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Full text of "Die photometrie der gestirne"

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DIE 


PHOTOMETßlE  DEE  GESTIRNE 


VON 


Pbof.  Db.  g.  Müller 

OBSERVATOR  AM  KÖNIGLICHEN  ASTROPHYSIK ALISCHEN  OBSERVATORIUM 
ZU  POTSDAM 


MIT  81   FIGUREN  IM  TEXT. 


LEIPZIG 

VERLAG  VON  WILHELM  ENGELMANN 
1897. 


Alle  Rechte,  beBonders  das  der  Überdetzung,  ?orbehalten. 


YORWORT. 


Von  den  drei  Hauptzweigen  der  heut  allgemein  mit  dem  Namen 
»Astrophysik«  bezeichneten  Disciplin,  welche  nach  Zöllners  Definition 
als  eine  Vereinigung  der  Physik  und  Chemie  mit  der  Astronomie  be- 
trachtet werden  kann^  ist  die  Astrophotometrie  bei  Weitem  der  älteste. 
Während  die  Astrospectroskopie  und  die  Astrophotographie  erst 
in  den  letzten  Jahrzehnten  entstanden  sind,  fuhrt  die  Helligkeitsbestim- 
mung der  Gestirne  ihren  Ursprung  bis  zu  den  Zeiten  des  Ptolemäus 
zurück.  Merkwürdiger  Weise  hat  aber  die  Photometrie  stets  nur  einen, 
sehr  bescheidenen  Platz  in  der  Astronomie  eingenommen,  und  die  Resul- 
tate, welche  auf  diesem  Gebiete  bis  in  das  gegenwärtige  Jahrhundert 
hinein  errungen  worden  sind,  bleiben  weit  hinter  den  auf  anderen  Ge- 
bieten der  Astronomie  erreichten  Erfolgen  zurück.  Es  scheint,  als  ob  die 
allmähliche  Loslösung  von  der  alten  Astronomie  und  die  immer  .engere 
Vereinigung  mit  den  beiden  oben  genannten  jungen  Schwestern  der  Astro- 
photometrie zum  Heil  gereicht  hätte,  und  als  ob  dieselbe  erst  durch  die 
Zuführung  dieser  neuen  Kräfte  aus  einem  gewissen  Zustande  der  Er- 
starrung zu  neuem  Leben  erweckt  worden  sei. 

Trotz  des  hohen  Alters  der  Himmelsphotometrie  existirt  bis  jetzt  ein 
eigentliches  Lehr-  oder  Handbuch  derselben  noch  nicht.  Wir  besitzen 
zwar  vortreflFliche  Schriften  über  die  Photometrie  im  Allgemeinen,  deren 
Studium  nicht  warm  genug  empfohlen  werden  kann,  in  denen  aber 
speciell  den  Lichterscheinungen  am  Himmel  nur  ein  verhältnissmässig 
geringer  Raum  gewidmet  ist.  Dahin  gehören  in  erster  Linie  die  classi- 
schen  Werke  von  Bouguer  und  Lambert.  Die  »Photometria«  des 
Letzteren  ist  neuerdings  durch  die  vortreflFliche  Übersetzung  Andings 
wieder  in  den  Vordergrund  des  Interesses  gerückt  worden,  und  der  Werth 
des  Buches  ist  noch  dadurch  wesentlich  erhöht,  dass  An  ding  in  einer 
Reihe  von  kurzgefassten  Anmerkungen  einen  Überblick  über  die  Weiter- 
entwicklung der  Photometrie  seit  den  Zeiten  Lamberts  hinzugefügt  und 


IV  Vorwort 

dabei  anch  die  wichtigsten  Fortschritte  auf  dem  eDgeren  Gebiete  der 
Himmelsphotometrie  berücksichtigt  hat. 

Um  die  Mitte  des  gegenwärtigen  Jahrhunderts  ist  durch  die  Arbeiten 
Seidels  und  besonders  durch  die  geistvollen  Schriften  Zöllners  ein  leb- 
hafteres Interesse  ftlr  die  Lichterscheinungen  der  Himmelskörper  geweckt 
worden.  Seitdem  hat  die  beobachtende  Thätigkeit  die  erfreulichsten 
Fortschritte  gemacht,  und  dass  im  Zusammenhange  damit  auch  die  theore- 
tische Forschung  nicht  zurückgeblieben  ist,  beweisen  neuerdings  die  zahl- 
reichen Arbeiten  Seeligers,  die  nach  den  verschiedensten  Richtungen 
hin  interessante  und  vielversprechende  Ausblicke  eröfifhet  haben. 

Schon  längst  dürfte  der  Zeitpunkt  gekommen  sein,  wo  ein  ausflihr- 
licheres  Werk  über  den  bisherigen  Entwicklungsgang  und  den  augen- 
blicklichen Standpunkt  der  Astrophotometrie  einem  dringenden  Bedürfnisse 
entspricht.  Der  Wunsch,  diese  Lücke  in  der  astronomischen  Litteratur 
zu  ergänzen,  und  die  Überzeugung,  däss  jeder  Versuch,  wenn  er  auch 
nicht  das  Vollkommenste  bietet,  doch  einer  freundlichen  Aufnahme  sicher 
sein  kann,  haben  mich  zur  Herausgabe  des  vorliegenden  Buches  ermuthigt, 
welches  allen  denjenigen,  die  sich  mit  der  Lichtmessung  der  Gestirne 
beschäftigen  wollen,  als  Wegweiser,  und  denjenigen,  die  mit  diesem  Ge- 
biete bereits  einigermassen  vertraut  sind,  als  Handbuch  dienen  soll. 

Die  Eintheilung  des  Stofifes  in  drei  Hauptabschnitte  ergiebt  sich  ge- 
wissermassen  von  selbst.  Der  erste  Abschnitt  beschäftigt  sich  mit  den 
theoretischen  Grundlagen  der  Himmelsphotometrie,  der  zweite  behandelt 
die  photometrischen  Apparate  und  Methoden  von  praktischen  und  theore- 
tischen Gesichtspunkten  aus,  und  der  dritte  giebt  eine  ausführliche  Über- 
sicht über  die  Resultate  der  bisherigen  Lichtmessungen  am  Himmel. 

Von  den  zahlreichen  theoretischen  Problemen,  welche  in  der  Lambert- 
schen  »Photometria«  und  in  dem  sich  eng  daran  anschliessenden  >Grund- 
riss  des  photometrischen  Calcüls«  von  Beer  ausführliche  Behandlung 
gefunden  haben,  sind  in  dem  ersten  Abschnitte  nur  diejenigen  berührt 
worden,  die  eine  Anwendung  auf  den  Himmel  gestatten.  Das  Haupt- 
gewicht in  diesem  Theile  ist  auf  die  Ergebnisse  der  modernen  theore- 
tischen Forschung  gelegt  worden.  Eingehende  Berücksichtigung  haben 
daher  das  Lommel-Seeliger'sche  Beleuchtungsgesetz  für  zerstreut  reflec- 
tirende  Substanzen,  femer  die  Seeliger'sche  Theorie  der  Beleuchtung  eines 
Systems  kleiner  Körperchen  und  die  daraus  abgeleitete  Theorie  des  Satum- 
ringes,  endlich  daa  Problem  der  Verfinsterung  der  Jupitertrabanten  ge- 
funden. Ein  besonderes,  ziemlich  umfangreiches  Capitel  ist  der  Extinction 
des  Lichtes  in  der  Erdatmosphäre  gewidmet. 

In  Bezug  auf  die  Auswahl  und  die  Anordnung  des  Stofifes  im  ersten 
Abschnitte  habe  ich  mir  im  Wesentlichen  das  Programm  zum  Vorbilde 


Vorwort  V 

genommen,  welches  Herr  Seeliger  in  seinen  Vorlesungen  über  theoretische 
Astrophotometrie  an  der  Mttnchener  Universität  innezuhalten  pflegt,  und 
ich  bin  demselben  für  die  liebenswürdige  Bereitwilligkeit,  mit  der  er  mich 
durch  Kath  und  That  unterstützt  hat,  zu  aufrichtigstem  Danke  verpflichtet 

Bei  der  Eintheilung  des  zweiten  Abschnittes  sind  zunächst  die  beiden 
grossen  Gruppen  der  Auslöschungs-  und  der  Gleichheitsphotometer  von- 
einander getrennt  worden,  und  innerhalb  jeder  dieser  Gruppen  ist  eine 
Reihe  von  Unterabtheilungen  gewählt,  entsprechend  den  verschiedenen 
Methoden,  welche  die  messbare  Veränderung  der  von  einer  Lichtquelle 
ausgehenden  lebendigen  Kraft  ermöglichen.  Natürlich  sind  in  erster  Linie 
diejenigen  Apparate  und  Messungsmethoden  berücksichtigt  worden,  die 
bereits  mit  Erfolg  zu  Untersuchungen  am  Himmel  angewandt  wurden; 
doch  ist  es  keineswegs  vermieden,  auch  solche  Photometer  wenigstens 
kurz  zu  erwähnen,  die  bisher  zwar  nur  im  Laboratorium  Verwendung  ge- 
funden haben,  die  sich  aber  vielleicht  mit  geringen  Modificationen  in  Zu- 
kunft auch  zu  Messungen  am  Himmel  eignen  dürften.  Absolute  Voll- 
ständigkeit wird  dabei  wohl  schwerlich  erreicht  worden  sein;  doch  hoflFe 
ich,  dass  mir  kein  irgendwie  wichtigeres  Instrument  entgangen  ist  Die 
ausführlichste  Behandlung  ist  den  drei  hervorragendsten  Messapparaten 
der  modernen  Himmelsphotometrie,  dem  Keilphotometer,  dem  Zöllner- 
sehen Astrophotonleter  und  dem  Pick  er  ing'schen  Meridianphotometer,  zu 
Theil  geworden.  Es  kam  mir  dabei  nicht  nur  auf  eine  genaue  Beschrei- 
bung der  gebräuchlichsten  Formen  dieser  Apparate  an,  sondern  es  schien 
mir  auch  geboten,  an  den  Vorzügen  und  Mängeln  derselben  sorgfältige 
Kritik  zu  üben  und  auf  Grund  eigener  Erfahrungen  Rathschläge  zur 
zweckmässigsten  Handhabung  derselben  hinzuzufügen. 

Die  Spectralphotometer,  die  bisher  zwar  nur  m  beschränktem  Masse 
auf  den  Himmel  angewendet  worden  sind,  denen  aber  in  Zukunft  zweifellos 
eine  wichtige  Rolle  zukommen  wird,  sind  in  einem  Capitel  für  sich  be- 
handelt, und  in  dem  Schlusscapitel  des  zweiten  Abschnittes  ist  noch  an- 
hangsweise eine  knappe  Übersicht  über  diejenigen  Apparate  und  Methoden 
gegeben,  welche  nicht  zur  Messung  der  physiologischen  Intensität  des 
Lichtes,  sondern  zur  Feststellung  der  thermischen  und  chemischen  Energie 
dienen,  wobei  namentlich  auf  die  photographische  Photometrie  Rücksicht 
genommen  ist.  Über  die  Berechtigung  dieses  letzteren  Capitels  lässt  sich 
vielleicht  streiten;  für  mich  ist  bei  der  Abfassung  desselben  der  Gedanke 
bestimmend  gewesen,  dass  bei  dem  ersten  Versuche  einer  Zusammen- 
stellung aller  zu  Intensitätsmessungen  am  Himmel  geeigneten  Verfahren 
auch  die  eng  damit  in  Berührung  stehenden  Gebiete  nicht  ganz  unerwähnt 
bleiben  sollten,  und  dass  hier  vielleicht  ein  Überschreiten  der  keineswegs 
sicheren  Grenzen  willkommener  sein  dürfte,  als  ein  zu  strenges  Aussondern. 


VI  Vorwort. 

In  dem  dritten  Abschnitte  ist  das  Capitel  über  die  Fixsterne  bei 
Weitem  das  umfangreichste  geworden.  Es  ergab  sich  dies  ganz  nator- 
gemäss  daraus,  dass  auf  diesem  Oebiete,  namentlich  in  Betreff  der  ver- 
änderlichen Sterne,  die  Astrophotometrie  bisher  relativ  die  meisten  Er- 
folge aufzuweisen  hat  Die  verschiedensten  Helligkeitscataloge,  sowohl 
die  auf  Schätzungen,  als  die  auf  Messungen  beruhenden,  sind  in  histori- 
scher Reihenfolge  kritisch  besprochen  und  die  Beziehungen  zwischen  ihnen 
erörtert  worden. 

Bei  den  veränderlichen  Sternen  konnten  natürlich  nur  die  Haupt- 
vertreter der  einzelnen  Gruppen  .etwas  näher  besprochen  werden.  Die 
ursprünglich  geplante  Mittheilung  eines  Verzeichnisses  der  sämmtlichen 
gegenwärtig  als  sicher  erkannten  Veränderlichen  mit  den  Elementen  ihres 
Lichtwechsels  ist  schliesslich  unterblieben,  weil  der  ganz  kürzlich  er- 
schienene neueste  Catalog  von  Chandler  in  dieser  Beziehung  allen  An- 
forderungen entsprechen  dürfte. 

Bei  den  übrigen  Capiteln  des  dritten  Abschnittes,  mit  Ausnahme  höch- 
stens desjenigen  über  die  Planeten  und  Satelliten,  war  von  vornherein  durch 
den  Mangel  an  ausreichendem  Beobachtungsmaterial  ein  geringer  Umfang 
geboten.  Der  Inhalt  dieser  Capitel  zeigt  recht  deutlich,  wie  wenig  auf 
manchen  Gebieten  der  Astrophotometrie  bisher  geleistet  worden  ist,  und 
welch  reiches  Feld  der  iTiätigkeit  hier  noch  offen  steht.  Möchte  dieses 
Buch  in  dieser  Beziehung  etwas  zur  Anregung  beitragen  und  der  Astro- 
photometrie neue  Freunde  zufuhren! 

Im  Anhange  ist  eine  ausführliche  Tafel  der  nach  den  verschiedenen 
Beleuchtungstheorien  berechneten  Phasencorrectionen  mitgetheilt,  welche 
bei  Untersuchungen  über  die  Helligkeit  von  Planeten  und  Trabanten  von 
Werth  sein  kann;  femer  sind  die  mittleren  Extinctionstabellen  für  Potsdam 
und  für  einen  Berggipfel  von  2500  m  Höhe  gegeben.  Diesen  Tafeln  schliesst 
sich  endlich  noch  eine  Übersicht  über  die  wichtigsten  Litteraturerzeugnisse 
auf  dem  gesammten  Gebiete  der  Astrophotometrie  an. 

Zum  Schlüsse  möchte  ich  nicht  unterlassen,  allen  denjenigen  CoUegen 
und  Freunden  meinen  verbindlichsten  Dank  auszusprechen,  welche  mich 
bei  der  Bearbeitung  des  Buches  durch  Beiträge  und  Rathschläge  unter- 
stützt haben.  Besonderen  Dank  schulde  ich  noch  Herrn  Dr.  H.  Clemens, 
der  sich  der  Mühe  des  Correcturlesens  mitunterzogen  hat,  und  der  Verlags- 
buchhandlung Wilhelm  Engelmann,  welche  sowohl  hinsichtlich  des  Druckes 
als  der  äusseren  Ausstattung  durch  Figuren  meinen  oft  weitgehenden 
Wünschen  in  der  bereitwilligsten  Weise  entgegengekommen  ist. 

Potsdam,  im  März  1897. 

0.  Müller. 


INHALTSVERZEICHNISS. 


I.  Abschnitt 

GrundzUge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

Capitel  I.    Die  photometrisclieii  üanptgesetze 3 

1.  Allgemeine  Definitionen 3 

2.  Das  Gesetz  vom  Quadrate  der  Entfernung 6 

3.  Zosammensetznng  der  von  mehreren  lenchtenden  Punkten  ausgehenden 
Lichtbewegungen 7 

4.  Die   physiologische   Intensität   und   das  rechnerische   psychophysische 
Gesetz 9 

5.  Beleuchtung  von  Flächen  durch  leuchtende  Punkte.     Das  Gesetz  vom 
Cosinus  des  Incidenzwinkels 19 

6.  Beleuchtung  von  Flächen  durch  leuchtende  Flächen.    Das  Lambert'sche 
Gesetz  vom  Cosinus  des  Emanationswinkels 25 

7.  Zerstreut  reflectirende  Substanzen.    Die  Bouguer'sche  Beflexionstheorie. 
Das  Lommel-Seeliger'sche  Beleuchtungsgesetz 38 

8.  Begriff  der  Albedo 52 

Capitel  IL  Anwendung  der  photometrisehen  Grundprincipien  auf  die  wichtigsten 

Aufgaben  der  Himmelsphotometrie 56 

1.  Beleuchtung  der  Planeten  und  Monde.          56 

a.  Berechnung  der  von  den  Phasen  eines  beleuchteten  Himmelskörpers 
nach  der  Erde  gesandten  Lichtmenge.    Bestimmung  der  Albedo    .  58 

b.  Die  Lichtvertheilung  auf  einer  Planetenscheibe 67 

c.  Mittlere  scheinbare  Helligkeit  eines  Planeten 78 

d.  Beleuchtung  der  Planetentrabanten 79 

e.  Berechnung  des  aschfarbenen  Mondlichtes 82 

2.  Beleuchtung  eines  Systems  kleiner  Körper.     Die  Seeliger'sche  Theorie 
des  Satumringes 86 

3.  Die  Verfinsterungen  der  Jupitersatelliten 101 

Capitel  in.    Die  Extinction  des  Lichtes  in  der  Erdatmosphäre 110 

1.  Die  Lambert'sche  Extinctionstheorie 112 

2.  Die  Bouguer'sche  Extinctionstheorie 116 

3.  Die  Laplace'sche  Extinctionstheorie 122 

4.  Die  Maurer^sche  Extinctionstheorie 128 

5.  Yergleichung  der  Theorien  mit  den  Beöbachtungsergebnissen.    Die  Dorch- 
lässigkeitscoefficienten  der  Erdatmosphäre 131 

6.  Die  selective  Absorption   der  Atmosphäre.     Die  Langley'schen  Unter- 
suchungen   139 


Vill  InhaliaverzeichniBB. 

IL  Abschnitt. 
Die  photometrischen  Apparate. 

Seit« 

Einleitangr 147 

Capitel  I.    P]iotoinet«r,  bei  denen  das  Verscliwinden  von  Liehteindrlieken  beob- 

aehtet  wird 153 

1.  AüslOBchnng  des  Lichtes  durch  Blendvorrichtungen 157 

a.  Blenden  vor  dem  Objectiv.    Die  Photometer  von  Köhler,  Reissig, 
Dawes,  Enobel,  Thury,  Lamont 169 

b.  Blenden  zwischen  Objectiv  nnd  Ocular.   Die  Photometer  von  Hirsch, 
Dawes,  Loewy 175 

c.  Das  Parkhorst^sche  Deflectionsphotometer 177 

1  Auslöschnng  des  Lichtes  durch  absorbirende  Medien 180 

a.  Die  Photometer  von  Lampadins,  Homer,  Qnetelet,  Albert 180 

b.  Das  Eeilphotometej 182 

Capitel  IL    Photometer,  hei  denen  die  Gleichheit  zweier  Lichteindrficke  he- 

nrtheilt  wird 193 

1.  Benntznng  des  photometrischen  Hanptgesetzes  vom  Quadrate  der  Ent- 
fernung         195 

a.  Die  Photometer  von  Bouguer,  Ritchie  und  Foncault 195 

b.  Das  Rumford*sche  Schattenphotometer 198 

c.  Das  Bunsen'sche  Fleckphotometer 199 

d.  Das  HerscheFsche  Astrometer 200 

e.  Das  Steinheirsche  Prismenphotometer 204 

2.  Anwendung  von  Objectivblenden 210 

a.  Die  Methoden  von  Bouguer  und  W.  Herschel 210 

b.  Die  Benutzung  des  Spiegelseztanten  und  des  Heliometers  als  Photo- 
meter   212 

c.  Das  Schwerd'sche  Photometer 213 

d.  Das  Homstein'sche  Zonenphotometer 217 

e.  Die  Methoden  von  Searle  und  Cornu 219 

3.  Anwendung  von   rotirenden  Scheiben.     Die  photometrischen  Methoden 
von  Talbot,  Secchi,  Abney 221 

4.  Anwendung  von  spiegelnden  Kugeln.     Die   photometrischen  Methoden 
von  WoUaston  und  Bond 226 

5.  Benutzung  der  Eigenschaften  des  polarisirten  Lichtes 231 

a.  Die  Photometer  von  Arago,  Bemard  und  Babinet 240 

b.  Die  ZöUner'schen  Photometer 244 

c.  Die  Wild'schen  Photometer 254 

d.  Das  Chacomac'sche  Stemphotometer 257 

e.  Die  Pickering'schen  Photometer 259 

Capitel  lll.    Die  Spectralpkotometer 266 

1.  Die  Methoden  von  Fraunhofer,  Vierordt,  Draper,  Crova,  Abney  zur  Be- 
stimmung der  Helligkeitsvertheilung  im  Sonnenspectrum 266 

2.  Das  Govi'sche  Spectralphotometer 272 

3.  Das  Vierordt'sche  Spectralphotometer 273 

4.  Das  Glan-VogeFsche  Spectralphotometer 275 

5.  Das  Crova'sche  Spectralphotometer 280 

6.  Das  Interferenz-Spectralphotometer  von  Trannin 282 

7.  Spectralphotometer  mit  Absorptionskeil 283 

Capitel  IV.    Einiges  über  Lichtmessnngsverfahren,  bei  denen  nicht  das  Urtheil 

des  Auges  znr  Anwendung  kommt 285 

1.  Apparate  zur  Messung  der  thermischen  Wirkungen  des  Lichtes 287 


InhaltsveneichniBB.  ix 

Seit© 

a.  Die  wichtigsten  Actinometer 287 

b.  Das  Langley'sche  Bolometer    .  • 290 

c.  Das  Bojs*Bche  Radiomikrometer 290 

d.  Itas  Crookes'sche  Radiometer  und  das  Zöllner' sehe  Scalenphotometer  291 
2.  Apparate  zur  Messung  der  chemischen  Wirkungen  des  Lichtes 292 

a.  Das  chemische  Photometer  von  Bnnsen  nnd  Roscoe 292 

b.  Das  Selenphotometer 293 

c.  Die  Photographie  als  photometrisches  HUlfsmittel 294 

ni.  Absclmltt. 
Resultate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

Capitel  I.    Die  Sonne 307 

1.  Das  Licht  der  Sonne  verglichen  mit  anderen.  Lichtquellen  .......  308 

a.  Sonne  und  künstliches  Licht  .    .  , 30S 

b.  Sonne  nnd  Vollmond 312 

c.  Sonne  und  Fixsterne  . 316 

2.  Die  Vertbeilung  der  Helligkeit  auf  der  Sonnenscheibe.   .   .       .   .   .   .   .  318 

3.  Die  Helligkeit  der  Sonnencorona 329 

Capitel  IL    Der  Mond 335 

1.  Das  Licht  des  Mondes  verglichen  mit  anderen  Lichtquellen  ......  336 

a.  Mond  und  künstliches  Licht  \ .'  .  336 

b.  Mond  verglichen  mit  Planeten  und  Fixsternen 33S 

2.  Die  Lichtstärke  der  Mondphasen 340 

3.  Die  Albedo  des  Mondes  und  die  Yertheilnng  der  Helligkeit  auf  der 
Mondscheibe 343 

Capitel  m.    Die  Planeten  und  ihre  Trabanten 347 

1.  Mercur 350 

2.  Venus , * ...  355 

3.  Mars ,   .   .  369 

4.  Die  Marstrabanten ' 3T3 

5.  Die  kleinen  Planeten 375 

6.  Jupiter 381 

7.  Die  Jupitersätelliten " 385 

8.  Saturn 393 

9.  Die  Satumsatelliten 399 

10.  Uranus 401 

11.  Die  Urannssatelliten 403 

12.  Neptun •  .   ! 405 

13.  Der  Neptunsatellit 406 

Capitel  IV.   Die  Cometen  und  Nebelflecke 407 

Capitel  V.    Die  Fixsterne 425 

1.  Die  HelligkeitsyerzeichnisBe  der  Fixsterne 425 

a.  Helligkeitsverzeichnisse)  welche  auf  Grössenschätzungen  beruhen  .  42S 

b.  Helligkeitsverzeichnisse,    welche  aus   photometrischen   Messungen 
hergeleitet  sind    . 443 

c.  Beziehungen   zwischen   den  Grössenschätzungen   und   den  phbto- 
metrischen  Messungen 454 

2.  Die  veränderlichen  Sterne 458 

a.  Die  temporären  oder  neuen  Sterne    .' 472 

b.  Die  Veränderlichen  von  langer  Periode 481 

c.  Die  unregelmässig  Veränderlichen 485 


X  Inhaltsverzeichnifls. 

Seite 

d.  Die  regelmässig  Veränderlichen  von  kurzer  Periode.    Der  Lyra- 
TypuB 487 

e.  Die  Veränderlichen  vom  Algol-Typus 495 

d.  Die  specträlphotometrischen  Beobachtungen  der  Fixsterne 500 

4.  Die  photographischen  Helligkeiten  der  Fixsterne 505 

Anbang. 

I.  Tafel  der  nach  den  Theorien  von  Lambert,  Lommel- Seeliger  und  Euler 
berechneten,  vom  Phasenwinkel  abhängigen  Beductionen  auf  volle  Be- 
leuchtung eines  Planeten    .   .' 511 

IIa.  Mittlere  Extinctionstabellen  für  Potsdam  (MeereshOhe  100m)  und  für  den 
Gipfel  des  Säntis  (Meereshöhe  2500m)  von  Grad  zu  Grad  in  Helligkeits- 
logarithmen und  Grössenclassen 515 

IIb.  Mittlere  Extinctionstabelle  für  Potsdam  zwischen  50^  und  88^  Zenithdistanz 
von  Zehntel  zu  Zehntel  Grad  in  Helligkeitslögarithmen ...516 

III.  Litteraturverzeichniss 517 

Namen-  und  Sachregister 546 


I.  ABSCHNITT. 


GKÜNDZÜGE 


DER 


THEORETISCHEN  A8TR0PH0T0METRIE. 


Hü II er,  Photometrie. 


Capitel  I. 

Die  pbotometriscben  Hanptgesetze. 


1.  Allgemeine  Definitionen. 

1/ie  Undulationstheorie  des  Lichtes  geht  bekanntlich  von  der  An- 
schauung ans,  dass  ein  sehr  elastisches  Medium  von  ausserordentlich 
geringer  Dichtigkeit,  der  sogenannte  Lichtäther,  den  ganzen  Weltraum 
sowohl  als  auch  die  Zwischenräume  zwischen  den  Molekülen  der  ponde- 
rabelen  Körper  erfüllt.  Durch  die  von  einem  leuchtenden  Gegenstande 
alisgehenden  Impulse  werden  die  unmittelbar  benachbarten  Theilchen  dieses 
Äthers  in  Schwingungen  versetzt,  die  Erregung  pflanzt  sich  in  dem  elasti- 
schen Medium  nach  allen  Richtungen  mit  constanter  Geschwindigkeit 
fort,  und  die  Empfindung,  welche  durch  die  das  Auge  erreichenden 
Schwingungen  in  dem  Nervensystem  hervorgebracht  wird,  nennen  wir 
Licht.  Diese  Empfindung  wird  je  nach  der  Anzahl  der  Schwingungen, 
welche  in  einer  bestimmten  Zeiteinheit  das  Auge  treffen,  verschieden  sein. 
Wir  sprechen  in  diesem  Sinne  von  der  Farbe  des  Lichtes  und  unter- 
scheiden alle  möglichen  Nuancen  zwischen  dem  äussersten  Roth  mit  etwa 
458  Billionen  und  dem  äussersten  Violett  mit  etwa  727  Billionen  Schwin- 
gungen in  der  Secunde.  Aber  auch  bei  gleicher  Farbe  kann  der  Licht- 
eindruck auf  das  Auge  sehr  verschieden  sein  je  nach  der  Stärke  der 
einwirkenden  Impulse.  Wir  sprechen  in  diesem  Sinne  von  der  Inten- 
sität des  Lichtes,  und  diese  kann  ebenfalls  innerhalb  sehr  weiter  Grenzen 
variiren,  von  einer  kaum  wahrnehmbaren  Empfindung  an  bis  zu  einem 
Eindrucke,  den  das  menschliche  Sehorgan  nicht  ohne  Gefahr  zu  ertragen 
vermag.  Mit  der  Bestimmung  und  Vergleichung  der  verschiedenen  Inten- 
sitätsgrade beschäftigt  sich  die  Photometrie. 

Die  Schwingungen  der  einzelnen  Äthertheilchen  werden  als  geradlinig 
und  senkrecht  zur  Fortpfianzungsrichtung  der  Bewegung  vorausgesetzt 

1* 


4  I.  Grandzüge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

Nach  den  Prineipien  der  Mechanik  wird  dann  die  Bewegungsgleichnng 
eines  einzelnen  Theilchens,  dessen  Entfernung  von  der  Gleichgewichtslage 
zur  Zeit  t  mit  x  bezeichnet  sein  möge,  lauten: 

m^  =  --Cx, 

wo  m  die  Masse  des  Theilchens  und  C  irgend  eine  Constante  ist.    Setzt 

man  noch  —  =  c*.  so  wird: 
m  ' 

•  ^x  . 

dF  =  -^^- 

Die  Auflösung  dieser  DiflFerentialgleichung  giebt: 

a;  =  a  cos(c^  +  ^)  j 

und  für  die  Geschwindigkeit  v  des  Theilchens  folgt  daraus: 

dx 

v  =  -^  =  —  ac  sin  [et  +  b) . 

Was  die  Integrationsconstanten  a  und  b  anbetrifft,  so  folgt  zunächst, 
wenn  man  die  Zeit  von  dem  Momente  an  rechnet,  wo  das  Theilchen  die 
grösste  Entfernung  von  der  Gleichgewichtslage  erreicht  hat,  dass  für  ^  =  0 
auch  die  Geschwindigkeit  r  =  0  sein  muss  und  daher  auch  ft  =  0  zu 
setzen  ist.    Man  hat  also: 

x=       acosc^, 
V  =  —  ac  sinc^. 

Die  Constante  a  ist,  wie  man  sieht,  der  Werth,  den  x  zur  Zeit 
^  =  0  erhält,  also  der  grösste  Betrag,  um  den  sich  das  Theilchen  aus  der 
Ruhelage  entfernen  kann.  Man  nennt  a  die  Schwingungsamplitude. 
Die   vorstehenden  Gleichungen   zeigen   noch,    dass  die  Bewegung   eine 

27t 

periodische  ist,  und  dass  sowohl  x  als  v  nach  Ablauf  der  Zeit  T  =  — 

immer  wieder  dieselben  Werthe  erhalten;  die  Grösse  T  heisst  die 
Schwingungsdauer.  Ftlhrt  man  dieselbe  in  die  obigen  Gleichungen 
ein,  so  gehen  dieselben  über  in: 

l7tt 

rr  =       a  cos  —j^-  , 

27t   .    ^nt 

Während  das  betrachtete  Athertheilchen  eine  ganze  Schwingung  vollendet, 
d.  h.  sich  von  einer  Elongation  zur  anderen  und  wieder  zurück  bewegt, 


Allgemeine  Definitionen.  5 

hat  sich  die  Erregung  weiter  ausgebreitet,  und  es  wird  ein  Theilchen 
geben,  welches  sich  genau  in  demselben  Schwingungszustande  befindet,  wie 
das  erste.  Bezeichnet  man  die  Entfernung  der  beiden  Theilchen  mit  A,  und 
ist  F  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  der  Ätherbewegung,  so  hat  man: 

X  =  VT. 
Die  Entfernung  X  wird  die  Wellenlänge  des  Lichtes  genannt. 

Unter  Intensität  des  Lichtes  im  weitesten  Sinne  versteht  man  eine 
Grösse,  welche  der  Energie  der  Ätherschwingungen  proportional  ist,  und 
da  diese  Energie  durch  die  augenblickliche  lebendige  Kraft  der  Theilchen 
gemessen  wird,  so  kann  man  die  Intensität  ausdrücken  durch  ymv^^  wo 
Y  eine  Constante  ist.  Je  weiter  die  Theilchen  von  der  Ruhelage  entfernt 
sind,  desto  mehr  nähert  sich  die  lebendige  Kraft  dem  Werthe  0  und  wird 
andererseits  am  grössten,  wenn  die  Theilchen  die  Ruhelage  passiren.  Da 
aber  das  Auge  nicht  im  Stande  ist,  den  schnellen  Schwingungen  zu  folgen, 
so  wird  nicht  die  augenblickliche  lebendige  Kraft  in  jedem  Stadium  der 
Schwingung  zur  gesoYiderten  Wirkung  gelangen,  sondern  es  wird  nur  der 
Mittelwerth  aus  allen  Werthen,  welche  die  lebendige  Kraft  während  der 
Schwingungsdauer  T  erhalten  kann,  in  Betracht  zu  ziehen  sein.  Wir 
nehmen  daher  ftlr  die  Intensität  J  den  Ausdruck  an: 


b 
Durch  Substitution  des  Werthes  von  v*  erhält  man: 

T 
0 

Der  Werth  des  Integrales  ist  \T\  folglich: 

und  wenn  ftlr  T  der  Werth  y  substituirt  und  eine  einzige  Constante  F 
eingeflihrt  wird: 

Die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  V  hängt  von  der  Wellenlänge  ab; 
doch  sind  die  Unterschiede  zwischen  den  ftlr  die  einzelnen  Wellenlängen 
gültigen  Geschwindigkeiten  so  gering,  dass  man  ohne  grossen  Fehler  V 
als  Constante  betrachten  darf.    Man  kann  dann  schreiben: 


6  I.  Gnindzüge  der  theoretischen  Aetrophotometrie. 

Die  Intensität  eines  Lichtes  von  der  Wellenlänge  X  wird  also  gemessen 
durch  das  Quadrat  der  Amplitude,  welche  die  Lichtschwingungen  besitzen. 
Hat  man  es  nicht  mit  homogenem  Lichte  von  der  Wellenlänge  l  zu 
thun,  sondern  mit  zusammengesetztem  Lichte  von  allen  möglichen  Wellen- 
längen, so  wird  jeder  Farbe  eine  besondere  lebendige  Kraft,  also  auch 
ein  besonderer  Werth  von  a  angehören.    Man  müsste  also  allgemein  die 

Summe  der  Werthe  lyj    über  alle  möglichen  Werthe  von  l  bilden  und 

hätte  streng  genommen  statt  des  obigen  Ausdruckes  zu  setzen: 


■=^^(fr 


Da  der  Zusammenhang  zwischen  a  und  l  nicht  genügend  bekannt  ist 
und  auch  die  Grenzen,  wo  die  Lichtwirkung  beginnt,  schwer  zu  bestimmen 
sind,  so  sieht  man,  dass  eine  ganz  strenge  Definition  der  Lichtintensität 
eigentlich  nicht  möglich  ist. 


2.  Das  Gesetz  vom  Quadrate  der  Entfernung. 

Die  vorangehenden  Definitionen  in  Verbindung  mit  dem  Gesetze  von 
der  Erhaltung  der  lebendigen  Kraft  liefern  nun  unmittelbar  den  ersten 
Hauptsatz  der  Photometrie,  den  Satz  vom  Quadrate  der  Entfernung.  Wir 
haben  die  von  einem  leuchtenden  Punkte  ausgehende  Lichtbewegung  als 
eine  Keihe  von  auf  einander  folgenden  Impulsen  aufgefasst.  Diese  Be- 
wegung breitet  sich  sowohl  im  freien  Äther  als  auch  in  allen  sogenannten 
isotropen  Mitteln,  wie  Luft,  Glas,  Wasser  u.  s.  w.,  nach  allen  Richtungen 
mit  einer  für  jedes  Mittel  eigenthümlichen  constanten  Geschwindigkeit 
aus;  nur  in  den  krystallinischen  oder  anisotropen  Medien  ist  die  Fort- 
pflanzungsgeschwindigkeit in  verschiedenen  Richtungen  eine  andere,  weil 
die  Elasticität  des  zwischen  den  Körpermolekülen  eingeschlossenen  Licht- 
äthers durch  die  besondere  Gruppirung  dieser  Moleküle  Veränderungen  erfährt. 
Wir  sehen  zunächst  von  solchen  anisotropen  Medien  ab  und  denken  uns 
um  einen  leuchtenden  Punkt  zwei  Kugeln  mit  den  Radien  r^  und  r,  con- 
struirt;  dann  befinden  sich  sämmtliche  Theilchen  der  einen  Kugeloberfläche 
und  ebenso  sämmtliche  Theilchen  der  anderen  in  gleichen  Schwingungs- 
zuständen.  Die  Schwingungsamplituden  seien  für  die  beiden  Kugelschalen  a, 
resp.  a,.  In  irgend  einem  Elemente  der  ersten  Kugelschale,  dessen  Oberfläche 
dio  und  dessen  Masse  ^dio  sein  möge,  ist  der  Mittelwerth  der  lebendigen 

tdio    ^ 
Kraft  während  einer  ganzen  Schwmgung  ausgedrückt  durch  i    y     ir^dtj 

b 


ZosammenBetzang  der  Lichtbewegungen.  7 

oder  nach  Einsetzen  des  Werthes  von  v*  und  Auflösen  des  Integrales  wie 

früher  durch  ^urfw  (^  j  aj.    Will  man  die  lebendige  Kraft  nicht  für  ein 

einzelnes  Theilchen,  sondern  ftlr  die  ganze  Kugel  angeben,  so  hat  man, 
da  die  Amplitude  a^  fUr  alle  Theilchen  dieselbe  ist,  in  dem  vorstehenden 
Ausdrucke  nur  da»  durch  die  Kugeloberfläche  4r^7r  zu  ersetzen  und  findet 
demnach  für  den  Mittelwerth  der  lebendigen  Kraft  auf  der  ganzen  Kugel 


/r' 


während  einer  Schwingung  den  Werth  4/mJrJ  »^,  •   Entsprechend  findet 

man  fllr  die  zweite  Kugeloberfläche  den  Werth  4//a^rJ  ^, ,  pnd  da  nach 

dem  Satze  von  der  Erhaltung  der  lebendigen  Kraft  die  beiden  Ausdrücke 
einander  gleich  sein  sollen,  so  ergiebt  sich  ohne  Weiteres: 


oder  in  Worten:  Die  Schwingungsamplituden  einer  Lichtbewegung  an 
zwei  Stellen,  deren  Entfernungen  vom  lichterregenden  Centrum  ver- 
schieden sind,  verhalten  sich  umgekehrt  wie  diese  Entfernungen.  Nun 
wird  aber  nach  unserer  früheren  Definition  die  Lichtintensität  gemessen 
durch  das  Quadrat  der  Schwingungsamplitude;  es  folgt  daher,  wenn  man 
die  Intensität  in  einem  Punkte  der  ersten  Kugel  mit  J^  und  in  einem 
Punkte  der  zweiten  Kugel  mit  J,  bezeichnet,  unmittelbar  die  Proportion: 

d.  h.  die  Intensitäten  verhalten  sich  umgekehrt  wie  die  Qua- 
drate der  Entfernungen.  Dieser  Satz,  welcher  das  Fundament  der 
ganzen  Photometrie  bildet,  ist  durch  zahlreiche  Beobachtungen  experi- 
mentell bewiesen,  und  es  ist  von  besonderem  Interesse,  dass  durch  die 
Beobachtungen  an  den  Himmelskörpern  seine  Gültigkeit  auch  ftlr  die 
enorm  grossen  Distanzen,  die  in  der  Astronomie  ins  Spiel  kommen,  fest- 
gestellt worden  ist. 


3.   ZusammensetzHiig  der  von  mehreren  leuchtenden  Punkten 
ausgehenden  Lichtbewegungen. 

Sind  statt  eines  einzigen  lichterregenden  Centrums  deren  zwei  vor- 
handen, so  fragt  es  sich,  welche  Bewegung  einem  bestimmten  Ather- 
theilchen  unter  dem  gemeinschaftlichen  Einflüsse  der  von  beiden  Punkten 
ausgehenden  Vibrationen  ertheilt  wird.  Wir  wollen  der  Einfachheit  wegen 
dabei  annehmen,  dass  die  beiden  Lichtbewegungen  gleiche  Wellenlängen 
haben,  und  wollen  femer  noch  ftlr  das  betrachtete  Äthertheilchen  gleiche 


8  I.  GrnndzUge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

Schwingongsphase  voraussetzen,  d.  h.  uns  denken,  dass  dieses  Theilchen 
unter  der  alleinigen  Wirkung  der  einen  Lichtbewegung  seine  einzelnen 
Schwingungen  genau  zu  denselben  Momenten  beginnen  und  vollenden 
würde,  wie  unter  der  alleinigen  Wirkung  der  anderen.  Die  von  der 
ersten  Lichtquelle  ausgehenden  Impulse  mögen  nun,  für  sich  allein  be- 
trachtet, in  einem  gewissen  Momente  dem  Theilchen  die  Geschwindigkeit 
v^  in  einer  bestimmten  Schwingungsebene  ertheilen,  und  entsprechend  möge 
das  Theilchen,  falls  es  nur  der  zweiten  Lichtbewegung  ausgesetzt  wäre, 
in  demselben  Momente  die  Geschwindigkeit  v\  annehmen  und  zwar  im 
Allgemeinen  in  irgend  einer  anderen  Schwingungsebene,  die  mit  der 
ersteren  den  Winkel  &  einschliesst.  Dann  setzen  sich  diese  beiden  Ge- 
schwindigkeiten nach  den  Lehren  der  Mechanik  zu  einer  resultirenden 
Geschwindigkeit  V  zusammen,  die  gemäss  dem  Satze  vom  Kräfteparallelo- 
gramm durch  die  Gleichung  ausgedrückt  ist: 

F*  =  rj  +  v\  +  2t\  v^  cos  ^  . 

Ist  der  Winkel  ^  =  0,  erfolgen  also  die  von  beiden  leuchtenden  Punkten 
hervorgebrachten  Schwingungen  in  derselben  Ebene,  so  wird  F*  =  {v^+i\Y^ 
Ist  dagegen  ^  =  90°,  so  ergiebt  sich  V*  =  v]  +  v\,  und  wenn  end- 
lich &  =  180°  ist,  so  folgt  F*  =  {t\  —  i;,)*,  und  in  dem  speciellen  Falle, 
wo  v^  =  V,  ist,  F*  =  0.  Man  sieht  also,  dass  die  von  zwei  Centren  aus- 
gehenden Lichtwirkungen  sich  sowohl  verstärken  als  vermindern,  in  einem 
bestimmten  Falle  sich  sogar  gänzlich  vernichten  können.  Indessen  findet 
eine  derartige  gegenseitige  Verstärkung  oder  Verminderung  nur  dann 
statt,  wenn  die  von  den  leuchtenden  Punkten  hervorgebrachten  Ather- 
schwingungen  constant  in  denselben  Ebenen  vor  sich  gehen,  d.  h.  wenn 
man  es  mit  sogenanntem  linear  polarisirten  Lichte  zu  thun  hat. 
Handelt  es  sich  aber,  wie  hier  vorausgesetzt  werden  soll,  um  natür- 
liches Licht,  und  versteht  man  (nach  Kirch  hoff)  unter  natürlichem 
Lichte  solches,  bei  welchem  die  Äthertheilchen  fortwährend  ihre  Sehwin- 
gungsrichtung  wechseln  und  zwar  so  schnell,  dass  in  einem  Zeiträume, 
der  für  die  menschlichen  Sinne  unwahmehmbar  klein  ist,  keine  Richtung 
die  anderen  überwiegt,  so  wird  man  die  gemeinschaftliche  Wirkung  der 
beiden  leuchtenden  Punkte  auf  ein  gewisses  Äthertheilchen  ftlr  eine  be- 
stimmte Zeit  ausdrücken  müssen  durch: 

wo  die  Summen  über  alle  möglichen  Combinationen  von  i\  und  i\  inner- 
halb dieser  Zeit  zu  bilden  sind.  Da  nun  ^  in  diesem  Falle,  nach  der 
obigen  Definition  von  natürlichem  Lichte,  alle  möglichen  Werthe  zwischen 


Die  physiologische  Intensität  n.  das  rechnerische  psychophysische  Gesetz.        9 

-t-  1  und  —  1  darchlaafen  kann,  so  wird  der  Mittelwerth  fUr  Zeiten,  die 
unsere  sinnliche  Wahrnehmung  verlangt,  Null  sein,  und  man  hat  daher: 

Nun  sind  aber  diese  Summen,  wenn  man  sie  sich  über  die  Dauer  einer 
ganzen  Schwingung  ausgedehnt  denkt,  unmittelbar  proportional  den  im 
Vorangehenden  als  Intensität  der  Lichtbewegung  definirten  Grössen. 
Bezeichnet  man  daher  diese  Intensitäten  fUr  die  beiden  einzelnen  Bewe- 
guttgen  mit  J^  und  J,  und  für  die  resultirende  mit  J,  so  ergiebt  sich: 

Dieser  Satz  lässt  sich  ohne  Schwierigkeit  auch  auf  beliebig  viele  leuch- 
tende Punkte  ausdehnen,  und  da  man  sich  jede  leuchtende  Fläche  aus 
lauter  leuchtenden  Punkten  zusammengesetzt  denken  kann,  von  denen 
jeder  unabhängig  von  den  anderen  eine  Wellenbewegung  erregt,  so  folgt 
ohne  Weiteres  der  wichtige  Grundsatz,  dass  die  von  einer  leuchtenden 
Fläche  hervorgebrachte  Lichtintensität  der  Ausdehnung  dieser  Fläche 
proportional  ist 

4.  Die  physiologische  Intensität  und  das  Fechner'sche  psychophysische 

6esetz. 

Nach  der  bisherigen  Definition  wird  die  Intensität  eines  leuchtenden 
Punktes  durch  den  Mittelwerth  der  lebendigen  Kraft  des  Äthers  während 
einer  Schwingungsdauer  gemessen.  Denken  wir  uns  an  der  durch  das 
Licht  erregten  Stelle  unser  Auge,  so  fragt  es  sich,  ob  die  ganze  lebendige 
Kraft  in  den  Sehnerven  wirksam  ist,  ob  wir  die  ganze  lebendige  Kraft 
messen  können.  Diese  Frage  ist  entschieden  zu  verneinen;  denn  ein 
Theil  der  Kraft  äussert  sich  als  Wärme,  ein  Theil  als  chemische  Reaction, 
und  nur  ein  gewisser  Theil,  der  sich  zunächst  nicht  sicher  bestimmen 
lässt,  afficirt  die  Nerven  unserer  Augen  so,  dass  dadurch  der  Eindruck 
des  Lichtes  hervorgebracht  wird.  Nennen  wir  die  Intensitäts-Empfindung 
Ej  so  ist  zunächst  klar,  dass  diese  Empfindungsgrösse  eine  Function  der 
objectiven  Intensität  J  ist,  also: 

E  =  f{J). 
Wir  wissen  von  der  Beziehung  zwischen  E  und  J  zunächst  nur  so  viel, 
dass  E  mit  wachsendem  J  ebenfalls  wächst,  femer,  dass  E  bei  einem 
bestimmten  Werthe  von  J  verschwindet.  Macht  man  die  Annahme,  dass 
unsere  Netzhaut  überall  dieselbe  Reizbarkeit  besitzt,  ferner,  dass  die 
Beschaflfenheit  der  Function  f  von  der  Lage  der  gereizten  Stelle  der 
Netzhaut  unabhängig  ist,   und  denken  wir  uns  zwei  leuchtende  Punkte, 


\Q  I.  Gnmdzüge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

deren  objective  Intensitäten  oder  lebendigen  Kräfte  durch  Ji  nnd  J,  aus- 
gedrückt sein  mögen  und  welche  die  Empfindungsgrössen  E^  und  E^  her- 
vorbringen mögen,  so  ist  aus  der  Gleichheit  von  E^  und  E^  nothwendig 
auch  auf  die  Gleichheit  von  J^  und  J,  zu  schliessen,  ganz  gleichgültig, 
welches  die  Beschaflfenheit  der  Function  /*sein  mag.  Sind  die  Empfindungs- 
grössen zweier  Lichtquellen  verschieden,  so  können  wir  nur  so  viel  mit 
Sicherheit  schUessen,  dass  die  eine  heller  oder  schwächer'  als  die  andere 
ist,  aber  es  ist  unmöglich  anzugeben,  um  wieviel.  Sind  wir  aber  im 
Stande,  durch  irgend  ein  Mittel  die  lebendige  Kraft  der  einen  (der 
stärkeren)  Lichtquelle  in  messbarer  Weise  soweit  zu  ändern,  bis  die 
physiologischen  Eindrücke  für  unser  Urtheil  gleich  sind,  so  können  wir 
aus  der  Grösse  der  Veränderung  auf  das  ursprüngliche  Verhältniss  der 
lebendigen  Kräfte  der  beiden  Lichtquellen  schliessen.  Hiermit  ist  die 
Grundbedingung  ftlr  die  Construction  eines  brauchbaren  photometrischen 
Apparates  ausgesprochen.  Wir  werden  im  zweiten  Abschnitte  ausführlich 
die  Mittel  zu  besprechen  haben,  welche  uns  zu  Gebote  stehen,  um  die  leben- 
dige Kraft  einer  Lichtquelle  messbar  zu  verändern.  Im  Vorigen  ist  still- 
schweigend die  Voraussetzung  gemacht,  dass  die  Empfindungsgrösse  nur 
von  der  lebendigen  Kraft  der  Lichtbewegung  abhängt;  dies  ist  aber  nicht 
der  Fall,  sondern  E  hängt  auch  noch  von  der  Farbe  des  Lichtes  ab, 
wie  auch  schon  J  an  und  ftlr  sich  eine  Function  der  Wellenlänge  war. 
Man  hat  also  richtiger: 

E=<p(J,X). 
In  welcher  Weise  E  von  der  Farbe  abhängt,  lässt  sich  nicht  mit 
Sicherheit  angeben.  So  viel  ist  aber  von  vornherein  klar,  dass  bei  ver- 
schiedenen Beobachtern  diese  Abhängigkeit  nicht  als  gleich  vorauszusetzen 
ist,  wie  schon  daraus  zur  Genüge  hervorgeht,  dass  bekanntlich  partielle 
Farbenblindheit  vorkommt.  Handelt  es  sich  um  Lichtbewegungen  von 
verschiedener  Wellenlänge,  so  wird  man  durch  blosse  Veränderung  der 
lebendigen  Kraft  der  einen  zwar  die  Amplitude  der  Bewegung,  aber 
nicht  zugleich  die  Wellenlänge  ändern  können,  und  es  werden  daher  nie 
gleichartige  Eindrücke  auf  der  Netzhaut  hervorgebracht  werden.  Wir 
können  zwar,  namentlich  nach  einiger  Übung,  entscheiden,  ob  von  zwei 
verschiedenfarbigen  Lichtquellen  derselbe  physiologische  Beiz  ausgeübt 
wird,  aber  wir  dürfen  unter  keinen  Umständen,  ebenso  wie  bei  gleich- 
geförbten  Lichtquellen,  von  der  Gleichheit  der  Empfindungsgrössen  auf 
die  Gleichheit  der  lebendigen  Kräfte  schliessen.  Bekannt  ist  das  soge- 
nannte Purkinje'sche  Phänomen '),  welches  zeigt,  dass,  wenn  zwei 
farbige  Lichteindrücke,  welche  auf  unser  Auge  den  gleichen  physiologischen 

1)  Purkinje,  Zur  Physiologie  der  Sinne.    Bd.  II,  p.  109. 


Die  phjBiologische  Intensität  n.  das  rechnerische  peychophysiBche  Gesetz.      1  ] 

Eindruck  machen,  im  gleichen  VerhältnisBe  geschwächt  werden,  dann  bei 
der  geringeren  Lichtstärke  die  blauen  Farben  deutlich  heller  erscheinen 
als  die  weniger  brechbaren.  Dove*)  hat  interessante  Versuche  über  den 
EinflnsB  einer  weissen  Beleuchtung  auf  die  relative  Intensität  verschiedener 
Farben  angestellt  und  geAmden,  dass  bei  grosser  Beleuchtungsstärke  die 
rothea,  bei  geringerer  die  blauen  Eindrücke  überwiegen.  Hierher  gehört 
auch  die  alltägliche  Wahrnehmung,  dass  man  in  einem  dunklen  Zimmer 
zuerst  die  blauen  Gegenstände  bemerkt  und  dann  erst  die  rothen,  sowie 
ferner,  dass  umgekehrt  das  Auge  den  sehr  hellen  Gegenständen  unwill- 
kirlich  eine  bläuUche  Färbung  beilegt.  Ausführliches  über  diesen  Gegen- 
stand findet  man  in  Helmholtz's  physiologischer  Optik,  wo  auch  neuere 
Tersuche  von  A.  König^)  über  den  Helligkeitswerth  der  Spectralfarben 
bei  verschiedener  absoluter  Intensität  besprochen  sind. 

Für  die  messende  Photometrie  sind  diese  Thatsachen  von  der  grössten 
Bedeutung,  und  man  sieht,  dass,  so  lange  es  sich  um  die  Messung  ver- 
schiedenfarbiger Lichtquellen  handelt  und  so  lange  das  menschliche  Auge 
in  letzter  Instanz  zu  entscheiden  hat,  von  vornherein  der  zu  erreichenden 
Genauigkeit  gewisse  Schranken  gesetzt  sind,  die  unter  Umständen  bei 
anormalen  Augen  ziemlich  weit  sein  können.  Für  die  Technik,  wo  es  sich 
beispielsweise  um  die  Vergleichung  von  bläulichem  elektrischen  Lichte  und 
röthlichem  Gaslichte  handelt,  sind  diese  Fragen  von  der  allerhöchsten  Be- 
deutung, und  es  wird  Aufgabe  der  Praxis  sein,  geeignete  Methoden  zu 
ersinnen,  die  eine  möglichst  sichere  Beurtheilung  der  physiologischen  In- 
tensität gestatten.  Einen  Weg  dazu  eröffnen  die  spectralphotometrischen 
Beobachtungen,  bei  denen  das  Licht  in  seine  einzelnen  Bestandtheile  zer- 
legt, die  Vergleichung  in  den  verschiedenen  Farbenbezirken  ausgeführt 
und  aus  der  Summirung  der  Einzelwirkungen  auf  das  ursprüngliche 
Verbältniss  der  lebendigen  Kräfte  geschlossen  wird.  Dieser  verhältniss- 
mässig  neue  Zweig  der  Photometrie  hat  jedenfalls  eine  grosse  Zukunft 
und  verdient  eine  immer  grössere  Beachtung.  In  der  Astrophotometrie 
ist  die  Verschiedenheit  der  Farben  ebenfalk  eine  Quelle  der  Unsicherheit. 
Zwar  kommen  am  Himmel  keine  so  erheblichen  Farbenunterschiede  vor 
wie  im  gewöhnlichen  Leben;  wirklich  grüne  und  blaue  Sterne  giebt  es 
nicht,  und  die  meisten  Sterne  besitzen  eine  gelblich  weisse  oder  weisslich 
gelbe  Färbung.  Immerhin  sind  aber  die  Unterschiede  zwischen  einem 
weissen  und  einem  röthlichen  Sterne  so  erheblich,  dass  die  directe 
Vergleichung  ungemein  schwierig  ist  und  insbesondere  die  Vereinigung 


1)  BerL  Monatsber.  1852,  p.  69. 

2)  A.  König,  Über  den  Helligkeitswerth  der  Spectralfarben  bei  verschiedener 
absoluter  Intensität  (Beiträge  zur  Psychologie  und  Physiologie  der  Sinnesorgane. 
Festschrift  für  H.  v.  Hehaiholtz,  Hamburg  1891,  p.  309.) 


12  I-  Gnindzttge  der  theoretischen  ABtrophotometrie. 

der  von  verschiedenen  Beobachtern  erhaltenen  Resultate  mit  grosser  Vor- 
sicht auszuführen  ist.  Die  Spectralphotometrie  würde  auch  hier  der  einzig 
richtige  Weg  sein;  doch  stellt  sich  der  allgemeinen  Anwendung  derselbe? 
auf  den  Himmel  ein  bedenkliches  Hinderniss  entgegen  in  der  geringen 
Lichtstärke  der  Sterne,  welche  zunächst  nur  bei  den  helleren  eine  erfolg- 
reiche Vergleichung  in  den  verschiedenen  Spectralbezirken  gestattet.  Wir 
werden  auf  diesen  Punkt  in  späteren  Capiteln  eingehender  zurückkommen. 

Zu  weiteren  Betrachtungen  über  die  physiologische  Empfindungs- 
grösse,  welche,  abgesehen  von  der  Wärmewirkung  und  der  chemischen 
Reaction,  das  einzige  Mass  für  die  ursprüngliche  lebendige  Kraft  der 
leuchtenden  Punkte  giebt,  möge  zunächst  wieder  homogenes  oder  wenigstens 
weisses  Licht  vorausgesetzt  werden.  Es  fragt  sich  nun,  wie  die  Em- 
pfindungsgrösse  sich  ändert,  wenn  die  Intensität  des  objectiven  Lichtes 
verändert  wird.  Eine  einfache  Vorstellung  davon  giebt  die  Erscheinung, 
dass  man  die  Sterne  am  Tage  mit  blossem  Auge  nicht  sehen  kann,  ob- 
gleich die  absolute  Differenz  der  Intensität  der  Sterne  und  des  umgebenden 
Himmelsgrundes  am  Tage  ebenso  gross  ist,  wie  in  der  Nacht.  Während 
wir  aber  des  Nachts  nur  die  Intensität  des  Sternes  und  des  Himmels- 
grundes vergleichen,  vergleichen  wir  am  Tage  die  erleuchtete  Atmosphäre 
mit  der  Summe  von  Stern  und  erleuchteter  Atmosphäre,  also  zwei  stärkere 
Lichteindrücke.  Man  sieht  also,  dass  das  menschliche  Auge  die  Differenz 
zweier  Lichteindrücke  anders  auffasst,  wenn  beide  durch  Hinzufügen 
eines  dritten  Lichteindruckes  verstärkt  worden  sind.  Dasselbe  lehrt  der 
bekannte  von  Fe  ebner  angestellte  Versuch  mit  den  auf  einer  weissen 
Tafel  von  einem  undurchsichtigen  Stabe  bei  Beleuchtung  mit  zwei  Licht- 
quellen hervorgebrachten  Schatten.  Die  eine  Lichtquelle  habe  die  In- 
tensität A,  die  andere  die  Intensität  H\  dann  erhält  der  durch  h  hervor- 
gebrachte Stabschatten  nur  die  Intensität  5,  die  umgebende  Stelle  aber 
die  Intensität  H  +  h,  Ist  nun  H  im  Vergleich  zu  h  sehr  klein,  so  wird 
das  Auge  den  Schatten  noch  gut  von  dem  Grunde  unterscheiden,  bei  sehr 
grossen  Werthen  von  H  ist  aber  der  Schatten  nicht  mehr  zu  erkennen^ 
und  es  folgt  also  hieraus,  dass  das  Auge  dieselbe  Intensitätsdifferenz  je 
nach  Umständen  anders  auffasst,  also  keinen  richtigen  Massstab  für 
Helligkeitsunterschiede  abgiebt.  Ist  eine  Tafel  von  einer  Lichtquelle 
beleuchtet,  eine  zweite  von  zwei  eben  solchen  Lichtquellen,  so  kann 
man  den  Unterschied  in  der  Intensität  erkennen;  wird  aber  die  eine  Tafel  von 
100,  die  andere  von  101  solcher  Lichtquellen  erhellt,  so  vermag  das 
Auge  keinen  Unterschied  mehr  zu  bemerken. 

Ganz  andere  Resultate  ergeben  sich  aber,  wenn  man  zwei  Licht- 
quellen nicht  um  ein  gleiches  Plus,  sondern  in  gleichem  Verhältnisse 
verstärkt.   Hierher  gehört  der  bekannte  Fundamentalversuch  von  Fechner, 


Die  pliysiologiBohe  Intensität  n.  das  Fechner'sche  psychophysiscbe  Gesets.      1 3 

welcher  zwei  benachbarte  Wolkenflächen,  deren  Helligkeitsdifferenz  eben 
noch  merklich  war,  einmal  mit  blossem  Auge,  das  andere  Mal  durch  ab- 
sorbirende  Gläser,  die  also  einen  bestimmten  Pro centsatz  des  ursprüng- 
lichen Lichtes  beider  Wolkenflächen  absorbirten,  beobachtete.  Im  zweiten 
Falle  wurde  der  ursprünglich  eben  noch  merkliche  Unterschied  der  Hellig- 
keit keineswegs  geringer,  sondern  nach  dem  Urtheile  vieler  Beobachter 
mindestens  ebenso  auffallend,  selbst  wenn  die  Abschwächung  innerhalb 
weiter  Grenzen  modificirt  wurde.  Allgemein  ergiebt  sich  aus  diesen 
und  zahlreichen  ähnlichen  Versuchen,  dass  bei  den  verschiedensten  Hellig- 
keftsgraden  die  Differenz  der  Intensitäten,  welche  vom  Auge  gerade  noch 
uiterschieden  werden  können,  nahezu  denselben  Bruchtheil  der  ganzen 
Helligkeit  bildet.  Fe  ebner ')  hat  dies  in  dem  nach  ihm  benannten  psycho- 
physischen  Gesetze  zuerst  mit  voller  BJarheit  ausgesprochen,  obgleich  vor 
ihm  schon  Andere,  namentlich  Bouguer,  Arago,  Massen  und  Stein- 
heil auf  die  Bedeutung  der  Erscheinungen  hingewiesen  und  entsprechende 
Versuche  zur  Bestimmung  der  Empfindungsgrenze  angestellt  hatten.  Nach 
Bouguer 2)  kann  man  noch  ^  der  Lichtstärke  unterscheiden;  Arago ^) 
beobachtete,  dass  bei  Bewegung  der  leuchtenden  Objecte  noch  feinere 
Unterschiede  bemerkt  werden  konnten  und  bestimmte  den  Lichtquotienten 
unter  den  günstigsten  Bedingungen  zu  j^y.  Massen^)  fand  im  Mittel 
den  Factor  zu  j^ ,  und  nahe  denselben  Werth  lieferten  die  Versuche  von 
Fechner,  während  Steinheil*)  aus  photometrischen  Messungen  den 
etwas  abweichenden  Werth  ^  erhielt. 

Ohne  näher  auf  diese  Versuche  und  die  damit  zusammenhängenden 
Fragen  einzugehen,  über  welche  die  Lehrbücher  der  physiologischen  Optik 
noch  manche  interessante  Einzelheiten  enthalten,  genügt  es  für  unsere 
Zwecke  hervorzuheben,  dass  etwa  1  Procent  als  diejenige  Grösse  anzu- 
sehen ist,  welche  unter  günstigen  Umständen  noch  als  Helligkeitsunter- 
schied wahrgenommen  werden  kann. 

Es  verdient  hier  nicht  unerwähnt  zu  bleiben,  dass  das  psychophysische 
Gesetz  auch  auf  anderen  Gebieten  der  Sinnesempfindungen  Gültigkeit  hat. 
So  ist  nachgewiesen,  dass  der  Unterschied  zweier  Tonhöhen  sich  gleich 
bleibt,  wenn  das  Verhältniss  der  Differenz  der  Schwingungsdauem  zur 
ganzen  Schwingungsdauer  constant  ist;  und  auch  bei  der  Beurtheilung  der 


1)  Fechner,  Über  ein  psychophysisches  Grundgesetz  und  dessen  Beziehung  zur 
Schätzung  der  Stemgrössen.    (Abhandl.  der  K.  Sachs.  Ges.  der  Wiss.  Bd.  4,  p.  455.) 

2)  Bongner,  Trait6  d'optiqne  snr  la  gradation  de  la  Inmi^re.    Onvrage  post- 
hume.    Paris,  1760,  p.  25. 

3)  Arago,  Sämmtl.  Werke.    Deutsche  Ausg.  Ton  Hankel,  Bd.  10,  p.  210. 

4)  Annales  de  chimie  et  de  physiqne.    S^rie  3,  tome  14,  p.  IS*). 

5}  Steinheil,  Elemente  der  Helligkeitsmessnngen  am  Sternenhimmel.  (Denk- 
schriften der  E.  Bayer.  Akad.  d.  Wiss.  Math.-Pbys.  Classe,  Bd.  II.)  Mttnchen,  1836,  p.  80. 


14  I-  GrnndsOge  der  theoretiBcben  ABtropkotometrie. 

Differenzen  yon  Gewichten  nnd  Liniengrössen  findet  Ähnliches  statt  Die 
AUgemeingttltigkeit  des  Gesetzes  ist  namentlich  durch  Untersuchungen 
von  E.  H.  Weber  nachgewiesen  worden,  und  es  wird  daher  dieses  Gesetz 
auch  häufig  als  das  Weber'sche  bezeichnet. 

In  seiner  Anwendung  auf  die  Photometrie  lässt  sich  das  Gesetz  in 
der  folgenden  Form  ausdrücken.  Ist  E  die  Empfindnngsgrösse,  welche 
der  objectiven  Helligkeit  h  entspricht,  und  ist  dE  die  Zunahme  der  Em- 
pfindungsstärke, welche  durch  einen  Zuwachs  dh  der  objectiven  Helligkeit 
hervorgerufen  wird,  so  hat  man: 

J7-I         dh 
dE  =^c-j--, 

wo  c  eine  Constante  ist.    Durch  Integration  folgt: 

^=clogA+  C. 
Für  zwei  andere  Werthe  E^  und  A^  hat  man  ebenso: 

E,  =  closh.  +  C, 
und  daraus  folgt: 

E—  E^  —  c  log  -j-~ ,     oder:     h  =  h^e    "^     • 

Es  darf  nicht  verschwiegen  werden,  dass  das  Fechner'sche  Gesetz 
nicht  unumschränkte  Gültigkeit  besitzt,  vielmehr  eine  untere  und  obere 
Grenze  hat  und  bei  sehr  kleinen  sowohl  als  bei  sehr  grossen  Helligkeiten 
ungenau  wird.  Fechner  hat  bereits  selbst  auf  diese  Ausnahmen  hin- 
gewiesen und  die  untere  Grenze  durch  den  Einfluss  des  subjectiven 
Eigenlichts  des  Auges  zu  erklären  versucht.  Die  Sehnerven  werden 
nämlich  nicht  nur  durch  das  von  aussen  kommende  Licht  gereizt,  sondern 
es  findet  auch  durch  innere  Einflüsse  eine  beständige  Reizung  statt,  die 
bei  geschlossenen  Augen  zwar  keinen  gleichmässigen  Lichteindruck,  viel- 
mehr nur  einen  verschwommenen  ungleichmässigen  Lichtschimmer  hervor- 
bringt, die  aber  niemals  absolute  Dunkelheit  eintreten  lässt.  Bezeichnet 
man  dieses  Eigenlicht  des  Auges,  welches  zu  dem  von  aussen  kommenden 
Lichte  sich  hinzuaddirt,  mit  H^ ,  so  müsste  das  Fechner'sche  Gesetz 
eigentlich  in  der  Form  geschrieben  werden: 

Man  sieht  hieraus,  dass  der  Empfindungszuwachs  geringer  ist,  als  wenn 
jETq  gleich  Null  wäre,  und  es  ist  ohne  Weiteres  klar,  dass  die  Abweichung 
von  der  ursprünglichen  Form  um  so  grösser  sein  muss,  je  mehr  h  sich 
dem  Werthe  von  H^  nähert,  d.  h.  je  geringer  die  Helligkeit  der  betrachteten 
Lichtquelle  ist.     Fechner  und  Volkmann  haben  sogar  versucht,  die 


Die  phjBiologiBche  InteiiBität  u.  das  Fechnersche  psychophysib^ 

Intensitilt  des  Eigenlichtes  zu  bestimmen;  indessen  sind  diese  Bestimmni^^ 
nicht  ganz  einwnrfsfrei  und  ergeben  offenbar  zn  kleine  Werthe.  Wenn 
das  Eigenlicht  des  Auges  wirklich  vorhanden  ist,  so  mnss  die  objective 
Intensität  eine  gewisse  Stärke  haben ,  am  überhaupt  wahrgenommen  zu 
werden.  Kleinere  Grade  der  Intensität  ttben  keine  Wirkung  mehr  auf  das 
Auge  ans.  Fechner  hat  die  kleinste  noch  erkennbare  Beleuchtung  die 
Reizschwelle  genannt. 

Was  die  obere  Grenze  des  Fechner'schen  Gesetzes  anbelangt ,  so 
läsrt  sich  dieselbe  ebenso  wenig  wie  die  untere  mit  Sicherheit  angeben, 
aber  es  ist  ohne  Weiteres  klar,  dass  bei  einer  gewissen  Stärke  des  Reizes 
diis  Sehorgan  geschädigt  wird.  Wir  können  ohne  Schutzmittel  nicht  das 
firecte  Sonnenlicht  vertragen,  und  auch  schon  bei  weniger  intensiven 
Lichtquellen  findet  eine  Überreizung  der  Nerven  statt,  bei  welcher  es 
nicht  mehr  möglich  ist,  Empfindungsunterschiede  wahrzunehmen. 

Für  die  Astrophotometrie  ist  das  Fechner'sche  Gesetz  von  der 
fundamentalsten  Bedeutung,  und  es  rechtfertigt  sich  ganz  von  selbst  eine 
ausführliche  Besprechung  desselben  an  erster  Stelle  in  einem  Lehrbuche 
über  Astrophotometrie,  weil  sich  die  wichtigsten  Folgerungen  hinsichtlich 
des  Hasses,  in  welchem  photometrische  Beobachtungen  anzugeben  sind, 
sowie  hinsichtlich  des  Ausgleichungsverfahrens  an  dasselbe  knüpfen.  Da 
es  bei  allen  photometrischen  Messungen  in  letzter  Instanz  auf  die  Em- 
pfindungsgrösse  E  ankommt,  so  sieht  man  sofort  aus  der  Formel : 

E  =  c\ogh  +  C, 

dass  es  nicht  die  objectiven  Helligkeiten  (lebendigen  Kräfte)  selbst, 
sondern  die  Logarithmen  derselben  sind,  welche  psychisch  zur  Em- 
pfindung kommen,  und  es  ergiebt  sich  daraus  die  Nothwendigkeit,  die 
Helligkeitslogarithmen  als  Mass  in  die  messende  Astrophotometrie  ein- 
zuführen. Schon  Fechner  hat  selbst  auf  den  Zusammenhang  seines 
Gesetzes  mit  der  messenden  Astronomie  hingewiesen.  Bekanntlich  sind 
schon  von  Alters  her  die  Sterne  nach  dem  Eindrucke,  den  ihr  Licht  auf 
das  Auge  macht,  in  gewisse  Helligkeitsclassen,  sogenannte  Sterngrössen- 
elassen,  eingetheilt  worden,  und  zwar  wurden  für  die  mit  blossem  Auge 
sichtbaren  Sterne  sechs  Abtheilungen  gewählt  mit  der  Bedingung,  dass  der 
Helligkeitsunterschied  zwischen  je  zwei  aufeinander  folgenden  Abtheilungen 
derselbe  sein  sollte.  Später  hat  man  diese  Helligkeitsscala  auch  auf  die 
teleskopischen  Sterne  ausgedehnt,  und  es  ist  so  eine  zunächst  willkürliche 
Scala  zur  Beurtheilung  von  Helligkeiten  der  Sterne  entstanden.  Es  fragt 
sich,  ob  diese  Scala  in  dem  Fechner'schen  Gesetze  begründet  ist? 
Man  denke  sich  Sterne,  welche  in  dem  eben  angedeuteten  Sinne  Reprä- 
sentanten der  aufeinander  folgenden  Grössenclassen   1,  2,  3  ....  m  sind; 


16  I-  Grnndztige  der  theoretiBchen  Astrophotometrie. 

ihre  objectiven  Lichtstärken  seien  A,  ,  A, ,  h^  ---h^  und  die  Empfindongs- 
grossen  jB",  ,  E^ ....  jE7^.    Nach  dem  Fechner'schen  Gesetze  ist: 

E^  =  c  log  h^+  C 

^ni.i  =  clogA^_,  +  C; 
also :  h 

Wäre  nun  das  Fechner'sche  Gesetz  auf  die  Grössenclassen  anwendbar,  so 
müsste  E^  —  E^_^  für  je  zwei  beliebige  auf  einander  folgende  Grössen- 
^classen  constant  sein;  man  müsste  also  haben: 

oder,  wenn  man  -    durch  eine  einzige  Constante  log  —  ersetzt : 


Am 


=  Q 


In  der  That  haben  nun  alle  bisherigen  Untersuchungen  ergeben,  dass 
innerhalb  gewisser  Grenzen  das  Helligkeitsverhältniss  zweier  um  eine 
Grössenclasse  von  einander  verschiedenen  Sterne  als  constant  anzusehen 
ist  und  dass  also  die  Grössenschätzungen  als  eine  Bestätigung  des  Fech- 
ner'schen  Gesetzes  betrachtet  werden  können.  Im  letzten  Abschnitte  wird 
ausführlich  über  diese  Untersuchungen  berichtet  werden;  hier  genügt 
es  hervorzuheben,  dass  mit  Ausnahme  der  helleren  Grössenclassen,  wo 
etwas  stärkere  Abweichungen  zu  bemerken  sind,  für  das  Helligkeitsver- 
hältniss zweier  auf  einander  folgenden  Classen  mit  genügender  Sicherheit 
die  Zahl  2.5  angenommen  werden  kann.  Wäre  das  Fechner'sche  Ge- 
setz in  aller  Streuge  auf  Stemgrössen  von  den  hellsten  bis  zu  den 
schwächsten  Sternen  anwendbar,  so  hätte  man  streng: 


h^       A,       A5  h. 


m-i 


Aj       A3        A^  Aj 


=  -r--  =  ? 


m 


oder: 

logA,  -logA,  =  logÄ,  -logA,  =  .  .  •  =logA^_4  —  logA^  =  logc>, 

oder  wenn  man  alle  Gleichungen  addirt: 

log  A,  —  log  A^  =  (w  —  1)  log  Q  . 

Setzt  man,  da  die  Einheit  beliebig  angenommen  werden  kann,  die  Hel- 
ligkeit eines  Sternes  erster  Grösse  gleich  1,  so  hat  man: 
logA^,  =  —  [m^  l)log^, 


oder: 

m  =  1  — 


^oghfn 
logQ 


Die  physiologische  Intensität  n.  das  Fechner'sche  psychophysisohe  Gesetz.       i  7 

d.  h.  die  ideale  Grössenclasse  m  eines  Sternes,  dessen  Helligkeitsverhältniss 
zu  einem  Steme  1.  Grösse  durch  h^  ausgedrückt  ist,  wird  gefunden, 
wenn  man  log  A^  durch  eine  Constante  log  q  dividirt  und  den  Quotienten 
von  1  snbtrahirt.  Es  hat  sich  in  der  Photometrie  die  Bezeichnung  mit 
Sten^össenclassen  so  eingebtlrgert,  dass  es  kaum  noch  rathsam  sein 
dürfte,  dieselbe  wieder  durch  eine  andere  Schreibweise  verdrängen 
und  z.  B.  alle  Angaben  in  Helligkeitslogarithmen  machen  zu  wollen.  Es 
wild  sich  daher  empfehlen,  für  die  Constante  q  einen  ganz  bestimmten 
Werth  einzuführen  und  als  photometrische  Stemgrösse  denjenigen  Werth 
za  definiren,  welcher  sich  bei  der  Division  der  Helligkeitslogarithmen 
turch  den  Logarithmus  dieser  Constanten  ergiebt.    Man  bedient  sich  jetzt 

allgemein  des  Werthes  log^  =  —  0.4  oder  q  =  0.389  oder  -  =  2.512. 

Das  Fechner'sche  Gesetz  ist  auch,  wie  hier  noch  kurz  erwähnt 
werden  soll,  für  die  Ausgleichung  der  photometrischen  Beobachtungen  von 
hoher  Bedeutung.  Es  mögen  von  einem  Steme  eine  Anzahl  Helligkeits- 
bestimmungen A^,*^...*^  vorliegen,  denen  die  Empfindungsstärken  E^^E^ 
...jF«  entsprechen  sollen.  Der  wahrscheinlichste  Werth  für  die  Helligkeit 
des  Sternes  sei  x  und  die  zugehörige  Empfindungsstärke  sei  E^.  Nach 
dem  Fechner'schen  Satz  hat  man  dann: 

^,  =  clogA,  +.  C, 
E^  =  c\og  X  +  C . 

i;. -i;,  =  ciog|. 
^,-i;,  =  ciog|, 

Die  Verschiedenheit  der  Grössen  ^, ,  E^  , , ,  E^  wird  einerseits  durch  die 
rein  zufälligen,  auf  der  unvollkommenen  Urtheilsfähigkeit  des  Auges  be- 
ruhenden Messuugsfehler  bedingt,  andererseits  durch  äussere  Einflüsse,  wie 
wechselnde  Durchsichtigkeit  der  Atmosphäre  u.  s.  w.,  hervorgebracht.  Be- 
trachtet man  die  Grössen  E^  —  E^,  E^  —  E^,  . . .  E^  —  E^  als  Beobach- 
tungsfehler und  legt  der  Ausgleichung  das  Gauss'sche  Fehlergesetz  zu 
Grunde,  nach  welchem  die  Summe  der  Fehlerquadrate  ein  Minimum  wer- 
den muss,  so  ergiebt  sich  die  Gleichung: 

c'(log|)'  -t-  ^'(log|)  +    •  •  +  c»(log|^)'=  Minimum, 

Hill  er,  Pliotometrie.  »  2 


Mithin  ist: 
Ebenso  wird: 


IS  I-  Grandzüge  der  theoretischen  Ajtrophotometrie. 

und  hieraus  folgt  zur  Bestimmung  des  wahrscheinlichsten  Helligkeits- 
werthes  x  die  Gleichung: 

log^  +  log|^+...+log^  =  0, 

Es  geht  hieraus  unmittelbar  hervor,  dass  man  bei  Ableitung  des  plausi- 
belsten Helligkeitswerthes  aus  einer  Reihe  von  Einzelbestimmungen  am 
Rationellsten  verfährt,  wenn  man  mit  den  Helligkeitslogarithmen  (oder  was 
dasselbe,  mit  Stemgrössen)  anstatt  mit  den  Helligkeiten  selbst  operirt. 

Auf  die  Bedeutung  dieses  Rechnungsverfahrens  bei  photometrischen 
Messungen  ist  schon  wiederholt,  am  Eingehendsten  wohl  von  Seeliger ^), 
hingewiesen  worden,  welcher  auch  noch  eine  andere  Ausgleichungsformel 
aufgestellt  hat,  deren  Anwendung  sich  namentlich  dann  empfiehlt,  wenn 
die  durch  äussere  Umstände  bedingten  Messungsfehler  die  reinen  Beob- 
achtungsfehler wesentlich  überwiegen.  In  der  Praxis  ist  das  Rechnungs- 
verfahren mit  den  Helligkeitslogarithmen  bereits  seit  geraumer  Zeit  und 
zwar  durch  Seidel^)  eingeführt  worden,  und  man  kann  sagen,  dass  die 
Astrophotometrie  damit  in  eine  neue  Phase  der  Entwicklung  eingetreten  ist 

Es  ist  noch  von  Interesse  zu  sehen,  welche  Genauigkeitsgrenze  allen 
photometrischen  Angaben,  die  in  Helligkeitslogarithmen  oder  Stemgrössen 
gemacht  werden,  von  vornherein  gesetzt  ist.    Wenn  sich  h  um  die  Grösse 

dh  ändert,  so  ändert  sich  log  h  um  die  Grösse  -^  Mod.,  und  da  nach  den 

oben  besprochenen  Untersuchungen  als  äusserste  Grenze  für  einen  gerade 
noch  erkennbaren  Lichtunterschied  etwa  1  Procent  angenommen  werden 

ilh  1 

kann,  also -r-  =  -ttzt.  zu  setzen  ist,  so  folgt,   dass  unter  keinen  Umstän- 
'  h        100  '  ° 

den  eine  grössere  Helligkeitsdiflferenz  als  0.0043  im  Helligkeitslogarithmus 
oder  etwa  0.01  Stemgrössen  bestimmt  werden  kann.  In  Wirklichkeit  ist 
allerdings  eine  solche  Genauigkeit  bei  Messungen  am  Himmel  auch  nicht 
angenähert  zu  erreichen,  erstens  weil  bei  der  Vergleichung  der  unruhigen 
punktförmigen  Sternbilder  schwerlich  eine  so  grosse  Empfindlichkeit  in 
der  Beurtheilung  von  Helligkeitsunterschieden  vorausgesetzt  werden  darf, 
wie  oben  angenommen  wurde,  und  zweitens,  weil  bei  allen  photometri- 
schen Sternmessungen  die  äusseren  Umstände,  insbesondere  die  schwan- 
kende Durchsichtigkeit  der  Luft,  die  Extinction  in  der  Atmosphäre  u.  s.  w., 
einen  sehr  störenden,  schwer  controlirbaren  Einfluss  ausüben. 


1)  Astron.  Nachr.  Bd.  132,  Nr.  3158. 

2)  Abhandl.  der  K.  Bayer.  Akad.  der  WIbb.  IL  Classe,  Bd.  9,  Abth.  3. 


Beleuchtung  von  Flächen  durch  leuchtende  Punkte. 


19 


5.    Beleuchiiing  von  Flächen  durch  leuchtende  Punkte. 
Das  Gesetz  vom  Cosinus  des  Incidenzwinkels. 

Wir  haben  im  Vorangehenden  von  der  objectiven  Intensität  oder 
Leuchtkraft  einer  Lichtquelle  gesprochen  und  die  beiden  wichtigsten  Ge- 
setze aufgestellt,  welche  für  diese  Intensität  gelten.  Indem  wir  weiter 
zunächst  nur  die  Nervenfasern  des  menschlichen  Auges  als  die  Licht  em- 
pfangende Stelle  betrachteten,  haben  wir  den  Begriff  der  physiologischen 
Intensität  eingeführt  und  die  dafür  geltenden  Gesetze  besprochen.  Wir 
können  aber  nicht  immer  das  von  einem  Punkte  ausgehende  Licht  direct 
mit  dem  Auge  betrachten,  in  vielen  Fällen  wird  uns  eine  Lichtquelle 
erst  indirect,  d.  h.  dadurch,  dass  sie  auf  Gegenstände  in  unserer  Umge- 
bung einwirkt,  bemerkbar.  Wir  sagen  von  einem  Körper,  der  in  den 
Bereich  einer  Lichtbewegung  kommt,  er  wird  von  der  Lichtquelle  be- 
leuchtet oder  »es  fällt  Licht  von  der  Lichtquelle  auf  densel- 
ben«, und  wir  führen  zur  näheren  Festlegung  des  Begriffes  den  Ausdruck 
Lichtmenge  ein.  Von  dem  Standpunkte  der  Newton'schen  Emana- 
tionstheorie aus,  nach  welcher  die  Empfindung  des  Lichtes  dadurch 
hervorgebracht  wird,  dass  von  einem  leuchtenden  Körper  aus  kleine  Theil- 
chen  mit  grosser  constanter  Geschwindigkeit  geradlinig  nach  allen  Rich- 
tungen fortgeschleudert  werden,  hat  dieser  Ausdruck  nichts  Befremden- 
des, da  das  Licht  danach  gewissermassen  als  etwas  Greifbares  und 
Materielles  aufzufassen  ist  und  das  Wort  »Menge«  ganz  von  selbst  verständ- 
lich ist.  Fttr  die  Undulationstheorie  ist  der  Begriff  allerdings  fremdartig, 
aber  er  ist  als  ein  sehr  bequemer  immer  beibehalten  worden  und  hat 
sich  allgemein  eingebürgert.  Wir  haben  danach  die 
Lichtmenge,  welche  von  einem  leuchtenden  Punkte 
auf  irgend  einen  Körper  übergeht,  als  die  Summe 
aller  lebendigen  Kräfte  der  Lichtbewegung  in  den 
einzelnen  Punkten  dieses  Körpers  zu  definiren. 
Es  sei  P  (Fig.  1)  ein  leuchtender  Punkt,  in  der 
Entfernung  r  befinde  sich  das  irgendwie  gestaltete 
zunächst  als  eben  zu  betrachtende  Element  df\ 
es  soll  die  Lichtquantität  dq  bestimmt  werden, 
welche  von  P  auf  df  übergeht.  Denkt  man  sich 
die  Pyramide  oder  den  Kegel  construirt,  welcher 
df  als  Grundfläche  und  P  als  Spitze  hat,  und  denkt 
man  sich  um  P  zwei  Kugeln  mit  den  Radien  1 
und  r  gelegt,  so  werden  diese  aus  der  Pyramide 
oder  dem  Kegel  die  Elemente  dio  und  rfr/>  herausschneiden.  Nach  unserer 
Definition  ist  die  Summe  der  lebendigen  Kräfte  in  dw  dieselbe,  wie  in  dcp 

2* 


Fif.  1. 


20  I-   Grandzüge  der  theoretischen  ABtrophotometrie. 

und  in  d/*,  oder  auch  die  auf  dco,  d(p  und  df  auffallenden  Lichtquanti- 
täten sind  dieselben.  Bezeichnen  wir  nun,  um  einen  bestimmten  BegriflF 
zu  fixiren,  die  Lichtmenge,  welche  auf  die  Einheit  der  Fläche  in  der 
Entfernung  1  senkrecht  auffällt,  mit  J,  so  ist  klar,  dass  auf  die  ganze 
Fläche  dco  die  Quantität  Jdu  gelangen  muss,  da  die  Einzel  Wirkungen 
sich  ja  Summiren  müssen.  Dieselbe  Quantität  fällt  aber  auch  auf  dq) 
und  dfy  und  man  hat  daher  das  gesuchte  dq  =  Jdu.    Nun  ist  aber: 

du)  :  d<p  =^  1  :  r'^ ,     und:     d(p  =  d/'co8^; 
mithin : 

,  rdf  cos  i 

Es  ist  aber  auch: 


cos^  = 


—  z 


r 


1 


wenn  p  das  Perpendikel  von  P  auf  die  Verlängerung  von  df  ist;   daher 
auch: 

dq  =  Jdfp  —  ' 

Der  Winkel  i,  den  die  Normale  auf  dem  Elemente  df  mit  der  Rich- 
tung nach  dem  leuchtenden  Punkte  zu  bildet,  wird  der  Incidenzwinkel 
genannt,  und  die  voranstehende  Formel  bildet  eins  der  wichtigsten 
Fundamentalgesetze  der  Photometrie,  welches  ausspricht,  dass  die  von 
einem  leuchtenden  Punkte  auf  ein  ebenes  Element  ausgesandte  Lichtmenge 
dem  Cosinus  des  Incidenzwinkels  proportional  ist. 

Die  Grösse  J,  also  die  Lichtmenge,  welche  von  einem  leuchtenden 
Punkte  auf  die  Einheit  der  Fläche  in  der  Einheit  der  Entfernung  senk- 
recht gelangt,  ändert  sich  von  Lichtquelle  zu  Lichtquelle  und  ist  ein 
Mass  für  die  Energie  des  Leuchtens  oder  der  Ätherbewegung,  welche  von 
der  betreflFenden  Lichtquelle  ausgeht.  Man  hat  diese  Grösse  auch  die 
Dichtigkeit  des  Lichtes  genannt,  ganz  im  Sinne  der  Vorstellung,  dass 
das  Licht  eine  Materie  ist,  die,  wenn  sie  sich  von  einem  Punkte  aus 
strahlenförmig  auf  verschiedene  um  diesen  Punkt  concentrisch  gelegte 
Kugelschalen  ausbreitet,  naturgemäss  auf  der  inneren  dieser  Schalen  dichter 
vertheilt  ist  als  auf  der  äusseren.  Sehr  glücklich  ist  diese  Bezeichnung 
im  Sinne  der  Undulationstheorie  nicht  gerade  gewählt,  aber  sie  ist  all- 
gemein in  die  Lehrbücher  übergegangen*  und  gewissermassen  durch  den 
Sprachgebrauch  sanctionirt;  sie  giebt  übrigens  eine  recht  gute  Vorstellung 
von  den  Vorgängen  und  kann  daher  unbedenklich  beibehalten  werden. 

Die  Lichtmenge  oder,  wie  man  sie  auch  nennt,  die  wahre  oder 
objective  Helligkeit  dq  des  Flächenelementes  df  ist,  wie  man  leicht 
sieht,  etwas,  was  nicht  direct  den  Beobachtungen  zugänglich  ist.     Denkt 


Beleachtnng  von  Flächen  durch  leuchtende  Pankte. 


21 


man  sich  an  Stelle  des  Elementes  df  eine  photographische  Platte  oder  ein 
empfindliches  Thermoelement,  so  würde  man  allerdings  in  diesen  Fällen 
eine  Art  Mass  für  die  auffallende  Lichtmenge  haben,  insofern  dieselbe 
andere  messbare  Wirkungen  veranlasste ,  im  ersten  Falle  die  Zerlegung 
der  Silbersalze,  im  anderen  die  Ablenkung  der  Galvanometemadel ;  aber 
die  Wirkung  äussert  sich  in  beiden  Fällen  nur  in  Betreff  eines  kleinen 
Theiles  der  von  dem  leuchtenden  Punkte  ausgehenden  Lichtbewegung,  da 
entweder  nur  die  sogenannten  chemischen  Strahlen  oder  die  sogenannten 
Wärmestrahlen  in  Thätigkeit  treten.  Mit  dem  Auge,  das  in  letzter  In- 
stanz wieder  unser  hauptsächlichstes  Htilfsmittel  ist,  nehmen  wir  die  auf 
ein  Element  auffallende  Lichtquantität  erst  indirect  durch  Vermittlung 
dieses  Elementes  wahr,  und  dabei  ist  durch  allerlei  Vorgänge,  wie  Brechung, 
Reflexion,  Absorption  u.  s.  w.  die  ursprünglich  empfangene  Lichtmenge 
so  modificirt,  dass  schliesslich  etwas  ganz  Anderes  in  unserem  Sehorgan 
zur  Empfindung  gelangt. 

Geht  man  von  dem  oben  aufgestellten  Beleuchtungsgesetze  aus  und 
dehnt  die  Betrachtung  von  dem  ebenen  Flächenelemente  auf  eine  beliebig 
grosse,  beliebig  gekrümmte  Fläche  aus,  so 
ergeben  sich  eine  Menge  von  interessanten 
Aufgaben,  deren  Behandlung  in  ein  eigent- 
liches Lehrbuch  des  photometrischen  Cal- 
cüls  gehört,  und  von  denen  im  Hinblick 
auf  die  Himmelsphotometrie  hier  nur  die 
wichtigsten  angedeutet  werden  können. 
Es  sei  ein  Kreis  mit  dem  Radius  a 
(Fig.  2)  von  einem  Punkte  P  aus  beleuch- 
tet, welcher  in  der  Entfernung  PC  ==  c 
senkrecht  über  dem  Mittelpunkte  C  des 
Kreises  liegt.  Man  beschreibe  um  das 
Centrum  zwei  concentrische  Kreise  mit  den 
Radien  r  und  r  +  dr;  ausserdem  ziehe  man 
von  C  aus  zwei  unendlich  nahe,  den  Winkel 
d(p  einschliessende  Radien,  dann  wird  ein 
kleines      Flächenelement      ausgeschnitten,  ^»-  *• 

dessen  Grösse  gegeben  ist  durch  rdcpdr. 
Die  auf  dieses  Element  fallende  Lichtmenge  wird,  da  die  Entfernung  q 


vom  leuchtenden  Punkte  =  Vr^  -J-  c*  und  ausserdem  cos  /  = 
nach  der  obigen  E^ormel  ausgedrückt  durch: 

,         JcrdrdiD 
dq  =  -  ^ f  . 


l^r«  +  . 


ist. 


22 


I.   GrundzUgc  der  iheoretiBchen  Astrophotometrie. 


Will  man  die  ganze  auf  die  Kreisfläche  fallende  Lichtquantität  Q  kennen, 
so  hat  man: 


2/t 


rdr 


Q  =  Jc  fd(pf — ^^^  ,    oder:    Q  =  27ijh 

./        J  (r*  -4-  n^)^  \ 


(r«  +  d 


Denkt  man  sich  den  Kreis  unendlich  gross  [a  =  oo),  so  wird  die  von  dem 
Punkte  P  auf  die  ganze  Hemisphäre  ausgehende  Lichtmenge  Q  =  lirJ. 
Wir  wollen  nun  ganz  allgemein  eine  beliebige  geschlossene  Fläche 
betrachten,  die  als  convex  angenommen  werden  soll  Die  Fläche  wird 
von  dem  Punkte  P  aus  beleuchtet  (Fig.  3).     Denkt  man  sich  einen  Kegel 

mit  der  Spitze  in  P,  welcher 
die  Fläche  umhüllt  und  dieselbe 
längs  der  Curve  a,  a^  a  ... 
berührt,  so  folgt  ohne  Weiteres, 
dass  alle  jenseits  dieser  Curve 
gelegenen  Punkte  der  Fläche 
überhaupt  kein  Licht  von  P  er- 
halten können;  sie  befinden 
sich  im  Schatten.  Um  P  sei 
eine  Kugel  mit  dem  Radius  m 
beschrieben,  und  es  seien  an 
diese  Kugel  und  die  Fläche 
alle  gemeinschaftlichen  Be- 
rührungsebenen construirt.  Die 
dieser  umhüllenden  conoidischen 
Fläche  und  der  ursprünglichen 
Fläche  gemeinsamen  Punkte 
6,  6,  ft  .  .  .  bilden  eine  Be- 
rührungscurve,  und  da  für  sämmtliche  Elemente  dieser  Curve  p  denselben 
Werth  hat,  so  folgt,  dass  die  Beleuchtung  längs  dieser  Curve  umgekehrt 
proportional  dem  Cubus  der  Entfernung  der  Elemente  vom  leuchtenden 
Punkte  P  ist.  Legt  man  um  P  eine  ganze  Schaar  von  Kugeln,  deren 
Radien  immer  grösser  werden,  so  findet  man  neue  Berührungscurven 
und  zwar  immer  engere,  bis  endlich  die  Berührungscurve  für  eine 
bestimmte  Kugel  in  einen  einzigen  Punkt  übergeht,  den  sogenannten 
glänzenden  Punkt  C,  welcher  unter  allen  Punkten  der  Fläche  die  grösste 
Beleuchtung  erhält.  Er  liegt  nicht  nur  dem  leuchtenden  Punkte  am  nächsten, 
sondern  dw;  Winkel  i  hat  ftlr  ein  dort  befindliches  Element  den  Maximal- 

TT 

werth  —  •     Legt  man  durch  P  und  C  Ebenen,   so  schneiden  diese  die 


Fig.  8. 


Beleuchtung  von  Flächen  durch  leuchtende  Punkte.  23 

Fläche  längs  Curven,  auf  welchen  die  Beleuchtung  von  C  aus  beständig 
abnimmt  bis  zum  Schnittpunkte  mit  der  Bertihrungscurve  a,  a,  a  .  .  . ,  wo 
die  Beleuchtung  Null  wird.  Man  nennt  diese  Curven  Beleuchtungs- 
meridiane, während  die  Bertthrungscurven  Beleuchtungsparallele  heissen. 
Denkt  man  sich  diejenigen  Punkte  der  Fläche  mit  einander  verbunden, 
in  denen  die  Beleuchtung  gleich  intensiv  ist,  so  erhält  man  Curven,  welche 
im  Allgemeinen  die  oben  charakterisirten  Bertthrungscurven  schneiden  wer- 
den; man  nennt  solche  Curven  gleicher  Helligkeit  Isop boten.  Ist  die 
betrachtete  Fläche  eine  Kugel,  so  fallen  Isophoten  und  Bertthrungscurven 
zusammen;  beim  EUipsoide  ist  dies  schon  nicht  mehr  der  Fall,  denn  dort 
werden  auf  jeder  Bertihrungscurve  immer  nur  zwei  Punkte  sein,  die  von 
dem  leuchtenden  Punkte  gleich  weit  entfernt  sind,  die  also  gleiche  Be- 
leuchtung erhalten. 

Man  denke  sich  wieder  eine  beliebig  gestaltete  Fläche  jP,  die  nach  allen 
Richtungen  convex  sein  möge,  von  einem  leuchtenden  Punkte  P  aus  be- 
leuchtet Es  sei  von  P  als  Spitze  der  die  Fläche  umhttUende  Kegel  construirt, 
und  es  sei  mit  dem  Radius  1  um  P  eine  Kugel  gelegt;  aus  dieser  Kugel 
wird  durch  den  Kegel  ein  Flächenstttck  cp  herausgeschniften,  und  man  nennt 
(p  die  scheinbare  Grösse  der  Fläche  F^  von  P  aus  gesehen.  Es  ist  klar, 
dass  auf  9  dieselbe  Lichtmenge  ttbergeht,  wie  auf  die  ganze  Fläche  F^ 
nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  die  Beleuchtung  auf  der  Kugelzone  in 
allen  Punkten  ganz  gleichmässig  vertheilt  ist,  auf  der  Fläche  jedoch 
nicht.  Da  nun  die  auf  (p  fallende  Lichtmenge  nach  dem  Obigen  gleich 
Jip  ist,  so  ergiebt  sich  der  wichtige  Satz,  dass  die  Lichtquantität,  welche 
eine  Fläche  F  von  einem  leuchtenden  Punkte  P  aus  erhält,  proportional 
ist  der  scheinbaren  Grösse  derselben,  gesehen  von  P  aus. 

Mit  Httlfe  dieses  Satzes  lässt  sich  z.  B.  ganz  einfach  die  Lichtmenge 
berechnen,  welche  auf  eine  Kugel  vom  Radius  a  von  einem  leuchtenden 
Punkte  aus  gelangt,  dessen  Entfernung  vom  Mittelpunkte  der  Kugel  gleich 
c  ist.  Der  umhttUende  Kegel  wird  in  diesem  Falle  ein  gerader  Kegel 
und  das  Flächenstttckchen  fp   ist  eine  Kugelcalotte,  deren  Fläche  aus- 

I  }/^« q}  \ 

gedrückt  ist  durch  2  7r  1 >•  Man  hat  also  für  die  Licht- 
menge ö,  welche  auf  die  Kugel  ttbergeht,  den  Ausdruck: 


Q  =  iTtJ    1 

\  ^ 

Der  Satz  von  dem  Zusammenhange  zwischen  Lichtquantität  und  schein- 
barer Grösse  lässt  eine  vielfache  Anwendung  zu.  So  kann  man  die  Auf- 
gabe stellen,  alle  möglichen  Lagen  eines  leuchtenden  Punktes  zu  ermitteln, 
bei  denen  eine  Fläche  F  stets   dieselbe  Lichtmenge  erhält.     Wenn   Q 


24  I-   Grnndzüge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

constant  sein  soll,  so  muss  es  auch  (p  sein,  und  es  reducirt  sich  die 
Aufgabe  daher  darauf,  alle  Lagen  von  P  zu  finden,  von  denen  aus  ge- 
sehen F  dieselbe  scheinbare  Grösse  hat.  Für  eine  Kugel  ist  natürlich  der 
gesuchte  Ort  wieder  eine  Kugelfläche,  die  mit  der  ersteren  concentrisch 
ist.  Man  nennt  Flächen,  von  deren  sämmtlichen  Punkten  aus  gesehen  eine 
bestimmte  Fläche  dieselbe  scheinbare  Grösse  hat,  Flächen  constanter 
Kegelöflnung. 

Es  ist  hier  nicht  der  Platz,  näher  auf  diese  vom  rein  mathematischen 
Standpunkte  aus  höchst  interessanten  Probleme  einzugehen,  es  soll  nur 
noch  kurz  der  Fall  berührt  werden,  der  bei  astronomischen  Aufgaben  am 
Häufigsten  eintreten  wird,  dass  der  leuchtende  Punkt  sehr  weit  von  der 
erleuchteten  Fläche  entfernt  ist,  dass  also  für  alle  Elemente  der  Fläche 
die  Distanz  vom  leuchtenden  Punkte  als  constant  angesehen  werden  kann. 
Bezeichnet  man  hier  mit  J  die  Lichtquantität,  welche  auf  die  Flächen- 
einheit senkrecht  auffällt,  so  ist  die  Quantität,  welche  auf  ein  Element  df 
gelangt,  ausgedrückt  durch: 

dq  =  dfJcoBt. 

Der  umhüllende  Kegel  geht  in  diesem  Falle  in  einen  Cylinder  über, 
dessen  Axe  der  Kichtung  des  einfallenden  Lichtes  parallel  ist;  die  Be- 
leuchtungsgrenze ist  die  Curve,  in  welcher  die  Fläche  von  diesem  Cylinder 
berührt  wird.  Fragt  man  nach  den  Curven  gleicher  Beleuchtung,  so  ist 
oflFenbar  die  Bedingung  dafür:  cos^  =  con8t.  Lautet  die  Gleichung 
der  betrachteten  Fläclie:  F{x,  y,  z)  =  0,  und  bildet  die  Richtung  des  ein- 
fallenden lichtes  mit  den  Coordinatenaxen  die  Winkel  a,  ß,  /,  so  wird 
der  Cosinus  des  Winkels  zwischen  der  Normalen  an  irgend  einem  Punkte 
der  Fläche  und  der  Eichtung  des  einfallenden  Lichtes  bekanntlich  durch 
die  Gleichung  ausgedrückt: 

hF  hF       ^  ,  hF 

^--  cos  cf  -f-  V-  cos  /?  -f-  T—  cos  y 


cos^  = 


Vm<h  (r? 


[hy  I        \hxl 
Für  ein  EUipsoid,  dessen  Mittelpunktsgleichuug 

^«  ,y«  vi 

-.  +  li  +  ^  -   1  =  « 

a*       6'        c* 
lautet,  hat  man  danach  z.  B. 

—  cos  a  -f  X*  cos  /?  -f  ^  cos  y 

cos  ^  =    - 


v(^.r+ »)'+&)' 


Belenchtnng  von  Fittchen  durch  lenchtende  Flächen. 


25 


Da  nun  für  alle  Punkte,  die  gleich  stark  beleuchtet  werden,  cost  constant 
sein  soll,  so  folgt,  dass  der  Durchschnitt  des  Ellipsoides  mit  derjenigen 
Fläche,  welche  durch  die  Gleichung 

[^«  C09  «  +  ^  cos  /i?  +  ^  COS  r  J=  con8t.  [(5) V  (I)  +  ( J)*] 

repräsentirt  wird,  eine  sogenannte  Isophote  darstellt.  Die  vorstehende 
Gleichung  gehört  aber  einem  Kegel  zweiten  Grades  an,  dessen  Spitze  im 
Mittelpunkte  des  Ellipsoides  liegt.  Für  den  speciellen  Fall,  wo  i  =  90^ 
ist,  also  an  der  Beleuchtungsgrenze,  hat  man  für  den  Kegel  die 
Gleichung: 

|^cosa+^^  co8/^  +  ^,  cosyj  =0, 

d.  h.  der  Kegel  geht  dann  in  zwei  zusammenfallende  Ebenen  ttber,  und 
die  Beleuchtungsgrenze  ist  eine  ebene  Ellipse. 

Für  die  Kugel  ist  es  klar,  dass  bei  sehr  weit  entferntem  leuchtenden 
Punkte,  wenn  man  die  Strahlungsrichtung  als  Axe  der  Kugel  ansieht,  die 
Beleuchtungsgrenze  in  den  Äquator  fällt  und  die  Isophoten  Parallelkreise 
sind,  ferner  dass  die  Beleuchtung  an  irgend  einem  Punkte  dem  Sinus  der 
Breite  proportional  ist. 


6.    Beleuchtung  von  Flächen  durch  lenchtende  Flächen. 
Das  Lambert'sche  Gesetz  vom  Cosiuus  des  Emanationswinkels. 

Anstatt  leuchtender  Punkte  sollen  im  Folgenden  selbstleuchtende 
Flächen  betrachtet  werden,  und  zwar  soll 
ganz  allgemein  die  Lichtquantität  ermit- 
telt werden,  welche  von  einer  beliebig 
gestalteten  leuchtenden  Fläche  auf  eine 
andere  ebenfalls  ganz  beliebige  Fläche 
gelangt  Um  von  dem  einfachsten  Falle 
auszugehen  und  einige  neue  wichtige 
Definitionen  einzuführen,  sei  df  (Fig.  4) 
ein  kleines  ebenes  selbstleuchtendes 
Flächenelement,  welches  nach  allen  Rich- 
tungen auf  die  ganze  Hemisphäre  Licht 
aussendet.  In  der  Entfernung  r  von 
demselben  befinde  sich  ein  zweites  ebe- 
nes Flächenelement  do,  welches  von  dem 
ersteren  Licht  zugesandt  erhält.  Die 
Normalen   zu   den   beiden   Elementen   mögen   mit   der   Verbindungslinie 


26  I-  Grixndzüge  der  theoretisohen  ABtrophotometrie. 

derselben  die  Winkel  e  und  i  einschliessen ,  von  denen  der  erstere  der 
Emanationswinkel  oder  Ausflusswinkel  genannt  wird.  Denkt  man 
sich  das  leuchtende  Element  aus  lauter  leuchtenden  Punkten  zusammen- 
gesetzt, von  denen  jeder  einzelne  der  Ausgangspunkt  einer  Lichtbewegung 
sein  möge,  so  wird  sich  die  Wirkung  derselben  auf  do  summiren,  und 
man  wird  daher  in  erster  Linie  sagen  können,  dass  die  Lichtmenge, 
welche  von  df  auf  do  tibergeht,  proportional  sein  muss  der  Grösse  des 
leuchtenden  Elementes.  Nach  dem  Früheren  muss  diese  Lichtmenge  aber 
auch  noch  proportional  sein  der  Grösse  des  beleuchteten  Elementes,  dem 
Cosinus  des  Incidenzwinkels  i  und  dem  umgekehrten  Quadrate  der  Ent- 
fernung; ferner  muss  die  Energie  der  Lichtentwicklung  in  den  einzelnen 
Punkten  von  df  als  constanter  Factor  J  auftreten,  und  endlich  wird  die 
Lichtwirkung  auch  noch  in  irgend  einer  Weise  von  dem  Emanationswinkel  e 
abhängen.  Wir  wollen  diese  Abhängigkeit  zunächst  ganz  allgemein  durch 
die  Function  f{e)  bezeichnen. 

Die  Lichtmenge  dL,  welche  von  df  auf  do  übergeht,  ist  demnach 
ausgedrückt  durch  die  Formel: 

1 
dL  =  J  dfdo  cos  i  -y  fWi  • 

Den  Factor  e/,  welcher  die  Stärke  der  von  dem  Elemente  df  ausgehen- 
den Lichtbewegung  charakterisirt,  nennt  man  die  Lichtintensität  oder 
Leuchtkraft  des  Elementes.  Betrachtet  man  nur  die  Flächeneinheit  des 
beleuchteten  Elementes  do,  so  ergiebt  sich  die  Lichtmenge  dL\  welche 
von  dem  leuchtenden  Elemente  df  auf  diese  Flächeneinheit  übergeht,  aus 
der  Gleichung: 

1 
dU  =  Jdf  cos  i  -j  f{e) . 

Man  nennt  diese  Grösse  allgemein  die  Beleuchtung  im  Elemente  do. 

Wird  femer  ^  =  0,  so  fällt  das  Licht  senkrecht  auf;  man  nennt  die 
von  dem  leuchtenden  Elemente  df  auf  die  Flächeneinheit  senkrecht  ge- 
langende Lichtmenge  D  =  Jdf—  f{t)  die  Dichtigkeit  der  Beleuch- 
tung. Wird  endlich  noch  statt  r  die  Einheit  der  Entfernung  angenommen, 
so  erhält  man  die  von  df  auf  die  Flächeneinheit  in  der  Entfernui^  1 
senkrecht  auffallende  Lichtmenge  dq  =  Jdff{€);  man  nennt  diese 
Grösse,  welche  von  der  Lage,  Grösse  und  Entfernung  des  bestrahlten 
Elementes  unabhängig  ist,  ganz  allgemein  die  untßr  dem  Winkel  e  aus- 
gestrahlte Lichtmenge. 

Es  ist  bisher  vorausgesetzt  worden,  dass  die  Flächenelemente  im 
Verhältniss  zu  den  Entfernungen  als  sehr  klein  zu  betrachten  sind.    Nimmt 


Beleachtang  von  Flächen  durch  leuchtende  Flächen.  27 

man  sie  so  klein  an,  dass  alle  von  irgend  einem  Punkte  von  df  nach 
irgend  einem  Ponkte  von  do  gezogenen  Linien  unter  einander  parallel  sind, 
so  hat  man  es  mit  einem  unendlich  dünnen,  unter  dem  Winkel  b  ausgehen- 
den Lichtcy linder  zu  thun.  Eine  Ausbreitung  des  Lichtes  im  Kaume  findet 
nicht  statt,  und  die  Flächeneinheit  des  zur  Cylinderaxe  senkrechten  Quer- 
schnittes erhält  daher  von  df  in  allen  Entfernungen  die  Lichtmenge 
Jdff(e),  Diese  Grösse  wird  häufig  als  Dichtigkeit  des  unter  dem 
Emanationswinkel  e  von  df  ausgehenden  Lichtcylinders  be- 
zeichnet, und  man  sieht,  dass  diese  Bezeichnung  mit  dem  oben  gewählten 
Ausdruck  »ausgestrahlte  Lichtmenge«  gleichbedeutend  ist. 

Wir  wollen  uns  nun  an  der  Stelle  des  beleuchteten  Elementes  do  das 
menschliche  Auge  denken.  Betrachtet  man  die  Wirkung  des  leuchtenden 
Elementes  df  auf  dasselbe,  so  spricht  man  von  der  Helligkeit  des  leuch- 
tenden Elementes  rf/*,  und  zwar  unterscheidet  man  die  wirkliche  und 
die  scheinbare  Helligkeit.  Unter  der  wirklichen  Helligkeit  ver- 
steht man  die  Lichtquantität,  welche  die  Flächeneinheit  des  Elementes  df 
senkrecht  auf  die  Flächeneinheit  des  Auges  gelangen  lässt,  also  nach 
dem  Obigen  die  Grösse:  »Dichtigkeit  der  Beleuchtung  dividirt 
durch  die  Grösse  des  Elementes  df*.  Wenn  man  daher  die  wirk- 
liche Helligkeit  mit  //  bezeichnet,  so  ist 

S=^^=j\f{s). 
df  r  '  ^  i 

Hat  man  an  Stelle  des  einen  leuchtenden  Elementes  eine  selbstleuchtende 
Fläche,  deren  einzelne  Elemente  d/", ,  d/*,,  d/*,  . . .  mit  den  Leuchtkräften 
^1)  J%i  «^8  •  •  •  hegabt  sind,  ausserdem  die  Emanationswinkel  «,,  €,,€,... 
und  die  Entfernungen  r, ,  r,,  r ,  . . .  besitzen,  so  gelangt  von  der  ganzen 
Fläche  die  Lichtquantität 

senkrecht  auf  die  Flächeneinheit  des  Auges;  man  spricht  dann  von  einer 
mittleren  wirklichen  Helligkeit  der  leuchtenden  Fläche  und  ver- 
steht darunter  den  Quotienten 

df,+df,  +  df,  +  -- 
oder 

.  ^{df) 


28  I-  GnmdzUge  der  tbeoretigchen  Astrophotometrie. 

Um  den  Begriff  der  scheinbaren  Helligkeit  zu  fixiren,  denke 
man  sich  in  der  obigen  Figur  um  do  eine  Kugel  mit  dem  Radius  1  con- 
struirt,  welche  aus  der  Pyramide,  die  df  zur  Grundfläche  und  in  do  die 
Spitze  hat,  das  Element  dco  herausschneidet.  Man  nennt  doj  die  schein- 
bare Grösse  des  Elementes  df  und  versteht  unter  der  scheinbaren  Hellig- 
keit von  df  die  von  diesem  Elemente  ausgehende  Dichtigkeit  der  Be- 
leuchtung, dividirt  durch  die  scheinbare  Grösse  des  Elementes  df  Be- 
zeichnet man  diese  scheinbare  Helligkeit  mit  A,  so  wird  also: 

j)         Jdfl,f{e] 
.      h  =  -r-  = -^^ j 


und  da  dco  =  -^—z —  ist,  so  wird: 


h  = 


COS  e 


Man  sieht  also  hieraus,  dass  die  scheinbare  Helligkeit  eines  Flächen- 
elementes von  der  Entfernung  vom  Auge  ganz  unabhängig  ist  und  nur 
durch  die  Leuchtkraft  und  den  Emanationswinkel  bestimmt  wird.  Hat 
man  wieder  eine  leuchtende  Fläche  statt  eines  einzelnen  Elementes,  so 
bezeichnet  man  entsprechend  wie  oben  mit  mittlerer  scheinbarer 
Flächenhelligkeit  den  Quotienten  aus  der  gesammten  Lichtmenge,  wel- 
che von  der  ganzen  Fläche  senkrecht  auf  die  Flächeneinheit  des  Auges 
gelangt,  und  der  scheinbaren  Grösse  der  ganzen  Fläche,  also  die  Grösse 

Wir  haben  bisher  die  Abhängigkeit  der  Lichtwirkung  von  dem  Ema- 
nationswinkel ganz  allgemein  durch  die  Function  f[B)  bezeichnet.  Wenn 
jeder  Punkt  des  leuchtenden  Elementes  als  Ausgangspunkt  einer  nach 
allen  Richtungen  gleich  energischen  Lichtbewegung  aufzufassen  ist,  so 
sollte  es  auf  den  ersten  Blick  scheinen,  als  mUsste  das  Element  nach 
allen  Richtungen  dieselbe  Lichtmenge  ausstrahlen.  Diese  Ansicht  ist  in 
der  That  von  Eni  er  vertreten  und  von  Laplace  später  acceptirt  wor- 
den, und  sie  würde  auch  durchaus  einwurfsfrei  sein,  wenn  das  leuch- 
tende Element  als  eine  rein  mathematische  Fläche  angesehen  werden 
dürfte.  Dies  ist  aber  keineswegs  statthaft,  und  wir  werden  sogleich 
sehen,  zu  weich  gänzlich  anderem  Beleuchtungsgesetze  man  gelangt,  wenn 
man  die  allein  richtige  Annahme  macht,  dass  bei  jedem  selbstleuchtenden 


Beleuchtang  von  Flächen  durch  leuchtende  Flächen.  29 

Körper  das  Licht  nicht  nur  von  den  Oberflächentheilchen  ausgesandt  wird, 
sondern  auch  aus  einer  gewissen  Tiefe  unterhalb  der  eigentlichen  Oberfläche 
herkommt.  Nach  der  Euler'schen  und  Laplace'schen  Anschauungsweise 
wäre  die  Function  f[e)  ganz  unberücksichtigt  zu  lassen,  und  nach  den 
obigen  Formeln  mtisste  daher  die  scheinbare  Helligkeit  eines  leuchtenden 

Elementes  ausgedrückt  sein  durch  A  = ,  d.  h.  die  scheinbare  Hellig- 
keit des  Elementes  df  mtisste  immer  grösser  werden,  je  grösser  der  Ema- 
nationswinkel wird.  Danach  mtisste  also  eine  gltihende  Metallplatte,  von 
der  Seite  her  betrachtet,  viel  heller  beurtheilt  werden,  als  senkrecht  von 
vom  gesehen,  und  eine  gltihende  Metallkugel  mtisste  am  Rande  beträcht- 
lich intensiver  erscheinen,  als  in  der  Mitte. 

Die  Euler'sche  Vorstellungs weise  ist  von  Lambert  in  seinem  Haupt- 
werke^) tiber  die  Photometrie  nicht  acceptirt  worden.  Er  nahm  die  von 
einem  Flächenelemente  df  ausgehende  Lichtquantität  nicht  unabhängig  von 
dem  Ausflusswinkel  an,  sondern  stellte  das  nach  ihm  benannte  Emanations- 
gesetz auf,  wonach  die  Lichtquantität  proportional  dem  Cosinus  des  Ema- 
nationswinkels sein  soll.     Danach  wäre  also  /'(€)  =  cos€  zu  s^en;  die 

wirkliche  Helligkeit  eines  leuchtenden  Elementes  wäre  n  =  J-j  und  die 

scheinbare  Helligkeit  h  =  J,  Es  wtirde  also  das  bemerkenswerthe  Re- 
sultat folgen,  dass  die  scheinbare  Helligkeit  tiberall  die  gleiche  wäre. 
Eine  gltihende  Metallplatte  mtisste  von  allen  Richtungen  aus  betrachtet 
gleich  hell  erscheinen,  und  eine  leuchtende  Kugel  wtirde  am  Rande  eben 
so  hell  aussehen  wie  in  der  Mitte.  Lambert  glaubte  eine  der  wichtig- 
sten Stützen  für  seinen  Satz  darin  zu  erblicken,  dass  die  Sonnenscheibe 
an  allen  Punkten  gleich  hell  erschiene.  Es  war  ihm  unbekannt,  dass 
bereits  Bouguer  durch  genügend  zuverlässige  Messungen  den  Beweis 
erbracht  hatte,  dass  die  Randpartien  der  Sonne  beträchtlich  lichtschwächer 
sind,  als  die  Centralpartien;  er  hatte  das  Vorhandensein  einer  Sonnen- 
atmosphäre gar  nicht  in  Betracht  gezogen  und  konnte  daher  auch  nicht 
zu  dem  einzig  richtigen  Schlüsse  gelangen,  dass  die  Erscheinungen  an  der 
Sonne  wegen  des  uncontrolirbaren  Einflusses  einer  unbekannten  Sonnen- 
atmosphäre überhaupt  nicht  zu  Gunsten  oder  Ungunsten  irgend  welcher 
Emanationstheorie  entscheiden  können.  Wodurch  Lambert  speciell  zu 
seinem  Emanationsgesetze  geführt  worden  ist,  lässt  sich  nicht  mit  Sicher- 
heit angeben,  soviel  aber  steht  fest,  dass  er  von  der  Tragweite  desselben 
ftlr  die  ganze  Photometrie  überzeugt  gewesen  ist  und  dass  er  Alles  ver- 


1)  Lambert,  Photometria  Bive  de  mensura  et  gradibuB  InminlB,  colomm  et 
nmbrae  (1760;.    Deutsche  Ausgabe  von  Anding,  Leipzig,  1892. 


30  I-  Grandzttge  der  tbeoretiBchen  ABtrophotometrie. 

sucht  hat,  nm  auf  experimentellem  und  theoretischem  Wege  die  Richtig- 
keit seines  Satzes  zu  beweisen.  leider  verfügte  Lambert  Über  durchaus 
ungenügende  Htilfsmittel,  und  die  Versuche,  durch  Beobachtungen  sem 
Gesetz  plausibel  zu  machen,  müssen  als  durchaus  unzureichend  bezeich- 
net werden.  An  selbstleuchtenden  Substanzen,  also  etwa  glühenden  Plat- 
ten oder  Kugeln,  sind  von  ihm  überhaupt  keine  Experimente  angestellt 
worden.  Auch  der  Lambert'sche  Versuch  eines  theoretischen  Beweises 
ist  wegen  der  willkürlichen  Annahmen,  die  dabei  zu  Grunde  gelegt  sind, 
als  verfehlt  zu  betrachten,  und  dasselbe  gilt  in  noch  viel  stärkerem  Grade 
von  den  Beweisen,  die  später  Beer*)  und  Rheinauer'^)  zur  Stütze  des 
Lambert'schen  Gesetzes  hinzugefügt  haben,  und  die,  wie  schon  Zöllner^) 
dargethan  hat,  nur  auf  einem  Kreisschlusse  beruhen.  Zöllner  ge- 
bührt ohne  Zweifel  das  Verdienst,  zuerst  auf  die  Unhaltbarkeit  der 
bisherigen  Versuche,  das  Lambert' sehe  Gesetz  zu  beweisen,  aufmerksam 
gemacht  und  gleichzeitig  den  Weg  gezeigt  zu  haben,  auf  dem  man 
allein  zu  klaren  Anschauungen  gelangen  konnte.  An  der  Richtigkeit  des 
Gesetzes  selbst  hielt  Zöllner  von  vornherein  fest;  er  glaubte  diese  zur 
Gentige  durch  alle  experimentellen  Versuche  ausser  Zweifel  gestellt  und 
er  versuchte  nur,  auf  plausiblere  Weise  als  bisher  auch  theoretisch  den 
Satz  zu  stützen.  Er  verwies  auf  die  mit  dem  Lichte  nahe  verwandten 
Erscheinungen  der  strahlenden  Wärme,  machte  darauf  aufnierksam,  dass 
auch  bei  der  Wärmeausstrahlung  die  Intensität  von  dem  Cosinus  des  Ema- 
nationswinkels abhängt  und  dass  bereits  Fourier  eine  vollkommen  aus- 
reichende Erklärung  dafür  angegeben  hatte,  indem  er  annahm,  dass 
nicht  nur  die  an  der  Oberfläche  eines  Körpers  gelegenen  Moleküle, 
sondern  auch  die  unter  der  Oberfläche  befindlichen  als  Sitz  der  Wärme- 
ausstrahlung zu  betrachten  seien.  Indem  Zöllner  diese  Fourier'sche  Hypo- 
these auch  auf  die  Lichtausstrahlung  selbstleuchtender  Oberflächen  über- 
trug, gelangte  er  zu  einem  einwurfsfreien  Beweise  des  Lambert'schen 
Emanationsgesetzes.  Damit  hat  Zöllner  einen  wichtigen  Schritt  gethan, 
dessen  Bedeutung  für  die  Entwicklung  der  theoretischen  Photometrie  noch 
viel  grösser  gewesen  wäre,  wenn  er  die  weiteren  Consequenzen  daraus 
gezogen  hätte  und  nicht  auf  der  ersten  Stufe  stehen  geblieben  wäre.  In 
dem  Irrthume  befangen,  dass  das  Lambert'sche  Gesetz  durch  alle  Beobach- 
tungen unanfechtbar  nachgewiesen  sei,  so  auch  beispielsweise  für  die 
Beobachtungen  der  Planeten  durch  die  photometrischen  Messungen  Sei- 
del's,    glaubte  er  auch    bei  zerstreut   reflectirenden  Substanzen   in  der 

1)  Beer,  Grandriss  des  photometrischen  Calcüles.    Braanschweig,  1854.   p.  6. 

2)  Rheinauer,  GrundzUge  der  Photometrie.    Halle,  1^62.    p.  2. 

3,  Zöllner,  Piiotometrische  Untersuchungen  mit  besonderer  Rücksicht  anf  die 
physische  Beschaffenheit  der  Himmelskörper.    Leipzig,  1865.    p.  12. 


Belenchtang  von  Fläoben  durch  lenchtende  Flächen. 


31 


weiteren  Verfolgung  der  Fourier'schen  Vorstellungen  eine  Ableitung  des 
Lambert'sohen  Gesetzes  zu  finden.  Er  hat  aber  dabei  einen  sehr  wich- 
tigen Umstand  übersehen,  dass  nämlich  bei  den  zerstreut  reflectirenden 
Substanzen  sowohl  beim  Eindringen  des  Lichtes  bis  zu  einer  gewissen 
Tiefe  als  beim  Ausstrahlen  eine  Absorption  stattfindet,  welche  die  Licht- 
erscheinungen wesentlich  modificirt.  Wir  werden  im  nächsten  Para- 
graphen zeigen,  dass  die  Berücksichtigung  dieser  Umstände  zu  einem 
wesentlich  anderen  Gesetze  als  dem  Lambert'schen  führt.  Soviel  hier 
nnr  in  Kürze  über  Zöllner 's  Stellung  zum  Lambert'schen  Emanations- 
gesetze. 

Wir  kehren  nach  dieser  Abschweifung  zu  den  selbstleuchtenden  Ober- 
flächen zurück  und  wollen  zunächst  den  strengen  Beweis  angeben,  den 
zuerst  Lommel  für  das  Lambert'sche  Emanationsgesetz  auf  Grund  der 
Fourier'schen  Anschauungsweise  aufgestellt  hat.  Dieser  Beweis  findet  sich 
ganz  versteckt  in  einer  Abhandlung  LommeTs*)  über  das  Fluorescenzlicht, 
in  welcher  ausserordentlich  wichtige  Bemerkungen  über  die  Grundsätze 
der  Photometrie  enthalten  sind.  Es  sei  (Fig,  5)  MN  die  Oberfläche  eines 
leuchtenden  Körpers,  AB  =  dcp 
ein  Oberflächenelement.  In  der 
Richtung  AP,  welche  mit  der 
Normale  A  C  den  Winkel  e  bildet, 
mögen  die  Strahlen  (untereinander 
parallel)  aus  dem  Körper  austreten; 
dann  werden  nach  der  Fourier- 
schen  Anschauung  alle  diejenigen 
Volumelemente  an  der  Lichtaus- 
strahlung sich  betheiligen,  welche 
in  dem  schiefen  Cylinder  enthalten 
sind,  der  AB  zur  Basis  hat  und 
dessen    Axe    der    Richtung   AP 

parallel  ist.  Die  Tiefe,  aus  welcher  noch  Licht  hervordringen  kann, 
hängt  von  dem  Grade  der  Durchsichtigkeit  des  leuchtenden  Körpers  ab. 
Bei  den  sogenannten  undurchsichtigen  Körpern  dringt  das  Licht  nur  aus 
ganz  geringer  Tiefe  unter  der  Oberfläche  hervor,  sie  werden  erst  in  un- 
endlich dünnem  Zustande  durchsichtig,  während  z.  B.  glühende  Gasmassen 
das  Licht  aus  ziemlich  tiefen  Schichten  hervorkommen  lassen.  Wir  wollen 
uns  hier  zunächst  nur  mit  Körpern  der  ersten  Gattung  beschäftigen  und 
ein  kleines  Volumelement  mn^iv  in  Betracht  ziehen,  welches  von  dem 
Oberflächenelemente  ABxxm  die  Strecke  Am  =  r  entfernt  ist.    Die  Leucht- 


Fiff.  ». 


1)  Wiedem.  Annal.    Bd.  10,  p.  449. 


32  I-    Grnndzttge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

kraft  des  Körpers,  den  wir  als  gleichmässig  leuchtend  annehmen  wollen, 
sei  /,  d.  h.  die  Volumeinheit  möge  in  der  Entfernung  1  auf  die  Flä- 
cheneinheit senkrecht  die  Lichtmenge  J  ausstrahlen,  vorausgesetzt,  dass 
keine  Absorption  stattfindet.  Das  Volumelement  mn^v,  dessen  Inhalt 
=  dtp  dr  eose  ist,  würde  also  ohne  Absorption  die  Lichtquantität 

q  =  Jd(f  dr  cos« 

aussenden.  Bezeichnen  wir  nun  die  Änderung,  welche  q  auf  einem  sehr 
kleinen  Wege  dr  erleidet,  mit  rfg,  so  ist  klar,  dass  dq  negativ  sein  muss, 
weil  eine  Lichtabnahme  stattfindet,  femer  dass  es  proportional  dem  zu- 
rttckgelegten  Wege  dr,  ebenso  proportional  der  ursprünglichen  Energie  q 
sein  muss,  und  endlich,  dass  es  infolge  der  dem  Körper  eigenthümlichen 
Absorption  mit  einem  gewissen  Absorptionscoefficienten  zu  multipliciren 
ist.     Man  hat  also: 

d<7  =  —  kq  dr.     oder:    —  -  =  —  fc  dr . 

q 

Durch  Integration  über  die  ganze  Strecke  r  findet  man: 

log?^  =  -.Ä-r,     oder:     "^^^  =  6"*^ 

q  q 

wo  g„  die  Lichtquantität  ist,  welche  anstatt  der  ursprünglichen  Quantität 
q  übrig  geblieben  ist,  wenn  das  Licht  des  Volumelementes  mnuv  den 
Köri)er  verlässt     Durch  Substitution  von  q  hat  man: 

q^  =  J  d(p  dr  cos  e  e~*'  . 

Sämmtliche  in  dem  schiefen  Cylinder  enthaltenen  Volumelemente  senden 
also  die  Lichtmenge  aus: 

Q  -=  J  dip  cos  e  jdr  er^^ , 

wo  die  Integration  von  r  =  0  an  bis  zu  einem  Werthe  r  =  (>  auszuführen 
ist,  für  welchen  überhaupt  kein  Licht  mehr  aus  dem  Körper  hervordrin- 
gen kann,  für  welchen  also  auch  e-*v  verschwindend  klein  sein  muss. 
Die  Ausführung  der  Integration  liefert: 

\ 
Q  =:z  J dip  cos  €  -r-  {1  —  e-*p} , 


und  da  nach  dem  eben  Gesagten  e-*c'  gleich  Null  sein  soll,  so  wird: 

1 


Q  =  -,-  J  dip  cose 


Beleachtnng  von  Flächen  dnrch  lencbtende  Flächen.  33 

Bei  senkrechter  Ausstrahlung  {e  =  0)  würde  man  haben: 

mithin : 

^  =  cbS€. 

Es  ist  hiermit  der  Lambert'sche  Satz  vom  Cosinus  des  Emanations- 
winkels ganz  streng  bewiesen,  allerdings  nur  für  selbstleuchtende  Körper 
und  auch  bei  diesen  nur  für  sogenannte  undurchsichtige  Substanzen. 
Würde  der  durch  die  Flächen  MN  und  M'N'  begrenzte  Körper  ein 
durchsichtig  glühender  sein,  so  müsste  man,  um  die  gesammte  von 
allen  Volumelementen  des  schiefen  Cy linders  durch  dtp  ausgesandte  Licht- 

menge  zu  erhalten,    die  Integration  von  r  =  0  bis  ;*  = ausflihren, 

cos  o 

wenn  R  die  Dicke  des  betrachteten  Körpers  ist.     Man  erhielte  dann: 


ebenso: 


Q=l  J  d(p  cosfijl  — e  *'^"!, 


und  mithin:  jb_ 

rT  ==  COS  €  -i ;  «    • 

Für  €  =  0  und  e  =  90°  wird  dieser  Ausdruck ,  ebenso  wie  bei  dem  ein- 
fachen Lambert'schen  Emanationsgesetze,  gleich  1  resp.  gleich  0 ,  und  im 
Allgemeinen  nimmt  der  Werth  mit  wachsendem  e  beständig  ab,  bleibt 
jedoch  stets  grösser  als  cos  e.  Erst  für  eine  unendlich  dicke  Schicht  geht 
der  Ausdruck  in  das  reine  Emanationsgesetz  über. 

Wir  wollen  diesen  Gegenstand,  so  interessant  er  auch  namentlich  im 
Hinblick  auf  das  Verhalten  aller  leuchtenden  Flammen  und  aller  glühenden 
Gasmassen  ist,  hier  nicht  weiter  verfolgen,  sondern  kehren  zu  den  so- 
genannten undurchsichtigen  selbstleuchtenden  Flächen  zurück,  für  welche 
das  einfache  Lambert'sche  Emanationsgesetz  als  gültig  nachgewiesen  worden 
ist,  um  noch  einige  allgemeine  Betrachtungen  über  die  gegenseitige  Be- 
leuchtung von  Flächen  anzuknüpfen  und  einige  specielle  Aufgaben  zu 
behandeln,  die  für  die  Astrophotometrie  von  Bedeutung  sein  können. 
Beiläufig  verdient  noch  erwähnt  zu  werden,  dass  auch  experimentell  die 
Anwendbarkeit  des  Emanationsgesetzes  auf  die  Lichtausstrahlung  glühender 
Metallstreifen,  also  undurchsichtiger  selbstleuchtender  Körper,  in  neuerer  Zeit 
durch  Versuche  von  Möller  *)  in  Strassburg  ausser  Zweifel  gestellt  worden  ist. 

1}  Elektrotechnische  Zeitschrift    Bd.  5,  p.  370  und  405. 

Müller,  Photometrie.  3 


M 


I.   GnmdzUge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 


Es  sei  f  (Fig.  6)  eine  selbstleuchtende  Fläche  und  F  eine  andere 
davon  beleuchtete  beliebige  Fläche;  df  sei  ein  Oberflächenelement  der 
ersten,  dF  ein  Element  der  zweiten  Fläche. 
Ist  die  Fläche  f  gleichmässig  leuchtend,  ist  also 
die  Leuchtkraft  J  in  allen  Punkten  die  gleiche, 
so  ist  nach  den  bisherigen  Erörterungen  die  Licht- 
quantität dL,  welche  von  dem  Element  df  auf 
das  Element  dF  übergeht,  ausgedrückt  durch: 

dL  =  Jdf  dF  cos  i  cos  «  ^  • 

Um  die  Lichtmenge  zu  haben,  die  von  dem 
ganzen  Körper  f  auf  das  Element  dF  gelangt, 
hat  man  zu  summiren  über  sämmtliche  Theilchen 
von  f,  die  von  dF  aus  frei  sichtbar  sind,  und 
um  endlich  die  ganze  Lichtquantität  zu  haben, 
die  von  f  auf  F  gelangt,  hat  man  eine  zweite 
Summation  über  alle  Theilchen  dF  zu  bilden,  auf 
die  von   f  aus   überhaupt  Licht  gelangen  kann. 

Man  hat  also  für  die  Lichtmenge  L,   welche  von  f  auf  F  gelangt,   den 

Ausdruck: 


Fig.  6. 


L  =  J^^  [df  dF  cos  i  cos  E  i) 


Denkt  man  sich  nun  umgekehrt  F  als  gleichmässig  leuchtende  Fläche 
mit  der  Leuchtkraft  J%  so  würde  entsprechend  die  Lichtmenge  L',  welche 
von  F  auf  f  übergeht,  gegeben  sein  durch  den  Ausdruck: 

r  =  J'22  [dF  df  cos  ^  cos  £  ~\  , 

und  da  die  Doppelsummen  einander  gleich  sind,  so  erhält  man  unmittelbar: 

—  ==■—,  oder  den  wichtigen  Satz :  >Die  Lichtmengen,  welche  zwei 

gleichmässig  glühende  Körper  einander  zusenden,  verhalten 
sich  wie  die  Intensitäten  des  Glühens  der  beiden  Körper«, 
oder:  »Die  Lichtquantitäten,  welche  zwei  leuchtende  Flächen 
austauschen,  sind  den  Leuchtkräften  proportional.« 

Auch  hier  wird  die  Anschauungsweise  durch  Einführung  der  schein- 
baren Grösse  wesentlich  vereinfacht.  Es  stelle  (Fig.  7)  F  eine  selbst- 
leuchtende Fläche  dar,  welche  das  kleine  Element  df  beleuchtet.  Von 
df  als  Spitze  sei  der  umhüllende  Kegel  an  die  Fläche  F  gelegt,  welcher 
dieselbe  längs  einer  Curve  berührt,  jenseits  deren  kein  Punkt  der  Fläche 


Beleuchtung  von  Flächen  durch  leuchtende  Flächen.  35 

Licht  nach  df  schicken  kann.    Construirt  man  um  df  als  Centrum  eine 

Kugel  mit  dem  Badius  1,  so  wird  aus  dieser  durch  den  Kegel  ein  Stück  heraus- 

gescinitten ,    welches    man 

die    scheinbare  Grösse    der 

leuchtenden  Fläche  F  nennt. 

Auf   irgend    einem    Eadius 

liegen  die  Elemente  dio  und 

dF,     Nach   den   bisherigen 

Sätzen   ist   die    Lichtmenge 

dL^  welche  von  dF  auf  df  ^r\ 

übergeht,  gegeben  durch  den       ^  .      Fig.  7. 

Ausdruck: 

dL  =  J  dF  df  cosi  cose  -j  - 

Wäre  das  Element  dco  mit  derselben  Leuchtkraft  J  wie  die  Fläche  F 
selbstleuchtend,  so  würde  es  nach  df  die  Lichtmenge  dL'  =  J  dto  dfcosi 
senden,  da  e  in  diesem  Falle  gleich  Null  wäre.    Nun  sei  aber  dco  == 

^ ;  folglich  wird  dL  =  dL\  und  es  gelangt  also  von  dio  dieselbe 

Lichtmenge  auf  df  wie  von  dF,  Dasselbe  gilt  von  den  entsprechenden 
Elementen  der  Fläche  F  und  der  Hülfskugel,  und  man  kann  daher  die 
gesammte  Lichtmenge,  welche  von  einer  beliebigen  Fläche  F  mit  der 
gleichmässigen  Leuchtkraft  J  auf  ein  Element  df  übergeht,  ersetzen 
durch  die  von  der  scheinbaren  Grösse  der  Fläche  ausgehende  Licht- 
quantität, vorausgesetzt,  dass  auch  die  scheinbare  Figur  überall  die 
Leuchtkraft  J  besitzt;  ja  man  kann  diese  Substitution  auch  dann  noch 
einführen,  wenn  die  leuchtende  Fläche  nicht  gleichmässig  leuchtend  ist, 
vorausgesetzt  nur,  dass  man  in  jedem  Punkte  der  Hülfskugel  dieselbe 
Intensität  annimmt,  welche  in  dem  entsprechenden  lenkte  der  Fläche 
herrscht. 

Dieser  Hülfssatz  kann  nun  dazu  benutzt  werden,  um  eine  ganze  Reihe 
von  Aufgaben  zu  lösen,  welche  die  Beleuchtung  eines  horizontalen  Elementes 
durch  einen  irgendwie  gelegenen  selbstleuchtenden  Kreis  oder  eine  Ellipse, 
durch  ein  sphärisches  Dreieck,  durch  eine  selbstleuchtende  Kugel  oder 
ein  Ellipsoid  u.  s.  w.  behandeln.  Au  ding  hat  in  seiner  deutschen  Ausgabe 
von  Lamberts  »Photometria«  in  der  Anmerkung  zu  §  140  darauf  aufmerksam 
gemacht,  dass  bei  allen  leuchtenden  Flächen,  die  einen  Mittelpunkt  haben, 
die  Beleuchtungsaufgabe  sich  darauf  reducirt,  die  Lichtquantität  zu  er- 
mitteln, welche  die  betreffende  Fläche  auf  das  horizontale  Element  sendet, 
wenn  der  Mittelpunkt- senkrecht  über  demselben,   also  im  Zenith,   liegt. 

3* 


36 


I.   GrnndzUge  der  theoretischen  ABtrophotometrie. 


In  der  That  sei  (Fig.  8)  F  irgend  eine  Fläche  mit  Mittelpunkt,  dF  ein 
Oberflächenelement,   C  der  Mittelpunkt,   df  das  beleuchtete   horizontale 

Element.  Auf  der  Httlfskugel  mit  dem 
Radius  1  um  df  als  Centrum  sei  d(p 
die  scheinbare  Grösse  von  dF^  Z  sei 
das  Zenith  und  M  die  Projection  des 
Mittelpunktes;  dann  ist  in  dem  sphäri- 
'  sehen  Dreiecke  ZMdcp  die  Seite  Zdcp 
gleich  dem  Incidenzwinkel  /,  die  Seite 
ZM  ist  die  Zenithdistanz  x  des  Mittel- 
punktes C;  die  dritte  Seite  sei  mit  v 
yM  bezeichnet,  femer  heisse.^  der  Winkel 

zwischen  v  und  x.     Dann  hat  man: 

cosi  =  cos^  cos  r  +  sinx  sinr  co8i>. 

Die  Lichtquantität,  welche  von  dF  nach 
df  gelangt,  ist  nach  dem  obigen  Hülfs- 
satze  ausgedrückt  durch: 

dL'  =  J  df  dcp  cos  i , 
oder,  nach  Substitution  von  cos  i,  durch: 

dU  =  J  df  cos  X  cos  V  dcp  +  J  df  sin  x  sin  v  cos  &  dq) . 

Nun  giebt  es  bei  einer  Mittelpunktsfläche  zu  jedem  Elemente  dF  ein 
zweites,  für  welches  v  denselben  Werth  hat,  für  welches  aber  O-  in  den 
Werth  7t +0-  übergeht.  Bei  der  Integration  über  alle  Elemente  dF  fällt 
also  das  zweite  Glied  fort,  und  man  erhält  für  die  gesammte  Lichtmenge 
den  Werth: 

L'  =  Jdf  Igobx  cos  V  dfp  , 
und  da  cos  x  constant  ist,  so  wird: 

U  =  J  df  cos X  /cos  i'  dcp . 

Es  folgt  also  der  wichtige  Satz,  dass  die  Lichtmenge,  welche  etne 
Mittelpunktsfläche  auf  ein  horizontales  Element  wirft,  stets 
proportional  dem  Cosinus  der  Zenithdistanz  des  Mittelpunktes 
ist.  Der  Satz  gilt  sogar  noch  dann,  wenn  die  eigenthümliche  Leuchtkraft/ 
nicht  überall  die  gleiche  ist,  wenn  sie  nur  symmetrisch  zum  Mittelpunkte 
ist;  denn  dann  haben  die  Oberflächenelemente  v,  0-  und  v^Tt  +  d-  dieselbe 
Intensität  und  das  zweite  Glied  verschwindet  bei  der  Integration  ebenfalls. 
Die  gesammte  Lichtmenge  wird  dann,  da  J  nicht  constant,  sondern  irgend 
eine  Function  von  v  und  d-  ist,  gegeben  durch: 

U  =  df  coQ  X I  J  cos  V  d(p  . 


Beleachtnng  von  Flächen  durch  leuchtende  Flächen.  37 

Aus  dem  Anding'schen  Satze  folgt  ohne  Weiteres,  dass  alle  Beleuch- 
tungsaufgaben  bei  Mittelpunktsflächen  sich  auf  den  Fall  xr=0  reduciren, 
und  dass  es  also  bei  jeder  speciellen  Aufgabe  auf  die  Lösung  des  Integrales: 

I J  cosi  dff  ankommt.     Denkt  man  sich  nun  an  die  scheinbare  Fläche  im 

Zenith  eine  tangirende  Ebene  gelegt,  so  ist  cos  i  drp  nichts  Anderes  als  die 
Projection  von  dcp  auf  diese  Ebene.  Ist  die  leuchtende  Fläche  z.  B.  eine 
Kugel,  deren  scheinbarer  Radius  =  s  ist,  so  wird  die  Projection  der 
scheinbaren  Fläche  auf  die  erwähnte  Tangentialebene  ein  Kreis  mit  dem 
Radius  sin  5,  und  die  Liehtmenge,  welche  von  der  leuchtenden  Kugel  im 
Zenith  auf  das  horizontale  Element  df  übergeht,  wird  nach  dem  Voran- 
gehenden : 

L'  =  J  df  7t  sin'  s . 

Befindet  sich  dijs  Kugel  nicht  im  Zenith,  so  muss  man  noch  mit  dem 
Cosinus  der  Zenithdistanz  des  Mittelpunktes  multipliciren,  um  die  Licht- 
menge zu  finden. 

Man  sieht,  dass  durch  de^i  Anding'schen  Httlfssatz  die  Lösung  von 
Aufgaben  wesentlich  erleichtert  wird,  die  bei  Lambert  und  in  dem  er- 
w^ähnten  Beer'schen  Lehrbuche  des  photometrischen  Calcüls  einen  nicht 
unerheblichen  Aufwand  von  Rechnungen  und  Entwicklungen  erfordern. 
So  lässt  sich  sehr  einfach  die  Beleuchtung  durch  eine  sphärische  Ellipse 
bestimmen.  Es  gentigt  auch  hier  wieder  der  Fall,  dass  der  Mittelpunkt 
der  Ellipse  im  Zenith  liegt  Sind  dann  s^  und  s^  die  Winkel,  unter  denen 
die  beiden  Halbaxen  der  Ellipse,  von  df  aus  gesehen,  erscheinen,  so 
wird  die  Projection  der  scheinbaren  Fläche  auf  die  Tangentialebene  eben- 
falls eine  Ellipse  mit  den  Halbaxen  sin  s^  und  sin  5, ,  und  der  Inhalt 
der  Projection  wird  daher: 

7t  sin^i  sinsj. 

Die  von  der  selbstleuchtenden  sphärischen  Ellipse  auf  df  gesandte  Licht- 
menge ist  daher: 

U  =  J  7t  df  sin  s^  siuÄj, 

oder  wenn  der  Mittelpunkt  der  Ellipse  die  Zenithdistanz  z  hat: 

L'  =  J 7t  df^ins^  sins,  cos;;^. 

Ebenso  leicht  lassen  sich  die  Fälle  behandeln,  wo  die  leuchtende  Fläche 
ein  sphärisches  Dreieck  oder  ein  sphärisches  Polygon,  eine  sichelförmige 
Figur  wie  bei  den  Phasen  einer  Sonnenfinstemiss  u.  s.  w.  ist,  ebenso  die 
Fälle,  wo  die  beleuchtete  Fläche  nicht  ein  kleines  horizontales  Element 
ist,  sondern  ebenfalls  eine  beliebig  gestaltete  Fläche  repräsentirt.  Eine 
ausführlichere   Behandlung   dieser  Aufgaben  würde   den  Rahmen   dieses 


3S  I-   Gmndzüge  der  theoretiBchen  Astrophotometrie. 

Baches  wesentlich  tiberschreiten,  und  es  muss  daher  auf  die  Lehrbücher 
von  Lambert  und  Beer  verwiesen  werden. 


7.  Zerstreut  reflectirende  Substanzen.    Die  Bouguer'sche  Reflexions- 
theorie.   Das  Lommel-Seeliger'sche  Beleuchtungsgesetz. 

Die  Berechnung  der  Lichtquantität,  welche  von  einem  leuchtenden 
Punkte  oder  einer  leuchtenden  Fläche  auf  eine  andere  Fläche  objectiv 
gesandt  wird,  hat,  wie  schon  mehrfach  im  Früheren  betont  wurde,  im 
Grossen  und  Ganzen  nur  ein  theoretisches  Interesse,  da  diese  Lichtmenge 
nicht  von  unserem  Auge  direct  wahrgenommen  wird  und  auch  nur  unter 
bestimmten  Voraussetzungen  und  nur  in  gewissem  Betrage  auf  andere 
Weise  (durch  Photographie,  durch  elektrische  Wirkungen  etc.)  gemessen 
werden  kann.  Für  unser  Auge  wird  diese  Erleuchtung  erst  dadurch 
wahrnehmbar,  dass  die  auffallende  Lichtmenge  von  der  beleuchteten 
Fläche  wieder  ausgestrahlt  wird,  und  wag  in  unserem  Sehorgan  zum  Be- 
wusstsein  gelangt,  ist  erst  die  durch  Zurückstrahlung  mehr  oder  weniger 
modificirte  ursprüngliche  objective  Lichtmenge.  Wieviel  von  dem  auf- 
fallenden Lichte  zurückgeworfen  wird  und  nach  welchen  Gesetzen,  hängt 
einzig  und  allein  von  der  physischen  Beschaffenheit  der  beleuchteten 
Substanz  ab,  und  es  wird  wohl  schwerlich  möglich  sein,  ein  allgemein 
gültiges  Beleuchtungsgesetz  aufzustellen.  Ist  der  beleuchtete  Körper 
optisch  vollkommen  durchsichtig,  so  ist  klar,  dass  alles  auffallende 
Licht  hindurchgelassen  wird  und  dass  überhaupt  nichts  mehr  reflectirt 
werden  kann;  einen  solchen  absolut  durchsichtigen  Körper  würde  man 
seiner  äusseren  Begrenzung  nach  überhaupt  gar  nicht  wahrnehmen  können. 
In  der  Natur  giebt  es  solche  absolut  durchsichtigen  Körper  nicht.  Je 
weniger  durchsichtig  ein  Körper  ist,  desto  mehr  Licht  muss  er  reflectiren, 
wenn  der  Satz  von  der  Erhaltung  der  Energie  Gültigkeit  haben  soll. 
Nach  den  Fresnel'schen  Untersuchungen  ist  die  Lichtquantität  L,  welche 
von  einer  Oberfläche  reflectirt  wird,  wenn  die  einfallende  Lichtmenge  L^ 
unter  dem  Incidenzwinkel  i  auffällt  und  unter  dem  Brechungswinkel  r 
eindringt,  gegeben  durch  die  Gleichung: 

;tang^(^'-r)       sin^  [i  -  r)\ 
^  ^  ^  \tang*  [i  +  ry    sin*  [i  +  r))  ' 

während  die  in  den  Körper  eindringende  Lichtmenge  D^^L^  —  L  sein  muss. 

Körper,  deren  Oberfläche  nicht  so  glatt  und  gleichmässig  ist,  dass 

nach  allen  Richtungen  eine  regelmässige  Reflexion  nach  den  Fresnel'schen 

Gesetzen  stattfinden  kann,  nennt  man  zerstreut  reflectirende   und  nimmt 


Zerstreut  refleotirende  Sabstansen.  39 

an,  dass  bei  ihnen  das  auffallende  Licht  unregelmässig  nach  allen  Rich- 
tungen zurückgestrahlt  wird.  Aber  ebenso  wenig,  wie  es  vollkommen 
spiegelnde  Substanzen  giebt,  dürfte  es  auch  vollkommen  diflFus  reflectirende 
geben,  und  selbst  sehr  rauhe  Oberflächen  zeigen  bei  grossen  Einfalls-  und 
Reflexionswinkeln  bekanntlich  vollkommene  Spiegelbilder.  Die  zerstreute 
Reflexion  wird  wesentlich  von  der  Beschafl^enheit  der  Substanz  abhängen, 
und  zwar  voraussichtlich  in  erster  Linie  von  der  Absorption,  welche  das 
Licht  in  der  Substanz  selbst  erleidet.  Denn  dass  eine  solche  Absorption 
in  der  That  stattfinden  muss,  folgt  schon  allein  aus  dem  Vorhandensein 
einer  specifischen  Körperfarbe.  Seeliger*)  hat  darauf  aufmerksam  ge- 
macht, wie  instructiv  in  dieser  Beziehung  die  Betrachtung  pulverisirter 
FarbstoflFe  ist.  Je  feiner  das  Pulver  ist,  desto  weniger  intensiv  tritt  seine 
Färbung  hervor,  desto  weisslicher  erscheint  die  Farbe,  weil  das  Licht  in 
diesem  Falle  nur  von  den  allerobersten  Schichten  zurückgeworfen  wird, 
während  die  Färbung  bei  gröberem  Pulver,  wo  das  Licht  infolge  der 
grossen  Zwischenräume  tiefer  in  den  Körper  eindringen  kann,  entschieden 
deutlicher  zu  bemerken  ist. 

Das  Studium  der  Lichtausstrahlung  zerstreut  reflectirender  Substanzen 
gehört  zu  den  schwierigsten  Capiteln  der  Photometrie  und  ist  auch  ftlr 
die  Astronomie  von  der  grössten  Bedeutung,  weil  die  Planeten  und  Monde 
zweifellos  das  Sonnenlicht  zum  grössten  Theile  difl^us  reflectiren.  Lambert 
hat  sich  die  Lösung  des  Problems  allerdings  sehr  leicht  gemacht,  indem 
er  einfach  annahm,  dass  die  beleuchteten  Elemente  des  Körpers  ihrerseits 
wieder  als  selbstleuchtend  betrachtet  werden  dürften  und  dass  daher  das- 
selbe Emanationsgesetz  gelten  müsse,  wie  für  selbstleuchtende  Körper.  Man 
denke  sich  ein  zerstreut  reflectirendes  Flächenelement  ds  von  einer  Licht- 
quelle (einem  leuchtenden  Punkte  oder  einer  leuchtenden  Fläche)  [unter  dem 
Incidenzwinkel  i  beleuchtet.  Ist  dann  L  die  Lichtmenge,  welche  auf  die 
Flächeneinheit  senkrecht  auffällt,  so  erhält  ds  nach  dem  Früheren  die 
Lichtquantität  L  ds  cos  ^.  Von  dieser  Lichtmenge  wird  nun  das  Element 
nach  jeder  Richtung  einen  gewissen  Bruchtheil  reflectiren,  und  es  sei  die 
in  senkrechter  Richtung  ausgestrahlte  Lichtmenge  durch  c  L  ds  cos  i  aus- 
gedrückt. Wenn  sich  nun  das  diflFus  reflectirende  Element,  wie  Lambert 
annimmt,  wie  ein  selbstleuchtendes  verhalten  soll,  so  müssen  sich  nach 
dem  Emanationsgesetze  die  in  verschiedenen  Richtungen  ausgestrahlten 
Lichtmengen  wie  die  Cosinus  der  Emanationswinkel  verhalten,  und  es  ist 
daher  die  unter  dem  Winkel  e  ausgestrahlte  Lichtmenge 

dq  ^  c  L  cos  i  ds  cos  €, 


1)  Sitzangsb.  der  matb.-phys.  Glasse  der  K.  Bayer.  Akad.  der  Wiss.      Bd.  18 
(1888),  p.  228. 


40 


I.  GniD!dzüge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 


Denkt  man  sich  nun  nm  ds  eine  Halbkugel  mit  dem  Radius  1  construirt, 
80  wird  einem  Elemente  dio  derselben  die  Liehtquantität 

dQ  =  dq  dio  =  c  L  ds  cos i  cos  e  dco 

zugesandt,  und  die  ganze  Halbkugel 
erhält  daher,  da  sich  das  Element  dvj, 
wie  nebenstehende  Figur  9  zeigt,  durch 
de  sin«  dr  ausdrücken  lässt,  die  Licht- 
menge: 

n 

Q  =  c Lds  cosi'/ cos€  ßmedej dr, 

0  0 

oder: 

Q  ^=  c  L  ds  cos^  tt  . 

Es  wird  aber  diese  ganze  ausgestrahlte  Lichtmenge  auch  irgend  ein 
Bruchtheil  der  von  dem  Element  empfangenen  Lichtmenge  L  ds  cost  sein, 
d.  h.  man  wird  haben: 

Q  =  L  ds  cosi  A, 

wo  der  Factor  Ä,  welcher  angiebt,  wieviel  von  dem  einfallenden  Lichte 
auf  eine  ganze  Halbkugel  mit  dem  Radius  1  ausgestrahlt  wird,  kleiner 
als  1  ist  und  von  Lambert  die  Albedo  der  Substanz  genannt  worden 

ist.     Aus  den  beiden  Gleichungen  für  Q  folgt:  c  = — ,  und  man  hat  daher 

7t 

das  Lambert^sche  Beleuchtungsgesetz  für  zerstreut  reflectirende  Substanzen 
n  der  bekannten  Form: 

dg  =  —  L  ds  cos  i  cos  e  , 

7C 

oder  auch,  wenn  man  eine  einzige  Constante  F^  einführt: 

dq  =  ^^  ds  cos  i  cos  e  . 

Wie  man  leicht  sieht,  hat  das  Lambert'sche  Gesetz  keinerlei  theoretische 
Berechtigung.  Lambert  glaubte  dasselbe  durch  Versuche  an  verschiedenen 
Substanzen  bewiesen  zu  haben,  indessen  sind  diese  Versuche  so  ungenau 
und  so  wenig  zahlreich,  dass  sie  kaum  etwas  zu  Gunsten  des  Lambert- 
schen  Gesetzes  entscheiden  können.  Neuere  Versuchsreihen  an  einer  grossen 
Zahl  irdischer  zerstreut  reflectirender  Substanzen  von  Seeliger^)  und  von 
rjcsserschmitt^)    haben  zweifellos  festgestellt,    dass  das  Lambert'sche 


1)  Sitzungöb.  der  math.-phys.  ClaBse  sder  K.  Bayer.  Akad.  der  WIbb.    Bd.  IS 

201. 

2)  MeBserschmitt,  Ober  diffuse  Reflexion.    DIbb.  inaug.  Leipzig,  188S. 


Zerstreut  refleotirende  Sabstanzen.  —  Boogner'sche  Reflexionstheorie.       41 

Gesetz  nur  ganz  ausnahmsweise  als  Annäherung  an  die  Wahrheit  betrachtet 
werden  kann,  dass  die  Lichtmenge  vom  Azimuth  abhängig  ist  etc.,  und  dass 
es  daher  flir  diffus  reflectirende  Körper  aus  der  Reihe  der  photometrischen 
Grundgesetze  gestrichen  werden  muss.  Der  Umstand,  dass  dieses  Gesetz 
80  lange  eine  unumschränkte  Herrschaft  ausgeübt  hat,  erklärt  sich  wohl  am 
besten  durch  die  überaus  einfache  und  elegante  Form,  in  welcher  es  er- 
scheint, und  aus  dem  Mangel  an  zuverlässigen  Beobachtungen,  welche  gegen 
dasselbe  stimmen  konnten.  Fttr  die  Astrophotometrie  schien  es  zwar  durch 
die  ZöUner'schen  Messungen  am  Monde  und  am  Planeten  Mars  nicht  be- 
wiesen, dafllr  ergaben  aber  die  Seiderschen  Beobachtungen  an  der  Venus 
eine  vollkommene  Bestätigung,  und  unter  geeigneten  Annahmen  über  die 
OberflächenbeschaflFenheiten  dieser  Himmelskörper  Hessen  sich  diese  schein- 
baren Widersprüche  sehr  gut  auch  mit  dem  Lambert'schen  Gesetze  ver- 
einigen. Näheres  darüber  später.  Zöllner  hat  zwar,  wie  wir  gesehen 
haben,  bei  den  selbstleuchtenden  Substanzen  den  Weg  zu  einem  strengen 
Beweise  des  Lambert'schen  Emanationsgesetzes  gewiesen,  indem  er  die 
Fourier'sche  Anscl^auungsweise  von  dem  Hervordringen  der  Wärmestrahlen 
aus  dem  Inneren  der  Körper  auch  auf  die  Lichtstrahlen  in  Anwendung 
brachte,  er  hat  aber,  indem  er  versuchte,  diese  Überlegungen  bei  der 
Behandlung  der  nicht  selbstleuchtenden  Substanzen  einzuführen,  den  Fehler 
gemacht,  nur  eine  Lichtabsorption  bei  der  Ausstrahlung  der  Raumelemente 
aus  dem  Inneren  anzunehmen,  nicht  aber  auch  entsprechend  eine  Licht- 
schwächung schon  bei  dem  Eindringen  des  Lichtes  in  das  Innere.  Dieser 
Umstand  hat  ihn  wieder  auf  das  Lambert'sche  Gesetz  zurückgeführt  und 
ihn  verhindert,  schon  vor  30  Jahren  diejenigen  Fortschritte  in  der  theo- 
retischen Photometrie  anzubahnen,  welche  wir  den  neueren  Forschungen 
von  Lommel  und  Seeliger  verdanken. 

Niclit  ohne  Interesse  ist  die  Vorstellung,  die  sich  Bouguer  von  der 
physikalischen  Beschaffenheit  der  diffus  reflectirenden  Substanzen  gemacht 
hat.  Er  nahm  an,  dass  die  Oberfläche  eines  solchen  Körpers  wegen  seiner 
Rauhheit  keine  vollkommen  geometrische  Fläche  sein  könne,  sondern  dass 
sie  aus  einer  zahllosen  Menge  von  kleinen  spiegelnden  Elementen  bestünde, 
die  unter  allen  möglichen  Winkeln  gegen  die  Oberfläche  des  Körpers 
geneigt  wären  und  das  Licht  nach  den  Gesetzen  der  Spiegelung  zurück- 
würfen. Bouguer  hat  diese  Anschauungsweise  in  seinem  »Traite  d'optique« 
mit  grosser  Consequenz  durchzuführen  versucht,  es  ist  ihm  aber  nicht 
gelungen,  ein  allgemein  gültiges  Beleuchtungsgesetz  für  alle  zerstreut 
reflectirenden  Substanzen  aufzustellen.  Seine  Theorie  gilt  heute  als  ver- 
altet, es  verdient  aber  vielleicht  hervorgehoben  zu  werden,  dass  Seeliger 
in  neuerer  Zeit  die  Bouguer'sche  Vorstellung  unter  gewissen  Voraussetzungen 
etwas  weiter  verfolgt  hat.    Wir  denken  uns  auf  eine  zerstreut  reflectirende 


42 


I.   Grandzüge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 


Oberfläche,  die  im  Grossen  und  Ganzen  eine  Ebene  sein,  aber  im  Speciellen 
aus  lauter  kleinen  spiegelnden  Elementen  bestehen  möge,  aus  grosser  Ent- 
fernung Licht  unter  dem  Incidenzwinkel  i  auffallend.  Dasselbe  möge  unter 
dem  Emanationswinkel  e  wieder  ausgestrahlt  und  von  grosser  Entfernung 
aus  betrachtet  werden.  Dann  ist  klar,  dass,  wenn  die  Lichtwirkung  einzig 
und  allein  in  einer  Spiegelung  bestehen  soll,  nur  solche  Elemente  dem 
Beobachter  Licht  zuschicken  können,  deren  Normale  mit  der  Richtung 
der  ein-  und  austretenden  Strahlen  in  einer  Ebene  liegt  und  den  Winkel 
zwischen  diesen  beiden  Eichtungen  halbirt.  Dieser  Winkel  sei  x,  und 
die  Zahl  der  kleinen  spiegelnden  Elemente,  die  dieser  Bedingung  gentigen 
und  deren  Ebenen  unter  einander  natürlich  parallel  sein  müssen,  sei  n. 
Dann  wird  die  Lichtmenge,  welche  das  betrachtete  Flächenstttck  dem 
Beobachter  zusendet,  proportional  der  Anzahl  der  Elemente  und  ausserdem 

X 

eine  Function  des  Winkels  .^~  sein,  welche  die  Abhängigkeit  der  Intensität 


2 

des  gespiegelten  Lichtstrahles  von  dem  Einfallswinkel  ausdrückt, 
wird  also  haben: 


Man 


"^(f)- 


be- 
des 


WO  A:  eine  Constante  ist. 

Man  denke  sich  nun  um  einen  Punkt  der  Fläche  eine  Kugel 

schrieben,    dann  wäre   in   nebenstehender    Figur  10    die   Richtung 

einfallenden  Lichtes  an  der  Sphäre 
durch  den  Punkt  L,  die  Richtung  des 
ausstrahlenden  Lichtes  durch  iJ,  die 
Normale  zur  Fläche  durch  N  und  die 
Normale  zu  den  wirksamen  Spiegel- 
elementcn  durch  S  markirt.  Die 
Seiten  in  den  sphärischen  Dreiecken 

sind  LS  =  Si?  =  -| ,   LN=i  und 

NB  =  €'y  ausserdem  sei  NS,  d.  h.  der 
Winkel  zwischen  Normale  der  wirksamen  Spiegel  und  Normale  zur  Ober- 
fläche, mit  ö  bezeichnet.  Der  Winkel  LNR  oder  die  Azimuthdifl'erenz  zwischen 
dem  einfallenden  und  austretenden  Strahle  sei  Ä,  endlich  sei  der  Winkel 
L SN  mit  y  bezeichnet.    Dann  hat  man  in  den  drei  sphärischen  Dreiecken: 


\-i) 


cos  X  =  cos  i  cos  €  +  sin  i  sin  e  cos  A  , 

X  X 

cos  i  =  cos  -r-  cos  (J  +  sin  ~  sin  d  cos  y , 
cos  e  =  cos  -^  cos  ^  —  sin  —  sin  (J  cos  y  . 


Zerstrent  reflectirende  Substanzen.  —  Bongner'sche  Reflexionstheorie.       43 
Aus  den  beiden  letzten  dieser  Gleichungen  folgt: 

X 

(3)  cos  i  +  cos  €  =  2  cos    -  cos  d . 

Nun  ist  aber: 


2cos-^  =  V2V1  +  cosr, 

oder,  wenn  man  den  Werth  von  cos  x  aus  der  ersten  der  Gleichungen  (2) 
einträgt: 

2  cos    -  =  VlVi  +  cos  i  cos  E  +  sin  i  sin  e  cos  ^  . 

Man  erhält  daher  aus  Gleichung  (3): 

-,,  »  cos^  +  ^osfi 

y2  VI  +  cos  i  cos  €  +  sin  i  sin  ^  cos  A 

In  den  Gleichungen  (2)  und  (4)  sind  die  Grössen  x  und  d  durch  die 
Einfalls-  und  Emanationswinkel  und  die  AzimuthdiflFerenz  A  ausgedrückt. 
Kennt  man  also  die  Form  der  Function  f  und  kennt  auch  n,  so  ist  die 
Lichtquantität  durch  die  Grössen  ^,  e,  A  in  jedem  Falle  gegeben.  Was  die 
Grösse  n  anbetrifft,  also  die  Anzahl  der  in  einer  bestimmten  Richtung 
spiegelnden  Elemente,  so  hängt  diese  natürlich  vollkommen  von  der  Be- 
schaffenheit der  zerstreut  reflectirenden  Oberfläche  ab;  man  wird?  aber 
in  jedem  Falle  eine  willkürliche  Function  (p  annehmen  können,  die  /^''ab- 
hängig  erscheinen  lässt  von  dem  Winkel  dy  eigentlich  auch  noch  jvon  dem 
Azimuth  der  Normale  der  kleinen  Spiegel.  Vernachlässigen  wir  letztere 
Abhängigkeit  und  setzen  also  willkürlich  n  =  cp  [d] ,  so  wird  die  aus- 
gestrahlte Lichtmenge: 

q  =  i^'p{S)f[~)- 

In  den  beiden  Fällen,  wo  die  Azimuthdifferenz  A  zwischen  einfallendem 
und  austretendem  Strahle  0  resp.  180"  ist,  werden  die  Beziehungen  sehr 
einfach.    Man  hat  nach  den  Gleichungen  (2)  und  (4) 

im  ersten  Falle:     x  =^  i  ^  e    und    6  =  ^(/  +  c) , 
im  zweiten  Falle:  x  =  i  -f  «    und    ^  =  i(*  —  «) , 

und  demnach  ergeben  sich  dann  die  Beleuchtungsgesetze: 


44 


I.  Grandzüge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 


Weiter  hat  Seeliger  den  Gegenstand  nicht  verfolgt,  und  weiter  lässt  er 
sich  auch  nicht  verfolgen,  wenn  man  nicht  noch  speciellere  Annahmen 
über  die  Anordnung  der  spiegelnden  Einzelelemente  machen  will.  Dazu 
liegt  aber  keinerlei  Anregung  vor,  da  die  ganze  Bouguer'sche  Vorstellungs- 
weise etwas  gekünstelt  ist  und  inzwischen  auch  durch  die  von  Lommel 
und  Seeliger  ausgebaute  Absorptionstheorie  vollständig  verdrängt  wor- 
den ist. 

Wir  haben  bereits  oben  gesehen,  zu  welchen  Eesultaten  bei  den 
selbstleuchtenden  Körpern  die  Annahme,  dass  das  Licht  aus  einer 
gewissen  Tiefe  unter  der  Oberfläche  hervordringt  und  auf  seinem  Wege 
eine  gewisse  Absorption  erleidet,  geführt  hat,  und  werden  diese  Hypothese 
nun  auch  auf  die  zerstreut  reflectirenden  Körper  ausdehnen,  indem  wir 
voraussetzen,  dass  das  auffallende  Licht  bis  zu  einer  gewissen  Tiefe  in 
den  Körper  eindringt,  eine  Absorption  auf  seinem  Wege  erleidet,  von  den 
getroflfenen  Raumelementen .  des  Körpers  wieder  zur  Umkehr  gezwungen 
wird  und  endlich  auf  seinem  Rückwege  eine  neue  Schwächung  durch 
Absorption  erleidet  Dabei  ist  noch  die  Annahme  zu  Grunde  zu  legen, 
dass  die  einzelnen  Volumelemente  des  Körpers  die  Fähigkeit  haben, 
das  Licht  nach  allen  Seiten  mit  der  nämlichen  Intensität  zur  Umkehr  zu 
bringen,  und  dass  auch  die  Absorption  in  allen  Richtungen  gleich  stark 
ist.  Man  denke  sich  den  beleuchteten  zerstreut  reflectirenden  Körper 
als  planparallele  Platte,  und  es  sei  (Fig.  1])  dv  ein  kleines  Volumelement 

im  Inneren  derselben.  Das  Licht  falle  in 
einer  Richtung,  die  mit  der  Normale  zum 
Körper  den  Winkel  i  einschliesst,  auf.  Es 
soll  die  in  der  Richtung  €  durch  das 
Oberflächenelement  ds  ausgestrahlte  Licht- 
menge, oder  was  nach  unseren  früheren 
Definitionen  dasselbe  ist,  die  Dichtigkeit 
des  Lichtes  in  dem  unter  dem  Emanations- 
winkel e  aus  dem  Körper  austretenden  Licht- 
cylinder  gefunden  werden.  Ist  L  die 
Lichtquantität,  welche  auf  die  Volum- 
einheit an  der  Oberfläche  des  Körpers  von 
der  Lichtquelle  gesandt  wird,  und  ist  k  der 
Absorptionscoefficient  der  Substanz  für  die  eindringenden  Strahlen,  so 
gelangt  zu  dem  Volumelemente  dv  infolge  der  auf  dem  Wege  x  im 
Inneren  des  Körpers  erlittenen  Absorption  die  Lichtquantität: 

dq'  =  L  dv  er-^^ . 
Wird  nun  von  dem  Elemente  dv  ein  gewisser  Bruchtheil  dieser  auffallenden 
Lichtmenge,    den  wir  durch   den  Factor  ^e    (das  Diflfusionsvermögen  des 


Fig.  11. 


Zerstreut  reflectirende  Subetanzen.  Das  Lommel'Seeliger'sohe  BeleachtnugBgeBetz.  45 

Körpers)  bezeichnen  wollen,  nach  allen  Richtungen  ringsnm  zurückgeworfen, 
80  würde  die  von  dv  in  irgend  einer  Richtung,  also  auch  unter  dem 
Emanationswinkel  e  ausgestrahlte  Lichtmenge  ausgedrückt  sein  durch: 

Are    ^ 

Da  aber  auf  dem  Wege  y  wieder  eine  Absorption  stattfindet,  so  wird, 
wenn  der  Absorptionscoefficient  flir  die  austretenden  Strahlen  mit  k'  be- 
zeichnet ist,  die  von  dv  unter  dem  Winkel  e  wirklich  ausgestrahlte  Licht- 
menge dq  gegeben  sein  durch  die  Gleichung: 

dq=P  dq  e-^'y  =  /-  L  dv  e-(*^  +  »»  . 

Dass  im  Allgemeinen  der  Absorptionscoefficient  für  die  austretenden 
Strahlen  etwas  anders  sein  wird  als  für  die  einfallenden,  erklärt  sich 
dadurch,  dass  die  Farbe  des  Lichtes  beim  Eindringen  in  die  Substanz 
geändert  wird.  Ist  das  auffallende  Licht  z.  B.  weisses  und  der  Körper 
ein  blauer,  so  werden  beim  Eindringen  die  rothen,  gelben  und  grünen 
Strahlen  besonders  stark  absorbirt  werden,  während  nach  der  Umkehr, 
wo  in  der  Hauptsache  fast  nur  noch  blaue  Strahlen,übrig  sind,  die  Licht- 
schwächung geringer  sein  wird,  also  k'  <  k. 

T  T 

In  der  obigen  Figur  ist  x  = r,  ferner  y  = und  das  Vo- 

®  ^  COSr  ^  cos  £ 

lumelement  dv  =  ds  dr\  daher  hat  man: 

'    dq  =  ^Ldse    ^''''     ^'•'     dr. 

Um  die  gesammte  Lichtquantität  zu  haben,  welche  durch  das  Oberflächen- 
element ds  in  das  Auge  gelangt,  hat  man  von  r  =  0  bis  r  =  iZ  zu  in- 
tegriren,  wenn  R  die  Dicke  der  Schicht  vorstellt,  bis  zu  der  überhaupt 
noch  Licht  aus  der  Tiefe  hervorkommen  kann,  ftlr  welche  also  die  Grösse 

e     ^^'       ^^'*       verschwindend  klein  sein  muss. 
Man  hat  also: 


Alt  ./ 


Setzt  man  r  ^ ;  -\ ]  =  x , 

Icos  i       cos  e) 

so  wird:  ,         k  cos«  +  k'  cosi  , 

dx  = r dr  , 

cos  i  cos  € 


46  I-  Grandztige  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

und  mithin: 


„  k  COM  t  +  t  coui 

n  ■ 


^       \7t  k  cos  £  +  A-  cos  *./ 

u    r  j  cos  ^  cos  6        ) ,         ~  ^ 

q  =  ~-  Lds-j — jT ;)!  —  c 

^        4/r  A-  cos  £  +  a:  cos  1 1 

Nach  unserer  obigen  Annahme  ttber  R  ist  das  zweite  Glied  verschwindend 
klein,  und  man  hat  daher: 

u    r  j  cos  i  cos  e 

q  =   '     L  ds  -j —-jj :  • 

^       47r  a:  cos  £  +  Ar  cos  t 

Setzt  man  noch  tt  =  ^  und  bezeichnet  L ~  mit  A,  so  hat  man: 

_    ,         cos  i  cos  £ 

q  =  r^ds r— — = 

^  '        cos  ^  +  A  cos  £ 

Im  Allgemeinen  wird  man  k  =  k'  setzen  können,  ohne  einen  erheb- 
lichen Fehler  zu  begehen;  man  hat  dann  A  =  1,  und  erhält  das  sogenannte 
Lommel-Seeliger'schei Beleuchtungsgesetz  in  der  einfachsten  Form: 

„    ,      cos  i  cos  £ 

q=  r^  ds ; 

^  *       cos  ^  +  cos  £ 

Die  scheinbare  Helligkeit  ergiebt  sich  nach  den  Definitionen  auf  Seite  28 

cos  If 

aus  der  Gleichung:  h  =  F^  — .— ,  und  für  den  speciellen  Fall  /=() 

°  *  C08i  +  C0S£  ^ 

folgt  die  scheinbare  Helligkeit: 

A.  =  r,      ^ 


1  +  COS  £ 

Für  die  beiden  extremen  Annahmen  £  =  0  imd  £  =  90*^  wird: 

K  =  i  ^1     ^iid     Ago  =  i^i  •  / 

Es  sollte  also  nach  dem  obigen  Gesetze  die  scheinbare  Helligkeit  der 
senkrecht  beleuchteten  ebenen  Fläche,  wenn  sie  senkrecht  betrachtet  wird, 
halb  so  gross  sein,  als  wenn  sie  ganz  von  der  Seite  angesehen  wird, 
während  nach  dem  Lambert'schen  Emanationsgesetze  die  scheinbare  Hellig- 
keit immer  die  gleiche  sein  müsste. 

Die  obigen  Endformeln  gelten  nur  dann,  wenn  die  einzelnen  Volum- 
elemente lediglich  von  aussen  Licht  erhalten  und  dasselbe  nach  den  ge- 
machten Voraussetzungen  wieder  zurttckstrahlen.  In  Wirklichkeit  wird 
aber,  da  jedes  Volumelement  das  Centrum  einer  neuen  Lichtbewegung 
werden   und   das  empfangene  Licht   nach   allen   Richtungen   ringsherum 


Zerstreut  reflectirende  Substanzen.    Das  Lommel-Seeliger'sche  Belenchtnugsgesetz.  47 

wieder  ausstrahlen  soll,  auch  jedes  Element  von  allen  übrigen  Naehbar- 
elementen  Licht  empfangen,  und  infolge  dessen  wird  der  Ausdruck  ftlr 
die  Gesammtquantität  ziemlich  complicirt  werden.  Lommel*)  hat  diese 
Anschauungsweise  ganz  consequent  durchgeführt  in  einer  Abhandlung 
über  die  diflPuse  Zxirückwerfung  und  ist  zu  ausserordentlich  verwickelten 
Ausdrücken  gelangt  Beschränkt  man  sich  jedoch  nur  auf  die  inneren 
Reflexe  erster  Ordnung,  so  kommt  man  zu  einer  verhältnissmässig  ein- 
fachen Endformel,  und  es  dürfte  bei  der  Wichtigkeit,  welche  die  neue 
Anschauungsweise  ftlr  die  Entwicklung  der  theoretischen  Photometrie  und 
im  Speciellen  auch  für  die  Astrophotometrie  zweifellos  besitzt,  wünschens- 
werth  erscheinen,  die  Ableitung  dieser  Endformel  hier  ausftihrlich  mitzu- 
theilen. 

Man  denke  sich  wieder  den  diflfus  reflectirenden  Körper  als  plan- 
parallele Platte  von  der  Dicke -R,  und  es  seien  (Fig.  12)  dr  und  dv'  zwei 
Volumelemente  im  Inneren  der- 
selben, deren  senkrechte  Abstände 
von  der  Oberfläche  r  und  r  und 
deren  gegenseitige  Entfernung  q 
sein  mögen.  Die  Lichtstrahlen  sollen 
parallel  unter  dem  Incidenzwinkel  i 
auffallen  und  nach  dem  Austritte 
aus  dem  Körper  unter  dem  Ema- 
nationswinkel B  von  grosser  Ent- 
fernung aus  betrachtet  werden. 
Nach  dem  Vorausgehenden  ist  die 
Lichtquantität,   welche  von  aussen 


\        ;   ä, 

\   r!  / 

r' 

Ä 

«^^•4^ 

^L^^ 

^U.!/- 

Flg.  1«. 


kr 


bis  zu  dem  Elemente  dv  gelangt,  gleich  Le   "^^^^  dr ,    wenn   k   der  Ab- 
sorptionscoefficient  der  Substanz  ist.     Ebenso  erhält  das  Element  dv'  von 


*r' 


aussen  die  Lichtmenge  L  e  *'^"*  dv.  Nehmen  wir  nun  wie  früher  an, 
dass  das  Element  dv'  von  dieser  Lichtmenge  einen  gewissen  Bruch- 
theil,  der  durch  den  Factor  /t  bezeichnet  werden  soll,  nach  allen  Seiten 
ringsum  zurückwirft,  so  wird  auch  dv  einen  Theil  davon  erhalten,  der 
mit  Eücksicht  auf  die  Entfernung  q  und  die  auf  dieser  Strecke  statt- 
findende Absorption  ausgedrückt  wird  durch: 


fx    L  dv  dv'  e 
4/r  Q 


cos  I      —  k  n 


1)  SitznngBb.  der  math.-phys.  Classe  der  K.  Bayer.  Akad.  der  Wiss.     Bd.  17 

(1887),  p.  95. 


4S  I-  GnindaUge  der  theoretischen  ABtrophotometrie. 

Eine  solche  Lichtmenge  erhält  nun  dv  anch  von  allen  übrigen  Volam- 
elementen  des  Körpers,  und  es  ist  daher  die  gesammte  Lichtmenge  /, 
welche  auf  das  Element  dv  gelangt,  gegeben  durch  die  Gleichung: 

^  • 

WO  die  Summe  über  sämmtliche  Elemente  des  Körpers  zu  bilden  ist. 

Streng  genommen  mUsste  nun  auch  noch  das  Licht  berücksichtigt 
werden,  welches  dv'  seinerseits  wieder  von  den  andern  Elementen  erhält 
und  von  welchem  es  ebenfalls  einen  Procentsatz  nach  dv  wirft;  wir  wollen 
aber  von  diesen  Reflexen  höherer  Ordnung,  wie  schon  oben  gesagt.  Ab- 
stand nehmen. 

Von  der  Lichtmenge  /,  welche  dv  erhält,  wird  nun  nach  allen  Rich- 
tungen ein  Theil  wieder  ausgestrahlt,  welcher  durch  den  Reflexionscoeffi- 
cienten  fi  bezeichnet  ist.  Die  Quantität  q,  welche  unter  dem  Richtungs- 
winkel e  durch  das  Oberflächenelement  ds  parallel  austritt,  ist  unter 
Berücksichtigung  der  Absorption  im  Inneren  des  Körpers  gegeben  durch: 

wobei  der  Absorptionscoefficient  im  Inneren  durchgängig  als  constant 
angenommen  ist.  Nun  werfen  aber  alle  Volumelemente,  welche  in  dem 
schiefen,  durch  ds  und  dv  gelegten  Cy linder  sich  befinden,  Licht  durch 
ds  in  das  Auge.  Die  Gesammtquantität  Q,  welche  ins  Auge  gelangt, 
ist  daher: 

'''^  =  £/'«"""% 

r  =  0 

oder  wenn  man  den  Werth  von  /  einsetzt  und  für  dv  den  Werth  ds  dr 
einführt: 


R 


kr 


cos  t  +  COf  « 


Jtr* 


Q=  l'-  Ldsfdre 

0 

+  ^     Ldsjdre-:2\^—^^—dv-). 

Ist    der    Körper    undurchsichtig,    so    dass    das    Licht   nur   ausser- 
ordentlich wenig  in  denselben  einzudringen  vermag,  so  kann  die  Dicke 


ZerBtrent  reflectirende  Substanzen.    Das  Lommel-Seeliger'sohe  Beleuchtnngsgesetz.   49 

R  schon  als  sehr  gross  angesehen  werden,  und  man  kann  direet  JB  =  00 
setzen.     Man  hat  dann,  da  das  erste  Glied  sieh  leicht  berechnen  lässt: 

kr» 


^        u    ^  ,  I     COS  ^  cos  t 

Q  =  T-  ^^^IrT ~i ^ 

4;r  L«(cosi  +  coS€ 


■iS-^'^^oA] 


Zur  Berechnung  der  Summe  im  zweiten  Gliede  denke  man  sich  von 
dv  als  Spitze  aus  einen  geraden  Kreiskegel  mit  dem  halben  OeflFnungs- 
winkel  a  und  der  Seitenlänge  q  construirt  und  ebenso  einen  zweiten  Kegel 
mit  dem  halben  OeflFnungswinkel  a  +  da  und  der  Seitenlänge  q  +  dq^ 
so  werden  die  Gnindflächen  dieser  beiden  Kegel  einen  ebenen  Kreisring 
bilden,  dessen  Flächeninhalt  gegeben  ist  durch: 

27r(/  —  r)*  tanga  sec'a  da  . 

Das  Volumen  eines  körperlichen  Ringes  mit  dieser  Fläche  als  Basis 
und  mit  der  Höhe  d/  ist  dann  ausgedrückt  durch: 

27r(r'  —  rf  tanga  sec*a  da  dr\ 

Alle  Elemente  dieses  Ringes,  zu  denen  auch  dv'  gehört,  erhalten  von 
aussen  die  gleiche  Lichtmenge,  und  man  kann  daher  die  obige  Summe 
anstatt  über  alle  einzelnen  Elemente  dv  sogleich  über  alle  solchen  Ringe 
bilden  und  dv'  direet  durch  den  voranstehenden  Werth  ersetzen.  Da 
femer  noch  ^  =  (r'—  r)  sec«  ist,  so  hat  man: 
_  1^- 

/         cos »     —  *  ^  \  ,   _  _*l!.  . 

^y- ^ dv']=l7t^\e    —  «-'t^'-)-«  tanga  da  dA  ■ 

dtf 
Setet  man  noch  sec  a  =  y,   mithin  tang  a  da  =  -^  ^  so  wird: 


(^      C08»      -kn  \  \  -  hiL  • 


dy\ 


=  27t Je    ''''  dr'J- dy 


In  Bezug  auf  /  sind  die  Integrationsgrenzen  eigentlich  0  und  R,  da 
aber  der  Körper  undurchsichtig  ist,  so  werden  sie,  wie  oben,  0  und  00. 
In  Bezug  auf  a  sind  die  Grenzen,   da  man  sich  die  Schicht,   in  welcher 

7t 

dy   liegt,   von  unbegrenzter  Ausdehnung  denken  kann,    0  und  — ,    in 

Bezug  auf  y  werden  sie  also  1  und  cx).  Setzt  man  endlich  noch 
r  ^  r  =  X,  mithin  dr'  ==  dxj  so  erhalten  die  Integrationsgrenzen  in 
Bezug  auf  x  die  Werthe  —  r  und  00,  und  man  hat  daher,  wenn  man 

Müller,  Photometrie  der  Gestirne.  4 


50  I-  Grnndzttge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

noch  das  Integral  in  Bezng  auf  /  in  zwei  Theile,  von  —  r  bis  0  und 
von  0  bis  oo,  theilt: 

+  27tje      '^*    dxj- dy 

kr      ^  kx  kr    <»       kx 

=  27re   '^'fe''''dxJ(x)+27te   ""''Je    "^^  dxJ[x], 

0  0 

dy   die    übliche 

Benennung  «/(x)  eingeführt  wird. 

Bezeichnet  man  die  beiden  Glieder  der  rechten  Seite  der  kürzeren 
Schreibweise  wegen  mit  ItvX  und  27rF,  so  ergiebt  sich  nun  durch  Sub- 
stitution in  die  frühere  Gleichung  ^x  Q: 

Q  =  ^L  dsl^'^^i^  -,  +  ^fXe~  ^'dr  +  ^  fri  ^'  dr]  . 
Atz  L^^(c0S^  +  C08€)       2'/  2J  J 

Nun  ist: 

kr     ^  jrx_  ^j  _  _kj^    »_,       /",  Jl:g(l— y  coii) 

cos  ( 


0  1     ^  i     ^0 

kr      or  ,  kr{\  —  y  cosi) 

./    y     A(l  —  ycost)  \  I 

_  cos  i  rdy  1  /  -  fcry  _   -  ^i\ 

k    J   y     1  —  //  C08^    \  /* 


Mithin  wird: 


kr  ,     00  of^  <tr(l  +  ycos«)  ir(coBi  +  co8t) 


COS«  ^         eo8 1  ooa c      > 

e  — e  j 


l'Xe~  '"^'  dr  =  •'"^^'  /'^   ,- J -.  /kr| 

./  k    J   y     1  —  V  COS  ^/       l 

co8^  rrfj/  1  /       co8€       _^  cos  *  cos  €\ 

&*   J  y    1  —  y  cos  M 1  +  2/  cos  €       cosi  +  cos«/ 

cos  e  cos*  6        /*  rft/  1 

A:'(co8  i  +  cos  «)  «^    2/    1  +  ?/ 

cos  i    cos*  €         ,        /l  4-  C08€\ 

k^  (cos  i  +  cos  b)     °  \     cos  €     / 


COS€ 


ZerBtrent  reflectirende  Sabstanzen.   Das  Lommel-Seeliger'sche  Belenchtnngsgesetz.    5 1 

Oanz  in  ähnlicher  Weise  lässt  sich  das  letzte  Glied  in  der  obigen  Glei- 
chung für  Q  berechnen.    Man  findet: 

J  /t*  (cos  ^  +  cos  €)        ®  \       COS  l       I 

Durch  Substitution  erhält  man  nun  endlich: 

^       ^   ,    cosi  cos€  r.   ,     ,         ,     /l  +  cosfc\  ,     ,       .,     /l  +  cosi\l 

Q  =  r^ds r— 1 H- ii'  eosfe  log  — ! H-  /«'  cose  log  (^    .    )   , 

*      cos^+cos€L  ®\    eos€    /      '^  ^\    eos^    /J' 

wo  noch  gesetzt  ist: 

Diese  Gleichung  müsste  nun  an  Stelle  des  auf  Seite  46  entwickelten 
einfachen  Beleuchtungsgesetzes  eingeführt  werden  und  würde  bei  undurch- 
sichtigen, diffus  reflectirenden  Substanzen  das  Lambert'sche  Emanations- 
gesetz zu  ersetzen  haben.  Man  sieht  übrigens  aus  dieser  Form,  ebenso 
wie  aus  der  vereinfachten,  dass  bei  der  hier  durchgeführten  Anschauungs- 
weise auch  das  Gesetz  vom  Cosinus  des  Incidenzwinkels  verschwindet, 
dass  vielmehr  die  Formel  in  Bezug  auf  Emauations-  und  Incidenzwinkel 
ganz  symmetrisch  ist,  so  dass  dieselben  beliebig  mit  einander  vertauscht 
werden  können.  Es  würde  daraus  folgen,  dass  die  Helligkeit  ganz  un- 
abhängig vom  Azimuthe  sein  müsste,  und  dass  es  daher  auch  gleich- 
gtütig  wäre,  ob  Beobachter  und  Lichtquelle  sich  auf  derselben  oder  auf 
entgegengesetzter  Seite  der  Normale  zur  Fläche  befänden.  Man  weiss 
aber,  insbesondere  durch  Beobachtungen  von  Seeliger  und  Messer- 
schmitt an  einer  grossen  Reihe  von  diflfus  reflectirenden  Substanzen, 
dass  dies  nicht  der  Fall  ist,  und  dass  im  Allgemeinen  die  zurückgeworfene 
Lichtmenge  am  grössten  ist,  wenn  Lichtquelle  und  Auge  im  Azimuth  um 
180°  von  einander  entfernt  sind.  Es  geht  daraus  hervor,  dass  auch  das 
neue  Lommel-Seeliger'sche  Beleuchtungsgesetz  keineswegs  vollkommen 
den  thatsächlichen  Verhältnissen  entspricht  und  nur  in  gewissen  Fällen 
als  eine  Näherungsformel  zu  beti'achten  ist.  Dies  lässt  sich  auch  von 
vornherein  schon  deswegen  erwarten,  weil  die  Annahmen,  welche  der 
Theorie  zu  Grunde  gelegt  wurden,  sieher  nicht  der  Wirklicheit  entsprechen 
und  weil  es  schwerlich  Substanzen  geben  wird,  deren  einzelne  Theilchen 
das  empfangene  Licht  mit  gleicher  Stärke  nach  allen  Richtungen  zerstreuen 
und  in  denen  die  Absorption  nach  allen  Seiten  gleich  gross  ist;  auch 
wird  man  kaum  Substanzen  finden,  bei  denen  die  Ausstrahlung  aus  dem 
Innern  ganz  allein  zur  Geltung  kommt  und  bei  denen  keinerlei  directe 
Spiegelung  zur  Wirkung  gelangt.    Im  Allgemeinen  werden  beide  Licht- 

4* 


52  I-   GrundzUge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

Wirkungen  zu  berücksichtigen  sein,  und  da  jede  einzelne  Substanz  je  nach 
der  OberflächenbeschaflFenheit  und  der  inneren  Anordnung  der  Theilchen 
ein  verschiedenes  Verhalten  zeigen  wird,  so  scheint  eigentlich  jede  Hoff- 
nung ausgeschlossen,  die  Lichterscheinungen  bei  diffus  reflectirenden 
Körpern  durch  ein  einziges  Beleuchtungsgesetz  zu  umfassen  und  im  ge- 
gebenen Falle  im  Voraus  zu  berechnen.  Immerhin  verdient  die  Lommel- 
Seeliger'sche  Theorie,  wenn  sie  auch  das  Problem  nicht  vollständig  zu 
lösen  vermag,  durch  die  Exactheit  der  Annahmen,  auf  die  sie  sich  stützt, 
entschiedenen  Vorzug  vor  der  Lambert'schen  Theorie,  welche  jeglicher 
festen  Stütze  entbehrt. 

8.    Begriff  der  Albedo. 

Bereits  im  vorangehenden  Paragraphen  ist  kurz  von  der  Albedo 
eines  Körpers  die  Rede  gewesen.  Nach  der  von  Lambert  eingeführten 
Definition  ist  darunter  eine  Zahl  zu  verstehen,  welche  angiebt,  wie  sich 
die  von  einem  beleuchteten  Element  nach  allen  Richtungen  diffus  aus- 
gestrahlte Lichtquantität  zu  der  auffallenden  Lichtmenge  verhält.  Diese 
Zahl  muss,  je  nach  der  Beschaffenheit  der  verschiedenen  Substanzen,  ver- 
schieden sein.  Bei  einem  absolut  weissen  Körper,  d.  h.  bei  einem  sol- 
chen, der  auf  die  sichtbaren  Strahlen  nicht  die  mindeste  Absorption  ausübt 
und  alles  empfangene  Licht  wieder  zurückwirft,  wäre  die  Albedo  gleich  1, 
in  allen  übrigen  Fällen  wäre  sie  kleiner  als  1.  Lambert  hat  für  eine 
Anzahl  von  Substanzen  die  Albedo  bestimmt  und  findet  dieselbe  in  den 
meisten  Fällen  unter  0.5.  Nach  Zöllner,  welcher  diese  Versuche  wieder- 
holt hat,  sind  aber  die  Lambert'schen  Werthe  sämmtlich  zu  klein,  und 
in  der  That  verdienen  die  von  Zöllner  selbst  nach  zuverlässigeren  Me- 
thoden ermittelten  Albedowerthe  grösseres  Vertrauen  als  die  Lambert'schen 
Zahlen.  Neuere  Untersuchungen  in  dieser  Richtung  sind,  abgesehen  von 
einigen  vereinzelten  Bestimmungen  von  Kononowitsch,  nicht  bekannt 
geworden,  und  man  wird  daher  die  ZöUner'schen  Angaben  zunächst  noch 
acceptiren  müssen.  Danach  ergeben  sich  für  einige  Stoffe  die  folgenden 
Werthe  der  Albedo  nach  der  Lambert'schen  Definition: 

Frischer  Schnee  ....  0.78 

Weisses  Papier 0.70 

Weisser  Sandstein  .  .  .  0.24 

Thonmergel 0.16 

Quarz 0.11 

Feuchte  Ackererde.  .  .  0.08 

Vollkommen  charakteristisch  für  diese  Substanzen  sind  die  angegebenen 
Zahlen  nicht,   weil  die  Farbe  bei  diesen  Untersuchungen  eine  wichtige 


Begriif  der  Albedo.  53 

Rolle  spielt.  Der  BegriflF  der  Albedo  ißt  streng  genommen  nur  gültig  flir 
homogenes  Licht  oder  wenn  einfallendes  und  anstretendes  Licht  gleiche 
Farbe  haben,  was  fast  niemals  der  Fall  sein  wird.  Rationelle  Albedo- 
bestimmnngen  müssten  bei  jeder  Substanz  in  allen  möglichen  Farben,  etwa 
mit  Hülfe  des  Spectralphotometers ,  vorgenommen  werden,  und  wenn  es 
sich,  wie  in  der  Astrophotometrie,  beispielsweise  um  die  Untersuchung 
einer  Planetenoberfläche  handelte,  so  könnte  man,  abgesehen  von  einer 
Menge  anderer  Umstände,  nur  dann  auf  die  stoflFliche  Verwandtschaft  mit 
irgend  einer  irdischen  Substanz  schliessen,  wenn  die  Albedo werthe  bei 
beiden  untersuchten  Körpern  für  alle  Farben  übereinstimmten. 

Die  Lambert'sche  Definition  der  Albedo  ist  vollkommen  correct,  so 
lange  man  auch  das  Lambert'sche  Beleuchtungsgesetz  gelten  lässt.  Denn 
da  in  diesem  Falle  das  austretende  Licht  lediglich  vom  Emanationswinkel 
abhängt,  so  hat  die  Albedo  für  alle  Werthe  des  Incidenzwinkels  denselben 
Betrag.  Wird  aber  ein  anderes  Beleuchtungsgesetz,  z.  B.  das  Lommel- 
Seeliger'sche,  zu  Grunde  gelegt,  bei  welchem  das  austretende  Licht  eine 
Function  von  Incidenz-  und  Emanationswinkel  zugleich  ist,  so  ergiebt  sich 
für  jeden  Werth  des  Incidenzwinkels  eine  andere  Albedo,  und  die  Lambert- 
sche  Definition  verliert  dann  ihre  Bedeutung.  S  e  e  1  i  g  e  r  ^ )  hat  auf  diesen  Um- 
stand aufmerksam  gemacht  und  eine  andere  Definition  der  Albedo  in  Vorschlag 
gebracht,  welche  ganz  allgemein  für  jedes  Beleuchtungsgesetz  Gültigkeit  hat. 

Man  denke  sich  ein  Flächenelement  do  unter  dem  Incidenz winkel  / 
von  einer  Lichtquelle  beleuchtet,  welche  auf  die  Flächeneinheit  senkrecht 
die  Lichtmenge  L  werfen  möge;  dann  erhält  do  die  Lichtmenge  L  cos/  da. 
Wird  das  zunächst  als  unbekannt  vorausgesetzte  Beleuchtungsgesetz  mit 
/"(e'jfc)  bezeichnet,  so  ist  die  Lichtmenge  dq^  welche  das  Element  do  in 
der  Richtung  des  Emanationswinkels  e  auf  ein  in  der  Entfernung  1  senk- 
recht zu  dieser  Richtung  gedachtes  Element  ds  wirft,  gegeben  durch: 

dq^=  C  L  da  ds  f(iy  t) ,  "" 

wo  C  für  jedes  Beleuchtungsgesetz  f{i,  e)  eine  andere  Constante  ist.  Wird 
nun  um  der  eine  Kugel  mit  dem  Radius  1  construirt,  so  erhält  die  ganze 
Halbkugel  die  Lichtmenge: 

q=  CLdo  ^[f[i,e)ds]. 

Das  Element  der  Kugel  ds  lässt  sich  ausdrücken  durch  sinededv, 
und  man  hat  daher: 

—  IL 

2  In  T 

q  =^  C L  da  j  Bin e  de  f{lj  e)  j  dv  =  CLda  2/r  /sin«  de  f[i^  e). 


1;  Abhandl.  der  K.  Bayer.  Akad.  der  Wibb.    IL  Classe,  Bd.  16,  p.  430. 


54  I-  Grundzüge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

Das  Verhältnisfl  A  dieser  ganzen  auf  die  Halbkugel  ausgestrahlten  Licht- 
menge  zu  der  auf  do  auffallenden  ist  mithin: 


L  ros  t  da  J    cos  * 


Es  geht  hieraus  hervor,  dass  im  Allgemeinen  Ä  noch  vom  Incidenz- 
Winkel  i  abhängt.  Nur  wenn  f{t,  e)  =  cos  i  q>{€)  wäre,  wie  es  z.  B. 
bei  dem  Lambert'schen  Gesetze  der  Fall  ist,  würde  die  obige 
Definition  der  Albedo  brauchbar  sein,  in  allen  anderen  Fällen  müsste 
jedesmal  der  Incidenzwinkel  angegeben  werden,  für  den  der  betreflfende 
Albedowerth  gültig  sein  soll.  Man  könnte  diese  Unklarheit  vermeiden, 
wenn  man  unter  Albedo  den  Werth  verstehen  würde,  den  Ä  fUr  senkrecht 
aufßallendes  Licht,  also  für  ^  =  0,  annimmt.  Es  ist  aber  vielleicht  noch 
richtiger,  den  Seeliger 'sehen  Vorschlag  zu  acceptiren  und  unter  Albedo 
den  Mittelwerth  aller  -4,  die  sich  für  sämmtliche  Werthe  des  Incidenz- 
winkels  i  ergeben,  zu  verstehen.  Denkt  man  sich  wieder  um  das  Element 
da  mit  dem  Kadius  1  eine  Kugel  construirt,  so  wäre  zur  Bildung  des 
gesuchten  Mittelwerthes,  der  mit  Ä'  bezeichnet  werden  soll,  die  Summe 
der  A  für  sämmtliche  Punkte  der  Halbkugel  zu  bilden  und  durch  den 
Flächeninhalt  dieser  Halbkugel  zu  dividiren.     Man  hat  also: 

Zieht  man  zunächst  eine  schmale  Kugclzone  in  Betracht,  so  ist  der 
Inhalt  derselben  27r8in^d^,  die  Summe  aller  für  die  Zone  gültigen  A 
ist  daher  27tA  mni  di,  und  die  Summe  aller  für  die  ganze  Halbkugel 

n 
2" 

gültigen  A  ist  mithin  2/cjAs\nidi,     Es  wird  also: 


Ä  =  j  A  sin  /'  di , 

0 

oder  nach  Substitution  des  obigen  Werthes  von  A: 

71  71 

2  T 

(2)  A'  =  2  /«  C  I  tang  i  di  1  f{i,  e)  sin  e  dt . 

0  0 

Dies  ist  der  Ausdruck  für  die  von  Seeliger  eingeführte  Definition 
der  Albedo.  Nimmt  man  für  /"(/,«)  das  Lambert'sche  Gesetz  au,  also 
f(ijt)  =  GOsi  cose,   so  wird  nach  den  Formeln  (1)  und  (2)  A  =  7cC  mid 


Begriff  der  Albedo.  55 

^'  =  yrC;  es  stimmen  also  in  diesem  Falle,  wie  zu  erwarten  war,  die 
Lambert'sche  und  Seeliger'sche  Albedo  tiberein. 

Substitnirt  man  das  Lommel-Seeliger'sche  Beleuchtungsgesetz  in  der 
vereinfachten  auf  Seite  46  angegebenen  Form: 

-, .    .  cos  i  cos  € 

fit  e)  = 7——. , 

'^  ^    '       cos  ^  +  A  cos  €  ' 

so  erhält  man  aus  Formel  (2)  den  Werth: 

.,       «    n  /'  *     .  j  .  /*  sin  €  COS  «       , 

Ä  =  27tC  I  smt  dt  I .   .    , de. 

•/  »^  COS  i  A-  A  cos  € 


0 


Zur  Auflösung  des  zweiten  Integrales  setze  man  cos?'  +  A  cos«  =  x,  also 
sin  €  rff  =  —  — r- ;  dann  erhält  man : 


A'  =    j^  I  Buii  dt  <l  +  cos  i  log  cos  i  —  cos  *  log  (A  +  cos  i)} , 

0 

oder  wenn  man  noch  cos/  =  t/  setzt: 


^'  = 


27tCf 
\ 


i^~ 


/ 


^—Jydylogy  +jydy  log  (A  +  y]^^  . 
1  1 

Nach  Auflösung  der  beiden  einfachen  Integrale  wird  endlich: 

(3)  Ä'=  ^{l  _  Uog^  +  ^*  -  *  log(l  +  A)}, 

WO  die  sämmtlichen  Logarithmen  natürliche  sind. 

Die  Seeliger'sche  Albedo  ist  hiemach  bei  Zugrundelegung  des  Lommel- 
Seeliger'schen  Beleuchtungsgesetzes  in  der  That  vom  Einfallswinkel  gänzlich 
unabhängig;  sie  wird  nur  durch  die  Grössen  C  und  A  bestimmt,  welche 
Constanten  repräsentiren,  die  jeder  Substanz  eigenthümlich  sind  und  von 
der  Reflexions-  und  Absorptionsfähigkeit  derselben  abhängen.  Sieht  man, 
wie  im  Früheren,  von  der  Farbenänderung  im  Innern  des  Körpers  ab 
und  nimmt  das  Absorptionsvermögen  für  ein-  und  austretende  Strahlen 
als  gleich  an,  setzt  also  A  =  1 ,  so  wird  die  Albedo  einfach  gleich  >r  C, 
also  nur  durch  den  Proportionalitätsfactor  des  Lommel- Seeliger 'scheu 
Gesetzes  bestimmt. 


56  I.  Grnndzilge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 


Capitel  U. 

AnwendoDg  der  photometrischen  Grondprincipien  auf  die  wichtigsten 
Aufgaben  der  Himmelsphotometrie. 

1.    Beleuchtung  der  Planeten  und  Monde. 

Durch  die  Entwicklungen  des  vorigen  Capitel»  sind  wir  in  den 
Stand  gesetzt,  die  Lichterscheinungen  derjenigen  Himmelskörper  theoretisch 
zu  Studiren,  welche  nicht  wie  die  Fixsterne  unendlich  weit  von  uns  ent- 
fernt sind  und  eigenes  Licht  besitzen,  sondern  uns  nur  durch  reflectirtes 
Sonnenlicht  sichtbar  werden.  Da  infolge  der  Bewegungen  im  Sonnen- 
system diese  Himmelskörper  in  sehr  verschiedene  Entfernungen  von  der 
Erde  kommen,  und  ausserdem  die  Grösse  des  für  uns  sichtbaren  Theiles 
der  erleuchteten  Hälfte,  namentlich  bei  dem  Erdmonde  und  den  unteren 
Planeten,  sehr  starken  Veränderungen  unterworfen  ist,  so  schwankt  die 
Lichtmenge,  welche  von  ihnen  zu  uns  gelangt,  unter  Umständen  innerhalb 
weiter  Grenzen,  und  da  wir  diese  Schwankungen  durch  photometrische 
Messungen  direct  feststellen  können,  so  bietet  die  Vergleichung  der  ge- 
fundenen Besultate  mit  den  auf  theoretischem  Wege  berechneten  Werthen 
ein  vortreflFliches  Mittel,  die  Zuverlässigkeit  der  der  Berechnung  zu  Grunde 
gelegten  photometrischen  Grundsätze  zu  prttfen,  freilich  nur  unter  gewissen 
Voraussetzungen  und  Einschränkungen.  Wir  werden  annehmen  können, 
dass  die  meisten  Planeten  und  Monde,  ähnlich  wie  unsere  Erde,  eine  feste 
oder  wenigstens  zum  Theil  feste  Oberfläche  besitzen,  die  von  einer  mehr 
oder  weniger  dichten  atmosphärischen  Hülle  umgeben  ist.  Wir  werden 
femer  voraussetzen  mttssen,  dass  die  Planetenoberflächen  aus  verschiedenen 
Substanzen  bestehen,  die  das  auffallende  Sonnenlicht  in  wesentlich  ver- 
schiedener Stärke  zurückwerfen,  und  dass  femer  die  Regelmässigkeit  der 
Oberfläche  durch  mehr  oder  weniger  grosse  Erhebungen  gestört  wird. 
Wir  wissen  endlich,  dass  die  Gestalt  einiger  dieser  Himmelskörper  nicht 
unmerklich  von  der  Kugelgestalt  abweicht.  Aus  diesen  Gründen  können 
wir  von  vornherein  keine  vollständige  Darstellung  der  Beobachtungen 
durch  irgend  welche  Theorie  erwarten,  bei  der  doch  immer  ein  gewisser 
idealer  Zustand  der  Oberfläche  des  beleuchteten  Körpers  vorausgesetzt 
werden  muss.    Dazu  kommt  noch,   wie  wir  im  vorigen  Capitel  bereits 


Belenchtring  der  Planeten  nnd  Monde.  57 

auseinandergesetzt  haben,  dass  bei  den  irdischen  zerstreut  reflectirenden 
Substanzen  keines  der  bisher  aufgestellten  Beleuehtungsgesetze  sieh  als 
vollkommen  unanfechtbar  erwiesen  hat,  und  dass  daher  etwas  Ähnliches 
auch  bei  den  anderen  Himmelskörpern  zu  erwarten  ist. 

Wir  wollen  bei  den  folgenden  Betrachtungen  die  Planeten  und  Monde 
zunächst  als  vollkommen  kugelförmig  ansehen,  femer  annehmen,  dass 
jede  Oberfläche  überall  dieselbe  ihr  eigenthttmliche  mittlere  Reflexions- 
fähigkeit besitzt,  endlich  wollen  wir  der  Berechnung  der  von  ihnen 
zurückgeworfenen  Lichtquantitäten  drei  verschiedene  Beleuchtungs- 
gesetze zu  Grunde  legen,  indem  wir  zu  den  beiden  im  vorigen 
Capitel  ausführlich  behandelten  Gesetzen  von  Lambert  und  Lommel- 
Seeliger  noch  ein  drittes  hinzufügen,  welches  im  Vorausgehenden 
bereits  ebenfalls  kurz  erwähnt  worden  ist,  und  welches  auf  der  ein- 
fachen Vorstellung  beruht,  dass  das  von  einer  selbstleuchtenden  oder 
zerstreut  reflectirenden  Oberfläche  ausgesandte  Licht  gänzlich  vom  Ema- 
nationswinkel unabhängig  und  lediglich  dem  Cosinus  des  Licidenzwinkels 
proportional  ist.  Dieses  Beleuchtungsgesetz,  welches  das  Euler 'sehe 
genannt  werden  kann,  weil  es  von  diesem  Mathematiker  am  Ein- 
gehendsten behandelt  worden  ist,  verdient  hier  deswegen  noch  eine 
besondere  Berücksichtigung,  weil  es  bis  in  die  neueste  Zeit  von  vielen 
Astronomen  zur  Berechnung  der  PlanetenheUigkeiten  benutzt  worden  ist. 
Es  wird  sich  später  bei  der  Besprechung  der  neuesten  Ergebnisse  der 
Planetenforschung  zeigen,  dass  dieses  Gesetz,  wie  nach  den  bisherigen 
Erörterungen  auch  von  vornherein  zu  erwarten  ist,  am  Wenigsten  von 
allen  den  thatsächlichen  Verhältnissen  entspricht.  Die  drei  in  Frage 
kommenden  Beleuchtungsgesetze  sind  durch  die  folgenden  Formebi  re- 
präsentirt,  wenn  dq  die  Lichtmenge  ist,  welche  ein  unter  dem  Incidenz- 
winkel  i  getroflfenes  Oberflächenelement  ds  unter  dem  Emanationswinkel 
€  wieder  ausstrahlt: 

dq^  =  r^  ds  cos  i  cos  e  (Lambert'sches  Gesetz) , 

dq^  =  r,  ds  —-  - — —     (Lommel-Seeliger'sches  Gesetz) , 

cos  1  — |—  A>  COS  £ 

dg,  =  r,  ds  cos  i  (Euler'sches  Gesetz). 

Die  Constanten  hängen  von  der  Intensität  des  auffallenden  Lichtes  und 
ausserdem  von  der  Reflexionsfähigkeit  resp.  von  der  DifiFusions-  und  Ab- 
sorptionsfähigkeit im  Innern  der  betrefl'enden  Substanz  ab. 


58  I-  GrundzUge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

a.  Berechnung  der  von  den  Phasen  eines  beleuchteten  Himmels- 
körpers nach  der  Erde  gesandten  Lichtmenge. 
Bestimmung  der  Albedo. 

Es  soll  nun  zuerst  die  Aufgabe  behandelt  werden,  diejenige  Licht- 
menge zu  berechnen,  welche  eine  Planetenkugel  der  Erde  zusendet  bei  einer 
beliebigen  Stellung  von  Sonne,  Planet  und  Erde  zu  einander.   Man  denke 

sich  dieMittelpunkte  der  drei  Him- 
melskörper mit  einander  verbun- 
den und  bezeichne  in  dem  neben- 
stehenden Dreieck  (Fig.  13)  die 
Entfernung  Erde — Sonne  mit  i?, 
die  Entfernung  Erde— Planet  mit 
J  und  die  Entfernung  Sonne — 
Planet  mit  r,  femer  den  Winkel 
am  Planeten  mit  a,  dann  re- 
präsentirt  a  die  Grösse  des  ver- 
finsterten Theiles  der  Planeten- 
kugel und  wird  daher  jetzt  allgemein  der  Phasenwinkel  genannt,  während 
Lambert  diese  Bezeichnung  für  das  Supplement  von  a  gewählt  hatte. 
Der  Winkel  a  lässt  sich  durch  die  drei  Entfernungen  r,  z/,  i?,  deren 
numerische  Werthe  für  jeden  Zeitpunkt  aus  den  astronomischen  Epheme- 
riden  entnommen  werden  können,  berechnen.     Man  hat: 

i?  =  r*  4-  ^  —  irJ  cos  a, 
und  mithin: 

^  +  r«  —  if  * 


cos  ci  = 


IrJ 


oder  für  die  logarithmische  Rechnung  bequemer  und  bei  kleineren  Werthen 
von  «  empfehlenswerther: 


s  m  i  a  =  .^  J/  i— i: -^ ^  . 

Man  denke  sich  nun  durch  den  Mittelpunkt  des  Planeten  senkrecht 
zu  der  Linie  Erde  —  Planet  eine  Ebene  gelegt.  Der  Durchschnitt 
dieser  Ebene  mit  der  Planetenkugel  sei  in  Figur  14  durch  den  Kreis 
AB  CD  repräsentirt;  senkrecht  über  M  in  der  Richtung  nach  E  zu  be- 
finde sich  die  Erde,  während  die  Sonne  in  der  Richtung  nach  S  zu 
stehen  möge.  Der  Bogen  grössten  Kreises  zwischen  E  und  S  ist  gleich  a. 
Die  über  AB  CD  befindliche  Halbkugel  des  Planeten  möge  durch  unend- 
lich nahe  liegende  Parallelkreise  und  Meridiane  in  kleine  Flächenelemente 
getheilt  sein;  eins  derselben  sei  d«,   und  der  hindurchgehende  Meridian 


Berechnung  der  Lichtmenge  eines  belenchteten  Himmelskörpers. 


59 


schneide  den  durch  E  und  S  gelegten  grössten  Kreis  im  Punkte  F, 
Verbindet  man  ds  mit  S  und  E  durch  Bogen  grössten  Kreises,  so  ist 
leicht  ersichtlich,  da  bei  der  grossen  Entfernung  der  Himmelskörper 
alle  auffallenden  und  ebenso  alle 
zurückgeworfenen  Lichtstrahlen  als 
parallel  unter  einander  angesehen 
werden  dürfen,  dass  der  Bogen 
zwischen  ds  und  S  nichts  An- 
deres als  der  Incidenzwinkel  i 
und  ebenso  der  Bogen  zwischen  ds 
und  E  nichts  Anderes  als  der 
Emanationswinkel  e  ist.  Führt 
man  noch  andere  Coordinaten  ein, 
indem  man  die  Breite  des  Elementes 
ds  mit  xp  und  die  Länge  in  dem 
durch  E  und  S  gelegten  grössten 
Kreise,  von  E  aus  gezählt,  mit  lo 
bezeichnet,  so  hat  man  in  den 
beiden  bei  F  rechtwinkligen  sphä- 
rischen Dreiecken  FSds  und  FEds  die  Beziehungen: 

cos  i  =  cos  ip  cos(w  —  a) , 
cos  e  =  cos  ip  cos  lo  . 

Ist  endlich  noch  der  Halbmesser  der  Planetenkugel  gleich  q,  so  hat  das 
Oberflächenelement  ds  in  der  Meridianrichtung  die  Grösse  q  dip  und  in 
dem  Parallelkreise  die  Grösse  q  dio  cos?/;;  mithin  ist  der  Flächeninhalt 
Ton  ds  =  Q*  cos  ifj  dio  dip. 

Setzt  man  diese  Werthe  in  die  obigen  drei  Beleuchtungsformeln  ein, 
so  erhält  man  für  die  von  einem  Planetenoberflächenelemente  bei  dem 
Phasenwinkel  a  nach  der  Erde  ausgestrahlte  Lichtmenge  die  drei  Werthe : 

dq^  =  r^  Q*  cos'  ip  dip  cos[w  —  a)  cosw  dio  , 
(Ij  ^  dq^  =  r,p*  cos*i//  d(p 


cosw  cos(w  —  a)      j 


cos(w  —  a)  -1-  A  cosw 
dq^  =  I\q^  cos*  ip  dip  co&[(jj  —  «)  diu  . 

Um  die  von  der  ganzen  Planetenkugel  zur  Erde  gesandte  Lichtquantität 
zu  haben,  müssen  diese  Formeln  über  den  von  der  Erde  aus  sichtbaren, 
von  der  Sonne  beleuchteten  Theil  der  Oberfläche  integrirt  werden.  Wie 
man  aus  der  obigen  Figur  ersieht,  sind  die  Integrationsgrenzen  in  Bezug  auf 

2  und +  2 


1//  gleich  —  q'  und  +  ^  , 


TC  7v 

in  Bezug  auf  co  gleich  —  —  4-  a  und  -j-  -^  • 


60  I-  Gnmdzüge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

Behandelt  man  die  verschiedenen  Gesetze  für  sich,  so  hat  man  zu- 
nächst für  das  Lambert'sche  Gesetz: 


q^  =   ^^  Q^j  cos'  Ip  dxf)    l  cos  [iO  —  et)  COS  w  dto  . 
''7t  J       n 

Es  ist  aber: 

71  7t  n 

/ cos'  ifj  dip  =  I  COS*  xp  rf (sin  ip]  =  1  [\  —  sin*  ip]  ^(sin  ?/;)  =  | . 

*'      7t  J      7t  *'     7t 

~  1  ""2  ~T 

Ferner  ist  einfach: 

n  71  ,1 

2  T  7 

/COS  (w  —  a]  COS £t>  dw  =  ^/  cosadw  + 1^ /cos  (2w  —  a)  d 
^  J         71  *f  71 

=  I  [(/r  —  a)  cos  a  +  sin  a] 


(j 


71 


Daher: 

(2)  q^  =  r^ß*  f  {sina  +  (^c  —  a)  cosa}  . 

Für  volle  Beleuchtung,  wenn  Sonne,  Planet  und  Erde  in  einer  geraden  Linie 
stehen,  wird  a  =  0  und  die  ausgestrahlte  Lichtmenge  c^^  z=^  T^q^\7t\ 
man  hat  daher  auch: 

(3)  ^,=^(.,«°iL+_(f^-«)^««. 

Fttr   das  Lommel-Seeliger'sche  Gesetz   wird   die   Berechnung   nicht 
ganz  so  einfach.     Man  hat: 

7t  7t 

I-    i  r      t  .   j  ,    r     cos  w  cos  f((i  —  a)        , 

q   =  r^Q^  I  cos*  ip  dxp  I -. — .--^—  dio  . 

^*  «/  Ä  ^  t/  cos  w  —  a1  +  /  cos  w 


TV 

Das  erste  der  beiden  Integrale  hat  den  Werth   -  •     Zur  Auflösung  des 

zweiten  fiihrt  man  nach  Seeliger  statt  der  Constanten  A  und  a   zwei 
neue  Grössen  durch  die  Relationen  ein: 

sin  a  =  m  sin  /i , 
l  •+■  cos  a  :=  m  cos  /t . 


Berechnung  der  Lichtmenge  eines  beleuchteten  HimmelBkürpere.  61 

Dann  wird: 


2 


r,  ö*  Tt   /'cos  a  +  cos  (2 w  —  a)   , 

5  =  —^ 1 1— — ^ — ^ L  diu  , 

''^  Am     J  cos  w—^  ' 


oder  wenn  man  to  —  /i  =  y  setzt: 


r^  g^  7t   /*cosa  +  co8(2/y  +  2^i  —  g) 

ii  4w     J    ^  cos  2/  ^ 


2 

=  — — — /-  ^Icosa— cos(2/i— Of;-i-2co82/!cos(2a— a)cosy— sin(2^— a)8iny>j 


71 


•2  ^  2  r- 

l\  Q^7t   r  sin  //  sin  (^  —  a)    ,      ,      P^q^tt   p       .      ,    _  .    , 


Diese  Integrationen  lassen  sich  leicht  ausführen,  und  man  hat  daher 
endlich : 

_    ,      2cos-co8|,a— -)        .        .   ,  ,       _  J 

(4)    ,/,  =  -i|_|-_--^^  -         +        -^^^^ /iog[cot-^cotL|. 

Für  volle  Beleuchtung  Avird  «  =  0,  folglich  fi  =/)  und  t/»  =  l  +  /, 
und  man  hat  daher  für  die  von  dem  voll  beleuchteten  Planeten  nach  der 
Erde  ausgestrahlte  Lichtmenge  q^^^  den  Werth: 

Von  Wichtigkeit  zur  Bestimmung  von  q^  ist  die  Kenntniss  der  Grösse  A, 
d.  h.  des  Verhältnisses  der  Absorptionscoefficienten  für  die  ein- und  austreten- 
den Strahlen.  Die  Coefficienten  werden  in  den  meisten  Fällen  nicht  wesent- 
lich von  einander  verschieden  sein,  und  man  wird  daher  kaum  einen 
grossen  Fehler  begehen,  wenn  man  A  =  1  setzt.     Für  l  =  i  wird  aber 

w  cos  M  =  l  4-  cos  a;  femer  ist  tang  u  =  .— ,  =  tang  --  oder 

^  ^   ^  1  +  cos  a  °  2 

(X  et 

^  =  —  und  m  =  2  cos  -  -  •    Durch  Substitution  in  (4)  erhält  man  daher: 


62  I-  Grandzüge  der  theoretischen  ÄBtrophotometrie. 

(6)  q^  =      "^       jl  -  sin  2  tang  ~  log  cot  jj  • 

Für  volle  Beleuchtung  oder  a  =  0  wird  die  ausgestrahlte  Lichtmenge: 

^(o)_Il£1i^. 

mithin  ei^ebt  sich: 

(7)  9,  =  9i«^  |l  -  sin  I  tang  |  log  cot  ^  J  • 

Für  das  dritte  der  obigen  Gesetze,  das  Euler'sche,  hat  man: 


q^  =  I\q*  I  cos*  ip  dtp  I  cos(w  —  a)  diu  , 
-2  "-2 

woraus  sich  unmittelbar  ergiebt: 

(8)  ^3  =  r,^«  TT  cos* -|- 

Bei  voller  Beleuchtung  wird  die  ausgestrahlte  Lichtmenge  q^^^  =  Tj^^tt, 
und  man  hat  daher: 

(9)  q^  =  qf^o%^^- 

Die  im  Vorangehenden  flir  die  drei  betrachteten  Beleuchtungsgesetze 
aufgestellten  Formeln  geben  ganz  allgemein  die  von  der  ganzen  beleuchteten 
Planetenphase  in  der  Richtung  nach  der  Erde  ausgestrahlte  Licht- 
menge oder  nach  unseren  früheren  Definitionen  die  Lichtquantität,  welche 
auf  die  Flächeneinheit  in  der  Entfernung  1  senkrecht  auffällt  Diese  Grösse 
ist  aber  der  Beobachtung  nicht  direct  zugänglich.  Was  wir  mit  dem  Photo- 
meter oder  mit  dem  Auge  messen,  ist  eine  Grösse,  die  der  auf  das  Fem- 
rohrobjectiv  oder  die  Pupille  des  Auges  senkrecht  auffallenden  Lichtmenge 
proportional  ist.  Will  man  also  die  theoretisch  berechneten  Helligkeits- 
werthe  mit  den  Beobachtungen  vergleichen,  so  müssen  zunächst  die  oben 

abgeleiteten  Werthe  5,,  ?,,  g,  mit  dem  Factor -y,  multiplicirt  werden,  wo 

J  die  jedesmalige  Entfernung  des  Planeten  von  der  Erde  ausdrückt 
Femer  ist  zu  beachten,  dass  die  in  den  Formeln  auftretenden  Grössen 
/"j,  r,,  r,  nur  dann  als  Constanten  angesehen  werden  dürfen,  wenn  die 
Entfernung  des  Planeten  von  der  Sonne  nicht  merklichen  Änderungen 
unterworfen  ist.     Es  wird  nöthig  sein,  diese  Grössen  etwas  näher   zu 


Berecknang  der  Lichtmenge  eines  beleachteten  HimmelBkörpers.  63 

betrachten.     Nach  den  Erörterungen  im  vorigen  Capitel  ist  r^  =  —^  L 

7t 

(S.  40),  wo  A^  die  Lianrbert'sche  Albedo  ist.    Femer  ist  F,  =  ^—  ^  L 

(S.  51),  wo  /i  und  k  das  Diflfusions-  und  Absorptionsvermögen  des  be- 
leuchteten Körpers  bezeichnen.  Nun  ist  aber  für  das  Lommel-Seeliger'sche 
Gesetz  in  seiner  einfachsten  Form  die  Seeliger'sche  Albedo,  die  wir  A^ 

1  u  A. 

nennen  wollen,  ausgedrückt  durch  XT'  ^®  "^^^^  ^^^^  T,  =  —  L.  Endlieh 

lässt  sich  durch  eine  ähnliche  Betrachtung,  wie  durch  die  auf  Seite  40  an- 

gestellte,  leicht  zeigen,  dass  I\  =  ^^  L  ist,   wo  A^  dieselbe  Bedeutung 

hat,  wie  die  Lambert'sche  Albedo.  In  allen  drei  Ausdrtlcken  bedeutet  L 
die  Lichtmenge,  welche  auf  die  Flächeneinheit  des  Planeten  von  der 
Sonne  senkrecht  ausgestrahlt  wird.  Betrachtet  man  die  Sonne  als  eine 
selbstleuchtende  Kugel  mit  der  Leuchtkraft  J,  so  ist  nach  den  Entwicklungen 
auf  Seite  37  L  =  Jrt  sin*5,  wo  s  der  scheinbare  Kadius  der  Sonne  ist, 
vom  Planeten  aus  gesehen.  Wir  wollen  nun  statt  der  Grössen  q^,  g,,  q^ 
die  der  Beobachtung  zugänglichen  Lichtmengen  bestimmen,  welche  von 
der  gesammten  beleuchteten  Planetenphase  senkrecht  auf  die  Flächen- 
einheit des  Femrohrobjectivs  oder  der  Augenpupille  gesandt  werden. 
Bezeichnen  wir  diese  durch  Q^,  O»,  Qs  ^^^  setzen  die  obigen  Werthe  fllr 
r^,  r^jF^  ein,  so  ergiebt  sich,  wenn  man  noch  den  scheinbaren  Halbmesser  a 

des  Planeten,  von  der  Erde  aus  gesehen,  durch  die  Relation  sina  =  ~ 
einführt: 

Q^  =  lJA^  sin*5  sin*  a(8in  a  +  (/r  —  a)  cos  a) , 

Q^  =  {JA^  7t  sin'5  8in*(7<l  —  sin  y  tang  ~  log  cot  -7-> , 


(10) 


Q^  =  \J  A^  n  sin*  5  sin*  a  cos*  -r- 


Ftir  volle  Beleuchtung  gehen  diese  Werthe  über  in: 

{  Qf  ==  \J  A^  ;c  sin*  So  sin*ao , 

:il)  j  Qf  =  yA^ 7t  sin* So  sin* o^ , 

l  q^)  =  \JA^  7t  8in*So  sin*  o^ , 

wo  s^  und  <Tq  die  scheinbaren  Halbmesser  von  Sonne  und  Planet  zur  Zeit 
der  Opposition  sind.  Aus  den  Gleichungen  (10)  und  (11)  erhält  man  noch, 
wenn  man  statt  der  scheinbaren  Halbmesser  wieder  die  Distanzen  einführt: 


64 


I.  GrnndzUge  der  theoretischen  ABtrophotometrie. 


(12) 


7f 


Q^  /d\ r\  sing  +  (^  — <^)  cos a 


^  (l  -  sin  -J  tang  |  log  cot  ~)  , 


Diese  Werthe  sind  direct  mit  den  Resultaten  vergleichbar,  welche  wir 
durch  photometrische  Messungen  oder  Schätzungen  erhalten  können.  Zu 
ihrer  bequemen  Berechnung  soll  die  im  Anhange  mitgetheilte  Tafel  dienen, 
welche  die  Logarithmen  der  von  dem  Phasenwinkel  abhängigen  Factoren 
und  die  aus  diesen  Logarithmen  durch  Division  mit  0.4  hervorgehenden 
Differenzen  in  Stemgrössenclassen  enthält.  Ein  Überblick  über  diese  Tafel 
zeigt,  wie  stark  die  nach  den  verschiedenen  Theorien  berechneten  Hellig- 
keitswerthe  von  einander  abweichen. 

Die  Formeln-  (10)  oder  (11)  können  noch  dazu  benutzt  werden,  die 
Albedo  eines  Planeten  zu  berechnen.  Zu  diesem  Zweck  ist  es  aber 
zunächst  erforderlich,  die  Grösse  «/,  welche  nicht  durch  Beobachtungen 
ermittelt  werden  kann,  aus  denselben  zu  eliminiren.  Nennen  wir  L'  die 
Lichtmenge  oder  Beleuchtung,  welche  von  der  Sonne  direct  auf  die  Flächen- 
einheit des  Femrohrobjectivs  oder  der  Augenpupille  gesandt  wird,  so  ist 
ebenso  wie  oben: 

L'  =  Jtz  sin*iS, 

wo  S  der  scheinbare  Halbmesser  der  Sonne  ist,  von  der  Erde  aus  ge^^hen. 

Den  Quotienten  y, ,  also  das  Helligkeitsverhältniss  des  Planeten  zur  Sonne, 

bezeichnen  wir  noch  allgemein  durch  M\  dann  ergeben  sich  aus  den  Glei- 
chungen (10)  die  folgenden  Albedowerthe: 


(13) 


A,  =  IM 


33/       S'P"'^  ^ 

^ "     sin*  s  sin*  a  sin  «  +  (?c  —  o)  cos  a  ' 


sin»  5 


1 


sin'  s  sin-  tf 


A.  =  2M 


1  —  Bin  ^  tang  —  log  cot  ^ 

sin^  S         J_ 
sin»  s  sin*  o        ,  a 


cos' 


Ist  das  Helligkeitsverhältniss  des  Planeten  in  mittlerer  Opposition  zur 
Sonne  bekannt,  welches  J/„  heissen  möge,  so  ergeben  sich  aus  (11)  die 
entsprechenden  Werthe: 


(14) 


Berechnung  der  Lichtmenge  eines  beleuchteten  HimmetokOrpers.  65 

.         ,  „  sin*  iS 

A,  =  23/, 


sin^ 

*0 

sin* 

«^. ' 

sin 

i*S 

Bin« 

«0 

sin* 

o,' 

sin 

»S 

sin' 

^0 

sin* 

<^0 

Die  Albedowerthe  flir  das  Lommel-Seeliger'sche  und  das  Euler'sche 
Gesetz  stimmen  nach  diesen  Formeln  mit  einander  Uberein,  und  aus  den 
beiden  ersten  Gleichungen  folgt:  A^=^\A^,  Es  ist  aber  dabei  zu  be- 
achten, dass  diese  Beziehungen  nur  gelten,  wenn  in  dem  Lommel-Seeliger- 
schen  Gesetze  die  Grösse  A  =  1  gesetzt  werden  darf.  Für  eineu  beliebigen 
Werth  von  l  ergiebt  sich  statt  der  zweiten  Formel  in  (11)  die  folgende: 

/xo)— ir'  ü  _^  ^    sin^^p  8in*(7o 
^*   ~*       k  1  +  A         8in«S 

Femer  ist  nach  Formel  (3)  auf  Seite  55  die  Seeliger'sche  Albedo  bei  einem 
beliebigen  Werthe  von  X  ausgedrückt  durch: 

Aus  den  beiden  letzten  Formeln  erhält  man  daher  den  Ausdruck: 
(.6)    ^.=Jf.l+-*{._U.gi  +  ^ilog(.  +  i)}j5^ 


«0  ßlJ^    <^0 

welcher  ftir  A  =  1  unmittelbar  in  den  obigen  Ausdruck  in  (14)  übergeht. 
Setzt  man  in  (15)  ^  =  J,  so  wird: 

4,  =  2.22ilf,         «^^'^ 
für  A  =  I  wird: 

A^  =  2.08  M, 
und  für  A  =  2  wird: 

^  "  sm'  «0  sm*  ^0 

Man  sieht  also,  dass  die  Werthe  der  Seeliger'schen  Albedo  zwar  nicht 
sehr  erheblich,  aber  doch  immerhin  merklich  geändert  werden,  wenn  man 
die  Grösse  l  von  \  bis  2  variiren  lässt. 

Es  verdient  noch  erwähnt  zu  werden,  dass  die  obigen  Formeln  (13) 
oder  (14)  auch  benutzt  werden  können,  um  umgekehrt,  wenn  die  Albedo 
eines  Himmelskörpers  und  seine  Helligkeit  bekannt  sind,  den  Durchmesser 

M  filier,  Photometrie  der  Gestirne.  5 


sin' 

«0 

sin* 

<^o 

sin 

'S 

sin' 

«0 

sin* 

öo 

sin 

'S 

66 


L  Gnmdzüfe  der  theoretischeB  ABtrophotometrie. 


desselben  za  bereehneiL  In  der  Praxis  ist  dies  von  Bedeutung  bei  der 
grossen  Zahl  der  Asteroiden  nnd  bei  den  kleinen  Planetenmonden,  deren 
Darehmesser  mit  den  gebränchlichen  Messnngsmitteln  der  Astronomie 
nicht  mit  Sicherheit  bestimmt  werden  können.  Wir  wollen  annehmen, 
dass  das  Helligkeitsveriiältniss  eines  kleinen  Planeten  za  einem  der 
Hanptplaneten  (beide  zunächst  in  mittlerer  Opposition  gedacht)  durch 
photometrische  Beobachtungen  sicher  bestimmt  wäre;  es  möge  mit  H^ 
bezeichnet  sein-  Wir  wollen  femer  das  Verhältniss  der  Albedowerthe 
der  beiden  Gestirne  a  nennen,  die  scheinbaren  Halbmesser  der  Sonne, 
von  den  beiden  Planeten  aus  gesehen,  mit  s^^  resp.  mit  s^^^  bezeichnen, 
ebenso  die  scheinbaren  Radien  der  beiden  Planeten,  von  der  Erde  aus 
gesehen,  mit  <t^  ,  resp.  mit  <t^.,  so  ergiebt  sich  aus  den  Formeln  (14), 
wenn  filr  beide  Himmelskörper  dasselbe  Beleuchtungsgesetz  als  gttltig 
angenommen  werden  darf,  zur  Bestimmung  der  unbekannten  Grösse  a^^ 
die  Gleichung: 


[IH) 


*»o 


^  flo  sin'g,,^,  sin^g^,^ 
a  sin*  5^0 


bt  das  Helligkeitsverhältniss  H  der  beiden  Planeten  nicht  fbr  die  mittleren 
Oppositionen,  sondern  für  beliebige  Stellungen  derselben  bekannt,  wo  ihre 
Phasenwinkel  a^  resp.  a,  sein  mögen,  so  erhält  man  statt  der  einen 
Gleichung  (16)  die  drei  Gleichungen: 


^17) 


gin*a^  = 


sin*  (7^  = 


H  sin*."?,  sin* (7,  sina,  +  (/r  —  a,)  cosa, 
a         sin*  s,        sin  a^  +  (tt  —  aj  cos  a,  ' 

r/    •  «       •  t      1  —  sin    *  tang  -^  log  cot  -^ 
// 8m*Ä,  8in*a,  2        ®  2     ^         4 


mva,  = 


a        sin*s,        ,         •    «i  x        «i  ,         x  ^f. 
*        1  —  sm  -^  tang  ^  log  cot  -/ 

ZI  4 


IT         1  •    «         COS*   ^ 

//sm*5,  8m*a,  2 

a        sin*  s^ 


cos* 


Man  findet  also  in  diesem  Falle  verschiedene  Durchmesserwerthe,  je  nach 
dem  Beleuchtungsgesetze,  welches  man  der  Berechnung  zu  Grunde  legt. 
Bei  allen  vorangehenden  Betrachtungen  sind  die  Gestalten  der  Planeten 
uls  vollkommen  kugelförmig  vorausgesetzt  worden,  und  es  tritt  daher  die 
Fi-age  auf,  in  welcher  Weise  die  entwickelten  Beleuchtungsformeln  modi- 
ficirt  werden,  wenn  man  auf  die  Abplattung  Rücksicht  nimmt  und  ferner 
noch  den  Umstand  ins  Auge  fasst,  dass  die  Mittelpunkte  von  Erde  und 


Die  Lichtvertheilang  aaf  einer  PianetenBcheibe.  67 

Sonne  nicht  genau  in  der  Aeqnatorebene  des  Planeten  liegen.  Seeliger*) 
hat  diese  Aufgabe  gelöst  und  die  Beleachtungsformeln  ganz  allgemein  an- 
statt ftlr  die  Kugel  fllr  das  Rotationsellipsoid  entwickelt,  wobei  er  sowohl 
das  Lommel-Seeliger'sche  als  das  Lambert'sche  Beleuchtungsgesetz  zu 
Grunde  gelegt  hat  unter  der  vereinfachenden  Annahme,  dass  die  dritten 
und  höheren  Potenzen  des  Fhasenwinkels  a  vernachlässigt  werden  dürfen. 
Diese  Vereinfachung  ist  bei  den  Verhältnissen  in  unserem  Planetensystem 
im  Allgemeinen  durchaus  statthaft,  weil  gerade  bei  denjenigen  Planeten, 
die  eine  merkliche  Abweichung  von  der  Kugelgestalt  zeigen,  den  Jupiter 
höchstens  ausgenommen,  die  Phasenwinkel  nur  verhältnissmässig  kleine 
Werthe  erreichen  können. 

Es  ist  nicht  möglich,  den  Gang  der  Seeliger'schen  Untersuchung  hier 
in  voller  Ausführlichkeit  wiederzugeben;  es  muss  daher  auf  die  Original- 
abhandlung selbst  verwiesen  werden.  Im  Folgenden  mögen  nur  die  beiden 
Endformeln  mitgetheilt  werden,  welche  sich  bei  Berücksichtigung  der 
ellipsoidischen  Gestalt  anstatt  der  beiden  ersten  Formeln  (10)  ergeben: 

IQ^  =  2;tJA^  sin's  sin*<T  cos«  {P  cos* E  -\-  R  sin*^'}  , 
Ö«=  i ^J^% 8in*58in*a<  1— sin ^  tang -  log  cot  ->|/  IH — ^     sin*^'. 

In  diesen  Formeln  sind  a  und  b  die  beiden  Halbaxen  des  Planeten, 
unter  a  ist  hier  der  scheinbare  grosse  Halbmesser  zu  verstehen,  P  und  R 
sind  zwei  Grössen,  welche  nur  von  der  Abplattung  abhängen  und  deren 
Zahlenwerthe  aus  einer  am  Schlüsse  der  Seeliger'schen  Abhandlung  mit- 
getheilten  Tafel  entnommen  werden  können,  und  E  ist  der  Erhebungs- 
winkel der  Erde  über  der  Äquatorebene  des  Planeten. 


b.    Die  Lichtvertheilung  auf  einer  Planetenscheibe. 

Wir  kehren  im  Folgenden  wieder  zu  der  Annahme  zurück,  dass  die 
Gestalten  der  Planeten  kugelförmig  sind,  und  wollen  nun  noch  einige 
Betrachtungen  über  die  Lichtvertheilung  auf  einer  erleuchteten  Planeten- 
oberfläche anstellen.  Es  soll  also  nicht  mehr,  wie  im  Vorangehenden, 
die  gesammte  Lichtmenge,  welche  die  Planetenphase  auf  das  Femrohr- 
objectiv  wirft,  untersucht  werden,  sondern  die  Flächenhelligkeit  an  irgend 
einem  Punkte  der  beleuchteten  Scheibe.  Wenn  es  gelänge,  durch  photo- 
metrische Messungen  die  scheinbare  Helligkeit  an  jeder  beliebigen  Stelle 
der  Oberfläche  zu  bestimmen,  so  würde  man  einerseits  ein  vortreffliches 


1)  Abhandl.  der  K.  Bayer.  Akad.  der  WisB.   II.  Claßae,  Bd.  16,  p.  405. 

5* 


68  I-  Grundsüge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

Mittel  haben,  die  yerschiedenen  Belenchtangsgesetze  einer  strengeren 
Prtlfang  als  bisher  zu  unterwerfen,  und  andererseits  wttrde  die  Möglich- 
keit gegeben  sein,  über  die  Reflexionsfähigkeit  an  yerschiedenen  Punkten 
der  Planetenoberflächen  und  damit  auch  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
über  die  physische  Beschaffenheit  dieser  Himmelskörper  Aufschlnss  zu 
erlangen.  Licider  ist  es  infolge  der  Schwierigkeiten,  welche  sich  haupt- 
sächlich wegen  der  Kleinheit  der  Planetenscheiben  und  zum  Theil  auch 
wegen  der  Unvollkommenheit  der  photometrischen  Messungsmethoden 
entg^enstellen,  bisher  nicht  gelungen,  brauchbare  Beobachtungen  über 
die  Lichtvertheilung  auf  einer  Planetenoberfläche  zu  erhalten.  Eis  ist 
bei  den  meisten  Planeten  nicht  einmal  mit  Sicherheit  entschieden,  an 
welchen  Stellen  der  Oberfläche  die  grösste  oder  geringste  Helligkeit 
stattfindet,  geschweige  denn,  dass  die  Helligkeitsverhältnisse  in  Zahlen- 
werthen  ang^eben  werden  könnten,  und  selbst  bei  dem  Monde,  der  doch 
in  dieser  Beziehung  weniger  Schwierigkeiten  bieten  sollte,  weichen  die 
bisher  ermittelten  Angaben  ttber  die  Helligkeitsyerhältnisse  yon  hdlen 
und  dunklen  Stellen,  yon  Rand  und  Mittelpartien,  ganz  erheblich  yon 
einander  ab. 

Mit  der  theoretischen  Seite  der  Frage  hat  sich  yor  einiger  Zeit 
Andingi)  beschäftigt  und  ist  dabei  zu  einigen  Resultaten  gelangt,  die 
der  Heryorhebung  werth  sind.  Es  handelt  sich  ganz  allgemein  um  die 
Bestimmung  der  scheinbaren  Helligkeit  eines  beliebig  gelegenen  Planeten- 
oberflächenelementes. Nach  unseren  früheren  Definitionen  wird  die  schein- 
bare Helligkeit  h  eines  Flächenelementes  ds  erhalten,  wenn  man  die  in 
der  Richtung  e  yon  demselben  ausgestrahlte  Lichtquantität  dq  durch 
die  scheinbare  Grösse  des  Elementes,  also  durch  ds  cosc,  diyidirt  Diese 
Definition  gilt  natttrUch  sowohl  ftlr  selbstleuchtende  als  zerstreut  reflectirende 
Flächen.  Zieht  man  wieder  die  drei  yerschiedenen  Beleuchtungsgesetze 
in  Betracht,  wie  sie  durch  die  Formeln  auf  Seite  57  repräsentirt  sind,  so 
ergiebt  sich  die  scheinbare  Helligkeit  eines  Planetenoberflächenelementes 
aus  den  Gleichungen: 


(19) 


Aj  =  Fj  cos  i  (Lambert'sches  Gesetz) , 


co8^ 


A,  =  l\ 7—- (Lommel-Seeliger'sches  Gesetz) , 

cos  1/  — ^  cos  £ 

A3  =  l\ (Euler'sches  Gesetz) , 


wobei   der  Einfachheit  wegen  bei  dem  zweiten  Gesetze   wieder  A  =  1 
angenommen  worden   ist.     Führt   man   statt   der  Winkel  i  und  f  die 


1)  Astron.  Nachr.   Bd.  129,  Nr. 


Die  Lichtvertheilung  auf  einer  Planetenscheibe.  69 

auf  Seite  59  erklärten  Winkel  cu  und  xp  vermittelBt  der  Relationen 
coB  i  =  GOBip  cos  {(jj  —  a)  und  cos  €  =  cos  if}  co&io  ein  und  substituirt 
für  r^,r^,r^  die  früheren  Werthe,  so  gehen  die  obigen  Gleichungen 
über  in: 


(20) 


h^  =  JA^  sin*  5  cosV'  C08(cü  —  a) , 

A3  =  ^  J*^s  8in*s  cos  of  (1  ■+■  taug  a  tang  lo). 


Aus  diesen  Formeln  lässt  sich  sofort  die  theoretisch  verlangte  Licht- 
vertheilung bei  voller  Beleuchtung,  also  bei  er  =  0,  übersehen.  Nach 
der  zweiten  und  dritten  Gleichung  wird  die  scheinbare  Helligkeit,  ab- 
gesehen natürlich  von  Verschiedenheiten  der  Albedo,  an  allen  Stellen 
der  Planetenscheibe  constant.  Nach  dem  Lambert'schen  Gesetze  wird 
dagegen  die  scheinbare  Helligkeit  proportional  dem  Werthe  cos  ip  cos  w, 
sie  nimmt  also  von  der  Mitte  der  Scheibe,  wo  ip  und  w  gleich  Null  sind, 
beständig  nach  dem  Rande  zu  ab  und  wird  in  unmittelbarer  Nähe  des 
Randes,  wo  w  nahe  gleich  90°  ist,  verschwindend  klein.  Nach  dem 
blossen  Anblicke  einer  voll  beleuchteten  Planetenscheibe  zu  urtheilen 
möchte  man  von  vornherein  geneigt  sein,  dem  Lommel- Seeliger 'sehen 
und  dem  Euler'schen  Gesetze  vor  dem  Lambert'schen  den  Vorzug  zu  geben. 
Die  scheinbare  Helligkeit  in  der  Mitte  einer  voll  beleuchteten  Planeten- 
scheibe, welche  mit  h^^\  h^^\  M^^  bezeichnet  werden  möge,  wird,  da  i//,  w 
und  a  in  diesem  Falle  gleich  Null  sind,  gegeben  durch  die  Gleichungen: 

Ih\^^  =  JA,  sin"  s, 
ä;«)=  Je743sin*5, 

und  wenn  man  diese  Werthe  in  (20)  substituirt,  so  erhält  man  ganz  all- 
gemein die  scheinbare  Helligkeit  in  irgend  einem  Punkte  der  Planeten- 
scheibe bei  baliebiger  Stellung  von  Sonne,  Planet  und  Erde  ausgedrückt 
im  Verhältniss  zur  centralen  scheinbaren  Helligkeit  in  der  Opposition. 
Man  hat: 


(22) 


h^     =    AW    (>Qg   ^    (3Qg  ^^^    _    ^^\  ^ 

K  =  K'{^  +  tang  -J  tang  (co  -  |)}, 
A3  =  h^^^  cos«  (1  +  tangof  tang  w} . 


Aus  diesen  Gleichungen  lässt  sich  nun  in  Bezug  auf  die  Helligkeits- 
vertheilung    auf    einer    Planetenscheibe   Folgendes    ennittehi.     Es    stelle 


70 


I.  Grandzüge  der  theoretiscben  Astrophotometrie. 


Figur  15  die  theilweise  beleuchtete  scheinbare  Planetenoberfläche  dar, 
und  der  horizontale  Durchmesser  repräsentire  den  Durchschnitt  mit  einer 
senkrecht  zur  Papierebene  gedachten  Ebene,  welche 
die  Mittelpunkte  von  Erde  und  Sonne  (erstere 
senkrecht  über  dem  Centrum  c)  enthalte.  Sind 
dann  x  und  y  die  rechtwinkligen  Coordinaten  ir- 
gend eines  Punktes  P  auf  der  Planetenscheibe, 
so  hat  man  (den  Radius  des  Planeten  gleich  1 
gesetzt): 

X  =  sin  ^    und    y  =  cos  if'  sin  lo  . 

Fig.  16.  Substituirt  man  diese  Werthe  in  die  erste  der  obigen 

Gleichungen  (22)  und  bezeichnet  den  Quotienten 


mit  a,  so  ergiebt  sich: 

X*  cos*  a  +  1/'  —  2ya  sin  a  +  (ö^*  —  cos*a)  =  0 . 


Diese  Gleichung  repräsentirt  den  geometrischen  Ort  aller  Punkte  der 
Planetenscheibe,  welche  dieselbe  Helligkeit  a  besitzen.  Es  ist,  wie  man 
leicht  sehen  kann,  die  Gleichung  einer  Ellipse,  deren  kleine  Axe  in  der 
obigen  j/-Axe  liegt,  deren  Centrum  von  dem  Mittelpunkte  der  Scheibe  um 
das  Stück  a  sin  er  entfernt  ist  und  deren  Halbaxen  die  Werthe  Vi  — a* 


und  cos  a  Vi  —  a*  haben.  Die  Curven  gleicher  Helligkeit  auf  einer 
Planetenscheibe  sind  also,  falls  das  Lambert'sche  Gesetz  gilt,  im  All- 
gemeinen Ellipsen  mit  verschiedenen  Mittelpunkten;  auch  die  Axen«. haben 
verschiedene  Werthe,  nur  ist  das  Axenverhältniss  bei  allen  Ellipsen 
constant  gleich  l  :  cosa. 

Für  die  voll  beleuchtete  Scheibe,  also  für  a  =  0,  gehen  die  Ellipsen 
gleicher  Helligkeit  in  Kreise  mit  dem  Sadius  Vi  —  a*  über,  deren  Mittel- 
punkte mit  dem  Centrum  der  Scheibe  zusammenfallen.  Das  Maximum 
der  Helligkeit  findet  im  Centrum  statt,  und  die  Helligkeit  nimmt,  wie 
schon  oben  erwähnt  wurde,  nach  allen  Seiten  gleichmässig  von  der  Mitte 
nach  dem  Rande  zu  ab.  Für  Werthe  von  a  zwischen  0  und  90®,  also 
bei  mehr  als  halb  beleuchteter  Scheibe,  findet  das  Maximum  der  Hellig- 
keit nicht  im  Centrum  der  Scheibe  statt,  sondern,  wie  unmittelbar  aus 
(22)  hervorgeht,  erhält  h^  den  grössten  Werth,  nämlich  AJ%  für  tp  =  i) 
und  10  =  a,  d.  h.  also  in  demjenigen  Punkte  der  Scheibe,  welcher  dem 
senkrecht  von  der  Sonne  beleuchteten  Elemente  der  Oberfläche  entspricht. 
Es  wird  dann  a  =  1 ,  und  die  Curve  gleicher  Helligkeit  zieht  sich  in 
einen  einzigen  Punkt,  den  eben  charakterisirten,  zusammen.  Von 
diesem  Punkte  aus  nimmt  die  Helligkeit  nach  allen  Seiten  hin  ab.    An 


Die  Lichtvertheilnng  aaf  einer  Planetengcheibe.  71 

dem  flogenaimten  positiven,  der  Sonne  zogewandten  Kande  (in  unserer 
Figur  dem  rechten  Sande)  wird  lo  =  90°,  und  es  folgt  daher  ftlr  einen 
Punkt  in  der  ^Axe  aus  (22)  ftlr  a  der  Werth  sin  er,  die  Helligkeit  wird 
an  diesem  Bande  nicht,  wie  bei  voller  Scheibe,  gleich  0,  und  die  Ellipse 
gleicher  Helligkeit  hat  die  Axen  cosa  und  cos* er;  ihr  Mittelpunkt  ist 
von  dem  Centrum  der  Scheibe  um  die  Strecke  sin*a  entfernt.    An  dem 

negativen  Bande  wird  w  =  —  (-ö^"—«)?  ^^^  daher  wird  dort  nach  (22) 

die  Helligkeit  gleich  Null.  Die  Ellipse  gleicher  Helligkeit  reducirt  sich 
hier  auf  eine  Halbellipse  mit  dem  Mittelpunkt  im  Centrum  der  Scheibe 
und  den  Halbaxen  1  und  cos  er,  fällt  also  mit  dem  negativen  Bande  selbst 
zusammen. 

Ist  a  gerade  gleich  90®,  ist  also  die  beleuchtete  Planetenscheibe  ein 
Halbkreis,  so  wird  cosa  =  0,  die  Ellipsen  gleicher  Helligkeit  gehen,  da 
die  halben  kleinen  Axen  derselben  gleich  Null  werden,  in  gerade  Linien 
ttber,  die  zur  Beleuchtungsgrenze  parallel  sind.  In  der  Beleuchtungs- 
grenze, dem  negativen  Bande  selbst,  ist  die  Helligkeit  gleich  Null,  sie 
nimmt  nach  dem  positiven  Bande  hin  beständig  zu  und  erreicht  das 
Maximum  in  diesem  Bande,  in  dem  Endpunkte  der  y-Axe.  Wird  endlich 
a  noch   grösser   als    90°,    so  dass  die   beleuchtete  Planetenscheibe  die 

7t 

Gestalt  einer  Sichel  hat,  so  kommen  nur  Werthe  von  lo  zwischen  « — 17 

7C 

und  -^  in  Betracht;  für  den  ersteren  wird  die  Helligkeit  gleich  Null,  und 

die  Curve  gleicher  Helligkeit  fällt  also  wieder  mit  dem  von  der  Sonne 
abgewandten  negativen  Bande  zusammen,  für  den  letzteren  wird  die 
Grösse  a  im  Äquator  gleich  sin  er,  die  Curve  gleicher  Helligkeit  fällt  aber 
nicht  mit  dem  positiven  Bande  zusammen,  sondern  ist  ein  Stück  einer 
Halbellipse,  deren  Halbaxen  cos  er  und  cos*  er  sind,  und  deren  Mittelpunkt 
in  der  Entfernung  sin*  er  vom  Centrum  der  vollständig  gedachten  Scheibe 
liegt.  Die  grösste  Helligkeit  auf  der  sichelförmigen  Planetenscheibe 
erreicht,  da  a  nie  grösser  als  sina  werden  kann,  niemals  den  Werth  1; 
es  ist  also  kein  Punkt  so  hell,  wie  das  Centrum  der  voll  beleuchteten 
Scheibe.  Im  Allgemeinen  folgt  aus  den  Betrachtungen  über  die  nach  dem 
Lambert'schen  Gesetze  bei  irgend  einer  Phase  stattfindende  Helligkeits- 
vertheilung,  dass  nach  dem  negativen  Bande  hin  die  Helligkeit  stets  bis 
Null  abnimmt,  während  nach  dem  positiven  Bande  zu,  je  nach  der  Gestalt 
der  Phase,  entweder  Abnahme  (aber  nicht  bis  Null)  oder  Zunahme  statt- 
findet; es  wird  infolge  dessen  der  positive  Band  stets  schärfer  begrenzt 
erscheinen  müssen  als  der  negative,  eine  Erscheinung,  die  allerdings,  wie 
An  ding  in  der  erwähnten  Schrift  hervorgehoben  hat,  durch  die  Beugung 


72  I-  Gnmdzttge  der  theoretischen  Astrophotometne. 

am  Objeotivrande  des  Fernrohrs  erheblich  modificirt  und  zwar  zum  Theil 
verwischt  werden  kann. 

Wesentlich  anders  als  nach  dem  Lambert'schen  Gesetze  ergiebt  sich 
die  Lichtvertheilung  auf  einer  Planetenscheibe,  wenn  man  das  Lommel- 
Seeliger'sche  Gesetz  in  Betracht  zieht,  f^hrt  man  wieder  die  recht- 
winkligen  Coordinaten    eines   Punktes    der  Planetenscheibe  durch   die 

Relationen  x  =  sm\p  und  ^  =  cos  (//  sinw  ein  und  bezeichnet  ,*o^  wieder 

mit  a,  so  erhält  man  aus  der  zweiten  der  Gleichungen  (22)  für  den  geo- 
metrischen Ort  der  Punkte  gleicher  Helligkeit  die  Formel: 


ri^^2fecos^+6«\ 
-^y\     (l-ftcosa)*     /~     ' 


2 a 

wo  noch  der  Abkürzung  wegen  b  eingeführt  ist  ftlr  die  Grösse:  • 

Dies  ist  die  Gleichung  einer  Ellipse,  deren  Mittelpunkt  im  Centrum  der 
Scheibe  liegt,  deren  grosse  Halbaxe  1  mit  der  Verbindungslinie  der  Pole 

zusammenfällt,  und  deren  kleine  Halbaxe  gleich  -.  ist. 

VI  — 26cosa  +  6* 

Die  Cur\'en  gleicher  Helligkeit  sind  also  nach  dem  Lommel-Seeliger'schen 

Gesetze  stets  Halbellipsen,  welche  durch  die  Pole  gehen.    In  BetreflF  der 

Lichtvertheilung  auf  der  Scheibe  ergiebt  sich  aus  der  zweiten  Gleichung 

(22)  unmittelbar,  dass  bei  a  =  0  für  alle  Werthe  von  cu  die  scheinbare 

Helligkeit  A,  =  hl^^  wird,   d.  h.  das  bereits  bekannte  Resultat,   dass  die 

voll  beleuchtete  Scheibe  in  allen  Punkten  dieselbe  Helligkeit  besitzt     Bei 

mehr  als  halb  beleuchteter  Scheibe,  also  bei  Werthen  von  a  zwischen  0 

(7t  \  TZ 

—  —  aj  und  -f  —  in 

Betracht,  und  die  Helligkeit  nimmt  von  0  am  negativen  Bande  bis  zu 
dem  Werthe  A,  =  2h^^^  am  positiven  Rande  continuirlich  zu;  die  Hellig- 
keit im  Centrum  der  Scheibe  ist  gleich  ¥^^  ll— tang*^|.    Auch  bei  halb 

beleuchteter  Scheibe  und  bei  sichelförmiger  Gestalt  ist  die  Helligkeit  am 
negativen  Rande  stets  gleich  Null  und  am  positi\;en  Rande  =  2h^^K  Die 
Lichtvertheilung  nach  dem  Lommel-Seeliger'schen  Gesetze  unterscheidet 
sich  also  ganz  wesentlich  von  der  nach  dem  Lambert'schen  Gesetze,  in- 
sofern das  Maximum  der  Helligkeit  stets  am  positiven  Rande  liegt  und 
bei  allen  Phasen  denselben  Werth,  nämlich  den  doppelten  Betrag  der 
Centralhelligkeit  bei  voller  Scheibe,  besitzt.  Die  Abnahme  der  Helligkeit 
nach  dem  negativen  Rande  bis  zu  dem  Werthe  0  erfolgt  im  Allgemeinen 
etwas  weniger  rasch  als  die  Zunahme  am  positiven  Rande,  und  der  Effect 


Die  LichtvertheUang  aaf  einer  Pianetenscheibe.  73 

daTon  ißt,  dass  der  erstere  verwaschen,  der  letztere  dagegen  scharf  begrenzt 
erscheint.  Der  Unterschied  in  dem  Aussehen  der  beiden  Ränder  mnss 
noch  deutlicher  in's  Auge  fallen,  als  bei  der  Helligkeitsvertheilung  nach 
dem  Lambert'sehen  Gesetze. 

Was  endlich  das  dritte  Beleuchtungsgesetz  anbelangt,  so  ergiebt  die 
Substitution  der  Werthe  von  x  und  ij  in  die  letzte  der  Formeln  (22)  für 
den  geometrischen  Ort  der  Punkte  gleicher  Helligkeit  die  Gleichung: 

,    .     ,1  —  2a  cos«  +  a- 

^         (a  —  cos  af  ' 

welche  wieder  einer  Ellipse  mit  den  Halbaxen  1  und 


Vi  —  2a  cos a  -ha* 
angehört,  deren  Mittelpimkt  im  Coordinatenanfange  liegt.  Die  Lichtver- 
theüung  auf  der  Scheibe  selbst  ist  bei  voller  Beleuchtung  dieselbe  wie 
nach  dem  Lommel-Seeliger'schen  Gesetze,  d.  h.  es  haben  alle  Punkte  die 
constante  Helligkeit  h^  =  Ai,^\  Bei  allen  anderen  Phasen  nimmt  auch 
hier,  wie  aus  der  Betrachtung  der  Gleichung  (22)  hervoi^eht,  die  Hellig- 
keit nach  dem  negativen  Rande  zu  beständig  ab  und  ist  längs  eines 
unendlich  schmalen  Streifens  verschwindend  klein,  dagegen  wächst  die 
Helligkeit  nach  dem  positiven  Rande  hin  beträchtlich  stärker  an  als  nach 
dem  Lommel-Seeliger'schen  Gesetze,  sie  wird  sogar  am  Rande  selbst  längs 
eines  unendlich  schmalen  Streifens  bei  allen  Phasen  unendlich  gross.  Die 
beiden  Ränder  mtissten  also  nach  dem  Euler'schen  Gesetze  am  meisten 
von  einander  verschieden  erscheinen,  und  es  ist  wohl  schon  bei  einer  ganz 
fltlchtigen  Betrachtung  der  Planetenoberflächen  einleuchtend,  dass  die  durch 
das  Euler'sche  Gesetz  in  Bezug  auf  die  Lichtvertheilung  verlangten  Ver- 
hältnisse in  Wirklichkeit  nicht  vorhanden  sind. 

Selbstverständlich  darf  nicht  ausser  Acht  gelassen  werden,  dass  die 
Anordnung  der  Helligkeit  auf  einer  Planetenscheibe,  wie  sie  sich  nach 
dem  Vorangehenden  mit  Zugrundelegung  der  verschiedenen  Beleuchtungs- 
gesetze ergiebt,  nur  für  den  idealen  Fall  gilt,  dass  die  Oberfläche  eine 
gleichmässig  rauhe  ist  und  an  allen  Punkten  dieselbe  Reflexionsfähigkeit 
besitzt.  In  Wirklichkeit  werden  die  Verhältnisse  ganz  wesentlich  modificirt, 
und  zwar  einmal  durch  das  Vorhandensein  einer  mehr  oder  weniger  dichten 
Atmosphäre,  dann  durch  die  verschiedenen  Albedowerthe,  welche  zweifellos 
den  einzelnen  Partien  einer  Planetenoberfläche  zukommen,  und  endlich 
nicht  zum  Wenigsten  durch  Erhebungen,  welche  infolge  des  Schattenwurfes 
ganz  besondere  Erscheinungen  henorrufen. 

Von  der  Wirkung  der  Atmosphäre  auf  das  Aussehen  verschiedener 
Stellen  der  Planetenscheibe  kann  man  sich  nur  eine  ungefUhre  Vorstellung 
machen,  wenn  man  nicht  im  Stande  ist,  den  Grad  ihrer  Dichtigkeit  in 


74  I-  Gnindzfige  der  theoretischen  ABtropbotometrie. 

Rechniuig  za  bringen.  Im  Allgemeinen  wird  bei  voller  Beleachtong  ein  Ab- 
nehmen der  Helligkeit  von  der  Mitte  nach  dem  Rande  hin  zn  erwarten  sein; 
e«  kann  also  dnrch  die  Atmosphäre  derselbe  EflFect  berrorgebracht  werden, 
der  sich  nach  dem  Lambert'schen  Gesetze  anch  ohne  Vorhandensein  einer 
Atmosphäre  erklären  lässt  Bei  nicht  toU  beleachteter  Scheibe  würde  sich 
die  Wirkung  der  Atmosphäre  in  der  Weise  äussern  müssen,  dass  der  von 
der  Sonne  abgewandte  Rand  verwaschen  und  nndentlich  erscheint,  während 
der  positive  Rand  scharf  begrenzt  ist.  Die  von  den  sämmtUchen  Beleuch- 
tnngsgesetzen  geforderte  Verschiedenheit  im  Aussehen  der  Ränder  würde 
also  bei  Vorhandensein  einer  Atmosphäre  noch  erheblich  verstärkt  werden. 

Ganz  uncontrolirbar  ist  natürlich  der  Antheil,  welchen  die  verschiedene 
Albedo  der  einzelnen  Partien  an  der  beobachteten  Lichtvertheilung  auf  einer 
Planetenscheibe  hat  Wenn  man  nur  StoflFe  voraussetzt,  wie  sie  auf  der 
Erde  vorkommen,  so  würden  Unterschiede  bis  zum  Zehnfachen  in  der 
Albedo  verschiedener  Punkte  der  Oberfläche  gar  nichts  Auffallendes  sein, 
und  es  ist  klar,  dass  solche  Unterschiede  ein  wesentlich  anderes  Aussehen 
der  Planetenscheibe  bedingen  können,  als  es  bei  gleichmässiger  Albedo 
nach  den  Beleuchtungsgesetzen  erwartet  werden  sollte.  Dieser  Umstand 
vereitelt  daher  allein  schon  fast  vollständig  die  Möglichkeit,  aus  der  Art 
und  Weise  der  beobachteten  Lichtvertheilung  zu  Gunsten  irgend  eines 
der  aufgestellten  Beleuchtungsgesetze  zu  entscheiden. 

Was  femer  die  Wirkung  von  Erhebungen  auf  den  Planetenoberflächen 
anbelangt,  so  kann  man  sich  von  derselben  nur  dann  eine  ungefähre  Vor- 
stellung machen,  wenn  man  die  Vertheilung  der  Erhebungen  und  ihre 
Höhen  kennt.  Denkt  man  sich  an  Stelle  der  in  Wirklichkeit  stattfindenden 
unregelmässigen  Vertheilung  von  Bergen  eine  regelmässige  und  zwar  der 
Einfachheit  wegen  in  der  Art,  dass  die  ganze  Oberfläche  von  continuir- 
lichen  Bergztigen  bedeckt  ist,  die  in  der  Richtung  der  Meridiane  verlaufen 
und  die  Gestalt  von  schmalen  Wänden  besitzen  mögen,  so  werden  bei 
voller  Beleuchtung  des  Planeten  die  in  der  Mitte  der  Scheibe  befindlichen 
Gebirgszüge  lichtschwächer  erscheinen  müssen  als  die  am  Rande  befind- 
liehen, deren  Wände  nahezu  senkrecht  von  der  Sonne  beschienen  werden 
und  ausserdem  auch  nahe  senkrecht  gegen  die  Gesichtslinie  geneigt  sind. 
Bei  nicht  ganz  beleuchteter  Scheibe  werden  die  Gebirge  am  positiven 
liande  gar  keinen  oder  nur  geringen  Schatten  werfen;  dieser  Rand  wird 
infolge  dessen  voll  und  scharf  beleuchtet  erscheinen,  während  am  nega- 
tiven Rande  durch  starken  Schattenwurf  Unterbrechungen  in  der  Licht- 
inteusität  eintreten,  die  einen  verwaschenen  Eindruck  hervorrufen  müssen. 
Stellt  Figur  16  einen  Querschnitt  durch  ein  kleines  Stück  der  Planeten- 
oberfläche dar  mit  gleich  gross  gedachten,  in  regelmässigen  Abständen 
von  einander  befindlichen  Erhebungen  a,  ft,  c,  so  werden  bei  voller  Be- 


Die  Lichtvertheilang  aaf  einer  Planetenscheibe. 


75 


Fig.  16. 


leuchtung  des  Planeten  sowohl  die  beiden  Seitenwände  jeder  Erhebung 
als  auch  die  zwischen  je  zweien  derselben  befindlichen  Vertiefungen 
Licht  nach  der  in  der  Richtung  E  stehenden  Erde  senden.  Ist  die  Sonne 
dagegen  in  iS^,  so  erhalten  die  linken  Seitenwände  überhaupt  kein  Licht 
von  derselben,  und  auch  die  Vertiefungen  erscheinen  finster,  weil  sie  zum 
Theil  oder  ganz  im  Schatten  der  benachbarten  Erhebungen  liegen.  Je 
höher  die  Berge  sind 
und  je  geringer  die  Ab- 
stände zwischen  ihnen, 
desto  merklicher  wird 
schon  bei  einer  geringen 
Entfernung  von  der  Op- 
position die  beobach- 
tete Lichtverminderung 
sein.  Dieser  Umstand 
ist  nicht  unwichtig, 
weil  bei  einigen  kleinen 
Planeten  ein  merkliches 
Anwachsen  der  Ge- 
sammthelligkeit  unmit- 
telbar vor  der  Opposi- 
tion und  ebenso  eine  Abnahme  nach  derselben  in  den  beobachteten 
Helligkeiten  angedeutet  zu  sein  scheint. 

Es  ist  wiederholt  die  Frage  aufgeworfen  worden,  ob  es  nicht  möglich 
wäre,  unter  gewissen  plausibelen  Annahmen  über  die  Anordnung  und  die 
Grössenverhältnisse  der  Erhebungen  auf  einer  Planetenoberfläche  mit  Be- 
nutzung der  bekannten  Beleuchtungsgesetze  einen  theoretischen  Ausdruck 
filr  die  von  den  Phasen  einer  Planetenkugel  ausgesandte  Gesammtlichtmenge 
abzuleiten.  Mit  Rücksicht  auf  die  complicirten  Verhältnisse,  welche  sich 
darbieten,  könnte  man  diese  Frage  von  vornherein  verneinen;  es  ist  aber 
bemerkenswerth,  dass  ein  Versuch  zur  Lösung  der  Aufgabe  bereits  gemacht 
worden  ist  und  zwar  von  Zöllner  in  dem  zweiten  Abschnitt  seiner  >Photo- 
metrischen  Untersuchungen«,  welcher  die  Überschrift  trägt  »Theorie  der 
relativen  Lichtstärke  der  Mondphasen«.  Wenn  der  Zöllner'sche  Versuch 
auch  als  verfehlt  zu  bezeichnen  ist,  weil  die  von  ihm  gemachten  Voraus- 
setzungen schwerlich  acceptirt  werden  können,  und  ausserdem,  wie  von 
mehreren  Seiten  nachgewiesen  worden  ist,  in  seinen  mathematischen  Ent- 
wicklungen Fehler  enthalten  sind,  so  verdient  derselbe  doch  noch  an 
dieser  Stelle  eine  kurze  Besprechung. 

Zöllner  wendet  durchweg  das  Lambert'sche  Beleuchtungsgesetz  an 
und  geht  bei  seinen  Untersuchungen  von  einem  streng  beweisbaren  Satze 


76  I-  GrandzUge  der  theoretischen  ABtrophotometrle. 

ans,  den  er  in  der  folgenden  Form  aosspricht:  »Die  Erleuchtung  eines 
auf  der  Erde  gelegenen  Flächenelementes  durch  die  Phasen  der  als 
homogen  und  kugelförmig  angenommenen  Mondoberfläche  bleibt  dieselbe, 
wenn  die  Mondkugel  durch  einen  homogenen  Kreiscylinder  ersetzt  wird, 
dessen  Axe  senkrecht  zu  der  durch  Sonne,  Erde  und  ihn  selber  gelegten 
Ebene  steht  und  dessen  Höhe  sich  zu  dem,  dem  Monddurchmesser  gleichen, 
Durchmesser  seiner  Basis  wie  2  zu  3  verhält.«  Diesen  an  und  für  sich 
richtigen  Satz  glaubt  Zöllner  auch  in  dem  Falle  anwenden  zu  dürfen, 
wenn  Kugel  und  Cy linder  nicht  eine  gleichmässig  rauhe,  sondern  mit 
Erhebungen  bedeckte  Oberfläche  haben.  Er  sagt:  »Indem  man  nun  den 
Einfluss  zu  ermitteln  sucht,  welchen  eine  regelmässige  Vertheilung  von 
schatten  werfenden  Körpern  auf  das  Phasenerleuchtungsgesetz  eines  Cylinders 
ausübt,  kann  man  jederzeit  auf  der  Kugel  eine  solche  unregelmässige 
Vertheilung  jener  Körper  annehmen,  dass  sowohl  für  den  Cylmder  mit 
regelmässiger  als  auch  für  die  Kugel  mit  unregelmässiger  Vertheilung 
von  Erhebungen  dasselbe  Phasenerleuchtungsgesetz  stattfindet. «  Er  glaubt 
daher  für  die  irgendwie  mit  Bergen  bedeckte  Mondoberfläche  einen  regel- 
mässig cannelirten  Cylinder  substituiren  zu  dürfen,  dessen  Furchen  durch 
je  zwei  Ebenen  gebildet  werden,  die  unter  einem  gewissen  Winkel  gegen 
einander  geneigt  sind  und  sich  in  einer  zur  Cylinderaxe  parallelen  Kante 
schneiden.  Es  liegt  auf  der  Hand,  dass  die  Berechtigung  zu  dieser  Sub- 
stitution strenger  dargethan  werden  müsste,  und  man  wird  schwerlich  dem 
Satze  zustimmen  können,  mit  dem  Zöllner  die  einleitenden  Betrachtungen 
zu  seiner  Mondtheorie  schliesst:  »Die  befriedigende  Übereinstimmung  der 
auf  diese  Weise  entwickelten  Theorie  mit  den  Beobachtungen  wird  zeigen, 
dass  man  zu  den  bei  ihr  gemachten  Voraussetzungen  berechtigt  war.« 

Unter  der  weiteren  Annahme,  dass  auf  dem  cannelirten  Cylinder  die 
Anzahl  der  Erhebungen  unendlich  gross  ist  und  die  Höhe  derselben  im 
Verhältnisse  zu  den  Dimensionen  des  Cylinders  sehr  klein,  ist  nun  Zöllner 
zu  einer  sehr  einfachen  Formel  für  die  von  den  Phasen  eines  solchen 
Cylinders  reflectirte  Lichtmenge  L  gelangt.  Bezeichnet  nämlich  ß  den 
Winkel,  welchen  die  Seitenflächen  der  einzelnen  Erhebungen  mit  ihrer 
Basis  bilden,  und  wird  nach  der  Lambert'schen  Schreibweise  statt  des 
Phasenwinkels  a  das  Supplement  desselben  v=  180°—«  eingeführt,  so 
lautet  die  ZöUner'sche  Formel: 

L  =  y  {sin  (?;  -  ß)  -  [r  -  ß)  cos  (r  -  ß)}  , 

wo  y  eine  Constante  ist,  die  von  der  Leuchtkraft  der  Sonne,  von  den 
Dimensionen  des  Cylinders,  von  seiner  Albedo,  endlich  noch  von  den 
FIntfemungen  desselben  von  Sonne  und  Erde  abhängt.  Für  ß  =^  0  geht 
die  Gleichung  unmittelbar  in   die  bekannte  Lambert'sche  Beleuchtungs- 


Die  Lichtvertkeilang  anf  einer  Planetenscbeibe.  77 

formel  über.  Zöllner  hat  nun  gezeigt,  dass  die  von  ihm  zwischen  Voll- 
mond und  Quadratur  angestellten  photometrischen  Mondbeobachtong^i 
dnrch  die  obige  Formel  genügend  dargestellt  werden,  wenn  man  fttr  ß 
den  Werth  52°  annimmt,  und  glaubt  in  der  Übereinstimmung  seiner  Theorie 
mit  den  Beobachtungen  den  Beweis  zu  erblicken,  dass  die  bei  den  theo- 
retischen Entwicklungen  vorausgesetzten  Einflüsse  in  der  That  auf  dem 
Monde  vorhanden  sind,  wenn  er  auch  vorsichtiger  Weise  bemerkt,  dass 
man  sich  hüten  müsse,  der  Constanten  ß  hinsichtlich  ihrer  physischen 
Bedeutung  einen  allzu  grossen  Werth  beizulegen. 

Neuerdings  ist  von  Searle^)  und  Seeliger 2)  übereinstimmend  nach- 
gewiesen worden,  dass  die  mathematischen  Entwicklungen  ZöUners  einen 
Irrthum  enthalten,  insofern  bei  den  vorkommenden  Integrationen  unrichtige 
Grenzen  zur  Anwendung  gekommen  sind.  Infolge  dessen  gilt  die  obige 
Zöllner'sche  Formel  nicht  unumschränkt,  sondern  nur  ftlr  ein  ganz 
bestimmtes  Phasenintervall.  Es  sind  nämlich  bei  der  Behandlung  des 
Problems  die  beiden  Fälle  zu  unterscheiden,  wo  v<^2ß  und  wo  t;>>2/!/ 
ist    Nach  den  Entwicklungen  Searles  lautet  die  Formel: 

L  =  y2cos  ß  [sin  [v  —  ß)  —  (v  —  ß)  cos  [v  —  ß)] , 

wenn  v  <i^ß  ist;  dagegen : 

L  =  y [sint*  —  v  eo&v  —  2ß  ünß  &m{r  ^  ß)]y 

wenn  r  >  2/?  ist.  Da  die  Zöllner'schen  Beobachtungen  nur  bei  Werthen 
von  V  zwischen  110°  und  180°  angestellt  sind,  so  hätte  bei  der  Ver- 
gleichung  mit  der  Theorie  nur  die  zweite  der  obigen  Formeln  zur  An- 
wendung kommen  dürfen.  Wenn  also  Zöllner  trotzdem  mit  Benutzung 
der  in  seinem  Falle  unrichtigen  ersten  Formel  die  Beobachtungen 
befiriedigend  dai^estellt  hat,  so  beweist  dies  nur,  dass  die  Formel 
weiter  nichts  als  eine  brauchbare  Interpolationsformel  ist,  dass  ihr 
aber  eine  physikalische  Bedeutung  unter  keinen  Umständen  zuerkannt 
werden  darf. 

Seeliger  hat  noch  darauf  hingewiesen,  dass  die  Zöllner'sche 
Annahme  einer  unendlich  grossen  Zahl  von  sehr  wenig  tiefen  Ganälen 
eigentlich  nur  einer  Hypothese  über  die  OberflächenbeschaflFenheit  des 
Cylinders  in  seinen  kleinsten  Theilen  gleichkomme,  und  dass  daher  das 
Zöllner'sche  Resultat  auf  dasselbe  hinauslaufe,  als  wenn  man  irgend 
ein  beliebiges  nicht  näher  zu  definirendes  photometrisches  Hauptgesetz 
zu  Grunde  gelegt  hätte;    die   Zöllner'sche  Formel  hätte   schon  deshalb 


1)  Proc.  of  the  Amer.  Acad.  of  arts  and  soiences.    Vol.  19,  1884,  p.  310. 

2)  YierteljahrBBchrift  der  Astr.  GesellBch.   Jahrg.  21,  1886,  p.  216. 


78  I-  GrnndzUge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

keinen  anderen  Werth,  als  den  einer  einfachen  Interpolationsformel.  So 
interessant  und  anregend  in  gewisser  Beziehung  die  Zöllner'schen  Unter- 
suchungen zweifellos  sind^  so  wird  man  nach  dem  Gesagten  doch  zu 
dem  Schlüsse  kommen,  dass  Zöllner  sich  umsonst  an  ein  Problem  gewagt 
hat,  dessen  strenge  Lösung  aus  den  verschiedensten  Gründen  überhaupt 
nicht  möglich  ist 


c.    Mittlere  scheinbare  Helligkeit  eines  Planeten. 

In  den  meisten  Lehrbüchern  der  Photometrie,  besonders  in  dem 
Lambert'schen  Werke  und  den  sich  eng  an  dasselbe  anschliessenden 
Schriften  von  Beer  und  Rheinauer,  ist  der  Berechnung  der  scheinbaren 
mittleren  Helligkeit  einer  Planetenphase  ein  grösserer  Platz  eingeräumt 
worden,  als  dieselbe  verdient,  weil  diese  Grösse  eine  nur  in  der  Vor- 
stellung beruhende  ist,  die  mit  directen  Beobachtungen  niemals  verglichen 
werden  kann.  Uns  interessirt  an  den  Planeten  eigentlich  nur  die  in 
unsere  Instrumente  oder  in  das  Auge  gelangende,  von  der  Planetenphase 
herkommende  gesammte  Lichtmenge  und  femer  die  Vertheilung  der  Hellig- 
keit in  den  einzelnen  Punkten  der  sichtbaren  hellen  Scheibe,  dagegen 
hat  die  Angabe  einer  mittleren  scheinbaren  Helligkeit  so  gut  wie  gar 
keinen  Zweck,  zumal  wir  dieselbe  nur  unter  der  zweifellos  unrichtigen 
Annahme  berechnen  können,  dass  die  ßeilexionsfähigkeit  an  allen  Punkten 
der  Planetenoberfläche  denselben  Werth  hat.  Es  soll  im  Folgenden  nur 
kurz  und  mehr  der  Vollständigkeit  wegen  auf  diesen  Punkt  eingegangen 
werden.  Nach  den  Definitionen  auf  Seite  28  versteht  man  unter  der 
mittleren  scheinbaren  Helligkeit  einer  leuchtenden  (oder  beleuchteten) 
Fläche  das  Verhältniss  der  von  der  ganzen  Fläche  auf  die  Flächenemheit 
(des  Objectivs  oder  des  Auges)  senkrecht  gesandten  Lichtquantität  zu  der 
scheinbaren  Grösse  dieser  Fläche.  Betrachtet  man  in  Figur  15,  welche 
die  scheinbare  Fläche  eines  Planeten  darstellt,  den  erleuchteten  Theil, 

so  besteht  derselbe  aus  einem  Halbkreise  mit  dem  Radius  -^  (wenn  q  der 
wahre  Halbmesser  des  Planeten  und  J  seine  Entfernung  von  der  Erde 
ist)  und  aus  einer  Halbellipse  mit  den  Halbaxen  -^  und  ~  cos  oi  Die 
scheinbare  Grösse  des  erleuchteten  Theiles  ist  daher  ausgedrückt  durch 
•^-^  (1  +  cos«)  oder,  wenn  man  statt  -^  wieder  den  scheinbaren  Halb- 
messer a  einführt,  durch  ~  sin*a  (1  +  cosa).  Dividirt  man  mit  diesem 
Werthe  in  die  früheren  Formeln  (10),  welche  für  die  verschiedenen  Be- 


Beleachtnng  der  Flanetentrabanten.  79 

leuchtungsgesetze  die  zur  Erde  gesandten  Lichtquantitäten  ausdrücken, 
so  erhält  man  unmittelbar  die  gesuchten  mittleren  scheinbaren  Helligkeiten: 

sin  a  +  (tt  —  a)  cos  a 


(23) 


ü,  =  ^  J,  Jsin*^ 


7r(l  +  cosa) 


1  —  sin  —  tang  -  -  log  cot  — 
H^  =    Ä^J  sin*  s 


1  +  cos  cf 
H^  =  ^^jJsin**-. 

Bemerkenswerth  ist,  dass  nach  dem  Euler'schen  Gesetze  die  mittlere 
scheinbare  Helligkeit  vom  Phasenwinkel  ganz  unabhängig  wird,  mithin 
bei  allen  Beleuchtungsphasen  constant  bleibt  VUt  voll  beleuchtete  Pla- 
netenscheiben erhält  man  die  mittleren  scheinbaren  Helligkeiten  aus  den 
Gleichungen: 

j  ir;)  =  |uä,Jsin*s, 

(24)  I  Ä;»J  =  i^,Jsin*Ä, 

Man  sieht,  dass  die  Werthe  von  H}^^  und  H^^^  mit  den  entsprechenden 
Ausdrücken  in  den  Gleichungen  (21)  übereinstimmen,  was  auch  ohne 
Weiteres  zu  erwarten  ist,  weil,  wie  wir  gesehen  haben,  nach  dem  zweiten 
und  dritten  Beleuchtungsgesetze  die  scheinbare  Helligkeit  in  allen  Punkten 
der  voll  beleuchteten  Scheibe  die  gleiche  sein  muss. 

d.    Beleuchtung  der  Planetentrabanten. 

Wenn  man  die  Lichtquantität  berechnen  will,  welche  von  einem 
Planetentrabanten  bei  beliebiger  Stellung  von  Sonne,  Erde,  Planet  und 
Satellit  nach  der  Erde  gesandt  wird,  so  ist  zu  beachten,  dass  diese  Licht- 
menge sich  aus  zwei  Theilen  zusammensetzt,  erstens  aus  dem  direct  von 
dem  Trabanten  zurückgeworfenen  Sonnenlichte  und  zweitens  aus  dem- 
jenigen Lichte,  welches  vom  Planeten  selbst  nach  seinem  Satelliten  und 
von  diesem  wieder  nach  der  Erde  reflectirt  wird.  Der  zweite  Theil  ist 
im  Verhältnisse  zum  ersten  ausserordentlich  geringfügig  und  wird  in  der 
Praxis  bei  photometrischen  Messungen  kaum  merklich  sein;  indessen 
bietet  die  theoretische  Behandlung  des  Falles  doch  ein  gewisses  Interesse. 

Der  Einfachheit  wegen  soll  vorausgesetzt  werden,  dass  die  Mittel- 
punkte der  vier  in  Betracht  kommenden  Himmelskörper  alle  in  einer 
und  derselben  Ebene  liegen;  femer  sollen  die  Dimensionen  derselben  im 
Verhältnisse  zu  den  Entfernungen  als  sehr  klein  angenommen  werden. 
Wir  wollen  der  Berechnung  zunächst  das  Lambert'sche  Beleuchtungsgesetz 
zu  Grunde  legen.     Ist  q    das  direct  von  der  Trabantenpliase  reflectirte 


80 


I.  Gntndslige  der  theoretischen  Aßtrophotometrie. 


Sonnenlicht,  q  das  vom  Planeten  auf  den  Trabanten  übergehende  und 
von  diesem  wieder  nach  der  Erde  gesandte  Licht,  so  wird  die  Gesammt- 
menge  Q^^  welche  die  Flächeneinheit  des  Femrohrobjectivs  senkrecht 
von  der  Trabantenphase  erhält,  ausgedrückt  durch  Q^^=q  +q\    Es  sei: 

a    der  Phasenwinkel  des  Trabanten, 

A^  die  Albedo  des  Trabanten, 

a    der  scheinbare  Halbmesser  des  Trabanten,   von  der  Erde  aus 

gesehen, 
s     der  scheinbare  Halbmesser  der  Sonne,  vom  Trabanten  aus  gesehen, 

dann  erhält  man  q  unmittelbar  aus  der  ersten  der  Gleichungen  (10}. 
Es  ist: 

q  =  \JA^  sin*  s  sin*  a  [sin  a  +  (tt  —  er)  cos  a] . 

Zur  Berechnung  von  q" 
denke  man  sich  ein  Ober- 
flächenelement ds  auf  dem 
Trabanten,  welches  von  dem 
Planeten  Licht  erhält.  Die 
Quantität  dq^  welche  von 
dem  ganzen  vom  Trabanten 
aus  sichtbaren,  durch  die 
Sonne  beleuchteten  Theil  der 
Planetenoberfläche  (Fig.  17) 
auf  dieses  Element  über- 
geht, falls  es  senkrecht  zur 
Strahlungsrichtung  steht,  ist, 
ebenfalls  nach  der  ersten 
der  Gleichungen  (10),  aus- 
gedrückt durch: 

dq  =  ^JA[  sin*.s'  sin*  a'  [sin  a'  -J-  (tt  —  a)  cos  a']  ds . 

Dabei  ist: 

a    der  Phasenwinkel  des  Planeten  in  Bezug  auf  den  Trabanten, 

A[  die  Albedo  des  Planeten, 

a'   der  scheinbare   Halbmesser  des  Planeten,  vom  Trabanten  aus 

gesehen, 
s*    der  scheinbare  Halbmesser  der  Sonne,  vom  Planeten  aus  gesehen. 

Nach  den  bei  der  Ableitung  des  Lambert" sehen  Beleuchtungsgesetzes 
angestellten  Betrachtungen  (Seite  40)  ist  nun  die  Lichtquantität  dq\  welche 
ein  beliebig  gelegenes  Trabantenelement  ds  von  dem  empfangenen  Lichte 


Fif .  17. 


Beleuchtung  der  Planetentrabanten.  gl 

wieder  nach  der  Flächeneinheit  auf  der  Erde  senkrecht  sendet,  gegeben 
durch  die  Gleichung: 

dd'  =  -TT-  dQ  cos  i  cos  fi  , 

wo  J  die  Entfernung  des  Trabanten  von  der  Erde,  i  der  Incidenzwinkel 
der  als  parallel  vorausgesetzten,  vom  Planeten  auf  das  Trabantenelement 
gelangenden  Lichtstrahlen  und  e  der  Emanationswinkel  am  Elemente  ds 
ist.  Um  die  gesammte  Lichtmenge  9"  zu  haben,  ist  zu  Integriren  über 
den  vom  Planeten  beleuchteten,  von  der  Erde  aus  sichtbaren  Theil  der 
Trabantenkugel,  der  in  der  obigen  Figur  durch  den  Winkel  v  bezeichnet 
ist.  Ersetzt  man  i'  und  e,  wie  früher,  durch  die  Winkel  o)  und  1/;,  und 
rechnet  die  Längen  to  von  demjenigen  Punkte  der  Trabantenscheibe,  über 
welchem  die  Erde  senkrecht  steht,  und  die  Breiten  xp  von  der  durch  die 
Mittelpunkte  der  vier  Himmelskörper  gehenden  Ebene,  so  hat  man  die 
Relationen: 

cosi'  =  COS1//  cos  [180°  —  («'—  a)  —  w] , 

cos  e  =  cos  i//  cos  tu  , 
ds  =  Q*  oo^tp  dw  rfi/i, 

wo  noch  ^  der  wahre  Halbmesser  des  Trabanten  ist. 

Die  Litegrationsgrenzen  in  Bezug  auf  ^)  sind ^  und  +  -^ ,   in 

7t  7t 

Bezug  auf  o)  sind  dieselben  -^ v  und  —  oder,  da  v  =  a'  —  a  ist, 

J  -(«'-«)  ^nd   2  . 

Substituirt  man  die  Werthe  von  co8^',  cose,  dq  und  ds,   so  erhält 
man  endlich:         • 

n 

q'  =  ^  JA^ A[  ^  sin* s'  sin*  a'  [sin a'+  [7t  —  «')  cos a' J  /  cos'  ifj  dip  X 

2 
/  COS  0)  cos  [180*^  —  [a  ^  a)  —  w]  dw  , 

Beachtet  man  noch,  dass  ^  =  sina  ist,  so  hat  man  nach  Ausführung 
der  Litegrationen: 

7"=  —  JÄ^Ä[  sin*«'  sin* (7  sin*a'  [sina'+  (7t  —  a')  cosa']  [sin(o'—  a) 

—  [a'  —  a)  cos  (a'  —  a)]  . 

Mftller,  Photometrie  der  Gestirne.  6 


82  I-  Grnndzttge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

Addirt  man  die  Werthe  von  g'  und  g"  und  setzt  noch,  was  ohne  erheb- 
lichen Fehler  gestattet  ist,  s  und  s'  einander  gleich,  so  hat  man  endlich 
die  gesuchte  Lichtmenge: 

^        2    r  ^     .  •      .  •    r  .         .    /            X             .    2-4;  sin*  a' 
(?,  =  —  JÄ^  sm*  s  sm*  a  I  sm  a  +  (TT  —  a)  cos  a  -\ ^;r X 

|sina'+  (tt  —  a)  cosa'V  /sin(a'—  a)  —  (a'—  a)  cos(a'—  a)\\  • 

Mit  Zugrundelegung  des  Lommel-Seeliger'schen  und  des  Euler'schen 
Beleuchtungsgesetzes  ergeben  sich  ohne  besondere  Schwierigkeiten  die 
entsprechenden  Formeln: 


Q^z=  —  :tJA^  sin*  .9  sin*  (7 


1  —  sm  Y  taug  —  log  cot  --  +  Y  ^t  8"*^  X 


Jl -sin-tang  ylogcot  jjjl  —  y  cos— 2~cot-y-log 


Pg  =  —  TT  J-ig  sin* 5  8in*a  (cos*  -^  +  —  -4,  8in*(r'  cos*  -^  sin*  -  -» — j  • 

Die  Werthe  der  Phasenwinkel  a  und  a'  lassen  sich  sehr  bequem 
durch  die  heliocentrischen,  geocentrischen  und  planetocentrischen  Längen 
der  einzelnen  Himmelskörper,  wie  sie  in  den  astronomischen  Ephemeriden 
angegeben  sind,  ausdrücken. 


e.    Berechnung  des  aschfarbenen  Mondlichtes. 

Eine  Aufgabe,  welche  mit  der  soeben  behandelten  grosse  Ähnlichkeit 
hat,  bezieht  sich  auf  die  Bestimmung  des  sogenannten  aschfarbenen  Lichtes 
des  Mondes.  Bekanntlich  erscheint  der  von  der  Sonne  nicht  direct  be- 
leuchtete Theil  der  Mondscheibe  nicht  vollkommen  dunkel,  sondern  leuchtet 
mit  einem  schwachen  Lichte,  welches  namentlich  einige  Tage  nach  dem 
Neumond  mit  blossem  Auge  deutlich  wahrzunehmen  ist.  Dieses  Licht 
rührt  von  den  Sonnenstrahlen  her,  welche  von  unserer  Erde  nach  dem 
Monde  hin  reflectirt  und  von  diesem  wieder  nach  der  Erde  zurückgeworfen 
werden.  Seine  Berechnung  hat  deshalb  ein  besonderes  Interesse,  weil  es 
unter  gewissen  vereinfachenden  Annahmen  möglich  ist,  daraus  einen 
Werth  ftlr  die  mittlere  Reflexionsfähigkeit  der  Erde  abzuleiten.  Man 
denke  sich  in  Figur  18  die  Mittelpunkte  von  Sonne,  Mond  und  Erde  in 
einer  Ebene  liegend  und  die  Sonnenstrahlen  unter  sich  parallel  auf 
Erde  und  Mond  auffallend,     a  sei  der  Phasenwinkel  des  Mondes    und 


Berechnung  des  aschfarbenen  Mondlichtes. 


83 


folglich  IC  —  a  der  Phasenwinkel  der  Erde  in  Bezug  auf  den  Mond.  Der 
zwischen  den  Punkten  a  und  h  liegende  Kreisbogen  bezeichnet  denjenigen 
ITieil  der  Erdoberfläche,  von  welchem  überhaupt  nur  Licht  nach  dem 
Monde  gelangen  kann;  femer  be- 
zeichnet der  Bogen  zwischen  cund 
d  denjenigen  Theil  des  Mondes, 
welcher  ftlr  einen  Beobachter  auf 
der  Erde  von  der  Sonne  beleuch- 
tet erscheint,  dagegen  der  Bogen 
zwischen  d  und  e  den  im  asch- 
farbenen Lichte  leuchtenden 
Theil  der  Mondscheibe.  Wir 
wollen  zunächst  wieder  das 
Lambert'sche  Beleuchtungsgesetz 
zu  Grunde  legen  und  die  fol- 
genden Bezeichnungen  einführen :  fi» .  is. 

Ä[  ==  Albedo  der  Erde, 

S  =  scheinbarer  Halbmesser  der  Sonne,  von  der  Erde  aus  gesehen, 

a'  =  scheinbarer  Halbmesser  der  Erde,  vom  Monde  aus  gesehen. 

Ist  dann  dq  die  Lichtmenge,  welche  von  der  gesammten  Erdphase  senk- 
recht auf  ein  Oberflächenelement  ds  des  Mondes  geworfen  wird,  so  hat 
man  nach  der  ersten  der  Gleichungen  (10),  da  anstatt  a  hier  der  Werth 
7t  —  a  zu  setzen  ist: 

dq  =  \  JA[  sin'  S  sin*  a  (sin  a  —  a  cos  a)  ds  . 

Die  Lichtquantität  dq',  welche  von  diesem  Elemente  ds  nun  wieder 
nach  der  Erde  (senkrecht  auf  die  Flächeneinheit)  zurückgeworfen  wird, 
ist  nach  dem  Früheren  ausgedrückt  durch: 

dq'  =  -^—  dq  cos  ^'  cos  e  , 

wo  Ä^  die  Albedo  des  Mondes,  J  die  Entfernung  des  Mondes  von  der 
Erde,  i'  der  Licidenzwinkel  der  von  der  Erde  auf  ein  Mondelement 
reflectirten  Strahlen  und  «  der  Emanationswinkel  der  von  dem  Elemente 
wieder  nach  der  Erde  zurückgeworfenen  Strahlen  ist.  In  dem  vorliegenden 
Falle  müssen  die  Werthe  von  i'  und  s  stets  einander  gleich  sein,  und 
man  erhält  daher,  wenn  e  und  ds  wieder  durch  die  von  Punkt  g  aus  auf  der 
Mondoberfläche  gezählten  Längen  co  und  durch  die  auf  die  Zeichnungsebene 
bezogenen  Breiten  xp  ausgedrückt  werden,  durch  Substitution  die  Gleichung: 

2  ö* 

dq'  =  —  JA^A[  ^  sin* S  sin' a' (sin a  —  a  cos«)  cos'i//  cos*^  doj  dip  , 

6* 


S4  I-  GrnndzUge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

Um  die  Lichtmenge  zu  haben;  welche  von  dem  ganzen  im  aschfarbenen 
Lichte  leuchtenden  Theile  der  Mondoberfläche  herrührt,    hat  man  die 

TC  TZ 

vorstehende  Gleichung  in  Bezug  auf  i/^  zwischen ^  und  +  -y  und  in 

(7t  \  7t 

of  —  y)  ^^^  "^  "2"  ^^  integriren.    Man  findet 

leicht,  wenn  man  -^  noch  durch  den  scheinbaren  Halbmesser  a  des  Mondes 

(von  der  Erde  aus  gesehen)  ausdrückt: 

4 
q'  =z  — -  JA^A[  sin' 5  sin* (7  sin'a   sina  —  a  cos a)(a  —  sina  cosa) . 

Durch  photometrische  Beobachtungen  kann  man  diese  Grösse  nicht  be- 
stimmen, weil  sich  das  von  dem  aschfarbenen  Theile  des  Mondes  her- 
rührende Licht  nicht  von  dem  durch  den  beleuchteten  Theil  ausgesandten 
trennen  lässt.  Dagegen  ist  es  nicht  unmöglich,  durch  geeignete  Methoden 
die  Flächenhelligkeiten  gleich  grosser  Stücke  auf  dem  hellen  und  dunklen 
Theile  der  Mondscheibe  mit  einander  zu  vergleichen,  und  in  der  That  sind 
derartige  Messungen  bereits  von  Zöllner  und  in  neuester  Zeit  von  mir 
selbst  versucht  worden.  Theoretisch  lässt  sich  die  Flächenhelligkeit  an 
jeder  beliebigen  Stelle  auf  dem  aschfarbenen  Theile  des  Mondes  leicht 
bestimmen.  Die  scheinbare  Helligkeit  des  Oberflächenelementes  ds  er- 
hält man  nach  dem  Früheren,  wenn  man  die  von  demselben  nach  der 
Erde  gelangende  Lichtquantität  dq*  durch  die  scheinbare  Grösse  des 
Elementes,  von  der  Erde  aus  gesehen,  dividirt.    Diese  scheinbare  Grösse 

ds  cos  E 
von  ds  ist  aber  gleich     '  ^ —  ;  mithin  erhält  man  die  scheinbare  Hellig- 
keit h[  an  irgend  einem  Punkte,  der  durch  die  Coordinaten  co  und  xfj 
bestimmt  ist,  aus  der  Gleichung: 

da*  z/*  2 

h[  =  -j— =  ^  -  Jä.ä!  sin^iS  sin*a'  (sina  —  a  cosa)  cosip  cosw  . 

Dass  diese  Formel  und  infolge  dessen  auch  das  dabei  vorausgesetzte 
Lambert'sche  Gesetz  der  Wirklichkeit  nicht  entspricht,  geht  daraus  hervor, 
dass  nach  derselben  ftir  w  =  90°  h[  versehwinden  müsste,  die  Helligkeit 
am  Bande  also  gleich  Null  sein  sollte,  während  thatsächlich  der  Band 
scharf  begrenzt  und  sogar  eher  heller  als  die  übrigen  Partien  der  nicht 
beleuchteten  Scheibe  erscheint. 

Mit  Berücksichtigung  der  anderen  Beleuchtungsgesetze  erhält  man 
ohne  Schwierigkeit  für  die  scheinbare  Helligkeit  des  aschfarbenen  Theiles 
an  irgend  einem  Punkte  der  Scheibe  die  Formeln: 


Berechnang  des  aschfarbenen  Mondlichtes. 


85 


h;  =  \JA^Ai  sin'S  siii*(7'  /l  —  cos  y  cot  y  log  cot  (45^  —  "\\ , 

A3'  =  I  J^3 .4;  sin*  S  sin*  a'  sin*  y  • 

Man  sieht,  dass  nach  diesen  beiden  Formeln  die  scheinbare  Helligkeit 
von  lü  and  ip  nnabhängig  ist  und  daher  in  allen  Ponkten  des  aschfarbenen 
Theiles  gleich  sein  sollte,  ein  Resultat,  welches  mit  der  directen  Beobach- 
tung jedenfalls  besser  harmonirt,  als  das  Ergebniss  nach  der  Lambert'schen 
Theorie. 

Hat  man  durch  irgend  ein  Verfahren  das  Helligkeitsverhältniss  des 
aschfarbenen  Lichtes  zu  dem  beleuchteten  Theile  des  Mondes  bestimmt, 
so  geben  die  soeben  abgeleiteten  Formeln  in  Verbindung  mit  den  früheren 
Gleichungen  (22)  ein  Mittel  an  die  Hand,  um  einen  angenäherten  Werth 
für  die  mittlere  Albedo  der  Erde  abzuleiten.  Wir  wollen  annehmen,  dass 
die  beiden  verglichenen  Stellen  der  Mondscheibe  in  der  Nähe  des  Äquators 
gelegen  sind,  so  dass  also  i/;  =  0  zu  setzen  ist;  ferner  soll  die  Länge 
der  auf  dem  hellen  Theile  gemessenen  Stelle  lo,  die  Länge  der  auf  dem 
dunklen  Theile  betrachteten  co'  heissen;  endlich  wollen  wir  noch  die  schein- 
baren Halbmesser  der  Sonne  S  und  s,  von  der  Erde  und  dem  Monde  aus 
gesehen,  als  gleich  betrachten,  dann  erhält  man  durch  Division  der  obigen 
Gleichungen  in  die  Gleichungen  (22)  die  Helligkeitsverhältnisse: 


Stt 


cos  {co  —  a) 


(*,_ 

h[       2Ä[  8in*a'  (sin  a  —  «  cos  a)  cosw^ 


K 


h- 


2  1  +  tang  ~  tang  (w  -  || 

*  \  —  co»-^  cot  .y  log  cot  145°  —  ^1 

2        cos«  +  sin a  tang <» 


A3'       ^,' sin*  ff' 


«"»2 


Mit  Hülfe  dieser  Gleichungen  kann  man  die  mittlere  Albedo  der  Erde 
berechnen.  Es  darf  aber  dabei  nicht  vergessen  werden,  dass  die  Formeln 
nur  gelten,  wenn  die  beiden  verglichenen  Stellen  der  Mondoberfläche 
dieselbe  Reflexions&higkeit  besitzen,  eine  Voraussetzung,  die  nicht  ohne 
Weiteres  acceptirt  werden  kann.  In  der  Praxis  wird  man  daher  gut  thun, 
die  Beobachtungen  bei  verschiedenen  Mondphasen  und  an  möglichst  vielen 
Punkten  der  Mondscheibe  anzustellen  und  aus  allen  so  erhaltenen  Werthen 
der  Albedo  einen  Mittelwerth  zu  bilden. 


S6  I-  GrnndzUge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 


2.  Beleuchtung  eines  Systems  kleiner  K»rper.  Die  Seeliger'sche  Theorie 

des  Satumringes. 

Bei  einer  Reihe  von  optischen  Erscheinungen  der  Erdatmosphäre 
tritt  die  Aufgabe  auf,  die  Lichtmenge  zu  bestimmen,  welche  ein  Aggregat 
von  unendlich  vielen  ganz  zufällig  vertheilten  kleinen  Körperchen,  deren 
Dimensionen  im  Yerhältniss  zu  ihren  gegenseitigen  Entfernungen  als 
klein  anzusehen  sind,  nach  einer  beliebigen  Richtung  aussendet,  wenn 
dasselbe  in  irgend  einer  anderen  Richtung  von  der  Sonne  beleuchtet  wird. 
Hierher  gehören  die  Untersuchungen  über  die  Reflexion  des  Lichtes 
an  den  in  der  Atmosphäre  vertheilten  Wasserbläschen  und  die  damit  im 
Zusammenhange  stehenden  Erscheinungen  der  Morgen-  und  Abendröthe, 
femer  die  Versuche  zur  Erklärung  der  blauen  Farbe  des  Himmels  und 
endlich  die  Untersuchungen  über  die  Intensität  des  diffusen  Tageslichtes. 
Alle  diese  Probleme,  deren  theoretische  Behandlung  zum  Theil  mit  grossen 
Schwierigkeiten  verknüpft  ist,  liegen  schon  ausserhalb  der  Grenze  des 
eigentlichen  Gebietes  der  Astrophotometrie  und  können  daher  hier  mit 
Fug  und  Recht  unberücksichtigt  bleiben.  Was  die  Astrophotometrie  im 
engeren  Sinne  anbetrifft,  so  kommt  die  bezeichnete  Aufgabe  zur  Verwen- 
dung bei  dem  Zodiakallicht,  sofern  dasselbe  als  Licht  betrachtet  werden 
darf,  welches  von  einer  ungeheuer  grossen  Menge  von  Meteoroiden  zwischen 
Sonne  und  Erde  reflectirt  wird,  und  vor  Allem  bei  dem  Satumringe,  welcher 
nach  der  jetzt  allgemein  acccptirten  Maxwell-Hirn'schen  Ansicht  aus 
getrennten  Theilchen  besteht,  die  sich  wie  ein  dichter  Schwann  von  Sa- 
telliten um  den  Satum  bewegen.  Soweit  die  Aufgabe  unter  gewissen 
vereinfachenden  Annahmen  überhaupt  eine  Lösung  zulässt,  ist  sie  bisher 
nur  von  Seeligcr')  ausführlich  und  erschöpfend  behandelt  worden.  Im 
Folgenden  sollen  die  wichtigsten  Ergebnisse  dieser  theoretischen  Unter- 
suchungen wiedergegeben  und  namentlich  etwas  ausführlicher  auf  die 
Beleuchtung  des  Saturnringes  eingegangen  werden. 

Man  denke  sich  zunächst  ein  irgendwie  gestaltetes  System  von  ein- 
zehien  getrennten  Körperchen  und  führe  die  Beschränkung  ein,  dass  diese 
Theilchen  sämmtlich  gleich  gross  sind  und  eine  kugelförmige  Gestalt 
besitzen,  femer  dass  ihre  gegenseitigen  Abstände  gross  sind  im  Verhältniss 
zu  ihren  Dimensionen.  Diese  Beschränkungen  erleichtem  wesentlich  die 
Lösung  der  Aufgabe,   sie  sind  aber  nicht  unbedingt  erforderlich;   denn, 


1)  Abhandl.  der  K.  Bayer.  Akad.  der  Wiss.    H.  Ciasse,   Bd.  16,   p.  405   und 
Bd.  18,  p.  1. 


Belenchtang  eines  Systems  kleiner  Körper.  S7 

wie  Seeliger  gezeigt  hat,  lässt  sich  auch  der  allgemeinere  Fall  behan- 
deln, wo  das  System  aus  Engeln  von  beliebiger  Grösse  in  beliebigem 
Mischungsverhältnisse  besteht.  Es  werde  endlich  noch  die  Lichtquelle, 
die  Sonne,  als  ein  leuchtender  Punkt  angesehen. 

Wenn  ein  solcher  Schwann  von  Körperchen  in  einer  gewissen  Rich- 
tung beleuchtet  wird,  so  ist  klar,  dass  ein  einzelnes  bestimmtes  Partikel- 
chen im  Inneren  der  Masse  einerseits  von  anderen  Theilchen  beschattet, 
andererseits,  wenn  es  von  aussen  her  in  einer  gewissen  Richtung  be- 
trachtet wird,  durch  andere  davor  liegende  Partikelchen  theilweise  ver- 
deckt werden  kann.  Die  beschatteten  und  verdeckten  Theile  sind  im 
Allgemeinen  von  einander  verschieden,  nur  im  Moment  der  genauen  Op- 
position fallen  sie  zusammen.  Sobald  die  Opposition  vorüber  ist,  treten 
zu  den  verdeckten  Partien  noch  die  beschatteten  hinzu,  und  es  lässt  sich 
daraus  sofort  ersehen,  dass  die  Helligkeit  einer  solchen  wolkenartigen 
Masse  in  der  Nähe  der  Opposition  merklich  variiren  kann,  besonders  dann, 
wenn  die  Masse  wenig  durchsichtig  ist,  die  Theilchen  also  verhältniss- 
mässig  nahe  bei  einander  liegen.  Diese  Lichtänderung  in  der  Nähe  der 
Opposition  ist  von  dem  Beleuchtungsgesetze,  welches  auf  die  einzelnen 
Theilchen  anzuwenden  ist,  so  gut  wie  gänzlich  unabhängig.  Erst  bei 
grösseren  Phasen  kommt  die  Form  dieses  Gesetzes  in  Frage,  und  in 
diesem  Falle  ist  daher  die  theoretische  Behandlung  des  Problems  am 
schwierigsten  und  unsichersten. 

Ein  unendlich  kleines  Element  einer  im  Inneren  der  Masse  gelegenen 
Kugel  sende,  wenn  es  frei  wäre,  dem  Auge  des  Beobachters  die  Licht- 
menge dg'  zu.  Der  Radius  der  sämmtlichen  Kugeln  sei  q.  Nun  kann 
dieses  Element  durch  andere  Kugeln  beschattet  oder  verdeckt  sein,  und 
es  wird  daher  die  wirkliche  Lichtmenge  desselben,  die  mit  dq  bezeichnet 
werde,  im  Allgemeinen  kleiner  sein  als  dq\  Es  handelt  sich  darum,  einen 
Durchschnittswerth  für  dq  zu  bestimmen,  wenn  sehr  viele  solcher  Elemente 
in  Frage  kommen.  Ist  nun  p  die  Anzahl  der  Fälle,  in  denen  ein  Element 
ganz  frei  liegt,  p'  die  Anzahl  der  Fälle,  in  denen  es  beschattet  oder 
verdeckt  ist,  so  gelangt  von  den  p  Elementen  im  Ganzen  die  Lichtmenge 
pdq'j  von  den  p'  Elementen  dagegen  die  Lichtmenge  Null  in  das  Auge. 
Der  Mittelwerth  aller  Lichtmengen  ist  daher: 

dq  =  dq — ^—, , 

oder,  wenn  — ^f — ,  mit  w  bezeichnet  wird: 
P  +  P 

dq  =  IV  dq' . 


S8  I-  Grandzüge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

Sind  die  Kugeln  ganz  zufällig  innerhalb  der  Masse  vertheilt,  so  ist  iv 
die  Wahrscheinlichkeit  dafür,  dass  ein  unendlich  kleines  Element  im 
Inneren  weder  beschattet  noch  verdeckt  ist.  In  Figur  19  bedeute  R 
einen  irgendwie  gestalteten  Raum,  der  mit  zerstreut  reflectirenden 
Theilchen  angefüllt  ist;  df  sei  ein  unendlich  kleines  Element.  Von  df 
werden  zwei  Gerade  nach  der  Sonne  und  nach  der  Erde  gezogen,  und 
um  diese  als  Axe  zwei  Kreiscylinder  construirt  gedacht  mit  den  Durch- 
messern 2p,  welche  sich  an  dem  imteren  Ende  durchschneiden.  Der  von 
den  Cylindem  innerhalb  der  Masse  eingeschlossene  Raum  heisse  F.    Wenn 

nun  von  den  sämmtlichen  Kugeln,  welche  in 

R  vertheilt  sind,  keine  einzige  so  liegt,  dass 

ihr  Mittelpunkt  in  den  Raum  V  fällt,   so 

ist  das  Element  df  weder  beschattet  noch 

verdeckt.    Man  kann  also  w  auch  definiren 

als    die   Wahrscheinlichkeit    dafür,    dass 

sämmtliche  Kugelmittelpunkte   ausserhalb 

des  Raumes  V  liegen.    Die  Dimensionen 

der  einzelnen  Kugeln  mögen  im  Verhält- 

niss  zur  Ausdehnung  der  ganzen  Masse  R 

j.j^  jj  als  sehr  klein  vorausgesetzt   sein;    dann 

wird  man  w  für  alle  Elemente  einer  und 

derselben  Kugel  als  nahe  gleich  annehmen  können  und  hat  dann  für  die 

von  einer  ganzen  Kugel  ausgesandte  Lichtmenge  die  Gleichung: 

q  =  wq' . 

q'  ist  die  Lichtquantität,  welche  eine  einzelne  Kugel  nach  der  Erde  aus- 
strahlen würde,  wenn  sie  isolirt  läge.  Nach  den  Entwicklungen  des 
vorigen  Paragraphen  wird  aber  q'  ausgedrückt  durch  die  Formel: 

q'=rf{a), 

WO  f[a)  die  Abhängigkeit  von  dem  Phasenwinkel  a  angiebt,  die  je  nach 
dem  zu  Grunde  gelegten  Beleuchtungsgesetze  verschieden  ist,  und  F  eine 
Constante  bedeutet,  die  von  der  Grösse  der  Kugel,  von  der  Reflexions- 
fähigkeit u.  s.  w.  abhängt.  Die  Anzahl  der  sämmtlichen  in  R  enthaltenen 
Kugeln  sei  N,  Ist  nun  diese  Anzahl  gross,  so  wird  man  ohne  erheblichen 
Fehler  annehmen  dürfen,  dass  bei  zufälliger  Anordnung  der  Theilchen 
der  ganze  Raum  nahezu  gleichmässig  mit  Kugeln  angefüllt  ist.    Unter 

N    ■ 
dieser  Voraussetzung  sind  in  der  Raumeinheit  -^  Kugeln  enthalten,  und 

N 
in  einem  Volumelemente  dv  beträgt  die  Anzahl  der  Kugeln  -^  dv.     Da 

nach  Obigem  die  durchschnittliche  Lichtmenge,  welche  eine  einzelne  Kugel 


Belenchtimg  eines  Systems  kleiner  Körper.  89 

aussendet,  gleich  tv(f  ist,  so  wird  die  von  dem  Volumelemente  dv  aus- 
gehende Liehtmenge  gegeben  durch: 

N 
dQ=  ^  dr  irq' , 

oder  nach  Substitution  des  Werthes  von  q'  durch: 

(1)  dQ=  rf{a)w^dv. 

Das  Volumelement  dv  kann  man  sich  ersetzt  denken  durch  dxda, 
wo  dx  das  Element  der  Geraden  ist,  die  von  dv  nach  dem  Beobachter 
hin  gezogen  ist,  und  da  die  scheinbare  Grösse  von  dv  repräsentirt.    Man 

hat  also: 

iV 
dQ  ^  rf[a)  IV  p  dx  da , 

und  daher  folgt  für  die  Lichtquantität  aller  derjenigen  Kugeln,  welche 
überhaupt  einen  Beitrag  zu  der  Helligkeit  von  da  liefern,  der  Werth: 

.V 


Q=  rf{a)^dafii'dx 


wobei  also  f(a)  als  constant  angesehen  wird,  und  X  die  Länge  der  Strecke 
innerhalb  der  Masse  von  dem  Elemente  dv  an  bis  zu  der  äusseren  Be- 
grenzung in  der  Richtung  nach  dem  Beobachter  zu  bedeutet. 

Die  mittlere  scheinbare  Helligkeit  von  da,  oder,  wie  man  sie  auch 
nennen  kann,  die  Flächenhelligkeit  von  da,  d.  h.  nach  dem  Früheren 
die  ausgesandte  Lichtquantität,  dividirt  durch  die  scheinbare 
Grösse,  wird  nun: 

(2)  J=rf(a)^fwdx. 

0 

Die  Wahrscheinlichkeit  w  ist  eine  Function  der  Lage  der  betrachteten 
kleinen  Kugel  innerhalb  des  Baumes  R  und  hängt  ausserdem  noch  von 
den  Richtungen  nach  Sonne  und  Erde  ab ;  eine  Bestimmung  dieser  Grösse 
ist  nur  unter  gewissen  Voraussetzungen  möglich. 

Befindet  sich  nur  eine  einzige  Kugel  in  dem  Eaume  R,  so  bedeute 
tc^  die  Wahrscheinlichkeit  dafür,  dass  der  Mittelpunkt  derselben  ausser- 
halb des  Baumes  V  oder  innerhalb  des  Raumes  R  —  V  liegt.  Ist  dann 
femer  w^  die  Wahrscheinlichkeit  dafür,  dass  eine  zweite  Kugel  dieselbe 


90  I-  Ornndzüge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

Bedingung  erfüllt,  während  der  Mittelpunkt  der  ersten  bereits  im  Räume 
B—V  liegt,  und  sind  w^,  w\  ,  .  ,  .  ws  die  entsprechenden  Werthe  für 
3,  4  .  .  .  .  iV  Kugeln,  so  ergiebt  sich  nach  den  Gesetzen  der  Wahrschein- 
lichkeitsrechnung : 

w  =  u\u\ii\  . . .  ?/>. 

Nun  ist  aber  die  Wahrscheinlichkeit  daför^  dass  eine  erste  Engel 

V 
innerhalb  von  V  liegt,  ausgedrückt  durch  -^ ;  folglich  ist  die  Wahrschein- 
lichkeit w^  dafür,  dass  sie  ausserhalb  von  V  liegt,  gegeben  durch: 

Liegt  aber  eine  Kugel  bereits  in  iZ,  so  bleibt  für  den  Mittelpunkt  einer 

32 
zweiten  Kugel  nur  der  Raum  R  —  Ic  Übrig,   wo  k  =  —Q^7r  ist  (siehe 

nebenstehende  kleine  Figur  20).  Da  nun  die  erste  Kugel 
theilweise  im  Räume  V  liegen  kann,  so  lässt  sich  die 
Wahrscheinlichkeit  w^,  falls  €[  einen  ausserordentlich 
kleinen  positiven  echten  Bruch  bedeutet,  ausdrücken 
durch : 

Kommt  noch  eine  dritte  Kugel  hinzu,  so  bleibt  für  den  Mittelpunkt  der- 
selben ein  Raum  übrig,^  der  grösser  ist  als  iZ  —  2  k,  weil  das  A-  der  zweiten 
und  dritten  Kugel  sich  mit  dem  der  ersten  und  zweiten  zum  Theil  deckt. 
Bezeichnet  also  «,  einen  echten  Bruch,  so  ist  der  für  das  Centrum  der 
dritten  Kugel  überhaupt  verfügbare  Raum  R—2€^k,  und  da  die  Kugeln 
zum  Theil  wieder  in  den  Raum  V  hineinreichen  können,  so  wird: 

Ganz  allgemein  wird  ferner: 
und  mithin: 


w 


y        R}y         R^kl''V       R^{N-^l)e^^,kJ 


Eine  strenge  Berechnung  der  Grösse  w  ist  im  Allgemeinen  nicht 
möglich,  wenn  die  Anzahl  der  Kugeln  sehr  gross,  das  betrachtete  System 
also  sehr  dicht  angenommen  werden   muss.    Nur  dann   lässt  sich   ein 


Beleaohtong  eines  Systems  kleiner  Körper.  91 

Nähenmgsaasdruck  einführen,  wenn  die  Materie  dttnn  vertheilt  ist,  wie 
man  es  z.  B.  bei  dem  das  Zodiakallicht  veranlassenden  Meteoroidenringe 
und  wahrscheinlich  auch  bei  dem  Satumringe  voraussetzen  darf.  Der 
Gresammtinhalt  aller  Eugehi  kann  in  diesem  vereinfachten  Falle,  der  hier 
allein  weiter  verfolgt  werden  soll,  im  Vergleich  zu  dem  ganzen  Räume  R 
als  klein  angesehen  werden,  und  man  wird  keinen  sehr  grossen  Fehler 
begehen,  wenn  man  bei  der  Entwicklung  des  obigen  Ausdruckes  von  w 

alle  Glieder  fortlässt,  in  denen  der  ausserordentlich  kleine  Factor  -^ 
oder  eine  Potenz  desselben  auftritt.     Man  erhält  dann  einfach: 


IV 


H'-U- 


Nun  kann  man  die  weitere  vereinfachende  Annahme  machen,   die 

V 
jedenfalls  in  den  oben  erwähnten  Fällen  gestattet  sein  wird,    dass  -^ 

V 
klein  ist  und  dass  infolge  dessen  die  höheren  Potenzen  von    ^  gegen 

die  erste  vernachlässigt  werden  dürfen;  dann  vrird: 

logw  =  .Vlog(l--^)  =  -!-.v|-, 
oder: 


w  =  e      ^'  . 


Durch  Substitution  dieses  Werthes  in  Gleichung  (2)  ergiebt  sich  nun: 
(3)  J=rf[a)^fe~'Ux, 

Ü 

Diese  Gleichung  schliesst  alle  Fälle  der  Beleuchtung  eines  Systems 
kleiner  Körper,  die  nicht  allzu  dicht  vertheilt  sind,  in  sich.  Ihre  Auf- 
lösung ist  im  Allgemeinen,  da  V  vom  Phasenwinkel  abhängt,  äusserst 
schwierig,  insbesondere  bei  einer  beliebigen  unregelipässigen  Gestaltung 
der  ganzen  Masse,  wie  sie  z.  B.  beim  Zodiakallicht  anzunehmen  ist. 
Seeliger  hat  den  Fall  einer  kugelförmigen  homogenen  Staubwolke  unter 
der  Voraussetzung,  dass  der  Phasenwinkel  nicht  zu  klein  ist,  ausführlich 
behandelt  und  gelangt  dabei  zu  einem  verhältnissmässig  einfachen  Aus- 
drucke; unter  der  speciellen  Annahme,  dass  die  Masse  so  dicht  ist,  dass 
sie  als  undurchsichtig  betrachtet  werden  darf,  findet  er  die  Gesammt- 
lichtinenge  identisch  mit  der  von  einer  festen  Kugel  ausgesandten,  welche 
denselben  Durchmesser  wie  die  Staubwolke  besitzt 

Von  besonderem  Interesse  ist  der  Fall,  wo  der  Raum  R  von  zwei 
parallelen  Ebenen  begrenzt  wird,    wie  man  es  z.  B.  beim  Satumringe 


92 


I.  Grandzttge  der  theoretiBchen  Astrophotometrie. 


annimmt.  Ist  in  Figur  21  Ä^  die  Gesammtdicke  der  Schicht,  h  der 
senkrechte  Abstand  eines  Volumelementes  von  der  oberen  begrenzenden 
Ebene,  sind  femer  i  und  e  die  Winkel,  welche  die  Normale  zu  dieser 
Ebene  mit  den  Richtungen  nach  Sonne  und  Erde  hin  bildet,  so  hat  man 
Ä  =  ic  (508  £  und  mithin  durch  Substitution  in  (3) : 

H 

(4)  J=  rf[a)^^-  fe 

^    '  '  ^    '  i?  cos  £  •/ 


.vi 


^  dh. 


Das  Volumen  V  besteht  aus  vier  Theilen,   aus  den  beiden  cylindri- 

schen  Räumen  V^  und  F, ,  aus  dem  beiden  Cylindem  gemeinsamen  StUck 

^  jp  ^  ^^^  einem  kleinen  von 

\  ^y^  der     Kugel     begrenzten 

Stück,  das  ohne  Beden- 
ken vernachlässigt  werden 
kann.  Für  den  Fall,  dass 
der  Phasenwinkel  nicht 
sehr  klein  ist,  kann  man 
auch  das  Stück  O  gegen- 
•  über    dem    Inhalte    der 

beiden  Cylinder  vernach- 

lässigen    und    hat    dann 

Fig.  «1.  ^  =  Fq  +  F^.  Nun  kann 

man  angenähert   setzen: 


mithin  ist: 


und: 


Fo  =  Q'7t 


V,  =  ^Vr 


h 


cos  ^ 

h 
cos  e 


cos  ^  cos  € 


J=rf{a 


jr  «      7    COS  i  +  cos  6 

V  =  Q*  nh  —  ^^  y^^^ , 

N 


^       N    .    .  cos  t  +  cos  f 

H  ^  008  t  cos  t 


R  COS  € 


/ 


dh 


Führt   man  die  Bezeichnungen  ein   y  =  -^  Q*7th 


dy  = 


N 
R 


R 


cos  l  cos  B 


mithin 


,     cos  ^  +  cos  e  ,,  ^  -^ 

P*/r : dh,  so  folgt: 

^         cos  i  cos  £         '  ® 


1 
j-       rfia)         cos^  r  -u  ^ 

Q*7t    cos  l  +  cos  £./  •    ' 


Beleuchtung  eines  Systems  kleiner  Körper.  93 

wo  noch  die  obere  Grenze  Y  gegeben  ist  durch  die  Gleichung: 

^         N    ^      ^COS  i  +  COB  € 

B  ^  COS  ^  COS  e 

r 

Daraus  erhält  man  sofort,  wenn  mim  noch  statt  -=—  die  neue  Constante  y 
einführt: 

(5)  J=^^(«)_„^_(l^,-M 

'  '  "  ^  '  cos  ^  +  cos  e  >  / 

und  da  das  zweite  Glied  für  den  Fall,  dass  der  Raum  -ß  als  nahezu  un- 
durchsichtig oder,  was  dasselbe  ist,  H  als  sehr  gross  angesehen  werden 
darf,  zu  vernachlässigen  ist,  so  ergiebt  sich: 

(6)  j=7m — ^^ — 

Dieser  Ausdruck  stimmt  unter  der  Voraussetzung,  dass  f[a)  als  con- 
stant  zu  betrachten  ist,  mit  dem  Werthe  tiberein,  der  für  die  Flächen- 
helligkeit eines  festen  Körpers  nach  dem  Lommel-Seeliger'schen  Gesetze 
gefunden  wird. 

Die  Formeln  (5)  und  (6)  werden  ungenau  bei  kleinen  Werthen  von 
a,  weil  dann  das  beiden  Cylindern  gemeinsame  Stück  nicht  unberttck- 
sichtigt  bleiben  darf.  Von  besonderem  Interesse  ist  der  Fall  a  =  0. 
Bei  dieser  Stellung  fallen  die  beiden  Cylinder  V^  und  Fj  in  einen  ein- 
zigen zusammen,  und  das  Volumen  V  lässt  sich  (wieder  mit  Vernach- 
lässigung der  sehr  kleinen  Halbkugel  am  unteren  Ende)  ausdrücken  durch : 

F=o^T    *  .. 
^      cos  ^ 

Mithin  wird  aus  (4): 

0 

oder  nach  Ausführung  der  Integration: 

SU  ifln  X 

Einen  wesentlich  hiervon  verschiedenen  Werth  erhält  man,  wenn  man 
die  obige  Formel  (5)  auf  den  Fall  a  =  0  anwendet.  Da  hierbei  i  =  « 
sein  muss,  so  wird  die  Flächenhelligkeit,  die  wir  jetzt  J^'  nennen  wollen, 
ausgedrückt  durch: 


94  I-  Grandzüge  der  theoretiBchen  Astrophotometrie. 

Aus  der  Vergleichung  mit  Formel  (7)  folgt  dann: 


TT        4 

wobei  zur  Abkürzung  gesetzt  ist  k  =  N^  - — .  • 

JX    cos  2> 

Ist  das  System  fast  undurchsichtig,  also  H  und  demnach  auch  X  als 
sehr  gross  anzusehen,  so  wird  -^^  =  2.    Daraus  ersieht  man,  dass  bei 


einem  sehr  dichten  System  von  kleinen  Körpern  die  Helligkeit  in  un- 
mittelbarer Nähe  der  Opposition  doppelt  so  stark  anwachsen  kann,  wie 
bei  einem  festen  Körper,  ftlr  welchen  das  Lommel-Seeliger'sche  Be- 
leuchtungsgesetz Gültigkeit  hat. 

Ist  das  System  nicht  als  fast  undurchsichtig  zu  betrachten,  so  wird 

der  Quotient  -Jr  stets  kleiner  als  2,  und  wenn  endlich  die  Masse  äusserst 

\ ß   ^ 

durchsichtig,  also  l  sehr  klein  ist,  so  nähert  sich  der  Bruch ^ji  dem 

Grenzwerthe  -^ ,  und  mithin  -1-  dem  Grenzwerthe  1 .  Bei  sehr  durchsichtigen 

Massen,  wie  sie  z.  B.  beim  Zodiakallicht  in  Betracht  kommen  mögen, 
wird  die  Helligkeitszunahme  in  der  Nähe  der  Opposition  nicht  so  sehr 
ins  Auge  fallen. 

Es  soll  nun  noch  etwas  specieller  auf  die  Seeliger'sche  Beleuch- 
tungstheorie des  Saturnsystems  eingegangen  werden,  welche  deshalb  von 
besonderem  Interesse  ist,  weil  ihre  Ergebnisse  durch  die  neuesten  Hellig- 
keitsmessungen des  Planeten  Saturn  in  vollem  Umfange  bestätigt  werden. 
Dass  der  Saturnring  als  ein  Aggregat  von  getrennten  Massentheilchen  zu 
betrachten  ist,  dürfte  gegenwärtig  bei  den  Astronomen  kaum  noch  auf 
Widerspruch  stossen,  nachdem  insbesondere  durch  die  Maxwell'schen 
Untersuchungen  festgestellt  ist,  dass  die  Annahme  eines  festen  Zustandes 
wenig  Wahrscheinlichkeit  für  sich  hat.  Wie  schon  der  blosse  Augen- 
schein lehrt,  kann  der  Satumring  nicht  als  ein  vollkommen  homogenes 
Gebilde  angesehen  werden.  Er  besteht  aus  dem  der  Planetenkugel  am 
nächsten  liegenden  sogenannten  dunklen  Ringe,  dem  sehr  hellen  inneren 
Ringe  und  dem  durch  die  Cassini'sche  Trennungslinie  davon  geschiedenen, 
etwas  schwächeren  äusseren  Ringe.  Die  beiden  letzten  Theile,  die  hier 
allein  in  Betracht  zu  ziehen  sind,  wird  man  als  ziemlich  dicht  und  nahezu 
undurchsichtig  voraussetzen  dürfen.  In  voller  Strenge  ist  die  Theorie 
natürlich  nicht  anwendbar,  weil  sie  eine  vollkommen  gleichmässige 
Vertheilung  der  einzelnen  Partikelchen  verlangt,  während  in  Wirklichkeit 


Die  Seeliger'Bche  Theorie  des  Saturnringes.  95 

die  Theilchen  an  einigen  Stellen  des  Ringes  dichter,  an  anderen  dünner 
stehen  werden.  Auch  ist  es  schwerlich  statthaft,  den  Satnmring  als  einen 
vollkommen  regelmässigen,  von  zwei  parallelen  Ebenen  begrenzten  cylin- 
drischen  Banm  zu  betrachten.  Das  Resultat  der  Untersuchung  wird  daher 
nur  ein  genähertes  sein  können. 

Bei  den  vorangehenden  allgemeinen  Betrachtungen  war  der  Kaum  V 
berechnet  worden  mit  Vernachlässigung  des  kugelförmig  begrenzten  Stückes 
am  Durchschnitt  der  beiden  Cylinder  und  des  den  beiden  Cylindem  ge- 
meinsamen Stückes.  Die  erstere  Vereinfachung  wird  statthaft  sein,  da 
die  einzelnen  Kugeln  gegenüber  den  Cylindem  V^  und  V^  stets  klein 
sind;  dagegen  wird  es  rathsam  sein,  beim  Satumringe  das  gemeinsame 
Stück  G  mit  zu  berücksichtigen.     Man  hat  dann: 

Diese  Gleichung  gilt  jedoch  nur  für  alle  diejenigen  Volumelemente 
des  Ringes,  ftar  welche  der  zugehörige  Raum  G  gänzlich  innerhalb  des 
Ringes  liegt  und  nicht  von  der  oberen  Ringebene  geschnitten  wird.  Ist 
dies  letztere  der  Fall,  so  bleibt  ein  Theil  von  Ö,  der  mit  ^  bezeichnet 
werden  soll,  ausserhalb  des  Ringes,  und  es  wird  dann: 

Nennt  man  nun  h^  denjenigen  Werth  von  ä,  für  welchen  I  gerade  ver- 
schwindet, so  wird  die  Flächenhelligkeit  desSatumringes  nach  Gleichung  (4) 
ausgedrückt  durch: 

Führt  man  noch  die  Elevationswinkel  A  und  Ä  von  Erde  und  Sonne  über 
der  Ringebene  ein  durch  die  Relationen  A  =  90*  —  e  und  Ä  =  90*^  —  /, 
so  ist  mit  ausreichender  Genauigkeit: 

^       ^       Sin  ^ 

h 
sin  Ä 

Die  Berechnung  der  Räume  G  und  2^  ist  etwas  umständlich  und  soll  hier 
übergangen  werden.    Nach  den  Seeliger'schen*)  Entwicklungen  ist: 


1)  Abhandl.  der  K.  Bayer.  Akad.  der  Wiss.  II.  ClasBe,  Band  16,  Seite  477  ff. 
and  495  ff. 


96  I-  Grundzüge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

3  ^        sin  a 
und: 

^       (sin  A  +  sin  Ä')' 


in  ^  cos  u  l       ^       3         '       \  2       ^  /        ^  j 


sin  a  sin  ^  sin . 

wobei  die  Grössen  /i  und  q)  bestimmt  sind  durch  die  Gleichungen: 

cos  A  sin  ß 

A  cos  u  sin  a 
o  sin  o)  =  -.      .-  ,-  T  — T7  • 
^        ^       sin  -4  +  sin  A 

[i  ist  dabei  der  Winkel  zwischen  der  durch  Saturn,  Sonne  und  Erde  ge- 
legten Ebene  und  der  durch  Saturn  und  Erde  senkrecht  zur  Ringebene 
gelegten  Ebene. 

Der  Grenz werth  //,  ist  endlich  nach  Seeliger  bestimmt  durch: 

,    Q{&mA  +  sin^') 

*  sin  a 

Man  hat  nun: 

TT    i   TT       n        ,     ,  sin  yl  +  sin  ^'       4    , 1  +  cos  a 
'^         *  *^  sin  yl  sm  ^  3  ^       sm  a 

(sin^  + sin^')*    g^     (  1        ,      .    /'^   .      \    .      \       4  .l  +  cosa 

smasin^sin^  coSjtt  l       '       3         '    '    \2       W        ^j       3^      sma 

Da  der  Phasenwinkel  a  beim  Saturn  stets  klein  ist  (im  Maximum 
6?5),  so  kann  man  ohne  erheblichen  Fehler  setzen: 

1  +  cos  of  =  2. 

Ferner  sind  die  Elevationswinkel  A  und  A'  stets  nur  um  sehr  kleine 
Beträge  von  einander  verschieden,  und  man  darf  daher  auch  setzen: 

(sin  A  +  sin  A')^  _ 
sin  A  sin  Ä 

Endlich  ist  der  Winkel  (.i  von  derselben  Ordnung  wie  a,  und  man  darf 
daher  cos  fi  gleich  1  setzen. 

Mit  diesen  Vereinfachungen  ergiebt  sich: 

*  ^  Sin  ^  sm  -4  3  sin  a 


Die  Seeliger'sche  Theorie  des  Satuniringes.  97 

Das  zweite  Integral  in  Gleichung  (8)  lässt  sich   nun  durch  Einfllhrung 
des  ersten  dieser  Werthe  leicht  berechnen.    Man  hat: 

e   ^  dh 


sin  A  sin  Ä 

N 

-jT  ^*  TT  (sin -4  H- sin -4' ) 


Das  zweite  Glied  in  der  Klammer  ist  zu  vernachlässigen,  weil  der  Ring 
als  undurchsichtig  und  mithin  //  als  sehr  gross  angenommen  werden 
kann.     Führt  man  noch  die  Bezeichnungen  ein: 

'  "^  sin  a ' 
so  wird,  wenn  man  den  Werth  von  ä,  substituirt: 


_^(F.  +  F,-(?)  32      Q         sin 4  sin  ^'      -^  ,^ 


lO:  (e   ^  dh  =^  .  r       -T^'"A^'"^ß 

t/  3   §  sin  a  sm  ^  +  sin  Ä 


Das  erste  Integral  in  Gleichung  (8)  lässt  sich,  wenn  man  die  Variable  // 
durch  (p  ersetzt,  in  der  Form  schreiben: 

n 

/^*-|(F«  +  v.-6r  +  2:)  sinJ  +  sin^'   /• -^  (Fo  +  f.-^  +  d 

I  e  dh  =  g H 1  e  cos  <p  d(f  , 

./  ^  sin  a  J  r      r  1 

II  0 

und  wenn  man  die  Grösse  0  einführt  durch  die  Substitution: 


</>  =  g^|cosr/)  — -cos'qp+ly  +  y|sinr/)— -|, 


so  wird: 


r-^iy^  +  y^-o  +  r)  siu^  +  sin^'  f  -  ^^  , 

(11)        je    ^  dh  =  Q  .         — Je    ^   coB(pdfp. 

Durch  Substitution  von  (10)  und  (11)  in  (8)  ergiebt  sich  nun: 

12  .37f-2| 

Uftlltr,  Photometrie  der  Gestirne.  7 


98  I.  Grandzüge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

Da  f{a)  durchweg  als  nahezu  constant  angesehen  worden  ist,  so  kann 
man  noch  den  Werth  k4^  durch  eine  einzige  Constante  i"  ersetzen 
und  erhält  dann,  mit  Einführung  der  Bezeichnungen: 


die  Endgleichung: 

(12)  j=r^ 


%  =  l\e   ^'^  cos  (pd(p, 

0 

83  =  ^-e  , 

sin  A  +  sin  Ä 


sin  Ä 


Der  Bruch -, — -. unterscheidet  sich  stets  nur  wenig  von  dem 

sin  Ä  ^ 

Werthe  2,  und  da  S  von  ^  allein  abhängt,  so  folgt  ohne  Weiteres,  dass 
die  Flächenhelligkeit  des  Saturnringes  stets  nahezu  dieselbe  sein  muss, 
mag  der  Ring  ganz  schmal  erscheinen  oder  weit  geöffnet  sein,  ein  Resultat, 
welches  durch  die  directen  Beobachtungen  bestätigt  zu  werden  scheint. 

Der  Werth  von  ?l  kann  nur  durch  mechanische  Quadratur  oder  durch 
Reihenentwicklung  ermittelt  werden.  Die  Seeliger'schen  Abhandlungen 
enthalten  Tafeln,  aus  denen  die  numerischen  Werthe  dieser  Grösse, 
ebenso  der  Grössen  95  und  ß,  für  verschiedene  Werthe  von  |  ent- 
nommen werden  können.  Da  §  vom  Phasenwinkel  a  abhängt,  so 
folgt  das  wichtige  Resultat,  dass  die  Ringhelligkeit  mit  dem  Phasen- 
winkel variirt.  Es  ist  aber  §  auch  von  Nd  abhängig,  und  diese 
Grösse  ist  ein  Mass  für  die  Dichtigkeit,  mit  welcher  die  einzelnen  Par- 
tikelchen in  dem  Ringe  vertheilt  sind.  Bezeichnet  man  nämlich  das 
ganze  von  sämmtlichen  N  Kugeln  eingenommene  Volumen  mit  K,  so  ist 

die  Dichtigkeit  D  der  Materie  ausgedruckt  durch:  D^=  j^  ,    Nun  ist  aber 

4  32p'*7r 

K=N~Q^7ty   und  da  nach  Obigem  ^  = -^^-^  gesetzt   war,    so   ist 

D  =  ^  Nd.    FUr  Nö  =  0.4  wird  z.  B.  D  =  0.05,  d.  h.  etwa  ^  des  ge- 

sammten  Raumes  des  Satumringes  würde  in  diesem  Falle  mit  Materie 
erfüllt  sein. 

Seeliger  giebt  eine  Zusammenstellung  der  Werthe  von  log  S  fllr 
verschiedene  Annahmen  von  Nd,  und  es  ergiebt  sich  aus  dieser  Tabelle, 
dass  die  gesammte  Lichtvariation  innerhalb  des  in  Betracht  gezogenen 


Die  Seeiiger'sche  Theorie  des  Satnrnringes.  99 

Phasenintervalles  von  0  bis  5^  sehr  beträchtlich  ist,  in  der  Hauptsache 
aber  sich  schon  in  unmittelbarer  Nähe  von  a  =  0  abspielt,  und  zwar  um 
so  schneller,  je  kleiner  Nd,  d.  h.  je  geringer  die  Dichtigkeit  der  Ring- 
materie angenommen  wird. 

In  der  Praxis  ist  es  bisher  noch  nicht  mit  Erfolg  versucht  worden, 
die  Flächenhelli^eit  des  Satumringes  zu  bestimmen.  Die  vorhandenen 
zuverlässigen  Messungen  beziehen  sich  auf  die  Lichtquantität,  welche  das 
ganze  Satumsystem,  also  Kugel  und  Hing  zusammen,  nach  der  Erde 
sendet,  und  um  diese  Ergebnisse  mit  der  Theorie  zu  vergleichen,  ist  es 
daher  noch  erforderlich,  das  vom  Planeten  selbst  ausgestrahlte  Licht  zu 
berechnen.  Dabei  muss  Rücksicht  genommen  werden  auf  die  theilweise 
Bedeckung  von  Ring  und  Kugel.  Ist  Qs  die  Lichtmenge,  welche  die  frei 
gedachte  Satumkugel  uns  zusenden  würde,  femer  Qf  die  Lichtmenge  des 
vom  Ringe  verdeckten  Theiles  der  Kugel,  R  die  scheinbare  Fläche  des  frei 
gedachten  Ringes,  F  die  scheinbare  Fläche  des  vom  Saturn  verdeckten 
Theiles  des  Ringes,  so  ist  die  Gesammthelligkeit  des  ganzen  Systems: 

(13)  QB  =  ^Ii-F)J+Qs-QF, 

wobei  zunächst  auf  die  gegenseitige  Beschattung  von  Hing  und  Kugel 
keine  Rücksicht  genommen  ist.  Der  Einfachheit  wegen  soll  der  Saturn- 
körper als  Kugel  mit  dem  scheinbaren  Radius  a  betrachtet  werden,  femer 
soll  die  Voraussetzung  gemacht  werden,  die  in  aller  Strenge  allerdings 
nur  für  das  Lommel-Seeliger'sche  und  das  Euler'sche  Beleuchtungsgesetz 
und  auch  ftir  diese  nur  beim  Phasenwinkel  0  gilt,  dass  nämlich  die  Planeten- 
scheibe in  allen  Punkten  gleichmässig  hell  ist;  dann  kann  man  setzen: 

Qp:  Qs  =  F:a*7t. 

Bei  Anwendung  des  Lommel-Seeliger'schen  Gesetzes  ist  aber  nach 
Formel  (6)  S.  62: 

Qs  =  -  2r~\        sin  j  tang  ^  log  cot  -J  , 

und  wenn  man  den  Ausdmck  in  der  Klammer  mit  D  bezeichnet,  so  wird: 

Q,^Q,.  =  £^l^a*^^Fy 

Führt  man  nun  noch  die  Bezeichnungen  ein: 

^_R-F 

a*7r  —F 


a'Tt      ' 


7* 


100  I-  Grundzüge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

80  wird  durch  Substitution  in  Gleichung  fl3): 


Qb^'^^Ibx  +  dyY 


ß'  TT 

Nun  ist  aber  nach  dem  Früheren  — ^  I\  nichts  Anderes  als  die  Licht- 
quantität, welche  die  Saturnkugel  allein  ohne  Ring  bei  voller  Beleuch- 
tung aussendet,  und  wenn  diese  Q(o)  genannt  wird,  so  ergiebt  sich: 

(14)  OB  =  Qio){BX+DY}, 

Eine  ganz  analoge  Formel  mit  anderen  Werthen  für  die  Grössen  X  und 
Y  hat  Seeliger  auch  mit  Zugrundelegung  des  Lambert' sehen  anstatt  des 
Lommel-Seeliger'schen  Gesetzes  abgeleitet.  Fttr  die  verschiedenen  Grössen 
X,  Y,  D  u.  s.  w.  sind  von  ihm  Tafeln  berechnet,  und  es  ist  noch  zu  er- 
wähnen, dass  bei  Berechnung  dieser  Grössen  auch  auf  die  Abplattung  des 
Saturnkörpers  Eticksicht  genommen  ist.  Der  Schattenwurf  von  dem  Ringe 
auf  den  Saturn  und  umgekehrt  ist  von  Seeliger  ebenfalls  in  Rechnung 
gezogen,  und  es  sind  für  die  Grössen  X  und  Y  kleine  Correctionen  ab- 
geleitet worden,  die  jedoch  in  der  Praxis  ohne  Bedenken  vernachlässigt 
werden  dürfen,  weil  sie  im  Vergleich  zu  der  bei  photometrischen  Mes- 
sungen erreichbaren  Genauigkeit  verschwindend  klein  sind.  Setzt  man  noch 

sin  Ä  4-  sin  A'  ^  ^, 
sin  A 
femer 

DY=n, 

und  führt  statt  der  Grösse  -=^  eine  neue  Constante  y  ein,  so  wird: 

Qb  =  Ö(o){y  w  +  n]  , 
oder  endlich,  wenn  man  y  statt  Q{^)  und  .r  statt  yQ(^)  schreibt: 

(15)  QB  =  mor  +  7iy. 

Mit  Hülfe  dieser  Gleichung  lässt  sich  jede  beobachtete  Helligkeit  des 
ganzen  Satumsystems  auf  die  Helligkeit  bei  verschwundenem  Ringe  re- 
duciren. 

Die  photometrischen  Erscheinungen,  welche  der  dunkle  Saturnring 
zeigt,  sind  von  Seeliger  ebenfalls  theoretisch  verfolgt  worden  unter  der 
Annahme,  dass  dieser  Theil  des  Ringes  aus  Partikelchen  besteht,  welche 
weniger  dicht  angeordnet  sind,  als  in  dem  hellen  Ringe,  so  dass  das  Licht 
theilweise  durchscheinen  kann. 


Die  Yerfinfiterungen  der  Jupitersatelliten.  101 

Eine  directe  Stütze  erhält  diese  Annahme  durch  Beobachtungen  des 
Trabanten  Japetus,  wenn  derselbe  durch  den  Schatten  des  Saturnsystems 
hindurchgeht.  Eine  derartige  Beobachtungsreihe  ist  neuerdings  von 
Barnard  ausgeführt  worden,  und  es  folgt  aus  den  Beobachtungen,  dass 
der  dunkle  Ring  in  den  dem  Planeten  am  nächsten  liegenden  Theilen 
fast  ganz  durchsichtig  ist,  und  dass  die  Undurchsichtigkeit  erst  mit  der 
Annäherung  an  den  hellen  Bing  allmählich  zunimmt.  Eine  ausführlichere 
Behandlung  dieses  Problems  ist  vor  Kurzem  von  Buchholz ^)  versucht 
worden. 

Die  Seeliger'schen  Betrachtungen  führen  noch  zu  dem  Schlüsse,  dass 
die  Theilchen  des  dunklen  Ringes  eine  etwas  andere  ReflexionsfUhigkeit 
haben  müssten,  wie  die  des  hellen  Ringes,  und  Seeliger  macht 
darauf  aufmerksam,  dass  nach  den  bisherigen  Beobachtungen  im  Laufe 
der  Zeit  Veränderungen  innerhalb  des  Saturnringes  vor  sich  gegangen 
zu  sein  scheinen,  und  zwar  dass  möglicher  Weise  die  Albedo  der  den 
dunklen  Ring  bildenden  Theilchen  sich  vergrössert  hat. 


3.  Die  YerfinsteruBgen  der  Jupitersatelliten. 

Die  Anwendung  der  photometrischen  Hauptgesetze  bietet  noch  ein 
besonderes  Interesse  in  dem  Falle  der  Verfinsterung  eines  Himmelskörpers 
durch  einen  anderen.  Hierher  gehören  die  Lichterscheinungen  des  Mondes 
während  einer  totalen  Mondfinstemiss  und  die  Bedeckungen  der  Satelliten 
von  ihren  Hauptplaneten.  Die-  erstere  Aufgabe  scheint  auf  den  ersten 
Blick  die  einfachere  zu  sein,  weil  es  sich  dabei  nur  um  drei  Himmels- 
körper (Sonne,  Mond  und  Erde)  handelt,  und  die  ganze  Erscheinung  sich 
zu  der  Zeit  abspielt,  wo  die  Mittelpunkte  derselben  sich  in  einer  geraden 
Linie  befinden.  In  Wirklichkeit  aber  ist  die  theoretische  Behandlung 
dieses  Problems  deshalb  erschwert,  weil  bei  der  verhältnissmässig  geringen 
Entfernung  des  Erdsystems  von  der  Sonne  diese  letztere  nicht  als  leuch- 
tender Punkt,  sondern  als  eine  Scheibe  von  ungleichmässiger  Helligkeit 
angenommen  -werden  muss,  und  weil  femer  die  complicirte  Form  der 
Schattengrenze  auf  dem  Monde,  ausserdem  die  Wirkung  des  Halbschattens 
streng  in  Rechnung  zu  ziehen  sind. 

Eine  vollständige  Lösung  dieser  interessanten  Aufgabe  ist  erst  in 
alleraeuester  Zeit  von  V.  Hepperger^)  und  noch  eingehender  und  erfolg- 


1)  Aötron.  Nachr.  Bd.  137,  Nr.  3280. 

2)  SitzungBb.  der  Wiener  Akad.  der  Wies.    Math.-naturw.  Clasae.     Bd.  104, 
Abth.  IIa,  p.  189. 


102  I-  GrundzUge  der  theoretischen  ÄBtrophotometrie. 

reicher  von  Seeliger *)  versucht  worden,  nachdem  Letzterer  bereits  früher 
gelegentlich  einer  Besprechung ^j  der  Arbeiten  von  Brosinsky  und 
Hartmann  ttber  die  Vergrösserung  des  Erdschattens  bei  Mondfinsternissen 
die  Frage  kurz  berührt  hatte.  Da  eine  ausführliche  Darlegung  der 
theoretischen  Entwicklungen  den  Kahmen  dieses  Buches  erheblich  über- 
schreiten würde,  so  muss  hier  der  blosse  Hinweis  auf  die  genannten 
Arbeiten  genügen.  Übrigens  hat  sich  die  praktische  Photometrie  mit  dem 
Problem  der  Mondverfinsterung  bisher  so  gut  wie  gar  nicht  beschäftigt, 
und  erst  vor  Kurzem  ist  von  Very^)  ein  erster  Versuch  gemacht  worden, 
die  Helligkeitsvertheilung  auf  der  verdunkelten  Mondscheibe  durch  wirk- 
liche photömetrische  Messungen  anstatt  durch  blosse  Schätzungen  zu  be- 
stimmen. 

Was  nun  die  zweite  der  oben  erwähnten  Aufgaben,  das  Studium  der 
Verfinsterungen  der  übrigen  Planetentrabanten,  anbelangt,  so  ist  die  photo- 
metrische Beobachtung  dieser  Phänomene,  wie  zuerst  Cornu*)  nach- 
gewiesen hat,  speciell  im  Jupitersystem,  deshalb  von  ausserordentlicher 
Bedeutung,  weil  daraus  mit  viel  grösserer  Sicherheit  als  bisher  der  Zeit- 
punkt bestimmt  werden  kann,  zu  welchem  sich  der  Trabant  in  einem 
gewissen  Stadium  der  Verfinsterung  befindet,  und  weil  daher  auch  die 
praktische  Verwendung  der  Jupitertrabantenbedeckungen  zu  Längen- 
bestimmungen eine  ganz  neue  erhöhte  Wichtigkeit  erlangt  hat.  Die 
theoretische  Seite  dieses  Problems  ist  sehr  ausführlich  von  Obrecht^), 
Well  mann  ^)  und  Anding")  behandelt  worden  mit  voller  Berücksichti- 
gung aller  dabei  ins  Spiel  kommenden  Factoren.  Ersterer  hat  dabei  eine 
gleichmässige  Vertheilung  der  Helligkeit  auf  der  Trabantenscheibe  voraus- 
gesetzt, die  sowohl  durch  das  Lommel-Seeliger'sche  als  auch  durch  das 
Euler'sche  Beleuchtungsgesetz,  jedoch  nur  bei  voller  Beleuchtung,  gefor- 
dert wird,  die  beiden  anderen  haben  ihren  Betrachtungen  das  Lambert'sche 
Gesetz  zu  Grunde  gelegt.  In  einer  Besprechung  der  Obrecht'schen  Arbeit 
hat  Seeliger**)  noch  einige  wichtige  Bemerkungen  über  die  Bedeutung 


1)  Abhandl.   der   K.  Bayer.  Akad.   der  Wiss.    H.  Glasse,   Bd.  19,   Abth.  II, 
p.  385. 

2)  VierteljahrßBchrift  der  Astron.  Gesellflchaft.    Jahrg.  27  (1892),  p.  186. 

3)  Astrophysical  Joomal.    Vol.  II,  p.  293. 

4)  Comptes  Rendus.    Tome  96,  p.  1609. 

5)  AnnaleB  de  rObserv.  de  Paris.    M^moires,  tome  18.     (Siehe  auch  Referat 
darüber:  Viertelj. -Schrift  der  Astr.  Ges.    Jahrg.  20  (1885),  p.  176.) 

6)  Wellmann,  Zur  Photometrie  der  Jupiters-Trabanten.    Berlin  1887. 

7;  Anding,  Photometrische  Untersuchungen    über   die  Verfinsterungen   der 
Jupiterstrabanten.    Preisschrift;  der  Univ.  München.    München  1889. 

8;  Vierteljahrsschrift  der  Astr.  Gesellschaft.    Jahrg.  20  (1885),  p.  176. 


Die  Verfinfiteningen  der  Japitersatelliten.  103 

verschiedener  Beleuchtungsgesetze  für  das  vorliegende  Problem  hinzu- 
gefligt 

Die  strenge  Lösung  der  Aufgabe  führt  zu  ziemlich  complicirten  Ent- 
wicklungen. Unter  gewissen  Voraussetzungen  gelangt  man  aber  zu 
verhältnissmässig  einfachen  Ausdrücken,  die  im  Folgenden  etwas  näher 
betrachtet  werden  sollen. 

Die  Aufgabe  selbst  ist  zunächst  folgendermassen  zu  präcisiren.  Ein 
Jupitertrabant  tritt  in  den  Schatten  seines  Planeten;  dabei  wird  allmählich  ein 
immer  grösseres  Stttck  seines  Scheibchens  verfinstert,  bis  er  zuletzt  ganz 
unsichtbar  wird.  Bei  dem  ersten  Trabanten  beträgt  die  ganze  Dauer  des 
Phänomens  4™  19%  bei  dem  vierten  16"  27«.  Es  soll  nun  die  Helligkeits- 
abnahme des  Trabanten  als  Function  der  Zeit  ermittelt  werden. 

Streng  genommen  mUsste  man  zunächst  auf  die  Bewegungsverhältnisse 
im  Jupitersystem  Rücksicht  nehmen.  Bei  der  verhältnissmässig  kurzen 
Dauer  der  Erscheinung  wird  aber  kein  grosser  Fehler  entstehen,  wenn 
man  die  Verschiebung  der  Schattengrenze  auf  dem  Trabanten  der  Zeit  pro- 
portional setzt.  Zur  weiteren  Vereinfachung  werde  die  Gestalt  der  Tra- 
banten als  kugelförmig  angesehen,  ferner  werde  die  Wirkung  der  Jupiter- 
atmosphäre ausser  Acht  gelassen.  Zweifellos  wird  durch  dieselbe  eine 
Brechung  und  Schwächung  der  Sonnenstrahlen  hervorgebracht,  und  die 
Schattengrenze  auf  dem  Trabanten  wird  infolge  dessen  nicht  scharf  er- 
scheinen; aber  bei  der  gänzlichen  Unkenntniss  von  der  Höhe  und  Dich- 
tigkeit dieser  Atmosphäre  fehlt  jeder  Anhalt  für  eine  rechnerische  Be- 
rücksichtigung ihres  Einflusses.  Bei  der  grossen  Entfernung  des  Jupiter- 
systems von  der  Sonne  wird  es  ohne  merklichen  Fehler  erlaubt  sein,  alle 
von  einem  beliebigen  Punkte  der  Sonne  nach  einem  beliebigen  Punkte 
des  Satelliten  gelangenden  Strahlen  als  parallel  unter  einander  zu  be- 
trachten; man  kann  also  die  Sonne  als  eine  punktförmige  Lichtquelle 
ansehen  und  braucht  auf  die  Wirkung  des  Halbschattens  keine  Rücksicht 
zu  nehmen.  Die  Schattengrenze,  welche  durch  den  Durchschnitt  des 
Kemschattenkegels  des  Jupiter  mit  der  Trabantenkugel  entsteht,  projicirt 
sich  auf  der  Trabantenscheibe  als  eine  Linie  von  gewisser  Krümmung. 
Da  der  Trabant  im  Verhältniss  zur  Jupiterkugel  sehr  klein  ist,  so  kommt 
nur  ein  kleines  Stück  dieser  Curve  in  Frage,  und  dieses  Stück  darf  ohne 
allzu  grossen  Fehler  als  geradlinig  angesehen  werden.  Sieht  man  ferner 
von  dem  Phasenwinkel,  der  beim  Jupitersystem  bis  zu  12**  steigen  kann, 
ganz  ab  und  berücksichtigt  nur  den  Fall  der  vollen  Beleuchtung,  so 
reducirt  sich  das  ganze  Problem  auf  die  folgende  Aufgabe:  Es  soll  die 
Helligkeitsabnahme  einer  •beleuchteten  Kreisscheibe  ermittelt  werden, 
wenn  dieselbe  von  einem  mit  gleichförmiger  Geschwindigkeit  über  sie 
hinweg  gehenden  geradlinig  begrenzten  dunklen  Schirme  bedeckt  wird* 


104 


I.  Grandzüge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 


Die  Figur  22  stelle  die  scheinbare  Trabantenscheibe  dar;  der  Kadius 
derselben    sei  r,    und    der  kürzeste   Abstand    der    Schattengrenze    vom 

Mittelpunkte  heisse  a.  Die  Coordinaten 
irgend  eines  kleinen  Elementes  der  Scheibe, 
bezogen  auf  ein  rechtwinkliges  Coordinaten- 
system,  dessen  //-Axe  mit  der  Geraden  a 
zusammenfällt,  mögen  x  und  y  sein.  Die 
scheinbare  Helligkeit  irgend  eines  Ele- 
mentes der  Scheibe  wird  im  Allgemeinen 
bei  voller  Beleuchtung  eine  Function  des 
Abstandes  vom  Centrum  sein.  Die  Licht- 
quantität, welche  durch  ein  solches  Element 
zu  dem  Beobachter  gelangt,  wird  also  aus- 
gedrückt werden  können  durch: 


Fig.  28. 


dq  =  yf^x^  -+-  y^j  dx  dy  , 

wo  y  eine  Constante  ist,  und  wo  das  Beleuchtungsgesetz,  von  welchem 
die  scheinbare  Helligkeit  abhängt,  zunächst  noch  unbestimmt  gelassen 
werden  soll.  Die  gesammte  Lichtmenge,  welche  der  Trabant  in  dem 
Moment  aussendet,  wo  die  Schattengrenze  auf  der  Scheibe  den  kürzesten 
Abstand  a  vom  Centrum  hat,  ist  daher,  falls  mehr  als  die  Hälfte  der 
Scheibe  beleuchtet  ist: 

(1)  Q  =  2yfdyffyx'  +  y\  dx. 

-a       0 

Es  sollen  nun  die  bekannten  Beleuchtungsgesetze  auf  diese  Gleichung 
angewendet  werden.  Nach  den  Formeln  (22)  (S.  69)  ist  beim  Lambert- 
sehen  Gesetze  die  scheinbare  Helligkeit  eines  Elementes  einer  Planeten- 
scheibe*), für  den  Fall,  dass  der  Planet  voll  beleuchtet  ist,  ausgedruckt 
durch: 

h^  =  C  cos  Ip  cos  CO  , 

wo  C  eine  Constante  bedeutet.  Es  ist  also  in  der  obigen  Gleichung 
cosifj  cosw  statt  f{Vx'^  -f-  y*j  zu  setzen.  Die  Winkel  xp  und  o)  hängen 
mit  den  Coordinaten  x  und  y  nach  den  Erläuterungen  auf  Seite  70,  wenn 
alle  Distanzen  in  demselben  Masse  wie  der  scheinbare  Radius  r  aus- 
gedrückt werden,  durch  die  Relationen  zusammen: 

rr  =  r  sini// , 

y  =  r  cos(//  sinw» 


1,  Das  Licht,   welches  vom  Planeten   anf  den  Trabanten  reflectirt  und   von 
diesem  wieder  nach  der  Erde  geworfen  wird,  ist  hier  gänzlich  zu  yemachlässigen. 


Die  Verfinsterungen  der  Jupitergatelliten.    .  lOSf 

Daraus  ergiebt  sich: 

f[Vx*  +  2/'   =  cos  i/^  cosco  =  y  1 j— ^  , 

und  durch  Substitution  in  (1)  wird: 

.;2)  Q  =  'lyfdyfdx  |/l  ~  ^1^'  • 

-a      0 

Um  das  zweite  Integral  aufzulösen,  ist  zunächst  y  als  constant  anzunehmen. 

?/*  1 

Setzt  man  1 ^  =  i  und  -^  =  c,  so  wird: 

fdxy]  - *^-+--'^-  =fdxvr^c?^ 

0  0 

-^  r  yi  —  ex*  H -^  arc  sin  x  1/  £  f 

=  7(1  -  fijarcsinl 

Damit  erhält  man  aus  Gleichung  (2): 

—  a 

oder  endlich: 

(3)  Q  =  yj^l^r'^(r  +  a]  -  ^  {r^  +  a»)}. 

Wäre  die  Scheibe  ganz  unbedeckt,  so  würde  man  zu  setzen  haben  a=7\ 
und  erhielte  dann  die  Lichtmenge: 

Durch  Dinsion  von  (3)  und  (4)  wird  dann  endlich: 

Q,~  •2'^  A    r        4  r" 
oder,  wenn  man  die  neue  Bezeichnung  —  =  eo8(jp  einfuhrt: 
,-\  r^         1     ,    3  1        3 

(o)  Q  "^'i  "^  T  '^^^ '/"  ~  T       *^" 


j06  I-  Gnindzüge  der  theoretiBchen  Astrophotometrie. 

Wird  also  die  Helligkeit  des  Trabanten  während  der  Dauer  einer  Ver- 
finsterung in  Einheiten  der  Helligkeit  ausgedrückt,  welche  derselbe  vor 
dem  Beginn  der  Verfinsterung  hat,  so  giebt  die  Gleichung  (5)  die  Abhängig- 
keit der  augenblicklichen  Lichtstärke  von  dem  Werthe  von  a  an,  oder, 
da  a  der  Zeit  proportional  ist,  die  Abhängigkeit  von  der  Zeit.  Für  die 
Mitte  der  Verfinsterung  ist  a  =  0  zu  setzen,  uu(}  man  erhält  dann  aus  (5) 

■^  =    -  ,  die  Lichtstärke  ist  also  auf  die  Hälfte  herabgesunken.     Dies 

ist  auch  von  vornherein  zu  erwarten,  da,  wie  wir  früher  gesehen  haben, 
nach  dem  Lambert'schen  Beleuchtungsgesetze  die  scheinbare  Helligkeit 
auf  einer  Planetenscheibe  von  der  Mitte  nach  allen  Seiten  hin  gleichmässig 
abnimmt. 

Ist  die  Schattengrenze  über  die  Mitte  der  Scheibe  hinausgerückt, 
also  weniger  als  die  Hälfte  des  Trabanten  erleuchtet,  so  erhält  man  die 
zugehörigen  Werthe  von  Q  aus  den  Formeln  (3)  und  (5),  wenn  man  a 
negativ  rechnet. 

Bei  Anwendung  des  Lommel-Sceliger'schen  und  des  Euler'schen  Be- 
leuchtungsgesetzes wird  die  Bestimmung  der  Lichtcurve  noch  einfacher. 
Denn  in  beiden  Fällen  ist  bekanntlich  bei  voller  Beleuchtung  des  Tra- 
banten die  scheinbare  Helligkeit  an  allen  Punkten  der  Scheibe  gleich, 
und  die  Function  /*  (V  ir*  +  if)  kann  daher  gleich  l  gesetzt  werden. 
Die  Gleichung  (1)  geht  dann  sofort  in  die  folgende  über: 

(6)  Q  =  2yfdyfdx  =  2yfyr^~—y*  dy. 

—  a        0  — a 

Nach  Ausführung  der  einfachen  Integration  hat  man: 

Q  =  y  \yV7'*  —  y^  -f^  r*  arc  sin  ~ !         , 

und,  wenn  man  wieder  wie  oben  —  =  cos  7?  setzt: 

(7)  Q  =  yr^  [n  +  sinr/)  eosqp  —  ip] . 

Für  die  Helligkeit  bei  unbedeckter  Scheibe  ergiebt  sich,  da  a  =  r  ist: 

Öo  =  yr'^^, 
und  mithin  wird  endlich: 

Selbstverständlich  reducirt  sich  auch  hier  für  die  Mitte  der  Verfinsterung^ 


Die  Verfinsterangen  der  Japitersatelliten. 


107 


d.  h.  fttr  a  =  i),  die  Helligkeit  auf  die  Hälfte  des  ursprünglichen  Betrages. 
Zur  Vergleichung  der  beiden  durch  die  Formeln  (5)  und  (8)  repräsentirten 

Lichtcurven  kann,  man  die  Werthe  von  jr-  für  verschiedene  Werthe  von  a, 

d.  h.  für  verschiedene  Stadien  der  Bedeckung,   berechnen.    Man  erhält 
so  z.  B.  die  folgenden  Werthe: 


1.0 
0.9 
0.8 
0.7 
0.6 
0.5 
0.4 
0.3 
0.2 
0.1 
0.0 


I      Lambert' BcliM 
Oetets 


Lommal-Seeligar- 

sclies  und  Enler'sclies 

Gesetz 


1.000 

0.993 

0.972 

0.939 

0.896 

0.844 

0.784 

0.718 

0.648 

0.575  , 

0.500 


Di«: 


21 
33 


43 
52 


60 
66 


70 
73 


75 


1.000 

0.981 

0.948 

0.906 

0.858 

0.804  ^ 

0.748  ^ 

0.688 

0.627 

0.564 

0.500 


Diff. 


33 
42 


48 


56 


61 
63 


64 


0.0 

-0.1 

0.2 

0.3 

0.4 

Ü.5 

-0.6 

■0.7 

0.8 

•0.9 

1.0 


Q 


Lambert'eebefl 
Oeeetx 


0.500 

0.425  , 

0.352 

0.282 

0.216 

0.156 

0.104 

0.061 

0.028 

0.007 

0.000 


Diff. 

75 


73 
70 


66 
60 


52 
43 


33 
21 


Lommel-Seeliger- 

•ches  und  Euler*  sches 

Geeetz 


0.500 
0.436 

0.373 

( 

0.312 
0.252 
0.196 
0.142 
0.094 
0.052  . 
0.019  ' 
0.000 


Diff. 

I 
64 


63 


56 


48 

42 


33 
19 


Betrachtet  man  die  Werthe  von  a  als  Abscissen,  die  zugehörigen 
Helligkeitswerthe  als  Ordinaten,  so  sieht  man,  dass  die  beiden  den  obigen 
Zahlenreihen  entsprechenden  Curven  sich  bei  a  =  0  schneiden,  und  dass 
die  dem  Lambert'schen  Gesetze  zugehörige  in  der  ersten  Hälfte  der  Ver- 
finsterung oberhalb,  in  der  zweiten  unterhalb  der  anderen  Curve  liegt. 
Bei  a  =  —  0.5  r  ist  nach  dem  Lambert'schen  Gesetze  die  Lichtstärke 
des  Trabanten,  in  Grössenclassen  ausgedrückt,  um  2.02  geringer  als  vor 
Beginn  der  Verfinsterung,  nach  den  anderen  Gesetzen  nur  um  1.77. 
Bei  a  =  —  0.8  r  werden  die  entsprechenden  Zahlen  3.88  und  3.21 
Grössenclassen  u.  s.  w.  Wenn  es  möglich  wäre,  die  Helligkeiten  der 
Trabanten  noch  in  diesem  vorgerückten  Stadium  der  Verfinsterung  mit 
einiger  Sicherheit  zu  messen,  so  Hesse  sich  aus  solchen  Beobachtungen 
ein  Urtheil  darüber  gewinnen,  welches  von  den  zu  Grunde  gelegten 
Beleuchtungsgesetzen  den  Vorzug  verdient.  Beide  Curven  zeigen  das 
Charakteristische,  dass  die  Ordinaten  sich  am  schnellsten  um  die  Mitte 
der  Erscheinung  ändern,    und  dass   an    dieser  Stelle  ein  Wendepunkt 


108  I-  Grundzüge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

punkt  vorhanden  ist.  Dies  lässt  sich  auch  anmittelbar  ans  den  Glei- 
chungen (3)  und  (7)  ableiten,  wenn  man  die  zweiten  DiflFerentialquotienten 
nach  a  bildet.    Man  hat  aus  (3j  sofort: 

d}Q ayTt 

und  da  der  zweite  Diiferentialquotient  einer  Function  verschwinden  muss^ 
wenn  die  betrelBFende  Curve  einen  Wendepunkt  haben  soll,  so  sieht  man, 
dass  die  dem  Lambert'schen  Gesetze  entsprechende  Lichtcurve  für  a  =  0, 
d.  h.  also  in  der  Mitte  der  Verfinsterung,   einen  solchen  besitzt 
Aus  Gleichung  (7)  wird  entsprechend  nach  kurzer  Rechnung: 


da*  |/^« ö« ' 

und  es  folgt  daher  auch  für  die  durch  (7)  repräsentirte  Lichtcurve  ein 
Wendepunkt  bei  a  =  0. 

Seeliger  hat  noch  ganz  allgemein  gezeigt,  dass,  wie  auch  die  Form 
der  Function  f{Vx'^+y*)  beschajBFen  sein  möge,  die  Lichtcurve  des 
Trabanten  während  der  Verfinsterung  stets  einen  Wendepunkt  für  a  =  (l 
besitzen  muss.    In  der  That  ergiebt  sich  aus  Gleichung  (1)  sofort: 


da 
Daraus  folgt  dann  weiter: 


''l  =  2yff{V^+x*)  dx. 


^  ^  da*  ^  \      Yr^^a'^      J  ba  I 

Nun  kann  man  schreiben: 


ha    ~      ~'^  ö]ä*)' 

und  da  allgemein  gilt: 

bu  b{u  +  v)  ^ 

80  ergiebt  sich: 


bf  Va'  +  Jr\  ^       bfVa^  +  x*^ 
ba  ^     b{a*  +  X-) 


Die  Verfinsterangen  der  Jupitersatelliten.  109 

Führt   man   noch    die   neue  Variable  x  ein   durch   die  Substitution 

a*  +  x*  =  x^^  woraus  folgt  dx  •=  ——  ,  so  wird: 

v  x^  —  a* 


Setzt  man  diesen  Werth  in  Gleichung  (9)  ein  und  beachtet,  dass  fttr  x, 
die  Integrationsgrenzen  r  und  a  sind,  so  erhält  man: 

da*  MVr«  — a*     J^x^  —  a"      f 

Dieser  Ausdruck  verschwindet  jedenfalls  für  a  =  0,  und  es  findet  sich 
also  an  dieser  Stelle  unter  allen  Umständen  ein  Wendepunkt;  es  ist  aber 
nicht  nothwendig,  dass  dies  der  einzige  Wendepunkt  ist,  den  die  Licht- 
curve  haben  kann.  Seeliger  hat  nachgewiesen,  dass,  wenn  das  Beleuch- 
tungsgesetz  z.  B.  die  willkürliche  Form  hätte  /  {V  ir*  +  y^)  =  ic*  +  ?/*, 
die  allerdings  durchaus  unwahrscheinlick  ist,  weil  nach  ihr  die  scheinbare 
Helligkeit  in  der  Mitte  der  Scheibe  gleich  Null  sein  müsste,  dann  drei 
Wendepunkte  anstatt  des  einen  auftreten. 

Der  Umstand,  dass  jedes  beliebige  Beleuchtungsgesetz  auf  eine  Licht- 
curve  führt,  die  in  der  Mitte  der  Verfinsterung  einen  Wendepunkt  besitzt, 
an  dieser  Stelle  also  gradlinig  verläuft,  lässt  es  für  die  praktische  Ver- 
werthung  von  photometrischen  Beobachtungen  eines  solchen  Phänomens 
empfehlenswerth  erscheinen,  wie  schon  von  Cornu  hervorgehoben  worden 
ist,  die  Messungen  sämmtlich  auf  denjenigen  Moment  zu  reduciren,  wo 
die  Lichtstärke  des  Trabanten  halb  so  gross  ist,  wie  vor  dem  Beginn  der 
Verfinsterung,  d.  h.  also  auf  den  Zeitpunkt,  wo  der  Mittelpunkt  der 
Trabantenscheibe  durch  den  Mantel  des  Tangentenkegels  hindurchgeht, 
welcher  vom  Mittelpunkte  der  Sonne  aus  an  den  Jupiter  gelegt  werden 
kann. 


110  I.  Grundzllf^e  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

Capitel  IIL 

Die  Extinction  des  Lichtes  in  der  Erdatmosphäre. 


Die  unsere  Erde  umgebende  Lufthülle  übt  auf  das  von  den  Gestirnen 
zu  uns  gelangende  Licht  eine  absorbirende  Wirkung  aus.  Die  Sterne 
erscheinen  uns  in  der  Ebene  schwächer  als  auf  hohen  Bergen,  und  auf 
diesen  wieder  schwächer,  als  es  ohne  das  Vorhandensein  einer  Atmosphäre 
der  Fall  sein  würde,  und  auch  an  ein  und  demselben  Orte  variirt  die  Hellig- 
keit eines  Sternes  mit  seiner  Erhebung  über  den  Horizont.  Je  weiter  er 
vom  Zenith  entfernt  ist  und  je  grösser  der  Weg  ist,  den  die  Lichtstrahlen 
in  der  Erdatmosphäre  zu  durchlaufen  haben,  desto  stärker  ist  auch  die 
Absorption,  welche  dieselben  erfahren.  Aus  den  photometrischen  Mes- 
sungen geht  hervor,  dass  in  unmittelbarer  Nähe  des  Horizontes  ein  Stern 
bereits  mehr  als  95  Procent  von  seinem  ursprünglichen  Lichte  eingebüsst 
hat  und  um  mehrere  Grössenclassen  schwächer  erscheint  als  im  Zenith. 

Es  ist  klar,  welch  wichtige  Rolle  die  Extinction  in  der  Astrophoto- 
metrie  spielt,  und  dass  eine  möglichst  genaue  Bestimmung  dieses  Re- 
ductionselementes  eine  der  ersten  Grundbedingungen  für  die  Ausführung 
von  brauchbaren  photometrischen  Messungen  am  Himmel  ist.  Der  Gegen- 
stand ist  daher  auch  stets  mit  dem  grössten  Eifer  sowohl  auf  theoretischem 
als  auch  auf  praktischem  Wege  verfolgt  worden,  und  wir  besitzen  bereits 
eine  ziemlich  umfangreiche  Litteratur  über  denselben.  Leider  stellen  sich 
einer  vollkommenen  Lösung  der  Aufgabe  Hindernisse  verschiedener  Art 
entgegen,  die  zum  Theil  ganz  unüberwindlich  sind.  Sie  beruhen  einmal 
auf  der  nicht  genügenden  Kenntniss  der  Ausbreitung  unserer  Atmosphäre 
und  des  Gesetzes,  nach  welchem  die  Dichtigkeit  derselben  mit  der  Höhe 
abnimmt,  dann  aber  vor  Allem  auf  den  Veränderungen,  denen  die  Zu- 
sammensetzung unserer  Lufthülle  infolge  der  meteorologischen  Vorgänge 
beständig  unterworfen  ist.  Temperatur,  Luftdruck  und  Feuchtigkeits- 
gehalt der  Luft  wechseln  ohne  Aufhören  und  modificiren  die  Absorptions- 
fähigkeit der  Atmosphäre.  Man  wird  daher  nicht  nur  an  verschiedenen 
Orten  der  Erdoberfläche,  sondern  auch  an  demselben  Orte  zu  verschiedenen 
Jahreszeiten,  unter  Umständen  sogar  zu  verschiedenen  Stunden  des  Tages, 
eine  andere  Wirkung  der  Extinction  erwarten  können.  Dazu  kommt 
der  gänzlich  uncontrolirbare  Einfluss,  den  namentlich  in  den  tieferen 
Schichten  der  Atmosphäre  locale  Verhältnisse,  unter  anderen  die  An- 
wesenheit  von  Staub-  und  Rauchpartikelcheu,    ausüben.     Erschwerend 


Die  Extinetion  des  Lichtes  in  der  Erdatmosphäre.  1 1  ] 

wirkt  auch  der  Umstand,  dass  beim  Durchgänge  des  Lichtes  durch  die 
Atmosphäre  neben  der  Quantität  desselben  auch  die  Qualität  Änderungen 
erleidet,  indem  die  verschiedenen  Strahlengattungen,  aus  denen  es  zu- 
sammengesetzt ist,  ungleich  durch  die  Luftschichten  beeinflusst  werden. 
Die  Wahrnehmung,  dass  alle  Gestirne,  wenn  sie  in  die  Nähe  des  Horizontes 
kommen,  röthlich  gefärbt  erscheinen,  deutet  darauf  hin,  dass  die  brech- 
bareren Lichtstrahlen  viel  mehr  durch  die  Atmosphäre  absorbirt  werden 
als  die  rothen;  infolge  dessen  werden  auch  die  Extinctionserscheinungen 
verwickelter,  wenn  man  es  nicht  mit  homogenem  Lichte  zu  thun  hat, 
sondern,  wie  es  bei  den  Sternbeobachtungen  der  Fall  ist,  mit  zusammen- 
gesetztem. 

Eine  einheitliche  Theorie  kann  allen  diesen  störenden  Einflttssen 
unmöglich  gerecht  werden,  und  man  wird  sich  daher  begnügen  müssen, 
den  theoretischen  Betrachtungen  einen  idealen  mittleren  Zustand  der 
Erdatmosphäre  zu  Grunde  zu  legen.  Eine  gewisse  Verwandtschaft  des 
Problems  mit  dem  Refractionsproblem  springt  sofort  in  die  Augen;  es 
liegt  daher  nahe,  diejenigen  Annahmen  über  die  Constitution  der  At- 
mosphäre, welche  allgemein  bei  der  Behandlung  der  Kefraction  acceptirt 
worden  sind,  auch  auf  die  Extinetion  anzuwenden,  d.  h.  also  in  erster 
Linie  vorauszusetzen,  dass  die  Atmosphäre  aus  concentrischen  Schichten 
besteht,  deren  Dichte  und  Absorptionsvermögen  nach  einem  regelmässigen 
Gesetze  von  der  Erdoberfläche  nach  aussen  zu  abnimmt. 

Zwei  Fragen  sind  es  vornehmlich,  die  uns  bei  dem  vorliegenden 
Probleme  interessiren:  1)  Nach  welchem  Gesetze  nimmt  die  Helligkeit  eines 
Sternes  vom  Zenith  bis  zum  Horizonte  ab?  und:  2)  Welches  würde  die 
Lichtintensität  eines  Sternes  sein,  wenn  die  Atmosphäre  gar  nicht  vor- 
handen wäre?  Die  Beantwortung  der  ersten  Frage  ist  ftlr  die  praktische 
.istrophotometrie  von  der  höchsten  Bedeutung,  weil  davon  die  Möglichkeit 
abhängt,  Messungen  von  Sternen,  die  verschiedene  Zenithdistanzen  haben, 
mit  einander  zu  vergleichen.  Die  zweite  Frage  hat  mehr  theoretisches 
als  praktisches  Interesse;  ihre  Beantwortung  verspricht  Aufschluss  darüber, 
wie  die  raumdurchdringende  Kraft  unserer  Femröhre  ohne  Vorhandensein 
der  Atmosphäre  zunehmen  und  welcher  Gewinn  der  Astronomie  eventuell 
schon  durch  Errichtung  von  festen  Beobachtungsstationen  auf  hohen 
Bergen  erwachsen  würde. 

Lambert^)  und  Bouguer^),  die  beiden  Begründer  der  wissenschaft- 
lichen Photometrie,  sind  die  ersten  gewesen,  welche  das  Extinctions- 
problem  theoretisch  und  praktisch  zu  lösen  versucht  haben.    Die  von  ihnen 

1)  Lambert,  Photometria  sive  de  mensura  et  ^radibns  luminis,  oolomm  et 
Tunbrae.  Deutsche  Ausgabe  von  E.Anding,  Heft 2,  p.64.  (Ostwald's  Klassiker  Nr.  32.; 

2)  Bongner,  Trait^  d'optiqne.    Livre  III,  section  4,  p.  315. 


112  I-  Grundzüge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

abgeleiteten  Formeln  haben  bis  heutigen  Tages  Bedeutung  behalten,  und 
der  aus  den  Bouguer'schen  Messungen  hervorgehende  Werth  des  Durch- 
lässigkeitscoefficienten  der  Erdatmosphäre  gilt  als  einer  der  besten  für 
diese  wichtige  Constante. 

Eine  noch  eingehendere  und  rationellere  Behandlung  hat  das  Problem 
durch  Laplace^)  erfahren,  welcher  sich  dabei  streng  an  die  der  Refrac- 
tionstheorie  zu  Grunde  liegenden  Voraussetzungen  angeschlossen  hat. 
Seine  Theorie  ist  in  neuerer  Zeit  in  einigen  Punkten  durch  Maurer 2) 
und  Hausdorff^)  modificirt  worden,  ohne  dass  damit  jedoch  ein  wesent- 
licher Fortschritt  erzielt  worden  wäre. 

Im  Folgenden  sollen  die  einzelnen  Extinctionstheorien  etwas  näher 
behandelt  werden,  und  es  wird  sich  empfehlen,  unmittelbar  daran  eine 
kurze  Besprechung  der  wichtigsten  Ergebnisse  der  praktischen  Astronomie 
auf  diesem  Gebiete  anzuschliessen,  insbesondere  die  von  Seidel  in  München, 
sowie  die  von  mir  in  Potsdam  und  auf  dem  Säntis  ausgeführten  Arbeiten 
mit  den  Resultaten  der  Theorie  zu  vergleichen.  Auch  wird  es  wUnschens- 
werth  sein,  wenigstens  in  aller  Kürze  auf  die  wichtigen  Untersuchungen 
Langlej 's  einzugehen,  in  welchen  die  Frage  von  einem  ganz  neuen  inter- 
essanten Gesichtspunkte  aus  betrachtet  wird. 


1.    Die  Lambert'sche  Extinctionstheorie. 

Es  stelle  in  Figur  2d  A  A'  B  R  die  von  parallelen  Ebenen  begrenzte 

Schicht  eines  vollkommen  homo- 
genen Mittels  dar,  und  ab  bezeichne 

a'  den  Weg  eines  Lichtstrahles  durch 

diese  Schicht.  Man  kann  sich  die 
absorbirende  Wirkung  des  Mittels 
so  denken,  dass  der  Lichtstrahl  beim 
Durchlaufen  einer  unendlich  kleinen 

^ . ^,  Strecke  ds  stets  einen  gleich  grossen 

Theil  von  derjenigen  Intensität,  die 
er  am  Anfange  der  Strecke  besass, 
j..^  j3  verliert.    Drückt  man  diesen  Licht- 

verlust durch  den  cons tauten  Factor  A 
aus,  nennt  die  Intensität  des  Lichtsti-ahles,  wenn  er  im  Punkte  P  angelangt 
ist,  i  und  wenn  er  im  Punkte  R  nach  Durchlaufen  des  Weges  ds  angelangt 


1)  Laplace,  M^canique  Celeste.    Vol.  IV,  p.  282. 

2)  Maurer,  Die  Extinctiou  des  FixsternlichteB  in  der  Atmosphäre  in  ihrer 
Beziehung  zur  astron.  Refraction.    Diss.  inang.    Zürich,  1S82. 

3)  Berichte  der  K.  Sachs.  Ges.  der  Wiss.    Jahrg.  1805,  Heft  4.  p.  401. 


Die  Lambert'sche  Extinctionstbeorie.  113 

ist,  i  —  di,  80  hat  man  ohne  Weiteres:  di  =  —  XL  Die  Grösse  k  ist 
nnendlich  klein,  und  man  kann  sie  darch  die  ebenfalls  unendlich  kleine 
Grösse  ds  ersetzen,  wenn  man  diese  letztere  mit  einer  gewissen  positiven 
Gonstante  v  mnltiplicirt.     Dann  erhält  man: 

(1)  di  =  —  rdsij 

oder  durch  Integration: 

log  i  =  —  ^5  -f  Const, 
mithin: 

Bedeutet  noch  J  die  Intensität  des  Lichtstrahles  beim  Eintritte  in  die 
Schicht  im  Punkte  a,  wo  s  gleich  Null  ist,  so  hat  man  J^=  C  und  mithin 
i  =  Je-^*,  Die  Grösse  v,  welche  fttr  das  betrachtete  homogene  Mittel 
charakteristisch  ist,  nennt  man  den  Extinctions-oder  Absorptionscoefficienten 
der  Substanz.  Ersetzt  man  noch  e^**  durch  eine  andere  Gonstante  c,  so 
geht  die  Gleichung  in  die  allgemein  gebräuchliche  über: 

(2)  i  =  Jc\ 

Darin  heisst  c  der  Transmissions-  oder  Durchlässigkeitscoefficient  der 
Substanz;  er  bezeichnet  das  Verhältniss  der  nach  Durchlaufen  der  Weg- 
einheit austretenden  Lichtmenge  zu  der  in  dieselbe  eindringenden.  Ist 
das  Medium,  in  welches  der  Lichtstrahl  eintritt,  nicht  homogen,  so  bleibt 
p  keine  Gonstante,  sondern  ändert  sich  von  Punkt  zu  Punkt  auf  dem 
Wege  s]  man  wird  im  Allgemeinen  haben  r,  =  f[8).  Aus  der  Gleichung  (1) 
folgt  dann: 

log  i  =  —  I  Vads-^  Const. , 

und  wenn  man  das  Integral  zwischen  den  Grenzen  0  und  s  bildet,  wobei 
zu  beachten,  dass  logt  für  5  =  0  in  log  J  übergeht,  so  hat  man: 


9 

(3)  \ogj  =  -fv. 


ds. 


Diese  Gleichung  ist  unmittelbar  auf  das  Extinctionsproblem  anwendbar, 
wenn  man  die  Erdatmosphäre  aus  lauter  unendlich  schmalen,  concentrischen 
Luftschichten  zusammengesetzt  denkt,  deren  Absorptionsfähigkeit  von  der 
Erdoberfläche  an  mit  der  Höhe  beständig  abnimmt  Ist  das  Gesetz  dieser 
Abnahme  bekannt,  so  lässt  sich  die  Aufgabe  streng  lösen.  Lambert 
hat  nun  die  vereinfachende  Voraussetzung  gemacht,  dass  der  Weg  des 
Lichtstrahles  durch  die  Atmosphäre  als  geradlinig  zu  betrachten  sei.  In 
aller  Strenge  ist  diese  Annahme  nur  für  solche  Strahlen  zulässig,  die 
senkrecht  in  die  Atmosphäre  eindringen,   also  für  Sterne  im  Zenith  des 

Mftller,  Photometrie  der  0«Btinie.  8 


114 


I.  Grandzüge  der  theoretischen  ABtrophotometrie. 


BeobachtungsorteB.  Je  weiter  die  Sterne  vom  Zenith  entfernt  sind,  desto 
stärker  weicht  der  Weg  der  Lichtstrahlen  infolge  der  Brechung  in  den 
einzelnen  Luftschichten  von  der  geraden  Linie  ab,  und  in  unmittelbarer 
Nähe  des  Horizontes  ist  die  RefractionskrUmmung  bereits  sehr  merklich. 
Dadurch,  dass  Lambert  die  Brechung  in  der  Atmosphäre  vernachlässigt, 
findet  er  die  Weglängen  durchgängig  zu  klein,  und  daher  müssen  auch 
die  nach  seiner  Formel  berechneten  Extinctionen  im  Allgemeinen  zu  klein 
sein;  indessen  ist  der  Fehler  vom  Zenith  bis  zu  wenigen  Graden  über 
dem  Horizont  kaum  merklich. 

In  der  nebenstehenden  Figur  24  bedeute  AA  die  Oberfläche  der  Erde, 

BB  die  Grenze  der  Atmosphäre. 
Die  Höhe  der  letzteren  sei  mit  K 
bezeichnet  und  der  Kadius  der 
Erde  mit  B.  PO  sei  der  Weg 
eines  Lichtstrahles,  welcher  bei  P 
in  die  Atmosphäre  eindringt  und 
in  O  die  Erdoberfläche  erreicht; 
derselbe  bilde  mit  der  Zenithrich- 
tung  CO  den  Winkel  x.  Endlich  sei 
M  ein  Punkt  auf  dem  Wege  des 
Lichtstrahles,  dessen  Abstand  vom 
Erdmittelpunkte  i?  +  A  heissen 
möge.  Bezeichnet  man  noch  die 
Strecke  ifO  mit  s,  so  hat  man 
in  dem  Dreieck  MOC: 

[B  +  hf  =  jB«  +  s*  +  2Bs  co8;r, 
woraus  sich  ergiebt: 


8  =  --  B  Qo^x  ±  VB*  cos*x  +  A*  +  2Bh . 

Da  s  eine  positive  Länge  sein  muss,  so  kann  nur  das  positive  Vorzeichen 
der  Wurzelgrösse  in  Frage  kommen.     Setzt  man  noch  ä*  +  2  jB  A  =  ^*, 

so  wird:  

s  =  —  B  cosx  +  Vy^  +  Ä*  co8*/C , 

und  durch  Diff'erentiation: 

ds  =  -=jM 

Vy^  +  B'  GOS*x 

Wir  wollen  nun  die  Helligkeit  eines  Lichtstrahles   beim  Eintritt   in  die 
Atmosphäre  J  und  bei  der  Ankunft  an  der  Erdoberfläche  Jg  nennen,  ferner 


Die  Lambert*0che  Extinctionstheorie.  jl5 

noch  die  ganze  Weglänge  in  der  Atmosphäre  mit  S  bezeichnen;  dann 
erhält  man  ans  Gleichung  (3)  unmittelbar: 

8  0 

log  -j-  =  —  I^Vsds  —  +Jr,ds  , 

O'  8 

oder  wenn  man  den  obigen  Werth  von  ds  substituirt: 


An  der  Erdoberfläche  (für  s  =  S)  wird  A  und  mithin  auch  y  =  0;  an  der 
Grenze  der  Atmosphäre  dagegen  (ftlr  s  =  0)  geht  h  in  H  ttber,  und  der 
entsprechende  Werth  von  y,  der  mit  Y  bezeichnet  werden  möge,  wird 
=  VIP  +  2RH,    Mithin  kommt: 

*^       0  V^*+iJ*C08*^ 

1  See  /t 

Nun  ist __  =  — --— -     oder  durch  Reihen- 

Vy^  +  R"  cos*  X       Vü*  +  «/*  +  !/*  tang*  x 

entwicklung 

=  sec;t[(i2«+t/»)"*-.  1  (J?+2/'-)^t/»tang'^+ ^  (i^+i/»)"^*  tang*^  - j ; 

folglich  ergiebt  sich  aus  (4)  die  Gleichung,  welche  unter  dem  Namen  der 
Lambert^schen  Extinctionsgleichung  bekannt  ist: 

(5)  log -/  =  4  secx  —  -^  B  sec%  tang*;;^  +  -^r-  C  sec  x  tang*^  — , 

WO  die  Coefficienten  ^,  -B,  C  .  .  .  die  Werthe  haben: 


F 

=/7 


vsydy 


-^'^ ^—   U.  8.  W. 


0-^  (iü*  +  t/')* 

Für  das  Zenith  eines  Beobachtungsortes  geht  die  Lambert'sche  Extinctions- 
formel(5),  wenn  man  die  Helligkeit  des  Sternes  im  Zenith  mit  Jq  bezeichnet, 
in  den  einfachen  Ausdruck  über: 

(6)  log4  =  ^- 


116  I.  GrundzUge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

Der  CoefScient  A  ist  also  der  Logarithmus  der  Zahl,  welche  angiebt, 
wievielmal  schwächer  ein  Stern  im  Zenith  eines  Beobachtungsortes  er- 
scheint, als  wenn  gar  keine  Atmosphäre  vorhanden  wäre.  Man  nennt 
diese  Zahl  gewöhnlich  den  Transmissionscoefficienten  der  gesammten  Erd- 
atmosphäre. 

Aus  den  Gleichungen  (5)  und  (6)  erhält  man  noch: 

1  1'3 

(7)  logJo  —  log«/i  =  -4(1  —  sec;?^)  +  Y -Bsec;i:tang*%  —  ^  C8ec;ctang*^ H — . 

Diese  Form  ist  für  die  praktische  Verwendung  in  der  Astrophotometrie 
die  bequemste.  Sie  liefert  unmittelbar  die  sogenannte  Zenithreduction, 
die  man  meistens  durch  (/)(%)  bezeichnet,  d.  h.  die  Grösse,  die  zu  einem 
bei  beliebiger  Zenithdistanz  beobachteten  Helligkeitslogarithmus  hinzugefügt 
werden  muss,  um  den  für  das  Zenith  gültigen  Helligkeitslogarithmus  zu 
erhalten.  Die  Coefficienteu  -4,  -B,  C  .  .  .  in  der  Lambert'schen  Formel 
lassen  sich  nur  dann  berechnen,  wenn  man  eine  Annahme  über  die  Höhe 
der  Erdatmosphäre  und  über  die  Änderung  des  Absorptionscoefficienten  y, 
mit  der  Länge  des  durchlaufenen  Weges  macht.  Lambert  hat  dieses 
Verfahren  nicht  eingeschlagen,  sondern  nur  darauf  hingewiesen,  dass  man 
auf  rein  empirischem  Wege,  aus  photometrischen  Beobachtungen  eines 
und  desselben  Sternes  in  verschiedenen  Höhen  über  dem  Horizonte,  numeri- 
sche Werthe  für  die  Coefficienteu  -4,  ß,  C  .  .  .  ableiten  kann.  Auf  diese 
Weise  erhält  man  allerdings  eine  Formel,  die  den  Gang  der  Extinction 
ziemlich  gut  bis  nahe  an  den  Horizont  darstellt;  aus  mehrjährigen  photo- 
metrischen Messungen  in  Potsdam  sind  für  die  beiden  ersten  Coefficienteu 
der  Lambert'schen  Formel  die  Werthe  gefunden  worden: 

^  =  —  0.080441, 
J5=  —  0.0000911. 

Es  ist  aber  klar,  dass  die  so  bestimmte  Lambert'sche  Extinctionsformel 
nur  den  Werth  einer  blossen  Interpolationsformel  haben  kann,  und  dass 
ihr  keinerlei  physikalische  Bedeutung  zukommt. 

Beiläufig  bemerkt,  ergiebt  sich  mit  dem  angeführten  Zahlenwerthe 
von  A  aus  (6)  der  Transmissionscoefficient  der  gesammten  Erdatmosphäre 
zu  0.8309,  d.  h.  die  Atmosphäre  absorbirt  17  Procent  von  dem  senkrecht 
in  sie  eindringenden  Lichte. 

2.    Die  Bonguer^sche  Extinctionstheorie. 

Weit  gründlicher  als  von  Lambert  ist  das  Extinctionsproblem  von 
Bouguer  behandelt  worden.     Obgleich  auch  er  den  Weg  des  Lichtstrahles 


Die  Bougner^Bche  Extinctionstheorie. 


117 


jrz 


in  der  Atmosphäre  als  geradlinig  annimmt,  so  hat  doch  seine  Endformel 
einen  höheren  Werth  als  den  einer  blossen  Interpolationsformel,  weil  er 
seine  Theorie  auf  eine  bestimmte  Voraussetzung  über  die  Abnahme  der 
Dichtigkeit  mit  der  Höhe  der  Atmosphäre  gründet.  Die  aus  seinen  Unter- 
suchungen hervorgehende  Extinctionstabelle  (Traite  d'optique,  p.  332)  weicht 
bis  zu  Zenithdistanzen  von  mehr  als  80°  noch  nicht  merklich  von  den 
besten  neueren  Extinctionstabellen  ab.  Sein  Verfahren  ist  das  folgende. 
Es  stelle  (Fig.  25)  AA  die  Erdoberfläche  dar,  ÖÖ  die  Grenze  der  At- 
mosphäre, BB  eine  beliebige  Schicht  derselben  in  dem  Abstände  x  von 
der  Erdoberfläche.  0  ist 
ein  Punkt  der  Erdober- 
fläche, C  der  Mittel- 
punkt derselben,  der  Erd- 
radius heissea.  Bouguer 
nimmt  nun  für  die  ganze 
Atmosphäre  das  Mariotte- 
sche Gesetz  als  gültig 
an,  er  vernachlässigt  die 
Temperaturabnahme  mit 
der  Höhe  und  setzt  also 

ganz  allgemein:  — =^, 

wenn  q  und  p  Dichtig- 
keit und  Druck  an  ir- 
gend einem  Punkt  der 
Atmosphäre,  (>oUndj^o  die 
entsprechenden  Grössen  Fig.  »g. 

an  der  Erdoberfläche  vor- 
stellen. Auf  der  nach  dem  Zenith  Z  gerichteten  Linie  OZ,  die  als  Ab- 
scissenaxe  betrachtet  werden  soll,  mögen  nun  in  den  einzelnen  Punkten 
die  zugehörigen  Dichtigkeiten  q  als  Ordinaten  aufgetragen  werden;  durch 
die  Endpunkte  derselben  sei  eine  Curve  MQN  gelegt,  die  an  der  Grenze 
der  Atmosphäre,  wo  die  Dichtigkeit  unendlich  klein  ist,  die  Abscissenaxe 
fast  berührt.  Die  von  dieser  Curve  und  der  Axe  OZ  begrenzte  Fläche 
OMNZ  ist  ofifenbar  der  gesammten  über  dem  Beobachtungsorte  0  ruhenden 
Luftmasse  proportional,  und  ebenso  ist  das  Flächenstück  PQNZ  dem  in 
P  geltenden  Luftdrucke  oder,  was  dasselbe  ist,  der  über  P  befindlichen 
Luftmasse  proportional.  Da  nach  dem  Mariotte'schen  Gesetz  diese  beiden 
Flächenstttcke  sich  wie  die  zugehörigen  Ordinaten  JfO  und  Ö-P  verhalten 
sollen,  so  ergiebt  sich  leicht,  dass  die  Curve  MQN  eine  logarithmische 
Linie  sein  muss,   deren  Gleichung  die  Form  hat:   y  =  g^q^^  wo  q  eine 


Jy 


118  I-  GrandzUge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

Constante  bedeutet  Diese  Curve  hat  die  besondere  Eigenschaft,  dass  in 
allen  Punkten  derselben  die  Subtangente  ^-7-  einen  constanten  Werth 
hat.     Die  Fläche  OMNZ  wird  ausgedrückt  durch  das  bestimmte  Integral 

jydxj  uud  da  aus  der  Gleichung  der  Curve  ohne  Weiteres  folgt:  — 
y  =  0  ^ 

=  dx  log  g,  so  wird  die  gesammte  über  0  ruhende  Luftmasse  gegeben 

durch  7-^^  •     Bouguer  denkt  sich  nun  die  gesammte  Atmosphäre  ersetzt 

durch  eine  gleichmässig  absorbirende  Schicht,  welche  überall  die  an  der 
Erdoberfläche  herrschende  Dichtigkeit  q^  besitzt.  Bezeichnet  man  die 
Höhe  derselben  mit  Z^,  so  wird  die  ganze  Luftmasse  über  0  auch  aus- 
gedrückt durch  ^o'o,   und  es  folgt  daher,  dass  die  Höhe  der  homogenen 

Atmosphäre  gleich  ist  .         ,    d.  h.  gleich  dem   constanten  Werthe  der 

dx 
Subtangente   ?/-,-  •     Der  numerische  Werth  dieser  Subtangente  lässt  sich 

angenähert  aus  Beobachtungen  des  Luftdruckes  in  verschiedenen  Höhen 
über  der  Erdoberfläche  bestimmen,  und  Bouguer  hat  selbst  aus  Beobach- 
tungen von  De  la  Hire  für  die  Höhe  der  homogenen  Atmosphäre  die 
Zahl  3911  Toisen  =  7623  Meter  abgeleitet,  ein  Werth,  der,  wie  auch 
schon  Bouguer  selbst  aus  eigenen  Beobachtungen  geschlossen  hat,  ein 
wenig  zu  klein  sein  dürfte. 

Es  sei  nun  weiter  SO  der  als  geradlinig  angenommene  Weg  eines 
Lichtstrahles,  der  mit  der  Zenithrichtung  ZO  den  Winkel  x  bildet.  Trägt 
man  wieder  in  jedem  Punkte  der  Linie  SO  senkrecht  zu  ihr  die  der 
betrefienden  Luftschicht  entsprechende  Dichtigkeit  auf  und  legt  durch  die 
Endpunkte  dieser  Senkrechten  eine  Curve,  so  repräsentirt  die  Fläche  ORTS, 
die  mit  F  bezeichnet  werden  möge,  die  gesammte  Luftmasse,  welche  das 
Licht  bei  der  Zenithdistanz  z  zu  passiren  hat.  In  der  von  Bouguer 
substituirten  homogenen  Atmosphäre  durchläuft  das  Licht  die  Weglänge  /, 
und  es  kann  daher  die  gesammte  Luftmasse  auch  durch  q^  l  ausgedrückt 
werden,  so  dass  man  hat  F=  qJ. 

Es  handelt  sich  nun  darum,  den  Flächeninhalt  F  zu  berechnen.  Die 
Linie  SO  werde  über  0  hinaus  verlängert  und  vom  Erdmittelpunkte  C 
eine  Senkrechte  CD  auf  diese  Linie  gefällt;  das  Stück  OD  möge  mit  b 
bezeichnet  sein.  Wir  betrachten  nun  das  Flächenelement  P'Öp'9'.  Man  bat: 

[P'DY  =  [P'C]'  -  [CDY, 
[P'DY  =  (a  +  x)"  -  [a"  -  V)  =  fe«  H-  2ax  +  x\ 


Die  Bougner'sche  Extinctionstheorie.  1  ]  9 

Mithin  wird:  ,     ,      .   , 


V6*+  2ax+x* 

Die  Strecke  P'Q'  entspricht  der  Luftdichtigkeit  im  Punkte  P';  wir  wollen 
die  Dichtigkeit  in  irgend  einem  Punkte  nach  Bouguer  mit  q^  (1  —  u)  be- 
zeichnen, wo  «^  an  der  Erdoberfläche  den  Werth  0  und  an  der  Grenze  der 
Atmosphäre  den  Werth  1  hat;  dann  ist  das  Flächenelement  RQ'p'q'  ge- 
geben durch: 

^o(1  —  u)[a  +  x)dx 

Vb^~2äx~+x^    ' 
und  die  gesammte  Fläche  F  wird  bestimmt  durch: 

(8)  j.^,jn"^)(^+^l^. 

Um  X  als  Function  Ton  u  zu  haben,  beachte  man,  dass  nach  dem  Obigen 

dx 
h  =  yj~  ^^^  y  =  ?o  (^  "~  ^)  zu  setzen  ist.     Daraus  folgt:  dy=^  —  Q^du^ 
ay 

wobei  das  negative  Zeichen  zu  vernachlässigen  ist,  weil  es  nur  aussagt, 

dass  y  wächst,  wenn  u  abnimmt,  und  weil  es  hier  nur  auf  die  absolute 

Weglänge  ankommt.    Man  hat  daher: 

\—u' 
und  daraas  durch  Reihenentwicklung  und  Integration: 

Substituirt  man  die  Werthe  von  dx  und  x  in  die  obige  Gleichung  für  F 
und  entwickelt  die  Quadratwurzel  im  Nenner  in  eine  Reihe,  so  findet  man 
nach  Ausführung  der  Integration: 

Aus  der  Figur  ergiebt  sich,  dass  i  =  a  cos  -^  ist.  Führt  man  diesen  Werth 
ein  und  ersetzt  noch  nach  Obigem  F  durch  das  Product  ^^Z,  so  erhält 
man  endlich: 

(9)  /  =  i.  [sec^  -  A  tang' ^  sec ^  +  (/,  - 1  a  cos* x)  ||^  •  •  •]  • 

Diese  Gleichung  ermöglicht  es,  fttr  jede  Zenithdistanz  die  Weglänge  in 
der  supponirten  homogenen  Atmosphäre  zu  berechnen,  falls  die  Höhe  der- 
selben l^  als  bekannt  vorauszusetzen  ist.    Bis  zu  Zenithdistanzen  von  etwa 


120  I-  Grundzüge  der  theoretischen  ABtrophotometrie. 

82°  erhält  man  daraus  l  genau  genug,  wenn  man  sieh  auf  die  drei  ersten 
Glieder  der  Reihe  beschränkt.  Darüber  hinaus  wird  die  Berechnung  un- 
sicher, und  ftir  ^  =  90**,  also  im  Horizonte,  versagt  die  Formel  gänzlich. 
Um  die  Weglänge  im  Horizonte  zu  berechnen,  hat  Bouguer  die  Gleichung 
(8)  unter  der  Berücksichtigung,  dass  6  =  0  wird,  entwickelt,  und  findet 
so  ftlr  die  gesuchte  Grösse  die  unendliche  Reihe: 

6(2a/J*  120(2aZor 

Mit  Zugrundelegung  des  oben  erwähnten  Werthes  von  Z^  =  3911  Toisen 
hat  Bouguer  eine  Tafel  berechnet,  aus  welcher  für  jede  Höhe  emes  Ge- 
stirnes die  Weglänge  in  der  homogenen  Atmosphäre,  ausgedrückt  in  Toisen, 
entnommen  werden  kann. 

Die  Einführung  der  homogenen  Atmosphäre  und  die  Berechnung  der 
Weglängen  in  derselben  ermöglicht  nun  sofort  die  Lösung  des  Extinctions- 
problems.  Für  ein  homogenes  Medium  gilt  die  einfache  Gleichung  i==J(f, 
worin  s  die  durchlaufene  Wegstrecke,  c  den  sogenannten  Transmissions- 
coefficienten  für  die  Längeneinheit,  J  die  Helligkeit  beim  Eintritte  und  * 
die  Helligkeit  beim  Verlassen  der  Strecke  s  bedeutet.  Nennt  man  nun 
Jg  die  an  der  Erdoberfläche  beobachtete  Lichtstärke  eines  Sternes  bei 
der  Zenithdistanz  x,  J  seine  Helligkeit  ausserhalb  der  Atmosphäre,  so 
hat  man  Air  die  homogen  gedachte  Atmosphäre: 

(10)  Jr=Jd. 

Für  das  Zenith  wird: 

(11)  J,=Jc^. 
und  daraus  folgt: 


Zo  logc  =  logj^- 

Das  Verhältniss  -i    der  Helligkeit  eines  Sternes  im  Zenith   zu   seiner 

Helligkeit  ausserhalb  der  Atmosphäre  nennt  man,  wie  schon  im  vorigen 
Paragraphen  erwähnt  ist,  den  Durchlässigkeitscoefficienten  der  gesammten 
Atmosphäre.  Bezeichnet  man  denselben  mit  p,  so  hat  man  logp  =  l^  log  e. 
Aus  (10)  und  (11)  folgt: 

log^  =  (Zo-^Jlogc, 
mithin: 
(12)  logJ=-log;,(j--]). 


Die  Bouguer'Bche  Extinotionstheorie.  121 

onguer^Bclie  Extinctionsgleichung  in  derjenigen  Form,  welche 

nung  am  bequemsten  ist.     Setzt  man  fttr  y-  den  Werth  aus 

(9)  ein,  soSReht  man,  das»  die  Bouguer'sche  Formel  mit  der  Lambert'schen 
in  der  Form  nahe  ttbereinstimmt.  Während  aber  die  Lambert'sche  Theorie 
an  dem  wichtigsten  Punjtte  stehen  bleibt  und  die  Bestimmung  der  einzelnen 
Coefficienten  lediglich  den  Beobachtungen  ttberlässt,  hat  die  Bouguer'sche 
Formel  physikalische  Bedeutung,  und  das  einzige  hypothetische  Element 
bleibt  diej|^Rttelung  der  Höhe  l^  der  homogenen  Atmosphäre.  Der  Trans- 
missionslK^Nlicient  p  kann  nach  der  Gleichung  (12)  aus  zwei  Helligkeits- 
messungeh  desselben  Gestirnes  bei  verschiedenen  Zenithdistanzen  bestimmt 
werden,  wenn  die  zugehörigen  Weglängen  nach  (9)  berechnet  sind.  Bouguer 
hat  selbst  aus  photometrischen  Beobachtungen  des  Vollmondes  bei  Zenith- 
distanzen von  70?7  und  23?8  den  Werth  ;>  =  0.8123  abgeleitet  und  mit 
Htllfe  dieses  Werthes  eine  Tabelle  berechnet,  aus  welcher  die  Helligkeiten 
eines  Sternes  bei  beliebigen  Zenithdistanzen  entnommen  werden  können, 
wobei  die  Helligkeit  ausserhalb  der  Atmosphäre  mit  10000  bezeichnet  ist. 
(Traite  d'optique,  p.  332.) 

Die  Bouguer'schen  Tabellen  gelten  für  einen  Beobachtungsort  im 
Niveau  des  Meeres,  und  die  Weglänge  l^  entspricht  der  ganzen  Masse  der 
Atmosphäre.  Für  einen  höher  gelegenen  Beobachtungsort  ist  die  darüber 
befindliche  Luftmasse  geringer  und  die  Helligkeit  der  Sterne  wird  grösser. 
Auch  die  Abnahme  der  Lichtstärke  vom  Zenith  nach  dem  Horizonte  zu  ist 
an  einem  solchen  Beobachtungsorte  geringer.  Betrachtet  man  den  Punkt  P, 
80  ist  die  darüber  ruhende  Luftmasse  repräsentirt  durch  die  Fläche  PQZN\ 
man  kann  sich  dieselbe  wieder  ersetzt  denken  durch  eine  homogene  Luft- 
masse von  der  Dichtigkeit  q^^  deren  Höhe  l^  sein  möge.  Es  verhalten 
sich  aber  die  über  P  und  0  befindlichen  Luftmassen  wie  die  Dichtig- 
keiten an  diesen  beiden  Orten  oder  auch  wie  die  entsprechenden  Barometer- 
stände, welche  b  und  b^  heissen  mögen.    Man  hat  also: 

und  daher: 

Man  kann  demnach  für  jeden  Ort,  dessen  Barometerhöhe  b  gegeben  ist, 
die  Höhe  der  entsprechenden  homogenen  Atmosphäre  berechnen,  wenn  die 
für  das  Meeresniveau  geltende  Höhe  /q  bekannt  ist.  Die  Weglängen  r 
am  Beobachtungsorte  P  für  beliebige  Zenithdistanzen  ergeben  sich  aus 

Gleichung  (9),  wenn  man  l^  durch  j-  l^  ersetzt,  und  man  kann  daher  für 

jeden   Ort   mit   Leichtigkeit   die  Zenithreduction   q>{x)   vorausberechnen. 


122 


I.  Grandztige  der  theoretiBchen  Astrophotometrie. 


Ist  noch  J^  die  Zenithhelligkeit  eines  Sternes  am  Beobaclitangsorte  P, 

j' 
so  ist  nach  Gleichung  (11)  e/^'  =  Jc^^  oder  log  -j  =  /J  log  c.     Da  aber 

J 
auch  log  y  =  /„  log  c  ist,  so  hat  man : 


'L  —  vi  — 


b  :  6. 


Bezeichnet  man  die  Grösse  -y,  d.  h.  den  Transmissionscoefficienten  der 

über  P  befindlichen  Luftmassc,  mit  p\  so  wird : 
(13)  \osp  'Aosp  =  b:h,, 

d.  h.  die  Logarithmen  der  Transmissionscoefficienten  für  zwei  Beobachtungs- 
orte verhalten  sich  wie  die  entsprechenden  Barometerstände. 


3.    Die  Laplace'scke  Extinctionstheorie. 

Wie  schon  oben  bemerkt  wurde,  schliesst  sich  die  von  La  place 
aufgestellte  Extinctionstheorie  eng  an  die  Refractionstheorie  an  und  unter- 
scheidet sich  von  der  Lambert'schen  und  Bouguer'schen  Behandlung  des 


Fi(.  86. 


Problems  wesentlich  dadurch,  dass  sie  auf  die  Krttmmung  des  Weges, 
welchen  die  Lichtstrahlen  in  der  Atmosphäre  durchlaufen,  KUcksicht  nimmt. 
Es  bedeute  in  Figur  26  4-4  die  Erdoberfläche,  BB  die  Grenze  der  At- 
mosphäre, PPP'P'  eine  unendlich  dünne  Schicht  derselben,  deren  Abstand 


Die  Laplace'sche  Extinctionstheorie.  123 

vom  Centrum  der  Erde  r  sein  möge.  In  8  trete  ein  Lichtstrahl  in  die 
Atmosphäre  und  erreiche  in  0  die  Erdoberfläche.  Der  Winkel,  den  die 
Tangente  an  die  Refractionscurve  im  Punkte  S  mit  der  Zenithrichtung  OZ 
bildet,  ist  die  wahre  Zenithdistanz  t,  während  der  Winkel  der  Tangente 
im  Punkte  0  mit  der  Eichtung  OZ  die  scheinbare  Zenithdistanz  %  dar- 
stellt. Streng  genommen  müsste  die  wahre  Zenithdistanz  auch  von  dem 
Punkte  0  aus  gerechnet  werden,  indessen  ist  der  Unterschied  bei  der 
verhältnissmässig  geringen  Höhe  der  Atmosphäre  und  der  massigen  Krüm- 
mung der  Refractionscurve,  sowie  bei  der  bedeutenden  Entfernung  der 
Himmelskörper  nur  geringfügig  und  selbst  beim  Monde  fast  ganz  zu  ver- 
nachlässigen. Der  Lichtstrahl  trifffc  die  in  Betracht  zu  ziehende  Schicht 
in  if,  der  Einfallswinkel  an  der  Grenze  der  Schicht  sei  i,  und  der  inner- 
halb derselben  zurückgelegte  Weg,  der  als  geradlinig  aufzufassen  ist,  sei  ds. 
Nennt  man  noch  /<  den  Brechungsexponenten  aus  dem  luftleeren  Räume 
in  die  betrachtete  Schicht,  so  gilt  die  bekannte  der  Refractionstheorie  zu 
Grunde  liegende  Gleichung: 

(14]  r[i  sin/  =  Const. 

Für  einen  Punkt  der  Erdoberfläche  geht  i  in  die  scheinbare  Zenithdistanz  x 
über,  r  in  den  Erdhalbmesser  a,  und  der  Brechungsexponent  erhält  den 
Werth  jUo;  man  hat  also  auch: 

(15)  a/<(j  sin  ^  =  Const. 

Nennt  man  die  Helligkeit  des  Lichtstrahles,  wenn  er  in  M  angelangt  ist 
J,,  so  hat  man  nach  Gleichung  (1): 

-j-  =  ^vds, 

wo  V  der  Absorptionscoefficient  der  unendlich  schmalen  Luftschicht 
PPP'P'  ist  Man  kann  sich  nun  vorstellen,  dass  die  Absorption  durch 
die  sämmtlichen  Massentheilchen  hervorgebracht  wird,  auf  welche  der 
Lichtstrahl  beim  Durchlaufen  der  Strecke  äs  trifil,  und  es  ist  daher  klar, 
dass  die  Absorption  um  so  grösser  sein  wird,  je  grösser  die  Anzahl  der 
im  Wege  stehenden  Partikelchen  ist,  d.  h.  je  dichter  das  Medium  ist. 
Man  wird  daher  den  Absorptionscoefficienten  der  Dichtigkeit  q  proportional 
annehmen  dürfen  und  erhält  dann  durch  die  Substitution  v  ^=kQ  die 
Gleichung: 

(16)  -;?i  =  -  kg  äs  . 

Die  Weglänge  ds  lässt  sich  nach  der  Figur  ausdrücken  durch: 

,  dr 

ds  =  - — ; ; 
cose 


124  I-  Crrundzüge  der  theoretiBchen  ABtrophotometrie. 

mithin  wird: 

,._»  dJg .      dr 

Wir  wollen  nun,  um  den  Zusammenhang  zwischen  Extinction  und  Refrac- 
tion  näher  darzulegen,  die  Refractionscurve  betrachten  und  zunächst  in  äs 
eine  Tangente  an  dieselbe  legen,  welche  mit  der  Normalen  OZ  den  Winkel  V 
bilden  möge.  Dann  ist  ^'  =  t;  +  i,  mithin  d?'  =  dv  +  dL  Man  nennt 
d^'  das  Element  der  Refraction.  Aus  Gleichung  (t4)  ergiebt  sich  durch 
logarithmische  Differentiation : 

1 — -  +  cot  i  di  =  Oy 

r         f.1  ' 


du 


+ 


cot  ildi  H tang  i^  =  0  . 


fdv 
Nun  ist  aber  tang/  =  -^— ;  folglich: 

^  +  cot  i  [dl  +  dv)  =  0  , 

oder  mit  Berttcksichtigung  der  obigen  Gleichung  für  dC: 

dC  = tang  i . 

Zwischen  dem  Brechungsexponenten  fi  eines  Mediums  und  seiner  Dichtig- 
keit Q  besteht  irgend  eine  Beziehung,  und  zwar  nimmt  die  Emanations- 
theorie des  Lichtes  an,  dass  der Werth  von  /e*—  1  (die  sogenannte  brechende 
Kraft)  der  Dichtigkeit  proportional  ist.  Laplace  hat  diese  Auffassung 
acceptirt,  und  es  ist  daher  zu  setzen: 

/(^  —  I  =  c^  . 
Daraus  ergiebt  sich: 

dfi       cdg 

TT""  17^' 

und  wenn  man  diesen  Werth  in  die  Gleichung  für  d^'  einsetzt: 

,^,  csin^     , 

du  =  —  -  — X .do. 

2f.r  cos  t    ^ 

Aus  den  Gleichungen  (14)  und  (15)  folgt  noch: 

sin  i  =  —  ^-^  sin  X  , 
r    fi 

und  daher  kommt: 

cauf.  sinx    , 


Die  Laplace^scbe  Extinctionstbeorie.  125  ^ 

Um  dQ  in  dieser  Gleichung  durch  andere  Grössen  auszudrücken,  muss  man 
das  Gesetz  kennen,  nach  welchem  die  Luftdichtigkeit  mit  der  Höhe  ttber 
der  Erdoberfläche  abnimmt.  Man  hat  dabei  Folgendes  zu  beachten.  Es 
seien  p  und  q  Luftdruck  und  Dichtigkeit  an  einem  Punkte  der  Atmosphäre, 
der  vom  Erdmittelpunkte  die  Entfernung  r  besitzt,  g  sei  die  entsprechende 
Schwere;  dann  ist  die  Änderung  des  Luftdruckes  dp  für  eine  Änderung 
des  Abstandes  dr  bekanntlich  gegeben  durch  die  Gleichung: 

dp  =  —  gQdr, 

und  da  nach  dem  Gravitationsgesetze  ^r=^,jj->J  ist,  wo  g^  die  Schwere 
an  der  Erdoberfläche  bezeichnet,  so  wird: 


dp='-9i^(j)  Qdr. 


Nennt  man  noch  l^  die  Höhe  einer  Luftsäule  von  der  Dichtigkeit  ^o>  welche 
dem  an  der  Erdoberfläche  stattfindenden  Drucke  p^  das  Gleichgewicht 
hält,  so  ist: 

P,  =  Qo9Jf^  • 

Die  Grösse  l^  stellt  also  wie  früher  die  Höhe  dar,  welche  die  Atmosphäre 
haben  würde,  wenn  sie  durchweg  die  Dichtigkeit  der  untersten  Schichten 
besässe.     Es  folgt  nun: 

(19)  ^=^llV^dr. 

Nach  dem  Mariotte'schen  Gesetz,  welches  Laplace  ebenso  wieBouguer 
für  die  ganze  Atmosphäre  als  gültig   annimmt,    ohne   die   Temperatur 
abnähme  mit  der  Höhe  zu  berücksichtigen,  ist  aber: 


P^ 

_  Q 

Po 

Qo' 

und  folglich  auch: 

dp 

Po 

_dq 
Qo 

Durch  Substitution 

in 

(19) 

wird  daher: 

und  wenn  man  diesen  Werth  in  (18)  einsetzt,  so  ergiebt  sich: 


Q  dr 

iX : 

cost 


126  I-  Grundzüge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

Die  beiden  Gleichungen  (17)  und  (20)  geben  nun  eine  Beziehung  zwischen 

Extinction  und  Refraction.    Man  erhält  durch  Elimination  von  —  .  sofort: 

cos* 

Jx  Cfx^    la^  sinx 

Die  Grösse  -^  wird  ohne  erheblichen  Fehler  gleich  1   gesetzt  werden 


(°) 


dürfen;  denn  bei  der  verhältnissmässig  geringen  Ausbreitung  der  Erd- 
atmosphäre unterscheidet  sich  r  nur  wenig  von  a,  und  der  Brechungs- 
exponent ^  weicht  ebenfalls  nur  wenig  von  der  Einheit  ab  (an  der  Grenze 
der  Atmosphäre  ist  it«  =  1,  an  der  Erdoberfläche  ist  fx^  =  1.000294). 
Daher  wird: 

Jg  c.£io   sin  X  ' 

2kl 
oder  wenn  man durch  eine  neue  Constante  K  ersetzt: 

(21)  ^  =  ^^^dC. 

Jg  sinx     ' 

Dies  ist  die  sogenannte  Laplace'sche  Extinctionsformel.  Integrirt 
man  dieselbe  ttber  die  sämmtlichen  Schichten  der  Atmosphäre,  nennt  die 
Helligkeit  des  Lichtstrahles  ausserhalb  der  Atmosphäre  J  und  bezeichnet 
mit  »Kefraction«  den  Gesammtbetrag  der  Refraction  bei  der  Zenithdistanz  «, 
so  erhält  man: 

r  j^ 

log    '== .       X  Refraction. 

Nun  wird  allgemein  der  Werth  der  Refraction  gegeben  durch  den  Aus- 
druck a,  tang  Xy  wo  der  Zahlenwerth  von  a,  aus  den  bekannten  Refrac- 
tionstafeln  zu  entnehmen  ist.     Man  hat  daher  auch: 

(22)  log^  =  -ira,sec;c. 
Für  %  =  0  geht  diese  Gleichung  über  in : 

(23)  log^«  =  -AX. 

Aus  (22)  und  (23)  erhält  man  endlich,   wenn  man  den  Transmissions- 


Die  Laplace'sche  Extinctionstheorie.  127 

coefficienten  der  gesammten  Atmosphäre  —j-  wie  früher  mit  p  bezeichnet, 
die  Laplace'sche  Zenithreduetion  (p{x)  in  der  Form: 

(24)  (p{x)  =  log^*»  =  ~  logp  1^  sec;:^  -   l|. 

Aus  der  Refractionstheorie  ergiebt  sieh  noch,  dass  die  Grösse  a^  durch 
eine  Reihe  ausgedrückt  werden  kann,  die  nach  Potenzen  von  tang*  x  fort- 
schreitet.    Man  hat  nämlich: 

«^  =  «0  {*  +  «  ^^S*  X'\-  b  tang*  x  +  c  tang^'  ^  +  •  •  •}  , 
wo  die  Coefficienten  a,  b,  c  .  ,  ,  Constanten  sind,  deren  numerische  Werthe 
je  nach  den  Hypothesen,  die  man  über  die  Abnahme  der  Temperatur  in 
der  Atmosphäre  machen  will,  verschieden  sind.     Setzt  man  den  Werth 
für  ag  in  die  obige  Gleichung  (22)  ein,  so  geht  dieselbe  über  in: 

log  y-  =  —  Ka^  sec  x  —  Ka^a  sec  x  tang*::r  —  Ka^b  sec  x  tang*;?;  —  •  •  • , 

welche  der  Form  nach  ganz  mit  der  Lambert'schen  Extinctionsformel  (5) 
übereinstimmt. 

Stellt  man  den  Laplaceschen  Ausdruck  der  Extinction  (24)  demBouguer- 
schen  (12)  gegenüber,  so  sieht  man,  dass  die  beiden  vollkommen  identisch 

werden,  wenn  man  das  Verhältniss  der  Weglängen  y-  durch  —  secx  ersetzt. 

Die  Laplace'sche  Grösse  Og  sec  x  ejitspricht  also  der  jedesmaligen  Weg- 
länge in  der  homogen  gedachten  Atmosphäre,  wenn  die  Weglänge  im 
Zenith  als  Einheit  gewählt  ist.  Da  aber  die  Laplace'sche  Theorie  auf 
die  Krümmung  des  Weges  Rücksicht  nimmt,  so  ist  einleuchtend,  dass  die 
80  ausgedrückten  Weglängen  den  Vorzug  vor  den  Bouguer'schen  ver- 
dienen, und  dass  hierin  der  Fortschritt  der  Laplace'schen  Extinctions- 
theorie  zu  erblicken  ist.  Bis  zu  Zenithdistanzen  von  etwa  85°  weichen 
übrigens  die  Bouguer'schen  Werthe  nur  so  unbedeutend  von  den  Laplace- 
schen ab,  dass  es  fllr  die  Praxis  vollkommen  gleichgültig  ist,  welche  man 
benutzt.  In  jedem  Falle  setzt  die  Berechnung  der  Zenithreduetion  q){x) 
die  Kenntniss  des  Transmissionscoefficienten  p  voraus,  der  durch  Beobach- 
tungen desselben  Gestirnes  in  verschiedenen  Zenithdistanzen  ermittelt 
werden  kann. 

Die  gebräuchlichen  Refractionstafeln  geben  die  Werthe  von  Og  für 
einen  gewissen  mittleren  Zustand  der  Atmosphäre,  also  für  einen  bestimmten 
Barometerstand  und  eine  bestimmte  Temperatur.  So  gelten  die  BesseVschen 
Tafeln  für  einen  Luftdruck  von  751.5  Millimeter  und  für  9?3  Celsius. 
Um  die  Werthe  ag  für  einen  beliebigen  anderen  Zustand  der  Atmosphäre 


1 28  ^-  GrundzUge  der  theoretischen  Astrophotoinetrie. 

zu  erhalten,  hat  man  nach  Bessel  die  mittleren  Werthe  mit  dem  Ausdrucke 
(Bx  Tfy^  zu  multipliciren,  wo  A  und  X  Grössen  sind,  die  von  der  schein- 
baren Zenithdistanz  abhängen,  während  B  dem  Barometerstande  propor- 
tional ist,  y  von  der  Temperatur  der  Luft  (der  äusseren  Temperatur)  und 
T  von  der  Temperatur  am  Barometer  (der  inneren  Temperatur)  abhängt. 
Alle  diese  Grössen  sind  von  Bessel  in  Tafeln  gebracht,  und  es  ist  daher 
leicht,  die  Werthe  a,  und  daher  auch  die  Zenithreduction  cp[x)  für  jeden 
Beobachtungsort  zu  berechnen,  wenn  man  ausserdem  den  Transmissions- 
coefficienten  für  denselben  kennt     Da  aber  \ogp  =  —  Ka^  ist  und  K= 

2kl 

-j    endlich   noch   l^   dem  Luftdrucke  p^  proportional  ist,    so  folgt, 

ebenso  wie  bei  der  Bouguer'schen  Extinctionstheorie,  dass  der  Loga- 
rithmus des  Transmissionscoefficienten  dem  jedesmaligen  Barometerstande 
proportional  ist  und  daher  für  jeden  Ort  im  Voraus  berechnet  werden 
kann,  wenn  er  für  irgend  einen  Ort,  z.  B.  flir  das  Meeresniveau,  aus 
Beobachtungen  bestimmt  worden  ist. 

4.    Die  Manrer'sche  Extinctionstheorie. 

In  neuerer  Zeit  ist  von  J.  Maurer  in  Zürich  eine  Bearbeitung  des 

Extinctionsproblems  versucht  worden,   welche  ebenfalls  die  Refractions- 

theorie  zu  Hülfe  nimmt,  sich  aber  von  der  Laplace'schen  Behandlung  im 

Wesentlichen  darin  unterscheidet,  dass  sie  für  die  Beziehung  zwischen 

dem  Brechungsexponenten  u  einer  Luftschicht  und  der  zugehörigen  Dichte  q 

den  Ausdruck  acceptirt: 

u  —  1  =  c  ^  , 

während  Laplace  nach  den  Anschauungen  der  Emanationstheorie  des 
Lichtes  die  Dichtigkeit  proportional  der  sogenannten  brechenden  Kraft 
lii^  —  1*  setzt.  Obgleich  die  Frage  noch  keineswegs  endgültig  entschieden 
ist,  so  sprechen  doch  die  meisten  Untersuchungen,  besonders  die  von 
Dale  und  Gladstone,  Landolt,  Mascart  angestellten,  mehr  zu 
Gunsten  der  ersteren  Beziehung,  und  der  von  Maurer  eingeschlagene 
Weg  hat  daher  seine  volle  Berechtigung. 

Die  Laplace'sche  Grundgleichung  (16)  der  Extinction  gestaltet  sich 
mit  der  Maurer'schen  Annahme  um  in: 

(25)  ^f'  =  Cifi-\)ds, 

k 

wenn  noch durch  eine  neue  Constante  C  ersetzt  ist.     In  Figur  27 

c 

ist  M  ein  Punkt  auf  dem  Wege  des  Lichtstrahles  durch  die  Atmosphäre 


Die  Manrer^Bche  Extinctionstheorie. 


129 


an  der  Grenze  zweier  unendlich  dünnen  Schichten  derselben;  der  in 
der  unteren  Schicht  durchlaufene  Weg  sei  ds.  Verlängert  man  die  Tan- 
genten an  die  Weg- 
curve  und  fällt  von  C 
aus  die  Senkrechten 
CD  und  CE  auf  die- 
selben, so  ist,  wenn  CD 
mit  t  bezeichnet  wird, 
CE=t+  dt  Der 
Winkel  zwiscl^en  den 
Tangenten  ist  gleich 
dem  Element  der 
Kefraction ,  welches 
mit  rf(Refr.)  bezeich- 
net werden  soll.  Man 
hat  nun  in  dem  unend- 
lich schmalen  Dreieck 
MEF  mit  genügender 
Genauigkeit: 


FijT.  n. 


rf(Refr.)  = 


dt 


Femer  ist: 


oder  auch: 


mithin  auch: 


Vr*  —  t* 


dr 


ds  =  -^^  = 


ds  = 


cos^ 


tdt 


r  dr 

Vr«  —  t^  ' 

rdr  —  tdt 


yr^^t'  Vr^^^t^ 


ds  =  td(RG{r.)  + 


rdr  —  tdt 


Vr' 


Setzt  man  diesen  Werth  in  die  obige  Gleichung  (25)  ein  und  erlaubt  sich 
die  Vereinfachung,  in  dem  Factor  ja  —  \  statt  des  von  Schicht  zu  Schicht 
veränderlichen  Werthes  von  jw  überall  einen  Mittelwerth  /n'  einzuführen, 
so  erhält  man  durch  Integration  über  die  ganze  Atmosphäre : 

(■26)  Hi^-  q,.'-,)[/,.(Retr.)  ^fr_^^r--"-"-^'"^ 

wo  J  wieder  die  Helligkeit  ausserhalb  der  Atmosphäre  bedeutet,  und  wo 
die  Integrale  zwischen  denjenigen  Grenzen  in  Bezug  auf  r,  t  und  die 
Refraction  zu  nehmen  sind,  die  der  Erdoberfläche  und  der  Höhe  der  ge- 
sammten  Atmosphäre  entsprechen.    Da  ^  =  r  sin  i  oder  mit  Berücksich- 

M aller   Pkotometrie  der  Geitime.  9 


130  I-  Grundzüge  der  theoretischen  ABtrophotometrie. 

tigung  der  Gleichungen  (14)  und  (15)  f  =  — ist,  so  sind  die  Grenzen 

in  Bezug  auf  t  an  der  Erdoberfläche  a  mnx  und  an  der  Grenze  der  At- 
mosphäre a^o  sin^.  In  Bezug  auf  r  sind  die  Grenzen,  wenn  die  Höhe 
der  Erdatmosphäre  mit  H  bezeichnet  wird,  resp.  a  und  a  +  Ä  Der 
Werth  des  zweiten  Integrales  wird  dann 


=  V(a  +  -ff)*  —  a^^il  sin*  x  —  a  cos  ^  . 
Das  erste  Integral  hat  nach  Substitution  des  Werthes  von  t  die  Form 
a  sinz /  — d(Refr.).    Da  fi  an  der  Grenze  der  Atmosphäre  =  1,   an  der 
Erdoberfläche  =  1.000294  ist,  so  wird  man  keinen  sehr  grossen  Fehler 
begehen,   wenn  man  den  veränderlichen  Quotienten  —  innerhalb  des 

Integralzeichens  durch  den  constanten  Werth  ^-^ ersetzt;  damit  wird 

aber  der  Werth  des  ersten  Integrales  sofort 

=  a  ''"'f  *  sin  X  x  Refr. , 

wenn  man  unter  »Kefr.«  die  für  die  gesammte  Atmosphäre  bei  der  schein- 
baren Zenithdistanz  x  gültige  Refraction  versteht.    Man  hat  nun: 

(27)logj^'==-C(iti'-l)rasin;t^^^XRefr.-fy 

Für  ^  =  0  geht  dieselbe  über  in: 

(28)  iogj^o  =  _C(u-l)ff, 

und  es  folgt  daher  durch  Subtraction,    wenn  man  wieder  den  Trans- 
missionscoefficienten  P  =  /  einführt: 

(29)  y('-.)  =  logJ" 


=  -  iogp  r^l"" ^ 8mxxIlefr.+|/( I  +  ^)  -  ."J  sin*-*  -  cos^l  - 1 1 . 

Dies  ist  die  Maurer'sche  Endformel  der  Extinction.   Sie  hat  vor  der  Laplace- 
schen  den' Vorzug,  duss  sie  bis  zum  Horizont  anwendbar  bleibt,  während 


Empirische  Bestimmungen  der  Extinctionscurve.  131 

jene  fllr ;?;  =  90°  unendlich  grosse  Werthe  für  g){x)  ergiebt.  Der  schwache 
Punkt  der  Maurer'schen  Theorie  liegt  darin,  dass  sie  durch  Einführung 
eines  mittleren  Werthes  für  /u  jeder  Hypothese  über  die  Änderung  des 
Brechungsexponenten  von  Luftschicht  zu  Luftschicht  aus  dem  Wege  geht. 
Die  Maurer'sche  Formel  wird  daher  in  diesem  Sinne  auch  nur  als  eine 
Interpolationsformel  zu  betrachten  sein.  Die  Anwendung  derselben  ver- 
langt übrigens  noch  eine  bestimmte  Annahme  über  das  Yerhältniss  der 
Atmosphärenhöhe  zum  Erdradius.  Maurer  schlägt  dafür  die  Zahl  jj^ 
vor  und  vertritt  die  Ansicht,  dass  wenn  auch  wirklich  die  Atmosphäre 
sich  weiter  als  etwa  64  Kilometer  ausbreiten  sollte,  die  jenseits  dieser 
Grenze  befindlichen  Luftschichten  bereits  so  unendlich  dünn  sein  müssten, 
dass  ihr  Einfluss  auf  die  Eefraction  und  Extinction  unter  allen  Umständen 
zu  vernachlässigen  wäre. 


5.  Vergleichung  der  Theorien  mit  den  Beobachtungsergebnissen. 
Die  Dnrchlässigkeitscoefflcienten  der  Erdatmosphäre. 

Die  Bestimmung  der  für  die  praktische  Astrophotometrie  überaus 
wichtigen  Zenithreductionen  ist  auch  auf  rein  empirischem  Wege  versucht 
worden  und  zwar  zuerst  von  Seidel  in  München.  Derselbe  benutzte 
dazu  die  Helligkeitsvergleichungen,  welche  er  in  den  Jahren  1844 — 1848 
zwischen  den  Fixsternen  erster  Grösse  mit  Hülfe  des  SteinheiFschen 
Prismenphotometers  angestellt  hatte.  Indem  er  das  am  häufigsten  beob- 
achtete Stempaar  (Wega  und  Capella)  auswählte,  ermittelte  er  zunächst 
aus  denjenigen  Vergleichungen,  wo  die  Zenithdistanzen  beider  Sterne  nahe 
gleich  waren,  einen  vorläufigen  Werth  ftlr  das  wahre  Helligkeitsverhältniss 
derselben  und  erhielt  dann  mit  Zugrundelegung  dieses  Werthes  aus  den 
übrigen  Beobachtungen  eine  Keihe  von  Bestimmungen  für  verschiedene 
Diflferenzen  9>(^4)  —  95(^4),  aus  denen  sich  durch  ein  Näherungsverfahren 
eine  vorläufige  Extinctionstabelle  ableiten  Hess.  Mit  Anwendung  dieser 
vorläufigen  Tabelle  auf  die  anderen  beobachteten  Stempaare  ergab  sich 
dann  durch  wiederholte  Ausgleichungen  und  Interpolationen  die  definitive 
Extinctionstabelle^),  welche  die  sämmtlichen  Messungen  relativ  am  besten 
darstellte.  Seidel  hat  diese  Tafel  später  noch  an  einem  grösseren 
Beobachtungsmaterial,  welches  sich  auf  208  Fixsterne  von  der  ersten  bis 
zur  fünften  Grössenclasse  erstreckte,  geprüft,  wobei  sich  aber  keine  Ver- 
anlassung zu  irgend  welchen  Änderungen  herausgestellt  hat  2). 


1)  Abhandl.  d.  K.  Bayer.  Akad.  d.  Wiss.  IL  Classe,  Bd.  6,  p.  581. 

2)  Abhandl.  d.  E.  Bayer.  Akad.  d.  Wi&s.  II.  Classe,  Bd.  9,  p.  503. 

9* 


132  I-  Gnmdzttge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

Wesentlich  abweichend  von  dem  Seidel'schen  Verfahren  ist  dasjenige, 
welches  von  mir  bei  der  empirischen  Ableitung  der  Extinctionstabelle  für 
Potsdam  in  den  Jahren  1879 — 1881  angewandt  worden  ist  Mit  Httlfe 
des  Zöllner'schen  Photometers  wurden  fünf  hellere  Sterne  (a  Cygni,  rj  Ursae 
majoris,  d  Persei,  a  Aurigae  und  er  Tauri)  bei  möglichst  vielen  Zenith- 
distanzen  mit  dem  Polarstern  verglichen,  für  welchen  wegen  der  geringen 
Änderungen  seiner  Höhe  über  dem  Horizonte  q)  [x]  nahezu  constant  an- 
genommen werden  kann.  Aus  dem  sehr  umfangreichen  Beobachtungs- 
material wurde  nun  zunächst  für  jeden  einzelnen  Stern  durch  ein  graphi- 
sches Verfahren  eine  Extinctionscurve  bestimmt,  und  aus  der  Vereinigung 
dieser  fünf  Einzelcurven  wurde  dann  nach  Ausgleichung  der  DiflFerenzen 
die  mittlere  Extinctionstabelle  für  Potsdam  bis  zur  Zenithdistanz  80°  her- 
geleitet. Bei  grösseren  Zenithdistanzen  als  80°  war  das  Verfahren  etwas 
anders.  Es  wurden  helle  Gestirne,  meistens  Planeten,  beim  Auf-  oder 
Untergange  beobachtet.  Aus  der  Vergleichung  je  zweier  Messungen 
desselben  Objectes  ergaben  sich  dann  Werthe  von  <jr(^4)  —  (p{x^)  für 
alle  möglichen  Werthe  der  Zenithdistanzen  x^  und  x^  zwischen  80°  und 
88°,  aus  denen  sich  nach  der  Methode  der  kleinsten  Quadrate  der 
wahrscheinlichste  Verlauf  der  Extinctionscurve  zwischen  80°  und  88° 
Zenithdistanz  ermitteln  Hess.  Beide  Curventheile  wurden  endlich  an 
einander  gefügt,  und  so  entstand  die  Extinctionstabelle  für  Potsdam '). 
Es  ist  noch  zu  erwähnen,  dass  die  Messungen  für  den  zweiten  Theil 
ohne  Ausnahme  an  aussergewöhnlich  klaren  Tagen  angestellt  worden 
sind,  während  die  Vergleichungen  der  fünf  Sterne  mit  dem  Polarstem 
auch  an  mittelmässig  guten  Tagen  ausgeführt  wurden.  Infolge  dessen 
entsprechen  die  beiden  Theile  der  Tabelle  streng  genommen  nicht  ein  und 
demselben  mittleren  Lufkzustande.  Für  die  praktische  Verwendung  der 
Tabelle  wird  diese  kleine  Ungleichmässigkeit  eher  zum  Vortheil  als  zum 
Schaden  sein,  weil  man  es  im  Allgemeinen  streng  vermeiden  wird,  photo- 
metrische Beobachtungen  in  der  Nähe  des  Horizontes  bei  anderem  als 
dem  allerbesten  Luftzustande  auszuführen,  während  man  sich  nicht  scheuen 
wird,  in  Höhen  über  10°  auch  bei  weniger  ausgezeichneter  Luft  zu 
beobachten.  Dagegen  darf  bei  allen  theoretischen  Untersuchungen,  die 
sich  auf  die  Potsdamer  Tabelle  stützen,  diese  Ungleichmässigkeit,  wie 
es  bereits  mehrfach  geschehen  ist,  durchaus  nicht  ausser  Acht  gelassen 
werden. 

Bei  der  Ableitung  der  einzelnen  Extinctionscurven  für  die  fünf  Sterne 
ergaben  sich  Unterschiede  zwischen  denselben,   die  im  Zusammenhange 


I,  Pttbl  d.  Astrophys.  Obs.  zu  Potsdam.    Bd.  3,  p.  285. 


Empirische  Bestimmungen  der  Extinctionscnnre.  ]33 

mit  der  Farbe  dieser  Sterne  zu  stehen  schienen.  Die  gesaramte  Licht- 
abnahme vom  Zenith  bis  zu  80°  Zenithdistanz  war  am  grössten  bei  den 
gelben  und  röthlichen  Sternen,  am  kleinsten  bei  den  weissen,  während 
man  von  vornherein  wegen  der  stärkeren  Absorption  der  blauen  Strahlen 
in  der  Atmosphäre  eher  das  Gegentheil  hätte  erwarten  sollen.  Vielleicht 
ist  diese  Erscheinung,  deren  Sealität  noch  weiterer  Bestätigung  bedarf, 
durch  physiologische  Einflüsse  zu  erklären. 

Die  Vergleichung  der  mittleren  Potsdamer  Extinctionstabelle  mit  der 
Münchener  zeigt  im  Grossen  und  Ganzen  eine  sehr  befriedigende  Über- 
einstimmung. Von  0  bis  50°  Zenithdistanz  sind  die  Seiderschen  Werthe 
zwar  durchgängig  etwas  kleiner,  von  55°  bis  79°  etwas  grösser  als  die 
Potsdamer,  so  dass  man  auf  systematische  Unterschiede  schliessen  könnte; 
indessen  ist  der  numerische  Betrag  der  Differenzen  so  geringfügig,  dass 
er  für  die  praktische  Anwendung  gar  nicht  in  Betracht  kommt,  und  dass 
bis  zu  Zenithdistanzen  von  etwa  80°  beide  Tabellen  als  durchaus  gleich- 
werthig  anzusehen  sind.  Für  grössere  Zenithdistanzen  als  80°  verdient 
die  Potsdamer  Tafel  zweifellos  den  Vorzug,  weil  sie  auf  einer  grösseren 
Anzahl  von  Beobachtungen  in  der  Nähe  des  Horizontes  beruht. 

Bei  Benutzung  der  empirischen  Extinctionstabellen  (der  Münchener 
oder  Potsdamer),  deren  Brauchbarkeit  auch  an  anderen  Beobachtungs- 
orten in  der  Nähe  des  Meeresniveaus  zur  Genüge  nachgewiesen  ist,  wird 
selbstverständlich  ein,  so  weit  das  Auge  zu  beurtheilen  vermag,  klarer 
und  dunstfreier  Himmel  vorausgesetzt.  Jede  Staub-  oder  Dunstschicht 
muss  eine  beträchtlich  stärkere  Lichtabnahme  bedingen,  und  der  Stand- 
punkt des  Beobachters  (ob  auf  freiem  Felde  oder  auf  einem  erhöhten 
Punkte  oder  inmitten  einer  grossen  Stadt,  wo  Rauch-  und  Staubtheilchen 
fast  nie  fehlen)  ist  von  der  grössten  Wichtigkeit.  Zweifellos  werden  auch 
bei  scheinbar  ganz  reinem  Himmel  Schwankungen  in  der  Absorptions- 
wirkung der  Atmosphäre  vorkommen,  die  durch  Änderungen  des  Luft- 
druckes, der  Temperatur  und  namentlich  des  Feuchtigkeitsgehaltes  hervor- 
gerufen werden ;  man  sollte  infolge  dessen  zu  verschiedenen  Jahreszeiten 
an  ein  und  demselben  Orte  Unterschiede  in  den  Extinctionswerthen  er- 
warten. Indessen  sind  diese  Schwankungen  verhältnissmässig  so  gering, 
dass  sie  nicht  erheblich  die  unvermeidliche  Unsicherheit  der  photometri- 
schen Messungen  übersteigen  dürften.  Das  Richtigste  wäre  es,  für  jede 
Beobachtungsreihe  durch  besondere  Messungen  den  Verlauf  der  Extinc- 
tionscurve  zu  bestimmen.  Da  aber  ein  derartiges  Verfahren  einen  ver- 
hältnissmässig grossen  Zeitaufwand  erfordert,  so  wird  man  nur  ausnahms- 
weise davon  Gebrauch  machen  können.  In  den  meisten  Fällen  wird  man 
sich  doch  mit  der  mittleren  Extinctionstabelle  begnügen  müssen,  wobei 
nach  Möglichkeit  die  Vorschrift  innezuhalten  ist,  die  Beobachtungen  so 


134  I-  Grandzflge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

za  arrangiren,  dass  grosse  Unterschiede  in  den  Zenithdistanzen  überhaupt 
nicht  vorkommen.  Auch  Vergleichungen  von  Gestirnen  in  sehr  verschie- 
denen Azimuthen  sind,  wenn  irgend  angängig,  zu  vermeiden,  weil  erfahnmgs- 
mässig  locale  Verhältnisse,  z.B.  die  Anwesenheit  von  grossen  Wassermengen 
oder  ausgedehnten  Wäldern,  den  regelmässigen  Verlauf  der  Extinction 
stören  können.  Im  Allgemeinen  wird  man  behaupten  dürfen,  dass  bei 
Anwendung  der  mittleren  Extinctionstabelle  innerhalb  des  Intervalles  von 
0  bis  60°  Zenithdistanz  selten  ein  Fehler  hervorgebracht  werden  kann, 
der  gegenüber  der  Ungenauigkeit  der  photometrischen  Messungen  selbst 
irgendwie  ins  Gewicht  fiele. 

Zur  Vervollständigung  sei  noch  erwähnt,  dass  ausser  an  den  beiden 
in  der  Ebene  gelegenen  Orten  München  und  Potsdam,  auch  noch  auf 
einem  2500  Meter  hohen  Berggipfel  (dem  Säntis  in  der  Schweiz)  die 
Extinctionscurve  durch  ein  umfangreiches  Beobachtungsmaterial  von  mir 
empirisch  bestimmt  worden  ist*).  Es  wurde  dabei  das  gleiche  Beobachtungs- 
verfahren wie  in  Potsdam  eingeschlagen,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass 
mehr  Sterne  (13  statt  5)  benutzt  und  alle  so  weit  wie  möglich  bis  zum 
Horizonte  verfolgt  wurden.  Das  Säntismaterial  ist  daher  weit  homogener 
als  das  Potsdamer,  und  da  ausserdem  auf  dem  hohen  Berge  gleich- 
massigere  Durchsichtigkeitsverhältnisse  vorausgesetzt  werden  dürfen  als 
in  der  Ebene,  so  eignet  sich  dieses  Material  am  besten  zu  theoretischen 
Untersuchungen  über  die  Extinction. 

Im  Anhange  sind  die  mittleren  Extinctionstabellen  für  Potsdam  und 
für  den  Säntis  ausführlich  mitgetheilt,  und  zwar  sind  die  Zenith- 
reductionen  (p(x)  sowohl  in  Helligkeitslogarithmen  als  in  Grössenclassen 
angegeben.  ' 

Es  fragt  sich  nun,  wie  sich  die  empirisch  bestimmten  Extinctions- 
tabellen zu  den  Ergebnissen  der  theoretischen  Forschung  verhalten.  Wir 
haben  gesehen,  dass  die  Endgleichungen  der  verschiedenen  Theorien 
sämmtlich  auf  die  Form  gebracht  werden  können: 

logJ  =  -logi)[i?'W-l]. 

Darin  bedeutet  p  durchweg  den  Transmissionscoefficienten  der  ganzen 
Atmosphäre,  und  F{x)  ist  eine  Function  der  Zenithdistanz,  die  je  nach 
den  Annahmen  über  die  Constitution  der  Atmosphäre  nach  den  einzelnen 
Theorien  verschiedene  Zahlenwerthe  haben  kann. 

Sieht  man  von  der  Lambert'schen  Interpolationsformel  ab,  so  giebt 
die   folgende  kleine  Tabelle   eine  Übersicht  der  verschiedenen  Werthe 

1)  Publ.  d.  Aßtrophys.  Obs.  zu  Potsdam.   Bd.  8,  p.  1. 


Vergleichnng  der  Extinctionstheorien  mit  den  BeobachtangsergebniBBen.     135 

von  F{x)  oder,  was  dasselbe  ist,  der  Weglängen  in  der  homogen  gedachten 
Atmosphäre,  sowie  gleichzeitig  der  daraus  berechneten  Werthe  der  Zenith- 
reductionen  (p{x),  wobei  für  den  Transmissionscoefficienten  p  der  Werth 
0.835  zu  Grunde  gelegt  ist.  Argument  dieser  Tabelle,  welche  für  Orte 
in  der  Nähe  des  Meeresniveaus  gilt,  ist  die  scheinbare  Zenithdistanz. 
In  der  letzten  Columne  stehen  zur  Vergleichnng  die  der  Potsdamer  mittleren 
Extinctionstabelle  entnommenen  Werthe  von  (p{x). 


Scheinbare 
Zenith- 
distans 

Bon 

goer 

Lap 

FiB) 

lace 

(p{z) 

Maurer 

F(B)           1           ip{i) 

Potsdamer 

empirische 

TabeUe 

0*» 

1.000 

O.OüO 

1.000 

0.000 

1.000 

0.000 

0.000 

10 

1.015 

0.001 

1.015 

0.001 

1.014 

0.001 

0.000 

20 

1.064 

0.005 

1.064 

0.005 

1.064 

0.005 

0.004 

30 

1.155 

0.012 

1.154 

0.012 

1.154 

0.012 

0.011 

40 

1.305 

0.024 

1.304 

0.024 

1.300 

0.023 

0.024 

45 

1.414 

0.032 

1.413 

0.032 

1.406 

0.032 

0.035 

50 

1.556 

0.044 

1.553 

0.043 

1.546 

0.043 

0.048 

55 

1.742 

0.058 

1.739 

0.058 

1.728 

0.057 

0.067 

60 

1.990 

0.078 

1.993 

0.078 

1.972 

0.076 

0.092 

65 

2.350 

0.106 

2.354 

0.106 

2.315 

0.103 

0.128 

70 

2.900 

0.149 

2.899 

0.149 

2.824 

0.143 

0.180 

72 

3.200 

0.172 

3.201 

0.172 

3.108 

0.165 

0.208 

74 

3.580 

0.202 

3.579 

0.202 

3.442 

0.191 

0.241 

76 

4.060 

0.240 

4.060 

0.240 

3.864 

0.224 

0.282 

78 

4.690 

0.289 

4.694 

0.289 

4.397 

0.266 

0.332 

80 

5.560 

0.357 

5.563 

0.357 

5.084 

0.320 

0.394 

81 

6.130 

0.402 

6.129 

0.402 

5.506 

0.353 

0.432 

82 

6.820 

0.456 

6.818 

0.456 

6.001 

0.392 

0.477 

83 

7.670 

0.522 

7.676 

0.523 

6.573 

0.436 

0.533 

84 

8.770 

0.608 

8.768 

0.608 

7.252 

0.490 

0.607 

85 

10.200 

0.721 

10.196 

0.720 

8.048 

0.552 

0.707 

86 

12.140 

0.872 

12.125 

0.871 

8.987 

0.625 

0.846 

87 

14.877 

1.087 

14.835 

1.083 

10.114 

0.714 

1.045 

88 

19.030 

1.412 

18.835 

1.397 

11.438 

0.817 

(1.333) 

Aus  dieser  Zusammenstellung  geht  zunächst  hervor,  dass  die  Bouguer- 
schen  und  Laplace'schen  Werthe  bis  zu  Zenithdistanzen  von  etwa  85°  voll- 
kommen miteinander  ttbereinstimmen  und  erst  von  da  an  grössere  Ab- 
weichungen ergeben,  wie  auch  von  vornherein  zu  erwarten  ist,  weil  Bouguer 
für  X  =  90°  einen  endlichen  Werth  von  (p{x)  berechnet,  während  die 
Laplace'sche  Theorie  dafür  einen  unendlich  grossen  Werth  ergiebt.  Die 
Maurer'sche  Theorie   liefert  durchweg  kleinere  Werthe  als  die  beiden 


136  I-  Grundztige  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

anderen.  Die  Vergleichnng  der  theoretischen  Werthe  von  (p{x)  mit  der 
Potsdamer  empirischen  Extinctionstabelle  zeigt  für  Bong u  er  und  Laplace 
im  Allgemeinen  eine  sehr  befriedigende  Übereinstimmung,  da  die  Diffe- 
renzen zwischen  Rechnung  und  Beobachtung  bis  zu  87°  Zenithdistanz 
niemals  den  Betrag  von  0.04  im  Helligkeitslogarithmus  oder  von  0.1 
Grössenclassen  merklich  übersteigen.  Zwar  spricht  sich  in  diesen  Diffe- 
renzen ein  systematischer  Charakter  aus,  indem  die  beobachteten  Werthe 
bis  zur  Zenithdistanz  84*^  durchweg  grösser,  dartlber  hinaus  durchweg 
kleiner  sind  als  die  nach  den  Theorien  berechneten;  aber  dieser  systema- 
tische Charakter  ist  wohl  lediglich  auf  die  oben  erwähnte  Ungleichmässig- 
keit  der  Potsdamer  Extinctionstabelle  zurückzuführen;  er  verschwindet 
gänzlich,  wie  vor  Kurzem  von  Kempf)  nachgewiesen  ist,  wenn  man 
die  Laplace'sche  Theorie  auf  die  beiden  Theile  der  Potsdamer  Tabelle 
getrennt  anwendet.  Was  die  Maurer'sche  Theorie  betrifft,  so  genUgt 
dieselbe  nach  der  obigen  Tabelle  den  Beobachtungen  in  keiner  Weise. 
Wollte  man  nach  dieser  Theorie  eine  leidliche  Übereinstimmung  zwischen 
den  berechneten  und  beobachteten  Extinctionswerthen  (p(x)  erzielen,  so 
mtisste  man  für  den  Transmissionscoefficienten  p  statt  der  benutzten  Zahl 
0.835  einen  viel  kleineren  Werth  (etwa  0.768)  zu  Grunde  legen.  Nach 
allen  bisherigen  Untersuchungen  ist  aber  ein  so  kleiner  Werth  des  Trans- 
missionscoefficienten so  gut  wie  ausgeschlossen. 

Die  Laplace'sche  Theorie  verdient  jedenfalls  vor  allen  anderen  den 
Vorzug,  und  da  die  Berechnung  der  Extinctionswerthe  mit  Benutzung 
der  bekannten  Refractionstafeln  ausserordentlich  einfach  ist,  so  steht  ihrer 
allgemeinen  Anwendung  auf  photometrische  Messungen  Nichts  im  Wege. 
Ihre  Brauchbarkeit  ist  übrigens  nicht  nur  für  Beobachtungsorte  in  den 
untersten  Schichten  der  Atmosphäre,  sondern,  wie  meine  Untersuchungen 
auf  dem  Säntis  gezeigt  haben,  auch  für  eine  Meereshöhe  von  2500  Meter 
dargethan.  Die  Übereinstimmung  zwischen  Theorie  und  Beobachtung 
ist  in  den  höheren  Luftschichten  sogar  noch  besser  als  in  der  Ebene, 
wahrscheinlich  weil  dort  ein  idealerer  Zustand  der  Atmosphäre  stattfindet, 
namentlich  alle  verunreinigenden  Bestandtheile,  wie  Staub  und  Dunst, 
gänzlich  fehlen. 

Ein  Überblick  über  die  im  Anhange  mitgetheilten  Extinctionstabellen 
für  Potsdam  und  den  Säntis  zeigt  noch  unmittelbar  den  Unterschied 
zwischen  einer  niederen  und  höheren  Beobachtungsstation.  Bei  einer 
Zenithdistanz  von  70°  ist  die  Helligkeit  eines  Sternes  am  Meeresniveau 
um  0.45  Grössenclassen,  dagegen  auf  einem  2500  Meter  hohen  Berge 
nur  um  0.26  kleiner  als  im  Zenith;   bei   80°  Zenithdistanz  beträgt  die 


1)  Vierteljahrsschrift  der^Aatr.  Ges.    Jahrg.  31  (1896),  p.  12. 


Die  DurchläßsigkeitBCoefBcicnten  der  Erdatmosphäre.  137 

Liclitaböchwächung  gegenüber  dem  Zenith  in  der  Ebene  ungefähr  eine 
Grössenclasse,  auf  dem  Berge  nur  0.64;  bei  88"  Zenithdistanz  endlich 
hat  ein  Stern  von  seiner  Zenithhelligkeit  an  der  unteren  Station  eine 
volle  Grössenclasse  mehr  eingebUsst  als  auf  der  oberen.  Der  Umstand, 
dass  man  auf  einem  hohen  Berge  in  der  Nähe  des  Horizontes  mit 
blossem  Auge  mehr  Sterne  sieht  als  in  der  Ebene,  lässt  den  Anblick  des 
gestirnten  Himmels  daselbst  etwas  fremdartig  erscheinen  und  verleitet 
leicht  zur  Überschätzung  des  Durchsichtigkeitszuwachses.  Im  Zenith 
selbst  ist  der  Helligkeitsgewinn,  wenn  man  aus  den  unteren  Schichten 
der  Atmosphäre  in  die  höheren  aufsteigt,  verhältnissmässig  unbedeutend; 
nach  der  Theorie  durfte  die  Zenithhelligkeit  eines  Sternes  an  einem 
2500  Meter  hohen  Beobachtungsorte  noch  nicht  um  0.1  grösser  sein  als 
in  der  Ebene.  Eine  directe  empirische  Bestimmung  dieses  Betrages  wäre 
im  hohen  Grade  erwünscht.  Bisher  ist  eine  solche  erst  einmal  und  zwar 
im  Jahre  1894  von  Kempf  und  mir  durch  gleichzeitige  Beobachtungen 
in  Catania  und  auf  dem  Gipfel  des  Ätna  versucht  worden;  doch  ist  dieser 
Versuch,  dessen  Ergebnisse  noch  nicht  veröflfentlicht  sind,  keineswegs  als 
entscheidend  zu  betrachten.  Soviel  steht  fest,  dass  die  mehrfach  auf- 
gestellte Frage,  ob  die  Errichtung  von  festen  Observatorien  auf  hohen 
Bergen  zu  empfehlen  sei,  verneint  werden  müsste,  falls  es  sich  lediglich 
um  die  Zunahme  der  Stemhelligkeit  handelt,  weil  der  Gewinn  von  wenigen 
Zehntel  Grössenclassen,  noch  dazu  erst  bei  niedrigem  Stande  der  Sterne, 
in  keinem  Verhältnisse  zu  den  beträchtlichen  Kosten  und  der  schwierigen 
Unterhaltung  solcher  Stationen  stehen  würde. 

Was  nun  noch  die  Frage  nach  der  Helligkeit  der  Gestirne  ausser- 
halb der  Erdatmosphäre  betriflft,  so  lässt  sich  dieselbe  natürlich  nur  auf 
Grund  der  Theorien  aus  Beobachtungen  in  verschiedenen  Zenithdistanzen 
beantworten,  und  es  existirt  bereits  eine  ziemlich  grosse  Anzahl  von  Be- 
stimmungen des  Transmissionscoefficienten  p  für  verschiedene  Beobachtungs- 
orte. Die  wichtigsten  derselben  sind  in  der  folgenden  Tabelle  zusammen- 
gestellt mit  Angabe  des  Beobachters,  der  Station,  der  Höhe  derselben 
über  dem  Meere  und  des  zugehörigen  mittleren  Barometerstandes.  Da 
die  absorbirende  Luftmasse  an  den  einzelnen  Stationen  sehr  verschieden 
ist,  so  sind  die  in  Columne  5  mitgetheilten  direct  ermittelten  Coefficienten 
noch  auf  den  Barometerstand  760  Millimeter,  also  auf  die  ganze  Atmo- 
sphäre, reducirt  worden;  die  reducirten  Werthe  finden  sich  in  der  vor- 
letzten Columne,  und  in  der  letzten  Columne  ist  der  Helligkeitsbetrag  in 
Grössenclassen  angegeben,  um  welchen  das  senkrecht  in  die  Atmo- 
sphäre eindringende  Licht  eines  Sternes  am  Meeresniveau  geschwächt 
erscheint. 


138 


I.  GrandzUge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 


Höhe 

Ab- 

über 
dem 
Meere 

Beobacht. 

Trauern. 

sorbirte 

Beobachter 

Beobaclxtungs-Station 

Bar. 

Transmiss.- 

f&r  eine 

Lichtmenge 

in 

CoefBcient. 

Atmosphäre 

in  Stem- 

Metern 

gröseen 

Boügaer  *) 

Croisic  (Bretagne) 



mm 
760 

0.812 

0.812 

0.23 

Pritchard«} 

Cairo 

33 

759 

0.843 

0.843 

0.19 

Tr^pied») 

Paris 

59 

758 

0.810 

0.809 

0.23 

Wolflf*) 

Bonn 

62 

756 

0.806 

0.805 

0.24 

Pritchard«) 

Oxford 

64 

756 

0.791 

0.790 

0.26 

AbneyS) 

Derby 

— 

754 

0.850 

0.849 

0.18 

MüUerß) 

Potsdam 

100 

752 

0.835 

0.833 

0.20 

Stampfer  7) 

Wien 

202 

744 

0.824 

Ü.821 

0.21 

Seidel8) 

München 

529 

716 

0.804 

0.793 

0.25 

Abney^) 

Grindelwald 

1057 

676 

0.838 

0.820 

0.22 

Langleyö) 

Casa  del  Bosco  am 
Ätna 

1440 

660 

0.90 

0.886 

0.13 

MtÜlerio) 

Säntis 

2504 

569 

0.879 

0.842 

0.19 

Abney5) 

Fanlhorn 

2683 

546 

0.921 

0.892 

0.12 

MüUerundKempf", 

Ätnaobservatorium 

2942 

540 

0.880 

0.835 

0.20 

Langley»2) 

Mount  Whitney 

3543 

500 

0.92 

0.881 

0.14 

Die  Zahlenangaben  für  den  Transmissionscoefficienten  der  ganzen 
Atmosphäre  in  der  obigen  Tabelle  sind  nicht  als  gleichwerthig  anzusehen. 
Während  einige  derselben,  so  namentlich  die  Münchener  und  Potsdamer, 
aus  einem  sehr  grossen  Beobachtungsmaterial  hergeleitet  sind,  beruhen 
andere  nur  auf  vereinzelten  Messungen,  und  die  Langley 'sehen  Werthe 
gründen  sich  sogar  nur  auf  wenige  nicht  sehr  zuverlässige  Helligkeits- 
schätzungen. Zur  Ableitung  eines  Mittelwerthes  müsste  man  den  einzelnen 
Angaben  verschiedene  tJewichte  beilegen,  wobei  eine  gewisse  Willkür 
nicht  zu  vermeiden  wäre.  Als  ein  brauchbarer  Durchschnittswerth  für 
den  Transmissionscoefficienten  p  dürfte  sich  die  Zahl  0.835  empfehlen; 


1)  Bouguer,  Essai  d'optiqne  sur  la  gradation  de  la  Inmiöre.   Paris  1729,  p.  163. 

2)  Memoirs  of  the  K.  Astr.  Soc.  Vol.  47,  p.  416. 

3)  Comptes  Eendus.    Tom.  82,  p.  559. 

4)  Wolff,  Phot.  Beob.   an  Fixsternen   aus   den  Jahren   1876-r-1883.     Berlin 
1884,  p.  34. 

5)  Pha  Trans,  of  the  R.  Soc.  of  London.    1893,  p.  24-42.    Die  obigen  Werthe 
sind  aus  den  a.  a.  0.  mitgetheilten  Beobachtungen  von  mir  berechnet  worden. 

6)  Pnbl.  des  Astrophys.  Obs.  zu  Potsdam.    Band  8,  p.  32. 

7)  Entnommen  aus  der  unter  4)  citirten  Abhandl.  von  Wolflf,  p.  31  u.  32. 

8)  Abh.  d.  K.  Bayer.  Akad.  d.  Wiss.    II.  Classe,  Bd.  6,  p.  619. 

9)  American  Journal  of  science.    3  Ser.    Vol.  20,  p.  38. 

10)  Publ  des  Astrophys.  Obs.  zu  Potsdam.    Bd.  8,  p.  39. 

11)  Noch  nicht  pnblicirt. 

12]  Professional  papers  of  the  Signal  Service.    No.  15,  p.  155. 


Die  selective  Absorption  der  Atmosphäre.  139^ 

daraus  würde  folgen,  dass  die  Sterne  ausserhalb  der  Erdatmosphäre  um 
rund  0.2  Grössenclassen  heller  erscheinen  als  im  Zenith  eines  Beobachtungs- 
ortes im  Niveau  des  Meeres  bei  besonders  gtlnstigem  Luftzustande. 


6.   Die  selectiye  Absorption  der  Atmosphäre. 
Die  Langley'schen  üntersnchnngen. 

Die  Extinction  des  Lichtes  in  der  Erdatmosphäre  ist  nicht  für  alle 
Strahlengattungen  dieselbe,  vielmehr  übt  die  Lufthülle  eme  selective  Ab- 
sorption aus,  welche  sich  in  zweifacher  Weise  äussert.  Zunächst  werden 
Strahlen  von  gewisser  Wellenlänge  fast  vollständig  von  dem  in  der  Atmo- 
sphäre enthaltenen  Wasserdampf  aufgehalten.  Es  treten  daher  an  be- 
stimmten Stellen  des  Spectrums  Absorptionslinien,  ähnlich  den  bekannten 
Fraunhofer'schen  Linien,  auf,  welche  je  nach  der  Quantität  des  vorhan- 
denen Wasserdampfes  und  der  Länge  des  in  der  Atmosphäre  von  den 
Lichtstrahlen  durchlaufenen  Weges  in  Bezug  auf  Intensität  und  Breite 
variiren.  Diese  Wirkung  ist  eine  discontinuirliche  und  erstreckt  sich 
über  ein  verhältnissmässig  kleines  Gebiet  im  gelben  und  rothen  Theile 
des  Spectrums.  Eine  bemerkenswerthe  Schwächung  im  Gesammtlichte 
eines  Sternes  wird  durch  diese  Absorptionsstreifen  nicht  hervorgebracht. 

Wesentlich  anders  ist  die  zweite  Art  der  selectiven  Absorption,  welche 
sich  continuirlich  über  das  ganze  Spectrum  ausdehnt  und  in  der  Weise 
zu  Tage  tritt,  dass  die  blauen  und  violetten  Strahlen  stärker  ausgelöscht 
werden  als  die  grünen,  und  diese  wieder  stärker  als  die  gelben  und  rothen. 
Wenn  man  diese  Absorption  als  eine  rein  mechanische  ansieht,  hervor- 
gebracht durch  die  in  der  Luft  befindlichen  Partikelchen  der  verschiedensten 
Art,  welche  eine  allgemeine  Diffraction  verursachen,  so  erklärt  sich  der 
continuirlich  wechselnde  Grad  der  Lichtschwächung  im  Spectrum  durch 
die  Beziehung,  welche  zwischen  den  Dimensionen  dieser  Partikelchen 
und  der  Wellenlänge  existirt.  In  welchem  Betrage  sich  die  Absorptions- 
fähigkeit der  Atmosphäre  für  die  einzelnen  Strahlengattungen  ändert,  geht 
aus  der  folgenden  Tabelle  hervor,  in  welcher  die  zuverlässigsten  Werthe 
der  Transmissionscoefficienten  zusammengestellt  sind.  Die  von  mir  für 
Potsdam  gefundenen  Resultate*)  beruhen  auf  Vergleichungen  des  Sonnen- 
spectrums  und  des  Spectrums  einer  Petroleumflamme  mit  Hülfe  des  Spectral- 
photometers,  die  Abney'schen^)  Zahlen  sind  aus  Helligkeitsvergleichungen 


1)  Astr.  Nachr.  Bd.  103,  No.  2464  und  Publ.  des  Astrophys.  Obs.  zu  Potsdam. 
Bd.  8,  p.  7,  Anmerkung. 

2i  Phil.  Trans,  of  the  ß.  Soc.  of  London.  1887,  p.  251—283.  NB.  Die  Werthe 
sind  ans  Mascart^s  Trait^  d'optique,  Tome  III,  p.  372,  entnommen. 


140 


I.   Grondziige  der  theoretischen  Astrophotometrie. 


verschiedener  Theile  des  Sonnenspectrums  mit  dem  Gesammtlichte  der 
Sonne  abgeleitet,  nnd  die  Langley 'sehen  *)  Angaben  gründen  sich  auf 
Messungen  mit  dem  Bolometer,  sind  also  eigentlich  streng  genommen 
nicht  direct  mit  den  anderen  Werthen  vergleichbar,  weil  sie  sich  auf  die 
Wärmewirkung  der  Sonne,  nicht  auf  die  Lichtwirkung  beziehen.  Die  in 
der  Tabelle  angeführten  Zahlenwerthe  für  die  verschiedenen  Wellenlängen 
sind  aus  den  betreflfenden  Reihen  durch  Interpolation  gewonnen  worden 
und  können  um  einige  Einheiten  der  letzten  Decimale  unsicher  sein. 


Wellonlingo      Müller         Abney 


740 
720 
700 
6S0 
660 
640 
620 
600 
580 


0.881 
0.871 
0.861 
0.850 
0.840 
0.830 


954 
947 
940 
.932 
923 
914 
904 
892 
878 
.862 


10 


Langley 


0.838 
0.831 
0.824 
0.817 
0.809 
0.800 
0.792 
0.783 
0.772 
0.761 


Wellenlänge 


Die  Müller'sche  und  Langley 'sehe  Reihe  zeigen  trotz  der  merklichen 
Unterschiede  in  den  absoluten  Werthen  der  Transmissionscoefficienten 
eine  auffallende  Übereinstimmung  in  dem  Gange  der  Zahlen,  während 
bei  der  Abney'schen  Reihe  nach  dem  brechbareren  Ende  des  Spectrums 
zu  die  DiflFerenzen  beträchtlich  stärker  anwachsen  als  bei  den  anderen 
Reihen.  Bei  Müller  und  Langley  sind  die  Logarithmen  der  Trans- 
missionscoefficienten, abgesehen  von  den  etwas  unsicher  bestimmten 
Werthen  an  den  beiden  Enden  des  sichtbaren  Spectrums,  sehr  nahe  pro- 
portional den  umgekehrten  Quadraten,  bei  Abney  dagegen  ungefähr 
proportional  den  umgekehrten  vierten  Potenzen  der  Wellenlängen. 

Weitere  Bestimmungen  dieser  wichtigen  Constanten  sind  im  hohen 
Grade  erwünscht.  Soviel  ist  jedenfalls  sicher,  dass  die  rothen  Strahlen 
nur  etwa  10  Procent  des  Lichtes  beim  Durchgange  durch  die  ganze  Erd- 
atmosphäre verlieren,  die  blauen  und  violetten  dagegen  40  Procent,  und 
dass  nach  dem  Ultraviolett  zu  die  absorbirende  Wirkung  der  Atmosphäre 
ausserordentlich  rasch  anwächst.  Es  können  in  dem  Lichte  der  Sterne 
sehr  wohl  auch  Strahlengattungen  enthalten  sein,  deren  Durchlässigkeits- 


1)  ProfesBlonal  papers  of  the  Signal  service.    No.  15,  p.  151. 


Die  selective  Absorption  der  Atmosphäre.  141 

coef&cienten  so  klein  sind,  dass  sie  bereits  in  den  ersten  Schichten  der 
Atmosphäre  gänzlich  ausgelöscht  werden  and  überhaupt  nicht  bis  zur  Erd- 
oberfläche gelangen.  Daraus  würde  aber  folgen,  dass  das  Gesammtlicht 
eines  Sternes  ausserhalb  der  Atmosphäre  viel  grösser  sein  könnte,  als 
man  gewöhnlich  anninmit,  und  dass  die  auf  Seite  138  zusammengestellten 
Transmissionscoefficienten  nur  obere  Grenzwerthe  flir  die  Lichtdurch- 
lässigkeit der  Atmosphäre  repräsentiren  würden.  Dieses  Bedenken  haben 
bereits  Forbes^)  und  Crova^)  geäussert,  und  Ersterer  hat  die  Wirkung 
der  Atmosphäre  mit  der  eines  rothen  Glases  verglichen,  welches  bei 
geringer  Dicke  noch  alle  Strahlengattungen  passiren  lässt,  dagegen  bei 
zunehmender  Dicke  nur  den  rothen  Strahlen  leichten  Durchgang  gestattet, 
so  dass  man  den  Durchlässigkeitscoefficienten  für  das  Gesammtlicht  um 
so  grösser  finden  würde,  aus  je  dickeren  Stücken  des  Glases  man  den- 
selben bestimmte.  Langley  ^j  hat  diesen  Einwurf  noch  präciser  in  mathe- 
matischer Form  begründet  und  glaubt  zu  dem  Schlüsse  berechtigt  zu  sein, 
dass  alle  bisherigen  Bestimmungen  der  Gesammtenergie  (Licht  oder  Wärme) 
ausserhalb  der  Atmosphäre  beträchtlich  von  der  Wahrheit  entfernt  sind, 
und  dass  der  Energieverlust  bei  senkrechtem  Strahlendurchgange  anstatt 
der  gewöhnlich  angenommenen  1 8  Procent  wahrscheinlich  etwa  40  Procent 
betragen  wird. 

Da  der  Gegenstand  für  die  Astrophotometrie  von  nicht  unerheblichem 
Interesse  ist,  so  soll  hier  noch  etwas  näher  darauf  eingegangen  werden. 

Es  sei  L  die  Gesammtintensität  des  Lichtes  eines  Sternes  ausserhalb 
der  Atmosphäre.  Dieses  Licht  bestehe  aus  7i  verschiedenen  Strahleu- 
gattungen,  deren  Helligkeiten  vor  dem  Eintritte  in  die  Atmosphäre  -B,, 
J?,,  J5j  ...  Bn  sein  mögen.     Dann  hat  man: 

L  =  J5,  +  £,  +  5,  H h  i?n. 

Nimmt  man  nun  an,  dass  die  im  Vorangehenden  erörterten  Extinctions- 
theorien  für  homogenes  Licht  strenge  Gültigkeit  besitzen,  und  nennt  die 
Transmissionscoefficienten  der  ganzen  Atmosphäre  für  die  einzelnen  Strahlen- 
gattungen c,,  c,,  c,  ....  c„,  so  wird  die  Helligkeit  Ji  des  Sternes  bei 
der  Zenithdistanz  ^,  wenn  man  die  durchlaufene  Luftraasse  mit  y  be- 
zeichnet, nach  der  Bouguer'schen  Theorie  ausgedrückt  durch: 

J,  =  B,c\  +  BA  +  J53C];  -t-  .  .  .  +  B.,cl, 

Nun  war  früher  ganz  allgemein  gesetzt  worden:  Jg  =  Jpy^  wo  p  der 
Transmissionscoefficient  für  das  Gesammtlicht  des  Sternes  und  J  die 
Helligkeit  ausserhalb  der  Atmosphäre  ist,  wie  sie  durch  Extrapolation 


1)  Phil.  Trans,  of  the  R.  Soc.  of  London.    1842,  p.  225. 

2;  Annales  de  chimie  et  de  physiqne.    S^rie  5,  t.  11,  p.  433  und  t.  19,  p.  167 

3;  American  Journal  of  science.    3.  Ser.    Vol.  28,  p.  163. 


142  I-  Grundzüge  der  theoretischen  Aßtrophotometrie. 

aus  den  Beobachtungen  ennittelt  wird.  Für  zwei  verschiedene  Zenith- 
distanzen  x^  und^,,  denen  die  Luftmassen  y^  und  ;^,  entsprechen  mögen, 
hat  man  daher: 

J,  =  J>^  =  B,c\'  +  B,c^  +  '"+  B.c]l , 

J,^  =  //•  =  5,cf  +  B,c^+^'^+  Bnci\ 

Erhebt  man  die  erste  Gleichung  zur  Potenz  /,,   die  zweite  zur  Potenz 

y^  und  dividirt  die  beiden  Gleichungen  durch  einander,  so  erhält  man: 

Für  den  Quotienten  ~j  ergiebt  sich  daher  der  Werth: 

yi 
....      L  _[B,  +  B,+  ...+B„) (B,e^  +  B,c^  +  ■  ■  •  +  B^c'S'" 

{B,cl^  +  B,cl' +  .  .  .  +  B„<^!T-" 

Wir  wollen  annehmen,  dass  die  Zenithdistanz  x^  grösser  ist  als  x,;  dann 
ist  auch  y,  >  y, ,  nnd  wir  können  setzen  y^  =  my^,  wo  m  >•  1  ist 
Mithin  wird  y,  —  y,  =  (w  —  1)  y,  und  femer: 

y»  -  yi     m-i' 
Yt      ^     ^ 

7»  — 1«       '»-l 
Führt  man  endlich  noch  der  bequemeren  Schreibweise  wegen  die  Be- 
zeichnungen ein: 

v^    —  c/j  ,       C/,    —  c/j  ,      ...      (^n    —  ü»  , 

80  erhält  man  ans  der  obigen  Gleichung  (30)  durch  Substitution  die  neue 
Gleichung : 

f  L  v«-'_  CB,  +  ^,  +  •  •  •  +  B,T  -'  {.BX  +  BX+---  +  BX) 

yjf  {B,b,+B,b,+ \-B.A,r 

Die  linke  Seite  der  Gleichung  werde  mit  Z„  bezeichnet,  und  es  sei  zu- 
nächst in  eine  ganze  Zahl.  Bildet  man  dann  entsprechend  den  Werth 
Zm_»,  so  ergiebt  sich: 

(32)     ^"'  =^=  '^*  +  ^*  +-■  ■  +3')  ^-^'A"  +  BX+-  •  ■+  B,X 
Z„_,     J      lB,b,+B,b,+...+B„K)(AK~*+BX~'+---+BX-')' 

Zähler  und  Nenner  dieses  Bruches  lassen  sich  in  der  Form  schreiben: 

Zähler  =  5^67  +  B^X  +  B,B,  (67  +  ft^)  H , 

Nenner  =  ß>7  +  Blb^  +  B,B*  'fiX''  +  bX~')  H • 


<")(; 


Die  selective  Absorption  der  Atmosphäre.  143 

Durch  Snbtraction  erhält  man  daraus: 

(33)        Zähler -Nenner  =  B^B^(b,  -  6,)  (67"*  -  fc^""*)  H . 

Nun  ist  ohne  Weiteres  klar,  dass,  wenn  64  >  6,  ist,  dann  auch 
ä7"*  >*7"*  ö^i^  muss,  und  ebenso,  wenn  b^  —  b^  eine  negative  Zahl  ist, 
auch  67"  ~"  K~  *  negativ  sein  muss.  Unter  allen  Umständen  ist  das  Product 
der  beiden  Grössen  positiv,  und  da  dasselbe  auch  für  die  weiteren  Glieder 
der  oberen  Reihe  gilt,  so  folgt,  dass  die  Differenz  Zähler— Nenner  ebenfalls 
eine  positive  Grösse  ist  und  mithin  L  >>  J  wird.  Damit  ist  also,  wenigstens 
für  ganze  m,  erwiesen,  dass  die  wirkliche  Gesammtintensität  eines  Sternes 
vor  dem  Eintritte  in  die  Atmosphäre  stets  grösser  ist,  als  die  aus  Beob- 
achtungen bei  verschiedenen  Zenithdistanzen  nach  der  Theorie  berechnete 
Helligkeit  J.  und  dass  mithin  die  auf  Seite  138  mitgetheilten  Trans- 
missionscoefficienten  in  der  That,  wie  von  Langley  behauptet  worden 
ist,  nur  Maximalwerthe  Air  diese  Gonstante  repräsentiren  können.  Auch 
für  beliebige  Werthe  von  m  lässt  sich  der  Bewejs  führen,  dass  L^J 

ist,  indem  man  nachweist,  dass  -\—  beständig  wächst.   Aus  Gleichung  (33) 

geht  noch  hervor,  da  die  Grösse  67*  *~  K~^  ^^^  ^®  entsprechenden 
Factoren  der  weiteren  Glieder  dem  absoluten  Betrage  nach  um  so  grösser 
werden,  je  grösser  m  ist,  dass  die  Differenz  zwischen  Zähler  und  Nenner 

und  demnach  auch  der  Quotient  -y  mit  wachsendem  m  zunehmen  muss. 

Man  sollte  demnach  erwarten,  dass  die  nach  der  Theorie  berechneten 
Werthe  von  J  verschieden  ausfallen,  je  nachdem  man  Beobachtungen 
mit  einander  combinirt,  bei  denen  der  Unterschied  der  Zenithdistanzen 
klein  oder  gross  ist.  Wenn  man  z.  B.  die  Helligkeitsmessung  eines  Sternes 
im  Zenith  successive  mit  Messungen  bei  den  Zenithdistanzen  60°,  65",  70", 
75",  80"  etc.  vereinigte,  so  müssten  sich  die  daraus  bestimmten  Werthe  von 
J  beständig  kleiner  ergeben  oder,  was  dasselbe  ist,  die  ermittelten  Trans- 
missionscoefficienten  der  Atmosphäre  müssten  anwachsen.  Nun  zeigt  aber 
eine  sorgfältige  Prüfung  der  beiden  zuverlässigsten  empirischen  Extinc- 
tionstabellen,  der  Seiderschen  sowohl  wie  der  Potsdamer,  davon  keine 
Spur,  im  Gegentheil  findet  bis  zu  einer  gewissen  Zenithdistanz  gerade 
das  Umgekehrte  statt,  und  man  könnte  schon  daraus  mit  einiger  Wahr- 
scheinlichkeit schliessen,  dass  der  Fehler,  den  man  bei  der  Berechnung 
der  Helligkeit  der  Sterne  ausserhalb  der  Atmosphäre  unter  Anwendung 
der  gewöhnlichen  Extinctionstheorien  begeht,  nicht  beträchtlich  sein  kann, 
jedenfalls  nicht  so  gross,  wie  Langley  annimmt.     Seeliger^)  hat  sich 


1)  Sitzungsber.  der  math.-phys.  Classe  der  K.  Bayer.  Akad.  der  Wiss.  Bd.  21,  1891, 
247. 


144  I-  Grundzttge  der  theoretischen  Astrophotometrie. 

neuerdings  etwas  eingehender  mit  diesem  Gegenstande  beschäftigt  und 
den  Versuch  gemacht,  aus  den  Abweichungen  zwischen  der  Potsdamer 
Extinctionstabelle  und  den  nach  der  Laplace'schen  Theorie  berechneten 
Helligkeitswerthen  einen  Schluss  zu  ziehen  auf  den  wahren  Transmissions- 
coefficienten  der  Atmosphäre.  Er  findet,  indem  er  die  Langley'schen 
Durchlässigkeitscoefficienten  fUr  die  verschiedenfarbigen  Strahlen  zu 
Grunde  legt,  dass  die  Helligkeit  der  Sterne  ausserhalb  der  Atmosphäre 
noch  nicht  um  7  Procent  grösser  sein  kann,  als  die  Theorien  ergeben, 
und  dass  die  absorbirte  Lichtmenge  zwar  mehr  als  18  Procent,  wie  ge- 
wöhnlich angenommen  wird,  aber  gewiss  weniger  als  25  Procent  betragen 
muss.  Seeliger  macht  auch  darauf  aufmerksam,  dass  die  physiologischen 
Wirkungen  der  einzelnen  Farben,  auf  die  es  doch  bei  der  optischen 
Photometrie  fast  ausschliesslich  ankommt,  sich  auf  eine  verhältnissmässig 
schmale  Zone  im  Gelb  und  Grün  concentriren,  die  an  Wirkung  die  übrigen 
Partien  im  Spectrum  so  sehr  übertrifft,  dass  fast  nur  sie  allein  berück- 
sichtigt zu  werden  braucht;  dadurch  wird  der  fragliche  Fehler  wahr- 
scheinlich noch  mehr  verringert. 

Eine  ganz  strenge  Widerlegung  der  Langley'schen  Bedenken  ist 
damit  freilich  noch  nicht  gegeben;  es  ist  nur  ihre  Unwahrscheinlichkeit 
plausibel  gemacht  worden.  Mit  einiger  Sicherheit  Hesse  sich  die  wirkliche 
Sternhelligkeit  ausserhalb  der  Atmosphäre  nur  dann  ermitteln,  wenn  es 
gelänge,  auf  sehr  hohen  Bergen  möglichst  zahlreiche  absolut  zuverlässige 
photometrische  Messungen  zur  Bestimmung  der  Extinction  zu  erhalten. 
In  einer  Höhe  von  4000  bis  5000  Meter,  wo  bereits  mehr  als  ein  Drittel 
der  gesammten  Luftmasse  unterhalb  des  Beobachters  liegt,  müssten  nach 
der  Langley'schen  Auffassung  bereits  Strahlungen  zur  Wirkung  kommen, 
die  gar  nicht  mehr  bis  zu  den  alleruntersten  Schichten  der  Atmosphäre 
gelangen;  es  müsste  daher  auch  an  einem  solchen  Punkte  aus  sorgfältigen 
Extinctionsbeobachtungen  ein  Transmissionscoefficient  für  die  ganze  At- 
mosphäre hervorgehen,  der  bereits  merklich  kleiner  wäre,  als  die  an  tiefen 
Stationen  gefundenen.  Die  wenigen  bisher  in  dieser  Richtung  auf  hohen 
Bergen  angestellten  rein  photometrischen  Untersuchungen,  sowie  die  bei 
weitem  zahlreicheren,  wenn  auch  nicht  so  zuverlässigen  actinometrischen 
Messungen  zeigen  nichts  dergleichen,  und  man  wird  daher  wohl  berechtigt 
sein,  den  Langley'schen  Einwendungen  keine  allzu  grosse  praktische 
Bedeutung  beizumessen. 


IL  ABSCHNITT. 


DIE  PHOTOMETRISCHEN  APPARATE. 


Mftller,  Photometrie  der  OeBtime.  10 


Einleitang. 

JCis  giebt  wohl  kaum  einen  Zweig  der  praktischen  Astronomie,  welcher 
so  lange  nnd  so  gründlich  vernachlässigt  worden  ist,  wie  die  Lichtmessung 
der  Gestirne.  Obgleich  bereits  die  Alten  die  hohe  Bedeutung  der  Hellig- 
keitsbestimmungen für  die  Erweiterung  der  menschlichen  Vorstellung  von 
der  Anordnung  des  Weltalls  erkannt  hatten,  existiren  aus  dem  Alterthum 
doch  nur  Lichtschätzungen,  und  es  ist  kein  Versuch  bekannt  geworden, 
Apparate  zur  genaueren  Messung  der  Lichtquantitäten  zu  construiren. 
Auch  in  den  späteren  Jahrhunderten  und  durch  das  ganze  Mittelalter 
hindurch  ist  auf  diesem  Gebiete  so  gut  wie  Nichts  geschehen.  Selbst 
die  Erfindung  des  Femrohres,  die  auf  allen  übrigen  Gebieten  der  Astronomie 
einen,  gewaltigen  Umschwung  hervorgebracht  hat,  ist  in  dieser  Beziehung 
spurlos  vorübergegangen.  Noch  im  18.  Jahrhundert,  als  Bouguer  und 
Lambert  ihre  grundlegenden  Werke  über  die  theoretische  Photometrie 
verfassten,  waren  die  instrumenteilen  Hülfsmittel,  welche  diesen  Männern 
zu  Gebote  standen,  von  der  allerprimitivsten  Art.  Die  Photometer,  deren 
sich  Bouguer  und  Lambert  bedienten,  gestatteten  nur  die  Vergleichung 
von  ziemlich  hellen  Lichtquellen.  Am  Himmel  Hessen  sie  sich  allenfalls 
auf  Sonne  und  Mond  anwenden,  aber  die  Messung  selbst  der  allerhellsten 
Fixsterne  blieb  damit  unausführbar.  Erst  im  gegenwärtigen  Jahrhundert 
hat  sich  eine  erfreuliche  Wandlung  vollzogen.  Arago,  der  jüngere 
Herschel  und  Steinheil  haben  die  erste  Anregung  zur  Construction 
brauchbarer  Instrumente  fUr  die  Himmelsphotometrie  gegeben,  und  es 
gebührt  diesen  Männern  das  Verdienst,  diesem  arg  vernachlässigten  und 
fast  abgestorbenen  Zweige  der  Astronomie  neues  Leben  eingeflösst  zu 
haben.  Seit  dieser  Zeit  ist  ein  Stillstand  in  den  Bestrebungen  zur  Ver- 
vollkonmmung  der  photometrischen  Apparate  nicht  mehr  eingetreten. 
Erst  allmählich,  dann  immer  schneller  und  allgemeiner  ist  das  Literesse 
für  diesen  Gegenstand  bei  den  Astronomen  gewachsen,  und  namentlich 
die  letzten  Jahrzehnte  haben  uns  mit  einer  reichen  Fülle  von  nützlichen 
Listrumenten  zur  Lichtmessung  der  Gestirne  beschenkt.  Nicht  wenig  hat 
zu  dieser  Entwicklung  der  Umstand  beigetragen,   dass  die  grossartigen 

10* 


148  11-  I^ie  photometrischen  Apparate. 

Fortschritte  der  Technik  in  Bezug  auf  das  Beleuchtungswesen  nothwendig 
die  Einführung  exacter  photometrischer  Methoden  bedingten  und  einen 
regen  Erfindungseifer  bei  Physikern  und  Tecnnikem  hervorriefen.  Wenn 
auch  die  meisten  der  für  die  Zwecke  des  praktischen  Lebens  construirten 
Photometer,  deren  Zahl  bereits  zu  einer  sehr  bedeutenden  angewachsen 
ist,  nicht  unmittelbar  zu  Messungen  am  Himmel  verwendbar  sind,  so  ist 
doch  manche  glückliche  Idee,  mancher  praktische  KunstgriflF  auch  der 
Himmelsphotometrie  zu  Gute  gekommen. 

Noch  sind  wir  weit  von  der  Erreichung  des  Endzieles  entfernt,  das 
uns  für  die  Construction  eines  vollkommenen  Photometers  vorschwebt. 
Die  Genauigkeit,  die  mit  den  jetzigen  Hülfsmitteln  erreichbar  ist,  bleibt 
verhältnissmässig  weit  hinter  den  Ansprüchen  zurück,  welche  die  Astro- 
nomie auf  anderen  Gebieten  zu  stellen  pflegt,  und  ist  unter  allen  Um- 
ständen nicht  genügend,  um  subtile  Fragen,  wie  sie  z.  B.  bei  dem  Problem 
der  Planetenbeleuchtung,  bei  den  Lichterscheinungen  der  veränderlichen 
Sterne  u.  s.  w.  auftreten,  zu  entscheiden.  So  lange  es  nicht  gelingt,  die 
Helligkeit  eines  Gestirnes  bis  auf  wenige  Hundertstel  Grössenclassen 
genau  zu  bestimmen,  fehlt  es  für  die  Lösung  einer  grossen  Zahl  von 
photometrischen  Aufgaben  an  den  sicheren  Grundlagen. 

Die  meisten  bisher  gebräuchlichen  Astrophotometer  verlangen  in  letzter 
Instanz  das  Urtheil  des  menschlichen  Auges;  sie  messen  nicht  die  objective 
Helligkeit  der  betrachteten  Lichtquelle,  sondern  sie  erleichtem  nur  die 
Ermittlung  der  physiologischen  Intensität.  Es  ist  klar,  dass  auf  diese 
Weise  von  vornherein  aUen  Photometem  infolge  der  Unvollkommenheit 
des  Sehorgans  eine  Genauigkeitsgrenze  gesetzt  ist,  welche  unter  keinen 
Umständen,  auch  wenn  der  Messapparat  und  die  demselben  zu  Grunde 
liegenden  photometrischen  Methoden  noch  so  sehr  verfeinert  würden, 
überschritten  werden  kann.  Durch  lange  Übung  lässt  sich  allerdings  das 
Auge  bis  zu  einem  gewissen  Grade  schulen,  und  wer  sich  viel  mit  photo- 
metrischen Beobachtungen  beschäftigt  hat,  wird  z.  B.  feinere  Lichtunter- 
schiede wahrzunehmen  vermögen,  als  ein  Anfänger  auf  diesem  Gebiete. 
Aber  die  natürlichen  Mängel  des  Auges,  die  namentlich  bei  der  Ver- 
gleichung  verschiedenfarbiger  Lichtquellen  hervortreten,  stellen  der  Er- 
reichung der  allerhöchsten  Genauigkeit  für  immer  eine  unüberwindliche 
Schranke  entgegen.  Kein  Auge  ist  im  Stande,  die  relative  Stärke  zweier 
merklich  von  einander  verschiedenen  Lichteindrücke  zahlenmässig  fest- 
zustellen, ebenso  wenig  wie  es  nach  einem  längeren  Zeiträume  mit 
Sicherheit  zu  constatiren  vermag,  ob  eine  Lichtquelle  ihre  Intensität  bis 
zu  einem  gewissen  Grade  bewahrt  hat.  Was  das  Auge,  namentlich  bei 
einiger  Übung,  mit  Zuverlässigkeit  leisten  kann,  das  ist  die  Beurtheilung 
der  Gleichheit  zweier  nahe  bei  einander  befindlichen  gleichzeitig  wahr- 


Einleitang.  1 49 

genommenen  Lichteindrücke.  Dabei  müssen  aber  noch  eine  Reihe  von 
Bedingungen  erfüllt  sein.  In  erster  Linie  ist  es  erwünscht,  dass  die  zu 
vergleichenden  Gegenstände  dieselbe  scheinbare  Grösse  besitzen  und  in 
allen  Theilen  gleichmässig  erleuchtet  erscheinen.  Die  Vergleichung  eines 
leuchtenden  Punktes  mit  einer  leuchtenden  Fläche  ist  gänzlich  unausführbar, 
und  die  Beurtheilung  zweier  Sterne  wird  um  so  unsicherer,  je  mehr  die 
Durchmesser  der  DiflFractionsscheibchen  derselben  von  einander  ver- 
schieden sind.  Zuverlässiger  als  Punktvergleichungen  sind  Flächen- 
vergleichungen;  doch  ist  es  unbedingt  nothwendig,  dass  die  beiden  Flächen 
genau  in  einer  geraden  Linie  oder,  was  Manche  für  Wünschenswerther 
halten,  in  irgend  einer  scharf  begrenzten  Gurve  aneinander  stossen,  so- 
dass im  Falle  der  vollkommenen  Helligkeitsgleichheit  die  Grenzlinie  ganz 
verschwindet.  Gelingt  es  nicht,  den  beiden  Lichtquellen  dieselbe  schein- 
bare Grösse  zu  geben,  so  beurtheilt  man  in  vielen  Fällen  mit  Vortheil 
ihre  Intensität  nach  dem  Grade  der  Erleuchtung,  die  sie  auf  einer 
weissen  Fläche  hervorrufen,  indem  man  nach  den  Grundgesetzen  der 
Photometrie  annimmt,  dass  zwei  Lichtquellen  dieselbe  Intensität  haben, 
wenn  sie  auf  einer  weissen  Fläche,  in  gleichen  Entfernungen  und  bei 
denselben  Incidenz-  und  Emanationswinkeln,  denselben  Beleuchtungs- 
eflfect  hervorbringen.  Durchaus  erforderlich  ist  es  femer,  dass  die  zu 
vergleichenden  Lichteindrücke  weder  allzu  intensiv  noch  allzu  schwach 
sind;  im  ersten  Falle  werden  die  Sehnerven  zu  stark  gereizt,  und  es 
tritt  eine  Abstumpfung  ein,  die  ein  richtiges  ürtheil  erschwert,  im  an- 
deren Falle  musB  sich  das  Auge  unter  Umständen  übermässig  anstrengen. 
Endlich  ist  für  eme  sichere  Beurtheilung  der  Gleichheit  zweier  Licht- 
quellen die  gleiche  Färbung  derselben  unerlässlich.  Je  auffallender  der 
Farbenunterschied  ist,  desto  schwieriger  wird  die  Entscheidung  des  Auges, 
und  desto  mehr  weichen  die  ürtheile  verschiedener  Beobachter  von  ein- 
ander ab. 

Aus  dem  Vorangehenden  folgt,  dass,  solange  das  menschliche  Auge 
bei  der  Lichtmessung  hervorragend  betheiligt  ist,  die  Hauptaufgabe  für 
die  Construction  brauchbarer  Photometer  sich  darauf  reducirt,  Mittel 
ausfindig  zu  machen,  um  die  lebendige  Kraft  einer  Lichtquelle  m  mess- 
barer Weise  so  weit  zu  verändern,  bis  dieselbe  auf  der  Netzhaut  des 
Auges  denselben  physiologischen  Eindruck  hervorbringt,  wie  eine  andere 
Lichtquelle.  Wenn  dabei  ein  solches  Photometer  noch  möglichst  viele 
der  oben  angeführten  Bedingungen  erfüllt,  so  wird  es  um  so  vollkommener 
seinem  Zwecke  entsprechen. 

Die  zahlreichen  Methoden,  welche  im  Laufe  der  Zeit  in  dieser  Hin- 
sicht vorgeschlagen  worden  sind,  lassen  sich  in  die  folgenden  Haupt- 
kategorien zusammenfassen. 


150  n.  Die  photometrischen  Apparate. 

1.  Anwendung  der  Fundamentalßätze  der  Photometrie,  ins- 
besondere des  Gesetzes  vom  Quadrate  der  Entfernung.  Die  be- 
kanntesten und  verbreitetsten  Lichtmessungsapparate,  wie  das  bereits 
von  Lambert,  später  wieder  von  Rumford  benutzte  Schattenphotometer, 
das  Ritchie'sche  Photometer  und  das  Bunsen'sche  Fettfleckphotometer 
beruhen  auf  dieser  Methode.  Speciell  für  die  Astronomie  sind  von  grosser 
Bedeutung  geworden  das  Herschel'sche  Astrometer  und  das  Steinheil'sche 
Prismenphotometer,  bei  denen  die  Gleichheit  der  Lichteindrücke  auf  der 
Netzhaut  des  Auges  durch  Änderung  der  Distanzen  hervorgebracht  wird. 

2.  Veränderung  der  Öffnung  des  Fernrohrobjectivs  oder 
des  aus  dem  Objectiv  austretenden  Strahlenkegels.  Diese 
Methode  setzt  voraus,  dass  die  Intensität  proportional  der  freien  Öffnungs- 
fläche ist.  Die  Zahl  der  Photometer,  bei  denen  man  dieses  Princip  zur 
Anwendung  gebracht  hat,  ist  ungemein  gross.  Schon  Bouguer  hat  sich 
desselben  bedient,  und  seitdem  sind  bis  in  die  neueste  Zeit  alle  nur 
denkbaren  Formen  von  Blendenöfl*nungen  und  zahlreiche  mechanische 
Vorrichtungen  zur  messbaren  Änderung  dieser  Öffnungen  versucht  worden, 
obgleich  vom  theoretischen  Standpunkte  aus  nicht  unwichtige  Bedenken 
gegen  diese  Methode  erhoben  werden  können. 

3.  Schwächung  des  Lichtes  durch  absorbirende  Medien. 
Dabei  wird  vorausgesetzt,  dass  gleich  grosse  Schichten  der  benutzten 
Substanz  einen  gleich  grossen  Procentsatz  des  auffallenden  Lichtes  aus- 
löschen. Diese  Methode  hat  fast  noch  grössere  Verbreitung  gefunden  als 
die  vorangehende,  von  den  primitivsten  Versuchen  an,  wo  die  Schwächung 
durch  Übereinanderlegen  von  Glasplatten  oder  Papierscheiben  oder  mit- 
telst absorbirender  FlUssigkeitsschichten  hervorgebracht  wurde,  bis  zu 
dem  relativ  hohen  Grade  der  Vervollkommnung,  welcher  in  den  neuesten 
Formen  des  Keilphotometers  erreicht  worden  ist. 

4.  Zurückwerfung  des  Lichtes  an  spiegelnden  Flächen. 
Der  Intensitätsverlust  wird  dabei  entweder  auf  rein  empirischem  Wege 
mittelst  irgend  einer  anderen  photometrischen  Methode  bestimmt  oder 
durch  Rechnung  nach  den  bekannten  FresneFschen  Formeln  ermittelt. 
In  der  Astrophotometrie  sind  am  häufigsten  spiegelnde  Kugeln  zur  Ver- 
wendung gekommen. 

5.  Das  Princip  der  rotirenden  Scheiben.  Dieselben  sind  mit 
sectorförmigen  Ausschnitten  versehen,  deren  Winkelöffnung  sich  messbar 
verändern  lässt.  Wird  eine  solche  Scheibe  zwischen  einer  Lichtquelle 
und  dem  Auge  in  schnelle  Rotation  versetzt,  so  entsteht  bekanntlich  auf 
der  Netzhaut  ein  continuirlicher  Lichteindruck,  der  um  so  schwächer  ist, 
einen  je  kleineren  Raum  die  offenen  Ausschnitte  auf  der  ganzen  Scheibe 
einnehmen.    Besonders  in  der  technischen  Photometrie  ist  dieses  Princip 


Einleitung.  151 

ungemein  häufig  zur  Anwendung  gekommen;  doch  ist  es  auch  für  die 
Lichtmessung  der  Gestirne  nutzbar  gemacht  worden,  hauptsächlich  durch 
Secchi,  Langley  und  Abney. 

6.  Anwendung  der  Polarisation  und  Interferenz  des  Lichtes. 
Keine  Methode  hat  sich  speciell  für  die  Himmelsphotometrie  so  nutz- 
bringend gezeigt  wie  diese,  seit  Arago  zuerst  auf  sie  aufmerksam  ge- 
macht hat.  Die  Yollkommensten  und  am  meisten  benutzten  Messapparate, 
unter  diesen  besonders  das  ZöUner'sche  Astrophotometer  und  das  Picke- 
ring'sche  Meridianphotometer  basiren  auf  diesem  Princip.  Sie  haben  in 
erster  Linie  die  bedeutenden  Fortschritte  ermöglicht,  welche  die  prak- 
tische Astrophotometrie  in  den  letzten  Jahrzehnten  gemacht  hat. 

Durch  eine  der  im  Vorangehenden  flüchtig  skizzirten  Methoden  ist 
es  nun  jederzeit  möglich,  die  Helligkeit  einer  Lichtquelle  messbar  so  weit 
•zu  verändern,  bis  unser  Auge  von  ihr  denselben  Eindruck  empfängt,  wie 
von  einer  zweiten  mit  ihr  zu  vergleichenden  Lichtquelle.  Bei  einem 
Theile  der  für  die  Messungen  am  Himmel  bestimmten  Photometer  kann 
auf  diese  Weise  entweder  direct  das  Helligkeitsverhältniss  zweier  Sterne 
ermittelt  werden,  oder  es  kann  auch,  was  häufig  vorzuziehen  ist,  jedes 
Grestim  einzeln  mit  einer  künstlichen  Lichtquelle  verglichen  werden. 

Wesentlich  davon  verschieden  ist  eine  Classe  von  Photometern,  bei 
denen  mit  Hülfe  einer  der  oben  aufgezählten  Methoden  die  Helligkeit 
eines  Gestirnes  bis  zur  vollständigen  Auslöschung  abgeschwächt  wird,  so 
dass  gar  kein  Lichteindruck  mehr  auf  der  Netzhaut  des  Auges  hervor- 
gebracht wird.  Auf  den  ersten  Blick  könnte  es  scheinen,  als  ob  dieses 
Verfahren  wesentliche  Vortheile  böte,  indem  es  unter  der  Voraussetzung, 
dass  das  Verschwinden  eines  Lichteindruckes  für  jedes  menschliche  Auge 
an  eine  bestimmte  unveränderliche  Grenze  gebunden  sei,  gewissermassen 
absolute  Helligkeitsmessungen  gestatten  würde.  Indessen  ist  dies  wegen 
der  UnvoUkommenheit  des  Auges  keineswegs  der  Fall,  und  es  kommt 
streng  genommen  auch  bei  diesem  Verfahren  in  letzter  Linie  auf  die 
Beurtheilung  der  Gleichheit  zweier  Lichteindrücke  an,  indem  der  Moment 
fixirt  wird,  wo  das  betrachtete  Gestirn  sich  nicht  mehr  von  dem  um- 
gebenden Himmelsgrunde  unterscheidet. 

Bei  der  im  Folgenden  versuchten  Classificirung  der  photometrischen 
Apparate  werde  ich  diese  beiden  soeben  erwähnten  Arten  der  Beobach- 
tung streng  von  einander  trennen.  Im  ersten  Gapitel  sollen  diejenigen 
Apparate  behandelt  werden,  welche  auf  dem  Princip  der  Auslöschung 
beruhen,  im  zweiten  Capitel  diejenigen,  bei  denen  direct  die  Gleichheit 
zweier  leuchtenden  Punkte  oder  Flächen  beurtheilt  wird.  Die  erste  Classe 
zeichnet  sich  im  Allgemeinen  durch  grössere  Einfachheit  der  Construction 
vor   der   anderen   aus,   während   sie   in  Bezug  auf  die  zu  erreichende 


1 52  II-  Die  photometrisohen  Apparate. 

Genauigkeit  hinter  ihr  znrttcksteht  Bei  beiden  Glassen  von  Photometem 
wird  es  sich  empfehlen,  noch  eine  besondere  Gmppimng  yorznnehmen, 
und  zwar  nach  den  yerschiedenen  oben  angeführten  Hanptmethoden, 
welche  zur  messbaren  Veränderung  der  lebendigen  Erafi  einer  Licht- 
quelle benutzt  werden. 

Im  dritten  Capitel  sollen  dann  die  verschiedenen  Formen  der  Spectral- 
photometer  besprochen  werden,  bei  denen  die  zu  untersuchenden  Licht- 
quellen vor  der  Vergleichung  in  ihre  einzelnen  Strahlengattungen  zer- 
legt werden,  und  im  letzten  Capitel  sollen  endlich  noch  einige  Formen 
von  Instrumenten  Erwähnung  finden,  bei  denen  das  Licht  eine  mecha- 
nische Wirkung  hervorbringt  und  das  Urtheil  des  menschlichen  Auges 
entbehrlich  ist.  Dabei  wird  namentlich  auf  die  Anwendung  der  Photo- 
graphie zu  photometrischen  Messungen  hinzuweisen  sein. 

Obgleich  es  mein  Bestreben  gewesen  ist,  eine  möglichst  vollständige. 
Übersicht  über  alle  zu  Lichtmessungen  am  Himmel  benutzten  Apparate 
zu  geben,  so  wird  mir  doch  bei  der  grossen  Fülle  derselben  und  bei 
dem  bisherigen  Mangel  einer  geordneten  Zusammenstellung  auf  diesem 
Gebiete  ein  oder  das  andere  Photometer  entgangen  sein.  Manche  Appa- 
rate, die  sich  in  der  Praxis  bisher  wenig  eingebürgert  haben  oder  fast 
ausschliesslich  auf  technischem  Gebiete  verwendet  worden  sind,  sollen  im 
Folgenden  nur  flüchtig  berührt  oder  nur  dann  etwas  näher  beschrieben 
werden,  wenn  sie  in  irgend  einer  Beziehung  besonderes  Interesse  bieten. 
Eingehende  Berücksichtigung  soll  in  erster  Linie  denjenigen  Photometem 
zu  Theil  werden,  die  mit  Erfolg  zu  umfassenderen  Beobachtungsreihen 
verwendet  worden  sind.  Die  Vortheile  und  Mängel  derselben  verdienen 
eine  kritische  Beleuchtung,  und  es  wird  nicht  überflüssig  erscheinen, 
wenn  hier  und  da  praktische  Winke  zur  vortheilhaftesten  Handhabung 
dieser  Apparate  eingestreut  werden,  und  wenn  nebenbei  auch  die  theo- 
retischen Gesichtspunkte,  welche  bei  ihnen  in  Betracht  kommen,  wenig- 
stens in  Kürze  erörtert  werden. 


Photometer,  bei  denen  das  Verschwinden  von  Lichteindrücken  beobachtet  wird.  1 53 


Capitel  I. 

Photometer,  bei  denen  das  Verschwinden  von  Licliteindrficken 

beobaclitet  wird. 


Bevor  wir  auf  die  einzelnen  Apparate  dieser  Gattung  näher  ein- 
gehen^ sollen  einige  Punkte  von  allgemeinem  Interesse  hervorgehoben 
werden.  Alle  hierher  gehörigen  Instrumente  stellen  an  die  Urtheils- 
fähigkeit  des  Auges  ganz  besonders  hohe  Anforderungen.  Die  Empfindr 
lichkeit  des  Auges  ist  einem  beständigen  Wechsel  unterworfen,  und  es 
ist  gerade  bei  dieser  Methode  eine  besonders  lange  Übung  erforderlieh, 
um  zu  brauchbaren  Messungsresultaten  zu  gelangen.  Wer  zum  ersten 
Male  versucht,  das  Bild  eines  Sternes  in  einem  Femrohre  zum  Ver- 
schwinden zu  bringen,  wird  sicher  kein  günstiges  Urtheil  ttber  die  Methode 
abgeben.  Jeder  wird  anfangs  die  Erfahrung  machen,  dass,  wenn  ein 
Stern  bereits  ausgelöscht  scheint,  häufig  nur  ein  kurzes  Schliessen  und 
Wiederöffnen  des  Auges  genügt,  um  denselben  noch  deutlich  zu  er- 
kennen, und  ganz  besonders  schwierig  wird  die  Beurtheilung,  wenn  die 
Stelle  des  Gesichtsfeldes,  wo  die  Auslöschung  stattfinden  soll,  nicht  durch 
eine  besondere  Einrichtung  kenntlich  gemacht  ist.  Auf  diesen  Punkt 
sollte  bei  der  Construction  jedes  auf  dem  Princip  des  Verschwindens 
beruhenden  Photometers  in  erster  Linie  geachtet  werden.  Bei  der  Methode 
der  Gleichmachung  zweier  Lichteindrücke  wird  die  Fixirung  der  rich- 
tigen Einstellung  dadurch  wesentlich  erleichtert,  dass  man  nach  zwei 
Seiten  einen  Ausschlag  geben  und  das  eine  Object  abwechselnd  heller 
und  schwächer  machen  kann  als  das  andere.  Bei  der  Auslöschungsmethode 
dagegen  nähert  man  sich  immer  nur  der  einen  unteren  Grenze  und  hat 
keinen  sicheren  Anhalt  zur  Beurtheilung,  wie  weit  man  eventuell  diese 
Grenze  bereits  überschritten  hat. 

Bei  längerer  Übung  gestaltet  sich  die  Sachlage  allerdings  etwas 
günstiger.  Jeder  Beobachter  gewöhnt  sich  daran,  einen  bestimmten 
minimalen  Helligkeitsgrad  als  Verschwindungspunkt  aufzufassen,  und  es 
ist  bemerkenswerth,  mit  welcher  Genauigkeit  dieser  Moment  (natürlich 
bei  gleichen  äusseren  Umständen)  immer  wieder  erreicht  wird.  Bei  ver- 
schiedenen Beobachtern  können  selbstverständlich  grosse  Unterschiede 
vorkommen,  theils  infolge  grösserer  oder  geringerer  Sehschärfe,  theils 
infolge  der  von  jeder  Person  willkürlich  getroffenen  Wahl  des  zu  fixi- 
renden  Momentes.     In  Potsdam   sind  von  Eempf  und  mir  besondere 


154  II-  I^io  photometrischen  Apparate. 

Beobachtungsreihen  zur  Bestimmung  der  persönlichen  Differenz  an  Keil- 
photometern angestellt  worden,  und  es  hat  sich  dabei  mit  bemerkens- 
werther  Constanz  während  eines  längeren  Zeitraumes  der  ziemlich  er- 
hebliche Betrag  von  ungefähr  einer  halben  Grössenclasse  ergeben. 

Wenn  nun  aber  auch  für  jeden  Beobachter  ein  bestimmter  Grenz- 
werth  der  Auffassung  existirt,  so  darf  doch  nicht  tibersehen  werden, 
dass,  zumal  bei  einer  längeren  Beobachtungsreihe,  dieser  Grenzwerth 
nicht  fortdauernd  innegehalten  wird.  Bei  Beginn  der  Messungen,  wo 
das  Auge  zwar  noch  frisch,  aber  durch  die  äussere  Helligkeit  beeinflusst 
ist,  wird  die  Auslöschung  zu  zeitig  geschehen.  Dann  wächst  die  Em- 
pfindlichkeit des  Auges  und  erreicht  ziemlich  bald  den  Höhepunkt,  auf 
dem  sie  mit  kleinen  zufälligen  Schwankungen  bleibt,  bis  eine  gewisse 
Ermtidung  eintritt,  infolge  deren  der  Auslöschungspunkt  ganz  allmählich 
wieder  herabsinkt.  Dieser  Verlauf  der  Empfindlichkeitscurve  scheint  für 
alle  Beobachter  typisch  zu  sein;  nur  lässt  sich  die  Zeitdauer,  innerhalb 
welcher  die  Empfindlichkeit  nahezu  constant  bleibt,  nicht  mit  Sicherheit 
angeben.  Es  wird  dies  ganz  wesentlich  von  der  jedesmaligen  Disposition 
des  Beobachters,  sowie  von  einer  Anzahl  äusserer  Umstände  abhängen, 
und  es  ist  klar,  dass  diese  Unbeständigkeit  und  vor  Allem  die  über- 
mässige Anstrengung,  die  dem  Auge  zugemuthet  wird,  die  Hauptschwächen 
der  Auslöschungsmethode  bilden.  Es  kann  nicht  dringend  genug  em- 
pfohlen werden,  die  einzelnen  Messungsreihen  nicht  allzu  lange  (keines- 
falls mehr  als  30  Minuten)  auszudehnen  und  vor  Beginn  einer  neuen  Reihe 
das  Auge  eine  Zeit  lang,  womöglich  im  Finstern,  ausruhen  zu  lassen, 
damit  es  die  frühere  Empfindlichkeit  wiedererlangen  kann.  Aus  dem 
oben  charakterisirten  allgemeinen  Verlaufe  der  Empfindlichkeitscurve 
ergeben  sich  noch  die  folgenden  speciellen  Regeln. 

Die  ersten  Einstellungen  jeder  grösseren  Beobachtungsreihe,  die 
stets  zu  niedrige  Auslöschungspunkte  geben,  sollten  nicht  zur  Bearbeitung 
verwerthet  werden,  namentlich  dann  nicht,  wenn  das  Auge  vorher  einer 
hellen  Beleuchtung  ausgesetzt  gewesen  ist.  Ferner  ist  es  unter  keinen 
Umständen  rathsam,  weit  auseinander  liegende  Messungen  mit  einander 
zu  combiniren.  Handelt  es  sich  um  die  Vergleichung  zweier  Objecte, 
so  ist  es  am  besten,  die  Einstellungen  des  einen  zwischen  die  des  an- 
deren einzuschieben,  und  wenn  mehrere  Objecte  in  Betracht  kommen, 
so  sollte  das  Augenmerk  stets  auf  eine  möglichst  symmetrische  Anord- 
nung der  Einstellungen  gerichtet  sein. 

Auf  das  Strengste  ist  darauf  zu  achten,  dass  während  der  Messungen 
jedes  fremde  Licht  von  dem  Auge  fern  gehalten  wird.  Die  Beobach- 
tungen geschehen  am  besten  in  vollkommen  dunklem  Räume,  und  es 
muss,   wenn  irgend  angängig,  vermieden  werden,  dass  der  Beobachter 


Photometer,  bei  denen  das  Verschwinden  von  Lichteindrücken  beobachtet  wird,  j  55 

die  Ablesungen  und  Aufzeichnungen  selbst  besorgt.  Wenn  man  gezwungen 
ist,  nach  jeder  Auslöschung  auf  eine  erleuchtete  Scala  oder  einen  Theil- 
kreis  oder  auf  ein  helles  Blatt  Papier  zu  blicken,  so  ist  eine  beständige 
Accommodation  des  Auges  nothwendig,  welche  nicht  nur  zeitraubend  ist, 
sondern  die  Beobachtungen  unsicher  macht.  Im  Interesse  brauchbarer 
Messungen  muss  es  als  eine  unerlässliche  Bedingung  hingestellt  werden, 
dass  dem  Beobachter  entweder  ein  Gehülfe  zum  Ablesen  und  Aufnotiren 
zur  Seite  steht,  oder  dass  der  Messapparat  mit  einer  geeigneten  Registrir- 
Vorrichtung  versehen  ist. 

Eine  unvermeidliche  Fehlerquelle  bei  allen  auf  dem  Princip  der 
Anslöschung  beruhenden  Photometem  bildet  die  veränderliche  Helligkeit 
des  Grundes,  auf  welchen  sich  die  beobachteten  Himmelsobjecte  pro- 
jiciren.  Wir  können  mit  blossem  Auge  am  Tage  die  Sterne  nicht  sehen, 
weil  die  Intensitätsdiflferenz  zwischen  Stern  und  umgebendem  Himmels- 
grunde im  Verhältniss  zur  Helligkeit  des  letzteren  ausserordentlich  klein 
ist.  Mit  Hülfe  des  Femrohres  gelingt  es  wenigstens  die  helleren  Sterne 
am  Tage  wahrzunehmen,  weil  durch  die  vergrössemde  Kraft  desselben 
das  Licht  des  Grundes  merklich  abgeschwächt  und  das  erwähnte  Ver- 
hältniss daher  vergrössert  wird;  aber  die  schwächeren  Sterne,  die  bei 
Nacht  noch  mit  Leichtigkeit  sichtbar  sind,  können  auch  durch  das  Fern- 
rohr nicht  am  Tage  von  dem  Himmelsgrunde  unterschieden  werden. 
Alles  dieses  folgt  von  selbst  aus  dem  rechnerischen  psychophysischen 
Grundgesetze.  Ist  h  die  eigene  Helligkeit  eines  Sternes,  die  er  bei 
ganz  dunklem  Grunde  für  unser  Auge  haben  würde,  so  wird,  wenn  die 
Intensität  des  Grundes  g  ist,  die  Stelle,  wo  der  Stern  steht,  für  unser  Auge 
die  Gesammthelligkeit  g  -{-h  besitzen.  Die  entsprechende  Empfindungs- 
differenz dE  zwischen  Stern  und  Grund  wird  daher  nach  dem  Fechner- 
schen  Gesetze  ausgedrückt  sein  durch  die  Gleichung  (siehe  Seite  14): 

d^=^log£±^. 
9 

Je  grösser  g  ist  im  Verhältniss  zu  A,  desto  mehr  nähert  sich  der  Bruch 

dem  Grenzwerthe  1,  und  die  Empfindungsdiflferenz  dE  wird  Null, 

d.  h.  der  Stern  unterscheidet  sich  nicht  mehr  vom  Grunde.  Nach  den 
bisherigen  Untersuchungen  braucht  das  Verhältniss  von  g  zvl  h  gar  nicht 
einmal  sehr  gross  zu  sein,  um  schon  das  Verschwinden  hervorzubringen. 
Wie  bereits  früher  mitgetheilt  wurde,  kann  unter  besonders  günstigen 
Bedingungen  noch  ein  Helligkeitsunterschied  von  ungefähr  j^-^  empfunden 
werden,  doch  gründet  sich  dieser  Werth  fast  nur  auf  Beobachtungen 
über  das  Verschwinden  von  ausgedehnten  Lichtflächen.    Bei  Lichtpunkten 


156  II-  1^1^  photometrischen  Apparate. 

scheint  die  Grenze  noch  viel  niedriger  zu  sein,  und  es  braucht,  wie 
einige  Beobachter  behaupten,  die  Helligkeit  des  Grundes  nur  ungefähr 
40  Mal  grösser  zu  sein  als  die  ursprüngliche  Intensität  des  Sternes,  um 
eine  Unterscheidung  zwischen  Grund  und  Stern  unmöglich  zu  machen. 
Hat  man  zwei  Sterne  von  der  gleichen  objectiven  Helligkeit  A,  die  sich 
aber  auf  verschieden  hellen  Grund  von  der  Intensität  g^  resp.  g^  proji- 
ciren,  so  werden  nach  dem  Fechner'schen  Gesetze  die  Empfindungs- 
unterschiede zwischen  den  Sternen  und  dem  Grunde  ausgedrückt  durch: 

dE,=c  log  !!^tli 
und 

*  9t 

mithin : 

'+F 
dE,  —dE.  =  c  log ^  . 

1+- 
9t 

Ist  nun  g^^g^j  so  wird  die  rechte  Seite  negativ,  d.  h.  dE^^  dE^^ 
und  es  folgt,  was  von  vornherein  auch  ganz  selbstverständlich  scheint, 
dass  wenn  der  eine  Stern  auf  dem  Grunde  g^  gerade  verschwindet,  der 
andere  auf  dem  schwächeren  Grunde  g^  noch  sichtbar  ist.  Bei  astro- 
nomischen Beobachtungen  kommen  allerdings  im  Allgemeinen  keine  sehr 
auffallenden  Helligkeitsunterschiede  des  Grundes  vor,  und  da  bei  der 
Abschwächung  der  Sterne  die  Intensität  des  Grundes  ebenfalls  vermin- 
dert wird,  so  erfolgt«  gewöhnlich,  namentlich  bei  den  helleren  Objecten, 
die  eigentliche  Auslöschung  auf  vollkommen  dunklem  Grunde.  In  mond- 
losen Nächten  ist  infolge  dessen  keine  merkliche  Beeinflussung  der 
Beobachtungen  durch  verschiedene  Helligkeit  des  Grundes  zu  befürchten; 
dagegen  dürfen  auf  keinen  Fall  Messungen  in  der  Dämmerung  oder  bei 
Mondschein  mit  Messungen  in  dunklen  Nächten  combinirt  werden,  und 
ebenso  wenig  ist  es  gestattet,  bei  heller  Beleuchtung  schwache  und  helle 
Sterne  mit  einander  zu  vergleichen  oder  Beobachtungen  in  unmittelbarer 
Nähe  des  Mondes  mit  solchen  an  anderen  weit  davon  entfernten  Stellen 
des  Himmels  zu  vereinigen. 

Durch  die  vorangehenden  Bemerkungen  ist  der  Bereich,  innerhalb 
dessen  die  Auslöschungsmethode  mit  Vortheil  verwendbar  sein  dürfte, 
ziemlich  genau  fixirt.  Wie  man  sieht,  sind  die  Grenzen  eng  genug,  aber 
die  bisherigen  Erfahrungen  haben  gezeigt,  dass  bei  strenger  Befolgung 
der  angedeuteten  Vorsichtsmassregeln  sehr  brauchbare  Resultate  erhalten 
werden  können. 


AoBlöBchnng  des  Lichtes  durch  Blendvorrichtnngen.  157 

Von  den  in  der  Einleitung  erwähnten  sechs  Hanptmethoden  zur  mess- 
baren  Veränderung  der  lebendigen  Kraft  einer  Lichtquelle  sind  bei  der 
Construction  der  bisher  bekannten  Auslöschungsphotometer  fast  aus- 
schliesslich die  zweite  und  dritte  zur  Verwendung  gekommen,  während 
die  übrigen  nur  gelegentlich  mit  zu  Hülfe  gezogen  wurden.  Wir  unter- 
scheiden daher  im  Folgenden  nur  die  beiden  Hauptabtheilungen:  1)  Aus- 
löschung durch  Blendvorrichtungen  und  2)  Auslöschung  durch  absorbirende 
Medien.  Ein  einzig  in  seiner  Art  dastehendes  Auslöschungsphotometer, 
das  Parkhurst'sche,  welches  streng  genommen  in  keine  der  Hauptkate- 
gorien hineinpasst,  soll  im  Anschlüsse  an  die  erste  Abtheilung  besprochen 
werden. 


1.   AuslSsehung  des  Lichtes  durch  Blendvorrichtungen. 

Wenn  man  eine  leuchtende  Fläche  mit  dem  blossen  Auge  betrachtet, 
so  entsteht  auf  der  Netzhaut  ein  Bild  dieser  Fläche,  welches  sich  je  nach 
der  Ausdehnung  derselben  über  eine  grössere  oder  geringere  Anzahl  von 
Netzhautelementen  ausbreitet.  Jedes  dieser  Elemente  empfängt  eine 
Reizung,  und  man  nimmt  gewöhnlich  an,  dass  der  Beizstärke  auch  die 
im  Nervensystem  hervorgerufene  Empfindungsstärke  proportional  ist. 
Dabei  ist  natürlich  abgesehen  von  einer  etwaigen  Verschiedenheit  der 
Empfindlichkeit  einzelner  Netzhautelemente  oder  ganzer  Gruppen  der- 
selben. 

Unter  der  scheinbaren  Helligkeit  einer  leuchtenden  Fläche  versteht 
man  die  auf  ein  einzelnes  Netzhautelement  durch  das  optische  System 
des  Auges  übergeführte  Lichtmenge  oder,  entsprechend  den  Definitionen 
im  ersten  Abschnitte,  die  auf  der  Netzhaut  hervorgebrachte  Beleuch- 
tung, mit  anderen  Worten  die  gesammte  ins  Auge  gelangende  Licht- 
quantität dividirt  durch  die  Bildfläche  auf  der  Netzhaut.  Nun  lässt  sich 
diese  Bildfläche,   die  wir  b  nennen  wollen,  nach  den  Lehren  der  geo- 

metrischen  Optik  ausdrücken  durch  Ä-  — ^- ,  wo  k  ein  Proportionalitäts- 

factor  ist,  F  die  Grösse  der  leuchtenden  Fläche  und  r  die  Entfernung 
derselben  vom  Auge  (streng  genommen  von  dem  vorderen  Knotenpunkte 
des  Auges)  bedeutet.  Ferner  ist  die  gesammte  Lichtmenge  i,  welche 
auf  die  Netzhaut  gelangt,  wenn  man  die  absorbirende  Wirkung  der 
brechenden  Medien  des  Auges  ausser  Acht  lässt,  identisch  mit  der- 
jenigen, welche  auf  die  vordere  Öfiftiung  des  Auges,  die  Pupille,  auffällt, 
und  diese  lässt  sich  nach  dem  Früheren  mit  hinreichender  Genauigkeit 

F 
ausdrücken  durch  «/p-^  ,  wo^  die  PupillenöflFnung  und  J  die  der  Fläche 


158  II-  I^ie  photometrischen  Apparate. 

innewohnende  Leuchtkraft  ist.  Für  die  scheinbare  Helligkeit  h  der 
Fläche  ergiebt  sich  daher  der  Werth: 

h  =  ^  =  KJp, 

Daraus  folgt,  dass  die  scheinbare  Helligkeit  proportional  der  Pupillen- 
Öffnung  ist  und  ganz  unabhängig  bleibt  yon  der  Entfernung  der  leuch- 
tenden Fläche  vom  Auge.  Bei  unveränderter  PupillenöflFnung  ist  also 
die  Helligkeit  einer  leuchtenden  Fläche  in  allen  Entfernungen  constant, 
vorausgesetzt  natürlich,  dass  die  Entfernung  nicht  so  gross  ist,  dass  jeder 
Eindruck  der  Flächenausdehnung  verschwindet. 

Ist  dies  letztere  der  Fall  und  erblickt  das  Auge  also  statt  einer 
leuchtenden  Fläche  einen  leuchtenden  Punkt,  so  verhält  sich  die  Sache 
allerdings  wesentlich  anders.  Das  Bild  auf  der  Netzhaut  ist  dann  eben- 
falls ein  Punkt  und  daher  klein  im  Vergleich  zu  dem  minimalsten  er- 
regbaren Flächenstücke  der  Netzhaut.  Es  kann  in  diesem  Falle  von 
einer  Beleuchtung  nicht  die  Rede  sein,  und  der  im  Auge  hervorgebrachte 
Reiz  oder  die  Bildhelligkeit  ist  der  gesammten  auf  die  Netzhaut  oder 
auf  die  Pupille  gelangenden  Lichtmenge  proportional,  d.  h.  also  nicht 
nur  von  der  Öffnung  der  Pupille,  sondern  auch  von  der  Entfernung  ab- 
hängig. Es  ist  schon  früher  auf  diesen  Unterschied  zwischen  Flächen- 
und  Punkthelligkeit  hingewiesen  worden. 

Bei  den  meisten  photometrischen  Apparaten  kommt  ausser  dem  Auge 
noch  irgend  ein  dioptrisches  System  in  Betracht,  und  in  der  Astronomie 
speciell  wird  es  sich  um  die  Wirkungsweise  des  Gesammtsystems  >  Fem- 
rohr und  Auge«  handeln. 

Es  sei  df  ein  der  Fernrohraxe  nahes,  zu  ihr  senkrecht  stehendes 
Element  einer  leuchtenden  Fläche,  J  die  specifische  Leuchtkraft  des- 
selben, dann  fällt  auf  die  erste  Fläche  des  Objectivs,   deren  Grösse  o 

T  A  -F 

sein  möge,  die  Lichtmenge  Ö  =  -    t~  »  wenn  r  der  Abstand  der  Fläche 

vom  Objectiv  (oder  richtiger  von  der  ersten  Hauptebene  des  Objectivs) 
ist.  Nimmt  man  keine  Rücksicht  auf  das  in  dem  Linsensysteme  des 
Objectivs  durch  Reflexion  und  Absorption  verloren  gehende  Licht  und 
vernachlässigt  zunächst  auch  den  Einfluss  der  Beugung,  so  geht  diese 
Lichtmenge  Q  unvermindert  auf  das  vom  Objectiv  entworfene  Bild,  dessen 
Flächeninhalt  df  sein  möge,  über.  Man  kann  sich  nun  das  Bild  als 
selbstleuchtendes  Object  vorstellen,  welches  sowohl  nach  vorwärts  als 
rückwärts  Licht  ausstrahlt,  und  es  würde  daher,  da  dieselben  Licht- 
strahlen auftreten,  nach  dem  Objectiv  die  gleiche  Lichtmenge  gelangen, 
wie   von   dem  leuchtenden   Elemente   df  selbst.     Nennt  man   also  J* 


AnslOschang  des  Lichtes  darch  Blendyorrichtnngen.  159 

die  specifische  Leuchtkraft  des  Bildes,  r  seinen  Abstand  vom  Objectiv 

oder  von  der  zweiten  Hauptebene  desselben,  so  ist  auch  Q  = ^ — 

und  folglich: 

J'  __  df  /* 

J   ~  r*  df  ' 

Nun  besteht  aber  nach  den  Sätzen  der  geometrischen  Optik  für  ein  be- 
liebiges System  brechender  sphärischer  Flächen  die  Relation: 

wo  F  und  F'  die  Hauptbrennweiten  des  Systems,  erstere  nach  dem  Ob- 
jectraume,  letztere  nach  dem  Bildraume  zu  gerechnet,  vorstellen.  Da 
aber  diese  Brennweiten  auch  proportional  sind  den  Brechungsindices  n 
und  n'  der  beiden  Medien,  welche  den  Objectraum  und  den  Bildraum 
fällen,  so  hat  man: 

J  ~  F^  ~  n^  ' 

In  den  meisten  Fällen  sind  die  Indices  n  und  nf  einander  gleich,  und 
es  wird  daher 

d.  h.  die  Leuchtkräfte  in  conjugirten  Punkten  von  Object  und  Bild  sind 
einander  gleich.  Hat  das  leuchtende  Object  in  allen  Punkten  dieselbe 
Leuchtkraft,  so  findet  bei  dem  Bilde  dasselbe  statt.  In  Wirklichkeit  geht 
allerdings  durch  Reflexion,  Absorption  etc.  Licht  verloren,  und  es  wird 
daher  J'  fast  immer  etwas  geringer  sein  als  J,  Eine  Verstärkung  der 
Leuchtkraft  im  Bilde  kann  durch  ein  optisches  System  unter  keinen 
Umständen  hervorgebracht  werden. 

Ist  die  leuchtende  Fläche  sehr  weit  vom  Objective  entfernt,  so  liegt 
das  Bild  in  der  Brennebene  desselben.  Die  gesammte  auf  das  Objectiv 
auffallende  Lichtmenge  ist  proportional  der  Grösse  der  Objectivöflfnung, 
also  gleich  ko]  die  Bildgrösse  ist  proportional  dem  Quadrate  der  Brenn- 
weite F  des  Objectivs,  also  gleich  cF^.  Mithin  ist  die  Lichtmenge, 
welche  auf  die  Einheit  der  Bildfläche  gelangt,  oder,  wie  man  auch  sagt, 
die    objective   Flächenhelligkeit  H   des    Brennpunktbildes    ausgedrückt 

durch  ^^'     Für  ein  zweites  Objectiv   mit  der  ÖflFnung  o^    und  der 

Brennweite  F^  hat  man  die  entsprechende  objective  Flächenhelligkeit 


160  II-  1^10  photometriBchen  Apparate. 

Mithin  ist: 

TT.    TT    __     0      .     Oj 

^  '  ^i  —  p*  •  jr^tJ 
oder  wenn  man  die  Durchmesser  d  und  d^  der  Objective  einführt: 

^  '  ^i  —  jr*  '  F^* ' 

Wenn  also  das  Verhältniss  von  Objectivdurchmesser  zur  Brennweite  in 
zwei  Fernröhren  d&selbe  ist,  so  haben  die  Brennpunktsbilder  in  beiden 
gleiche  Flächenintensität. 

Das  vom  Objectiv  entworfene  Bild  wird  nun  mit  dem  System  »Ocn- 
lar  und  Auge«  betrachtet,  und  es  ist  nach  dem  Früheren  klar,  dass  die 
Helligkeit  des  auf  der  Netzhaut  entstehenden  Bildes  oder  die  Beleuchtung 
der  Netzhaut  (in  letzter  Linie  also  auch  die  Empfindungsstärke)  propor- 
tional sein  wird  der  Öffnung  des  aus  dem  Ocular  austretenden  Strahlen- 
btlndels  oder,  wie  man  gewöhnlich  sagt,  der  Grösse  der  AustrittspupiUe 
des  optischen  Systems^).  Nennt  man  diese  Grösse  o\  und  ist  h  die 
Helligkeit  des  mit  dem  Fernrohre  gesehenen  Netzhautbildes,  während  ä,, 
die  Helligkeit  des  mit  blossem  Auge  gesehenen  Bildes  sein  möge,  so  hat  man: 

h  ^o; 

Ist  die  Austrittsöflfhung  des  optischen  Systems  o'  gleich  der  Augenpupille  p, 
füllt  also  der  aus  dem  System  tretende  Strahlencylinder  gerade  die  Pu- 
pille aus,  so  wird  h  =  h^,  d.  h.  das  optische  System  vor  dem  Auge 
bringt  in  Bezug  auf  die  Helligkeit  des  Netzhautbildes  gar  keine  Änderung 
hervor.  Dasselbe  gilt  auch  noch,  wenn  o'>jp  ist;  denn  dann  wird  die 
Augenpupille  selbst  die  Stelle  der  AustrittsöflFnung  einnehmen.  Ist  da- 
gegen €>  <CPj  so  wird  auch  h<ih^^  das  optische  System  bringt  eine 
Abschwächung  des  Bildes  auf  der  Netzhaut  hervor.  Vernachlässigt  ist 
dabei  immer  der  Lichtverlust  beim  Durchgange  durch  das  optische  System, 
welcher  bewirkt,  dass  die  vollständige  Gleichheit  von  h  und  h^  niemals 
erreicht  werden  kann. 

Bei  jedem  astronomischen  Femrohre  ist  der  Quotient  — ,  wenn  o  die 

wirksame  Objectivöflfhung  ist,  gleich  dem  Quadrate  der  linearen  Ver- 
grösserung  v  des  Systems.    Man  hat  also: 

h  0 

K~  P^^ 

1)  Die  AustrittsöfiTnang  des  optischen  Systems  ist  nicht  zu  verwechseln  mit 
der  Offhang  im  Angendeckel  des  Ocnlars,  welche  bei  richtig  constrnirten  Oculareu 
stets  grösser  sein  sollte,  als  die  erstere. 


AnBlOschung  des  Lichtes  durch  Blendvorrichtnngen.  161 

Bei  Abbildung  von  Flächen  durch  ein  astronomisches  Fernrohr  verhalten 
sich  demnach  die  Helligkeiten  der  Netzhautbilder  direct  wie  die  freien 
Flächen  des  Objectivs  und  umgekehrt  wie  die  Quadrate  der  Vergrösse- 

rungen.  Die  Grösse  y  —  nennt  man  die  Normalvergrösserung des  Systems; 
bezeichnet  man  dieselbe  mit  !„,  so  wird: 


i.=(?r 


Natürlich  gilt  diese  Gleichung  nur  für  Werthe  von  r,  die  grösser  als  r^ 
sind;  denn  wenn  die  Vergrösserung  kleiner  ist  als  die  Normalvergrösserung, 
so  muss  die  Austrittspupille  grösser  sein  als  die  Augenpupille,  und  in 
diesem  Falle  ist,  wie  wir  oben  gesehen  haben,  die  Beleuchtung  der 
Netzhaut  stets  gleich  h^. 

Bei  Betrachtung  von  Sternen,  die  sich  auf  der  Netzhaut  als  Licht- 
punkte abbilden,  wird  die  Helligkeit  durch  die  gesammte  Lichtmenge 
gemessen,  welche  durch  das  Fernrohr  dem  Auge  zugeführt  wird;  sie  ver- 
hält sich  also  zu  der  Helligkeit  des  direct  mit  blossem  Auge  gesehenen 
Sternes  wie  die  freie  ObjectivöfiiDung  zu  der  Pupillenöfl&iung ;  es  ist  dem- 
nach: 

h  0 

Solange  die  Austrittsöflhung  des  Strahlenbtindels  nicht  grösser  als  die 
Augenpupille,  oder  mit  anderen  Worten,  solange  die  Vergrösserung  des 
Fernrohrs  nicht  kleiner  als  die  Normalvergrösserung  ist,  geht  alles  auf 
das  Objectiv  fallende  Licht  in  das  Auge,  und  die  Helligkeit  des  Sternes 
im  Femrohr  im  Verhältniss  zur  Helligkeit  mit  blossem  Auge  bleibt  con- 

stant  gleich  —  •    Wird  dagegen  die  Vergrösserung  des  Fernrohrs  kleiner 

als  die  Normalvergrösserung  und  mithin  die  Austrittspupille  grösser  als  die 
Augenpupille,  so  gelangt  nur  ein  Theil  des  gesammten  Lichtes  im  Netz- 
hautbilde  zur  Wirkung.  Die  Helligkeit  des  mit  dem  Femrohr  geseheneu 
Sternes  im  Verhältniss  zur  Helligkeit  mit  freiem  Auge  ist  dann  kleiner 

als  — ,  und  zwar  ist  sie,  wie  man  leicht  sieht,  gleich  dem  Quadrate  der 

jedesmaligen  Vergrösserung. 

Die  Thatsache,  dass  bei  dem  System  > Fernrohr  und  Auge«  die 
Helligkeit  des  Netzhautbildes  (sei  es  von  einer  Fläche  oder  von  einem 
Sterne),  falls  die  Vergrössemng  constant  bleibt,  stets  der  freien  Objectiv- 
öffnung  proportional  ist,  lässt  auf  den  ersten  Blick  die  Abbiendung  des  Ob- 
jectivs  oder,  was  dasselbe  ist,  des  aus  dem  Objectiv  austretenden  Strahlen- 

Mfiller,  Photometrie  der  Gestirne.  11 


'  162  n.  Die  photometrischen  Apparate. 

kegels  als  das  einfachste  und  bequemste  Mittel  erscheinen,  um  die 
Intensität  einer  Lichtquelle  in  messbarer  Weise  zu  verringern.  Auf  die 
Form  der  Blendenöffnung  kommt  es  dabei  nicht  an,  wenn  es  nur  mög^ 
lieh  ist,  die  Grösse  der  freien  Fläche  genau  zu  bestimmen.  Freilich  er- 
heben sich  sofort  einige  gewichtige  Bedenken  gegen  diese  Methode.  Auf 
die  Mitte  des  Objectivs  fallen  die  Strahlen  unter  etwas  anderen  Winkeln 
auf  als  auf  die  Bandpartien,  und  infolge  dessen  ist  der  Lichtverlust  durch 
Beflexion  am  Bande  grösser  als  in  der  Mitte.  Dieser  Nachtheil  wird 
dadurch  wieder  einigermassen  aufgewogen,  dass  die  Mittelstrahlen  ge- 
wöhnlich eine  etwas  dickere  Glasschicht  zu  durchlaufen  haben  als  die 
Bandstrahlen  und  daher  etwas  mehr  Licht  durch  Absorption  einbüssen. 
Auch  kann  diesem  Übelstande,  wie  wir  später  sehen  werden,  dadurch 
zum  Theil  abgeholfen  werden,  dass  man  das  Objectiv  nicht  von  dem 
Bande  nach  der  Mitte  zu  abblendet,  sondern  fächerartige  Blenden  an- 
wendet. Trotzdem  wird  aber  eine  vollkommen  gesetzmässige  Licht- 
schwächung selten  zu  erzielen  sein,  weil  kleine  Fehler  in  der  Glasmasse 
und  vor  Allem  die  niemals  gänzlich  zu  beseitigende  sphärische  Aberration 
Unregelmässigkeiten  in  der  Lichtwirkung  der  einzelnen  Partien  des  Ob- 
jectivs im  Gefolge  haben  werden. 

Ist  schon  aus  diesen  Gründen  die  Anwendung  von  Blenden  zu  photo- 
metrischen Messungen  im  Princip  durchaus  anfechtbar,  so  kommt  noch 
als  weiteres  bedenkliches  Moment  der  Einfluss  der  Beugung  des  Lichtes 
an  den  Bändern  der  Blendenöffnung  hinzu.  Auf  die  Bedeutung  der 
Diffraction  für  Lichtmessungen  ist  bisher  noch  nicht  mit  dem  nöthigen 
Nachdrucke  hingewiesen  worden,  und  es  dürfte  daher  hier  am  besten 
Gelegenheit  sein,  auf  diesen  Punkt  aufmerksam  zu  machen  und  zu  zeigen, 
dass  unter  Umständen  photometrische  Messungen  mittelst  Verkleinerung 
der  Objectivöffhung  infolge  der  Beugungswirkung  zu  gänzlich  falschen 
fiesultaten  führen  können. 

Die  Theorie  der  Beugungserscheinungen,  wie  sie  von  Airy,  Schwerd, 
Knochenhauer,  in  neuerer  Zeit  besonders  von  H.  Struve  und  Lommel 
entwickelt  worden  ist,  soll  dabei  als  bekannt  vorausgesetzt  werden,  und 
der  Einfachheit  wegen  soll  nur  der  Fall  der  Abbiendung  vom  Bande 
nach  der  Mitte  zu  bei  Benutzung  von  kreisförmigen  Blendenöffnungen 
etwas  weiter  verfolgt  werden,  weil  diese  Art  der  Abbiendung  in  der 
Praxis  wohl  am  häufigsten  vorkommen  dürfte.  Bei  anders  gestalteten 
Öflöaungen,  beispielsweise  dreieckigen,  viereckigen  u.  s.  w.,  welche  eben- 
falls mitunter  in  der  Himmelsphotometrie  zur  Verwendung  kommen,  sind 
die  theoretischen  Entwicklungen  im  Allgemeinen  etwas  complicirter.  Fer- 
ner soll  hier  nur  von  den  Erscheinungen  die  Bede  sein,  welche  sich  bei 
der  Betrachtung  von  Fixsternen  durch  das  Fernrohr  darbieten,  während 


Auslüschnng  des  Lioktes  duroh  Blendvorrichtungen.  )63 

die  schwierigeren  Verhältnisse,  welche  bei  der  Abbildung  von  leuchtenden 
Flächen  auftreten,  ausser  Spiel  gelassen  werden  können. 

Wie  schon  Herschel  bemerkt  hatte,  ist  das  mit  hinreichend  starker 
Vergrössemng  in  einem  Femrohr  betrachtete  Bild  eines  Fixsternes  nicht 
ein  wirklicher  Punkt,  sondern  besteht  aus  einem  kleinen  kreisrunden 
Scheibchen,  dessen  Helligkeit  von  der  Mitte  nach  dem  Rande  zu  abninmit 
und  dessen  Saum  gefärbt  erscheint,  sowie  aus  einigen  concentrischen, 
abwechselnd  dunklen  und  hellen  Ringen,  von  denen  die  letzteren  eben- 
falls gefärbt  sind.  Die  Intensität  der  Ringe  nimmt  nach  aussen  zu  sehr 
schnell  ab,  und  die  Zahl  der  überhaupt  sichtbaren  ist  für  Sterne  eine 
sehr  geringe.  Es  hängt  dies  von  mehreren  Umständen  ab,  in  erster 
Linie  natürlich  von  der  Helligkeit  des  Sternes,  dann  von  der  angewandten 
Vergrössemng  und  der  Helligkeit  des  Himmelsgmndes,  auf  den  sich  das 
Bild  projicirt;  im  Allgemeinen  wird  man  nur  selten  mehr  als  drei  Ringe 
wahmehmen  können. 

Ehe  man  diese  Erscheinung  richtig  zu  deuten  wusste,  nahm  man  an, 
dass  die  Fixsteme  messbare  Durchmesser  besässen,  und  versuchte,  die 
Grössen  derselben  daraus  zu  bestimmen.  Erst  Airy  wies  mit  Sicherheit 
darauf  hin,  dass  die  scheibenartigen  Bilder  der  Steme  und  die  sie  um- 
gebenden Ringe  eine  unausbleibliche  Folge  der  Beugung  des  Lichtes  an 
den  Rändem  der  ObjectivöflFnung  seien,  und  dass  sich  nach  den  Fresnel- 
schen  Untersuchungen  die  Lichtvertheilung  innerhalb  des  Beugungsbildchens 
mit  voller  Strenge  theoretisch  berechnen  lasse.  Aus  der  Diffractionstheorie 
ergiebt  sich  auch  die  Folgerung,  dass  bei  Verkleinerung  der  Objectiv- 
öffioiung  der  Durchmesser  des  centralen  Beugungsscheibchens  grösser 
werden  muss,  und  zwar  umgekehrt  proportional  dem  Durchmesser  der 
Öffnung,  eine  Folgerung,  die  mit  den  Resultaten  der  praktischen  Messung 
in  voUem  Einklänge  ist. 

Was  die  Lichtvertheilung  innerhalb  der  in  der  Focalebene  des  Fem- 
rohrs entstehenden  Beugungsfigur  anbelangt,  so  folgt  für  die  specifische 
Leuchtkraft  L  irgend  eines  von  der  optischen  Axe  am  den  Abstand  t 
entfernten  Punktes  aus  der  LommeF sehen')  Theorie  die  Formel: 

(1)  L=C.rV[-|j,wJ. 

Hierin  bedeutet  C  eine  Constante,  r  den  Radius  der  ObjectivöflFnung. 
Ferner  ist  gesetzt  x  =  -.  ^  Cr,  wo  f  die  Brennweite  des  Objectivs  und  X 


1)  Lommel,  Die  Beugungserscheinangen  einer  kreisrunden  Öffnung  und  eines 
kreisranden  BehinneheBs  tiieoretisch  nnd  exp^ritBestell  bearbeitet  (Abb.  d.  K.  Bayer. 
Akad.  d.  Wim.  Math^-phys.  Cl.   Bd.  IS,  p.  227). 

11* 


164 


II.  Die  photometrischen  Apparate. 


die  Wellenlänge  des  zunächst  als  homogen  angenommenen  einfallenden 
Lichtes  ist.  Endlich  ist  J^{x)  die  bekannte  BesseVsche  Function  ersten 
Grades,  nämlich: 

J.W=^/c08M08C.)8iD^C.dc.  =  -^-j^+(^- 

Durch  Substitution  dieses  Werthes  in  die  obige  Gleichung  für  L  wird: 
(2)      L  =  C.V  {1-2^  +  ^:^^-  2-47^^3 +  -f 

Die  numerischen  Werthe  des  Klammerausdruckes  sind  von  Lommel  in 
einer  ausführlichen  Tabelle  für  Werthe  von  x  zwischen  0  und  20  von 
Zehntel  zu  Zehntel  angegeben,  und  es  lässt  sich  daher  sehr  leicht  in  jedem 
Falle  die  Intensitätsvertheilung  im  Beugungsbilde  berechnen.  Um  einen 
bestimmten  Fall  zu  fixiren,  wollen  wir  ein  Femrohr  von  100  mm  Öffiiung 
und  1500  mm  Focallänge  annehmen  und  voraussetzen,  dass  es  sich  mn 
homogenes  Licht  von  der  mittleren  Wellenlänge  0.0005  mm  handelt;  femer 
wollen  wir  die  Leuchtkraft  im  Mittelpunkte  des  Beugungsscheibchens  als 
Einheit  annehmen.  Dann  ergiebt  sich  die  Leuchtkraft  in  verschiedenen 
Abständen  von  der  optischen  Axe  aus  der  folgenden  kleinen  Tabelle. 

Vertheilnng  der  Leuchtkraft  im  Beugung^bilde  eines  Sternes  bei  einem 
Fernrohr  von  100  müi  Öffnung  und  1500  mm  Brennweite. 


Abstand 
von  der  Axe 

Leuchtkraft 

AbsUnd 
Ton  der  Axe 

Leuchtknifk 

0.000™°^ 

1.0000 

0.013  mm 

0.0160 

0.001 

0.9570 

0.014 

0.0105 

0.002 

0.8368 

0.015 

0.0046 

0.003 

0.6644 

0.010 

0.0008 

0.004 

0.4729 

0.017 

0.0001 

0.005 

0.2949 

0.018 

0.0015 

0.006 

0.1542 

0.019 

0.0033 

0.007 

0.0615 

0.020 

0.0041 

0.008 

0.0141 

0.021 

0.0036 

0.009 

0.0001 

0.022 

0.0021 

0.010 

0.0042 

0.023 

0.0007 

0.011 

0.0126 

0.024 

0.0000 

0.012 

0.0173 

0.025 

0.0002 

Die  drei  ersten  dnnklen  Beugungsringe  haben  die  Abstände  0.0091, 
0.0167  und  0.0243  mm  vom  Centrum,  und  das  centrale  Dififractionsscheibchen 


AuBlÖBchung  des  Lichtes  durch  Blend Vorrichtungen.  165 

hat  demnach  einen  Durchmesser  von  0.018  mm  oder  (vom  Objeetiv  aus 
gesehen)  von  2.5  Bogensecunden. 

Wird  das  Objeetiv  des  Fernrohrs  kreisförmig  abgeblendet,  so  nimmt 
die  specifische  Leuchtkraft  in  der  Mitte  des  Bildes,  wie  aus  der  obigen 
Formel  unmittelbar  hervorgeht,  proportional  der  vierten  Potenz  des 
Halbmessers  der  freien  Ofl&iung  ab,  gleichzeitig  vergrössert  sich  aber  die 
Dimension  des  Beugungsbildes  proportional  der  Öffnung  selbst,  so  dass 
also  bei  einer  Abblendung  des  obigen  Objectivs  auf  50,  20  und  10  mm 
die  Durchmesser  der  betreffenden  centralen  Beugungsscheiben,  in  Bogen- 
secunden ausgedrückt,  gleich  5''0,  12'.'5  und  2570  werden. 

In  der  Praxis  kommt  es  weniger  auf  die  Kenntniss  der  specifischen 
Leuchtkraft  in  irgend  einem  Punkte  des  Sternbildes  an,  als  vielmehr  auf 
die  Ermittlung  der  gesammten  Lichtmenge,  welche  von  der  ganzen 
Bengungserscheinnng  oder  einem  bestimmten  Theile  derselben  ausgeht 
und  sich  auf  einen  gewissen  Bezirk  der  Netzhaut  ausbreitet.  Denkt  man 
sich  in  dem  Beugungsbilde  eine  ringförmige  Zone  mit  den  Badien  ^  und 
'C  +  du,  so  wird  die  Lichtquantität  dQ,  welche  über  diese  Zone  aus- 
gebreitet ist,  durch  die  Formel  bestimmt  sein: 

dQ  =  27ti:d^L, 

wenn  L  die  specifische  Leuchtkraft  im  Abstände  u  vom  Centrum  be- 
zeichnet. Die  gesammte  innerhalb  eines  Kreises  mit  einem  beliebigen 
Radius  t,  eingeschlossene  Lichtmenge  des  Beugungsbildes  ist  daher  ge- 
geben durch: 

c. 

Tl  2:  du 


Q=27tfl 


Als  Einheit  ist  die  auf  die  ganze  Beugungserscheinung  vertheilte  Licht- 

menge  oder,  was  dasselbe  ist,  wenn  man  von  Absorption,  Reflexion  u.  s.  w. 

absieht,  die  auf  die  freie  Objectivöffnung  auffallende  Lichtquantität  zu 

betrachten. 

kf 
Substituirt  man  den  Werth  von  C  =  ~-  x  und  den  Werth  von  L 

2nr 

ans  Gleichung  (1),  so  ergiebt  sich: 

Q  =  2Cl*p^r*f-*-^^  dx, 

U 

WO  die  Integrationsgrenze  x^  dem  Werthe  von  t^  entspricht. 


166 


II.  Die  photometrischen  Apparate. 


Nach  den  Lommerschen  Untersuchungen  ttber  die  Besflerschen  Func- 
tionen ist: 

ij'^^dx  =  1  -  J,-{x,)  -  J*(x,) . 

0 

Man  hat  also,  wenn  man  noch  Cl^p  durch  eine  einzige  Constante  C^  ersetzt: 

Die  numerischen  Werthe  der  Functionen  J^  und  J^  sind  ftlr  verschiedene 
Werthe  von  x  von  Lommel  berechnet  und  in  Tabellen  zusammengestellt 
worden.  Daraus  ergeben  sich  für  den  obigen  Elammerausdruck  die  fol- 
genden Zahlenwerthe: 


X 

\—Jo^(x)—J^^{x) 

t 

\-J^{x)-^J,Hx) 

0 

0.000 

7 

0.910 

1 

0.221 

8 

0.915 

2 

Ü.6I7 

9 

0.932 

3 

0.817 

10 

0.938 

4 

0.838 

11 

0.939 

5 

0.861 

12 

0.948 

6 

0.901 

Betrachtet  man  nur  die  Gesammtlichtmenge  im  centralen  Scheibchen, 
die  bei  Stembeobachtungen  hauptsächlich  in  Frage  kommt,  so  ergiebt 
sich,  da  in  diesem  Falle  x=:  3.8317  zu  setzen  ist,  für  die  Lichtquantität 
der  Werth  ^A\C^r^7t\  wenn  man  aber  noch  den  ersten  hellen  Beugungs- 
ring hinzunimmt,  so  muss  man  für  x  den  Werth  7.0156  wählen  und  findet 
für  die  gesammte  Lichtmenge  den  Werth  0.91C,r*7r. 

Es  sei  nun  das  Objectiv  so  weit  abgeblendet,  dass  der  Badius  der 
freien  OflFnung  q  statt  r  ist;  dann  vergrössert  sich  der  Badius  des  cen- 
tralen Beugungsscheibchens  im  Verhältniss  von  r  zu  q.  Die  Gesammt- 
lichtmenge  in  diesem  Scheibchen  ist  dann  =  0.84C^e*7r,  und  es  folgt 
also,  dass  die  in  den  centralen  Beugungsfiguren  vereinigten  Lichtquanti- 
täten sich  zu  einander  verhalten  wie  die  zugehörigen  freien  Flächen  des 
Objectivs.  Würde  das  centrale  Beugungsbild  durch  das  System  >Ocular 
und  Auge«  so  auf  die  Netzhaut  projicirt,  dass  es  dort  stets  entweder 
einen  kleineren  Baum  als  ein  einzelnes  getrennt  erregbares  Element  ein- 
nähme oder  wenigstens  immer  dieselbe  Dimension  besässe,  so  wäre  auch 
die  Beleuchtung  der  Netzhaut  (demnach  auch  angenähert  die  Empfindungs- 
stärke) der  freien  Objectivfläche  proportional,  und  die  photometrische 
Methode  der  Abbiendung  wäre,  was  die  Beugungswirkung  des  Femrohrs 
anbetriflFt,    durchaus  einwurfsfrei.     Dies  ist  aber  keineswegs   der  Fall; 


AnslöBchnng  des  Lichtes  durch  Blendvorrichtungen.  167 

vielmehr  hängt  die  Grösse  des  Netzhautbildes  wesentlich  von  der  Ver- 
grössening  des  Femrohrs  ab.  Ist  f  die  Brennweite  des  Oculars  und  Ä* 
die  hintere  Enotenlänge  des  Auges,  fttr  welche  man  den  Werth  15  mm 
annehmen  kann,  so  verhalten  sich  die  Durchmesser  des  Brennpunktbildes 
und  des  Netzhautbildes  zu  einander,  wie  f  zu  A:.  Bei  einem  Femrohre 
mit  der  Brennweite  f  und  dem  Objectivdurchmesser  d  wird  der  Durch- 
messer des  centralen  Brennpunktbeugungsbildes  gemäss  der  Formel 
Xf  f 

21  =  -^%,  wo  ^  =  3.8317  zu  setzen  ist,  ausgedrückt  durch  0.00122  4  • 
r/r    '  »        o  j 

f  A* 
Der   Durchmesser  des  Netzhautbildes   wird   daher  gleich  0.00122  —  ^, 

f 
oder,  wenn  man  für  k  seinen  Werth  einsetzt  und  für  ^  die  Vergrösse- 

V 

rung  r  des  Femrohrs  einführt,  gleich  0.0183  ^  mm. 

Bei  zwei  verschiedenen  Femrohren  nimmt  die  Beugungsfigur  eines 
Stemes  nur  dann  den  gleichen  Baum  auf  der  Netzhaut  ein,  wenn  die 
angewandten  Gesammtvergrösserungen  den  Objectivdurchmessem  pro- 
portional sind,  und  nur  in  diesem  Falle  verhalten  sich  also  die  Licht- 
eindrttcke  des  Sternes  in  beiden  Instmmenten  genau  wie  die  freien  Ob- 
jectivflächen. 

Dasselbe  gilt  bei  der  Abbiendung  eines  und  desselben  Fernrohrs. 
Auch  hier  müsste  für  jede  Blende  die  GesammtvergrOsserung  entsprechend 
der  Öffnung  verändert  werden,  wenn  man  strenge  photometrische  Mes- 
sungen ausführen  wollte.  Bleibt  die  Vergrösserung,  wie  es  gewöhnlich 
geschieht,  unverändert,  so  verbreitet  sich  bei  starker  Abbiendung  die 
Beugungserscheinung  über  eine  grössere  Anzahl  von  einzeln  erregbaren 
Netzhautelementen  aus,  und  die  im  Nervensystem  hervorgerufene  Licht- 
empfindung ist  infolge  dessen  relativ  zu  schwach.  Man  gelangt  also  unter 
Umständen  zu  ganz  falschen  Resultaten. 

Da  der  Durchmesser  eines  einzelnen  Netzhautzapfens  etwa  0.005  mm 
beträgt,  so  folgt  noch  aus  dem  obigen  Werthe  des  Durchmessers  des 
Netzhautbildes,  dass  das  centrale  Beugungsscheibchen  dann  ungefähr  mit 
einem  Netzhautzapfen  coincidirt,  wenn  die  Vergrösserungszahl  etwa  gleich 
dem  vierten  Theile  des  in  Millimetern  ausgedrückten  Objectivdurch- 
messers  ist. 

Für  ein  Fernrohr  von    100  mm  Öffnung  und  1500  mm  Brennweite 
sind   in   der  folgenden   kleinen  Tabelle  die  Durchmesser  des  centralen' 
Beugungsscheibchens  in  der  Brennebene  sowohl  als  im  Netzhautbilde  zu- 
sammengestellt bei  verschiedenen  Abbiendungen  und  verschiedenen  Ver- 
grösserangen,  und  zwar  ausgedrückt  in  Millimetern. 


168 


II.  Die  photometrischen  Apparate. 


Dimention  der  centralen  Bengnngsfignr  eines  Sternes  bei  einem  Fernrohr 
von  100mm  Öffnung  and  1500mm  Brennweite  und  kreisrunder  Abblendung. 


Dnrchmeeser 
der  freien 
Öffinnng 

Durckmesser 

des 

Brennpnnkt- 

bUdee 

Durchmesser  des  Netzhantbildes 
Vorgrftss.  10  Vergröss.  201  Vergröss.  30  Vergrftw.  40 

100 

0.0183 

0.0018 

0.0037 

0.0055 

0.0073 

90 

0.0203 

0.0020 

0.0041 

0.0061 

0.0081 

60 

0.0229 

0.0023 

0.0046 

0.0069 

0.0092 

70 

0.0261 

0.0026 

0.0052 

0.(078 

0.0104 

60 

0.0305 

0.0031 

0.0061 

0.0092 

0.0122 

50 

0.0366 

0.0037 

0.0073 

0.0110 

0.0146 

40 

0.0458 

0.0046 

0.Ü092 

0.0137 

0.0183 

30 

0.0610 

0.0061 

0.0122 

0.0183 

0.0244 

20 

0.0915 

'    0.0092 

0.0183 

0.0275 

0.0366 

10 

0.1830 

1    0.0183 

0.0366 

0.0549 

0.0732 

Wie  man  sieht,  ist  bei  der  schwächsten  Vergrösserang,  selbst  wenn 
das  Objectiv  bis  auf  mehr  als  den  halben  Durchmesser  abgeblendet  wird, 
das  Netzhautbild  noch  kleiner  als  die  Oberfläche  eines  einzelnen  Netz- 
hautzapfens, und  der  Lichteindruck  auf  das  Äuge  wird  also  bis  dahin 
durchaus  streng  proportional  der  freien  Objectivfläche  bleiben.  Erst  wenn 
der  Objectivdurchmesser  bis  auf  30  mm  und  mehr  abgeblendet  ist,  breitet 
sich  das  Netzhautbild  auf  mehr  als  einen  Netzhautzapfen  aus,  und  die 
Lichtempfindung  wird  schwächer,  als  man  nach  dem  Verhältnisse  der  Ob- 
jectivöffhungen  erwarten  sollte.  Bei  den  stärkeren  Vergrösserungen  tritt 
dieser  Fall  schon  bei  weit  geringerer  Abbiendung  ein. 

Sechnungsmässig  lässt  sich  der  Fehler,  den  man  in  jedem  einzelnen 
Falle  begeht,  nicht  mit  Sicherheit  bestimmen,  schon  deshalb  nicht,  weil 
die  physiologische  Wirkung  des  Auges  nicht  genau  genug  bekannt  ist, 
insbesondere  die  Frage,  wie  sich  die  einzelnen  Netzhautelemente  hinsicht- 
lich der  Empfindlichkeit  für  Lichtreize  zu  einander  verhalten,  als  keines- 
wegs entschieden  zu  betrachten  ist  Auch  darf  man  nicht  unberücksich- 
tigt lassen,  dass  die  Helligkeit  im  Beugungsbilde  von  der  Mitte  aus  sehr 
schnell  abnimmt  und  dass  daher  z.  B.,  wenn  das  centrale  Scheibchen  sich 
in  einem  Falle  über  vier  Netzhautelemente,  in  einem  anderen  nur  über  ein 
einziges  Element  ausbreitet,  die  Empfindungsstärken  keineswegs  im  Ver- 
hältnisse 1  zu  4  stehen  werden.  Endlich  ist  nicht  zu  vergessen,  dass  die 
angeführten  Zahlenwerthe  nur  für  homogenes  Licht  von  der  Wellenlänge 
(Lü005mm  gelten.  Für  andere  Strahlengattungen  ergeben  sich  etwas 
verschiedene  Verhältnisse,  und  da  es  sich  bei  den  Stembeobachtungeu 


Blenden  ▼or  dem  Objectiv.  169 

um  gemischtes  Licht  handelt,   so  werden  die  Erscheinungen  noch  com- 
plicirter;  die  Beugungsbilder  Süd  mit  farbigem  Saume  versehen. 

Für  ein  weiteres  Eingehen  auf  den  angeregten  Gegenstand  ist  hier 
nicht  der  geeignete  Platz.  Es  möge  genUgen,  auf  einen  bisher  nicht  hin- 
reichend beachteten  Fall  etwas  ausführlicher  hingewiesen  und  gezeigt  zu 
haben,  dass  die  centrale  Abblendnng  bei  photometrischen  Messungen  in- 
folge der  Beugungserscheinungen  grosse  Gefahren  in  sich  birgt,  und  zwar 
stets  in  dem  Sinne,  dass  die  beobachteten  Helligkeitsunterschiede  grösser 
sind,  als  die  gemäss  dem  Verhältnisse  der  zugehörigen  freien  Objectiv- 
flächen  berechneten.  Die  begangenen  Fehler  werden  im  .Allgemeinen 
um  so  grösser  sein,  je  erheblicher  die  Helligkeitsunterschiede  der  ver- 
glichenen Sterne  sind,  je  weiter  also  das  Objectiv  abgeblendet  werden 
muss;  dagegen  werden  sich  die  Fehler  wesentlich  verkleinern,  wenn 
man  möglichst  schwache  Vergrösserungen  zu  den  Messungen  benutzt. 


Von  den  verschiedenen  Photometern,  bei  denen  die  Auslöschung  des 
Lichtes  durch  Abiendungsvorrichtungen  bewirkt  wird,  sollen  im  Folgenden 
die  wichtigsten  angeführt,  aber  nur  kurz  besprochen  werden,  weil  die 
wenigsten  von  ihnen  dauernde  Verwendung  in  der  Astrophotometrie  ge- 
fanden haben.  Am  gebräuchlichsten  ist  die  Anbringung  der  Blenden  vor 
dem  Objectiv,  jedoch  sind  auch  Apparate  construirt  worden,  bei  denen 
erst  der  aus  dem  Objectiv  austretende  Strahlenkegel  messbar  verkleinert 
wird. 


a.    Blenden   vor  dem    Objectiv.      Die   Photometer   von   Köhler, 
ßeissig,  Dawes,  Knobel,  Thury  und  Lamont. 

Eins  der  ältesten  Abblendungsphotometer  ist  das  von  Köhler') 
construirte.  Dasselbe  besteht  in  einer  Vorrichtung,  die  so  vor  dem  Fem- 
rohrobjectiv  angebracht  werden  kann,  dass  stets  eine  quadratförmige  Öff- 
nung frei  bleibt,  deren  Mittelpunkt  unveränderlich  mit  der  Mitte  des  Ob- 
jectivs  zusanmienfällt.  Eine  nähere  Beschreibung  des  Mechanismus  fehlt, 
es  ist  von  Köhler  nur  angegeben,  dass  sich  die  jedesmalige  Diagonal- 
länge des  Quadrates  an  einer  willkürlichen  Scala  von  0  bis  1000  ablesen 
lässt.  Wahrscheinlich  ist  die  Einrichtung  ähnlich  einer  später  noch  mehr- 
fach benutzten  und  unter  dem  Namen  »Katzenaugendiaphragma«  be- 
kannten, deren  Erfindung  allgemein  s'Gravesande  zugeschrieben  wird, 
und  die  neuerdings  wieder  von  Cornu  und  Pickering  für  photometrische 
Zwecke  empfohlen  worden  ist 


1)  Berliner  Astronom.  Jahrbach  1792,  p.  233. 


170  H-  I^ie  photometrischen  Apparate. 

In  einem  fest  mit  dem  Objectiv  verbundenen  Rahmen  (Fig.  28)  gleiten 
zwei  Metallplatten  A  und  B  dicht  übereinander,  welche  zwei  gleich  grosse 
quadratische  Ausschnitte  haben,  deren  Diagonale  mit  der  Bewegungs- 
richtung  parallel  ist.  Jede  dieser  Platten  ist  mit  einer  Triebstange  ver- 
sehen, ausserdem  ist  auf  der  unteren  Platte  B  eine  feine  Theilung,  auf 
der  oberen  A  ein  Indexstrich   angebracht.     Durch  Drehung  des  an  dem 

festen  Theile  befindlichen 
Triebes  a  werden  die  bei- 
den Platten  im  entgegen- 
gesetzten Sinne  überein- 
ander fortbewegt  und  zwar 
so,  dass  die  Mitte  der 
Fig.  s8.  freien    OflFnung ,     welche 

stets  ein  Quadrat  ist,  über 
der  Mitte  des  Objectivs  bleibt.  Die  Ablesungen  an  der  Scala  geben  direct 
die  Längen  der  Offnungsdiagonalen,  und  die  Helligkeiten  zweier  Sterne 
verhalten  sich  zu  einander  wie  die  Quadrate  der  Ablesungen,  bei  denen 
diese  beiden  Sterne  zum  Auslöschen  gebracht  werden.  Der  Apparat  liesse 
sich  sehr  leicht  in  der  Richtung  vervollkommnen,  dass  man  die  Ver- 
schiebung der  beiden  Platten  vom  Ocular  aus  bewerkstelligte  und  eine 
Registrirvorrichtung  damit  in  Verbindung  brächte. 

Ein  etwas  anderes  Arrangement,  ebenfalls  mit  Benutzung  von  quadra- 
tischen Öflfnungen,  ist  von  Reissig*)  empfohlen  worden.  Derselbe  be- 
festigte eine  Scheibe,  die  mit  einer  grossen  Anzahl  von  quadratischen 
Ausschnitten  von  verschiedener  Grösse  versehen  war,  in  der  Weise  an 
dem  Objectiv  eines  Fernrohrs,  dass  bei  der  Drehung  der  Scheibe  die 
einzelnen  Öflfnungen  genau  vor  die  Mitte  des  Objectivs  geführt  werden 
konnten.  Durch  eine  bis  zum  Ocular  reichende  Stange  wurde  die  Scheibe 
bewegt,  und  der  jedesmalige  Vortritt  einer  Öffnung  vor  die  Mitte  des 
Objectivs  wurde  durch  das  Einspringen  eines  kleinen  Sperrkegels  in  einen 
mit  der  Scheibe  verbundenen  Zahnkreis  markirt.  Bei  einigermassen 
grossen  Instrumenten  hat  diese  Einrichtung  das  Unbequeme,  dass  die 
Scheibe  sehr  beträchtliche  Dimensionen  haben  muss;  auch  ist  dem  zu  er- 
reichenden Genauigkeitsgrade  durch  die  Anzahl  der  Öffnungen  eine  ge- 
wisse Grenze  gesteckt. 

Anstatt  quadratischer  Öffnungen  sind  am  häufigsten  kreisrunde  in 
Vorschlag  gebracht  worden,  die  entweder  mittelst  eines  dem  Reissig^schen 
ähnlichen  Arrangements  oder  mit  Hülfe  einer  Art  Schiebervorrichtung  oder 
durch  einfaches  Übereinanderlegen  vor  die  Mitte  des  Objectivs  gebracht 


1}  Berliner  Astronom.  Jahrbuch  1811,  p.  250. 


Blenden  vor  dem  Objectiv. 


171 


werden  konnten.  Ein  derartiges  Verfahren  ist  z.  B.  von  Dawes*)  etwas 
genauer  beschrieben  worden,  und  seine  Methode  verdient  noch  deswegen 
eine  besondere  Erwähnung,  weil  er  statt  der  Beobachtung  der  vollständigen 
Auslöschung  der  Sterne  die  Fixirung  desjenigen  Momentes  empfiehlt,  wo 
die  Sterne  gerade  noch  mit  Mühe  sichtbar  sind  (limit  of  steady  visibility., 
und  weil  er  alle  Helligkeitsbestimmungen  auf  diejenige  Normalöfibung 
des  Teleskops  beziehen  will,  bei  welcher  die  Sterne  6.  Grösse  diese 
Sichtbarkeitsgrenze  erreichen. 

Bei  dem  Knoberschen^)  Astrometer  kommen  dreieckige  Blenden- 
ausschnitte zur  Verwendung.  Diese  haben  nach  dem  Urtheile  verschie- 
dener Astronomen,  unter  anderen  J.  Herschers,  vor  anders  gestalteten 
Öffnungen  den  Vorzug  voraus,  dass  die  centrale  Beugungsfigur  sich  durch 
besondere  Schärfe  auszeichnet,  und 
dass  auch  die  begleitenden  Beu- 
gungserscheinungen, welche  in 
sechs  gleichweit  von  einander  ent- 
fernten, vom  Gentrum  ausgehen- 
den Strahlen  bestehen,  verhältniss- 
mässig  wenig  störend  sind. 

In  dem  mit  dem  Femrohr 
verbundenen  Bahmen  H  (Fig.  29) 
gleiten  zwei  Platten  übereinander. 
Die  untere  A  hat  einen  Ausschnitt 
in  der  Form  eines  gleichseitigen 
Dreiecks,  die  obere  B  endet  in 
einer  scharfen  zur  Bewegungs- 
richtung senkrechten  Kante.  Da- 
mit die  Mitte  der  freien  Öffnung, 
welche  beim  Übereinandergleiten 
der  Platten  stets  ein  gleichseitiges 
Dreieck  bildet,  unverändert  mit 
dem  Centrum  des  Objectivs  zu- 
sammenfällt,  muss  die  Platte  A 

sich  um  eine  doppelt  so  grosse  Strecke  verschieben,  wie  die  Platte  jB, 
weil  im  gleichseitigen  Dreieck  der  Abstand  des  Mittelpunktes  von  den 
Ecken  doppelt  so  gross  ist,  wie  von  den  Seiten.  Dies  wird  erreicht 
durch  die  mit  Links-  und  Rechts-Gewinde  versehene  Mikrometerschraube 
CF,  deren  oberer  die  Platte  A  bewegender  Theil  CD  doppelt  so  grosse 
Steigung  besitzt  wie  der  untere  DE,    Die  an  dem  Mikrometerkopf  ange- 

1)  Monthly  Notices.  Vol.  11,  p.  187. 

2)  Monthly  Notices.  Vol.  35,  p.  100. 


Fiff.  29. 


172 


II.  Die  photometrischen  Apparate. 


brachte  Theilung  giebt  ein  Mass  für  die  jedesmalige  Länge  der  Dreiecks- 
seite, und  da  der  Inhalt  des  Dreiecks,  wenn  diese  Seite  mit  s  bezeichnet 


ist,  durch  —  5* 


ausgedrückt  wird,    so  verhalten  sich  die  Helligkeiten 


zweier  zum  Verschwinden  gebrachten  Sterne  wie  die  Quadrate  der  zuge- 
hörigen Mikrometerablesungen. 

Besonders  interessant  ist  das  Thury'sche*)  Photometer,  welches  zwar 
meines  Wissens  niemals  zu  zusammenhängenden  Messungsreihen  am  Himmel 
verwendet  worden  ist,  aber  schon  deswegen  der  Vergessenheit  entrissen 
zu  werden  verdient,  weil  bei  ihm  das  Abblendungsprincip  in  der  ratio- 
nellsten Weise  zur  Anwendung  gebracht  worden  ist. 

Thury  hat  bereits  in  vollem  Umfange  den  schädlichen  Einfluss 
der  Diflfraction  bei  Helligkeitsmessungen  nach  der  Abblendungsmethode 
erkannt  und  denselben    dadurch   abzuschwächen   versucht,    dass    er   die 

Abbiendung  des  Objectivs  nur 
innerhalb  massiger  Grenzen  und 
hauptsächlich  zum  Zwecke  der  letz- 
ten feinen  Auslöschung  der  Sterne 
benutzte ,  die  Hauptschwächung 
aber  durch  Reflexe  an  Spiegeln 
hervorbrachte.  Die  Thurj'sche 
Blendscheibe  vor  dem  Objectiv 
(Fig.  30)  besteht  aus  16  über  ein- 
einander  verschiebbaren  Lamellen, 
welche  ein  gleichseitiges  Polygon 
bilden,  dessen  Mittelpunkt  stets 
die  Mitte  des  Objectivs  einnimmt 
Jede  einzelne  Lamelle  ist  mit  einem 
Stift  versehen,  welcher  in  einen 
zugehörigengekrttmmtenEinschnitt 
einer  Metallscheibe  eingreift.  Diese 
Seheibe  lässt  sich  drehen,  und  da  die  Einschnitte,  in  denen  sich  die 
Stifte  der  Lamellen  bewegen,  die  Form  von  Archimedischen  Spiralen 
haben,  so  ist  die  Winkelbewegung  der  Scheibe  proportional  der  linearen 
Bewegung  der  Lamellen  und  infolge  dessen  auch  dem  freien  Durchmesser 
des  Objectivs.  Die  Drehung  der  Scheibe  kann  von  dem  Ocularende  des 
Instrumentes  aus  dirigirt  werden,  und  auf  einer  mit  dem  Bewegungs- 
schlüssel verbundenen  Theilscheibe  aus  mattem  Porzellan  lässt  sich  im 


Fiff.  so. 


1)  Biblioth^qne  universeUe  et  Revae  Sni89e.    Archives  des  soienceB  phys.  et 
naturelles.  Nouvelle  Periode,  t.  51  (1874),  p.  209. 


Blenden  vor  dem  Objectiv. 


173 


Finstern  durch  eine  ganz  einfache  ßegistrirvorrichtung  der  Betrag  der 
Bewegung  markiren.  Das  ganze  Arrangement  ähnelt  den  bei  photographi- 
Bchen  Apparaten  vielfach  üblichen  Irisblenden. 

Um  bei  der  Messung  heller  Objecte  die  Öflnung  des  Objectivs  nicht 
allzu  sehr  vei&leinem  zu  müssen,  hat  Thury  dem  Ocularkopfe  eine  be- 
sondere Einrichtung  gegeben  (Fig.  31). 

Ein  und  dasselbe  Ocular  kann  in  die  Hülsen  bei  a,  6  und  c  ein- 
geschoben werden;  m  und  n  sind  zwei  Spiegel,  die  unter  45°  gegen  die 
Richtung  der  auffallenden  Strahlen  geneigt  sind.  Bei  a  beobachtet  man 
die  Sterne  direct,  bei  b  nach  einmaliger  Spiegelung  an  m  und  bei  c  nach 
zweimaliger  Spiegelung  an  m  und  n.  Die  Fassungen  äer  Spiegel  gleiten 
in  Schlittenführungen,  so  dass  sie  je  nach  Bedür&iss  in  den  Gang  der 
Lichtstrahlen  eingeschoben,  oder  aus  demselben  entfernt  werden  können. 
Bei  gewöhnlichen  Quecksilberspiegeln  mit  Glas  wird  von  dem  unter  45" 
auffallenden  Licht  etwa  75  Pro- 
cent zurückgeworfen,  und  es  er- 
scheinen daher  bei  Benutzung 
solcher  Spiegel  die  Sterne  bei 
b  um  ungefähr  0.3  Grössen- 
classen,  bei  c  um  mehr  als 
0.6  Grössenclassen  schwächer 
als  bei  a.  Ungefähr  der  gleiche 
EflFect  wird  erreicht,  wenn 
man  anstatt  der  Spiegel  total 
reflectirende  Glasprismen  an- 
wendet. Versilberte  Glas- 
spiegel reflectiren  etwas  mehr 

Licht,  während  bei  Metallspiegeln  der  Lichtverlust  im  Allgemeinen  grösser 
ist.  Benutzt  man  endlich  planparallele  Glasplatten,  so  beträgt  das  zurück- 
geworfene Licht  nur  etwa  6  Procent  des  auffallenden,  und  ein  Stern  wird 
daher  nach  einmaliger  Reflexion  um  3,  nach  zweimaliger  um  6  volle 
Grössenclassen  geschwächt.  Durch  Combination  verschiedener  reflectirender 
Mittel  lässt  sich  mit  Hülfe  der  Thury'schen  Einrichtung  innerhalb  ge- 
wisser Grenzen  ein  beliebiger  Grad  der  Lichtschwächung  hervorbringen. 
In  der  Praxis  ist  es  natürlich,  wenn  man  genaue  photometrische  Messungen 
ausführen  will,  unbedingt  erforderlich,  in  jedem  speciellen  Falle  die  Re- 
flexionscoefficienten  der  benutzten  Spiegel,  Prismen  oder  Glasplatten  durch 
besondere  Untersuchungen  empirisch  zu  bestimmen,  da  bei  der  Ver- 
schiedenheit des  Verhaltens  einzelner  Glassorten  und  Metalle  und  bei  dem 
Einflüsse,  den  die  Art  der  Politur  u.  s.  w.  besitzt ,  allgemeingültige  exacte 
Angaben  über  den  Betrag  des  reflectirten  Lichtes  nicht  gemacht  werden 


Fig.  31. 


174  n.  Die  photometriBehen  Apparate. 

können.  Diese  unentbehrlichen  Constantenbestimmungen  sind  ein  Nach- 
theil der  Thnry 'sehen  Methode,  den  dieselbe  aber  mit  vielen  anderen 
photometrischen  Methoden  gemeinsam  hat.  Beiläufig  bemerkt  Hesse  sich 
dasselbe  Ziel  wie  durch  mehrfache  Spiegelung  auch  durch  Anwendung 
von  verschiedenen  Blendgläsem  oder  eines  Keiles  aus  dunklem  Glase  er- 
reichen, die  in  den  Gang  der  Lichtstrahlen  zwischen  Objectiv  und  Ocular  o, 
am  besten  in  der  Nähe  des  Brennpunktes,  eingeschoben  werden  könnten, 
und  deren  Absorptionscoefficienten  durch  besondere  Untersuchungen  im 
Voraus  ermittelt  werden  mUssten. 

Thury  hat  seinen  Ocularapparat  noch  benutzt,  um  einige  Unter- 
suchungen über  den  Einfluss  der  Beugung  auf  Helligkeitsmessungen  an- 
zustellen. Er  gelangt  zu  dem  aus  unseren  früheren  Erörterungen  un- 
mittelbar hervorgehenden  Resultate,  dass,  wenn  in  einem  Femrohre  zwei 
verschieden  helle  Sterne  bei  den  freien  Objectivflächen  o  und  o  (von 
denen  o  die  grössere  sein  möge)  zum  Verschwinden  gebracht   werden, 

dann  das  richtige  Intensitätsverhältniss  der  beiden  Sterne  nicht  durch  , 
gegeben  ist,  sondern  durch ,  wo  die  Correction  x  fllr  jeden  Werth 

von  o'  einen  anderen  Betrag  hat.  Thury  hat  bei  seinem  Instrumente 
diese  Correction  zu  ermitteln  gesucht,  indem  er  verschiedene  Sterne  ein- 
mal durch  starke  Verkleinerung  des  Objectivs  allein  und  dann  nach  Ein- 
fügung des  einen  oder  der  beiden  Spiegel  durch  geringe  Abbiendung  des 
Objectivs  zum  Verschwinden  brachte.  Mit  Hülfe  der  bekannten  Reflexions- 
constanten  der  Spiegel  Hessen  sich  daraus  die  Correctionen  für  die  kleinen 
Oflfhungen  im  Verhältnisse  zu  den  grossen  ableiten. 

Bei  den  sämmtlichen  im  Vorangehenden  besprochenen  Einrichtungen 
geschah  die  Abbiendung  des  Objectivs  von  dem  Rande  nach  der  Mitte 
zu.  Da  dieses  Verfahren,  wie  ausführlich  gezeigt  worden  ist,  aus  ver- 
schiedenen Gründen  die  schwerwiegendsten  Nachtheile  mit  sich  bringen 
kann,  so  ist  es  rathsamer,  die  Abbiendung  so  vorzunehmen,  dass  alle 
Zonen  des  Objectivs  gleichmässig  davon  betroffen  werden.  Ein  grosser 
Theil  der  Fehlerquellen  wird  auf  diese  Weise  ganz  beseitigt  oder  wenig- 
stens auf  ein  Minimum  reducirt  Zur  Erreichung  dieses  Zieles  sind  die 
verschiedensten  Vorschläge  gemacht  worden;  am  praktischsten  hat  sich 
die  Benutzung  von  sectorförmigen  Ausschnitten  erwiesen,  welche  bereits 
von  Bouguer*)  mit  den  folgenden  Worten  als  die  einzig  richtigen  Ab- 
blendungsvorrichtungen  bezeichnet  worden  sind:  >I1  n'y  a  qu'une  seule 
mani^re  16gitime  de  diminuer  l'ouverture  des  objeotifs.  Puisqu'on  veut 
que  la  grandeur  de  la  surface  du  verre  exprime  la  quantit6  des  rayons 

1)  Trait^  d'optique,  p.  36. 


Blenden  zwischen  Objectiv  and  Ociüur. 


175 


qni  le  traverse,  il  ne  faut  pas  plus  couvrir  les  parties  du  centre  que  Celles 
des  bords;  les  premiöres  etant  plus  epaisses  sont  moins  transparentes  et 
les  autres  le  sont  davantage;  mais  il  n'y  a  qu'ä  les  couvrir  toutes  pro- 
portionnellement,  et  pour  cela  il  faut  se  servir  de  diaphragmes  qui  aient 
exactement  la  figure  des  secteurs.«  Der  Bouguersche  Vorschlag,  der 
lange  ganz  unbeachtet  geblieben  zu  sein  scheint,  ist  später  wiederholent- 
lich  erneuert  worden,  unter  Anderen  von  Lamont'),  welcher  die  Be- 
nutzung eines  vom  Mittelpunkte  des  Objectivs  ausgehenden  fächerförmig 
zu  entfaltenden  Diaphragmas  empfiehlt.  In  Potsdam  ist  eine  ähnliche 
Blendvorricbtung  in  Gebrauch,  die  zwar 
gewöhnlich  nur  zur  allgemeinen  Ab- 
schwächung  von  Sternen  benutzt  wird, 
aber  auch  zu  wirklichen  Helligkeits- 
messungen  verwendet  werden  könnte. 
Sie  besteht  (Fig.  32)  aus  drei  auf  einander 
gesteckten  Metallkappen,  von  denen  die 
unterste  fest  mit  der  Objectivfassung  ver- 
bunden ist,  während  die  beiden  anderen, 
einzeln  oder  zusammen,  um  die  erstere 
gedreht  werden  können.  An  zwei  Kreis- 
theilungen  lässt  sich  der  Betrag  der 
Drehungen  ablesen.  Die  beiden  unteren 
Kappen  haben  je  vier  sectorf  örmige  Aus- 
schnitte von  60°  Offhungswinkel ,  die 
dritte  Kappe  besitzt  vier  Ausschnitte  mit 

Winkeln  von  70°.  Man  kann  durch  dieses  Arrangement  das  Objectiv  von 
f  bis  auf  i  der  vollen  Öffnung  abblenden  und  daher  eine  Lichtschwächung 
von  ungefähr  2  Grössenclassen  hervorbringen. 


Fig.  82. 


b.    Blenden  zwischen  Objectiv  und  Ocular.     Photometer  von 
Hirsch,  Dawes,  Loewy. 

Anstatt  den  auf  das  Objectiv  auffallenden  Strahlency linder  messbar 
zu  verkleinem,  ist  mehrfach  der  Versuch  gemacht  worden,  die  Abbiendung 
erst  nach  dem  Austritte  aus  dem  Objectiv  vorzunehmen.  Eins  der  ältesten 
auf  diesem  Princip  beruhenden  Auslöschungsphotometer  rührt  von  Hirsch'-) 
her  und  ist  für  die  Sternwarte  Neuchätel  von  Merz  in  München  angefer- 
tigt worden.  Eine  Scheibe,  welche  in  der  Mitte  mit  einer  feinen  kreis- 
runden Öffnung  versehen  ist,  lässt  sich  innerhalb  des  Fernrohrtubus  vom 


J)  Jahresbericht  der  Münchener  Sternwarte  für  1852,  p.  40. 

2)  Bulletin  de  la  80ci^t6  des  sciences  natorelles  de  Neuchätel.  T.  6  (1861—64),  p.  94. 


176  II-   Diö  photometrischen  Apparate. 

Brennpunkte  nach  dem  Objectiv  zu  verschieben,  und  diese  Verschiebung 
wird  an  einer  aussen  am  Rohre  angebrachten  Scala  abgelesen.  Je  weiter 
die  Blendscheibe  vom  Focus  entfernt  ist,  desto  mehr  Licht  wird  abgeblendet. 
Ist  b  der  Durchmesser  der  Blendenöffnung,  d  der  Durchmesser  des  Ob- 
jectivs  und  /"  seine  Brennweite,  so  ergiebt  sich,  dass,  wenn  die  Blend- 
scheibe um  die  Strecke  m  vom  Brennpunkte  absteht,  die  Helligkeit  h  eines 

Sterns    ausgedrückt   wird   durch    h  =  -if^ ,    falls  die  Helligkeit   ohne 

Blende  mit  1  bezeichnet  ist.  Die  ursprünglichen  Helligkeiten  zweier  zum 
Verschwinden  gebrachten  Sterne  verhalten  sich  also  wie  die  Quadrate 
der  zugehörigen  vom  Focus  aus  gezählten  Scalenablesungen.  Bei  dem 
Hirsch'schen  Apparate,  welcher  an  einem  Fernrohre  von  16.2  cm  Öffnung 
und  259.9  cm  Brennweite  angebracht  war,  hatte  die  Diaphragmenöffnung 
einen  Durchmesser  von  0.5  cm  und  liess  sich  innerhalb  der  Abstände 
7.6  cm  und  48.2  cm  vom  Brennpunkte  verschieben.  Bei  der  ersten  Stellung 
wurde  die  Öffnung  gerade  von  dem  vom  ganzen  Objectiv  herkommenden 
Strahlenkegel  ausgefüllt,  und  die  Gesammtlichtschwächung,  die  mit  dieser 
Einrichtung  zu  erzielen  war,  betrug  ungefähr  vier  Grössenclassen.  Im  All- 
gemeinen werden  die  im  Innern  jedes  Fernrohres  zur  Vermeidung  von 
seitlichen  Reflexen  angebrachten  Scheiben  einer  grösseren  Verschiebung 
des  Diaphragmas  hinderlich  sein,  und  man  wird  daher,  wenn  man  eine 
sehr  erhebliche  Lichtschwächung  hervorbringen  will,  entweder  verhältniss- 
mässig  viel  feinere  Öffnungen  als  bei  dem  von  Hirsch  beschriebenen 
Apparate  anwenden  oder  noch  Blendgläser  zu  Hülfe  nehmen  müssen. 

Die  Hirsch'sche  Methode  hat  dieselben  Nachtheile  wie  jede  Ab- 
biendung des  Objectivs.  Sie  beruht  ebenfalls  auf  der  zweifelhaften  Vor- 
aussetzung, dass  alle  Theile  des  Objectivs  gleichmässig  zur  Helligkeit 
des  Bildes  beitragen,  und  ist  dem  störenden  Einflüsse  der  Beugung  in 
nicht  geringerem  Grade  ausgesetzt.  Dagegen  bietet  sie  den  Vortheil,  dass 
die  mechanische  Einrichtung  ausserordentlich  einfach  ist. 

Eine  grössere  Verbreitung  hat  das  Verfahren  der  Abblenduug  zwischen 
Objectiv  und  Ocular  niemals  gefunden.  Mir  sind  ausser  dem  Hirsch'schen 
Vorschlage  nur  noch  zwei  andere  bekannt  geworden,  von  Dawes')  und 
von  Loewy^),  die  offenbar  ganz  unabhängig  von  dem  ersteren  sind,  inj 
Wesentlichen  aber  auf  dasselbe  hinauskommen.  Dawes  hat  an  Stelle 
der  einzigen  Öffnung  ein  Diaphragma  mit  drei  kleinen  Öffnungen  von 
verschiedener  Grösse  benutzt,  welche  durch  Drehung  der  Diaphragmen- 
scheibe nach  einander  in  die  Mitte  des  Strahlenkegels  gebracht  werden 


1)  Monthly  Notices.  Vol.  25,.  p.  229. 

2)  Monthly  Notices.  Vol.  42,  p.  91. 


Das  Parkhurst'ßche  Deflectionaphotometer.  177 

konnten.  Loewy  warnt  davor,  allzu  kleine  Offnungen  zu  benutzen 
oder  die  Verschiebung  nach  dem  Objectiv  hin  sehr  weit  zu  treiben,  er 
will  die  directe  Vergleichung  nur  auf  ein  Helligkeitsintervall  von  r>  oder 
höchstens  6  Grössenclassen  anwenden  und  empfiehlt  für  die  Beobachtung 
der  helleren  Sterne  die  allgemeine  Abschwächung  durch  Reflex  von  einer 
vor  dem  Oculare  unter  einem  Winkel  von  45°  angebrachten  Glasplatte. 


c.    Das  Parkhurst'sche  Deflectionsphotometer. 

Eine  ganz  eigenartige  Auslöschungsmethode  ist  in  neuester  Zeit  von 
Parkhurst *)  eingeführt  und  bei  seinen  Helligkeitsmessungen  an  kleinen 
Planeten  in  grösserem  Umfange  angewendet  worden.     Die  Vorrichtung, 
welcher  Parkhurst  den  Namen  »deflecting  apparatus«  gegeben  hat,  be- 
steht im  Wesentlichen  aus  einer  sehr  dünnen,  etwas  keilförmigen  Glas- 
platte, welche  zwischen  Objectiv  und  Brennpunkt  eines  parallaktisch  mon- 
tirten  Femrohres  von  22.9  cm  Öfinung   und  284.5  cm    Brennweite,   etwa 
40.6  cm  von  der  Focalebene  entfernt  angebracht  ist,  und  zwar  so,   dass 
die    scharfe  Kante    derselben  bis  in   die  Mitte  des   Rohres    hineinragt. 
Wird  das  Instrument  auf  irgend  einen  Stern  gerichtet,  so  geht  die  eine 
Hälfte   des   Strahlenkegels  an    der   Glasplatte  vorbei,    die  andere   fällt 
auf  dieselbe  und  wird  ein   wenig  abgelenkt,    so   dass   zwei    nahe   bei 
einander  befindliche  Bilder  des  Sternes  entstehen.    Es  findet  also  keine 
eigentliche  Abbiendung  statt  in  dem  Sinne,   wie  es  bei  den  bisher  be- 
sprochenen Photometem  der  Fall  war,  sondern  eine  Zerlegung  des  Licht- 
kegels in  zwei  Theile,  und  es  ist  klar,  dass  man  durch  Verschiebung  der 
Glasplatte  in  der  Richtung  senkrecht  zur  optischen  Axe  sehr  leicht  das 
directe  neben  der  Glasplatte  gesehene  Bild  eines  Sternes  zur  Auslöschung 
bringen  könnte.    Parkhurst  hat  zur  Erreichung  dieses  Zieles  einen  etwas 
anderen  Weg  eingeschlagen.     Er  lässt  bei  unbeweglicher  Glasplatte  den 
zu  beobachtenden  Stern  durch  das  Gesichtsfeld  des  Femrohres  hindurch- 
wandern.   Beim  Eintritt  in  dasselbe  geht  zunächst  der  ganze  vom  Objectiv 
kommende  Strahlenkegel  an  der  Glasplatte  vorbei,  und  mau  erblickt  nur 
ein  einziges  Sternbild.     Sobald  aber  der  Mantel  des  Kegels  die  Platte 
erreicht  hat,  wird  ein  zweites  schwaches  Bild  des  Sternes  sichtbar,  während 
das  ursprüngliche  Bild  an  Helligkeit  abnimmt.    Man  kann  auf  diese  Weise 
das  vollständige  Verschwinden  des  directen  Bildes  beobachten.     Sterne 
von  verschiedener  Lichtstärke  werden  natürlich  an  verschiedenen  Stellen 
des  Gesichtsfeldes  zum  Verschwinden  kommen,   und  die  Zeit,   die  von 
ihrem  Eintritte  in  das  Gesichtsfeld  bis  zur  vollständigen  Auslösehung  ver- 


1)  Annals  of  the  Astr.  Observatory  of  Harvard  College.  Vol.  18,  Nr.  III. 

U filier,  Photometrie  der  Gestirne.  12 


178 


IL   Die  photometrischen  Apparate. 


; 


streicht,  wird  mit  Rücksicht  auf  die  Deelination  der  Sterne  ein  Mass  für 
ihre  Helligkeit  geben.  Da  der  Eintritt  in  das  Gesichtsfeld  nicht  mit  der 
erforderlichen  Genauigkeit  zu  bestimmen  ist,  so  wird  statt  dessen  der 
Antritt  der  Sterne  an  einer  dunklen  Linie  beobachtet,  welche  auf  einer  in 
der  Fopalebene  angebrachten  Glasplatte  markirt  ist.  Diese  letztere  Platte 
lässt  sich  noch  verschieben  und  an  mehreren  Punkten,  deren  Entfernung 
von  einander  in  Zeitsecunden  genau  bestimmt  ist,  festklemmen.  Man  kann 
auf  diese  Weise,  wenn  es  wUnschenswerth  sein  sollte,  die  Durchgangszeit 
abkürzen.  Das  Ocular  ist  ebenfalls  verschiebbar  und  zwar  parallel  zur 
Focalebene,  um  es  bei  der  Beobachtung  der  Auslöschung  in  die  vortheil- 
hafteste  Position  zu  dem  Sterne  bringen  zu  können.  Die  ablenkende 
Glasplatte  kann  vom  Ocular  aus  mittelst  einer  einfachen  Vorrichtung  ganz 
zurückgeklappt  werden,  so  dass  das  Gesichtsfeld  nöthigen  Falls  voll- 
ständig frei  wird. 

Das  Eigenthümliche  der  Parkhurst'schen  Methode  besteht  darin,  dass 
die  eigentliche  Helligkeitsbeobachtung  durch  eine  Zeitmessung  erfolgt,  ein 

Verfahren,  welches,  wie  wir  sehen 
werden,  auch  beim  Keilphotometer 
und  zwar  schon  lange  vor  Park- 
hurst zur  Anwendung  gekommen 
ist.  Was  den  Zusammenhang  zwi- 
schen Durchgangszeit  und  Hellig- 
keitsabnahme beim  Deflections- 
photometer  anbetriflft,  so  Hesse  sich 
derselbe  entweder  durch  Berech- 
nung des  von  der  ablenkenden  Glas- 
platte aus  dem  Strahlenkegel  aus- 
geschnittenen Theiles  bestimmen, 
oder  auf  experimentellem  Wege  durch 
Messungen  an  Sternen  von  bekannter  Helligkeit  oder  durch  irgend  eine 
andere  photometrische  Methode  ermitteln.  Parkhurst  hat  bei  seinem 
Apparate  noch  eine  Einrichtung  getroffen,  um  unmittelbar  aus  den  für  zwei 
verschiedene  Sterne  beobachteten  Durchgangszeiten  den  Helligkeitsunter- 
schied derselben  in  Grössenclassen  abzuleiten.  Zu  diesem  Zwecke  hat  er 
vor  dem  Objectiv  eine  Blendkappe  angebracht,  deren  eigenthümliche  Con- 
struction  aus  Figur  33  ersichtlich  ist. 

Die  freie  Öfinung  der  Blende  wird  begrenzt  durch  eine  gerade  Linie 
und  zwei  Curvenstücke,  die  symmetrisch  zu  einer  senkrecht  auf  der  Geraden 
durch  die  Mitte  des  Objectivs  gezogenen  Linie  liegen.  Die  Curven  sind 
logarithmische  und  durch  die  Gleichung  bestimmt:  x  =  Plogy,  wo  Peine 
Constante  ist    Die  x-Axe  fällt  mit  der  Mittellinie  zusammen.    Der  Lihalt 


FIs.  8S. 


DftB  Parkhurst'sche  Deflectionephotometer.  179 

der  Fläche,  welche  von  irgend  einer  Ordinate  y,  der  x-Axe  und  der 
asymptotisch  zu  derselben  verlaufenden  Curve  gebildet  wird,  ist  aus- 
gedrückt durch  PMy^  wenn  M  der  Modul  der  Hrigg'schen  Logarithmen 
ist.  Für  zwei  bestimmte  Ordinaten  y,  und  y^  hat  man  daher  die  ent- 
sprechenden Flächen  PMy^  und  PMy^ .  Soll  nun  das  Verhältniss  dieser 
Jbeiden  Flächen  gleich  sein  dem  Verhältnisse  zweier  auf  einander  folgenden 
Stemgrössenclassen  (wofür  gewöhnlich  die  Zahl  2.512  angenommen  wird), 
so  ist  log  y^  —  logy^  =  0.4  und  demnach  x,  —  x^  =■■  OA  P.  Parkhurst 
hat  für  die  willkürliche  Constante  P  den  Werth  '>  angenommen,  und  es 
ist  daher  bei  ihm  r,  —  x^  gleich  2  Zoll.  Die  Bleudkappe  ist  so  auf  das 
Objectiv  aufgesetzt,  dass  die  Mittellinie  mit  der  Richtung  der  täglichen 
Bewegung  der  Sterne  zusammenfällt.  Verschiebt  sich  nun,  durch  Be- 
wegung des  Sternes,  der  Strahlenkegel,  dessen  Querschnitte  natürlich  überall 
ähnliche  Form  haben  müssen  wie  die  freie  ObjectivöflFnung,  gegen  die 
ablenkende  Glasplatte  um  ein  Stück,  welches  an  dem  Objectiv  einer 
Strecke  von  2  Zoll  entspricht,  so  ändert  sich  die  Helligkeit  des  Sternes 
um  eine  ganze  Grössenclasse.  Die  dazu  erforderliche  Zeit  beträgt  für 
einen  Äquatorstem  ungefähr  40  Zeitsecunden.  Will  man  zwei  beliebige 
Sterne  in  Bezug  auf  ihre  Helligkeit  miteinander  vergleichen,  so  bestimmt 
man  für  jeden  die  Durchgangszeit  vom  Antritt  an  die  dunkle  Linie  bis  zum 
vollständigen  Auslöschen  des  directen  Bildes.  Die  Differenz  dieser  Durch- 
gangszeiten (in  Zeitsecunden  ausgedrückt),  reducirt  auf  den  Aequator  und 
dividirt  durch  40,  giebt  dann  unmittelbar  den  Helligkeitsunterschied  der 
beiden  Sterne  in  Grössenclassen.  Da  die  Constante  P  ganz  willkürlich, 
ist,  und  ebenso  die  Entfernung  der  ablenkenden  Glasplatte  von  der  Focal- 
ebene  beliebig  gewählt  werden  kann,  so  lässt  sich  die  Zeitdauer,  welche 
zur  Hervorbringung  einer  Lichtabnahme  von  einer  Grössenclasse  erforder- 
lich ist,  ganz  nach  Gutdünken  von  vornherein  festsetzen.  Zu  berück- 
sichtigen ist  noch,  dass  die  Blendenöffnung  streng  genommen  nach  der 
einen  Seite  hin  ins  Unendliche  sich  erstrecken  müsste,  weil  die  begrenzen- 
den logarithmischen  Curven  asymptotisch  zur  Mittellinie  verlaufen.  Um 
daher  den  ausserhalb  des  Objectivs  fallenden  Theil  der  Öflfnung  in  Rechnung 
'iVL  ziehen,  ist  eS  noth wendig,  an  aieser  Seite  der  Blendscheibe  eine  be- 
sondere Öflfnung  anzubringen,  welche  eine  beliebige  Form  haben  kann, 
deren  Fläche  aber  gleich  diesem  ausserhalb  liegenden  Stück  sein  muss. 
Die  Parkhurst'sche  Objectivblende  hat  den  Vortheil,  dass  die  experi- 
mentelle Bestimmung  der  Beziehung  zwischen  Durchgangszeit  und  Hellig- 
keitsänderung überflüssig  wird;  dagegen  dürfte  die  exacte  mechanische 
Herstellung  der  complicirten  OflpQungsform,  von  der  aliein  die  zu  erreichende 
Messungsgenauigkeit  abhängt,  mit  grossen  Schwierigkeiten  verknüpft  sein. 
Auch  sonst  hat  das  ganze  Beobachtungsverfahren  mancherlei  Bedenken 

12* 


180  n.   Die  pbotometriBchen  Apparate. 

gegen  sich,  und  es  ist  kaum  zu  erwarten,  dass  das  Parkhurst'sche  Photo- 
meter weite  Verbreitung  finden  wird. 


2.    AasiVschnng  des  Lichtes  durch  absorbirende  Sledien. 

a.    Die  Photometer  von  Lampadius,  Horner,   Quetelet,  Albert. 

Der  Gedanke,  die  Absorption  des  Lichtes  in  verschieden  grossen 
Schichten  eines  nicht  absolut  durchsichtigen  Mediums  als  Helligkeitsmass 
zu  benutzen,  ist  schon  verhältnissmässig  frUh  aufgetaucht.  Bouguer 
erwähnt  in  seinem  Traite  d'optique  (p.  -16  ,  dass  bereits  im  Jahre  ITiO 
der  Kapuzinerpater  Frangois  Marie  in  einer  kleinen  Schrift,  betitelt 
»Nouvelles  decouvertes  sur  la  lumi^re«,  die  Auslöschung  des  Lichtes  durch 
Übereinanderlegen  mehrerer  GlasstUcke  von  gleicher  Dicke  empfohlen 
hat.  Theoretisch  lässt  sich  gegen  dieses  Princip  kaum  etwas  einwenden. 
Unter  der  Voraussetzung,  dass  die  einzelnen  Glasstücke  nicht  nur  hin- 
sichtlich der  Dicke,  sondern  auch  hinsichtlich  der  BeschaflFenheit  des 
Glases  vollkommen  identisch  sind,  kann  man  leicht  den  Lichtverlust 
bestimmen,  der  von  einer  beliebigen  Anzahl  derselben  verursacht  wird. 
Ist  J  die  Intensität  eines  Lichtstrahles  vor  dem  Eintritte  in  das  erste  Glas- 
stück, J'  die  Intensität  beim  Austritte  aus  n  solchen  Stücken,  so  hat  man 
nach  den  Erörterungen  auf  Seite  113  die  einfache  Beziehung:  J'=Jc''^  wobei 
c,  der  sogenannte  Transmissionscoefficient,  das  Verhältniss  der  von  einem 
einzelnen  Glasstück  hindurch  gelassenen  Lichtmenge  zu  der  ursprünglichen 
Intensität  ausdrückt.  In  der  Praxis  stellen  sich  diesem  Verfahren  und 
ebenso  allen  anderen  auf  dem  Princip  der  Absorption  beruhenden  Aus- 
löschungsmethoden einige  Schwierigkeiten  entgegen.  Zunächst  findet  man 
nicht  leicht  vollkommen  homogene  absorbirende  Medien,  und  noch  be- 
denklicher ist  der  Umstand,  dass  es  kaum  eine  Substanz  geben  dürfte, 
welche  für  Strahlen  von  verschiedener  Brechbarkeit  in  absolut  gleichem 
Masse  durchlässig  wäre.  Die  Vergleichung  verschiedenfarbiger  Licht- 
eindrücke ist  daher  bei  jedem  Absorptionsphotometer  ein  mehr  oder  weniger 
heikler  Punkt. 

Anstatt  der  von  Fran^ois  Marie  benutzten  Glasplattensäule  bediente 
sieb  Lampadius*)  im  Jahre  1814  zur  Bestimmung  der  Helligkeit  des 
zerstreuten  Tageslichtes,  sowie  der  Sonne  und  des  Mondes,  einer  Röhre» 
in  welche  so  viele  mit  Ol  getränkte  Papierscheiben  eingelegt  wurden,  bis 

1  Lampadius,  Beiträge  zur  AtmoBphäroIogie.  IL  Phot.  Beob.  im  Jahre  1S14, 
p.  164.    Freiberg  1817. 


AuBlOßchnng  des  Lichtes  dnrch  absorbirende  Medien.  ]S1 

jede  Spur  von  Licht  ausgelöscht  war.  Diese  Papierseheiben  ersetzte  er 
später  durch  Homscheiben,  welche  sich  weit  homogener  und  vor  Allem 
viel  haltbarer  erwiesen;  femer  schlug  er  vor,  an  jeder  Photometerröhre 
eine  Theilung  anzubringen  und  mit  100  denjenigen  Punkt  zu  bezeichnen, 
bis  zu  welchem  die  Röhre  mit  aufeinander  gelegten  Scheiben  angefüllt 
werden  muss,  falls  gerade  das  Licht  eines  im  Sauerstoffgas  brennenden 
Phosphorstuckes  zum  Verschwinden  gebracht  werden  soll ;  auf  diese  Weise 
wUrde  die  Angabe  einer  beliebigen  Zahl  der  Scala  in  verschiedenen  der- 
artigen Apparaten  ein  ganz  bestimmtes  Helligkeitsmass  repräsentiren. 

Eine  ähnliche  Einrichtung  ist  fast  zu  derselben  Zeit  von  Homer *) 
vorgeschlagen  worden.  Derselbe  verwendete  einen  Rahmen  mit  10  neben 
einander  befindlichen,  gleich  grossen  Öffnungen,  von  denen  die  erste  ganz 
frei  blieb,  während  die  zweite  mit  einer  einzelnen  Lage  durchsichtigen 
Papieres,  die  dritte  mit  2  solchen  Lagen  u.  s.  w.,  die  zehnte  mit  9  Lagen 
überzogen  war.  x\usserdem  waren  Scheiben  vorhanden,  die  aus  je  10  Lagen 
desselben  Papieres  bestanden  und  die  in  dem  Photometerrohre  mittelst  einer 
Hülse  festgehalten  werden  konnten.  Bei  der  Beobachtung  wurden  zu- 
nächst soviel  Zehnerscheiben  eingesetzt,  als  erforderlich  waren,  um  die 
Lichtquelle  nahezu  zum  Auslöschen  zu  bringen,  dann  wurde  der  Rahmen 
so  weit  hineingeschoben,  bis  der  letzte  Lichteindruck  verschwand,  und 
die  Nummer  der  betreffenden  Rahmenöffnung  notirt.  Das  Verfahren  ist, 
wie  man  leicht  einsieht,  in  mancher  Hinsicht  bedenklich  und  dürfte 
schwerlich  sichere  Resultate  ergeben. 

Dasselbe  gilt  von  den  zahlreichen  Versuchen,  Flüssigkeitsschichten 
zur  Auslöschung  zu  verwenden.  Quetelet*^)  hat  bereits  im  Jahre  1833 
vorgeschlagen,  in  den  Gang  der  Lichtstrahlen  ein  Gefäss  einzuschalten, 
welches  oben  und  unten  mit  parallelen  Glasplatten  verschlossen  ist.  Diese 
Platten  können  durch  eine  einfache  Vorrichtung  einander  genähert  oder 
von  einander  entfernt  werden,  sodass  die  eingeschlossene  Flüssigkeits- 
schicht, welche  in  ein  seitlich  angebrachtes  Rohr  zurücktreten  kann,  jede 
beliebige  Länge  erhält.  Dieselbe  Idee  ist  bis  in  die  jüngste  Zeit  immer 
wieder  von  Neuem  mit  nur  geringen  Modificationen  aufgetaucht.  Am  be- 
kanntesten ist  wohl  das  Albert'sche  Photoscop^)  geworden,  welches  im 
Wesentlichen  mit  dem  Quetelet'schen  Apparate  Jdie  grösste  Ähnlichkeit 
hat.  Die  Benutzung  von  Flüssigkeiten  hat  ausser  vielen  anderen  Übel- 
ständen noch  den  Nachtheil,  dass  sich  die  selective  Absorption  der  einzelnen 
Farben  in  ganz  besonders  starkem  Masse  fühlbar  macht. 


1;  Bibliothöqne  universeUe  des  sciences.  Gen^ve.  Tome  6  ^1817}. 

2)  Bibliotb^ne  nniverseUe  des  sciences.  Gen^ve.  Tome  52  (1833),  p.  212. 

3)  Dingiers  polytechnisches  JonrnaL    Bd.  100  (1846],  p.  20. 


1S2  11    I>ie  photonietrischeu  Apparate. 

b.    Das  Keilphotometer. 

Alle  im  Voraugeheudeu  erwähiiteu  Einrichtuugeu  uud  viele  andere^ 
auf  demselben  Priueij)  beruhendeu  eiguen  sich  wenig  zu  Untersuchungen 
am  Himmel  und  können  auch  nicht  im  Entferntesten  rivalisiren  mit  dem 
hervorragendsten  Kepräsentanten  dieser  Gattung  von  Instrumenten,  dem 
Keilphotometer,  wel(*hes  zweifellos  überhaupt  als  das  vollkommenste 
Auslöschungsphotometer  zu  bezeichnen  ist.  Es  wird  häufig  auch  das 
Pritchard'sche  Keilphotometer  genannt,  weil  Pritchard  dasselbe  am  Ein- 
gehendsten studirt  und  zuerst  zu  umfangreichen  Messungen  benutzt  hat. 
Der  Gedanke  selbst  ist  ziemlich  alt,  und  die  Geschichte  der  Entwicklung 
dieses  Photometers  ist  ein  deutlicher  Beweis  dafür,  welch  geringes  Interesse 
stets  von  Seiten  der  Astronomen  den  Helligkeitsbestimmungen  der  Ge- 
stirne entgegengebracht  worden  ist,  da  sonst  schwerlich  eine  so  einfache 
und  praktische  Methode  immer  wieder  in  gänzliche  Vergessenheit  gerathen 
wäre.  Es  existiren  nicht  weniger  als  fünf  verschiedene  Abhandlungen,  in 
denen  die  Benutzung  von  Glaskeilen  zu  photometrischen  Zwecken  als 
neu  in  Vorschlag  gebracht  worden  ist,  zum  Theil  bereits  mit  allen  den- 
jenigen Modificationen  und  Verbesserungen,  die  sich  erst  seit  Pritchard 
dauernd  in  der  Praxis  eingebürgert  haben. 

Der  älteste  Vorschlag  scheint  aus  dem  Jahre  1832  von  dem  Grafen 
de  Maistre')  herzurühren.  Derselbe  benutzte  zwei  Prismen  von  ungefähr 
11"  brechendem  Winkel  und  fast  9  Zoll  Länge,  das  eine  aus  weissem^ 
das  andere  aus  blauem  (rlase,  welche  so  aufeinander  gelegt  waren,  dass 
sie  ein  Parallelepipedum  bildeten,  damit  die  hindurchgehenden  Licht- 
strahlen nicht  von  ihrer  ursprünglichen  Richtung  abgelenkt  würden.  Das 
Prisma  aus  weissem  Glase  erhielt  bei  der  Messung  eine  feste  Stellung, 
während  das  andere  mit  Hülfe  einer  Mikrometerschraube  dagegen  ver- 
schoben werden  konutt\  Das  de  Maistre'sche  Photometer  ist  ein  Jahr 
später  von  Quetelet-)  in  der  Weise  modificirt  worden,  dass  anstatt  eines 
weissen  und  eines  blauen  Prismas  zwei  Keile  von  demselben  dunklen 
Glase  benutzt  wurden;  doch  hat  Quetelet  dieses  Instrument  sehr  bald 
wieder  aufgegeben,  weil  er  die  Unmöglichkeit  einsah,  Glas  von  solcher 
Färbung  zu  erhalten,  dass  die  verschiedenen  Farben  gleichmässig  dar- 
durch  absorbirt  würden. 

In  den  Berichten  der  Schwedischen  Akademie  beschreibt  C.D.v. Schu- 
macher-^) im  Jahre  isr)2  eine  ganz  ähnliche  Einrichtung,  ohne  offenbar 
v(m  den  früheren  \'ors(*hlägen  Kenntniss  zu  haben;  er  bewegt  die  beiden 


1)  Biblioth^que  universelle  des  sciences.  Geneve.  Tome  51  (1H32),  p.  323. 

2)  Biblioth^qne  universelle  des  »ciencea.  Geneve.  Tome  52  (1833»,  p.  212. 
:^  Öfvcreigt  af  K.  Vetensk.  Akad.  FOrh.  JS52,  p.  2:Ui. 


Das  Kellphotometer. 


183 


Keile  durch  eine  Schraube  mit  Doppelgewinde  gleichmässig  gegeneinander 
und  bringt  dieselben  (was  als  eine  wesentliche  Verbesserung  zu  bezeichnen 
ist)  nicht  vor  dem  Objectiv  oder  Ocular,  sondern  in  der  Focalebene  des 
Femrohres  an. 

Kayser'j  in  Danzig  hat  zum  ersten  Male  die  Prismen  nicht  getrennt 
von  einander  benutzt,  sondern  zu  einem  festen  Doppelprisma  zusammen- 
gekittet, bestehend  aus  einem  weissen  durchsichtigen  und  einem  dunklen 
Keile.  Sein  Instrument  gleicht  bis  ins  Kleinste  unseren  besten  heutigen 
Photometem,  und  es  ist  fast  unbegreiflich,  dass  dasselbe  in  der  damaligen 
Zeit  gar  keinen  Anklang  gefunden  hat.  Von  Kayser  stammt  auch  zu- 
erst der  Vorschlag,  den  Doppelkeil  in  der  Brennebene  eines  parallaktischen 
Fernrohres  feststehen  zu  lassen  und  zwar  mit  seiner  Längsausdehnung  in 
der  Richtung  der  täglichen  Bewegung,  und  die  Secunden  zu  zählen  von 
dem  Antritt  der  Sterne  an  den  Glasstreifen  bis  zu  dem  Momente,  wo 
die  Sterne  unsichtbar  werden. 

Dawes^)  hat  sich  ebenfalls  Verdienste  um  das  Keilphotometer  er- 
worben und  insbesondere  seine  Anwendung  ausser  zu  Stembeobachtungen 
noch  in  solchen  Fällen  empfohlen,  wo  andere  photometrische  Methoden 
schwierig  zu  benutzen  sind,  beispiels- 
weise zur  Vergleichung  der  Hellig- 
keit verschiedener  Partien  der  Mond- 
oberfläche und  zur  Vergleichung  der 
Lichtstärke  der  von  der  Sonne  be- 
leuchteten Atmosphäre  und  der  Photo- 
sphäre der  Sonne  selbst. 

Ausser  der  Dawes'schen  Ein- 
richtung und  einem  weniger  bekann- 
ten Vorschlage  von  Piazzi  Smyth 
aus  dem  Jahre  1843,  der  nirgends 
veröffentlicht  zu  sein  scheint,  ist 
Pritchard  bei  der  Construction 
seines  Keilphotometers  im  Jahre 
1881  offenbar  keiner  der  älteren  Vor- 
schläge bekannt  gewesen.  Sein 
Apparat  enthält  in  keiner  Hinsieht 
etwas  Neues,  im  Gegentheil  bedeutet 
er  insofern  sogar  einen  gewissen  Rückschritt,  als  die  Verschiebung  des 
Keiles  wieder  aus  der  Focalebene  vor  das  Ocular  verlegt  worden  ist.  Die 
Figuren  34  und  35  stellen  das  Pritchard'sche  Keilphotometer  dar,  wie  es 

1]  Astron.  Nachr.  Bd.  57,  Nr.  1346. 
2)  Monthly  Notices.  Vol.  25,  p.  229. 


Fig.  35. 


184 


II.   Die  photometrischen  Apparate. 


in  der  optischen  Anstalt  von  Grubb  in  Dublin  angefertigt  wird.  In  dem 
Rahmen  a  bewegt  sich  mit  Hülfe  eines  Triebes  b  der  aus  weissem  und 
neutralem  Glase  zusammengekittete  Doppelkeil,  dessen  Verschiebung  an 
der  Theilung  c  abgelesen  werden  kann.  Um  dem  Auge  die  nöthige  Seh- 
richtung zu  geben,  ist  vor  dem  Keil  noch  eine  Hülse  mit  einer  Augen- 
öfinung  angebracht.  Der  ganze  Rahmen  a  lässt  sich  mittelst  eines  Scharniers 
herunterklappen  (Fig.  35),  so  dass  das  Ocular  nach  Bedtirfhiss  sofort  frei 
ohne  Keil  benutzt  werden  kann.  Diese  Einrichtung  ist  in  mancher  Hin- 
sicht vortheilhaft,  sie  hat  aber  den  grossen  Nachtheil,  dass  der  Keil  viel 
leichter  der  Gefahr  einer  Beschädigung  oder  des  Beschlagens  durch  den 
Hauch  des  Beobachters  ausgesetzt  ist,  als  wenn  er  sich  im  Innern  des 
Fernrohres  befindet,  und  dass  im  Momente  des  Verschwindens  der  Sterne 
das  ganze  Gesichtsfeld  verdunkelt  ist,  was  in  vielen  Fällen  die  Beobach- 
tung erschwert.  Da  der  Augendeckel  nicht  zu  weit  von  der  Ocularlinse 
entfernt  sein  darf,  so  ist  die  vom  befindliche  Hülse  so  kurz,  dass,  wie 
Young')  bei  einer  Besprechung  des  Pritchard'schen  Keilphotometers  miss- 
billigend bemerkt,  Nase  und  Stirn  des  Beobachters  der  Bewegung  des 
Keiles  unter  Umständen  hinderlich  sind. 

Entschiedenen  Vorzug  vor  dem  Pritchard'schen  Instrumente  verdient 
der  in  Potsdam  eingeführte,  vom  Mechaniker  Töpfer  construirte  Apparat, 
welcher  zugleich  mit  einer  bequemen  Registrirvorrichtung  versehen  ist. 

Figur  36  stellt  diesen  Apparat  in 
etwa  {  der  natürlichen  Grösse  (mit 

ÄH^^^^H  abgeschraubtem  Ocular]  dar.     Er 
KH^^H  wird  mittelst  eines  Zwischenringes 
^C^^^v  an  das  zur  Verwendung  kommende 
^^^rW^          I^^        Fernrohr  so  angesetzt,   dass  sich 

der  Keil  ungefähr  in  der  Brenn- 
ebene desselben  befindet.  In  dem 
eigentlichen  aus  Aluminiumblech 
angefertigten  Kasten  des  Apparates 
bewegt  sich  mit  Hülfe  des  Triebes 
a  der  Rahmen  6,  in  welchem  der 
Keil  mittelst  der  Schrauben  c  be- 
festigt wird.  Auf  der  Vorderseite 
dieses  Rahmens  ist  eine  Millimeter- 
theilung  angebracht,  die  an  dem 
festen  Index  i  abgelesen  werden  kann;  ausserdem  befindet  sich  eine 
zweite  zur  Registrirung  benutzte  Theilung  mit  erhabenen  Strichen  und 

1)  Investigations  on  light  and  heat  publiahed  with  appropriation  from  the 
Rumtbrd  Fund.     I8b6,  p.  3nl. 


Fif .  86. 


Das  Keilphotometer.  1S5 

Zahlen  auf  der  oberen  Kante  e  des  Rahmens.  Durch  die  Mitte  des  Gesichts- 
feldes geht  ein  aus  zwei  schmalen  Lamellen  gebildeter,  unmittelbar  vor 
dem  Keil  sitzender  Steg,  welcher  mit  Hülfe  des  Knopfes  d  nach  Wunsch 
ganz  aus  dem  Gesichtsfelde  zurückgezogen  werden  kann.  Bei  der  Be- 
nutzung eines  parallaktisch  montirten  Femrohres  wird  das  Keilphotometer 
80  angesetzt,  dass  dieser  Steg  in  die  Richtung  der  täglichen  Bewegung 
zu  stehen  kommt  und  die  Sterne  den  schmalen  Streifen  zwischen  den 
Lamellen  zu  durchlaufen  haben.  Das  positive  Ocular,  welches  nicht  zu 
stark  zu  wählen  ist,  wird  so  eingestellt,  dass  der  Steg  und  die  Begrenzung 
des  Keils  scharf  erscheinen,  und  dann  erst  wird  der  ganze  Apparat  mit- 
telst des  Femrohrtriebes  so  weit  verstellt,  bis  auch  die  Steme  scharf  zu 
sehen  sind.  Der  Umstand,  dass  zu  beiden  Seiten  des  Keils  das  Gesichts- 
feld frei  bleibt,  ist  bei  den  meisten  Sterabeobachtungen  als  ein  Vortheil 
zu  betrachten;  denn  erstens  wird  dem  Auge  dadurch  die  Mühe  erleichtert, 
diejenige  Stelle  richtig  zu  fixiren,  wo  der  Stern  verschwindet,  und  dann 
giebt  die  Entfernung  der  beiden  Lamellen  und  ebenso  die  Breite  des 
Keils  ein  vortreffliches  Mittel  an  die  Hand,  die  Distanzen  benachbarter 
Steme  in  beiden  Coordinaten  richtig  zu  taxiren  und  daher  bei  grösseren 
Beobachtungsreihen  Verwechslungen  von  Sternen  zu  vermeiden.  Wenn 
es  erforderlich  sein  sollte,  kann  mittelst  des  Knopfes  f  ein  Schieber  vor- 
geschoben werden,  welcher  das  ganze  Gesichtsfeld  bis  auf  einen  schmalen 
Ausschnitt  in  der  Mitte  verdeckt;  es  kann  endlich  auch  noch  eine  andere 
Blende  mit  feinen  mnden  Üfinungen  eingesetzt  werden,  um  nach  dem 
Dawes'schen  Vorschlage  einzelne  Stellen  der  Mond-  oder  Sonnenoberfläche, 
bei  sehr  grossen  Brennpunktbildern  auch  verschiedene  Partien  einer  Planeten- 
scheibe mit  einander  zu  vergleichen. 

Als  Registrir\'orrichtung,  welche  beim  Keilphotometer  durchaus  un- 
entbehrlich ist,  empfiehlt  sich  am  meisten  die  von  E.  v.  Gothard^)  her- 
rührende, welche  im  Wesentlichen  auch  bei  dem  Potsdamer  Instmment 
beibehalten  ist.  Auf  das  Rad  g  ist  eine  Rolle  schmalen  Telegraphen- 
papieres  aufgesteckt,  welches  sich  in  der  aus  der  Figur  ersichtlichen  Weise 
auf  das  zweite  etwas  grössere  Rad  k  aufwickelt.  Durch  einen  Drack  auf 
den  Hebel  /  wird  dieser  Papierstreifen  mittelst  des  elastischen  Kissens  rn 
an  die  erhabene  Theilung  angedrückt.  Ausser  dieser  Theilung  presst  sich 
noch  ein  an  dem  festen  Theile  des  Photometers  ebenfalls  erhaben  ange- 
brachter Indexstrich  in  das  Papier  ein.  Die  Markirung  ist  so  deutlich, 
dass  die  Ablesung  des  Streifens,  namentlich  mittelst  einer  schwachen  Lupe, 
keine  Schwierigkeiten  bereitet.  Man  kann  auch  noch  zwischen  Streifen 
und  Theilnng,   wie  es  E.  v.  Gothard  gethan  hat,  einen  zweiten  Streifen 


Zeitschrift  für  Instramentenkande.  Jahrg.  7,  p.  347. 


186 


II.    Die  photometrischen  Apparate. 


mit  Farblösung  getränkten  Papieres  einschieben;  die  Ablesung  wird  dann 
noch  bequemer,  indessen  ist  diese  Complication  der  Einrichtung,  welche 
auch  einige  Übelstände  mit  sich  führt,  nicht  unbedingt  erforderlich.  Beim 
Herabdrticken  des  Hebels  /  fasst  die  starke  Feder  n  in  eine  Art  Zahn- 
kranz ein,  welcher  auf  dem  Kade  k  fest  aufsitzt,  und  beim  Loslassen  des 
Hebels  wird  das  Rad  um  ein  StUck  gedreht  und  der  Papierstreifen  eine 
kleine  Strecke  fortgezogen,  so  dass  für  eine  neue  Emstellung  Raum  wird. 
Um  den  Streifen  nach  Beendigung  der  Beobachtung  schnell  abwickeln  zu 
können,  wird  die  Feder  n  mittelst  der  Schraube  a  ein  wenig  angehoben, 
so  dass  das  Rad  k  sich  frei  und  schnell  drehen  lässt. 

Die  Theorie  des  Keilphotometers  ist  die  denkbar  einfachste.  Es  stelle 
in  Figur  ^7  ABC  das  dunkle  und  ADC  das  durchsichtige  Prisma  dar. 

Die  Länge  des  Keiles  AB 
sei  /,  seine  Gesammtdicke 
AD  sei  d.  Die  von  zwei 
Sternen  mit  den  Lichtstärken 

^  J,  und  J,  herkommenden 
Lichtstrahlen  mögen  bei  E 
und  F  in  den  Keil  eintreten 
und  innerhalb  desselben  die 

^  Strecken  a  und  b,  resp.  e 
und /"durchlaufen.  Die  Licht- 
stärken beim  Austritt  aus  dem 
Keil  seien  J^  und  J^ .  Nennt 
man  den  Durchlässigkeits- 
coefficienten  des  dunklen 
Glases  k,  den  des  weissen 


j,l : L 


Fig.  37. 


Glases  c,  so  hat  man  nach  dem  Früheren: 

J^  =  J^  k'^c^,     oder:    log  Jl  —  log  J^  ^=^  a  log  A  +  6  log  c , 

oder  endlich,  da  b  =  d  —  a  ist: 

log  J[  —  log  J,  =  a{\og  k  —  log  c]  +  dlogc. 

Ebenso  ist  auch: 

log  Jj  —  log  J,  =  c(log  k  —  log  c]  +  dlogc. 

Sind  nun  beide  Sterne  gerade  zum  Auslöschen  gebracht,   also  J^  =  Jl, 
so  erhält  man  aus  den  letzten  Gleichungen: 


log  J^  —  log  Jj  =  [e  —  a)  (log  A*  —  log  c] . 


Das  Keilphotometer.  187 

sd 
►er,  wenn  man  aie  ötrecKe  J^i^  mit  s  oezeicnnet,  e  —  a  = 

folglich : 

Ifio"  .T    Iao«  .T   — - 


Eh  ist  aber,  wenn  man  die  Strecke  EF  mit  s  bezeichnet,  e  —  a  =    .   , 

sd 
löge/,  —  log  J^  =        (logA-  —  logc). 


Statt  der  Differenz  der  Helligkeitslogarithmen  kann  man  den  Intensitäts- 
unterschied der  beiden  Sterne  in  Grössenclassen  (nach  der  üblichen  Weise 
durch  Division  mit  0.4)  einführen.  Bezeichnet  man  denselben  mit  g,  und 
ersetzt  noch  die  verschiedenen  Constanten  durch  eine  einzige  Constante  A", 

so  hat  man  endlich: 

g  =  Ks. 

Der  Grössenunterechied  zweier  im  Keilphotometer  ausgelöschten  Sterne 
ergiebt  sich  also  aus  der  Differenz  s  der  Scalenablesungen  unmittelbar 
durch  Multiplication  mit  einer  Constante  K,  welche  man  die  Keilcon- 
stante  nennt,  und  die  von  der  Beschaffenheit  des  dunklen  Glases,  sowie 
von  dem  Winkel  des  Keiles  abhängt.  Giebt  die  Theilung  Millimeter  an, 
80  ist  K  die  Grössenabnahme  eines  Sternes  bei  einer  Verschiebung  des 
Keiles  um  1  mm.  Bestimmte  Vorschriften  über  die  Wahl  dieser  Con- 
stante lassen  sich  nicht  geben.  Ist  der  Keilwinkel  sehr  klein  und  das 
Glas  nicht  sehr  dunkel,  so  tritt  wegen  der  ausserordentlich  langsamen 
Auslöschung  leicht  eine  Ermüdung  des  Auges  ein;  ist  dagegen  die  Steigung 
des  Keiles  gross,  so  liegt  die  Gefahr  vor,  dass  ein  verhältnissmässig  un- 
bedeutendes Überschreiten  des  Auslöschungspunktes  schon  einen  merk- 
lichen Fehler  hervorruft.  Die  in  England  angefertigten  Keile  sind  im 
Allgemeinen  etwas  flach  und  wenig  stark  absorbirend,  sie  müssen  daher, 
um  eine  grössere  Lichtschwächung  hervorzubringen,  ziemlich  lang  gewählt 
werden  (die  beiden  von  Pritchard  benutzten  Keile  waren  ungefähr  M)  resp. 
16^  cm  lang,  die  zugehörigen  Keilconstanten  waren  0.10  resp.  0.07 
Grössenclassen) ,  und  dies  bringt  den  Übelstand  mit  sich,  dass  die  Be- 
schaffung von  so  grossen  Stücken  homogenen  Glases  schwierig  ist.  Die 
in  Potsdam  angewendeten  Keile  sind  merklich  kürzer  (ungefähr  nur  G  bis 
8  cm  lang),  dagegen  ist  ihre  Constante  etwa  doppelt  so  gross  wie  die  der 
Pritchard'schen  Photometer.  Nach  den  in  Potsdam  gemachten  Erfahrungen 
eignet  sich  eine  Keilconstante  von  0.15  bis  0.20  Grössenclassen  am  besten 
zu  photometrischen  Messungen.  Werthe  unter  0.10  und  über  0.25  sind 
nach  Möglichkeit  zu  vermeiden. 

Die  genaue  Bestimmung  der  Keilconstante  kann  bei  jedem  Apparate 
nur  auf  experimentellem  Wege  erfolgen.  Pritchard  hat  dafür  zwei 
Methoden  vorgeschlagen,  die  Anwendung  von  Blendvorrichtungen  und  die 
Benutzung  von  polarisirenden  Medien.    Die  erstere  Methode  ist  nach  dem. 


ISS  n.   Die  photometriBchen  Apparate. 

was  im  Vorangehenden  über  die  Beugungswirkungen  gesagt  worden  ist, 
entschieden  zu  verwerfen.  Die  zweite  Methode  ist  theoretisch  unanfecht- 
bar, aber  in  der  von  Pritchard  angewandten  Form  nicht  empfehlens- 
werth.  Pritchard  benutzt  zwei  neben  einander  befindliche  schmale  Spalte, 
die  eine  genau  bestimmte  Entfernung  von  einander  haben  und  setzt  hinter 
dieselben  seinen  Keil.  Auf  die  Spalte  gelangt  paralleles  Licht,  welches 
nach  dem  Passiren  des  Keiles  auf  ein  doppeltbrechendes  Prisma  auffällt. 
Es  entstehen  so  zwei  Bilder  von  jedem  Spalt,  die  senkrecht  zu  einander 
polarisirt  sind.  Durch  ein  vor  dem  Auge  befindliches  Nicolprisma  lässt 
sich  die  Gleichheit  der  von  beiden  Spalten  herrührenden  Bilder  herstellen 
und  daher  die  einem  bestimmten  Stücke  des  Keiles  entsprechende  Ab- 
sorption ermitteln. 

Gegen  dieses  Verfahren  kann  man  zweierlei  einwenden.  Erstens  wird 
die  Constante  für  ein  viel  zu  kleines  Stück  des  Keiles  bestimmt,  da  die 
Entfernung  der  Spalte  nicht  sehr  gross  sein  darf  (bei  Pritchard  nur 
9.5  mm);  der  Fehler  der  Messung  geht  also  zu  stark  ein.  Zweitens  wird 
die  Gleichheit  zweier  Lichteindrücke  beurtheilt,  der  Keil  also  unter  ganz 
anderen  Bedingungen  benutzt,  als  bei  den  Stembeobachtungen.  Spitta 
hat  ausserdem  noch  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  bei  der  Pritchard- 
sehen  Methode  infolge  der  an  den  inneren  Flächen  der  Nicolprismen  statt- 
findenden Reflexe  leicht  Fehler  entstehen  können,  wenn  nicht  ein  geeignetes 
Diaphragma  zwischen  Auge  und  Nicolprisma  eingesetzt  ist. 

Anstatt  des  Pritchard'schen  Verfahrens  zur  Bestimmung  der  Keil- 
constante  wendet  man  mit  Vortheil  eine  der  folgenden  Methoden  an. 

1.  Vorschlag  von  Abney.  Das  Photometer  wird  auf  einen  durch 
ein  geeignetes  Arrangement  hergestellten  künstlichen  Stern  gerichtet.  Vor 
demselben  ist  eine  Scheibe  mit  verstellbaren  sectorförmigen  Ausschnitten 
angebracht,  die  in  schnelle  Rotation  versetzt  werden  kann.  Man  giebt 
nun  dem  künstlichen  Stern  durch  geeignete  Wahl  der  Sectoren  nachein- 
ander bestimmte  Helligkeitsgrade  und  bringt  den  Stern  jedesmal  durch 
Verschieben  des  Keiles  zum  Verschwinden.  Auf  diese  Weise  lässt  sich 
die  Keilconstante  aus  Messungen  an  beliebigen  Stellen  und  über  beliebig 
grosse  Strecken  des  Keiles  durchaus  einwurfsfrei  ermitteln. 

2.  Vorschlag  von  Spitta.  Eine  Anzahl  von  kleinen  Spiegeln,  deren 
Reflexions  vermögen  genau  gleich  sein  muss,  wird  so  aufgestellt,  dass 
von  jedem  derselben  das  Licht  einer  Flamme  in  gleichem  Betrage  auf 
eine  sehr  kleine  weisse  Scheibe  geworfen  wird.  Diese  Scheibe  erscheint 
im  Photometer  als  winziger  weisser  Fleck,  und  ihre  Helligkeit  ändert  sich 
im  Verhältniss  der  Anzahl  der  exponirten  Spiegel;  sie  wird  mit  Hülfe  des 
Keiles  ausgelöscht.     Die  Methode   ist  etwas  complicirter  und  nicht  ganz 


Das  Keilpbotometer.  1S9 

SO  sicher  wie  die  Abuey'sehe,  auch  ist  sie  dadurch  etwas  beschränkt,  dass 
die  Anzahl  der  Spiegel  nicht  zu  gross  gewählt  werden  darf.  Eine  sorg- 
fältige Untersuchung  dieser  Spiegel  hinsichtlich  ihrer  Keflexionsfähigkeit 
ist  ein  unerlässliches  Erfordemiss,  und  dadurch  werden  leicht  Fehlerquellen 
herbeigefllhrt. 

3.  Potsdamer  Methode.  Am  einfachsten  und  sichersten  lässt  sich 
die  Keilconstante  mit  Hülfe  des  Zöllner'schen  Photometers  bestimmen. 
Das  Keilphotometer  wird  unmittelbar  an  Stelle  des  Oculars  an  ersteres 
angesetzt  und  der  künstliche  Stern  zum  Auslöschen  gebracht,  nachdem 
dessen  Helligkeit  durch  Verstellung  der  Nicolprismen  am  Intensitätskreise 
in  messbarem  Grade  verändert  worden  ist.  Man  kann  das  Verfahren  auch 
in  der  Weise  umkehren,  dass  man  den  Keil  zunächst  um  eine  ganz  be- 
stimmte Strecke  verschiebt  und  den  künstlichen  Stern  durch  Drehung  des 
Intensitätskreises  zum  Verschwinden  bringt;  die  eigentliche  Messung 
geschieht  dann  nicht  mit  dem  Keil,  sondern  mit  den  polarisirenden 
Mitteln.     Das  erstere  Verfahren  ist  entschieden  vorzuziehen. 

4.  Benutzung  von  photometrisch  bestimmten  Sternen.  Diese 
Methode  hat  den  grossen  Vortheil,  dass  keinerlei  besondere  instrumen- 
tellen  Einrichtungen  erforderlich  sind,  und  dass  die  Constantenbestimmung 
unter  genau  den  gleichen  äusseren  Bedingungen  erfolgt,  wie  die  ge- 
wöhnlichen Beobachtungen  mit  dem  Keilphotometer.  Man  sucht  aus 
den  Helligkeitscatalogen  (Harvard  Photometry,  Uranometria  nova  Oxo- 
niensis,  Potsdamer  Durchmusterung)  Stempaare  aus,  die  in  Bezug  auf 
Farbe  nicht  allzu  sehr  von  einander  verschieden  sind,  dagegen  beträcht- 
liche Intensitätsunterschiede  aufweisen,  und  misst  dieselben  mit  dem 
Keil.  Um  von  den  zufälligen  Fehlem  der  Cataloghelligkeiten  möglichst 
frei  zu  werden,  thut  man  gut,  eine  sehr  grosse  Zahl  von  Stempaareu 
zu  benutzen. 

Langley  hat  zur  Constantenbestimmung  die  Anwendung  des  Bolo- 
meters  empfohlen,  und  mehrfach  ist  der  Vorschlag  aufgetaucht,  die  Photo- 
graphie nutzbar  zu  machen.  Man  blendet  die  eine  Seite  des  Keiles  bis 
auf  zwei  schmale,  in  einer  bestimmten  Entfemung  von  einander  befindliche 
Spalte  ab  und  bringt  auf  der  anderen  Seite  einen  Streifen  photographischen 
Papieres  an.  Lässt  man  dann  auf  die  Vorderseite  paralleles  Licht  auf- 
fallen, so  giebt  der  Grad  der  Schwärzung  auf  dem  Papiere  ein  Mass  für 
das  Verhältniss  des  an  den  beiden  betreffenden  Stellen  des  Keiles  hin- 
durchgegangenen Lichtes.  Die  Langley'sche  Methode  berücksichtigt  nur 
die  Wirkung  des  Keiles  auf  die  Wärmestrahlen,  die  photographische 
Methode  zieht  nur  die  brechbareren  Strahlen  in  Betracht,  die  letztere  ist 
ausserdem  nur  einer  geringen  Genauigkeit  fähig.  Beide  Methoden  sind 
wenig  zu  empfehlen. 


t90  II.   Die  photometrischen  Apparate. 

Der  Benutzung  jedes  Keilphotometers  muss  ausser  der  Constanten- 
bestimmung,  die  am  besten  nicht  nur  nach  einer,  sondern  gleichzeitig 
nach  mehreren  der  oben  empfohlenen  Methoden  geschieht,  noch  eine 
specielle  Untersuchung  des  Keiles  in  Bezug  auf  Homogenität  des  Glases, 
Regelmässigkeit  der  Gestalt  und  Durchlässigkeit  für  verschiedene  Farben 
vorangehen. 

Bei  der  Vollkommenheit,  mit  welcher  heutigen  Tages  Glas  hergestellt 
wird,  sind  auffallende  Mängel  in  der  Homogenität  von  vornherein  kaum 
zu  befürchten,  namentlich  wenn  man  die  Keile  nicht  zu  lang  wählt  und 
daher  auch  nicht  zu  grosse  Glasstücke  nöthig  hat;  dagegen  bereitet  das 
Anschleifen  von  absolut  ebenen  Flächen  bei  den  verhältnissmässig  dünnen 
Keilen  einige  Schwierigkeit,  und  es  liegt  die  Gefahr  vor,  dass  die  be- 
grenzenden Flächen  eine  leichte  Krümmung  besitzen,  und  dass  infolge 
dessen  einer  Verschiebung  des  Keiles  um  gleiche  Strecken  nicht  überall 
ein  gleichmässiger  Zuwachs  der  absorbirenden  Schicht  entspricht.  Zur 
Untersuchung  dieser  Punkte  wendet  man  ein  ähnliches  Verfahren  an,  wie 
bei  der  Ermittlung  der  Theilungsfehler  von  Massstäben  oder  Kreis- 
theilungen.  Man  misst  ein  bestimmtes  Helligkeitsintervall  an  verschiedenen 
Stellen  des  Keiles,  indem  man  den  Endpunkt  der  ersten  Messung  zum 
Anfangspunkte  der  zweiten  wählt  u.  s.  f  über  die  ganze  zum  Gebrauch 
bestimmte  Länge  des  Keiles  hinweg.  Dann  nimmt  man  ein  anderes 
doppelt  so  grosses  Helligkeitsintervall,  ebenso  ein  dreimal,  viermal  u.  s.  w. 
so  grosses  und  misst  auch  diese  von  denselben  Anfangspunkten  aus.  Durch 
ein  geeignetes  Ausgleichungsverfahren  leitet  man  dann  die  Fehler  der 
einzelnen  Anfangspunkte  her  und  kann  auf  diese  Weise  eine  vollkommene 
»Kalibrirung«  des  Keiles  bewerkstelligen.  Am  besten  eignet  sich  zu  dieser 
Prüfung  die  oben  empfohlene  dritte  Methode  mit  Benutzung  des  ZöUner'schen 
Photometers;  die  zur  Hervorbringung  bestimmter  Helligkeitsunterschiede 
erforderlichen  Einstellungen  am  Intensitätskreise  werden  dabei  im  Vor- 
aus berechnet. 

Die  Durchlässigkeit  des  Keiles,  für  verschiedene  Farben  hängt  von 
der  Beschaffenheit  des  dunklen  Glases  ab.  Vollkommen  neutral  gefärbtes 
Glas  ist  äusserst  schwierig  zu  beschaflFen.  Loewy  giebt  an,  dass  er 
unter  50  verschiedenen  Sorten  nicht  eine  einzige  gefunden  habe,  die 
seinen  Anforderungen  entsprochen  hätte.  In  der  That  haben  die  meisten 
sogenannten  neutralen  Gläser  eine  schwach  grünliche  Färbung  und  lassen 
daher  die  rothen  Strahlen  weniger  leicht  hindurch  als  die  gelben  und 
grünen.  Man  tiberzeugt  sich  am  einfachsten  von  der  allgemeinen  Absorp- 
tionswirkung eines  Glases,  indem  man  dasselbe  durch  ein  Spektroskop 
betrachtet  und  sieht,  an  welchen  Stellen  Absorptionsstreifen  auftreten. 
Man  wird  fast  immer  drei  mehr  oder  weniger  starke  Bänder,  zwei  davon 


Das  Keilphotometer.  19  t 

im  rotben  und  eins  im  blangrOnen  Theile  des  Spectnims  erkemien.  Znr 
specielleren  Untersnchnng  bedient  man  sich  mit  Vortheil  wieder  der  kttnst- 
lieben  Sterne  des  Zöllner'schen  Photometers,  denen  man  mit  Httlfe  des 
Colorimeters  die  verschiedensten  Farben  geben  kann.  Man  erhält  so 
Sterne  von  ähnlichen  FarbennUancen,  wie  sie  auch  bei  den  wirklichen 
Sternen  vorkommen;  nur  weisse  oder  bläulichweisse  Sterne  lassen  sich 
nicht  herstellen.  Wenn  man  nun  dasselbe  Helligkeitsintervall  in  den  ver- 
schiedenen Farben  mit  dem  Keil  misst,  so  kann  man  die  Unterschiede 
m  der  Absorptionsfähigkeit  rechnungsmässig  bestimmen.  Die  von  Töpfer 
in  Potsdam  gelieferten  Keile  zeichnen  sich  in  dieser  Beziehung  durch  be- 
merkenswerthe  Gleichförmigkeit  aus. 

Über  den  Gebrauch  und  den  Anwendungsbereich  des  Keilphotometers 
lassen  sich  noch  folgende  allgemeine  Vorschriften  aufstellen. 

Da  Fehler  in  der  Constantenbestimmung  die  Resultate  der  Messungen 
um  so  stärker  verfälschen,  je  grösser  der  beobachtete  Helligkeitsunter- 
schied ist,  so  empfiehlt  es  sich  nicht,  sehr  helle  und  sehr  schwache  Sterne 
direct  mit  einander  zu  vergleichen;  jedenfalls  ist  es  unstatthaft,  den  Keil 
ausserhalb  der  Strecke,  für  welche  speciell  die  Constante  bestimmt  ist,  zu 
benutzen.  Bei  sorgfältig  untersuchten  Keilen  wird  man  eine  DilBFerenz 
von  4  bis  5  Grössenclassen  unbedenklich  messen  können. 

Die  Unmöglichkeit,  absolut  neutrales  Glas  zu  erhalten,  bedingt  grosse 
Vorsicht  bei  der  Vergleichung  sehr  verschieden  gefärbter  Sterne.  Die 
Messungen  rother  oder  röthlicher  Sterne  sind  nach  Möglichkeit  ganz  zu 
vermeiden. 

Mit  allen  Auslöschungsphotometem  hat  das  Keilphotometer  die  schon 
früher  besprochenen  Übelstände  gemein,  welche  durch  die  Erleuchtung 
des  Grundes  und  die  wechselnde  Empfindlichkeit  ^es  Auges  herbeigeführt 
werden.  Es  sind  demnach  Beobachtungen  in  der  Dämmerung  und  in  hellen 
Mondnächten  zu  unterlassen,  jedenfalls  dürfen  unter  keinen  Umständen 
Sterne  in  der  Nähe  des  Mondes  mit  anderen  weit  davon  entfernten  ver- 
bunden werden.  Es  ist  rathsam,  nur  unmittelbar  aufeinander  folgende 
DilBFerenzmessungen  auszuführen  und  die  Beobachtungen  stets  vollkommen 
symmetrisch  anzuordnen.  Die  ersten  Messungen  jedes  Abends  sind  wegen 
der  am  Anfange  der  Beobachtungen  besonders  stark  veränderlichen  Em- 
pfindlichkeit des  Auges  am  besten  gar  nicht  zu  verwerthen. 

Die  zuerst  von  Kayser  empfohlene,  später  wieder  von  Pickering 
in  Vorschlag  gebrachte  Beobachtungsmethode,  bei  welcher  die  Zeitdauer 
des  Durchganges  der  Sterne  durch  den  Keil  bis  zum  Verschwinden  als 
Mass  benutzt  wird,  ist  aus  zwei  Gründen  zu  verwerfen.  Erstens  ist  die 
Genauigkeit  der  Auslöschungsbeobachtung  nicht  die  gleiche  für  Sterne 
von   verschiedener  Declination,    weil   diese   den  Keil   mit  verschiedener 


192  n.   Die  photometrischen  Apparate. 

Geschwindigkeit  passiren,  und  zweitens  erfordert  diese  Methode  einen 
unverhältnissmässigen  Zeitaufwand,  da  bei  jeder  einzelnen  Messung  der 
Stern  immer  wieder  den  ganzen  Weg  von  dem  Antrittsfaden  bis  zum 
Verschwindungspunkte  durchlaufen  muss.  Es  ist  auch  ein  Nachtheil,  dass 
die  Auslöschung,  je  nach  der  Helligkeit  der  Sterne,  an  verschiedenen 
Stellen  des  Gesichtsfeldes  stattfindet. 

In  Figur  38  ist  die  Abbildung  eines  nach  meinen  Angaben  von  Töpfer 
in  Potsdam  gebauten  Instrumentes  mit  Keilphotometer  beigefügt,  welches 
wegen  seiner  bequemen  Handhabung  sehr  zu  empfehlen  ist.  Es  hat  die 
Form  eines  äquatorial  coude  und  kann  fUr  jede  Polhöhe  eingestellt  werden. 
Das  Ocular  ist  nach  dem  Pole  gerichtet,  der  Beobachter  braucht  also  seine 
Stellung  niemals  zu  verändern.  Die  Declination  der  Sterne  wird  an  dem 
Kreise  a  eingestellt,  welcher  mit  dem  vor  dem  Objectiv  befindlichen 
drehbaren  Prisma  fest  verbunden  ist;  b  ist  der  Stundenkreis  und  c  eine 
Vorrichtung  zur  Feinbewegung,  um  die  Sterne  immer  in  der  Mitte  des 
Gesichtsfeldes  zu  halten.  Da  das  Photometer  sich  bei  der  Drehung  im 
Stundenwinkel  mitbewegt,  so  bleibt  infolge  der  Spiegelung  an  den  beiden 
Prismen  (eins  vor  dem  Objectiv,  das  andere  im  Innern  des  gebrochenen 
Femrohrs)  der  im  Keilphotometer  angebrachte  Steg  nicht  parallel  der 
täglichen  Bewegung.  Das  Photometer  ist  daher  noch  für  sich  im  Positions- 
winkel drehbar,  und,  wie  man  leicht  sieht,  braucht  man  an  dem  Positions- 
kreise d  nur  die  jedesmalige  Declination  des  Sterns  einzustellen,  damit 
derselbe  sich  innerhalb  des  Steges,  also  senkrecht  zur  Richtung  der  Keil- 
verschiebung, durch  das  Gesichtsfeld  bewegt.  Bei  dem  für  das  Potsdamer 
Observatorium  construirten  Apparate  hat  das  Objectiv  eine  OfiFnung  von 
5.5  cm  und  eine  Brennweite  von  60  cm.  Es  eignet  sich  in  diesen  Dimen- 
sionen zur  Beobachtung  aller  Sterne  bis  zur  achten  Grösse. 


I 
4 


9 
!? 


Photometer,  bei  denen  die  Gleichheit  zweier  Lichteindrücke  beurtheilt  wird.    193 


Capitel  II. 

Photometer,  bei  denen  die  Gleicbheit  zweier  Lichteindrflcke 

benrtheilt  wird. 


Die  zweite  Classe  von  Photometeni,  bei  denen  die  zu  messende  Licht- 
quelle durch  irgend  welche  Mittel  soweit  geschwächt  wird,  bis  ihre  Hellig- 
keit der  einer  anderen  Lichtquelle  gleichkommt,  hat  vor  den  Auslöschungs- 
photometem  so  viele  Vortheile  voraus,  dass  ihre  grössere  Verbreitung 
ganz  selbstverständlich  erscheint.  Einer  der  Hauptvorzüge  dieser  Methode 
besteht  darin,  dass  das  Auge  viel  weniger  angestrengt  wird,  als  bei  der 
Beobachtung  des  Verschwindens,  und  dass  eine  Änderung  der  Empfind- 
lichkeit des  Auges  wenig  oder  gar  keinen  Einfluss  auf  die  Messungen 
ausübt,  weil  die  beiden  zu  vergleichenden  Lichtquellen  gleichmässig  davon 
betrofi^en  werden.  Dabei  ist  die  Sicherheit  der  einzelnen  Einstellung  grösser 
als  bei  der  Auslöschungsmethode,  schon  deshalb,  weil  die  eigentliche 
Pointirung keine  einseitigeist,  vielmehr  das  zu  messende  Object  abwechselnd 
heller  und  schwächer  gemacht  werden  kann  als  das  Vergleichsobject. 
Die  verschiedene  Helligkeit  des  Grundes  kommt  bei  dieser  Gattung  von 
Photometem  zwar  auch  in  Betracht,  der  störende  Einfluss  derselben  lässt 
sich  aber  durch  geeignete  Vorrichtungen  bei  den  meisten  Apparaten  so 
gut  wie  ganz  unschädlich  machen;  es  ist  nämlich  fast  immer  zu  erreichen, 
dass  sich  die  Helligkeiten  des  Grundes,  auf  den  die  zu  vergleichenden 
Objecte,  beispielsweise  zwei  Sterne,  projicirt  erscheinen,  im  Instrumente 
mit  einander  vermischen,  so  dass  die  Objecte  auf  einem  gleichmässig 
hellen  Untergrunde  sichtbar  sind.  Es  wäre  also  nur  die  Frage  zu  ent- 
scheiden, ob  die  Genauigkeit  der  Vergleichung  von  der  grösseren  oder 
geringeren  Intensität  dieses  gemeinschaftlichen  Grundes  abhängt.  Nach 
allen  bisherigen  Untersuchungen  ist  dies  nicht  der  Fall.  Die  meisten 
Beobachter  stimmen  zwar  darin  überein,  dass  die  Vergleichung  für  das 
Auge  am  Angenehmsten  auszuführen  ist  bei  einem  schwach  erhellten  Ge- 
sichtsfelde, dass  die  Sicherheit  aber  keineswegs  grösser  ist  als  bei  ganz 
hellem  oder  ganz  dunklem  Gesichtsfelde.  Die  Methode  hat  demnach  den 
Vortheil,  dass  Sterne  mit  einander  verglichen  werden  können,  die  am 
Himmel  sehr  weit  von  einander  entfernt  sind,  und  dass  Beobachtungen 
bei  heller  Dämmerung  und  in  Mondscheinnächten  durchaus  unbedenklich 
sind.     Dafür  treten  aber  auch  einige  Übelstände  auf     Wie  schon  in  der 

Müller,  Photometrie  der  Oeatime.  ]3 


194  n.   Die  photometrisohen  Apparate. 

Einleitung  zu  diesem  Abschnitte  hervorgehoben  wurde,  müssen  die  beiden 
Lichteindrticke  gleichzeitig  unmittelbar  neben  einander  betrachtet  werden, 
da  das  Auge  nicht  im  Stande  ist,  den  Eindruck  einer  Helligkeit  auch 
nur  kurze  Zeit  festzuhalten;  auch  ist  es  unbedingt  erforderlich,  dass  die 
beiden  Objecte  in  Bezug  auf  ihr  Aussehen  und  ihre  scheinbare  Grösse 
einander  vollkommen  ähnlich  sind.  Diese  Bedingungen  lassen  sich  zum 
Theil  nur  durch  ziemlich  complicirte  mechanische  Einrichtungen  erfüllen, 
und  in  dieser  Beziehung  stehen  die  meisten  Gleichheitsphotometer  den 
Auslöschungsphotometem  nach.  Da  die  Vergleichung  von  Flächen  im 
Allgemeinen  sicherer  ausführbar  ist,  als  diejenige  von  Punkten,  so  wäre 
die  Benutzung  solcher  Apparate  vorzuziehen,  in  denen,  wie  bei  dem  Stein- 
heirschen  Prismenphotometer,  das  Licht  der  zu  messenden  Himmelskörper 
in  eine  Fläche  ausgebreitet  werden  kann.  Diese  Methode  ist  aber  wegen 
des  bedeutenden  Lichtverlustes  nur  auf  hellere  Objecte  anwendbar;  bei 
der  Messung  schwächerer  Sterne  ist  allein  die  Punktvergleichung  möglich. 
Ganz  besonders  brauchbar  für  die  Himmelsphotometrie  hat  sich  die  Ein- 
führung von  künstlichen  Vergleichsobjecten  erwiesen,  deren  Helligkeit 
messbar  verändert  werden  kann.  Man  ist  dabei  freilich  bis  zu  einem  ge- 
wissen Grade  von  der  Constanz  der  benutzten  Lichtquelle  abhängig,  und 
das  Aussehen  eines  künstlichen  Sterns  unterscheidet  sich  stets  nicht  un- 
merklich von  dem  des  wirklichen  Sterns,  schon  aus  dem  Grunde,  weil 
das  Bild  des  letzteren  durch  die  Unruhe  der  Luft,  durch  Scintillation  u.  s.  w. 
beeinflusst  wird;  aber  diese  Nachtheile  werden  zum  grossen  Theil  wieder 
durch  die  grössere  Einfachheit  der  Construction  und  die  bequemere  Hand- 
habung aufgewogen.  Ein  Hauptübelstand  der  Vergleichungsmethode  ist 
der  Einfluss  der  Farbe.  Es  ist  schwierig,  ja  fast  unmöglich,  die  Gleich- 
heit der  Intensität  zweier  sehr  verschieden  gefärbten  Objecte  richtig  zu 
beurtheilen,  und  die  Angaben  verschiedener  Beobachter  weichen  daher 
auch  unter  Umständen  sehr  beträchtlich  von  einander  ab.  So  lange  man 
keine  zuverlässigen  Mittel  besitzt,  um  die  Färbung  einer  Lichtquelle  in 
der  Weise  zu  ändern,  dass  man  zugleich  auch  angeben  kann,  um  wie 
viel  die  lebendige  Kraft  derselben  sich  vermindert  oder  vergrössert  hat, 
so  lange  wird  jede  Vergleichung  verschiedenfarbiger  Objecte  mit  einer 
gewissen  Unsicherheit  verbunden  sein. 

Aus  der  überaus  grossen  Zahl  der  zur  unmittelbaren  Vergleichung 
zweier  Lichteindrücke  bestimmten  Photometer  sollen  im  Folgenden  die 
wichtigsten  besprochen  und  dabei  speciell  diejenigen  bevorzugt  werden, 
deren  Brauchbarkeit  durch  Beobachtungen  direct  nachgewiesen  worden  ist. 
Die  Eintheilung  erfolgt  wieder  nach  den  in  der  Einleitung  zu  diesem  Ab- 
schnitte angeführten  Hauptkategorien,  welche  bei  dieser  Gattung  von 
Photometem  fast  sämmtlich  zur  Anwendung  gekommen  sind. 


Benntzung  des  photometriBchen  Hauptgeeetzes  vom  Quadrate  der  Entfernung.   1 95 


1.    Benntznng  des  photometrischen  Hanptgesetzes  vom  Quadrate 

der  Entfernung. 

Das  erste  Grundgesetz  der  Photometrie,  nach  welchem  sich  die  leben- 
digen Kräfte  der  Ätherbewegung  an  zwei  verschiedenen  Punkten  eines 
Lichtstrahls  umgekehrt  wie  die  Quadrate  der  Entfernungen  dieser  Punkte 
von  der  Lichtquelle  verhalten,  ist  naturgemäss  schon  sehr  früh  bei  der 
Construction  von  photometrischen  Apparaten  zur  Anwendung  gebracht 
worden  und  liefert  uns  auch  heute  noch  eins  der  einfachsten  und  sicher- 
sten Hülfsmittel  zur  Prüfung  von  neuen  Lichtmessungsmethoden.  Bouguer 
und  Lambert  haben  sich  bei  ihren  photometrischen  Untersuchungen  fast 
ausschliesslich  dieses  Principes  bedient,  und  eine  ganze  Reihe  der  be- 
kanntesten und  weitverbreitetsten  Instrumente  der  technischen  Photometrie 
beruht  auf  diesem  Gesetze. 

Da  es  bei  den  älteren  hierher  gehörigen  x\pparaten  auf  eine  indirecte 
Vergleichung  zweier  Lichtquellen  ankam,  indem  nur  die  von  ihnen  auf 
einer  Fläche  hervorgebrachten  Beleuchtungen  in  Betracht  gezogen  wurden, 
so  ist  es  erklärlich,  dass  dieselben  für  die  Astrophotometrie,  insbesondere 
für  die  Photometrie  der  Fixsterne,  wo  es  sich  um  ausserordentlich  schwache 
Lichteindrücke  handelt,  keine  wesentliche  Bedeutung  gewonnen  haben. 
Immerhin  verdanken  wir  denselben  die  ersten  brauchbaren  Helligkeits- 
messungen an  Sonne  und  Mond,  sowie  werthvoUe  Resultate  bezüglich 
mancher  Fragen  der  atmosphärischen  Photometrie. 

Es  dürfte  daher  nicht  gerechtfertigt  sein,  diese  älteren  Instrumente 
ganz  mit  StiUschweigen  zu  übergehen;  es  wird  aber  eine  kurze  Beschreibung 
derselben,  ohne  näheres  Eingehen  auf  ihre  Besonderheiten  imd  ihre  Hand- 
habung, ausreichend  erscheinen. 

a.    Die  Photometer  von  Bouguer,  Ritchie  und  Foucault. 

Bouguer')  hat  zwei  verschiedene  Formen  von  Apparaten  benutzt,  je 
nachdem  es  sich  um  die  Messung  von  verhältnissmässig  wenig  ausgedehnten 
leuchtenden  Flammen  oder  um  die  Vergleichung  von  grossen  Flächen 
handelte.  Das  erste  dieser  Bouguer'schen  Photometer  (Fig.  39,  Seite  1 96) 
besteht  aus  zwei  unter  einem  stumpfen  Winkel  aneinander  stossenden 
Brettchen,  beide  mit  gleich  grossen  kreisrunden  Öfiftiungen  versehen,  die 
mit  geöltem  Papier  bedeckt  sind.  Die  zu  vergleichenden  Lichtquellen  S 
und  S'  sind  so  aufgestellt,  dass  ihr  Licht  senkrecht  auf  die  beiden  Offiaungen 
auffällt,  und  das  Auge  des  Beobachters  befindet  sich,  gegen  jedes  fremde 


1)  Trait^  d'optique,  p.  9  und  32. 

13" 


196 


IL   Die  photometrischen  Apparate. 


Licht  durch  geeignete  Vorrichtungen  geschützt,  in  der  den  stumpfen  Winkel 
halbirenden  Ebene.  Ein  drittes  Brettchen  ist  noch  in  der  verlängerten 
Halbirungsebene  angebracht,  um  von  jeder  Öffnung  das  für  sie  nicht  be- 
stimmte Licht  abzuhalten.  Während  die  eine  Lichtquelle  unverändert 
stehen  bleibt,  wird  die  andere  immer  in  der  Richtung  senkrecht  zur  be- 
leuchteten Ebene  verschoben,  bis  die  beiden  Öfihungen  dem  Auge  gleich 
hell  erscheinen.  Die  Quadrate  der  Entfernungen  der  Lichtquellen  von 
den  Offnungen  geben  dann  das  Mass  für  das  Helligkeitsverhältniss  der- 
selben. 

Das  zweite  Bouguer'sche  Photometer  (Fig.  40)  besteht  aus  zwei 
Holzröhren,  die  an  dem  einen  Ende  durch  ein  Scharnier  so  miteinander  ver- 
bunden sind,  dass  sie  jeden  beliebigen,  an  einem  Gradbogen  einstellbaren 
Winkel   miteinander   einschlicssen   können.      Die   unteren  Enden   dieser 


Fig.  39. 


Fiff.  40. 


Röhren  sind  mit  Deckeln  verschlossen,  in  welchen  sich  kleine,  mit  geöltem 
Papier  überzogene  Öffnungen  Ä  und  A'  befinden.  In  die  oberen  Enden 
der  Röhren  lassen  sich  andere  Röhren  einschieben,  die  mit  freien  Öff- 
nungen 5  und  S'  von  bedeutend  grösserem  Durchmesser  als  A  und  A' 
versehen  sind.  Die  beiden  Röhren  werden  auf  die  zu  vergleichenden 
Flächen,  z.  B.  auf  zwei  verschiedene  Stellen  des  Himmels  oder  auf  zwei 
von  der  Sonne  beleuchtete  Wände  etc.,  eingestellt,  und  die  auf  die  hellere 
Fläche  gerichtete  Röhre  wird  dann  soweit  ausgezogen,  bis  die  kleinen 
Öffnungen  A  und  A'  gleich  hell  erscheinen.  Unter  der  Voraussetzung, 
dass  jede  der  beiden  zu  vergleichenden  Flächen  an  allen  Punkten  gleich- 
massig  hell  ist,  dass  ferner  die  Öffnungen  S  und  S\  ebenso  auch  A  und  A' 
unter  einander  gleich  sind,  findet  man,  dass  die  Flächenhelligkeiten  sich 
zu  einander  verhalten,  wie  umgekehrt  die  Quadrate  der  Rohrlängen. 


Die  Photoiueter  von  Bougaer,  Ritchie  und  Foncanlt. 


197 


A\\\\\V^^'X:W^3 


;\vwN\\\wv,\WiSsi 


Fiff.  41. 


Eiue  Verbesserung  des  ersten  Bouguer'sehen  Photometers  ist  das  viel 
benutzte  Ritchie'sche^)  Photometer.  Dasselbe  (Fig.  41)  ist  ein  innen  ge- 
schwärzter Kasten,  in  dessen  oberer  Wand  bei  abc  eine  rechteckige  ÖflF- 
nung  angebracht  ist,  bedeckt  mit  geöltem  Papier.  Im  Innern  des  Kastens 
sind  zwei  Spiegel  befestigt,  die  bei  b  imter  einem  rechten  Winkel  aneinander 
stossen.  Die  zu  vergleichenden  Lichtquellen  werden  vor  die  offenen  £nden 
des  Kastens  gestellt,  und  der  letztere  wird  zwischen  ihnen  längs  eines  Mass- 
stabes so  lange  verscho- 
ben, bis  die  beiden  in  b 
aneinander  grenzenden 
Theile  der  Öffnung  gleich 
hell  erscheinen.  Man 
blickt  auf  diese  Öffnung 
durch  eine  längere,  innen 
geschwärzte  Röhre,  um 
fremdes  Licht  vom  Auge  fern  zu  halten.  Der  Vortheil  der  Einrichtung 
gegenüber  dem  Bouguer'sehen  Photometer  besteht  darin,  dass  die  beiden 
erleuchteten  Felder  unmittelbar  aneinander  grenzen.  Haben  die  zu  ver- 
gleichenden Lichtquellen  verschiedene  Färbung,  so  empfiehlt  Ritchie, 
die  Öffnung  im  Photometer  mit  einem  in  kleiner  Schritt  bedruckten  Papier- 
streifen zu  bedecken.  Die  Gleichheit  der  Beleuchtung  wird  dann  als  erreicht 
betrachtet,  wenn  die  Schrift  über  die  ganze  Länge  der  Öffnung  hin  gleich 
gut  gelesen  werden  kann. 

Fast  noch  grössere  Ver- 
breitung als  das  Ritchie'sche 
Photometer  hat  das  Fou- 
c  a  u  1  t'sche  ^)  gefunden  (photo- 
metre  i\  compartiment),  wel- 
ches ebenfalls  als  eine  Modi- 
fication  des  Bouguer'sehen 
Photometers  zu  betrachten  ist. 
Ein  innen  geschwärzter  Holz- 
kasten (Fig.  42)  ist  an  der 
einen  Seite  offen  imd  hat  an 
der  gegenüberliegenden  Seite 
eine  kreisrunde  Öffnung,  die 
mit  einem  halbdurchsichtigen 

Schirm  bedeckt  ist.    [Dieser  Schirm  wird  von  zwei  Glasplatten  gebildet, 
zwischen  denen  sich  eine  dünne  gleichförmige  Stärkemehlschicht  befindet. 

1)  Trunsactions  of  the  R.  See.  of  Edinburgh.  Vol.  10. 

2)  Recaeil  des  travaux  scientifiques  de  L^on  Foucault,  Paris  1878,  p.  100. 


Fiff.  48. 


198 


IL  Die  photometrischen  Apparate. 


Eine  undurchsichtige  Zwischenwand  theilt  den  Kasten  in  zwei  Theile  und 
lässt  sich  mittels  eines  Knopfes  vorwärts  und  rückwärts  bewegen.  Da- 
durch kann  man  erreichen,  dass  die  von  den  beiden  Lichtquellen  beleuch- 
teten Halbkreise  in  einer  scharfen  Linie  aneinander  stossen.  Die  Ent- 
fernungen der  Lichtquellen  von  dem  Schirme  mUssen  mittels  Massstabes 
direct  gemessen  werden. 


b.    Das  Uumford'sche  Schattenphotometer. 

Etwas  weniger  genaue  Kesultate,  als  die  im  Vorangehenden  beschrie- 
benen Apparate  liefert  das  gewöhnlich  unter  dem  Namen  »Rumford'sches 
Schattenphotometer«  bekannte  Instrument').  Dasselbe  sollte  eigentlich 
Lambert'sches  Photometer  heissen,  weil  sich  Lambert  bei  den  meisten 
Helligkeitsmessungen  einer  vollkommen  ähnlichen  Einrichtung  bedient  hat. 
Ausser  von  Lambert  ist  dieses  Photometer  auch  von  anderen  Beobachtern 
mehrfach  zu  Messungen  an  helleren  Himmelskörpern  benutzt  worden,  und 
noch  in  der  allemeuesten  Zeit  hat  Abney  bei  seinen  Helligkeitsverglei- 
chungen der  verschiedenen  Partien  des  Sonnenspectrums  von  diesem 
Principe  Gebrauch  gemacht. 

Vor  einer  senkrechten  weissen  Fläche  AÄ^  (Fig.  43)  ist   ein  runder 

Stab  O  senkrecht  auf- 
gerichtet, von  welchem 
durch  die  beiden  zu  ver- 
gleichenden Lichtquellen 
L,  und  Lj  die  Schatten  S, 
und  S,  entworfen  wer- 
den. S^  erhält  nur  Licht 
von  Lj,  dagegen  S^  nur 
Licht  von  L^,  während 
die  Übrige  Fläche  von 
beiden  Lichtquellen  zu- 
sammen beleuchtet  wird. 
L,  bleibt  in  constanter 
Entfernung  von  dem 
Schirme  AA^,  und  X, 
Fif .  «.  wird  nun  so  lange  ver- 

schoben, bis  die  beiden 
Schatten  gleich  intensiv  erscheinen;  die  Distanzen  L^S^  und  L^S^  sind 
dann  genau  zu  bestimmen.  Sind  die  Lichtquellen  etwas  ausgedehnter,  so 
stören    bei   der    Vergleichung   die    verwaschenen   Halbschatten.     Es    ist 


L,*^^ 

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ß        *  * -.^ 

1^  PhiloB.  Trans,  of  the  R.  Society  of  London.   1794,  p.  07. 


Das  Bansen^Bche  Fieckphotometer.  199 

erwünscht,  dass  L^  und  L,  sich  in  der  Nähe  der  Normalen  zum  Schirm 
befinden,  welche  durch  den  Stab  O  hindurch  geht,  damit  einerseits  die 
Schatten  nahe  bei  einander  liegen,  andererseits  die  Beleuchtung  von  S, 
und  S,  unter  angenähert  denselben  Incidenzwinkeln  erfolgt.  Ist  diese 
Bedingung  nicht  erfüllt,  und  hat  L^  eine  unveränderliche  Position,  so 
lässt  sich  sehr  leicht  die  Curve  bestimmen,  auf  welcher  L,  verschoben 
werden  muss,  damit  die  Schatten  unter  gleichen  Incidenzwinkeln  be- 
leuchtet werden.  Macht  man  nämlich  O  zum  Anfangspimkte  eines  recht- 
winkligen Coordinatensystems,  dessen  a:-Axe  mit  der  Normalen  zum 
Schirme  zusammenfällt,  nennt  die  Coordinaten  von  L,  in  Bezug  auf  dieses 
System  a  und  fc,  ferner  den  senkrechten  Abstand  des  Stabes  O  vom 
Schirme  c,  so  findet  man  für  den  geometrischen  Ort  der  Lichtquelle  L, 
die  Gleichung: 

abx^  —  (a*  +  1ac)xy  +  bc{c  +  *la)x  —  ac^y  =  0. 

Dies  ist  die  Gleichung  einer  Hyperbel,  welche  durch  den  Coordinaten- 
anfang  O  hindurch  geht  Mittels  der  bekannten  Werthe  von  a,  b  und  c 
kann  man  bei  jedem  Photometer  den  Weg  der  Lichtquelle  L^  aufzeichnen 
und  die  jedesmalige  Distanz  L^Sy  tabellarisch  berechnen. 


c.    Das  Bunsen'sche  Fleckphotometer. 

Bei  diesem  Instrumente,  welches  in  der  technischen  Photometrie  eine 
der  ersten  Stellen  einnimmt,  werden  die  zu  vergleichenden  Lichtquellen 
zu  beiden  Seiten  eines  Papierschirmes  aufgestellt,  auf  welchem  sich  ein 
durch  Öl  oder  Stearin  hervorgebrachter  Fettfleck  befindet.  Derselbe  er- 
scheint bei  auffallendem  Lichte  dunkel  auf  hellem  Grunde,  dagegen  bei 
durchgehendem  Lichte  hell  auf  dunklem  Grunde,  und  wenn  daher  die 
Beleuchtung  von  beiden  Seiten  gleich  stark  ist,  so  wird  der  Fettfleck 
sich  gar  nicht  mehr  von  dem  übrigen  Schirme  unterscheiden  lassen.  Ist 
dieser  EflFect  durch  Verschiebung  der  beiden  Lichtquellen  erreicht,  so 
verhalten  sich  die  Helligkeiten  derselben  zu  einander,  wie  die  Quadrate 
ihrer  Entfemimgen  vom  Schirme. 

Die  gebräuchlichste  von  Küdorff*)  empfohlene  Anordnung  dieses 
Photometers  wird  durch  die  schematische  Figur  44  (Seite  200)  erläutert. 
L^  und  L,  sind  die  beiden  Lichtquellen,  P  der  Photometerschirm  mit  dem 
Fettfleck  F  in  der  Mitte,  S^  imd  Ä,  zwei  Spiegel,  die  einen  stumpfen 
Winkel  mit  einander  bilden,  in  dessen  Halbirungsebene  der  Schirm  steht. 
Das  Auge  sieht  durch  eine  Öffnung  o  in  einem  dunklen  Schirm  auf  die 


I)  Pogg.  Annalen.  Jabelband,  p.  234. 


200  n.  Die  photometrischen  Apparate. 

Spiegel  und  erblickt  daher  die  beiden  Seiten  des  Fettfleckes.  Es  lässt 
sich  leicht  nachweisen,  dass  derselbe  nie  gleichzeitig  auf  beiden  Seiten 
verschwinden  kann,  weil  der  nicht  gefettete  Theil  des  Schirmes  mehr 

Licht    absorbirt    als    der 
^  Fleck.     Man    beobachtet 

daher  meist  so,  dass  man 
erst  den  Fettfleck  auf  der 
rechten,  dann  auf  der 
linken  Seite  verschwinden 

x,%: - ; — -'F--i xz   lässt  und  das  Mittel  aus 

den  gemessenen  Distan- 
zen zur  Berechnung  be- 
nutzt. Man  kann  auch 
eine  bestimmte  HUlfslicht- 
quelle  stets  in  unverän- 
derter Entfernung  auf  der 
einen  Seite  des  Papier- 
'*«•  **•  Schirmes     stehen    lassen 

und  die  zu  messenden 
Lichtquellen  nach  einander  auf  der  anderen .  Seite  in  solche  Entfernungen 
bringen,  dass  der  Fettfleck  jedesmal  auf  dieser  Seite  unsichtbar  wird. 

Die  Litteratur  über  das  Bunsen'sche  Photometer  ist  ausserordentlich 
umfangreich,  und  es  sind  eine  Menge  von  wichtigen  Verbesserungen  von 
V.  Hefner-Alteneck,  Krüss,  Weber  u.  A.  vorgeschlagen  worden,  um 
die  Empfindlichkeit  der  Messungen  zu  steigern.  Es  soll  hier  nicht  weiter 
auf  diese  Verbesserungen  eingegangen  werden,  weil  das  Bunsen'sche  Photo- 
meter in  der  Astrophotometrie  Überhaupt  nur  sehr  wenig  Verwendung  ge- 
funden hat.  In  der  Technik  scheint  es  neuerdings  etwas  verdrängt  zu 
werden  durch  die  ausgezeichneten  Lichtmesser  von  Lummer  und 
Brodhun*)  und  von  Weber 2),  die  im  Princip  eine  gewisse  Ähnlichkeit 
mit  demselben  haben,  aber  eine  weit  grössere  Genauigkeit  zu  erreichen  ge- 
statten. Auf  eine  nähere  Beschreibung  dieser,  für  die  Himmelsphotometrie 
ebenfalls  nur  in  ganz  beschränktem  Grade  anwendbaren  Instrumente  muss 
hier  verzichtet  werden. 

d.    Das  Herschersche  Astrometer. 

Wenn  von  einer  weit  entfernten  leuchtenden  Fläche  Licht  auf  eine 
Linse  von  sehr  kurzer  Brennweite  auffällt,  so  entsteht  in  dem  Foeus  der- 


1)  Zeitschrift  für  Instramentenknnde.   Jahrg.  9,  p.  41  and  40 1. 
2.  Wiedemann,  Annalen.    Bd.  20,  p.  326. 


Das  Herachelsche  Astrometer. 


201 


selben  ein  punktförmiges  Bildchen,  welches  als  künstlicher  Stern  benutzt 
werden  kann.  Betrachtet  man  diesen  künstlichen  Stern  aus  verschiedenen 
Entfernungen  mit  dem  blossen  Auge,  so  ist  nach  dem  früher  Gesagten 
klar,  dass  die  auf  der  Netzhaut  hervorgebrachte  Lichtempfindung  umge- 
kehrt proportional  sein  muss  dem  Quadrate  der  jedesmaligen  Entfernung 
des  Auges  von  dem  Brennpunkte  der  Linse.  Dieses  Princip  hat  J.  H er- 
sehet) der  Construction  seines  Photometers  zu  Grunde  gelegt,  indem  er 
die  HeUigkeiten  der  mit  blossem  Auge  sichtbaren  Sterne  mit  der  Helligkeit 
der  durch  eine  Linse  stemartig  verkleinerten  Mondscheibe  verglich.  So 
primitiv  und  mangelhaft  auch  der  ganze  Messapparat  ist  und  so  sehr  er 
in  mancher  Hinsicht  zu  Bedenken  Anlass  giebt,  so  hat  dieses  Instrument 


Fig.  45. 


für  die  Entwicklungsgeschichte  der  Astrophotometrie  doch  eine  gewisse 
Bedeutung,  weil  mittels  desselben  der  erste  nicht  auf  blossen  Schätzungen 
beruhende  Helligkeitscatalog  einer  Anzahl  von  heUen  Sternen  hergestellt 
worden  ist. 

Die  Einrichtung  des  Haupttheils  dieses  Photometers  ist  aus  Figur  45 
ersichtlich. 

Ein  Holzkasten  AB  von  ungefähr  3S  cm  Länge  kann  auf  einer 
cylindrischen  Walze  von  366  cm  Länge  hin  und  her  geschoben  werden. 
Durch  eine  federnde  Vorrichtung,  die  an  dem  eisernen  Bande  R  befestigt 


1)  Reaults  of  astron.  observ.  made  during  1834—1838  at  the  Cape  of  Good  Hopc. 
London  1847,  p.  353. 


202  11-  I>ie  photometrischen  Apparate. 

ist,  wird  der  Kasten  leicht  gegen  die  Walze  gedrückt,  ohne  dass  die  Be- 
weglichkeit dadurch  gehindert  würde.  Ein  Gegengewicht  Q  balancirt  den 
Kasten  aus  und  bewirkt,  dass  derselbe  bei  einer  Drehung  um  die  Walze 
in  jeder  Lage  stehen  bleiben  kann.  Die  Walze  selbst  endet  in  zwei 
Zapfen,  von  denen  der  eine  frei  beweglich  in  einem  Lager  ruht,  welches 
an  einem  tragbaren  dreifüssigen  Stativ  in  Augenhöhe  angebracht  ist.  An 
dem  anderen  Zapfen  ist  ein  Seil  befestigt,  vermittelst  dessen  die  Walze 
an  einem  feststehenden  Balken  über  eine  nach  allen  Eichtungen  drehbare 
Rolle  bis  zu  einer  beträchtlichen  Höhe  hinaufgezogen  werden  kann.  Durch 
diese  Einrichtung  und  durch  geeignete  Aufstellung  des  tragbaren  Stativs 
lässt  sich  der  Apparat  nach  jedem  dem  Zenith  nicht  allzu  nahen  Punkte 
des  Himmels  richten,  und  man  betrachtet  die  zu  messenden  Sterne  durch 
Visiren  längs  der  Walze  mit  dem  blossen  Auge.  Auf  dem  verschiebbaren 
Kasten  AB  ist,  um  einen  Zapfen  drehbar,  ein  Brettchen  angebracht  mit 
einem  darauf  befestigten  rechtwinkligen  total  reflectirenden  Prisma.  Dieses 
Brettchen  kann  mittelst  zweier  Schnüre  ein  wenig  nach  jeder  Seite  hin 
um  den  Zapfen  bewegt  werden,  so  dass  von  Stellen  des  Himmels,  die 
etwa  60°  bis  100°  von  dem  Punkte,  auf  welchen  die  Walze  gerichtet 
ist,  abstehen,  noch  das  Licht  längs  des  Kastens  hin  total  reflectirt  wird. 
Eine  Linse  von  kurzer  Brennweite,  die  in  einem  auf  dem  Kasten  senk- 
recht befestigten  Brette  sitzt,  entwirft  bei  F  ein  punktartiges  Bild 
von  dem  durch  das  Prisma  reflectirten  Mondlichte.  Der  Beobachter  er- 
blickt den  so  erzeugten  künstlichen  Stern  gleichzeitig  mit  dem  direct 
anvisirten  Sterne  und  kann  ihn  durch  Bewegen  des  Kopfes  nach  Belieben 
rechts,  links,  oben  oder  unten  neben  den  wirklichen  Stern  bringen.  Der 
ganze  Kasten  wird  nun  auf  der  Walze  soweit  dem  Auge  genähert  oder  von 
ihm  entfernt,  bis  der  künstliche  imd  der  wirkliche  Stern  gleich  hell  erscheinen, 
und  dann  wird  die  Entfernung  des  Brennpunktes  F  vom  Auge  möglichst 
genau  gemessen.  Hat  man  in  derselben  Weise  einen  zweiten  Stern  be- 
obachtet, so  ergiebt  sich  das  Helligkcitsverhältniss  der  beiden  Objecte 
unmittelbar  aus  dem  umgekehrten  Verhältnisse  der  Quadrate  der  gemessenen 
Distanzen  zwischen  Auge  und  künstlichem  Stern.  Die  zu  vergleichenden 
Gestirne  dürfen  nicht  allzu  verschiedene  Abstände  vom  Monde  haben,  weil 
sonst  die  Incidenzwinkel,  unter  welchen  die  Mondstrahlen  auf  die  Prismen- 
flächen auffallen,  zu  stark  von  einander  differiren  würden  und  dadurch 
die  Constanz  der  Helligkeit  des  künstlichen  Sterns  gefährdet  sein  würde. 
Man  wird  gut  thun,  in  Betreff  der  Abstände  zwischen  Mond  und  Sternen 
bei  den  Beobachtungen  sich  etwa  auf  das  oben  angegebene  Intervall 
von  60°  bis  100°  zu  beschränken,  wodurch  freilich  der  Anwendung 
des  HerscheFschen  Astrometers  von  vornherein  eine  gewisse  Grenze  ge- 
steckt ist. 


Das  Herschersche  Aßtrometer.  203 

Solange  der  künstliche  Mondsteni,  wie  bisher  vorausgesetzt  ist,  nur 
als  Vergleichslichtquelle  dient,  und  lediglich  Helligkeitsdilferenzen  zwischen 
Sternen  mittelst  dieses  Verbindungsgliedes  bestimmt  werden,  lassen  sich 
mit  Hülfe  des  HerscheFschen  Photometers,  so  unvollkommen  es  auch  ist, 
ganz  brauchbare  Messungsresultate  erzielen. 

Wenn  der  Herschersche  Catalog,  in  welchem  alle  Helligkeiten  auf 
einen  einzigen  Stern  {a  Centauri)  als  Einheit  bezogen  sind,  heute  nur 
noch  ein  historisches  Interesse  beanspruchen  kann,  so  liegt  dies  weniger 
an  den  Messungen  selbst,  als  an  der  unzureichenden  Bearbeitung  derselben 
und  insbesondere  an  der  Vernachlässigung  des  Extinctionseinflusses. 
Zöllner*)  hat  aus  den  Herschel'schen  Beobachtungen  die  Werthe  für  das 
Helligkeitsverhältniss  zweier  Sterne  zusammengestellt,  die  an  neun  ver- 
schiedenen Abenden  mit  einander  verglichen  waren.  Mit  Berücksichtigung 
der  Extinction  ergiebt  sich  daraus  für  den  wahrscheinlichen  Fehler  eines 
einzelnen  Abends  der  Werth  ifc  0.023()  im  Helligkeitslogarithmus  oder 
db  0.06  Grössenclassen,  ein  Genauigkeitsgrad,  der  selbst  mit  den  besten 
modernen  Photometem  kaum  tibertroffen  werden  kann. 

Eine  Vereinigung  der  an  verschiedenen  Abenden  mit  dem  Astrometer 
angestellten  Messungen,  wie  sie  Herschel  ausgeführt  hat,  ist  natürlich 
nur  dann  möglich,  wenn  man  das  Gesetz  kennt,  nach  welchem  die  Hellig- 
keit des  Mondes  von  seiner  Phase  abhängt.  Herschel  hat  sich  zur 
Reduction  der  jedesmaligen  Mondhelligkeit  auf  die  Vollmondsintensität  der 
von  Euler  aufgestellten  Formel  bedient  und  hat  auf  diese  Weise  für  die 
Lichtstärke  desselben  Sterns  an  verschiedenen  Abenden  sehr  erheblich 
von  einander  abweichende  Werthe  erhalten.  Er  suchte  diese  Unterschiede 
durch  den  Einfluss  der  verschiedenen  Erleuchtung  des  Himmelsgrundes 
bei  wechselndem  Abstände  des  Sterns  vom  Monde  zu  erklären.  Bond 
und  Zöllner  haben  aber  nachgewiesen,  dass,  wenn  man  zur  Reduction 
der  einzelnen  Mondphasen  auf  einander  anstatt  der  Euler'schen  Formel 
eine  von  ihnen  empirisch  abgeleitete  Intensitätscurve  anwendet,  die  Herschel- 
schen  Beobachtungen  desselben  Sterns  an  verschiedenen  Abenden  in  durch- 
aus befriedigende  Übereinstimmung  gebracht  werden  können;  Bond  hat 
auch  noch  direct  gezeigt,  dass  die  Erleuchtung  des  Himmelsgrundes  auf 
die  Messungen  mit  dem  Herscherschen  Astrometer  nur  einen  geringen 
Einfluss  ausüben  kann.  Die  Benutzung  des  Mondes  zur  Hervorbringung 
des  künstlichen  Sterns  bleibt  jedenfalls  der  bedenklichste  Punkt  dieses 
Photometers.  Herschel  hat  dies  wohl  selbst  gefühlt  imd  daher  später 
den  Vorschlag  gemacht,  anstatt  des  Mondes  den  Planeten  Jupiter  zu  be- 
nutzen, dessen  Licht,  abgesehen  von  den  durch  die  veränderlichen  Abstände 

1)  Zöllner,  Photometriscbe  Untersuchangen.    Leipzig  1S65,  p.  176. 


204  n.  Die  photometrischen  Apparate. 

von  Sonne  und  Erde  bedingten  Schwankungen,  als  hinreichend  constant 
angesehen  werden  darf.  Man  könnte  ebenso  gut,  wenn  man  sich  nur  auf 
Diflferenzmessungen  beschränken  wollte,  zur  Hervorbringung  des  künstlichen 
Sterns  eine  irdische  Lichtquelle  benutzen,  die  in  geeigneter  Weise  mit 
dem  Apparate  in  Verbindung  zu  bringen  wäre. 

e.    Das  SteinheiTsche  Prismenphotometer. 

Fast  genau  zu  derselben  Zeit,  in  welcher  Herschel  sein  Astrometer 
zu  Helligkeitsmessungen  am  Fixsternhimmel  benutzte,  trat  Steinheil') 
mit  seinem  Prismenphotometer  hervor.  Wenn  dieses  Instrument  auch  ebenso 
wie  das  Herschel'sche  heute  veraltet  und  durch  bessere  verdrängt  ist,  so 
gebührt  ihm  doch  wegen  der  Eigenartigkeit  seiner  Construction  und  vor 
Allem  wegen  der  ausgezeichneten  Kesultate,  welche  Seidel  mit  Hülfe 
dieses  Photometers  gewonnen  hat,  in  der  Geschichte  der  Helligkeits- 
messungen für  alle  Zeiten  ein  hervorragender  Platz.  Dem  Herschel' sehen 
Astrometer  ist  es,  sowohl  was  die  mechanische  Einrichtung  als  die  Ge- 
nauigkeit der  Beobachtungen  anbetrifft,  weit  überlegen. 

Das  von  Steinheil  erstrebte  Endziel  ist  die  directe  Vergleichung 
zweier  beliebigen  Sterne  am  Himmel,  und  das  Charakteristische,  was  sein 
Instrument  überhaupt  von  allen  anderen  Photometem  unterscheidet,  ist  der 
zum  ersten  Male  gemachte  Versuch,  die  Sterne  nicht  im  Bilde,  sondern 
ausserhalb  desselben  zu  beobachten  und  die  Punktvergleichung  durch  die 
anerkanntermassen  sicherere  Flächenvergleichung  zu  ersetzen.  Ein  Nach- 
theil dieser  Methode,  welcher  sofort  in  die  Augen  springt,  ist  der  be- 
deutende Lichtverlust,  und  dieser  Nachtheil  ist  wohl  auch  der  haupt- 
sächlichste Grund,  weshalb  das  SteinheiPsche  Photometer  trotz  seiner 
grossen  Vorzüge  keine  weitere  Verbreitung  gefunden  hat.  Wollte  man 
dasselbe  flir  die  schwächeren  Sterne  am  Himmel  benutzen,  so  müsste  man 
die  Dimensionen  so  gross  wählen,  dass  die  Handhabung  des  Apparates 
ausserordentlich  erschwert  wäre,  und  die  Kosten  seiner  Herstellung  ganz 
unerschwinglich  würden.  Die  Verwandlung  der  punktartigen  Sternbilder 
in  ausgedehntere  Flächen  erreicht  Steinheil  durch  Verschiebung  des 
Objectivs  gegen  das  feststehende  Ocular.  Seine  Methode  hat  also  eine  ge- 
wisse Ähnlichkeit  mit  dem  früher  (Seite  196)  besprochenen  zweiten  Bouguer- 
schen  Photometer,  bei  welchem  die  grösseren  OflFnungen  gegen  die  fest- 
stehenden kleineren  verschoben  werden.  Die  Theorie  des  SteinheiPschen 
Apparates  ist  nach  den  Gesetzen  der  geometrischen  Optik  ausserordentlich 


1)  Steinheil,  Elemente  der  HelUgkeitemessangen  am  Sternenhimmel.  Preis- 
schrift. (Denkschriften  der  K.  Bayer.  Akad.  d.  Wiss.  Math.-phys.  Classe,  Bd.  H.) 
München  1836. 


Das  SteinheirBche  Prismenphotometer.  205 

einfach.  Wenn  das  Objeetiv  eines  Femrohrs  sich  in  seiner  normalen 
Stellung  zum  Oculare  befindet,  so  wird  von  einer  unendlich  entfernten 
punktförmigen  Lichtquelle  auf  der  Netzhaut  des  Auges  auch  ein  punkt- 
förmiges Bild  entworfen.  Wird  aber  das  Objeetiv  dem  Oculare  genähert 
oder  von  ihm  entfernt,  so  fallen  die  Lichtstrahlen  auf  die  vordere  Fläche 
des  Auges  divergent  oder  convergent  auf  und  verbreiten  sich  in  beiden 
Fällen  über  ein  grösseres  oder  kleineres  StUck  der  Netzhaut,  je  nach  der 
Grösse  der  Verschiebung  des  Objectivs.  Aus  den  gewöhnlichen  Formeln 
der  Dioptrik  folgt  nun,  wenn  man  Grössen  von  der  Ordnung  des  Unter- 
schiedes zwischen  Tangente  und  Bogen  vernachlässigt,  dass  das  Flächen- 
stück, welches  auf  der  Netzhaut  von  dem  Lichtkegel  ausgeschnitten 
wird,  proportional  sein  muss  der  freien  Objectivfläche  einerseits  und  dem 
Quadrate  der  Verschiebung  des  Objectivs  aus  seiner  normalen  Stellung 
andererseits.  Nennt  man  also  die  Grösse  der  beleuchteten  Fläche  der 
Netzhaut  F^  die  benutzte  freie  Objectivfläche  0  und  die  Verschiebung  des 
Objectivs  a,  so  hat  man: 

wo  m  eine  Constante  bedeutet.  Auf  diese  Fläche  F  vertheilt  sich  nun 
die  gesammte  Lichtmenge,  welche  von  der  freien  Objectivöfiftiung  aufge- 
nommen wird,  abgesehen  natürlich  von  jedem  durch  Reflex,  Absorption  u.s.w. 
in  dem  ganzen  Systeme  hervorgebrachten  Lichtverlust.  Ist  J  die  Licht- 
quantität, welche  ein  Stern  auf  die  Flächeneinheit  des  Objectivs  sendet, 
so  gelangt  demnach  die  Quantität  JO  auf  die  Fläche  F  der  Netzhaut, 
und    die  Flächeneinheit   der  Netzhaut   empfängt   daher   die  Lichtmenge 

h  =  — .  •    Es  ist  also  die  Flächenintensität  auf  der  Netzhaut  eranz  un- 

abhängig  von   der  Grösse  der  freien  Öffnung.     Für  einen  zweiten  Stein, 

welcher  auf  die  Flächeneinheit  des  Objectivs  die  Lichtmenge  J'  sendet, 

wird  bei  einer  Verschiebung  a'  des  Objectivs  die  Flächenintensität  auf 

j' 
der  Netzhaut  ä'=  — r«  •    Beurtheilt  das  Au^e  die  beiden  Flächenintensi- 

täten  gleich,  so  ergiebt  sich  unmittelbar: 

d.  h.  die  Helligkeiten  zweier  Sterne  verhalten  sich  wie  die  Quadrate  der 
Grössen,  um  welche  man  das  Objeetiv  aus  seiner  normalen  Stellung  ver- 
schieben muss,  damit  die  Flächenhelligkeiten  auf  der  Netzhaut  gleich 
sind.  Auf  diesem  Satze  beruht  das  SteinheiPsche  Photometer.  Um  die 
beiden  Sternbilder  gleichzeitig  vor  Augen  zu  haben,  was  für  eine  sichere 
Beurtheilung  ihrer  Gleichheit  durchaus  nothwendig  ist,  benutzt  Steinheil 
nicht,  wie  es  später  Schwerd  und  De  laBive  gethan  haben,  getrennte 


206 


IL   Die  photometrischen  Apparate. 


Objective,  sondern  die  beiden  Hälften  eines  und  desselben]  Objectivs, 
welches  ebenso  wie  beim  Heliometer  in  der  Mitte  durchgeschnitten  ist. 
Die  beiden  Hälften  sitzen  in  demselben  Rohre  und  lassen  sich,  jedes  fllr 
sich,  dem  gemeinschaftlichen  Oculare  messbar  nähern  oder  von  ihm  ent- 


Tig.  46. 

fernen.  Die  Einrichtung  des  Instruments  geht  aus  Figur  46  hervor,  welche 
nach  einer  photographischen  Aufnahme  des  auf  der  MUnchener  Sternwarte 
befindlichen  Steinheirschen  Originalphotometers  (etwa  in  J  der  natürlichen 
(Trosse)  hergestellt  ist,  desselben  Apparates,  der  durch  die  Untersuchungen 
von  Seidel  Berühmtheit  erlangt  hat. 


Das  Steinbeirsche  Prismenphotonieter.  207 

Die  Säule  a  des  dreifüssigen  Stativs  enthält  die  verticale  Drehungs- 
axe,  mittels  deren  das  Instrument  im  Azimuth  beliebig  bewegt  werden 
kann.  Durch  den  oberen  Theil  des  gabelförmigen  Stückes  b  geht  die 
horizontale  Axe  c,  um  welche  eine  Bewegung  in  Höhe  ausführbar  ist. 
Das  Femrohr  hat  einen  würfelförmigen  Ansatz  d\  dieser  ist  an  der  oberen 
Seite  offen  und  enthält  im  Innern,  in  der  einen  Hälfte  festsitzend,  ein 
total  reflectirendes  rechtwinkliges  Prisma,  von  welchem  das  durch  die 
offene  Seite  des  Würfels  auffallende  Licht  auf  das  eine  halbe  Objectiv 
reflectirt  wird.  Parallel  mit  der  einen  Seitenfläche  dieses  Prismas  ist  an 
dem  Ocularende  des  Femrohrs  ein  kleiner  Sucher  e  angebracht.  Wird 
derselbe  durch  Drehung  des  Instrumentes  in  Azimuth  und  Höhe  auf  irgend 
einen  Stern  gerichtet,  so  erscheint  derselbe  auch  durch  Reflex  an  dem 
Prisma  im  Oculare  des  Hauptfemrohrs.  Um  mm  auch  einen  zweiten 
Stern  in  das  Gesichtsfeld  zu  bringen,  ist  vor  dem  Würfel  d  ein  zweites 
total  reflectirendes  Prisma /*  drehbar  angebracht,  welches  durch  die  freie 
Hälfte  des  Würfels  hindurch  Licht  auf  die  zweite  Objectivhälfte  sendet. 
Die  Drehung  dieses  Prismas  kann  an  dem  getheilten  Kreise  g  abgelesen 
werden,  und  man  hat  die  Einstellung  Null,  wenn  die  sämmtlichen  Seiten 
der  beiden  Prismen  einander  paarweise  parallel  sind.  Das  Fernrohr  ist 
endlich  noch  um  die  Axe  A,  welche  das  Gegengewicht  i  trägt,  drehbar 
und  kann  mittels  der  Schraube  k  in  jeder  Lage  festgeklemmt  werden. 
Bei  der  Drehung  um  diese  Axe  bleibt  der  Sucher  e  imd  das  im  Würfel 
festsitzende  Prisma  unveränderlich  auf  denselben  Punkt  des  Himmels  ge- 
richtet. Nachdem  der  eine  Stern  mit  Hülfe  des  Suchers  in  das  Ocular 
gebracht  ist,  wird  an  dem  Kreise  g  der  vorher  berechnete  Winkelabstand 
der  beiden  Sterne  eingestellt  und  dann  das  Femrohr  um  die  Axe  h  so 
lange  bewegt,  bis  der  zweite  Stem  im  Gesichtsfelde  erscheint.  Um  die 
beiden  Sterne  während  der  Dauer  der  Messung  im  Gesichtsfelde  zu  halten, 
muss  man  um  alle  drei  mechanischen  Axen  des  Instruments  Bewegungen 
ausfuhren,  was  die  Handhabung  des  Apparates  beträchtlich  erschwert. 
Dann  werden  die  beiden  Objectivhälften,  von  denen  jede  mittelst  eines 
Knopfes  m  in  einem  Schlitze  längs  des  Eohres  verschoben  werden  kann, 
so  lange  bewegt,  bis  die  beiden  Flächenhelligkeiten  gleich  erscheinen;  die 
Stellung  der  Objectivhälften  wird  an  Scalen,  die  auf  dem  Rohre  angebracht 
sind,  abgelesen.  Die  Lichtflächen,  in  welche  die  Bilder  der  Fixsterne 
verwandelt  werden,  haben  natürlich  die  Form  des  erleuchteten  Objectiv- 
theiles  und  erscheinen  daher  ohne  Abbiendung  als  Halbkreise.  Um  aber 
die  Grösse  dieser  Lichtscheiben  beliebig  verändern  zu  können,  was  unter 
Umständen  erwünscht  sein  kann,  ist  noch  hinter  dem  Würfel  eine  Vor- 
richtung angebracht  zur  Verkleinerung  der  Objectivhälften.  Dieselbe  be- 
steht für  jede  Hälfte  aus  zwei  durch  die  Schrauben  n  und  o  mit  Link?- 


2()S  II-   I^ie  pliotometrischen  Apparate. 

und  Recbts-Gewinde  gleichzeitig  gegeneinander  verschiebbaren  Metall- 
platten, die  stets  ein  gleichseitiges  rechtwinkliges  Dreieck  offen  lassen. 
Die  Hypotenusen  der  beiden  Dreiecke  stossen  genau  aneinander,  und 
wenn  die  Flächen  gleich  gross  gemacht,  ausserdem  die  beiden  Licht- 
flächen genau  gleich  hell  sind,  so  erscheint  das  Gesichtsfeld  als  gleich- 
massig  helles  Quadrat,  in  welchem  die  Trennungslinie  der  beiden  Hälften 
gänzlich  verschwunden  ist.  Auf  die  Messung  der  Flächenhelligkeit  darf 
nach  dem  Obigen  die  Grösse  der  Objectivöffnung  theoretisch  keinen  Ein- 
fluss  haben,  und  auch  praktisch  ist  es  nach  den  Versicherungen  SeideTs, 
der  sich  am  Eifrigsten  mit  diesem  Instrumente  beschäftigt  hat,  ohne  Ein- 
fluss  auf  das  Messungsresultat,  ob  die  beiden  Dreiecke  dieselbe  Grösse 
haben  oder  wesentlich  von  einander  verschieden  sind.  Um  die  Grösse 
der  Verschiebung  der  Objectivhälften  genau  angeben  zu  können,  müsste 
man  noch  diejenige  Ablesung  der  Scalen  wissen,  bei  welcher  die  Brenn- 
punkte von  Objectiv  und  Ocular  zusammenfallen.  Anstatt  diese  Ab- 
lesung durch  den  Versuch  direct  zu  ermitteln,  verfährt  man  besser  so,  dass 
man  immer  zwei  Vergleichungen  nach  einander  ausftihrt,  indem  man 
die  beiden  Objectivhälften  von  der  normalen  Stellung  aus  einmal  in  der 
Richtung  nach  dem  Oculare  hin,  das  andere  Mal  von  ihm  hinweg  ver- 
schiebt und  in  beiden  Fällen  die  Helligkeitsgleichheit  herstellt.  Sind  die 
zugehörigen  Ablesungen  der  einen  Scala  m^  resp.  w^,  die  der  zweiten  m^ 
resp.  n^ ,  sind  ferner  f^  und  /*,  die  Sealenablesungen  bei  normaler  Focus- 
stellung  der  beiden  Objectivhälften,  so  ist  das  Helligkeitsverhältniss  P 
der  verglichenen  Sterne  ausgedrückt  durch  die  Gleichungen: 


P  = 

P  = 

-f,)* 

-"Ar  • 

aus 

denen  unmittelbar 

foljrt: 

P  = 

Kleine  Unterschiede  in  der  Keflexionsfähigkeit  der  Prismen,  sowie 
in  der  Absorption  der  beiden  Objectivhälften,  welche  einen  schädlichen 
Einfluss  auf  die  Beobachtungen  ausüben  könnten,  lassen  sich  eliminiren, 
wenn  man  bei  jeder  Messung  die  Sterne  abwechselnd  in  beiden  Objectiv- 
hälften einstellt.  Man  kann  aber  auch  an  jedem  Beobachtungsabende 
das  Verhältniss  der  beiden  Hälften  zu  einander  experimentell  bestimmen, 
indem  man  ein  und  denselben  Stern  gleichzeitig  in  beiden  Hälften  ein- 
stellt und  ihn  also  mit   sich  selbst  vergleicht.     Dass  die  verschiedene 


Das  Steinheirscbe  PrismeDphotometer.  209 

Helligkeit  des  Himmelsgrundes,  auf  welchen  sich  die  Sterae  projiciren,  bei 
dem  Steinheil'schen  Photometer  gar  nicht  in  Betracht  kommt,  geht  daraus 
hervor,  dass  sich  die  beiden  Helligkeiten,  da  es  sich  ja  eigentlich  um 
ein  einziges  Femrohr  handelt,  zu  einer  mittleren  Helligkeit  in  dem  ge- 
meinsamen Gesichtsfelde  vermischen. 

Die  Genauigkeit  der  Messungen,  welche  mit  dem  Steinheil'schen 
Instrumente  erreicht  werden  kann,  ist  sehr  befriedigend.  Seidel  hat 
für  den  wahrscheinlichen  Fehler  einer  Helligkeitsvergleichang  zwischen 
zwei  Sternen  den  durchschnittlichen  Werth  ib  0.024  im  Logarithmus, 
also  ±  0.06  in  Grössenclassen,  gefunden  und  glaubt,  dass  unter  besonders 
günstigen  äusseren  Umständen  ein  noch  grösserer  Genauigkeitsgrad  er- 
reicht werden  kann.  Es  ist  schon  oben  der  starke  Lichtverlust  als  der 
empfindlichste  Nachtheil  des  Steinheirschen  Photometers  bezeichnet  worden, 
und  in  der  That  hat  Seidel  bei  den  freilich  nur  geringen  Dimensionen 
des  Apparates  (das  Objectiv  besass  eine  Öffnung  von  35  mm)  seine 
Beobachtungen  kaum  bis  zu  Sternen  der  fünften  Grösse  ausdehnen  können. 
Um  diesem  Nachtheil  abzuhelfen  und  seine  photometrische  Methode  auch 
auf  schwächere  Sterne  anwendbar  zu  machen,  hat  Steinheil  später  die 
Construction  eines  Ocularphotometers ')  vorgeschlagen,  welches  mit  jedem 
beliebigen  Refractor  in  Verbindung  gebracht  werden  kann.  Dasselbe  be- 
steht im  Wesentlichen  aus  einem  um  die  optische  Axe  des  Haupt- 
fernrohrs drehbaren  Bohre,  in  welchem  ein  kleines  Hülfsobjectiv  mit  davor 
sitzendem  totalreflectirenden  Prisma  angebracht  ist.  Durch  dieses  Hülfs- 
objectiv wird  das  Licht  eines  hellen  Sternes  in  das  gemeinsame  Ocular 
geworfen,  während  das  Hauptfernrohr  nacheinander  auf  die  zu  ver- 
gleichenden schwächeren  Sterne  gerichtet  wird.  Durch  Verschiebung  des 
Oculars  werden  diese  Sterne  in  Lichtscheiben  verwandelt  und  mit  dem 
durch  Verschieben  des  Hülfsobjectivs  ebenfalls  in  eine  Lichtfläche  ver- 
wandelten hellen  Sterne  verglichen.  Da  dieser  Apparat  meines  Wissens 
niemals  zu  Messungen  verwerthet  worden  ist,  so  soll  hier  nicht  näher 
auf  denselben  eingegangen  werden,  ebensowenig  wie  auf  ein  zweites  von 
Steinheil  empfohlenes  Ocularphotometer,  bei  welchem  die  Sterne  nicht 
als  Lichtscheiben,  sondern  als  Lichtpunkte  beobachtet  werden. 

Dagegen  verdient  noch  ein  auf  der  Wiener  Sternwarte  befind- 
liches Prismenphotometer  Erwähnung,  bei  welchem  eine  wesentliche 
Vereinfachung  in  der  Handhabung  dadurch  erzielt  worden  ist,  dass 
dasselbe  parallaktisch  montirt  ist.  Das  Hauptrohr  (Fig.  47,  Seite  210) 
ist  auf  einem  soliden  Stativ  in  der  Meridianebene  nach  dem  Pol  ge- 
richtet    und     lässt     sich     um     seine     eigene     optische     Axe     drehen. 


I]  ABtron.  Nachr.    Bd.  4^,  Nr.  1152. 

Hailor,  Photometrie  der  Gestirne.  14 


210 


IL  Die  photometrischen  Apparate. 


Das   Licht    der   Sterne   fällt   nicht   direct   auf  die   vor    den   Objectiv- 
hälften  sitzenden  Prismen,  sondern  erst  nach  Reflexion  von  Spiegeln, 

die  in  der  aus  der  Figur  er- 
sichtlichen Weise  mit  dreh- 
baren Kreistheilungen  ver- 
bunden sind.  Der  Vortheil 
der  Einrichtung  besteht 
darin,  dass  nicht  erst  vor  je- 
der Beobachtung  derWinkel- 
abstand  der  zu  vergleichen- 
den Sterne  berechnet  zu 
werden  braucht,  sondern  dass 
unmittelbar  die  Stunden- 
winkel und  Declinationen 
bei  den  Einstellungen  be- 
nutzt werden,  und  dass  fer- 
ner, wenn  die  beiden  Sterne 
einmal  in  das  Gesichtsfeld 
gebracht  sind,  sie  allein 
durch  die  Feinbewegung  des 
Hauptrohres  um  seine  Axe 
darin  gehalten  werden  kön- 
nen. Der  einzige  Nachtheil 
des  Arrangements  ist  der  Umstand,  dass  der  ohnehin  schon  grosse  Licht- 
verlust noch  durch  die  Zurückwerfung  an  den  Spiegeln  gesteigert  wird. 


Fiff.  47. 


2.    Anwendung  von  Objectivbienden. 

Alles  was  bei  den  Auslöschungsphotometem  über  die  Abblendungs- 
methode  gesagt  worden  ist,  trifft  auch  bei  den  hier  zu  besprechenden 
Apparaten  in  vollem  Umfange  zu.  Insbesondere  ist  es  die  Beugungs- 
wirkung, welche  sich  hier  vielleicht  noch  störender  fühlbar  macht  und 
von  vornherein  nur  eine  beschränkte  Anwendung  der  Methode  rathsam 
erscheinen  lässt. 

a.    Die  Methoden  von  Bouguer  und  W.  Herschel. 

Als  ältestes  Instrument  dieser  Gattung  darf  wohl  ein  von  Bouguer^) 
vielfach    benutztes   bezeichnet  werden.     Dasselbe  besteht  aus  zwei   Ob- 


1)  Trait6  d'optique,  p.  35. 


Die  Methoden  von  Bongaer  und  W.  Herscbel.  211 

jectiven  von  vollkommen  gleicher  Öffnung  und  Brennweite.  Die  Röhren, 
an  deren  einem  Ende  sich  diese  Objective  befinden,  haben  genau  die 
Länge  der  Brennweite  und  sind  am  anderen  Ende  mit  Deckeln  verschlossen, 
in  denen  kleine  kreisrunde  Öffnungen  von  7  mm  bis  9  mm  Durchmesser  an- 
gebracht sind,  bedeckt  mit  feinem  weissen  Papier  oder  mit  mattgeschliflfenem 
Glase.  Die  beiden  Objective  werden  auf  die  zu  vergleichenden  Licht- 
qaellen  gerichtet  und  die  Öffnung  des  einen  durch  Sectorblenden  so  weit 
verringert,  bis  die  kleinen  in  der  Brennebene  befindlichen  Löcher  für 
das  Auge  gleich  hell  beleuchtet  erscheinen.  Die  Helligkeiten  der  beiden 
Lichtquellen  verhalten  sich  dann  wie  die  freien  Objectivöflfnungen.  Um 
etwaige  kleine  Unterschiede  in  der  Beschaffenheit  der  beiden  Objective 
nnschädlich  zu  machen,  kann  man  dieselben  bei  jeder  Beobachtung  mit 
einander  vertauschen.  Durch  eine  geeignete  Schutzvorrichtung  wird  noch 
Sorge  getragen,  dass  alles  äussere  Licht  von  dem  Auge  des  Beobachters 
fem  bleibt.  Die  Sicherheit  der  Beobachtungen  mit  diesem  Instrumente 
ist  von  vornherein  dadurch  etwas  eingeschränkt,  dass  die  beleuchteten 
Flächen  nicht  unmittelbar  aneinander  grenzen.  Auch  ist  es  klar,  dass 
der  Apparat  nur  zur  Vergleichung  von  leuchtenden  Flächen,  nicht  von 
Lichtpunkten  verwendet  werden  kann.  Bouguer  hat  damit  die  Hellig- 
keit des  Hinmiels  an  verschiedenen  Stellen  gemessen  und  Helligkeits- 
vergleichungen einzelner  Partien  der  Sonnenscheibe  angestellt. 

Zur  Vergleichung  von  Sternen  hat  W.  Herschel^)  ein  Verfahren 
vorgeschlagen,  welches  dem  Bouguer'schen  ähnlich  ist.  Er  benutzt  zwei 
unmittelbar  nebeneinander  aufgestellte  Femrohre  von  gleicher  Öflftiung 
und  Focallänge.  Mit  dem  einen  betrachtet  er  das  Bild  des  einen  der 
zu  vergleichenden  Sterne,  mit  dem  zweiten  unmittelbar  darauf  das  des 
anderen  und  schwächt  das  hellere  Bild  durch  Abblenden  des  betreffenden 
Objectivs,  bis  ihm  die  Bilder  in  den  beiden  Fernrohren  gleich  intensiv 
erscheinen.  Durch  Umwechseln  der  Listrumente  lässt  sich  auch  hier  jeder 
durch  Verschiedenheit  der  Objective  hervorgerufene  Fehler  eliminiren. 
Wie  man  übrigens  sofort  sieht,  steht  das  Herschel'sche  Verfahren  dem 
Bouguer'schen  entschieden  nach,  denn  die  Betrachtung  der  Bilder  geschieht 
hier  nicht  gleichzeitig,  sondern  nacheinander,  und  wenn  auch  die  Zeit,  die 
man  braucht,  um  von  dem  einen  Listmment  auf  das  andere  tiberzugehen, 
noch  80  kurz  ist,  so  vermag  das  Auge  doch  nicht  die  Erinnemng  an 
den  empfangenen  Lichteindruck  mit  vollkommener  Sicherheit  festzuhalten 
Herschel  macht  bei  der  Beschreibung  seines  photometrischen  Verfahrens 
schon  selbst  auf  die  störenden  Einflüsse  der  Diffractionserseheinungen 
und  der  Helligkeit  des  Himmelsgrundes  aufmerksam. 


1;  PhiloB.  Trana.  of  the  R.  See.  of  London.    1817,  p.  302. 

14* 


212  n.  Die  photometrißchen  Apparate. 

b.    Die  Benutzung  des  Spiegelsextanten  und  des  Heliometers 

als  Photometer. 

Von  verschiedenen  Seiten,  unter  Anderen  auch  von  A.  v.  Humboldt, 
ist  der  Gedanke  angeregt  worden,  den  Spiegelsextanten  zu  Helligkeits- 
vergleichungen am  Himmel  zu  verwenden.  Die  gewöhnliche  Form  des 
Sextanten  ist  fllr  diesen  Zweck  dahin  abzuändern,  dass  das  Femrohr  nicht 
fest  auf  die  Mitte  des  zur  Hälfte  belegten,  zur  Hälfte  unbelegten  Spiegels 
gerichtet  bleibt,  sondern  nach  Belieben  um  messbare  Beträge  gehoben  oder 
gesenkt  werden  kann.  Durch  den  unbelegten  Theil  des  Spiegels  blickt 
man  direct  nach  dem  einen  Sterne,  während  man  das  Bild  des  zweiten 
damit  zu  vergleichenden  Sternes  durch  Eeflex  von  dem  drehbaren  Spiegel 
des  Sextanten  und  von  der  belegten  Hälfte  des  anderen  Spiegels  in  das 
Gesichtsfeld  gelangen  lässt.  Durch  Heben  oder  Senken  des  Femrohrs 
wird  die  Helligkeitsgleichheit  der  Bilder  hergestellt,  und  das  Verhältniss 
der  beiden  Abschnitte  des  Objectivs,  welche  auf  den  belegten  und  unbe- 
legten Theil  des  Spiegels  gerichtet  sind,  giebt  ein  Mass  ftlr  das  Helligkeits- 
verhältniss  der  miteinander  verglichenen  Sterne.  Natürlich  muss  der  durch 
die  zweimalige  Spiegelung  verursachte  Lichtverlust  experimentell  bestimmt 
werden,  was  am  Besten  dadurch  geschieht,  dass  man  das  directe  und  das 
reflectirte  Bild  eines  und  desselben  Stemes  miteinander  vergleicht. 

Die  Verwendung  des  Sextanten  zu  photometrischen  Messungen  am 
Himmel  muss  wegen  der  verhältnissmässig  kleinen  Dimensionen  des  In- 
stramentes  und  wegen  der  Schwierigkeit,  zwei  beliebige  Objecte  in  das 
Gesichtsfeld  des  Fernrohrs  zu  bringen  und  darin  während  der  Verglei- 
chungen  festzuhalten,  auf  die  helleren  Steme  beschränkt  bleiben.  Auch 
dürfte  der  Umstand,  dass  das  Licht  der  reflectirt  gesehenen  Sterne  unter 
verschiedenen  Incidenz winkeln  auf  den  ersten  Spiegel  auffällt,  leicht  zu 
Fehlem  Anlass  geben. 

Handelt  es  sich  nur  um  die  Vergleichung  nahe  bei  einander  befind- 
licher Himmelsobjecte,  so  kann  mit  Vortheil  anstatt  des  Spiegelsextanten 
auch  ein  anderer  zu  Winkelmessungen  am  Himmel  bestimmter  Apparat, 
das  Heliometer,  benutzt  werden.  Bekanntlich  rührt  die  Bezeichnung 
»Heliometer«  von  Bouguer  her,  welcher  dieses  Instrument  in  der  Form 
constrairte,  dass  er  zwei  Objective  unmittelbar  nebeneinander  in  ein 
Rohr  einsetzte  und  ein  einziges  Ocular  fiir  beide  zur  Anwendung  brachte. 
Von  ihm  ist  auch  zum  ersten  Male  der  Vorschlag  gemacht  worden,  ein 
solches  Instrument  zu  photometrischen  Zwecken  zu  gebrauchen,  indem 
das  eine  der  beiden  Objective  durch  Blenden  soweit  verkleinert  wurde, 
bis  die  beiden  Steme  gleich  hell  erschienen.  In  der  Form,  in  welcher 
das  Heliometer  heutzutage   constmirt   wird,    mit   einem  einzigen  in  der 


Das  Schwerd'sche  Photometer.  213 

Mitte  durchschnittenen  Objectiv,  ist  dasselbe  von  Johnson  *)  sehr  angelegent- 
lich zu  photometrischen  Beobachtungen  empfohlen  worden.  Johnson  fand 
bei  der  Untersuchung  seines  Heliometers,  dass  die  eine  Objectivhälfte 
ein  helleres  Bild  gab  als  die  andere  (Helligkeitsverhältniss  100  zu  95.5), 
und  dass  bei  beiden  Hälften  die  Centralpartien  verhältnissmässig  durch- 
sichtiger waren  als  die  Bandpartien.  Dem  ersteren  Fehler  liess  sich  bei 
den  photometrischen  Beobachtungen  sehr  leicht  durch  Vertauschen  der 
Objectivhälften  abhelfen.  Sieht  man  von  allen  Übelständen  ab,  die  beim 
Gebrauche  jeder  Blendvorrichtung  ins  Spiel  kommen,  und  vermeidet  man 
vor  allen  Dingen  eine  allzu  starke  Verkleinerung  der  einen  Objectivhälfte, 
so  eignet  sich  das  Heliometer  ohne  Zweifel  sehr  gut  zu  Helligkeits- 
messungen an  Doppelsternen,  sowie  zur  Vergleichung  von  Veränderlichen 
mit  nahe  dabei  stehenden  Sternen.  Schur 2)  hat  dasselbe  gelegentlich 
einer  Conjunction  von  Venus  und  Mercur  auch  zu  Messungen  der  rela- 
tiven Lichtstärke  dieser  beiden  Planeten  mit  Erfolg  verwendet. 

c.    Das  Schwerd'sche  Photometer. 

Dieses  Instrument  dürfte  wohl  das  complicirteste  sein,  welches  je- 
mals zu  Helligkeitsmessungen  am  Himmel  construirt  worden  ist,  es  hat 
daher  auch  trotz  mancher  interessanten  Einrichtungen  so  wenig  Verbreitung 
gefunden,  dass  es  heute  fast  ganz  in  Vergessenheit  gerathen  ist.  Die 
Litteratur  über  dieses  Photometer  ist  äusserst  spärlich.  Schwerd  selbst 
hat  seine  Beobachtungen  mit  diesem  Instrumente  niemals  veröffentlicht, 
und  ausser  einer  Beschreibung  von  Argelander^),  der  sich  sehr  leb- 
haft für  den  Apparat  interessirte,  ist  mir  nur  eine  kleine  Abhandlung  von 
F.  Berg^)  in  Wilna  bekanntgeworden,  welcher  Extinctionsbestimmungen 

1)  Astron.  Observ.  rnade  at  the  Radcliffe  Observatory,  Oxford,  in  the  year  1S51. 
Vol  XII,  Appendix  I.    (Siehe  ausserdem  Monthly  Notices.  Vol.  13,  p.  278. 

2)  Astron.  Nachr.  Bd.  94,  Nr.  2245. 

3)  Sitzber.  des  naturhistorischen  Vereins  der  prenss.  Rheinlande  und  West- 
phalens.  Neue  Folge,  Jahrg.  0,  1859,  p.  64,  Bonn.  (Siehe  auch  Heis,  Wochenschrift. 
Jahrg.  1859,  p.  275.) 

4  F.  Berg,  Über  das  Schwerd'sche  Photometer  und  die  Lichtextinction  fllr  den 
Wilnaer  Horizont.  Wilna  1870.  —  NB.  Diese  kleine  in  russischer  Sprache  gedruckte 
Schrift  befindet  sich  in  der  Bibliothek  der  Sternwarte  Pulkowa.  Herr  E.  L  i  n  d  e  - 
mann  in  Pulkowa  hat  die  Güte  gehabt,  mir  eine  Übersetzung  des  auf  das  Instru- 
ment selbst  bezüglichen  Theiles  dieser  Abhandlung  zuzusenden,  der  ich  zum  grüssten 
Theil  die  obige  Beschreibung  entnommen  habe.  Herrn  Lindemann  verdanke  ich 
auch  die  Mittheilung,  dass  von  dem  Schwerd'schen  Photometer  überhaupt  nur  vier 
Exempkre  angefertigt  worden  sind,  von  denen  zwei  sich  in  Russland,  auf  den 
Sternwarten  zu  Pulkowa  und  Wilna,  befinden,  eins  im  Besitze  der  Familie  Schwerd 
geblieben  ist,  während  das  vierte  auf  der  Sternwarte  Bonn  in  einer  besonderen 
Kuppel  aufgestellt  ist.  Der  Abbildung  (Fig.  48]  liegt  eine  photographische  Aufnahme 
des  letzteren  Instrumentes  zu  Grunde. 


214  n.  Die  photometrischen  Apparate. 

mit  einem  solchen  Instrumente  ausgeführt  hat.  Das  Photometer  (Fig.  48) 
besteht  aus  zwei  Femrohren.  Das  grössere  ist  parallaktisch  aufgestellt 
und  durch  ein  Uhrwerk  beweglich;  während  das  kleinere  um  zwei  zu 
einander  senkrechte  Axen  drehbar  ist,  von  denen  die  eine  zur  optischen 
Axe  des  grossen  Femrohrs  senkrecht  steht.  Die  Drehungen  sind  an  zwei 
Kreisen  ablesbar;  aa  sind  die  Klemmen  für  den  einen,  bb  die  für  den 
anderen  Kreis,  cc  und  dd  die  entsprechenden  Feinbewegungsschrauben. 
Ist  das  grosse  Femrohr  auf  einen  Stem  gerichtet,  so  kann  man  das  kleinere 
durch  Einstellung  an  diesen  Kreisen  auf  irgend  einen  anderen  Stern 
richten,  wenn  der  Abstand  desselben  von  dem  ersteren,  sowie  der  Positions- 
winkel in  Bezug  auf  ihn  bekannt  sind.  Zur  bequemeren  Einstellung 
des  kleineren  Femrohrs  dient  noch  ein  damit  fest  verbundenes  HUlfsfern- 
röhrchen  e. 

In  den  beiden  würfelförmigen  Ansatzstücken  f  und  g  sind  total- 
reflectirende  Prismen  angebracht,  welche  das  Licht  der  beiden  Steme  in 
ein  gemeinschaftliches  Ocular  h  werfen.  Man  sieht  die  Steme  im  Ge- 
sichtsfelde nahe  bei  einander,  jeden  aber  auf  den  ihm  zugehörigen  Himmels- 
grand projicirt.  Um  nun  dem  schädlichen  Einflüsse  der  verschiedenen 
Helligkeit  des  Grandes  zu  begegnen,  werden  beide  Femrohre  durch 
Lampenlicht  erleuchtet,  und  diese  Beleuchtung  lässt  sich  nach  Belieben 
so  moderiren,  dass  die  beiden  Hälften  des  Gesichtsfeldes  gleich  hell  er- 
scheinen. 

Die  Dimensionen  des  Schwerd'schen  Photometers  sind  so  gewählt, 
dass  das  Verhältniss  von  Objectivdurchmesser  zur  Focaldistanz  in  beiden 
Fernrohren  gleich  ist,  und  zwar  hat  das  grosse  Objectiv  einen  Durch- 
messer von  5.2  cm  und  eine  Brennweite  von  126  cm,  das  kleine  einen 
Durchmesser  von  2.6  cm  und  eine  Brennweite  von  63  cm.  Infolge  dessen 
erscheint  ein  Stern  in  dem  kleinen  Femrohr  viermal  schwächer  als  in 
dem  grossen.  Vor  dem  Objectiv  des  ersteren  ist  excentrisch  eine  Scheibe 
mit  verschieden  grossen  kreisrunden  Öffnungen  angebracht,  die  durch 
Drehung  der  Scheibe  nacheinander  vor  die  Mitte  des  Objectivs  geführt 
werden  können.  Sind  die  Femrohre  auf  zwei  Sterne  gerichtet,  so  wird 
das  Licht  des  helleren  (im  kleinen  Fernrohr  eingestellten)  durch  Drehung 
dieser  Scheibe  so  weit  abgeschwächt,  bis  die  Bilder  im  Ocular  gleiche 
Helligkeit  besitzen.  Wenn  die  ursprüngliche  Helligkeit  des  einen  der 
beiden  zu  vergleichenden  Sterne  die  des  anderen  um  weniger  als  das 
Vierfache  übertriflFt,  so  ist  eine  Gleichmachung  durch  Abblenden  des 
kleinen  Objectivs  nicht  möglich,  und  es  sind  daher  auch  für  das  grosse 
Fernrohr  Blendvorrichtungen  vorhanden.  Diese  können  auch  benutzt 
werden,  um  bei  Einstellung  beider  Fernrohre  auf  einen  und  denselben 
Stem  die  Gleichheit  der  Bilder  herzustellen  und   auf  diese  Weise  das 


Müller,  Photometrie  der  Oestime. 


S«iU  214. 


Fiff.  48. 


Das  Schwerd'sche  Photometer.  215 

Verhältniss  der  beiden  Objective  zu  einander  experimentell  genau  zu 
bestimmen. 

Schwerd  hat  den  wichtigen  Einfluss,  welchen  die  Beugung  des  Lichtes 
bei  Benutzung  von  Blenden  hat,  richtig  erkannt  und  infolge  dessen 
Einrichtungen  getroffen,  um  stets  den  beiden  Beugungsbildem  die  gleiche 
Grösse  geben  zu  können.  Dadurch  ist  allerdings  jeder  theoretische  Ein- 
wand gegen  das  Princip  seiner  Methode  gehoben,  aber  zugleich  auch  die 
praktische  Handhabung  des  Apparates  wesentlich  erschwert.  Wie  bereits 
im  vorangehenden  Capitel  auseinandergesetzt  wurde,  nimmt  die  Beugungs- 
figur eines  Sternes  bei  zwei  verschiedenen  Femrohren  nur  dann  den 
gleichen  Kaum  auf  der  Netzhaut  des  Auges  ein,  wenn  die  angewandten 
Gesammtvergrösserungen  den  Objectivdurchmessem  proportional  sind,  und 
nur  in  diesem  Falle  geben  die  freien  Offiiungen  ein  streng  richtiges 
Mass  für  das  Helligkeitsverhältniss  zweier  Sterne.  Da  bei  dem  Schwerd- 
sehen  Photometer  für  beide  Femrohre  ein  gemeinschaftliches  Ocular  be- 
nutzt wird,  so  ist  also  Bedingung  für  eine  theoretisch  einwurfsfreie  Be- 
nutzung des  Instramentes,  dass  das  Verhältniss  von  Objectivöffiiung  und 
Brennweite  in  beiden  Femrohren  stets  dasselbe  bleibt.  Bei  nicht  abge- 
blendeten Objectiven  ist  diese  Bedingung  durch  die  gewählten  Dimensionen 
von  vomherein  erfüllt,  wenn  aber  das  eine  Objectiv  abgeblendet  wird, 
muss  gleichzeitig  auch  eine  Verkürzung  der  Brennweite  desselben  stattfinden. 
Um  dies  bewerkstelligen  zu  können,  hat  Schwerd  in  beiden  Fernrohren 
zwischen  Objectiv  und  Brennpunkt  Sammellinsen  eingesetzt,  die  längs  der 
optischen  Axen  verschiebbar  sind.  Bei  dem  grossen  Femrohre  sitzt  die 
Sammellinse  vor  dem  totalreflectirenden  Prisma  in  dem  langen  Theile 
des  gebrochenen  Kohres,  bei  dem  kleinen  dagegen  hinter  dem  Prisma  in 
dem  kurzen  Theile.  Die  Schrauben  i  und  k  dienen  zur  Verschiebung 
dieser  Linsen,  und  der  Betrag  der  Verschiebung  lässt  sich  an  den  beiden 
auf  den  würfelförmigen  Stücken  f  und  g  angebrachten  Scalen  ablesen. 
Sind  die  beiden  Sammellinsen  auf  den  Nullpunkt  der  Scala  eingestellt, 
dann  verhalten  sich  die  Brennweiten  der  Gesammtsysteme  »Objectiv  und 
Sammellinse«  zu  einander,  wie  die  nicht  abgeblendeten  Objectivöffhungen. 
Die  Theilung  auf  der  Scala  steht  in  Beziehung  zu  den  benutzten  mit 
Nummem  versehenen  Blendenöffnungen,  so  dass  beispielsweise  bei  Be- 
nutzung der  Blendennummer  10  die  Sammellinse  auf  den  Theilstrich  10 
eingestellt  werden  muss,  damit  freie  Öflnung  und  Brennweite  wieder  das 
bestimmte  Verhältniss  zu  einander  haben.  Natürlich  muss  auch  noch 
das  Gesammtsystem  »Objectiv-Sammellinsc«  zusammen  verschiebbar  sein, 
wenn  das  Ocular  h  unverändert  an  seiner  Stelle  bleiben  soll. 

Die  Vergleichung  zweier  Sterne  mit  dem  Schwerd'schen  Photometer 
erfordert  nach  dem  Gesagten  die  folgenden  Manipulationen.   Der  schwächere 


216  11-  Die  photometrischen  Apparate. 

Stern  wird  mit  Hülfe  des  Decliuations-  und  Stundenkreises  in  dem  grossen 
Femrohre,  der  hellere,  dessen  Distanz  und  Positionswinkel  in  Bezug  auf 
ersteren  vorher  berechnet  sein  mtissen,  mit  HUlfe  der  beiden  anderen 
Kreise  in  dem  kleineren  Fernrohre  eingestellt.  Durch  das  Uhrwerk  werden 
beide  Sterne  im  Gesichtsfelde  fest  gehalten.  Dann  wird  das  kleine  Objectiv 
so  weit  abgeblendet,  bis  die  Bilder  ungefähr  gleich  hell  erscheinen,  die 
Sammellinse  wird  auf  den  Theilstrich,  welcher  der  betreffenden  Blenden- 
öffnung entspricht,  eingestellt  und  das  ganze  System  »Objectiv-Sammel- 
linse«  so  weit  verschoben,  bis  der  Stern  im  Oculare  wieder  scharf  er- 
scheint. Die  beiden  Hälften  des  Gesichtsfeldes  werden  sodann  durch 
Moderirung  der  Beleuchtung  gleich  hell  gemacht,  und  die  letzte  feine  Ein- 
stellung auf  gleiche  Intensität  der  beiden  Sternbilder  wird  endlich  durch 
Drehen  der  Blendscheibe  bewirkt.  Die  Nummer  der  richtigen  Blenden- 
öifiiung  giebt  dann  mit  Hülfe  einer  für  jedes  Instrument  berechneten 
Tabelle  unmittelbar  den  Helligkeitsunterschied  der  beiden  Sterne.  Bei 
dem  von  Berg  in  Wilna  benutzten  Instrumente  waren  die  25  verschiedenen 
Blendenöffnungen,  welche  zu  Gebote  standen,  so  abgestuft,  dassjede  fol- 
gende Öffnung  immer  um  0.1  Grössenclassen  weniger  Licht  hindurch 
Hess  als  die  vorangehende.  Da  nun  der  Helligkeitsunterschied  der  beiden 
unabgeblendeten  Objective  etwa  1.5  Grössenclassen  betrug,  so  konnten 
mit  diesem  Apparate  Sterne  bis  zu  vier  Grössenclassen  Helligkeitsdifferenz 
gemessen  werden.  Es  ist  wegen  des  Aussehens  der  Bilder  nicht  rathsam, 
das  Objectiv  mehr  als  bis  auf  etwa  ^  der  Öffnung  abzublenden;  will  man 
daher  noch  grössere  Unterschiede  als  vier  Grössenclassen  direct  messen, 
so  muss  das  kleine  Fernrohr  durch  ein  anderes  von  noch  geringeren 
Dimensionen  ersetzt  werden.  Mit  dem  Apparate  ist  endlich  noch  eine  Art 
Registrirvorrichtung  verbunden,  um  die  jedesmalige  vor  dem  Objective  be- 
findliche Öffnung  zu  notiren.  Diese  Vorrichtung  besteht  im  Wesentlichen 
aus  einer  mit  Papier  überzogenen  Trommel  oder  Walze  /,  welche  auf  der 
langen  bis  zur  Blendscheibe  reichenden  Bewegungsstange  fest  auf- 
gesteckt ist  und  mittels  des  Handgriffes  m  zugleich  mit  der  Blendscheibe 
gedreht  wird.  Durch  einen  Druck  auf  den  Hebel  n  wird  auf  der 
Walze  ein  Zeichen  markirt  und  dadurch  die  Stellung  der  Blendscheibe 
registrirt. 

Die  Handhabung  des  Schwerd'schen  Photometers  ist,  wie  man  aus 
dem  Vorangehenden  sieht,  viel  zu  umständlich,  als  dass  an  eine  Ver- 
wendung des  Instrumentes  zu  grösseren  Bcobachtungsreihen  zu  denken 
wäre.  Sofern  das  Photometer  nicht  im  Freien  Aufstellung  findet,  ist 
ausserdem  noch  eine  besondere  Einrichtung  der  Kuppel  erforderlich,  um 
die  beiden  Fernrohre  gleichzeitig  nach  zwei  beliebigen  Punkten  des  Him- 
mels richten  zu  können.     Das  drehbare  Dach  der  kleinen  Kuppel,  in 


Das  Hornstein^Bche  Zonenpbotometer. 


217 


welcher  das  Bonner  Instrument  aufgestellt  ist,  besteht  aus  einer  grossen 
Anzahl  von  Klappen,  die  nach  Bedürfniss  einzeln  geöflnet  werden  können. 
Eine  grosse  Ähnlichkeit  mit  dem  Schwerd^schen  Photometer  besitzt 
ein  von  De  la  Rive')  construirtes  Instrument,  welches  hier  noch  kurz 
Erwähnung  finden  mag,  obgleich  es  ursprünglich  nicht  zu  Beobachtungen 
am  Himmel  bestimmt  war.  Es  besteht  ebenfalls  aus  zwei  Fernrohren, 
die  sich  gleichzeitig  auf  zwei  beliebige  Punkte  richten  lassen.  Durch 
ein  System  von  Spiegeln  oder  totalreflectirenden  Prismen  werden  die 
Lichtstrahlen  in  ein  gemeinschaftliches  Ocular  geworfen,  und  die  gleiche 
Helligkeit  der  Bilder  wird  durch  Abblenden  der  Objective  erreicht.  Als 
eine  Verbesserung  des  Schwerd'schen  Photometers  kann  das  De  la  Rive- 
flche  nicht  betrachtet  werden,  schon  darum  nicht,  weil  der  schädliche 
Einfluss  der  Beugungswirkung  dabei  gar  keine  Berücksichtigung  findet. 


d.    Das  Hornstein'sche  Zonenphotometer. 

Wie  schon  aus  der  Bezeichnung  dieses  Photometers  hervorgeht,  ist 
dasselbe  speciell  zu  Zonenbeobachtungen,  d.  h.  zur  Messung  von  ganzen 
Gruppen  nahe  bei  einander  stehender,  an  Helligkeit  nicht  allzu  verschie- 
dener Sterne  bestimmt.  Das  Princip  ist  Abblenden  des  Objectivs  und 
Vergleichung  der  Bilder  mit 
dem  Bilde  eines  Hülfs- 
sternes,  welcher  durch  einen 
Theil  des  Objectivs  in  das 
Gesichtsfeld  gebracht  wird. 
Die  Einrichtung  geht  aus 
der  von  Hornstein^)  selbst 
gegebenen  Abbildung  (Fig. 
49)  hervor. 

Auf  die  Fassung  des 
Objectivs  0  ist  ein  Ring 
BB  aufgesetzt,  der  sich 
vom  Ocular  aus  mittelst  eines 
Schlüssels  um  die  optische 
Axe  des  Fernrohrs  drehen 
lässt.  Mit  dem  Ringe  ist 
durch  die  Säulchen  CG  ein  Rahmen  DD  verbunden,  in  welchem  zwei 
Blendschieber  zur  Abbiendung  eines  Theiles  des  Objectivs  übereinander 
verschoben  werden  können.     Auf  dem  Rahmen  sitzt   ferner  noch  eine 


Fig.  49. 


1)  Annales  de  chim.  et  de  phys.  Serie  4,  tome  12  (1867^,  p.  243. 

2)  Sitzber.  der  K.  Akad.  der  Wiss  zu  Wien.  Math.-naturw.  Classe,  Bd.  41,  p.  261. 


218  n.  Die  photometrischen  Apparate. 

cyli  ndrische  Eöhre  FF^  an  deren  oberem  Ende  bei  x  ein  kleiner  Spiegel  iSf, 
drehbar  um  eine  zur  Zeichnungsebene  senkrechte  Axe,  angebracht  ist  Mit 
Hülfe  dieses  Spiegels,  der  ebenfalls  vom  Ocular  aus  dirigirt  werden  kann, 
wird  nun  das  Bild  eines  HUlfssternes  in  das  Femrohr  reflectirt,  und  die 
direct  gesehenen  Sterne  werden  durch  Verschieben  der  Blenden  so  weit 
geschwächt,  bis  sie  dem  Htilfssteme  an  Helligkeit  gleich  sind.  Man  sieht 
sofort,  dass  der  Anwendungsbereich  des  Photometers  zur  Vergleichung 
zweier  beliebigen  Sterne  am  Himmel  an  gewisse  Grenzen  gebunden  ist 
Der  Spiegel  darf  nicht  so  gross  sein,  dass  er  bei  irgend  einer  Stellung 
etwas  von  dem  für  die  directe  Beobachtung  der  Sterne  bestimmten  Theil 
des  Objectivs  verdeckt,  und  er  darf  nur  unter  solchen  Neigungswinkeln 
gegen  die  optische  Axe  des  Fernrohrs  benutzt  werden,  dass  immer  der 
ganze  Querschnitt  der  cylindrischen  Röhre  FF  Licht  erhält. 

Um  das  Bild  des  Hülfsstemes  bequem  und  sicher  in  das  Hauptrohr  zu 
bringen,  wird  ein  kleines  Hülfsfernrohr  benutzt,  welches  in  folgender  Weise 
mit  dem  Apparate  verbunden  ist.  Mit  dem  Spiegel  S  gemeinschaftlich  um 
Punkt  X  drehbar  ist  ein  gezahnter  Sector  A^  dessen  Drehung  mit  Hülfe 
eines  gezahnten  Zwischenrades  auf  das  Rad  a  übertragen  wird,  an  wel- 
chem letzteren  das  kleine  Femrohr  befestigt  ist.  Da  der  Durchmesser 
von  a  gerade  halb  so  gross  ist  wie  der  von  -4,  während  die  Breite  der 
Zähne  bei  allen  drei  Rädern  übereinstimmt,  so  entspricht  einer  beliebigen 
Bewegung  des  Spiegels  S  eine  doppelt  so  grosse  Bewegung  des  Hülfs- 
femrohrs.  Man  probirt  nun  an  einem  hellen  Sterne  aus,  in  welcher  Lage 
das  Hülfsfernrohr  mit  dem  Rade  a  zu  befestigen  ist,  damit  der  Stem 
gleichzeitig  in  diesem  und,  durch  Reflex  an  dem  Spiegel,  auch  in  dem 
Hauptfemrohre  sichtbar  wird.  Ist  diese  Justirung  einmal  bewirkt,  so  wird 
auch  jeder  andere  Stern,  auf  welchen  das  Hülfsfernrohr  gerichtet  wird, 
im  Gesichtsfelde  des  grossen  erscheinen.  Man  verfährt  bei  den  Beobach* 
tungen  mit  dem  Horastein'schen  Photometer  meistens  so,  dass  man  für 
eine  ganze  Reihe  (Zone)  ein  und  denselben  Hülfsstern  benutzt,  welcher 
durch  Feinbewegung  des  Ringes  B  und  des  Spiegels  S  während  der 
Dauer  einer  solchen  Reihe  beständig  in  der  Mitte  des  Gesichtsfeldes  ge- 
halten wird.  Da  dieser  Hülfsstern  lediglich  als  Verbindungsglied  dient, 
um  die  Helligkeitsunterschicde  der  einzelnen  Zonensteme  gegeneinander 
zu  ermitteln,  so  braucht  die  Helligkeit  desselben  gar  nicht  bekannt  zu 
sein,  ebensowenig  wie  das  Intensitätsverhältniss  eines  direct  gesehenen 
Sternes  zu  seinem  reflectirten  Bilde.  Dass  die  Zonensteme  nicht  allzu 
weit  auseinander  stehen  dürfen,  ist  schon  deshalb  geboten,  weil  sonst  die 
vom  Vergleichssterne  kommenden  Strahlen  unter  merklich  verschiedenen 
Incidenzwinkeln  auf  den  Spiegel  auffallen  würden,  und  die  Helligkeit  des 
Vergleichssternes  während  der  Zone  nicht  constant  wäre.    Den  Schiebern, 


Die  Methoden  von  Searle  and  Cornu. 


219 


mit  welchen  die  eigentliche  Lichtmessung  ausgeführt  wird,  hat  Ho  rü- 
ste in  Ausschnitte  gegeben,  welche  die  Form  von  Hyperbeln  haben;  die 
Axen  dieser  Hyperbeln  sind  zu  einander  und  zu  der  Bewegungsrichtung 
der  Schieber  parallel  In  Figur  50  ist  abcde  der  untere,  a'Ucd'e  der 
obere  Schieber,  und  o  ist  der  freie,  durch  die  Schieber 
nicht  verdeckte  Theil  des  Objectivs.  In  welcher  Weise 
die  Grösse  der  freien  Fläche  o  von  der  Verschiebung 
der  Blenden  abhängt,  ist  von  Hörn  st  ein  nicht  ange- 
geben. Am  sichersten  würde  es  wohl  sein,  die  Scalen- 
werthe  empirisch  durch  Messungen  an  Sternen  von 
anderweitig  bekannter  Helligkeit  zu  ermitteln. 

Das  Hornstein'sche  Photometer,  welches  aus  dem 
Jahre  1860  herstammt,  hat  übrigens  bereits  im  Jahre  1834 
einen  Vorgänger  gehabt.  Infolge  einer  von  der  Kgl. 
Gesellschaft  der  Wissenschaften  in  Göttingen  ausge- 
schriebenen Preisaufgabe  über  Astrophotometrie  waren 
mehrere  Bewerbungsschriften  eingegangen,  von  denen 
die  oben  citirte  Steinheirsche  Abhandlung  über  das 
Prismenphotometer  mit  dem  Preise  gekrönt  wurde.  Eine  zweite  Schrift, 
deren  Verfasser  nicht  bekannt  ist,  enthält  nun  die  Beschreibung  eines 
Photometers,  welches  fast  vollkommen  mit  dem  Hornstein'schen  identisch 
ist.  Der  einzige  Unterschied  besteht  darin,  dass  die  eine  ganze  Hälfte 
des  Objectivs  (nicht  bloss  ein  kleiner  Theil  desselben)  von  dem  Spiegel 
Licht  erhält,  und  dass  die  Abbiendung  nicht  durch  Schieber,  sondern 
durch  eine  drehbare  Scheibe  erfolgt,  welche  immer  eine  Hälfte  des  Ob- 
jectivs bedeckt,  die  andere  freilässt. 


V 

c 

N. \^ 

cf       1                 \ 

X 

Flff.  50. 


e.    Die  Methoden  von  Searle  und  Cornu. 

Ganz  eigenartig  ist  das  von  G.  Searle^)  empfohlene  Photometer,  bei 
welchem,  ähnlich  wie  bei  dem  Parkhurst'schen  Deflectionsphotometer,  eine 
Theilung  des  auf  das  Objectiv  auflFallenden  Lichtcy linders,  also  nicht  eine 
Abbiendung  im  eigentlichen  Sinne  stattfindet.  Eine  keilförmig  geschliffene 
Glasplatte  von  ausserordentlich  kleinem  Winkel  wird  so  vor  dem  Objectiv 
des  Beobachtungsfernrohrs  angebracht,  dass  sie  über  dasselbe  hinweg 
bewegt  werden  kann  und  daher  einen  beliebig  grossen  messbaren  Theil 
desselben  bedeckt.  Von  jedem  Sterne  entstehen  so  zwei  Bilder,  deren 
Intensitäten  durch  Verschieben  der  Glasplatte  nach  Gefallen  verändert 
werden  können.     Da  der  Winkel  des  Prismas  sehr  klein  ist,  so  sind  die 


1)  ABtron.  Nachr.  Bd.  57,  Nr.  1353. 


220  n.  Die  photometrischen  Apparate. 

beiden  Bilder  nicht  sehr  weit  voneinander  entfernt,  und  die  prismatischen 
Farben  des  abgelenkten  Bildes  treten  nicht  wesentlich  störend  hervor. 
Hat  man  nun  zwei  Sterne  von  verschiedener  Helligkeit,  so  kann  man 
durch  Verschieben  der  Glasplatte  das  directe  Bild  des  einen  gleich  dem 
abgelenkten  des  anderen  machen,  und  das  Verhältniss  des  bedeckten  zum 
unbedeckten  Theile  des  Objectivs  giebt  dann  unmittelbar  das  ursprüngliche 
Intensitäts verhältniss  der  beiden  Sterne,  vorausgesetzt,  dass  der  durch 
Absorption  und  Reflexion  an  der  Glasplatte  hervorgebrachte  Lichtverlust 
bekannt  ist.  Deraelbe  kann  entweder  durch  Vergleichung  der  beiden 
Bilder  ein  und  desselben  Sternes  bestinmit  oder  auch  dadurch  zum 
grössten  Theil  eliminirt  werden,  dass  man  immer  die  Bilder  der  beiden 
zu  messenden  Sterne  kreuzweise  miteinander  vergleicht.  Grosse  Hellig- 
keitsunterschiede zu  messen  ist  mit  diesem  Instrumente  nicht  rathsam, 
auch  sieht  man  sofort,  dass  die  Benutzung  des  Photometers  auf  die 
Vergleichung  sehr  nahe  bei  einander  stehender  Sterne  beschränkt  ist. 
Wie  aber  die  von  Searle  mitgetheilten  Beobachtungen  zeigen,  erweist 
sich  das  Instrument  innerhalb  seines  Anwendungsbereiches  durchaus 
brauchbar. 

In  neuerer  Zeit  hat  Cornu^)  noch  einige  Modificationen  zu  diesem 
Photometer  vorgeschlagen.  Um  die  Anwendung  einer  Correction  wegen 
der  Absorption  in  der  prismatischen  Glasplatte  überflüssig  zu  machen, 
empfiehlt  er,  anstatt  eines  Prismas  deren  zwei  anzubringen,  von  absolut 
gleichem  Winkel  und  womöglich  aus  derselben  Glasplatte  herausgeschnitten. 
Dieselben  stossen  mit  ihren  scharfen  Kanten  gegeneinander,  die  Ab- 
lenkungen erfolgen  daher  im  entgegengesetzten  Sinne.  Das  Verhältniss 
der  beiden  bedeckten  Objectivsegmente  giebt  dann  ohne  jede  Correction 
das  gesuchte  Intensitätsverhältniss.  Will  man  grössere  Ablenkungen  als 
etwa  1^  hervorbringen,  so  würden  die  Farben  schon  störend  sein,  und  es 
wäre  dann  rathsam,  die  prismatischen  Glasplatten  zu  achromatisiren.  Da 
die  Anwendung  von  Objectivprismen  bei  Femrohren  von  grossen  Dimen- 
sionen wegen  der  schwierigen  Herstellung  und  der  bedeutenden  Kosten 
kaum  möglich  sein  würde,  so  hat  Cornu  noch  den  Gebrauch  von  soge- 
nannten photometrischen  Ocularen  vorgeschlagen,  d.  h.  von  gewöhnlichen 
terrestrischen  Ocularen,  bei  denen  zwischen  der  ersten  und  zweiten  Linse 
an  der  Stelle,  wo  ein  reelles  Bild  des  Femrohrobjectivs  liegt,  zwei 
prismatische  GlasstUcke  angebracht  sind,  die  messbar  verschoben  werden 
können  und  von  jedem  Gestirn  zwei  Bilder  von  variabler  Helligkeit  er- 
zeugen. Über  praktische  Versuche  mit  solchen  Ocularphotometern  ist 
bisher  Nichts  bekannt  geworden. 


1)  Comptes  Renduß.  Tome  103,  p.  1227 


Anwendung  von  rotirenden  Scheiben.  221 

3.   Anwendung  von  rotirenden  Scheiben.   Die  photometrischen  Methoden 
von  Talbot,  Secchi,  Abney. 

Wenn  die  Augennerven  durch  irgend  einen  Liehtreiz  afficirt  worden 
sind,  so  dauert  bekanntlich  die  Wirkung  noch  eine  Zeitlang  fort,  nach- 
dem die  Lichtquelle  entfernt  ist.  Die  Dauer  dieser  Nachwirkung  hängt 
von  der  Intensität  des  Lichtes  und  ausserdem  von  dem  jeweiligen  Zu- 
stande des  Auges  ab.  Sendet  ein  leuchtender  Gegenstand  intermittirend 
Licht  auf  unser  Sehorgan,  und  folgen  sich  die  einzelnen  Impulse  in  so 
kurzen  Zwischenräumen,  dass  der  erste  Eindruck  noch  fortdauert,  wenn 
der  zweite  eintritt,  so  erhalten  wir  die  Empfindung  einer  vollkommen 
continuirlichen  Beleuchtung,  die  Helligkeit  des  leuchtenden  Gegenstandes 
erscheint  aber  geschwächt  und  zwar  im  Verhältniss  der  Erscheinungs- 
dauer zur  Sunune  der  Erscheinungs-  und  Verschwindungsdauer.  Dieser 
Satz  ist  von  Talbot*)  und  Plateau^)  fast  zu  derselben  Zeit  aufgestellt 
und  durch  eine  Reihe  von  Versuchen  mit  rotirenden  Scheiben  bewiesen 
worden.  Versetzt  man  eine  weisse  mit  einem  schwarzen  Sector  bemalte 
Scheibe  in  schnelle  Rotation  und  beleuchtet  dieselbe,  so  erscheint  sie 
gleichmässig  grau,  und  wenn  man  zwei  solcher  Scheiben,  die  mit  ver- 
schieden grossen  schwarzen  Sectoren  versehen  sind,  nahe  bei  einander 
aufstellt  und  die  Entfernung  der  einen  von  der  Lichtquelle  so  lange  ver- 
ändert, bis  beide  Scheiben  bei  der  Rotation  die  gleiche  graue  Färbung 
zeigen,  so  findet  man,  dass  die  Quadrate  der  Entfernungen  von  der  Licht- 
quelle sich  umgekehrt  verhalten  wie  die  Winkelöflfhungen  der  beiden 
Sectoren,  wodurch  also  der  obige  Satz  bestätigt  ist.  Etwas  Ähnliches 
gilt  auch,  wenn  es  sich  nicht  um  diffus  reflectirtes,  sondern  um  durch- 
gehendes Licht  handelt,  wenn  man  also  undurchsichtige,  mit  sectorförmigen 
Ausschnitten  versehene  Scheiben  vor  einem  leuchtenden  Gegenstande  rotiren 
lässt.  Je  kleiner  der  Ausschnitt  ist,  desto  schwächer  erscheint  der  Gegen- 
stand, und  es  folgt  unmittelbar,  dass  die  Helligkeit  proportional  ist  dem 
Öffnungswinkel  des  Sectors.  Enthält  die  Scheibe,  wie  es  gewöhnlich  der 
Fall  ist,  mehrere  Ausschnitte,  so  wird  die  Helligkeit  durch  das  Verhält- 
niss der  Summe  der  Winkelöffnungen  dieser  Ausschnitte  zum  ganzen 
Kreisumfange  ausgedruckt,  vorausgesetzt,  dass  die  Helligkeit  ohne  die 
Scheibe  als  Einheit  genommen  ist.  Es  fragt  sich,  mit  welcher  Geschwindig- 
keit die  Scheibe  vor  der  Lichtquelle  rotiren  muss.  Eine  bestimmte  Vor- 
schrift  darüber  lässt    sich  nicht  geben;  jedenfalls   ist  Bedingung,   dass 


1)  Philosophical  Magazine.    Ser.  3,  Vol  5,  p.  321. 

2)  Pogg.  Ann.  Bd.  35,  p.  457. 


222  I^-  I^io  photometrischen  Apparate. 

die  Lichterscheinung  vollkommen  continuirlich  ist  und  jedes  Flimmern 
oder  Zittern,  welches  bei  zu  langsamer  Drehung  eintritt,  verschwindet. 
Schnelleres  Eotiren  hat  auf  die  Intensität  des  Lichtes  gar  keinen  Ein- 
fluss.  Nach  den  Versuchen  von  Plateau,  Emsmann,  Helmholtz  u.  A. 
ist  eine  Umdrehungsgeschwindigkeit  von  24  bis  30  mal  in  der  Secunde 
nuter  allen  Umständen  ausreichend,  um  Gleichförmigkeit  in  der  Hellig- 
keit zu  erzielen.  Es  kommt  dabei  auch  wesentlich  darauf  an,  wie  die 
offenen  und  geschlossenen  Abschnitte  auf  der  rotirenden  Scheibe  ver- 
theilt  sind.  Hat  man  z.  B.  eine  Scheibe,  in  welcher  sich  nur  ein  ein- 
ziger Ausschnitt  in  Grösse  eines  Halbkreises  befindet,  und  daneben  eine 
zweite  Scheibe  mit  vier  Ausschnitten  von  der  Winkelöflfhung  45°,  so 
werden  diese  beiden  Scheiben  die  gleiche  Lichtschwächung  hervor- 
bringen, die  zweite  braucht  aber  nicht  so  schnell  gedreht  zu  werden, 
wie  die  erste. 

Das  Princip  der  rotirenden  Scheiben  ist  schon  von  Talbot  zu  photo- 
metrischen Zwecken  empfohlen  worden,  und  in  der  That  ist  dasselbe 
nicht  nur  in  theoretischer  Beziehung  durchaus  einwurfsfrei,  sondern  auch 
in  praktischer  Beziehung  so  bequem  anwendbar,  dass  es  nur  zu  ver- 
wundern ist,  dass  diese  photometrische  Methode  sieh  noch  nicht  mehr 
Eingang  verschafft  hat. 

Um  nach  dieser  Methode  die  Helligkeit  eines  leuchtenden  Gegen- 
standes messen  zu  können,  muss  man  im  Stande  sein,  die  sectorförmigen 

Ausschnitte  nach  Belieben  zu  vergrössem  oder 

zu    verkleinem.      Talbot    hat    zu    diesem 

^ — ^fe>^  Zwecke  zum  ersten  Male  die  Benutzung  von 

y^  ^^H^\        ^^^^  Scheiben   mit  gleich  vielen  und  gleich 

/  ^^^^k    .      grossen   Ausschnitten   vorgeschlagen,    welche 

/  ^^^^H    \    um    eine   gemeinschaftliche  Axe  rotiren   und 

I  ^i^^^^^k     \  messbar  gegeneinander  verstellt  werden  kön- 

1  ^^^^^^V     1  nen.      Ein   ähnliches  Arrangement  ist  schon 

\  ^^^^^^^     I    früher  bei  der  Besprechung  der  verschiedenen 

\  /      Blendvorrichtungcn  erwähnt  worden. 

\^  y^  Ein    zweites  ebenfalls  von  Talbot  em- 

^ ""^"'^  pfohlenes  Messungsmittel  besteht  darin,   dem 

^''*  ^^'  Ausschnitte  in  der  Scheibe  eine  durch  Figur  51 

repräsentirte  Form  zu  geben. 
Der  Ausschnitt  wird  begrenzt  durch  den  Radius  ab  und  durch  eine 
Archimedische  Spirale,  deren  Gleichung  in  Polarcoordinaten  bekanntlich 

ausgedrückt  werden  kann  durch  r  =  — ^ oder  1  —  r  =  27—  ,   wenn 

2  /r  2  TT 

der  Eadius  der  Scheibe  mit  1  bezeichnet  wird,   und  die  Winkel  v  von 


Anwendung  von  rotirenden  Scheiben.  223 

ab  aus  nach   rechts  gezählt  werden.      Die  Grösse   1  —  r  ist  der  Ab- 

V 

stand  vom  Rande  der  Scheibe,  und  da  das  Verhältniss  ^—  das  Hellig- 

keitsmass  abgiebt,  so  sieht  man,  dass  die  Helligkeit  eines  leuchtenden 
Gegenstandes,  wenn  man  ihn  an  verschiedenen  Punkten  der  rotirenden 
Scheibe  betrachtet,  in  demselben  Verhältnisse  zu-  oder  abnimmt,  wie  die 
Abstände  dieser  Punkte  vom  Scheibenrande.  Von  dieser  Methode  ist 
mehrfach  Gebrauch  gemacht  worden. 

Statt  der  rotirenden  Scheibe  hat  Talbot,  specieU  zur  Messung  des 
Sonnenlichtes,  noch  einen  rotirenden  Spiegel  in  Vorschlag  gebracht,  welcher 
das  Bild  einer  Lichtquelle  im  Kreise  herumführt.  Das  Auge  des  Beob- 
achters wird  bei  jeder  Umdrehung  des  Spiegels  einmal  von  den  reflec- 
tirten  Strahlen  getroffen  und  erblickt  bei  gentigend  schneller  Rotation 
ein  stetiges  Bild  der  Lichtquelle,  dessen  scheinbare  Helligkeit  sich  zur 
Helligkeit  der  Lichtquelle  selbst  verhält,  wie  die  Winkelbreite  derselben 
zum  Ereisumfange.  Streng  genommen  ist  dabei  noch  der  Incidenzwinkel 
der  auffallenden  Strahlen  oder  der  Winkel  zwischen  Lichtquelle,  Spiegel- 
mittelpunkt und  Auge  zu  berücksichtigen,  da  von  diesem  die  Intensität 
des  reflectirten  Lichtes  abhängt.  Von  der  Sonne,  deren  scheinbarer 
Durchmesser  ungefähr  einen  halben  Grad  beträgt,  wird  durch  einen 
solchen  rotirenden  Spiegel  eine  Lichtzone  hervorgebracht,  deren  Intensität 
im  centralen  Streifen  sich  zur  Intensität  der  Sonne  selbst  wie  1 :  720  verhält. 
Um  das  Sonnenlicht  mehr  abschwächen  zu  können,  hat  Talbot  noch 
einen  zweiten  rotirenden  Spiegel  eingeführt,  welcher  zunächst  das  von 
dem  ersten  kommende  Licht  empfängt  und  dasselbe  dann  entsprechend 
geschwächt  in  das  Auge  sendet. 

Für  Helligkeitsmessungen  an  Sternen  ist  das  Princip  der  rotirenden 
Scheiben  zum  ersten  und  meines  Wissens  bisher  auch  einzigen  Male  von 
Secchi*)  in  Anwendung  gebracht  worden.  Derselbe  verglich,  allerdings 
nur  mit  blossem  Auge,  zwei  nicht  allzuweit  voneinander  entfernte  Sterne, 
indem  er  den  helleren  durch  eine  rotirende  Scheibe  hindurch,  den 
schwächeren  ohne  dieselbe  betrachtete,  und  die  sectorförmigen  Öffnungen 
der  Scheibe  so  weit  verkleinerte,  bis  die  beiden  Sterne  gleich  er- 
schienen. Er  bediente  sich  dabei,  ebenso  wie  Talbot,  theils  zweier  gegen- 
einander verstellbaren  Scheiben,  deren  gegenseitige  Stellung  an  einer 
am  Rande  angebrachten  Theilung  abgelesen  werden  konnte,  theils  einer 
einzelnen  Scheibe  mit  Ausschnitten,  die  etwa  wie  in  Figur  52,  Seite  224, 
von  der  Mitte  nach  dem  Rande  zu  immer  schmäler  wurden. 


Ij  Atti  dell'  accad.  Pontifioia  de!  nuovi  Lincei.    Tome  4,  anno  4  (1850—1851), 
p.  10. 


224  11-  Die  photometrischen  Apparate. 

Bei  dem  zweiten  Beobachtungsverfahren  wurde  diejenige  Stelle  auf 
der  rotirenden  Scheibe  bestimmt,   wo  der  geschwächte  Stern  dem  direct 

gesehenen  an  Intensität  gleich  erschien. 
Aus  dem  gemessenen  Abstände  dieses 
Punktes  vom  Rande  liess  sich  dann  leicht 
der  gesuchte  Helligkeitsunterschied  be- 
rechnen. Dass  das  erste  Verfahren  dem 
zweiten  bei  Weitem  vorzuziehen  ist,  liegt 
auf  der  Hand.  Da  der  Himmelsgrund, 
auf  dem  der  hellere  Stern  steht,  durch 
Verkleinerung  der  Ausschnitte  in  der 
Scheibe  mit  verdunkelt  wird,  so  sieht 
man  die  beiden  zu  vergleichenden  Sterne 
Fig.  68.  stets  auf  verschieden  hellem  Grunde,  was 

das    ohnedies    schon    ziemlich    unsichere 
Beobachtungsverfahren  Secchi's  noch  weniger  empfehlenswerth  macht. 

Es  sind  noch  eine  ganze  Reihe  von  photometrischen  Einrichtungen 
bekannt  geworden,  bei  denen  die  rotirenden  Scheiben  in  den  mannig- 
fachsten Formen  zur  Verwendung  kommen.  Ich  erwähne  speciell  die 
Vorschläge  von  Guthrie'),  Napoli^),  HammerP),  Langley^)  und 
Abney*),  gehe  aber  nicht  näher  auf  dieselben  ein,  da  sie  fast  alle 
lediglich  fdr  die  technische  Photometrie  von  Interesse  sind.  Nur  Abney 
hat  die  Methode  auch  auf  die  Messung  der  Lichtintensität  in  verschiedenen 
Theilen  des  Sonnenspectrums  angewendet.  Er  und  vor  ihm  schon  Napoli 
haben  insofern  einen  Fortschritt  erreicht,  als  sie  mechanische  Einrich- 
tungen getrofifen  haben,  um  zwei  auf  derselben  Axe  rotirende  Scheiben 
während  der  Drehung  gegeneinander  um  jeden  beliebigen  Betrag  zu  ver- 
schieben. Dadurch  ist  die  Methode  eigentlich  erst  aus  einem  blossen 
Mittel,  die  Helligkeit  einer  Lichtquelle  zu  variiren,  zu  einem  feinen 
Messungsverfahren  umgewandelt  worden. 

Auch  Lummer  und  Brodhun  haben  sich  bei  ihren  photometrischen 
Untersuchungen  eines  ähnlichen  Arrangements  zur  Verstellung  der  Scheiben 
während  der  Rotation  bedient. 

Diese  wichtige  Verbesserung  der  Methode  legt  den  Gedanken  nahe, 
die  Secchi'schen  Vorschläge  wieder  aufzunehmen  und  die  rotirenden  Scheiben 


1)  The  Chemical  News  and  Journal  of  phys.  science.    Vol.  40  (1879),  p.  262. 

2)  S^ances  de  la  boc.  FraD^.  de  physiqae.   1880,  p.  53. 

3)  Elektrotechn.  Zeitschrift.  Jahrg.  4  (1883),  p.  262. 

4^  American  Jonrn.  of  science.  Ser.  3,  Vol.  30  (1885),  p.  210. 
5)  Phil.  Trans,  of  the  R.  See.  of  London.  1886,  p.  423  und  1888  p.  547;  ausserdem 
Proc.  of  the  R.  Soc.  of  London.  Vol.  43,  p.  247. 


Anwendung  von  rotirenden  Scheiben.  225 

zur  Helligkeitsmessimg  der  Sterne  nutzbar  zu  machen.  Versuche  in  dieser 
Richtung  können  nicht  dringend  genug  empfohlen  werden,  und  es  scheint 
nicht  allzu  schwierig,  auf  irgend  einem  Wege  zum  Ziele  zu  gelangen.  Es 
lässt  sich  z.  B.  leicht  ein  compendiöser  Apparat,  bei  welchem  zwei 
gegeneinander  beliebig  verstellbare  Scheiben  mit  gleich  grossen  Aus- 
schnitten durch  ein  Uhrwerk  oder  irgend  einen  kleinen  Motor  in  schnelle 
Kotation  versetzt  werden,  so  an  einem  beliebigen  ßefractor  anbringen, 
dass  die  Scheiben  durch  den  vom  Objectiv  kommenden  Lichtkegel  in  der 
Nähe  des  Brennpunktes  hindurchgehen.  Wird  das  Femrohr  auf  irgend 
einen  Stern  gerichtet,  so  kann  man  durch  Verstellen  der  beiden  Scheiben 
gegeneinander  (während  der  Rotation)  die  Helligkeit  desselben  so  weit 
verändern,  bis  er  gleich  hell  erscheint  mit  einem  ktlnstlichen  Sterne  von 
constanter  Helligkeit,  welcher  durch  ein  seitliches  Rohr  und  durch  Reflex 
an  einer  unter  45^  gegen  die  optische  Axe  des  Femrohrs  geneigten  plan- 
parallelen Glasplatte  (ähnlich  wie  beim  Zöllner'schen  Photometer)  in  das 
Gesichtsfeld  des  Oculars  gebracht  wird.  Auf  dieselbe  Weise  beobachtet 
man  einen  zweiten  Stern  und  findet  so  das  Helligkeitsverhältniss  des- 
selben zu  dem  ersten.  Die  verschiedene  Helligkeit  des  Himmelsgrundes 
hat  dabei  keinen  schädlichen  Einfluss,  weil  sich  stets  der  Untergmnd  des 
künstlichen  Sternes  mit  dem  des  wirklichen  vermischt.  Wir  woUen  an- 
nehmen, dass  jede  der  beiden  Scheiben  vier  Ausschnitte  von  45°  Öflhungs- 
winkel  hat;  dann  wird  eine  vollständige  Abschliessung  des  Lichtes  ein- 
treten, sobald  die  Ausschnitte  der  einen  Scheibe  mit  den  undurchsichtigen 
Theilen  der  anderen  coincidiren,  dagegen  wird  die  grösste  nutzbare  Oflf- 
nung  180°  betragen.  Man  sieht  übrigens  sofort,  dass  die  Empfindlichkeit 
der  Messungen  sehr  verschieden  sein  kann.  Sind  die  Scheiben  möglichst 
weit,  also  auf  180°  geöflhet,  so  muss  man  sie  um  16°  gegeneinander 
verstellen,  um  eine  Lichtschwächung  von  0.1  Grössenclassen  hervorzu- 
bringen; lassen  die  Scheiben  aber  nur  eine  Öffnung  von  4°  frei,  so  ge- 
nügt bereits  eine  Verschiebung  von  0?4,  um  denselben  Effect  hervorzu- 
bringen. Je  kleiner  also  der  Offhungswinkel  ist,  desto  grösser  muss  die 
Genauigkeit  der  Einstellung  und  Ablesung  sein,  wenn  man  die  gleiche 
Genauigkeit  des  Resultates  verbürgen  will.  Es  wird  sich  daher  empfehlen, 
nicht  dlzu  grosse  Helligkeitsdifferenzen  direct  zu  messen.  Benutzt  man 
bei  dem  hier  ins  Auge  gefassten  Apparate  nur  Offnungswinkel  von  180° 
bis  etwa  10°,  so  könnte  man  bereits  Intensitätsunterschiede  von  drei 
Grössenclassen  messen,  was  flir  viele  Zwecke  der  Himmelsphotometrie 
ausreichend  sein  würde. 


Müller«  Photometrie  der  Gestirne.  15 


226 


II.  Die  photometriseben  Apparate. 


4»  Anwendung  von  spiegelnden  Engeln.   Die  photometrischen  Methoden 
von  WoUaston  nnd  Bond. 

W«nn  von  einer  nicht  allzu  ausgedehnten  Lichtquelle  auf  eine  voll- 
kommen spiegelnde  Kugel  Licht  auffällt,  so  sieht  ein  Beobachter  ein 
verkleinertes  Spiegelbild  der  Lichtquelle,  dessen  Helligkeit  variirt,  je 
nachdem  die  Entfernung  der  Kugel  von  der  Lichtquelle  oder  dem  Beob- 
achter zu-  oder  abnimmt.  Diese  Erscheinung  ist  vielfach  zu  Helligkeits- 
messungen benutzt  worden  und  hat  sich  namentlich  bei  der  Vergleichung 
von  sehr  hellen  Objecten,  wie  Sonne,  Mond  und  grossen  Planeten ^  als 
ein  sehr  werthvoUes  Htilfsmittel  erwiesen.    Es  handelt  sich  dabei  um 


Flg.  bS. 


die  Lösung  der  folgenden  Aufgabe.  Das  von  der  spiegelnden  Kugel 
reflectirte  Licht  breitet  sich  nach  allen  Richtungen  im  Räume  aus;  man 
soll  die  an  irgend  einer  bestimmten  Stelle  hervorgebrachte  Beleuchtung 
berechnen,  wenn  die  Leuchtkraft  der  Lichtquelle  und  ihre  Entfernung 
von  der  Kugel,  ausserdem  der  Radius  der  letzteren  bekannt  sind.  Es 
sei  in  Figur  53  P  ein  leuchtender  Punkt,  AB  CD  ein  kleines  Element 
einer  spiegelnden  Kugel,  welches  von  zwei  unendlich  nahen  Meridianen 
und  zwei  unendlich  nahen  Parallelkreisen  begrenzt  wird. 

Das  Centrum  der  Kugel  liegt  in  0,  der  Radius  derselben  sei  g. 
Femer  seien  die  Entfernungen  PO  und  PA  mit  a  und  b  bezeichnet,  und 
der  Winkel  POA  mit  a.     Der  unter  dem  Incidenzwinkel  i  in  A  auf- 


Anwendung  von  spiegelnden  Kugeln.  227 

fallende  Lichtstrahl  PA  wird  in  der  Richtung  nach  AE  reflectirt.  Durch 
E  lege  man  eine  Ebene  senkrecht  zur  Richtung  AE^  dieselbe  werde  in 
den  Punkten  Fj  G^  H  von  den  in  den  Punkten  5,  C  und  D  an  der 
Kugel  zurttckgeworfenen  Strahlen  getroffen.  Die  Strahlen  JE*  und  CG, 
welche  von  Punkten  desselben  Parallels  herkommen,  schneiden  sich  rtick- 
wärts  verlängert  in  einem  Punkte  J^  der  auf  der  Axe  PO  liegen  muss; 
ebenso  schneiden  sich  die  Strahlen  BF  und  DH  in  einem  Punkte  K 
der  Axe  PO.  Dagegen  schneiden  sich  die  von  den  Meridianpnnkten  A 
und  B  herkommenden  Strahlen  in  dem  Punkte  L.  Wir  nehmen  nun  an, 
dass  der  leuchtende  Punkt  P  in  der  Entfernung  1  auf  die  Flächenemheit 
senkrecht  die  Lichtquantität  q  sendet,  dann  erhält  das  Kugciobarflächen- 
Clement  AB  CD,  dessen  Inhalt  mit  df  bezeichnet  werden  möge,  die  Licht- 

raenge  Q  =  q-—^  aosü     Nun  ist  aber  df=  AB  x,  AC,  und  wenn  man 

von  B  auf  die  Richtung  AE  das  Perpendikel  BM  fällt,  so  hat  man 
AB  cos  i  =  BM\  folglich: 

^  ACxBM 

Von  dieser  Lichtmenge  wird  ein  bestimmter  Bruchtheil,  der  von  der 
Politur  der  Kugelfläche  u.  s.  w.  abhängt,  nach  dem  Element  EFGH  re- 
flectirt.   Bezeichnet  man  diesen  Bruchtheil  durch  den  Factor  /r,  so  erhält 

EFGH  die  Lichtmenge  kq  ^^^jM. 

Die  auf  die  Flächeneinheit  von  EFGH  gelangende  Lichtmenge  (die 
Beleuchtung  der  Fläche),  welche  d  heissen  möge,  wird  daher,  wenn  der 
Inhalt  des  Elementes  EFGH  mit  d(p  bezeichnet  ist,  gegeben  durch  die 
Gleichung: 

kq^A  Cx^M 
b"   '      dip        ' 

oder,  A2i  dcp  ausgedrückt  werden  kann  durch  EFx  EG: 

,  _  ,   q  ACxBM 
"6^-  EFxEG' 

Nun  ist,  zwar  nicht  streng,  aber  bei  den  vorauszusetzenden  kleinen  Ver- 
hältnissen ausreichend  genau: 

AC\  EG  =  JA:  {JA  +  AE] . 
Ferner  ist  streng: 

BM:EF=LM:LE, 

oder,  wenn  man  das  kleine  Sttick  AM  vernachlässigt: 

BM :  EF  =  LA  :  [LA  +  AE] . 

15* 


228  II*  1^16  photometrischen  Apparate. 

Durch  Substitution  wird  daher,  wenn  noch  die  Entfernung  ÄE  der  auf- 
fangenden Fläche  von  der  Engel  mit  c  bezeichnet  wird: 

^  — '^fet  (c  +  JA)(c  +  LA)' 

Es  handelt  sich  nun  noch  darum,  JA  und  LA  durch  die  Grössen  q^  i 
und  a  auszudrücken.    Im  Dreieck  AJO  hat  man  ohne  Weiteres: 

JA=     ^«^" 


sin  [i  +  a) 

Etwas  umständlicher  ist  die  Bestimmung  von  LA,  Betrachtet  man  AB 
als  geradlinig  und  bezeichnet  den  Incidenzwinkel  bei  B  mit  i\  so  hat 
man  in  den  beiden  Dreiecken  ABP  und  ABL: 

AP:AB  =  sin  (90«  —  i') :  sin  APB , 

AL:AB  =  sin  (90°  —  i') :  »inALB. 
Mithin: 

AP  X  sin  APB  =  4L  X  sin  ALB , 

und  da  der  Winkel  APB  =  di  —  da,  Winkel  -4LJ5  =  d^  +  da,  ferner 
noch  -4P :  ^  =  sin  a  :  sin  [i  —  a)  ist,  so  wird: 

da 

1  -  ^• 

y  ^  sin  a  a? 


sm(e  — -  a)           au 
^  ■+"  'di 

Es  ist  aber  auch: 

a  :  Q  =  üni  :  sin  [i  —  a) , 

und  daraus: 

da                sin  a 

di       sin  i  cos  {i  —  a)  ' 

daher  endlich  durch  Substitution: 

j  . 4^  ^  sin  a  cos  i 

sin  a  +  ^  sin  (i  —  a)  cos  / 

Setzt  man  die  Werthe  von  JA  und  LA  in  die  Gleichung  für  d  ein,  so 
erhält  man  eine  etwas  complicirte  Formel,  aus  welcher  man  für  jeden 
Punkt  der  spiegelnden  Kugel  die  Beleuchtung  in  der  Entfernung  c  von 
derselben  finden  kann.  Die  Formel  vereinfacht  sich  aber  ganz  wesent- 
lich, wenn  die  Entfernung  des  leuchtenden  Punktes  von  der  Kugel  im 
Yerhältniss  zum  Kugclradius  sehr  gross  ist  Dann  kann  man  ohne 
grossen  Fehler  h  durch  a  ersetzen,  ferner  i  =  a  annehmen.  Man  hat 
dann: 

JA  =  X  ^       und    LA  =  ig  cos  a , 
*  cos  a  ^^  ' 


Anwendung  von  spiegelnden  Rngeln.  229 

und  damit: 

j_il kt =  /,! ?! 

^*  (cH- J^seca)(c  +  ^^cosa)         a*  4c*H-2^c(8eca  +  co8a)  + ^» 

Ist  endlich  auch  die  Entfernung  c  gross  im  Verhältniss  zum  Kugelradius  g^ 
so  ergiebt  sich: 

d.  h.  die  Beleuchtung  ist  in  diesem  Falle  unabhängig  von  dem  Incidenz- 
winkel  und  allein  bestimmt  durch  die  Grösse  der  Kugel  und  die  Ent- 
fernungen derselben  von  Lichtquelle  und  Auffangfläche.  Denkt  man  sich 
an  SteUe  der  letzteren  das  Auge  oder  das  Femrohrobjectiv,  so  erblickt 
man  stets  ein  gleich  helles  Reflexbild,  in  welcher  Richtung  man  auch 
nach  der  Kugel  sieht.  Dabei  ist  allerdings  die  Voraussetzung  gemacht, 
dass  der  Factor  k  für  alle  Incidenzwinkel  derselbe  bleibt,  was  in  aller 
Strenge  keineswegs  der  Fall  ist. 

Man  kann  zu  dem  eben  gefundenen  Resultate  noch  auf  einem  an- 
deren viel  kürzeren  Wege  gelangen,  wenn  man  einen  wichtigen  Satz 
aus  der  theoretischen  Astrophotometrie  (Seite  36)  benutzt  Wir  wollen 
dabei  noch  annehmen,  dass  die  Lichtquelle  nicht  ein  leuchtender  Punkt 
sei,  sondern  eine  aufderAxe  PO  senkrecht  stehende  leuchtende  Scheibe 
mit  der  Leuchtkraft  ^,  deren  scheinbarer  Radius,  von  der  Kugel  aus  ge- 
sehen, 5  sein  möge.  Die  Lichtmenge  dl,  welche  diese  Scheibe  auf  das 
Element  df  der  Kngeloberfläche  sendet,  ist  nach  dem  betreffenden  Satze 
ausgedrückt  durch: 

dl  =  qdfit  sin*5  cos  i. 

Es  ist  aber  (Fig.  53)  d/*=  Q*da  sinadv,  wenn  dv  der  Winkel  zwischen 
den  beiden  Meridianen  ist,  welche  das  Element  df  einschliessen.  Mithin 
gelangt  auf  die  ganze  Kugel  von  der  leuchtenden  Scheibe  die  Licht- 
quantität: 

n 
2/1      2 


l  =  qo^jt  9\v?s  j  dv I  cosi  sin  ada. 


Ist  die  Entfernung  der  Lichtquelle  sehr  gross  im  Verhältniss  zu  ^,  so 
kann  man  a  durch  i  ersetzen  und  erhält  dann: 

l  =  qn^Q*  sin*5. 

Wir  setzen  wieder  voraus,  dass  bei  allen  Incidenzwinkeln  ein  gleich 
grosser  Bruchtheil  des  auffallenden  Lichtes  reflectirt  wird ;  dann  strahlt  die 
Kugel  die  Gesammtlichtmenge  kl  aus,   und  wenn  man  sich  concentrisch 


230  n.  Die  photometrischen  Apparate. 

um  die  spiegelnde  Kugel  eine  Hohlkugel  mit  dem  Radius  c  gelegt  denkt, 
so  empfängt  die  Flächeneinheit  dieser  Hohlkugel  die  Lichtquantität: 

.  kl         kqQ^        .  , 

47rc*         4c* 

F 
Statt  7c  sin^s    kann   man  schreiben     , ,  wenn  F  den  Flächeninhalt  der 

leuchtenden  Scheibe  ausdrückt,  und  man  hat  endlich: 

d^kqF    ^ 


4a*c* 


Diese  Formel  stimmt  bis  auf  den  Factor  F  mit  der  oben  abgeleiteten 
Uberein;  sie  sagt  aus,  dass  die  Helligkeit  des  von  einer  spiegelnden  Kugel 
reflectirten  Bildes  direct  proportional  ist  dem  Quadrate  des  Kugelradius 
und  umgekehrt  proportional  den  Quadraten  der  Entfernungen  der  Kugel 
von  Lichtquelle  und  Beobachter. 

Der  Erste,  der  von  diesem  wichtigen  Satze  in  der  Astrophotometrie 
Gebrauch  gemacht  hat,  war  Wollaston^).  Derselbe  Hess  das  Licht  der 
Sonne  von  einer  kleinen  Thermometerkugel  reflectiren  und  betrachtete 
von  grosser  Entfernung  aus  das  punktartige  Bildchen  im  Ocular  eines 
Femrohrs  mit  dem  einen  Auge,  während  er  mit  dem  anderen  Auge  das 
von  einer  zweiten  Thermometerkugel  reflectirte  Bild  einer  Kerzenflamme 
durch  eine  Linse  von  kurzer  Brennweite  ansah.  Durch  Verschiebung  der 
Kerze  stellte  er  die  Gleichheit  der  beiden  Helligkeiten  her.  Dann  rich- 
tete er  das  Femrohr  direct  auf  einen  hellen  Stern  und  verglich  denselben 
ebenfalls  mit  dem  von  der  zweiten  Kugel  reflectirten  Kerzenlichte.  Mit 
Benutzung  der  obigen  Formel  Hess  sich  auf  diese  Weise  das  Helligkeits- 
verhältniss  der  Sonne  zu  dem  Fixstern  aus  den  gemessenen  Distanzen 
und  den  Kugeldurchmessern  berechnen.  Das  Wollaston'sche  Verfahren 
hat  einen  bedenklichen  Mangel.  Da  der  Stem  direct,  das  Sonnenlicht 
aber  nach  der  Spiegelung  betrachtet  wurde,  so  war  zur  Reduction  der 
Beobachtungen  die  Kenntniss  des  Reflexionscoefficienten  k  erforderlich, 
welcher  sich  nur  schwer  bestimmen  lässt  und  von  Wollaston  sehr 
willkürlich  gleich  |  angenommen  wurde. 

SteinheiP)  hat  ein  ähnliches  Verfahren  wie  das  Wollaston'sche  zur 
Vergleichung  von  Sonne  und  Fixsternen  in  Vorschlag  gebracht  und  hat 
sich  zur  Prüfung  seines  Prismenphotometers  eines  Hülfsapparates  bedient, 
bei  welchem  das  Princip  der  spiegelnden  Kugeln  ebenfalls  zur  Anwen- 
dung kam. 


1)  Phil,  l^ana.  of  the  R.  Soc.  of  London.   1829,  p.  19. 

2)  Elemente  der  HeUigkeitsmesBungen  am  Sternenhimmel,  p.  33  und  49. 


Benutzang  der  Eigenschaften  des  polarisirten  Lichtes.  231 

Noch  empfehlenswerther  ist  die  Methode,  welche  Bond^)  bei  Ver- 
gleichung  des  Mondes  mit  den  Planeten  Jupiter  und  Venus,  sowie  bei  der 
Messung  der  Lichtstärke  der  verschiedenen  Mondphasen  eingeschlagen  hat. 
Derselbe  benutzte  nur  eine  einzige  spiegelnde  Kugel,  von  welcher  er  so- 
wohl das  Licht  der  Himmelskörper  als  dasjenige  der  Vergleichsflamme 
reflectiren  liess.  Es  kam  daher  nur  auf  die  jedesmalige  genaue  Be- 
stimmung des  Abstandes  der  Flamme  von  der  Kugel  an,  bei  welcher  die 
mit  blossem  Auge  von  constanter  Entfernung  aus  betrachteten  Reflexbilder 
gleich  hell  geschätzt  wurden. 

In  ähnlicher  Weise  ist  die  Methode  noch  oft  in  der  Photometrie 
angewendet  worden.  Zu  spiegebiden  Kugeln  eignen  sich  sehr  gut  aussen 
versilberte  oder  mit  Quecksilber  gefüllte  Glaskugeln,  noch  vortheilhafter 
sind  Stahlkugeln,  bei  denen  sich  leichter  die  vollkommene  Kugelgestalt 
herstellen  lässt.  Um  übrigens  den  Einfluss  etwaiger  Abweichungen  von 
der  regelmässigen  Gestalt,  sowie  auch  ungleicher  Reflexionsfahigkeit  an 
verschiedenen  Stellen  der  Kugel  unschädlich  zu  machen,  empfiehlt  es  sich, 
vor  jeder  einzelnen  Messung  die  Kugel  ein  wenig  zu  drehen,  damit  stets 
möglichst  viele  verschiedene  Partien  der  Kugeloberfläche  zur  Wirkung 
kommen. 


5.    Benutzung  der  Eigenschaften  des  polarisirten  Lichtes. 

Die  merkwürdigen  Eigenschaften  des  polarisirten  Lichtes  haben  sehr 
bald,  nachdem  durch  die  epochemachenden  Untersuchungen  von  Arago 
und  Fresnel  das  Wesen  der  Erscheinungen  richtig  erkannt  und  die 
hauptsächlichsten  Gesetze  auf  experimentellem  und  theoretischem  Wege 
festgestellt  waren,  den  Gedanken  angeregt,  die  Polarisation  des  Lichtes 
für  die  Photometrie  nutzbar  zu  machen,  und  in  der  That  hat  wohl  keine 
andere  Methode  die  Lichtmessungen  in  gleicher  Weise  gefördert.  Nicht 
ganz  mit  Unrecht  nennt  man  daher  bisweilen  Arago,  der  die  ersten 
wichtigen  Schritte  auf  diesem  Gebiete  gethan  hat,  den  Begründer  der 
modernen  praktischen  Photometrie.  Auch  die  Himmelsphotometrie  ver- 
dankt dieser  Methode  ihre  besten  instrumenteilen  Hülfsmittel. 

Da  man  es  bei  den  meisten  photometrischen  Aufgaben,  sowohl  in 
der  Technik  als  am  Himmel,  mit  natürlichem  oder  nur  partiell  polarisirtem 
Lichte  zu  thun  hat,  so  kommt  es  in  erster  Linie  darauf  an,  Mittel  zu 
besitzen,  um  aus  solchem  Lichte  vollkommen  polarisirtes  herzustellen. 
Es  giebt  eine  Menge  Wege,  welche  zu  diesem  Ziele  führen.  Für  die 
Photometrie  haben  sich  hauptsächlich  zwei  als  brauchbar  erwiesen:  erstens 


U  Memoirs  of  the  Amer.  Acad.  of  science.    New  series,  Vol.  8,  p.  221. 


232  II-  Die  photometriBchen  Apparate. 

die  Reflexion  an  der  Oberfläche  isotroper  Medien  und  zweitens  die  Doppel- 
brechung in  Erystallen. 

Bekanntlich  hat  Malus  durch  Zufall  die  Entdeckung  gemacht,  dass 
das  von  der  Oberfläche  des  Wassers  oder  einer  Glasplatte  reflectirte 
Licht  die  Eigenschaften  des  nattirlichen  Lichtes  verloren  hat  und  je  nach 
der  Grösse  des  Incidenzwinkels  mehr  oder  weniger  polarisirt  ist.  Alle 
durchsichtigen  festen  und  flüssigen  Substanzen  besitzen  diese  Eigenschaft, 
und  für  jede  existirt  ein  ganz  bestimmter  Incidenzwinkel,  bei  welchem 
die  Polarisation  des  reflectirten  Strahles  vollständig  wird.  Man  nennt 
diesen  Incidenzwinkel  den  Polarisationswinkel  der  Substanz.  Für  Glas 
beträgt  derselbe  etwa  56''— 60°  für  Wasser  etwa  53°  Brewster^)  hat 
das  nach  ihm  genannte  Gesetz  aufgestellt,  welches  aussagt,  dass  bei  jeder 
durchsichtigen  Substanz  das  zurückgeworfene  Licht  dann  vollständig 
polarisirt  ist,  wenn  der  reflectirte  Strahl  auf  dem  gebrochenen  senkrecht 
steht  Ist  p  der  Polarisationswinkel  einer  Substanz,  n  der  Brechungs- 
exponent derselben  und  r  der  Brechungswinkel,  so  ist  sinp  =  w8inr, 
und  da  nach  dem  Brewster'schen  Gesetze  p+  r=  90°  sein  soll,  so  hat 
man  71  =  tangj?,  wodurch  also  flir  jeden  durchsichtigen  Körper  der 
Polarisationswinkel  bestimmt  ist.  Die  Kenntniss  dieses  Winkels  giebt, 
wie  man  sieht,  ein  vortreffliches  Mittel,  gewöhnliches  Licht  in  vollständig 
polarisirtes  zu  verwandeln,  doch  ist  dabei  zu  beachten,  dass  für  jede 
Farbengattung  ein  besonderer  Polarisationswinkel  existirt,  und  dass  infolge 
dessen  bei  Benutzung  von  zusammengesetztem  Lichte  streng  genommen 
niemals  eine  vollkommene  Polarisation  stattfinden  kann.  Je  stärker 
brechend  die  spiegelnde  Substanz  ist,  desto  grösser  ist  natürlich  die 
Quantität  des  unpolarisirt  bleibenden  Lichtes,  doch  wird  in  der  Praxis 
der  störende  Einfluss  meistens  von  geringer  Bedeutung  sein,  wenn  man 
den  Spiegel  auf  denjenigen  Polarisationswinkel  einstellt,  welcher  der 
intensivsten  Strahlengattung  entspricht. 

Fällt  das  Licht  unter  einem  anderen  als  dem  Polarisationswinkel 
auf,  so  findet  nur  eine  partielle  Polarisation  statt,  und  das  reflectirte 
Licht  ist  aus  natttrlichem  und  polarisirtem  gemischt;  wenn  man  aber  dieses 
zurückgeworfene  Licht  noch  mehrmals  und  zwar  unter  beliebigen  Winkeln 
reflectiren  lässt,  so  wird  dasselbe  endlich,  wie  schon  Brewster  hervor- 
gehoben hat,  beinahe  vollständig  polarisirt.  Man  kann  also  auch  mehr- 
fache Reflexion  unter  beliebigen  Winkeln  zur  Herstellung  von  vollkommen 
polarisirtem  Licht  benutzen,  hat  aber  natürlich  mit  dem  Übelstande  zu 
kämpfen,  dass  eine  ausserordentliche  Lichtschwächung  eintritt 

Was  noch  die  in  durchsichtigen  Medien  gebrochenen  Strahlen  an- 


1   Pbil.  Trans,  of  the  R.  See.  of  London.  1815,  p.  125. 


Benntzang  der  Eigenschaften  des  polarisirten  Lichtes.  233 

betrifft,  so  sind  dieselben  niemals  vollständig  polarisirt,  sie  enthalten 
natürliches  und  polarisirtes  Licht,  und  zwar  ist  die  Polarisationsebene 
des  letzteren  senkrecht  zur  Polarisationsebene  der  reflectirten  Strahlen. 
Arago  hat  das  wichtige  Gesetz  aufgestellt,  dass,  wenn  natürliches  Licht 
auf  ein  durchsichtiges  Medium  auffällt,  der  reflectirte  und  der  gebrochene 
Strahl  gleiche  Quantitäten  polarisirten  Lichtes  enthalten.  Da  nun  bei  nicht 
allzu  grossen  Incidenzwinkeln  das  reflectirte  Licht  schwächer  ist  als  das 
durchgehende,  so  folgt,  dass  das  letztere  nur  eine  partielle  Polarisation 
aufweisen  kann.  Wenn  man  aber  eine  grössere  Anzahl  von  durchsichtigen 
planparallelen  Platten  tibereinander  legt,  so  wird  bei  dem  Durchgange 
durch  jede  folgende  immer  ein  neuer  Bruchtheil  des  Lichtes  polarisirt, 
und  schliesslich  ist  fast  alles  durchgehende  Licht  polarisirt  Die  sogenannte 
Glasplattensäule  dient  also  ebenfalls  als  Polarisator  und  ist  als  solcher 
z.  B.  bei  dem  Wild'schen  Photometer  verwendet  worden.  Neumann') 
hat  specieU  die  Theorie  dieser  Glassäule  sehr  ausführlich  behandelt. 

Die  bei  weitem  gebräuchlichsten  Polarisatoren,  speciell  in  der  Himmels- 
photometrie,  sind  die  doppeltbrechenden  einaxigen  Krystalle,  und  zwar  be- 
nutzt man  fast  ausschliesslich  entweder  dasRochon'scheundWoUaston'sche 
Prisma,  bei  welchen  beide  Strahlen,  sowohl  der  ordentliche  als  der  ausser- 
ordentliche, zur  Wirksamkeit  gelangen,  oder  die  verschiedenen  Formen 
des  sogenannten  NicoFschen  Prismas,  bei  welchem  der  ordentliche  Strähl 
durch  Totalreflexion  fortgeschafft  wird.  .  Einige  Bemerkungen  tlber  diese 
wichtigen  Htllfsmittel  der  Photometrie  mögen  hier  am  Platze  sein  2). 

Das  Rochon'sche'»)  Prisma,  das  älteste  von  allen  Polarisationsprismen, 
wird  gewöhnlich  aus  BergkrystaU  (seltener  aus  Kalkspath)  angefertigt 
und  besteht  aus  zwei  vollkommen  gleichen  rechtwinkligen  Prismen, 
welche  mit  ihren  Hypotenusenflächen  an  einander  gekittet  sind.  Die 
Hauptaxe  des  Krystalles  steht  in  dem  einen  Prisma  auf  der  Eintrittsfläche 
senkrecht,  in  dem  anderen  liegt  sie  parallel  der  brechenden  Kante.  Ein 
Strahl  natürlichen  Lichtes,  welcher  senkrecht  auf  die  Vorderfläche  des 
ersten  Prismas  auffällt,  geht  daher  ohne  Ablenkung  und  Zerlegung  durch 
dasselbe  hindurch  und  wird  erst  bei  dem  Eintritte  in  das  zweite  Prisma 
in  zwei  Strahlen  zerspalten,  die  nach  dem  Verlassen  des  Doppelprismas 

1)  Neumann,  Vorlesangen  über  theoretische  Optik,  heransg.  von  £.  Dom. 
Leipzig,  1885,  p.  147. 

2)  AasfUhrliche  Angaben  über  die  verschiedenen  Polarisationsprismen  findet 
man  in  den  beiden  folgenden  Abhandlungen:  W.  Grosse,  Die  gebräuchlichen 
Polarisationsprismen  mit  besonderer  Berücksichtigung  ihrer  Anwendung  in  Photo- 
metern. Clausthal,  1886,  und:  E.  Feussner,  Über  die  Prismen  zor  Polarisation  des 
Lichtes  (Zeitschr.  für  Instrumentenkunde,  Jahrg.  4,  1884,  p.  41). 

3)  Recueil  de  m^moires  sur  la  m^canique  et  snr  1a  physiqae,  Brest,  1873. 
Siehe  auch  Gilberts  Annalen,  Bd.  40,  p.  141. 


234  n.  Die  pnotometrischen  Apparate. 

vollkommen  polarisirt  sind,  und  zwar  in  Ebenen,  die  aufeinander  senk- 
recht stehen.  Der  ordentliche  Strahl  behält  nach  dem  Austritte  aus 
dem  Doppelprisma  die  Richtung  des  auffallenden  Lichtes  bei,  erleidet 
aber  meistens  durch  die  Kittschicht  eine  kleine  seitliche  Versetzung.  Nur 
wenn  die  Kittsubstanz  genau  denselben  Brechungsexponenten  wie  der 
ordentliche  Strahl  hat,  findet  gar  keine  solche  Verschiebung  statt.  Der 
ausserordentliche  Strahl  tritt  abgelenkt  von  der  ursprünglichen  Rich- 
tung aus  dem  Doppelprisma  aus  in  einer  Ebene,  die  auf  der  brechenden 
Kante  senkrecht  steht.  Die  Grösse  der  Ablenkung  hängt  von  dem  brechen- 
den Winkel  der  Prismen  und  von  dem  Unterschiede  der  Brechungs- 
exponenten des  ordentlichen  und  ausserordentlichen  Strahles  ab.  Ist  bei 
Verwendung  von  Quarz  der  Prismenwinkel  ungefähr  60",  so  beträgt  die 
Ablenkung  fast  einen  ganzen  Grad.  Wenn  das  Doppelprisma  aus  Kalk- 
spath  angefertigt  ist,  so  wird  entsprechend  der  grösseren  Differenz  zwischen 
den  Brechungsexponenten  des  ordentlichen  und  ausserordentlichen  Strahles 
auch  eine  grössere  Ablenkung  der  austretenden  Strahlen  erzielt  werden, 
was  unter  Umständen  von  Wichtigkeit  sein  kann.  Das  ordentliche  Bild 
beim  Rochon'schen  Prisma  ist  farblos,  während  das  ausserordentliche 
gefärbt  erscheint.  Dies  macht  sich  als  empfindlicher  Nachtheil  bemerk- 
lich, wenn  man  das  ordentliche  Bild  einer  Lichtquelle  mit  dem  ausser- 
ordentlichen einer  anderen  direct  vergleichen  will. 

Eine  Modification  des  Rochon'schen  Prismas,  bei  welcher  eine  be- 
sonders weite  Trennung  der  beiden  austretenden  Strahlen  erreicht  ist, 
rtlhrt  von  Wo  Ilaston')  her.  Bei  dieser  Form  ist  das  erste  Prisma  so 
hergestellt,  dass  die  Hauptaxe  des  Krystalls  (Quarz  oder  Kalkspath) 
parallel  zur  Eintrittsfläche  und  senkrecht  zur  brechenden  Kante  liegt 
Das  zweite  Prisma  ist  genau  so  gearbeitet,  wie  bei  dem  Rochon'schen 
Polarisator.  Die  beiden  austretenden  Strahlen  sind  von  der  ursprüng- 
lichen Richtung  um  gleiche  Beträge  nach  entgegengesetzten  Seiten  abge- 
lenkt, und  die  Gesammttrennung  ist  doppelt  so  gross,  wie  bei  dem  Rochon- 
schen  Prisma.  Ordentliches  und  ausserordentliches  Bild  erscheinen  in 
gleicher  Weise  gefärbt. 

Häufig  wird  in  photometrischen  Apparaten  auch  von  dem  sogenannten 
achromatisirten  Kalkspathprisma  Gebrauch  gemacht.  Bei  diesem 
besteht  die  eine  Hälfte  aus  Kalkspath,  die  andere  aus  Crownglas,  dessen 
Brcchungscoefficient  nahe  mit  dem  des  ausserordentlichen  Strahles  im 
Kalkspath  übereinstimmt.  Als  Kittungsmittel  ist  Canadabalsam  ver- 
wendet. Die  ausserordentlichen  Strahlen  gehen  ohne  Ablenkung  und  fast 
ohne  jede  seitliche  Verschiebung  hindurch  und  sind  bei  geeigneter  Wahl 

1    Phil.  Trans,  of  the  K.  See.  of  London.    1820,  part  I,  p.  126. 


Benatznng  der  Eigenschaften  des  polarisirten  Lichtes.  235 

des  brechenden  Winkels  fest  vollkommen  achromatisirt;  die  ordentlichen 
Strahlen  erfehren  eine  ziemlich  starke  Totalablenkung  und  zwar,  wenn 
die  Kalkspathhälfte  dem  auffeilenden  Lichte  zugekehrt  ist,  eine  etwas 
grössere,  als  wenn  das  Licht  zuerst  die  Glashälfte  passirt. 

Von  der  grössten Bedeutung  für  die  Photometrie  sind  das  Nicol'sche 
Prisma  und  die  verschiedenen  Modificationen  desselben,  die  im  Laufe 
der  Zeit  eingeftlhrt  worden  sind.  Diese  Prismen  sind  aus  zwei  Kalkspath- 
stücken  zusammengesetzt,  die  so  aus  dem  Krystall  herausgeschnitten 
und  mit  geeigneten  Kittsubstanzen  wieder  vereinigt  sind,  dass  der  ordent- 
liche Strahl  durch  Totalreflexion  ganz  beseitigt  wird,  und  nur  der  ausser- 
ordentliche unabgelenkt  hindurchgeht.  Von  den  verschiedenen  Formen 
sind  die  gebräuchlichsten:  das  ursprüngliche  Nicolprisma  mit  schrägen 
Endflächen,  das  Nicolprisma  mit  geraden  Endflächen,  das  Hartnack- 
Prazmowski'sche,  das  Foucault'sche  und  das  Glan-Thompson'sche  Prisma. 
Sie  unterscheiden  sich  voneinander  durch  die  Art  des  Schnittes  und 
durch  die  Schicht  zwischen  den  beiden  Hälften.  Bei  den  drei  ersten  Formen 
wird  zum  Kitten  Canadabalsam  oder  Copaivabalsam  oder  Leinöl  benutzt, 
bei  den  beiden  letzten  Formen  ist  die  Kittschicht  ganz  weggelassen 
und  durch  eine  dünne  Luftschicht  ersetzt.  Jede  dieser  Formen  hat 
ihre  Vorzüge  und  Nachtheile,  und  man  wird  je  nach  dem  Zwecke,  den 
man  erreichen  will,  von  einer  oder  der  anderen  Gebrauch  machen.  Ein 
Hauptübelstand  fast  aller  Nicolprismen  ist  die  nicht  zu  vermeidende 
geringe  seitliche  Abweichung.  Dadurch  wird  bewirkt,  dass  in  photo- 
metrischen Apparaten,  wo  Nicolprismen  und  Linsen  combinirt  werden, 
die  Bilder  etwas  seiüich  von  der  optischen  Axe  liegen,  und  da  meistens 
Drehungen  der  Prismen  erforderlich  sind,  so  findet  infolge  dessen  eine 
Rotation  des  Bildes  um  die  Axe,  ein  sogenanntes  Schleudern,  statt.  Bei 
photometrischen  Beobachtungen  ist  dieses  Schleudern  sehr  störend;  am 
Besten  ist  dem  Fehler  bei  Nicolprismen  mit  geraden  Endflächen  abge- 
holfen, und  in  dieser  Beziehung  eignen  sich  dieselben  in  erster  Linie  zur 
Verwendung  in  Photometem.  Sehr  gefährlich  sind  die  Nebenreflexe, 
welche  an  den  Seitenflächen  der  Prismen  und  an  der  Zwischenschicht 
auftreten  und  nicht  nur  die  Reinheit  der  Bilder  erheblich  beeinträchtigen, 
sondern  auch  zur  Entstehung  von  elliptisch  polarisirtem  Lichte  und  zur 
directen  Verfälschung  der  Messungsresultate  beitragen  können.  Durch 
sorgfältige  Schwärzung  der  Seitenflächen  und  vor  Allem  durch  passende 
Anwendung  von  Diaphragmen,  welche  nur  den  Hauptlichtkegel  frei  hin- 
durchgehen lassen,  kann  dieser  Fehler  wesentlich  abgeschwächt  werdeuj 
und  es  sollte  bei  der  Construction  von  Photometern  niemals  verabsäumt 
werden,  die  Prismen  in  Bezug  auf  diesen  Punkt  einer  genauen  Prüfuug 
zu   unterwerfen.      Das    Foucault'sche    und    Glan'sche   Prisma  stehen   in 


236  n.  Die  photometriBchen  Apparate. 

Bezug  auf  Reinheit  der  Bilder  den  anderen  nach,  weil  die  Reflexionen  inner- 
halb der  Luftschicht  eine  nicht  unbeträchtliche  Trttbung  hervorbringen. 
Bei  manchen  photometrischen  Aufgaben  kommt  es  auf  ein  möglichst 
grosses  Gesichtsfeld  an,  und  in  dieser  Beziehung  verdienen  die  älteren 
Formen  des  Nicolprismas  und  das  Hartnack-Prazmowski'sche  den  Vor- 
zug vor  den  anderen.  Was  endlich  noch  die  Lichtstärke  anbetrifft,  so 
ist  von  vornherein  zu  bedenken,  dass  infolge  der  Trennung  in  ordent- 
lichen und  ausserordentlichen  Strahl  bei  keiner  der  erwähnten  Formen 
mehr  als  die  Hälfte  des  einfallenden  Lichtes  zur  Ausnutzung  kommen 
kann,  und  dass  durch  die  Absorption  und  Reflexion  im  Prisma  selbst 
noch  ein  weiterer  Lichtverlust  eintritt.  Das  eigentliche  Nicolprisma  ist 
das  lichtstärkste  von  allen,  es  lässt  etwa  40  bis  45  Procent  des  auf- 
fallenden Lichtes  hindurch.  Dann  folgt  das  Prazmowski'sche  und  erst 
hinter  diesem  das  Foucault'sche  und  das  Glan'sche  Prisma.  In  der  Astro- 
photometrie,  wo  es  fast  immer  auf  die  äusserste  Ausnutzung  des  vor- 
handenen Lichtes  ankommt,  verwendet  man  daher  mit  Vorliebe  das  Nicol- 
prisma und  zwar  aus  den  oben  schon  erwähnten  Gründen  dasjenige  mit 
senkrechten  Endflächen. 

Wir  haben  im  Vorangehenden  die  verschiedenen  in  photometrischen 
Apparaten  üblichen  Hülfsmittel  zur  Hervorbringung  von  vollständig  polari- 
sirtem  Lichte  besprochen.  Um  nun  aus  den  Eigenschaften  dieses  so  er- 
haltenen Lichtes  auf  die  ursprüngliche  Intensität  schliessen  zu  können, 
muss  in  jedem  Photometer  noch  ein  sogenannter  Analysator  zur  Ver- 
wendung kommen,  welcher  es  ermöglicht,  die  Beschaffenheit  des  polari- 
sirten  Lichtes  zu  untersuchen.  Man  benutzt  hierzu  fast  ausschliesslich 
eine  der  erwähnten  Formen  des  Nicol'schen  Prismas.  Die  theoretische 
Berechnung  der  Lichtstärken  stützt  sich  dann  auf  das  wichtige  Malus'sche 
Gesetz  oder,  wie  es  gewöhnlich  genannt  wird,  das  Cosinusquadrat- 
gesetz. Dieses  Gesetz  sagt  aus,  dass,  wenn  ein  geradlinig  polarisirter 
Lichtstrahl  auf  einen  doppeltbrechenden  Erystall  auffäUt,  die  Lichtstärke 
des  austretenden  ordentlichen  Strahles  proportional  dem  Quadrate  des  Co- 
sinus, die  des  ausserordentlichen  proportional  dem  Quadrate  des  Sinus  des- 
jenigen Winkels  ist,  welchen  die  Polarisationsebene  des  auffallenden  Lichtes 
mit  dem  Hauptschnitte  des  Krystalls  bildet.  Hat  man  als  Polarisator  ein 
Rochon'sches  oder  WoUaston'sches  Prisma  verwendet,  so  theilt  sich  der  auf- 
fallende Strahl,  dessen  Intensität  J  sein  möge,  in  zwei  gleichstarke  Strahlen, 
von  denen  der  ordentliche  in  der  Ebene  des  Hauptschnittes,  der  ausserordent- 
liche in  der  Ebene  senkrecht  zum  Hauptschnitte  polarisirt  ist.  Bezeichnet 
man  die  Helligkeiten  derselben  mit  0  und  jF,  so  hat  man,  wenn  noch  m 
einen  Schwächungsfactor  beim  Durchgange  durch  die  Substanz  ausdrückt: 
0  =  ^  mJ    und  ebenso    E  =  ^  mJ, 


Benutzung  der  Eigenschaften  des  polarisirten  Lichtes.  237 

Fallen  diese  beiden  Strahlen  auf  ein  Nicolprisma  als  Analysator,  so 
liefert  jeder  nur  einen  einzigen  austretenden  Strahl.  Die  Intensitäten  der- 
selben mögen  0'  und  W  heissen.  Bildet  dann  der  Hauptschnitt  des  Nicols 
mit  dem  Hauptschnitte  des  Polarisators  den  Winkel  9),  so  hat  man  nach 
dem  Malus'schen  Gesetze: 

0'=  ^w^Jsin^f/), 
£"=|w*Jcos*9). 

Wir  denken  uns  nun  zwei  Lichtquellen  mit  den  ursprünglichen  Intensitäten 
Jy^  und  c/,,  welche  ihr  Licht  nebeneinander  auf  den  Polarisator  werfen. 
Dann  treten  aus  dem  analysirenden  Kicol  im  Ganzen  vier  Lichtbttndel 
heraus  mit  den  Intensitäten: 

0[  =  \m^J^  sin*  9) ,  0^  =  4  w*c7,  sin*  (p  , 

E[  =  \m^J^  cos*  qp ,  ^i  =  j^*«/^  cos*  qp . 

Man  findet  stets  eine  SteUung  des  Nicols,  bei  welcher  die  Werthe  0[  und 
E'^  einander  gleich  sind.  Wird  der  dieser  Stellung  entsprechende  Werth 
von  ip  mit  a  bezeichnet,  so  folgt: 

(1)  ^  =  tang*ö. 

Ebenso  giebt  es  eine  zweite  Stellung  des  Nicols,  bei  welcher  die  Werthe 
E[  und  O,'  einander  gleich  werden.  Heisst  der  entsprechende  Winkel 
a',  so  wird: 

j*  =  tang*  a' , 

und  es  folgt  daher  unmittelbar:  a  =  90^  —  a . 

Wenn  man  als  Polarisator  anstatt  des  Rochon'schen  oder  WoUaston- 
schen  Prismas  ein  Nicolprisma  benutzt,  so  liefert  eine  Lichtquelle  mit  der 
ursprünglichen  Intensität  J  nur  einen  einzigen  aus  dem  analysirenden  Nicol 
austretenden  Strahl,  dessen  Intensität  gegeben  ist  durch: 

£"  =  Im'J'cos*^) . 

Wählt  man  diese  Lichtquelle  als  Vergleichsobject  für  eine  andere  mit  der 
Intensität  J^,  die  man  ohne  polarisirende  Medien  direet  neben  derselben 
erblickt,  so  kann  man  E'  durch  Drehung  des  analysirenden  Nicols  so 
weit  verändern,  bis  es  gleich  J,  wird.  Man  hat  dann,  wenn  der  ent- 
sprechende Winkel  zwischen  den  Hauptschnitten  der  beiden  Nicols  mit  a^ 
bezeichnet  wird: 

Jj  =  ^m* «/cos*  a,  . 

Für  eine  dritte  Lichtquelle  mit  der  Intensität  J,  wird  ebenso  bei  einem 


238  n.   Die  photometrischen  Apparate. 

gewissen  Winkel  a«   die  Gleichheit  mit  dem  Vergleichslichte  hergestellt 
werden  können.    Man  erhält: 


J^  =  Jm'Jcos*  a^, 

und 

mithin: 

(2) 

J,  _  cos'  a, 
J^        cos*  er. 

Wenn  endlich  noch  als  Polarisator  eine  unter  dem  Polarisationswinkel 
gegen  die  auflfallenden  Strahlen  geneigte  reflectirende  Glasplatte  dient, 
so  hat  der  einzige  aus  dem  analysirenden  Xicol  austretende  Strahl  die 
Intensität: 

Hier  bedeutet  (f  den  Winkel,  den  die  Einfallsebene  des  Lichtes  mit  dem 
Hauptschnitte  des  Nicols  bildet.  Benutzt,  man  die  Lichtquelle  J  wieder 
als  Vergleichslicht  für  zwei  andere  Lichtquellen  mit  den  Intensitäten  J^ 
und  e/j  und  stellt  nacheinander  durch  Drehung  des  analysirenden  Nicols 
die  Gleichheit  der  Helligkeiten  dar,  so  ergiebt  sich: 

J,        sm*  a^ 
wo  a^  und  a,  die  entsprechenden  Werthe  des  Winkels  (p  sind. 

Jede  der  drei  im  Vorangehenden  angedeuteten  Methoden  hat  in  der 
Photometrie  Verwendung  gefunden,  die  erste  z.  B.  bei  den  Pickering'schen 
Photometem  und  dem  Glan-Vogerschen  Spectralphotometer,  die  zweite 
bei  dem  Zöllner'schen  Astrophotometer,  und  die  dritte  bei  dem  ersten 
Wild'schen  Photometer. 

Was  die  Richtigkeit  des  zu  Grunde  liegenden  Cosinusquadratgesetzes 
anbelangt,  so  ist  dieselbe  durch  zahlreiche  Beobachtungen  innerhalb  der 
bei  Lichtmesöungen  zu  verbürgenden  Genauigkeit  nachgewiesen.  In  der 
That  stimmen  die  meisten  Beobachter  darin  tiberein,  dass  der  Helligkeits- 
unterschied zwischen  den  beiden  durch  ein  doppeltbrechendes  Prisma  er- 
zeugten Bildern  nicht  mehr  als  etwa  ^\y  oder  3^  der  Intensität  betragen 
kann.  Die  ganz  strengen  Ausdrücke  für  die  Intensitäten  0  und  E  des 
ordentlichen  und  ausserordentlichen  Strahles ,  in  welche  ein  linear  polari- 
sirter  Lichtstrahl  von  der  Intensität  J  beim  Durchgange  durch  einen 
doppeltbrechenden  Kry stall  zerlegt  wird,  smd  von  Wild^)  auf  Grund  der 
von  Neu  mann  gegebenen  Theorien  aufgestellt  worden;  sie  lauten: 

16  fa'  —  fa'  —  c^)  sin*  r]      ^   .  , 

K  =  . ^  — ^  J  sm'  w . 

[1  +Va^  -(a*  —  e*)sin*r* 

1    Poggend.  Annalen.  Bd.  US,  p.  193. 


Benntzang  der  Eigenschaften  des  polarisirten  Lichtes.  239 

Hierin  ist  (o  der  Winkel  zwischen  der  Polarisationsebene  des  einfallenden 
Lichtes  and  dem  Hauptschnitte  des  Krj  Stalls,  femer  bedeuten  a  und  c 
die  reciproken  Brechungsindices  des  ordentlichen  und  ausserordentlichen 
Strahles  und  v  den  Winkel  zwischen  optischer  Axe  und  Einfallsloth.  Für 
v=  0  und  ftir  a*  —  c*  =  0  gehen  die  Formeln  in  das  einfache  Malus- 
sche  Gesetz  ttber;  dasselbe  wird  also  um  so  besser  erfüllt  sein,  je  geringer 
die  Doppelbrechung  des  benutzten  Polarisationsprismas  ist.  Der  Berg- 
krystall  verdient  in  dieser  Beziehung  den  Vorzug  vor  dem  Kalkspath. 
Man  sieht  noch,  dass  die  Formeln  (2)  und  (3)  auch  mit  Benutzung  der 
strengen  Wild'schen  Ausdrücke  ganz  einwurfsfrei  sind,  da  stets  nur  Werthe 
von  der  Form  0  oder  E  miteinander  combinirt  sind.  Nur  bei  Formel  (1) 
würde  die  Abweichung  vom  einfachen  Malus'schen  Gesetze  in  Betracht 
kommen;  doch  darf  man  dieselbe  bei  allen  Aufgaben  der  Himmelsphoto- 
metrie  unbedenklich  ausser  Acht  lassen. 

Bei  den  drei  oben  erwähnten  Methoden  kommt  es  auf  die  Beurtheilung 
der  Gleichheit  zweier  Lichteindrücke  an.  Arago  hat  noch  ein  anderes 
Polarisationsprincip  zu  photometrischen  Messungen  vorgeschlagen,  welches 
von  Babinet  und  namentlich  von  Wild  mit  Erfolg  angewendet  worden  ist. 
Nach  diesem  Principe  verhalten  sich  gleiche  Quantitäten  senkrecht  zu 
einander  polarisirten  Lichtes  bei  ihrer  Mischung  wie  natürliches  Licht. 
Nun  giebt  aber  das  bekannte  Polariskop  ein  vortreflFliches  Mittel,  auch 
die  geringsten  Mengen  von  polarisirtem  Lichte  nachzuweisen,  da  in  einem 
solchen  Apparate  bei  vollständig  oder  partiell  polarisirtem  Lichte  Inter- 
ferenzfiguren auftreten,  während  solche  bei  natürlichem  Lichte  nicht  vor- 
handen sind.  Kann  man  also  von  zwei  Lichtquellen  Stratlenbtischel  zum 
Zusammenfallen  bringen,  die  senkrecht  zu  einander  polarisirt  sind,  und 
deren  Intensität  durch  Drehung  eines  Polarisators  nach  Belieben  um 
messbare  Quantitäten  geändert  werden  kann,  so  braucht  man  diese  Drehung 
nur  so  weit  auszuführen,  bis  in  einem  Polariskope  die  Interferenzfiguren 
verschwinden.  Die  gemischten  Quantitäten  sind  dann  nach  Obigem  gleich, 
und  die  Drehung  des  Polarisators  erlaubt  die  Berechnung  des  ursprüng- 
lichen Lichtverhältnisses.  An  Stelle  der  Gleichheitsbeurtheilung  tritt  also 
bei  dieser  Methode  die  Beobachtung  des  Auftretens  oder  Verschwindens 
von  Interferenzerscheinungen,  welche  bei  einiger  Übung  ausserordentlich 
fein  ist.  

In  der  folgenden  Besprechung  der  wichtigsten  Polarisationsphotometer 
sind  in  erster  Linie  diejenigen  bevorzugt  worden,  welche  bei  Beobach- 
tungen am  Himmel  ausgedehnte  Verwendung  gefunden  haben;  von  den 
übrigen  sind  nur  solche  hervorgehoben,  die  für  die  ganze  Entwicklung 
dieser   Classe    von   Instrumenten   bedeutungsvoll  sind,    oder   die   durch 


240 


II.  Die  photometrisohen  Apparate. 


besonders  eigenthümliche  Einrichtungen  Interesse  verdienen.  Eine  Gruppi- 
rung  der  einzelnen  Apparate  nach  einem  bestimmten  Gesichtspunkte, 
etwa  nach  den  verschiedenen  im  Vorangehenden  erwähnten  Methoden, 
ist  nicht  durchgeführt  worden;  es  ist  vielmehr  bei  der  Zusammenstellung 
lediglich  die  chronologische  Reihenfolge  massgebend  gewesen. 


a.    Die  Photometer  von  Arago,  Bernard,  Babinet. 

Von  den  zahlreichen  Apparaten,  welche  Arago  zur  Lichtmessung 
vorgeschlagen  hat,  wird  gewöhnlich  einer  mit  dem  speciellen  Namen  des 
Arago'schen  Photometers  bezeichnet,  bei  welchem  die  Helligkeits- 
änderungen des  von  einer  planparallelen  Glasplatte  unter  verschiedenen 
Winkeln  reflectirten  und  durchgelassenen  Lichtes  zur  Verwendung  kommen. 
Dieses  Instrument  ist  von  Arago  ^)  erst  verhältnissmässig  spät  (im  Jahre 
1850)  beschrieben  worden,  während  seine  ersten  Vorschläge  zur  Verwen- 
dung der  Polarisationserscheinungen  in  der  Photometrie  bereits  aus  den 
dreissiger  Jahren  herrühren.    Der  Apparat  (Fig.  54)  besteht  aus  einem  kreuz- 


Fig.  64. 

förmigen  Untergestell,  welches  mittels  der  drei  Fussschrauben  A,  B,  D 
horizontal  gestellt  werden  kann.  Bei  C  ist  ein  transparenter  senkrecht 
stehender  Papierschirm  MN  angebracht,  welcher  von  den  zu  unter- 
suchenden Lichtquellen  beleuchtet  wird.  Senkrecht  zum  Horizont  und  zur 
Ebene  dieses  Schirmes  steht  die  planparallelc  Glasplatte  S,  Zu  beiden  Seiten 
derselbenjzwischen  ihr  und  dem  Schirme  befinden  sich  die  Träger  E  und  Fj 
welche  zwei  horizontale  Stäbchen  oder  Nadeln  enthalten,  die  in  jeder 
Höhe  festgeklemmt  werden  können.  Auf  dem  Stativ  befestigt  ist  femer 
ein  getheilter  Kreis,  dessen  Mittelpunkt  0  genau  unter  der  Glasplatte 
liegt.  Um  einen  durch  0  gehenden  Zapfen  lässt  sich  ein  das  Rohr  IL 
tragender  horizontaler  Arm  frei  drehen,  so  dass  dieses  Rohr  unter  jedem 


1)  Arago,  Sämmtiiche  Werke.    Deutsche  Ausgabe  von  Hankel  Bd.  10,  p.  15G. 


Die  Photometer  von  Arago»  Bernard,  Babinet  241 

beliebigen  Winkel  von  beiden  Seiten  her  auf  die  Glasplatte  gerichtet 
werden  kann.  Der  Betrag  der  Drehung  wird  mit  Hülfe  eines  gleichzeitig 
mit  dem  Arme  beweglichen  Nonius  abgelesen.  Das  Bohr  enthält  keine 
Linsen,  die  Beobachtungen  werden  mit  blossem  Auge  ausgeführt,  und  an 
Stelle  des  Objectivs  befindet  sich  ein  schmaler  verticaler  Spalt,  welcher 
das  Gesichtsfeld  beschränkt. 

Ist  der  Schirm  MN  ganz  gleichmässig  durch  eine  Lichtquelle  von 
hinten  erleuchtet,  und  sieht  man  durch  das  Rohr  auf  die  Glasplatte,  so 
erblickt  man  gleichzeitig  einen  Theil  des  Schirmes  durch  die  Platte  hin- 
durch und  einen  anderen  Theil  gespiegelt.  An  der  Stelle,  wo  das  ge- 
spiegelte Bild  der  einen  horizontalen  Nadel  erscheint,  sieht  man  nur  das 
durchgelassene  Licht  des  Schirmes,  und  an  der  Stelle,  wo  die  andere 
Nadel  im  durchgehenden  Lichte  sichtbar  ist,  sieht  man  bloss  das  gespiegelte 
Licht  des  Schirmes.  Man  kann  das  Rohr  so  weit  gegen  die  Glasplatte 
drehen,  bis  die  beiden  schwarzen  Streifen,  welche  man  nebeneinander  auf 
dem  gleichmässig  hellen  Untergrunde  erblickt,  gleich  intensiv  erscheinen; 
dann  weiss  man,  dass  bei  dieser  Stellung  das  gespiegelte  und  durch- 
gelassene Licht  gleich  sind.  Um  nun  empirisch  feststellen  zu  können, 
wie  sich  die  Quantitäten  des  reflectirten  und  durchgehenden  Lichtes  bei 
jedem  beliebigen  anderen  Winkel  zu  einander  verhalten  (theoretisch  liesse 
sich  dies  nach  den  Formeln  von  Fresnel  und  Neumann  berechnen),  be- 
nutzte Arago  doppeltbrechende  Krystallplatten,  die  in  einer  Hülse  K  und 
am  Ende  des  Rohres  bei  /  angebracht  werden  konnten,  und  bestimmte 
zunächst  durch  Versuche  diejenigen  Stellungen  des  Beobachtungsrohres, 
bei  denen  das  reflectirte  Licht  das  Vierfache,  Doppelte,  Halbfache,  Viertel- 
fache des  durchgehenden  betrug.  Durch  Interpolation  ergab  sich  dann 
eine  Tabelle,  aus  der  für  jeden  beliebigen  Winkel  das  betreffende  Hellig- 
keitsverhältniss  entnommen  werden  konnte.  Mit  einem  derartig  auf 
empirischen  W^ege  kalibrirten  Photometer  liess  sich  nun  das  Helligkeits- 
verhältniss  zweier  beliebigen  Lichtquellen  ermitteln,  wenn  dieselben  so 
aufgestellt  waren,  dass  die  erste  nur  die  eine  Hälfte  des  transparenten 
Schirmes,  die  zweite  nur  die  andere  Hälfte  beleuchtete. 

Weiter  auf  die  Theorie  dieses  Instrumentes  und  die  Vorsichtsmass- 
regeln, welche  bei  seiner  Anwendung  erwünscht  sind,  einzugehen,  dürfte 
schon  aus  dem  Grunde  überflüssig  erscheinen,  weil  dasselbe  ausser  von 
Arago  (und  auch  von  diesem  nur  zur  Prüfting  der  Polarisationsgesetze) 
niemals  wieder  benutzt  worden  ist  und  in  der  Himmelsphotometrie  jeden- 
falls nur  in  ganz  beschränktem  Grade  zur  Verwendung  kommen  könnte. 

Für  die  Lichtmessungen  der  Gestirne  hat  Arago  eine  ganze  Reihe 
anderer  Einrichtungen  empfohlen,  die  fast  alle  später  für  die  Construction 
von  Photometern  massgebend  gewesen  sind,   von  ihm  selbst  aber  nur  in 

KQller,  Photometrie  der  Gestirne.  16 


242 


II.  Die  photometrischen  Apparate. 


ganz  wenigen  Fällen  zn  wirklichen  Beobachtungen  am  üiinmel  benutzt 
worden  sind.  Er  hat  zuerst  auf  die  Wichtigkeit  der  Doppelbrechung  im 
Kalkspath  und  Bergkrystall  für  die  Photometrie  hingewiesen  und  unter 
Anderem  das  Rochon'sche  Prismenfemrohr  (ein  gewöhnliches  astronomisches 
Femrohr,  bei  welchem  durch  ein  in  der  Nähe  des  Brennpunktes  in  den 
Strahlengang  eingesetztes  Rochon'sches  Doppelprisma  zwei  Bilder  eines 
Objectes  hervorgerufen  werden,  deren  Helligkeiten  durch  ein  vor  das 
Ocular  gesetztes  Nicolprisma  beliebig  verändert  werden  können]  zur  Ver- 
gleichung  der  centralen  Partien  der  Sonnenscheibe  mit  den  Randtheilen 
und   zur  Vergleichung  des  aschfarbenen   Mondlichtes    mit  dem  übrigen 

Mondlichte  empfoh- 
len. Von  ihm  rührt 
auch  der  Vorschlag 
her,  das  Licht  der 
Sterne  mit  einem 
ganz  ähnlichen  Ap- 
parate in  der  Weise 
zu  messen,  dass  man 
bei  jedem  Stern  die- 
jenige Stellung  des 
Nicols  bestimmt,  bei 
welcher  das  eine 
Bild  verschwindet. 
DieArago'schen 
Vorschläge  sind 
ohne  Zweifel  für  die 
Photometer  von  Ber- 
nard') und  Babi- 
net^)  vorbildlich  ge- 
wesen. Diese  Instru- 
mente sind  zwar  in 
erster  Linie  zu  tech- 
nischen Zwecken  bestimmt  worden;  ihre  Verwendung  bei  gewissen  Auf- 
gaben der  Himmelsphotometrie  scheint  aber  keineswegs  ausgeschlossen. 
Bernard  hat  sein  Photometer  insbesondere  zu  Absorptionsuntersuchungen 
benutzt.    Die  Einrichtung  desselben  ist  aus  Figur  55  ersichtlich. 

Die  beiden  Röhren  A  und  jB,  welche  an  dem  einen  Ende  durch 
Diaphragmen  verschlossen  sind,  werden  auf  die  zu  vergleichenden  Licht- 
quellen oder  beleuchteten  Flächen  gerichtet.     Im  Innern   dieser  Röhren 

])  Annales  de  chimie  et  de  physiqne.  S6rie  3,  tome  35,  p.  3S5. 
2,  Comptes  Rendus.  Tome  37,  p.  774. 


Fif.  65. 


Die  Photometer  von  Arago,  Bernard,  Babinet. 


243 


sind  bei  a  und  b  zwei  Nicolprismen  fest  eingesetzt,  zwei  andere  Nicol- 
prismen  sind  bei  c  und  d  beweglich  angebracht,  die  Drehungen  können 
an  zwei  getheilten  Halbkreisen  O  und  H  abgelesen  werden.     In   dem 
Kasten  M  sitzen  zwei  total  reflectirende  Prismen,  welche  das  von  den 
kleinen  Diaphragmenöflnungen  herkommende  Licht  nebeneinander  in  ein 
gemeinschaftliches  Ocular  werfen.     Durch  Drehung  eines  der  beiden  be- 
weglichen Prismen  oder  auch  beider  lässt  sich  Intensitätsgleichheit  her- 
stellen,  und  durch  Vertauschen  der  beiden  Lichtquellen  lassen  sich  die 
etwaigen  Unterschiede   der  beiden   optischen  Systeme  eliminiren.     Das 
Cosinusquadratgesetz  ermöglicht  dann  die  Be- 
rechnung des  Intensitätsverhältnisses.    Wenn 
man   die  Diaphragmen   an  den  Enden    der 
Röhren  durch  Femrohrobjective  von  gleicher 
Grösse  ersetzte  und  vor  denselben  drehbar 
totalreflectirende  Prismen  anbrächte,  so  Hesse 
sich  das  Bemard'sche  Instrument,  falls  noch 
die   Femrohre   in    die  Richtung  Ost — West 
gestellt  würden,  in  ähnlicher  Weise,  wie  wir 
es  später  bei  dem  Pickering'schen  Instrumente 
sehen   werden,    als  Meridianphotometer  am 
Himmel  benutzen.    Im  Principe  ganz  ähnlich 
dem  Bemard'schen  Photometer  sind  die  von 
Beer*)  und  BecquereP)  construirten,   auf 
die  hier  nicht  näher  eingegangen  werden  soll. 
Wesentlich  anders  ist  das  Babinet'sche, 
welches  in  erster  Linie  zur  Vergleichung  der 
Helligkeit   von   Gasflammen   bestimmt   war. 
Dasselbe  (Fig.  56)   besteht  aus  einer  Röhre 
AB,  in  welche  seitlich  unter  einem  Winkel 
von  etwa  60°  eine  zweite  Röhre   CD  ein- 
mündet.   Beide  Röhren  sind  durch  mattge- 
schliflFene  Glasplatten  oder  durch  Diaphragmen 

mit  messbar  veränderlichen  Öflnungen  verschlossen.  Bei  E  ist  im  Innern 
der  Röhre  -4i?  ein  Glasplattensatz  M  eingesetzt,  welcher  den  Winkel  der 
beiden  Röhren  halbirt.  Die  zu  vergleichenden  Lichtquellen  befinden  sich 
vor  den  Öffnungen  A  und  C.  Das  bei  C  eindringende  LichtbUndel  wird 
nahe  unter  dem  Polarisationswinkel  von  der  Glassäule  reflectirt  und  ist 
daher  beinahe  vollständig  in  der  Einfallsebene  polarisirt;  dagegen  besteht 
das  durch  die  Glassäule  hindurchgegangene,   von  A  herkommende  Licht- 

1)  Pogg.  Annalen.  Bd.  86,  p.  78. 

2)  Annales  de  chimie  et  de  phyaique.    S6rie  3,  tome  62,  p.  14. 

16* 


Fig.  66. 


244  II-  Die  photometrischen  Apparate. 

bündel  zum  Theil  aas  natürlichem  Lichte,  zum  Theil  ans  solchem,  welches 
in  einer  znr  Einfallsebene  senkrechten  Ebene  polarisirt  ist.  Sind  die 
beiden  Lichtquellen  gleich  intensiv,  so  enthalten  nach  dem  früher  erwähnten 
Satze  von  Arago  das  reflectirte  und  das  durchgelassene  Lichtbündel 
gleiche  Quantitäten  von  entgegengesetzt  polarisirtem  Lichte,  und  das  aus 
beiden  zusammengesetzte  Doppellichtbündel  EB  verhält  sich  ganz  wie 
natürliches  Licht  Sind  aber  die  Lichtquellen  ungleich  intensiv,  so  bleibt 
dieses  Doppellichtbündel  partiell  polarisirt.  In  das  Bohrende  B  ist  ein 
SoleiFsches  Polariskop  eingeschoben,  bestehend  aus  dem  analysirenden 
Nicol  N  und  einer  davor  befindlichen  Doppelquarzplatte  P,  die  aus  zwei 
aneinander  gekitteten  Hälften  zusammengesetzt  ist,  von  denen  die  eine 
rechtsdrehend,  die  andere  linksdrehend  ist.  Wenn  auf  ein  solches  Polari- 
skop partiell  oder  vollständig  polarisirtes  Licht  auffällt,  so  erscheinen  die 
beiden  Hälften  des  Bildes  verschieden  gefärbt,  dagegen  sind  sie  gleich 
gefärbt,  falls  das  auffallende  Licht  natürliches  ist.  Bei  Benutzung  des 
Babinet'schen  Photometers  stellt  man  entweder  durch  Veränderung  der 
Distanzen  der  Lichtquellen  von  der  Eintrittsfläche  oder  durch  Variirung 
der  Diaphragmenöflfhungen  die  gleiche  Färbung  der  beiden  Hälften  im 
Polariskop  her  und  kann  daraus  das  Helligkeitsverhältniss  der  beiden 
Lichtquellen  ermitteln. 

b.    Die  Zöllner'schen  Photometer. 

Von  den  beiden  Instrumenten,  welche  Zöllner  in  die  Photometrie  ein- 
geftlhrt  hat,  stammt  das  eine  aus  dem  Jahre  1857^),  das  zweite,  das  be- 
kannte Astrophotometer,  ist  zuerst  in  einer  im  Jahre  1861  erschienenen 
Abhandlung  2)  beschrieben  worden,  die  ursprünglich  als  Bewerbungsschrift 
flir  eine  von  der  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien  ausgeschriebene 
Preisaufgabe  eingereicht  war.  Beide  Instrumente  sind  dann  nach  wesent- 
lichen Modificati'onen  und  Verbesserungen  ausführlich  in  Zöllners  »Photo- 
metrischen Untersuchungen«  behandelt  worden  mit  Berücksichtigung  der- 
jenigen Formen,  die  nachher  im  Grossen  und  Ganzen  massgebend  ge- 
blieben sind. 

Das  erste  Instrument  war  ausser  zu  technischen  Zwecken  nur  für  die 
Beobachtimg  der  allerhellsten  Himmelskörper  bestimmt  und  ist  von  Zöllner 
selbst  zu  seinen  Lichtmessungen  von  Sonne  und  Mond  verwendet  worden. 
Es  kommt  dabei  auf  die  Vergleichung  der  Helligkeit  zweier  unmittelbar 
aneinander  grenzenden  Flächen  an,  und  es  wird  die  durch  Reflex  her- 
vorgerufene Polarisation  verwerthet. 

1)  Pogg.  Annalen.    Bd.  100,  p.  381. 

2;  zollner,  GrandzUge  einer  allgemeinen  Photometrie  des  Himmels.  Berlin,  1861. 


Die  ZOUner'Bchen  Photometer. 


245 


In  einem  Stativ  C  (Fig.  57)  ist  der  Haupttheil  des  Apparates  um  die 
horizontale  Axe  AB  drehbar  und  kann  in  jeder  Zenithdistanz  festge- 
klemmt werden.  Eine  Petroleumlampe  F  ist  auf  einem  starken  Arme 
befestigt  und  dreht  sich  im  Azimuth  zugleich  mit  dem  ganzen  Apparate 
um  eine  verticale  Axe.  Das  Licht  der  Flamme  a  fällt  durch  ein 
Diaphragma  r  auf  die  Convexlinse  6,  tritt  aus  dieser  parallel  aus,  ge- 
langt auf  den  kleinen  Silberspiegel  c,  von  diesem  auf  den  Folarisations- 
Spiegel  f  aus  schwarzem 

Glase,  dessen  Normale  mit  , 

der  Axe  DE  den  Polarisa- 
tionswinkel ftlr  Glas  ein- 
schliesst,  und  tritt  endlich 
durch  die  Convexlinse  g 
und  das  Nicolprisma  h  in 
das  Auge  bei  o.  Der 
Spiegel  f  steht  so,  dass 
die  scharfe  Kante  das 
kreisförmige  Gesichtsfeld 
halbirt,  und  wenn  die 
Linse  g  auf  diese  Kante 
eingestellt  ist,  so  erblickt 
man  die  eine  Hälfte  des 
Feldes  durch  das  in  der 
Ebene  der  Zeichnung  po- 
larisirte  Licht  der  Flamme 
a  beleuchtet.  An  dem 
Ende  des  Hauptrohres  ist 
der  ebenfalls  aus  schwar- 
zem Glase  gefertigte  Pola- 
risationsspiegel d  ange- 
bracht, und  zwar  so,  dass 
seine  Ebene  senkrecht  liegt 

zu  einer  durch  DE  normal  zur  Zeichnungsfläche  stehenden  Ebene,  und  dass 
ausserdem  die  Normale  zu  diesem  Spiegel  mit  der  Axe  DE  den  Polari- 
sationswinkel bildet.  Das  von  d  reflectirte  Licht  einer  Lichtquelle  geht 
bei  f  vorbei  und  beleuchtet  die  zweite  Hälfte  des  Gesichtsfeldes.  Das 
Licht  ist  senkrecht  zur  Ebene  der  Zeichnung  polarisirt  und  kann  daher 
durch  Drehung  des  Nicols  h  dem  Lichte  der  Vergleichsflamme  gleich 
gemacht  werden.  Die  Berührung  der  beiden  Hälften  des  Gesichtsfeldes 
ist  so  vollkommen,  dass  bei  eintretender  Gleichheit  der  Intensität  das 
Gesichtsfeld  als  eine  einzige  leuchtende  Scheibe  erscheint.     Das  Quadrat 


Fif .  67. 


246  n.  Die  photometrischen  Apparate. 

der  Tangente  des  Drehungswinkels  des  Nicols,  welcher  an  dem  Kreise  i 
abgelesen  wird,  giebt  dann  das  Verhältniss  der  Helligkeit  der  beobach- 
teten Lichtquelle  zum  Vergleichslichte-  Um  noch  die  bei  den  meisten 
Beobachtungen  störende  röthlichgelbe  Färbung  der  von  der  Lampe  er- 
leuchteten Hälfte  zu  beseitigen,  wird  in  den  Blechcylinder  der  Lampe  ein 
Stück  blauen  Kobaltglases  eingesetzt,  welches  der  Flamme  einen  gelblich- 
weissen  Farbenton  giebt.  Handelt  es  sich  um  die  Messung  des  Sonnen- 
lichtes, so  wird  vor  dem  Spiegel  d  noch  eine  mattgeschliflfene  Glasplatte 
angebracht,  um  eine  gleichförmige  Erleuchtung  zu  erzielen;  auch  können 
bei  e  zur  Schwächung  des  allzu  intensiven  Sonnenlichtes  Blendgläser  in 
den  Strahlengang  eingesetzt  werden.  Die  Genauigkeit  der  Messungen 
ist  bei  diesem  Apparate  ausserordentlich  gross.  Nach  Zöllner  beträgt 
der  wahrscheinliche  Fehler  einer  einzelnen  Vergleichung  zweier  Licht- 
({uellen  nur  etwa  2 — 3  Procent  des  Helligkeitsverhältnisses.  Sehr  sorg- 
fältig ist  darauf  zu  achten,  dass  die  zu  untersuchenden  Lichtquellen  kein 
polarisirtes  Licht  enthalten,  da  sonst  die  Resultate  erheblich  verfälscht 
werden  könnten. 

In  dieser  Beziehung  ist  jede  Gefahr  ausgeschlossen  bei  dem  zweiten 
ZöUner'schen  Photometer,  welches  ausschliesslich  zu  Himmelsbeobachtungen 
bestimmt  ist,  und  bei  welchem  die  polarisirenden  Medien  nur  zur  Ver- 
änderung der  Helligkeit  der  Vergleichsflamme  benutzt  werden.  Die  Form, 
welche  Zöllner  nach  manchen  Änderungen  diesem  Instrumente  gegeben 
hat,  ist  durch  Figur  58  illustrirt. 

Die  Femrohraxe  AB  wird  durch  Bewegung  in  Höhe  und  durch 
Drehung  des  ganzen  Apparates  im  Azimuth  auf  das  zu  messende  Him- 
melsobject  gerichtet,  und  das  in  der  Brennebene  bei  b  entstehende  Stern- 
bild wird  mit  zwei  in  derselben  Ebene  durch  die  Petroleumlampe  F  ent- 
worfenen künstlichen  Sternen  gg  verglichen.  Zur  Erzeugung  der  künst- 
lichen Sterne  dienen  die  verschiedenen  in  der  seitlichen  Axe  CD 
angebrachten  Medien.  Bei  o'  ist  eine  feine  Öffnung  (in  den  neueren 
Instrumenten  befindet  sich  an  dieser  Stelle  eine  drehbare  Scheibe  mit 
verschieden  grossen  Öffnungen,  um  den  künstlichen  Sternen  beliebige 
Grösse  geben  zu  können);  durch  diese  Öffnung  fällt  das  Licht  der  Lampe 
auf  die  Biconcavlinse  w,  welche  die  Bestimmung  hat,  das  Bild  der  Öff- 
nung zu  verkleinem.  Das  Licht  passirt  dann  das  Nicolprisma  ä,  die  senk- 
recht zur  Axe  geschliffene  Bergkrystallplatte  Z,  femer  die  beiden  Nicol- 
prismen  i  und  h  und  wird  dann  durch  die  Sammellinse  f  auf  die  plan- 
parallele Glasplatte  ee'  geworfen  und  endlich  zu  zwei  punktförmigen  Bildern 
(durch  Reflex  an  der  vorderen  und  hinteren  Glasfläche)  gg  vereinigt  Die 
Bilder  werden  mit  dem  schwach  vergrösseraden  Oculare  o  betrachtet 
Um  gleichzeitig  die  wirklichen  und  die  künstlichen  Sterne  scharf  einstellen 


Die  Zöllner'Bchen  Photometer. 


247 


zu  können,  war  bei  den  älteren  Formen  des  ZöUner'schen  Photometers 
die  Convexlinse  f  verschiebbar;  diese  Verschiebung  gestattete  die  Pointi- 
rang  auf  die  künstlichen  Sterne,  nachdem  der  wirkliche  Stern  mittelst 
des  Oculares  o  eingestellt  war.  Bei  den  neueren  Formen  des  Apparates 
wird  meistens  das  Objectiv  0  durch  Trieb  verstellbar  eingerichtet  und 
die  Convexlinse  f  bleibt  unverändert.  Das  letzte  Nicolprisma  h  sitzt  in 
dem  seitlichen  Rohre  fest,  und  da  das  austretende  polarisirte  Licht  von 


Pif.  58. 


der  Glasplatte  zurückgeworfen  wird,  so  ist  zur  Erzielung  des  grössten 
LichteflFectes  erforderlich,  dass  der  Hauptschnitt  dieses  Prismas  in  der 
durch  die  Figur  repräsentirten  Schnittebene  liegt,  eine  Vorschrift,  die 
nicht  immer  genügend  beachtet  wird.  Die  beiden  Nicolprismen  i  und  k 
mit  der  zwischen  ihnen  befindlichen  Bergkrystallplatte  sind  gegen  das 
feste  Prisma  h  drehbar,  und  die  Drehung  kann  an  zwei  Nonien  n  und  n! 
abgelesen  werden.  Der  mitgehende  getheilte  Kreis,  der  Intensitäts- 
kreis,  wird  am  besten  in  jedem  der  vier  Quadranten  von  0®  bis  00° 


24 S  n.  Die  photometrisohen  Apparate. 

getheilt,  und  die  Stellang  von  i  wird  so  regulirt,  dass  bei  der  Ablesung 
0*^  gar  kein  Licht  auf  die  Glasplatte  fällt;  dann  wird  bei  irgend  einer 
anderen  Ablesung  die  Helligkeit  des  künstlichen  Sternes  nach  dem  Malus- 
schen  Gesetze  proportional  dem  Quadrate  des  Sinus  des  abgelesenen 
Winkels.  In  der  Figur  ist  die  Biconcavlinse  m  auf  einer  besonderen 
Säule  montirt  und  bleibt  sowohl  bei  Bewegung  des  ganzen  oberen  In- 
strumenttheiles  mit  dem  Femrohre  AB^  als  auch  bei  der  Drehung  des 
Intensitätskreises  fest  vor  der  Lampenöffnung  stehen.  Bei  den  meisten 
neueren  Apparaten  bleibt  die  Säule  weg;  die  Linse,  sowie  die  Diaphragmen- 
scheibe sitzen  in  dem  seitlichen  Rohre  und  nehmen  an  der  Drehung  des 
Intensitätskreises  Theil.  Die  Bergkrystallplatte  l  und  das  Nicolprisma  k 
haben  den  Zweck,  den  künstlichen  Sternen  eine  beliebige  Färbung  zu  geben. 
Das  Prisma  k  ist  nämlich  für  sich  (gewöhnlich  zusammen  mit  m  und  o') 
gegen  die  anderen  polarisirenden  Medien  drehbar,  und  der  Winkel,  den 
der  Hauptschnitt  von  k  mit  demjenigen  von  i  bildet,  kann  mittelst  der 
Indices  c  und  c'  an  einem  getheilten  Kreise,  dem  Colorimeterkreise, 
abgelesen  werden.  Ist  dieser  Winkel  bekannt,  und  nimmt  man  eine  be- 
stimmte Dicke  der  Bergkrystallplatte  an  (man  wählt  gewöhnlich  5  mm), 
so  ist  die  Farbe  des  Sternes  unzweideutig  charakterisirt.  Die  ganze  Ein- 
richtung dient  in  erster  Linie  dazu,  die  Farbe  der  künstlichen  Sterne 
möglichst  der  der  wirklichen  Sterne  gleich  zu  machen,  sie  kann  aber 
auch  zu  directen  Farbenmessungen  der  Gestirne  benutzt  werden.  Will 
man  auf  den  letzteren  Zweck  von  vornherein  verzichten,  so  wäre  es  ein- 
facher, l  und  k  ganz  fortzulassen  und  dafür  ein  geeignetes  blaues  Glas 
in  den  Gang  der  von  der  Lampe  kommenden  Strahlen  einzuschalten, 
welches  den  künstlichen  Sternen  eine  mittlere  Stemfarbe  giebt.  Die 
mechanische  Ausführung  des  Apparates  würde  dadurch  erheblich  ver- 
einfacht werden. 

Es  ist  übrigens  merkwürdig,  dass  ausser  Zöllner  Niemand  ernstlich 
versucht  hat,  das  Colorimeter  zu  umfangreicheren  Farbenmessungen  am 
Himmel  zu  verwenden.  Die  hervorgebrachten  Farben  sind  zwar  eigent- 
thümliche  Mischfarben;  sie  gehen  von  röthlich  Violett  schnell  in  Blau  über, 
dann  etwas  langsamer  durch  grünliche  Nuancen  nach  Hellgelb  und  dann 
sehr  allmählich  durch  die  verschiedenen  Stufen  des  Gelb  nach  Orange 
und  Purpurroth.  Die  Farbe  der  am  Himmel  am  meisten  verbreiteten 
weisslichen  und  gelblichwcissen  Sterne  lässt  sich  überhaupt  nicht  voll- 
ständig herstellen;  dagegen  finden  sich  für  alle  gelblichen,  gelben  und 
röthlichen  Sterne  entsprechende  Farben  am  Colorimeter,  und  es  würde 
zweifellos  eine  höchst  verdienstliche  und  lohnende  Arbeit  sein,  an  solchen 
Sternen,  zu  denen  auch  die  meisten  Veränderlichen  gehören,  ausgedehnte 
Farbenmessungen  mit   dem    ZöUner'schen  Colorimeter   anzustellen.     Das 


Müller,  Photofnetrie  der  Gestirne. 


Seite  249. 


Fig.  59. 


Die  Zöllner'Bchen  Photometer.  249 

Colorimeter  kann  noch  zu  einer  interessanten  Untersuchnng  ttber  die  Be- 
urtheilung  der  Gleichheit  verschieden  gefärbter  Sterne  benutzt  werden. 
Man  richtet  das  Femrohr  auf  irgend  einen  Stern  am  Himmel,  giebt  den 
künstlichen  Sternen  durch  Einstellen  auf  bestimmte  Striche  des  Golori- 
meterkreises  verschiedene  Farben  und  stellt  die  Gleichheit  am  Intensitäts- 
kreise her.  Durch  Vergleichung  der  von  verschiedenen  Beobachtern  auf 
diese  Weise  erhaltenen  sogenannten  Intensitätstabellen  ist  es  möglich, 
ein  Urtheil  über  die  Farbenauflfassung  derselben  zu  gewinnen.  Wie  eine 
von  mir  gegebene  Zusammenstellung*)  zeigt,  kommen,  mit  Ausnahme  bei 
den  allerextremsten  Farben,  keine  sehr  merklichen  Auffassungsunter- 
schiede vor. 

Zur  Vervollständigung  der  Beschreibung  der  alten  Form  des  ZöUner- 
schen  Photometers  ist  noch  zu  bemerken,  dass  der  obere  Theil  des  Fern- 
rohrs bei  D  abgeschraubt  und  nach  Bedarf  durch  Objective  von  längerer 
oder  kürzerer  Brennweite  ersetzt  werden  kann.  Ferner  muss  vor  das 
Ocular  0  bei  den  meisten  Beobachtungen,  um  die  unbequeme  Lage  des 
Kopfes  zu  vermeiden,  ein  total  reflectirendes  Prisma  gesetzt  werden,  was 
leider  die  Sicherheit  der  Messungen  ein  wenig  beeinträchtigt. 

Figur  59  stellt  ein  auf  der  Potsdamer  Sternwarte  befindliches  Zöllner- 
sches  Photometer  dar,  bei  welchem  der  zuletzt  erwähnte  Übelstand  ver- 
mieden ist.  Dasselbe  hat  die  Form  eines  Passageninstrumentes;  der 
Beobachter  blickt  daher  stets  in  horizontaler  Eichtung  in  das  Femrohr. 
Die  Lampe  befindet  sich  nicht  unmittelbar  vor  der  Diaphragmenöflfhung, 
sondem  steht  dem  Ocular  gegenüber  auf  dem  festen  im  Azimuth  dreh- 
baren Untergestelle  B.  Das  Licht  gelangt  durch  Reflex  an  den  total 
reflectirenden  Prismen  i  und  k  in  den  seitlichen  Theil  O  des  Photometers, 
welcher  die  drei  Nicolprismen  mit  der  Bergkrystallplatte  enthält.  Zwei 
Linsen  l  und  m^  welche  in  den  Gang  der  Lichtstrahlen  eingefügt  sind, 
sammeln  das  Licht  und  entwerfen  auf  der  Diaphragmenscheibe  n  ein 
scharfes  rundes  Lichtbildchen.  Was  die  Handhabung  dieses  Apparates 
noch  mehr  erleichtert,  ist  der  Umstand,  dass  alle  Kreise  von  der 
Photometerlampe  selbst  mit  Hülfe  des  total  reflectirenden  Prismas  t 
und  der  Spiegel  w,  v  und  w  beleuchtet  werden,  so  dass  die  Ein- 
stellungen und  Ablesungen  ohne  Beobachtungslampe  ausgeführt  werden 
können.  Das  grosse  Objectiv  von  67  mm  Öffnung  und  700  mm  Brenn- 
weite lässt  sich  mit  zwei  kleineren  (36.5  mm  Öfiftiung  und  350  mm 
Brennweite,  resp.  21.5  mm  Öffnung  und  137  mm  Brennweite)  ver- 
tauschen, die  an  den  in  der  Figur  mit  x  und  y  bezeichneten  Stellen 
eingesetzt  werden  können.     Auf  diese  Weise  ist  es  möglich,   mit  dem 


1)  Publ.  des  Astropbys.  Obs.  zu  Potsdam.    Bd.  3,  p.  245. 


250  II-  I^ie  photometrischen  Apparate. 

Apparate  Sterne  von  der  siebenten  Grösse  bis  zu  den  allerhellsten  zu  beob- 
achten und  aucli  die  grossen  Planeten  in  den  Messungsbereich  zu  ziehen, 
da  diese  mit  dem  kleinsten  Objective  durchaus  punktförmig  erscheinen'). 

Um  auch  die  schwächsten  Sterne  beobachten  zu  können,  hatte  bereits 
Zöllner  eine  Einrichtung  getroflfen,  die  gestattete,  sein  Photometer  mit 
jedem  beliebigen  Eefractor  in  Verbindung  zu  bringen.  Eine  dafür  sehr 
geeignete  handliche  Form  des  Apparates,  welche  in  Potsdam  benutzt 
wird,  ist  in  Figur  60  dargestellt. 

In  dem  Ringe  J,  welcher  an  Stelle  des  Oculars  an  den  Refractor  an- 
geschraubt wird,  dreht  sich  das  Photometer  frei,  so  dass  die  Axe  CD  bei 


Fif .  60. 

jeder  Stellung  des  Fernrohrs  horizontal  bleiben  und  die  bewegliche  Lampe 
genau  vertical  hängen  kann.  Auch  hier  ist  es  so  eingerichtet,  dass  das 
Licht  der  Flamme  zur  Beleuchtung  des  Intensitätskreises  benutzt  wird,  in- 
dem dasselbe  mittelst  des  Prismas  D  und  der  Spiegel  m  und  n  auf  die 
Theilung  geworfen  wird;  die  Ablesung  geschieht  mit  Hülfe  der  schwach 
vergrössemden  Lupe  /. 

Beachtenswerth  ist  ein  Vorschlag,  den  Ceraski^)  gemacht  hat,  um 
ohne  Vertauschen  der  Objective  sowohl  schwache  als  auch  sehr  helle 
Sterne  beobachten  zu  können.    Ceraski  bringt  in  der  Axe  CD  (Figur  58) 


1)  Eine  auBfUhrliche  Beschreibung  des  Apparates  findet  sich  in  den  Pnbl  des 
Astropbys.  Obs.  zu  Potadam,  Bd.  8,  p.  17. 

2)  Annales  de  Tobs.  de  Moscoa.    Serie  2,  Vel.  I,  livr.  2,  p.  13.  —  Siehe  auch 
Astr.  Nachr.  Bd.  120,  Nr.  2870. 


Die  ZöUner'Bchen  Photometer.  251 

an  dem  der  Lampe  entgegengesetzten  Ende  ungefllhr  bei  o"  ein  zweites 
Ocalar  an,  mit  welchem  der  künstliche  Stern  direct  gesehen  werden  kann, 
während  die  wirklichen  Sterne  von  der  Glasplatte  ee!  in  das  Ocular  reflec- 
tirt  werden.  Da  der  Lichtverlnst  bei  der  Reflexion  unter  45°  etwa  3 
bis  4  Grössenclassen  beträgt,  so  kann  man  mit  Hülfe  des  doppelten 
Oculars  ein  sehr  beträchtliches  Helligkeitsintervall  durchmessen. 

Über  den  Gebrauch  des  Zöllner'schen  Photometers  und  die  mit  dem- 
selben zu  erreichende  Genauigkeit  mögen  noch  einige  Bemerkungen  Platz 
finden.  Gewisse  Vorartheile  haben  dem  Instrumente  nicht  diejenige  Ver- 
breitung verschafft,  welche  es  ohne  Zweifel  verdient  Man  macht  ihm 
hauptsächlich  die  Benutzung  des  künstlichen  Yergleichslichtes  zum  Vor- 
wurfe. Zöllner  hatte  sich  anfangs  bemüht,  den  künstlichen  Sternen  durch 
Construction  einer  besonderen  Gaslampe  constante  Helligkeit  zu  geben, 
um  so  zu  verschiedenen  Zeiten  und  an  verschiedenen  Orten  angestellte 
Messungen  direct  miteinander  vergleichbar  zu  machen.  Die  Einrichtung 
erwies  sich  jedoch  als  viel  zu  complicirt,  und  Zöllner  führte  daher  eine 
einfache  Petroleumlampe  ein,  deren  Flamme  auf  eine  durch  ein  Diopter 
bestimmte  Höhe  eingestellt  wurde.  Auch  heute  bedient  man  sich  noch 
ausschliesslich  dieses  Hülfsmittels.  Man  kann  freilich  nicht  erwarten, 
dass  auf  diese  Weise  die  künstlichen  Sterne  lange  Zeit  hindurch  con- 
stante Helligkeit  besitzen.  Dies  wird,  abgesehen  von  anderen  Umständen, 
dadurch  unmöglich  gemacht,  dass  sich  an  der  die  Cylinderöffiiung  ab- 
schliessenden Glasplatte  Russtheilchen  und  an  den  Öflfnungen  der  Dia- 
phragmenscheibe Staubpartikelchen  ansetzen,  welche  allmählich  die  Hellig- 
keit verringern.  Zöllner  hat  zwar  bei  seinen  Vergleichungen  von  Sonnen- 
und  Mondlicht  viele  Wochen  hindurch  die  unveränderte  Intensität  der 
Lampe  zu  constatiren  vermocht  und  infolge  dessen  die  Messungen  un- 
bedenklich auf  die  Lampenhelligkeit  als  Einheit  bezogen.  Indessen  dürfte 
dieses  Beispiel  doch  nicht  nachahmenswerth  sein,  und  man  sollte  es  sich 
zur  strengen  Regel  machen,  die  künstlichen  Äterne  stets  nur  als  Ver- 
bindungsglied zu  benutzen  und  lediglich  Difi'erenzmessungen  am  Himmel 
anzustellen.  Alle  Beobachter,  die  sich  eingehend  mit  dem  Zölhier'schen 
Photometer  beschäftigt  haben,  stimmen  darin  überein,  dass  an  ein  und 
demselben  Beobachtungsabende  die  Lampe  stundenlang  vollkommen  gleich- 
massig  brennt,  namentlich  wenn  man  die  nöthigen  Vorsichtsmassregeln 
nicht  ausser  Acht  lässt,  nämlich  erstens  Flachbrenner  (nicht  Rundbrenner) 
benutzt,  zweitens  für  sorgfältige  Reinhaltung  des  Dochtes  sorgt  und  end- 
lich nur  das  beste  Petroleum  verwendet  Ceraski^)  hat  ausführliche 
Untersuchungen    über    diesen    Gegenstand    angestellt,    insbesondere   den 

1   Annales  de  TobB.  de  Mobcou.  S^rie  2,  Vol.  I,  livr.  2,  p.  13. 


252  11-  Die  photometrischen  Apparate. 

wirksamsten  Theil  der  Flamme  bestimmt  und  Einrichtungen  zur  genauen 
Einstellung  auf  denselben  empfohlen;  er  findet,  dass  bei  gehöriger  Vor- 
sicht die  Flamme  10  Stunden  lang  constant  bleibt.  Nach  meinen  eigenen 
Erfahrungen  halte  ich  es,  auch  wenn  man  nicht  besondere  Vorsicht  an- 
wendet, für  durchaus  unbedenklich,  sich  ein  bis  zwei  Stunden  lang  auf 
die  Constanz  der  Lampe  zu  verlassen.  Längere  Zeit  wird  bei  zweckmässiger 
Anordnung  der  Beobachtungen  kaum  erforderlich  sein.  Empfehlenswerth 
ist  es,  vor  Beginn  der  Beobachtungen  die  Lampe  erst  einige  Zeit  (viel- 
leicht 10  bis  15  Min.)  brennen  zu  lassen,  weil  sich  die  Helligkeit  bald 
nach  dem  Anzünden  gewöhnlich  etwas  ändert.  Eine  grosse  Gefahr  ist 
das  durch  Wind  und  Luftzug  hervorgebrachte  Flackern  der  Flamme, 
welches  namentlich  das  Beobachten  im  Freien  wesentlich  erschwert.  Man 
kann  sich  zwar  durch  zweckmässige  Construction  der  Blechcylinder,  wie 
es  bei  den  Potsdamer  Photometem  geschehen  ist,  theilweise  dagegen 
schützen,  es  würde  aber  eine  wesentliche  Verbesserung  des  Apparates 
erzielt  werden  können,  wenn  es  gelänge,  anstatt  der  Petroleumlampe  das 
elektrische  Licht  nutzbar  zu  machen.  Bei  der  gegenwärtig  erreichten 
grossen  Vervollkommnung  der  elektrischen  Beleuchtungseinrichtungen  und 
nach  den  Erfahrungen,  die  z.  B.  in  jüngster  Zeit  in  Bezug  auf  die  con- 
stante  Helligkeit  der  Glühlampen  in  der  technischen  Reichsanstalt  in 
Charlottenburg  gemacht  worden  sind^),  erscheint  die  Sache  keineswegs 
aussichtslos,  und  es  kann  nicht  dringend  genug  zu  Versuchen  in  dieser 
Richtung  aufgefordert  werden. 

Ein  zweiter  Einwurf  gegen  die  Benutzung  der  künstlichen  Sterne 
beim  Zöllner'schen  Photometer,  der  viel  schwieriger  als  der  Vorwnrf  nicht 
genügend  gleichmässiger  Lichtintensität  zurückzuweisen  ist,  bezieht  sich 
auf  das  nicht  vollkommen  gleichartige  Aussehen  der  wirklichen  und  der 
künstlichen  Sterne.  Hier  liegt  wirklich  ein  Mangel  vor.  Denn  die  Bilder 
der  künstlichen  Sterne  sind  kleine  scharf  begrenzte  runde  Scheibchen 
von  etwas  mattem  Aussehen,  die  sich  von  den  strahlenförmigen  Stern- 
bildern auf  den  ersten  Blick  unterscheiden,  besonders  auffallend  dann, 
wenn  die  letzteren  durch  starke  Luftunruhe  in  wallende  Bewegung  ver- 
setzt werden.  Es  gehört  eine  ziemlich  lange  Übung  dazu,  bevor  das 
Auge  sich  an  das  verschiedene  Aussehen  gewöhnt  und  das  Gefühl  der 
Unsicherheit  verloren  hat,  und  die  Gefahr  ist  niemals  ganz  ausgeschlossen, 
dass  bei  directer  Vergleichung  sehr  heller  und  sehr  schwacher  Sterne 
Auffassungsfehler  ins  Spiel  kommen.  Von  der  grössten  Wichtigkeit  ist 
daher  die  Wahl  der  Diaphragmenöflfnung,  die  sich  stets  nach  der  speciellen 
Aufgabe,  *die  man  im  Auge  hat,  richten  sollte.     Man  wird  am  Besten 

I)  Zeitßchr.  f.  Instrumenteiikünde.   Jahrg.  10  (1890},  p.  119. 


Die  Zöllner'Bchen  Photometer.  253 

eine  solche  Öffhong  benatzen,  dass  die  BildgrOsse  der  künstlichen  Sterne 
etwa  in  der  Mitte  liegt  zwischen  den  Bildgrössen  der  hellsten  nnd  der 
schwächsten  Sterne,  die  man  beobachten  will.  Je  grösser  die  zn  messende 
Helligkeitsdifferenz  ist,  desto  mehr  wird  sich  die  Verschiedenheit  des 
Aussehens  geltend  machen,  nnd  es  ist  bedauerlich,  dass  der  dadurch  her- 
beigeführte Fehler  die  Resultate  stets  in  einem  bestimmten  Sinne  beein- 
flusst.  Man  misst  die  schwachen  Sterne  verhältnissmässig  zu  hell  und 
die  hellen  verhältnissmässig  zu  schwach,  und  die  Folge  davon  ist,  dass 
man  im  Allgemeinen  ein  bestimmtes  Helligkeitsintervall  mit  dem  Zöllner- 
schen  Photometer  zu  klein  findet.  Um  diesem  Mangel  nach  Möglichkeit 
abzuhelfen,  ist  es  streng  zu  vermeiden,  grosse  Helligkeitsdifferenzen  direct 
zu  messen.  In  dieser  Beziehung  ist  etwa  ein  Helligkeitsintervall  von 
drei  Grössenclassen  als  Grenze  anzusehen,  und  es  sollte  als  Regel  gelten, 
wenn  es  irgend  angeht,  nur  Ablesungen  zwischen  10°  und  40°  am  Inten- 
sitätskreise zu  benutzen.  Wenn  es  erforderlich  ist,  grössere  Unterschiede 
zu  messen,  so  ist  es  entschieden  rathsam,  das  Intervall  zu  theilen  und 
verschiedene  Objective  und  Diaphragmenöffhungen,  eventuell  auch  Blend- 
gläser, zu  verwenden  und  zur  Übertragung  Sterne  von  mittlerer  Hellig- 
keit zu  benutzen.  Bei  einiger  Übung  lernt  man  sehr  bald  die  ge- 
eignetsten Vorsichtsmassregeln  kennen,  um  den  gefährlichen  Einfluss  des 
verschiedenartigen  Aussehens,  wenn  nicht  ganz  zu  beseitigen,  so  doch 
auf  ein  Minimum  zu  beschränken. 

Infolge  der  Reflexion  von  der  Vorder-  und  Rtickfläche  der  Glas- 
platte sieht  man,  wie  schon  erwähnt,  im  Zöllner 'sehen  Photometer  zwei 
künstliche  Sterne,  deren  Distanz  von  der  Dicke  der  Glasplatte  abhängt, 
und  von  denen  der  eine  etwas  schwächer  als  der  andere  ist  Da  sie 
nicht  gleichzeitig  scharf  erscheinen,  so  benutzt  man  zur  Vergleichung 
gewöhnlich  nur  den  helleren  und  betrachtet  den  anderen  nur  nebenbei 
zur  Controle.  Die  meisten  Beobachter  bringen  den  wirklichen  Stern  in 
eine  bestimmte  Stellung  zu  dem  künstlichen,  und  zwar  möglichst  nahe 
an  denselben  heran.  Es  ist  aber  vielleicht  besser,  die  beiden  Bilder  in 
verschiedenen  Positions winkeln  zu  vergleichen,  damit  nicht  stets  dieselben 
Stellen  auf  der  Netzhaut  von  ihnen  eingenommen  werden.  Bei  der 
photometrischen  Durchmusterung  in  Potsdam  wird  so  beobachtet,  dass 
der  wirkliche  Stern  der  Reihe  nach  links,  oben,  rechts  und  unten  neben 
den  künstlichen  gebracht  und  gleichzeitig  auch  mit  den  vier  Quadranten 
des  Intensitätskreises  abgewechselt  wird.  Letzteres  Verfahren  ist  des- 
wegen erwünscht,  weil  auf  diese  Weise  der  Indexfehler  des  Intensitäts- 
kreises und  der  Excentricitätsfehler  der  Nicolprismen  eliminirt  wird. 

Was  die  Sicherheit  der  Messungen  mit  dem  Zöllner'schen  Photo- 
meter anbetrifft,  so  ist  zunächst  klar,  da  die  Helligkeit  sich  proportional 


254  n.  Die  photometrischen  Apparate. 

dem  Quadrate  des  Sinus  des  Drehungswinkels  der  Nieolprismen  ändert, 
dass  der  wahrscheinliche  Fehler  einer  einzelnen  Einstellung,  in  Winkel- 
werth  ausgedrückt,  bei  kleinen  Ablesungen  des  Intensitätskreises  viel 
geringer  sein  muss  als  bei  grossen.  Wenn  man  aber  den  wahrschein- 
lichen Fehler  in  Helligkeitslogarithmen  oder  in  Grössenclassen  ausdruckt, 
so  zeigt  sich,  dass  die  Genauigkeit  der  Einstellung  bei  den  meisten 
Beobachtern  fast  ttber  die  ganze  Ausdehnung  des  Intensitätskreises  von 
etwa  5°  bis  50°  nahezu  dieselbe  ist;  nur  Lindemann*)  kommt  zu  dem 
Resultate,  dass  bei  grösseren  Einstellungen  am  Intensitätskreise,  also  im 
Allgemeinen  bei  Beobachtung  hellerer  Sterne,  die  Messungen  am  sichersten 
sind.  Als  wahrscheinlichen  Fehler  einer  einzelnen  Einstellung  am  Photo- 
meter findet  man  im  Durchschnitt  bei  einer  grossen  Zahl  von  geübten 
Beobachtern  zb  0.092  Grössenclassen  und  mithin  flir  einen  Mittelwerth 
aus  vier  Einstellungen  ±  0.046  Grössenclassen.  Berechnet  man  aber  für 
eine  an  verschiedenen  Abenden  gemessene  Helligkeitsdifferenz  zweier 
Sterne  den  wahrscheinlichen  Fehler  eines  Abends,  so  findet  man,  aller- 
dings nur  in  besonders  günstigen  Fällen,  wenn  z.  B.  die  Sterne  nahe  bei 
einander  stehen  und  in  Farbe  nicht  wesentlich  verschieden  sind,  den 
Werth  ih  0.06  Grössenclassen  oder  etwa  6  Procent  des  Helligkeitsver- 
hältnisses. Diese  Genauigkeitsgrenze  ist  bisher  mit  keinem  anderen  Stem- 
photometer  überschritten  worden  und  wird  wohl  auch  schwerlich  bei 
Messungen  am  Himmel  übertroffen  werden  können,  weil  die  von  Tag  zu 
Tage,  ja  von  Stunde  zu  Stunde  schwankenden  Durchsichtigkeitsverhält- 
nisse der  Atmosphäre  und  die  Unsicherheit  der  Extinctionscorrectionen 
unüberwindliche  Hindemisse  in  den  Weg  stellen,  die  um  so  stärker  ein- 
wirken, je  weiter  die  zu  vergleichenden  Sterne  am  Himmel  voneinander 
entfernt  sind. 


c.    Die  Wild'schen  Photometer. 

Man  rühmt  den  von  Wild  zu  Helligkeitsmessungen  construirten  Ap- 
paraten allgemein  eine  Empfindlichkeit  nach,  wie  sie  bei  keinem  anderen 
Photometer  erreicht  worden  ist,  und  es  dürfte  schon  aus  diesem  Grunde 
gerechtfertigt  erscheinen,  dieselben  hier  zu  erwähnen,  obgleich  sie  bisher 
in  der  Astrophotometrie  nicht  benutzt  worden  sind  und  auch  künftig 
höchstens  zu  Messungen  der  allerhellsten  Himmelsobjecte  Verwendung 
finden  könnten.  Eine  kurze  Beschreibung  möge  hier  genügen.  In  Be- 
treff der  ausführlichen,  etwas  complicirten  Theorie  muss  auf  die  Abhand- 

1)  Observations  de  Poulkova.    Supplement  H,  p.  118. 


Die  Wild'ßchen  Photometer. 


255 


langen  von  Wild')  und  die  neueren  Arbeiten  von  Möller^)  verwiesen 
werden,  welcher  auch  einige  Abänderungen  an  den  Apparaten  vorge- 
schlagen hat. 

Von  den  beiden  verschiedenen  Formen  des  Wild'schen  Photometers 
beruht  die  erste  (Fig.  61)  auf  einer  Idee  von  Neumann  =*)  und  ähnelt  im 
Principe  dem  oben  beschriebenen  Babinet'schen  Photometer. 

Die  zu  vergleichenden  Lichtquellen  senden  ihr  Licht  durch  die 
kurzen  Röhren  A  und  B.  Die  von  A  kommenden  Strahlen  fallen  unter 
dem  Polarisationswinkel  auf  eine  in  dem  Rahmen  C  befindliche,  senk- 
recht stehende  planparallele  Glasplatte,  werden  von  dort  auf  eine  im 
Rahmen  D  sitzende  mit  C  parallele  Glasplattensäule  reflectirt  und  von 
dort  in  die  Beobachtungsröhre  E  zurückgeworfen.  Diese  Strahlen  sind 
vollständig  in  der  Horizontalebene  polarisirt.  Die  aus  B  kommenden  Strahlen 
gehen  zunächst  durch  einen  im  Rahmen  F  befestigten  Glassatz,  dann  durch 
die  Glasplattensäule 
in  D  und  treten  zu- 
gleich mit  den  re- 
fiectirten  in  E  ein. 
Ein  Theil  des  durch- 
gehenden Lichtes 
bleibt  unpolarisirt, 
ein  Theil  ist  in  der 
Verticalebene  pola- 
risirt, und  die  In- 
tensität des  letzteren 
ändert  sich  mit  dem 
Winkel,  den  der  Glassatz  in  F  mit  der  Horizontalebene  bildet  und  der 
an  einer  Kreistheilung  auf  der  Scheibe  O  abgelesen  werden  kann.  In 
der  Beobachtungsröhre  E  ist  ein  Polariskop,  bestehend  aus  einer  senk- 
recht zur  Axe  geschlififenen  Kalkspathplatte  und  einem  Turmalin,  ange- 
bracht. Wenn  nun  die  Quantitäten  entgegengesetzt  polarisirten  Lichtes 
in  den  beiden  sich  vermischenden  Strahlenbündeln  gleich  sind,  so  erblickt 
das  Auge  in  o  Nichts  von  der  sonst  sichtbaren  Interferenzerscheinung. 
Man  kann  aber  durch  Drehung  des  Rühmens  F  stets  erreichen,  dass  die 
Interferenzfarben  vei-sch winden,  und  da  mit  Hülfe  der  Neumann'schen 
Formeln  für  jede  Stellung  von  F  die  Menge  des  in  E  eintretenden,  in  der 
Verticalebene  polarisirten  Lichtes  in  Theilen  der  ursprünglichen  von  B 


Fig.  61. 


1)  Pogg.  Annalen.  Bd.  99,  p.  235  und  Bd.  118,  p.  193.  —  AuBserdem  Bull,  de 
TAcad.  Imp.  des  sciences  de  St  Petersb.  Vol.  28,  p.  392. 

2)  Wiedem.  Annalen.  Bd.  24,  p.  266  und  p.  446. 

3)  Neumann,  Vorles.  über  theor.  Optik;  herausg.  von  Dom.  Leipzig,  1885,  p.  152. 


256 


II.   Die  photometriBOhen  Apparate. 


herkommenden  Lichtmenge  ausgedruckt  werden  kann,  ebenso  ein  für 
alle  Male  die  Menge  des  von  A  kommenden  in  der  Horizontalebene  polari- 
sirten  Lichtes,  so  lässt  sich  das  ursprüngliche  Helligkeitsverhältniss  der 
beiden  Lichtquellen  berechnen. 

Die  Complicirtheit  der  zur  Berechnung  erforderlichen  Formeln  und 
der  Umstand,  dass  wegen  des  erheblichen  Licht  Verlustes  bei  der  zwei- 
maligen Beflexion  nur  die  Vergleichung  von  verhältnissmässig  intensiven 
Lichtquellen  möglich  war,  veranlasste  Wild  zur  Construction  seines  zweiten 
Photometers,  bei  welchem  die  Doppelbrechung  zur  Benutzung  kommt  Die 
Anordnung  des  Apparates  geht  aus  der  schematischen  Zeichnung  (Fig.  62) 
hervor. 

A^  und  A^  sind  zwei  total  reflectirende  Prismen,  auf  welche  das 
Licht  der  zu  vergleichenden  Lichtquellen  auffällt.     Die  aus  der  Nähe  der 

Trennungslinie  der  Prismen  herkommen- 
den beiden  StrahlenbUndel  werden  zu- 
nächst durch  das  Nicolprisma  P  polari- 
sirt  und  fallen  dann  senkrecht  auf  die 
vordere  Begrenzungsfläche  eines  Kalk- 
spathrhombo^ders.  An  der  Austrittsfläche 
dieses  Rhomboeders  ist  ein  Diaphragma  O 
angebracht  von  solchen  Dimensionen,  dass 
vom  Prisma  A^  nur  die  ordentlich  ge- 
brochenen, vom  Prisma  A^  nur  die  ausser- 
ordentlich gebrochenen  Strahlen  austreten 
können.  Das  vereinigte  StrahlenbUndel 
geht  dann  durch  ein  Savarfsches  Polari- 
skop,  bestehend  aus  einer  Krystallplatte 
K  und  einem  analysirenden  Nicol  N, 
Die  Interferenzstreifen  verschwinden, 
wenn  das  aus  0  austretende  vereinigte 
StrahlenbUndel  gleich  grosse  Mengen 
senkrecht  zu  einander  polarisirten  Lichtes 
enthält.  Nach  dem  Malus'schen  Gesetze  ist  dies  aber  der  Fall,  wenn  man 
für  die  ursprunglichen  Lichtintensitäten  J^  und  J,  die  Relation  hat: 


Fif.  68. 


j. 


=  C  tang*  (p  , 


wo  ip  der  Winkel  ist,  den  der  Hauptschnitt  von  P  mit  dem  Hauptschnitte 
des  Kalkspathrhomboeders  bildet.  Die  Grösse  C,  welche  nach  der  Neu- 
mann'schen  Theorie  berechnet  werden  kann  und  bei  strenger  Gültigkeit 
des  Malus'schen  Gesetzes  gleich  1  sein  sollte,  lässt  sich  experimentell 
durch  Vergleichung  zweier  gleich  intensiven  Lichtquellen  bestimmen. 


Das  Chacornac'Bche  Sternphotometer.  257 

Möller  hat  den  Apparat  in  der  Weise  abgeändert,  dasB  er  das  Pola- 
riskop  fortgelassen  nnd  den  Gang  der  Strahlen  so  eingerichtet  hat,  dass 
die  beiden  ans  dem  Ealkspathrhombo^'der  austretenden  Lichtbttndel  nicht 
zusammenfallen,  sondern  in  einer  scharfen  Trennungslinie  aneinander 
grenzen.  Anstatt  des  Polariskops  wird  ein  kleines  Femrohr  benutzt, 
welches  in  der  Brennebene  mit  einem  Diaphragma  versehen  ist,  um  das 
Gesichtsfeld  bis  auf  die  beiden  erleuchteten  Felder  abzublenden.  Die 
Gleichheit  der  Helligkeit  dieser  Felder  wird  dann  durch  Drehung  des 
Prismas  P  hergestellt^  und  das  Quadrat  der  Tangente  des  Drehungs- 
winkels giebt  das  gesuchte  Intensitätsverhältniss. 

d.    Das  Chacornac'sche  Sternphotometer. 

Im  Jahre  1864  hat  Chacornac*)  der  Pariser  Akademie  eine  Methode 
zur  Helligkeitsvergleichung  zweier  Sterne  vorgeschlagen,  die,  wenn  auch 
umständlich  und  nicht  sehr  genau,  doch  von  einigem  Interesse  ist.  Ein 
parallaktisch  montirtes  Femrohr  wird  auf  den  einen  der  zu  vergleichenden 
Steme  gerichtet,  und  der  zweite  Stern  wird,  ähnlich  wie  bei  dem  Hora- 
stein'schen  Zonenphotometer,  mit  Hülfe  eines  Spiegels  in  das  Gesichts- 
feld gebracht,  der  in  einer  Kingfassung  um  den  Objectivrand  drehbar  ist 
und  ausserdem  beliebig  gegen  die  Ebene  des  Objectivs  geneigt  werden 
kann.  Die  eine  Hälfte  desselben  erhält  Licht  von  dem  reflectirten,  die 
andere  von  dem  direct  eingestellten  Stern.  Durch  die  Dimensionen  des 
Spiegels  ist  der  Anwendungsbereich  des  Apparates  etwas  eingeschränkt. 
Bei  dem  Chacomac'schen  Arrangement  konnten  nur  Steme  miteinander 
verglichen  werden,  deren  Winkeldistanz  am  Himmel  zwischen  20^  und 
160°  betrug.  Das  Licht  beider  Sterne  geht  durch  ein  in  der  Nähe  des 
Oculars  befindliches  doppeltbrechendes  Prisma  und  wird  mit  Httlfe  eines 
zwischen  Ocular  und  Auge  drehbar  angebrachten  Nicols  analysirt.  Bildet 
der  Hauptschnitt  des  Nicols  mit  dem  Hauptschnitt  des  doppeltbrechenden 
Prismas  den  Winkel  r/),  und  ist  J^  die  Intensität  des  direct  gesehenen 
Sternes,  so  werden  die  beiden  Bilder  desselben  nach  dem  Malus'schen 
Gesetze  die  Helligkeiten  haben: 

j  J[  =  ^xJj  sin'(jf), 
(^)  l  J;'  =  |xJ,  cos>, 

wo  X  den  Schwächungscoefficienten  beim  Durchgange  des  Lichtes  durch 
beide  polarisirenden  Prismen  repräsentirt. 

Für  den  reflectirten  Stern  ist  die  Berechnung  der  Helligkeiten  etwas 
schwieriger^  weil  bei  der  Reflexion  ein  Theil  des  Lichtes  polarisirt  wird. 

1)  Comptes  Rendus.    Tome  58,  p.  657. 

M filier,  Photometrie  der  Oeetime.  17 


258  II'  IH«  pbotometrisehaii  Apparate. 

Die  «n^Mib^Kebe  LiekMärt:e  de»  zweiten  Sternes  sei  J,.  Ein  ^wisser 
Procentsatz  Licht  geht  von  Yornherein  bei  der  Znrtiekwarfitng  yerloren. 
Bezeichnen  wir  den  Reflexionscoefficienten  des  Spiegehi  mit  kj  so  gdangt 
auf  das  doppeltbrechende  Prisma  von  dem  zweiten  Stern  die  Lichtmenge 
kJ^..  Dieselbe  setzt  sich  aus  zwei  Theilen  zusammen,  einer  Quantität  in 
der  Einfallsebene  polarisirten  Lichtes,  die  wir  iL,  nennen  wollen,  und 
einer  Quantität  natürlichen  Lichtes,  die  demnach  gldch  k[J^  —  L,)  ist 
Es  bilde  zunächst  die  Einfallsebene  mit  dem  Hauptschnitte  des  doppelt- 
brechenden Prismas  den  Winkel  oi;  dann  erhält  man  für  die  beiden  im 
Gesichtsfelde  sichtbaren  Bilder  des  reflectirten  Sternes  die  Intensitäten: 

J,'  =  xk  [J(J,  —  L,)  +  L,  co8*w]  sin*  9) , 
«/J=  xA:[|(J,  —  L,)  +  L,  sin*t£;]  eoB*q> . 

Zur  Vereinfachung  kann  man  das  doppeltbrechende  Prisma  so  drehen, 
dass  sein  Hauptschnitt  mit  der  Einfallsebene  zusammenfällt.  Dann  ist 
10  =  0,  und  man  hat,  wenn  der  Winkel  zwischen  den  Hauptschnitten 
des  doppeltbrechenden  Prismas  und  des  Nicols  wieder  <p  heisst,  ftür  die 
beiden  Bilder  die  Intensitäten: 

(  Ji  =  ixA;(J,  +  L,)  sin'qp, 

(^)  l  J;=  ixA(J,  -  L,)  cosV. 

Durch  Drehung  des  analysirenden  Nicols  lässt  sich,  wenn  man  die  zu 
vergleichenden  Bilder  der  beiden  Sterne  nahe  aneinander  gebracht  hat, 
die  Gleichheit  von  J^  und  J^  herstellen.  Ist  der  betreflfende  Drehungs- 
winkel 9f,  so  hat  man: 

J^  sin'r/),  =  k[J^  —  L^)  co8*f/), . 

Ebenso  kann  man  die  beiden  Bilder  des  reflectirten  Sternes  durch  Drehung 
des  Nicols  gleich  machen.  Heisst  der  hierbei  abgelesene  Drehungs- 
winkel «4,  so  ergiebt  sich: 

(J^  +  L,)  sin^a^  =  (J,  —  L^)  C08*aj . 

Aus  den  beiden  letzten  Formeln  erhält  man  durch  Elimination  von  L^ 
die  Gleichung: 

(3)  -^  =  2A8in*a,  cotV/)^  . 

Hieraus  würde  man  unmittelbar  das  gesuchte  Helligkeitsverhältniss  der 
beiden  Sterne  erhalten,  wenn  der  Reflexionscoefficient  des  Spiegels  be- 
kannt wäre.  Ist  dies  nicht  der  Fall,  so  kann  man  k  dadurch  eliminiren, 
dass  man  zwei  weitere  Beobachtungen  ausführt,  indem  man  die  Sterne 
miteinander  vertauscht,  d.  h.  den  vorher  reflectirt  gesehenen  Stern  direct 
betrachtet  und  den  anderen  vom  Spiegel  reflectiren  lässt.     Man  erhält 


Die  PiekeriDg'Bdii«  FtetoiMtar.  259 

cUkBn  9tatt  der  obige&  Fonnefai  (1)  und  (2]  vier  andere,  die  iieh  ron  des 
ersteren  ifiir  dadurch  vnterseheideii,  dass  die  unteren  Indices  I  und  2  nn^- 
einander  vertaiflcfat  aind.  Selbetverstilndlieb  nt  dabei  die  Yoraussetamng, 
daes  auch  hier  wieder  der  Hauptschnitt  des  doppeltbreehenden  Prismaa 
zu  der  EinfaÜBebene  des  reflectirten  Sternes  parallel  gestellt  ist  Macht 
man  dann  wieder  durch  Drehung  des  Nicols  das  erste  Bild  des  direet 
gesehenen  Sternes  und  das  zweite  des  refleetirt  gesehenen  einander  gleich, 
ebenso  die  beiden  Bilder  des  refleetirt  gesehenen  Sternes  untereinander 
gleiclv  so  ergiebt  sich,  wenn  die  betreffenden  Drehungswinkel  q>^  und  a^ 
heissen,  entsprechend  der  Formel  (3)  die  Gleichung: 

(4)  -^  =  2Asin*a,  cot*?),. 

Aus  (3)  und  (4)  folgt  dann  endlich: 

J.        sin«.      .      5 

Wie  man  sieht,  ist  das  ganze  Beobachtungsverfahren  äusserst  um- 
ständlich. Denn  es  sind  nicht  nur  vier  getrennte  Messungen  zur  Be- 
stimmung der  Winkel  r/)^,  a^,  r/),,  a,  erforderlich,  sondern  es  muss  auch 
noch  zweimal  der  Hauptschnitt  des  doppeltbrechenden  Prismas  zu  der 
Einfallsebene  des  vom  Spiegel  reflectirten  Sternes  parallel  gestellt  werden. 
Übrigens  ist  die  Endformel  nur  dann  streng  richtig,  wenn  der  Reflexions- 
coefficient  des  Spiegels  für  die  beiden  in  Betracht  kommenden  Einfalls- 
winkel als  gleich  angenommen  werden  darf,  was  keineswegs  immer 
statthaft  ist.  Die  ganze  Methode  ist  schon  aus  diesem  Grunde  wenig  zu 
empfehlen.  Chacornac  scheint  sie  auch  selbst  nicht  in  grösserem  Um- 
fange angewendet  zu  haben,  wenigstens  sind  von  ihm  ausser  einer 
Helligkeitsvergleichung  von  Sirius  und  Arctur  keine  weiteren  Bestim- 
mungen bekannt  geworden. 

e.    Die  Pickering'schen  Photometer. 

Das  Verdienst,  welches  sich  Pickering  um  die  Himmelsphotometrie 
durch  seine  alle  Gebiete  derselben  umfassenden  Arbeiten  erworben  hat, 
wird  noch  dadurch  erhöht,  dass  er  eine  Anzahl  von  Apparaten  construirt 
hat,  die  zwar  im  Princip  nichts  wesentlich  Neues  enthalten,  bei  denen 
aber  ältere  Vorschläge  in  so  zweckentsprechender  Weise  verwerthet  sind, 
dass  sie  genug  des  Lehrreichen  und  Nachahmenswerthen  bieten.  Je  nach 
der  Aufgabe,  deren  Lösung  Pickering  im  Auge  hatte,  unterscheiden 
sich  die  verschiedenen  Formen  dieser  Instrumente  voneinander.  Der  eine 
Typus  umfasst  alle  diejenigen  Apparate,   welche  speciell  zur  Messung 

17* 


260 


IL  Die  photometriflcben  Apparate. 


nahe  bei  einander  stehender  Himmelsobjecte,  insbesondere  der  Doppel- 
steme,  bestimmt  waren;  ein  zweiter  Typns  repräsentirt  alle  Instrumente, 
mit  denen  die  schwächsten  Objecte  am  Himmel,  yomehmlieh  die  Planeten- 
trabanten, gemessen  werden  sollten.  Den  hervorragendsten  Platz  unter 
allen  aber  nimmt  das  Heridianphotometer  ein,  mit  welchem  Picke- 
ring seine  grossen  Helligkeitscataloge,  die  umfangreichsten,  die  wir  bis- 
her besitzen,  hergestellt  hat.  Mit  Recht  wird  dieses  Instrument  in  gleicher 
Linie  mit  dem  Pritchard'schen  Keilphotometer  und  dem  Zöllner'schen 
Photometer  zu  den  besten  modernen  Htilfsmitteln  der  Astrophotometrie 
gerechnet. 

Als  Hauptvertreter  des  ersten  Typus  ist  das  in  Figur  63  abgebildete 
Instrument  zu  erwähnen.  Dasselbe  gleicht  vollkommen  dem  unter  dem 
Namen  Kochon'sches  Fernrohr  bekannten  Mikrometer,  welches  zu 
Messungen  kleiner  Distanzen  am  Himmel  vielfach  Verwendung  findet. 

Die  Köhre  E  wird  an  den#Ocularende  eines  parallaktisch  montirten 
Fernrohrs  eingeschoben.   In  derselben  kann  ein  Kochon'sches  Bergkrj  staU- 

prisma  F  mittelst  eines 
Schnurlaufes  O  dem  Ob- 
jectiv  des  Fernrohrs  ge- 
nähert oder  von  demselben 
entfernt  werden.  Vor  dem 
Ocular  B^  dessen  Gesichts- 
feld durch  ein  geeignetes 
Diaphragma  etwas  abge- 
blendet ist,  befindet  sich 
ein  Nicolprisma  -4,  welches 
Pig.  68.  zugleich  mit  dem  getheilten 

Kreise  C  drehbar  ist;  die 
jedesmalige  Stellung  des  Kreises  wird  an  den  Indices  D  abgelesen. 
Von  zwei  nahe  stehenden  Objecten  werden  durch  das  Rochon'sche  Prisma 
je  zwei  Bilder  hervorgebracht,  deren  Distanzen  durch  Nähern  oder  Ent- 
fernen des  Prismas  innerhalb  gewisser  Grenzen  nach  Belieben  verändert 
werden  können.  Man  bringt  durch  Drehung  des  Nicols  das  ordentliche 
Bild  des  einen  und  das  ausserordentliche  Bild  des  anderen  Objects  auf 
gleiche  Intensität.  Ist  (p^  die  Ablesung,  bei  welcher  das  eine  Bild  ganz 
verschwindet,  dagegen  ip  die  Ablesung,  bei  welcher  die   beiden  Bilder 

einander  gleich  sind,  so  erhält  man  das  gesuchte  Helligkeitsverhältnlss  -j- 
dor  beiden  verglichenen  Objecte  aus  der  Gleichung: 


-^i-  =  tang'(f/>  -  y„). 


Die  Piokering'schen  Photometer.  261 

Die  Gleichheit  der  Bilder  kann  in  allen  vier  Quadranten  des  Kreises  C 
hergestellt  werden;  dadurch  eliminirt  man  einerseits  einen  etwaigen 
Fehler  in  der  Stellung  der  Axe  des  Nicols,  andererseits  macht  man  die 
Bestimmung  der  NuUlage  (p^  überflüssig.  Für  den  speciellen  Zweck,  zu 
welchem  der  Apparat  bestimmt  ist,  erweist  er  sich  ausserordentlich  werth- 
voll.  Ein  Nachtheil  ist  nur  der  erhebliche  Lichtverlust,  der  durch  die 
Trennung  in  zwei  Bilder  bedingt  wird,  und  femer  die  Beschränkung  auf 
die  Messung  verhältnissmässig  sehr  kleiner  Distanzen.  In  Verbindung 
mit  einem  Femrohr  von  38  cm  OflFnung  und  683  cm  Brennweite  Hessen 
sich  nur  Objecte  messen,  die  weniger  als  64"  voneinander  entfernt  waren, 
und  mit  Anwendung  eines  Fernrohrs  von  12.7  cm  Öfl'nung  und  231  cm 
Brejmweite  betrug  die  grösste  verwendbare  Distanz  etwa  190".  Um  dem 
letzteren  Übelstande  abzuhelfen,  hat  Pickering*)  in  allerneuester  Zeit 
eine  Modification  dieses  Photometers  vorgeschlagen.  Er  befestigt  das 
doppeltbrechende  Prisma  in  der  Nähe  des  Brennpunktes  und  bringt 
zwischen  Focus  und  Objectiv  nebeneinander  zwei  achromatische  Prismen 
von  kleinem  Winkel  an,  die  sich  längs  des  Eohres  im  Innern  mittelst 
Triebwerkes  hin  und  her  bewegen  lassen.  Die  Winkel  des  doppelt- 
brechenden Prismas  und  der  achromatischen  Prismen  sind  so  gewählt, 
dass  bei  der  Verbindung  dieses  Photometer^  mit  dem  ersten  der  oben 
genannten  Refractoren  noch  die  Bilder  von  zwei  Sternen,  die  35'  aus- 
einander stehen,  zusammengebracht  werden  können;  dabei  haben  die 
achromatischen  Prismen  den  grösstmöglichen  Abstand  (40  cm)  von  der 
Focalebene.  Sind  die  Prismen  aber  in  unmittelbarer  Nähe  der  Brenn- 
ebene, so  fallen  die  Bilder  von  zwei  Stemen  zusammen,  die  nur  eine 
Distanz  von  3'  haben.  Man  kann  auf  diese  Weise  durch  Bewegung  der 
Prismen  Stempaare  mit  Distanzen  zwischen  3'  und  35'  photometrisch 
messen. 

Der  Nachtheil  des  Lichtverlustes  durch  die  Trennung  in  zwei  Bilder 
ist  von  Pickering  bei  der  zweiten  Glasse  von  Photometem  vermieden 
worden,  welche  speciell  zur  Beobachtung  der  lichtschwächsten  Objecte 
am  Himmel  bestimmt  sind.  Figur  64  (Seite  262)  stellt  eins  dieser  Instra- 
mente dar.  Der  schwache  Stern  wird  direct  in  dem  grossen  Fernrohre  durch 
das  Ocular  Ä  in  der  einen  Hälfte  des  Gesichtsfeldes  betrachtet,  während  das 
Bild  eines  hellen  zur  Vergleichung  dienenden  Sternes  durch  das  Prisma  B 
m  das  seitliche  Hülfsfemrohr  mit  dem  Objectiv  D  reflectirt  und  nach  dem 
Austritt  aus  demselben  durch  das  Prisma  F  in  die  andere  Hälfte  des 
Gesichtsfeldes  gebracht  wird.  Das  Prisma  B  ist  um  die  Axe  des  Hülfs- 
femrohrs  drehbar,  und  das  ganze  Photometer  kann  endlich  noch  um  die 


L)  The  Astrophy^icai  JcuxnaL  Vol.  2, .  p.  89, 


262 


U.  Die  photometriichea  Apparate. 


Axe  des  HaaptuoLStnimentefl  gedreht  werden,  00  daas  es  möglieh  ist,  jeden 
beliebigen  Stern  zur  Veigleichung  zu  benutzen. 

In  dem  seitlichen  Rohre  sitzen  die  beiden  Nicolprismen  C  und  E\ 
das  letztere  ist  zusammen  mit  dem  Kreise  O  drehbar,  und  der  Betrag 

der  Drehung  wird  an  dem  Index  H  abge- 
lesen. Durch  Bewegung  yon  E  wird  der 
Vergleichstem  so  weit  abgeschwächt,  bis 
er  dem  direet  gesehenen  an  Helligkeit 
gleichkommt.  Die  Einrichtung  hat  drei  be- 
denkliche Übelstände.  Erstens  erscheinen 
die  beiden  yerglichenen  Sterne  auf  ver- 
schiedenem Himmelsgrunde,  zweitens  wird 
das  Bild  des  Vergleichstemes  durch  die 
Nicolprismen  merklich  verschlechtert,  so  dass 
sein  Aussehen  von  dem  des  direet  gesehenen 
etwas  verschieden  ist,  und  drittens  ist  die 
Constante  des  Photometers,  d.  h.  das  Ver- 
hältniss  eines  im  Hülfsfemrohr  bei  parallel 
gestellten  Nieols  gesehenen  Sternes  zujseinem 
Bilde  im  Hauptfemrohre,  durch  besondere 
Versuche  zu  ermitteln.  Der  erste  Übelstand 
kann,  wie  schon  Picke  ring  selbst  bemerkt 
hat,  dadurch  beseitigt  werden,  dass  da« 
Prisma  F^  ebenso  wie  beim  Zöllner'schen  Photometer,  durch  eine  plan- 
parallele Glasplatte  ersetzt  wird,  dem  zweiten  Nachtheil  hat  Pickering 
später  dadurch  zu  begegnen  versucht,  dass  er  an  Stelle  der  Nicolprismen 
eine  Abblendungseinrichtung  vor  dem  Objectiv  D  angewandt  hat.  Da- 
durch ist  aber  keine  Verbesserung  erzielt,  vielmehr  können  durch  die  be- 
kannten Mängel  der  Abblendungsmethode  unter  Umständen  merkliche 
Fehler  verarsacht  werden.  Der  dritte  Übelstand  ist  überhaupt  nicht  zu 
beseitigen,  und  da  die  Bestimmung  der  Constante  des  Photometers,  fftr 
welche  Pickering  verschiedene  Methoden  in  Vorschlag  gebracht  hat^), 
ziemlich  schwierig  ist,  so  steht  die  hier  besprochene  Form  von  Photo- 
metem  an  Genauigkeit  hinter  dem  ersten  Typus  zurück. 

Wir  kommen  nun  zu  dem  wichtigsten  der  Pickering'schen  Apparate, 
dem  Meridianphotometer,  welches  dazu  bestimmt  ist,  die  Sterne  beim 
Durchgange  durch  den  Meridian  zu  messen.  Pickering  hat  zwei  solcher 
Instmmente  constmirt;  Figur  65  stellt  das  grössere  derselben  dar. 


Fif.  «4. 


1)  AnnalB  of  the  Astr.  Obs.  of  Harvard  College.   YoL  IJ,  partU,  p.  195. 


Die  Pickeriag'B^M  P]M>to]xieter.  263 

Ein  Holzkarten  ist  in  der  Biehtang  Ost-West  auf  Pfeilern  fest  montirt 
An  dem  Ostlichen  Ende  des  Kastens  sind  zwei  Böfarea  A  und  ^.aagse- 
setzt,  welche  zwei  gleich  grosse  Objective  von  10.5  cm  Öffnung  enthalten. 
Vor  diesen  Objectiven  sitzen,  unter  45^  gegen  dieselben  geneigt,  die  ver- 
silberten Glasspiegel  C  und  2>,  welche  mit  ihren  Fassungen  vermittelst 
der  langen  Triebstangen  E  und  F  um  die  optischen  Axen  der  Objective 
gedreht  werden  können.  An  zwei  Ereistheilmngen  lassen  sieh  bei  richtiger 
Justirung  des  Apparates  unmittelbar  die  Declinationeii  der  Sterne  ein- 
stellen. Das  sttdliche  Objectiv  (im  £ohre  Ä)  hat  eine  etwas  längere 
Brennweite  (166  cm]  als  das  nördliche  (145  cm);  es  ragt  nach  Ost^i  zu 
um  21  cm  ttber  das  nördliche  hinaus,  und  fbr  den  Spiegel  C  ist  daher 
die  ganze  Meridianebene  frei.  Vermittelst  der  Schraube  S  kann  man  die 
Neigung  des  Spiegels  C  gegen  das  Objectiv  innerhalb  kleiner  Grenzen 
yariiren,  um  während  der  Beobachtung  den  eingestelUen  Stern  an  der- 
sdben  Stelle  im  Gesi^tsfelde  zu  halten.  Die  Schraube  S  wird  durdi 
dnen  ttber  mehrere  Bollen  gefhhrten  Schnurlauf  vom  Ocular  aus  mittelst 
des  Griffes  O  bewegt,  und  an  einer  auf  der  Längsseite  des  Kastens  an- 
gebrachten ScaU  H  kann  die  jedesmalige  Stellung  des  Spiegels  (die 
Oollimation  desselben]  abgelesen  werden.  £ine  ähnliche  Bewegungs- 
einrichtung ftlr  den  Spiegel  D  befindet  sieh  anf  der  entgegengesetzten 
Seite  des  Apparates.  Dieser  zweite  Spiegel  ii^  dazu  bestimmt,  das  Bild 
eines  Polstemes  (Pickering  hat  l  Ursae  minoris  gewählt)  in  das  Gesichts- 
feld zu  bringen.  Mit  diesem  constanten  Vergleichsobject  werden  die  in  C 
eingestellten  Sterne  beim  Passiren  des  Meridians  verglichen.  In  dem 
Oeularansatze  an  dem  westlichen  Ende  des  Instrumentes  sitzt  in  der  Nähe 
der  Brennebene  ein  doppeltbrechendes  achromatisirtes  Ealkspathprisma. 
Zwischen  Ocular  und  Auge  befindet  sich  endlieh  noch  ein  drehbares 
Nicolprisma,  dessen  Stellung  gegen  das  feste  doppeltbrechende  Prisma 
an  einem  getheilten  Kreise  abgelesen  wird.  Die  Winkel  der  beiden 
Theile  des  doppeltbrechenden  Prismas,  von  denen  der  eine  aus  Glas,  der 
andere  aus  Kalkspath  besteht,  sind  so  gewählt,  dass  das  ordentliche  Bild 
eines  mit  C  betrachteten  Sternes  genau  coincidirt  mit  dem  ausserordent- 
lichen Bilde  eines  mit  Httlfe  von  D  gesehenen  Sternes.  Dadurch,  dass 
das  doppeltbrechende  Prisma  in  der  Nähe  des  Focus  steht,  wird  der  Vor- 
theil  ^reicht,  dass  die  Bilder  sehr  wenig  gefärbt  erscheinen,  und  dass 
ausserdem  ordentliches  und  ausserordentliches  Bild  desselben  Objectivs 
möglichst  weit  voneinander  getrennt  sind.  Die  beiden  nicht  zur  Beob- 
achtung benutzten  Bilder  sind  durch  den  Augendeckel  des  Oculars  vom 
Gesichtsfelde  ausgeschlossen.  Ist  J  die  Helligkeit  des  Meridianstemes,  J^ 
diejenige  des  Polstemes,  ist  femer  (p  der  am  Kreise  abgelesene  Winkel, 
wenn  die  in  Betracht  konmienden  Bilder  der  beiden  Sterne  gleich  hell 


264  II-  I^ie  photometrischen  Apparate. 

erscheinen,  und  endlich  (jpq  ^^^  Ablesung  am  Kreise,  wenn  das  Bild  des 
Polstemes  verschwindet,  so  hat  man: 

y- =  tang*  (qp  —  qPo)  • 

Es  versteht  sich  von  selbst,  dass  die  Einstellungen  in  sämmtlichen 
Quadranten  des  Intensitätskreises  ausgeführt  werden  mUssen,  wenn  man 
den  Indexfehler  desselben,  sowie  eine  etwaige  schiefe  Stellung  der  Axe 
des  Nicols  eliminiren  will;  auch  empfiehlt  es  sich,  wie  bei  den  Beobach- 
tungen mit  dem  Zöllner'schen  Photometer,  die  Vergleichungen  bei  ver- 
schiedenen Stellungen  der  beiden  Bilder  zu  einander  anzustellen,  um  von 
Auffassungsfehlem  möglichst  frei  zu  sein.  Nicht  ganz  unbedenklich  ist 
die  Benutzung  der  Spiegel  vor  den  Objectiven,  weil  bei  der  Reflexion 
eine  partielle  Polarisation  des  Lichtes  stattfindet,  und  der  Winkel,  den 
die  Einfallsebene  mit  dem  Hauptschnitte  des  doppeltbrechenden  Prismas 
bildet,  je  nach  der  Meridianhöhe  des  Gestirns  verschieden  ist.  In  dieser 
Hinsicht  ist  bei  dem  kleineren,  von  Pickering  zuerst  construirten  Meri- 
dianphotometer ^),  dessen  Objective  nur  Öffnungen  von  4  cm  und  Brenn- 
iveiten  von  80  cm  besitzen,  und  bei  welchem  a  Urs.  min.  an  Stelle  von 
l  Urs.  min.  als  Vergleichstern  dient,  jedes  Bedenken  ausgeschlossen, 
weil  statt  der  Spiegel  total  reflectirende  Prismen  zur  Anwendung  ge- 
kommen sind.  Bei  grösseren  Dimensionen  können  freilich  solche  Prismen 
wegen  der  Schwierigkeit  und  Kostspieligkeit  ihrer  Herstellung  nicht  in 
Frage  kommen. 

Da  bei  dem  Meridianphotometer  die  beiden  zu  vergleichenden  Sterne 
durch  verschiedene  Objective  abgebildet  werden,  so  ist  bei  jedem  In- 
strumente die  Bestimmung  einer  Constante  erforderlich,  welche  das  Hellig- 
keitsverhältniss  der  beiden  Objective  zu  einander  angiebt.  Diese  Con- 
stante wird  sehr  einfach  dadurch  ermittelt,  dass  ein  und  derselbe  Stern 
in  beiden  Objectiven  eingestellt  und  mit  sich  selbst  verglichen  wird,  und 
da  diese  Constante  durch  äussere  Einflüsse,  wie  Staub  etc.,  sich  von 
Tag  zu  Tag  verändern  kann,  so  empfiehlt  es  sich,  nach  dem  Vorgange 
Pickering's,  dieselbe  am  Anfange  und  am  Ende  jeder  grösseren  Beob- 
achtungsreihe zu  bestimmen. 

Aus  der  vorangehenden  Beschreibung  des  Pickering'schen  Meridian- 
photometers geht  hervor,  dass  der  Hauptvorzug  desselben  vor  vielen 
anderen  Photometern  darin  zu  sehen  ist,  dass  direct  zwei  Sterne  am 
Himmel  miteinander  zur  Vergleichung  kommen,  deren  Bilder,  mit  fast 
gleichen  Objectiven  und  mit   demselben  Ocular  betrachtet,  ein  absolut 


1)  Annais  of  the  Aatr.  Obs.  of  Harvard  College.  Vol.  14,  part  I,  p.  1. 


Die  Pickerlng'Bclieii  Photometer.  265 

gleiches  Aussehen  haben,  abgesehen  natttriieh  von  den  Unterschieden  der 
Färbung.  Diesem  sehr  hoch  zu  schätzenden  Vortheile  stehen  freilich 
einige  Mängel  gegenüber.  Durch  die  feste  Aufstellung  des  Apparates  wird 
zunächst  der  Anwendungsbereich  desselben  wesentlich  beschränkt  Man  kann 
nicht  jederzeit  beliebige  Sterne  am  Himmel  miteinander  vergleichen,  und 
die  mehrmalige  Beobachtung  eines  Sternes  an  ein  und  demselben  Abend 
ist  unmöglich.  Der  Umstand,  dass  ein  Polstern  als  constantes  Mittelglied 
benutzt  wird,  bringt  den  Nachtheil  mit  sich,  dass  die  beiden  verglichenen 
Objecte  unter  Umständen  weit  am  Himmel  voneinander  entfernt  sind, 
und  dass  infolge  dessen  Verschiedenheiten  in  der  Durchsichtigkeit  der 
Atmosphäre  schädlichen  Einfluss  auf  die  Messungen  haben  können.  An 
Beobachtungsorten  in  niedrigen  Breiten  ist  von  der  Benutzung  des  Photo- 
meters ganz  abzurathen,  weil  infolge  der  geringen  Höhe  der  Polsteme 
über  dem  Horizonte  die  Extinction  eine  allzu  bedenkliche  Rolle  spielt. 
Ferner  ist  es  ein  empfindlicher  Übelstand,  dass  durch  die  Anwendung 
des  doppeltbrechenden  Prismas  eine  starke  Lichtverminderung  herbei- 
geführt wird,  und  dass  das  Instrument  daher,  wenn  es  für  die  Beobach- 
tung schwächerer  Sterne  dienen  soll,  verhältnissmässig  grosse  Dimensionen 
haben  muss.  Die  Theilung  in  ordentliches  und  ausserordentliches  Bild 
reducirt  schon  die  ursprüngliche  Lichtmenge  auf  die  Hälfte,  und  da  noch 
eine  weitere  Verminderung  bei  der  Gleichmachung  mit  dem  Vergleich- 
steme  stattfinden  muss,  auch  etwas  Licht  durch  Absorption  und  Reflexion 
verloren  geht,  so  wird  man  nur  solche  Sterne  in  den  Bereich  der 
Messungen  ziehen  dürfen,  die  mindestens  1^  bis  2  Grössenclassen  heller 
sind  als  die  schwächsten,  welche  man  mit  dem  betreffenden  Objective 
ohne  polarisirende  Medien  gerade  noch  wahrnehmen  kann.  Die  Be- 
nutzung des  Intensitätskreises  bei  sehr  kleinen  Winkeln  ist  ebenso  wenig 
rathsam  als  beim  Zöllner'schen  Photometer,  weil  schon  ganz  geringfügige 
Ablesungsfehler  einen  grossen  Einfluss  ausüben.  Macht  man  bei  einer 
Einstellung  von  4^  einen  Ablesefehler  von  0?1.  so  ändert  dies  schon  die 
berechnete  Helligkeit,  da  das  Quadrat  der  Tangente  in  Frage  kommt,  um 
0.05  Grössenclassen,  ein  Betrag,  der  als  unzulässig  zu  bezeichnen  ist. 
Will  man  daher  solche  oder  noch  kleinere  Winkel  benutzen,  so  müsste 
die  Theilung  genauer  als  bis  auf  0?1  abzulesen  sein,  und  auch  die  Be- 
wegung des  Kreises  müsste  feiner  bewirkt  werden  können,  als  es  bei  der 
Drehung  mit  der  Hand  möglich  ist.  Grössere  Helligkeitsunterschiede  als 
etwa  vier  Grössenclassen  direct  zu  messen  scheint  daher  beim  Pickering- 
flehen  Meridianphotometer  kaum  statthaft.  Pickering  ist  mit  dem  kleineren 
seiner  beiden  Instrumente  nicht  viel  über  die  6.  Grössenolasse,  mit  dem 
grösseren  nicht  weit  über  die  9.  Grössenclasse  hinausgegangen,  und  es 
fragt  sich,  ob  er  nicht  damit  bereits  die  zulässige  Grenze  überschritten 


SS6  U.  Pie  pliotoBietdBchea  Appaate. 

hat.  Wollte  man  gar  noch  ganz  schwache  Sterne  in  den  Messungsbereich 
des  Meridianphotometers  ziehen,  bo  müssteBi  die  Dimensionen  noch  er- 
heblich gesteigert  werden,  nnd  damit  würden  die  Kosten  der  Herstellung 
«nverhldtnissHiässig  wachsen.  In  dieser  Hinsicht  steht  das  Meridian- 
photometer  jedem  anderen  Photometer,  welches  sich  mit  einem  beliebigen 
Befiractor  in  Verbindung  bringen  lässt,  entschieden  nadi. 


Capitel  m. 

Di«  Spectralphotoneter. 


1.    Die  Methoden  Ton  Fraunhofer,   Vierordt,   Draper,   Crova,   Abney 
zur  Bestimmung  der  HelligkeitsTertheilung  im  Sonnenspectrum. 

Wenn  man  das  von  verschiedenen  Lichtquellen  ausgesandte  licht  mit 
Hülfe  eines  Prismas  in  die  einzelnen  Strahlengattungen  zerlegt  und  auf 
irgend  eine  Weise  die  Gleichheit  der  Intensität  in  einem  bestimmten 
Farbenbezirke  bei  sämmtlichen  Spectren  herstellt,  so  sieht  man,  dass 
an  anderen  Stellen  diese  Gleichheit  nicht  mehr  besteht  Bei  einzelnen 
Lichtquellen  tiberwiegen  die  weniger  brechbaren,  bei  anderen  die  brech- 
bareren Strahlen.  Die  Lichtvertheilung  im  Spectmm  ist  durchaus  charakte- 
ristisch für  jede  Lichtquelle;  sie  wird  im  Allgemeinen  bedingt  durch  die 
Temperatur  und  die  damit  im  Zusammenhang  stehende  Färbung  derselben. 
Je  höher  die  Temperatur  einer  Lichtquelle  und  je  weisser  infolge  dessen 
gewöhnlich  auch  ihre  Färbung  ist,  desto  reicher  ist  ihr  Spectrum  an 
blauen  und  violetten  Strahlen.  Umgekehrt  macht  sich  eine  niedrigere 
Temperatur  durch  das  stärkere  Hervortreten  der  rothen  Strahlengattungen 
bemerkbar.  Es  geht  hieraus  hervor,  wie  wichtig  die  Kenntniss  der 
lichtcurve  des  Spectrums  fUr  die  Beurtheilung  einer  Lichtquelle  ist,  es 
ist  aber  auch  unmittelbar  klar,  dass  die  Bestimmung  dieser  Gurve,  da  es 
sich  um  die  Vergleichung  verschiedener  Farben  handelt,  aus  physio- 
logischen Gründen  grosse  Schwierigkeit  bereitet. 

Der  Erste,  welcher  den  Versuch  gemacht  hat,  verschiedene  Par- 
tien   des   Sonnen^ectrums    in    Bezug    auf   Helligkeit    miteinander   n 


Die  Methoden  tqh  Fmuüiofer,  Vierondt,  ]>xmper,  Oroya,  Abney.  367 

yei^eiefaen,  war  Frannbofer').    Er  bedimte  sicfa  dabei  der  Iblgenden 

Vor  dem  Objeetiv  Ä  eines  Femrahrs  (Fig.  66]  wurde  ein  Prisma  P 
aoi^gestdlt  und  das  entstebende  Soiiaenspectnun  durch  das  Oonlar  B  be- 
traebtet.  Im  Innern  des  Bobrs  irt  ein  kleiner,  unter  einem  Winkel  von  45^ 
gegen  die  optiscbe  Axe  geneigter  Metalispiegd  8  angebraebt,  auf  dessen 
seh«rfe,  bis  in  die  Mitte  des 
fiobrs  reichende  Kante  das 
Ocnlar  B  eingesteUt  wird.  In 
der  vom  Siegel  nicht  ver- 
deckten Hälfte  des  Oesiebts- 
feldes,  welches  durch  ein  Dia- 
phragma beschränkt  ist,  erblickt 
man  ein  Stllek  des  priraiattschen 
Spectrums.  Vom  Spiegel  s 
wird  das  Licht  ein^  kleinen 
Lampe  L  reflectirt,  aus  deren 
Flamme  durch  die  Blende  b  ein 
kleiner  Hieil  berausgeUendet 
ist,  und  die  in  einem  seitlichen, 
oben  und  unten  durchbrochenen  Rohre  messbar  verschoben  werden  kann. 
Die  Intensität  der  von  diesem  Yergleichslicbte  ausgehenden  Beleuchtung 
ändert  sich  umgekehrt  proportional  dem  Quadrate  des  Abstandes  der 
Lampe  vom  Riegel.  Man  verschiebt  nun  die  Lampe  jedesmal  so  weit, 
bis  die  von  ihr  beleuchtete  Hälfte  des  Gesichtsfeldes  und  der  in  der  an- 
deren Hälfte  sichtbare  Theil  des  Spectrums  gleich  hell  erscheinen.  Einer 
sehr  grossen  Genauigkeit  ist  diese  Beobachtungsmethode,  welche  Fraun- 
hofer auf  acht  verschiedene  Bezirke  des  Sonnenspectrums  angewandt 
hat,  nicht  fähig,  weil  die  Vergleichung  verschieden  gefärbter  Flächen 
ungemein  schwierig  ist.  Die  einzelnen  Messungsreihen  von  Fraunhofer 
zeigen  daher  auch  grosse  Abweichungen  untereinander,  und  nodi 
stärkere  Unterschiede  würden  zwisch^i  verschiedenen  Beobachtern  zn 
erwarten  sein. 

Die  Fraunhofer'schen  Versuche  zur  Vergleichung  verschiedener  Spee- 
tralbeziriLC  sind  erst  ein  halbes  Jahrhundert  später  von  Vierordt^)  wieder 
aufgenommen  worden,  und  zwar  nach  einer  gänzlich  anderen  Methode. 


])  DeokBchriften  der  E.  Bayer.  Akad.  der  WIbb.  Math.-pbyB.  ClmsBe,  Bd.  5  (1817), 
p.  193.  —  Siehe  auch  Gilberts  Annalen,  Bd.  56,  p.  264. 

2)  Vierordt,  Die  Anwendung  des  Spectralapparates  zur  MeBSung  und  Ver- 
gleichung der  Stärke  deB  farbigen  LichteB.  Tübingen,  1871.  —  Siehe  such  Pogg* 
Annalen,  Bd.  137,  p.  200. 


^68  IL  Die  photometriBchem  Apparate. 

In  dem  Scalenrohre  eines  gewöhnlichen  Spectralapparates  wird  aü  Stelle 
der  Scala  ein  horizontaler  Spalt  angebracht,  welcher  darch  eine  Petroleum- 
lampe belenchtet  wird.  Durch  ein  vorgesetztes  blaues  Glas  kann  die 
Farbe  der  Flamme  in  Weiss  verwandelt  werden.  Das  Bild  des  Spaltes 
gelangt  durch  Keflex  an  der  letzten  Prismenfläche  in  das  Beobachtungs- 
femrohr  und  projicirt  sich  als  weisser  Streifen  auf  das  Spectrum.  Die 
Höhe,  des  Spaltes  ist  so  bemessen,  dass  das  Spectrum  ober-  und  unter- 
halb ded  Streifens  sichtbar  bleibt.  Das  Licht  der  Lampe  kann  dann 
durch  vorgesetzte  Blendgläser  von  verschiedener  Absorptionsfähigkeit  so 
weit  geschwächt  werden,  bis  der  weisse  Streifen  in  den  einzelnen  Farben- 
bezirken, die  durch  geeignete  Ocularschieber  herausgeblendet  werden 
können,  verschwindet  Sind  die  Absorptionscoefficienten  der  Blendgläser 
durch  besondere  Untersuchungen  bekannt,  so  lässt  sich  aus  den  Quanti- 
täten des  zugemischten  weissen  Lichtes  das  gesuchte  Helligkeitsverhält- 
niss  der  betreflenden  Spectralbezirke  berechnen.  Um  nicht  allzu  viele  ver- 
schiedene Blendgläser  nöthig  zu  haben  und  um  die  Messungen  noch  mehr 
zu  verfeinern,  hatVierordt  den  Vorschlag  gemacht,  eine  Abschwächung 
der  Vergleichsflamme  innerhalb  kleiner  Grenzen  durch  Verengung  des 
Htilfsspaltes  zu  erreichen.  Die  Vierordt'sche  Methode  leidet  ebenso  wie 
die  Fraunhofer'sche  an  dem  Mangel,  dass  die  Empfindlichkeit  des  Auges 
flieh  für  die  verschiedenen  Farben  ändert  und  auch  mit  der  absoluten  Inten- 
sität des  Spectrums  variirt.  Fast  in  noch  stärkerem  Grade  trifi^t  dies  eine 
Ton  W.Drap  er*)  empfohlene  Methode,  welcher  das  Spectrum  auf  eine  von 
weissem  Licht  beleuchtete  Fläche  projicirt  und  untersucht,  bei  welchen 
Intensitäten  des  weissen  Lichtes  die  einzelnen  Spectralbezirke  nicht  mehr 
von  der  erleuchteten  Fläche  unterschieden  werden  können.  Zu  erwähnen 
ist  noch,  dass  Vierordt  der  Erste  gewesen  ist,  welcher  sein  Verfahren 
auch  für  die  Untersuchung  der  Stemspectren  in  Vorschlag  gebracht  hat  2). 
Ein  wesentlich,  anderer  Weg  ist  von  Crova  und  Lagarde^)  ein- 
geschlagen worden.  Diese  bringen  vor  den  Spalt  eines  gewöhnlichen 
Spectralapparates  eine  Glasplatte,  auf  welcher  eine  Anzahl  feiner  Striche 
eingeritzt  sind.  Letztere  projiciren  sich  als  schwarze  Querstreifen  auf 
das  Spectrum,  und  indem  das  Licht  desselben  durch  polarisirende  Medien 
geändert  wird,  lässt  es  sich  erreichen,  dass  die  Striche  in  den  einzelnen 
Farbenregionen  verschwinden.  Die  Sehschärfe  des  menschlichen  Auges 
ist  also  hierbei  der  entscheidende  Factor,  und  es  unterliegt  keinem  *Zweifel, 
dass  die  Methode  einer  etwas  grösseren  Genauigkeit  fähig  ist,  als  die  vor- 
der besprochenen. 

1)  Philoa.  Mag.    Ser.  5,  Vol.  8  (1879),  p.  75. 

2)  Astr,  Nachr.   Bd.  78,  No.  1863. 

3)  Comptes  Eendus.    T.  93  (1881),  p.  959. 


Die  Methoden  von  Fraunhofer,  Vierordt,  Draper,  Crova,  Abney. 


269 


// 


II 


Eines   ähnlichen  Verfahrens  haben  sich  auch  Mac^  de  L6pinay 
und  Nicati^)  bedient 

Besondere  Beachtang  gebührt  endlich  noch  der  Methode,  welche  in 
neuerer  Zeit  von  Abney  und  Festing^)  bei  ihren  farbenphoto- 
metrischen  Untersuchungen  angewendet  worden  ist.  Die  von  einem 
Heliostat  kommenden  Sonnenstrahlen  RR  (Fig.  67)  werden  durch  die 
Linse  L,  zu  einem  Bilde  auf  dem  Spalt  S^  des  CoUimators  vereinigt. 
Nach  dem  Austritt  aus  dem  CoUimatorobjectiv  L^  gehen  die  Strahlen 
durch  die  Prismen  P,  und  P,,  fallen  auf  die  Linse  L,  und  bilden  auf 
dem  schräg  zu  ihrer  Rich- 
tung stehenden  Schirme  B 
ein  reines  Sonnenspectrum. 
Der  Schirm  D  enthält  eine 
spaltfbrmige  Öffnung  iS,  und 
lässt  sich  parallel  mit  sich 

selbst  verschieben,  so  dass  ^.^ 

S,  auf  jede  beliebige  SteUe  .//^ 

des  Spectrums   eingestellt  // 

werden  kann.    Man  erhält  _ä  a _^^__^^*'/^ 

dann  mit  Hülfe  der  Linse  L^  -^-^ ^^""'  ^"'^ 

auf  einem  weissen  Schirme 
ein  monochromatischesBild 
F  von  der  Austrittsöffnung 
des  zweiten  Prismas;  die 
Farbe  desselben  kann  durch 
Verschieben  von  B  beliebig 
geändert  werden.  Als  Ver- 
gleichslicht kommt  keine 
Lampe  zur  Verwendung, 
sondern   es   werden    dazu  Fig.  e?. 

die  von  der  ersten  Prismen- 
fläche reflectirten  Sonnenstrahlen  benutzt.  Dieselben  fallen  auf  einen 
versilberten  Glasspiegel  ö,  werden  durch  die  Linse  L^  gesammelt  und 
bilden  bei  F  ein  weisses  Bild  der  freien  Prismenfläche.  Vor  dem  auf- 
fangenden Schirme  bei  F  steht  ein  dünner  senkrechter  Stab,  und  es  kommt, 
genau  so*  wie  beim  Rumford' sehen  Photometer,  auf  die  Beurtheilung  der 
von  diesem  Stabe  hervorgebrachten  Schatten  an,  In  den  Gang  der  von 
G  kommenden  Strahlen  ist  bei  M.  noch  ein  kleiner  elektrischer  Motor 


L 


1}  Annales  de  chimie  et  de  phyBique.    S6rie  5,  t.  24  (1881),  p.  289  und  t  30 
(1883),  p.  145. 

2]  Phil.  Trans,  of  the  R.  See.  of  London.    1886,  part  II,  p.  455. 


270  II-  ^^  pkoUmettiBiAfmt  Apparate. 

eiagefngt,  welcher  dne  mit  sectorf&nnigeii  Ansschnitteii  yenehene  Scheibe 
Iq  schnelle  Rotation  yersetzt  Durch  Vei^össemng  oder  Yerkleinening 
der  Anssehnitte  läset  sich  die  Gleiehheit  der  Schatten  auf  dem  Schirme 
herstellen.  Die  Methode  hat  den  Yortheil,  dass  Spectrum  und  Yergleiehs- 
licht  von  derselben  Lichtquelle  herstammen,  und  dass  infolge  dessen  kleine 
Schwankungen  des  Sonnenlichtes  während  der  Messungen  die  Resultate 
nicht  schädlich  beeinflussen  können.  — 

Die  Lichtcurre  des  Sonnenspectrums,  die  man  mit  Htüfe  einer  der 
im  Vorangehenden  beschriebenen  Methoden  findet,  hängt  ganz  und  gar 
von  der  Dispersion  des  benutzten  Spectralapparates  ab.  Um  allgemein 
yergleichbare  Werthe  für  die  Lichtvertheilnng  zu  erhalten,  muss  man  die 
gefundenen  Intensitäten  auf  das  sogenannte  Normalspectrum  reduciren, 
d.  h.  auf  dasjenige  Spectrum,  welches  durch  Diffiractionsgitler  hervor- 
gebracht wird.  Diese  Reductionen  bestimmt  man  auf  folgende  Weise. 
Hat  man  in  irgend  einem  prismatischen  Spectmm  ihr  einen  gewissen 
Bezirk,  der  zwischen  den  Wellenlängen  l  und  l  +  dl  enthalten  ist,  und 
dessen  lineare  Ausdehnung  dx  sein  möge,  die  mittlere  Flächenhelligkeit  i 
nach  einer  der  obigen  Methoden  gefunden,  so  ist  die  Gesammtlichtmenge 
des  betreffenden  Spectralstreifens  proportional  dem  Werthe  idx.  In  dem 
Normalspectrum  würde  der  entsprechende  Bezirk  eine  lineare  Ausdeh- 
nung haben,  die  direct  dem  Wellenlängeninteryall  dl  proportional  ist 
Nennt  man  daher  die  Flächenintensität  an  dieser  Stelle  des  Nomal- 
spectrums  J,  so  hat  man: 

Jdl  =  Cidz , 

wo  C  eine  Constante  bedeutet.     Daraus  ergiebt  sich: 

-^-^'dl 
Rechnet  man   die  Abstände  x  im  prismatischen  Spectrum   von  irgend 
einem  Anfangspunkte  ans,  so  lässt  sich  nach  den  Dispersionsgesetzen  x 
angenähert  ausdrücken  durch  die  Formel: 

b        c 

x  =  a  +  ^^  +  -^^, 

wo  a,  fe,  c  Constanten  sind,  die  von  der  Beschaffenheit  des  Prismas  u.  s.  w. 
abhängen.     Man  hat  also: 

und  folglich: 

WO  eine  neue  Constante  K  statt  —  2  C  eingeführt  ist. 


Die  Methoden  toh  FnHnbol^,  Tierordt,  Dn^er,  Crova,  Aboey.  271 

Bezieht  man  alle  loieiifflitSten  anf  eine  bestiianite  Stelle  des  Spe&- 
trnme,  so  ergeben  sicli  die  Werthe  von  J  ans  den  entspa^eehenden  beob- 

aditeten  Werthen  von  i  durch  Multiplieation  mit  dem  Ausdrucke  ji  +  Ts  > 

der  für  jeden  Speotralapparat  zu  ermitteln  ist  Man  kann  die  gesuchten 
Rednctionen  anstatt  durch  Sechnung  auch  durch  ein&ches  gnq)hisches 
Verfahren  bestimmen. 

Das  Maximum  der  Lichtintensität  liegt  im  Normalspectrum  etwa  in  der 
Mitte  zwischen  den  Bpectrallinien  D  und  E^  also  ungefähr  bei  der  Wellenlänge 
558  ^i^i^  dagegen  im  prismatischen  Spectrum  ungefähr  in  der  Gregend  von  B. 

Aus  der  beobachteten  Lichtcurre  eines  Spectrums  ergiebt  sich  noch 
die  gesammte  Intenntät  L  der  untersuchten  LdehtqueUe  mittelst  der 
Formel: 


^kfjdX, 


wo  k  eine  Constante  bedeutet,  und  l^  und  X^  diejenigen  Wellenlängen  an 
den  beiden  Enden  des  Spectrums  sind,  wo  jede  liehtwirkung  aufhört 
Hat  man  den  Zusammenhang  zwischen  J  und  X  an  hinreichend  yielen 
Stellen  durch  Messungen  ermittelt,  so  kann  man  L  durch  meehanisehe 
Quadratur  bestimmen. 

Alle  Versuche,  die  verschiedenen  Partien  eines  und  desselben  Spec- 
trums in  Bezug  auf  ihre  Helligkeit  miteinander  zu  vergleichen,  haben 
hauptsächlich  wegen  der  Schwierigkeiten,  die  sich  in  physiologischer 
Hinsicht  entgegenstellen,  nur  wenig  befriedigende  Resultate  ergeben. 
Weit  fruchtbarer  hat  sich  der  Gedanke  erwiesen,  die  Spectra  zweier 
Lichtquellen  nebeneinander  zu  bringen  und  die  verschiedenen  Partien 
des  einen  mit  den  gleichgefärbten  Partien  des  anderen  zu  vergleichen. 
Durch  dieses  Verfahren  erhält  man  nicht  nur  sehr  zuverlässige  Werthe 
für  das  HeUigkeitsverhältniss  der  in  beiden  Lichtquellen  enthaltenen 
Strahlengattungen,  woraus  sich  dann  auch  leicht  das  Verhältniss  ihrer 
Gesammtintensitäten  finden  lässt,  sondern  man  gewinnt  gleichzeitig  auch 
eine  ungefähre  Vorstellung  von  dem  Temperaturverhältniss  derselben.  Wenn 
nämlich  die  Spectra  zweier  Lichtquellen  in  den  mittleren  Partien  gleiche 
Intensität  haben,  dagegen  an  dem  brechbaren  Ende  starke  Intensitäts- 
unterschiede zeigen,  so  weiss  man,  dass  diejenige  Lichtquelle,  deren 
Helligkeit  im  Blau  überwiegt,  die  höhere  Temperatur  besitzt,  und  wenn 
man  Flammen  von  bekannter  Temperatur  zur  Vergleichung  benutzt,  so 
kann  man  auf  rein  optischem  Wege  eine  Art  Temperaturbestimmung  aus- 
führen. Das  Spectrum  einer  Petroleumflamme  sieht  neben  dem  Sonnen- 
spectrum,  wenn  die  Gleichheit  in  den  grünen  Theilen  hergestellt  ist,  in 


272  II-  Die  photometrischea  Apparate. 

den  blauen  and  violetten  Partien  vollkommen  dunkel  aus,  und  das  Spec- 
trum des  elektrischen  Lichtes  übertrifft  dasjenige  einer  Gasflamme  durch 
einen  Überschuss  an  brechbaren  Strahlen. 

Die  Bedeutung  der  spectralphotometrischen  Methode  für  die  Technik, 
bei  der  die  Frage  nach  der  Ausnutzung  einer  Leuchtkraft  im  Vorder- 
grunde des  Interesses  steht,  liegt  auf  der  Hand;  sie  ist  für  dieselbe  von 
unschätzbarem  Werthe  geworden.  Aber  auch  für  die  Himmelsphotometrie 
ist  diese  Methode  zweifellos  von  der  allergrössten  Wichtigkeit.  Die 
Vergleichung  verschiedener  Sternspectren  giebt  einen  Begriff  von  den 
Temperaturverhältnissen  der  betreffenden  Himmelsobjecte  und  erlaubt  in 
Verbindung  mit  spectralanalytischen  Forschungen  einen  Schluss  auf  das 
Entwicklungsstadium,  in  welchem  sich  dieselben  befinden.  Bei  sehr  ver- 
schieden gefärbten  Sternen,  wo  die  directe  photometrische  Vergleichung 
mit  Schwierigkeiten  verknüpft  ist,  darf  man  von  spectralphotometrischen 
Messungen  bessere  Resultate  erwarten.  Von  allerhöchstem  Interesse  sind 
solche  Untersuchungen  in  Bezug  auf  den  Lichtwechsel  der  veränderlichen 
Sterne.  Leider  ist  eine  erfolgreiche  Anwendung  der  Methode  auf  alle 
Probleme  der  Himmelsphotometrie  wegen  der  verhaltnissmässig  geringen 
Lichtstärke  der  meisten  Gestirne  nur  mit  Benutzung  der  mächtigsten  In- 
strumente möglich. 

Die  Zahl  der  bisher  speciell  zu  spectralphotometrischen  Beobach- 
tungen construirten  Apparate,  der  sogenannten  Spectrophotometer 
oder  Spectralphotometer,  ist  bereits  ausserordentlich  gross.  Fast 
alle  in  den  vorangehenden  Capiteln  erörterten  Verfahren  kommen  dabei 
zur  Anwendung,  am  häufigsten  die  Polarisationsmethode.  Im  Folgenden 
sollen  nur  die  wichtigsten  derselben  einer  etwas  eingehenderen  Be- 
sprechung unterworfen  werden. 

2.   Das  Govi'sche  Spectralphotometer. 

Das  erste  Spectralphotometer  rtthrt  von  Govi^)  her,  welcher  sich 
bereits  im  Jahre  1850  mit  dem  Plane  zu  diesem  Instrumente  beschäftigt 
hatte,  aber  erst  im  Jahre  1860  eine  Mittheilung  darüber  an  die  Pariser 
Akademie  gelangen  liess.  Sein  Apparat  hat  grosse  Ähnlichkeit  mit  dem 
Kitchie'schen  Photometer.  Ein  länglicher  viereckiger  Holzkasten  hat  an 
den  beiden  Enden  zwei  vollkommen  gleiche  verticale  Spalte,  auf  welche 
das  Licht  der  zu  untersuchenden  Lichtquellen  fällt.  Im  Innern  des 
Kastens,  ungefähr  in  der  Mitte,  sind  zwei  total  reflectirende  Prismen  so 
angebracht,  dass  sie  das  von  den  Spalten  herkommende  Licht  auf  eine 


1)  Comptes  Renduß.  T.  50  (1860;,  p.  156. 


Das  Vierordt'sche  Spectralphotometer.  273 

in  der  oberen  Seite  des  Kastens  befindliche  Öffnung  werfen.  Vor  dieser 
Öffnung  sitzt  eine  achromatische  Linse,  welche  das  aus  beiden  Prismen 
austretende  Licht  parallel  macht.  Die  Strahlen  fallen  dann  auf  ein 
grosses  Flintglasprisma,  dessen  Kante  der  Längsrichtung  des  Kastens 
parallel  ist,  und  welches  auf  das  Minimum  der  Ablenkung  für  mittlere 
Strahlen  eingestellt  ist;  die  beiden  entstehenden  Spectra  werden  auf 
einer  matten  Glasscheibe  aufgefangen.  Durch  eine  verschiebbare  Platte 
mit  schmalem  Ausschnitt  kann  ein  kleines  Stück  aus  ihnen  heraus* 
geblendet  werden.  Die  gleiche  Helligkeit  der  beiden  Spectralstreifen 
wird  dann  durch  Verschiebung  der  einen  oder  beider  Lichtquellen  her- 
gestellt; etwaige  Unterschiede  in  den  Spectralspalten  und  den  reflecti-» 
renden  Prismen  können  dadurch  unschädlich  gemacht  werden,  dass  der 
ganze  Apparat  um  180®  gedreht  wird  oder,  was  dasselbe  ist,  die  Licht- 
quellen miteinander  vertauscht  werden. 

Es  ist  von  mehreren  Seiten,  besonders  von  Vierordt^),  versucht 
worden,  Govi  die  Priorität  der  Erfindung  des  Spectralphotometers  streitig 
zu  machen.  Jedenfalls  mit  Unrecht.  Denn  wenn  sich  Govi  auch  nicht 
der  ganzen  Bedeutung  und  vollen  Anwendungsülhigkeit  seines  Apparates, 
den  er  selbst  »photom6tre  analyseur«  nennt,  bewusst  gewesen  ist,  so 
entspricht  derselbe,  mit  geringen  Modificationen,  so  vollkommen  allen 
Anforderungen,  die  man  heute  an  ein  Spectralphotometer  stellt,  dass  er 
unbedingt  als  Vorbild  für  diese  Classe  von  Instrumenten  anerkannt 
werden  muss,  wenn  auch  bei  den  späteren  Apparaten  dieser  Gattung  eine 
wesentlich  andere  Form  und  ein  anderes  Beobachtungsverfahren  gewählt 
worden  ist 


3.   Das  Vieropdt'sche  Spectralphotometer^). 

Dasselbe  ist  ein  gewöhnlicher  Spectralapparat,  dessen  Spalt  durch 
einen  besonders  construirten  Doppelspalt  ersetzt  ist.  Die  eine  Schneide 
desselben  ist  fest,  während  die  andere  in  zwei  Hälften  getheilt  ist,  von 
denen  jede  für  sich  mittelst  einer  feinen  Mikrometerschraube  hin  und 
her  bewegt  werden  kann.  Die  beiden  Spalthälften  entwerfen  im  Beob- 
achtungsfernrohre von  einer  Lichtquelle  zwei  scharf  aneinander  grenzende 
Spectra,  welche  gleich  lichtstark  sind,  sobald  die  Spalthälften  gleich- 
weit geöffnet  sind.  Um  einen  beliebig  grossen  Spectralbezirk  benutzen 
zu  können  und  nicht  von  den  angrenzenden  Theilen  beeinflusst  zu  werden, 
kann   man  in  der  Brennebene  des  Oculars  durch  zwei   gegeneinander 


1)  Wiedem.  Annalen.    Bd.  3,  p.  375. 

2)  Pogg.  Annalen.    Bd.  140,  p.  172, 

Müller,  Photometrie  der  Oestlme.  IS 


274  II-  I^io  photometrischen  Apparate. 

verschiebbare  Metallplatten  einen  Ocularspalt  von  willkürlicher  Breite 
herstellen.  Gewöhnlich  wird  der  Apparat  direct  auf  die  zu  untersuchende 
Lichtquelle  gerichtet,  während  die  andere  Spalthälfte  durch  ein  davor 
gesetztes  total  reflectirendes  Prisma  Licht  von  einer  Vergleichsflamme  (einer 
Petroleumlampe  etc.)  erhält.  Die  Gleichheit  der  Helligkeit  in  den  beiden 
Spectren  wird  durch  Veränderung  der  Spaltbreiten  bewirkt.  Erweitert 
man  den  Spalt,  so  wächst  die  Lichtstärke  des  Spectrums  proportional 
der  Breite  desselben.  Denn  man  kann  sich  den  Spalt  in  lauter  neben- 
einander befindliche  Spalte  getheilt  denken,  von  denen  jeder  für  sich 
ein  Spectrum  entwirft,  und  da  die  einzelnen  Spectra  sich  übereinander 
lagern,  so  nimmt  die  Helligkeit  direct  proportional  der  Spaltbreite  zu.  Je 
breiter  der  Spalt  ist,  desto  mehr  Elementarspectra  legen  sich  übereinander, 
desto  unreiner  werden  aber  auch  die  Farben  in  dem  entstehenden 
Gesammtspectrum,  weil  die  einzelnen  Farben  sich  nicht  genau  decken. 
Man  darf  also,  um  diesen  Nachtheil  zu  vermeiden,  den  Spalt  nicht  über 
eine  gewisse  Grenze  hinaus  öffnen.  Andererseits  ist  es  aber  auch  nicht 
rathsam,  den  Spalt  allzu  sehr  zu  verengen.  Denn  in  diesem  Falle  können 
Un Vollkommenheiten  der  .Spaltbacken,  anhaftende  Staubpartikelchen  u.  s.  w. 
sehr  leicht  die  Proportionalität  zwischen  Öffnung  und  Intensität  stören. 
Unter  allen  Umständen  wird  man  demnach  mit  dem  Vierordfschen  Doppel- 
spalt nicht  sehr  grosse  Intensitätsunterschiede  direct  messen  dürfen. 
Vi  er  or  dt  hat  diesen  Mangel  schon  selbst  erkannt  und  daher  vorge- 
schlagen, die  stärkere  der  zu  vergleichenden  Lichtquellen  durch  vorge- 
setzte Blendgläser  zu  schwächen;  da  es  aber  schwierig,  wenn  nicht  ganz 
unmöglich  ist,  Blendgläser  zu  erhalten,  welche  alle  Farben  ganz  gleich- 
massig  absorbiren,  so  bleibt  es  bei  Anwendung  solcher  Gläser  eine  sehr 
lästige  aber  unumgängliche  Forderung,  die  Absorptionscoefficienten  der- 
selben für  möglichst  viele  verschiedenen  Farben  zu  bestimmen.  Der 
Vierordt'sche  Doppelspalt  hat  in  neuerer  Zeit  noch  eine  wesentliche  Ver- 
besserung erfahren.  Ursprünglich  war  die  eine  Spaltschneide  fest.  Wenn 
daher  die  beiden  Hälften  verschieden  weit  geöffnet  werden  mussten, 
dann  fielen  ihre  Mitten  nicht  zusammen,  und  die  Folge  davon  war,  dass 
die  beiden  entstehenden  Spectra  ein  wenig  gegeneinander  verschoben 
waren,  und  nicht  vollkommen  gleiche  Farbenbezirke  verglichen  werden 
konnten.  Diesem  Übelstande  ist  vonKrüss  abgeholfen  worden,  welcher 
die  beiden  Spalthälften  so  eingerichtet  hat,  dass  bei  jeder  beide  Backen 
sich  symmetrisch  bewegen,  so  dass  die  Mitten  der  beiden  Hälften  stets 
zusammenfallen. 

Vierordt  hat  seinen  Apparat  hauptsächlich  zu  Untersuchungen  der 
Absorptionsspectren  benutzt,  er  hat  aber  auch  auf  seine  Verwendbarkeit 
für  Messungen  an  den  Himmelskörpern  hingewiesen  und  bereits  betont, 


Das  Glan-VogePsche  Spectnüphotometer.  275 

dass  die  Eenntniss  der  Helligkeiten  der  Einzelfarben  in  den  Stemspectren 
ebenso  wichtig,  wenn  nicht  wichtiger  sei,  als  die  der  Gesammthellig- 
keiten.  Meines  Wissens  sind  Versuche  in  dieser  Richtung  niemals  an- 
gestellt worden,  aber  ohne  Zweifel  eignet  sich  gerade  das  Vierordt'sche 
Spectralphotometer  sehr  gut  zu  Beobachtungen  an  Stemspectren,  schon 
deshalb,  weil  bei  ihm  die  erste  Bedingung,  die  rolle  Ausnutzung  des 
vorhandenen  Lichtes,  viel  besser  erfüllt  ist,  als  bei  den  meisten  anderen 
Spectralphotometern.  Als  ein  Vorzug  der  Vierordt'schen  Methode  ist 
die  grosse  Genauigkeit  anzusehen,  die  sich  mittelst  derselben  erreichen 
lässt,  sowie  der  Umstand,  dass  diese  Genauigkeit  für  alle  Grade  der 
Intensität,  bei  welchen  die  Vergleichungen  ausgeftthrt  werden,  dieselbe 
bleibt,  was  z.  B.  bei  den  auf  dem  Polarisationsprincipe  beruhenden  Spectral- 
photometern nicht  der  Fall  ist  Aus  einer  grösseren  Reihe  von  Messungen 
mit  einem  Vierordt'schen  Apparate  habe  ich  als  wahrscheinlichen  Fehler 
einer  Helligkeitsvergleichung  in  den  grünen  Theilen  des  Spectrums 
0.61  Procent,  in  den  blauen  Theilen  0.75  Procent  des  gemessenen  Intensi- 
tätsverhältnisses gefunden. 


4.   Das  Glan-VogePsche  Spectralphotometer. 

Dasjenige  Spectralphotometer,  welches  am  meisten  verbreitet  ist  und 
bisher  allein  von  allen  ausgedehntere  Verwendung  in  der  Astrophotometrie 
gefunden  hat,  ist  das  unter  dem  Namen  des  Glan-Vogerschen  bekannte. 
Das  Princip  und  die  allgemeine  Einrichtung  rührt  von  Glan^)  her,  während 
Vogel 2)  dem  Apparate  diejenige  Form  gegeben  hat,  in  welcher  er  heute 
gewöhnlich  benutzt  wird,  und  die  sich  am  besten  zu  Untersuchungen  am 
Himmel  bewährt  hat;  auch  sind  von  Vogel  die  eingehendsten  Studien 
an  diesem  Instrumente  angestellt  worden.  Der  folgenden  Beschreibung 
ist  dasjenige  Photometer  zu  Grunde  gelegt,  welches  für  das  Potsdamer 
Observatorium  von  Schmidt  und  H  an  seh  in  Berlin  angefertigt  worden 
ist.  Der  Apparat  (Fig.  68,  Seite  276)  kann  entweder  auf  ein  festes  Holz- 
stativ aufgelegt  werden  oder  er  wird  mittelst  des  Bohrendes  0  in  den 
Ocularstutzen  eines  grösseren  Befractors  so  weit  eingeschoben,  dass  der 
Spalt  in  die  Brennebene  fällt. 

Der  im  Innern  des  Rohres  liegende  Spalt,  welcher  durch  die  Schraube  s 
symmetrisch  zur  Mitte  geöflftiet  oder  geschlossen  werden  kann,  wird  durch 

1)  Wiedem.  Annalen.   Bd.  1,  p.  351. 

2)  Monatßber.  der  K.  Preuse.  Akad.  der  Wißs.  1877,  p.  104.  —  Eine  ausführ- 
liche Kritik  des  Glan'schen  PhotometerB  findet  sich  in  einem  Aufsätze  von  Ketteier 
und  Pulfrich  in  Wiedem.  Annalen,  Bd.  15,  p.  337. 

18* 


276 


II.  Die  photometriBcheB  Apparate. 


einen  etwa  2  mm  breiten  Metallsteg  in  zwei  Hälften  getheilt.  Die  eine 
Hälfte  empfängt  direct  von  0  her  das  Licht  der  zu  untersuchenden 
Lichtquelle,  während  die  andere  Hälfte  durch  eine  zur  Vergleichung 
dienende  Petroleumlampe  l  beleuchtet  wird.  Diese  Lampe,  durch  ein 
Gegengewicht  O  ausbalancirt,  ist  in  den  Gabeln  gg  beweglich,  ausserdem 
noch  um  eine  andere  Axe  drehbar,  so  dass  sie  bei  allen  Lagen  des  Ap- 
parates eine  senkrechte  Stellung  behalten  kann;  eine  Wasserwage  w 
dient  zur  Controle  der  richtigen  Lage.  Das  Licht  der  Lampe  fällt  zu- 
nächst auf  das  total  reflectirende  Prisma  p  und  gelangt  von  diesem  auf 
ein  zweites  unmittelbar  vor  dem  Spalt  sitzendes  Prisma  (in  der  Figur 


Fiff.  68. 


nicht  sichtbar),  welches  sich  durch  eine  einfache  Vorrichtung  nach  Be- 
lieben vor  die  eine  oder  andere  Hälfte  des  Spaltes  oder  auch  ganz  bei 
Seite  schieben  lässt.  Das  Vergleichslicht  kann  auf  diese  Weise  sowohl 
durch  die  eine  als  durch  die  andere  Spalthälfte  in  das  Photometer  ge- 
leitet werden  oder  auch  ganz  davon  ausgeschlossen  bleiben.  Für  die 
Justirung  des  Apparates  ist  dies  von  Vortheil.  Die  von  den  beiden 
Spalthälften  kommenden  Lichtstrahlen  werden  durch  eine  Collimatorlinse, 
welche  mit  Hülfe  des  Triebes  t  bewegt  werden  kann,  parallel  gemacht 
und  gelangen  dann  auf  ein  doppeltbrechendes  Bergkrystallprisma  P, 
dessen  Hauptschnitt  der  Spaltrichtung  parallel  ist.  Das  Ende  des  Haupt- 
rohres nimmt  ein  Nicolprisma  als  Analysator  ein,  welches  mittelst  des 
Handgriffes  h  gedreht  werden  kann;  mit  demselben  fest  verbunden  ist 
eine  Kreistheilung  A*,  die  an  zwei   einander  gegenüberliegenden  Nonien 


Das  Glan-VogerBche  Spectralphotometer.  277 

abgelesen  wird.     Auf  dem  runden  tellerartigen  Stück  T  ist  ein  stark 
zerstreuendes  Flintglasprisma  befestigt  und  zwar  in  der  Weise,  dass  seine 
brechende  Kante  der  Spaltrichtung  parallel  ist,  und  dass  es  für  Strahlen 
von    mittlerer   Brechbarkeit    im   Minimum   der   Ablenkung   steht.     Das 
Beobachtungsfernrohr  F  ist  wie  bei  den  Vierordt'schen  Apparaten  mit 
Schiebervorrichtungen  in  der  Brennebene  versehen,  welche  gestatten,  eine 
rechteckige  Öffnung  von  beliebiger  Breite  und  Höhe  herzustellen.    Durch 
die  Wirkung  des  doppeltbrechenden  Prismas  P  und  des  Flintglasprismas 
entstehen  im  Beobachtungsfernrohre  vier  Spectra,  zwei  von  jeder  Spalt- 
hälfte, von  denen  je  zwei  senkrecht  zu  einander  polarisirtes  Licht  ent- 
halten.   Die  Breite  des  vor  der  Mitte  des  Spaltes  sitzenden  Steges  ist 
so  bemessen,  dass  zwei  Spectra  unmittelbar  aneinander  grenzen,  während 
die  beiden  anderen  durch  die  Schieberplatten  verdeckt  werden.    Mittelst 
der  anderen  Schieber  lässt  sich  noch  ein  beliebig  schmaler  Streifen  aus 
den   Spectren   herausblenden,    und    durch   Drehung    des   analysirenden 
Nicols  kann  die  Helligkeit  beider  gleich  gemacht  werden.    Das  Inten- 
sitätsverhältniss  der  untersuchten  Lichtquelle  zu  der  Petroleumlampe  an 
der  betreffenden  Stelle  des  Spectrums  wird  dann  bei  richtiger  Justirung 
der  einzelnen  Theile  durch  das  Quadrat  der  Tangente  des  an  der  Kreis- 
theilung  k  abgelesenen  Winkels  gegeben.    Natürlich  ist  es  rathsam,  be- 
hufs Elimination  des   Index-  und  Excentricitätsfehlers,    wie  bei  jedem 
Polarisationsphotometer,   die  Einstellungen  in  allen  vier  Quadranten  zu 
machen.     Das  Femrohr  F  lässt  sich  noch  mittelst  der  Schraube  m  um 
eine  durch  die  Mitte  des  Flintglasprismas,  parallel  zu  seiner  brechenden 
Kante  gehende  Axe  bewegen,   und  diese  Drehung  kann  mit  Hülfe  des 
Nonius  n  an  der  Kreistheilung  v  abgelesen  werden.     Man  ist   so   im 
Stande,  jeden  beliebigen  Theil  des  Spectrums  in  die  Mitte  des  Gesichts- 
feldes zu  bringen.     Um  die  Wellenlänge  der  untersuchten  Stelle  aus  den 
Ablesungen  an  v  angenähert  angeben  zu  können,   muss  für  jeden  Ap- 
parat auf  graphischem  Wege  eine  Tabelle  hergeleitet  werden,   welche 
den  Zusammenhang  zwischen  Wellenlänge  und   Einstellung  am  Kreise 
angiebt.    Zu  diesem  Zwecke  wird  am  Besten  das  Sonnenspectrum  benutzt. 
Man  bringt  die  bekanntesten  Fraunhofer'schen  Linien  der  Reihe  nach  in 
die  Mitte   des   schmalen  Ocularspaltes,    notirt  die  entsprechenden  Ab- 
lesungen am  Gradbogen  v  und  leitet  daraus  graphisch  eine  Einstellungs- 
tabelle ab.    Da  der  Ocularspalt  öfter  mit  oder  ohne  Absicht  verändert 
wird,  so  muss  man  sich  vor  jeder  Beobachtungsreihe  überzeugen,  ob  die 
Tabelle  noch  Gültigkeit  hat;  man  stellt  zu  diesem  Zwecke  den  Kreis  v 
auf  diejenige  Ablesung,  welche  nach  der  Tabelle  einer  bestimmten  Spectral- 
linie,  z.  B.  der  D- Linie,  entspricht,  und  verändert  eventuell  die  Stellung 
der  Ocularschieber,  bis  die  Linie  genau  in  der  Mitte  des  Spaltes  erscheint. 


278  n.  Die  photometrischeB  Apparate. 

Es  empfiehlt  sieh  im  Allgemeinen  nicht,  diesen  Ocularspalt  zu  breit  zu 
wählen,  weil  dann,  namentlich  in  den  ziemlich  dicht  zusammengedrängten 
weniger  brechbaren  Theilen  des  Spectrums,  ein  viel  zu  grosser  WeUen- 
längenbezirk  mit  einem  Male  tibersehen  wird;  andererseits  darf  aber  der 
Ocularspalt  auch  nicht  zu  eng  gemacht  werden,  weil  dann  die  Sicherheit 
der  Beobachtungen  leidet.  Grossen  Vortheil  würde  die  Verwendung  von 
Reflexgittem  anstatt  der  Dispersionsprismen  bieten,  denn  in  diesem  Falle 
würde  man  an  allen  Stellen  des  Spectrums  ein  gleich  grosses  Wellen- 
längenintervall tibersehen,  und  die  Einstellungen  an  dem  Gradbogen  v 
wären  unmittelbar  den  Wellenlängen  proportional.  Die  directe  Benutzung 
des  Normalspectrums  hat  freilich  auch  den  Nachtheil,  dass  das  Spectrum 
noch  lichtschwächer  ist,  auch  wird  man  meistens  nur  das  Spectrum  erster 
oder  höchstens  zweiter  Ordnung  benutzen  dtirfen,  weil  sonst  Übereinander- 
lagerungen  störend  wären. 

Ein  grosser  Vorzug  des  Glan-Vogerschen  Spectralphotometers  vor 
dem  Vierordt'schen  besteht  darin,  dass  viel  grössere  Helligkeitsunterschiede 
direct  ohne  Zuhtilfenahme  von  Blendgläsem  gemessen  werden  können, 
und  dass  die  Spectralfarben  im  Allgemeinen  viel  reiner  sind,  weil  der 
Spectralspalt  nicht  weiter  geöffnet  zu  werden  braucht,  als  gerade  nöthig 
ist,  damit  die  störenden  Fraunhofer'schen  Linien  verschwinden.  Ein 
Nachtheil  ist  dagegen  der  Lichtverlust,  welcher  durch  die  Trennung  in 
zwei  Lichtbtindel  bedingt  wird;  derselbe  erschwert  insbesondere  die  Aus- 
führung der  Messungen  in  den  brechbareren  Theilen  des  Spectrums.  Was 
die  Genauigkeit  anbetriflft,  welche  bei  den  Messungen  zu  erreichen  ist, 
so  scheint  im  Grossen  und  Ganzen  der  Vierordt'sche  Apparat  überlegen 
zu  sein.  Während  meine  Messungen  mit  diesem  für  den  wahrschein- 
lichen Fehler  einer  Beobachtung  Werthe  zwischen  0.61  und  0.75  Procent 
ergaben,  erhielt  ich  aus  Messungen  an  dem  Glan-Vogerschen  Instrumente 
Werthe  zwischen  1.2  und  2.8  Procent.  Die  meisten  Beobachter  finden 
eine  verhältnissmässig  grössere  Genauigkeit  in  den  mittleren  Theilen  des 
Spectrums,  als  im  äussersten  Roth  und  Violett;  auch  von  der  absoluten 
Intensität,  bei  welcher  die  Gleichheit  in  beiden  Spectren  stattfindet,  scheint 
der  Genauigkeitsgrad  abhängig,  und  zwar  in  der  Weise,  dass  die  Sicher- 
heit bei  mittleren  Helligkeitsgraden  am  grössten  ist,  bei  sehr  heller  Be- 
leuchtung am  kleinsten.  Bei  Ablesungen  des  Intensitätskreises  k  in  der 
Nähe  von  0^  oder  90°  wäre  es  ebenso  wie  bei  dem  Pickeringschen 
Meridianphotometer  erwünscht,  das  Nicolprisma  feiner  als  aus  freier  Hand 
drehen  zu  können  und  den  Kreis  selbst  genauer  als  bis  auf  Zehntel 
Grade  abzulesen,  weil  das  Resultat  schon  durch  sehr  geringe  Fehler  in 
dieser  Beziehung  merklich  beeinflusst  wird. 

Ein  Hauptmangel,  der  dem  Glan-Vogerschen  Instrumente  zur  Last 


Das  Glan-VogerBche  Speotralphotometer.  279 

gelegt  wird,  bezieht  sich  darauf,  dass  die  beiden  za  vergleichenden  Spectra 
nicht  der  ganzen  Länge  nach  in  einer  scharfen  Linie  aneinander  stossen. 
Es  rtthrt  dies  von  der  Wirkung  des  doppeltbrechenden  Prismas  her, 
welches  für  violettes  Licht  das  ordentliche  und  ausserordentliche  Bild 
etwas  weiter  auseinander  bringt,  als  für  rothes  Licht.  Da  dies  nun  für 
die  Bilder  beider  Spalthälften  gilt,  so  müssen  die  beiden  aneinander 
grenzenden,  entgegengesetzt  polarisirten  Spectra,  falls  sie  sich  an  einer 
bestimmten  Stelle,  z.  B.  im  Grün  genau  berühren,  in  den  violetten  Partien 
etwas  übereinander  liegen,  dagegen  im  Eoth  durch  einen  dunklen  Zwischen- 
raum getrennt  sein.  Um  diesen  Übelstand,  welcher  die  Sicherheit  der 
Messungen  beeinträchtigt,  zu  beseitigen,  kann  man  nach  Glans  Vorgange 
das  CoUimatorobjectiv  mit  Hülfe  des  Triebes  t  dem  Spalt  nähern  oder  von 
ihm  entfernen.  Eine  derartige  Verschiebung  bringt  eine  Änderung  in  dem 
Gange  der  Strahlen  hervor  und  bewirkt,  dass  ordentliches  und  ausser- 
ordentliches Bild  derselben  Spalthälfte  weiter  auseinanderfallen  oder  näher 
zusammenrücken.  Auf  diese  Weise  lassen  sich  die  beiden  Spectra  in 
jedem  beliebigen  Farbenbezirke  zum  Contact  bringen;  freilich  ist  dabei 
auch  jedesmal  eine  entsprechende  Verstellung  des  Femrohroculares  er- 
forderlich, damit  die  Linie,  in  welcher  sich  die  Spectra  berühren,  scharf 
erscheint.  Crova^)  hat  ein  einfaches  Mittel  vorgeschlagen,  um  die  lästige 
und  nicht  ganz  unbedenkliche  Verschiebung  von  CoUimatorobjectiv  und 
Femrohrocular  zu  vermeiden.  Dasselbe  besteht  darin,  dass  man  als 
Trennungssteg  einen  Metallstreifen  benutzt,  dessen  Ränder  nicht  parallel 
sind,  sondern  einen  kleinen  Winkel  miteinander  bilden,  und  der  vermittelst 
einer  Schraube  in  der  Richtung  senkrecht  zur  Spaltlänge  verschoben 
werden  kann.  Dadurch  ist  ein  Steg  von  variabler  Breite  hergestellt, 
und  die  genaue  Berührung  der  Spectren  lässt  sich  an  jeder  beliebigen 
Stelle  erreichen. 

Zu  erwähnen  ist  noch,  dass  durch  innere  Reflexe  an  den  verschie- 
denen Linsen  und  Prismenflächen  sehr  leicht  diffuses  Licht  erzeugt  wird, 
welches  sich  wie  ein  dünner  Nebel  über  das  ganze  Spectrum  verbreitet 
und  die  Messungen  erschwert.  Es  wird  dies  namentlich  dann  fühlbar, 
wenn  die  untersuchte  Lichtquelle  im  Vergleich  zur  Petroleumlampe  sehr 
intensiv  ist;  denn  in  diesem  Falle  wird  die  nicht  aus  dem  Nicol  aus- 
tretende ordentliche  Componente  im  Innern  desselben  mehrfache  Reflexion 
erleiden  und  einen  Lichtschimmer  auch  auf  das  Spectrum  der  anderen 
Spalthälfte  werfen.  Man  sieht  daher  häufig,  auch  wenn  das  Licht  der 
Petroleumlampe  ganz  abgeblendet  wird,  diejenige  Stelle  im  Gesichtsfelde, 
wo  das  Spectrum  derselben  hinfällt,  nicht  vollkommen  dunkel.    Am  Auf- 


1)  Annales  de  chimie  et  de  physiqae.    S6rie  5,  t.  19,  p.  495. 


280 


IL   Die  photometriBchen  Apparate. 


fallendsten  und  Störendsten  treten  diese  Nebenlichtwirkungen  in  den  brech- 
bareren Partien  des  Spectrnms  hervor.  Bis  zu  einem  gewissen  Grade 
lässt  sieh  durch  sorgfältige  Schwärzung  der  inneren  Theile  des  Apparates 
Abhülfe  schaffen. 


5.   Das  Crova'sche  Spectralphotometer. 

In  mancher  Hinsicht  verdient  das  von  Crova')  construirte  Spectral- 
photometer den  Vorzug  vor  dem  Glan-Vogerschen.  Bei  demselben  können 
entweder  einfache  Prismen  oder  Prismensätze  ä  vision  directe  zur  Ver- 
wendung kommen ;  die  letzteren  haben  den  Nachtheil,  dass  die  Absorption 
im  Blau  und  Violett  sehr  bedeutend  ist,  und  dass  ausserdem  die  Kittung 
der  einzelnen  Theile  Veränderungen  unterworfen  ist  und  die  Bilder  daher 

mit  der  Zeit  leicht  trübe  werden.  Crova 
benutzte  einen  Satz  von  fünf  Prismen,  von 
denen  das  mittelste  ohne  Ablenkung  von 
den  Strahlen  mittlerer  Brechbarkeit  durch- 
laufen wurde,  während  die  anderen  paar- 
weise symmetrisch  dazu  standen.  Die 
Stellung  des  Beobachtungsfernrohrs  lässt 
sich,  wie  bei  den  meisten  Spectroskopen 
k  Vision  directe,  an  einem  Gradbogen  ab- 
lesen, und  mit  Hülfe  einer  Tabelle  kann 
man  jeden  beliebigen  Theil  des  Spectrums 
in  die  Mitte  des  Gesichtsfeldes  einstellen. 
Das  Ocular  ist  mit  der  üblichen  Schieber- 
einrichtung versehen.  Vor  der  einen 
Hälfte  des  gewöhnlichen  Spectroskopspaltes 
sitzt  ein  Prisma  mit  doppelter  totaler  Reflexion,  welches  die  aus  Fig.  69 
ersichtliche  Gestalt  hat. 

Dasselbe  besteht  aus  zwei  rechtwinkligen  Prismen,  von  denen  das 
eine  so  vor  der  Spaltplatte  befestigt  ist,  dass  die  scharfe  Kante  ab 
senkrecht  zur  Spaltrichtung  ist.  Das  zweite  Prisma  sitzt  auf  dem  ersten, 
und  zwar  in  der  Weise,  dass  die  eine  Kathetenfläche  nach  unten,  die 
andere  nach  der  Seite  gekehrt  ist.  Eine  seitlich  aufgestellte,  oder 
ähnlich  wie  beim  Glan-VogeFschen  Photometer  beweglich  aufgehängte 
Vergleichslampe  sendet  dann  ihr  Licht  auf  dem  in  der  Figur  durch  Pfeile 
angedeuteten  Wege  in*  die  eine  Spalthälfte,  während  die  andere  von  der 
zu  untersuchenden  Lichtquelle  beleuchtet  wird.    Das  Arrangement  hat  den 


Fig.  69. 


1)  Annales  de  chimie  et  de  physique.    S^rie  5,  t.  29,  p.  556. 


Das  Crova'sche  Spectralpbotometer.  281 

Yortheil,  dass  die  beiden  Spectra  der  ganzen  Länge  nach  in  einer  feinen 
Linie  zusammenstossen,  was  gelten  vollkommen  zu  erreichen  ist,  wenn 
man  nur  ein  gewöhnliches  totalreflectirendes  Prisma  anwendet.  In  einem 
kurzen  seitlichen  Rohre,  durch  welches  die  Vergleichsflamme  ihr  Licht 
sendet,  befindet  sich  ein  Nicol,  dessen  Drehung  an  einem  Theilkreise  ab- 
gelesen wird;  dasselbe  dient  als  Polarisator.  Ein  zweites  festes  Nicol- 
prisma  ist  ebenfalls  in  dem  seitlichen  ßohre  unmittelbar  hinter  dem  ersten, 
also  vor  dem  total  reflectirenden  Prisma  angebracht.  Ist  J  die  Intensität 
der  direct  beobachteten  Lichtquelle,  J'  diejenige  der  Vergleichsflamme, 
und  ist  OL  der  am  beweglichen  Nicol  abgelesene  Winkel  für  den  Fall, 
dass  an  irgend  einer  Stelle  die  Gleichheit  der  Spectren  hergestellt  ist, 
so  findet  man  das  Helligkeitsverhältniss  der  beiden  Lichtquellen  für  die 
betreffende  Spectralfarbe  ausgedrückt  durch  die  Formel: 

—  ==  ^  ^  sin*  a , 

wo  k  eine  Constante  ist,  die  von  der  Absorption  des  Lichtes  in  den  Prismen 
abhängt.  Dabei  ist  die  Stellung  des  festen  Nicols  so  regulirt,  dass  am 
Kreise  der  Winkel  0  abgelesen  wird,  wenn  gar  kein  Licht  durch  die 
beiden  Nicols  hindurch  gelangt.  Wie  man  sofort  sieht,  hat  das  Crova'sche 
Spectralpbotometer  den  grossen  Vorzug,  dass  die  zu  untersuchende  Licht- 
quelle nicht,  wie  beim  Glan'schen,  durch  Doppelbrechung  geschwächt 
wird,  und  dass  auch  ein  etwaiges  Vorhandensein  von  polarisirtem  Lichte 
keinen  Fehler  in  die  Messung  bringt.  Das  Crova'sche  Instrument  eignet 
sich  daher  mehr  zur  Untersuchung  schwächerer  Lichtquellen,  und  es 
empfiehlt  sich,  dasselbe  für  die  Stemspectren  in  Anwendung  zu  bringen. 
Da  nur  die  seitliche  Vergleichsflamme  geschwächt  werden  kann,  so  muss 
dieselbe  stets  heller  und  zwar  mindestens  zweimal  so  hell  sein,  als  die 
zu  untersuchende  Lichtquelle.  Wenn  dies  nicht  der  Fall  ist,  so  muss 
man  die  direct  gesehene  Lichtquelle  durch  Blendgläser  oder  irgend  ein 
anderes  Verfahren  abschwächen.  Es  ist  dies  ein  Nachtheil  des  Crova- 
schen  Apparates. 

Eine  ganze  Anzahl  von  Spectralphotometem,  bei  denen  ebenfalls  die 
Polarisation  des  Lichtes  zur  Verwendung  kommt,  sind  dem  Crova' sehen 
ähnlich.  Unter  ihnen  sind  besonders  hervorzuheben  die  Photometer  von 
Gouyi)  und  Glazebrook^),  welche  sich  dadurch  von  den  bisher  er- 
wähnten unterscheiden,  dass  für  die  beiden  zu  vergleichenden  Licht- 
quellen zwei  besondere  CoUimatoren  benutzt  werden,  was  für  manche 
Untersuchungen  von  Vortheil  ist 


1)  Annales  de  chimie  et  de  physiqne.    S^rie  5,  t.  18,  p,  1. 

2)  Proc.  of  the  Cambridge  Philos.  Soc.  T.  4,  p.  304. 


282  n.  Die  pKotometrischen  Apparate. 

6.   Das  Interferenz -Spectralphotometer  von  Trannin. 

Kurze  Erwähnung  verdient  noch  eine  Classe  von  Spectralphotometern, 
bei  denen  das  Verschwinden  von  Interferenzstreifen  beobachtet  wird.  Das 
bekannteste  dieser  Instrumente,  welches  noch  älter  als  die  Photometer 
von  Glan  und  Crova  ist,  rührt  von  Trannin^)  her.  Die  beiden  zu 
vergleichenden  Lichtquellen  werfen  ihr  Licht  von  entgegengesetzten  Seiten 
auf  zwei  total  reflectirende  Prismen,  welche  die  obere  und  die  untere 
Spalthälfte  eines  Spectralapparates  bedecken.  Beim  Austritt  aus  dem 
CoUimator  werden  die  Strahlen  durch  irgend  einen  Polarisator  (Nicol'sches 
oder  Foucault'sches  Prisma),  dessen  Hauptschnitt  der  Spaltrichtung  parallel 
ist,  polarisirt,  passiren  dann  eine  senkrecht  zur  Axe  geschnittene  Quarz- 
platte von  etwa  1  cm  Dicke,  deren  Hauptschnitt  einen  Winkel  von  45° 
mit  dem  des  Polarisators  bildet,  gehen  femer  durch  ein  Rochon'sches  oder 
Wollaston'sches  Prisma,  dessen  Hauptschnitt  wieder  parallel  dem  des 
Polarisators  ist,  und  werden  dann  erst  durch  die  Prismen  des  Spectral- 
apparates in  die  einzelnen  Farben  zerlegt.  Im  Beobachtungsfemrohre 
erblickt  man  vier  Spectra,  von  denen  je  zwei  entgegengesetzt  zu  einander 
polarisirt  sind,  und  von  denen  die  beiden  mittleren  (den  beiden  Licht- 
quellen zugehörig)  zum  Theil  übereinander  liegen.  Durch  die  Quarzplatte 
werden  in  allen  vier  Spectren  Interferenzstreifen  her\  orgebracht,  und  zwar 
wechseln  in  den  senkrecht  zu  einander  polarisirten  Spectren  die  dunklen 
und  hellen  Streifen  miteinander  ab.  In  dem  Theile,  wo  die  Spectra 
übereinander  liegen,  und  der  allein  beobachtet  wird,  verschwinden  die 
Streifen  vollständig,  sobald  das  Licht  beider  Lichtquellen  in  dem  be- 
treffenden Spectralbezirke  gleich  ist.  Man  stellt  diese  Gleichheit  dadurch 
her,  dass  man  eine  der  beiden  Lichtquellen  oder  auch  beide  verschiebt; 
das  Verhältniss  der  Quadrate  der  Distanzen  von  dem  Spalt  giebt  dann 
das  gesuchte  Helligkeitsverhältniss.  Dabei  ist  Rücksicht  zu  nehmen  auf 
die  ungleiche  Durchlässigkeit  der  Dispersionsprismen  für  die  senkrecht 
zu  einander  polarisirten  Strahlensysteme,  was  dadurch  erreicht  werden 
kann,  dass  man  während  der  Beobachtungen  das  doppeltbrechende  Prisma 
um  180°  dreht.  Das  Verfahren  wird  noch  exacter,  wenn  man  stets  eine 
dritte  constante  Lichtquelle,  die  unveränderlich  mit  dem  Apparate  in  Ver- 
bindung gebracht  werden  kann,  als  Vergleichsobject  benutzt,  und  diese 
mit  jeder  der  zu  untersuchenden  Lichtquellen  vergleicht.  Die  Veränderung 
der  Intensitäten  kann  natürlich  anstatt  durch  Variation  der  Distanzen  auch 
durch  irgend  eine  andere  Methode  bewirkt  werden,  z.  B.  durch  Drehung 
eines  Nicolprismas  zwischen  Ocular  und  Auge. 

I)  Comptes  Rendas.  T.  77  (1873),  p.  1495.  Siehe  auch  Journal  de  phyBiqne, 
T.  5  (1876),  p.  297. 


Spectralphotometer  mit  Absorptioiuskeil.  283 

Auf  ganz  ähnlichen  Principien  wie  das  Trannin'sche  Photometer 
beruhen  die  Apparate  von  Gouy^),  Krech^)  und  Violle^).  Auch  Wild*) 
hat  sein  zweites  Photometer  in  ein  Spectralphotometer  umgewandelt 
Sämmtliche  Instrumente  gestatten  eine  grosse  Genauigkeit  der  Messungen, 
leiden  aber  an  dem  gemeinsamen  Übelstande,  dass  ein  beträchtlicher 
Theil  des  Lichtes  absorbirt  wird,  und  dass  sie  daher  nur  zur  Messung 
sehr  intensiver  Strahlungen* geeignet  sind.  Für  die  Stemphotometrie  dürften 
sie  kaum  verwendbar  sein. 


7.    Spectralphotometer  mit  Absorptionskeil. 

Zu  Untersuchungen  über  die  Helligkeitsvertheilung  im  Spectrum  der 
Sonne  und  des  Mondes  ist  in  neuester  Zeit  für  das  Potsdamer  Obser- 
vatorium nach  meinen  Angaben  von  Töpfer  ein  Apparat  construirt  worden, 
bei  welchem  das  Auslöschungsprincip  zur  Anwendung  kommt.  Der  äusse- 
ren Form  nach  ist  das  Instrument  (Fig.  70,  Seite  284)  vollkommen  ähn- 
lich dem  grossen  Potsdamer  Keilphotometer  (Seite  192);  es  ist  parallaktisch 
montirt,  und  das  Beobachtungsfemrohr  F  ist  nach  dem  Pol  gerichtet. 

Der  CoUimator  C  ist  seitlich  in  den  Würfel  w  eingeschraubt,  und 
der  Spalt  wird  durch  die  Schraube  s  symmetrisch  zur  Mitte  verbreitert 
oder  verengt.  Vor  dem  Spalte  sitzt  in  dem  Rohre  R  ein  total  reflectiren- 
des  rechtwinkliges  Prisma.  Das  Rohr  ist  um  die  Axe  des  CoUimators 
drehbar,  und  an  der  Kreistheilung  k  lässt  sich  die  Declination  des  be- 
trachteten Himmelsobjectes  einstellen.  Eine  kleine  Linse  l  am  Ende  des 
Rohres  entwirft  auf  der  Scheibe  m  ein  punktförmiges  Bild  der  Sonne 
oder  des  Mondes,  und  die  Justirung  der  einzelnen  Theile  ist  so  ange- 
ordnet, dass  das  Bildchen  sich  auf  die  Mitte  dieser  Scheibe  projicirt, 
wenn  das  Licht  genau  auf  die  Mitte  des  Spaltes  fällt.  Während  der 
Beobachtung  hat  ein  Gehülfe  durch  langsames  Drehen  an  der  Feinbe-. 
wegung  f  des  Stundenkreises  dafür  zu  sorgen,  dass  das  Sonnenbildchen 
beständig  auf  der  Scheibenmitte  bleibt.  Im  Innern  des  Würfels  w  ist 
ein  Rowland'sches  Diflfractionsgitter  angebracht,  dessen  Striche  der  Spalt- 
richtung parallel  sind.     Dieses  Gitter  kann  mittelst  des  Knopfes  n  um 


1)  Comptes  Eendus.  T.  83  (1876),  p.  269  und  Annales  de  chimie  et  de  physique, 
S^rie  5,  t  18,  p.  15. 

2)  Erech,  Photometrische  üntersachungen.  (Wissensch.  Beilage  zum  Programm 
des  Luisenstädtischen  GymnaBiums  zu  Berlin,  1883.) 

3)  Annales  de  chimie  et  de  physique.   S^rie  6,  t  3,  p.  391. 

4)  BnU.  de  Tacad.  Imp.  des  sciences  de  St.  P^tersbourg.  T.  28,  p.  392.  —  Siehe 
auch  Wiedem.  Annalen,  Bd.  20,  p.  452. 


284 


II.  Die  photometrischen  Apparate. 


grössere  Beträge,  mittelst  der  Feinbewegung  i  um  minimale  Strecken  ge- 
dreht werden,  und  die  Drehung  wird  an  dem  Gradbogen  v  mit  Hülfe 
Yon  Nonius  und  Lupe  abgelesen.  Auf  diese  Weise  wird  jeder  beliebige 
Theil  des  Spectrums  in  die  Mitte  des  Gesichtsfeldes  gebracht.  An  dem 
Ocularende  des  Beobachtungsfernrohrs  ist  das  auf  Seite  184  beschriebene 
Keilphotometer  angesetzt;  an  Stelle  des  dort  erwähnten  Steges  wird 
durch  den  Knopf  r  ein  Schieber  unmittelbar  vor  den  Keil  eingeführt, 
welcher  das  ganze  Gesichtsfeld  bis  auf  eine  schmale  spaltförmige  ÖflP- 
nung,   die  genau  parallel  den  Spectrallinien   zu  stellen   ist,    abblendet. 


Fig.  70. 


Man  bringt  nun  durch  Drehung  des  Gitters  die  einzelnen  Spectralbezirke 
in  diesen  Ocularspalt  und  löscht  dieselben  mit  Hülfe  des  Keiles  aus.  Es 
versteht  sich  ganz  von  selbst,  dass  der  Beobachter  durch  Bedecken  mit 
einem  dunklen  Tuche  vor  jedem  äusseren  Lichte  geschützt  sein  muss. 
Die  früher  erwähnten  Übelstände  des  Keilphotometers  machen  sich  natür- 
lich im  vollen  Grade  fühlbar,  und  ganz  besonders  bedenklich  ist  hier  der 
Umstand,  dass  die  dunklen  Glassorten,  aus  denen  die  Keile  gefertigt 
werden,  selten  alle  Farben  gleichmässig  absorbiren.  Eine  sorgfältige 
Untersuchung  der  benutzten  Keile  in  dieser  Beziehung  ist  durchaus  er- 


LichtmeBsangBverfahren,  bei  denen  nicht  d.  Unheil  d.  Anges  z.  Anwend.  kommt.  285 

forderlich,  und  es  ist  rathsam,  für  alle  diejenigen  Spectralgegenden,  in 
denen  man  Messungen  vornehmen  will,  die  Keilconstante  besonders  zu 
bestimmen. 

Im  Grossen  and  Ganzen  bietet  die  Auslöschongsmethode  in  der 
Spectralphotometrie  manche  Vortheile  und  dürfte  sich  vielleicht,  mit  ent- 
sprechenden Modificationen,  auch  zur  Beobachtung  der  Stemspectren 
eignen. 


Capitel  IV, 

Einiges  Aber  LichtmessungsTerfahren,  bei  denen  nicht  das  Urtheil 
des  Auges  zur  Anwendung  kommt. 


In  den  vorangehenden  Capiteln  sind  nur  solche  liehtmessenden  Appa- 
rate besprochen  worden,  bei  denen  es  in  letzter  Instanz  auf  das  Urtheil 
des  Auges  ankommt,  sei  es,  um  das  Verschwinden  eines  Lichteindruckes 
auf  der  Netzhaut  zu  constatiren,  sei  es,  um  die  Gleichheit  zweier  ver- 
schiedenen Lichteindrücke  zu  beurtheilen.  Wenn  wir  die  Definitionen 
Lichtstärke,  Helligkeit  u.  s.w.  ausschliesslich  auf  diejenige  Wirkung 
der  Atherbewegung  beziehen,  welche  in  unserem  Auge  eine  Gesichts- 
empfindung hervorruft,  so  ist  damit  das  Gebiet  der  Photometrie  streng 
abgegrenzt,  und  unsere  messenden  HUlfsmittel  sind  mit  den  bisher  auf- 
gezählten nahezu  erschöpft.  Gleichzeitig  ist  damit  auch  die  Genauig- 
keitsgrenze, die  bei  photometrischen  Messungen  überhaupt  erreichbar  ist, 
festgelegt;  sie  hängt  ganz  und  gar  von  der  Empfindlichkeit  der  Netz- 
haut ab,  und  da  wir  wissen,  dass  diese  von  Person  zu  Person  verschieden 
ist,  und  selbst  bei  demselben  Beobachter  im  Laufe  der  Zeit  merklichen 
Schwankungen  unterworfen  sein  kann,  so  sind  wir  gezwungen,  uns  mit 
einem  Grade  der  Sicherheit  zu  begnügen,  den  wir  durch  keine  Ver- 
feinerung unserer  instrumenteilen  Hülfsmittel  erhöhen  können.  Der  be- 
rechtigte Wunsch,  diese  Grenze,  wenn  irgend  möglich,  noch  zu  über- 
schreiten, hat  immer  wieder  den  Gedanken  angeregt,  bei  den  Helligkeits- 
messungen das  unvollkommene  Sehorgan  ganz  entbehrlich  zu  machen  und 


286  II«  ^^^  photometrischen  Apparate. 

die  physiologische  Wirkung  durch  irgend  eine  andere  weniger  subjective 
zu  ersetzen.  Insbesondere  hat  man  versucht,  die  von  jeder  Lichtquelle 
ausgehende  Wärmewirkung  und  die  von  ihr  hervorgerufenen  chemischen 
Processe  als  Mass  der  Helligkeit  zu  verwerthen.  Die  Berechtigung  zu 
diesen  Versuchen  bedarf  keiner  Vertheidigung,  und  da  jede  Veränderung 
der  Lichtstärke  (in  dem  gewöhnlichen  Sinne)  auch  von  einer  Veränderung 
der  Wärme  und  der  chemischen  Wirkung  begleitet  ist,  so  kann  man  mit 
gewissem  Fug  und  Eecht  Apparate,  welche  zur  Messung  dieser  Wirkungen 
dienen,  auch  Photometer  nennen;  nur  darf  man  nicht  vergessen,  dass 
photographische,  optische  und  thermische  Photometrie,  wenn  man  sie  so 
nennen  will,  wesentlich  voneinander  verschieden  sind,  und  dass  ein 
directer  Zusammenhang  zwischen  ihnen,  wenn  überhaupt,  jedenfalls  nur 
mit  grossen  Schwierigkeiten  ermittelt  werden  kann.  Man  nimmt  zwar 
nicht  mehr  an,  wie  es  früher  häufig  geschah,  dass  allein  die  am  Wenigsten 
brechbaren  Strahlen  eine  Wärmewirkung,  die  brechbarsten  lediglich  eine 
chemische  Wirkung  ausüben ,  während  die  mittleren  die  Gesichtsempfin- 
dung hervorrufen;  man  weiss  jetzt,  dass  innerhalb  des  ganzen  sichtbaren 
Spectrums  sowohl  eine  erwärmende  als  eine  chemische  Wirkung  der 
Strahlen  vorhanden  ist,  und  dass  nur  das  Maximum  derselben  sich  ver- 
schiebt, je  nach  der  Beschaffenheit  derjenigen  Körper,  welche  dem  Lichte 
ausgesetzt  sind.  Das  Maximum  der  Wärmewirkung  im  Spectrum  bei 
Verwendung  von  gewöhnlichen  Glasprismen  liegt  im  Eoth,  dagegen  bei 
Benutzung  eines  Wasserprismas  im  Gelb;  ebenso  kann  das  Maximum 
der  photographischen  Wirkung  aus  dem  Violett  nach  jedem  anderen 
Theile  des  sichtbaren  Spectrums  rücken,  je  nach  den  Substanzen,  mit 
denen  man  die  empfindlichen  Platten  imprägnirt.  Die  Frage,  ob  es 
möglich  ist,  aus  der  Stärke  der  einen  Wirkung  unmittelbar  auf  die  der 
anderen  zu  schliessen,  und  ob  man  daher  berechtigt  ist,  die  verschiedenen 
Wirkungen  nach  Gefallen  durch  einander  zu  ersetzen,  ist  im  Princip 
durchaus  zu  verneinen.  Eine  Proportionalität  findet  unter  gewissen 
Bedingungen  allerdings  statt.  Handelt  es  sich  z.  B.  um  zwei  Licht- 
quellen, welche  nur  Strahlen  von  ein  und  derselben  bestimmten  Wellen- 
länge aussenden,  so  wird  man  finden,  dass,  wenn  die  eine  doppelt  so 
hell  erscheijit  als  die  andere,  dann  auch  die  thermische  und  chemische 
Wirkung  der  ersten  doppelt  so  stark  ist  als  diejenige  der  zweiten.  Etwas 
Ahnliches  wird  sich  ergeben,  wenn  es  sich  nicht  um  homogenes  Licht 
handelt,  sondern  um  zusammengesetztes  Licht  von  solcher  Beschaffenheit, 
dass  die  einzelnen  Strahlengattungen  bei  beiden  Lichtquellen  in  gleichem 
Verhältnisse  vorkommen.  Hat  man  z.  B.  zwei  Sterne  von  genau  gleichem 
Spectraltypus,  so  wird  man  für  ihr  Energieverhältniss  dieselben  Werthe 
erwarten  können,  sei  es,  dass  man  sie  mit  Hülfe  der  Thermosäule  oder 


Apparate  zur  Messnn^  der  thermischen  Wirkungen  des  Lichtes.  287 

eines  unserer  optischen  Photometer  oder  auf  photographischem  Wege  mit- 
einander vergleicht  Handelt  es  sich  jedoch  nm  Licht  von  ganz  ver- 
schiedener Zusammensetzung,  so  hört  jede  Proportionalität  zwischen  den 
drei  fraglichen  Wirkungen  auf,  und  man  kann  nicht  unmittelbar  von  der 
einen  auf  die  andere  schliessen.  Bestimmt  man  z.  B.  die  Extinctions- 
curve  in  der  Erdatmosphäre  durch  thermische,  optische  und  photogra- 
phische Messungen,  so  ist  der  Verlauf  derselben  in  allen  drei  Fällen 
ein  absolut  anderer,  weil  die  selective  Absorption  der  Atmosphäre  die 
Zusammensetzung  des  Spectrums  beständig  verändert.  Aus  dem  Gesagten 
dürfte  bereits  zur  Gentige  hervorgehen,  dass  Apparate,  welche  speciell 
zur  Messung  der  thermischen  und  chemischen  Wirkung  des  Lichtes  be- 
stimmt sind,  nur  in  sehr  beschränktem  Masse  die  physiologischen  Photo- 
meter zu  ergänzen  oder  gar  zu  ersetzen  vermögen.  Es  wäre  daher  in 
einem  Lehrbuche  der  Astrophotometrie ,  welches  in  erster  Linie  die 
physiologische  Wirkung  des  Lichtes  behandeln  will,  ohne  Zweifel  er- 
laubt, von  diesen  Apparaten  ganz  abzusehen  und  in  Betreff  derselben 
Äuf  die  ausführlichen  Schriften  über  Actinometrie  und  Photographie  zu 
verweisen.  Vielleicht  wird  aber  doch  ein  kurzer  Überblick  tiber  die 
wichtigsten  Htilfsmittel  und  Messungsverfahren  auf  diesen  Gebieten  nicht 
unerwünscht  sein.  Insbesondere  dtirfte  ein  Hinweis  auf  die  Anwendung 
der  Photographie  vollauf  berechtigt  erscheinen,  schon  aus  dem  Grunde, 
weil  heute  die  photographischen  Helligkeiten  der  Fixsterne  neben  den 
optischen  bereits  Bedeutung  erlangt  haben.  Ich  möchte  aber  ausdrtick- 
lich  hervorheben,  dass  dieses  Capitel  weder  auf  Vollständigkeit  noch  auf 
besondere  Grtindlichkeit  Anspruch  macht. 


1.    Apparate  zur  Messung  der  thermischen  Wirkungen  des  Lichtes. 

ä.    Die  wichtigsten  Actinomcter. 

In  seiner  »Photometria«  (§  886)  erwähnt  Lambert  die  Versuche, 
die  er  zur  Bestimmung  der  Extinction  des  Sonnenlichtes  in  der  Erd- 
atmosphäre angestellt  hat.  Diese  Versuche  sind  nicht  mit  eigentlichen 
Photometern  ausgeführt  worden,  vielmehr  hat  sich  Lambert  dabei  der 
thermischen  Methode  bedient,  indem  er  ein  gewöhnliches  Thermometer 
den  directen  Sonnenstrahlen  aussetzte,  dasselbe  mit  einem  zweiten,  im 
Schatten  liegenden  Thermometer  verglich  und  die  Differenz  der  Ablesungen 
als  Mass  fUr  die  Stärke  der  Sonnenstrahlung  betrachtete.  Dass  Lambert 
diese  Messungen  ganz  gleichbedeutend  mit  irgend  welchen  anderen  Licht- 
messungen auffasste,  geht  aus  seinen  Worten  unzweideutig  hervor;  man 


288  II-  Die  photometrischen  Apparate. 

wird  sich  aber  wohl  mit  Rtlcksicht  auf  die  grundverschiedenen  Ver- 
fahren kaum  wundem  dürfen,  dass  die  Lambert'schen  Extinctionsresultate 
sehr  erheblich  von  allen  anderen,  auf  rein  photometrischem  Wege  ab- 
geleiteten abweichen. 

Nach  Lamberts  Vorgange  ist  noch  häufig  die  Differenz  der  Angaben 
zweier  Thermometer  zu  Strahlungsmessungen  benutzt  worden,  und  um 
die  Empfindlichkeit  zu  erhöhen,  hat  man  Thermometer  mit  geschwärzten 
oder  versilberten  Kugeln  benutzt.  Von  den  älteren  Apparaten  dieser 
Art  sind  besonders  das  Heliothermometer  von  de  Saussure  ^),  das 
Differentialthermometer  von  Leslie^),  dem  der  Erfinder  selbst  den 
Namen  Photometer  beigelegt  hat,  das  Rumford'sche^)  Thermoskop  und 
das  Ritchie'sche^)  Photometer,  welches  eine  Modification  des  Leslie'schen 
Instrumentes  ist,  zu  erwähnen.  Die  drei  letzten  Apparate  sind  Luft- 
thermometer mit  zwei  gleich  grossen  Glaskugeln,  die  durch  eine  gebogene 
Röhre  miteinander  verbunden  sind;  in  der  Röhre  ist  irgend  eine  Flüssig- 
keit enthalten.  Wird  die  eine  Kugel  von  einer  Lichtquelle  bestrahlt, 
während  die  andere  durch  einen  Schirm  vor  Bestrahlung  geschützt  ist, 
so  bewegt  sich  die  Flüssigkeit,  sobald  die  Luft  in  den  beiden  Gefässen 
sich  ungleich  ausdehnt.  Die  eine  Kugel  ist  gewöhnlich  geschwärzt.  Die 
Genauigkeit  der  Differentialthermometer  wird  nicht  unwesentlich  beein- 
trächtigt durch  den  Umstand,  dass  die  Strahlung  erst  das  Glas  zu  passiren 
hat,  ehe  sie  auf  die  Luft  einwirken  kann,  und  femer  noch  mehr  da- 
durch, dass  sich  in  der  benutzten  Flüssigkeit  Dämpfe  entwickeln,  deren 
Expansion  die  Bewegung  der  Flüssigkeit  mit  beeinflusst  und  daher  die 
Angaben  des  Instramentes  verfälscht. 

Bei  den  meisten  der  vorher  erwähnten  Apparate  kommt  es  darauf 
an,  zu  constatiren,  wann  der  Überschuss  der  Temperatur  der  bestrahlten 
über  die  unbestrahlte  Thermometerkugel  den  Höhepunkt  erreicht  hat. 
Man  nennt  diese  Methode  die  statische.  Häufig  wird  an  Stelle  der- 
selben die  dynamische  Methode  angewandt,  welche  darin  besteht,  die 
Verschiebung  der  Flüssigkeit  in  den  Thermometem  während  eines  be- 
stimmten Zeitintervalles,  abwechselnd  bei  Bestrahlung  und  Nichtbestrahlung, 
zu  messen.  Das  erste  Instrument  dieser  Art  ist  das  Actinometer  von 
J.  Herschel*),  welches  aus  einem  sehr  empfindlichen  Thermometer  mit 
grosser  Kugel  und  einer  dunkel  gefärbten  Flüssigkeit  besteht.  Man 
wendet  dasselbe  in  der  Weise  an,  dass  man  es  eine  Minute  lang  der 


1)  De  SansBure,  Voyage  dans  les  Alpes.  Bd.  2,  p.  294. 

2)  Leslie,  Inqniry  into  the  nature  and  propagation  of  Keat    London,  1804. 

3)  PhU.  Trans,  of  the  R.  Soo.  of  London.    1804,  p.  77. 

4)  Phil.  Trans,  of  the  R.  Soc.  of  London.   1825,  p.  141. 

5)  The  Edinburgh  Jonmal  of  science.  Vol.  3  (1825),  p.  107. 


Die  wichtigsten  Actinometer.  289 

Strahlung  aussetzt  und  das  Anwachsen  der  Temperatur  während  dieser 
Zeit  beobachtet,  dann  das  Instrument  eine  Minute  lang  vor  den  directen 
Strahlen  durch  einen  Schirm  schützt  und  das  weitere  Anwachsen  oder  Ab- 
nehmen der  Temperatur  während  dieser  Zeit  beobachtet.  Ein  Anwachsen 
im  Schatten  deutet  darauf  hin,  dass  das  Steigen  während  der  Bestrahlung 
nicht  dem  Einflüsse  derselben  allein  zuzuschreiben  war,  sondern  zum  Theil 
von  indirecter  Wärmezufuhr  (z.  B.  durch  die  umgebenden  Gegenstände 
oder  die  Theile  des  Apparates  u.  s.  w.)  herrührt.  Um  den  reinen  Einfluss 
der  Strahlung  und  somit  ein  Mass  für  ihre  Intensität  zu  erhalten,  hat 
man  also  in  diesem  Falle  die  Zunahme  im  Schatten  von  der  Zunahme 
während  der  Bestrahlung  zu  subtrahiren.  Im  anderen  Falle,  wenn  eine 
Abnahme  im  Schatten  eintritt,  muss  der  Betrag  derselben  zu  dem  An- 
wachsen während  der  Bestrahlung  hinzuaddirt  werden. 

Noch  brauchbarer  als  das  HerscheFsche  Actinometer  hat  sich  das 
Pouillet'sche  Pyrheliometer')  erwiesen,  welches  im  Wesentlichen 
aus  einem  flachen,  cylindrischen,  mit  Wasser  gefüllten  Gefässe  besteht, 
dessen  vordere  geschwärzte  Fläche  die  Sonnenstrahlen  senkrecht  auf- 
fängt. In  das  Gefäss  taucht  ein  Thermometer  ein.  Da  die  Quantität 
des  Wassers  bekannt  ist,  so  kann  man  aus  dem  Steigen  des  Thermo- 
meters während  eines  bestimmten  Zeitraums  (nach  Pouillet  5  Min.)  die 
Strahlungsmenge  bestimmen,  welche  die  geschwärzte  Oberfläche  in  dieser 
Zeit  von  der  Sonne  empfängt  Um  den  durch  Ausstrahlung  in  die  Um- 
gebung bewirkten  Verlust  zu  berücksichtigen,  beobachtet  man  während 
weiterer  5  Minuten  das  Sinken  des  Thermometers  im  Schatten  und  addirt 
diesen  Betrag  zu  der  vorher  erhaltenen  Strahlungsmenge  hinzu.  Als 
Masseinheit  für  die  Strahlung  betrachtet  man  diejenige  Wärmemenge, 
welche  erforderlich  ist,  um  1  kg  Wasser  um  1°(C.)  zu  erhöhen. 

Aus  neuerer  Zeit  stammen  eine  grosse  Anzahl  von  Actinometern, 
bei  denen  zum  Theil  die  im  Vorangehenden  erwähnten  Methoden  mit 
wichtigen  Verbesserungen  zur  Anwendung  kommen,  zum  Theil  noch 
empfindlichere  Hülfsmittel,  insbesondere  die  Thermosäule  in  Verbindung 
mit  dem  Galvanometer,  benutzt  werden.  Die  wichtigsten  dieser  Instru- 
mente, auf  die  hier  nicht  näher  eingegangen  werden  kann,  sind  die  Actino- 
meter von  Secchi^),  Violle^)^  Crova^)  und  Ericsson^). 

1)  Comptes  Rendüs.  Tome  7,  p.  24. 

2)  Bollettino  deirosserv.  del  Collegio  Romano.   1863,  p.  19. 

3)  Comptes  Rendns.  Tome  78,  p.  1425;  t.  82,  p.  729  nnd  896. 

4)  Crova,  Mesures  de  TintenBit^  calorifiqne  des  radiations  solaires  et  de  lenr 
absfiirption  par  Tatmosph^re  terrestre  (Ji^m.  de  Tacad.  des  sciences  et  lettre»  de 
Montpellier).   Paris  1876. 

5)  Nature.    Vol.  4,  p.  204  u.  449;  Vol.  5,  p.  287,  344,  505;  Vol.  12,  p.  517. 
Müller,  Photometrie  der  Qestime.  ]9 


290  II-  ^^^  photometrischen  Apparate. 

b.    Das  Langley'sche  Bolometer. 

Die  vorhergenannten  Apparate  zur  Messung  der  Lichtstrahlung  werden 
an  Empfindlichkeit  wesentlich  durch  das  vonLangley*)  erfundene  Bolo- 
meter Ubertroflfen,  welches  die  allergeringsten  Strahlungsänderungen  an- 
zeigt und  daher  vielleicht  auch  für  die  lichtschwachen  Himmelsobjecte 
nutzbar  zu  werden  verspricht.  Das  Bolometer  beruht  auf  der  bekannten 
Thatsache,  dass  sich  der  elektrische  Widerstand  in  dünnen  Metallstreifen 
unter  dem  Einflüsse  einer  Bestrahlung  ändert.  Es  besteht  aus  einer 
Wheatstone'schen  Brücke,  in  deren  beide  Zweige  je  ein  System  von 
dünnen  Eisen-  oder  Tlatinstreifen  eingeschaltet  ist.  Das  eine  dieser 
Systeme  wird  der  zu  untersuchenden  Strahlung  ausgesetzt.  Hierdurch 
vermehrt  sich  der  elektrische  Leitungswiderstand  im  entsprechenden 
Stromzweige,  und  das  Gleichgewicht  in  der  Wheatstone'schen  Brücke  wird 
gestört.  Das  in  diese  Brücke  eingeschaltete  Galvanometer,  welches  sich 
bei  gleicher  Temperatur  der  beiden  Streifensysteme  in  Ruhe  befindet, 
wird  nun  bei  Verschiedenheit  des  Leitungswiderstandes  einen  Ausschlag 
zeigen,  und  die  Grösse  dieses  Ausschlages  ist  ein  Mass  für  die  Intensität 
der  ausgeübten  Strahlungswirkung.  Langley  hat  mit  diesem  empfind- 
lichen Instrumente  seine  epochemachenden  Untersuchungen  über  die  Ver- 
theilung  der  Energie  im  Diffractionsspectrum  der  Sonne  ausgeführt,  und 
es  ist  ihm  gelungen,  die  Strahlungswirkungen  nicht  nur  in  allen  Theilen 
des  sichtbaren  Spectrums,  sondern  auch  bis  weit  über  die  Grenzen  des- 
selben hinaus  zu  bestimmen.  Das  kleine  Instrument,  dessen  Behandlung 
allerdings  wegen  verschiedener  Fehlerquellen  die  alleräusserste  Vorsicht 
erfordert,  ist  in  jüngster  Zeit  noch  in  mancher  Hinsicht  verfeinert  worden'^]. 


c.    Das  Boys'sche  Radiomikrometer. 

Von  Boys^)  ist  zur  Messung  sehr  schwacher  Strahlungen  ein  Instru- 
ment construirt  worden,  bei  welchem  ein  empfindliches  Thermoelement 
zur  Verwendung  kommt.  Dieses  Element  besteht  im  Wesentlichen  aus 
einem  Rahmen,  gebildet  von  sehr  schmalen  Lamellen  aus  Antimon  und 
Wismuth,  die  mit  ihren  unteren  Enden  an  ein  dünnes  Kupferscheibchen 
gelöthet  sind,  während  die  oberen  Enden  durch  einen  gekrümmten  Kupfer- 
draht miteinander  verbunden  sind.    Der  Rahmen  hängt  an  einem  dünnen 


1)  Proc.  of  the  Amer.  Acad.  of  arts  und  sciences.    Vol.  16  (1880—81),  p.  342. 

2)  Wiedem.  Annalen.    Bd.  4(i,  p.  204. 

3)  Proc.  of  the  R.  Soc.  of  London.    Vol.  42,  p.  189.   Ausserdem  Phil.  Trans,  of 
the  R.  Soc.  of  London.    1889  A,  p.  159. 


Das  Crookes'sche  Radiometer  nnd  das  Z(51Iner'Bohe  Scalenphotometer.      291 

Quarzfaden  zwischen  den  Polen  eines  kräftigen  Magneten.  Wird  die  Löth- 
stelle  von  einer  Strahlung  getroffen,  so  tritt  der  erzeugte  Thermostrom 
mit  dem  magnetischen  Felde  in  Wechselwirkung,  und  der  Rahmen  er- 
hält daher  eine  Ablenkung  aus  der  Ruhelage,  welche  der  Strahlungs- 
intensität proportional  ist.  Eine  einfache  Spiegelablesung  mit  Scala  giebt 
den  Betrag  der  Drehung  an.  Das  Instrument  hat  neben  hoher  Empfind- 
lichkeit noch  den  Vortheil,  dass  es  von  den  störenden  Einwirkungen  der 
äusseren  Temperatur  und  des  äusseren  Magnetismus  unabhängig  ist.  Boys 
hat  dasselbe  zu  Versuchen  über  die  vom  Monde,  von  Planeten  und  hellen 
Fixsternen  ausgehende  Strahlungsintensität  benutzt  i)  und  ist  dabei  im 
Gegensatze  zu  anderen  Beobachtern  zu  dem  Resultate  gekommen,  dass 
sich  eine  Stemenstrahlung  nicht  mit  Sicherheit  nachweisen  lässt. 


d.    Das  Crookes'sche  Radiometer  und  das  Zöllner'sche 
Scalenphotometer. 

Ein  gewisses  Aufsehen  hat  das  vonCrookes^)  erfundene  Radiometer 
erregt,  bei  welchem  die  von  einer  Lichtquelle  ausgesandte  Strahlung  direct 
in  Bewegung  umgesetzt  wird.  Ein  vierarmiges  Kreuz  aus  Aluminium- 
draht ruht  mittelst  eines  Glashütchens  auf  einer  feinen  Spitze.  An  jedem 
Arme  ist  ein  Blättchen  aus  Glimmer  befestigt,  welches  auf  der  einen  Seite 
mit  Russ  überzogen  ist;  die  schwarzen  Seiten  aller  vier  Blättchen  sind 
nach  derselben  Drehungsrichtung  hingewandt.  Die  ganze  Vorrichtung  be- 
findet sich  innerhalb  einer  Glaskugel,  in  welcher  die  Luft  ausserordentlich 
verdünnt  worden  ist.  Unter  der  Einwirkung  einer  Lichtstrahlung  beginnt 
das  Kreuz  zu  rotiren  und  zwar  stets  in  solchem  Sinne,  dass  die  nicht 
berussten  Flächen  vorangehen.  Die  Bewegung  ist  um  so  schneller,  je 
stärker  die  Strahlung  ist,  und  durch  die  verschiedenartigsten  Versuche 
ist  nachgewiesen,  dass  die  Rotationsgeschwindigkeit  direct  der  Strahlungs- 
intensität proportional  ist.  Zöllner^)  hat  nach  dem  Crookes'schen  Princip 
ein  sehr  compendiöses  Instrument  construirt,  dem  er  den  Namen  Scalen- 
photometer gegeben  hat,  und  bei  dem  das  Radiometerkreuz  wie  bei 
einer  Drehwage  an  einem  Coconfaden  aufgehängt  ist.  Massgebend  flir 
die  Schnelligkeit  der  Drehung  ist  der  Grad  der  Verdünnung  der  in  dem 
Glasrecipienten  enthaltenen  Luft;  im  Allgemeinen  steigert  sich  die  Em- 
pfindlichkeit  mit   zunehmender   Verdünnung,   jedoch   nur  bis    zu   einer 


1)  Proc.  of  the  R.  See.  of  London.    Vol.  47,  p.  480. 

2)  Phil.  Trans,  of  the  R.  Soc.  of  London.    1873,  p.  277. 

3)  Zöllner,  Das  Scalen-Photometer,  «in  neues  Instrument  zur  mechanischen 
Messung  des  Lichtes  etc.    Leipzig,  1879. 

19* 


292  II-  Bio  photometriBohen  Apparate. 

gewissen  Grenze.  Ferner  wird  die  Beweglichkeit  nm  so  grösser,  je  un- 
gleichartiger die  beiden  Seiten  der  Radiometerflügel  in  Betreflf  ihres 
Strahlungsvermögens  sind.  Lampenruss  und  Versilberung  sind  die  wirk- 
samsten Contraste;  bei  gleicher  Beschaffenheit  der  Seiten  findet  überhaupt 
keine  Drehung  statt. 

Lässt  man  nur  Strahlen  von  bestimmter  Brechbarkeit  auf  das  Radio- 
meter einwirken,  so  findet  man,  dass  die  Bewegungsgeschwindigkeit  um 
so  grösser  wird,  je  weniger  brechbar  die  Strahlen  sind,  ein  Beweis,  dass 
die  thermischen  Wirkungen  den  hauptsächlichsten  Einfluss  auf  die  Vor- 
gänge ausüben.  Meistens  nimmt  man  zur  Erklärung  der  Erscheinungen 
die  kinetische  Gastheorie  zur  Hülfe,  nach  welcher  die  einzelnen  Moleküle 
eines  Gases  in  rascher  Bewegung  nach  allen  Richtungen  begriffen  sind 
und  daher  theils  gegeneinander,  theils  gegen  die  umgebenden  Geföss- 
wände  und  andere  Hindemisse  anprallen  und  zurückgestossen  werden. 
An  den  höher  erwärmten  geschwärzten  Flächen  werden  die  Moleküle 
häufiger  zurückgeworfen  als  an  den  nicht  geschwärzten,  und  dadurch 
wird  die  Reaction  auf  die  beweglichen  Blättchen  bestimmt.  Obgleich 
diese  Hypothese  nicht  alle  Einzelheiten  der  Erscheinung  erklärt,  so  ver- 
dient sie  doch  vor  vielen  anderen  weit  complicirteren  Hypothesen  den 
Vorzug. 


2.    Apparate  zur  Messung  der  ehemischen  Wirkungen  des  Lichtes. 

a.    Das  chemische  Photometer  von  Bunsen  und  Roscoe. 

Von  der  schon  früher  bekannten  Fähigkeit  des  Lichtes,  chemische 
Veränderungen  hervorzubringen,  ist  mehrfach  zu  Strahlungsmessungen 
Gebrauch  gemacht  worden.  Nachdem  im  Jahre  1843  Drap  er  einen  Ap- 
parat construirt  hatte,  bei  welchem  die  Strahlungsintensität  aus  der  Wirkung 
des  Lichtes  auf  ein  Gemenge  von  Chlor  und  Wasserstoff  bestimmt  wurde, 
ist  diese  Methode  von  Bunsen  und  Roscoe')  weiter  ausgebildet  und 
vervollkommnet  worden.  Das  von  ihnen  construirte  chemische  Photometer 
ist  eine  thermometerartige  Vorrichtung,  bestehend  aus  einem  kleinen  zum 
Auffangen  der  Strahlung  bestimmten  Gefässe,  einem  dünnen  mit  Scala 
versehenen  Rohre  und  einem  grösseren  Behältnisse  am  anderen  Ende.  Dieses 
Behältniss  und  ein  Theil  des  kleinen  Gefässes  sind  mit  Wasser  gefüllt. 
Durch  das  Ganze  wird  mittelst  eines  besonderen  Verfahrens  ein  Gemenge 


1}  Pogg.  Annalen.  Bd.  96,  p.  373;  Bd.  100,  p.  43  u.  481;  Bd.  101,  p.  235;  Bd.  108, 
p.  193;  Bd.  117,  p.  529. 


Das  Selenphotometer.  293 

von  gleichen  Volumtheilen  Chlor  nnd  Wasserstoff  so  lange  hindurch- 
geleitet, bis  die  Flüssigkeiten  vollständig  gesättigt  sind  und  der  übrige 
Saum  damit  erfüllt  ist.  Wird  nun  das  Insolationsgefäss  allein  dem  Lichte 
exponirt,  so  verbindet  sich  unter  der  Einwirkung  desselben  der  Wasser- 
stoff mit  dem  Chlor  zu  Salzsäure,  und  da  diese  von  dem  Wasser  im  Ge- 
fässe  absorbirt  wird,  so  bewirkt  die  Volumverminderung  des  Gasgemenges 
ein  Vorrücken  der  Flüssigkeit  aus  dem  grösseren  Behälter  in  das  Scalen- 
rohr.  Aus  der  Grösse  der  Verschiebung  lässt  sich  die  Stärke  der  Licht- 
wirkung bestimmen,  und  zwar  folgt  aus  zahlreichen  Versuchen,  dass  die 
chemische  Wirkung  (d.  h.  die  Volumveränderung  des  Gases)  direct  der 
Intensität  der  Strahlung  proportional  ist.  Dabei  sind  freilich  eine  Menge 
von  Nebenumständen  zu  beachten,  insbesondere  ist  darauf  Rücksicht  zu 
nehmen,  dass  der  Beginn  des  Processes  eine  gewisse  Zeit  verlangt,  die 
von  der  Lichtstärke  abhängt,  und  dass  ebenso  wieder  von  dem  Beginn  der 
chemischen  Wirkung  bis  zur  Erreichung  des  Maximums  eine  Zeit  vergeht, 
deren  Dauer  mit  der  Intensität  der  Strahlung  variirt.  Auf  diese  und 
andere  damit  zusammenhängende  Fragen  kann  hier  nicht  näher  einge- 
gangen werden. 

b.    Das  Selenphotometer. 

Das  krystallinische  Selen  besitzt  die  merkwürdige  Eigenschaft,  unter 
Einwirkung  des  Lichtes  die  Elektricität  besser  zu  leiten  als  im  Dunklen. 
Dieses  Verhalten  des  Selens  ist  zuerst  von  Säle*),  dann  besonders  ein- 
gehend von  Siemens*^)  studirt  worden,  und  es  sind  mehrfach  Versuche 
gemacht  worden,  dasselbe  zur  Construction  von  Photometern  zu  ver- 
werthen.  Ein  vollständiger  Erfolg  ist  bisher  nicht  zu  erzielen  gewesen, 
hauptsächlich  wegen  der  Unbeständigkeit  der  Erschemungen.  Eine  längere 
Dauer  der  Belichtung  hat  nämlich  Qine  Abnahme  der  Wirkung,  eine  »Er- 
müdung« der  Substanz  zur  Folge,  und  ein  ähnlicher  Effect  wird  durch 
allzu  intensive  Lichtstrahlungen  hervorgebracht,  femer  wird  durch  die  ge- 
ringste Verunreinigung  des  Selens  mit  anderen  Metallen  die  Lichtempfind- 
lichkeit vermindert.  Nach  den  Untersuchungen  von  Siemens  nimmt  die 
ieitungsfähigkeit  nicht  proportional  der  Lichtstärke  selbst  zu,  sondern 
nahezu  proportional  der  Quadratwurzel  aus  derselben.  Die  Wirkung  geht 
hauptsächlich  von  den  sichtbaren  Strahlen  des  Spectrums  aus;  sie  beginnt 
mit  dem  Violett,  steigt  von  da  ziemlich  gleichmässig  bis  zum  Roth,  ist 
noch    im  Ultraroth   zu    constatiren,    verschwindet   aber   darüber   hinaus. 


1)  Proc.  of  the  R.  8oc.  of  London.    Vol.  21,  p.  283. 

2)  Monateb.  der  K.  Preuss.  Akad.  der  Wiss.  1875,  p.  280;  1876,  p.  95;  1877,  p.  299. 


294  II-  Die  photometrischen  Apparate. 

Siemens  erklärt  die  Erscheinungen  dadurch,  dass  die  Lichtstrahlen  direct 
eine  Molekularveränderung  des  Selens  hervorbringen,  indem  sie  das 
krystallinische  Selen  zu  metallischem,  viel  besser  leitendem  reduciren; 
nach  Aufhören  der  Beleuchtung  bildet  sich  die  metallische  Selenoberfläche 
wieder  in  krystallinisches  Selen  zurück. 

Siemens  hat  noch  auf  eine  andere  eigenthümliche  Eigenschaft  des 
Selens  im  Verhalten  gegen  die  Lichtstrahlen  aufmerksam  gemacht').  Er 
hat  nämlich  gefunden,  dass  manche  Selenplatten  bei  der  Beleuchtung 
nicht  besser  leitend  werden,  dagegen  selbst  elektromotorisch  wirken,  als 
ob  die  Energie  des  Lichtes  unmittelbar  in  elektrische  Energie  umgewandelt 
würde.  Die  auffallende  Erscheinung  ist  in  neuerer  Zeit  von  Minchin^) 
weiter  verfolgt  worden.  Derselbe  hat  photoelektrische  Elemente,  ähnlich 
den  galvanischen  Elementen,  construirt,  bestehend  aus  Selen,  Aluminium 
und  einer  Flüssigkeit.  Im  Dunklen  zeigen  dieselben  keinerlei  Wirkungen, 
dagegen  entwickeln  sie  bei  Belichtung  des  Selens  eine  elektromotorische 
Kraft,  die  mittelst  eines  empfindlichen  Elektrometers  gemessen  werden 
kann.  Die  einwirkende  Lichtquantität  ist  direct  dem  Quadrate  der  beob- 
achteten elektromotorischen  Kraft  proportional.  Minchin  hat  in  aller- 
jüngster  Zeit  3)  solche  photoelektrischen  Elemente  in  einem  grossen  Tele- 
skop an  Stelle  des  Oculares  angebracht  und  versucht,  mittelst  derselben 
die  von  den  Sternen  ausgehende  Energie  zu  bestimmen.  Bei  der  Ver- 
gleichung  gleich  gefärbter  Sterne  zeigen  seine  Resultate  eine  vollkommene 
Übereinstimmung  mit  den  Ergebnissen  der  photometrischen  Messungen. 
Eine  weitere  Ausbildung  der  im  hohen  Grade  beachtenswerthen  photo- 
elektrischen Methode  könnte  für  die  ganze  Photometrie  des  Fixstemhimmels 
bedeutungsvoll  werden. 

c.    Die  Photographie  als  photometrisches  Hülfsmittel. 

Bald  nachdem  durch  die  epochemachende  Entdeckung  Daguerres 
;im  Jahre  1839)  die  Möglichkeit  gegeben  war,  das  auf  einer  jodirten 
Silberplatte  unter  Einwirkung  des  Lichtes  erzeugte  latente  Bild  durch  Be- 
handlung mit  Quecksilberdämpfen  hervorzurufen  und  dauernd  auf  der  Platte 
zu  erhalten,  tauchte  der  Gedanke  auf,  das  neue  Verfahren  auch  zu  quanti- 
tativen Lichtmessungen  nutzbar  zu  machen.  Arago  ist  wohl  der  Erste 
gewesen,  welcher  auf  die  Bedeutung  der  Photographie  für  Lichtmessungen 
hingewiesen  hat,  und  auf  seinen  Einfluss  sind  auch  die  ersten  gründlichen 


1)  Sitzungsber.  der  K.  Preuss.  Akad.  der  WIbb.  1885,  p.  147. 

2)  Philos.  Mag.  Ser.  5,  Vol.  31,  p.  207. 

3)  Natare.    Vol.  49,  p.  270;  Vol.  52,  p.  246.  —   AuBserdem  Proc.  of  the  R.  Soc. 
of  London.    Vol.  58,  p.  142. 


Die  Photographie  als  photometxiBches  HttÜBmittel.  ,  295 

Untersuchungen  auf  diesem  Gebiete  zurückzuführen,  die  im  Jahre  1844 
von  Fizeau  und  Foucault')  angestellt  worden  sind.  Diese  gingen  von 
dem  durchaus  plausibel  erscheinenden  Grundsatze  aus^  dass  die  von  einer 
Lichtquelle  auf  einer  empfindlichen  Platte  geleistete  Arbeit,  die  sich  in 
der  Zersetzung  der  Schicht  bemerkbar  macht,  direct  proportional  sein 
müsse  der  ursprünglichen  Intensität  der  Lichtquelle  und  femer  der  Zeit- 
dauer der  Belichtung.  Hat  man  also  verschiedene  Lichtquellen,  welche 
mit  den  Intensitäten  ^\,  i^^  ^3  •  .  .  auf  eine  Platte  einwirken,  und  bei  den 
Expositionszeiten  ^, ,  ^4,  t^  ...  dieselbe  Arbeit  auf  der  empfindlichen 
Schicht  ausüben,  so  ist  nach  dem  obigen  Grundsatze: 

i^  t^  =  i^t^  =z  i^t^  z=  .  ,  , ',      allgemein:  it  =  const. 

Man  findet  also  flir  zwei  zu  untersuchende  Lichtquellen  das  Intensitäts- 

verhältniss  -r^,   nachdem  die  Expositionszeiten  t^  und  t^  bestimmt   sind, 

bei  denen  von  ihnen  der  gleiche  EflFect  auf  der  Platte  hervorgebracht 
wird,  aus  der  Gleichung: 

i  =  A  . 

Um  ein  für  alle  Male  einen  bestimmten  Grad  der  Veränderung  in  den 
benutzten  Jodsilberplatten  als  Fixpunkt  für  die  Lichtvergleichungen  zu 
normiren,  wählten  Fizeau  und  Foucault  denjenigen  Moment,  wo  die 
empfindliche  Schicht  die  Quecksilberdämpfe  gerade  zu  verdichten  beginnt, 
wo  also  das  photographische  Bild  zu  entstehen  anföngt.  Ihre  Licht- 
messungen geschahen  in  der  Weise,  dass  sie  das  in  einer  Camera  ent- 
worfene Bild  einer  Lichtquelle  nacheinander  auf  verschiedene  Stellen  der- 
selben Platte  einwirken  Hessen,  wobei  sie  jedesmal  die  Expositionszeit 
um  kleine  Beträge  veränderten.  Ebenso  verfuhren  sie  mit  einer  zweiten 
Lichtquelle,  und  indem  sie  nun  in  beiden  Reihen  von  Aufnahmen  den- 
jenigen Punkt  bestimmten,  wo  bei  der  Entwicklung  das  Bild  gerade  zu 
entstehen  begann,  erhielten  sie  aus  dem  Verhältnisse  der  zugehörigen  Ex- 
positionszeiten nach  der  obigen  Gleichung  das  Intensitätsverhältniss  der 
beiden  Lichtquellen.  Die  Untersuchungen  von  Fizeau  und  Foucault 
erstreckten  sich  auf  das  Licht  der  Sonne,  auf  das  elektrische  Kohlenlicht 
und  auf  das  Kalklicht  und  lieferten  unter  Anderem  das  interessante  Re- 
sultat, dass  für  diese  Lichtquellen  die  chemischen  Intensitäten  den  op- 
tischen gleich  seien.  Bei  den  Mängeln,  die  den  Daguerreotypieplatten 
anhaften,  sind  die  Lichtmessungen  von  Fizeau  und  Foucault  nur  als 
erste  Versuche  in  dieser  Richtung  zu  betrachten,  die  auf  grosse  Genauig- 


1)  Comptes  ReBduB.   Tome  18,  p.  746  n.  860. 


296  II-   Die  photometrischen  Apparate. 

keit  keinen  Ansprach  machen  können.  Es  ist  übrigens  von  grossem  In- 
teresse, dass  die  beiden  französischen  Gelehrten  in  der  citirten  Abhand- 
Inng  bereits  durch  besondere  Versuche  nachgewiesen  haben,  dass  das  von 
ihnen  benutzte  Gesetz  von  dem  reciproken  Verhältniss  der  Expositions- 
zeiten und  Intensitäten  zweier  Lichtquellen  bei  gleicher  chemischen  Wir- 
kung nur  innerhalb  beschränkter  Grenzen  Gültigkeit  hat,  und  zwar  dass 
Abweichungen  von  diesem  Gesetze  schon  bemerkbar  werden,  wenn  das  Ver- 
hältniss der  Intensitäten  oder  Expositionszeiten  das  Zehnfache  übersteigt. 
Ajistatt  der  jodirten  Silberplatten  versuchte  man  unmittelbar  nach  der 
Entdeckung  der  Daguerreotypie  auch  das  billiger  herzustellende  Chlor- 
silberpapier zu  Messungen  der  chemischen  Lichtstärke  zu  benutzen.  Es 
sind  Untersuchungen  von  Jordan,  Hunt,  Herschel  und  Anderen  in 
dieser  Richtung  bekannt,  die  aber  zu  keinen  befriedigenden  Resultaten 
führten,  weil  es  nicht  gelang,  ein  photographisches  Papier  von  vollkommen 
gleich  bleibender  Empfindlichkeit  herzustellen,  sowie  eine  gesetzmässige 
Abhängigkeit  der  Schwärzung  des  Papiers  von  der  Intensität  und  Ex- 
positionsdauer aufzufinden.  Erst  Bunsen  und  Roscoe')  haben  die  Methode 
80  weit  vervollkommnet,  dass  sie  zu  exacten  Messungen  brauchbar  ge- 
worden ist.  Durch  zahlreiche  sehr  sorgfältige  Versuche  haben  sie  zunächst 
den  Satz  bewiesen,  »dass  innerhalb  sehr  weiter  Grenzen  (Änderang  der 
Intensität  um  das  25  fache)  gleichen  Producten  aus  Lichtintensität  und 
Beiich timgsdauer  gleiche  Schwärzungen  auf  Chlorsilberpapier  von  gleicher 
Sensibilität  entsprechen«.  Die  Einschränkungen,  welchen  dieses  Gesetz 
nach  den  Untersuchungen  von  Fizeau  und  Foucault  bei  den  Daguerreo-r 
typieplatten  unterworfen  ist,  und  welche  nach  den  neuesten  Untersuchungen 
auch  für  die  photographischen  Trockenplatten  gültig  sind,  kommen  also 
bei  den  lichtempfindlichen  mit  Chlorsilber  getränkten  Papieren  in  Wegfall. 
Besonderen  Fleiss  haben  Bunsen  und  Roscoe  auf  die  Herstellung  eines 
unveränderlichen  photographischen  Normalpapieres  verwandt,  und  ihre 
Versuche  zeigen,  dass  es  in  der  That  möglich  ist,  ein  solches  Papier  von 
hinlänglich  constant  bleibender  Lichtempfindlichkeit  zu  bereiten.  Um 
femer  bei  der  Beurtheilung  des  Schwärzungsgrades  einen  bestimmten  un- 
veränderlichen Farbenton  als  Ausgangspunkt  benutzen  zu  können,  der 
jederzeit  auch  leicht  wieder  hergestellt  werden  kann,  bereiteten  sie  eine 
Mischung  von  1000  Theilen  Zinkoxyd  und  1  Theil  reinen  Lampenruss, 
die  auf  Papier  aufgetragen  sich  als  eine  Normalschwärze  von  gleicher 
und  unveränderlicher  BcschaflFenheit  erwies.  Als  willkürliche  Masseinheit 
für  alle  ihre  photometrischen  Bestimmungen  legten  Bunsen  und  Roscoe 


1}  Phil  Trans,  of  the  R.  See.  of  London.     1863,   p.   139.   —    Pogg.  Annalen. 
Bd.  117,  p.  529. 


Die  Photographie  als  photometrisches  Httlfsmittel.  297 

diejenige  Lichtintensität  zu  Grunde,  welche  in  einer ^Secunde  auf  dem 
Normalpapier  die  Normalschwärze  hervorbringt. 

Bunsen  und  Roscoe  haben  ihre  photometrische  Methode,  die  einer 
beträchtlichen  Genauigkeit  fähig  ist,  hauptsächlich  zu  Messungen  der 
chemischen  Intensität  des  Tageslichtes  an  Terschiedenen  Beobachtungs- 
orten und  zur  Aufsuchung  der  Beziehung  zwischen  Sonnenhöhe  und  Tages- 
licht angewandt,  ausserdem  hat  Roscoe*)  nach  dieser  Methode  Be- 
stimmungen der  chemischen  Helligkeit  an  verschiedenen  Stellen  der 
Sonnenoberfläche  ausgeführt.  Dass  das  Verfahren  in  der  Astronomie 
keine  weitere  Verbreitung  gefunden  hat,  liegt  wohl,  abgesehen  von  der 
Umständlichkeit,  die  mit  der  Herstellung  des  photographischen  Normal- 
papieres  verbunden  ist,  besonders  daran,  dass  bei  sehr  schwachen  Licht- 
eindrücken die  Empfindlichkeit  nicht  ausreichend  ist,  um  genaue  Be- 
stimmungen zu  ermöglichen.  Für  die  technische  Photographie  sind  dagegen 
die  Untersuchungen  von  Bunsen  und  Roscoe  von  der  grössten  Bedeutung 
gewesen,  weil  ihr  Verfahren  vorbildlich  geworden  ist  für  die  Construction 
einer  ganzen  Reihe  von  sogenannten  chemischen  Photometem  und  Sensi- 
tometem. 

Während  Fize au  und  Foucault,  ebenso  Bunsen  und  Roscoe  von 
den  Himmelskörpern  nur  die  Sonne  in  den  Bereich  ihrer  Untersuchungen 
zogen,  wandten  Bond 2)  nnd  nach  ihm  Warren  de  la  Rue^)  bereits 
in  den  fünfziger  Jahren  die  Photographie  auch  zu  quantitativen  Bestim- 
mungen am  Monde  und  an  den  helleren  Planeten  an.  Sie  machten  anfangs 
auf  Daguerreotypie-,  dann  auf  Collodiumplatten  die  ersten  gelungenen 
Aufnahmen  von  diesen  Himmelskörpern  und  schlössen  aus  den  Expositions- 
zeiten, die  erforderlich  waren,  um  fertige  Negative  zu  erlangen,  auf  die 
chemischen  Intensitätsverhältnisse  dieser  Gestirne.  So  erhielt  Bond  die 
ersten,  wenn  auch  nicht  sehr  zuverlässigen  Werthe  für  das  photographische 
Helligkeitsverhältniss  von  Sonne  zu  Mond  und  von  Mond  zu  Venus,  Jupiter 
und  Saturn  und  fand  unter  Anderem  in  Übereinstimmung  mit  Warren 
de  la  Rue  das  bemerkenswerthe  Resultat,  dass  Jupiter  von  einer  be- 
stimmten Menge  auffallenden  Sonnenlichtes  einen  viel  grösseren  Theil  der 
chemischen  Strahlen  reflectirt  als  der  Mond.  Femer  ergaben  sich  aus 
diesen  Photographien  interessante  Aufschlüsse  über  die  Vertheilung  der 
Helligkeit  auf  den  sichtbaren  Scheiben  dieser  Himmelskörper;  so  zeigte 
sich  Jupiter  im  Ceutrum  der  Scheibe  beträchtlich  heller  als  am  Rande, 
während  beim  Mond  eine  Zunahme  der  Helligkeit  von  der  Mitte  nach 
dem  Rande  hin  angedeutet  war.    Es  ist  merkwürdig,  dass  die  Bond'schen 

1)  Proc.  of  the  R.  Soc  of  London.    Vol.  12,  p.  648. 

2j  Memoirs  of  the  American  Acad.  New  Series.    Vol.  8,  p.  221. 

:\)  Monthly  Notices.    Vol.  18,  p.  54. 


298  I^*   1^16  photometrischeB  Apparate. 

Versuche  in  die^r  Richtung  später  nicht  weiter  verfolgt  und  zu  ge- 
naueren Messungen  der  Helligkeitsvertheilung  auf  Pianetenscheiben  aus- 
gebildet worden  sind;  gerade  auf  diesem  Gebiete  könnte  die  Photographie 
ein  sehr  werthvoUes  Hülfsmittel  für  die  Photometrie  werden. 

Der  Gedanke,  auch  die  Helligkeiten  der  Fixsterne  auf  photogra- 
phischem Wege  zu  ermitteln,  ist  ebenfalls  von  Bond')  zuerst  angeregt 
worden.  Er  fand,  dass  die  Durchmesser  der  in  der  Focalebene  eines 
Fernrohrs  auf  einer  photographischen  Platte  erzeugten  Sternscheibcheu 
je  nach  der  Expositionszeit  verschieden  gross  waren,  und  folgerte  daraus, 
dass  Durchmesserbestimmungen  verschiedener  Sterne  auf  derselben  Platte 
ein  Mass  für  ihre  relativen  Helligkeiten  liefern  mtissten.  Die  wich- 
tigsten Resultate,  zu  denen  Bond  durch  die  Discussion  einer  grossen 
Zahl  von  Stemaufnahmen  geführt  wurde,  gipfeln  in  den  folgenden  Sätzen : 
1)  »Das  erste  Bild  eines  Sternes  entsteht  auf  der  photographischen  Platte 
ganz  plötzlich,  und  dieser  Moment  kann  mit  grosser  Genauigkeit  fest- 
gestellt werden.«  2)  »Der  Flächeninhalt  eines  Stemscheibchens  nimmt 
direct  proportional  der  Expositionszeit  zu.«  3)  »Für  jeden  Stern  und 
jede  Platte  gilt  die  empirische  Gleichung:  Pt -\-  Q  =  y'^y  wo  y  der  zur 
Expositionszeit  t  gehörige  Durchmesser  des  photographischen  Scheibchens 
ist  und  Q  eine  Constante  bedeutet.  Wendet  man  diese  Gleichung  auf 
Sterne  von  verschiedener  Helligkeit  an,  so  können  die  daraus  abgeleiteten 
Werthe  von  P  ein  Mass  für  die  photographische  Intensität  derselben 
abgeben.« 

Bond  hat  durch  seine  wichtigen  Untersuchungen  zweifellos  den 
Grund  zu  einer  exacten  photographischen  Photometrie  der  Fixsterne  ge- 
legt, und  es  ist  fast  imbegreiflich,  dass  seine  Vorschläge  bis  in  die  Neu- 
zeit gänzlich  unbeachtet  geblieben  sind,  ja  so  vollständig  in  Vergessen- 
heit gerathen  konnten,  dass  die  meisten  Ergebnisse,  zu  denen  er  bereits 
in  den  Jahren  1857  und  1858  gelangt  war,  ganz  von  Neuem  hergeleitet 
werden  mussten. 

Der  Erste,  der  nach  Bond  das  Problem  der  photographischen  Fix- 
sternhelligkeiten, und  zwar  auf  einem  ganz  anderen  Wege,  in  Angi-ifl 
nahm,  war  Janssen-).  Er  hatte  dabei  das  specielle  Ziel  im  Auge, 
das  Intensitätsverhältniss  der  Sonne  zu  den  helleren  Fixsternen  zu 
ermitteln,  und  construirte  zu  diesem  Zwecke  ein  Instrument,  welches 
er  photographisches  Photometer  nannte,  und  welches  dazu  be- 
stimmt war,  die  Beziehungen  festzulegen  zwischen  der  Intensität  der 
Strahlung  und  dem  Dichtigkeitsgrade  des  Silberniederschlages,  den  die- 


1)  ABtron.  Nachr.    Bd.  47,  Nr.  1105;  Bd.  48,  Nr.  1129;  Bd.  49,  Nr.  1158-1159. 
2}  Comptes  ßendus.    Tome  92,  p.  821. 


Die  Photographie  als  photometriBchee  Hülfsmittel.  299 

selbe  auf  der  Platte  hervorbringt.  Dieses  Photometer  besteht  im  Wesent- 
lichen aus  einer  Cassette,  welche  die  empfindliche  Platte  enthält.  Vor  der- 
selben wird  mit  Hülfe  eines  Uhrwerks,  oder  wenn  eine  sehr  grosse 
Schnelligkeit  erwünscht  ist,  mit  Hülfe  von  starken  Federn  ein  undurch- 
sichtiger mit  einer  Öflftiung  versehener  Schieber  mit  constanter  Geschwindig- 
keit vorbeigeführt.  Hat  die  Öffnung  die  Form  eines  Rechtecks,  so  wird 
die  Platte  überall  die  gleiche  Schwärzung  annehmen;  ist  die  Öffnung 
aber  ein  Dreieck,  welches  parallel  zu  der  einen  Seite  über  die  Platte 
hinwegbewegt  wird,  so  erscheint  dieselbe  an  demjenigen  Ende,  welches 
dieser  Seite  des  Dreiecks  entspricht,  dunkler  als  an  dem  entgegenge- 
setzten Ende,  wo  die  Spitze  des  Dreiecks  vorbeigeht,  und*  da  die  Be- 
wegung gleichförmig  ist,  so  wird  man  unter  Berücksichtigung  der  Dimen- 
sionen des  Dreiecks  für  jede  Stelle  der  Platte  den  Zusammenhang 
zwischen  Schwärzung  und  Intensität  finden.  Janssen  hat  mit  diesem 
Apparate  das  bereits  vonFizeau  und  Foucault  nachgewiesene  Resultat 
bestätigt,  wonach  die  Zunahme  der  Schwärzung  nicht  streng  proportional 
bleibt  der  Zunahme  der  Lichtintensität,  sobald  dieselbe  sehr  beträchtlich 
ist,  und  er  hat  daher,  um  diesen  Fehler  zu  corrigiren,  den  Seiten  der 
SchieberöfiFnung  eine  Curvenform  gegeben,  welche  die  gefundenen  Ab- 
weichungen berücksichtigt.  Mit  einem  solchen  corrigirten  Instrumente  hat 
Janssen  zahlreiche  Aufnahmen  der  Sonne  gemacht  und  auf  diese  Weise 
eine  Reihe  von  Sonnenscalen  erhalten.  Zur  Vergleichung  der  Fixsterne 
mit  der  Sonne  empfiehlt  er,  die  ersteren  in  einiger  Entfernung  von  der 
Focalebene  aufzunehmen,  die  so  erhaltenen  Scheibchen  mit  den  Sonnen- 
scalen zu  vergleichen  und  auf  denselben  den  Punkt  der  gleichen  Schwär- 
zung aufzusuchen.  Aus  den  zugehörigen  Zeiten  lässt  sich  dann  das 
photographische  Intensitätsverhältniss  der  betrefiFenden  Himmelskörper 
ennitteln,  wenn  noch  gebührende  Rücksicht  auf  den  Abstand  der  photo- 
graphischen Platte  von  der  Brennebene  bei  den  Fixstemaufnahmen  ge- 
nommen wird.  Eine  praktische  Anwendung  dieser  Methode  in  grösserem 
Umfange  scheint  weder  von  Janssen  noch  von  Anderen  versucht  worden 
zu  sein;  auch  ist  sehr  zweifelhaft,  ob  dieselbe  eine  hinreichende  Genauig- 
keit gestattet. 

Die  Frage  nach  den  photographischen  Fixstemhelligkeiten  trat  erst 
dauernd  in  den  Vordergrund  des  Interesses  bei  Gelegenheit  der  Vor- 
bereitungen und  der  ersten  Arbeiten  für  die  internationale  Himmelskarte, 
und  ist  auch  heute  noch  lange  nicht  als  abgeschlossen  zu  betrachten. 
Ganz  allgemein  wurde  bald  die  Methode  der  Durchmesserbestimmung  als 
die  bei  Weitem  beste  anerkannt.  Die  Vorbedingungen  für  die  Anwendung 
dieser  Methode  sind  heutzutage  viel  günstiger  als  zu  der  Zeit,  wo  Bond 
sie   zuerst   in  Vorschlag   brachte.      Durch    die   Construction   besonderer 


300  H-  Die  pbotometrisohen  Apparate. 

photographischer  Objective,  welche  speciell  ftir  die  chemisch  wirksamen 
Strahlen  achromatisirt  sind,  gelingt  es,  den  Stembildchen  auf  der  Platte 
vollkommen  scharf  begrenzte  regelmässige  Form  zu  geben.  In  dieser 
Beziehung  dürfte  der  Ausbildung  der  photographischen  Photometrie  kaum 
noch  ein  ernstes  Hinderniss  im  Wege  stehen,  zumal,  wenn  man  gewisse 
Vorsichtsmassregeln  nicht  ausser  Acht  lässt  und  namentlich  nicht  in  zu 
grossen  Abständen  von  der  optischen  Axe  auf  der  Platte  Messungen  aus- 
führt. Dass  die  Stemscheibchen  am  Rande  der  Platte  etwas  anders  aus- 
sehen, als  in  der  Mitte,  beruht,  abgesehen  von  unvermeidlichen  kleinen 
Mängeln  des  Objectivs,  schon  darauf,  dass  die  exacte  Abbildung  der 
Sterne  auf  öiner  Kugelfläche  erfolgt,  während  die  Platte  eben  ist.  Man 
hat  zwar,  um  diesem  Übelstande  zu  begegnen,  die  Benutzung  von  ge- 
krümmten Platten  vorgeschlagen;  indess  dürfte  dies  in  der  Praxis  aus 
verschiedenen  Gründen  schwer  ausführbar  sein.  Gewöhnlich  haben  die 
Bilder  am  Rande  der  Platte  eine  elliptische,  in  der  Richtung  nach  dem 
Centrum  der  Platte  zu  verlängerte  Form.  Es  empfiehlt  sich  daher,  wenn 
man  die  Randbilder  nicht  ganz  von  den  Helligkeitsbestimmungen  aus- 
schliessen  will,  die  Durchmesser  sowohl  in  der  radialen  als  in  der  dazu 
senkrechten  Richtung  zu  messen  und  die  Mittelwerthe  aus  beiden  Be- 
stimmungen zu  benutzen.  Bei  guten  photographischen  Objectiven  ist 
übrigens  der  Unterschied  in  der  Form  der  Stemscheibchen  bis  zu  nicht  un- 
beträchtlicher Entfernung  von  der  Mitte  der  Platte  kaum  merklich.  Im 
Allgemeinen  erhält  man  aus  Messungen  am  Rande  der  Platte  die  Hellig- 
keiten der  Sterne  etwas  zu  gross. 

Voraussetzung  ist  natürlich  bei  allen  photographisch-photometrischen 
Bestimmungen,  dass  die  Sternbilder  richtig  ausexponirt  sind.  Ist  die  Ex- 
positionszeit verhältnissmässig  sehr  gross,  so  werden  die  hellsten  Sterne 
überexponirt,  und  die  Begrenzung  der  Scheibchen  wird  darm  durch  ver- 
schiedene Ursachen,  insbesondere  durch  Reflexe  von  der  Rückseite  der  Platte, 
unscharf  und  verwaschen.  Dagegen  wird  bei  sehr  schwachen  unterexponirten 
Sternen  infolge  der  kleinen  Mängel  des  Objectivs,  ferner  infolge  der  nicht 
in  aller  Strenge  erreichbaren  exacten  Focussirung  und  anderer  Ursachen 
der  erste  Bildeindruck  auf  der  Platte  verhältnissmässig  einen  zu  grossen 
Durchmesser  haben,  jedoch  nicht  vollständig  schwarz  erscheinen.  Es  ist 
daher  nicht  gerathen,  die  Helligkeiten  der  schwächsten  sowohl  als  der 
hellsten  Sterne  auf  einer  Platte  aus  den  Durchmesserbestimmungen  zu 
ermitteln,  und  man  wird  sich  am  Besten  auf  ein  gewisses  Helligkeits- 
intervall, über  dessen  Grenzen  bei  jedem  Objective  die  Erfahrung  ent- 
scheiden muss,  beschränken. 

Während  Bond  bei  seinen  Helligkeitsmessungen  im  hohen  Grade 
von  den  Mängeln  der  damaligen  photographischen  Verfahren,  insbesondere 


Die  Photographie  als  photometrischeB  IIUlfBmittel.  301 

auch  von  den  Unvollkommenheiten  der  Dagnerreotypieplatten  und  der  Collo- 
diumplatten  abhängig  war,  ist  heute  in  dieser  Beziehung  bei  den  ausser- 
ordentlichen Fortschritten  der  photographischen  Technik  so  gut  wie  keine 
Gefahr  mehr  zu  befürchten.  Die  trockenen  Bromsilber -Gelatineplatten 
werden  in  den  verschiedenen  renonmiirten  Fabriken,  sowohl  was  Gleich- 
mässigkeit  der  empfindlichen  Schicht  als  deren  Feinheit  anbetriflft,  in 
solcher  Güte  hergestellt,  dass  man  sogar  Aufiiahmen  auf  verschiedenen 
Platten  derselben  Emulsion  unbedenklich  zu  vergleichenden  Helligkeits- 
bestimmungen benutzen  kann,  wenn  man  nicht  gerade  die  höchsten  An- 
forderungen an  Genauigkeit  stellt.  Selbstverständlich  muss  die  Ent- 
wickelung  solcher  Aufiiahmen  unter  genau  gleichen  Bedingungen  erfolgen, 
und  die  Aufnahmen  dürfen  zeitlich  nicht  allzu  weit  auseinander  liegen, 
weil  erfahrungsmässig  die  Empfindlichkeit  der  Platten  bei  längerer  Auf- 
bewahrung sich  allmählich  etwas  verändert.  Da  man  in  neuerer  Zeit 
photographische  Platten  hergestellt  hat,  die  nicht  nur  für  die  violetten 
und  ultravioletten,  sondern  auch  für  andere  Strahlen  des  Spectrums 
empfindlich  sind,  so  liegt  der  Gedanke  nahe,  solche  Platten  zur  photo- 
graphischen Photometrie  zu  verwenden.  Wenn  es  gelänge,  einen  Sensi- 
bilisator  zu  finden,  der  die  Platten  gerade  nur  für  die  im  Auge  wirk- 
samen Strahlen  empfänglich  macht,  so  würde  die  Platte  unmittelbar  das 
menschliche  Auge  vertreten,  und  die  photographischen  Helligkeiten  wären 
direct  mit  den  optischen  vergleichbar.  Vorläufig  ist  dieses  Ziel  noch 
nicht  erreicht,  und  es  bereitet  insbesondere  Schwierigkeit,  orthochroma- 
tische Platten  von  vollkommen  gleichartiger  Beschaffenheit  herzustellen, 
aber  es  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  dass  die  Überwindung  dieser 
Schwierigkeit  nur  eine  Frage  der  Zeit  ist. 

Bedenklicher  für  die  ganze  photographische  Photometrie  ist  ein  Übel- 
stand, gegen  den  sich  voraussichtlich  überhaupt  keine  vollständige  Ab- 
hülfe treffen  lässt  Es  ist  dies  der  enorme  Einfluss  der  Luftunruhe  auf 
die  Durchmesser  der  photographischen  Sternscheibchen.  Bei  unruhiger 
Luft  werden  die  Bilder  grösser  als  bei  ruhiger  Luft,  und  demnach  werden 
im  ersten  Falle  die  Helligkeiten  zu  gross  gefunden.  Nach  Untersuchungen 
von  Scheiner  kann  der  Fehler  bis  zu  einer  halben  Grösseuclasse  und 
darüber  anwachsen.  Es  folgt  daraus,  dass,  wenn  es  sich  um  Erreichung 
der  höchsten  Genauigkeit  handelt,  die  Helligkcitsvergleichungen  nur  auf 
Messungen  an  ein  und  derselben  Aufnahme  beschränkt  bleiben  sollten, 
wo  die  Durchmesser  aller  Sterne  im  gleichen  Sinne  durch  die  Luftunruhe 
beeinflusst  worden  sind.  Die  besten  Kesultate  wird  man  daher  bei  der 
Ausmessung  von  dicht  gedrängten  Stemgruppen,  sowie  bei  der  Ver- 
gleichung  von  Veränderlichen  mit  nahestehenden  Vergleichsternen  erwarten 
können.    Am  Günstigsten  liegen  in  dieser  Beziehung  die  Bedingungen  an 


302  II-   I^id  photometriBcben  Apparate. 

hochgelegenen  Beobachtungsstationen,  wo  im  Allgemeinen  die  Ruhe  der 
Luft  gleichmäBsiger  zu  sein  pflegt. 

Auch  in  BetreflF  der  Extmction  des  Lichtes  in  der  Erdatmosphäre  ist 
bei  den  photographischen  Helligkeitsbestimmungen  viel  grössere  Vorsicht 
geboten  als  bei  den  photometrischen  Messungen.  Die  chemisch  wirksamen 
Strahlen  werden  durch  die  Atmosphäre  am  Stärksten  absorbirt,  und  es  ist 
daher  zur  Reduction  der  photographischen  Helligkeiten  eine  besondere 
Extinctionstabelle  erforderlich.  Da  aber  die  Bestimmung  einer  solchen 
Tabelle  namentlich  für  die  grösseren  Zenithdistanzen  mit  grossen  Schwierig- 
keiten verbunden  ist  (bisher  existiren  tlber  diesen  Gesenstand  nur  zwei 
keineswegs  ausreichende  Untersuchungen  von  Schäberle^)  und  Picke- 
ring 2)),  so  ist  es  dringend  gerathen,  sich  bei  der  photographischen  Photo- 
metrie nur  auf  Beobachtungen  in  kleinen  Zenithdistanzen  zu  beschränken. 

Um  aus  den  Durchmesserbestimmungen  der  photographischen  Stem- 
scheibchen  die  Helligkeiten  abzuleiten,  ist  es  nöthig,  eine  gewisse  Mass- 
einheit für  dieselben  zu  Grunde  zu  legen.  Man  könnte  eine  solche  natttrlich 
ganz  willkürlich  wählen,  doch  drängt  sich  von  selbst  der  Gedanke  auf, 
die  photographische  Helligkeitsscala  in  möglichste  Übereinstimmung  mit  der 
üblichen  optischen  Stemgrössenscala  zu  bringen  und  demnach  die  Inten- 
sitätsdifiFerenz  zweier  Sterne,  deren  Helligkeiten  sich  zu  einander  wie 
1  : 2.512  verhalten,  als  eine  Grössenclasse  zu  definiren.  Es  handelt  sich 
dann  darum,  die  Beziehungen  zwischen  optischen  Stemgrössen  und  den 
photographischen  Durchmessern  zu  ermitteln.  Über  diesen  Gegenstand 
sind  im  letzten  Jahrzehnt  eine  ganze  Reihe  von  Untersuchungen,  ins- 
besondere von  Scheiner  3),  Charlier*),  Schäberle'^),  Wolf'*)  angestellt 
worden,  auch  in  dem  »Bulletin  du  comit6  international  pour  Texecution 
photographique  de  la  carte  du  ciel «  finden  sich  zahlreiche  wichtige  Notizen 
von  Seiten  verschiedener  Astronomen.  Am  Gründlichsten  und  Erschöpfend- 
sten ist  die  Frage  bisher  von  Charlier  und  Scheiner  behandelt  worden. 
Ersterer  findet  für  die  Relation  zwischen  dem  Durchmesser  D  und  der 
Stemgrösse  m  den  Ausdruck: 

m-=^  a  —  h  log  B , 
worin  a  und  h  Grössen  sind,   die  für  jede  Aufnahme  bestimmte  Werthe 
haben.     Die  Grösse  a  hängt  ausser  von   der  Empfindlichkeit   der  Platte 
und    dem    Luftzustande    hauptsächlich    von    der    Expositionszeit    t   ab, 

1)  Schäberle,  Terrestrial  atmospheric  abBorption  of  the  Photographie  rays  of 
light.    (Contributions  from  the  Lick  Observatory,  No.  3),  Sacramento  1893. 

2}  Annais  of  the  Astr.  Obs.  of  Harvard  College.    Vol.  10,  part  II,  p.  247. 

3)  Astr.  Nachr.  Bd.  121,  Nr.  2884;  Bd.  124,  Nr.  2969;  Bd.  128,  Nr.  3054. 

4^  Publ.  der  Astr.  Oesellschaft,  Nr.  XIX. 

5)  Publ.  of  the  Astr.  Soc.  of  the  Pacific.    Vol.  I,  p.  51. 

6)  Astr.  Nachr.  Bd.  126,  Nr.  3006. 


Die  Photographie  als  photometrisches  Haifsmittel  303 

dagegen  kann  b  für  ein  bestimmtes  Instrument  und  für  eine  bestimmte 
Plattensorte  innerhalb  gewisser  Grenzen  als  constant  betrachtet  werden. 
Vergleicht  man  zunächst  nur  Sterne  auf  derselben  Aufiiahme  miteinander, 
so  ist  auch  a  als  constant  anzusehen,  und  man  erhält  für  die  Grössen- 
differenz  zweier  Sterne  die  Gleichung: 

m,--m^  =  b  (log  D,  —  log  -DJ  . 

Scheiner  hat  gefunden,  dass,  wenn  man  nicht  allzu  grosse  Hellig- 
keitsdifferenzen in  Betracht  zieht,  die  Zunahme  der  Stemgrössen  direct 
der  Zunahme  der  Durchmesser  proportional  gesetzt  werden  kann,  so  dass 
also  die  noch  einfachere  Relation  besteht: 

m,  —  m,  =  k  (Z>,  —  DJ  . 

Beide  Formebi,  ebenso  wie  alle  anderen  bisher  au%estellten,  sind 
nur  als  Interpolationsformeln  aufzufassen  und  haben  keine  physikalische 
Bedeutung.  Mit  Htllfe  derselben  kann  man  auf  jeder  Aufiiahme  für  alle 
ausexponirten  Sterne  die  photographische  Grösse  ermitteln,  nachdem  aus 
einer  Anzahl  von  Sternen  derselben  Aufnahme,  deren  optische  Grössen 
^enau  bekannt  sind,  die  Constanten  der  Formel  abgeleitet  worden  sind- 
Diese  Anhaltsteme  sind  am  Besten  aus  ein  und  derselben  Spectralclasse 
und  zwar  der  ersten  (weisse  Sterne),  welche  am  Meisten  am  Himmel  ver- 
breitet ist,  auszuwählen.  Für  diese  Spectralclasse  wird  so  ein  enger 
Anschluss  der  photographischen  und  optischen  Grössen  erreicht,  während 
natürlich  für  Sterne  anderer  Spectralclassen  sehr  erhebliche  Unterschiede 
z¥ischen  den  beiden  Systemen  bestehen  können. 

Etwas  weniger  zuverlässige  photographische  Grössen  lassen  sich  in 
Ermanglung  einer  genügenden  Anzahl  von  photometrisch  gut  bestimmten 
Anhaltsternen  auf  folgende  Weise  erlangen.  Man  benutzt  bei  jeder 
Himmelsauftiahme  nur  einen  gewissen  Theil  der  Platte,  z.  B.  die  Hälfte, 
und  nimmt  jedesmal  unmittelbar  vor-  oder  nachher  auf  dem  anderen  Theile 
der  Platte  mit  Beibehaltung  der  betreffenden  Expositionszeit  eine  be- 
stimmte Region  des  Himmels  auf,  welche  eine  Menge  sorgfältig  photo- 
metrisch gemessener  Sterne  aller  möglichen  Grössen  enthält;  diese  Sterne 
dienen  dann  zur  Berechnung  der  Constanten  für  die  Platte.  Da  die 
beiden  Aufnahmen  nicht  absolut  gleichzeitig  gemacht  sind,  so  wirken  bei 
diesem  Verfahren  kleine  Schwankungen  in  der  Luftbeschaffenheit  störend 
ein;  auch  ist  man  nicht  immer  von  der  Verpflichtung  befreit,  die  Extinction 
des  Lichtes  in  der  Atmosphäre  in  Rechnung  zu  ziehen.  Immerhin  ge- 
stattet auch  dieses  Verfahren  bei  einiger  Vorsicht  in  der  Wahl  der  Beob- 
achtungstage eine  recht  befriedigende  Genauigkeit,  zumal  wenn  man  sich 
nicht  nur  auf  eine  einzige  Gruppe  von  Anhaltstemen  beschränkt,  sondern 
mehrere  an  verschiedenen  Stellen  des  Himmels  auswählt  und  in  jedem 
gegebenen  Falle  die  günstigste  benutzt. 


304  11.   Die  pbotometrischen  Apparate. 

Ein  drittes  Verfahren,  welches  jedoch  nur  beschränkte  Genauigkeit 
giebt,  besteht  darin,  die  photographischen  Stemscheibchen  mit  einer  festen 
Scala  zu  vergleichen.  Eine  solche  Scala  kann  man  sich  dadurch  ver- 
schaffen,  dass  man  von  einem  Sterne  bekannter  Helligkeit,  etwa  dem 
Polarstem,  auf  derselben  Platte  nebeneinander  eine  Anzahl  von  Aufiiahmen 
bei  gleicher  Expositionszeit  macht,  indem  man  jedes  Mal  durch  irgend 
eine  Methode,  sei  es  durch  Abbiendung  des  Objectivs,  sei  es  durch  die 
einwurfsfreiere  Verwendung  von  rotirenden  Scheiben,  die  Helligkeit  um 
einen  bestimmten  Betrag,  etwa  eine  ganze  Grössenclasse,  verändert  Man 
erhält  dann  eine  Reihe  von  Scheibchen,  welche  Helligkeitsdifferenzen 
von  je  einer  Grössenclasse  entsprechen,  und  wenn  man  diese  feste  Scala 
mit  den  zu  untersuchenden  Aufnahmen  vergleicht,  so  kann  man  für  jeden 
Stern  derselben  die  Stellung  innerhalb  dieser  Scala  angeben  und  durch 
Schätzung  die  Helligkeit  bis  auf  Zehntel  Grössenclassen  ermitteln.  Ab- 
gesehen davon,  dass  hier  in  letzter  Linie  alles  auf  eine  Beurtheilung  des 
Auges  ankommt,  wirken  Veränderungen  in  der  Luftbeschaffenheit,  Ex- 
tinction  u.  s.  w.  ebenso  störend  wie  bei  der  zweiten  Methode,  und  ausser- 
dem kommt  noch  die  verschiedene  Empfindlichkeit  der  Platten  in  Betracht. 
Die  Methode  kann  daher  nur  als  ein  Näherungsverfahren  angesehen  werden. 
Piokering*)  hat  sich  einer  ähnlichen  Methode  bei  seinen  zahlreichen 
photographisoh-photometrischen  Untersuchungen  bedient;  er  hat  aber  in 
den  meisten  Fällen  nicht  die  Durchmesser  der  Sterne  in  Betracht  gezogen, 
sondern  die  Spuren,  welche  dieselben  auf  der  Platte  einzeichnen,  wenn 
man  während  der  Exposition  das  Uhrwerk  des  Fernrohrs  entweder 
ganz  ausser  Thätigkeit  setzt  oder  demselben  eine  geringere  Geschwindig^ 
keit  giebt,  als  der  täglichen  Bewegung  der  Sterne  entspricht  Das  Aus- 
sehen dieser  Striche  wird  ebenfalls  durch  Schätzung  mit  einer  festen 
Scala  verglichen,  die  durch  Aufnahmen  der  Spuren  eines  oder  mehrerer 
bekannter  Sterne  bei  messbar  veränderter  Helligkeit  derselben  erhalten 
ist  Da  der  Schwärzungsgrad  der  Striche  wegen  der  verschieden  grossen 
linearen  Bewegung  der  Sterne  von  der  Declination  derselben  abhängt,  so 
ist  bei  dieser  Methode  noch  eine  besondere  Correction  erforderlich,  und 
die  Pickering^schen  photographischen  Stemhelligkeiten  können  schon  ans 
diesem  Grunde  kaum  einen  höhereu  Werth  beanspruchen,  als  er  z.  B.  blossen 
Helligkeitsschätzungen  zukommt 

1)  Memoirs  of  the  American  Acad.    Vol.  11,  p.  179.     Ausserdem   Annals  of 
the  Astr.  Obs.  of  Harvard  College.    Vol.  18,  p.  119;  Vol.  26,  part.  I;  VoL  32,  part.  I. 


m.  ABSCHNITT. 


RESULTATE 

DER  PHOTOMETRISCHEN  BEOBACHTUNGEN 

AM  HIMMEL 


Mftller,  Photometrie  der  OMtime.  20 


Capitel  L 

Die  Sonne. 


Der  Centralkörper  unseres  Planetensystems,  von  welchem  alle  Glieder 
desselben  Licht  und  Wärme  empfangen,  nimmt  bekanntlich  als  Stern 
unter  den  übrigen  Sternen  keineswegs  einen  hervorragenden  Platz  ein. 
Wie  gewaltig  auch  die  Lichtfülle  ist,  die  bei  der  verhältnissmässig  geringen 
Entfernung  der  Erde  von  der  Sonne  unser  Auge  triflFt,  so  würde  doch 
von  einem  der  nächsten  Fixsterne  aus  betrachtet  die  Sonne  nur  als  ein 
Lichtpunkt  von  bescheidenem  Glänze  erscheinen.  Wenn  es  gelingt,  das 
Helligkeitsverhältniss  der  Sonne  zu  anderen  Himmelskörpern  mit  grosser 
Genauigkeit  zu  bestimmen,  so  wird  uns  dadurch  nicht  nur  Aufschluss 
gegeben,  welche  Stellung  dem  Sonnensystem  unter  den  übrigen  Welten 
zukommt,  sondern  wir  gewinnen  auch  ein  einigermassen  sicheres  Funda- 
ment zu  weiteren  Speculationen  über  die  Dimensionen  der  anderen  Welt- 
körper, sowie  über  die  ganze  Anordnung  des  Weltalls.  Aber  auch  aus 
anderen  Gründen  ist  eine  genaue  Eenntniss  der  Intensität  des  Sonnen- 
lichtes erwünscht.  Wir  haben  bereits  im  ersten  Abschnitte  bei  Berechnung 
des  von  einem  Planeten  reflectirten  Sonnenlichtes  gesehen,  dass  eine 
sichere  Bestimmung  der  Albedo  des  Planeten  nur  dann  möglich  ist,  wenn 
das  Helligkeitsverhältniss  desselben  zur  Sonne  bekannt  ist;  wir  können 
also  nur  auf  diesem  Wege  Aufschlüsse  über  die  physische  BeschaflFenheit 
unserer  Nachbarplaneten  zu  erlangen  hoflFen.  Auch  die  immer  wieder 
auftauchende  Frage,  ob  die  Sonne  ein  veränderlicher  Stern  ist,  lässt  sich 
nur  durch  die  sorgfältigsten  photometrischen  Messungen  beantworten. 
Bei  den  gewaltigen  Veränderungen,  die  sich  beständig  vor  unseren  Augen 
auf  der  Sonnenoberfläche  abspielen,  ist  die  Annahme  durchaus  berechtigt, 
dass  auch  Licht  und  Wärme  Schwankungen  unterworfen  sind,  deren 
Eenntniss  schon  im  Hinblick  auf  den  bedeutenden  Einfluss,  den  diese 

20* 


308  ni.   Be&oltate  der  photometrischen  Beobachtongen  am  Himmel 

Factoren  auf  alles  organische  Leben  an  der  Erdoberfläche  ausüben,  von 
allerhöchstem  Interesse  sein  muss.  Leider  ist  die  Erforschung  der  Licht- 
verhältnisse des  Sonnenkörpers  bisher  so  mangelhaft  geblieben,  dass  auch 
nicht  im  Entferntesten  daran  zu  denken  ist,  auf  Grund  derselben  Fragen 
wie  die  eben  angeführten  zu  entscheiden.  Mit  einem  gewissen  Wider- 
streben haben  sich  offenbar  die  Astronomen  aller  Zeiten  an  dieses  Problem 
gewagt,  und  das  bisher  vorhandene  Beobachtungsmaterial,  welches  in  den 
folgenden  Paragraphen  in  möglichster  Vollständigkeit  zusammengestellt 
und  kritisch  besprochen  werden  soll,  giebt  zunächst  nur  einen  keineswegs 
zuverlässigen  Werth  fttr  eine  der  wichtigsten  Constanten  der  Astrophoto- 
metrie,  welcher  dringend  der  Verbesserung  bedarf.  Der  Grund,  weshalb 
das  Studium  der  Sonnenintensität  bisher  so  sehr  vernachlässigt  worden 
ist,  liegt  wohl  hauptsächlich  darin,  dass  eine  directe  Vergleichung  der 
Sonne  sowohl  mit  irdischen  Lichtquellen  als  auch  mit  anderen  Himmels- 
körpern wegen  der  enormen  Helligkeitsunterschiede  schwer  ausführbar  ist 
Um  mit  unseren  bisherigen  instrumenteilen  HUlfsmitteln  derartige  Inten- 
sitätsdiflFerenzen  zu  bestimmen,  muss  das  Sonnenlicht  zuvor  in  messbarem 
Grade  erheblich  abgeschwächt  werden,  und  gerade  die  dazu  erforderlichen 
Zwischenoperationen  sind  es,  welche  die  Genauigkeit  der  Resultate  be- 
trächtlich verringern.  Nur  durch  zahlreiche,  immer  wieder  abgeänderte 
Versuche  und  durch  Verbesserung  der  photometrischen  Methoden  lässt 
sich  in  Zukunft  ein  Fortschritt  auf  diesem  Gebiete  erwarten.  Jedenfalls 
bleibt  hier  für  den  Astrophysiker  noch  eüi  reiches  und  lohnendes  Feld 
der  Thätigkeit  oflfen. 


L   Das  Licht  der  Sonne  verglichen  mit  anderen  Lichtquellen. 

a.    Sonne  und  künstliches  Licht. 

Der  erste  Versuch,  das  Licht  der  Sonne  mit  dem  einer  Kerze  zu 
vergleichen,  ist  meines  Wissens  von  Bouguer*)  im  Jahre  1725  gemacht 
worden.  Bouguer  Hess  das  Sonnenlicht  durch  eine  kleine  OflFnung,  welche 
mit  einer  Concavlinse  von  2.25  mm  Durchmesser  verschlossen  war,  in 
ein  dunkles  Zimmer  fallen  und  fing  dasselbe  in  einer  Entfernung  von 
etwa  180  cm  auf  einem  weissen  Schirme  auf.  Da  das  Licht  sich  auf  dem 
Schirme  über  einen  Kreis  von  ungefähr  24.3  cm  Durchmesser  ausbreitete, 
so  ergab  sich  die  Dichtigkeit  der  Beleuchtung  auf  dem  Schirme  1 1 664  mal 
geringer,  als  die  Dichtigkeit  der  Beleuchtung  beim  Auffallen  auf  die  Linse. 
Eine  Wachskerze  in  der  Entfernung  von  43.3  cm  beleuchtete  den  Schirm 


1)  Trait6  d'optiqne,  p.  85. 


Sonne  und  kfinBtliohes  Licht.  309 

etwa  ebenso  hell,  wie  die  Sonne  durch  die  Linse.  Um  aber  eine  11 664  mal 
stärkere  Beleuchtung  hervorzubringen,  mtisste  die  Kerze  dem  Schirme 
bis  auf  eine  Distanz  von  4.01  mm  nahe  gebracht  werden.  Es  folgt  also 
daraus  leicht,  dass  in  der  Entfernung  von  1  Meter  rund  62000  Kerzen 
aufgestellt  werden  mtissten,  um  den  gleichen  Beleuchtungseflfect  wie  die 
Sonne  zu  erzielen. 

Bei  diesem  Versuche  hatte  die  Sonne  eine  Höhe  von  ol°  über  dem 
Horizonte.  Berücksichtigt  man  die  Extinction  in  der  Erdatmosphäre,  so 
findet  man,  dass  die  Sonne,  im  Zenith  gedacht,  eine  Fläche  senkrecht 
ebenso  stark  beleuchten  würde,  wie  rund  75600  Kerzen  in  der  Entfernung 
von  1  Meter.  Da  bei  dieser  Berechnung  auf  die  Absorption  des  Sonnen- 
lichtes in  der  Linse  gar  keine  Rücksicht  genommen  ist,  und  da  femer 
die  Vergleichung  wegen  der  Verschiedenheit  der  Farben  von  Sonnen-  und 
Kerzenlicht  nothgedrungen  sehr  schwierig  sein  musste,  so  kann  das  ab- 
geleitete Resultat  nur  als  ein  erster  Näherungswerth  betrachtet  werden. 

Nicht  viel  besser  steht  es  mit  dem  Resultate,  zu  welchem  Wollaston  *) 
im  Jahre  1799  gelangt  ist.  Derselbe  bediente  sich  der  Rumford'schen 
Schattenmethode,  indem  er  das  Sonnenlicht  durch  eine  kleine  Öffnung 
(ohne  Linse)  in  ein  dunkles  Zimmer  eindringen  liess,  in  gewisser  Ent- 
fernung von  der  Ofinung  einen  dünnen  cylindrischen  Stab  und  unmittelbar 
dahinter  eine  weisse  Fläche  aufstellte  und  eine  Kerzenflamme  so  lange 
verschob,  bis  die  beiden  auf  dem  Schirme  entstehenden  Schatten  gleich 
intensiv  erschienen.  Ist  e  die  Entfernung  der  Kerze  vom  Auffangschirme 
in  Metern,  und  ist  d'  die  Lichtquantität,  welche  auf  die  Flächeneinheit 
in  der  Entfernung  von  1  Meter  senkrecht  aufföUt,  so  erhält  der  Sonnen- 

schatten    von   der  Kerze   die  Beleuchtung  —^  •     Ist  femer  d  die    Licht- 

Quantität,  welche  von  der  Sonne  auf  die  Flächeneinheit  senkrecht  auf- 
fällt, so  wird  infolge  der  kleinen  Öffnung  auf  die  Flächeneinheit  des 
Schirmes  nur  ein  Theil  gelangen  können,  der  sich  zu  d  selbst  verhält 
wie  der  vom  Schirme  aus  durch  die  kleine  Öflftiung  hindurch  sichtbare 
Theil  der  Sonne  zu  der  ganzen  scheinbaren  Sonnenscheibe.  Dieses  Ver- 
hältniss  ist  aber  gleich  dem  Verhältnisse  der  Quadrate  der  Tangenten  der 
scheinbaren  Halbmesser  von  Öfinung  (vom  Schirme  aus  gesehen)  und 
Sonne.  Ist  also  D  der  wirkliche  Durchmesser  der  kleinen  Öffnung  in 
Metem,  E  die  Elntfemung  derselben  vom  Schirme,  und  S  endlich  der 
scheinbare  Sonnenradius,  so  erhält  der  Kerzenschatten  auf  dem  Schinne 

von  der  Sonne  die  Beleuchtung  jttt rö* 

1)  Phil.  Trans,  of  the  R.  See.  of  London.   1829.  p.  19. 


310  III-   Resultate  der  photometriBchen  Beobachtungen  am  Himmel. 

Da  nun  die  Kerze  bei  den  Versuchen  so  weit  verschoben  wird,  bis 
die  Beleuchtungen   der  beiden  Schatten  einander  gleich  erscheinen,  so 

hat  man: 

d'  ^     dxD^ 

e*  ~4£^tang*S' 
und  mithin: 

d'  ~       e«Z>* 
Aus  den  zwölf  einzelnen  Messungen,  welche  Wollaston  angestellt  hat,  er- 
giebt  sich  im  Mittel    ,,  =  59881,  d.  h.  die  Sonne  beleuchtet  die  Flächen- 
einheit ebenso  stark  wie  59881  Kerzen  in  der  Entfernung  von  1  Meter. 

Was  die  Sicherheit  der  Messungen  und  die  angewandte  Methode  be- 
triflFt,  so  würde  der  Wollaston'sche  Werth  entschieden  den  Vorzug  vor  dem 
Bouguer'schen  verdienen;  leider  verliert  derselbe  aber  dadurch  an  Be- 
deutung, dass  die  Sonnenhöhen,  bei  denen  die  Beobachtungen  angestellt 
wurden,  nicht  angegeben  sind,  und  daher  der  Einfluss  der  Extinction 
nicht  bestimmt  werden  kann.  Nimmt  man  an,  dass  die  Messungen  stets 
gegen  Mittag  ausgeftlhrt  wurden,  so  würde  die  durchschnittliche  Sonnen- 
höhe, da  die  Beobachtungen  Anfang  Juni  stattfanden,  etwa  60"  betragen 
haben,  und  es  würde  daraus  folgen,  dass  die  Beleuchtung  durch  die  Sonne 
im  Zenith  der  Beleuchtung  durch  61446  Kerzen  in  der  Entfernung  von 
1  Meter  gleichkommt.  Dieser  Werth  ist  als  Minimal  werth  anzusehen;  er 
würde  sich,  falls  die  Beobachtungen  in  grösseren  Entfernungen  vom  Meri- 
dian angestellt  wären,  noch  mehr  dem  Bouguer'schen  nähern. 

Aus  neuerer  Zeit  sind  noch  zwei  weitere  Bestimmungen  des  Hellig- 
keitsverhältnisses von  Sonnen-  und  Kerzenlicht  bekannt  geworden,  und 
zwar  von  Thomson^)  und  Exner^).  Ersterer  hat  seine  Beobachtungen 
ebenso  wie  Wollaston  nach  der  ßumford'schen  Schattenmethode  ange- 
stellt. Aus  den  mitgetheilten  Zahlen  ergiebt  sich,  mit  Berücksichtigung 
der  Extinction  in  der  Atmosphäre,  für  die  Lichtwirkung  der  Sonne  im 
Zenith  der  Werth  36104  Meterkerzen,  der  beträchtlich  kleiner  als  die 
Werthe  von  Bouguer  und  Wollaston  ist.  Da  die  Beobachtungen  an 
einem  Wintertage  bei  einer  Sonnenhöhe  von  nur  9"  ausgeführt  worden 
sind,  so  ist  wegen  der  Unsicherheit  der  Extinctionsreduction  eine  stärkere 
Abweichung  leicht  erklärlich.  Man  wird  daher  dem  Thomsön'schen  Werthe 
kein  sehr  grosses  Gewicht  geben  dürfen. 


1  Nature.    Vol.  27,  p.  277. 

2  Sitznngsb.  der  K.  Akad.  der  WiBS.  zn  Wien.    Math.-natorw.  Classe,  Bd.  94 
(1886),  p.  345. 


Sonne  und  künstliches  Licht.  311 

Exner  hat  sich  bei  seinen  Messungen  eines  ßitchie'schen  Photometers 
bedient,  in  welchem  die  Spiegel  dnrch  ein  rechtwinkliges  Prisma  aus 
Gyps  ersetzt  waren,  so  dass  nur  diflfase  Reflexion  stattfinden  konnte.  Das 
Sonnenlicht  wurde,  ehe  es  auf  das  Prisma  fiel,  durch  rotirende  Scheiben 
mit  verstellbaren  sectorförmigen  Ausschnitten  in  messbarem  Grade  ge- 
schwächt, und  die  letzte  feine  Vergleichung  mit  dem  Lichte  der  benutzten 
Normalkerze  wurde  durch  die  Drehung  des  Prismas  um  eine  zu  der  Kante 
desselben  parallele  Axe  ausgeführt,  wodurch  der  Incidenzwinkel  der  Sonnen- 
strahlen verändert  wurde.  Die  Abhängigkeit  der  Intensität  von  dem  In- 
cidenzwinkel wurde  empirisch  durch  besondere  Versuche  bestimmt.  Die 
Messungen  selbst  geschahen  bei  Einschaltung  von  farbigen  Medien  (Gläser 
und  Flüssigkeiten)  zwischen  Prisma  und  Auge  in  drei  verschiedenen 
Farben,  Roth,  Grün  und  Blau.  Zieht  man  nur  die  durch  das  grüne  Glas 
hindurchgelassenen  Strahlengattungen,  welche  etwa  das  Spectralgebiet 
zwischen  D  und  F  umfassen,  in  Betracht,  so  folgt  im  Mittel  aus  allen 
einzelnen  Bestimmungen  mit  Berücksichtigung  der  Extinction  ftlr  die  von 
der  Sonne  im  Zenith  ausgehende  Beleuchtung  der  Werth  46450  Meter- 
kerzen. 

Mit  Rücksicht  darauf,  dass  die  Intensität  einer  Kerzenflamme  kein 
absolut  constantes  Helligkeitsmass*)  ist,  und  dass  z.  B.  schwerlich  voll- 
kommene Gleichheit  zwischen  der  von  Bouguer  und  der  von  Exner 
benutzten  Kerze  vorausgesetzt  werden  kann,  wird  man  von  vornherein 
starke  Differenzen  zwischen  verschiedenen  Bestimmungen  erwarten  können, 
wenn  auch  nicht  so  grosse,  wie  sie  in  den  angeführten  Zahlen  zu  Tage 
treten.  Am  meisten  Vertrauen  verdient  der  Exner'sche  Werth,  der  sich 
aber  nur  auf  die  grünen  Strahlen  bezieht.  Man  wird  jedenfalls  auf  Grund 
der  bisherigen  Untersuchungen  nicht  mehr  sagen  dürfen,  als  dass  die 
Sonne  in  mittlerer  Entfernung  (im  Zenith)  eine  ebenso  starke 
Beleuchtung  hervorbringt,  wie  etwa  50000  Normalkerzen  in  der 
Entfernung  von  1  Meter.  Diese  Zahl  würde  noch  um  ungefähr 
20  Procent  zu  vergrössem,  also  durch  60000  zu  ersetzen  sein,  wenn  man 
die  Gesammtabsorption  unserer  Erdatmosphäre  in  Rechnung  bringen  und 
die  Lichtwirkung  der  Sonne  ausserhalb  der  Atmosphäre  betrachten  wollte. 

1)  Unter  Normalkerze  versteht  man  gewöhnlich  die  englische  WaUrathkerze, 
welche  eine  Flammenhöhe  von  44.5  mm  hat  nnd  in  der  Stande  7.77  g  ver- 
braucht Ausser  dieser  Kerze  wird  als  Lichteinheit  häufig  noch  die  französische 
Stearinkerze  und  die  deutsche  Vereinskerze  benutzt,  deren  Lichtstärken  sich  zu  der- 
jenigen der  englischen  Normalkerze  nach  Bestimmungen  von  Vi  olle  wie  1.15  resp. 
1.13  zu  1  verhalten.  Die  von  Violle  vorgeschlagene  Platinlichteinheit  entspricht 
in  ihrer  Wirkung  etwa  18.5  englischen  Normalkerzen,  und  die  besonders  in  Frank- 
reich gebräuchliche  Carcellampe  kommt  etwa  9  solcher  Kerzen  gleich.  —  Näheres 
über  diese  und  andere  irdische  Normallichtquellen  findet  man  in  dem  Buche  von 
H.  Krüss  »Die  elektrotechnische  Photometrie.    Wien,  Pest,  Leipzig,  lb86«. 


312  III-  Resultate  der  pbotometriachen  BeobachtoDgen  am  Himmel. 

Denkt  man  sich  endlich  Kerzen  in  einer  Entfernung  von  der  Erde, 
die  gleich  der  Sonnenentfemnng  ist,  anfgestellt,  so  würde  eine  Anzahl 
von  etwa  134  X  lO*'^  erforderlich  sein,  um  die  gesammte  Lichtwirkung 
der  Sonne  zu  ersetzen. 

Wir  haben  bisher  nur  von  der  Beleuchtung  gesprochen,  welche 
das  gesammte  von  der  Sonne  ausgestrahlte  Licht  hervorbringt.  Wesent- 
lich verschieden  davon  ist  die  mittlere  scheinbare  Helligkeit  der 
Sonnenoberfläche.  Wollen  wir  diese  im  Verhältnisse  zu  anderen  Licht- 
quellen ausdrücken,  so  müssen  wir  die  scheinbaren  Grössen  der  aus- 
strahlenden Flächen  berücksichtigen.  Die  Fläche  einer  Kerzenflamme 
beträgt  etwa  3  Dem;  sie  erscheint  daher,  als  Kreis  gedacht,  in  der  Ent- 
fernung von  1  m  unter  einem  Winkel  von  l**7'ir'.  Mit  Zugrundelegung 
des  obigen  Werthes  von  50000  Kerzen  für  die  Sonnenbeleuchtung  findet 
man  daher,  dass  die  scheinbare  Helligkeit  der  Sonnenober- 
fläche ungefähr  220420  mal  so  stark  ist,  wie  die  scheinbare 
Helligkeit  einer  englischen  Normalkerze. 

Vereinzelt  sind  Versuche  gemacht  worden,  das  Sonnenlicht  auch  mit 
intensiveren  irdischen  Lichtquellen  als  dem  Kerzenlichte  zu  vergleichen. 
So  haben  Fizeau  und  Foucault  auf  photographischem  Wege  festgestellt, 
dass  die  mittlere  scheinbare  Helligkeit  der  Sonnenoberfläche  146  mal  so 
hell  ist  wie  das  Drummond'sche  Kalklicht  und  ungefähr  3  mal  so  hell 
wie  der  elektrische  Flammenbogen.  Femer  hat  Langley  das  von  ge- 
schmolzenem Eisen  ausgestrahlte  Licht  mit  der  Sonne  verglichen  und 
gefunden,  dass  die  scheinbare  Helligkeit  desselben  etwa  5300 mal  ge- 
ringer ist  als  die  der  Sonne. 


b.    Sonne  und  Vollmond. 

Unter  allen  Himmelskörpern  kommt  der  Mond  an  Helligkeit  der 
Sonne  am  nächsten,  und  es  ist  daher  begreiflich,  dass  man  der  Bestim- 
mung des  Intensitätsverhältnisses  dieser  beiden  Gestirne  besonderes  Inter- 
esse gewidmet  hat.  Da  eine  gleichzeitige  Beobachtung  derselben  nicht 
möglich  ist,  so  ist  man  leider  gezwimgen,  als  Mittelglied  bei  ihrer  Ver- 
gleichung  künstliches  Licht  zu  benutzen,  und  dadurch  wird  die  Sicherheit 
der  Resultate  nicht  unwesentlich  beeinträchtigt.  Dazu*  kommt,  dass  die 
Helligkeit  des  Mondes  mit  der  Phase  variirt,  und  dass,  wenn  man  die 
Beobachtungen  nicht  zu  der  genauen  Zeit  des  Vollmondes  anstellen  kann, 
Reductionen  erforderlich  sind,  die  ein  weiteres  Element  der  Unsicherheit 
bilden.  Es  ist  daher  nicht  zu  verwundem,  dass  die  bisherigen  Angaben 
sehr  erhebliche  Schwankungen  zeigen,  und  dass  der  Endwerth,  den  man 


Sonne  nnd  Vollmond.  313 

ans  den  besten  Bestimmungen  ableiten  kann,  mindestens  noch  nm  sechs 
Procent  unsicher  ist. 

Bis  vor  wenigen  Jahrzehnten  waren  nur  zwei  Werthe  für  das  Hellig- 
keitsyerhältniss  von  Sonne  und  Vollmond  bekannt,  die  sich  auch  in  allen 
astronomischen  Lehrbüchern  finden,  obgleich  sie  miteinander  gänzlich  un- 
vereinbar sind.  Bouguer')  giebt  die  Zahl  300000  und  Wollaston^)  den 
Werth  801072  an.  Bouguer  hat  sowohl  Sonne  als  Mond  nach  seiner  im 
Vorangehenden  erwähnten  Methode  mit  dem  Lichte  einer  Kerze  verglichen, 
und  da  er  nur  Vollmondnächte  (im  Ganzen  vier)  benutzt,  ausserdem  beide 
Gestirne  stets  nahe  in  gleichen  Höhen  über  dem  Horizonte  gemessen  hat, 
so  würde  man  von  vornherein  geneigt  sein,  dem  von  ihm  angegebenen 
Mittelwerthe  ein  gewisses  Vertrauen  zu  schenken,  wenn  er  nicht  selbst  die 
Genauigkeit  desselben  durch  die  Bemerkung  in  Zweifel  gestellt  hätte: 
>les  grandes  difficultes  qu'il  y  a  ä.  d6terminer  un  semblable  rapport,  fönt 
que  je  n'ose  pas  le  regarder  comme  exact«.  Ofibnbar  ist  sein  End werth 
beträchtlich  zu  klein. 

Was  den  Wollaston'schen  Werth  betrifi't,  so  ist  derselbe  entschieden 
zu  verwerfen,  obgleich  die  Messungen  selbst  (Vergleichung  von  Sonne  und 
Mond  mit  Kerzenlicht  nach  der  Rumford'schen  Schattenmethode)  den 
Bouguer'schen  Messungen  tiberlegen  sind.  Die  Verwerfung  ist  aus  dem 
Grunde  geboten,  weil  es  zweifelhaft  bleibt,  ob  die  Extinction  bei  den 
Wollaston'schen  Beobachtungen  berücksichtigt  worden  ist.  Die  Höhen 
der  beiden  Gestirne  und  die  Beobachtungszeiten  sind  von  Wollaston 
nicht  angegeben;  da  aber  der  Mond  an  den  beiden  Beobachtungstagen 
eine  sehr  grosse  südliche  Declination  besass,  so  dass  er  nicht  höher  als 
etwa  11*^  über  dem  Horizonte  von  London  gestanden  haben  kann,  so  ist 
die  Wollaston'sche  Zahl  nur  dann  zu  acceptiren,  wenn  auch  die  Sonnen- 
messungen bei  demselben  tiefen  Stande  gemacht  sind.  Darüber  findet 
sich  keine  Angabe,  die  Voraussetzung  ist  aber  deshalb  kaum  zulässig, 
weil  sich  dann  ein  übermässig  grosser  Werth  für  das  Helligkeitsverhältniss 
von  Sonnen-  und  Kerzenlicht  ergeben  würde.  Welchen  Einfluss  aber 
die  Vernachlässigung  der  Extinction  auf  das  Endresultat  haben  kann, 
geht  daraus  hervor,  dass  man  unter  der  Annahme,  Sonne  und  Mond 
wären  beide  in  der  Nähe  des  Meridians  beobachtet  worden,  statt 
801072  den  Werth  372450  finden  würde,  also  eine  Zahl,  die  der 
Bouguer'schen  nahe  käme.  Die  Unklarheit,  welche  über  diesen  wich- 
tigen Punkt  herrscht,  bedingt  jedenfalls  ein  gänzliches  Ausschliessen  des 
Wollaston'schen  Werthes. 


1)  Trait6  d'optiqne,  p.  87. 

2)  Phil.  Tran»,  of  the  R.  Soc.  of  London.    1829,  p.  27. 


314  ni.  Resultate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

Die  zuverlässigsten  Bestimmungen  des  Helligkeitsverhältnisses  von 
Sonne  und  Vollmond  verdanken  wir  den  Untersuchungen  von  Bond^) 
aus  dem  Jahre  1860  und  von  Zolin  er  2)  aus  dem  Jahre  1864.  Ersterer 
hat  bei  seinen  Beobachtungen  versilberte  Glaskugeln  benutzt.  Eine  solche 
Engel  wurde  den  Sonnenstrahlen  ausgesetzt,  das  durch  Reflex  entstehende 
Bildchen  von  einer  zweiten  kleineren  Kugel  aufgefangen  und  zugleich 
mit  dem  Bilde  einer  künstlichen  Lichtquelle  betrachtet,  welches  ebenfalls 
von  dieser  zweiten  Kugel  entworfen  wurde.  Durch  Verstellen  der  Kugeln 
gegeneinander  und  durch  Verschieben  des  Vergleichslichtes  liess  sich  die 
gleiche  Helligkeit  der  Bilder  herstellen,  und  aus  den  Dimensionen  der 
Kugeln,  sowie  aus  den  gemessenen  Entfernungen  ergab  sich  nach  den 
bekannten  Formeln  (siehe  Seite  229)  das  Intensitätsverhältniss  von  Sonne 
und  Vergleichslicht  In  derselben  Weise  geschahen  die  Messungen  am 
Monde.  Als  Vergleichslicht  diente  das  Licht  von  bengalischen  Flammen 
(Bengola  lights).  Mit  Berücksichtigung  aller  Reductionsgrössen  findet 
Bond  für  das  Verhältniss  von  Sonne  zu  Vollmond,  beide  Himmelskörper 
in  mittleren  Entfernungen  von  der  Erde  gedacht,  den  Werth  470980. 
Trotz  der  geringen  Zahl  von  Messungen,  auf  denen  dieser  Werth  beruht, 
erscheint  er  durchaus  vertrauenswürdig.  Bedenklich  dürfte  höchstens  die 
Anwendung  des  von  Bond  gewählten  Vergleichslichtes  sein,  über  dessen 
Constanz  jegliche  näheren  Angaben  fehlen. 

Zöllner  hat  bei  seinen  Vergleichungen  von  Sonne  und  Mond  die 
beiden  von  ihm  construirten  Photometer  benutzt;  seine  Resultate  be- 
ruhen daher  auf  zwei  ganz  verschiedenen  Beobachtungsmethoden,  da  bei 
dem  ersten  Zöllner'schen  Photometer  Flächen,  bei  dem  zweiten  Punkte 
miteinander  verglichen  werden.  Als  Zwischenglied  diente  bei  beiden 
Methoden  die  mit  dem  Photometer  verbundene  Petroleumlampe.  Das 
Sonnenlicht  wurde  durch  eine  Combination  von  Blendgläsem,  deren  Ab- 
sorptionscoefficienten  genau  bestimmt  waren,  abgeschwächt.  Bei  dem 
zweiten  Photometer  kam  an  Stelle  des  gewöhnlichen  Objectivs  eine,  be- 
sondere Linsencombination  zur  Verwendung,  welche  punktartige  Bilder 
von  Sonne  und  Mond  lieferte.  Die  Mondbeobachtungen  wurden  endlich 
mit  Hülfe  der  von  Zöllner  abgeleiteten  Phasencurve  (siehe  nächstes 
Capitel)  auf  Vollmondhelligkeit  reducirt.  Gegen  das  ZöUner'sche  Ver- 
fahren ist  der  Einwurf  zu  erheben,  dass  die  Petroleumlampe  nicht  während 
längerer  Zeiträume  als  genügend  constantes  Vergleichslicht  betrachtet 
werden  kann.   Bei  geeigneten  Vorsichtsmassregeln  wird  zwar  eine  gleich- 


1}  MemoirB  of  the  American  Acad.    New  series,  Vol.  8,  p.  287. 

2;  Zöllner,  Photometrische  üntersnchungen  etc.    Leipzig,  1865,  p.  73—117. 


Sonne  und  Vollmond.  315 

massige  Helligkeit  innerhalb  vieler  Stunden  erzielt  werden  können,  aber 
die  Annahme,  dass  die  Helligkeit  während  mehrerer  Monate,  wie  es  bei 
den  Zöllner'schen  Beobachtungen  gefordert  wurde,  unverändert  bleibt,  ist 
nach  den  Erfahrungen  Aller,  die  sich  mit  photometrischen  Messungen  be- 
schäftigt haben,  durchaus  unzulässig.  Wenn  die  Zölhier'schen  Messungen 
trotzdem  ganz  ausgezeichnet  miteinander  übereinstimmen,  so  kann  dies 
nur  einem  glücklichen  Zufalle  zugeschrieben  werden.  Bei  einer  Wieder- 
holung der  Zöllner'schen  Versuche,  die  sehr  wünschenswerth  ist,  wird 
man  gut  thun,  nur  solche  Beobachtungen  von  Sonne  und  Mond  zu  com- 
biniren,  die  einige  Stunden  auseinander  liegen,  so  dass  merkliche  Ände- 
rungen der  Lampenhelligkeit  nicht  zu  beftlrchten  sind. 

Die  Werthe,  welche  Zöllner  aus  seinen  sämmtlichen  Messungen  ftr 

den  Quotienten  ^Ti TT 'ttl  f  tf^  abgeleitet  hat,  sind  618000  nach 

der  einen  und  619600  nach  der  anderen  Methode. 

Trotz  der  vortrefflichen  Übereinstimmung  dieser  beiden  Werthe  ist 
den  Zöllner'schen  Zahlen  doch  schwerlich  grössere  Bedeutung  einzuräumen 
als  dem  Bond'schen  Werthe,  schon  deshalb  nicht,  weil  der  absolute  Betrag 
bei  Zöllner  ganz  und  gar  von  den  angenommenen  Absorptionscoefficienten 
der  benutzten  Blendgläser  abhängt,  deren  sichere  Bestimmung  mit  Schwierig- 
keiten verbunden  ist.  Bis  bessere  Bestimmungen  vorhanden  sind,  dürfte 
es  sich  empfehlen,  das  Mittel  aus  den  beiden  Zöllner'schen  Werthen  und 
dem  Bond'schen  zu  benutzen  und  daher  abgerundet  zu  setzen: 

8«°"«    =569500. 


Vollmond 


Der  wahrscheinliche  Fehler  dieses  Werthes  dürfte  schwerlich  unter 
6  Procent  betragen. 

Da  die  beiden  Himmelskörper  nahezu  dieselbe  scheinbare  Grösse 
besitzen,  so  giebt  die  obige  Zahl  auch  gleichzeitig  das  Verhältniss  ihrer 
mittleren  scheinbaren  Helligkeiten  an. 

Will  man  den  Intensitätsunterschied  zwischen  Sonne  und  Mond,  wie 
es  jetzt  in  der  Astronomie  allgemein  üblich  ist,  in  Stemgrössenclassen 
ausdrücken,  so  folgt  aus  dem  obigen  Werthe,  dass  die  Sonne  um  rund 
14.4  Grössenclassen  heller  ist  als  der  Mond.  Es  ist  dies  ungefähr  derselbe 
Betrag,  um  welchen  der  Planet  Mars  seine  Trabanten  an  Lichtstärke 
übertriflft. 


316  m*  Resultate  der  photometriBchen  Beobachtungen  am  Himmel. 

c.    Sonne  nnd  Fixsterne. 

Die  bisherigen  Versuche,  das  Helligkeitsverhältniss  der  Sonne  zu 
einem  Fixsterne  direet  zu  bestimmen,  sind  sehr  spärlich  und  haben 
zu  stark  voneinander  abweichenden  Resultaten  geführt,  was  bei  der 
Schwierigkeit  derartiger  Vergleichungen  kaum  in  Verwunderung  setzen 
kann.  Die  erste  Bestimmung  rührt,  soweit  bekannt  ist,  von  Huyghens*) 
her,  welcher  eine  Helligkeitsvergleichung  zwischen  Sonne  und  Sirius  in 
seinem  >  Kosmotheoros «  ausführlich  beschreibt.  Bei  der  Ungenauigkeit 
seiner  Beobachtungsmethode,  die  darin  bestand,  dass  er  das  Sonnenbild 
durch  winzige  Öfinungen  so  weit  verkleinerte,  bis  es  ihm  der  Erinnerung 
nach  ebenso  hell  zu  sein  schien,  wie  der  Sirius  bei  Nacht,  kann  das 
Huyghens'sche  Resultat,  welches  die  Helligkeit  der  Sonne  765  Millionen 
mal  grösser  giebt  als  die  Helligkeit  des  Sirius,  nur  ein  historisches 
Interesse  beanspruchen.    Der  Werth  ist  zweifellos  viel  zu  klein. 

Ausser  der  Huyghens'schen  Bestimmung  sind  nur  noch  zwei  Versuche 
zur  directen  Vergleichung  von  Sonnen-  und  Fixstemlicht  bekannt  ge- 
worden, und  zwar  von  WoUaston^)  aus  dem  Jahre  1827  und  von 
Zöllner^)  aus  dem  Jahre  1864.  Wollaston  hat  die  Sonne  ebenfalls 
mit  Sirius  verglichen  und  zwar  vermittelst  einer  Kerze  als  Zwischenglied. 
Er  beobachtete  das  von  einer  kleinen  Thermometerkugel  reflectirte  Sonnen- 
bild durch  ein  Teleskop  und  verglich  es  mit  dem  durch  eine  Linse  von 
kurzer  Brennweite  betrachteten  Bilde  einer  Kerze,  welches  von  einer 
anderen  Kugel  reflectirt  wurde.  Die  gleiche  Helligkeit  der  Bilder  wurde 
durch  Veränderung  der  Entfernung  der  Kerze  hergestellt.  In  ähnlicher 
Weise  wurde  der  im  Teleskop  eingestellte  Sirius  mit  dem  reflectirten 
Kerzenbildchen  verglichen.  Mit  Bertlcksichtigung  der  Distanzen  der 
Kerze  und  der  Durchmesser  der  Kugeln  erhielt  Wollaston  aus  sieben 
verschiedenen  Versuchen  für  das  Helligkeitsverhältniss  von  Sonne  zu  Sirius 
im  Mittel  den  Werth  108809*.  Dabei  ist  der  Lichtverlust  nicht  berück- 
sichtigt, den  die  Sonne  bei  der  Reflexion  von  der  Thennometerkugel  er- 
fahren hat.  Indem  Wollaston  ganz  willkürlich  dafür  ungefähr  50  Procent 
annahm,  leitete  er  den  Endwerth  ab: 

|?H£^  =  20000  Millionen. 
Sinus 

Diese  Zahl  ist  wahrscheinlich  zu  gross,  weil  nach  den  Erfahrungen 
anderer  Beobachter  eine  Quecksilberkugel  beträchtlich  mehr  als  die  Hälfte 

1)  Christiani  Hugenii  opera  varia.  HerauBg.  von  G.  J.  s'Graveaande.  Lugdoni 
Batavoram,  1724.    TomuB  tertiuB,  p.  717. 

2;  Phil.  Trans,  of  the  R.  See.  of  London.    1829,  p.  19. 

3)  Zöllner,  Photometrißche  Untersuchungen  etc.,  p.  120 — 125. 


Sonne  und  FizBteme.  317 

des  aufCallenden  Lichtes  zurückwirft.  Der  Werth  15000  Millionen  würde 
vermuthlicli  der  Wahrheit  näher  kommen.  Leider  wird  durch  die  Un- 
sicherheit dieses  ßeductionselementes  die  Bedeutung  der  im  Übrigen  durch- 
aus vertrauenswürdigen  WoUaston'schen  Bestimmung  etwas  beeinträchtigt. 
Zöllner  hat  das  Intensitätsverhältniss  der  Sonne  zu  a  Aurigae  ver- 
mittelst seines  Astrophotometers  bestimmt,  indem  er  durch  eine  Linsen- 
combination  ein  punktartiges  Bild  der  Sonne  herstellte  und  dasselbe  mit 
dem  künstlichen  Photometerstem  verglich,  während  er  mit  dem  gewöhn- 
lichen Objectiv  des  Instrumentes  die  Helligkeit  von  a  Aurigae  im  Ver- 
hältniss  zum  künstlichen  Stern  ermittelte.  Durch  besondere  Messungen 
musste  das  Yerhältniss  der  bei  der  Sonne  angewandten  Linsencombination 
zu  dem  gewöhnlichen  Objectiv  bestimmt  werden,  und  zur  Abschwächung 
des  Sonnenlichtes  waren  ausserdem  Blendgläser  erforderlich.  Zöllner 
findet: 

^^^°^     =  55760  Millionen; 
a  Aungae 

er  schreibt  diesem  Werthe,  nach  der  inneren  Übereinstimmung  der 
einzelnen  Messungen,  einen  wahrscheinlichen  Fehler  von  5  Procent  zu. 
Die  Unsicherheit  des  absoluten  Betrages  ist  aber  jedenfalls  aus  denselben 
Gründen,  wie  bei  dem  Helligkeitsverhältnisse  von  Sonne  und  Vollmond, 
viel  grösser. 

Interessant  ist  noch  eine  Vergleichung  des  Zöllner'schen  Werthes 
mit  derjenigen  Zahl,  zu  der  man  auf  indirectem  Wege  gelangt,  wenn  man 
das  Helligkeitsverhältniss  von  Sonne  zu  Vollmond  mit  dem  anderweitig 
bestimmten  Helligkeitsverhältniss  von  Mond  zu  Fixsternen  (siehe  nächstes 
Capitel)  combinirt     Es  ergiebt  sich  dann: 

Sonne    ^  37155  Millionen, 


a  Aurigae 


also  ein  Werth,  der  von  dem  Zöllner'schen  um  mehr  als  30  Procent  des 
letzteren  verschieden  ist. 

Will  man  die  Helligkeit  der  Sonne  in  Stemgi-össen  ausdrücken  (wobei 
man  natürlich  auf  negative  Grössen  kommt),  so  ergiebt  sich,  da  a  Aurigae 
nach  den  neuesten  Messungen  die  Grösse  0.27  besitzt,  dass  die  Sonne  ein 
Stern  ist  von  der  Grösse  —  26.60  (nach  Zöllner)  oder  —  26.16  (nach 
der  indirecten  Methode). 

Unter  der  Voraussetzung  endlich,  dass  a  Aurigae  eine  jährliche  Parall- 
axe von  O'/ll  hat,  folgt  noch  aus  den  obigen  Bestimmungen,  dass  uns 
die  Sonne  in  derselben  Entfernung  wie  a  Aurigae  als  ein  Stern  von  der 
Grösse  6.5  erscheinen  würde.    Demnach  müsste,  da  sich  nach  den  spectral- 


318  III.  Resultate  der  photometriBchen  Beobachtungen  am  Himmel 

analytischen  Untersuchungen  die  beiden  Gestirne  höchstwahrscheinlich  in 
demselben  Entwickliingsstadium,  also  auch  in  gleichem  Gltihzustande 
befinden,  die  Sonne  ein  viel  kleinerer  Weltkörper  sein  als  a  Aurigae. 


2.   Die  Yertheilung  der  Helligkeit  auf  der  Sdnuenscheibe. 

Es  ist  in  den  vorangehenden  Abschnitten  schon  mehrfach  darauf 
hingewiesen  worden,  dass  die  Sonnenscheibe  uns  nicht  als  eine  gleich- 
massig  leuchtende  Fläche  erscheint,  sondern  dass  die  Helligkeit  am  Rande 
merklich  geringer  ist  als  in  der  Mitte.  Diese  heut  allgemein  anerkannte 
Thatsache  ist  früher  ein  vielumstrittener  Punkt  gewesen.  Galilei  und 
später  Huyghens  hielten  die  Sonne  an  allen  Punkten  für  gleich  hell. 
Der  Jesuitenpater  Scheiner  scheint  der  Erste  gewesen  zu  sein,  der  dieser 
Ansicht  entgegengetreten  ist,  ohne  dass  jedoch  sein  Widerspruch  die  ver- 
diente Beachtung  gefunden  hat.  Zwei  um  die  Photometrie  so  hoch  ver- 
diente Männer  wie  Bouguer  und  Lambert  wichen  noch  um  die  Mitte 
des  vorigen  Jahrhunderts  in  dieser  Frage,  wie  schon  früher  betont  wurde, 
durchaus  voneinander  ab.  Während  Lambert  in  seiner  »Photometria« 
(§  73)  ausdrücklich  sagt,  dass  wohl  Niemand  leugnen  wird,  dass  das 
Auge  die  Oberfläche  der  Sonne  überall  gleich  hell  erblickt,  hat  Bouguer^) 
nicht  nur  die  entgegengesetzte  Meinung  vertreten,  sondern  er  hat  auch 
die  ersten  Versuche  zur  quantitativen  Bestimmung  der  Helligkeits- 
abnahme von  der  Mitte  der  Sonnenscheibe  nach  dem  Rande  hin  an- 
gestellt Sein  Resultat  gipfelt  darin,  dass  die  Lichtintensität  im  Centrum 
sich  zur  Intensität  einer  um  |  des  Radius  vom  Centrum  entfernten  Stelle 
wie  48  zu  35  verhält.  Es  ist  bemerkenswerth,  dass  diese  Angabe  des 
ausgezeichneten  französischen  Physikers,  dessen  Beobachtungsergebnisse 
auf  fast  allen  Gebieten  der  Photometrie  auch  heute  noch  die  höchste 
Beachtung  verdienen,  sehr  gut  mit  den  besten  neueren  Bestimmungen 
harmonirt.  Das  Bouguer'sche  Resultat  ist  später  noch  mehrfach  angezweifelt 
worden,  unter  Anderen  sogar  von  einer  Autorität  wie  Arago,  der  zwar 
eine  Helligkeitsabnahme  nach  dem  Rande  hin  nicht  gänzlich  in  Abrede 
stellte,  aber  auf  Grund  seiner  Versuche  zu  dem  Schlüsse  kam,  dass  der 
Unterschied  zwischen  der  Intensität  am  Rande  und  der  in  der  Mitte  nicht 
mehr  als  etwa  -^  betragen  könnte.  Man  kann  diese  mit  zuverlässigen 
Messungen  durchaus  unvereinbare  Zahlenangabe  wohl .  kaum  anders  er- 
klären als  durch  die  Unzulänglichkeit  der  von  Arago  benutzten  Hülfs- 
mittel,  insbesondere  durch  die  Kleinheit  der  Sonnenbilder,  mit  denen  er 


1)  Trait6  d'optique,  p.  90. 


Die  Vertheilong  der  Helligkeit  auf  der  Sonnenscheibe.  319 

operirt  hat.  Durch  eine  Anzahl  von  wichtigen  Untersuchungen  ist  seit- 
dem die  Vertheilung  der  Helligkeit  auf  der  Sonnenscheibe  so  sorgfältig 
studirt  worden,  dass  die  gewonnenen  Resultate  bereits  als  werthvpUe  Grund- 
lage zu  weiteren  Betrachtungen  über  die  Ausdehnung  und  Beschaffenheit 
der  Sonnenatmosphäre,  welche  diese  Intensitätsverschiedenheiten  bedingt, 
dienen  können. 

Eine  der  ersten  neueren  Messungsreihen,  die  wenig  bekannt  zu 
sein  scheint,  rührt  von  Chacornac^)  her.  Derselbe  blendete  in  einem 
grösseren  Femrohre  aus  dem  Brennpunktsbilde  der  Sonne  mittelst  zweier 
in  einem  undurchsichtigen  Schirme  angebrachten  kleinen  Öffnungen 
zwei  Partien  heraus,  eine  in  der  Mitte,  die  andere  in  bestimmter  Ent- 
fernung vom  Rande,  brachte  dann  durch  ein  doppeltbrechendes  Prisma 
das  ordentliche  Bild  des  einen  Lichtscheibchens  neben  das  ausserordent- 
liche des  anderen  und  stellte  endlich  die  gleiche  Helligkeit  dieser  beiden 
Bilder  mit  Hülfe  eines  drehbaren  Nicolprismas  her.  Die  Resultate,  zu 
denen  er  gelangte,  sind  die  folgenden,  wenn  der  Radius  der  Sonnenscheibe 
mit  1  und  die  Intensität  in  der  Mitte  mit  100  bezeichnet  wird. 

Abstand  von  Intensität 

der  Sonnenmitte        ^u^^uo^t^t 

0.000  100 

0.292  100 

0.523  92 

Für  Punkte  in  der  Nähe  des  Randes  fand  Chacornac  die  Inten- 
sität höchstens  halb  so  gross  wie  diejenige  des  Centrums.  Er  hat  ausser- 
dem auf  die  verschiedene  Färbung  von  Mitte  und  Rand  aufinerksam 
gemacht,  welche  solche  Messungen  wesentlich  erschwert,  und  schon  damals 
auf  die  Wichtigkeit  spectrophotometrischer  Beobachtungen  hingewiesen, 
die  erst  viele  Jahre  später  von  Vogel  zur  praktischen  Ausführung  ge- 
bracht worden  sind. 

Eine  sehr  umfangreiche  Untersuchung  über  die  fragliche  Helligkeits- 
vertheilung  ist  im  Jahre  1859  von  Liais^)  angestellt  worden,  deren 
Ergebnisse  jedoch  wegen  der  Unzuverlässigkeit  der  angewandten  Me- 
thode kein  sehr  grosses  Vertrauen  verdienen.  Liais  brachte  in  der 
Focalebene  seines  Fernrohrs  einen  beweglichen  Schirm  an,  mittelst 
dessen  er  einen  beliebig  grossen  Theil  der  Sonnenscheibe  verdecken 
konnte.  Das  abgeblendete  Bild  wurde  durch  Ausziehen  des  Oculars  in 
vergrössertem  Massstabe  auf  einen  weissen  Schirm  projicirt,  der  durch 
die  direct  auf  ihn  fallenden  Sonnenstrahlen  gleichmässig  beleuchtet  war. 


1)  Comptes  RenduB.  T.  49,  p.  806. 

2)  M^moires  de  la  8oci6t4  des  sciences  de  Cherbourg.   Vol.  12  (1866),  p.  277. 


320 


III.  Beenltate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel 


Durch  die  bewegliche  Blende  wurden  dann  nacheinander  verschiedene 
Partien  der  Sonnenscheibe  herausgeblendet,  und  in  jedem  Falle  wurde  das 
Ocular  so  weit  verschoben,  bis  das  projicirte  Bild  auf  dem  Schirme  nicht 
mehr  vom  Untergründe  unterschieden  werden  konnte.  Die  Grösse  der 
Verschiebung  des  Oculars  gab  ein  Mass  für  das  Intensitätsverhältniss  der 
untersuchten  Stellen.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  diese  Ver- 
schwindungsmethode  gerade  bei  der  grossen  LichtfUUe  der  Sonne  wenig 
geeignet  ist  Die  Liais'schen  Zahlen  ergeben  die  Intensitätsabnahme  von 
der  Miüe  nach  dem  Bande  hin  offenbar  zu  gering. 

Zuverlässiger  sind  die  Besultate,  welche  Pickering  und  Strange') 
im  Jahre  1874  nach  einem  etwas  ähnlichen  Verfahren  erhalten  haben. 
Sie  projicirten  in  einem  dunklen  Baume  vermittelst  eines  kleinen  Fem- 
rohrs ein  Sonnenbild. von  etwa  40cm  Durchmesser  auf  einen  Schirm,  in 
welchem  eine  Öffnung  von  1.9  cm  Durchmesser  angebracht  war.  Das  durch 
diese  Öffnung  hindurchgehende  Licht  traf  auf  ein  Bunsen'sches  Photometer 
und  wurde  mit  dem  Lichte  einer  Normalkerze  verglichen.  Auf  diese  Weise 
konnte  das  Helligkeitsverhältniss  beliebiger  Stellen  der  Sonnenscheibe 
mit  ziemlicher  Sicherheit  ermittelt  werden.  Ein  Nachtheil  dieser  Methode 
liegt  in  der  Verwendung  des  Kerzenlichtes  als  Mittelglied,  weil  etwaige 
Schwankungen  des  Luftzustandes  während  einer  Messungsreihe  die  Er- 
gebnisse verfälschen  können,  was  bei  der  Liais'schen  Methode  nicht  zu 
beftlrchten  ist.  Aus  den  von  Pickering  und  Strange  angestellten 
Messungen  lässt  sich  die  folgende  Tabelle  ableiten: 


Abstand 

Abstand 

von   der 

Intensit&t 

von   der 

IntensiUt 

Mitte 

Mitte 

Ü.OO 

100.0 

0.70 

82.3 

0.10 

99.2 

0.75 

78.8 

0.20 

97.6 

0.80 

74.5 

0.30 

95.7 

0.85 

69.2 

0.40 

93.8 

0.90 

63.2 

0.50 

91.3 

0.95 

55.4 

0.60 

87.4 

1.00 

37.4 

Bei  Weitem  die  ausführlichsten  und  zuverlässigsten  Beobachtungen 
über  die  Helligkeitsabnahme  nach  dem  Bande  hin  sind  von  H.  C.  VogeP) 
im  Jahre  1877  angestellt  worden.  Der  hohe  Werth  dieser  Messungen 
liegt  hauptsächlich  darin,  dass  sie  sich  nicht,  wie  die  früheren,  auf  das 


1)  Proc.  of  the  American  Acad.  of  arts  and  Bciences.  New  Series,  Vol.  II,  p.  428. 

2)  MonatBber.  d.  K.  Preass.  Akad.  d.  Wies.  1877,  p.  104. 


Die  Yertheilung  der  Helligkeit  auf  der  Sonnenscheibe. 


321 


Gesammtlicht  der  Sonne,  sondern  auf  die  einzelnen  Strahlengattnngen 
beziehen  und  das  wichtige  Resultat  ergeben,  dass  die  Intensitätsabnahme 
von  der  Sonnenmitte  nach  dem  Rande  hin  für  die  violetten  Strahlen 
beträchtlich  grösser  ist  als  für  die  rothen.  Vogel  hat  sich  des  Spectral- 
photometers  bei  seinen  Beobachtungen  bedient  und  dadurch,  dass  er  das 
Spectrum  der  einzelnen  Partien  der  Sonnenoberfläche  stets  mit  dem  Spec* 
trum  des  Gesammtlichtes  verglich,  den  bei  dem  Pickering'schen  Verfahren 
auftretenden  Übelstand  vermieden.  Die  Vogel'schen  Werthe  sind  in  der 
folgenden  Tabelle  enthalten,  wobei  durchgängig  die  Helligkeit  in  der 
Sonnenmitte  mit  100  bezeichnet  ist. 


AbBtttnd 
Ton  der 

Intensitit  fti  die  Strahlen  von  der  WeUenl&nge 

Sonnenmitte 

405— li2^^ 

440-446  ^iu 

467-473MM 

510— 515  iu.u 

573-585  A«iU 

658-666  Mit* 

0.00 

100.0 

100.0 

100.0 

100.0 

100.0 

100.0 

0.10 

99.6 

99.7 

99.7 

99.7 

99.8 

99.9 

0.20 

98.5 

98.7 

98.8 

98.7 

99.2 

99.5 

0.30 

96.3 

96.8 

97.2 

96.9 

98.2 

98.9 

0.40 

93.4 

94.1 

94.7 

94.3 

96.7 

98.0 

0.50 

88.7 

90.2 

91.3 

90.7 

94.5 

96.7 

0.60 

82.4 

84.9 

87.0 

86.2 

90.9 

94.8 

0.70 

74.4 

77.8 

80.8 

80.0 

84.5 

91.0 

0.75 

69.4 

73.0 

76.7 

75.9 

80.1 

88.1 

0.80 

63.7 

67.0 

71.7 

70.9 

74.6 

84.3 

0.85 

56.7 

59.6 

65.5 

64.7 

67.7 

79.0 

0.90 

47.7 

50.2 

57.6 

56.6 

59.0 

71.0 

0.95 

34.7 

35.0 

45.6 

44.0 

46.0 

58.0 

1.00 

13.0 

14.0 

16.0 

16.0 

25.0 

30.0 

Diese  Tabelle  zeigt  den  erheblichen  Unterschied  in  dem  Verhalten 
der  rothen  und  violetten  Strahlen.  Es  geht  daraus  hervor,  dass  die 
Färbung  der  Sonne  am  Rande  eine  andere  sein  muss  als  in  der  Mitte, 
eine  Thatsache,  die  ausser  von  Chacornac  auch  von  Secehi,  Langley 
und  Anderen  betont  worden  ist,  und  die  mit  dazu  beiträgt,  die  directe 
Vergleichung  von  Mitte-  nnd  Randpartien  zu  erschweren. 

Die  Pickering'schen  Angaben  stimmen  mit  den  VogeVschen  Werthen 
für  die  gelben  und  rothen  Strahlen  ziemlich  befriedigend  tiberein;  nur 
die  Zahlen  für  die  äussersten  Randtheile  weichen  merklich  ab,  was  aber 
wohl  darauf  zurückzuführen  ist,  dass  bei  dem  Pickering'schen  Verfahren 
tiberhaupt  nicht  der  eigentliche  Rand,  sondern  stets  ein  messbarer  Theil 
der  Scheibe  bei  der  Beobachtung  benutzt  wird,  und  daher  im  Allgemeinen 
zu  grosse  Angaben  erwartet  werden  müssen.  In  dieser  Beziehung  ist  die 
spectralphotometrische  Methode,  bei  der  jedesmal  nur  der  winzige  auf  den 


Malier,  Photometrie  der  Gestirne. 


21 


322  ni.  Besnltate  der  photometrischen  Beobachtnngen  am  Himmel. 

Spalt  fallende  Theil  des  Sonnenbildes  berücksichtigt  wird,  allen  anderen 
Methoden  Überlegen,  und  es  kann  nicht  dringend  genug  empfohlen  werden, 
sich  bei  weiteren  Untersuchungen  über  den  Gegenstand  derselben  aus- 
schliesslich zu  bedienen. 

Eine  allerdings  nur  kurze  Messungsreihe  aus  dem  Jahre  1882  von 
Guy  und  Thollon*)  mit  einem  Spectralphotometer  von  Guy  bestätigt  in 
befriedigender  Weise  die  Vogel'schen  Resultate.  Da  Vogel  seine  Mes- 
sungen zur  Zeit  des  Sonnenfleckenminimums  angestellt  hat,  so  dürfte  es 
Von  Interesse  sein,  dieselben  mit  ebensolcher  Genauigkeit  zur  Zeit  des 
Maximums  zu  wiederholen,  wo  möglicher  Weise  die  absorbirende  Wirkung 
der  Sonnenatmosphäre  etwas  anders  sein  kann.  Auch  ist  es  empfehlens- 
werth,  derartige  Untersuchungen  an  der  Sonnenscheibe  nicht  auf  eine 
bestimmte  Richtung,  z.  B.  auf  diejenige  vom  Centrum  nach  den  Polen 
hin,  zu  beschränken,  sondern  dieselben  über  möglichst  viele  verschiedene 
Positionswinkel  auszudehnen,  um  Fragen  nach  etwaigen  Unterschieden 
zwischen  nördlicher  und  südlicher  Hemisphäre  der  Sonne  u.  s.  w.  mit 
Sicherheit  zu  entscheiden.  Alles,  was  in  dieser  Beziehung  bekannt  ge- 
worden ist,  geht  über  die  Bedeutung  blosser  Muthmassungen  nicht  hinaus 
und  darf  daher  unbedenklich  tibergangen  werden. 

Dagegen  ist  es  der  Vollständigkeit  wegen  erforderlich,  wenigstens 
kurz  auf  die  Versuche  hinzuweisen,  die  gemacht  worden  sind,  um  über 
die  Vertheilung  der  Energie  auf  der  Sonneuscheibe  auf  anderem  als  rein 
optischem  Wege,  und  zwar  durch  das  Studium  der  chemischen  und  thermi- 
schen Wirkungen  des  Sonnenlichtes  Aufschluss  zu  erhalten.  In  ersterer 
Hinsicht  liegen  bisher  zwei  Messungsreihen  vor,  eine  von  Roscoe^)  aus 
dem  Jahre  1863  und  eine  von  H.  C.  Vogel^)  aus  dem  Jahre  1872,  beide 
nach  der  bekannten  Bunsen-Roscoe'schen  Methode  ausgeführt.  Roscoe 
hat  die  Messungen  ausser  in  der  Mitte  der  Sonnenscheibe  nur  noch  in 
zwei  Entfernungen  vom  Centrum,  allerdings  in  verschiedenen  Positions- 
winkeln, angestellt,  während  Vogel  die  chemische  Intensität  in  sehr  ver- 
schiedenen Abständen  vom  Centrum  bestimmt  hat.  Wie  aus  der  folgenden 
kleinen  Tabelle  hervorgeht,  weichen  die  Werthe  für  die  Randhelligkeit 
bei  Roscoe  und  Vogel  nicht  unerheblich  voneinander  ab;  dagegen  stimmt 
die  VogeFsche  Reihe  recht  gut  mit  den  Resultaten  der  spectralphotometri- 
schen  Untersuchungen  für  die  violetten  und  dunkelblauen  Strahlen  überein. 


1)  Comptes  Renduß.    T.  95,  p.  834. 

2)  Proc.  of  the  R.  Soc.  of  London.    Vol.  12  (1863),  p.  648  und  Pogg.  Annalen. 
Bd.  120,  p.  331. 

3)  Ber.  über  die  Verhandl.  d.  K.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.    Bd.  24  (1872),  p.  135  und 
Pogg.  Annalen.  Bd.  148,  p.  161. 


Die  Vertbeilang  der  Helligkeit  saf  der  Sonnenscbeibe. 


323 


Abstand 

von  der 

Mitte 

Chemische  Intensität 
nach 

Roscoe         Vogel 

0.00 

100.0 

100.0 

0.20 

— 

98.7 

0.40 

— 

94.2 

0.60 

— 

82.9 

0.80 

— 

59.6 

0.85 

50.9 

50.3 

0.90 

— 

39.5 

0.95 

— 

27.1 

1.00 

29.7 

13.5 

Was  den  Unterschied  der  Wärmewirkung  zwischen  einzehien  Stellen 
der  Sonnenscheibe  betriflft,  so  ist  das  bisher  gesammelte  Beobachtungs- 
material ziemlich  umfangreich.  Es  seien  hier  nur  die  Bestimmungen 
von  Secchi'),  VogeP),  Ericsson^),  Langley^),  Cruls*^)  und  Frost«) 
namhaft  gemacht.  Aus  den  zuverlässigsten  dieser  Beobachtungsreihen 
sind  in  der  folgenden  Tabelle  für  verschiedene  Stellen  der  Sonnenober- 
fläche einige  Intensitätsangaben  zusammengestellt 


^^ 


Abstand 

Wlrmeintensitlt  der  Sonnenscheibe  nach: 

;        von   der 
1     Sonnenmitte 

Secchi  n. 
Vogel 

Langley 

Frost            Mittel 

!           0.00 

100 

100.0 

100.0 

100 

1          0.20 

99 

99.5 

99.4 

99 

0.40 

98 

96.8 

96.3 

97 

0.60 

94 

92.2 

89.8 

92 

0.70 

89 

88.4 

84.6 

87 

0.80 

82 

82.5 

77.9 

81 

0.90 

69 

72.6 

68.0 

70    • 

0.96 

(57) 

61.9 

57.2 

59 

0.98 

(47) 

50.1 

50.0 

49 

1.00 

40 

— 

(39) 

(40) 

4y/:C^    -^^^    i-i^«!l 


3    '   !>' 


^5> 


ss-.o 


45;^     i«..» 


11 

Vc 

Hc 


1^ 
Cr 


11 


1)  Mem.  deir  Oeserv.  del  CoUegio  Romano.  1851,  App.  3  und  Astron.  Nachr. 
Bd.  34,  Nr.  806;  Bd.  35,  Nr.  833  und  Mem.  della  Societä  degl.  Spettroc.  Ital.  Vol.  4 
(1875),  p.  121. 

2)  Monatsber.  d.  K.  Preuss.  Akad.  d.  Wiss.    1877,  p.  135. 

3)  Nature.    Vol.  12,  p.  517;  Vol.  13,  p.  114  und  224. 

4)  Am.  Journal  of  Bcience.  Ser.  3,  Vol.  lo  ( 1  8t 5),  p.  489.  Ausaerdem  Comptes Bendus. 
t.  80,  p.  746  und  819;  t  81,  p.  436.  —  NB.  Die  Langley'schen  Resultate  sind  nir- 
gends ausführlich  publicirt;  es  finden  sicii  überall  nur  kurze  Auszüge  und  Notizen. 

5j  Comptes  Rendus.    T.  88,  p.  570. 

6)  Astron.  Nachr.    Bd.  130,  Nr.  3105—3106. 

21* 


324  in.  Besnltate  der  photometriBchen  Beobaohtnngen  am  Himmel. 

Die  ausgezeichnete  Ubereinstimmimg  der  drei  Messungsreihen  lässt 
die  Mittelwerthe  aus  ihnen  sehr  vertrauenswerth  erscheinen,  und  die  Ver- 
gleichung  dieser  Zahlen  mit  den  spectralphotometrischen  Messungen 
Vogels  zeigt,  dass  die  thermischen  Bestimmungen  sehr  gut  mit  den  Re- 
sultaten für  die  äussersten  sichtbaren  rothen  Strahlen  des  Spectrums 
harmoniren. 


Wie  bereits  mehrfach  betont  worden  ist,  rührt  die  Abnahme  der 
Energie  von  der  Mitte  der  Sonne  nach  dem  Bande  hin  von  der  Absorption 
einer  die  Sonne  umgebenden  Atmosphäre  her,  und  es  ist  von  Interesse 
zu  wiRsen,  um  wieviel  uns  die  Sonne  heller  resp.  wärmer  erscheinen 
Avürde,  wenn  diese  Atmosphäre  nicht  vorhanden  wäre.  Laplace  hat 
bereits  auf  Grund  der  oben  erwähnten  Bouguer'schen  Beobachtungen  diese 
Frage  zu  beantworten  versucht  und  ist  mit  Zugrundelegung  seiner  be- 
kannten Extinctionstheorie  zu  dem  Besultate  gelangt,  dass  die  Sonnen- 
atmosphäre nicht  weniger  als  ^  des  gesammten  Lichtes  absorbirt.  Dieser 
Werth  ist  aber  unrichtig,  weil  Laplace  für  die  Berechnung  der  von  einer 
selbstleuchtenden  Kugel  ausgehenden  Lichtstrahlung  das  Euler'sche  Gesetz 
angenommen  hat,  wonach  eine  solche  Kugel  ohne  Atmosphäre  am  Rande 
heller  erscheinen  müsste  als  in  der  Mitte,  während  nach  den  neueren 
Forschungen  für  selbstleuchtende  Körper  ausschliesslich  das  Lambert'sche 
Emanatiojisgesetz  zu  Grunde  gelegt  werden  muss.  Pickering  und  Vogel 
haben  bei  der  Anwendung  der  Laplace'schen  Extinctionstheorie  auf  ihre 
Sonnenbeobachtungen  diesen  Fehler  vermieden  und  finden  daher  für  die 
Absorption  der  Sonnenatmosphäre  erheblich  kleinere  Werthe  als  Laplace. 
Nach  Ersterem  würde  die  beobachtete  Helligkeitsabnahme  hervorgebracht 
werden  können  durch  eine  homogene  Atmosphäre  von  derselben  Höhe 
wie  der  Sonnenradius  und  von  solchem  Absorptionsvermögen,  dass  bei 
senkrechter  Ausstrahlung  etwa  26  Procent  des  Lichtes  hindurchgelassen 
würden;  das  Gesammtlicht  der  Sonne  würde  nach  Pickering,  wenn  gar 
keine  Atmosphäre  vorhanden  wäre,  4.64 mal  stärker  sein  als  in  Wirk- 
lichkeit. 

Vogel  findet  aus  seinen  Beobachtungen  für  die  Transmissions- 
coefficienten  der  Sonnenatmosphäre  Werthe,  die  von  0.79  im  Roth  bis 
0.48  im  Violett  abnehmen,  und  macht  darauf  aufmerksam,  »dass  die  Ex- 
tinction  in  Anbetracht  der  enormen  Dimensionen  der  Chromosphäre  ausser- 
ordentlich gering  ist«.  Nach  ihm  würde  das  Gesammtlicht  der  Sonne 
ohne  Atmosphäre  für  violettes  Licht  3.01  mal,  für  rothes  Licht  1.49mal 
heller  erscheinen  als  bei  Anwesenheit  der  Atmosphäre. 


Die  Vertheilnng  der  Helligkeit  auf  der  Sonnenficheibe.  325 

Die  VogeFBchen  Beobachtungen  gestatten  noch,  wie  Seeliger^)  in 
jüngster  Zeit  bei  einer  Neubearbeitung  derselben  gezeigt  hat,  einige 
interessante  Ausblicke  auf  die  Beschaffenheit  der  Sonnenatmosphäre,  die 
hier  noch  eine  kurze  Erwähnung  verdienen.  Ist  J^  die  Helligkeit  im 
Centrum  der  Sonnenscheibe,  J  diejenige  an  irgend  einer  beliebigen  Stelle, 
ist  femer  x  der  Winkel,  den  der  von  dieser  Stelle  ausgegangene  und  in 
das  Auge  gelangende  Lichtstrahl  mit  dem  verlängerten  Sonnenradius 
bildet,  und  bedeutet  endlich  (Refr.)  die  Eefraction,  welche  dieser  Licht- 
strahl in  der  Sonnenatmosphäre  erleidet,  so  giebt  die  Anwendung  der 
Laplace'schen  Extinctionstheorie  (Seite  122)  die  folgende  Gleichung: 


\osJ=-K^^ 


Unter  der  Voraussetzung,  dass  die  Eefraction  auf  der  Sonne  ebenso  wie 
auf  der  Erde  ausgedrückt  werden  kann  durch  a  tang  x,  wo  der  Verein- 
fachung wegen  zunächst  a  als  constant  für  alle  Werthe  von  x  angenommen 
werden  soll,  ergiebt  sich: 

loge7=  —  K'  secA^, 

wo  K'  statt  Ka  gesetzt  ist. 
Femer  ist  für  ;?^  =  0: 

logJo  =  -^'. 
Mithin  wird: 

(1)  log^  =  - jr'(8ec;t-  1). 

Es  sei  in  Figur  71  (Seite  326)  C  der  Mittelpunkt  der  Sonne,  P  ein 
Punkt  der  Oberfläche.  Der  wahre  Sonnenradius  sei  a,  und  die  Entfemung 
Sonne— Erde  möge  mit  J  bezeichnet  werden.  Die  gekrümmte  Linie  PE 
ist  die  Refractionscurve;  der  Winkel  a  giebt  ein  Mass  für  den  scheinbaren 
Abstand  des  in  Betracht  gezogenen  Punktes  vom  Centrum  der  Scheibe. 
Nimmt  man  an,  dass  die  Sonnenatmosphäre  concentrisch  geschichtet  ist, 
so  gilt  für  irgend  einen  Punkt  P'  der  Refractionscurve  die  bekannte 
Gleichung: 

r^i  sin  i  =  Const. , 

wobei  r  die  Entfemung  des  Punktes  P'  vom  Sonnenmittelpunkt,  fi  der 
Brechungsexponent  der  Sonnenatmosphäre  im  Punkte  P'  und  i  der 
Winkel  ist,  den  der  Radius  CP'  mit  der  Refractionscurve  einschliesst 

1)  Sitzber.  d.  matb.-phys.  ClasBe  d.  E.  Bayer.  Akad.  d.  WIbs.   Bd.  21,  p.  264. 


326 


III.  Besnltate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 


Für  die  beiden  Punkte  P  und  E  der  Refractionscurve  gelten  die  ent- 
sprechenden Gleichungen: 

a^o  sin  ;^  =  Const. 
^  sin  (7  =  Const. , 

wo  noch  /io  der  Brechungsexponent  an  der  Sonnenoberfläche  ist.  Man 
hat  also: 

a^o  sin%  =  ^  sina. 

Nun  ist  aber        =  singo?  wenn  q^  den 

Winkel  bedeutet,  unter  welchem  der 
Sonnenradius  ohne  Vorhandensein  einer 
Sonnenatmosphäre  von  der  Erde  aus  er- 
scheinen würde.     Daher: 

,-.  .  sin  a 

(2  sin  X.  = -. • 

Für  X  =  90^  berührt  die  Refractions- 
curve die  Sonnenoberfläche,  o  geht  dann 
in  den  scheinbaren  Sonnenradius  (Sonne 
+  Atmosphäre)  über,  der  mit  q  bezeich- 
net werden  soll,  und  man  hat: 

(3)               sin  Q  =  /«o  8in  ?o  • 
In  Gleichung  (2)  darf  man  noch  mit  ge- 
nügender Näherung  den  Quotient  — 

durch  den  scheinbaren  Abstand  des  in 
Betracht  gezogenen  Punktes  der  Sonnen- 
scheibe von  der  Mitte  derselben  (ausge- 
drückt in  Theilen  des  scheinbaren  Radius) 
ersetzen.     Nennt  man  diesen  Abstand  d,  so  wird: 

d 
(4)  sin^  =  — . 

Für  jeden  auf  der  Sonnenscheibe  gemessenen  Abstand  d  kann  man  hieraus, 
wenn  /i^  bekannt  ist,  den  Winkel  x  bestimmen  und  dann  mit  Hülfe  von 
Gleichung  (1)  das  Helligkeitsverhältniss  irgend  eines  Punktes  der  Scheibe 
zur  Mitte  derselben  berechnen. 

Die  Gleichung  (1)  kann  natürlich  nur  als  eine  erste  Näherung  be- 
trachtet werden,  weil  die  Refraction  auf  der  Sonne  schwerlich  durch 
a  tang  x  (mit  constantem  a)  ausgedrückt  werden  darf.     Zu  einem  etwas 


Die  Vertheilnng  der  Helligkeit  auf  der  Sonnenscheibe.  327 

genaueren  Resultate  würde  man  gelangen,  wenn  man  die  Refraction  aus- 
gedrückt hätte  durch  a  tangx  +  ß  tang'^.  Die  Formel  (l)  würde  dann 
übergehen  in:  ' 

y      J  TT'  \  4    i    ß  sin*x\ 

Seeliger  hat  die  Gleichungen  (1)  und  (4)  auf  die  Vogel'schen  spectral- 
photometrischen  Beobachtungen  und  zwar  auf  die  Helligkeitslogarithmen, 
nicht  auf  die  Helligkeiten  selbst,  angewendet  und  gezeigt,  dass,  wenn  f,i^ 
zunächst  durchweg  gleich  1  gesetzt  wird,  die  Messungen  im  Roth  und 
Gelb  durchaus  genügend,  dagegen  die  Messungen  in  den  anderen  Farben 
nur  mangelhaft  dargestellt  werden,  dass  jedoch  eine  beinahe  vollkommene 
Darstellung  der  Beobachtungen  in  allen  Farben  erhalten  werden  kann, 
wenn  man  //q  für  verschiedene  Wellenlängen  andere  Werthe  annehmen 
lässt.  Hieraus  würde  der  Schluss  zu  ziehen  sein,  dass  die  Sonnen- 
atmosphäre eine  merkliche  Dispersion  besitzen  müsse.  Für  die  Trans- 
missionscoefficienten  ergeben  sich  nach  der  Seeliger'schen  Bearbeitung 
die  folgenden  Werthe: 


Wellenlänge 

Transmissions- 
coefficient 

662^^ 
579 

0.77 
0.66 

513 

0.63 

470 

0.64 

443 

0.57 

409 

0.54 

Die  Sonnenatmosphäre  absorbirt  also  danach  innerhalb  des  unter- 
suchten Spectralbezirkes  nur  \  bis  ^  des  ursprünglichen  Lichtes.  Diese 
relativ  geringe  Absorptionsfähigkeit  kann  nur  erklärt  werden,  wenn  die 
Sonnenatmosphäre  entweder  sehr  dünn  oder  sehr  niedrig  angenommen 
wird.  Die  erstere  Annahme  ist  nicht  sehr  wahrscheinlich,  weil  bei  einer 
dünnen  Atmosphäre  keine  starke  Dispersion  stattfinden  könnte,  wie  sie 
durch  die  Verschiedenheit  der  Werthe  von  .«^  durch  die  photometrischen 
Beobachtungen  angedeutet  ist.  Man  wird  also  auf  eine  relativ  niedrige 
Sonnenatmosphäre  schliessen  müssen. 

Aus  der  Verschiedenheit  der  Werthe  von  ju^  würde  man  noch,  mit 
Berücksichtigung  der  Gleichung  (3),  folgern  müssen,  dass  der  scheinbare 
Sonnendurchmesser  im  rothen  Lichte  merklich  anders  gemessen  werden 
müsste  als  im  violetten.  Bekanntlich  wird  dies  durch  die  Beobachtungen 
vonAuwers^)  nicht  bestätigt;  doch  kann  dieser  scheinbare  Widerspruch, 

l)  Astron.  Nachr.  Bd.  123,  Nr.  2935. 


328  III-  Resultate  der  photometriBchen  Beobachtnngen  am  Himmel. 

wie  Seeliger  nachgewiesen  hat,  dadurch  erklärt  werden,  dass  bei  einer 
niedrigen  und  dichten  Atmosphäre  am  Sonnenrande  totale  Reflexionen 
auftreten  müssen,  welche  sehr  wohl  eine  Vergrösserung  der  scheinbaren 
Durchmesser  verhindern  können. 


Zum  Schlüsse  dieses  Paragraphen  soll  noch  kurz  auf  die  Versuche 
hingewiesen  werden,  die  gemacht  worden  sind,  um  die  Strahlungsinten- 
sität der  Sonnenflecke  im  Verhältniss  zu  den  benachbarten  Theilen 
der  Sonnenoberfläche  zu  bestimmen,  obgleich  diese  Versuche  bisher  nur 
sehr  ungenügende,  einander  widersprechende  Resultate  ergeben  haben. 
Dass  die  Sonnenflecke  keineswegs  so  wenig  Licht  aussenden,  als  man 
geneigt  ist,  nach  dem  blossen  Augenschein  aus  der  Gontrastwirkung  an- 
zunehmen, ist  längst  bekannt  gewesen,  und  schon  Schwabe  in  Dessau 
hatte  bei  Gelegenheit  eines  Vorüberganges  des  Mercur  vor  der  Sonnen- 
scheibe auf  den  beträchtlichen  Unterschied  der  Intensität  zwischen  Planet 
und  Sonnenfleck  aufmerksam  gemacht.  Aber  die  Frage,  um  wie  viel 
die  Photosphäre  den  Kern  und  die  Penumbra  eines  Fleckes  an  Hellig- 
keit übertrifft,  ist  noch  nicht  als  endgültig  beantwortet  zu  betrachten. 
W.  HerscheP)  schätzte  die  Intensität  der  Penumbra  gleich  47,  die  des 
Kernes  gleich  0.7,  wenn  die  mittlere  Flächenintensität  der  Sonnenscheibe 
gleich  100  angenommen  wurde.  Chacornac^)  constatirte,  dass  die  Penum- 
bra eines  etwa  um  ein  Drittel  des  Radius  von  der  Mitte  entfernten  Sonnen- 
fleckes heller  war  als  ein  gleich  grosses  Stück  der  Scheibe  in  unmittel- 
barer Nähe  des  Randes;  es  würde  daraus  folgen,  dass  die  Intensität  der 
Penumbra  höchstens  halb  so  gross  sein  kann  als  die  Intensität  im  Centrum 
der  Scheibe.  Nach  Liais^)  ist  die  Helligkeit  der  Fleckenkeme  etwa 
10 mal  geringer,  als  die  der  umgebenden  Photosphäre,  und  aus  seinen 
Beobachtungen  folgt  femer,  dass  die  Intensität  der  Sonnenfackeln  in 
einer  Entfernung  von  V  vom  Rande  gleich  der  des  Centrums  der  Sonnen- 
scheibe ist.  Die  spectralphotometrischen  Messungen  von  Guy  und 
ThoUon^)  endlich  ergaben  für  das  Helligkeitsverhältniss  eines  Kernes  zu 
benachbarten  Stellen  der  Sonnenscheibe  (für  Strahlen  von  der  Wellen- 
länge ßSO  fifi)  in  Übereinstimmung  mit  Liais  den  Werth  0.1. 

Alle  diese  Angaben,  von  denen  allerdings  keine  ein  besonderes  Ver- 
trauen beanspruchen  kann,  weichen  sehr  stark  von  den  Resultaten  ab, 
die  in  Betreff  der  Wärmewirkung  der  Sonnenflecke   gewonnen  worden 

1)  Phil.  Trans,  of  the  R.  Soc.  of  London.   1801,  p.  354. 

2)  Comptes  Rendns.    T.  49,  p.  SOü. 

3)  M6m.  de  la  Soc.  des  sciences  de  Cherbourg.    Vol.  12,  p.  277. 

4)  Comptes  Rendus.    T.  95,  p.  834. 


Die  Helligkeit  der  Sonnenoorona.  329 

sind.  Nachdem  zuerst  Henry  und' Alexander»)  in  Princeton  festge- 
stellt hatten,  dass  die  tbermische  Wirkung  eines  Sonnenfleckes  geringer 
ist,  als  die  seiner  Umgebung,  sind  derartige  Bestinmiungen  mehrfach 
gemacht  worden,  unter  Anderen  von  Langley^)  und  in  neuester  Zeit 
von  Frost 3).  Aus  den  Langley 'sehen  Messungen  folgt  für  die  Wärme- 
ausstrahlung eines  Sonnenfleckenkems  der  Werth  54,  fUr  diejenige  der 
Penumbra  der  Werth  80,  wenn  die  Strahlung  der  unmittelbaren  Nach- 
barschaft des  Fleckes  mit  100  bezeichnet  ist.  Frost  findet  den  Unter- 
schied zwischen  Fleck  und  Photosphäre  noch  kleiner  als  Langley;  seine 
Beobachtungen  zeigen  femer,  dass,  wenn  ein  Fleck  sich  auf  der  Mitte 
der  Scheibe  befindet,  der  Wärmeunterschied  zwischen  ihm  und  der  un- 
mittelbaren Umgebung  grösser  ist,  als  wenn  er  sich  in  der  Nähe  des 
Randes  befindet,  was  darauf  hindeuten  wUrde,  dass  die  Flecke  eine 
geringere  Absorption  in  der  Sonnenatmosphäre  erfahren  als  die  Photo- 
sphäre. Dieses  Resultat,  welches  ftlr  die  Beurtheilung  der  physischen 
Beschaffenheit  der  Sonne  von  hohem  Interesse  sein  würde,  bedarf  freilich 
erst  noch  einer  definitiven  Bestätigung.  Es  sind  hierüber  ausgedehnte 
systematische  Beobachtungsreihen  sowohl  zur  Zeit  des  Sonnenflecken- 
maximums  als  des  Minimums  nicht  nur  mit  der  Thermosäule,  sondern 
auch  mit  dem  Photometer  im  hohen  Grade  erwünscht. 


3.    Die  Helligkeit  der  Sonnencorona. 

Alles  was  wir  bisher  über  die  Helligkeit  der  äussersten  Umhüllung 
der  Sonne,  der  Corona,  wissen,  beruht  auf  dem  spärlichen  Beobachtungs- 
material, welches  bei  einigen  totalen  Sonnenfinsternissen  der  letzten  Jahr- 
zehnte gesammelt  worden  ist.  Es  liegt  auf  der  Hand,  dass  Beobachtungen, 
welche  innerhalb  der  wenigen  Minuten  einer  solchen  Erscheinung,  meistens 
noch  unter  erschwerenden  äusseren  Umständen,  ausgeführt  werden  müssen, 
von  vornherein  nicht  das  höchste  Vertrauen  beanspruchen  können,  und  es 
darf  daher  auch  kaum  verwundern,  dass  die  bisherigen  Ergebnisse  be- 
trächtliche Abweichungen  untereinander  zeigen.  Trotzdem  wird  man 
die  grossen  Unterschiede  in  den  Resultaten  nicht  allein  der  Unsicherheit 
der  Messungen  zuschreiben  dürfen,  vielmehr  kann  es  als  unzweifelhaft 
gelten,  dass,  ebenso  wie  die  Form  und  die  Ausdehnung  der  Corona  von 
Finstemiss   zu   Finsterniss   wechselt,    auch    die    Lichtenergie    derselben 


1)  PhUoB.  Magazine.    3.  Ser.    1846,  p.  230  und  Pogg.  Annaleii.   Bd.  68,  p.  102. 

2)  Monthly  Notices.  Vol.  37,  p.  5. 

3;  Aßtr.  Nachr.    Bd.  130,  Nr.  3105—3106. 


330  III-  Resultate  der  pbotometrisohen  Beobachtungen  am  Himmel. 

Btarken  Schwankungen  unterworfen  ist.  Ob  diese  Schwankungen  in 
engem  Zusammenhange  stehen  mit  den  beobachteten  Vorgängen  auf  der 
Sonnenoberfläche  und  daher  auch  denselben  periodischen  Verlauf  nehmen 
wie  diese,  darüber  können  erst  länger  fortgesetzte  sorgfältige  Beobach- 
tungen Aufschluss  geben.  Soviel  scheint  schon  jetzt  festzustehen,  dass 
zur  Zeit  des  Maximums  der  Sonnenthätigkeit  auch  die  Lichtentwicklung 
der  Corona  besonders  lebhaft  ist. 

Die  bisherigen  Angaben  über  die  Helligkeit  der  Corona  beruhen  nur 
zum  Theil  auf  directen  photometrischen  Messungen,  zum  grössten  Theile 
sind  sie  aus  photographischen  Aufnahmen  abgeleitet.  Bei  der  ersteren 
Methode  muss  man  sich  hauptsächlich  auf  die  Bestimmung  der  gesammten 
von  der  Corona  ausgestrahlten  Lichtmenge,  der  von  ihr  hervorgebrachten 
Beleuchtung,  beschränken,  da  eingehende  Untersuchungen  über  die  Flächen- 
helligkeit der  Corona  an  möglichst  vielen  Punkten  derselben  während  der 
kurzen  Dauer  einer  totalen  Sonnenfinstemiss  schwer  durchführbar  sind. 
Die  Entscheidung  über  diese  bei  Weitem  interessantere  Frage  muss  daher 
nothgedrungen  in  erster  Linie  der  photographischen  Methode  überlassen 
werden. 

Bei  den  directen  photometrischen  Messungen  hat  man  sich  bis  jetzt 
ausschliesslich  des  Bunsen'schen  Photometers  bedient,  und  in  der  That 
eignet  sich  dieses  oder  ein  im  Princip  ihm  ähnliches  (etwa  das  ßitchie- 
sche  oder  das  in  neuerer  Zeit  viel  in  Anwendung  gebrachte  Weber'sche) 
vortreflFlich  zu  solchen  Bestimmungen.  Ein  im  Inneren  sorgfältig  ge- 
schwärztes Rohr  wird  so  auf  die  verdunkelte  Sonne  gerichtet,  dass  das 
Licht  der  Corona  senkrecht  auf  einen  im  Rohre  angebrachten,  mit  einem 
Fettfleck  versehenen  Papierschirm  fällt,  welcher  von  der  anderen  Seite 
her  durch  eine  verschiebbare  künstliche  Lichtquelle  beleuchtet  wird.  Die 
Länge  des  Rohrs  muss  dabei  so  bemessen  sein,  dass  möglichst  wenig 
Licht  von  den  an  die  Corona  angrenzenden  Partien  des  Himmelsgrundes 
mit  zur  Wirkung  gelangt,  dass  aber  auch  andererseits  nichts  von  dem 
Coronalichte  abgeschnitten  wird.  Der  wunde  Punkt  bei  diesen  und  allen 
ähnlichen  Helligkeitsbestimmungen  bleibt  immer  die  Benutzung  einer 
irdischen  Vergleichslichtquelle.  So  lange  wir  noch  keine  einwurfsfireie 
Lichteinheit  besitzen,  welche  während  beliebig  langer  Zeiträume  als  absolut 
unverändert  gelten  kann,  so  lange  haben  wir  mit  einer  Fehlerquelle  zu 
kämpfen,  welche  die  Vergleichung  der  bei  verschiedenen  Sonnenfinster- 
nissen erhaltenen  Resultate  erheblich  unsicher  macht. 

Die  folgendej.  kleine  Tabelle  giebt  eine  Übersicht  über  die  Resultate 
der  bisherigen  photometrischen  Bestimmungen  der  Leuchtkraft  der  Corona. 
Bei  den  beiden  Finsternissen  von  1870  und  1878  sind  Normalkerzen  zur 
Vergleichung  benutzt  worden,   während  1886   eine  Glühlampe  und  1889 


Die  Helligkeit  der  Sonnencorona. 


331 


ein  Carcelbrenner  zur  Verwendung  kamen.  In  der  Znaammenstellung  ist 
Alles  in  Meterkerzen  umgewandelt  und  ausserdem  noch  der  Einfluss  der 
Extinction  in  der  Erdatmosphäre  berücksichtigt  worden.  Die  Zahlen  geben 
daher  an,  wie  viel  Normalkerzen  in  der  Entfernung  von  1  Meter  die 
gleiche  Beleuchtung  hervorbringen,  wie  die  gesammte  Sonnencorona,  letztere 
im  Zenith  gedacht.  In  der  letzten  Columne  ist  noch  die  Leuchtkraft  der 
Corona  in  Einheiten  der  Leuchtkraft  des  mittleren  Vollmondes  angegeben, 
welche  gleich  0.234  Meterkerzen  zu  setzen  ist.    (Siehe  nächstes  Capitel.) 


Datam 

Beobachter 

Zenith- 

distanz  der 

Sonne 

Zenithhelligkeit  der  Corona  in 
Einheiten 

Meterltersen  der  VoUmond- 
heUigkeit 

18TüDecember22») 
1878  Juli  292) 
1886  August  293) 
1889  Januar  14) 

W.  0.  Rosa 
J.  C.  Smith 
A.  Douglas 
A.  0.  Lenschner 

62'> 
46 
71 
66 

5.75 
0.64 
0.34 
0.12 

24.6 
2.7 
1.4 
0.5 

Die  beträchtlichen  Unterschiede  zwischen  den  einzelnen  Kesultaten 
lassen  sich  kaum  durch  die  Unsicherheit  der  Messungen  allein  erklären; 
sie  sind  zum  grossen  Theile  wahrscheinlich  darauf  zurUekzufllhren,  dass 
die  Beziehungen  der  benutzten  Vergleichslichtquellen  zu  einander  nicht 
genau  genug  bekannt  sind,  theils  deuten  sie  auf  wirkliche  Helligkeits- 
änderungen der  Corona  hin.  Mit  einiger  Sicherheit  wird  man  daher  aus 
den  bisherigen  Messungen  nur  folgern  dürfen,  dass  die  Beleuchtung  durch 
die  Corona  im  Durchschnitt  stärker  ist  als  durch  den  Vollmond. 

Will  man  den  Versuch  machen,  die  Intensitätsvertheilung  innerhalb 
der  Corona  photometrisch  zu  bestimmen,  so  empfiehlt  sich  das  Verfahren, 
welches  von  Langley  im  Jahre  187S  vorgeschlagen  und  bei  Gelegenheit 
der  Augustfinstemiss  1886  von  Thorpe^)  zur  Anwendung  gebracht  wor- 
den ist.  Durch  eine  Linse  von  langer  Brennweite  wird  auf  einem 
Schirme  in  einem  geschwärzten  Photometerkasten  ein  Brennpunktsbild 
der  Corona  entworfen.  Auf  dem  Schirme  ist  ein  Kreis  von  der  Grösse 
des  Sonnenbildes  gezeichnet,  und  während  der  Beobachtung  ist  Sorge 
zu  tragen,  dass  das  Sonnenbild  genau  innerhalb  dieses  Kreises  bleibt. 
In   bestimmten  Abständen   von   der  Peripherie  des  Kreises    sind  kleine 


Ij  U.  S.  Coast  Snrvey  Report.  1870,  p.  173. 

2)  Washington  Observations.    1876,  Appendix  III,  p.  386. 

3)  Phil.  Trans,  of  the  R.  Soc.  of  London.    1889,  A.  p.  363. 

4)  Beports  on  the  observations  of  the  total  eclipse  of  the  Sun  of  Jan.  1,  1889* 
publ.  by  the  Liek  Observatory.    Sacramento  1889,  p.  15. 

5)  Phil.  Trans,  of  the  R.  Soc.  of  London.   1889,  A.  p.  363. 


332  III-  Besnltate  der  photometrisohen  Beobachtungen  am  Himmel. 

OäBangen  in  dem  Schirme  angebracht,  die  mit  geöltem  Papier  überdeckt 
Bind.  Auf  diese  Öffnungen  fallen  nun  verschiedene  Partien  des  Corona- 
bildeSy  und  man  kann  nach  der  Bunsen'schen  Methode  in  yerhältniss- 
mässig  kurzer  Zeit  für  eine  ganze  Anzahl  von  Punkten  die  Flächeninten- 
sität ermitteln.  Die  Thorpe^ sehen  Messungen,  die  allerdings  unter  sehr 
ungünstigen  atmosphärischen  Verhältnissen  ausgeführt  worden  sind,  ergaben, 
dass  die  Helligkeit  der  Corona  in  einem  Abstände  von  etwa  1.5  Sonnen- 
radien vom  Centrum  der  Sonne  ungefähr  dreimal  so  hell  war,  wie  in 
einem  Abstände  von  3.5  Sonnenradien.  Eine  Vergleichung  mit  der  mittleren 
Flächenhelligkeit  des  Vollmondes  führte  zu  dem  Resultate,  dass  die  Inten- 
sität der  Corona  in  einem  Abstände  von  1.5  Sonnenradien  bei  der  August- 
finstemiss 1886  ungefähr  15  mal  geringer  war  als  die  mittlere  Flächen- 
intensität des  Vollmondes. 

Weit  besser  als  derartige  photometrische  Messungen  eignen  sich,  wie 
bereits  bemerkt  ist,  zu  Untersuchungen  über  die  Helligkeitsvertheilung 
innerhalb  der  Corona  die  photographischen  Aufnahmen  derselben,  wenn 
sie  uns  auch  nur  Aufschluss  über  die  chemische  Wirkung  des  Corona- 
lichtes  geben.  Ein  von  Abney  empfohlenes  Verfahren,  welches  eben- 
falls bei  der  Augustfinstemiss  1886,  sowie  bei  den  Finsternissen  im  Januar 
und  December  1889  angewandt  wurde,  ist  das  folgende.  Auf  den  zur 
Au&ahme  der  Corona  bestimmten  Platten  werden  vor  der  Finsterniss 
kleine  quadratische  Stücke  in  der  Nähe  des  Randes  dem  Lichte  einer 
Vergleichsflamme  ausgesetzt  (während  der  übrige  Theil  der  Platte  ver- 
deckt bleibt),  und  zwar  jedes  derselben  während  einer  verschieden  langen 
Zeitdauer,  z.  B.  1  See,  2  See,  4  See.  u.  s.  w.  Die  exponirten  Stellen 
werden  mit  dunklen  Papierstreifen  überdeckt,  und  erst  nachdem  die  Auf- 
nahme der  Corona  auf  derselben  Platte  erfolgt  ist,  zugleich  mit  dieser 
entwickelt.  Die  Dichtigkeit  des  Silbemiederschlages  an  beliebig  vielen 
Stellen  der  Corona  wird  dann  mit  den  verschiedenen  Quadraten  am  Rande 
der  Platte  verglichen,  und  für  jeden  Punkt  das  an  Intensität  gleiche 
Quadrat  aufgesucht.  Nimmt  man  nun  an,  dass  die  Flächenhelligkeit 
dieser  Quadrate  direct  proportional  ist  der  Expositionsdauer,  so  lassen  sich 
leicht  die  Curven  gleicher  Intensität  auf  der  Corona  bestimmen. 

Das  Verfahren  ist  in  der  soeben  beschriebenen  Form  nicht  nach- 
ahmenswerth,  weil  nach  den  neuesten  Untersuchungen  die  photographisohe 
Intensität  keineswegs  proportional  der  Belichtungsdauer  vorausgesetzt 
werden  darf.  Man  wird  daher  besser  so  verfahren,  dass  man  sämmtliche 
Hülfsquadrate  dem  Vergleichslichte  so  lange  exponirt,  wie  es  für  die 
Coronaaufhahmen  beabsichtigt  ist,  und  die  Helligkeitsabstufungen  in  der 
Weise  hervorbringt,  dass  man  die  Intensität  des  Vergleichslichtes  mittelst 
eines   vorgeschobenen   Keiles   oder   noch   besser  mittelst  der  rotirenden 


Die  Helligkeit  der  Sonnenoorona.  333 

Photometerscheiben  von  Quadrat  zu  Quadrat  um  bekannte  Beträge  ver- 
ändert. Die  Benutzung  von  vollkommen  gleichartigen  constanten  Ver- 
gleichslichtquellen ist  natürlich  auch  hier  ein  erstes  unerlässliches  Er- 
forderniss,  wenn  man  die  Resultate  verschiedener  Finsternisse  miteinander 
vergleichen  will.  Bei  den  oben  erwähnten  drei  Finsternissen  sind  Carcel- 
lampen  von  gleicher  Leuchtkraft  zur  Verwendung  gekommen.  Als  Mass- 
einheit des  Lichtes  galt  die  Dichtigkeit  des  Silbemiederschlages  auf  der 
f>hotographischen  Platte,  welcher  von  dieser  Lampe,  wenn  sie  durch  eine 
Öflftiung  von  1  mm  Radius  hindurchschien,  bei  einem  Abstände  "von  1  Meter 
in  einer  Secunde  hervorgebracht  wurde. 

Aus  den  photographischen  Helligkeitsbestimmungen  an  verschiedenen 
Stellen  der  Corona  kann  man  auch  einen  angenäherten  Werth  für  die 
photographische  Litensität  des  gesammten  Goronalichtes  ableiten.  Im 
Allgemeinen  wird  die  Flächenhelligkeit  der  Corona  in  irgend  einem  Punkte 
eine  Function  des  Abstandes  vom  Sonnenrande  sein  und  ausserdem  von 
dem  Positionswinkel  des  betreflfenden  Punktes  in  Bezug  auf  den  Sonnen- 
äquator abhängen.  Nennt  man  h  die  Flächenhelligkeit  an  einer  Stelle, 
deren  scheinbarer  Abstand  vom  Sonnenrande  mit  s  und  deren  Positions- 
winkel mit  V  bezeichnet  werden  soll,  so  ist  allgemein: 

h  =  f[v,s). 

Der  Flächeninhalt  eines  kleinen  Elementes  der  Corona  an  der  be- 
trachteten Stelle  ist,  wenn  der  scheinbare  Sonnenradius  r  genannt  wird, 
ausgedrückt  durch  [r  +  s)  dv  ds.  Mithin  wird  die  Gesammtlichtmenge 
L  der  Corona,  falls  dieselbe  in  allen  vier  Quadranten  als  vollkommen 
gleich  angenommen  werden  darf,  gegeben  durch: 


L  =  4 1     ({r  +  s)  f(Vy  s)  dv  ds  j 


l,  =  0    8  =  0 

wo  der  Grenzwerth  8  der  grössten  Ausdehnung  der  Corona  entspricht. 
Wenn  die  HeUigkeitsbestimmungen  an  verschiedenen  Stellen  der  Corona 
einen  einfachen  gesetzmässigen  Zusammenhang  zwischen  der  Flächen- 
intensität eines  Punktes  und  den  Coordinaten  desselben  lieferten,  so 
wäre  das  Doppelintegral  unter  Umständen  lösbar,  und  man  erhielte  einen 
ziemlich  zuverlässigen  Werth  ftlr  das  Gesammtlicht  der  Corona.  Aus 
den  photographischen  Aufnahmen  bei  der  totalen  Sonnenfinstemiss  vom 
29.  Juli  1878  hatte  Harkness*)  den  Schluss  gezogen,  dass  die  Hellig- 
keit irgend  eines  Punktes  der  Corona  umgekehrt  proportional  ist  dem 


1)  Washington  ObBervations.    1876,  Appendix  III,  p.  57. 


334  in.  Resultate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

Quadrate  seines  Abstandes  vom  Sonnenrande ,  und  dass  ferner  die  Ab- 
hängigkeit der  Intensität  vom  Positionswinkel  des  betreffenden  Punktes 
ausgedruckt  werden  kann  durch  die  einfache  Relation  a  +  fecost^,  wo 
a  und  b  Constanten  sind.     Man  würde  also  zu  setzen  haben: 


-,       .        a  H-  6  cos  V 

f{^^i^)  =  Tt 


und  unter  dieser  Annahme  liesse  sich  das  obige  Integral  leicht  berechnen. 

Der  von  Harkness  vorausgesetzte  einfache  Zusammenhang  zwischen 
den  Grössen  h,  ?;,  5  ist  bei  keiner  späteren  Sonnenfinstemiss  bestätigt  ge- 
funden worden.  Vielmehr  scheint  die  Vertheilung  der  Helligkeit  inner- 
halb der  Corona  ziemlich  ungleichmässig  zu  sein,  und  die  Hoffnung, 
einen  einfachen  Ausdruck  für  die  Function  /*(?',  s)  zu  finden,  ist  äusserst 
gering.  Um  trotzdem  aus  den  photographischen  Aufnahmen  einen  an- 
genäherten Werth  für  das  Gesammtlicht  der  Corona  abzuleiten,  haben 
Holden  und  Barnard  ein  zwar  etwas  primitives,  aber  ganz  zweck- 
mässiges und  ausreichendes  Verfahren  eingeschlagen.  Sie  zeichneten  auf 
starkes  Cartonpapier  um  einen  die  Sonnenscheibe  repräsentirenden  Kreis 
in  entsprechenden  Dimensionen  die  aus  den  photographischen  Aufnahmen 
der  Corona  bestimmten  Linien  gleicher  Helligkeit.  Den  Flächeninhalt 
der  einzelnen  auf  diese  Weise  entstandenen  Zonen  der  Corona  ermittelten 
sie  dann  dadurch,  dass  sie  dieselben  herausschnitten,  ihr  Gewicht  genau 
bestimmten  und  dasselbe  mit  dem  Gewichte  des  der  Sonnenscheibe  ent- 
sprechenden Kreises  verglichen.  Für  alle  Punkte  einer  Zone  wurde  als 
Flächenintensität  der  für  die  begrenzende  Cur\*e  festgestellte  Werth  ange- 
nommen. Durch  Multiplication  mit  dem  betreffenden  Flächeninhalte  ergab 
sich  dann  sofort  das  Gesammtlicht  der  einzelnen  Zonen,  und  die  Summe 
aller  dieser  Werthe  lieferte  endlich  den  gewünschten  Endwerth  für  das 
Gesammtlicht  der  Corona  in  der  bei  den  Messungen  zu  Grunde  gelegten 
Lichteinheit  {Meterkerze,  Carcellampe  u.  s.  w.). 

Die  wichtigsten  Ergebnisse  der  bisherigen  photographischen  Hellig- 
keitsbestimmungen der  Corona  nach  der  von  Holden i)  gegebenen  Zu- 
sammenstellung sind  in  der  folgenden  kleinen  Tabelle  enthalten,  wo  Alles 
in  der  oben  definirten  Lichteinheit  der  Carcellampe  ausgedrückt  ist  Die 
Extinction  des  Lichtes  in  der  Erdatmosphäre  ist  dabei  nicht  berücksichtigt, 
doch  hat  dies  auf  die  Vergleichbarkeit  der  Resultate  keinen  merklichen 
Einfluss,  weil  bei  den  drei  in  Betracht  kommenden  Finsternissen  die 
Sonnenhöhen  sehr  wenig  verschieden  waren. 


1)  Reports  on  the  observ.  of  the  total  eclipse  of  the  Sun,  Dec.  21 — 22,  1889. 
Publ.  by  the  Lick  Observ.    Sacramento,  1891,  p.  14. 


Der  Mond. 


335 


Datum 


1886  August  28—29 

18S9  Januar  1 

1889  December  21—22 


Aaioritftt 


W.H.  Pickering  1) 
Holden  u.  Barnard 
Holden  u.  Baraard 


Flftchenhellig- 

keit  der  inten- 

siYsten  Stellen 

der  Corona 


0.031 
0.079 
0.029 


Flichenhellig- 

keit  der  Pol- 

gegenden  der 

Corona 


Oesammtlicht 

der 

Corona 


__ 

37.0 

0.053 

60.8 

0.016 

26.2 

Nach  den  Bestimmungen  von  W.  H.  Pickering,  die  allerdings  noch 
weiterer  Bestätigung  bedürfen,  ergiebt  sich  noch  für  die  mittlere  photo- 
graphische Flächenhelligkeit  des  Vollmondes,  ausgedrückt  in  derselben 
Einheit  wie  die  voranstehenden  Zahlen,  der  Werth  1.66  und  femer  für 
die  Flächenhelligkeit  des  Himmelsgrundes  in  einer  Entfernung  von  1°  von 
der  Sonne  (ausser  der  Zeit  einer  Finstemiss)  der  Werth  40.  Die  Richtig- 
keit dieser  Zahlen  vorausgesetzt  würde  also  folgen,  dass  eine  kleine 
Stelle  des  Vollmondes  im  Mittel  mindestens  eine  20 mal  so  starke  photo- 
graphische Wirkung  ausübt,  als  eine  gleich  grosse  Stelle  aus  den  hellsten 
Partien  der  Corona.  Femer  würde  sich  ergeben,  dass,  selbst  wenn  man 
nur  den  höchsten  der  obigen  Tabellenwerthe  berücksichtigte,  die  Flächen- 
helligkeit der  lichtstärksten  Stellen  der  Corona  nur  den  öOOsten  Theil 
von  der  Helligkeit  der  nächsten  Umgebung  der  Sonne  beträgt,  und  dass 
daher  die  Bemühungen,  directe  Aufnahmen  der  Corona  auch  ausser  der 
Zeiten  einer  totalen  Sonnenfinsterniss  zu  erhalten,  von  vornherein  so  gut 
wie  gänzlich  aussichtslos  sind. 


Capitel  IL 

Der  Mond. 


Wenn,  dem  Trabanten  der  Erde  getrennt  von  den  übrigen  Gliedern 
unseres  Planetensystems  ein  besonderes  Capitel  in  diesem  Buche  gewidmet 
wird,  so  geschieht  dies  aus  dem  Gmnde,  weil  der  Mond  wegen  der  be- 
deutenden Lichtmenge,  die  er  nach  der  Erde  sendet,  eine  hervorragende 


1)  Annalfl  of  the  Astr.  Obs.  of  Harvard  College.   Vol.  18,  p.  105. 


336  in.  Besoltate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

Rolle  in  der  Astrophotometrie  spielt.  Er  bildet,  wie  wir  bereits  gesehen 
haben,  ein  wichtiges,  ja  fast  unentbehrliches  Mittelglied  *bei  den  Ver- 
gleichnngen  zwischen  dem  Lichte  der  Sonne  und  dem  der  anderen  Ge- 
stirne. Da  er  kein  eigenes  Licht  ausstrahlt,  sondern  nur  das  empfangene 
Sonnenlicht  zurückwirft,  und  da  er  ferner  bei  allen  möglichen  Beleuch- 
tungsphasen, von  der  fast  vollkommen  verdunkelten  Scheibe  bis  zum 
Vollmond,  beobachtet  werden  kann,  so  bietet  er,  wie  kein  anderer  Himmels- 
körper, die  Möglichkeit,  die  Gesetze,  welche  für  die  Zurtickwerfung  des 
Lichtes  zerstreut  reflectirender  Körper  aufgestellt  worden  sind,  zu  prüfen. 
Die  verhältnissmässig  grosse  Ausdehnung  der  scheinbaren  Mondoberfläche 
gestattet  ferner  ein  eingehendes  Studium  der  Lichtvertheilung  auf  einer 
beleuchteten  Kugel  j  und  es  ist  wohl  nur  der  Unvollkommenheit  unserer 
photometrischen  Hülfsmittel  zuzuschreiben,  dass  die  bisherigen  Ergebnisse 
auf  diesem  Gebiete  noch  lückenhaft  geblieben  sind.  Zweifellos  werden 
auf  diesem  Wege,  wenn  nur  überhaupt  erst  ein  regeres  Interesse  für 
photometrische  Untersuchungen  bei  den  Astronomen  erwacht  sein  wird, 
manche  wichtigen  Aufschlüsse  über  die  physische  BeschalBFenheit  unseres 
Trabanten  zu  gewinnen  sein. 


L   Das  Licht  des  Mondes  verglichen  mit  anderen  Lichtquellen. 

a.    Mond  und  künstliches  Licht. 

Die  bisherigen  Untersuchungen  in  dieser  Richtung  beziehen  sich  fast 
ausschliesslich  auf  Kerzenlicht,  und  es  gilt  daher  von  ihnen  dasselbe, 
was  bei  der  Besprechung  der  Vergleichungen  von  Sonne  und  Kerzenlicht 
gesagt  worden  ist.  Insbesondere  kann  das  Licht  einer  Kerze  nicht  zu 
allen  Zeiten  als  ein  constantes  Helligkeitsmass  angesehen  werden,  und 
femer  ist  eine  Vereinigung  der  an  verschiedenen  Orten  und  zu  verschiedenen 
Zeiten  erhaltenen  Resultate  auch  nur  unter  der  weiteren  Voraussetzung 
zulässig,  dass  sich  alle  Angaben  auf  eine  und  dieselbe  Höhe  des  Mondes 
beziehen,  und  dass  die  Mondbeobachtungen  auf  gleiche  Phase  reducirt  sind. 

Die  bekanntesten  Versuche  rühren  von  Bouguer^),  Lambert^), 
Wollaston^),  Plummer^)  und  Thomson^)  her;  alle  sind  nahe  zur  Zeit 
des  Vollmondes  angestellt.    Bouguer,  Wollaston  und  Thomson  haben 


1)  Trait6  d'optique,  p.  86. 

2)  Lambert,  Photometria.    Deutsche  Ausgabe  von  Anding,  Heft  3,  §  1075. 

3)  Phil.  Trans,  of  the  R.  Soc.  of  London.    1829,  p.  27. 

4)  Monthly  Notices.    Vol.  36,  p.  354. 

5)  Nature.    Vol.  27,  p.  277. 


Mond  und  kttuBtliches  Licht. 


337 


sich  derselben  Methoden  bedient,  die  sie  bei  den  Helligkeitsmessungen 
der  Sonne  angewendet  haben,  Plummer  hat  seine  Beobachtungen  nach 
der  Bunsen'schen  Methode  ausgeführt,  und  Lambert  hat  von  dem  ein- 
fachen Verfahren  Gebrauch  gemacht,  das  er  bei  fast  allen  seinen  photo- 
metrischen Untersuchungen  ausschliesslich  benutzt  hat.  Dasselbe  ist 
durch  Figur  72  illustrirt.  Das  Licht  des  Vollmondes,  welcher  zur  Zeit 
der  Beobachtung  eine  Höhe  von  63^  hatte,  fiel  in  der  Richtung  LA  auf 
die  horizontale  weisse  Ebene  EF.  In  der  Mitte  derselben  war  eine  dunkle 
Tafel  BO  so  aufgestellt. 


B      D 

Fiff.  78, 


der  Theil  BD  im 
Schatten  des  Mondes  lag. 
Dieser  Theil  erhielt  nur 
Licht  von  der  Kerze,  wäh- 
rend das  Stück  AB  vom 
Monde  beleuchtet  wurde.  f~ 
Die  Kerze  wurde  dann  in 
eine  solche  Stellung  ge- 
bracht, dass  die  beiden  Theile  gleich  hell  beleuchtet  schienen.  Bei 
dem  Lambert'schen  Versuche  war  -DjE  =  97.45  cm,  C£'=  21.66  cm; 
folglich  ergab  sich  Ci)=:  99.83  cm  und  der  Winkel  C2)£'=12°32\ 
Ist  nun  d  die  Lichtquantität,  welche  vom  Vollmonde  im  Zenith  auf  die 
Flächeneinheit  senkrecht  ausgestrahlt  wird  (die  Dichtigkeit  der  Beleuch- 
tung), so  ergiebt  sich  unter  Berücksichtigung  des  Incidenzwinkels  die 
vom  Monde  auf  der  horizontalen  Ebene  hervorgebrachte  Beleuchtung  gleich 
0.981  d  sin  63®  (wenn  der  Factor  0.981  der  Extinction  in  der  Erdatmo- 
sphäre zwischen  Zenith  und  Höhe  63°  entspricht).  Bedeutet  ferner  d'  die 
Lichtquantität,  welche  von  der  Kerze  in  der  Entfernung  von  1  Meter 
auf  die  Flächeneinheit  senkrecht  fällt,  so  wird  die  von  der  Kerze  auf  der 

d'  sin  1  '2°  32' 
horizontalen  Ebene  bewirkte  Beleuchtung  ausgedrückt  durch     .  ^     • 

Da  die  beiden  Beleuchtungen  gleich  sein  sollen,  so  findet  man  nun  leicht 

das  gesuchte  Verhältniss  v,  • 

Die  Resultate  der  verschiedenen  Beobachter  sind  in  der  folgenden 
Zusammenstellung  enthalten.  Die  Zahlen  bedeuten  die  Anzahl  der  Kerzen, 
welche  in  der  Entfernung  von  l  Meter  auf  einer  weissen  Fläche  die- 
selbe Dichtigkeit  der  Beleuchtung  hervorrufen,  wie  der  Vollmond  im 
Zenith.  Die  Reductionen  auf  das  Zenith  sind  nicht  bei  allen  Werthen 
sicher,  weil  nicht  durchweg  die  Höhen  des  Mondes  angegeben  sind.  Am 
bedenklichsten  ist  dies  bei  den  WoUaston'schen  Beobachtungen,  bei  denen 
der  Mond  wegen  sehr  grosser  südlicher  Declination  nicht  sehr  hoch  über 


Müller,  Photometrie  der  Gestirne. 


22 


338  ni.  Resultate  der  photometrisohen  Beobachtangen  am  Himmel. 

dem  Horizont  gestanden  hat;  die  Rednctionen  sind  in  diesem  Falle  unter 
der  Annahme  berechnet^  dass  der  Mond  im  Meridian  beobachtet  worden  ist. 


Inuhl 

Beobachter 

der  Kersen 
in  Entfernung 

Ton  1  Meter 

Bouguer 

0.2959 

Lambert 

0.2491 

WoUaston 

0.1650 

Plummer 

0.2282 

Thomson 

0.2336 

Bildet  man  ans  diesen  Zahlen,  die  verhältnissmässig  starke  Unter- 
schiede aufweisen,  das  Mittel,  so  ergiebt  sich,  dass  die  Beleuchtung 
einer  Fläche  durch  den  Vollmond  im  Zenith  äquivalent  ist  der 
Beleuchtung  durch  0.234  Kerzen  in  der  Entfernung  von  1  Meter 
oder,  was  dasselbe  ist,  durch  1  Kerze  in  der  Entfernung  von 
2.07  Meter. 

Daraus  würde  noch  unter  Berücksichtigung  der  scheinbaren  Grössen 
von  Vollmond  und  Kerzenflamme  folgen,  dass  die  mittlere  scheinbare 
Helligkeit  des  Mondes  ungefähr  1.09  mal  grösser  ist  als  diejenige  einer 
Kerzenflamme. 


b.    Mond  verglichen  mit  Planeten  und  Fixsternen. 

Weit  zuverlässiger  als  das  Intensitätsverhältniss  des  Mondes  zu  künst- 
lichem Lichte  ist  dasjenige  zu  den  grossen  Planeten  und  den  hellsten 
Fixsternen  bekannt.  Bereits  Steinheil ')  hatte  eine  Vergleichung zwischen 
Vollmond  und  Arctur  versucht,  indem  er  das  Bild  des  Sternes  in  einem 
Femrohre  durch  Ausziehen  des  Oculars  in  eine  Scheibe  verwandelte,  den 
Mond  aber  bei  normaler  Ocularstellung  in  demselben  Femrohre  betrachtete 
und  das  Objectiv  soweit  abblendete,  bis  die  Helligkeit  der  Sterascheibe 
der  des  Mondes  vergleichbar  wurde.  Als  Verbindungsglied  diente  künst- 
liches Licht.  Seidel"^)  hat  diese  Beobachtungen  neu  bearbeitet  und  macht 
darauf  aufmerksam,  dass  bei  der  SteinheiF sehen  Methode  zugleich  mit 
dem  Lichte  des  Sternes  auch  das  vom  Himmelsgrunde  reflectirte  Mond- 
licht in   das  Auge  gelangt;  indem  er  dafür  eine   ziemlich  willkürliche 


1)  Steinheil,  Elemente  der  Helligkeitsmessangen  am  Fixsternhimmel.  MUnchen, 
1836,  p.  31. 

2]  Abhandl.  d.  K.  Bayer.  Akad.  der  Wiss.    II.  ClasBe,  Bd.  6,  p.  629. 


Mond  verglichen  mit  Planeten  und  Fixsternen.  339 

Correction  in  Rechnung  brachte,  fand  er  für  den  Quotienten  —r — -- — 

in  runder  Zahl  den  Werth  20000,  der  aber  wegen  der  grossen  Unsicher- 
heit der  Reduction  kein  grosses  Vertrauen  beanspruchen  kann. 

J.  Herschel*)  hat  aus  den  photometrischen  Messungen,  die  er  im 
Jahre  1836  mit  seinem  Astrometer  am  Cap  der  guten  Hoffnung  ausge- 
führt hat,  für  das  Helligkeitsverhältniss  von  Vollmond  zu  a  Centauri  im 
Mittel  aus  11  Vergleichungen  die  Zahl  27408  abgeleitet.  Diese  Zahl  ist 
aber,  wie  Bond  und  Zöllner  nachgewiesen  haben,  zu  klein,  weil  sich 
Herschel  zur  Reduction  der  bei  verschiedenen  Mondphasen  angestellten 
Beobachtungen  der  Euler'schen  Beleuchtungsformel  bedient  hat.  Bond 
findet,  indem  er  die  Herscherschen  Messungen  mittelst  der  von  ihm  ab- 
geleiteten empirischen  Lichtcurve  auf  den  Vollmond  reducirt,  statt  des 
obigen  Werthes  die  Zahl  41 400.  Geht  man  noch  von  a  Centauri  auf 
einen  hellen  Stern  am  nördlichen  Himmel,  z.  B.  a  Aurigae^),  über,  so  folgt 
aus  den  HerscheFschen  Beobachtungen: 

Mittl.  Vollmond 


a  Aurigae 


=  64170 . 


Bond^)  hat  im  Jahre  1860  den  Mond  mit  den  Planeten  Jupiter  und 
Venus  verglichen  unter  Benutzung  der  von  versilberten  Glaskugeln  reflec- 
tirten  Bilder.    Er  findet: 

Mittl.  Volhnond  ^^^^ 

=  o4^ , 


Jupiter  in  mittl.  Opp. 
Mittl.  Vollmond 


Venus  in  mittl.  Entf.  beim  Phasenwinkel  68?8 


=  1815. 


Mit  Berücksichtigung  der  aus  den  Potsdamer  Messungen  <)  hervor- 
gehenden Helligkeiten  der  beiden  Planeten  ergeben  sich  für  das  Inten- 
sitätsverhältniss  des  mittleren  Vollmondes  zu  a  Aurigae  die  Werthe  64480 
resp.  67120.      Die   Verbindung   dieser   beiden    Zahlen    mit   dem  obigen 


1)  J.  F.  W.  HeiBchel,  OotlineB  of  astronomy.  llth  edition,  London,  1871, 
p.  595. 

2)  Ans  den  von  Zöllner  in  seinen  » Photometrischen  Untersochnngen «, 
p.  171  ff.  neu  redacirten  HerscherBchen  Messungen  am  Cap  folgt  für  das  Helligkeits- 
verhältniss von  a  Centauri  zu  «  Aquilae  der  Werth  2.927;  femer  ergiebt  sich  ans 
den  Potsdamer  Messungen  (Pabl.  des  Astrophys.  Obs.  zn  Potsdam.  Bd.  8,  p.  235)  für 
das   Yerhältniss    von    a  Aqnilae   zu    a  Anrigae   der   Werth    0.53ü;    mithin    wird 

a  Centauri      ,  __. 

, — ;— -T =  1.550. 

\re  Aurigae 

3)  Memoirs  of  the  American  Acad.    New  Series,  Vol.  8,  p.  258. 

4)  Publ.  d.  Astrophys.  Obs.  zu  Potsdam.    Bd.  8,  p.  366. 

22* 


340  ni.  Besoltate  der  photometriBchen  Beobachtungen  am  Himmel 

HerscheFschen  Werthe  liefert  endlich  den  als  zuverlässig  zu  betrachtenden 
Endwerth: 

Mittl  Vollmond         ._. 

1 ; =  DOiOU  , 

a  Aungae 

dessen  Unsicherheit  auf  höchstens  1  Procent  zu  schätzen  ist. 

Neuere  Bestimmungen  für  diese  wichtige  Constante  liegen  nicht  vor. 
Eine  von  Plummer^)  im  Jahre  1876  nach  der  Rumford'schen  Schatten- 
methode ausgeführte  photometrische  Vergleichung  zwischen  Vollmond  und 
Venus  ist  wegen  der  Schwierigkeit,  mit  welcher  der  schwache  und  un- 
deutliche von  der  Venus  entworfene  Schatten  beobachtet  werden  konnte, 
als  durchaus  unzureichend  zu  bezeichnen;  sie  giebt  für  das  gesuchte  Ver- 
hältniss  einen  entschieden  zu  kleinen  Werth. 

Aus  dem  obigen  Mittelwerthe  folgt  noch,  dass  der  Vollmond  in  mittlerer 
Entfernung  an  Helligkeit  einem  Sterne  von  der  Grösse  —  11.77  gleich- 
kommt. Wäre  aber  der  Mond  von  der  Sonne  ebenso  weit  entfernt,  wie 
etwa  der  Planet  Jupiter,  so  wUrde  er  uns  als  ein  Stern  von  der  Grösse 
7.9  erscheinen. 


2.    Die  Lichtstärke  der  Mondphasen. 

Im  theoretischen  Theile  sind  Formeln  abgeleitet  worden  zur  Be- 
rechnung der  von  den  Phasen  eines  beleuchteten  Himmelskörpers  nach 
der  Erde  reflectirten  Lichtmengen.  Diese  Formeln  basiren  auf  drei  ver- 
schiedenen Beleuchtungsgesetzen,  und  es  ist  daher  von  Interesse,  an  der 
Hand  von  beobachteten  Helligkeitswerthen  zu  prüfen,  welches  dieser  drei 
Gesetze  den  Vorzug  verdient.  Gerade  der  Mond  eignet  sich  am  Besten 
zu  einer  solchen  Untersuchung,  weil  er  infolge  seiner  Stellung  zur  Erde 
in  allen  Phasen  beobachtet  werden  kann.  Merkwürdiger  Weise  ist  aber 
das  vorhandene  Material  so  Überaus  spärlich  und  so  wenig  Überein- 
stimmend, dass  eine  definitive  Entscheidung  zur  Zeit  noch  nicht  möglich 
ist.  Wir  besitzen  bisher  nur  drei  einigermassen  Vertrauen  verdienende 
Messungsreihen  Über  die  Helligkeit  der  Mondphasen,  von  Herschel*^), 
Bond^l  und  Zöllner^);    aber  nur  die  Bond'sche  Reihe    erstreckt   sich 


1)  Monthly  Notices.    Vol.  36,  p.  .351. 

2)  Herschel,  Results  of  Astr.  Obs.  made  daring  1834—1838  at  the  Cape  of 
Good  Hope.    London,  1847,  p.  353. 

3,  Memoirs  of  the  American  Acad.    New  Series,  VoL  8,  p.  250. 

4   Zöllner,  PhotometriBche  Untersuchungen  etc.    Leipzig,  1865,  p.  102. 


Die  Lichtstärke  der  Mondphasen.  341 

Über  ein  grösseres  Phasenwinkelintervall  (von  a  =  0°  bis  a  =  1 53°), 
während  die  Beobachtungen  Herschels  und  Zöllners  lediglich  die 
Phasen  zwischen  Vollmond  und  Quadraturen  umfassen.  H  ersch  e  1  hat  seine 
Beobachtungen  gar  nicht  in  der  Absicht  unternommen,  einen  Beitrag  zur 
Bestimmung  der  Lichtcurve  der  Mondphasen  zu  liefern;  er  hat  vielmehr 
den  Mond  nur  als  Vergleich sobject  benutzt,  um  die  Helligkeiten  einer 
Anzahl  von  Sternen  des  südlichen  Himmels  zu  ermitteln.  Bei  der  Eeduc- 
tion  seiner  Beobachtungen  hat  er,  wie  bereits  erwähnt,  das  Euler'sche 
Beleuchtungsgesetz  als  richtig  angenommen;  die  grossen  Unterschiede, 
die  sich  dabei  in  den  verschiedenen  Tageswerthen  einzelner  Sterne  her- 
ausstellten, suchte  er  durch  den  Hinweis  auf  den  Einfluss  des  verschieden 
hellen  Himmelsgrundes  zu  erklären,  während  doch  diese  starken  Ab- 
weichungen nichts  Anderes  aussagen,  als  dass  die  Euler'sche  Formel  die 
Lichtstärken  der  Mondphasen  nicht  darzustellen  vermag.  Man  kann  nun 
aber  umgekehrt  aus  den  Herscherschen  Messungen,  wenn  man  die  Hellig- 
keiten der  Sterne  als  constant  annimmt  und  die  mehrfach  beobachteten 
Sterne  zur  Verbindung  der  einzelnen  Beobachtungsabende  benutzt,  die 
Lichtcurve  des  Mondes  ableiten.  Bond  und  Zöllner  haben  eine  der- 
artige Bearbeitung  der  Herscherschen  Beobachtungen  durchgeführt  und 
die  Brauchbarkeit  derselben  nachgewiesen.  Die  von  ihnen  selbst  ange- 
stellten Lichtmessungen  der  Mondphasen  verdienen  selbstverständlich  den 
Vorzug  vor  den  Herscherschen,  schon  deshalb,  weil  sie  planmässiger  aus- 
geführt sind.  Bond  hat  versilberte  Glaskugeln  zur  Hervorbringung  von 
punktförmigen  Mondbildem  benutzt  und  diese  dann  mit  künstlichem  Lichte 
verglichen,  und  Zöllner  hat  dieselben  beiden  Methoden  wie  bei  seinen 
Bestimmungen  der  Sonnenhelligkeit  angewendet. 

In  der  folgenden  Tabelle  sind  die  Ergebnisse  der  drei  Messungs- 
reihen nach  einer  von  mir  vorgenommenen  graphischen  Ausgleichung 
von  10  zu  10  Grad  Phasenwinkel  zusammengestellt.  Alle  Werthe  sind 
in  Helligkeitslogarithmen  angegeben  und  gelten  für  die  mittlere  Ent- 
fernung des  Mondes  von  Sonne  und  Erde.  Sie  sind  bezogen  auf  die  Voll- 
mondhelligkeit als  Einheit  und  daher  direct  vergleichbar  mit  den  Zahlen 
der  im  Anhange  mitgetheilten  Tafel  I,  welche  die  nach  den  verschiedenen 
Beleuchtungstheorien  berechneten  Phasenhelligkeiten  angiebt.  Zur  be- 
quemeren Übersicht  sind  die  aus  dieser  Tafel  entnommenen  Werthe  in 
der  Zusammenstellung  mit  aufgeführt. 


342 


III.  ReBoltate  der  photometriBchen  Beobachtangen  am  Himmel. 


PhMeo- 
winkel 


0^ 

10 

20 

30 

40 

50 

60 

70 

80 

90 

100 

110 

120 

130 

140 

150 


Beobachtete  HeUigkeitslogarithmen 
J.Hersckel         Bond  Zöllner 


0.000 
9.903 
9.805 
9.705 
9.602 
9.494 
9.378 
9.250 
9.105 


0.000 
9.965 
9.917 
9.855 
9.778 
9.686 
9.578 
9.454 
9.313 
9.155 
8.979 
8.783 
8.564 
8.318 
8.038 
.  7.698 


0.000 
9.928 
9.844 
9.748 
9.639 
9.516 
9.377 
9.220 


Berechnete  Helligkeitalogarithmen 

_      -     .         Lommel-    1       „  . 
Lambert         Seeliger    I       ^^^^^ 


0.000 
9.994 
9.975 
9.945 
9.903 
9.850 
9.785 
9.706 
9.613 
9.503 
9.373 
9.220 
9.037 
8.815 
8.536 
8.171 


0.000 

0.000 

9.989 

9.997 

9.966 

9.967 

9.934 

9.970 

9.894 

9.946 

9.847 

9.915 

9.792 

9.875 

9.730 

9.827 

9.658 

9.769 

9.576 

9.699 

9.482 

9.616 

9.373 

9.517 

9.246 

9.39S 

9.092 

9.252 

8.903 

9.068 

8.656 

8.826 

Aus  dieser  Zusammenstellung  geht  zunächst  hervor,  dass  die  bis- 
herigen Beobachtungen  Über  die  Lichtstärke  der  Mondphasen  keineswegs 
genügend  untereinander  übereinstimmen,  und  dass  daher  weitere  sorg- 
fältige Messungen  dringend  erwünscht  sind.  Die  Herscherschen  und 
ZöUner'schen  Zahlen  für  das  Intervall  vom  Vollmond  bis  in  die  Nähe 
der  Quadraturen  harmoniren  allenfalls  noch  leidlich  unter  sich,  sie 
differiren  aber  von  den  Bond'schen  Werthen  um  Beträge  (bis  0.6  GrQssen- 
classen),  die  bei  photometrischen  Beobachtungen  durchaus  unzulässig  sind. 
Es  würde  daher  nicht  gerechtfertigt  sein,  auf  Grund  des  vorliegenden 
Materials  schon  jetzt  weitergehende  Schlüsse  auf  die  physische  Beschaffen- 
heit des  Mondes  ziehen  zu  wollen,  doch  dürfte  aus  der  Vergleichung  der 
beobachteten  und  berechneten  Helligkeiten  mit  grosser  Bestimmtheit  hervor- 
gehen, dass  keine  der  bisher  aufgestellten  Beleuchtungstheorien  die  wirk- 
lich stattfindenden  Helligkeitsänderungen  darzustellen  vermag.  Die  beob- 
achtete Intensitätsabnahme  ist  grösser,  als  die  theoretisch  berechnete. 
Während  nach  der  Euler'schen  Theorie  die  Helligkeit  des  Mondes  im 
ersten  oder  letzten  Viertel  gleich  ^,  nach  der  Lambert'schen  ungefähr 
gleich  \  der  Vollmondshelligkeit  sein  sollte,  ist  dieselbe  nach  der  Bond- 
schen  Lichtcurve  nur  etwa  gleich  |. 

Da  alle  Beleuchtungstheorien  einen  gewissen  idealen  Zustand  des 
diffus  reflectirenden  Himmelskörpers  voraussetzen,  vor  Allem  eine  gleich- 
massige  Oberfläche,  so  ist  es  von  vornherein  klar,  dass  gerade  beim  Monde, 
von  dem  wir  wissen,  dass  er  ein  Körper  ohne  merkliche  Atmosphäre  und 


Die  Albedo  des  Mondes  und  die  Vertheilung  der  Helligkeit  auf  der  MondBcheibe.  343 

mit  verhältniBsmässig  grossen  Erhebungen  ist,  eine  vollkommene  Über- 
einstimmung zwischen  den  wirklichen  Intensitätsänderungen  und  den 
Theorien  gar  nicht  erwartet  werden  darf.  Die  stark  abfallende  Liehtcurve 
der  Mondphasen  wird  zweifellos  zum  grössten  Theile  durch  die  gebirgige 
Natur  der  Mondoberfläche  bedingt  sein,  aber  bei  der  unregelmässigen  Ver- 
theilung der  Erhebungen  dürfte  jede  Hofliiung  ausgeschlossen  sein,  einen 
theoretischen  Ausdruck  für  die  Lichterscheinungen  zu  finden.  Auf  die 
Zöllner'schen  Bemühungen  in  dieser  Richtung  ist  bereits  im  ersten  Ab- 
schnitte hingewiesen  und  gezeigt  worden,  dass  die  von  Zöllner  abgeleitete 
Formel,  welche  sich  auf  das  Lambert'sche  Beleuchtungsgesetz  stützt,  eine 
blosse  Interpolationsformel  ist,  welche  einen  Theil  der  tichtcurve  zufällig 
recht  gut  darstellt,  und  dass  jedenfalls  der  von  Zöllner  gefundene  Werth 
für  die  mittlere  Erhebung  der  Mondberge  völlig  illusorisch  ist. 


3.   Die  Albedo  des  Mendes  and  die  Vertheilan^  der  Helligkeit 
auf  der  Mondscheibe. 

Die  Frage  nach  der  Albedo  des  Mondes  Hesse  sich  erst  dann  mit 
einiger  Sicherheit  beantworten,  wenn  der  Nachweis  geliefert  wäre,  welches 
Beleuchtungsgesetz  für  die  Mondoberfläche  anzuwenden  wäre,  da  ja  die 
Definition  der  Albedo  für  jedes  Gesetz  verschieden  sein  muss.  Mit 
Rücksicht  darauf,  dass  von  den  drei  in  diesem  Buche  beti-achteten  Be- 
leuchtungstheorien keine  den  wirklich  beobachteten  Helligkeiten  des 
Mondes  genügt ,  erscheint  es  daher  von  vornherein  unmöglich,  auf  Grund 
derselben  einen  brauchbaren  Albedowerth  für  den  Mond  abzuleiten.  Wir 
wollen  trotzdem  die  Zahlenangaben  mittheilen,  welche  sich  mit  Hülfe  der 
im  ersten  Abschnitte  entwickelten  Formeln  berechnen  lassen,  weil  dieselben 
wenigstens  einen  ungefähren  Begriff  von  der  Reflexionsfähigkeit  des  Mondes 
geben  und  voraussichtlich  als  untere  Grenzwerthe  derselben  zu  betrachten 
sind.  Nimmt  man  für  das  Helligkeitsverhältniss  von  Sonne  zu  Vollmond 
die  früher  mitgetheilte  Zahl  569500  an,  so  ergeben  sich  aus  den  Formeln  (14; 
(Seite  65)  die  Albedo werthe : 

A^  =0.129    (Lambert'sche  'Definition) , 
^  =  0.172    (Seeliger'sche  Definition) . 

Bond  und  Zöllner  haben  mit  Zugrundelegung  des  Lambert'schen 
Gesetzes  noch  etwas  kleinere  Werthe  gefunden,  und  zwar  Ersterer  0.096, 
Letzterer  0.119.  Eine  Vergleichung  dieser  Zahlen  mit  den  von  Zöllner 
für   verschiedene   irdische    Substanzen   ermittelten   Albedowerthen   zeigt. 


344  in.  Resultate  der  photometrischen  Beobachtnngen  am  Himmel. 

dass  dieselben  ungefähr  mit  den  Werthen  für  Quarz  und  Thonmergel 
übereinstimmen.  Natürlich  kann  eine  solche  Gegenüberstellung  nur  ein 
ganz  nebensächliches  Interesse  haben.  Denn  die  angeführten  Albedo- 
werthe  beziehen  sich  ja  nur  auf  die  gesammte  von  der  Mondoberfläche 
zurückgestrahlte  Lichtmenge;  sie  geben  also  nur  einen  ungefähren  Begriff* 
von  der  mittleren  Reflexionsfähigkeit  des  Mondes,  nicht  aber  von  der  ver- 
schiedenen Wirkungsweise  einzelner  Theile  der  Oberfläche.  Schon  der 
blosse  Anblick  der  Mondscheibe  zeigt  ganz  beträchtliche  Unterschiede  in 
der  Helligkeit  einzelner  Partien,  und  da  zweifellos  damit  eine  stoffliche 
Verschiedenheit  dieser  Stellen  im  Zusammenhange  sein  wird,  so  ist  es 
für  die  Erkenntniss  der  physischen  Beschaffenheit  des  Mondes  von  viel 
grösserem  Interesse,  die  Reflexionsfähigkeit  an  möglichst  vielen  Punkten 
der  Scheibe  und  bei  den  mannigfachsten  Beleuchtungsverhältnissen  zu 
Studiren,  als  nur  das  Gesammtlicht  in  Betracht  zu  ziehen.  Das  Brenn- 
punktsbild des  Mondes  ist  bereits  in  mittelstarken  Fernrohren  gross  genug, 
um  eine  photometrische  Untersuchung  bestimmter  einzelner  Partien  zu 
ermöglichen;  aber  die  wenigen  Versuche,  die  bisher  in  dieser  Richtung 
gemacht  worden  sind,  haben  wegen  der  grossen  Schwierigkeiten,  die 
sich  bei  Anwendung  der  gebräuchlichen  Photometer  den  Messungen  ent- 
gegenstellen, noch  zu  keinen  verwerthbaren  Ergebnissen  geführt.  Ausser 
einigen  mehr  allgemeinen  Angaben  über  das  Helligkeitsverhältniss  ver- 
schiedener Stellen  der  Mondoberfläche  von  Bouguer,  Arago  und  Bond 
sind  systematisch  durchgeführte  Beobaehtungsreihen  über  die  Helligkeits- 
vertheilung  auf  der  Mondscheibe  nur  von  Pickeriug  bekannt  geworden, 
und  auch  diese  Messungen  sind  off'enbar  noch  viel  zu  unsicher,  um  weitere 
Schlüsse  darauf  zu  gründen.  Nach  Bouguer^)  ist  die  dunkle  Stelle  im 
Grimaldi  fünf-  bis  sechsmal  lichtschwächer,  als  die  Mitte  des  Marc 
humorum.  Arago^)  fand,  dass  sich  im  Mittel  die  Intensität  des  Mond- 
randes zu  der  Intensität  der  grossen  Flecke  auf  der  Scheibe  verhält 
wie  2.7  zu  1.  Eine  sehr  glänzende  Stelle  des  Randes  übertraf  nach 
seinen  Messungen  einen  dunklen  Fleck  um  das  15^  fache,  und  ein  isolirter, 
nicht  weit  von  der  Schattengrenze  gelegener  glänzender  Punkt  soll  nach 
ihm  sogar  1  OS  mal  heller  gewesen  sein,  als  die  allgemeine  Oberfläche 
des  Mondes.  Bond^)  hat  seine  Messungen  bei  verschiedenen  Phasen  des 
Mondes  angestellt.  In  der  Nähe  des  ersten  Viertels  (a  =  81*^)  fand  er, 
wenn  die  Intensität  der  hellsten  Partien  auf  der  Mondscheibe  mit  100 
bezeichnet  ist,  die  folgenden  Werthe: 


1}  Trait6  d'optique,  p.  122. 

2)  Aragos  Werke.    Deutsche  Ausgabe  von  Hankel,  Bd.  10,  p.  239. 

3  Memoire  of  the  American  Acad.    New  Series,  Vol.  8,  p.  267 — 276. 


Die  Albedo  des  Mondes  und  die  Yertheilan^  der  HeUigkeit  anf  der  Mondscheibe.  345 


Hellste  Stellen  auf  dem  Monde ;=  lOO 

Mare  crisium  (Mitte  der  sUdl.  Hälfte  desselben)  =  60.8 
Mare  tranquillitatis  (dunkelster  Theil)  .  .  .  .  =  57.9 
Stelle  nahe  der  Mitte  des  Mondes,  etwa  1  Min.  \^ 

von  der  Schattengrenze  entfernt / 

Flächenstück,  etwa  ^  Min.  von  der  Sehattengrenze 

entfernt =      7.0 


Eine  zweite  Beobachtnngsreihe  von  Bond,  einige  Tage  später  an- 
gestellt (a  =  39°),  gab  für  das  Mare  crisium  die  Helligkeit  47.5. 

Die  photometrischen  Messungen  Pickerings ^)  erstrecken  sich  auf 
60  verschiedene  Stellen  der  Mondoberfläche.  Sie  sind  mit  einem  Photo- 
meter ausgeführt,  welches  dem  auf  Seite  262  beschriebenen  ähnlich  ist. 
Die  einzelnen  Objecte  wurden  dabei  direct  verglichen  mit  einem  ganz 
kleinen  Mondbilde,  welches  durch  ein  Hülfsfemrohr  in  das  Gesichtsfeld 
des  Hauptteleskopes  reflectirt  wurde.  Die  Pickering'schen  Zahlen  beruhen 
auf  mehrfach  wiederholten  Messungen,  die  fast  sämmtlich  in  der  Nähe 
des  Vollmondes  ausgeführt  sind.  In  der  folgenden  Zusammenstellung  sind 
statt  der  Pickering'schen  Grössenclasseuangaben  die  Intensitäten  selbst 
angeführt,  und  zwar  ist  die  Intensität  des  hellsten  Objectes  der  Mond- 
scheibe, des  inneren  Walls  und  der  Centralspitze  von  Aristarch,  mit  100 
bezeichnet. 


Object 

keit 

Object 

Hellig. 
keit 

1.  Centralspitze  des  Aristarchus  . 

100.0 

16. 

Wall  d.  Kraterebene  Hortensius 

25.1 

2.  Inneres  von  Aristarchus    .   .    . 

100.0 

17. 

»      der  Ringebene  Kant  .   . 

20.9 

3.  Wall  der  Kraterebene  Proclus. 

75.9 

18. 

>        *            »          Godin.   . 

20.9 

4.      *      des  Kraters  Censorinus   . 

69.2 

19. 

>            »       Copemicus 

20.9 

5.      >        »          »        Mersenias  C. 

63.1 

20. 

»      d .  Kraterebene  Theon  j  un. 

19.1 

6.      >        »          »        HipparchusC. 

52.5 

21. 

»      des  Kraters  Wichmann  . 

19.1 

7.      >        >           *        Dionysius.    . 

52.5 

22. 

»      der  RingebeneTheaetetus 

17.4 

8.            der  Ringebene  Bode.   .   . 

39.8 

23. 

des  Kraters  Bode  B.  .   . 

17.4 

9.      »      des  Kraters  Euclides    .    . 

36.3 

24. 

der  Ringebene  Macrobins 

15.8 

10.      >        .          »        MöstingA.    . 

36.3 

25. 

Hosting  . 

14.5 

11.      -      der  Kraterebene  ükert    . 

33.1 

26. 

*           *         Flamsteed 

14.5 

12.      >      des  Kraters  Mersenias  B. 

30.2 

27. 

Picard  .   . 

12.0 

13.      >        >          »        Bode  A.    .    . 

27.5 

28. 

Timocharis 

11.0 

14.  Berg  Lahire 

25.1 

29. 

»            -         Landsberg 
Umgebnng  von  Kepler .... 

11.0 

15.  Wall  der  Ringebene  Kepler.   . 

25.1 

30. 

10.0 

1)  Die  Pickering'schen  Beobachtungen  sind  in  dem  »Selenographical  Journal« 
für  1882  veröffentlicht,  welches  mir  leider  nicht  zugänglich  gewesen  ist.  Ich  ver- 
danke die  obigen  Angaben  einer  brieflichen  Mittheilung  von  Herrn  £.  C.  Pickering, 
welcher  mir  eine  Copie  seines  Manuscriptes  gütigst  zur  Verfügung  gesteUt  hat. 


346 


III.   B«aiilUte  der  photometriBchen  Beobachtnogeii  am  Himmel. 


Object 

Hellig- 
keit 

Object 

HeUig. 
keit 

31.  Wall  der  Wallebene  Langrenns 

8.3 

46.  Inneres  von  Mercator  .... 

1.9 

32.  Innerea  von  Guericke 

8.3 

47.  Wallebene  Endymion   .... 

1.7 

33.  Sinus  Medii 

8.3 

48.  Inneres  von  Pitatus 

1.6 

34.  Umgebung  von  Archimedes  .   . 

8.3 

49.        >          >    Hippalus    .... 

1.6 

35.           »            >    AristiUuB  .   .   . 

7.6 

50.        >          »    Taruntius .... 

1.6 

36.  Inneres  von  Ptolemäus  .... 

6.9 

51.  Fläche  der  Ringebene  Fourier  a 

1.1 

37.        »          »    Manilius 

6.3 

52.  Inneres  von  Flamsteed.   .   . 

1.1 

38.  Fläche  der  Bingebene  Hansen. 

5.8 

53.  Inneres  d. Wallebene  Jnl.  Caesar 

1.0 

39.  Wall  der  Ringebene  Arago  .   . 

4.8 

54.  Inneres  von  Vitruvius  .... 

1.0 

40.  Fläche  von  Mersenius 

4.4 

55.        »        d.  Wallebene  Grimaldi 

0.9 

41.  Wall  des  Kraters  Bessel    .   .   . 

4.0 

56.        »        der  Ringebene  Crtiger 

0.9 

42.  Inneres  von  Theophilus.   .   .    . 

2.3 

57.        *        von  Zupus 

0.8 

43.  Innere  Fläche  von  Archimedes 

2.3 

58.        >          >     Le  Monnier.   .   . 

0.8 

44.  Inneres  von  Azout 

2.1 

59.        >           .     Billy 

0.8 

45.        »          »    Marins 

2.1 

60.        *           *     Boscovich    .    .    . 

0.6 

Aus  dieser  Zusammenstellung  geht  hervor,  dass  die  dunkelsten  Stellen 
der  nahezu  voll  beleuchteten  Mondscheibe  um  das  160-  bis  170  fache  an 
Intensität  von  den  allerhellstcn  Punkten  tibertroflfen  werden.  Pickering 
hat  seine  Messungen  mit  den  Helligkeitsschätzungen  verglichen,  die  von 
zahlreichen  Mondbeobachtern  nach  einer  allgemein  gebräuchlichen  Scala 
ausgeführt  worden  sind.  Diese  Scala  ist  zuerst  vonSchröter  in  seinen 
^Selenotopographischen  Fragmenten«  in  Vorschlag  gebracht,  später  von 
Beer  und  Mädler  etwas  abgeändert  worden  und  dient  in  dieser  letzteren 
Form  jetzt  allgemein  als  Richtschnur.  Danach  sind  10  verschiedene  Hellig- 
keitsgrade festgesetzt,  von  denen  die  Grade  1—3  als  dunkelgrau  bis  grau, 
4 — 5  als  lichtgrau,  6 — 7  als  weiss  und  8 — 10  als  glänzend  weiss  zu  be- 
zeichnen sind.  Die  Schatten  der  Mondberge  wUrden  in  dieser  Scala  den 
Helligkeitsgrad  0  haben,  der  Grad  1  wird  den  dunkelsten  Schatten  im 
Innern  von  Ring-  und  Wallebenen  zugeschrieben,  2°  und  3°  ist  die  ge- 
wöhnliche Flächenhelligkeit  der  Meere,  die  Ränder  der  meisten  Ring- 
gebirge und  Wallebenen  sind  4?  bis  7*^,  und  die  drei  höchsten  Lichtgrade 
kommen  hauptsächlich  bei  Kratern  und  Ringgebirgen  vor.  Nach  den 
Untersuchungen  Pickerings  ist  das  photometrisch  bestimmte  Helligkeits- 
verhältniss,  welches  je  zwei  aufeinander  folgenden  Lichtgraden  entspricht, 
als  constant  zu  betrachten  und  zwar  ungefähr  gleich  1.74,  oder  mit 
anderen  Worten:  zwei  aufeinander  folgende  Lichtgrade  unterscheiden  sich 
um  0.24  im  Helligkeitslogarithmus  oder  um  0.6   in  Sterngrössenclassen. 

Alle  Helligkeitsschätzungen  auf  dem  Monde  und  ebenso  die  photo- 
metrischen Messungen  werden  durch  die  Verschiedenheit  der  Färbung 
der  einzelnen  Objecte,  die  schon  auf  den  ersten  Blick  deutlich  erkennbar 


Die  Planeten  und  ihre  Trabanten.  347 

ist,  erschwert  Während  das  Mare  serenitatis  eine  grünliche  Färbung 
besitzt,  zeigt  das  Mare  imbrium  einen  bräunlichgelben  Farbenton,  und  der 
Palus  somnii  hat  einen  goldbräunlichen,  fast  röthlichen  Schimmer.  FUr 
die  Kenntniss  der  physischen  BeschaflFenheit  des  Mondes  ist  es  zweifellos 
von  der  grössten  Wichtigkeit,  die  relative  Albedo  der  einzelnen  Objecte 
flir  verschiedene  Btrahlengattungen,  nicht  bloss  ftir  das  zusammengesetzte 
Licht,  zu  bestimmen.  Es  empfiehlt  sich  daher,  wenn  es  auf  die  genaueste 
Erforschung  der  Helligkeitsvertheilung  auf  der  Mondscheibe  ankommt, 
spectralphotometrische  Messungen  anzustellen.  Ein  dahin  gehender  Vor- 
schlag ist  bereits  im  Jahre  1877  von  Petruscheffsky*)  gemacht  worden, 
und  vor  längerer  Zeit  haben  Vogel  und  ich  eine  Reihe  von  Beobachtungen 
mit  einen  Glan-VogeFschen  Spectralphotometer  begonnen,  die  aber  noch 
nicht  zum  Abschlüsse  gebracht  ist.  Solche  Untersuchungen,  bei  ver- 
schiedenen Beleuchtungen  des  Mondes  ausgeführt  und  verglichen  mit  ent- 
sprechenden Messungen  an  irdischen  Substanzen,  können  am  Ehesten  dazu 
dienen,  unsere  Vorstellungen  von  der  stofflichen  Zusammensetzung  der 
Mondoberfläche  zu  erweitem.  Auch  die  mehrfach  aufgestellte  Vermuthung, 
dass  die  Helligkeit  einzelner  Punkte  der  Mondscheibe  veränderlich  ist, 
was  nur  möglich  wäre,  wenn  das  Reflexionsvermögen  der  betreffenden 
Regionen  Schwankungen  unterworfen  wäre,  lässt  sich  erst  auf  Grund 
langjähriger  photometrischen  Messungen  mit  Sicherheit  entscheiden. 


Capitel  IIL 

Die  Planeten  und  Ihre  Trabanten. 


Dass  die  Helligkeitsmessungen  der  Planeten  und  ihrer  Monde  ein  vor- 
treffliches Hulfsmittel  zur  Erforschung  der  physikalischen  Beschaffenheit 
dieser  Himmelskörper  liefern,  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel;  nur  muss 
man  sich  davor  hUten,  die  Bedeutimg  dieser  Messungen  zu  Überschätzen, 
und,  wie  es  bereits  häufig  geschehen  ist,  allzu  grosse  Erwartungen  an 
dieselben  zu  knüpfen..  Zöllner  geht  offenbar  zu  weit,  wenn  er  in  seinen 

1    Astr.  Nachr.   Bd.  91,  Nr.  2173. 


34 S  in.   Besnltate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

»Photometrischen  Untersuchungen«  die  Ansicht  ausspricht  »dass  die  An- 
wesenheit einer  Atmosphäre  oder  partiell  spiegelnder  Substanzen  in  den 
Helligkeitsänderungen  der  Phasen  eines  Planeten  ihren  bestimmten  und 
gesetzmässigen  Ausdruck  finden  wird,  so  dass  man  aus  der  besonderen 
Beschaffenheit  dieser  Änderungen  mit  grösserer  Sicherheit  die  physikalische 
Eigenthümlichkeit  der  Planetenoberflächen  wird  ermitteln  können,  als  dies 
bisher  auf  dem  Wege  directer  Beobachtung  möglich  gewesen  ist«. 

Wie  schwierig  es  ist,  aus  den  blossen  Messungen  des  Gesammtlichtes 
eines  Planeten  auf  seine  wirkliche  Oberflächenbeschaffenheit  zu  schliessen, 
lässt  sich  am  Besten  beurtheilen,  wenn  man  sich  vorstellt,  welchen  An- 
blick unsere  Erde  einem  Beobachter  auf  einem  der  anderen  Planeten  dar- 
bieten wUrde.  Die  grossen  Wassermengen,  welche  wie  mächtige  Spiegel 
wirken,  die  Schnee-  und  Eismassen,  welche  zum  Theil  immerwährend, 
zum  Theil  nur  in  bestimmten  Zeitepochen  grosse  Strecken  der  Erde  be- 
decken, die  gewaltigen  Flächen  bebauten  und  unbebauten  Landes,  die 
hohen  Gebirgszüge  mit  den  Schatten,  die  sie  bei  verschiedener  Beleuchtung 
werfen,  endlich  die  Atmosphäre  mit  den  beständig  wechselnden  Wolken- 
gebilden —  alle  diese  Factoren,  zu  denen  noch  die  Rotation  des  Erdballes 
hinzukommt,  würden  sich  in  den  Helligkeitserscheinungen  zu  einer  Ge- 
sammtwirkung  vereinigen,  in  welcher  sich  auf  keinen  Fall  der  Einfluss 
der  einzelnen  Ursachen  erkennen  liesse.  Etwas  anders,  aber  nicht  viel 
besser  verhält  es  sich  mit  denjenigen  Planeten,  welche,  abweichend  von 
der  Erde,  mit  einer  so  dichten  Atmosphäre  umgeben  sind,  dass  die  Sonnen- 
strahlen zum  grossen  Theil  von  derselben  reflectirt  werden  und  kaum  bis 
zu  der  eigentlichen  festen  Oberfläche  gelangen ;  hier  ist  natürlich  gar  keine 
Aussicht  vorhanden,  aus  den  Lichtmessungen  etwas  Näheres  über  die 
physikalische  Beschaffenheit  derselben  zu  erfahren. 

Wenn  es  gelänge,  die  Helligkeit  eines  Planeten  an  jedem  beliebigen 
Punkte  seiner  Scheibe  mit  derselben  Sicherheit  zu  bestimmen,  wie  sein 
Gesammtlicht,  dann  würde  sich  vielleicht  eher  Aufschluss  über  manche 
der  in  Betracht  kommenden  Fragen  finden  lassen.  Solange  dies  aber 
nicht  gelungen  ist,  muss  man  jede  optimistische  Auffassung  bei  Seite 
lassen  und  sich  damit  begnügen,  Analogien  zwischen  den  einzelnen 
Gliedern  des  Sonnensystems  aufzusuchen.  Es  ist  wohl  kaum  zu  be- 
streiten, dass  Himmelskörper,  welche  unter  denselben  Beleuchtungsver- 
hältnissen dieselben  Helligkeitserscheinungen  zeigen,  hinsichtlich  ihrer 
physischen  Beschaffenheit  eine  gewisse  Verwandtschaft  miteinander  haben 
müssen,  die  sich  nicht  nothwendig  bis  in  die  genaueste  stoffliche  Überein- 
stimmung zu  erstrecken  braucht,  die  aber  doch  gerade  für  diese  Körper 
charakteristisch  ist.  Es  liegt  auch  nahe,  festzustellen,  nach  welchen  Ge- 
sichtspunkten eine  Classificining  der  Planeten  zu  erfolgen  hätte.     Es  wird 


o 


Die  Planeten  und  ihre  Trabanten.  349 

sich  dabei  hauptsächlich  um  den  grösseren  oder  geringeren  Grad  der 
Dichtigkeit  handeln,  welchen  die  Planetenatmosphären  besitzen.  Bei 
Körpern  mit  sehr  dichter  Atmosphäre  wird  man  voraussichtlich  das  höchste 
Reflexionsvermögen  finden,  ausserdem  wird  man  die  Helligkeitserschei- 
nungen ihrer  Phasen  am  Leichtesten  durch  eine  rationelle  Theorie  darstellen 
können.  Bei  denjenigen  Planeten,  welche,  wie  unsere  Erde,  von  einer 
wenig  dichten,  beständigen  Veränderungen  unterworfenen  Atmosphäre  um- 
geben sind,  wird  die  Phasenlichtcurve  wahrscheinlich  ganz  unregelmässig 
verlaufen  und  der  Theorie  wenig  oder  gar  nicht  zugänglich  sein.  Die- 
jenigen Himmelskörper  endlich,  die,  wie  unser  Mond,  so  gut  wie  gar  keine 
Atmosphäre  haben,  werden  am  wenigsten  Licht  reflectiren,  und  es  scheint 
bei  ihnen  die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen,  aus  der  Vergleichung  mit 
dem  Reflexionsvermögen  irdischer  Substanzen  einen  RUckschluss  auf  ihre 
Beschaff*enheit  zu  ziehen,  wenigstens  in  dem  Sinne,  dass  besonders  auf- 
fallende Erscheinungen,  wie  sie  z.  B.  eine  ganz  mit  Schnee  und  Eis  be- 
deckte Oberfläche  darbieten  würde,  richtig  gedeutet  werden  könnten. 
Auch  wäre  es  denkbar,  dass  bei  einer  aussergewöhnlichen  Verth eilung 
von  hellen  und  dunklen  Partien  auf  der  Oberfläche  eines  solchen  Planeten 
seine  Rotation  durch  sorgfältige  photometrische  Beobachtungen  mit  einiger 
Zuverlässigkeit  bestimmt  werden  könnte. 

Hiermit  ist  das  Gebiet  näher  fixirt,  innerhalb  dessen  in  Bezug  auf 
die  physische  Beschaffenheit  der  Planeten  und  Trabanten  von  der  Photo- 
metrie Erfolge  zu  hofffen  sind.  Es  giebt  aber  noch  eine  Anzahl  von 
Fragen,  die  mit  dem  Problem  der  Planetenbeleuchtung  in  enger  Beziehung 
stehen.  Dazu  gehört  vor  Allem  die  Frage  nach  der  Veränderlichkeit  der 
Sonnenstrahlung.  Es  ist  bereits  im  Früheren  erörtert  worden,  mit  welchen 
Schwierigkeiten  die  Lichtmessungen  der  Sonne  verbunden  sind,  und  wie 
geringe  Aussicht  vorhanden  ist,  etwaige  periodische  oder  säculare  Ver- 
änderungen der  Lichtintensität  durch  directe  Beobachtungen  zu  ermitteln. 
Die  Messungen  der  Planeten  bieten  nun  insofern  einen  gewissen  Ersatz, 
als  sich  in  ihren  Helligkeiten  nothwendig  alle  Schwankungen  des  Sonnen- 
lichtes wiederspiegeln  müssen,  und  da  die  Intensitätsbestimmungen  der 
Planeten  mit  verhältnissmässig  grosser  Sicherheit  ausgeführt  werden  können, 
so  lässt  sich  eine  Entscheidung  darüber,  ob  die  Sonne  ein  veränderlicher 
Stern  ist,  viel  eher  auf  diesem  indirecten  Wege  hofffen,  zumal  der  Umstand 
dabei  ins  Gewicht  fällt,  dass  alle  Planeten  gleichzeitig  denselben  Verlauf 
der  Erscheinung  zeigen  müssen. 

Von  hohem  Interesse  ist  auch  die  Frage  nach  der  Existenz  eines 
lichtabsorbirenden  Mediums  innerhalb  des  von  unserem  Planetensysteme 
eingenommenen  Weltraumes.  Dass  die  Photometrie  der  Planeten  ein 
werthvoUes  Mittel  zur  Entscheidung  dieser  Frage  geben  kann,  liegt  auf 


350  III-   Besultate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

der  Hand.  Eine  einfache  Betrachtung  auf  Grund  der  im  Capitel  über 
die  Extinction  des  Lichtes  in  der  Erdatmosphäre  gefundenen  Resultate 
lehrt,  dass  ein  gleichmässig  den  Planetenraum  erftiUendes  Medium,  wenn 
seine  Dichtigkeit  auch  30  Millionen  mal  geringer  wäre  als  diejenige  der 
untersten  atmosphärischen  Schichten,  doch  in  den  Lichtquantitäten,  die  ein 
Planet  einmal  in  seiner  grössten  Erdnähe,  das  andere  Mal  in  seiner  grössten 
Erdfeme  uns  zusenden  würde,  einen  Helligkeitsunterschied  von  0.2  bis  0.3 
Grössenclassen  hervorbringen  könnte,  ein  Betrag,  der  durch  sorgfältige 
photometrische  Messungen  noch  mit  vollkommener  Sicherheit  festzu- 
stellen ist. 

Es  verdient  hier  endlich  noch  auf  die  hohe  Bedeutung  hingewiesen 
zu  werden,  welche  die  Lichtmessung  der  kleinen  Planeten  und  der  Satelliten 
für  die  Bestimmung  der  Dimensionen  dieser  Himmelskörper  hat.  Gegen- 
wärtig bietet  noch  bei  der  überwiegenden  Mehrzahl  derselben  die  Photo- 
metrie das  einzige  Mittel,  Werthe  für  ihre  Durchmesser  zu  erhalten.  Wenn 
diese  Angaben  auch  verhältnissmässig  unsicher  sind,  weil  sie  auf  uncon- 
trolirbaren  Annahmen  über  die  Reflexionsfähigkeit  der  betreffenden  Himmels- 
körper beruhen,  so  werden  sie  doch  voraussichtlich  nicht  allzu  weit  von 
der  Wahrheit  entfernt  sein  und  uns  eine  ausreichende  Vorstellung  von  den 
Grössenverhältnissen  im  Sonnensysteme  geben. 

Das  grosse  Verdienst,  die  ersten  werthvoUen  Messungen  über  die 
Helligkeiten  der  Planeten  ausgeführt  zu  haben,  gebührt  Seidel  und 
Zöllner,  und  obgleich  ihre  Resultate  in  mancher  Beziehung  der  Ver- 
besserung bedürfen,  so  bilden  sie  doch  einen  unschätzbaren  Ausgangs- 
punkt für  alle  Untersuchungen  auf  diesem  Gebiete.  Leider  hat  ihr  Beispiel 
nur  wenig  Nachahmer  gefunden,  und  erst  in  neuerer  Zeit  ist  durch  die 
Satellitenbeobachtungen  Pickerings  und  durch  die  langjährigen  Planeten- 
messungen in  Potsdam  ein  ausreichendes  Material  geliefert  worden,  um 
auf  dem  von  Seidel  und  Zöllner  geschaffenen  Fundamente  weiter  bauen 
zu  können. 


L   Mercur. 

Die  Helligkeitsbeobachtungen  des  Mercur  sind  wegen  der  grossen 
Sonnennähe  dieses  Planeten  mit  ausserordentlichen  Schwierigkeiten  ver- 
bunden. In  mittleren  Breiten  wird  er  nur  zu  gewissen  Zeiten  und  bei 
besonders  guten  Luft  Verhältnissen  für  das  blosse  Auge  sichtbar,  und  es 
scheint  durchaus  nicht  unglaublich,  dass  es  Copernicus  trotz  vieler 
Mühe  nie  geglückt  sein  soll,  diesen  Planeten  zu  Gesicht  zu  bekommen. 
Riccioli  nennt  in  der  Vorrede  zu  seinem  »Abnagest*  den  Mercur  ein  sidus 


Mercar.  351 

doloBum,  und  v.  Zach^)  erzählt,  dass  ihm  der  Planet,  bei  grosser  Digression 
von  der  Sonne,  ungeachtet  aller  angewandten  Vorsicht,  doch  öfter  mehrere 
Tage  nacheinander  unsichtbar  geblieben  sei.  Da  Messungen  seiner  Licht- 
stärke am  hellen  Tage,  in  unmittelbarer  Nähe  der  Sonne,  nicht  ausführbar 
sind,  und  da  der  Planet  in  unseren  Breiten  höchstens  \^  Stunden  vor  der 
Sonne  aufgeht  oder  nach  ihr  untergeht,  so  beschränkt  sich  die  Möglich- 
keit der  Beobachtungen  auf  kurze  Zeiträume  in  der  Morgen-  und  Abend- 
dämmerung, wobei  er  natürlich  dem  Horizonte  so  nahe  steht,  dass  seine 
Sichtbarkeit  durch  die  Extinction  in  der  Atmosphäre  noch  wesentlich  be- 
einträchtigt wird.  Nur  an  Beobachtungsorten,  die  sich  eines  besonders 
reinen  und  dunstfreien  Horizontes  erfreuen,  wird  es  gelingen,  den  Planeten 
während  längerer  Zeiträume  hintereinander  zu  beobachten.  Es  ist  daher 
auch  nicht  zu  verwundem,  dass  das  bisher  gesammelte  Beobachtungs- 
material sehr  spärlich  geblieben  ist.  Im  Allgemeinen  sind  die  Epochen 
der  grössten  östlichen  und  westlichen  Elongation  des  Mercur  von  der  Sonne 
für  seine  Auffindung  am  günstigsten,  und  unter  besonders  guten  Luftver- 
hältnissen ist  es  möglich,  den  Planeten  etwa  8—10  Tage  zu  beiden  Seiten 
von  diesen  Epochen  zu  verfolgen.  Im  Jahre  1876  konnte  Denning^)  in 
Bristol  den  Mercur  in  der  Zeit  vom  5.. bis  28.  Mai  an  jedem  Abend,  wo  der 
Himmel  genügend  klar  war,  mit  blossem  Auge  erkennen,  am  letzten  Tage 
allerdings  nur  mit  grosser  Mühe;  nach  seiner  Ansicht  ist  der  Planet  am  Vor- 
theilhaftesten  ftlr  das  blosse  Auge  sichtbar  wenige  Tage  vor  der  grössten 
östlichen  oder  wenige  Tage  nach  der  grössten  westlichen  Elongation. 
Freilich  spielt  dabei  die  Entfernung  des  Mercur  von  der  Sonne  eine 
wichtige  Rolle,  da  es  bei  der  grossen  Excentricität  der  Mercurbahn  wesent- 
lich darauf  ankommt,  ob  sich  derselbe  zur  Zeit  der  grössten  Elongation  in 
der  Nähe  seines  Perihels  oder  Aphels  befindet  In  Potsdam  ist  es  in  den 
Jahren  1878  bis  1888  selten  gelungen,  den  Planeten  über  einen  längeren 
Zeitraum  als  15  Tage  mit  blossem  Auge  zu  verfolgen,  und  Schmidt  hat 
in  dem  ausgezeichneten  Klima  von  Athen  während  vieler  Jahre  den  Mercur 
niemals  länger  als  20  Tage  hintereinander  wahrnehmen  können.  Unter 
allen  Umständen  bleibt  für  zuverlässige  photometrische  Messungen  bei 
jeder  Erscheinung  des  Planeten  als  Morgen-  oder  Abendstem  nur  eine 
verhältnissmässig  kurze  Periode  zur  Verfügung.  Unsere  Kenntniss  über 
die  Abhängigkeit  der  Lichtstärke  von  der  Grösse  der  beleuchteten  Phase 
ist  daher  auch  zunächst  auf  das  Intervall  zwischen  den  Phasenwinkeln 
50^"  und  120°  beschränkt  geblieben. 

Die   umfangreichsten   photometrischen   Messungen   des   Mercur   sind 


1)  Bodes  astron.  Jahrbuch  für  1794,  p.  188. 
2}  Monthly  Notices.    Vol.  36,  p.  345. 


352  III-  Besnltate  der  pbotometrisohen  Beobachtungen  am  Himmel. 

bisher  in  Potsdam*)  ausgeführt  worden;  ausser  diesen  sind  nur  drei  ver- 
einzelte Bestimmungen  von  Zöllner^)  und  zwei  von  VogeP)  bekannt  ge- 
worden, welche  gut  mit  den  Potsdamer  Resultaten  tibereinstimmen.  Eine 
grössere,  in  Stufenschätzungen  des  Planeten  bestehende  Beobachtungsreihe 
von  Schmidt^),  welche  sich  in  den  hinterlassenen  Papieren  dieses  Astro- 
nomen befindet,  ist  vor  einigen  Jahren  von  mir  bearbeitet  worden  und 
giebt  eine  erwünschte  Ergänzung  für  die  Potsdamer  Lichtcurve. 

Der  Umstand,  dass  die  photometrischen  Beobachtungen  des  Mercur 
fast  ausschliesslich  bei  sehr  grossen  Zenithdistanzen  ausgeführt  werden 
müssen,  beeinträchtigt  dieselben  in  nicht  unerheblichem  Grade.  Die  Ge- 
nauigkeit der  Resultate  bleibt  daher,  namentlich  infolge  der  Schwankungen, 
w^elche  die  Absorption  der  Erdatmosphäre  in  der  Nähe  des  Horizontes  er- 
fahrungsgemäss  erleidet,  ein  wenig  hinter  der  bei  den  photometrischen 
Beobachtungen  der  übrigen  Planeten  erreichten  Genauigkeit  zurück. 

Die  grösste  in  Potsdam  beobachtete  Helligkeit  des  Mercur,  von  dem 
Einflüsse  der  Extinction  befreit  und  in  Grössenclassen  ausgedrückt,  ist 
—  1.2,  dagegen  die  kleinste  1.1.  Da  in  dem  ersten  Falle  der  Planet 
seinem  Perihel  sehr  nahe,  in  dem  zweiten  nicht  weit  von  seinem  Aphel 
entfernt  war,  und  da  es  nur  ganz  ausnahmsweise  möglich  sein  wird,  ihn 
noch  in  grösserer  Nähe  der  oberen  oder  unteren  Conjunction  zu  messen, 
so  kann  man  die  angeführten  Helligkeitswerthe  ungefähr  als  die  äussersten 
Grenzen  bezeichnen,  innerhalb  deren  die  beobachtete  Lichtstärke  schwanken 
kann.  Mercur  erreicht  also  im  Maximum  etwa  die  Helligkeit  des  Sirius 
und  sinkt  im  Minimum  bis  zur  Helligkeit  des  Aldebaran  hinab ;  er  würde 
demnach,  wenn  er  hoch  am  Himmel  beobachtet  werden  könnte,  eine 
glänzende  Erscheinung  darbieten. 

Wegen  der  starken  Excentricität  der  Mercurbahn  kann,  wie  schon 
oben  erwähnt,  die  Helligkeit  bei  derselben  Elongation  sehr  verschieden 
sein,  und  zwar  zeigt  die  Rechnung,  dass  der  Unterschied  bis  zu  einer 
vollen  Grössenclasse ,  also  bis  zum  2.5 fachen,  anwachsen  kann.  Daraus 
erklärt  sich  am  Besten  die  oft  bemerkte  Thatsache,  dass  der  Planet  in 
manchen  Erscheinungen  leichter  aufzufinden  ist  als  in  anderen.  Im  All- 
gemeinen lehren  die  photometrischen  Messungen,  dass  die  Lichtstärke 
des  Mercur  am  Abendhimmel  während  seiner  ganzen  Sichtbarkeitsdauer 
beständig  abninmit,  dagegen  am  Morgenhimmel  beständig  anwächst,  dass 
er  also  als  Abendstem  am  hellsten  ist,  wenn  er  uns  zum  ersten  Male 
sichtbar  wird,   und   als  Morgenstern,    wenn  wir  ihn  zum  letzten  Male 

1]  Publ.  des  Astropbys.  Obs.  zu  Potsdam.    Bd.  8,  p.  305. 

2)  Poggend.  Annalen.  Jubelband,  p.  624. 

3;  Botbkamper  Beobachtungen.    Heft  II,  p.  133. 

4)  Publ.  des  Astropbys.  Obs.  zu  Potsdam.    Bd.  8,  p.  372. 


Mercur.  353 

erblicken;  nur  der  Umstand,  dass  er  bei  diesen  Stellnngen  schon  zu  sehr 
im  Bereiche  der  Sonnenstrahlen  ist,  verhindert  die  augenfillige  Con- 
statimng  dieser  Thatsache.  Von  einem  grössten  Glänze  des  Mercur  in 
dem  Sinne,  wie  wir  es  bei  der  Venus  sehen  werden,  dass  nämlich  seine 
Helligkeit  während  ein  und  derselben  Erscheinung  erst  anwächst  und 
dann  wieder  abnimmt  oder  umgekehrt,  kann  denmach  keine  Bede  sein. 
Zur  Ableitung  der  Curve,  welche  die  Abhängigkeit  der  Lichtstärke 
des  Mercur  allein  von  der  Grösse  der  beleuchteten  Phase  darstellt,  müssen 
die  beobachteten  Helligkeitswerthe  zuvor  von  dem  Einflüsse  der  ver- 
schiedenen Distanzen  befreit  werden.  Man  reducirt  sie  gewöhnlich  auf 
die  mittlere  Entfernung  0.38710  des  Planeten  von  der  Sonne  und  auf 
seine  mittlere  Entfernung  1  von  der  Erde.  Die  sämmtlichen  in  dieser 
Weise  bearbeiteten  Potsdamer  Messungen  haben  sich  innerhalb  des  Phasen- 
intervalles  von  fx  =  50°  bis  a  =  120°  durch  die  Formel  darstellen  lassen: 

(I)        Ä  =  —  0.901  +  0.02838  [a  —  50°)  +  0.0001023  (a  —  50°)* , 

worin  h  die  jedesmalige  mittlere  Lichtstärke  beim  Phasenwinkel  a,  in 
Grössenclassen  ausgedrückt,  bedeutet,  und  —  0.901  die  mittlere  Grösse 
beim  Phasenwinkel  50°  bezeichnet. 

Fast  ebenso  gut  entspricht  den  Beobachtungen  auch  eine  gerade  Linie, 
welche  gegeben  ist  durch  die  Gleichung: 

(H)  A  =  —  1.041  +  0.03679  (a  —  50°) . 

Die  Helligkeitsschätzungen  von  Schmidt,  welche  nahezu  dasselbe 
Phasenintervall  wie  die  Potsdamer  Messungen  umfassen,  an  Genauigkeit 
allerdings  wesentlich  hinter  jenen  zurückstehen,  sind  ebenfalls  durch  eine 
gerade  Linie  darstellbar,  deren  Gleichung  Ä  =  —  0.969  +  0.03548  (a  —  50°) 
hinreichend  mit  der  obigen  Formel  (H)  übereinstimmt. 

Sowohl  aus  den  Athener  als  aus  den  Potsdamer  Werthen  geht  hervor, 
dass  zwischen  den  Morgen-  und  Abendbeobachtungen  keine  systematischen 
Unterschiede  vorhanden  sind,  und  ferner  ergiebt  sich,  dass  in  dem  ganzen 
Zeiträume  von  1861  bis  1888,  den  diese  Beobachtungen  umfassen,  die 
mittlere  Helligkeit  des  Mercur  keine  nachweisbaren  Schwankungen  ge- 
zeigt hat.  Für  die  Helligkeit  bei  voller  Beleuchtung  (a  =  0°)  würde  sich, 
wenn  der  Formel  (I)  noch  ausserhalb  des  Intervalles  von  a  =  50°  bis 
a  =  120°  Gültigkeit  zukäme,  der  Werth  —  2.06  ergeben.  Ganz  allgemein 
lässt  sich  für  einen  beliebigen  Zeitpunkt,  für  welchen  die  Entfernungen 
r  und  J  des  Mercur  von  Sonne  und  Erde  gegeben  sind,  die  Lichtstärke 
desselben  in  Grössenclassen  aus  der  Formel  vorausberechnen: 

*  =  0^4  ^^^  {oJ^TÖf  ~  ^'^^^  +  ^-^^^^^  ^"^  "  ^^°^  +  0.0001023  [a  ^  50°)«. 

Mftller,  Photometrie  der  Oeetime.  23 


354 


III.   Besnltate  der  photometriscben  Beobachtungen  am  Himmel. 


Von  Interesse  ist  die  Yergleicha&g  der  aus  der  empirischen  Licht- 
curve  (I)  hervorgehenden  Helligkeiten  des  Mercur  mit  den  Werthen,  die 
sich  aas  den  verschiedenen  Beleuchtungstheorien  ergeben,  sowie  femer 
mit  den  entsprechenden  Helligkeiten  des  Mondes.  Eine  Übersicht  giebt 
die  folgende  kleine  Tabelle,  in  welcher  von  1 0  zu  1 0  Grad  Phasenwinkel 
zwischen  a  =  50°  und  a  =  120°  die  betreffenden  Lichtstärken  (auf  mittlere 
Entfernungen  reducirt)  zusammengestellt  sind,  wobei  Alles  in  Grössen- 
classen  ausgedrückt  ist,  und  die  Helligkeit  bei  a  =  50°  tiberall  dem  aus 
Formel  (I)  hervorgehenden  Werthe  —  0.90  gleichgesetzt  ist.  Für  den  Mond 
sind  die  Bond'schen  Zahlen  (Seite  342)  zu  Grunde  gelegt. 


(i 

Beob. 

Helligk.  des 

Meronr 

Helligkeit  nacli  der  Tb 
Lambert         Seeliger 

leorie  von 
Euler 

Beob. 

HelligV.  des 

Mordes 

50« 

—  0.90 

—  0.90    1    —0.90 

—  0.90 

—  0.90 

60 

—  0.61 

—  0.73        —0.76 

—  0.80 

—  0.63 

70 

—  0.29 

—  0.54       —0.60 

—  0.68 

—  0.32 

80 

0.04 

—  0.30    I    -0.42 

—  0.53 

0.03 

90 

0.40 

—  0.03    ,    —0.22 

—  0.36 

0.43 

100 

0.77 

0.29    1         O.Ol 

—  0.15 

0.87 

HO 

1.17 

0.68    ;         0.29 

0.10 

1.36 

120 

1.59 

1.13 

0.61 

0.40 

1.90 

Von  den  Theorien  stellt  keine  die  Beobachtungen  genügend  dar;  am 
Nächsten  der  empirischen  Curve  koirimt  noch  die  Lambert'sche  Formel, 
obgleich  auch  bei  dieser  die  Abweichungen  bis  zu  einer  halben  Grössen- 
classe  gehen.  Dagegen  zeigt  sich  eine  bemerkenswerthe  Übereinstimmung 
zwischen  den  Lichtcurven  des  Mercur  und  des  Mondes.  Schon  Zöllner 
hatte  auf  Grund  seiner  vereinzelten  Beobachtungen  den  Satz  ausgesprochen, 
^dass  der  Mercur  ein  Körper  ist,  dessen  Oberflächenbeschaffenheit  mit 
derjenigen  des  Mondes  sehr  nahe  tibereinstimmt,  der  also  auch,  wie  der 
Mond,  wahrscheinlich  keine  wirkliche  Atmosphäre  besitzt«.  Da  der  von 
Zöllner  versuchte  Beweis  bei  dem  unzureichenden  Material  nur  indirect 
und  wenig  tiberzeugend  sein  konnte,  so  hat  man  diesem  Satze  niemals 
besondere  Bedeutung  beigemessen;  erst  durch  die  umfangreichen  neueren 
Messungen  ist  er  über  den  Werth  einer  blossen  Hypothese  hinansgerttckt 
worden.  In  der  That  wird  man  es  für  im  hohen  Grade  wahrscheinlich 
halten  dürfen,  dass  zwei  Himmelskörper,  welche  in  Bezug  auf  die  Zn- 
rtickwerftmg  des  Sonnenlichtes  ein  so  ähnliches  Verhalten  zeigen,  auch 
hinsichtlich  ihrer  Oberflächenbeschaffenheit  nicht  wesentlich  voneinander 
verschieden  sein  können. 


Venus.  355 

Dass  der  Mercur,  ebenso  wie  der  Mond,  ein  Körper  ist,  der  von  dem 
aufTallenden  Sonnenlichte  nur  einen  ziemlich  geringen  Betrag  zurückstrahlt, 
geht  aus  seiner  kleinen  Albedo  hervor.  Wird  die  mittlere  Helligkeit  der 
Sonne  in  Grössenclassen  nach  Zöllner  (siehe  Seite  317)  gleich  —  26.60 
gesetzt,  femer  für  die  Lichtstärke  des  Mercur  bei  mittlerer  Entfernung 
und  voller  Beleuchtung  nach  der  Formel  (I)  der  Werth  —  2.06  angenommen, 
so  ergeben  sich  aus  den  Gleichungen  (14)  (Seite  65)  die  folgenden  Albedo- 
werthe  des  Mercur: 

A^  =0.140    (Lambert'sche  Definition) , 
Ä^  =  0.187    (Seeliger'sche  Definition) . 

So  unsicher  diese  Zahlen  auch  sind,  so  beweisen  sie  doch,  dass  die 
mittlere  Reflexionsfähigkeit  des  Mercur  jedenfalls  nur  gering  sein  kann; 
sie  entspricht  etwa  der  Albedo  von  Thonmergel.  Im  Vergleich  zu  allen 
anderen  Planeten  erscheint  Mercur  als  ein  relativ  dunkler  Körper,  und 
man  wird  daraus  schliessen  dürfen,  dass  das  Sonnenlicht  in  der  Haupt- 
sache von  den  festen  Theilen  des  Planeten  zurückgeworfen  wird,  und 
dass  die  ihn  umgebende  Atmosphäre  nur  sehr  dünn  sein  kann. 

Diese  Schlüsse  werden  zum  Theil  auch  durch  die  topographischen 
Beobachtungen  des  Mercur  bestätigt.  Die  von  verschiedenen  Beobachtern, 
unter  Anderen  von  Vogel ^)  gemachte  Wahrnehmung,  dass  die  Grösse  der 
gemessenen  Phase  meistens  kleiner  als  die  berechnete  ist,  lässt  sich  bei 
einer  mit  Erhebungen  bedeckten  und  von  einer  sehr  dünnen  Atmosphäre 
umgebenen  Oberfläche  unschwer  durch  Schattenwurf  erklären.  Auch  die 
neueren  Untersuchungen  von  Schiaparelli^)  und  Anderen,  durch  welche 
das  Vorhandensein  von  bestimmten  Gebilden  auf  der  Mercurscheibe  nach- 
gewiesen ist,  deuten  auf  eine  bis  zum  gewissen  Grade  durchsichtige  Atmo- 
sphäre hin.  Freilich  folgt  gleichzeitig  aus  der  unbestimmten  Begrenzung 
der  Flecke  und  aus  ihrer  veränderlichen  Intensität,  dass  in  der  um- 
gebenden Hülle  zeitweilig  Condensationen  stattfinden  müssen,  die  für  uns 
einen  ähnlichen  Anblick  hervorbringen,  wie  ihn  etwa  die  Erdatmosphäre 
für  einen  auf  dem  Mercur  befindlichen  Beobachter  bedingen  würde. 


2.  Venus. 

Für  das  Studium  der  Beleuchtungsverhältnisse  der  grossen  Planeten 
ist  [keiner  besser  geeignet  als  die  Venus,  weil  dieselbe  in  dem  grössten 
Theile  ihrer  Bahn  photometrisch  beobachtet  werden  kann.     Freilich  sind 


1)  Botbkamper  Beobachtungen.    Heft  II,  p.  127  und  134. 

2)  Aßtr.  Nachr.    Bd.  123,  Nr.  2944. 

23* 


356 


III.  Resultate  <]ftr  photometriBchen  BeobachtuDgen  am  Himmel. 


die  Meösnng^,  insbesondere  in  der  Nähe  der  Conjunetionen,  durch  den 
tiefen  Stand  des  Planeten  in  der  Morgen-  oder  Abenddämmerung  etwas 
erschwert,  und  dazu  kommt,  dass  der  überaus  grosse  Glanz  des  Gestirnes, 
welcher  meist  die  Benutzung  von  Blendgläsern  erforderlich  macht,  die 
Genauigkeit  der  Bestimmungen  ein  wenig  beeinträchtigt. 

Zusammenhängende  Beobachtungsreihen  sind  zuerst  von  Seidel  in 
den  Jahren  1852  bis  1857  angestellt  worden;  später  haben  Bond,  Zöllner, 
Plummer  und  Pickering  den  Helligkeitserscheinungen  des  Planeten 
Aufmerksamkeit  gewidmet;  die  umfassendsten  Beobachtungen  sind  aber 
in  den  Jahren  1877  bis  1890  in  Potsdam  ausgeführt  worden,  und  durch 
diese  ist  die  Lichtcurve  der  Venus  für  das  Phasenintervall  von  a  =  22?5 
bis  a  =  1 57?5  mit  relativ  grosser  Genauigkeit  festgelegt.  Über  diese 
Grenzen  hinaus  ist  bisher  nur  eine  einzige  Helligkeitsbestimmung  der 
Venus  bekannt  geworden,  und  zwar  von  Bremiker  bei  Gelegenheit  der 
totalen  Sonnenfinstemiss  am  18.  Juli  1860,  wo  die  Venus  einen  Phasen- 
Winkel  von  172?2  besass;  doch  bedarf  diese  Bestimmung,  welche  nur  in 
einer  flüchtigen  Schätzung  bestand,  sehr  der  Bestätigung  und  verdient 
nicht  die  Bedeutung,  die  ihr  mehrfach  zugeschrieben  worden  ist. 

Einen  Überblick  über  die  Helligkeitserscheinungen  der  Venus  während 
der  Dauer  ihrer  Sichtbarkeit  giebt  die  folgende  Tabelle,  welche  aus  den 
Potsdamer  photometrischen  Messungen  abgeleitet  ist.    Argument  derselben 


AnuU 
vor  oder 

oberen 
Conjonction 

1er  Tage 
nach  der 

anteren 
Coojimctioii 

Elongations- 
Winkel 

Phasen- 
Winkel 

Beobaehtete 
HeUigkeit 

60 

232 

15?4 

21?6 

—  3.25 

80 

212 

20.4 

28.9 

•—3.29 

100 

192 

25.3     ' 

36.3 

—  3.34 

120 

172 

30.1 

43.9 

—  3.40 

140 

152 

34.6 

51.7 

—  3.48 

160 

132 

38.7 

59.9 

—  3.57 

180 

112 

42.3 

68.6 

—  3.67 

200 

92 

45.1 

,78.2 

—  3.80 

210 

82 

45.9 

83.5 

—  3.87 

220 

72 

46.3 

89.3 

—  3.95 

230 

62 

46.0 

95.8 

—  4.04 

240 

52 

44.S 

103.2 

—  4.14 

250 

42 

42.1 

112.0 

—  4.26 

260 

32 

37.4 

122.9 

—  4.28 

270 

22 

29.7 

136.7 

—  4.11 

280 

12 

18.2 

154.4 

—  3.75 

Venus. 


357 


ist  die  Anzahl  der  Tage  vor  oder  nach  der  oberen  und  unteren  Conjunction; 
daneben  ist  der  Elongationswinkel  des  Planeten  von  der  Sonne,  der 
Phasenwinkel  und  die  vom  Einflüsse  der  Extinction  befreite  Lichtstärke 
(in  Grössenclassen)  angegeben.  Zu  bemerken  ist,  dass  bei  Aufstellung 
der  Tafel  die  Bahnen  von  Venus  und  Erde  als  kreisförmig  vorausgesetzt 
sind.  Da  die  Excentricitäten  in  beiden  Fällen  unbedeutend  sind,  so 
weichen  die  thatsächlichen  Verhältnisse  nicht  erheblich  von  dem  mittleren 
Verlaufe  ab. 

Aus  dieser  Tabelle  und  der  Figur  73  geht  hervor,  dass  innerhalb 
des  betrachteten  Zeitraumes  von  220  Tagen  die  Helligkeit  der  Venus  nur 


ÄnzcM  der  Tage  vor 

100 

oder  nach  der  ohererv 

ISO                             200 

Conjanction.  . 

260 

1 

4.4 

♦.3 

i 

1 

i 

/ 

^ 

\ 

I     t 

1 

! 

/ 

/ 

\ 

1 
j 

1 

/ 

/ 

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i 

i 

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.9    • 

1 

1 

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1    L   _ 

i 

1 

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1 
1 

1 

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1 

L 

L- 

1    1    1    i 
1    1    1    1 

• 

_^ 

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Y 

1    1 

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1 

'    !    !    !    1    ! 

y 

y 

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1 

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1     1 

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1     ■     1     1     •     1 

1  i  1  '  i  '  ! 

■,^2 

r    \\\\\\ 

1    i 
i    1 

i     1     1 

.  i .- 

— 

•^A 


^2 


-J.5 


rfi2  f*2  S2  *2 

Anzahl  der  Tage  vor  oder  nach  der  unteren  Conjunction. 


'32 


Fig.  78. 


um  den  verhältnissmässig  kleinen  Betrag  von  etwas  mehr  als  einer 
Grössenclasse  schwankt.  Die  Änderungen,  welche  die  Lichtstärke  in- 
folge der  wechselnden  Entfernungen  des  Planeten  von  der  Erde  erfährt, 
werden  also  zum  grössten  Theile  durch  die  Phasenwirkungen  wieder  aus- 
geglichen. 

Im  Maximum  wird  die  Venus  etwa  um  4.5  Grössenclassen,  also  ungefähr 
60  mal  heller  als  Arctur.  In  der  Nähe  der  oberen  Conjunction  scheint  die 
Helligkeit  nahezu  constant  zu  bleiben;  erst  in  grösserer  Entfernung  von 


358  in.  Besnltate  der  photometrisofaen  Beobachtangen  am  Himmel. 

derselben  b^innt  sie  allmählich  ziemlich  gleichmässig  anzuwachsen  bis 
etwa  35  oder  36  Tage  vor  der  imteren  Conjunction,  von  welchem  Zeilpunkte 
an  sie  dann  sehr  schnell  abnimmt.  Dieser  letztere  Theil  der  Lichtcurye 
ist  noch  etwas  unsicher  bestimmt,  weil  die  Beobachtungen  in  unmittelbarer 
Nähe  der  unteren  Conjunction  ziemlich  spärlich  und  verhältnissmässig  am 
ungenauesten  sind.  Nach  dem  blossen  Augenschein  werden  die  Licht- 
soh wankungen  der  Venus  gewöhnlich  viel  grösser  geschätzt,  als  aus  der 
obigen  Tabelle  hervorgeht;  es  rührt  dies  wohl  daher,  dass  die  Beobachtungen, 
insbesondere  am  Anfang  und  am  Ende  der  Sichtbarkeitsdauer,  häufig  bei 
sehr  tiefem  Stande  des  Planeten  angestellt  werden  müssen,  und  der  starke 
Einfluss  der  Extinction  dabei  nicht  genügend  berücksichtigt  wird. 

Es  ist  bekannt,  dass  die  Venus  am  hellen  Tage,  selbst  um  die  Mittags- 
zeit, für  das  blosse  Auge  sichtbar  ist.  In  früheren  Zeiten  hat  man  diese 
Erscheinung  für  eine  aussergewöhnliche  gehalten,  und  es  ist  aus  den 
vorigen  Jahrhunderten  eine  Reihe  von  Fällen^)  überliefert,  wo  die  Sicht- 
barkeit der  Venus  am  Tage  grosses  Aufsehen  erregt  hat.  Man  braucht 
deswegen  keineswegs  anzunehmen,  dass  zu  diesen  Zeiten  eine  besondere 
Lichtentwicklung  auf  dem  Planeten  stattgefanden  habe;  vielmehr  erklärt 
sich  das  grosse  Aufsehen  in  den  meisten  Fällen  dadurch,  dass  die  Venus 
füi:  einen  Cometen  gehalten  und  von  dem  abergläubischen  Volke  als  die 
Vorbedeutung  drohenden  Unglückes  angesehen  wurde.  Bei  Anwendung 
der  nöthigen  Vorsichtsmassregeln,  insbesondere  wenn  man  das  directe 
Sonnenlicht  abhält,  bereitet  es  keine  Schwierigkeiten,  die  Venus  während 
ihrer  ganzen  Sichtbarkeitsdauer  zu  jeder  Tageszeit  mit  blossem  Auge  auf- 
zufinden, natürlich  nur  bei  besonders  günstigen  Luftverhältnissen.  Im 
Jahre  1890  sind  von  Cameron  in  Yarmouth  (Neuschottland)  und  von 
Bruguiöre  in  Marseille  umfassende  Beobachtungen  über  diesen  Gegen- 
stand angestellt  worden*).  Ersterer  hat  die  Venus  26|  Tage  nach  der 
oberen  Conjunction  bei  einer  Elongation  von  6^"  zum  ersten  Male  mit 
blossem  Auge  sehen  können.  Letzterer  hat  sie  noch  bis  4J  Tage  vor  der 
unteren  Conjunction  verfolgt;  danach  ist  also  der  Planet  259  Tage  lang 
mit  blossem  Auge  sichtbar  gewesen.  Diese  Zeitdauer  würde  sich  sogar 
noch  um  14  Tage  vergrössem,  wenn  man  der  Angabe  Baldwins^)  Glauben 
schenken  will,  welcher  in  Denver  (Colorado)  im  Sommer  1 880  die  Venus 
12  Tage  nach  der  oberen  Conjunction  um  Mittag  ohne  Fernrohr  gesehen 
zu  haben  behauptet. 

1)  Eine  Zusammenetellang  solcher  Fälle  findet  sich  in  der  Abhandlung: 
Wurm,  Über  den  grOssten  Glanz  der  Venus,  sammt  Tafeln  für  diese  periodische 
Erscheinung.    (Allg.  geograph.  Ephemerlden,  heransg.  von  v.  Zach.    Bd.  2,  p.  305.  )x 

2)  Nature.    Vol.  48,  p.  623. 

3)  Observatory.    Vol.  3,  p.  573. 


Venna. 


a59 


Was  die  Abhängigkeit  der  Lichtstärke  der  Venus  lediglich  von  der 
Grosse  der  erlenchteten  Phase  betrifiPt,  so  hat  nch  aus  den  Potsdamer 
Messungen,  nachdem  dieselben  auf  die  mittlere  Entfernung  0,72333  des 
Planeten  von  der  Sonne  und  auf  die  Entfernung  1  von  der  Erde  reducirt 
waren,  ergeben,  dass  die  Helligkeit  (in  Grössendassen)  durch  die  em- 
pirische Formel  dargestellt  werden  k»in: 

A  =  —  4.707  +  0.01322a  +  0.0000004247a» . 

Dass  die  nach  dieser  Formel  berechneten  Werthe  mit  keiner  der  be- 
kannten Beleuchtungstheorien  vollständig  harmoniren,  zeigt  die  folgende 
kleine  Tabelle,  in  welcher  durchweg  die  Lichtstärke  für  a  =  20°  dem 
aus  der  Formel  hervorgehenden  Werthe  —  4.44  Grössenclassen  gleich  ge- 
setzt worden  ist. 


Phasen- 
Winkel 

Emplrisclie 
Lichtcurve 

Lambert'tches 
Gesetz 

Lommel-       i 

Seeliger  Mhes   ' 

Gesetz         | 

Enler^iclies 
Gesetz 

20« 

—  4.44 

—  4.44 

-4.44       ' 

—  4.44 

30 

—  4.30 

—  4.37 

—  4.36 

-4.39 

40 

—  4.15 

-4.26 

—  4.26       ' 

-4.33 

50 

—  3.99 

—  4.13 

—  4.14 

—  4.26 

60 

—  3.82 

—  3.96 

•   —4.00 

—  4.16 

70 

—  3.63 

—  3.77 

—  3.84 

—  4.04 

80 

-3.43 

—  3.53 

—  3.66 

—  3.89 

90 

—  3.21 

—  3.26 

—  3.46 

—  3.72 

100 

—  2.96 

—  2.94 

—  3.23       1 

—  3.51 

110 

—  2.69 

—  2.55 

—  2.95       1 

—  3.26 

120 

—  2.39 

—  2.10 

—  2.63       ! 

—  2.96 

130 

—  2.06 

—  1.54 

—  2.25 

—  2.60 

140 

—  1.69 

—  0.84 

-1.78       1 

—  2.14 

150 

-1.29 

0.07 

-1.16       ' 

—  1.53 

160 

—  0.85 

1.37 

—  0.28 

—  0.67 

Bei  kleinen  Phasenwinkeln  nimmt  die  beobachtete  Lichtstärke  schneller 
ab,  als  es  die  Theorien  verlangen,  während  in  der  Nähe  der  unteren  Con- 
junction  das  Gegentheil  stattfindet.  Relativ  am  Besten  schliesst  sich  den 
Beobachtungen,  namentlich  wenn  der  letzte  Werth  der  obigen  Tabelle 
ausser  Acht  bleibt,  die  Seeliger'sche  Theorie  an.  Die  Lambert'sche  Formel, 
welche  etwa  bis  a  =  120®  leidlich  gut  mit  den  Messungen  harmonirt, 
zeigt  darüber  hinaus  so  starke  Abweichungen,  dass  sie  entschieden  zu 
verwerfen  ist.  Dieses  Resultat  ist  deswegen  von  Wichtigkeit,  weil  die 
photometrischen  Venusbeobachtungen  Seidels  und  Zöllners,  die  mit 
einer  einzigen  Ausnahme  bei  Phasenwinkeln  unter  120*^  angestellt  wurden, 


360  ni.  BeBultate  der  photometriBchen  BeobachtUDgen  am  Himmel. 

Stets  als  Beweis  dafbr  angeführt  worden  sind,  dass  das  Lambert'sehe 
Emanationsgesetz  auch  auf  die  Phasen  einer  Planetenkngel  anwendbar  sei. 
Die  für  die  Venus  aus  den  photometrischen  Messungen  ermittelte 
Phasencurve  weicht  gänzlich  von  derjenigen  des  Mondes  und  des  Mercur  ab. 
Während  sich  die  Lichtstärke  des  Mercur  von  a  =  50°  bis  a  =  120°  um 
2.5  Grössenclassen  ändert,  findet  bei  der  Venus  innerhalb  des  gleichen 
Intervalles  nur  eine  Änderung  von  1 .6  Grössenclassen  statt  Dieses  gänz- 
lich verschiedene  Verhalten  der  beiden  Planeten  deutet  auf  bemerkens- 
werthe  Unterschiede  in  der  physischen  Beschaffenheit  ihrer  Oberflächen 
oder  ihrer  atmosphärischen  Umhäflungen  hin.  Dass  die  Venus  eine  ausser- 
ordentlich dichte  Atmosphäre  besitzen  muss,  geht  einerseits  daraus  hervor, 
dass  es  bisher  noch  nicht  gelungen  ist,  deutliche  Gebilde  von  längerer 
Dauer  auf  der  Scheibe  zu  erkennen,  andererseits  aus  der  starken  Re- 
fraction,  welche  sich  aus  der  Verlängerung  der  Hömerspitzen  ergiebt 
Nach  den  Untersuchungen  vonNeison'),  welcher  die  Beobachtungen  von 
Mädler  und  Lyman  zu  Grunde  gelegt  hat,  beträgt  die  Horizontalre- 
fraction  auf  der  Venus  ungefähr  54'.  7;  daraus  würde  folgen,  dass  die 
Dichtigkeit  der  Atmosphäre  an  der  Oberfläche  des  Planeten  fast  doppelt 
so  gross  ist,  wie  die  der  Erdatmosphäre.  Wahrscheinlich  ist  sie  noch  be- 
trächtlich grösser  anzunehmen,  wie  man  auch  aus  der  auffallenden  Ab- 
nahme des  Lichtes  nach  der  Beleuchtungsgrenze  hin  schliessen  könnte,  und 
es  ist  sehr  wohl  denkbar,  dass  der  grösste  Theil  des  Sonnenlichtes  un- 
mittelbar von  den  dichten  Wolkengebilden  der  Venusatmosphäre  reflectirt 
wird  und  gar  nicht  zu  der  eigentlichen  Oberfläche  des  Planeten  gelangt 
Im  Einklänge  damit  steht  das  aussergewöhnlich  grosse  Eeflexionsvermögen 
der  Venus,  welches  kaum  durch  die  Zurtickstrahlung  von  einer  festen, 
etwa  unserer  Erde  ähnlichen  Oberfläche  zu  erklären  wäre.  Wird  die 
Helligkeit  der  Venus  bei  mittleren  Entfernungen  von  Sonne  und  Erde 
und  bei  voller  Beleuchtung  nach  der  obigen  empirischen  Formel  zu  —  4.707 
angenommen,  so  ergeben  sich  aus  den  Gleichungen  (14)  (Seite  65)  die 
folgenden  Werthe  für  die  Albedo  der  Venus: 

A^  =  0.758    (Lambert'sche  Definition) , 
-4^=1.010     (Seeliger'sche  Definition). 

Der  letzte  Werth  würde  mit  der  Annahme,  dass  das  von  dem  Planeten 
zu  uns  gelangende  Licht  nur  diffus  reflectirtes  Sonnenlicht  ist,  ^nzlich 
unvereinbar  sein;  es  ist  aber  nicht  zu  vergessen,  dass  die  abgeleiteten 
Zahlenwerthe  wegen  der  grossen  Unsicherheit,  die  dem  zu  Grunde  ge- 
legten Werthe  der  Sonnenhelligkeit  anhaftet,  keineswegs  als  sehr  zuver- 

1)  Monthly  Notices.  Vol.  36,  p.  347. 


Venus.  361 

lässig  anzasehen  sind.  Jedenfalls  ist  so  viel  klar,  dass  die  Albedo  der 
Venus  sehr  gross  sein  muss.  Dieser  Umstand  hat  mehrfach  zu  der  Ver- 
muthung  Veranlassung  gegeben,  dass  die  Venusoberfläche  spiegelnde  Eigen- 
schaften besitzt  Besonders  lebhaft  ist  für  diese  zuerst  von  Brett  aufge- 
stellte Behauptung  Christie*)  eingetreten,  welcher  in  den  Jahren  1876 
und  1878  mit  einem  Polarisationsocular  Beobachtungen  ausgeführt  hat, 
nach  denen  sich  eine  bestimmte  Stelle  des  erleuchteten  Theiles  der  Scheibe 
etwa  7  mal  heller  ergab,  als  die  Randpartien.  Wurde  die  Helligkeit  der 
Venusscheibe  allmählich  abgeschwächt,  so  blieb  bei  den  verschiedensten 
Beleuchtungsverhältnissen  des  Planeten  zuletzt  immer  ein  undeutlich  be- 
grenzter Lichtfleck  mit  einem  kleinen  intensiven  Punkte  in  der  Mitte  übrig, 
und  zwar  an  einer  Stelle,  wo  nach  der  Vorausberechnung  bei  einer  voll- 
ständig spiegelnden  Kugeloberfläohe  ein  KeflexbUd  der  Sonne  entstehen 
musste.  Das  verschwommene  Aussehen  des  Lichtfleckes  erklärte  Christie 
durch  die  Zerstreuung  der  Sonnenstrahlen  in  der  Venusatmosphäre.  Von 
verschiedenen  Seiten,  unter  Anderen  von  Noble,  Neison  und  Zenger, 
ist  gegen  die  Christie'schen  Erklärungsversuche  Einspruch  erhoben  worden, 
und  die  ganze  Erscheinung  bedarf  der  Bestätigung  durch  weiter  ausgedehnte 
Untersuchungen. 

Ein  anderes,  ebenfalls  noch  nicht  vollständig  aufgeklärtes  Phänomen, 
welches  schon  im  vergangenen  Jahrhundert  die  Aufmerksamkeit  der  Astro- 
nomen auf  sich  lenkte,  ist  das  sogenannte  aschfarbene  Licht  der  Venus, 
welches  besonders  zu  der  Zeit,  wo  der  erleuchtete  Theil  als  schmale  Sichel 
erscheint,  ähnlich  wie  beim  Monde  sichtbar  ist.  Die  erste  genaue  Be- 
schreibung dieser  Erscheinung  rührt  von  dem  Berliner  Astronomen  Ch. 
Kirch  her,  welcher  in  den  Jahren  1721  und  1726  deutlich  die  dunkle 
Seite  der  Venus  erkannte.  Nach  ihm  wurde  dasselbe  Phänomen  von 
Derham,  Harding,  Schröter,  Gruithuisen  wahrgenommen,  in  neuerer 
Zeit  dann  unter  Anderen  von  Engelmann,  Noble,  Browning,  Safarik, 
Winnecke  und  Webb  bestätigt.  Alle  Beobachter  stimmen  in  der  Be- 
schreibung ihrer  Wahrnehmungen  so  nahe  überein,  dass  an  der  Realität 
der  Erscheinung  nicht  zu  zweifeln  ist.  Zur  Erklärung  derselben  sind  ver- 
schiedene Hypothesen  aufgestellt  worden.  Einige  haben  sie  für  eine  blosse 
Contrastwirkung  gehalten.  Harding,  später  Herschel  und  Olbers 
glaubten,  dass  das  Dämmerlicht  von  einer  Phosphorescenz  der  Atmo- 
sphäre oder  des  festen  Kernes  des  Planeten  herrühre,  und  Harding  fand 
eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit  den  Nordlichterscheinungen  auf  der  Erde. 
Diese  letztere  Analogie  ist  auch  von  anderen  Beobachtern  behauptet  worden, 
indessen  spricht  schon  der  Umstand  dagegen,  dass  die  ganze  Oberfläche 


1)  Monthly  Notices.  VoL  37,  p.  90  und  Vol.  38,  p.  108. 


362  III-  Besultate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

des  Planeten  der  Schaaplatz  solcher  Lichtentwicklnngen  sein  mttsste,  nnd 
dass  femer  dieselben  bisher  nur  in  der  Nähe  der  unteren  Conjnnction  be- 
merkt worden  sind. 

Die  ebenfalls  hier  und  da  vertretene  Ansieht,  dass  das  Dämmerlicht 
der  Venns  von  einem  Monde  derselben  hervorgebracht  sein  könnte,  wird 
dadurch  so  gut  wie  ganz  ausgeschlossen,  dass  es  bis  heute  trotz  vieler 
Bemühungen  nicht  gelungen  ist,  einen  Venussatelliten  aufzufinden.  Aus 
photometrischen  Versuchen,  welche  Picke  ring  i)  mit  künstlichen  Venus- 
begleitem  angestellt  hat,  geht  hervor,  dass  ein  Venusmond,  selbst  wenn 
er  nicht  grösser  als  die  Marstrabanten  wäre,  schwerlich  der  Aufmerksam- 
keit der  Astronomen  hätte  entgehen  können;  es  liegt  aber  auf  der  Hand, 
dass  ein  so  kleiner  Körper  nicht  im  Stande  sein  würde,  die  dunkle  Seite 
der  Venus  mit  dem  beobachteten  Dämmerlichte  zu  erleuchten. 

Am  meisten  Verbreitung  hat  die  Ansicht  gefunden,  dass  das  secun- 
däre  Licht  der  Venns,  ähnlich  dem  aschfarbenen  Mondlichte,  von  dem 
von  der  Erde  zurückgeworfenen  Sonnenlichte  herrührt.  Aber  auch  diese 
Hypothese  ist  nicht  ganz  einwurfsfrei,  weil  die  nach  den  bekannten  Be- 
leuchtungstheorien berechnete  Helligkeit  durchaus  nicht  genügend  sein 
würde,  um  die  beobachtete  Erscheinung  vollständig  zu  erklären.  — 

Die  beobachtete  Phasenlichtcurve  der  Venus  zeigt,  wie  bereits  er- 
wähnt, ein  Maximum  der  Helligkeit  zwischen  der  unteren  Conjnnction 
und  der  grössten  (östlichen  oder  westlichen)  Elongation  des  Planeten. 
Die  Vorausberechnung  des  Zeitpunktes  dieses  grössten  Glanzes  ist  stets 
ein  beliebtes  Problem  gewesen,  und  die  Litteratur  über  diesen  Gegenstand 
ist  sehr  umfangreich.  Da  man  bis  in  die  neueste  Zeit  aus  Mangel  an  aus- 
reichendem Beobachtungsmaterial  lediglich  auf  theoretische  Betrachtungen 
angewiesen  war,  so  mussten  die  Resultate  je  nach  den  Annahmen  über 
die  Phasenbeleuchtungsgesetze  verschieden  sein;  es  ist  daher  auch  nicht 
zu  verwundem,  dass  die  Angaben  für  die  Epochen  des  grössten  Glanzes 
in  den  verschiedenen  astronomischen  Ephemer iden  häufig  um  mehrere 
Tage  voneinander  diflferiren.  Zum  ersten  Male  ist  das  Problem  bereits 
im  Jahre  1716  von  Halley^)  behandelt  worden,  welcher  zu  seiner  Unter- 
suchung durch  die  damals  allgemeines  Aufeehen  erregende  Sichtbarkeit 
der  Venus  am  hellen  Tage  veranlasst  wurde.  Mit  Zugrundelegung  des 
später  nach  Eni  er  genannten  Beleuchtungsgesetzes  ergab  sich  die  folgende 
einfache  mathematische  Lösung  der  Aufgabe.  Nimmt  man  die  Lichtstärke 
der  Venus  in  mittlerer  oberer  Conjnnction,  wo  die  Distanzen  Sonne — 
Venus  und  Erde — Venus  die  Werthe  r^  und  r^  -f-  1    haben  mögen,   als 


1)  Annais  of  the  Astr.  Obs.  of  Harvard  College.    Vol.  11,  part  II,  p.  294. 

2)  Phil.  Trans,  of  the  R.  Soc.  of  London.    1716,  p.  466. 


Venu.  363 

Einheit  an,  so  wird  die  Lichtstärke  h  des  Planeten  zu  irgend  einer  anderen 
Zeit,  wo  die  betreffenden  Entfemnngen  r  nnd  J  und  der  zugehörige  Phasen- 
winkel a  heissen  mögen,  nach  der  Enler'schen  Formel  ausgedrückt  durch: 


Unter  der  vorläufigen  Annahme,  dass  die  Bahnen  der  Venus  und  der 
Erde  kreisförmig  sind,  bleiben  in  dieser  Gleichung  nur  die  Grössen  a  und  d 
variabel,   und  die  Bedingung  des  grössten  Glanzes  reducirt  sich  daher 

cos^ 
darauf,  dass  der  Bruch  —  . —  ein  Maximum  wird.     Es  folgt  also  die  Be- 
dingungsgleichung : 

(1)  dä  =  -2^**°«2- 

Nun  gilt  in  dem  Dreieck  Sonne— Venus— Erde  die  Gleichung: 

(2)  iZ*  =  r*  -f-  z/*  —  2r^  cos  a , 

wenn  jB  die  Entfernung  Erde  —  Sonne  bedeutet.     Durch  Differentiation 
der  letzten  Gleichung  wird: 

dJ  rJ  sin  a 


(3) 


da  ^  —  r  cos  a 


Femer  hat  man  noch,  wenn  der  Elongationswinkel  der  Venus,  d.  h. 
der  Winkel  an  der  Erde  im  Dreieck  Sonne— Venus — Erde,  mit  e  be- 
zeichnet wird,  die  Beziehungen: 

,  -  ^  i  r  sin  a  =  i?  sin  e , 

\  ^  —  r  cos  a  =  iZ  cos  e  . 
Durch  Substitution  in  (3)  wird  also: 

(5)  ^--  =  —  Stange, 

und  aus  (1)  und  (5)  ergiebt  sich  dann  die  einfache  Halley'sche  Formel: 

(6)  2  tang  e  =  tang  ^  • 

Beachtet  man  noch,  dass  tang  ^  =  -— ; ist,  so  folgt  mit  Bertick- 

°  2        1  +  cos  a      '  ^ 

sichtigung  von  (4): 

B    . 
—  sm  e 

V 

2  tang  e  =  - 


y.-^; 


1+1/1 ,-  sin*  e 


364  III-  BoBultate  der  photometriBchen  Beobaclitangen  am  Himmel. 

Daraus  ei^ebt  sich  leicht: 

■     ,    4    r  4 

cos*  ^  +  3-  ^  cos  ^  =  3- » 

und  wenn  man  endlich  den  Htilfswinkel  x  einführt  mittelst  der  Substitution: 

(7)  tanga:  =  |.V3, 

so  erhält  man  zur  Bestimmung  desjenigen  Elongationswinkels,  bei  welchem 
der  grösste  Glanz  der  Venus  eintritt,  die  einfache  Gleichung: 

(8)  cose=|/^tang-|. 

Zu  ähnlichen  Resultaten  wie  Halley  sind  auf  etwas  verschiedenen 
Wegen  später  auch  Euler^),  Lalande'^),  Boscovich=*)  und  Delambre*' 
gelangt.  Im  Nautical  Almanac  werden  noch  heute  die  Epochen  des  grössten 
Glanzes  der  Venus  nach  den  Halley'schen  Formeln  angegeben. 

Aus  den  Gleichungen  (7)  und  (8)  erhält  man  t  =  39^43',  und  der  zu- 
gehörige Phasenwinkel  wird  117^56'.  Das  grösste  Licht  tritt  danach  also 
ungefähr  36  Tage  vor  und  nach  der  unteren  Conjunction  ein. 

Wollte  man  auf  die  Excentricitäten  der  Venus-  und  Erdbahn  Rück- 
sicht nehmen,  so  wäre  eine  strenge  Lösung  der  Aufgabe  nicht  möglich; 
indessen  ist  der  Fehler,  welcher  bei  der  Annahme  von  Kreisbahnen  be- 
gangen wird,  nur  unbedeutend.  Nach  einer  Untersuchung  von  Kies'^) 
schwanken  die  Werthe  des  Phasenwinkels  für  den  grössten  Glanz,  je 
nachdem  man  die  kleinsten,  mittleren  und  grössten  Entfernungen  der 
beiden  Planeten  von  der  Sonne  zu  Grunde  legt  und  dieselben  auf  alle 
möglichen  Weisen  miteinander  combinirt,  zwischen  den  Grenzen  116^46' 
und  119^3';  und  dem  entspricht  in  .der  Zeitangabe  des  grössten  Lichtes 
ein  Spielraum  von  ungefähr  6  Tagen. 

Welches  Interesse  der  Frage  nach  dem  grössten  Glänze  der  Venus 
früher  entgegengebracht  worden  ist,  geht  daraus  hervor,  dass  sogar  ein 
kleiner  Apparat  construirt  worden  ist,  an  welchem  direct  der  Phasen- 
winkel, bei  welchem  die  Erscheinung  eintritt,  abgemessen  werden  kann. 
Da  die  sinnreiche,  von  J.  A.  Herschel*)  angegebene  Einrichtung  wenig 


J)  Hist.  et  M^moires  de  Tacad.  E.  des  eciences  et  belles  lettres  de  Berlin. 
1750,  p.  280. 

2}  Lalande,  Aetronoinie.    3.  Edition,  tome  I,  p.  475. 

3)  BoBcovich,  Opera  pertinentia  ad  opticam  et  aBtronomiam.    Tomas  4,  p.  3SS. 

4)  Delainbr.e,  Astronomie  th^orique  et  pratique.    Tome  II,  p.  513. 

5}  Hist.  et  M^moires  de  l'acad.  R.  des  sciences  et  belles  lettres  de  Berlin. 
1750,  p.  218. 

ö)  The  Qnarterly  Journal  of  pure  and  applied  mathematics.  Vol.  4  (1861),  p.232. 


VenoB. 


365 


M. 


tekannt  sein  dürfte,  so  möge  eine  kurze  Beschreibung  derselben  hier 
Platz  finden;  sie  beruht  auf  der  unmittelbar  aus  den  obigen  Formeln  (1) 
und  (3)  hervorgehenden  Bedingungsgleichung  für  den  grössten  Glanz: 

(9)  z/=  2r  +  3r  cosa. 

An  einer  Schiene  AB  (Fig  74)  ist  um  ein  Scharnier  bei  Feine  Stange 
VC  drehbar,  an  welcher  in  der  Mitte  bei  S  eine  zweite  Stange  SE  be- 
festigt ist,  ebenfalls  um  ein  Scharnier  frei  beweglich,  und  zwar  so,  dass 
bei  der  Drehung  des  Armes 
VC  das  freie  Ende  E  stets 
längs  der  Schiene  AB 
hingleitet  Die  Länge  VC 
=  VB  entspricht  der  dop- 
pelten Entfernung  Sonne 

—  Venus,  und  die  Länge 
SE  der  Entfernung  Sonne 

—  Erde.  Die  Dimen- 
sionen sind  daher  so  ge- 
wählt, dass  wenn  z.  B.  SE 
eine  Länge  von  10  cm  hat, 
die  Stange  VC  14.4  bis 
14.5  cm  lang  ist.  Die 
Punkte  B  und  E  sind 
durch  eine  lose  Schnur 
verbunden,  von  derenMitte 
ein  Loth  P  herabhängt; 

ein  zweites  Loth  Q  ist  im  Punkte  s^  der  Mitte  zwischen  S  und  (7,  an 
der  Stange  VC  befestigt.  Wird  nun  diese  Stange  so  weit  gedreht,  bis 
die  beiden  Lothe  in  eine  Linie  faUen,  so  giebt  der  Winkel  CVE  den 
Phasenwinkel  an,  bei  welchem  der  grösste  Glanz  der  Venus  stattfindet. 
Denn  bezeichnet  man  im  Dreieck  S  VE  die  Seiten  S  V  und  EV  resp. 
mit  r  und  z/,  den  Winkel  SVE  mit  a,  so  ist: 

^  +  FZ>  =  FjB  —  FZ>  =  2r  —  Fl? . 

Femer  hat  man:  -ry  _  t? 

VD  =  Fä  cos  if  =  —  \r  cos  a  , 

mithin :  z/=2r  +  3rcosa, 

entsprechend  der  obigen  Bedingungsgleichung  (9).  Der  Verfertiger  dieses 
kleinen  Instrumentes  hat  für  den  Winkel  SVE  durch  Messung  den  Werth 
117®  gefunden,  in  naher  Übereinstimmung  mit  dem  aus  der  Rechnung  her- 
vorgegangenen Werthe. 


^P 


Fiff.  74. 


366  III-  Hesnltate  der  photometriscfaen  Beobachtungen  am  Himmel. 

Wird  statt  des  Eoler'schen  Beleuchtnngsgesetzes  das  Lambert'sche 
zu  Grunde  gelegt,  so  ergiebt  sich  die  Lichtstärke  der  Venus,  falls  die 
Helligkeit  in  mittlerer  oberer  Conjnnction  wieder  als  Einheit  gewählt  ist, 
aus  der  Formel: 

,  rl{r^  +  ir  sin  a  +  [tc  '—  a)  cos  a 

Die  Bedingung  für  das  grösste  Licht  wird  danach  (unter  Voraussetzung 
von  Kreisbahnen): 


(/r  —  a)  V^l  —  r\  sin*  a  =  1r^  [sin  a  +  (7r  —  a)  cos  a] . 

Aus  dieser  Gleichung,  welche  nur  durch  successive  Näherungsrech- 
nungen lösbar  ist,  folgt  für  den  Winkel  a.  der  Werth  103^46' 5;  die  Epochen 
des  grössten  Glanzes  liegen  danach  etwa  51  Tage  von  der  unteren  Con- 
junction  entfernt,  weichen  also  um  1 5  Tage  von  den  Epochen  der  Halley 'sehen 
Formel  ab. 

Nach  der  Lommel-Seeliger'schen  Theorie  endlich,  welche  sich  den 
Helligkeitsbeobachtungen  verhältnissmässig  am  Besten  anschliesst,  ergiebt 
sich  die  Lichtstärke  der  Venus  aus  der  Gleichung: 

f'  =  -^-.-j.  ^  1 1  -  sm  -  tang  ^  log  cot-J, 
und  daraus  folgt  als  Bedingung  für  den  grössten  Glanz  die  Formel: 
|2  tauge  +  -  taug  |^j  |l  —  sin  |  tang  ^  log  cot  ^  |  —  sin  ^  log  cot  ^  =  0  . 

Dieser  Gleichung  gentigt  der  Werth  a=  116^0';  die  Epochen  der 
Maximalhelligkeit  liegen  etwa  38  Tage  vor  und  nach  der  unteren  Con- 
junction,  nähern  sich  also  wieder  der  Halley'schen  Bestimmung. 

In  Betreff  der  fraglichen  Erscheinung  ist  übrigens  noch  zu  bemerken, 
dass,  wie  die  photometrischen  Messungen  ergeben  haben,  der  ganze  Betrag, 
um  den  sich  die  beobachtete  Lichtstärke  der  Venus  innerhalb  eines  Zeit- 
raumes von  40  Tagen  (gerechnet  von  dem  Zeitpunkte  an,  wo  die  Venus 
noch  60  Tage  von  der  unteren  Conjnnction  entfernt  ist,  bis  zu  dem  Momente, 
wo  diese  Entfernung  nur  20  Tage  beträgt)  ändert,  nur  etwa  0.25  Grössen- 
classen  ausmacht,  ein  Werth,  der  bei  einem  so  schwierig  zu  beobachtenden 
Objecte,  wie  die  Venus,  nur  durch  sehr  zuverlässige  Messungen  verbürgt 
werden  kann.  Es  folgt  hieraus,  dass  in  Wirklichkeit  der  grösste  Glanz 
der  Venus  keine  sehr  auffallende  Erscheinung  ist  und  durchaus  nicht  die 
Beachtung  verdient,  die  ihm  bisher  immer  beigelegt  worden  ist 

Zur  Bestimmung  der  definitiven  Epochen  empfiehlt  es  sich  jedenfalls, 
statt  eines  der  theoretischen  Ausdrücke,  von  denen  keiner  die  thatsäch- 


Venui. 


367 


liehen  Lichterscheinungen  der  Venus  ausreichend  darstellt,  die  empirische 
Formel  zu  benutzen.  Nach  dieser  erhält  man  die  Helligkeit  der  Venus 
zu  irgend  einer  Zeit,  in  Grössenclassen  ausgedrückt,  durch  die  Gleichung: 

(10)    A  =  —  4.707  +  0.01322  a  +  0.0000004247  a^  +  ^  log  ^~    • 

Unter  der  Annahme  von  Kreisbahnen  lautet  dann  die  Bedingungs- 
gleichung für  den  grössten  Glanz: 


0  =  0.01322  +  0.0000012741  a«  —  5  Mod. 


71 


r  sma 


180  y\  ^  r* 


und  daraus  ergiebt  sich  a  =  118*^37'. 

Innerhalb  welcher  Grenzen  die  Epochen  des  grössten  Glanzes  und 
die  Maximalhelligkeiten  selbst  schwanken  können,  wenn  die  Excentrici- 
täten  der  Venus-  und  Erdbahn  in  Betracht  gezogen  werden,  zeigt  die 
folgende  Zusammenstellung,  in  welcher  die  betreffenden  Werthe  nebst 
den  zugehörigen  Phasen  winkeln  ftir  neun  verschiedene  Fälle  angegeben  sind. 


ji 

t 

Anxahl  der  Tage 

Stellnng 

SteUnng       ' 

Phasen-    1 

Tor  oder  nacli 

Gr&Bste 

der  Erde 

der  Venus       . 

winVel 

der  unteren 

HeUigkeit 

1 

Conjnnction 

1)  Perihel .   . 

Aphel      t 

120*»   8' 

32.5 

—  4.55 

2)  Perihel .   . 

Mittl.  Entf. 

119  43 

33.4 

—  4.40 

3)  Perihel .   . 

Perihel     ' 

119  16 

34.3         t 

—  4.38 

4)  Mittl.  Entf. 

Aphel 

119    4 

34.7 

—  4.30 

5)  Mittl.  Entf. 

Mittl.  Entf 

118  37 

35.6 

—  4.28 

6)  Mittl.  Entf. 

Perihel 

118  10 

36.5 

—  4.27 

7)  Aphel    .   . 

Aphel 

117  59 

37.0 

—  4.19 

8)  Aphel    .   . 

Mittl.  Entf. 

117  31 

37.9 

—  4.18 

9;  Aphel   .   . 

Perihel 

117     4 

38.8 

—  4.16 

Mit  Hülfe  dieser  Tabelle  lässt  sich  der  Zeitpunkt  des  grössten  Lichtes 
in  jedem  Falle  angenähert  vorherbestimmen.  Ist  eine  genauere  Angabe 
erwünscht,  so  verfährt  man  am  Besten  so,  dass  man  nach  Formel  (10) 
die  Lichtstärke  der  Venus  für  einige  Tage  in  der  Nähe  der  Epoche  be- 
rechnet und  den  genauen  Zeitpunkt  dann  durch  Interpolation  bestimmt.  Ein 
Beispiel  möge  zur  Illustration  dieses  Verfahrens  dienen.  Am  28.  April  1S97 
befindet  sich  Venus  in  der  unteren  Conjunction;  der  grösste  Glanz  ist 
also  angenähert  in  der  zweiten  Hälfte  des  März  zu  erwarten,  und  da  zu 
dieser  Zeit  Venus  dem  Perihele  nahe  steht,  während  die  Erde  ungefähr 
ihre  mittlere  Entfernung  besitzt,  so  fällt  nach  der  obigen  Zusammenstellung 
die  genauere  Epoche  des  grössten  Glanzes  auf  den  23.  März.  Die  nach 
Formel  (10)  berechneten  Lichtstärken  der  Venus  für  die  Tage  März  21 


368 


III.  Besnltate  der  photometriBohen  Beobachtungen  am  Himmel. 


bis  März  25  sind  nun,  mit  Zugrundelegung  der  Werthe  r  und  J  aus  dem 
Nautical  Almanac: 

1897  März  21,  0^  M.  Z.  Greenwich  Ä  =  —  4.2840  Grössenclassen 

22  —  4.2849 

23  —  4.2855 

24  —  4.2848 

25  —  4.2832 

Daraus  ergiebt  sich  als  Zeitpunkt  des  grössten  Lichtes:  1897  März  22, 
21**  mittl.  Zeit  Greenwich. 

Im  Berliner  astronomischen  Jahrbuche  für  1897  sind  zum  ersten  Male 
die  Epochen  des  grössten  Glanzes  der  Venus  nach  diesem  Verfahren  be- 
rechnet worden,  nachdem  in  den  früheren  Jahrgängen  bis  1867  die 
Lambert'sche  Theorie,  und  von  1868  bis  1896  eine  von  Bremiker^)  auf- 
gestellte Formel  zu  Grunde  gelegt  worden  war. 


Nicht  ohne  Interesse  ist  noch  eine  Zusammenstellung  der  Ergebnisse 
aller  bisher  an  der  Venus  angestellten  photometrischen  Messungen,  nach- 
dem dieselben  in  einheitlicher  Weise  auf  eine  bestimmte  Stellung  des 
Planeten  reducirt  worden  sind.  Wird  dazu  die  mittlere  obere  Conjunction 
gewählt,  so  ergeben  sich  mit  Benutzung  der  aus  den  Potsdamer  Messungen 
abgeleiteten  Lichtcurve  die  folgenden  Jahresmittel: 


Anzahl 

Anzahl 

Jahr 

Beobachter 

der 

Helligkeit 

Jahr 

Beobachter 

der 

Helliglreit 

Beob. 

Beob. 

1852 

Seidel 

23 

—  3.63 

1880/81 

Müller 

38 

—  3.48 

1857 

> 

10 

—  3.49 

1884 

» 

13 

—  3.39 

1865 

Zöllner 

8 

—  3.56 

1885/86 

> 

8 

—  3.56 

1877/78 

Müller 

4 

—  3.49 

1887 

» 

18 

—  3.61 

1878 

> 

10 

—  3.52 

1888/89 

33 

—  3.65 

1879 

» 

29 

—  3.50 

1890 

> 

5 

—  3.47 

In  der  Potsdamer  Reihe  scheint  ein  Minimum  der  Helligkeit  fllr  das 
Jahr  18S4  und  ein  Maximum  für  die  erste  Hälfte  des  Jahres  1889  an- 
gedeutet zu  sein;  indessen  sind  die  Unterschiede  so  unbedeutend,  dass 
sie  allenfalls  noch  durch  die  Unsicherheit  der  Messungen  erklärt  werden 
können.  Aus  der  Vergleichung  des  Potsdamer  Gesammtmittelwerthes  —  3.53 
mit  den  Resultaten  von  Seidel  und  Zöllner  geht  mit  Sicherheit  hervor, 
dass  die  mittlere  Helligkeit  der  Venus,  also  voraussichtlich  auch  ihre 
Albedo,  in  dem  Zeiträume  von  1852  bis  1890  keine  merklichen  Ände- 
rungen erfahren  hat. 


1)  Monatsber.  der  K.  Preuss.  Akad.  der  Wiss.    Jahrg.  1860,  p.  7ü7. 


MarB.  369 


3.  Mars. 


Während  die  beiden  inneren  Planeten  in  sehr  verschiedenen  Phasen 
sichtbar  sind,  ändert  sich  beim  Mars  die  Grösse  des  beleuchteten  Theiles 
der  Scheibe  nur  wenig,  da  der  grösste  Phasenwinkel,  welcher  überhaupt 
vorkommen  kann,  noch  nicht  50®  übersteigt.  Die  Helligkeitsänderungen, 
welche  von  der  Phase  herrühren,  sind  infolge  dessen  bei  diesem  Pianieten 
viel  unbedeutender  als  bei  Mercur  und  Venus;  dagegen  sind  die  Licht- 
schwankungen, welche  durch  die  stark  veränderlichen  Entfernungen  des 
Mars  von  der  Erde  hervorgebracht  werden,  so  erheblich  wie  bei  keinem 
anderen  Planeten.  Die  grösste  Helligkeit  tritt  zur  Zeit  der  Opposition 
ein;  doch  variirt  auch  diese  Lichtstärke  wegen  der  beträchtlichen  Ex- 
centricität  der  Marsbahn  sehr  merklich.  Im  günstigsten  Falle,  wenn 
Mars  zur  Zeit  der  Opposition  dem  Perihel  nahe,  und  gleichzeitig  die  Erde 
im  Aphel  ist,  erreicht  der  Planet  ungefähr  die  Grösse  —  2.8;  er  ist  dann 
heller  als  Jupiter  und  nächst  Venus  das  glänzendste  Gestirn  am  Himmel. 
Befindet  er  sich  dagegen  zur  Opposition  im  Aphel,  'während  die  Erde 
zugleich  den  kleinsten  Abstand  von  der  Sonne  hat,  so  wird  die  Hellig- 
keit nur  —  l.O;  er  gleicht  dann  an  Glanz  etwa  dem  Sirius.  Von  der 
Opposition  an  bis  zu  dem  Zeitpunkte  zwischen  Quadratur  und  Conjunction, . 
wo  der  Planet  wegen  allzu  grosser  Nähe  der  Sonne  nicht  mehr  am  Morgen- 
oder Abendhimmel  beobachtet  werden  kann,  nimmt  seine  Helligkeit  be- 
ständig ab,  so  dass  er  zuletzt  nur  noch  a  Leonis  oder  a  Geminorum 
gleichkommt,  also  etwa  die  Grösse  1.6  besitzt. 

Die  gesammten  messbaren  Lichtschwankungen  des  Mars  können  nach 
dem  Gesagten  den  Betrag  von  beinahe  4.5  Grössenclassen  erreichen,  d.  h. 
die  Maximalhelligkeit  übertrifft  unter  Umständen  mehr  als  60  mal  die 
kleinste  Lichtstärke.  Diese  starken  Helligkeitsunterschiede  erschweren 
die  Genauigkeit  der  photometrischen  Bestimmungen  ein  wenig,  und  dazu 
kommt  noch,  dass  die  röthliche  Farbe  des  Planeten  störend  wirkt  und 
die  Gefahr  von  Auffassungsdiiferenzen  bei  verschiedenen  Beobachtern  mit 
sich  führt. 

Da  das  Phasenintervall,  über  welches  sich  die  Messungen  erstrecken 
können,  verhältnissmässig  klein  ist,  so  ist  eine  einigermassen  sichere  Be- 
stimmung der  Phasenlichtcurve  nur  auf  Grund  eines  sehr  grossen  Be- 
obachtungsmateriales  möglich.  Seidel,  von  dem  'die  erste  zusammen- 
hängende Messungsreihe  des  Mars  herrührt,  hat  daher  sehr  Recht  daran 
gethan,  dass  er  auf  den  Versuch  einer  empirischen  Bestimmung  der  Phasen- 
curve  verzichtet  und  seine  wenigen  Beobachtungen,  von  denen  nur  drei 
in  einiger  Nähe  der  Opposition  liegen,  mit  Hülfe  der  Lambert'schen  Formel 
berechnet  hat.    Weniger  vorsichtig  ist  Zöllner  verfahren,  welcher  auf 

Kfiller,  Photometrie  der  Gestirne.  24 


370  ni.  Beralttte  der  photometrwebea  BeobacktngeB  mm  Hiaad. 

Grand  eines  noch  geringeren  Beobaehtnngsmaterials  als  das  SeideFsehe  ra 
dem  Schlüsse  berechtigt  zu  sein  glaubte,  dass  die  LÄmberfsche  Theorie 
auf  die  Marsphasen  keine  Anwendnng  finden  könne,  dass  vieloidur  die 
Liehtcarve  des  Mars  eine  gewisse  Ahnliehkett  mit  der  des  Mondes  besitze, 
in  der  Nähe  der  Opposition  sogar  noch  steiler  als  diese  verlaiife,  und 
dass  infolge  dessen  auf  der  Marsoberfläche,  ähnlich  wie  anf  dem  Monde, 
sehr  starke  Erhebungen  anzunehmen  seien. 

Sehr  beachtenswerth  sind  zwei  Beobaehtungsreihen,  welche  Ton  Kono- 
nowitsch^)  in  Odessa  bei  den  Marsoppositionen  1S75  und  18S1;S2  aus- 
geführt worden  sind  und  welche  bisher  nur  deshalb  wenig  bekannt 
geblieben  sind,  weil  die  betreffende  Abhandlung  in  russischer  Sprache 
erschienen  ist  Kononowitsch  hat  ausser  seinen  eigenen  35  Messungen 
auch  die  Seidel'schen  und  Zöllner'schen  Beobachtungen  einer  Neube- 
arbeitung unterworfen  und  aus  allen  69  Bestimmungen  eine  empirische 
Formel  abgeleitet,  nach  welcher  die  Reductionen  auf  volle  Beleuchtung 

(in  GrössenclasseD;  durch  den  Ausdruck  —  log  {l  —  V 0.006 16  a\  gegeben 

werden.  Die  hierdurch  charakterisirte  Lichtcurve  zeigt  zwar  auch  ein 
etwas  stärkeres  Anwachsen  der  Helligkeit  in  der  Nähe  der  Opposition, 
verläuft  aber  im  Ganzen  viel  weniger  steil  als  die  Zöllner'sche. 

Die  umfangreichsten  Messungen  der  Marshelligkeit  sind  in  den  Jahren 
1677  bis  1SS9  in  Potsdam  angestellt  worden.  Eine  graphische  Darstellung 
der  sämmtlichen  176,  auf  mittlere  Opposition  (Entfernung  Mars — Sonne 
=  1.52369  und  Entfernung  Erde  —  Sonne  =  1)  reducirten  Helligkeits- 
werthe  zeigt,  dass  die  Grössenänderungen  sehr  nahe  den  entsprechenden 
Pbasenänderungen  proportional  sind,  und  dass  sich  die  jed^malige 
Lichtstärke  des  Planeten  am  Besten  aus  der  einfachen  Formel 

h=  —  1.787  +  0.01486  a 

berechnen  lässt,  worin  —  1.787  die  Grösse  des  Mars  in  mittlerer  Oppo- 
sition ausdrückt.  Bei  den  einzelnen  Oppositionen  scheinen  nicht  unmerk- 
liche Unterschiede  vorhanden  zu  sein;  namentlich  die  Beobachtungsreihe 
aus  dem  Jahre  1879  deutet  im  Vergleich  zu  den  anderen  auf  einen 
steileren  Verlauf  der  Phasencurve  und  auf  ein  etwas  stärkeres  Anwachsen 
der  Helligkeit  bei  den  kleinen  Phasenwinkeln  hin.  Ob  diese  Unterschiede 
nur  von  grösseren  zufälligen  Messungsfehlem  herrühren  oder  auf  wirk- 
liche Änderungen  im  Reflexionsvermögen  des  Mars  zurückzuführen  sind, 
läöst  sich  nicht  mit  Sicherheit  entscheiden.  An  und  für  sich  dürfte  die 
letztere  Annahme  nichts  Befremdliches  haben;  denn  die  topographischen 

ly  KoDonowitBch,  Photometrische  Untersnchangen  der  Planeten  Mars, 
Jupiter  und  Saturn.     Denkschriften  der  K.  Neamss.  UniverBität.   Bd.  37,  1883.) 


Man. 


371 


Beobachtungen  des  Mars  denten  auf  erhebliche  Änderangen  der  Ober- 
flächengebilde und  ifahrscheinlich  auch  der  atmosphärischen  Zustände 
hin,  und  man  könnte  sich  wohl  vorstellen,  dass  dadurch  zu  gewissen 
Zeiten  eine  besonders  intensive  Zurttckstralüung  des  Sonnenlichtes  be- 
günstigt wttrde.  Schon  die  Annahme,  dass  die  Rotation  des  Planeten  in 
den  photometrischen  Messungen  zum  Ausdruck  kommen  könnte,  insofern 
uns  bald  dunklere,  bald  hellere  Partien  der  Oberfläche  zugekehrt 
werden,  ist  nicht  ganz  von  der  Hand  zu  weisen.  Schmidt  in  Athen 
glaubte  mehr  als  ein  Mal  sicher  bemerkt  zu  haben,  dass  die  Anwesenheit 
von  grossen  dunklen  Flecken  auf  der  Marsscheibe  eine  wirkliche  Ver- 
minderung des  Lichtes  herbeiführte.  Freilich  steht  diese  Wahrnehmung 
bisher  nur  vereinzelt  da,  und  es  ist  klar,  dass  es  zahlreicher,  besonders 
zu  diesem  Zwecke  angestellter  Messungen  bedarf,  wenn  eine  sichere  Ent- 
scheidung über  diese  Frage  getrofi'en  werden  soll. 

Zur  Vergleichung  der  für  den  Mars  gefundenen  Phasencurve  mit  den- 
jenigen des  Mondes  und  der  Venus  dient  die  folgende  Tabelle,  in  welcher 
von  4  zu  4  Grad  Phasenwinkel  die  Reductionen  auf  volle  Beleuchtung 
angegeben  sind.  Die  letzte  Columne  enthält  noch  die  entsprechenden  aus 
der  Lambert'schen  Theorie  hervorgehenden  Werthe. 


PhaMn- 

ReductioneB  auf  volle  Beleuchtung 

Winkel 

Man                    li        Hond        ||       Venus        1 

Lambert'sche 

Kononowitsch 

Kftller       1!  (nach  ZöUner )  ||  (nach  MftUer) 

Theorie 

0 

0.00 

0.00 

0.00 

0.00 

0.00 

4 

0.12 

0.06 

0.07 

0.06 

0.00 

8 

0.24 

0.12 

\       0.14 

p.ll 

0,01 

12 

0.34 

0.18 

i       0.22 

0.17 

0.02 

16 

0.42 

0.24 

0.30 

0.22 

0.04 

20 

0.48 

0.30 

'        0.39 

0.27 

0.06 

24 

0.54 

0.36 

0.48 

0.33 

0.09 

28 

0.60 

0.42 

0.58 

0.38 

0.12 

32 

0.66 

0.48 

0.68 

0.44 

0.16 

36 

0.71 

0.53 

0.79 

0.50 

0.20 

40 

0.75 

0.59 

0.90 

0.56 

0.24 

44 

0.80 

0.65 

1.02 

0.62 

0.29 

48 

0.85 

0.71 

1.15 

0.69 

0.35 

Es  geht  aus  dieser  Zusammenstellung  hervor,  dass  die  Lambert'sche 
Theorie  beim  Mars  ebenso  wie  bei  Mercur  und  Venus  versagt;  ferner 
ergiebt  sich,  dass  die  Marscurve  innerhalb  des  betrachteten  Phaseninter- 
valles  weniger  steil  verläuft  als  die  Mondcurve,  und  dass  daher  die 
Zöllner'sche  Annahme  einer  Verwandtschaft  zwischen  diesen  beiden 
Himmelskörpern  zurückzuweisen  ist.  Dagegen  tritt  zwischen  den  Pla- 
neten Mars  und  Venus  eine  gewisse  Ähnlichkeit  zu  Tage,  wobei  freilich 

24* 


372 


III.  Resultate  der  photometrischen  BeobachtuDgen  am  Himmel. 


nicht  übersehen  werden  darf,  dass  die  Werthe  für  die  Venus  zum  Theil 
nicht  direct  aus  den  Beobachtungen  hergeleitet,  sondern  nur  durch  Extra- 
polation gewonnen  sind. 

Ausser  den  angefahrten  Untersuchungen  über  die  Marshelligkeit  sind 
noch  einige  kürzere  Messungsreihen  von  Copeland')  und  Pickering^), 
sowie  eine  grosse  nur  auf  Schätzungen  beruhende  Reihe  von  Schmidt^) 
bekannt  geworden,  die  zwar  sämmtlich  keine  weiteren  Beiträge  zur  Er- 
gänzung der  Phasencurve  liefern,  weil  sie  entweder  ein  zu  kurzes  Phasen- 
intervall umfassen  oder  nicht  sicher  genug  sind,  die  aber  doch  fbr  die 
betreffenden  Beobachtungsepochen  ganz  brauchbare  Mittelwerthe  der  Licht- 
stärke geben.  Erwähnenswerth  ist  auch  noch  die  älteste  bisher  bekannte 
Helligkeitsbestimmung  des  Mars  von  Olbers*),  welcher  am  23.  Februar  1801 
den  Planeten  fast  gleich  hell  mit  a  Tauri  und  ein  wenig  schwächer  als 
a  Orionis  schätzte.  Da  die  Gestirne  nahe  dieselbe  Farbe  besitzen,  auch 
die  Zenithdistanzen  von  Mars  und  a  Tauri  zur  Zeit  der  Beobachtung 
nicht  erheblich  voneinander  verschieden  waren,  so  hat  diese  Schätzung 
fast  den  Werth  einer  guten  Messung. 

Die  folgende  Zusammenstellung  giebt  einen  Überblick  über  die  Re- 
sultate aller  bisherigen  Helligkeitsbeobachtungen  des  Mars,  nachdem  die- 
selben in  einheitlicher  Weise  mit  Hülfe  der  Potsdamer  empirischen  Phasen- 
formel und  mit  Zugrundelegung  der  in  Potsdam  bestimmten  Helligkeits- 
werthe  der  Vergleichsteme  auf  mittlere  Opposition  reducirt  und  für  die 
verschiedenen  Beobachtungsepochen  zuMittelwerthen  vereinigt  worden  sind. 


Beobacht.- 
Epoche 


Beobachter 


Zahl 

der 

Beobachi   I 


Mittl.  Oppos.- 
HelUgkeit 


1801 

Olbere 

1 

—  1,65 

1845—1858 

Seidel        ' 

19 

—  1.55 

1848—1880 

Schmidt 

— 

—  1.65 

1864—1865 

Zöllner        i 

15 

—  1.87 

1875 

KononowitBch  , 

20 

—  1.72 

1880 

Copeland 

8 

—  1.92 

18S0— 1882 

Pickering 

19 

—  1.655j 

1881—1882 

KononowitBch 

15 

—  2.03 

1877—1890 

Müller 

176 

-1.79 

1)  Monthly  Notices.    Vol.  40,  p.  380. 

2  Annale  of  the  Astr.  Obs.  of  Harvard  College.    Vol.  14,  part  11,  p.  410. 

3  Astr.  Nachr.    Bd.  97,  Nr.  2310. 

4  V.  Zach's  monatliche  Correspondenz.    Bd.  8,  p.  293. 

5;  Der  von  Pickering  mitgetheilte  Werth  ist  —1.29;  da  aber  die  Phasen- 
correctionen  von  Pickering  nach  der  Enler'schen  Formel  angebracht  sind,  so 
war  eine  Änderung  erforderlich,  am  den  Werth  auf  die  Potsdamer  Formel  zn  beziehen. 


Die  MarBtrabanteB.  373 

Die  hier  zu  Tage  tretenden  Unterschiede  sind  grösser,  als  man 
nach  der  Genauigkeit  der  einzelnen  Resultate  erwarten  sollte.  Man  braucht 
deswegen  aber  noch  nicht  an  wirkliche  Helligkeitsänderungen  des  Mars 
zu  denken,  da  bei  der  stark  röthlichen  Farbe  des  Planeten  Auffassungs- 
unterschiede von  ähnlichem  Betrage  durchaus  nichts  Befremdliches  haben 
würden,  zumal  wenn  man  berücksichtigt,  dass  der  kleinste  Werth  von 
allen,  der  Seidel'sche,  mit  Benutzung  des  SteinheiPschen  Prismenphoto- 
meters  gefunden  ist,  wo  das  Licht  auf  eine  Fläche  ausgebreitet  wird,  und 
die  Beurtheilung  der  Gleichheit  verschiedenfarbiger  Eindrücke  besonders 
schwierig  ist. 

Die  Albedo  des  Mars  ist  nächst  der  des  Mondes  und  des  Mercur  die 
kleinste  unter  allen  Himmelskörpern.  Mit  Benutzung  des  Werthes  —  1.787 
für  die  mittlere  Oppositionshelligkeit  des  Mars  und  des  ZöUner'schen 
Werthes  —  26.60  für  die  mittlere  Helligkeit  der  Sonne  ergeben  sich  aus 
den  Formeln  (14)  (Seite  65)  die  folgenden  Albedo werthe: 

A^  =  0.220  (Lambert'sche  Definition) , 
A^  =  0.293  (Seeliger'sche  Definition) . 

Das  verhältnissmässig  geringe  Reflexionsvermögen  dürfte  wohl  haupt- 
sächlich darin  begründet  sein,  dass  die  Sonnenstrahlen  die  nicht  sehr 
dichte  Atmosphäre  des  Planeten  leicht  durchdringen  und  erst  von  der 
festen  Oberfläche  zurückgeworfen  werden.  Für  diese  Annahme  spricht 
auch  die  röthliche  Farbe  des  Planeten.  Denn  da  die  Marsatmosphäre 
nach  den  spectroskopischen  Beobachtungen  wahrscheinlich  eine  ganz  ähn- 
liche Zusammensetzung  hat  wie  die  Erdatmosphäre,  so  wird  sie  vorzugs- 
weise die  blauen  Strahlen  absorbiren,  und  das  reflectirte  Sonnenlicht, 
welches  die  Atmosphärenschicht  zweimal  passirt  hat,  wird  vorzugs- 
weise gelbe  und  rothe  Strahlen  enthalten.  Unsere  Erde,  die  nach  allen 
bisherigen  Forschungen  viel  Ähnlichkeit  mit  dem  Mars  besitzt,  würde, 
von  diesem  aus  betrachtet,  wahrscheinlich  eine  ähnliche  Farbe  und  ein 
gleiches  Reflexionsvermögen  zeigen. 


4.   Die  Marstrabanten. 

Die  Satelliten  des  Mars,  welche  bei  der  günstigen  Opposition  des 
Jahres  1877  von  Hall  in  Washington  entdeckt  wurden,  gehören  zu  den 
kleinsten  Körpern  unseres  Sonnensystems.  Die  Bestimmung  ihrer  Hellig- 
keit ist  wegen  der  Nähe  der  blendenden  Marsscheibe  mit  grossen  Schwierig- 
keiten verbunden;  doch  können  brauchbare  Resultate  erhalten  werden,. 


374  in*  Resnltate  der  photometrisehen  BeobachtüBgen  am  Himmel. 

wenn  die  Trabanten  mit  ganz  nahen  Fixsternen  verglichen  werden,  deren 
Helligkeiten  später,  sobald  der  Planet  sich  etwas  weiter  von  ihnen  fort- 
bewegt hat,  mit  Sicherheit  bestimmt  werden  können.  Hall  hat  in  den 
ersten  Tagen  nach  der  Entdeckung  die  Helligkeiten  der  Trabanten  etwa 
12.  bis  13.  Grösse  geschätzt;  an  einigen  Tagen  schien  die  Lichtstärke 
des  einen  Mondes  in  der  Nähe  der  Elongation  sogar  noch  ein  wenig  be- 
trächtlicher zu  sein  als  12.  Grösse.  Im  Allgemeinen  giebt  er  dem  inneren 
Satelliten  Phobos  eine  etwas  grössere  Helligkeit  als  dem  äusseren  Deimos, 
und  nur  ein  Mal  schätzt  er  beide  gleich  hell.  Holden  dagegen  hat  den 
Intensitätsunterschied  der  beiden  Trabanten  zu  fast  zwei  Grössenclassen 
taxirt  und  für  die  Oppositionshelligkeiten  derselben  die  Werthe  11.5 
(Phobos)  und  13.5  (Deimos)  angegeben.  Auch  von  anderen  Beobachtern 
liegen  Helligkeitsschätzungen,  namentlich  des  äusseren  Mondes,  vor,  z.  B. 
von  Watson,  Wagner,  Trouvelot,  Erck,  welche  alle  dem  Deimos 
etwa  die  Grösse  12  bis  13  zuschreiben.  Die  Erck'schen  Schätzungen^) 
verdienen  deswegen  besonders  hervorgehoben  zu  werden,  weil  es  diesem 
Beobachter  gelungen  ist,  Deimos  noch  mit  einem  Refractor  von  19  cm 
Oefinung  zu  sehen,  und  weil  er  zuerst  den  Versuch  gemacht  hat,  aus 
Vergleichungen  mit  den  Planeten  Mars  und  Vesta  einen  angenäherten 
Werth  für  den  Durchmesser  des  Trabanten  abzuleiten;  er  giebt  als  wahr- 
scheinlichen Werth  dafür  13.6  engl.  Meilen  oder  21.9  Kilom.  an,  ein  Be- 
trag, der  allerdings  beträchtlich  zu  gross  sein  dürfte. 

Zuverlässigere  Werthe  für  die  Dimensionen  dieser  kleinen  Himmels- 
körper gehen  aus  den  photometrischen  Messungen  Pickerings^)  hervor, 
welcher  bei  den  Oppositionen  1877,  1879  und  1881/82  mit  Hülfe  eines 
der  von  ihm  construirten  Photometer  die  Trabanten  mit  dem  sternartig 
verkleinerten  Bilde  des  Mars  verglichen  hat.  Für  die  Helligkeits- 
difiFerenzen  zwischen  Planet  (in  mittlerer  Opposition)  und  Satellit  er- 
geben sich  aus  allen  Bestimmungen  die  Werthe  14.47  (Phobos)  und 
14.53  (Deimos),  d.  h.  der  Planet  ist  614000 mal  resp.  649000mal  heller 
als  die  Satelliten;  er  übertrifft  sie  also  ungefähr  ebenso  sehr  an  Hellig- 
keit, wie  die  Sonne  den  Vollmond.  Wird  die  Lichtstärke  des  Mars  in 
mittlerer  Opposition  zu  —  1.79  angenommen,  so  erhält  man  für  die 
Oppositionsgrössen  der  Trabanten  die  Zahlen  12.68  (Phobos)  und  12.74 
(Deimos). 

Aus  den  gemessenen  HelligkeitsdifiFerenzen  folgen  nun  unter  der  An- 
nahme, dass  die  Beflexionsfähigkeit  der  Satelliten  die  gleiche  ist  wie  die 


1;  Astronomical  Register.    Vol.  16,  p.  20. 

2)  Annais  of  the  Astr.  Obs.  of  Harvard  College.    Vol.  11,  p.  226  und  311. 
Ausserdem  Astr.  Nachr.   Bd.  102,  Nr.  2437. 


Die  kleinen  Planeten.  375 

des  Mars,  naoh  den  Fonneln  (16)  (Seite  66)  die  folgenden  Werthe  fttr  die 
Dnrchmesser: 

Entfernung  1  »S^Jefehln         ^^  Kilom. 

Phobos  0:'01l9  190"  8.6 

Deimos  0.0116  74  8.4 

Ans  den  Beobachtongen  des  Jahres  1879  glaubte  Pickering  auf 
Veränderungen  im  Lichte  des  äusseren  Trabanten  schliessen  zu  dürfen, 
und  zwar  in  dem  Sinne,  dass  derselbe  auf  der  Westseite  des  Planeten 
stets  heller  erschien  als  auf  der  Ostseite.  Da  ein  ähnliches  Verhalten 
bei  einem  der  Satumtrabanten  mit  Sicherheit  nachgewiesen  ist,  so  wäre 
diese  Beobachtung  an  und  fbr  sich  durchaus  nicht  unwahrscheinlich. 
Aber  mit  Rücksicht  auf  die  Geringfügigkeit  des  wahrgenommenen  Hellig- 
keitsunterschiedes und  besonders  weil  die  Beobachtungen  der  anderen 
Oppositionen  nichts  Ahnliches  zeigen,  ist  dieses  Resultat  zunächst  noch 
mit  Vorsicht  aufzunehmen. 


5.    Die  kleinen  Planeten. 

Bei  dem  ausserordentlich  regen  Interesse,  mit  welchem  die  zwischen 
Mars  und  Jupiter  befindlichen  Asteroiden  stets  von  den  Astronomen  be- 
obachtet worden  sind,  bleibt  es  auffallend,  dass  die  Helligkeitsverhältnisse 
dieser  kleinen  Himmelskörper  bis  in  die  allerneueste  Zeit  so  gut  wie 
gänzlich  vernachlässigt  worden  sind.  Schon  bald  nach  Entdeckung  der 
ersten  kleinen  Planeten  am  Anfange  dieses  Jahrhunderts  haben  Gauss 
und  Olbers  auf  die  Wichtigkeit  guter  Helligkeitsbestimmungen  der  Aste- 
roiden hingewiesen,  und  später,  als  bereits  eine  grössere  Anzahl  der- 
selben bekannt  war,  ist  namentlich  Argelander^)  sehr  eifrig  für  ihre 
photometrischen  Beobachtungen  eingetreten.  Die  folgenden  Außftihrungen 
von  ihm  verdienen  auch  heute  nocli  volle  Beachtung:  »Da  wir  voraus- 
setzen müssen,  dass  alle  die  kleinen  Planeten  zwischen  Mars  und  Jupiter 
einen  gemeinschaftlichen  Ursprung  haben,  dass  der  Gang  ihrer  Fortbildung 
ein  analoger  gewesen  ist,  so  werden  wir  auch  bei  ihnen  allen  eine  wenigstens 
nahe  gleiche  Albedo  annehmen  können.  Bestimmungen  der  Helligkeiten 
der  einzelnen  werden  uns  daher  auch  ihre  relativen  Grössen  mit  ziem- 
licher Sicherheit  kennen  lehren,  und  folglich  ihre  wahren,  sobald  wir 
nur  von  einem  von  ihnen  den  scheinbaren  Durchmesser  zu  messen  im 
Stande  sind.« 


1)  Aßtr.  Nachr.    Bd.  42,  Nr.  996. 


376  III-  Besaitete  der  photometrificheiL  Beobachtnngeii  am  Himmel. 

Trotz  der  wannen  Fürsprache  von  Seiten  einer  solchen  Autorität, 
und  trotzdem  später  noch  mehrfach,  besonders  lebhaft  Ton  Hornstein^], 
auf  die  Wichtigkeit  des  Gegenstandes  aufmerksam  gemacht  worden  ist, 
hat  sich  niemals  ein  regeres  Interesse  für  die  Helligkeitsverhältnisse  der 
kleinen  Planeten  kundgegeben.  Man  hat  sich  auf  gelegentliche  Grössen- 
schätzungen  derselben  beschrankt,  und  es  existiren  bis  in  die  Neuzeit  nur 
ganz  vereinzelte  zusammenhängendere  Beobachtnngsreihen.  Die  Werthe 
für  die  mittleren  Oppositionshelligkeiten,  welche  im  Berliner  astro* 
nomischen  Jahrbuche  mitgetheilt  werden,  sind  Mittelwerthe  aus  den  ver- 
einzelten Schätzungen  verschiedener  Beobachter  und  können  schon  wegen 
der  Ungleichartigkeit  des  Materials  auf  keine  grosse  Genauigkeit  An- 
spruch machen. 

Ab  und  zu  ist  die  Vermuthung  ausgesprochen  worden,  dass  Licht- 
änderungen bei  einzelnen  Asteroiden  stattgefunden  haben,  aber  die  An- 
gaben, welche  beispielsweise  schon  Olbers  und  Schröter  über  Hellig- 
keitsschwankungen bei  den  Planeten  Ceres,  Pallas,  Juno  und  Vesta, 
später  Ferguson  in  BetreflF  der  Clio  und  Goldschmidt  in  BetrefiF  der 
Pales  gemacht  haben,  sind  so  unbestimmt,  dass  an  eine  weitere  Ver- 
werthung  derselben  gar  nicht  zu  denken  ist.  Nur  in  einigen  grösseren 
Reihen  von  Helligkeitsschätzungen,  insbesondere  von  Tietjen  an  Melete 
und  Niobe,  von  C.  F.  Peters  an  Frigga,  in  neuerer  Zeit  von  Harrington 
an  Vesta  und  von  Pickering  an  Ceres,  lassen  sich  ganz  regelmässige 
Lichtänderungen  erkennen,  an  deren  Realität  trotz  der  Unsicherheit  der 
Bestimmungen  nicht  zu  zweifeln  ist,  die  aber  keinenfalls,  wie  z.  B. 
Harrington  bei  der  Vesta  annimmt,  durch  Axendrehung  der  Planeten 
zu  erklären  sind,  sondern,  wie  die  neueren  Untersuchungen  gezeigt  haben, 
oflFenbar  vom  Phaseneinflusse  herrühren.  Es  könnte  befremdlich  erscheinen, 
dass  man  nicht  schon  früher  auf  diese  Deutung  gekommen  ist,  aber  es 
darf  nicht  vergessen  werden,  dass,  solange  das  Euler'sche  oder  Lam- 
bert^Bche  Phasengesetz  als  gültig  angesehen  wurde,  ein  merklicher  Ein- 
fluss  der  Phase  bei  den  Asteroiden  von  vornherein  ausgeschlossen  scheinen 
musste.  Denn  da  der  Phasenwinkel  bei  diesen  Himmelskörpern  im 
Maximum  nur  etwa  30°  betragen  kann,  so  waren  mit  Berücksichtigung 
dieser  Phasengesetze  höchstens  Lichtänderungen  von  0.08  oder  0.14  Grössen- 
classen  zu  erwarten,  also  Quantitäten,  die  durch  Helligkeitsschätzungen 
überhaupt  nicht  mehr  mit  Sicherheit  zu  bestimmen  sind.  Erst  nachdem 
durch  genaue  photometrische  Messungen  der  grossen  Planeten  nachge- 
wiesen war,  dass  die  bekannten  Phasentheorien  unzureichend  sind,  und 


1)  Sitzungsber.  der  K.  Akad.  der  Wiss.  in  Wien.    Math.-Naturw.  Classe,  Bd.  41, 
p.  201. 


Die  kleinen  Planeten.  377 

äass  die  beobachteten  LichtänderuDgen  viel  grösser  sind,  als  von  vorn- 
herein vorauszusetzen  war,  liess  sich  ein  analoger  Schluss  auch  auf  die 
kleinen  Planeten  ziehen.  Die  in  den  Jahren  1881 — 1886  von  mir  an 
einer  Anzahl  derselben  ausgeführten  Beobachtungsreihen*)  haben  zuerst 
auf  den  Phaseneinfluss  aufmerksam  gemacht,  und  seitdem  auch  die 
Messungen  von  Parkhufst^)  zu  ganz  ähnlichen  Resultaten  geführt  haben, 
dürfte  es  wohl  kaum  einem  Zweifel  unterliegen,  dass  alle  bisher  an  den 
Asteroiden  wahrgenommenen  Helligkeitsänderungen  in  erster  Linie  auf 
die  wechselnden  Beleuchtungsverhältnisse  zurückzuführen  sind.  Erst  wenn 
es  sich  zeigen  sollte,  dass  in  gewissen  Fällen  diese  Erklärung  versagt, 
würde  es  statthaft  sein,  an  wirkliche  Änderungen  der  Oberflächenbe- 
schaflFenheit  oder  an  Rotationswirkungen  u.  dergl.  zu  denken.  Bisher  liegt 
hierzu  jedenfalls  kein  zwingender  Grund  vor. 

Aus  den  Potsdamer  Beobachtungen  und  ebenso  aus  den  Messungen 
von  Parkhurst  ergiebt  sich,  dass  bei  den  meisten  der  bisher  untersuchten 
Asteroiden  die  Änderungen  der  auf  mittlere  Opposition  reducirten  Hellig- 
keitswerthe  (in  Grössenclassen)  den  entsprechenden  Phasenänderungen  pro- 
portional sind.  Nur  bei  einigen  scheint  die  Lichtcurve  von  der  geraden 
Linie  abzuweichen  und  in  der  Nähe  der  Opposition  etwas  steiler  zu  ver- 
laufen als  bei  grösseren  Phasen  winkeln;  jedoch  ist  zu  einer  sicheren 
Entscheidung  dieser  angedeuteten  Verschiedenheit  noch  ein  grösseres  Be- 
obachtungsmaterial erforderlich,  und  es  wird  daher  der  Einfachheit  wegen 
zunächst  gestattet  sein,  bei  allen  Asteroiden  die  Lichtcurven  als  gerade 
Linien  vorauszusetzen. 

Die  folgende  Zusammenstellung  enthält  die  Resultate  aller  bisherigen 
Untersuchungen  über  die  Helligkeitsschwankungen  der  kleinen  Planeten, 
wobei  ausser  den  Potsdamer  und  Parkhurst'schen  Messungen  noch  einige 
grössere  Schätzungsreihen  berücksichtigt  worden  sind,  die  ein  gewisses 
Vertrauen  verdienen.  Aufgenommen  sind  in  die  Tabelle  nur  solche  Pla- 
neten, bei  denen  die  Beobachtungen  ein  grösseres  Phasenwinkelintervall 
als  8^  umfassen.  In  der  Tabelle  ist  ausser  der  Zahl  der  Beobachtungen 
und  dem  benutzten  Phasenintervall  noch  die  mittlere  Oppositionsgrösse 
und  die  aus  den  Beobachtungen  abgeleitete  Helligkeitsänderung  für  je 
1"  Phasenwinkel  angegeben. 


Ij  Aßtr.  Nachr.  Bd.  114,  Nr.  2724  und  2725.  —  Publ.  des  Astrophyg.  Obs.  zu 
Potsdam.    Bd.  8,  p.  355. 

2;  Anuals  of  the  Astr.  Obs.  of  Harvard  College.  Vol.  18,  p.  29  uud  Vol.  29, 
p.  65.  —  Siehe  auch  Astr.  Journal.  Vol.  9,  p.  127. 


378 


HL  B^raltate  der  photonetrbelieii  BeobaebtimgeB  mm  Himad. 


PteMtea 


ZaU 
der 


Pkwen- 

wiakel- 
laterrmn 


B«oUckter 


XhtJere 
Opposition»- 


fir  !• 


DvrduieflBW  im  Kiloa. 


wiakel 


X«rc«T^ 
Alb«do 


I 


AJh^9 


1. 


l.CerM. 

IPtllas 

3.  Jmio    .   .   . 

4.VegU    .   . 

5.Aftria.   .   . 
t>.  Hebe   .  .  . 

7.  Iris    .   .   . 

S.Flor».   .   . 

9.Meti8  .  .  . 
ll.Parthenope 
12.VictorU.  . 
H.Irene   .   .   . 

15.  EnDomU.   . 

16.  Psyche    .   . 
18.  Melpomene 

20.  MiMftlift  . 


21. 
25. 


Lutetia 
Pbocaea  , 


29.  Amphitrite 

30.  Urania    . 
37.  Fides  .   . 

39.  Laetitia  . 

40.  Hannonia 

41.  Daphne 

43.  Ariadne 

44.  Nysa    . 
56.Melete. 
71.Niobe  . 
75.  Eurydice 
77.  Frigga. 

127.  Johanna 

192.  Nansikaa  .  j 

258.  Tyche . 
261.Prymno 


21 
73 

9 
39 
23 
53 
54 
100 
24 

6 
28 
57 
14 
25 

9 
33 
21 
17 
11 
29 
39 
18 
25 

7 

16 
18 
13 
24 

8 

9 
12 
26 
12 
10 
22 

9 
13 
11 
11 

7 

6 
20 
49 

9 


3?1— 20?5 
4.5—23.2 
8.5—17.1 
4.2—23.9 
6.J—18.3' 
6.7—29.6; 
1.8—23.0 
1.3—28.0' 
4.2—25.5 
3.6—30.6! 
4.0—29.4 
2.4—31.0 
8.4—26.4 
4.5—31.0 
1.6—  9.6 
2.8—26.1 
9.6—30,1 
7.5—20.5 
9.:f— 25.6 
1.9—21.8 
3.9—32.8 
1.5—16.6 
2.0—22.7 
1.4—13.5 

10.7—22.6 
1.9—22.2 

13.1-23.7 
1.0—24.2 
4.3—16.1 
5.1—22.9 
3.9—24.5 
3.4—26.1 

13.1—24.2 
3.8—15.5 
0.0—21.6 

18.7—27.7 
3.9—16.2 
7.8—28.0 
3.1—20.4 
6.5—17.5 
6.1—15.7 
9.6—32.8 

0—27 
5.9—21.0 


MQller    ,, 
Parkhnrst 
Pickering*)- 

Mfiller  I 
Parkhnrst  !| 
Parkhnrst  i; 

Mttller    I 
Parkhuret  ' 
Parkfannt 
Parkharst 

Mflller 
ParUmrst 

Mfiller 
Parkboret 

Mfiller 
Parkhnret  , 
Parkhnrst 

Mfiller 

Mttller 
Parkhnrst 
Parkhnrst 

Müller 
Parkhnret 

Mttller 
Parkhnret 

Müller 
Parkhnrst 
Parkhnrst 

Müller     ' 

Müller     t 

Mttller 
Parkhnret 

Mttller    j; 
Parkhnrst  i 
Parkhnret 
Tietjen^ 
Tietjens  . 
Parkhnret  ' 

Peters 3 
Parkhnret , 

Mttller  , 
Parkhnrst  ii 
Stechert*  , 
Parkhnret . 


6.91 

7.19 

7.14 

7.56 

7.95 

9.01 

6.01 

6.02 

10.11 

9.02 

8.46 

8.91 

8.93 

8.80 

8.70 

9.68 

10.13 

9.64 

8.86 

9.56 

8.96 

9.18 

9.06 

10.09 

10.77 

8.90 

8.79 

10.43 

10.41 

9.67 

9.31 

10.02 

11.04 

10.39 

9.85 

10.90 

10.17 

12.61 

10.35 

12.69 

9.63 

10.01 

10.52 

12.74 


0.042 
0.043 
0.045 
0.042 
0.033 
0.030 
0.027 
0.018 
0.025 
0.023 
0.019 
0.016 
0.027 
0.029 
0.041 
0.022 
0.020 
0.034 
0.028 
0.048 
0.033 
0.026 
0.051 
0.036 
0.025 
0.025 
0.033 
0.025 
0.029 
0.022 
0.018 
0.017 
0.028 
0.020 
0.025 
0.046 
0.042 
0.030 
0.053 
0.020 
0.034 
H).020 
0.046 
0.017 


857 

662 

329 

939 

180 
253 

273 


684 

529 

363 

750 

144 
202 

218 


210 

168 

281 

225 

193 

154 

137 

109 

227 

181 

343 

274 

322 

257 

224 

179 

239 

190 

157 

125 

110 

88 

315 

251 

124 

99 

168 

134 

266 

213 

147 

117 

141 

113 

103 

83 

172 

138 

128 

102 

209 

167 

63 

50 

177 

141 

65 

52 

163 

130 

155 

124 

41 

33 

Nach  dieser  Zusammenstellung  schwanken  die  Phasencoefficienten 
zwischen  den  Werthen  0.016  [Iris)  und  0.053  (Frigga);  einem  Phasen- 
intervall von  20®  entspricht  also  bei  dem  letzteren  Planeten  eine  Grössen- 

1;  Annais  of  the  Astr.  Obs.  of  Harvard  College.    Vol.  24,  p.  265. 
2;  Astr.  Nachr.    Bd.  135,  Nr.  3227. 

3)  Astr.  Nachr.    Bd.  114,  Nr.  2724. 

4)  Mittheilnngen  der  Hamburger  Sternwarte.   Nr.  2,  p.  31  ff. 


Die  kleinen  Planeten.  379 

ändening  von  1.1,  dagegen  bei  dem  ersteren  nur  eine  Änderung  von  0.3. 
Will  man  die  Unterschiede  zwischen  den  Phasencoefficienten  der  einzelnen 
Planeten  als  reell  ansehen,  so  würde,  da  diese  Coefficienten  alle  mög- 
lichen Werthe  zwischen  den  früher  für  Mercnr  und  Mars  gefundenen 
besitzen,  die  Folgerung  zu  ziehen  sein,  dass  die  Asteroiden  bezüglich 
ihres  photometrischen  Verhaltens  eine  continuirliche  Stufenreihe  zwischen 
diesen  beiden  Himmelskörpern  bilden.  Will  man  jedoch  die  Unterschiede 
lediglich  als  zufällige  ansehen,  veranlasst  durch  die  Unsicherheit  der 
Messungen,  und  will  man  annehmen,  dass  sämmtliche  Asteroiden  das 
gleiche  photometrische  Verhalten  zeigen,  so  Hesse  sich  aus  den  vor- 
handenen Bestimmungen  der  Phasencoefficienten  ein  recht  zuverlässiger 
Mittelwerth  ableiten.  Mit  Rücksicht  auf  die  verschieden  grosse  Zahl  der 
Beobachtungen  bei  den  einzelnen  Planeten  ergiebt  sich  aus  der  obigen 
Tabelle  der  Werth  0.0299.  Da  dieser  Werth  dem  für  den  Mercur  gültigen 
Phasencoefficienten  am  nächsten  kommt,  so  würde  man  zu  dem  Schlüsse 
berechtigt  sein,  dass  die  Asteroiden  mit  diesem  Planeten  die  meiste  Ähn- 
lichkeit besitzen.  Erst  weiter  fortgesetzte  Untersuchungen  an  einer  viel 
grösseren  Anzahl  der  kleinen  Planeten  wefrden  zu  Gunsten  der  einen 
oder  anderen  Annahme  entscheiden  können. 

Über  das  Reflexionsvermögen  der  Asteroiden  im  Vergleich  zu  dem 
der  grossen  Planeten  lassen  sich  so  lange  keine  directen  zuverlässigen 
Angaben  machen,  als  es  nicht  gelungen  ist,  die  Durchmesser  dieser 
Himmelskörper  mit  einiger  Sicherheit  zu  bestimmen.  Bei  einigen  der 
hellsten  sind  zwar  wiederholt  Versuche  in  dieser  Richtung  gemacht  worden, 
und  zwar  bereits  von  Schröter,  Herschel,  Lamont  und  Mädler, 
später  dann  noch  von  Tacchini  und  Millosevich;  aber  die  Angaben 
dieser  Beobachter  wichen  zum  Theil  so  erheblich  voneinander  ab,  dass 
an  eine  Benutzimg  dieser  Werthe  kaum  zu  denken  war.  Neuerdings 
hat  Barnard')  für  Ceres,  Pallas  und  Vesta  Durchmesserbestimmungen 
mitgetheilt,  die  mit  Hülfe  des  grossen  Refractors  der  Lick- Sternwarte 
erhalten  sind  und  daher  vielleicht  grösseres  Vertrauen  verdienen  dürften. 
Er  findet  für  die  wahren  Durchmesser  in  Kilometern  die  Werthe  779 
(Ceres),  489  (Pallas)  und  391  (Vesta).  Mit  Zugrundelegung  dieser  Zahlen 
und  der  aus  der  obigen  Tabelle  entnommenen  mittleren  Oppositionshellig- 
keiten (Mittelwerthe  aus  den  Resultaten  der  verschiedenen  Beobachter) 
ergeben  sich  dann  die  folgenden  Albedowerthe,  sowohl  nach  der  Lam- 
bert'schen  als  nach  der  Seeliger'schen  Definition. 


1)  Monthly  Notices.  Vol.  56,  p.  55.  —  NB.  Es  sind  in  dieser  Abhandlung  auch 
einige  DnrchmesserbestimmangeYi  für  den  Planet  Jnno  angegeben;  da  sie  aber  von 
Barnard  selbst  als  relativ  unsicher  bezeichnet  sind,  so  dürfte  es  nicht  rathsam 
sein,  dieselben  weiter  zu  verarbeiten; 


3S0  lU-  Besnltate  der  photometriBchen  Beobaehtangen  am  HimmeL 


Orea 

PalUs 

Ve«U 

0.170 
0.227 

0.258 
0.344 

0.810 

(1.080) 

Danach  würde  Ceres  das  Licht  etwas  stärker  reflectiren  als  Mercur, 
Pallas  etwas  stärker  als  Mars,  und  das  Reflexionsvennögen  der  Vesta 
würde  noch  ein  wenig  dasjenige  der  Venus  übertreffen.  Es  ist  nicht 
sehr  wahrscheinlich,  dass  die  kleinen  Planeten,  bei  denen  man  in  Bezug 
auf  die  physische  Beschaffenheit  eine  gewisse  Verwandtschaft  voraus- 
setzen darf,  so  starke  Albedounterschiede  haben  sollten,  wie  aus  den 
Bamard^schen  Zahlen  hervoi^ehi  Namentlich  scheint  der  letzte  Werth, 
der  eine  nahezu  spiegelnde  Oberfläche  oder  eigenes  Licht  bei  dem  Planeten 
Vesta  bedingen  würde,  kaum  mit  unseren  Anschauungen  über  die  Ent- 
stehung und  die  Beschaffenheit  der  kleinen  Himmelskörper  vereinbar. 
Es  geht  daraus  hervor,  dass  auch  die  neuesten  directen  Durchmesser- 
bestimmungen noch  Manches  unaufgeklärt  lassen  und  erst  noch  durch 
weitere  Untersuchungen  nach  wesentlich  verfeinerten  Messungsmethoden 
bestätigt  werden  müssen.  Gegenwärtig  wird  man  sicher  noch  zu  besseren 
Kesultaten  gelangen,  wenn  man  unter  Annahme  einer  gleichen  Albedo  für 
alle  Asteroiden  aus  den  photometrischen  Bestimmungen  ihre  relativen  Dimen- 
sionen ableitet,  als  wenn  man  umgekehrt  ihr  Keflexions vermögen  aus  den 
durch  Schätzungen  gewonnenen  oder  mit  dem  Fadenmikrometer  erhaltenen 
Durchmessern  zu  bestimmen  versucht.  Schon  Stampfer')  hat  auf  die 
Verwendung  der  photometrischen  Beobachtungen  der  kleinen  Planeten  zu 
Durchmesserbestimmungen  hingewiesen,  und  Argelander^)  hat  auf  Grund 
der  Stampfer'schen  Formeln  im  Jahre  1855  für  26  derselben  Durchmesser 
mitgetheilt.  Diese  Werthe  sind  aber  offenbar  beträchtlich  zu  klein,  weil 
die  Albedo  dabei  gleich  derjenigen  der  grossen  Planeten  Saturn,  Uranus 
und  Neptun  vorausgesetzt  war.  Später  sind  noch  vonBruhns^)  ftlr  die 
ersten  39  und  von  Stone^)  für  die  ersten  71  Asteroiden  Durchmesser  be- 
rechnet worden;  aber  auch  diese  Werthe  sind  zweifellos  zu  klein,  schon 
aus  dem  Grunde,  weil  die  Oppositionshelligkeiten  der  Planeten  wegen 
Nichtberücksichtigung  der  Phasencorrection  meistens  zu  gering  angesetzt 
waren.  Nachdem  die  photometrischen  Messungen  an  einer  grösseren  Anzahl 
der  Asteroiden  gezeigt  haben,  dass  die  Beträge  der  von  der  Phasen- 
änderung abhängigen  Lichtvariation  nicht  wesentlich  verschieden  sind  von 


1)  Sitzangsber.  der  K.  Akad.  der  Wiss.  zu  Wien.   Bd.  7,  p.  756. 

2)  Aßtr.  Nachr.  Bd.  41,  Nr.  982. 

3)  Brnhns,  De  planetis  minoribus  inter  Martern  et  Jovem  circa  solem  ver- 
santibus.    BeroliDi,  1865,  p.  15. 

4;  Monthly  Notices.    Vol.  27,  p.  302, 


Jupiter.  381 

den  bei  den  Planeten  Mercnr  and  Mars  eonstatirten,  wird  man  zu  besseren 
Dnrchmesserwertheji  gelangen,  wenn  man  die  Albedo  der  kleinen  Planeten 
gleich  der  von  Mercur  oder  Mars  annimmt.  Berechnet  man  die  Durch- 
messer für  beide  Hypothesen,  so  erhält  man  zwei  Grenzwerthe,  zwischen 
denen  voraussichtlich  die  wahren  Werthe  liegen  werden.  61  der  obigen 
Zusammenstellung  sind  für  die  bisher  mit  einiger  Sicherheit  photometrisch 
beobachteten  kleinen  Planeten  in  den  letzten  Colunmen  die  berechneten 
Durchmesser  in  Kilometern  angegeben.  Danach  hat  der  grösste  dieser 
Asteroiden,  Vesta,  im  Mittel  einen  Durchmesser  von  845  Kilom.  und  tiber- 
triflft  an  Grösse  den  kleinsten,  Prymno,  um  mehr  als  das  zwanzigfache. 
Der  für  Vesta  berechnete  Werth  ist  mehr  als  doppelt  so  gross,  wie  der 
aus  den  Barnard'schen  Messungen  hervorgehende. 

Natürlich  werden  die  aus  den  photometrischen  Beobachtungen  ab- 
geleiteten Durchmesserwerthe  um  so  mehr  Vertrauen  verdienen,  je  sorg- 
fältiger die  Oppositionshelligkeiten  bestimmt  sind.  Es  wäre  daher  im 
höchsten  Grade  zu  wünschen,  dass  in  Zukunft  den  Lichterscheinungen 
dieser  Himmelskörper  eine  regere  Theilnahme  entgegengebracht  wtirde, 
als  bisher.  Es  liegt  hier  noch  ein  weites  Feld  der  Thätigkeit  offen. 
Wenn  die  zahlreichen  Beobachter  der  kleinen  Planeten  die  geringe  Mühe 
nicht  scheuten,  mit  jeder  Positionsbestimmung  eine  Helligkeitsbestimmung 
zu  verbinden,  und  zwar  nach  dem  Argelander'schen  Vorschlage  durch 
Stufen vergleichungen  mit  passend  gewählten  Fixsternen,  deren  Licht- 
stärken dann  auf  photometrischem  Wege  genau  ermittelt  werden  könnten, 
so  wtirde  sehr  bald  ein  umfangreiches  Material  gesammelt  sein,  welches 
unsere  Kenntniss  von  diesen  kleinen  Weltkörpern  wesentlich  bereichern 
und  vieUeicht  zu  manchen  interessanten  Folgerungen  hinsichtlich  ihrer 
physischen  BeschaflFenheit  führen  wtirde. 


6.  Jupiter. 

Die  Helligkeitsänderungen,  welche  beim  Jupiter  durch  die  wechseln- 
den Entfernungen  von  Sonne  und  Erde  hervorgebracht  werden,  sind  im 
Vergleich  zu  den  der  Sonne  näheren  Planeten  unbedeutend.  In  der 
gtinstigsten  Opposition  erreicht  Jupiter  die  Stemgrösse  —2.5;  er  ist  dann 
fast  genau  so  hell  wie  Mars  in  seiner  gtinstigsten  Opposition  und  etwa 
eine  Grössenclasse  schwächer  als  Venus  in  ihrer  durchschnittlichen  Licht- 
stärke. Wie  Arago  in  seiner  populären  Astronomie  angiebt,  haben  ver- 
schiedene Beobachter,  unter  Anderen  bereits  Galilei,  die  Wahrnehmung 
gemacht,  dass  Jupiter  bei  dieser  Stellung  hinter  undurchsichtigen  Körpern 
Schatten  wirft.     Bei  einer  ungtinstigen  Opposition,  wenn  der  Planet  am 


382  m*  ReBultate  der  photometrischen  Beobacbtnngen  am  Himmel. 

weitesten  von  der  Sonne  entfernt  nnd  gleichzeitig  die  Erde  ihr  am 
nächsten  ist,  wird  die  Helligkeit  etwa  gleich  —  2.0.  In  der  Nähe  der 
Conjunction  endlich,  zu  der  Zeit,  wo  Jupiter  fttr  die  Beobachtungen  un- 
zugänglich wird,  sinkt  seine  Lichtstärke  ungefähr  bis  zur  Grösse  —1.5 
hinab,  er  ist*  dann  nur  wenig  heller  als  Sirius.  Maximum  und  Minimum 
der  überhaupt  beim  Jupiter  messbaren  Helligkeiten  verhalten  sich  etwa 
wie  2.5  zu  1. 

Der  Phasen  Winkel  schwankt  nur  zvrischen  den  Grenzen  0°  und  12°; 
die  davon  herrtthrenden  Helligkeitsänderungen  kOnnen  also  unter  allen 
Umständen   nur   geringfügig   sein.      Schwankungen,  wie  sie  unter  Zu- 
grundelegung  der   verschiedenen  Phasentheorien   für   das  Intervall   von 
0°  bis  12°  zu  erwarten  wären  (im  Maximum  etwa  0.04  Grössenclassen), 
lassen  sich  überhaupt  nicht  durch  photometrische  Messungen  nachweisen. 
Verhielte  sich  Jupiter  genau  so  wie  Mars,  so  würde  die  gesammte  Hellig- 
keitsänderung wegen  Phase  0.17  Grössenclassen  betragen,  eine  Quantität, 
die  durch  sehr  zahlreiche  sorgfältige  Messungen  vielleicht  eben  noch  zu  be- 
stimmen wäre.    Wenn  dagegen  Jupiter  das  Sonnenlicht  in  derselben  Weise 
reflectirte,  wie  die  kleinen  Planeten  oder  wie  Mercur  und  der  Mond,  so  könnte 
die  durch  die  Phasen  bewirkte  Lichtänderung  bis  zu  0.3  oder  0.4  Grössen- 
classen anwachsen  und  würde  dann  schon  durch  einigermassen  zuver- 
lässige   photometrische  Beobachtungen   mit  Sicherheit    ermittelt  werden 
können.     Alle  bisher    ausgeführten   Lichtmessungen  des  Jupiter  zeigen 
nun  keinerlei  Einwirkung  der  Phase.    Weder  in  der  Seidel'schen  Reihe 
aus  den  Jahren  1845 — 1857,  noch  in  den  Beobachtungen  von  Zöllner 
und  Kononowitsch  aus  den  Zeiträumen   1862—1864  und  1875 — 1882 
ist  ein  Anwachsen   der  Lichtstärke   in  der  Nähe  der  Opposition  zu  er- 
kennen,  und  noch  deutlicher  tritt  dies   auö  den  Potsdamer  Messungen 
hervor,    welche  sich  über   einen  ganzen  Umlauf  des  Planeten  um  die 
Sonne    erstrecken.      Soviel    folgt    mit   Sicherheit    aus    diesem   umfang- 
reichen Material,  dass  Jupiter  in  seinem  photometrischen  Verhalten  durch- 
aus verschieden   ist  vom  Monde,    von  den  Planeten  Mercur  und  Mars 
und    den    Asteroiden,    und    dass    wir   daher    bei    ihm    eine    wesentlich 
andere   physische   Beschaffenheit    als   bei    diesen   Himmelskörpern   vor- 
aussetzen dürfen.     Nach  Allem,  was  wir  durch  die  topographischen  Be- 
obachtungen des  Jupiter  wissen,  ist  derselbe  mit  einer  ausserordentlich 
dichten  Atmosphäre  umgeben,  und  es  ist  daher  sehr  wahrscheinlich,  dass 
die  Sonnenstrahlen  zum  grössten  Theile  von  den  Wolkengebilden  dieser 
Atmosphäre  zurückgeworfen  werden  und  nur  in  relativ  geringer  Menge 
von  den  festen  Theilen  des  eigentlichen  Jupitersphäroides.    Diese  Ansicht 
wird  auch  bestätigt   durch   das   aussergewöhnlich  grosse   Reflexionsver- 
mögen des  Jupiter,    welches   ganz   besonders   deutlich  in  seiner  photo- 


Jupiter.  383 

graphischen  Wirkung  zu  Tage  tritt.  Warren  de  laRue^)  hat  auf  diesen 
Punkt  hingewiesen,  und  von  Bond*)  existiren  ausführliche  Untersuchungen 
darüber.  Letzterer  findet,  dass  Jupiter  von  den  chemischen  Strahlen  des 
Sonnenlichtes  etwa  14 mal  mehr  reflectirt  als  der  Mond,  falls  aber  nur 
die  hellen  Stellen  des  Planeten  und  die  Centralregionen  des  Mondes  in  Be- 
tracht gezogen  werden,  sogar  27mal  mehr.  Neuere  Versuche  von  Lohse^) 
zeigen  eine  ähnliche  Überlegenheit  der  photographischen  Wirkung  des 
Jupiter  über  diejenige  des  Mars. 

Auch  die  optische  Albedo  des  Jupiter  ergiebt  sich  aus  den  bisherigen 
photometrischen  Beobachtungen  sehr  gross.  Mit  Zugrundelegung  des  aus 
den  Potsdamer  Messungen  hervorgehenden  Werthes  —  2.233  für  die  mittlere 
Oppositionshelligkeit  des  Planeten  erhält  man  die  folgenden  Albedowerthe: 

^^  =  0.616  (Lambert'sche  Definition), 
A^  =  0.821  (Seeliger'sche  Definition) . 

Das  Reflexionsvermögen  des  Jupiter  ist  hiernach  zwar  etwas  geringer 
als  dasjenige  der  Venus,  aber  im  Vergleich  zu  irdischen  Substanzen  doch 
noch  so  beträchtlich,  dass  wiederholt  die  Vermuthung  ausgesprochen 
worden  ist,  dass  Jupiter  uns  nicht  nur  reflectirtes  Licht  zusendet,  sondern 
auch  eigenes  Licht  ausstrahlt. 

Was  die  Abstufungen  der  Helligkeit  auf  der  Jupiterscheibe  anbetrifft, 
so  lehrt  schon  eine  flüchtige  Betrachtung,  dass  die  Randpartien  im  All- 
gemeinen schwächer  sind  als  die  centralen  Regionen,  eine  Erscheinung, 
die  durch  die  Ajmahme  einer  sehr  dichten  Atmosphäre  unschwer  zu  er- 
klären ist.  Der  Helligkeitsunterschied  ist  sehr  bedeutend,  wie  schon 
daraus  hervorgeht,  dass  die  Trabanten  des  Jupiter,  die  beim  Vorüber- 
gange vor  der  Mitte  der  Scheibe  als  dunkle  Flecke  erscheinen,  beim  Ein- 
oder  Austritt  sich  nur  wenig  von  dem  Untergrunde  abheben,  wieder- 
holentlich  sogar  als  helle  Flecke  auf  dunklem  Grunde  gesehen  worden 
sind.  Arago*)  hat  durch  Versuche  mit  einem  doppeltbrechenden  Prisma 
festgestellt,  dass  die  Polargegend  des  Jupiter  mindestens  zweimal  schwächer 
ist  als  die  Aquatorealzone,  und  Bond^)  ist  durch  Schätzungen  und 
Messungen  zu  dem  Resultate  gelangt,  dass  die  Intensität  der  hellsten 
Stellen  auf  der  Scheibe  etwa  1.7  mal  grösser  ist  als  die  mittlere  Hellig- 
keit der  ganzen  Scheibe,  während  die  dunklen  Streifen  etwa  ebenso  viel- 


1]  Monthly  Notices.    Vol.  18,  p.  55. 

2)  Memoirs  of  the  American  Acad.    New  Series,  Vol.  8,  p.  221. 

3)  Pabl.  des  Astrophys.  Obs.  zu  Potsdam.    Bd.  8,  p.  141, 

4)  Aragos  Werke.    Deatsche  Ansgabe  von  Hankel,  Bd.  14,  p.  281. 

5)  Memoirs  of  the  American  Acad.    New  Series,  Vol.  8,  p.  284. 


384 


Ilt  Resultate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 


mal  schwächer  sind.  Nach  Browning^)  ist  eine  schmale  Zone  nördlich 
vom  Äquator  bei  Weitem  die  hellste  Partie  auf  der  ganzen  Planeten- 
scheibe. Zenger^)  hat  zur  Ermittlung  von  relativen  Helligkeitsnnter- 
schieden  auf  der  Planetenscheibe  die  Bestimmung  der  Zeitpunkte  em- 
pfohlen, zu  welchen  in  der  Morgen-  und  Abenddämmerung  die  verschiedenen 
Details  verschwinden  oder  zum  Vorschein  kommen. 

Weitere  Untersuchungen  in  dieser  Richtung  sind  im  hohen  Grade 
erwünscht,  und  insbesondere  verdient  die  Frage  nach  etwaigen  Verände- 
rungen der  relativen  Intensitäten  eingehende  Berücksichtigung.  Dass  zeit- 
weilig gewaltige  Revolutionen  auf  der  Jupiteroberfläche  vor  sich  gehen, 
die  sich  uns  durch  Farben-  und  Helligkeitsänderungen  einzelner  Partien, 
sowie  durch  das  Auftreten  und  Verschwinden  heller  und  dunkler  Flecke 
{z.  B.  des  bekannten  rothen  Flecks  in  den  letzten  Jahrzehnten)  bemerk- 
bar machen,  ist  eine  allgemein  constatirte  Thatsache.  Huggins  und 
Ranyard  haben  darauf  hingewiesen,  dass  die  Epochen  lebhafter  Ver- 
änderungen auf  der  Jupiterscheibe  mit  den  Epochen  der  Sonnenflecken- 
maxima  im  Zusammenhange  zu  stehen  scheinen,  und  Letzterer  ^j  hat  eine 
Anzahl  von  Fällen  angeführt,  die  zu  Gunsten  dieser  Vermuthung  sprechen, 
so  die  Beobachtungen  von  Cassini  (1692),  von  Herschel  (1778  —  1780), 
von  Lassell  und Dawes(1848)  und  von  Huggins,  Lassell  und  Airy (1858 
bis  1860).  Weitere  Beispiele  zur  Unterstützung  der  Ranyard'schen  An- 
nahme sind  von  Lohse^)  veröffentlicht  worden,  welcher  eine  ausführ- 
liche Zusammenstellung  der  Litteratur  über  diesen  Gegenstand  gegeben 
hat.  Naturgemäss  drängt  sich  die  Frage  auf,  ob  ähnliche  Veränderungen 
von  periodischem  Charakter  etwa  auch  in  den  Messungen  der  Gesammt- 
helligkeit  des  Jupiter  zu  Tage  treten.  Eine  Zusammenfassung  aller  bisher 
bekannten  zuverlässigen  Beobachtungsreihen  liefert  die  folgenden  auf 
mittlere  Opposition  reducirten  Mittelwerthe. 


Zahl 

Mittlere 

Epoche 

Beobachter 

der 

Oppo«.- 

Bemerkungen 

Uees. 

HelUgkeit 

1845—1846 

Seidel 

5 

—  2.05 

1848  Sonnenfleckenmaximam 

1852 

1862—1864 

1875 

Zöllner 
Kononowitsch 

12 
6 

8 

—  2.04 

—  2.33 

—  2.21 

1860  Maximum 
1871  Maximum 

1882 

> 

8 

—  2.06 

1878 

Müller 

26 

—  2.11 

1;  Monthly  Notices.    Vol.  31,  p.  33. 

2)  Monthly  Notices.    Vol.  38,  p.  65. 

3)  Monthly  Notices.    Vol.  31,  p.  34. 

4)  Bothkamper  Beobachtungen.    Heft  2,  p.  92. 


Die  Japitenwtolliten. 


385 


Zahl 

MitUere 

Epoche 

Beobachter 

der 
Hess. 

Oppos.- 
Helligkeit 

Bemerkungen 

•  1879—1880           Müller 

53 

—  2.23 

1879  Minimam 

1880—1881 

27 

—  2.26 

1881-1882 

15 

—  2.33 

1883 

5 

—  2.30 

1883-1884 

12 

—  2,35 

1884  Maximam 

1885 

15 

—  2.31 

1886 

20 

—  2.28 

1887 

7 

-2.25 

1889         , 

G 

—  2.16 

1889  Minimam 

1890 

» 

21 

-2.14 

In  der  Potsdamer  Eeihe,  welche  wegen  der  grösseren  Zahl  der  Be- 
obachtungen die  sichersten  Werthe  enthält,  tritt  ein  deutlicher  Gang  auf, 
und  zwar  in  dem  Sinne,  dass  die  Helligkeit  des  Planeten  in  dem  Zeit- 
räume von  1878—1884  beständig  zunimmt  und  von  da  an  wieder  beständig 
kleiner  wird.  Da  die  Anfangs-  und  Endepochen  nahe  mit  Sonnenflecken- 
minimis,  das  Jahr  1884  mit  einem  Sonnenfleckenmaximum  zusammen- 
fällt, so  könnte  man  in  den  photometrischen  Messungen  eine  Bestätigung 
dafür  finden,  dass  die  grösste  Lichtentwicklung  auf  dem  Jupiter  mit  der 
grössten  Thätigkeit  auf  der  Sonne  im  Zusammenhange  steht.  Indessen 
sind  die  Potsdamer  Beobachtungen  allein  noch  keineswegs  ausreichend, 
um  die  Frage  mit  Sicherheit  zu  entscheiden. 


7.   Die  Jupitersatelliten. 

Die  Helligkeitsverhältnisse  der  Jupitertrabanten  sind  von  jeher 
Gegenstand  des  lebhaftesten  Interesses  bei  den  Astronomen  gewesen. 
Schon  Cassini  in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  und  Maraldi 
am  Anfange  des  18.  haben  auf  die  eigenthtimlichen  Erscheinungen  auf- 
merksam gemacht,  welche  die  Satelliten  beim  Vortibergange  vor  der 
Jupiterscheibe  zeigen.  Letzterer  glaubte  sogar  Flecke  auf  denselben  zu 
bemerken,  die  grossen  Veränderungen  unterworfen  zu  sein  schienen,  er 
wies  femer  auf  Helligkeitsschwankungen  und  Veränderungen  der  schein- 
baren Grössen  hin  und  schloss  daraus  auf  Rotation  derselben.  Die  ersten 
Versuche  zu  wirklichen  Helligkeitsvergleichungen  scheinen  von  Bailly^) 
herzurühren,  der  im  Jahre  1771  eine  sehr  wichtige  Abhandlung  über  das 

1)  M^moires  de  Pacad.  R.  des  scienceB  de  Paris.    Ann^e  1771,  p.  580. 

KAU  er,  Photometrie  der  Gestirne.  25 


386 


III.  Besaltate  der  photometriechen  Beobachtnngen  am  Himmel. 


Problem  der  Verfinstenmg  der  Jupitertrabanten  veröflFentlicht  und  darin 
auch  Resultate  aus  Beobachtungen  der  Lichtstärke  mit  Benutzung  von 
Diaphragmen  vor  dem  Objective  des  Fernrohrs  mitgetheilt  hat.  Nach  ihm 
ist  die  Eeihenfolge  der  Satelliten  in  Bezug  auf  ihre  Helligkeit  die  folgende: 
3,  4,  2,  1  (die  beiden  letzten  gleich  hell),  oder  in  Zahlen  ausgedrückt, 
wenn  die  Lichtstärke  des  dritten  Trabanten  gleich  1  gesetzt  ist: 

Trabant  3  =  1.00 ,      Trabant  4  =  0.30  ,      Trabant  1  und  2  =  0.24 . 

Bei  Weitem  ausführlichere  Angaben  verdanken  wir  W.  HerscheP). 
Aus  seinen  Schätzungen  ergiebt  sich  das  Resultat,  dass  die  Jupitermonde 
veränderliche  Helligkeit  haben.  Nach  ihm  ist  die  Reihenfolge  der  Licht- 
stärken: 3,  1,  2,  4.  Der  erste  Mond  erscheint  nach  Herschels  Angaben  in 
seinem  grössten  Glänze,  wenn  er  sich  zwischen  Conjunction  und  grösster 
östlicher  Digression  befindet.  Dasselbe  gilt  vom  zweiten  Trabanten,  bei 
welchem  aber  die  Lichtschwankungen  innerhalb  engerer  Grenzen  als  bei 
jenem  bleiben.  Am  wenigsten  veränderlich  ist  Trabant  3,  welcher  das 
Maximum  der  Lichtstärke  in  den  grössten  Elongationen  erreicht,  und  ab- 
weichend von  allen  anderen  verhält  sich  der  vierte  Trabant,  bei  welchem 
der  grösste  Glanz  kurz  vor  und  nach  der  Opposition  eintritt.     Herschel 

setzt  die  Helligkeitsvariationen  als 
durchaus  periodisch  voraus  und  nimmt 
zu  ihrer  Erklärung  an,  dass  die 
Trabanten  mit  Flecken  bedeckt  sind 
und  sich  in  derselben  Zeit  um  den 
Jupiter  bewegen,  in  welcher  sie  eine 
Umdrehung  um  ihre  eigene  Axe  voll- 
enden. Dass  eine  solche  Annahme  in 
der  That  einen  periodischen  Licht- 
wechsel ungezwungen  erklären  kann, 
ist  aus  der  nebenstehenden  Figur  75 
leicht  ersichtlich,  in  welcher  J  das 
Jupitercentrum  vorstellt,  und  a,b,Cydje 
verschiedene  Stellungen  des  Trabanten 
in  seiner  Bahn  markiren.  Nimmt 
man  der  Einfachheit  wegen  an,  dass 
eine  ganze  Hemisphäre  des  Trabanten 
helly  die  andere  relativ  dunkel  ist,  so 
wird  derselbe,  da  er  nach  der  Herschel'schen  Voraussetzung  dem  Planeten 
stets  dieselbe  Seite  zukehren  muss,  von  der  Erde  aus  gesehen  in  a  am 
hellsten,    in  c  am   schwächsten,    in  b  und  e  von   mittlerer  Lichtstärke 


1)  Phil.  Trans,  of  the  R.  Soc.  of  London.    1797,  p.  332. 


Die  Jnpitersatelliten.  387 

erscheinen.  Nennt  man  diese  mittlere  Lichtstärke  h^  die  Anomalie  des 
Trabanten  bei  dieser  Stellung,  von  der  Conjnnction  an  gezählt,  a,  setzt 
man  femer,  da  es  sich  hier  ja  nur  nm  einen  ungefähren  Überblick  handelt, 
das  Euler'sche  Beleuchtungsgesetz  als  gültig  voraus  und  bezeichnet  endlich 
das  Yerhältniss  der  Albedo  der  hellen  Hemisphäre  zu  der  der  dunklen 
mit  (7,  so  ergiebt  sich  die  Lichtstärke  h!  des  Satelliten  bei  der  Stellung  d^ 
wo  die  Anomalie  den  Werth  a'  haben  möge,  aus  der  Formel: 

A'=A[l  +  sin(a-a)l^]. 

Aus  Helligkeitsbeobachtungen  an  verschiedenen  Punkten  der  Bahn  Hesse 
sich  mittelst  dieser  Formel  a  und  C  bestimmen;  es  würde  also  beispiels- 
weise, wenn  der  Unterschied  zwischen  beobachtetem  Maximum  und 
Minimum  der  Lichtstärke  eine  Grössenclasse  betrüge,  für  das  Albedo- 
verhältniss  der  beiden  Hemisphären  die  Zahl  2.5  gefunden  werden,  ein 
Betrag,  der  zwar  eine  etwas  auffallende  Vertheilung  von  hellen  und 
dunklen  Partien  auf  der  Oberfläche  voraussetzen  würde,  aber  keineswegs 
als  unmöglich  anzusehen  wäre. 

Die  Herscherschen  Resultate  sind  durch  die  fast  gleichzeitigen  Be- 
obachtungen von  Schröter  in  Lilienthal  in  manchen  Punkten  ergänzt 
worden.  Schröter  hat  den  Erscheinungen  der  Jupitertrabanten  einen 
ganzen  Band  seiner  »Beiträge  zu  den  neuesten  astronomischen  Ent- 
deckungen« gewidmet  und  eine  grosse  Zahl  von  Fällen  angeführt,  in 
denen  er  auf  den  Trabanten  dunkle  Flecke  mit  Bestimmtheit  wahrge- 
nommen hat.  Beim  vierten  Satelliten  hält  er  periodische  Lichtvariationen 
für  erwiesen,  und  zwar  findet  er  ihn  am  ersten  und  zweiten  Tage  nach 
der  Conjunction  am  schwächsten,  am  ersten  und  zweiten  Tage  nach  der 
Opposition  am  hellsten.  Bei  den  drei  anderen  Trabanten  konnte  Schröter 
keinen  regulären  periodischen  Lichtwechsel  erkennen,  obgleich  sie  ihm 
ebenfalls  das  Licht  zu  verändern  schienen.  Er  ist  der  Ansicht,  dass  auch 
bei  ihnen  die  Rotation  um  die  eigene  Axe  in  derselben  Zeit  erfolgt,  wie 
der  Umlauf  um  den  Jupiter,  dass  aber  die  Flecke,  welche  die  Licht- 
schwankungen hervorbringen,  veränderliche  Atmosphärengebilde  sein 
müssten  und  daher  nur  einen  irregulären  Lichtwechsel  verursachen  könnten. 

Nach  Herschel  und  Schröter  ist  der  Gregenstand  bis  in  die  neuere 
Zeit  hin  nicht  mehr  mit  solcher  Gründlichkeit  behandelt  worden.  Von 
Flaugergues')  besitzen  wir  noch  Angaben  über  die  relativen  Hellig- 
keiten der  Trabanten,  welche  auf  Messungen  nach  der  Abblendungs- 
methode  beruhen;  aus  diesen  folgt,  übereinstimmend  mit  Herschel,  die 
Reihenfolge  3,  1,  2,  4.    Zu  gleichem  Resultate  gelangten  auch  Beer  und 

1)  ConnaisBance  des  temps.    1802,  p.  400;  1803,  p.  352;  1805,  p.  399;  1806,  p.  425. 

25* 


388  ni.  Resultate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

Mädler*)  im  Jahre  1836,  deren  Beobachtungen  in  Bezug  auf  die  Ver- 
änderlichkeit von  Trabant  »-ebenfalls  zur  Bestätigung  der  Ergebnisse  von 
Herschel  und  Schröter  angeführt  werden. 

Die  Untersuchungen  von  Secchi,  Lassell,  Dawes,  Noble  und  vielen 
Anderen  beziehen  sich  mehr  auf  die  merkwürdigen  Erscheinungen,  welche 
die  Satelliten  beim  Vorübergange  vor  dem  Jupiter  darbieten,  als  auf  die 
absoluten  oder  relativen  Liphtstärken  derselben.  Ueber  diesen  letzteren 
Punkt  sind  erst  wieder  im  Jahre  1870  eingehendere  Untersuchungen  von 
Engelmann 2)  angestellt  worden;  dieselben  verdienen  um  so  mehr  Be- 
achtung, als  es  die  ersten  sind,  welche  auf  zuverlässigen  photometrischen 
Messungen  basiren.  Engelmann  hat  mit  Hülfe  eines  Zöllner'schen  Photo- 
meters die  Satelliten  unter  einander  und  mit  benachbarten  Fixsternen 
verglichen,  dann  mit  Zugrundelegung  des  Lambert'schen  Beleuchtungs- 
gesetzes aus  jeder  einzelnen  Beobachtung  die  Albedo  der  Trabanten  be- 
rechnet und  schliesslich  untersucht,  ob  dieselbe  irgend  welchen  Änderungen, 
speciell  periodischen,  unterworfen  ist.  Die  Resultate  seiner  Beobachtungen 
gipfeln  IQ  den  folgenden  Sätzen:  »Für  die  beiden  inneren  und  kleinsten 
Trabanten,  besonders  den  zweiten,  ergiebt  sich  eine  grössere,  rasche  und 
unregelmässige,  für  die  beiden  äusseren  und  grössten,  insbesondere  für 
den  vierten  Trabanten,  eine  kleinere  und  mehr  periodische  Änderung  der 
Albedo;  bei  den  ersten  scheint  Fleckenbildung  in  raschem  Wechsel  und 
während  der  ganzen  Revolutions-  und  Rotationsdauer  stattzufinden,  bei 
den  letzten  nur  zu  gewissen  Zeiten  und  namentlich  bei  der  unteren  Con- 
junction  ausser  den  Flecken  von  nahe  unveränderlicher  Gestalt  noch 
schnelle  Verdunklung  der  Oberflächen  vorzukommen.  Von  den  Principien 
der  Kant-Laplace'schen  Kosmogonie  ausgehend,  wie  sie  Zöllner  benutzt 
hat,  um  an  der  Hand  der  durch  die  Astrophysik  gelieferten  Thatsachen 
die  verschiedenen  Entwicklungsstufen  der  Himmelskörper  physikalisch  zu 
begründen  und  darzulegen,  dürfte  demnach  angenommen  werden,  dass  die 
beiden  äusseren  Trabanten,  vornehmlich  der  vierte,  in  weiter  fortge- 
schrittenem Entwicklungszustande  als  die  inneren  sich  befinden.  Mit  Rück- 
sicht auf  die  geringe  Albedo  könnte  selbstverständlich  an  eigene  Licht- 
entwicklung nicht  gedacht  werden;  auch  Erhebungen  scheinen,  wenigstens 
bei  dem  1.,  3.  und  4.  Trabanten,  nicht  vorhanden  zu  sein,  da  bei  den 
schon  ziemlich  verschiedenen  Phasenwinkeln  sich  sonst  der  Einfluss  der 
Mangelhaftigkeit  des  zu  Grunde  liegenden  Lambert'schen  Princips  geltend 
machen  würde.     Die  Rotationsdauer  ist  beim  4.  Trabanten  sicher  gleich 

1;  Beer  und  Mädler,  Beiträge  zur  physischen  Kenntniss  der  himmlischen 
Körper  im  Sonnensysteme.    Weimar,  1841,  p.  101. 

2)  Engelmann,  Über  die  Heiligkeitsverhältnisse  der  Jupiterstrabanten. 
Leipzig,  1871. 


Die  Jupitersatelliten.  389 

der  Umlaufszeit  um  Jupiter  (16*8**  5"  synodisch);  bei  den  übrigen  ist  das- 
selbe zwar  wahrscheinlicher  als  eine  andere  Annahme,  allein  die  Be- 
obachtungen liegen  in  noch  zu  geringer  Zahl  und  zum  Theil  zweideutiger 
Form  vor,  als  dass  die  Frage  durch  sie  schon  entschieden  werden  könnte. « 

Die  Engelmann'schen  Resultate  weichen  zum  Theil  ganz  erheblich 
von  denen  Hersohels  ab  und  scheinen  nur  für  den  4.  Trabanten  mit 
einiger  Sicherheit  einen  periodischen  Lichtwechsel  zu  beweisen,  während 
sie  für  die  anderen  Trabanten  nur  unregelmässige  Schwankungen  an- 
deuten. 

Von  sonstigen  Helligkeitsbeobachtungen  der  Jupitersatelliten  sind  noch 
die  ausgedehnten  Schätzungsreihen  von  Auwers,  Flammarion,  Zenger 
undDennett,  vor  Allem  aber  die  photometrischen  Messungen  Picke  rings 
und  Spittas  hervorzuheben. 

Die  Auwers'schen^)  Schätzungen  bestätigen  in  den  wesentlichsten 
Punkten  die  Engelmann'schen  Resultate. 

Flammarion^)  findet  bei  allen  vier  Satelliten  Lichtvariationen,  die  ge- 
ringsten bei  Trabant  3,  die  stärksten  bei  Trabant  4.  Nach  ihm  haben 
aber  die  Helligkeitsschwankungen  keinen  Zusammenhang  mit  der  Rotation; 
sie  rühren  nicht  von  permanenten  Oberflächengebilden,  sondern  von  wolken- 
artigen Producten  der  Atmosphären  her,  die  sehr  schnellen  gewaltigen 
Veränderungen  unterworfen  sind. 

Zenger^)  hat  die  relativen  Helligkeiten  der  Trabanten  durch  Be- 
obachtung der  Zeitpunkte  ermittelt,  zu  welchen  dieselben  in  der  Morgen- 
dämmerung verschwinden.  Beim  2.  und  4.  Trabanten  glaubt  er  periodische 
Lichtänderungen  wahrgenommen  zu  haben,  deren  Dauer  mit  den  Um- 
drehungszeiten um  den  Jupiter  übereinstimmt. 

Nach  Dennetts*)  Angaben  sind  sämmtliche  Satelliten  veränderlich; 
sie  gruppiren  sich  in  Bezug  auf  die  absolute  Helligkeit  in  der  Reihen- 
folge 3,  1,  2,  4,  in  Bezug  auf  den  Betrag  der  Lichtvariationen  in  der 
Reihenfolge  4,  2,  1,  3.  Satellit  1  soll  am  hellsten  sein  in  dem  unteren 
westlichen  Quadranten,  am  wenigsten  veränderlich  in  dem  oberen  west- 
lichen, am  stärksten  variabel  in  dem  unteren  östlichen  Quadranten.  Trabant  2 
ist  nach  Dennett  heller  im  Osten  als  im  Westen  und  in  allen  Theilen  der 
Bahn  veränderlich.  Trabant  3  ist  am  hellsten  im  oberen  östlichen  und 
am  schwächsten  im  unteren  östlichen  Quadranten,  zur  Zeit  seines  Maximums 

1  Die  AawerB'schen  Beobachtungen,  welche  in  Schätzungen  nach  der  Arge- 
lander^Bchen  Stnfenmethode  bestehen,  sind  in  der  oben  citirten  Abhandlang  von 
Engelmann  (Seite  69)  publicirt  und  verarbeitet. 

2]  Comptes  Kendus.   T.  78,  p.  1295;  T.  79,  p.  1490;  T.  81,  p.  145. 

3)  Monthly  Notices.    Vol.  38,  p.  65. 

4)  Aßtr.  Register.   Vol.  17,  p.  48. 


390  ni.  Resultate  der  photometriBchen  Beobachtungen  am  Himmel. 

ändert  sich  die  Helligkeit  am  stärksten.  Satellit  4  endlich,  welcher  nach 
Dennett  ebenso  wie  nach  Flammarion  bis  unter  die  10.  Qrösse  sinken 
soll,  ist  am  hellsten  im  oberen  westlichen  Quadranten. 

Sehr  auffallend  ist,  dass  die  photometrischen  Messungen  Pickerings*) 
aas  den  Jahren  1877  und  1878  bei  keinem  der  Trabanten,  auch  nicht 
beim  4.,  gesetzmässige  Helligkeitsänderungen  erkennen  lassen.  Pickering 
hat  die  Satelliten  mit  Hülfe  eines  der  von  ihm  construirten  Polarisations- 
photometer theilß  unter  einander,  theils  mit  einem  punktartig  verkleinerten 
Bilde  des  Jupiter  verglichen,  und  wenn  die  Messungen  auch  wegen  der 
Schwierigkeit  der  Beobachtung  stärkere  Abweichungen  aufweisen,  als 
sonst  bei  photometrischen  Untersuchungen  vorzukommen  pflegen,  so  zeigt 
sich  in  den  Abweichungen  doch  keine  Spur  von  systematischer  Vertheilung, 
so  dass  sie  unbedingt  nur  als  zufällige  anzusehen  sind. 

Die  Pickering'schen  Angaben  werden  fast  vollkommen  durch  Messungen 
von  Spitta^)  bestätigt,  welcher  mittelst  eines  Keilphotometers  die  Trabanten 
mit  dem  Jupiter  selbst  verglichen  hat.  Besondere  Untersuchungen  über 
etwaige  periodische  Lichtänderungen  der  Trabanten  sind  von  ihm  nicht 
angestellt  worden;  dagegen  hat  er  noch  eine  Reihe  von  interessanten  Ver- 
suchen an  kleinen  Scheibchen  von  verschiedener  Reflexionsfähigkeit,  welche 
vor  einer  weissen  Kugel  beobachtet  wurden,  ausgeführt,  um  zu  zeigen,  dass 
die  merkwürdigen  Erscheinungen  der  Trabanten  beim  Vorübergange  vor 
dem  Planeten  künstlich  hervorgebracht  werden  können  und  nur  auf  Con- 
trastwirkung  zurückzuführen  sind.  Wenn  der  Albedounterschied  zwischen 
künstlichem  Planet  und  künstlichem  Satellit  einen  bestimmten  Werth  hat, 
dann  erscheint  der  letztere  am  Rande  der  Planetenscheibe  hell,  verschwindet 
dann  allmählich,  wenn  er  über  die  Scheibe  hinweg  bewegt  wird,  und  wird 
in  der  Mitte  als  dunkler  Fleck  sichtbar,  genau  in  derselben  Weise,  wie  es 
wiederholt  am  Himmel  beobachtet  worden  ist.  Man  braucht  also  zur 
Erklärung  dieser  Phänomene  nicht  besondere  physische  Vorgänge  auf  den 
Satellitenoberflächen  oder  in  deren  Atmosphären  anzunehmen,  wie  es  von 
früheren  Beobachtern  geschehen  ist. 

Ein  Überblick  über  alle  bisherigen  Untersuchungen  über  die  Licht- 
verhältnisse der  Jupitertrabanten  zeigt,  dass  trotz  der  zahlreichen  Be- 
mühungen eine  volle  Klarheit  noch  nicht  gewonnen  ist.  Die  Mehrzahl 
der  Beobachter  stimmt  zwar  darin  überein,  dass  der  4.  Trabant  einem 
periodischen  Licht  Wechsel  unterliegt;  aber  in  Betreff  der  Epochen  und 
der  Amplitude  der  Helligkeitsschwankungen  gehen  die  Angaben  weit  aus- 
einander; eine  Autorität  wie  Piokering  steUt  sogar  die  Lichtänderung 


1)  Annais  of  the  Astr.  Obß.  of  Harvard .  College.    Vol.  11,  p.  239. 
2}  Monthly  Notices.    Vol.  48,  p.  32. 


Die  Japitereatelliten. 


391 


überhaupt  in  Abrede.  Noch  zweifelhafter  sind  die  Resultate  hinsichtlich 
der  anderen  drei  Trabanten.  Weitere  sorgfältige  Beobachtungen  derselben 
sind  daher  mehr  als  je  erwünscht.  Freilich  gehören  diese  zu  den  schwie- 
rigsten Aufgaben  der  Photometrie,  weil  die  Nähe  des  Hauptplaneten 
störend  wirkt,  und  die  Erleuchtung  des  Untei^rundes,  zumal  bei  den 
Schätzungen,  eine  wichtige,  schwer  controlirbare  Rolle  spielt  Die  Frage, 
ob  der  Phaseneinflass  in  den  Helligkeitswerthen  der  Satelliten  zu  erkennen 
ist,  harrt  noch  gänzlich  der  Lösung  und  kann  erst  dann  mit  Erfolg  be- 
handelt werden,  wenn  sicher  entschieden  ist,  ob  und  nach  welchen  Qe- 
setzen  periodische  Lichtschwankungen  vor  sich  gehen. 

Die  folgende  Tabelle  enthält  eine  Zusammenstellung  der  wichtigsten 
Angaben  über  die  mittleren  Lichtstärken  der  vier  grossen  Jupitersatelliten, 
und  zwar  unter  der  Überschrift  A  in  Einheiten  der  Lichtstärke  von 
Trabant  3,  unter  der  Überschrift  B  in  Sterngrössen  und  reducirt  auf 
mittlere  Opposition. 


Satellit  1 

SateUit  2 

SatelUt  3 

Sat«mt  4 

Jahr 

BeobachUr 

1 

A 

B 

A         B 

.i         B 

A         B 

1771 

BaiUy 

0.24 

0.24 

1.00 

0.30 

1802—1806 

Flaugergnes 

0.62 

0.57 

1.00 

0.54 

1858—1860 

Aawers 

0.60 

6.43 

0.52 

6.59 

1.00 

5.87 

0.44 

6.76 

1870 

Engelmann 

0.83 

5.52 

0.70 

5.70 

1.00 

5.32 

0.41 

6.28 

1874—1875 

Flammarion 

0.44 

6.4 

0.36 

6.6 

1.00 

5.5 

0.21  j  7.2 

1877 

Zenger 

0.96 

0.97 

1.00 

0.82 

1877—1878 

PickAring 

0.71 

5.90 

0.63 

6.04 

1.00 

5.53 

0.35  1  6.66 

1887 

Spitta 

0.80 

5.89 

0.62 

6.17 

1.00 

5.65  1 

0.46 

6.50 

Da  die  Durchmesser  der  Jupitersatelliten  einigermassen  sicher  be- 
stimmt sind,  so  lassen  sich  aus  den  photometrischen  Resultaten  ange- 
näherte Werthe  fllr  die  Albedo  derselben  ableiten.  Mit  Benutzung  der 
neuesten  Durchmesserbestimmungen  von  Barnard  ^)  und  der  Oppositions- 
helligkeiten, wie  sie  sich  im  Mittel  aus  den  Beobachtungen  von  Pickering 
und  Spitta  ergeben,  erhält  man  die  folgenden  Albedowerthe : 


Lambert' sehe 

Seeliger'sche 

Albedo 

Albedo 

Trabant  1 

0.412 

0.550 

2 

0.489 

0.652 

3 

0.259 

0.346 

4 

0.118 
).  382. 

0.157 

1)  Monthly  Noticea.    Vol.  55,  i 

392  in.   Resultate  der  phocometriBcben  Beobachtungen  am  HimmeL 

Das  Reflexionsvermögen  des  4.  Trabanten  ist  danach  noch  geringer 
als  das  des  Planeten  Mercur  und  nahe  gleich  dem  unseres  Mondes,  wäh- 
rend die  Albedo  der  übrigen  Trabanten  zwischen  der  Mars-  und  Jupiter- 
albedo  liegt. 

Über  die  Lichtstärke  des  im  Vorangehenden  noch  nicht  erwähnten 
5.  Jupitersatelliten,  welcher  erst  im  September  1892  auf  der  Lick-Stern- 
warte  von  Barnard  entdeckt  wurde,  sind  sichere  Angaben  bisher  nicht 
bekannt  geworden.  Er  gilt  für  ein  noch  schwierigeres  Object  als  die 
beiden  inneren  Uranusmonde  und  ist  nur  mit  den  lichtstärksten  Instru- 
menten sichtbar,  und  zwar  nicht  als  kleines  Scheibchen,  sondern  auch 
unter  den  günstigsten  Verhältnissen  nur  als  Lichtpunkt,  dessen  Helligkeit 
mit  Rücksicht  auf  die  blendende  Nähe  des  Jupiter  etwa  einem  Sterne 
13.  Grösse  gleich  geschätzt  werden  kann. 


Wie  bereits  im  ersten  Abschnitte  hervorgehoben  worden  ist,  bieten 
die  photometrischen  Beobachtungen  der  Jupitersatelliten  zur  Zeit  ihrer 
Verfusterung  ein  vortreffliches  Mittel  dar,  um  bestimmte  Momente  dieses 
Phänomens,  also  etwa  den  Anfang  oder  die  Mitte  oder  das  Ende  der  Ver- 
finsterung, mit  ausserordentlich  grosser  Sicherheit  zu  berechnen  und  da- 
durch das  Problem  der  geographischen  Längenbestimmung  wesentlich  zu 
fördern.  Die  bisherige  Methode  bei  den  Beobachtungen  der  Trabanten- 
verfinsterungen bestand  in  der  Feststellung  desjenigen  Momentes,  wo  der 
Trabant  beim  Eintritte  in  den  Schattenkegel  eben  unsichtbar  wurde  oder 
beim  Austritte  aus  demselben  gerade  aufleuchtete.  Da  bei  einer  solchen 
Beobachtung  die  Grösse  des  benutzten  Fernrohrs,  die  Helligkeit  des 
Grundes,  die  Luftbeschaflfenheit,  die  Empfindlichkeit  des  Auges  und  andere 
Umstände  mitspielen,  so  lässt  sich  eine  grosse  Genauigkeit  auf  diesem 
Wege  nicht  erreichen;  man  kann  die  Unsicherheit  der  Bestimmungen  auf 
5  bis  10  Secunden  schätzen. 

Der  Gedanke,  anstatt  den  Verschwindungsmoment  zu  bestimmen,  die 
Helligkeit  des  Trabanten  während  der  ganzen  Dauer  der  Verfinsterung 
zu  messen  und  dadurch  die  Lichtcurve  abzuleiten,  muss  als  ein  sehr 
glücklicher  bezeichnet  werden.  Er  ist  zuerst  von  Pickering')  ausge- 
sprochen worden,  welcher  auch  die  ersten  Messungen  in  dieser  Richtung  an- 
gestellt hat;  dagegen  gebührt  Cor  nu  2),  welcher  unabhängig  von  Picke  ring 
die  photometrischen  Beobachtungen  der  Trabantenverfinsterungen  empfohlen 
hat,  das  Verdienst,  bestimmtere  Vorschläge  gemacht  und  insbesondere  darauf 
hingewiesen  zu  haben,-  dass  die  Helligkeit  sich  in  der  Mitte  der  Verfinsterung 

1)  Annual  report  of  the  director  of  the  Harvard  College  Observ.  for  the  year  1878. 

2)  Compteß  Renduß.  T.  96,  p.  1609  und  1815. 


Saturn.  393 

am  schnellsten  und  zwar  der  Zeit  proportional  ändert,  und  dass  daher  die 
einzelnen  Beobachtungen  am  Besten  auf  denjenigen  Moment  zu  reduciren 
sind,  wo  der  Satellit  die  Hälfte  der  Helligkeit  erlangt  hat. 

Die  theoretische  Seite  des  Problems  ist  im  ersten  Abschnitte  behandelt 
worden ;  in  Bezug  auf  die  praktische  Seite  ist  vielleicht  noch  zu  betonen, 
dass  es  sich  empfiehlt,  auch  unmittelbar  vor  oder  nach  der  Verfinsterung 
die  Helligkeit  des  Trabanten  sehr  sorgfältig  zu  bestimmen  und  ausserdem^ 
wenn  irgend  möglich,  noch  einen  anderen  etwa  sichtbaren  Trabanten  zu 
beobachten.  Femer  ist  es  rathsam,  zu  diesen  Beobachtungen  ein  Photometer 
zu  wählen,  welches  in  möglichst  kurzer  Zeit  die  meisten  Einstellungen 
9u  machen  gestattet,  und  endlich  dürfte  gerade  bei  diesen  Messungen 
die  Anwendung  einer  Registrirvorrichtung  besonders  erwünscht  sein. 

Bisher  sind  ausser  einer  einzigen  Beobachtungsreihe  von  Obre  cht*), 
welche  mehr  zur  lUustrirung  des  ganzen  Verfahrens  dienen  sollte,  keine 
zusammenhängenden  Messungen  nach  der  Comu'schen  Methode  veröffent- 
licht worden.  Man  wird  daher  mit  um  so  grösserem  Interesse  der  Ver- 
arbeitung des  umfangreichen  Materials  entgegensehen  dürfen,  welches  nach 
den  Pickering'schen  Jahresberichten  auf  der  Sternwarte  des  Harvard 
College  seit  dem  Jahre  1878  ununterbrochen  gesammelt  worden  ist. 


8.  Saturn. 

Die  eigenthümliche  Beschaffenheit  des  Satumsystems  macht  sich  auch 
in  den  Helligkeitserscheinungen  desselben  bemerkbar  und  stellt  sowohl 
der  theoretischen  als  der  praktischen  Photometrie  wichtige  Aufgaben. 
Das  von  den  Ringen  reflectirte  Sonnenlicht  bildet  einen  wesentlichen 
Bruchtheil  des  Gesammtlichtes ,  und  da  die  Ringe  während  eines  vollen 
Umlaufes  des  Planeten  um  die  Sonne  der  Erde  zweimal  die  schmale, 
kaum  sichtbare  Kante  zukehren,  andererseits  zweimal  weit  geöflhet  er- 
scheinen, so  zeigen  im  Zusammenhange  damit  die  photometrischen  Be- 
obachtungen des  Planeten  einen  periodischen  Lichtwechsel,  bei  welchem 
die  Zeit  zwischen  Maximum  und  Minimum  der  Helligkeit  ungefähr  7  Jahre 
4  Monate  beträgt.  Wäre  von  der  Existenz  der  Ringe  Nichts  bekannt,  so 
würden  die  periodischen  Lichtschwankungen  allein  zu  der  Annahme 
zwingen,  dass  entweder  die  Reflexionsfähigkeit  des  Planeten  einer  peri- 
odischen Veränderung  unterliegen  müsse,  was  sehr  unwahrscheinlich  wäre, 
oder  dass  die  Gestalt  des  Planeten  merklich  von  der  Kugelgestalt  ab- 
weichen müsse. 

1]  Compteß  Kendos.  T.  97,  p.  1128. 


394  in.  ßesnltate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

Wie  aus  den  photometrischen  Messungen  hervorgeht,  beträgt  der 
Lichtzuwachs,  den  Saturn  durch  seine  Binge,  wenn  sie  am  weitesten  ge- 
öflFnet  sind,  erhält,  etwa  eine  volle  Grössenclasse.  Bei  weit  geöffnetem 
Binge  und  in  einer  besonders  günstigen  Opposition  (Erde  im  Aphel  und 
Saturn  im  Perihel)  erreicht  die  Lichtstärke  des  Systems  den  grösstmög- 
lichen  Werth;  Saturn  erscheint  dann  ungefähr  um  0.4  Grössenclassen 
heller  als  Arctur.  In  der  Nähe  der  Conjunction  ist  die  Helligkeit  im 
Allgemeinen  am  geringsten.  Als  unterste  Grenze  wird  man  (bei  ver- 
schwundenem Binge)  die  Stemgrösse  1.5,  also  etwa  die  Lichtstärke  von 
a  Leonis,  annehmen  dürfen.  Danach  beträgt  also  die  grösste  Helligkeits- 
differenz, die  bei  photometrischen  Beobachtungen  des  Saturn  überhaupt 
vorkommen  kann,  fast  zwei  ganze  Grössenclassen,  entspricht  also  etwa 
dem  Helligkeitsverhältniss  6  zu  1. 

Der  Phasenwinkel  kann  bei  Saturn  im  Maximum  nur  den  Werth  0?3 
erreichen,  und  es  wäre  daher  a  priori  ein  Einfluss  der  Phase  auf  die 
Helligkeit  des  Planeten  noch  viel  weniger  zu  erwarten  als  beim  Jupiter. 
Auffallender  Weise  ist  aber  durch  langjährige  Beobachtungen  in  Potsdam 
ein  solcher  Einfluss  im  höchsten  Grade  wahrscheinlich  gemacht  worden. 
Die  bei  zwölf  verschiedenen  Erscheinungen  des  Planeten  ausgeflihrten 
Messungen  zeigen  deutlich  eine  Zunahme  der  Helligkeit  vor  der  Opposition 
und  eine  Abnahme  nach  derselben,  und  zwar  von  solchem  Betrage,  dass  die 
Lichtstärke  des  Systems  60  Tage  vor  oder  nach  der  Opposition  etwa 
79  Procent  der  Oppositionshelligkeit  ausmacht.  Wenn  diese  Differenz 
auch  so  gering  ist,  dass  sie  nicht  erheblich  die  unvermeidliche  Unsicherheit 
der  photometrischen  Messungen  übersteigt,  so  scheint  sie  doch  durch  das 
übereinstimmende  Verhalten  in  verschiedenen  Erscheinungen  des  Planeten 
ziemlich  sicher  verbürgt  zu  sein.  Wird  die  Helligkeitsänderung  der  Ein- 
fachheit wegen  proportional  der  Phasenwinkeländerung  angenommen,  so 
folgt  aus  den  Potsdamer  Untersuchungen  für  jeden  Grad  Phasenwinkel 
eine  Zu-  oder  Abnahme  der  Lichtstärke  vDn  0.0436  Grössenclassen.  Be- 
merkenswerth  ist,  dass  die  im  ersten  Abschnitte  behandelte  Seeliger'sche 
Theorie  des  Satumringes  ebenfalls  eine  Helligkeitsänderung  des  Systems 
im  Zusammenhange  mit  der  Phase  fordert. 

Was  die  Abhängigkeit  der  Lichtstärke  des  ganzen  Saturnsystems  von 
der  Erhebung  der  Erde  über  der  Bingebene  anbelangt,  so  hat  sich  aus 
den  sämmtlichen  Potsdamer  Beobachtungen,  nachdem  dieselben  wegen 
des  soeben  erwähnten  Phaseneinflusses  corrigirt  und  auf  mittlere  Opposition 
reducirt  waren,  die  empirische  Formel  ergeben: 

h  =  0.877  —  2.5965  sin  /  +  1.2526  sin«  Z, 
wo  0.877  die  mittlere  Oppositionshelligkeit  bei  verschwundenem  Binge 
ausdrückt,  und  /  der  Elevationswinkel  der  Erde  über  der  Bingebene  ist 


Saturn.  395 

Ausser  den  Potsdamer  Messungen  eignen  sich  za  Untersnchnngen 
über  den  Einfluss  der  Ringöffnnng  auf  die  Helligkeit  des  ganzen  Satum- 
systems  nur  noch  die  zahlreichen  Helligkeitsschätzungen  von  Schmidt^ 
welche  in  den  hinterlassenen  Papieren  desselben  aufgefunden  und  von 
mir  bearbeitet  worden  sind*).  Dieselben  haben  deshalb  noch  ein  besonderes 
Interesse,  weil  sie  fast  die  ganze  Zeit  umfassen,  in  welcher  die  Nordseite 
des  Ringes  der  Erde  zugekehrt  war,  während  sich  die  Potsdamer  Messungen 
nur  auf  das  von  der  Südseite  reflectirte  Sonnenlicht  beziehen.  Im  Grossen 
und  Ganzen  besteht  eine  befriedigende  Übereinstimmung  zwischen  den 
beiden  Reihen. 

Die  älteren  Satumbeobachtungen  von  Seidel  und  Zöllner,  sowie 
die  neueren  von  Kononowitsch  und  Pickering  sind  weder  zahlreich 
genug,  noch  über  einen  ausreichend  grossen  Zeitraum  vertheilt,  um  die 
Abhängigkeit  der  Helligkeitsvariationen  von  der  Änderung  des  Elevations- 
winkels  erkennen  zu  lassen. 

Mehrfach  ist  der  Versuch  gemacht  worden,  die  Helligkeitsänderungen 
des  Saturnsystems  auf  theoretischem  Wege  abzuleiten.  Die  von  Albert*^) 
und  SeideP)  zu  diesem  Zwecke  aufgestellten  Formeln  sind  so  überaus 
umständlich  und  unbequem,  dass  ihre  praktische  Verwendung  von  vorn- 
herein fast  gänzlich  ausgeschlossen  scheint.  Ausserdem  hat  Zöllner  hin- 
sichtlich der  Seider  sehen  Theorie  darauf  hingewiesen,  dass  sich  nach 
derselben  aus  den  SeideFschen  Messungen,  welche  sämmtlich  bei  weit 
geöffnetem  Ringe  ausgeflihrt  sind,  fttr  die  Helligkeit  bei  verschwundenem 
Ringe  ein  Werth  ergiebt,  welcher  den  durch  directe  Beobachtungen  be- 
stimmten um  34  Procent  übertriflFt. 

Zöllner*)  hat  selbst  eine  Formel  zur  Reduction  von  Satumbe- 
obachtungen angegeben,  welche  auf  der  einfachen  Annahme  beruht,  dass 
die  Helligkeit  des  Systems  proportional  ist  dem  Flächeninhalte  der  ganzen 
scheinbaren  Figur.  Ist  J*  die  Lichtmenge  bei  einer  beliebigen  Lage  des 
Ringes,  J  diejenige  bei  verschwundenem  Ringe,  wird  femer  die  schein- 
bare Fläche  der  Satumscheibe  gleich  l  gesetzt  und  der  Flächeninhalt  der 
nicht  mit  der  Kugel  zusammenfallenden  Theile  der  Ringprojection  gleich  pj 
so  ist  nach  Zöllner: 

J^  =  J[\+p), 


1)  Publ.  des  Astrophyß.  Obs.  zu  Potsdam.   Bd.  8,  p.  372. 

2j  Albert,  Versach  den  Satnmring  photometrisch  zu  betrachten.  Diss.  inaug. 
München,  1832. 

3)  Seidel,  Untersaohangen  über  die  Lichtstärke  der  Planeten  Yenns,  Mars, 
Japiter  and  Satarn  etc.  Nebst  einem  Anhange  enthaltend  die  Theorie  der  Licht- 
erscheinung  des  Saturn.    München,  1859,  p.  57. 

4   Zöllner,  Photometrische  Untersach angen  etc.    Leipzig,  1865,  p.  140. 


396      '     in.  Resaitate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

Da  Zöllner  den  Bing  als  eine  feste  zusammenhängende  Masse  betrach- 
tet, so  ist  klar,  dass  die  Annahme  einer  Unabhängigkeit  der  Beleuchtung 
von  Incidenz-  und  Emanationswinkel,  wie  sie  der  Formel  zu  Grunde  liegt, 
nicht  zulässig  ist.  Man  wird  daher  diese  Formel,  welche  zufällig  die 
Beobachtungen  sehr  gut  darstellt,  nur  als  eine  Interpolationsformel  an- 
sehen dürfen. 

Von  wirklicher  Bedeutung  ist  nur  die  im  ersten  Abschnitte  besprochene 
Satumtheorie  von  Seeliger,  welche  sich  auf  die  moderne  Anschauung 
über  die  physische  Constitution  des  Ringes  stützt  und  eine  leichte  prak- 
tische Anwendung  gestattet.  Nach  dieser  Theorie  ergiebt  sich  die  jedes- 
malige Helligkeit  des  Satumsystems  aus  der  Gleichung  (Seite  100): 

wo  m  und  n  Grössen  sind,  die  mit  Hülfe  der  Elevationswinkel  und  der 
Phase  aus  Tafeln  zu  entnehmen  sind,  wo  ferner  y  die  auf  verschwundenen 
Ring  reducirte  Lichtmenge  bedeutet,  endlich  x  =  Const.  X  y  ist.  Seeliger 
hat  seinen  theoretischen  Untersuchungen  sowohl  das  Lambert'sche  als  das 
Lommel-Seeliger'sche  Beleuchtungsgesetz  zu  Grunde  gelegt  und  kommt  in 
beiden  Fällen  zu  der  gleichen  Endformel,  in  welcher  nur  die  Constanten 
andere  Werthe  haben.  Es  ist  schwerlich  zu  erwarten,  dass  es  durch  Be- 
obachtungen des  Saturn  jemals  gelingen  wird,  zu  Gunsten  des  einen  oder 
anderen  Gesetzes  zu  entscheiden.  Unter  Benutzung  des  Lambert'schen 
Gesetzes  und  mit  Zugrundelegung  der  Potsdamer  photometrischen 
Messungen  ergiebt  sich  nach  der  Seeliger'schen  Theorie  die  folgende 
Formel,  aus  welcher  die  Helligkeit  des  Saturn  in  Grössenclassen  zu  ent- 
nehmen ist: 

A  =  —  Jv  log  [0.1656  m  +  0.4163  n] . 
0.4 

Diese  Formel  schliesst  sich  den  vorhandenen  Beobachtungen  so  gut 
an,  dass  man,  wie  bereits  Seeliger  hervorgehoben  hat,  zu  dem  Schlüsse 
berechtigt  ist,  dass  die  Maxwell'sche  Satumringhypothese  in  den  photo- 
metrischen Messungen  eine  neue  und  nicht  unwichtige  Stütze  ge- 
funden hat. 

Die  folgende  Zusammenstellung  enthält  die  Reductionen  auf  ver- 
schwundenen Ring  (in  Grössenclassen),  wie  sie  sich  auf  empirischem  Wege 
aus  meinen  und  Schmidts  Beobachtungen  ergeben,  ferner  wie  sie  aus 
der  Zöllner'schen  und  Seeliger'schen  Formel  hervorgehen.  Argument  ist 
der  Elevationswinkel  der  Erde  über  der  Ringebene. 


Saturn. 


397 


EIoTittions- 

wiAkel 

der 

Erde 


Beduction  itiif  Tersohwnndenen  Bing 


0« 

2 

4 

6 

8 
10 
12 
14 
16 
18 
20 
22 
24 
26 
28 


i        MOUers 

Schmidts 

ZdUnera 

SeeUgers 

Kessungen 

1    Soh&tsangeD 

Porael 

Theorie 

0.00 

1          0.00 

0.00 

0.00 

0.09 

0.07           1 

0.08 

0.09 

0.17 

0.15          1 

0.16 

0.18 

0.26 

0.22          ! 

0.23 

0.27 

0.34 

0.30 

0.30 

0.35 

0.41 

0.37 

0.36 

0.43 

0.49 

0.44 

0.43 

0.50 

0.55 

0.52 

0.49 

0.58 

0.62 

0.59 

0.55 

0.65 

0.68 

Ü.67 

0.61 

0.73 

0.74 

0.74 

0.67 

0.80 

0.80 

0.81 

0.74 

0.88 

0.85 

0.89 

0.80 

0.96 

0.90 

0.96 

0.87 

1.04 

0.94 

1.04 

0.94 

1.11 

Aus  den  bisher  bekannten  Helligkeitsbeobachtnngen  des  Saturn  er- 
geben sieh,  wenn  dieselben  in  einheitlicher  Weise  auf  verschwundenen 
King,  auf  Phase  0  und  auf  mittlere  Opposition  reducirt  werden ,  für  die 
verschiedenen  Zeitepochen  die  folgenden  Mittelwerthe. 


Zahl 

HeUigkeit 

Jahr 

Beobachter 

der 
Beob. 

in  mittL  Opp. 
bei  verschwnnd. 

Bemerkungen 

Bing 

1717 

Kirch  1) 

1 

1.18 

Schätzung 

1803 

01berB2) 

1 

0.58 

» 

1852—1858 

Seidel 

8 

1.04 

Photom.  MeBsnngen 

1858—1880 

Schmidt 

493 

1.04 

Schätzungen 

1862—1865 

Zöllner 

14 

0.95 

Photom.  Messungen 

1875-1882 

Kononowitsch 

18 

0.82 

»               » 

1877—1891 

Müller 

252 

0.88 

»               > 

Mit  Ausnahme  der  beiden  ersten  Werthe  zeigen  diese  Zahlen  ge- 
nügende Üebereinstimmung  und  rechtfertigen  den  Schluss,  dass  die  Licht- 
stärke des  Saturn  in  dem  letzten  halben  Jahrhundert  keine  nachweisbare 
Änderung  erfahren  hat.  Etwas  auffallend  ist  die  starke  Abweichung  des 
Olbers'schen  Werthes ;  doch  würde  es  gewagt  sein,  auf  Grund  dieser  einen, 


1)  Astr.  Nachr.  Bd.  67,  Nr.  1592.  —  Schönfeld  hat  diese  älteste  Heiligkeits- 
beobachtung des  Satumaufgefunden  und  mit  allen  erforderlichen  Reductionselementen 
veröffentlicht. 

2)  y.  Zachs  monatliche  Correspondenz.    Bd.  8,  p.  306. 


398  ni.  Besnltate  der  pbotometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

noch  dazu  etwas  unbestimmten  Helligkeitsangabe  auf  eine  besonders 
grosse  Lichtstärke  des  Saturn  am  Anfange  des  19.  Jahrhunderts  schliessen 
zu  wollen. 

Die  Reflexionsfähigkeit  des  Saturn  ist  grösser  als  die  der  anderen 
Planeten,  ausgenommen  allein  die  Venus.  Unter  Annahme  des  Werthes 
0.88  für  die  Lichtstärke  in  mittlerer  Opposition  bei  verschwundenem 
Ringe  ergeben  sich  die  Albedowerthe: 

A^  =  0.721    (Lambert'sche  Definition), 
^,=  0.961    (Seeliger'sche  Definition). 

Aus  dem  hohen  Reflexionsvermögen  kann  man  mit  einiger  Wahr- 
scheinlichkeit folgern,  dass  Saturn  voraussichtlich  ebenso  wie  die  Planeten 
Jupiter  und  Venus  mit  einer  sehr  dichten  Atmosphäre  umgeben  ist.  Dafür 
spricht  ja  auch  der  Umstand,  dass  keine  deutlichen  Gebilde  auf  seiner 
Oberflache  zu  erkennen  sind. 

Genauere  Messungen  über  die  Vertheilung  der  Intensität  auf  der 
Satumscheibe  sind  nicht  bekannt  Allgemein  gilt  die  Aquatorealzone  als 
die  hellste.  Nach  Secchi  soll  dies  von  dem  durch  den  Ring  auf  die 
Kugel  reflectirten  Lichte  herrühren;  doch  ist  dieser  Annahme  von  ver- 
schiedenen Seiten,  namentlich  von  Dawes,  widersprochen  worden. 

Auch  tlber  das  Helligkeitsverhältniss  von  Ring  und  Kugel  existiren 
keine  sicheren  Angaben.  Im  Allgemeinen  nimmt  man  an,  dass  der  Ring 
ein  intensiveres  Licht  besitzt  als  der  Planet,  und  diese  Ansicht  wird  ins- 
besondere durch  die  photographischen  Aufnahmen  bestärkt.  Über  die 
Intensitätsvertheilung  auf  dem  Ringsysteme  sind  zwar  Messungen  nicht 
vorhanden,  doch  gilt  es  nach  den  Beobachtungen  von  W.  Struve*)  als 
sicher,  dass  der  äussere  Ring  bedeutend  weniger  Glanz  hat  als  der  innere, 
und  dass  der  letztere  nach  dem  Planeten  zu  weniger  scharf  begrenzt  ist 
und  ein  matteres  Aussehen  hat.  Etwas  ausführlichere  Angaben  darüber 
sind  in  neuerer  Zeit  von  Trouvelot^)  gemacht  worden.  Nach  ihm  be- 
findet sich  die  allerhellste  Stelle  auf  dem  inneren  Ringe  an  der  Haupt- 
theilung,  dann  folgt  in  Bezug  auf  Intensität  eine  daran  'grenzende  Zone 
nach  dem  Planeten  zu,  dann  die  an  die  Haupttheilung  angrenzende  Zone 
des  äusseren  Ringes;  die  allerschwächste  Region  des  ganzen  Systems 
endlich  ist  die  dem  Planeten  zunächst  befindliche. 


1)  Aßtr.  Nachr.    Bd.  5,  Nr.  ft7. 

2)  American  Journal  of  Bcience.    3  Ser.    Vol.  11,  p.  447. 


Die  SatornsatelliteD.  399 


9.   Die  Saturnsatelliten. 


Von  den  acht  Monden  des  Saturn  bietet  der  am  Weitesten  rom 
Planeten  entfernte  Japetus  in  photometrischer  Beziehung  das  hervor- 
ragendste Interesse,  weil  bei  ihm  ein  regelmässiger  periodischer  Licht- 
wechsel im  Zusammenhange  mit  seiner  Rotationszeit  ziemlich  sicher  nach- 
gewiesen ist.  Schon  der  ältere  Cassini  hatte  im  Jahre  1673,  zwei  Jahre 
nach  Entdeckung  dieses  Trabanten,  die  Beobachtung  gemacht,  dass  der- 
selbe in  der  Nähe  der  grössten  östlichen  Digression  während  eines  ganzen 
Monats  unsichtbar  blieb,  dagegen  in  der  grössten  westlichen  Digression 
gut  zu  sehen  war.  Ahnliche  Lichtunregelmässigkeiten  sind  später  auch 
von  dem  jüngeren  Cassini  wahrgenommen  worden  und  ebenso  ein  Jahr- 
hundert später  von  Bernard  in  Paris,  welcher  fand,  dass  Japetus  von 
der  östlichen  Digression  bis  zu  seiner  unteren  Conjunction  nur  mit  Mühe 
sichtbar  ist,  dass  er  dagegen  seinen  grössten  Glanz  vor  der  westlichen 
Digression  erreicht  und  noch  gut  sichtbar  ist  in  der  Nähe  der  oberen 
Conjunction.  W.  Herschel")  hat  diese  Lichtschwankungen  noch  etwas 
genauer  verfolgt.  Nach  ihm  ist  Japetus  am  hellsten,  wenn  er  sich  in 
dem  Bogen  seiner  Bahn  zwischen  68*^  und  129°  (gezählt  von  dem  Durch- 
gange durch  die  untere  Conjunction)  befindet;  er  kommt  dann  an  Licht- 
stärke etwa  dem  Trabanten  Titan  gleich.  Am  schwächsten  erscheint  er 
nach  dem  Passiren  der  Opposition  bis  wieder  zur  unteren  Conjunction; 
er  ist  dann  weniger  hell  als  Rhea  und  UbertriflFt  kaum  Dione  und  Thetys. 
Der  Unterschied  zwischen  Maximal-  und  Minimalhelligkeit  des  Japetus 
beträgt  nach  Herschel  fast  drei  volle  Grössenclassen. 

Der  eifrige  Planetenbeobachter  Schröter 2)  in  Lilienthal  hat  nicht  nur 
die  Herscherschen  Beobachtungen  in  Bezug  auf  Japetus  in  der  Haupt- 
sache bestätigt,  sondern  er  hat  auch  an  den  Satelliten  Thetys,  Dione 
und  Rhea  Lichtschwankungen  bemerkt,  allerdings  nicht  mit  gleicher  Sicher- 
heit und  von  wesentlich  geringerem  Betrage  als  bei  Japetus,  ausserdem 
mit  dem  Unterschiede,  dass  die  grösste  Lichtstärke  nicht  in  die  west- 
liche, sondern  in  die  östliche  Digression  triflFt. 

Seit  Schröter  sind  bis  in  die  neueste  Zeit  keine  weiteren  eingehenden 
Untersuchungen  über  die  Helligkeitsverhältnisse  der  Satumtrabanten  an- 
gestellt worden.  Es  finden  sich  zwar  hier  und  da  Schätzungen  veröffent- 
licht, unter  denen  besonders  die  von  Bond^)  angegebenen  Erwähnung 
verdienen;  aber  dieselben  sind  meistens  so  unbestimmt  und  unsicher,  dass 
sich  zuverlässige  Resultate  daraus   nicht   ableiten   lassen.     Erst  in  den 


Ij  Phil.  Trans,  of  the  R.  See.  of  London.    1792,  p.  13. 

2^  Berliner  astr.  Jahrbuch  für  1800,  p.  169. 

3)  Annale  of  the  Astr.  Obs.  of  Harvard  College.    Vol.  2,  part  I. 


400 


III.  Besnltate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 


Jahren  1877 — 1879  hat  Pickering*)  sorgfältige  photometrische  Messangen 
an  allen  acht  Satelliten  ausgeführt,  indem  er  sie  mit  dem  stemartig  ver- 
kleinerten Bilde  des  Satnm  verglich.  Die  Pickering'schen  Resultate  sind 
in  der  folgenden  Zusammenstellung  mitgetheilt,  und  zwar  erstens  die  aus 
den  Messungen  abgeleiteten  Grössenunterschiede  zwischen  Trabanten  und 
Planet  ohne  Ring,  wobei  die  Reductionen  auf  verschwundenen  Ring  der 
Zöllner'schen  Formel  entnommen  sind,  femer  die  mittleren  Oppositions- 
grössen  der  Trabanten,  berechnet  unter  der  Annahme  von  0.88  für  die 
Oppositionsgrösse  von  Saturn  ohne  Ring,  und  endlich  die  aus  den  photo- 
metrischen Werthen  berechneten  Durchmesser  der  Trabanten,  wenn  die 
Reflexionsfähigkeit  derselben  gleich  der  des  Saturn  angenommen  ist. 


Nummer  nnd 
Name  des 
Trabanten 

Grössendiff. 

gegen 
Saturn  ohne 

Ring 

Mittlere 
Oppositions- 
grösse 

Scheinbarer 
Durchmesser  in 

mittl.  Entf. 
Trabant— Sonne 

Durchmesser 

in 

Kilom. 

1.  Mimas  .   . 

11.91 

12.79 

0'.'068 

470 

2.  EnceladuB 

11.40 

12.28 

0.086 

594 

3.  Thetyß .   . 

10.46 

11.34 

0.132 

916 

4.  Diene  .   . 

10.57 

11.45 

0.126 

871 

5.  Rhea    .   . 

9.88 

10.76 

0.173 

1197 

6.  Titan    .   . 

8.50 

9.38 

0.327 

2259 

7.  Hyperion 

12.81 

13.69 

0.045 

310 

9.  JapetUB   . 

10.80 

11.68 

0.113 

783 

Bei  den  Satelliten  Nr.  1 — 7  hat  Pickering  keinerlei  Lichtschwan- 
kungen von  periodischem  oder  unregelmässigem  Charakter  constatiren 
können,  dagegen  ist  durch  seine  Messungen  der  periodische  Lichtwechsel 
beim  letzten  Trabanten  mit  vollkommener  Sicherheit  nachgewiesen  und 
die  Form  der  Lichtcurve  recht  genau  bestimmt  worden.  Maximum  und 
Minimum  der  Helligkeit  treten,  wie  schon  die  früheren  Beobachter  ge- 
funden hatten,  nahe  zu  den  Zeiten  der  grössten  westlichen  resp.  östlichen 
Elongation  ein,  dagegen  folgt  aus  den  photometrischen  Messungen  für  den 
Gesammtbetrag  der  Lichtschwankung  ein  viel  kleinerer  Werth  als  aus  den 
Schätzungen  Herschels;  Pickering  findet  zwischen  Maximum  und  Mini- 
mum nur  eine  Grössendifferenz  von  t.36.  Zur  Erklärung  des  Lichtwechsels 
nimmt  Pickering  ebenso  wie  Cassini,  Herschel,  Schröter  und  Andere 
an,  dass  der  Satellit  in  derselben  Zeit  um  seine  Axe  rotirt,  in  welcher 
er  einen  Umlauf  um  den  Saturn  vollendet,  und  dass  er  auf  verschiedenen 
Seiten  das  Sonnenlicht  sehr  ungleich  refleetirt;  er  hält  es  ferner  nicht 
fttr  ausgeschlossen,  dass  die  Gestalt  des  Trabanten  merklich  von  der 
Kugelgestalt  abweicht  und  daher  bei  der  Rotation  als  verschieden  grosse 


1,  Annais  of  the  Astr.  Obs.  of  Harvard  College.    Vol.  11,  part  II,  p.  247. 


UranuB. 


401 


Scheibe  erscheint.  Zur  Darstellung  der  beobachteten  Lichterscheinungen 
des  Japetns  ist  von  Pickering  eine  Interpolationsformel  von  der  Gestalt: 
Ä  =  a  +  6  sin  v  +  c  cos  t?  +  d  sin  2i;  +  e  cos  2«;  versucht  worden,  wo  v  die 
Länge  des  Trabanten  in  seiner  Bahn,  von  der  Opposition  an  gezähltj 
bedeutet.  Ist  die  mittlere  Lichtstärke  des  Japetus  mit  100  bezeichnet, 
so  folgt  aus  den  Pickering'schen  sämmtlichen  Messungen,  wenn  die  äusserst 
klein  sich  ergebenden  Coefficienten  von  cosv  und  ßin2t;  vernachlässigt 
werden,  die  Gleichung: 

Ä  =  100  —  50  sin «;  +  10  cos  2t;, 

welche  sich  den  Beobachtungen  sehr  gut  anschliesst. 

Für  verschiedene  Stellungen  des  Japetus  in  seiner  Bahn  ergeben  sich 
aus  dieser  Formel  die  folgenden  Helligkeiten,  ausgedrückt  in  Procenten 
dör  mittleren  Lichtstärke  des  Trabanten,  und  ausserdem  noch  in  Grössen- 
classen. 


Lichtsttrke 

Ton  Japetus 

L&Dge 

in  Proc.  d*»r 

in  mittleren 

mitU.  Lichlst. 

Opp08.-GrÖ8sen 

0« 

110 

11.58 

30 

80 

11.92 

60 

52 

12.39 

90 

40 

12.67 

120 

52 

12.39 

150 

80 

11.92 

180 

110 

11.58 

210 

130 

11.40 

240 

138 

11.33 

270 

140 

11.31 

300 

138 

11.33 

330 

130 

11.40 

10.  Uranns. 

Alles,  was  wir  über  die  Lichtstärke  des  Planeten  Uranus  wissen,  be- 
ruht auf  einigen  wenigen  photometrischen  Beobachtungen  von  Zöllner 
aus  dem  Jahre  1864  und  von  Pickering  aus  den  Jahren  1880 — 1888, 
ausserdem  auf  einer  umfangreicheren  Messungsreihe,  die  in  den  Jahren 
1878 — 1888  von  mir  in  Potsdam  ausgeführt  worden  ist.  Aus  früherer  Zeit 
sind  nur  ganz  vereinzelte,  nicht  sehr  zuverlässige  Helligkeitsschätzungen 
aufzufinden. 

Müller,  Photometrie  der  Qestime.  26 


402 


III.  Resnltate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 


Die  Oppositionshelligkeit  des  Uranus  kann  wegen  der  Excentricitäten 
der  Erd-  und  üranusbahn  um  0.4  Grössenclassen  variiren  und  erreicht 
im  Maximum,  wie  es  im  Jahre  1884  der  Fall  war,  die  Grösse  5.5  bis  5.6. 
Die  kleinste  Helligkeit  zeigt  der  Planet  in  der  Nähe  der  Conjunction; 
er  sinkt  dann  unter  Umständen  bis  zur  Grösse  6.3  hinab.  Es  geht  daraus 
hervor,  dass  der  Planet  zu  allen  Zeiten,  falls  er  nicht  zu  tief  am  Horizonte 
steht,  mit  blossen  Augen  aufgefunden  werden  kann.    ^ 

Eine  Einwirkung  der  Phase  auf  die  Lichtstärke  des  Uranus  ist  bei 
dem  äusserst  kleinen  Werthe  (3?1),  den  der  Phasen winkel  im  Maximum  er- 
reicht, von  vornherein  so  gut  wie  ausgeschlossen.  Zöllner  hat  zwar  aus 
seinen  Messungen  eine  derartige  Einwirkung  vermuthet,  und  in  der  That 
zeigen  diese  Beobachtungen  ein  Anwachsen  der  Helligkeit  nach  der  Oppo- 
sition zu;  indessen  ist  die  Zahl  der  Messungen  viel  zu  klein,  und  die  Ab- 
weichungen zwischen  den  einzelnen  Werthen  bleiben  durchaus  innerhalb 
der  Beobachtungsungenauigkeit,  sodass  eine  sichere  Entscheidung  nicht 
zu  treffen  ist.  Aus  den  viel  zahlreicheren  Potsdamer  Messungen  lässt 
sich  jedenfalls  keine  Spur  eines  Phaseneinflusses  nachweisen,  und  man 
hat  daher  zunächst  auch  keine  Veranlassung,  beim  Uranus  ein  gänzlich 
abnormes  Verhalten  im  Vergleich  zu  den  übrigen  Planeten  anzunehmen. 

Für  die  mittlere  Oppositionshelligkeit  des  Uranus  liefern  die  bis- 
herigen photometrischen  Bestimmungen  die  folgenden  Äßttel werthe:   ' 


Jahr 

Beobachter 

Zahl 

der 

Beob. 

Mittlere 

OppositionB- 

helligkeit 

1864 

1880—1888 
1878—1888 

Zöllner 

Pickering 

Müller 

4 

6 

93 

5.73 
5.66 
5.86 

Zu  der  Potsdamer  Reihe  ist  noch  zu  bemerken,  dass,  wenn  die  Be- 
obachtungen zu  einzelnen  Jahresmitteln  zusammengefasst  werden,  diese 
unter  einander  grössere  Abweichungen  zeigen,  als  man  nach  der  Sicherheit 
der  einzelnen  Messungen  erwarten  sollte,  und  dass  sich  insofern  eine 
gewisse  Gesetzmässigkeit  zu  erkennen  giebt,  als  die  Helligkeit  von  1878 
an  beständig  zuzunehmen  scheint  bis  zu  einem  Maximum  Anfang  der 
80er  Jahre,  und  dann  wieder  zu  einem  Minimum  gegen  das  Ehide  des 
Jahrzehnts  herabsinkt.  Ob  diese  Helligkeitsänderungen  als  reell  anzu- 
sehen sind,  bleibt  noch  fraglieh;  immerhin  ist  bemerkenswerth,  dass  ein 
ähnliches  Verhalten  in  noch  stärkerem  Grade  beim  Jupiter  nachgewiesen 
ist  und  auch  bei  Mars  und  Saturn  schwach  angedeutet  zu  sein  scheint, 
so  dass  man  auf  die  Vermuthung  kommen  könnte,  dass  eine  gemeinsame 


Die  ürannssatelliten.  403 

Ursache,  etwa  ein  Lichtwechsel  der  Sonne,  zu  Grunde  läge.  Bei  den 
Pickering'schen  Uranusbeobachtungen  ist  es  ebenfalls  auffallend,  dass  die 
zwei  Messungen  aus  dem  Jahre  1881  eine  besonders  grosse  Helligkeit 
ergeben,  dagegen  die  Messung  aus  dem  Jahre  1888  eine  sehr  geringe. 

In  Bezug  auf  das  Ileflexionsvermögen  ähnelt  Uranus  am  meisten  dem 
Jupiter.  Aus  den  Potsdamer  Helligkeitsangabeü  resultiren  die  Albedo- 
werthe: 

Ä^  =  0.604  (Lambert'sche  Definition) , 

^j  =  0.805  (Seeliger'sche  Definition). 

Wahrscheinlich  ist  Uranus,  ebenso  wie  Jupiter,  mit  einer  dachten  und 
ausgedehnten  Atmosphäre*  umgeben,  was  auch  aus  den  Beobachtungen 
seines  Spectrums  folgt,  in  welchem  eine  Anzahl  von  kräftigen  Absorptions- 
streifen zu  erkennen  ist. 

Seeliger*)  hat  noch  auf  einen  Punkt  hingewiesen,  der  beim  Uranus 
Beachtung  verdient.  Bekanntlich  ist  die  Frage  noch  nicht  entschieden, 
ob  die  Rotationsaxe  des  Planeten  nahe  in  der  Ekliptik  liegt,  und  femer 
ob  derselbe  eine  merkliche  Abplattung  besitzt.  Wäre  das  Erstere  der 
Fall,  und  erreichte  ausserdem  die  Abplattung  den  yon  einigen  Beobachtern 
angegebenen  Werth  0.1,  so  mtisste  nach  Seeligers  Berechnung  die  Hellig- 
keit des  Uranus  je  nach  der  Stellung  in  seiner  Bahn  um  etwa  0.17  • 
Grössenclassen  verschieden  sein  können,  ein  Betrag,  der  durch  sehr  sorg- 
fältige Messungen  noch  sehr  wohl  constatirt  werden  könnte.  Maximum 
und  Minimum  der  Lichtstärke  würden  um  {  der  Umlaufszeit  des  Uranus, 
also  etwa  um  21  Jahre,  auseinander  liegen  müssen.  Die  bisherigen 
photometrischen  Bestimmungen  entscheiden  eher  zu  Ungunsten  als  zu 
Gunsten  dieser  Hypothese;  doch  ist  dies  nicht  massgebend,  weil  das  Be- 
obachtungsmaterial nicht  vollständig  homogen  ist,  und  die  am  weitesten 
zurückliegenden  Zöllner'schen  Messungen  viel  zu  wenig  zahlreich  sind. 
Die  Frage  verdient  jedenfalls  noch  weiter  verfolgt  zu  werden. 


11.  Die  Ürannssatelliten. 

Die  Uranustrabanten  gehören  zu  den  lichtschwächsten  Objecten  im 
Sonnensysteme  und  können  nur  mit  grossen  Instrumenten  einigermaisen 
sicher  beobachtet  werden.  W.  Herschel  hat  bekanntlich  sechs  Satelliten 
zu  sehen  geglaubt,  von  denen  jedoch  nur  zwei.  Oberen  und  Titania,  als 
wirkliche  Planetenmonde  erkannt  worden  sind,  während  die  anderen  vier 
niemals  wieder,  selbst  nicht  unter  den  günstigsten  Beobachtungsumständen 

1)  AbhandL  der  K.  Bayer.  Akad.  der  Wies.  Ulasae  II,  Bd.  16,  p.  435. 

26* 


404  m*  BeBoltate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

uud  mit  den  mächtigsten  Instrumenten,  aufgefunden  werden  konnten. 
Dagegen  hat  Lassell  auf  Malta  im  Jahre  1851  zwei  weitere  Trabanten 
des  Uranus  entdeckt,  die  dem  Planeten  noch  näher  stehen  als  Titania 
und  Oberon,  und  die  von  J.  HeVschel  die  Namen  Ariel  und  Umbriel  er- 
hielten. Nach  Lassells  Ansicht  können  sich  die  vermeintlichen  Satelliten- 
beobachtungen von  W.  Herschel  nur  auf  Fixsterne  bezogen  haben,  und 
es  gilt  ihm  als  ganz  unwahrscheinlich,  däss  es  mehr  als  vier  Uranus- 
satelliten geben  sollte.  Dieselbe  Meinung  ist  später  auch  von  Newcomb 
ausgesprochen  worden. 

Ueber  die  Helligkeiten  der  vier  Trabanten  existiren  nur  ganz  spär7 
liehe  Angaben.  Lassell  schätzt  die  äusseren  Monde  etwa  doppelt  so  hell 
als  die  inneren.  Newcomb  taxirt  Ariel  etwas  heller  als  Umbriel  und 
letzteren  ungefähr  halb  so  hell  wie  Titania.  Aus  Schätzungen  von  Hall 
und  Holden^)  folgt,  dass  Titania  und  Oberon  nahe  gleich  hell  sind,  viel- 
leicht der  erstere  sogar  ein  wenig  heller  als  der  letztere,  femer  dass 
Titania  gewiss  doppelt  so  .lichtstark  ist  wie  Ariel,  und  Umbriel  ein  wenig 
schwächer  als  dieser. 

Die  einzigen  photometrischen  Messungen,  welche  bekannt  geworden 
sind,  rühren  von  Pickering^)  her,  welcher  die  beiden  äusseren  Trabanten 
mit  Uranus  verglichen  und  im  Mittel  aus  allen  Beobachtungen  die  folgenden 
GrössendiflFerenzen  zwischen  Satellit  und  Planet  gefunden  hat: 

für  Titania  8.79  und  für  Oberon  8.95. 

Daraus  ergeben  sich,  wenn  die  mittlere  Oppositionsgrösse  von  Uranus  zu 
5.86  angenommen  wird,  für  die  mittleren  Oppositionsgrössen  der  Trabanten 
die  Werthe  14.65  (Titania)  und  14.81  (Oberon).  Für  die  Durchmesser 
dieser  kleinen  Himmelskörper  resultiren  endlich  unter  Voraussetzung 
gleicher  Albedo  von  Planet  und  Trabant  die  Werthe  942  km  (Titania) 
und  875  km  (Oberon). 

Bei  Ariel  hat  Newcomb  Helligkeitsänderungen  vermuthet,  weil  er 
diesen  Trabanten  trotz  der  gtlnstigsten  Luftverhältnisse  wiederholt  nicht 
gesehen  hat,  während  Umbriel  bei  weniger  vortheilhafter  Stellung  gut 
sichtbar  blieb.  Nach  seinen  Angaben  würde  die  grösste  Helligkeit  un- 
gefähr beim  Positionswinkel  0°,  dagegen  ein  Minimum  bei  1 80°  zu  erwarten 
sein.  Auch  bei  Titania  sollen  nach  H.  C.  Vogel  Helligkeitsschwankungen 
vorkommen.  Doch  sind  naturgemäss  bei  den  überaus  schwierigen  Sicht- 
barkeitsverhältnissen der  Trabanten  alle  derartigen  Vermuthungen  mit 
einer  gewissen  Vorsicht  aufzunehmen. 


1)  American  Jonmal  of  science.    3.  Ser.    Vol.  15,  p.  195, 

2)  Annais  of  the  Aßtr.  Obe.  of  Harvard  College.    Vol.  11,  part  II,  p.  271. 


Neptun. 


405 


12.  Neptun. 

Von  den  Hauptplaneten  ist  Neptun  der  einzige,  welcher  niemals  für 
das  blosse  Auge  sichtbar  ist.  Er  hat  die  Helligkeit  eines  Sternes  7.  bis 
8.  Grösse,  und  die  Lichtänderungen,  welche  durch  die  wechselnden  Ent- 
fernungen des  Planeten  von  Sonne  und  Erde  hervorgebracht  werden,  sind 
so  geringfügig,  dass  sie  durch  blosse  Schätzungen  kaum  erkennbar  sind 
und  nur  durch  sorgfältige  photometrische  Messungen  nachgewiesen  werden 
können;  sie  betragen  im  Maximum  während  eineä  ganzen  Umlaufes  des 
Neptun  um  die  Sonne  nur  0.23  Grössendassen. 

Der  Phasenwinkel  bleibt  beim  Neptun  stets  kleiner  als  2®,  und  es 
ist  daher  eine  Einwirkung  der  Phase  auf  die  Lichtstärke  noch  viel  weniger 
denkbar  als  beim  Uranus. 

Aus  den  bisher  bekannt  gewordenen  photometrischen  Bestimmungen, 
welche  sich  auf  einige  Messungen  von  Zöllner  und  Pickering,  sowie 
auf  eine  grössere  Messungsreihe  in  Potsdam  beschränken,  ergeben  sich 
die  folgenden  mittleren  Oppositionsgrössen  des  Neptun: 


Jahr 

Beobachter 

Zahl 

der 

Beob. 

IfitUere 
Oppositions- 
helligkeit 

1864 
1882-1885 
1878—1887 

Zöllner 

Pickering 

Müller 

4 

25 

138 

8.16 
7.71 
7.66 

Der  erste  Werth  weicht  von  den  beiden  anderen  viel  stärker  ab, 
als  nach  der  Genauigkeit  der  photometrischen  Bestimmungen  zu  etwarten 
ist,  und  man  wird  daher,  falls  man  nicht  bei  den  ZöUner'schen  Beobach- 
tungen eine  Verwechslung  oder  irgend  ein  anderes  Versehen  annehmen 
will,  zu  dem  Schlüsse  gedrängt,  dass  die  Helligkeit  des  Neptun  seit  1864 
sehr  beträchtlich  angewachsen  ist  Innerhalb  des  Zeitraums,  welchen  die 
Potsdamer  Messungen  umfassen,  lassen  sich  Helligkeitsänderungen  nicht 
mit  Sicherheit  erkennen,  es  ist  höchstens  anzuführen,  dass  die  einzelnen 
Jahresmittel  in  der  Zeit  von  1878 — 1883  sämmtlich  eine  etwas  geringere 
Lichtstärke  ergeben,  als  in  der  Zeit  von  1884 — 1887. 

Nach  Helligkeitsschätzungen  von  Maxwell  Hall^)  soll  Neptun  am 
Ende  des  Jahres  1883  Lichtänderungen  bis  zum  Betrage  von  beinahe 
einer  ganzen  Grössenclasse  gezeigt  haben,  welche  sich  durch  Annahme 
einer  nahezu  achtstündigen  Botationsdauer  des  Planeten  erklären  liessen. 


1)  Monthly  Notices.    Vol.  44,  p.  257. 


406  m-  Hesnltate  der  photometrisohen  Beobachtungen  am-  Himmel. 

Es  ist  von  mir  nachgewiesen  worden*),  dass  die  HalFschen  Angaben  weder 
mit  den  Potsdamer  Messungen  noch  mit  denjenigen  Pickerings  in  Ein- 
klang zu  bringen  sind,  und  es  ist  ausserdem  durch  eigens  zu  diesem 
Zwecke  in  Potsdam  ausgeführte  Beobachtungen  in  den  Jahren  1884  und 
1885  dargethan,  dass  jeden&lls  zu  'diesen  Zeiten  keine  Helligkeits- 
schwankungen von  kurzer  Periode  vorgekommen  sind.  Entweder  beruhen 
also  die  Hall'schen  Werthe  anf  irrigen  Schätzungen,  oder  es  mttsste  die 
gänzlich  unwahrscheinliche  Voraussetzung  gemacht  werden,  dass  nur 
während  einer  ganz  kurzen  Zeit  periodische  Lichtänderungen  beim  Neptun 
stattgefunden  haben. 

Für  die  Albedo  des  Neptun  giebt  Zöllner  die  Zahl  0.465  an;  doch 
ist  dieser  Werth  offenbar  zu  klein,  entsprechend  der  verhältnissmässig 
geringen  Lichtstärke,  welche  Zöllner.ftir  den  Neptun  gefanden  hat.  Aus 
den  Potsdamer  Beobachtungen  ergeben  sich  die  folgenden  Albedowerthe: 

A^  =  0.521  (Lambert'sche  Definition), 
A^  =  0.694  (Seeliger'sche  Definition). 

Danach  reflectirt. Neptun  das  Sonnenlicht  beinahe  ebenso  stark  wie 
Uranus,  und  es  ist  daher  sehr  wahrscheinlich,  dass  die  Atmosphären  der 
beiden  Planeten  eine  gewisse  Ähnlichkeit  miteinander  haben.  Dafür 
spricht  auch  der  Umstand,  dass  im  Spectrum  des  Neptun  dieselben 
Absorptionsstreifen  beobachtet  worden  sind,  wie  in  demjenigen  des  Uranus. 


13.  Der  Neptnnsatellit 

Bisher  ist  nur  ein  einziger  Trabant  des  äussersten  Planeten  bekannt, 
welcher  im  Jahre  1847  von  Las  seil  entdeckt  wurde.  Mehrfach  ist  die 
Vermuthung  ausgesprochen  worden,  dass  noch  ein  zweiter  Trabant  vor- 
handen ist;  doch  hat  sich  dies  nicht  bestätigt,  und  Lassell  ist  der  festen 
Überzeugung,  dass,  wenn  wirklich  ein  zweiter  Satellit  existirt,  dieser  im 
Verhältniss  zum  ersten  mindestens  so  lichtschwach  sein  muss,  wie  die 
Satumsatelliten  Dione  und  Rhea  im  Verhältniss  zu  Titan. 

Die  Helligkeit  des  Neptuntrabanten  wird  allgemein  13.  bis  14.  Grösse 
geschätzt;  er  ist  ein  ziemlich  schwieriges  Object,  aber  jedenfalls  bedeu- 
tend leichter  zu  sehen  als  die  beiden  inneren  Uranussatelliten.  Pickering 
ist  es  gelnngen,  denselben  an  7  Tagen  im  Jahre  1878  photometrisch  zu 
messen;  er  findet  im  Mittel  für  den  Helligkeitsunterschied  zwischen 
Neptun  und  seinem  Trabanten  den  Werth  5.93  Grössenclassen,  und  daraus 


1)  Pnbl  des  Astropbys.  Obs.  zu  Potsdam.    Bd.  S,  p.  351. 


Die  Cometen.  407 

folgt  für  die  mittlere  Oppositionsgrösse  des  Satelliten,  wenn  diejenige  des 
Neptun  zu  7.66  angenommen  wird,  der  Werth  13.59.  Der  Durchmesser 
des  Trabanten  ist  demzufolge,  wenn  man  demselben  gleiche  Albedo  wie 
dem  Planeten  zuerkennt,  gleich  3630  km;  er  würde  also  fast  dem  ersten 
Satelliten  des  Jupiter  an  Grösse  gleichkommen. 


Capitel  IV. 

Die  Cometen  und  Nebelflecke. 


So  fruchtbringend  sich  die  Anwendung  der  Spectralanalyse  schon 
seit  der  kurzen  Zeit  ihres  Bestehens  für  die  Erkenntniss  der  Natur  der 
Cometen  erwiesen  hat,  so  wenig  hat  die  Photometrie  trotz  ihres  hohen 
Alters  zur  Aufklärung  der  einfachsten  und  wichtigsten  Fragen  hinsichtlich 
der  physischen  Beschaffenheit  dieser  merkwürdigen  Himmelskörper  bei- 
getragen. Die  vorhandene  Litteratur  tlber  die  Cometenhelligkeiten  ist  un- 
gemein dürftig.  Nur  von  einer  verschwindend  kleinen  Anzahl  aller  bisher 
erschienenen  Cometen  besitzen  wir  zusammenhängende  Beobachtungsreihen, 
und  diese  wenigen,  zumeist  auf  blossen  Schätzungen  beruhenden  An- 
gaben sind  grösstentheils  so  unbestimmt  und  ungenau,  dass  sie  kein  klares 
Bild  von  den  Lichterscheinungen  geben,  geschweige  denn  gar  zuverlässige 
Schlüsse  auf  die  Natur  der  Cometen  gestatten.  Von  wirklichen  photo- 
metrischen Messungen  ist  bis  Anfang  des  vorigen  Jahrzehnts  wenig 
oder  nichts  bekannt  geworden.  Die  Versuche,  die  seitdem  von  ver- 
schiedenen Seiten  gemacht  worden  sind,  bekunden  zwar  einen  entschie- 
denen Fortschritt  auf  diesem  GeMete  und  deuten  den  Weg  an,  auf  welchem 
weiter  geschritten  werden  sollte;  aber  von  einer  eigentlichen  Photometrie 
der  Cometen  kann  heute  noch  kaum  die  Rede  sein. 

Der  Grund,  weshalb  man  den  Beobachtungen  der  Cometenhelligkeiten 
stets  nur  ein  nebensächliches  Interesse  zugewendet  hat,  und  weshalb  auch 
das  bisher  gesammelte  Material  sich  als  unzulänglich  erwiesen  hat,  liegt 
an  dem  beständigen  Wechsel,  dem  in  den  meisten  Fällen  die  Form  und 
das  ganze  Aussehen  eines  Cometen  unterworfen  ist.  Es  sind  viele  Co- 
meten bekannt,  die  zur  Zeit  ihrer  Entdeckung  als  schwache,  regelmässig 


408  ni.   Besoltate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

gestaltete  Nebelflecke  mit  mehr  oder  weniger  starker  centraler  Verdichtung 
erschienen,  die  sich  aber  in  der  Nähe  des  Perihels  zn  einer  glänzenden 
Erscheinung  mit  blendend  hellem  fixsternartigen  Kern,  mit  einer  aus- 
gedehnten ebenfalls  hellleuchtenden  Umhüllung  und  einem  mächtigen 
Schweif  entwickelten.  Bei  vielen  Cometen,  namentlich  bei  den  der  Sonne 
nahe  kommenden,  traten  hierzu  noch  zeitweilig  fächerförmige  Ausstrah-  . 
lungen  aus  dem  Kern,  die  das  Aussehen  des  Cometen  vollständig  ver- 
änderten. Die  Unmöglichkeit,  solche  gänzlich  heterogenen  Erscheinungen 
miteinander  zu  vergleichen,  hat  zweifellos  die  Astronomen  von  einer  syste- 
matischen Beobachtung  des  Lichtwechsels  der  Cometen  abgeschreckt;  sie 
ist  auch  Schuld  daran,  dass  von  den  wenigen  vorliegenden  Beobachtungs- 
reihen manche  als  gänzlich  werthlos  zu  bezeichnen  sind,  und  es  darf 
fraglich  erscheinen,  ob  es  überhaupt  jemals  gelingen  wird,*  für  so  extreme 
Lichterscheinungen  ein  gemeinschaftliches  einwurfsfreies  Mass  zu  finden. 
Das  Hauptinteresse  hat  sich  von  jeher  auf  die  viel  umstrittene  Frage 
concentrirt,  ob  die  Cometen  eigenes  Licht  besitzen  oder  uns,  wie  die  übrigen 
Glieder  des  Sonnensystems,  nur  reflectirtes  Licht  zusenden.  Während 
Newton  und  01b er s  die  Cometen  für  dunkle  Weltkörper  hielten,  nahmen 
Herschel  und  Schröter  dieselben  als  selbstleuchtend  an,  und  beide  An- 
sichten sind  noch  bis  in  die  neueste  Zeit  .mit  lebhaften  Gründen  gegen 
einander  vertheidigt  worden.  Als  Hauptargument  gegen  die  erstere  wurde 
früher  häufig  geltend  gemacht,  dass  die  Cometen  bei  ihren  stark  wechselnden 
Stellungen  zu  Sonne  und  Erde  keine  Lichtphasen  wie  die  Planeten  zeigen. 
Es  ist  zwar  mehrfach  das  Vorhandensein  von  Phasenerscheinungen  be- 
hauptet worden,  so  z.  B.  von  De  la  Hire  am  Cometen  des  Jahres  1682, 
von  Cassini  am  Cometen  von  1744  und  besonders  von  Cacciatore 
am  Cometen  von  1819;  aber  alle  diese  Wahrnehmungen  sind  keineswegs 
als  verbürgt  anzusehen  und  lassen  sich  durch  'unregelmässige  Gestalt  der 
betreff'enden  Cometenkeme  ungezwungen  erklären.  Man  kann  es  in  der 
That  heute  als  erwiesen  betrachten,  dass  die  Cometen  keine  Spur  von 
Lichtphasen  zeigen.  Dies  ist  aber  durchaus  kein  directer  Beweis  gegen 
die  Annahme  von  reflectirtem  Sonnenlicht  Denn  es  ist  schon  längst  durch 
zahlreiche  Beobachtungen,  insbesondere  bei  Bedeckungen  von  Fixsternen 
durch  Cometen,  festgestellt,  dass  die  Cometenmaterie  nicht  nur  im  Schweif, 
sondern  auch  im  E^em  und  der  umgebenden  Hülle  ausserordentlich  dünn 
sein  muss,  so  dass  von  einer  eigentlich  festen  Masse  ähnlich  wie  z.  B. 
bei  den  Planeten  nicht  die  Rede  sein  kann.  Sind  aber  die  Cometen,  wie 
es  als  sicher  anzunehmen  ist,  Aggregate  von  zahllosen  getrennten  Par- 
tikelchen, die  im  Kern  am  dichtesten  zusammengedrängt  sind,  so  ist  es 
nicht  zu  verwundern,  dass  wir  an  ihnen,  selbst  wenn  sie  nur  Sonnenlicht 
reflectirten,  keine  regelmässigen  Phasenerscheinungen  bemerken. 


Die  Cometen.  409 

Man  hat  ferner  eine  Entscheidung  über  den  Ursprung  des  Cometen- 
lichtes  aus  den  Helligkeitsschätzungen  bei  verschiedenen  Entfernungen 
von  Sonne  und  Erde  zu  gewinnen  gesucht.  Wenn  ein  Comet  lediglich 
eigenes  Licht  ausstrahlte  (und  zwar  von  unveränderlicher  Leuchtkraft),  so 
müsste  nach  den  Grundsätzen  der  Photometrie  die  beobachtete  Gesammt- 

1 
Intensität  stets  dem  Werthe  -ß  proportional  sein,  wo  J  die  Entfernung 

Comet — Erde  bedeutet;  die  beobachtete  Flächenintensität  müsste  in 
diesem  Falle  bei  allen  Entfernungen  die  gleiche  sein.  Wäre  dagegen  der 
Comet  nur  durch  reflectirtes  Sonnenlicht  sichtbar,  so  müsste  (vorausge- 
setzt dass  die  Dimensionen  desselben  unverändert  blieben)  die  beobachtete 
Gesammtintensität  ebenso  wie  bei  den  Planeten  proportional  der  Grösse 

-Y^  sein,  wo  r  die  Entfernung  des  Cometen  von  der  Sonne  ist;  die  be- 
obachtete Flächenintensität  wäre  dann  proportional  der  Grösse  -^  • 

Es  liegt  nun  der  Gedanke  nahe,  aus  den  Helligkeitsbeobachtungen, 
je  nachdem  sich  dieser  oder  jener  Ausdruck  denselben  am  Besten  an- 
schliesst,  zu  Gunsten  der  einen  oder  anderen  Hypothese  zu  entscheiden. 
Indessen  ist  die  Sache  in  Wirklichkeit  keineswegs  so  einfach.  Denn 
abgesehen  davon,  dass,  wenigstens  bei  den  meisten  bisherigen  Cometen- 
beobachtungen,  eine  gewisse  Unklarheit  darüber  herrscht,  ob  die  An- 
gaben sich  auf  die  Gesammtintensität  oder  die  Flächenhelligkeit  be- 
ziehen, so  wird  auch  häufig  durch  die  Gestaltsänderungen  der  Cometen, 
besonders  aber  durch  plötzliche  Lichtausbrüche,  der  regelmässige  Verlauf 
der  Lichtcurve  so  wesentlich  modificirt,  dass  von  vornherein  jede  Hofl&iung 
ausgeschlossen  ist,  die  beobachteten  Helligkeitserscheinungen  durch  einen 
der  obigen  einfachen  Ausdrücke  darzustellen.  Die  Thatsache,  dass  an 
einigen  Cometen  eigenthümliche  Lichtentwicklungen  in  Form  von  Aus- 
strahlungen aus  dem  Kern  oder  auch  in  plötzlichem  Auflodern  des  ganzen 
Kerns  beobachtet  worden  sind,  ist  vielfach  als  Beweis  von  Eigenlicht  be- 
trachtet worden;  indessen  hat  man  dem  entgegengehalten,  dass  diese 
Ausstrahlungen  elektrischer  Natur  seien,  die  gewöhnlich  erst  in  der 
Sonnennähe  des  Cometen  zur  Entwicklung  gelangten,  und  dass  im 
Übrigen  sehr  wohl  das  Cometenlicht  in  der  Hauptsache  oder  ausschliess- 
lich reflectirtes  Sonnenlicht  sein  könnte. 

Als  ein  wichtiges  HUlfsmittel  zur  Entscheidung  der  Frage  nach  dem 
Ursprünge  des  Cometenlichtes  ist  vielfach  auch  das  Polariskop  in  Vor- 
schlag gebracht  worden.  Schon  Arago  hat  bald  nach  der  Malus'schen 
Entdeckung  an  den  Cometen  von  1819  und  1835  sichere  Spuren  von 
polarisirtem  Lichte  nachgewiesen  und  daraus  mit  Recht  gefolgert,  dass 


410  UI.  Resultate  der  photometriflchen  Beobaehtangen  am  Himmel. 

diese  Gameten  nieht  ausschliesslich  eigenes  Licht  nach  der  Erde  senden 
.könnten.  Später  sind  auch  an  vielen  anderen  Cometen  Polarisationser- 
scheinnngen  nachgewiesen  worden,  nnd  nnr  bei  einigen  wenigen  CJometen 
hat  sich  keine  Spur  von  Polarisation  gezeigt  Da  aber  der  Grad  der 
FoliEirisation  sehr  wesentlich  von  der  Grösse  des  Einfallswinkels  abhängt, 
so  kann  es  vorkommen,  dass  bei  gewissen  Elongationen  des  Cometen  fast 
gar  keine  Polarisation  wahrzunehmen  ist.  Im  Allgemeinen  darf  man  es 
durch  die  bisherigen  Untersuchungen  in  dieser  Sichtung  für  erwiesen  an- 
nehmen, dass  in  der  That  wenigstens  ein*  Theil  des  Cometenlichtes  von 
Reflexion  herrührt,  wenn  man* auch  über  den  Betrag  desselben  schon 
aus  dem  Grunde  nichts  Sicheres  angeben  kann,  weil  die  Polarisation 
keine  vollständige  ist. 

Vollkommene  Klarheit  über  dje  Beschaffenheit  des  Cometenlichtes  . 
hat  uns  erst  das  Spectroskop  gebracht.  Bei  den  meisten  der  bis  jetzt 
untersuchten  Cometen  ist  ein  mehr  oder  weniger  intensives  continuirliches 
Spectrum  und  ausserdem  eine  Anzahl  von  hellen  Bändern  constatirt 
worden,  die  nach  dem  rothem  Ende  hin  scharf  begrenzt,  nach  dem  vio- 
letten hin  verwaschen  sind,  und  deren  Position  und  Aussehen  vollkommen 
mit  den  Bändern  in  den  Spectren  der  Kohlenstoffverbindungen  überein- 
stimmen. Bei  einigen  Cometen,  z.  B.  vom  Jahre  1881  und  1882,  sind 
bei  der  Annäherung  derselben  an  die  Sonne  ausser  diesen  Bändern  noch 
andere  helle  Linien,  insbesondere  die  Natriumlinien,  bemerkt  worden. 
Das  Vorhandensein  von  hellen  Linien  und  der  Umstand,  dass  dieselben, 
wenigstens  die  Kohlenwasserstofflinien,  iq  allen  Theilen  des.  Cometen 
und  bei  allen  Entfernungen  desselben  sichtbar  sind,  beweisen  nun  ohne 
Weiteres,  dass  glühende  Gase  vorhanden  sind.  Mag  der  Glühzustand 
durch  eine  gewaltige  Erhitzung  des  ganzen  Körpers  hervorgerufen  sein, 
oder,  wie  es  die  Meteoritenhypothese  verlangt,  die  Folge  von  Zusammen- 
stössen  zwischen  den  festen  Partikelchen  sein,  die  in  der  gasförmigen 
Hülle  zerstreut  sind,  oder  mögen  endlich,  was  d^s  Wahrscheinlichste  ist, 
elektrische  Entladungen  im  Spiele  sein,  so  viel  steht  jedenfalls  fest,  dass 
durch  die  spectroskopischen  Beobachtungen  das  Selbstleuchten  der  Cometen 
über  jeden  Zweifel  gestellt  ist  Auch  das  continuirliche  Spectrum  könnte 
an  und  für  sich  von  Eigenlicht  der  Cometen  herrühren;  da  jedoch  auf 
den  photographischen  Spectralaufnahmen  einiger  Cometen  deutlich  Fraun- 
hofer'sche  Linien  gesehen  worden  sind,  so  ist  die  Annahme  gerechtfertigt, 
dass  das  continuirliche  Spectrum  der  Cometen  wenigstens  zum  Theil  dem 
zurückgeworfenen  Sonnenlichte  den  Ursprung  verdankt.  Dem  Spectroskop- 
wird  es  voraussichtlich  auch  in  Zukunft  vorbehalten  bleiben,  in  erster 
Linie  über  Alles,  was  hinsichtlich  der  hier  l^esprochenen  Frage  noch  un- 
aufgeklärt ist,  Auskunft  zu  geben,  und  in  dieser  Beziehung  werden  die 


Die  Cometen.  4U 

Helligkeitsbeobachtungen  der  Cometen  stets  an  Bedeutung  hinter  den 
spectroskopischen  Untersuchungen  zurückstehen.  Trotzdem  sollten  die 
ersteren  keineswegs  so  wie  bisher  vernachlässigt  werden.  Ein  genaues  Stu- 
dium der  Sichtbarkeitsverhältnisse,  namentlich  bei  den  periodisch  wieder- 
kehrenden Cometen,  ist  für  das  Wiederauffinden  derselben  von  grossem 
Werthe,  und  die  mehrfach  ausgesprochene  Vermuthung,  dass  periodische 
Lichtschwankungen  bei  den  meisten  Cometen  vorkommen,  kann  nur  durch 
soi^fältige  fielligkeitsbestimmungen  entschieden  werden.  Soll  aber  auf 
diesem  Gebiete  etwas  Erspriessliches  erreicht  werden,  so  muss  zunächst  die 
gegenwärtig  herrschende  Unklarheit  beseitigt  und  eine  Verständigung  darüber 
angestrebt  werden,  was  unter  Helligkeit  eines  Cometen. zu  verstehen  ist. 
In-den  Cometenephemeriden  wird  von  jeher  als  Helligkeit  eine  Grösse 

angeführt,  die  dem  Ausdrucke  -^^  proportional  ist;  meistens  wird  dabei 

als  Einheit  der  Helligkeiten  der  Werth  angenommen,  den  dieser  Ausdruck 
zur  Zeit  der  Entdeckung  des  Cometen  besass.  Voraussetzung  bei  dieser  Be- 
zeichnungsweise ist  nach  dem  früher  Gesagten,  dass  der  Comet  nur  reflectirtes 
Licht  aussendet,  und  dass  seine  Keflexion^fähigkeit  während  der  Dauer  seiner 
Erscheinung  unverändert  bleibt.  Da  diese  Voraussetzung  nach  dem,  was  das 
Spectroskop  uns  lehrt,  keineswegs  vollkommen  zutreffend  ist,  und  sicher 
wenigstens  ein  Bruchtheil  des  Cometenlichtes  vom  Selbstleuchten*  herrührt, 
80  ist  klar,  dass  die  bisher  gebräuchliche  Vorausberechnung  der  Helligkeiten 
ungenau  sein  muss.  Aber  selbst  wenn  das  zurückgeworfene  Licht  bei  einem 
Cometen  ganz  und  gar  überwiegen  sollte,  so  würde  auch  dann  der  obige  Aus- 
druck nur  gelten,  wenn  es  sich  um  das  Gesammtlicht,  nicht  um  die 
Flächenhelligkeit  an  einer  bestimmten  Stelle  des  Cometen  handelte;  im 

1 
.letzteren  Falle  würde,  wie  bereits  erwähnt  ist,  statt  des  Ausdruckes  -r-ji 

der  Werth  -j-  für  die  Vorausberechnung  jsu. benutzen  sein.    Es  ist  in  der 

jüngsten  Zeit  mehrfach  über  die  Berechtigung  des  einen  oder  anderen  dieser 
Ausdrücke  gestritten  worden;  wie  mir  scheint,  durchaus  ohne  zwingenden 
Grund.  Nach  den  ersten  Grundsätzen  der  Photometrie  haben  beide  Aus- 
drücke vollkommene  Gleichberechtigung*);  es  kommt  nur  bei  der  Ver- 
gleichung  mit  den  Beobachtungen  in  jedem  Falle  auf  die  Entscheidung 
an,  ob  es  sich  um  das  Gesammtlicht  oder  um  die  Flächenhelligkeit  handelt. 


1)  Es  wäre  sehr  erwünscht,  wie  auch  schon  mehrfach  von  anderer  Seite  hervor- 
gehoben ist,  wenn  in  den  Cometenephemeriden  neben  den  Werthen  von  -j-^  auch 

die  Werthe     2  angegeben  wtlrden. 


412  III-  Resultate  der  photometriBchen  Beobachtangen  am  Himmel 

Wie  sind  nun  bisher  gewöhnlich  die  Helligkeitsbeobachtungen  der 
Cometen  angestellt  worden?  Meistens  ist  die  Lichtstärke  in  Stemgrössen  an- 
gegeben, aber  es  hängt  wesentlich  von  dem  benutzten  Hülfemittel  ab,  worauf 
diese  Angabe  zu  beziehen  ist  Wird  ein  Comet  so  hell,  dass  er  mit  blossen 
Augen  sichtbar  ist,  so  erscheint  er  gewöhnlich,  yom  Schweif  abgesehen,  wie 
ein  nebelartiger  Stern,  dessen  Vergleichung  mit  benachbarten  Sternen  zwar 
äusserst  schwierig,  aber  bei  einiger  Übung  doch  ausführbar  ist  Der  Comet 
wird  dabei  durchaus  als  Stern  aufgefassf,  und  die  Grössenschätzung,  so  un- 
sicher sie  auch  ist,  kann  als  gültig  für  das  Gesammtlicht  betrachtet  werden. 

Bei  Anwendung  von  Femrohren  kommt  es  einerseits  auf  die  Be- 
schaffenheit des  Cometen  selbst  an,  dann  aber  auch  auf  die  instrumentellen 
Htilfsmittel,  insbesondere  auf  die  •  angewandte  Vergrösserung.  Hat  der 
Comet  von  Anfang  an  einen  deutlichen  stemartigen  Kern,  so  wird  man 
diesen  Kern  mit  lichtstarken  Femrohren  und  mittlerer  Vergrösserung  fast 
ebenso  gut  wie  jeden  beliebigen  anderen  Fixstem  in  Bezug  auf  seine 
Grösse  schätzen  oder  mit  anderen  Stemen  vergleichen  können.  Diese 
Schätzungen  des  Kems  allein  sind  gewöhnlich  die  zuverlässigsten  und 
geben  die  brauchbarsten  Lichtcurven;  man  wird  bei  ihnen,  da  es  sich 

um  Punktvergleichungen  handelt,  am  Ehesten  den  Ausdruck  -^-^  zur  An- 
wendung •  bringen  können.  In  kleineren  Femrohren  und  bei  Benutzung 
recht  schwacher  Vergrösserang  wird  häufig  der  Kem  des  Cometen  zu- 
sammen mit  der  umgebenden  Hülle,  also  der  ganze  Kopf,  wie  ein  punkt- 
artiges Nebelobject  erscheinen,  welches  sich  zur  Noth  mit  benachbarten 
Fixsternen,  namentlich  wenn  man  dieselben  etwas  ausserhalb  des  Focus 
betrachtet,  vergleichen  lässt. 

Hat  der  Comet  gar  keinen  stemartigen  Kem,  sondem  erscheint  im 
Femrohr  als  matter,  höchstens  nach  der  Mitte  zu  etwas  verdichteter  Nebel- 
fleck von  merklicher  Ausdehnung,  so  sind  Grössenschätzungen  so  gut 
wie  unausführbar.  Die  einzig  mögliche  Art  der  Helligkeitsbestimmungen 
sind  dann  Messungen  der  Flächenintensität  mittelst  irgend  eines  dazu 
geeigneten  Instrumentes,  etwa  des  Steinheil'schen  Prismenphotometers  oder 
noch  besser  des  Keilphotometers. 

Rechnet  man  zu  den  bisher  aufgezählten  Schwierigkeiten,  die  sich 
einer  einheitlichen  Beobachtungsweise  der  Cometenhelligkeiten  entgegen- 
stellen, noch  den  Umstand,  dass  bei  den  meisten  Cometen  Veränderungen 
in  der  Form  und  dem  ganzen  Aussehen  eintreten,  so  ist  klar,  dass  exacte 
Resultate  aus  den  Helligkeitsbeobachtungen  niemals  erwartet  werden 
dürfen,  und  dass  sich  auch  kaum  bindende  Vorschriften  für  die  An- 
stellung der  Beobachtungen  geben  lassen.  Soviel  geht  jedenfalls  aus  dem 
Gesagten  hervor,  dass  unter  allen  Umständen  nur  Helligkeitsangaben  mit 


Die  Cometen. 


413 


einander  vereinbar  sind,  die  von  demselben  Beobachter  mit  demselben 
Instramente  nnd  der  gleichen  Vergrösserung  gewonnen  sind. 

Welche  Unterschiede  bei  den  Grössenschätzungen  eines  Cometen  je 
nach  den  benutzten  Hülfsmitteln  hervortreten  können,  möge  im  Folgenden 
an  dem  Beispiele  des  Cometen  1874  in  (Coggia)  gezeigt  werden,  dessen 
Helligkeit  von  Schmidt*)  in  Athen  auf  dreifache  Art  untersucht  worden 
ist.  Die  beiden  ersten  Beobachtungsreihen  sind  am  Refractor  angestellt, 
und  zwar  die  eine  mit  Benutzung  eines  stark  vergrössernden  Oculars, 
die  andere  mit  einem  schwachen  Ocular;  beide  beziehen  sich  auf  die 
Helligkeit  des  Kerns  allein.  Die  dritte  Reihe  enthält  die  Schätzungen 
mit  unbewaffnetem  Auge  und  bezieht  sich  auf  die  Helligkeit  des  ganzen 
Cometenkopfes.  In  der  folgenden  Zusammenstellung  der  Schmidt'schen 
Grössenangaben  sind  nur  diejenigen  Beobachtungstage  herausgegriffen 
worden,  an  denen  alle  drei  Schätzungsmethoden  zugleich  angewandt 
wurden.  Da  der  Comet  im  Juli  einen  ziemlich  tiefen  Stand  hatte,  so 
wird  der  Einfluss  der  Extinction  nicht  ganz  unbedeutend  gewesen  sein; 
es  ist  aber  anzunehmen,  dass  ein  so  geübter  Beobachter  wie  Schmidt 
bereits  bei  den  Schätzungen  selbst  auf  die  Extinction  Rücksicht  genommen 
hat  2).  Zur  Vergleichung  mit  den  Beobachtungen  sind  in  der  Zusammen- 
stellung noch  die  berechneten  Helligkeiten  angeführt  und  zwar  sowohl 

1  1 

mit  Benutzung  des  Ausdrucks  -r-ii  als  -^  .     Die  Logarithmen  dieser 

Werthe  sind  durch  Division  mit  0.4  in  der  üblichen  Weise  in  Grösseii- 
classen  umgewandelt,  und  zu  den  so  erhaltenen  Zahlen  ist  dann  eine 
Constante  hinzugefügt  worden,  um  die  berechnete  Helligkeit  für  den 
ersten  Beobachtungstag  (Juni  1)  in  genaue  Übereinstimmung  mit  der  be- 
obachteten Grösse  in  der  ersten  Reihe  zu  bringen. 


Datnm 
■  1874 


OrÖBsenscli&tzaiigeii 


mit  starkem 
Ocular 


Juni   1 

10.0 

11 

10.0 

,  17 

9.0 

18 

9.0 

20 

8.0 

22 

8.5 

mit  schwachem 
Ocular 


mit  freiem 
Auge 


Berechnet«  Helligkeit 


ö!4^**«;i^«  +  ^*'"'*- 


8.0 

6.5 

8.0 

5.2 

7.5 

4.6 

7.7 

4.5 

7.0 

4.5 

7.2 

4.2 

10.0 
9.3 

8.9 

8.8 
8.7 
8.5 


^^^^logi  +  Const. 


10.0 
9.7 
9.5 
9.5 
9.4 
9.4 


1)  Afltr.  Nachr.    Bd.  87,  Nr.  2067. 

2)  Bei  Gelegenheit  der  Mittheilang  Beiner  Helligkeitsschätzaugen  an  dem 
Klinkerfues'flchen  Cometen  des  Jahreß  1853  (Astr.  Nachr.  Bd.  37,  Nr.  883)  hat  Schmidt 
ausdrücklich  hervorgehoben,  dass  er  bemüht  gewesen  ist,  ebenso  wie  bei  allen 
seinen  Beobachtungen  der  veränderlichen  Sterne,  die  Extinction  des  Lichtes  in  der 
Atmosphäre  zu  berücksichtigen. 


414 


III.  ResnlUte  der.  photometrisehen  Beobaehtimgen  am  Himmel. 


Dfttain 

Berechnete  Helligkeit 

1874 

mit  ^Urkem 
Ocular 

mit  gcliwacliem 
OcoIat 

mit  freiem 

Ange 

lu^'^J^^"^"^ 

^logi+Const 

Jmii  24 

8.0 

6.8 

4.0 

8.4                          9.3 

27 

9.0 

7.0 

4.0 

8.1 

9.3 

30 

8.5 

7.2 

3.5 

7.8 

9.2 

Jali   2 

7.5 

•    6.7 

3.2 

7.7' 

9.2 

•4 

1           7.5 

6.0 

3.0 

1             7.5 

9.2 

6 

1           '.5 

6.7 

2.9 

'             7.1 

9.2 

8 

7.0 

6.0 

2.5 

9.1 

10 

7.5 

5.5 

1.9 

'             6.9 

9.1 

12 

7.0 

5.0 

1.5 

6.7 

9.2 

13 

!          6.5 

4.7 

1.5 

6.6 

9.2 

Dieses  Beispiel  ist  in  mehrfacher  Beziehung  lehrreich.  Erstens  sieht 
man ,  wie  stark  die  verschiedenen  Helligkeitsangaben  voneinander  ab- 
weichen. Für  das  blosse  Auge  erschien  am  letzten  Tage  der  Cometen- 
kopf  als  Stern  1.  bis  2.  Grösse,  während  im  Femrohre  der  Kern  allein 
als  Stern  6.  bis  7.  Grösse  taxirt  wurde;  die  Schätzungen  des  Kerns  mit 
verschiedenen  Vergrösserungen  differirenum  durchschnittlich  1.5  Grössen- 
classen  voneinander.  Man  sieht  hieraus,  dass  Grössenangaben  ftlr  einen 
Cometen  ohne  nähere  Bezeichnung,  auf  welchen  Theil  sich  dieselben 
beziehen,  und  ohne  genaue  Mittheilung  der  angewandten  Instnimente  und 
Vergrösserungen  vollständig  werthlos  sind.  Ferner  ergiebt  sich  aus  dem 
obigen  Beispiele,  dass  die  Form  der  Lichtcurve  für  die  einzelnen  Reihen 
wesentlich  verschieden  ist.  Während  die  beiden  ersten  für  den  Kern 
allein  gültigen  Reihen  noch  in  leidlicher  Übereinstimmung  innerhalb  des 
betrachteten  Zeitraumes  eine  Helligkeitszunahme  von  ungefähr  3.5  Grössen 
ergeben ,  folgt  aus  der  dritten  Reihe  ein  Anwachsen  von  5  Grössen, 
offenbar  weil  bei  den  Schätzungen  mit  blossem  Auge  die  Lichthüllen  um 
den  Kern,  die  bei  der  Annäherung  des  Cometen  an  die  Sonne  fast  immer 
grösser  und  intensiver  werden,  wesentlich  zur  Verstärkung  des  Eindrucks 
beitragen.     Die  Vergleichung  mit  den  berechneten  Intensitäten  zeigt  end- 

1 
lieh,  dass  der  Ausdruck  -j-,  welcher  für  den  grössten  Theil  des  betrachteten 

Zeitintervalles  constant  bleibt,  auch  nicht  im  Entferntesten  die  Beobach- 

1 
tungen  darstellt.    Dagegen  schliesst  sich  der  Ausdruck    ^^  den  ersten 

Reihen  im  Grossen  und  Ganzen  leidlich  an,  wenn  auch  einige  Abwei- 
chungen zwischen  Beobachtung  und  Rechnung  vorkommen,  die  kaum 
durch  blosse  zufällige  Schätzungsfehler  erklärt  werden  können.  Jedenfalls 
würde  in  diesem  Falle,  da  es  sich  nur  um  die  Schätzung  des  Kernes, 
also  eines  nahezu  punktartigen  Objectes  handelt,  der  Schluss  gerechtfertigt 


Die  Gometen.  415 

erscheinen^  dass  das  Licht  des  Cometenkemes  während  der  Zeit  von  Juni  1 
bis  Juli  13  in  der  Hauptsache  reflectirtes  Sonnenlicht  gewesen  ist. 

Die  Zahl  der  Cometen,  an  denen  ebenso  ausführliche  und  sichere 
Helligkeitsbeobachtungen  wie  die  eben  besprochenen  angestellt  worden 
sind,  ist  ausserordentlich  gering.  Das  meiste  Material  ist  Schmidt^) 
zu  verdanken,  welcher  ausser  von  dem  Cometen  1874  HI  noch  von  den 
Cometen  1850  I  (Petersen),  1853  HI  (Klinkerfues),  1854  H  (de  Menciaux), 
1862  II  (Schmidt)  zusammenhängende  Schätzungsreihen  veröffentlicht  hat. 
Weiter  verdienen  noch  Erwähnung  die  von  Paschen 2)  an  den  beiden 
Kernen  des  Biela'schen  Cometen  im  Jahre  1846  ausgeftlhrten  Verglei- 
chungen,  die  besonders  deswegen  bemerkenswerth  sind,  weil  dabei  die 
Steinheil'sche  Methode  der  Vergleichung  ausser  dem  Bilde  durch  Aus- 
ziehen des  Oculars  benutzt  wurde;  femer  die  Schätzungen  der  Cometen 
1881  III  (Tebbutt)  und  1881  IV  (Schaeberle)  von  Schwab 3),  und  endlich 
die  in  Potsdam*)  mit  dem  Zöllner'schen  Photometer  angestellten  Mes- 
sungen an  den  Cometen  1882 1  (Wells),  1 884 1  (Pons-Brooks),  1 886 1  (Fabry), 
1886  n  (Bamard).  Die  meisten  dieser  Beobachtungsreihen  beziehen  sich 
auf  den  Kern  allein  oder  wenigstens  auf  den  Kern  mit  seiner  unmittelbaren 
Umgebung ;  sie  werden  daher  im  Allgemeinen  besser  durch  den  Ausdruck 

1  1 

-j|-^  als  durch  -^  dargestellt,  obgleich  auch  der  erstere,  wie  zu  erwarten 

ist,  sich  keineswegs  als  ausreichend  erweist.  Es  kommen  ijicht  nur.un-. 
regelmässige  Lichtschwankungen  vor,  sondern  es  zeigt  sich  gewöhnlich  noch 
in  der  Nähe  des  Perihels  eine  besonders  starke  Lichtzunahme,  die  häufig 
von  Ausströmungen  aus  dem  Kern,  wahrscheinlich  elektrischen  Ursprungs, 
begleitet  ist  Der  Versuch,  alle  diese  Erscheinungen  durch  eine  einfache 
Formel  darzustellen,'  muss  als  vollständig  aussichtslos  betrachtet  werden. 
Eine  besondere  Erwähnung  verdient  unter  den  oben  aufgezählten 
Beobachtungsreihen  noph  die  von  Schmidt  am  Kern  des  Cometen  1862  E 
angestellte,  welche  eine  scharf  ausgeprägte  Wellencurve  mit  deutlichen 
Maximis  und  Minimis  von  kurzer  Periode  zeigt.  Die  Bearbeitung  der 
zwischen  Aug.  13  und  Sept.  15  beobachteten  Maxima  ergiebt  eine  regel- 
mässige Periode  von  2.698  Tagen;  die  Maximalhelligkeiten,  welche  von 
Mitte  August  (Grösse  etwa  7.5)  bis  Ende  August  (Grösse  etwa  6.7)  zu- 
nehmen,  von  da  an   aber   wieder  abnehmen,   lassen   sich   vollkommen 

befrie^gend  durch  den  Ausdruck  -=— ^  darstellen.    Die  Minima,,  für  sich 


1)  Aßtr.  Nachr.  Bd.  31,  Nr. 736;  Bd.  37,  Nr.883;  Bd.38,  Nr.911;  Bd. 59,  Nr.  1395. 

2   Astr.  Nachr.  Bd.  24,  Nr.  562. 

3)  Astr.  Nachr.  Bd.  101,  Nr.  2412. 

4)  Astr.  Nachr.  Bd.  103,  Nr.  2453;  Bd.  108,  Nr.  2579;  Bd.  114,  Nr.  2733. 


416  III-  Resultate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

behandelt,  ergeben  fast  genau  dieselbe  Periode  (2.707  Tage);  dagegen 
fugen  sich  die  Minimalhelligkeiten  durchans  nicht  dem  einfachen  Ausdrucke 

-^-^ .    Die  Helligkeitsdiflferenz  zwischen  einem  Maximum  und  dem  darauf 

folgenden  Minimum  betrug  Mitte  August  etwa  1^  Grösse,  stieg  dann  bis 
Ende  August  (bis  kurz  nach  dem  Perihel)  auf  etwa  vier  Grössen  und 
sank  endlich  bis  Mitte  September  wieder  auf  etwa  zwei  Grössen  zurück. 
Die  Pulsationen  des  Cometenlichtes  sind  also  in  der  Nähe  des  Perihels 
am  lebhaftesten  gewesen.  Interessant  ist,  dass  diese  Erscheinungen  im 
deutlichen  Zusammenhange  standen  mit  den  drehenden  Bewegungen,  welche 
an  den  Ausströmungen  aus  dem  Kerne  bemerkt  wurden.  Die  scheinbaren 
Neigungswinkel  des  Strömungsfächers  gegen  die  Schweifaxe  erreichten 
in  einer  Periode  von  2  bis  3  Tagen  ihre  Maxima  und  Minima,  und 
zwar  coincidirten  die  Maximazeiten  mit  den  Zeiten  der  grössten  Kern- 
helligkeit  und  ebenso  die  Minima  mit  den  Zeiten  der  geringsten  Helligkeit 
Die  überaus  interessanten  Beobachtungen  Schmidts,  an  deren  Bealität 
nicht  ztt  zweifeln  ist,  zeigen,  von  welcher  Bedeutung  sorgfältige  Hellig- 
keitsschätzungen für  die  Erforschung  der  physischen  Beschaffenheit  der 
Cometen  eventuell  sein  können. 

Periodische  Helligkeitsänderungen,  allerdings  von  langer  Dauer,  sind 
auch  bei  einigen  anderen  Cometen  vermuthet  worden,  insbesondere  bei 
dem  Encke'schen  Cometen.  Berberich»)  hat  sich  im  Jahre  1888  der 
verdienstlichen  Arbeit  unterzogen,  Alles,  was  über  die  Helligkeit  dieses 
Cometen  bei  den  24  Erscheinungen  desselben  zwischen  1786  und  1885 
bekannt  geworden  ist,  zusammenstellen.  Es  sind  dies  allerdings  meistens 
nur  ganz  rohe  Angaben;  nur  vereinzelt  finden  sich  wirkliche  Schätzungen 
der  Lichtstärke,  und  auch  diese  sind  nur  mit  Vorsicht  zu  verwerthen, 
weil  bei  dem  nebelartigen  Aussehen  dieses  Cometen,  an  dem  fast  niemals 
ein  wirklicher  Kern  wahrgenommen  ist,  die  Entscheidung  schwierig  ist, 
ob  die  Beobachtung  sich  auf  das  Gesammtlicht  oder  die  Flächenintensität 
bezieht.  Berberich  glaubte  aus  dem  Material  den  Schluss  ziehen  zu 
iLönnen,  dass  die  Lichtstärke  des  Encke'schen  Cometen  in  den  einzelnen 
Erscheinungen  nicht  unmerklich  verschieden  gewesen  ist.  Dabei  schien 
ein  Zusanmienhang  mit  der  Sonnenthätigkeit  in  der  Weise  angedeutet, 
dass  die  hellen  Erscheinungen  mit  den  Zeiten  der  Maxima,  die  schwachen 
mit  den  Zeiten  der  Minima  der  Sonnenthätigkeit  zusammenfallen;  selbst 
die  Unregelmässigkeiten  in  der  11jährigen  Sonnenperiode  sollen  sich  nach 
Berberichs  Meinung  in  der  Cometenhelligkeit  abspiegeln.  Wenn  auch 
das  ungenügende  Material  sichere  Schlüsse   in   dieser  Beziehung  nicht 


1)  ABtr.  Nachr.    Bd.  119,  Nr.  2836—37. 


Die  Cometen.  417 

gestattet,  so  ist  doch  bei  der  unzweifelhaften  Einwirkung  der  Sonne  auf 
die  lachterscheinungen  der  Cometen  die  Berberich'sche  Vermuthnng  nicht 
ohne  Weiteres  von  der  Hand  zu  weisen. 

Zum  Schlüsse  mögen  noch  einige  Bemerkungen  Platz  finden  über  die 
bisherigen  Versuche,  bei  den  Helligkeitsbestimmungen  der  Cometen  die 
Schätzungsmethode  durch  photometrische  Messungen  zu  ersetzen.  Dass 
wirkliche  Messungen  vor  den  blossen  Schätzungen  den  Vorzug  verdienen, 
bedarf  wohl  kaum  der  Erörterung;  nur  dürfte  es  sich  fragen,  welche 
Methode  gerade  hier  am  Vortheilhaftesten  zu  verwenden  ist.  Bestimmte 
Vorschriften  lassen  sich  natürlich  von  vornherein  nicht  geben,  weil  es  in 
jedem  einzelnen. Falle  auf  das  Aussehen  des  betrefTenden  Cometen  an- 
kommen wird;  indessen  unterliegt  es  keinem  Zweifel,  dass  das  Keil- 
photometer  sich  wie  kein  anderes  Instrument  zu  Untersuchungen  des 
Cometenlichtes  eignet,  nicht  nur  bei  solchen  Cometen,  die  einen  scharfen 
fixstemartigen  Kern  haben,  sondern  auch  bei  solchen,  die  nur  eine  nebel- 
artige centrale  Verdichtung  aufweisen.  Empfehlenswerth  ist  auch  das 
Verfahren,  welches  von  mir  bei  den  Helligkeitsmessungen  einiger  Cometen 
bereits  mit  Erfolg  angewendet  worden  ist.  An  einem  Zöllner'schen 
Photometer  wird  an  Stelle  der  Diaphragmenscheibe  für  die  künstlichen 
Sterne  ein  Blendglas  von  dunklem  blauen  Glase  in  geeigneter  Fassung 
vor  der  Lampenöffnung  angebracht.  In  dieses  Blendglas,  welches  für 
das  Lampenlicht  fast  vollständig  undurchsichtig  sein  muss,  wird  eine 
kleine  Eugelschale  eingeschliffen,  sodass  dasselbe  in  der  Mitte  nur  noch 
eine  Dicke  von  etwa  0.3  mm  behält  und  stark  durchsichtig  wird,  während 
von  der  Mitte  nach  allen  Seiten  hin  die  Durchsichtigkeit  erst  langsam, 
dann  schneller  abnimmt  und  in  einer  Entfernung  von  etwa  5  mm  von  der 
Mitte  vollständig  aufhört.  Durch  diese  Einrichtung  entstehen  im  Gesichts- 
felde des  Photometers  anstatt  der  künstlichen  Sterne  zwei  runde  Nebel- 
bildchen, die  am  Rande  ganz  verwaschen  sind  und,  je  nach  der  Form 
der  eingeschliffenen  Fläche,  eine  mehr  oder  weniger  stemartige  centrale 
Verdichtung  zeigen.  Durch  Verschiebung  des  Oculars  kann  diesen  künst- 
lichen Nebeln  nach  Bedarf  ein  noch  verschwommeneres  Aussehen  gegeben 
werden,  und  es  lässt  sich  fast  in  jedem  Falle,  namentlich  bei  entsprechender 
Wahl  der  Vergrösserung,  erreichen,  dass  die  künstlichen  Objecte  den  Co- 
metenkemen  nebst  ihrer  unmittelbaren  Umhüllung  sehr  ähnlich  sehen. 
Die  Vergleichungen  lassen  sich,  wie  aus  meinen  Messungen  der  Cometen 
1884  I,  1886  I  und  1886  11  hervorgeht,  mit  ausserordentlicher  Sicherheit 
ausftihren,  und  die  Methode  wird  voraussichtlich  bei  denjenigen  Cometen 
die  brauchbarsten  Resultate  liefern,  wo  der  Kern  nicht  allzu  sehr  als  Stern 
hervortritt  und  wo  die  Form  sich  im  Laufe  der  Erscheinung  nur  wenig 
ändert.    In  allen  denjenigen  Fällen,  wo  diese  Bedingungen  nicht  erftlUt 

Hüller,  Photometrie  der  Gestirne.  27 


418  m*  Besoltate  der  photometriBchen  Beobachtungen  am  Himmel. 

sind,  besonders  aber  dann,  wenn  Lichtansstrahlongen  ans  dem  Kern  nnd 
ganz  plötzliche  Änderungen  des  ganzen  Aussehens  eintreten,  versagt  natür- 
lich dieses  photometrische  Verfahren  genau  ebenso  wie  überhaupt  jeder 
Versuch,  solche  gänzlich  heterogenen  Lichterscheinungen  miteinander  ver- 
gleichen zu  wollen. 


Noch  weniger  als  auf  dem  Gebiete  der  Cometenphotometrie  ist  bisher 
auf  demjenigen  der  Nebelphotometrie  geleistet  worden,  obgleich  bei  dieser 
Classe  von  Himmelskörpern  die  Sachlage  insofern  etwas  günstiger  ist,  als 
reflectirtes  Licht  dabei  gar  nicht  in  Frage  kommt,  und  im  Allgemeinen 
Form  und  Aussehen  dieser  Objecto  keinen  oder  nur  ganz  geringfügigen 
Änderungen  unterworfen  sind.  Alles  was  wir  über  die  Helligkeiten  dieser 
Weltkörper  wissen,  beschränkt  sich  im  Wesentlichen  auf  die  kurzen  be- 
schreibenden Notizen,  die  von  den  Beobachtern  in  den  verschiedenen 
Nebelcatalogen  mitgetheilt  worden  sind.  Als  Richtschnur  hat  dabei  bis 
heutigen  Tages  die  vonHerschel  in  seinem  Generalcataloge  eingeführte 
Bezeichnungsweise  gedient,  nach  welcher  die  folgenden  zehn  hauptsäch- 
lichsten Helligkeitsstufen  unterschieden  werden  (man  benutzt  auch  heute 
noch  gewöhnlich  die  Herscherschen  Abkürzungen):  ^ 

eB=  extremely  oder  excessively  bright, 

vB  =  YeTy  bright, 
B  =  bright, 

cB  =  considerably  bright, 

jt?-B  =  pretty  bright, 

pF =^rQtiy  faint, 

cJ'=  considerably  faint, 
F=  faint, 

vF=YeTy  faint, 

eir'==  extremely  oder  excessively  faint. 
Diese  durchaus  willkürlich  gewählte  Scala  macht  keineswegs  den 
Anspruch  darauf,  ganz  gleichmässige  Helligkeitsabstufungen  anzugeben; 
sie  soll  nur  allgemein  eine  »Keihungc  der  Nebel  nach  ihrer  Helligkeit  er- 
möglichen. Aber  auch  dieses  Ziel  ist  schon  schwierig  genug  zu  erreichen 
in  Kücksicht  auf  die  enormen  Unterschiede  in  dem  Aussehen  der  einzelnen 
Nebelclassen.  Ein  sehr  ausgedehnter  Nebel  von  unregelmässiger  Gestalt 
und  gleichmässiger  Helligkeitsvertheilung  wird  z.  B.  ebenso  gut  mit  vB 
bezeichnet,  wie  ein  kleiner  runder  Nebel  mit  einer  starken  fixstemartigen 
Verdichtung  in  der  Mitte,  obgleich  streng  genommen  beide  Objecto  durch- 
aus nicht  miteinander  vergleichbar  sind.  Abgesehen  von  dieser  fast 
unüberwindlichen  Schwierigkeit  hat  eine  derartige  >ReihuDg«  streng  ge- 


Die  Nebelflecke.  419 

ttommen  nur  Bedeatung  für  die  Schätzungen  eines  und  desselben  Beob- 
achters mit  Benutzung  desselben  Instrumentes  und  der  gleichen  Yer- 
grösserung.  Es  ist  bekannt,  wie  sehr  die  Sichtbarkeit  und  Helligkeits- 
beurtheilung  namentlich  ausgedehnter  schwacher  Nebelflächen  von  der 
Grösse  des  Objectivs  und  insbesondere  von  der  angewandten  Vergrösserung 
abhängt.  Berücksichtigt  man  femer  noch,  dass  Ungleichmässigkeiten  in 
der  Luftdurchsichtigkeit  und  die  Helligkeit  des  Grundes  bei  den  Nebel- 
beobachtungen eine  besonders  wichtige  Rolle  spielen,  und  dass  auch  die 
verschiedene  Sehschärfe  der  Beobachter  bei  diesen  schwierigen  Objecten 
in  Betracht  kommt,  so  liegt  es  auf  der  Hand,  dass  Helligkeitsschätzungen 
verschiedener  Beobachter  nicht  ohne  Weiteres  miteinander  vereinbar 
sind.  Man  vdrd  sich  daher  auch  nicht  wundem  dürfen,  dass  z.  B.  ein 
und  derselbe  Nebel  in  zwei  verschiedenen  Catalogen  mit  B  und  F  be- 
zeichnet ist,  und  dass  häufig  noch  grössere  DüSerenzen  vorkommen. 
Yerhältnissmässig  am  Besten  stimmen  die  Helligkeitsangaben  ftlr  diejenigen 
Nebel  untereinander  überein,  die  eine  starke  stemartige  Concentration 
in  der  Mitte  zeigen.  Man  hat  bei  diesen  Nebeln  bisweilen  auch  versucht, 
die  Helligkeit  des  Kems  mit  benachbarten  Fixstemen  zu  vergleichen 
und  direct;  in  Grössenclassen  auszudrücken. 

An  Vorschlägen,  die  Lichtstärke  der  Nebelflecke  mit  Hülfe  von 
photometrischen  Vorrichtungen  zu  messen,  hat  es  nicht  gefehlt;  doch  sind 
bisher  niemals  grössere  Beobachtungsreihen  angestellt  worden.  Am 
meisten  Beachtung  verdienen  in  dieser  Beziehung  die  Vorschläge  von 
Huggins'),  Pickering^)  und  Holden^).  Ersterer  empfiehlt  die  Be- 
nutzung eines  Instmmentes,  in  welchem  zwei  bereits  von  Dawes  ange- 
wandte photometrische  Methoden  combinirt  sind.  Eine  Diaphragmenscheibe 
mit  einem  kleinen  Loch  in  der  Mitte  kann  mittelst  einer  Schraube  mess- 
bar vom  Brennpunkte  nach  dem  Objective  hin  bewegt  werden;  ausserdem 
sind  vor  dem  Oculare  zwei  Keile  aus  Neutralglas  angebracht,  welche 
messbar  gegeneinander  verschoben  werden  können.  Die  Beobachtungen 
geschehen  nun  in  der  Weise,  dass  das  Diaphragma  zunächst  in  eine 
Position  gebracht  wird,  wo  alle  vom  Objectiv  kommenden  Strahlen  un- 
gehindert die  kleine  Öffnung  in  der  Mitte  passiren.  Der  zu  untersuchende 
Nebel  wird  dann  mit  Hülfe  der  Keile  gänzlich  zum  Verschwinden  ge- 
bracht. Zur  Vergleichung  dient  eine  Normalkerze,  die  in  grosser  Ent- 
fernung auf  dem  Dache  eines  Hauses  aufgestellt  ist,  und  deren  Bild  mit 
demselben  Instrumente  wie  vorher  der  Nebel  betrachtet  wird.  Lidem  die- 
selbe Stellung  der  Keile  beibehalten  wird,  bei  der  das  Verschwinden  des 

1)  Phil.  Trans,  of  the  R.  Soc.  of  London.    1866,  p.  381. 

2)  American  Journal  of  ßcience.    3.  Ser.    Vol.  11  (1867),  p.  482. 

3)  Nature.    Vol.  21,  p.  346. 

27* 


420  m*  BeBultate  der  photometrisohen  Beobaohtongen  lim  Himmel. 

Nebels  beobachtet  war,  kann  nun  durch  Bewegung  des  Diaphragmas 
auch  das  Eerzenbild  ausgelöscht  werden;  die  Grösse  dieser  Verschiebung 
giebt  dann  nach  den  bekannten  Principien  der  Photometrie  ein  Mass  für 
das  Verhältniss  der  Flächenhelligkeiten  von  Nebel  und  Eerzenbild. 
Huggins  hat  auf  diese  Weise  den  Nebel  G.C.  Nr.  4628  =  h2098,  den 
Ringnebel  in  der  Leier  und  den  Dumbbell-Nebel  mit  der  Eerzenflamme 
verglichen,  und  seine  Messungen  ergeben,  wenn  die  Helligkeit  des  ersteren 
Nebels  mit  1  bezeichnet  wird,  die  Helligkeitswerthe : 
G.  C.  Nr.  4628  Helligkeit  =  1 
Ringnebel  >        =  \ 

Dumbbell-Nebel  >        =  TV- 

Natürlich  beziehen  sich  diese  Angaben  nur  auf  die  hellsten  Partien  der 
betreffenden  Nebel. 

Pickering  hat  zur  Beobachtung  der  kleinen  regelmässig  gestalteten 
Nebel,  insbesondere  der  sogenannten  planetarischen  Nebel,  das  folgende 
Verfahren  in  Vorschlag  gebracht.  Durch  ein  seitlich  an  dem  Hauptfem- 
rohre angebrachtes  Hülfsfernrohr  wird,  ähnlich  wie  bei  einem  der  frtther 
beschriebenen  Pickering'schen  Stemphotometer  (Seite  262),  das  Bild 
eines  hellen  Sternes  in  das  Gesichtsfeld  neben  den  zu  untersuchenden 
Nebel  gebracht,  und  durch  Verschiebung  des  HUlfsfemrohrobjectivs  (sowohl 
nach  dem  Brennpunkte  hin  als  von  demselben  hinweg)  wird  die  Flächen- 
helligkeit  des  in  eine  verwaschene  Scheibe  verwandelten  Sternes  der 
des  Nebels  gleichgemacht.  Die  Grösse  der  Verschiebung  giebt  ein  Mass 
für  das  Intensitätsverhältniss  der  beiden  Objecte.  Benutzt  man  denselben 
Stern  (mit  Vortheil  Messe  sich  z.  B.  bei  grösseren  Beobachtungsreihen 
der  Polarstem  verwenden)  zur  Vergleichung  mit  verschiedenen  Nebeln, 
so  erhält  man  aus  den  Verschiebungen  am  Hülfefemrohre  das  Verhältniss 
der  Flächenhelligkeiten  derselben.  Man  kann  dann  entweder  alle  Hellig- 
keiten auf  einen  bestimmten  Nebel  beziehen,  oder  man  kann  als  Einheit 
der  Flächenhelligkeiten,  wie  Pickering  vorschlägt,  die  Intensität  wählen, 
welche  das  Vergleichsternscheibchen  annimmt,  wenn  es  auf  einen  Raum 
von  1  Bogenminute  im  Durchmesser  ausgebreitet  ist.  Aus  dem  Verhältnisse 
der  Flächenhelligkeiten  verschiedener  Nebel  lässt  sich  endlich  noch,  mit 
Berücksichtigung  ihrer  Dimensionen,  das  Verhältniss  der  von  ihnen  aus- 
gesandten Gesammtlichtmengen  berechnen.  Pickering  hat  nach  dieser 
Methode  den  planetarischen  Nebel  B.D.  -|-  41^4004  mit  a  Cygni  veiglichen 
und  gefunden,  dass  der  Nebel  uns  590  mal  weniger  Licht  zusendet  als 
dieser  Stem,  und  dass  daher  seine  Gesammtintensität  der  eines  Stemes 
8.6  ter  Grösse  gleichkommt. 

Zur  Beobachtung  grösserer,  unregelmässig  gestalteter  Nebelflecke  hat 
Pickering  noch  eine  andere  Methode  empfohlen,  bei  welcher  das  Princip 


.   Die  Nebelflecke.  421 

des  Bunsen'schen  Photometers  benutzt  wird,  und  bei  welcher  es  sich  um 
die  Messung  der  Flächenhelligkeit  an  verschiedenen  Stellen  des  Nebels 
handelt  In  der  Praxis  scheint  diese  Methode,  die  kaum  einer  grossen 
Genauigkeit  fähig  sein  dürfte,  niemals  in  Anwendung  gekommen  zu  sein. 

Wesentlich  verschieden  davon  ist  eine  Methode,  die  Holden  zur 
Bestimmung  der  Flächenintensität  verschiedener  Partien  des  Orionnebels 
angewandt  hat  Zwischen  den  beiden  dem  Auge  zunächst  befindlichen 
Linsen  eines  terrestrischen  Oculars,  mit  welchem  der  Nebel  betrachtet 
wird,  befindet  sich  im  Brennpunkte  der  vordersten  Linse  ein  kleiner 
Silberspiegel.  Dieser  erhält  von  einem  seitlich  am  Bohre  befestigten 
Schirme,  der  durch  eine  bewegliche  Lampe  beleuchtet  wird,  diflFus  refleo- 
tirtes  Licht  und  erscheint,  durch  die  vorderste  Linse  betrachtet,  im  Gesichts- 
felde als  ein  kleiner  heller  Fleck,  der  auf  jede  Stelle  des  Nebels  projicirt 
werden  kann.  Durch  Verschiebung  der  Lampe  lässt  sich  die  Beleuchtung 
des  Schirmes  so  moderiren,  dass  der  helle  Fleck  mit  jeder  beliebigen 
Partie  des  Nebels  gleich  hell  gemacht  werden  kann.  Der  Betrag  der 
Verschiebung  liefert  das  Mass  für  das  Litensitätsverhältniss  der  ver- 
glichenen Theile  des  Nebels.  So  ungenau  diese  Methode  auch  sein  mag, 
so  giebt  sie  doch  eine  ungefähre  Vorstellung  von  der  Helligkeitsvertheilung 
innerhalb  des  Orionnebels.  Holden  glaubt  ans  seinen  Messungen  sogar 
auf  Helligkeitsvariationen  einzelner  Partien  schliessen  zu  dürfen;  doch 
bedarf  diese  Vermuthung  noch  weiterer  Bestätigung.  Anstatt  der  Holden- 
schen  photometrischen  Einrichtung  könnte  man  auch  mit  Vortheil  das 
ZöUner'sche  Photometer  benutzen,  wenn  man  die  DiaphragmenöflFnungen 
desselben  so  gross  wählte,  dass  an  Stelle  der  künstlichen  Sterne  zwei 
Lichtscheibchen  im  Gesichtsfelde  erschienen.  Man  würde  diese  Scheib- 
chen entweder  auf  gleiche  Helligkeit  mit  verschiedenen  TheUen  des 
Nebels  bringen,  oder  man  könnte  auch  in  ähnlicher  Weise,  wie  es  z.  B. 
von  mehreren  Beobachtern  bei  Vergleichung  einzelner  Stellen  der  Mond- 
oberfläche bereits  versucht  worden  ist,  diese  Scheibchen  auf  den  Nebel 
selbst  projiciren  und  so  lange  schwächen,  bis  sie  auf  der  betreffenden 
Stelle  vollkommen  verschwinden.  Grosse  Genauigkeit  lässt  sich  freilich 
bei  keinem  dieser  Verfahren  erwarten. 

Etwas  besseren  Erfolg  verspricht  bei  der  Helligkeitsbestimmung 
solcher  ausgedehnten  Nebel  die  Anwendung  der  Photographie.  W.  H. 
Pickering >)  hat  eine  sehr  ausführliche  Untersuchung  über  die  photo- 
graphische Helligkeit  des  Orionnebels  angestellt  nach  einem  Verfahren, 
ähnlich  dem  bei  den  photographischen  Intensitätsbestimmungen  des  Corona- 
lichtes    erwähnten.      Eine    siebartig    durchlöcherte    dünne    Metallplatte 


1)  Annals  of  the  Astr.  Obs.  of  Harvard  CoUege.   Vol.  32,  part  I,  p.  57. 


422  in.  Resultate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

wird  in  die  Brennebene  des  Femrohrs  unmittelbar  vor  die  dort  ange- 
brachte photographische  Platte  gesetzt,  auf  welcher  das  Bild  des  Nebels 
aufgenommen  werden  soll.  Dieses  photographische  Bild  besteht  dann 
aus  einer  Anzahl  von  verschieden  intensiven  Punkten,  von  denen  jeder 
einer  anderen  Stelle  des  Nebels,  die  sich  durch  Vergleichnng  mit  einer 
zweiten  ohne  die  Metallplatte  gemachten  Aufnahme  leicht  bestimmen 
lässt,  entspricht.  Als  Vergleichslicht  dient  eine  Normallampe  (Carcel- 
lampej,  aus  deren  Flamme  ein  bestimmter  Theil  herausgeblendet  ist. 
Auf  den  Band  derselben  photographischen  Platte,  auf  welcher  der  Nebel 
aufgenommen  wird,  werden  nun  von  dieser  Lampenöffnung  mit  vorge- 
setzter durchlöcherter  Metallscheibe  eine  Anzahl  von  Aufnahmen  gemacht, 
wobei  jedesmal  die  Intensität  der  Lampe  durch  Änderung  der  Expositions- 
zeit oder,  da  dieses  Verfahren  zu  Fehlem  Anlass  giebt,  durch  irgend  eine 
photometrische  Einrichtung  (Nicolprismen,  rotirende  Scheiben  u.  s.  w.)  um 
einen  messbaren  Betrag  verändert  werden  kann.  Die  Vergleichnng  der 
von  verschiedenen  Stellen  des  Nebels  herrührenden  Punkte  auf  der  Platte 
mit  den  von  der  Vergleichslampe  erzeugten  Punkten  ermöglicht  dann  die 
Bestimmung  des  Helligkeitsverhältnisses  der  betrachteten  Nebelpartien 
und  die  Feststellung  der  Linien  von  gleicher  Helligkeit  auf  dem  Nebel. 
Das  ganze  Verfahren  ist  der  Beachtung  werth  und  kann  ohne  Zweifel 
noch  in  mancher  Hinsicht  vervollkommnet  werden. 

Von  allen  im  Vorangehenden  erwähnten  Vorschlägen  zu  photometri- 
schen Nebelbeobachtungen  scheint  der  Huggins'sche  am  empfehlens- 
werthesten  zu  sein ;  namentlich  bei  den  ausgedehnten  Nebelflecken  dürfte 
die  Anwendung  des  Keilphotometers  die  besten  Resultate  versprechen. 
Bei  den  planetarischen  und  ganz  regelmässig  gestalteten  kleinen  Nebeln 
wäre  vielleicht  noch  besser  das  Zöllner'sche  Photometer  zu  benutzen, 
mit  der  bereits  bei  den  Cometenbeobachtungen  erwähnten  Modification, 
dass  an  Stelle  der  künstlichen  Sterne  künstliche  Nebelflecke  verwendet 
werden.  Dieselben  können  gewissen  Classen  von  Nebeln  am  Himmel 
so  vollkommen  ähnlich  gemacht  werden,  dass  die  photometrische  Bestimmung 
solcher  Objecte  mit  grosser  Genauigkeit  ausführbar  ist. 

Der  Hauptwerth  exacter  Helligkeitsmessungen  an  Nebelflecken  liegt 
oflFenbar  darin,  dass  sie  die  Möglichkeit  gewähren,  etwaige  Lichtverände- 
rangen  zu  constatiren.  Gerade  bei  diesen  noch  in  einem  frühen  Ent- 
wicklungsstadium befindlichen  Himmelskörpern  dürften  solche  Änderungen 
von  vornherein  durchaus  wahrscheinlich  sein.  Von  Seiten  verschiedener 
geübten  Beobachter  sind  auch  in  der  That  bereits  Lichtschwankungen 
bei  einigen  Nebeln  vermuthet  worden,  allerdings  lediglieh  auf  Grand  von 
Helligkeitsschätzungen  oder  gar  nur  von  Notizen  über  die  Deutlichkeit 
des  Sichtbarseins.    Bei  dem  schwer  controlirbaren  Einfluss,  den  einerseits 


Die  Nebelflecke.  423 

die  atmosphärischen  Zustände,  andererseits  die  angewandten  optischen 
Httlfsmittel,  namentlich  die  Vergrösserung,  auf  die  Sichtbarkeit  der  Nebel- 
flecke ausüben,  müssen  solche  blossen  Schätzungsangaben  mit  der  aller- 
äussersten  Vorsicht  aufgenommen  werden,  und  es  unterliegt  keinem  Zweifel, 
dass  bei  den  meisten  der  für  variabel  erklärten  Nebel  die  beobachteten 
Helligkeitsunterschiede  auf  solche  Einflüsse  zurückzuführen  sind. 

Mit  einiger  Sicherheit  kann  man  bisher  eigentlich  nur  von  drei  Nebeln 
die  Veränderlichkeit  behaupten;  und  auch  bei  diesen  ist  es  gegenwärtig  noch 
unmöglich,  den  Betrag  der  Helligkeitsschwankungen  zahlenmässig  anzu- 
geben und  irgend  eine  Gesetzmässigkeit  des  Lichtwechsels  aufzufinden. 
Der  eclatanteste  Fall  ist  der  berühmte  Hind^sohe  Nebel  (Nr.  1555  in 
Dreyers  »New  General  Catalogue  of  nebulae«;  Position  für  1860,0: 
a  =  4^  13"»  48'  und  (J  =  +  19°  11  .'2).  Dieser  Nebel  wurde  im  Jahre  1852 
von  Hind  als  ein  ziemlich  schwaches  Object  mit  einem  Durchmesser  von 
nicht  mehr  als  30"  entdeckt.  In  den  folgenden  Jahren  wurde  er  von 
verschiedenen  Beobachtern,  zum  Theil  mit  massigen  Instrumenten,  leicht 
gesehen,  und  d'Arrest  bezeichnete  ihn  1855  und  1856  sogar  als  sehr 
hell.  Dagegen  konnte  ihn  Schönfeld  im  Jahre  1861  mit  dem  acht- 
füssigen  Refractor  der  Mannheimer  Sternwarte  nicht  auffinden,  und  auch 
d'Arrest  gelang  es  in  diesem  und  dem  folgenden  Jahre  nicht,  im  Kopen- 
hagener Refractor  eine  Spur  von  dem  Nebel  wahrzunehmen.  Mit  dem 
LasselPschen  Teleskop  auf  Malta  und  dem  Pulkowaer  Refractor  wurde 
das  Object  noch  in  den  folgenden  Jahren  mit  Mühe  erkannt,  aber  im 
Jahre  1 868  war  es  auch  für  das  Pulkowaer  Instrument  gänzlich  unsicht- 
bar. Später  scheint  man  dem  Nebel  keine  weitere  Beachtung  geschenkt 
zu  haben,  und  erst  in  der  allerneuesten  Zeit  ist  von  Burnham')  und 
Barnard ^)  von  Neuem  auf  denselben  aufmerksam  gemacht  worden.  Mit 
dem  36-Zöller  der  Lick-Stemwarte  konnten  diese  beiden  Beobachter  im 
Jahre  1890  und  später  im  Februar  1895  den  Nebel  deutlich  wahrnehmen, 
und  Barnard  glaubt  sogar  behaupten  zu  können,  dass  er  1895  etwas 
heller  gewesen  ist  als  1890.  Im  September  1895  hat  Barnard  noch 
mehrere  Male  nach  dem  Nebel  gesucht,  ohne  dass  es  ihm  gelungen  ist, 
die  geringste  Spur  davon  zu  sehen.  Das  Object  ist  also  gegenwärtig 
auch  für  das  mächtige  Lickfemrohr  unsichtbar,  und  es  unterliegt  daher 
keinem  Zweifel,  dass  seine  Lichtstärke  sich  verändert  hat.  In  unmittel- 
barer Nähe  des  Hind'schen  Nebels  (etwa  2'*  folgend  und  26"  nördlicher) 
steht  der  veränderliche  Stern  T  Tauri,  welcher  von  den  beiden  genannten 
Beobachtern  in  der  neuesten  Zeit  ebenfalls  als  Nebelstem  erkannt  worden 


1)  Monthly  Notices.  Vol.  51,  p.  94. 

2)  Monthly  Notices.   Vol.  55,  p.  442;  Vol.  56,  p.  66. 


424  ni.  ResTÜtate  der  photometrisohen  Beobachtangen  am  Himmel. 

ist  Im  Jahre  1890,  als  der  Stern  sich  im  Minimum  der  Lichtstärke 
befand,  bildete  er  den  deutlichen  Kern  eines  sehr  kleinen,  ziemlich  hellen, 
länglich  geformten  Nebels;  dagegen  war  im  Februar  1895,  wo  der  Stern 
selbst  viel  heller  war,  nur  eine  ganz  schwache  Andeutung  von  difiuser 
Nebelmasse  um  denselben  zu  erkennen. 

Der  zweite  Nebel,  bei  welchem  zweifellos  ebenfalls  eine  merkliche 
Helligkeitsänderung  vor  sich  gegangen  ist,  steht  merkwürdiger  Weise 
ganz  in  der  Nähe  des  Hind'schen  Nebels.  Es  ist  dies  Nr.  1 554  des  Dreyer- 
schen  Catalogs  (Position  für  1860.0:  a  =  4^13"'33«  und  J  =  +  19°ll/0). 
Er  wurde  1868  von  0.  Struve  aufgefunden  und  nachher  mehrere  Male 
von  d'Arrest  beobachtet,  welcher  sicher  zu  sein  glaubte,  dass  früher  an 
dieser  Stelle  kein  Nebel  vorhanden  gewesen  war.  D'Arrest  bezeichnete 
ihn  als  ziemlich  klein  und  fast  rund  mit  excentrischem  Kern  und  schätzte 
ihn  schwächer  als  den  Hind'schen  Nebel,  etwa  der  Herscherschen 
Classe  n  angehörig.  Im  Jahre  1877  (November  8)  konnte  Tempel  in 
Arcetri  den  Struve'schen  Nebel  noch  deutlich  erkennen,  dagegen  sah 
er  ihn  am  12.  December  desselben  Jahres  nicht  mehr,  und  nur  zwei 
schwache  Sternchen  waren  an  der  Stelle  des  Nebels  sichtbar,  von  denen 
der  eine  auch  bereits  im  November  bemerkt  worden  war.  Im  Jahre  1890 
haben  Burnham  und  Barnard  mit  dem  grossen  Lickfernrohr  den  Nebel 
nicht  mehr  aufgefunden,  und  auch  1895  war  er  unsichtbar;  von  den  beiden 
Tempel'schen  Sternchen  Hess  sich  nur  der  eine  constatiren.  Es  unterliegt 
keinem  Zweifel,  dass  der  Struve'sche  Nebel  ebenso  wie  der  Hind'sche 
gegenwärtig  gänzlich  unsichtbar  geworden  ist.  Die  ganze  Umgebung 
dieser  beiden  merkwürdigen  Objecte  verdient  andauernd  die  sorgfältigste 
Beachtung  von  Seiten  der  Astronomen. 

Der  dritte  als  verbürgt  zu  betrachtende  Fall  eines  veränderlichen 
Nebels  stützt  sich  zwar  nur  auf  das  Zeugniss  eines  einzigen  Beobachters, 
aber  die  Angaben  sind  so  klar,  dass  an  der  Bealität  kaum  zu  zweifeln 
ist  Im  Jahre  1888  entdeckte  Barnard*)  mit  dem  12-Zöller  der  Lick- 
Stemwarte  einen  kleinen  ziemlich  hellen  Nebel,  der  in  keinem  Gataloge 
zu  finden  war,  und  den  er  etwa  einem  Sterne  9.  bis  10.  Grösse  gleich 
schätzte.  Seine  Position  wurde  genau  bestimmt  und  ergab  sich  für 
1880.0  zu:  a  =  0»»37"»55!7  und  d  =  —  8^48.'!.  Drei  Jahre  später  war 
dieser  Nebel  mit  demselben  Instrumente  nur  äusserst  schwierig  aufzufinden 
und  ist  auch  bis  heutigen  Tages  ein  ganz  schwaches  Object  geblieben. 

Ausser  den  drei  angeführten  Nebeln  sind  noch  viele  der  Veränder- 
lichkeit verdächtigt  worden,  von  denen  hier  zum  Schlüsse  noch  zwei 
namhaft  gemacht   werden   sollen,    weil  bei  ihnen  die  Möglichkeit  von 


IJ  Monthly  Notices.    Vol.  55,  p.  451. 


Die  Helligkeitsverzeichnisse  der  Fixsterne.  425 

periodischen  Lichtschwankangen  vorhanden  ist  Es  sind  dies  die  beiden 
Nebel  Nr.  955  und  Nr.  3666  in  Dreyers  Nebelcatalog  oder  h229  und 
h882  (Positionen  1860.0:a  =  2^23™26»,  ä  =  — 1°44.'0  resp.  a=  IIMT'^IO», 
J  =  +  12°6'.6).  Winnecke^)  hat  die  wichtigsten  Beobachtungsangaben 
über  diese  beiden  Objecto  zusammengestellt,  und  es  geht  daraus  Folgendes 
hervor.  Der  erstere  Nebel  ist  von  den  beiden  Herschel  1785  resp.  1827 
als  pB  bezeichnet  worden,  dagegen  ist  er  1856  von  d'Arrest  sehr 
schwach  genannt  und  1861  von  Schön feld  und  ebenso  später  1865  von 
Vogel  vergeblich  gesucht  worden;  1868  wurde  er  von  Schönfeld  wieder 
deutlich  gesehen  und  1877  von  Winnecke  sogar  als  »recht  hell«  be- 
zeichnet; im  Jahre  1887  war  er  noch  ein  leidlich  helles  Object  Der 
andere  Nebel,  den  W.  Herschel  vB  nannte,  ist  von  J.  Herschel 
1830  und  1831  wiederholt  als  F  oder  sogar  eF  aufgeführt;  Win- 
necke rechnete  ihn  1878 — 1879  wieder  zur  zweiten  Herschel'schen  Classe, 
während  Dreyer  ihn  1887  nur  mit  der  grössten  Schwierigkeit  wahr- 
nehmen konnte. 

Die  periodische  Variabilität  scheint  hiemach  bei  beiden  Objecten 
ziemlich  sicher  zu  sein,  und  es  ist  zu  hoffen,  dass  durch  exacte  photo- 
metrische Messungen  die  Dauer  der  Periode  und  der  Betrag  der  Licht- 
änderung festgestellt  werden  kann. 


Capitel  V. 

Die  Fixsterne. 


L   Die  Helligkeitsverzeiehnisse  der  Fixsterne. 

Genaue  Helligkeitsbestimmungen  einer  möglichst  grossen  Anzahl 
von  Fixsternen  haben  in  zweifacher  Hinsicht  hohen  Werth.  Erstens 
gewähren  sie  in  Ermanglung  von  genügend  zahlreichen  zuverlässigen 
Parallaxenbestimmungen  das  einzige  Mittel,  uns  unter  Zuhülfenahme  von 
plausibelen  Hypothesen  eine  Vorstellung  von  der  wirklichen  Vertheilung 


i;  Monthly  Notices.    Vol.  38,  p.  104.  —  Außserdem  Aßtr.  Nachr.  Bd.  96,  Nr.  2293. 


426  ni.  Besultate  der  photometrischen  Beobachtangen  am  Himmel. 

der  Sterne  im  Räume  und  von  der  Anordnung  des  Weltalls  zu  bilden; 
und  zweitens  geben  sie  uns  Aufschluss  über  Veränderungen,  welche  in 
der  physischen  BeschaflFenhei);  der  Gestirne  vor  sich  gehen.  In  letzterer 
Beziehung  handelt  es  sich  nicht  nur  um  die  Auffindung  aller  mit  dem 
speciellen  Namen  »Veränderliche«  bezeichneten  Objecte,  bei  denen  Licht- 
schwankungen von  grösserem  oder  geringerem  Betrage  schon  in  ver- 
hältnissmässig  sehr  kurzen  Zeiträumen  beobachtet  werden  können,  sondern 
von  viel  grösserer  Tragweite  ist  die  Entscheidung  der  Frage,  ob  im  Laufe 
der  Jahrhunderte  eine  gleichmässige  Zunahme  oder  Abnahme  des  Lichtes 
bei  sämmtlichen  Fixsternen  oder  wenigstens  in  bestimmten  Begionen  des 
Himmelsraumes  und  bei  gewissen  Classen  von  Sternen,  beispielsweise  bei 
denjenigen  von  gleicher  Färbung,  stattfindet.  Da  ein  Stillstand  in  dem 
Entwicklungsprocesse  emes  Weltkörpers  undenkbar  ist,  so  wird  man 
ohne  Weiteres  zu  der  Annahme  berechtigt  sein,  dass  auf  jedem  Fixsterne 
Veränderungen  vor  sich  gehen,  die  sich,  wenn  auch  möglicherweise  erst 
nach  vielen  Jahrtausenden,  durch  ein  Anwachsen  oder  eine  Verminderung 
der  Leuchtkraft  offenbaren  mlissen. 

Der  Photometrie  ist  seit  wenigen  Jahrzehnten  ein  mächtiger  Bundes- 
genosse entstanden  in  der  Spectralanalyse,  welche  sich  nicht  mit  der  Unter- 
suchung der  Quantität,  sondern  der  Qualität  des  von  den  Fixsternen  zu  uns 
gelangenden  Lichtes  beschäftigt  und  uns  gelehrt  hat,  dass  die  Gestirne  sich 
in  ganz  verschiedenen  Entwicklungsstadien  hinsichtlich  ihrer  physischen 
Beschaffenheit  befinden.  Noch  ist  dieser  blühende  Zweig  der  Astrophysik 
viel  zu  jung,  um  auch  nur  den  kleinsten  Theil  aller  dabei  auftretenden 
Fragen  zu  entscheiden.  In  absehbarer  Zeit  ist  gar  nicht  daran  zu  denken, 
dass  das  Spectroskop  sicheren  Aufschluss  darüber  geben  könnte,  ob  bei  allen 
Fixsternen  ein  gleicher  Entwicklungsgang  vorausgesetzt  werden  darf,  und 
zwar  in  dem  Sinne,  dass  alle  Spectra  der  ersten  Classe  allmählich  in 
solche  der  zweiten  und  diese  wieder  in  solche  der  dritten  Classe  über- 
gehen, dass  also  eine  allmähliche  Abkühlung  und  infolge  dessen  auch  Licht- 
abnahme aller  Fixsterne  eintritt,  oder  ob  entsprechend  den  Lockyer'schen 
Hypothesen  ebenso  oft  Übergänge  aus  niederen  in  höhere  Spectralclassen 
wie  umgekehrt  vorkommen,  und  ob  demnach  Zunahme  der  Temperatur 
bei  einem  Theile  der  Fixsterne  ebenso  wahrscheinlich  ist  wie  Abkühlung 
bei  den  übrigen.  Auch  darf  nicht  vergessen  werden,  dass  bei  dem  gegen- 
wärtigen Stande  der  instrumenteilen  Hülfsmittel  vorläufig  nur  an  den  helleren 
Fixsternen  sichere  spectralanalytische  Untersuchungen  möglich  sind.  Bei 
dem  unermesslichen  Heere  der  schwächeren  Sterne  werden  wir  voraus- 
sichtlich noch  auf  lange  Zeit  hinaus,  wenn  wir  nach  Veränderungen  in 
ihrer  physischen  Beschaffenheit  fragen,  lediglich  auf  photometrische 
Messungen  angewiesen   sein.    Es  geht  daraus .  hervor,   dass   es  Pflicht 


Die  Helligkeitsverzeiohnisse  der  Fixsterne.  427 

jedes  Zeitalters  sein  sollte,  ein  möglichst  getreues  Bild  von  den  Helligkeits- 
verhältnissen  am  Fixstemhimmel  zu  entwerfen  und  damit  den  kommenden 
Geschlechtern  das  Material  zu  weiteren  erfolgreichen  Forschungen  zu  liefern. 
Im  hohen  Grade  befremdlich  bleibt  es,  dass  diese  Erkenntniss  so  wenig  be- 
herzigt worden  ist,  und  dass  die  Entwicklung  der  Fixstemphotometrie  un- 
endlich weit  hinter  der  anderer  Zweige  der  Astronomie  zurückgeblieben  ist. 
Der  älteste  Positionscatalog  von  Fixsternen,  den  wir  im  Almagest 
des  Ptolemäus  besitzen,  ist  zugleich  auch  das  erste  Helligkeits- 
verzeichniss.  Aber  während  von  der  Zeit  des  Ptolemäus  an  in  Bezug 
auf  die  Positionsbestimmungen  der  Sterne  ein  stetiger  Fortschritt  zu  er- 
kennen ist,  bis  zu  dem  relativ  hohen  Grade  der  Vollkommenheit,  der 
heute  erreicht  ist,  kann  in  Bezug  auf  die  Helligkeitsbestimmungen  der 
Fixsterne  bis  fast  in  die  Mitte  des  gegenwärtigen  Jahrhunderts  nur  ein 
vollkommener  Stillstand  constatirt  werden.  Die  im  Jahre  1843  erschienene 
Uranometria  nova  von  Argelander  giebt  die  Intensität  der  Sterne 
nach  blossen  Schätzungen  in  fast  denselben  unvollkommenen  Unterab- 
theilungen an,  welche  bereits  die  Beobachter  des  Almagest  eingeftihrt 
hatten.  Der  Fortschritt  von  den  Zeiten  des  Ptolemäus  bis  zu  Argelander 
ist  ausserordentlich  unbedeutend.  Die  Sicherheit  der  Helligkeitsangaben 
zu  beiden  Epochen  ist  so  gering,  dass  es  unmöglich  sein  würde,  säculare 
Helligkeitsänderungen  von  nicht  allzu  grossem  Betrage  zu  entdecken. 
Innerhalb  dieses  langen  Zeitraumes  kann  von  einer  eigentlichen  Fixstem- 
photometrie nicht  die  Rede  sein;  eine  solche  datirt  erst  von  J.  Herschel, 
Seidel  und  Zöllner,  welche  zuerst  photometrische  Apparate  auf  den 
Fixsternhimmel  angewendet  und  wirkliche  Helligkeitscataloge  aufgestellt 
haben.  Warum  das  Beispiel  dieser  Männer  bis  in  die  Neuzeit  noch  nicht 
diejenige  Nachahmung  gefunden  hat,  die  der  Wichtigkeit  des  Gegen- 
standes entspricht,  und  warum  auch  heute  noch  ein  grosser  Theil  der 
Astronomen  der  Photometrie  der  Fixsterne  gleichgültig  gegenübersteht, 
ist  schwer  zu  sagen  und  um  so  unbegreiflicher,  als  gerade  die  Pflege 
dieses  Zweiges  verhältnissmässig  bescheidene  instrumentelle  Hülfsmittel 
erfordert,  wie  sie  auch  der  kleinsten  Sternwarte  zu  Gebote  stehen  würden. 
Vielleicht  liegt  der  Grund  zum  Theil  darin,  dass  viele  Astronomen  den 
blossen  Helligkeitsschätzungen  einen  übertriebenen  Werth  beilegen,  da- 
gegen den  verschiedenen  photometrischen  Instrumenten  ein  gewisses  Miss- 
trauen entgegenbringen.  Jedenfalls  ist  es  eine  bedauerliche  Thatsache, 
dass,  während  heutzutage  für  mehrere  Hunderttausende  von  Sternen  die 
allergenauesten  Positionen  bekannt  sind,  wir  kaum  für  den  dreissigsten 
Theil  derselben  photometrisch  bestimmte  Helligkeitsangaben  besitzen,  die 
noch  dazu  fast  alle  den  Bemühungen  einer  einzigen  Sternwarte,  der  des 
Harvard  College  in  Cambridge  (Amerika),  zu  verdanken  sind.     Gerade 


428  IH-  Besnltate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel 

auf  einem  so  aasgedehnten  Gebiete  lassen  sich  nur  durch  ein  planmässiges 
Znsammenwirken  grosse  Fortschritte  erzielen. 

Im  Folgenden  soll  eine  kritische  Übersicht  über  die  wichtigsten 
Helligkeitsverzeichnisse  von  Fixsternen,  die  wir  besitzen,  gegeben  werden, 
und  zwar  in  erster  Linie  über  diejenigen,  welche  auf  blossen  Schätzungen 
beruhen,  zweitens  über  diejenigen,  welche  aus  photometrischen  Messungen 
hergeleitet  sind;  endlich  sollen  die  Beziehungen  erörtert  werden,  welche 
zwischen  diesen  beiden  Classen  von  Helligkeitscatalogen  existiren. 

a.    Helligkeitsverzeichnisse,  welche  auf  Grössenschätzungen 

beruhen. 

Das  älteste  Helligkeitsverzeichniss,  welches  bis  auf  unsere  Zeiten  ge- 
kommen ist,  findet  sich,  wie  schon  erwähnt,  in  der  ^eyakrj  avvva^ig  des 
Ptolemäus.  Die  Epoche,  welche  Ptolemäus  seinem  Cataloge  zuschreibt, 
ist  etwa  das  Jahr  1 38  n.  Chr. ;  es  steht  aber  fest,  dass  die  Beobachtungen, 
auf  welchen  der  Catalog  beruht,  nicht  von  Ptolemäus  selbst  herrühren, 
sondern  aus  einer  viel  früheren  Zeit  stammen.  Die  Meisten  schreiben  sie 
dem  Hipparch  (etwa  150  v.  Chr.),  einige  sogar  einem  noch  früheren 
Astronomen,  dem  Endo xus  (etwa  366  v.  Chr.),  zu.  Für  die  Beurtheilung 
der  Genauigkeit  der  Positionen  ist  diese  Streitfrage  von  der  allergrössten 
Wichtigkeit,  während  sie  in  BetreflF  der  Helligkeitsangaben  von  geringerem 
Belange  ist.  In  dieser  Beziehung  genügt  die  Angabe,  dass  der  Ptole- 
mäus'sche  Catalog  ein  Bild  von  den  Helligkeitsverhältnissen  der  helleren 
Sterne  ungefähr  zu  Beginn  der  christlichen  Zeitrechnung  giebt  Heutzutage 
ist  man  wohl  kaum  noch  im  Zweifel,  dass  der  Hauptwerth  dieses  Cataloges 
gerade  in  der  Eintheilung  der  Sterne  nach  ihren  Intensitäten  besteht,  und  es 
ist  in  hohem  Grade  bemerkenswerth,  dass  die  von  Ptolemäus  eingeführte 
Classificirung  mit  geringen  Modificationen  bis  jetzt  beibehalten  worden 
ist.  Ptolemäus  hat  zuerst  das  Wort  iniye&og  (Grösse)  für  die  Bezeichnung 
der  Sternhelligkeiten  benutzt  und  hat  für  die  mit  blossem  Auge  sichtbaren 
Sterne,  die  bei  ihm  allein  in  Betracht  kommen  konnten,  ganz  willkürlich 
sechs  Hauptabtheilungen  oder  Grössenclassen  (er  hätte  natürlich  ebenso 
gut  auch  deren  acht  oder  zehn  wählen  können)  festgesetzt,  indem  er  die 
allerhellsten  Objecte  am  Himmel  Sterne  erster  Grösse,  die  schwächsten 
Sterne  sechster  Grösse  nannte  und  die  dazwischen  liegenden  so  einzu- 
theilen  suchte,  dass  der  Helligkeitsunterschied  zwischen  zweiter  und  dritter 
Grösse  ungefähr  ebenso  gross  wurde,  wie  der  zwischen  dritter  und  vierter 
Grösse  u.  s.  w.  Eine  Gefahr,  die  bei  einem  derartigen  Eintheilungsver- 
suche,  überhaupt  bei  allen  blossen  Helligkeitsschätzungen,  sofort  auftritt, 
liegt  darin,  dass  die  Zahl  der  schwächeren  Sterne  am  Himmel  beträchtlich 


HelligkeitsveneichniBse,  welche  auf  Gr(588eii8chStzQiig6n  beruhen.         429 

grösser  ist  als  die  der  helleren.  Infolge  dessen  wird  das  Auge  von  yorn- 
herein  yersncht  sein,  bei  den  weniger  häufig  vertretenen  eine  verhältniss- 
massig  grössere  Zahl  zu  einer  Hauptclasse  zusammenzufassen,  als  bei 
den  schwächeren,  und  es  kann  daher  sehr  leicht  kommen,  dass  die  ein-^ 
geführte  Helligkeitsscala  eine  ungleichmässige  wird.  Wir  kommen  hierauf 
später  noch  ausführlicher  zurück. 

In  den  älteren  Handschriften  des  Almagest  finden  wir  bei  einer  An- 
zahl von  Sternen  zu  der  Zahl,  welche  die  Grösse  angiebt,  noch  die  Buch- 
staben /(  ((.ielCcov)  oder  i  [kXdaawv)  hinzugefügt.  Diese  Buchstaben  be- 
deuten, dass  der  betreifende  Stern  heller  oder  schwächer  ist  als  die 
angegebene  volle  Grössenclasse.  Die  Beobachter  des  Almagest  haben  also 
das  Unzulängliche  einer  Eintheilung  in  nur  sechs  verschiedene  Haupt- 
classen  bereits  geftihlt  und  versucht,  Unterabtheilungen  einzuführen,  offen- 
bar mit  der  Absicht,  dass  auch  diese  Unterabtheilungen  einem  ganz  regel- 
mässigen Helligkeitsverlaufe  entsprechen  sollten.  Dass  erst  durch  diese 
Zwischenstufen  der  Helligkeitscatalog  des  Ptolemäus  seinen  vollen  Werth 
erhält,  liegt  auf  der  Hand,  und  es  ist  zu  bedauern,  dass  in  den  beiden 
am  meisten  verbreiteten  Ausgaben  des  Ptolemäus'schen  Stemverzeichnisses, 
sowohl  in  der  Halmas  als  in  der  Bailys,  die  Bezeichnung  der  Zwischen- 
stufen fortgelassen  ist.  Die  verschiedenen  Handschriften  des  Almagest 
zeigen  leider  in  BetreflF  der  hmzugefttgten  in  und  i  beträchtliche  Unter- 
schiede; häufig  stehen  die  Buchstaben  zwischen  zwei  aufeinander  folgenden 
Zeilen,  so  dass  nicht  zu  entscheiden  ist,  zu  welcher  derselben  sie  gehören, 
bei  manchen  Sternen  sind  sie  ganz  fortgelassen,  an  anderen  Stellen  sind 
sie  wahrscheinlich  miteinander  vertauscht  u.  s.  w.  Peirce^)  hat  eine 
sehr  dankenswerthe  Vergleichung  zwischen  acht  der  bekanntesten  Hand- 
schriften des  Ptolemäus  ausgeftlhrt  und  kommt  dabei  zu  dem  Besultate, 
dass  die  aus  dem  9.  Jahrhundert  stammende  Handschrift  Nr.  2389  in  der 
Sammlung  der  Biblioth^que  nationale  zu  Paris,  welche  auch  der  Halma'schen 
Ausgabe  zu  Grunde  gelegen  hat,  bei  weitem  die  zuverlässigste  ist  und  nur 
in  vier  Fällen  in  BetreflF  der  fxelKwv  und  ilaaawv  irrt.  Aus  dem  Um- 
stände, dass  nach  der  Peirce'schen  Identificirung  von  den  sämmtlichen 
1028  Sternen,  welche  nach  Bailys  Zählung  der  Almagest  enthält,  nur 
154  den  neun  bei  Ptolemäus  vorkommenden  Zwischenstufen  angehören, 
während  die  übrigen  sämmtlich  den  sechs  vollen  Grössenclassen  zugetheilt 
werden,  geht  übrigens  zur  GenUge  hervor,  dass  der  Ptolemäus'sche  Hellig- 
keitscatalog kein  vollkommen  homogenes  Material  enthält.  Nur  für 
einen  Bruchtheil  der  Sterne  sind  engere  Intensitätsintervalle  eingeftihrt 
worden;  bei  dem  Gros  der  Sterne  schreiten  die  Unterschiede  von  Grössen- 


1)  Annals  of  the  Astr.  Obs.  of  Harvard  College.   Vol.  9,  p.  39. 


430  in.  Rasnltate  der  pbotometriBcben  Beobachtungen  am  HimmeL 

classe  zu  Grössenclasse  vorwärts.  Die  häufig  wiederkehrende  Angabe, 
dass  der  Almagest  die  Helligkeiten  der  Sterne  in  Drittelgrössenclassen 
enthalte,  ist  also  in  dieser  allgemeinen  Form  nicht  richtig.  Bei  einem 
grossen  Theile  der  Ptolemäns'schen  Sterne  ist  überdies  infolge  nngenaner 
Ortsangabe  die  Identificimng  schwierig.  Pickering ^)  hat  bei  einer  Ver- 
gleichnng  der  Stemgrössen  des  Almagest  mit  den  photometrischen  Messungen 
auf  dem  Harvard  Observatorium  nach  Ausschluss  aller  nicht  mit  absoluter 
Sicherheit  zu  identificirenden  Objecte  nur  757  von  den  Sternen  des 
Ptolemäus  benutzt,  darunter  111,  bei  denen  Zwischenstufen  angegeben 
sind.  Aus  der  Pickering'schen  Vergleichung  geht  hervor,  dass  die  ein- 
zelnen HelligkeitsabtheiluDgen  keineswegs  gleichmässig  sind,  und  dass, 
wie  von  vornherein  zu  erwarten  stand,  bei  den  helleren  Sternen  eine 
Grössenclasse  ein  viel  grösseres  Helligkeitsintervall  umfasst,  als  bei  den 
schwächeren  Objecten.  Femer  zeigt  sich,  dass  zwischen  je  zwei  benach- 
barten Unterabtheilungen  nur  ganz  geringe  Intensitätsunterschiede  vor- 
handen sind,  und  dass  also  die  Bezeichnungen  3  c  und  4fi,  ebenso  4^ 
und  5.a  u.  s.  w.  fast  dasselbe  besagen;  es  kann  also  schon  aus  diesem 
Grunde  nicht  von  einer  Eintheilung  in  Drittelgrössen  bei  Ptolemäus  die 
Rede  sein.  Für  den  wahrscheinlichen  Fehler  einer  Helligkeitsangabe  des 
Almagest  wird  man  nach  Pickering  die  Zahl  =t  0.3  Grössenclassen  an- 
nehmen dürfen. 

Ein  Zeitraum  von  ungefähr  800  Jahren  liegt  zwischen  dem  Er- 
scheinen des  Almagest  und  dem  Zeitalter  des  persischen  Astronomen 
Abd-al-Bahman  Al-Süfi,  der  von  903—986  lebte  und  uns  in  seinem 
Werke  »Beschreibung  der  Gestirne«  einen  Helligkeitscatalog  hinterlassen 
hat.  Dieses  Werk,  früher  nicht  genug  beachtet,  ist  erst  durch  die  vor- 
treflfliche  Übersetzung  Schjellerups  ein  Gemeingut  der  Astronomen 
geworden.  Süfi  hat  zwar  seinem  Werke  den  Catalog  des  Ptolemäus  zu 
Grunde  gelegt,  sich  aber  keineswegs  vollständig  von  demselben  beein- 
flussen lassen.  Er  hat  nicht  nur  die  Örter  des  Almagest  einer  Prüfung 
unterworfen,  sondern  vor  Allem  die  Helligkeiten  der  Sterne  revidirt,  und 
man  kann  wohl  mit  Sicherheit  annehmen,  dass  er  uns  ein  Bild  des 
Fixstemhimmels  überliefert  hat,  wie  es  sich  den  Blicken  seiner  Zeit- 
genossen zeigte.  Es  scheint  sogar  fast,  als  wäre  die  Ermittlung  der 
Stemgrössen  der  Hauptzweck  seiner  Arbeit  gewesen.  Der  Catalog  ent- 
hält 1145  Objecte,  es  sind  also  zu  den  Sternen  des  Almagest  noch  einige, 
meist  schwächere,  hinzugenommen  worden.  Die  Grössenscala  des  Ptole- 
mäus ist  unverändert  beibehalten,  und  es  trifft  daher  im  Grossen  und 
Ganzen  dasselbe  zu,  was  oben  bemerkt  wurde.    Die  Zwischenstufen  sind 

1}  AnnalB  of  the  Astr.  Obs.  of  Harvard  College.   Vol.  14,  part  II,  p.  329. 


Helligkeiteverzeichnisse,  welche  aaf  GrOssenschätzangen  bernhen.         43] 

nicht  planmässig  eingeführt,  sondern  offenbar  nur  gelegentlich  benutzt 
worden,  und  der  Unterschied  zwischen  je  zwei  benachbarten  Unter- 
abtheilungen ist  verschwindend  klein;  es  kann  also  auch  bei  Süfi 
nicht  von  einer  Trennung  in  Drittelgrössen,  höchstens  von  einer  solchen 
in  halbe  Grössen  gesprochen  werden.  Dagegen  ist  die  Identificirung  der 
Sterne  sicherer  als  bei  Ptolemäus,  und  auch  die  Genauigkeit  der  Schätzungen 
scheint  eine  etwas  grössere  zu  sein.  Nach  Pickerings  Untersuchungen 
ist  der  wahrscheinliche  Fehler  einer  Süfi'schen  Helligkeitsangabe  gleich 
dl  0.24  Grössenclassen. 

Von  Sfifis  Zeit  bis  zum  Ende  des  18.  Jahrhunderts  ist  kein  wesent- 
licher Fortschritt  in  den  Helligkeitsschätzungen  der  Fixsterne  zu  ver- 
zeichnen. Wir  besitzen  zwar  aus  diesem  langen  Zeiträume  eine  Anzahl 
von  Stemcatalogen,  in  denen  auch  Grössen  angegeben  sind;  jedoch  be- 
ruhen die  letzteren  entweder  nur  auf  älteren  Schätzungen  oder  sind  viel 
zu  ungenau,  um  Vertrauen  zu  verdienen.  Der  viel  gerühmte  Catalog  von 
Ulugh  Begh  für  die  Epoche  1437,  der  besonders  durch  die  Hyde'sche 
Ausgabe  aus  dem  Jahre  1665  in  der  astronomischen  Welt  bekannt  ge- 
worden ist,  giebt  offenbar  nur  die  Süfi'schen  Grössen  unverändert  wieder. 
Von  Tycho  Brahe  sind  uns  zwei  Sterncataloge  überliefert,  der  eine 
in  seiner  Schrift  »De  nova  Stella  u.  s.  w.«,  enthaltend  777  Sterne,  bei 
denen  die  Helligkeiten  in  ganzen  Grössen  und  Ptolemäus'schen  Zwischen- 
stufen angegeben  sind,  der  andere  in  Keplers  »Tabulae  Sudolphinae« 
mit  1005  Sternen,  die  aber  bloss  in  ganzen  Grössen  ausgedrückt  sind. 
Nur  das  erste  dieser  Helligkeitsverzeichnisse  kann  einen  gewissen  Werth 
beanspruchen. 

Offenbar  beeinflusst  durch  Tycho  Brahe  sind  in  ihren  Helligkeits- 
angaben sowohl  Hevelius,  von  dem  im  Jahre  1690  in  seinem  »Pro- 
dromus  astronomiae«  ein  Catalog  von  1564  Sternen  erschien,  als  besonders 
Bayer,  dessen  » Uranometria «  (mit  einem  Cataloge  von  1706  Sternen) 
deswegen  eine  besondere  Berühmtheit  erlangt  hat,  weil  darin  zuerst  die 
noch  heute  übliche  Bezeichnung  der  Sterne  durch  griechische  und  latei- 
nische Buchstaben  eingeführt  worden  ist.  Hätte  Bayer,  wie  früher  viel- 
fach geglaubt  wurde,  die  Reihenfolge  der  Buchstaben  innerhalb  jeder 
Constellation  streng  nach  den  Helligkeiten  der  Sterne  gewählt,  so  würde 
seine  »Reihung«  einen  bedeutenden  Werth  besitzen;  offenbar  ist  aber  seine 
Benennungsweise,  wenn  auch  im  Allgemeinen  der  Buchstabe  a  dem  hellsten 
Sterne  jeder  Constellation  beigefügt  worden  ist,  mehr  durch  die  relative 
Stellung  der  Sterne  innerhalb  der  einzelnen  Constellationen,  als  durch  den 
Grad  ihrer  Helligkeit  beeinflusst  worden. 

Das  erste  umfangreichere  Helligkeitsverzeichniss,  welches  auf  Grössen- 
schätzungen  am  Femrohre  beruht,  ist  in  Flamsteeds  »Historia  coelestis 


432  III-  Beenltate  der  photometrisohen  Beobachtungen  am  Himmel. 

Britannica«  aus  dem  Jahre  1725  enthalten.  Nach  der  Baily 'sehen  Revision 
dieses  Werkes  beträgt  die  Zahl  der  Flamsteed'schen  Sterne  2913.  Es 
scheint,  als  ob  die  Benutzung  des  Teleskops  den  Helligkeitsschätznngen 
anfangs  nicht  sehr  förderlich  gewesen  sei.  Jedenfalls  stehen  die  Flamsteed- 
schen  Helligkeitsangaben  an  Genauigkeit  denen  seiner  Vorgänger,  die 
mit  blossem  Auge  beobachtet  haben,  wesentlich  nach. 

Einen  wichtigen  Abschnitt  in  der  Geschichte  der  Intensitätsschätzungen 
der  Fixsterne  bezeichnen  die  Beobachtungen  W.  Herschels.  Nur  dem 
Umstände,  dass  diese  Untersuchungen  unvollständig  und  in  einer  Form 
veröffentlicht  smd,  die  erst  eine  weitere  Bearbeitung  behufs  Herstellung 
eines  wirklichen  Helligkeitscataloges  erforderlich  macht,  ist  es  zuzu- 
schreiben, dass  die  Herschel'sche  Arbeit  bis  heute  noch  nicht  diejenige 
Beachtung  gefunden  hat,  die  ihr  zweifellos  gebührt.  Herschels  Absicht 
war  es  gewesen,  die  relativen  Helligkeiten  aller  inFlamsteeds  Catalog 
enthaltenen  Sterne  zu  bestimmen.  Dieser  Plan  ist  auch  durchgeführt 
worden,  aber  nur  ein  Theil  des  ganzen  Werkes  ist  im  Druck  erschienen^). 
Das  übrige  Manuscript  hat  sich,  wie  aus  einer  Mittheilung  Pick  er  in  gs^) 
hervorgeht,  in  den  hinterlassenen  Papieren  Herschels,  vollständig  zum 
Druck  fertig  gestellt,  vorgefunden,  und  es  wäre  mit  Freude  zu  begrttssen, 
wenn  auch  dieser  Theil  der  Arbeit  der  wissenschaftlichen  Welt  zugänglich 
gemacht  würde.  Herschel  hatte  erkannt,  dass  die  bis  dahin  übliche  Ein- 
theilung  der  Fixsterne  in  ganze,  allenfalls  in  halbe  oder  drittel  Grössen- 
classen  für  genauere  Untersuchungen  keineswegs  ausreichend  sei;  das 
von  ihm  eingeschlagene  Verfahren  ging  daher  darauf  hinaus,  jeden  ein- 
zelnen Stern  direct  mit  einem  anderen  oder  auch  mit  mehreren  benach- 
barten zu  vergleichen,  die  sich  so  wenig  wie  möglich  an  Helligkeit  von 
ihm  unterschieden,  und  auf  diese  Weise  eine  Gruppirung  der  Sterne  in 
minimalen  Intensitätsstufen  herzustellen.  Seine  Methode  ist  vorbildlich 
gewesen  für  die  später  von  Argelander  eingeführte  Stufenschätzungs- 
methode, die  mit  so  grossem  Erfolge  bei  den  Beobachtungen  der  veränder- 
lichen Sterne  zur  Anwendung  kommt;  sie  unterscheidet  sich  von  ihr 
eigentlich  nur  durch  die  Schreibweise.  Herschel  hat  die  drei  Zeichen 
(•)?  (?)»  ( — )  ^"^d  die  verschiedenen  Combinationen  dieser  Zeichen  be- 
nutzt, um  verschieden  grosse  Intensitätsunterschiede  zwischen  zwei  Sternen 
zu  kennzeichnen.  Ein  Punkt  zwischen  den  Nummern  zweier  Sterne  soll 
ausdrücken,  dass  dieselben  entweder  ganz  gleich  hell  erscheinen,  oder  dass 
höchstens  der  voranstehende  ein  wenig  tiberwiegt.    Das  Comma  sagt  aus. 


1)  Phil.  Trans,  of  the  E.  See.  of  London.    1796,  p.  166  nnd  452;   1797,  p.  293; 
1799,  p.  121. 

2)  Annalfl  of  the  Astr.  Obs.  of  Harvard  College.   Vol.  14,  part  II,  p.  345. 


HeUigkeitsverzeichniBse,  welche  auf  GrOsBeiiBchätzangeii  beruhen.         433 

dass  der  zuerst  genannte  Stern  entschieden,  wenn  auch  nur  in  geringem 
Betrage,  heller  ist  als  der  zweite.  Der  Strich  endlich  bedeutet  einen 
merklichen  Unterschied.  Noch  stärkere  Differenzen  werden  gelegentlich 
durch  die  Zeichen  ( — ,)  und  ( )  ausgedrückt,  und  neue  Zwischen- 
stufen finden  sich  bisweilen  noch  durch  andere  Zusammenstellungen  der 
Zeichen  markirt.  Die  einfachen  Symbole  kommen  am  Häufigsten  vor. 
Pickering  hat  den  Helligkeitswerth  der  einzelnen  HerscheFschen  Stufen 
aus  der  Vergleichung  mit  den  photometrischen  Messungen  des  Harvard 
College  abgeleitet  und  dabei  nicht  bloss  die  vier  publicirten  Herscherschen 
Stemverzeichnisse,  sondern  auch  die  beiden  nur  im  Manuscript  vorhandenen 
benutzt.  Unter  allen  mit  Sicherheit  zu  identificirenden  Sternen  kommt 
das  Symbol  (.)  385 mal,  das  Symbol  (,)  868 mal  und  das  Symbol  (— ) 
505  mal  vor.  Im  Mittel  ergiebt  sich,  dass  diese  drei  Zeichen  Helligkeits- 
unterschieden von  0.06,  0.23  und  0.38  oder  rund  von  1,  2  und  4  Zehntel 
Grössenclassen  entsprechen.  Etwas  weniger  sichere  Werthe  ergeben  sich 
für  die  complicirteren,  seltener  vorkommenden  Herschel'schen  Bezeich- 
nungen. Bemerkenswerth  für  die  Zuverlässigkeit  der  Herschel'schen 
Schätzungen  ist,  dass  der  Werth  der  einzelnen  Symbole  innerhalb  des 
ganzen  Helligkeitsgebietes,  welches  die  Beobachtungen  umfassen,  nahezu 
constant  ist. 

Die  Kenntniss  der  durch  die  einzelnen  Zeichen  ausgedrückten  Hellig- 
keitsunterschiede kann  nun  dazu  dienen,  aus  den  Herschel'schen  Beob- 
achtungen einen  Intensitätscatalog  abzuleiten.  Ein  derartiger  Versuch  ist 
bereits  von  Peirce^)  gemacht  worden  mit  Zugrundelegung  von  etwas 
anderen  Werthen  für  die  einzelnen  Symbole  als  den  oben  angegebenen; 
da  jedoch  dabei  nur  die  im  Druck  erschienenen  Herschel'schen  Beobach- 
tungen benutzt  und  ausserdem  als  Fundament  die  für  diesen  Zweck  keines- 
wegs ausreichenden  Grössen  der  Bonner  Durchmusterung  herangezogen 
worden  sind,  so  kann  diese  Bearbeitung  nicht  als  definitive  bezeichnet 
werden.  Dasselbe  gilt  von  der  Pickering'schen  Bearbeitung,  bei  der 
zwar  sämmtliche  Herschel'schen  Beobachtungen  mit  wirklichen  photo- 
metrischen Messungen  verglichen  vnurden,  die  aber  im  Übrigen  viel  zu 
summarisch  ausgeführt  und  in  viel  zu  wenig  übersichtlicher  Form  mit- 
getheilt  worden  ist,  um  volles  Vertrauen  zu  verdienen.  Eine  erschöpfende 
Behandlung  des  ganzen  Herschel'schen  Materials  bliebe  auch  heute  noch 
eine  dankbare  Au%abe;  sie  würde  uns  für  den  Anfang  des  jetzigen  Jahr- 
hunderts einen  Helligkeitscatalog  von  mehr  als  2000  Sternen  liefern,  der 
allen  anderen  aus  dieser  und  noch  aus  späteren  Epochen  stammenden 
bedeutend  überlegen  wäre  und  beinahe  mit  den  modernen  photometrischeu 


1)  AnnalB  of  the  ABtr.  ObB.  of  Harvard  College.   Vol.  9,  p.  66. 

H  Uli  er,  Photometrie  der  Oeetime.  28 


434  ni-  Resaltate  der  photometrischen  Beobachtangen  am  Himmel. 

Catalogen  concurriren  könnte.  Welchen  Fortschritt  die  HerscheFschen 
Bestimmungen  gegenüber  den  älteren  bezeichnen,  geht  darans  hervor, 
dass  der  wahrscheinliche  Fehler  einer  Helligkeitsangabe  nach  Pickering 
nur  zb0.15  Grössenclassen  beträgt. 

Nicht  ganz  so  werthvoll  wie  die  Beobachtungen  des  älteren  Herschel 
sind  die  etwa  40  Jahre  später  von  seinem  Sohne  am  Cap  der  guten 
Hoffiiung  ausgeführten  Intensitätsschätzungen,  deren  Bedeutung  haupt- 
sächlich darin  liegt,  dass  es  die  ersten  zuverlässigen  Angaben  über  den 
Glanz  der  helleren  Sterne  am  südlichen  Himmel  sind.  J.  Herschel^) 
hat  ebenfalls  die  Methode  der  directen  Schätzung  in  Grössenclassen  auf- 
gegeben und  ein  Verfahren  angewendet,  welches  ähnlich  wie  das  seines 
Vaters  in  einer  Aneinanderreihung  der  Fixsterne  bestand,  jedoch  mit 
dem  wesentlichen  Unterschiede,  dass  nicht  bloss  einzelne  nahe  bei  ein- 
ander stehende  Sterne  verglichen  wurden,  sondern  dass  in  ein  und  der- 
selben Nacht  eine  grosse  Anzahl  von  Sternen  (bis  80)  in  der  Eeihenfolge 
ihrer  scheinbaren  Helligkeit  aufnotirt  wurden,  die  nun  eine  Stufenleiter 
von  nicht  vollkommen  gleichen,  aber  im  AUgememen  minimalen  Intensitäts- 
unterschieden bildeten.  Um  diese  Stufenfolgen  in  den  sämmtlichen  46 
Beobachtungsreihen  in  die  übliche  Grössenscala  umzuwandeln,  verglich 
J.  Herschel  dieselben  mit  den  im  Cataloge  der  Royal  Astr.  Society  vom 
Jahre  1827  angegebenen  Stemgrössen  und  leitete  durch  ein  graphisches 
Ausgleichungsverfahren  schliesslich  einen  Catalog  von  ungefilhr  300 
Sternen  von  der  ersten  bis  zur  fünften  Grössenclasse  ab,  der  lange  Zeit 
als  das  genaueste  Helligkeitsverzeichniss  angesehen  wurde.  Der  Werth 
dieses  Gataloges  ist  jedoch  dadurch  ein  wenig  beeinträchtigt,  dass  bei 
den  Schätzungen  auf  die  Extinction  des  Lichtes  in  der  Erdatmosphäre 
keine  Rücksicht  genommen  ist.  Bei  den  einzelnen  Serien  kommen  Zenith- 
distanzen  bis  zu  60°  und  70°  vor,  und  es  würden  daher  an  die  Beob- 
achtungen unter  Umständen  Correctionen  von  3  bis  5  Zehntel  Grössen- 
classen anzubringen  sein.  Die  ursprünglich  beobachteten  Reihungen  der 
Fixsterne  würden  also  eine  wesentliche  Umgestaltung  erfahren.  Dazu 
kommt  noch,  dass  bei  den  Schätzungen  auch  Mondnächte  nicht  vermieden 
sind,  und  dass  infolge  dessen  die  verschieden  helle  Erleuchtung  des 
Himmelsgrundes  die  Stufenfolge  nicht  unmerklich  beeinflusst  haben  kann. 
Bei  einer  eventuellen  Neubearbeitung  der  J.  Herschersehen  »Sequenzen«, 
die  sich  auf  genaue  photometrische  Messungen  stützen  müsste,  wäre  auf 
diese  beiden  wichtigen  Punkte  Rücksicht  zu  nehmen. 


1)  J.  Herschel,  Besnlts  of  Astr.  Obs.  made  during  1834 — 38  at  the  Cape  of 
Good  Hope.   London  1847.    Chapter  III,  p.  304. 


Helligkeitsyerzeichnisse,  welche  aaf  GrtfBsenschätzangen  beruhen.         435 

Das  Beispiel  der  beiden  Herschel  hat  trotz  der  grossen  Vorzüge 
der  von  ihnen  eingeführten  Schätzungsmethoden  wegen  der  Umständlich- 
keit der  Bearbeitung  keine  Nachahmung  gefunden,  und  die  späteren 
Helligkeitsverzeichnisse,  wenn  sie  auch  eine  beträchtlich  grössere  Anzahl 
von  Sternen  enthalten,  können  in  Bezug  auf  Genauigkeit  nicht  als  ein 
Fortschritt  betrachtet  werden.  Dies  gilt  zunächst  von  der  Argelander- 
schen  »UranometriaNova«,  die  im  Jahre  1843  veröffentlicht  wurde  und  die 
Grössen  von  allen  im  mittleren  Europa  mit  blossen  Augen  sichtbaren 
Sternen  enthalten  sollte.  Argelander  kehrte  dabei  wieder  zu  der  schon 
'  von  Ptolemäus  und  Süfi  benutzten  Eintheilung  in  6  Grössenclassen  mit 
je  zwei  Unterabtheilungen  zurück.  Für  die  Bezeichnung  der  Zwischen- 
stufen wählte  er  eine  wohl  zuerst  von  Flamsteed  angewandte  Schreib- 
weise, indem  er  durch  3.4°*  einen  Stern  kennzeichnete,  der  etwas  schwächer 
als  dritter  Grösse  ist,  dagegen  durch  4.3™  einen  solchen,  der  etwas  heller 
als  vierter  Grösse  ist.  Um  eine  Verwechslung  dieser  Schreibweise  mit 
der  Bezeichnung  von  Zehntelgrössen  zu  vermeiden,  wurde  später  bei  den 
Zwischenstufen  der  Punkt  nicht  unten  zwischen  die  beiden  Zahlen,  sondern 
obenhin  gesetzt,  von  einigen  Astronomen  wurde  auch  die  Benutzung  von 
mehreren  Punkten  oder  eines  Striches  vorgeschlagen,  also  entweder  (3-4) 
oder  (3 ...  4)  oder  (3  —  4)  u.  s.  w.  geschrieben.  Wenn  auch  die  Genauigkeit  der 
Schätzungen  der  Uranometrie  nicht  unbeträchtlich  grösser  ist  als  in  den 
alten  Gatalogen,  so  tritt  doch  auch  hier  der  Übelstand  zu  Tage,  dass  die 
Unterabtheilungen  verhältnissmässig  zu  spärlich  vertreten  sind  und  dass 
sie  keineswegs  genau  Drittelgrössen  entsprechen.  Nach  Pickering,  der 
von  den  3256  Objecten  der  Uranometria  Nova  3188  mit  seinen  photo- 
metrischen Messungen  verglichen  hat,  sind  die  ersten  Zwischenstufen  2*3, 
3-4,  4-5,  5-6  im  Durchschnitt  gleichbedeutend  mit  2.28,  3.28,  4.28,  5.28,  da- 
gegen die  zweite  Stufe  3*2,  4-3,  5*4,  6*5  gleichbedeutend  mit  2.52,  3.52, 
4.52,  5.52.  Das  Material  der  Uranometria  Nova  ist  also  durchaus  nicht 
homogen,  und  die  Argelander'sche  Scala  ist  eine  ungleichförmige.  Wie 
fast  bei  allen  auf  Schätzungen  basirten  Helligkeitsverzeichnissen  ergiebt 
sich  auch  hier,  dass  bei  den  helleren  Sternen  eine  Grössenclasse  ein 
weiteres  Intensitätsintervall  umfasst,  als  bei  den  schwächsten.  Der  wahr- 
scheinliche Fehler  einer  einzelnen  Grössenangabe  dürfte  auf  rund  0.2 
Grössenclassen  zu  taxiren  sein. 

Eng  an  die  Uranometria  Nova  schliesst  sich  der  im  Jahre  1872  er- 
schienene »Atlas  coelestis  novus«  von  Heis  an.  Derselbe  enthält  eine 
Revision  der  Argelander'schen  Grössen,  die  schwerlich  als  ganz  unab- 
hängig zu  betrachten  ist.  Was  jedenfalls  mehr  Werth  hat,  ist  die  Fort- 
führung des  Argelander'schen  Werkes  bis  zu  den  Sternen  der  Grösse  6*7, 
soweit  sie  von  Heis  noch  mit  blossem  Auge  gesehen  werden  konnten.    Die 

28* 


436  in.  Besaltate  der  photometriBchen  Beobachtungen  am  Himmel. 

Zahl  der  Objecte  beträgt  im  Ganzen  5421.  In  Betreff  der  Scala  gilt 
dasselbe  wie  für  die  Uranometria  Nova;  auch  die  Genauigkeit  der  Beob- 
achtungen dürfte  ungefähr  dieselbe  sein. 

Als  eine  Fortsetzung  der  Arbeiten  von  Argelander  und  Heis  ist  der 
»Atlas  des  südlichen  gestirnten  Himmels«  von  B  ehr  mann  (erschienen  1874) 
anzusehen,  welcher  die  Schätzungen  der  mit  blossem  Auge  sichtbaren 
Sterne  zwischen  20  Grad  südlicher  Declination  und  dem  Südpol  in  der 
Argelander^schen  Scala  enthält.  Die  Genauigkeit  dieser  Beobachtungen 
scheint  eine  verhältnissmässig  geringe  zu  sein,  wie  sowohl  aus  der  von 
Gould  als  von  Pickering  angestellten  Vergleichung  hervorgeht.  Nach 
Letzterem  ist  der  w.  F.  einer  Behrmann'schen  Helligkeitsangabe  grösser 
als  0.2  Grössenclassen. 

Nicht  besser  steht  es  um  die  Angaben  der  vonHouzeau  im  Jahre  1878 
herausgegebenen  »Uranometrie generale«.  Dieselbe  enthält  die  Helligkeits- 
schätzungen von  allen  sowohl  am  nördlichen  als  südlichen  Himmel  mit 
blossem  Auge  sichtbaren  Sternen,  im  Ganzen  von  5719  Objecten,  welche 
Houzeaa  während  eines  Aufenthalts  in  den  Tropen  angestellt  hatte. 
Dadurch  dass  diese  Schätzungen  direct  nur  in  halben  Grössenclassen  statt 
in  Dritteln  ausgeführt  sind,  ist  schon  von  vornherein  der  zu  erreichenden 
Genauigkeit  eine  Grenze  gesetzt,  und  das  an  und  für  sich  verdienstliche 
Unternehmen  bezeichnet  in  der  Geschichte  der  Helligkeitsbestimmxmgen  im 
Vergleich  zu  seinen  Vorgängern  jedenfalls  keinen  bemerkenswerthen  Fort- 
schritt. 

Bei  Weitem  das  hervorragendste  Helligkeitsverzeichniss,  nicht  nur 
unter  den  bisher  angeflihrten,  sondern  überhaupt  unter  allen,  die  auf 
Grössenschätzungen  beruhen,  ist  die  »Uranometria  Argentina«  von  Gould 
(1879),  deren  Bedeutung  bisher  noch  nicht  genügend  gewürdigt  zu  sein 
scheint.  Was  dieses  Werk  weit  über  andere  derartige  emporhebt,  ist  der 
Umstand,  dass  sänmitliche  Schätzungen  direct  in  Zehntelgrössen  aus- 
geführt sind,  und  zwar  nicht  nach  einer  bloss  im  Gedächtniss  beruhenden 
Scala,  sondern  im  Anschluss  an  einen  Gürtel  von  Hauptstemen,  deren 
Grössen  durch  die  sorgfältigsten  Vergleichungen  als  Fundament  der  ganzen 
Arbeit  vorher  festgelegt  wurden.  Es  ist  dies  das  einzig  richtige  Ver- 
fahren bei  emer  derartigen  Catalogisirung  der  Sterne.  Denn  dadurch, 
dass  die  willkürlich  gewählte  Intensitätsscala  immer  wieder  von  Neuem 
zu  Rathe  gezogen  wird,  ist  eine  vollkommene  Gleichmässigkeit  der 
Schätzungen  von  vornherein  gesichert;  die  Methode  kommt  dadurch,  ähn- 
lich wie  die  Herschersche,  auf  die  Beurtheilung  von  minimalen  Hellig- 
keitsnnterschieden  hinaus,  und  es  darf  mit  Becht  behauptet  werden,  dass 
die  Genauigkeit  der  Resultate  beinahe  diejenige  von  Messungen  mit 
photometrischen  Apparaten  erreicht.    Als  ein  besonderer  Vorzug  der  Gould- 


HelligkeitsyerzeichDisBe,  welche  auf  GrösBenBchätziiDgen  beruhen.         437 

sehen  Uranometrie  ist  ferner  anzufahren,  dass  die  Schätzungen  stets  von 
mehreren  Beobachtern  angestellt  sind.     Das  Werk  umfasst  den  ganzen 
südlichen  Himmel  und  den  Gürtel  zwischen  Äquator  und  +10°  Decli- 
nation  und  erstreckt  sich  über  alle  mit  blossem  Auge  sichtbaren  Sterne 
bis  zur  Grösse  7.0  hinab,  geht  also  noch  etwas  über  die  von  Heis  ge- 
steckte Grenze  hinaus.    Der  Catalog  enthält  7756  Objecte,  welche  heller 
als  7.1  geschätzt  sind,  wobei  eine  Anzahl  von  Veränderlichen  und  Nebel- 
flecken mitgerechnet  ist;  ausserdem  ist  noch  eine  nicht  unbeträchtliche 
Zahl  (981)  von  schwächeren  Objecten  hinzugefügt,  bei  deren  Einreihung 
das  Opernglas  und  eventuell  das  Teleskop  zu  Hülfe  genommen  wurde. 
Die  Scala  ist  so  gewählt,  dass  sie  sich  eng  an  die  der  Argelander'schen 
Uranometria  Nova   anlehnt.     Zu   diesem  Zweck   sind   die  Anhaltsteme 
in  dem  Gürtel  zwischen  -f  5°  und  -f  15°  Declination  ausgesucht,  welcher 
in  Bonn  und  Cordoba  nahe  dieselben  Zeniihdistanzen  erreicht,  und  die 
Grössen  derselben  sind  so  festgelegt,  dass  der  Durchschnittswerth  jeder 
Hauptabtheilung  mit  dem  entsprechenden  Werthe  bei  Argel ander  über- 
einstimmt.    Von  den   so   herausgegriflfenen    1800  Sternen  wurden   die- 
jenigen  722   als    eigentliche    »Standards«    beibehalten,    bei   denen    die 
Schätzungen  von  vier  Beobachtern  vollkommen  miteinander  harmonirten. 
Diese  722  Hauptsterne  bilden  ein  ganz  besonders  werthvolles  Material, 
da  die  zufälligen  Schätzungsfehler  jedenfalls  ausserordentlich  geringfügig 
sein  werden;  sie  sind  das  eigentliche  Gerüst,  auf  welchem  die  Urano- 
metria Argentina  aufgebaut  ist.    Zur  Erleichterung  sind  an  die  Haupt- 
serie der  Vergleichsteme   noch   einige  Nebenserien  in  südlichen  Decli- 
nationen  angeschlossen  worden,  um  in  allen  Theilen  des  Himmels  Anhalt- 
steme zur  Verfügung  zu  haben.    Wenn  überhaupt  etwas  an  der  Gould'schen 
Uranometrie  zu  tadeln  wäre,   so  könnte  sich  dies  höchstens  darauf  be- 
ziehen, dass,   wie  bei  den  meisten  der  aufgezählten  Uranometrien,  die 
Sterne  nach  Sternbildern  und  nicht  in  der  Reihenfolge  der  Rectascensionen 
zusammengestellt   worden  sind,  wodurch  die  Übersichtlichkeit  und  das 
Aufsuchen  der  einzelnen  Objecte  etwas  erschwert  ist. 

Wir  kommen  nun  zur  Besprechung  derjenigen  Helligkeitsverzeich- 
nisse, deren  Angaben  auf  Schätzungen  am  Femrohr  berahen.  Fast  alle 
Positionscataloge,  mögen  sie  aus  planmässig  angestellten  Zonenbeobach- 
tungen hergeleitet  sein  oder  mehr  einen  gelegentlichen  Charakter  tragen, 
enthalten  Helligkeitsschätzungen  von  grösserem  oder  geringerem  Werthe. 
Bei  allen  ist  die  Eintheilung  in  Grössenclassen  beibehalten  worden;  doch 
findet  zwischen  den  verschiedenen  Beobachtern  hinsichtlich  des  Umfanges 
der  einzelnen  Classen  keineswegs  dieselbe  Überemstimmung  statt,  wie  bei 
den  helleren  Stemen.  Es  hat  dies  wohl  hauptsächlich  darin  seinen  Grund, 
dass  eine  unterste  Grössenclasse  für  die  teleskopischen  Steme  nicht  von 


438  III-  Resultate  der  photometriBchen  Beobachtangen  am  Himmel 

Yomherein  festzulegen  ist,  und  dass  die  ganze  Eintheilnng  mehr  in  einer 
Extrapolation  als  in  einer  Interpolation  besteht.  Am  meisten  yoneinander 
abweichend  sind  die  von  W.Struve  und  J.Herschel  eingeführten  Scalen. 
Nach  der  ersteren  sind  die  schwächsten  mit  einem  Femrohre  yon  24  cm 
Öfihung  gerade  noch  sichtbaren  Sterne  als  Sterne  12.  bis  13.  Grösse  zu 
bezeichnen,  während  dieselben  nach  Herschel  bereits  zur  20.  Grössen- 
classe  gerechnet  werden.  Der  verschiedene  Gang  der  beiden  Scalen  ist 
aus  der  folgenden  klemen  Zusammenstellung  zu  ersehen: 


Herschel 

Strave 

Herschel 

Stmve 

7.  Grösse 

6.3 

13. 

Grösse 

10.6 

8.       » 

7.2 

14. 

> 

10.8 

9.       > 

8.1 

15. 

> 

11.0 

10.      . 

8.8 

16. 

» 

11.2 

11.       » 

9.6 

: 

: 

12.       » 

10.2 

20. 

» 

12.0 

Die  von  Argelander  in  der  grossen  Bonner  Durchmusterung  gewählte 
Scala  stimmt  sehr  nahe  mit  der  Struve'schen  überein,  und  da  dieselbe, 
wie  später  bei  der  Vergleichung  mit  den  photometrischen  Messungen  ge- 
zeigt werden  soll,  angenähert  einem  gleichmässigen  Stufengange  der  Hellig- 
keiten entspricht,  so  verdient  zweifellos  die  Struve'sche  Scala  den  Vorzug 
vor  der  Herscherschen.  Sie  ist  auch  jetzt  fast  allgemein  adoptirt  worden, 
und  die  Herschersche  Scala  findet  nur  noch  vereinzelte  Anhänger  in 
England. 

Das  umfangreichste  und  werthvollste  Verzeichniss  von  teleskopischen 
Grössenschätzungen  ist  die  Bonner  Durchmusterung  von  Argelander, 
Schönfeld  und  Krüger,  welche  die  Helligkeiten  aller  Sterne  bis  zur 
Grösse  9.5  vom  Nordpol  bis  zur  Declination  —2"  angiebt,  und  die  Fort- 
setzung derselben,  die  Südliche  Durchmusterung  von  Schönfeld  für  den 
Gürtel  von  —2°  bis  —23°  Declination.  Daran  schliesst  sich  die  nach 
demselben  Plane  auf  dem  Observatorium  in  Cordoba  von  Thome 
unternommene  Durchmusterung  des  übrigen  südlichen  Himmels,  von 
welcher  der  erste  Theil  (  —  22®  bis  —32®  Declination)  bereits  ver- 
öffentlicht ist  Nach  Fertigstellung  dieses  Werkes  werden  wir  von  mehr 
als  einer  Million  Sternen  Helligkeitsschätzungen  besitzen.  Da  in  vielen 
Jahrzehnten,  vielleicht  in  Jahrhunderten,  schwerlich  Aussicht  vorhanden 
ist,  dass  diese  Schätzungen  durch  genaue  photometrische  Messungen  ersetzt 
werden,  so  liegt  die  hohe  Bedeutung  derselben  klar  zu  Tage.  Sie  werden 
noch  für  lange  Zeit  das  Fundament  für  alle  Speculationen  sein,  die  an 
die  Helligkeiten  der  Sterne  geknüpft  werden  können,  und  es  ist  daher 


HelligkeitsverzeichniBBe,  welche  auf  GrtfBsenschätzungen  beruhen.         439 

von  der  grössten  Wichtigkeit,  über  den  Genauigkeitsgrad  dieser  Grössen- 
Schätzungen  vollkommen  unterrichtet  zu  sein.  Es  scheint  dies  um  so 
nothwendiger,  als  gar  nicht  selten  in  astronomischen  Kreisen  die  Neigung 
vorhanden  ist,  die  Bedeutung  der  Helligkeitsangaben  der  Bonner  Durch- 
musterung zu  überschätzen  und  wohl  gar  besondere  photometrische  Messungen 
fUr  ttberflttssig  zu  halten.  Dem  gegenüber  ist  zu  betonen,  dass  der  Haupt- 
zweck jenes  gewaltigen  Unternehmens  die  Bestimmung  der  Positionen  der 
Sterne  war,  nicht  die  ihrer  Grössen,  und  dass  man  daher  von  vornherein 
den  Helligkeitsangaben  keine  höhere  Bedeutung  beimessen  sollte,  als  ihnen 
der  Natur  der  Sache  nach  zukommen  kann,  und  als  ihnen  die  Beobachter 
selbst  von  Anfang  an  zugeschrieben  haben.  Bei  der  Schnelligkeit,  mit 
welcher  besonders  in  stemreichen  Gegenden  die  Sterne  aufeinander  folgen, 
konnten  selbstverständlich  die  Helligkeitsschätzungen  neben  den  Positions- 
bestimmungen nicht  mit  derjenigen  Ruhe  und  Sicherheit  gemacht  werden, 
die  unter  anderen  Verhältnissen  eher  möglich  gewesen  wäre,  und  es  ist 
wohl  nur  der  grossen  Übung  und  der  ausserordentlichen  Gewissenhaftig- 
keit der  Beobachter  zuzuschreiben,  dass  die  Endresultate  einen  ver- 
hältnissmässig  so  hohen  G^muigkeitsgrad  besitzen.  Entsprechend  dem 
Hauptzwecke  der  Arbeit  ist  femer  auf  die  Auswahl  der  Beobachtungs- 
nächte nicht  so  ängstlich  geachtet  worden,  wie  es  bei  photometrischen 
Messungen  erwünscht  ist.  Es  sind  daher  Beobachtungen  von  solchen 
Tagen  mitgenonmien,  wo  der  Himmel  mit  leichtem  Dunstschleier  bedeckt 
war,  und  helle  Mondnächte,  die  für  blosse  Grössenschätzungen  ebenfalls 
sehr  gefährlich  sein  können,  sind  natürlich  nicht  vermieden  worden.  Dazu 
kommt  der  Einfluss  der  Extinction,  der  besonders  bei  den  südlichen  Sternen 
schwer  ins  Gewicht  fällt,  und  der  trotz  der  Bemühungen  der  Beobachter, 
ihre  Schätzungsscala  nach  dem  durch  die  Zenithdistanz  bedingten  Aus- 
sehen der  Sterne  zu  modificiren,  keineswegs  als  voUkonmien  beseitigt 
angesehen  werden  kann. 

Die  Grössen  in  der  Durchmusterung  sind  in  Zehnteln  angegeben;  es 
darf  aber  nicht  unbeachtet  bleiben,  dass  bei  einem  erheblichen  Procent- 
satze aller  Werthe  diese  Zehntel  nur  Bechenresultat  sind  (entstanden  durch 
die  Vereinigung  der  zweimaligen  Beobachtungen  zu  Mitteln).  Die  eigent- 
lichen Schätzungen  sind  zum  Theil  nur  in  halben  oder  viertel  Grössen 
gemacht.  Vollkommene  Klarheit  über  die  Schätzungsweise  der  Bonner 
Durchmusterung  giebt  ein  Brief  von  Schönfeld  an  Peirce,  den  Letzterer 
in  seinen  »Photometrie  Researches«  *)  abgedruckt  hat.  Danach  sind  drei 
verschiedene  Theile  zu  unterscheiden.  In  der  ersten  Periode,  welche 
etwa  20  Procent  aller  Beobachtungen  umfasst,  ist  eine  in  gleichen  Inter- 


1)  Annais  of  the  Astr.  Obs.  of  Harvard  CoUege.   Vol.  9,  p.  27. 


440  m«  Besultate  der  photometriBchen  Beobachtungen  am  Himmel. 

Valien  von  einer  halben  Grössenclasse  fortschreitende  Scala  zu  Grunde 
gelegt,  also:  1",  1*2"»,  2"»,  23%  3°  u.  s.  w.  Bei  der  Mittelbildung  von  zwei 
Beobachtungen,  die  um  ein  Intervall  voneinander  verschieden  waren, 
wurde  im  Allgemeinen  das  Zehntel  so  abgerundet,  dass  der  Stern  schwächer 
angenommen  wurde  als  das  genaue  Mittel;  es  kommen  also  aus  dieser 
Periode  die  Zehntel  0,  3,  5  und  8  fast  ausschliesslich  vor.  In  der  zweiten 
Periode,  welche  beinahe  50  Procent  aller  Beobachtungen  enthält,  haben 
die  Beobachter  noch  Zwischenstufen  zwischen  je  zwei  aufeinander  folgende 
halbe  Grössenclassen  eingefügt,  jedoch  nur  besonders  auffällige  Hellig- 
keitsunterschiede hervorgehoben.  Es  sind  daher  nicht  genau  Viertelgrössen, 
in  denen  die  Schätzungen  ausgeführt  sind.  Die  Hinzufügung  des  Zeichens  *S€ 
(schwach)  zur  Grösse  7  z.  B.  sollte  ausdrücken,  dass  der  Stern  merklich 
schwächer  war  als  7.  Grösse,  aber  doch  näher  der  Grösse  7  als  der 
Grösse  7*8;  ebenso  sollte  die  Bezeichnung  7  gt  [gt  =  gut)  einem  Sterne 
zwischen  6-7"  und  7°,  aber  näher  an  7",  angehören.  Es  smd  also  in  der 
zweiten  Periode  fünf  Stufen  zwischen  zwei  aufeinander  folgenden  Grössen- 
classen zu  unterscheiden,  und  es  entspricht  z.  B. 

die  Bezeichnung  7"  den  Grössen  6.9,  7.0,  7.1 


T's 

» 

» 

7.2 

T-S™  gt 

» 

» 

7.3 

7. gm 

» 

» 

7.4,  7.5,  7.6 

7-8-s 

» 

> 

7.7 

S-'gt 

> 

» 

7.8 

8», 

> 

> 

7.9,  8.0,  8.1. 

In  der  dritten  Periode  endlich  (mit  etwa  30  Procent  aller  Beobach- 
tungen) sind  die  Schätzungen  direct  in  Zehnteln  ausgeführt  worden;  doch 
sind  auch  hier  die  Zehntel  1,  4,  6,  9,  besonders  aber  1  und  6  viel  seltener 
benutzt  worden  als  die  übrigen.  Dieser  letzte  Theil  erstreckt  sich  fast 
nur  auf  Declinationen  über  50^,  also  auf  Gegenden  des  Himmels,  die  im 
Durchschnitt  weniger  reiche  Zonen  enthalten,  wo  also  die  Schätzungen 
mit  etwas  mehr  Müsse  gemacht  werden  konnten. 

Man  sieht,  dass  das  Material  der  Bonner  Durchmusterung  ziemlich 
ungleichförmig  ist,  und  dass  eine  regelmässige  Eintheilung  in  Zehntel- 
Grössenclassen  nicht  stattfindet.  Die  Zehntel  1  und  6  kommen  viel  zu 
selten  vor,  dann  folgen  in  der  Häufigkeit  die  Zehntel  4  und  9,  dann  2 
und  7,  3  und  8  und  endlich  in  ganz  gleichmässiger  Yertheilung  die 
Zehntel  0  und  5.  Zu  beachten  ist  noch,  dass  dem  ursprünglichen  Plane 
gemäss  die  B.  D.  die  Sterne  des  nördlichen  Himmels  bis  zur  Grösse  9.0 
nahezu  vollständig  enthält,  dass  aber  die  letzten  Unterabtheilungen  9.3, 


HelligkeitsverzeichniBse,  welche  auf  GrÖBsenschätzangeii  beruhen.         44 1 

9.4 ,  9.5  insofern  aus  der  Scala  herausfallen,  als  sie  eine  grosse  An- 
zahl von  viel  schwächeren  Sternen,  bis  zur  Grösse  10  und  darüber  hin- 
aus, einschliessen.  Bei  der  Schönfeld'schen  Südlichen  Durchmusterung, 
die  im  Allgemeinen  ein  gleichmässigeres  Material  enthält,  ist  die  Voll- 
ständigkeit bis  zur  Grösse  9.2  oder  9.3  erstrebt  worden,  und  die  letzten 
Unterabtheilungen  umfassen  nicht  ein  so  grosses  Helligkeitsintervall,  wie 
bei  der  nördlichen  Durchmusterung. 

Über  die  Genauigkeit  der  Grössenangaben  der  Bonner  Durchmuste- 
rung hat  Argelander  in  der  Einleitung  zu  diesem  Werke  eine  Unter- 
suchung angestellt,  die  allerdings  nur  eine  ungefähre  Vorstellung  geben 
kann,  weil  sie  auf  der  Vergleichung  mit  den  Besserschen  und  Lalande- 
schen  Grössenschätzungen  in  den  Meridianzonen  beruht,  die  selbst  offen- 
bar viel  unsicherer  sind,  als  die  Bonner  Schätzungen.  Nach  Argelanders 
Rechnung  ist  der  wahrscheinliche  Fehler  einer  Grössenangabe  der  B.  D. 
im  Durchschnitt  etwa  =di0.16;  er  stellt  sich  für  die  schwächeren 
Sterne,  wie  von  vornherein  zu  erwarten  ist,  wegen  der  grösseren  Menge 
dieser  Sterne  und  der  dadurch  erleichterten  Vergleichung  beträchtlich 
kleiner  heraus,  als  für  die  helleren.  Für  alle  Sterne  bis  etwas  über  die 
sechste  Grösse  hinaus,  hat  Pickering  aus  der  Vergleichung  mit  seinen 
photometrischen  Messungen  den  wahrscheinlichen  Fehler  der  Durch- 
musterungsgrössen  zu  ±0.18  bestimmt.  Noch  etwas  grösser,  ungefähr 
zu  ibO.2,  ergiebt  sich  dieser  Werth  aus  der  Vergleichung  aller  Sterne 
bis  zur  Grösse  7.5  innerhalb  des  Gürtels  zwischen  +  0°  und  +  20® 
Declination  mit  den  Potsdamer  photometrischen  Messungen  ^). 

Für  die  Südliche  Durchmusterung  haben  Schönfeld^)  und  Scheiner») 
zur  Beurtheilung  des  Genauigkeitsgrades  eine  ähnliche  Untersuchung  wie 
Argelander  für  den  nördlichen  Theil  angestellt,  indem  sie  die  Bonner 
Grössen  mit  denen  anderer  Cataloge  verglichen  haben.  Nach  ihnen  er- 
giebt sich  der  wahrscheinliche  Fehler  im  Durchschnitt  zu  etwa  db  0.2 
Grössen,  und  es  zeigt  sich  auch  hier,  dass  die  schwächeren  Sterne  sicherer 
bestimmt  sind,  als  die  helleren.  Schönfeld  hat  noch  für  eine  grosse 
Anzahl  von  zweimal  beobachteten  Sternen  aus  den  Abweichungen  von 
einander  den  w.  F.  berechnet.  Das  Resultat  wird  auf  diesem  Wege 
etwas  günstiger.  Der  w.  F.  einer  Cataloggrösse  schwankt  dann  zwischen 
zb  0.06  bei  den  Sternen  9.5  Grösse  und  ±  0.20  bei  den  Sternen 
5.  Grösse. 


1)  Pnbl.  des  AstrophyB.  Obs.  zu  Potsdam.    Bd.  9,  p.  489. 

2)  Astr.  Beob.  auf  der  Sternw.  Bonn.   Bd.  8,  p.  34  ff. 

3)  Astron.  Nachr.  Bd.  116,  Nr.  2766. 


442  in.  Besultate  der  photometriBchen  Beobachtungen  am  Himmel. 

Ein  vollkommen  richtiges  Bild  von  dem  Genauigkeitsgrade  der 
Bonner  Schätzungen  wird  man  erst  erhalten  können,  wenn  sorgfältige 
photometrische  Messungen  von  einer  bedeutend  grösseren  Anzahl  von 
Sternen  vorliegen  werden.  Soviel  kann  man  jedoch  schon  aus  den  bis- 
herigen Untersuchungen  schliessen,  dass  die  Genauigkeit  der  einzelnen 
Werthe  durchschnittlich  nicht  grösser  ist  als  0.2,  und  dass  die  Zahl  der 
Sterne,  bei  denen  Fehler  von  mehr  als  einer  ganzen  Grössenclasse  vor- 
kommen, gar  nicht  gering  ist  Weitere  Fragen,  ob  und  in  welchem 
Grade  die  Sicherheit  der  Schätzungen  in  verschiedenen  Zonen  des 
Himmels  wechselt,  und  ob  dieselbe  insbesondere  von  der  Stemdichtig- 
keit  u.  s.  w.  abhängt,  harren  noch  der  Entscheidung.  Als  eine  sehr 
wichtige  Ergänzung  der  Bonner  Durchmusterung  ist  das  nunmehr  bald  voll- 
endete Zonenunternehmen  der  Astronomischen  Gesellschaft  zu  betrachten, 
welches  auch  eine  Revision  der  Sterngrössen  enthält.  Wenn  auch  diese 
neuen  Schätzungen  der  Natur  der  Sache  nach  im  Allgemeinen  nicht 
sicherer  sein  werden  als  die  Bonner,  so  ist  doch  zu  hoffen,  dass  bei 
dieser  Gelegenheit  besonders  auffallende  Schätzungsfehler  der  Entdeckung 
nicht  entgehen  werden. 

Die  folgende  Zusammenstellung  giebt  einen  vergleichenden  Überblick 
über  die  Schätzungsscalen  der  wichtigsten  im  Vorangehenden  besproche- 
nen Cataloge,  zu  denen  noch  die  häufig  benutzten  Helligkeitsschätzungen 
der  Lalande'schen  und  Besserschen  Meridianzonen,  sowie  der  Struve'schen 
Doppelstembeobachtungen  hinzugenommen  sind.  Als  Vergleichsmassstab 
für  alle  Cataloge  dient  die  Bonner  Durchmusterung.  Für  die  in  den 
Überschriften  der  einzelnen  Columnen  angegebenen  ganzen  und  halben 
Grössen  der  verschiedenen  Stemcataloge  sind  in  der  Tafel  die  ent- 
sprechenden Grössen  der  B.  D.  aufgeführt.  So  bedeuten  also  beispiels- 
weise die  Zahlen  der  letzten  Columne,  dass  ein  Stern  9™  in  den  Catalogen 
von  Lalande,  Bessel,  Struve  und  Schönfeld  (Südl.  Durchm.)  durch- 
schnittlich an  Helligkeit  gleich  ist  einem  Stern  in  der  B.  D.  von  der 
Grösse  8.5,  8.8,  9.3  und  9.1.  Die  Vergleichung  beginnt  erst  bei  der 
Grösse  3.0,  weil  die  helleren  Sterne  zu  wenig  zahlreich  und  meistens 
auch  nicht  sicher  genug  bestimmt  sind.  Wenn  in  einem  Cataloge  zwei 
(Jnterabtheilungen  zwischen  je  zwei  aufeinander  folgenden  vollen  Grössen- 
classen  eingeführt  sind,  so  ist  das  Mittel  aus  diesen  Abtheilungen  für  die 
halben  Grössen  angesetzt  worden.  Zur  Ableitung  der  Tafel  sind  die 
bereits  von  Argelander,  Schönfeld,  Gould  und  Pickering  aus- 
geführten Vergleichungen  benutzt  worden.  Auf  alleräusserste  Genauigkeit 
machen  die  mitgetheilten  Zahlen  keinen  Ansprach. 


Helligkeitsverzeichnisse,  welche  aus  pbotom.  Messungen  hergeleitet  sind.     443 


Catalog 

3.0 

3.6 

4.0 

4.5 

5.0     5J^ 

6.0 

6.6 

7.0 

7.6 

8.0 

8.5 

9.0 

Ptolemäns      ' 

Ti 

3.6 

4.4 

4.7 

5.0 

5.3 

5.5 

Sfifi 

3.0 

3.5 

4.1 

4.6 

4.9 

5.1 

5.4 

5.9 

Argel.  Uranom. 

3.0 

3.4 

4.0 

4.6 

5.0 

5.4 

6.0 

Heis 

3.0 

3.4 

4.0 

4.5 

5.0 

5.5 

6.0 

(6.5) 

Honzean 

2.8 

3.3 

3.9 

4.4 

4.9 

5.4 

5.9 

6.3 

6.6 

Uran.  Argent. 

2.9 

3.4 

4.0 

4.4 

4.9 

5.4 

6.0 

6.5 

7.0 

Lalande 

2.9 

3.3 

3.9 

4.5 

4.9 

5.5 

6.2 

6.8 

7.2 

7.6 

7.9 

8.3 

8.5 

Bessel 

3.1 

3.4 

3.7 

4.2 

4.7 

5.2 

5.7 

6.2 

6.8 

7.4 

7.9 

8.4 

8.8 

Strave 

3.2 

3.7 

4.4 

4.8 

5.2 

6.7 

6.2 

6.6 

7.2 

7.7 

8.3 

8.8 

9.3 

Schönfeld  (S.D.) 

4.9 

5.4 

6.0 

6.6 

7.2 

7.6 

8.1 

8.5 

9.1 

Trotz  einiger  nicht  unbeträchtlichen  Differenzen  zwischen  einzelnen 
Eeihen,  insbesondere  zwischen  Struve  und  Bessel  und  zwischen  La- 
lande und  Bessel,  sind  im  Allgemeinen  die  Schätzungsscalen  nicht  so 
sehr  voneinander  verschieden,  wie  man  vielleicht  erwarten  möchte.  Die 
Scala  der  B.  D.  entspricht,  wie  man  sieht,  durchweg  sehr  nahe  dem  Mittel 
der  sämmtlichen  oben  angeführten  Cataloge. 


b.    Helligkeitsverzeichnisse,  welche  aus  photometrischen 
Messungen  hergeleitet  sind. 

Es  ist  schon  mehrere  Male  darauf  hingewiesen  worden,  dass  J.  Her- 
schel  zuerst  den  Versuch  gemacht  hat,  einen  Helligkeitscatalog  unter 
Anwendung  von  instrumentellen  Hülfsmitteln  herzustellen.  Mit  dem  von 
ihm  erfundenen  Astrometer  hat  er  die  Helligkeit  von  69  meist  südlichen 
Sternen  durch  Vergleichung  mit  emem  verkleinerten  Mondbildchen  be- 
stimmt; die  Resultate  sind  in  emem  Cataloge  i)  zusammengefasst,  in 
welchem  die  Intensitäten  in  Einheiten  der  Helligkeit  von  a  Centauri  aus- 
gedrückt sind.  Wie  schon  frtlher  bemerkt  wurde,  hat  dieser  Catalog 
deshalb  kaum  ein  anderes  als  ein  historisches  Interesse,  weil  auf  die  Ex- 
tinction  des  Lichtes  in  der  Erdatmosphäre  gar  keine  Rücksicht  genommen 
ist,  und  vor  Allem,  weil  bei  der  Reduction  der  Mondphasen  aufeinander 
die  unrichtige  Euler'sche  Formel  benutzt  worden  ist. 

Das  erste  durchaus  einwurfsfreie  Verzeichniss  von  photometrisch  be- 
stimmten Sternen  verdanken  wir  Seidel^).  Dasselbe  enthält  zwar  nur 
208  hellere  Fixsterne,  die  Messungen  zeichnen  sich  aber  durch  solche 
Genauigkeit  aus,  dass  dieser  Catalog  als  grundlegend  für  die  moderne 


1)  J.  Herschel,  ReBoltfi  of  Astr.  Obs.  made  doring  1834—1838  at  the  Cape  of 
Good  Hope.   London  1847,  p.  367. 

2)  Abhandl.  der  K.  Bayer.  Akad.  der  Wiss.    II.  Classe,  Bd.  9,  p.  421. 


444  in.  Resultate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

Astrophotometrie  zu  bezeichnen  ist.  Die  Beobachtungen  sind  mit  Be- 
nutzung des  SteinheiPschen  Prismenphotometers  in  den  Jahren  1852 — 1860 
ausgeführt,  und  es  ist  wohl  lediglich  dem  Umstände,  dass  bei  diesem 
Photometer  infolge  der  Vergleichung  ausserhalb  des  Focus  ein  bedeutender 
Lichtverlust  stattfindet,  zuzuschreiben,  dass  Seidel  seine  Messungen  nicht 
weiter  als  bis  zu  Sternen  der  fünften  Grösse  ausgedehnt  hat.  Die  Sterne 
sind  paarweise  miteinander  verglichen,  einzelne  Paare  mehrfach,  die 
meisten  nur  einmal  beobachtet  worden.  Aus  dem  so  erhaltenen  regel- 
losen Netz  von  Kreuz-  und  Querverbindungen  sind  dann  unter  strenger 
Berücksichtigung  der  Extinction  durch  ein  etwas  complicirtes  Näherungs- 
verfahren die  Endwerthe  des  Cataloges  gefunden  worden.  Seidel  hat 
die  Intensitäten  aller  Sterne  auf  diejenige  von  a  Lyrae  als  Einheit  be- 
zogen und  durchweg  die  Logarithmen  der  Helligkeitsverhältnisse,  nicht 
die  Zahlen  selbst  bei  seiner  Verarbeitung  benutzt. 

Fast  gleichzeitig  mit  der  Seiderschen  Arbeit  erschienen  die  »Grund- 
züge einer  allgemeinen  Photometrie  des  Himmels«  von  Zöllner,  welche 
in  erster  Linie  der  Beschreibung  und  Untersuchung  des  von  Zöllner 
erfundenen  Astrophotometers  gewidmet  sind.  In  diesem  Werke  finden  sich 
auch  photometrische  Messungen  von  mehr  als  200  Sternen,  die  Zöllner 
wohl  mehr  in  der  Absicht,  die  Brauchbarkeit  seines  Apparates  darzuthun, 
ausgeführt  hatte,  als  um  einen  zusammenhängenden  Helligkeitscatalog 
herzustellen.  Die  Beobachtungen  sind  daher  ohne  Plan  angestellt  Jede 
Reihe  enthält  eine  Anzahl  von  Sternen,  deren  Helligkeiten  auf  einen  be- 
liebigen Stern  in  derselben  bezogen  sind.  Eine  Vereinigung  der  ver- 
schiedenen Reihen  ist  nur  dann  möglich,  wenn  einzelne  Sterne  in  mehreren 
derselben  vorkommen  und  so  sämmtliche  Sterne  auf  die  Helligkeit  einer 
einzigen  Gruppe  reducirt  werden  können.  Der  Versuch  zu  einer  der- 
artigen Verarbeitung  der  Zöllner'schen  Beobachtungen  ist  vor  einigen 
Jahren  von  Dorst*)  gemacht  worden,  aber  da  eine  gewisse  Willkür  bei 
der  Vereinigung  der  Gruppen  unvermeidlich  ist,  so  hat  der  abgeleitete 
Catalog  nicht  denjenigen  Werth,  welcher  der  Genauigkeit  der  Messungen 
entspricht. 

Das  Zöllner'sche  Astrophotometer  ist  in  grösserem  Umfange  zur  Cata- 
logisirung  von  Stemhelligkeiten  zuerst  von  Peirce^)  und  Wolff  ^j  benutzt 
worden.  Von  Ersterem  besitzen  wir  einen  Catalog  von  495  Sternen, 
hauptsächlich  solchen  der  Argelander'schen  Uranometrie,  in  dem  Gürtel 
zwischen  +  40°  und  +  50°  Declination.     Diese  Zone  war  von  Peirce 


1)  Astr.  Nachr.   Bd.  118,  Nr.  2822—23. 

2)  Annalfl  of  the  Astr.  Obs.  of  Harvard  GoUege.    Vol.  9. 

3)  Wolff,  Photometrische  Beobachtongen  an  Fixsternen.    Leipzig,  1877  und 
Berlin,  1884.    Zwei  Abhandlangen. 


Helligkeitsverzeichnisse,  welche  ans  photom.  Messungen  hergeleitet  sind.     445 

ausgewählt  worden,  um  zu  allen  Zeiten  in  jeder  beliebigen  Zenithdistanz 
Anhaltsterne  zu  haben,  mit  denen  die  Helligkeiten  anderer  Sterne  bei  Ab- 
leitung eines  umfassenderen  Cataloges  verglichen  werden  könnten.  Peirce 
giebt  den  wahrscheinlichen  Fehler  seiner  endgültigen  Helligkeitswerthe  zu 
dz  0.09  Grössenclassen  an,  also  ein  wesentlicher  Fortschritt  gegenüber 
dem  Genauigkeitsgrade  der  blossen  Helligkeitsschätzungen. 

Wolff  hat  zwei  Helligkeitscataloge  veröffentlicht  mit  zusammen  über 
1100  Sternen,  von  denen  nahezu  die  Hälfte  in  beiden  Verzeichnissen  vor- 
kommt. Der  Plan  war,  sämmtliche  Sterne  der  Argelander'schen  Urano- 
metrie  bis  etwa  zur  Grösse  5*6  durchzubeobachten ;  es  sind  aber  auch 
noch  schwächere  Sterne  mit  hinzugenommen  worden.  Die  Intensitäten 
sind  wie  bei  Seidel  in  Logarithmen  angegeben,  aber  nicht  bezogen  auf 
einen  einzelnen  Stern,  sondern  auf  die  Helligkeit  des  künstlichen  Sternes 
im  Photometer.  Da  nun  eine  gleichförmige  Helligkeit  der  Flamme  zwar 
innerhalb  kurzer  Zeiträume,  aber  keinesfalls  von  Tag  zu  Tag  vorausge- 
setzt werden  darf,  so  muss  das  Intensitätsverhältniss  der  Lampe  bei  ver- 
schiedenen Beobachtungsreihen  durch  Vermittlung  von  Sternen,  welche 
gemeinschaftlich  in  denselben  vorkommen,  bestimmt  werden,  um  schliess- 
lich durch  wiederholte  Übergänge  alle  Angaben  auf  die  Lampenhellig- 
keit einer  einzigen  Beobachtungsreihe  als  Einheit  beziehen  zu  können. 
Dieses  Verfahren,  welches  in  ähnlicher  Weise  auch  bei  der  oben  erwähnten 
Bearbeitung  der  Zöllner'schen  Messungen,  sowie  bei  der  Reduction  der 
Peirce'schen  Beobachtungen  Anwendung  gefunden  hat,  ist  so  umständlich 
und  wenig  Vertrauen  erweckend,  dass  es  in  keiner  Beziehung  Nachahmung 
verdient.  Betreffs  der  Wolff'schen  Beobachtungen  ist  noch  darauf  hinzu- 
weisen, dass  dieselben  zwar  eine  ganz  vortreffliche  innere  Übereinstimmung 
zeigen,  dass  sie  aber,  wie  die  Vergleichung  mit  anderen  photometrischen 
Catalogen,  speciell  mit  Seidel,  Pickering  und  Pritchard  lehrt,  mit 
nicht  unerheblichen  systematischen  Fehlem  behaftet  sind.  Die  helleren 
Sterne  sind  von  Wolff  offenbar  verhältnissmässig  zu  schwach,  und  die 
schwächsten  Sterne  zu  hell  gemessen  worden.  Solche  principielle  Unter- 
schiede zwischen  verschiedenen  Catalogen  sind  an  und  ftlr  sich  infolge 
der  individuellen  Auffassung  jedes  Beobachters  nicht  befremdlich,  doch 
ist  der  Betrag  der  Abweichung  bei  Wolff  so  beträchtlich,  dass  er  be- 
sondere Beachtung  verdient.  Es  liegt  nahe,  den  Grund  dieser  Eigenthüm- 
lichkeit  in  der  Benutzung  des  Zöllner'schen  Photometers  zu  suchen,  bei 
welchem  das  verschiedene  Aussehen  der  künstlichen  und  wirklichen  Sterne 
eine  gewisse  Gefahr  hinsichtlich  der  abweichenden  Auffassung  verschiedener 
Beobachter  in  sich  birgt  Es  ist  bereits  bei  der  ausführlichen  Beschreibung 
dieses  Listrumentes  auf  diese  Gefahr  hingewiesen  und  näher  erörtert  worden, 
durch  welche  Vorsichtsmassregeln  dieselbe  zu  beseitigen  ist.    Offenbar  hat 


446  ni-   Resultate  der  photometriBchen  Beobachtangen  am  Himmel. 

Wolff  an  solche  YorBichtsmaBsregeln  nicht  gedacht,  insbesondere  hat  er 
yerabsäumt,  allzu  kleine  Ablesungen  des  Intensitätskreises  durch  Wahl 
geeigneter  Diaphragmen  ftlr  die  künstlichen  Sterne  zu  vermeiden,  und 
dadurch  ist  bei  ihm  der  Auffassungsfehler  so  bedenklich  gross  geworden. 
Die  Angaben  der  WolflTschen  Cataloge  sind  jedenfalls  nicht  ohne  An- 
bringung von  Scalencorrectionen,  wie  sie  z.  B.  von  Pickering  abgeleitet 
worden  sind,  zu  benutzen.  Dass  fast  alle  anderen  Beobachter  mit  dem 
Zöllner'schen  Photometer  bemerkenswerthe  Auffassungsfehler  vermieden 
haben,  beweisen  ausser  dem  oben  erwähnten  Cataloge  von  Peirce  noch 
die  vortreflFlichen  Arbeiten  von  Lindemann,  unter  denen  besonders  die 
Vergleichungen  der  Plejadensteme,  die  Revision  der  Bonner  Durch- 
musterungsgrössen  und  die  Ausmessung  des  Stemhaufeus  h  Persei  hervor- 
zuheben sind,  femer  die  Untersuchungen  Ceraskis,  der  sich  besonders 
mit  Helligkeitsmessungen  von  Circumpolarstemen  beschäftigt  hat,  und 
endlich  die  Potsdamer  Arbeiten. 

Alle  im  Vorangehenden  erwähnten  photometrischen  Cataloge  können 
wegen  der  verhältnissmässig  beschränkten  Anzahl  der  darin  enthaltenen 
Sterne  nur  als  Vorläufer  betrachtet  werden  zu  den  umfangreichen  Ver- 
zeichnissen, welche  in  den  letzten  Jahren  von  den  Observatorien  zu  Cam- 
bridge (Mass.),  Oxford  und  Potsdam  veröflFentlicht  worden  sind  und  als 
Aasgangspunkte  einer  neuen  Aera  in  der  Fixstemphotometrie  betrachtet 
werden  können.  Pickering  gebührt  das  grosse  Verdienst,  zuerst  eine 
planmässige  Durchmusterung  des  Fixstemhimmels  begonnen  und  diejenige 
Bezeichnungsweise  für  die  Helligkeiten  der  Sterne  eingeftihrt  zu  haben, 
welche  nunmehr  hoffentlich  definitiv  in  der  Astronomie  Geltung  behalten 
wird.  In  seinem  unter  dem  Namen  »Harvard  Photometry«  bekannten 
Cataloge  sind  die  Helligkeiten  von  4260  Sternen,  abgeleitet  aus  Messungen 
mit  dem  Meridianphotometer,  enthalten,  mit  einer  Genauigkeit,  die  zwar 
noch  nicht  das  Ausserste  repräsentirt,  was  bei  Anwendung  von  instni- 
mentellen  Hülfsmitteln  erreicht  werden  kann,  die  aber  doch  alle  aus  blossen 
Schätzungen  erhaltenen  Resultate  weit  überflügelt.  Die  Harvard  Photo- 
metry umfasst  alle  Sterne  bis  zur  6.  Grösse  und  noch  eine  grosse  Anzahl 
schwächerer  zwischen  dem  Nordpol  und  etwa  30®  südlicher  Declination. 
Die  Intensitäten  sind,  entsprechend  dem  Principe  des  benutzten  Instru- 
mentes, beim  Meridiandurchgange  der  Sterne  durch  Vergleich  mit  dem 
Polarstem  abgeleitet.  So  einfach  dieses  Verfahren  auch  ist,  und  so  sehr 
dadurch  namentlich  die  Reduction  der  Beobachtungen  erleichtert  wird,  so 
dürfte  doch,  wenn  es  sich  um  Erreichung  der  höchsten  Genauigkeit  handelt, 
die  Methode  nicht  unumschränkt  zu  empfehlen  sein  und  zwar  haupt- 
sächlich wegen  des  schwer  zu  bestimmenden  Einflusses  der  Extinction. 
Es  kommt  ja,  wie  schon  im  ersten  Abschnitte  betont  wurde,  nicht  nur  auf 


Helligkeitsyerzeichnisee,  welche  ans  photom.  Meflsnngen  hergeleitet  sind.     447 

die  verschiedene  Höhe  der  beiden  zu  vergleichenden  Sterne,  sondern  anch 
auf  ihren  Azimuthnnterschied  an,  und  es  tritt  nicht  selten  der  Fall  ein, 
dass  in  scheinbar  ganz  klaren  Nächten  die  Durchsichtigkeit  in  verschiedenen 
Regionen  des  Himmels  wesentlich  anders  ist,  wobei  namentlich  locale 
Einflüsse  eine  grosse  Rolle  spielen  können.  Bedingung  ftlr  die  allervoll- 
kommensten  photometrischen  Messungen  ist  die  unmittelbare  Nähe  der  mit 
einander  zu  vergleichenden  Objecte,  und  gerade  diese  Bedingung  ist  bei 
dem  Pickering'schen  Verfahren  durchaus  ausser  Acht  gelassen.  Was  die 
in  der  Harvard  Photometry  gewählte  Masseinheit  ftlr  die  Helligkeits- 
angaben betrifft,  so  hat  Pickering  einen  wichtigen  und  entscheidenden 
Schritt  gethan,  indem  er  statt  der  von  Seidel  und  Wo Iff  benutzten  Hellig- 
keitslogarithmen den  Begriff  der  photometrischen  Sterngrösse  fest- 
gesetzt hat.  An  und  ftlr  sich  ist  die  Bezeichnung  in  Helligkeitslogarithmen 
durchaus  rationell  und  einwurfefrei;  da  aber  die  Astronomen  seit  den 
Zeiten  des  Ptolemäus  gewöhnt  sind,  die  Intensitäten  in  Grössenclassen 
auszudrücken,  und  da  wir  femer  noch  lange  Zeit  ftlr  den  grössten  Theil 
der  Sterne  auf  die  Grössenschätzungen  der  B.  D.  und  anderer  Cataloge 
angewiesen  sein  werden,  so  würde  die  Einftlhrung  einer  ganz  neuen  Scala 
auf  Widerspruch  stossen.  Es  ist  daher  durchaus  zu  billigen,  dass  Pickering 
die  Bezeichnung  Sterngrösse  beibehalten  hat.  Nach  seinem  Vorschlage 
versteht  man  unter  einer  photometrischen  Sterngrösse  den  Intensitätsunter- 
schied zweier  Sterne,  ftlr  welche  der  Logarithmus  ihres  Helligkeitsverhält- 
nisses gleich  0.4  ist;  man  hat  also  die  Logarithmen  der  instrumenteil  ge- 
messenen Helligkeitsverhältnisse  mit  0.4  zu  dividiren,  um  die  Differenzen 
der  betreffenden  Objecte  in  photometrischen  Grössen  zu  erhalten.  Wir 
werden  im  Folgenden  sehen,  dass  aus  der  Vergleichung  der  üblichen 
Grössenschätzungen  mit  photometrischen  Messungen  ftlr  den  Logarithmus 
des  Verhältnisses  zweier  aufeinander  folgenden  Grössen  Werthe  zwischen 
0.3  und  0.4  resultiren. 

Ebenso  wie  die  neue  photometrische  Scala  von  vornherein  ganz  will- 
kürlich gewählt  werden  konnte,  so  liesse  sich  auch  der  Nullpunkt  dieses 
Systems  ganz  beliebig  festsetzen.  Man  könnte  z.  B.  dem  allerhellsten 
Fixsterne  (dem  Sirius)  die  photometrische  Grösse  0.0  beilegen  und  würde 
auf  diese  Weise  negative  Stemgrössen  vermeiden.  Interessant  ist  auch 
ein  Vorschlag  Fechners,  welcher  empfiehlt,  den  Nullpunkt  der  Scala  bei 
der  Helligkeit  eines  Sternes  festzusetzen,  welcher  ftlr  ein  normales  Auge 
eben  in  der  Nachtdunkelheit  verschwindet,  und  den  teleskopischen  Sternen 
negative,  den  mit  blossem  Auge  sichtbaren  positive  Grössenwerthe  beizu- 
legen. Pickering  hat  auch  in  dieser  Beziehung  das  Richtige  gethan, 
indem  er  von  jeder  derartigen  radicalen  Neuerung  abgesehen  und  sein 
System  so  gewählt  hat,  dass  das  Mittel  aus  seinen  Helligkeitsbestimmungen 


448  lU.  Bestütate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

von  100  Circumpolarsteraen  der  2.  bis  6.  Grösse  mit  dem  entsprechenden 
Mittel  ans  den  Werthen  der  B.  D.  zusammenfiel.  Sein  System,  in  welchem 
der  Polarstern  die  Grösse  2.15  besitzt,  trifft  also  etwa  bei  der  4.  bis 
5.  Grösse  genau  mit  dem  Schätznngssystem  der  B.  D.  zusammen.  Zur 
Beduction  der  Grössen  des  einen  Cataloges  auf  die  des  anderen  sind  nur 
verhäJtnissmässig  geringe  Beträge  erforderlich.  Wie  bei  allen  genauen 
photometrischen  Catalogen,  ist  auch  in  der  Harvard  Photometry  der  Ein- 
fluss  der  Extinction  in  Rechnung  gebracht  worden  und  zwar  nach  der 
Laplace'schen  Theorie;  die  sämmtlichen  Helligkeitswerthe  gelten  ftlr  das 
Zenith  von  Cambridge.  Jeder  Stern  der  Harvard  Photometry  ist  an 
mindestens  drei  verschiedenen  Abenden  beobachtet  worden,  manche  auch 
noch  viel  öfter.  Der  wahrscheinliche  Fehler  eines  Catalogwerthes  ergiebt 
sich  im  Durchschnitte  zu  etwa  ±  0.075  Grössenclassen,  derjenige  einer 
einzelnen  Beobachtung  zu  etwa  it  0.15  Grössenclassen.  Zu  bedauern  ist 
es,  dass  bei  einer  nicht  unerheblichen  Zahl  von  Sternen  zwischen  den  an 
verschiedenen  Abenden  gemessenen  Helligkeiten  ganz  aussergewöhnlich 
starke  Abweichungen  (bis  zu  einer  ganzen  Grössenclasse  und  darüber) 
auftreten.  Solche  Differenzen  können  natürlich  nicht  durch  blosse  Messungs- 
fehler erklärt  werden;  sie  sind  zweifellos  entweder  auf  unvorsichtige  Wahl 
der  Beobachtungsnächte  oder,  was  wahrscheinlicher  ist,  auf  Verwechslungen 
mit  nahe  stehenden  Sternen  zurückzufllhren.  Bei  der  auffallend  grossen 
Schnelligkeit,  mit  welcher  die  Cambridger  photometrischen  Messungen 
angestellt  worden  sind,  kann  ein  häufiges  Vorkommen  solcher  Verwechs- 
lungen gar  nicht  in  Verwunderung  setzen.  Es  ist  dies  ein  Vorwurf,  der 
dem  verdienstlichen  Werke  nicht  erspart  werden  kann,  und  der  leider 
vielfach  das  Vertrauen  auf  seine  Zuverlässigkeit  etwas  beeinträchtigt  hat 
Pickering  hat  übrigens  in  den  letzten  Jahren  eine  Neubeobachtung 
sämmtlicher  Sterne  der  Harvard  Photometry  unternommen,  die  gegen- 
wärtig dem  Abschlüsse  nahe  ist  und  jedenfalls  zur  Aufklärung  mancher 
Zweifel  beitragen  wird. 

Ausser  der  Harvard  Photometry  ist  noch  ein  zweiter  weit  umfang- 
reicherer Helligkeitscatalog  von  Pickering  veröffentlicht  worden,  welcher 
gewöhnlich  unter  dem  Namen  »Photometrie  Revision  of  the  Durchmuste- 
rung« bekannt  ist.  Dieser  umfasst  kein  zusammenhängendes  Gebiet  am 
Himmel,  sondern  enthält  in  kleinen,  meist  nur  20'  breiten  Streifen,  deren 
Mitten  in  Declination  um  je  5°  voneinander  entfernt  sind,  die  sämmtlichen 
Sterne  der  beiden  Bonner  Durchmusterungen  bis  zur  Grösse  9.0  und 
ausserdem  eine  beträchtliche  Zahl  von  schwächeren  Sternen,  im  Ganzen 
nahe  an  17000  Objecte.  Der  Zweck  dieser  Arbeit  war,  den  Scalenwerth 
der  Bonner  Durchmusterung  ftlr  Sterne  aller  Helligkeiten  in  verschiedenen 
Regionen  des  Hinmiels  photometrisch  zu  bestimmen  und  ausserdem  die 


Helligkeitsverzeichnisse,  welche  aus  photom.  Messangen  hergeleitet  sind.     449 

Mittel  zu  geben,  die  Grössensehätzimgeii  in  den  einzelnen  Abschnitten  de» 
von  der  Astronomischen  Gesellschaft  herausgegebenen  Sterncataloge» 
untereinander  vergleichbar  zu  machen.  Neben  der  Erreichung  dieses 
Hauptzweckes  liegt  der  Werth  dieses  Cataloges  darin,  dass  wir  nunmehr 
für  eine  sehr  grosse  Anzahl  von  schwächeren  Sternen  überall  am  Himmel 
photometrische  Grössen  besitzen,  die  bei  den  Beobachtungen  von  veränder- 
lichen Sternen,  kleinen  Planeten  u.  s.  w.  als  Anhaltspunkte  dienen  und 
bei  Grössenschätzungen  zur  Controle  der  gewählten  Scala  benutzt  werden 
können.  Die  meisten  Sterne  sind  nur  zweimal  beobachtet,  sodass  im  All- 
gemeinen die  Sicherheit  der  Endwerthe  vielleicht  etwas  geringer  ist,  als 
in  der  Harvard  Photometry;  man  wird  aber  auch  hier  den  wahrschein« 
liehen  Fehler  einer  Cataloghelligkeit  nicht  grösser  als  =ii  0.1  Grössenclassen 
annehmen  dürfen.  Im  Übrigen  gilt  das  oben  über  die  Cambridger  photo- 
metrischen Messungen  Gesagte  auch  für  dieses  Werk;  die  Zahl  der  auf- 
fallend starken  Abweichungen  zwischen  Beobachtungen  desselben  Sternes 
ist  grösser,  als  es  bei  Benutzung  von  instrumenteilen  Hülfsmitteln  und 
bei  vorsichtigster  Auswahl  der  Beobachtungsabende  der  Fall  sein  sollte. 

Eine  werthvolle  Ergänzung  der  beiden  genannten  Sternverzeichnisse 
bildet  ein  dritter,  ganz  kürzlich  von  Pickering*)  veröflFentlichter  Hellig- 
keitscatalog  von  7922  südlichen  Sternen.  Die  Beobachtungen  zu  diesem 
CataJoge  sind  gelegentlich  der  von  der  Harvard- Sternwarte  nach  Süd- 
amerika entsendeten  Expedition  an  verschiedenen  Stationen  durch  Bailey 
ausgeführt  und  später  von  Pickering  in  ähnlicher  Weise  wie  die  Beobach- 
tungen am  nördlichen  Himmel  bearbeitet  worden.  Auch  bei  diesen 
Messungen  kam  das  Meridianphotometer  in  Gebrauch,  und  als  Polstern 
am  südlichen  Himmel  wurde  a  Octantis  benutzt.  Da  die  Beobachtungs- 
stationen sämmtlich  in  verhältnissmässig  niedrigen  Breiten  lagen,  so  kann 
wegen  des  tiefen  Standes  des  Polstemes  die  Anwendung  des  Meridian- 
photometers bei  diesem  Unternehmen  nicht  als  eine  glückliche  Wahl  be- 
zeichnet werden.  Die  Genauigkeit  der  Resultate  übertriflFt  nicht  diejenige 
der  Cambridger  Messungen. 

Nur  ein  Jahr  später  als  die  Harvard  Photometry  ist  die  »Urano- 
metria  nova  Oxoniensis«  von  Pritchard^)  erschienen,  welche  die 
Helligkeiten  aller  mit  blossem  Auge  sichtbaren  Sterne  zwischen  dem 
Nordpole  und  der  Declination  —  10*^  enthält,  im  Ganzen  von  2784  Ob- 
jecten.  Die  photometrischen  Messungen,  auf  denen  dieser  Catalog  beruht, 
sind  von  Plummer  und  Jenkins  ausgeführt  worden.  Die  Arbeit  ist 
im  Wesentlichen    als    eine    Wiederholung   des    Pickering'schen   Werkes 


1  Annals  of  the  Astr.  Obs.  of  Harvard  College.    Vol.  34. 

2  Astron.  Observ.  made  at  the  üniversity  Observatory  Oxford.     No.  II.    Ox- 
ford, 1885. 

M&Uer,  Photometrie  der  Gestirne.  29 


450  in.  Resultate  der  photomet^iBchen  Beobachtungen  am  Himmel. 

anzusehen,  sie  hat  aber  neben  demselben  deshalb  eine  durchaus  selb- 
ständige Bedeutung,  weil  die  Beobachtungen  nach  einem  ganz  anderen 
photometrischen  Princip,  und  zwar  mit  Hülfe  des  Eeilphotometers  aus- 
geführt sind.  Pritehard  hat  dieselbe  Grössenscala  wie  Pickering  an- 
gewendet und  ebenso  wie  dieser  sämmtliche  Sterne  mit  dem  Polarstem 
yerglichen.  Da  er  für  letzteren  die  Zenithhelligkeit  2.05  (statt  2.15)  zu 
Grunde  gelegt  hat,  so  ist  zwischen  den  beiden  Catalogen  von  vornherein 
eine  constante  Differenz  von  0.1  zu  erwarten.  Um  negative  Stemgrössen 
zu  vermeiden,  hat  Pritehard  die  Helligkeiten  aller  Sterne,  welche  die 
Grösse  1.0  überschreiten,  durch  Vorsetzen  des  Zeichens  +  ausgedrückt, 
so  dass  also  z.  B.  seine  Schreibweise  +  1 .95  für  den  Sirius  dasselbe  be- 
deutet, was  sonst  allgemein  durch  —  0.95  bezeichnet  wird.  Diese  Neue- 
rung ist  entschieden  nicht  empfehlenswerth ,  und  es  ist  kein  Grund  ein- 
zusehen, warum  die  Continnität  der  photometrischen  Grössenscala  unter- 
brochen werden  sollte;  die  negativen  Grössen,  die  nur  bei  sehr  wenigen 
Fixsternen  und  bei  den  hellsten  Planeten  vorkommen,  können  unmöglich 
zu  Missverständnissen  Anlass  geben.  Die  Genauigkeit  der  Oxforder  Ca- 
taloghelligkeiten  ist  im  Durchschnitt  nicht  grösser  als  die  der  Cambridger 
Verzeichnisse,  schon  deshalb,  weil  bei  Weitem  der  grösste  Theil  der  Sterne 
(über  90  Procent  aller)  nur  an  einem  Abend  beobachtet  worden  ist ;  man 
wird  den  wahrscheinlichen  Fehler  einer  Catalogangabe  jedenfalls  nicht 
kleiner  als  0.1  Grössenclassen  annehmen  dürfen. 

Die  genauesten  Helligkeitswerthe,  welche  wir  gegenwärtig  besitzen, 
dürften  in  der  Potsdamer  »Photometrischen  Durchmusterung«^) 
enthalten  sein,  von  welcher  bis  jetzt  erst  ein  Theil  (von  0*^  bis  •+•  20° 
Declination)  erschienen  ist.  Das  Werk,  welches  in  der  Fortsetzung  be- 
griflfen  ist,  soll  am  nördlichen  Himmel  alle  Sterne  der  Bonner  Durchmuste- 
rung bis  zur  Grösse  7.5  umfassen,  und  wird  demnach,  wenn  es  vollendet 
ist,  einen  Catalog  von  mehr  als  14000  Objecten  bilden. 

Die  bisherigen  Messungen  sind  von  Kempf  und  mir  mit  Benutzung 
von  Zöllnef sehen  Photometem  ausgeführt,  und  jeder  Stern  an  zwei 
Abenden,  alle  diejenigen,  bei  denen  die  Bestimmungen  der  beiden  Beob- 
achter um  mehr  als  0.3  Grössenclassen  voneinander  abwichen,  an  vier 
Abenden  gemessen  worden.  Das  Beobachtungsverfahren  ist  wesentlich 
von  dem  Pickering'schen  und  dem  Pritchard'schen  verschieden,  und 
gerade  der  Anwendung  dieses  Verfahrens  dürfte  wohl  in  erster  Linie 
die  befriedigende  Genauigkeit  der  Resultate  zuzuschreiben  sein.  Statt 
eines  einzigen  Vergleichstemes  ist  ein  System  von  144  Hauptsternen 
ausgewählt  worden,  welche  bei  drei  verschiedenen  Declinationen  (10°,  30° 

1}  Publ.  des  Astrophys.  Obs.  zu  Potsdam.    Bd.  9. 


HelligkeitsverzeichnisBe,  welche  aus  photom.  Messungen  hergeleitet  sind.     451 

und  60°)  je  in  durchschnittlichen  Intervallen  von  30  Zeitminuten  auf- 
einander folgen.  Diese  Hauptsteme,  welche  das  eigentliche  Fundament 
des  ganzen  Cataloges  bilden  sollen,  sind  durch  mannigfache  Kreuz- 
Verbindungen  aneinander  angeschlossen  und  so  oft  beobachtet  worden, 
dass  die  Ungenauigkeit  der  abgeleiteten  Endwerthe  schwerlich  mehr  als 
wenige  Hundertstel  Grössenclassen  betragen  kann.  Unter  Benutzung  der 
Pickering^schen  photometrischen  Grössenscala  ist  das  Potsdamer  System 
so  festgelegt  worden,  dass  der  mittlere  Helligkeitswerth  der  144  Funda- 
mentalsteme  mit  dem  entsprechenden  Mittelwerthe  der  Bonner  Durch- 
musterungsgrössen  übereinstimmt.  Die  beiden  Systeme  fallen  ungefähr 
bei  der  Grösse  6.0  miteinander  zusammen. 

An  die  Hauptsteme  sind  dann  die  Catalogsteme  in  der  Weise  an- 
geschlossen, dass  dieselben  in  Zonen  von  ungefähr  je  12  zusammengefasst 
und  mit  zwei  in  ihrer  Nähe  befindlichen  Fundamentalstemen  verglichen 
wurden,  welche  am  Anfange,  in  der  Mitte  und  am  Ende  der  Zonen  ge- 
messen wurden.  Dieses  Verfahren,  welches  bei  derartigen  Catalogunter- 
nehmungen  das  empfehlenswertheste  sein  dürfte,  hat  den  grossen  Vor- 
theil,  dass  die  Extinctionscorrectionen  stets  unbedeutend  sind,  und  dass 
vor  Allem  Durchsichtigkeitsunterschiede  an  verschiedenen  Stellen  des 
Himmels  und  partielle  Trübungen  nicht  so  schädlich  wirken,  wie  bei  dem 
Pickering'schen  und  Pritchard'schen  Messungsverfahren. 

Es  ist  hier  nicht  der  Platz,  näher  auf  das  Detail  der  Potsdamer 
Durchmusterung  einzugehen;  es  genügt  hier  noch  hervorzuheben,  dass  in 
dem  publicirten  ersten  Theile  der  wahrscheinliche  Fehler  einer  einzelnen 
Helligkeitsmessung  nicht  grösser  als  ±  0.06,  derjenige  eines  Catalog- 
werthes  im  Durchschnitt  gleich  d=  0.04  Grössenclassen  ist.  Eine  grössere 
Genauigkeit  ist  bei  photometrischen  Messungen  bisher  noch  nicht  erreicht 
worden. 

Der  vollendete  Potsdamer  Catalog  wird  sämmtliche  Sterne  des  nörd- 
lichen Himmels,  welche  in  der  Harvard  Photometry  und  in  der 
Uranometria  nova  Oxoniensis  vorhanden  sind,  ebenfalls  enthalten, 
und  die  Vereinigung  aller  drei  Cataloge  wird  uns  flir  das  Ende  des 
19.  Jahrhunderts  die  Helligkeiten  der  Sterne  bis  über  die  6.  Grösse  hinaus 
mit  einer  Genauigkeit  geben,  wie  sie  nicht  grösser  gewünscht  werden 
kann.  Als  ein  Vortheil  ist  es  dabei  anzusehen,  dass  bei  diesen  drei 
photometrischen  Arbeiten  drei  im  Princip  wesentlich  voneinander  ver- 
schiedene Instrumente  zur  Verwendung  gekommen  sind. 

Von  Interesse  ist  noch  die  Frage,  ob  zwischen  den  Angaben  dieser 
Verzeichnisse  systematische  Unterschiede  vorhanden  sind,  sowohl  was  die 
absoluten  Grössen  als  den  Gang  der  Scala  betriflft.  Zur  Beantwortung 
dieser  Frage  dient  die  folgende  Tabelle,  welche  insofern  nur  als  provisorisch 

29* 


452 


III.  Resultate  der  photometriBchen  Beobachtungen  am  Himmel. 


anznsehen  ist,  weil  sich  die  Vergleichung  lediglich  auf  die  in  Potsdam 
vollendete  Zone  von  0^  bis  20®  Declination  bezieht  und  daher  die  Anzahl 
der  gemeinschaftlichen  Sterne  verhältnissmässig  gering  ist.  Argument 
der  Tabelle  sind  die  Grössenangaben  der  in  den  Überschriften  genannten 
Cataloge,  zu  denen  noch  die  Bonner  Durchmusterung  hinzugenommen 
worden  ist  Für  jeden  Catalog  sind  unter  der  Überschrift  >DifiF.c  die 
Reductionen  auf  Potsdam  angeflihrt,  d.  h.  die  Werthe,  welche  zu  den 
Grössenangaben  des  betreffenden  Verzeichnisses  hinzugefligt  werden  müssen, 
um  die  entsprechenden  Grössen  der  Potsdamer  Durchmusterung  zu  finden. 
Das  positive  Vorzeichen  bedeutet  also,  dass  die  zugehörige  Stemclasse  in 
Potsdam  schwächer  gemessen  ist,  als  in  dem  betreffenden  Cataloge.  Die 
Sterne  heller  als  3.  Grösse  sind  wegen  ihrer  kleinen  Anzahl  zu  einer 
Gruppe  zusammengefasst  worden. 


HelligVeit 

Harvard  Photometry 

Photom.  Eeyision 

Uranom.  Oxoniensis 

Bonner  Dnrchmast. 

Diff. 

Ansahl 

,        Diff. 

Anzahl 

Diff. 

Anzahl 

Diff. 

Anxahl 

Heller  als  3.0 

4-0.28 

16 





+  0.34 

17 

+  0.55 

9 

3.00—3.49   1 

+  0.16 

11 

— 

— 

+  0.22 

12 

+  0.42 

21 

3.50—3.99 

+  0.16 

41 

+  0.13 

3 

+  0.24 

38 

+  0.36 

26 

4.00-4.49    1 

4-0.16 

54 

+  0.04 

4 

+  0.14 

47 

+  0.19 

42 

4.50—4.99 

+  0.13 

75 

+  0.08 

4 

+  0.08 

55 

+  0.08 

45 

5.00—5.49 

+  0.20 

162 

+  0.27 

14 

+  0.12 

157 

+  0.04 

108 

5.50—5.99 

+  0.19 

253 

+  0.21 

72 

+  0.11 

195 

—  0.06 

167 

6.00—6.49 

+  0.13 

150 

+  0.16 

145 

+  0.11 

149 

+  0.01 

327 

6.50—6.99 

+  0.13 

29 

+  0.13 

262 

+  0.15 

21 

+  0.06 

658 

7.00-7.49 

— 

— 

+  0.10 

205 

— 

— 

+  0.02 

1252 

7.50  u.  darunter 

— 

— 

+  0.04 

90 

— 

— 

—  0.03 

680 

Zusammen:   | 

+  0.17 

791 

+  0.13 

799 

+  0.13 

691 

+  0.02 

3335 

Die  Differenzen  der  Harvard  Photometry  können,  mit  Ausnahme 
der  ersten  nicht  sehr  sicher  bestimmten,  als  constant  betrachtet  werden, 
woraus  also  folgt,  dass  die  Grössenscalen  beider  Systeme  denselben  Gtmg 
haben.  Die  constante  Differenz  von  +0.17  ist  theilwcise  dadurch  zu  er- 
klären, dass  das  Potsdamer  System  etwa  bei  der  6.  Grösse,  das  Picke- 
ring'sche  dagegen  etwa  bei  der  5.  an  die  Bonner  Durchmusterung  ange- 
schlossen ist. 

Die  Vergleichung  mit  der  Photometrie  Revision  liefert  ebenfalls 
nahezu  constante  Differenzen;  der  geringe  Gang,  der  für  die  schwächeren 
Sterne  angedeutet  zu  sein  scheint,  kann  noch  nicht  als  verbürgt  angesehen 
werden.  Die  beiden  Pickering'schen  Systeme  stimmen  jedenfjdls  genügend 
miteinander  überein,  und  es  wird  im  Allgemeinen  ausreichend  sein,  für 
den  Fall  dass  man  eine  Cambridger  Helligkeitsangabe  auf  das  Potsdamer 


HelligkeitsverzeichniBse,  welche  ans  photom.  MeBBnngen  hergeleitet  Bind.     453 

System  reduciren  will,  an  dieselbe  die  Correction  +0.15  (den  Mittelwerth 
aus  den  constanten  DifiFerenzen  der  beiden  Cambridger  Cataloge)  anzu- 
bringen. 

Die  Uranometria  Oxoniensis  giebt  die  Differenzen  für  die  Sterne 
bis  zur  Grösse  4.0  etwas  grösser  als  für  die  Sterne  von  4.0  bis  7.0; 
innerhalb  jeder  dieser  beiden  Gruppen  dürfen  aber  die  Unterschiede  mit 
Rücksicht  auf  die  den  Zahlen  noch  anhaftende  Unsicherheit  als  constant 
gelten.  Will  man  daher  bei  der  Reduction  einer  Oxforder  Helligkeits- 
angabe auf  das  Potsdamer  System  nicht  die  mittlere  Differenz  aus  allen 
Sternen  +0.13  als  Correction  benutzen,  so  kann  man  für  Sterne  bis  zur 
Grösse  4.0  die  Correction  +  0.26,  für  die  übrigen  +0.11  anwenden. 

Was  endlich  die  Vergleichung  mit  der  Bonner  Durchmusterung 
anbelangt,  so  spricht  sich  für  die  Sterne  bis  zur  6.  Grösse  ein  deutlicher 
Gang  in  den  Differenzen  aus,  während  für  die  schwächeren  Sterne  die 
Unterschiede  als  constant  zu  betrachten  sind.  Die  Grössenschätzungsscala 
stimmt  also  keineswegs  für  das  ganze  in  Betracht  kommende  Helligkeits- 
intervall mit  der  photometrischen  Grössenscala  tiberein.  (Siehe  den  fol- 
genden Paragraphen.) 

Es  ist  im  Früheren  schon  hier  und  da  betont  worden,  dass  die  Farbe 
eines  Sternes  einen  wichtigen  Einfluss  auf  die  Helligkeitsschätzungen  und 
Messungen  ausüben  muss,  da  es  bekannt  ist,  dass  die  Augen  der  einzelnen 
Beobachter  für  die  verschiedenen  Farben  ungleich  empfindlich  sind.  Das 
verhältnissmässig  sichere  Material,  welches  die  besprochenen  photometri- 
schen Cataloge  enthalten,  hat  die  Möglichkeit  geboten,  die  hierbei  vor- 
kommenden Unterschiede  zahlenmässig  festzustellen,  wobei  sich  die  in 
der  folgenden , Tabelle  zusammengefassten  Resultate  ergeben  haben.  Die 
Sterne  sind  in  Bezug  auf  die  Farbe  in  die  fünf  Unterabtheilungen:  Weiss, 
Gelblich-Weiss,  Weisslich-Gelb,  Gelb,  Röthlich-Gelb  bis  Roth  angeordnet 
worden,  und  die  Differenzen  der  verschiedenen  Cataloge  sind  wieder  gegen 
den  Potsdamer  und  zwar  im  Sinne:  Potsdam— Catalog  gebildet,  wobei  noch 
die  beiden  Cambridger  Cataloge,  welche  sich  offenbar  genau  gleich  ver- 
halten, zusammengezogen  wurden. 


Farbe 


I  Potsdam  — 
I  Pickering 


Weiss 

Gelblich-Weiss. 
Weisslich-Gelb. 

Gelb 

Röthlich-Gelb  bis  Rot] 


;1^| 


+  0.29 
+  0.23 
+  0.07 

—  0.03 

—  0.13 


Potsdam  —    Potsdam  - 
Oxford  B.  D. 


+  0.24 
+  0.20 
+  0.06 

—  0.05 

—  0.15 


+  0.09 
+  0.08 

—  0.02 

—  0.09 

—  0.16 


454  in.   Resultate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

Es  folgt  hieraus,  dass  im  Potsdamer  Cataloge  die  Helligkeitsdifferenz 
zwischen  einem  weissen  und  röthlichen  Stern  kleiner  ist  als  in  den  an- 
deren Catalogen,  und  zwar  im  Vergleich  zu  Cambridge  und  Oxford  um 
rund  0.4,  im  Vergleich  zur  B.  D.  um  0.25.  Zwischen  weissen  und  gelb- 
lich-weissen  Sternen  ist  der  Abstand  nur  gering;  von  da  an  aber  wachsen 
die  Differenzen  von  einer  Farbenabtheilung  zur  anderen  um  nahe  gleiche 
Beträge.  Die  B.  D.  steht  ungefähr  in  der  Mitte  zwischen  dem  Potsdamer 
Cataloge  und  den  Catalogen  von  Pickering  und  Pritchard.  Diese 
systematischen  Unterschiede  werden  ihren  Grund  zum  Theil  in  der  Eigen- 
thttmlichkeit  der  verschiedenen  angewandten  Instrumente  haben,  wie  es 
ja  z.  B.  von  vornherein  klar  ist,  dass  beim  Keilphotometer  eine  leichte 
Färbung  des  Glaskeiles  derartige  Abweichungen  hervorbringen  kann; 
aber  zweifellos  muss  der  grösste  Theil  der  Unterschiede  in  der  ungleichen 
Empfindlichkeit  der  Augen  gesucht  werden.  Jedenfalls  sind  die  oben 
constatirten  Beträge  im  Verhältniss  zu  der  Sicherheit  modemer  photo- 
metrischen Messungen  so  beträchtlich,  dass  bei  der  Vergleichung  von 
Catalogen  unbedingt  auf  die  Farben  Rücksicht  zu  nehmen  ist.  Man  wird 
gut  thun,  bei  der  Reduction  der  Cambridger  und  Oxforder  Helligkeits- 
werthe  auf  das  Potsdamer  System,  wenn  es  sich  um  die  grösste  Genauig- 
keit handelt,  anstatt  der  constanten  Correctionen  +0.15  und  +0.13  das 
obige  Täfelchen  zu  benutzen.  Eine  weitere  Verfolgung  des  wichtigen 
Gegenstandes,  der  bisher  wenig  oder  gar  nicht  beachtet  worden  ist,  wäre 
im  hohen  Grade  erwünscht,  und  es  sollte  bei  keiner  photometrischen 
CataJogarbeit,  überhaupt  bei  keiner  genauen  Helligkeitsmessung  verab- 
säumt werden,  sorgfältige  Farbenschätzungen  auszuführen.  An  eine  selb- 
ständige, auf  unanfechtbaren  Principien  begründete  instrumenteile  Colori- 
metrie  der  Fixsterne  ist  ja  leider  gegenwärtig  noch  nicht  feu  denken. 

c.    Beziehungen  zwischen  den  Grössenschätzungen 
und  den  photometrischen  Messungen. 

Seit  man  in  der  Astronomie  begonnen  hat,  die  Helligkeitsverhältnisse 
der  Gestirne  unter  Anwendung  von  instrumenteilen  Hülfsmitteln  zu  be- 
stimmen, ist  auch  immer  von  Neuem  die  Frage  aufgestellt  worden,  welche 
Beziehung  zwischen  den  gemessenen  Lichtverhältnissen  und  den  bis  dahin 
üblichen,  auf  einer  ganz  willkürlichen  Schätzungsscala  beruhenden  Grössen- 
angaben  besteht.  Diese  Frage,  welche  durch  die  bisherigen  Unter- 
suchungen keineswegs  als  endgültig  gelöst  zu  betrachten  ist,  hat  gegen- 
wärtig, soweit  es  die  helleren  Sterne  bis  etwa  zur  7.  Grösse  hinab  betrifft, 
allerdings  nur  ein  vorwiegend  theoretisches  Interesse.  Denn  da  wir  ftlr 
die   meisten   dieser  Sterne   in   den   oben   besprochenen  photometrischen 


Beziehongen  zwischen  den  GrösBenschätznngen  und  den  photom.  Messungen.   455 

Catalogen  jetzt  genaue  Helligkeitswerthe  besitzen,  so  wird  es  nur  in  ganz 
seltenen  Fällen  erforderlich  sein,  auf  die  früheren  Grössenschätzungen 
zurückzukommen.  Dagegen  ist  die  Frage  bei  den  schwächeren  Sternen, 
bei  denen  wir  voraussichtlich  noch  lange  Zeit  lediglich  auf  die  Schätzungs- 
angaben angewiesen  sein  werden,  von  eminent  praktischer  Bedeutung, 
weil  wir  die  Mittel  zu  haben  wünschen,  diese  Angaben  eventuell  auf  das 
für  die  helleren  Sterne  eingeführte  photometrische  Grössensystem  zu 
reduciren. 

Die  theoretische  Seite  der  Frage  ist  bereits  im  ersten  Abschnitte  dieses 
Buches  bei  Besprechung  des  Fechner'schen  psychophysischen  Grundge- 
setzes berührt  worden.  Nach  diesem  Gesetze  müsste  das  Helligkeitsver- 
hältniss  zweier  aufeinander  folgenden  Grössenclassen  constant  sein.  Werden 
also  die  Intensitäten  von  Sternen,  deren  Schätzungsgrössen  1,  2,  3  ...  « 
sind,  mit  h^,  A^,  h^  ,  ,  .h^  bezeichnet,  und  bedeutet  q  eine  Constante,  so 
müsste  sein: 

^  =  ^  =  .  .  .  =^tLzl  =  o 

Hieraus  ergiebt  sich,  wie  früher  gezeigt  wurde,  ganz  allgemein  für 
zwei  Sterne  von  den  Grössen  m  und  n  die  Gleichung: 

log  -f^  =  (w  —  w)  log  ß  . 

Diese  Gleichung  gestattet,  aus  dem  gemessenen  Helligkeitsverhältnisse 
zweier  beliebigen  Sterne,  deren  Schätzungsgrössen  gegeben  sind,  das  In- 
tensitätsverhältniss  q  zweier  aufeinander  folgenden  Grössenclassen  zu  be- 
rechnen und  zu  entscheiden,  ob  dieser  Werth  in  der  That  für  alle  Hellig- 
keiten, wie  es  das  Fechner'sche  Gesetz  verlangt,  als  constant  anzusehen 
ist.  Bei  den  meisten  bisherigen  Untersuchungen  hierüber  sind  die  Grössen- 
schätzungen aus  Argelanders  Uranometrie  oder  diejenigen  der  Bonner 
Durchmusterung  zu  Grunde  gelegt  worden,  und  zwar  mit  vollem  Rechte. 
Denn  einmal  zeichnen  sich  gerade  diese  Schätzungen  durch  Genauigkeit 
aus,  andererseits  ist  das  Bonner  System,  wie  wir  bereits  gesehen  haben, 
für  die  meisten  anderen  Grössenschätzungen  massgebend  gewesen.  Nur 
bei  den  ersten  Versuchsreihen  von  Steinheil*),  Johnson^)  undPogson^*), 
die  schon  wegen  der  geringen  Zahl  der  verglichenen  Sterne,  zum  Theil 
auch  wegen  der  angewandten  mangelhaften  Messungsmethoden  ganz  un- 
sicher sind  und  daher  lediglich  historisches  Interesse  besitzen,  sind  andere 


1]  Steinheil,  Elemente  der  Helligkei tsmessungen  am  Steraenhimmel.  München, 
1836,  p.  21. 

2)  Astron.  Observ.  at  the  Radclifife  Observatory,  Oxford.   Vol.  12,  Appendix. 

3)  Astron.  Observ.  at  the  Radclifife  Observatory,  Oxford.   Vol.  15,  p.  296. 


456  ni.  Resnltate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel 

Grössenschätzungen  zu  Grunde  gelegt  worden.  Steinheil  hat  nur  die 
Messungen  von  30  Sternen  von  der  1.  bis  6.  Grösse  verwendet  und  be- 
merkt selbst  ausdrücklich,  dass  die  Werthe  weder  genau  genug  bestimmt 
noch  zahlreich  genug  sind,  um  ein  zuverlässiges  Besultat  zu  liefern. 
Johnson  und  Pogson  haben  sich  des  keineswegs  einwurfsfreien  Princips 
der  Objectivabblendung  bedient.  Ersterer  hat  nach  dieser  Methode  am 
Heliometer  die  Helligkeitsverhältnisse  von  nahe  stehenden  Sternen  (im 
Ganzen  nur  von  39  Paaren)  bestimmt  und  die  Resultate  mit  eigenen 
Grössenschätzungen  verglichen;  die  Endwerthe  können  schon  deshalb  nicht 
sehr  zuverlässig  sein,  weil  bei  der  nahen  Stellung  der  verglichenen  Ob- 
jecte  störende  Beeinflussung  zu  erwarten  ist,  ausserdem  auch  bei  einigen 
Paaren  die  gemessene  HelligkeitsdiflFerenz  viel  zu  klein  ist  Pogson  hat 
das  Verschwinden  von  Sternen  bei  Verkleinerung  der  ObjectivöCEaung  be- 
obachtet und  diese  Helligkeitsmessungen  mit  den  Schätzungen  von  B  es  sei, 
Argelander,  Groombridge,  Lalande  und  Piazzi  verglichen;  die  Zahl 
der  beobachteten  Sterne,  auch  die  Grössen  derselben  sind  nicht  angegeben. 
Die  Endwerthe,  welche  sich  aus  diesen  drei  ältesten,  zweifellos  un- 
sicheren Beobachtungsreihen  ergeben,  sind: 


Steinhell  I'  2.83 
Johnson  l,  2.65 
Pogson  2.40 


log  O 


0.452 
0.423 
0.380 


Von  Pogson  ist  zuerst  der  Vorschlag  ausgegangen,  der  Bequemlichkeit 
der  Berechnung  wegen  flir  das  Helligkeitsverhältniss  zweier  aufeinander 
folgenden  Grössenclassen  die  Zahl  2.512,  deren  Logarithmus  0.400  ist,  zu 
benutzen. 

Die  folgende  Zusammenstellung  giebt  eine  Übersicht  über  die  Werthe 
von  log  Qy  welche  aus  den  zuverlässigsten  neueren  Messungsreihen  durch 
Vergleichung  mit  den  Schätzungen  der  Argelander'schen  Uranometrie  oder 
der  B.  D.  abgeleitet  worden  sind.  Eine  Unterscheidung  zwischen  den  beiden 
Bonner  Schätzungssystemen  scheint  bei  der  nahen  Übereinstimmung  der- 
selben überflüssig.  Die  meisten  der  iioa  Vorangehenden  besprochenen  photo- 
metrischen Cataloge  sind  bei  dieser  Zusammenstellung  verwerthet  worden, 
ausserdem  sind  noch  die  eigens  zu  diesem  Zwecke  angestellten  Messungs- 
reihen von  Rosen*)  und  Lindemann^)  hinzugezogen,  die  deshalb  be- 
sonders wichtig  sind,  weil  es  bisher  die  einzigen  sind,  die  für  die 
schwächeren  Sterne  einigermassen  sichere  Werthe  von  log  q  liefern.    Die 


1)  BnlL  de  lacad.  Imp.  de  St.-P6tersb.   Tome  14,  1870,  p.  95. 

2}  Supplement  II  aux  Observttions  de  Ponlkova.    St-P6ter8b.  1889. 


Beziehnngen  zwischen  den  Grössenschätznngen  und  den  photom.  Messnngen.   457 

Zahlen  der  Tabelle  sind,  soweit  sie  nicht  von  den  Beobachtern  selbst 
angegeben  sind,  einer  Abhandlung  von  Chandler^)  ttber  das  Licht ver- 
hältniss  aufeinander  folgender  Grössenclassen  entnommen.  Für  die  Sterne 
der  ersten  Grössenclasse  ist  die  Berechnung  von  log  q  gänzlich  illusorisch, 
da  dieselbe  alle  Sterne  von  Sirius  bis  a  Leonis  und  a  Geminorum  um- 
fasst,  also  Objecte,  die  in  der  photometrischen  ScaJa  um  mehr  als  2.5  Grössen- 
classen auseinander  liegen.  Die  Zusammenstellung  beginnt  daher  erst  für 
die  zweite  Grössenclasse,  und  auch  für  diese  sind  die  Werthe  von  log  q 
wegen  der  geringen  Zahl  der  verwendbaren  Sterne  ausserordentlich  unsicher. 


Bonner 
Schitznngen 

Zöllner 

Seidel 

Peirce 

Wolff 

Harvard 
Photom. 

TJranom. 
Oxonien. 

Potsd. 
Dorchm. 

Bos^n 

Linde- 
mann 

2—3  Grösse 
3—4 
4—5 
5—6 

(i— 7 

7— S 
s— 9 

0.406 
0.283 
0.315 
0.209 

0.487 
0.362 
0.342 

0.391 
0.340 
0.437 

0.36S 
0.328 
0.230 
0.178 

0.396 
0.368 
0.328 
0.382 

0.424 
0.368 
0.364 
0.377 

0.329 
0.329 
0.329 
0.329 
0.400 
(0.400) 

0.388 
0.388 
0.363 
0.379 

|o.291 

0.303 
0.394 
0.392 
0.437 

Aus  allen  Stemen2'"-6'» 
»      »          >      6  -9 

0.341 

— 

0.371 

0.305 

0.356 

0.385 

0.329 
(0.400) 

0.380 

0.280 
0.402 

Betrachtet  man  in  dieser  Zusammenstellung  zunächst  nur  die  Sterne 
l)is  zur  6.  Grösse,  welche  in  den  meisten  Reihen  vorkommen,  so  sieht 
man,  dass  sehr  beträchtliche  Unterschiede  zwischen  den  einzelnen  Be- 
obachtern vorhanden  sind.  Ein  systematischer  Gang  in  den  Werthen  von 
log  Q  innerhalb  des  betrachteten  Intervalls  ist  nur  in  der  Wolffschen 
Reihe  deutlich  ausgesprochen,  und  nach  dem,  was  im  Früheren  über  die 
Wolffschen  Cataloge  bemerkt  worden  ist,  unterliegt  es  keinem  Zweifel, 
dass  dieser  Gang  in  der  Kgenthümlichkeit  der  WolflF'schen  Messungen, 
nicht  in  den  Grössenschätzungen  seine  Erklärung  findet.  Die  anderen 
Reihen  zeigen  nichts  Derartiges;  sie  geben  im  AUgemeinen  zwar  flir  die 
Sterne  2.  bis  3.  Grösse  etwas  höhere  Werthe,  dagegen  lässt  sich  für  die 
anderen  Grössenclassen  ein  bestimmter  Gang  nicht  nachweisen,  und  man 
wird  daher  jedenfalls  annehmen  dürfen,  dass  für  die  3.  bis  6.  Grössen- 
classe der  Bonner  Verzeichnisse  ein  constanter  Werth  von  log  q  gilt. 
Werden  die  in  der  vorletzten  Horizontalreihe  der  obigen  Tabelle  ange- 
führten Endwerthe  zu  einem  einzigen  zusammengefasst,  wobei  streng  ge- 
nommen die  auf  einem  grösseren  Material  beruhenden  Cataloge  von  Cam- 
bridge, Oxford  und  Potsdam  stärkeres  Gewicht  als  die  anderen  erhalten 


1)  Astr.  Nachr.  Bd.  115,  Nr.  2746. 


458  ^11-  Resultate  der  photometrischen  Beobachtnogen  am  Himmel. 

sollten,  80  ergiebt  sich  für  den  Logarithmus  des  Helligkeitsverhältnisses 
zweier  aufeinander  folgenden  Grössenclassen  innerhalb  des  Intervalles  von 
der  2.  bis  6.  Grösse  mit  genügender  Annäherung  der  Werth: 

log  Q  =  0.340  . 

Ftlr  die  Seidersehe  Reihe  ist  kein  Endwerth  abgeleitet,  weil  die  Zahl 
der  Sterne  unter  der  4.  Grösse  in  dieser  Reihe  viel  zu  gering  ist. 

Was  die  schwächeren  Sterne  anbelangt,  so  stimmen  die  verschiedenea 
Werthe  von  log^  weit  besser  untereinander,  als  bei  den  helleren  Sternen; 
indessen  ist  das  bisherige  Material  nicht  ausreichend,  um  mit  Sicherheit 
zu  entscheiden,  ob  log  q  für  das  ganze  Intervall  von  der  6.  bis  9.  Grösse  als^ 
constant  zu  betrachten  ist.  Macht  man  zunächst  diese  Annahme,  so  folgt 
aus  der  obigen  Tabelle  als  plausibelster  Werth  für  die  teleskopischen 
Sterne : 

log  Q  =  0.394  . 

Wenn  auch  die  abgeleiteten  Endwerthe  noch  ziemlich  unsicher  sind, 
so  steht  doch  soviel  fest,  dass  für  die  schwächeren  Sterne  ein  anderer 
und  zwar  unter  allen  Umständen  ein  grösserer  Werth  von  logg  gilt,  ala 
für  die  helleren.  Bemerkenswerth  ist,  dass  diese  Änderung  ganz  plötzlich 
einzutreten  scheint,  und  zwar  bei  der  Grösse  6.0,  also  bei  derjenigen 
Helligkeit,  bis  zu  welcher  die  Grössenschätzungen  mit  blossem  Auge  an- 
gestellt werden. 

Es  geht  femer  aus  den  bisherigen  Untersuchungen  hervor,  dass  die 
zuerst  von  Pogson  vorgeschlagene  und  jetzt  allgemein  acceptirte  Zahl  0.4(K> 
sehr  nahe  mit  dem  für  die  teleskopischen  Sterne  gültigen  Werthe  von  log  q 
übereinstimmt.  Lässt  man  also  die  photometrische  Grössenclasse  6.0,  wie 
es  z.  B.  bei  der  Potsdamer  Durchmusterung  geschehen  ist,  mit  der  Bonner 
Durchmusterung  angenähert  zusammenfallen,  so  sind  auch  flir  alle 
schwächeren  Sterne  die  Grössenangaben  der  letzteren  und  ebenso  die  der 
meisten  anderen  auf  Schätzungen  beruhenden  Cataloge  direct  mit  dem 
photometrischen  Grössen  vergleichbar.  Für  die  helleren  Sterne  bringt  frei- 
lich die  Benutzung  des  Werthes  0.400  merkliche  Abweichungen  zwischen 
Schätzungsangaben  und  photometrischen  Grössen  hervor;  doch  ist  dies, 
praktisch  nicht  von  Bedeutung,  weil  man  von  den  ersteren  schwerlich  in 
Zukunft  Gebrauch  machen  wird,  seitdem  von  allen  Sternen  bis  zur 
6.  Grösse  sorgfältige  Helligkeitsmessungen  vorliegen. 

2.   Die  veränderlichen  Sterne. 

Dasjenige  Gebiet  der  Fixstemphotometrie,  welches  etwa  seit  der  Mitte 
des  gegenwärtigen  Jahrhunderts  relativ  am  Meisten  gepflegt  worden  ist. 


Die  veränderlichen  Sterne.  459 

und  auf  welchem  verhältnissmässig  auch  die  besten  Erfolge  erreicht  worden 
sind,  umfasst  die  sogenannten  Veränderlichen,  jene  Classe  von  Sternen, 
bei  denen  sich  in  kürzeren  oder  längeren  Zeiträumen  Lichtschwankungen 
von  regelmässigem  oder  unregelmässigem  Charakter  mit  Sicherheit  nach- 
weisen lassen.  Der  Grund,  weshalb  gerade  diesen  Sternen  eine  besondere 
Aufmerksamkeit  geschenkt  worden  ist,  beruht  nicht  nur  in  dem  Interesse, 
welches  diese  merkwürdigen  Erscheinungen  von  jeher  hervorgerufen  haben, 
sondern  vor  Allem  darin,  dass  auf  diesem  Gebiete  schon  mit  den  aller- 
geringsten Hülfsmitteln  wirklich  brauchbare  Resultate  erhalten  werden 
können.  Argelander^)  gebührt  das  grosse  Verdienst,  in  seiner  bekannten 
»Aufforderung  an  Freunde  der  Astronomie«  eine  Beobachtungsmethode  in 
Vorschlag  gebracht  zu  haben,  welche  nicht  nur  den  Fachastronomen,  son- 
dern auch  Liebhabern  der  Astronomie-  ermöglicht,  werthvolle  Beiträge 
zur  Erkenntniss  des  Lichtwechsels  der  Veränderlichen  zu  liefern.  Zweifel- 
los hat  der  Widerhall,  den  der  Argelander'sche  Aufruf  allenthalben  ge- 
funden hat,  nicht  zum  Wenigsten  zu  der  erfreulichen  Entwicklung  eines 
der  wichtigsten  Zweige  der  Photometrie  mitgewirkt. 

Die  Argelander'sche  Beobachtungsmethode,  allgemein  unter  dem  Namen 
der  Stufenschätzungsmethode  bekannt,  ist  im  Wesentlichen  eine 
Modification  des  von  W.  Herschel  empfohlenen  Verfahrens,  minimale 
Helligkeitsunterschiede  zwischen  zwei  Sternen  durch  eine  bestimmte  Be- 
zeichnungsweise auszudrücken.  Der  Hauptunterschied  zwischen  der 
Argelander'schen  und  HerscheFschen  Methode  besteht  darin,  dass  bei  jener 
zur  Bezeichnung  der  wahrgenommenen  Intensitätsunterschiede  Zahlen, 
bei  dieser  Zeichen  (siehe  Seite  432)  benutzt  werden.  Als  Einheit  für 
die  Schätzungsscala  wählte  Argelander  den  willkürlichen  BegriiBf  einer 
Stufe  und  führte  die  folgende  Schreibweise  ein.  Wenn  zwei  Sterne  a 
und  b  entweder  immer  gleich  hell  geschätzt  sind,  oder  bald  der  eine, 
bald  der  andere  fllr  heller  gehalten  ist,  so  wird  dies  in  der  Weise  be- 
zeichnet, dass  die  Namen  der  Sterne  unmittelbar  nebeneinander  geschrieben 
werden,  also  ab  oder,  was  ganz  gleichbedeutend  ist,  ba.  Erscheinen 
zwei  Sterne  zwar  beim  ersten  Anblicke  nahe  gleich  hell,  ergiebt  sich  aber 
bei  wiederholter  abwechselnder  Betrachtung  entweder  immer  oder  in  den 
meisten  Fällen  a  etwas  heller  als  6,  so  wird  zwischen  den  beiden  Sternen 
ein  Unterschied  von  einer  Stufe  angenommen  und  die  Schreibweise  ge- 
braucht al6,  so  dass  stets  der  hellere  Stern  vor,  der  schwächere  hinter 
der  Zahl  steht  Wird  der  eine  Stern  bei  jeder  Betrachtung  für  zweifellos 
heller  gehalten,  als  der  andere,  so  nimmt  man  einen  Unterschied  von 
zwei  Stufen  an  und  schreibt  a26,   falls  a  der  hellere,   dagegen  62a, 


1;  Schnmachers  Jahrbuch  für  1844,  p.  122. 


460  in.  Resultate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

falls  b  der  hellere  ist.  Eine  sofort  auf  den  ersten  Anblick  hervortretende 
Verschiedenheit  gilt  für  drei  Stufen  und  eine  noch  auffallendere  DiflFe- 
renz  für  vier  Stufen;  die  Bezeichnungen  dafllr  sind  aZb  resp.  63a  und 
a\b  resp.  Ä4a.  Noch  grössere  Unterschiede  zu  schätzen,  wie  es  z.  B. 
Schmidt  und  Andere  gethan  haben,  ist  nicht  rathsam,  weil  dann  die 
Sicherheit  der  Beurtheilung  abnimmt;  schon  die  Benutzung  der  vierten 
Stufe  ist  nach  Möglichkeit  zu  vermeiden.  Dagegen  hat  Argelander 
bei  den  niedrigeren  Stufen  die  Methode  noch  verfeinert,  indem  er  halbe 
Stufen  einführte,  wenn  ihm  der  Unterschied  zu  gross  erschien,  um  ihn 
zu  der  einen,  zu  klein,  um  ihn  zu  der  nächst  grösseren  zu  rechnen. 
Ausserdem  empfiehlt  er  unter  Umständen  bei  Beobachtung  der  Veränder- 
lichen noch  Vergleichungen  mit  dem  Mittel  zweier  anderen  Sterne,  von 
denen  der  eine  heller,  der  andere  schwächer  Ist  als  der  Veränderliche. 
Die  Schreibweise  ist  dann  so  gewählt,  dass  die  beiden  Sterne  neben- 
einander in  Klammem  gesetzt  werden  und  die  Anzahl  der  Stufen  hinzu- 
gefügt wird,  um  die  der  Unterschied  zwischen  dem  Veränderlichen  und 
dem  einen  Sterne  denjenigen  zwischen  dem  Veränderlichen  und  dem  an- 
deren übertrifift.  So  bedeutet  z.  B.  die  Bezeichnung  t;2(a6),  dass  der 
Veränderliche  v  an  Helligkeit  zwischen  a  und  b  liegt  und  zwar  dem 
helleren  Stern  a  um  2  Stufen  näher  als  dem  schwächeren  ä,  dass  er  also 
um  eine  Stufe  heller  ist  als  die  Mitte  zwischen  a  und  b, 

Pickering*)  hat  noch  eine  Modification  dieser  letzteren  Schätzungs- 
weise vorgeschlagen,  indem  er  empfiehlt,  das  Intervall  zwischen  dem 
Variablen  und  dem  helleren  Vergleichsteme  mit  dem  Intervall  zwischen 
den  beiden  Vergleichstemen ,  welches  gleich  10  zu  setzen  ist,  zu  ver- 
gleichen. So  würde  die  Schreibweise  aZb  bedeuten,  dass  der  Helligkeits- 
unterschied zwischen  Stern  a  und  dem  Veränderlichen  3  Zehntel  des 
Helligkeitsunterschiedes  zwischen  a  und  b  beträgt.  Eine  wesentliche  Ver- 
feinerung der  Methode  wird  dadurch  nicht  erreicht. 

Die  Argelander'schen  Definitionen  sind  so  klar  und  unzweideutig, 
dass  sich  Jeder  leicht  mit  der  Methode  vertraut  machen  kann.  E^  ist 
auch  bemerkenswerth,  wie  gut  die  Stufenwerthe  verschiedener  Beobachter 
untereinander  übereinstimmen.  Bei  geringer  Übung  wird  man  zwar  im 
Allgemeinen  geneigt  sein,  die  Intervalle  etwas  zu  gross  zu  wählen;  aber 
man  gewöhnt  sich  sehr  bald  an  eine  engere  Scala,  die  man  dann  auch 
meist  unverändert  beibehält.  Bei  der  Mehrzahl  der  Beobachter  schwankt 
der  Werth  einer  Stufe  zwischen  0.08  und  0.10  Grössenclassen. 

Der  wichtigste  Punkt  bei  der  Anwendung  der  Argelander'schen  Stufen- 
schätzungsmethode auf  die  Beobachtung  der  Veränderlichen  ist  die  Aus- 


1)  Proc.  of  the  American  Academy.    New  Series,  Vol.  8  (1881),  p.  281. 


Die  veränderlichen  Sterne.  461 

wähl  geeigneter  Vergleichsteme.  Da  die  Schätzungen  um  so  sicherer 
ausfallen,  je  schneller  man  mit  dem  Auge  oder  mit  dem  Femrohre  von 
einem  Objecte  zum  anderen  übergehen  kann,  so  ist  vor  allen  Dingen  er- 
wünscht, dass  die  Vergleichsteme  dem  Veränderlichen  nahe  stehen;  ferner 
müssen  sie  so  gewählt  werden,  dass  der  hellste  von  ihnen  den  Veränder- 
lichen in  seinem  Lichtmaximum  noch  übertrifft,  während,  das  Licht  des 
schwächsten  noch  unter  der  Minimalhelligkeit  des  Veränderlichen  bleibt. 
Zwischen  diesen  beiden  Grenzen  sind  möglichst  viele  Zwischenglieder 
einzuschalten,  am  Besten  so,  dass  die  einzelnen  Vergleichsteme  in  Inter- 
vallen von  4  bis  5  Stufen  aufeinander  folgen.  Das  strenge  Innehalten 
dieser  Vorschrift  bedingt  natürlich  bei  Veränderlichen,  die  einem  sehr 
starken  Lichtwechsel  unterworfen  sind,  eine  grosse  Zahl  von  Vergleich- 
steraen,  die  in  unmittelbarer  Nähe  des  Variablen  in  der  gewünschten 
Stufenfolge  nur  selten  zu  finden  sind.  Von  Wichtigkeit  wäre  es,  wenn 
alle  Beobachter  der  Veränderlichen  sich  derselben  Vergleichsteme  be- 
dienten, und  aus  diesem  Grande  wäre  für  alle  bekannten  Veränderlichen 
die  Herstellung  von  Kärtchen  erwünscht,  auf  denen  die  geeigneten  Ver- 
gleichsteme bezeichnet  wären.  Eine  derartige,  im  hohen  Grade  verdienst- 
liche Arbeit  ist  in  neuester  Zeit  auf  dem  Observatorium  des  Georgetown 
College  in  Washington  und  auf  der  Stemwarte  in  Bamberg  in  Angrifi 
genommen  worden. 

Ist  die  wichtige  Vorarbeit  der  Auswahl  von  passenden  Vergleich- 
stemen  erledigt,  so  gilt  bei  jeder  Beobachtung  eines  Veränderlichen  die 
Regel,  denselben  mit  so  vielen  von  diesen  Vergleichstemen  zu  verbinden, 
als  mit  Vermeidung  von  allzu  grossen  Stufenunterschieden  irgend  möglich 
ist,  jedenfalls  aber  mindestens  zwei  zu  benutzen,  von  denen  einer  heller, 
der  andere  schwächer  als  der  Veränderliche  sein  muss. 

Bei  den  Schätzungen  der  Stufenunterschiede  ist  es  rathsam,  erst  das 
eine  Object  eine  kurze  Zeit  lang  (bei  genauer  Einstellung  in  die  Mitte 
des  Gesichtsfeldes)  zu  fixiren,  bis  sich  der  Helligkeitseindrack  dem  Ge- 
dächtnisse fest  eingeprägt  hat,  dann  das  zweite  Object  in  gleicher  Weise 
zu  betrachten,  und  so  abwechselnd  mehrere  Male  von  einem  Steme  auf 
den  anderen  überzugehen,  bis  man  ein  festes  Urtheil  gewonnen  hat.  Mit 
blossem  Auge  oder  mit  dem  Opernglase  lässt  sich  im  Allgemeinen  dieser 
Übergang  schneller  bewerkstelligen,  als  wenn  ein  Teleskop  benutzt  wird, 
und  aus  diesem  Grande  sind  die  Vergleichungen  der  teleskopischen  Ver- 
änderlichen eher  etwas  schwieriger  auszuführen,  als  die  der  helleren 
Variablen. 

Eine  gleichzeitige  Betrachtung  der  beiden  zu  vergleichenden  Objecte 
(falls  sie  nahe  genug  bei  einander  stehen)  ist  weniger  empfehlenswerth 
als   die   successive  Beobachtung,    weil   die   beiden  Stembilder  auf  ver- 


462  III-  Resultate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel 

schiedene  Stellen  der  Netzhaut  fallen,  und  daher  eine  geringe  Verände- 
rung der  Kopflage  des  Beobachters  unter  Umständen  bereits  merkliche 
Unterschiede  in  der  Helligkeitsbeurtheilung  hervorbringt.  Will  man  die 
simultane  Beobachtungsweise  doch  beibehalten,  so  thut  man  gut,  sich 
eines  sogenannten  Keversionsoculares  zu  bedienen,  vermittelst  dessen 
man  die  Bilder  zweier  Sterne  in  beliebige  Positionswinkel  zu  einander 
bringen  kann.  Man  schätzt  dann  den  Stufenunterschied  zweier  zu  ver- 
gleichenden Sterne  einmal  mit  dem  gewöhnlichen  Ocular,  und  ein  zweites 
Mal  unmittelbar  darauf  mit  Benutzung  des  Keversionsoculares,  nachdem 
man  mit  Hülfe  desselben  die  gegenseitige  Stellung  der  Sterne  vertauscht, 
also  den  rechtsstehenden  nach  links,  oder  den  obenstehenden  nach 
unten  gebracht  hat.  Der  Mittelwerth  aus  den  beiden  Beobachtungen  ist 
dann  von  jedem  Auffassungsfehler  frei. 

Was  die  Berechnung  der  Beobachtungen  nach  der  Stufenschätzungs- 
methode betrifft,  so  wird  nach  Argelanders  Vorgange  die  Lichtstärke 
ausgedrückt  in  Stufenwerthen  über  einem  willkürlichen,  für  jeden  Ver- 
änderlichen verschiedenen  Nullpunkt.  Es  ist  daher  das  erste  Erfordemiss, 
die  Stufenunterschiede  der  einzelnen  Vergleichsteme  eines  Veränderlichen 
gegen  diesen  Nullpunkt,  für  den  man  gewöhnlich  die  Lichtstärke  des 
schwächsten  Vergleichstemes  annimmt,  auf  das  Genaueste  zu  bestimmen. 
Zu  diesem  Zwecke  benutzt  man  sämmtliche  Beobachtungen  des  Veränder- 
lichen, bei  denen  er  gleichzeitig  mit  einem  helleren  und  einem  schwächeren 
Vergleichsteme  verbunden  ist,  und  leitet  aus  diesen  die  Stufendififerenzen 
für  die  einzelnen  Paare  ab.  Hat  man  z.  B.  den  Veränderlichen  v  mit  den 
Vergleichstemen  a  und  b  verglichen  und  gefunden  a2v  und  v^b,  so  er- 
hält man  hieraus  unmittelbar  abb.  Entsprechende  Gleichungen  ergeben 
sich  für  die  anderen  Stempaare,  und  aus  der  Combination  aller  (entweder 
streng  nach  der  Methode  der  kleinsten  Quadrate  oder  durch  irgend  ein 
Näherangsverfahren)  findet  man  die  Stufenunterschiede  sämmtlicher  Ver- 
gleichsteme gegen  den  schwächsten  unter  ihnen,  dem  gewöhnlich  der 
Helligkeitswerth  0  beigelegt  wird. 

Da  jeder  Beobachter  sich  seine  Stufenscala  selbst  bildet,  so  ist  von 
vornherein  klar,  dass  die  Resultate  verschiedener  Beobachter  nicht  ohne 
Weiteres  miteinander  vergleichbar  sind.  Dies  ist  nur  dann  möglich,  wenn 
für  jeden  der  Stufen werth  in  ein  und  demselben  unveränderlichen  Masse, 
am  Besten  in  Sterngrössenclassen,  bekannt  ist,  und  die  Helligkeiten  der 
Vergleichsteme  durch  sorgfältige  photometrische  Messungen  ein  für  alle 
Male  festgelegt  worden  sind. 

Zur  Beurtheilung  der  Sicherheit,  welche  bei  einiger  Übung  nach  der 
Stufenschätzungsmethode  zu  erreichen  ist,  dient  eine  Angabe  von  Arge- 
lan der,  wonach  der  wahrscheinliche  Fehler  einer  Helligkeitsvergleichung 


Die  veränderlichen  Sterne.  463 

unter  günstigen  Umständen  etwa  0.5  bis  0.6  Stufen,  oder  da  eine  Stufe 
ungefähr  0.1  Grössenclassen  entspricht,  etwa  0.05  Grössenclassen  beträgt. 
Zu  ähnlichem  Resultate  sind  auch  andere  Beobachter  gelangt,  und  es  geht 
daraus  hervor,  dass  die  Genauigkeit  der  Stufenschätzungen,  sofern  es 
sich  nur  um  die  innere  Übereinstimmung  mehrfach  wiederholter  Ver- 
gleichungen  desselben  Stempaares  handelt,  kaum  hinter  den  besten  photo- 
metrischen Messungen  zurtlcksteht. 

Es  ist  im  Vorangehenden  etwas  ausführlich  bei  der  Stufenschätzungs- 
methode verweilt  worden,  weil  fast  das  gesammte  Beobachtungsmaterial, 
welches  wir  gegenwärtig  über  die  Veränderlichen  besitzen,  auf  dieser 
Methode  beruht,  und  weil  dieselbe  auch  heute  noch  in  Ermanglung  von 
geeigneten  instrumenteilen  Hülfsmitteln,  namentlich  für  Liebhaber  der 
Astronomie,  durchaus  zu  empfehlen  ist.  Nur  muss  dringend  davor  gewarnt 
werden,  die  Bedeutung  dieser  Methode,  wie  es  häufig  sogar  von  Seiten 
der  Fachastronomen  geschieht,  zu  überschätzen.  Es  kann  nicht  oft  genug 
betont  werden,  dass  jede  Messung  mit  einem  erprobten  Photometer  einer 
Beobachtung  nach  dem  Argelander'schen  Verfahren  vorzuziehen  ist.  Wo 
die  instrumentellen  Hülfsmittel  vorhanden  sind,  sollte  diese  Methode 
gänzlich  aufgegeben  werden,  deren  einzige  unbestrittene  Überlegenheit 
in  einer  kleinen  Zeiterspamiss  bestehen  dürfte.  Unter  allen  Umständen 
müsste  dafür  gesorgt  werden,  dass  die  bedenklichsten  Punkte  der  Arge- 
lander'schen  Methode  nach  Möglichkeit  unschädlich  gemacht  würden. 
Dahin  gehört  in  erster  Linie  die  Bestimmung  der  Lichtstärken  der  Ver- 
gleichsteme.  Dieselben  aus  den  Vergleichungen  mit  dem  Veränderlichen 
selbst  herzuleiten,  wie  oben  auseinandergesetzt  wurde,  ist  im  hohen  Grade 
bedenklich,  weil  sich  die  einmal  geschätzten  Unterschiede  zwischen  den 
einzelnen  Paaren  dem  Gedächtaisse  sehr  bald  so  fest  einprägen,  dass  die 
späteren  Vergleichungen  sehr  leicht  dadurch  beeinflusst  werden,  ganz  ab- 
gesehen davon,  dass  die  Resultate  verschiedener  Beobachter  nicht  direct 
miteinander  vergleichbar  sind. 

Für  eine  erspriessliche  Weiterentwickelung  der  Photometrie  der  Ver- 
änderlichen wäre  es  von  höchstem  Werthe,  wenn  die  Helligkeiten  der 
Vergleichsteme  ein  für  alle  Male  durch  sorgfältige  photometrische  Messungen 
festgelegt  würden.  Es  wäre  auf  diese  Weise  ein  Fundament  geschaflfen, 
welches  dazu  beitragen  würde,  das  Willkürliche  der  Argelander'schen  Me- 
thode zu  beseitigen  und  die  einzelnen  Beobachter  in  den  Stand  zu  setzen, 
jederzeit  ihren  Stufenwerth  zu  controliren.  Pickering  hat  auf  diesen 
wichtigen  Umstand  schon  wiederholt  hingewiesen  und  ist  selbst  mit 
gutem  Beispiele  vorangegangen,  indem  er  für  eine  beträchtliche  Zahl 
von  Veränderlichen  die  Helligkeiten  der  Vergleichsteme  photometrisch 
bestimmt  hat. 


464  III-  Kesoltate  der  photometrisohen  Beobachtungen  am  Himmel 

Bei  Weitem  der  wundeste  Punkt  der  Argelander'schen  Methode  ist 
jedenfalls  die  Voreingenommenheit,  die  sich  beim  besten  Willen  nnd  un- 
geachtet aller  Vorsicht  nicht  vermeiden  lässt,  und  die  je  nach  der  Auf- 
gabe, welche  man  im  Auge  hat,  und  nach  der  Natur  der  einzelnen 
Variablen  mehr  oder  weniger  schädlich  wirken  kann.  Bekanntlich  sind 
es  zwei  Hauptaufgaben,  die  sich  bei  dem  Problem  der  veränderlichen 
Sterne  ganz  von  selbst  darbieten,  erstens  die  Eimittlung  der  Zeitpunkte, 
zu  denen  der  Veränderliche  das  Maximum  oder  das  Minimum  der  Licht- 
stärke erreicht,  also  die  Bestimmung  der  Periodendauer,  und  zweitens  die 
Feststellung  der  Form  der  Lichtcurve,  insbesondere  Untersuchungen  darüber, 
ob  dieselbe  durchweg  continuirlich  und  symmetrisch  verläuft  oder  ob  sich 
Unregelmässigkeiten  (Nebenmaxima  und  Nebenminima  u.  s.  w.)  zeigen. 

Ist  die  Periode  lang  und  die  gesammte  Lichtänderung  beträchtlich, 
so  dass  die  Beobachtungen  einerseits  nur  in  grösseren  Zeitintervallen  zu 
erfolgen  brauchen,  andererseits  immer  neue  Vergleichsteme  zur  Verwendung 
kommen,  so  werden  die  Schätzungen  weniger  durch  Voreingenommenheit 
beeinflusst  sein.  In  solchen  Fällen  sind  infolge  dessen  auch  die  Be- 
obachtungen nach  der  Stufenschätzungsmethode  unbedenklich  zu  empfehlen. 
Die  einzige  Gefahr  liegt  dann  darin,  dass  sich  im  Laufe  der  langen  Zeit 
auch  bei  dem  einzelnen  Beobachter  der  Stufenwerth  verändern  könnte; 
diese  Gefahr  verliert  aber  an  Bedeutung,  wenn  nach  der  obigen  Vorschrift 
die  Vergleichsteme  photometrisch  bestimmt  sind,  und  der  Stufenwerth 
daher  beständig  geprtlft  werden  kann. 

Ist  die  Periode  dagegen  kurz  und  der  ganze  Lichtwechsel  nur  un- 
bedeutend, so  liegt  die  grosse  Gefahr  vor,  dass  jede  folgende  Beobachtung 
durch  die  vorangehende  noch  im  Gedächtniss  haftende  beeinflusst  wird, 
und  dass  sich  eine  ganz  bestimmte  Vorstellung  von  dem  Verlaufe  der  Licht- 
curve bildet,  die  unwillkürlich  immer  wieder  auf  das  Urtheil  einwirkt 
Am  Gefährlichsten  ist  dies  bei  denjenigen  Veränderlichen,  bei  denen  sich 
der  ganze  Lichtwechsel  innerhalb  weniger  Stunden  abspielt.  Nach  wieder- 
holten Beobachtungen  eines  solchen  Veränderlichen  weiss  z.  B.  der  Be- 
obachter, auch  wenn  er  sich  absichtlich  vorher  nicht  den  genauen  Zeit- 
punkt des  Minimums  aus  den  Ephemeriden  gemerkt  hat,  sehr  wohl  aus 
seinen  Schätzungen,  wann  ungefähr  die  geringste  Lichtstärke  erreicht  ist, 
und  das  Bewusstsein,  dass  nun  wieder  eine  Zunahme  der  Helligkeit  erfolgen 
muss,  wirkt  im  hohen  Grade  störend  auf  die  weiteren  Schätzungen.  Alle 
Eigenthümlichkeiten  in  der  Form  der  Lichtcurven,  die  bei  einigen  dieser 
kurz  veränderlichen  Sterne  von  verschiedenen  Beobachtern  bemerkt  worden 
smd,  müssen  mit  äusserster  Vorsicht  aufgenommen  werden,  und  wenn 
irgendwo,  so  sind  gerade  bei  dieser  Classe  von  Veränderlichen  unbeein- 
flusste  exacte  photometrische  Messungen  durchaus  unentbehrlich. 


Die  yerSnderlichen  Sterne.  465 

Die  Zahl  der  gegenwärtig  als  sicher  veränderlich  erkannten  Sterne 
ist  yerhältnissmässig  noch  gering;  sie  beträgt  kaum  400.  Die  meisten 
derselben  sind  erst  in  neuerer  Zeit  entdeckt  worden,  und  nur  sehr  wenige 
waren  bereits  in  früheren  Jahrhunderten  bekannt.  Das  älteste  Yer- 
zeichniss  von  veränderlichen  Sternen  rührt  von  Pigott^)  aus  dem  Jahre 
1786  her  und  enthält  nur  12  Sterne,  deren  Veränderlichkeit  damals  un- 
zweifelhaft festgestellt  war,  ausserdem  noch  38  Objecte,  bei  denen  die 
Veränderlichkeit  weiterer  Bestätigung  bedurfte.  EinCatalog  vonPogson^) 
aus  dem  Jahre  1856  umfasst  erst  53  sicher  bestimmte  veränderliche  Sterne, 
und  das  von  Chambers^)  im  Jahre  1865  veröffentlichte  Verzeichniss  ent- 
hält 113  bekannte  und  15  zweifelhafte  Objecte.  Die  grössten  Verdienste 
um  die  Catalogisirung  der  Veränderlichen  haben  sich  Schönfeld*),  Gore*) 
und  Chandler*)  erworben.  Von  Ersterem  besitzen  wir  zwei  Verzeichnisse, 
eins  aus  dem  Jahre  1866  mit  119,  das  zweite  aus  dem  Jahre  1874  mit 
143  Veränderlichen.  Gore  zählt  in  seinem  ersten  Cataloge  (1884)  bereits 
191,  in  seinem  dritten  (1888)  243  Variable  auf,  während  er  in  dem 
zweiten  (1885)  eine  Zusammenstellung  aller  der  Veränderlichkeit  ver- 
dächtigen Sterne,  im  Ganzen  736,  giebt.  Die  zuverlässigsten  neuesten 
Daten  enthalten  die  drei  Cataloge  von  Chandler  (1888,  1893,  1896).  In 
dem  letzten  derselben  sind  für  nahezu  400  einigermassen  sicher  bekannte 
Veränderliche  die  aus  den  besten  Bestimmungen  abgeleiteten  Elemente  des 
Lichtwechsels  mitgetheilt;  er  giebt  uns  in  Verbindung  mit  den  hinzuge- 
fügten Noten  einen  Gesammtüberblick  über  den  Stand  unserer  Kenntniss 
von  den  veränderlichen  Sternen  für  den  Anfang  des  Jahres  1896. 

In  der  Vierteljahrsschrift  der  Astronomischen  Gesellschaft  werden  all- 
jährlich  die  Epochen  der  Maxima  und  Minima  der  wichtigsten  Veränder- 
lichen für  das  folgende  Jahr  vorausberechnet. 

Die  Benennung  der  Veränderlichen  geschieht  nach  den  von  Schönfeld 
und  Winnecke')  gemachten  Vorschlägen  in  der  Weise,  dass  dieselben  nach 
den  Sternbildern  und  ausserdem  mit  den  Buchstaben  des  grossen  lateinischen 
Alphabetes  bezeichnet  werden,  jedoch  erst  von  R  an,  um  Verwechslungen 
mit  den  von  Bayer  eingeführten  Benennungen  zu  vermeiden.  Ausgenommen 

l:  Phil.  Trans,  of  the  R.  See.  of  London.   1786,  p.  189. 

2)  Astr.  Obs.  made  at  the  Radcliflfe  Observatory,  Oxford.    Vol.  15,  p.  281. 

3}  Monthly  Notices.    Vol.  25,  p.  208. 

4)  Schönfeld,  Catalog  von  veränderlichen  Sternen  und  Zweiter  Catalog  von 
veränderlichen  Sternen.  (Jahresbericht  des  Mannheimer  Vereins  für  Naturkunde, 
1866  und  1874.) 

5)  Proc.  of  the  R.  Irish  Acad.  II.  Ser.,  Vol.  4,  No.  2  und  No.  3;  III.  Ser., 
Vol.  1,  No.  1. 

6)  Astronomical  Journal.  Vol.  8,  p.  81;  Vol.  13,  p.  89;  Vol.  15,  p.  81;  Vol. 
16,  p.  145. 

7)  Vierteljahrsschrift  der  Astron.  Gesellschaft.    Jahrg.  3,  p.  66. 

Mftller,  Photometrie  der  GeBtime.  *30 


466  ni.  Resultate  der  photometrischen  Qeobachtungen  am  Himmel. 

sind  dabei  einige  der  sogenannten  Novae  und  eine  kleine  Zahl  von  Sternen 
(wie  0  Ceti,  i?  Aquilae,  d  Cephei  u.  s.  w.),  für  welche  sich  die  früheren 
Bezeichnungen  bereits  fest  eingebtlrgert  hatten.  Da  die  Zahl  der  zur  Ver- 
fügung stehenden, Buchstaben  in  einzelnen  Sternbildern  sehr  bald  erschöpft 
war,  so  musste  die  Schönfeld'sche  Nomenclatur  erweitert  werden,  und  es 
fand  daher  ein  Vorschlag  von  Hartwig»)  allgemeine  Anerkennung,  nach 
welchem  in  solchen  Fällen  zwei  Buchstaben  anzuwenden  sind,  so  dass 
"der  10.  Veränderliche  in  einem  Stembilde  die  Bezeichnung  RR^  der  11. 
die  Bezeichnung  i?S,  u.  s.  w.,  dann  weiter  der  19.  die  Bezeichnung  SS 
u.  8.  w.  erhält.  Im  Stembilde  des  Schwans  ist  die  erste  dieser  neuen 
Combinationen  bereits  verbraucht,  und  der  nächste  Veränderliche  in  diesem 
Stembilde  bekommt  die  Bezeichnung  SS  Cygni.  Bemerkenswerth  ist 
noch  die  Art  der  Numerirang,  welche  Chandler  in  seinen  Catalogen 
eingeführt  hat.  Um  bei  der  voraussichtlich  sehr  schnell  zunehmenden 
Zahl  der  Veränderlichen  und  der  infolge  dessen  auch  sehr  häufig  er- 
forderlich werdenden  Anfertigung  von  neuen  Verzeichnissen  die  jedes- 
malige Angabe  des  betreflfenden  Cataloges  und  der  laufenden  Nummer 
desselben  überflüssig  zu  machen,  wählt  Chandler  als  Nummer  des  Ver- 
änderlichen den  10.  Theil  seiner  Rectascension  für  das  Aequinoctium  1900, 
ausgedrückt  in  Zeitsecunden.  So  hat  z.  B.  der  Stem  ZJOphiuchi,  dessen 
Rectascension  für  1900  gleich  17^  11»"  27^  oder  gleich  61887  Secunden 
ist,  die  Nummer  6189.  Es  kann  natürlich  vorkommen,  dass  nach  diesem 
Principe  zwei  oder  sogar  mehrere  Steme  dieselbe  Nummer  erhalten  müssten, 
und  dies  ist  ein  bedenklicher  Nachtheil  der  im  Grossen  und  Gkmzen  em- 
pfehlenswerthen  Bezeichnungsmethode ;  es  muss  in  solchen  Fällen,  wie  es 
auch  Chandler  bereits  mehrfach  gethan  hat,  von  der  strengen  Vorschrift 
abgewichen  und  die  richtige  Nummer  um  eine  oder  mehrere  Einheiten 
geändert  werden. 

In  Bezug  auf  die  Länge  der  Periode  und  den  Intensitätsunterschied 
zwischen  Maximum  und  Minimum  herrscht  bei  den  Veränderlichen  die 
grösste  Mannigfaltigkeit.  Es  sind  Steme  bekannt,  bei  denen  die  ganze 
Veränderang  nur  eine  halbe  Grössenclasse  beträgt,  während  die  Licht- 
stärke anderer  um  6  bis  8  Grössenclassen  zu-  und  abnimmt;  ferner  giebt 
es  Sterne,  bei  denen  die  Lichtschwankungen  in  wenigen  Stunden  vor 
sich  gehen,  dagegen  andere,  bei  denen  die  Periode  beinahe  zwei  Jahre 
umfasst.  Zweifellos  giebt  es  eine  grosse  Zahl  von  Veränderlichen,  bei 
denen  regelmässige  Schwankungen  in  noch  viel  längeren  Perioden  er- 
folgen; aber  da  zuverlässige  Helligkeitsbeobachtungen  aus  früherer  Zeit 
nicht  vorliegen,  so  ist  es  bisher  nicht  möglich  gewesen,  solche  Fälle  mit 


1}  VierteljabrsBchrift  der  Astr,  GeBelbchaft.    Jahrg.  16  (1881),  p.  286. 


Di6  veränderlichen  Sterne.  467 

Sicherheit  zu  constatiren.  Ebenso  sind  bisher  wegen  der  unzureichenden 
Genauigkeit  der  Beobachtungen  alle  diejenigen  zahlreichen  Veränderlichen 
unentdeckt  geblieben,  bei  denen  die  gesammte  Lichtvariation  weniger  als 
etwa  0.5  Grössenclassen  beträgt.  Solche  Objecte  werden  auch  in  Zukunft 
nur  unter  besonders  günstigen  Umständen  und  mit  Hülfe  eines  ausser- 
ordentlich grossen  Beobachtungsmaterials  aufzufinden  sein. 

Die  Periodendauer  der  Variablen  von  langsamer  Lichtänderung  wird 
in  den  Catalogen  meistens  nur  auf  ganze  oder  höchstens  Zehntel  Tage 
angegeben,  und  die  Unsicherheit  in  der  Bestimmung  der  Zeitpimkte  des 
grössten  oder  kleinsten  Lichtes  beträgt  bei  ihiien  oft  mehrere  Tage.  Da- 
gegen wird  bei  den  schnell  Veränderlichen,  insbesondere  bei  denjenigen 
vom  sogenannten  Algoltypus,  in  den  Catalogen  die  Periodenlänge  bis 
auf  Bruchtheile  der  Zeitsecunde  angegeben,  und  die  Epochen  lassen  sich 
aus  den  Beobachtungen  bis  nahe  auf  die  Minute  sicher  ableiten.  Bei 
diesen  letzteren  Sternen  ist  es  daher  von  Wichtigkeit,  auf  den  Umstand 
Rücksicht  zu  nehmen,  dass  die  Erde  infolge  ihrer  Bewegung  um  die 
Sonne  dem  Stern  bald  näher  kommt,  bald  sich  von  ihm  entfernt,  und 
dass  daher  auch  die  Lichterscheinungen  verfrüht  oder  ve/spätet  beobachtet 
werden.  Man  reducirt  bei  diesen  Sternen  die  Beobachtungen  gewöhnlich 
auf  den  Sonnenmittelpunkt,  d.  h.  man  berechnet  die  Zeiten,  zu  denen  die 
betreffende  Erscheinung,  z.  B.  das  Minimum  des  Lichtes,  von  der  Sonne 
aus  wahrgenommen  sein  würde.  In  den  Ephemeriden  der  variablen 
Sterne  werden  für  diese  Objecte  meist  die  heliocentrischen  Zeiten  der 
Minima  mitgetheilt  Die  Reduction  auf  den  Sonnenmittelpunkt,  die  so- 
genannte Lichtgleichung,  berechnet  sich,  wie  leicht  ersichtlich  ist,  für 
jeden  Stern  aus  der  Formel: 

Heiioc.  Zeit  —  Geoc.  Zeit  =  —  497!8  R  cos  ß  cos  (0  —  A) , 

worin  ß  und  l  Breite  und  Länge  des  betreffenden  Veränderlichen,  bezogen 
auf  die  Ekliptik,  bedeuten,  ©  die  Länge  der  Sonne,  R  der  Radiusvector 
der  Erdbahn  und  497*8  die  Lichtzeit  ist,  d.  h.  die  Zeit,  welche  das  Licht 
braucht,  um  die  halbe  grosse  Axe  der  Erdbahn  zu  durchlaufen.  Für 
Sterne,  welche  dem  Pol  der  Ekliptik  nahe  stehen,  wird  diese  Reduction 
verschwindend  klein,  für  Sterne  in  der  Ebene  der  Ekliptik  erreicht  sie 
die  extremsten  Werthe  —  8.3  und  +  8.3  Minuten,  und  zwar  zu  den- 
jenigen Jahreszeiten,  wo  Sonnen-  und  Stemlänge  einander  gleich  resp. 
um  180°  voneinander  verschieden  sind. 

Die  Entdeckung  der  bisher  bekannten  veränderlichen  Sterne  ist  fast 
ohne  Ausnahme  dem  blossen  Zufall  zu  verdanken.  Ein  planmässiges 
Suchen  nach  solchen  Objecten  ist  auch  gänzlich  aussichtslos,  solange 
nicht  irgend  eine  Gesetzmässigkeit  in  Betreff  ihrer  Vertheilung  am  Himmel 

30* 


468  III-  Resultate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

oder  in  Bezug  auf  ihre  Eigenschaften  ermittelt  ist.  Wesentlich  erleichtert 
und  begünstigt  ist  das  Auffinden  von  Veränderlichen  seit  dem  Erscheinen 
der  verschiedenen  Uranometrien  und  insbesondere  der  Bonner  Durch- 
musterungen; und  eine  ganz  neue  Epoche  für  die  Entdeckung  von  Ver- 
änderlichen wird  zweifellos  durch  die  neuen  photometrischen  Cataloge, 
zum  nicht  geringen  Theile  auch  durch  die  Anwendung  der  photögraphischen 
Methoden  eingeleitet  werden.  Freilich  wächst  durch  die  Vermehrung  der 
Zahl  auch  die  Arbeit,  die  zur  weiteren  Verfolgung  und  zur  sicheren  Fest- 
legung der  Elemente  ihres  Lichtwechsels  erforderlich  ist;  es  wäre  daher 
dringend  erwünscht,  dass  sich  die  Astronomen  mehr  als  bisher  diesem 
interessanten  Zweige  zuwendeten  und  nicht  die  Hauptsorge  dafür  den 
Liebhabern  der  Astronomie  überliessen.  Eine  strenge  Regel  sollte  es  sein, 
um  Verwirrung  in  den  Benennungen  zu  vermeiden,  nur  solche  Objecte  in 
die  Verzeichnisse  aufzunehmen,  bei  denen  die  Veränderlichkeit  durch 
mehrere  Beobachter  ausser  jeden  Zweifel  gestellt  ist,  ausserdem  die  Dauer 
der  Periode  und  die  Hauptepoche  möglichst  genau  bekannt  sind.  Selbst 
der  vortreffliche  Chandler'sche  Catalog  enthält  noch  eine  ganz  beträchtliche 
Anzahl  von  keineswegs  sicher  bestimmten  Veränderlichen,  die  besser  in 
die  Liste  der  noch  zu  bestätigenden  Objecte  gehörten.  Für  die  Sterne 
mit  sehr  starkem  Lichtwechsel  fehlen  häufig  zuverlässige  Angaben  über 
das  kleinste  Licht,  weil  die  Instrumente,  mit  denen  gewöhnlich  die  Ver- 
änderlichen beobachtet  werden,  eine  Verfolgung  dieser  Objecte  bis  zum 
Minimum  nicht  gestatten.  Es  wäre  mit  Freude  zu  begrüssen,  wenn  diese 
Lücken  an  Sternwarten,  die  im  Besitz  sehr  lichtstarker  Femrohre  sind, 
ergänzt  würden. 

Alle  Versuche,  die  bisher  gemacht  worden  sind,  um  ein  Gesetz  für 
die  Vertheilung  der  Veränderlichen  am  Himmel  festzustellen,  sind  als 
gescheitert  zu  bezeichnen;  sie  werden  auch  in  Zukunft  noch  so  lange 
verfrüht  sein,  bis  nicht  die  Zahl  der  bekannten  Veränderlichen  erheblich 
stärker  angewachsen  ist.  Zwar  glaubte  Espin')  bereits  im  Jahre  18S1 
aussprechen  zu  dürfen,  dass  die  variablen  Sterne  eine  deutlich  markirte 
Zone  repräsentirten  mit  einer  Neigung  von  15°  oder  20°  gegen  den 
Äquator,  eine  Zone,  welche  südlich  vom  Äquator  in  enger  Beziehung  zur 
Milchstrasse  stehen  und  sich  dort,  ebenso  wie  diese,  in  zwei  Streifen 
trennen  sollte.  Dieses  Resultat  hat  sich  aber  später  an  einem  grösseren 
Material  nicht  bestätigt.  Chandler^)  findet  im  Jahre  1889,  dass  die 
Veränderlichen  von  kurzer  Periode,  mit  Ausnahme  derer  vom  Algoltypus, 
zum  grössten  Theile  nahe  in  der  Ebene  der  Milchstrasse  liegen,  dass  aber 


1)  Observatory.    Vol.  4,  p.  250. . 

2)  Astronomical  Joumsil.   Vol.  9,  p.  1. 


Die  veränderlichen  Sterne. 


469 


die  Variablen  von  langer  Periode  in  Beziehung  zur  Milchstrasse  genau 
so  liegen,  wie  es  bei  einer  ganz  zufälligen  Vertheilung  derselben  von 
vornherein  zu  erwarten  ist.  Weitere  Untersuchungen  über  diesen  Gegen- 
stand müssen  der  Zukunft  überlassen  bleiben.  Dagegen  verdienen  schon 
jetzt  zwei  allgemein  charakteristische  Eigenschaften  hervorgehoben  zu 
werden,  die  einigermassen  verbürgt  erscheinen.  Erstens  findet,  wenn  man 
die  Dauer  der  Perioden  ins  Auge  fasst,  keine  Gleichförmigkeit  in  der 
Anzahl  der  Veränderlichen  statt;  es  geht  dies  aus  der  folgenden  kleinen 
Zusammenstellung  hervor,  welche  die  Zahl  der  zu  bestimmten  Perioden- 
längen gehörigen  Sterne  angiebt.  Es  sind  zu  dieser  Tabelle  nur  die- 
jenigen Sterne  des  letzten  Chandler'schen  Cataloges  benutzt  worden,  für 
welche  die  Perioden  sicher  genug  bekannt  sind. 


Periodenl&nge 

InzaU  der 
Ver&nderliohen 

Kürzer  als 

20 

Tage 

35 

Zwischen    20  und 

50 

Tagen 

6 

50 

100 

7 

100 

150 

8 

150 

200 

14 

200 

250 

27 

250 

300 

33 

300 

350 

37 

350 

400 

29 

400 

450 

14 

450 

500 

5 

Grösser  aU  500  Tage 

3 

Abgesehen  von  der  ersten  Gruppe,  welche  die  sämmtlichen  Sterne 
des  ganz  eigenartigen  Algoltypus  umfasst,  bemerkt  man  ein  deutliches 
Häufigkeitsmaximum  bei  Perioden  zwischen  300  und  350  Tagen.  Es  ist 
dies  um  so  bemerkenswerther,  weil  gerade  das  Auffinden  von  Veränder- 
lichen mit  Perioden  von  nahe  einem  Jahre  dadurch  erschwert  ist,  dass 
diese  Sterne  zu  denjenigen  Zeiten,  wo  sie  am  Bequemsten  zu  beobachten 
sind,  sich  immer  wieder  nahe  in  demselben  Stadium  der  Helligkeit  be- 
finden. 

Ein  zweiter,  fast  noch  auffallenderer  Zusammenhang  findet  zwischen 
der  Länge  der  Periode  und  der  Färbung  der  Veränderlichen  statt.  Wäh- 
rend die  Variablen  von  kurzer  Periode,  vor  Allem  die  Algolsteme,  fast 
ausschliesslich  weiss  sind,  haben  diejenigen  mit  langer  Periode  vor- 
wiegend gelbe  und  röthliche  Farben,  und  man  kann  als  Regel  aufstellen, 
dass,  je  röther  ein  Veränderlicher  ist,  desto  länger  gewöhnlich  auch  seine 
Periode  sich  ergiebt    Es  geht  dies  sehr  deutlich  aus  der  folgenden  kleinen 


470  ni.  Resultate  der  photometrischen  Beobachtangen  am  Himmel. 

Tabelle  hervor.  In  dieser  sind  zur  Bezeichnung  der  Farben  die  Zahlen 
der  Chandler^schen  Scala  benutzt,  in  welcher  0  dem  weissen  Lichte  und 
10  dem  tiefsten  röthlichen  Farbentone,  wie  er  z.  B.  bei  den  Sternen 
V  Cygni  und  B  Leporis  vorkommt,  entspricht.  Auch  bei  dieser  Zu- 
sammenstellung sind  die  Angaben  des  letzten  Chandler'schen  Cataloges 
zu  Grunde  gelegt. 


PeriodenUnge 


Zwischen  0  und  100  Tagen 
100  >  200 
200  »  300    > 
300  »  400 
Über  400  Tage 


Mittlere 
Farbe 


Anzahl  der 
benutzten  Sterne 


1.2       I  32 

2.9  17 


2.9 
4.5 
6.4 


38 
50 
19 


Der  Zusammenhang  tritt  so  klar  zu  Tage,  dass  an  der  Realität  kaum 
zu  zweifeln  ist,  trotzdem  die  bisherigen  Farbenschätzungen  keine  sehr 
grosse  Sicherheit  besitzen.  Behufs  weiterer  Verfolgung  dieser  interessanten 
Beziehung  sollten  es  sich  alle  Beobachter  der  veränderlichen  Sterne  zur 
strengen  Regel  machen,  mit  jeder  Helligkeitsbestimmung  auch  eine  sorg- 
fältige Farbenschätzung  zu  verbinden,  wo  möglich  nach  einer  einheit- 
lichen Scala.  Auf  diese  Weise  Hesse  sich  allein  auch  die  Frage  ent- 
scheiden, ob  mit  dem  Lichtwechsel  eines  Sternes  gleichzeitig  auch  eine 
Farbenänderung  eintritt.  Fast  noch  wichtiger  wäre  eine  sorgfältige  Unter- 
suchung der  Spectren  der  Veränderlichen,  und  zwar  sowohl  hinsichtlich  des 
allgemeinen  Charakters,  als  auch  in  Bezug  auf  die  Helligkeit  in  verschie- 
denen Farben.  Leider  treten  der  Ausführung  dieser  Untersuchungen  in 
grösserem  Massstabe  gegenwärtig  noch  bedeutende  Schwierigkeiten  ent- 
gegen, weil  die  Lichtschwäche  der  meisten  Veränderlichen  die  Anwendung 
der  mächtigsten  optischen  Hülfsmittel  erfordert. 

Von  verschiedenen  Seiten  sind  noch  Versuche  gemacht  worden,  den 
Gesammtbetrag  der  Lichtänderung  vom  Maximum  zum  Minimum,  und  femer 
das  Verhältniss  der  Zeitdauer  der  Lichtabnahme  zu  der  der  Lichtzunahme 
bei  den  einzelnen  Veränderlichen  mit  der  Länge  der  Periode  in  Zusammen- 
hang zu  bringen.  Aber  alle  diese  Versuche  schweben  aus  Mangel  an 
genügendem  Material  vollständig  in  der  Luft  und  brauchen  an  dieser 
Stelle  nicht  näher  besprochen  zu  werden. 

Eine  strenge  Classificirung  der  Veränderlichen  von  irgend  einem  ein- 
fachen Gesichtspunkte  aus  ist  bei  der  Mannigfaltigkeit  der  Erscheinungen 
und  der  verhältnissmässig  geringen  Zahl  der  Objecte  gegenwärtig  noch 
nicht  möglich.    Ich  werde  mich  daher  bei  der  folgenden  Besprechung  der 


Die  veränderlichen  Sterne.  47  t 

wichtigsten  Ergebnisse  der  bisherigen  Forschungen  an  die  von  Picke  ring  ^) 
.vorgeschlagene  Ein theilnng  in  fünf  Hauptclassen  halten,  obgleich  dieselben 
keineswegs  scharf  gegeneinander  abgegrenzt  sind,  und  auch  nicht  alle 
beobachteten  Erscheinungen  darin  untergeordnet  werden  können.  Die 
Pickering'schen  Classen  sind  die  folgenden. 

I.  Die  temporären  oder  neuen  Sterne,  welche  plötzlich  erscheinen 
und  im  Verlaufe  von  relativ  kurzer  Zeit  wieder  bis  fast  zur  Unsichtbar- 
keit  hinabsinken.  Der  berühmteste  Vertreter  dieser  Classe  ist  der  Tycho- 
nische  Stern  vom  Jahre  1572. 

n.  Die  Veränderlichen  von  langer  Periode,  welche  in  Zeiträumen  von 
einem  halben  Jahre  bis  zu  zwei  Jahren  und  darüber  einen  mehr  oder 
weniger  regelmässigen  Lichtwechsel  vom  Maximum  zum  Minimum  und 
wieder  zum  Maximum  zurück  vollenden ,  wobei  die  gesammten  Licht- 
änderungen meist  sehr  beträchtlich  sind.  Als  interessantestes  Beispiel 
wird  gewöhnlich  der  Stern  Mira  Ceti  angeführt,  und  der  ganze  Typus 
heisst  daher  auch  allgemein  der  Mira-Typus. 

in.  Die  unregelmässig  veränderlichen  Sterne,  bei  denen  die  Licht- 
schwankungen ganz  regellos  verlaufen  und  bei  denen  weder  eine  Perioden- 
länge noch  die  Maximal-  und,  Minimalhelligkeiten  mit  Sicherheit  ange- 
geben werden  können.  Die  Sterne  a  Cassiopejae  und  a  Orionis  gehören 
zu  diesem  Typus,  der  auch  bisweilen  der  Orion-Typus  genannt  wird. 

IV.  Die  Veränderlichen  von  kurzer  Periode,  bei  denen  der  Lichtr 
wechsel  mit  grosser  Regelmässigkeit  im  Laufe  von  wenigen  Tagen  vor 
sich  geht.  Meistens  treten  neben  dem  Hauptmaximum  und  Hauptmini- 
mum noch  Nebenepochen  auf.  Als  Beispiel  gelten  die  Sterne  &  Cephei 
und  /JLyrae;  nach  letzterem  heisst  diese  Classe  auch  der  Lyra-Typus. 

V.  Der  Algol-Typus,  umfassend  alle  diejenigen  Sterne,  die  während 
längerer  Zeit  constante  Helligkeit  besitzen,  aber  nach  ganz  regelmässigen 
Intervallen  im  Verlaufe  von  wenigen  Stunden  einen  beträchtlichen  Theil 
ihres  Lichtes  verlieren  und  ebenso  schnell  wiedergewinnen.  Der  Typus 
ist  nach  dem  ältesten  und  bekanntesten  Vertreter,  dem  Stern  /:?  Persei  oder 
Algol,  benannt. 

Die  wichtigsten  Hypothesen,  welche  zur  Erklärung  der  verschiedenen 
Phänomene  des  Lichtwechsels  der  Veränderlichen  aufgestellt  worden  sind, 
sollen  im  Folgenden  bei  Besprechung  der  einzelnen  Typen  kurz  berührt 
werden. 


1)  Proc.  of  the  Amer.  Aead.    New  Series.    Vol.  8  (1881),  p.  17  und  257. 


472  III-   Resultate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

a.    Die  temporären  oder  neuen  Sterne. 

Das  Charakteristische  dieser  Classe  von  Sternen  besteht  darin,  dass 
sie  an  Stellen  des  Himmels,  wo  vor  ihrer  Entdeckung  keine  oder  nur 
ganz  schwache  Objecte  zu  erkeunen  waren,  plötzlich  in  hellem  Lichte  auf- 
flammen, verhältnissmässig  kurze  Zeit  in  dieser  Helligkeit  verharren  und 
dann  zuerst  langsam  und  meist  mit  geringen  Schwankungen,  zuletzt  mit 
grosser  Schnelligkeit  an  Lichtstärke  abnehmen,  bis  sie  entweder  gänzlich 
dem  Blicke  entschwinden  oder  als  ganz  schwache  Sternchen  sichtbar  bleiben. 
Früher  war  man  der  Ansicht,  dass  man  es  bei  diesen  Sternen  mit  neuen 
Weltbildungen  zu  thun  hätte,  und  daher  stammt  die  auch  heute  noch 
übliche  Bezeichnung  »Novae«  für  dieselben.  Es  unterliegt  wohl  aber 
kaum  einem  Zweifel,  dass  diese  Sterne  keine  Neubildungen  sind,  sondern 
dass  durch  irgend  welche  Katastrophen  ein  plötzliches  Aufleuchten  und 
Wiederverschwinden  von  sehr  lichtschwachen  Objecten  hervorgebracht 
wird,  die  bei  Anwendung  der  allergrössten  Femrohre  sowohl  vor  dem 
Auftauchen  als  nach  dem  Erlöschen  erkannt  werden  könnten.  Man  wird 
daher  die  »Novae«  als  Veränderliche  ansehen  dürfen,  welche  nur  einem 
einmaligen  aussergewöhnlich  starken  Lichtwechsel  unterworfen  sind.  Die 
Vermuthung,  dass  es  Veränderliche  mit  Perioden  von  vielen  Jahrzehnten 
oder  Jahrhunderten  seien,  entbehrt  zunächst  der  Begründung.  Die  Angaben 
eines  Zeitgenossen  Tycho  Brahes,  nach  denen  ungefähr  in  der  Gegend  der 
Tychonischen  Nova  vom  Jahre  1572  bereits  in  den  Jahren  945  und  1264 
neue  Sterne  bemerkt  worden  seien,  so  dass  also  auf  eine  etwa  314jährige 
Periode  geschlossen  werden  könnte  *),  sind  nicht  als  erwiesen  zu  betrachten. 

Ein  besonderes  Merkmal  aller  neuen  Sterne  ist  die  überaus  grosse 
Schnelligkeit,  mit  welcher  das  Anwachsen  bis  zum  grössten  Lichte  erfolgt. 
Bei  einem  derselben,  T  Coronae,  ist  eine  Lichtzunahme  von  mehr  als  drei 
Grössenclassen  innerhalb  2^  Stunden  nachgewiesen,  und  aus  den  zuver- 
lässigen Angaben  bei  den  in  den  letzten  Jahrzehnten  entdeckten  neuen 
Sternen  geht  hervor,  dass  der  ganze  Aufleuchtungsprocess  stets  innerhalb 
weniger  Tage  vor  sich  gegangen  ist. 

Man  rechnet  heute  gewöhnlich  11  Sterne  zu  der  Classe  der  neuen 
Sterne,  von  denen  aber  zwei  als  zweifelhaft  zu  bezeichnen  sind.  Pickering 
hat  in  den  letzten  Jahren  noch  drei  weitere,  auf  photographischem  Wege 
entdeckte,  hinzugefügt ;  doch  scheint  es  fraglich,  ob  diese  nicht  besser  zu 
den  Variablen  mit  langer  Periode  zu  zählen  sind.  Auch  früher  sind  mehr- 
fach Objecte  als  Novae  bezeichnet  worden,  die  dann  später  als  regel- 

1)  Von  verBchiedenen  Seiten  ist  im  Zusammenhange  damit  die  Vermnthnng  auf- 
gesteUt  worden,  dass  anch  der  biblische  Stern  von  Bethlehem  als  eine  frühere  Er- 
scheinung der  Tychonischen  Nova  anzusehen  wäre. 


Die  temporären  oder  neuen  Sterne. 


473 


massig  veränderliche  Sterne  erkannt  wurden,  wie  z.B.  vor  einer  Reihe 
von  Jahren  der  bei  Xi  Orionis  entdeckte  Variable  D'Orionis.  In  der 
folgenden  Tabelle  ist  eine  Zusammenstellung  der  11  neuen  Sterne  mit 
den  Oertem  ftlr  1900  in  der  Reihenfolge  ihrer  Entdeckung  gegeben.  Etwas 
auffallend  ist  die  grosse  Zeitlttcke  zwischen  dem  vierten  und  fünften  Stern. 


Name 

▲.  B.  1900 

Decl.  1900 

Helligkeit      , 

Jahr 
der 
Ent- 
deckung 

Name 
des 

Max. 

Min. 

Entdeckers 

B  CaBsiopejae  .   . 

Oh 

19« 

15» 

4-  63*»  35.'5 

>1 

?      ;   1572 

Tycho  Brahe 

PCygni 

20 

14 

6 

+  37   43.3 

3.5 

<6       1600 

Janson 

Nova  Serpentarii 

17 

24 

38 

—  21   23.7 

>1 

V         1604 

BrnnowBki 

11  Vulpecnlae  .  . 

19 

43 

28 

+  27     4.2 

3 

?         1670 

Anthelm 

Nova  Ophiuchi    . 

'l6 

53 

54 

—  12  44.4 

5.5 

12.5       1848 

Bind 

T  Scorpii  .... 

16 

11 

5 

—  22   43.6 

7.0 

<12 

1860 

Auwers 

TCoronae    .   .   . 

15 

55 

19 

+  26   12.2 

2.0 

9.5 

1866 

Birmingham 

QCjgni 

21 

37 

47 

+  42   23.1 

3 

14.8 

1876 

Schmidt 

JS  Andromedae.   . 

: 

37 

15 

+  40  43.2 

7 

?         1885 

Hartwig 

TAurigae.  .   .   . 

25 

34 

+  30   22.2 

4.5 

<15     1892 

Anderson 

jRNormae.   .  .   . 

15 

22 

11 

—  50    13.9 

7 

13 

1893 

Harvard  Coli.  Obs. 

Die  Angaben  tlber  den  Verlauf  der  Lichterscheinungen  sind  bei  den 
älteren  von  diesen  Sternen  sehr  Itlckenhaft  und  unsicher  und  entbehren 
schon  deswegen  der  Vollständigkeit,  weil  sie  nicht  über  die  Sichtbar- 
keitsgrenze für  das  blosse  Auge  liinaus  verfolgt  werden  konnten.  Die 
grösste  Lichtstärke  von  allen  scheint  der  Tychonische  Stern  erreicht  zu 
haben.  Nach  Tychos  Angal?en  soll  er  Ende  November  1572  der  Venus 
an  Helligkeit  gleich  gewesen  sein,  und  die  Lichtabnahme  bis  zum  Ver- 
schwinden für  das  unbewaffnete  Auge  erfolgte  innerhalb  eines  Zeitraums 
von  1  Jahr  und  4  Monaten.  Bereits  im  Februar  und  März  1573  war  er 
bis  zur  Helligkeit  eines  Sternes  erster  Grösse  herabgesunken,  im  Juli  und 
August  erreichte  er  die  dritte,  im  October  und  November  die  vierte  Grösse 
und  im  Februar  1574  erschien  er  als  Stern  5 — 6.  Grösse.  Ob  seine  Licht- 
stärke in  den  Zwischenzeiten  continuirlich  abgenommen  hat  oder  geringen 
Fluctuationen  unterworfen  gewesen  ist,  steht  nicht  fest,  dagegen  scheint 
mit  der  Helligkeitsverminderung  ein  auffallender  Farbenwechsel  verbunden 
gewesen  zu  sein.  Nach  Tychos  Versicherung  war  die  Nova  im  Maximum 
weiss,  wurde  dann  gelblich  und  röthlich,  etwa  von  der  Farbe  des  Mars, 
zeigte  aber  vom  Mai  1573  an  bis  zum  Verschwinden  wieder  eine  ent- 
schieden weissliche  Färbung.  Die  Frage,  ob  an  der  Stelle  der  Tycho- 
nischen  Nova  sich  jetzt  ein  schwaches  Object  findet,  ist  wegen  der  ver- 
hältnissmässig  unsicheren  Positionsangaben  der  damaligen  Zeit  nicht  sicher 
zu  entscheiden;  nach  Untersuchungen  von  d' Arrest  steht  etwa  49"  südlich 


474  III-  BeBultate  der  photometrischen  Beobacbtangen  am  Himmel. 

von  dem  Tycho'schen  Orte  ein  Sternchen  10^  Grösse,  welches  möglicher 
Weise  mit  der  Nova  identisch  ist. 

Den  zweiten  Stern  der  obigen  Liste,  P  Cygni,  wollen  manche  Astro- 
noinen  ganz  aus  der  Reihe  der  neuen  Sterne  streichen.  Soweit  die 
dürftigen  Angaben  erkennen  lassen,  wurde  der  Stern,  der  im  Jahre  1600 
von  dem  Geographen  Janson  zuerst  gesehen  war,  zwei  Jahre  später  von 
Kepler  als  Stern  dritter  Grösse  beobachtet.  1621  war  er  für  das  blosse 
Auge  unsichtbar,  erreichte  aber  1655  nach  Cassinis  Angaben  wieder  die 
dritte  Grösse,  verschwand  abermals,  wurde  1665  von  Hevel  schwächer 
als  dritter  Grösse  wiedergefunden  und  sank  bis  zum  Jahre  1677  bis  zur 
ftlnften  Grösse  hinab,  in  welcher  er  seitdem  bis  heute  unverändert  ge- 
blieben ist.  Wenn  der  Stern  vor  1600  schon  die  jetzige  Helligkeit  be- 
sessen hat,  was  zwar  nicht  erwiesen,  aber  sehr  wohl  möglich  ist,  so  wäre 
er  allerdings  nicht  zu  den  neuen  Sternen  im  gewöhnlichen  Sinne  zu 
rechneu.  Auch  das  mehrmalige  Aufleuchten  nahe  in  derselben  Helligkeit 
widerspricht  der  obigen  Definition  der  neuen  Sterne. 

Über  die  Nova  Serpentarii,  die  von  einem  Schüler  Keplers  am 
10.  October  1604  entdeckt  wurde,  hat  Kepler*)  selbst  eine  kleine  Schrift 
veröfiFentlicht,  aus  der  hervorgeht,  dass  dieser  Stern  in. seinem  Licht- 
wechsel grosse  Ähnlichkeit  mit  der  Tychonischen  Nova  gehabt  hat  Die 
Sichtbarkeitsdauer  für  das  blosse  Auge  betrug  nahezu  1  Jahr  und  5  Monate. 
Im  Maximum  erreichte  der  Stern  nicht  die  grösste  Lichtstärke  der  Tycho- 
nischen  Nova,  übertraf  aber  an  Glanz  noch  den  Planeten  Jupiter.  Im 
Januar  1 605  war  er  schon  wieder  etwas  schwächer  als  Arctur,  Ende  März 
glich  er  einem  Sterne  dritter,  im  October  einem  Sterne  sechster  Grösse, 
und  im  März  1606  wurde  er  für  das  unbewaffnete  Auge  unsichtbar.  Über 
auffallende  Farbenänderungen  finden  sich  in  der  Kepler'schen  Schrift  kleine 
Mittheilungen;  der  Stern  wird  als  weiss  bezeichnet.  An  der  Stelle  dieses 
Sternes  ist  heute  auch  mit  Hülfe  der  stärksten  Fernrohre  kein  Object  zu 
finden,  welches  sicher  mit  ihm  identificirt  werden  könnte. 

Auch  die  Anthelm'sche  Nova  vom  Jahre  1670  (am  20.  Juni  entdeckt) 
ist,  ähnlich  wie  P  Cygni,  insofern  nicht  ganz  streng  zu  den  neuen  Sternen 
zu  rechnen,  als  bei  ihr  ein  mehrmaliges  Aufleuchten  constatirt  worden 
ist.  Bei  der  Entdeckung  besass  er  die  dritte  Grösse,  nahm  sehr  bald  an 
Helligkeit  ab  und  war  schon  nach  zwei  Monaten  verschwunden.  Im 
März  1671  tauchte  er  von  Neuem  auf  und  wurde  von  Dom.  Cassini 
als  Stern  vierter  Grösse  mit  kleinen  Schwankungen  beobachtet.  Im 
Februar  1672  war  er  nicht  sichtbar,  dagegen  leuchtete  er  noch  einmal 
im  März  1672  als  Stern  sechster  Grösse  auf,  um  dann  flir  immer  zu  ver- 

1)  Kepler,  De  Stella  nova  in  pede  Serpentarii.   Pragae,  160G. 


Die  temporären  oder  nenen  Sterne.  475 

schwinden.  In  der  Nähe  des  nicht  ganz  sicher  bestimmten  Ortes  findet 
sich  ein  Sternchen  elfter  Grösse,  welches  von  Hind  ftlr  veränderlich  ge- 
halten wurde  und  vielleicht  mit  der  Nova  identisch  ist. 

Weit  zuverlässigere  Angaben  als  über  die  älteren  Novae  besitzen  wir 
über  die  im  gegenwärtigen  Jahrhundert  entdeckten.  Bemerkenswerth  ist, 
dass  keine  von  diesen  im  Maximum  auch  nur  entfernt  die  Lichtstärke 
der  Tychonischen  oder  Kepler'schen  Nova  erreicht  hat,  und  dass  bei  den 
meisten  der  Lichtwechsel  sich  in  verhältnissmässig  viel  kürzeren  Zeit- 
räumen abgespielt  hat. 

Hinds  Nova,  die  als  Stern  6.  Grösse  am  27.*  April  1848  entdeckt 
wurde,  muss  ziemlich  schnell  aufgetaucht  sein,  denn  nach  Hinds  Ver- 
sicherung war  noch  am  3.  April  kein  Object  heller  als  9^  Grösse  an  dem 
Orte  sichtbar  gewesen.  Im  Jahre  1850  war  der  stark  röthlich  geftrbte 
Stern  schon  wieder  unter  die  10.  Grösse  gesunken,  und  seit  1876  ist  er 
ohne  merkliche  Änderungen  als  Stern  12^  Grösse  sichtbar  gewesen. 

Bei  Weitem  die  kürzeste  Sichtbarkeitsdauer  ist  bei  der  Auwers'schen 
^^ova  TScorpii  nachgewiesen,  die  am  21.  Mai  1860  in  dem  kugelförmigen 
Sternhaufen  Messier  80  an  einer  Stelle,  wo  noch  am  18.  Mai  nichts  Auf- 
fallendes bemerkt  werden  konnte,  als  Stern  7.  Grösse  auftauchte,  aber  so 
schnell  wieder  an  Lichtstärke  abnahm,  dass  sie  schon  nach  Verlauf  eines 
Monats  nicht  mehr  von  dem  Nebellichte  zu  unterscheiden  war.  Auch 
später  ist  an  der  bezeichneten  Stelle  keine  Spur  von  einem  Sternchen 
wiedergefunden  worden. 

Das  schnellste  Aufleuchten  ist  bisher  bei  T  Coronae  constatirt  worden, 
welcher  bereits  vor  der  Katastrophe  als  Stern  9.5  Grösse  bekannt  war 
und  auch  nach  derselben  constant  unter  9.  Grösse  geblieben  ist.  Derselbe 
wurde  am  12.  Mai  1866  um  12  Uhr  Pariser  Zeit  von  Birmingham  als 
Stern  2.  Grösse  (etwa  so  hell  wie  a  Coronae)  erblickt  und  noch  in  derselben 
Nacht  auch  von  anderen  Beobachtern  fast  ebenso  hell  geschätzt.  Da  nach 
der  bestimmten  Angabe  von  Schmidt  in  Athen  an  der  betreffenden  Stelle 
noch  um  9^  Uhr  Par.  Zeit  desselben  Abends  kein  Object  heller  als  5.  Grösse 
sichtbar  gewesen  ist,  so  muss  das  Aufleuchten  innerhalb  weniger  Stunden 
erfolgt  sein.  Schon  am  13.  Mai  war  die  Lichtstärke  geringer  geworden, 
nach  9  Tagen  wurde  der  Stern  ftlr  das  blosse  Auge  unsichtbar,  und  nach 
Verlauf  eines  Monats  war  bereits  die  9.  Grösse  erreicht.  Der  Stern  ist 
dann  nach  zuverlässigen  Angaben  noch  einige  Male  heller  geworden,  ohne 
sich  jedoch  jemals  wieder  über  die  7.5  Grösse  zu  erheben.  In  den  Jahren 
1894  und  1895  ist  seine  Helligkeit  unverändert  14.8  Grösse  gewesen. 
T  Coronae  ist  die  erste  Nova,  von  welcher  spectroskopische  Beobachtungen 
vorliegen.  Nach  den  Untersuchungen  von  Huggins  bestand  das  Spectrum 
aus  dunklen  und  hellen  Linien,  von  denen  zwei  mit  den  Wasserstofflinien 


476  in.   Besultate  der  pbotometrischen  Beobachtangen  am  Himmel. 

C  und  F  identificirt  werden  konnten.  Damit  war  der  Beweis  erbracht, 
dass  das  Auflodern  des  Sternes  mit  dem  Auftreten  von  glühenden  Gaa- 
massen  im  Zusammenhange  stand.  Heute  zeigt  das  Spectrum  von  TCoronae 
nichts  Auffallendes. 

Ein  zweites  Beispiel  von  aussergewöhnlich  schnellem  Anwachsen  der 
Helligkeit  bietet  die  am  24.  November  1876  von  Schmidt  entdeckte  Nova 
Q  Cygni.  Dieselbe  tauchte  als  Stern  3.  Grösse  an  einer  Stelle  auf,  wo 
in  der  Bonner  Durchmusterung  kein  Object  verzeichnet  ist,  und  wo  noch 
am  20.  November  von  Schmidt  bestimmt  kein  Stern  heller  als  5.  Grösse 
gesehen  war.  Seine  Sichtbarkeitsdauer  ftlr  das  blosse  Auge  betrug  21  Tage, 
und  die  Helligkeitsabnahme  erfolgte  ohne  bemerkenswerthe  Fluctuationen 
zuerst  schneller,  dann  etwas  langsamer.  Anfang  1877  war  er  8.  Grösse, 
1878  sank  er  unter  die  10.  Grösse,  und  gegenwärtig  ist  er  nur  noch  mit 
starken  Instrumenten  sichtbar. 

Die  zuverlässigsten  Kenntnisse  ttber  den  Verlauf  der  Lichtändernngen 
besitzen  wir  von  den  neuen  Sternen  S  Andromedae  und  T  Aurigae.  Während 
die  Helligkeitsangaben  bei  den  früheren  Novis  nur  auf  Schätzungen  be- 
ruhten, sind  diese  beiden  auch  mehrfach  photometrisch  gemessen  worden, 
und  das  vorhandene  Material  ist  namentlich  bei  T^Aurigae  ziemlich  um- 
fangreich. Bezüglich  des  ersteren  im  Andromedanebel  am  30.  August  1885 
aufgetauchten  Objectes,  dessen  Entdeckung  gewöhnlich  dem  Freiherm 
von  Spiessen  zugeschrieben  wird,  der  aber  schon  früher  von  Hartwig 
wahrgenommen  worden  ist,  lässt  sich  nicht  mit  Sicherheit  der  Zeitpunkt 
des  Aufleuchtens  constatiren ;  nur  soviel  dürfte  feststehen,  dass  etwa  Mitte 
August  das  Aussehen  des  Nebels  noch  nichts  besonders  Auffallendes  ge- 
zeigt hat.  Seine  Anfangshelligkeit  wird  7.  Grösse  geschätzt,  doch  dUrfl« 
diese  Angabe,  sowie  die  übrigen  Helligkeitsschätzungen  wegen  des  störenden 
Einflusses  des  umgebenden  Nebels  wenig  Vertrauen  verdienen.  Meine 
photometrischen  Messungen*)  geben  für  September  2  die  Helligkeit  7.95, 
für  Ende  September  9.50;  Mitte  October  war  die  Lichtstärke  schon  unter 
die  10.  Grösse  gesunken.  Die  aus  den  Potsdamer  Messungen  abgeleitete 
Lichtcurve  (Fig.  76)  zeigt  um  die  Mitte  September  einen  Stillstand  in  der 
continuirlichen  Lichtabnahme,  der  auch  durch  die  Beobachtungen  von 
Hartwig  bestätigt  wird.  Der  Ort  der  Nova  fällt  nicht  genau  mit  der 
Mitte  des  Andromedanebels  und  auch  nicht  mit  dem  Orte  eines  Sternchens 
11.  Grösse  zusammen,  das  schon  früher  bekannt  war.  Nach  dem  voll- 
ständigen Verschwinden  soll  die  Nova,  wie  v.  Kövesligethy  versichert, 
noch  einmal  (Ende  September  1886)  aufgetaucht  sein;  doch  ist  diese  Be- 
hauptung nicht  durch  andere  Beobachter  bestätigt  worden,   und  es  hat 


1)  Astron.  Nachr.   Bd.  113,  Nr.  2690. 


Die  temporären  oder  neuen  Sterne. 


477 


möglicher  Weise  eine  Verwechslung  mit  dem  oben  erwähnten  Sternchen 
11.  Grösse  stattgefunden. 

Von  der  Nova  T  Aurigae  liegen  bei  Weitem  die  zahlreichsten  und 
sichersten  Helligkeitsbestimmungen  vor.  Dieselben  sind  von  Lindemann^) 
gesammelt  und  in  sehr  gründlicher  Weise  bearbeitet  worden.  Der  Stern 
wurde  von  Anderson  am  24.  Januar  1892  zuerst  wahrgenommen,  jedoch 
erst  am  31.  Januar  als  Nova  erkannt.  Er  besass  damals  die  Helligkeit 
5.  Grösse,  nahm  in  den  ersten  Tagen  des  Februar  noch  etwas  an  Licht 


29          X           »          tO          t¥          18        tt         19        30          ¥           8           tt         16 

7.2 
7.6 

a.o 

SA 
S3 
9.1 

9.6 

to.o 

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k. 

\ 

\ 

\ 

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Fig.  76.    Lichtcnrre  des  nenen  Stems  im  Andromed&nebel,  1885. 

ZU,  sank  dann  im  Laufe  des  Februar  ganz  langsam  und  mit  deutlich  aus- 
geprägten Nebenmaximis  bis  zur  6.  Grösse  herab  und  nahm  erst  im  Monat 
März  mit  grosser  Schnelligkeit  continuirlich  bis  fast  zur  vollständigen  Un- 
sichtbarkeit  ab.  Höchst  charakteristisch  für  diese  Nova  ist,  dass  sie  ver- 
hältnissmässig  lange  Zeit  nahezu  die  Maximalhelligkeit  behalten  hat.  Wie 
aus  einer  Reihe  von  photographischen  Aufnahmen  auf  der  Sternwarte  des 
Harvard  College  in  der  Zeit  von  1891  December  10  bis  1892  Januar  20 
hervorgeht,  ist  die  Nova  bereits  vom  10.  December  an  als  Stern  5.  Grösse 

1)  Bull,  de  Tacad.  Imp.  des  sciences  de  St.-P^tersb.   Nouv.  S^r.  IH  (35),  p.  507. 


478 


III.  Besnltate  der  photometriBchen  Beobachtnngen  am  Himmel. 


sichtbar  gewesen;  sie  hat  sich  also  fast  drei  Monate  lang  nur  wenig  an 
Helligkeit  verändert.  Auf  photographischen  Aufnahmen  zwischen  October  21 
und  December  1  findet  sich  die  Nova  nicht;  ihr  Aufleuchten  fällt  mithin 
in  die  Zeit  zwischen  December  1  und  December  10.  Die  von  Linde- 
mann mit  Hinzuziehung  der  Cambridger  Aufnahmen  abgeleitete  Licht- 
curve  von  T  Aurigae  ist  in  Fig.  77  dargestellt.  Ende  August  1892  ist 
ein  nochmaliges  Auflodern  dieses  Sternes  constatirt  worden,  wobei  er 
jedoch  nicht  heller  als  9.  bis  10.  Grösse  wurde.  In  dieser  Lichtstärke 
scheint  er  dann  mit  geringen  Schwankungen  bis  fast  in  die  Mitte  des 


Jkc                Jojv.                            Febr                         Mirg                          Jprtl         1 

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Pig.  77.     Lichtcurve  der  Nova  T  Aurigae,  1892. 


Jahres  1894  geblieben  zu  sein;  erst  von  da  an  ist  er  allmählich  wieder 
schwächer  geworden,  ohne  jedoch  bis  heute  vollkommen  unsichtbar  zu 
werden. 

Der  letzte  Stern  in  der  obigen  Liste,  R  Normae,  ist  mit  Httlfe  der 
Photographie  entdeckt  worden.  Auf  einer  am  10.  Juli  1893  in  Are- 
quipa  von  Bailey  gemachten  Stemspectralauf nähme,  welche  auf  dem 
Harvard  College  Observatorium  von  Mrs.  Fleming  untersucht  wurde, 
fand  sich  ein  Spectrum,  welches  vollkommen  identisch  zu  sein  schien 
mit  dem  Spectrum  der  Nova  Aurigae.    Eine  zweite  Spectralaufnahme  vom 


Die  temporären  oder  neuen  Sterne.  479 

21.  Juni  1893  zeigte  keine  Spur  von  dem  Sterne,  und  da  er  auch  auf 
zahlreichen  photographischen  Karten  aus  der  Zeit  von  1889  Juni  6  bis 
1893  Mai  27  fehlte,  so  ergab  sich  als  sicher,  dass  der  Stern  zwischen 
dem  21.  Juni  und  dem  10.  Juli  1893  an  einer  Stelle  aufgeleuchtet  war, 
wo  vorher  entweder  gar  kein  oder  nur  ein  schwaches  Object  gestanden 
hatte.  Die  Helligkeit  des  Sternes  wurde  nach  der  Aufnahme  vom  10.  Juli 
ungefähr  7.  bis  8.  Grösse  geschätzt.  Directe  Beobachtungen  dieser  Nova 
sind  nur  von  Campbell  bekannt  geworden;  demnach  war  die  Lichtstärke 
Mitte  Februar  1894  etwa  9.5  Grösse,  sie  sank  dann  langsam  weiter,  und 
am  23.  Mai  1895  war  bereits  die  13.  Grösse  erreicht.  Seitdem  sind 
keine  weiteren  Beobachtungen  veröfiFentlicht  worden.  — 

Zur  Erklärung  der  Natur  der  sogenannten  neuen  Sterne  haben  die 
Helligkeitsbeobachtungen  derselben  verhältnissmässig  wenig  beigetragen;  sie 
haben  nur  festgestellt,  dass  bei  diesen  Sternen  der  Vorgang  des  Auf- 
leuchtens von  vollständiger  Unsichtbarkeit  oder  wenigstens  von  sehr  ge- 
ringer Lichtstärke  an  bis  zu  enormer  Helligkeit  zum  Theil  in  ganz  kurzer 
Zeit  erfolgt,  und  dass  dann  sehr  bald  ein  ganz  allmähliches  Abnehmen 
der  Leuchtkraft  eintritt,  zuweilen  noch  durch  erneute  kurze  Anschwellungen 
des  Lichtes  unterbrochen,  bis  der  ursprüngliche  Zustand  wieder  erreicht  ist. 
Daraus  geht  zweifellos  hervor,  dass  die  betreffenden  Himmelskörper  durch 
ein  plötzlich  eintretendes  Ereigniss  vorübergehend  in  einen  ungemein  hohen 
Glühzustand  versetzt  worden  sind;  aiber  einen  näheren  Aufschluss  über 
das  Wesen  dieser  Katastrophe  erhalten  wir  aus  den  beobachteten  Licht- 
erscheinungen nicht.  In  dieser  Beziehung  haben  die  spectroskopischen 
Untersuchungen,  obgleich  sie  erst  bei  den  zuletzt  erschienenen  neuen  Sternen 
zur  Anwendung  kommen  konnten,  bereits  viel  mehr  Anhaltspunkte  ge- 
liefert als  alle  photometrischen  Beobachtungen.  Die  verschiedenen  Hypo- 
thesen, die  zur  Erklärung  der  Erscheinungen  der  neuen  Sterne  aufgestellt 
worden  sind,  müssen  daher  in  erster  Linie  auf  Grund  der  spectro- 
skopischen Ergebnisse  geprüft  werden,  und  eine  kritische  Besprechung 
dieser  Hypothesen  gehört  in  ein  Lehrbuch  über  die  Spectralanalyse  der 
Gestirne*).  Im  Folgenden  soll  nur  der  Vollständigkeit  wegen  ein  kurzer 
Überblick  über  die  wichtigsten  Erklärungsversuche  gegeben  werden  ohne 
näheres  Eingehen  auf  dieselben. 

Schon  vor  Anwendung  der  Spectralanalyse  hat  Zöllner^)  eine  Hypo- 
these aufgestellt,  welche  die  beobachteten  Erscheinungen  in  der  Haupt- 
sache zu  erklären  vermag.  Nach  ihm  sind  die  neuen  Sterne  Weltkörper, 
bei  denen  sich  durch  allmähliche  Abkühlung  eine  feste  Schlackendecke 


1)  Siebe  Scheiners  Spectralanalyse  der  Gestirne.  Leipzig,  1890,  p.  300—305. 
2]  Zöllner,  Photometrische  Untersnchungen  etc.  Leipzig,  1865,  p.  247. 


480  III*  Besaltate  der  photometriBcben  Beobachtungen  am  Himmel. 

gebildet  hat,  die  plötzlich  aos  irgend  einer  Ursache  gewaltsam  durch- 
brochen wird,  so  dass  die  im  Innern  eingeschlossene  Gluthmasse  weh  über 
die  ganze  Oberfläche  oder  einen  Theil  dereelben  verbreiten  und  dadurch 
Licht  und  Wärme  hervorbringen  kann.  Dabei  werden  auch  noch  die 
bereits  an  der  erstarrten  Oberfläche  vorhandenen  chemischen  Verbindungen 
zersetzt,  und  diese  Zersetzung  ist  gleichfalls  mit  einer  starken  Lichtent- 
wicklung verbunden.  Je  gewaltiger  die  herausgetretenen  Gluthmassen 
sind,  desto  länger  wird  der  Verbrennungsprocess  dauern,  und  desto  lang- 
samer wird  auch  die  allmähliche  Abkühlung  vor  sich  gehen.  Über  die 
Ursache  des  plötzlichen  Ausbruches  macht  Zj)llner  keine  bestimmten  An- 
nahmen, er  deutet  nur  gelegentlich  an,  dass  der  Zustand  der  Erstarrung 
lediglich  durch  äussere  Einflüsse,  wie  z.  B.  durch  den  Zusammenstoss 
mit  einem  anderen  Weltkörper  oder  durch  den  Einsturz  eines  Meteors 
wieder  aufgehoben  werden  kann. 

Eine  gewisse  Verwandtschaft  mit  der  Zöllner'schen  Hypothese  hat 
die  von  Lohse^)  aufgestellte.  Nach  dieser  ist  die  Abkühlung  des  Sternes 
nicht  bis  zur  Bildung  einer  festen  Schale,  sondern  nur  bis  zur  Bildung 
einer  lichtabsorbirenden  Atmosphäre  vorgeschritten,  welche  aber  nicht 
immer  so  dicht  zu  sein  braucht,  dass  der  Stern  gänzlich  unsichtbar  wird, 
sondern  sehr  wohl  noch,  wie  es  in  einigen  Fällen  constatirt  ist,  als 
schwaches  Object  vor  und  nach  der  Katastrophe  vorhanden  sein  kann. 
Die  Katastrophe  selbst  besteht  in  der  plötzlichen  Bildung  von  chemischen 
Verbindungen,  die  bei  ganz  bestimmten  Graden  der  Abkühlung  eintreten 
und  infolge  der  enormen  Wärmeentwicklung  ein  Auflodern  des  Sternes 
bedingen.  Da  in  verschiedenen  Stadien  der  Erkaltung  bei  ein  und  dem- 
selben Sterne  alle  möglichen  Verbindungen  erfolgen  können,  so  findet  nach 
dieser  Hypothese  ein  mehrmaliges  erneutes  Aufflackern  eine  ungezwungene 
Erkläijmg. 

Auf  wesentlich  anderen  Grundsätzen  beruht  die  von  Wilsing^)  er- 
weiterte Klinkerfues'sche^)  Fluthhypothese,  nach  welcher  die  neuen 
Sterne  als  schwach  leuchtende  Himmelskörper  mit  dichter  Atmosphäre 
aufzufassen  sind,  die  von  einem  relativ  dunkleren  Begleiter  in  sehr  ex- 
centrischer  Bahn  umkreist  werden.  Beim  Durchgange  durch  das  Peri- 
astron  findet  eine  so  starke  Deformation  der  Atmosphäre  des  Hauptstemes 
statt,  dass  ein  Theil  der  Oberfläche  ganz  freigelegt  und  infolge  dessen 
eine  bedeutende  Helligkeitszunahme  bewirkt  wird.  Ist  die  Annäherung 
ganz  besonders  gross,  so  können  dadurch,  dass  nicht  nur  in  der  Atmo- 
sphäre,   sondern    auch,  in    den    glühenden    Gasmassen   im    Innern    des 

1)  MonatBber.  der  K.  Preuss.  Akad.  d.  Wies.  1877,  p.  826. 

2)  Astron.  Nachr.    Bd.  124,  Nr.  2960. 

3)  Nachr.  von  der  K.  Ges.  d.  Wiss.  zu  Göttingen.    Jahrg.  1865. 


Die  Veränderlichen  von  langer  Periode.  481 

Hauptstemes  Fluthwellen  entstehen;  Eruptionen  hervorgebracht  werden,  die 
noch  wesentlich  zum  plötzlichen  Anwachsen  der  Leuchtkraft  beitragen  und 
die  auch  das  Auftreten  der  hellen  Linien  im  Spectrum  am  Einfachsten  er- 
klären. Nach  dem  Durchgange  durch  das  Periastron  bedeckt  sich  mit 
zunehmender  Entfernung  des  Begleiters  die  Oberfläche  des  Hauptsternes 
wieder  allmählich  mit  der  Atmosphäre,  und  infolge  dessen  verringert  sich 
die  Leuchtkraft.  Die  Annahme  eines  Doppelstemsystemes  wtlrde  natürlich 
ein  periodisch  wiederkehrendes  Aufflammen  verlangen,  und  da  ein  solches 
bei  keinem  der  bisher  bekannten  neuen  Sterne  beobachtet  worden  ist,  so 
mtisste  man,  wenigstens  bei  den  älteren  derselben,  sehr  grosse  Umlaufs- 
zeiten voraussetzen,  die  aber  sehr  wohl  möglich  sind. 

Manche  Astronomen  haben  die  Erscheinungen  der  neuen  Sterne  an- 
statt durch  Vorgänge  in  einem  zusammengehörigen  Systeme  durch  zu- 
fällige Annäherung  zweier  ganz  getrennten  Weltkörper  zu  erklären  gesucht,* 
oder  auch,  wie  Vogel  ^),  durch  das  ZusammentreflFen  eines  Himmelskörpers 
mit  einem  dem  unseren  ähnlichen  Sonnensysteme,  dessen  Centralstern 
durch  allmähliche  Abkühlung  seine  Leuchtkraft  verloren  hat.  Sehr  be- 
achtenswerth  ist  auch  die  von  Seeliger^)  aufgestellte  Hypothese,  welche 
den  Eintritt  eines  Weltkörpers  in  ein  wolkenartiges  Gebilde  von  sehr  dünn 
verstreuter  Materie  annimmt.  Ahnlich  wie  bei  dem  Eindringen  eines 
Meteors  in  die  oberen  Schichten  der  Erdatmosphäre  tritt  eine  plötzliche 
Erhitzung  der  Oberfläche  ein,  die  so  lang6  bestehen  bleiben  muss,  als  der 
Stern  innerhalb  der  kosmischen  Wolke  sich  bewegt,  vielleicht  mit  geringem 
Auf-  und  Abschwanken  der  Helligkeit,  je  nachdem  die  Materie  dichter 
oder  dünner  vertheilt  ist.  Nach  dem  Austritte  des  Sternes  aus  der  Wolke 
beginnt  die  Helligkeit  sofort  ziemlich  schnell  abzunehmen. 

Zu  erwähnen  ist  endlich  noch  die  Meteoritenhypothese  Lockyers, 
welcher  die  Erscheinungen  der  neuen  Sterne  durch  die  Collision  von 
Meteoritenschwärmen  zu  erklären  versucht. 

b.    Die  Veränderlichen  von  langer  Periode. 

Das  Unzulängliche  der  Pickering'schen  Eintheilung  der  Veränder- 
lichen tritt  am  Deutlichsten  bei  der  zweiten  Classe  hervor,  zu  welcher  bei 
Weitem  der  grösste  Theil  aller  Variablen  zu  rechnen  ist.  Eine  scharfe 
Abgrenzung  gegenüber  der  dritten  und  vierten  Gruppe  sowohl  in  Bezug 
auf  die  Länge  der  Periode  als  auf  die  Art  und  Weise  des  Lichtwechsels 
ist  nicht  innezuhalten,  und  durch  Sterne  wie  rj  Argus  scheint  ein  Über- 
gang zu  der  Gruppe  der  neuen  Sterne  angedeutet  zu  sein.    Man  rechnet 

1)  Matbem.  Abhandl.  der  Kgl.  PreoBS.  Akad.  der  WIbb.  1693,  p.  1. 

2)  Aetr.  Nachr.   Bd.  130,  Nr.  3118. 

Mftller,  Photometrie  der  Geetirne.  31 


482  m.  Besoltate  der  photometrischen  Beobachtungeii  am  Himmel. 

zu   dieser  Glasse  gewöhnlich  alle  Veränderlichen,    bei  denen  die  Licht- 
Variationen  in  bestimmter  Gesetzmässigkeit  in  Perioden   von  etwa  drei 
Monaten  bis  zu  zwei  Jahren  und  darüber  vor  sich  gehen.    Der  bekannteste 
Vertreter  dieser  Classe  ist  der  Stern  o  Ceti,  von  Hevel  wegen  seines 
merkwürdigen  Lichtwechsels  »der  Wunderbare  (Mira)«  genannt    Er  wurde 
von  Fabricius  im  Jahre  1596  als  Stern  2.  Grösse  entdeckt  und  galt, 
weil  er  nach  einigen  Monaten  für  das  blosse  Auge  verschwand  und  auch 
in  den  nächsten  Jahren  nicht  weiter  beobachtet  wurde,  längere  Zeit  für 
eine  Nova.    Erst  von  Holwarda  wurde  im  Jahre  1638  seine  Eigenschaft 
als  Variabler  endgültig  festgestellt.    Durch  zahlreiche  Beobachtungen  seit 
dieser  Zeit  ist  constatirt,  dass  der  Stern  im  Minimum  bis  zur  9.  Grösse 
und  darunter  herabsinkt,  und  dass  seine  Maximalhelligkeit  zwischen  2. 
und  5.  Grösse  schwanken  kann.    Das  hellste  Maximum  scheint  im  No- 
vember 1779  stattgefunden  zu  haben.  Die  Periode  beträgt  etwa  331.6  Tage, 
doch   ist   diese  Dauer  veränderlich   und   zwar,    wie  die  Beobachtungen 
zeigen,  selbst  wieder  periodisch  veränderlich.    Argelander  hat  eine 
Formel  mit  mehreren  Sinusgliedem  aufgestellt,  welche  die  Berechnung 
der  Periodenlänge  für  jede  beliebige  Zeit  ermöglichen   soll,   sich  aber 
keineswegs  stets  als  vollkommen  ausreichend  erwiesen  hat    Die  Zunahme 
des   Lichtes   vom   Minimum   bis   zum  Maximum   erfolgt  bei  o  Ceti  viel 
schneller  als  die  Abnahme  bis  zum  nächsten  Minimum,  welche  etwa  eine 
doppelt  so  lange  Zeit  in  Anspruch  nimmt.    Es  ist  dies  eine  Eigenthüm- 
lichkeit,  welche  ebenso  wie  die  Veränderlichkeit  der  Periodendauer  für 
die  meisten  der  zu  dieser  Classe  gerechneten  Variablen  charakteristisch 
ist.    Erst  bei  einer  verhältnissmässig  geringen  Zahl  derselben  sind  die 
Erscheinungen  des  Lichtwechsels  so  gründlich  studirt  worden,  dass  es 
möglich  gewesen  ist,  Formeln  zur  Berechnung  der  veränderlichen  Perioden- 
dauer aufzustellen  und  die  Gestalt  der  mittleren  Lichtcurven  mit  einiger 
Zuverlässigkeit  zu  ermitteln.    Verhältnissmässig  gut  bekannt  sind  die  am 
Frühesten  entdeckten  Glieder  der  Gruppe,   darunter  besonders  %  Cygni, 
R  Aquarii,  S  Serpentis,  -B  Pegasi,  R  Cancri,  R  Ursae  majoris  u.  s.  w. 
Eine  der  kürzesten  Perioden  in  dieser  Gruppe  besitzt  der  Stern  17  Gemi- 
norum,  welcher  in  weniger  als  20  Tagen  von  der  13.  bis  zur  9.  Grösse 
anwächst  und  dann  in  60  bis  70  Tagen  wieder  zum  Minimum  herabsinkt 
Ob  der  bereits  oben  erwähnte  Stern  ij  Argus  zur  zweiten  Classe  zu  rech- 
nen ist,  kann  noch  als  zweifelhaft  gelten,  da  eine  wirkliche  Gesetzmässig- 
keit im  Lichtwechsel  nicht  nachzuweisen  ist;  jedenfalls  nimmt  er  eine 
extreme  Stellung  innerhalb  der  Gruppe  ein.    Halley  zählte  diesen  Stern 
im  Jahre  1677  zur  4.  Grösse,   1687  und  später  1751  wurde  er  2.  Grösse 
geschätzt,   1811 — 1815  besass  er  wieder  die  4.  Grösse,  und  1827  wurde 
er  von  Burchell  heller  als  a  Virginis  und  a  Aquilae  geschätzt     Nach 


Die  Veränderlichen  von  langer  Periode.  483 

J.  Herschel  erreichte  er  im  Jahre  1837  fast  die  Lichtstärke  von  Sirius 
und  verblieb  in  dieser  Helligkeit  mit  geringen  Schwankungen  bis  Mitte 
1843.  Seitdem  hat  er  beständig  abgenommen  und  ist  seit  1865  constant 
7.  bis  8.  Grösse  geblieben.  Interessant  ist,  dass  der  Stern  sich  inmitten 
eines  Nebelfleckes  befindet,  welcher  ebenfalls  der  Veränderlichkeit  ver- 
dächtig ist.  Nach  Loomis  soll  rj  Argus  eine  Periode  von  ungefähr 
70  Jahren  besitzen,  doch  fehlen  zunächst  noch  sichere  Anhaltspunkte  zur 
Bestätigung  dieser  Behauptung. 

Bei  allen  Sternen  der  zweiten  Classe  ist  der  Helligkeitsunterschied 
zwischen  Maximum  und  Minimum  sehr  bedeutend;  er  beträgt  fast  immer 
mehrere  Grössenclassen,  und  es  giebt  auch  ausser  Mira  Ceti  und  rj  Argus 
eine  ganze  Anzahl  Sterne,  deren  Maximallichtstärke  um  mehr  als  das 
500  fache  die  Minimalhelligkeit  übertriflFt.  Bemerkenswerth  ist,  dass  diese 
Veränderlichen  fast  sämmtlich  eine  gelbe  oder  röthliche  Färbung  besitzen, 
was  darauf  hindeuten  würde,  dass  wir  es  bei  ihnen  mit  Himmels- 
körpern zu  thun  haben,  deren  Abkühlung  bereits  so  weit  vorgeschritten 
ist,  dass  der  Zustand  des  Bothglühens  eingetreten  ist.  Dafür  sprechen 
auch  die  spectroskopischen  Beobachtungen,  nach  denen  die  Sterne  dieser 
Gruppe  meistens  zum  HI.  Spectraltypus  gehören.  Bei  einigen  derselben, 
wie  z.  B.  bei  o  Ceti,  sind  zur  Zeit  des  Maximums  auch  helle  Linien  im 
Spectrum  beobachtet  worden.  Die  Spectralanalyse,  die  sich  bisher  noch 
wenig  mit  diesen  Sternen  beschäftigt  hat,  wird  hier  noch  manche  inter- 
essante Aufschlüsse  geben  können.  Leider  bereitet  die  geringe  Licht- 
stärke im  Minimum  einer  andauernden  spectroskopischen  Verfolgung  dieser 
Veränderlichen  grosse  Schwierigkeit. 

Zur  Erklärung  der  Lichterscheinungen  dieser  Variablen,  bei  denen 
es  sich  nicht  um  eine  einmal  eintretende  gewaltige  Katastrophe,  sondern 
um  periodisch  wiederkehrende  Vorgänge  handelt,  wird  mit  Vorliebe  die 
Zöllner 'sehe  Schlackentheorie  herangezogen.  Dieselbe  setzt  voraus,  dass 
die  Abkühlung  bei  diesen  Himmelskörpern  nicht  gleichmässig  auf  der 
ganzen  Oberfläche  erfolgt,  sondern  dass  sich  mehr  oder  weniger  grosse 
dunkle  Flecke  bilden,  und  dass  die  Erscheinungen  des  Lichtwechsels  von 
der  Rotation  des  Himmelskörpers  herrühren.  So  einfach  und  plausibel 
die  Hypothese  auf  den  ersten  Blick  erscheint^  so  stösst  sie  doch  auf 
manche  Schwierigkeiten.  Um  das  im  Vergleich  zur  Abnahme  schnellere 
Anwachsen  der  Helligkeit  zu  erklären,  muss  eine  besondere  Configuration 
der  Schlackenfelder  bei  allen  hierher  gehörigen  Variablen  angenommen 
werden,  und  die  Veränderlichkeit  in  der  Dauer  der  Periode  kann  nur 
durch  eine  Verschiebung  der  Schlackenfelder  erklärt  werden.  Die  letz- 
teren dürfen  also  nicht  als  feste  unveränderliche  Gebilde,  sondern  eher 
wie  flüssige  oder  wolkenartige  Condensationsproducte  aufgefasst  werden; 

31* 


484  III*  Besnltate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

aber  auch  dann  ist  die  Erklärung  der  mehrfach  beobachteten  Erscheinung, 
dass  die  Veränderlichkeit  der  Periodendauer  selbst  wieder  einen  periodi- 
schen Charakter  hat,  eine  missliche  Sache.  Gyld^n*)  hat,  um  diese 
Schwierigkeit  zu  beseitigen,  die  Zöllner'sche  Hypothese  erweitert,  indem 
er  nicht  bloss  den  besonderen  Fall  ins  Auge  fasst,  wo  die  Rotationsaxe 
des  Himmelskörpers  mit  der  Hauptträgheitsaxe  unveränderlich  zusammen- 
fällt, sondern  indem  er  ganz  allgemein  voraussetzt,  dass  die  Rotationsaxe 
ihre  Lage  zu  den  Massentheilchen  des  Körpers  beständig  verändert.  Da- 
durch würde  eine  eigenthtimliche  Drehung  desselben  entstehen,  die  auch 
eine  periodische  Veränderung  der  Umdrehungszeit  erklären  könnte.  Eine 
strenge  mathematische  Behandlung  des  interessanten  Problems  ist  von 
GyldÄn  durchgeführt  worden.  Die  Zöllner-Gyld6n'sche  Hypothese 
muss  auch  mit  der  Thatsache  des  enormen  Intensitätsunterschiedes  zwi- 
schen Maximum  und  Minimum,  sowie  femer  mit  der  grossen  Dauer  der 
Periode  rechnen;  sie  muss  also  eine  sehr  weit  vorgeschrittene  eigenthttm- 
lich  vertheilte  Schlackenbildung  und  eine  langsame  (im  Vei^leich  zur 
Sonnenrotation  sogar  sehr  langsame)  Umdrehungszeit  voraussetzen. 

In  vieler  Beziehung  sympathischer  erscheint  daher  eine  Hypothese, 
die  zwar  ebenfalls  das  Vorhandensein  von  Abkühlungsproducten  an  der 
Oberfläche  oder  in  der  Photosphäre  des  Gestirns  annimmt,  jedoch  von 
der  Rotation  ganz  absieht  und  nur  voraussetzt,  dass  diese  Abktthlungs- 
producte,  ähnlich  wie  wir  es  an  der  Sonne  beobachten,  in  periodischen 
Zeiträumen  sich  auflösen  und  von  Neuem  wieder  bilden.  Die  Ver- 
änderlichkeit der  Periode  hat  nach  dieser  Annahme  nichts  Befremd- 
liches an  sich,  da  das  Gleiche  von  der  Sonnenfleckenperiode  bekannt 
ist.  Auch  die  Ungleichmässigkeit  in  der  Dauer  der  Licht-Zunahme  und 
-Abnahme  findet  eine  Analogie  bei  den  Erscheinungen  der  Sonnenflecke. 
Dagegen  besteht  ein  grosser  Unterschied  darin,  dass  die  Fleckenbildung 
auf  den  Veränderlichen  in  viel  grösserem  Umfange  stattfinden  und  sich 
in  viel  kürzeren  Zeiträumen  wiederholen  muss,  als  auf  der  Sonne.  Bei 
letzterer  ist  bekanntlich  nicht  mit  Sicherheit  ein  Anwachsen  und  Ab- 
nehmen der  Lichtstärke  im  Zusammenhange  mit  der  periodischen  Flecken- 
bildung nachzuweisen.  Wie  gewaltig  müssen  also  die  Umwälzungen  auf 
den  anderen  Gestirnen  sein,  um  Lichtänderungen  von  6  oder  7  Grössen- 
classen  hervorzubringen!  Hier  liegt  der  schwache  Punkt  dieser  Hypo- 
these, ganz  abgesehen  davon,  dass  man  sich  von  der  Ursache  des  perio- 
dischen Entstehens  und  Vergehens  so  grosser  Abktthlungsproducte  nur 
schwer  eine  klare  Vorstellung  machen  kann. 

1)  Gyld^n,  Versuch  einer  mathematischen  Theorie  zur  Erklärung  des  Lieht- 
wechseis  der  veränderlichen  Sterne.   (Acta  societatis  scientiarum  Fennicae^  Vol.  XI, 

1880.) 


Die  imregelmässig  Veränderlichen.  485 

Sehr  viele  Anhänger  hat  in  Bezog  auf  die  Veränderlichen  vom  Mira- 
Typus  auch  die  bereite  bei  den  neuen  Sternen  erwähnte  Wilsing-Klinker- 
fu  es 'sehe  Fluth-Hypothese.  Wenn  der  Trabant,  welcher  in  der  sehr  hoch 
und  sehr  dicht  vorauszusetzenden  Atmosphäre  des  Hauptstemes  eine  Fluth- 
welle  hervorbringt,  zur  Zeit  seines  Durchganges  durch  da«  Periastron,  wo 
die  Fluthwirkung  (insbesondere  bei  sehr  excentrischen  Bahnen)  am  aller- 
stärksten  ist,  gerade  auf  der  von  der  Erde  abgewandten  Seite  des  Haupt- 
stemes steht,  so  wird  die  grösste  Aufhellung  eintreten,  weil  die  absor- 
birende  HtQle  zum  grössten  Theile  von  der  uns  zugekehrten  Seite  hinweg- 
gezogen ist  und  die  eigentliche  Photosphäre  zu  Tage  tritt.  Freilich  muss 
die  absorbirende  Kraft  der  Atmosphäre  im  Vergleich  zur  Sonnenatmo- 
sphäre ganz  ausserordentlich  gross  angenommen  werden,  um  di^  Licht- 
zunahme bei  Sternen  wie  o  Ceti,  x  Cygni  u.  s.  w.  plausibel  zu  machen. 
Im  Übrigen  lassen  sich  die  beobachteten  Erscheinungen  durch  die  Fluth- 
Hypothese  leidlich  gut  erklären.  Zur  Begründung  der  Veränderlichkeit 
der  Periodendauer  müssen  Störungen  zu  Hülfe  genommen  werden,  die 
von  weiteren  Trabanten  des  Systems  ausgehen.  Da  diese  ebenfalls  grössere 
oder  geringere  Fluthwellen  je  nach  der  Lage  ihrer  Bahnen  und  nach 
ihren  Dimensionen  bewirken  können,  so  lässt  sich  die  Verschiedenheit 
der  Lichtetärke  in  verschiedenen  Maximis  und  die  Ungleichheit  der 
Perioden  ungezwungen  deuten. 

Weniger  annehmbar  als  diese  Hypothese  erscheint  die  ebenfalls  bereits 
kurz  erwähnte  Lockyer'sche  CoUisionstheorie.  Lockyer  stellt  sich  die 
Veränderlichen  vom.  Mira-Typus  nicht  als  einzelne  compacte  Weltkörper 
vor,  sondern  als  ziemlich  dichte  Meteoritenschwärme,  jeden  begleitet  von 
einem  zweiten  kleineren  Meteoritenschwarm,  der  sich  in  einer  excen- 
trischen Bahn  um  den  Hauptschwarm  bewegt.  Wenn  die  Periastron- 
distanz  sehr  klein  ist,  so  treflfen.  im  Periastron  die  äusseren  Theile  der 
beiden  Schwärme  direct  aufeinander;  zwischen  den  einzelnen  Partikelchen 
finden  zahllose  Zusammenstösse  statt,  und  dadurch  wird  eine  starke 
Lichtentwicklung  hervorgebracht  Abgesehen  davon,  dass  die  ganze  Vor- 
stellungsweise etwas  erkünstelt  ist,  bereitet  die  Erklärung  mancher  be- 
obachteten Thateachen,  insbesondere  der  grossen  Unregelmässigkeit  der 
Perioden,  erhebliche  Schwierigkeiten.  Es  scheint  nicht,  als  ob  diese 
Hypothese  bisher  weitere  Vertheidiger  gefunden  hätte. 


c.    Die  unregelmässig  Veränderlichen. 

Alle  diejenigen  Sterne,  bei  denen  zwar  Lichtänderungen  mit  Sicher- 
heit constatirt  sind,  die  aber  keinerlei  Gesetzmässigkeit  erkennen  lassen, 


486  m*  Besnltate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

werden  zu  der  dritten  Pickering'schen  Gruppe  der  Veränderlichen  ge- 
rechnet. Ihre  Überwachung  und  Verfolgung  ist  eine  der  schwierigsten 
und  undankbarsten  Aufgaben  für  den  Astronomen,  und  es  ist  daher  leicht 
erklärlich,  dass  das  Interesse  für  die  meisten  dieser  Veränderlichen  sehr 
bald  erlahmt  und  unsere  Eenntniss  von  ihnen  durchaus  lückenhaft  ge- 
blieben ist.  Dazu  kommt,  dass  die  gesammte  Lichtänderung  bei  sehr 
vielen  dieser  Variablen  äusserst  geringfügig  ist,  bei  einigen  nur  wenige 
Zehntel  Grössen  umfasst,  sodass  die  allergenauesten  Messungen  und 
Schätzungen  dazu  gehören,  um  überhaupt  die  Veränderlichkeit  zu  erkennen. 
Da  die  meisten  hierher  gehörigen  Sterne  röthlich  gefärbt  sind,  so  ist  ihre 
Beobachtung  von  vornherein  erschwert,  und  es  giebt  zweifellos  manche 
unter  ihnen,  bei  denen  die  vermeintliche  Variabilität  lediglich  auf  physio- 
logische Einflüsse  zurückzuführen  ist.  Man  sollte  gerade  bei  dieser 
Gruppe  mit  der  Behauptung  der  Veränderlichkeit  sehr  vorsichtig  sein  und 
nur  solche  Sterne  in  die  Cataloge  aufnehmen,  bei  denen  die  Gesammt- 
änderung  der  Helligkeit  mindestens  0.5  Grössen  beträgt  und  von  mindestens 
zwei  Beobachtern  vollkommen  übereinstimmend  constatirt  worden  ist.  Es 
ist  durchaus  gerechtfertigt,  dass  Chan  dl  er  aus  der  Liste  der  Veränder- 
lichen einen  Stern  wie  d  Orionis  entfernt  hat,  der  früher  allgemein  als 
variabel  galt  und  für  den  sogar  eine  Periode  von  16  Tagen  angenommen 
wurde,  der  aber  nach  dem  übereinstimmenden  Urtheile  verschiedener  Be- 
obachter schon  längst  keine  Helligkeitsänderungen  gezeigt  hat,  die  über 
die  erlaubten  Unsicherheitsgrenzen  der  Schätzungen  hinausgingen.  Viel- 
leicht wäre  es  empfehlenswerth,  noch  manche  anderen  Sterne,  bei  denen 
ein  ähnliches  Verhalten  beobachtet  ist,  ans  der  Liste  der  als  sicher 
veränderlich  bezeichneten  in  diejenige  der  nur  verdächtigen  zu  über- 
tragen. 

Die  bekanntesten  Vertreter  der  dritten  Pickering'schen  Glasse  sind 
die  hellen  Sterne  a  Herculis,  a  Cassiopejae  und  a  Orionis,  nach  welchem 
letzteren  die  Gruppe  häufig  benannt  wird.  Da  gerade  bei  diesen  hellen 
Sternen  die  Anwendung  der  Schätzungsmethode  durch  den  Mangel  an 
genügend  zahlreichen,  nahe  gleich  hellen  und  nahe  gleich  gefärbten  Ver- 
gleichstemen  sehr  erschwert  ist,  so  sollten  dieselben  nur  mit  Hülfe  von 
Photometem  verfolgt  werden. 

Die  Lichtstärke  von  a  Orionis  -schwankt  etwa  zwischen  deü  Grössen 
0.7  und  1.3.  Bisweilen  findet  ein  ganz  regelmässiges  Abnehmen  und 
Anwachsen  der  Helligkeit  statt,  sodass  sich  die  Zeit  des  Minimums  mit 
ziemlicher  Genauigkeit  ableiten  lässt;  in  anderen  Jahren  sind  aber  die 
Lichtänderungen  während  längerer  Zeit  ganz  unmerklich.  Nach  Arge- 
lander  wäre  eine  Periode  von  etwa  196  Tagen  anzunehmen,  doch  ist 
diese  Zahl  durch  neuere  Beobachtungen  durchaus  fraglich  geworden. 


Die  regelmäsBig  Veränderlichen  von  kurzer  Periode.    Der  Lyra-Typus.     487 

Fast  ebenso  vergeblich  wie  bei  a  Orionis  sind  die  Versuche  gewesen, 
bei  den  anderen  Sternen  der  Gruppe  bestimmte  Periodendauem  nachzu- 
weisen, und  es  ist  daher  auch  kaum  möglich,  die  ganz  unregelmässigen 
Lichterscheinungen  durch  eine  einheitliche  Theorie  zu  erklären.  Die 
Fluth-Hypothese  dürfte  kaum  anwendbar  sein,  weil  man  nur  durch  die 
Annahme  von  mehreren  Satelliten  und  von  complicirten  Störungen  unter 
denselben  zu  einer  gekünstelten  Deutung  der  Vorgänge  gelangen  könnte. 
Auch  die  Fleckenhypothese  in  einer  der  im  Yorigen  Paragraphen  erwähnten 
Formen  dürfte  für  sich  allein  nicht  ausreichend  sein,  und  man  wird  daher 
in  Ermanglung  von  etwas  Besserem  zur  Gombination  von  mehreren  Hypo- 
thesen die  Zuflucht  nehmen  müssen.  So  könnte  man  sich  vorstellen,  dass 
in  der  Photosphäre  ähnliche  Revolutionen  wie  auf  der  Sonne,  aber  in 
noch  unregelmässigeren  Zeiträumen  vor  sich  gehen,  und  dass  gleichzeitig 
eine  Rotation  des  Sternes  stattfindet.  Manche  haben  auch  noch  eine  neue 
Hypothese  hinzugefUgt,  indem  sie  eine  von  der  Engel  oder  dem  Rotations- 
eUipsoid  abweichende  Gestalt  des  Sternes  voraussetzen,  sodass  bei  einer 
Axendrehung  desselben  verschieden  grosse  Theile  der  Oberfläche  für  uns 
sichtbar  werden  können.  Alle  diese  und  ähnliche  Combinationen  haben 
jedoch  eine  befriedigende  Deutung  der  Erscheinungen  nicht  zu  geben  ver- 
mocht. Auch  die  spectroskopischen  Beobachtungen  dieser  Classe  von 
Veränderlichen  haben  bisher  keine  bemerkenswerthen  Anhaltspunkte  ge- 
liefert. 


d.    Die  regelmässig  Veränderlichen  von  kurzer  Periode. 
Der  Lyra-Typus. 

Die  vierte  Classe  der  Veränderlichen  hat  ihren  Namen  von  dem 
interessantesten  Vertreter  derselben,  dem  Sterne  /!/ Lyrae.  Man  rechnet 
zu  ihr  alle  diejenigen  Variablen,  bei  denen  die  Periodendauer  zwischen 
wenigen  Tagen  und  etwa  2  bis  3  Monaten  schwankt,  und  bei  denen 
ein  continuirlicher  Lichtwechsel  stattfindet.  Eine  strenge  Abgrenzung 
gegen  die  anderen  Typen,  namentlich  gegen  die  zweite  Pickering'sche 
Classe,  ist  natürlich  unmöglich;  doch  sind  verschiedene  Merkmale  vor- 
handen, die  gerade  für  diese  Veränderlichen  charakteristisch  sind.  Die 
meisten  von  ihnen  zeigen  eine  weissliche  oder  gelbliche  Färbung,,  und 
ihre  Spectra  gehören  dem  ersten  oder  zweiten  Spectraltypus  an;  es  sind 
also  wahrscheinlich  Weltkörper,  die  sich  noch  nicht  in  so  voigeschrittenem 
Entwicklungsstadium  befinden,  wie  die  Veränderlichen  vom  Mira-Tj'pus. 
Die  gesammten  Helligkeitsänderungen  sind  verhältnissmässig  unbedeutend, 
und  es  scheint  beachtenswerth,  dass  bei  einer  grossen  Zahl  dieser  Variablen 


4S8 


III.   Resultate  der  photometrifieben  Beobaohtiuigen  üb  HimmeL 


der  Intensitätsunterschied  zwischen  Maximum  und  Minirnnm  nahezu  den 
gleichen  Betrag  von  etwa  einer  Grössenclasse  hat  Ein  weiteres  Merkmal 
ist,  dass  bei  den  meisten  hierher  gehörigen  Veränderlichen  neben  dem 
Hauptmaximum  und  Hauptminimum  mehr  oder  weniger  deutlich  ausgeprägte 
Kebenmaxima  und  Nebenminima  auftreten.  Die  regelmässigste  Lichtcurve 
von  allen  zeigt  wohl  ß  Lyrae^  dessen  Veränderlichkeit  schon  1784  von 
Ooodricke  entdeckt  wurde,  dessen  Periode  aber  anfangs  zu  klein  an- 
genommen wurde,  weil  man  den  Unterschied  zwischen  Haupt-  und  Neben- 
minimum nicht  richtig  zu  erkennen  vermochte.  Erst  durch  die  ausführ- 
lichen Untersuchungen  von  Argelander^),  Oudemans^)  und  Schönfeld*) 
ist  der  Lichtwechsel  mit  grosser  Genauigkeit  bestimmt  worden.     Nach 


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Letzterem  hat  ß  Lyrae  im  Hauptminimum  die  Grösse  4.5.  Die  Licht- 
stärke steigt  von  da  innerhalb  3^  3^3  bis  zum  ersten  Maximum  (Grösse  3.4}, 
sinkt  dann  in  weiteren  3^  5^8  zum  Nebenminimum  (Grösse  3.9)  hinab, 
erhebt  sich  wieder  in  3*  2^9  zum  Maximum  3.4  und  erreicht  endlich 
nach  3^  9^8  von  Neuem  das  Hauptminimum.  Der  ganze  Vorgang  spielt 
sich  in  12^21^8  ab,  und  die  Lichtcurve  (Fig.  78)  zeigt  zwei  gleich  grosse 
Erhebungen  mit  einer  dazwischen  liegenden  Einbuchtung. 


1)  Argelander,    De  Stella  /9 Lyrae  variabili  disquisitio.    Bonnae,  1844  und 
De  Stella  p  Lyrae  variabili  commentatio  altera.  Bonnae,  1859. 

2)  Ondemans,  Zweijährige  Beobachtangen  der  meisten  jetzt  bekannten  ver- 
änderlichen Sterne.    Amsterdam,  1856. 

3)  Astr.  Nachr.    Bd.  75,  Nr.  1777. 


Die  regelmäßßig  Veränderlichen  von  kurzer  Periode.    Der  Lyra-Typus.     489 

Neuere  Untersuchungen  von  Schur*),  welche  sich  auf  die  von  ihm 
angestellten  Helligkeitsschätzungen  in  den  Jahren  1877 — 1885  gründen, 
bestätigen  im  Grossen  und  Ganzen  die  Form  der  Argelander'schen  und 
Schönfeld'schen  Lichtcurve.  Dagegen  deuten  die  Untersuchungen  Linde- 
manns^],  bei  denen  Beobachtungen  von  Plassmann  aus  den  Jahren 
1888 — 1893  zu  Grunde  gelegt  sind,  auf  eine  nicht  unwesentliche  Ände- 
rung der  Lichtcurve  hin,  insofern  sich  fttr  die  Zwischenzeiten  zwischen 
den  Hauptmomenten  anstatt  der  oben  angegebenen  Zahlen  die  folgenden 
Werthe  ergeben: 

Min.  I  bis  Max.I         3M2^0 

Max.  I    >    Min.  11       3     3.6 

Min.  II  >   Max.  II       3     1.2 

Max.  II  »   Min.  I         3     5.0 

Eine  weitere  Bestätigung  dieser  Änderungen  der  Lichtcurve,  womöglich 
durch  photometrische  Messungen,  bleibt  abzuwarten. 

Zur  Berechnung  der  Epochen  der  Hauptminima  von  ß  Lyrae  kann 
man  die  von  Schur  aufgestellte  Formel  benutzen: 

1855  Jan.  6,  15^  28?0  (Mittl.  Z.  Bonn)  +  12^  21^  47°»  23?72  E 

+  0!31 5938  E^  —  0^00001 21 1  -E^ 

wo  E  die  Anzahl  der  Perioden  ist,  die  seit  dem  angenommenen  Haupt- 
minimum im  Jahre  1855  verflossen  sind.  Die  Gesammtlänge  der  Periode 
ist  kleinen*  Schwankungen  unterworfen,  die  selbst  wieder  einen  periodischen 
€harakter  tragen;  ausserdem  ist  noch  eine  säculare  Zunahme  derselben 
angedeutet. 

Ebenso  lange  bekannt  wie  ß  Lyrae  sind  zwei  andere  Sterne  desselben 
Typus,  ri  Aquilae  und  <J  Cephei,  beide  gleichfalls  im  Jahre  1 784  entdeckt, 
ersterer  von  Pigott,  letzterer  von  Goodricke.  Ihre  Lichtcurven  sind 
nicht  so  symmetrisch  wie  diejenige  von  ß  Lyrae.  Bei  iq  Aquilae  ist  das 
zweite  Maximum  nur  schwach  ausgeprägt,  und  bei  d  Cephei  ist  es  sogar 
fest  ganz  verwischt.  Die  Länge  der  Periode  beträgt  bei  dem  ersteren 
Stern  7^4^13"'59!3  und  ist  offenbar  etwas  veränderlich.  Nach  dem 
Minimum  (Grösse  4.7)  steigt  die  Helligkeit  innerhalb  2^  6^  zum  Haupt- 
maximum (Grösse  3.5)  an;  nach  Verlauf  von  1^15^  ist  das  Neben- 
minimum  mit  der  Helligkeit  AA  erreicht,  dann  erhebt  sich  die  Licht- 
stärke noch  einmal  in  etwa  13**  zu   einem   zweiten  Maximum  3.8,  um 


1;  Astr.  Nachr.    Bd.  137,  Nr.  3282. 

2;  Bull,  de  Tacad.  Imp.  des  sciences  de  St-P^tersb.   Nouv.  S6r.  IV  (XXXVI), 
1893,  p.  251. 


490 


III.   Resultate  der  photometriBchen  Beobachtungen  am  Himmel. 


dann    endlich    wieder    in    2^  18^    zum    Hanptminimnm    herabzusinken. 
(Fig.  79.) 

Bei  d  Cephei  ist  die  Periode  noch  kürzer;  sie  beträgt  nach  den  Be- 
Stimmungen  von  Argelander  5^  8^  47"  39?974  und  dürfte,  wie  die 
neueren  Beobachtungen  von  Schur  zeigen,  jetzt  wohl  noch  eine  Seeunde 
kleiner  anzunehmen  sein.  Die  Grenzwerthe  der  Helligkeit  sind  4.9  im 
Hauptminimum  und  3.7  im  Hauptmaximum ;  zwischen  diesen  beiden  Epochen 
liegt  ein  Zeitraum  von  etwa  1^  14*».  Nach  den  Beobachtungen  von  Arge- 
lander  und  Heis  findet  etwa  20^  nach  dem  Hauptmaximum  ein  Still- 
stand in  der  Lichtabnahme  statt,  entsprechend  dem  Nebenminimum  und 
Nebenmaximum  bei  ß  Lyrae  und  rj  Aquilae.   Doch  ist  diese  Einbiegung  nicht 


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als  sicher  verbürgt  zu  betrachten;  die  Beobachtungen  von  Oudemaas- er- 
geben den  Stillstand  in  der  Lichtabnahme  erst  etwa  3  Tage  nach  dem 
Hauptmaximum,  und  die  Schur'sche  Lichtcurve  (Fig.  80)  lässt  nur  wBnig 
davon  erkennen. 

Die  übrigen  Sterne,  welche  man  mit  einigem  Rechte  zu  der  vierten 
Pickering'schen  Classe  zählen  kann,  sind  bei  Weitem  noch  nicht  so 
gründlich  in  Bezug  auf  den  Verlauf  der  Lichtänderungen  untersucht^  wie 
die  drei  eben  besprochenen.  Einige  scheinen  ein  ganz  ähnliches  Ver- 
halten wie  rj  Aquilae  zu  haben,  und  man  spricht  daher  bisweilen  von 
einem  besonderen  rj  Aquilae-Typus.  Bei  anderen  ist  die  Einbiegung  der 
Curve  nach  dem  Maximum  nur  unsicher  angedeutet;  man  rechnet  sie  zu 
einem  <J  Cephei-Typus.    Bei  allen  zeigt  die  Periodendauer  kleine  säculare 


Die  regelmässig  Veränderlichen  von  knrzer  Periode.    Der  Lyra-Typus.     491 

Unregelmässigkeiten.     Die    bekanntesten   Vertreter    sind    T  Monocerotis, 
^Geminomm,  SSagittae  und  rVulpeculae.  — 

Was  die  Erklärungsversuche  für  die  Lichterscheinungen  bei  den  Sternen 
der  vierten  Gruppe  anbelangt,  so  ist  ohne  Weiteres  ersichtlich,  dass  die 
Annahme  von  periodisch  erfolgenden  Fleckenbildungen,  ähnlich  wie  bei 
der  Sonne,  kaum  mit  einem  so  kurzen  und  so  unregelmässig  verlaufenden 
Lichtv\rechsel  vereinbar  sein  dürfte.  Auch  die  Zöllner'sche  Hypothese 
stösst  auf  manche  Schwierigkeiten.  Um  eine  so  symmetrische  Lichtcurve, 
wie  bei  ß  Lyrae,  zu  erklären,  müsste  man  annehmen,  dass  die  AbkUhlungs- 
producte  auf  zwei  gerade  entgegengesetzten  Seiten  des  Sternes  angehäuft 


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Fif .  80.    Lichtcurve  von  J  CepheL 

seien,  und  zwar  auf  der  einen  Seite  in  beträchtlich  grösserer  Menge  als 
auf  der  anderen,  während  die  dazwischen  befindlichen  helleren  Ober- 
flächentheile  zwei  ebenfalls  gerade  gegenüberstehende  Maxima  besitzen 
müssten.  Sehr  wahrscheinlich  ist  eine  solche  Vertheilung  von  dunklen 
und  hellen  Partien  nicht,  und  noch  unwahrscheinlicher  ist  es,  dass  bei  der 
ziemlich  schnellen  Rotation  des  Sternes  keine  merkliche  Verschiebung  der 
Abkühlungsproducte  gegeneinander  eintreten  sollte.  Pickering*)  hat  noch 
eine  zweite  Hypothese  zu  Hülfe  genommen,  indem  er  eine  ellipsoidische 
Gestalt  des  mit  unregelmässigen  Schlackenfeldem  bedeckten  Körpers  voraus- 
setzte und  die  kürzeste  Axe  sich  als  Rotationsaxe  dachte.  Aber  wenn 
es  ihm  auch  gelungen  ist,  unter  diesen  Voraussetzungen  empirische  Formeln 


1)  froc.  of  the  Amer.  Acad.   New  series.   Vol.  VIII,  p.  257. 


492  in.   Resultate  der  photometrischen  Beobachtnngen  am  Himmel 

abzuleiten,  welche  die  beobachteten  Lichterscheinungen  bei  ß  Lyrae, 
1^  Aquilae,  (J  Cephei  und  C  Geminorum  befriedigend  darstellen,  so  wird 
man  sich  schweriich  dazu  verstehen^  die  physikalische  Bedeutung  dieser 
Interpolationsformeln  in  vollem  Umfange  anzuerkennen. 

Viel  näher  liegt  bei  den  Veränderlichen  vom  .Lyra-Typus  der  Gedanke 
an  eine  bisher  noch  nicht  berührte  Hypothese,  welche  den  Lichtwechsel 
durch  die  gegenseitige  Verdeckung  zweier  (oder  mehrerer)  um  einen  gemein- 
samen Schwerpunkt  sich  bewegenden  Himmelskörper  erklären  will.  Denkt 
man  sich  die  Erde  gerade  in  der  Bahnebene  eines  solchen  Systems^  und 
nimmt  zunächst  zwei  gleich  grosse  und  gleich  helle  Sterne  an,  die  sich 
in  einer  kreisförmigen  Bahn  umeinander  bewegen,  so  wird  die  Gesammt- 
helligkeit  des  Systems  zu  den  Zeiten  der  genauen  Bedeckung  gerade 
halb  so  gross  sein  als  zu  den  Zeiten,  wo  die  Verbindungslinie  der  beiden 
Componenten  senkrecht  zum  Visionsradius  ist  und  das  Licht  derselben  sich 
addirt.  Während  einer  ganzen  Umdrehung  des  Systems  finden  in  diesem 
Falle  zwei  gleich  grosse  Helligkeitsmaxima  und  Helligkeitsminima  statt. 
Haben  die  Componenten  nicht  die  gleiche  Leuchtkraft,  so  modificiren  sich 
die  Erscheinungen  in  der  Weise,  dass  beim  Vorübergange  des  weniger 
•  leuchtenden  Körpers  vor  dem  helleren  ein  Hauptminimum,  dagegen  nach 
einer  weiteren  halben  Rotation  ein  Nebenminimum  stattfindet;  die  beiden 
Helligkeitsmaxima  bleiben  gleich.  Die  Lichtcurve  eines  derartigen  Systems 
würde  vollkommen  mit  der  beobachteten  Lichtcurve  von  ß  Lyrae  über- 
einstimmen. Ist  die  Erde  nicht  genau  in  der  Bahnebene,  so  dass  keine 
centrale  Bedeckung  eintreten  kann,  so  werden  die  Helligkeitsunterschiede 
zwischen  Maximum  und  Minimum  im  Allgemeinen  geringer  sein,  und 
weitere  Modificationen  der  Lichterscheinungen  werden  in  dem  Falle  be- 
dingt werden,  wenn  die  Bahn  der  beiden  Himmelskörper  eine  elliptische 
ist,  deren  grosse  Axe  irgendwie  gegen  den  Visionsradius  gerichtet  ist. 
Nimmt  man  endlich  noch  statt  eines  doppelten  ein  dreifaches  oder  mehr- 
faches System  an,  wo  wiederholte  Bedeckungen  stattfinden  und  ausserdem 
leicht  Störungen  der  Bewegung  vorkommen  können,  so  werden  Ungleich- 
mässigkeiten  der  Lichtcurve  und  der  Periodendauer  die  unvermeidliche 
Folge  sein. 

Man  sieht  also,  dass  fast  alle  photometrischen  Erscheinungen,  die 
wir  an  den  Sternen  der  vierten  Pickering'schen  Classe  beobachten,  so  leicht 
und  ungezwungen  durch  die  Verdeckungshypothese  erklärt  werden  können, 
dass  man  ihr  unbedenklich  vor  allen  anderen  den  Vorzug  geben  wird, 
falls  sie  nicht  mit  anderen  als  photometrischen  Beobachtungsthatsachen 
im  Widerspruche  ist.  Hierbei  ist  in  erster  Linie  an  die  Ergebnisse  der 
spectralanalytischen  Forschung  zu  denken,  welche  ein  so  mächtiger  Bundes- 
genosse der  Photometrie  geworden  ist.    Einige  der  wichtigsten  Resultate, 


Die  regelmSssig  Veränderlichen  von  kurzer  Periode.    Der  Lyra-TypuB.     493 

zn  denen  die  bisherigen  Bemühungen  auf  diesem  Gebiete  gefUhrt  haben, 
mögen  im  Folgenden  noch  kurz  berührt  werden. 

Bis  vor  wenigen  Jahren  wnsste  man  über  das  Spectnun  von  ß  Lyme 
nur  so  viel,  dass  es  helle  Linien  enthält,  deren  Sichtbarkeit  periodischen 
Schwankungen  unterworfen  ist.  Erst  durch  Pickerings  Spectralphoto- 
graphien  wurde  im  Jahre  1892  die  Aufmerksamkeit  darauf  gelenkt,  dass 
sich  dicht  neben  den  hellen  Linien  noch  dunkle  befinden,  und  dass  der 
relative  Abstand  der  beiden  Liniensysteme  voneinander  veränderlich  ist. 
Seitdem  ist  das  Spectmm  sehr  eifrig  untersucht  worden,  am  Gründlichsten 
von  Vogel*)  und  Belopolsky^)^  und  die  Ausmessungen  der  Spectro- 
gramme haben  zweifellos  festgestellt,  dass  die  Veränderungen  der  relativen 
Lage  der  dunklen  und  hellen  Linien  zu  einander  im  Zusammenhang  mit 
der  Periode  des  Lichtwechsels  stehen.  Es  liegt  nun  nahe,  anzunehmen, 
dass  man  es  mit  einen  engen  Doppelstemsysteme  zu  thun  hat,  dessen  eine 
intensiver  leuchtende  Gomponente  ein  Spectrum  mit  hellen  Linien,  giebt, 
während  die  dunklen  Linien  der  weniger  leuchtenden  Gomponente  ange- 
hören; die  Veränderungen  im  Abstände  der  hellen  und  dunklen  Linien 
wären  nach  dem  Doppler -Fizeau'schen  Principe  durch  Bewegung  der 
beiden  Componenten  zu  erklären.  Man  könnte  hierin  auf  den  ersten  Blick 
eine  Bestätigung  der  oben  besprochenen  Occultations-Hypothese  finden; 
doch  sind  die  beobachteten  Erscheinungen  nicht  ganz  so  einfach.  Wenn 
man  ein  System  annahmen  wollte,  wie  es  zur  Erklärung  der  regelmässigen 
Lichtcurve  von  ß  Lyrae  nach  Obigem  am  wahrscheinlichsten  ist,  so  müssten 
zu  den  Zeiten  der  Minima  die  in  den  Visionsradius  fallenden  Bewegungs- 
componenten  beider  Sterne  gleich  null  sein;  die  duniklen  und  hellen  Linien 
müssten  demnach  zusammenfallen.  Zu  den  Zeiten  der  Maxima  müssten 
dagegen  die  im  Visionsradius  gelegenen  Bewegungscomponenten  am  grössten 
sein;  die  hellen  und  dunklen  Linien  müssten  folglich  gegeneinander  ver- 
schoben sein,  und  zwar  in  je  zwei  aufeinander  folgenden  Maximis  in  ver- 
schiedenem Sinne.  Dies  widerspricht  aber  den  Besultaten  der  Beobachtung. 
Denn  nach  den  Messungen  Vogels  liegen  zur  Zeit  des  Hauptminimums 
die  hellen  neben  den  dunklen  Linien  und  zur  Zeit  des  zweiten  Maximums 
fallen  sie  nahe  zusammen.  Belopolsky  hat  nicht  nur  die  relative  Ver- 
schiebung der  hellen  und  dunklen  Linien  gegeneinander  gemessen,  sondern 
auch  die  Verschiebung  beider  gegen  die  Linien  eines  irdischen  Vergleichs- 
spectrums. Er  findet  für  die  hellen  Linien  zur  Zeit  der  Minima  die  Ver- 
schiebung null,  zur  Zeit  der  Maxima  die  grössten  Verschiebungen,  und 
zwar  in  dem  einen  Maximum  im  Sinne  einer  Bewegung  von  der  Erde 

1)  Sitznngsb.  der  K.  Preass.  Akad.  der  Wiss.  Berlin.    Jahrg.  1894,  p.  115. 

2)  Bull,  de  Tacad.  Imp.  des  sciences  de  St-P^tersb.  Nouv.  S6rie  IV  (XXXVI), 
1893,  p.  163. 


494  III-  Resoltate  der  photometriBohen  Beobachtnngen  am  Himmel. 

hinweg,  im  anderen  dagegen  nach  der  Erde  hin.  Im  Gegensatze  hierzu 
findet  er  aus  den  Messungen  der  dunklen  Linien  während  der  ganzen 
Periode  des  Lichtwechsels  die  Verschiebungen  nach  einer  und  derselben 
Seite  des  Spectrums  hin  (nach  Violett).  Das  Verhalten  der  dunklen  Linien 
würde  also  auf  eine  stetige  Bewegung  des  Systems  nach  der  Erde  hin 
schliessen  lassen,  während  das  Verhalten  der  hellen  Linien  damit  im 
Widerspruche  steht.  Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  näher  auf  diese  Ergebnisse 
einzugehen,  es  genügt  hervorzuheben^  dass  dieselben  zwar  auf  Bewegungen 
innerhalb  eines  zweifachen  oder  mehrfachen  Stemsystems  mit  Sicherheit 
hinweisen,  dass  es  aber  zunächst  noch  nicht  gelingen  will,  die  spectro- 
skopischen  und  photometrischen  Erscheinungen  durch  eine  einheitliche 
Annahme  über  die  Constitution  und  die  Bewegung  eines  solches  Systems 
zu  erklären. 

Ausser  ß  Lyrae  ist  noch  ein  anderer  Veränderlicher  der  vierten 
Pickering'schen  Gruppe,  d  Cephei,  in  neuerer  Zeit  von  Belopolsky  ^)  spec- 
troskopisch  untersucht  worden.  Das  Spectrum  dieses  Sternes  unterscheidet 
sich  wesentlich  von  demjenigen  von  (i  Lyrae,  indem  es  keine  hellen 
Linien  aufweist,  sondern  fast  vollkommen  dem  Sonnenspectrum  ähnlich 
ist.  Bemerkenswerthe  Veränderungen  im  Aussehen  des  Spectrums  sind 
im  Zusammenhange  mit  dem  Lichtwechsel  nicht  zu  constatiren,  nur  scheint 
im  Allgemeinen  die  Intensität  des  continuirlichen  Spectrums  zur  Zeit  des 
Maximums  grösser  zu  sein  als  zu  den  übrigen  Zeiten.  Die  Ausmessungen 
der  Spectrogramme  zeigen  Verschiebungen  der  dunklen  Linien  gegen  die 
Linien  des  irdischen  Vergleichspectrums,  diese  Verschiebungen  sind  aber 
nicht  während  der  ganzen  Lichtperiode  constant.  Man  hat  es  hier  zweifel- 
los mit  einem  Doppelstemsysteme  zu  thun,  dessen  Componeten  ausser  einer 
gemeinschaftlichen  Translation  im  Räume  Bewegungen  um  den  Schwer- 
punkt des  Systems  ausführen.  Unter  der  Annahme,  dass  die  Visions- 
richtung nahezu  in  die  Bahnebene  des  Systems  fällt  und  dass  die  Um- 
drehungszeit gleich  der  Lichtperiode  ist,  hat  Belopolsky  aus  den 
gemessenen  Geschwindigkeiten  im  Visionsradius  die  Bahn  des  hypothe- 
tischen Doppelstemsystems  nach  den  von  Lehmann-Filhis^)  entwickelten 
Formeln  berechnet  und  gefunden,  dass  die  Excentricität  nicht  unbeträcht- 
lich ist,  und  dass  der  Periastrondurchgang  etwa  einen  Tag  nach  dem 
Helligkeitsminimum  stattfindet.  Diese  Resultate  sind  zunächst  als  provi- 
sorische anzusehen  und  bedürfen  noch  der  Bestätigung  durch  weitere 
spectroskopische  Beobachtungen;  vielleicht  lassen  sich  dann  die  Verände- 
rungen im  Spectrum  in  noch  besseren  Einklang  mit  den  photometrischen 


1)  Bull,  de  l'Acad.  Imp.  des  sciences  de  St-P^tersb,  V.  S6r.  t  2  (1894),  p>  267. 

2)  Astr.  Nachr.    Bd.  136,  Nr.  3242. 


Die  Vdränderiichen  vom  Algol-Typus.  495 

Erscheinmigeii  bringen.  Auch  an  den  übrigen  Veränderlichen  der  vierten 
Gruppe  sind  spectroskopische  Untersnchnngen  dringend  erwünscht.  Die 
bisherigen  Versnche  sind  an  der  geringen  Lichtstärke  der  meisten  von 
ihnen  gescheitert,  und  man  weiss  daher  von  ihnen  nicht  viel  mehr,  als 
dass  ihre  Spectra,  dem  allgemeinen  Anblicke  nach,  eher  mit  dem  Spectram 
von  d  Cephei,  als  mit  demjenigen  von  ß  Lyrae  übereinzustimmen  scheinen. 


e.    Die  Veränderlichen  vom  Algol-Typus. 

Verhältnissmässig  am  Schärfsten  abgegrenzt  gegen  die  übrigen  Gruppen 
der  Veränderlichen  ist  die  letzte  Pickering'sche  Classe,  zu  welcher  die- 
jenigen Sterne  gezählt  werden,  bei  denen  nur  innerhalb  kurzer  periodisch 
wiederkehrender  Zeiträume  Lichtänderungen  vor  sich  gehen,  während  sie* 
sonst  constante  Helligkeit  besitzen.  Diese  Glasse  hat  ihren  Namen  nach 
dem  Sterne  /l?  Persei  oder  Algol,  dessen  Lichtwechsel  unter  allen  Ver- 
änderlichen bisher  wohl  am  Sorgfältigsten  und  Eifrigsten  studirt  worden 
ist.  Seine  Variabilität  wurde  schon  1667  oder  1669  von  Montanari  be- 
merkt, aber  erst  Goodricke  stellte  1782  die  besondere  Art  der  Licht- 
änderungen fest,  die  dann  durch  zahlreiche  andere  Beobachter,  insbe- 
sondere durch  Schönfeld,  Pickering,  Scheiner  und  Chandler  auf 
das  Genaueste  ermittelt  wurden.  Der  Stern  hat  gewöhnlich  die  Grösse 
2.3;  dann  beginnt  er  plötzlich  abzunehmen  und  erreicht  in  4^37?5  die 
Grösse  3.5,  wächst  dann  wieder  in  etwa  derselben  Zeit  bis  zur  Anfangs- 
helligkeit 2.3  und  bleibt  in  derselben  während  2^11^33™,  worauf  von 
Neuem  ganz  in  der  gleichen  Weise  die  Lichtänderungen  beginnen.  Die 
Dauer  der  Periode,  d.  h.  die  Zeit  zwischen  zwei  aufeinander  folgenden 
Minimis,  ist  in  den  letzten  Jahrzehnten  wiederholt  sehr  sicher  bestimmt 
worden,  und  es  hat  sich  herausgestellt,  dass  dieselbe  säcularen  Schwan- 
kungen unterworfen  ist.  Nach  den  Angaben  Chandlers^),  welcher  in 
neuerer  Zeit  fast  das  gesammte  Beobachtungsmaterial  über  Algol  bear- 
beitet hat,  betrug  die  Periode  zu  Goodrickes  Zeiten  etwa  2^20^48™58!0. 
Sie  wuchs  mit  kleinen  unregelmässigen  Schwankungen  bis  zu  2^20^48"59?2 
im  Jahre  1830,  sank  dann  im  Jahre  1858  bis  zu  2^20^48'"52?8  herab 
und  erreichte,  nach  einem  nochmaligen  geringen  Anwachsen,  im  Jahre  1S77 
den  Werth  2^20^  48"  51?  1,  welcher  sich  lange  Zeit  constant  gehalten  hat, 
gegenwärtig  aber  wieder  zuzunehmen  scheint.  Zur  Berechnung  der  Minima- 
epochen  hat  Chandler  aus  seinen  Untersuchungen  die  folgende  Formel 
abgeleitet: 


1)  Aßtr.  Journ.    Vol.  7,  Nr.  165—167. 


496 


III.  Resultate  der  photometrischen  Beobachtangen  am  Himmel. 


1888  Jan.  3,  7"  21"  29!23  (Mittl.  Z.  Greenw.)  +  2''  20"'  48"  55!425  E 
+  IVS-PS  Bin  (i5V^+  202°30')  +  18'?0  sin  (■^E+  203''  15') 
-|-3»5  8in(ij&+90°20'), 

worin  E  die  Anzahl  der  Perioden  bedeutet,   welche  seit  der  gewählten 
Anfangsepoche  verflossen  sind. 

Die  Lichtcurve  Algols  (Fig.  81)  hat  eine  sehr  einfache  und  regelmässige 
Form.  Manche  Beobachter  haben  zwar  Abweichungen  von  der  regel- 
mässigen Form  der  Lichtcurve  sowohl  beim  absteigenden  als  aufsteigenden 
Zweige  derselben  vermuthet,  andere  wollen  auch  während  der  Zeit  des 
vollen  Lichtes  kleine  Schwankungen  der  Helligkeit  bemerkt  haben;  doch 
sind  alle  diese  Angaben  keineswegs  als  verbürgt  zu  betrachten,  weil  sie 


JiuaAL  der  Standai  vom.  Jtfuumum  gerechnet^. 
9S^3tl0123hSi 

X.3 

*.♦ 
ts 
*.e 

t.7 
2.8 
1.9 
3.0 
3.1 
3.2 
3.3 
*♦ 
3.S 

s^ 

V 

'"^ 

s 

/ 

\ 

\ 

V 

i 

\ 

y 

Fif.  81..  Licbtcanre  von  ß  Persei. 

fast  ausschliesslich  auf  Beobachtungen  nach  der  Stufenschätzungsmethode 
beruhen,  bei  der  gerade  in  diesen  Fällen  die  Gefahr  der  Voreingenommen- 
heit sehr  gross  ist.  Nur  sorgfältige  photometrische  Messungen,  an  denen 
es  bisher  leider  fehlt,  können  uns  vollkommene  Gewissheit  über  etwaige 
Einbiegungen  der  Lichtcurve  verschaffen. 

Die  übrigen  Sterne  der  Algolgruppe  zeigen  im  Allgemeinen  einen 
ähnlichen  Charakter  des  Lichtwechsels  wie  Algol;  nur  sind  bei  den  meisten 
von  ihnen  Ungleichmässigkeiten  mit  Sicherheit  constatirt,  und  insbesondere 
steht  es  fest,  dass  bei  einigen  die  Lichtabnahme  in  kürzerer  Zeit  er- 
folgt als  die  Lichtzunahme.  Man  kennt  gegenwärtig  erst  14  Sterne,  die 
mit  einiger  Bestimmtheit  zu  dieser  Classe  von  Veränderlichen  zu  rechnen 
sind.    Nächst  ß  Persei  sind  am  Längsten  bekannt  A  Tauri  und  S  Gancri, 


Die  Veränderlichen  vom  Algol-TypuB.  497 

die  im  Jahre  1848  entdeckt  wurden,  und  von  denen  der  erstere  die 
grössten,  noch  nicht  zur  Genüge  erforschten  Unregelmässigkeiten  aufweist. 
Die  Periodendaner  ist  bei  den  14  Sternen  ausserordentlich  verschieden; 
sie  schwankt  zwischen  9^  Tagen  (8  Gancri]  und  der  überraschend  kurzen 
Zeit  von  7.8  Stunden  [S  Antliae).  Das  Verhältniss  des  Zeitraumes,  inner- 
halb dessen  die  Lichtvariationen  vor  sich  gehen,  zur  ganzen  Perioden- 
dauer ist  ebenfalls  bei  den  einzehien  Sternen  sehr  verschieden;  es 
schwankt  ungefähr  zwischen  ^  und  ^.  Zweifellos  existiren  am  Himmel 
noch  viele  Veränderliche  vom  Algoltypus;  'doch  ist  ihre  Auffindung  un- 
gemein schwierig  und  nur  durch  glücklichen  Zufall  möglich. 

Besonderes  Interesse  verdienen  zwei  Vertreter  dieser  Gruppe,  Y  Cygni 
und  Z  Herculis,  weil  sie  eine  doppelte  Periode  besitzen.  Geht  man  nämlich 
von  einer  bestimmten  Minimumepoche  aus,  so  ergiebt  sich  das  Zeitintervall 
zwischen  einer  geraden  und  der  folgenden  ungeraden  Epoche  merklich 
verschieden  von  dem  Intervalle  zwischen  einer  ungeraden  und  der  nächst- 
folgenden geraden  Epoche,  während  die  Hauptperiode,  d.  h.  die  Zwischen- 
zeit zwischen  zwei  benachbarten  geraden  oder  zwei  benachbarten  unge- 
raden Minimis  nahezu  constant  ist.  Nach  den  Untersuchungen  von  Duner*) 
sind  bei  T  Cygni  die  beiden  Theilperioden  gleich  1*10^  11"!  0'  und  gleich 
^d  13b  4310435^  also  die  Hauptperiode  gleich  2*23^54"  53". 

Bei  Z  Herculis  sind  die  Bestimmungen  noch  etwas  unsicher.  Die 
Theilperioden  ergeben  sich  für  1895  unge&hr  zu  1^  22^  49"  und  zu  2^  0^  59™, 
die  Hauptperiode  etwa  zu  3^  23^  48™  20'.  Bei  diesem  Sterne  ist  auch 
ein  nicht  unmerklicher  Helligkeitsunterschied  zwischen  den  geraden  und 
ungeraden  Minimis  constatirt. 

Ausser  den  beiden  eben  erwähnten  Sternen  zeigt  noch  ein  anderer 
Vertreter  der  Algolgruppe,  CTCephei,  gewissermassen  eine  doppelte  Licht- 
curve,  indem  die  Minimalhelligkeit  der  geraden  Epochen  stets  um  einige 
Zehntel  Grössenclassen  von  derjenigen  der  ungeraden  Epochen  verschieden 
ist.  Der  Charakter  der  doppelten  Periode  ist  aber  nicht  so  scharf  aus- 
geprägt wie  bei  F  Cygni  [und  Z  Herculis,  da  die  Epochen  der  Neben- 
minima  fast  genau  in  die  Mitte  der  Hauptepochen  fallen. 

In  der  folgenden  Tabelle  sind  noch  die  wichtigsten  Daten  für  die 
jetzt  einigermassen  sicher  bekannten  Algolsteme  zusammengestellt;  sie 
sind  geordnet  nach  der  Länge  der  Periode.  Ausser  der  Position  für  1900 
ist  die  Maximal-  und  Minimalhelligkeit,  die  Periodenlänge,  die  Dauer  der 
Lichtänderungen   und   der  Name   des  Entdeckers   mit  Hinzufllgung   des 


1)  Öfversigt  af  K.  Svenßka  Vetensk.-Akad.  Förhandl.  1892,  p.  325.  —  AuBserdem 
Astrophys.  Journ.    Vol.  I,  p.  285. 

Müller,  Photometrie  der  Gestirne.  32 


498 


III.   Resnltate  der  photometriBchen  Beobachtangen  am  Himmel. 


Jahres  der  Entdeckung  angegeben.    Bei  Y  Cygni  und  Z  Uerculis  ist  nur 
die  Länge  der  Hauptperiode  verzeichnet. 


Name 

Position 
A.R. 

fbr  1900 
Decl. 

Helligkeit   |i            Littge 

im          l;              aer 

Max.  !  Min.  1^           ^^"°^« 

Dauer 

der 
Licht- 
&nde- 
rung 

Entdecker 

ÄCancri.   .   .   . 

8h38™14* 

-f-19«23.'b 

8.2 

"  9.8 1 

9diih37ni45» 

21!}5 

Hind,  1848 

-SVelomm.   .   . 

9  29 

27 

-  44  45.9 

7.8 

9.3 

5  22  24  21 

15 

Woods,  1894 

fTDelphini  .   . 

20  33 

7 

-i-17  55.9 

9.3 

12.0 

4  19  21  11 

14 

Miss  Wells,  1895 

ZHerculiB.   .   . 

17  53 

36 

+  15     8.8 

7.1 

8.0 

3  23  48  30 

5 

Hartwig,  Chand- 
ler,  1894 

Baxendell,  1848 

;.  Tauri   .   .  .   . 

3  55 

8 

+  12  12.5 

3.4 

4.2 

3  22  52  12 

10 

C/^Coronae.   .  . 

15  14 

7 

+  32    0.8 

7.5 

8.9 

3  10  51  12.4 

10 

Winnecke,  1869 

rCygni.   .   .   . 

20  48 

4 

+  34  17.0 

7.1 

7.9 

2  23  54  43 

8 

Chandler,  1886 

iSPersei  .   .    .  . 

3     1 

40 

+  40  34.2 

2.3 

3.5 

2  20  48  55.425 

9 

Montanari,  1669? 

Z/Cephei   .   .   . 

0  53 

23 

+  81  20.2 

7.1 

9.2 

2  11  49  38.25 

10 

Cera«ki,  1880 

-RiS  Sagittarii    . 

18  10 

59 

-34    8.5 

6.4 

7.5 

2    9  58  24 

13 

Oould,  1874;  Ro- 
berts, 1895 

cTLibrae.   .   .  . 

14  55 

38 

—    8    7.3 

5.0 

6.2 

2     7  51  22.8 

12 

Schmidt,  1859 

B  Canis  majoris 
CrOphinchi   .   . 

ÄAntliae   .   .   . 

7  14 
17  11 

9  27 

56 
27 

56 

—  16  12.4 
+    1  19.3 

—  28  11.2 

5.9 
6.0 

6.7 

6.7 
6.7 

7.3 

1     3  15  46.0 
0  20     7  42.56 

0     7  46  48.0 

5 
5 

3.5 

Sawyer,  1887 
Gould,  1871; 

Sawyer,  1881 
Paul,  1888 

Sämmtliche  Sterne  haben  eine  weisse  oder  gelblichweisse  Farbe, 
und  ihre  Spectra,  soweit  sie  bekannt  sind,  gehören  dem  ersten  Spectral- 
typus  an. 

Man  hat  früher  versucht,  die  Lichterscheinungen  der  Algolsteme 
durch  Axendrehung  dieser  Himmelskörper  bei  ungleichartiger  Oberflächen- 
beschaflfenheit  zu  erklären,  und  noch  im  Jahre  1881  hat  Bruns')  nach- 
gewiesen, dass  unter  dieser  Annahme  bei  passender  Wahl  der  Bestimmungs- 
stücke auf  theoretischem  Wege  eine  Lichtcurve  abgeleitet  werden  kann, 
die  sich  dem  bei  den  Algolsternen  beobachteten  Helligkeitsverlaufe  durch- 
aus befriedigend  anschliesst.  Indessen  ist  diese  Theorie,  sowie  alle  anderen 
Erklärungsversuche,  gegenwärtig  vollständig  verdrängt  durch  die  Ver- 
deckungshypothese. Pickering2)  hatte  bereits  im  Jahre  1880  eine  Deutung 
der  Lichtverhältnisse  bei  Algol  durch  die  Annahme  von  zwei  Sternen 
versucht,  von  denen  der  grössere  hellere  durch  einen  weniger  leuchtenden 
Begleiter,  der  sich  in  einer  Kreisbahn  um  den  ersteren  bewegt,  zeitweilig 
bedeckt  wird.  Aus  der  Periodendauer,  dem  Helligkeitsunterschiede  zwischen 
Maximum  und  Minimum  und  den  beobachteten  Momenten  von  Anfang, 
Mitte  und  Ende  des  eigentlichen  Lichtwechsels  hatte  Pickering  sogar 


1)  Monatsber.  d.  K.  Preuss.  Akad.  d.  Wiss.  Berlin.    1881,  p.  4S. 

2)  Proc.  of  tbe  Amer.  Acad.  of  arts  and  sciences.    New  series.    Vol.  8,  p.  1. 


Die  Veränderlichen  vom  Algol-Typus.  499 

eine  provisorische  Berechnung  der  Bahn  dieses  hypothetischen  Doppelstern- 
systems unternommen.  Eine  wesentliche  Stütze  hat  diese  Hypothese  seitdem 
durch  die  spectroskopischen  Beobachtungen  Vogels^)  erhalten.  Aus  diesen 
geht  hervor )  dass  die  Linien  im  Algolspectrum  gegen  die  Linien  eines 
irdischen  Vergleichspectrums  zeitweilig  nach  der  einen  und  zeitweilig 
nach  der  anderen  Seite  verschoben  sind;  es  folgt  also  nach  dem  Doppler- 
Fizeau'schen  Principe,  dass  der  Stern,  welcher  das  Spectrum  giebt,  sich 
bald  von  der  Erde  hinweg,  bald  auf  dieselbe  zu  bewegt  Durch  sorg- 
fältige Ausmessung  der  Verschiebungen  hat  sich  ergeben,  dass  etwa  1  Tag 
und  10  Stunden  lang  vor  einem  Helligkeitsminimum  eine  Bewegung  von 
uns  hinweg,  dagegen  in  dem  gleichen  Zeiträume  nach  dem  Minimum 
eine  Bewegung  auf  uns  zu  stattfindet.  Dadurch  ist  aber  die  Existenz 
zweier  um  einen  gemeinschaftlichen  Schwerpunkt  rotirenden  Körper,  von 
denen  der  eine  relativ  dunkel  ist,  so  gut  wie  zweifellos  festgestellt.  Die 
Vereinigung  der  photometrischen  und  spectroskopischen  Ergebnisse  gestattet 
nun  eine  viel  genauere  Bestimmung  der  Bahn  dieses  Systems,  als  die  Ver- 
werthung  der  Helligkeitsmessungen  allein.  Die  photometrischen  Be- 
obachtungen liefern  die  Umlaufszeit  und  die  ungefähren  Dimensionen  der 
beiden  Körper  (letztere  aus  der  Zwischenzeit  zwischen  den  Punkten  der 
Lichtcurve,  wo  die  Krümmung  merklich  zu  werden  anfängt];  die  spectro- 
skopischen Beobachtungen  geben  die  im  Visionsradius  gelegene  Geschwindig- 
keitscomponente.  Unter  Voraussetzung  einer  kreisförmigen  Bahn,  deren 
Ebene  nur  sehr  wenig  gegen  die  Gesichtslinie  geneigt  ist,  so  dass  die  Be- 
deckung nahezu  central  ist,  ferner  unter  der  Annahpe  gleicher  Dichtigkeit 
beider  Körper  hat  Vogel  die  folgenden  Werthe  berechnet: 

Durchmesser  des  hellen  Hauptstemes  =  1707000  Kim. 
Durchmesser    des   relativ    dunklen    Begleiters  =  1336000     > 

Abstand  der  Mittelpunkte  =  5194000     > 

Bahngeschwindigkeit  des  Hauptstemes  =  42     »     (   in  der 

Bahngeschwindigkeit  des  Begleiters  =  8S     »    /  Secunde. 

Masse  des  Hauptstemes  =  |  Sonnenmasse 

Masse  des  Begleiters  =  |  * 

Von  den  übrigen  Algolstemen  liegen  bisher  wegen  der  geringen  Licht- 
stärke der  meisten  keine  zuverlässigen  spectroskopischen  Beobachtungen 
vor,  aus  denen  mit  derselben  Sicherheit  wie  bei  Algol  die  Bahnbewegungen 
und  die  Beschaffenheit  des  Systems  berechnet  werden  könnten.  Indessen 
drängt  sich  bei  dem  analogen  Verlaufe  der  Lichterscheinungen  der  Ge- 
danke an  Bedeckungen  so  selbstverständlich  auf,   dass  man  heutzutage 

1)  Publ  des  Astrophys.  Obs.  zu  Potsdam.   Bd.  7,  Theil  I,  p.  111. 

32* 


500  III*  Kesoltate  der  photometriBchen  Beobachtungen  am  Himmel. 

kaum  einer  anderen  Hypothese  Berechtigung  zuerkennen  wird.  Alle  Ab- 
weichungen von  der  regelmässigen  Algolcurve  lassen  sich  ohne  Weiteres 
durch  plausible  Annahmen  über  die  relativen  Helligkeiten  der  Compo- 
nenten,  über  die  Lage  der  Bahnebene  zum  Visionsradius,  über  die  Ex- 
centricität  der  Bahn  u.  s.  w.  erklären,  und  auch  Erscheinungen,  wie  sie 
z.  B.  die  beiden  Sterne  TCygni  und  ZHerculis  bieten,  finden  ungezwungene 
Erklärung.  Nach  Dun 6r  besteht  das  System  FCygni  aus  zwei  Sternen 
von  gleicher  Grösse  und  gleicher  Helligkeit,  die  sich  in  2^  23**  54"  43?26 
um  einander  in  einer  elliptischen  Bahn  bewegen,  deren  Ebene  durch  die 
Sonne  geht,  und  deren  Apsidenlinie  einen  gewissen  Winkel  mit  dem 
Yisionsradius  bildet.  Noch  genauere  Angaben  macht  Dun^r  über  ZHer- 
culis.  Von  den  beiden  gleich  grossen  Componenten  dieses  Systems  ist 
die  eine  doppelt  so  hell  als  die  andere;  die  Ebene  der  elliptischen  Bahn 
geht  ebenfalls  durch  die  Sonne,  die  Excentricität  ist  0.2475,  und  die 
Apsidenlinie  bildet  einen  Winkel  von  4^  mit  dem  Visionsradius.  Die  Um- 
drehungszeit ist  3^  23^  48™  30». 

Das  Hypothetische,  welches  diesen  Untersuchungen  gegenwärtig  noch 
anhaftet,  wird  zweifellos  bald  verschwinden,  sobald  es  gelungen  ist,  mit 
den  mächtigsten  optischen  Hülfsmitteln  der  Neuzeit  auch  die  schwächeren 
Algolsteme  in  den  Bereich  exacter  spectrographischer  Messungen  zu 
ziehen.  • 


3.   Die  spectralphotometrisehen  Beobachtungen  der  Fixsterne. 

Bei  der  Besprechung  der  gebräuchlichsten  Formen  der  Spectral- 
photometer  ist  bereits  auf  die  Wichtigkeit  der  Anwendung  dieser  Art  von 
Instrumenten  für  die  Photometrie  der  Himmelskörper  hingewiesen  worden. 
Dadurch  dass  anstatt  des  Gesammtlichtes  die  einzelnen  Strahlengattungen 
miteinander  verglichen  werden,  ist  es  möglich,  einen  Überblick  über  die 
verschiedene  Zusammensetzung  des  Lichtes  der  Gestirne  und  damit  bis 
zu  einem  gewissen  Grade  auch  über  die  verschiedenen  Entwicklungs- 
stadien derselben  zu  gewinnen.  Die  grossen  Schwierigkeiten,  die  bei  der 
directen  Vergleichung  verschiedenfarbiger  Sterne  aus  physiologischen  Grün- 
den auftreten,  kommen  bei  der  spectralphotometrisehen  Methode  gar  nicht 
in  Betracht.  Die  Helligkeit  eines  Gestirnes,  bezogen  auf  eine  bestimmte 
Lichtquelle  als  Einheit,  wird  bei  dieser  Methode  nicht  durch  eine  einzige 
Zahl,  sondern  durch  eine  Reihe  von  Zahlen,  gültig  für  die  verschiedenen 
untersuchten  Stellen  des  Spectrums,  ausgedrückt.  Je  mehr  einzelne  Spee- 
tralbezirke  verglichen  werden,  desto  klarer  wird  das  Bild,  welches  wir 
von  den  Lichtverhältnissen  der  Sterne^  erhalten,  und  wenn  der  Zusammen- 


Die  spectralphotometrischen  Beobachtungen  der  Fixsterne.  501 

hang  zwischen  Intensität  und  Wellenlänge  für  eine  genügende  Anzahl  von 
Punkten  ermittelt  ist,  so  lässt  sich,  wie  bereits  im  Capitel  über  die  Spec- 
tralphotometer  angegeben  ist,  rechnungsmässig  die  gesammte  innerhalb 
der  sichtbaren  Grenzen  des  Spectrums  enthaltene  Lichtquantität  bestimmen. 
Es  ist  auf  diese  Weise  möglich,  die  Ergebnisse  der  direoten  Messungen 
der  Gesammthelligkeit  zu  controliren  und  zu  ergänzen. 

So  deutlich  aber  auch  die  Vortheile  der  spectralphotometrischen  Methode 
vor  Augen  liegen,  so  ist  doch  die  Anwendung  derselben  auf  die  Fixsterne 
in  der  Praxis  mit  sehr  grossen  Schwierigkeiten  verbunden.  Die  Spectra 
derselben  erscheinen  bei  Anwendung  eines  Refractors  und  eines  damit 
verbundenen  Spectralphotometers  als  schmale  Linien,  die  an  sich  schon, 
ausser  bei  den  allerhellsten  Sternen,  wenig  lichtstark  sind,  aber  noch  viel 
schwächer  werden,  wenn  man  zum  Zwecke  der  Verbreiterung  derselben 
eine  Cylinderlinse  benutzt.  Will  man  daher  schwächere  Sterne  in  den 
Bereich  der  Untersuchxmg  ziehen,  so  sind  ziemlich  bedeutende  instrumen- 
telle  Hülfsmittel  erforderlich.  Ein  Übelstand  ist  femer,  dass  das  ver- 
breiterte Fixstemspectrum  infolge  der  chromatischen  Abweichung  des  Fem- 
rohrobjectivs  nicht  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  von  parallelen  geraden 
Linien  begrenzt  ist.  In  den  einzelnen  Spectralbezirken  ist  also  das  Licht 
auf  einen  mehr  oder  weniger  breiten  Streifen  zusammengedrängt,  während 
das  Spectrum  der  künstlichen  Lichtquelle,  welche  man  bei  den  meisten 
Spectralphotometem  zur  Vergleichung  benutzt,  als  gleichmässig  breiter 
Streifen  erscheint.  Da  es  sich  nun  um  Flächenhelligkeiten  handelt,  so 
ist  es  zur  Erlangung  vergleichbarer  Resultate  erforderlich,  die  verschiedene 
Breite  des  Sternspectrums  in  Rechnung  zu  ziehen.  Dieser  Übelstand 
würde  wegfallen,  wenn  man  anstatt  eines  Refractors  ein  Spiegelteleskop 
benutzte,  bei  welchem  alle  Strahlen  in  einem  Brennpunkte  vereinigt  werden. 

Es  ist  ferner  zu  bedenken,  dass  die  mit  verschiedenen  Apparaten 
gefandenen  Resultate  nicht  ohne  Weiteres  untereinander  vergleichbar  sind. 
Je  nach  den  benutzten  Prismen  ändert  sich  die  Dispersion  im  Spectrum, 
und  damit  ändert  sich  auch  die  Flächenhelligkeit  ftlr  einen  bestimmten 
Wellenlängenbezirk.  Es  ist  also  erwünscht,  die  gemessenen  Intensitäten 
in  der  Weise,  wie  es  früher  (Seite  270)  erörtert  worden  ist,  auf  das 
Normalspectrum  zu  reduciren.  Die  Benutzung  von  DiflFractionsgittem,  bei 
denen  diese  Reduction  tiberflüssig  sein  würde,  empfiehlt  sich  wegen  der 
geringeren  Lichtstärke  nicht. 

Zu  diesen  Schwierigkeiten  kommt  noch  hinzu,  dass  bei  nicht  ganz 
regelmässig  functionirendem  Uhrwerke  das  Sternbild  während  der  Dauer 
der  Messung  nicht  leicht  auf  dem  Spalte  zu  halten  ist;  selbst  wenn  dies 
aber  durch  Benutzung  eines  Leitfemrohrs  erreicht  werden  kann,  so  be- 
wirkt doch  die  unvermeidliche  Luftunruhe,  dass  das  Stemspectrum  von 


502 


III.  Resultate  der  photometrischen  BeobachtUDgen  am  Himmel. 


zahlreichen  hin-  und  herschwankenden  dunklen  Längsstrichen  durch- 
zogen erscheint  und  ein  wesentlich  anderes  Aussehen  hat,  als  das  ruhige 
Vergleichslichtspectrum.  Sehr  störend  sind  endlich  noch,  namentlich  bei 
den  Sternen  vom  dritten  Spectraltypus,  die  Absorptionslinien  im  Spectium. 
Um  diese  zu  beseitigen,  muss  der  Spalt  verhältnissmässig  weit  geöffnet 
werden,  und  dies  hat  wieder  den  Nachtheil  im  Gefolge,  dass  die  Farben 
unrein  werden  und  die  Vergleichung  dadurch  erschwert  wird. 

In  vollem  Umfange  ist  die  Methode  bisher  nur  von  H.  C.  Vogel»)  an- 
gewandt worden,  aber  auch  nur  an  einer  geringen  Zahl  der  allerhellsten 
Fixsterne.  Zur  Benutzung  kam  dabei  ein  Glan-Vogel'sches  Spectral- 
photometer,  welches  mit  dem  grossen  Refractor  des  Potsdamer  Obser- 
vatoriums verbunden  wurde.  Als  Vergleichslicht  diente  eine  am  Apparate 
aufgehängte  Petroleumlampe.  Die  Verbreiterung  der  Sternspectren  geschah 
nicht  mit  Hülfe  einer  Cy linderlinse ,  sondern  einfach  dadurch,  dass  der 
Spalt  des  Spectroskops  etwas  ausserhalb  des  Focus  des  Fernrohrobjectivs 
gestellt  wurde.  Die  Messungen  wurden  an  sieben  verschiedenen  Stellen 
des  Spectrums  ausgeführt;  sie  sind  aber  nicht  auf  das  Normalspectrum 
reducirt,  sondern  nur  wegen  der  verschiedenen  Breite  des  Spectrums 
corrigirt.  Die  in  der  folgenden  Tabelle  mitgetheilten  Resultate  sind  daher 
nur  untereinander  vergleichbar.  Ausser  den  sechs  untersuchten  Sternen, 
die  absichtlich  aus  verschiedenen  Spectraltypen  ausgewählt  sind,  ist  in 
der  Zusammenstellung  noch  die  Sonne  angeführt.  Die  Zahlen  geben  das 
Helligkeitsverhältniss  des  Petroleumspectrums  zu  den  Spectren  der  einzelnen 
Himmelskörper  für  die  verschiedenen  Wellenlängen  an,  wobei  durch- 
gängig der  Werth  für  die  Wellenläoge  bbbf.ifi  gleich  100  gesetzt  worden  ist. 


Wellenl&nge 

Helligkeitfverhlltiiiss  des  Vergleichslichtes  zum  Stern 

a  Can.maj. 

a  Lyrae 

a  Aurigae 

t 
«  Bootis     ,     o  Tauri 

a  Orionis 

Sonne 

633/i/i 

285 

270 

232 

200 

218 

202 

232 

600 

200 

191 

173 

153 

159 

153 

175 

555 

100 

100 

100 

100 

100 

100 

100 

517 

49 

50 

46 

71 

70 

61 

52 

486 

24 

27 

20 

57 

53 

47 

27 

464 

14 

16 

14 

50 

48 

39 

18 

444 

11 

9 

12 

46 

41 

32 

11 

Wenn  diese  Zahlen  auch  kaum  eine  grössere  Genauigkeit  als  höchstens 
5  Procent  besitzen  werden,  so  geht  aus  der  Zusammenstellung  doch  deut- 
lich hervor,  wieviel  mal  heller  die  weissen  Sterne  in  den  brechbareren 


1    Monatsber.  der  K.  Preuss.  Akad.  der  Wies.    Jahrg.  1880,  p.  801. 


Die  spectralphotometriBchen  Beobachtungen  der  Fixsterne.  50ä 

Theilen  des  Spectrums  sind  als  die  gelblichen  nnd  rothen.  Femer  er- 
giebt  sich,  dass  die  IntensitätsvertheUnng  im  Somienspectrum  fast  voll- 
ständig  mit  derjenigen  im  Spectrum  von  a  Aurigae  übereinstimmt;  man 
wird  also  schliessen  dürfen,  dass  die  Sterne  von  diesem  Typus  sich  in 
ähnlichem  Glühzustande  befinden  wie  die  Sonne,  während  die  Temperatur 
der  weissen  Sterne  weit  über,  die  Temperatur  der  rothen  Sterne  weit 
unter  der  Temperatur  der  Sonne  gelegen  ist. - 

Bei  dem  grossen  Interesse,  welches  der  Gegenstand  im  Hinblick  auf 
die  Entwicklungsgeschichte  der  Fixsterne  hat,  wäre  eine  Fortführung  der 
Vogerschen  Untersuchungen  in  grösserem  Massstabe  durchaus  erwünscht. 
Bisher  scheint  die  Schwierigkeit  der  Beobachtungen  von  weiteren  Ver- 
suchen abgeschreckt  zu  haben. 

In  gewissem  Zusammenhange  damit  steht  eine  ganz  eigenartige  Photo- 
metrie der  Fixsterne,  welche  Picke  ring»)  in  seinem  »Draper  Catalog«  in 
Anwendung  gebracht  hat,  und  welche  sich  ebenfalls  auf  die  Spectra  der 
Sterne  gründet.  Obgleich  diese  auf  photographischem  Wege  ausge- 
führten Helligkeitsbestimmungen  insofern  keine  vollständigen  spectral- 
photometrischen  Angaben  liefern,  weil  die  Vergleichungen  nur  an  einer 
einzigen  Stelle  des  Spectrums  gemacht  sind,  und  obgleich  ausserdem 
Vieles  gegen  die  Methode  und  die  Art  der  Bearbeitung  einzuwenden 
ist,  so  verdient  das  Unternehmen  doch  hier  erwähnt  zu  werden,  schon 
deshalb,  weil  es  sich  auf  mehr  als  10000  Sterne  erstreckt  und  in  Ver- 
bindung mit  anderen  photometrischen  Bestimmungen  in  Zukunft  noch  von 
grossem  Nutzen  sein  kann.  Der  Hauptzweck  der  Pickering'schen  Arbeit 
war  eine  Classificirung  der  Spectren  der  Sterne  bis  etwa  zur  siebenten 
Grösse  vom  Nordpol  bis  zur  Declination  —25*^.  Die  Spectra  wurden 
mittelst  eines  Objectivprismas  von  20  cm  Öflfhung  und  13°  brechendem 
Winkel  erhalten,  welches  vor  einem  parallaktisch  montirten  Voigtländer- 
schen  Objective  von  20  cm  Durchmesser  und  115  cm  Focallänge  so  an- 
gebracht war,  dass  die  brechende  Kante  parallel  der  täglichen  Bewegung 
stand.  Dadurch  dass  dem  Uhrwerk  eine  etwas  andere  Geschwindigkeit 
als  nach  Stemzeit  ertheilt  wurde,  bewegte  sich  das  Spectrum  langsam 
über  die  photographische  Platte  und  erschien  daher  ein  wenig  verbreitert. 
Bei  einer  durchschnittlichen  Expositionszeit  von  5  Minuten  für  Aquator- 
steme  hatten  die  Spectra  auf  der  Platte  eine  Länge  von  1  cm  und 
eine  Breite  von  etwa  1  mm.  Zur  Bestimmung  der  Helligkeiten  der  Spec- 
tren bediente  sich  Pickering  eines  photographischen  Streifens,  welcher 
durch  künstliches  Licht  hervorgebracht  war  und  an  dem  einen  Ende 
ganz  dunkel,  an  dem  anderen  Ende  vollkommen  durchsichtig  erschien, 

Ij  Annais  of  the  Astr.  Obs.  of  Harvard  College.    Vol.  26,  part  I  and  Vol.  27. 


504  in.  Resultate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel. 

ähnlich  wie  ein  keilförmig  geschliffenes  Stück  donklen  Glases.  Dieser 
Vergleichsstreifen  wurde  durch  ein  Verfahren  erhalten,  welches  mit  dem 
früher  beschriebenen  Janssen'schen  (Seite  299)  eine  gewisse  Ähnlichkeit 
hat.  Die  Helligkeitsabstnfung  des  Streifens  liess  sich  durch  Bechnung 
ermitteln,  und  eine  daran  angebrachte  Scala  gab  für  jeden  Punkt  desselben 
die  Intensität  unmittelbar  in  Stemgrössenclassen  an,  bezogen  auf  einen 
beliebigen  Ausgangspunkt.  Dieser  photographische  Massstab  wurde  nun 
neben  die  angenommenen  Stemspectra,  aus  denen  durch  ein  Diaphragma 
stets  ein  bestimmter  Theil  herausgeblendet  war,  gelegt  und  dann  diejenige 
Stelle  des  Streifens  aufgesucht,  wo  die  Dichtigkeit  des  Silbemieder- 
schlages die  gleiche  zu  sein  schien,  wie  auf  dem  herausgeblendeten  Be- 
zirke des  Stemspectrums.  Die  Ablesungen  an  der  Scala  gaben  dann  für 
zwei  verschiedene  Sterne  unmittelbar  den  Helligkeitsunterschied  in  Grössen- 
classen,  gültig  für  die  untersuchte  Stelle  des  Spectrums.  Sämmtliche 
Messungen  wurden  nur  an  einem  einzigen  Punkte  in  der  Nähe  der  Wellen- 
länge 432  fifi  ausgeführt;  es  stünde  aber  natürlich  Nichts  im  Wege,  die 
Vergleichungen  auf  belifebig  viele  Stellen  des  Spectrums  auszudehnen. 

Die  Einheit,  auf  welche  die  so  erhaltenen  Spectralhelligkeiten  bezogen 
werden,  kann  willkürlich  gewählt  werden;  Pickering  hat  aber,  um  die 
Angaben  mit  den  optischen  Helligkeiten  der  Sterne  in  einen  gewissen  Zu- 
sammenhang zu  bringen,  das  folgende  Verfahren  eingeschlagen.  Auf  jeder 
Platte,  welche  gewöhnlich  eine  beträchtliche  Anzahl  von  Spectren  ent- 
hielt, wurden  diejenigen  Sterne  aufgesucht,  deren  Spectrum  dem  ersten 
Typus  angehörte,  und  für  welche  in  der  Harvard  Photometry  die  op- 
tische Helligkeit  angegeben  ist.  Mit  Zugrundelegung  dieser  Helligkeits- 
werthe  wurde  nun  aus  den  photometrischen  Spectralmessungen  der  be- 
treffenden Sterne  für  jede  Platte  eine  Constante  berechnet,  und  mit  Hülfe 
dieser  Constante  wurden  dann  die  endgültigen  Helligkeiten  für  sämmt- 
liche Sterne  des  Draper  Cataloges  abgeleitet.  Das  System  schliesst  sich 
natürlich  nur  flir  die  Sterne  vom  ersten  Typus  an  das  System  der  Harvard 
Photometry  an;  für  alle  anderen  Sterne  sind  die  Grössen  des  Draper 
Cataloges  nicht  direct  mit  den  optischen  Grössen  vergleichbar.  Zwei 
Sterne,  die  in  diesem  Cataloge  als  gleich  hell  bezeichnet  sind,  können, 
wenn  sie  verschiedenen  Typen  angehören,  in  der  Harvard  Photometry 
um  mehr  als  zwei  Grössen  voneinander  verschieden  sein.  ^ 

So  interessant  in  mancher  Hinsicht  das  Pickering'sche  Verfahren  ist, 
auf  welches  hier  nicht  näher  eingegangen  werden  kann,  so  wird  doch 
schwerlich  eine  Photometrie,  die  sich  nur  auf  Vergleichungen  in  einer 
einzigen  Strahlengattung  gründet,  allgemeinen  Anklang  finden.  Erst  wenn 
der  Versuch  gemacht  würde,  die  spectralphotometrischen  Messungen  über 
möglichst    viele   Stellen    des   Spectrums    auszudehnen    und   daraus   das 


Die  photographischen  Helligkeiten  der  Fixsterne.  505 

Oesammtlicht  der  Sterne  zn  berechnen,  würde  der  Weg  zu  einer  durchaus 
rationellen  und  einwurfsfreien  Photometrie  der  Fixsterne  angebahnt  sein. 
Die  Hindemisse,  die  sich  jeder  photographischen  Lichtmessung  entgegen- 
stellen, treten  auch  bei  der  Pickering'schen  Methode  in  vollem  Umfange 
auf.  Die  Genauigkeit  der  Resultate  steht  entschieden  hinter  der  bei  op- 
tischen Messungen  erreichbaren  zurück.  Insbesondere  ist  die  Bestimmung 
der  photographischen  Vergleichsscala  ein  heikler  Punkt,  abgesehen  von 
allen  anderen  Schwierigkeiten,  die  durch  die  äusseren  Umstände,  nament- 
lich durch  die  Unruhe  der  Luft,  die  Absorption  in  der  Atmosphäre,  die 
verschiedene  Empfindlichkeit  der  benutzten  Platten  u.  s.  w.  herbeigeführt 
werden. 


4.   Die  photographischen  Helligkeiten  der  Fixsterne. 

Nachdem  im  letzten  Capitel  des  zweiten  Abschnittes  die  photogra- 
phisehen  Methoden  zur  Bestimmung  des  Gesammtlichtes  der  Gestirne  be- 
reits so  ausführlich,  als  es  in  diesem  Buche  wünschenswerth  schien,  be- 
sprochen worden  sind,  braucht  hier  nur  noch  kurz  auf  die  wichtigsten 
Ergebnisse  dieser  Methoden  am  Fixstemhimmel  hingewiesen  zu  werden. 
Die  grossen  Hoffnungen,  die  man  im  vorigen  Jahrzehnt  auf  die  Ent- 
wicklung der  photographischen  Photometrie  gesetzt  hatte,  sind  freilich 
nicht  in  Erfüllung  gegangen,  und  es  ist  gegenwärtig  sogar  ein  Stillstand 
in  den  Bemühungen  auf  diesem  Gebiete  eingetreten.  Aber  der  Haupt- 
vortheil,  der  bei  der  photographischen  Methode  darin  liegt,  dass  man  in 
verhältnissmässig  sehr  kurzer  Zeit  von  einer  beträchtlichen  Anzahl  von 
Sternen  Aufnahmen  erhält,  die  zur  Bestimmung  der  Helligkeit  in  aller 
Bequemlichkeit  ausgemessen  werden  können,  ist  so  in  die  Augen  fallend, 
dass  es  verfehlt  sein  würde,  von  weiteren  Versuchen  abzustehen,  selbst 
wenn  es  nicht  gelingen  sollte,  alle  im  Früheren  erwähnten  Schwierig- 
keiten zu  überwinden  und  die  Genauigkeit  so  weit  zu  treiben,  als  man 
anfangs  erwartet  hatte.  Dass  die  photographische  Photometrie  der  Fix- 
sterne sich  jemals  der  optisch-physiologischen  so  weit  überlegen  zeigen 
sollte,  dass  man  auf  die  letztere  gänzlich  verzichten  könnte,  ist  durchaus 
unwahrscheinlich;  dagegen  werden  die  photographischen  Helligkeitsbe- 
stimmungen immer  eine  sehr  willkommene  Ergänzung  der  bisherigen 
physiologischen  Eesultate  bilden;  für  gewisse  specielle  Aufgaben  wird 
man  unbedenklich  schon  heute  eine  ausgedehntere  Anwendung  der  Photo- 
graphie empfehlen  können. 

Man  hat  sich  bisher  davor  gehütet,  eine  besondere  Intensitätsscala  für 
die  photographischen  Helligkeiten  einzuflihren.    Es  ist  vielmehr  der  Begrifi" 


506  XII.  Hesultate  der  photometriscben  Beobachtungen  am  Himmel. 

der  Sterngrösse  zunächst  streng  festgehalten  und  ein  möglichst  enger 
Anschluss  an  die  optische  Grössenscala  erstrebt  worden.  Solange  die 
photographische  Photometrie  noch  nicht  auf  genügend  sicherem  Funda- 
mente ruht,  mag  eine  derartige  Verbindung  das  Beste  sein;  aber,  da  nun 
doch  einmal  wegen  der  verschiedenartigen  Zusammensetzung  des  Fix- 
stemlichtes  eine  directe  Vergleichung  der  photographischen  und  optischen 
Helligkeiten  für  alle  Sterne  unmöglich  ist,  so  wird  man  in  Zukunft 
schwerlich  auf  einen  allzu  engen  Anschluss  Gewicht  legen  und  eventneU 
nicht  davor  zurückschrecken,  die  photographischen  Grössen  vollkommen 
unabhängig  zu  machen.  Gegenwärtig  benutzt  man  gewöhnlich  die  weissen, 
dem  ersten  Spectraltypus  angehörigen  Sterne  als  Verbindungsglieder  und 
bestimmt  aus  ihnen,  wie  bereits  früher  auseinandergesetzt  ist,  die  Con- 
stanten der  Formeln,  welche  zur  Ableitung  der  photograghischen  Grössen 
dienen.  Damit  ist  allerdings  erreicht,  dass  wegen  des  Überwiegens  des 
ersten  Spectraltypus  für  den  grössten  Theil  der  Sterne  am  Himmel  die 
photographischen  Helligkeitsangaben  mit  den  gebräuchlichen  Catalog- 
helligkeiten  direct  vergleichbar  sind;  aber  für  die  Sterne  der  anderen 
Spectraltypen,  die  weniger  reich  an  photographisch  wirksamen  Strahlen 
sind,  geben  die  photographischen  Bestimmungen  verhältnissmässig  zu  kleine 
Helligkeiten.  Man  kann  im  Durchschnitt  annehmen,  dass  ein  Stern  vom 
III.  Typus  photographisch  um  etwa  2.5  Grössenclassen  schwächer  gemessen 
wird  als  optisch.  Die  blosse  photographische  Helligkeitsangabe  für  irgend 
einen  Stern  giebt  uns  also  nur  dann  eine  ungefähre  Vorstellung  von  der 
physiologischen  Helligkeit  desselben,  wenn  gleichzeitig  auch  sein  Spectral- 
typns  bekannt  ist. 

Die  bisherigen  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  photographischen  Fix- 
stemphotometrie  sind  zum  grössten  Theile  nur  als  Vorversuche  zu  be- 
trachten; sie  waren  in  erster  Linie  dazu  bestimmt,  die  verschiedenen  Arten 
der  Ausmessung  zu  erproben  und  über  die  wichtigsten  principiellen  Fragen 
Klarheit  zu  schaffen.  Von  zusammenhängenden  Messungsreihen,  die  einen 
ungefähren  Überblick  über  die  zu  erreichende  Genauigkeit  geben  könnten, 
sind  eigentlich  nur  die  Ausmessung  der  Plejadengruppe  von  Charlier^) 
und  die  von  Pickering^)  veröffentlichten  photographischen  Helligkeits- 
verzeichnisse hervorzuheben. 

Charlier  hat  sich  bei  seiner  Arbeit  der  Methode  der  Durchmesser- 
bestimmung der  photographischen  Stemscheibchen  bedient,  die  zweifellos 
vor  allen  anderen  Methoden  den  Vorzug  verdient.  Das  von  ihm  benutzte 
chemisch  achromatisirte  Objectiv  von  81  mm  Öffnung  und  100  cm  Brenn- 
weite war  an  dem  Stockholmer  Refractor  befestigt,  und  die  Aufnahmen 

1^  Publ.  der  Astron.  Gesellscliaft,  Nr.  19. 

2)  Annais  of  the  Astr.  Obs.  of  Harvard  College.    Vol.  18,  No.  VII,  p.  119. 


Die  photographischen  Helligkeiten  der  Fixsterne.  507 

umfassten  einen  Raum  von  etwa  20  Quadratgraden  am  Himmel.  Den 
Untersuchungen  zu  Grunde  gelegt  wurden  vier  Platten,  die  bei  Expositions- 
zeiten zwischen  13  Minuten  und  3  Stunden  aufgenommen  waren.  Auf  jeder 
derselben  wurden  die  Durchmesser  von  52  der  Bessel'schen  Plejadensteme 
sorgfältig  ausgemessen,  und  mit  Zugrundelegung  der  von  Lindemann  für 
diese  Sterne  photometrisch  bestimmten  Helligkeiten  wurden  die  Constanten 
der  Formel  m  =  a  —  blogD  berechnet,  wo  m  die  photographische  Grösse 
und  D  den  gemessenen  Durchmesser  des  Stemscheibchens  repräsentirt. 
Zur  Ableitung  des  Helligkeitscataloges  der  Plejadengruppe  wurde  nur 
die  am  Längsten  exponirte  Platte  benutzt.  Auf  dieser  wurden  im  Ganzen 
364  Stemscheibchen  ausgemessen  und  daraus  die  Intensitäten  mittelst  der 
betreflfenden  Formel  bestimmt,  ausserdem  wurden  noch  von  168  schwächeren 
Sternen  der  Platte  die  photographischen  Helligkeiten  angenähert  durch 
Schätzungen  des  Schwärzungsgrades  erhalten.  Die  Vergleichung  der  vier 
Charlier'schen  Plejädenaufnahmen  gestattet  ein  Urtheil  über  die  bei  dieser 
Methode  der  Helligkeitsbestimmung  zu  erreichende  Genauigkeit.  Das- 
selbe ist  ausserordentlich  günstig.  Grössere  Abweichungen  zwischen  den 
vier  Bestimmungen  eines  Sternes  als  0.4  Grössenclassen  kommen  nicht 
vor,  und  der  wahrscheinliche  Fehler  einer  einzelnen  photographischen 
Helligkeit  ergiebt  sich  im  Durchschnitte  zu  zb  0.10  Grössenclassen;  die 
Genauigkeit  bleibt  also  nur  sehr  wenig  hinter  den  besten  photometrischen 
Messungen  zurück.  Die  Ausmessung  der  Plejadengruppe  ist  freilich  inso- 
fern eine  der  günstigsten  Aufgaben  für  die  photographische  Photometrie, 
als  die  sämmtlichen  zu  vergleichenden  Sterne  auf  derselben  Platte  ent- 
halten sind,  welche  auch  gleichzeitig  genügend  zahlreiche  zur  Constanten- 
bestimmung  geeignete  Anhaltsteme  aufweist.  Dadurch  werden  von  vorn- 
herein die  bedenklichsten  Schwierigkeiten,  die  bei  der  photographischen 
Methode  auftreten,  beseitigt;  insbesondere  kommt  die  verschiedene 
Empfindlichkeit  verschiedener  Platten  gar  nicht  und  der  Einfluss  der 
Extinction  nur  verschwindend  wenig  in  Betracht;  die  überaus  gefährliche 
Einwirkung  der  Unruhe  der  Luft  trifft  alle  zu  vergleichenden  Stembildchen 
in  demselben  Grade.  Endlich  ist  eine  Vergleichung  der  photographischen 
Resultate  mit  den  optisch  photometrischen  gerade  bei  der  Plejadengruppe 
ausserordentlich  günstig,  weil  fast  alle  Sterne  dieser  Gruppe  dem  ersten 
Spectraltypus  angehören.  Alles  in  Allem  betrachtet  wird  man  den 
Charlier'schen  Helligkeitscatalog  der  Plejaden  unbedenklich  für  einen 
äusserst  werthvoUen  Beitrag  zur  Fixstemphotömetrie  erklären  dürfen. 
Auf  ähnliche  Aufgaben,  insbesondere  auf  die  Ausmessung  noch  dichterer 
Stemgruppen,  die  den  optischen  Helligkeitsbestimmungen  grosse  Schwierig- 
keiten bereiten,  sollte  die  photographische  Photometrie  künftig  in  erster 
Linie  ihr  Augenmerk  richten. 


508  III-  Besnltate  der  photometrisohtn  Beobachtangen  am  Himmel. 

Bei  Weitem  weniger  günstig  lautet  das  Urtheil  über  die  Pickering- 
schen  photographisehen  HeUigkeitsyerzeicbnisse.  Von  diesen  bezieht  sich 
das  eine  ebenfalls  auf  die  Plejadengmppe,  und  die  von  Gharlier  ange- 
stellte Vergleichnng  zwischen  seinen  and  den  Pickering'sch^  Resnltaten 
lässt  einen  systematischen  Gang  erkennen,  der  zweifellos  dem  Pickering- 
schen  Verfahren  zur  Last  zu  legen  ist.  Das  zweite  Verzeichniss  umfasst  alle 
Sterne  (1009  an  der  Zahl)  heller  als  fünfzehnter  Grösse,  die  nicht  weiter  als 
1®  vom  Nordpol  abstehen.  Ein  dritter  Catalog  endlich  enthält  1131  Sterne 
zwischen  der  dritten  und  neunten  Grösse  innerhalb  des  schmalen  Gürtels 
von  —  2°  bis  +  2^  Declination.  Die  benutzten  Aufnahmen  sind  zum  Theil 
mit  bewegtem,  zum  grössten  Theil  mit  ruhendem  Femrohr  gemacht  worden; 
die  Helligkeiten  sind  also  in  der  überwiegenden  Zahl  durch  Vergleichung 
der  von  den  Sternen  auf  der  photographischen  Platte  beschriebenen  Striche 
(trails)  abgeleitet  worden.  Steht  diese  Methode,  wie  früher  betont  worden 
ist,  an  und  für  sich  schon  hinter  der  Methode  der  Durchmesserbestimmnng 
der  Stemscheibchen  zurück,  so  ist  auch  in  mancher  anderen  Hinsicht  das 
ganze  Verfahren  Pickerings  keineswegs  nachahmenswerth.  Er  bediente 
sich  wieder,  wie  bei  den  spectralphotometrischen  Messungen  des  Draper 
Catalogs,  einer  photographischen  Scala,  die  er  in  der  Weise  herstellte, 
dass  er  von  einem  bestimmten  Sterne  eine  Reihe  von  gleich  langen  Auf- 
nahmen unter  Anwendung  von  verschiedenen  Blenden  vor  dem  Objectiv 
machte.  Die  Blendenöffnungen  waren  so  abgemessen,  dass  das  Verhält- 
niss  je  zweier  aufeinander  folgenden  freien  Objectivflächen  gleich  2.5  war. 
Unter  der  Annahme,  dass  das  Abblendungsprincip  durchaus  einwurfsfrei 
ist,  würde  der  Unterschied  in  dem  Aussehen  zweier  aufeinander  folgenden 
Striche  der  Scala  einem  Helligkeitsunterschiede  von  einer  Grössenclasse 
entsprechen.  Pickering  hat  die  von  dem  gewählten  Vergleichsterne 
beschriebenen  Striche  aus  der  photographischen  Platte  herausgeschnitten 
und  benutzt  dieselben  als  feste  Scalen  zur  Vergleichung  mit  allen  anderen 
Strichaofiiahmen,  wobei  noch  Zehntel  der  einzelnen  Intervalle  geschätzt 
werden.  Abgesehen  von  der  verhältnissmässig  grossen  Unsicherheit  dieser 
Schätzungen  ist  die  Abblendungsmethode  aus  verschiedenen  Gründen, 
insbesondere  wegen  des  schädlichen  Einflusses  der  Beugung  bei  sehr 
kleinen  Öffnungen,  entschieden  zu  verwerfen.  Nicht  viel  besser  ist  das 
Verfahren,  welches  Picke  ring  bei  der  Verwerthung  der  mit  bewegtem 
Femrohr  gemachten  Stemscheibchenaufhahmen  angewendet  hat  Auch 
hier  ist  eine  feste  Scala  benutzt  worden,  bestehend  aus  einer  Reihe  von 
Bildern  eines  bestimmten  Sternes  auf  derselben  Platte,  die  bei  verschiedenen 
Expositionszeiten  erhalten  waren.  Die  Expositionszeiten  waren  so  ge- 
wählt, dass  der  Unterschied  zwischen  je  zwei  aufeinander  folgenden 
Bildern    der  Scala   wieder   einer   Intensitätsänderang   von   einer  ganzen 


Die  photographiBchen  Helligkeiten  der  Fixsterne.  509 

Grössenclasse  entsprechen  sollte.  Zehntel  des  Intervalles  wurden  durch 
Schätzung  erhalten.  Da  der  Zusammenhang  zwischen  der  Dichtigkeit  des 
Silbemiederschlages  und  der  Expositionszeit  keineswegs  durch  ein  ein- 
faches Gesetz  ausgedrückt  werden  kann,  sondern  empirisch  ermittelt 
werden  muss,  so  ist  die  Herstellung  der  festen  Vergleichsscala  eine  der 
schwierigsten  Aufgaben  bei  diesem  Verfahren.  Um  von  den  Fehlem  der 
Scala  einigermassen  frei  zu  werden,  hat  Pickering  auf  jeder  Platte 
noch  eine  Gmppe  von  Polsteraen  aufgenommen,  deren  Helligkeiten  mit 
dem  Meridianphotometer  und  einem  Eeilphotometer  bestimmt  waren,  und 
die  zur  Ermittlung  von  Beductionsgrössen  für  jede  Platte  dienen  sollten. 
Damit  ist  zugleich  auch  der  Anschluss  der  photographischen  Helligkeiten 
an  das  System  der  Harvard  Photometry,  den  Pickering  bei  allen  seinen 
photographischen  Helligkeitsverzeichnissen  streng  festhält,  erreicht. 

Die  Hauptschwierigkeiten,  die  sich  einer  allgemeinen  photographischen 
Fixsteraphotometrie  entgegenstellen,  sind  in  den  eben  besprochenen  Vor- 
arbeiten nicht  beseitigt,  vielmehr  erst  in  ihrem  vollen  Umfange  erkannt 
worden,  und  es  bleibt  der  Zukunft  überlassen,  inwieweit  es  gelingen 
wird,  dieser  Schwierigkeiten  Herr  zu  werden  und  die  bisherigen  unvoll- 
kommenen Methoden  durch  einwurfsfreiere  zu  ersetzen. 

Ein  specielles  Gebiet  der  Fixsteraphotometrie,  wo  auch  schon  jetzt 
die  Photographie  mit  Aussicht  auf  günstigen  Erfolg  angewendet  werden 
könnte,  umfasst  die  veränderlichen  Steme,  speciell  diejenigen  von  kurzer 
Periode.  Es  ist  leicht  möglich,  auf  ein  und  derselben  Platte  eine  grosse 
Anzahl  von  Aufiiahmen  eines  Veränderlichen,  alle  von  gleicher  Expositions- 
dauer, nahe  nebeneinander  zu  machen.  Der  Vortheil,  den  dieses  Ver- 
fahren namentlich  für  die  Sterne  vom  Algoltypus  gewähren  kann,  wo  es 
auf  die  Festlegung  möglichst  vieler  Punkte  der  Lichtcurve  ankommt,  liegt 
auf  der  Hand.  Zur  Ableitung  der  Helligkeiten  sollte  dabei  ausschliess- 
lich die  Methode  der  Bilddurchmesserbestimmung  benutzt  werden,  und 
ferner  sollte  es  Regel  sein,  nur  Diflferenzmessungen  gegen  einen  benach- 
barten Stem,  von  denen  wohl  stets  einer  auf  der  Platte  vorhanden  sein 
wird,  zu  verwerthen.  Es  wird  keine  Schwierigkeiten  bereiten,  die  zu- 
gehörigen Sternbildchen  auf  der  Platte  zu  unterscheiden.  Die  DiflFerenz- 
messung  macht  den  Einfluss  der  Extinction  fast  ganz  unschädlich,  und 
auch  die  wechselnde  Luftunruhe,  einer  der  gefährlichsten  Feinde  der 
photographischen  Photometrie,  kommt  dabei  nicht  in  Betracht  Handelt 
es  sich  nur  um  die  Festlegung  der  Epochen  der  Minima  oder  Maxima 
und  um  die  Bestimmung  der  blossen  Form  der  Lichtcurve,  so  geben  die 
gemessenen  Unterschiede  zwischen  den  Bilddurchmessern  des  Veränder- 
lichen und  des  benutzten  Vergleiehsternes,  ganz  gleichgültig,  in  welcher 
Einheit   sie    ausgedrückt    sind,    alles    erforderliche    Material.     Bei   der 


510  m*  HeBultate  der  photometrischen  Beobachtungen  am  Himmel 

Auwendung  dieser  Methode  auf  die  Algolsteme  wird  es  am  Ehesten  mög- 
lich sein,  kleine  Einbiegungen  und  Unregelmässigkeiten  der  Lichtcnrven, 
die  bei  optisch  photometrischen  Bestimmungen  der  Aufmerksamkeit  leichter 
entgehen  können,  zu  entdecken;  auch  sind  alle  Täuschungen,  die  durch 
etwaige  Voreingenommenheit  des  Beobachters  veranlasst  sein  könnten, 
von  vornherein  ausgeschlossen.  Schon  heute  kann  man  mit  Sicherheit 
behaupten,  dass  auf  diesem  beschränkten  Gebiete  die  photographische 
Photometrie  der  optischen  zum  Mindesten  ebenbürtig  ist. 

Handelt  es  sich  nicht  nur  um  die  Form  der  Lichtcurve,  sondern  soll 
der  Betrag  der  Helligkeitsschwankung  in  einem  bestimmten  Masse  an- 
gegeben werden,  so  ist  eine  Constantenbestimmung  für  jede  Platte  er- 
forderlich, und  es  treten  dann  sofort  alle  im  Früheren  erwähnten  Schwierig- 
keiten auf.  Am  Besten  wird  man  in  diesem  Falle  noch  zum  Ziele 
kommen,  wenn  mehrere  dem  Veränderlichen  nahe  stehenden  Sterne  von 
verschiedener  Helligkeit  mit  auf  der  Platte  enthalten  sind.  Eine  sorg- 
fältige Bestimmung  der  photometrischen  Grössen  derselben  ermöglicht 
dann  den  Anschlu«s  der  photographischen  Helligkeitsscala  an  das  übliche 
optische  System. 

Bisher  sind  nur  an  Algol  photographische  Helligkeitsbestimmungen 
versucht  worden,  und  zwar  von  Charlier*)  und  Townley^).  Die  Ur- 
theile  beider  Beobachter  weichen  wesentlich  voneinander  ab.  Während 
Charlier  der  Meinung  ist,  dass  unter  günstigen  atmosphärischen  Be- 
dingungen durch  die  photographische  Methode  weit  bessere  Resultate  er- 
reicht werden  können,  als  durch  die  optische  Methode,  erkennt  Townley 
keineswegs  die  Überlegenheit  der  Photographie  an  und  hebt  die  Schwierig- 
keiten, die  sich  dabei  entgegenstellen,  nachdrücklich  hervor.  Freilich 
ist  das  von  Letzterem  eingeschlagene  Verfahren,  bei  welchem  der  Einfluss 
der  atmosphärischen  Extinction  sowie  der  Unruhe  der  Luft  sich  in  vollem 
Grade  geltend  machen,  durchaus  zu  verwerfen.  Das  ungünstige  Urtheil 
sollte  daher  auch  auf  keinen  Fall  von  weiteren  Bemühungen,  die  Photo- 
graphie für  die  Helligkeitsbestimmungen  der  Veränderlichen  nutzbar  zu 
machen,  abschrecken. 


1)  Bihang  tili  K.  Svenska  Vetensk.-Akad.  Handlingar.    Bd.  18,  Afd.  L  No.  3. 

2)  Publ.  of  the  Astr.  Soc.  of  the  Pacific.    Vol.  6,  1894,  p.  199. 


ANHANG. 


1.  Tafel  der  nach  den  Theorien  von  Lambert,  Lommel -Seeliger  und 

EQl«r  bereclineten,  vom  Pliasenwinkel  abliängigen  Rednctionen 

auf  volle  Belenohtnng  eines  Planeten. 


Phasen- 
Winkel 


0 
1 
2 
3 
4 
5 
6 
7 
8 
9 

10 
11 
12 
13 
14 
IT) 
16 
17 
18 
19 
20 
21 
22 
23 
24 
25 
26 
27 
28 
29 
30 


—  [ein«  -i-{n  —  a)  cos«] 
Lg.rithn.en|Gjö»|- 


1 

2 
3 
4 
6 

7 

8 

10 


0.0000 
9.9999 
9.9997 
9.9994 
9.9990 
9.9984 
9.9977 
9.9969 
9.9959  Ji 
9.9948  12 
9.9936  ,3 
9.9923  15 
9.9908  ,5 
9.9893  17 
9.9876  18 
9.9858  19 
9.9839  20 
9.9819  22 
9.9797  23 
9.9774  24 
9.9750  25 
9.9725  26 
9.9699  27 
9.9672  28 
9.9644 
9.9614 
9.9583 
9.9551 
9.9518 
9.9484 
9.9449 


30 
31 
32 
33 
34 
35 
36 


0.00 
0.00 
0.00 
0.00 
0.00 
0.00 
O.Ol 
O.Ol 
O.Ol 
O.Ol 
0.02 
0.02 
0.02 
0.03 
0.03 
0.04 
0.04 
0.05 
0.05 
0.06 
0.06 
0.07 
0.08 
0.08 
0.09 
0.10 
0.10 
0.11 
0.12 
0.13 
0.14 


1— sin—  tang-r-  log  cot  j 
Logarithmen  I^J»-^^^^^ 


0.0000 

9.9998 

9.9994 

9.9987 

9.9979 

9.9969 

9.9957 

9.9943 

9.9928 

9.9912 

9.9895 

9.9877 

9.9857 

9.9837 

9.9815 

9.9792 

9.9768  25 

9.9743  26 

9.9717 

9.9691 

9.9663 

9.9635 

9.9606 

9.9576 

9.9545 

9.9513 

9.9481 

9.9448 

9.9413 

9.9378  36 

9.9342  36 


2 
4 
7 
8 
10 
12 
14 
15 
16 
17 
18 
20 
20 
22 
23 
24 


26 
28 
28 
29 
30 
31 
32 
32 
33 
35 
35 


0.00 
0.00 
0.00 
0.00 
O.Ol 
O.Ol 
O.Ol 
O.Ol 
0.02 
0.02 
0.03 
0.03 
0.04 
0.04 
0.05 
0.05 
0.06 
0.06 
0.07 
0.08 
0.08 
0.09 
0.10 
0.11 
0.11 
0.12 
0.13 
0.14 
0.15 
0.16 
0.16 


COfl-'^r 


Logarithmen 


0.0000 

0.0000 

9.9999 

9.9997 

9.9995 

9.9992 

9.9988 

9.9984 

9.9979 

9.9973 

9.9967 

9.9960 

9.9952 

9.9944 

9.9935 

9.9925 

9.9915 

9.9904 

9.9892 

9.9880 

9.9867 

9.9853 

9.9839 

9.9824 

9.9808 

9.9791 

9.9774 

9.9756 

9.9738 

9.9719  20 

9.9699  21 


0 

1 

2 

2 

3 

4 

4 

5 

6 

6 

7 

8 

S 

9 

10 

10 

11 

12 

12 

13 

14 

14 

15 

16 

17 

17 

18 

18 

19 


Grössen- 
classen 


0.00 
0.00 
0.00 
0.00 
0.00 
0.00 
0.00 
0.00 
O.Ol 
O.Ol 
O.Ol 
O.Ol 
O.Ol 
O.Ol 
0.02 
0.02 
0.02 
0.02 
0.03 
0.03 
0.03 
0.04 
0.04 
0.04 
0.05 
0.05 
0.06 
0.06 
0.07 
0.07 
0.08 


512 


Anhang. 


Phasen- 

—  [»ina  +  (»- 

-c)COBo] 

1— Binjtang^ 

jlogcotj 

eo8* 

a 
2 

Winkel 
a 

1    ^ 

Logarithmen 

OrOssen- 
classen 

Logarithmen 

GrÖBsen- 
classen 

Logarithmen 

GrSssen- 
daasen 

31 

9.9413  38 

0.15 

9.9306  38 

0.17 

9.9678  21 

0.08 

32 

9.9375  39 

0.16 

9.9268  38 

0.18 

9.9657  22 

0.09 

33 

9.9336  40 

0.17 

9.9230  39 

0.19 

9.9635  22 

0.09 

34 

9.9296  41 

0.18 

9.9191  40 

0.20 

9.9613  24 

0.10 

35 

9.9255  42 

0.19 

9.9151  40 

0.21 

9.9589  25 

0.10 

36 

9.9213  43 

0.20 

9.9111  41 

0.22 

9.9564  25 

0.11 

37 

9.9170  45 

0.21 

9.9070  42 

0.23 

9.9539  26 

0.12 

38 

9.9125  45 

0.22 

9.9028  42 

0.24 

9.9513  26 

0.12 

39 

9.9080  47 

0.23 

9.8986  43 

0.25 

9.9487  27 

0.13 

40 

9.9033  48 

0.24 

9.8943  44 

0.26 

9.9460  28 

0.13 

41 

9.8985  49 

0.25 

9.8899  45 

0.28 

9.9432  29 

0.14 

42 

9.8936  50 

0.27 

9.8854  46 

0.29 

9.9403  30 

0.15 

43 

9.8886  52 

0.28 

9.8809  46 

0.30 

9.9373  30 

0.16 

44 

9.8834  52 

0.29 

9.8763  47 

0.31 

9.9343  31 

0.16 

45 

9.8782  54 

0.30 

9.8716  48 

0.32 

9.9312  32 

0.17 

46 

9.8728  55 

0.32 

9.8668  48 

0.33 

9.9280  32 

0.18 

47 

9.8673  56 

0.33 

9.8620  49 

0.34 

9.9248  33 

0.19 

48 

9.8617  57 

0.35 

9.8571  50 

0.36 

9.9215  34 

0.20 

49 

9.8560  59 

0.36 

9.8521  51 

0.37 

9.9181  35 

0.20 

50 

9.8501  60 

0.37 

9.8470  51 

0.38 

9.9146  36 

0.21 

51 

9.8441  61 

0.39 

9.8419  52 

0.40 

9.9110  37 

0.22 

52 

9.8380  62 

0.40 

9.8367  53 

0.41 

9.9073  37 

0.23 

53 

9.8318  64 

0.42 

9.8314  54 

0.42 

9.9036  38 

0.24 

54 

9.8254  66 

0.44 

9.8260  54 

0.43 

9.8998  39 

0.25 

55 

9.8189  66 

0.45 

9.8206  55 

0.45 

9.8959  40 

0.26 

56 

9.8123  67 

0.47 

9.8151  56 

0.46 

9.8919  41 

0.27 

57     1 

9.8056  69 

0.49 

9.8095  57 

0.48 

9.8878  41 

0.28 

58     1 

9.7987  70 

0.50 

9.8038  57 

0.49 

9.8837  43 

0.29 

59     j 

9.7917  71 

0.52 

9.7981  58 

0.50 

9.8794  43 

0.30 

60 

9.7846  72 

0.54 

9.7923  59 

0.52 

9.8751  45 

0.31 

61 

9.7774  74 

0.56 

«.7864  60 

0.53 

9.8706  45 

0.32 

62 

9.7700  75 

0.57 

9.7804  61 

0.55 

9.8661  46 

0.33 

63 

9.7625  77 

0.59 

9.7743  61 

0.56 

9.8615  47 

0.35 

64 

9.7548  78 

0.61 

9.7682  63 

0.58 

9.8568  48 

0.36 

65 

9.7470  79 

0.63 

9.7619  63 

0.60 

9.8520  49 

0.37 

66 

9.7391  81 

0.65 

9.7556  64 

0.61 

9.8471  50 

0.38 

67 

9.7310  82 

0.67 

9.7492  65 

0.63 

9.8421  50 

0.39 

68 

9.7228  84 

0.69 

9.7427  66 

0.64 

9.8371  52 

0.41 

69     i 

9.7144  85 

0.71 

9.7361  66 

0.66 

9.8319  52 

0.42 

70     , 

9.7059  86 

0.74 

9.7295  68 

0.68 

9.8267  54 

0.43 

71     ; 

9.6973  88 

0.76 

9.7227  68 

0.69 

9.8213  54 

0.45 

72 

9.6885  89 

0.78 

9.7159  69 

0.71 

9.8159  56 

0.46 

73     1 

9.6796  91 

0.80 

9.7090  70 

0.73 

9.8103  56 

0.47 

74     ' 

9.6705  92 

0.82 

9.7020  71 

0.74 

9.8047  57 

0.49 

75    ; 

9.6613  94 

0.85 

9.6949  72 

0.76 

9.7990  59 

0.50 

Tabelle  der  theoretisohen  Phasenrednctionen. 


bn 


Phasen- 
Winkel 

« 

—  [8in«-l-(w- 
Logarithmen 

-»)COB«] 

GröBBen- 
claBBen 

1-Bin^tang' 
Logarithmen 

logcot^- 

GrüBsen- 
dasBen 

cob'- 
Logarithmen 

i 

GrOBBen- 
claBBen 

76 

9.6519    96 

0.87 

9.6877 

73 

0.78 

9.7931 

60 

0.52 

77 

9.6423    97 

0.89 

9.6804 

74 

0.80 

9.7871 

61 

0.53 

78 

9.6326    99 

0.92 

9.6730 

75 

0.82 

9.7810 

62 

0.55 

79 

9.6227  100 

0.94 

9.6655 

76 

0.84 

9.7748 

63 

0.56 

80 

9.6127  102 

0.97 

9.6579 

77 

0.86 

9.7685 

64 

0.58 

81 

9.6025  104 

0.99 

9.6502 

78 

0.87 

9.762t 

66 

0.59 

82 

9.5921  105 

1.02 

9.6424 

79 

0.89 

9.7555 

66 

0.61 

83 

9.5816  107 

1.05 

9.6345 

fO 

0.91 

9.7489 

68 

0.63 

84 

9.5709  109 

1.07 

9.6265 

81 

0.93 

9.7421 

69 

0.64 

85 

9.5600  1,0 

1.10 

9.6184 

83 

0.95 

9.7352 

70 

0.66 

86 

9.5490  113 

1.13 

9.6101 

83 

0.97 

9.7282 

71 

0.68 

87 

9.5377  1,4 

1.16 

9.6018 

85 

1.00 

9.7211 

72 

0.70 

88 

9.5263  IIB 

1.18 

9.5933 

86 

1.02 

9.7139 

74 

0.72 

89 

9.5147  118 

1.21 

9.5847 

87 

1.04 

9.7065 

76 

0.73 

90 

9.5029  12, 

1.24 

9.5760 

88 

1.06 

9.6989 

76 

0.75 

91 

9.4908  121 

1.27 

9.5672 

89 

1.08 

9.6913 

78 

0.77 

92 

9.4787  124 

1.30 

9.5583 

90 

1.10 

9.6835 

79 

0.79 

93 

9.4663  126 

1.33 

9.5493 

92 

1.13 

9.6756 

81 

0.81 

94 

9.4537  ,28 

1.37 

9.5401 

93 

1.15 

9.6675 

82 

0.83 

95 

9.4409  131 

1.40 

9.5308 

95 

1.17 

9.6593 

83 

0.85 

9ö 

9.4278  132 

1.43 

9.5213 

96 

1.20 

9.6510 

85 

0.87 

97 

9.4146  135 

1.46 

9.5117 

97 

1.22 

9.6425 

86 

0.89 

98 

9.4011  137 

1.50 

9.5020 

98 

1.25 

9.6339 

88 

0.92 

99 

9.3874  139 

1.53 

9.4922  , 

too 

1.27 

9.6251 

90 

0.94 

100 

9.3735  142 

1.57 

9.4822  , 

102 

1.29 

9.6161 

91 

0.96 

101 

9.3593  144 

1.60 

9.4720  , 

103 

1.32 

9.6070 

93 

0.98 

102 

9.3449  ,46 

1.64 

9.4617  1 

105 

1.35 

9.5977 

94 

1.01 

103 

9.3303  149 

1.67 

9.4512  , 

106 

1.37 

9.5883 

96 

1.03 

104 

9.3154  152 

1.71 

9.4406  ] 

108 

1.40 

9.5787 

98 

1.05 

105 

9.3002  ,54 

1.75 

9.4298  ) 

109 

1.43 

9.5689 

100 

1.08 

106 

9.2848  ,57 

1.79 

9.4189  1 

tu 

1.45 

9.5589  1 

102 

i.to 

107 

9.2691  159 

1.83 

9.4078  1 

113 

1.48 

9.5487 

103 

1.13 

108 

9.2532  ,63 

1.87 

9.3965  , 

115 

1.51 

9.5384  , 

106 

1.16 

109 

9.2369  165 

1.91 

9.3850  ] 

116 

1.54 

9.5278 

07 

1.18 

110 

9.2204  169 

1.95 

9.3734  ) 

119 

1.57 

9.5171 

109 

1.21 

111 

9.2035  171 

1.99 

9.3615  1 

120 

1.60 

9.5062  1 

111 

1.23 

112 

9.1864  174 

2.03 

9.3495  1 

123 

1.63 

9.4951  ] 

114 

1.26 

113 

9.1690  178 

2.08 

9.3372  , 

124 

1.66 

9.4837  1 

115 

1.29 

114 

9.1512  ,8, 

2.12 

9.3248  , 

127 

1.69 

9.4722  , 

118 

1.32 

115 

9.1331  184 

2.17 

9.3121  ] 

128 

1.72 

9.4604  ] 

120 

1.35 

116 

9.1147  188 

2.21 

9.2993  1 

31 

1.75 

9.4484  ] 

122 

1.38 

117 

9.0959  ,91 

2.26 

9.2862  , 

133 

1.78 

9.4362  , 

125 

1.41 

118     , 

9.0768  ,95 

2.31 

9.2729  ] 

135 

1.82 

9.4237  , 

128 

1.44 

119 

9.0573  ,99 

2.36 

9.2594  , 

138 

1.85 

9.4109  ] 

130 

1.47 

120    ; 

9.0374  203 

2.41 

9.2456  , 

141 

1.89 

9.3979  ] 

32 

1.51 

M tili  er,  Photometrie  der  Oestime. 


33 


514 


Anhang. 


Phasen- 
Winkel 

—  [sin«  +  .n- 
Logarithmen 

-«)  cos«] 

Grössen- 
classen 

l-Binjtangj 
Logarithmen 

-log  cot -j 

Gröflsen- 
classen 

*     —             -        " 

1.92 

Logarith 

COS*  ■ 

men 
i:j6 

rr 
2 

Grössen- 
classen 

121 

9.0171  207 

2.46 

9.2315  143 

9.3847 

1.54 

122 

8.9964  211 

2.51 

9.2172  146 

1.96 

9.3711 

138 

1.57 

123 

8.9753  215 

2.56 

9.2026  149 

1.99 

9.3573 

141 

1.61 

124 

;  8.953S  2,9 

2.62 

9.1877  152 

2.03 

9.3432 

144 

1.64 

125 

;  8.9319  224 

2.67 

9.1725  154 

2.07 

9.3288 

147 

1.68 

126 

:  8.9095  ,29 

2.73 

9.1571  J57 

2.11 

9.3141 

150 

1.71 

127 

!  8.8866  ^34 

2.78 

9.1414  160 

2.15 

9.2991 

154 

1.75 

128 

8.8632  239 

2.84 

9.1254  164 

2.19 

9.2837 

157 

1.79 

129 

8.8393  244 

2.90 

9.1090  167 

2.23 

9.2680 

161 

1.83 

130 

8.8149  250 

2.96 

9.0923  171 

2.27 

9.2519 

164 

1.87 

13t 

8.7899  2J6 

3.03 

9.0752  174 

2.31 

9.2355 

169 

1.91 

132 

8.7643  261 

3.09 

9.0578  179 

2.36 

9.2186 

172 

1.95 

133 

8.7382  268 

3.15 

9.0399  183 

2.40 

9.2014 

176 

2.00 

134 

8.7114  274 

3.22 

9.0216  187 

2.45 

9.1838 

181 

2.04 

135 

8.6840  281 

3.29 

9.0029  191 

2.49 

9.1657 

185 

2.09 

136 

!  8.6559  28h 

3.36 

8.9838  196 

2.54 

9.1472 

190 

2.13 

137 

!  8.6271  295 

3.43 

8.9642  200 

2.59 

9.1282 

195 

2.18 

138 

'  8.5976  303 

3.51 

8.9442  205 

2.64 

9.1087 

200 

2.23 

139 

8.5673  3JJ 

3.58 

8.9237  211 

2.69 

9.0887 

206 

2.2s 

•  140 

8.5362  3,9 

3.66 

8.9026  2J6 

2.74 

9.0681 

211 

2.33 

141 

8.5043  328 

3.74 

8.SS10  222 

2.80 

9.0470 

217 

2.3S 

142 

!  8.4715  338 

3.82 

8.8588  229 

2.85 

9.0253 

223 

2.44 

143 

'  8.4377  347 

3.91 

8.8359  235 

2.91 

9.0030 

230 

2.49 

144 

8.4030  358 

3.99 

8.8124  242 

2.97 

8.9800 

237 

2.55 

145 

;  8.3672  368 

4.08 

8.7882  250 

3.03 

8.9563 

244 

2.61 

146 

8.3304  39Q 

4.17 

8.7632  257 

3.09 

8.9319 

252 

2.67 

147 

8.2924  392 

4.27 

8.7375  265 

3.16 

8.9067 

260 

2.73 

148 

8.2532  406 

4.37 

8.7110  272 

3.22 

8.8807 

269 

2.80 

149 

8.2126  4,9 

4.47 

8.0808  280 

3.29 

8.8538 

278 

2.87 

150 

8.1707  433 

4.57 

8.6558  291 

3.36 

8.8260 

288 

2.94 

151 

8.1274  450 

4.68 

8.6267  302 

3.43 

8.7972 

298 

3.01 

152 

8.0824  406 

4.79 

8.5965  314 

3.51 

8.7674 

310 

3.08 

153 

8.0358  485 

4.91 

8.5651  326 

3.59 

8.7364 

322 

3.16 

154 

7.9873  504 

5.03 

8.5325  N,38 

3.67 

8.7042 

335 

3.24 

155 

7.9369  526 

5.16 

8.4987  352 

3.75 

8.6707 

349 

3.32 

156 

7.8843  548 

5.29 

8.4635  3ßg 

3.84 

8.635S 

365 

3.41 

157 

7.8295  573 

5.43 

8.4267  385 

3.93 

8.5993 

381 

3.50 

158 

7.7722  600 

5.58 

8.3882  402 

4.03 

8.5612 

399 

3.60 

159 

7.7122  630 

5.72 

8.3480  421 

4.13 

8.5213 

420 

3.70 

160 

7.6492  664 

5.88 

8.3059  444 

4.24 

8.4793 

441 

3.80 

161 

7.5828  699 

6.04 

8.2615  468 

4.35 

8.4352 

465 

3.91 

162 

7.5129  740 

6.22 

8.2147  494 

4.46 

8.3887 

493 

4.03 

163 

:  7.4389  786 

6.40 

8.1653  525 

4.59 

8.3394 

523 

4.15 

164 

7.3603  836 

6.60 

8.1128  500 

4.72 

8.2871 

557 

4.28 

165 

7.2767 

6.81 

8.0568 

4.86 

8.2314 

4.42 

Extinctionstabellen. 


515 


IIa.  Mittlere  Extinctionstabellen  für  Potsdam  (Meereshöhe  iOOm)  und 

für  den  Gipfel  des  Säntis  (Meereshöhe  2500  m)  von  Grad  zu  Grad 

in  Helligkeitslogarithmen  und  Grössenclassen. 


Wahre 
Zenith- 

Potsdam 

1 

SUntiB 

1 

:  Wahre 

Zenith- 

Potsdam 

SUntis 

distanz 

Lo^arith 

(Irfisaen  ^ 

Lopirith. 

Grössen 

0.00 

distanz 
50° 

Logartth. 

0.0482 

OröHsen 

0.12 

Logarith. 

0.0310 

Grössen 

11° 

0.0006 

0.00  ' 

0.0010 

0.0s 

12 

0.0008 

0.00 

0.0012 

0.00 

51 

0.0514 

0.13 

0.0328 

0.08 

13 

0.0010 

0.00 

0.0014 

0.00 

52 

0.0549 

0.14 

0.0348 

0.09 

14 

0.0013 

0.00 

0.0017 

0.00 

53 

0.0586 

0.15 

0.0369 

0.09 

15 

0.0016 

0.00 

0.0019 

0.00 

54 

0.0625 

0.16 

0.0391 

0.10 

16 

0.0019 

0.00  , 

0.0022 

0.01 

55 

0.0667 

0.17 

0.0415 

0.10 

17 

0.0023 

O.Ol  1 

0.0025 

0.01 

56 

0.0711 

0.18 

0.0440 

0.11 

18 

0.0027 

O.Ol 

0.0029 

0.01 

57 

0.0758 

0.19 

0.0466 

0.12 

19 

0.0032 

O.Ol 

0.0032 

0.01 

58 

0.0808 

0.20 

0.0494 

0.12 

20 

0.0037 

O.Ol 

0.0036 

0.01 

59 

0.0862 

0.22 

0.0524 

0.13 

21 

0.0042 

O.Ol 

0.0040 

0.01 

60 

0.0920 

0.23 

0.0556 

0.14 

22 

0.0048 

O.Ol 

0.0044 

0.01 

61 

0.0982 

0.25 

0.0590 

0.15 

23 

0.0054 

O.Ol  , 

0.0048 

0.01 

62 

0.1048 

0.26 

0.0627 

0.16 

24 

0.0061 

0.02  1 

0.0053 

0.01 

63 

0.1118 

0.28 

0.0667 

0.17 

25 

0.0068 

0.02 

0.0058 

0.01 

64 

0.1194 

0.30 

0.0710 

0.18 

26 

0.0076 

0.02 

0.0063 

0.02 

65 

0.1276 

0.32 

0.0757 

0.19 

27 

0.00S4 

0.02 

0.0068 

0.02 

66 

0.1364 

0.34 

0.0808 

0.20 

2S 

0.0093 

0.02 

0,0074 

0.02 

67 

0.1460 

0.36 

0.0863 

0.22 

29 

0.0102 

0.03 

0.0080 

0.02 

68 

0.1564 

0.39 

0.0922 

0.23 

30 

0.0112 

0.03: 

0.0086 

0.02 

69 

0.1676 

0.42 

0.0987 

0.25 

31 

04)122 

0.03 

0.0093 

0.02 

70 

0.1798 

0.45 

0.1059 

0.26 

32 

0.0133 

0.03 

0.0100 

0.03 

71 

0.1931 

0.48 

0.1139 

0.28 

33 

0.0144 

0.04 

0.0107 

0.03 

72 

0.2075 

0.52 

0.1228 

0.31 

34 

0.0156 

0.04  i 

0.0115 

0.03 

73 

0.2232 

0.56 

0.1327 

0.33 

35 

0.0169 

0.04 

0.0123 

0.03 

74 

0.2405 

0.60 

0.1438 

0.36 

36 

0.0182 

0.05 

0.0132 

0.03 

75 

0.2596 

0.65 

0.1563 

0.39 

37 

0.0196 

0.05  1 

0.0141 

0.04 

76 

0.2807 

0.70 

0.1705 

0.43 

38 

0.0211 

0.05  1 

0.0150 

0.04 

77 

0.3040 

0.76 

0.1868 

0.47 

39 

0.0227 

0.06  • 

0.0160 

0.04 

78 

0.3298 

0.82 

0.2057 

0.51 

40 

0.0244 

0.06 

0.0170 

0.04 

79 

0.3585 

0.90 

0.2277 

0.57 

41 

0.0262 

0.07 

0.0181 

0.05 

80 

0.3908 

0.98 

0.2536 

0.63 

42 

0.0281 

0.07 

0.0192 

0.05 

81 

0.4279 

1.07 

0.2845 

0.71 

43 

0.0301 

0.08 

0.0204 

0.05 

82 

0.4718 

1.18 

0.3221 

0.81 

44 

0.0323 

0.08 

0.0217 

0.05 

83 

0.5260 

1.32 

0.3688 

0.92 

45 

0.0346 

0.09 

0.0231 

0.06 

84 

0.5959 

1.49 

0.4277 

1.07 

46 

0.0370 

0.09 

0.0245 

0.06 

85 

0.6892 

1.72 

0.5034 

1.26 

47 

0.0396 

0.10 

0.0260 

0.06 

86 

0.8164 

2.04 

0.6035 

1.51 

48 

0.0423 

O.tl 

0.0276 

0.07 

87 

0.9929 

2.48 

0.7408 

1.85 

49 

0.0452 

0.11 

0.0293 

0.07 

88 

1.2409 

3.10 

0.9358 

2.34 

33* 


516 


Anhang. 


IIb.  Mittlere  ExtinctioDstabelle  fflr  Potsdam  zwischen  50**  und  88** 
Zenitlidistanz  tod  ZeliDtel  za  Zeliatel  Grad  in  HelligkeitslogaritlimeQ. 


NB. 

Einheiten  der  vierten  Decimale 

Wahre 
ZeniUi- 

0.0 

O.l 

0.2 

0.3 

0.4 

0.5 

0.6 

0.7 

0.8  ,  0.9 

distanz 

i 

50° 

482 

485 

488 

491 

495 

498 

501 

504 

507 

511 

51 

514 

517 

521 

524 

528 

531 

535 

538 

542 

545 

52 

549 

553 

556 

560 

564 

567 

571 

575 

578 

582 

53 

586 

590 

594 

597 

601 

605 

609 

613 

617 

621 

54 

625 

629 

633 

637 

642 

646 

650 

654 

658 

663 

55 

667 

67t 

676 

680 

684 

689 

693 

698 

702 

706 

56 

711 

716 

720 

725 

729 

734 

739 

744 

748 

753 

57 

758 

763 

768 

773 

778 

783 

788 

793 

798 

803 

58 

808 

813 

818 

824 

829 

835 

840 

845 

851 

856 

59 

862 

868 

873 

879 

885 

891 

896 

902 

908  1  914 

60 

920 

926 

932 

938 

944 

951 

957 

963 

969,'  976 

61 

982 

988 

995 

1002 

1008 

1015 

1021 

1028 

1035  1  1041 

62 

1048 

1055 

1062 

1069 

1076 

1083 

1090 

1097 

1104  1111 

63 

1118 

1125 

1133 

1140 

1148 

1155 

1163 

1171 

1178  1186 

64 

1194 

1202 

1210 

1218 

1226 

1234 

1242 

1251 

1259 

1267 

65 

1276 

1285 

1293 

1302 

1310 

1319 

1328 

1337 

1346 

1355 

66 

1364 

1373 

1383 

1392 

1401 

1411 

1421 

1430 

1440 

1450 

67 

1460 

1470 

1480 

1490 

1501 

1511 

1521 

1532 

1543 

1553 

68 

1564 

1575 

1586 

1597 

1608 

1619 

1630 

1642 

1653 

1664 

69 

1676 

1688 

1700 

1712 

1724 

1736 

1748 

1760 

1773 

1785 

70 

1798 

1811 

1824 

1837 

1850 

1863 

1S76 

1890 

1904 

1917 

71 

1931 

1945 

1959 

1973 

1987 

2002 

2016 

2031 

2045 

2060 

72 

2075 

2090 

2106 

2121 

2137 

2152 

2168 

2184 

2200 

2216 

73 

2232 

2249 

2265 

2282 

2299 

2316 

2334 

2352 

2369 

2387 

74 

2405 

2423 

2442 

2460 

2479 

2498 

2517 

2537 

2556 

2576 

75 

2596 

2616 

2637 

2657 

2678 

2699 

2720 

2742 

2763 

2785 

76 

2807 

2829 

2852 

2875 

2898 

2921 

2944 

2968 

2992 

3016 

77 

3040 

3065 

3090 

3115 

3140 

3166 

3192 

3218 

3244 

3271 

78 

3298 

3325 

3353 

3381 

3409 

3438 

3467 

3496 

3525 

3555 

79 

3585 

3616 

3647 

3678 

3710 

3742 

3775 

3808 

3841 

3874 

80 

3908 

3943 

3978 

4014 

4050 

4087 

4124 

4162 

4200  j  4239 

81 

4279 

4319 

4360 

4402 

4444 

4488 

4532 

4577 

4623 

4670 

82 

4718 

4767 

4817 

4868 

4920 

4973 

5028 

5084 

5141 

5200 

83 

5260 

5322 

5385 

5450 

5517 

5586 

5656 

5728 

5803 

5880 

S4 

5959 

6040 

6124 

6210 

6299 

6391 

6485 

6582 

6682 

6785 

85 

6892 

7002 

7115 

7232 

7353 

7477 

7606 

7739 

7876 

8018 

86 

8164 

8315 

8471 

8632 

8799 

8971 

9150 

9335 

9526 

9724 

87 

9929 

10141 

10360 

10586 

10821 

11063 

11314 

11573 

11842 

12120 

III.  LitteratnrTerzeicliniss. 

Obgleich  die  wichtigsten  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  Astrophoto- 
metrie  bereits  bei  den  einzelnen  Capiteln  des  Baches  angemerkt  sind, 
dürfte  doch  vielleicht  Vielen,  die  sich  näher  mit  diesem  Zweige  der 
Astrophysik  beschäftigen  wollen,  eine  besondere  nach  bestimmten  Gesichts- 
punkten geordnete  Zusammenstellung  der  einschlägigen  Litteratur  nicht 
unwillkommen  sein,  Eine  absolute  Vollständigkeit  ist  dabei  nicht  an- 
gestrebt worden;  der  leitende  Gedanke  war,  in  erster  Linie  alle  diejenigen 
Schriften  anzuftihre?n,  deren  Kenntniss  für  ein  näheres  Studium  der  Astro- 
photometrie  entweder  unumgänglich  nothwendig  oder  wenigstens  in  irgend 
einer  Beziehung  lehrreich  und  förderlich  erscheint,  dagegen  von  vornherein 
Alles  auszuschliessen,  was  gänzlich  werthlos  ist  oder  höchstens  nur  ein 
nebensächliches  Interesse  bieten  kann.  Aus  diesem  Grunde  sind  z.  B. 
ohne  Weiteres  blosse  Ankündigungen  oder  gelegentliche  kurze  Notizen 
über  Gegenstände  der  Astrophotometrie,  namentlich  wenn  sie  in  schwer 
zugänglichen  Zeitschriften  zu  finden  sind,  ganz  unberücksichtigt  geblieben. 
Es  sollte  denjenigen,  die  sich  mit  der  Litteratur  des  Faches  vertraut 
machen  wollen,  die  Mühe  erspart  werden,  eine  ganze  Anzahl  von  Schriften, 
deren  Titel  in  irgend  einem  Zusammenhange  mit  der  Astrophotometrie  zu 
stehen  scheinen,  deren  Inhalt  aber  häufig  wenig  oder  gar  nichts  damit  zu 
thun  hat,  vergeblich  zu  Rathe  zu  ziehen,  eine  Mühe,  der  ich  mich  selbst 
bei  den  Vorarbeiten  zu  diesem  Buche  nicht  entziehen  konnte. 

Bei  Weitem  die  meisten  der  in  der  Übersicht  aufgezählten  Werke 
sind  von  mir  selbst  durchgesehen  worden,  sodass,  sowohl  was  ihren  In- 
halt als  die  Zuverlässigkeit  der  Citate  anbetrifft,  eine  gewisse  Bürgschaft 
übernommen  werden  kann;  nur  bei  einer  verhältnissmässig  kleinen  Anzahl 
von  Abhandlungen,  die  mir  nicht  zugänglich  gewesen  sind,  habe  ich  mich 
auf  das  Zeugniss  anderer  Quellen  verlassen  müssen.  Wenn  eine  Abhandlung 
in  mehreren  Zeitschriften  oder  in  Übersetzungen  und  Auszügen  erschienen 
ist,  so  ist  die  Originalpublication  entweder  allein  oder  wenigstens  an  erster 
Stelle  angeführt.    Blosse  Referate  über  astrophotometrische  Arbeiten  sind 


518  Anhang. 

nur  ausnahmsweise  berücksichtigt  worden.  Bei  denjenigen  Artikeln,  die 
vom  Verfasser  nicht  mit  einem  eigenen  Titel  versehen  sind,  ist  eine  kurze 
Inhaltsangabe  (in  eckigen  Klammem)  zu  dem  Namen  des  Autors  hinzu- 
gefügt. 

Die  gewählten  Abkürzungen  der  Citate  werden  durchweg  ohne  weitere 
Erläuterungen  verständlich  sein;  es  verdient  höchstens  noch  hervorgehoben 
zu  werden,  dass  die  fettgedruckte  Zahl  sich  stets  auf  den  Band  oder 
Jahrgang,  die  daneben  stehenden  Zahlen  auf  die  Seiten  beziehen.  Die 
in  Klammem  dabei  gesetzte  Jahreszahl  nennt  fast  immer  dasjenige  Jahr^ 
in  welchem  der  betreffende  Band  erschienen  ist. 

Der  gesammte  Stoff  ist  im  Folgenden  in  acht  Abschnitte  eingetheilt 
worden,  wobei  im  Allgemeinen  die  in  diesem  Buche  gewählte  Disposition 
massgebend  gewesen  ist.  Noch  mehr  ünterabtheilungen  zu  wählen  schien 
bei  der  nicht  allzu  grossen  Zahl  der  vorhandenen  Titel  kaum  erforderlich 
zu  sein.  Innerhalb  jedes  Abschnittes  sind  die  Schriften  in  der  alpha- 
betischen Reihenfolge  der  Namen  der  Verfasser  geordnet. 

1.    Theoretisches  und  Allgemeines. 

Albert,  L.  A.  Versuch,  den  Saturnring  photometrisch  zu  betrachten.  Diss.  inaug. 
München,  1832. 

And  in g,  E.  Photometrische  Untersuchungen  über  die  Verfinsterangen  der  Jupiters- 
trabanten.   Preisschr.  der  Univers.  München.    München  1S89. 

Die  Seeliger'sche  Theorie  des  Satumringes  und  der  Beleuchtung  der  grossen 

Planeten  überhaupt.    Astr.  Nachr.  121,  Nr.  2881  ;1889). 

Über  die  Lichtvertheilung  auf  einer  unvollständig  beleuchteten  Planetenscheibe. 

Astr.  Nachr.  129,  Nr.  3095  (1892). 
Arago,  Fr.    Sieben  Abhandlungen  über  Photometrie.     Aragos  Werke;  deutsche 

Ausg.  von  Hankel.    Bd.  10  (1859). 
Beer,  A.    Vier  photometrische  Probleme.    Pogg.  Ann.  88,  114  (1853). 

Grundriss  des  photometrischen  Calcüles.    Braunschweig,  1854. 

Bouguer,  P.    Essai  d'optique  sur  la  gradation  de  la  lumi^re.    Paris,  1729. 

Tratte  d'optique  sur  la  gradation  de  la  lumi^re.  —  Ouvrage  posthume,  publik 

par  Tabbe  de  Lacaille.    Paris,  1760. 

V.  Bezold,  W.    Einige  analoge  Sätze  der  Photometrie  und  Anziehungslehre.   Pogg. 

Ann.  141,  91  (1870). 
Bruns,  H.     Bemerkungen  über  den   Lichtwechsel   der  Sterne   vom   Algoltypus. 

Monatsber.  d.  Berliner  Akad.  1881,  48. 
Carstaedt.    Über  die  Abnahme  der  Lichtstärke  mit  dem  Quadrate  der  Entfernung. 

Pogg.  Ann.  160,  551  (1873). 
Charlier,  C.  V.  L.    Astrophotometrische  Studien.    Bih.  Svensk.  Vet.-Akad.  Handl. 

14,  Afd.  1,  Nr.  2  (1888). 
Chwolson,  0.     Photometrische   Untersuchungen   über   die   innere  Diffusion  des 

Lichtes.    Bull.  Acad.  St.-P^tersb.  81,  213  (1887\ 
Grundzüge  einer  mathematischen  Theorie  der  inneren  Diffusion  des  Lichtes. 

Bull.  Acad.  St.-P6tersb.    Nouv.  S6r.  1  (88),  221  [1890). 


Litteraturyerzeichniss.  519^ 

Euler,  L.    R^flexions  aar  les  divers  degr^s  de  Inmiere  du  soleil  et  des  autres  eorps 

Celestes.    Hist.  et  M^m.  de  FAcad.  K.  de  Berlin  1750,  280. 
Fechner,  G.  Th.    Ober  ein  psychophysisches  Grundgesetz  und  dessen  Beziehung 

zur  Schätzung  der  Stemgrössen.     Abhandl.  d.  E.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  4,  455 

(1859).  —  Siehe  auch  Ber.  über  die  Verband i.  d.  Sachs.  Ges.  11,  58  (1859);  16,  1 

(1864). 
Günther,  S.    Studien  zur  theoretischen  Photometrie.    Diss.  inaug.   Erlangen,  1872. 
Gyld^n,  H.     Versuch  einer  mathematischen  Theorie  zur  Erklärung   des   Licht- 

weohsels  der  veränderlichen  Sterne.    Acta  Soc.  scient.  Fennicae  11,  3  (1880). 
Karsten,  W.  J.  G.     Lehrbegriff  der  gesammten  Mathematik.    Achter  Theil:  Die 

Photometrie.    Greifswald,  1777. 
KrUss,  H.    Die  Grundlagen  der  Photometrie.   Abh.  d.  Natur w.^  Vereins  in  Hamburg 

J)  2,  28  (1882). 

Die  elektro-technische  Photometrie.    Wien,  Pest,  Leipzig,  1886. 

Lambert,  J.  H.    Photometria  siye  de  mensura  et  gradibus  luminis,  colorum  et 

umbrae.    Augustae  Vindelicornm,  1760.    (Deutsch  herausgegeben  von  £.  Anding. 

Ostwald's  Klassiker  der  exacten  Wissenschaften,  Nr.  31—33.    Leipzig,  1892.) 
V.  Langsdorff,  K.  C.    Grundlehren  der  Photometrie  oder  der  optischen  Wissen- 
schaften.   Abtheilung  I  u.  IL    Erlangen,  1803  u.  1805. 
Lommel,  E.    Über  Fluorescenz.   Abschnitt  I:  Über  die  Grundsätze  der  Photometrie. 

Wiedem.  Ann.  10,  449  (1880). 

Die  Photometrie  der  diffusen  Zurückwerfung.     Sitzungsber.  den  Münchener 

Akad.    IL  Gl.  17,  95  (1887). 

Mascart,  E.  TraitS  d'optique.  Chapitre  XVI:  Photometrie.  Tome  III,  p.  145— 27 L 
Meisel,  Fr.     Über  die  Bestrahlung  einer  Kugel  durch  eine  Kugel.     Zeitschr.  f. 

Math.  u.  Phys.  27,  66  (1882). 
Messerschmitt,  J.  B.    Über  diffuse  Reflexion.    Diss.  inaug.    Leipzig,  1888. 
Obrecht,  A.    itude  sur  les  öclipses  des  satellites  de  Jupiter.    Annales  de  TObs. 

de  Paris.    M^moires,  tome  IS  (1885). 
Plana,  J.    Note  sur  la  maniäre  de  calculer  le  d^croissement  d'intensit^  que  la 

photosph^re  du  soleil  subit  en  traversant  Tatmosph^re  qui  Tentoure.   Astr.  Nachr^ 

84,  Nr.  813  (1852). 
Becknagel,  G.     Lamberts  Photometrie  und  ihre  Beziehung  zum  gegenwärtigen 

Standpunkt  der  Wissenschaft    Von  der  philos.  Facultät  in  München  gekrönte 

Preisschrift  als  Dissertation.    München,  1861. 
Rheinauer,  J.    Grundzüge  der  Photometrie.    Halle,  1862. 

Searle,  A.  The  phases  of  the  Moon.  Proc  Amer.  Acad.  New  Ser.  11,  310  (1884). 
Seeliger,  H.  Zur  Photometrie  des  Saturnringes.  Astr.  Nachr.  109,  Nr.  2612  (1884). 
Bemerkungen  zu  Zöllners  »Photometrischen  Untersuchungen«.    Vierteljahrsschr. 

d.  Astr.  Ges.  21,  216  (1886). 
Zur  Theorie  der  Beleuchtung  der  grossen  Planeten,  insbesondere  des  Saturn.* 

Abhandl.  der  Münchener  Akad.    II.  Ol.    16,  405  (1888). 

Zur  Photometrie  zerstreut  refleetirender  Substanzen.  Sitzungsber.  der  Münchener 

Akad.    n.  Gl.    18,  201  (1888). 

Theorie  der  Beleuchtung  staubförmiger  kosmischer  Massen,  insbesondere  des 

Saturnringes.    Abhandl.  der  Münchener  Akad.    IL  Ol.    18,1(1893). 

Über  den  Schatten  eines  Planeten.    Sitzungsber.  der  Münchener  Akad.   IL  Gl. 

24,  423  (1894). 

Well  mann,  V.    Zur  Photometrie  der  Jupiters-Trabanten.    Berlin,  1887. 


520  Anhang. 

Wesely,  J.     Analytische   und   geometrische   Auflösung   einiger   photometriseher 

Probleme  und  ein  neues  Photometer.    Zeitschr.  f.  Math.  u.  Pbys.  16,  324  (1871;. 
Wislicenus,  W.  F.    Abriss  der  Astrophotometrie  und  Astrospec troskopie.   Breslau, 

1896.    Sonderdruck  aus  dem  Handwörterbuch  der  Astronomie,  heransgeg.  von 

W.  Valentiner. 
Zöllner,  Fr.     Photometrische  Untersuchungen.     Pogg.  Ann.  100,  381,  474,  651 

(1857j;  109,  244  (1860]. 

GrundzUge  einer  allgemeinen  Photometrie  des  Himmels.    Berlin,  1861. 

Photometrische  Untersuchungen  mit  besonderer  Bücksicht  auf  die  physische 

Beschaffenheit  der  Himmelskörper.    Leipzig,  1865. 
Einige  Sätze  aus  der  theoretischen  Photometrie.    Pogg.  Ann.  128,  46  (1866,. 

Resultate   photometrischer  Beobachtungen   an  Himmelskörpern.     Pogg.  Ann. 

128,  260  (1866);  Astr.  Nachr.  66,  Nr.  1575  ;1866;. 

2.    Photometrische  Apparate  "und  Methoden. 

Abney,  W.    Note  on  the  scaling  of  Dr.  Spitta^s  wedge  by  means  of  photography. 

Monthly  Not.  50,  515  (1890). 
On  the  estimation  of  star  magnitudes  by  extinction  with  the  wedge.  Monthly 

Not  52,  426  (1892). 

Graduating  wedges.    Monthly  Not.  64,  368  (1894). 

Abney,  W.   und  Festing,  E.  R.     Colour  photometry.     Phil.  Trans.  177,  423 

(1886);  179,  547  (1888);  188,  531  (1892;. 
Arago,  Fr.    Ober  das  Gesetz  des  Cosinusquadrats  für  die  Intensität  des  polari- 

sirten  Lichts,    welches  von  doppeltbrechenden  Erystallen  durchgelassen  wird. 

Pogg.  Ann.  85,  444  (1835). 
Argelander,  Fr.    [Über  das  Schwerd^sche  Photometer.]   Sitzungsber.  des  naturhist 
.    Vereins  der  Preuss.  Rheinlande  und  Westphalens.    Jahrg.  16,  64  (1859). 
B abinet,  J.    Note  dcscriptive  du  photom^tre  industriel.    Compt.  Rend.  87,  774 

(1853). 
Becquerel,  £.    Recherches  snr  divers  effets  lumineux  qui  r^sultent  de  Faction  de 

la  lumiäre  sur  les  corps.    Ann.  Chim.  et  Phys.  (3)  62,  5  (1861). 
V.  Berg,  F.   Über  das  Schwerd'sche  Photometer  und  die  Lichtextinction  für  den  Wil- 

naer  Horizont    Aus  den  »Sapisski«    der  Petersburger  Akademie,  1873.  —  (In 

russischer  Sprache.) 
Bernard,  F.    Tb^se  sur  Tabsorption  de  la  lumi^re  par  les  milienx  non  cristallis^s. 

(Darin  enthalten  Beschreibung  und  Abbildung  eines  Pbotometers.)    Ann.  Chim.  et 
.     Phys.  (3)  85,  385  (1852).    - 
■7 —  Note  sur  la  description  et  Temploi  d'un  nouveau  photom^tre.    Compt.  Rend. 

86,  728  (1853). 
Bohn,  C.     Photometrische  Untersuchungen.    Pogg.  Ann.    Ergänzungsband  6,  386 

(1873). 
Bruhns,  C.   [Über  ein  neues  Photometer.   Vortrag  auf  der  Astronomenversammlung 

in  Leiden,  1875.]    Vierteljahrsschr.  der  Astr.  Ges.  10,  235  (1875). 
Carl,  Ph.    Zminer's  Astrophotometer.    CarPs  Repert.  1,  187  (1866;. 
Ceraski,  W.   Über  Holligkeitsbestimmung  sehr  heller  Sterne  mit  dem  ZOUner^schen 
.    Photometer.    Astr.  Nachr.  107,  Nr.  2561  (1884). 

Über  das  Zöllner'sche  Photometer.    Astr.  Nachr.  110,  Nr.  2621 ;  112,  Nr.  2688 

(1*h85:. 


Litteratunrerzeichniss.  52 1 

Ceraski,  W.   Nouyelle  constrnction  de  rastrophotom^tre  de  Zöllner  et  le  collimateur 
photom^trique.    Annal.  de  Tobs.  de  Moscou.    Sör.  2,  Vol.  I,  livr.  2,  p,  13  (1886). 

Sur  le  photometre  de  Zöllner  ä  deux  oculaires.    Astr.  Nachr.  120,  Nr.  2970 

(1889). 

Petit  appareil  ä  Fosage  de  cenx  qui  ^tudieot  les  magnitndes  des  ^tolles.  Annal. 

de  robs.  de  Moscou.    S^r.  2,  Yol  U,  173  (1890). 
Obacornac,  J.    Sur  un  mojen  de  comparer  avec  pr^cision  T^clat  de  deux  ^tolles. 

Compt  Rend.  68,  657  (1864). 
Christie,  W.  H.  M.     On  the  colour  and  brightness  of  stars  as  measured  with  a 

new  pbotometer.    Monthly  Not  84,  111  (1874). 
Cornu,  A.  Etudes  photom^triques.  S^ances  de  la  Soc.  Fran^.  de  pbysique,  1881,  50. 
Sur  quelques  dispositifs  permettant  de  r^aliser,  sans  polarlser  la  Inmi^re,  des 

photom^tres  bir^fringents.    Compt  Rend.  108,  1227  (1886). 
Crookes,  W.    On  tbe  measurement  of  the  luminoos  intensity  of  light    Proc.  R, 

Soc.  London  17,  166,  358  (1869). 
Crova,  A.    Etüde  des  radiations  ^mises  par  les  corps  incandescents.    Mesure  op- 

tique  des  hautes  temp^ratures.    Ann.  Chim.  et  Phys.  (5)  19,  472  (1880). 
Etüde  des  aberrations  des  prismes  et  de  leur  influence  sur  les  observations 

spectroscopiquea.    Ann.  Chim.  et  Phys.  (5)  22,  513  (1881). 

!^tude  sur  les  spectropbotom^tres.    Compt  Rend.  92,  36  (1881). 

Comparaison  photom^trique  des  sonrces   lumineuses   de    teintes  diff§rentes. 

Compt  Rend.  98,  512  (1881). 

Description  d'un  spectrophotom^tre.    Ann.  Chim.  et  Phys.  (5)  29,  556  (1883). 

€rova,  A.  et  Lagarde,  H.     Determination  du  pouvoir  ^clairant  des  radiations 

simples.    Compt  Rend.  98,  959  (1881). 
Czapski,  S.    Einrichtung  der  Spalten  an  Polarisationsphotometem,  um  auch  ohne 

Achromatisimng  der  Ralkspathprismen  vollständige  Achromasie  der  Grenzlinie  zu 

erhalten.    Zeitschr.  £  Instmm.  12,  161  (1892). 
Dawes,  W.  R.    Description  of  an  aperture-diminishing  eye-piece  and  of  a  photo- 
.    meter  of  neutral-tint  glass.    Monthly  Not  25,  229  (1865). 

Dove,  H.  [Beschreibung  eines  Photometers.]  Monatsber.  d.  Berliner  Akad.  1861,  483. 
E^spin,  T.  E.     Observations  of  U  Monocerotis  and  Lalande  14551,  with  a  new 

pbotometer.    Monthly  Not  48,  431  (1883). 
Finck,  £.  W.    J.  V.  Alberts  neuer  Lichtmessapparat,  beschrieben  und  mitgetheilt 

von  E.  W.  Finck,  Mechaniker.    Dinglers  polytechn.  Journal  100,  20  (1846). 
Foucault,  L.    [Photometre  k  compartiment.]  Reoueil  d.  trav.  scient  de  L.  Foucault 

Paris  1878,  100. 
Fuchs,  Fr.     Über  ein  neues  Interferenzphotometer.    Wiedem.  Ann.  11,  465  (1880). 

Vorschläge    zur  Constrnction  einiger  optischer  Vorrichtungen.    II.    Spectro- 

pbotometer.    Zeitschr.  f.  Instrum.  1,  349  (1881). 

Gl  an,  P.    Über  ein  neues  Photometer.    Wiedem.  Ann.  1,  351  (1877). 
Glazebrook,  R.  T.    Ona  spectrophotometer.    Proc.  Cambridge  Phil.  Soc.  4,  304 

(1883). 
V.  Gothard,  E.   Eeilphotometer  mit  Typendruck-Apparat   Zeitschr.  f.  Instrnm.  7, 

347  (1887). 
Gouy.    Recherches  photom^triques  sur  les  flammes  color^es.   Ann.  Chim.  et  Phys. 

(5)  18,  5  (1879). 
^ovi,  G.    Note  sur  un  photometre  analyseur.    Compt  Rend.  60,  156  (1860). 


52^  AanuuLsr. 

f  'vn'  ^a«^  tt^n«   firu   7-m   Ph«vc*»ni^*n-     2*iir;**iür-  f.  I^iöcnin.  I.    I^>    l'-^T  ; 
H*»»*^rl    rf     f, -.er  ei:w  M^^arA^  i  .r  Xe^nni^^  ier  laMomtit  -lenr  aeCer  Licin- 

ftAM  />n^  iritA  »Tk-^A4*T  hy  the  mt^rreurlo«  <M  aie  Xoaa.  bv  zh«  Aid  <k  am  a:Jtr>- 

ii^.i%t)i^A.  W     ^m  the  pOTter  /vf  p-*m^tratin^  fiito  «pi^Ä  by  telcs«>pes:   with.  m. 

t/mp%rzÜ7fi  /lerermir^fio«  c^f  tn«  eicent  of  that  power  in  aa^ar»!  Ti*iom  and  ia 

te*e#e/ype«  />f  vznorjM  ftize^  »a4  foa^fr-..rtiOM-     PhiL  Tran*.  S#.  4*>    IS)»> . 

Ajrtr^»*/^rtr.i(*al   r>l»ieTvarifmÄ    aal   experHaenta  ten^iiiu^  to  iaTesdfate  täe  local 

afr«nir^!^^!^t  ''/f  the  ee.e^tial  lyKÜea  in  .«pai^e.  and  to  detemiae  tlM  extemt  aad 

e//rr4i'i.>a  f^  the  milky  way,     PbU.  Trana,  1#7,  S'^i    I>17. 
Uirnth,  A     iMv^riptirm  d  aa  photomefre.    Bull,  de  Im  Soe.  des  acieaees  matnrelles 

de  5eneh4iel  «,  W    SHf'A—fA . 
Uornfif,  J.  K,    De»<rription  d'nn  pbotometre.    Bibl.  üDirers.  de  Gencre  •.  162  ISIT. 
H^fftÄtelri,  C,    CfKrTHein^Ic«;itOTöeMan^en  bei  kleinen  Flxsteraea.  II.  BeacbmbvB^ 

de*  Zrmen-Fb4>toineterji,    Sitmn^iber,  d.  Wiener  Akad.   II.  CL  41,  263    1S60 . 
Hltfn«r«  0,     Ober  quantiuiive  Hpectralanalyse  and  eim  oenes  Spectropkotoaeter. 

Jofiraal  für  prakt  Chemie.  Nene  Folge  1#,  200   1S7T . 
Jan^fien,  J.    J^r  U  pbot^nn^trie  photographiqne  et  aon  applicatlon  i  T^tnüe  des 

p^rurrHr»  rayminant«  cfrmpurd»  du  ioleil  et  des  ^toiles.  Compt.  Reod.  9t,  S21  ISSl . 
John »00,  M.  J,    Remarks  on  the  application  of  the  heliometer  to  the  photometry 

fff  the  ninrn.    Raflcliffe  ObuerrAtions  12,  Appendix  I:  Montbly  Not  It,  27S  1853. 
Kay^er,  K.    Hin  Photometer  zur  Bestimmnng  der  relativen  Helligkeiten  der  Sterne. 

Anir  Nairbr  67,  Nr.  1346   1802. 
Ksttiiler,  K.,  nnd  Pulfrtch,  C.    Photometrische  Untersnchnngen.    [Theil  I.  Über 

das  OlanWhe  Photoroeter.j    Wiedem.  Ann.  16,  337    1682,. 
Klein,  Tl.  J.    Ober  eine  einfache  Abänderung  des  Steinheirschen  Prismenphoto- 
.    mi9ters  zur  Hebung  lichtschwacher  Sterne.     Heis'  Wochenschrift  Nene  Folge  6« 

319,  331,  355  (1802,, 
Knobol,  K.  B.    On  a  new  nstrometer.    Montbly  Not  85,  100  .1875). 

On  ths  application  of  tho  method  of  limiting  apertures  to  the  photometry  of 

naknd-oyn  starii.    Monthly  Not.  86,  3S1  (1875). 
KOhlor,  J.  G.     (über  ein  neues  Photometer  nach  dem  Princip  der  Abbiendung.] 

HodrH  sitr.  Jahrb.  für  1702,  233. 
Krooh,  0.     Pbotometrische  Untersuchungen.    Wissensch.  Beilage  zum  Programm 

dßpi  LuiPienitttdtUohen  Gymn.  in  Berlin,  Ostern  1883.    Berlin,  1883. 
KrÜMs,  H.    Eine  neue  Form  dos  BunsenVhen  Photometers.    Abhandl.  d.  naturwiss. 

Vernins  In  Hamburg  H,  55  (1S84). 

Das   Mischung«- Photometer   nach   Dr.  W.  Grosse.     Zeitschr.   f.   Instrum.  8, 

347  (IhHS). 


Litteraturverzeichniss.  523 

Lagrange,  E.  et  Stroobant,  P.    Une  nouvelle  m^thode  astrophotom^trique.    Bull. 

de  Facad.  R.  de  Belgique  1892,  811. 
Lampadius,    W.  A.     Beiträge   zur   Atmosphärologie.     Stück  II,   Photometrische 

Beobachtungen  im  Jahre  1814.    Freiberg,  1817.  —  NB.  Ein  ausführlicher  Auszug, 

fast  wörtlich,  findet  sich  in  »Schweiggers  Journal  für  Chemie  und  Physik«,  11,  361. 
Langley,  S.  P.   Note  on  the  transmission  of  light  by  wire  gauze  screens.    American 

Journal  (3)  80,  210  (1885;. 
Langley,  S.  P.,  Young,  C.  A.  and  Pickering,  ß.  C.    Pritchard's  wedge  photo- 

roeter.    Investigations  on  light  and  heat  published  with  appropriation  from  the 

Rumford  fund,  1886,  p.  301. 
Lehmann,  A.    Über  Photometrie  mittelst  rotirender  Scheiben.    Naturforscher  20, 

288  :i&87,. 

Lehmann,  E.  W.    Über  ein  Photometer.    Wiedem.  Ann.  49,  672  {1893;. 

Loewy,  M.    Remarques  sur  la  m6thode  propos^e  pur  M.  le  professeur  Pritchard 

pour  la  mesure  de  T^clat  des  astres.    Monthly  Not.  42,  91  (1882). 
Lummer,  0.    und   Brodhun,  E.     Photometrische  Untersuchungen.     Zeitschr.  f. 

Instrum.  9,  41,  461  (1889;;  10,  119  (1890);  12,  41,  132  (1892);  16,  299  ;1896. 
Mac6  de  L^pinay,   J.    et  Nicati,  W.     Recherches  sur  la  comparaison  photo- 

m^trique  des  diverses  parties  d'un  m6me  spectre.    Ann.  Chim.  et  Phys.  (5 ,  24, 

289  1881);  80,  145  (1883). 

de  Maistre,  Xaver.    Description  ü'un  photom^tre  destin^  ä  comparer  la  splendeur 

des  ^toiles.    Bibl.  univers.  de  Geneve  61,  323  (1832;.  —  Siehe  auch  das  Referat 

in  Pogg.  Ann.  29,  186. 
Massen,  A.    Etudes  de  Photometrie  ^lectrique.    Ann.  Chim.  et  Phys.  (3),  14,   129 

(1845). 
Minchin,  G.  M.    Electromotive  force  from  the  light  of  the  Stars.    Nature  49,  270 

;1894). 

The  eieetrical  measurement  of  starlight.    Nature  52,  246  (1895;. 

MOller,  W.    Photometrische  Untersuchungen.    Elektrot.  Zeitschr.  5,  370,  405  (1884;. 

Über  das  Wild'sche  Photometer.    Wiedem.  Ann.  24,  446  (1885). 

Müller,  G.    Photometrische  Untersuchungen.  Erster  Abschnitt.     Publ.  d.  Astrophys. 

Obs.  Potsdam  8,  236  (1883). 
Nagand.    [Ein  neues  Photometer.]    Naturforscher  8,  350  (I870;. 
Napoli,  D.     Un  nouveau  photom^tre.     S^ances  de  la  Soc.  FrauQ.  de  physique, 

1880,  53. 
Neumann,  F.  £.    Photometrisches  Verfahren,  die  Intensität  der  ordentlichen  und 

ausserordentlichen  Strahlen  sowie  die  des  reflectirten  Lichtes  zu  bestimmen  etc. 

Pogg.  Ann.  40,  497  (1837). 
Parkhurst,  H.  M.    [The  deflecting  photometer.]  Ann.  Harvard  Coli.  Obs.  18,  29.  — 

Siehe  auch  das  Referat  in  Yierteljahrsschr.  d.  Astr.  Ges.  28,  297  (1890). 
Pernter,  J.  M.    Die  Methoden  der  Messung  der  chemischen  Intensität  des  Lichtes. 

Zeitschr.  d.  Österr.  Ges.  f.  Meteor.  14,  254  (1879). 
Pickering,  E.  C    A  nebula  photometer.    American  Joum.  (3)  11,  482  (1876;. 

[Neue  Formen  von  Photometem.]    Ann.  Harv.  Coli.  Observ.  11,  1  (1879);  14,  1 

1884);  28,  1  (1890). 

The  wedge  photometer.    Proc.  Amer.  Acad.  Now  Ser.  9,  231  (1882). 

A  new  form  of  stellar  photometer.    Astrophys.  Joum.  2,  89  (1895). 

Plateau,  A.  F.  J.    Sur  nn  principe  de  Photometrie.    Bull.  Acad.  de  Bruxelles  2, 

52  '1835\ 


524  Anhang. 

Pritchard,  C.  Ona  simple  and  practicable  method  of  measnring  tbe  relative  ap- 
parent  brightnesses  or  magnitudes  of  tbe  stars  witb  considerable  accuracy. 
Monthly  Not  42,  1  (1882j. 

Notes  on  Mr.  Loewy's  remarks  relative  to  tbe  wedge-extinction  method  of 

stellar  pbotometry.    Monthly  Not.  42,  223  (1882). 

On  certain  deviations  from  tbe  law  of  apertures  in  relation  to  stellar  pboto- 
metry; and  on  tbe  applicability  of  a  glass  wedge  to  tbe  determination  of  the 
magnitades  of  coloored  stars.    Monthly  Not.  48,  1,  100  (1883). 

On  Dr.  Wilsing*8  experimental  examination  of  tbe  wedge  photometer  and  on 

the  degree  of  accuracy  attainable  by  means  of  that  Instrument.    Monthly  Not. 
46,  2  (1886). 

On  the  verification  of  tbe  constants  employed  in  the  Uranometria  uova  Oxoniensis. 

Monthly  Not.  60,  512  (1890). 
Quetelet,  A.    Sur  un  photom^tre  propos^  par  M.  de  Maistre  pour  mesurer  la 

splendeur  des  6toiles.    Bibl.  univ.  de  Gen^ve  52,  212  (1833).    —   Siehe  Refer. 

Pogg.  Ann.  29,  187. 
Re issig.     [Beschreibung  einer  photometrischen  Einrichtung.]     Bodes  astr.  Jahrb. 

für  1811,  250. 
Ritchie,  W.    On  a  new  photometer  witb  its  application  to  determine  tbe  relative 

Intensities  of  artificial  light.    Phil.  Trans.  115,  141  (1825). 

On  a  new  photometer,  founded  on  the  principles  of  Boaguer.    Trans.  R.  Soc. 

Edinburgh  lOii,  443  (1826). 

de  la  Rive,  A.  Note  sur  un  photom^tre  destin^  ä  mesurer  la  transparence  de 
Fair.    Ann.  Chim.  et  Phys.  (4)  12,  243  (1867). 

Rood,  0.  N.  Photometrische  Untersuchungen.  I.  Tb  eil.  Über  ein  einfaches  Photo- 
meter zur  Bestimmung  der  von  Metallflächen  bei  verschiedenen  Einfallswinkeln 
reflectirten  Lichtmengen.    Repert.  d.  Phys.  7,  204  (1871). 

Roscoe,  H.  E.  Einfaches  Instrument  zu  meteorologischen  Lichtmessungen  in  all- 
gemein vergleichbarem  Masse.    Pogg.  Ann.  124,  353  (1865). 

Ros4n,  P.  6.  Studien  und  Messungen  an  einem  Zöllner'scben  Astro-Pbotometer. 
Bull.  Acad.  St.-P6tersb.  14,  95  (1870). 

Rtidorff,  Fr.    Über  das  Bunsen'sche  Photometer.    Pogg.  Ann.  Jubelbd.,  234  (1874;. 

Rumford,  B.  Tb.  An  account  of  a  method  of  measuring  the  comparative  inten- 
sities of  the  light  emitted  by  luminous  bodies.    Phil.  Trans.  84,  67  (1794). 

Sabine,  E.    A  wedge  and  diaphragm  photometer.    Nature  27,  201  (1883). 

Schafhäutl.  Abbildung  und  Beschreibung  des  Universal -Yibrations-Pbotometers. 
Abb.  der  Münchner  Akad.  IL  Cl.  7,  465  (1855). 

v.  Schumacher,  C.  D.  Instrument  tili  bestämmande  af  stjemomas  relativa  klarhet 
och  Ijusstyrka.    Öfvers.  K.  Vetensk.  Akad.  Förhandl.  9,  236  (1852). 

Searle,  G.   [Vorschlag  zu  einem  neuen  Photometer.]  Astr.  Nachr.  57,  Nr.  1353  (1862;. 

Secchi,  A.  Sopra  un  nuovo  fotometro  destinato  specialmente  a  misurare  Tintensita 
relativa  della  luce  delle  stelle.  Atti  deir  accad.  Pontif.  dei  nuovi  Lincei  4,  10 
(1850—51). 

Sil  lim  an,  B.  and  Porter,  H.  Notice  of  a  photometer  and  of  some  experiments 
therewith  upon  tbe  comparative  power  of  several  artificial  means  of  Illumination. 
American  Journ.  (2)  28,  315  (1857). 

Simon,  H.  Über  ein  neues  photographisches  Photometrirverfabren  und  seine  An- 
wendung auf  die  Photometrie  des  ultravioletten  Spectralgebietes.  Wiedem.  Ann. 
69,  91  (1896). 


Litteraturverzeichniss.  525 

SimoDoff,  L.    Sur  un  photometre  optique.    Compt.  Rend.  97,  1055  (1883). 
Späth,  J.  L.    Photometrische  UntersuchuDg  über  die  Deutlichkeit,  mit  welcher  wir 

entfernte  Gegenstände  vermittelst  dioptrischer  Fernröhre  beobachten  können  etc. 

Leipzig,  1789. 
Spitta,  £.  J.    A  Compound  wedge  photometer.    Proc.  R.  Soc.  London  47,  15  (1890;. 
Some  experiments  relating  to  the  method  of  obtaining  the  coefficient  of  ab- 

sorption  of  the  wedge  photometer.    Monthly  Not  50,  319  (1890). 

Some  experiments  relating  to  the  Photometrie  comparison  of  points  of  light 

with  objects  of  sensible  area.    Monthly  Not  61,  32  (1891). 

A  note  on  some  Photometrie  experiments  connected  with  the  appllcation  of 

the  law  of  limiting  apertures  to  small  object  glasses.   Monthly  Not  52,  48  (1892). 

On  the  scaling  of  a  wedge.    Observatory  17,  176  (1894). 

St  ein  heil,  C.  A.  Elemente  der  Helligkeits-Messungen  am  Sternenhimmel.  Denk- 
sehr,  der  Münchner  Akad.  II.  Cl.  2  (1837). 

[Verbesserte  Form  seines  Prismenphotometers.]  Münchner  gelehrte  Anzeigen  15, 9. 

Beiträge  zur  Photometrie  des  Himmels.    Astr.  Nachr.  48,  Nr.  1152  (1858). 

Talbot,  H.  F.    Experiments  on  light    §  2:  On  photometry.    Phil.  Mag.  (3)  5,  321 

(1834). 
Thury,  M.    Description  d'un  photometre  astronomique   et   consid^rations   sur  la 

Photometrie.     Bibl.  univ.  et  Revue   Suisse.   Arch.  des  sciences  phys.  et   nat. 

Nouv.  Periode  51,  209  (1874). 
Tr annin,   H.     Mesures  photom^triques  dans  les  diffi§rentes  r^gions  du  spectre. 

Journ.  de  phys,  5,  297  (1876). 
Varley,  H.     Ein  neues  Photometer   mit   directer  Ablesung.    British  Association 

meeting  at  Leeds,  Reports.  1890,  759. 
Vierordt,  C.    Beschreibung  einer  photometrischen  Methode  zur  Messung  und  Ver- 

gleichung  der  Stärke  des  farbigen  Lichtes.    Pogg.  Ann.  187,  200  (1869). 
Die  Messung  der  Liohtabsorption  durchsichtiger  Medien  mittelst  des  Spectral- 

apparates.    Pogg.  Ann.  140,  172  (1870). 
Die  Anwendung   des  Spectralapparates   zur   Messung  und  Vergleichung  der 

Stärke  des  farbigen  Lichtes.    Tübingen,  1871. 

Die  Messung  der  Lichtstärke  der  Sternspectren.   Repert.  d.  Phys.  7,  392  (1871). 

Die  Anwendung  des  Spectralapparates  zur  Photometrie  der  Absorptionsspectren 

und  zur  quantitativen  chemischen  Analyse.    Tübingen,  1873. 

Zur  quantitativen  Spectralanalyse.    Wiedem.  Ann.  8,  357  (1878). 

Voller,  A.    Über  die  Anwendung  von  Dispersionslinsen  bei  photometrischen  Mes- 
sungen.   Abh.  d.  naturw.  Vereins  in  Hamburg  (7)  2,  40  (1882). 
Weber,  L.    Mittheilung  über  einen  photometrischen  Apparat     Wiedem.  Ann.  20, 

326  (1883). 

Zur  Theorie  des  Bunsen'schen  Photometers.    Wiedem.  Ann.  81,  676  (1887). 

Eine  neue  Montirung  des  Milchglasplattenphotometers.     Zeitschr.  f.  Instrum. 

11,  6  (1891). 
Wild,  H.    Über  ein  neues  Photometer  und  Polarimeter  nebst  einigen  damit  ange- 
stellten Beobachtungen.    Pogg.  Ann.  99,  235  (1856). 

Photometrische  Untersuchungen.    Pogg.  Ann.  118,  193  (1863). 

Über  die  Umwandlung  meines  Photometers  in  ein  Spectro-Photometer.    Bull. 

Acad.  St.-P6tersb.  28,  392  (1883);  Wiedem.  Ann.  20,  452  (1883). 
Polarisations-Photometer  für  technische  Zwecke  und  Untersuchung  von  Wenham- 

Gaslampen  mit  demselben.    Bull.  Acad.  St.-P^tersb.  82,  193  (1888). 


526  Anhang. 

Wilsing,  J.     Versuche  mit  dem  Wedge-Photometer.     Astr.  Nachr.  112,  Nr.  2680 

und  Nr.  2681  (1885). 
Wilson,  W.  E.    A  uew  Photographie  photometer  for  determining  star  magnitudes. 

Monthly  Not.  52,  153  (1892). 
Wolf,  M.  C.    Photometrische  Untersuchungen.  Reper.  d.  Physik  8,  227  (1872 . 
Wollaston,  W.  H.    On  a  method  of  comparing  the  light  of  the  Sun  with  that  of 

the  fixed  Stars.    Phil.  Trans.  119,  19  ;I829);  Pogg.  Ann.  16,  328  (1829;. 
Zenker,  W.    Das  neue  Spectrophotometer  von  Crova  verglichen  mit  dem  von  Glan, 

nebst  einem  Vorschlag  zur  weiteren  Verbesserung  beider  Apparate.     Zeitschr. 

f.  Instrum.  4,  83  (1884). 
[Photometer  zur  Vergleichung  zweier  Sterne.]    Göttingische  gelehrte 

Anzeigen  1835,  StUck  34  u.  35. 

3.    Sonne  und  Mond. 

Abney,  W.  The  Photographie  values  of  moonlight  and  starlight  compared  with 
the  light  of  a  Standard  candle.    Proc.  R.  Soc.  London  59,  314  (1896). 

Abney,  W.  and  Thorpe,  T.  E.  On  the  determination  of  the  Photometrie  inten- 
sity  of  the  coronal  light  during  the  Solar  eclipse  of  Aug.  28—29,  1886.  Phil. 
Trans.  180,  363  (1889). 

On  the  determination  of  the  Photometrie  intensity  of  the  coronal  light  during 

the  Solar  eclipse  of  16th  April,  1893.    Proc.  R.  Soc.  London  60,  15  (1896). 

d 'Arrest,  H.    Über  die  ungleiche  Vertheilung  der  Wärme  auf  der  Sonnenoberfläche. 

Astr.  Nachr.  87,  Nr.  879  (1854). 
Boeddicker,  0.    Lunar  radiant  heat,  measured  at  Birr  Castle  Obs  er  vatory,  during 

the  total  eclipse  of  Jan.  28,  1888.    Trans.  R.  Dublin  Soc.  2  Ser.  4,  481  (1888—92). 
Bond,  G.  P.    On  the  results  of  Photometrie  experiments  upon  the  light  of  the 

Moon  and  of  the  planet  Jupiter,  made  at  the  observatory  of  Harvard  College. 

Mem.  Amer.  Acad.    New  Ser.  8,  221  (1861). 
Comparison  of  the  light  of  the  Sun  and  Moon.     Mem.  Amer.  Acad.  New  Ser. 

8,  287  (1861). 

On  the  light  of  the  Sun,  Moon,  Jupiter  and  Venus.    Monthly  Not.  21,  197  (1861;. 

Bunsen,  R.  und  Roscoe,  H.  £.  Photochemische  Untersuchungen.  Fünfte  Ab- 
handlung: Die  Sonne.    Pogg.  Ann.  108,  193  (1859). 

Chacornac,  J.    [Intensity  luminense  du  centre  du  soleil   compar^e  k  celle  des 

bords.]    Lettre  de  Chacornac  a  Leverrier.    Compt.  Rend.  4d,  806  (1859).  —  Siehe 

auch  Monthly  Not.  20,  92. 
Clark,  A.     The  sun  and  stars  photometrically  compared.     American  Journal  ,2 

86,  76  (1863). 
Crova,  A.    Sur  la  Photometrie  solaire.    Compt.  Rend.  95,  1271  (1882);  96,  124  (1883. 
Cruls,  L.  und  La  Caille,  J.  0.    Sur  la  distribution  de  la  chaleur  k  la  surface 

du  soleil.    Compt.  Rend.  88,  570  (1879;. 
Ericsson,  J.     The  difference  of  thermal  energy  transmitted   to  the  earth   by 

radiation  from  different  parts  of  the  solar  surface.    Nature  12,  517  (1875);  18, 

114,  224  (1876). 
Exner,  Fr.    Zur  Photometrie  der  Sonne.    Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad.    II.  Classe, 

94 II,  345  (1886). 
Faye,  H.  A.  E.    Sur  Tatmosphere  du  soleil.    Compt.  Rend.  49,  696  (1859;. 


LitteratnrverzeichDiss.  527 

.Frost,  E.  B.  Observations  on  the  thermal  absorption  in  the  solar  atmosphere. 
Astr.  Nachr.  180,  Nr.  3105—3106  (1892;. 

Gore,  J.  E.  [The  Sun's  stellar  magnitucie.]  Knowledge,  Juni  1895;  Nature  62, 
135  (1895). 

-Guy  und  T  ho  Hon.  Mesnres  spectrophotomtoiques  en  divers  points  du  disque 
solaire.    Compt.  Rend.  95,  834  (18S2). 

HarknesSjW.  Note  on  the  brightness  of  the  Corona.  Aus:  Reports  on  the  total 
Solar  eclipses  of  July  29,  1878  and  January  11,  1880.  Wash.  Observ,  1876,  App. 
III,  386. 

V.  Hepp erger,  J.  Über  die  Helligkeit  des  verfinsterten  Mondes  und  die  schein- 
bare Vergrösserung  des  Erdschattens.  Sitzungsber.  der  Wiener  Akad.  II.  Classe, 
104lla,  189  aS95). 

Holden,  E.  S.  Reports  on  the  Observations  of  the  total  eclipse  of  the  Sun, 
Dec.  21—22,  1889,  and  of  the  total  eclipse  of  the  Moon,  July  22,  1888.  Contri- 
butions  from  the.Lick  Obser^atory,  No.  2.  Sacramento,  1891.  —  Siehe  speciell 
den  Abschnitt:  Photographic  photometry  of  the  Corona,  p.  4. 

Langley,  S.  P.  Sur  la  temp^rature  relative  des  diverses  r^gions  du  soleil.  Compt. 
Rend.  80,  746,  819  (1875). 

;6tude  des  radiations  superficielles  du  soleil.    Compt.  Rend.  81,  436  (1875). 

The  solar  atmosphere,  an  introduction  to  an  account  of  researches  made  at 

the  AUegheny  observatory.    American  Joum.  (3)  10,  489  (1875). 

On  the  temperature  of  the  Sun.    Proc.  Amer.  Acad.    New  Ser.  6,  106  (1879). 

Sur  la  distribution  de  T^nergie  dans  le  spectre  solaire  normal.    Compt.  Rend. 

92,  701  (1881);  98,  140  (1881). 

The  temperature  of  the  Moon.    Mem.  National  Acad.  of  sciences  4ii,  105  (1889). 

Langley,  S.  P.,  Very,  F.  W.  und  Keeler,  J.  E.    On  the  temperature  of  the  sur- 

face  of  the  Moon.    Mem.  National  Acad.  of  sciences  8 1,  13  (1885). 
Liais,  E.    Sur  Pintensit^  relative  de  la  Inmi^re  dans  les  divers  points  du  disque 

du  soleil.    M6m.  Soc.  d.  sc.  de  Cherbourg  12,  277  (1866).  —  Ref.  darüber  Fortschr. 

d.  Phys.  28,  266  (1867). 
Petruschef fsky,  Th.    Einige  Worte  über  eine  spectrophotometrische  Untersuchung 

der  Mondoberfläche.    Astr.  Nachr.  91,  Nr.  2173  (1878). 
Pickering,  E.  C.  und  Strange,  D.  P.    Light  absorbed  by  the  atmosphere  of  the 

Sun.    Proc.  Amer.  Acad.  New  Ser.  2,  428  (1874—75). 
Pickering,  W.  H.    Total  eclipse  of  the  Sun,  Aug.  29,  1886.    Siehe  den  Abschnitt: 

Brightness  of  the  Corona.    Ann.  Harv.  Coli.  Obs.  18,  100  (1886—1890). 
Provenzali,  P.  F.  S.    Sulla  misura  deir  intensiti  della  luce  solare.    Atti  dell'  accad. 

Pont,  dei  nuovi  Lincei  26,  32,  311  (1872);  26,  245  (1873). 
.Roscoe,  H.  E.    On  the  measurement  of  the  chemical  brightness  of  various  portions 

of  the  Sun's  disk.     Proc.  R.  Soc.  London  12,  648  (1863).    —  Deutsch  in  Pogg. 

Ann.  120,  331  (1863). 
Rosse,  L.  P.    On  the  radiation  of  heat  from  the  Moon,  the  law  of  its  absorption 

by  our  atmosphere  and  its  Variation  in  amount  with  her  phase.    Phil.  Trans. 

168,  587  (1873). 
See  Chi,  A.    SulP  intensit4  del  calore  nelle  varie  parti  del  disco  solare.    Memor. 

deir  Osserv.  del  Coli.  Roman.  1851,  App.  3  und  App.  5.  —  Astr.  Nachr.  84, 

Nr.  806  (1852);  85,  Nr.  833  (1853). 
Sur  Tintensitö  lumineuse  des  diverses  parties  du  disque  solaire.    Compt  Rend. 

49,  931  (1859);   62,  1060  (1866). 


528  Anhaog. 

Secchi,  A.  BeceDti  ricerche  intorno  alla  distribuzione  del  calore  snl  disco  solare. 
Mem.  della  Soc.  d.  Spettroc.  Ital.  4,  121  (1875). 

Seidel,  L.  Ober  die  Helligkeit  der  Sonne,  vergliclien  mit  Sternen,  und  über  die 
Licht  reflecürende  Kraft  der  Planeten  und  des  Mondes.  Abb.  der  Mttncbener 
Akad.  IL  Cl.,  6,  623  (1852). 

Thomson,  W.  Approximative  Photometrie  measnrements  of  Sun,  Moon,  cloüdy 
sky  and  electric  and  other  artificial  lights.    Nature  27,  277  (1883). 

Very,  F.  W.    Photometry  of  a  Lunar  eclipse.    Astrophys.  Journ.  2,  293  (1895;. 

Vi  olle,  J.  Memoire  sur  la  temp^rature  moyenne  de  la  surface  du  soleil.  Ann. 
Chim.  et  Phys.  (5)  10,  289  (1877). 

Vogel,  H.  C.  Ober  die  Absorption  der  chemisch  wirksamen  Strahlen  in  der  Atmo- 
sphäre der  Sonne.  Verhandl.  der  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  IL  CL,  24,  135  1872); 
Pogg.  Ann.  148,  161. 

Spectralphotometrische  Untersuchungen,  insbesondere  zur  Bestimmung  der  Ab- 
sorption der  die  Sonne  umgebenden  Gashülle.  Monatsber.  der  Berliner  Xkad. 
1877,  104. 

Weber,  L.  Photometrische  Beobachtungen  während  der  Sonnenfinstemiss  1887, 
Aug.  18—19.    Astr.  Nachr.  118,  Nr.  2810  (1888). 

4.    Planeten  und  Satelliten. 

Albert,  L.  A.    Ober  die  Berechnung  des  grdssten  Glanzes  der  Venus.   Gruithuisen's 

naturw.-astr.  Jahrbuch  5,  101  (1843 — 44). 
Alexander,  Stephen.    [Mittheilnngen  über  das  Aussehen  und  die  Helligkeit  der 

Jupitertrabanten  bei  ihren  Vorlibergängen  vor  der  Jupiterscheibe.]    Astr.  Nachr. 

88,  Nr.  1986;  84,  Nr.  2012  (1874). 
Arago,  Fr.     Untersuchung  des  Lichtes  des  Jupiter  und  seiner  Monde.    Arago's 

Werke,  deutsche  Ausg.  10,  241  a843). 
Arcimis,  A.  T.     On  the  visibility  of  the  unilluminated  portion  of  the  disk  of 

Venus.    Monthly  Not.  87,  259  (1877). 
Argelan  der,  Fr.    Über  die  Helligkeiten  der  kleinen  Planeten.    Astr.  Nachr.  41, 

Nr.  982  (1855). 
Vorschlag  zu  Beobachtungen  über  die  Helligkeiten  der  kleinen  Planeten.   Astr. 

Nachr.  42,  Nr.  996  (1856). 
Bai  11  y,  J.  S.    Memoire  sur  les  in^galit^s  de  la  lumi^re  des  satellites  de  Jupiter, 

sur  la  mesure  de  leurs  diam^tres  et  sur  un  moyen,  aussi  simple  que  oommode, 

de  rendre  les  observations  comparables,  en  rem^diant  k  la  difförence  des  vues 

et  des  lunettes.    M^m.  de  Tacad.  R.  des  sciences  de  Paris  1771,  580. 
Baldwin,  H.  L.    Visibility  of  Venus  in  the  daytime.     Observatory  8,  573  (1880). 
Beer,  W.  und  Mädler,  J.  H.    Beiträge  zur  physischen  Eenntniss  der  himmlischen 

Körper  im  Sonnensysteme.    Weimar  1841,  p.  101. 
Bond,  G.  P.     On  the  light  of  the  Sun,  Moon,  Jupiter  and  Venus.    Monthly  Not 

21,  197  (1861). 
Bremiker,  C.     [Ober  die  grösste  Helligkeit  der  Venus.]     Monatsber.  d.  Berliner 

Akad.  1860,  706. 
Bur  ton,  0.  £.    Note  on  the  appearence  presented  by  the  fourth  satellite  of  Jupiter 

in  transit  in  the  years  1871—1873.    Monthly  Not.  88,  472  (1873). 
Cassini,  Dom.     R6flexions  sur  les  observations  des  satellites  de  Satume  et  de 

son  anneau.    M6m.  de  Tacad.  des  sciences  de  Paris  1705,  14. 


Litteraturverzeichniss.  ^  529 

ChriBtie,  W.  H.  M.    Note  on  tbe  gradation  of  light  on  the  disk  of  Venus.    Monthly 

Not.  87,  90  (1877). 

Note  on  specular  reflexion  from  Venus.    Monthly  Not.  88,  108  (1878). 

Cornu,  A.    Snr  la  possibilit^  d*accroitro  dans  une  grande  proportion  la  pr6cision 

des   observations   des   ^clipses   des  satellites  de  Jupiter.     Compt.  Rend.   96, 

1609  (1883). 
Snr  les  m^tbodes  pbotom^triqnes  d'observation  des  satellites  de  Jupiter.   Astr. 

Nachr.  114,  Nr.  2727  (1886). 
Cornn,  A.  et  Obrecht,  A.    Etndes  exp^rimentales  relatives  a  l'observation  photo- 

m^trique  des  ^clipses  des  satellites  de  Jupiter.    Compt.  Bend.  96,  1815  (1883). 
Dawes,  W.  R.    On  the  appearance  of  Jupiter's  satellites  while  transitin^  the  disk 

of  the  planet.    Monthly  Not.  20,  245  (1860). 
Dennett,  F.  C.    Jupiter's  satellites.    Astr.  Register  17,  48  (1879). 
Denning,  W.  F.    Note  on  the  visibility  of  Jupiter.    Monthly  Not.  88,   179  (1873). 
Naked-eye  observations  of  Jupiter's  satellites.    Monthly  Not.  84,  309  (1874). 

Visibility  of  Mercnry  and  of  Venus  in  sunshine.    Monthly  Not.  86,  345  (1876). 

Jupiter's  third  satellite  in  transit,  April  11,  1886.    Monthly  Not.  46,  394  (1886). 

Üraper,  H.    On  a  photograph  of  Jupiter's  Bpectrum  showing  evidence  of  intrinsic 

light  from  that  planet.    Monthly  Not.  40,  433  (1880). 

Engelmann,  R.  Über  die  Helligkeitsverhältnisse  der  Jupiterstrabanten.  Habili- 
tationsschrift.   Leipzig,  1871. 

£rck,  W.    Satellite  of  Mars.    [Helligkeit  von  Deimos.]   Astr.  Register  16,  20  (1879). 

Ferguson,  J.  Results  of  observations  for  determining  the  relative  brightness  of 
the  asteroids  made  with  the  Washington  equatoreal.  Astr.  Nachr.  84 ,  Nr.  802 
(1852). 

Flammarion,  C.  Ph6nomenes  observ^s  sur  les  satellites  de  Jupiter.  Compt. 
Rend.  78,  1295  (1874). 

Sur  les  changements  d'^lat   des   satellites  de  Jupiter.     Compt.  Rend.   79, 

1490  (1874). 

Observation  des  satellites  de  Jupiter  pendant  les  oppositions  de  1874  et  1875. 

Determination  de  leurs  diffi^rences  d'aspect  et  de  leurs  variations  d'^dat.    Compt 

Rend.  81,  145  (1875). 
Variations  d'^elat  du  quatri^me  satellite  de  Jupiter.    D^ductions  relatives  &  sa 

Constitution   physique   et  k    son  mouvement    de   rotation.     Compt.  Rend.  81, 

233  (1875). 
v.  Glasen app,  S.    Observations  des  satellites  de  Jupiter.    Bull.  Acad.  St.-PStersb. 

18,  90  (1873). 
Grunert,  J.  A.    Venus  im  grdssten  Glänze.    Grunert's  Archiv  der  Math.  u.  Phys. 

20,  288  (1853). 
Hall,  A.    Observations  and  orbits  of  the  satellites  of  Mars.    Washington,  1878. 
Hall,  Maxwell.    Variation  in  the  light  of  Neptune,  from  Nov.  29  to  Dec.  14,  1883. 

Monthly  Not.  44,  257  (1884). 
Ha  Hey,  £.    An  account  of  the  late  remarkable  appearance  of  the  planet  Venus, 

Seen  thi»  summer  for  many  days  together  in  the  daytime.  Phil.  Trans.  29,  466  (1717). 
Harding,   E.  L.     Beobachtungen    der  Nachtseite  der  Venuskugel.     Bodes   astr. 

Jahrb.  fttr  1809,  167. 
Harrington,  M.  W.    A  brief  study  of  Vesta.    American  Joum.  (3)  26,  461  (1883). 
Heis,  £.    Die  Venus  in  ihrem  grössten  Glänze.    Unterhalt  im  Gebiete  der  Astron., 

Geogr.  u.  Meteor.  .11,  95  (1857). 

itfflller,  Photometrie  der  Gestirne.  34 


530  Anhang. 

Herschel,  A.  S.    Whea  is  Venus  brightest?     Quarterly  Journ.  of  pure  and  applied 

mathematicB  4,  232  (1861). 
Her  sc  hei,  W.    On  the  ring  of  Saturn  and  the  rotation  of  the  fifth  satellite  upon 

its  axis.    Phil.  Trans.  82,  1  (1792).  —  Theilweise  übersetzt  in  Bodes  astr.  Jahrb. 

für  1796,  88. 

Observations  of  the  changeable  brightness  of  the  satellites  of  Jupiter  and  of 

the  Variation  in  their  apparent  magnitudes;  with  a  determination  of  the  time  of 
their  rotatory  motions  on  their  axes.    Phil.  Trans.  87,  partll,  332  (1797). 

Holden,  £.  S.    On  the  inner  satellites  of  Uranus.    Monthly  Not.  85,  16  (1875). 

Note  on  the  brightness  and  the  stellar  magnitnde  of  the  third  Satumian  satellite 

Tethys.    American  Journ.  (3)  17,  49  (1879). 

Huggins,  W.     On  the  periodical  changes  in  the  belts  and  surface  of  Jupiter. 

Monthly  Not.  22,  294  (1862). 
Kies,  J.    Sur  le  plus  grand  ^clat  de  V6nus,  en  supposant  son  orbite  et  celle  de  la 

Terre  elliptique.    Hist.  et  M6m.  de  Facad.  de  Berlin,  1760,  218. 
Klein,  H.  J.    Über  das  secundäre  Licht  der  Venus.     Eleins  Wochenschrift,  Neue 
'     Folge  10,  329  (1867). 
Über  die  Helligkeitsverhältnisse  der  Jupitersmonde.    Astr.  Nachr.  71,  Nr.  1684 

(1868). 
kononowitsch,  A.  E.    Photometrische  Untersuchungen  der  Planeten  Mars,  Jupiter 

und  Saturn.      Memoiren  der  K.  Neurussischen  Univers.  87.  Odessa,  1883.     (In 

russ.  Sprache.) 

: Über  die  Albedo  des  Planeten  Mars.    Astron.  Nachr.  109,  Nr.  2604  (1884). 

Lalande,  J.    Sur  le  diam^tre  et  la  lumiere  du  quatri^me  satellite  de  Jupiter.   M^m. 

de  Facad.  B.  des  sciences  de  Paris  1788,  209. 
Lambert,  H.    Vom  Glänze  der  Venus.    Berl.  astr.  Jahrb.  für  1780,  Theil  2,  5S. 
Lasseil,  W.     Physical  observations  of  Jupiter's  satellites.     Monthly   Not.   20, 

57  (1860). 
Leslie,  J.    Bemarks  on  the  light  of  the  Moon  and  of  the  planets.    Edinburgh 

Philos.  Journ.  11,  393  (1824).  ~  Deutsch  in  Schweiggers  Journ.  f.  Chemie  u. 

Phys.  48,  185  (1825). 
Lindsay,  J.  B.     On  the  relative  star  magnitude  of  Mars  in  February  and  March 

1880.    Monthly  Not.  40,  380  (1880). 
Marth,  A.     Note  referrlng  to  observations  and  estimatlons  of  the  brightness  of 

Mars,  which  ought  tobe  made  in  February  and  March  1880.  .  Monthly  Not.  40, 

159  (1880). 
• Note  on  the  computation  of  the  brightness  of  the  planets  with  some  ephemerides 

for  the  observations  of  the  brightness  of  Mercury.    Monthly  Not.  54,  388  (1894). 
Muller,  G.    Helligkeitsmessungen  des  Planeten  Neptun.    Astr.  Nachr.  109,  Nr.  2600 
.      (1884). 
Besultate  aus  Helligkeitsmessungen  des  Planeten  Saturn.     Astr.  Nachr.  110, 

Nr.  2631  (1885). 

Beobachtungen  über  den  Einfluss  der  Phase  auf  die  Lichtstärke  kleiner  Planeten. 

•     Astr.  Nachr.  114,  Nr.  2724—2725  (1886). 

Über  den  grössten  Glanz  der  Venus.    Astr.  Nachr.  182,  Nr.  3162  (1893). 

Helligkeitsbestimmungen  der  grossen  Planeten  und  einiger  Asteroiden.    Publ 

d.  Astrophys.  Obs.  Potsdam  8,  193  (1893). 
Über  die  Lichtstärke  des  Planeten  Mercur.    Astr.  Nachr.  .188,  Nr.  3171  (1893). 


Litteraturverzeichniss.  531 

Müller,  G.    HelligkeitsänderaDgen  der  Flaneten  @  Melete  und   (g)  Niobe.    Astr. 

Nachr.  186,  Nr.  3227  (1894). 
Nasmyth,  J.    Relative  brightneas  of  Venus  and  Mercury.    Observatory  2,  225  (1879). 
Neison,  £.    On  the  atmospbere  of  Venus.    Monthly  Not  86,  347  (1876). 
On  the  Position  of  the  point  of  maximum  brigbtness  on  Venus.    Monthly  Not 

87,  89  (1877). 
Noble,  W.    On  the  appearance  of  Jupiter's  third  aatellite  on  the  disk  of  the  planet. 

Monthly  Not  20,  247  (1860). 

Observations  of  Venus.    Monthly  Not  86,  350  (1876). 

Ob  recht,  A.     Observation  photom6trique  d'une    dclipse  du  premier  satellite  de 

Jupiter.    Compt  Rend.  97,  1128  (1883). 
Olbers,  W.    Mars  und  Aldebaran.    v.  Zacbs  monatl.  Corresp.  8,  293  (1803). 
Parkhurst,  H.  M.    Photometrie  observations  of  asteroids.    Annais  Harv.  Coli.  Obs. 

18,  29  (1890);  29,  65  (1893);  Astron.  Joum.  9,  Nr.  208  (1890). 
Pe  ters,  C.  H.  F.    Über  die  Helligkeit  der  Frigga  @.  Astr.  Nachr.  97,  Nr.  2314  (1880). 
Zur  Geschichte  photometrischer  Beobachtungen  der  Jupiterstrabanten -Verfinste- 
rungen.   Astr.  Nachr.  114,  Nr.  2721  (1886). 
Pickering,  E.  C.    Conjunction  of  planets.    Annais  Harv.  Coli.  Obs.  11,  98  (1879). 
[Photometrische  Messungen  der  Satelliten  von  Mars,  Jupiter,  Saturn,  Uranus 

und  Neptun.]    Annais  Harv.  Coli.  Observ.  Uli,  226—276,  311  (1879). 
' Photometrie  observations  of  planets  and  of  Jupitor^s  satellite  III,  made  at  the 

Harvard  College  Observatory.    Astr.  Nachr.  102,  Nr.  2434  (1882). 
' Photometrie  observations  of  the  satellites  of  Mars,  made  at  the  Harvard  College 

Observatory  1881—82.    Astr.  Nachr.  102,  Nr.  2437  (1882;. 
Photometrie  observations  of  Neptune  at  the  Harvard  College  Observatory. 

Observatory  7,  134  (1884). 
Photometrie  observations  of  Ceres  ®  >  Pallas  (2)  and  Vesta  (4)  at  the  Harvard 

College  Observatory.    Observatory  8,  238  (18S5). 
Plummer,  J.     Photometrie  experiments  upon  the  light  of  Venus.    Monthly  Not 

86,  351  (1876). 
Pogson,  N.    Magnitude  constants  for  fifthy-seven  of  the  minor  planets.    Monthly 

Not  21,  33  (1861). 
Ranyard,  A.  C.     On   periodical   changes   in   the  physical    condition   of  Jupiter. 

Monthly  Not.  81,  34,  224  (1871). 
•Rheinauer,  J.   Die  Erleuchtung  des  Planeten  Venus  durch  die  Erde.   Freiburg  i/Br. 

1859.    Beigabe  zum  Programm  des  Gymnasiums  in  OfFenbnrg,  1859. 
•Roberts,  G.  W.    Observation  of  transit  of  Jupiter's  fourth  satellite.    Monthly  Not 

88,  412  (1873). 
Rodgers,  J.    Observations  of  the  brightness  of  the  satellites  of  Uranus.    Amencan 

Joum.  (3)  15,  195  (1878). 
Rogerson,  G.  R.    On  the  visibility  of  Oberen  and  Titania.    Monthly  Not  86,  331 

(1876). 
Safarik,  A.    Über  die  Sichtbarkeit  der  dunkelen  Halbkugel  der  Venus.  Sitzungsber. 

der  K.  Böhm.  Akad.  1878,  Juli. 
Schmidt,  J.  F.  J.    Helligkeit  des  Planeten  Mars.    Astr.  Nachr.  97,  Nr.  2310  (1880). 
Schön feld,  E.    [Mittheilung  der  Eirchschen  Beobachtungen  des  aschgrauen  Lichtes 

der  Venus.]    Astr.  Nachr.  67,  Nr.  1586  (1866). 
Über  eine  ältere  Helligkeitsbestimmung  des  Planeten  Saturn.    Astr.  Nachr.  67, 

Nr.  1592  (1866). 

34* 


532  Anhang. 

Schröter,  J.  H.    Fragmente  zur  genaueren  Eenntniss  der  Jnpiterstrabanten,  ihrer 

Natnranlage,  wahren  Grössenverhältnisse,  Rotationsperioden  und  AtmosphSren. 

Beiträge  za  den  neuesten  astron.  Entdeckungen,  Bd.  2.    Göttingen,  1798. 

Beobachtung  der  Nachtseite  der  Venuskugel.   Bodes  astr.  Jahrb.  für  1809,  164. 

Secchi,  A.    Bicerche  sopra  il  pianeta  Giove.     Mem.  deir  Osserv.  Coli.  Romano 

1852-55,  114. 
Seeliger,  H.     Zur  Reduction  von  photometrtschen  Messungen  des  Saturn.    Astr. 

Nachr.  110,  Nr.  2639  (1885). 
Seidel,  L.    Untersuchungen  über  die  Lichtstärke  der  Planeten  Venus,  Mars,  Jupiter 

und  Saturn,  verglichen  mit  Sternen,  und  über  die  relative  Weisse  ihrer  OberflächcD. 

Monumenta  saecularia  der  MUnchener  Akad.  II.  Classe  (1859). 
Späth,  J.  L.    Photometrische  Untersuchung  über  die  Beobachtungen  der  Verfinste- 
rungen der  Jupitersmonde.    Bodes  astr.  Jahrb.  fUr  1795,  153. 
Spitta,  £.  J.    The  fourth  satellite  of  Jupiter  during  superior  conjunction  on  the 

night  of  April  5,  1886.    Monthly  Not.  46,  451  (188ö). 
On  the  appearances  presented  by  the  satellites  of  Jupiter  during  transit,  with 

a  Photometrie  estimation  of  their  relative  albedos,  and  of  the  amount  of  light 

reflected  from  the  different  portions  of  an  unpolished  sphere.    Monthly  Not.  48, 

32  (1888). 
Stampfer,  S.    Über  die  kleinen  Planeten  zwischen  Mars  und  Jupiter.    Sitzungsber. 

der  Wiener  Akad.  II.  Cl.  7,  756  (1851). 
Stone,  £.  J.    Approximate  relative  dimensions  of  seventy-one  of  the  asteroids. 

Monthly  Not.  27,  302  (1867). 
Tebbutt,  J.    Observations  of  Jupiter's  third  satellite.   Monthly  Not.  84,  73  (1874); 

88,  73  (1878). 
Tietjen,  F.     [Grtfssenschätzungen  der  Planeten  Melete  und  Niobe.]    Astr.  Nachr. 

67,  Nr.  1359  (1862). 
Vogel,  H.  C.     Über  die  Sichtbarkeit  der  Uranusmonde   in  Fernrohren  mittlerer 

Grösse.    Astr.  Nachr.  87,  Nr.  2068  (1876). 
Webb,  T.  W.    Dark  side  of  Venus.    Astr.  Register  16,  76  (1879). 
Winnecke,  A.    [Notiz  betreffend  die  Sichtbarkeit  des  unbeleuchteten  Theiles  der 

Venusscheibe  um  Mittag.]    Astr.  Nachr.  78,  Nr.  1863  (1872). 
Beobachtungen  während  der  Conjunction  von  Mercur  und  Venus  am  30.  Sept. 

1877,    angestellt   auf  der  provisorischen  Universitätssternwarte  zu   Strassburg. 

Astr.  Nachr.  94,  Nr.  2245  (1879). 
Wittstein,  T.    Das  grösste  Licht  der  Venus.    Heis'  Wochenschrift  6,  243  (1863). 
Wurm,  J.  F.    Über  den  grössten  Glanz  des  Mercurs.    Berl.  astr.  Jahrb.  für  1797, 

137,  145. 
Über  den  grössten  Glanz  der  Venus  sammt  Tafeln  für  diese  periodische  Er- 
scheinung.   V.  Zachs  allgem.  geogr.  Ephem.  2,  305  (1798). 
Allgemeine  Tafeln,  um  die  grössten  Digressionen  der  Venus,  ihre  oberen  und 

unteren  Conjunctionen ,  auch  die  Zeiten  ihres  grössten  Glanzes,  für  alle  Jahr- 
hunderte zu  berechnen.    Bodes  astr.  Jahrb.  für  1802,  183. 
Z enger,  C.  V.    Absorption  of  the  light  of  Venus  by  dark  violet  glass  platea. 

Monthly  Not.  87,  460  (1877). 
On  a  new  astrophotometrical  method.    [Helligkeitsbest.  der  Jupiterscheibe  und 

der  Jupitertrabanten.]    Monthly  Not.  88,  65  (1878 . 
On  the  visibility  of  the  dark  side  of  Venus.    Monthly  Not.  48,  331  (1883). 


Litteraturvcrzeichniss.  533 

Zöllner,  F.  Pbotometrischo  Untersuchungen  über  die  physische  Beschaffenheit  des 
Planeten  Mercur.    Pogg.  Ann.  Jubelband,  624  (1874;. 

5.    Cometen  und  Nebelflecke. 

d' Arrest,  H.  Vorläufige  Mittheilungen,  betreffend  eine  auf  der  Kopenhagener  Stern- 
warte begonnene  Revision  des  Himmels  in  Bezug  auf  die  Nebelflecken.  Astr. 
Nachr.  57,  Nr.  1366  (1862). 

Auffindung  eines  zweiten  variablen  Nebelflecks  im  Stier.     Astr.  Nachr.  58, 

Nr.  1378  (1862). 

Auffindung  eines  dritten  variablen  Nebelflecks.    Astr.  Nachr.  58,  Nr.  1379  (1862). 

Über  den  Nebel  bei  Merope  und  einen  zweiten  Nebel  in  den  Plejaden.    Astr. 

Nachr.  59,  Nr.  1393  (1863). 

Über  einen  angeblich  von  Maskelyne  beobachteten,  gegenwärtig  unsichtbaren 

Nebelfleck.    Astr.  Nachr.  60,  Nr.  1440  (1863). 
Stmve's  Beobachtung  eines  neuen  Nebelflecks  nahe  bei  Hind's  variablem  Nebel 

im  Taurus.    Astr.  Nachr.  71,  Nr.  1689  (1868). 
Auwers,  A.     [Bemerkungen  über  drei  der  Veränderlichkeit  verdächtige  Nebel.] 

Astr.  Nachr.  58,  Nr.  1391  (1862). 
Backhousö,  T.  W.   The  relative  brightness  of  comets.    Observatory  16,  71  (1893). 
Barnard,  E.  E.    Two  probable  variable  nebulae.    Astr.  Nachr.  180,  Nr.  3097  (1892). 
On  the  variable  nebulae  of  Hind  (G.G.  1555)  and  Struve  {G.C.  1554)  in  Taurus 

and  on  the  nebulous  condition  of  the  variable  star  T  Tauri.    Monthly  Not.  55, 
442  ;1895). 

Invisibility  of  Hindus  variable  nebiila  (G.C.  1555).     Monthly  Not.  56,  66  (1896). 

Berberich.  A.  Die  Helligkeit  des  Encke'schen  Cometen.  Astr.  Nachr.  119,  Nr.  2836 

—37  (1888). 
B  es  sei,  F.  W.    Beobachtungen  über  die  physische  Beschaffenheit  des  Halley 'sehen 

Kometen  und  dadurch  veranlasste  Bemerkungen.    Astr.  Nachr.  18,  Nr.  30u — 302 

(1836). 
Bruhns,  C.    Bemerkungen  über  die  Erscheinung  des  Cometen  V,  1858.    Astr.  Nachr. 

51,  Nr.  1205  (1859). 
Burnham,  S.  W.    Note  on  Uind's  variable  nebula  in  Taurus.    Monthly  Not.  51, 

94  (1891). 
Chacornac,  J.     On  the  missing  nebula  in  Coma  Berenices.     Monthly  Not.  22, 

277  (1862). 
Chandler,  S.  C.   On  the  outburst  in  the  light  of  the  Comet  Pons-Brooks,  Sept.  21—23, 

Astr.  Nachr.  107,  Nr.  2553  (1884). 
Deichmüller,  Fr.    Über  die  Vorausberechnung  der  Cometen-Helligkeiten.    Astr. 

Nachr.  181,  Nr.  3123  (1893;. 

Zur  Photometrie  der  Cometen.    Astr.  Nachr.  181,  Nr.  3139  (1893). 

Denning,  W.  F.    Supposed  variable  nebulae.    Astr.  Nachr.  180,  Nr.  3111  (1892. 
Dreyer,  J.  L.  E.    On  some  nebulae  hitherto  suspected  of  variability  or  proper 

motion.    Monthly  Not.  47,  412  (1887). 

Note  on  some  apparently  variable  nebulae.    Monthly  Not.  52,  100  (1892). 

Heis,  E.    [Helligkcitsschätzungen  des  Cometen  II,  1861.]   Astr.  Nachr.  56,  Nr.  1325 

:1862). 
Herschel,  J.    On  the  disappearence  of  a  nebula  in  Coma  Berenices.  Monthly  Not. 

22,  248  (1862:. 


534  Anhang. 

Hind,  J.  R.    Note  on  the  variable  nebnia  in  Taurus.   Montbly  Not.  24,  65  (1864. 
Holden,  E.  S.    Monograph  of  the  central  parts  of  the  nebnia  of  Orion.    Part  II: 

Reduction  of  Photometrie  observations  made  at  Washington.    Wash.  Obs.  1878, 

App.  I,  191. 
Holetschek,  J.     Helligkeitsschätzungen  der  Cometen  18S6  I  ^Fabry)  und  1886  II 

(Barnard).    Astr.  Nachr.  116,  Nr.  2739  (1886). 
Über  die  Beobachtung  und  Berechnung  von  Cometen-Helligkeiten.   Astr.  Nachr. 

181,  Nr.  3135  (1893). 
Über  die  Berechnung  von  Cometenhelligkeiten ,  insbesondere  für  periodische 

Cometen.    Astr.  Nachr.  186,  Nr.  3237  (1894). 
Untersuchungen  über  die  Grösse  und  Helligkeit  der  Cometen  und  ihrer  Schweife. 

I.  Die  Cometen  bis  zum  Jahre  1760.     Denkschr.  der  Wiener  Akad.    II.  Cl.  63, 

317  (1896). 
Huggins,  W.    Further  observations  on  the  spectra  of  some  of  the  nebulae  with 

a  mode  of  determining  the  brightness  of  these  bodies.    Phil.  Trans.  166,   381 

(1866). 
Knobel,  E.  B.    Note  on  the  comparative  brightness  of  the  pebula  of  Orion.    Monthly 

Not.  41,  312  (1881). 
Müller,  G.    Photometrische  Beobachtungen  des  Cometen  1882  Wells.    Astr.  Nachr. 

108,  Nr.  2453  (1882). 
Über  einen  zweiten  merkwürdigen  Lichtausbruch  an  dem  Cometen  Pons-Brooks. 

Astr.  Nachr.  107,  Nr.  2568  (1884). 
Photometrische  Beobachtungen  des  Cometen  Pons-Brooks.    Astr.  Nachr.  108, 

Nr.  2579  (1884). 
Über  die  Helligkeit  der  Cometen  1886,  Fabry  und  Bamard.    Astr.  Nachr.  114, 

Nr.  2733  (1886). 
Olbers,  W.    Einige  Bemerkungen  über  das  Licht  der  Cometen.   Berl{astr.  Jahrb. 

für  1819,  190. 
Paschen,  F.     [Helligkeitsvergleichungen   der  beiden  Biela'schen  Cometen,   1846.] 

Astr.  Nachr.  24,  Nr.  562  (1846). 
Pickering,  E.C.     Light  of  Webb's  planetary  nebula,  D.  M. +41«, 4004.    Nature 

21,  346  (1880). 
Roberts,  J.    Photographic  evidence  of  variability  in  the  nucleus  of  the  great 

nebula  in  Andromeda.    Monthly  Not.  61,  116  (1891).| 
Sawy  er,  E.  F.   The  apparent  brightness  of  comet  b,  1893.  Astr.  Joum.  18,  Nr.  305 

(1894). 
Schmidt,  J.  F.  J.    [HelligkeitsschKtzungen  des  Petersen'schen  Cometen,  1850.]  Astr. 

Nachr.  81,  Nr.  736  (1851).] 
Über  den  von  Klinkerfues  entdeckten  Cometen,  1853.   Astr.  Nachr.  87,  Nr.  883 

(1854). 

Bemerkungen  über  den  Cometen  im  April  1854.   Astr.  Nachr.  88,  Nr.  911  {1854). 

[Helligkeitsschätzungen   des  Brorsen'schen  Cometen,  1857.]     Astr.  Nachr.  46, 

Nr.  1090  (1857). 
Über  veränderliche  Nebelgestime.    Astr.  Nachr.  67,  Nr.  1360  (1862 . 

[Über  die  Sichtbarkeit  des  Nebels  in  den  Plejaden.]    Astr.  Nachr.  68,  Nr.  1391 

(1862). 

[Helligkeit  des  Cometen  II,  1862.]    Astr.  Nachr.  69,  Nr.  1395  (1863). 

Beobachtungen  über  den  grossen  Cometen  im  Jahre  1874.    Astr.  Nachr.  87, 

Nr.  2067  (1876). 


Litteraturverzeichniss.  535 

Sohönfeld,  £.    Über  den  Nebelfleck  +30^,548  des  Bonner  StemverzeichniBBesj 

mit  einigen  Bemerkungen  Über  die  Nebelbeobachtungen  in  der  Bonner  Dnrch- 

muBternng  überhaupt.    Astr.  Nachr.  58,  Nr.  1391  (1862). 
Schultz,  H.    [Bemerkungen  über  einen  wahrscheinlich  veränderlichen  Nebelfleck.] 

Astr.  Nachr.  66,  Nr.  1556  (1865). 
Schwab,  Fr.    Beobachtungen  über  die  Helligkeit  und  den  Schweif  der  Cometen 

1881,  III  und  IV.    Astr.  Nachr.  101,  Nr.  2412  (1882). 
Stone,  0.    HerBchePs  estimates  of  brightness  of  nebulas  expressed  in  magnitudes. 

Astr.  Jonm.  18,  Nr.  294  (1894). 
Struve,  0.    On  the  missing  nebula  in  Taurus.    Monthly  Not  22,  242  (1862). 
W innecke,  A.    On  the  evidence  of  periodic  variability  of  the  nebula  H.  II,  278. 

Monthly  Not.  88,  104  (1878). 
[Bemerkungen  über  zwei  der  Veränderlichkeit  verdächtige  Nebel]   Astr.  Nachr. 

69,  Nr.  1397  (1863). 
Über  die  periodische  Veränderlichkeit  in  der  Helligkeit  des  Nebelflecks  h  882, 

nebst  einigen  Bemerkungen  über  andere  Nebelflecke.    Astr.  Nachr.  96,  Nr.  2293 

(1880). 
Wolff,  Th.    Photometrische  Beobachtungen  des  Cometen  Pons-Brooks.    Astr.  Nachr. 

108,  Nr.  2583  (1884). 

6.  Fizsteme. 

NB.    In  Betreff  der  überaus  umfangreichen  Litteratur  über  die  Beobachtungen  der 

einzelnen  veränderlichen  Sterne  ist  auf  die  von  Enobel  gegebene  Übersicht  (Monthly 

Not.  86,  372  [1876]),  femer  auf  die  Generalregister  der  Astronomischen  Nachrichten 

und  die  Einzelregister  des  Astronomical  Journal  zu  verweisen. 

Abney,  W.  On  errors  that  may  arise  in  estimating  star  magnitudes  by  photo- 
graphy.    Monthly  Not.  64,  65  (1894). 

Argelan  der.  Fr.  Neue  Uranometrie.  Darstellung  der  im  mittleren  Europa  mit 
blossen  Augen  sichtbaren  Sterne  nach  ihren  wahren,  unmittelbar  vom  Himmel 
entnommenen  GrOssen.    Stemverzeichniss  und  Atlas.    Berlin,  1843. 

Aufforderung  an  Freunde  der  Astronomie  zur  Anstellung  von  ebenso  inter-" 

essanten  und  nützlichen,  als  leicht  auszuführenden  Beobachtungen  über  mehrere 
wichtige  Zweige  der  Himmelskunde.    Schumachers  Jahrbuch  für  1844,  122. 

De  Stella  ß  Lyrae  variabili  disquisitio.    Bonnae,  1844. 

De  Stella  ß  Lyrae  variabili  commentatio  altera.    Bonnae,  1859. 

Beobachtungen  und  Rechnungen  über  veränderliche  Sterne.    Astron.  Beob.  auf 

der  Stemw.  Bonn.    Bd.  7,  315  (1869). 

Auwers,  A.  Bemerkungen  über  die  sogenannten  neuen  Sterne  und  Beobachtungen 
der  Nova  Scorpii  von  1860.    Astr.  Nachr.  114,  Nr.  2715  (1886). 

Ceraski,  W.  Photometrische  Beobachtungen.  Annales  de  TObs.  de  Moscou,  2ii, 
98;  8H,  23;  4ll,  12;  6ll,  114;  6l,  62;  6ll,  107;.  7II,  8;  9ll,  78;  2.  Ser.  H, 
71;  2.  Ser.  lli,  83;  2.  Ser.  8l,  70  (1876—1893). 

Über  die  Berechnung  der  Beobachtungen  von  veränderlichen  Sternen.    Astr. 

Nachr.  99,  Nr.  2371  (1881). 

Über  die  Berechnung  des  Lichtverhältnisses  für  Sterne  von  auf  einander  fol- 
genden GrÖBsenclassen.    Annales  de  TObs.  de  Moscou  10  ii,  155  (1884). 

Photometrische  Helligkeiten  von  58  Sternen.   Astr.  Nachr.  116,  Nr.  2783  (1887). 

Observations  photom^triques  de  T^toile  nouvelle  apparue  dans  la  constellation 

du  cocher.    Annales  de  TObs.  de  Moscou  2.  Ser.  8i,  107  (1893). 


536  Anhang. 

Chambers,  G.  F.    A  catalogue  of  variable  stars.    Astr.  Nachr.  68,  Nr.  1496  (1865;; 

Monthly  Not.  25,  208  (1865}. 
Chandler,  S.  C.    On  the  light-ratio  unit  of  stellar  magnitades.    Astr.  Nachr.  115, 

Nr.  2746  (1886). 
Investigation  of  the  light  variations  of  U  Ophiachi.   Astr.  Joum.  7,  Nr.  161  u. 

162  (1888). 

On  the  period  of  Algol.    Astr.  Joam.  7,  Nr.  165—167  (1888). 

Catalogue  of  variable  stars.    Astr.  Journ.  8,  Nr.  179-180  (1889]. 

On  the  Observation  of  the  fainter  minima  of  the  telescopic  Variables.    Astr. 

Joum.  8,  Nr.  183  (1889;. 
On  some  remarkable  anomalies  in  the  period  of  Y  Cygni.    Astr.  Jouru.  8, 

Nr.  185  (1889). 

On  the  colors  of  the  variable  stars.    Astr.  Joum.  8,  Nr.  186  (1889). 

ContributioDs  to  the  knowiedge  of  the  inequalities  in  the  periods  of  the  variable 

Stars.  Astr.  Journ.  8,  Nr.  189  u.  190  (1889j;  9,  Nr.  208  (1890);  10,  Nr.  229  (1891); 
11,  Nr.  242,  255,  256  (1892).  ' 

On  the  general  relations  of  variable  star  phenomena.    Astr.  Joum.  9,  Nr.  193 

(1890). 

On  the  light  variations  of  U  Cephei.    Astr.  Joum.  9,  Nr.  199  (1890). 

Supplement  to  first  edition  of  the  catalogue  of  variable  stars.   Astr.  Joum.  9, 

Nr.  216  (1890). 

On  the  observations  of  variable  stars  with  the  meridian-photometer  of  the 

Harvard  College  Observatory.    Astr.  Nachr.  184,  Nr.  3214  (1894). 

On  the  Harvard  Photometrie  observations.     Astr.  Nachr.  186,  Nr.  3246  (1894j. 

Second  catalogue  of  variable  stars.    Astr.  Joum.  18,  Nr.  300  (1894). 

Supplement  to  second  catalogue  of  variable  stars.    Astr.  Jouru.  14,  Nr.  319 

(1895). 

Revised  Supplement  to  second  catalogue  of  variable  stars.    Astr.  Joum.  15, 

Nr.  347  (1895). 

Third  catalogue  of  variable  stars.    Astr.  Joum.  16,  Nr.  379  (1896). 

Charlier,  C.  y.  L.     Über  die  Anwendung  der   Steraphotographie  zu  Helligkeits- 

messuDgen  der  Sterne.    Publ.  19  der  Astron.  Ges.  Leipzig,  1889. 
Clerke,  A.  M.    An  historical  and  descriptive  list  of  some  double  stars  suspected 

to  vary  in  light.    Nature  89,  55  (1889). 
Dawes,  W.  R.    On  a  photometrical  method  of  determlning  the  magnitudes  of  teles- 
copic Stars.    Monthly  Not.  11,  187  (1851). 
Explanation  of  some  points  relative  to  the  photometry  of  telescopic  stars. 

Monthly  Not.  18,  277  (1853). 
Dibdin,  W.  J.    Stellar  photometry.    Proc.  R.  Soc.  London  51,  404  (1892). 
Doberck,  W.     On  the  brightness  of  the  components  of  revoiving  double -stars. 

Astr.  Nachr.  95,  Nr.  2278  (1879 . 
Dorst,  F.  J.    Reduction  der  von  Zöllner  photometrisch  bestimmten  Sterne.    Astr. 

Nachr.  118,  Nr.  2822-23  :1S88,. 
Dun^r,  N.  C.    Sur  la  d^termination  des  grandeurs  photographiques  des  ^toiles. 

Bull,  du  comit6  pour  la  carte  du  ciel  1,  453  (1892). 

-  Sur  les  Clements  de  T^toile  variable  Y  Cygni.     Öfvers.  K.  Vetensk.-Akad. 
Förh.  Stockholm  1892,  Nr.  7. 

On  the  Chief  cause  of  the  aoomalies  in  the  light- variations  of  Y  Cygni.   Astr. 

Jouro.  12,  Nr.  265  u.  266  (1893,. 


Litteraturverzeichniss.  537 

Bsp  in,  T.  £.    The  distribation  of  the  variable  stars.    Observatory  4,  250  (1881); 

5,  77  (1882). 
Gore,  J.  £.    A  catalogue  of  known  variable  stars.    With  notes  and  observations. 

Proc.  Irish  Acad.  (2)  4,  149  (1884;. 
A  catalogue  of  suspected  variable  stars.    With  notes  and  observations.    Proc. 

Irish  Acad.  (2)  4,  267  (1884). 
A  revised  catalogue  of  variable  stars,  with  notes  and  observations.     Proc. 

Irish  Acad.  (3),  1,  97  (1887). 
Oould,  B.  A.    Uranometria  Argentina.   Brightness  and  position  of  every  fixed  star, 

down  to  the  seventh  magnitude,  within  one  hundred  degrees  of  the  south  pole. 

With  an  atlas.    Buenos  Aires,  1879. 
Heis,  £.   De  magnitudine  relativa  numeroquo  accurato  stellarum  quae  solis  oculis 

coDspiciuntur  fixarum.    Coloniae,  1852. 
Neuer  Himmels-Atlas.   Darstellung  der  im  mittleren  Europa  mit  blossen  Augen 

sichtbaren  Sterne  nach  ihren  wahren,  unmittelbar  vom  Himmel  entnommenen 

Grössen.    Stemverzeichniss  und  Atlas.    Köln,  1872. 
Herschel,  J.   Astrometry,  or  the  numerical  expression  of  the  apparent  magnitudes 

of  the  Stars.     Besults  of  astr.  obs.  made  during  the  years  1834 — 1838  at  the 

Cape  of  Good  Hope.    London,  1847,  cbapter  III,  304. 
Herschel,  W.    On  the  method  of  observing  the  changes  tbat  happen  to  the  fixed 

Stars;  with  some  remarks  on  the  stability  of  the  light  of  our  Sun.    To  which  is 

added  a  catalogue  of  comparative  brightness,  for  ascertaining  the  permanenoy 

of  the  lustre  of  stars.    Phil.  Trans.  86,  166  (1796). 
On  the  periodical  star  «  Herculis ,  with  remarks  tending  to  establish  the  rota- 

tory  motion  of  the  stars  on  their  axes.    To  which  is  added  a  second  catalogue 

of  the  comparative  brightness  of  the  stars.    Phil.  Trans.  86,  452  (1796). 
A  third  catalogue  of  the  comparative  brightness  of  the  stars  etc.    Phil.  Trans. 

87,  293  (1797;.  • 
A  fourth  catalogue  of  the  comparative  brightness  of  the  stars.    Phil.  Trans. 

89,  121  (1799;. 
Holden,  £.  S.    Note  on  a  relation  between  the  colors  and  magnitudes  of  the  com- 

ponents  of  binary  stars.    Amer.  Jouru.  (3)  19,  467  (1880,. 
Sur  la  d^termination  des  grandeurs  stellalres  a^raide  de  la  Photographie.    Bull. 

du  comite  pour  la  carte  du  ciel  1,  291    1892,. 
Houzeau,  J.  C.    Uranom6trie  g^nörale  avec  une  Stude  sur  la  distribution  des  6toiles 

visibles  k  Tceil  nu.    Annales  de  TObs.  de  Bruxelles.  Nouv.  S6r.  1  (1878). 
Jäger,  G.    Über  die  Beziehung  zwischen  Helligkeit  und  Eigenbewegung  der  Fix- 
sterne.   Sitzungsber.  der  Wiener  Akad.  II.  Gl.  108 lU,  145  (1894). 
Kapteyn,  J.  C.    Diff^rence  syst^matique  entre  les  grandeurs  photographiques  et 

visuelles  dans  les  diff^rentes  r^gions  du  ciel.    Bull,  du  comite   pour  la  carte 

du  ciel  2,  131  (1893> 
Klinkerfues,  E.  F.  W.    Über  den  Lichtwechsel  der  Veränderlichen.    Nachrichten 

der  K.  Ges.  d.  Wiss.  Göttingen  1866,  1. 
K nobel,  E.    On  Al-Süfi's  star  magnitudes.    Monthly  Not.  45,  417  (1885). 
V.  Kövesligethy,  R.    Beiträge  zur  Erkenntniss  der  Natur  variabler  Sterne.   Astr. 

Nachr.  108,  Nr.  2585  (1884). 
Lindemann,  £.'  Üeber  Helligkeitsbestim mnngen  von  Fixsternen  mit  dem  Zöllner- 

schen  Photometer  und  durch  Stufenschätzungen.     Bull.  Acad.  St.-P^tersb.  20, 

387  (1875,. 


538  Anhaog. 

Lindemann,  £.    Zur  Beurtheilung  der  Veränderlichkeit  rother  Sterne.    M6m.  Acad. 
St.-P6ter8b.  (7)  80,  Nr.  4  (1882;. 

Ober   den   Lichtwechsel    des  Sterns   TCygni.     Bull.  Acad.  St.-P^tersb.   29^ 

302  (1884). 

Helligkeitsmessungen  der  Bessel'schen  Plejadensteme.    M6m.  Acad.  St.-P^tersb. 

(7)  82,  Nr.  6  (1884). 

Die  Grössenclassen  der  Bonner  Durchmusterung.  Astr.  Nachr.  118,  Nr.  2816  (1888). 

Photometrische  Bestimmung  der  Qrüssenclassen  der  Bonner  Durchmasterung» 

Supplement  II  aux  Observations  de  Poulkova.    St.-P^tersb.  1889. 
Über  eine  von  Prof.  Oeraski  angedeutete  persönliche  Gleichung  bei  Helligkeits- 
vergleichungen der  Sterne.   Bull.  Acad.  St-P^tersb.    Nouv.  S6r.  II  (84),  77  ;1892 . 
Die  Lichtcurve  des  neuen  Sterns  von  1892  (2*Aurigae).    Bull.  Acad.  St.^Pötersb» 

Nouv.  S^r.  III  (85),  507  (1894). 
Helligkeitsmessungen  im  Sternhaufen  h  Persei.    Bull..  Acad.  St.-P^tersb.  S6r.  5^ 

2,  55  (1895). 
Lockyer,  N.     On  the  causes  which  produce  the  phenomena  of  new  stars.    PhiL 

Trans.  182,  397  (1891). 
On  the  variable  stars  of  the  cf  Cephei  class.     Proc.  R.  Soc.  London  69,  101 

(1896). 
Loomis,  F.  C.    Periodic  stars.    Inaug.-Dissert.    Göttingen,  1869. 
Mädler,  H.    Über  das  Helligkeitsverhältniss  der  Doppelsternpaare.    Astr.  Nachr. 

16,  Nr.  364  (1839). 
Müller,  G.    [Helligkeitsmessungen  des  neuen  Sterns  im  Andromeda-Nebel.]    Astr. 

Nachr.  118,  Nr.  2690  (1886). 
Müller,   G.    und   Kempf,   P.      Photometrische   Durchmusterung   des   nördlichen 

Himmels,  enthaltend  alle  Sterne  der  B.  D.  bis  zur  Grösse  7.5.    Theil  L    Zone  0^ 

bis  +  20**  Declination.    Publ.  Astrophys.  Obs.  Potsdam  9  (1894). 
Oudemans,  J.  A.  C.    Zweijährige  Beobachtungen  der  meisten  jetzt  bekannten  ver- 
änderlichen Sterne.    Abhandl.  d.  mathem.-phys.  Classe  der  K.  Niederl.  Akad.  d. 

Wiss.  1856. 
Über  die  Änderung  der  Helligkeit  der  Fixsterne  zufolge  der  eigenen  Bewegung 

in  der  Richtung  der  Gesichtßlinie.    Astr.  Nachr.  187,  Nr.  3275  (1895). 
Parkhurst,  H.  M.     Photometrie  observations  of  the  new  star  in  Auriga.    Astr. 

Journ.  11,  Nr.  262  (1892). 

Observations  of  variable  stars.    Annais  Harv.  Coli.  Observ.  29,  89  (1893). 

Peirce,  CS.    Photometrie  researches.    Made  in  the  years  1872 — 75.    Annais  Harv. 

Coli.  Obs.  9  (1878). 
Peters,  C.  H.  F.    Über  ülugh  Beg's  Stemgrössen.    Astr.  Nachr.  99,  Nr.  2367  (1881). 
Pickering,  E.  C.     [Photometrische  Messungen  von  Doppelstemen.]    Annais  Harv. 

Coli.  Observ.  11,  105,  277  (1879). 
Dimension s  of  the  fixed  stars,  with  especial  reference  to  binaries  and  variables 

of  the  Algol  type.    Proc.  Amer.  Acad.  New  Ser.  8,  1  (1881). 

Variable  stars  of  short  period.    Proc.  Amer.  Acad.  New  Ser.  8,  257  (1881). 

Photometrie  measnrements  of  the  variable   stars  ß  Persei  and  D.  M.  81^,  25, 

made  at  the  Harvard   College  Observatory.     Proc.  Amer.  Acad.  New  Ser.  8, 
370  (1881). 

Observations   with   the   Meridian   photometer   during   the  years    1879—1882. 

[Harvard  Photometry.]    Annais  Harv.  Coli.  Observ.  14  [1884— 1885. 


LitteraturverzeichniEB.  539 

Pickering,  £.  C.   Magnitudes  of  circumpolar  stars  determined  at  the  ob&ervatoi ies 
•   of  Moscow  and  of  Harvard  College.    Astr.  Nachr.  117,  Nr.  2793  (1887). 
Magnitudes  of  stars  employed  in  yarious  Nautical  Almanacs.    Annais  Harv. 

Coli.  Observ.  18,  1  (1890). 
Discussion  of  the  üranometria  Oxoniensis.     Annais  Harv.  Coli.  Observ.   18, 

15  (1890;. 

A  Photographie  determination  of  the  brightness  of  the  stars.    Annais  Harv. 

Coli.  Observ.  18,  119  (18Ö0). 

Index  to  observations  of  variable  stars.  Annais  Harv.  Coli.  Observ.  18,  215  (1890). 

Results  of  observations  with  the  Meridian  photometer  during  the  years  1882 

— 88.     [Photometrie  revision    of   the  Durchmusterung.}     Annais  Harv. 

Coli.  Observ.  24  (1890). 
The  Photometrie  catalogues  of  the  Harvard  College  Observatory.   Astr.  Nachr. 

185,  Nr.  3229  (1894). 
Comparison  of  the  Photometrie  magnitudes  of  the  stars.     Astr.  Nachr.  187, 

Nr.  3269  (1895);   Astrophys.  Joum.  1,   154  (1895).  —   Bemerkungen   zu  diesem 

Aufsatz  von  Turner  (Astr.  Nachr.  187,  Nr.  3274)  und  von  Müller  u.  Kempf 

(Astr.  Nachr.  187,  Nr.  3279  (1895) ). 
Pigott,  £.   Observations  and  remarks  on  those  stars  which  the  astronomers  oftbe 

last  Century  suspected  to  be  changeable.    Phil.  Trans.  76,  189  (1786). 
Plassmann,  J.    Die  veränderlichen  Sterne.   Darstellung  der  wichtigsten  Beobach- 
tungs-Ergebnisse und  Erklärungs-Versuche.    Köln,  1888. 
Plummer,  J.    On  the  collect! ve  light  and  distribution  of  the  fixed  stars.    Monthly 

Not.  87,  436  (1877). 
Pogson,  N.     Catalogue  of  53   known  variable   stars,   with  notes.     Astron.  Obs. 

Radcliffe  Observ.  Oxford  15,  281  (1856). 
Pritchard,  C.    Photometrie  determination  of  the  relative  brightness  of  the  brighter 

Stars  north  of  the  equator.    Mem.  R.  Astr.  Soc.  London  47,  353  (1883). 
Üranometria  nova  Oxoniensis.    A  Photometrie  determination  of  the  magnitudes 

of  all  Stars  visible  to  the  naked  eye  from  the  pole  to  ten  degrees  south  of  the 

equator.    Oxford,  1885. 
Note  on  the  comparison  of  the  Photometrie  magnitudes  of  the  same  stars 

observed  at  Harvard  College  and  at  the  University  Observatory,  Oxford.   Monthly 

Not.  45,  33  (1885). 
On  some  points  of  difference  between  the  Harvard  and  Oxford  stellar  photo- 

metry.    Monthly  Not.  45,  411  (1885). 

Photometrie  Observations  of  the  Nova  Andromedae.   Monthly  Not.  46,  18  (1886,. 

Further  experienee  regarding  the  magnitudes  af  stars  as  obtained  by  pholo- 

graphy  in  the  Oxford  University  Observatory.    Monthly  Not.  51,  430  (1891). 
Roberts,  A.  W.    Certain  considerations  concerning  the  accuracy  of  eye-estimates 

of  magnitude  by  the  method  of  sequences.    Astrophys.  Joum.  4,  184  (1896). 

Notes  on  a  method  of  determining  the  valne  of  the  light-ratio.    Astrophys. 

Joum.  4,  265  (1896). 

Sawyer,  E.  F.    On  the  new  Algol-type  Variable,  FCygni.    Astr.  Joum.  7,  Nr.  159 

u.  161  (1888). 
Catalogue  of  the  magnitudes  of  southern  stars  from  O*'  to  —  30**  declination, 

to  the  magnitude  7.0  inclusive.    Mem.  Amer.  Acad.  12,  1  (1893). 
Schaeberle,  J.  M.    On  the  Photographie  brightness  of  the  fixed  stars.    Publ.  Astr. 

Soc.  of  the  Pacific  1,  51  '1889 . 


540  Anhang. 

Scheiner,  J.  Untersuchungen  über  den  Lichtwechsel  Algols  nach  den  Mannheimer 
Beobachtungen  von  Prof.  Schönfeld  in  den  Jahren  1869  bis  1875.  Diss.  inau^. 
Bonn,  1882. 

Vergleichung  der  Grössenangaben  der  Südlichen  Durchmusterung  mit  denen 

anderer  Cataloge.    Astr.  Nachr.  116,  Nr.  2766  (1887). 

Über  die  Bestimmung  der  Sterngrössen  aus  photographischen  Aufnahmen.   Astr. 

Nachr.  121,  Nr.  2884  (1889);  124,  Nr.  2969  (1890;. 

Photographisch-photometrische  Untersuchungen.     Astr.  Nachr.  128,  Nr.  3054 

1891). 

Application  de  la  Photographie  a  la  d^terminatlon  des  grandeurs  stellaires. 

Bull,  du  Comitö  intern,  pour  Tex^cution  photogr.  de  la  carte  du  ciel  1,  227  (1892  >. 

Schjellerup,  C.  Eine  Uranometrie  aus  dem  zehnten  Jahrhundert.  Astr.  Nachr. 
74,  Nr.  1759  (1869). 

Descriptiou  des  Steiles  fixes  composSe  au  milien  du  dixiöme  siScle  de  nptre 

6re  par  rajstronome  Persan  Abd-Al-Bahman  Al-Süfi.   St.-P6tersbourg,  1874. 

Schön  fei  d,  E.  Beobachtungen  von  veränderlichen  Sternen.  Sitzungsber.  der 
Wiener  Akad.  IL  Cl.  42,  146  (1860). 

Catalog  von  veränderlichen  Sternen  mit  Einschluss  der  neuen  Sterne*  32.  Jahres- 
bericht des  Mannheimer  Vereins  für  Naturkunde  für  1866. 

Zweiter  Catalog  von  veränderlichen  Sternen.    Mit  Noten.    40.  Jahresber.  des 

Mannheimer  Vereins  für  Naturkunde  für  1874. 

Schönfeld,  E.  und  Winnecke,  A.    Verzeichniss  von  veränderlichen  Sternen  zur 

Feststellung  ihrer  Nomenclatur.    Vierteljahrsschr.  d.  Astr.  Ges.  8,  66  (1868;. 
Seeliger,  H.     Über  den   neuen  Stern  im  Andromeda-Nebel.     Astr.  Nachr.  118, 

Nr.  2710  (1886). 
Seidel,  L.    Untersuchungen  über  die  gegenseitigen  Helligkeiten  der  Fixsterne  erster 

Grösse  und  über  die  Extinction  des  Lichtes  in  der  Atmosphäre.    Abhandl.  der 

Münchener  Akad.  IL  Cl.  6,  541  (1850—1852). 
Resultate  photometrischer  Messungen  an  zweihundert  und  acht  der  vorzüg- 
lichsten Fixsterne.    Abhandl.  der  Münchener  Akad.  II.  Cl.  9,  421  (1863 . 
Thome,  J.  M.    Cordoba  Durchmusterung.    Brightness  and  position  of  every  fixed 

Star  dowD  to  the  tenth  magnitude  comprised  in  the  belt  of  the  heavens  between 

22  and  32  degrees  of  south  declination.    Results  of  the  National  Argentine  Ob- 

servatory,  Vol.  16.    Buenos  Aires,  1892. 
Vogel,  H.  C.    Resultate  spectralphotometrischer  UntersuchungcD.    Monatsber.  der 

Berliner  Akad.  1880,  801. 
Westphal,  J.  H.    Über  die  periodisch  veränderlichen  Sterne.    Neueste  Schriften  d. 

naturf.  Ges.  zu  Danzig.    Bd.  I,  Heft  2  (1820).   —   Ausserdem  Zeitschr.  für  Astr. 

von  Lindenau  u.  Bohnenberger  4,  185,  316;  6,  282. 
Über  die  verhältnissmässige  Helligkeit  der  Sterne.    Neueste  Schriften  d.  naturf. 

Ges.  zu  Danzig,  1820,  60. 
Wilsing,  J.    Untersuchungen  über  den  Lichtwechsel  von  Z7Cephei.    Astr.  Nachr. 

109,  Nr.  2596  (1884). 

Über  den  Lichtwechsel  Algols  und  über  die  Klinkerfues'sche  Erklärung  des 

veränderlichen  Lichtes  bei  Sternen  der  III.  Spectralclasse.     Astr.  Nachr.  124, 
Nr.  2960  (1890). 

Wolf,  M.   Photographische  Messung  der  Sternhelligkeiten  im  Sternhaufen  G.  C.  4410. 

Astr.  Nachr.  126,  Nr.  3019  (1891). 
Wolff,  J.  Th.    Photometrische  Beobachtungen  an  Fixsternen.    Leipzig,  1877. 


Litteratarverzeichniss.  54 1 

Wolff,  J.  Tb.  Photometrische  Beobaohtnngen  an  Fixsternen  aus  den  Jahren  1876 
bis  1883.    Berlin,  1884. 

Photometrische  Arbeiten  über  die  Sterne  der  Bonner  Durchmusterung.  Viertel- 
jahrsschrift der  Astr.  Ges.  22,  366  (1887). 


7.    Eztmction  des  Lichtes  in  der  Erdatmosphaxe. 

Abney,  W.    On  the  atmospheric  transmission  of  Visual  and  photographically  active 

light.    Monthly  Not  47,  260  (1887). 
Transmission  of  sunlight  through  the  earth's  atmosphere.   Phil.  Trans.  178,  251 

fl887);  184,  1  (1893). 
Abney,  W.  and  Festing,  £.  B.    The  Influence  of  water  in  the  atmosphere  on  the 

solar  spectrum  and  solar  temperature.    Proc.  B.  Soc.  London  85,  328  (1883). 
Ängstrüm,  E.     Beitriige  zur  Eenntniss  der  Absorption  der  Wärmestrahlen  durch 

die  verschiedenen  Bestandtheile  der  Atmosphäre.      Bib.    Svenska   Vet.-Acad. 

Handl.  15,  Nr.  9  (1890).  —  Siehe  auch  Wiedem.  Ann.  89,  267  (1890). 
Beobachtungen  über  die  Strahlung  der  Sonne.   Bih.  Svenska  Vet-Acad.  Handl. 

15,  Nr.  10.  —  Siehe  auch  Wiedem.  Ann.  89,  294  (1890). 
Cornu,   A.     Sur  la  limite  ultra  -  violette  du  spectre  solaire.     Compt  Bend.  88, 

1101  (1879;. 
Sur  Tabsorption  par  TatmosphSre  des  radiations  ultra- violettes.    Compt.  Bend. 

88,  1285  (1879). 
Observation  de  la  limite  ultra-violette  du  spectre  solaire  k  diverses  altitudes. 

Compt.  Bend.  89,  808  (1879). 
Sur  la  loi  de  r^partition  suivant  Faltitude  de  la  substance  absorbant  dans 

Tatmosph^re  les  radiations  solaires  ultra- violettes.    Compt.  Bend.  90,  940  (1880). 
Sur  l'observation  comparative  des  raies  telluriques  et  m^talliques,  comme  moyen 

d^^valuer  les  pouvoirs  absorbants  de  Tatmosph^re.    Compt.  Bend.  95,  801  (1882;. 
Crova,  A.    Mesure  de  Tintensit^  calorifique  des  radiations  solaires,  et  de  Ibur  ab- 

sorption  par  l'atmosph^re  terrestre.     Ann.  Chim.  et  Phys.  (5)  11,  433  (1877);  19, 

167  (i880). 
Sur  la  transmissibilitS  de  la  radiation  solaire  par  Tatmosphere  terrestre.    Compt. 

Bend.  104,  1475  (1887). 
Elster,  J.  und  Geitel,  H.    Beobachtungen  des  atmosphärischen  Potentialgefälles 

und  der  ultravioletten  Sonnenstrahlung.    Theil  4:  Über  die  Absorption  des  ultra- 
violetten Sonnenlichtes  in  der  Erdatmosphäre.     Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad. 

IL  Classe  101  lU,  835  (1892). 
Forbes,  J.  D.    On  the  transparency  of  the  atmosphere  and  the  law  of  extinction 

of  the  solar  rays  in  passing  through  it.    Phil.  Trans.  182,  225  (1842). 
Frölich,  0.     Über  das  Gesetz  der  Absorption  der  Sonnenwärme  in  der  Atmo- 
sphäre.   Meteor.  Zeitschr.  5,  382  (1888). 
Hausdorff,  F.    Über  die  Absorption  des  Lichtes  in  der  Atmosphäre.    Sitzungsber. 

Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  1895,  401. 
v.  Hepp erger,  J.    Über  den  Einfluss  der  selectiven  Absorption  auf  die  Extinction 

des  Lichtes   in  der  Atmosphäre.     Sitzungsber.  d.  Wiener  Akad.  IL  Cl.  105  lu, 

173  (1896). 
Hill ,  S.  A.    On  the  constituent  of  the  atmosphere  which  absorbs  radiant  heat   Proc. 

B.  Soc.  London  88,  216  (1882). 


542  Anhang. 

HodgkinBon,  G.  0.    Actin ometrical  observations  among  the  alps,  with  the  descrip- 

tion  of  a  new  actinometer.    Proc.  R.  Soc.  London  15,  321  (1867). 
Langley,  S.  P.    Observations  on  Mount  £tna.    American  Joarn.  (3)  20,  33  (ISSO). 
Sunlight  and  skylight  at  high  altitudes.    American  Journal  (3)  24,  393 ;  Nature 

26,  586  (1882). 

The  selective  absorption  of  solar  energy.    American  Journal  (3)  26,  169  '1883). 

On  the  amount  of  the  atmospheric  absorption.    American  Journal  (3)  28,  163 

;1884). 
Researches  on  solar  heat  and  its  absorption  by  the  earth's  atmosphere.    A 

report  of  the  Mount  Whitney  expedition.    Prof.  papers  of  the  Signal  Service 

Nr.  15  ;1884). 
Laplace,  P.S.     Trait^  de  mecanique  Celeste.    Tome  IV,  Chap.  III:  De  Textinc- 

tion  de  la  Inmiere  des  astres  dans  Tatmosphere  terrestre,  et  de  Tatmosph^re  du 

soleil. 
Maurer,  J.    Die  Extinction  des  Fixsternlichtes  in  der  Atmosphäre  in  ihrer  Be- 
ziehung zur  astronomischen  Refraction.    Diss.  inaug.  Zürich,  1882. 
Über  die  atmosphärische  Absorption  von  strahlender  Wärme  niedriger  Tempe- 
ratur und  die  GrOsse  der  Stemenstrahlung.    Vierteljahrsschr.  naturf.  Ges.  Zürich 

84;  Repert.  d.  Phys.  25,  642  (IS89;. 
Michalke,  C.    Untersuchungen  über  die  Extinction  des  Sonnenlichtes  in  der  Atmo- 
sphäre.   Astr.  Nachr.  118,  Nr.  2691  (1886). 
Müller,  G.  Untersuchungen  über  die  Helligkeitsänderungen  in  verschiedenen  Theilen 

des  Sonnenspectrums  bei  abnehmender  Höhe  der  Sonne  über  dem  Horizont.  Astr. 

Nachr.  108,  Nr.  2464  (1882). 
Photometrieche  Untersuchungen.    Zweiter  Abschnitt:  Untersuch unjen  über  die 

Extinction  des  Lichtes  in  der  Atmosphäre.     Publ.  Astrophys.  Observ.  Potsdam 

8,  Nr.  12,  227  (1883). 
— —  Photometrische  und  spectroskopische  Beobachtungen,  angestellt  auf  dem  Gipfel 

des  Säntis.    Publ.  Astrophys.  Observ.  Potsdam  8,  Nr.  27, 1  (1891). 
Pouillet,  C.  S.  M.    Memoire  sur  la  chaleur  solaire,  sur  les  pouvoirs  rayonnants  et 

absorbaots  de  Tair  atmosph6rique  et  sur  la  temp^rature  de  Tespace.     Compt. 

Rend.  7,  24  (1838). 
Roscoe,  H.  E.  and  Baxendell,  J.     Note  on  the  relative  chemical  intensities  of 

direct  sunlight  and  diffuse  daylight  at  different  altitudes  of  the  sun.     Proc.  R 

Soc.  London  15,  20  (1867). 
Schaeberle,  J.  M.    Terrestrial  atmospheric  absorption  of  the  Photographie  rayd  of 

light.    Contrib.  Lick  Observatory,  Nr.  3.    Sacramento,  1893. 
Schlagintweit,  H.    Bemerkungen  über  die  Durchsichtigkeit  der  Atmosphäre  und 

die  Farbe  des  Himmels  in  grösseren  HOhen  der  Alpen.   Astr.  Nachr.  81,  Nr.  742 

(1851). 
See  Chi,  A.    Considerazioni  sulla  vera  maniera  di  valutare  il  raggiamento  solare 

e  ricerche  sulla  forza  assorbente  dell'  atmosfera  terrestre.     Mem.  deirOsserv. 

deir  universita  Greg,  del  Collegio  Rom.  1851,  App.  II. 
Seeliger,  H.    Über  die  Extinction  des  Lichtes  in  der  Atmosphäre.    Sitzungsber. 

d.  Münchner  Akad.    IL  Gl.  21,  247  (1891).   . 
Seidel,  L.    Untersuchungen  über  die  gegenseitigen  Helligkeiten  der  Fixsterne  erster 

Grüsse  und  über  die  Extinction  des  Lichtes  in  der  Atmosphäre.    Abhandl.  der 

Mttnchener  Akad.  II.  Gl.  6,  541  (1850—1852). 


J 


Litteraturverzeichniss.  543 

Tr^pied,  Ch.    Sur  la  Photometrie  des  6toiles  et  la  transparence  de  Tair.    Oompt. 
.     Rend.  82,  557  (1876). 

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544  Anbang. 

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Phil.  Trans.  167,  555    1867);  Pogg.  Ann.  182,  404  (1867). 

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der   Bonner    Durchmusterung.     Sitzungsber.  der   MUnchener  Akad.  IL  Cl.  14, 

521    1884). 
Über  die  Vertheilung  der  Sterne  auf  der  südlichen  Halbkugel  nach  Schönfelds 

Durchmusterung.    SiUungsber.  der  Mttnchener  Akad.  IL  Gl.  16,  220  (1886). 

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f 


Litteraturverzeichniss.  545 

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Vierordt,  C.    Die  Photometrie  der  Franhhofer^schen  Linien.    Wiedem.  Ann.  18, 

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Violle,  J.    Sor  T^talon  absolu  de  Inmiöre.    Ann.  Chim.  et  Phys.  (6)  8,  373  (1884). 
Weber,  L.    Intensitätsmessongen  des  diffusen  Tageslichtes.'    Wiedem.  Ann.  26, 

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M&llerj  Photometrie  der  Geetime.  35 


Namen-  und  Sachregister. 


AbblendODg  des  Objectivs,  Einwirkung 
*  der  Beugung  des  Lichtes  dabei  162—169. 

Abblendungspbotometer,  bei  denen  die 
'  Auslöschung  des  Lichtes  beobachtet 
wird  169 — 177;  bei  denen  die  Gleich- 
heit zweier  Lichteindrticke  beobachtet 
wird  210—220. 

Ablenkungaphotometer,  von  Parkhurst  177 
—180. 

Abney,  W.  Transmissionscoefficient  der 
Erdatmosphäre  138;  Durchlässigkeit  der 
Atmosphäre  für  verschiedene  Wellen- 
längen 140;  Methode  zur  Bestimmung 
der  Constante  beim  Keilphotometer  18S: 
photographische  Helligkeitsbestimmung 
der  Sonnencorona  332. 

Abney,  W.  und  Festing,  E.  R.  Methode 
zur  Bestimmung  der  Helligkeitsverthei- 
lung  im  Sonnenspectrum  269. 

Absorption,  der  Sonnenatmosphäre  324 — 
328. 

Absorption,  selective,  der  Erdatmosphäre 
139—144. 

Absorptionsphotometer  180 — 192. 

Absorptionstheorie  bei  diffus  reflectiren- 
den  Flächen,  von  Lommei  44 — 52. 

Actinometer,  von  J.  Herschel  288. 

Airy,  G.  B.  Beugungserscheinungen  an 
Fernrobren  163. 

Albedo,  Begriffsbestimmung  nach  Lambert 
und  Seeliger  52 — 55 ;  irdischer  Substan- 
zen 52;  Formeln  zur  Berechnung  der- 
selben für  einen  Himmelskörper  64 — 65; 
des  Mondes  343;  des  Mercnr  355;  der 
Venus  360;  des  Mars  373;  der  kleinen 
Planeten  Ceres,  Pallas,  Vesta  380;  des 
Jupiter  383;  der  Jupitertrabanten  391; 
des  Saturn  398;  des  Uranus  403;  des 
Neptun  406. 

Albert,  L.  A.    Photoskop  181. 

Algol,  Lichtwechsel  495—496. 

Algoltypus  der  Veränderlichen  495 — 500. 

Al-Süfi.    Helligkeitskatalog  430. 

Anderson,  Th.  D.    Nova  T  Aurigae  477. 


Anding,  E.  Über  selbstleuchtende  Flä- 
chen mit  Mittelpunkt  35 — 37;  über  die 
Lichtverth eilung  auf  einer  Planeten- 
scbeibe  68;  Verfinsterung  der  Jupiter- 
trabanten 102. 

Andromedanebel,  Neuer  Stern  in  dem- 
selben 476. 

An t heim.   Nova  11  Vulpeculae  474. 

rj  Aquilae,  Lichtcurve  489, 

Arago,  Fr.  Empfindungsgrenze  13;  Pola- 
risationBphotometer240;  Vertheilung  der 
Helligkeit  auf  der  Sonnenscheibe  318; 
Intensitätsvertheilung  auf  der  Mond- 
oberfläche 344;  Helligkeitsvertheilung 
auf  dem  Jupiter  383;  Polarisation  des 
Cometenlichtes  409. 

Argel ander,  F.  W.  A.  Photometrie 
kleiner  Planeten  375 ;  Uranometria  Nova 
435;  Bonner  Durchmusterung  438 — 442; 
Stufenschätzungsmethode  459;  Licht- 
wechsel von  /J  Lyrae  488;  Lichtwecbsel 
von  <f  Cephei  490. 

rj  Argus,  Lichtwechsel  482. 

Ariel,  Lichtstärke  404. 

d' Arrest,  H.  Veränderliche  Nebel  423 
—424. 

Aschfarbenes  Mondlicht,  Theorie  desselben 
82—85. 

Asteroiden,  Helligkeitsbestimmungen  und 
Phasenlichtcurven  375 — 381. 

Astrometer,  von  Knobel  171 ;  von  J.  Her- 
schel 200—204. 

Astrophotometer,  Zöllner'sches  246—249; 
Potsdamer  Form  desselben  249;  in  Ver- 
bindung mit  Kefractoren  250;  Abände- 
rungen von  Ceraski  250;  allgemeine 
Vorschriften  über  den  Gebrauch  des- 
selben 251 — 253;  Genauigkeit  der  Mes- 
sungen mit  demselben  254. 

Atmosphäre  der  Erde,  Extinction  in  der- 
selben HO — 138;  selective  Absorption 
derselben  139—144. 

Atmosphäre  der  Sonne,  Absorptions Wir- 
kung 324—328. 


Namen-  und  Sachregister. 


547 


Aasgestrahlte  LicfatmeDge,  Definition  des 
Begriffs  26. 

Ausgleichung  photometrischer  Beobach- 
tungen nach  dem  rechnerischen  Gesetz 
17—18. 

AusiÖschnngsphotometer,  allgemeine  Vor- 
schriften für  die  Beobachtungen  mit  den- 
selben 153 — 157,  Auslöschungsphoto- 
meter  mit  Abbiendung  169 — 179;  Aus- 
iüschungsphotometer  mit  absorbirenden 
Medien  180—192. 

Auwers,  A.  Helligkeitsschätznngen  der 
Jupitertrabanten  389;  Nova  T  Scorpii 
475. 


B  a  b  i  n  e  t ,  J.  Polarisationsphotometer  243. 

Bailey,  S.  J.  Helligkeitscatalog südlicher 
Sterne  449. 

Bailly,  J.  S.  Helligkeitsschätzangen  der 
Jnpitertrabanten  386. 

Baldwin,  H.  L.  Sichtbarkeit  der  Venus 
am  Tage  358. 

Barnard,  £.  Durchgang  des  Japetus 
durch  den  Schatten  des  Satumsystems 
101;  Helligkeit  der  Sonnencorona  334; 
Durchmesser  der  kleinen  Planeten  Ceres, 
Pallas,  Vesta  379;  veränderliche  Nebel 
423—424. 

Bayer,  J. ..  üranometrie  431. 

Beer,  A.  Über  das  Lambert'sche  Emana- 
tionsgesotz  30. 

Beer,  W.  und  Mädler,  J.  H.  Hellig- 
keitsscala  für  den  Mond  346;  Helligkeit 
der  Jupitertrabanten  388. 

Behrmann,  C.  Atlas  des  südlichen  Him- 
mels 436. 

Beleuchtung,  von  Flächen  durch  leuch- 
tende Punkte  19 — 25;  von  Flächen  durch 
leuchtende  Flächen  25—38. 

Beleuchtung  der  Netzhaut  157 — 162. 

Beleuchtungsgesetz,  von  Lambert  29 — 33, 
39 — 40;  von  Lommel-Seeliger  44 — 52; 
von  Euler  57. 

Beleuchtungsmeridiane  auf  beleuchteten 
Flächen  23. 

Belenchtungsparallele  auf  beleuchteten 
Flächen  23. 

Beleuchtungstheorie,  der  Planeten  56 — 67; 
der  Planetentrabanten  79 — 82;  eines 
Systems  kleiner  Körper  86—94;  des 
Satumringes  94 — 101. 

Belopol8ky,A.  Spectroskopische Beob- 
achtungen von  ß  Lyrae  und  d  Cephei 
493—494. 

B  erbe  rieh,  A.  Helligkeit  des  Encke- 
schen  Cometen  416. 

V.  Berg,  F.  Das  Schwerd'sche  Photo- 
meter 213. 

Bernard,  F.  Polarisationsphotometer 
242;  Lichtänderungen  des  Japetus  399. 


B  e  8  s e  1 ,  F.  W.  Die  Helligkeitsschätzungen 
desselben  verglichen  mit  der  Bonner 
Durchmusterung  443. 

Beugung  des  Lichtes  an  den  Rändern  des 
ObjectivB,  Einfluss  derselben  auf  Licht- 
mesBungen  162—169. 

Beugungsfigur  eines  Sternes,  Vertheilung 
der  Intensität  innerhalb  derselben  164; 
Dimensionen  der  centralen  Beugungs- 
figur bei  kreisfünnißjer  Abbiendung  168, 

Birmingham,  J.    Nova  T  Coronae  475. 

Blenden,  Verwendung  derselben  in  der 
Photometrie  169—177. 

Blendkappe,  beim  Parkhnrst'schen  Photo- 
meter 178. 

Blendscheibe,  von  Thury  172;  beim  Horn- 
stein'schen  Zonenphotometer  219. 

Blend Vorrichtung,  sectorförmige  175. 

Bolometer,  von  Langley  290. 

Bond,  G.  P.  Verwendung  spiegelnder 
Kugeln  zu  photometrischen  Messungen 
231;  Anwendung  der  Photographie  zu 
Helligkeitsmessungen  297—298;  Hellig- 
keitsverhältniss  von  Sonne  und  Voll- 
mond 314;  Helligkeitsverhältniss  zwi- 
schen Mond  und  den  Planeten  Jupiter 
und  Venus  339;  Lichtstärke  der  Mond- 
phasen 341 — 342;  Lichtvertheilung  auf 
der  Mondscheibe  344;  photographische 
und  optische  Albedo  von  Jupiter  383. 

Bonner  Durchmusterung  438 — 442;  Ver- 
gleichung  derselben  mit  der  Potsdamer 
photometrischen  Durchmusterung  452. 

Bouguer,  P.  Empfindungsgrenze  13; 
Belexionstheorie  41;  Extinctionstheorie 
116 — 122;  Weglängen  in  der  Erdatmo- 
sphäre und  Zenithrednctlonen  135 ;  Trans- 
missionscoefficient  der  Erdatmosphäre 
138;  Sectorblenden  174;  photometrische 
Apparate  195 — 196, 211;  Verwendung  des 
Heliometers  zn  photometrischen  Mes- 
sungen 212;  Sonne  und  Kerzenlicht  308; 
Sonne  und  Vollmond  313;  Vertheilung 
der  Helligkeit  auf  der  Sonnenscheibe 
318;  Mond  und  Kerzenlicht  338;  Hellig- 
keitsverhältniss verschiedener  Stellen 
der  Mondoberfiäche  344. 

Boys,  e.V.    Radiomikrometer  290. 

BremikeryXl^  Helligkeit  der  Venus  356. 

Brennpunktsbilder  in  Fernrohren,  Hellig- 
keit derselben  158—160. 

Brugui^re,  H.  Sichtbarkeit  der  Venus 
am  Tage  358. 

B  r  u  h  n  s ,  0.  Durchmesser  kleiner  Planeten 

aus  Helligkeitsschätzungen  380. 
Bruns,  H.    Theorie  der  Veränderlichen 

vom  Algoltypus  498. 
Buchholz,  H.  Japetus  Verfinsterung  durch 

das  Saturnsystem  101. 
Bunsen'sches  Fleckphotometer  199 — 200. 
Bunsen,  R.  und  Roscoe,  H.  E.    Chemi- 

35* 


548 


Namen-  und  Sachregister. 


sches  Photometer  292 ;  photographische 
LichtmesBungen  296. 
Burnham,  S.  W,     Veränderliche  Nebel 
423—424. 


Ciicciatore^N.  Phasenerscheinungen  der 
Cometen  408. 

Cnmeron.  Sichtbarkeit  der  Venus  am 
Tage  358. 

Campbell,  W.    Nova  12  Normae  479. 

Oassini,  D.  Lichtschwankungen  des  Ja- 
petus  399 ;  Phasenerscheinungen  am  Co- 
meten von  1744  408;  NovaPCygni  und 
Nova  Vulpeculae  474. 

<f  Cephei,  Lichtcurve  490. 

Ceraski,  W.  Einrichtungen  am  ZöUner- 
schen  Photometer  250;  Helligkeiten  von 
Circumpolarsternen  446. 

Chacornac,  J.  Sternphotometer  257 — 
259;  Vertheilnng  der  Helligkeit  auf  der 
Sonnenscheibe  319;  Intensität  der  Son- 
nenflecke 328. 

C  h  am  b  e  r  s ,  G.  F.  Catalog  veränderlicher 
Sterne  465. 

Chandler,  S.O.  Lichtverhältniss  zweier 
aufeinander  folgenden  Grüssenclassen 
457;  Cataloge  von  veränderlichen  Ster- 
nen 465;  Bezeichnung  der  Veränder- 
lichen 466;  Vertheilung  der  Veränder- 
lichen am  Himmel  468;  Algol  495. 

Charlier,  C.  V.  L.  Beziehung  zwischen 
optischen  StemgrOssen  und  pbotographi- 
schen  Durchmessern  302;  photographi- 
sche Helligkeit  der  Pleiadensteme  506; 
photographische  Helligkeit  Algols  510. 

Chemisches  Photometer,  von  Bunsen  und 
Roscoe  292. 

Chemische  Wirkung  verschiedener  Partien 
der  Sonnenscheibe  322. 

Christie,  W.H.M.  Spiegelung  der  Venus- 
oberfläche 361. 

Colorimeter,  am  Zöllner^schen  Astrophoto- 
meter  248. 

Cometen,  Phasenerscheinungen  und  Eigen- 
licht 408;  polarisirtes  Licht  409;  spec- 
troskopiscbe  Beobachtungen  410;  Ge- 
sammtintensität  und  Flächenintensität 
411;  Beobachtungsmethoden  412;  Er- 
gebnisse 413—416;  photometrische 
Messungen  417. 

Comet  1862  II  (Schmidt),  periodische 
Helligkeitsschwankungen  415. 

Comet  1874  III  (Coggia),  Helligkeits- 
schätzungen von  Schmidt  413. 

Coraet  1882  I  (Wells),  photometrische 
Messungen  415. 

Comet  1884 1  (Pons-Brooks),  photometrische 
Messungen  415. 

Comet  1886  I  (Fabry)  und  18S6  II  (Bar- 
nard), photometrische  Messungen  415. 


Copeland,  R.    Helligkeit  des  Mars  372. 

Cornu,  A.  Verfinsterung  der  Jupiter- 
satelliten  102,  109,  392;  photometrische 
Methoden  220. 

Corona  der  Sonne,  Helligkeitsbestim- 
mungen derselben  329—335. 

Cosinusquadratgesetz,  von  Malus  236. 

Ctookes,  W.    Radiometer  291. 

C  r  o  V  a ,  A.  Verbesserung  am  Glan  -Vogel- 
scheu  Spectralphotometer  279;  neues 
Spectralphotometer  280—281. 

Crova,  A.  und  Lagarde.  Methode  zar 
Bestimmung  der  Helligkeitsvertheilung 
im  Sonnenspectrum  268. 

Curven  gleicher  Helligkeit,  auf  beleuch- 
teten Flächen  23—25;  auf  einer  Planeten- 
Scheibe  70 — 73. 


Dämmerlicht,  des  Planeten  Venus  361. 

Dawes,  W.  R.  Abblendungsphotometcr 
171;  Verwendung  von  Diaphragmen 
zwischen  Obiectiv  und  Ocular  zu  photo- 
metrischen Messungen  176;  Eeilphoto- 
meter  183. 

Deflectionsphotometer,  von  Parkhurst  177 
—180. 

DeimoB,  Lichtstärke  374 ;  Durchmesser  375. 

De  la  Rue,  Warren.  Anwendung  der 
Photographie  zu  Helligkeitsmessungen 
297. 

Dennett,  F.  C.  Lichtvariationen  der 
Jupitertrabanten  389. 

D  e  n  n  i  n  g ,  W.  F.  Sichtbarkeit  des  Mercur 
mit  blossem  Auge  351. 

Dichtigkeit  der  Beleuchtung  26—27. 

Dichtigkeit  des  Lichtes,  Definition  des 
Begriffes  derselben  20. 

Differentialthermometer,  von  Leslie  288. 

Diffraction,  EinfluBS  derselben  auf  Licht- 
messungen 162—169. 

Dione,  Lichtstärke  und  Durchmesser  400. 

Dorst,  F.  J.  Bearbeitung  der  Zöllner- 
schen  photom.  Fixstemmessungen  444. 

Dove,  W.  Helligkeitsverhältniss  ver- 
schiedener Farben  11. 

Draper,  W.  Methode  zur  Bestimmung 
der  Helligkeitsvertheilnng  im  Sonnen- 
spectrum 268. 

Dumbbell-Nebel,  Helligkeit  420. 

D  un  ^  r ,  N.  C.  Lichtwechsel  von  Y  Cygni 
und  Z  Herculis  497,  500. 

Durchlässigkeitscoefficient  der  Erdatmo- 
sphäre, Zusammenstellung  der  ver- 
schiedenen Bestimmungen  138;  für  ver- 
schiedene Wellenlängen  140. 

Durchlässigkeitscoefficienten  der  Sonnen- 
atmosphäre für  Strahlen  verschiedener 
Wellenlänge  327. 

Durchmesserbestimmung,  photometrische, 
Formeln  dafür  66;   der  Marstrabanten 


Nameii-  und  Sachregister. 


549 


375;  derkleinen  Planeten  378;  derSatnrn- 
satelliten  400;  der  Uranustrabanteu  404; 
des  Neptuntrabanten  407. 
Durchmusterung,  Bonner  438;  Südliche 
von  Sehönfeld  441 ;  Potsdamer  photo- 
metrische 450. 


Eigenlicht,  des  Auges  14. 

Eigenlicht,  der  Gometen  410. 

Ellipse,  sphärische,  die  von  einer  selbst- 
leuchtenden ausgesandte  Lichtmenge  37. 

Emanationsgesetz,  Lambert^sches  29-— 33, 
39. 

Emanationswinkel  26. 

Euipfindungsgrenze,  bei  Beurtheilung  von 
Intensitätsunterschieden  13. 

Enceladus,  Helligkeit  und  Durchmesser  400. 

E n ck e 'scher  Comet,  Lichtstärke  desselben 
416. 

Engelmann,  R.  .  Photometrische  Mes- 
sungen der  Jupitertrabanten  388. 

Entfernungsgesetz  in  der  Photometrie  6 
— 7;  die  auf  demselben  beruhenden 
Photometer  195-210. 

Erck,  W.  Helligkeitsschätzungen  der 
Marstrabanten  374. 

Erdatmosphäre,  Extinction  des  Lichtes  in 
derselben  1 1 0—1 38 ;  selecti  ve  Absorption 
derselben  139—144. 

Erhebungen  auf  den  Planetenoberflächen, 
Einfluss  derselben  auf  die  scheinbare 
Helligkeit  74—76. 

Espin,  T.  E.  Vertheilung  der  Veränder- 
lichen am  Himmel  468. 

Euler,  L.  Abhängigkeit  der  Helligkeit 
vom  Emanationswinkel  28;  Beleuch- 
tungsgesetz 57. 

Exner,  F.  Vergleichung  von  Sonnen- 
und  Kerzenlicht  311. 

Extinction  des  Lichtes,  in  der  Erdatmo- 
sphäre 110—144;  in  der  Sonnenatmo- 
sphäre 324—327. 

Extinctionstabelle,  für  München  131;  für 
Potsdam  132,  515—516;  für  den  Säntis 
134,  515;  theoretische  135. 

ExtiQCtionstheorie,  von  Lambert  1 12 — 116 ; 
von  Bouguer  116—122;  von  Laplace 
122-128;  von  Maurer  128—131. 


Farben  der  Fixsterne,  Einfluss  auf  Hellig- 
keitsmessungen 453. 

Farbenphotometer,  von  Abney  und  Festing 
269. 

Fechner,G.T.  Psvehophysisches Grund- 
gesetz 12—18. 

Femrohr,  Helligkeit  der  Brennpunktsbilder 
158. 

Fizeau,  H.L.  undFoucauIt,  L.  Photo- 
graphische  Lichtmessungen  295. 


Flammarion,  C.  Lichtvariationen  der 
Jupitersatelliten  389. 

Flamsteed,  J.    Stemcatalog  432. 

Flaugergues,  H.  Helligkeitsschätzun- 
gen der  Jupitertrabanten  387. 

Fleckpbotometer,  von  Bunsen  199 — 200. 

Fluthhypothese,  zur  Erklärung  des  Licht- 
wechsels der  neuen  und  variablen  Sterne 
480,  485. 

Forbes,  J.  D.  Selective  Absorption  der 
Erdatmosphäre  141. 

Foucault'sches  Photometer  197. 

Fourier,J.    Wärmeemanationsgesetz  30. 

Fraunhofer,  J.  Bestimmung  der  Licht- 
vertheilung  im  Sonnenspectrum  267. 

Frost,  £.  B.  Wärme  Wirkung  verschie- 
dener Theile  der  Sonnenscheibe  323; 
Strahlungsintensität  der  Sonnenflecke 
329. 


Gl  an,  P.     Spectralphotometer  275—280. 
Glazebrook,  R.  T.    Spectralphotometer 

281. 
Goodricke,  W.     Veränderliche  Sterne 

488,  489. 
G  o  r  e ,  J.  E.  Cataloge  veränderlicher  Sterne 

465. 
V.  Gothard,E.  Reffistrirvorrichtung beim 

Keilphotometer  185. 
Gould,   B.  A.     Uranometria  Argentina 

436—437. 
Gouy.    Spectralphotometer  281,  283. 
Gouy    und   Thollon.      Spectralphoto- 

metrische  Untersuchungen  an  der  Sonne 

322,  328. 
Govi,  G.    Spectralphotometer  272—273. 
Grössenclassen      der     Fixsterne,     nach 

Schätzungen  428;  nach  photometrischen 

Messungen  447 ;  Lichtverhältniss  zweier 

aufeinander  folgenden  455—458. 
Gyld^n,  H.    Veränderliche  Sterne  484. 


H  a  1 1 ,  A.  Helligkeitsschätzungen  der  Mars- 
trabanten 374;  der  Uranustrabanten  404. 

Elall,  Maxwell.  Liohtänderungen  des 
Neptun  405. 

Halley ,  E.  GrOsster  Glanz  der  Venus  362. 

Harding,K.L.  Dämmerlicht  d.  Venus  361. 

Harkness,  W.  Intensitätsvertheilung  in 
der  Sonnencorona  334. 

Harrington,  M.  W.  Helligkeitsände- 
rungen der  Vesta  376. 

Hartwig,  E.  Benennung  der  Veränder- 
lichen 4ö6;  Nova  S  Andromedae  476. 

Harvard  Photometry,  von  Pickering  446; 
Vergleichung  derselben  mit  der  Pots- 
damer photometrischen  Durchmusterung 
452. 

Heis,  E.    Atlas  coelestis  novus  435. 


550 


Namen-  und  Sachregister. 


Heliocentrische  Zeiten  der  Epochen  bei 

veränderlichen  Sternen  467. 
Heliometer,  Verwendung  desselben  in  der 

Photometrie  212. 
Heliothermometer,  von  de  Saussure  28S. 
Helligkeit   eines    leuchtenden   Elements, 

wirkliche,  27;  scheinbare  29. 
Helligkeit  des  Himmelsgrundes ,  Einfluss 


Homer,  J.  K.    Auslüschungsphotometer 

181. 
Hornstein'sches  Zonenphotometer  217 

—219. 
Houzeau,  J.  C.    Uranom^trie  66n6rale 

436. 
Huggins,  W.    Helligkeitsbestimmungen 

von  Nebelflecken  419. 


derselben  auf  die  Beobachtung  des  Ver-   Hnyghens,    Chr.      Helligkeitsverglei- 
Schwindens  der  Sterne  155.  I     chung  von  Sonne  und  Sirius  316. 

Helligkeitscataloge  aus  Schätzungen,  von  I  Hyperion,  Helligkeit  und  Durchmesser  40O. 
Ptolemäus  428;  von  Süfi  430;  von  Ulugh 


Begh,  TychoBrahe,  Hevel,  Bayer,  Flam 
steed  431;  von  W.  Herschel  432;  von 
J.  Herschel  434;  von  Argelander,  Heis 
435;   von  Behrmann,   Houzeau,   Gould 


J  a  n  s  o  n.    Nova  P  Cygni  474. 
J  a  n  s  s  e  n ,  P.  J.  C.  Photographisches  Photo- 
meter 298. 


436;  von  Argelander,  Schönfeld;  Krüger!  Wh«'  Lichtvariationen  desselben  401. 
(BonnerDurchmusterW)438-442;Ver.l'^«°^»?/i^^^^  ^'    üranometna  nova  Oxo- 

Messungen,  von  J.  Herschel,  Seidel  443 ; 


selben  20. 

Intensität  des  Lichtes,*  allgemeine  Begriffs- 

,r/^«  PiAir^rfn«»  AAR.  <„/x„  Pr;*«i.o..H  AAQ.       dcfinitionö;  physiologische  Intensität  9. 

12  MHn:"?.L",riJn?4L"*'^"''  '*''  Inten8ität8krei£/eia,zBllnerVhe„  Astro- 

photometer  247. 


von  Zöllner,  Peirce  444;  vonWolff445; 


von  Malier  und  Kempf  450. 

Helligkeitslogarithmen,  als  Mass  in  der  1  r  F""'.".^'^^'^*^!;  •     d  ui^ 

Astronomiflö.  |  Intensitatsvertheilung.  im  Beugungsbilde 

HeiligkeitsvertheilungimSonnenspectrum,       ®'°^«  ^*®"^®«  164-168. 
Methoden   zur  Bestimmung   derselben, 
von  Fraunhofer  267;  von  Vierordt  268; 
von  W.  Draper,  Crova  und  Lagarde  268 ; 
von  Abney  und  Festing  269. 

V.  Hepperger,  J.  Helligkeit  des  ver- 
finsterten Mondes  101. 

Herschel,  A.  Apparat  zur  Bestimmung: 
des  grössten  Glanzes  der  Venus  365. 

Herschel,  J.  Astrometer  200—204; 
Actinometer  288;  Helligkeitsverhältniss 
zwischen  Mond  und  »  Centauri  339; 
Lichtstärke  der  Mondphasen  342;  Hel- 
ligkeitscatalog  sttdlicner  Sterne  aus 
Sequenzen  434;  Helligkeitscatalog  aus 
photometrischen  Messungen  443. 

Herschel,  W.  Sein  photometrisches  Ver- 
fahren 211*  Intensität  der  Sonnenflecke 
328;  Helligkeitsschätzungen  der  Jupiter- 
trabanten 386;  Lichtschwankungen  des 


Interferenz-Spectralphotometer  von  Tran- 
nin  282. 

Johnson,  S.  J.  Verwendung  des  Helio- 
meters als  Photometer  213;  Lichtver- 
hältniss  zweier  aufeinander  folgenden 
Grössenclassen  456. 

Isophoten,  Curven  gleicher  Helligkeit  23 
—25. 

Jupiter,  Albedo383;  Helligkeitsvertheilung 
auf  der  Oberfläche  383;  Zusammenstel- 
lung der  von  verschiedenen  Beobachtern 
gefundenen  Helligkeitswerthe  384. 

Jupitersatelliten,  Theorie  der  Verfinste- 
rung derselben  101 — 109;  Helligkeits- 
beobachtungen derselben  385 — 390 ;  Al- 
bedo  derselben  391. 

Kalkspathprisma,  achromatisirtes  234. 
►hragma  169. 


Japetus  399;  Schätzungsscala  für  Nebel-  >  Ka  vser,  E.    Keilphotometer  183. 
flecke  418;  Fixsternhelligkeiten  432.        Keifphotometer,  von  de  Maistre,  Quetelet, 
Hevel  ins,  J.    Stemcatalog  431.  Schumacher  182;  von  Kayser,  Dawes, 

Himmelsgrund,  Einfluss  der  Helligkeit  des-       Pritchard    183;    das   Potsdamer   Keil- 
seiben auf  die  Messungen  mit  den  Aus-       photometer  184;  Theorie  des  Keilphoto- 


löschungsphotometern  1 55. 
Hind,  J.  R.    Nova  Ophiuchi  475. 
Hind's  veränderlicher  Nebel  423. 
Hirsch,    A.     Verwendung   von  Blend- 1 


meters  186;  Bestimmung  der  Keilcon- 
stante  188;  allgemeine  Vorschriften  Über 
den  Gebrauch  desselben  191;  parallak- 
tisch  aufgestelltes  in  Potsdam  192. 


Scheiben  zwischen  Objectiv  und  Ocular  i  Keilspectrs^photometer,  Potsdamer  283 


zu  pbotometrischen  Messungen  175. 
H  o  1  d  e  n ,  E.  S.  Coronahelligkeit  334 ;  Hel- 
ligkeit der  Marstrabanten  374;  Schätz- 
ungen der  Uranustrabanten  404;  Hellig- 
keit des  Orionnebels  421. 


Kempf,  P.  Extinction  in  der  Erdatmo- 
sphäre 1 36, 1 38 ;  persönliche  Unterschiede 
beim  Keilphotometer  153;  Potsdamer 
photometrische  Durchmusterung  450. 

Kepler,  J.    Nova  Serpen tarii  474. 


Namen-  und  Sachregister. 


551 


Kies,  J.  Über  den  gr($8Sten  Glanz  der 
Venus  364. 

Kleine  Planeten,  Resultate photometiiBcher 
Messungen  378. 

Klinkerfues,  W.  Neue  Sterne  und  Ver- 
änderliche 480,  485. 

Knobel,  E.  B.    Astrometer  171. 

K  ö  h  1  e  r ,  J.  G.  Abblendungsphotometer  1 69. 

König,  A.  Helligkeitswerth  derSpectral- 
färben  11. 

V.  Kövesligethy,  R.  Nova  Ä  Andro- 
medae  476. 

Kononowitsch,  A.  K.  Phasenlichtcurve 
des  Mars  371;  Helligkeit  des  Jupiter 
384;  Helligkeit  des  Saturn  397. 

K r  üger ,  A.  Bonner  Durchmusterung 438. 

Kugeln,  spiegelnde,  Anwendung  derselben 
zu  photometrischen  Messungen  226 — 231. 


Lalande,  J.  Helligkeitsschätzungen  der 
Fixsterne  443. 

Lambert,  J.  H.  Emanationsgesetz  29— 
33,  39—40;  Begriff  der  Albedo  52;  Ex- 
tinctionstheorie  112 — 116;  Mond-  und 
Kerzenlicht  337. 

Lamont,  J.  Fächerförmige  Abbiendung 
eines  Objectivs  bei  Lichtmessnngen  175. 

Lampadius,  W.  A.  Auslösch ungsphoto- 
meter  ISO. 

Langley,  S.  F.  Transmissionscoef fielen t 
der  Erdatmosphäre  138;  Durchlässigkeit 
der  Atmosphäre  ftlr  Licht  von  verschie- 
dener Wellenlänge  140;  theoretische 
Untersuchungen  Über  den  Energieverlust 
in  der  Erdatmosphäre  141 ;  Methode  zur 
Bestimmung  der  Constante  beim  Keil- 
photometer 189;  Bolometer  290;  Ver- 
theilung  der  Wärme  auf  der  Sonnen - 
Scheibe  323;  Strahlungsenergie  der 
Sonnenflecke  329. 

L  a  p  1  a  c  e ,  P.  S.  Abhängigkeit  der  Licht- 
ausstrahlung vom  Emanationswinkel  28; 
Extinctionstheorie  122—128;  Weglängen 
in  der  Erdatmosphäre  und  Zenithreduc- 
tionen  135. 

L  a  s  s  e  1 1 ,  W.  Helligkeitsschätztingen  der 
Uranustrabanten  404. 

Leslie,  J.    Differential thermometer  288. 

Leuchtende  Flächen  mit  Mittelpunkt, 
Theorie  derselben  35—38. 

Leuchtkraft  eines  leuchtenden  Elementes, 
Definition  26. 

L  i  a  i  s ,  E.  Helligkeitsvertheilung  auf  der 
Bonnenscheibe  319;  Intensität  der  Son- 
nenflecke 328. 

Licht,  allgemeine  Eigenschaften  nach  der 
Undulationstheorie  3 — I;  Begriff  der  In- 
tensität 5. 

Lichtäther ,  Bewegangsgleichungen  der 
Theilchen  nach  der  Undulationstheorie  4. 


Lichtempfindliches  Papier ,  Anwendung 
desselben  in  der  Photometrie  296. 

Lichtgleichung,  f.  veränderliche  Sterne  467. 

Lichtvertheilung,  auf  einer  Planetenscheibe 
67—77;  innertfalb  der  Beugnogsfigur 
eines  Sternes  163 — 165;  im  Sonnen- 
spectrum  266—271. 

Lindemann,  E.  Genauigkeit  der  Mes- 
sungen mit  dem  ZOllner'schen  Photo- 
meter 254;  photometrische  Fixstern- 
messungen 446;  Lichtverhältniss  zweier 
aufeinander  folgenden  Grüssenclassen 
457;  Nova  TAurigae  477;  /3  Lyrae  489. 

Lockyer,  N.  Meteoritenhypothese  481, 
485. 

Loewy,  M.  Verwendung  von  Blend- 
scheiben zwischen  Objectiv  und  Ocular 
177. 

Lohse,  0.  Pbotographische  Wirkung  des 
Jupiter  383;  neue  Sterne  480. 

Lommel,  E.  Beweis  des  Lambert Vhen 
Emanationsgesetzes  für  selbstleuchtende 
Flächen  31—33 ;  Beleuchtungsgesetz  für 
zerstreut  reflectirende  Substanzen  44; 
Lichtvertheilung  innerhalb  der  Beu- 
gungsfigur eines  Sternes  163—168. 

ß  Ljrrae,  Lichtcurve  488. 

Lyra-Typus  der  veränderlichen  Sterne  487 
.—495. 


de  Maistrc,  X.    Keilphotometer  182. 

Mars,  Phasenlichtcurve  370;  Zusammen- 
stellung der  von  verschiedenen  Beob- 
achtern gefundenen  Helligkeitswerthe 
372;  Albedo  373. 

Marstrabanten,  Helligkeit  derselben  373. 

M  a  s  s  o  n  ,  A.  Empfindungsgrenze  des 
Auges  13. 

Maurer,  J.  Extinctionstheorie  1 28 — 131; 
Weglängen  in  der  Erdatmosphäre  und 
Zenithreductionen  135. 

Mercur,  Sichtbarkeit  mit  blossem  Auge 
351;  Helligkeitsmessungen  352;  Phasen- 
lichtcurve 353;  Albedo  355. 

Meridianphotometer,  von  Pickering  262 — 
266. 

Messerschmitt,  J.  B.  Zerstreut  reflec- 
tirende Substanzen  40,  51. 

Mimas,  Lichtstärke  und  Durchmesser  400. 

Mine  hin,  G.  M.  Photoelektrische  Ele- 
mente 294. 

Mira  Ceti,  Lichtwechsel  482. 

Mira-Typus  der  veränderlichen  Sterne  481 
—485. 

Mittelpunktsflächen ,  selbstleuchtende, 
Theorie  derselben  35—38. 

Möller,  W.  Experimentelle  Bestätigung 
des  Emanationsgesetzes  für  glühende 
Körper  33;  Änderungen  am  Wild'schen 
Photometer  257. 


552 


Namen-  und  Sachregister. 


Mond,  Intensitätsverhältniss  desselben  zur 
Sonne  312—315;  Vergleichnng  mit  Ker- 
zenlicht 336—338;  verglichen  mit  Pla- 
neten und  Fixsternen  338—340;  Albedo 
343. 

Mondlicht,  aschfarbenes,  theoretische  Be- 
rechnung desselben  82 — 85. 

Mondobernäche,  Vertheilnng  der  Helligkeit 
auf  derselben  344—347. 

Mondphasen,  Lichtstärke  derselben  340 — 
343. 

Nebelflecke,  Schatzungsscala  von  Herschel 
418;  photometrische  Methoden  4 19 — 421 ; 
photographische  Helligkeitsbestimmun- 
gen 422;  Veränderlichkeit  423—425. 

Neptun,  Oppositionsbelligkeit  405;  Albedo 
406. 

Neptuntrabant,  Helligkeitsmessungen  von 
Pickering  406. 

Netzhaut,  die  auf  derselben  hervorge- 
brachte Beleuchtung  157—161. 

Neue  Sterne,  Beobachtungen  und  Licht- 
curven  473 — 478 ;  Erklärungsversuche 
479—481. 

Neutrales  Glas,  Verwendung  desselben  in 
Keilphotometern  190. 

Newcomb,  S.  Helligkeitsschätzungen 
der  Uranustrabanten  404. 

N  i  c  o  1  'sehe  Prismen,  über  die  Verwendung 
derselben  in  der  Photometrie  235. 

Normalspectrum  der  Sonne,  Helligkeits- 
vertheilunff  in  demselben  270. 

Nova  S  Andromedae  476. 

Nova  T  Anrigae  477. 

Nova  3  Cassiopejae,  Tychonischer  Stern 
473. 

Nova  T  Coronae  475. 

Nova  P  Cygni  474. 

Nova  Q  Cygni  476. 

Nova  JB  Normae  478. 

Nova  Ophiuchi  475. 

Nova  T  Scorpii  475. 

Nova  Serpen tarii  474. 

Nova  11  Vulpeculae  474. 

Oberen,  Lichtstärke  und  Durchmesser 
404. 

Objectivöffnung,  Abhängigkeit  der  Licht- 
stärke von  derselben  159 — 168. 

Obrecht,  A.  Verfinsterung  der  Jupiter- 
satelliten 102. 

Ocularphotometer,  von  Steinheil  209 ;  von 
Comu  220. 

Olbers,  W.  Helligkeit  des  Mars  372; 
Helligkeitsschätzung  des  Saturn  397. 

a  Orionis,  Lichtänderung  486. 

Ol  ionnebel,  Helligkeitsuntersuchungen  421. 

Oudemans,  J.A.C.  Veränderliche  Sterne 
488,  490. 


P  a  r  k  h  u  r  s  t ,  H.  M.  Deflectionsphotometer 
177;  Helligkeitsmessungen  kleiner  Pla- 
neten 377—378. 

Paschen,  F.  Helligkeitsschätzungen  des 
Biela'schen  Cometen  415. 

Peirce,  CS.  Über  das  Ptolemäus'sche 
Helligkeitsverzeichniss  d.  Fixsterne  429; 
Bearbeitung  der  Helligkeitsschätzungen 
von  W.  Herschel  433 ;  Helligkeitscatalog 
von  Fixsternen  444;  Lichtverhältniss 
zweier  aufeinander  folgenden  GrOssen- 
classen  457. 

Peters,  C.  F.   Helligkeitsschätzungen  der 


Frigffa  378. 
hasenoe 


Phasenbeleuchtung  eines  Himmelskörpers, 
Theorie  derselben  58—64. 

Phasenhelligkeit,  des  Mercur  353;  der 
Venus  359;  des  Mars  371;  der  kleinen 
Planeten  377. 

Phobos,  Lichtstärke  374;  Durchmesser  375. 

Photoelektrische  Elemente,  von  Minchin 
294. 

Photographie,  Anwendung  derselben  in 
der  Photometrie  294—304. 

Photographische  Helligkeiten  der  Fixsterne 
505—510. 

Photographisches  Photometer,  von  Janssen 
298. 

Photometrische  Durchmusterung,  Pots- 
damer 450—451. 

Photometrische  Oculare,  von  Comu  220. 

Photometrie  Revision  of  the  Durchmuste- 
rung, von  Pickering  448;  Vergleichnng 
derselben  mit  der  Potsdamer  Durch- 
musterung 452. 

Pickering,  B.C.  Photometrische  Appa- 
rate 259—262;  Meridianphotometer  262 
—  266 ;  photographisch  -  photometrische 
Methoden  304 ;  Hei ligkeits vertheilnng 
auf  der  Sonnenscheibe  320;  Helligkeit 
verschiedener  Stellen  der  Mondober- 
fläche 345—346;  Helligkeit  des  Mars 
372 ;  Lichtstärke  der  Marstrabanten  374 ; 
die  Jupitersatelliten  391;  die  Satnrn- 
satelliten 400;  Helligkeit  des  Uranus 
402;  die  üranustrabanten  404;  Licht- 
stärke des  Neptun  405;  der  Neptun- 
satellit 406;  photometrische  Methode 
für  Nebelflecke  420;  Genauigkeit  der 
Ptolemäus^schen  Fixstemhelligkeiten 
430;  Über  SÜfis  Helligkeitsangaben  431; 
Bearbeitung  der  Helligkeitscataloge  von 
W.  Herschel  433;  Helligkeitsstufen  der 
Argelander'schen  Uranometria  435;  Ge- 
nauigkeit der  Grössen  der  Bonner  Durch- 
musterung 441 ;  Harvard  Photometry 446; 
Photometrie  Revision  448;  Schätzunffs- 
methode  bei  veränderlichen  Sternen  460 ; 
Classificirung  der  Veränderlichen  471; 
Algol  498;  Draper  Catalog  503;  photo- 
grapbische  Helb'gkeitscataloge  50S. 


Namen-  und  Sachregister. 


553 


Pickering,  W.  H.  Photographlsche  Hel- 
ligkeit der  SonnencoroDa335;  Helligkeit 
des  Orionnebels  421. 

Pigott,  £.  Catalog  veränderlicher  Sterne 
465;  17  Aqnilae  489. 

Pianetentrabanten ,  Theorie  der  Beleuch- 
tung derselben  79 — 82. 

Planetoiden,  Besultate  photometrischer 
Messungen  378. 

Plassmann,  J.  Beobachtungen  von  ß 
Lyrae  489. 

Plateau,  A.  F.  J.  Rotirende  Scheiben 
in  der  Photometrie  221. 

Plejaden,  photographische  Helligkeit  der- 
selben 506. 

Plummer,  J.   Mond  verglichen  mit  Ker- 

•  zenlicht  338;  photometrische  Verglei- 
chnng  zwischen  Vollmond  und  Venus 
340;   Uranometria  nova  Oxoniensis  449. 

Pogson,  N.  Lichtverhältniss  zweier  auf- 
einander folgenden  Grössenclassen  456 ; 
Catalog  veränderlicher  Sterne  465. 

Polarisation  des  Lichtes,  Anwendung  der- 
selben in  der  Photometrie  231—266. 

Polarisationsphotometer,  von  Arago  240; 
von  Bemard  242;  von  Babinet  243;  von 
Zöllner  244—254;  von  Wild  254—257; 
von  Ghacornac  257 — 259;  von  Pickering 
259—266. 

Polarisationsprismen,  die  wichtigsten  in 
der  Photometrie  benutzten  233 — 236. 

Potsdam,  Extinctionstabelle  132—136,  515 
—516;  photometrische  Durchmusterung 
450. 

Pouillet,  C.  S.  M.    Pyrheliometer  289. 

Prismenphotometer,  von  Steinheil,  Theorie 
desseloen  205;  Beschreibung  des  auf  der 
Münchener  Sternwarte  befindlichen  207 ; 
paraliaktische  Aufstellung  desselben  in 
Wien  210. 

Pritchard,  C.  Transmissionscoefficient 
der  Erdatmosphäre  138;  Keilphotometer 
183 — 184;  Bestimmung  der Keilconstante 
187;  Uranometria  nova  Oxoniensis  449 
—454. 

Psychophysisches  Gesetz,  von  Fechner  13 
—18. 

Ptolemäus.  Helligkeitscatalog 428— 430. 

Purkinje,  J.  E.  Physiologiscne  Intensi- 
tät 10. 

Pyrheliometer,  von  Pouillet  289. 


<{uetelet,  A.  AuslOschungsphotometer 
mit  absorbirender  Flüssigkeit  181 ;  Aus- 
lüschungsphotometer  mit  Keil  182. 


Radiometer,  von  Crookes  291. 
Kadiomikrometer,  von  Boys  290. 
Reflexionstheorie,  von  Bonguer  41—44. 


Registrirvorrichtung,  beim  Keilphotometer 

185—186. 
Beissig.    Abblendungaphotometer  170. 
Rhea,  Helligkeit  und  Durchmesser  400. 
Rheinauer,  J.    Das  Lambert'sche  Ema- 
nationsgesetz 30. 
Ringnebel  in  der  Leier,  Helligkeit  420. 
Ritchie,  W.    Optisches  Photometer  197; 

thermisches  Photometer  288. 
de  la  Rive,  A.    Photometer  217. 
Rochon'sches  Prisma  233. 
Roscoe,  H.  £.     Chemisches  Photometer 

292;  photographische  Photometrie  296; 

chemische  Intensität  verschiedener  Par- 
tien der  Sonnenscheibe  323. 
Ros4n,   P.  G.     Lichtverhältniss   zweier 

aufeinander    folgenden   Grüssenclassen 

457. 
Rotationsellipsoid ,    Beleuchtungsformeln 

für  dasselbe  nach  Seeliger  67. 
Rotirende  Scheiben,  über  die  Verwendung 

derselben  in  der  Photometrie  221 — ^225. 
Rotirende  Spiegel,  über  die  Verwendung 

derselben  zur  Messung  des  Sonnenlichtes 

223. 
RUdorff,  F.     Anordnung   des  Bunsen- 

schen  Photometers  199. 
Rumford,  B.Th.  Schattenphotometer  198 

—199;  Thermoskop  288. 


Säntis,  Extinctionstabelle  134,  515. 

Saturn,  Phaseneiofluss  auf  die  Helligkeit 
394 ;  Abhängigkeit  der  Lichtetärke  von 
der  Lage  des  Ringes  394;  Darstellung 
der  Beobachtungen  durch  die  Formeln 
von  Zöllner  und  die  Seeliger'sche  Theo- 
rie 397 ;  Zusammenstellung  der  von  ver- 
schiedenen Beobachtern  erhaltenen 
Werthe  397;  Albedo  398;  Helligkeits- 
vertheilun^  auf  dem  Ringsysteme  398. 

Saturnring,  die  SeeligerVhe  Theorie  des- 
selben 94 — 101;  Tabelle  zur  Reduction 
photometrischer  Messungen  des  Saturn 
auf  verschwundenen  Ring  397. 

Satumsatelliten,  photometrische  Messun- 
gen von  Pickering  400. 

deSaussure,H.B.  Heliothermometer 288. 

Scalenphotometer,  von  Zöllner  291. 

Schattenphotometer,  von  Rumford  198 — 
199. 

Scheiben,  rotirende,  Verwendung  derselben 
in  der  Astrophotometrie  221 — 225. 

Scheinbare  Helligkeit,  einer  leuchtenden 
Fläche  28,  35;  einer  beleuchteten  Pla- 
netenscheibe 69 — 79. 

Scheiner,  J.  Beziehung  zwischen  op- 
tischen Stemgrössen  und  photographi- 
schen Durchmessern  303;  Genauigkeit 
der  Grössenangaben  in  Schönfelds  Süd- 
licher Durchmusterung  441;  Algol  495. 


554 


Namen-  und  Sachregister. 


Schlackenhypothese,  von  Zöllner,  zur  Er- 
klärung des  Lichtwechsels  veränder- 
licher Sterne  483. 

Schmidt,  J.  F.  J.  Uelligkeitsbeobach- 
tungen  des  Mercur  352;  Helligkeits- 
scbätzungen  des  Mars  372;  Helligkeits- 
schätzungen des  Saturn  397;  Beobach- 
tungen der  Cometen  1850  1,  1853  III, 
185411, 1862II,  1874 III  415;  periodische 
LichtschwankunKen  des  Cometen  1862 II 
415—416;  neue  Sterne  475—476. 

Schönfeld,  E.  Veränderliche  Nebel  423, 
425;  Bonner  Durchmusterung  438;  Süd- 
liche Durchmusterung  441;  Cataloge 
veränderlicher  Sterne  465;  Lichtwechsel 
von  /5  Lyrae  488;  Lichtwechscl  von  Al- 
gol 495. 

Schröter,  J.  H.  Helligkeitsscala  für  den 
Mond  346;  Helligkeitsscbätzungen  der 
Jupitertrabanten  387;  Lichtvariationen 
der  Saturntrabanten  399. 

v.  Schumacher,  C.  D.  Keilphotometer 
182. 

Schur,  W.  Anwendung  des  Heliometers 
zu  photometrischen  Messungen  213; 
ß  Lyrae  489;  cT  Cephei  490. 

Schwab,  F.  Helligkeitsschätzungen  der 
Cometen  1881  III  und  1881  IV  415. 

Schwerd'sches  Photometer  213 — 217. 

Soarle,  A.  Über  die  ZöUner'sche  Theorie 
der  Mondphasen  77. 

Searle,  G.    Photometer  219. 

Secchi,  A.  Über  die  Verwendung  der 
rotirenden  Scheiben  in  der  Sternphoto- 
metrie  223;  Wärmevertheilung  auf  der 
Sonnenscheibe  323. 

Sectorblenden ,  vor  dem  Objectiv  eines 
Fernrohrs  175. 

Seeliger,  H.  Ausgleichung  photometri- 
Bcher  Beobachtungen  18;  zerstreut  re- 
flectirende  Substanzen  40,  51;  die  Bou- 
guer'sche  Reflexionstheorie  42 — 44;  Be- 
griff der  Albedo  53 — 55;  Beleuchtunors- 
formeln  für  ein  Rotationsellipsoid  67; 
über  die  ZöUner'schc  Theorie  der  Mond- 
phasen 77;  Beleuchtung  eines  Systems 
kleiner  Körper  86—94;  Beleuchtungs- 
theorie  des  Saturnsystems  94 — 101;  Ver- 
finsterung der  Jupitersatelliten  102 — 
109;  Extinction  des  Lichtes  in  der  Erd- 
atmosphäre 144 ;  Absorption  der  Sonnen- 
atmosphäre 325 — 328;  Darstellung  der 
Satumbeobachtungen  durch  die  Theorie 
397;  Eiufluss  der  Abplattung  auf  die 
Helligkeit  des  Planeten  Uranus  403; 
neue  Sterne  481. 

Seidel,  L.  Rechnungsverfahren  bei  pho- 
tometrischen Messungen  18;  Extinctions- 
tabelle  für  München  131 ;  Transmissions- 
coefficient     der    Erdatmosphäre     138; 


Helligkeit  der  Venus  368;  Helligkeit  de» 
Mars  372;  Helligkeit  des  Jupiter  384; 
photometrische  Messungen  des  Saturn 
397;  Helligkeitscatalog  443;  Lichtver- 
hältniss  zweier  aufeinander  folgenden 
Orössenclassen  457. 

Selective  Absorption,  der  Erdatmosphäre 
139—144. 

Selenphotometer,  von  Siemens  293. 

Sequenzen,  Schätzungsmethode  von  J.  Her- 
schel  434. 

Sichtbarkeit  der  Sterne  am  Tage  12. 

Siemens,  W.  Einwirkung  des  Lichtes 
auf  Selen  293—294. 

Sonne,  verglichen  mit  Kerzenlicht  308 — 
312;  verglichen  mit  Vollmond  312—315  ; 
verglichen  mit  Fixsternen  316 — 318; 
Vertheilung  der  Helligkeit  auf  der  Son- 
nenscheibe 318—323. 

Sonnenatmosphäre ,  Absorptionswirkung 
derselben  324—328. 

Sonnencorona,  Helligkeit  derselben  329 — 
335. 

Sonnenflecke,  Helligkeit  derselben  328 — 
329. 

Sonnenspectrum,  Vertheilung  der  Hellig- 
keit in  demselben  266 — 271. 

Spectralphotometer,  von  Govi  272;  von 
Vierordt  273;  von  Glan -Vogel  275;  von 
Crova  280;  von  Gouy  und  von  Glaze- 
brook  281;  von  Trannln  282;  mit  Ab- 
sorptionskeil 283. 

SpectralphotometrischeBeobachtungender 
Fixsterne  500—505. 

Spiegelnde  Kugeln,  über  die  Verwendung 
derselben  in  der  Photometrie  226 — 23 L 

Spiegelsextant,  seine  Verwendung  als 
Photometer  212. 

Spitta,  E.  J.  Bestimmung  der  Constante 
beim  Keilphotometer  188;  Lichtstärke 
der  Jupitertrabanten  390. 

Stampfer,  S.  Transmissionscoefficient 
der  Erdatmosphäre  138. 

Stechert,C.  Helligkeitsschätzungen  des^ 
Planeten  Tyche  378. 

Steinheil,  CA.  Empfindungsgrenze  des 
Auges  13;  Prismenphotomet^r  204 — 
208;  Ocularphotometer  209;  Verwendung 
von  spiegelnden  Kugeln  zu  photometri- 
schen Messungen  230;  Helligkeitsver- 
hältniss  von  Mond  und  Arctur  33*5 ; 
Lichtverhältniss  zweier  aufeinander  fol- 
genden Grössenclassen  456. 

Strange,  D.  P.  Helligkeitsvertbeilung 
auf  der  Sonnenscheibe  320. 

Struve,  0.    Veränderlicher  Nebel  424. 

Struve,  W.  Schätzungsscala  für  Fix- 
sterne 438. 

Stufenschätzungsmethode,  von  Argelauder 
459—464. 


Namen-  und  Sachregister. 


555 


Tal  bot,  W.  H.  F.  Anwendung  rotirender ' 
Scheiben  in  der  Photometrie  222. 

T  e  m  p  e  J ,  E.  W.  L.  Struves  veränderlicher 
Nebel  424. 

Thermoskop,  von  Rumford  288. 

Thetys,  Lichtstärke  und  Durchmesser  400. 

Thome,  J.  M.  Cordoba-Durchmusterung 
438. 

T  h  o  m  8  0  n ,  W.  V ergleichung  von  Sonnen- 
und  Kerzenlicht  310;  Vergieichung  von 
Mond-  und  Kerzenlicht  338. 

Thorpe,  T.  E.  Helligkeitsbestimmung 
der  Sonnencorona  331. 

Thury,  M.  Photometer  mit  Blendscheibe 
172. 

Tietjen,  F.  Helliffkeitsschätzungen  der 
kleinen  Planeton  Melete  und  Niobe  378. 

Titan,  Helligkeit  und  Durchmesser  400.     | 

Titania,  Lichtstärke  und  Durchmesser  404.  | 

Townley,  S.D.  Photographische  Hellig- 1 
keit  von  Algol  510. 

T  rann  in,  H.  Interferenz-Spectralpboto- 
meter  282. 

Transmissionscoefficient     der     Erdatmo- 

•  Sphäre,  Zusammenstellung  der  verschie- 
denen Bestimmungen  138;  für  verschie- 
dene Wellenlängen  140. 

Transmissionscoefficienten  der  Sonnen- 
atmosphäre 324,  327. 

T  r  6  p  i  e  d ,  C.  Transmissionscoefficient  der 
Erdatmosphäre  138. 

Trouveiot,  L.  Helligkeitsvertheilung 
auf  den  Saturnringen  398. 

TychoBrahe,  Sternoataloge  431;  neuer 
Stern  in  der  Cassiopeja  473. 

ülugh  Begh.    Helligkeitscatalog  431. 

Umbriel,  Lichtstärke  404. 

Undulationstheorie  des  Lichtes  3. 

Uranometria  Argentina,  von  Gould  436. 

Uranometria  Nova,  von  Argelander  435. 

Uranometria  nova  Oxoniensis  449;  Ver- 
gieichung mit  der  Potsdamer  photo- 
metrischen Durchmusterung  452. 

Uranus,  Oppositionshelligkeit  402;  Albedo 
403;  Einfluss  der  Abplattung  auf  die 
Helligkeit  403. 

Uranustrabanten ,  Helligkeitsschätzungen 
und  photometrische  Messungen  404. 

Yenus,  Helligkeitstabelle  356;  Sichtbarkeit 
am  Tage  mit  blossem  Auge  358;  Phasen- 
iichtcurve  359;  Albedo  360;  spiegelnde 
Eigenschaft  361;  Dämmerlicht  361; 
grösster  Glanz  362 — 368;  Zusammen- 
stellung der  von  verschiedenen  Beobach- 
tern gefundenen  Helligkeitswerthe  368. 

Veränderliche  Nebel  423—425. 

Veränderliche  Sterne,  Schätzungsmethode 
von  Argelander  459;  Zahl  derselben  und 


Cataloge  465;  Benennung  466;  helio- 
centrische  Zeiten  der  Epochen  467; 
Vertheilung  am  Himmel  468;  Gruppirung 
nach  der  Periodenlänge  469 ;  Zusammen- 
hang zwischen  Farbe  und  Periodenlänge 
470;  Classificirung  nach  Pickering  471. 

Verfinsterung  der  Jupitersatelliten,  Theo- 
rie derselben  101—109. 

Vergrüsserung  eines  Fernrohrs,  Einfluss 
derselben  auf  die  Bildhelligkeit  161. 

Verschwinduogd-Photometer  153 — 192. 

Vierordt,  C.  Methode  zur  Bestimmung 
der  Lichtvertheiiung  im  Sonnenspectrum 
268;  Spectralphotometer  273—275. 

Vogel,  H.  0.  Spectralphotometer  275; 
Helligkeitsvertheilung  auf  der  Sonnen- 
scheibe 320;  Vertheilung  der  chemischen 
Intensität  auf  der  Sonnenscheibe  322; 
Wärmevertheilun^aufderSonncnscheibe 
323 ;  Transmissionscoefficienten  der 
Sonnenatmosphäre  324;  Mercur  352; 
neue  Sterne  481;  spectroskopische  Be- 
obachtungen von  ß  Lyrae  493;  Algol- 
system  499;  spectralphotometrische Mes- 
sungen an  Fixsternen  502. 


Wärmeintensität  verschiedener  Theile  der 
Sonnenscheibe  323. 

Weglängen  in  der  Erdatmosphäre,  Tabelle 
derselben  nach  den  Theorien  von  Bou- 
guer,  Laplace  und  Maurer  135. 

Wellmann ,  V.  Verfinsterung  der  Jupiter- 
trabanten 102. 

Wild,  H.  Polarisationsphotometer  254 
—257. 

Wilsing,  J.  Neue  Sterne  und  Veränder- 
liche 480,  485. 

Winnecke,  A.  Periodisch  veränder- 
liche Nebel  425. 

Wolff,  Th.  Transmissionscoefficient  der 
Erdatmosphäre  138;  photometrische  Ca- 
taloge 445 ;  Lichtverhältniss  zweier  auf- 
einander folgenden  GrüBsencIassen  457. 

Wo  1  las  ton,  F.  Verwendung  von  spie- 
gelnden Kugeln  zu  photometrischen 
Messungen  230;  Polarisationsprisma  234; 
Sonne  und  Kerzenlicht  309;  Sonne  und 
Vollmond  313;  Sonne  und  Sirius  316; 
Mond  und  Kerzenlicht  338. 

Young,  C.  A.  Über  das  Keilphotometer 
184. 


Zeug  er,  C.  V.  Helligkeit  der  Jupiter- 
trabanten 389. 

Zerstreut  reflectirende  Substanzen  38 — 52. 

Zöllner,  Fr.  Lamberts Emanatioösgesetz 
30;  Albedowerthe  irdischer  Substanzen 
52;    Einfluss   der  Erhebungen  auf  die 


556 


Namen-  und  Sachregister. 


Lichtstärke  eines  Himmelskörpers  75 — 
78;  (Genauigkeit  der  photometriscben 
Messungen  von  J.Herschel  203;  Polari- 
sationsphotometer 244 — 254;  Scalen- 
photometer  291;  Sonne  und  Vollmond 
3t4;  Sonne  und  a  Aurlgae  317;  Licht- 
stärke der  Mondphasen  342;  Mercur  352; 
Venus    368;    Mars   372;    Jupiter   384; 


Formel  zur  Reduction  der  Satum-*- 
beobachtungen  395;  Lichtstärke  des 
Satumsyatems  397;  Uranus  402;  Neptun 
405;  Helligkeitscatalog  von  Fixsternen 
444;  Lichtverhältniss  zweier  aufeinander 
folgenden  GrOssenclassen  457;  neue 
Sterne  479;  Schlackenhypothese  483. 
Zonenphotometer,  von  Homstoin  217. 


BerichtlguiigeiL 

pag^4  Zefte  2  von  unten  lies:  cos  ^  statt:  ^. 

>  22     >     ^    v      »        >    das  Complemant  des  Winkels  i  statt:  der  Winkel  u 

>  40     >     1     >        >         >     Messerschmitt 

»    72     »    !0     »    oben       »      1  —  26cosa  H- 6«  statt:  1  •+- 26  cosa  H- 5». 

-^-A— W-in  dl5r  Formel  für  ^  lies  im  Nenner:  cosw'  statt:  ooa«. 

*^  100  2Sei!e  6  von  oben  lies:  dasselbe  statt:  desselbe. 
»305     >     6     »    Unten   »      F«  CQS(;v  —  a)  statt:   K«cosa. 
»388     >     2     >    oben    >     Trabant  4  statt:  Trabant  3. 


Drvck  Ton  Brtiikopf  k  HirUl  in  Leipxig . 


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