalb der Fabrik, auf denen Sprengstoflfe
transportiert werden, sind im Winter schneefrei zu halten und bei Glatteis
zu bestreuen.
§ 6. Die Gebäude in denen Nitroglyzerin oder Nitroglyzerinpräparate
hergestellt und verarbeitet werden, müssen in leichtem Material ausgeführt sein.
§ 7. Das Holzwerk der Gebäude mit Explosionsgefahr muss thunlichst
mit Wasserglas oder sonstigen geeigneten Mitteln gegen die Einwirkung von
Feuer möglichst widerstandsfähig gemacht sein.
§ 8. Die der Sonnenseite zu belegenen Fensterscheiben der Gebäude
mit Explosionsgefahr müssen geblendet sein.
Sämmtliche Fensterscheiben dieser, sowie auch in der Nähe belegener
Gebäude sind innen mit Drahtnetzen zu versehen.
§ 9. Die Thüren der Gebäude mit Explosionsgefahr sollen nach aussen
aufschlagen.
§ IG. Vorhandene Blitzableiter müssen stets in gutem Zustande ge-
halten und jährlich mindestens einmal durch Sachverständige geprüft werden.
Die Prüfung hat sich sowohl auf die oberirdische, wie auf die Erdleitung zu
erstrecken.
§11. In NitroglyzerinsprengstoflOFabriken muss die grösste Ordnung
und Reinlichkeit herrschen.
§ 12. Beleuchtung. Die künstliche Beleuchtung von Betriebsanlagen
mit Explosionsgefahr darf nur mittelst zuverlässig isolierter Lampen (Kerzen)
bewirkt werden.
Jede Ablagerung von explosiblem Staub an der Lichtquelle muss ver-
hütet sein.
Bei elektrischer Beleuchtung muss eine Erhitzung der Leitungsdrähte
und jede Funkenerzeugung ausgeschlossen sein. Die Anlage ist von Zeit zu
Zeit auf ihre Feuersicherheit sachverständig zu untersuchen.
Die Besorgung der Lampen und Laternen ist bestimmten Arbeitern zu
übertragen.
§ 13. Heizung. Die Beheizung der Räume muss durch Dampf oder
Wasserheizimg bewirkt werden.
§ 14. Abfallstoffe. Verschüttetes Nitroglyzerin ist sofort mittelst
Schwamm, Guhr oder in anderer geeigneter Weise aufzunehmen. Wo dies
bei durchlässigem Boden nicht möglich ist, muss die durchdrängte Stelle vor-
sichtig aufgenommen und an ungefährlichem Orte nach Anweisung eines Be-
amten oder Meisters unschädlich gemacht werden.
Der Filterschlamm ist sorgfältig auszuwaschen und an ungefährlicher
Stelle aufzubewahren. Die angesammelten Mengen sind von Zeit zu Zeit
durch Verbrennung oder in Erdlöchem durch starke Inilialladungen von
Dynamit imter Aufsicht eines Beamten oder Meisters unschädlich zu machen.
384 ^^* Abteilang.
§ 15. Filterschlamm, sowie verunreinigtes Nitroglyzerin und Nitro-
glyzerinpräparate durch Versenken in fliessende Wasser oder Vergraben in
die Erde unschädlich machen zu wollen, ist verboten.
§ 16. Verschiedene Vorschriften. Bei der Herstellung von Nitro-
glyzerin sprengstoflfen müssen die Arbeiter durch geeignete Vorrichtungen mög-
lichst gegen das Einathmen der sich dabei entwickelnden schädlichen Gase
geschützt sein.
§ 17. Auf den Säurelagerplätzen sind Kübel mit Wasser vorrätig zu
halten, damit bei Verbrennungen durch Säure die Arbeiter die Brandwunden
sogleich mit grossen Mengen Wasser auswaschen können.
§ 18. Metallgefässe und Leitungen, die mit Nitroglyzerin in Berührung
gekommen sind, dürfen nicht durch Löthen oder Hämmern ausgebessert
werden.
Ausgenommen sind diejenigen Gefässe und Leitungen, in denen Nitro-
glyzerin-Abfallsäure enthalten war.
Diese dürfen nach sorgfältiger Reinigung ausgebessert werden.
Eingeschmolzen dürfen Metallgegenstände, die mit Nitroglyzerin in
Berührung waren, erst werden, nachdem sie unter Beobachtung der nötigen
Vorsichtsmassregeln mit hellem Feuer gründlich abgebrannt sind und man
sich vergewissert hat, dass kein Nitroglyzerin mehr am Gegenstand haftet.
Holz darf da, wo Nitroglyzerin an demselben haftet, mit Werkzeugen
nicht bearbeitet werden.
Bei Abbrucharbeiten ist die unvermeidliche Anwendung von Werkzeugen
nach möglichst sorgfältiger Reinigung der abzubrechenden Gegenstände und
unter Beachtung der nötigen Vorsichtsmassregeln (§ 22) gestattet.
Unbrauchbar gewordene Gegenstände irgend welcher Art, die mit
Nitroglyzerin oder Nitroglyzerinpräparaten in Berührung gewesen sind, müssen
durch Sprengung oder Verbrennung vernichtet, oder wenn dieses nicht an-
gängig ist, vor weiterer Aufbewahrung durch Abbrennen über offenem hellem
Feuer vollständig unschädlich gemacht werden.
§ 19. Gefrorenes Nitroglyzerin oder Nitroglyzerin enthaltende Prä-
parate und solche enthaltende Gefässe, Rohrleitungen und Hähne dürfen
nur in erwärmten umwallten Räumen oder mittelst warmen Wassers aufgethaut
werden und zwar nur unter Aufsicht eines Beamten oder Meisters.
§ 20. In den Räumen, in denen Nitroglyzerin hergestellt und ver-
arbeitet wird, darf die Temperatur nicht unter -[- 10® Celsius sinken.
Der auf den Heizkörpern in diesen Räumen sich ablagernde Staub ist
gründlich zu entfernen.
§ 21. Während eines sich über dem Betriebsort entladenden Gewitters
ist die Arbeit in den Patronenmeng-Pack- und Trockenräumen und wenn
möglich auch im Nitrierraum zu unterbrechen.
§ 22. Bei zeitweiligen Abänderungs- oder Ausbesserungsarbeiten mit
Explosionsgefahr ist nicht nur die Zahl der beschäftigten Arbeiter auf die
durchaus notwendige zu beschränken, sondern auch der Verkehr und der
Aufenthalt anderer Arbeiter in der Nähe zu verbieten.
2. Bestimmungen für besondere Abteilungen.
§ 23. Rohstoffe. Bevor das Glyzerin in die Nitriergefässe einfiiesst,
muss es ein Sieb passieren, damit etwaige grobe Verunreinigungen ausge-
schieden werden.
Unfallverhütnngs Vorschriften . ß g c
§ 24. Sämtliche Aufsaugestoflfe und Zumischpulver bei der Dynamit-
fiabrikation sind vor ihrer Verwendung durch möglichst feine Siebe zu geben.
Alle fertigen, nicht gelatinierten Nitroglyzerinpräparate sind vor ihrer
Verarbeitimg in Patronenmaschinen aufs Sorgfältigste durchzusieben, zur Aus-
scheidimg etwa darin noch vorhandener Fremdkörper.
Die zur Gelatinierung von Nitroglyzerin bestimmte Kollodiumwolle ist
in feuchtem Zustande durch möglichst feine Siebe durchzureiben.
§ 25. Nitrierung, Leitungen. Nitriergefässe und Scheidetrichter
müssen eine Einrichtung haben, um bei drohender Gefahr den ganzen Inhalt in
kürzester Frist in geeignet aufgestellte, mit Wasser gefüllte Sicherheits-
bottiche ablassen zu können.
§ 26. Nitriergefässe und Scheide trieb ter sind mit Thermometern zu
versehen.
§ 27. Da, wo die Kegel der Thonhähne an Behältern oder in Leit-
ungen der Gefahr ausgesetzt sind, herauszufliegen, sollen sie durch geeignete
Vorrichtungen daran verhindert werden.
B« Yorsehrlften fflr die Arbeiter.
I. Allgemeine Bestimmungen.
§ 28. Soweit das Rauchen überhaupt gestattet ist, darf es nur in den
von den Betriebsleitern angewiesenen Räumen geschehen, woselbst sich auf
eine Gelegenheit zur Aufbewahrung der Rauchgeräte vorfindet.
Andere Rauchgeräte als die dort aufzubewahrenden, sowie Feuerzeug
darf überhaupt nicht mit zur Fabrik gebracht werden.
§ 29. Das Einnehmen der Mahlzeiten in den Räumen mit Explosions-
gefahr mit Ausnahme im Nitrierungs-, Wasch- und Nachscheideraum ist
verboten.
§ 30. Gebäude. Die Arbeiter dürfen Räume mit Explosionsgefahr,
in denen sie nicht zu arbeiten haben, ohne besondere Erlaubnis durchaus
nicht betreten.
§ 31. Die Räume, in welchen an Sprengstoffen gearbeitet wird, sind
stets sorgfältig rein zu halten. Namentlich sind auch die Heizkörper stets
frei von Staub zu halten.
§ 32. Verschüttetes Nitroglyzerin ist sofort mit Schwämmen, Guhr
und dergleichen aufzunehmen. Wenn dasselbe vom Boden aufgesaugt worden
ist, so ist die durchtränkte Stelle sorgfältig aufzunehmen.
Derart verunreinigtes Nitroglyzerin, sowie auch andere verunreinigte
Nitroglyzerinpräparate sind nach Anweisung und unter Aufsicht des Meisters
oder Betriebsführers unschädlich zu machen.
§ 33- Verschiedenes. Gefässe, Apparate, Leitungen und Geräte an
denen Nitroglyzerin haftet, dürfen nicht mit Werkzeug bearbeitet, gestossen
oder geworfen werden. Eingeschmolzen dürfen sie erst werden nachdem
das anhaftende Nitroglyzerin über lebhaftem P'euer nach Angabe des Meisters
oder Betriebsleiters zerstört ist.
Holz und Holzteile, die mit Nitroglyzerin in Berührung gekommen
sind, dürfen ebenfalls nicht mit Werkzeugen bearbeitet, gestossen oder ge-
worfen werden.
Das Verbrennen darf nur unter Aufsicht eines Meisters oder Betriebs-
leitCK erfolgen.
§ 34. Gefrorenes Nitroglyzerin oder Nitroglyzerin präparate oder Ge-
^^sse, Hähne und Leitungen mit gefrorenem Nitroglyzerin dürfen nur nach
Parnicke. ^
386 Xn. Abteüang.
Anweisung eines Meisters oder Betriebsleiters aufgethaut und bearbeitet
werden.
§ 35. In den Räumen, in denen Nitroglyzerin hergestellt und ver-
arbeitet wird, darf die Temperatur nicht unter -|- 10® Celsius sinken.
Der auf den Heizkörpern in diesen Räumen sich ablagernde Staub ist
gründlich zu entfernen.
§ 36. Während eines Gewitters, welches sich über den Betriebsort
entladet, darf sich Niemand in den Räumen, in denen Sprengstoff verarbeitet
wird, aufhalten. Ausgenommen ist der Aufenthalt in der Nitroglyzerinfabrik,
wenn die Arbeit darin nicht unterbrochen werden kann.
2. Besondere Bestimmungen für einzelne Abteilungen.
§ 37. Säureleitungen, Nitrierung und Scheidung, Hähne aus Thon,
Metall, Hartgummi oder anderem Material, welche mit Nitroglyzerin oder
nitroglyzerinhaltigen Säuren in Berührung kommen, müssen sorgfältig in ge-
eigneter Weise geschmiert werden, nur haben sich die Arbeiter stets über
die leichte Gangbarkeit zu vergewissem. Namentlich hat dies auch stets
vor Beginn der Arbeit zu geschehen.
§ 38. Patronenarbeit. Den Patronenai heitern ist es strenge untersagt,
Justierungen an ihren Maschinen selbst vorzunehmen, an denselben zu hämmern
oder zu schlagen.
Justierungen dürfen nur durch den damit beauftragten Meister ausge-
führt werden.
Das Auswechseln der Hülsen, wenn die Patronenmaschine auf andere
Patronendurchmesser eingestellt werden soll, darf ebenfalls nur von dem be-
treffenden Meister vorgenommen xmd die Patronenmaschine erst dann von
dem Arbeiter benutzt werden, nachdem sich der Meister persönlich von dem
ordnungsmässigen Gange der Maschine überzeugt hat.
§ 39. Kollodiumwolle, Trocknen. Es ist darauf zu achten, dass ein
Verstäuben der Kollodiumwolle in den Trockenhäusem für dieselbe möglichst
vermieden wird. Jedenfalls ist Sorge zu tragen, dass der entwickelte Staub
von den Wandungen und Hordengestellen durch Abwischen mit feuchten
Schwämmen oder Tüchern gründlich entfernt wird.
Die Darrhorden dürfen auf ihren Unterlagen nicht geschoben werden.
Ueberhaupt ist jede Reibung bei trockener Kollodiumwolle zu vermeiden.
C Ausftthrungs- and Straf bestimmnngen.
§ 40. Für die in Gemässheit vorstehender Bestimmungen zu treffenden
Aenderungen wird den Betriebsuntemehmem eine Frist von 6 Monaten vom
Tage der offiziellen Bekanntmachung durch den Reichsanzeiger gewährt.
Wenn es sich herausstellen sollte, dass die in den §§ i — 39 gegebenen
Vorschriften in einzelnen Fällen ohne erhebliche Schwierigkeiten und unzu-
trägliche Kosten nicht ausgeführt werden können, so sollen etwaige Abweich-
ungen der Genehmigung des Genossenschaftsvorstandes auf Antrag des Be-
triebsuntemehmers und nach Anhörung des Beauftragten unterliegen.
Die Arbeitgeber sind verpflichtet, die Ausführung der Vorschriften für
die Arbeitnehmer zu ermöglichen und für die Erfüllung derselben Sorge zu
tragen.
§ 41. Genossenschaftsmitglieder, welche den Unfallverhütungsvorschriften
zuwiderhandeln, können durch den Genossenschafts vorstand in eine höhere
Gefahrenklasse eingeschätzt, oder falls sich dieselben bereits in der höchsten
Un&üWerhtttangsvorschriften. ^gy
Gefahrenklasse befinden, mit Zuschlägen bis zum doppelten Betrage ihrer
Beiträge belegt werden. (§ 78 Abs. i Ziffer i und § 80 des U.-V.-G.)
§ 42. Versicherte Personen, welche den Unfall Verhütungsvorschriften
zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorrichtungen nicht be-
nutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geldstrafe bis
zu 6 Mark, welche der betreffenden Krankenkasse zufällt. Die Festsetzung
der hiemach eventuell zu verhängenden Geldstrafen erfolgt durch den Vor-
stand der Betriebs-(Fabrik-)Krankenkasse, oder wenn solche fttr den Betrieb
nicht errichtet ist, durch die Ortspolizeibehörde. Die betreffenden Beträge
fliessen in die Krankenkasse, welcher der zu ihrer Zahlung Verpflichtete zur
Zeit der Zuwiderhandlung angehörte. (§78 Abs. i Ziffer 2 und § 80 des
U.-V.-G.)
Besondere Unfallverhütungsvorschriften für das Auspacken
von Gay-Lussac-Türmen.*)
Ausser den Allgemeinen Unfallverhütungsvorschriften der chemischen
Industrie gelten für das Auspacken von Gay-Lussac-Türmen noch folgende
Vorschriften :
A. Yorschriften fDr die Arbeitgeber.
§ I. Vor dem Beginn der Ausräumungsarbeiten, die nur unter Auf-
sicht ausgeftihrt werden dürfen, ist jede Verbindung des Gay-Lussac mit
der Kammer und etwaigen übrigen Apparaten vollständig zu unterbrechen.
§ 2. Darauf ist der Gay-Lussac, während der Zug in den eventuell
folgenden Gay-Lussac-Turm resp. in den Schornstein offen bleibt, mit Schwefel-
säure, schliesslich mit Wasser oder Wasserdampf auszuwaschen, bis der Ab-
lauf nur noch 3® Bk. oder darunter zeigt.
§ 3. Nach dem Auswaschen ist die Verbindung mit einem etwa zwischen
dem auszuräumenden und dem Schornstein befindlichen Gay-Lussac zu unter-
brechen und ersterer gasdicht abzuschliessen ; darauf wird, wo der Betrieb
«s gestattet, eine Verbindung des Gay-Lussac mit einem Schornstein oder in
Betrieb befindlichen Ventilator hergestellt und während des Ausräumens er-
halten. Soll der Turm von unten entleert werden, so ist er von oben bei
geschlossener Decke, soll er durch Einsteigen entleert werden, so ist er von
unten abzusaugen. In letzterem Falle muss die Decke des Turmes entfernt
werden. Ist Absaugen unmöglich, so ist die Decke zu entfernen und unten
irenigstens ein grosses Loch zu schlagen.
Erst nachdem der Turm genügend von schädlichen Gasen befreit ist,
darf die Ausräumung des Füllmaterials beginnen.
§ 4. Türme mit Koks- oder ähnlicher Füllung sind seitlich von aussen
2u entleeren. Bei hohen Türmen oder Türmen mit mehreren Rosten sind
mehrere Löcher in verschiedener Höhe von oben nach unten, dem Fort-
schreiten der Arbeit folgend, zu schlagen, und die Leerung ist etagen weise
zu besorgen. Stein- oder ähnliche Füllung ist durch Arbeiter hinauszureichen
oder hinaufzuwinden. Sämtliches herausgebrachtes Füllmateral ist sofort aus
dem Gebäude bezw. aus der Nähe des Gay-Lussac zu entfernen. Die
Arbeiter sind nach Bedürfnis, jedenfalls aber auf ihr Verlangen sofort ab-
zulösen.
•) Veröffentlicht darch Nr. 283 des „Reichsanieigers" vom 27. November 1893.
388 XII. Abteilang.
§ 5. Den Arbeitern sind gute Mimdschwämme, Respirationsapparate,
sowie zum Schutz der Hände geeignete Sachen (Gummihandschuhe, Hand-
lappen etc.) zur Verfügung zu stellen.
§ 6. Vor dem Ausbringen des Schlammes, der am Boden des Gay-
Lussac angesammelt ist, muss nochmals Wasser eingelassen und von aussen
durchgerührt werden.
Beim Auftreten nitroser Gase ist die Flüssigkeit von aussen zu ent-
fernen und .das Durchrühren mit Wasser zu wiederholen.
§ 7. Arbeiter, die als lungen- oder herzleidend bekannt sind, dürfen
bei den Räumungsarbeiten nicht beschäftigt werden.
§ 8. Jeder Betriebsunternehmer ist verpflichtet, diese Unfall Verhütungs-
vorschriften an geeigneter Stelle durch Anschlag bekannt zu machen. Ausser-
dem müssen dieselben vor Ausführung der Ausräumungsarbeiten den damit
beauftragten Arbeitern besonders eingeschärft und die letzteren auf die mit
der Arbeit verbundenen Gefahren aufmerksam gemacht werden.
B. Vorschriften für die Arbeiter.
§ 9. Treten während des durch Einsteigen der Arbeiter erfolgenden
Entleerens nitrose Gase in grösserer Menge auf, so hat der Arbeiter den
Turm sofort zu verlassen und seinen Vorgesetzten zu benachrichtigen.
§ 10. Lungen- oder herzleidende Arbeiter, welche zur Reinigung von
Gay-Lussac-Türraen verwendet weiden sollen, sind verpflichtet, von ihrem
Zustande ihrem Vorgesetzten Mitteilung zu machen.
C. Strafbestimmungen.
§ II Genossenschaftsmitglieder, welche diesen Unfallverhütungs-
vorschriften zuwiderhandeln, können durch den Genossenschaftsvorstand in eine
höhere Gefahrenklasse eingeschätzt, oder falls sich dieselben bereits in der
höchsten Gefahrenklasse befinden, mit Zuschlägen bis zum doppelten Betrage
ihrer Beiträge belegt werden. (§78 Abs. i Ziffer i des U.-V.-G.)
Versicherte Personen, welche den Vorstehenden Unfall Verhütungs-
vorschriften zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorrichtungen
nicht benutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geldstrafe
bis zu 6 Mark, welche der betreÖ*enden Krankenkasse zufällt. Die Festsetzung
der hiernach event. zu verhängenden Geldstrafen erfolgt durch den Vorstand
der Betriebs- (Fabrik-) Krankenkasse, oder wenn eine solche für den Betrieb
nicht errichtet ist, durch die Ortspolizeibehörde. Die betreffenden Beträge
fliessen in die Krankenkasse, welcher der zu ihrer Zahlung Verpflichtete zur
Zeit der Zuwiderhandlung angehört. (§78 Abs. i Ziffer 2 und § 80 des
U.-V.-G.)
Besondere Unfallverhütungsvorscilriften lür Betriebe zur
Herstellung von Feuerwerkskörpern.
(Beschlossen in der Genossenschaf tsvers ammlung zu Stuttgart
am 26. Juni 1893.)
Ausser den Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der
chemischen Industrie gelten für Betriebe zur Herstellung von Feuerwerkskörpem
die folgenden Bestimmungen :
Uniallverhütangsvorschriften. i gg
A. Yorschriften fAr die Arbeltgeber.
§ I. Bei der Herstellung von Feuerwerkskörpern sind nur nüchterne
und zuverlässige Leute zu verwenden.
§ 2. Das Rauchen in den Arbeitsräumen und auf dem Fabrikgrund-
stück ist zu verbieten.
§ 3. Fremden Personen soll der Zutritt in die Arbeitsräume nur mit
Erlaubnis des Eigentümers oder Betriebsleiters und nur unter zuverlässiger
Begleitung gestattet sein.
Bauanlagen und Gebäude.
§ 4. Bei Neuanlagen ist das Fabrikgrundstück in vorschriftsmässiger
Weise zu umfrieden; es sind an den Eingängen Warnungstafeln anzubringen,
welche das unbefugte Betreten, sowie das Rauchen verbieten.
Bei bestehenden Anlagen müssen jedenfalls an den Zugängen und öffent-
lichen Verkehrswegen Warnungstafeln aufgestellt sein, welche das unbefugte
Betreten des Fabrikgrundstücks, sowie das Rauchen auf dem letzteren verbieten.
§ 5. Die Vorplätze der einzelnen Gebäude müssen so hergestellt sein,
dass sie sich leicht rein halten lassen.
§ 6. Die Fensterscheiben der Gebäude müssen aus mattem Glase her-
gestellt oder derartig geblendet sein, dass das Eintreten der direkten Sonnen-
strahlen verhindert wird. Die Fenster dürfen nicht vergittert sein.
§ 7. Die Thüren und Fenster der Gebäude, in denen explosive Stoffe
lagern oder verarbeitet werden, müssen nach aussen aufschlagen.
§ 8. Die Fussböden derjenigen Räume, in welchen mit Pulver und
entzündlichen Sätzen gearbeitet wird, müssen glatt und dicht gehalten sein.
Die metallischen Befestigungsmittel sind zu verdecken.
Bei Neuanlagen und Reparaturen alter Fussböden dürfen nur Holz-
oder Messingstifte verwendet werden.
Soweit der Fussböden nicht aus Holz oder Asphalt besteht, muss der-
selbe mit weichem, den Staub nicht durchlassenden Belag versehen sein.
§ 9. Alle Gebäude müssen, soweit es die Bodenbeschaflfenheit nach
dem Urteil eines Sachverständigen zulässt, mit Blitzableitern versehen sein;
letztere müssen in gutem Zustande erhalten und alle Jahre einmal durch
Sachverständige geprüft werden. Die Prüfung hat sich sowohl auf die ober-
irdische als auch auf die Erdleitung zu erstrecken. Dem Beauftragten sind
die Prüfungsatteste auf Erfordern vorzulegen.
§ 10. In Betrieben zur Herstellung von Feuerwerkskörpern muss die
grösste Ordnung und Reinlichkeit herrschen. Das Hineintragen und Hinein-
wehen von Erde oder Sand in die Fabrik- und Lagerräume ist möglichst zu
verhindern. Das Betreten dieser Räume ist nur ohne Schuhzeug oder mit
Schuhzeug ohne Metall teile oder mit Ueberschuhen von Filz gestattet.
Beleuchtung.
§ II. Die künstliche Beleuchtung von Betriebsabteilungen, in denen
explosive Stoffe lagern oder verarbeitet werden, ist mittelst zuverlässig isolierter
Lampen und, insoweit sie nicht aus elektrischen Glühlampen mit Schutz-
glocken bestehen, als Aussenbeleuchtung zu bewirken. Als flüssiges Be-
leuchtungsmaterial darf nur Rüböl verwendet werden. Jede Ablagerung von
explosivem Staub an der Lichtquelle ist sofort zu beseitigen. Elektrische
Beleuchtimgen müssen stets in gutem, jede Gefahr ausschliessenden Zustand
erhalten und daraufhin alle Jahre einmal durch Sachverständige geprüft werden.
390 XII. Abteilang.
Heizung.
§ 12. Bei Wasser- und Dampfheizungen, welche zur Erwärmung der
Innenräume allein zulässig, sind die Ofenheizschlangen und die Leitungsrohre,
die in genügender Entfernung von Holz und anderen brennbaren Materialien
angebracht sein müssen, dicht zu halten; gefundene Fehler sind zu beseitigen.
Die Feuerung der Räume, in denen explosive Stoflfe lagern oder ver-
arbeitet werden, muss als Aussenfeuerung angelegt und von den genannten
Räumen durch eine massive Wand abgeschlossen sein. Die Durchgänge
der Leitungsrohre und Trockenofenschächte müssen dicht und gut ver-
schmiert sein.
Transportge fasse.
§ 13. Zum Transport von Pulver und entzündlichen Sätzen, sowie zur
Herstellung und Aufbewahrung von letzteren sind nur dichte und haltbare
Gefässe aus Holz ohne Eisenbeschlag oder aus sonstigem weichen Material
zu benutzen.
Gefässe aus Eisen, aus Steingut oder anderem zerbrechlichen Material
sind ausgeschlossen.
Abfallstoffe.
§ 14. Verschüttetes, verstreutes oder abgestaubtes Pulver und ent-
zündliche Sätze sind behutsam aufzunehmen. Sie sind zu weiterer Verar-
beitung nicht zu verwenden, sondern in ein mit Wasser gefülltes Gefäss zu
Schütten oder in sonstiger Weise, jedenfalls aber ohne Anwendung von Feuer,
unschädlich zu machen.
Verschiedene Vorschriften.
§ 15. In den Herstellungs- und Verpackungsräumen für entzündliche
Sätze und Feuerwerkskörper ist jede durch den Betrieb nicht gebotene An-
häufung von Pulver, entzündlichen Sätzen und Rohstoffen zu vermeiden.
Rohmaterialien und fertige Fabrikate sind in besonderen Gebäuden,
keinesfalls in den Arbeitsräumen aufzubewahren.
§ 16. Der Betriebsunternehraer hat die Pflicht, sich die Gewissheit zu
verschafifen, dass die zur Verarbeitung kommenden Materialien diejenige
chemische und mechanische Reinheit besitzen, die nötig ist, um die Gefahren
bei der Verarbeitung und Aufbewahrung möglichst zu vermeiden. Im Be-
sonderen soll das chlorsaure Kali möglichst frei von anderen Chlorverbindungen
sein. Die Kohle muss vor dem Gebrauch besonders durchgesiebt werden,
um etwaige Verunreinigungen auszuscheiden. Schwefelblüthe darf zu Feuer-
werkskörpern nicht verwendet werden; es ist statt dessen fein gepulverter
Schwefel zu benutzen.
§ 17. Es sind Vorkehrungen zu treffen, dass das chlorsaure Kali nicht
in Sätze gelangt, für die es nicht bestimmt ist. Siebe, Gefässe und andere
Geräte für chlorsaure Sätze sind daher ausschliesslich nur für dieses zu ver-
wenden. Damit dieselben nicht verwechselt werden, sind diese Apparate in
auffallender Weise, etwa durch besonderen farbigen Anstrich zu bezeichnen.
§ 18. Das Schlagen und Pressen von Raketen und Brändem jeder
Art darf nur in besonderen Gebäuden, und in jedem Räume von nur je
einem einzigen Arbeiter, vorgenommen werden. Auch dürfen in solchen
Räumen keine anderen Arbeiten ausgeführt werden
Das Festschlagen des Satzes darf nur mit Holzstempeln — Setzern
— geschehen.
Un^WerhütangsTorschriften. ^q I
§ 19. Räume in denen Pulversätze hergestellt und aufbewahrt werden,
dürfen nicht gleichzeitig zur Herstellung oder Aufbewahrung von Sätzen,
welche chlorsaure Salze und Schwefel enthalten, benutzt werden.
§ 20. Das Mitbringen, die Aufbewahrung und Benutzung von Zünd-
hölzern und Feuerzeugen aller Art (auch sogenannte Bengalen) in den Her-
steliungsräumen mit Explosionsgefahr, sowie die Benutzung von Zündhölzern
und Feuerzeugen in den Lagerräumen ist verboten.
§ 21. In den Herstellungsräumen für Feuerwerkskörper dürfen sich
nur die notwendigsten Geräte befinden.
§ 22. In unmittelbarer Nähe der Arbeitsräume ist während des Be-
triebes stets Wasser in ausreichender Menge zur Verfügimg zu halten.
Ausbesserungs- und Erneuerungsarbeiten.
§ 23. Wenn in Betrieben zur Herstellung von Feuerwerkskörpem
Ausbesserungs- oder Erneuerungsarbeiten auszuführen sind, so sind alle ent-
zündlichen Sätze und sämtliches Pulver aus dem betreffenden Räume zu
entfernen und dieser, sowie der auszubessernde Gegenstand von Staub zu
reinigen. Hierauf ist der auszubessernde Gegenstand und die Stelle im Um-
kreise von wenigstens 3 Meter mit Wasser zu benetzen und während der
Arbeiten so nass zu halten, dass ein etwa entstehender Funke keine Ent-
zündung bewirken kann.
Während der Dauer der Ausbesserung dürfen in dem betreffenden Raum
keine Feuerwerksarbeiten nebenbei ausgeführt werden. An der Arbeitsstelle
ist genügend Wasser, sowie Handspritze oder Giesskanne bereit zu halten.
Aus führungs bestimm ungen.
§ 24. Jeder Fabrikant von Feuerwerkskörpern ist verpflichtet, diese
Unfallverhütungsvorschriften in deutlich lesbarer Schrift an geeigneter Stelle
in seinem Betriebe durch Anschlag bekannt zu machen.
Die Betriebsuntemehmer sind verpflichtet, die Arbeiter über die gefähr-
lichen Eigenschaften der von ihnen zu verarbeitenden Materialien und Er-
zeugnisse zu unterrichten.
§ 25. Die Betriebsunternehmer sind verpflichtet, dafür zu sorgen, dass
die Vorschriften für die Arbeiter auch von fremden Personen während ihres
Aufenthaltes in dem Betriebe sinngemäss befolgt werden.
B. Yorschriften fDr die Arbeiter.
§ 26. Jede in der Fabrik beschäftigte Person hat sich stets der grössten
Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit zu befleissigen.
§ 27. Das Rauchen auf dem Fabrikgrundstück und in allen Räumen
ist verboten.
§ 28. Arbeiter dürfen Zündhölzer, Feuerzeuge irgend welcher Art,
Rauchtabak, Zigarren und Tabakspfeifen nicht mit in die Fabrik bringen.
Kleider.
§ 29. Die Arbeiter müssen ihre Kleider thunlichst frei von gefährlichem
Staube halten und dieselben nach beendigter Arbeit im Freien reinigen. Das
Tragen von Schuhen mit eisernen Nägeln oder eisernem Beschlag ist verboten.
Jede gefährliche Annäherung an Feuerstätten oder Licht ist verboten.
392 XII. Abteilang.
Gebäude.
§ 30. Die Arbeiter dürfen Herstellungs- und Lagerräume mit Explosions-
gefahr, in denen sie nicht zu arbeiten haben, ohne Erlaubnis oder An-
weisung nicht betreten.
§31. In den Herstellungs- und Lagerräumen ist die grösste Reinlich-
keit zu beobachten. Jeder Arbeiter hat sich der an den Eingängen der
obengenannten Räume angebrachten Vorrichtungen zum Reinigen des Schuh-
zeuges auf das Sorgfältigste zu bedienen, beziehungsweise auch die unbekleideten
Füsse zu reinigen.
Die Beleuchtungslampen der Herstellungsräume sind im Innern frei
von Staub zu halten.
Nur diejenigen Arbeiter dürfen Lampen und Heizungen bedienen, denen
diese Arbeiten besonders übertragen sind.
§ 32. Jedes Verstreuen von Pulver oder entzündlichem Satz ist sorg-
fältig zu vermeiden, verschüttetes Material aber sofort behutsam vollständig
aufzunehmen und in das dafür bestimmte mit Wasser gefüllte Gefäss zu
schütten.
Es ist überhaupt darauf zu achten, dass die Arbeits- und Lagerräume,
sowie besonders die Arbeitstische möglichst staubfrei gehalten werden.
§ 33. In sämtlichen Arbeitsräumen darf nur das der Bearbeitung
unterliegende Material sich befinden ; der Arbeiter hat das von der betreffenden
Verarbeitung übrig bleibende Material und angesammelte fertige Produkte in
den dafür bestimmten Raum zu schaffen. Ebenso ist auch das zu verarbeitende
explosieble Material nicht früher in das Arbeitsgebäude zu bringen, als es zur
Verwendung kommt.
Transport.
§ 34. Die Gef^sse, in welchen Pulver, Satz oder Rohmaterialien aus
einem Gebäude in das andere geschafft werden, sind stets zugedeckt zu halten
und nie offen zu transportieren.
Mit Pulver oder Satz gefüllte Transportgefösse — Fässer, Kisten —
dürfen nicht gerollt, geschoben oder gekantet werden. Die Fortbewegung
ist vielmehr nur durch Heben oder Tragen zu bewirken. Das Hinsetzen der
Gefässe darf nur mit grösster Vorsicht geschehen.
Verschiedenes.
§ 35. In den Arbeits- und Aufbewahrungsräumen darf der Arbeiter
nur solche Werkzeuge und Geräte verwenden, die ihm von seinem Vorgesetzten
übergeben worden sind, oder zu deren Verwendung letzterer vorher seine
Zustimmung gegeben hat. Die Werkzeuge und Geräte sind mit Vorsicht so
hinzulegen, dass sie nicht umfallen oder umgestossen werden können.
§ 36. Beim Reinigen der Kohle und bei Verarbeitung aller Roh-
materialien, insbesondere des chlorsauren Kali, haben die Arbeiter die grösste
Sorgfalt anzuwenden.
§ 37. Es darf kein Arbeits- oder Lagerraum mit offenem Licht betreten,
auch nicht in solchen Räumen durch Streichhölzer oder auf andere Art Licht
angezündet werden.
Muss in einem dringenden Falle ein Arbeits- oder Lagerraum bei Nacht
betreten werden, so darf dies nur unter Anwendung einer Sicherheitslampe geschehen.
§ 38. Während eines Gewitters darf sich Niemand in den Räumen
mit Explosionsgefahr aufhalten.
UnfaUyerhfltnngsTortchrifteo . XQX
§ 39. Nach Beendigung der Arbeit darf die Arbeitsstätte nicht eher
verlassen werden, als bis Alles in Ordnung gebracht worden ist, alle Gefässe,
Behälter und dergleichen zugedeckt und an ihren Platz gesetzt sind.
C. StrafbestlmmangeB.
§ 40. Genossenschaftsmitglieder, welche diesen Unfallverhütungsvor-
schriften zuwiderhandeln, können durch den Genossenschaftsvorstand in eine
höhere Gefahrenklasse eingeschätzt oder, falls sich dieselben bereits in
der höchsten Gefahrenklasse beßnden, mit Zuschlägen bis zum doppelten
Betrage ihrer Beitrage belegt werden (§ 78 Abs. i Ziffer des Unfallversicherungs-
gesetzes vom 6 Juli 1884).
Versicherte Personen, welche den vorstehenden Unfallverhütungsvorschriften
zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorrichtungen nicht
benutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geldstrafe bis zu
6 Mark, welche der betreffenden Krankenkasse zufällt. Die Festsetzung der
hiemach eventuell zu verhängenden Geldstrafen erfolgt durch den Vorstand
der Betriebs-(Fabrik-)Krankenkasse oder, wenn eine solche für den Betrieb
nicht errichtet ist, durch die Ortspolizeibehörde. Die betreffenden Beträge
fliessen in die Krankenkasse, welcher der zu ihrer Zahlung Verpflichtete zur
Zeit der Zuwiderhandlung angehört (§ 78 Abs. i Ziffer 2 und § 80 des
Unfallversicherungsgesetzes vom 6 Juli 1884).
Besondere Unfallverhütungsvorsclirifteii der Berufs-
genossenschaft der chemischen Industrie.
(Beschlossen in der Genossenschaftsversammlung zu Nürn-'
berg am 29. Juni 1896.)
a. fAr Lack- und Flmlssfabrlken.
Ausser den Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der
chemischen Industrie vom 26. September 1888 gelten für Lack- und Firniss-
£äbriken folgende Bestimmungen :
A. Vorsohriften für Arbeitgeber und Betriebsbeamte.
§ I. Bei Neuanlagen müssen die zur Herstellung von Lacken und
Firnissen dienenden Gebäude von anderen Baulichkeiten räumlich getrennt
oder mindestens durch Brandmauern geschieden werden.
§ 2. Die Wände, Decken und Fussböden der Arbeitsräume müssen
bei Neuanlagen aus feuersicherem Materiale hergestellt sein.
§ 3. Die Thüren müssen feuersicher sein, in Eisen- oder Steinfalzen
ruhen und nach aussen aufschlagen.
§ 4. Die Fenster müssen von aussen mit eisernen Läden versehen sein.
§ 5. Falls nicht fahrbare Fimisssiedekessel oder fahrbare Feuerungs-
öfen vorhanden sind, darf sich das Schürloch der Feuerung nicht im Innern
des Siederaums befinden. Dieser muss durch eine massive Wand, welche
keine Oeffhung hat, von dem Feuerungsraume getrennt sein. Der Zugang
2u letzterem hat von aussen, nicht aber von dem Siederaume aus zu geschehen.
394 ^^ Abteilang.
Die Regulierschieber der Kesselöfen müssen so angebracht sein, dass sie
vom Innern des Siederaumes aus leicht und gefahrlos gehandhabt werden
können.
§ 6. Bei Fimisssiedekesseln, welche vom Feuer direkt erwärmt werden,
muss der niedrigste Stand der Flüssigkeit mindestens 80 mm. über der höchsten
vom Feuer berührten Stelle liegen. Die Füllhöhe muss in dem Kessel durch
eine Marke kenntlich gemacht werden.
§ 7. Die Fimisssiedekessel sollen nur bis zu '/j ihres Fassungsraumes
gefüllt und mit einer Überlaufs rinne versehen werden, damit bei etwaigem
Überkochen das Oel aufgefangen werden kann.
§ 8. In unmittelbarer Nähe der Kochräume der Lack- und Fimiss-
siedereien muss stets Sand in genügender Menge zum Ersticken des Feuers
vorhanden sein.
§ 9. Kessel von mehr als 5 kg. Sudinhalt dürfen nicht unmittelbar
mit den Händen von den Feuerungsöffnungen abgehoben werden.
In diesem Falle müssen vielmehr mechanische Vorrichtungen ziun Ab-
heben und Transportieren, wie Rollwagen, Heb winden, Tragstangen und der-
gleichen Verwendung finden.
§ 10. Die zum Kochen von Lack und Fimiss, zum Schmelzen und
Auflösen von Harz und dergleichen dienenden Kessel müssen dicht bedeckt
gehalten werden und mit einer Einrichtung versehen sein, welche die sich
entwickelnden Dämpfe entweder nach aussen abführt oder ermöglicht, diese
Dämpfe durch Verdichtung (Kondensation) oder durch Verbrennen wirksam
unschädlich zu machen.
Bei dem Verbrennen der Gase und Dämpfe muss eine Einrichtung
getroffen sein, welche ein Zurückschlagen der Flamme und dadurch eine Ex-
plosion verhütet.
§ II. Die Oeffnungen , welche sich in den Deckeln oder Aufsätzen
der Kochkessel, behufs Nachschauens und Umrührens, befinden, müssen mit
dichten, unabnehmbaren Verschlüssen (Schiebern, Klappen, Thürchen, Stöp-
seln etc ) versehen sein, welche nur jeweilig bei Bedarf entfernt werden dürfen.
§ 12, Wenn nicht andere Abzugs Vorrichtungen vorhanden sind, muss
über den Kesseln ein Dunstfang angebracht sein, damit auch die während
des zeitweiligen Oeffnens der Gefässe austretenden Dämpfe durch den Schorn-
stein beziehungsweise durch besondere Röhren abgeleitet werden können.
§ 13. Das Zusetzen von leicht entzündlichen Substanzen zu geschmolzenen
Harzen und dergleichen darf bei abnehmbaren Kesseln nicht im Schmelzraum
oder in der Nähe von Feuerungen vorgenommen werden, wenn nicht eine
Einrichtung vorhanden ist, durch welche die sich entwickelnden Dämpfe, ohne
in den Arbeits räum zu treten, abgeleitet werden. Andernfalls müssen diese
Arbeiten entweder in einem besonderen Raum oder im Freien geschehen, unter
Ableitung der sich entwickelnden Dämpfe. Nicht abnehmbare Kessel müssen
von aussen geheizt werden. Vor dem Zusetzen der leicht entzündlichen
Substanzen ist der Feuerzug abzusperren und muss das geschmolzene Harz
genügend abgekühlt sein.
In den Kochräumen dürfen Rohmaterialien nicht gelagert werden.
§ 14. Die Arbeits- und Lagerräume, in denen mit leichtentzündlichen
Substanzen, wie Spiritus, Aether, Benzin etc. gearbeitet wird, dürfen nur
vermittelst zuverlässiger, isolierter Innen- oder Aussenbeleuchtung erhellt oder
nur mit Sicherheitslampen betreten werden.
§ 15. Die Erwärmung dieser Räume darf nur mittelst Dampf, Wann-
wasser oder durch Oefen, die von aussen zu heizen sind, geschehen.
Unfallverhütungsvorschriften. ^qc
§ i6. Für Arbeiten, bei denen die Augen der beschäftigten Personen
durch Spritzen heisser oder ätzender Flüssigkeiten beschädigt werden können,
ist den Arbeitern die erforderliche Anzahl von Schutzbrillen zur Verfügung
zu stellen und deren Benutzung anzuordnen.
§ 17. Das Rauchen in den Fabrikations- und Lagerräumen ist zu
verbieten.
B. Vorsohriften für Arbeitnehmer.
§ 18. Die Fussböden der Arbeitsräume, die Treppenstufen und der-
gleichen müssen möglichst rein und frei von Oelen, harzigen Krusten etc.
gehalten werden.
§ 19. Firnisssiedekessel, welche vom Feuer direkt erwärmt werden,
müssen mindestens bis zu der Füllmarke (§ 6) gefüllt sein.
§ 20. Die Fimisskessel dürfen nur bis zu ^/^ ihres Fassungsraumes
gefüllt werden.
§21. Bei dem Abheben der Lack- und Firnisskessel vom Feuer muss
der Ofenschieber geschlossen und die Herdöffnung, auf welcher der Kessel
gestanden hat, sofort mit einem Deckel dicht verschlossen werden.
§22, In den Kochräumen der Lack- und Firnisssiedereien muss stets
genügend Sand zum Ersticken der Flamme vorhanden sein.
§ 23. Kessel von mehr als 5 kg. Sudinhalt dürfen nicht unmittelbar
mit den Händen von den Feuerungsöffnungen abgehoben werden. In diesen
Fällen müssen vielmehr die vorhandenen mechanischen Vorrichtungen zum
Abheben und Transportieren, Rollwagen, Hebwinden, Tragstangen und der-
gleichen benutzt werden.
§ 24. Die Verschlüsse in den Bedeckungen der Kochkessel dürfen
nur so lange offen gehalten werden, als dies für die Arbeit unumgänglich
notwendig ist.
§ 25. Das Hantieren mit brennbaren Flüssigkeiten, welche entzünd-
liche Gase oder Dämpfe entwickeln können, in der Nähe der Feuerungen
ist verboten.
§ 26. Das Reinigen gebrauchter Schmelzkessel bei offenem Licht ist
verboten.
§ 2y. Die Arbeits- und Lagerräume, in denen mit leicht entzündlichen
Substanzen gearbeitet wird, dürfen, sofern nicht elektrische Beleuchtung vor-
handen ist, nur mit Sicherheitslampen betreten werden. Das Zusetzen leicht
entzündlicher Substanzen wie Terpentinöl, Alkohol, Benzin, Aether etc. zu
nicht genügend abgekühlten Harzen ist untersagt.
§ 28. Das Rauchen in den Fabrikations- und Lagerräumen ist verboten.
§ 29. Bei Arbeiten, die durch Spritzen heisser oder ätzender Flüssig-
keiten die Augen der beschäftigten Personen gefährden, müssen Schutzbrillen
getragen werden.
§ 30. Die Fussbekleidung muss genügenden Schutz gegen Verbrenn-
ungen durch heisse Flüssigkeiten bieten.
C. Allgemeine und Straf bestimmungen.
§ 31. Für die in Gemässheit vorstehender Bestimmungen zu treffenden
Aenderungen wird den Betriebsunternehmern eine Frist von 6 Monaten vom
Tage der Bekanntmachung durch den Reichs -Anzeiger gewährt.
§ 32. Der Genossenschafts vorstand ist berechtigt, die Frist der Ein-
führung der Betriebseinrichtungen, wie sie in diesen Vorschriften gefordert
3q6 XII* Abteilung.
werden, auf Antrag des betreffenden Unternehmers und Befürwortung des
Sektionsvorstandes zu verlängern.
§ 33. Diese Unfall verhütungs Vorschriften sind durch Anschlag an ge-
eigneter Stelle in den Betriebsräumen den Arbeitern bekannt zu machen.
§ 34. Genossenschaftsmitglieder, welche diesen Unfall Verhütungsvor-
schriften zuwiderhandeln, können durch den Genossenschafts vorstand in eine
höhere Gefahrenklasse eingeschätzt oder, falls sich dieselben bereits in der
höchsten Gefahrenklasse befinden, mit Zuschlägen bis zum doppelten Betrage
ihrer Beiträge belegt werden. (§.78 Absatz i des Unfall Versicherungsgesetzes
vom 6. Juli 1884.)
§ 35- Versicherte Personen, welche diesen Unfall verhütungs Vorschriften
zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorrichtungen nicht
benutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geldstrafe bis zu
6 Mark. Die Festsetzung der hiemach eventuell zu verhängenden Geldstrafen
erfolgt durch den Vorstand des Betriebs- (Fabrik-) Krankenkasse oder, wenn
eine solche für den Betrieb nicht errichtet ist, durch die Ortspolizeibehörde.
Die betreffenden Beträge fliessen in die Krankenkasse, welcher der zu ihrer
Zahlung Verpflichtete zur Zeit der Zuunderhandlung angehört. (§78 Absatz
I Ziffer 2 und § 80 des Unfallversicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884.)
b) fAr DQngerfabrlken (elnscUlessllcli ThomasscUackenmfllilen)
mit Ausschluss der EnochenTerarbeitniig.
Ausser den Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der
chemischen Industrie vom 26. September 1888 gelten für Düngerfabriken
(einschliesslich Thomasschlackenmühlen) mit Ausschluss der Knochenver-
arbeitung folgende Bestimmungen:
A. Vorschriften far Arbeitgeber und Betriebsbeamte.
Maschinen.
§ I. Brech- und Quetschwerke müssen vom Stand des Arbeiters aus
leicht ausser Betrieb gesetzt werden können und gegen das selbstthätige Ein-
rücken gesichert sein.
§ 2. An Brech- und Quetsch werken, Kugelmühlen und Becherwerken
soll die Einschüttöffnung umfriedigt oder mit genügend engem Rost verdeckt,
oder in sonstiger Weise gesichert sein.
Der Weg der Becher, Transportgurte und Transportschnecken ist in
ausreichender Weise zu sichern. '
§ 3. Desintegratoren müssen in der Regel unabhängig vom übrigen
Betrieb abgestellt werden können. Sofern eine Abstell Vorrichtung nur mit
erheblichen Schwierigkeiten herzustellen ist, muss ein Signal zur Abstellung
der Dampfmaschine gegeben werden können, oder eine Vorrichtung zum Ab-
werfen der Riemen angebracht sein.
Die Desintegrator-Achsen mit den darauf sitzenden Riemenscheiben
und Antriebriemen sind gegen gefährdende Berührung zu sichern.
§ 4. Der Antrieb der Kugelmühlen muss sorgfältig eingefriedigt sein.
§ 5. Sofern der Rand der Läuferteller an Läuferwerken nicht min-
destens 90 cm. über dem Fussboden liegt, ist das Läuferwerk mit einem
Schutzringe zu umgeben.
§ 6. Jede Arbeitsmaschine muss eine Abstell Vorrichtung haben; Stör-
ungen im Betriebe derselben durch Verstopfen, Abfallen von Riemen oder
UnfallverhütuDgsvorschriften. 7q^
ähnliche Veranlassung dürfen nur beim Stillstand der Maschine beseitigt
werden.
§ 7. Das Schmieren der Kraft- und Arbeitsmaschinen darf, sofern es
nicht durch selbstthätige Vorrichtungen geschieht, nur von gesicherter Stelle
aus oder bei Stillstand der Maschine erfolgen.
Staub.
§ 8. Es ist Vorsorge zu treffen, dass bei der Fabrikation die Ent-
wickelung von gesundheitsschädlichem Staub in gefahrdrohender Menge nach
Möglichkeit vermieden wird. Auf Arbeitsstellen, an denen gleichwohl die
Ansammlung derartigen Staubes in gefährlichen Mengen möglich ist, sind den
Arbeitern Respiratoren, Schwämme, Mundtücher oder andere zweckent-
sprechende Schutzmittel zur Verfügung zu stellen, deren Benutzung vorzu-
schreiben ist.
Das Lagern von Thomasmehl darf nur in Säcken oder Fässern oder,
wenn lose, nur in geschlossenen Räumen mit mechanischer Staubabsaugung
erfolgen.
Transporteinrichtungen.
§ 9. Feststehende Arbeits- und Laufbühnen von mehr als im. Höhe
müssen entweder eingefriedigt oder mit Fangrost oder einer ähnlichen Sicher-
heitseinrichtung versehen werden.
§ 10. Laderampen müssen von den äussersten Teilen der Eisenbahn-
waggons eine Entfernung von mindestens 40 cm. haben. Die zur Zeit des
Erlasses dieser Vorschriften bereits vorhandenen Rampen werden von dieser
Vorschrift nicht betroffen, doch ist, sofern derartige Rampen einen geringeren
Abstand haben, Vorsorge zu treffen, dass beim Wagenschieben Niemand an
die nach der Rampe gelegene Seite tritt.
§ II. Das Fortbewegen von Eisenbahnwagen durch Personen darf nur
von der Seite oder von hinten geschehen. Sind mehrere Wagen auf dem-
selben Geleise zu bewegen, so müssen sie entweder gekuppelt sein oder in
einem Abstände von mindestens 3 Wagenlängen von einander gehalten werden.
Das Los- und Festkuppeln darf nur durch die dazu bestimmten Ar-
beiter erfolgen.
§ 12. Bei Fabrikbahnen mit Handtransport müssen die Wagen in
solchen Entfernungen von einander und überhaupt derart fortbewegt werden,
dass eine Verletzung der Arbeiter durch den nachfolgenden Wagen ausge-
schlossen erscheint.
Das Aufstellen oder Aufsetzen auf frei rollende Wagen oder deren
Gestell ist untersagt, wenn nicht Brems- oder Signal Vorrichtungen vorhanden
sind.
§ 13. Bei Hänge- und Seilbahnen ist das zu starke Schwenken der
Wagen, sowie das schnelle Durchfahren der Kurven und Weichen zu ver-
bieten. Es sind Einrichtungen zu treffen, durch die ein Ausgleisen an den
Weichen nach Möglichkeit vermieden wird. Bei letzteren ist eine Sicherung
anzubringen, welche eine Verletzung durch die freischwebende Spitze der
Weiche ausschliesst.
Aufschi iess en.
§ 14. Die Behälter zum Aufschliessen müssen mit Vorrichtungen ver-
sehen sein, welche das Austreten schädlicher und belästigender Gase oder
Dämpfe in die Arbeitsräume thunlichst verhindern. Die abziehenden Gase
müssen so viel als möglich in geeigneter Weise unschädlich gemacht werden.
398 XII. Abteilung.
§ 15. Rohstoffe, welche fluor-, chlor- oder salpetrigsäurehaltige Gase
in gefahrdrohender Menge entwickeln, dürfen nicht in offenen Gruben aufge-
schlossen werden.
Die Verwendung von nicht denitrirter Abfallsäure beim Aufechliessen in
offenen Gruben ist untersagt.
§ 16. Bei Mehrkammersystemen sind die Klappen der Auslassöfifungen
von den Mischgefässen nach den Kammern in geeigneter Weise zu sichern,
um ein Oefftien falscher Klappen zu verhindern.
§ 17. Beim Entleeren der Aufschliesskammem ist eine gut wirkende
Ventilation in Anwendung zu bringen.
§ 18. Das Entleeren der Aufschliesskammem hat mit angemessener
Vorsicht zu erfolgen. Das Untergraben der aufgeschlossenen Massen, wenn
solche höher als 2 m. gelagert sind, vom Innern der Kammer aus ist verboten.
§ 19. Die Zuleitung oder das Eingiessen der Schwefelsäure muss so
bewirkt werden, dass ein Vergiessen oder Verspritzen der Säure möglichst
verhütet wird.
Beim Ausgiessen der Säureballons müssen Ballonkipper benutzt werden.
Lagerung.
§ 20. Der Raum neben den Maschinen und in den Gängen darf durcli
Anhäufung von Materialien nicht so beschränkt werden, dass die dort ver-
kehrenden Personen durch den Betrieb beschädigt werden können.
§ 21. Das Lagern der Materialien gegen Gebäude- oder Umfassimgs-
mauern ist nur in soweit zulässig, als eine nachteilige Wirkung des Massen-
schubes durch die vorhandene Widerstandsfähigkeit der Mauern ausgeschlossen
erscheint.
§ 22. Das Untergraben von halbfertigen oder fertigen Superphosphat-
massen von mehr als 2 m. Höhe ist zu verbieten.
Beim Abtragen ist ein das Nachstürzen ausschliessender Böschungs-
winkel innezuhalten oder das Abgraben in Terrassen von nicht über 2 m.
vorzunehmen. Diese Vorschrift gilt nicht für gedarrte Superphosphate, sofern
bei denselben ein Zusammenbacken und demgemäss ein Ueberhängen der
Masse ausgeschlossen ist.
§ 23. Sackstapel müssen an den Ecken in der äusseren Lage im
Kreuz- beziehungsweise Mauerverband aufgeführt werden und mindestens
50 cm. von der nächsten Schiene einer Transportbahn entfernt bleiben.
Die Stapel dürfen nur auf festem und ebenem Boden aufgebaut werden.
Sie müssen in hinreichenden Entfernungen von frei laufenden Uebertragungs-
wellen, Riemen und sonstigen Maschinenteilen bleiben, so dass die Arbeiter
nicht mit den bewegten Teilen in Berührung kommen können.
Das Abtragen der Säcke ist in Stufen auszuführen.
Persönlicher Schutz.
§ 24. Für die Zerkleinerung der Thomasschlacken von Hand, so^ie
für Arbeiten, bei denen die Augen der beschäftigten Personen durch Spritzen
von Säure bedroht sind, müssen den Arbeitern Schutzbrillen zur Verfügung
gestellt werden, deren Benutzung vorzuschreiben ist.
B. Vorsohriften für Arbeitnehmer.
§ 25. Die an Maschinen beschäftigten Arbeiter müssen enganliegende
Kleider tragen; namentlich ist das Tragen von Schürzen verboten.
Unfallverhütangtvorschriften. jqq
§ 26. Werden von den im Gange befindlichen Brechwerken oder
Quetschwalzen einzelne Stücke des Zerkleinerungsguts oder sonstige dem
letzteren beigemischte Fremdkörper nicht mit erfasst, so sind diese Stücke
oder sonstige Körper erst nach dem Auslösen und dem Stillstand der Arbeits-
maschinen zu entfernen. Während des Ganges der Arbeitsmaschinen dürfen
derartige Stücke oder Fremdkörper unter keiner Bedingung mit der Hand
oder mit Instrumenten herausgeholt werden. Ebenso sind Becherwerke,
Transportschnecken, Sicht- oder andere Maschinen auszulösen und still zu
stellen, bis etwaige Verstopfungen oder sonstige Hindemisse gehoben sind.
§ 27. Beim Zerkleinem von Thomasschlacken von Hand, sowie bei
Arbeiten, die die Augen durch Spritzen von Säure gefährden, sind Schutz-
brillen zu benutzen.
Wo Staub in gefahrdrohenden Mengen sich entwickelt, hat sich der
Arbeiter der vorhandenen Respiratoren, Mundtücher, Schwämme oder sonstigen
Schutzmittel zu bedienen.
§ 28. Das Untergraben der halbfertigen und fertigen Superphosphat-
massen von mehr als 2 m. Höhe ist untersagt.
Beim Abtragen ist ein das Nachstürzen der Masse ausschliessender
Böschungswinkel innezuhalten oder das Abgraben in Terrassen von nicht über
2 m. vorzunehmen. Diese Vorschrift gilt nicht fiir gedarrte Superphosphate,
sofern bei denselben ein Zusammenbacken und demgemäss ein Ueberhängen
der Masse ausgeschlossen ist.
§ 29. Sackstapel müssen an den Ecken in der äusseren Lage im
Kreuz- bezw. Mauerverband aufgeführt werden und mindestens 50 cm. von
der nächsten Schiene einer Transportbahn entfernt bleiben.
Das Abtragen der Säcke muss absatzweise und in Stufen von nicht
über 4 Sack Höhe erfolgen. In keinem Falle dürfen an irgend einer Stelle
Säcke aus dem Stapel herausgezogen oder geöffnet werden. Beim Gebrauch
von Schurren (Rutschen) ist darauf zu achten, dass die Arbeiter im Ver-
kehrsbereich nicht von den herabschiessenden Säcken getroffen werden.
Stapel dürfen nicht so nahe an freilaufende Wellen oder sonstige bewegte
Maschinenteile, Riemen, Zahnräder u. a. heranreichen beziehungsweise auf-
gebaut werden, dass dadurch Personen gefährdet werden.
§ 30. Das Fortbewegen von Eisenbahnwagen durch Personen darf
nur von der Seite oder von hinten geschehen. Sind mehrere Wagen auf
demselben Geleise zu bewegen, so müssen sie entweder gekuppelt sein, oder
in einem Abstände von mindestens drei Wagenlängen von einander gehalten
Verden. Das Los- und Festkuppeln darf nur durch die dazu bestimmten
Arbeiter erfolgen.
Bei Fabrikbahnen mit Handtransport sollen die Wagen in solchen Ent-
fernungen von einander und überhaupt derart fortbewegt werden, dass eine
Verletzung der Arbeiter durch den nachfolgenden Wagen ausgeschlossen
erscheint. Das Aufstellen oder Aufsitzen auf frei rollende Wagen oder deren
Gestelle ist untersagt, wenn nicht Brems- oder Signalvorrichtungen vor-
l^anden sind.
Bei Hänge- und Seilbahnen ist das zu starke Schwenken der Wagen,
sowie das schnelle Durchfahren der Kurven und Weichen verboten.
C. Allgemeine und Strafbestimmungen.
§31. Für die in Gemässheit vorstehender Bestimmungen zu treffenden
Ae&derungen wird den Betriebsunternehmern eine Frist von 6 Monaten vom
Tage der Bekanntmachung durch den Reichs- Anzeiger gewährt.
40a XII. Abteilang.
Der Genossenschaftsvorstand ist berechtigt, die Frist der Einführung
der Betriebseinrichtungen, wie sie in diesen Vorschriften gefordert werden,
auf Antrag des betreffenden Unternehmers und Befürwortung des Sektions-
vorstandes zu verlängern.
Wenn in einzelnen Fällen die in den §§ i bis 23 gegebenen Vor-
schriften nachweislich ohne erhebliche Schwierigkeiten und unverhältnissmässige
Kosten nicht ausgeführt werden können, so soll der Vorstand ermächtigt sein,
auf Antrag des Betriebsimtemehmers und nach Anhörung des Beauftragten
Abweichungen unter den nach Massgabe der Umstände festzusetzenden Be-
dingungen zuzulassen.
§ 32. Diese Unfallverhütungsvorschriften sind durch Anschlag an ge-
eigneter Stelle in den Betriebsräumen bekannt zu machen.
§ 33' Genossenschaftsmitglieder, welche diesen Unfall Verhütungsvor-
schriften zuwiderhandeln, können durch den Genossenschaftsvorstand in eine
höhere Gefahrenklasse eingeschätzt oder, falls sich dieselben bereits in der
höchsten Gefahrenklasse befinden, mit Zuschlägen bis zmn doppelten Betrage
ihrer Beiträge belegt werden. (§78 Abs. i Ziffer i des Unfall Versicherungs-
gesetzes vom 6. Juli 1884.)
§ 34. Versicherte Personen, welche diesen Unfallverhütungsvorschriften
zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorrichtungen nicht be-
nutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geldstrafe bis zu
6 Mark. Die Festsetzung der hiernach eventuell zu verhängenden Geld-
strafen erfolgt durch den Vorstand der Betriebs-(Fabrik-)Krankenkasse, oder
wenn eine solche für den Betrieb nicht errichtet ist, durch die Ortspolizei-
behörde. Die betreffenden Beträge fliessen in die Krankenkasse, welcher der
zu ihrer Zahlung Verpflichtete zur Zeit der Zuwiderhandlung angehört. (§ 78
Abs. I Ziffer 2 und § 80 des Unfall Versicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884.)
c) fSr DQngerfabriken (einschliesslich Abdeckerelen) mit
Enochenrerarbeitung.
Ausser den Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der
chemischen Industrie vom 26. September 1888 gelten für Düngerfabriken
(einschliesslich Abdeckereien) mit Knochen Verarbeitung folgende Bestimmungen:
A. Vorschriften für Arbeitgeber and Betriebsbeamte.
Rohmaterial.
§ I. Die rohen Knochen sind thunlichst in trockenen und gut
ventilierten Räumen zu lagern.
§ 2. Für das Umladen, Sortieren und Zerkleinem der Knochen sind
Arbeiter mit offenen Wunden an den Händen nicht zu ven\'enden. Das
Sortieren ist nur in luftigen und gut erleuchteten Räumen auszuführen.
Maschinen.
§ 3. Brech- und Quetschwerke müssen vom Stand des Arbeiters aus
leicht ausser Betrieb gesetzt werden können und gegen das selbstthätige Ein-
rücken gesichert sein.
§ 4. An Brech- und Quetsch werken, Kugelmühlen und Becherwerken
soll die EinschüttöfTnung umfriedigt oder mit genügend engem Rost verdeckt
oder in sonstiger Weise gesichert sein.
Unfallverbtttangsvorscbriften. ^O I
Der Weg der Becher, Transportgurte und Transportschnecken ist in
ausreichender Weise zu sichern.
§ 5. Desintegratoren müssen in der Regel unabhängig vom übrigen
Betrieb abgestellt werden können. Sofern eine Abstell Vorrichtung nur mit
erheblichen Schwierigkeiten herzustellen ist, muss ein Signal zur Abstellung
der Dampfmaschine gegeben werden können, oder eine Vorrichtung zum
Abwerfen der Riemen angebracht sein.
Die Desintegrator-Achsen mit den darauf sitzenden Riemenscheiben
imd Antriebriemen sind gegen gefährdende Berührung zu sichern.
§ 6. An Stampfwerken ist der Weg der Hebedaumen abzusperren,
sobald derselbe im Verkehrsbereich liegt.
§ 7. Sofern der Rand der Läuferteller an Läuferwerken nicht mindestens
90 cm. über dem Fussboden liegt, ist das Läuferwerk mit einem Schutzringe
zu umgeben.
§ 8. Jede Arbeitsraaschine muss eine Abstell Vorrichtung haben; Stör-
ungen im Betriebe derselben durch Verstopfen, Abfallen von Riemen oder
ähnliche Veranlassung dürfen nur beim Stillstand der Maschine beseitigt werden.
§ 9. Exhaustoren müssen gegen gefahrbringende Berührung durch
Draht- oder andere Gitter hinreichend geschützt werden.
§ 10. Das Schmieren der Kraft- und Arbeitsmaschinen darf, sofern
es nicht durch selbstthätige Vorrichtungen geschieht, nur von gesicherter
Stelle aus oder bei Stillstand der Maschine erfolgen.
§ II. Die Knochendämpfer müssen, wenn sie für niedrigeren Druck
gebaut sind, als die Dampferzeuger, mit Sicherheitsvorrichtungen (Sicherheits-
ventil, Lufthahn, Manometer mit Kon trollflansch, Einschaltung eines Dampf-
reduktionsventils zwischen Kessel und Dämpfern) versehen sein. Es ist zu-
lässig, das Sicherheitsventil, möge dasselbe für einen oder gleichzeitig für
mehrere Dämpfer dienen, auch an der Dampfzuleitung anzubringen.
§ 12. Der Knochendämpfer ist vor seiner Inbetriebnahme und alsdann
mindestens alle 6 Jahre einer Druckprobe zu unterwerfen, bei welcher die
Pressung das i ^2 fache des höchsten Dampfdrucks betragen soll, denselben
mindestens aber um i Atmosphäre übersteigen muss.
§ 13. An den Einfüllöffnungen der Knochendämpfer sind Sicherheits-
vorrichtungen anzubringen, die das Hineinstürzen der Arbeiter verhüten.
Ventilatio n.
§ 14. Falls schweflige Säure im Betriebe angewendet wird, sind Vor-
richtungen (Lüftungsanlagen) auszuführen, welche die Gefährdung der Arbeiter
durch die austretenden Gase und sauren Dämpfe beseitigen.
Staub.
§ 15. Der beim Zerkleinern und Mahlen der Knochen in gesundheits-
schädlicher Menge entstehende Staub ist durch Absaugen an der Entstehungs-
stelle möglichst zu beseitigen. Sofern dies nicht in ausreichender Weise ge-
lingt, müssen den Arbeitern Respiratoren, Schwämme, Mundtücher oder andere
zweckentsprechende Schutzmittel zur Verfügung gestellt werden, deren Be-
nutzung vorzuschreiben ist.
Aufschliessen.
§ 16. Die Behälter zum Aufschliessen müssen mit Vorrichtungen ver-
sehen sein, welche das Austreten schädlicher und belästigender Gase \md
Dämpfe in die Arbeitsräume thunlichst verhindern. Rohstoflfe, welche fluor-,
Parnicke. '^
402 Xn. Abteilung.
chlor- oder salpetrigsäurehaltige Gase in gefahrdrohender Menge entwickeln,
dürfen nicht in offenen Gruben aufgeschlossen werden.
Die Verwendung von nicht denitrierter Abfallsäure beim Aufschliessen
in offenen Gruben ist untersagt.
§ 17. Die Zuleitung oder das Eingiessen der Schwefelsäure muss so
bewirkt werden, dass ein Vergiessen oder Verspritzen der Säure möglichst
verhütet wird.
Beim Ausgiessen der Säureballons müssen Ballonkipper benutzt werden.
Für Arbeiten, bei denen die Augen der beschäftigten Arbeiter durch
Spritzen von Säure bedroht sind, müssen ihnen Schutzbrillen zur Verfügung
gestellt werden, deren Benutzung vorzuschreiben ist.
Kochgefässe.
§ 18. Bei der Gewinnung von Fett und Leim müssen die offenen
Kochgefässe eine Randhöhe von mindestens 90 cm. haben.
Das Arbeiten an offenen Kochgefkssen von einem erhöhten Stand aus
ist nur gestattet, wenn dieser Stand fest und mit Umfriedigung, Fangrost
oder ähnlicher Schutzeinrichtung gesichert ist.
Benzin -Entfettung.
§ 19. a) Das Entfettungsgebäude muss bei Neuanlagen in hinreichender
Entfernung von anderen Gebäuden der Fabrik, und der Fussboden
der unteren Etage ebenerdig liegen. Die Thüren sollen nach aussen
aufschlagen. Bei älteren Anlagen, bei denen das Entfettungsgebäude
mit den übrigen Gebäuden verbunden, bezw. daran stossend li^t,
müssen letztere durch Brandmauern, die bis über das Dach gehen,
abgeschlossen werden.
b) Thüren und unten zu öffnende Fenster dürfen nicht nach Kessel-
feuerungen oder anderen Feuerquellen führen, um der Entzündung
entweichender Benzindämpfe möglichst vorzubeugen. Abtreibrohre,
welche Benzindämpfe ins Freie führen könnten, müssen möglichst
hochliegende Ausmündungen haben.
c) Durch eine Neigung des Fussbodens und durch ein an der tiefsten
Steile angebrachtes Abflussrohr ist Vorsorge zu treffen, dass aus-
fliessendes Benzin schnell beseitigt und unterirdisch in eine entfernt
liegende dichte Grube abgeleitet wird.
d) Von den oberen Einfüll-Etagen soll ein besonderer Kotausgang un-
mittelbar ins Freie führen.
e) Die Beleuchtung muss entweder durch Glühlicht in Doppelbirnen,
dessen Hauptleitung und Ausschaltung ausserhalb des Gebäudes liegt,
oder von aussen durch Lampen geschehen, die durch ein Gehäuse
geschützt und durch starke dicht schliessende Glasscheiben von den
Betriebsräumen abgeschlossen sind.
f) Die Verwendung offener oder lose bedeckter Scheidegef^se bei den
Extraktionsapparaten ist verboten. Die Flüssigkeitsstandrohre bei
den Benzingefässen sind gegen äussere Beschädigung zu schützen.
g) Das Betreten des Entfettungshauses mit Laternen oder offenem Licht
ist zu verbieten und bei Dunkelheit nur in besonderen Fällen mit
zuverlässigen Sicherheitslampen zu gestatten. j
h) Das Rau( hen, sowie das Mitbringen von Zündhölzern oder sonstigem
Feuerzeug ist durch Anschlag zu verbieten.
yi
Unfall verhtttaogsvorschrifteD. aq^
i) Unbefugten ist das Betreten des Entfettungsgebäudes überhaupt nicht
zu gestatten.
k) Die Lagerung von Benzin-Vorräten in Barrels darf nur an feuer-
sicheren, isolierten Stellen stattfinden.
B. VorBChriften für Arbeitnehmer.
§ 20. Hautverletzungen, auch der geringsten Art, sind sorgfältig durch
einen reinlichen Verband zu schützen und zum Zweck der antiseptischen
Behandlung sofort anzumelden.
§ 21. Werden von den im Gange befindlichen Brech werken oder
Quetschwalzen Stücke des Zerkleinerungsguts oder sonstige dem letzteren bei-
gemischte Fremdkörper nicht miterfasst, so sind diese Stücke oder sonstige
Körper erst nach dem Auslösen und dem Stillstand der Werkmaschinen zu
entfernen. Während des Ganges der Arbeitsmaschinen dürfen derartige
Stücke oder Fremdkörper unter keiner Bedingung mit der Hand oder mit
Instrumenten herausgeholt werden. Ebenso sind Becherwerke, Transport-
schnecken, Sicht- oder andere Maschinen auszulösen und stillzustellen, bis
etwaige Verstopfungen oder sonstige Hindemisse gehoben sind.
§ 22, Vor dem Oeffnen der Mannlochdeckel der Knochendämpfer hat
der Arbeiter durch den Lufthahn sich zu überzeugen, dass kein Druck mehr
im Dämpfer vorhanden ist.
§ 23. Bei Arbeiten, die die Augen der beschäftigten Personen durch
Spritzen von Säure gefährden, sind Schutzbrillen zu benutzen.
Wo Staub in gefahrdrohenden Mengen sich entwickelt, hat sich der
Arbeiter der vorhandenen Respiratoren, Mundtücher, Schwämme oder sonstigen
Schutzmittel zu bedienen.
§ 24. Bei der Entfettung der Knochen durch Benzin ist folgendes
vorgeschrieben :
a) Das Betreten des Entfettungshauses mit Laternen oder offenem Licht,
und die Benutzung von Feuerzeug ist untersagt. Muss ein Betreten
der Räume mit Licht stattfinden, so dürfen nur Sicherheitslatemen
verwendet werden.
b) Um die Entzündung abziehender Benzindämpfe zu verhindern, sind
die nach Feuerungen oder offenen Flammen führenden Thüren und
Fenster der Betriebsräume geschlossen zu halten.
c) Die Ansammlung von Benzindämpfen in den Betriebsräuraen ist unter
allen Umständen zu vermeiden. Das Abtreiben des Benzins von
den Knochen muss in so vollkommener Weise bewirkt werden, dass
ein gefahrdrohendes Nachdunsten von Benzin aus den heraus-
srenomraenen Knochen nicht stattfinden kann.
Der Extraktor darf nicht geöffnet werden, bevor das Abtreiben
des Benzins vollständig erfolgt ist.
d) Notausgänge dürfen während des Betriebes nicht verschlossen sein.
e) Der im Extraktionshause beschäftigte Arbeiter darf das Betreten der
Räume Unbefugten nicht gestatten.
f) Das Rauchen in den Räumen der Entfettungsanlagen und bei den
Benzinlagern, sowie das Mitbringen von Zündhölzern oder sonstigem
Feuerzeug ist verboten.
2G*
404 X^' Abteilang.
C. Allgemeine und StrafbeBtimmangen.
§ 25. Für die in Gemässheit vorstehender Bestimmungen zu treffenden
Aenderungen wird den Betriebsunternehmem eine Frist von 6 Monaten vom
Tage der Bekanntmachung durch den Reichs-Anzeiger gewährt.
Der Genossenschafts vorstand ist berechtigt, die Frist der Einführung
der Betriebseinrichtungen, wie sie in diesen Vorschriften gefordert werden,
auf Antrag des betreffenden Unternehmers und Befürwortung des Sektions-
vorstandes zu verlängern.
§ 26. Diese Unfall Verhütungsvorschriften sind durch Anschlag an ge-
eigneter Stelle in den Betriebsräumen bekannt zu machen.
§ 27. Genossenschaftsmitglieder, welche diesen Unfallverhütungsvor-
schriften zuwiderhandeln, können durch den Genossenschaftsvorstand in eine
höhere Gefahrenklasse eingeschätzt, oder, falls sich dieselben bereits in der
höchsten Gefahrenklasse befinden, mit Zuschlägen bis zum doppelten Betrage
ihrer Beiträge belegt werden. (§ 78 Abs. i Ziffer i des Unfall Versicherungs-
gesetzes vom 6. Juli 1884.)
§ 28. Versicherte Personen, welche diesen Unfallverhütungsvorschriften
zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorrichtungen nicht be-
nutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geldstrafe bis zu
6 Mark. Die Festsetzung der hiemach eventuell zu verhängenden Geld-
strafen erfolgt durch den Vorstand der Betriebs-(Fabrik-)Krankenkasse, oder
wenn eine solche für den Betrieb nicht errichtet ist, durch die Ortspolizei-
behörde. Die betreffenden Beträge fliessen in die Krankenkasse, welcher
der zu ihrer Zahlung Verpflichtete zur Zeit der Zuwiderhandlung angehört.
(§ 78 Absatz I Ziffer 2 und § 80 des Unfall Versicherungsgesetzes vom 6.
Juli 1884.)
Besondere Unfallverhiitungsvorsclirifteii der Berufs-
genossenschaft der chemischen Industrie für den Betrieb von
Darapffässem und sonstigen Apparaten und Gefässen
unter Druck.
(Beschlossen von der Genossenschaftsversammlung zu Nürnberg am 29. Jani 1896.)
Ausser den Unfall Verhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaft der
chemischen Industrie vom 26. September 1888 gelten für den Betrieb von
Dampfßlssem und sonstigen Apparaten und Gefössen unter Druck folgende
Bestimmungen :
A. Ffir Arbeltgeber und Betrlebsbeamte.
§ I. Die nachstehenden Bestimmungen gelten:
1. für alle Gefässe, in welchen gespannter Dampf, der einem andern
Dampferzeuger entnommen ist, mit einer höheren, als der atmo-
sphärischen Spannung verwendet wird (Dampfßlsser),
2. für alle sonstigen Apparate und Gefässe, in denen während der
Arbeit ein Ueberdruck vorhanden ist.
Ausgenommen von diesen Bestimmungen sind:
a) Maschinenteile und dergleichen, insofern dieselben nicht unter den
Begriff Apparate und Gefässe fallen (Dampfzylinder, Dampfkompressoren}
Dampfleitungsrohre, Dampfheizungen, Kalanderwalzen, Gummipress-
platten etc.);
Un&Uverhütangsvorscbrifteo. aq^
b) diejenigen Mineral wasserapparate und Transportgefässe komprimierter
Gase, bei denen das Produkt aus dem Fassungsraum in Litern und
dem Betriebsdruck in Atmosphären die Zahl 300 nicht überschreitet,
sowie sonstige Apparate und Geftlsse, bei denen dieses Produkt die
Zahl 500 nicht tibersteigt; ferner mit Dampfmantel versehene offene
Kochgefässe bis zu i m. Durchmesser;
c) diejenigen Apparate und Gefässe, bei denen der Ueberdruck Yg Atmo-
sphäre nicht übersteigt, und eine Sicherheitsvorrichtung vorhanden ist,
welche das Eintreten eines höheren Drucks unmöglich macht;
d) diejenigen Apparate und Gefässe, in denen regelmässig abwechselnd
hydraulischer und Dampf-, Luft- oder Gasdruck erzeugt wird, wenn
der hydraulische Druck mindestens das i^^ fache des Dampf, Luft-
oder Gasdrucks beträgt (Holzimprägnierungskessel).
§ 2. Sämtliche unter die Bestimmungen des § i fallenden Apparate
l Gefässe sind auf ihre Betriebssicherheit durch einen nach § 3 befugten
h verständigen hinsichtlich ihrer Einrichtung zu untersuchen und einer
ickprobe zu unterwerfen. Diese Prüfung ist bei neu aufzustellenden
)araten vor der Inbetriebsetzung und bevor dieselben eingemauert und
deidet sind, vorzunehmen; bei älteren Apparaten nach jeder grösseren
)aratur und bei feststehenden Apparaten nach jeder Veränderung des
riebsortes.
Die Druckprobe ist mit dem i Y^ fachen zulässigen Arbeitsdruck, mindestens
)ch mit einer denselben um eine Atmosphäre übersteigenden Pressung
zuführen.
Nach bestandener Prüfung ist der Apparat, beziehungsweise das Gefäss
den Sachverständigen mit einem Stempel zu versehen.
Die Ergebnisse der Druckprtifung sind in ein zweckentsprechend ein-
chtetes Revisionsbuch einzutragen, welches dem Beauftragten auf Ver-
den jederzeit vorzulegen ist.
§ 3. Zur Ausführung der Prüfungen sind befugt die Beauftragten der
ufsgenossenschaft, Dampfkesselrevisoren, und sonstige Techniker, welche
an die Dampfkesselrevisoren gestellten Ansprüchen genügen, und denen die
ugnis von der Behörde oder von dem Genossenschaftsvorstandc über-
;en worden ist.
Die Auswahl des Sachverständigen aus dem Kreise der vorbezeichneten
sonen bleibt dem Betriebsuntemehmer überlassen.
§ 4. Jedes mit Dampf geheizte Gefäss und jeder unter Druck stehende
)arat muss für sich von der Dampf- beziehungsweise Druckleitung abgesperrt
den können.
Die Feuerungen, durch welche Druckapparate oder Druckgefässe geheizt
den, müssen so eingerichtet sein, dass ihre Einwirkung auf die letzteren
e Weiteres gehemmt werden kann.
§ 5. An jedem Dampffass und jedem Apparat oder Gefäss unter
ick oder deren Druckleitung muss ein zuverlässiges Sicherheitsventil und
zuverlässiges Manometer nebst Kontrollflansch angebracht sein.
Werden mehrere Dampffässer oder Apparate unter gleichem Druck von
selben Druckleitung gespeist, so genügt die Anbringung eines für diesen
ick eingestellten Sicherheitsventils an der gemeinsamen Leitung.
Die Sicherheitsventile müssen mindestens eine dem Querschnitt des
'effenden Zuleitungsrohres gleichkommende Oeffhung haben.
Apparate und Gefässe, welche für den höchsten Druck des Druck-
jugers geprüft sind, bedürfen keines besonderen Sicherheitsventils oder
4o6 XII. Abteilang.
Manometers. Der Druckerzeuger muss dann mit den entsprechenden Sicher-
heitsvorrichtungen zur Begrenzung des Druckes versehen sein.
Bei Autoklaven kann das Sicherheitsventil und der Kontrollflansch am
Manometer in Wegfall kommen; auch kann das Manometer unter Zustimmung
des Beauftragten durch ein Thermometer ersetzt werden, sofern ersteres in
Folge der Eigenart des Betriebes nicht funktionieren würde.
§ 6. An jedem Dampffass beziehungsweise an jedem Apparate und
Gefä.^e unter Druck muss mit dauerhafter, nicht entfernbarer Schrift die
Nummer und der höchste zulässige Ueberdruck angegeben sein.
Die Betriebsuntemehmer haben die unter diese Unfallverhütungs Vor-
schriften fallenden Dampffässer, Apparate und Gefässe unter Druck in ein
Verzeichnis aufzunehmen, welches auf Erfordern dem Beauftragten jederzeit
vorzulegen ist
§ 7. Die Besitzer von Dampffässern und von Apparaten und Gefässen
unter Druck sind verpflichtet, dieselben alljährlich einer äusseren Revision
zwecks Kontrolle der Sicherheitsvorrichtungen, und, sofern die Bauart dies
gestattet, in angemessenen Zeiträumen von längstens 3 Jahren einer inneren
Besichtigung zu unterwerfen. Ueberdies sind die bezeichneten Apparate und
Gefässe in Zeiträumen von längstens 6 Jahren einer Druckprobe (§ 2 Abs. 2)
durch einen der genannten Sachverständigen unterziehen zu lassen. Bei
denjenigen Apparaten, deren Bauart eine innere Besichtigung nicht zulässt,
muss die Druckprobe in Zeiträumen von längstens 3 Jahren erfolgen. Ein-
mauerungen und Verkleidungen sind bei der Wasserdruckprobe, soweit es der
Sachverständige für erforderlich erachtet, zu entfernen und die Gefässe ge-
reinigt bereit zu halten.
Für Apparate, welche erfahrungsmässig einer starken Abnutzung unter-
liegen, sei es durch korrodierende Einwirkungen, direkte Feuerung, grosse
Temperaturschwankungen oder besonders hohe Spannungen, wie Autoklaven,
Gefässe für verflüssigte Gase etc., können von dem Genossenschaftsvorstande
kürzere Zeiträume für die Prüfungen festgesetzt werden.
§ 8. Von jeder Explosion eines der Gefässe, die diesen Unfallver-
hütungs Vorschriften unterliegen, ist sofort dem Sektionsvorstande Anzeige zu
erstatten, auch wenn dadurch Verletzungen von Personen nicht herbei-
geführt sind.
B. Yorschrtften für Arbettnehmer.
§ 9. Sämtliche Sicherheitsvorrichtungen sind stets in brauchbarem
Zustande zu erhalten.
§ 10. Die Verschlüsse sind sorgfältig in Stand zu halten, das Dichtungs-
material ist sachgemäss zu verwenden.
§ II. Bei Schraubenverschlüssen sind stets sämtliche Schrauben zu
benutzen; fehlerhafte Schrauben und Muttern sind sofort zu ersetzen. Das
Anziehen der Schrauben hat in vorsichtiger und gleichmässiger Weise zu er-
folgen; die Benutzung aussergewöhnlicher Mittel zum Nachziehen, z. B. Auf-
stecken von Rohren auf die Schlüssel, Verwendung langer Eisenstangen bei
Flügelmuttern oder Antreiben derselben durch Hammerschläge ist verboten.
§ 12. Das Lösen der Verschlussschrauben darf erst erfolgen, nachdem
die Druckleitung abgesperrt und der Druck aus dem Gefäss völlig beseitigt ist.
§ 13. Der Arbeitsdruck im Geföss darf die festgesetzte höchste Span-
nung nicht überschreiten. Die Sicherheitsventile sind bei jeder neuen Be-
schickung durch vorsichtiges Anheben zu lüften; jede Vergrösserung der
Ventilbelastung ist verboten.
Unfallverhütangsvorschriften. ^07
§ 14. Grössere Undichtigkeiten, Beschädigungen und Abrostungen an
den Apparaten und Gefässen sind sofort dem Vorgesetzten zu melden.
C. Allgemeine und Strafbestlmmungen.
§ 15. Für die in Gemässheit vorstehender Bestimmungen zu treffenden
Aenderungen wird den Betriebsuntemehmeni eine Frist von 6 Monaten vom
Tage der amtlichen Bekanntmachung durch den Reichsanzeiger gewährt.
§ 16. Der Genossenschaftsvorstand ist berechtigt, die Frist der Ein-
führung der Betriebseinrichtungen, wie sie in diesen Vorschriften gefordert
werden, auf Antrag des betreffenden Unternehmers und Befürwortung des
•Sektionsvorstandes zu verlängern.
§ 17. Diese Unfallverhütungsvorschriften sind durch Anschlag an ge-
eigneter Stelle in den Betriebsräumen bekannt zu machen.
§ 18. Genossenschaftsmitglieder, welche diesen Unfall verhütungs Vor-
schriften zuwiderhandeln, können durch den Genossenschafts vorstand in eine
höhere Gefahrenklasse eingeschätzt, oder falls sich dieselben bereits in der
höchsten Gefahrenklasse befinden, mit Zuschlägen bis zimi doppelten Betrage
ihrer Beiträge belegt werden. (§78 Abs. i Ziffer i des Unfall Versicherungs-
gesetzes vom 6. Juli 1884.)
§ 19. Versicherte Personen, welche diesen Unfall verhütungs Vorschriften
zuwiderhandeln, oder welche die angebrachten Schutzvorrichtungen nicht be-
nutzen, missbrauchen oder beschädigen, verfallen in eine Geldstrafe bis zu
6 Mark. Die Festsetzung der hiemach eventuell zu verhängenden Geld-
strafen erfolgt durch den Vorstand der Betriebs-(Fabrik-)Krankenkasse, oder
wenn eine solche für den Betrieb nicht errichtet ist, durch die Ortspolizei-
behörde. Die betreffenden Beträge fliessen in die Krankenkasse, welcher
der zu ihrer Zahlung Verpflichtete zur Zeit der Zuwiderhandlung angehört.
(§ 78 Abs. I Ziffer 2 und § 80 des Unfall Versicherungsgesetzes vom 6.
Juli 1884.)
Auf Grund der §§ I20e und 139 a der Gewerbeordnung hat der
Bundesrat über die Einrichtung und den Betrieb der Anlagen, in denen
die Herstellung von Alkali-Chromaten (doppeltchromsaurem Kalium oder
doppeltchromsaurem Natron) oder die Chromat -Begeneration stattfindet,
folgende VorBChriften erlassen:
§ I. Die Zerkleinerung und Mischung der Rohmaterialien (Chrom-
eisenstein, Aetzkalk, Soda u. s. w,) darf nur in Apparaten erfolgen, welche
so eingerichtet sind, dass das Eindringen von Staub in die Arbeitsräume
thunlichst verhindert wird.
§ 2. Alle Betriebseinrichtungen, welche geeignet sind, chromathaltigen
Staub oder chromathaltigen Dampf zu erzeugen, müssen mit gut wirkenden
Vorrichtungen versehen sein, durch welche der Eintritt solchen Staubes oder
Dampfes in die Arbeits räume thunlichst vermieden wird.
Die Schmelze darf nur in nassem Zustande oder in verdeckten Behältern
transportiert werden; eine Lagerung der Schmelze ist, ausser bei den Oefen,
nur in einem von sonstigen Arbeitsräumen abgesonderten Räume gestattet.
Auslauge- und Abdampfpfannen, sowie alle sonstigen Gefässe, welche
Lösungen mit mehr als 50® C. enthalten, desgleichen die Säuerungspfannen
sind mit gut schliessenden, ins Freie oder in einen Schornstein mündenden
Abzugs Vorrichtungen zu überdecken.
^oS ^^^' Abteilung.
§ 3. Die Weiterbearbeitung der festen Chromate, insbesondere beim
Trocknen, Sieben, Zerkleinem (Brechen, Mahlen) und Verpacken, muss in
einem von sonstigen Arbeitsräumen abgesonderten Raimie stattfinden.
Die Zerkleinerung der Chromate darf nur in dicht ummantelten Ap(>araten
vorgenommen werden.
§ 4. Die Arbeitsräume und Höfe sind von Verunreinigimgen mit
Chromaten möglichst frei zu halten ; insbesondere ist auf alsbaldige Beseitigung
von Chromaten Bedacht zu nehmen, welche durch Verspritzen von Laugen
oder durch undichte Rohrleitungen in die Arbeitsräume gelangt und einge-
trocknet sind. Fussböden, Wände, Treppen und Geländer sind stets in
sauberem Zustande zu erhalten.
Nach Bedarf, jedoch mindestens vierteljährlich, ist eine gründliche
Reinigung der Arbeitsräume vorzunehmen.
§ 5. Der Arbeitgeber hat allen im Chromatbetriebe beschäftigten Ar-
beitern Arbeitsanzüge und Mützen in ausreichender Zahl und zweckent-
sprechender Beschaffenheit zur Verfügung zu stellen.
§ 6. Solche Arbeiten, bei welchen die Entwicklung chromathaltigen
Staubes nicht völlig vermieden und letzterer nicht sofort und vollständig ab-
gesaugt wird, darf der Arbeitgeber nur von Arbeitern ausfuhren lassen, welche
zweckmässig eingerichtete, von dem Arbeitgeber gelieferte Respiratoren oder
andere Mund und Nase schützende Vorrichtungen, wie feuchte Schwämme,
Tücher u. s. w. tragen.
Dies gilt insbesondere auch von dem Herausnehmen stäubender Masse
aus den Trockenöfen, dem Beschicken der Schmelzöfen mit stäubender, aus
den Trockenöfen entnommener Masse, von dem Entleeren der Schmelzöfen
und dem Einschaufeln trockener Schmelze in die Transportbehälter, sowie
von den Arbeiten beim Trocknen, Sieben und Verpacken der fertigen Chromate.
§ 7. Der Arbeitgeber hat durch geeignete Anordnungen und Beauf-
sichtigung dafür Sorge zu tragen, dass die in den §§ 5 und 6 bezeichneten
Arbeitskleider, Respiratoren und sonstigen Schutzmittel regelmässig, und zwar
nur von denjenigen Arbeitern benutzt werden, welchen sie zugewiesen sind,
und dass die Arbeitskleider mindestens wöchentlich, die Respiratoren, Mund-
schwämme u. s. w. vor jedem Gebrauch gereinigt und während der Zeit,
wo sie sich nicht im Gebrauche befinden, an dem für jeden Gegenstand zu
bestimmenden Platz aufbewahrt werden.
§ 8. In einem staubfreien Teil der Anlage muss für die Arbeiter ein
Wasch- und Ankleideraum und gelrennt davon ein Speiseraum vorhanden
sein. Beide Räume müssen sauber und staubfrei gehalten und während der
kalten Jahreszeit geheizt werden.
In dem Wasch- und Ankleideraum müssen Wasser, Gefässe zum Zweck
des Mundspülens, zum Reinigen der Hände und Nägel geeignete Bürsten,
Seife und Handtücher, sowie Einrichtungen zur Verwahrung derjenigen Kleidungs-
stücke, welche vor Beginn der Arbeit abgelegt werden, in ausreichender
Menge vorhanden sein.
Der Arbeitgeber hat seinen Chromatarbeitem wenigstens zweimal wöchent-
lich Gelegenheit zu geben, ein warmes Bad zu nehmen.
§ 9. Die Verwendung von Arbeiterinnen, sowie von jugendlichen Ar-
beitern ist nur in solchen Räumen und nur zu solchen Verrichtungen gestattet,
welche sie mit Chromaten nicht in Berührung bringen.
Diese Bestimmung hat bis zum i. April 1907 Gültigkeit.
§ 10. Der Arbeitgeber darf zur Beschäftigung im Chromatbetriebe nur
solche Personen einstellen, welche eine Bescheinigung eines approbierten
UnfaUverhtttaDgsvonchriften. ^OO
Arztes darüber beibringen, dass sie nicht mit Hautwunden, -Geschwüren oder
-Ausschlägen behaftet sind. Die Bescheinigungen sind zu sammeln, auf-
zubewahren und dem Aufsichtsbeamten (§ 139b der Gewerbeordnung) auf
Verlangen vorzulegen.
§ II. Der Arbeitgeber hat die Ueberwachung des Gesundheitszustandes
der Chromatarbeiter einem dem Gewerbeaufsichtsbeamten namhaft zu machenden
approbierten Arzt zu übertragen, welcher die Arbeiter mindestens einmal
monatlich, und zwar namentlich auf das Vorhandensein von Hautgeschwüren
und Erkrankungen der Nasen- und Rachenhöhle zu untersuchen hat.
§ 12. Der Arbeitgeber hat darauf zu halten, dass die Arbeiter auf
das Vorhandensein von wunden Hautstellen, selbst geringfügiger Art, ins-
besondere an ihren Händen, genau achten und zutreffendenfalls von dem
Arzte oder einer von diesem als geeignet bezeichneten Person mit einem
Schutzverbande versehen werden. Täglich vor Beginn oder während der
Arbeit sind Hände, Vorderarme und Gesicht der Arbeiter durch eine solche
Person zu besichtigen.
§ 13. Auf Anordnung des Arztes sind Arbeiter, welche Krankheits-
erscheinungen infolge von Chromateinwirkung, zum Beispiel Hautgeschwüre
oder Anätzungen der Nasenschleimhaut, zeigen, bis zur völligen Heilung,
solche Arbeiter aber, welche sich besonders empfindlich gegenüber den nach-
teiligen Einwirkungen des Betriebes erweisen, dauernd von der Beschäftigung
im Chromatbetriebe fernzuhalten.
§ 14. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, ein Krankenbuch zu fuhren
oder unter seiner Verantwortung durch einen Betriebsbeamten führen zu
lassen. Er haftet für die Vollständigkeit und Richtigkeit der Einträge, soweit
sie nicht vom Arzte bewirkt sind.
Das Krankenbuch muss enthalten:
1. den Namen dessen, welcher das Buch führt,
2 . den Namen des mit der Ueberwachung des Gesundheitszustandes
der Arbeiter beauftragten Arztes,
3. den Namen der erkrankten Arbeiter,
4. die Art der Erkrankung und der vorhergegangenen Beschäftigung,
5. den Tag der Erkrankung,
6. den Tag der Genesung oder, wenn der Erkrankte nicht wieder in
Arbeit getreten ist, den Tag der Entlassung,
7 . die Tage und Ergebnisse der im § 11 vorgeschriebenen allgemeinen
ärztlichen Untersuchungen.
§ 15. Der Arbeitgeber hat Vorschriften zu erlassen, welche ausser
einer Anweisung hinsichtlich des Gebrauchs der in den §§ 5 und 6 be-
zeichneten Gegenstände folgende Bestimmungen enthalten müssen:
1. Die Arbeiter dürfen Nahrungsmittel nicht in die Arbeitsräume mit-
nehmen. Das Einnehmen der Mahlzeiten ist ihnen nur ausserhalb
der Arbeitsräume gestattet (vergl. § 8).
2. Jeder Arbeiter hat die ihm überwiesenen Arbeitskleider, Respiratoren
und sonstigen Schutzmittel (§§ 5 und 6) in denjenigen Arbeitsräumen
und bei denjenigen Arbeiten, für welche es von dem Betriebsunter-
nehmer vorgeschrieben ist, zu benutzen.
3. Die Arbeiter müssen sich vor dem Einnehmen einer Mahlzeit Hände
und Gesicht sorgfältig waschen. Am Schluss der Arbeitsschicht und
vor dem Verlassen der Fabrik müssen die Arbeiter die Arbeits-
kleider ablegen Hände und Gesicht sorgfältig waschen, sowie Mund
und Nase, und zwar ohne Anwendung von Apparaten, ausspülen.
^lO Xn. Abteilimg.
In den zu erlassenden Vorschriften ist vorzusehen, dass Arbeiter, die
trotz wiederhoher Warnung den vorstehend bezeichneten Bestimmungen zu-
widerhandeln, vor Ablauf der vertragsmässigen Zeit und ohne Aufkündigung
entlassen werden können.
Werden in einem Betriebe in der Regel mindestens zwanzig Arbeiter
beschäftigt, so sind die vorstehend bezeichneten Vorschriften in die nach
§ 134a der Gewerbeordnung zu erlassende Arbeitsordnung aufzunehmen.
§ 16. In jedem Arbeitsraum, sowie in dem Ankleide- und dem Speiseraum
muss eine Abschrift oder ein Abdruck der §§ i bis 15 dieser Vorschriften
und der gemäss § 15 vom Arbeitgeber erlassenen Vorschriften an einer in
die Augen fallenden Stelle aushängen.
§ 17. Die vorstehenden Bestimmungen treten mit dem i. Juli 1897
in Kraft.
Grundsätze und Anleitung, betr. die Untersuchungen an
Dampfkesseln zur Ermittelung ihrer Leistungen.
(Aufgestellt vom Vereine deatscher Ingenieure und dem Verbände der Dampfkessel-
Ueberwachungsvereine. )
Den Untersuchungen der bezeichneten Art sind die folgenden Be-
stimmungen mit sinngemässer Anwendung und Auswahl für den einzelnen
Fall zu Grunde zu legen.
A. Allgemeine Bestlmmaugen.
I. Art der Untersuchungen.
a) Die Leistung einer Dampfkesselanlage ist zu untersuchen i. auf
Dampferzeugung pro Quadratmeter Heizfläche und Stunde ; ausserdem entweder
2. auf ihren Wirkungsgrad, d. h. auf das Verhältnis der an den Kesselinhalt
abgegebenen Wärmemenge zu dem Heizwerte des aufgewendeten Brenn-
stoffes unter gleichzeitiger Bestimmung der einzelnen Wärmeverluste , oder
nur auf die Verdampfungsziffer, d. h. auf die Zahl der Kilogramme Wasser
von bestimmter Temperatur, welche durch je i kg. näher bezeichneten Brenn-
stoffes in Dampf von gewisser Spannung verwandelt werden.
b) Bei der Untersuchung einer Dampfmaschine kann es sich handeb
um die Ermittelung i. der indizierten oder effektiven Arbeit in Pferdekräften,
2. des Wirkungsgrades, d. h. des Verhältnisses der durch die Bremse zu
ermittelnden Nutzarbeit zu der durch den Indikator zu bestimmenden in-
dizierten Arbeit, 3. des Dampfverbrauches und Vergleichung desselben mit
der geleisteten Arbeit, 4 des Ganges und der Güte der Dampfverteilung.
Bemerkungen. Eine Dampfmaschine nach ihrem Brennmaterialver-
brauche für Stunde und indizierte Pferdekraft zu bewerten, ist im allgemeinen
nicht zu empfehlen. Diese Brennmaterial-Verbrauchsziffer wird für ein und
dieselbe Dampfmaschine in sehr erheblichem Masse schwanken, je nachdem
man ein hoch- oder geringwertiges Brennmaterial, eine Dampfkesselanlage
mit hohem oder niedrigem Wirkungsgrade in Verwendung nimmt. — Soll
die Beurteilung der Dampfkessel und Maschinenanlage nicht bloss in Bezug
auf ihre Leistung, sondern auch nach den übrigen Richtungen erfolgen, so
ist sie in ihren einzelnen Teilen einer besonderen Durchsicht zu unterwerfen,
wobei auf Dauer und Betriebssicherheit in erster Linie Rücksicht zu nehmen ist.
Untersacbang einer DampfkesselaDlage. 4 1 1
II. Allgemeine Versuchsbestimmungen, insbesondere Zahl und
Zeit der Untersuchungen.
a) Um die zu prüfende Anlage im Betriebe kennen zu lernen, die zu
benutzenden Apparate und Einrichtungen zu prüfen und die Hilfskräfte ein-
zuüben, ist ein Vorversuch anzustellen.
b) Für jede Untersuchung, welche auf Zuverlässigkeit Anspruch machen
soll, sind mindestens zwei Versuche hintereinander auszuführen, die nur
dann als giltig erachtet werden, wenn sie nicht durch Störungen unterbrochen
worden sind, und wenn ihre Ergebnisse nicht um mehr von einander ab-
weichen, als unvermeidlichen Beobachtungsfehlem zugeschrieben werden darf.
Aus den Versuchen mit annähernd gleichen Ergebnissen wird der Mittelwert
angenommen .
c) Zu Anfang und Ende jedes Versuches sollen überall gleiche Ver-
hältnisse vorhanden sein, Maschinen bezw. Kessel sollen sich im Beharrungs-
zustande befinden.
Bemerkung. Bei einem Betriebe mit Unterbrechungen bedarf die
Feststellung des eingetretenen Beharrungszustandes besonderer Sorgfalt.
d) Alle für den Versuch nicht zur Anwendung kommenden Dampf-
und Wasserröhren sind mittelst Bindflanschen vom Versuchskessel bezw.
-Maschine abzusperren, und zwar möglichst nahe an denselben.
e) Jeder Versuch, welcher die Ermittelung des Brennmaterialverbrauches
und der durchschnittlichen Leistung eines Kessels oder des Dampfverbrauches
und der durchschnittlichen Arbeitsleistung einer Maschine zum Zwecke hat,
soll, wenn er während des Fabrikbetriebes mit seinen gewöhnlichien Schwank-
ungen und Unterbrechungen ausgeführt wird, bei Tagbetrieb je einen Tag
lang, und bei Tag- und Nachtbetrieb je einen Tag und eine Nacht lang
dauern.
Bemerkung. Die Dauer der regelmässigen Unterbrechungen des
Betriebes und die Menge des während derselben verheizten Brennmaterials,
sowie die Art ihrer Verrechung sind anzugeben.
f) Werden dagegen für die Versuche gleichmässige Betriebsverhältnisse
herbeigeführt, so hat ein Versuch bei Dampfkesseln mindestens 10, bei
Dampfmaschinen mindestens 8 Stunden ohne Störung und Unterbrechung
zu dauern.
g) Zu Versuchen über die Arbeitsleistung von Dampfmaschinen (A I b I)
genügt, wenn die Belastung eine nahezu gleichmässige ist, ein Versuch von
entsprechend kürzerer Dauer.
Für die Ermittelung des Verhältnisses der effektiven zur indizierten
Leistung (A I b 2), sowie des Leerlauf Widerstandes ist die Dauer der Versuche
ohne Einfluss; ebenso bei der Entnahme von Diagrammen zur Beurteilung
der Dampfverteilung.
h) Bei Versuchen von besonderer Wichtigkeit, z. B. bei Garantiever-
suchen, von deren Ergebnissen die Abnahme, Abzüge oder Prämien abhängen,
ist die Dauer derselben je nach der Bedeutung des damit verknüpften
Interesses zu bemessen und vorher zu vereinbaren.
i) Das Mass der Abweichung von der versprochenen Leistung, welches
zulässig sein soll, ohne die Zusage als verletzt erscheinen zu lassen, ist vor
den Versuchen (sei es im Lieferungs vertrage, sei es bei Aufstellung des Pro-
gramms) zu vereinbaren.
k) Unmittelbar nach Inbetriebnahme einer Anlage soll kein Garantie-
versuch ausgeführt werden; dem Lieferanten wird zu eignen Vorversuchen
^12 XII. Abteilung.
und zu den etwa nötigen Verbesserungen eine Frist eingeräumt, deren Dauer
und sonstige Bedingungen möglichst bei Abfassung des Liefertmgs Vertrages
festzustellen sind.
III. Masse und Gewichte für die Berechnungen.
a) Wärmemessungen (Wärmeeinheiten, Temperaturgrade) nach dem
loo teiligen Thermometer (Celsius).
b) Ist ohne nähere Angabe von Dampfdruck die Rede, so ist darunter
der den Druck der Atmosphäre übersteigende Druck, Dampfüberdruck, zu
verstehen.
c) Spannungen unter der atmosphärischen werden durch das Vakuum
gemessen. Man versteht darunter den Unterschied zwischen der zu be-
stimmenden Spannung und der atmosphärischen.
d) Als Masseinheit für den Ueberdruck, sowohl wie für das Vakuum
dient der Druck von i kg. auf i qcm. oder die metrische Atmosphäre.
Bemerkung. Federmanometer, offene Quecksilbermanometer, Indi-
katorfedem geben direkt den Ueberdruck oder das Vakuum an. — Ist die
Kenntnis der absoluten. Dampfspannung von Wichtigkeit, so muss der jeweilige
Atmosphärendruck mittelst des Barometers gemessen und nach Umrechnimg
in metrische Atmosphären zum Ueberdrucke hinzu gerechnet bezw. muss das
Vakuum davon abgezogen werden.
e) Die Zugstärke von Kaminen wird durch eine in Millimeter geteilte
Wassersäule gemessen; i mm. = 0,000 1 metrische Atmosphäre.
f) Die Angabe des Dampfdruckes eines Dampfkessels bezieht sich auf
den durch die Konzessionsurkunde festgesetzten höchsten Druck, diejenige
des Wasserstandes auf den festgesetzten tiefsten Stand.
g) Unter Heizfläche ist bei Dampfkesseln die Grösse des Flächen-
inhaltes der einerseits von den Feuergasen, andererseits vom Wasser berührten
Wandungen des Kessels zu verstehen und dieselbe auf der Feuerseite zu
messen.
Bemerkung. Zur Heizfläche gehören auch die in den Fuchs einge-
gebauten Vorwärmer (Economiser) ; doch ist deren Heizfläche stets gesondert
aufzuführen. Ueberhaupt empfiehlt es sich, die verschiedenen Teile der
Heizfläche gesondert aufzuführen.
h) Die für die Leistung der Dampfmaschine massgebende Dampf-
spannung ist die unmittelbar vor dem Eintritt in die Maschine vorhandene.
i) Für die Leistung einer Dampfmaschine gilt als Masseinheit die
Pferdekraft gleich 75 Sek.-mkg. Ohne weitere Bezeichnung ist darunter stets
die effektive (von der Kurbelwelle abgegebene, durch die Bremse messbare)
Leistung verstanden. Soll die indizierte Pferdekraft gemeint sein, so ist dies
ausdrücklich auszusprechen. — Die Angabe in nomineller Pferdekraft ist zu
vermeiden.
k) Ist eine Garantie des Dampf- bezw. Brennstoffverbrauches nicht
gegeben, so ist bei Dampfmaschinen als normale Leistung diejenige anzu-
nehmen, bei welcher die Dampfmaschine für i HP den geringsten Dampf-
verbrauch hat.
B. Aasfahrang der unter A I bezetclineten Untersachangen.
I. Untersuchung der Dampfkesselanlage.
I. Brennstoff, a) Probenahme. Von jeder Ladung (Karre, Korb
u. dergl.) des zugeführten Brennstoffes wird eine Schaufel voll in eine mitj
Untersuchang einer Dampfkestelanlage. ^jx
einem Deckel versehene Kiste geworfen und aus dieser Masse eine Durch-
schnittsprobe entnommen.
Bemerkung. Hierbei kann in folgender Weise verfahren werden:
Das Brennmaterial wird zerkleinert, gemischt, quadratisch ausgebreitet und
durch beide Diagonalen in vier Teile geteilt. Zwei einander gegenüber-
liegende dieser Teile werden fortgenommen» die beiden anderen wieder zer-
kleinert, gemischt und geteilt. In dieser Weise wird fortgefahren, bis eine
Probemenge von etwa 5 kg. übrig bleibt, welche gut verschlossen zu chemischer
Untersuchung zu bringen ist.
b) Die Zusammensetzung des Brennmaterials (Kohlenstoff, Wasserstoff,
Asche und hygroskopisches Wasser bezw. Schwefel und Stickstoff) ist durch
chemische Analyse, das Verhalten in der Hitze durch Verkokungsprobe zu
ermitteln. — Zur Wasserbestimmung unter möglichstem Luftabschlüsse soll
während des Versuches eine Anzahl besonderer kleinerer Proben in Gläser
gefüllt werden, welche sofort luftdicht zu verschliessen und zur Untersuchung
zu bringen sind.
2. Verbrennungsprodukte und Wärmeverluste. a) Messung
der Temperatur. Die Temperatur der abziehenden Gase bis zu 360® wird
durch Quecksilberthermometer mit StickstofflTüllung bestimmt, welche möglichst
nahe der Stelle, wo die Gase den Kessel verlassen, aber jedenfalls vor dem
Abschlussorgane, mit sorgfältiger Abdichtung in den Rauchkanal so eingesetzt
werden, dass die Quecksilberkugel sich mitten im Gasstrome befindet. Die
Ablesungen erfolgen jedesmal bei Entnahme der Gasproben (siehe unten).
Temperaturen über 360® werden am besten kalorimetrisch bestimmt. Die
Temperatur der in die Feuerung tretenden Luft wird nahe der Feuerung
gemessen, jedoch so, dass das Thermometer vor der Wärmestrahlung des
Rostes geschützt ist. Aus den erhaltenen Zahlen wird das arithmetische
Mittel genommen und der Berechnung zu Grunde gelegt.
b) Gasuntersuchung. Während der Dauer des Heizversuches werden
in gleichmässigen Zwischenräumen von 10 bis 15 Minuten Gasproben durch
ein luftdicht neben dem Thermometer eingesetztes Rohr (zu empfehlen sind
solche aus Glas oder Porzellan), dessen untere Mündung mitten in den Gas-
strom reicht, entnommen und der Gehalt an Kohlensäure und Sauerstoff
bestinunt. Zur Ermittelung eines Durchschnittes können ausserdem die Gase
mittelst gleichmdssig saugenden Aspirators entnommen werden. Enthalten
die Rauchgase nennenswerte Mengen Kohlenoxyd, so ist die Verbrennung
unvollkommen. Soll dieser Fehler ziffernmässig ermittelt werden, so sind
Gasproben einzuschmelzen und im Laboratorium zu untersuchen. Um die
Dichtigkeit des Mauerwerks festzustellen, werden gleichzeitig an mehreren
Stellen der Feuerzüge entnommene Proben auf ihren Gehalt an Kohlensäure
und Sauerstoff gepr(\ft.
Bemerkung. Auf einfache Weise kann man starke Undichtigkeiten
des Mauerwerkes meist nachweisen, indem man den im Betriebe befindlichen
Rost mit stark rauchendem Brennstoffe frisch beschickt und den Zugschieber
schliesst, oder auch dadurch, dass man beobachtet, ob die Flamme eines
an dem Kesselmauerwerk entlang bewegten Lichtes angesaugt wird.
c) Bestimmungen der Wärmeverluste. i. Wärmeverlust durch die
Rauchgase, siehe unten. 2. Der Wärme verlust infolge unvollständiger Ver-
brennung, welcher dadurch entsteht, dass Brennstoffteilchen (unverbrannt)
durch den Rost fallen und von den aus dem Verbrennungsraum entfernten
Herdrückständen (Schlacke, Asche) eingeschlossen werden, ist in der Weise
2a ermitteln, dass das Gewicht der Verbrennungsrückstände nach jedem
414 XII. Abteilung.
Versuche bestimmt und aus ihnen eine Durchschnittsprobe behufs Fest-
stellung des Gehaltes an unverbrannten Bestandteilen entnommen vriid.
3. Der Wärmeverlust welcher dadurch entsteht, dass Asche und Schlacke in
heissem Zustande aus dem Verbrennungsraume beseitigt werden, ist zu
vernachlässigen. 4. Werden von dem Heizwerte des Brennstoffes die Wärme-
verluste I und 2 und die in das Kessel wasser übergegangene Wärmemenge
in Abzug gebracht, so kann die Diflferenz als Verlust durch Strahlung, Leitung,
Russ und unverbrannte Gase angesehen werden.
3. Verdampfung, a) Wenn die Leistung eines Dampfkessels durch
einen Verdampfungsversuch festgestellt werden soll, so ist die Art des Ver-
suches nach Massgabe des unter A 1 a und II Bemerkten zu vereinbaren.
b) Die Konstruktions- und Betriebsverhältnisse der Kesselanlage sind
möglichst vollständig anzugeben und durch eine Zeichnung zu erläutern;
insbesondere sollen diese Angaben enthalten: i. Heizfläche des Kessels
(vgl. Alllg). 2. Heizfläche etwaiger Speisewasservorwärmer in den Rauch-
kanälen. 3. Kubikinhalt des Wasser- und Dampfraumes bis zur Wasser-
standsmarke, sowie etwaiger Speisewasservorwärmer. 4. Verdampfungsober-
fläche, gemessen in der Höhe der Wasserstandsmarke. 5. Gesamte und freie
Rostfläche; die Grösse etwaiger Schwelplatten ist besonders anzugeben.
6. Querschnitt der Feuerzüge an den wesentlichen Stellen. 7. Zugquerschnitt
in jeder Stellung der betreffenden Absperrvorrichtung. 8. Höhe des Schorn-
steines (von der Rostfläche aus gemessen), Querschnitt desselben an der Aas-
mündung bezw. an der engsten Stelle.
c) Vor Beginn der Versuche ist der Kessel zu reinigen, innerlich und
äusserlich zu untersuchen und auf seine Dichtigkeit zu prüfen; die Feuer-
züge sind zu putzen, die Mauerfugen dicht zu verstreichen.
d) Nach dieser Reinigung muss der Kessel je nach seiner Beschaffen-
heit einen oder mehrere Tage im normalen Betriebe gewesen sein, damit derselbe
sich im Beharrungszustande befinde.
e) Der Wasserstand und der Dampfdruck werden bei Beginn des V'er-
suches genau vermerkt und sollen während des Versuches möglichst auf
gleicher Höhe erhalten werden; der Dampfdruck wird durch Manometer
gemessen und viertelstündlich vermerkt.
Bemerkung. Geringe Abweichungen des Wasserstandes oder des
Dampfdruckes am Ende des Versuches sind, falls sich dieselben nicht ganz
vermeiden lassen, nach ihrem Wärmewerte zu ermitteln und bei der Rech-
nung zu berücksichtigen. Es genügt also nicht, das mehr oder minder im
Kessel enthaltene Wasser am Schlüsse des Versuches dem Speisewasser ab-
oder zuzurechnen, sondern es sind mit Rücksicht auf die Spannungen am
Anfang und Ende des Versuches die gesamten im Kessel enthaltenen Wärme-
einheiten zu ermitteln. Besondere Sorgfalt verlangen in dieser Beziehung
die Wasserröhrenkessel und ähnliche Konstruktionen mit stark schwankendem
Wasserspiegel, bei denen ausserdem während der Dampfentwicklung die Wasser-
masse durch die im Wasser enthaltenen Dampf blasen erheblich vergrössert
erscheint.
f) Das Speisewasser wird entweder gewogen oder in tarierten Gefässen,
deren Inhalt gebotenen Falles nach der Temperatur des Wassers zu berich-
tigen ist, gemessen; bei genauen Versuchen ist nur ersteres zulässig. Die
Speisungen müssen regelmässig und möglichst ununterbrochen geschehen;
kurz vor Beginn und kurz vor Schluss des Versuches sind Speisungen zu
vermeiden. Die Temperatur des Speisewassers wird im Behälter, aus welchem
gespeist wird, gemessen ; bei genauen Versuchen je nach Umständen auch
Untersachung einer Dampfmaschinenanlage. ^le
kurz vor dem Eintritt in den Kessel, und zwar bei jeder Speisung, mindestens
halbstündlich. Die Speisung durch Injektoren ist nur zulässig, wenn solche
den Dampf aus dem Versuchskessel erhalten. Findet gleichzeitig mit der
Untersuchung der Dampfkessel-Leistung eine Untersuchung des Dampfver-
brauches einer von dem Kessel gespeisten Dampfmaschine statt, so ist die
Verwendung von Dampfpumpen zur Speisung unzulässig, welche ihren Be-
triebsdampf aus dem Versuchskessel entnehmen, oder deren Abdampf mit
dem Speisewasser in Berührung kommt. Der Kraft- bezw. Dampfverbrauch
einer von der Versuchsmaschine betriebenen Speisepumpe kann vernachlässigt
werden. Alles Leckwasser an den Kesselgarnituren, sowie etwa ausgeblasenes
Wasser ist aufzufangen und in Rechnung zu bringen. Das auf diese Weise
ermittelte Wassergewicht ist umzurechnen auf Speisewasser von 0® und Dampf
von 100^
g) Bei der Bestimmung des Brennmaterialverbrauches ist darauf zu
achten, dass zum Beginne des Versuches das Feuer in einen normalen Zu-
stand der Beschickung und Reinigung gebracht, Asche und Schlacke aus dem
Aschenfall entfernt werden; ist die Entleerung des Aschenfalles nicht möglich
(Tenbrink u. s. w.), so sind die Rückstände in demselben vor und nach dem
Versuche bis auf eine bestimmte Höhe zu bringen und abzugleichen. In
demselben Zustande muss sich das Feuer am Ende des Versuches befinden.
Die Dauer und der Brennmaterial verbrauch des Anheizens werden vermerkt,
bleiben aber ausser Berechnung. Das während des Versuches zur Verwendung
kommende Brennmaterial ist zu wiegen und angemessen zu zerkleinem; die
Beschickung des Rostes geschieht möglichst regelmässig.
h) Versuche, bei welchen nachweisbar erhebliche Wassermengen durch
den Dampf mechanisch mitgerissen werden, sind ungenau.
II. Untersuchung einer Dampfmaschinenanlage.
a) Wenn die Leistung einer Dampfmaschine untersucht werden soll,
so ist die Untersuchung nach Massgabe des unter Alb und II Gesagten
zu vereinbaren.
b) Die durch solche Untersuchungen zu ermittelnden Konstruktions-
und Betriebs Verhältnisse der Anlage sind nach Anleitung des folgenden
Schema's festzustellen: i. System der Maschine, Beschreibung ihrer Haupt-
teile; wenn möglich Zeichnung derselben. 2. Zylinderabmessungen und Grösse
der schädlichen Räume. 3. Kolbenhub und sonstige in Betracht kommende
Abmessungen. 4. Normale Umdrehungszahl und zulässige Schwankungen
derselben. 5. Normale und höchste zulässige Dampfspannung. 6. Normale
und höchste zulässige indizierte oder effektive Leistung in Pferdekräfte.
7. Normaler grösster und kleinster Füllungsgrad. 8. Dampfverbrauch für je
eine indizierte oder effektive Pferdekraft. Im Sinne des Absatzes 2 der Ein-
leitung liegt es ausserdem, die Länge und den Durchmesser der Dampfzu-
und Ableitungsröhren, die Entwässerungsvorrichtungen, die Weite der Dampf-
kanäle, die Luftpumpenabmessungen, sowie die Betriebsverhältnisse des Kessels
zu ermitteln.
c) Wenn nicht anderes bestimmt wird, so sind bei Indikator- und
Bremsversuchen, deren Ergebnisse zur Bezifferung des relativen Dampf-
verbrauches dienen sollen, folgende allgemeine Versuchsbedingungen zu
beobachten. i. Der Versuch soll nicht eher beginnen, als bis in der
Maschine und den Messinstrumenten vollständiger Beharrungszustand, so-
wohl bezüglich der Kräfte als der Temperaturen, eingetreten ist. 2. Er-
4l6 XII. Abtcilang.
Strecken sich solche Versuche bei regelmässigem Fabrikbetriebe auf die
Dauer eines Arbeitstages, so sind die erste und die letzte Stunde des
Arbeitstages von der eigentlichen Versuchszeit auszuschliessen. 3. Dampf-
spannung und Belastung der Maschine müssen während der Versuchsdauer
möglichst gleichmässig erhalten werden; erforderlichen Falles ist die Gleich-
mässigkeit der Belastung künstlich herzustellen. 4. Während der Versuchs-
zeit soll die Maschine möglichst ununterbrochen in Betrieb stehen und genau
so bedient werden (bezüglich Schmierung u. s. w.), wie beim gewöhnlichen
Betriebe. 5. Die Umdrehungszahl der Maschine wird durch fortwährend
arbeitende Hubzähler gemessen und stündlich notiert. 6. In regelmässigen
Zeiträumen (etwa 1 5 Minuten) werden der Wasserstand im Kessel, die Span-
nung in demselben, in der Dampfleitung unmittelbar vor der Maschine oder
im Schieberkasten, im Zwischenbehälter (Receiver) und im Kondensator ab-
gelesen, ausserdem die Temperatur des abfliessenden Kondensations wassers
vermerkt. Im übrigen richten sich die allgemeinen Versuchsbedingungen,
insbesondere auch Zahl und Zeit der Versuche, nach den sub. A II gegebenen
Bestimmungen.
d) Soll die effektive Leistung behufs Vergleichung mit dem Dampf-
verbrauch ermittelt werden, so ist dieselbe, sofern die Art der Maschine
solches zulässt, mittelst der Bremse zu messen. Diese muss so eingerichtet
sein, dass sie die Belastung der Maschine direkt angiebt. Bremsapparate,
bei denen Nebenwiderslände in Rechnung gezogen werden müssen, sind des-
halb unzulässig. Während des Brems Versuches darf ein die Beobachtung
vereitelndes heftiges Schwanken des Bremsdynamometers nicht vorkommen.
Bemerkung. Zu diesem Zwecke ist es erforderlich, abgesehen von
der guten Regulierung der Maschine, den Bremsapparat reichlich gross zu
bemessen, elastische Spannvorrichtungen mit Selbstregulierung in bester Aus-
führung anzuwenden, gleichmässige Abkühlung und Schmierung (bei hölzernen
Bremsbacken durch reines Wasser, bei eisernen Bandbremsen durch Oel)
und sorgfällige Wartung zu sichern.
Die Ermittelung der effektiven Leistung aus der indizierten mit Hilfe
von Leerlaufsdiagrammen ist als minder genau nur dann anzuwenden, wenn
die Messung durch die Bremse nicht möglich ist.
e) Soll die indizierte Leistung behufs Vergleichung mit dem Dampf-
verbrauch ermittelt werden, so sind ausser den sub. B II c erwähnten all-
gemeinen Versuchsbedingungen noch folgende Regeln zu beobachten.
1. Die Indikatoren sind möglichst unmittelbar am Zylinder ohne lange und
scharf gekrümmte Zwischenleitungen anzubringen. Die Verbindung beider
Zylinderenden zu dem Zwecke der Verwendung nur eines Instrumentes für
beide Kolbenseiten ist bei Dampfverbrauchsversuchen zu vermeiden. Bei
genauen Versuchen ist an jedem Zylinderende ein Indikator anzubringen.
2. Bei rasch gehenden Maschinen mit kleiner Füllung sind gebotenen Falles
Indikatoren mit reduzierten Massen anzuwenden. 3. Die zur Verwendung
kommenden Indikatoren und deren Federn müssen vor Beginn des Ver-
suches entweder durch direkte Belastung oder an offenen Quecksilber-
bezw. Justiermanometem bei einer der mittleren Dampfspannung des Ver-
suches entsprechenden Temperatur geprüft werden. Diese Prüfung ist nach
Versuchen von längerer Dauer zu wiederholen; ergeben sich Unterschiede,
so ist der Mittelwert massgebend; sind tägliche Federprüfungen während der
Versuchszeit ausführbar, so sind diese vorzuziehen. Die Druckskalen sind
durch Druckbelastung, die Vakuumskalen durch Luftleere festzustellen. Die
Skalen sehr schwacher Vakuumfedem sind nach dem jeweiligen Barometer-
Untersacbaog einer Dampfmaschinenanlage. ^ I ?
Stande und in derselben Lage zur Horizontalen zu berichtigen, welche sie
während des Versuches inne haben. 4. Die Uebertragung der Kolben -
bewegung auf die Papiertrommel rauss möglichst direkt mit Hilfe solcher
Vorrichtungen geschehen, welche die Bewegungen genau proportional den
Kolbenwegen wiedergeben. Durch die Uebertragung darf kein toter Gang
der Papiertrommel entstehen, auch sollen die Schnüre nicht peitschen; alle
Diagramme von derselben Seite sollen deshalb gleich lang sein. 5. Bei Ent-
nahme von Diagrammen ist der Indikator gehörig vorzuwärmen; deshalb soll,
bevor man den Stift schreiben lässt, der Kolben einige Spiele machen. Vor
dem Ziehen der atmosphärischen Linie ist der Kolben je einmal auf- und
einmal abwärts zu drücken und langsam in seine Gleichgewichtsstellung zu-
rück zu lassen. Weichen die erhaltenen Linien erheblich von einander ab,
so ist das Instrument zu reinigen. Der Kolben soll dann bei herausgenom-
mener Feder und aufrechter Stellung des Indikators durch sein Gewicht
gleichmässig niedersinken. 6. Während des Versuches sind je nach der
Gleichförmigkeit der Belastung alle 10 bis 20 Minuten Diagramme an jedem
Zylinderende möglichst gleichzeitig abzunehmen. Die Diagramme sind mit
Ordnungsnummem und der Zeit der Entnahme zu versehen. 7. Jedes Dia-
gramm ist mindestens zweimal zu schreiben und sollen sich die erhaltenen
Linien nahezu decken. Die Diagramme dürfen ausser leichten Wellenlinien,
welche den wirklichen Verlauf der Kurve noch mit Sicherheit erkennen lassen,
keine sichtbaren Einflüsse des Instrumentes zeigen. 8. Die Ausrechnung der
Diagrammflächen geschieht mit Hilfe eines Polarplan im eters oder in anderer
zuverlässiger Weise und ist der Kontrolle wegen zu wiederholen. Durch-
messer des Dampfzyiinders, Hub des Kolbens sind zu messen, der Quer-
schnitt der Kolbenstange in Rechnung zu nehmen.
f) Soll lediglich der Wirkungsgrad der Maschine bei einer bestimmten
Arbeitsleistung festgestellt werden, so genügen gleichzeitige Brems- und Indi-
katorversuche von kurzer Dauer. — Der solchergestalt ermittelte Wirkungs-
grad kann zur annähernden Bezifferung des Dampfverbrauches für die Pferde-
kraft benutzt werden, wenn die indizierte Leistung und der Dampfverbrauch
der Maschine unter denselben Verhältnissen, bei welchen der Wirkungsgrad
bestimmt wurde, durch einen Dauerversuch ermittelt worden sind.
g) Der Dampfverbrauch wird durch das in den Kessel gespeiste Wasser
gewogen bezw. gemessen (vgl. B 1 3 f). — Die Berechnung des Dampfver-
brauchs aus den Diagrammen führt zu ungenauen Resultaten ; dagegen ergiebt
sich eine Kontrolle desselben durch Bestimmung der Menge und der Tem-
peratur des Dampfwassers. — Das kondensierte Wasser der Dampfleitung
soll vor dem Eintritt in die Maschine bezw. den Ueberhitzer abgefangen und
von der Speisewassermenge abgezogen werden. — Das innerhalb der Ma-
schine (Zwischenbehälter, Mäntel u. s. w.) kondensierte Wasser gehört zum
Verbrauche der Maschine und darf deshalb während des Versuches nicht
ohne weiteres und ungewogen in den Kessel zurückgeleitet werden.
Bemerkung. Die Vorrichtungen zum Abfangen des Kondensierwassers
(Kühlschlangen u. dgl.) sind derart einzurichten, dass Verluste durch Dampf-
bildung aus dem Kondensierwasscr vermieden werden; zu dem Ende soll
dasselbe auf mindestens 40® abgekühlt werden.
h) Die Dichtigkeit der Kolben, Dampfmäntel, Schieber und Ventile
u. 8. w. ist nicht durch Indikatormessungen, sondern durch besondere Ver-
suche an der betriebswarmen Maschine derart zu ermitteln, dass die eine
Seite des Kolbens (bei abgespreitztem Schwungrade), Ventils u. s. w. mit
Dampf belastet wird, während die andere Seite der Besichtigung zugänglich
Parnicke. *2V
^l8 XTT. AbteUung.
ist. Diese Belastung geschieht bei normalem Dampfdruck und sind die
Dichtungsflächen für undicht zu erachten, wenn der Dampf in anderer Form
als in der von feinem Nebel oder Wasserperlen zum Vorschein kommt.
Für die Ausrechnung der Untersuchungsergebnisse einer
Dampfkesselanlage (B I i u. 2) werden die folgenden Vorschläge zur An-
wendung empfohlen:
Berechnung des Heizwertes.
Enthält I kg. des Brennstoffes Eotweden Oder:
Kohlenstoff c kg. C kg.
Wasserstoff h „ H „
Schwefel s ,, S „
Sauerstoflf o „ O „
Hygroskopisches Wasser . . . w „ W „
xVscne .•,!.••• ~ A ff
so kann man den Heizwert nach der Annäherungsformel berechnen:
Entweder: 8100 c + 29000 (h — Vg . 0) + 25000 s — 600 w . WE.
Oder: 8000 C + 29000 (H — Vg . 0) + 26000 S— 600 W . WE.
Bemerkung. Hierbei ist angenommen, dass das Wasser der Ver-
brennungsgase als Dampf von 20® entweicht.
Bestimmung der zur Verbrennung erforderlichen Luftmenge.
Entweder. 1 kg. Brennstoff erfordert:
= 2,667 c
2,667 c4-8h-j-s — okg
2,667 c + Sh + s -o ^
1,43
cbm. Sauerstoff.
L = (2.667 c -f 8 h +j o) ^qq cbm. Luft von 21 Vol.-Proz. Sauerstoff.
Jl . l,4o
Es ergab die Gasanalyse k Vol.-Proz. Kohlensäure,! so ist das Verhält-
o „ Sauerstoff, \ nis der gebrauchten
und n ,, Stickstoff, J Luftmenge zu der
theoretisch erforderlichen v : 1, also
n ^ 21
" = --7-9- "^^^ o
n — 2J-0 21 — 79-
Oder. 1 kg. Brennstoff erfordert:
L = (I C + 8 H 4.S - o) ^kg. Luft; L, = j^cbm. Luft.
Die Menge der gasförmigen Verbrennungsprodukte wird be-
rechnet :
Entweder.
1 kg. Kohle giebt: 1,854 c = K cbm Kohlensäure,
1
K o — = ,, Sauerstoff,
k
K n — = N „ Stickstoff,
k
von 0® bei 76 cm.
Druck.
Die Menge des in den Rauchgasen enthaltenen Wasserdampfes W wird
erhalten aus dem Wassergehalte der Kohle w, dem durch Verbrennung des
Wasserstoffes gebildeten (9 h) und dem in der Verbrennungsluft enthaltenen
Wasser (falls letzteres bestimmt worden ist).
Untertachniig dner DunpfmEichinenuilige. 4 1 Q
Die Gesamtmenge der Verbrennungsgase von 1 kg. Kohle ist somit ;
i67c-}-l,430O+1.257N+Wkg=K+ ^^°^"^"V Q^cbm.von0''und
cm. Druck,
Oder.
1 kg. Kohle giebt cbm. trockene Verbrennungsgase bei 0* und
cm. Druck. Das Gewicht des in den Rauchgasen enthaltenen Wasser-
npfes wird berechnet aus dem durch Verbrennung des Wasserstoffes gebiU
en {9 H) und dem Wassergehalte der Kohle, ist also ^ 9 H -|~ W.
Bestimmung der Wärmeverluste.
Entweder. Zur annähernden Ermittelung des Wärmeverlustes kann
n sich der Formel bedienen:
bei 0,32als Mittelwert der Wärmekapazität der Feuergase angenonunen wird.
Oder. Der Wärmeverlust berechnet sich wie folgt:
(»■32 Wk+'''«(9H + W))CT-.).
Sach-Register.
A.
Abdampfofen 203
Abhämmern von Gefässeo . . . 212
Absetzen, Trennen durch- . . . 282
Absorptions'Apparat von Rössler . 190
— K'älteerzeugungsmaschinen . . 282
— Verfahren 286
Absperrventil 16
Adt'sche Isolierröhren .... 32
Anbrennen, Hahne mit Vorricht-
ung gegen- 10
Anemometer «S25
Aneroid'Barometer 324
Anlagen, Kühl- 341
An wärmer, Wasser- 189
Apparat, Absorptions- von Rössler 190
— Destiilations- 275
— Eindampf- ........ 275
— Eindampf- für Laboratorien . 212
— Extraktions- aus Holz . . . 269
— Extraktions- für ätherische Oele 273
— zur Feuchtigkeitsbestimmung des
Dampfes von Gehre . . . • 62
— Kolonnen- 276
— Krystallisations- 268
— von Mohr . . - 286
— Reversier- 181
— Schalt- 33
— Vakuum- 216
— Verdampf- 222
— Wassererwärmungs- .... 343
— zum Zurückführen des Kondons-
wassers in den Dampfkessel- 132
Aquapult 123
Aräometer 314
Arbeiterbäder ....... 343
Armatur, Wasserdichte- .... 37
Asbestporzellan 266
Aufbereitung 242
Auflösvorrichtung 204
Aufschliessmaschinen 185
Aufzug, Direkt wirkender- ... 108
— Indirekt wirkender- .... 109
Aufzugswinde für Bogenlampen . 38
Auslaugvorrichtung .... 204.256
Ausschalter 33
— für feuchte Räume .... 34
— für nasse Räume 34
Ausscheider, Spiral- 339
Auswaschvorrichtung 205
Autoklaven 201
Automatische Wagen 313
Badeeinrichtungen .... 332.842
Bäder, Arbeiter- 343
— Metall- Sand- Oel- Wasser- u,
Luft- 214
Bahn, Drahtseil- 101
— Eisen- 99
— Hänge- 108
Ballon'Kipper 139
für Säure 138
Balkenwage 310
Bandtransport 105
Barometer 322
— Aneroid- oder Metall- ... 324
— Quecksilber- 324
Bauchventil 13
Beanspruchung der Dampfkessel . 00
Becherwerk 106
Benzinmotor 88
Berieselungs-Ttirme 342
Blei in
— Sicherungen 34
Bockwinde HO
Bogenlampen-Aufzugswinde . . 38
— Indikator 38
Boullierkessel 40
Brausezelien -346
Brechschnecke 16Ö
Bronze H?
Brückenwage 310
Bühne, Schiebe- 101
C.
Collmann-Steuerung ^^
Corliss-Steuerung ''8
Cyclone 340
Dämpfen, Transport von- ... 139
I Dampfkessel 40
— Beanspruchung der- .... 80
— Boullier- 40
— für überhitzten Dampf • • • "*!
— Flammrohr- 40
— Kombinierte- ^
— Röhren- 41
— Walzen- 40
— Wellrohr- . . • 40
Dampfleitung aus Bleiröhren . . 2
Sach-Register.
421
Dampfleituog aus Flanschenröhreo 1
— aus sogen. Gasrohren ... 2
— aus Gussröhren 2
— aus Kupferröhren 2
— Muffenröhren ...... 2
— ans schmiedeeisernen Röhren. 2
Dampfmaschinen 74
— K.ompound- 79
— Liegende- 74
— Stehende- 74
— Wand- 74
— Woolf sehe- 79
— Zwillings- 79
Dampf pumpen 126
Dampf, Schieber für- 23
Dampfstrahl«Luftdruckapparat . . 189
Dampfturbine 83
Dampf' Ueberhitzer 48
Darren, Plan- 289
Dasymeter, Kompensierter- mit
Zugmesser von Sie^ert &Diirr 326
Dehne'sche Wasserreinigung . . 72
Deltametali 117
Desintegrator 159
DestUlation 274
— Apparate 275
von J. L. C. Eckelt ... 280
Dezimalwage 311
Differential-Flaschenzug .... 109
Dismembrator 161
Doppelpendelmühle 168
Drahtseilbahn 101
— Wagen 103
Drahtseil'Betrieb 92
— Konservierung der- .... 92
Drehstrom<Maschine 89
DreikammepFilterpresso . . . 264
Dreiweg'Hähne 12
— Venfile 17
Druckapparat, Billet- 312
Dnickbirne 123
Druckfass 123
Druckluftmotor 90
Druckproben 90
Druckpumpe 127
Dilnste und Gase, Entfernung und
Vernichtung schädlicher- . . 148
Dünsten, Transport von- .... 139
Duplexpumpe 126
E.
Bckyentil 18
Eindampf'Apparate 275
für Laboratorien .... 212
mit Dampfmantel . . . . 218
Rotierender- 210
ans Thon 214.218
Eindampfen mittelst überhitztem
Dampf 221
direktem Feuer .... 208
Heisswasser 221
heisser Luft 214
- ün Metallbad 214
Oelbad 214
Eindampfen mittelst Sandbad . . 214
Wasserbad . 214
Einkammerpumpe, Kolbenlosc- . 123
EinspritZ'Kondensation mit Gegen-
strom 229
Parallelstrom 229
Eisenbahnen 99
— mit Seilbetrieb 100
Eiserne Fässer 135
Eiektor 122
Elektrische Kraftübertragungen . 94
— Leitungen, Material für- ... 32
— Motor 88
— Pyrometer v. Hartmann & Braun 318
von Heraus 319
Elevator 121
— (Becherwerk) 106
Emaille 118
Entdünstungsanlagen 334
Entfernung und Vernichtung schäd-
licher Dünste und Gase . . 148
Entnebolungsanlagen . ... 334
Exhaustor 142
Explosivstoffe, Trockenapparat für- 308
Extraktion 269
— Apparate 269
für flüchtige Lösungen . . 272
Exzelsiormühle 159
F.
Fässer, Eiserne- 135
Farb'Reibmaschine 178
Fassung für feuchte und dampf-
erfüllte Räume 37
Feder'Manometer 322
Feuchtigkeitsbestimmung d. Damp-
fes; chemisches Verfahren . 64
— Apparat von Gehre .... 62
— Verfahren von Lewicki ... 63
Feuerung, Cario — 57
— Gas - 193
— Halbgas- 54
— Innen- 60
— Kessel- 49
— Kohlenstaub- 57
— Kowitzke- 56
— Reich- 55
— Tenbrink- 52
— Unter- 60
— Vor- 60
— Wehr- von Wilmsmann ... 56
Feuerungsregler von Hörenz . . 69
Filter, Jewell- ........ 72
— Nass- 335
— Sand- 266
— Saugluft- 335
— Schwemm- 266
— Trocken- 337
Filterpressen 255
— mit Auslaugvorrichtung . . . 256
— Beeg'sche — 262
— Dreikamraer- 264
— Kammer- 256
— m. heizenden od. kühlend-K^^m^ 'iKV
422
Sach-Register
Filterpressen für Laboratorien . 2Ö4
— Rahmen- 266
— für flüchtige Stoffe .... 263
— Verschluss mittelst Hebel . . 260
Hydraulischer- 260
mittelst Schrauben- . . . 259
Sperrklinke 259
Flammrohr-Dampfkessel .... 40
Flaschenzüge 109
— Differential- 109
— Schrauben- 110
Flüssigkeiten, Transport von- . . 115
— Wagen 313
Förderrinne 104
Freistehende Krahnen . . . . 113
— Pumpe 127
Gasen und schädlichen Dünsten, Ent-
fernung u. Vernichtung von- . 148
Gaserzeuger .193
Gasfeuerung 193
— mittelst Leuchtgas 195
— von Liegel 195
— mittelst Wassergas .... 195
Gash'ähne 11
Gasmotor 86
Gas, Schieber für- 23
— Transport von- 139
— Wage . 327
Gebläse, Rotations- 143
— Rühr- 189
Gefässe mit Koch- und Dampfmantel 218
von Th. u. Ad. Frederking 219
— Krystallisations- 267
Gegenstrom-Kondensation v. Weiss 229
Generatorgase 194
Glas 118
Gleichstrom-Maschine 89
Gliederketten 107
Glockenkolonne 278
Glockenmühle 157
Glockenseparator 61
Gloverturm ........ 191
Gold .116
Gradierwerke 207.234
— mit künstlicher Luftzuführung
von Klein 234
— Selbstventilierendes-von Poppe 234
Gummi 118
Gussgefässe, Abhämmern der- . 212
Hähne, Drei weg- 12
— Gas- 11
— Hartblei- 13
— Hartgummi- 13
— Kappen- 10
— Küken- 9
— mit Schmiervorrichtung ... 10
— Selbstdichtende 10
— Stopfbüchsen- ...... 10
— ThoD' 12
Hähne mit Vorrichtung gegen An-
brennen 10
— Winkel- 12
Hängebahnen 103
Hängelampe, Elektrische transpor-
tabele- 38
Halbgasfeuerung 54
Hand.Pumpe 126
— Schmelzofen . 196
Hanfseilbetrieb 92
Hartblei 117
— Hähne 13
— Vakuumapparat 217
— Ventile 18
Hartgummi 118
— Hähne 13
Hebeknecht .111
Heber für Säuren und Langen 136
Heizschlange, Rotierende- . . . 217
Hub'Pumpe 127
Hund . 107
Hydraulische Motoren .... 90
— Pressen 246
mit Dampfheizung ... 248
für Laboratorien .... 248
— Winden 111
Hydrometer 330
I (J )
IndigO'Reibmaschine 173
Indikator für Bogenlampen . . 38
Injekteur 1 19
— Aufstellung des- 121
— Nichtsaugender- 120
— Restarting- 120
— Saugender- 119
— Universal- 120
Innenfeuerung 60
Isolierröhren, Adt*sche- .... 32
Jewell^Filter 72
K.
Kälteerzeugungs • Maschinen, Ab-
sorptions- 283
Kompressions- 283
Kalcination 202
Kalcinierofen 203
KammersFilterpresse 256
— Trocken- 290
Kappenhähne 10
Kapsel-Gebläse 143
Kaskadenturm 191
Keilpresse 2tö
Kosseifeuerungen 49
— - von Cario 57
— von Kowitzke & Co 66
— von Lorentz 56
Kessel, Schmelz- 211
— Wagen 135
Ketten, Glieder- 107
Kipper, Ballon- 139
Knetmaschine 180
Kniehebelpresse 245
Kochgefösse fflii Dampfmantel . 218
— von Th. u. Ad. Prederkiag . J19
Kohlenstaubfeuerung 57
Koksschächle 150
Kolben 'Pumpen 127
— Sicoerung 76
Kollergang 164
— mit beweglicher Bodenplatte . 154
— Nass- . . . ■ 155
Koloooe, Glocken- 278
— Sieb- 278
Kolonnea' Apparat 276
KoloonentDrin 161
Kombinierte Dampfkessel ... 44
KomponsatioDsröhren ..... 3
Kompensiertes DasyiueiermilZug*
messer 326
Kompound-Dampfmaschine ... 79
Kompressions - Kälierzengungsma-
schineo 283
Kompressor. Luft- 144
Kondensation 228
— Binspriiz- mit Gegensirom . . 229
— Einspritz- mit Parallelsirom . 228
Koadeosator 228
— OberÜächen- 231
KondensatiooswassepAbleiter von
Dehne 26
von Dreyer, Rosenkranz n.
Droop 25
von Körting 27
von Knhlmana 116
von Kallig 29
— — von Kusenberg 25
— — von Missong 29
von Schürfer und Budenberg 26
von Renlher 28
Kondensvasser'Abscheider . . . 3Ü
— Apparat znm ZnrÜckfUbreD des-
in den Dampfkessel ... 132
Konservjeiung der Hanf- U. Draht-
seile 92
Kraflliberlragung mittelst Druckluft 97
Druckwasser 96
— Elektrische- 94
— mittelst Transmissionen . 91
Krahnen 113
— Freistehende- 113
— Lauf- 113
— Wand- 113
Krystallisalion ..,.,.. 267
Kryslallisalions^Apparal .... 268
— Gefässo 267
Kühlanlagen 233.341
Kühler 277
Kflhlteiche 236
Kähllurm 235
KUkenhähne 9
Kugelmühle 163
— m. geschlossenem Mahlgehäuse 169
— Horizontale- mit Windseparation 166
Kppfer 117
Swter. 423
Laufgewichts wage 311
Laufkatze 1 15
t.aufkrahnen 113
Laugen, Heber für 136
Laugenbeständige Materialien 116
Laugen'Mischmaschiae .... 187
Laugen, Ventile für- 18
Liegende Pumpen 127
Lokomobilen 70
Luftbäder 214
Luftkompressoren 144
Luftleitungen, Stctierung für elek-
trische- 36
Luftpumpen 228
Lufipyroroeter mit Kompensation 316
H.
Mahlgang 162
— mit vertikalen Steinen ... 162
— Nass- 163
Manometer 322
— Feder- 322
— Quecksilber- 322
— mit Registrierapparat ... 323
Maschinen zur Herstellung v. Mehl 162
Schotter .... 152
Schrot 153
— zum Vorzerkleinern - 152
Materialien f. elektrische Leitungen 32
— Widerslandsrähige- geg. Säuren
uml Laugen . . . .116
Mechanisches Trennen v. Flüssig-
keiten 274
— — von Gasen ..... 286
festen Körpern ... 237
Membrnn'Pumpan 129
Messing - 117
Metall.Bäder 214
Barometer 324
Meyer'sche Steuerung . . . ■ 76
.Mischen Hand- 175
— von Klfissigkellen • ... 189
— — Fllissigkeilen und Gasen . 190
Gasen 191
festen Körpern 175
festen Körpern und Flüssig-
keiten 184
Mischmaschinen . 175
— mit Kühlvorrichtung . . 179.187
— für Säuren 187
Mtsch'Schnecke 176
— Venlil 21
Montejus 123
Motoren. Benzin- 88
— Druckluft- 90
— Elektrische- 88
— Gas- 86
— Hydraulische- 90
— Petroleum- 87
— Schmidt- 83
Mühle, Doppelpendel- .... 168
— Bxzelsior- 159
— Glocken- 157
424 Soch-Bi
Mahlo, Kagel- 163. IS»
Horizontale- 166
— Propfe- ni
— Rolf- 165
— Schleuder- 158
— Schrauben- 156
— für Mahlen von Seife ... 173
— Walzen- 174
N.
Nass-Filter 335
— Kollergang .155
— Lufipuinpo 228
— Mahlgang 183
Nichlsaugender Injekteur ... 120
Niederschraub-Veniil 22
Niirior-Zeatrifuge 249
Nulschen 261
— für saure PItissigkeiten ... 266
Obcrfiächen-Kondensalor ... 231
Oekonomeier 329
OelbUder 214
Ofen, Rotierender- 196
P.
Petroleum-Molor 87
Pfanne, Thelen'sche- 20Ö
-- Vor- 208
Plandarre, Offene- 289
mit Schaufelwerk .... 289
— Verdeckle- 290
Planrost 54
Platin 116
Plattenturni 191
Plunger-Pumpe 128
Pochwerk 16Q
Polier-Schnecke 176
Porzellan 118
Pressen 242
— Filier- 255
— Hydraulische- 246
— Keil- 242
— Kniehebel- 245
— Schrauben- 243
Pressluft Leitungen 3
Propeller . . ' 143
PropfG-MUhle 171
l'ulsomcier 122
Pulverisier-Trommel 171
Pumpen 125
— Dampf- 126
— Dampfslrahl- 121
— Druck- 127
— Duplex- 126
— Einkammer- 123
— Freistehende- 127
— Hand- 126
— Hub- 127
— Kolben- 127
— Liegende- 127
— Luft- 228
Pumpen, Membran- 129
— Plunge»- 128
— Rotations- 129
— Saug- 127
— Schrauben- 131
— Ständer- 127
— Stehende- 127
— TraDsmissioos- 127
— Vakuum- • 146
— Wand- 127
— Wasserstrahl- 122
— Zentrifugal- 129
— Zweikammer- 122
Pyrometer 314
— Befestigen der- 314
— Elektrische- 318.319
— Graphit- 810
— Lnft- 3ie
— Metall- 3ie
QuecksilbefBarometer . . . . 32J
— Manometer 322
— Thermometer 321
B.
Rahmen-Filter presse 266
Ruum^Veniilalion 333
Reduzierventile 18
Regulator für Schornstein sc hie her 07
Reilimaschine fttr Farben . . . ITJ
— für Indigo 173
Reslaning^lnjekleur 120
Reversier' Apparat ISi
Revolver. Soda- 197
Rider-Steuorung 78 ■
Riemenbetrieb 81
Riesolschächle 150
Rinne, Fordet- 104
Röhrenkessel 41
Röhren, Kompeasations- .... 3
Rohrleitungen ■
Rollmühle 185
Rouls-Uelililse IW
Rost, Plan- H
— Schräg- 62
— Schüitel- 62
— Treppen- ........ f^
Rot atioQ» Gebläse 1-13
— Pumpa 129
Rothguss 11'
RctiefGuder Eindampfap parat . 210
RolioronJo Heizschlange ... 211
— Soda-Schmelzöfen 1*
— Schmelzofen, Vertikaler-. . . 199
Hührgebl'äse IW
Rührwerk, 9. Mtschmaschineo . H"
— zum AuOBsen ...... 206
8.
Säuro'ßallons 13^
Hober für- 13»
Sach-RegiÄter.
•
Säareboständige Materialien . il5
Säure, Mischmaschine ftir- . . 187
— Ventile für- 18
— Zentrifuge ...... 249
Saftfänger 223
Saiher 210
SammebSchalttafeln 36
Sandbäder 214
Sandfilter 266
Saugender Injekteur 119
Saugluft^Filter ...... 33o
Saug'Pumpie 127
Schachtofen 301
Schalt'Apparate 33
Schaukelsieb 240
Schaum« Abscheid er .... 223
Schiebebühnen 107
Schieber für Dampf ..... 23
•— mit Entlastung 23
— Expansions- 75
— für Gas 23
— Grund- 75
— Steuerung 74
— für Wasser ....... 23
Schlämm^Maschinen 184
— mit auslösbaren Rührern . . 185
Schlagstift^Maschinen 161
Schlamm--Filter 266
SchleudepMühle 168
Schmelzkessel 211
— Soda- 211
Schmelzofen, Hand- 196
— Rotierender Soda- 196
— Vertikaler, rotierender- . . . 199
Schmelz* Vorrichtungen ... 196
Schmidt«Motor 83
Schmierapparate 85
Schmiervorrichtung, Hähne mit- . 10
Schnecken-, Brech- 156
— Misch- 176
— Folter- 176
— Transport- 103
SchnellschHessendes Ventil . 16
Schornsieinschieber, Regulator für-
von Speckbötel .... 67
Schrägroste 52
Schrauben^Flaschenzug . . .110
— Mühle 156
— Presse 243
— Pumpe 131
— Ventilatoren ...... 143
— Winden 111
Schüttolrost 52
Schurrsieb 240
Schutzvorrichtungen für Trans-
missionen . 93
Schwefelsäure, Ventil für- ... 22
Schwemmfiiter 266
SchwimraerVentil ...... 21
Sechskantsortierer 237
Seifen^Mühlen 173
Seile, Konservierung der- ... 92
Sektorator 152
Selbstdichtende Hähne . . .10
Separator 241
Sicherheits 'Winde
Sicherung für elektr. Luftleitungen
Sichtmaschinen .
— ohne Flügel
— Zentrifugal- . .
Siebe, Schurr-
Siebkolonne
Sieb, Schaukel- .
Siebtrommel . .
Siederohr-Verschlüsse
Silber
Soda^Schmelzkessel
Speise-Ventile
Spiral-Ausscheider
StändenPumpe
StandartsWascher
Staub'Abscheider .
Stehende Pumpe .
Steinbrecher
Steinzeug . .
Steuerung, CoUmann
— Corliss-
— Kolben- . . .
— Meyer'sche-
— Rider-
— Schieber- . .
— Sulzer- .
Stopfbüchsen«Hähne
Streudüse . . .
Sublimation . . .
SulzeDSteuerung .
4^5
112
36
237
238
239
240
278
241
239
41
116
211
13
339
127
286
341
127
152
118
78
76
76
75
76
74
77
10
236
274
77
Tafelwage ..-....;. 310
Teil und Mischmaschine .... 176
Tenbriok'-Feuerung 52
Thalpotasimeier ...... 320
Thelen'sche Pfanne 209
Thermometer 314
— Befestigen der- .... 314
Thon 118
— Eindampfapparat aus- . . .214.218
— Hähne 12
Transmissionen 91
Transmissions^Pumpen .... 127
Transmissionen , Schutzvorricht-
ungen für- 93
Transportable elektr. Hängelampe 38
Transport von Flüssigkeiten . 115.133
— von Gasen, Dämpfen u. Dünsten 139
— von festen Körpern ... 103
— Band 105
— Schnecken 103
Treibketten 107
Trennen durch Absetzen .... 282
— durch Krystallisation .... 267
— Mechanisches — von Flüssig-
keiten 274
— — der Flüssigkeiten von Gasen 284
— — der Flüssigkeiten von festen
Körpern 242
— — von Gasen 286
— — von festen Körpern . . • 237
Treppenrost 52
Trockenanlagen 288
426
Trockenapparat, Vakuum- . . .
— für Explosivstoffe
— für teigartige Massen ....
Trocken-Filter
Trockene Luftpumpe
Trockenkammer ......
— mit direkter Heizung . . . .
— mit reiner Luftheizung . .
Trockenkanal
— mit direkter Heizung . . . .
— mit indirekter Heizung . . .
Trockenofen, Schacht-
Trockentrommel
— mit beweglichem Kegelmantel
— mit Schöpfapparat
— ohne Schöpfapparat . . .
Trommel, Pulverisier-
— Sieb
U.
Sach-Register.
308
308
306
337
228
290
294
292
296
296
299
301
301
304
304
304
170
239
Ueberhitzer für Dampf.
Universal-Injekteur . .
Unterfeuerung . . . .
48
120
60
V.
VakuumsApparat 216
— — aus Hartblei 217
— Pumpe 145
— Trockenapparat 308
Ventilation. Allgemeine Raum- . 333
— Besondere- 335
Ventilations-Einrichtungen . . . 332
Ventilator Schrauben- 143
— Zentrifugal- 142
Ventile, Absperr- 16
— Bauch- 13
— Droiweg- 17
— Eck- 13
— Hartblei- 18
— Misch- 21
— Niederschraub- 22
— Reduzier- 18
— für Säuren und Laugen ... 18
— Schnellschliessendes- .... 16
— für Schwefelsäure 22
— Schwimmer- 21
— Speise- 13
Ventilkegel 14
Ventilsitze 14
Verdarapfapparate 222
Verdichten von Apparaten ... 5
— von Rohrleitungen 1
Vernichtung schädlicher Dünste u
Gase 148
Verpacken 7
Vorfeuerung 60
Vorpfannen 208
W.
Wagen, Automatische- .... 312
— Balken- 310
— Brücken- 310
Wagen Dezimal- 311
— Drahtseilbahn- 103
— für Flüssigkeiten 313
— Gas- 327
— Laufgewichts- 311
— Tafel- 310
— Winden MO
— Zentesimal- 311
Wandkrahnen 113
Wandpumpen 127
Wannenzellen 345
Walzen-Dampfkessel 40
Walzen-Mühlen 174
Walzwerk, Doppeltes- 154
— Einfaches- 153
Waschen der Gase 285
Wasseran wärmer .... . . 189
Wasserbäder 214
Wasserdichte elektr. Armatur . . 37
Wassererwärmungs-Apparat . . . 343
Wasserreinigung vermittelst Ab-
sitzverfahren 70
Wasserreinigung nach Dehne . . 72
— nach Humboldt 71
— mit Jewell-Filter 72
Wasser, Schieber für- 23
Wasserstrahlpumpe 122
Wechselstrom*Maschine .... >iS
Wehrfeuerung 56
Wellrohr-Dampfkessel 40
Winden HO
— Aufzugs- für Bogenlampen . . 38
— Bock- 110
— Hydraulische- 111
— Indirekt wirkende- 111
— Schrauben- 111
— Sicherheits- 112
— Wagen- 110
Winkel-Hähne 12
Wippe 104
Woolfsche Dampfmaschine ... 79
Z.
Zellen, Brause- 345
— Wannen- .345
Zentesimahvage 311
Zentrifugal-Pumpe 129
— Sichtmaschine 239
— Ventilator 142
Zentrifugen 248
— mit Dampfbetrieb 251
— mit eloktr. Antrieb 251
— mit herausnehmbarem Kessel . 252
— für Laboratorien ...... 254
-- Nitrier und Säure- 249
— mit Riemenbetrieb 251
Zerkleinerungs-Maschineo ... 151
Zink 117
Zinn 117
Zugmesser 324
Zugregulator 66
Zweikammer-Pjiwnpe 122
Zwei körper- Verdampf- Apparat . . 223
Zwillings-Dampfmaschine. ... 79
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